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Full text of "Zeitschrift für Numismatik"

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ZEITSCHRIFT 



FÜR 



NUMISMATIK 



REDIGIRT 



VON 



ALFRED VON SALLET. 



ELFTER BAND. 



BERLIN 

WEIDMANNSCHE BÜCHHANDLUNG. 

1884. 



Inhalt des elften Bandes. 



▲Iterthnsu 

Seite 

Friedlfinder, J., Griechische Eigennamen auf Münzen. Nachträge and 

Berichtigongen zum Pape-Benseler'schen Lexikon 42 

Friedländer, J., Die Erwerbungen des Königlichen Münzkabinets im Jahre 

1882. (Taf. I. n.) (Darin auch Mittelalter etc.) 47 

Mommsen, Th., Der Denar des Q. Salvidienus nnd die Sdiätse Yon 

Peccioli nnd Metz 71 

Mommsen, Th., Der Denarschatz von Ossolaro 152 

Mommsen, Th., Die bithjnischen Aeren 168 

Hnltsch, F., Annähernde Bestimmung der Mischungsverhältnisse einiger 

Elektronmünzen 161 

Ballet, A. v., Fulvia oder Octavia? Aureus des M. Antonius .... 167 

Mommsen, Th., Buscino oder Yams? 187 

Bahrfeldt, M., Der Denarfund von Maseru 202 

Bergk, Th., Zur Geschichte des griechischen Alphabets in Pamphjlien 830 

Mittelalter. 

Kotelmann, A., Geschichte des Geld- und Münswesens der Mark Braoden- 

burg unter den wittelsbachischen, den luxemburgischen und den zwei 

ersten hohenzollemschen Begenten 1 

Blancard, L., Der Gros Toumois, eine Nachahmung des Sarrasinas Ton 

Acre christlicher Prägung. Ein Brief an Herrn Anatol von BarA^lemy 89 
Erman, A., Die im Jahre 1882 Yom Königl. Münzkabinet erworbenen 

orientalischen Münzen 64 

Dannenberg, H., Zur Münzkunde des Harzes (Taf. in.) 95 

Friedensburg, F., Die ersten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich und 

Philipp 110 

Bardt, F., der Mfinzfnnd ?on Lieberose 120 

SaUet, A. y., Deutsche Gussmedaillen aus dem sechzehnten nnd dem 

Beginn des siebzehnten Jahrhunderts (Taf. lY— YII) 128 

Jaekel, H., Die friesische Wede. Ein Beitrag zur Geschichte der ältesten 

Tauschwerthe 189 

Bardt, F., Der Brakteaten-Fund von Gross-Briesen (Taf. YIII nnd IX). 212 
Friedlaender, J., Die Medaillen des Nicolaus Forzorius (Taf. X). An 

Herrn A. Armand in Paris 248 



H-o^q7S, 



IV Inhalt des elften Bandes. 

Dannenberg, H., Zwei Münzfnnde des zehnten und elften Jahrhunderts 

A. Der Fund von Schoeningen 253 

B. Der Fund von Vossberg 264 

Kleinere Mittheilnngem 

Münzfnnde. Th. Stenzel 85 

Gypsabgüsse. V. P 87 

Der Bart des Kaisers Barbarossa. — Brakteatenprftgong auf Filz. A. v. S 88 

Berichtigung (zu Z. f. N. X 225). J. Friedlaender 88 

Berichtigungen zu dem Aufsatz über die Denare Ottos II. von Branden- 
burg (X 2^) A. V. S 175 

Galvanische Niederschläge des Münchener Münzkabinets. A. v. S. . . 338 

Münzfunde. H. D. 339 

Der Fund von Michendorf. H. D. ........ 340 

Literatur. 

Amiet, J 89 

Armand, A 90 

Schiller, H ; . . 91. 251 

Friedlaender, J. . . 92 

Drouin, E 176 

Gardner, P 177 

Poole, R. S 178 

Gardner, P 179 

Imhoof-Blumer, F 181 

Saurma-Jeltsch, H. v 182 

Samwer, C. und Bahrfeldt, M 248 

Serrure, R 342 

Fikentscher, L 343 

Hirsch, L. v 344 

Head, B. V 344 

Lawrence, Rieh. H 347 

Menadier, J 347 

Meyer, A 348 

Oreschnikow, A. W 349 

Revue numismatique 350 

Robert, P. Ch. 351 

Tergast 352 

ZeUer, G 355 






SescMchte des Seid- imdMIliizweseiis der Mark Brandenburg 

unter den wittelsbachischen, den luxembuigisclien und den 

zwei ersten hobenzollernschen Eegenten.^ 



Einleitung. 
Das Geldwesen der Mark Brandenburg im Allgemeinen. 

Das Greldwesen der Mark Brandenburg im Mittelalter omfasst 
nicht bloss die MOnze, sondern, wie in anderen Territorien, be- 
diente man sich seit dem dreizehnten Jahrhundert in Folge der 
im MOnzwesen eingerissenen Yerwiming bei Darlehen, sowie in^ 
grösseren Geldverlcehr, namentlich auch bei Entrichtung grosserer 
Summen der Staatsabgaben, z. B. der unter dem Namen der Or- 
bete bekannten städtischen Steuer fast ausschliesslich des gewo- 
genen Silbers. Zur Vollstindigkeit der Darstellung des m&rkischen 
Geldwesens gehört also die Betrachtung des gewogenen Silbers 
oder, wie man gewöhnlich sagte, der „Mark Silber^ als Verkehrs- 
mittel. 

A. Die „Mark Silber'' 
Das gewogene Silber bestand aus einzelnen Stücken Silber 
von einem festen, vom Landesherm unter Beirath der Unterthanen 
gesetzlich bestimmten Feingehalt, welche von einem der kndes- 
herrlichen und später, als auch Städte das Mänzrecht erworben 
hatten, der städtischen Munzmeister angefertigt und deren Fein- 
gehalt durch einen Stempel („Zeichen^) beglaubigt wurde. Je 
nach der Münzstätte, wo es beglaubigt war, nannte man es branden- 
burgisches oder stendalisches Silber. Obwohl es noch andere Münz- 
stätten gab, kommt anderes Silber in den Urkunden nicht vor, 

1) Der Yeifuter der Torstehenden Arbeit sollte leider den Druck denelben 
nicht mehr erleben. Dr. Albert Kotelmaon, Oberlehrer an der Frieddch- 
Werdeneben Cbwerbeschnle in Berlin stirb am 1. Februar 1888. D. Red. 

ZdlMkrift fnr NottUnalik. Zf. 1 



2 A. Kotelmazm: 

da wahrscheinlich anfangs die Münzmeister der grossen Städte 
Stendal und Brandenburg und ihre Stempel den meisten Kredit 
hatten and auch wohl von den dortigen angesehenen Stadträthen 
strenger kontrolirt wurden, als in den Mittelstädten, woMünzen ge- 
schlagen wurden, so dass brandenburgisches und stendalisches Silber 
am liebsten genommen wurden. Selbst in benachbarten Territorien be- 
diente man sich gern' des stendalischen und brandenburgischen Silbers. 
In anderen Städten kam es eher vor^ dass ein Munzmeister Silber- 
stücke Yon geringerem als dem gesetzlichen Feingehalt verfertigte, 
wie denn im Jahre 1350 der Münzmeister von Königsberg i. N. 
vom Rath der Stadt mit „falschem Silber^ ergriffen und aus der 
Neumark verwiesen wurde (Rd. 1,19, 221). Das an solchen Orten 
bereitete Silber wurde daher weniger gern im Verkehr gebraucht. 
Jene beiden Sorten Silber waren also nicht von verschiedenem 
Feingehalt, wie dies aus Urkunden erhellt, in welchen dieselbe 
Geldsumme einmal als stendalisches^ ein anderesmal als branden- 
burgisches Silber bezeichnet wird (Gerken, Diplomatarium ve- 
teris Marchiae, I, S. 78) sondern hatten nur einen verschiedenen 
Stempel.') Desshalb hörte man zuletzt überhaupt auf, diese 
Silbermischung nach ihrem lokalen Ursprung zu bezeichnen, sondern 
nannte sie schlechtweg „brandenburgisches Süber«" worunter man 

1) Wenn Bode, Müozwesen Niedersachsens, in den Terschiedenen Städten 
desselben Territoriams einen yerschiedenen Feingrehalt des MarksUbers annimmt, 
je nachdem es nach der einen oder anderen Stadt benannt war, so wird er da- 
bei dnrch einzelne Urkunden seltsam in die Enge getrieben. Da heisst es in 
einer hannoverschen Urkunde: Tiginti quinque marcis bremensis argenti hanno- 
verensis ponderis et valoris (S. 180). Es war das Silber von dem in Bremen 
nblichen Feingebalt, welches jedoch in Hannover bereitet nnd gestempelt worden. 
Wahrscheinlich war damals der Feingehalt des hannoverschen Silbers dem des 
brandenbnrgischen gleich; man zog jedoch zuweilen vor, das hannoversche Silber 
als bremisches Silber zu bezeichnen, weil das letztere als das einer grossen 
Handelsstadt bekannter war, als das von Hannover, welches damals, noch nicht 
standige Residenz eines angesehenen Fürsten, ein nicht sonderlich bedeutender 
Ort war. Bode meint, es habe eine »besondere Werthberechnung des Bremer 
Silbers für Hannover* stattgefunden! Was soll man sich dabei denken? In 
einer anderen Urkunde, (S. 40, Anm. 8) heisst es unter dem Jahre 1366: 6 
fertones argenti puri Brunsvicensis ponderis et valoris. Bode folgert daraus, 
dass das ,reine* Silber nicht mehr Feinsilber war!! Allerdings war es so fein, 
als man es überhaupt herzustellen vermochte, doch in Braunschweig geprüft und 
gestempelt 



Oeld- und HnnxwMMi der Mark Bnndenborg. 8 

alles Yon den landesherrlichen und st&dtischen Mfinzmeistem an 
verscbiedeoen Orten bereitete Silber verstand. 

Anderen, als den Mfinzmeistem, sowohl Jaden, die sich da- 
mals auch in der Mark, besonders mit dem Geldwechsel und dem 
Handel in Edelmetall befassten, wie Christen, war es gesetzlich 
▼erboten, Silber anzufertigen oder dasselbe auf seinen Feingehalt 
zu prüfen (Rd. 1, 19, 209 and 1,21, 160; 108; 1, 15, 91) aas- 
genommen die Goldschmiede, welchen die Prfifang f&r ihre Ar- 
beiten gestattet war. 

Natürlich bediente man sich vorzagsweise gern des gewogenen 
Silbers, weil man dadurch der mit dem Gebraach der Münze ver- 
bondenen drückenden Besteaerang, (s. Münze) entging, während 
ans demselben Grande der Landes- oder Münzherr (s. Münzherm) 
den Gebraach desselben möglichst einzuschränken sachte. Es 
wurde daher wiederholt yerordnet, dass der Schuldner, wenn er 
bei Rückzahlung der Schuld kein Silber zur Yerf&gung habe, 
statt dessen in Münze nach dem Kurs, welchen die Münzmeister 
beim Wechseln Ton Münzen gegen Silber zu Grande legten, zahlen 
dürfe (Rd. 1, 19, 209; 1, 23, 97), oder es wurde der Gebrauch der 
Münze bei gewissen Handelsgeschäften vorgeschrieben; so Yer- 
ordnete der Rath von Braunschweig, dass das zum Verkauf in 
die Stadt gebrachte Getreide mit Pfennigen und nicht mit Silber 
bezahlt werde (Bode, Münzwesen, S. 24, Anm. 1). Dagegen 
wurden die braunschweigischen Stadtobligationen („Rentenverk&ufe*') 
ausschliesslich in braunschweigischem Silber ausgestellt; ein Yer* 
such, an dessen Stelle Münze zu setzen, misslang (Bode, Münz- 
wesen, S. 55). 

Was den Feingehalt des brandenburgischen Silbers betrifft, 
80 sollte dasselbe ursprünglich wohl aus möglichst reinem Silber 
bestehen: da man dasselbe jedoch bei dem damaligen Stande der 
Hüttenkunst entweder überhaupt oder doch ohne unverh&ltniss- 
müssige Unkosten nicht ganz rein herzusteUen vermochte, so musste 
ein gewisser Grad von Veranreinigung oder Legirung nachgesehen 
werden, und man beechrinkte sich darauf die ftusserste Grenze 



4 A. Koteimann: 

derselben festzustellen, der sich dann natürlich die Mfinzmeister 
so viel als möglich näherten! Dies eben ist der Grund, weshalb 
das an den einzelnen Münzstatten hergestellte Silber überall den- 
selben Feingehalt hatte. 

Ein Unterschied zwischen diesem Silber und dem, aus wel- 
chem man die Münzen prägte, bestand ursprünglich nicht, sondern 
entwickelte sich erst allmählig, anfangs nur vorübergehend, später 
dauernd. Die Silberstüchf". wurden von den Münzmeistem eben- 
sowohl for den grossen Yerkehr, als zur Ausprägung in Münze 
angefertigt, auch in solchen, wo Silber und Pfennige sonst ge- 
trennt vorkommen (z.B. Rd. 1, 23, 97), ist überall nur von einer 
Art Feiugehalt des Silbers die Rede. Leider haben wir nur sp^ 
liehe Nachrichten über den Feingehalt, den die Mark Silber zu 
verschiedenen Zeiten hatte. Nach dem Entwurf einer markgräf- 
lichen Verordnung vom Jahre 1345 (Rd. 3, 2, 22) wollte der 
Landesherr damals, wie es scheint, an die Stelle des branden- 
burgischen Silbers „löthiges^ setzen, dagegen sollte die rauhe Mark 
Pfennige nur 1 5 Loth Silber enthalten, inzwischen aber sollten „fünfte- 
halb Yierdinge^ (Viertel) einer Mark gleich einer feinen Mark Süber 
ge^n, die Mark brandenburgisches Silber also 14| Loth feines 
Silber enthalten. Die Ausführung dieser Verordnung scheiterte 
zwar an dem Widerstand der Unterthanen, doch enthielt die Be- 
stimmung des Feingehalts des brandenburgischen Silbers nichts 
als die Bestätigung des schon bestehenden Zustandes: denn um 
dieselbe Zeit rechnete man wirklich 100 Mark reines Silber gleich 
112^ stendalisches Silber (Bode, Münzwesen Niedersachsens, 
S. 157), woraus sich derselbe Feingehalt ergiebt. Im Jahre 1365 
war der Feingehalt der brandenburgischen Mark Silber bis auf 
I Mark löthiges Silber gesunken (Rd. 1, 23, 97) und sollte von 
da erst innerhalb einiger Jahre wieder auf den alten Stand 
gebracht werden (Rd. 1, 23, 97). Beim Beginn der Regierung 
Kaiser Karls IV. in der Mark Brandenburg galt die Mark 
brandenburgisches Silber gleich 68 böhmischen Groschen, (wie 
sich aus Kaiser Karis IV. Landbuch der Mark Brandenburg 



Geld- und Mantweten der Mark Brandenburg. 5 

bei den h&afigen XTmrechnaDgen der Mark Silber Id böbmische 
Groschen ergiebt). Da nun Karl ans der 141öthigen Mark 70 Gro- 
schen schlagen liess, so waren in 68 Groschen^ also auch in der 
brandenbnrgischen Mark Silber immer erst 13f Loth feines Silber 
enthalten. Im Jahre 1455 galten nach damaligem Kurse („zur 
Zeit"", Rd. 1,22,491) 100 Mark brandenburgisches Silb» sovi^ 
wie 110 Mark (Zählmark^ s. unten Münzrechnung) stendaler 
Währung: da 40 Schillinge oder 60 Groschen eine Mark sten- 
daler Währung ausmachten, so galt also die Mark Silber gleich 
66 Groschen. Um dieselbe Zeit oder doch nicht viel später (im 
Jahre 1463) sollte (Rm 241) die rauhe Mark der märkischen 
Groschen und Pfennige nur noch 61öthig sein, und da daraus 
92 Ghroschen geprägt wurden (s. unten unter Feingehalt der 
Münze), so wären in 66 Groschen nur noch 4^/, j Loth feines Silber, 
oder, da sich in der Zeit zwischen 1455 und 1463 der Feingehalt 
der Münze allerdings wahrscheinlich etwas yerringert hatte, nicht 
viel mehr enthalten gewesen : thatsächlich war derselbe aber noch 
erheblich niedriger, als die Münzmeister sich nicht an den vor- 
geschriebenen Feingehalt hielten oder viele bereits stark abgenutzte 
Münzen in Umlauf waren: denn schon im Jahre 1453 wurden 
40 Mark Silber nur zu 74 rheinischen Gulden 16 Schilling, also 
da der Gulden 19 Schillinge 3 Pfennige galt, nur gleich 36 Schil- 
lingen oder 54 Groschen gerechnet, was einen Feingehalt der 
Mark Silber von nur 3^ Loth Silber annehmen lässt. 

Unter diesen Umständen fing man an, sich in der Mark wie 
in den Nachbarterritorien neben dem so stark entwertheten branden- 
burgischen Silber wieder häufiger des ganz feinen Silbers, welches 
man wohl ietzt auch leichter rein herzustellen vermochte, zu be- 
dienen, welches nun, wie jenes, von den MQnzmeistern durch 
einen Stempel beglaubigt wurde. So kommt im Jahre 1442 „fein 
Silber nach Frankfurter Gewicht und Währung^ vor (Rd. 1, 20, 
45): die Mark Feinsilber wurde dabei zu 168 Groschen („14 Schil- 
ling Groschen''): oder, da um diese Zeit der rheinische Gulden 
27 Groschen galt (s. unten den Kurs der fremden Münzen), zu 



g A. Kotelmann: 

etwa 7 Gulden gerechnet: ganz denselben Kurs hatte auch die 
„feine Mark Silber Magdeburger Gewichts und Zeichens^ eines 
Darlehns, welches das Kloster Lehnin im Jahr 1469 der Stadt 
Magdeburg gegeben hatte (Rd. 1, 10, 275, 304 und 318). In den 
weitaus meisten Fällen bediente man sich seit der Zeit Karls lY., 
auch bei grösseren Zahlungen, statt des gewogenen Silbers der 
böhmischen Groschen,, dann, als die Silbermünze sich mehr und 
mehr verschlechterte, der bestandigeren rheinischen Gulden (s. 
unter Münze). 

Ebensowenig wie beim Feingehalt ist bei den Gewichten, wo- 
mit die Mark Silber gewogen wurde, eine wesentliche Verschieden- 
heit in den einzelnen Städten der Mark Brandenburg anzunehmen. 
Man bediente sich hier wie in ganz Niedersachsen der kölnischen 
Mark, und wenn es in einer Urkunde heisst, Mark Silber „sten- 
dalischen, brandenburgischen oder salzwedelschen Gewichts^, so 
soll damit nichts anderes bezeichnet werden, als dass das be- 
treffende Silber mit den von den Stadtobrigkeiten in Stendal, 
Brandenburg, Salzwedel geaichten Gewichten gewogen sei, wie 
denn eine und dieselbe Geldsumme einmal nach stendalischem, 
ein anderes mal nach brandenburgischem Gewicht angegeben wird 
(Hoppe in Gerkens Vermischten Abhandlungen I, S. 89). Aus- 
geschlossen ist dabei nicht, dass bei noch unvollkommener Aich- 
technik anfangs kleine zufallige Unterschiede zwischen den Ge- 
wichten verschiedener Städte bestanden ; doch seit dem fünfzehnten 
Jahrhundert wird in den brandenburgischen Urkunden überhauptnicht 
mehr angegeben, wo das Silber gewogen war, ein ziemlich sicherer 
Beweis, dass wenigstens damals die Aichtechnik so weit vorge- 
schritten war, dass die Unterschiede zwischen den Gewichten der 
einzelnen Städte nur noch unmerklich waren. 

Danach kann bei der „Mark Silber^ von einer „Usualmark^ 
überhaupt nicht die Rede sein; wenn es in den Urkunden heisst: 
„marca usualis argenti^), so bezieht sich das usualis auf das Silber, 
nicht auf die Mark. Dennoch wird jener Ausdruck in den münz- 
geschichtlichen Darstellungen missbräuchlich angewendet 



Geld- and MonsweBen der Mark Brandenbarg. 7 

Wann und wo neben der Gewichtsmark oder „Mark Sflber^ 
im brandenburgischen Territoriam eine Zählmark oder „Mark 
Pfennige^, welche eine abgezählte Menge Münzen bezeichnete, vor- 
kommt — der Ansdrack „Währung" wird anfangs auch bei der 
Mark Silber, später nur bei der Mark Pfennige augewandt — 
ist bei der Münze zu erörtern. 

Nur bei dieser Mark konnte von einer „Usualmark^ die Rede sein, 
je nach der Zahl der Münzen, die man darunter verstand und die 
allerdings in verschiedenen Territorien und zu verschiedenen Zeiten 
nicht immer dieselbe war. In brandenburgischen Urkunden kommt 
aber der Ausdruck „Usualmark'' so viel ich weiss, überhaupt nicht 
vor. Es muss jedoch ein schwerer Irrthum der brandenburgischen 
Numismatiker schon hier berichtigt werden, dass man sich nämlich 
des gewogenen Silbers nur bis zum Jahre 1369 bedient habe. Damals 
habe die Mark Silber 40 Schilling gegolten, „worauf sie stehen 
blieb und zu einer blossen Zählmark wurde ;*' (Eöhne, Münz- 
wesen der Stadt Berlin, S. 11, und danach hat auch Brehmer 
in der Beilage zu der Fi dicin' sehen Ausgabe des Landbuchs der 
Mark Brandenburg, welche von den im Landbuch vorkommenden 
Münzen handelt, die dort vorkommende Mark Silber irrig für 
eine Zählmark gehalten S. 340). Jene Verwandlung der Mark 
Silber in eine Zählmark hat aber keineswegs stattgefunden, sondern 
es hat sich damals aus der Mark Silber allerdings eine Zählmark 
entwickelt (s. Münze), neben dieser hat aber die „Mark Silber" 
nach wie vor fortbestanden. So kommen in den Jahren 1377 bis 
1379 vor „Mark brandenburgischen Silbers und Gewichts", (Rd. 
1, 2, 81; 1, 6, 125; 1, 4, 62 und 397; l, 3, 385; 1, 5, 12; 1, 10, 42), 
im Jahre 1380 Mark „stendaler Witte (Feingehalt) und Wichte" 
(Rd. 1, 22, 209), in den Jahren 1377—1378 „brandenburgischen 
Silbers und stendaler Gewichts" (Rd. 1, 5, 354 — 355) im Jahre 
1386 „stendalischen Silbers und salzwedelschen Gewichts" (Rd. 
1, 6, 215). Dass die Mark Silber auch noch in der Mitte des fol- 
genden Jahrhunderts in Gebrauch gewesen ist, ergiebt sich aus 
den oben beim Feingehalt derselben angeführten Beispielen. 



g A. Kotelmann: 

B. Die Münze. 
I. Die MUnzherren. Der MUnzwechsel. 

Der Munzschlag war so ziemlich die einzige positive Thätig- 
keit, welche der Staat im Mittelalter zur Fördercmg des Erwerbs- 
and Yerkehrslebens, noch mehr freilich, namentlich im späteren 
Mittelalter, im eigenen fiskalischen Interesse übte. Wie aber 
das Mittelalter überhaupt Staats- und Privatrecht, staatliche und 
private Funktionen nicht genfigend aus einander zu halten ver- 
mochte, wie die Fürsten Gerichtsbarkeit und Polizei, Zölle, Landes- 
befestigungen in nicht geringem Umfange Privaten, Gemeinden, 
Korporationen abtreten, so entausserten sie sich auch wohl, we- 
nigstens in einzelnen Gebieten, des Münzrechts, das sie ja selbst 
an des Kaisers Statt, der es ihnen verliehen, wie eine private 
Thätigkeit übten. In der Mark Brandenburg geschah dies zuerst 
unter den letzten Regenten des askanischen Geschlechtes ; im Jahre 
1314 erkaufiben das Münzrecht Ritterschaft und Bürger der Distrikte 
Salzwedel und Lüchow (Rd. 1,14, 52); es geschah dies vor Allem, 
um der mit dem Münzschlag verbundenen drückenden Besteuerung 
zu entgehen, da, wie in anderen Territorien, die gesammte Münze 
alljährlich umgeprägt und die alten Stücke zwangsweise mit Ver- 
lust von 25 pGt gegen neue umgetauscht wurden. In dem Kauf- 
vertrage wurde zwar nicht festgesetzt, dass der allgemeine Münz- 
wechsel fortan ganz aufhören soUte, ja es scheint, dass man an- 
fangs auch hier noch eine periodische Umpragung beabsichtigte 
oder ausführte: denn in ähnlichen, um zwei Menschenalter spä- 
teren Verträgen der Markgrafen mit den Insassen anderer Bezirke 
(s. unten) heisst es noch, dass sie die Pfennige prägen dürften, 
„wann und so oft sie woUen, wie es den Städten und dem Lande 
bequem sei.^ Gleichwohl hinderte der Wortlaut der Verträge 
nicht, auch ein anderes Verfahren einzuschlagen, da die Markgrafen 
darin den Eingesessenen des salzwedeler Bezirks die Münze fast 
ohne alle Beschränkung abtraten, und ihatsächlich hörte hier der 
Münzwechsel auf: man zog wahrscheinlich nicht einmal allmählig 
die abgenutzten Stücke ein, um sie auf ö£Eentliche Kosten umza- 



QM' und Mnnzwesen der Mark Brandenbmg. 9 

prftgen, soDdern überliess es den PriYaten, welche namentlich zu 
Darlehen gate vollhaltige, noch nicht abgenutzte Stücke (^gnte 
weisse Pfennige Verleihmünze" — statt „vyrerlege'* lies: „verleg", 
Bd. 1, 1, 17 und „verley munter" Rd. 1, 14, 309) brauchten, auf 
ihre Kosten aus alteren Münzen oder Silber solche prägen zu 
lassen. Die gemeinschaftliche Münzstätte war Salzwedel. In den 
übrigen Bezirken des Landes bestand der Münzwechsel noch ein 
halbes Jahrhundert fort und bildete eine wichtige Einnahmequelle 
für die Regenten, bis kurz Tor dem Rücktritt des wittelsbachischen 
Hauses, im Jahr 1369, auch die übrigen Altmärker, denen sich 
die Stadt Havelberg anschloss (Rd. 1, 15, 168), und der bisher 
von der Berliner Münze versorgte Bezirk („Münzyser zu Berlin"), 
welcher die ganze östliche Mittelmark (die Lande Teltow, Barnim, 
Lebus, Stemberg) umfasste, den „ewigen Pfennig" das heisst, die 
Befreiung von dem jährlichen Münzwechsel und das Münzrecht 
erkauften: die ersteren sollten fortan zu Stendal, die letzteren 
zu Berlin und Frankfurt münzen (Rd. 1, 12, 501). Nicht lange 
darauf finden wir auch die Stadt Perleberg im Besitz des Rechtes, 
Pfennige zu schlagen; denn im Jahre 1387 kommen vor „lübische 
Pfennige nach Perleberger Währung" („nach were, als to perle- 
berge eyn were was"; Rd. 1, 2, 47). Und zwar wurden die 
Perleberger Pfennige wahrscheinlich für die Priegnitz mit Aus- 
schluss der Stadt Havelberg geschlagen, nachdem diese Land- 
schaft gleichfalls das Münzrecht erlangt hatte; denn die unter dem 
wittelsbachischen Hause zu Eyritz bestandene Münze kommt seit- 
dem nicht mehr vor. Ausserdem übte auch von den Prälaten 
der Mark der Bischof von Havelberg, der erste und reichste Bi- 
schof des Landes, wahrscheinlich seit alter Zeit, das Münzrecht; 
denn im Jahre 1469 werden „brandeuburgische Pfennige witt- 
stocker Währung" („also to wistock eyne weringhe is"; Rd. 1, 1, 
498 — 499) erwähnt. Dagegen findet sich von einem Münzrecht 
des Bischofs von Brandenburg innerhalb der Mark Brandenburg, 
trotz der sehr zahlreichen Urkunden, welche gerade von diesem 
Bisthum erhalten sind, keine Spur; nur fQr seine ausserhalb der 



10 A. Kotelmann: 

Mark gelegene Besitzung ürsleben hatte der Bischof das Münz- 
recht Ebensowenig lässt sich ein Münzrecht des Hayelberger 
Domkapitels (Rd. 1, 3, 27) oder der Grafen yon Lindow als In- 
haber der Herrschaft Rappin und zahlreicher anderer märkischer 
Güter erweisen (Eöhne, Zeitschrift für Münzkunde, Bd. lY, 
S. 52). Auch der Umstand, dass in einer Urkunde aus dem vier- 
zehnten Jahrhundert, dem sogenannten „Landbuch der Neumark^ 
(G. W. V. Raumer, die Neumark im Jahre 1337, S. 79) wieder- 
holt von lehninischen Münzpfunden, auch lehninischen Mark die 
Rede ist, lässt nicht die Annahme zu, dass das Kloster Lehnin 
Münzrecht gehabt habe, denn nur Pfund und Mark werden als 
lehninisch bezeichnet, niemals die noch häufiger vorkommenden 
Schillinge; Pfund und Mark sind deshalb hier nur als Zählpfund 
und Zählmark zu verstehen, die dem an der Südgrenze der Mark 
gelegenen und begüterten Kloster damals vielleicht eigenthümlich 
waren (s. unter Münzrechnung). 

Im übrigen blieb innerhalb des hier in Betrachtung gezogenen 
Zeitraums das Münzrecht den Markgrafen, doch hörte um diese 
Zeit der jährliche Wechsel der Münze auch in ihren Münzbezirken 
auf. Es gab also fortan auf märkischem Boden sechs Münzherren: 

1. Ritterschaft und Bürger der Bezirke Salzwedel imd Lüchow, 

2. die übrigen Altmärker, 3. die ostlichen Mittelmärker, 4. die 
Priegnitzer, 5. der Bischof von Havelberg und 6. der Landesherr 
mit den Münzstätten Salzwedel, Stendal, Berlin und Frankfurt, 
Perleberg, Wittstock, Brandenburg für die westliche Mittelmark, 
Prenzlau für das Uckerland, Königsberg für die Neumark. Unter 
dem wittelsbachischen Hause hatte man hier auch zeitweise zu 
Marien- und Bärwalde, doch nur vorübergehend gemfinzt. End- 
lich wurden auch seitens des Landesherrn zu Havelberg und zu 
Rathenow (Rin. 240—242) Münzen geschlagen. Im Jahre 1427 
erhielt die Stadt Gardelegen das Recht, eigene Münzen, doch nach 
salzwedelschem Münzfuss zu schlagen (Rd. 1, 6, 616), im Jahre 
1433 Strassburg in der Uckermark (Rd. 1, 13, 355), im Jahre 1439 
unter der Herrschaft des Deutschen Ordens die Städte Amswalde 



Geld- und Möniwe0«D dar Mark Brandenbarg. H 

und Schievelbe in das Recht, ^^Finkenaagen'' (s. unten Münzsorten) 
EQ schlagen (Rd. 1, 24, 150 — 152). Dadurch stieg die Zahl der 
Mflnzherren bis aof neun. 

Die Zersplitterung des Mfinzwesens unter so viele Theilhaber 
war nicht ohne UDZutr&glichkeiten möglich. Allerdings waren die 
Markgrafen bemüht gewesen, die möglichste Uebereinstimmung 
zu erhalten. Doch konnten sie in ihren Finanznöthen den E&ufem 
des Münzrechtes keine allzu strengen Bedingungen stellen und 
selbst die gestellten Bedingungen geriethen bald in Vergessenheit. 
Den Bürgern und der Ritterschaft yon Salzwedel und Lüchow 
war zur Pflicht gemacht worden, keine Neuerung mit der Münze 
Torzunehmen (Et ipsa moneta innovari non debet quoquo modo; 
Riedel, Cod. 1, 14, 52, was natürlich nicht heissen kann, die Münze 
dürfe nicht mehr periodisch umgeprägt werden, da dies durch die 
Urkunde gerade dem Belieben der Käufer des Münzrechts übei^ 
lassen wurde), also es bei dem bisherigen Feingehalt und Gewicht 
zu lassen. Die Salzwedler kehrten sich jedoch später an diese 
Bestimmung nicht und konnten sie auch nicht leicht innehalten, 
da, wie wir sehen werden, die Markgrafen selbst bald nicht mehr 
nach dem alten Münzfnss prägten; Salzwedel richtete sich viel- 
mehr nach Lübeck, dem Haupt der Hansa, mit dem es in den 
lebhaftesten Yerkehrsbeziehungen stand (Riedel, Cod. 1, 25, 310). 
Als auch den übrigen Altmärkem und den Städten der östlichen 
Mittelmark das Münzrecht überlassen wurde, geschah es mit der 
Maassgabe, dass sich die Altmärker nach Salzwedel, die 
östlichen Mittelmärker nach Stendal richten sollten; demgemäss 
bezeichnete man auch die stendaler Währung als lübische 
Währung (Riedel, Cod. 1, 3, 450 Z. 1). Es wurde jedoch 
dem stendaler Münzbezirk gestattet, seine Pfennige nicht 
bloss mit einem eigenen Abzeichen („afteyken^) zu versehen, 
sondern sie auch, wenn man es räthlich finde, „besser zu machen 
als Salzwedel^! Dadurch wurde die Uebereinstimmung wieder 
vollständig in Frage gestellt Den Städten kam es offenbar we- 
niger darauf an, einen dem ganzen Lande gemeinsamen Münzfnss 



12 A. Kotelmann: 

festzuhalten, als ihr Mfinzwesen möglichst übereinstijDxneDd mit 
dem der Gegendeo, mit welchen sie am meisten im Verkehr stan- 
den, zu gestalten. 

In der That war noch kein Jahrzehnt seit der Abtretung des 
M&nzrechtes an die Städte des Stendaler und Berliner Münz- 
bezirkes yerflossen, als die Pfecnige in Brandenburg, Stendal, 
Berlin nach völlig verschiedenen Münzfussen geschlagen wurden, 
während die übrigen MüDZstätten, mit Ausnahme von Salzwedel 
und Perleberg, welches wahrscheiolich dem Münzfass von Salz- 
wedel folgte, sich allerdings nach Brandenburg richteten, so dass 
ihre Pfennige gleichfalls brandenburgische Pfennige genannt 
wurden. 



II. Die MUnzsorten. 

Im Mittelalter prägte man in der Mark Brandenburg nur 
Silbermünzen; „Galden", d. h. Goldmünzen, wurden ja überhaupt 
in Deutschland, erst seit dem vierzehnten Jahrhundert nach dem 
Vorbilde der Florentiner Dukaten vom Kaiser, den rheinischen 
Kurfürsten und einzelnen grossen Handelsstädten geschlagen. In- 
zwischen bediente man sich im Geldverkehr der Mark Branden- 
burg besonders seit der ersten Hälfte des fün&ehnten Jahrhunderts 
inuner häufiger der „rheinischen Gulden^, wie man bekanntlich 
die von den vier rheinischen Kurfürsten geschlagenen Goldmünzen 
kurzweg nannte, zuweilen, doch selten, auch der ungarischen 
Golden, wegen ihres im Vergleich zur einheimischen Silbermünze 
beständigeren Feingehalts. Die Silbermünzen im Allgemeinen 
aber nannte man wie überall „Pfennige^ (denarii). 

Ausser den gewöhnlichen ganzen Pfennigen prägte man in 
den älteren Markgebieten nur noch „Scherfe'', das heisst Halb- 
pfennige; noch kleinere Theilnngen, wie sie in anderen deutschen 
Territorien üblich waren, konunen in den brandenburgischen Ur- 
kunden dieser Zeit nicht yor. Die für halbe Scherfe gehaltenen 



Geld- und MfinftwaMn der Mark firandenburg. 13 

kleinen Mfinzen können nor sehr leicht aasgeprägte Scherfe sein. 
In den später erworbenen Theilen der Mark, dem Uckerlande und 
der Nenmark jenseit der Oder bediente man sich neben jenen 
Pfennigen selbst bei grösseren Zahlungen, zur Zeit, als die Nen- 
mark unter dem deatschen Orden stand, sogar als Hanptlandes- 
münze der sogenannten „Finkenangen^ (yincoals), auch pom- 
mersche, stettiner, kleinste Pfennige, nnmmi slaricales genannt, 
welche anfänglich in der Mark überhaupt nicht geprägt, sondern 
von den pommerschen Münzstätten geliefert, dann aber in der 
Mark an einigen Münzstätten, auch nicht selbständig, sondern 
nach dem jedesmal in Pommern üblichen Feingebalt geprägt 
wurden ; auch in anderen als den genannten Landestheilen bediente 
man sich der Finkenaugen, aber nur als Scheidemünze bei Be- 
trägen unter einem Scherf; so entrichtete das Städtchen Trebbin 
Orbate und Ruthenzins, letzterer pro Ruthe nur 1 Finkenauge 
betragend, in dieser Münze (Lb. S. 21), ebenso einzelne Dörfer 
gewisse Geldabgaben; gerade deshalb waren auch kleinere Theil- 
münzen, als Scherfe, in der Mark überflüssig. Erst in der zweiten 
Hälfte des fünfEehnten* Jahrhunderts (1468) wird in einer Be- 
stellung des Münzmeisters von Eönigsbei^ i. N. einer dritten, im 
Gesetz zwischen den gewöhnlichen brandenburgischen Pfennigen 
und den Finkenaugen stehenden Münzsorte, der „Yierken^ oder 
„Yiercken«" gedacht (Rm. S. 242). 

Seit der Erwerbung der Mark durch das luxemburgische 
Haus bediente man sich daselbst häufiger der unter dem Namen 
„böhmische Groschen^ bekannten, damals noch aus Böhmen be- 
zogenen schweren Pfennige (denarii grossi). Geprägt wurden die- 
selben in der Mark erst unter Kurfürst Friedrich II. Im Jahre 
1440 ist bei der Bestellung des Münzmeisters zu Brandenburg 
(Rm. 128) nur von Pfennigen die Rede, die er prägen sollte. Bei 
einer im Jahre 1460 zu Magdeburg vorgenommenen Prüfung 
fremder Münzen werden jedoch schon brandenburgische und 
havelbergische Groschen erwähnt (Bode, Münzwesen Nieder- 



14 A. Rotelmaim: 

Sachsens, S. 191); urkundlich kommt die Prägang von Groschen 
in der Mark erst seit dem Jahre 1463 vor (Rm. 240). 

Die i^rährend des hier in Betracht kommenden Zeitraums ge- 
prägten Pfennige waren theils einseitig aus dünnem Silberblech 
geprägte, welche „hohle Pfennige^ genannt worden, theils doppel- 
seitig geprägte Dickmünzen. Die ersteren wurden nicht etwa, 
wie angenommen worden (Eöhne, Ztschrft f. Mzkde., S. 58) 
für den auswärtigen Verkehr geprägt, sondern vor allem, weil sie 
nicht so leicht der Fälschung unterworfen waren, und in der 
Mark allerdings wohl länger, als es yielleicht sonst geschehien 
wäre, mit Rücksicht auf die am meisten mit der Mark in Verkehr 
stehenden Nachbarländer, in denen man sich hauptsächlich solcher 
Pfennige bedient zu haben scheint. „Die Pfennige sollen hohl 
sein und nicht gefeuert werden, dass man sie desto minder yer- 
schlechtem (geergem) möge^, heisst es in einer markgräflichen 
Urkunde vom Jahre 1345 (Rd. 3, 1, 122). Die Dickmünzen da- 
gegen empfahlen sich namentlich seit der Einführung des „ewigen 
Pfennigs^ durch ihre geringere Zerbrechlichkeit, die ihnen am 
Ende den Sieg über die Hohlmünzen (erst in neuerer Zeit Brak- 
teaten genannt) yerschaSibe. 

Uebrigens scheint es, dass anferngs nur in der Neumark Dick- 
münzen, in den übrigen Landestheilen hohle Pfennige geschlagen 
wurden. Noch um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts schlug 
man in Salzwedel, Stendal, Berlin, Brandenburg nur hohle Pfennige 
(Rd. 1, 25, 310; Rm. S. 128; Rd. 1, 9, 144). In einer Urkunde 
vom Jahre 1351 wurde dem Vogt der Neumark die Münze im 
Lande jenseit der Oder, die er zu Königsberg oder anderswo er^ 
richten könne, übertragen mit dem Recht, Kupfermünze (kelpen- 
nige) und Finkenaugen zu schlagen, „in derselben Weise, aus 
demselben Material und in derselben Form, wie es jetzt Sitte sei 
und wie es andere Münzmeister im Lande und dem der stettiner 
Herzöge thäten.^ Die Erlaubniss wurde aber nur gegeben, „bis 
neue Pfennige dort fabricirt und gemacht würden, wie früher^ 
(Rd. 1, 24, 55). Im Jahre 1352 gestattete femer Ludwig der 



Geld- und Mänzwesea der Mark Brandenburg. 15 

Römer demselben Vogt yon Königsberg, „brandenbui^sche Pfen- 
nige, welche insgemein Eehlpfennige genannt werden, nach Art 
und Form, nach welchen sie in seiner Stadt Alt-Berlin, und anch 
Finkenaugen von demselbem Feingehalt, wie sie in der Stadt 

Stettin fabricirt worden, zu schlagen, bis er verordne, dass 

von neuem brandenbnrgische Piennige gemacht würden, wie sie 
TJonAlters her gemacht zu werden pflegten. '^ Die Kehlpfennige 
waren also, wie das schon von anderer Seite nachgewiesen ist, 
keine Finkenaugen, sondern man bezeichnete wahrscheinlich in 
der Neomark so die hohlen Pfennige, wie sie im Berliner und 
den anderen Landestheilen geschlagen wurden; unter „Kehle^ wird 
ja auch sonst eine Höhlung verstanden. Diese Pfennige waren 
aber damals in der Neumark etwas Neues, sie worden dort nicht 
„von Alters her (ab antiquo)^ geprägt, und es war in Aussicht ge- 
nommen, später wieder andere zu prägen. Diese anderen waren 
daher, wie kaum zu bezweifeln, Dickmünzen. Dies wird um so 
wahrscheinlicher, wenn in einer anderen, etwas späteren Urkunde 
von demselben Jahre die Stadt Morin zur alleinigen Münzstätte 
für das Land jenseit der Oder erhoben und als dort zn schlagende 
Münzen „Pfennige, welche Okelpfennige (Okelpennige) oder 
andere alte oder neue oder aoch Finkenaugen und jede andere 
Art^ bezeichnet werden (Rd. 1, 19, 76). Die Hauptmünze scheinen 
also die Okelpfennige gewesen za sein; der Name derselben wird 
aber eine Zusammenziehung von „ohne^ und „Kehlpfennige*' sein, 
also so viel als ungekehlte Pfennige, das heisst Dickmünzen, be- 
deuten. Auch Ritterschaft und Bürger des Distrikts von Salz- 
wedel hatten sich im Jahre 1314 bei Erwerbung der Münze das 
Recht vorbehalten, wenn es ihnen in Zukunft nützlich erscheine, 
anch „Ockelpfennige^ zu prägen, ein Beweis, dass diese Pfennige 
damals noch weniger geprägt wurden, was am besten auf die Dick- 
münzen passt, da man im dreizehnten Jahrhondert wahrscheinlich 
anch in der Mark hauptsächlich Brakteaten schlug. Die Sab- 
wedler scheinen jedoch von der ihnen verliehenen Befagniss keinen 
Gebrauch gemacht und nur hohle Pfennige geschlagen zn haben. 



16 A. Kotelmann : 

Der Grand liegt wolil darin, dass man sich in Lübeck and den 
westlichen wie in den südlichen Nachbargebieten der Mark haapt- 
sächlich der hohlen Pfennige bediente and durch die Prägang 
derselben in der Mark der Verkehr mit jenen Gebieten erleichtert 
wurde. Sonst würde man vielleicht seit der Einführung des ewi- 
gen Pfennigs sogleich in der ganzen Mark zur Prägung von Dick- 
münzen übergegangen sein. So viel ist also allerdings wahr an der 
Behauptung, die Brakteaten seien für den auswärtigen Yerkehr 
geschlagen. Nicht ausschliesslich für den auswärtigen Verkehr, 
aber mit Rücksicht auf diesen wurden sie in den Gebieten diesseit 
der Oder für den inneren, wie für den äusseren Verkehr geprägt. 



III. Die MUnzrechnung. Das „StUck Geldes (frustum).'' 

In der Mark Brandenburg wie in anderen Territorien rech- 
nete man ursprüngUch aUgemein nach Pfund (talentum), Schil- 
ling (solidus) und Pfennigen (denarii); 12 Pfennige machten einen 
«Schilling-Pfennige«, 20 Schilling-Pfennige 1 „Pfund Pfennige«. 
Geprägt wurden auch hier nur Pfennige; Schilling und Pfund 
waren lediglich Rechnungs- oder ideelle Münzen. Seit wann da- 
neben noch andere Münzrechnungen Eingang fanden, ist nicht 
durchweg mit voller Sicherheit zu ermitteln. Das Kloster Lebnin 
bediente sich schon in der ersten Hälfte des yierzehnten Jahr- 
hunderts einer eigenen Münzrechnung; man rechnete hier in lebni- 
nischem Ptund und in lehninischen Mark. Ob das lehninische 
Pfund sich von dem brandenburgischen Pfund unterschied, ist 
zweifelhaft. Wahrscheinlich stimmten beide überein; sonst hätte 
man sich desselben schwerlich bei einer ohne Zweifel im Aufbag 
des Landesherm vorgenommenen Aufzeichnung von Abgaben aus 
der Neumark bedient (s. oben). Dagegen bediente man sich 
in Lehnin, vielleicht nach dem Vorbild benachbarter Territorien 
einer besonderen Zählmark; der Aufzeichner jener Abgaben, wahr- 
scheinlich, wie die meisten Schreibkundigen jener Zeit, ein Geist- 



Geld- und MfinswaMn der Mark Brandenburg^. 17 

licher and ans dem Kloster Lehnm, sandte dieselbe^ da sie ja 
mit der PfundrechDang nicht in Widerspruch stand, sondern neben 
derselben hergehen konnte, bei seiner Arbeit gleich£Etlls an. Wie- 
viel Schillinge aber auf eine lehninsche Mark gingen, ergiebt sich 
nicht. — Im salzv^edeler und perleberger Münzbezirk rechnete 
man später neben der Pfund- und Schillingsrechnung in„lübischen 
Mark"* zu 16 Schilling (Rd. 1, 14, 296; 1,1,176); wann diese 
Rechnongsweise eingeföhrt worden, lässt sich gleichfalls nicht er- 
mitteln. Auch die Finken äugen wurden nach Pfund und Schil- 
ling, am häufigsten aber nach Mark zu 16 Schilling, der Schilling 
zu 12 Finkenaugen gerechnet. 

Andere Zählmarken gab es in der Mark Brandenburg, so 
viel wir wissen, bis in die zweite Hälfte des yierzehnten Jahr- 
hunderts nicht. Erst nachdem die Städte der Münzbezirke yon 
Stendal und Berlin-Frankfurt im Jahre 1369 das Münzrecht er- 
kauft hatten, entstand auch eine Zählmark von 40 Schilling, und 
zwar zunächst und hauptsächlich nur in einetn Theile des Landes. 
Die Städte des stendaler Bezirks einigten sich nämlich sogleich 
dahin, dass man 2 Pfund, also 40 Schillinge, der von ihnen ge- 
prägten Pfennige bei Kauf und Verkauf gleich einer Mark Silber 
rechnen und „dafftr nehmen und geben solle'' (Rd. 1, 6, 409 bis 
410). Es wurde also den Pfennigen ein Zwangskurs verliehen, 
und aus diesem Zwangskurs entstand dann unabwendbar bald eine 
Zählmark, indem man fortan 40 Schilling stendalisch als eine 
Mark bezeichnete. Ursprünglich dachte man dabei allerdings an 
eine Mark Silber. Doch da 40 Schilling, auch wenn sie nicht 
den vollen Feingehalt einer Mark Silber hatten, dennoch als eine 
Mark galten, so fing man natürlich bald an, die wirkliche Mark 
Silber von der durch den Zwangskurs geschaffenen Mark von 
40 Schilling zu unterscheiden, und so war, ohne dass jedoch die 
,iMark Silber'' in dem stendalischen Münzbezirk oder in irgend 
einem anderen Theil der Mark ausser Gebrauch kam, neben der- 
selben eine Zählmark oder „Mark Pfennige" am häufigsten als 
,iMark stendaler Wähmn g" bezeichnet, entstanden, die jedoch zu- 

Z«ittchrtft für NoMifmatlli. XI 2 



19 A. Kotelnunn: 

nächst nur f&r den stendaler Münzbezirk Geltung hatte. Daneben 
rechnete man dort übrigens auch ferner nach Pfand and SehiUingen 
weiter; 40 Schilling machten aber eine Mark^ 20 Schilling ein 
Pfand (Nach Mark Rd. 1, 5, 144; 152; 162; 164 a. s. w., nach 
Pfand Rd. 1, 5, 164; 1, 6, 206), eine Mark Pfennige war also 
hier unter allen Umstanden gleich zwei Pfand Pfennigen. 

Einen anderen Yerlaaf nahmen die Dinge im berlin-frankfarter 
Münzbezirk. Aach hier kam es zar Einführung einer Zählmark; 
diese ^ berliner Mark^ galt zar Zeit Kaiser Karls IV. 56 böh- 
mische Groschen (Lb. S. 4 Tab. T) oder, da man damals 1 Gro- 
schen gleich 8 berliner Hennigen rechnete (Lb. S. 2, Tab. III), 
448 Pfennige, das heisst 37 Schilling 4 Pfennig. Dabei blieb es 
jedoch nicht lange. Nachdem man seit Kaiser Karls IV. Regie- 
rung angefangen hatte, sich mehr und mehr der böhmischen 
Groschen und der Rechnung in Schock und Mandel (Rd. 1, 11, 
85) Groschen zu bedienen, gab man im berlin-frankfurter Münz- 
bezirk, wo man vorzugsweise mit der in Groschen rechnenden 
Centralverwaltung des Landes, die meist in Berlin oder Spandow 
ihren Sitz hatte, verkehrte, jene Markrechnung vneder auf. und 
rechnete ebenfalls in Schock Groschen. Da 8 berliner Pfennige 
fortdauernd einem Groschen gleich waren, so geschah das andi, 
wenn man nicht in Groschen, sondern in Pfennigen zahlte; 
480 Pfennige oder 40 Schilling oder 2 Pfund Pfennige machten 
nun hier ein Schock Groschen. 40 Schilling oder 2 Pfund Pfen- 
nige waren also in dem stendaler Münzbezirk eine „Mark Pfennige^ 
oder „Mark stendaler Währung^, im berlin-frankfurter Bezirk da- 
gegen waren sie ein Schock Groschen ; dennoch waren eine Mark 
Pfennige und ein Schock Groschen nicht dasselbe, da man in 
Stendal die Pfennige erheblich schwerer ausprägte, als in Berlin, 
so dass in der Regel schon 7 Pfennige stendalisch einen böh- 
mischen Groschen galten (s. unter Feingehalt und Kurs). In 
den Theilen der Mark aber, in denen die Landesherren das 
Münzrecht ausübten, rechnete man nach wie vor in Pfund und 
Schilling weiter. Ais der erste Hohenzoller dann aber das Münx- 



Geld- UDd MoDzweMO der Mark Bnndeoburif. ]9 

weses etwM besser geordnet und eine grössere üebereinstimmung 
im M&nzsfJilag der einzelnen landesherrlichen nnd städtischen 
Mdnzst&tten zu Stande gebracht hatte, prägte man zu Stendal, zu 
Berlin, zu Brandenbarg and an den anderen landesherrlichen 
Münzstätten Pfennige yon gleichem Feingehalt, von denen über- 
all 8 auf einen böhmischen Groschen gerechnet und als ein „böh- 
mischer Groschen Landeswährong^ bezeichnet wurden (Rd. 1, 2, 
288; 1, 3, 427; 1, 88, 404-407; 1, 20, 45: 1, 9, 144 und 155; 1, 
12, 441, Km. S. 109). Nun waren allerdings 1 Mark Pfennige, 
1 Schock Groschen, 2 Pfand Pfennige in der ganzen Mark Branden- 
barg ein und dasselbe; dennoch blieb nach wie vor in der Alt- 
mark die Bezeichnung „Mark'', in der östlichen Mittelmark die 
Bezeichnung „Schock Ghroschen'', in den landesherrlichen Münz- 
beeirken die Bezeichnung „Pfnnd^ f&r eine Summe von 40, bz. 
20 Schilling Pfennige vorherrschend; insbesondere ist also in der 
Mark Brandenburg eine Zählmark von 40 Schilling niemals, wie 
man irrthümlich angenommen hat, aUgemein üblich gewesen und 
abgesehen von einzelnen Ausnahmefällen auf den stendaler Münz- 
bezirk beschränkt geblieben. 

Neben der Landeswährung behaupteten sich übrigens auch 
femer die wirklichen böhmischen Groschen im Verkehr, zu denen 
später, wie früher erwähnt, die in der Mark selber geprägten 
Groschen, die „mäikischen Groschen^ kamen. Da sowohl die 
böhmischen Groschen wie die märkischen Groschen und Pfennige 
sich später im Feingehalt veränderten, so hörte bald die Üeber- 
einstimmung zwischen beiden auf. Noch im Jahre 1430 stimmten 
sie überein (Rd. 1, 7, 858; 1, 8, 398; 1, 12, 436 437; 2, 8, 480), 
doch schon im folgenden Jahre werden sie unterschieden (Rd. 1, 
12, 487). 

Man hatte also in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahr- 
hunderts innerhalb der Mark Brandenburg bei der Silbermünze 
f&nf verschiedene Artan von Münzrechnnng ; man rechnete in 
Pfund zu 20 SdulUng, in stendaler Mark zu 40 Schilling, in 
Schock Groschen Landeswährung zu 2 Pfand Pfennigen, in Schock 



20 A* Kotelmann: 

und Mandeln wirklicher böhmisclier und später audi einheimischer 
märkischer Groschen, in lübischen Mark za 16 Schilling; die drei 
ersten Arten der Münzrechnung fanden bei einer und derselben 
Münzsorte^ der sogenannten Landeswährung, Anwendung, die lü- 
bische Mark bei den sakwedeler und perleberger Pfennigen, dann 
auch bei den Finkenaugen. 

Eine der Mark Brandenburg eigenthümliche Art von Münz- 
rechnung war die in „Stuck Geldes (frusta)^. Das Stück 
Geldes bezeichnete allerdings nicht bloss eine Geldsumme, sondern 
auch einen bestimmten Betrag an Naturalien, nämlich 1 Wispel 
Roggen oder Gerste, 2 Wispel Hafer u. s. w., welche jener Geld- 
summe gleich geschätzt wurden, und man bediente sich jenes 
Ausdrucks nur bei Abgaben der Unterthanen an den Guts- oder 
an den Landesherrn, der oft beides in einer Person war. Nach 
dem Maasse dieser Abgaben wurde . nämlich die in der Mark 
Brandenburg wie in anderen Territorien übliche, unter dem Namen 
„Landbete^ bekannte, in einzelnen Jahren erhobene ausserordent- 
liche Steuer auf dem platten Lande repariirt. Um zu wissen, 
wieviel jedes Dorf zu steuern habe, musste der Gesammtgeldwerth 
der bäuerlichen Abgaben desselben, mochten sie nun in Geld oder 
Naturalien bestehen, festgestellt werden, und dies geschah in Stück 
Geldes, indem man eine gewisse Naturalienmenge einer bestimmten 
Geldsumme gleichstellte. Man rechnete nämlich sowohl für 
1 Wispel Roggen oder Gerste, 2 Wispel Hafer, 16 Scheffel Weizen, 
12 Scheffel Erbsen und nach Yerhältniss gewisse Mengen anderer 
Naturalien, Wachs, Pfeffer, Hühner, wie 1 Pfund oder 20 Schilling 
brandenburgische Pfennige als „ein Stück Geldes". 

Dabei blieb es, bis in der Mark Brandenburg unter dem 
luxemburgischen Hause die Groschen und die Groschenrechnung 
in Aufnahme kamen. Unter Kaiser Karl IV. galt ein böhmischer 
Groschen so viel wie 6 brandenburgische Pfennige oder einen 
halben Schilling (s. unten Feingehalt und Kurs der Münze). 
1 Pfund oder 20 Schilling brandenburgische Pfennige waren also 
dasselbe wie 40 böhmische Groschen, und so fing man an, auch 



G«]d- und Mäiisw€Mn der Mark Brandenburg. 21 

das Stück Gkldes zn 40 böhmischen Groschen zu rechnen. 17^ Stück 
GMdes, heisst es im Landbnch Kaiser Karls lY. (Lb. S. 27 unter 
Gardelegen) „machen 11 Schock und 40 Groschen^, das Stück 
Geldes also 40 Groschen. Obwohl sich später das Yerhältniss 
der brandenbnrgischen Pfennige zu den böhmischen Groschen, wie 
wir gesehen haben, erheblich änderte, so rechnete man nach wie 
Yor und bis in die letzten Jahrzehnte des fünfzehnten Jahr- 
hunderts das Stück Geldes zu 40, nicht, wie man angenommen 
hat, zu 60 Groschen. Dieser Irrthum ist durch falsche Auslegung 
einer Urkunde entstanden, worin (Rd. 3, 2, 58) die Lehnwaare 
für „ein Schock oder Stück^ anf ein „Schock oder Stück^ fest- 
gesetzt wird, das „oder^ aber nicht die Identität, sondern die 
Analogie bezeichnen soll, wie sich schon aus der sonst über- 
flüssigen Wiederholung des Wortes „Stück*' ergiebt. Die Auf- 
zeichnungen über die Erhebung der Landbete („Landschoss^) in 
den Jahren 1450, 1451, 1480, 1481 (Lb. S. 255) lassen 
darüber gar keinen Zweifel, dass nach wie vor 1 Wispel Roggen, 
2 Wispel Hafer und die entsprechenden Quantitäten anderer Na- 
turalien, ebenso aber auch eine Summe von 40 Groschen als ein 
Stück Geldes gerechnet wurde 

1) Zwar ist ea schwer, sich in diesen Ton Rechenfehlern wimmelnden »Re- 
(^stern^ znrecht zu finden. Man mass sich an solche Fälle halten, wo die Be- 
rechnung sehr einfach war nnd ton dem schlechtesteD Rechner nicht leicht ge- 
irrt werden konnte. Nun zinste (L. S. 255-886) 

Zeuthen (S. 264} Ton 12 ,Erben* je 10 Or., zu£. . 120 0r.= 8 Stück. 
Olienicke (3.282) Ton 82 Hufen je 8 Gr. 6 Pf., zas. 120 ,= 8 , 
Reichenan (S. 297} yon 20 Hufen je 18 Gr., . zus. 860 , ^ = 9 , 

der Krug 8 , J 8 Qr. 

Friedland (S. 800) ron 28 Hafen je 6 Gr., zas. . . 168 . 

Worth- and Weidezins 40 , 

Holisiiis 40 « 

WssMrzina . 40 

Orbete oder Rathenzins . . . . . 78 , 

Summa 861 Gr. = 9 Stock. 

Et wurde also überall das Stück Geldes zu 40 Gr. gerechnet; nur bei Fried- 
land blieb, natüriich Uoü aus Ungenauigkeit, 1 Gr. weg. Aach in Betreff der 
Natuialienberechnnag war alles beim Alten geblieben. 

Kb sinste: 



22 A. KotehBuma: 

IV. Feingehalt und Kurs der einheimieclien SUbermUnzen. 

Die älteste uns bekannte markgräfliche Yerorclniuig, welche 
den Feingehalt der Münze regelt, datirt aus dem Jahre 1309, also 
aas der Zeit kurz vor dem Erlöschen des askanischen Hauses (Rd. 
1,21^ 108); sie wurde zwar von dem Markgrafen Waldemar nur für die 
eine Hälfte der unter zwei Fursteolinien gespaltenen Markgrafschaft 
erlassen, kam oder war jeiioch unzweifelhaft auch in der anderen 
Hälfte in Geltung: denn im Jahre 1319 wurde sie von Herzog 
Rudolf von Sachsen als Vormund der Markgräfinwittwe Agnes 
und ihres unmündigen Sohnes, des letzten brandenburgischen As- 
kaniers, im Wesentlichen bestätigt (Rd. 1, 11, 26) und dasselbe 
geschah im Jahre 1333 durch den Wiitelsbacher Ludwig den 
Aelteren (Rd. 1, 15, 91). Zwar bezieht sich die bezügliche Ver- 
ordnung des letzteren nur auf die stendaler Münzstätte, doch unter- 
liegt es keinem Zweifel, dass dasselbe auch für die übrigen Münz- 
stätten verordnet wurde. Nach diesen Verordnungen sollte das 
Münzmetall nicht mehr als 1 Loth 4 Pfennige (nach der Verord- 
nung Herzog Rudolfs von Sachsen 1 Loth) Legirung enthalten, 
die Mark Silber sollte also etwa lölöthig sein und daraus sollten 
28 Schilling 4 Pfennige geprägt werden. Es wrt dies, wie die 
Verordnung Markgraf Waidemars bemerkt, die schon vor dem 



Neuenhagen (S. 283) tod 36 Hufen je i Wsp. zus. 18 Wsp Rog. = (18 Stck.) 

, , , je 3 Gr. . . 106 Gr. (= 2 Stck. 28 Gr.) 
Krug und Kossätheo. . =28 , 

Summa .... 21 Stck. 16 Gr. 
Das Landbuch hat offenbar nur aus Ungenauigkeit . . 21 Stck. 10 Gr. 
Bustkow (S. 808) von 12 Hufen je J Wsp., zus. 6 Wsp. Rog. = 6 Stck. 
Katzür (S.321) „ 16 , je i , , 8 , » =8 . 

, 16 , je 7 J Gr. „ . . 124 Gr. = 3 Stck. 4 Gr. 
KosBäthen und Fischerei , . .... Ij^ , 

Summa ... 18^ Stck. 4 Gr. 

Das Landbuch hat 18} Stck. 

Gladow (S. 316) von 40 Hufen je 3 Schfl., zus. 5 Wsp. Rog. = 6 Stck. 

,40 , je 3 Schfl., , 6 , Hafer = 2} , 

Summa . . . . 7j Stck. 
1 Wsp. Roggen, femer 2 Wsp. Hafer wurden also jetzt, wie früher als ein 
Stück Geldes gerechnet. 



Geld- und Mnnswtean der Mark BrandeDburg. 23 

Jahre 1309 übliche Ausprägung, die also wahrscheinlich bis in 
das dreizehnte Jahrhundert zurückreicht. Ob sie nun unier den 
askanischen Markgrafen immer streng beobachtet worden ist, 
lässt sich nicht mehr feststellen ; doch unter dem wittelsbachischen 
Hause suchten die Markgrafen in ihren Greldnöthen, nicht zufrieden 
mit dem Gewinn, den ihnen der jährliche Münzwechsel einbrachte, 
Ton der Münze so viel Nutzen zu ziehen als möglich, und liessen 
die Münzen viel leichter ausprägen, als sie vorher mit den Ständen 
vereinbart hatten. So geschah es, dass schon im Jahre 1322 in 
Berlin und Brandenbarg auf die gewogene Mark statt 28 Schilling 
4 Pfennig volle 29 Schilling gingen und diese dabei nur 14 1 Loth 
Feingehalt hatten (Brehmer, in der Beilage zu Kaiser Karls 
Landbuch, herausg. vonFidicin, S. 340b). Aber auch nach der 
Verordnung vom Jahre 1333 dauerten die alten Uebelstande fort 
und steigerten sich bis ins Unerträgliche, so dass die markgräfliche 
Regierung zu neuen Verordnungen gedrängt wurde, die nichts als Ver- 
sprechungen ihrerseits waren, dem ungesetzhchen Zustand fortan 
abzuhelfen. Da diese Versprechungen jedoch wenig oder gar 
nicht in Erfüllung gingen, und aus Neigung, die Macht der Re- 
gierung zu schwächen und die eigene Autonomie zu erweitem, 
strebten die Unterthanen, und namentlich die immer mehr empor- 
blühenden Städte, das Münzrecht selbst zu erwerben und zugleich 
dem jährlichen Münzwechsel mit seiner drückenden Besteuerung 
ein Ende zu machen, was ihnen ja auch wie wir gesehen haben, 
nach und nach gelang. Nachdem Bürger und Ritter von Salz- 
wedel schon im zweiten Decennium des vierzehnten Jahrhunderts 
das Münzrecht erlangt hatten, wurde auch mit den übrigen Unter- 
thanen darüber unterhandelt, und im Jahre 1345 liess Markgraf 
Ludwig der Aeltere den Ständen eine Verordnung vortragen, wo- 
nach der Münz Wechsel aufhören und aus der ISIöthigen Mark 
3 Pfund, also €0 Schilling Pfennige geprägt werden sollten (Rd. 3^ 
1, 22); das war eine Herabsetzung des Feingehalts der Pfennige 
auf weniger als die Hälfte des bisher gesetzlichen. Die Sache 
scheiterte jedoch daran, dass der Markgraf diese „ewige Münze^ 



i 



24 A. KotelminD: 

den Ständen nur gegen eine von ihnen aufzubringende schwere 
ausserordentliche Steuer, welche ihnen nicht annehmbar schien, 
,, verkaufen^ wollte (Rd 3, 1, 24). So blieb es zunächst beim 
Alten, und die Stände waren froh, dass sie im Jahre 1347 (Rd. 1, 
21, 160 1, 19, 209?) ausser einer bedeutenden Herabsetzung des 
beim jährlichen Munzwechsel zu tragenden Verlustes die Zu- 
sicherung erhielten, dass der Feingehalt des Silbers wenigstens 
14^Loth auf die Mark betragen^ und daraus wie bisher 28 SchU- 
ling 4 Pfennig geprägt werden sollten; dabei wurde noch eine 
Art von Remedium eingeführt, von dejn man in der Mark bis 
dahin nichts wusste, wonach den Münzmeistem ein Mehr von 
2 Pfennigen auf die Mark nachgesehen werden sollte. Aber auch 
diesmal wurde das mit den Ständen getroffene Abkommen vom 
Markgrafen nicht aufrecht erhalten, sondern dieser erlaubte im 
Jahre 1350, während seiner Finanznöthe in Folge des Kampfes 
gegen den falschen Waldemar, auf eigene Hand dem Münzmeister 
von Königsberg — demselben, den die Königsberger bald dar- 
auf wegen Fälschimg des Silbers festnahmen (s. oben) — die 
Mark zu 35 Schillingen auszuprägen (Rd. 1, 19, 218), was sicher 
auch den anderen Münzmeistern gegenüber geschah, und im folgenden 
Jahre rechnete man auch in der Altmark schon auf eine Mark, 
und zwar unzweifelhaft, da es sich hier um eine Orbete (Stadt- 
steuer) handelte, die stets in Mark Silber berechnet wurde, eine 
Mark brandenburgisches Silber 2 Pfund, oder 40 Schilling Pfen- 
nige (Rd. 1, 15^ 142). Es scheint jedoch, dass die Stände mit 
Nachdruck eine Aenderung des ungesetzlichen Zustandes forderten 
und durchsetzten; denn zwei Jahre später galt eine „Mark branden- 
burgisches Silber^ 30 Schilling Pfennige (Rd. 1, 15, 148); ebenso 
wurden im Jahre 1356 6 Pfund brandenburgische Pfennige gleich 
4 Mark gerechnet (Rd. 1, 11, 52). Aber schon im Jahre 1365 
war der Feingehalt des Silbers wieder unter 12 Loth gesonkeii 
(Rd. 1, 23, 97), und wenngleich die Regierung damals versprach, 
ihn allmählich auf den alten Stand zu bringen, so wurde doch jetzt 
festgesetzt, dass die rauhe Mark zu 29 Schilling 4 Pfennige bis 



.V 



Geld- ond MÜDzweieii der Mirk Brandenbninr. 25 

32 Schilling aasgebracht werden solle; es sollten nämlich die bis 
Martini des angegebenen Jahres ausgegebenen Stücke schwerer, 
dann von Martini bis Weihnacht leichter, von Weihnacht bis 
Maria Lichtmess (2. Februar) noch leichter^ Yon da an die leich- 
testen ausgeprägt werden, um, wie es scheint, eine bessere Ueber- 
einstimmung im Feingehalt zwischen den früher ausgegebenen, doch 
bereits mehr abgenützten und den späteren Ausgaben herzustellen: 
dabei sollte den Münzmeistern noch die Ueberschreitung der gesetz- 
lich festgesetzten Zahl um 6 Pfennige auf die Mark nachgesehen 
werden (Rd. 1, 23, 97). Die Klagen der Unterthanen über die 
Unordnung im Münzwesen hörten jedoch auch jetzt nicht auf^ 
und nachdem schon, wie wir gesehen haben, im Jahre 1314 die 
Insassen des salzwedeler Münzbezirks das Münzrecht erworben 
hatten, trat nun auch „wegen mannigfaltiger Beschwernisse, Noth, 
Schaden und Gebrechen*' der Markgraf im Jahre 1369 das Münz- 
recht in den Münzbezirken Stendal und Berlin ab, behielt es 
aber sonst in der Mittel- und Neumark. Die Folge davon war 
jedoch eine noch viel ärgere Unordnung als die, über welche 
man bisher geklagt hatte. In Salzwedel, Stendal, Berlin, Branden- 
burg, überall bestand -bald ein anderer Münzfuss« und an den 
landesherrlichen Münzstätten wurde der Feingehalt der Pfennige 
in solchem Maasse herabgesetzt, dass man im Anfang der Regie- 
rung Kaiser Karls IV. auf die Mark Silber wie es scheint, 
45 — 17 brandenburgische Pfennige rechnete (s. d. Exkurs). Unter 
Karl IV. stieg dann wahrscheinlich der Feingehalt der Pfennige 
wieder, so dass auf die Mark Silber nur noch 34 Schillinge 
gingen. Im stendaler Münzbezirk halten sich zwar die Städte 
nach Erwerbung des Münzrechts die Möglichkeit offen behalten, 
Pfennige von beliebigem Feingehalt zu prägen, indem sie fest- 
setzten, dass unter allen Umständen 40 Schilling eine Mark Silber 
gelten sollten (s. oben anter Münzrechnung); doch entweder 
hatten sie davon nie Gebranch gemacht oder waren bald davon 
zurückgekommen; denn zur Zeit Kaiser Karis IV. galten 7 sten- 
dater Pfennige, obwohl im Kurse nicht ganz fest, in der Regel 



26 A. KotalmanB': 

einen böhmischen Groschen (Lb. S. 5, Tab. VII, wo übrigens 
ZeQe 1 zwischen I gross, and den. offenbar einzuschalten ist: 
Vn soL), und da die Mark Silber gleichzeitig damals zu 68 Gro- 
sdien gerechnet wurde, so war sie ungefähr^ wenn der Groschen 

7 Pfennige galt^ gleich 476 Pfennigen oder 39f Schilling, also 
sehr nahe an 40 Schilling, und zwar nicht etwa bloss im sten- 
daler Münzbezirk, wo sie Zwangskurs hatte, sondern im fireien 
Verkehr (Quando VII den. solvuntur 1 gross, u. s« w.). Wenn 
man nun damals die brandenburgischen Pfennige zu 34 Schilling 
auf die Mark Silber ausmünzte, so waren 6 brandenburgische 
Pfennige unge&hr gleich 7 stendaler. In Berlin münzte man da- 
mals die Pfennige viel leichter aus, so dass auf 4 berliner 3 branden- 
burgische (Lb. S. 5 Tab. VIII) Pfennige gingen und ein böh- 
mischer Grroschen also 6 brandenburgische, etwa 7 stendaler oder 

8 berliner Pfennige galt. 

Bei dieser bunten Mannigfaltigkeit im Münzwesen blieb es 
unter dem luxemburgischen Hause, bis der erste Hohenzotlei 
wieder eine fast dem ganzen Territorium in seiner damaligen 
Ausdehnung — die Neumark gehörte dem deutschen Orden — 
gemeinsame „Landeswährung'^ (s. oben unter Münzrechnung), 
zu Stande brachte; nur Salzwedel und Perleberg blieben da- 
von ausgeschlossen. Es sollten sich fortan, wie sich aus den 
Münzmeisterbestallungen (Rd. 1, 9, 144; Rm. S. 128) ergiebt, die 
landesherrlichen Münzstatten nach Berlin oder Stendal richt^i* 
Berlin und Stendal stimmten aber damals völlig überein (Bode, 
Münzwesen Niedersachsens, S. 191.) Es gingen in Folge dessen 
bis zum Jahre 1430 8 Pfennige auf einen böhmischm Grosehen 
und sp&ter dieselbe Pfennigzahl auch auf einen Groschen Landes- 
währung gerechnet, mochten die Pfennige in Berlin, Stendal oder 
Brandenburg geschlagen sein (Rm. S. 109; Rd. 1, 8, 404 und 
407; 1, 9, 149; 1, 3, 427; 1, 2, 288; 1, 12, 441; 1, 20, 45 u. s. w.). 
Allerdings werden dabei die Pfennige wohl ausdrücklich ab »gute^ 
oder als solche, „womit ein Biedermann den andern bezahlen 
könne'', bezeichnet (Rm. S. 109 und 1, 8, 404-407), und das 



Geld- nnd MfintwcMB d«r Mark Brandenburg. 27 

war allerdings nicht bei allen der Fall, sondern bei den von den 
landesberrlichen Münzmeistem za Brandenburg und Hayelberg 
geprägten Pfennigen zeigte sich nm das Jahr 1460 (Bode, a. a. 
O.) ein erheblich geringerer Feingehalt als bei den berliner und 
stendaler Pfennigen, die allerdings unter einander völlig überein- 
stimmten, so dass von den zu Stendal und Berlin gepr&gten Pfen- 
nigen 18 Schilling 10 Pfennige, also 226 Pfennige, von den in 
Havelberg geprägten aber erst 29 (22 ist Druckfehler) Schilling 
3 Pfennige, also 351 Pfennige, und von den in Brandenburg ge- 
pHkgten Groschen 31, von den in Havelberg geprägten aber erst 
35 einen Feingehalt von 2 Loth hatten, und bei dieser Verschlechte* 
rung der Mfluze blieb es auch in den Finanznöthen -während der 
brandenburgisch- ponimersohen Ejriege bis zum Schluss des hier 
behandelten Zeitraums. 

Der Feingehalt der neuen Landeswährung in den Anfiuigen 
derselben ergiebt sich aus der Bestallung des Münzmeisters zu 
Brandenburg vom Jahre 1427 (Rd. 1, 9, 130) er soll „zum halben 
schlagen, das ist 43 Pfennige auf ein Loth.^ Obwohl der Aus» 
druck dunkel ist, so kann der Sinn doch nicht zweifelhaft sein 
denn es kann keinem Zweifel unterliegen, dass, wenn ihm vor^ 
geschrieben würde^ wie er münzen solle, die Hauptsache war, 
wieviel Pfennige auf eine Mark fein oder ein Loth fein gehen 
sollten; da nun unter dem Loth, auf welches 43 Pfennige gehen 
sollten, nach allem, was wir sonst wissen, nur das Loth der rauhen 
Mark verstanden sein kann, so kann die Bestimmung des Fein- 
gekalts nur in dem Ausdruck „zum halben schlagen^ enthalten 
sein und nichts Anderes bedeuten, als dass die rauhe Mark zur 
Hälfke aus feinem Silber bestehen, also Slötiiig sein solle. Die 
Einfährung einer gemeinsamen Landeswährung setste aber noih« 
wendig vorhergegangene Vereinbarungen mit den stendaler und 
berliner Münzherm voraus und bei diesen Vereinbarungen musste 
vor allen Dingen festgesetzt werden, wieviel Pfennige auf die 
Mark fein gehen sollten; die Legirong konnte eher in den ver- 
schiedenen Münzbezirken verschieden sein. Wir müssen an- 



28 ^ Kotelmann: 

nehmen, dass nach diesen Vereinbarungen aus einem Loth fein 
86 Pfennige geschlagen werden sollten. Es ist nat&rlich, wenn 
dies nach dem, was vorhergegangen, bei der Bestallung des Münz- 
meisters als bekannt und selbstverständlich angenommen wurde — 
dadurch erklart sich auch der Ausdruck „das ist^ — sollten auf 
das Loth fein 86 Pfennige gehen und der Mönzmeister aus einem 
Münzmetall prägen, welches nur zur Hälfte aus Feinsilber bestand, 
so war dies dasselbe, als wenn er angewiesen wurde, auf ein 
Loth der rauhen Mark 43 Pfennige zu prägen. £s wurden abo 
damals aus der nur noch 81öthigen Mark 688 Pfennige oder mehr 
als 57 Schillinge geschlagen. Die Bestallung vom Jahre 1463, 
in welcher die Prägung von Groschen angeordnet wurde, setzt 
aber fest, dass die gewogene Mark Pfennige. — das „Pagament^ 
— nur noch 6 Loth fein Silber enthalten und daraus 92 Grosehen 
oder eine entsprechende Anzahl Pfennige geprägt werden sollten. 
Es sollten also jetzt auf die 6 löthige Mark 736 Pfennige oder 
mehr als 61 Schillinge gehen. In Wirklichkeit aber blieben die 
an den markgräfiichen Münzstätten geprägten Groseben und Pfen- 
nige, wie sich aus der oben erwähnten im Jahre 1460 zu Magde- 
burg vorgenonunenen Prüfung ergiebt, auch jetzt noch weit hinter 
jenem Feingehalt zurück; die brandenburgischen Groschen hatten 
auf die rauhe Mark, bestehend aus 88 Groschen, nur 5 Loth 
2 Vi Quentchen feines Silber; von den havelbergischen Groschen 
aber gingen auf die rauhe Mark 92 bei einem Feingehalt von 
nur 5 Loth 1 Quentchen, und von den Pfennigen gingen 60 Schil- 
ling stendalische oder berlinische auf die rauhe Mark und hatten 
einen Feingehalt von 6 Loth iVs Quentchen, von den havelber- 
gischen aber 84 Schilling auf die rauhe Mark bei einem Fein- 
gehalt von nur 5 Loth 3 Quentchen; der allmäligen Abnutzung 
durch den Yerkehr kann dies nicht zugeschrieben werden, wie 
der so ungleiche Feingehalt der stendaler und berliner Münzen 
einer-, der landesherrhchen andererseits hinreichend darthut, son- 
dern die Münzmeister kehrten sich aus Eigennutz nicht einmal an 
die ihnen gegebenen Vorschriften. 



Geld- and Hänzwesen der Mark Brandenburgf. 29 

Bei so yerschiedenem Gehalt der ans deo einzelnen Mfinz* 
statten aasgehenden Groschen nnd Pfennige bestand eine „Landes^ 
Währung'' eigentlich nur noch gesetzlich, thatsächlich nicht mehr; 
man sah sich daher förmlich genöthigt, bei grösseren Geldgeschäften 
die besseren Pfennige auszusuchen,- obwohl dies wiederholt streng 
Terboten wurde, und der Gläubiger machte bei Darlehen gewöhn- 
lich aus, dass die Rückzahlung in guten Groschen oder Pfennigen 
zu erfolgen habe. 

Die Herabsetzung des Feingehalts der M&nze oder doch die 
Aufrechterhallung eines einmal bestehenden geringen Feingehalts 
entsprang nicht immer, doch meist dem fiskalischen Interesse der 
Fürsten an einem möglichst hohen Ertrage des Münzregals, oder 
dem strafbaren Eigennutz der Münzmeister. 

Die Ausprägung schwererer Pfennige als bisher üblich waren 
oder in den Nachbargebieten kursirten, hatte, zumal wenn nicht 
gleichzeitig alle umlaufenden älteren leichteren Münzen eingezogen 
wurden, zur unausbleiblichen Folge, dass die neue schwerere 
Münze nach ihrer Emittirung meist von den Juden, aber auch 
▼on Christen aasgeschieden und eingeschmolzen oder ausser Landes 
gebracht und durch leichtere in- und ausländische ersetzt wurde. 
Der Staat hatte dann die Prägungskosten ganz umsonst gehabt. 
Die Ausscheidung der schweren Münze von der leichten war ja 
im Mittelalter um so eher möglich, als die Münztechnik, handwerks- 
massig betrieben, auf höchst niedriger Stufe stand und das Ge- 
wicht der einzelnen Münzstücke von vom herein sehr verschieden 
war. Dies war auch in der Mark Brandenburg der Fall. Von 
den leichten Pfennigen wogen oft erst 30 Schilling, von den 
schweren schon 26 eine Mark (Rd. 1, 21, 109). Zur Ausscheidung 
der letzteren von einander bediente man sich eines besonderen 
waageartigen Instruments, welches ak „Seggher^ (Rd. 1, 21, 109) 
oder „Zeggher^ (Rd. 1, 15, 91) — soviel als „Saiger^ — be- 
zeichnet wird. 

Der gewöhnliche Grund der Münzverschlechterung war jedoch 
das fiskalische Interesse der Fürsten. Kurfbrst Friedrich II. 



30 A. Rotelmann: 

machte sich nach einer Münzmeisterbestallimg vom. Jahre 1468, 
allerdings beim Ausbruch eines grosse Summen verschlingenden 
Krieges, damals von seinen Münzmeistem einen ,,Sehlag8chatz'' 
Yon 6 Groschen auf die feine Mark aus (Rm. S. 242); da um 
diese Zeit aus 6 Loth fein nicht mehr als 92 (Rm. S. 240->241)^ 
aus der feinen Mark also 245 Groschen geprägt werden sollten, 
so betrug der Schlagschatz nahe an 2^2 pGt der auszuprägenden 
Summen. Dazu kam dann der Gewinn des Münzmeisters und 
die Unkosten des Betriebes, wodurch sich der wirkliche Schlagschatz 
im heutigen Sinne, das heisst deijenige Betrag, welchen die Münze 
Yon denen, welche neue Pfennige geprägt haben wollten, erhob, 
auf das Doppelte erhöht haben mag. Es ist aber sehr zweifei* 
haft, ob man stets geneigt war, für den Erwerb neuer Pfennige 
ein so grosses Opfer zu bringen, da man sich ja, wenn man 
bessere Münze haben wollte, leicht auch der rheinischen, mit 
weit geringerem Schlagschatz ausgemünzten Gxdden bedienen 
konnte (s. unten Kurs der Goldmünzen). Der Münzmeister , sah 
sich dann gendthigt, um seine Kunden nicht za verlieren, sich 
mit einem geringeren Schlagschatz zu begnügen, und, wenn er bei 
demsdben nicht anders bestehen konnte, sich durch etwas leichtere 
Ausprägung der Pfennige einen unerlaubten Gewinn zu verschaffen. 
Dadurch sank der Feingehalt der Münze allmählich immer weiter. 
Erst unter dem dritten hohenzollernschen Regenten, Albrecht 
Achilles, wurde diesem, wie so manchen anderen finanzieUen 
Missbräuchen Einhalt gethan. 

Neben der „Landeswährung^ behauptete der salzwedelsche 
Bezirk, über dessen Münzwesen uns übrigens die Urkunden bis 
zum fünfzehnten Jahrhundert wenig Auskunft geben, auch unter 
den HobenzoUem seinen eigenen Münzfuss. Nach einem im 
Jahr 1434 zwischen Salzwedel und den Schlossgesessenen des 
Bezirks getrofCenen Abkommen sollte damals bis auf weitere 
Einigung die rauhe („gewogene*') Mark 6^ Loth fein enthalten 
(Rd. 1, 5, 397 und 399). Wieviel P£»mige aus der Mark ge- 
schlagen werden sollten, ist nicht gesagt; es scheint damals eine 



Geld- und Münzveaen der Mark Brandanbnr^r. 31 

schon l&ng^ feststehende, daher selbstTersiandliche Zahl gewesen 
zu sein« Zwei Jahre später wurde dem damals bestallten MQnz- 
meister aufgegeben, „lübische kleine hohle Pfennige^, doch etwas 
besser als diese zu schlagen (Kd. 1, 25, 810). Die aus der rauhen 
Mark zu pragende Pfennigzahl wurde also damals nicht mehr 
ganz fest bestimmt. Die Pfennige waren beträchtlich leichter, 
ab die stendalischen; denn w^irend im Jahre 1453 die Mark 
Silber zu 44 Schilling stendalisch gerechnet wurde (s. oben), galt 
sie in Salzwedel in den Jahren 1428 — 1458 gleich „3 lübischen 
Mark salzwedler Wahrung'' (Rd. 1, 14, 288, 309, 813), also 
gleich 48 Schilling. Die salzwedelschen Pfennige und Schorfe 
waren im Jahre 1460 so schlecht, dass man damals nach Ver- 
ordnung des Baths der Stadt einen stendalischen Pfennig gleich 
3 Schelf salzwedelsch rechnete (Rd. 1, 14, 809). 

Zu den einheimischen Mfinzen der Mark gehörten auch die 
Finkenaugen und die „Yiereken", doch eigentlich erst seit dem 
Jahre 1468, wo sie Kurfürst Friedridi IL von seinem Munz- 
mdster zu K^gsberg nach einem von dem Eurffirsten selbst 
bestimmten Münzfuse ausprägen liess (Rm. S. 242). . Bis dahin 
wurden zwar an einzelnen hrandenburgischen Münzstätten Finken- 
augen geschlagen, doch richtete man sich dabei nach den pommer- 
sehen Finkenaugeu, und die Viereken kommen überhaupt früher 
gar nicht vor (Rd. 1, 12, 363; 1, 21, 261; Rm. S. 217). Nur 
in der Neuro ark verfuhr man schon unter der Herrschaft des 
Deutschen Ordens selbstständiger: so wurde in den Jahren 1439 
bis 1440 festgesetzt, dass dort die lötiiige Mark zu 20^1 Mark 
Finkenaugen ausgeprägt werden solle (Rd. 1, 24, 149—152); 
Kurfiarat Friedrich IL aber bestimmte im Jahre 1468, dass die 
rauhe (gewogene) Mark bei den Finkenaugen P/» Loth fein ent- 
halten und daraus 4^/, Mark geschlagen, bei den Viereken däi* 
gegai die Mark 3Va Loih fein Silber enthalten und daraus 600 
Stück geschlagen werden sollten. Der Feingehalt der seit dem 
Jahre 1468 geschlagenen Finkenaugen betrog also bei weitem 
noch nicht die Hälfte des Feingehalts der in deu Jahren 1439 bis 



32 A. Kotelraann: 

1440 in der Neumark geschlagenen, und jene Finkenangen hatten 
noch nicht Vs ^^^ Feingehalts der Yiereken. Den damaligen 
märkischen Pfennigen gegenüber war der Feingehalt von 6 Yiereken 
dem von 4 — 5 Pfennigen, der Feingehalt von 4-- 5 Finkenaugen 
dem von 1 Pfennig gleich. 

Während das Marksilber und die märkischen Pfennige seit 
Kaiser Karls IV. Zeit bedeutend an Feingehalt verloren, ver- 
schlechterten sich die Finkenaugen noch viel mehr. Im Land- 
buch Kaiser Karls lY. werden 94 Mark Finkenaugen gleich 
17 Schock 4 Groschen, 11 Pfd. Finkenaugen gleich 2 Schock 
12 Groschen (S. 21 unter Trebbin), 350 Mark Finkenaugen gleich 
58 Mark Silber (wie sich aus der Yergleichung der S. 31 in 
Finkenaugen, S. 32 in Mark Silber angegebenen Pfandsumme f&r 
das oberste Gericht von Amswalde ergiebt), 64 Groschen etwa 
gleich 6 Mark Finkenaugen (S. 4, Tab. YI), die Mark Silber 
also gleich 6—7 Mark Finkenaugen gerechnet; im Jahre 1465 
dagegen rechnete man die Mark Silber zu 8 Mark Finkenaugen 
(Rd. 1, 21, 329). Während man in der Mitte des vierzehnten 
Jahrhunderts auf einen brandenburgischen Pfennig 2 — 3 Finken- 
augen rechnete, (Rd. 1, 19, 78 und 148; 1, 24, 55), galt er 
(s. oben) seit dem Jahre 1468 gleich 4 — 5 Finkenaugen. 



V. Kurs der in der Mark vorkommenden Goldmünzen (Gulden). 

Besonders seit dem Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts be- 
diente man sich in der Mark auch der Goldmünzen (Gulden, 
floreni), welche nach dem Muster der floreutiner Dukaten in 
Deutschland; wie in anderen Läudem, in der Mark jedoch damals 
noch nicht geschlagen wurden, und noch häufiger rechnete man 
in Gulden, auch wenn man in Groschen zahlte^ nach dem jedes- 
mal bestehenden Kurs, um so bei allem Wechsel im Feingehalt der 
einheimischen Silbermünze den V ortheil der grösseren Beständigkeit 



Geld- und Mönswesen der Mark BrandenbarK. 33 

Goldmünze zo geniesseD, bis in der zweiten Hälfte des Jahr- 
hunderts die Rechnung in Gulden bei grösseren Summen die in 
Groschen fast s&mmtlich verdrängt. Schon unter Kurfürst 
Friedrich IL wurden die Gehälter der Staatsbeamten und selbst 
wizelne Staatseinkünfte (die Orbeten untermärkischer Städte) in 
rheinischen Gulden festgesetzt, damit der Empfanger von dem 
Sinken des Feingehalts und Kurses der Silbermünze keinen 
Schaden habe. 

Nach dem Landbuch Kaiser Karl lY. galt in den letzten 
Regierungsjahren dieses Fürsten ein Gulden (florenus), ohne 
Zweifel je nach Ursprung und Feingehalt desselben ~ eine be- 
stimmte Sorte ist also nicht gemeint — 15 bis 17 böhmische Groschen. 
Obwohl sich nun auch die Gulden im Laufe der Zeit erheblich 
rerschlechterten, so verschlechterten sich doch die böhmischen 
und märkischen Silbermünzen noch viel rascher. Ln Jahre 1402 
rechnete man auf den ungarischen Gulden, der zu den besser aus- 
geprägten gehörte, schon 20 (Rd. 2, 3, 155) und im Jahre 1428 

28 böhmische Groschen (Rd. 1, 20, 27). Der von den rheinischen 
Kurfürsten geprägte, im Gehalt geringere rheinische Gulden, dessen 
man sich seitdem in der Mark fast ausschliesslich bediente, galt 
damak (1426—31) auch schon 20—22 böhmische Groschen (Rd. 1, 
11, 86 und 162; 1, 12, 211; 1, 19, 148; 1, 20, 27; 2, 3, 480 
bis 481) und stieg, obwohl sein Feingehalt seit dem Jahre 1437 
nicht unerheblich herabgesetzt worden, bis zum Jahre 1440 auf 
26-27 Groschen (Rd. 1, 7, 94; 1, 9, 488). Denselben Kurs 
behauptete er bis zum Jahre 1449, wo er 17 Vs — 1^ Schilling 
galt, was dasselbe ist (Rd. 1, 16, 483); in den Jahren 1452—53, 
nachdem der Kurfürst in den grossen Fürsten- und Städtekrieg 
und andere Kämpfe verwickelt und durch Geldnoth zur Aus- 
prägung leichterer Münze veranlasst worden war, rechnete man 
die Gulden schon 19 Schilling 3 Pfennig (Rd. 1, 14, 295) oder 

29 Groschen Landeswährung, in den Jahren 1463 — 70 nach und 
während neuer kostspieliger Kriege zu 30 Groschen Landeswährung 
(Rd. 1, 20, 68; 71; 72; 76; 77. Fidicin, historisch-dipl. Bei- 

Ziitaehrift Ar Nantooifttlk. XI. S 



34 A. Kotelmann: 

träge zur Geschichte Berlins^ 11^ S. 250). Schon in den letzten 
Regierungsjahren Friedrich 11. war jedoch dieser Kurs nur durch 
Zwangsverordnungen (Mylius, Corpus constitutionum March. 
IV, I, S. 1150) aufrecht erhalten worden, und gleich nach dieses 
Fürsten Rucktritt von der Regierung im Jahre 1471 schnellte er 
plötzlich auf 33 Groschen empor (Rd. 4, 1, 337), worauf er darch 
die Bemühungen des Nachfolgers, Albrecht Achilles, auf den Stand 
von 32 Groschen zurückgebracht wurde, den er auch unter den 
folgenden Regenten bis tief in das sechzehnte Jahrhundert hinein 
behauptete (Rd. 1, 12, 333; 1, 11, 192; 1, 21, 437; 1, 2, 49; 
1, 21, 109 und vielen anderen SteUen) oder doch nur vorüber- 
gehend überschritt. Der eigene wohlverstandene Vortheil der 
Fürsten, das fiskalische Interesse selber brachte es dahin, dass sie 
die Münze nicht verschlechterten, seitdem die Staatsausgaben 
grösstentheils in rheinischen Gxdden geleistet wurden: denn er- 
hielten sie die Abgaben der Unterthanen in schlechter Silber- 
münze, so konnten sie dieselbe nur zu niedrigem Kurse in Gulden 
umsetzen und erlitten vielmehr Schaden, als sie von der leichteren 
Ausprägung Yortheil hatten. 



Exe urs 
Über Kaiser Karl IV. Landbuch der Mark Brandenburg 

als Quelle für die brandenburgische Münzgeschichte. 

Das Landbuch ist die wichtigste Quelle für den Zustand des 
brandenburgischen Geld- und Münzwesens zur Zeit Kaiser Karl's 
des Vierten. Der Kaiser, welcher sich durch das Landbuch 
hauptsächlich eine Uebersicht über die brandenburgischen Staats- 
einkünfte verschaffen wollte, liess dieselben allerdings zunächst 
in der einheimischen Marksilber- und Pfennigrechnung verzeichnen; 
bei den grösseren Summen erfolgte aber die Aufzeichnung gleich- 
zeitig oder ausschliesslich in böhmischen Groschen. Aus den 



• Geld- and Mnnzwesen der Mark BrandenbQrf(. 35 

zahlreichen Angaben nun, welche in mehreren Geldsorten erfolgten, 
lassen sich die Kurse derselben im Yerhältniss zu eiuander be- 
rechnen. Ausserdem enthält eine jüngere Handschrift des Land- 
buchs Münztabellen, aus denen sich jene Kurse direkt und noch 
YoUstandiger ergeben. 

Der Werth des Landbuchs als Quelle für die Munzgeschichte 
wurde bisher dadurch beeinträchtigt, dass dasselbe aus Ter- 
schiedenen älteren und jüngeren Bestandtheilen zusammengesetzt 
ist und dass man der Meinung war, diese Bestandtheile seien zu 
sehr verschiedenen Zeiten entstanden, wozu auch der grosse 
Mangel an Uebereinstimmung in den Münzkursen, welche sich 
aus dem Landbuch berechnen liessen, Veranlassung gab. 

An einem anderen Orte gedenke ich nachzuweisen, dass jene 
Annahme, die einzelnen Theile des Landbuchs und die Zusätze 
der ersten von den beiden jüngeren Handschriften seien zu sehr 
verschiedenen Zeiten entstanden, hin&Uig ist, dass vielmehr das 
Landbach in allen seinen wesentlichen Bestandtheilen und mit 
den Zusätzen jener jüngeren Handschrift während der kurzen Re- 
gierung Karls des Vierten in der Mark (1373 — 78) oder eines nur 
kurze Zeit darüber hinausreichenden Zeitraums entstanden und 
jene jüngere Handschrift wahrscheinlich weiter nichts als eine 
mit einigen Bereicherungen und für den praktischen Gebrauch 
bestimmten Münztabellen versehene Reinschrift der ältesten Hand- 
schrift ist. 

Legt man diese Voraussetzung zu Grunde, so entsteht aller- 
dings die Schwierigkeit, dass die Geldkurse, welche das Landbach 
angiebt, oder welche sich aus Angaben desselben berechnen 
lassen, so sehr von einander abweichen, dass so starke Verände- 
rangen binnen so kurzer Zeit sich kaum begreifen lassen. Es 
werden folgende Geldsummen einander gleichgestellt: 

1. 8. 7. Tab. XIII onter Kfistrin 14 Pfd. Pfennige = 9Vt Hark SUber 

2. 8. 18, bei der Orbete tod Boizenburg; 6 Pfd :^' 8 8chock 20 Qroschen 
8. 8. 19, bei den Qew&ssem tod Kopnick 3 Pfd. = 2 Schock Groschen 

4. bei denen Ton Boizenbnrg 24 Schill. = 66 Groschen 

5. S. 26, unter Biesenthal 90 Pfd. = 45 Schock Groschen. 

8* 



36 ^- Kotelmann: • 

6. unter Boiienbarg 5 Pfd. = 8 Schock Groschen 

7. S. 26, unter Boizenborf^ 21>) Pfd. 16 Schill. = 15 Schock Oroscben 

8. S. 28, unter Wrieien 1 Pfd. = 40 Groschen 

9. S. 31, unter Wittenber(?e 41 Pfd. 14 Schill. = 20 Schock 88 Groschen. 

Da die Mark Silber im Landbach, mit Ausnahme weniger, 
unten aufgeführter, ohne Zweifel auf falscher Rechnung beruhender 
Angaben zu 68 böhmischen Groschen gerechnet wird, so hätte 

danach gegolten: 

das Schock Groschen die Mark Silber 

nach 1. 29 Schilling 

ig 84 . 

84 . 



2. 


80 Schil 


3. 


80 , 


4. 


26 , 


5. 


40 , 


6. 


88 . 


7. 


29 . 


8. 


80 . 


9. 


42 . 



46 , 
88 

34 , 

84 . 

47 , 

Ausserdem wird die Summe, für welche das Stadtgericht zu 
Eyritz YerpfSuidet war, S. 31 zu 200 Pfund, S. 32 zu 133 Mark 
Silber angegeben. Es wird also hier die Mark Silber zu 1^ Pfd. 
oder 30 Schilling gerechnet^ doch bleibt es zweifelhaft, ob dies 
auf einer zur Zeit der Entstehung des Landbuchs stattgefundenen 
Berechnung beruht oder ob nicht, wie es häufiger vorkam, in der 
Yerpfandungsurkunde die Summen sowohl in Pfund als in Mark- 
silber angegeben war und so einmal in Münze, das andere Mal 
in Silber in das Landbuch übernommen wurde und in letzterem 
Fall würde die Eursangabe sich nicht auf die Zeit beziehen, wo 
das Landbuch entstand, sondern auf eine frühere, in welcher die 
Verpfändung geschah. Es läset sich also aus dieser Angabe keine 
sichere Folgerung ziehen. 

Was nun die übrigen Angaben betrifft, so wimmelt leider 
die oben unter L aufgeführte Stelle von Rechenfehlem. Während 



1) Fidicin's Ausgabe des Landbuchs enthalt hier die falsche Angabe 
XXVI. talenta statt XXI. talenta, wie ich ans der Yergleichung mit dem im 
Köoigl. geh. Staatsarchi? befindlichen Original ersehen habe. Ich hoffe näch- 
stens eine Berichtigang der wesentlichsten Fehler der Fidicin'schen Ausgabe 
veröffentlichen lu können. 



Geld- nnd Mänzwesen der Mark Brandenburg. 37 

sonst überall im Landbuch die Mark Silber 68 Groschen gilt, 
werden hier rasch hintereinander 

8 Mark Silber = 9 Schock 21 Groschen also 1 Mark = 707« Groschen 

97, , . = 9 , 20 . . 1 , =ö8»Vi. . 

48,. =64, 24, ,1,=.68 

47 , , =54 « 4 , , 1 . =69V4» • 

gerechnet. Die Groschenbruchtheile, die sonst bei der Berech- 
nung des Mark Silber in Münze nicht yorkommen, deuten so 
sehr auf Rechenfehler hin, dass sich aas den Münzangaben der 
Tabelle keine Karsberechnong machen lässt. Auch die der 
ältesten Handschrift entnommene und zu deren ursprünglichen 
Bestandtheilen gehörige Ajigabe unter 4., nach welcher die Mark 
Silber 29 Schilling gegolten hätte^ beruht wahrscheinlich auf 
einem Rechen- oder Schreibfehler, denn nach dem Original der 
Handschrift und der engen Verbindung dieser Angabe mit der 
ihr unmittelbar vorhergehenden Nr. 3, aus welcher sich ein ganz 
anderer, mit anderen Angaben des Landbuchs übereinstimmender 
Kurs ergiebt, scheinen beide Angaben von demselben \erhsser 
und aus derselben Zeit zu stammen. Gegen drei der übrigen An- 
gaben erheben sich zwar keine besonderen, aber doch das all- 
gemeine Bedenken, dass man bei der mangelhaften Fertigkeit der 
Beamten im Rechnen auf eine vereinzelte Berechnung wenig 
Werth legen kann, nur wenn zwei oder mehrere sonst unver- 
dächtige Berechnungen dasselbe Resultat ergeben, kann man 
darauf bauen; danach sind die aus den Angaben 5, 6, 9 sich er- 
gebenden Kurse voo 45, 38, 47 Schilling auf die Mark Silber 
unsicher. Dagegen darf aus der genauen Uebereinstimmung der 
Angaben 2, 3, 7, 8 geschlossen werden, dass wenigstens während 
des grösseren Theils der Regierung Kaiser Karls die Mark Silber 
einen Kurs von 34 Schillingen hatte. Femer ist zu erwähnen, 
dass die Theile des deutschen Landbuchs, in welchen die Angaben 
5 und 9 enthalten sind, ihrer Form und ihrem Inhalt nach zu 
den alleraltesten, gleich im Anfang der Arbeit entstandenen 
Theilen des Landbuchs zu gehören scheinen: da nun jene An- 



38 ^' Kotelmann: Geld- und Mäniwesen der Mark Brandenbnrpf. 

gaben, obwohl sie am meisten von den übrigen abweichen, ein- 
ander ziemlich nahe kommen, so ist es nicht an wahrscheinlich, 
dass im Anfang der Regierung des Kaisers in der That die Mark 
Silber einen Kurs von 47 Schilling hatte, der dann in Folge von 
Verbesserungen, welche der Kaiser im Munzwesen vorgenommen 
haben mag, auf 45 und noch später, der Angabe 6 entsprechend^ 
auf 38 und und zuletzt auf 34 Schilling herabging. Das ist zwar 
aufiPallig, aber bei dem schlechten Zustand des Münzwesens zur 
Zeit des wittelsbachischen Hauses nicht unbegreiflich und nicht 
ohne Seitenstück. 

A. Kotelmann. 



39 



Der &ros Tournois, eine Nacliahinuiig des Sarrazinas von 
Acre ohristlicher Prägung. Ein Brief an Heim Anatol 

von Barthfilemy. 



Mein lieber Freund und College! 

Sie hatten die Güte, mich nach dem Ursprung des Gros 
Tournois zu fragen, gestatten Sie, dass ich ihnen als Antwort die 
folgenden Zeilen übersende. 

Sie wissen, dass ich Sie nicht ohne Ueberraschung auf ihre 
Meinung verzichten sah, welche Sie im Verein mit Herrn de 
Saulcy in der Kevue Arch^ologique und den M^langes de Numis- 
matique des Jahres 1875 ausgesprochen und vertheidigt hatten. 
Diese Meinung, welche die Prägung des Gros Tournois auf das 
12. Jahrhundert zuruckyerlegte, war so neu und kühn^ dass ich 
nach deren kritischen Zurückweisung durch Herrn Max Werly^) 
eine weitere Begründung derselben von Ihrer Seite erwartete. 
Allerdings würden solche Versuche unfruchtbar gewesen sein, denn 
der Gros Tournois datirt wirklich von Ludwig dem Heiligen. Es 
ist dies die allgemein überlieferte Ansicht, welche Sie auch als 
wahrscheinlich angenommen haben. 

Ich will dieser Ansicht einen Beweisgrund hinzufügen: 

Der Gros Tournois giebt so genau die Zahl und Anordnung 
der Kreuze und Inschriften wieder, welche die eine Seite des 
Sarrazinas von Acre christlicher Prägung vom Jahre 1251 tragt, 
dass er als eine Nachahmung dieser Münze angesehen werden 



1) Memoire de U Sod^t^ des Antiquit^ de France, tom. XL, p. 67. 



Lonia Blineud: 



mnsa'). Zar Erlänterang wird ei 
dieser beiden Münzen bätragen. 



! Züchnnng nnd Beschreibnug 



Beschreibung der einen Seite beider MOnzen. 



Zwei iDSchrifteQ kreisrund und kon- 
lenlrisch, die iusaera ein Spruch der 
heiligon Schrift, ernaDzt durch die 
innere Jnacbrift, welche ibrerseitB einen 
Ereil umschreibt, der von einem Kreuz 
elngenommeD wird, öbei dem Eienz 
iwel kleinere Kranze im fief^nn der 
beiden luschril^en. 

Der SarTMiiiM Ton Acre. 



Der Qroi Toarneis. 
Zwei Iniehriften, kreisrnnd nnd kon- 
zentrisch, die insiere ein Sprach der 
heiligen Schrift, die innere Inschrift 
Name nnd Titel des EönigB, welche 
ihrereeitj einen Kreis amschreibt der 
TOn einem Krem ein|^nommen wird, 
über dem Kreni zwei kleinere Krenze 
am B^nn der beiden Inachnften. 

Der Oroi Tonmols. 



Nach Beschreibung und der graphischen Wiedergabe der An- 
ordnung der einen Seite beider Müazen wird man die KichUgkeit 
meiner Behauptung nicht bezweifeln können, da der Gros Tonmois 
eine Nachahmung des Sarrazinas ron Acre christlicher Prägung 
vom Jahre 1251 ist, so muss man seine Prägang später datiren. 

Dies ist auch Ihre Ansicht ond ich schätze mich glücklich, 
daes sie durch meinen Beweisgrund bestärkt wird. 

Ich beschränke mich aof Feststellung dieser Tbatsache, ohne 
weiter auf 2^t und Ort der ersten Prägung des Gros Toomois 
einzugehen. Sie, mein lieber Freund nnd College, glauben, dass 
sie in Frankreich, den 15. August 1266 stattgefunden hat*). Ich 

1) Nichts ist natürlicher, als dus Ludwig der Beilige, der wesentlich lur 
Bentellnng dea Sarruinis Ton Acre christlicher Prägnog beitmg; und die An- 
oidnang billigte, lon der nenen Prägung ao befriedigt wu, ikss er die An- 
ordnung dieser Hänte anf den Gros Tonmois übertragen Hess. 

2) Wallon, Histoire de aaint Loais, Paris 1880, gr. in 8*. p HOB. 



Der Oro0 Tonmoii. 41 

würde Ihre gründliche Beweisfühnmg als entscheidend ansehen, 
wenn ich nicht glaubte, dass man noch den Beweis ffir die Prä- 
gung des Gros Toomois im Orient aufSnden wird. Ohne auf 
gewisse Thatsachen einzugehen, welche die Ausprägung einer 
Silber-Münase Ludwig des Heiligen im heiligen Lande wahr- 
scheinlich machen, wie soll man annehmen, dass dieser Konig, 
welcher vier Jahre ungefähr in jenem Lande als Souverain lebte, 
nicht das vornehmste Recht eines Souverains geübt haben soll, 
Münzen zu prägen, während in seiner Nähe Fürsten dieses Recht 
ausübten, deren Macht gering war im Yergleich zu ihm und die 
ihn bei jeder Gelegenheit als ihr Oberhaupt anerkannten. 

Abgesehen yon Zeit und Ort der ersten Ausprägung des 
Gros Tournois, welche man vielleicht in die Numismatique de 
rOrient latin wird aufnehmen müssen'), können wir jetzt, mein 
lieber Freund und College, ohne Widerspruch zu fürchten an- 
nehmen, dass sie unter Ludwig dem Heiligen stattfand und nach 
dem Jahre 1251. 

Marseille, den 10. November 1882. 

Louis Blancard. 



1) Ich lasM die Fra^e ausser Acht, ob der Gros Ton Tripolis fräher oder 
spiter za datiren ist als der Gros Tournois Ludwig des Heiligeo, obgleich ich 
cur zweiten Ansicht oefge. Cf. Barthilemy, lot. cit., und t. Saalcy citirt von 
Schlnmbeiger, Numismatique de TOrieut latin, Paris 1878, gr. in 8«, p. 10&. 



42 



OriecliisGlie Eigennamen auf Münzen. 

Nachträge and Berichtigungen zum Pape-Benseler'schen Lexikon. 



Den im VII. Bande des Hermes S. 47 gegebenen Nachtragen 
f&ge ich einige weitere hiuzu. 

I. Berichtigungen. 

^^Avydiatiwv^*' stammt wohl von uiydioTig , Beinamen der 
Cybele, ab. 

Aircontavrjg^ die Lesung ^AxQoxävrjg wird durch eine Münze mit 
AVTOKANA im K. Münzkabinet widerlegt. 

AiGiaq steht nicht auf „Sardinischen Münzen'^, sondern auf Münzen 
von Sardes. 

^Ekv\pafievB%oq ist kein Name, soodero es sind zwei Worte, denn 
es steht auf den angeführten Münzen von Aspendus 
sowohl EAY^A MENETYZ als MENETY2 EAYi^A. Im 
Pamphylischen Dialekt ist ^ wahrscheinlich = 22; viel- 
leicht bedeutet EAY^A eylvipe. Siehe J. Friedlaender in 
Zeitschrift für Numismatik IV S. 297. 

Kadog. Auf der angeführten Münze von Apollonia Ulyrici 
Mionnet II 29 4 stellt EniKAAOY, EOI ist hier nicht Prae- 
position, denn die zahlreichen Münzen derselben Art haben 
nie die Praeposition. Der Name ist also ^Enixaäog. 

AoxQOTrjg ist falsche Lesung für AaxQatfjgy es liegen mir gute 
Exemplare der angeführten Münze vor. AoxQox-qg fällt fort. 

NlyQT]Tog, Mionnet IV 328 fallt fort; diese Münzen von Laodicea 
Phrygiae haben GHI A AIA nirPHTOZ. 



^v 



Griechische Eigfennamen auf Münzen. 43 

SafnaoijQ fallt fort, es ist der Genetiv von Safiiaor]^ einer Form 
des Stadtnamens Amisos. Siehe J. Friedlaender in Zeit- 
schrift für Namismatik. U 29. 

TaXavga, diese Pontische Stadt heisst aaf Münzen Tavlaga^ 
(TAYAAPUN), siehe J. Friedlaender, Zeitschrift für Numis- 
matik n 115. 



ArAGABYOI Mionnet S. VI 593, lies 

ArAeAPXOZ. 

ZIN04>ANT Mionnet S. VI 593, lies 
HENO<l>ANTog 



II. Neue Namen. 



AyxiOxoQy SilbermüDze von Ephesos K. Münzkab. 

liifvixagy EIII ANNIKA Tetradrachmon von Chalcidice in der 

Sammlung des Herrn Güterbock. 
/^e^ayoQag, Rhodus; Mionnet S. VI 593. 
Jij^aivoQj Milet. K. Münzkab. 

Jiovvatq>avi]g, Erythrae, K. Münzkab. statt Jiovvaotjpavqg. 
^Ekaivsvg^ Milet, E. Münzkab. (Die Lesung ist nicht ganz sicher.) 
^E^eraatevgy Erythrae E. Münzkab. 
KYPANNIZ deutlich auf der Münze Mionnet S. IV 322, E. 

Münzkab. 
Moa^idiog, S;EN04>AN MOZeiAIOY, Archon in Cyme Aeolidis 

zur Zeit des Drusus, Mionnet S. VI 18. 
'^OtTakogj Erythrae, K. Münzkab. 
ZKYFTANA (Genetiv) Bronzemünzen von Dyrrhacfaium , E. 

Münzkab. 
0Uag, Eni <]>IAAAOZ. Abdera, E. Münzkab. 



44 J- Friedlaeoder: 

III. Bekannte Namen 

in Städten, wo sie noch nicht nachgewiesen waren. 

Alo%ivriQ, Chios, Mionnet S, VI 390. 
AiaxvXnq^ Apollonia ülyrici, S. HI 314. 
'AXxldr^fiog, Milet, E. Münzkab. 

^AkvTiiavi], Priesterin, Byzantiam unter Maximinus, K. Münzkab. 
^AfiBivoxlijg, Aenianes Thessaliae, Mionnet II 9. 
'AvTifpavrjg, ANTI<I>ANHZ0PA2nNIAOY RAPIOZ EHOIEI, Marmor- 
statue des Hermes? E. Museum in Berlin; aus später Zeit, 

also ein anderer Antiphanes als der bei Pausanias genannte 

Erzgiesser. 
^AnoXXag Oaiviov^ Temnus Aeolidis, Mionnet S. VI 41. 
^AQiOToveixoQy AiXliog, Germe Mysiae , Mionnet II 554 und 

Suppl. V 360. 
Avanri^, YIl AHOA AYCIIIKOC, Nicopolis Moesiae unter Septi- 

mius Severus, E. Münzkab. Mionnet S. II 119 369 liest 

AYCnEKOC. 
BaaaUaog, TI BAISIAAOY Ecl> Mionett IV 220 153 und Suppl. IV 

503 104. 
BiiaVy Milet, E. Münzkab. 
BQ€fi(ov^ Milet, E. Münzkab. 
AoQeoQy Dyrrhachium, Mionnet S. III 331. 
Jioyivrjg, ED CTP F K AIOrGNOYC CTE4>ANHOOPOY, Smyma 

m 247. 
^EoQvda, Erythrae, E. Münzkab. Vergl. Evgvdafiog. 
^Enixadog^ Apollonia Illyrici, E. Münzkab. 
"EQfiiTiTiog ^EQ/Äoyivovg^ Archiereus in Smyma, Mionnet III 207. 

Derselbe in Philadelphia Lydiae, Mionnet IV 98. 
'E(}fi6q)avtog^ Ceramus in Garien, unter Commodus, E. Münzkab. 
EvaivsTog, Stempel-Schneider auf Münzen von Syracus. 
EvszijQia^ Beiname der Cleopatra, Mutter des Eönigs Antiochus VIIL 

von Syrien, Mionnet S. VIII 62 (irrig gelesen). 



Grieehische Eigennamen anf Münzen. 45 

EYl*in Didrachmon von Heraclea Id Lncanien; 1* ist das Aspirations- 
zeicheo, z. B. AV^YZKAI der Name von Asculom. 

ZamvQiiüv^ ^HQoyyrjxog Z<o7iv()iiovoc auf der bei Herognetos von 
Pape aDgeführten Münze von Magnesia Joniae. 

'HgayoQagy Milet, K. Munzkab. 

'HfaxXeidrig, HPAKAEIAOY ACKA, Strateg in Phocaea, Mion- 
net III 179. 

G€odoaiav6s, M, ^vq^ Strateg in Phocaea, Mionnet III 179. 

QdgfiavÖQog^ Pergamum, Mionnet S. V 355 1079. 

KallixQatrjc^ Khodns, Mionnet S. YI 593. 

KovQidiog (das K nicht völlig sicher), Erythrae, E. Münzkab. 

Kvdoxkrjg^ Cnidus^ Mionnet III 340. 

^oyyeipog^ Avq. Magnesia ad Sipylom, Mionnet lY. 82. 

Aoxixrjg^ Samos, E. Münzkab. 

MfjtQog, Ephesus und Erythrae, E. Münzkab. 

Moaxiüßp^ Cos. Mionnet Suppl. YI 571; ob nicht Mooxlwv steht? 

Nixofiaxog^ Strategos in Pionia Mysiae, Mionnet S. Y 487. 

^OyvfiOQxog^ der bekannte Heerführer im heiligen Eriege, auf 
Münzen von Phocis, E. Münzkab. 

Ilargaivog, Milet, E. Münzkab. 

mdia eni DCAIAC CGKOYNAHC, Eucarpia, Zeit des Hadrian, 
Mionnet lY 290. 

Hoyeua? Rhodus, Mionnet Snppl. VI 592 216. 

nwXkiapog^ Strategos in Philadelphia Lydiae Mionnet S. YU 399, 
und mit dem Yornamen M in Thyatira Lydiae, Mion- 
net IV 154. 

nwXliiov^ CTP nnAAiaNOC, Pergamum, Mionnet II 592, 
aber ebenda auf einer anderen Münze Cni CTPA I 
nOAAinNOC. 

SafiayoQag^ Hierapytna, Mionnet S. lY 322. 

Safiioogy Form für AfAioSg; auf einer Münze stellt lAMIZOY; 
Samsnn ist der jetzige Name. 

SijQOfißog, Tarent, Drachme mit dem Reiter, E. Münzkab. 

SwMavpag^ Tarent, Drachme mit dem Reiter, E. Münzkab. 



46 ^' Friedlaender: Griecbiscbe Sif^enDamen auf Münzen 

Tifioxk^g, Achaia, Mionnet Soppl. IV 20. 

^YßQeag, der angeführte Hybreas steht auch als Grammateus und 

Epimeles auf Münzen von Mylasa, Mionnet Suppl. lY 509. 
0alaixoSy der bekannte Heerführer im heiligen Kriege, auf 

Münzen von Phocis, E. Münzkab. 
Okaxxog l\ ÜCA, Curator in Encarpia Phrygiae, Mionnet Suppl. VII 

560, Zeit des Antoninus Pius. 

J. Friedlaender. 




47 



Sie Erwerbungen des Königlichen Mfinzkabinets im 

Jahre 1882. 

(Tat I, II.) 



Gold 


Silbm- 


Bronze 


Stack 


2 


31 


203 


236 


8 


593 


27 


628 


3 


63 


28 


94 


29 


91 


44 


164 



Der mehrjährigen Sitte getreu berichte ich über die neuen 
Erwerbungen, wenn sie auch weniger wissenschaftlich Neues 
brachten als die früherer Jahre. Sie bestanden aus: 

Griechischen 

Römischen und Byzantinischen 
Mittelalterlichen und Neueren . 

Orientalischen 29 

42 778 802 1122 

Auch in diesem Jahre hat die Sammlung mehrere Geschenke 
erhalten : von S. E. und E. H. dem hohen Protector der Museen, 
dem Ministerium des Cultus und dem der öffentlichen Arbeiten, 
der Geographischen Gesellschaft, S. £. dem Wirklichen Geheimen 
Rath Grafen von Usedom, Herrn Gonsul Eoch in Reval, Freiherm 
von Saurma, Herrn Professor Pais aus Cagliari, Herrn Done- 
bauer in Prag, Herrn Directorial- Assistent Dr. Erman und dem 
Verfasser. 

I. Unter den angekauften Griechischen Münzen f&llte der 
schöne und seltene Goldstater von Panticapaeum mit dem Eopf 
des Pan im Dreiviertel- Profil eine langst gef&hlte Lflcke. Aus 
demselben Lande stammt der Stater der Stadt Chersonesus, Tafel I, 
von welchem nur noch ein abweichendes Exemplar bekannt ist. 
Das unsrige wurde auf der Versteigerung der in Odessa ge- 
bildeten Sammlung des verstorbenen Staatsrath Dr. P. Becker 



48 ^- Friedlaender: 

erworben. Es hat die Jahrzahl OF (73), über der Artemis and 
ein Monogramm aus IIAP. Die Münze ist äusserst roh, der 
Apollokopf gleicht den Köpfen der Imperatoren. Das Gewicht 
ist 7,83 Gramm. 

Auf derselben Aaction worden noch einige andere Münzen 
Ton den Küsten des Schwarzen Meeres erworben, von Tyra, 
Tomi, Neocaesarea; darunter auch die unter Geta geprägte von 
Tinus, auf welcher Becker in seinem gedruckten Katalog Z£YC 
GYPHCIOC gelesen hatte, während Z€YC CYP...IOC darauf 
steht, was wahrscheinlich zu CYPF ACTIOC zu ergänzen ist. 
Denn ZCYC CYPFACTHC ist häufig auf den Münzen dieser 
Stadt und da, wie Eckhel anführt, MAGNO SVRGASTEO in 
einer Steinschrift vorkommt, so ist die Form avQjrdoriog glaublioh. 

Unter den nordgriechischen zeichnet sich ein recht schönes 
Exemplar des urältesten macedonischen Octodrachmons aus, von 
38,7 Gramm. Ein von einem Stier gezogener Karren, linkshin, 
der Karren hat einen geflochtenen Sitz, wie der auf einigen Münzen 
von Messana, mit hoher Lehne, die Speichen haben die alte Form 
ya^ der sitzende fast hockende Lenker trägt die Causia und ist 
bekleidet, er erhebt in der Rechten einen kurzen Treibstab. 
Heber dem Rücken des Stiers ist ein korinthischer Helm mit 
einem grossen Busch. Den Abschnitt bildet ein Perlstab zwischen 
zwei Linien. Auf der Kf. ein flaches Triquetrom, aus drei mensch- 
lichen Beinen ; in den Zwischenräumen Zierrathen, Akroterien 
ähnlich. 

Von vortrefflicher Erhaltung ist das Tafel I abgebildete eben- 
falls sehr alte schriftlose Tetradrachmon von Terone. Auf einer 
Münze von Abdera ist ein hüpfendes Mädchen mit dem „Ka^athos'' 
genanntem Kopfputz und einen kaum über die Balfie des Leibes 
hinabreichenden fliegenden Gewände. MiUingen hatte diese Figur 
wegen des danebenstehenden Beamten-Namens Molpagoras auf 
die fiolnijj den vom Tanz begleiteten Gesang gedeutet, jetzt gilt 
die Vorstellung für den ^KaXad'laxoc*^ genannten Tanz; Stephani 



ErwerboDfi^D des Königlichen MnnskabiDets im Jahre 1882. 49 

in Petersburg hat die Figur auf Tielen Kunstwerken (ohne den 
Namen Molpagoras) wiederkehrend, nachgewiesen. 

Die Tafel I, 1 abgebildete Münze des Päonischen Königs 
Palraus hat die gewohnte Kehrseite, aber die Vorderseite weicht 
ab. Während sonst ein lorbeerbekra«nzter Kopf mit kurzem Haar 
gleich dem auf den Statem Philipp II. erscheint, also wohl ein 
jugendlicher Herakles, ist hier der Kopf eines Mannes mit einer 
Taenia um das Haar dargestellt, also wohl auch wieder Herakles, 
fär den auch die Taenia sehr wohl passt. An ein Bildniss des 
Patraus kann man nicht denken, da das Bildniss bekanntlich erst 
unter den Diadochen, nach 306, beginnt, Patraus aber 340 — 315 
regiert hat. Auch wäre die Taenia für einen König nicht passend. 
Ein Yollkommen schönes Exemplar der seltenen Münze des 
Alexander von Pherae mit dem Kopf der Artemis von vom hat 
neben dem bewaffneten Reiter der Kj\ AAEHANAPEIOI, während 
gewöhnlich der Genetiv des Königsnamens steht. 

Ebenfalls dem Norden Griechenlands gehört das Tetra- 
drachmon mit den Typen und der Aufschrift Alexanders des 
Grossen und OAHZITXIN (Müller Nr. 430). Es ist bekannt, 
dass diese Typen lange nach Alexanders Tode beibehalten worden 
sind; andere Münzen mit diesen Typen und OAH geben da- 
für den bündigsten Beweis, denn auf ihnen hat der mit dem 
Lowenfell bedeckte Kopf unverkennbar die Züge Mithradat's des 
Grossen. 

Unter den Münzen des eigentlichen Griechenlands ist ein 
athenisches Tetradracfamon hervorzuheben, von welchem nur ein 
etwas abweichendes Exemplar, in Oxford, bekannt und von Beulö 
S. 210 abgebildet ist 

Das nnserige hat auch AIIEA AI 

KXIN 

APIZ 

TOTE 

AHD 
unter AI eine stehende Demeter mit zwei Aehren in der Rechten. 

Z«lttehrlft fftr NunUoMdfc. XI. 4 



50 J* Friedlaender: 

Auf der Amphora steht die Monatszahl A (das Oxforder Exem- 
plar hat K), nnter dem Kranz steht AI. 

Apellikon gehörte, wie auch die Münzen zeigen, mit Gorgias 
und Aristion in die Zeit Mithradats, folglich auch der Aristoteles 
dieser Münze. Ob er ein Nachkomme des Philosophen war, 
bleibt dahingestellt; der auch auf unserer Münze genannte 
Apellikon war wenigstens gleich diesem aus Teos, und hatte Be- 
ziehungen zu seinem berühmten Landsmann, er kaufte dessen 
Bibliothek Ton den Nachkommen und liess von einigen Werken 
neue Abschriftien machen. Rudolf Weil hat interessante Auf- 
schlüsse über diese Verhältnisse gegeben. (Mittheilungen des 
archäologischen Instituts in Athen, Th. VI S. 315 und nament- 
Uch S. 327.) 

Nicht oft kommen uns jetzt wichtige italische und sicilische 
Münzen zu. Um so erwünschter war die Tafel I abgebildete 
seltene Silbermünze von Teanum Sidicinum mit dem oskischen, 
auf beide Seiten vertheilten vollen Stadtnamen. Ich habe sie zum 
ersten Mal publicirt (BuUettino dell' instituto 1847, S. 96), aber 
ich konnte sie in meinen oskischen Münzen auch nur beschreiben, 
nicht abbilden, da die Herren Santangelo in Neapel nicht er- 
laubten, ihre beiden damals allein bekannten Exemplare zeichnen 
zu lassen. 

Bemerkenswerth ist eine kleine unedierte Bronzemünze mit 
dem Kopf des Apoll und einem weiblichen auf der Ks., neben 
welchem AYTOKANA steht, Taf. 1, 3. AinouaifTjg oQog ainv kommt 
in dem Homerischen Hymnus an ApoUo Delius (t. 35) vor; die 
von Ilgen in seiner Ausgabe der Homerischen Hymnen an- 
genommene Emendation axQOxavrig wird durch unsere Münze 
widerlegt. Autokanes ist wohl gewiss das sonst Eane oder 
Eanes genannte Yorgebirge in Aeolis, Lesbos gegenüber, an 
welchem die von Schriftstellern öfter genannte Stadt Kaue oder 
Eanae lag, die nun zuerst in die Keihe der Prägstätten tritt; 
sie hat gleich dem Vorgebirge zwei Namen gehabt: Eane und 
Autokane. Eine andere Münze, Taf. I, 4, gehört vielleicht auch 



Erwerbungen des Königlichen Münzkabinets im Jahre 1882. 51 

dieser Stadt. Hier die Beschreibung: M ISMill. Lorbeerbekränzter 
Kopf des Asklepios (wie es scheint) gerade von vom. Rs. Kranz, 
in dessen Mitte ein grosser Punkt, unter dem Kranz mit sehr 
kleinen Buchstaben AYTOKA. Nicht mit derselben Sicherheit 
wie die erste möchte ich die zweite dieser Stadt zutheilen; die 
Lesung ist nicht völlig sicher, es ist ungewöhnlich, dass der 
Stadtname mit so kleinen Buchstaben und an so untergeordneter 
Stelle steht, das Abbrechen des Namens mit der Silbe, nicht in 
der Silbe, ist nur in frühen Zeiten gebrauchlich. Andererseits 
hat dje Mänze Aehnlichkeit mit denen des benachbarten Elaea, 
wenn auch der Kopf mehr an den Apoll von Alexandria Troas 
erinnert. 

Die folgende Münze von Mastaura in Lydien berichtigt die 
Beschreibung der beiden Exemplare, welche Mionnet (S. YII 390, 
339 und 340) auffuhrt doch lasst sich noch nicht die Aufschrift 
der Kehrseite vollständig feststellen. 

JE 20 MilL Die sich anschauenden Köpfe des lorbeer- 
bekränzten Tiberius rechtshin, und der Li via linkshin. Darüber 
2EBAZTOY2, darunter MATTAYPITAI. 

Ä/. EniMEAHTHS nANA0HNA(inN ) und 

im Felde vertheilt T n N. Der Kaiser im Schritt reitend, 
rechtshin. 

Der Name des Epimeletes am Anfang dieser Aufschrift wird 
in der Mionnet'schen Beschreibung A • FEOY angegeben, was un- 
möglich richtig istO- Nach OANAeHNAinN folgt ein Wort, 
das mit THN schliesst, es ist kaum Platz fQr MAITAVPI, woran 
sich THN schliessen wurde, auch ist nicht wahrscheinlich, wenn 
auch möglich, dass der Name der Mastanriten zwei Mal genannt 
ist. Kurz, diese Aufschrift bedarf noch der Vervollständigung. 

Zu den sehr wenigen kleinasiatischen Städten, welche Pana- 
thenäen gefeiert haben, tritt hier Mastaura. 



1) Das Exemplar im Königl. Münskabinet in Manchen, welches wohl das 
yon Mionnet beachriebene Couain^rysche ist, zeif^t . . . ovo EniMEAHTHZ han 
...wie Herr Profeaaor Bmoa und Harr Dr. Riggaoer mir mittheilan. 

V 



52 •'• FriedUender : 

Münzen von Ninive Claudiopolis sind immer no6h selten. 
Zwei kamen uns zu, eine des M. Aorelius: M 23 Miil. AVR 
VERVS um den jugendlichen unbekränzten Kopf. Rf. (C)OL AV 
FEL NINI CLAV Adler von vom mit ausgebreiteten Flügeln 
zi¥ischen zwei Feldzeichen. Die zweite ist von Maximinus und 

Maximus: IE 32 Mill. IMP MAXIMIN VS ( PI)VS 

Lorbeerbekränzter Eopf rechtshin mit dem Paludamentum. Die 
Lücke der Aufschrift vor dem Gesicht ist durch einen ein- 
geschlagenen runden Stempel entstanden. JRf. C IVL VER 
MAXIMVS . . . (CLA)VA Unbekränzter Eopf rechtshin mit dem 
Paludamentum. Auch hier ist die Lücke durch eingeschlagene 
Stempel entstanden, dreimal derselbe Stempel mit einer stehenden 
Victoria rechtshin. 

Eine unter Caracalla in Caesarea Cappadociae geprägte 
Münze, deren Ks, Taf. I, 5 abgebildet ist, hat die Aufschrift £IC 
eANATOYC KYPIOY und die Jahrzahl ir, sie bezieht sich auf 
den Tod des Septimius Severus, welcher im dreizehnten Jahre 
der Mitregierung seines Sohnes Caracalla starb. 

Die kleine Anzahl von Münzen, auf denen Geta's Eopf aus- 
radirt ist, wurde durch eine von Pergamum vermehrt. 

? EBAOMOY steht auf einer Alexandrinischen Münze des 
Severus Alexander; diese Form für L habe ich sonst nie be- 
merkt. 

Mit der in Athen gebildeten Sammlung von Alterthümem 
des Professor Eomnos gelangten 480 Bleimarken an das Münz- 
kabinet, wo schon zahlreiche auibewahrt wurden. Mehrere haben 
Typen der athenischen Münzen, einige die Münztypen anderer 
Städte, die meisten Darstellungen lassen den Zweck nicht er- 
kennen, manche mit Masken mögen zum Einlass in Theater ge- 
dient haben. Viele sind scharf und zierlich. 

IL Die römischen Münzen, welche an Zahl und Werth 
hinter den griechischen zurückgeblieben waren, haben in den 
letzten Jahren beträchtlichen Zuwachs erhalten, worüber früher 
berichtet worden ist. L) diesem Jahre traten zu den im Jahre 



^v 



ErwerboDgen des Königlichen Hänzkabinets im Jahre 1882. 53 

1881 erworbenen 6 grossen Bronzemedaillons 11 andere ans der- 
selben Sammlang des englischen Capitains Sandes, 1 goldener, 
2 silberne, 8 bronzene, hinzu. 

Der goldene des Gallienus ist doppelt so schwer als die 
meisten bekannten, nämlich 27,65 Gramm, also Vis Pfand. Die 
Anfschrift ist IMP GALL1ENVS AVG COS V um den lorbeer- 
bekranzten Kopf rechtshin. Rf. AEQVITAS PVBLICA um die 
drei Monetae. Die Vorderseite findet sich auch auf einem anderen 
Goldmedaillon, welchen Eckhel (D. VII 393) aus dem Museum 
Albani beschrieben, Cohen aber übersehen hat, während dieser 
einen andern mit MONETA AVG beschrieben hat, der auch 
Vis P^d schwer ist. 

Ein silberner Medaillon, vom Kaiser Priscus Attalus ge- 
prägt^ ist der grösste und schwerste aller Silbermedaillons, er 
hat 46 Millimeter im Durchmesser und das Gewicht eines Viertel- 
pfundes, 75,6 statt 81,89. Nur noch ein Exemplar im Britischen 
Museum ist bekannt. Es ist auffiUlend, dass in der Epoche des 
tiefsten Verfalls des römischen Reichs ^ als die wandernden Ger- 
manen Italien durchzogen und beherrschten, der schwächste der 
ephemeren Kaiser ein solches Prachtstück geprägt hat Die 
historischen Verhältnisse erklären nicht dies Räthsel. Aiarich 
hatte bei seinem ersten Erscheinen vor Rom im Jahre 408 auf 
die Einnahme der Stadt gegen eine Kriegsentschädigung von 
500 Pfund Gold und 80000 Pfund SUber (7 bis 8 MiUionen 
Mark) verzichtet. Im folgenden Jahre war er zurückgekehrt und 
hatte, da der Kaiser Honorius nach dem festen Ravenna ge- 
flüchtet war und nicht Frieden schliessen wollte, den aus Klein- 
asien gebürtigen Praefectus urbi Priscus Attalus zum Kaiser er- 
nannt, hatte ihn mit sich gegen Ravenna geführt und im folgenden 
Jahre im Lager bei Ariminum des Purpurs entkleidet Darauf 
hatte sich Aiarich zum dritten Male gegen Rom gewendet, und 
nun erfolgte die bekannte gothische Eroberung der Stadt. 

Aus diesen Thatsachen ergiebt sich, dass der Medaillon 
gleich nachdem Attalus zum Kaiser ernannt war, geprägt worden 



54 J* Friedlaender: 

sein mass, obwohl eben zuvor jeae grossen Snameo tob Edel- 
metall den Gothen ausgeliefert worden waren. Die Kehrseite 
stellt wie zum Hohn die Invicta Roma aetema dar. 

Attalas gelangte nie wieder zur Herrschaft, sondern blieb 
als ein Spielball der gothischen Könige und Heerführer bis zum 
Jahre 416 im gothischen Lager, ward dann dem Honorius aus- 
geliefert und von diesem nach Lipara verbannt. Der Medaillon 
kann also keiner anderen Zeit als der vom angegebenen an- 
gehören. 

Von der Julia Paula, der Gemahlin Elagabals war über- 
haupt noch kein Medaillon bekannt. Der silberne mit dieser 
Sammlung erworbene ist 33 Mill. gross, wiegt 16,52 Gramm und 
hat IVLIA PAVLA AVGVSTA und das Brustbild linkshin, mit 
Diadem und Gewand. Auf der KJ. AEQVITAS PVBLICA und 
die drei Monetae. 

Unter den acht BronzemedaiUons dieser Sammlung ist der 
bedeutendste einer des Commodus, mit dem breiten Rande 65 Milk 
gross. Um zwei gekreuzte Füllhorns, in der Mitte ein Herold- 
stab, steht TEMPOR FELICIT P M TR P XV IMP VIII COS VI PP. 
Wie oft neben diesem Wappen des Senats fehlt auch hier das S C. 

Schön ist ein Medaillon des Septimius Severus, dessen 
nacktes Brustbild man vom Rücken sieht, er hat den Schild am 
linken Arm und vor der Brust ragt die Lanze hervor. 

In Cohen's Buch fehlt der folgende des Severus Alexander: 

iE 40 Mill. IMP CAES M AVREL SEV ALEXANDER PIVS FELIX 

AVG Lorbeerbekränztes Brustbild rechtshin mit dem 

Paludamentum. 

Rj\ CONCORDIA AVGVSTORVM Das Kaiserpaar ein- 

ander die Hände reichend. 

Ein kleiner Medaillon des Gordianus UI. hat TRAIECTVS 
AVG um eine Galeere mit Bewa£fheten. Eckhel hat dies auf die 
Ueberfahrt des Gordianus von Thracien und Eleinasien bezogen, 
welche Capitolinus erwähnt; Cohen hat dem widersprochen, weil 
keine Delphine im Meere dargestellt sind, welche Eckhel, alten 



ErwerbuDgeD dos RöniglklMn HönzkabiDeU im Jahre 1882. 55 

AbbildaAgeo folgend ohne ein Original zu kennen, angenommen 
hatte. Diese Delphine sind wirklich nicht auf der Münze, aber 
es kommt wenig darauf an; EckheFs Urtheil ist hier wie fast 
immer richtig. Ein Flussübergang würde kaum traiectus genannt, 
und nicht durch ein Seekriegsschiff bezeichnet worden sein. 
Wie sollten auch Seeschiffe in den oberen Euphrat gelangt und 
auf dem bekanntlieh reissenden und nicht breiten Strom brauchbar 
gewesen sein. Es ist gewiss die Ueberfahrt über den HeUespont 
gemeint, wie Eck hei gesagt hat. 

Andere Medaillons sind von Salonina und von Tacitus, von 
Probus ein sehr schöner figurenreicher, auf dem die Roma dem 
Kaiser die Erdkugel überreicht Endlich einer des Constantius 
Chlorus. 

M 32. FL VAL CONSTANTIVS NOB C Das lorbeerbekränzte 
Brostbild linkshio, mau sieht auch deu rechten Arm 
mit der Lanze, die über der Schulter vorragt. Der 
Harnisch ist mit der Aegis und dem Goi^ooenkopf 
verziert. 
Rf. MONETA AVGG Die drei Monetae. 



Unter den einzeln erworbenen römischen Münzen ist die be- 
deutendste der Aureus des Diadumenianus mit SPES PVBLICA, 
eine der seltensten unter den Kaisermünzen; die Sammlung besass 
noch keine Goldmünze von ihm. 

Von dem Aureus des Severus Alexander mit UBERALITAS 
AVC V und der stehenden Liberalitas war bisher nur ein Exem- 
plar bekannt. Durch den Fundort interessant ist ein bei Arn- 
stadt ausgegrabener Aureus des Tetricus mit VICTORIA AVGG 
und der ein Tropäum tragenden Victoria. 

Die bei weitem wichtigste Erwerbung war der Ankauf der 
nahe an 600 Denare der Republik und der ersten Imperatoren, 
welche der englische Capitain Sandes vereinigt hatte. Gleich den 
früher gekauften Bronzemünzen desselben Sammlers sind diese 



56 ^* Friedlaender: 

Denare lauter Prachtexemplare, namentlich die zahlreichen Bild- 
nisse sind hier in den schönsten Exemplaren vorhanden: Ventidins, 
Labienus, Pompeius Caesar, viele seltene des Augustus, des 
Brutus und Gassius. Auch mehrere der allersekensten noch 
fehlenden Denare, wie Numitoria^ Gomaficia und eine Reihe 
von seltenen Sestertien und Quinaren, endlich 9 von Traian 
restituirte Denare, welche die Reihe dieser merkwürdigen Stucke 
vervollständigten; diese besteht nun aus folgenden: Aemilia^ 
Carisia, Claudia, Eppia (nur noch in einem andern Exemplar 
bekannt), Lucretia, Mamilia, Rubria, Titia, Tullia, und dem mit 
der sitzenden Roma^ der Lupa und den Spechten, einem Typus, 
den Titus auch schon auf Goldmünzen wiederholt hatte. Dann 
Caesar, Brutus, Augustus, und 5 von Traian restituirte goldene 
Kaisermünzen: Augustus, Galba, Yespasian, und zwei des Titus. 
Man hat gemeint, Traian habe diese Münzen machen lassen, um 
die Geschichte der Münzprägung darzustellen, aber die Denare 
der Horatia, Decia, des Brutus und manche andere zeigen, dass 
es ihm, wie man allgemein angenommen hat, darauf ankam, an 
die alten Ruhmesthaten zu erinnern. 

Unter den einzeln gekauften spätrömischen ist ein unedirter 
Denar des Constantius Gallus: DN CONSTANTIVS IVN NOB C 
Brustbild rechtshin mit dem Paludamentum. 

Rf. VICTORIA CAESARIS Victoria linkshin, in der Rechten 
einen Kranz erhebend, im linken Arm ein Tropaeum haltend, 
im Abschnitt SIS. 

Auch die Reihe der Byzantiner wurde durch drei seltene 
Goldmünzen vermehrt: Theodosius Adramytenus und Michael 
Rhangabä waren noch gar nicht in der Sammlung vertreten; und 
der Solidus Constantius VI. und seiner Mutter Irene, mit den 
drei Vorgängern auf der Ks. fehlte auch, wenn auch andere der 
Irene vorhanden waren. 

Die Exagia erhielten ebenfalls beträchtlichen Zuwachs. Ein 
geprägtes hat auf der Vf. die Köpfe des Honorius, Arcadius und 
Theodosius U., den letzteren kleineren in der Mitte Die Kf. hat 



Erwerbungen des Roni^ehen MaozkabioeU im Jahre 1882. 



57 



die Umschrift EXAGiam SOLidi SVB Yiro INLastri lOANNI 
COMite Sacrarum Largitionom, um die stehcDde Aequitas mit 
Waage and Füllhorn, im Felde ein Stern, im Abschnitt CONS. 

Die übrigen Exagia haben gravierte Inschriften, die meist 
mit Silber eingelegt waren; wo dies Silber herausgefallen, ist das 
Gewicht verringert. Das römische Pfand wiegt 327,6 Gramm, 
der SoUdus 4,55. 

Hier das Verzeichniss unserer Gewichte und Exagia. 



rund 
rand 
nind 

D 



rund ! N IH 



N IB 
N € 
N q 



3) mit N 
auf der Ef, ist gross and 
roh T> eingegraben; IH 
(18) Solidi sind drei Un- 
clae, sollte T ein F sein 
und 3 bedeuten ? aber was 
sollte I? 



(die byzantinische 5) 
dem Grewicht nach muss es 

IUI sein, aber es ist kein 

Raum für IUI nach demN. 

Das eingelegte Silber ist 

ausgefallen. 



76.7 



52.3 

20.85 

21.25 

16.2 



D 


rfr 


1) mit r, Zeichen der Uncia. 
drei Unciae 


77 


Vollg*wlcbt 

81.9 


rand 


r+B 


amher Kranz 


52.9 


54.6 


D 


r + A 


A steht für A 

2) mit SOL 


25.17 


27.3 


D 


-tu 










SOL 


zwei Unciae, zwölf Solidi 


53.45 


54.6 




X + II 








G 


SOL 
VI 




26.02 


27.3 



81.9 



54.6 

22.75 

22.75 

18.2 



58 



J. Friedlaender: 



D 
rund 
rund 

D 

G 
rund 

D 
G 



Nr 




1285 


Vall|*wleht 

13.65 


N+r 




13.03 


13.65 


NB 

N 


hat Uebergewicht 


9.2 
4.15 


9.1 
4.55 


N 




4.01 


4.55 


N 


4) mit Zahlen. 


4.18 


4.55 


H 
H 


H=8,derSolida8 wird inKA 
Theile getheilt, also H ist 
der Tremissis, der häufig 
in späterer Zeit geprägt 
wurde. 


1.34 
1.3 


1.51 
1.51 



Eine byzantinische Tessera, welche nach dem Charakter der 
Schrift in das 12. Jahrhundert gebort, hat die Aufschriften ^) 

+nA 

AAIONO GAA 

AOTPA 4)PON 

XON 

ni. Mittelalterliche und Neuere Münzen. Die Reihe 

der päpstlichen Denare beginnt in unserer Sammlung mit dem 

ältesten, dem Hadrian^s I. (772—795). Dieser Denar ist eine 

missverstandene Nachahmung Byzantinischer Goldmünzen; die 

ihm nächstfolgenden nennen die Earolingischen Kaiser als die 

Schenker und Schützer des Landbesitzes, während im Anfang der 

Name des Papstes nur im Monogramm erscheint. Vier dieser 

seltenen Stücke bereicherten in diesem Jahre unsere Reihe: 

Nicolaus I. 858—867, Hadrian U. 867—872, beide mit Ludwig U., 



1) Ein koptisch -arabisches Glossar der Pariser Bibliothek fahrt unter 
{^rriechischen AusdrackeD, die auf das Mäozuresen Bezug haben , 6XoT{foxoy 
mit der Bedeatang wazin „voll wichtig*' aui Danach scheint es, als sei das 
obige Stück ein Gewicht — aber dadurch wird seine Aufschrift um so räthsel- 
hafter. Adolf Erman. 




Erwerbnngen des König^kken MöntkabiDets im Jahre 1882. 59 

ond zwei Denare von Benedict IV. 900 — 903 mit Ludwig III. 
Der eine dieser beiden hat LODOVVICVS MP (imp.), im Felde 
eine offene Hand, zu deren Seiten R O steht. Es ist gesagt 
worden, dies sei ein Rebus für ROmanns, allein dies ist kaum 
möglich, da der Titel damals nicht Imperator Romanas, sondern 
Romanoram hiess. 

Merkwürdig ist der aaf Tafel I abgebildete Denar yon 
Payia, von dem schon Argelati (Th. I. Tafel II Nr. XV) eine Ab- 
bildong gegeben hat, doch ohne seine Seltsamkeit zu bemerken. 
Die Münze ist, wie man sieht, den Karolingischen nachgebildet. 
Welchem Heinrich gehört sie? Heinrich I. ist ausser Frage, da 
er nicht in Italien und nicht Kaiser war; die ihm folgenden 
Ottonen haben in Pavia die bekannten zahlreichen denarii Otho- 
lini geprägt, welche einen ganz andern Typus, kleine dicke Buch- 

P A 

Stäben und im Felde den Stadtnamen so gestellt p ^ haben. 

Diesen Typus und diesen Charakter haben nun auch die Denare 
Heinrich U.; und dennoch kann man nur ihm unsere Münze 
zutheilen, denn Heinrich HI. ist ausser Frage, er kann noch 
weniger zu diesen alten Typen zurückgegriffen haben. Um dies 
Räthsel zu erklären, möchte man vielleicht glauben, dass Hein- 
rich U. bei seiner in Pavia stattgefundenen Krönung, um an die 
Karolingischen Kaiser zu erinnern, diese auffallende Münze ge- 
prägt hat. 

In noch frühere Zeit als diese gehört eine Anzahl von 
Bronzemünzen, welche im neunten Jahrhundert in Süditalien ge- 
prägt sind; sie sind meistens von roher Arbeit, manche erinnern 
an byzantinische Münzen, an die der Neapolitanischen Duces 
Stephan, Sergios u. s. w., an die Münzen von Amalfi, Gaeta, 
Salerno. Aber die meisten scheinen noch unbekannt. ^) 

1. Die von SaalcyNumismatique byzantine Taf. 32, 2 abgebildete 

* 

1) Weder in San Oiorgio monete cnfiehe, wo mehrere dieser Bpoche ab- 
gebildet sind, nech in Pnsco Tkvoie di iuone|e del Reame di Napoli eind diese 
XU finden. 



/ 



60 ^' Fri«dlaender: 

und dem Michael Palaeologas zugetheilte, welche aber Süditalien an- 
gehört. Sie hat ein Brustbild von vorn mit Ereuzscepter und 
Reichsapfel in den Händen. Auf der Kf. ist ein Gebäude dar- 
gestellt, mit Säulenhallen, einem Thurm und zwei Kuppeln, im 
Abschnitt steht VICTORIA. Ueber diese Typen ist auf der 
Vorderseite des einen Exemplars ein verziertes Kreuz über- 
geprägt, vielleicht ein Theil der hier folgenden Typen. 

2. Jugendliches Brustbild eines Heiligen von vorn mit dem 
Nimbus, er hält vor der Brust ein Kreuz, zu Seiten vier Sterne. 
Rf, AMABILIS reich verziertes Kreuz auf Stufen, umgeben von 
vier Sternen. S. Giorgio, monete cufiche S. 223 und 224, wo 
irrig der Heilige mit einer Fackel statt des Kreuzes abgebildet ist. 

3« Brustbild des Heilandes von vom, daneben IC XC. 

S. Giorgio ebenda. Zwei Exemplare sind auf die vorher- 
gehenden Typen geprägt, man sieht deutlich Theile von AMABILIS. 

4. Die Münze mit MENSE AVGUStU, welche in meiner 
Schrift über die Vandalen besprochen ist, weil sie dem Genserich 
zugetheilt war. Was die Aufschrift bedeutet, weiss man noch nicht 

5. ^ P6 zu Seiten des Brustbildes von vom, mit der 
Mitra. Rf. Brustbild der Maria zu Seiten (Sff) eY. Tafel I 10. 

6. Halbfigur eines Heiligen von vom mit erhobencoi Armen. 
R/. Laufendes Pferd rechtshin mit Zügel und Steigbügel. 
Tafel I, 8. 

7. Profilkopf rechtshin^ zwischen zwei Sternen. Rf, Vom 

ersten Typus sieht man nur undeutliche Umschrift, ein zweites 

+MI 
Gepräge hat ' * ' * Ob dies wieder Reste von Mense Augustu 

TV 

ist, lässt sich nicht erkennen. 

8. Eine kleine zierliche hat ein Brustbild von vom mit 
dem Nimbus, zu Seiten einige unleserliche Buchstaben. Rf, 
+ XICVIXICSF .... Christus vindt, Christus superat, und viel- 
leicht: Christus regnat im Felde ein Kreuz mit vier Punkten Taf. 9. 



\ 



Erwerbungen des Königlichen Monilcabinets im Jahre 1882. 61 

9. Halbfigar des Heilauds. Rf, Reiter linkshin. 

10. Eine gänzlich verwilderte Figur, links XC neben dem 
Kopf. /Z/". Eine Kirche, und umher unleserliche Buchstaben und 
Kreuze. 

Yon italienischen Münzen späterer Zeit ist die bedeutendste 
der Zecchino, welchen Papst Julius IL 1506, als er Johann 11. 
Bentiyoglio, den H^m von Bologna, vertrieben hatte, von Fran- 
cesco Francia prägen Hess. Taf. II. Die Auüschrift ist BONonia Per 
IVIium A TIRANO LIBERATa. Manche Exemplare sind flüchtig 
geschnitten, so dass man sie für falsch halten könnte, allein 
dies erklärt sich daraus, dass der Bentivoglio am 2. November 
Bologna verliess und der Papst bei seinem Einzug am 11. No- 
vember schon 3000 solcher Stücke auswerfen liess; sie konnten 
in den wenigen Tagen nicht sorgfältig ausgeführt werden. Später 
wurden bessere Stempel geschnitten. Die Sammlung besitzt 
jetzt zwei Exemplare, ein flüchtiges und ein gutes. 

Zu den historisch interessanten Stücken gehört der Quarto 
ducato, welchen Clemens YII. im Jahre 1527 aus den Kirchen- 
geräthen prägen liess, um dem Heere Karl's Y. die Soldrfick- 
stände zu bezahlen und damit den Abzug dieser Schaaren zu be- 
wirken. Die Summe betrug 400000 Scudi; es wurden sogleich 
in der Engelsburg die dorthin geflüchteten Silbexgeräthe, die zum 
Theil vergoldet waren, eingeschmolzen und 100 000 Scudi auf un- 
regelmässig geschnittene Schrötlinge geprägt, und später mit 
besseren Werkzeugen noch 50 000. Alle sind von grosser Selten- 
heit, weil man bald erkannt hatte, dass viele Stücke goldhaltig 
waren, man zog sie also bald nachher so schnell als möglich 
wieder ein. Die Sanunlung besitzt nun den Scudo der ersten 
nnregelmässigen Prägung und den Quarto; vom Haibscudo kannte 
Scilla, welcher 1715 schrieb, nur drei Exemplare. 

Unter den ausländischen Mittelaltermünzen ist die be- 
deutendste der nur in wenigen Exemplaren bekannte Denar des 
Boleslav Chrobry mit cyrillischer Schrift, welche nur in Rnssland, 
nicht in Polen, gebräuchlich war, wahrscheinlich hat Boleslav 



62 J' FriedlaenHer: 

diese Münze in Kiew prägen lassen. Einer mir zogekommenen 
nicht sicheren Nachricht zofolge soll ein Exemplar im Funde von 
Althöfchen gewesen sein; als ich diesen beschrieb, war es jedoch 
nicht mehr darin vorhanden. 

An deutschen Münzen war der Zuwachs gering. Aus einem 
Funde kam uns ein Pfennig mit der Aufschrift STENDALESCHE 
zu, eine seltene Form, deren Gegenstück NEISER HELLER ich 
früher gegeben habe. Ein sogenannter Stal (Probe-Abschlag) 
eines Groschens von Goslar 1516 auf einen dicken und grossen 
Schrötling geprägt, verdient als Seltenheit Erwähnung. Nicht 
weniger der Probe - Abschlag eines Drittekhalers des Königs 
Michael Wisnowiecki för Danzig; diese Münze ist nicht zur Aus- 
prägung und Ausgabe gelangt und daher selten. Ein Halbthaler 
aus der Belagerung von Danzig 1677 ist leider so schlecht 
erhalten als selten. 

ly. lieber die erworbenen orientalischen Münzen spricht der 
folgende Aufsatz. 

y. Medaillen. Ausser einigen deutschen silbernen Me- 
daillen des 16. Jahrhunderts wurde auch eine schöne goldene des 
Herzogs Albert's yL von Baiem erworben, welche Tafel II ab- 
gebildet ist; sie ist sichtlich von demselben Künstler wie eine 
goldene seines Bruders des Kurfürsten Maximilian in unserer 
Sammlung, auch gleich dieser mit einem schönen emaillirten 
Rand von Gt>ldschmiedearbeit umgeben. Noch vollkommener ist 
das Tafel II abgebildete Kleinod des Grafen E^arl II. von Hohen- 
zoUem-Sigmaringen. Er war 1547 geboren. Er war der Stifter 
des Sigmaringischen Zweiges, da sein Vater Karl I. den 
Landbesitz unter seine drei Söhne the^lte. Karl IL hatte sein6 
Erziehung in Wien und in Freiburg erhalten, wurde dann beim 
Reichshofrath in Wien beschäftigt, darauf beim Kammergericht 
in Wetzlar, später war er Rath des Erzherzogs Ferdinand von 
Tirol, 1570 oberster Hauptmann und Landvoigt im Elsass, 1576 
trat er die Regierung an und starb 1606. 

Die Medaille ist, wie die Chiffre V. M. zeigt, eine Arbeit des 



ErwerboDi^en des Königlichen Mnnzkabinets im Jahre 1882. 63 

Tortrefflicben Nürnberger Künstlers Valentin Maler, ans dessen 
Goldschmieds- Werkstatte wohl auch die Fassung herrührt, ein 
Meisterwerk der Nürnberger Kunst. Valentin Maler starb 1603. 
Wenzel Jamnitzer, der berühmte Nürnberger Goldschmied, war 
der Schwiegervater Valentin Maler's, auf dessen Arbeiten er 
wohl Einflnss ausgeübt hat. Unter Maler's zahlreichen Medaillen 
sind auch einige von HohenzoUernschen Fürsten. Eine schöne 
thalerartige des Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach, mit 
dessen Reiterbild, von 1589, hat Raüdschrift; also auch diese 
Technik des Prägens ist in Nürnberg so früh ausgeübt worden. 
Das älteste Beispiel von Randschrift in der Königl. Sammlung 
ist eine Münze Karl's IX. von Frankreich, 1573', ihre Rand- 
Schrift: verae religionis assertori bezieht sich auf die Barthölo- 
mäns-Nacht. 

Auch die italienischen Bronzemedaillons wurden um einige 
vermehrt, lieber den neuen des Petrus de Domo Fani wird im 
vorigen Hefte berichtet. Eine kleine Medaille des Pomedello 
stellt die Venetianerin Isabella Sessa Michiel dar; ein grosser 
Medaillon von 1593 Philipp den II. von Spanien und seinen 
Feldherm Pyrrhus Malvezzi von Bologna, wo diese etwas rohe 
aber immer noch geistvolle Medaille wohl verfertigt ist. Die 
Sitte Medaillen zu giessen, nicht zu prägen, hat in Bologna 
lange bestanden. 

Zum Schlüsse sei auch eine hübsche kleine Medaille erwähnt, 
welche wohl um 1530^ wie mir scheint, entweder im Norden 
Italiens, oder in Süddeutschland entstanden ist. Sie hat LVDO- 
VICVS • GABRIEL um das Brustbild eines jungen Mannes mit 
schlichtem langen Haar und einem Harnisch; auf der KJ. steht 
ein nackter Knabe mit einem Lilienstengel, er wirft mit dem 
Fass ein Gefäss um, aus welchem Geldstücke fallen, die Umschrift 
ist PEREANT PECVNIAE. Auf einer Medaille des Raimund Fugger 
ist ein Mann dargestellt, der in derselben Weise ein Gef&ss mit 
Geldstücken umwirft 

J. Friedlaender. 



64 



Dia im Jahre 1882 vom Königl. Münzkabinet erworbenen 

orientalischen Münzen. 



F&r die morgenläiidisclien Münzen war im Jahre 1882 eine 
Erwerbung von besonderer Wichtigkeit, die Auswahl, die Herr 
Ingenieur Höltzer gütigst aus seiner Sammlung gestattete. Der- 
Mlbe hat während eines langahrigen Aufenthaltes in Teheran 
eine beträchtliche Anzahl arabischer Gold- und Silbermünzen er- 
worben, und seine Sammlung gewährt somit ein ungefähres Bild 
der Münzen, die im dortigen Boden vorkommen. 

Interessant ist z. B., wie viel aegyptische Dinare des drittai^ 
Jahrhunderts der Flucht in Persien gefunden werden; Herr 
Höltzer besass: 

ChaUf el Wathik H. 227 (2) 2 Dinare. 

^ el Motawakkil H. 238. 245 .... 2 „ 
„ el Mutamid H. 264 1 „ 

Tulunide Ahmed H. 267 1 „ 

„ Chumaraweih H. 272 (2). 278. 283. 

285 (sic)0 6 „ 

Harun H. 285. 287. 288. 290 .. 4 „ 

Chalif el Muktadir H. 309 1 „ 

Fatimide el Muizz H 362 1 ^ 

Dazu noch ein Dinar des Chumaraweih von Filestin EL 981. 
Die grosse Anzahl der sonst so seltenen Tulunidenmünson 
ist gewiss nicht zufällig. 

1} So habe ich mir notirt, gewiss anrichtig; vielleicht stand 273 und 276, 



Erwerbangen orientalischer Münzen. 65 

Nicht minder bemerkenswerth war^ dass die Sammlung auch 
drei Münzen südarabischer Dynasten enthielt, die ja zu den 
grössten Seltenheiten der orientalischen Numismatik gehören. 

Zwei derselben sind in der Stadt Jic: Atthar geprägt, die zehn 
Tagereisen von Mekka entfernt lag; die eine vom Jahre 342 trägt 
nur den Namen des Chalifen el Muti, die andere vom Jahre 374 
die Legende, (geprägt) auf Befehl des Abu Dschafar jj^f^l (?) 
Sohnes des Mohammed." In der Anordnung der Legenden, in 
der Form der Schrift schliessen sich beide Dinare genau an die 
wunderlichen kleinen Goldstücke mit (nicht immer richtigen) 
Chalifennamen an, die in Sana um das Jahr 330 der Flucht ge- 
prägt wurden. Die dritte der drei südarabischen Goldmünzen ist 
zu Zebid im Jahre 363 geprägt von „Ali ibn Ibrahim^. Dies muss 
ein Fürst aus der Familie der Beni Zijad sein. Nach den von Poole 
(Er. Mus. V. S. XXXV Anm.) zusammengestellten Angaben der 
Historiker regierten im vierten Jahrhundert zu Zebid nur: Abul- 
geisch Ishak ibn Ibrahim und sein Sohn der Abdallah oder 
Zijad oder Ibrahim hiess; der erstere soll von vor 300 bis 371 
oder 391 geherrscht haben, der letztere bis 407. Schon das 
Schwanken der Namen des einen und die überlange Regierung 
des anderen zeigt, wie hinfällig diese Notizen sind, und unsere 
Münze ist desto wiUkommener. Man könnte nun daran denken 
in unserem Ali einen Sohn desjenigen Ibrahim zu sehen, der von 
245 bis 289 regiert haben soll, sollen doch nach der Ueberliefe- 
mng seine Söhne Zijad und Ibrahim nach ihm bis 371 (391) ge- 
herrscht haben. Aber es ist doch im höchsten Grade unwahr- 
scheinlich, dass ein Sohn hundert Jahre nach seinem Vater 
regiert; eher wäre es denkbar, dass der Yater unseres Ali ein 
dem Grossvater gleichnamiger Enkel jenes ersten Ibrahim ge- 
wesen sei. 

Omajjadische Dinare fehlten merkwürdiger Weise in der 
Höltzer' sehen Sammlung ganz: desto reicher waren die Abbasi- 
dischen seit 152 vertreten, weitaus am stärksten das Goldstück 
das im Jahre 186 unter der Verwaltung des Emin geprägt ist. 

Z«ltMbrtft rar Namitmatik. XI. 5 



gg Adolf ErmaD: 

Als interessant hebe ich hervor einen Dinar, geprägt im Jahre 
200 von et Tahir dhuljeminein ^5>^j oder ^^>yajij was man 
„in der Burg von Dschei" lesen könnte. Von Dinaren der 
späteren Chalifen seien noch hier genannt: 

el Motawakkel H. 247 zu Motawakkelijeh 

el Mustain H. 250 zu Basra, 

el Matamid H. 265 zu Bagdad^ 

el Mutadid H. 282 za Bagdad, 

el Eahir H. 322 zu Tuster min el Ahwaz. 
An die Chalifenmünzen schliessen sich die der Buweihiden, 
von denen ich Imadeddaula und Rokneddaula H. 337 zu el 
Earch, Adudeddaula und Muajjideddaula H. 371 zu^^^ujül oder 
3yuOJ!, Fachreddaula und Samsameddaula H. 386 zu Oman er- 
wähne und die der Seldschuken Alparslan, Melikschah, Sindschar 
und Mohammed. Sehr interessant ist ein sehr zierliches Gold- 
stück eines alidischen Revolutionärs, des »Dai^ el Hasan, Sohnes 
des el Kasim, geprägt im Jahre 307 „im Lande der Söhne Moham- 
meds in Amol''. Unter diesen Söhnen Mohammeds sind die 
Aliden zu verstehen, die sich als die wahren Nachkommen des 
Propheten betrachteten. Auch die Gegner dieser Empörer, die 
samanidischen Statthalter aus der Familie Saluk waren in der 
Sammlung Höltzer vertreten, durch einen Dinar des Ahmed ibn 
Ali (Mohammedijja 308) und seines Bruders Mohammed (ebenda 
315 und 316), der erstgenannte ohne den Namen des Samaniden 
also in einer Periode der Empörung geprägt. Mehrere Münzen 
dieser Dynasten waren übrigens auch schon aus der Sammlung 
Siouffi bekannt. 

In dieselben Eämpfe und Wirren gehört ein Dinar des 
Sadschiden Jusuf vom Jahre 303, sowie das vielleicht interessanteste 
Stück der ganzen Sammlung, das Goldstück des Jahja ibn Ahmed, 
geschlagen im Jahr 317 zu Nisabur. Dieser Jahja war ein 
Bruder des Samaniden Nasr, den dieser zu Buchara geüaiigen 
hielt. Während Nasr auf einem Eeldzuge abwesend war, ward 



Erwerbungen orienUHecher Manien. g7 

Jahja befreit and empörte sich; das Datam dieser Empörung wird 
durch unsere Münze festgestellt. 

Von den Silbermünzen der Sammlung Höltzer erwähne ich 
nur die grossen anonymen Stucke, die zu Bagdad im Jahre 755 
und 756 geschlagen sind; das recht mangelhaft erhaltene Exem- 
plar, das in die königliche Sammlung überging, wiegt noch 
12,95 Gramm, die Münze ist also das Vierfache, wenn nicht 
mehr, der im Londoner Catalog (Br. Mus. VI, 593) publicirten 
Bagdader Münze. 

Soviel über diese Sammlung, deren hauptsächlichste Stücke, 
wie gesagt, erworben wurden. 

Aus einem Funde, der zu Kawast bei Wesenberg (zwischen 
Reval und Petersburg) gemacht wurde, erhielten wir durch freund- 
liche Vermittlung des Herrn Oonsul Andreas Koch zu Reval 
mehreres Interessante. Der Fund soll aus etwa tausend arabischen 
Dirhems bestanden und keinerlei europäische Münzen enthalten 
haben. Ich habe kaum den zehnten Theil desselben gesehen, er be- 
stand aus vielen Samaniden, einigen Abbasiden und Buweihiden 
— fast alle aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Die 
späteste war vom Jahre 359. Ich hebe hervor einen Dirhem des 
Chalifen el Kahir zu Ispahan im Jahre 321 geprägt; ein Bruch- 
stück von Balch H. 320 das ausser dem Namen des Nasr auf 
der Vorderseite den seines Sohnes Nuh trägt, sowie ein Fragment 
einer merkwürdigen barbarischen Münze. Es ist die Nachahmung 
einer Münze des Nasr ibn Ahmed; unter dem Fürstennamen steht 
aber halbkreisförmig »OuAjJb. Ich möchte vermuthen, das dies 
aus Raummangel f&r .,Ux3^ JJb steht. Dass in Bedachschan 
eifrig samanidische Münzen nachgeahmt wurden, beweisen die 
merkwürdigen grossen Nachprägungen die ^.^U^J>ju H^ yu ge- 
schlagen sind und mit der Ghithrie'schen Sammlung in das König- 
liche Eabinet gelangten. 

Von älteren einzeln erworbenen Münzen erwähne ich das 
Eupferstück des omajjadischen Emir Mohammed ibn Said, das 



gg Adolf Erman: 

uns aus Smyrna zuging. Es war bisher nur in einem mangel- 
haften Exemplar bekannt (Tiesenh. 2547), das unsere berichtigt 
die Lesung in JJt «l^iOU-! cXa*^ ^ uX^^. 

Ein Dirhem geprägt zu ^\ (joj] im Jahre 328 bildet das 
Seitenstück zu den von Tiesenhausen (no. 1854/5) besprochenen 
dortigen Münzen vom Jahre 323. Bei allen dreien sind zu der 
Rückseite alte Stempel der Münze von Arran benutzt, zu denen 
man eine neue Vorderseite geschnitten hat. Bei unserer Münze 
erkennt man auf den ersten Blick die Yerschiedenheit beider 
Stempel, die Rückseite gleicht den besten Münzen des zweiten 
Jahrhunderts, die Vorderseite hat dünne ungeschickte Schrift, die 
von einer ungeübten Hand mehr gekratzt als geschnitten worden 
ist. Zu Tiesenh. 1854 (= Br. Mus. I, 307) ist ein Arraner 
Stempel etwa vom Jahre 145 benutzt, zu der unseren einer vom 
Jahre 152, zu Tiesenh. 1855 einer vom Jahre 188. Es ist wohl 
kaum nöthig davor zu warnen, diesen Münzen von ^1 tjoß 
irgend einen tieferen Sinn unterzulegen — sie etwa für „Er- 
innerungsmünzen^ zu erklären. Irgend ein armenisches Silber- 
bergwerk ;denn das wird y^\ (jo^ sein) wird alte Stempel von 
Arran erworben haben und hat diese zu den Rückseiten seiner 
Münzen benutzt; dadurch erhielt seine Waare ein vertrauen- 
erweckenderes Aussehen. Es ist dieselbe Erscheinung, der wir 
überall im älteren mohammedanischen Münzwesen begegnen; 
neben den ofGciellen Münzstätten bestehen noch an den Grenzen 
der Gultur private „Heckenmünzen''. So lange diese sich be- 
gnügen die gangbaren Münzen nachzuahmen, sind ihre Produkte 
leicht erkennbar, denn das correcte Eopiren einer kufischen Münze 
mit ihrem Gewirr kleiner Buchstaben ist ein Unternehmen, dass 
den Fälschern selten glückt. Wenn sie aber, wie oft, in den 
Besitz alter Stempel der officiellen Münzstätten kommen, so 
können sie leicht in der Numismatik Unheil anrichten; ich er- 
innere nur an die Münzen, die aus einem hamdanidischen Gold- 
und einem buweihidischen Silberatempel geschlagen sind. Zu^ 



Erwerbungen orientalischer Mnozen. 69 

weilen haben derartige wilde Münzstätten sich mit der Zeit 
ciyilisirt, so die der Wolgabulgaren und die von Bedachschan. 

Wie schon in früheren Jahren erhieltea wir grössere Mengen 
der in Eleinasien vorkommenden orientalischen Münzen. Von 
besonderem Interesse waren darunter die Prägungen derj^kleinen 
Dynastien, die der osmanischen Herrschaft vorangingen, der 
Fürsten von Aidin, Mentesche u. s. w. ; freilich ist bei dem fast 
völligen Mangel an historischen Nachrichten^) über dieselben die Be- 
stimmung dieser zum Theil schwer lesbaren Münzen sehr schwierig 
und man muss zunächst weiteres Material abwarten. Wir er- 
hielten unter auderm Silbermünzen des „Ishaq Tschelebi^ (von 
M JbAjL») und seines Sohnes Chidr aus der Saruchandynastie, 
die des Iljas ibn Mohammed von Mentesche, eine Kupfermünze 
des Isa beg von Aidin u. a. m. Den bekannten Kupfermünzen 
des Chidr offenbar nah verwandt, ist die eines ^JL:;> ^^ X^; 
eine andere, die ebenfjEdls in diese Zeit und Gegend gehört, trägt 
auf der Vf. ..^LbJLJt auf der Rf, MtJU£>. Auch manche der anonymen 
Kupfermünzen, die man gewöhnlich den ersten türkischen Sultanen 
zatheilt, dürften diesen kleinen Dynasten angehören. Aus der 
gleichen Quelle erwarben wir einige seldschukische Silber- 
münzen (dabei zwei Kaichosru's III. von Antiochia) sowie drei 
hulaguidische, die nach ihrem Fundort und ihrer auffallenden 
Fabrik zu urtheilen im östlichen Kleinasien geprägt sein dürften. 

Ausser diesen letzteren gingen dem königlichen Kabinet nur 
wenige Münzen der mongolischen Dynastien zu; die interessanteste 
war ein kleines Silberstück, das in zierlicher Schrift etwa des 
siebenten Jahrhunderts die Worte v^, aIII „Gott mein Herr^ und 

v)j(e ^hc^t ^o^^l „die sehr grosse Horde. Richtige (Münze)^ trägt 
Es kam aus Turkestan. 

Aus der Sammlung des verstorbenen Staatsrathes Becker 
stammen einige neue Münzen der Chane der Krim. Sie gehören zu 
den ältesten, die von dieser Dynastie bekannt sind: kleine elende 

1) Vg]. die UntersQchuQgen von Karabftcek, Wien. Num. Ztscbr. II, 525 ff. 
und IX, 900 ff. 



iM 



70 Adolf Erman : Erwerbaoffen orientalischer Münzen. 

BilloDmünzen des Dewlet I. (H. 958 — 985) aod seines Solmes 
Mohammed (H. 985 — 992); dazu das schon von Blau im 
Katalog der Odessaer Sammlung publicirte Silbermunzchen des 
Sahib Girai. 

Der Zuwachs an indischen Münzen war gering; erwähnens- 
werth sind darunter zwei goldene Zodiakalmünzen mit dem 
Centaur und dem Widder, die abweichend von den gewöhnlichen 
in Labore im Jahre 21 und in einer mir nicht bekannten Stadt 
im Jahre 22 geschlagen sind. 

Adolf Erman. 



71 



Der Senar des Q. Salvidienus und die Schätze von Feccioli 

und Metz. 



Von Q. Salvidienus Salvias Rafas, gleich Agrippa Jugend- 
freund Caesars des Sohnes und in den ersten Jahren von diesem 
in den wichtigsten milit&rischen Stellungen verwendet, giebt es 
neben dem wohlbekannten Denar (Cohen Salv. 1) mit der Auf- 
schrift C • CAESAR • III VIR • R • P • C) (Qj SALVIVS • IMP COS • 
DESIG auch Schleuderbleie mit der Aufschrift Qj. SAL IM (C. I. L. 
I n. 689). Die Rückseite der Greschosse zeigt den gleichen 
Typus wie die der Münzen, den geflügelten Blitz, dessen be- 
stimmte Beziehung durch jene gegeben wird. Da Salvidienus an 
der Belagerung von Perusia theilgenommen hat und die grosse 
Mehrzahl der uns bekannten beschriebenen Schleuderbleie der 
Triumviralzeit aus Perusia herrührt, so ist auch dieses von mir als 
perusinisch betrachtet worden, obwohl in der That über die Her- 
kunft nichts feststand — das einzige seit längerer Zeit bekannte 
Exemplai*, aus dem Dodwellschen Museum in das Münchener ge- 
kommen, war im Kunsthandel erworben und der Fundort unbestimmt 
Nun aber hat kürzlich Herr Antonio de Lorenzo, der Vorsteher 
des Museums von Reggio in Calabrien, in der dort erscheinenden 
Zeitschrift la Zagara vom 22. December 1882 eine Uebersicht 
des Bestandes dieser Sammlung mitgetheilt, nach welcher bei 
dem alten Leucopetra (Pellaro südlich von Reggio) nicht selten 
Schleuderbleie sich finden mit gleicher oder ahnlicher Aufschrift 
und vier Exemplare derselben im Museum zu Reggio aufbewahrt 



72 Th. Uommten: 

werden. Von dreien derselben liegen mir durch Herrn de Lorenzos 
Gefälligkeit Gipsabgüsse vor. Andere Exemplare desselben Bleies 
sind in den letzten Jahren im Kunsthandel in Catania^) und im 
Museum von Catanzaro^) zum Vorschein gekommen. Es liegt 
auf der Hand, dass durch das Vorkommen von wenigstens vier 
Exemplaren dieses seltenen Geschosses in dem abgelegenen cala- 
brischen Küstenplatz die Heimath desselben festgestellt ist. 

Hienach ergiebt sich auch die geschichtliche Beziehung der 
Bleie. Nachdem Sextus Pompeius am Ausgang des Jahres 711, 
V. Chr. 43 sich Siciliens bemächtigt hatte, versuchte er von dort 
nach dem italischen Festland überzugehen (Dio 48, 18); um ihm 
dies zu wehren, sandte Caesar der Sohn, bevor er zum makedoni- 
schen Krieg abging, den Salvidienus nach Regium und in der 
That gelang es diesem die Küste zu schützen (Dio a. a. 0.: xal 
og — Salvidienus — ix -r^g Uvaklag tov 2€§atov anewaaTo^ 
während sein weiterer Versuch nach Sicilien überzusetzen miss- 
lang (Dio a. a. 0.; Appian 4, 85; Livius per. 123). Der An- 
griff der Pompeianer wird auf Leucopetra gerichtet gewesen sein 
und unser Geschoss zu denen gehören, durch welche er zurück- 
geschlagen wurde. Dass Salvidienus in Folge dessen zum Im- 
perator ausgerufen wurde, ist in der Ordnung. Diese Geschosse 
gehören also nicht in das Jahr 713, wie ich früher angenommen 
hatte, sondern in das Jahr 712. 

Als der Denar geschlagen wurde, war Salvidienus zum Consul 
designirt. Von dieser Designation berichten auch die Historiker 
(Velleius 2, 76; Dio 48^ 33); wann und auf welches Jahr sie er- 



1) Salinas ann. delV inst. arch. 1878 p. 33. 

2) Fran^ois Lenormant Orande-Oräce toI. 2 p. 315; er liest SAL • HIL und 
erklärt falus hilaritaa. Derselbe hat kürzlich aach die Bleie von Reggio berans- 
gegeben (in Florian Yallentins Bulletin epigraphique de la QauU vol. 3 a. 1883 
p. 11), hier mit der Anmerkung: ces trais inscriptions sont des variantes de la 
mime legende^ du nom cPun Q. (Livius) Salin(ator). Dass dies Blei längst 
bekannt ist, hat Herr Lenormant ebenso wenig bemerkt als dass er verschiedene 
Male dasselbe Blei abschrieb, und, wie man sieht, seinem Scharfsinn einen 
recht mannichfaltigen Ausdruck gegeben. 



Der Denar des Q. SalTidieDus. 73 

folgte, ist aas ihnen nicht zu erkennen. Eine Grenze ergiebt sich 
daraus, dass gegen das Ende des Jahres 714 dem Salvidienus der 
Prozess gemacht und er gezwungen wurde, sich selbst den Tod 
zu geben (Livius per. 127; Appian 5, 66; Drumann R. G. 1, 425). 
Da uns die Fasten dieser Jahre vollständig vorliegen und Sal- 
vidienus darin nicht erscheint, auch kein Name getilgt i3t, so 
steht es fest, dass er zum Antritt des Amtes nicht gelangt ist. 
Da die Designation nicht nothwendig, aber wahrscheinlich in dem 
dem beabsichtigten Antrittsjahre nächstvorhergehenden stattfand, 
ist er allem Anschein nach im Laufe des Jahres 713 für die 
letzten Monate des Jahres 714 zum Consul designirt worden, 
die MQnze also im Jahre 713 geschlagen. Auch die enge Ver- 
wandtschaft der Geschosse und des Denars spricht dafür das 
Intervall zwischen beiden möglichst zu beschränken. 

Unter den uns bekannten Denarschätzen hat dieses Stück meines 
Wissens sich nur in dem von Peccioli bei Pisa gefunden (mein 
R. M. W. S. 417. 659 »2 p. 143. 553 Blacas). Dieser ist 
von Cavedoni und danach von mir kurz nach 716 d. St. an- 
gesetzt worden. Indess durch die seitdem gewonnenen Berichti- 
gongen mehrerer Einzelansätze wird derselbe in etwas frühere Zeit 
zurückgeschoben und gewinnt dadurch ein erhöhtes Interesse. 
Die daraus bekannt gewordenen nach dem Jahre 705 geschlagenen 
Denare') sind in meinem Yerzeichniss (R. M. W. S. 650 i^. = 2 
p. 532 Blacas) unter dem Zeichen P aufgef&hrt; ich wiederhole 
hier die nach Caesars Tod geschlagenen: 

1. Albmus Bruti f. 

2. L. LMneku Regulua.^) 

3. L. Mussidius Longui.'^^ 



1) Die älteren gewähren kein Interesse; erwähnt mag werden, dtas die 
unbestimmten des L. Buca (801=306 Blacas) und des M. Piso M. f, Frugi (302 
=307 Blacaa) sich in dem Schatz befanden. 

2) Dass die Münzen des Regulus und des Longus in das Jahr 711 gehören, 
habe ich in dieser Zeitschrift 2 S. 67 gezeigt und ist jetzt allgemein anerkannt. 



k 



74 Th. Hommseo: 

4. P. Clodius M. /.i) 

5. C. Vibk» Vants.^) 

6. P. ^cco2ßtu8 Lariacoltis. 

7. Petälius Capüolinus. 

8. C Com imp.; Lentubis Spint 

9. Q. Cii^. Ärw^. iwip.; G. Flav, Hernie, leg. pro pr, 

10. M. Anton imp.; Caesar dic.^) 

11. Q. Nasidius mit Neptuni. 

12. C Caesar III vir r, p. c, «. c. (Cohen lul. 51 des Textes). 

13. C. Caesar UI vir r. p. c, popuZ. imsu, (Cohen Iiil. 58). 

14. Caesar III vir r. p. c; Cae»ar die. per. (Cohen lul. 47). 

15. C. Caesar III vir r. p. c,\ Ballms pro pr. (Cohen Cornel. 60.) 

16. C. Caesar III vir r. p. c.\ Q. Salvius imp. cos. desig. 

17. Caesar imp. pont III vir r. p. c; M. Antonius imp, aug. 
III vir r. p. c; M. Barbat q. p. (Cohen Paul. I). 

18. M. Antonius III vir r. p. c. (Cohen Ant. 25). 

19. M. Antonius r. p. c. ; Caesar die. (Cohen Ant. 4). 

20. M. Antonius imp. III vir r. p. c; Pietas cos. (Cohen 
Ant. 32.) 

Von diesen Münzen sind die zehn ersten wahrscheinlich in 
der Zeit von Caesars Tod (15. März 710) bis zur Einsetzung des 
Triumvirats (27. November 711) geschlagen und entsprechen 
wesentlich den jüngsten Münzen der Denarsch&tze von Yigatto 
bei Parma^) und Pieve Quinta bei Forli^). Die zehn folgenden 



1) Die Münzen des P. Clodius hat zuent t. Sallet comm. Mommsen. p. 91 
oder in dieser Zeitschrift 4 S. 136 demselben Jahre 711 zugewiesen. 

2) Die Münzen des Varus wiesen v. Dubn in dieser Zeitschrift 5 S. 238 und 
y. Sallet in den comm. Mommsen. p. 825, dann auch Bahrfeldt in dieser Zeit- 
schrift 10 S. 18 demselben Jahre zu. 

3) Dass diese Münze während des mutinensischen Krieges im Herbst 711 
geschlagen worden ist, habe ich in dieser Zeitschrift 2 S. 67 dargethan. Vgl. 
T. Sallet comm. Mommsen. p. 90 oder in dieser Zeitschrift 4 8. 186. 

4) Nach Pigorinis Mittheilung in dieser Zeitschrift Bd. 2 S. 63 fg. Er ent- 
hielt Ton unsem Stucken Nr. 1. 2. 3. 10. 

5) Nach Santim in dieser Zeitschrift Bd. 10 S. 9. Er enthielt von unseren 
Stücken Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 8. 10. 



Der Denar des Q. SalTidienus. 75 

dagegen gehören in die erste Zeit des Triumvirats. Die erweis- 
lich jüngsten Stücke sind Nr. 20, das mit dem Namen des Consols 
des Jahres 713 bezeichnet ist, so wie Nr. 17, da von M. Bar- 
batius andere Münzen mit L. Antonius cos. vorhanden sind^). Die 
Münze des Q. Nasidius passt gut für dasselbe oder das Vor- 
jahr, da Sex. Pompeius schon nach dem im Jahre 712 über Sal- 
vidienus erfochtenen Seesieg den Namen Neptunns annahm.') 
Die Münze des Baibus ist seit langem und gewiss mit Recht dem 
Consal des Jahres 714 beigelegt worden, der den Titel pro prcte- 
tore kurz vorher, wir wissen nicht in welcher Stellung, gefuhrt 
haben wird.^) Auch die übrigen Stücke alle widerstreben der 
angegebenen Zeitbegrenzung in keiner Weise. Andrerseits ist 
die Abwesenheit des seit dem Jahre 714 an die Stelle des früheren 
tretenden prcienomen impercUoris*) auf den zahlreichen Münzen 
Caesars ein deutlicher Hinweis auf den terminus ante quem. 
Danach ist es wohl so gut als gewiss, dass dieser in Etrurien 
zum Vorschein gekommene Schatz vergraben ist während 
des perusinischen Eoieges, welcher im Anfang des Jahres 714 
durch die Uebergabe der Stadt zu Ende kam. Somit gewähren 
diese Münzen ein deutliches Bild der römischen Prägung aus den 
Jahren 712 und 713. Andere Denarschätze aus der gleichen 
Zeit sind mir nicht bekannt; gleichzeitig aber ist der Goldschatz 
von Cajazzo, dessen jüngste Stücke ebenfalls die des Consuls 
L. Antonius sind.^) 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf den Metzer Denarfiind 
zurückkommen, dessen Kunde wir Herrn v. Sallet verdanken (in 
dieser Zeitschrift 9, 172 fg.). Die Beruhigung des Reiches, 
welche mit der Feststellung des Principats eintrat, drückt sich 
darin aus, dass die während der Epoche der Bürgerkriege so 



1) Vgl. ober diesen Manzmeister Borghesi opp. 1 p. 427 ig. 

2) Dio 48, 19, 31. Drumann 4, 566. 

3) Dmmaon 2, 607. 

4) Rom. Staatsrecht 2, 744. 

5) T. Duho und ▼. Sallet in dieser ZeiUcbrift 6 8. 282 ig. 



i 



76 l'b. Mommsen: 

zahlreich auftretenden Yersteckgelder in der augustischen fast 
gänsdich mangeln. Um so mehr verdient jeder dieser ange- 
hörige Schatz die Aufmerksamkeit der Numismatiker i^ie der 
Historiker. 

Von den untersuchten 258 Stücken zeigten vier Fünftel deut- 
liche Spuren längeren Umlaufs; es gehorten dahin ausser sämmt- 
lichen republikanischen Denaren nicht minder alle unter dem 
Triumvirat geschlagene: zwei fom J. 713 (Cohen Ant. und Caesar 
7. 9), einer von 716 — 719 (Cohen Aug. 91) waren „sehr mittel- 
mässig'' oder ^nicht gut^. 

Dagegen unter den nach der Annahme des Augustusnamens 
(727) geschlagenen Denaren, etwa einem Fünftel der ganzen 
Masse, zeigte nur ein einziger (Cohen 21: Auffustm^ Steinbock) 
sich zwar gut, aber etwas abgegriffen und ohne Stempelglanz, 
alle übrigen dagegen von leuchtender Frische und ohne die ge- 
ringste Spur von Yemutzung. 

Die erweislich jüngste Münze des Fundes ist die nur in einem 
Exemplar vertretene mit Augustus divi f. )( imp. X und dem 
stossenden Stier (Cohen 181). Ganz richtig bezeichnet Sallet 
deren gangbare Datirung von 741/2 als eine willkürliche; 
documentirt ist nur, dass Augustus im J. 735/6 noch imp. VIIII^ 
(Cohen Aug. 36. 202. 298), im J. 742/3 ewip. X (C. I. L. V, 8088) 
war, also die zehnte imperatorische Acclamation zwischen 736 
und 742 fallt. Aber es kann danach kein Zweifel bleiben, dass 
dieselbe hervorging aus dem während des Sommers 739 be- 
gonnenen und beendigten raetisch-vindelikischen Krieg (vgl. be- 
sonders Strabon 4, 6, 9 p. 206; Dio 54, 22; Marquardt Staats- 
verw. 1*, 288); dieser Krieg, der die Reichsgrenze wesentlich vor- 
schob, der durch Prinzen des kaiserlichen Hauses geführt wurde und 
wohlthätig und populär wie kein anderer der augustischen war, 
muss nothwendig unter den imperatorischen Acclamationen des 
Augustus mit zählen. Auch findet sich in dieser Zeit sonst 
keiner, an den füglich gedacht werden könnte. Wenn Sallet das 
Jahr 738 in Vorschlag bringt, so kann dabei nur an den Rückzug der 



Der Denar des Q. SalTidieniii. 77 

Germanen nach der cladesLolUana gedacht sein; aber dieser erfolgte, 
ohne dass es dabei zum Schlagen kam (Dio 54, 20) und kann also 
unter einem Regiment, wie das augustische war, anmöglich zur Accla- 
mation geführt haben. Sallets weitere an sich sehr wahrscheinliche 
Vermuthong, dass die Yergrabung dieses Schatzes eben durch jenen 
Einfall der rechtsrheinischen Germanen veranlasst worden sei, 
wird dadurch nicht aasgeschlossen; wir kennen die Einzelheiten 
dieser Invasion nicht und wohl kann wenn nicht der Ab- 
zug der Deutschen , doch die volle Befiriedung des links- 
rheinischen Gebietes sich einige Zeit hinausgezogen haben und 
noch im J. 732 dadurch eine Yergrabung veranlasst worden sein. 
Weiter sind von diesen stempelfrischen Denaren der Zeit 
nach einigermassen bestimmbar der in einem Exemplare ver- 
tretene mit Iov(j) vot[a) 8U8c(epta) pro 8€U(ute) Ca£»{airisi) 
Äu^usti) ^{enatm) p(optUu8)q(ue) R(omanus)^ der gewöhnlich 
und wahrscheinlich richtig in das Jahr 738 gesetzt wird^), 
und die in zusammen 17 Exemplaren vorgefundenen StQcke, 
welche in der einen oder der anderen Weise die im Jahre 734 er- 
folgte Rückgabe der parthischen Feldzeichen feiern (Cohen 192. 
194. 195. 205. 265. 272. 282.) Die übrigen Sorten, 9 Ex. mit 
dkms Julius und dem Kometen (Cohen 97. 98. 99), 8 Ex. mit 
ob civü »ervaios und dem Kranz (Cohen 208. 210), 8 Ex. mit 
el(upeus) v(irtutü) ohne Hinzuffigung der iigna recepta (Co- 
hen 291 — 294) geben für nähere Bestimmung der Prägungszeit 
kennen positiven Anhalt Denn dass die letztere Reihe denen 
gleichzeitig sein musp, auf welchen die iigna recepta mit dem 
clupeu8 vürtuiü verbunden sind, kann ich Sallet nicht einräumen. 
Die — oder eine — Dedication des Schildbildes knüpft Augustus 



1) Eckhel 6, 103. Ueber die Fraise, die ▼. Sallet a. a. 0. 8. 175 auf- 
geworfen hat, ob die vota pro $alute mit den sieher in das J. 788 (gehörenden 
vaia pro redäu et $aiute oder pro reditu allein zttsammenfallen, eoU in der 
nicbstens eracbeinenden neuen Bearbeitung^ des monumentum Ancyranum sn 2, 15 
gehandelt werden. Wer sie Toroeint, wird die liög^licbkeit oflen lassen mnasen, 
dasa die enteren einem andern Jahre angehören; wahrscheinlich aber ist die 
Frage zu bejahen. 



78 "^b. Mommsen: 

in seinem eigenen Bericlit ausdrücklich an die Vorgänge der 
J. 726 und 727; wenn auf einem Theil der Münzen dieses 
Schildbild mit den signa recepta in Verbindung gebracht wird, 
so beweist dies höchstens, dass im Jahre 734 mit Rücksicht 
auf die zurückgewonnenen Adler entweder ein zweites Schild- 
bild aufgestellt oder das schon aufgestellte weiter decorirt 
ward, aber keineswegs, dass auch die Münzen, die den clupeus 
ohne die siffna zeigen, nach dem Jahre 734 geschlagen sind. 
— Ebenso muss ich in Betreff des Eichenkranzes ob civis ser- 
vatas durchaus daran festhalten, dass dieser nur auf die Be- 
endigung des Bürgerkrieges, nicht auf die Wiedererlangung der 
verlorenen Adler bezogen werden darf. Da die Aufstellung 
dieses Kranzes am 13. Januar 727 durch Augustus selbst wie 
durch die pranestinischen Fasten zweifellos bezeugt ist, so ist 
es aller gesunden Interpretationsmajume zuwider, den Eichenkranz 
und die entsprechende Beischrift der Münzen theilweise auf diesen, 
theilweise auf einen zweiten nirgends bezeugten gleichartigen Act 
zu beziehen. Cwem servare femer ist ein streng technischer 
Ausdruck der römischen Militärordnung für die Lebensrettung des 
Bürgers im Kriege, und dafür gebührt nach eben dieser Ordnung 
dem Bürger der Eichenkranz (vgl. die zahlreichen Stellen bei 
Marquardt Staatsverw. 2 S. 557); es widerstreitet der Ueberliefe- 
rung und dem Sprachgebrauch die auf diplomatischem Wege be- 
wirkte Befreiung gefangener Bürger ebenso zu benennen und zu 
belohnen, zumal da andere Münzen dieselbe ganz richtig be- 
zeichnen mit cives recuperare, Dass auf einer Münze (Cohen 213) 
der Eichenkranz und das Schildbild verbunden werden, würde 
höchstens darauf führen, dass das letztere mit einem Eichen- 
kranz eingefasst war, kann übrigens sehr wohl nichts sein, als 
künstlerische Zusammenfassung zweier gleichzeitig dem Augustus 
erwiesenen Ehrenbezeugungen, zumal da diese Combination nur 
auf einer einzigen Münze auftritt. 

Wenn man sonach bloss auf die Stempel der prägefrischen 
Münzen des Metzer Schatzes sieht, so wird eingeräumt werden 



Der Denar des Q. SalTidienns. 79 

mdssen, dasö diese mit den Saecolarspielen, an die Sallet sie 
anzuknüpfen versucht, zum grösseren Theil in keiner Ver- 
bindung stehen, viehnehr die meisten derselben ebenso gut 
727 oder bald^ nachher entstanden sein können wie zehn 
Jahre später. Aber damit wird die Thatsache nicht aus der Welt 
geschafft, dass in diesem 738 oder 739 yergrabenen Schatz alle 
die oben aufgeführten Münzen in allen Exemplaren stempelfirisch vor- 
lagen. Derselbe zeigte überhaupt eine Besonderheit, die ihn von allen 
übrigen ähnlichen Funden unterscheidet: während die vor 727 ge- 
schlagenen Exemplare durchgängig Spuren längeren Umlaufis auf- 
weisen, erscheinen die nach 727 fallenden, ebenfalls sämmüich, 
wie neu, so dass hier statt des sonst sich regelmässig abstufenden 
Erhaltungsstandes ein Sprung eintritt von recht merklicher Yer- 
nutzung zur Stempelfrische. In der That lässt diese Thatsache nur 
eine befriedigende Erklärung zu: es muss die Denarprägung 
längere Zeit unterbrochen gewesen und erst kurz vor der Yer- 
grabnng des Schatzes wieder aufgenommen worden sein. Dass 
aber dies der Fall gewesen ist, bestätigt sich nach allen Seiten, 
und es giebt dies dem Metzer Schatz eine Bedeutung, die weit 
über den Kreis der Münzwissenschaft hinausreicht. Es wird ge- 
stattet sein, dies wenigstens im Umriss hier auszuführen. 

Die ordentliche hauptstädtische Prägung erfolgte in dieser 
Epoche durch die Beamten auro argeni» aere ßando feriundo. 
Die durch sie beschaffte Prägung hört erwiesener Massen mit 
dem Jahre 711 auf und beginnt erst wieder um das J. 734. Das 
jüngste CoUegium der älteren Reihe ist das des P. Clodius, L. 
Livineius Begulus, L. Mussidius Longus und L Yibius Varus, 
über dessen Zusammengehörigkeit und Zeitbestimmung heut zu 
Tage kein Zweifel mehr besteht^). Dann tritt diese Prägung 

1} S. 73. Nur die Denare Ton Ti. Sempronias Graccus und Q. Voconius 
Vitnias (R. M. M. S. 74S), bezeichnet mit dem Bild Caesars des Vaters oder 
des Sobnas, geecblagen wie ea acbeint Ton IllJviriy die za^leicb guaeitoret de- 
$ignati waren, l^önoen yielleicbt etwas jänj^er, etwa aus dem Folgejabr sein. 
Da sie bisber nocb in keinem Scbats angetroiTen worden sind, ist eine sicbere 
Zeitbeatimmnng nicht möglich. 



80 Tb- Mommaen: 

aufs Neue ein mit den folgenden fünfzehn MünzDieistern, welche 
allem Anschein nach sämmüich wie nicht nach 739 (R. M. W. 
742), so kaum vor 734 thätig gewesen sind. Sicher datirt sind 
die folgenden zehn: 

738: L. Vinicias L./. (mit Augtutus tr. pot VII and tr. 
pot. VIII), 
738/9: C Antistiiis Yetas (mit AugwtM tr. pot VIII), 
738/9: L. Mescinius Rufds (mit Augtutus tr. pot. VIIl), 
L. AqniUias Floros Gepräge mit den 

L. Caninias Galltis I parthischen Feld- 

^' I M. Dormios [zeichen, zum Theil auch 

P. Petronius Turpillianus ^ mit Armenia capta. 
735 fg.: Q. Rostias mit dem am 15. Dec. 735 dedicirten 

Altar der Fortuna redux. 
737 fg.: C. Marias C. f. Tro. mit den Köpfen der Tochter 
and der beiden 734 and 737 geborenen Enkel des 
Aagastas. 
737 fg.: M. Sanqainias mit den ludi saeculares. 
and aach die übrigen fünf: 

C. Antistias Reginas, 

Cossos Cn. f. Lentalas mit Augustus cos. XI and 
M. Agrippa cos. ter, also zwischen 731 and 
748 geschlagen. 
L. Lentalas flamen MartuMs, 
P. Licinias Stolo, wahrscheinlich, da von ihm wie 
von M. Sanqainias aach Eapfermünzen vor- 
kommen, nebst diesem der jüngste dieser Reihe 
(R. M. W. S. 744), 
C. Salpicios Piatorinas 
werden theilweise darch historische Momente, wie zam Beispiel 
das mit der Ablehnang der cwra morum verknüpfte Hervorheben 
der tribonicischen Gewalt and das Hervorheben des Agrippa 
neben Aagastas, alle aber darch die vielfaltig hervortretenden 
Analogien mit jenen sicher datirten, in dieselbe Epoche gewiesen, 



Der Denar des Q. SaWidienus. g] 

wie dies ja auch jedem Numismatiker wohlbekannt ist. — Ob 
in den Zwischenjahren 712 — 733 auch die Ernennung der Münz- 
meister unterblieben ist, wissen wir nicht; es ist aber wahr- 
scheinlich, da sie als quattuorviri aufhören, um als trewvri wieder 
zu beginnen. Die Ursache der Unterdrückung der ordentlichen 
stadtischen Prägung ist offenbar das Eintreten des ausserordent- 
lichen Militarregiments am Ende des J. 711, wenn gleich das 
letzte jener Collegien noch einen Theil seiner Münzen mit den 
Namen der neuen Dreiherrscher bezeichnet hat; wobei wohl ins- 
besondere in Betracht kam, dass Rom und Italien zunächst ge- 
wissermassen als neutral betrachtet oder dem bloss figurirenden 
Lepidus überwiesen wurden (Drumann röm. Gesch. 1, 363) und es 
den eigentlichen Gewaltträgem unzwe(^mässig erscheinen mochte 
l^ier die Münzprägung durch die ordentlichen Beamten fortgehen 
zu lassen^). 

Wenn also das Prägerecht der verfassungsmässig dafür be- 
stehenden Behörde mit dem Triumvirat ausser Kraft trat, so ist 
dagegen bekanntlich die feldherrliche Prägung wohl niemals so 
mannichfaltig und so energisch geübt worden wie in den von 
Waffenlärm erfüllten Jahren von dem philippischen bis auf den 
actischen Krieg. Brutus und Cassius nicht minder wie Antonius 
und Caesar haben mit ihrem Namen^ überdies zahlreiche ihrer 
Unterbefehlshaber mit des Oberfeldherm und dem eigenen Namen 
Münzen geschlagen. Die antonische Prägung geht ohne Zweifel 
hinab bis auf die actische Schlacht; und höchst wahrscheinlich 
gilt dasselbe von Caesar, obwohl von ihm Münzen sicherer Da- 
Urung ans den letzten Jahren vor der a tischen Schlacht vielleicht 
nicht nachweisbar sind'). Bald nach dieser geprägt sind der 



1) Ob die bauptst&dtieche Monte selbst ausser Thätigkeit trat oder auf An- 
weisung und aaf den Namen der Triamriro za mnnzen fortftihr, kann nur die 
Fabrik der Terscbiedenen Mänzen dieser Epoche entscheiden, durch deren Oe- 
•ammtpröfung in dieaer Beziehung die Numismatiker den Geschichtsforschern 
einen wesentlichen Dienst leisten würden. 

2) Die Münzen mit co9. Her. ei ter. duig. (Cohen n. 88. 90. 91. 111) fallen 
vor den Antritt des zweiten Consulats 720. 

Ztütclirifl fftr NnmlunftUk. XI. 6 



g2 Th. Mommsen: 

Qoinar mit Asia recepta aus dem J. 726 oder 726 (wegen wwp. VII 
bei fehlendem Augustasnamen) und die fest datirten mit Aegupto 
capta aus den J. 726 und 727 (Cohen 1—4), denen wir jetzt 
die Münze mit AugustULB und dem Steinbock (Cohen 21) an- 
schliessen können, da sie wegen des Augustustitels nach 727 fallt, 
in dem Metzer Schatz aber schon einigermassen vemutzt zum 
Vorschein kam. 

Dann aber scheint auch diese Prägung zunächst aufzuhören. 
Allerdings haben die Legaten des Augustus Scarpus wahrschein- 
lich in der Cyrenaica^ T. Carisius im diesseitigen Spanien mit 
dem Namen des Augustus^ jener vermuthlich 727, dieser einige 
Jahre später geprägt; aber Augustus selbst scheint bald nach 
seiner Rückkehr nach Rom die Prägung eingestellt zu haben. 
Seine der Zeit nach nächsten sicheren Münzen sind denjenigen der 
wiederbeginnenden Triumviralprägung durchaus gleichartig, feiern 
wie diese die rngna a Parthis recepta und die Armenia capta^ und 
wenn bisher die zahlreichen näherer Zeitbestimmung entbehrenden 
Münzen des Augustus es geboten erscheinen Hessen die Möglich- 
keit einer auch während der Zwischenjahre fortgesetzten Prägung 
offen zu halten, lehrt uns jetzt der Metzer Fund durch den 
Augenschein, dass in der That die augustische Prägung wie die 
triumvirale, wenn auch kürzere Zeit, ebenfalls gestockt hat. 

Es ist gewiss nicht unbedenklich aus einem einzelnen Fund, 
wie der Metzer ist, allgemeine und weit greifende Folgerungen 
herzuleiten; und nichts bleibt mehr zu wünschen, als dass 
analoge Entdeckungen den dort erhobenen Thatbestand genauer 
determiniren. Auch ist nicht zu übersehen, dass die Prägung 
des Augustus und des Tiberius überhaupt nicht so stetige Reihen 
darbietet wie die der späteren Kaiser und also auch nach 
dieser Seite hin Vorsicht geboten ist. Nichts desto weniger fügt, 
was wir hier erfahren, in die allgemeine Lage der Verhältnisse 
sieb in einer Weise ein, dass es fast unmöglich scheint dies auf 
Zufälligkeiten zurückzuführen. Wenn auch die feldherrliche Prä- 
gung an sich der republikanischen Ordnung keineswegs wider- 



Der Denar des Q. SaWidienne. 83 

streitet, so gilt dies doch von der triumviralen augenscheinlich 
nicht; vielmehr ist diese in ihrer Aasschliessdichkeit wie in 
ihrem Umfang ofiPenbar ein Glied in der Kette von Äasnahme- 
massregeln, welche rei publiccLe constituendae causa stattgefunden 
haben. Es war nur in der Ordnung, dass in der res publica 
restituta^ wie Augustus die im Jahre 727 abgeschlossene neu- 
alte Ordnung der Dinge bezeichnete, einerseits diese Prägung 
in Wegfall kam, andrerseits das verfassungsmässige Prägerecht der 
ordentlichen Magistrate unter der Leitung des Senats ebenso 
wenig erneuert ward. So ruhte eine Zeitlang die Münzprägung 
ganz. Ihre, Wiederau&ahme hängt ohne Zweifel zusammen mit 
den umfassenden Reformen, welche Augustus nach seiner eigenen 
Angabe in seinem Rechenschaftsbericht (3, 11 der griechischen 
Uebersetzung), im J. 735 auf Grund der cura legwn et morwm 
durchzuführen ablehnte, dann aber auf Grund der tribunicischen 
Gewalt ins Werk setzte. Zu der Gesammtheit dieser Massregeln 
passt es auf das Beste, dass das Münzrecht zunächst concurrirend 
sowohl dem Princeps wie dem Senat und den ordentlichen 
Beamten verliehen ward, wobei jedoch thatsächlich die kaiser- 
liche Prägung von Anfang an überwog — denn die betreffenden 
Triumviralm Unzen sind offenbar in viel geringerer Masse ge- 
schlagen worden als die gleichzeitigen kaiserlichen — ; dass femer 
wenige Jahre darauf bei Wiederau&ahme der Kupferprägung 
diese ausschliesslich dem Senat, dem Princeps dagegen die Prä- 
gong^in den edlen Metallen ebenfalls ausschliesslich zugesprochen 
wurde. — Dazu passen endlich auf das Beste die Stempel. Wenn 
der neue Principat zuerst im J. 735 in die Reichsmünze eintrat, 
so war es natürlich, dass auf die neuen Geldstücke vor allen 
Dingen diejenigen Embleme gesetzt wurden, die dem Bewohner 
der Hauptstadt das Dasein und die Thaten des Herrschers täglich 
und unmittelbar vor die Augen brachten und gleichsam dessen 
städtische Wahrzeichen waren: der in der Curie aufgestellte 
Ehrenschild I die Lorbeeren, mit denen die Pfosten des kaiser- 
lichen Palastes geschmückt w^uren, vor allem der Eichenkranz ah 



g4 Th. Mommsen: Der Deaar des Q. SaWidieDus. 

civü servatos, welcher über der Th&re desselben hing. Ad 
quercuiUy sagt ein Schriftsteller aus wenig späterer Zeit (Valerius 
Maximus 2, 8, 7), pronae manm forriguntwr^ tibi ob cives servatas 
Corona danda est^ qua postes Auffustae domus sempitema gloria 
triumphant. 

Th. Mommsen. 



I 



85 



Kleinere Mittlieilungen« 



MUnzfunde. 

Am 10. März wurde bei einem Hausbau in der Stadt Cöthen 
ein Fond von. 119 Goldmünzen gemacht. Ich habe denselben bis 
jetzt nur fluchtig durchsehen können und berichte über denselben 
für heute nur Folgendes. 

Der Fund enthält Goldgulden, Dukaten und Zecchinen aus 
der Zeit von ca. 1470—1631. Die älteste Jahrzahl, 1490, zeigt 
ein Schwabacher Goldgulden des Markgrafen Friedrich von 
Brandenburg; die jüngste ist 1631 auf einem Goldgulden der 
Stadt Braanschweig. Aelter als jener Goldgulden von 1490 er- 
scheinen: Goldgulden des Mainzer Erzbischofs Dietrich, Grafen 
V. Isenburg (1459—82), (Dannenberg, Dess. Fund, Nr. 236?), 
des Grafen Enno I. von Ostfriesland (Dannenberg, Dessauer 
(Chörauer) Fund, Zeitschrift; n. F. S. 64 Nr. 93), der Stadt Dort- 
mund (Dbg. 100, 101), der Stadt Frankfurt (Dbg. 291—296), 
des Gölner Erzbischofs Hermann IV. von Hessen (Dbg. 161 bis 
163). Femer finden sich: Stadt Magdeburg 1624! 30!; Stadt 
Halberstadt 1628; Stolberg 1619; Erfurt, Denkmünze auf die 
Verstorbenen 1597; Gold-Gulden von 1622; Goslar 1629!; Hzg. 
Friedrich Ulrich von Braunschweig 1615, 25, 29; Stadt Lüne- 
burg o. J., Lübeck o. J.; Rostock 3 St. von 1630; Stralsund 
1628!; Hzg. Phil. U. von Pommern 1617!; Bischof Christian von 
Minden von 1628; Enno I. und Edzard II. und Johann von Ost- 



gg Kleinere Mittheilungen. 

friesland!; Aachen (15) 6—5 und 1622; Jülich-Cleve-Bcrg 1572; 
Carl von Geldern und Jülich (15) 23; Cöln, Herrn. IV.! Mainz, 
Dietr. o. J. und Georg Friedrich 1626; Worms 1614, 17, 18, 19; 
Johann II. von Pfalz-Zweibrucken o. J, 1617; Frankfurt 7 Stck., 
o. J. (Friedrich III.), 1617, 18, 19, 21; Hanau -Lichtenberg, 
Joh. Reinh. 1618; Nürnberg 5 Stck. von 1604, 12, 13, 14; Mark- 
graf Friedrich von Brandenburg 1490, 97, 1500, 1507 und 
Joachim Ernst 1619; Strassburg (Koehler 3060, Dbg. 381?); 
Metz 11 Stück o. J., geringhaltiger als die anderen; Lothringen 
(Nancy) Carl o. J. 1566 und Heinr. IL o. J. ; Bisthum Chur 
(Joh. V. Flg. V. Asp.), (Trachsel 109 oder 110!); Tyrol 1619; Erz- 
bisthum Salzburg 1536, 1619; Oesterreich 1610, 1616; Ungarn, 
Ferd. 1553 und Gabriel Bethlen 1622; Siebenbürgen, Stephan 
Bath. 1586!, Gabr. 1613, 27; o. J. (?); Carl Eraan. L von 
Savoyen o. J.!; Sicilien, Johann und Carl o. J.!; Modena, 
Caesar I. v. Este o. J.!; Niederländ. Provinzen und Städte 19 
div. Stcke., Bisthum Lüttich, Hzg. Ernst von Bayern; Christine lY. 
von Dänemark 1625 (4 Stck.); endlich 8 Funduks oder dergl. 
mit arabischer Schrift. 

Wenn es mir möglich ist, hoffe ich die Perlen des Fundes, 
sowie einige wichtigere Jahrgänge und Stempelverschiedenheiten 
näher zu beschreiben. 



Acht Tage vor diesem Funde wurden ca. 4 Meissnische und 
Hessische Groschen (ca. 1430 — 1470) und dergl. in einem Garten 
zu Cöthen gefunden. Dabei sollen auch 21 Hersfelder und 
Braunschweigische Brakteaten gewesen sein (?). Leider habe ich 
den Fund nicht gesehen. Meine Bitte an den Besitzer, mir den 
Fund zu senden, ist bis jetzt unerfüllt geblieben. 

Lausigk (Anhalt), 16. März 1883. 

Th. Stenzel. 



Kleinere Mittheilangen. g7 

Herr ßermaon Matthias in HanDover, Volgersweg 29a, 
hat 1200 der schönsten griechischen Münzen öflPentlicher Samm- 
lang, namentlich Gotha und einiger bedeutenden Privatsamm- 
langen meist von scharfen galvanoplastischen Kopien abgeformt 
und Abgösse von hartem unzerbrechlichem Gips hergestellt. 
Die beiden Seiten jeder Münze sind neben einander auf eine 
Kartelle geklebt. Er ist bereit diese Abgüsse entweder alle oder 
auch in kleinerer Auswahl auf Bestellung anzufertigen. Es leuchtet 
ein, wie nützlich solche Kopien für den archäologischen Apparat 
der Universitäten, Kunstschulen und anderer Lehranstalten sind, 
denen Originale anzuschaffen, der hohen Preise wegen, unmöglich 
ist. Wenn die Abgüsse so scharf sein werden, wie diejenigen, 
welche Herr Matthias in Berlin vorgelegt hat. kann diese Ge- 
legenheit, die schönsten griechischen Münzen zu studieren, wohl 

empfohlen werden. 

V. P. 

Der Bart des Kaisers Barbarossa. — Brakteatenprägung auf Filz. 

In der (Wiener) Numismatischen Zeitschrift (Bd. XIY. p. 406) 
steht in einer Besprechung von fl. Halke's „Einleitung in das 
Studium der Numismatik" : „so ist es unter Anderem nicht richtig, 
wie S. 91 behauptet wird, dass Friedrich Barbarossa immer 
bartlos dargestellt wird, da er namentlich auf Denaren auch 
mit einem langen Schnurrbart erscheint". Dies ist aber falsch; 
auf den Denaren ist Friedrich 1. stets bartlos: dass die 
hier gemeinten Aachener Denare mit einem schnurrbartigen, 
sitzenden Kaiser Friedrich (Rückseite: Brustbild des gekrönten 
Karl d. Gr., das grosse Earchengebäude über seinen Kopf haltend) 
dem zweiten dieses Namens angehören, hat schon vor siebzehn 
Jahren Dannenberg bewiesen (Berl. Blätter f. Münzk. III, 1866, 
p. 47 f.) und ist niemals in Zweifel gezogen worden, kann es 
auch gar nicht, weil die Denare von Friedrich's II. Gegenkönig 
Wilhelm (von Holland) und dessen unmittelbarem Nachfolger 



gg Kleinere Hittheilangen. 

Richard (yon Comwallis) jenen Denaren mit Friedrichs Namen 
völlig gleich sind, in allen Details, ja Wilhelm prägt sogar 
zuerst mit dem Haaptseiten-Stempel Friedrichs, mit dem 
sitzenden bärtigen Kaiser FRIDERIC, dessen Umschrift er später 
durch die des (sanctus) KAROLVS ersetzt. 

Dass Friedrich Barbarossa ein einziges Mal ausnahmsweise 
auf einem schönen Brakteaten des Odenwalder Fundes einen 
Schnurrbart trägt, habe ich früher mitgetheilt. 

In der erwähnten Besprechung steht auch: „die Ansicht, 
dass beim Prägen der Brakteaten als Unterlage Tuch, Filz und 
dergl. verwendet wurde, scheint uns nicht begründet" ; uns scheint 
aber Halke's Ansicht von der Brakteatenprägung auf Filz doch 
nicht so unbegründet, denn Herr Oberpostrath Halke hat selbst 
Versuche mit Brakteatenprägung angestellt und ich kann nebst 
allen anderen Besuchern der betreffenden Sitzungen der Numis- 
matischen Gesellschaft versichern, dass die von Herrn Halke auf 
Blei-, auf Holz- und auf Filz-Unterlage geprägten Stücke 
sich untereinander nicht unterscheiden Hessen und von 
ihren Originalen (Magdeburger Moritzbrakteaten) eben f al 1 s 
nicht zu unterscheiden waren. 

A. V. S. 



Berichtigung. 

In dem Aufsatz über den Neisser Heller Th. X S. 225 sagt 
Herr Referendar Friedensburg, ich hätte in meinem Artikel Th. V 
S. 288 Neisse als ,,böhmische Prägstätte*^ bezeichnet; die An- 
führungszeichen, in welche Herr Friedensburg diese Worte ein- 
schliesst, lassen den Leser um so mehr glauben, ich hätte Neisse 
für eine Stadt in Böhmen gehalten. Ich habe aber natürhch die 
mir zugeschobenen Worte nicht gebraucht auch keine ähnhchen, 
wie mein Artikel zeigt. 

J. Friedlaender. 



89 



Literatur. 



Amiet, Jacob, der Münzforscher Andreas Morellius. Bern 
1883 (Sep. Abdr. a. d. Bemer Taschenbuch). — Eine werth- 
volle Brochäre, die uns ein anschauliches Bild des rastlosen, trotz 
fortwährender Misserfolge wahrhaft idealen Strebens und Arbeitens 
des ausgezeichneten Schweizers Andreas Morell giebt, des be- 
rQhmten Verfassers des „Specimen universae rei numariae" und 
des „Thesaurus Morellianus*', bei welchem freilich nur der Fleiss 
und die kritische Genauigkeit MorelFs als Kupferstecher be- 
wundert werden kann^ während sein Text in dem weitschichtigen 
Commentar von Haverkamp benutzt, aber nicht in seiner Ursprüng- 
lichkeit erhalten ist. Morell's Lesben und wissenschaftliche Thätig- 
keit in Paris gewähren ein merkwürdiges Bild des regen, von 
humanistischem Geist durchdrungenen Gelehrtenlebens zur Zeit 
Ludwig's XIV., das allerdings in der rohen Misshandldng, welche 
auf LouYois' Befehle dem trefflichen Manne zugefügt wurde, seine 
hässliche Kehrseite findet: Morell wurde, angeblich als Protestant, 
eigentlich aber weil er um endliche Besoldung für seine Arbeiten 
bat, wie es scheint gegen den Willen und sogar ohne Wissen 
des Königs in die Bastille gesperrt, wieder entlassen, wieder ein- 
gesperrt und 80 fort, trotz huldvoller Audienzen und königlicher 
Gnadenbezeigungen in den Zwischenpausen. — Nach seiner Ent- 
fernung aus Paris winkte ihm das Glück, bei dem kunstsinnigen 
Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg in Berlin angestellt 
zu werden, verwirklichte sich aber nicht, und Morell starb 1703 
alf? Rath und Antiquarius des Fürsten Günther von Schwarz- 



90 Literatur. 

borg, ohne dass es ihm möglich gewesen, auch nur einen Theil 
seines „Thesaurus^ der romischen Münzen im Druck heraus- 
zugeben. — Zwei Bildnisse Morell's, eines in Perrücke und Hof- 
kleid, das andre nach einer von ihm selbst gemachten Tusch- 
Zeichnung während seiner Gefangenschaft in der Bastille, sind 
dem dankenswerthen Werkchen beigegeben. Elin Anhang giebt 
den interessanten Bericht des berühmten Münzgelehrten Charles 
Patin von seinem Aufenthalt in Bern und seinem Besuch bei 

Morell. 

A. V. S. 



Armand, Alfred, les m^dailleurs italiens des quinzi^e et 
seizieme si^cles. Zweite Ausgabe, Paris (£. Plön) 1883. Zwei 
Bde., zus. 676 Seiten. — Die zahlreichen Publikationen italienischer 
Reoaissancemedaillen, namentlich die grossen Werke von J. Fried- 
laender und A. Heiss und eigene unermüdliche Thätigkeit haben 
Herrn Armand in den Stand gesetzt, sein Werk in veränderter 
Gestalt und mehr als dreimal so stark als die erste Ausgabe neu 
erscheinen zu lassen. Armand's Buch, unentbehrlich für jeden, 
der sich mit der Kunst der Renaissancezeit beschäftigt, ist durch- 
weg mit grösster Sorgfalt und Genauigkeit gearbeitet, jeder Be- 
schreibung sind, wenn dies irgend möglich war, kurze historische, 
kunstgeschichtliche und literarische Notizen beigegeben; der zweite 
Band behandelt die Medaillen ohne Künstlernamen; eine Reihe 
sorgfaltiger Verzeichnisse der Künstler, der Umschriften, der Dar- 
gestellten u. s. w. erleichtert die Benutzung des Werkes. — Ohne 
hier genau auf das ganze Werk eingehen zu können, was wir 
wohl noch von den speciellen Kennern der Renaissancemedaillen 
erwarten dürfen, möchte ich hier einige kleine Bemerkungen zu 
Armand's Beobachtungen hinzusetzen: die KünsÜerbezeichnnng 
ANIEVS (I. p. 261) auf der Medaille des Statthalters Requeseus 
(f 1576) ist, wie das Berliner Exemplar beweist: ANTEVS zu 
lesen, der Künstler ist also wohl identisch mit dem in dieselbe 
Zeit fallenden ANTEO (Armand I, p. 274). Zu den Medaillen 



Literator. 91 

des Johannes Cavinas (I, p. 178 ff.) ist hinzuzufügen das schone 
von mir aus Dannenberg's Sammlung publicirte Stück (Zeiischr. 
f. Numi8m.VIlI, 1180) mit tlhristi Brustbüd und PORVS CONSILII 
FILIVS, signirt mit dem Namen des Künstlers, Rj\ Christus am 
Kreuz, Maria, Johannes und Magdalena. OMNIA SVRSVM 
TRACTA SVNT. — Die Medaille des Mailänders Amicus Taegius 
(denn Amicus ist Vorname, wie Herr Armand durch eine zweite 
Medaille beweist), U, p. 161 Nr. 13, mit dem Knaben auf der 
Schildkröte auf der /2/., ist deutsche. Nürnberger oder Augs- 
burger Arbeit Herr T. W. Greene in Winchester besitzt das 

Modell in Kelbeimer Stein. 

A. V. S. 

Schiller, Hermann, Geschichte der römischen Kaiserzeit. 
Band I (bis zur Erhebung Vespasians). Gotha 1883. — 496 S. — 
Den Werth der historischen Forschungen des Herrn Yf. kann ich , 
nicht beurtheilen, mir ziemt es hier nur hervorzuheben, dass das 
Werk durchweg mit fleissiger und genauer Benutzung der numis- 
matischen Literatur gearbeitet ist, ein um so grösserer Vorzug 
als man in andern neueren geschichtlichen Werken oft grossen 
Unsinn in numismatischer Beziehung lesen kann (so steht z. B. 
in einem illustrirten Buche, welches allerdings auch die liegende 
Statue der Ariadne nach der alten albernen Auffassung ver- 
flossener Jahrhunderte als Portrait der Cleopatra giebt: 
„Brutus so gut wie Cassius hatten.... Brutus zuerst^ ihr 
Bildniss . . . auf die . . . Münzen setzen lassen^!). Schiller^s Werk 
zeigt im Gegensatz zu derartigen Erscheinungen eine gewissen- 
hafte und ernste Beschäftigung mit der numismatischen Literatur 
und wird daher dem Numismatiker oft erwünschte Belehrung 
bieten. Einige kleine Znsatze zu den numismatischen Anmerkungen 
seien hier gestattet; p. 98: die Münze des Königs Polemo mit 
Antonius' Namen auf der Rf. ist nur aus Patin's Publication be- 



1) Im InhaltsTerzeichniss des Bandes leider ausgelassen, daher leicht za 
ttberseheo. 



92 Literatur. 

kannt, seitdem nicht wieder aui^etaucht und bedarf der Be- 
stätigung. — p. 121: die Münze der Cleopatra mit dem angeb- 
lichen TM AT, deren Deutung yw^ MAqxov ^Avttoviov der Vf. 
mit Recht bezweifelt, ist falsch gelesen; Feuardent (Egypte 
andenne, II p. 1) giebt die richtige Lesung, es steht um den 
weiblichen Kopf (es ist die personificirte Alexandria, nicht Cleo- 
patra) riTOAEMAI, rückläufig von unten nach oben, und dieser 
Ptolemaeus ist, da Caninius Crassus auf der Rückseite erwähnt 
wird, Caesarion, der Sohn der Cleopatra, angeblich vom Caesar. 
— Zu p. 68: nicht das „Gothaer Exemplar^ der Goldmünze mit 
Pompeius des Grossen Kopf auf der Vorderseite ist falsch, sondern 
die Münze existirt überhaupt nicht acht, sie ist aus neuen Stempeln 
(im 17. oder 18. Jahrhundert gemacht) geprägt; dass sich Sextus 
Pompeius mit Vorliebe mit dem Eichenkranz darstellte, kann 
man eigentlich nicht sagen; der einzige sicher ächte Münzstempel 
mit seinem Bilde zeigt den Kopf vom Eichenkranz umgeben. — 
Zu p. 125: Die Münzen des Antonius mit Bezeichnung der ersten 
Legion sind ganz unzweifelhaft; das sehr seltene Stück mit LEG I 
war in der Auction der Sammlung Borghesi und nach Ver- 
sicherung kundiger Numismatiker sicher acht. 

A. V. S. 

Friedlaender, Julius. Ein Verzeichniss von griechischen 
falschen Münzen welche aus modernen Stempeln geprägt sind, 
Berlin (Weber) 1883. 53 S. Der Verfasser giebt, grösstentheils 
mit ausführlichem Commentar über die Ajrt der Herstellung, über 
Veränderung welche die Fälscher selbst mit den Stempeln vor- 
nehmen, über die Verfertiger und dem Ort der Herkunft u. s. w. 
ein Verzeichniss einer grossen Anzahl griechischer und einiger 
romischen Münzen ohne Anspruch auf Vollständigkeit für das 
ihm die Sammler und Beamten an Sammlungen zu Dank ver- 
pflichtet sind. Jeder, auch der durch etnste Studien und lang- 
jährige Uebung mit dem Wesen der falschen Münzen sehr ver- 
traute Münzkenner wird sich, wenn er ehrlich ist, bei diesem 



Literatur. 93 

Kapitel eines „infandum regina*' nicht enthalten können. Hat 
doch die schöne falsche Goldmünze des Amyntas von Galaxien 
und der falsche Stater des Diodot von Bactrien in alle grossen 
öffentlichen und Privat-Sammlungen Eingang gefanden, selbst 
Eckhel und Mionnet und unzählige andere gute Numismatiker 
haben recht eklatante falsche Münzen beschrieben, abgebildet und 
commentirt, und in einer erst neuerdings stattgehabten grossen 
Auction einer berühmten Sammlung ist ein fedsches Didrachmon 
von Locri Opuntii für eine hohe Summe völlig bona fide ver- 
ond gekauft worden. Friedlaenders Yerzeichniss entbehrt leider 
der Abbildungen, doch sind seine Beschreibungen genau und so ein- 
gerichtet, dass sie in jedem einzelnen Fall gewiss „zur Warnung^ 
dienen und manches Unheil verhüten werden. — Besonders lehr- 
reich sind Friedlaenders Angaben über Beckers Manipulationen, 
der u. a. eine Münze des Caesar Nigrinianus auf einen ächten 
subaeraten Denar mit vielem Geschick aufjgeprägt hat. Die reiche 
Sammlung falscher Münzen in unserem Egl. Munzkabinet enthält 
diese und eine grosse Anzahl anderer gefahrlicher Fälschungen, 
auch die vortrefflichen Reihen des berüchtigten Römer-Fälschers 
aus Udine, welche uns Fr. Trau in Wien vor einigen Jahren in 
interessanten Publicationen bekannt gemacht hat. Friedlaenders 
Aufforderung^ durch Zusammenarbeiten eine möglichst vollständige 
Liste fabcher Münzen herzustellen, verdient Beherzigung. 

A. V. S. 



95 



Zur Mfinzkimde des Harzes. 

(T*f. IIL) 



I. Bisthum HalberstadL 

Rudolf I. 1136-1149. 

f RODYLPYSE.. bischöfliches Brustbild mit erhobener Rechten 
und Erummstab. Rf. + S-CS STEPHHNY, der Heilige in die 
Knie gesunken. Taf. lU Nr. 1. 

Von diesem Bischöfe hatten wir bisher nur den einzigen^ 
auch sehr seltenen Brakteaten von flachem, alterthümlichem, 
Charakter, mit dem als dem damals ältesten Halberstädtischen 
Gepräge Leukfeld uns bekannt gemacht hat, denn dass des- 
selben Schriftstellers Nr. 1 b (S. 102) nicht diesem Bischöfe, sondern 
dem Magdeburger Rudolf (1253—60) zugehört, bedarf heut zu 
Tage keiner weiteren Ausführung. 

Ulrich (Graf v. Regenstein) 1149—1160 und 1177—1180, 
oder sein Gegner 

Gero (▼. Schermbke) 1177—1180. 

Umschrift undeutlich. Infulirtes Brustbild mit Krummstab 
undLiUe(?) Rj\ + o£oSoSo€opoiNoVSoPoE.oS Brustbild des 
Heiligen mit Erummstab und Lilie, über jeder Schulter ein 
schleifenartiges Kreuz. Taf. IH Nr. 2. 

Wegen der zierlichen Arbeit, welche diesen Halbbrakteaten 
Ton dem vorigen yortheilhafb unterscheidet, möchte man ihn eher 
auf Gero beziehen, dessen Münzen sich alle durch feinen Stempel* 

Z«itMMft fffir MomltmatÜL XL 7 



96 H. Danaenberg: 

schnitt aaszeichnen (s. Leakfeld Taf. III, 42, Tai V, 42, b, c, d, 
Stenzel Freckl. Taf. II, 22, 23, Mzstud. II, Taf. 35, 31). 
Konrad (v. Krosigk), 1201—1208. 

1) + CONRAD VS • I • HliBE der infulirte Kopf des Bischofs 
rechtshin im Kirchenportale. Rf. SC 'S' — T£PH der Heilige 
mit Palme und Knimmstab, neben jedem Knie ein Sternchen, über 
seiner rechten Schulter eine Kugel. Taf. III Nr. 3. 

2) Ebenso, aber + CONRADVS EPISOPV, Rf. aCSTC — 
PHA . ., ebenso, aber über jeder Schulter eine Kugel. Taf. III Nr. 4. 

Beider Münzen habe ich bereits S. 260 Anm. Bd. Y d. Z. 
Erwähnung gethan, und sie nebst andern als Beläge dafür auf- 
geführt, dass man gleichzeitig Brakteaten und zweiseitige Denare 
geprägt hat. Sie sind in hohem Grade bemerkenswerth, als die 
einzigen Halberstädter Denare aus der Brakteatenzeit, eine einzige 
Ausnahme, die man vielleicht bestreiten würde, wäre sie nicht 
durch die so ausführlichen und bestimmten Umschriften gegen 
jeden Zweifel gesichert. 

II. Grafschaft Blankenburg-Reinstein. 

1) oCATIoDGoBLAUCBßB^RG, (rückläufig) Hirschhorn. 
— Taf. in Nr. 14. 

Dieser herrliche Brakteat ist nicht unbekannt, Schönemann 
(z. vaterld. Mzkde., Taf. B 23, S. 16 Nr. 37) hat ihn mit einigen 
kleinen Abweichungen (eher wohl als Unrichtigkeiten), nemlich 
einem Punkte statt eines Ringels am Anfange der Umschrift und 
mit N statt II) abgebildet (siehe auch Num. Z., 1843, Taf. I, 10). 
Weshalb ich auf ihn zurückkomme, ist nicht seine grosse Selten- 
heit (Schönemann nennt ihn ein Unicum;, sondern mein Zweifel 
an der Richtigkeit der Schönemann^schen Erklärung, nach 
welcher CATI so viel als Graf bedeute; er sagt (a. a. O., Anm.): 
„catns (cautus) — vorsichtig, erfahren, = grau =^ Graf.^ Das 
ist aber wohl mehr sinnreich als richtig. Das Bewusstsein einer 
solchen Ableitung des deutschen Wortes „Grave'' dürfen wir 



Zur Mänzkande des Haraes. 97 

doch wohl bei dem Stempelschneider oder dem Erfinder der Um- 
schrift nicht voraussetzen, viel eher eine der im Mittelalter so 
gebräuchlichen Buchstaben-Auslassungen, und so kommen wir 
denn durch Einschiebung von S und R zu CASTRI. Castrum 
aber ist die Bezeichnung, welche Blankenburg zukam, und castrum 
finden wir auf franzosischen Münzen jener Zeiten äusserst häufig 
(Blois, Chäteaudun, Dreux, Etampes, Gien, Chäteau-Landon, 
Mantes, Montreuil, Pithiviers, Pontoise, Provins, Tournus, Ven- 
döme), aber auch auf deutschen Münzen und zwar gerade aus 
der in Rede stehenden Zeit haben wir Beispiele an dem CASTRYO) 
IN SelNe COMIT des Grafen Eberhard I. von Sayn, 1137 bis 
1176 (Mzstud. UI, S. 157), und namendich dem GASTRUM 
ADELBERTI CO (Numism. Z. 1863, S. 123 Nr. 7). Letzterer 
Brakteat, von dem mir leider kein Exemplar, ja nicht einmal eine 
Abbildung bekannt ist, soll von Albrecht UI., Grafen von Wemige- 
fode (1173—1214) sein, und eine bessere Zutheilung möchte sich 
auch schwerlich ermitteln lassen. Damit ist denn wohl genug 
für die vorgeschlagene Erklärung des CATI erbracht, die doch 
auch der Leitzmann'schen (Num. Z. 1862, Nr. 45) vorzuziehen sein 
dürfte, nach welcher G ATI fürConrATI stände. Auch ist unser Brak- 
teat dem letztgedachten offenbar gleichzeitig, eher vor als nach 1200 
geprägt; nach Schönemann gehört er „in die erste Zeit des XIII. 
Jahrhunderts, also Siegfried Ul.^ Einem bestimmten Grafen ihn zu- 
zuweisen, unterlasse ich, zumal da Schöne mann Recht zu be- 
halten scheint, wenn er (S. 15) sagt: „Die Geschichte der alten 
Grafen von Blankenburg und Reinstein im XII. und XIII. Jahr- 
hundert wird der gleichnamigen Söhne und Vettern wegen aus 
Urkunden wohl nicht mehr ganz klar gemacht werden können.^ 
Das scheint sogar noch für die Folgezeit zu gelten.^) 



1) Als Belwg diene die Grote'sche Stammtafel S. 286, die an£i £rhebliehite 
abweieht, nicht blos von der, welche y. MoWerstedt (Zeitschr. d. HartT., 1878 
S. 286) noch Leibrock und y. Arnstedt, sondern aach von der, welche Qrote 
selbet (Maetad. I, 8. 286) giebt, namentlich fehlt in enterer der Graf Bernhard, 
TOD dem aogleich die Rede sein wird, gani, w&hrend er in den beiden anderen 

7* 



98 H. Dannenberg: * 

Unser Brakteat nebst einem anderen wohl noch etwas älteren 
mit COMeS • SIFBIDVS • De BLANKeNBRVC •, dessen Ab- 
bildung Schönemann ebenfalls (Taf. B 22) liefert, sind die ein- 
zigen Schrifbmonzen dieser Grafschaft, die uns aus dem Mittel- 
alter geblieben sind, während wir von schrifÜosen Brakteaten eine 
stattliche Reihe aufzuweisen haben. Denare dagegen hatten ge- 
fehlt, bis ich (Berl. Bl. IV Taf. 48 Nr. 7, 8) zwei bekannt 
gemacht habe, welche ich wegen des auf ihnen im Felde dar- 
gestellten Hirschgeweihes hierher beziehen zu dürfen geglaubt 
habe, denn das Hirschgeweih bildete die Helmzier dieser Grafen. 
Hiergegen hat sich aber Herr v. Mülverstedt in einer sehr 
lehrreichen Abhandlung (Zeitschr. d. Harzvereins f. Gesch. und 
Alt.-Ede. 1878, S. 232) gewandt, und diese Münzen vielmehr für 
die Grafen von Dassel beansprucht, welche ein Hirschgeweih in 
einem mit Kugeln bestreutem Felde gefuhrt haben. Hr. v. M. 
führt zu dem Ende aus, dass das Hirschgeweih, welches für die 
Grafen von Blankenburg-Regenstein nicht Wappenbild, sondern 
wie für die Grafen von Hohnstein, nur Helmzier ist, als solche 
nicht ohne den Helm und getrennt von demselben dargestellt 
werden könne. „Soviel ich zu übersehen vermag,^ heisst es 
a. a. 0. S. 239, „fand im Mittelalter und selbst auch in dem 
ersten Jahrhundert des neuen Zeitalters eine Sonderung des Helm- 
kleinods vom Helm, gleichsam des Kindes von der Mutter, nie- 
mals statt, und weder die nur die Helmzeichen enthaltenden Siegel 
des Mittelalters (Helmsiegel), noch eine der mir bekannten Münzen 
des Mittelalters oder der Neuzeit, welche den Helmschmuck allein 
aufgeprägt erhielten, lassen ihn ohne, sondern vielmehr nur stets 
mit ihm und aus ihm hervorgehend sehen." Ohne im Geringsten 
die Richtigkeit dieses von einem so bewährten Wappen- und 
Siegelkenner aufgestellten Grundsatzes in Zweifel zu ziehen, muss 
ich doch, wie ich bereits flüchtig Bd. YI[ S. 208 d. Z. gethan 
habe, den Einwand erheben, dass dieser Grundsatz von den Münz- 

▼orkommt. Hier bleibt also noch ein Feld far spätere Forscher, falls sich ein- 
mal neues Material bieten sollte» 



# Zur Münzkimde des Harzes. 99 

stempelschneidem nicht immer streng befolgt worden ist. Bei- 
spiele dafür sind: 1) Hildborghausen, kleine Groschen und Denare 
des Markgrafen Balthasar (?) von Thüringen, theils aach seiner 
Gemahlin Margaretha von Henneberg mit dem Meissnischen so- 
genannten Jadenkopf (Streber, Kobnrg Taf. II, 11, 12, 15 — 18), 
der einmal (ebenda Taf. II, 13) auch aaf dem Helme, wie auf den 
bekannten Meissnischen Groschen stets, erscheint^ )^ 2) dasselbe 
Kleinod auf Brakteaten von Eisenach (Posern XIX, 9, 10 u. s. w.), 
3) das Meissnische Kleinod, aber gedoppelt, auf einem Langai- 
salzaer Brakteaten (Zeitschr. f. Museologie, 1878, Nr. 93), 4) das 
sächsische Helmkleinod^ der aus einer Krone ragende Hut, nach 
Art des herzoglich sächsischen Wappens quergestreift, mit dem 
Rautenkranze umwunden, gekrönt und mit Pfauenfedern besteckt, 
auf einem Hohlpfennige Herzogs Wilhelm III. des Tapfem von 
Sachsen (1428—82) mit WD6DS (Schlegel, de n. Goth. IV, 
15, 16), 5) das Thüringische Kleinod auf einem Meissner Brak- 
teaten (Heinrichs des Erlauchten? 1221—1288, Erbstein Wolknbg. 
91), während eben Nr. 89 dasselbe den Helm schmückt, 6) der 
doppelte Brandenburger Adlerflügel ohne den Hebn auf einem 
Lausitzer Brakteaten (P OS ern, Sachs. Mz. XVIII, 9, vgl. Weidhas 
Brandbg. D. VII, 1 und XIU, 14), 7) Brakteat des Grafen 
Wilhelm V. von Henneberg (1444-80) mit WDGOIIl, und auf 
einer Krone einen hohen mit Pfauenfedern besteckten Hut, in 
dessen Mitte die Henne auf einem Hügel (V^ S. 278 d. Z.). Diese 
Beispiele, welche sich gewiss noch vermehren Hessen, werden 
genügen, um zu erweisen, dass Regeln der heutigen oder auch 
der älteren Heraldik, welche immerhin für die Sphragistik un- 
bedingte Geltung haben mögen, solche doch nicht unbedingt für die 
Numismatik beanspruchen dürfen, wie ich das u. a. schon früher 

1) Beiläufig bemerkt hat der sonst so sorgfältige Streber Böhme nicht 
Terstaaden, wenn er ihn (S. 93, Anm.) sagen läset, dieser Helmschmuck des 
Jndenkopfes komme snerat bei Knrfdrst Friedrich II. (1428—64) Tor, Böhme 
(s&chs. Qr. Kob. 8. 278) sagt dies nur yon den Groschen, nnd bringt selbst 
(ebenda 197) einen solchen paryns Misnensia» den er Friedrich dem Freudigen 
(1291—1324) insehreibt. 



100 H. Dannenberg: 

bezüglich der Hederschen Münzen glaube dargethan zu haben 
(8. d. Z. Bd. II 152, Bd. IV 194). Man wird auch hinsichts der 
vorliegenden Frage nicht einwenden können^ dass alle aufgeführten 
Fälle einer späteren Zeit angehören als die in Rede stehenden 
Denare, von denen übrigens der eine jedenfalls nicht viel später 
als 1300 geprägt ist, denn wenn der nicht grosse Zeitunterschied 
wirklich in Betracht kommen kann, so könnte er sicher meiner 
Annahme nur zum Vortheil gereichen, da doch gewiss die heraldi- 
schen Regeln im XIY. und XV. Jahrhundert fester ausgeprägt 
waren als vorher. Und ist nicht hier die Darstellung des Hirsch- 
geweihes auch heraldisch um so unverfänglicher, als es ja doch 
dem gedoppelten Wappenbilde so ziemlich gleichkommt? 

Fällt aber somit der einzige gegen Reinstein geltend ge- 
machte Grund, so steht der Zutheilung dorthin oder allenfalls an 
die Grafen von Hohnstein nichts im Wege, namentlich auch nicht 
der Umstand, dass wir keine Denare mit dem Hirschhorn kennen, 
welches allerdings das stete Gepräge der Brakteaten bildet, denn 
schon früher habe ich hervorgehoben, dass wir ganz aus der 
Nähe, von (Quedlinburg und Stolberg ebenfalls, aber auch nur 
einige wenige Denare haben, und die vorstehend beschriebenen 
Denare Eonrad's von Halberstadt zeigen abermals, wie behutsam 
man in Schlüssen sein muss, die auf nichts als dem bisherigesi 
Fehlen einer gewissen Münzsorte beruhen. Viel eher könnte 
man Bedenken gegen die von mir vorgeschlagene Zutheilung dar- 
aus entnehmen, dass 5 Exemplare eines Denars ähnlich dem ge- 
dachten Nr. 8, Taf. 48, Bd. IV Berl. Bl. kürzlich in Pommern 
gefunden worden sind (Bd. VI S. 125 Nr. 40 d. Z.), allein in der 
Nähe ihres Fundortes sind sie schwerlich unterzubringen, und so 
wird man denn auch hier, wie so oft, dem Zufalle einen gewissen 
Antheil an der Zusammensetzung des Fundes zugestehen müssen, 
dem Zufalle, der diesem Funde auch 12 Exemplare eines bisher 
ganz unbekannten, in seinem Vaterlande noch nicht vorgekommenen 
Ealischer Denars von Kasimir d. Gr. zugeführt hat; nach Schrot 
und Korn konnten jene Reinsteiner wohl eben so gut als diese 



Zur Ifünzkaode des Hanes. 101 

Ealischer Denare sich als gleichwerthig unter die Pommerschen 
mischen. Wie man immer über die wahre Heimath dieser Denare 
mit dem Hirschgeweih denken möge, in der Grafschaft Dassel^ 
wo Hr. V. M. sie aus heraldischen Gründen erblickt, wird man 
sie aus numismatischen Gründen nicht suchen dürfen, denn Dassel 
liegt nur 2 Meilen von Corvei und Höxter, ungefähr in der Mitte 
zwischen beiden westfälischen Städten und Eimbeck, und obwohl 
diese Grafschaft vom Stifte Corvei durch die Weser getrennt ist, 
so dürfen wir doch in derselben Denare von so entschieden 
Brandenburgischem Charakter nicht mehr erwarten, seitdem wir 
wissen, dass die westfälische Prägweise sogar bis nach dem noch 
östlichere belegenem Eimbeck sich fortgesetzt hat (s. d. Z. Bd. Y, 
S. 287). Anders freilich, wenn diese Grafen auch Besitzungen 
mehr im Osten hatten, was mir nicht bekannt ist. Dass die Graf- 
schaft Dassel in der Münzkunde unbekannt ist^), mache ich 
selbstredend nicht geltend, denn das wäre kein hinlänglicher ÜBe- 
weisgrund. 

Schliesslich aber möchte ich noch einen kleinen Irrthum in 
dem besprochenen Aufsätze berichtigen: Die fraglichen beiden 
Denare sind nämlich nicht in dem S. 191 Berl. Bl. IV auf- 
geführten Funde vorgekommen, derselbe hat vielmehr an Denaren 
keine anderen, als die dort verzeichneten Brandenburgischen ent- 
halten^ und ich habe demgemäss auch nur angegeben, dass die 
Brakteaten Taf. 48 Nr. 9 a. a. 0. (mit Hirschgeweih) undi Taf. 48 
Nr. 10 a. a. O. (mit dem eine Hirschstange in jeder Hand halten- 
den Grafen) diesem Funde entstammen. Und femer zeigt Nr. 8 
Taf. 48 eben da nicht, wie Hr. v. M. nach der Abbildung an- 
nimmt, den Grafen mit Pfeil und Bogen, sondern was er eben in 
den Händen hält ist nicht zu erkennen. 

2) Hirschhorn, in dessen Krümmung der gothische Buch- 
stabe V. — Tat m Nr. 15. 



1) Das von Köbne (Zeitschr. f. Münzkde. V, Taf. VIII, 9) oach Dassel 
verwieseDe MönzcbeD ist italienisch, nach den neuesten Forschungen ?on einem 
Grafen Aldobraodeschi (s. Mzstud. II 982, Neaer Anzeiger T, S. 4, Bl. f. Mzfrde. 
1869, 8. 187). 



102 H. Dannenberg: 

Dieser Brakteat ist em Seitenstück zu dem BerL El. Bd. IV 
S. 193 (Taf. 48 Nr. 11) von mir veröffentlicliteii und dem Grafen 
Bernhard zugetheilten. Indessen ist er offenbar älter, besonders 
von yiel besserem Gehalt, als diese fast kupfrige Münze, und so- 
nach würde das Y — denn das ist es doch wohl eher als ein B 
— auf Bernhards Vater Ulrich zu beziehen sein (nach Grote's 
Stammtafel Ulrich VIII, 1441—1521, nach Mzstud. I, 398 aber 
Ulrich IV f 1479). In seiner Zeit war ja auch auf den Siegeln 
der Gebrauch der deutschen Buchstaben weitverbreitet. 



III. Grafschaft Klettenberg. 

Halbbrakteat mit stehendem Hirsche von der rechten Seite, 
vor seinem Halse ein Blatt (?), zwischen seinen Füssen ein Kreuz. 
Die Umschrift unlesbar, die Rückseite gänzlich unausgeprägt. 
Taf.in Nr. 5. 

Um dieser Münze nach Zeit und Ort ihre richtige Stelle an- 
weisen zu können^ müssen wir uns etwas über ihre Verwandten 
unterrichten. Dabei haben wir zunächst von der Schweiz and 
dem äussersten Südwesten von Deutschland abzusehen, wo ähn- 
liche breite und durchgeprägte dünne Denare, wie wir sie als 
Halbbrakteaten zu bezeichnen pflegen, schon im Anfange des XI. 
Jahrhunderts (in Zürich, Basel, Villingen) auftreten, sie könnea 
als Vorbilder der norddeutschen Halbbrakteaten nicht angesehen 
werden. Diese haben vielmehr allem Anscheine nach von Goslar 
ihren Ausgang genommen, wo unter Heinrich V. neben den kleinen 
dicken Denaren auch Halbbrakteaten mit ganz denselben Bildern 
und Inschriften geschlagen wurden. Ziemlich gleichzeitig aber 
sind ähnliche Gepräge in Merseburg und Naumburg (Dan nenberg 
Mz. d. Sachs, etc. Nr. 606 — 11, 601a. 601b), und die zwischen 
diesen Städten und Goslar gelegenen Stifter Magdeburg, Halber- 
stadt und Quedlinburg bequemten sich dann auch zu dieser Präg- 
weise (Dannenb. 660—662, 665, 635—637, 622—623). Am Ersten 
wurde diese unzweckmässige Technik in Magdeburg aufgegeben, 



• » 



Zur Mfinzkande des Harzes. 103 

WO sie nur unter Heinrich I. (1102—1107) und Adeljod (1107— 
1119) bestand, während schon Eonrad I. (1134—1142) wieder 
regelrechte, wenn auch etwas grosse Denare neben YöUigen Brak- 
teaten prägte; von den dazwischen fallenden Erzbischöfen Rudger 
und Norbert haben wir bekanntlich keine Münzen. Auch in 
Merseburg und Naumburg sowie in Quedlinburg war die Herr- 
schaft der Halbbrakteaten nicht von längere Dauer. In Goslar 
dagegen haben auch Heinrichs V. Nachfolger Lothar und Eonrad UI. 
solche Münzen geprägt, während keine von Friedrich I., Hein- 
rich YI. und Philipp bekannt sind, daher denn der Halbbrakteat 
mit OTVS REX Berl. Bl. IV Taf. 49 Nr. 13 immer noch einiger- 
massen räthselhaft ist; seine Umschrift weist selbstredend auf 
Otto IV. viel eher hin als auf Lothar, und OTVS oder OTTVS 
statt des gebräuchlichen Otto kommt auf Ottos IV. Denar von 
Pavia und einem noch unedirten Aachener meiner Sammlung vor, 
befirenidend wäre aber doch immer die Wiederbelebung dieser 
keineswegs empfehlenswerthen Prägeweise nach 60jähriger Unter- 
brechung. Am längsten hat sie sich ohne wesentliche Pause 
in Halberstadt gehalten; hier begiont sie unter Reinhard (1106— 
1122), setzt sich, wie wir oben gesehen haben, unter Rudolf 
(1136—1149) fort, und endet erst unter Ulrich (1149-1160) so- 
wie dessen Gegner Gero (1160—1177), freilich nicht ohne im 
Aeusseren merkliche Wandlungen durchgemacht zu haben, und 
begleitet von den schönsten Brakteaten, welche neben den ab- 
scheulichsten Karrikaturen Ulrichs Regierung auszeichnen. Aber, 
um zu erschöpfen, müssen wir auch noch Braunschweig, Heiligen- 
stadt und wohl auch Helmstädt nennen, wenn anders nicht die 
Münzen mit HELÖIÄNSIDA Bd. V Taf. VIII, 7 d. Z. doch nur 
einseitig, also als wahre Brakteaten geprägt sein sollten. In 
Ileiligenstadt dürften die Halbbrakteaten des Mainzer Erzbischofes 
Heinrich U. 1142—1153 (v. Posern Sachs. Mz. Taf. IX, 3, 4) 
zu Hause sein. Ebenda glaubt Posern auch eine Reihe thaler- 
grosser Halbbrakteaten (Taf. IV) geschlagen, deren einige um das 
Bild eines Geistlichen den Namen Conradua tragen, Leitzmann 



104 H. Dannenberg: 

dagegen hat sie anfangs (Nom. Z. 1852 S. 26) nach Aschaffenborg, 
dann (Nom. Z. 1863 S. 4) nach Worms verwiesen, indem er 
glaubhaft versichert, es sei einmal eine grössere Parthie derselben 
im Peterskloster zu Erfort gefunden worden. Für Erfurtisch dürfen 
wir sie schwerlich ansehen; nimmt man also zu Leitzmann's 
Annahme seine Zuflucht, dass ein nach Erfurt versetzter Geist- 
licher sie mitgebracht, so steht auch ihrer Beziehung auf Worms, 
wo Konrad I. 1150—1171 und Konrad H. 1171 — 1195 gelebt 
haben, Nichts im Wege. Und letztere Annahme scheint mir viel 
für sich zu haben, allerdings nicht aus dem von Leitzmann ange- 
führten Grunde, dass Konrads I. v. Mainz Kegierung 1162 — 1165 zu 
kurz gewesen, denn er hat auch noch ein zweites Mal 1 183 — 1200 
geherrscht und uns verschiedene Münzen hinterlassen, wohl aber 
spricht für Worms nicht nur eine gewisse Aehnlichkeit mit anderen ge- 
sicherten dieses Bisthums^), sondern auch das bekannte Wormaer 
Münzzeichen, der eine Kugel umschliessende Halbmond (s. Pos ern 
Tat IV, 1, 3, 8). Von Braunschweig endlich sind die mit HEN- 
RICVS DVX und dem Löwen. Rf. BRVNESWICENSIS und 
Gebäude Mader II. Versuch Taf. 1, 2) bekannt, welche man Hein- 
rich dem Löwen beilegt, und die jedenfalls seinen schönen Brak- 
teaten sowie den nördlicher geprägten Denaren (Bl. f. Mzkd. lU 
Taf. VI, 104, 105, 107, 117) im Alter vorgehen. Und diesen mag 
man noch einige Brandenburger (von Heinrich - Przybislaw und 
von Albrecht dem Bären) anschliessen. Damit haben wir das 
Gebiet der norddeutschen Halbbrakteaten durchwandert, die sich 
in nicht allzu weitem Kreise um den Harz herum gruppiren, die 
Westseite des Gebirges freilassend. An der Werra und Weser 
aber macht diese Münzgattung Halt, um, wie wir gesehen haben, 
erst am Mittelrhein bei Worms und Speier wieder aufzutauchen. 
Käthselhaft bleibt dabei ein Halbbrakteat des Erzbischofs Reinald 
von KöLa 1159—1167 (Cappe IX, 142); dass Köhi seine Prag- 
stätte nicht sein kann, liegt auf der Hand, wo aber ist im Köl- 

1) Ich besitze z. B. einen anderswo bekannt zu machenden Halbbrakteaten 
mit WORMACIA and dem sitzenden Bischot 



Zur Münzkunde des Harzes. 105 

nischen Sprengel ein Ort, der eine solche Münze erzeugt haben 
konnte? 

Nach dieser Rundschau wird es als kaum bestreitbar zu er- 
achten sein, dass unser Halbbrakteat um die Mitte des XU. Jahr^ 
hunderts von einem Harzgrafen, der den Hirsch im Wappen ge- 
fuhrt hat, geprägt ist. Dabei wird man zuerst an Stolbergs denken. 
Allein dies Geschlecht reicht in so frühe Zeit nicht hinauf, seine 
Genealogie beginnt erst mit dem Anfange des XTTT. Jahrhundert, 
da, wie mich Herr Dr. Jacobs in Wernigerode freundlichst be- 
lehrt, erst um diese Zeit das Schloss entstanden ist, von welchem 
das erlauchte Stoiberger Grafengeschlecht seinen Namen tragt. Es 
bleibt sonach nur Raum für Elettenberg, denn nach weiterer Mit- 
theilung des Hm. Dr. Jacobs ist hier bis wenigstens in die 80er 
Jahre des XU. Jahrhunderts ein Graf Albrecht von Elettenberg 
beurkundet, dessen Name, wie er hinzufugt, wohl bis zur Mitte 
des Jahrhunderts zurückreichen mochte. An ihn also werden wir 
uns zu halten haben, wenn auch leider die Umschnft so wenig 
meines vorliegenden als des einzigen zweiten mir bekannten um 
nichts deutlicheren Exemplars (im E. Münzkabinette zu Copen- 
hagen) vermöge ihrer mangelhaften Ausprägung irgend etwas zur 
Bestätigung dieser Zutheilung beiträgt 

IV. Grafschaft Stolberg. 

1) N*H*N*H* der Hirsch von der rechten Seite in einem 
durch Punktenlinien gebildeten, von 3 Ringeln begleiteten Schilde. 
Taf. lU Nr. 6. 

Nachdem ich bereits früher (Bd. IV S. 194 Berl. Bl.) das 
Irrthümliche der Leitzmann' sehen auch von Eohne getheilte 
Annahme, die Grafen von Stolberg hätten erst im XIV. Jahr- 
hundert den Hirsch als Wappenbild angenommen, dargethan und 
vielmehr nachgewiesen habe, dass zur Bekräftigung von L au- 
ch er 's ^) Ausspruch, „1270 Graf Heinrich von Stolberg, mit dem 

1} Oesch. der gi&fl. Häaser und Gnftefa. Wernigerode, Stolberg a. s. w. Eis- 
leben and Sangershansen, 1844. 



106 H. Dannenberg: 

Hirscli im Wappen^ ein Siegel mit dem linkssclireiteDden EUrsche 
und der Umschrift Sigillam comitis Friderici de Stolberch an einer 
Urkunde von 1272 dient, ja der Hirsch sogar schon auf einem 
50 Jahre älteren Stoiberger Siegel erscheint, fehlt jeder Grund um 
zu bezweifeln, dass uns hier eine Münze aus Stolbergs frühester 
Zeit, aus dem ersten Viertel des XHI. Jahrhunderts, wohin ihr 
Ansehen sie auch verweist, vorliegt. Die wiederholten Bachstaben 
N H erklären sich ungezwungen durch nunmius Henrici, und 
unter diesem Heinrich werden wir uns eher den näheren Stamm- 
vater des Stolbergischen Geschlechts Heinrich I. 1210 — 1239 als 
seinen Sohn ( — ^^1272) zu denken haben. 

Jedenfalls steht diese Münze wohl dem grossen Brakteaten 
mit Hirsch und Hirschkalb (Becker Ta£ V 149) im Alter etwas 
nach, letzterer, den ich nur in Folge eines Druckfehlers a. a. O. 
S. 195 ins erste Viertel des XH. statt des XHI. Jahrhunderts 
verlegt habe, dürfte doch wohl noch ins Ende des XII. Jahr- 
hunderts, möglicherweise den Grafen von Hohenstein, etwa Elger II. 
(—1189) oder III. (—1219) gehören. Nicht unerheblich ist dabei 
vielleicht der Umstand, dass auf vorstehendem und nachstehend 
beschriebenen Stoiberger Brakteaten der Hirsch Dammhirsch-arüg 
gefleckt erscheint, was bei dem in Rede stehenden Becker' sehen 
nicht der Fall ist. Vielleicht also hat sich die Stoiberger Linie auf 
ihren Münzen wenigstens anfangs in dieser Weise von ihren Vettern 
unterschieden. 

Die nachfolgenden Brakteaten werden wir auf den erwähnten 
Grafen Heinrich II. imd dessen Bruder den genannten Friedrich 
(1242 — 1282), vielleicht auch noch auf des Letzteren Sohn Ludwig 
(t 1337) sowie auf Heinrichs H. Sohn Heinrich III. (1280—1300) 
und dessen Sohn Heinrich V. (1302 — 1329) zu vertheilen haben. 

2) Der Hirsch rechtshin über ^eperltem Bogen. Taf. IH Nr. 7. 

3) Der Hirsch linkshin, ein Blatt im Maule, zwischen seinen 
Füssen 0. Taf. III Nr. 8. 

4) Hirsch linkshin, zwischen den Füssen ein Ringel. Taf. III 
Nr. 9. 



3-1 



V 



Znr Müiukande des Hara«8. 107 

5) Springender Hirsch, ein Blatt im Manie, linkshin, unter 
ihm eine Lilie. Taf. IH Nr. 10. 

6) Der Hirsch mit rückwärts gewandtem Kopfe, ebenfalls 
springend und ein Blatt im Maule, aber von der rechten Seite 
dai^estellt. T a f. HI Nr. 1 L 

Einige dieser Brakteaten haben schon durch Leitzmann 
(Numism. Zeit 1845 S. 82) Beschreibung gefunden, nämlich Nr. 3, 
5 und 6 (a, a. O. S. 85 Nr. 6, S. 84 Nr. 3 und S. 85 Nr. 5), aber 
er hat sie vermöge seines gedachten sphragistischen Irrthums den 
Grafen Hohnstein zugeeignet, während er einen schrifilosen Brak- 
teaten aber mit dem Hirsche von der rechten Seite, ähnlich also 
unserer Nr. 1 (S. 82 Nr. 2) den Grafen von Klettenberg beilegt. 
Deshalb und bei dem geringen Nutzen einer blossen durch Ab- 
bildung nicht unterstützten Beschreibung stummer Brakteaten er- 
schien eine nochmalige Veröffentlichung auch dieser drei Stücke 
um 80 weniger überflüssig, als ja überhaupt erst wenige Stol- 
bergische Münzen aus dem Mittelalter bekannt gemacht sind. Zu 
diesen gehört Nr. 69 des Jessener Fundes (Stenzel num. Stud. 
S. 26 Taf. 3 Nr. 69) mit linksschreitendem Hirsche, und Nr. 3740 
Bd. rV Reichet: „der nach rechts laufende Hirsch, den Kopf 
umwendend. Unter ihm eine Blume. Links im Felde R^. Ist dies 
wirklich eine Varietät vorstehender Nr. 6? oder ist nicht etwa 
das Blatt für ein A angesehen? Selbst aber im ersteren Falle 
kann wohl die Zutheilung an „Albrecht, um 1380^ nicht gebilligt 
werden; überdies kommt dieser Albrecht weder in den Grote'schen 
Stammtafeln, noch bei L an eher vor. 

V. Grafschaft Wernigerode. 

VERNIGEROD Gebäude mit einem hohen Thurm zwischen 
zwei kleineren Knppelthürmen, in der Thoröffnung zwei Fische. 
Taf. m Nr. 12. 

Diesen schönen und seltenen Brakteaten habe ich nicht blos 
um deshalb abbilden lassen, weil seine einzige bisherige Abbil- 



108 H. Dannenberg: 

dang, in der num. 2ieitiing 1845 seine Eigenthfimlichkeit nur in 
ungenügender Weise zar Anschauung bringt, sondern auch um 
eine Vergleichung mit dem an seine Seite (Taf. III Nr. 13) ge- 
stellten Moritzpfennige zu ermöglichen, welcher jedenfalls ihm als 
Vorbild gedient hat, nicht wie die Hm. Erb st ein in augenschein- 
licher Unbekanntschafb mit diesem wohl recht seltenen Stücke 
meinen, (z. Mzgsch. d. Gf. v. Mansfeld S. 30) Trebitz Nr. 55. 

Hr. V. Mülverstedt, dem wir eine treffliche Abhandlung 
„zur Münzkunde der Grafen von Wernigerode (Zeitschr. des Harz- 
vereins Bd. XII [1879] S. 600)** verdanken, glaubt in unserem 
Brakteaten ein von der Stadt Wernigerode etwa als Münzpächterin 
ausgegangenes Gepräge erkennen zu dürfen, und zwar weil er ein 
Stadtzeichen und nicht wie sonst das Bild des Münzherm trägt 
(a. a. O. Bd. V [1871] S. 350). Den bereits oben angeführten 
Brakteaten des Grafen Adalbert von Wernigerode, dem Ottos I. 
von Brandenburg (Mader II. Versuch Taf. III 55), den beiden 
Bernhards von Sachsen (Elze II. Taf. III 83, 84), dem Albrechts 1. 
von Sachsen und dem Albrechts I. von Magdeburg (Stenzel num. 
Stud. S. 33 Nr. 37 und Taf. IV 33) gegenüber wird sich aber diese 
Annahme schwerlich aufrecht erhalten lassen, denn alle diese, dem 
unsrigen überdies zeitverwandten Brakteaten tragen ebensowenig 
das Bild des Münzherm, sondern nur Darstellungen von Gebäuden. 
Ganz analog dem unseren ist der Beschreibung zufolge der er- 
wähnte Brakteat CASTRVOl ÄDCLBeRTICO und dreithürmige 
Burg mit Lilie (?) im Thore (num. Zeit. 1853 S. 123 Nr. 7); da 
ihm die Fische fehlen, so dürfte er etwas alter als der in Rede 
stehende sein, beide aber möchten wohl dem Grafen Albrecht HI. 
(1173 — 1214) angehören, denn später wird man namentlich den 
vorliegenden wegen seiner vollständigen Umschrift, der kleinen 
feinen Buchstaben und seines ganzen Ansehens halber nicht setzen 
dürfen. 



Zur Monxkande des Harzes. 109 

VI. Grafen von Mantfeld und Edelherrn von Querfurt. 

1) Behelmter Dynast sitzend mit Schwert in der Rechten und 
dem Schilde mit 3 Querbalken zu seiner Linken, im Felde 2 Ringel. 
Der Rand punktirt. Taf. III Nr. 16. 

Ein Beitrag zu der gründlichen Erbstein'schen Arbeit über 
die Mansfeld-Querfurtische Münzgeschichte (s. Bd. Y S. 127 d. Z.). 
Zufolge des hohen Silbergehaltes wird das Münzchen nicht später 
als um die Mitte des XIII. Jahrhunderts gesetzt werden dürfen. 

2) c* GROSVS o noVS o COM DOM DMA der geviertete 
Mansfeld-Querfurtische Schild unter dem mit 6 Fähnchen besteckten 
seitwärts gekehrten Helme. Rf. SANCTVS°G€ORIVS°MILeSo 
I5I8 ebenso, nur steht der Eelm vorwärts. Taf. III Nr. 17. 

Beschrieben habe ich diesen, Hm. Stenzel in seinen Bei- 
trägen zur Mansfeld'schen Münzkunde (Zeitschr. d. Harzv. Bd. XI 
[1878] S. 232) unbekannt gebliebenen Groschen bereits Bd. YII 
S. 209 d. Z., und ein ähnlicher, jedoch undatirter war in Reichel's 
Sammlung (Bd. IV, 3736). Zwittergroschen sind das natürlich bei 
der Yerschiedenheit der Darstellung und Umschriften beider Seiten 
nichts interessant nur, dass der in der Umschrift bezeichnete Hei- 
lige nicht wie auf den früheren Jahrgängen dargestellt, sondern 
durch das Wappen ersetzt ist. Etwas Anderes ist es mib^den 
Groschen, welche auf beiden Seiten die Umschrift gros, nov. etc. 
tragen, von diesen darf man wohl die meisten als Zwitterroünzen 
ansprechen, vielleicht Götz 3006, gewiss aber Num. Z. 1862 S. 60 
Nr. 13 (Appel 2007) von 1519, denn hier sind H. S. und R. S. 
gleich, nur dass jene MANS, diese MAN hat; man scheint also 
aus Sparsamkeit verschiedene Stempel derselben Münzseite nach 
dem Untergange der anderen zugehörigen so lange als möglich 
benutzt zu haben. 

H. Dannenberg. 



Die eisten Uünzen der PMzgTafen Otto Heinrioh and Fhüipp. 



Die vorstobend abgebildeten StQcke bilden, wie schon der 
blosse Anblick lehrt, eine Trias zusanuDengehÖriger Mönzen, und 
zwar von Münzen höchster Seltenheit. Die beiden ersteren geben 
ein Beispiel der auch sonst nicht selten beobachteten Erscheinung, 
dass manche Stücke — oft viele Jahrzehnte laug — ans dem 
nnmismatischen Verkehr sowohl wie aus dem Studium der Münz- 
forscher entschwinden, um gelegentlich einmal wieder zu neuer 
Beobachtung aufzutauchen; man könnte sie dann als Kometen am 
numismatischen Himmel bezeichnen. 



Die enten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich nnd Philipp. Hl 

Die erstere Münze ist zum ersten Male abgebildet worden 
in dem bekannten, von den Münzwerken älterer Zeit oft citirten, 
,,Münzbach^ von Arendt, Frankfurt a. M. 1631, S. 67. Damach 
brachte der erste Theil von Exter's Pfalzer Münzen, erschienen 
1759, eine Beschreibung, welcher die Notiz beigefügt war (1. c. 
S. 37 fg.), dass sich im „Niimophylacimn Ehrencronianam^, ein 
ähnlicher Halbthaler befinde, der denn auch in diesem Katalog 
beschrieben ist. Der zweite Theil von Exter's Werk, erschienen 
1769, beruft sich, die frühere Notiz verbessernd, auf das in der 
Madai'schen Sammlung befindliche Original der Münze, welches 
auch Köhler im Auge hatte, als er in seinen Münzbelustigungen 
Bd. ym, S. XXIV in einem Entwurf zu einem vollständigen 
Thalerkabinet dieses Stück aufführte. Es befand sich dasselbe 
späterhin in der Schulthess-Rechberg'schen Sammlung, ist in 
deren Katalog unter Nr. 4271 beschrieben und aus derselben in 
das KönigL Kabinet zu Berlin gelangt. Herr Direktor J. Fried- 
laender hat in dieser Zeitschrift Bd. IX S. 10 in seinem Auf- 
satze über die neuen Erwerbungen des Königl. Kabinets im Jahre 
1880 zum ersten Male eine richtige Abbildung davon gegeben 
and eine kurze Erläutemng daran geknüpft. Er hat aach — und 
es ist dies meines Ermessens nicht zu bezweifeln — ausgeführt, 
dass jenes von Arendt als „Thaler^ beschriebene Stück mit dem 
vorliegenden identisch sein müsse. Denn die früheren Beschrei- 
bungen fussen alle auf Arendt, dessen Unverlässlichkeit ja bekannt 
istO) luid schon Exter scheint das, was Friedlaender richtig 
erkannte, vermuthet zu haben (1. c. Th. II, S. 316 fg.). Von Nr. 1 
ist noch ein Exemplar bekannt, welches sich in der Königl. Samm- 
lung zu München befindet. 

Das zweite Stück ist mir nur in einer Abbildung bei Joachim, 
des neu ero&eten Münzkabinets U. Theil Tafel XI zugänglich. 
Ob ein Original davon bekannt ist, weiss ich nicht, doch wird 



1) Er Ist X. B. d«r Erfinder des Tbulera des Brzbischofs Theodorieh von 
Mains ond ähnlicher Monstra. 

Z«lttehrlft nr Nomlimatik. XI. 8 



112 F« Friedensburpf: 

die Nachricht Joachim's, dessen Angaben darüber, woher ihm 
das Stück zagekommen, nicht recht klar sind, bestätigt durch 
Exter, der im IL Th. S. 317 unter Nr. 45 einen ^^kleinen Dick- 
thaler^ beschreibt, der von demselben Stempel sei, wie die Münze 
Joachim 's. Femer führt Exter ebenda unter Nr. 46 auch noch 
ein „kleines Silberstückchen'' von gleichem Typus an, mit etwas 
abweichender Umschrift: SVPER statt SVPERI und ERAT 
statt FRA.0 

An diese somit längstbekannten Stücke schliesst sich das 
dritte an, welches mir ein glücklicher Zufall kürzlich in die Hände 
spielte. Es zeigt erhebliche Abweichungen von jenen. Zunächst 
fallt der Schriftcharakter auf, der hier ältere Formen darbietet, 
als auf den beiden anderen erschienenen ; auch die Titulatur ist ver- 
schieden, sie lautet auf Nr. 1 und 2: in inferiori z (et) superiori etc., 
während auf Nr. 3 et (z) inferioris et superioris etc. zu lesen 
ist. Sodann ist die Darstellung der Hf, eine abweichende, hier 
sind beide Knaben nackt und anders um den Löwen gruppirt, 
und schliesslich erscheint auch noch das ausserordeutlich wichtige 
P über dem Kopfe des Löwen. Die Rückseite ist eine meines 
Wissens bei Pfälzer Münzen jener Zeit selten vorkommende; ich 
kenne nur einen Groschen Friedrichs II. von 1525 (Kgl. Kabinet 
Berlin), der das gleiche Ejreuz mit den 4 Wappen auf der /i/1, 
auf der Hf, aber das Brustbild des Kurfürsten zeigt. ^) Ein pfidzi- 
sches Analogen des Reverses von Nr. 2 ist mir unbekannt, die 
Darsellung erinnert an manche niederrheinische und niederlän- 
dische Gepräge, der Löwe der Rf. von Nr. 1 kommt ähnlich^ 
namentlich später, doch auch schon auf Münzen Ludwig Y., nicht 
selten vor. 



1) Ob etwa auch die Trenaungszeichen yerschieden — Exter giebt för sein 
Stück Sterne an, während es bei Joachim Rosetten sind — lässt sich nicht 
sicher entscheiden, da die alten Autoren meist wenig (Gewicht anf deigleichen 
legten. 

2) Ein Groschen Eurfarst Philipps, der ebenfalls ein Ereuz auf der Rs., 
allerdings von abweichender Zeichnung und mit anderer WinkelföUung, wird 
vnten beschrieben. 



Die ersten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp. 113 

Schon der Augenscliem lehrt, dass wir es hier mit einer 
anssergewöhnlichen Prägung zn thun haben, deren Veranlassung 
ein historisches Ereigniss von hervorragender Wichtigkeit für die 
auf unseren Münzen genannten forstlichen Knaben gewesen sein 
muss. Aus der Geschichte ist also die Deutung der Darstellung 
der Hauptseite nebst der Lösung der sonstigen sich aufthuenden 
numismatischen Fragen zu entnehmen. Schon Exter hat die 
einschlägigen Ereignisse kurz berührt, Joachim dagegen hat eine 
sehr ausfohrliche Darstellung derselben unter Berufung auf 
Müller 's „Reichstagsstaat" gegeben, auf die hier verwiesen sein 
möge. Ein kurzer Abriss genüge hier als Grundlage der numis- 
matischen Folgerungen, die sich auf denselben aufbauen. 

Der Vater der beiden Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp, 
auf deren Namen die hier in Rede stehenden Münzen geprägt 
sind, Pfalzgraf Ruprecht, Bruder der Kurfürsten Ludwig V. und 
Friedrich U. und Sohn des Kurfürsten Philipp, starb im Jahre 
1504 in der Reichsacht, welche er sich bei Gelegenheit eines 
Erbschafksstreites mit den Herzogen von Bayern, in den sich der 
Kaiser eingemischt hatte, zugezogen hatte. Aus der streitigen 
Erbschaft, nämlich der ihres mütterlichen Grossvaters, Georg des 
Reichen von Bayern, erhielten Otto Heinrich im Jahre 1505, da- 
mals 3 resp. 2 Jahre alt, die sogenannte junge Pfalz d. i. das 
Fürsten thum Neuburg, und zwar, wie Exter und ihm folgend 
Friedlaender, anführt, durch die Bemühungen ihres Grossvaters 
des Kurfürsten Philipp, wie jedoch Joachim erzählt, in Folge 
der Verwendung und auf Betreiben ihres Oheims des P&lzgrafen 
Philipp, Bischofs von Freisingen, der ihr Vormund war. Auf 
dieses Ereigniss, die Besitzergreifung von Neuburg durch und f&r 
die fürstlichen Brüder, sind alle vorstehend beschriebenen Münzen 
geschlagen worden. Joachim meint zwar, seine Münze ohne 
Jahreszahl rühre noch von Pfalzgraf Ruprecht her, die Prägung 
sei aber noch 1505 nach seinem Tode in dem erstbeschriebenen 
Stücke fortgesetzt worden und beruft sich hierfür auf das erwähnte 

Buch von Müller, wo erzählt wird, Ruprecht habe eine Münze 

8^ 



114 F. Friedensbnrg: 

von der Art der hier besprochenen prägen und sich eine Feld- 
binde anfertigen lassen mit einer Inschrift, in der auch die Worte: 
,,eine neue Münz mag ich^ vorkämen. Aber schon an sich hat 
die Fortsetzung einer solchen Gelegenheitspragung nach dem Tode 
ihres Urhebers wenig Wahrscheinlichkeit f&r sich, anch wäre 
dann, selbst wenn man nnter dem Löwen Ruprecht verstehen 
wollte, die Darstellung, in der doch die beiden Ejiaben augen- 
scheinlich die Hauptrolle spielen, seltsam gewählt, davon zu ge- 
schweigen, wie sonderbar es wäre, wenn der Munzherr seiner 
gar nicht, nur seiner unmündigen Kinder in der Umschrift ge- 
denken wollte. Zudem trägt Nr. 3 ebenfalls keine Jahreszahl, 
wohl aber das P, welches nicht etwa Palatinatus oder dergleichen 
sondern nur Philippus bedeuten kann nach Analogie zahlloser 
anderer Pfalzer Münzen. Ist mithin die Zusammengehörigkeit 
der 3 Stücke gesichert, so kann es ebensowenig zweifelhaft sein, 
dass dieser durch das P angedeutete Philippus für die fürstlichen 
Knaben unsere Münzen hat prägen lassen.^) 

Es entsteht nun die Frage, wer ist jener Philippus, ist es der 
Grossvater Kurfürst oder der Oheim Vormund? Wer Exter's 
historische Nachricht für die richtige hält, dass die Prinzen ihrem 
Grossvater die Erwerbung von Neuburg verdanken, der mag das 
P auf den Kurfürsten deuten, wie ein solches auch z. B. auf 
dieses Fürsten Groschen (Groschenkab. 11. Fach Taf. XIV Nr. 117) 
und Dukaten (Köhler D. C. Nr. 1146) erscheint Wer jedoch 
mit Joachim dem Vormund das Verdienst vindidrt, den 
Knaben zu ihrem Erbe verhelfen zu haben, der muss das P auf 
ihn beziehen. Ich meinestheils möchte — wenn ich auch in Folge 
meiner Unbekanntschaft mit der Pfalzer Geschichte meine In- 
kompetenz nicht ableugnen will — mich der letzteren Ansicht 
anschliesen, da Joachim (z. B. S. 91) die Thätigkeit des Vor- 



1) Die Inschrift der Feldbinde, welche so wie so schon, wenigstens in der 
MüUer-Joachim'schen üeberliefernng, stylistische und orthographische Bedenken 
erregt, kann daher, wenn die ganze Geschichte nicht erfanden ist, sich aaf 
diese Gepr&ge nicht beziehen. 



Die ersten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp, 115 

mundes mehr specialisiri, während Exter sich mit einer all- 
gemein gehaltenen Bemerkung begnügt. Auch war es Sache 
gerade des YormuDdes, seiner Mündel Gerechtsame wahrzu- 
nehmen, der Gross vater konnte hierbei höchstens nur in zweiter 
Reihe in Betracht kommen, wenn er auch vielleicht berechtigt 
und natürlich verpflichtet war, seiner Eukel Interessen auf diplo- 
matischem Wege mitzuvertreten. Zudem sind vormundschafüiche 
Prägungen auch in jener Zeit nichts Seltenes, z. B. im fränkischen 
Brandenburg, wenn auch, wie Joachim richtig hervorhebt, die 
Vormünder dann in der Regel dies ihr Amt auf der Münze an- 
zugeben pflegen. Ein Recht des Gross vaters aber, Namens seiner 
Enkel zu prägen, wenn ihm dies Recht nicht eben in Folge des 
mondium zusteht, dürfte sich schwer deduciren lassen. Es spricht 
somit meines Erachtens die juristische und numismatische Wahr- 
scheinlichkeit lauter noch als die historische für den Pfalzgrafen 
Philipp. 

Die Darstellung^) der BJ. kann in ihrer Bedeutung einigen 
Zweifeln unterliegen. Auf Nr. 1 und 2 reicht der Löwe die 
Pranke dem zu seiner Rechten stehenden Knaben, auf Nr. 3 
schmiegt sich derselbe an ihn an, wie deutlich trotz der rohen 
Zeichnung zu erkennen ist, und koset ihn, indem er ihn am 
Rachen streichelt.^) Der zweite Knabe, der auf Nr. 1 und 2 den 
Hals des Löwen mit der Rechten umschlungen und in der 
Linken ein Steckenpferd in die Höhe hält, reitet auf Nr. 3 auf 
dem Rücken des hier weniger aufgerichtet dargestellten Thieres 
und streckt den Arm nach dem Kopf desselben aus. Die Dar- 
stellung deutet also beide Male an, dass die Prinzen im Schutze 
des Löwen in völliger Sicherheit und kindlicher Fröhlichkeit 
leben. Wer oder was aber ist der Löwe? Exter erblickt in 



1) Arendt bat das Steckenpferd in der Hand des einen, und den .Feder- 
Btntz* aaf dem Haupte des anderen Knaben nicht erkannt, in ersterem viel- 
mehr einen Rischofsstab erblickt 

2) Kannte etwa Müller dieses letzte Stock, da er es ja ist, der die Nach- 
richt aufgebracht hit, Ruprecht habe eine Münze pr&gen lassen, auf der zwei 
Knaben einem Löwen den Rachen aufreissen? 



116 F. Friedensbiirg: 

ihm den Eurfürsten Philipp selbst, an dessen Stelle nach der von 
mir vorgezogenen Ansicht der Pfalzgraf Philipp nothwendiger 
Weise treten müsste, man könnte ihn auch für das Wappenthier 
ansehen, welches die hilflosen Sprosslinge des Fürstenhauses be- 
wacht, Frie dl a ender hält das Ganze lediglich für eine Allegorie 
auf den Schutz Gottes^ der den Verlassenen zu Theil wird, in- 
dem er als Pendant eine ziendich gleichzeitige Medaille auf 
Hieronymus Fugger mit ähnlicher Darstellung heranzieht Ich 
meinestheils möchte mich am liebsten für Pfalzgraf Philipp ent- 
scheiden, indem ich zur Yergleichung eine allerdings viel spätere 
Medaille^) benütze, welche im Jahre 1660 auf die Vermählung 
des Herzogs Georg von Liegnitz mit der Pfalzgräfin Elisabeth 
Maria Charlotte geprägt wurde und zur Versinnbildlichung des 
auf das Brautpaar bezüglichen Spruches IMPERATIS ET AMORE 
PARES eine im Gleichgewicht stehende Waage zeigt, in deren 
einer Schale ein Löwe, in der anderen ein Adler sitzt Dieses 
allegorische Spiel mit dem Wappenthier ist meines Dafürhaltens 
auch schon im Geschmack der Zeit unserer Münzen. Zudem 
deutet, wie mir bedünken will, das Anschmiegen des grösseren 
Knaben auf nähere, intimere Beziehungen als die allegorischen 
zum Wappenthiere sind, also auf verwandtschaftliche Zuneigung. 
Dies und das in der ganzen Situation ausgedrückte Schutzver- 
hältniss bestimmt mich, mit Rücksicht darauf, dass, wie bereits 
hervorgehoben, gerade der Vormund zunächst und vor den an- 
deren Familiengliedem zu solchem Schutze berechtigt und 
verpflichtet war, den Löwen auf den Pfalzgrafen Philipp, nicht 
den Eurfürsten, zu beziehen. Vielleicht sollte auch das P, das, 
gleichsam ostentativ über dem Haupte des Löwen angebracht ist, 
wie eine Art Beischrift dazu dienen, den Beschauer der Münze 
auf die hier bevorzugte Deutung hinzuleiten und den Feinden 
und Widersachern der Prinzen vor Augen führen, dass diese 
Knaben nicht ohne einen starken Beschützer seien. Dieser letzteren 



1) Dewerdeck, Sileeia numiBmatica) tab. X Nr. 72. 



Die ersten Mänzea der Pfiltgrafen Otto Heinrich und Philipp. 117 

Absicht würde eine persönliche Beziehmig der Darstellung besser 
entsprechen, als eine allegorische. Dass hiernach der Pfalzgraf 
in der Gestalt eines Thieres erschiene, hat für ihn nach den An- 
schauungen jener Zeit nichts Herabwürdigendes, Aehnliches ist ja 
heut noch üblich, und — um ein naheliegendes Beispiel heraus- 
zugreifen — den Evangelisten von jeher widerfiahren, die ja so 
oft geradezu durch die ihnen von der Tradition beigegebenen 
Thiere auf Darstellungen aller Art vertreten werden. Eine sichere 
Lösung der Frage, welches die Absicht des Stempelschneiders 
gewesen, wird sich freiUch kaum finden lassen, sie mag — da sie 
ja die Deutung des Stücks selbst nicht alterirt — von jedem nach 
seinem Geschmack beantwortet werden. 

Es bleibt noch die Frage zu erörtern, welchen Zwecken 
unsere Münzen gedient haben, ob sie Medaillen oder Courant- 
münzen waren. Die originelle Darstellung der Rf. würde nicht 
schon gegen letztere Eventualität sprechen, haben wir doch selbst 
aus dem früheren Mittelalter manches Stück, welches zwar für 
den Verkehr^ aber doch in Hinblick auf merkwürdige Zeit- 
ereignisse und mit Bezug der Darstellung oder Aufschrift auf die- 
selben geprägt worden ist.^) Die erste Münze bezeichnet Fried- 
laender als „eine Art Denkmünze^, insbesondere mit Rücksicht 
auf ihr betrachtliches Gewicht von 15,21 gr^ während sie die 
Gebrüder Erbstein im Schulthess'schen Katalog als halben 
Thaler oder halben Guldeugroschen anfuhren. Ich bin leider 
nicht unterrichtet genug, um zu wissen, ob das Gewicht in jenen 
Zeiten bereits stets so genau eingehalten worden ist, dass man 
dasselbe zu einem so wichtigen Faktor in der numismatischen 
Calculation zu erheben genöthigt ist Von Nr. 2 fehlt mir jede 



1) Z. B die Quedlinbarger Dinare mit ELEGGIO MEI (Dannenberfr, a&chs. 
und fr&nk. KalBermönfen Nr. 621) ferner die Magdeburger Brakteaten mit der 
«bregen panne von sante Uanrleins bovede* (dies. Zeitschr. Bd. VIII, S. 17 fl.). 
Für die Zeit der hier besprochenen Stucke konnte man die Tbaler und Viertel- 
thaler Friedrieha dea Weisen von Sachsen auf die Erlangung dar Locumtenenten 
Wurde als Beispiel anfuhren. 



118 F. Friedensburg: 

Gewichtsangabe und die von Nr. 3 — 3,43 gr — wird dadarch 
einigennassen problematisch, dass das Stück gelocht, vergoldet 
und mit einem starken Henkel versehen ist. Doch passt es ziem- 
lich genau zu den grösseren Groschen Kurfürst Philipp's*) von 
denen 2 Exemplare des Eönigl. Kabinets zu Berlin 2,87 resp. 
3,16 gr wiegen.^) Die allbekannten Neuburger Batzen unserer 
beiden Fürsten, seit 1516 geprägt, wiegen ca. 4^, sie sind also 
zu schwer, die kleineren Silbennünzen derselben Herren — mit 
Löwe und Weckenschild — ca. 1,43 gr wiegend, wieder zu leicht, 
um mit unserem Stück in Beziehung gebracht zu werden. Er- 
scheint somit Nr. 3 nach seinem Gewicht sowohl als auch ganz be- 
sonders nach dem Typus der Rückseite als Courantmünze — 
Groschen — stehen femer die Typen der Reverse von Nr. 1 und 
Nr. 2 ebenfalls mit dem Charakter von Courantmünzen nicht im 
Widerspruch, so erscheint der Schluss, dass wir hier lauter zum 
Umlauf und Verkehr bestimmte Stücke vor uns haben, nicht sehr 
gewagt. Augenscheinlich wurden diese Münzen geprägt zur Yer- 
herrlichung des Besitzergreifung des Fürstenthums Neuburg durch 
Otto Heinrich und Philipp, ja vielleicht, um dieselbe zu documen- 
tiren, sie bekannt und, so zu sagen, greifbar zu machen. Um aber 
die Ausübung des Münzrechts durch die fürstlichen Brüder dar- 
zuthun, waren Courantmünzen ein weit geeigneteres Mittel als 
„Medaillen^, es haben denn auch zu allen Zeiten Prätendenten 
dasselbe gewählt und stets möglichst schnell ergriffen, um vor 
allem Yolk darzuthun, dass sie im Besitze der Hoheitsrechte sich 
befänden. Abgesehen von dieser politischen Erwägung muss es 
bei den damaligen Zeit- und Vermögens Verhältnissen angemessener 
gewesen sein, zum Zweck der Bekanntmachung eines Regierungs- 
wechsels Courantgeld zu prägen, welches in vieler Leute Hände 
kam, als im Verkehr nicht verwendbare Stücke, die sich nur 



1) Groschenkabinet, Fach II, Taf. XIV, Nr. U7. Hs. Kreaz, in dessen 
Winkeln P nnd 3 Wappen« Rs. Helm mit fiUeinod. 

2) Bei den Oroschen also wenigstens ist darnach das gleiche Gewicht nicht 
stets genau innegehalten worden. 



Die ersten Münzen der Pfalzgprafen Otto Heinrich und Philipp. 119 

wenige Begüterte hinlegen konnten. Der demonstrative Charakter 
unserer Münzen lässt in Verbindung mit den historischen Factis 
diese beiden Absichten — Bestätigung eines Rechts und Publi- 
cation einer Staatsaction — als die Motive, welche zur Prägung 
derselben geführt, mit Bestimmtheit vermuthen. Dass der Zweck 
des Umlaufs dieser Stücke erreicht worden, scheint der ab- 
geriebene Zustand der Münze Nr. 1 zu beweisen, welche augen- 
scheinlich nicht gehenkelt, also nicht getragen worden ist wie 
die meine, deren ebenfalls weniger gute Erhaltung man diesem 
letzteren Umstände zuschreiben kann. Die Seltenheit aller 
dieser Gepräge, die schon von Ext er bezeugt wird, steht damit 
nicht im Widerspruch, sind doch auch bei uns die Gedenk- 
thaler etc. relativ selten. VieUeicht könnte man noch den von 
Exter erwähnten „Dickthaler** vom Stempel unserer Nr. 2 ab 
Beweis der hier vertretenen Ansicht anführen, insofern man in 
demselben einen „Stahel^, ein Münzgewicht, erblicken wollte; 
es kann auch ebenso gut eine Spielerei des Münzers, etwa zum 
Zweck eines Geschenkes bestimmt, gewesen sein. Jedenfalls ist 
aber nicht zu übersehen, dass dergleichen Piedforts, deren wir 
ans jener Zeit ziemlich viele besitzen, immer nur vom Stempel 
von Courantmünzen stammen. Schliesslich scheint mir auch 
der Begriff „Medaille^ in jene Zeit und Gegend nicht recht zu 
passen, und man würde, glaube ich, wenn man so hohe Zwecke 
verfolgt hätte, sich wohl bessere Künstler haben kommen lassen, 
als der biedere Eisenschneider war, der zu unseren Münzen die 
Stempel verfertigt hat 

Sonach halte ich die hier vorgeführten Stücke für Courant- 
münzen, will mich jedoch von grösseren Kennern gern des Gegen- 
iheils überzeugen lassen. 

F. Friedensburg. 



120 



Der Münzfand von Lieberose. 



Vor einiger Zeit ist in einem Dorfe bei Lieberose ein Mönz- 
fand gemacht worden, über dessen Zusammensetzung leider nur 
sehr wenig hat ermittelt werden können. Ausser den nachstehend 
beschriebenen Hohlpfennigen soll er auch aus zweiseitigen Münzen 
in der Grösse eines Markstuckes bestanden haben-, dieselben sind 
aber gleich an die Bauern vertheilt und von diesen veränssert 
worden, so dass nicht eine mehr au&ufinden gewesen ist. Die 
Hohlpfennige sind diesem Schicksale nur entgangen, weil man sie 
f&r ganz werthlos gehalten hat. Desshalb wird man aber auch 
annehmen können, dass die 71 Hohlpfennige, welche mir vor- 
gelegen haben, im wesentlichen den diesbezüglichen Inhalt des 
Fundes ausgemacht haben. 

Unser Fund ist nun insofern von Wichtigkeit, als er die bis 
dahin nicht ganz unanfechtbare Zutheilung einer Münze bestätigt 
und einer anderen, bisher unrichtig bestimmten den richtigen 
Platz zuweist. 

Die Hohlpfennige bestehen nämlich nur aus folgenden vier 
Arten: 






1. Im gestrichelten Hochrande der rechtssehende branden- 
burgische Adler. 

Gr. 15. Gew. 0,21. 1 Stück. 



Am_ 



Der Hnnzfand Ton Lieberose. 121 

2. In einem erhöhten Ringe ein Scepter. 

Gr. 12—13. Gew. 0,13. 59 Stück. 

3. In gleichem Bande eine Krone. 

Gr. 12—13. Gew. 0,13. 10 Stuck. 

4. In gleichem Rande ein Löwenkopf von vom. 

Gr. 12*/,. Gew. 0,18. 1 Stück. 

Die Pfennige zu 2—4 sind sämmtlich äusserst geringhaltig. 

Unsere Nr. 1 gehört zu den bekannten brandenburgischen 
Adlerpfennigen des 15. Jahrhunderts, die bis in die Zeit des 
Eurfitoten Johann Cicero hinabreichen. Eine Klassifikation 
derselben und nähere Zeitbestimmung ist bisher nicht möglich 
gewesen. 

Die Nr. 2 hat bereits Dannenberg Bd. VIII, S. 179 dieser 
Zeitschrift bekannt gemacht und Taf. lY, Nr. 34 abgebildet; 
er halt sie für brandenburgisch und legt sie Friedrich I. bei. 
An dem brandenburgischen Ursprünge des Pfennigs wird nach 
unserem Funde füglich nicht mehr gezweifelt werden können; 
ist derselbe doch nahe der brandenburgischen Grenze gemacht 
und das Ueberwiegen des Pfennigs im Funde beweist^ dass seine 
Heimath nicht weit von der Fundstelle sein kann. Für die 
Zutheilung an Friedrich I. bietet unser Fund zwar kein neues 
Moment, aber auch nichts, was dagegen spräche. 

Den Pfennig zu 3 weise ich nach Görlitz; die Krone ist 
den Kronen auf den bekannten zweiseitigen Görlitzer Pfennigen 
(z. B. V. Posern-Klett Taf. 19, Nr. 19. 20 und Taf. 25, Nr. 31) 
durchaus ähnlich. 

Der von Yossberg (Preuss. Siegel und Münzen) Taf. 3, 
Nr. 91 abgebildete Pfennig, der auch sehr geringhaltig sein soll, 
scheint mit dem unsrigen identisch zu sein; nach Preussen kann 
derselbe aber keineswegs gehören, da die Fabrik unserer 3 Pfennige 
unter 2 — 4 so übereinstimmend ist, dass sie nothwendig nicht 
weit von einander entstanden und für dasselbe Umlaufsgebiet 
bestimmt gewesen sein müssen. Der brandenburgische Pfennig 



122 Pr* Bardt: Der MDotfand tod Lieberose. 

hat denn auch, wie sein Fundort zeigt, in die Lausitz Eingang 
gefunden. 

Ueber Nr. 4 kann ich einen Dentungsversuch nicht wagen. 
Dass die dargestellte Figur wirklich ein Löwen- und nicht etwa 
ein roher Menschenkopf ist, ma<*.hen die abstehenden Eatzenohren 
unzweifelhaft; den Münzherren vermag ich aber nicht zu errathen. 
Vielleicht ist die Darstellung von dem benachbarten Schlesien, 
wo Thierbilder beliebt waren, beeinflusst. 

Frankfurt a. 0. 

Fr. Bardt. 



123 



Sentsdie G-nss-MedaUlen aus dem seolizeliiiteii und dem 
Begüm des siebzehnten Jahrhunderts. 

Taf. IV— VII. 



Unsere namismatischeii Zeitschriften bringen sehr selten Ab- 
bildungen and Beschreibungen deutscher MedaiUen aus der Zeit 
der höchsten Blfithe deutscher Kunst, dem sechzehnten Jahr- 
hundert, so dass diese in grosser Anzahl vorhandenen, an Kunst- 
werth oft mit den Werken der bedeutendsten Meister, Peter 
Vischer, Dürer, Holbein wetteifernden Stücke nur Wenigen ei- 
nigermassen bekannt sind. Es scheint daher nicht unangemessen, 
unserer Zeitschrift einige Lichtdrucktafeln schöner Arbeiten dieser 
Art mit einer kurzen Erl&uterung beizugeben.^) Die deutschen 
Medaillen kann man nicht in der Weise wissenschaftlich interessanter 
Münzen des Mittelalters oder des Alterthums mit literarischem 
Apparat und dgl. beschreiben, Citate früherer Publikationen in 
den Werken des vorigen Jahrhunderts helfen meist wenig, da 
fast die gesammte Literatur jener Zeit an den Medaillen das, was 
uns jetzt hauptsächlich an ihnen interessirt, das Künstlerische, 
entweder gar nicht, oder in fast immer verkehrter Weise hervor- 
hebt, meistens den ganz uncharacteristischen, oft auch ungenauen 
Abbildungen einen weitschweifigen, oft sehr gelehrten, aber ge- 
schmacklosen und für die Kunst- und Kulturgeschichte werthlosen, 
1) Die msDgelbftfte Autföhroiig dieser Tafeln ist freilich dabei zu bedaaern. 



124 A. Yon Sallet: 

detaiUirten biographischen Commentar zugiebt. Wo wirkUch 
werthvolle Pablicatdonen der hier mechanisch abgebildeten Origi- 
nale vorliegen^ z. B. in Bergmann's Werk, ist dies von mir be- 
merkt worden. — Man mag also die folgenden kurzen Notizen 
nicht als nonxismatische ForschuDgen, sondern nur als Erläate- 
mngen zu den Abbildangen betrachtcD. 

Die deutschen Medaillen aus guter Zeit sind bekanntlich fast 
immer gegossen und oft leicht und künstlerisch nachciselirt; oft 
jedoch sind die Güsse von einer so ausserordentlichen Schärfe 
und Reinheit, dass der Künstler ein Nacheiseliren nicht für nöthig 
hielt. Bei der grossen Virtuosität der alten Meister im Giessen 
ist es oft recht schwer zu entscheiden, ob ein Guss nachciselirt 
ist oder nicht. 



Hans MasMzer, ein Nürnberger RIedailleur. 

Während uns die Italiener, auch die schlechtesten und ge- 
ringsten, massenhaft und in grossen Inschriften ihre eigenen 
£ünstlemamen auf den Bildnissmünzen der Renaissancezeit auf- 
bewahrt haben, sind wir mit unsem deutschen EünsÜem auf 
diesem Gebiet recht schlimm daran. Die Sitte, Monogramme 
oder Namen des Yerfertigers auf die Medaillen zu setzen, ist ge- 
rade in der guten Zeit, der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 
äusserst selten und nur eine eingehende Prüfung dieser Werke 
auf ihren Styl und sonstige Eigenthümlichkeiten, wie sie gegen- 
wärtig ein mir befreundeter Fachgenosse vornimmt, wird zu ei- 
nigen sicheren Resultaten führen und hat bereits, da bei der Ar- 
beit ernstes Studium und richtiger Blick sich vereinen, gute Früchte 
getragen. — Einen wirklich sicher beglaubigten Nürnberger Me- 
dailleur aufzufinden und zwar in seinem Selbstbildniss, wird wohl 
in den allerseltensten, bisher kaum vorgekommenen Fällen glücken; 
was ich hier bieten kann, ist wenigstens das Bildniss eines noto- 
risch beim Herstellen von Medaillen thätigen Nürnberger Künstlers, 



Deutsche Guesmedaillen etc. 125 

und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass er selbst der Yer- 
fertiger des vorliegenden SchaustQcks ist: 

JOANNES • M ASLITZERÄ-TATISSVAXXIX- Brustbild 
rechts. 
Rj\ CONSVESCEABSTINEREANNO-M'D- XXXII Ein 
Weib in den Block geschlossen, vor dem Munde ein 
Schloss. Links oben Wappenschildchen mit Hans- 
marke. ^) 

32 Mill. Taf. VH, 3. 
Von schöner^ ausdrucksvoller Arbeit; das Exemplar ist ein 
feiner, sicher gleichzeitiger Bleiguss, von schöner, tiefgrauer Fär- 
bung. — Die Bedeutung der Rückseite ist wohl durch das Schloss 
angedeutet: ein mit böser Zunge begabtes, vielleicht auch sonst 
mannigfach gegen die „abstinentia^ sündigendes Weib wird von 
der Obrigkeit mit der gebührenden Strafe belegt, die Darstellung 
ist ako eine Illustration des Wahlspruches j^consuesce abstinere." 
Von dem hier dargestellten Hans Maslitzer berichtet der 
berühmte Nürnberger „Rechenmeister^ und Kalligraph Johann 
Neudörfer in seinen „Nachrichten von Künstlern und Werkleuten^, 
1547^): „dieser Maslitzer ist eine Zeit lang Rechenmeister ge- 
wesen und ein zierlicher Schreiber, wohl gegründet und berühmt 
Seinen Anfang im Giessen hat er von Herrn Melchior Pfinzing, 
Propst ') aber sein Fleiss und Uebung hat ihn mit göttlicher Hilf 
dahin bracht, dass er allen Goldschmiden genug zu giessen hätte. 
Er geusst aber von Gold und Silber und durchbrochen so rein, 
als wäre es verseubert (dies heisst sicher: ciselirt) hohl gegossen 
oder getrieben. Die Wurm abgiessen (unter „Würm^ versteht 
man, wie eine ähnliche Stelle über die Jannitzer's beweist, die 
kleinen, meist am Boden herumkriechenden Eidechsen, Schnecken, 



1) Falsch beschrieben im Gatalog Qutekanst, 1882. Die MittheiluDg des 
Stückes Terdaake ich Herrn Ad. Hess. 

2) Herausgegeben Yon Lochner, Wien 1878 p. 169. 

8} Mazimilian's Gehälfe bei seiner Dichtung «Theaerdank.* — 8. onten die 
MedaiU«. 



126 A. TOD Sallet: 

Frösche u. dgl., die wir an den Silbergefössen jener Zeit bewun- 
dern), acht ich dafür, soll er der erste (d. h. beste) gewesen sein ; 
in Probieren allerlei Erz Bergwerk, und Silber auch im Schneiden, 
ist er ganz gewiss und alles das so an ein Münz gehört, kann 
er verrichten, und weiss im Prägen der Münz solche Vortheil, 
wie wenig Münzmeister noch erfunden werden. Die Probierung 
zu machen, hat er einen grossen Beruf, aber die Streichnadel von 
Gold und Silber zuzurichten, wird seines gleichen wenig gefunden. 
Er hat a. 1538 die goldene und' bleierne Münz gegossen, 
die zum Gedaechtniss an dem Bau zwischen dem Vestner und 
Thiergärtner Thor gelegt worden. Ward Genannter des grösseren 
Raths 1532.'' 

Maslitzer starb, nach Lochner's 1. c. gegebener Notiz 1574. 
Neudörfers Nachrichten, die uns einen lehrreichen Einblick in 
Nürnbergs Eunstwerkstatten gewähren, beweisen also, dass Mas- 
litzer in allen Manipulationen des Münzprägens sehr erfahren 
war, dass er selbst eine Medaille gegossen und, was für den 
vorliegenden Fall besonders wichtig scheint, dass unter diesen VQp 
ihm gegossenen Schaustücken auch bleierne waren, also schien es 
auf den ersten Blick sehr annehmbar, dass die abgebildete bleierne 
Medaille ein eigenes Werk des Künstlers wäre. Aber die von 
Neudörfer erwähnte, zum Gedächtniss an den Bau „gelegte'' Me- 
daille scheint das wohlbekannte, durch Namensinitialen beglaubigte 
Stück Peter Flötners zu sein, mit Wappen und Inschriften, 
vom Jahre 1538 (s. Imhof, Chr. Andr., Nürnberg, Münzcab. 
p. 14); auch wird nirgends von Neudörfer gesagt, dass der kunst- 
reiche Maslitzer wirklich selbst modellirt und selbständig pro- 
duzirt habe, alles bezieht sich nur auf correcte äusserliche Fertig- 
keit im Giessen u. dgl. Wir werden also gut thun, das „Selbst- 
bildniss" hier nur mit grösster Reserve anzunehmen, es kann eben- 
sogut die Arbeit eines anderen, mit Maslitzer befreundeten 
Künstlers sein. Doch könnte vielleicht ein Umstand für Annahme 
eines Selbstbildnisses günstig sein: auf der Rückseite ist klein und 
in der Art wie wohl Künstler jener Zeit ihr Monogramm bei- 



Deutsche GuBt-Medaillen etc. ]27 

\i t^i Schildchen mit der Haiismarke Masliizers beigegeben. 

Q diese Hausmarke ^ des Hans Maslitzer nicht erst 

[edaille kennen : sein Grabstein anf dem Nürnberger Jo- 
rchhofe mit der Jahreszahl 1566 zeigt dieselbe Haas- 
ist der vollen Beischrift seines Namens „Hans Maczliczer*^ 
f&r Rande der deutschen Vorzeit X (1863) p. 249, 
Die Jahreszahl ist nicht die seines Todes^ erstarb 1574, 
vie ans der Verfasser des aufgeführten Aufsatzes über 
arken nach mehreren anderen Zahlen der Art belehrt, die 
. der Verfertigung des Grabsteins, was oft bei Lebzeiten 
Begrabenen geschah. 
Beifügung der Hausmarke an bescheidener Stelle, in 
ormat, kann man also vielleicht für Maslitzer's eigene 
ft der MedaiUe geltend machen, ein Beweis für dieselbe 
r nicht und wir woUen uns vorläufig an dem gut gear- 
»ildniss eines tüchtigen Meisters jener grossen Zeit ge- 

3en, das durch die eigenthümliche und gut ausgeführte 

Rückseite von besonderem Werth für die Entwickelongsgeschichte 
jener zierlichen E^leinkunst ist. 

Die Veranlassung zu unserer Medaille vom Jahre 1532 ist 
vielleicht Maslitzer 's in diesem Jahre erfolgte Ernennung zum 
„Genannten des grösserenRaths.*' Diese stadtische Würde war in dem 
aristokratischen Nürnberg, in welchem nur die patrizischen Ge- 
schlechter zu den regierenden Stellen im Rath zugelassen werden 
konnten, die gewöhnliche Anerkennung für geachtete, aber nicht 
zu den rathsf&higen Geschlechtem gehörende Künstlern und Kunst- 
handwerker, auch Dürer bekleidete seit 1509 den Posten eines Ge- 
nannten des grösseren Rathes. ^) 

Da mit dieser Stellung amtliche Funktionen und die Führung 
eines Amts- (Genannten-) Siegels verbunden war, da überhaupt 
diese Ernennung zum Genannten ein als wichtig betrachtetes, in 
Neudörfer's Biographien stets ausdrücklich erwähntes Ereigniss 

ist, so mag vielleicht die Anfertigung eines Medaillenbildnisses 
1) Campe, Reliquien Ton Albr. Dörer p. 189. Thausing, Dfirer, p. 866. 

ZcitMkiift fllr NanlnMlIk. XL 9 




128 A. TOn Sallet: . 

Maslitzer's die Folge Beiner Beförderung zu dieser höheren stad- 
tischen Würde gewesen zu sein. 



Wilibald Pirckheymer. 
1530. 

BILIBALDVSPIRCKHEYMERVSAETATIS-LX Brustbild 

rechts. 
Rf. CARNIS • CORRVPTIO • SPIRITVS • INSTAVRATIO ' 

MDXXX Aehren auf dem Felde. 

Taf. V, 5. 28 Millim. Schöner, vielleicht gleich- 
zeitiger Zinnguss. 
Wilibald Pirckheymer — der Name wird in der Zeit selbst 
sehr verschieden geschrieben, — der berühmte Nürnberger Hu- 
manist, war 1470 geboren, 1499 Führer der Nürnberger Truppen 
im kaiserlichen Dienst gegen die Schweizer. In dem Streit Reuch- 
lin^s gegen die Kölner Finsterlinge nahm Pirckheymer lebhaft 
Antheil und Partei für Reuchlin./) Ein eifriger Freund der er- 
sten Schritte der Reformation, schrieb Pirckheymer den satiri- 
schen Dialog „Eccius dedplatus^, der gehobelte Eck^ wodurch er 
sich den Zorn Eck's und, durch diesen aus persönlicher Rachsucht 
veranlasst, den päpstlichen Bann, als Anhänger Luther' s, zuzog, 
den er durch Unterhandlungen, sogar eine Art von Widerruf, von 
sich abzuwenden suchte.') In seinen letzten Lebensjahren be- 
klagte Pirckheymer, welcher wie Erasmus die stillen humani- 
stischen Studien dem harten und geräuschvollen Kampf der Re- 
formationszeit vorzog, die grossen Unordnungoi, welche seit Lu- 
ther's Auftreten „die ausgeloffen münch^ u. s. w. treiben, deren 
„öffentlich schendlich und streflich wesen" nunmehr an die Stelle 
der „gleyssnerey und Ustikeyt^ der früheren Pfaffen getreten sei. 
Pirckheymer war mit Albrecht Dürer durch engste Freund- 
schaft verbunden, er sagt: „ichhab warlich an Albrechten (Dürer) 



1) Stranss, Ulrich ▼. Hatten I, 214. 

2) Straass 1. c. II, 347. 



Deatsehe Gobs- Medaillen. 129 

der pesten freaot eynen, ' so ich auf erdtreych gehabt hab, ver- 
loren.«!) 

Pirckheymer starb im Jahr 1530, doch mag unsere Me- 
daille, das schöne Werk eines unbekannten Nürnberger Künstlers, 
vielleicht noch bei seinen Lebzeiten angefertigt sein, wenn auch 
Darstellung und Umschrift der Rückseite: der Körper zer&Ut und 
sein XJeberrest, die Erde, dient der gedeihenden Pflanze, der 
Aehre, zur Nahrung'), im Hinblick auf den geahnten baldigen 
Tod von Pirckheymer gewählt sein mag. Einen ganz ähn- 
lichen Sinn hat die Unterschrift von Pirckheymer's schönem 
Kapferstichbildniss von Dürer v. J. 1524: vivitur ingenio, caetera 
mortis erunt. 



Melchior Pfinzing. 

MELCHIOR • PFINZING • PREP S ALBANI • MOG Kopf 
rechts. 
Rf, VANITAS-VANITATVMOMNIAVANITAS Laufender 
Löwe (die Helmzierde des einen Wappenhelms der 
Pfinzing ist ein wachender Löwe), vor ihm mit aus- 
gespreizten Beinen ein stehender Enabe^ zwei Wappen- 
helme tragend, der eine mit den beiden Hörnern vom 
Wappen der Pfinzing, der andere mit dem halben Esel 
vom Stift St. Alban in Mainz. Am Boden liegt der 
Wappenschild von St. Alban.*) — Altes Blei, 28 Millim. 
Taf. \n, 4. 
Melchior Pfinzing, der Propst von St. Sebald in Nürnberg, 
dann von St. Alban in Mainz, ist 1481 in Nürnberg geboren, war 
Mazimihan's Rath und Geheimschreiber und Gehilfe bei des Kaisers 



1) S. die EDf^fuhrteD Worte Pirckheymers io dem berühmteD Briefe an 
Job. Ttehertte, s. Campe, Reliquien ▼. Albr. Dürer, p. 162 fL 

2) So möchte ich den Sinn der Umschrift lassen, yielleicbt ist aber aach 
gemeint: das Fleisch moss ertodtet werden, wenn der Oeist gedeihen soll: hart 
bearbeiteter Acker bringt die Fracht der Aehre herror. 

3) Imhof, Chr. Andr., Sammlung eines Nnmb. Münzcab. 17S2, p. 626. 

9* 



130 A* ▼on Ballet: 

Dichtung „Thenerdank, und starb in Mainz 1535. Pfinzing 
stand in naher Beziehung zu den Künstlern seiner Vaterstadt, 
Dürer machte Zeichnungen für ihn ^), auch dem Nürnberger Kunst- 
handwerk, vielleicht sogar dem Anfertigen von Medaillen widmete 
Pfinzing besondere Fürsorge, wie aus der oben bei Maslitzer's 
Medaille angeführten und einer anderen Stelle Neudörfer's hervor- 
geht, wo es von Maslitzer heisst: „seinen Anfang im Giessen 
hat er von Herrn Melchior Pfinzing, Propst^ und „Herr Melchior 
Pfinzing . . . welcher fürwahr von Kaiser Maximilian her im Griessen 
...begierig und verstandig war^^), was sogar auf eigene kunstfertige 
Thätigkeit des gelehrten Prälaten schliessen lässt. Es sind ans 
viele zum Theil gut gearbeitete Gussmedaillen Pfinzing's er- 
halten, die ihn meistens in seiner geistlichen Tracht darstellen. 
Eine dieser Medaillen copirt die Figur der Spes, welche so häufig 
auf den Florentiner Medaillen des 15. Jahrhunderts erscheint, oft 
mit der Umschrift I SPERO IN DEO. 

Johann NeudBrfer. 1531. 

lOAN • NEVDORFFER • ARITHM • ANN • Ä.TAT • SVE • 
XXXIIII Brustbild rechts. 
Rf. MISERieORDIA- DOMINI; S VPEROMNIAOPERA' EI VS* 
Drei Schilde, auf einem das Hausmarken — ähnliche 
Monogramm aus HN (Hans Neudörfer), oben MDXXXI. 
JBi. 28 Millim. Taf. V, 1. 
Nach einem guten Original abgebildet. Eine ganz ähnliche 
etwas grössere (27 Millim.) Medaille desselben Mannes, ebenfalls 
von 1531, hat lOH statt lOAN (Auctionscatalog der Sammlung 
Gutekunst Nr. 1793). Das abgebildete Stück hat oben jedenfalls 
einen Henkel gehabt, welcher später abgerissen wurde; die von 
dem Henkel vordeckten oder zerstörten Buchstaben hat man nach- 
her ergänzt, viel roher als die alten Buchstaben. Neu sind auf 
der Vorderseite OANN, auch das EV hat gelitten, auf der Rück- 



1) Thaasing, Dörer 377. 

2) Neudörfer herausg. ▼. Lochner p. 124, unter Ludwig Krug. 



Deutsche Gass- Medaillen etc. 131 

Seite scheint nur ein Theil des M ergänzt. Da die übrigen Me- 
daillen des Mannes stets lOH, nicht lO AN haben^ ist diese letztere 
Form vielleicht irrthümlich bei dem Erneuern dieses Theiles der 
Umschrift nach EDtfemung des Henkels entstanden. 

Der Dargestellte ist der berühmte Nürnberger Mathematiker, 
Schreibkünstler und Kunsthistoriker, dessen Werk, die Nachrichten 
Yon Künstlern und Werkleuten in Nürnberg, bekanntlich eine 
Hauptquelle für die Kunstgeschichte ist und wie wir oben gesehen 
haben, auch manche werthvolle Notizen für die Medaillenkunde 
bietet. Neudörfer war 1497 geboren^), wurde 1531 Genanater 
des grösseren Raths und starb 1563; er war „weit und breit be- 
kannt in der Arithmetica, Geometria und dergleichen Künsten ein 
f&rtrefflicher erfahrener Mann und auch der erste, der die schönen 
und zierlichen Schriften an Tag gebracht'^ u. s. w., auch war er „be- 
nebenst eines erbaren Lebenswandes.** In gerechter Würdigung 
dieser Verdienste wird auch, wie sein alter Biograph Andreas 
Gulden schliesst: „sein conterfeit.. auf dem Rathhaus zu ewiger 
Gedächtniss aufbehalten.^ 

Vielleicht steht die Jahreszahl der beiden hier erwähnten Me- 
daillen Neudörfer s, 1531, mit seiner Ernennung zum Genannten 
des grösseren Rathes in Verbindung, wie ich dies oben bei Mas- 
litzer Medaille ebenfalls vermuthet habe. 



Ribisch, Herman, Mair. 
1531. 

HEN • RIBISCH • DOCTOR ' GEORHERMAN 'CVNRA 
MAIR* Die drei Brustbilder rechts, Kibisch und Her- 
man bärtig, letzterer mit der Drathhaube. 
Ä/. QVAMIVCVNDVMHABITAREFRATRES-INVNVM-M- 
D'XXXI* Die drei Wappen, das in der Mitte Her- 



1) S. Locbner*8 Einleitung zu seiner Ausgabe von Job. Neudörfer's Nacb- 
riehten (Wien 1875) p. II ff. und Andreas Gulden (11683) in seiner Fortsetzung 
Nradörfer't (Lochoer 1. c). 



132 A. von Sallet: 

man's, das mit den Flügeln als Helmzierde Conrad 

Mair's. 

M. 41 MiUim. Taf. V, 2. 
Diese Medaille, in einem sehr schonen, kastanienbraunen 
Exemplar in der Piot' sehen Sammlang, in einem zweiten, eben- 
falls ausgezeichneten Exemplar (Silber^ vergoldet) im Berliner 
Münzkabinet, gehört zu den bedeutendsten Leistungen der Augs- 
burger oder Nürnberger Medailleure der besten Zeit des 16. Jahr- 
hunderts. Die in nicht sehr hohem Belief neben einander dar- 
gestellten, aufs glücklichste gruppirten und mit grossartiger Meister- 
schaft behandelten Köpfe wetteifern mit den besten Arbeiten der 
italienischen Medailleure des fünfzehnten Jahrhunderts. 

Die Dargestellten sind zum Theil nicht ohne historisches 
Interesse: Conrad Mair (auf einer andern Medaille Mai er) ge- 
schrieben) scheint kein Mann von grösserer Bedeutung gewesen zu 
sein, Georg Herman und Doctor Heinrich Ribisch aber sind wohl- 
bekannte und nicht unbedeutende Männer: Georg Herman, ein 
patrizischer Kaufherr in Kaufbeuern und Augsburg, geboren 1491 ^), 
gestorben 1552 als Rath König Ferdinand's, war ein Freund der 
Gelehrten und der Wissenschaft, der mit Erasmus, Melanchthon 
und Oecolampadius in Verbindung und Briefwechsel stand. Es 
ist uns eine Reihe schöner Gussmedaillen Herman's, auch solche 
mit dem Bildniss seiner Gemahlin Barbara Reihing erhalten, auch 
zwei Holzmodelle zu Medaillen dieser Reihe sind vorhanden (im 
Berliner Museum). — Doctor Heinrich Ribisch war 1485 in Bres- 
lau geboren und vielfach im städtischen und im Dienst des Kaiser 
Karl y. und seines Bruders Ferdinand in Breslau und in der 
Lausitz thätig, war kaiserlicher Rath und starb 1544. Sein Zeit- 
genosse, der Görlitzer Chronist, Stadtschreiber und Bürgermeister 
Mag. Joh. Uass spricht ausführlich von der vielseitigen amtlichen 
Thätigkeit des Dr. Heinrich Ribisch als königlichem Secretarius und 
„rentmeister durch Slesien und Lausitz^ etwan (früher) statschreiber 
zu Budissin^ domach sindicus zu Breslaw^. Hass nennt ihn „mein 
1) Köhler, HünzbeloBtifi^aiifren XYÜ, p. 282 ff. 






Deutsche Gnss- Medaillen etc. 133 

gnnstiger her und brader ... ein mann von viel wunderlichen an- 
schlegen.^ ^) 

Von der auf der Medaille gerühmten Freundschaft Georg 
Hermanns mit Dr. Ribisch und Conrad Mair scheint weiter 
nichts näheres bekannt zu sein, vielleicht datirt dieselbe vom 
Aogsborger Reichstag 1530^ welchem so manche Medaille ihre 
Entstehung verdankt. 



Bleimedaillen von Friedrich Hagenauer. 

Des Augsburger Künstlers Friedrich Hagenauer's Arbeiten 
sind von sehr ungleichem Werth. Manches ist vortrefflich, geist- 
und liebevoll gearbeitet, wie z. B. die Köpfe der Sibylla von Aich 
und ihrer Tochter, ferner der Kaspar Hedio, dessen Hobmodell 
ohne Umschrift ich im Herzoglichen Museum in Braunschweig 
gefunden habe, u. a. Vieles ist aber etwas schablonenhaft und 
offenbar eilig gemacht, wie manche Stucke der Reihe der mit den 
Jahren 1529 und 1530 bezeichneten Medaillen, welche auf dem 
Augsburger und vielleicht dem ein Jahr vorher abgehaltenen Speierer 
Reichstag angefertigt sind. Wir besitzen von Hagenauer Origi- 
nale in Silber, Kupfer und Blei, auch manche Holzmodelle zu 
seinen Medaillen sind erhalten, wie das genannte in Braunschweig 
und der Melanchthon mit Hut im Berliner Museum; diese Holz- 
modelle sind einseitig und tragen keine Schrift, welche dann erst 
auf den Medaillen erscheint. 

Der abgebildete gleichzeitige Bleiguss der Medaille (Taf. IV, 2) 
auf Mathias Steffli aus Ensisheim im Elsass vom Jahr 1532 
scheint noch nirgends beschrieben zu sein; ein ausgezeichnet 
schönes Holzmodell (zweiseitig, mit Brustbild und Hausmarke, 
von 1524, im Berliner Museum, stellt denselben Mann in jüngeren 
Jahren dar, ist jedoch nicht von Hagenauer. Auf der Blei- 



1) Scriptores renim Lusaticamm. Neae Folf^elV: M. Job. Haas, Görlitzer 
Rathsanualen herausgegebeo y. E. Struve, Görlitz 1870 p. 117. 



134 A. Ton Ballet: 

medaille, deren Beschreibong hier folgt, erscheint Hagenauer's 
Monogramm aas F und H. 

EEFIGIES MATHIE STEFFLI DE ENSISHEIM • ANNO 
ETATIS XXXVI Brostbfld yon vom, rechts das Mo- 
nogramm. 
Rf. HHHHH 1 ANNO- | MDXXXff. Darunter das für Ha- 
genauer characteristische Blättchen ^), zu beiden Seiten 
der ersten Zeile schräg gekreuzte, messerartige Gegen- 
stände: X 

Blei 50 MiUim. 
Was der fünfmal neben einander stehende Buchstabe H auf 
der Bückseite und die Messer- oder Meisselartigen zu beiden 
Seiten erscheinenden Zeichen bedeuten, ist nicht mit Bestimmtheit 
zu sagen, vielleicht sind die H's Wortinitialen eines Spruches und 
die Meissel oder Messer bezeichnen eine künstlerische Thätigkeit, 
aber wohl nicht St.effli 's, sondern Hagenauer's, denn ganz eben- 
so finden sich diese Messerchen auf der Rückseiten -Inschrifi; der 
Medaille Hagenauer's auf Christof Friedrich Grafen vonZollem, 
1528^). In ganz ähnlicher Weise bezeichnen die Holzschneider 
des sechzehnten Jahrhunderts, z. B. Urs Graf, Schäuffelein n. a. 
ihre Thätigkeit durch das Schneidemesser neben dem Monogramm 
auf ihren Blättern. — 

Die auf Taf. YI, 1 abgebildete schöne Medaille Hagenauer's 
auf Margarethe yon Frundsberg, geborene von Firmian, ist ver- 
kleinert schon im Gatalog Gutekunst in Lichtdruck und bei Berg- 
mann, Medaillen auf Männer etc. des österreichischen Eaiserstaats I, 
Taf. Vn, m Kupferstich abgebildet, die grosse Schärfe des Blei- 
Exemplars, welche alle Details der reichen Tracht erkennen lässt, 
mag die Wiederholung des schon bekannten Stückes rechtfertigen. 
MARGARITA A FIRMIAN D. CASPARIS A FRVNTS- 



1) Aehnliche Blättchen finden sich natürlich auch auf Medaillen anderer 
Künstler, Ha genau ers Blättchen hat aber eine characteristische Form. 

2) Ein gans schlechter modemer Gass dieser Medaille treibt sich seit Jahren 
im Berb'ner Mfinzhandel hemm. 



Deutsche Guss-Medailleo etc. 135 

PERG VXORANNO ETATIS SVE XX • Brustbild 
links, links das Monogramm. 
Rf. GRATIA MVLIERIS | SEDVLAE DELECTABIT VIRVM | 
SVVM ET OSSA ILLIVS | INPINGVABIT' | M-D-JÖCIX" 
66 Millim. 

Dem gelehrten Commentar Bergmannes entnehme ich kurze 
Notizen : Margarethe v. Firmian ist die Tochter Georg's Freiherm 
von Firmian und Gemahlin des tapferen kaiserlichen Hauptmanns 
Kaspar von Frundsberg oder Freundsberg und ähnlich geschrieben, 
gestorben 1536, des Sohnes des berühmten Georg Frundsberg^s 
(f 1528). Der Spruch der Rückseite steht: Sirach 26, 16. 

Das Blei-Exemplar der Sammlung Gutekunst scheint mir ein 
alter gleichzeitiger Guss zu sein ; das Stück misst 66 Millim., ist 
von ganz vorzüglicher Schärfe und Reinheit; auf der Rückseite 
ist ein ursprünglich im Guss ausgebliebenes Stück mit grosser 
Sauberkeit und gewiss in alter Zeit, vom Meister selbst nach- 
gegossen und eingefügt. In Wien befindet sich nach Bergmann's 
Angaben ein schönes Original in Silber, in München ist nach Dr. 
Kiggauer's gefalliger Angabe ein viel zu kleiner, nicht originaler 
Bleiguss. 

Andere Medaillen Hagenaue rs mit Bildnissen von Marga- 
rethens Gemahl und Schwager s. b. Bergmann 1. c. Taf. VI u. YII. 

Wir können uns nach diesen Darstellungen wohl kaum ein 
stattlicheres, ritterlicheres Paar denken als Caspar von Frundsberg, 
(a)etati8 XXVIII und seine 20jährige Gemahlin Margarethe, die 
pr&chtige Tracht erhöht bei beiden die Anmuth der Gestalt. 

Ganz neuerdings habe ich die Existenz merkwürdiger Copien 
TOD zweien dieser Ha genau er sehen Medaillen der Familie 
Frundsberg s feststellen können: im Handel sah ich einen hübsch 
gearbeiteten, in Holz geschnitzten Damenstein mit Caspar von 
Frundsberg's Brustbild, genau nach Hagen auer^ und hinter ihm 
(capita jngata) das Brustbild eines älteren bärtigen Mannes, das 
mit den überlieferten Bildnissen des berühmten Georg Frunds- 
berg, Caspar's Vater, stimmt und gewiss diesen darstellt. Später 



136 A. von Sallet: 

fand ich unter den Gypsabgüssen des Berliner Museums das Gegen- 
stück, dieCopie der Hagenauer'schen Medaille auf Georgs Bruder 
Balthasar als DameDstein. Es ist sonach kein Zweifel, dass es 
ein vollständiges Brettspiel mit den Milgliedem der Frundsherg- 
schen (und vieleicht anderer, verwandter Familien) gab, z. Th. 
nach Hagenaue r, theilweise aber, wie das Büdniss des alten 
Georg Frundsberg, vielleicht selbständige Arbeiten, vod guter Hand 
und sicher spätestens etwa um 1550 gemacht. 



Kaiser Karl V. 

1530. 

IMP • C AES • C AROLVS • V • P • F • AVGVST • AN • AET • XXX- 

Brustbild rechts. 
Rf. FVND ATORI QVIETIS MD" XXX im Kranz. 

Kupfer, alt vergoldet 41 Millim. Tat IV, 4. 
Diese gut gearbeitete, vielleicht Augsburger Medaille bezieht 
sich, wie Jahreszahl und Inschrift der Rückseite beweisen, auf 
den Augsburger Reichstag von 1 530. Daä Brustbild der Medaille 
kommt auch mit der Gemahlin des Kaisers, Isabella von Portugal 
als Rückseite vor (ein gutes Exemplar in vergoldetem Silber in 
der Berliner Sammlung). Die vier Löcher in den abgebildeten 
Exemplaren deuten die Verwendung des Stückes an: es war als 
Verzierung an den Hut geheftet, wie wir dies häufig auf bild- 
lichen Darstellungen jener Zeit finden, z. B. auf dem Holzschnitt- 
bildnisse des Kaiser Maximilian von Dürer, auf einem Holz- 
schnittbild des jugendlichen Kaisers Karl V., das Wappen haltend, 
aus dem Jahre 1521 u. a. Die vier Löcher zur Befestigung der 
Medaillen finden sich auch auf einem Stücke der Brandenburg- 
Anspach^schen Reihe im Berliner Museum^ ähnlich drei Löcher 
bei einem Medaillon König KarFs VIH. von Frankreich, von einem 
Florentiner KünsÜer, in der Sammlung Fillon (s. Auctionskatalog 
Fillon Nr. 141). 



Deafsche Gnss- Medaillen etc. 187 

Herzog Georg von Sachsen. 
1537. 
SEMPER • L AVS • ETVS • INORE • MEO' AT* LX V Brustbild 
rechts mit Kranz und dem goldenen Vliess. 
Ä/. GEORGIVS • D • GDVX • SAXONIE" AN ' M' D- XXX Vir 
Wappen. 

M. 21 MiUim. Taf, V, 8. 
Herzog Georg von Sachsen, Sohn Albrechts, geboren 1471 
regierte seit 1500 und starb 1539. Seit der unter seinem Vorsitz 
abgehaltenen Leipziger Disputation zwischen Luther, Carlstadt und 
Eck, 1519, ein entschiedener Gegner Luthers, verfuhr er mit 
Strenge und Härte gegen die Anhänger der neuen Lehre, was 
manchen Zomausbruch Luthers hervorrief. Herzog Georg war 
ein thätiger, gewissenhafter Fürst, den kirchlichen Reformen zu 
Anfang keineswegs abgeneigt; er: „war in allen Dingen pflicht- 
getreu . . . auf Erfüllung dessen, was er versprach, konnte man 
allezeit zählen. Vergnügen kannte er kaum ... er lebte und 
webte in den Geschäften, er wusste von nichts anderem zu reden 
und oft fiel er im Umgang damit beschwerlich^).^ — Seit dem 
Tode seiner Gemahlin Barbara von Polen, 1584, liess er sich den 
Bart wachsen*), welcher auf seinen schönen Medaillenbildnissen 
eine Zi^de des cbaractervollen Kopfes bildet und den Beinamen 
des Herzogs veranlasst hat. 

Die nach einem ausgezeichnet schönen Exemplar der ehema- 
ligen Sammlung Montenuovo dargestellte kleine Medaille, von der 
Tentzel (Alb. Taf. III) bereits eine schlechte Abbildung giebt, 
gehört zu den schönsten Arbeiten der Art, Guss und Ciselirung 
sind auch in den feinsten Adern des Gesichts von einer seltenen 
Vollkommenheit') Der Künstler dieser Medaille ist nicht bekannt, 
doch ist es durch Vergleichnng möglich geworden, festzustellen, 

1) Ranke, deutsche Qeech. im Zeit d. Ret IV, 98. 

2) Es ist also historisch ToUig unrichtig, wenn moderne Bilder der Leip- 
xiger DisputatiOD den Herzog mit langem Bart zeigen. Er war bis 1534 ganz bartlos. 

8) Leider ist der Lichtdruck, trotzdem ich einen sehr scharfen Gypsabdruck 
dazu gab, ganz elend «osgefallen. 



138 A. Yon Sallet: 

dass ausser diesem kleinen — und vielleicht einigen anderen 
ähnlichen kleinen und grösseren — Stacke Georgs aach noch eine 
kleine Medaille (18 Millim.) des Eorförsten und Cardinal Albrecht 
von Mainz, sowie eine etwas grössere desselben Fürsten (Catalog 
Gutekunst Nr. 1837, ein unvergleichlich schönes Exemplar in 
Dannenberg's Sammlung) ofFenbar von derselben Hand sind* 
Die Form der Buchstaben, die ganze Art der Behandlung und na- 
mentlich das ein wenig ängstlich und gekniffen dargestellte Auge, 
kurz der ganze künstlerische Character dieser Medaillen- 
reihe beweisen dies. Gewiss haben wir den vortrefflichen Künstler 
dieser Stücke nicht in Albrecht's Hauptresidenz Mainz zu suchen, 
sondern in sächsischen Gegenden: Albrecht residirte häufig in 
Halle, und dort oder bei Herzog Georg in Leipzig, wo die Me- 
daillenkunst durch den tüchtigen Hans Reinhard viel&ch geübt 
wurde, haben wir wohl den Yerfertiger jener schönen Werke zn 
suchen. 

Die auf Georgs Medaillen des Jahres 1537 stets erscheinende 
Umschrift: semper laus eins in ore meo (Psalm 34) ist kein zufällig 
gewählter Spruch, sondern ein Zeichen des gottergebenen Sinnes 
des Fürsten: im Jahr 1537 starb Georgs Sohn Johann und der 
Herzog wählte nach dem Verlust der Gattin (1534) und des 
Sohnes jene Worte zum Wahlspruch^), ähnlich wie Hiob. 



Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Kurfürst und Erzbischof von 

1526. 

DOMINVS • MIHI • ADIVTOR • QVEM • TIMEBO • ANN ' 
AT AT • XXXVII • Brustbild mit Barett rechts. 
JB/. ALBERT • CARD • MOG • ARCHIEP • MAGD • HALB • ADM • 
MARCH • BRAND • ZC • MDXXVI Wappen. 
M. 44 Millim. Tat IV, 5. 
Albrecht, Cardinal, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, ge- 
boren 1490, gestorben 1545, Sohn des Kurfürsten Johann (Cicero) 
1) Tentsel» Saxonia nnmism. Alb. I. p. 43. 



Deatsche Gnss- Medaillen etc. 189 

Yon Brandenbarg and Brader Joachim's I., bedarf als eine der 
Hauptpersonen der Reformationsgescbichte keines weiteren Com- 
mentars. Yon den zahlreichen Medaillen des kanstliebenden Fürsten 
ist die dargestellte wohl bei weitem die vorzüglichste. Selbst die 
beiden schönen Dürer'schen Kupferstiche geben kein besseres und 
geistvolleres Bild des hochgebildeten, weltlich lebenden, im Um- 
gange mit den Humanisten, wieErasmus und Hütten und in steter 
Verbindung mit den grossen Künstlern, wie Dürer, seine geistige 
Erholung suchenden Kirchenfürsten. — Der Künstler der Medaille 
ist unbekannt, doch kann man eine ganze Reihe von anderen 
Medaillen wegen Aehnlichkeit der Behandlung, namentlich auch 
der Buchstaben, ihm oder seiner Schule zu schreiben, z.B. den Bischof 
von Strassburg, Grafen v. Hohenstein von 1526, vielleicht den Nöm- 
berger Kres u. a., auch eine kleinere Medaille Albrecht's, welche 
nicht ganz die geniale Freiheit der grösseren zeigt, von demselben 
Jahr und mit ganz denselben Darstellungen. — Die bei mehreren 
der Medaillen dieses Künstlers oder dieser Kunstrichtung auf- 
tretende Jahreszahl deutet vielleicht auf den Reichstag von Speier 
1526, doch scheint auch die Medaille des Markgrafen Casimir 
von Brandenburg- Kulmbach und der Susanna, von 1525, mit 
Brustbild auf jeder Seite, von derselben Hand zu sein. 



Friedrich, Mariegraf von Brandenburg -Ansbach. 

1486—1515 (t 1586). 

DEIGRATIAiNVICTAVIRTVSFRIDERICHANNNAT- 
LXX-SVPERST* (superstes) Brustbüd links. 
RJ\ MarcH • BRAND • DV • STETI • POME * VAND • BVRGR • 
NVREN • PRIN • RVG • MDXXVIII • Wappen. 

40 Mill. Kupfer vergoldet. Sammlung Gutekunst, 

ungenau in deren Catalog beschrieben, Nr. 1838. 

Taf. IV, 1. 

Friedrich, Markgraf von Brandenburg- Anspach war der 

Sohn des Kurfflrsten Albrecht Achilles und Vater des als Haupt- 



liO A. TOn Sallet: 

anhanger der Reformation berühmten Casimir von Baireath, Ge- 
orges des Frommen and Albrecht's, Hochmeisters, dann Herzogs 
von Preossen. Friedrich war ein tapferer, dem Kaiser eifrig er- 
gebener Fürst, in dessen Dienst er die wichtigsten kriegerischen 
Untemehmongen mit Math und Erfolg leitete. Mit der Stadt 
Nürnberg lag Friedrich in dauernder Fehde, welche niemals ganz 
beigelegt wurde, obgleich der berühmte Wilibald Pirkheymer ein- 
mal selbst die Verhandlungen übernahm, worauf sich manche An- 
deutungen in Dürer 's Briefen beziehen.^) f'riedrich's Character 
schildert ein gleichzeitiger Schriftsteller^) als ruhmbegierig, listig 
und „futura se noscere putans stellarum influxu." Durch die vie- 
len, in kaiserlichem Dienst unternommenen Eriegszüge und die 
kostspielige Hofhaltung gerieth Friedrich in Schulden und verfiel 
in Trübsinn; nach dem Fastnachtsschmaus im Jahre 1515 wurde 
er von seinen Söhnen über&llen und als irrsinnig und 2ur Regierung 
unfähig in der Plassenburg im Gewahrsam gehalten, die ersten 
zwölf Jahre bis zu Casimir's Tode im Jahre 1527 sogar in har- 
tem Gefimgniss. Die Ritterschaft des Landes billigte diesen 
Schritt und der Kaiser bestätigte die Absetzung Friedrich's '), 
welcher erst 1536 starb; er liegt in Heilsbronn begraben, seine 
Grabschrift ist erhalten und von Stillfried mitgetheilt, welcher 
auch einige schöne gleichzeitige Bildnisse des Markgrafen, seiner 
Gemahlin Sophie von Polen und ihrer Kinder reproducirt 

Die Veranlassung zu unserer Medaille ist offenbar, wie Jah- 
reszahl und die Umschrift der Vorderseite andeuten, Friedrich's 
endliche Erlösung aus der strengen Haft, nachdem Casimir am 
21. September J527 in Ungarn gestorben war und Georg der 
Fromme, Friedrich's zweiter Sohn, seine Alleinregierung begann. 
Casimir^ unter dessen Regierung der Vater so hart behandelt 

1) S. nameotlich den 8. Brief aus Venedig, Campe, Reliquien v. A. Dürer, 
p. 28. 

2) S. die Stelle ausfäbrlich bei Stilifried, Alterth. des Hauses HohenzoUern 
Bd. 11 (s. T. Friedrich). 

3) Zimmermann, Geschichte des Bauemkiiegs 2. Aufl. I. 488 ff. Ranke, 
deutsche Qesch. im Zeitalt d. Reform. I, 229. 



Deutsche Ghiss« Medaillen etc. 141 

wurde, war ein staatskluger, tapferer, aber graasamer Mann ^), 
sein Bruder und Nachfolger, Georg der Fromme, wird von Luther 
bei Gelegenheit des Todes des alten Markgrafen Friedrich im 
Ji^e 1536, besonders wegen seines pietätvollen Verhaltens gegen 
den schwachsinnigen Vater belobt: „ich habe nu zwo Schrift von 
E. F. G. empfangen . . wie E. F. G. Herr Vater Markgraf Frie- 
drich von dieser Welt erfordert u. s. w., und mir herzlich Wohl- 
gefallen, dass E. F. G. solch treu kindlich Ehre gegen ihren 
Herrn Vatem erzeigt, dass sie auch mir geringen Person ^) solchs 
hat gnädiglich und dazu freundlich wollen zuschreiben, wiewohl 
auch zuvor E. F. G. den Ruhm haben . . . dass sie hochgenann- 
ten E. F. G. Vater in allen Ehren bei seiner F. G. Leben ge- 
halten.'' 

Da Markgraf Friedrich am 2. Mai 1460 geboren war, war 
er 1528 allerdings noch nicht volle 70 Jahr alt, vielleicht ist das 
LXX nur als runde Zahl zu fassen und deshalb an Stelle des 68 
oder 69 gewählt, um den Gegensatz des „Del gratia supertes'' zu 



1) Casimir ist berüchtigt wegen seiner empöre nden Grausamkeit im Bauern- 
krieg, er Hess einst 62 Gefangenen die Augen ausstechen. Die Rechnung des 
Henkers und sein Gesuch, bei gesteigerter Amtsthätigkeit ihm seine Gebühren 
IQ erhöben, sind aus dem Berichte eines Angenzeugen bekannt, (vom Hauptmann 
Gasimir^s, Michel Gross. Anz. f. Kunde d. deutschen Vorzeit U, p. 139). — Merk- 
würdig ist Casimir's Versuch, eine Art stehenden Heeres mit allgemeiner Wehr- 
pflicht und gleicher Uniformirung zn bilden, um nicht auf die lästigen und un- 
zuTerl&ssigen adligen Vasallen angewiesen zu sein. S. Zimmermann Gesch. d. 
Bauernkr. 1, 434. — In neuester Zeit hat Johannes Janssen in „seiner Geschichte 
des deutschen Volkes etc." Bd. II, die Grausamkeiten der protestantischen Forsten 
im Bauernkriege hervorgehoben, aber verschwiegen, dass katholische Fürsten 
genau ebenso handelten: der Erzbischof Richard von Greifenklau, Kurfürst von 
Trier, sonst ein Mann von vielen tüchtigen Eigenschaften, hieb — und zwar zum 
Theil eigenhändig - gegen 800 wehrlose Bauern nieder! (Zimmermann II, 522). 
Der Geschichtsschreiber des Bauernkrieges, Zimmermann, ist nach anderer Rich- 
tung ebenso parteiisch gef&rbt, wie Janssen, wenn auch für eine ursprünglich 
gute Sarhe: wenn die Fürsten die Bauern morden und grausam behandeln, 
tadelt es Zimmermann, wenn aber die Bauern einmal 82 Gefangene hinrichten, 
nennt er es .Mässignng*! — Dass man sina ira Geschichte schreiben müsse, ist 
oft vergeblich gepredigt worden. 

. 2) So ist diese etwas verderbte Stelle nach de Wette's Vermuthung zu lesen. 
S. Luthers Briefe etc., herausgeg. v. De Wette IV, 694, 



142 A. Ton Sallet: 

dem hohen, ehrwürdigen Greisenalter von 70 Jahren hervorzo- 
heben. 

Die etwas wunderliche Aufschrift der Vorderseite &ngt, wie 
das grosse rosettenartige Trennungszeichen beweist, mit „Dei gra- 
tia** an, das „Friderich" ist wohl als Genitiv „Friderichi" zo 
fassen. Der Sinn der Umschrifib mag wohl sein: trotz langer, har- 
ter Gefangenschaft ist durch Gottes Gnade des siebzigjährigen 
Friedrich's Tapferkeit noch am Leben. 

Das dargestellte Exemplar ist zwar vergoldet (gleichzeitig, 
wie häufig) und durch rohes Eratzen etwas beeinträchtigt, der 
Kopf ist aber intact und von ausserordentlich schöner Arbeit, der 
müde, kummervolle Ausdruck kann nicht anschaulicher gegeben 
werden; leider ist auch hier trotz meiner Bemühungen der Licht- 
druck ganz misslungen. 

Eine ungenaue Abbildung der Medaille findet sich bei He- 
raeus, Taf. 40, Nr. 31, wo die Rückseite mit abweichender, aber 
jedenfalls fehlerhaft gelesene Umschrift dargestellt ist; die Jahres- 
zahl ist dort angeblich 1527, das in der Titulatur ganz noth- 
wendige DVx fehlt, statt BRAND-DV steht sicher irrig BRANDEN, 
in den anderen Wörtern sind offenbar Verlesungen und Fehler. 

Im Styl gleicht das Stück d^i ältesten Medaillen P&lzischer 
Kurfürsten, namentlich Ludwig's, vom Jahre 1526^), auch denen 
von Friedrich's Söhnen Casimir und Georg dem Frommen. Der 
Künstler ist, wie fast immer, unbekannt, vielleicht ein Nürnberger. 



Albrecht, Herzog von Preussen, 1525—1568 
und seine zweite fiemalilin Anna Maria von Braunschweig. 

(Medaillen aus einem silbernen Bücherdeckel aus A.1- 

brecht's Bibliothek). 
Markgraf Albrecht von Brandenburg, der Sohn Friedrich's 
von Anspach, geboren 1490, Hochmeister des Deutschen Ordens 
seit 1512, seit 1525 Herzog von Preussen, der Stifter der Uni- 

1) Ein Tonagliches Exemplar im Berliner Museam. S. Friedlaender a. 
Sallet, das Kgl. Münzkabinet, Nr. 1281. 



Deutsche Oass-Medaillen etc. 143 

versitat Königsberg, war ein Freund und Beschützer der Kunst 
and Wissenschaft. Wir besitzen einen höchst merkwürdigen Brief- 
wechsel dieses Fürsten mit beiden Lucas Cranach^) Vater und 
Sohn, welcher ein erfreuliches Bild des unermüdlichen Strebens 
des Herzogs gewährt, sein der deutschen Cultur fast entrücktes 
nordisches Räch mit künstlerischem Schmuck zu versehen und 
ihm geistige Nahrung zuzuführen. So bestellt der Herzog sich 
tüchtige Maler, Conterfeiter, um fürstliche Bildnisse anzufertigen 
and tragt Sorge für künstliche lUuminirung der Bibeln. Sein 
Q^aptstreben ist aber der Ankauf von Büchern: die Luther sehe 
Bibelübersetzung, Gebetbücher und reformatorische Schriften lässt 
er sich durch die Cranach's besorgen, die bekanntlich neben 
ihrer Knnst auch geschäftlich als Buchhändler thätig waren. Frei- 
lich litt wohl der von den Gelehrten seiner Zeit pekuniär unge- 
wöhnlich stark in Anspruch genommene Albrecht zeitweise an 
dem damals bei geistlichen und weltlichen Herren epidemischen 
Gebrechen: an der Geldnoth*), und Cranach der Vater, mahnt 
sich bisweilen recht deutlich die Bücherschulden ein. Der Herzog 
zeigt sich dann auch viel ehrlicher und zuverlässiger als andere 
Potentaton der Zeit: während Maximilian unserem Dürer als 
Zahlung nar eine nicht ganz vollwerthige Anweisung auf die 
eigentlich dem Kurfürsten von Sachsen verpfändete Nürnberger 
Steaer gab und der Bischof Johann Thurzo von Breslau für eine 
jetzt verschollene Dürer'sche Madonna acht Jahre lang die Zah- 
lung schuldig blieb, kommt Herzog Albrecht zwar langsam und 
in Raten, aber doch ehrlich seinen Verpflichtungen nach, ohne 
dass solche kleine geschäftliche Differenzen die biedere Herzlich- 
keit im Tone dieses merkwürdigen Briefwechsels stört. Die Re- 
formationszeit bewahrt in solchen Dingen derbe, altdeutsche For- 



1) Heller, Lucas Cranachs Leben und Werke, 2. Aufl. p. 18 nach Voigt'» 
Pablikatiooen. 

2) Dass er mit vollen Händen Geld und silberne „pocala* gab, sogar förm- 
lich auBgepresst wurde, ^o es sich um Unterstützung der Gelehrten und ihrer 
Studien handelte, ist aus Voigt^s Arbeiten bekannt. — S. z. B. dessen: Herzog 
Albreeht und das gelehrte Wesen etc. in Raumers histor. Taschenb. II (1881). 

Mtadirllt Ar Nnmltmatik. XI. 10 



144 A. von Salht: 

men: scheut sich doch Luther nicht, seinen Earföreten otn ein 
versprocbeoes Eleid zu mahnen, das der Korfürst nicht wieder, 
wie froher rtinmal, durch einen unzurerlässigen Menschen besor- 
gen lassen möge.') 

Dass der Herzog Albrecht die so mühsam und mit Opfern 
erworbenen Bacher hoch in Ehren hielt, werden alle die wissen, 
welche in der heraldischen Ausstellung in Berlin im Jahre 1882 
Gelegenheit hatten, die in prachtvollem Benaissanceschmnck pran- 
genden silbernen Bücbereinbände aus Herzog Albrecht's Besitz, 
jetzt der Kdnigsbei^er Universität gehörend, za bewundern. Das 
schönste Stflck der Reihe war ein aufs herrlichste mit biblischen 
Scenen, Engeln, Arabesken, bunten Wappen u. s. w. geschmück- 
ter, silberner, zum Tbeil vergoldeter Einband vom Jahre 1555, 
zu einer Luther'scheo bei Hans Lufft gedruckten Bibel; fOr 
unaem Zweck besonders merkwürdig, weil zu den Yerziemugen 
auch eine oder zwei bisher noch unbekannte BÜdnissmedaillen des 
Herzog's gehören: 



1. ALBERDGMAR'BRAN-DVX-PRVSSIAEZ- (et cetera) 
Brustbild rechts. 

2. ANA:MARIAGHZ-BVLMB-H-IPREVSSEN 
(geborene Herzten zu Brannschweig und Lüneburg 
Markgräfin zu Brandenbni^, Herzogin in Preussen). 
Brustbild links. 

Grösse etwa 38 Millim. 

1) Lnther'a Briefe heranaetg. * oq De Wette I, p. 77, vom Jahr 1517. 



Deutsche Onss-HedailleiL 145 

Diese beiden Medaillen waren in je vier Exemplaren in ziem- 
lich guten Gassen (Silber, vergoldet) in den Ecken des Buch- 
einbandes eingesetzt, von zierlich omamentirten Rändern eingefasst^) 

Die ziemlich spärliche Reihe der sehr seltenen Medaillen Al- 
brecht's ist von Vossberg (Memoires de St. P^tersbourg V.Taf.XIV) 
abgebildet und Bd. YI, 383 und Zeitschr. f. Münz- etc. Kunde, 
N. F. p. 29, 77, 135 besprochen, dann später von J. Erbstein 
(Anzeiger f. Kunde der deutschen Vorzeit XII, p. 96 — 144) ver- 
mehrt und ausführlich behandelt worden, man vgl. auch^Dudik, 
des deutschen Ritterordens Münzsammlung Taf. IE und S. 116 (wo 
in der Abbildung Taf. ü, No. 50 irrig TIV statt TEV, Teutonici, 
steht, wie ein Exemplar in Dannenberg's Besitz richtig hat). 

Einige Stücke mit dem Brustbild von Albrechts erster Ge- 
mahlin, Dorothea von Dänemark, f 1547, theils allein, theils mit 
dem des Herzogs vereinigt, sind bekannt, von seiner hier dar- 
gestellten zweiten Gemahlin Anna Maria von Braunschweig, ver- 
heirathet 1550, gestorben am selben Tage mit ihrem Gemahl, 
20. März 1568, war bisher noch keine Medaille bekannt, doch 
ist uns ein gleichzeitiges Zeugniss, gerade aus dem Jahre 1555, 
in welchem auch der silberne Buchdeckel angefertigt wurde, von 
der Existenz einer Medaille mit dem Bildniss der Herzogin und 
einer andern mit dem Albrechts bekannt — also gewiss sind da- 
mit unsere Medaillen gemeint: Vossberg (Zeitschr. f. Münz- etc. 
Kunde, Neue Folge (1859—62) p. 215) erzählt von der Existenz 
eines Schreibens der fürstlichen Räthe, Königsberg 14. April 1555, 
an den in Tilsit weilenden Herzog, worin die Uebersendung von 
fünf Schaumünzen mit dem Bilde der Herzogin und von 
sieben mit dem des Herzogs gemeldet wird. — Die Arbeit der 



1) Zwei Medaillons, das Büdnisa Hersog Albrechts von Preossen und das 
seiner ersten Gemahlin dienen auch zur Verzierung des prenssischen Reichs- 
Schwertes, das bei Besitznahme des Herzogthums an den Kurförsten Ton Branden- 
burg gelangte, in einem Inventar ans des grossen Korfärsten Zeit als «das 
Schwert von der preossischen SouTeranit&t, so noch Ton Alberto Herzog in 
Preossen herrühret.* S. T. Marcker im Anzeig. f. Rande der deutschen Vorzeit 
IX a862) p. 14. 



}46 ^* ^^^ Sallet: 

Bildnisse ist etwas grob, aber recht lebendig und ausdracksvoU. 
Ein ganz ahnliches einseitiges Stück mit Albrecht's Brustbild 
allein, uod etwas anderer Umschrift, ein schönes silbernes, ver- 
goldetes Original, besitzt das Berliner Museum. 

Georg Gaeiss. 1544. 

GORG GAEISS AETATIS SVAE XXXII AN XLIIII 
Brustbild rechts. 
Rf. Ä • M • H • Z • G - N r L Allianzwappen. 

33 Millim. Schöner alter Bleiguss. Taf. IV, 3. 
Ueber den auf dieser guten süddeutschen Medaille darge- 
stellten habe ich nichts finden können; das eine der beiden Wap- 
pen der Rückseite mit den beiden „Geissen" ist ein redendes, zu 
welchen auch die Helmzierde, die Ziegenhömer, gehören. 

Die Umschrift der Rückseite scheint zu bedeuten: AL Mein 
Ho&ung Zu Gott, was öfter auf Medaillen jener Zeit vorkommt, 
das NIL, welches durch ein grosses Bl&ttchen davon getrennt ist, 
vermag ich nicht zu deuten, ob es ebenfalls einen Theil des re- 
ligiösen Wahlspruch enthalt oder den Künstlernamen (??)) lässt 
sich nicht sagen. Die Wappendarstellung zeichnet sich durch 
hübsche Anordnung und schöne, freie Behandlung der Helm- 
decken aus und kann als gutes Vorbild für Gravirung eines Dop- 
pelwappens dienen. 

Medaiilen von Tobias Wolff. 

Die Sammlung H. 6. Gutekunst (Gatalog v. 1882) enthielt 
einige, im Gatalog derselben nicht als Werk dieses Künstlers er- 
kannte alte Bleigüsse von Tobias WoUT, deren Abbildung und 
Beschreibung hier folgt. 

Antonio Scandella. 
ANTONI VS- SCAN ELECTAC- ÖVC' SAXO CAF MAG* 
Brustbild von vom. 

Am Armabschnitt: ^TA'60, am Abschnitt des Brust- 
bildes, vertieft, 1577 und Monogramm aus TW 



Deutsche GDss-MedaiMen etc. 147 

31 Mill. Schöner Originalguss, sehr dünn, Spuren 
von aufgeklebtem Papier auf der glatten Rück- 
seite. Taf. VII, 6. 
Antonio Scandella war Kapellmeister des Kurfürsten August 
Yon Sachsen. Das Modell zu dieser Medaille, aus Kelheimer 
Siein besitzt das Berliner Museum. T. Wolff's Monogramm 
erscheint hier noch in der älteren Form, das kleine T senkrecht 
über dem ersten Strich des W stehend, deutlich getrennt. 

Lorenz Stiler und Margaretha Hanitzsch. 

LOREiq-Z- STILER- AIVPTSCHIEIBER- Brustbild von vom 
ÄTA • 28 • rechts am Aermel, quer stehend, das Mono- 
gramm aus T W. 

M ARGARETA HANITZSCHIN'ÄTA XVIII Brustbild links, 
unten am Arm vertieft 1582. 

30 Mill. Taf. Vn 1. 

Die Dargestellten mögen, wie dies bei Werken des Tobias 
Wolff's öfter vorzukommen scheint, ein Brautpaar sein. 

Johann Appenfelder und Anna am Ende. 
lOHAN APPENFELDERÄ.TAT-39 hf^ Brustbild, im 
Armabschnitt: FEB * 6, rechts im Gewand, quergestellt, 
das Monogramm. 

ANNAFILIA-CASPA-AM E^DE Ä^TA' 21 Brustbild in 
geschmackvoller, reicher Tracht, im Arm abschnitt 1583, 
links unten am Aermel das Monogramm. 

31 Mill. Taf. VII, 2. 

Die adelige Familie am Ende existirt noch jetzt. — Die vor- 
stehende Medaille ist, wie das Datum: 6. Februar 1583 beweist, 
auf ein bestimmtes Ereigniss angefertigt, also wohl sicher Ver- 
lobung oder Hochzeit. Das Monogramm der Vorderseite scheint 
sich aut Halle zu beziehen, es enthält die Buchstaben HALAE. 
Für Halle kommen beide Formen vor, Hala und Halae (Saxonum), 
hier hat man Halae als Genitiv zu fassen. 



148 ^- ^^" Sallet: 

Ob Johann Appenfelder vielleicht mit dem aus den Dres- 
dener Archiv-Acten bei Berufung Woiff's an den kurfürstlichen 
Hof genannten Hans Aggelfelde, welcher ebenfalls beim Anfer- 
tigen Ton Medaillen thätig gewesen zu sein scheint (s. Zeitschr. 
f. Numism. VIII, p. 200), identisch ist, vermuthet worden ist, kann 
wohl nochmalige Untersuchung des Namens in dem Actenstück 
feststellen. 

Jeremias Mair. 
lEREMIAS MAIR .ETATIS XLI Brustbild rechts, im 
Armabschnitt 1582. 

Gleichzeitiger Bleiguss, auf der Rf. Spuren von 

Papier. 30 MiU. Tat VII, 5. 

Diese Medaille scheint das Monogramm nicht zu haben, trägt 

aber ganz den Gharacter der Arbeiten Woiff's, auch die Gestalt 

der Buchstaben (z. B. des charackteristischen gebogenen X) ist 

dieselbe. 



Medaillen Friedrich Ulrich's von Braunschweig und seiner Schwester 

Elisabeth, Herzogin zu Sächseln. 

1. FRIDERIC • VLRIC : D • G • DVX • BRVNS : E : L Brust- 
bild im Harnisch rechts. 

Rf. DEO ET PATRIAE • Offenes Buch, dahinter Schwert, 
oben in Strahlen der Name Jehovah. 

Oval. 42 MiU. Alter Bleiguss, Tai VI, 4. 
Diese Medaille von schöner, weicher Arbeit, kommt auch 
mit Hinzufügung der Jahreszahl 1617 hinter der Umschrift der 
Rf, vor (ein geringer, zu kleiner Bronzeguss (40 Mill.) dieser Art 
im Berliner Museum), Friedrich Ulrich, der Bruder des berühmten 
Christian von Braunschweig und der weiter unten zu besprechenden 
Elisabeth von Sachsen ist 1591 geboren, regierte seit 1613 und 
starb 1634. 

2. ELISABET GHZBVL'HZSG- K- VB* (ge- 
borene Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Her- 



Deutecbe Gqss- Medaillen. 149 

zogin zu Sachsen, Jülich, Eleve und Berg. Brustbild 
in reicher Tracht links. 

• ALLES • MIT • GOTT • NICHTS • OHN • VRSACH Grosses 
E, von zwei in Arabesken endenden Engeln gekrönt. 
Oval, fast 45 MiU. Altes Blei. Taf. VI, 2. 
Elisabeth von Braunschweig, Schwester von Friedrich Ulrich 
und Christian, dem Feldherm des dreissigjährigen Kriegs, war 1592 
geboren, in erster Ehe an Herzog August, den Bruder des säch- 
sischen EurfQrsten Johann Georg, in zweiter Ehe 1618, an Jo- 
hann Philipp von Sachsenburg-Altenburg vermählt, starb 1639. 

Ob, wie Tentzel vermutfaet (Alb. II, p. 384), diese Medaille 
auf die erste Heirath der Fürstin, 1612 sich bezieht, ist zweifel- 
haft, fast möchte man eher geneigt sein, sie mit der vorher be- 
schriebenen von 1617 in Vergleich zu bringen, was also eher auf 
die Zeit der zweiten Heirath der Elisabeth 1618, fuhrt. 

Der Styl beider Medaillen, des Friedrich Ulrich und der 
Elisabeth, zeigen eine grosse Uebereinstimmung, die Weichheit der 
Arbeit ist für beide characteristisch. Das Brustbild der Prinzessin 
ist auch durch die reiche, mit Perlen und Edelsteinen gezierte 
Tracht ausgezeichnet. 

fieorg von Landau. 

GEORG • VON • LANDAV F:H:R:K:M-C- (Frei 
Herr Römisch Kaiserlicher Majestät Gämmerer) Brustbild 
im Harnisch rechts. 
Rf. GOTT SICHT VND RICHT Erdkugel, darüber gekreuzt 
Schwert und Lilie, oben das Auge Gottes. 

Oval, 27 Mill. Alter Bleiguss. Taf. VI, 3. 
Diese von Bergmann (Med. auf ber. Männer des Oesterr. 
Eaiserst II, p. 245 und Taf. XXI, 107) ausfahrlich nach einem 
goldenen Exemplar behandelte Medaille wird hier in Lichtdruck 
gegeben, weil die für den Beginn des 17. Jahrhunderts noch sehr 
vorzQgliche, geistvolle Arbeit des Brustbildes und auch die hübsch 
componirte Rückseite eine mecham»che Widergabe verdienen. 



150 A. von Sallet: 

Alles historische über den Dargestellten ist bei Bergmann so 
sorgfaltig gesammelt und mitgetheilt, dass eine kurze Zusammen- 
fassung genügt: 

Georg n. von Landau, Freiherr zum Haus und Rapotenstein, 
aus einer alten, östreichischen reich begüterten Magnatenfamilie, 
deren Stammschloss Landau bei Grüningen und dem Kloster 
Heiligenkreuzthale (in Württemberg) liegt, schioss sich als eifriger 
Protestant den aufständischen Böhpien an und wurde deshalb 1620 
in die Acht erklärt und seiner vielen Güter beraubt, seine späte- 
ren Schicksale sind . unbekannt. 

Das Wappen dieser alten, mit der Württembergischen Herr- 
scherfamilie verwandten Familie Landau ist identisch mit dem 
Württembergischen Wappen: drei liegende Hirschgeweihe im gol- 
denen Felde.') 



Gustav Adolf. 

1632. 

Das Erscheinen, mehr noch der Tod des grossen Königs gab 
der deutschen Medaillenkunst einen bedeutenden Auüschwung; die 
Begeisterung und die Trauer um den grossen Vorkämpfer des 
Protestantismus veranlasste allenthalben in Deutschland den 
Wunsch, ein dauerndes Abbild des Helden zu besitzen. Das hier 
zu besprechende Stück dieser Art') ist ein seltenes Beispiel eines 
Medaillenmodells in Enochenmasse, von zarter, weisser, gegen das 
Licht gehalten leicht rosa erscheinender Farbe, von sehr hohem, 
herausspringenden Relief des Kopfes und einer für jene Zeit noch 
sehr guten, wahrhaft künstlerischen Durchführung. 

GVSTAV9 ADOLP DG' REX • SVEC • GOT Brust- 
bild von vom im Harnisch, mit Kragen und Feldbinde. 
Rf. SEIN VNSTERBLICH LOB DEM TOD SIGT OB Buch 
(Bibel), darauf Todtonkopf, darüber gekreuzt Scepter 



1) S. Bergmann 1. e. 

2) Im Besitz meiner Matter. Es stammt aus der Sammlang des verstorbenen 
Freiherm von Sehen- Thoss auf Olbersdorf in Schlesien. 



Deutsche Qnss- Medaillen. 151 

und Schwert, oben Krone. Links Monogramm aus 
GA, rechts aus RS (rex Suecomm). Das Ganze im 
Kränz. 

Oval, 29 Mill. Taf. V, 4. 
In dem Werke aber schwedische Medaillen von E. Br. Hil- 
debrand (Sveriges och Svenska KoDungahusets Mionespenningar 
1874, I., p. 201, No. 206) wird ein ganz ähnliches, aber kleineres 
Stück in Blei (26 Millim) aus dem Müncbener Cabinet angeführt, 
mit denselben Umschriften, aber SIEGT statt SIGT. Andere ähn- 
liche Stücke beschreibt Hildebrand unter No. '207 und 208. 

Wenn uns auch der Künstler dieses schönen Werkes unbe- 
kannt bleibt, so ist es doch möglich, den Ort oder die Gegend seiner 
Verfertigung näher zu bestimmen: das Medaillen- Modell rührt 
höchst wahrscheinlich von einem sächsischen Künstler her. Das 
Berliner Museum besitzt einen hübschen Original-Bleiguss einer 
kleinen ovalen Medaille von Gustav Adolfs Bundesgenossen, Kur- 
fürst Johann Georg von Sachsen: 

lOHANN • GEORG DG- D VXSAX- IVL Brustbild von 
vom, etwas linkshin mit grossem Kragen und Feldbinde. 
Rf. SCOPVS VITiE MEJS C HRISTVS Wappen mit Churhut. 
Die Uebereinstimmung dieses Stückes mit dem Modell ist 
so frappant in der Behandlung und Auffassung, in Art der Dar- 
stellung des Brustbildes, in Form der Buchstaben, in der völligen 
Identität des Spitzenmusters an den beiden Kragen u. s. w., dass 
beide Stücke nur von demselben Künstler herrühren können, und 
wir werden schwerlich fehlgehen, wenn wir die Heimath desselben 
iD Sachsen, beim Kurfürsten Johann Georg suchen, wo die Klein- 
kunst der PortraitmedaiUen der alten Tradition des sechzehnten 
Jahrhunderts getreu noch wohl gepflegt wurde. Die Zeit der 
Ausführung der Medaille Gustav Adolfs ist wohl sicher 1532, 
bald nach der Lützener Schlacht. 

A. V. Sallet. 



152 



Der Senarscliatz von Ossolaio. 



Bei Ossolaro, 5 Miglien nordwestlich von Cremona, fand sich im 
Jahre 1876 ein mit Denaren gefülltes Thonge&ss. Die Münzen worden 
von den Findern getheilt und grossentheils zerstreut, doch gelang 
es dem Professor Pizzi in Cremona bei verschiedenen Besitzern 
ungefähr 3500 Stück zu Gesicht zu bekommen, deren genaue Be- 
schreibung nach dem Fabrettischen Katalog in Fiorellis Notissie 
degli scavi 1876 p. 157 fg. (vgl. p. 97) und 1877 p. 49 % (vgl. 
p. 76) abgedruckt^), in deutschen Blättern aber meines Wissens 
bisher nicht berücksichtigt worden ist. Es scheint nicht über- 
flüssig im Anschluss an die in dieser Zeitschrift von mir oder 
anderen über dergleichen Denarfunde früher gegebenen Erörte- 
rungen hier zusammenzustellen, was dieser ergiebt. Auch 
hier werde ich, ausgehend von dem grossen im Beginn des 
zwischen Caesar und Pompeius geführten Krieges vergrabenen 
Schatz von Cadriano, lediglich die dort fehlenden Stempel ver- 
zeichnen^). Die beigefügten Nummern verweisen auf die Cohenschen 

1) Ausser diesen gedrackten Berichten habe ich über diesen Fund von 
Herrn Pizzi selbst, so wie über die den Fund betreffenden bei der römischen 
Generaldirection eingegrangenen Mittheilangen darch Herrn Bsmabei Nachricht 
erhalten. Die Angabe in den NotUie ISll p. 49, dass insgesammt nnr 1522 Münzen 
untersucht seien, beruht auf einem Versehen. 

2) Nicht anfgenommen habe ich die 2 Exemplare der Münze des P. Clodius 
üf. /., da sie allem Anschein nach diesem Schatz nicht angehören. Herr Pizzi 
hat diese Stücke, die zn der an Herrn Ballardim in Cremona gelangten Partie 
gehören, auf mein Ansuchen noch einmal untersucht und schreibt mir darüber: 
Lo BcrivenU «t rech a casa del proprietario per esaminarle di nuavo e ricAta- 
margli alla memoria i duhbi aüra voUa pramossi. Si rtpesaronoy e la foderata 
n. 1703 (des Fabrettischen Katalogs) diede grammi 2. 70; Valtra, n, 1704, wm 
foderata, ma fusa ed ugualfnente falsa, gr. 2, 97, un gramma meno del peso or- 
dinario. Derselbe berichtet weiter, dass Herr Ballardini seine Exemplare von 
dem Wirth in Ossolaro erworben habe, dem die Finderinnen sie einzeln zuge- 
tragen hätten: percib nella partüa Ballardini Vintrusione dei due pez%i non po- 
trehbe dsrn impossibile, ma sottanto improbabüe. Das wird einzuräumen sein; 
aber ebenso, dass eine gegossene Münze aus jenem Schatz nicht henroigegaDgen 



Tb. Hommsen: Der Denarschatz yon Ossolaro. 153 

Tafeln; die Zahl der Exemplare und der Erhaltlingsstand, denPizzi 

zuweilen hinzusetzt, sind dessen Yerzeichniss entnommen. 

C. Antius C. f. Restio. 

Antia 1 (1). 2 (1 nuovo). 

T. Cariaius Ulvir. 
Carisia 8 (12). 

C. Considiua Paetus. 

Considia 9 (3 ntumss, + 1). 

C. Coponvus pr,^ Q, Sicinius Illvir, 

Coponia 1 (8 alcuni niummmi +1). 

Q. Sicinius. 

Sicinia (1). 

-Af.' Cordivs Rufus Illvir. 

Cordia 1 (7 nuovissimi \- 1). 

L. HastHius Sasema. 

Hostilia 1 (5). 2 (7 ntum). 3 (6 ntumsmmi + 3). 

Caesar. 

Aeneas: lul. 9 (3). Tropaeum: lul. 11 (3). 15 (2). 

A. Licinius Nerva Illvir. 

Licinia 6 (1). 7 (3). 

L. Papiua CeUus Illvir. 

Papia 2 (2 freschissimi). 3 (1). 

L. Plautius Plancus. 

Plautia 7 (13 ntumssimi + 4). 

AUnnus Bruti f.^ C. Pansa. 

Vibia 16 (2). 

Albinos Bruti /. 

Postumia 8 (5 niumssimi + 6). 9 (2). 10 {ntumssimi 4, 

detrito 1). 

C Vibius C. f. C. n. Pansa. 

Vibia 11 (3). 12 (1). 13 (22 ntumssimi + 8 niiavisifi' 

mi +4). 15 (2). 



•ein kann und dass bei dieser Art der Erwerbung wohl einige zufällig sonst in 
Osaolaro TOrhandene echte oder fi Ische Exemplare sich in den Schatz haben 
miiehen können. Auch passen sie der Zeit nach zu den übrigen nicht. 



154 Th. Mommsttn: 

Yor dem Schatz von Vigatto (in dieser Zeitschrift 2 S. 63) 
hat also der imsrige nur zwei Denare voraus, den des Q. Goponius 
und Q. Sicinius, während der von Q. Sicinias allein geschlagene 
sich in beiden fand, und den seltenen des A. Licinius Nerra; 
diese haben in dem Schatz von Yigatto offenbar nar zu&llig ge- 
fehlt. Dagegen fanden sich in Yigatto die folgenden in unserm 
Schatz nicht vertretenen Stacke: 

1. Caesar dict cos, tert 

2. L, Valerius Acisctdus. 

3. P. Sepuüius Macer. 

4. L. Livinevus Regulus, 

5. L. Mussidkis Longus, 

6. M, Antonius mit Caesar die. 
Wahrscheinlich also ist unser Schatz früher als der andere vergraben. 
Die erste der diesem eigenen Münzen« eine häufig vorkommende, ist 
vom Jahre 708. — Die zweite ist nicht mit Sicherheit zu datiren; 
doch ist beachtenswerth, dass sie in den Schätzen von Yillola und 
CoUecchio ebenfalls fehlte, während sie in dem von Santa Anna 
wahrscheinlich von 710 und dem von Sassoforte etwa von 711 sich 
fand. — Der Denar des Sepullius mit Caesars Kopf ist sicher 
vom Jahre 710; er ist selten so wie die sämmtlicher Qaattuorvim 
dieses Jahres, dennoch fallt das Fehlen von ihnen allen in unserem 
Schatz ins Gewicht. — Dass endlich die drei letzten dieser 
Denare dem Jahre 711 angehören, ist jetzt aUgemein anerkannt. 
Hiemach fehlen in unserem Schatz die Denare von 708 ab durch- 
aus, und es wird seine Vergrabung wahrscheinlich in dieses oder das 
Yorjahr fallen. 

In Betreff der übrigen oben aufgeführten Stücke hat dies nun nicht 
bloss keine Schwierigkeit, sondern die danach sich ergebende Zeit- 
bestimmung, dass dieselben zwischen 705 und 707 oder 708 geschlagen 
sind, entspricht durchaus den anderweitig gewonnenen Ergebnissen. 
Keineswegs aber gilt dies von denen des Albinus und den untrenn- 
bar damit verbundenen des Pansa. Sie sind in diesem Schatz so 
zahlreich vertreten, dass ihre Zugehörigkeit zu demselben über 



Der Denancbatz yon Ossolaro. 155 

allem Zweifel steht; abei können sie in der angegebenen Epoche 
geschlagen sein? 

Beide Münzmeister sind wohl bekannt. Albinas des Brutas 
Sohn oder, wie er gewöhnlich genannt wird, D. Brutus führte im 
Jahre 705 bei der Belagerung Massilias den Befehl über die 
caesarische Flotte, erhielt dann für das Jahr 706 die Statthalter- 
schafi; des transalpinischen Gallien') und schlug dort im Jahre 708 
dieBellovaker^) ; im Jahre709 finden wir ihn in Rom (Plutarch Anton. 
1 1). Dass er in einem dieser Jahre diePrätur bekleidet habe, folgt aus 
dem ihm von Caesar für das Jahr 712 bestimmten Gonsulat (Dru- 
mann 3, 682). Im Jahre 710 nahm er Theil an der Ermordung Caesars 
und ging kurz darauf in die von diesem ihm bestimmte Provinz, 
das cisaljpinische Gallien, wo er dann im December von Antonius 
angegriffen und bis zum April 711 von diesem in Mutina belagert 
ward. — Weniger wissen wir von C. Vibius Pansa. Nachdem 
er, als Sohn eines der von Sulla in die Acht Erklärten von der 
politischen Laufbahn ausgeschlossen (Dio 45, 17), durch die ins- 
besondere auf Betrieb Caesars im Jahre 689 erfolgte Aufhebung 
des! betreffenden Gesetzes rehabilitirt worden war'), wird er 



1) AppiaD(b.c.2,48)föhrt ihn auf nach denConsulwahlen för 706 mit drei anderen 
ProvinziaUtatthaltem, M. Lepidas fär (das diesseitige) Spanien, A. Albinos (yiel- 
mehr AUienus) für Sicilien und Sex. Peducaeus fär Sardinien; yon den beiden 
•rttin steht anderweitiff fest, dass sie im Jahre 705 Prätoren waren und Lepidus 
im Jahre 706, Allienns (wenn dieser Name bei Appian herzustellen ist) 707/8 
alt Proconsuln die bezeichneten Provinzen verwalteten. Doch kann daraus nicht 
ait Sicherheit auf gleichartige Stellung des D. Brutus im transalpinischen 
Gallien geschlossen werden, zumal da er beiLivius per. 114 legatus Cae$aris heisst. 
Ka ist nicht der Regel entsprechend, aber dennoch wohl möglich, dass D. Brutus 
im Jahr 706 zugleich die Pr&tur und das factischo Commando im transalpinischen 
Gallien a)s Gisars Stellvertreter inne gehabt hat. 

2) Livius per. 114. 

9) Dies Gesetz setzt Velleiua 2, 43, 4 in Caesars Aedilit&t, also in das 
Jahr 689; Dio 41, IS (ygl. 44, 47) und Plutarch Gaes. 37 in das Jahr 705, 
jtntr Tor, dieser nach der spanischen Expedition. Dass Velleius Angabe die 
liebtige ist, zeigt ausser den allgemeinen politischen Verhältnissen (meine R. G. 
S* 8. 170) schlagend Pansas Volkstribunat Tom Jahre 703. Ohne Zweifel hat 
aber Gaaaar diese Rehabilitirten bei den Wahlen des Jahres 705 besonders be- 
rfiekaiehtigt, und so erklärt es sich leicht, dass die Annalen dieses Jahres auf die 
Bababilitation zarfickkamen. Man braucht also weder mitBorgbe8i(opp. 1,842.2,846) 
aonmahmen, daas Sullas Gesetz sich nur auf die cunüischen Beamten bezog, was 



156 Tb. Mommten: 

mehrfach genannt als eifriger Anhänger Caesars und namentlidi 
in seinem Yolkstribonat 703 als Vertreter seiner Interessen im 
S^iat^). Im Jahre 706 finden wir ihn in Rom, vielleicht als 
Prator^). Sodann übernahm er im Laufe des Jahres 707 die 
Statthalterschaft Yon Bithynien and Pontns^), war aber bereits 
am Aasgang des Jahres 708 wieder in Rom zarück^). Seit dem 
Sommer 709 fahrte er die Statthalterschaft; des cisalpinischen Gallien 
und ging von dort kurz nach Caesars Ermordung nach Italien 
zurück, wo er bereits am 22. April 710 sich befand (Cicero ad 
Att. 14, 12, 2). Dann übernahm er am 1. Januar 71 1 das von Caesar 
ihm zugetheilte Consulat und fiel im April desselben Jahres in einem 
der zum Entsatz von Mutina gelieferten Treffen. 

Wer diese Thatsachen uubefangen erwägt, wird sich überzeugen 



in der That schlechterdings unmöglich ist (Staatsrecht 1*, 466); noch mit Lange 
(R. A. 2, 416), dass far Pansa ein Specialgesetz erlassen ist, in welchem Fall 
ihn Dio nicht als Ezempel eines rehabilitirten snllanischen Proscribirten an- 
fahren dnrfte; noch mit Willems (le s4nat I, 526) zwei Pansa unterscheiden, 
welche Annahme in dem Geschwätz des Scholiasten der Ligariana p. 417 Orelli 
ihren einzigen Anhalt hat — es dnrfte nicht übersehen werden, dass dieser den 
in der Rede erw&hnten Vater des Tnbero thörichter Weise für den darin eben- 
falls genannten Pansa hält, noch weniger angenommen werden, dass der Volks- 
tribnn des Jahres 708 zur Partei des Pompeius gehört hat. Der im Jahr 711 
an Bmtus und Gassras gesandte Pansa (Äppian 0. c. 3, 58) mag ein Sohn des 
Gonsnls gewesen sein, wie denn yUni Pansae noch in der Kaiserzeit b^egnen; 
alle sonstigen Erwähnungen Pansas ans dieser Epoche betreffen denselben Mann. 

1) Cicero ad fam. 8, 8. Dass er bereits im Jahr 695 dem Senat angehört 
hat, folgt nicht mit Nothwendigkeit ans Cicero Bmt. 60, 218, ist aber danacb 
allerdings wahrscheinlich. 

2) Wenn Cicero (ad Att. 11, 6) am 27. Not. 706 ans Bnmdisinm an Aiticns 
nach Rom schreibt, dass er dort die Caesarianer Teranlasaen möge sein Verhalten 
nach der phaisalischen Schlacht (9. Ang. 706) dem in der Verfolgung des Pom- 
peins begriffenen Dictator in gänstigem Licht darzustellen: guo magia fäetutn 
nostrum Caesar probet qwm de suorum sentenHa factum, adhibeantur TreboniuSy 
Pansa, si gut aUi, scribantque ad Caesarem me quidquid fecerimy de sua senten- 
tia fecisse^ so war Trebonias damals Stadtpr&tor und es liegt sehr nahe in 
Pansa einen seiner CoUegen zu erkennen, wozu es gut passt, dass im Jahre 
707/8 Trebonius Statthalter von Hispania ulterior ward, Pansa Ton Bithynien. 

3) S. darüber den Anhang. Nach dem nicht lange Tor dem 14. Mai 707 
geschriebenen Briefe Ciceros an Atticus 11, 14 war Pansa damals wahrscheinlicli 
bereits in Asien. 

4) Cicero pro Lig. 3, 7. 



Der Denanebati von Osaolaro. 157 

müsses, dass die hergebrachte Verlegung jener Münzen in die Zeit 
zwischen Caesars nnd Pansas Tod nicht haltbar ist, wie nahe 
sie aach dorch das von beiden Münzmeistem verwendete Senats- 
wappen — den Cadaceus mit den verschlungenen Händen — und 
den Kopf der Libertas auf den Münzen Pansas gelegt wird. 
Pansa war Bratas Amtsvorgänger in der oberitalischen Statt- 
halterschaft; aber der Wechsel trat unmittelbar nach Caesars Tode 
ein, and wie sollen der zurücktretende und der neu eintretende 
Statthalter auf dieselbe Münze gekommen sein? Andere Com- 
binationen erscheinen noch minder statthaft. Vom April bis De- 
cember 710 war Pansa Privatmann und hat keine Münzen schlagen 
können. In den vier ersten Monaten des Jahres 711, wo D. Brutus 
in Mutina belagert wurde, Pansa in Rom rüstete nnd dann im Felde 
dasCommando führte, können sie unmöglich gemeinscbafdich geprägt 
haben. Wenn nun andererseits alle diese Münzen in dem übrigens 
nor bis zum Jahre 708 reichenden Schatz von Ossolaro ver- 
treten sind, so erscheint ihre Prägung zwischen den Jahren 705 
und 708 wenigstens möglich. Beide Männer, namhafte Caesa- 
riaoer nnd vom Dictator zum Consulat für 711 und 712 be- 
stimmt, müssen in diesen Jahren die Prätur bekleidet und 
können sehr wohl als Prätoren auf des Dictators Geheiss in Rom ge- 
prägt haben. Pansas Prätur fallt, wie wir sahen, wahrscheinlich 
in das Jahr 706; auch D. Brutus kann in dem gleichen Jahre zu 
diesem Amt gelangt und erst im Laufe desselben und als Prätor 
in das transalpinische Gallien abgegangen sein. (S. 155 A 1.) 
Dass sie dabei des Senatswappens sich bedienten, ist recht 
wohl erklärlich; und die „Freiheit^ haben die, welche sie unter- 
drückten, wenigstens ebenso oft im Munde geführt wie ihre Ver- 
treter. 



158 l'b- MomiDseii: 

Die biihynischen Aeren. 

Es kann nur ein Versehen Waddingtons s^i°> ^^^^ ^^ ^^^ 
bithynische Aere der pontischen gleich und als ihr Ansgangsjahr 
297 vor Chr., 457 d. St. ansetzt, sich darauf berufend, dass die 
letzte bithynische Eönigsmflnze das Jahr FKI oder 223 «= 680 d. 
St. nenne und an diese die des römischen Statthalters von Bitby- 
nien G. Papirius Garbo vom Jahre AK£ oder 224 sich unmittel- 
bar anschlössen. Denn einmal giebt es von demselben Statthalter 
vollkommen sichere Münzen vom Jahre BK£ oder 222^). An- 
dererseits besitzen wir zahlreiche in verschiedenen Städten 
Bithyniens geschlagene, Gaesars Kopf und die Aufschrift ini Falov 
Olißinv ndvoa zeigende Münzen mit der Jahreszahl EAZ oder 
235, welche doch unmöglich, wie es nach Waddingtons Ansatz 
der Fall sein würde, im Jahre 691 d. St. geschlagen sein können. 
Vielmehr wird durchaus an Borghesis vortrefflicher Darlegung 
(opp. 2, 345 f.) festzuhalten sein, dass diese Münzen von dem oben 
erwähnten Pansa geschlagen sind, dessen dadurch erwiesene Statt- 
halterschaft von Bithynien in die Jahre 707 und 708 fallen kann; 
dass G. Papirius Garbo derjenige Statthalter Bithyniens ist, welcher 
nach Dio 36, 40 [23] einige Zeit nach dem Jahre 687 diese 
Provinz verwaltet hat; dass also die bithynische Aera um 473 d. St. 
beginnt. Genau ist allerdings das Epochenjahr durch die Münzen 
Pansas mit der Jahreszahl EAZ noch nicht festgestellt. Die Ver- 
waltung Pansas von Bithynien und Pontus hat nach der oben ge- 
gebenen Ausfuhrung im Jahre 707 und zwar wahrscheinlich mit 
dem Anfang desselben begonnen, wenn er auch vielleicht erst ei-* 
nige Zeit nachher in der Provinz eintraf, und war am Ausgang 
des Jahres 708 beendigt. Denmach hat sie nicht volle zwei Jahre, 



1) Zu le Bas inscr. Grecques et Latioes yoI. III n. 409 expl. p. 122. Mar- 
quardt (Staatsyerwaltong 2, S. 350) hat diese Ausführung wiederholt, ohne ihre 
Unmöglichkeit zu bemerken und den erforderlichen Einspruch zu thun. 

2) Mionnet 2, 449, 206. Borghesi opp. 2, 354. Muret Bull, de corr. hell. 5 
p. 124. Im K. Kabinet findet sich ein in jeder Hinsicht vollkommen erhaltenes 
Exemplar mit dieser Zahl, und von einem gleich guten des Pariser besitzt Herr 
Imhoof den Abdruck. 



Der Deoanchats tod Oasolaro. 159 

vieUeicht noch kürzer gedauert, tind sich wahrscheinlich auf zwei, 
möglicherweise, da wir den Anfangspunkt des bithynischen 
Jahres nicht kennen, auf drei bithynische Jahre erstreckt. Letz- 
teres war auch Borghesis Meinung, indem er (a. a. O.- S. 351) 
ausser der zweifellos festgestellten Jahreszahl EAZ gleichartige 
Münzen mit EAZ und ZAI beibrachte. Jndess sind die von ihm 
für beide Ziffern gegebenen Belege nicht genügend. Ich habe, da 
unser Eabinet nur die unbestrittene Ziffer zeigt, Herrn Imhoofs 
sachkundige und freundschaftliche Hülfe und dieser wieder für 
die Pariser Exemplare diejenige des Herrn Muret vom dortigen 
Eabinet in Anspruch genommen. Danach muss die Ziffer ZAZ 
wohl als irrig ausgeschieden werden; sie scheint herzurühren ans 
den Münzen von Apamea Myrlea Mionnet 2, 411^ 19, die aller- 
dings diese Zahl haben, aber daneben nicht den Namen Pansas, 
sondern den Beinamen der Stadt. Dagegen ist die Zahl EAZ, ob- 
wohl ja die Verwechselung mit EAZ hier sehr nahe liegt^ wohl als 
sicher zu betrachten nach den mir von H«rm Imhoof mitgetheilten 
Erhebungen: 

M NIKAIEHN. Kopf des Dictator Caesar nach recht?. 
R/. Em FAIOY OYIBIOY ITANZA. Nike links. Im Felde EAZ 
>SE« Paris 3 Exemplare; Arolsen, wo unentschieden ob E 
oder E. 
M NIKOMHAEHN. Kopf der Tyche nach rechts. 
Rf. Dieselbe Aufschrift. Adler auf Donnerkeil rechts; im 
Felde EAZ. 

Paris, 3 Ex.; Imhoof, mit ifl und EAZ. 
Auch entspricht dies den historischen Verhältnissen am besten. 
Da für das bithynische Jahr Herbstanfang wahrscheinlich ist, ist 
hienach das bithynische Jahr 235 gleich dem römischen 706/7, 
236 gleich 707/8, wie dies auch Borghesi gewollt hat. Jahr 1 
der bithynisch-römischen Aera ist also 473 d. St., Ol. 12i, 4, 
▼er CJhr. 281. 

Man wird sich ako nicht femer der Annahme entziehen 
können, dass die bithynische Aera der römischen Epoche ver- 

IrttMhrift Ar NamlnatUu XL 11 



160 1*^* HommMn: Der Deoftnchatz yon Ossolaro. 

schieden ist von derjenigen, die aof den Münzen der bithynischen 
Eonige erscheint Der Ansgangspunkt der ersteren scheint die 
durch den Tod des Lysimachos (Ol. 124, 4) herbeigeführte Aof- 
lösnng seines Reiches zu sein, die allerdings fäglich aafgefasst 
werden konnte aU Beginn des selbständigen bithynischen Reiches, 
dessen Fortsetzung dann die römische Provinz war. Aber die Dy- 
nastie geht weiter zurück: wir kennen mehrere altere bithynisc^e 
Dynasten^) und es wird angenommen werden müssen, dass die 
Herrscher ihre Jahre von da ab zahlten, wo das Haus den 
Eönigstitel annahm. Wenn nach der obigen Angabe Waddingtons 
die bithynischen Eönigsmünzen bis 223 hinabgehen, so liegt, da 
der letzte Eönig Nikomedes HI im Jahre 680 d. St. » 74 vor Chr. 
starb, das Anfiangsjahr der königlichen Aera in oder nicht lange 
vor dem Jahre 458 d. St., Ol. 121, 1, vor Chr. 296, und in dieser 
Beschränkung kann Waddingtons Ansetzuog wohl das Richtige 
tre£Fen. 



1) Clinton fast! Hell. 3, 420 fgr. 



Th. Mommsen. 



161 



Ann&henide Bestimmimg der MisoliimgSTerhUtiiisse 

emiger Elektronmüiizeii. 



Wie ausgedehnt und mannigfaltig im Alterthom die Mfinz- 
prftgong in Elektron und Blassgold gewesen ist, wird immer er- 
siclitlicher, je mehr ausfahrliche und genaue Münzverzeichnisse 
erscheinen. Zugleich aber hat sich herausgestellt, dass die Ver- 
hältnisse, nach denen Gold und Silber in diesen Münzsorten ge- 
mischt wurden, je nach Ort und Zeit der Prägungen sehr ver- 
schiedenartig waren. Wo es möglich gewesen ist, einzelne Stücke 
zu opfern und sie der chemischen Analyse zu unterwerfen, hat 
man die genaue Auskunft über die Mischung dieser Exemplare 
und zugleich einen Anhalt f&r die wahrscheinlichen Mischungs- 
verhältnisse der gesammten gleichartigen und gleichzeitigen Prä- 
gung erhalten. Doch würde auch bei dieser Yei^leichung bereits 
das speoifische Gewicht in Betracht kommen. Gehen wir aus von 
den drei Analysen von Blassgoldmünzen phokaischen Fnsses, 
welche Brandis zusammengestellt hat^), so würde zunächst durch 
eine leichte Berechnung nachträglich das speoifische Gewicht die- 
ser nun vernichteten Stücke zu ermitteln sein, dann würde das 
spedfische Gewicht derjenigen noch erhaltenen Münzen von glei- 
chem oder ähnlichem Gepräge zu bestimmen sein, deren Mischung 
man annähernd auffinden will» ohne sie zu analysiren. Zeigt eine 
solche Münze dasselbe speoifische Gewicht wie ein gleichartiges 

1) Münz-, Mast- uod Qewichtsweaen in Tordensieo 8. S68 f. Die Stick« 
•Dthslton der Reih« nich 41—41—89,5 pCt. Gold, 51—64—49 pCt Sflber, 
8, 5 und 11,6 pGt. Knpfer, im DorchschniU also reichlieh 4 Z«hDt«] Qold, 
5 Zehnt«! Bilb«r aod knapp 1 Z«hntel Kupfer. 

11* 



162 Fr. Hultscli: 

analysirtes Stück, so lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit be- 
haupten, dass aach die Mischung die gleiche sei; weicht aber das 
specifische Gewicht mehr oder weniger ab, so wird man aus dem 
letzteren durch eine Näheruugsmethode wenigstens das ungefähre 
Mischungsverhältniss jedes vorliegenden gleich oder ähnlich ge- 
prägten Stückes ermitteln können. 

Ein Blick auf die von Brandis a. a. 0. mitgetheilten Ana- 
lysen zeigt, dass in den analogen Münzen, die wir zum Vergleich 
heranziehen würden, bis zu einer ziemlich engen Fehlergrenze 
nicht nur der Gehalt an Gold und Silber, sondern auch an Kupfer 
annähernd taxirt werden könnte. 

Weniger genau werden diese Näherungswerthe sein, wenn es 
nicht möglich ist, die vorliegende Elektronmünze mit einem ähn- 
lichen Exemplare zu vergleichen, dessen Mischung durch che- 
mische Analyse genau ermittelt worden ist. Hier werden wir 
von vornherein darauf verzichten, den Kupfergehalt auch nur 
annähernd in Rechnung zu setzen; wir müssen also annehmen, 
dass die Münze lediglich aus Gold und Silber gemischt sei, mit- 
hin auch einen etwas höheren Werth habe, als wir finden würden, 
wenn es möglich wäre, den Kupfergehalt in Abzug zu bringen. 

Insoweit jedoch der Zusatz an Kupfer, wie in den in der 
Metrologie S. 182, Anm. 1 angefahrten Elektronmünzen, noch un- 
ter 3 Procent sich hält, ist der Fehler ein kaum merklicher, und 
selbst in den Fällen, wo das unedle Metall vermuthlich in grösse- 
rer Menge beigemischt ist, haben die mit Nichtachtung des 
Kupfers berechneten Werthe^ weun sie auch absolut weniger ge- 
nau sind, doch relativ eine grosse Wichtigkeit, sobald wir viele 
Münzen derselben Gattung oder verschiedene Münzgattungen unter 
einander vergleichen. 

Durch die Güte des Herrn Direktor Dr. Julius Friedlaender 
liegen mir die Wägungen und die Bestimmungen von 12 Exem- 
plaren des Königlichen Mtinzkabinets zu Berlin vor. Diese Be- 
stimmungen sind von Herrn Lerch, Asdstenten an der Tech- 
nischen Hochschule in Berlin, mit grosser Sorgfalt gemacht wor- 



Fr. Haltsch: Annähernde Bestimmung der MischungSTerhältoisse etc. 163 

den. Aus dem Dresdener EöDigl. Münzkabinet habe ich 5 Exem- 
plare aasgewählt; ein sechstes legte mir der Direktor dieses Ea- 
binets, Herr Dr. Albert Erb stein, aus seiner Sammlung vor. Die 
Wägungen dieser letzteren 6 Stacke hat Herr Cand. math. Bern- 
hard Gühne nach allen Regeln der heutigen Physik ausgeführt und 
aof eine Temperatur von 12^ R. und einen Barometerdruck von 
760 mm reducirt. Die Wägungen der Berliner Exemplare sind 
^f eine Temperatur von 12,5° R. gestellt. 

Allen den genannten Herren sage ich hierdurch besten Dank 
ftr ihre freundliche Beihülfe. 

Die Reihenfolge der nachstehenden Exemplare entspricht der- 
jenigen Anordnung, welche „das Königliche Münzkabinet, Ge- 
schichte und Uebersicht der Sammlung u. s. w. von J. Friedlaender 
and A. v. Sallet," Berlin 1877, aufweist. 

Zur Erläuterung der letzten Rubriken der Tabelle schicke ich 
ein Beispiel der von mir eingehaltenen Rechnungs weise voraus, 
deren Hauptpunkte ich bereits in der Metrologie S. 578, Anm. 4 
nach den Angaben des Herrn Prof. Dr. Abendroth in Dresden 
zosaromengestellt habe. Eine bestimmte Ausrechnung führe ich 
vor, weil dieselbe für das allgemeine Verstand niss wohl passen- 
der ist als die Angabe der allgemeinen Formeln. 

Der Kyzikener Nr. 1 der nachfolgenden Uebersicht (Nr. 101 
der ausgelegten Münzen des Berliner Eabinets wiegt 16,074 Gr. i), 
and sein specifisches Gewicht ist 12,77. Wir nehmen an, dass 
seine Masse nur aus Gold und Silber gemischt sei, und bezeichnen 
das bessere Metall durch B, die Mischung durch M, das schlechtere 
Metall durch S. Es sind die specifischen Gewichte von 

B = 19,28 
M - 12,77 
S = 10,48. 

Wir berechnen die Differenzen 

1) In der Tierten, und meist auch in der fünften Rubrik der nacbfolgfenden 
Tabelle find die bis auf Milligramme ausgeführten W&gungen zu zwei Decimal- 
atallen ab([ekiint worden. Die Berechnung der specifischen Gewichte in der 
Mchsten Colamne beruht auf den Tollat&ndigeren Zahlen. 



164 Fr. Hidtsch: 

B-M«6,51 

M - S = 2,25, 
und schliessen nach der Mischongaregcl, dass 

B: 8 = 2,25:6,51. 
Das Ganze hat 8,76 Einheiten. 
Dem Yolumen nach sind darin von B enthalten 



und von S 



|ig . 100 = 26 pCt. 
|fi.lOO = 74pCt. 



Die 26 Yolumentheile Gold wiegen 

26 • 19,28 » 501 Gewichteinheiten, 
die 74 Yolumentheile Silber wiegen 

74 • 10,48 = 776 Gewichteinheiten, 
mithin die 100 Yolomentheile der Mischung 

1277 Gewichteinheiten, 
d. i. das bereits durch Wägung ermittelte specifische Gewicht 
von 12,77. 

Endlich sind 

501 Gewichteinheiten Gold «= 39 pCt., und 
776 „ „ Silber « 61 pCt. 

des Gewichtes der Mischung. 

Der an erster Stelle angeführte Eyzikener enthält also an- 
nähernd 39 pCt Gold und 61 pCt. Silber, mit der Massgabe, dass 
der wirkliche Gold- und Silbergehalt etwas geringer anzu- 
setzen ist. Und zwar kann dieses Minus eventuell so hoch sich 
belaufen^ dass 11 pGt. auf eine werthlose Beimischung in Ab- 
rechnung zu bringen sind und nur etwa 34 pCt. Gold und 55 pCt. 
Silber verbleiben ^). Diese Münze enthält also, bei einem Gewichte 
von 16,07 Gr., wahrscheinlich mindestens 5,46 Gr. Gold oder mehr 
bis zu 6,27 Gr., und 8,84 Gr. Silber oder mehr bis zu 9,80 Gr. 



1) Dieser N&herungswerth ist angesetzt nach den bereits erw&hnteu. Ana- 
lysen bei Brandis S. 259 (Metrologie S. 185 Anm. 1). 



I 



ADn&hernde Beitimmang der MischongsrerhaltnlBae etc. 



165 



Dur Werth ist hiernach, yerglichen mit heatigem Gelde, zwischen 
15 nnd 18 tM anzusetzen^), während sie, wenn sie in reinem Golde 
mid vollwichtiger aasgebracht wäre, einem Werthe von 40 »^ ent- 
sprechen würde*). 



B 

8 

o 

« 
a 

I 



Mfinie 



2 



6 



8 



KyzikM. 
Janger Lowe linkshin u. b. w. 

Kyzikos. 
Dionysos liokshin anfeinem 
Pantberfell sitzend n.s. w.. 

Kyzikos. 

Kopf eines Löwen mit oife- 
nem Rachen rechtsh. n. s. w. 

Kjzikos. 

Aehrenbekr&nzter Kopf der 
Demeter rechtsbin n. s. w. 

Kyzikos. 
Wie vorher. 

Lebedos. 

Behelmter Pallaskopf nach 
rechts, üy. Enle nacn rechts 
in einem viereckigen Rah- 
men 

Abvdos. 
Bartloser Dyonysoskopf nach 
rechts mit Widderbomern. 
Rf. Adler aufrecht nach 
rechts, rückw&rts blickend, 
in einem viereckigen Rah- 
men 

Syrakns. 
ZYPAKOzmN vordem links- 
hin gewendeten lorbeerbe- 
kränzten Apollokopf, hin- 
ter ihm die Lyra n. s. w. 



Kabinet 



ä 

a 
a 

e 
o 



ja 
o 



a 
5^ 



9 

o 



Berlin 
Nr. 101 

Berlin 

Nr. 102 

Berlin 
Nr. 112 

Berlin 
Nr. 118 

Dresden 
Schrank 4, Fach 8 



Dresden 

Schrank 8, Fach 84 

(vgl. Brandis S. 418) 



Dresden 

Schrank 9, Fach 20 

(vgl. Brandis S. 411) 



Berlin 
Nr. 614 



16,07 
16,85 

2,58 

2,54 
2,56 



1,26 

1,88 

0,20 

0,21 
0,20 



2,55 0,205 



2,51 



6,56 0,54 



J 

o 
«0 

« 

o 

9 
Ol 
GO 



• S 

'S Sf J 



ttold 
pCt. 



Silber 
pCt. 



12,77 

11,94 

12,78 

12,25 
12,56 



0,21 



12,4 



11,88 



89 
27 

89 

82 
86 



84 



26 



61 

78 

61 

68 
64 



66 



12,16 



80 



74 



70 



1) Vgl. Griechische nnd romische Metrologie, 2. Bearbeitung, S. 185. 
187. 707. 

2) Vgl. ebenda S. 186. 



166 Pr. Hultseh: AuDähemde Bestimmung der MischungsTerhÄltnuse etc. 



B 

B 

O 

a 
.2 

1 

PC4 



Hnnze 



10 



11 



12 



13 



14 



Syrakns. 

Kopf d^s Apollo mit dem 
Lorbeerkranz linksb. u. s. w. 

Apollokopf linkshin, hinter 
ihm die Lyra. Rf, zypak 
OZIQN Dreifass') .... 

Apollokopf u. 8. w. hinter 
ihm die Amphora. Rf, 3:ypaic 
and Spuren von OZIQN 
Dreiloss 

Apollokopf u, 8. w., hinter 
ihm Stern mit 8 Strahlen. 
Rf. wie vorher 

Gampanien unter römisch. 
Herrschaft. 

Aehrenbekränzter jugendli- 
cher Doppelkopf, Janusartig 
u. 8. w 



Desgleichen 



15 Regenbogen -Schösse]. 
Vogelkopf linkshin a. s, w. 

16 Regenbogen • Schüssel. 
Eine Art Triquetrum in 
einem offenen Kranze. Rf. 
6 Ringel u. s. w 

17 Karthago. 
Kopf der Demeter mit Aeh^ 
renkranz u. s. w. Rf. Ste- 
hendes Pferd rechtsh. u.s.w. 

18 Karthago. 
Demeterkopf u. s. w. Rf. 
Pferd rechtshin; im Ab- 
schnitt SA 



Kabinet 



Berlin 

Nr. 616 

Dresden 
Schrank 2, Fach 7 



Dresden 
ebenda 

Dresden 
Erbsteinsche Samm- 
lung 



Berlin 
Nr. 699 

Berlin 
der Yor. Münze gleich 

Berlin, der Hün^e 
Nr. 792 gleich 



Berlin 



Berlin 

Nr. 841 



Berlin 



a 
a 

c« 

o 



o 

o 



3^ 



8,68 



0,80 



0,265 



3,58 



3,44 



7,02 



6,99 



10,70 



7,51 



a 



00 

9 S 

> oa 

9 
O 



0,26 



0,25 



2,77 10,23 
2,84|0,23ä 



0,54 



0,54 



0,86 



0,52 



'S 

9 

o 



9 
CO 



11,84 



18,69 



18,6 



13,51 



12,08 
12,08 
12,99 



12,95 



12.5 



14,35 



9 9 

« TJ g 

'S ^ 9 

^ a TS 

o d oS 

M8 g « 



Oold 
pOt 



8IJb«r 
pCt. 



25 



61 



50 



49 



29 
29 
42 



42 



35 



59 



75» 



49 



50 



51 



71 
71 

58 



58 



65 



41 



1) Die obigen Nummern 10—12 entsprechen der Reihe nach den Nummern 
260. 263. 258 des 'Catalogue of the Greek coins in the British Museum, Sicily' 
(London 1876) p. 184. Auffällig ist die Verschiedenheit der Mischungsverhält- 
nisse bei Nr. 8 n. 9 einerseits und Nr. 10—12 andererseits. 

Fr. Hultsch. 



167 



Tulvia oder Ootavia? 

Aureus des M. Antonius. 



Im neuesten Heflb der Reyae numismatiqae (11, 1883, p. 237 f.), 
fahrt Berr £. Babelon bei Besprechung der Schrift des Herrn 
Cahuid: de nummis M. Antonii etc., Haag 1883, den merkwürdigen 
jetzt zu Tage gekommenen Aureus des M. Antonius mit einem 
weiblichen Porträitkopf an. Herrn Feuardent verdanken wir die 
Uebersendung eines schönen Gypsabgusses der Münze, den ich, 
um der Publikation durch den Herrn Eigenthümer nicht zuvor- 
zukommen, nicht in Abbildung gebe. 

M-ANTONIVSIMPIirVIRRPC Kopf des Antonius 
rechts. 
Rf. Weiblicher Porträitkopf rechts. K. 

In diesem Kopf erkennt Herr Babelon und, soviel ich weiss, 
auch Herr Feuardent, die Fulvia. Abgesehen vo^ der Ueber- 
einstimmung des Kopfes mit dem wohl völlig gesicherten Bildniss 
dieser Frau auf Münzen der phrygischen Stadt Fulvia, wo ein 
dem neuen Aureus in der Frisur sehr ähnlicher Porträitkopf, mit 
Flügeln, als Victoria^ auf der Hauptseite erscheint (Waddington's 
Scharfblick hat dieses Bildniss zuerst erkannt, voyage numis- 
matique en Asie mineure p. 149 ^) und auf kleinen Silbermünzen 

1) Porträitkopf, als Nike, mit Flügeln rechU. 

R{. ^OYAOYIANQN ZMEPTOPIFOX ^lAfiNlAOY PftUu Unki. 

SL 5. Waddington L c, iwei Sxemplire in Berlin. 



168 A. Ton Ballet: 

des Antonius von Lyon (Cohen, 2. Ausg. I Antonius Nr. 3 — 4. 
Hf. Kopf der Victoria rechts. Rf. Löwe links. — Vgl. auch die 
Goldmünze des Numouius 1. c. Nr. 2.), ist es nach Herrn Ba- 
belon's Meinung besonders das Datum des Aureus: IMPIII VIR* 
R * P ' C, welches es wahrscheinlicher mache, in dem Bildniss der 
Frau die Fulvia zu erkennen^ denn Antonius wurde nach Bor- 
ghesi's Ansicht Ende 714, dem Todesjahr der Fulvia, welche 714 
starb, „imperator iterum^ (Eckhel VI p. 67 setzt die Iteration erst 
715) nach Herrn Caiands Ansicht erst 716. In letzterem Falle 
könne der Kopf des Aureus auch Octavia sein, denn Fulvia 
starb im Herbste des Jahres 714 und Antonius heirathete bald 
darauf die Octavia. 

Aber alles was zu Gunsten des Bildnisses der Fulvia für 
den neuen Aureus angeführt wird, ist hinf&llig. Das Bildniss 
selbst stimmt allerdings ungefähr mit dem Bilde der Fulvia auf 
den Münzen der Stadt Fulvia und auch mit denen von Lug- 
dunum überein, allen ist die höchst characteristische Haartracht 
gemeinsam, aber ganz genau denselben Kopf, mit völlig identischer 
Frisur und genau in den Zügen dem Aureus ähnlich, tragen die 
Gistop hören des Antonius, beide Sorten, mit zwei Köpfen auf 
einer Seite und mit weiblichem Kopf auf der Cista, welche nur 
Octavia darstellen können, weil sie ein Datum tragen: cos. desig. 
iter et tert, welches erst 715, nach dem Tode der Fulvia möglich 
war ^) 

Gründe aus der Datirung des Aureus sind aber überhaupt 
wohl gar nicht vorhanden, denn die Ansicht, es sei auf der Gold- 
münze ein genaues Datum enthalten, ist schwerlich aufrecht zu 
erhalten. Ohne hier auf die neuerdings wieder von Herrn Galand 
in der angeführten Schrift (de nummis M. Antonii) behandelte Frage 
über die Zeit der Iterationen des Imperatortitels des Antonius 



1) Herr Galand 1. c. p. 46 sajirt, die Frisur sei auf den Gistophoren anders 
als auf den Münzen Ton Lyon. leb finde aber, dass sowobl die Münzen 7on 
Lyon, welcbe allerdings kleine Varianten zeigen, wie ancb die Münzen der Stadt 
Fulvia, die Gistopboren und der Aureus dieselbe Frisur tragen. 




FolTia oder OetaTia? 1$9 

n&her emgehen zu können, entnehnie ich zunächst freundlichen 
Mittheilungen Theodor Mommsen's die von massgebender Seite 
jetzt angenommene Ansicht über diese Iterationen: 

1. Die erste Imperator- Acclamation des Antonius erfolgt 
710/11 im mutinensischen Eri^. 

2. Die zweite, nur in der eingeschmolzenen Goldmünze, ehe- 
mals in Paris (Coh. p. 38 Nr. 15) erhalten, und: 

3. Die dritte, verbinden sich mit der Titulatur: „cos. desig. 
iter et tert', welche den Jahren 715 — 719 angehört. 

Vielleicht f&Ut die zweite Acclamation ins Jahr 714, in wel- 
chem die Ovation der beiden Triumvim, Antonius und Octavian, 
stattfand. 

Die dritte triffib ins Jahr 716 oder 718, wahrscheinlich 716, 
bei Gelegenheit der glücklichen EIxpedition des Yentidius gegen 
die Parther. 

4. Die vierte Acclamation: 723. 

Was nun die in den Münzaufschrifiten des Antonius ent- 
haltenen Beziehungen zu seinen Imperator- Acdamationen anlangt, 
so sagt bereits Eckhel (D. N. VI p. 67) mit gewohntem rich- 
tigen Blick: „videor mihi posse conjicere, in Antonii numis im- 
peratoris titulo non semper nnmerum additum, eumque saepe, 
praecipue in Cistophoris et aeneis praefectorum dici tantum IMP, 
cum IMP - ITER vel TER dicendus fuerat^ 

Jetzt ist, nach Mommsens Ausdruck, der „historische Beweis^ 
so gut wie „gesichert^, dass, wie Eckhel vermuthet, Antonius die 
Iterationen nicht immer auf die Münzen setzte. 

Zunächst ist es schon an sich wahrscheinlich, dass Antonius 
in der Anwendung des Imperatortitels sich seinem CoUegen 
Octavian angeschlossen habe, also den Titel IMP im Caesari- 
schen Sinne (s. über Caesars Imperatortitel Mommsen, Staats- 
recht n. p. 726) gebraucht, wie ja auch die Münzen Octavian's 
und Antonius' mit CAESAR - IMP — ANTONIVS IMP und den 
Köpfen beider Herrscher oder einem Caduceus als Rückseite zu 






170 A. von Sallet: 

je einem dieser Kopfe, diese Gleichstellimg der beiden „Imperatoren*' 
anzudeuten scheinen.^) 

Von den übrigen Münzen des Antonius, welche sichere Hin- 
deutung auf Nicht-Iteration des Imperatortitels in der Münzauf- 
schrift enthalten, ist der Denar des Ventidius (Coh. p. 45 Nr. 75, 
unrichtig beschrieben; mit M'ANTIMP'III-V'R'PC) als nicht ganz 
sicher beweisend auszuschliessen^ da (s. oben unter 3) eben die 
Zeit der zweiten und dritten Iteration und das Yerhältniss einer 
dieser Iterationen zu Yentidius' Expedition nicht gauz feststeht. 

Die Denare und Goldmünzen des Munatius Plauens da- 
gegen, mit dessen Titeln IMPITER oder PRO* COS (Coh. p. 40 
Nr. 22 — 24) auf welchen Antonius ebenfalls nur IMP heisst, 
werden nach Mommsen's Ansicht mit höchster Wahrschein- 
lichkeit in das Jahr 719 gesetzt (s. auch Eckhel D. N. Y. 
p. 257), in welchem Antonius also bereits zum dritten Mal Im- 
perator war. 

Yor allem beweisend scheinen aber, wie dies auch Eckhel 
schon hervorhebt, die Münzen der Flotten prafecten des Antonias: 
hier finden wir so häufig den nicht-iterirten und den iterirten Im- 
peratortitel bei Antonius zusammen auf Münzen eines und des- 
selben Prafecten, dass man annehmen muss, diese Münzen, 
welche in kurz auf einander folgendem Zeitraum oder gleich- 
zeitig geprägt sind, geben promiscae manchmal die Iteration an, 
das andere Mal aber nicht. 

Am frappantesten beweisen dies die Münzen des Atratinos; 
dort finden wir einmal: 

ANTONIVS IMP — L • ATRATINVS AVGVR (Cohen 

p. 86, 3). 
sonst: M • ANT • IMP • TER etc. — L • ATRATINVS > AVGVR ' 

PRAEF - CLASS etc. 



1) Eine sichere ZeitbestimmuDg dieser Stücke wird sich wohl kaamjgeben 
lasseo. Einen Aureus dieser Art mit beiden Köpfen im Berliner HünzkftbiDet 
würde ich dem Cbaracter der Bildnisse nach, lange nach 711 setzen. Eckhel 
giebt diese leUteren Münzen in die Jahre 719—722. (D. N. VI p. 80). 



Fulfia oder Octavia? 171 

and: M • ANT • IMP • TER etc. — L • ATRATINVS • AVGVR • 

COS DES (Coh. p. 53—54). 



Also ein Beweis aus dem angeblichen Datum der neuen Gold- 
münze zu Gunsten des Bildnisses der Fulvia ist gar nicht zu 
f&hren, Antonius kann, obgleich er sich auf ihm nur IMP nennt, 
sehr wohl IMP * ITER oder TER * gewesen sein, als er den Aureus 
schlug. 

Die genaue Uebereinstimmung der Goldmünze mit dem Kopfe 
der Cistophoren, auch die dem Octavian ähnlichen Gesichtszüge 
sprechen femer eher für Octavia als für Fulyia, wenn auch zu- 
gegeben werden muss, dass Fulvia ' auf ihren sicheren Bildnissen 
ungefähr ebenso aussieht und genau dieselbe Haartracht hat^). 

Dass in jener Zeit das monarchische Gebahren der Macht- 
haber, sowohl der monarchisch gesinnten wie des angeblichen Re- 
publikaners Brutus, ganz besonders in der Münzprägung deutlich 
hervortritt, ist bekannt. Bald nach Gäsars Tode, noch vor dem 
Triumvirat, prägt Antonius Münzen mit seinem eigenen Kopf (s. 
Mommsen, Zeitschr. £ Numism. 11, 67, SaUet, die Münzen Gäsars 
[Sep.-Dr. aus den Comment. Momms.] p. 7). Dann folgen die 
Köpfe des Brutus, der Triumvim, des Sextns Pompeius, des La- 
bienus, dann die oppositionelle Prägung mit L. Antonios Kopf, 
dann die Münzen der Fulvia und Octavia (diese beiden allerdings 
bisher nur auf nicht nach römischem Münzfiiss und Muster ge- 
prägten Stücken, nur auf solchen „conunatis peregrini'', von Lyon, 
von Phrygien, in Cistophor^nprägung und Prägung der Flotten- 
präfecten), zuletzt Cleopatra und endlich Antonius' ältester Sohn 
von der Fulvia, der sogenannte Antyllus, auf den seltenen Gold- 
stücken. 

Antonius ist an solchen monarchischen Prägungen von 

1) Der sichere Kopf der OettTia laf den Manien der Flottenprifecten des 
Antonius sieht meist etwas anders ans, auch die Frisur, doch &hnelt anch diese 
dem Aurens bisweilen, so s. B. anf einem ziemlich guten mir Torli^nden 8täck 
des Bibulus mit den drei Köpfen Antonius, Octayian, Octavia und der deutlichen 
Datimng -DESic— (also Antonius als coe deeig. iter et tert.) 



172 A. von Sallet: 

MQnsen mit seinem Kopf» dem seiner Gemahlinnen, seines Sohnes 
etc. ganz besonders reich, sogar etwas unmässig, wahrend OctaTian 
darin viel zurückhaltender scheint, beides entspricht ja dem Cha- 
racter der Männer. 

Ich möchte in demBüdniss des merkwürdigen neuen Aureus 
also wohl eher die Octavia, nicht die FaWia erkennen. Viel- 
leicht feiert die Münze das denkwürdige, scheinbar den Frieden 
zwischen beiden Machthabem besiegelnde Ereigniss der Verhei- 
rathang mit Octavian's Schwester im Jahre 714. 

Aehnlich feiern ja diese Verbindung beider Weltregenten die 
späteren Münzen der Flottenpräfecten, wo öfter alle drei Köpfe 
Antonius, Octavian und Octavia auf einer Münze erscheinen.') 



Es giebt bekanntlich noch eine Goldmünze von grosser Selten- 
heit, auf welcher bereits Eckhel (VI, 46) das Bild der Oc- 
tavia erkannt, wie überhaupt Eckhel in seinen Abhandlungen 
über das weibliche Bildniss auf Antonius' Münzen das gesagt hat^ 
was auch heut noch besteht und was seitdem wenig weiter ge- 
fördert ist: auf den Cistophoren, den Prafecten-Münzen und dem 
gleich zu besprechenden Aureus kanu es nur entweder Cleopatra 
oder Octavia sein, ist aber wahrscheinlich immer die letztere; 
alles was z. B. von Duchalais Revue numism. 1853 p. bO f. als 
neue Entdeckung vonDupr^ und Lenormant angeführt wird: Cleo- 
patra müsse als Königin stets das Diadem haben u. s. w., ist ganz 
ausführlich von Eckhel und auch schon von früheren Gelehrten, 
deren Ansichten Eckhel seiner Kritik unterwirft, besprochen und 
das pro et contra abgewogen worden. 

Der hier gemeinte Aureus kommt in einigen Varianten vor: 
1. M • ANTONIVS • M • F • M • N • AVGVR • IMP • TIIRT 

Kopf des Antonius. 



1) Cohen I, p. 66, Yon M. Oppins Gapito nod die Ton Cohen Teii^esMne 
des M. Bibulns, Eckhel VI, p. 57, welches in einem leidliehen Exemplar im 
Berliner Husenm iat. 



FnlTi» oder OcUm? 173 

Ä/ COS-DIISIGITIIRIITTIIRTIIIVIRRPC- WeibKcher 
Kopf. N. Eckhel VI, 46. 

2. M • ANTONIVS • M * F • M • N • A VGVR • IMP • TER Kopf des 
Antonins rechts. 

JB/. COS- DESIGN • ITER- ET- TER ' III' VIR RFC Weiblicher 
Kopf rechts. 

S Cohen I, p. 52. 

3. Ebenso, doch statt des TER der Hf. nur TE, weil der 
Raum nicht gereicht hat, aof der ü/. fehlt das letzte 
Stück der Umschrift. 

N. Berliner Museum. 
Der Kopf dieser Münze weicht in den Zügen ein wenig von 
dem neuen Aureus ab, der Hals ist voller^ die Frisur hat zwar 
oben ebenfalls den Haarzop^ aber die Locken fallen länger am 
Hals herunter und der Gharacter ist überhaupt ein mehr idealer, 
weshalb auch Friedlaender (Zeitschr. f. Numism. H, p. 288) nur 
einen Idealkopf der Victoria darin sehen will. Man könnte dazu 
den Kopf des Sol auf Antonius' Gold- und Silbermünzen an- 
führen (Coh. I, p. 43); wenn aber gesagt wird, römische Frauen 
k&men in jener Zeit auf Münzen nicht vor, so galt dies bis zur 
Auffindung des neuen Aureus des Herrn Feuardent nur für die 
römische Reichsmünze; jetzt beweist neben den bereits be- 
kannten zahlreichen Portraits der Fulyia und der Octavia auf 
ausserrömischen Münzen der neue Aureus fibr die gesammte 
Münzprägung des Antonius, „commatis Romani^ und „commatis 
peregrini^ das Gegentheil: vor Antonius ist ein Vorkommen rö- 
mischer, lebender Frauen auf Münzen überhaupt unmöglich: Cäsar 
konnte und wollte in den zwei Monaten, während welcher er Münzen 
mit seinem Kopfe schlug, natürlich nicht daran denken seine Frau 
Calpumia darzustellen, aber sowie unter Octayian und Antonius 
die Monarchie sich fester herausbildet, treten neben den Herrschern 
auch deren politisch selbst eingreifende oder doch politisch wich- 
tige Frauen auf: Fulvia auf den Münzen der Stadt Fulvia, der 
Stadt Lyon^), Octavia auf dem neuen Aureus (einer römischen 
1) Die römisciien Mfinsen dei Namoniiu und Moatidiui lind in oniklMr. 



174 A. Ton Sillet: FaWia oder Octavia? 

Reichsxnünze), auf den Cistophoren, auf den Münzen der Flotten- 
präfecten. 

Es kommt daza, dass auf manchen dieser Prafectenmünzen 
auch die idealere Frisur, mit langen Locken, bei dem weiblichen 
Kopfe, welcher dem des Antonius gegenüber steht, erscheint, ganz 
so wie bei dem zuletzt besprochenen Aureus — ich glaube also, 
dass die alte EckheFsche Ansicht, auch in diesem, von dem Kopfe 
des neu aufgefundenen Aureus etwas abweichendem Goldstück die 
Octavia zu erkennen, die richtige ist; gewiss ist sie als Victoria 
aufgefasst und vielleicht desshalb idealer gehalten. 

An Cleopatra ist gewiss gar nicht zu denken, der Mangel 
des Diadems und die völlig von den bekannten scharfen Zügen 
dieser Frau verschiedene Form des Gesichts lassen nur zwischen 
Idealkopf oder ideal aufgefasster Octavia die Wahl, und ich möchte 
mich für das letztere entscheiden. 

A. von Sallet. 



175 



Kleinere Mittheilungen. 



Berichtigungen zu dem Aufsatz über die Denare 
Oito's n. von Brandenburg (Vol. X., p. 799 ff.) verdanke ich 
Herrn E. Bahrfeldt: es ist nicht richtig, dass Bahrfeldt, Dannen- 
berg und Eöhne Holmboe's Bestimmung der Denare ungenau dar- 
stellten; die zweite Auflage der Holmboe'schen Schrift giebt die 
Denare unter der Ueberschrifb „numi Brandenburgici^ ausdrück- 
lich an Otto I. von Brandenburg; danach sind auch die betreffen- 
den SteQen p. 299, p. 300 und p. 302 in meinem Aufsatz zu än- 
dern. — Ferner habe ich p. 303 Bahrfeldt's Worte insofern irrig 
citirt, als ich sagte, Herr Bahrfeldt halte die Yerderbniss der 
Umschrift f&r gezwungen, während Herr Bahrfeldt meint, die 
Deutung Dannenberg's sei gezwungen. 

Wenn ich ferner gesagt habe, Herr BiJirfeldt habe nur eine 
bereits vorhandene irrige Deutung Holmboe's widerholt, so meine 
ich, wie ja jeder Leser auch sieht, natürlich nicht etwa, Herr 
Bahrfeldt habe diese Deutung nur nachgeschrieben. Ich habe ja 
ausdrücklich die längere, von Herrn Bahrfeldt versuchte Beweis- 
führung besprochen und meine gegentheilige Ansicht zu beweisen 
versucht. 

Die hier gegebenen Verbesserungen oder Berichtigungen treffen, 
wie man sieht, nur einiges Nebenwerk, in der Sache selbst ist 
meiner Ansicht nach nichts Neues seitdem hinzugekommen. Herr 
Bahrfeldt selbst will nächstens ausführlich auf die Frage zurück- 
kommen und es ist nur erfreulich, wenn durch eingehende Unter- 
suchung und weitere Begründung der beiden sich einander gegen- 
überstehenden Deutungen vielleicht allmäb'g die Wahrheit gefunden 
wird. A. V. S. 

UttMhrlft rir Moüiiatttk. XL 12 



176 



Liteiator. 



Droain, Ed. Observatioos sur les monnaies Ethiopien- 
nes. 19 S. and 2 Tafel, eine mit Münzen, eine AlphabettafeL (Ans 
derRövae archeologiqoe 1882). — Die merkwürdigen Münzen der 
Aethiopier, der Könige von Aksam, sind erst seit 1840 (durch 
Rfippell) bekannt, mehrfach, namentlich von Longp^rier, Abbadie 
u. a. und neuerdings auch in den für diie Azumitische Geschichte 
grundlegenden Arbeiten von Dillmann ausführlicher behandelt 
worden. Ed. Drouin giebt eine Zusammenfassung der gewonne- 
nen Resultate und unterwirft die spärliche Reihe einer erneuten 
Prüfung, die sich, Dillmann^s Methode folgend, durch strenges 
Abweisen der zum Theil ganz willkürlichen Conjecturen auszeich- 
net, welche über Lesungen und Identificirungen der genannten 
Könige mit bekannten Herrschern gemacht wurden. Wir kennen 
folgende Münzen: A. mit griechischen Umschriften: 1. Goldene 
mit dem Kopf und Namen eines BACIACVC A<I>IAAC, historisch 
unbekannt, die Rückseite zeigt uns ein zweites Königs(?)-Bild, 
die Worte AZwMITwN und BICIAIMHAH von unbekannter Be- 
deutung, denn die Lesung AIMHAN (ein Unterkönig in Yemen) 
ist unsicher, auch ein mir vorliegendes Electrotyp hat sicher 
AIMHAH. Der Zeit nach mögen diese ältesten Münzen der 
Azumiten frühestens um 800 n. Chr. sein. 2. Goldmünzen eines 
6A E+ US -f- BAX + AEA also wohl „König Bachasa"", ebenfalls 
unbekannt, doch findet sich als ein König weit früherer Zeit ein 




Litentar. 177 

jyBakhas^ in* den durch die Literatur erhaltenen Kdnigslisten des 
Landes. Die Rückseite dieser Stücke hat die Lischrift: -f-IAN 
-|- AA^ 4* ^IB + ^fl2^ was zu vielen, aber wohl sämmtlich 
ganz unbeweisbaren Vermuthangen Anlass gegeben. 3. Gold- 
münzen mit; 4-r€ + PC-f€ + M, Rückseite: BACIAI AZu>MI; 
ein König mit ähnlichem Namen, Germä Safar, ans dem 7. Jahrh. 
n. Chr., erscheint in den Königslisten. 4. Gold. NCZANA 
BAEIACVC. Rückseite scheint verderbt, vielleicht enthält sie 
wieder ßa%aaa oder dergl. Dies Stück des Berliner Musenms 
nennt einen unbekannten König. 5. Kupfer. OVAZHBAC 
BACIA6VC, ein in den Königslisten sich doppelt ganz ähnlich 
findender Name: Ela Athseba u. dgl. Die Rückseite hat um ein 
Kreuz die hübsche Umschrift TOVTO AP€CH TH XwPA, Toxrto 
agiarj zfj %toQ(f^ nämlich das Ghristenthum, das Kreuz. Dann fol- 
gen die Münzen mit einheimischen äthiopischen Umschriften 
der axumitischen Könige, j^Negush'^ : (wie ja heut noch die abyss. 
Könige heissen: Mhigem, Anna (um 830), Hotoz, Ela Als, Zwaz 
oder ZwazaD, zum Thcil in äthiopischer Sprache das toZ%n aQiari 
VI X^QV reproduzirend. Am Schluss folgen nach Dillmann's grund- 
legender Arbeit die in der Literatur enthaltenen Königslisten. 

A. V. S. 

Gardner, Percy, the types of greek coins. Cam- 
bridge 1883. 218 S. und XVI Tafek Lichtdruck. Gardner geht 
nach einer längeren historischen Einleitung über das Alter, den 
Beginn der Prägung, die Inschriften, das Yerhältniss der Colo* 
nien zu ihren Mutterstädten etc. genauer auf die einzelnen Typen, 
ein, bespricht den religiösen Character der Münzprägung, auf 
welchen zuerst Curtius in seinem bekannten trefflichen Aufsatz 
aofimerksam machte, dann die agonistischen Typen, die redenden 
Wappen, das Auftreten des Portraits u. s. w. Den wichtigsten 
und willkommensten Theil des Werkes bildet die kunstgeschicht* 
licbe BetrachtuDg der Münzen und ihre chronologische Anordnung. 
Die beigegebenen autotypen Tafeln mit einer grossen Menge der 



178 Literatur. 

Schönstep und merkwürdigsten Münzen sind, wie .gdwöhnlidi bei 
englischen Publicationen^ vortrefflich gelangen und geben ein 
schönes nnd harmonisches Bild der allmähligen Entwicklung der 
griechischen Kunst.. Namentlich reich ist die heicrliche Keihe von 
Elis, Syracus, die Reihe der kretischen Münzen. Von besonde- 
rem Interesse ist die äusserst lehrreiche Zusammenstellung von 
Copien statuarischer Werke lauf Münzen^ meist der späteren Zeit^ 
auf Taf. XV, endlich Tat XVI mit den wenigen Beispielen an- 
tiker Münz-Bündnisse, darunter die Reihe der kleinasiatischen 
Städte mit dem kleinen Herakles, von dem Bfindniss nach denai 
Frieden des Antalkidas. A. v. S. 



A catalogue of the greek coins in the British Museum. The 
Ptolemies, kings of Egypt. By Reginald Stuart Poole. With 
thirty-two plates. London 1883. (CV. 136. — 32 Taf.) 

Der vorliegende Band gehört zu der Serie des Katalogs, 
welche die Prägung der Nachfolger Alexanders zu umfassen be- 
stimmt ist; erschienen ist daraus bereits der von P. Gu^dner be- 
arbeitete Band der Seleuciden. Die Anordnung der Ptolemaer- 
münzen, welche von Poole früher in seinen so ergebnissreichen 
Studien im Numismatic Gfaironicle 1864 ff. erörtert worden war, 
und sich vielfach mit der durch Feuardent in seinem Gatalog der 
Sammlung Demetria befolgten berührt, wird hier in ausführlicher 
Einleitung begründet. Ein knapp gefasster Abschnitt handelt über 
die Prägstätten, soweit solche durch Monogramm und Beizeichen 
erkennbar sind; eine Vergleichung desselben mit der bisher vor- 
Hegenden Literatur zeigt am besten, wie wenig von den früher 
aufgestellten Combinationen einer gewissenhaften Prüfung Stich 
halten konnte. In der Beschreibung selbst ist für Prägstätte und 
Datum, soweit solche Bezeichnungen auf den Münzen vorkommen, 
eine eigene Rubrik gebildet. Eiü weiterer Abschnitt der Ein- 
leitung stellt die Resultate aus den Wägungen übersichtlich zu- 
sammen; diejenigen der Kupfermünzen gesondert, deren Gewicht 
im Katalog selbst nicht erwähnt wird. Beigegeben ist ein Stenuna 



Literatur. 179 

der Ptolem&er, eine Zeittafel und eine tabeUaiische Uebersicht der auf 
den PtolemäermüDzen yorkommenden Jahresdaten Dach Massgabe der 
im Katalog befolgten Anordnung. Wie bereits der Katalog der 
syrischen Münzen auf die eingedruckten Holzschnitte verzichtet, 
sind auch hier die Abbildungen vereinigt auf den ans Ende ge- 
stellten autotypen Tafeln, auf deren letzter auch einige nicht in 
der Sammlung befindliche f&r die Anordnung nichtige Stücke 
Platz gefunden haben. Dass in diesem Bande ein für den Nu- 
mismatiker wie für den Historiker gleich werthvolles Material be- 
handelt ist, braucht kaum erst hervorgehoben zu werden. R. W. 



A catalogne of the greek ooins in the British Museum. Thes- 
saly to Aetolia. By Percy Gardner. Edited by Reginald Stuart 
Poole. London 1883. (LYIU. 234. - 32 Tafeln). 

Mit dem vorigen Bande gleichzeitig ist ein anderer des Ka- 
talogs der griechischen Autonommühzen ausgegeben worden, wel- 
cher das umfangreiche Gebiet, Thessalien, Illyrien, Epirus, Kor- 
kyra, Akamanien, Aetolien umfasst. Im Anschluss an die in. der 
Münzbeschreibung gegebene Anordnung behandelt die Einleitung 
der Reihe nach die wesentlicheren dort vorkommenden Münz- 
stätten; vorausgeschickt ist eine Besprechung der in Nordgriechen- 
land vorhandenen Währungen^ welche so einfach und klar sie für 
die ältere Zeit vorliegen, so überaus complicirt in der helle- 
nistischen Zeit werden unter dem Einfluss der italischen Griechen- 
Städte und frühzeitig auch bereits unter demjenigen Roms. Die 
von Blacas (Mommsen, bist, de la monnaie Rom. H. 107) zuerst 
ausgesprochene Ansicht, dass der Victoriat nicht aus den Städten 
der epirotisch-illyrischen Küste nach Rom gelangt, sondern dass 
derselbe italischen, wahrscheinlich kampanischen Ursprungs sei, 
and unter römischen Einfluss seine Verbreitung gefunden habe, 
wird hier an den späteren Gewichtssystemen von Nordgriechen- 
land ausführlich entwickelt. In dem Abschnitt über die Münzen 
Thessaliens wird auch das Yerhältniss Philipp's U. zu den Thes- 
salem erörtert; in dem ZIMO einer larisäischen Drachme hat 



IgO Litontnr. 

Gardner den Aleaaden dieses Namens wiedererkannt, welcher mit 
Eudikos zusammen den makedonischen König wider Lykophron 
nnd die Phokier ins Land rie^ and wie es scheint aaf den Mün- 
zen von Larisa als einer der 4 Tetrarchen fongirt, die Philipp 
eingesetzt hat (S. 31 n. 78 pl. YI. n. 10). Um die Mitte des vier- 
ten Jahrhunderts bricht die Silberprägang der thessalischen Städte 
plötzlich ab, mit der Besitznahme des Landes durch Philipp. Die 
Strategenreihe in der Conföderation des 2. Jahrhunderts erhält 
einen weiteren Zuwachs: yivoixltjg und ScjalxoTQog. Zu den 
Bundesmünzen der phthiotischen Achäer mit autonomen Typen 
und IK, für die bisher nur Münzen von Theben und Larisa Ere- 
mäste bekannt waren, kommt jetzt auch Halus (p. 13 n. 2 pl. II. 
6). — Es folgen die illyrischen Reihen, dabei auch die Prägung 
der Bergwerkdistrikte, dann die Epiroten. Im Weiteren sind die 
Pegasos-Stateren der korinthischen Colonialstädte hier nicht mit 
aufgenommen, sondern einer besonderen Abtheilung Colonies of 
Corinth vorbehalten. Bei Gelegenheit der Beamtennamen auf 
Münzen von Leukas wird in überzeugender Weise dargethan, dass 
die Inschrift des Corp. Inscr. Graec. 11. n. 1846, welche Böckh 
Korkyra zugetheilt hatte, vielmehr nach Leukas gehört. Den 
Schluss bilden die Münzen des ätolischen Bundes. 

Auch dieser Band zeigt wieder den Reichthum der Sammlung 
8. 19, Taf. III^ 2 erscheint die merkwürdige zuerst von Millingea 
beschriebene Drachme von Gomphi mit 4>lAinnonOAITnN, die 
Gardner gegen das Jahr 800 ansetzt; zu den jüngsten Erwerbun- 
gen des Kabinets gehört die Kupfermünze von Hypata (S. 203^ 
Taf. III. n. lla)^ die allerdings beträchtlich älter ist, als die erste 
Publication hatte er warten lassen. Die Drachme von Larisa mit 
dem Frauenkopf und dem sitzenden Heros auf der Rf. ist in zwei 
Exemplaren vertreten (S. 22, n. 8, 9, Taf. IV, 1, 2); aus der grossen 
Reihe von Larisa möge die Drachme des Aleuas erwähnt sein, 
(S. 59 n. 52, Taf. V. n. 12); besonders schöne Exemplare sind die 
Münzen des Alexander von Pberä (S. 47, Taf. X). Eine Kupfer- 
münze von Gyrton (S. 20, n. 1, Taf. XXXII, n. 3) hat auf der 




Litantur. 181 

J^. den Kopf einer Nymphe mit Sphendone r. TYPTHNION, auf 
der Hf. den Kopf eines Jünglings r., neben dem r. im Hinter- 
grond das Vordertheil eines Pferdes sichtbar wird^ ein neaer Beitrag 
za dem Localmythen Thessaliens, deren Deutung noch zu liefern 
ist. R. W. 



Imhoof-Blumer, Fr., monnaies grecques. Paris und 
Leipzig 1883. 4^ 519 S. und 9 Lichtdrucktafeln. Aus dem zu 
Imhoofs Eupfertafeln: j,choix de monnaies grecques^ (1871) pro- 
jektirten Text ist allmalig das vorliegende umfangreiche Werk 
geworden, das uns eine Fülle von Belehrung, von neuen unbe- 
kannten Stücken, neuen Zutheilungen, merkwürdigen Geprägen 
u. s. w. bietet. Imhoofs Methode ist allen Fachgenossen zu genau 
bekannt, als dass hier eine besondere Lobeserhebung des Werkes 
nothig wäre. Imhoof giebt uns Münzen von fast vierzig bisher 
noch gar nicht in der Numismatik vertretenen Städte und mehrere 
neue Könige, unter letzteren besonders merkwürdig eine Kupfer- 
münze des bisher nur als Statthalter oder dergl. des Lysimachus 
bekannten Trakischen Dynasten Skostokos (so, nicht Skostokes, 
möchte ich den Namen schreiben, nach Analogie von Metokos, 
Saratokos etc.). Von den übrigen Münzen mag hier nur auf 
einige wenige Merkwürdigkeiten hingewiesen werden. Die prach- 
tige kleine Kupfermünze der als Pragestatte neuen Stadt Piakos 
in Sicilien PIAKIN neben einem jugendlichen Flussgott-Kopfe Rf. 
Jagdhund eine Hirschkuh niederwerfend; von höchstem Interesse 
ist der Beginn der Silberpragung Alezanders d. Gr.: M, 6 mit 
b&rtigem Zeuskopf, wie auf Philipp's Münzen, und Adler auf dem 
Blitz, AAEHANAPOY, noch nach dem Gevricht der Münzen Phi- 
lipp's: 14,68 Grm. — unter den mythologisch interessanten Stücken 
verdient besondere Erwähnung die grosse Kupfermünze von Elaea 
in Aeolis (M. Aurelius) mit einem Weibe, welches einer von er- 
staunten Fischern umgebenen Kiste entsteigt, also vielleicht Da- 
naS. — Den wichtigen Abschnitt über die Münzen von MaUos 
hat der Verf. jetzt neuerdings im Annuaire etc., Paris 1883, 



182 Literatur. 

weiter aasgef&hrt; er giebt auf Grund einer allerdings onvoU- 
kommen erhaltenen Silbermünze mit MAPAOTAN die bekannten 
Stücke mit dem Schwan und MAPA, MAPAO alle nach Mallos, 
eine wohl nicht zu. bezweifelnde endgültige Zutheilang dieser ^ieU 
fach lunhergeschickten Stacke. 

Ein weiteres Eingehen auf Imhoof s Werk ist wohl deshalb 
onnothig, weil jeder, der sich überhaupt für antike Münzen in- 
teredsirt, das Buch genauer studiren und benutzen wird. — Eine 
sehr dankenswerthe Beigabe sind die vortrefflichen und übersicht- 
lichen Register, ähnlich angelegt und geordnet wie Mionnet's Re- 
gister des 9. Supplementbandes, aber noch reichhaltiger gegliedert 
und so die Benutzung des Werkes nach jeder Richtung hin un- 
gemein erleichternd. Die neun Lichtdrucktafeln, von Brunner in 
Winterthur, sind sehr gut und deutlich ausgefallen. — Der Kgl. 
Niederländischen Akademie der Wissenschaften verdanken wir die 
Herausgabe des schönen Werkes. A. v. S. 



Schlesische Münzen und Medaillen. Namens des Vereins for 
das Museum schlesischer Alterthümer, herausgegeben von Hugo 
Freiherrn von Saurma-Jeltsch. Breslau 1883. 

In dem vorliegenden Werke begrüssen wir mit Freuden eine 
ausserordentlich fleissige und genaue, in Form eines Katalogs ge- 
brachte Zusammenstellung der schlesischen Münzen und Medaillen, 
erläutert und illustrirt durch eine sehr grosse Anzahl meist recht 
gut gelungener Abbildungen. Es war dies Werk bisher nur als 
Privatarbeit in wenigen Exemplaren verbreitet, ist aber nun mit 
vielen Zusätzen und Verbesserungen im Handel erschienen. Der 
Plan des Buches, welches gleichsam das numismatische Materiid 
zu einer neuen Silesia numismaüca enthält, ist der folgende: Zu- 
erst erscheinen in den Tafeln die sämmtlichen schlesischen Brac- 
teaten in 2 Gruppen: die ältesten nach polnischer Art geprägt^i 
und die späteren von mehr böhmischem Typus, gesondert. Es 
ist sehr zu loben, dass der Herr Verfftsser hier noch keineiiei 



Literatnr. 188 

Zutheilang yersocht hat, sondern nach Typen geordnet, die ihm 
bekannt gewordenen Gepräge auffahrt, hier auch keinen Text bei- 
fügend — Alles das einem beabsichtigten späteren Münzwerke 
flb erlassend. Dass anch die Bracteaten des XY. Jahrhunderts 
(z. B. Nr. 210 fjg., Nr. 375 u. a.) hier mit angenommen sind, mag 
die Absicht, eben alle Bracteaten zusammenzustellen, erklären, 
sie hätten vielleicht am besten eine besondere Gruppe gebildet. 
An die Bracteaten schliessen sich die Denare, auch sie, so gut es 
angeht, nach Typen geordnet, und ohne Text und Zutheilung, ein 
Vorgehen, was auch hier als weise Mässigung zu bezeichnen ist, 
gegenüber den unendlichen Schwierigkeiten, die der Zuweisung 
dieser Münzen entgegenstehen. Jede solche Zuweisung würde, 
falls die Münze nicht etwa selbst den Münzherm unzweifelhaft 
bezeichnet — wie die Denare Bischof Heinrich's, Nr. 3 u. 4 — 
eine lange Auseinandersetzung als Begründung erfordern, ohne sie 
also ziemlich werthlos sein, etwa wie ein Urtheil ohne Entschei- 
dungsgründe. Es folgen dann die fürstlichen Gepräge, deren 
Reihen die der Bischöfe von Breslau eröfhen. Hier beginnt auch 
der Text, welcher unter Verweisung auf die Abbildungen die ein- 
zelnen Gepräge nach den Jahren anordnet, die (nicht abgebildeten) 
MedaiUen auch kurz beschreibt und schliesslich angiebt, wie viele 
Varietäten sich in des Herrn Verfassers unvergleichlicher Samm- 
lung befinden, eine Angabe, die auch für jeden Dritten um des- 
halb Interesse hat, weil sie erkennen lässt, ob die Ausprägung 
des betreffenden Stücks im grösseren Massstabe stattgefunden oder 
nicht. Auf die fürstlichen folgen die städtischen Münzen, zunächst 
die von Breslau, dann die der kleineren (alphabetisch geordneten) 
Städte. Ihnen schliessen sich an die)enigen Münzen der Könige 
von Böhmen und Preussen, welche in Schlesien geprägt worden 
sind. Dann kommen die Privatmünzen und Medaillen, bestehend 
aus den MedaiUen auf berühmte Schlesier und den Münzen der 
freien Standesherm, wie der Hatzfelde und Nostitze, eine Zu- 
sammenstellung, über deren Berechtigung sich streiten liesse. 

Doch wird man hier, wie sonst auch bei ähnlichen Bedenken, den 

12* 



184 Literatur. 

Zweck des Werks, eben nur ein Yerzeichniss zu geben als Er- 
klärung, um nicht zu sagen Entschuldigung, gelten lassen dfiifen. 
Den Schluss bilden die sämmtlichen schlesischen Geschichts-Me- 
daillen, soweit sie nicht unter den fürstlichen Gepragen aufzuführen 
waren, in der für sie meines Erachtens einzig richtigen chrono- 
logischen Ordnung ohne Rücksicht auf ihre Provenienz. Dass 
hier auch die sämmtlichen auf die schlesischen Kriege und die 
bezüglichen Friedensschlüsse gefertigten Medaillen aufgenommen 
sind, ist nur zu billigen. Ein Anhang giebt ein Legendenlexikon, 
ein Yerzeichniss der Heiligen, Münzstatten, Münzmeister etc., für 
Manchen gewiss sehr willkommene Gaben. 

Es muss hier noch rühmend hervorgehoben werden die ausser- 
ordentliche Vollständigkeit, zu welcher die Zusammenstellung der 
einzelnen Reihen gebracht ist. Es mag ja in dieser oder jener 
Sammlung noch ein und das andere Stück, das hier fehlt, zu fin- 
den sein, und die Funde bringen namentlich von den Bracteaten 
immer noch neue Stempel ans Licht, dennoch ist eine solche Voll- 
ständigkeit wohl in keinem Verzeichniss für irgend ein anderes 
Land bisher erreicht. Was dies sagen will, wird jeder begreifen, 
der sich die unendliche Zahl schlesischer Gepräge vergegen- 
wärtigt. 

Wenn zum Schluss einige kritische Bemerkungen erlaubt 
sind, so möge folgendes kurz erwähnt werden: 

Von den kleinen Bracteaten gehört Nr. 38 sicher nicht nach 
Schlesien, Wladislaus IL, f 1159 ist für denselben zu alt und es 
giebt keinen anderen, dessen Regierungszeit in die Periode dieser 
Münzgattung fiele. Zweifel bezüglich der Genauigkeit resp. Styl- 
treue der Abbildung erregen unter den grossen Bracteaten be- 
sonders Nr. 55. 61. 99; auch mag der schlesische Ursprung man- 
cher ihrer Genossen zweifelhaft sein. Doch ist diese Unterschei- 
dung häufig sehr schwer und nur nach individuellem numisma- 
tischem Gefühl, wenn ich so sagen darf, zu tre£Pen. Uebrigens 
ist zu bemerken, dass ja nicht etwa alle diese Stücke einer Fabrik 
sind. Der einseitige HeUer Liegnitz Nr. 24 der Abbildungen, der 



Literatur. 185 

hier der Anna Maria zugetheilt ist, gehört sicher nach Anhalt, es 
giebt Anhalter Groschen mit ebendenselben beiden Schilden und 
dem 0. Das im Text erwähnte ähnliche Stück der Breslauer 
Sammlung befand sich zudem in einem sicher um 1530 ver- 
grabenen Funde, was die Zuweisung des Herrn Verfassers eben- 
falls zur Unmöglichkeit macht. Dass die Goldgulden (foL 17 des 
Textes) des BOIiQO DVX Slifl und DVX SWYD nicht dem- 
selben Bolco angehören, glaube ich Bd. X S. 48 d. Z. mit über- 
zeugenden Gründen nachgewiesen zu haben. Sagan Ni. 1 ist kein 
Groschen, sondern ein Heller, das Exemplar des Egl. Münzkabinets 
ist etwas unförmlich, zu meiner citirten Abhandlung war ein wohl- 
geformtes abgebildet. Die Münze Stadt Brieg Nr. 1 ist noch ein 
herzogliches Gepräge von Boleslaus Largns f 1352, gehört also 
nicht hierher. Sie ist viel zu alt um an die Stadt gegeben werden 
zu können. Das Stadtwappen ist kein Gegenbeweis, es ist aus 
Urkunden bekannt, dass die herzoglichen Münzer das Wappen 
der Stadt, wo sie münzten, auf ihre Gepräge zu setzen pflegten, 
so dass auf Beschwerde der Städte Verordnungen dagegen ergehen 
mussten. Schliesslich ist Nr. 3 der „Unbestimmten^, wie auch 
sein Typus zeigt, kein Schlesien, sondern gehört nach Lüdinghausen. 
(M^m. de St. Petersburg IV, S. 70). 

Aber genug! Das vorliegende Werk ist ungeachtet der Be- 
schränkungen, die ihm sein Zweck auferlegt, und der hier ge- 
machten oder noch zu machenden Ausstellungen eine äusserst 
dankenswerthe Publikation. Für den Sammler ein geradezu un- 
entbehrliches Handbuch, wird es auch demjenigen, dessen Ab- 
sichten weiter gehen^ als reiche Fundgrube und zuverlässige Quelle 
hoch schätzbar sein. Die Numismatik Schlesiens aber ist um ein 
bedeutendes Stück gefordert worden, möge sie bald an ein schönes 
Ziel gelangen! R. Friedensburg. 



Verbesserang. 

Seite 62, Zeile 12 "von oben ist «für Danzig' zu streichen. Der Drittel- 
tbaler ist fär die Krone gepr&gt (s. Hutten-Gzapski I. p. 825 Nr 2371). — Zeile 14 
ist der Druckfehler 1677 statt 1577 stehen geblieben. 



-V 



187 



KusoiiLO oder Yarus. 



Seit langer Zeit glaubt man Münzen zu kennen der Stadt 
Roscino im narbonensischen Gallien, des heutigen Koussillon bei 
Perpignan, in römischer Zeit nach Plinius (h. n. 3, 4, 32) Ge- 
meinde latinischen Rechts, nach Mela (2, 5, 84) Colonie. Diese 
Mfinzen fignriren in den Münzwerken von Eckhel 1 p. 70, Mionnet 
1 p. 145 n. 141, S. 1 p. 78 n. 196, de la Saussaye NumÜTnatique 
Narbonnaise p. 193, und bei den von ihnen abhäogigen Historikern 
und Philologen, zum Beispiel bei Herzog GaUiae Narbonemü 
hütoria (Leipzig 1864) p. 23 und noch in dem eben erschienenen 
ersten Band der vortrefflichen lange ersehnten Ausgabe des Ptole- 
maeus von Herrn C. MüUer (p. 240). Dass aber Münzen dieser 
Stadt nicht vorhanden sind, hat vor langer Zeit B. v. Koehne 
(Zeitschrift für Münzkunde 1842 S. 310) bemerkt, ohne dass auf 
diesen Einspruch viel Rücksicht genommen worden wäre. End- 
gültig beseitigt wird der Irrthum durch das folgende mir von Herrn 
A. Alkner in Lyon mitgetheilte Schreiben seines CoUegen am 
dortigen Museum, des Herrn Dissard. 

„Eckhel, en attribuant une m^daille a Ruscino, n'a fait que 
„copier Vaillant. — Mionnet et en demier lieu M. de la Saussaye 
„ont suivi le m^me exemple. — Yoici la description de Texem- 
„plaire le moins incomplet (celui de M. Töchon d'Annecy) d'aprte 
„l'ouvrage de M. de la Saussaye: 

IMP-CAESAR AVGVSTVS. T^te nue d' Auguste toum^ k 
droite; 

IJL. COL RVS LEG VI Deux enseignes l^onnaires. 

„Cette lecture est compl^tement fausse. La legende doit 
„se lire ainsi: 

PQVINCTILVS VVRVS pour P • QVINCTILIVS VARVS. 

„Dans la Inende £Ettttive L n'est que le haut de l'enseigne 

Z«ltMlulft for NainlamAdk. XL 18 



Igg Tb. Mommsen: Ruseino oder Varos. 

„militaire; EGVI, c'est PQVI; le N a ^t^ confondu avec les ailes 
„de Taigle; des trois lettres COL les deux demieres sont tout 
„simplement les anneaax de Tenseigne ; TI est effac^, ainsi que la 
„syllabe LVS qui se voit tr^s clairement sur les exemplaires 
„de Paris et d'Avignon; enfin VVRVS, qui se lit enti^rement sur 
„ces m^mes exemplaires, est röduit ä RVS. — M. de la Saussaye, 
„qui avait remarquö les deux VV, y voyait les titres de la colonie 
„et proposait Finterpr^tatioii Vrbs Wictria, — Ces pieces appar- 
„tiennent incootestablement a ßeryte de Ph^nicie, ainsi que le prouve 
„un moyen bronze publik par M. A. de Rauch en 1841. — Cette 
„medaille, qui est compl^te, porte la legende P * QVINCTILIVS 
„VARVS. 

„En resum^ la m^daille de Ruscino est une m^daille de Beryte 
„mal döchiffr^e.** 

Herr v. Sallet, dem von der fraglichen sehr seltenen Münze 
zwei Exemplare, das eine — das von Herrn Dissard erwähnte 
ehemals Rauchsche — jetzt im Berliner Museum, das andere im 
Besitz S. K. H. des Prinzen Friedrich Karl, vorgelegen haben^ 
hat die Aufschrift ganz ebenso gelesen, wie Herr Dissard, nur 
dass er fürILVS vielmehr LLVS erkennt, und stimmt imUebrigen 
der Ausführung des Herrn Dissard vollständig bei. Auch die Attri- 
bution an Beryt muss als durchaus wahrscheinlich bezeichnet werden. 
Da Varus Proconsul von Africa war, könnte man geneigt sein 
sie einer dortigen Stadt zuzuweisen; aber der Fabrik nach kann 
sie unmöglich africanisch sein. Vielmehr trägt sie, was Rauch 
und Koehne bereits richtig hervorhoben, die auf syrischen Königs- 
münzen so häufige, auch noch in Antiochia unter Augustus vor- 
kommende Umrahmung des Kopfes; nicht Perlen, sondern eine 
Verzierung von dieser Form: n ♦ n ♦ ii ♦ n. In dem Sprengel 
aber des Statthalters von Syrien ist keine andere Stadt zu jfinden, 
die unter Augustus mit lateinischer Aufschrift geprägt haben 
könnte als die Colonie Berytus. 

In richtiger Grestalt ist die Münze, wie Herr Dissard bemerkt, 
publicirt von Rauch in Koehnes Zeitschrift für Münzkunde I S. 260 
Taf. IX, 4. Th. Mommsen. 



189 



Sie friesische Wede. 

Ein Beitrag zur Geschichte der ältesten Taaschwerthe. 



In dem älteren friesischen Geldsystem, das noch immer seiner 
wissenschaftlichen Erklärung harrt, erinnern die drei Werth- 
bezeichnongen Wede, d. i. Gewand, Reilmerk, d. i. Gewand- 
mark, und Linmerk, d. i. Leinwandmark, unverkennbar an 
den Gebrauch, Zeugstoffe als Tauschmittel zu verwenden, den 
die Forschung bisher bei keinem deutschen Stamme, sondern nur 
bei den Skandinaviern nachweisen zu können glaubte. Soetbeer 
lässt es in seiner ergebnissreichen Abhandlung über „das Geld- 
wesen der Germanen bis zum Untergange des weströmischen 
Reichs^^) nach der Besprechung des nordischen Wadmal in Er- 
mangelung eines Anhaltspunktes dahingestellt^ ob bei den alten 
Deutschen zur Berechnung kleinerer Werthe in ähnlicher Weise 
ei^ gewöhnlicher ZeugstofF aas Wolle oder Leinen gedient hat. 
An und für sich sei es nicht unwahrscheinlich, und aas dem 
Fehlen eines ausdrücklichen Zeugnisses folge noch keineswegs, 
dass nicht auch bei den deutschen Stämmen ein ähnlicher Ge- 
brauch in ganz alter Zeit bestanden habe. Die Zahlung einer 
Abgabe in Leinwand oder Wollenzeug (paldones) komme noch 
im zehnten Jahrhundert und auch später in manchen Gegenden 
Deutschlands vor'). 



1) In den Fortebangen zur Deatochen GeMhichte 1 (1862) p. 906—900. 

2) a. a. 0. p. 217. 

13* 



190 H. Jaekel: 

Bei den Friesen zwischen Fli und Weser machen es 
schon jene drei Geldwerthbezeichnungen wahrscheinlich, dass sie 
einst eine derartige Sitte kannten. Unsere Quellen bieten aber 
auch eine Reihe von Angaben, aus denen sich nicht nur eine 
solche Gewohnheit b^i den Friesen bis zu einer bestimmten Zeit 
sicher nachweisen, sondern auch das Wesen dieser Gewohnheit 
im Einzelnen genau erkennen lässt. 

Die Siebzehn allgem|einen friesischen Kuren, die in das 
erste "Viertel des 11. Jahrhunderts gehören, geben an zwei Stellen, 
in den Küren 4 und 13, und zwar in allen Texten, eine um- 
ständliche Normirung des Yolksfriedensgeldes und gebrauchen dabei 
den Ausdruck „ Wede^ : pax populi sub poena decem liudmerkiun, et 
quaelibet illarum marcarum secundum lY wedum, et quaelibet 
weda secundum XII denarios^). Damals war also die Wede in 
ganz Friesland zwischen Fli und Weser ein offizieller Geldwerth. 
Es fragt sich nur, was wir unter dieser Wede zu verstehen haben. 
Soll die Bestimmung „quaelibet weda secundum XII denarios^ 
sagen, dass mit einer solchen Wede zu zahlen sei, die 12 Pfen- 
nige werth ist, für die man in Metallgeld den Preis von 12 Pfen- 
nigen erlegen müsste? Oder bezeichnet der Ausdruck Wede hier 
lediglich die Summe von 12 Pfennigen, ist er nur eine Benennung 
für das Zwölffache eines Pfennigs, mit anderen Worten, ist die 
Wede eine Rechnungsmünze*), wie Schilling, Unze u. s. w.? 
Im letzteren Falle hätten sich die Küren sehr gegen ihre Ge- 
wohnheit und undeutlich ausgedrückt; es wäre dann aber auch 
die Wede völlig identisch mit dem Schilling und unerklärbar, 
warum die Siebzehn Küren den Schilling, den sie doch kennen 
und mehrfach verwenden, gerade nur bei der Berechnung des 
Yolksfriedensgeldes nicht gebraucht, gerade nur hierbei zur Be- 
zeichnung derselben Sache ein anderes Wort gewählt haben sollten. 

1) Y. Richthofe n Friesische Rechtsquellen (1840) p 8 und 20, Untersuchungen 
über Friesische Rechtsgeschichte I (1880) p. 34 und 88. 

2) y. Richthofen Altfriesisches Wörterbuch (1840) p. 1130 nennt die Wede 
eine .Münze/ Da nur die Pfennige geschlagen wurden, müsste man dann die 
Wede als Rechnnngsmnnze fassen. 



Die friesiflche Wede. 191 

Schon dies drängt uns, Wede und Schilling als sachlich verschie- 
dene Geldwerthe aufzufassen. Ihre Verschiedenheit tritt aber 
auch deutlich in den besonderen Rechtsaufzeichnungen Rüstringens, 
des östlichsten friesischen Landes, zu Tage. Von ihnen verwenden 
die Wede die Rüstringer Busstaxen ^), femer die alte Aufzeich- 
nung über das firiesische Recht, das in allen friesischen Landen 
gilt')y und die Bemerkung über das erste der Vierundzwanzig 
allgemeinen friesischen Landrechte'). Diese drei Rechtsquellen 
brauchen Schilling und Wede unmittelbar neben einander; 
man vergleiche z. B. in der Aufzeichnung über das allgemeine 
friesische Recht: „sa breke hi thi, thes Werkes mastere is, allera 
distik en and twintich skillinga and alle tha the him folgiath 
allerek fiarda half wede^^) etc. Die Wede ist also wirklich ein 
vom Schilling, d. i. einer Zwölfzahl Pfennige, verschiedenes Zah- 
lungsmittel, nicht wie dieser eine Metallgeld-Rechnungsmünze, und 
die Bestimmung der Siebzehn Küren „quaelibet weda secundum 
XII denarios*^ will sagen, dass mit einer solchen Wede zu zahlen 
ist, die an Werth 12 Pfennigen gleichkommt. 

Was die Wede war, ergiebt sich aus dem Worte selbst. 
Wede, mit ahd. und mhd. w&t, and. wät, as. wäd, an. vädh, affs. 
vaed identisch, bezeichnet bei den Friesen ein Gewand, und zwar 
vorzugsweise ein gewöhnliches wollenes Gewand^). Dass dies in 
der That die Bedeutung des als Geldwerthbezeichnung verwendeten 
Wortes Wede ist^ folgt auch daraus, dass das Vierfache einer 

1) ▼. Richtb. Fries. Rq. 121, 11 (nach dem im Beginn des 14. Jahrhunderts 
geschriebenen Oldenburger Manuscript) und 588, 23 (nach der verlorenen Rechts- 
handschrift von 1827). 

2) y. Richth. Fries. Rq. 122, 20 und 27 (aus dem Oldenb. Ms.). Der farblose 
Titel s Rüstringer Rechtssatznngen*, den Richthofen dieser Aufzeichnung giebt, 
ist ganz nnzatreffend. 

8) ▼. Richth. Fries. Rq. p. 540 (nach dem Hs. von 1827). 

4) V. Richth. Fries. Rq. 122, 17, wo nach dem Oldenb. Ms. ,wed* gedmckt 
steht, das in «wede*' zn emendiren ist. Der bekannte friesische Strafsatz «fiarda 
half wede' begegnet vielfach, so Fries. Rq. 121, 11; 122, 27; 588, 28; 540, 10. 

5) S. die zahlreichen Stellen der friesischen Rechtsquellen, an denen das 
Wort in dieser Bedeutung vorkommt, bei v. Richth. Altfr. Wörterb. p. 1129. Mit 
dem isländischen »vaett* (Gewicht) hat unsere Wede nichts za thun. 



192 H. Jaekel: 

solchen Wede, ein Werth, den die Friesen bei der Angabe von 
grösseren Strafsammen häufig als Einheit, zu Grunde legen, den 
Namen Reilmark, d. i. Gewandmark ^), führt. Diese Reilmark 
stand natürlich ebenso wie die Wede, in der sie ursprünglich ge- 
zahlt wurde, zu dem Metallgeld in einem entsprechenden festen 
Werthverhältniss. Die Rüstringer Aufzeichnung über die ver- 
schiedenen Marksorten stellt die Reilmark 4 Schillingen, die Lein- 
mark 12 Schillingen gleich ^). Das friesische Zahlungsmittel Wede 
war somit nach deneigenen Rechtsquellen der Friesen ein gewöhnliches 
wollenes Gewand, das zu den Pfennigen in eine bestimmte Relation 
gesetzt war. Es lässt sich nun, auch abgesehen von den Siebzehn 
allgemeinen friesischen Küren, mit Sicherheit, und zwar aus nicht- 
friesischen Quellen, nachweisen, dass einst nicht nur in Rüstringen, 
sondern auch in dem übrigen Friesland bis zum Fli hin ein Ge- 
wand in fest normirtem Werthverhältniss zum Metallgeld als Zah- 
lungsmittel gebraucht wurde. Dieselben Quellen ergeben zugleich 
das Nähere über die Beschaffenheit dieses Gewandes. 

Aus der von dem ersten Bischof von Münster, dem Friesen 
Liudger, gestifteten Abtei Werden an der Ruhr haben sich drei 
alte Indices ihrer Güter und Einkünfte erhalten 3). In einem 
derselben, der nach einer vom Abt Heinrich Duden (f 1601) ein- 
geschriebenen Notiz um 983 geschrieben ist, nach den Forschungen 
der neueren Herausgeber aber aus mehreren verschiedenen Theilen 
besteht, deren Schrift dem 10. und 11. Jahrhundert angehört*), 
werden auch die Einkünfte Werdens aus dem zur Münsterschen 
Diöcese gehörigen Theile Frieslands, in vier local und administrativ 
gesonderten Gruppen, aufgezählt. Die erste umfasst die Einkünfte 

1) V. Richth. Allfries. Wörterb. p. 828 unter „hreilmerk*. 

2) Im Oldenb. Ms.: ,Thiu leinmerk is twilif skillinga, thia reilmefk is fi- 
uwer skiilinga'' Fries. Rq. 126, 8. Im Ms. von 1827: „Tbiu leynmerk is twilif 
skillinga cona, thiu reylmerk fiuwer* Frios. Rq. 540, 19. 

8) Sie werden im Egl. Staatsarchiv zu Düsseldorf aufbewahrt. 

4) Vgl. W. Crecelius, Index bonorum et redituum monasteriorum Werdioensis 
et Helmonstadensis (£lberfeldae 1864) p. 2 und £. Friedlaendier Ostfriesiscbes 
Urkundenbuch II (1881) p. 767, wo im Anhang. A der Theil des Index, der 
FrlesJand betrifft, abgedruckt ist 



Die friesische Wede. 193 

aas Reiderland, Emsigerland und dem Federgau, die zweite die 
aas OverlediDgerland and Moormerland, die an den Werdener Hof 
za Loga im Moormerland abzuführen waren, die dritte die aus 
dem Fivelgau und Hunsegau, die vierte die Abgaben aus der 
Hugmerke*). Von der ersten Gruppe heisst es nun: „omni anno 
in festo sancti Jacobi ad iustam hura dabuntur LXII talenta, 
qnorum dimidietas in palliis datur, altera pars in denariis"^). 
WeDn hier Pallien ohne alle nähere Bestimmung ihrer Grösse und 
Qualität als Zahlungsmittel genannt werden, so können damit nur 
solche Gewänder gemeint sein, deren Eigenschaften ganz fest- 
stehend waren, und die daher zu den Pfunden und den Pfennigen 
in einem allgemein bekannten Wertbyerhältniss standen. In der 
auf jeue Worte folgenden Specificirung sind unter 44 Abgaben 
allein 41, welche solche Pallien enthalten, zum Theil mit Librae 
und Denarii zusammen, meist aber ohne Alles'), ein klarer Be^ 
weis, wie allgemein dieses Pallium damals im friesischen Verkehr 
als Zahlungsmittel gebraucht wurde, und dass man unter ihm 
ganz ebenso einen bestimmten Geldwerth verstand, wie z. B. 
unter Schilling oder Unze. So wird hier der Zins von Acker- 
stucken, den die Friesen sonst in Pfunden, Unzen, Schil- 
lingen u. 8. w. auszudrucken pflegen, schlechtweg in Pallien 
aufgeführt: „Ad ecclesiam in Hredi III virgae id est XVIII 
pallia... In flriedi XVU virgae et ex una virga VI 
pallia... In Langonha XXV^) pedes id est XXV pallia 
et IUI den. In Uualtsation X pedes id est XVI pallia. . . In 
Campum X pedes id est XX pallia... In Haninghem una 

1) Vgl. die von mir entworfene Karte der friesischen Lande zwischen Fli 
und Weser, die dem IL Theile der ▼.Richthofen'ecben Untersuch oi^eo aber frie* 
sische Kechtsgeschichte (1882) beige^^eben ist. 

2) Greceliaa a. a. 0. p. 19, Friedlaender Ostfriesiscbes Urkdb. II p. 773. 
Der Satz ist auch in den um 1160 abgefassten Werdener Index aufgenommen, 
8. Friedlaender p. 781. 

3) Crecelius p. 11 und 12, Friedlaender p. 773 und 774. 

4) Friedlaender druckt, ohne die Abweichung bei Greceliaa zu erwähnen, 
,24*. Da weder Friedlaender npch Crecelius angeben, dasa der Index an der 
Stelle schwer lesbar sei, muss bei einem Ton ihnen ein Versehen yorliegen. 



194 H. Jaekel: 

virga X pallia... In Peveshem XXXVI pedes id est tres 
librae et XII pallia"^). Die Ausdrucksweise ist genau dieselbe, 
wie wenn der Zins in Metallgeld angegeben wird; man vergleiche 
z. ß.: „In Hosterhusum due virge id est una libra** u. s. w.^). 
Die Brauchbarkeit der Pallien als Zahlungsmittel im kleinen Yer- 
kehr ward noch dadurch erhöht, dass dieselben theilbar waren. 
In „Bruzem'', dem jetzigen Borssum an der Ems im alten Em- 
sigerland, waren dem Kloster „VIII pallia et dimidium^ zu 
zahlen ^). 

Das Verzeichniss der Einkünfte der zweiten Gruppe und das 
der vierten Gruppe, das von einer Hand des 11. Jahrhunderts 
geschrieben scheint*), nennen keine Pallien. Von den Gütern 
und Einkünften der Abtei im Hunsegau und im Fivelgau, welche 
die dritte Gruppe bilden, stehen in dem Index zwei Verzeichnisse, 
ein älteres *) und ein jüngeres. In dem letzteren, das von der- 
selben Hand (wahrscheinlich 11. Jahrhundert), wie das der vierten 
Gruppe geschrieben ist, begegnen die Pallien nicht mehr. Das 
ältere dagegen hat sie noch in 22 von seinen 76 Angaben, sei es 
allein oder in Verbindung mitLibrae, Unciae, Denarii. Dreimal werden 
auch hier halbe Pallien erwähnt. Bei acht weiteren, in Sickeln 
ausgedrückten Angaben ist eine solche in Pallien darüber gesetzt. 
Am Schluss werden als Summe sämmtlicher Posten „LXVII 
Tibrae" angegeben*), die Pallien sind also gerade so wie die 
Unzen und Sickeln als Vielfache der Pfennige mit verrechnet, das 
heisst, sie haben in festbestimmter Werthrelation zum Metallgeld 

1) Grecelius p. 11 und 12, Friedlaender p. 773 und 774. Die Orte sind 
Reide im Reiderland, Langen, Woltseten, Campen, Ganum und Pewsum im Em- 
sigerlaod. 

2) Vgl. diese Stelle und andere Beispiele bei Grecelius p. 24, bei Friedlaender 
p. 772. 

3) Grecelius p. 12, Friedlaender p. 773, der .Bruzen* drockt. 

4) Grecelius p. 17. 

5) Das höhere Alter dieses Verzeichnisses ergiebt sich aus der älteren Schrift, 
der geringeren Zahl der Einkünfte nnd den älteren Formen der Namen, s. Gre- 
celius p. 17. 

6) Vgl. diese Grappe von Einkünften bei Grecelius p. 12 und 13, bei 
Friedlaender p. 775. 



Die friesische Wede. 195 

gestanden. Es müssen sonach die als Zahlungsmittel verwendeten 
Pallien, wie sich auch schon oben ergab, Gewänder von fest- 
stehender^ in Friesland aUgemein bekannter Qualität und Grösse 
gewesen sein. Und zwar scheint ihre Grösse^ wie aus dem jüng- 
sten der drei auf uns gekommenen Werdener Indices erhellt, 
4^ Ellen betragen zu haben. Dieser Index wurde, unter Benutzung 
älterer Zusammenstellungen^), um 1160^), also zu einer Zeit ab- 
gefasst, in der die Wede aus dem friesischen Geldsystem bereits 
verschwunden und an ihre Stelle Metallgeld getreten war. Nur 
in einem abgelegenen Orte hatte sich noch ein Zins in Pallien 
erhalten, deren Grösse jetzt aber nicht mehr wie früher etwas all- 
gemein Bekanntes war, weshalb man sie besonders angeben zu 
müssen glaubte: „De territorio, quod est in Bure, dabit domno 
abbati... V pallia omni anno, unumquodque habens IV ul- 
nas et dimidiam'' '). So lange das Pallium als gewöhnliches 
Zahlungsmittel benutzt worden war, hatte man zu dem Worte 
nur dann eine nähere Bestimmung gesetzt, wenn ein Pallium von 
anderer Bescha£Penheit verlangt wurde. So hatte nach dem oben 
besprochenen, im 10. und 11. Jahrhundert entstandenen Werdener 
Index ein gewisser Tio dem Kloster „unum pallium laneum precio 
yi dclorum^ zu liefern^). 

Was der Werdener Index für das Münstersche Friesland be- 
weist, das geht für die friesischen Gaue zwischen Lauwers und 
Fli aus den Traditionen und Zinslisten von Fulda hervor, die 
der Fuldaer Mönch Eberhard unter Abt Markward I. (1150 — 1165) 
in einem noch erhaltenen Codex zusammenstellte, um über die 
Ansprüche des Klosters, das im 11. und 12. Jahrhundert in gleicher 
Weise wie andere Klöster, zahlreiche Güter, Rechte und Einkünfte 
an die weltlichen Herren eingebüsst hatte, einen Ueberblick zu 
geben^). In dem 7. Kapitel dieses Codex, das die Schenkungen 

1) 8. oben p. 198 Anm. 2. 

2) S. Grecelias p. 8, Friedlaender p. 767. 
8) Friedlaender p 781. 

4) Greeeliiu p. 18, Friedlaender p. 775. 

5) Ueber den Codex Eberbardi Tgl. Dronke Traditiones et antiqoitatea Fnl- 



196 H. Jaekel: 

und EinküDfie aus Friesland behandelt und zum grossten Theil 
ein Auszug aus den Fuldaer Codicelli des neunten Jahrhunderts 
ist^), stehen unter den „solutiones virorum in Fresia, qui censum 
solvere debent^, auch die Angaben: „De possessione Hiltwini in 
secundo miDisterio LXXY pallia.;. De possessione Hiltrates (sie 
lag im friesischen Westergo um Eomwerd und war eine sehe 
alte Schenkung') LXXII pallia et XV libre et VIII uncie, in 
quinto anno de possessione Hiltrates LX pallia et III uncie et 
diroidia libra et VI den. De possessione Igmari LXXXIII pallia 
et XX uncie et secundo anno X uncie et XV denar. De pos- 
sessione Rutmanni LVIII pallia, 12 uncie et Villi denar. et 
libre X lini. De possessione Ricgozi XL VII pallia, XX uncie 
et VI denarii et libre VI lini. De possessione Wichohi C pallia, 
LX uncie et XX den. et XII libre lini vel lane. De possessione 
Heroldi CG pallia, LXXX uncie et XL denarii et XXX libre 
lini vel lane. De possessione Richari XL pallia, XX uncie, 
X den., libre VII. Isti omnes sub se habentes sunt alius XXX 
alius XL alius LX hubas et possessiones et ideo pro his omnibuf; 
reddunt constitutum censum sco; Bon.''^). Ein Regest, das im 
weiteren Verlauf demselben Capitels begegnet, setzt die Pallien in 
ein Werthverhältniss zum Metallgeld: „ego Dithgilt tradidi ad 
scm. Bonifacium in pago Ostrache, in villa nuncupata Bonfurt, 
terram X boum et quamdiu vivam censum VI unciarum inde 
persolvam vel XX pallia***). Leider ist aber diese Stelle, 

denses (Fulda 1844), der einen genauen Abdruck desselben liefert, und K. Foltz 
«Eberhard von Fulda . und die Kaiser Urkunden des Stifts* in den Forschungen 
zur Deutschen Oescbichte 18 (1878) p. 493 ff. Die Friesland betreffenden Stucke 
hat auch Friedlaender Ostfries. Urkb. II p. 785 — 794 als Anbang B aus dem im 
Kgl. Staatsarchiv zu Marburg befindlichen Codex abgedruckt. 

1) Vgl. K. Folti a. a. 0. p. 495. 

2) In demselben Kapitel 7 steht als § 1 das Regest: ^ego Hilderat filius 
Geldredis tradidi ad scm. Bon. terram iuris mei in West er riebe et mancipia 
XX cum omni successione prolis eorum* und als § 2: ,ego Hilderat tradidi sco. 
Bon. dimidiam hnbam in Quirnifurt (d. i. Komwerd im Wonzeradeel des Wes- 
tergo)* Dronke p. 42, Friedlaender p. 785. 

3) Dronke p. 45 und 46, Friedlaender p. 787 und 788. 

4) Dronke p. 47, Friedlaender p. 789. 




Die friesische Wede. 197 

welche 1 pallium=6Denarii ergeben würde, nicht zu gebrauchen, 
weil die Zahl der Unzen unsicher ist. Denn dieselbe Schenkung 
wird weiter unten, noch einmal aufgeführt, und dort lautet das Rer 
gest: „ego Diethilt trado ad s. Bonifacium hereditatem meam in 
villa nuncupata ßonewirt, terram X boum ad censum IV unciarum 
per annum"^). Dagegen haben wir eine sichere Angabe über 
das Verhältniss der Pallien zum Metallgeld in dem Abkommen, 
das der Fuldaer Abt Hadamar (927 — 956) im Jahr 945 mit 
Gerbert schloss, dem er die Advocatio über die sämmtlichen frie- 
sischen Besitzungen der Abtei übertrug. Der Abt fordert von 
Gerbert, „ut per singulos annos inde librasXXXV argenti pu- 
rissimi probatissimorum denariorum aut pallia cana DC per- 
solvat, et hoc in arbitrio abbatis pendeat, utrum eligat denarios 
aut pallia"^). Wenn hier 600 graue Pallien und 35 Pfund 
reinstes Silber gleich gesetzt werden, so ist 1 pallium canum = 

36 X 240 

— ^zr^ — = 14 vollwichtigen Silberpfennigen. Hier sehen wir auch, 

dass das als Zahlungsmittel gebrauchte Pallium das graue Pallium 
war. Bei der Specialisirung der Abgaben von den einzelne^ 
Gütern werden dann wieder die Pallien verwendet. So soll der 
Vogt Sidach „per singulos annos reddere pallia LXVI"^). 

Unsere Untersuchung hat bis jetzt herausgestellt, dass bei 
den Bewohnern der friesischen Lande vom Fli bis zur Weser im 
9. und 10. Jahrhundert, Ja noch bis ins 11. hinein ein gewöhn- 
liches graues, wollenes, auch theilbarcs Gewand von 4^ Ellen 
Länge, welches Wede (pallium) hiess und in fester allgemein be- 
kannter Werthrelation zum Metallgeld stand, als Zahlungsmittel 
in Gebrauch war. Volles Licht fällt aber erst auf die friesische 
Wede, wenn man das altnordische Wadraal, mit dem sie sprach- 
lich*) und sachlich zusammenstimmt, neben sie hält. Das Wadmal 

1) Dronke p. 48. Friedlaender p. 789. 

2) Vgl. Capitel 37 des Codex, woselbst das Abkouimen ausführlich mit- 
getheilt wird, bei Dronke p. 68, Friedlaender p. 793. 

3) Dronke p. 68, Friedlaender p. 793. 

4) S. oben p. 191. 



198 H. Jaekel: 

der Skandinavier, ebenfalls ein grobes Wollenzeug, das in jedem 
Hause selbst gewoben, namentlich den Aermeren zur Kleidung 
diente, ward nach einer bestimmten Schätzung in fester Relation 
mit dem Kuhgelde als Tausch- und Zahlungsmittel verwandt 
Sechs Ellen tüchtiges Wadmal, neu und ungebraucht, sollten 1 Ore, 
d. i. Unze, gelten'.) 

Im Verhältniss zur Leinwand schätzten die Friesen die Wede, 
wovon uns nur eine einzige Stelle unserer Quellen Kunde giebt, 
ebenso hoch wie die Isländer das Wadmal. Es galt in Friesland 
die Gewandmark (reilmerk), zu der man vier Weden zusammen- 
fiasste, dreimal weniger als ein gleich grosses Gewicht Leinwand, 
die Linmerk'). Entsprechend wird aus Island überliefert, dass 
dort das Wadmal in dreimal niedrigerem Preise als Leinwand 
stand'). Dies legt uns die Annahme nahe, dass die friesische Wede 
und das nordische Wadmal ungefähr dieselbe Qualität hatten. 

Die Analogie zwischen Wede und Wadmal, die sich in über- 
raschender Weise bis ins Einzelne erstreckt, beweist von Neuem, 
wie eng sich altfriesisches und altnordisches Leben berühren, und 
dass sie sich gegenseitig aufhellen können. Um so mehr muss 
man sich hüten, ohne Weiteres den friesischen Gebrauch, wie er 
uns in den besprochenen Quellen des 9., 10. und 11. Jahrhunderts 
entgegentritt, als Ueberrest einer einst allen deutschen Stämmen 
gemeinsamen Eigenthümlichkeit zu betrachten. Die Fuldaer und 
Werdener Verzeichnisse kennen die Pallien nur in Friesland, 
Ueberblickt man in jenem Werdener Index, in dem die friesischen 
Pallien so häufig erwähnt werden, die Einkünfte der Abtei aus 
ihren sächsischen Besitzungen, so erkennt man sofort^ dass hier 
das Hauptzahlungsmittel ''ovis cum agno'' ^s^^X wodurch man 
unwillkürlich an den sächsischen Schilling erinnert wird, wie if 
am Schluss der Lex Saxonum näherj angegeben wird: „Solidus 
est duplex: unus habet duos tremisses, quod est bos anniculus 12 

1) Weinbold Altnordisches Leben (Berlin 1856), p. 52, 121, 159 und 321. 

2) S. oben p. 192. 

3) Weinhold a. a. 0. p. 160. 

4) Grecelins a. a. 0. p. 9 nnd 10. 




Die friesische Wede. 199 

mensium, vel ovis cam agno; alter solidns tres tremisses, id 
est bos 16 mensimn^^). Sicher ist die friesische Yerwendung der 
Wede älter als das 9. Jahrhundert. Aber sie lässt sich, wie ge- 
sagt, wenn man sich sie als erheblich älter vorstellen soll, aas 
der nahen Verwandtschaft der friesischen Stämme mit den nor- 
dischen Germanen erklären und als besondere Erscheinungsform 
einer specifisch friesisch-skandinavischen Eigenthümlichkeit auf- 
fassen. Auch darf man nicht übersehen, dass Rüstringen, in dessen 
Rechtsquellen die meisten und deutlichsten Spuren dieser Gewohn- 
heit angetroffen werden, im 9. Jahrhundert infolge kaiserlicher 
Verleihung eine Zeit lang unter normannischer Herrschaft stand 
und fast eine Norraandie an der Weser zu werden drohte. Jene 
friesische Sitte braucht jedoch nicht nothwendig für uralt gehalten 
zu werden. Man könnte sich ebenso gut denken, dass sie sich 
erst infolge des hohen Aufschwungs der friesischen Gewandindustrie 
entwickelt habe. Dieselbe war bereits zu Karls des Grrossen Zeit 
so hoch ausgebildet, dass die Friesen in ihr allen anderen Völkern 
seines Reiches weit überlegen waren. Und sie haben diese üebcr- 
legenheit in der nachfolgenden Zeit noch gesteigert 2). Wie leicht 
konnte sich unter solchen Verhältnissen die Gewohnheit bilden, 
einen Artikel wie die Wede, den man überall im friesischen Lande 
in ausreichender Menge producirte, als Tausch- und Zahlungsmittel 
zu verwenden, wozu sich die Wede durch allgemeine Brauchbar- 
keit und bei der starken Nachfrage nach ihr vortrefflich eignete. 
Jedenfalls wäre der Schluss von dem friesischen Brauch auf einen 
ursprünglich allgemein deutschen zum Wenigsten voreilig. 

Die Wede ist bei dem zunehmenden Gebrauch des Metall- 
geldes aus dem friesischen Geldverkehr verschwunden. Noch im 
10. Jahrhundert war sie, wie die Register Fuldas und Werdens 
zeigen, im allgemeinen Gebrauch, im 11. Jahrhundert kommt sie 
nur noch vereinzelt in einigen Rechtsaufzeichnungen vor. Am 
längsten hat sie sich im östlichsten Theile Frieslands, in Rüstringen, 

1) MG. LL. V (1876) p. 83. 

2) y. Inama-Sternegg Deutsche Wirthschaftsgeschichte I (1879) p. 424. 



200 H. Jäekel: 

erhalten. In den westlicheren Theilen fing man bereits am Beginn des 
11. Jahrhunderts an, mehr and mehr statt ihrer Metallgeld zu zahlen. 
Seitdem warde es nöthig, dort,woin den altenGesetzendes Landes Straf- 
sammen in Weden aasgedrückt waren, daneben die Zahl der ev. zu 
supplirenden Pfennige anzugeben. Dies ist auch in den Siebzehn 
allgemeinen Küren geschehen, nach denen statt der Wede 12 Pfen- 
nige gezahlt werden konnten. Damals stand also die Wede in Fries- 
laad 12 Silberpfennigen gleich. Zahlte man nun regelmässig statt 
der Weden Metallgeld, so bedeutete Wede factisch dasselbe 
wie Schilling, nämlich eine Summe von 12 Pfennigen, und es fiel 
jede Veranlassung weg, die Wede noch zu verwenden. Ihr Name 
verschwindet seitdem aus dem friesischen Geldsystem. Dasselbe 
Schicksal hat die Benennung Linmerk (Leinwandmark) gehabt 
Da sie, in Metall gezahlt, 12 Schillingen gleich war, machte sie 
der aus 12 Silberschillingen bestehenden Mark, die seit dem 
11. Jahrhundert unter verschiedenen Namen auch in FriesUmd Ein- 
gang fand, Platz. 

Dagegen hat sich die Reilmark, welche ursprünglich das 
Vierfache der Wede bedeutete, länger behauptet, weil ihr keine 
andere Geldwerthbezeichnung Concurrenz machte. Den Namen 
Reilmark, den sie davon hatte, dass sie in Gewändern, Weden, 
gezahlt wurde, verdiente sie, seitdem man statt der Wede regel- 
mässig mit Metall zahlte, nicht mehr, sie bedeutete von da an die Summe 
von 48 Pfennigen oder 4 Schillingen. Sie war und blieb aber doch die 
Grösse, in der man nach alter Gewohnheit die Summen, die an 
die friesischen Gerichtsgemeinden zu zahlen waren, ausdrückte, 
und für die sich in dem reinen Metallgeldsystem kein entsprechender 
Name fand. Die Reilmark, als Sujnme von 48 Pfennigen oder 
4 Schillingen, blieb die Mark des inneren friesischen Verkehrs^ 
weshalb für sie auch, namentlich und zuerst in den westlichen 
Landen Frieslands, der Name Volksmark („Liudmerk^) auf- 
kam^). Im Verhältniss zu den vielen anderen Marksorten, die 

1) So heisst sie in den Texten der allj^emeinen Siebzehn Küren und Vier- 
undzwanzig Landrechte, mit Ausnahme des Rästringiscben, fast durchgehends. 



Die friesische Wede. 201 

allmählig bei den Friesen eindrangen und neben einander gebraucht 
'wurden, nannte man sie dann auch vielfach die ^kleine^ 
Marki). 



In der elften Küre setzt der Emsiger plattdeutsche Text fnr das lateinische ,de- 
cem lindmerka" und friesische »tian lindmerka*: «X lodeghe marken, dat is de 
marck als gange unde ghcTC is** {y. Richtb. Fries. Rq. p. 21). Hierauf stützt Hooft 
yan Iddekiuge in seinem Buche «Friesland en de Friezen in de middeleenwen* 
(Leiden 1881) seine wunderliche Behauptung, dass Liudmark eine Mark bezeichne, 
wie sie gerade in dem oder jenem Lande üblich sei. Es hätte dann die zu 
Lindmark gesetzte Angabe über ihre Höhe gar keinen Sinn. 

1) Z. B. im Leawardener Sendrecht von 1412 § 6 and § 9 (v« Richth. Fries. 
Rq. p. 459). 



H. JaekeL 



202 



Der Senarfund von Maseräi. 



Bei Masera im Padaanischen fand sich im Winter 1880/81 
ein Schatz von römischen Silbermunzen^ welcher vollständig zu- 
nächst in die Hände Garruccis in Rom kam und in Folge der 
Bemüh angen des Prof. de Petra Mitte des Jahres 1883 in den 
Besitz des Museo nazionale in Neapel überging. Der Schatz ent- 
hielt 1024 Denare und 187 Victoriate ^), von denen Garrucci nach- 
träglich zwar 82 Denare und 23 Yictoriate zugingen, deren Zu- 
gehörigkeit zum Funde aber zweifellos ist. Garrucci beschreibt 
den Schatz in der Civilitä Cattolica Serie XI, vol. XII, 
quad. 778, S. 468 — 475 unter gleichzeitiger Berücksichtigung des 
an Umfang zwar erheblich grösseren, aber sonst ganz ähnlichen 
und ungefähr gleichalterigen von La Riccia. Die Beschreibung 
dieses letzteren gab Garrucci in dem Periodico di numismatica e 
sfragistica (Strozzi) 1873 S. 285 fg. (hiemach Mommsen in der 
Zeitschrift für Numismatik Bd. U S. 32 fg.) und seine Berück- 
sichtigung bei der Bearbeitung des neuen Schatzes ist insofern 
von Wichtigkeit, als dabei einige nicht unwesentliche Berich- 
tigungen des ersten Fundverzeichnisses durch Garucci gemacht 
werden. Im Folgenden wird hierauf specieller eingegangen werden. 

1) In seinen Zahlenangaben ist Garrncci leider nicht immer genaa. So soll 
der Schatz von Maseru z. B. nach S. 469 1326 Denare und Victoriate enthalten 
haben, während eine einfache Addition der Stückzahl in der Liste nur 1215 Mänten 
ergiebt Mit Wappen sollen 76 Denare sich gefanden haben, doch ergiebt das 
SpeciaWerhältniss deren 79. 



Der Denarfand Ton Maserä. 203 

Der Schatz ist von hoher Bedeutung für die Chronologie der 
republikanischen Silbermünzen, da er die aus dem Schatze von 
La ßiccia gewonnenen Resultate in vollem Umfange bestätigt. Um 
so mehr gebührt deshalb den betheiligten Gelehrten der Dank 
der Numismatiker, dass dieser Schatz für die Wissenschaft durch 
Niederlegung in einem öfiFentlichen Kabinet gerettet ist und dass 
er so dem Schicksal des Schatzes von La Riccia entging, der 
seiner Zeit dem Schmelztiegel zum Opfer fiel. 

Erste Periode. 

Zahl der Exemplare in 
Blacas Maseru La Riccia 

2 Dioscuren ohne Wappen i) 78 89 

3 Desgl. mit Wappen 79 65 

Anker 2') 1 

Stab») 2 4 

Caduceus 1 1 

Eule 1 1 

Keule 2 1 

Füllhorn 2 3 

Messruthe 2 — 

Gallischer Helm 1 — 

Lanzenspitze 1 — 

Greif 4 10 

Halbmond 20 H 

Girkusziel 1 — 

1) Darunter 2 Denare mit Roma in der »ecriture mixte." 

2) DaTon bat einem Denar eins jener Silberstäcke mit dem Doppelkopf und 
der Quadriga sowie Roma incusum im Gewichte von 4,90 Or. als Schrötling 
gedient. 

8) Nach Garrucci's kurzer Aufzählung ist nicht zu entscheiden, welche 
Wappen er mit Bastone nodoso und mit Decempeda bezeichnet. 

4) Garrucci schreibt: I segni, che si sono avuti dei denari col type dei 
dioscori.... sono i seguenti 

Mezza luna in alto 15 

in basso .... 5 

Diosenren- Denare mit Halbmond unter den Pferden sind nicht bekannt, eine 

Z«ltMhrift flr MamitmatUt. XL 14 



204 ^- Bahrfeldt: 

Zahl der Exemplare in 
Blacas Maseru La Riccia 

Pentagon 1 2 

Schwein 1 — 

Schiffssporn 8 12 

Rad 5 1 

Schild und Heerzinke 1 — 

Aehre 1 6 

Stern 11 — 

Weiblicher Kopf 2 — 

Steuerruder 3 3 

Stier, stossend 3 — 

Dreizack 4 1 

Delphin^ ~ 2 

5 Victoriatus ohne Wappen 150 121 

Victoriatus mit Wappen'^) 18 18 

Hund 1 — 

Keule . 1 — 

Füllhorn 1 — 

Messruthe auf Hs 3 6 

Lanzenspitze 4 2 

Halbmond 3 3 

Fliege 2 3 

Schwein 2 1 

Gallisches Schwert 1 2 

7 Diana in der Biga^) 7 8 

Verwechselung mit dem Denar Blacas Nr. 94 (Hirschbiga und Halbmond) ist 
aber wohl ansgeschlossen, da dieser später mit 6 Exemplaren besonden auf- 
geführt wird und es ausserdem ja ausdrücklich heisst: col typo dei dioscorL 

1) In la Riccia fanden sich femer noch: Insect 1, unbestimmbares Thier 4, 
Kugel (globetto) 1. Die 10 Deoare mit Blume habe ich unter Greif aufgeföhrt; 
ein Wappen Blume giebt es nicht, es hat bis jetzt noch immer der Greif ge- 
täuscht, namentlich wenn der Stempel den Schrotling nicht gaqs toU traf, 

2) In La Riccia ausserdem 1 Exemplar angeblich mit Glocke (Tielkiebt 
Girkusziel?). 

3) Darunter mit Wappen Krabbe 1, Fliege 3, Aehre 2. — In La Ricda 
mit Fliege 3. 



Der Denarfund tod Maseru. 



205 



Blacas 

8 Victoriatas 


mit 
mit 


i V 


Zahl der Exemplare in 
Maserä La Riccia 

. . . 1 in 




V,T 


. . 1 


- • 

1 


tJ 


•5 * 

T 




. 1 


J) 


r ....... 

T 




1 


73 

10 Victoriatas 


CROT 

\ö 


. . . 1 
. . 3 


1 


20 Au. . . 


C, M 


. . 5 
. . . 1 


5 


21 Autr . . 






. . . 1 


1 


22 Tamp . . 

24 Me. . . 
26 Pur . . 




^ 
i 


Den. 2 
Victor. 2 

Den. — 
Victor. 4 

. . 1 


5 

1 
4 
2 


27 L. H. PI. 






. . . 2 


2 


28 Tod . . 






. . 8 


10 


31 Mat . . 

32 M. P . . 


o « 


1 


Den. 3 
Victor. 1 
Victor. 1 

. . 6 


3 
2 


37 Cn. Calp 
39 Cn. Do . 






1 
6 


40 Tal. . . 






. . . 1 


1 


41 Q. L. C. 






. . 2 




42 Ma . . 






. . 3 


1 


43 P. Mae . 






. . 5 


3 


47 Gr. . . 






. . 3 


1 


48 Var . . 








1 


49 L. Coil . 








4 


50 L. Iti. . 






. . 2 




51 C. Juni C. 


f. . 




. . 7 


26 


52 C. Scr . 






. . 12 


43 













1) Fehlt im ersten Bericht 



14^ 



( 



20f> H. Bahrfeldt: 

Zahl der Exemplare in 
Hla«as Maaerik La Rieeia 

59 Victoria in der Biga 12 96») 

ßO Nttt 13 33 

fll C. Taln 3 9 

02 S. Afra 10 39 

({« Sar 8 29 

«4 Tur 7 20 

«ft KlftUH 10 35 

m A. Spuri 5 17 

«7 1*. Sula 15 54 

(58 0. Maiani 11 47 

«9 Ti. Sauf 22 69 

70 Natta 8 69 

71 Q. Marc Libo 20 35 

72 M. Atili Saran 13 30 

78 L. Semp. Pitio 29 35 

74 C. Antesti 35 66 

75 C. Ter. Luc 12 26 

76 L. Cup 28 47 

77 On Luex. Trio 24 121 

78 M. Juni 14 66 

79 P. Paettts 17 43 

Rt^idglich dieser ersten Periode ergiebt sich Folgendes. In 

I<« Kici'ia fehlten die Nrn. 

6 Rom« (Monogr.) 34 Anr 
9 iCnp (dito). S5 B 

10 Crv>t 36 

14 H 38 D 

1« 0. M 41 Q. L. C 

15 Q 46 Sx. Q 
j$ MT 50 L. Iti 
SS C AI 

V '« «rtt»« Bkw^i «aiwa M Xr. S^ »tat W mt V 
«Mr »i. Vm Sr. W ««att i£» Mr 9» SaM 



Der Denaifbnd Ton Maserii. 207 

TOD denen sich aber in Maserä die Nrn. 10, 16, 41 und 50 fanden. 
Es beweist dies, dass das Fehlen derselben in La Riccia zweifel- 
los allein auf die Seltenheit dieser Denare etc. zurückzufahren ist 
und dass sie in jenem grösseren Schatze nur zufällig nicht yorhanden 
waren. 

Dasselbe wird auch für die übrigen in beiden Schätzen nicht 
vertretenen Denare etc. ohne Bedenken anzunehmen sein. Für 
die Nrn. 6, 14, 18, 33, 35, 36 und 38 ist die Zeitgrenze, nach 
welcher sie nicht mehr geprägt sein können, zu bestimmen, denn 
sie gehören noch dem schweren Fusse von ^7, Pfiind an, die 
Nrn. 9, 23 und 84 können, da die Quinarprägung 539 d. St. 
(215 Y. Chr.) aufhörte, nicht später geschlagen sein und Nr. 46 
gehört allen sonstigen Ejriterien nach in diese Periode. 
Dass andererseits im Schatze von Masera die Nrn. 

24 Me (Denar) 

37 Cn. Calp 

48 Var 

49 L. Coü 

fehlen, kommt nicht in Betracht, da sie in La Riccia vorkommen. 
Bei den bedauerlicher Weise überall mangelnden Erhaltungs- 
angaben nicht blos der einzelnen Stücke, wie es durchaus nöthig 
ist und auf das Mommsen unter Anführung der bezüglichen treff- 
lichen Arbeiten Zobel's wiederholt hingewiesen hat, sondern auch 
bei den Sorten selbst, ist es nicht möglich zu ersehen, ob die 
Folgerung Mommsens aus dem Schatze von La Riccia zutreffend 
sind, dass nämlich die dort in zahlreichen Exemplaren vorhandenen 
und als wenig vemutzt bezeichneten Denare 

52 C. Scr 

66 A. Spuri 

68 C. Maiani 

69 L. Sauf 

die jüngsten der ersten Periode seien, während andererseits die 
nur vemutzt vorkommenden, bisher der zweiten Periode zugewie- 
senen 



73 L. Semp. Pitio 
75 C. Ter. Luc 
77 Cn. Lucr. Trio 



208 M. Bahrfeldt: 



100 C. Reni 
103 Au. Ruf 



91 C. Cur. Trige 

92 M. Aureli Cota 

93 Cd. Gel 
dem Anschein nach höher hinauf gerückt werden müssten. 



Zweite Periode. 

Zahl der Exemplare in 

Blacas Maseru La Riccia 

91 C. Cur. Trige 12 380 

92 M. Aureli Cota 3 6 

93 Cn. Geli 17 39 

94 Diana in der Hirschbiga 6 21 

95 L. Juli 12 14») 

96 L. Atili Nom — 1 

97 M. Auf. Rus — 2 

98 C. Titini 1 6 

99 C. Val. C. f. Flac 15 40 

100 C. Reni 19 94 

101 C. Cur. f. Trig 3 6 

102 M. Baebi Q. f. Tampil 57 170 

103 Au. Ruf 11 9 

109 C. Aug 8 24 

110 Sex. Po. Fosüus^ 21 91 

111 Ti. Vet 5 60 

Dritte Periode. 

Zahl der Exemplare in 

Blacas Maserig La Riccia 

120 L. Trebani 6 20 

122 L. Minuci*) 15 89 

123 P. Calp 8 23 

1) Von den 44 Denaren der G. Cur. Trifte im ersten Bericht gehören nunmehr 6 
dem Sohne (Nr. 101). 

2) Fehlten im ersten Bericht ganz. 

8) Ein Exemplar in Maserig hat POM. 

4) Auf einem Denar in Maserä lautet die Inschrift l-MINVQV 



Der Denarfund Ton Maseru: 209 

Zahl der Exemplare in 

Blacas Maserä La Riccia 

24 C. Serveüi M. f. 23 52 

25 C. Aburi Gern 11 28 

26 M. Aburi M. f. Gern 24 64 

27 P. Mae. Ant 15 63 

28 M. Pore. Laeca 4 — 

29 L. Antes. Grag 73 162 

30 M. Acilius M. f. 7 25 

31 Q. Mete 7 41 

32 M. Varg 18 65 

33 Cn. Dom 5 42 

34 M. Marc 21 69 

35 T. Q 5 36 

36 Biga, darunter Elephantenkopf .... 3 4 

37 Tl. Minuci C. f. Augurini 15 46 

39 L. Post. Alb 4 28 

40 L. Opeimi 3 30 

41 M. Opeimi 4 32 

42 Q. Pilipus 3 78 

43 C. Metellus 4 - 

44 M. Metellus Q. f. 5 36 

45 Q. Max 1 - 

46 0. Serveil — 1 

50 C. Numitori 1 1 

Dazu kommen noch die folgenden von Blacas der 4. resp. 
5. Periode zugetlieilten 4 Denare 

Zahl der Exemplare in 

Blacas Maserä La Riccia 

157 C. Cassi 10 68 

159 Sex. Juli. Caisar 2 7 

180 N. Fabi Pictor 1 7 

183 T. Clovli 1 50 

1) Nach dem ersten Bericht enthielt der Schatz von La Riccia von Nr. 138 
62, Ton Nr. 136 44 and von Nr. 140 36 Denare. 



210 M. Bahrfeldt: 

Für die zweite und dritte Periode ist die Uebereinstimmimg 
beider Schätze sehr wichtig. Ihre Ergebnisse sind so gleich- 
förmig, dass man die aus La Riccia gewonnenen Resultate, nun- 
mehr bestätigt, als sicher hinstellen kann. 

In La Riccia und ebenso in Maserä fehlen 



104 M. Carbo oder Carb 

105 C. Pluti 

106 C. Cato 



108 M. Fan. C. f. 
119 M. TuUi 
138 M'. Aciü Baibus 
107 Q. Minu. Ruf I 147 Q. Fabi Labeo. 

Mit Ausnahme von Nr. 138 sind diese sämmtlichen Denare sehr 
häufig, so dass man sie, da sie in beiden Schätzen gleicbraässig 
fehlten, jetzt mit Sicherheit als nach Yergrabung beider geschlagen 
ansehen kann. Dies beziehe ich auch auf den Denar Nr. 138; er 
ist nicht so selten, als dass seine Abwesenheit in beiden Fällen 
dadurch Erklärung finden könne. Dass dagegen Nr. 148 (Cn. 
Comel. L. f. Sisena) und Nr. 149 (A. Manli Q. f. Ser.) in Masera 
wie in La Riccia fehlen, darf nicht auffallen, es wird durch die 
grosse Seltenheit beider hinreichend erklärt. Was den Denar Nr. 121 
(Jupiter in der Quadriga) betrifft, so fehlt er auch in Masera, aber 
dies darf nicht Wunder nehmen, da dieser Denar wahrscheinlich 
nur in einem Exemplar existirt. Ursprünglich in Riccio^s Samm- 
lung befindlich und yon ihm zuerst bekannt gemacht, kam dieser 
gefutterte und aus nicht zusammengehöriger H.J, und RJ\ bestehende 
Denar in Aillys Besitz und befindet sich jetzt im Gabinet de 
mödailles. Er gehört nicht der regelmässigen Münzprägung an 
und es ist wahrlich an der Zeit, ihn in den Fundverzeichnissen 
endlich einmal zu streichen. 

Unser Schatz zeigt aus den späteren Perioden die Denare 
Nr. 157, 159, 180 und 183, dieselben Stücke, welche auch La 
Riccia ergab und die also erheblich hinaufzurücken sind. Momm- 
sen's Bemerkungen zu dem Denar Nr. 183 (T. Clovli), der Tom 
Quinar getrennt werden müsse, und zu Nr. 157 C. Gassi, auf dessen 
Darstellung der Vestalinnenprozess vom Jahre 641 d. St. jetzt 



Der Denarfond Ton Maserk 211 

Dicht mehr bezogen werden könne, finden nan eine Bestätigang, 
wie sie nicht besser gewünscht werden kann. 

Masera hat vor La Riccia voraus: 

Nr. 143 0. MetellQS in 4 Expl. 

„ 145 Q. Max. in 1 » und 

„ 128 M. Pore. Laeca in 4 „ 
letzterer dagegen erhielt mehr: 

Nr. 146 C. Serveü in 1 Expl. 

Diese Denare müssen als die jüngsten beider Schätze be- 
trachtet werden und daraus ergiebt sich für diese auch eine an- 
n&hemd gleichzeitige Vergrabaug. Möglich ist es, dass der Schatz 
▼on Maserä um Weniges jünger ist, wenn aber überhaupt, so kann 
der Zeitunterschied nur sehr gering sein; eine Entscheidung hier- 
über ist sehr schwer zu faUen. 

Soweit sich aus den heutigen Ergebnissen folgern lässt, dürfte 
die Chronologie der Denare der zweiten und dritten Periode sich 
etwa so gestalten: 

Nr. 91-103, 109—111, 120, 122—127, 129—138, 139—142, 
144, 150, 157, 159, 183, 180, 143, 145, 146. Sodann würden 
Nr. 104—108, 119, 128, 147 und 138 folgen und sich daran die 
übrigen der bis jetzt der vierten Periode zugetheilten Denare 
anschliessen. — 

Berlin. M. Bahrfei dt. 



212 



Der Bracteaten-Fund von ffross-Briesen. 

(Taf. VIII u. IX). 



Am 24. Mai 1883 wurde auf dem Gehöfte des Kossäthen 
Mochow in Gross - Brieseu , einem zur Standesherrschaft Fried- 
land N/Ii. gehörenden, im Nieder-Lausitzer Kreise Lubben belegeneu 
Dorfe, beim Graben des Fundamentes zu einem Stalle^ in einer 
Tiefe von nicht ganz einem Meter, ein irdenes Gefäss gefunden, 
in welchem in noch wohl erhaltene Leinwand eingeschlagen eine 
sehr grosse Menge ganzer und zerschnittener, stark oxydirter Brac- 
teaten lag. Wie in den meisten solchen Fällen nahmen die Ar- 
beiter Yon den Münzen nach Belieben an sich und warfen den 
Rest wieder in die Baugrube, da sie nicht glaubten^ dass die 
dünnen Metallstückchen Münzen seien. So wurde der Fund in 
viele Theile zersplittert und wäre für eine wissenschaftliche Bear- 
beitung verloren gewesen, wenn nicht Forstsekretär Höcker im 
nahe gelegenen Dammendorf sich der Wiedersammlung der zer- 
streuten Stücke unterzogen, auch eine nochmalige Nachgrabung 
an Ort und Stelle veranlasst hätte. Auf diese Weise ist ein nicht 
unbeträchtlicher Theil der Münzen wieder vereinigt und von mir 
erworben worden; von anderen kleinen Theilen habe ich wenigstens 
Einsicht nehmen können, so dass im Ganzen 759 Stück mir vor- 
gelegen haben, dazu noch ziemlich ebenso viel zerschnittene Münzen. 
Die nachfolgende Beschreibung darf daher wohl den Anspruch er- 
heben, ein im wesentlichen treues Gesammtbild des Fundes zu ge- 
währen, während freilich die Angaben über die Zahl der einzelnen 



Der Bracteatenfand tod Qr.-Briesen. 213 

Stücke^) sich nur auf die Stempel beziehen, welche ich besessen 
oder gesehen habe. 

Der Fund ähnelt im allgemeinen dem grossen Bracteateufunde, 
welcher im Jahre 1833 bei Wolkenberg (im benachbarten Kreise 
Spremberg) gemacht und von J. Th. Erbstein im Neuen Lausitzischen 
Magazin^) beschrieben worden ist.» Er enthält indessen nicht die 
grossen Bracteaten Lausitzer und Meissener Fabrik, welche dort 
Yorgekommen sind, während andererseits die kleinen schlesischen, 
pommerschen und mecklenburgischen Pfennige zahlreich vorhanden 
waren, welche im Wolkenberger Funde ganz fehlen. Ob diese 
kleinen Pfennige als die zu den grossen gehörigen Hälblinge zu 
betrachten sind, dürfte nicht ganz zweifellos sein, weil sie vermöge 
ihres stärkeren Schrötlings fast ebenso viel wiegen, wie die grösseren 
Stücke, auch gleich diesen in halbirten Exemplaren gefunden sind. 
Für den kleinen Verkehr mögen sie allerdings gleich den halbirten 
und geviertelten grossen Pfennigen die Scheidemünze gewesen sein ; 
lür den grossen Verkehr kam das Gewicht des einzelnen Stückes 
nicht in Betracht, weil da die Pfennige nicht gezählt, sondern ge- 
wogen wurden. 

Der Zeit nach gehören unsere Münzen in den Ausgang des 
13. Jahrhunderts, wie Nr. 85, welche allein den Munzherrn nennt, 
beweist. Im übrigen sind es (Nr. 82 noch ausgenommen) stumme 
Bracteaten einer Kategorie, welche bisher von den Münzforschern 
nicht mit besonderer Liebe ^) behandelt worden ist, weil ihre will- 
kürlichen und oft unklaren Münzbilder allerdings den Erklärungs- 
versuchen theilweis unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzen 
und überdies die lausitzische Münzgeschichte und Sphragistik, 
welche letztere allein den Schlüssel zu vielen der dargestellten 
Wappenbilder liefern kann, bisher sehr unvollkommen erforscht 
worden ist. Die Erbstein'sche Arbeit hat, abgesehen von ihren 



1) Hierbei sind die zerschnittenen nicht mitfi^ezählt worden. 20 Gepräge 
sind nur in halbirten Stücken vorhanden gewesen.* 

2) Hier ist nach dem Sonderdruck (Görlitz 1846) citirt worden. 
8) Man lese das Urtheil von Posern bei Erbstein a. a. 0. S. 22. 



214 Fr- Bardt: 

TorzfiglicheD AbbilduDgen, aach nar wenig dazu beigetragen, das 
Dunkel, was über der gedachten Münzklasse liegt^ aufzuhellen, da 
sie sich begnügt, die flüchtigen Urtheile von Eöhne und Posem 
über den Fund wiederzugeben und dieselben mit nur unbedeu- 
tenden eigenen Bemerkungen zu begleiten. Von einer kritischen 
Gruppirung der Gepräge ist keine Rede. 

Wenn nachstehend der Yersuch zu einer solchen gemacht 
wird, so soll damit nicht versprochen werden, dass das erzielte 
Resultat ein glänzenderes sein wird, als bisher. Er ist aber 
immerhin der Anfang zu eiuer übersichtlichen Sonderung der zahl- 
reichen gleichartigen Gepräge, der bescheidene Grundstein zu einem 
Bau, für welchen nur die sorgfaltige Aufzeichnung gleicher Funde 
die weiteren Bausteine liefern kann. Meines Wissens ist bisher 
nur noch einmal ein ähnlicher Fund sachverständiger Prüfung 
unterzogen worden, welcher gleichfalls bei Spremberg gemacht und 
von Dannenberg gelegentlich (Berl. Bl. IV, S. 199, Anm. und 
y. Sallet, Zeitschrift, Bd. III, S. 155) erwähnt, leider aber nicht 
ausfuhrlich beschrieben worden ist. 

Bei der nachfolgenden Beschreibung sind die Stücke, welche 
im Wolkenberger Funde vorkommen, unter Bezugnahme auf die 
dortigen Abbildungen au%eführt; der Uebersichtlichkeit wegen ist 
zugleich (in Klammern) die damalige Stückzahl der einzelnen Ge- 
präge angegeben. 

1. Brandenburg. 

1. Der Markgraf zwischen 4 Adlerköpfen. 

1 Stück 0,3 g 20 mm Tat VIII, 1. 
Die Darstellung ist eine genaue Copie der Vorderseite des 
Denars, Weidhas VII, 9, welchen Eöhne (Zeitschrift, Bd. V, S. 286 
Nr. 10) nach Stendal bestimmt. Durch unseren Fund wird dieser 
Denar in das Ende des 13. Jahrhunderts gewiesen. 

2. Ueber einem dreitheiligen Bogen Brustbild des Markgrafen 
mit 2 Schwertern; unter dem Bogen der Adlerschild. 

1 Stück 0,42 g 20 mm Taf VIU, 2. 



Der BraeteatenfciDd von Gr.-Brieeen. 215 

Aehnlicher Bracteat bei Rao VI, 24; das Brastbild hält dort 
Schwert und Fahne. 

3. Der Markgraf mit Schwert und Fahne. 

1 Stack 0,29 g 20 nrn. 

Bereits bekannt gemacht von Bahrfeldt in der Wiener Num. 
Zeitschr., Bd. XIII, Tat 8, 34. 

4. Der Markgraf mit Flügeln und dreizackiger Krone (Wölk. 29). 

2 (2) Stück 0,41 g 22 mm. 

Auch diese Figur, eine Verbindung des Markgrafen mit dem 
Adler, kommt häufig auf brandenburgischen Denaren vor, z. B. 
W. V, 6, 10, 13; IX, 10. Zu vergleichen auch Stenzel, Num. 
Studien 3, 47 und Schönemann, Vaterl. Münzkunde 5, 78. 

5. Sitzender Markgraf mit 2 Thürmen (Wölk. 20). 

14 (5) Stück 0,39 g 21 mm. 
Auch schon bei Rau V, 25. VergL auch Bl. f. Münzfr., 
Taf. 50, 18. 

6. Unter dreigetheiltem, mit 3 Thürmen besetztem Bogen, 
Kopf zwischen 2 Kuppelthürmchen. 

1 Stück 0,39 g 22^ mm. 
Rau VI, 24. 

7. Thor mit 3 Thürmen, in demselben ein Kopf. Neben dem 
mittelsten Thurm zwei Ringel (Wölk. 28). 

3 (12) Stück 0,5 g 2\\ mm. 

Auch im Funde von Filehne (Bayer, Wikopalisko WieleAskie, 
Nr. 242, wo indessen die Ringel fehlen) und bei Bahrfeldt a. a. O. 
Taf. Vni, 24. Das dortige Exemplar scheint beschnitten zu sein 
und daraus wäre das geringere Gewicht und die Kleinheit er- 
klärlich; das vorliegende hat einen breiten Aussenrand. Man hält 
den Kopf für den Rolandskopf und schreibt das Stück der Münz- 
stätte Neustadt Brändenburg zu. 

8. Stern aus 3 Kleeblättern, deren Stiele über dem Schnitt- 
punkt verlängert sind (Wölk. 75). 

3 (4) Stück 0,44 g 20^ mm. 
Aehnliche Figuren kommen auf den Rückseiten branden- 






216 Pr. Bardt: 

burgischer Denare vor (z. B. W. IX, 10; Bahrfeldt a. a. 0. Bd. XII, 
Taf. 4, 39; Bd. XIII, Taf. 2, 39 a), so dass der brandenburgische 
Ursprung auch unserer Münze nicht zweifelhaft sein kann. 

9. Rechtsgewandter Adler mit zusammengelegten Flügeln. 
Nur die linke Hälfte. 17^ 7nm. 

Schönemann a. a. 0. 5, 77; v. Posem-Klett, Sachsens Münzen 
Taf. 26, 16. Die beiden Adler mit zugewandten Köpfen finden 
sich auf den Rückseiten der beiden bekannten Denare W. VI, 20 
und X, 4. 

10. Hälbling. Der brandenburgische Helm nach links. 

2 Stück 0,34 g l^mm Taf. VIII, 10. 
Der Helm ist so durchaus brandenburgisch (vergl. W. III, 19; 
V, 5. 6), dass ich kein Bedenken trage, das Stück für branden- 
burgisch zu erklären, wenngleich so kleine Bracteaten aus der in 
Rede stehenden Zeit noch nicht bekannt sind. Ihm deswegen 
allein den brandenburgischen Ursprung abzusprechen und ihn nach 
Schlesien zu weisen, in welchem damals allerdings derartige kleine 
Bracteaten geprägt wurden, erscheint mir nicht geboten. Das Stück 
würde somit der älteste Helmpfennig sein; die nächsten sind erst 
wieder von den HohenzoUern im 15. Jahrhundert geprägt worden. 
Auch auf den grossen Bracteaten nach Meissner Art, welche von 
den brandenburgischen Markgrafen in der Lausitz geprägt sind, 
erscheint ein ganz gleicher Helm (y. Posem, Taf 18, 7 und Erb- 
stein, Dresd. Dubl., Nr. 1617), ein Fingerzeig dafür, dass wir die 
Heimath unseres kleinen Pfennigs nicht weit von der jener grossen 
Bracteaten zu suchen haben werden. 



An Torstehende Gepräge lassen sich die folgenden anreihen, 
deren brandenburgischer Ursprung nicht zweifellos ist. 

11. Auf einem Bogen, worunter eine Kugel, 3 Blätter mit 
Stielen, am mittelsten eine Knolle (Wölk. 55). 
2 (4) Stück 0,28 g 19^ mm. 



Der Bracteatenfand von Gr.-Briesen. 217 

12. AehDÜches Stück, aber an Stelle des Bogens drei dicke 
Eageln; die Kugel unten fehlt. 

9 Stück 0,5 g 21 mm. 
Aehnliche Blätter finden sich öfter auf Brandenburger De- 
naren; z. B W. VIII, 4; IX, 1 und Bahrfeldt a a. O. Bd. XII, 
Taf. 3, 23. 

13. Klammer zwischen zwei Halbmonden (Wölk. 70, aber 
ohne die dortigen Punkte). 

4 (46) Stück 0,37 g 20 mm. 
ReicheFs Katalog IV, 527. 

14. Zwei Lanzen, zwischen denen unten ein kleiner Bogen, 
zwischen zwei Schildchen, über welchen Kugeln. (Wölk. 56). 

1 1 (52) Stück 0,36 g 20^ mm. 
Reichel 526. 

15. Aehnliches Stück, die Lanzen, zwischen denen noch eine 
Eogel, mit abgerundeten Spitzen und statt der Schildchen mit 
Kugeln Halbmonde. 

12 Stück 0,46 g 20^ mm. 

Nach der Angabe bei Reichel (vgl. auch Wölk. Fund S. 25) 
haben sich Nr. 13 und 14 in einem bei Potsdam gemachten Münz- 
funde befunden ; die Darstellungen auf ihnen sind ganz im Character 
der brandenburgischen Denare aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts. 

16. Auf einer Erhöhung, unter welcher eine Kugel, zwei 
Fahnen (Wölk 64.) 

3 (19) Stück 0,36 g 20^ mm. 
A.uf Brandenburger Denaren (z. B. Weidhas VI, 13) finden 
sich ähnliche Vorstellungen. Auch diese Münze war in dem Pots- 
damer Funde. 

17. Der Markgraf mit zwei Reichsäpfeln, darunter auf jeder 
Seite ein Ringel (Wölk. 13). 

6 (21) Stück 0,37 g 22 mm Taf. VIII, 17. 
Ganz die Hauptseite des Denars Weidhas X, 18, so dass das 
Stück hier wohl aufgeführt werden kann. Zu vergleichen auch 
Stenzel a. a. 0. 2, 33. 



218 Pr. Bardt: 

18. Doppeladler, auf der Brast anscheinend Schild mit dem 
Scepter. Gestrahlter Rand (Wölk. 84). 

1 (1) Stück 0,27 g 18 mm. 

Die Mfinze findet sich schon bei Rau XXII, 27. Hat der 
Adler wirklich das Scepter auf der Brust, so wäre dies die älteste 
Darstellung des Adlers mit dem Scepterschilde. Jedenfalls liefert 
das Stuck einen neuen Beweis für das Hinabreichen der Bracteaten 
mit dem gestrahlten Rande in das 13. Jahrhundert, den schon der 
Hohenwalder Fund (Zeitschr. Bd. IV, S. 245 und Taf. 5, 58) er- 
brachte. Die Schlüsse, die aus dem Vorkommen unseres Brac- 
teaten Ton Erbstein, Wölk. Fund S. 20 gezogen worden, sind 
daher unzutreffend. 

2. Schlesien')- 

Eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Münzen unseres Fandes 
lässt sich mit mehr oder minder guten Gründen nach Schlesien 
verlegen. Sie gehören in die Classe der schlesischen Bracteaten, 
welche in dem Aufsätze von Friedensburg (Bd. IX, S. 319 f. d. Z.) 
als die „grossen^ bezeichnet und über welche daselbst ziemlich 
ausführliche allgemeine Erörterungen gegeben sind. . Es muss hier 
hervorgehoben werden, dass nicht alle diese grossen Bracteaten 
einer Fabrik sind, sie differiren insbesondere vielfach in Bezdg 
auf die Grösse, auf Farbe des Bleches, auf Feinheit des Gepräges. 
Eigentlich sehen sich fast immer nur Fundgenossen so recht gleich, 
doch lässt sich bei längerem Studium ein Gesanmitcharakter er- 
kennen, dessen Spezifizirung in Worten indessen kaum möglich, 
hier jedenfalls nicht zu geben ist. Es soll nur wieder einmal be- 
tont werden die ausserordentliche Schwierigkeit einer bestimmten 
Zuweisung an Schlesien, die sich auch hier wieder deutlich zeigt 
Bei einzelnen Stücken kann kein Zweifel an ihrem schlesischen 
Ursprünge obwalten, sie sind uns aus anderen schlesischen Funden 
bekannt; bei anderen werden diese Zweifel stärker, ja so stark, 

1) Die BearbeituDg der schlesischen Münzen stammt ans der bewährten 
Feder des Herrn Referendar Fried ensbnrg, z. Z. in Berlin. 



r. 



Der Braeteatenftmd von Or.-Brieflen. 219 

dass diese Stücke eben nur auf einen Schein hin hierher yerlegt 
werden konnten. Die folgende Einzelbesprechung wird dies er- 
weisen und klar legen. Wir haben hier folgende Gepräge: 

19. Zwei Köpfe von yom, zwischen ihnen auf einem Bogen 
ein Stab, oben in eine Rosette endend (Wölk. 26). 

5 (25) Stück 0,45 g 21 mm. 
Der Typos dieses Stückes ist ähnlich einem aas dem Praus- 
nitzer Funde stammenden kleinen Bracteaten der Sammlung Frie- 
densburg ^). Die Haartracht findet sich ebenso auf schlesischen 
Bracteaten (t. Saurma, Schlesische Münzen und Medaillen (1883), 
Nr. 2 u. a. m.). Auch ein ähnlicher Stab kommt nicht selten vor, 
gleichwohl ist der schlesische Ursprung dieses Stückes nicht völlig 
sicher. 

20. Hälbling. Ein ähnlicher Stab, nur oben Kleeblatt zwischen 
2 Punkten, zur Seite je ein Mond. 

2 Stück 0,27, bez. 0,31 g 18^, bez. 17 mm Täf. VIII, 20. 
Dies Stück ist entschieden schlesischer Fabrik, auch die Monde 
sehr häufig auf schlesischen Münzen dieser Zeit 

21. Zwei Fahnen auf einem Bogen, in demselben und auf 
jeder Seite von ihm eine Kugel (Wölk. 65). 

12(1) Stück 0,44 g 22 mm. 
Ein ähnliches Münzbild ist in Schlesien häufig (Saurma 96. 97), 
gleichwohl bleiben Zweifel; der erhabene Rand ist — ebenso wie 
bei Nr. 19 — nicht von der diesen Stücken sonst charakteristischen 
Breite. 

22. Zwei Adlerköpfe, Rücken an Rücken. 

7 Stück 0,38 g 2\\ mm Taf. VUl, 22. 
Hier walten keine Zweifel ob, die Fabrik ist entschieden 
schlesisch '), der Typus ein bekannter, oft variirter. 

23. Thierkopf von vorn mit mächtigen gewundenen Hörnern, 

12 Stück 0,86 g 2\\ mm Taf. VUI, 23. 

1) Von der Art, wie die Bd. IX S. 317, Anm. erwähnten, v. Sanrma hat 
keine Stücke dieser Art wegen der Zweifel über ihren Ursprung abbilden lassen. 

2) 8o auch femer, wo nichts besonderes bemerkt ist. 

ZchMhrlfl mr Mamlamailk. XL 15 



220 ^^' Bwdt: 

Bei Pfotenhauer (die schlesischen Siegel von 1250 — 1300, 
Breslau 1879) ist auf Taf.XIIB der Grabstein eines Cesslawitz ab- 
gebildet mit einem Bock mit grossen Hörnern; derselbe Bock im 
Siegel des Jesco von Cesslawitz a. a. 0. Nr. 70 vom Jahre 1304. 
Der Kopf des Bockes, insbesondere die Homer, erinnern stark an 
unseren Bracteaten^). Vielleicht ist derselbe irgendwie auf diese 
Familie zu beziehen, wenn nicht auf die Haugwitz'sche, welche 
einen schwarzen Widder köpf mit goldenen Hörnern im Wappen 
führt. Oder stellt der Kopf nur schlechthin den des Haustkieres 
dar? Auch das ist bei der Vorliebe der schlesischen Stempel- 
schneider für die Zoologie sehr möglich, und dann wären alle Con- 
jecturen, die an das Wappen anknüpfen, zwecklos. Jedenfalls 
ist das Stück eins der interessantesten des Fundes. 

24. Eine Lilie, oben gespalteti, — augenscheinlich wohl zum 
Zweck des Halbirens des Stückes. 

3 Stück 0,43 jf 20 mm. 
Saurma a. a. 0. 311. 

25. HälbUng. Zwei halbe Lilien (Wölk. 85?), 

5 Stück 0,29 jr 17 www. 
Saurma 316, aber hier kleiner. 
Diese beiden Stücke gehören dem Bisthum Breslau zu. 

26. Eine grosse Lilie, und 

9 Stück 0,36 g 21 mm Taf. VUI, 26. 

27. Zwei kleinere Lilien, zwischen ihnen eine zweigartige Figur. 

10 Stück 0,38 g 23 mm Tat VUI, 27. 
Diese Münzen dürften kaum schlesisch sein, ihre Fabrik und 

ihr Styl besonders sprechen dagegen, doch ist die Möglichkeit nicht 
ausgeschlossen. 

28. Ein Halbmond, nach oben oSen^ darin ein schlankes Kreuz. 

11 Stück 0,31 g 20^ mm. 



1) Der gleiche Kopf aach auf dem späteren Denar bei Saanna 51, auch 
dort leider keine Beziehung auf eine Stadt sicher zu ermitteln. 



Der Bncteatenfand yon Gr.-Brieseo. 221 

29. Derselbe Mond, darauf zwei Bischofstabe, Racken an 
Rücken. 

4 Stück 0,33 g 20^ um» Taf. VIII, 29. 
Mond and Krenz zeigen viele schlesische Bracteaten (Saurma 

377. 378 a. ▼. a.) ähnlich vereint. Besonders interessant ist jedoch 
das Stück mit den zwei Bischofstaben, die sich übrigens ebenso 
gut auf ein Kloster, wie auf das Bisthum beziehen mögen. Die 
Zusammengehörigkeit beider Stücke ist aber zweifellos. 

30 — 37. Eine Reihe von Buchstaben, deren wir überhaupt 
nicht wenige auf diesen Mönzen finden. Besonders häufig ist das 
Ä, von ihm besitzt Friedensburg 7 verschiedene Stempel. Die 
hier vertretenen Buchstaben, sämmtlich von den bei v. Saurma 
vorkommenden abweichend, sind folgende: 

31. Ein grosses A. 

9 Stück 0,36 g 21^ mm Taf. VIII, 31. 
Dies A sieht fast wie ein Monogramm von 5ß und R aus, 
findet sich übrigens fast genau ebenso auf den Denaren v. Saurma 
28 und 86, die natürlich viel später sind: eine Erscheinung, die 
noch ihrer Erklärung harrt. Dazu 

32. Ein gleicher Hälbling, 

2 Stück 0,31 g 17 wm, 
der über dem A noch eine Engel hat, ferner noch 

33. ein ähnlicher, aber minder verschnörkelter Uälbling mit 
einer Engel unten und statt der oberen mit dem nach oben geöff- 
netem Halbmond. 

7 Stück 0,3 g \^ mm Taf. VIII, 83. 

34. Ein grosses B mit einem Stern in jeder Höhlung. 

7 Stück 0,34 g 2(imm Taf. VIII, 34. 

35. Ein grosses ffl. 

5 Stück 0,38 g 20^ mm Taf. VIII, 35. 
Aehnlich Saurma 360. 

36. Desgl., als Hälbling. 

1 Stück 0,3 g 16 wm Taf. VHI, 36. 

Anders gehalten ist der Buchstabe ein S. Doch da zwei 

16* 



222 Fr. Baidt: 

Querbalken dargestellt sind, möchte ich lieber ein Sß als ein 8 
sehen. Kleine Hohlpfennige mit SO, kommen später noch vor ond 
sind wohl an Münsterberg zu geben, hier aber sind Deatongen 
der einzelnen Buchstaben fruchtlos. Wahrscheinlich gehören alle 
diese Stücke mit Buchstaben zusammen, soweit nicht gar zu er- 
hebliche Unterschiede sichtbar werden^ wie allerdings bei den 
sonstigen A's. 

37. Ein grosses S, oben und unten in ein Kreuzchen endend. 

6 Stück 0,3^ 22 mm Taf. IX, 37. 
Wenn man dies letztere Zeichen für ein Z ansehen will, kann 
man dies Stück mit den Denaren Saurma 95 — 97 yergleichen, 
ohne jedoch damit weiter zu gelangen. Merkwürdig ist, dass von 
diesen Münzen das erste K weniger dem Yulgärbegriff der schle- 
sischen Fabrik entspricht; während der ganz gleiche Hälbling 
wieder völlig schlesisch aussieht Man erkennt daraus, wie un- 
sicher doch alle diese auf Fabrik und Habitus gegründeten Za- 
theilungen sind. Was aber bleibt uns, wenn auch dies Kennzeichen 
als trügerisch erfunden wird? 

38. Eine Figur ähnlich wie der Stralsunder Fischerstrahl, der 
Untertheil aufgebogen. 

9 Stück 0,3^ 21^ mm Taf. VIII, 38. 

39. Hälbling. Ein ähnliches Zeichen auf einer Art Posta- 
ment, zur Seite desselben je ein Pfahl. 

55 Stück 0,27 g 15 mm Taf. VIII, 39. 
Auch hier kein Zweifel an dem schlesischen Ursprung der 
Münze ; aber keine Deutung des höchst merkwürdigen Bildes. — 
Den Schluss bilden 5 sehr zweifelhafte Stücke: 

40. Adler von vorn mit deutlicher Binde, am Rande 4 Striche. 
(Wölk. 32.) 

3(1) Stück 0,42^ 21^ mm. 
Saurma 215. 

41. Doppeladler (Wölk. 31). 

Nur die rechte Hälfte (1 Stück). 20^ mm. 



Der Bncteatenfand von Gr.-Brieseo. 223 

42. Desgl., anderer Stempel, der den Adler eher aus zwei 
halben Adlern zusammengesetzt erscheinen lässt. 

I Stück 0,41 g 20 mm Taf. VIII, 42. 

43. Helm von vom, daran zwei Zweige (oder Flüge?). 

22 Stück 0,35 g 20^ mm Taf. Ym, 43. 

44. Helm nach links, darauf 5 Federn. Am Rande 4 Kugeln. 

II Stück 0,27^ 21 mm Tat VUI, 44. 

45. Zwei Hähne, sich ansehend (Wölk. 30). 

15 (6) Stück 0,36 g 21 mm. 
Saurma 276. 

46. Eirchengiebel mit Ereuz, darin ein Wappenschild, an 
jeder Seite ein Kelch (Wölk. 54). 

21 (39) Stück 0,35 g 22 mm. 

Diese Stücke sind, das letzte vielleicht ausgenommen, im 
wesentlichen gleicher Fabrik. Man wäre versucht, sie nach Nieder- 
schlesien zu legen, in eine Gegend, wo die schlesische Prägung in 
die brandenburgische sozusagen überzugehen beginnen würde. 
Der Helm von Nr. 44 erinnert stark an den schlesischen, wie ihn 
z. B. die Denare der IVVeßaS BOLKOHSS zeigen, auch der 
von Nr. 43 kommt ähnlich auf grossen Bracteaten Schlesiens, wenn 
auch von der Seite gesehen, vor (v. Saurma 87, andere deutlichere 
in der Sammlung Friedensburg). Der Adler kann recht gut der 
schlesische sein, auch der Doppeladler ist in Schlesien nicht un- 
erhört, er ist z. B. das älteste Siegelbild der Stadt Breslau de 
anno 1262, was tre£flich zu diesem Funde passen würde. 

Die Hähne endlich, welche man einst auf Frankfurt a/0. hat 

beziehen wollen, dann aber von da ausgewiesen hat, finden sohle- 

« 

sische Brüder in Saurma 274 und 275 und dem sog. |,Ohlauer^ 
Denar, dessen Zutheilung, wie hier gesagt werden mag, doch sehr 
gewagt erscheint. Doch sei es unverhohlen, dass die Fabrik dieser 
Stücke völlig abweicht von der der anderen „grossen^ Bracteaten 
Schlesiens, sie sind viel flacher von Aussehen, ihr Gepräge ist 
nicht so plump-kräftig, wie der meisten letzteren. Man könnte 
aber gezwungen werden, noch einen Bracteatentypus für Schlesien 



224 Fr. Bardt: 

in dieser Zeit anzunehmen, eine Annahme, die zwar gar nicht an- 
möglich erscheint, jedoch weiterer Bestätigung bedarf^ ehe sie zur 
Gewissheit wird^). 

Was endlich Nr. 46 anlangt, so steht sie ihrem Aeussem 
nach etwa in der Mitte zwischen den gewöhnlichen Bracteaten 
und den hier zuletzt erwähnten, den ersteren jedoch sich mehr 
nähernd, die Darstellung in ihrer Composition erscheint mir aber 
wenig im Styl der Schlesier. 

3. Grafen von Brena. 

47. Der breuische Helm mit 3 Pfauenfedern zwischen den 
zwei (oben eingekerbten) Herzen. (Wölk. 60). 

4 (5) Stück 0,29 g 20 mm. 
Abbildung auch bei Schoenemann 5, 75. 

48. Das Herz in rundem, auf einem Schrägkreuze liegenden 
Schilde. 

1 Stück 0,6^ 20 ww. 
Götz 3386. Berl. Bl. IV, Taf. 43, 15. 

49. Das brenische, innen verzierte Herz, die ganze Fläche 
der Münze ausfüllend. Am Aussenrand 4 Striche. 

14 Stück 0,37 g 21^ mm Taf. VHI, 49. 

50. Der Graf^ in jeder Hand das Schild mit den drei Herzen 
(die hier als Kugeln erscheinen). (Wölk. 14). 

Nur die linke (rechte) Hälfte. 20 mm. 
BerL Bl. a. a. O. Nr. 16. 

51. Der Graf mit zwei breiten Schwertern. 

1 Stock 0,3 g 20i mm Taf. VHI, 51. 
Die Figur trägt genau dasselbe lange Kleid, wie auf dem 
vorigen Stück, und da auf zweiseitigen brenischen Münzen der 
Graf mit 2 Schwertern dargestellt ist (Berl. Bl. a. a. O. 21), so 
habe ich versucht, das Stück hier unterzubringen. 



1) Aach Nr. 26 aod 27 durften nicht sa fern tod diesen Stficken daheim sein. 



Der Bracteatenfand Ton Gr.-Briesen. 225 

52. In breitem Ringe dreieckiger Schild mit 3 Kugeln. 

2 Stück 0,3 ^r lli mm. 
a. a. 0. Nr. 14. 

53. Baom mit 5 Aeeten, an den beiden unteren hängen grosse 
herzförmige Blatter herab (Wölk. 80). 

22 Stuck 0,34 ff 20 mm Taf. YHI, 53. 
Bei Reichel IV, 123 wird anscheinend dasselbe Stuck be- 
schrieben und den brandenburgischen Markgrafen Johann I. und 
Otto lU. zugetheilt Da aber das Gepräge die beiden herzför- 
migen Blätter so besonders hervortreten lässt und die Fabrik nicht 
widerspricht, so möchte ich das Stück für brenisch halten (vgl. 
auch Götz 3383). 

54. Säule, rechts und links der brenische Helm. 

1 Stack 0,45 ff 20i mm Taf. VIII, 54. 
Aehnliche Darstellungen bei Stenzel, Num. Studien 3, 53 und 
Schoenemann 7, 11. Der Helm genau wie auf dem brenischen 
Bracteaten BerL Bl. a. a. 0. Nr. 20. 



Hier können noch folgende Gepräge angereiht werden: 

55. Sättlenartiger Baum mit 3 Blättern zwischen 2 Schilden 
mit einem Querbalken. 

1 Stück 0,23 ff Idmm Taf. VIII, 55. 

56. Thürmchen oder Säule, daneben ein Schild mit einem 
Stern ^) darüber. 

Nur die linke Hälfte. 20 mm. Taf. VIII, 56. 

57. Helm mit Federschafi zwischen Sternen (Wölk. 61). 

Nur die linke Hälfte (3 Stück) 20 mm. 

58. Dreieckiger Schild mit einem Kreuze zwischen 2 Ringeln, 
darüber 2 Fahnen (Wölk. 58). 

1 (4) Stück 0,32 ff 20 mm. 

59. Sitzender Dynast mit 2 Schilden; was diese enthalten, 
ist leider nicht zu erkennen. 

7 Stück 0,34 ^ 20 mm Taf. VIU, 59. 

1) Nicht eine kreoiartige Figur, wie die Abhildang irrthdmlich xeigt 






226 Fr. Bardt: 

Die vorstehenden Münzen zeigen gleiche Fabrik mit den bre- 
nischen Geprägen und werden nicht weit von ihnen entstanden 
sein. Nr. 59 mag auch nach Anhalt gehören. 

4. Grafen von Reinstein. 

60. Hirschgeweih, in der Mitte ein Punkt. 

4 Stück 0,42^ 21 mm Taf. VIU, 60. 
Das Stück schliesst sich an den Reinsteiner Bracteaten an, 
den Dannenberg in den B. Bl. lY, Taf. 48, 9 bekannt gemacht 
und mit guten Gründen hierher bestimmt hat. 

5. Edle Herren von QuerfurL 

61. Auf einer Mauer zwischen 2 Thürmen senkrecht getheiltes 
Wappenschild: halber Adler und Querbalken (Wölk. 36). 

9 (44) Stück 0,28 g 20^ mm. 

Mader, Zweiter Versuch Nr. 48. Stenzel 2, 9. Mülverstedt 
in den Magd. Geschichtsblättem Bd. 6, Taf. Nr. 9 und Erbstein, 
Grafen von Mansfeld S. 17. 

Ueber das hier auftretende Wappen hat y. Mülverstedt a. a. O. 
S. 88 ff. ausführlich gehandelt; es wurde zur gleichen Zeit von 
deo Fürsten von Anhalt, den Grafen von Barby- Mühlingen und 
den Edlen Herren von Querfurt geführt. Mit Kücksicht auf die 
von Erbstein a. a. 0. Nr. 7 bekannt gemachte und entschieden 
querfurtische ganz ähnliche Münze glaube ich, dass auch unser 
Bracteat den letzteren Herren zugetheilt werden muss. 

62. Auf einer Mauer zwischen 2 runden Thürmchen Schild 
mit Querbalken; unten Thor mit einem Ringel. 

1 Stück 0,3 ff 20i mm Taf. VIII, 62. 

63. Aehnliches Stück aber statt des Schildes ein Kopf. 

1 Stück 0,27 ff 21 mm. 

64. Aehnliches Stück, aber die Mauer hat Zinnen und im 
Thore eine Kugel oder ein Stern (Wölk. 27). 

1 (2) Stück 0,37 ff 19 mm. 
Auch bei Schoenemann 5, 68. 



Der Bracteatenfdnd Ton Gr.-Briesen. 227 

Die Torstehenden 4 Münzen lassen sich nicht trennen und 
sind entweder, wie Schoenemann S. 52 zu einer ähnlichen Reihe 
bemerkt, verschiedene Jahrgänge aus derselben Münzstätte oder 
die Nr. 62 — 64 sind Nachprägimgen benachbarter Herren. 



65. Helm mit kurzen BüfPelhömem, zwischen denen eine 
Engel, auf einem kleinen Bogen zwischen einer gespaltenen Lilie; 
unter dem Bogen eine Kugel. Auf einem zweiten Exemplar er- 
scheinen die beiden Lilienhälften ganz als Zweige (Wölk. 62). 

3 (18) Stück 0,47 bez. 0,4 g 22 bez. 21 mm. 
Von Erbstein, a. a. 0. S. 25, wird auf die Aehnlichkeit des 
Helmes mit dem Querfurter hingewiesen, der querfurter Ursprung 
der Münze aber zweifelhaft gelassen. 

66. Kopf über zwei ähnlichen halben Lilien oder Zweigen. 

2 Stück 0,35 g 19 ww» Taf. VIH, 66. 
Man könnte die Figuren unter dem Kopfe auch für Geweihe 
halten und dann an die Grafen von Reinstein oder auch Cletten- 
berg denken. 

6. Fürsten von Anhalt 

67. Wappenschild mit dem halben Adler und dem Quer- 
balken, darüber Brustbild des Fürsten mit 2 Lilienstäben. 

1 Stück 0,35 g 20J mm Taf. VIII, 67. 
Die Fabrik entspricht den gewöhnlich nach Anhalt gewiesenen 
Stücken. 

68. Der Fürst mit in die Seite gestemmten Armen zwischen 
2 Thürmen mit Kreuzen. 

1 Bruchstück. 
Stenzel 2, 12. 

69. Undeutlich, anscheinend der Fürst mit 2 langen Lanzen. 

1 Stück 0,37 ^r 19 wim. 
Stenzel 2, 31. 



228 ^- Bardt: 

7. Stadt Erfurt 

70. Rad in einem dicken Ringe, in der Mitte ein Punkt. 

1 Stück 0,4 g 15^ mm Taf. VIII, 70. 

71. Achtspeichiges ähnliches Rad. 

1 Stuck 0,31 ^ Umm Taf. VIII, 7 1 . 
Nach Leitzmann, Münzwesen Erfurta S. 82 Nr. 364, sollen 
ähnliche Pfennige geprägt sein, nachdem die Stadt 1352 selbst in 
den Besitz des Münzrechts gelangt war. Unser Fand beweist 
aber, dass solche Pfennige schon am Ende des 13. Jahrhunderts 
geschlagen sein müssen. 

72. Rad von sechs Speichen. Rand schräg gekerbt. 

1 Stück 0,3 i^ 11 mm Taf. VUI, 72. 
Ob dieses Stück hierher gehört, kann zweifelhaft sein. 

8. Gotha. 

73. Eine Krone, welche oben in eine Lilie ausläuft (Wölk. 42). 

Nur die rechte Hälfte (3 Stück) 20 mm. 
Posem Taf. 22, 35. Nach Görlitz, wohin man diese Münze 
auch hat legen wollen, gehört sie nicht, wie das a. a. O. Nr. 34 
abgebildete gleiche Stück mit der Umschrift 60TH beweist. 
Vgl. aber auch den schlesischen Bracteaten bei Saurma a. a. 0. 
Nr. 69. 

9. Erzbischöfe von Magdeburg. 

74. Unter einem mit kurzen Thurmchen besetztem Bogen 
Brustbild des Erzbischofs zwischen 2 Krummstäben (Wölk. 7?). 

1 Stück 0,41 i^ 19 wm Taf. VUI, 74. 

75. Erzbischof mit der Ereuzfahne (Wölk. 1). 

Nur die linke Hälfte (1 Stück). 20^ mm, 

76. Erzbischof mit dem Erummstab, daneben ein schlanker 
Thurm. 

Nur die linke Hälfte. 20 mm. 
Aehnlich Mader, 2. Versuch, Nr. 27 und Leuckfeld, Magd. 
Bract. Nr. 16 b. 



i 



Der Bracteatenfdnd von Gr.-Briesea. 229 

77. Erzbischof mit der Fahne, daneben ein Thürmchen. 

Nur die linke Hälfte 20 mm, 

78. Der Erzbischof mit dem Ereuzstab, daneben auf einer 
Stufe ein Kreuz. 

Nur die rechte Hälfte. 
Aehnlich Mader a. a. O. Nr. 30. 20^ mm, 

79. Der sitzende Erzbischof mit zwei (?) Erummstäben, da- 
neben 2 Thürmchen. 

1 Stück 0,3 g 18 mm, 

80. Der sitzende Erzbischof mit einem Kreuzstabe. 

Nur die rechte Hälfte. 20 mm, 

81. Der heilige Moritz mit Fahne und Schild. 

1 Stück 0,39 g 18^ mm. 
Leuckfeld Nr. 28. 

82. — RICIVS der sitzende Heilige mit dem Schwert. 

Nur die linke Hälfte. 20^ mm, Taf. IX, 82. 

83. Brustbild des Heiligen mit dem Schwert, über einem 
Bogen; von der Darstellung darunter ist nur ein Kreuzchen zu 
sehen. 

Nur die linke Hälfte 22 mm. 
Dasselbe Stück im Münzfunde von Krosigk, Bl. für Münzfr. 
Taf. 52, 26. 

84. In einer Bogen-Einfassung sitzender Heiliger (oder Brust- 
bild desselben?) mit kurzem Kreuzstab. 

Nur die rechte Hälfte 21^ mm. 

10. BischSfe von Brandenburg. 

85. Bischof mit 2 Palmzweigen zwischen B — 0. 

1 (zerschnittenes) Stück 20 mm. 
Dieses zuerst von Dannenberg in dieser Ztschrft Bd. 3, 
Taf. 3, 1 bekannt gemachte und mit den triftigsten Gründen dem 
Bischöfe Otto HI. von Brandenburg (1251—60) zugetheilte Stück 
ist das einzige des Fundes, welches eine sichere Zeitbestimmung 
gestattet^ und deshalb von grosser Wichtigkeit. 



280 ^r. Bardt: 

86. Bischof mit 2 Krummstaben zwischen 2 Kreuzen. 

I Stuck 0,38 g 19^ mm Tai IX, 86. 

87. Bischof mit einem Kelch, darunter eine Kugel. 

Nur die Unke Hälfte 19 mm Taf. IX, 87. 
Schon Mader (zweiter Versuch S. 49) bemerkt, dass es oft 
schwer sei zu entscheiden, ob ein stummer Bracteat, so ähnlich 
er auch z. B. den Magdeburgischen sein mag, nicht etwa blos 
aus dieser Gegend sei, und S. 52, Anm. 1 weist er darauf hin, 
dass die Magdeburgischen und Brandenburgischen Münzen aus 
dem Ausgange des 13. Jahrhunderts „grossentheils ganz einerlei 
Styl^ haben. Ich glaube daher, dass unter den Bracteaten, welche 
den Magdeburger Erzbischöfen zugetheilt werden^ sich manche 
befinden, die in Brandenburg geprägt sind. Die beiden yorstehen- 
den Stücke ähneln so durchaus unserer Nr. 85, dass ich kein Be- 
denken trage, sie f&r das Bisthum Brandenburg in Anspruch zu 
nehmen. Der Münzherr wird Otto UI. oder einer seiner nächsten 
Nachfolger sein. 

10. Herren von Cottbus. 

88. Ochsenkopt von vom, die ganze Fläche ausfüllend. 

II Stück 0,27 g 16 mm Taf. IX, 88. 

89. Aehnhcher Ochsenkopf, am Hochrande vier Kugeln. 

1 (am Rande ausgebrochenes) Stück 0,27 g 15^ rmn. 

90. Ochsenkopf mit kurzem Hörnern und herabhängenden 
Ohren. Gestrahlter Rand. 

1 Stück 0,29 g 16 twtw Taf IX, 90. 
üeber die Münzen der Herren von Cottbus hat Bahrfeldt in 
der Wien. Num. Zeitschr. Bd. XTTI (S. 20 ff. des Sonderdruckes) 
ausführliche Mittheilungen gemacht. Derselbe legt ihnen^ gewiss 
mit Recht, einen von ihm Taf. 8, 26 abgebildeten Bracteaten mit 
dem Krebs, ihrem Wappenthiere, bei. Im Uebrigen sollen aber, 
nach den vorhandenen alten Nachrichten, ihre Münzen mit einem 
Ochsenkopf bezeichnet gewesen sein, was der bei Posem Taf. 18, 3 
abgebildete grosse Bracteat bestätigt. Die vorstehenden Pfennige 




Der Bracteatenfond tod Gr.-Briesen. 231 

mit dem Ochsenkopf, dessen ZeichDung von der des mecklenbur- 
gischen Stierkopfs abweicht, möchte ich deshalb and wegen der 
Nähe des Fundortes an Cottbus den Herren von Cottbus zu- 
schreiben, wenngleich ich das Gewagte dieser Bestimmung, zumal 
unser Fund auch die nachfolgenden mecklenburgischen Bracteaten 
enthalten hat, nicht verkenne. Das Ungewöhnliche der Fabrik für die 
Nieder- Lausitz wende man aber nicht ein. Hat man denn über- 
haupt schon die der Nieder-Lansitz eigene Münzprägang fest- 
gestellt? Es sind doch die grossen Bracteaten nach Meissner 
und die kleinen flachen nach Brandenburger Art geprägt worden. 
Kleine Pfennige wie die vorstehenden sind in Brandenburg und 
Schlesien geschlagen worden, kursirt haben die gleichartigen 
Pommerschen und Mecklenburger Pfennige: unmöglich ist es da- 
her nicht, dass sich die heimische Münzprägung auch einmal den 
letzteren angeschlossen hat. 

12. Meddenburg. 

91. Stierkopf mit links hervortretendem Halsfell in etwas un- 
deutlicher Zeichnung. 

34 Stück 0,37 g 15^ mm Taf. EX, 91. 

92. Stierkopf mit langen abstehenden Ohren ohne Homer, 
darüber zwei Halbmonde. 

1 Stück 0,31 g 16 mm. 
Dieses Stück ist bereits aus dem Hohenwalder Funde (Zeitschr. 
Bd. IV, Taf. 5, 55) bekannt. 

93. Nachbildung des vorigen Stückes. Der Stierkopf sieht 
fast wie ein halbes Kreuz, mit dickerem wagerechten Schenkel, 
aus, was besonders hervortritt, wenn man die Münze so hält, dass 
die Halbmonde links vor ihm stehen. 

12 Stück 0,35 g 15^ mm Taf. IX, 93. 
Diese merkwürdige Nachprägung mag in Pommern ent- 
standen sein. 

18. Pommern. 

94. Zwei Halbmonde zwischen zwei Sternen, oben und unten 
ein Punkt. 



232 Fr. Bardt: 

1 Stück 0,36 g \&mm Taf. Vlfl, 94. 
Gehört dieses zierliche Stück nach Pommern, wie es den An- 
schein hat, so wird es in GoUnow geprägt sein^). 

95. Der Stralsander Strahl, am äusseren Rande vier 
Striche. 

1 Stück 0,33^ 15^ mm. 
Aehnlich Zeitschr. Bd. IV, Taf. 4, 38. 

96. Der Strahl, oben daneben Halbmond. 

Nar die linke Hälfte. 17 mm. 

97. Zwei Kleeblätter, das eine nach links mit dem Stiel nach 
oben, das andere rechts mit dem Stiel nach unten gestellt. 

1 (ausgebrochenes) Stück. 0,23^ 11 mm Taf. IX, 97. 
Ich kann diesen interessanten Bracteateo von zweifellos pom- 
morscher Fabrik nur nach Treptow an der Kega legen, welches 
ein Kleeblatt (oder das Blatt einer Wasserpflanze) im Siegel fahrt. 
Soviel ich weiss, waren von dieser Stadt bisher nur kleine zwei- 
seitige Pfennige, keine Bracteaten bekannt. 

98. Die Colberg'schen gekreuzten Pfannhaken. 

25 Stück 0,33 g 15 mm. 
Reichel Bd. IV, Nr. 3530. 

99. Undeutlich. Anscheinend Kopf mit InfuI zwischen zwei 
Kugeln. 

1 Stück 0,51 ^ 15 mm. 
Die Münze schliesst sich an die kleinen Gepräge des Hohen- 
walder Fundes (Bd. IV, Taf. 4, 41 — 42) an, welche dem Bisthum 
Cammin zuzutheilen sind. 

14. Deutscher Orden. 

100. Zugespitztes Schild mit dem Kreuz; der untere Schenkel 
geht nicht ganz in die Spitze. 

3 Stück 0,29 g 17 mm. 
Aehnlich Vossberg, Preuss. Münzen Taf. 2, 28. 

1) Das Gepräge der von Daxmenberg, Berl. Bl. 11, S. 28 erwähnten GoU- 
nower Bracteaten habe ich leider nicht feststellen können. 



Der BracteatenfuDd yod Qr.-Briesen. 233 

101. Kreuz mit aasgegabelten Spitzen. 

5 Stück 0,32^ l&imm Taf.IX, 101. 

15. Unbestimmte. 

Diese Abtheilung ist leider die grosseste geworden. Trotz- 
dem manche Münzen ein deutliches Wappenbild tragen (z. B. 
Nr. 113, 114), ist es nicht möglich gewesen, den Münzherm zu 
ermitteln, und nur die HofiPnung geblieben, dass durch die vor- 
liegende Publikation die Theilnahme der Münzforscher sich jenen 
räthselhaften Geprägen zuwenden und Licht in das Dunkel bringen 
wird. Indessen auch hier haben wenigstens Groppirungen versucht 
werden können. 

102. In einem auf die Spitze gestellten Quadrat äusserst roh 
gearbeiteter Kopf von vom, anscheinend mit He'ligenschein. Zwei 
Seiten des Quadrats sind mit dem Hochrande durch 2, die beiden 
anderen Seiten durch einen Strich verbunden (Wölk. 12). 

8 (25) Stück 0,43 g 21 mm. 
Wir haben hier offenbar eine Nachahmung des bekannten, 
Otto dem Reichen von Meissen (1156—90) zugeschriebenen, bei 
Thomsen Taf. 8, Nr. 7370 abgebildeten Bracteaten vor uns, der 
ans dem Nossener Funde (Posem S. 231) stammt. Zu vergleichen 
femer Erbstein, Fund von Trebitz Nr. 37. Die Heimath unseres 
Stückes wird daher auch in der Meissener Gegend zu suchen sein. 

103. Geharnischtes Brustbild von vom mit Seitenlocken, um 
den Kopf eine aussen mit 3 Kugeln besetzte Einfassung (Wölk. 11). 

5 (13) Stück 0,38^ 22 mm. 
Auch im zweiten Funde von Jessen (Zeitschr. Bd. VII, S. 176 
Nr. 21 ist ein ähnliches Stück zum Vorschein gekommen und von 
Dannenberg nach Brandenburg gewiesen worden. Die Fabrik 
unseres Stückes will mir indessen wenig branden burgisch scheinen, 
sie stimmt mehr mit der des vorigen, sicher nicht brandenbur* 
gischen überein, und ich habe die Münze daher hier angereiht 

104. Im Sechseck Kopf von vorn mit Seitenlocken. 

10 Stück 0,28 g 20 mm Taf. IX, 104. 



234 Fr. Bardt: 

Aehnlich Rau 9, 20. 

105. Am gleichen, aber auf die breite Seite gestellten Sechs- 
eck eine anklare, kopfähnliche Figur. 

22 Stack 0,34 g 20| wwn Taf. IX, 105. 
Dass letztere Münze eine Nachpr&gung der vorhergehenden 
ist, kann nicht bedenklich sein; Nr. 104 ist aber wiederam dem 
schönen Bracteaten Bernhards von Sachsen aas dem Trebitzer 
Funde (Nr. 74) nachgebildet, gewiss nicht von einem Falschmünzer, 
sondern von einem sächsischen Dynasten, der seinem Greprage 
Umlauf verschaffen wollte. 

106. Brastbild von vom in mehrbogiger Einfassung 
Nur die rechte Hälfte. 22^ mm. 

Erinnert an den Moritzpfennig Nr. 56 des Trebitzer Fundes. 

107. In geperltem Hochrande in einem Kreise Brustbild mit 
dem Schwert. 

Nur die linke Hälfte. 23^ mm. 
Aehnlich BL f. Münzfr. Taf. 50, 21 (aus dem Baasdorfer 
Funde). 

108. Stehender Fürst mit der Fahne. 

Nur die linke Hälfte. 21 mm. 

109. Zwischen 2 Fahnen Brustbild von vom^ in einen Schild 
auslaufend, der in der Mitte tief gekerbt ist (Wölk. 22). 

4 (9) Stück 0,43 g 21^ mm. 
Das Stück befand sich auch in dem von Dannenberg Berl. 
Bl. Bd. IV, S. 191 beschriebenen kleinen Funde, der nur sächsisch- 
thüringische Münzen enthalten hat. Da auch das Dannenberg- 
sehe, gleich dem Wolkenberger Exemplare, nicht ganz deutlich 
gewesen zu sein scheint, so habe ich die Münze nochmals nach 
einem ganz klaren Stücke abbilden lassen. Das Landsbei^er 
Wappen^ welches Dannenberg in dem Schilde erkennen wollte, ist 
wohl nicht dargestellt; eine anderweite Erklärung kann ich freiUcfa 
nicht geben. 

1 10. Zwei dreieckige Schilde, über jedem ein grosser Stern. 

14 Stück 0,38 g 18 rnm. Taf. IX, 110. 



Der Braeteateofand von Gr.-Briesen. 235 

Die Schilde scheinen leer za sein. Will man in ihnen einen 
▼ertieften Qaerbalken erkennen, so könnte an Qaerfort gedacht 
werden. Der auffallend grosse Stern ist wohl keine zu&llige Ver- 
zierung, sondern Wappen-Emblem. Vielleicht ist er aaf die Edlen 
Herren von Hackebom, ein Sächsisches Geschlecht, zu beziehen, 
das auch in der Lausitz begütert war^). Schild und Stern in 
gleicher Verbindung übrigens auf Nr.^56, das sicher nach Sachsen 
gehört. 

111. Die Büffelhömer eines Helmzierraths mit je dreiLinden- 
bl&ttern besteckt. 

1 Stück 0,21 g \^'mm Taf. IX, 111. 

Die Fabrik erinnert an die bekannten kleinen thüringischen 
Pfennige bei Posem, Taf.. 22. 

112. Helm mit kurzen Büffelhömem, jedes derselben mit 
3 Lindenbl&ttem besteckt. 

9 Stück 0,41 g 2H nrn Taf. IX, 1 12. 

113. Chrosses Wappenschild mit einer Rose. 

2 Stück 0,5^ 20^ mi» Taf. IX, 113. 

114. Zwei dreieckige Schilde mit einem Pfahl, oben und 
unten eine Kugel. 

7 Stück 0,23 g 18 «um Taf. IX, 114. 

115. Grosser Stierkopf von vom, zwischen den Hörnern zwei 
Engeb. 

6 Stück 0,36 g 20 «nm Taf. IX, 115. 
Die Münzherren der vorstehenden, hier meines Wisseas zum 
ersten Male ans Licht gekommenen Gepräge haben sich aller 
Mühe ungeachtet nicht ermitteln lassen. Ich halte sie für Münzen 
sächsisch-lausitzischer Dynasten. Ob der Stierkopf auch für die 
Herren von Cottbus zu beanspruchen wäre? 

Hier können noch folgende merkwürdige Stücke angereiht 
werden: 



1) Gef&llige Mitthailnng des Herrn Geh. ArehiTreth ?on Hulveratedt in 
Mafd^burg. 

a«hMfcrlll Ar NvnlMMtik. XL 16 



236 ^r. Bardt: 

116. Zwei Beile oder Hellebarden mit sichelförmigen Eisen, 
mit den Stielen neben einander gestellt. 

2 Stück 0,29 g 20 twh Tat IX, 116. 

117. Ueber einem dreitheiligen Bogen, welcher von zwei 
Thürmchen flankirt wird, ein Helm (?) mit den vorbeschriebenen 
sichelförmigen Eisen; unter dem Bogen eine Kugel unter einem 
kleinen Halbbogen. 

2 Stück 0,38 g 20 mm Taf. IX, 117. 
Auch hier hat sich keine Erklärung finden wollen. 

118. Zwei Schlüssel neben einander, die Barte nach aussen. 
Auf jeder Seite drei Punkte. 

3 Stück 0,36 g 19^ wm Taf. IX, 118. 
An Salzwedel ist natürlich nicht zu denken. 



119. Brustbild, in Verzierungen auslaufend, mit zwei grossen 
Kugeln, auf welchen sich eine kleinere befindet. 

17 Stück 0,44 g 20 mm Taf IX, 119. 

120. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, Brustbild 
zwischen zwei Halbmonden (Wölk. 23, wo aber ein Stern unterm 
Bogen). 

10 (25) Stück 0,38 g 20 mm. 

121. Ganz ähnliche Darstellung, nur statt der Halbmonde 
dicke Kugeln. 

1 (am Rande ausgebrochenes) Stück 0,23 g 21 mm. 
Diese beiden Nummern sind offenbar verschiedene Jahrgange 
derselben Münzstätte. 

122. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, Brustbild 
mit zwei Kreuzen. 

13 Stück 0,38 g 21 mm Taf. IX, 122. 

123. Sitzender mit Schwert und Schild, daneben links eine 
Kugel. 

1 Stück 0,45 g 19 wm Taf. IX, 123. 
Auch diese Stücke werden von Dynasten in Sachsen oder 
Meissen ausgegangen sein. 



Der Bracteatenfiind Yon 6r.-BrieMn. 237 

124. Gekrönter Kopf mit lang Lerabhängenden Haaren. 
1 Stack 0,8 g 20 mm Taf. IX, 124. 

Bracteaten mit ähnlichem gekrönten Kopfe sind in der Lausitz, 
namentlich zur Besitzzeit der brandenburgischen Markgrafen, ge- 
prägt worden (Posem, Taf. 18^ 1 u. 2); also wird dieser, den nach- 
folgenden stylverwandte Bracteat auch der Lausitz angehören. 

125. Zwei recht roh gezeichnete Brustbilder mit in die Seite 
gestemmten Armen, darunter zwei grosse Rosen. 

1 Stück 0,27 g 20 mm Taf. IX, 125. 
Die Zeichnung der Rosen erinnert an das Wappen auf 
Nr. 113. 

126. Giebel mit grossem Kreuz, daneben und darunter je 
3 Kngeb. 

1 Stück 0,21 g 19} mm Taf. IX, 126. 

127. Zwei Halbmonde, zwischen ihnen oben und unten je 
8 Kugeln. 

1 Stück 0,37 g 21 mm Taf. IX, 127. 
Diese Stücke sind einerlei Fabrik und können fftglich nicht 
getrennt werden. Bei Nr. 127 ist an GoUnow natürlich nicht zu 
denken. Ich halte sie alle ffir Lausitzer Gepräge. 



128. Thurmgebäude, auf der Spitze ein grosser Stern zwischen 
2 Halbmonden (Wölk. 48). 

2 (14) Stück 0,35 g 20 mm. 

Von Th. Erbstein (Wölk. Fund S. 29) wird diese Münze der 
Stadt Halle zugeschrieben; zutreffend widerlegt dies Leitzmann, 
Wegweiser S. 80. 

129. Zinnenthurm zwischen zwei Wappenschilden, m welchen 
anscheinend ein Püahl (Wölk. 46). 

3 (4) Stück 0,53^ 20 mm. 
Die Schilde gleichen denen auf Nr. 114. 

130. Aehnlicher, aber weniger gut gezeichneter Thurm zwischen 

zwei Halbmonden. 

5 Stück 0,27 g 20^ mm. 

16* 



288 Pr. Bardt: 

Folgende Gepr&ge sind hier anzoscUiessen: 

131. Eine Art oben mit 3 Engeln versehenes Thor, in wel- 
chem ein Eagelstab (Wölk. 45). 

2 (6) Stfick 0,3 g 20^ mm. 

132. Aehnliches Stück, jedoch dag Ganze anf einem Bogen, 
anter welchem eine Kugel, nnd im Thor anscheinend eine Lanze« 

1 Stack 0,38 g 20 mm, 

133. Quergetheiltes Wappenschild unter einem dreifach ge- 
theilten Bogen, der ein Kreuz zwischen zwei Thürmchen tri^ 
(Wölk. 52). 

5 (3) Stück 0,28 g 20| mm. 

134. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, Zinnen- 
thurm zwischen zwei Fahnen, deren Schäfte den Bogen durch- 
schneiden (Wölk. 47). 

1 (3) Stück 0,32 g 21| mm. 

135. Aehnliches Stück, aber der Thurm mit Spitzdach und 
das Fahnentuch der Länge nach getheilt. 

1 (zerschnittenes) Stück \9\mm. 



136. Auf einem Bogen drei Thürme mit Spitzdächem und 
Kugeln anf den Spitzen, lieber dem mittelsten Thurm oben noch 
2 kleinere, unter dem Bogen 2 dicke Kugeln (Wölk. 38). 

4 (1) Stfick 0,42 g 20^ Tnm. 

137. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, drei 
Zinnenthürme. 

10 Stück 0,57 9 21mm Taf. IX, 187. 

138. Thor mit Kreuzgiebel zwischen zwei Thürmen (Wölk. 37). 

2 (1) Stuck 0,28 g 19^ mm. 

139. Auf einem Bogen drei Thürme, darunter Kreuz; anf 
dem Aussenrande 4 Kugeln. 

13 Stück 0,38 g 21 mm Taf. IX, 139. 

140. Zwei Thurme neben einander. 

2 Stück 0,38^ 20 mm Tai IX, 140. 



Der Bncteatenfond ron Gr.-BrieMn. 289 

W&hrend 136—140 einerlei Fabrik zeigen, sind die beiden 
folgenden StQcke ganz abweichend. 

141. Auf einem mit Punkten verzierten Bogen, unter welchem 
eine muschelartige Verzierung, zwei sehr zierliche Zinnenthürme. 

1 Stück 0,46 g 22 mm Taf. IX, 141. 
Die Fabrik erinnert ganz an die Thurmbracteaten, welche im 
Bönstorfer Funde (Zeitschr. Bd. 7 Taf. 7) vorgekommen sind. 

142. Auf kleinem Bogen Thurmchen zwischen zwei Sternen. 
1 Stuck 0,3 9 18 91111» Taf. IX, 142. 

Man wird bei diesem Stück an die Thurmbracteateu des 
Hohen walder Fundes (Zeitschr. Bd. 4, Taf. 5, 67—79) gemahnt. 
Auch der Bracteat bei Mader (Zweiter Versuch, Nr. 91), den der- 
selbe nach Wittenberg weist, hat Fabrikähnlichkeit. Die stummen 
Bracteaten mit Gebäuden und Thürmen, sind das Kreuz aller 
Forscher, weil sie der Erklärungsversuche zum grössten Theil 
spotten. Man wird nur sagen können, dass sie der Regel nach 
von Städten ausgegangen sind, und unter ihnen verstecken sich 
sicher die Münzen so vieler Münzstätten, von denen wir wissen, 
dass in ihnen geprägt ist, deren Münzen wir aber nicht nach- 
weisen können. So waren schon frühzeitig in den, unserem Fundorte 
benachbarten Städten Guben und Beeskow Münzstätten; in dem 
ersteren werden bereits 1295, im letzteren 1272 Münzmeister genannt 
(Bahrfeldt, brandenb. Eippermünzen S. 52 und 30). Es ist daher 
nicht ausgeschlossen, dass wir unter den vorstehenden Geprägen 
auch Erzeugnisse der Gubener und Beeskower Münzstätten zu 
suchen haben. 



143. Zwei Lilien anf einer Erhöhung (Wölk. 72). 

8 (19) Stück 0,44 g 21 mm. 

144. Zwei Helme mit Federstutz (Wölk. 59). 

8 (49) Stück 0,46 g 20^ mm. 

145. Zwei aufrecht stehende breite Schwerter (Wölk. 67). 

13 (60) Stuck 0,38 g 21 mm. 



240 Fr. Bardt: 

146. Eine schwer erklärliche Figur, etwa zwei unten ver- 
bundene breite Fahnen (Wölk. 73). 

1 zerschnittenes (10) Stück 20 mm. 

147. Der Buchstabe 7\, darüber zwei, daneben je eine Kugel 
(Wölk. 78). 

3 (2) Stück 0,49 g 19^ mm. 

148. Grosses ausgeschweiftes Kreuz; darüber und in jedem 
Winkel eine Kugel 

4 Stück 0,42 g 20^ mm Taf. IX, 148. 

149. Zierliches Lilienkreuz (Wölk. 76, etwas abweichend). 

1 (1) Stück 0,31 g 20 mm. 

150. Auf gezacktem Kreuz, in dessen Winkeki Kugeln, in 
einem Ringe ein Stern (Wölk. 49). 

3 (1) Stück 0,36 g 20^ mm. 
Eine ganz ähnliche Figur kommt auf den bekannten Wis- 
marer Wittenpfennigen des späteren Mittelalters Tor. 

151. Eine Figur, ähnlich der Stralsunder Flagge. Rechts 
davon eine Kugel. 

1 Stück 0,3 (7 18 mm Taf. IX, 151. 

152. In breitem Ringe auf einer Mauer, unter welcher eine 
Kugel, zwei Fahnen. 

1 Stück 0,48^ 20fiiin Taf. IX, 152. 
Von starkem Silberblech und von ganz abweichender Fabrik 
mit den vorstehenden Münzen. 



153. Der Buchstabe B in gestrahltem Rande. 

2 Stück 0,31 g 15^ mm. 

154. Getheilt, anscheinend zwei halbe Schilde mit Kreuxen (?) 

5 Stück 0,3 i/ 15 wm Taf. IX, 154. 

155. Auf ähnlichem Postament mit den beiden PftUen wie 
bei Nr. 39 eine Art oben zusammengebundener Wulst 

4 Stück 0,36 g 15 mm Tal IX, 155. 
Diese Stücke werden nach Mecklenburg oder Pommern ge- 
hören. 



Der Bracteatenfund yon Gr.-Brieseo. 241 

156. Lioke Hälfte eines Bracteaten mit stark geperltem Hoch- 
rand. Ein Zweig, der von der in der Mitte befindlichen Figur 
gehalten wird. 

20 mm Taf. IX, 156. 

157. Linke Hälfte. In einem Ringe Wappenschild, in wel- 
chem noch zwei quer liegende Spitzen zu erkennen sind. 

17^ mm Taf. IX, 157. 
Es ist bedauerlich, dass gerade diese Münze nur unvoll- 
ständig auf uns gekommen ist. Der Wappenrest erinnert auf- 
fallend an die Sensenklingen der Herren von Strele, deren 
Herrschaft in Beeskow Bahrfeldt (Brand. Eippermünzen S. 27) 
schon für das Jahr 1 272 nachgewiesen hat. Möglicherweise haben 
wir in unserem Stück eine Münze dieser Herren, die einzig be- 
kannte, vor uns. 



Wenn nun auch die vorstehende Durchmusterung unseres 
Fundes insofern wenig Befriedigung gewährt, als gerade die inter- 
essantesten Stücke noch der Aufklärung harren, so hat er uns 
doch immerhin zahlreiche neue Gepräge geliefert und gezeigt, wie 
mannigfaltige Typen im Ausgange des 13. Jahrhunderts an der- 
selben Stelle im Umlaufe waren. Zugleich aber lehrt er, worauf 
schon oben unter Schlesien hingewiesen wurde, wie vorsichtig die 
sogenannte „Fabrik" bei den Deutuogsversuchen zu behandeln ist. 
Seitdem die Bracteaten kleiner geworden waren und das Gepräge 
angefangen hatte, sich zu verflachen, scheinen die Erzeugnisse 
der Münzstätten zwischen Elbe und Oder die weiteste Verbreitung 
innerhalb dieses Gebietes erlangt zu haben und an lokale Bezirke 
nicht mehr gebunden gewesen zu sein. Dann aber ist es fast un- 
möglich, aus der Fabrik und dem Fundort die sonst üblichen und 
gerechtfertigten Schlüsse auf die Heimath der Gepräge ziehen zu 
wollen. Am zahlreichsten (in 55 Stücken) war Nr. 39 vorhanden, 
welches nach Schlesien gehört; dann folgt mit 34 Stücken der 
Mecklenburger Pfennig Nr. 91. üeber 20 Stücke zählen nur noch 
Nr. 43, 46 (beide zweifelhafte Schlesier), 53 (Brena) und 105 



240 Fr. Bardt: 

146. Eine schwer erklärliche Figur, etwa zwei unten ver- 
bundene breite Fahnen (Wölk. 73). 

1 zerschnittenes (10) Stück 20 mm. 

147. Der Buchstabe Ä, darüber zwei, daneben je eine Kugel 
(Wölk. 78). 

3 (2) Stuck 0,49 g 19| mm. 

148. Grosses ausgeschweiftes Kreuz; darüber und in jedem 
Winkel eine KugeL 

4 Stück 0,42 g 20^ mm Taf. IX, 148. 

149. Zierliches Lilienkreuz (Wölk. 76, etwas abweichend). 

1 (1) Stück 0,31 g 20 mm. 

150. Auf gezacktem Kreuz, in dessen Winkeln Kugeln, in 
einem Ringe ein Stern (Wölk. 49). 

3 (1) Stück 0,36 g 20^ mm. 

Eine ganz ähnliche Figur kommt auf den bekannten Wis- 
marer Wittenpfennigen des späteren Mittelalters vor. 

151. Eine Figur, ähnlich der Stralsunder Flagge. Hechts 
davon eine Kugel. 

1 Stück 0,3 ^ 18 mm Taf. IX, 151. 

152. In breitem Ringe auf einer Mauer, unter welcher eine 
Kugel, zwei Fahnen. 

1 Stück 0,48 g 20 mm Taf. IX, 152. 

Von starkem Silberblech und von ganz abweichender Fabrik 
mit den vorstehenden Münzen. 

153. Der Buchstabe B in gestrahltem Rande. 

2 Stück 0,31 g 15^ mm. 

154. Getheilt, anscheinend zwei halbe Schilde mit Kreuzen (?) 

5 Stück 0,3 j^ 15 wm Taf. IX, 154. 

155. Auf ähnlichem Postament mit den beiden Pfählen wrie 
bei Nr. 39 eine Art oben zusammengebundener Wulst. 

4 Stück 0,36 g 15 mm Taf. IX, 155. 

Diese Stücke werden nach Mecklenburg oder Pommern ge- 
hören. 



Der Bracteatenfand von Gr.-Brie»en. 241 

156. Linke Hälfte eises Bracteaten mit stark geperltem Hoch- 
rand. £in Zweig, der von der in der Mitte befindlichen Figur 
gehalten wird. 

20 mm Taf. IX, 156. 

157. Linke Hälfte. In einem Ringe Wappenschild, in wel- 
chem noch zwei quer liegende Spitzen zq erkennen sind. 

17^ mm Taf. IX, 157. 
Es ist bedauerlich, dass gerade diese Münze nur unvoll- 
ständig auf uns gekommen ist. Der Wappenrest erinnert auf- 
fallend an die Sensenklingen der Herren von Strele, deren 
Herrschaft in Beeskow Bahrfeldt (Brand. Eippermünzen S. 27) 
schon für das Jahr 1272 nachgewiesen hat. Möglicherweise haben 
wir in unserem Stück eine Münze dieser Herren, die einzig be- 
kannte, vor uns. 



Wenn nun auch die vorstehende Durchmusterung unseres 
Fundes insofern wenig Befriedigung gewährt, als gerade die inter- 
essantesten Stücke noch der Aufklärung harren, so hat er uns 
doch immerhin zahlreiche neue Gepräge geliefert und gezeigt, wie 
mannigfaltige Typen im Ausgange des 13. Jahrhunderts an der- 
selben Stelle im Umlaufe waren. Zugleich aber lehrt er, worauf 
schon oben unter Schlesien hingewiesen wurde, wie vorsichtig die 
sogenannte „Fabrik^ bei den Deutungsversuchen zu behandeln ist 
Seitdem die Bracteaten kleiner geworden waren und das Gepräge 
angefangen hatte, sich zu verflachen^ scheinen die Erzeugnisse 
der Münzstätten zwischen Elbe und Oder die weiteste Verbreitung 
innerhalb dieses Gebietes erlangt zu haben und an lokale Bezirke 
nicht mehr gebunden gewesen zu sein. Dann aber ist es fast un- 
möglich, aus der Fabrik und dem Fundort die sonst üblichen und 
gerechtfertigten Schlüsse auf die Heimath der Gepräge ziehen zu 
wollen. Am zahlreichsten (in 55 Stücken) war Nr. 39 vorhanden, 
welches nach Schlesien gehört; dann folgt mit 34 Stücken der 
Mecklenburger Pfennig Nr. 91. Ueber 20 Stücke zählen nur noch 
Nr. 43, 46 (beide zweifelhafte Schlesier), 53 (Brena) und 105 



242 ^r- Bardt: Der BractotteDfond Ton Or.-Briesen. 

(Unbestimmt). Dagegen waren im Wolkenberger Fnnde die Nr. 14 
(Brandenburg) mit 52, Nr. 144 mit 49 und Nr. 145 (beide un- 
bestimmt) mit 60 Stück vertreten, die hier nur in 11, bez. 8 und 
13 Stücken vorgekommen sind. Wie gestatten diese Verhältnisse 
Schlüsse auf die Heimath der Münzen? 

Neu ist femer, dass Pommersche und Mecklenburgische Pfennige 
so zahlreich in der Niederlausitz kursirt haben; sie machen zu- 
sammen den zehnten Theil des Fundes ans. Die Feststellung 
dieser Thatsache ist um so wichtiger, als offenbar einige dieser 
Typen ganz entfernten Münzstätten zum Vorbild gedient haben. 
Die Figuren auf Nr. 38 und 39 erinnern lebhaft an den Stralsunder 
Stachel; wenn wir nun durch unseren Fund wissen, dass in der 
That Stralsunder Stachel-Bracteaten bis in die Nieder-Lausitz and 
an die Schlesiche Grenze gedrungen sind, so wird man sich der 
Annahme nicht verschliessen können, dass der neuer Münzbilder 
bedürftige Stempelschneider sich die fremden Gepräge zum Vor- 
bild genommen hat. Solche Nachahmungen fremder Münzen aus 
ganz entlegenen Münzstätten weist bekanntlich das spätere Mittel- 
alter öfters auf, es braucht hier nur an die Diepholzer und Rit- 
berg'schen Münzen bei Grote, Münzstudien Bd. IV, Taf. 9, 11. 16. 
17 und Taf. 10, 9 erinnert zu werden. Die Constatirung dieser 
Nachahmungen für imsere Zeit und Münzgattuug erschwert aber 
die Deutungsversuche noch mehr und vermehrt die Zaghaftigkeit, mit 
welcher der vorsichtige Forscher an jene sich heranwagt. 

Frankfurt a/0., October 1883. 

Fr. Bardt 



243 



Die MedaUlen des lioolaos Foizorins« 

(Tafel X.) 



An Herrn A. Armand in Paris. 



Verehrter Herr, 

Da bei jedem neaen Aofischluss über die italienischen Me- 
dailloDs meine Gedanken sich sogleich zu Ihnen wenden, richte 
ich aach diese Zeilen an Sie. 

In meiner Arbeit über die gegossenen Schaumünzen des fünf- 
zehnten Jahrhonderts habe ich S. 139 vier Medaillen aas den 
Jahren 1468 bis 1492 oder 1493 zusammengestellt mit den Künstler- 
namen: 

OP VS • NICOLAI • FLORENTINI 

NI"- F • FLO • 

OP • Nil"- F • S • 

OP • NI • FO • SP • Fl- 
ieh fügte hinzu, dass wir abwarten müssten bis eine neue 
Nachricht uns aufkl&rt, wer dieser ausgezeichnete Künstler war. 

Einer kurzen Mittheilong des Heim Director Dr. F. Kenner 
im Monatsblatt der Numismatischen Gresellschaft in Wien Nr. 2, 
rerdanken wir die Keontniss der im Kaiserlichen Münzkabinet zu 
Wien au%efundenen Medaille, welche SILVES'EPS*CLVGIEN- um 
den Kopf eines Geistlichen mit grosser Tonsur hat; auf der Kehr- 
seite steht OPVS- NICOLAI • FORZORII • FLOREN • MCCCCLXXX V« 
um eine breite Basis^ auf welcher eine grosse Kugel liegt; die 
Inschrift VARIETAS an der Basis scheint anzudeuten, dass durch 



244 ^' Friedlaender: 

die Kagel der Wechsel der irdischen Schicksale angedeutet wer- 
den soll. 

Die Eünstlerinschrift ergänzt die vier oben angegebenen und 
bestätigt was Sie nach Herrn Milanesi's Angaben gesagt 
haben; der Künstler hiess Nicolaus Forzorias Spinelli filios 
Florentinas, und gehört einer wohlbekannten Künstlerfamilie an. 
Doch ist noch Folgendes zu bemerken, wodurch die Angaben des 
Herrn Milanesi berichtigt werden. 

Yasari sagt im Leben des Agostino und Agnolo von Siena^) dass 
Cione's Schüler Forzore di Spinello aus Arezzo in allen Ciselir- 
arbeiten, ausgezeichnet war. Da Cione im Jahre 1389 starb, so kann 
unser Nicolaus Forzorias Spinelli filius, welcher in den Jahren 
1485 bis 1492 oder 1493 Medaillen gegossen hat, unmöglich dieser 
Schüler des Cione sein. 

Die Grenealogie der Familie stellt sich so. Yasari erzählt 
femer im Leben des Spinello aus Arezzo^), dieser habe zwei 
Söhne gehabt, von denen der eine Forzore di Spinello hiess und 
Goldarbeiter in Florenz war^), dies ist also jener Schüler des 
Cione. Er wird ungefähr 1370 geboren sein, sein Yater lebte 
noch 1408, wie Rumohr nachgewiesen hat*). Dieser Forzore 
muss nun einen etwa 1410 geborenen Sohn gehabt haben, welcher 
Spinello hiess, wie sich daraus ergiebt, dass sein Sohn sich Nico- 
laus Forzore di Spinello nennt, das heisst Sohn des Spinello. Und 
dieser Nicolaus, welcher etwa 1450 geboren sein wird, ist unser 
Künstler, dessen Medaillen mit 1485 bis 1492 oder 1493 bezeichnet 
sind. Ich brauche nicht zu sagen, dass die Jahreszahlen der Ge- 
barten nur auf Yermuthung beruhen. 

Der Dargestellte, Silves. eps. Clugien., war mir lange räthsel- 
haft, da sich kein italienischer Bischofsitz Clagia finden liess. 



1) Aasgabe des Ginnti 1568, Th. T, S. 138. 

2) Ausgabe des Oiunti I, S. 218. 

3) Der andere Sohn hiess Parti, wohl Gasparre; Yasari hat sein Leben ge- 
scbriebeD, Ausgabe der Giuoti II, S. 289. Er erwähnt da wieder S. 294 auch 
den Forzore. 

4) Italienische Forschungen II, S. 227. 



Die Medaillen dee Nicolaus Forzorius. 245 

Endlich fiel mir Chiozza ein, das eigentlich Chioggia heisst, das 
z drückt nur die zischende venetianische Aussprache aus, die auch 
ans Giorgio: Zorzo macht Ghioggia hiess im Altertham Fossa 
Claudia oder Clodia, daraus ward im Mittelalter Clogia und ClugiaO) 
und dies ward zu Ghioggia, wie ja das lateinische l oft zum ita- 
lienischen t, z. B. plus zu piu wird« Und wirklich fand ich, dass 
Silvestro Duziari in den Jahren 1480 bis 1485 (besser 1487) das 
Bisthum Chiozza inne hatte'). Dass er sieben Jahre, also bis 
1487 Bischof war, sagt Pietro Morari in seiner Geschichte von 
Chiozza, wo er S. 271 und 272 den Bischof Silvestro erwähnt, 
dessen Familiennamen er nicht kannte'). 

Ob die unbezeichneten Florentinischen Medaillen, welche dem 
Nicolaus zugetheilt werden, von ihm oder von Guazzalotti oder 
anderen Florentiner Künstlern modellirt sind, bleibt wohl zweifel- 
haft. Ich vermag sie dem Stil nach, der immer ein unsicheres 
Kennzeichen ist, nicht zu unterscheiden, und habe sie deshalb in 
meiner Arbeit alle zusammen als Florentinische aufgeführt. 

Durchaus fraglich ist es, ob ein „Nicolas Spinelly^ oder 
„Spinel^, welcher nachweislich die Siegel Philipps des Guten und 
Karls des Kühnen geschnitten hat^) mit unserm Nicolaus zu- 
sammenhängt. Wollte man sie für identisch halten, so könnte 
man ihm auch die Medaillen dieser Fürsten zutheilen, allein diese 
weichen so sehr von den fünf bezeichneten Florentiner Arbeiten 
ab, dass ich mich, nachdem ich mich bemüht habe alles Sichere 
auszuscheiden, nicht auf das weite Meer solcher Vermuthnngen 
wagen werde ^). 



1) Gewöhnlich Glugia maior; der Name kommt schon im Chronioon Veoa* 
tum des 1364 gestorbenen Andreas Dandulas vor. 

2) Qams, series episcomm eccleeiae catholicae, Re^^ensburg 1878. 

3) Pietro Morari ist 1652 {gestorben; seine Qeecbichte ist 1870 tod Naccari 
in Ghioggia heraasgegebeo worden. 

4) Retue numismatiqae beige 1860, 8. 186. 

5) Die Medaille Philipps des Qnten mit dem Brustbild im DreiTiertel-Profil 
Ist eniehtlieh aus viel •p&ttrer Zeit. 



246 J. Friedlftender: 

Dagegen erlaube ich mir Dmen noch einige Bemerkungen 
vorzulegen. 

Sie meinen, die Medaillen des Pisano mit seinem eigenen Bild- 
niss seien nicht von seiner eigenen Hand. Ich hatte eine Stelle 
aus einem Aufsatz des Pomponius Gauricus angefahrt und gesagt 
dieser Aufsatz sei vor dem Jahre 1505 geschrieben. Sie bezweifeb 
die Glaubwürdigkeit des Pomponius, weil er erst 50 Jahre nach 
Pisano's Tode geschrieben habe. Dies trifft aber nicht zu, der 
Aufsatz ist dem Hercules T. von Ferrara gewidmet, welcher von 
1471 bis 1505 regiert hat, folglich kann der Aufsatz auch 
früher geschrieben sein als 1505. Aber selbst wenn Pomponius 
50 Jahre nach Pisano's Tod geschrieben hat, wird seine Glaub- 
würdigkeit dadurch nicht geringer, und die Nachricht trägt ihre 
Beglaubigung in sich; solche Nachricht erfindet niemand. Pom- 
ponius sagt nämlich: Pisanus in se caelando ambitiosissimus. Sie 
meinen auch, es sei hier ein grösseres Werk als Medaillen an- 
gedeutet, also etwa eine Büste? Allein es ist nicht überliefert, 
dass Pisano anderes als Gemälde und Medaillen gemacht hat, 
und das Wort caelare passt auch nur auf Medaillen. Man kann, 
unbefangen die Worte betrachtend, sie nicht anders verstehen, 
als dass Pisano Medaillen mit seinem Kopf gemacht hat, und 
da ihm Selbstverherrlichung vorgeworfen wird: mehrere Medaillen. 
Nun haben wir zwei Medaillen mit seinem Bildniss^ es liegt also 
nahe, dass dies diejenigen sind, welche er gemacht hat und 
welche Pomponius kannte. Und diese Medaillen sind schön, sie 
stimmen zu seinen bezeichneten Arbeiten im Stil, ich wüsste 
keinen andern Künstler dem ich sie zutheilen möchte. Und sie 
stimmen auch in allen Einzelheiten, ich bitte Sie zum Beispiel 
den Olivenzweig unter der Schrift auf der Kehrseite der grosseren 
Medaille mit den Zweigen zu vergleichen welche auf den kleinen 
Medaillen Lionells den Kopf umgeben, sie sind offenbar von 
derselben Hand modellirt. Dass er seine eigenen Medaillen klei- 
ner gemacht hat als die der Fürsten, ist ganz natürlich; warum 
er nicht auf die Kehrseite sein Opus Pisani Pictoris geschrieben 



Die Medullen des Nicola« s Fonorias. 247 

hat? eiDfach: weil auf der Vorderseite schon PISANVS PICTOR 
steht. 

Da wir nur eine geringe Anzahl von schriftlichen Nachrichten 
über diese Künstler haben, und namentlich von Nachrichten aas 
ihrer 2«eit und der nächstfolgenden, darf man diese so höchst 
werthvollen Quellen nicht ohne gewichtige Gründe trüben oder 
verstopfen. Und daher bitte ich Sie und Herrn Heiss die Frage 
nochmals zu erwägen. Nach emeueter Prüfung bin und bleibe 
ich überzeugt, dass diese Medaillen von Pisano's Hand sind, und 
dass es dieselben sind, welche den Pomponius Ganricus zu jenen 
Worten veranlasst haben. 

Julius Friedlaender. 



248 



Literatur. 



Geschichte des älteren römischen Münzwesens bis 
circa 200 v. Chr. — Aus den Unterlassenen Papieren des Ge- 
heimraths Dr. Karl Samwer, herausgegeben von M. Bahrfei dt. 
Wien, 1883. (215 Seiten; Preis 7 Mk.). 

Nach verschiedenen kleineren und gelegentlichen selbständigen 
Arbeiten auf dem Gebiete römischer Numismatik tritt uns Bahr- 
feldt hier mit einem grösseren und abschliessenden Werke ent- 
gegen, das er zum Theil aus den Papieren seines verstorbenen 
Schwiegervaters, Dr. E. Samwer, herausgegeben hat. Es ist kein 
unwürdiges Denkmal, das kindliche Pietät dem verdienten, über 
die Grenzen seines zweiten, gothaischen Vaterlandes viel zu wenig 
gekannten Staatsmannes und Historikers damit gesetzt hat. 

Denn wie die jetzt vereinigte Samwer-Bahrfeldt^sche Samm- 
lung römischer Incerten für alle, die auf dem Gebiete der alten 
römischen Numismatik arbeiten werden, nicht zu übergehen sein 
wird, so wird auch jeder derselben, nach der einen oder anderen 
Seite hin, sich mit dem vorliegenden Werke, das neue Funda- 
mente für den behandelten Theil der Wissenschaft legen will, 
zuvor abfinden müssen. — 

Schon der Termin, mit welchem die römische Münzung be- 
gonnen habe, wird, der bisher allgemein üblichen Auffassung ent^ 
gegen, nicht in die Zeit der Decemvim verlegt, sondern ziemlich 
hundert Jahre später. Und zwar wird mit Verwerfung der vor- 
handenen Schriftquellen und unter der Annahme, die Reste der 



Literatur. 249 

zwölf Tafeln zeigen nur, dass zur Zeit ihrer Entstehung eine 
römische Münze nicht existirt habe, die Zeit der beginnenden 
römischen Münzung auf Grund der uns erhaltenen Münzen 
selbst bestimmt, d. h. auf Grund der auf dem Schwerkupfer 
sich findenden Darstellungen. Zu dem Zweke wird einerseits der 
Eunststyl des vorderseitigen menschlichen Antlitzes, andererseits 
die Form der Eriegsschiffsprora auf der Rückseite herangezogen. 
Nach Darlegung der drei Eunstepochen griechischer Plastik aof 
Münzen, besonders von Athen und Syrakus, und mit Betonung 
der Helbig'schen Auffassung, dass die italische Eunst überall 
auf der Grundlage der griechischen ruhe, ergiebt sich als Folge- 
rung, dass das älteste römische Schwerkupfer in Zeichnung und 
Behandlung des menschlichen Eopfes (sowie in der Technik des 
Stempelschnittes), auf die Blüthe der vollendeten Eunst hinweise 
und nicht einer Zeit entstammen könne, in der die bildende Eunst 
noch durchweg Missbildungen und Härten in der Darstellung des 
menschlichen Gesichtes zeige. Man wird sich diesen Argumenten 
um so weniger verschliessen dürfen, als auch Mommsen annimmt, 
„dass sich im Ganzen viel Rohheit und Nachlässigkeit, aber nichts 
besonders Alterthümliches in der technischen und stylistischen 
Behandlung der römischen Asse zeige'' (Geschichte des röm. 
Münzwesens, p. 186), und Lenormant sein, von Mommsen aus- 
drücklich als „sehr richtig'' bezeichnetes Urtheil dahin abgiebt: 
„Qu^on examine avec attention les as en apparence les plus 
grossiers, on y trouvera toutes les qualit6s qui appartiement 
essentiellement aux monnaies de la grande epoque et k Fart le 
plus avanc^** (^lite c^ramogr. introd. 1, p. XXX). Giebt man 
aber die Thatsache zu, so darf man sich auch der nothwendigen 
Folge nicht entziehen, d. h. zeigt das römische Schwerkupfer den 
Styl vollendeter Eunst, so kann es unmöglich aus der Mitte des 
fbnften Jahrhunderts stammen. 

Auf diese selbe Zeit aber für die Entstehung einer römischen 
Münze werden wir geführt, wenn wir das SchifFsbild der Rück- 
seite betrachten, da die dort dargestellte, gegen die Zeiten der 



250 LiUratur. 

Perserkriege und des pelopoluiesischen Krieges weseDÜich ver- 
änderte Gonstractionsform der Kriegsschiffe (grichische nnd phdni- 
cische Master för römischen Schiffsbau vorausgesetzt) nicht vor 
400 Y. Chr., wahrscheinlich sogar erst in der ersten Hälfte des 
vierten Jahrhunderts hervorgetreten ist. 

Weiter stellt sich das vorliegende Buch in Gegensatz za 
Mommsen (1. c. p. 190 ff.) und auch zu Hultsch (Metrologie 2, 
p. 258 ff.), indem es die nicht mehr zu bezweifelnde Thatsache 
constatirt, dass der älteste römische Münfass, der bestimmten An- 
gabe der alten Schriftsteller, besonders Yarros, entsprechend, der 
pf&ndige gewesen ist, und dass man nicht mit einem thatsäch- 
lichen Zehnunzenfass zu münzen begonnen hat, wenn auch der 
liberale As sehr bald zu einem Zehnunzenas herabgesunken ist 
Dieses wichtige Resultat wird gewonnen auf Grund der Wägun- 
gen von 1016 gegossenen Assen, von denen ziemlich 300 fiber 
den Mommsen'schen Zehnunzenfiiss hinausgehen. 

Es ist an dieser Stelle nicht möglich, auf den Inhalt des 
Werkes noch des Weiteren einzugehen. Betonen aber wollen 
wir ausdrucklich, dass die Beweisführung durchweg eine vor- 
sichtige und methodische ist — so besonders auch da, wo die 
Verfasser sich gegen die Annahme einer gesetzlichen Elinfähnmg 
des Semilibralfusses und des Quadrantarfusses (Abschnitt II, 
p. 45 — 65) aussprechen — und dass sich diese Beweisführung 
auf ein Quellenmaterial stützt, vne es in solcher Yollst&ndigkeit 
noch Niemandem zu Grebote gestanden hat. Und dieses reiche 
Quellenmaterial ist mit eioer musterhaften Sorgfalt und greifbaren 
Uebersichtlichkeit zu einer grossen Zahl von Tabellen verarbeitet, 
(dieselben nehmen ziemlich die Hälfte des Buches ein), dass 
gerade sie dem Werke einen auf alle Fälle dauernden Werth 
verleihen weit über die Zeit seines Erscheinens hinaus und auch 
für die, welche den aus diesen Zusammenstellungen tausender von 
Münzen gefolgerten Ansichten nicht in dem einen oder anderen 
Punkte beistimmen wollen. Man vergleiche nur diese Zusammen* 
Stellungen mit den einschlagenden bei Mommsen und Ailly, mid 



Literatur. 251 

mftn wird erkennen, dass hier durch jahrelanges, sorgsames und 
wissenschaftliches Sammeln in fast allen nar einigermassen bedeu- 
tenden öffentlichen und privaten Cabinetten, dass hier durch 
jahrelanges, planmässiges und liebevolles Beschränken auf ein nur 
wenig beliebtes und nur spärlich bebautes Feld romischer Numis- 
matik eine über Erwarten reiche Ernte eingebracht ist. 

Die Publikation der Arbeit verdanken wir der Liberalität 
der numismatischen Gesellschaft in Wien, welche dieselbe, was 
Papier und Druck betrifft, in einer Weise ausstattete, wie wir sie 
nur an den besten derartigen Publikationen Englands gewöhnt 
sind. Vier zum Theil recht gute Lichtdrucktafeln, sowie zahl- 
ireiche Abbildungen im Text und eine Uebersichtskarte des alten 
Italiens nach Kiepert erhöhen seine Brauchbarkeit. 

Das Werk ist dem liebenswürdigen und verdienstvollen 
Director des hiesigen herzoglichen Müozkabinets, dem Heixo 
Geheimen Hofrath Dr. W. Pertsch gewidmet, der, ein langjähriger 
und treuer Freund des verstorbenen Samwer, mittelbar einen 
nicht unwesentlichen Antheil an dem Buche hat. 

Gotha. Emil Matthias. 



Schiller, Hermann, Geschichte der römischen Kai- 
serzeit, II. Abth., von Vespasian bis Diocletian. Auch in der 
zweiten Abth. des ersten Bandes dieses Werkes sind die Münzen 
und deren Literatur eingehend berücksichtigt. Euer noch einige 
Zusätze: p. 771 heisst es von dem auf Münzen „restitutor monetae^ 
genannten Severus Alexander: „auch im Münzwesen suchte 
Alexander ... zu helfen, indem er das schlechte Geld seiner 
Vorgänger einzog . . . Alexander Hess werthhafte Kupfer- 
münze prägen und hemmte auf diese Weise den weiteren Verfall.^ 
Hierauf ist «u sagen, dass Alexander's Denare ganz ebenso 
schlecht sind, als die seines Vorgängers Elagabal, sogar noch 
schlechter, weil sie viel mehr schwanken. Was „werthhafite*' 
Kupfermünze ist, verstehe ich nicht, ich weiss auch nicht, wie 

ZeiMcbrlft fAr Namiinatik. XL 17 



252 Litentor. 

durch Prägen von Eapfermünzen der „Verfall^ gehemmt wird, 
ich weiss nur, dass Alexanders Kupfermünzen genau eben so 
aussehen, a]s die seines Vorgängers Elagabal; dass sie häufig 
sind und Elagabal's selten, kommt daher, dass Alexander dreimal 
so lange regiert hat. Also alle Versuche, mit Zuhülfenahme fremd- 
klingender Wörter und technologischer Ausdrücke, in Alexander's 
uns massenhaft vorliegende Münzen eine ^restitutio monetae^ 
hineinzuinterpretiren, sind vergeblich und es bleibt bei dem, was 
Eckhel schon gesagt: man weiss nicht, warum er sich ^restitutor 
monetae^ nennt, einzig und allein das Nicht- Ausprägen der grossen 
Denare, der Autoniniani, ist seine Neuerung. — p. 802, Anm. 6. 
Man darf wohl nicht F« RV- lOTAPIANVS, sondern man muss 
FRV« etc. lesen, was man ERY [Gl] erklärt hat. — p. 834, Anm. 6. 
Eine ^.Untersuchung^, ob die Münzen des Macrianus zwei Kaisern 
des Namens angehören oder nicht, ist gar nicht nöthig, alles steht 
(abgesehen von dem von mir später als höchst wahrscheinlich ge- 
tischt erkannten Alexandiner) ganz klar bei Cohen: die Münze des 
jungen Macrian mit dem Gaesartitel beweist, dass er nicht sogleich 
Augustus war, also dass sein Vater Macrianus senior wirklich 
regiert hat. Die einzige Münze dieses Macrianus senior (römischer 
Denar) ist bei Cohen ebenfalls beschrieben und abgebildet, aller^ 
dings nur des Bartes und des scheinbar etwas älteren Gesichts 
wegen ihm zugeschrieben. A. v. S. 



^ 



253 



Zwei Funde Yon Denaren des zehnten und elften 

Jalirliunderts. 



A. Der Fund von Schoeningen. 

Die Geschichte dieses im Frühjahr 1883 gemachten Fundes 
ist keine erfreuliche: auf dem Rittergute Schoeningen unweit 
Stettin wurde beim Pflögen in etwa 8 Zoll Tiefe ein irdenes Ge- 
fass zertrümmert, so dass, wie die betheiligten Knechte sich aus- 
drückten, das Silber nur so spritzte; der dabei anwesende Guts- 
besitzer verbot aber die Unterbrechung der Arbeit und das Auf- 
sammeln der „unnützen Dinger^, und so wurden denn die kaum aus 
langer Gefangenschaft befreiten Schätze — denn zu einem grossen 
Theile war es das bekannte arabische Backsilber, namentlich von 
Halsringen — wieder übergepflügt, und Nachts erst von den her- 
zueilenden, beim Mondschein grabenden Dorfbewohnern nach 
Kräften wieder zu Tage gefördert. Dabei sind dann nothwendig 
nicht wenige wieder verloren gegangen und das, was wieder auf- 
gegraben wurde, ist in so viele Hände gerathen, dass es nur ge- 
lungen ist, 325 Gramm, aus 219 ganzen Münzen und 47 Bruch- 
stücken von solchen bestehend, für die Sammlung der Gesellschaft 
fär pommersche Geschichte zu Stettin zu retten. Nach diesen 
mir zur Begutachtung übersandten Bruchtheilen ist die nachfol- 
gende Beschreibung aufgestellt, ich zweifle aber nach meiner durch 
Prüfung zahlreicher ähnlicher Funde gewonnenen Erfahrung nicht, 
dass dieser Theil, mag er auch vieUeicht nur ein Drittel oder ein 

'UktMktlU mr HnmUnAtlk. XL 18 



264 H. Daimenberg: 

Viertel desGuDzen darstellen'), diesem Ganzen homogen ist, der- 
gestalt, dass eine genauere Betrachtung sich lohnt. 

Als älteste Münze ist voran in erster Reihe zu nennen: 

1. Ein Denar der jüngeren Faustina RJ. AVGVSTA Ceres 
mit Äehre und Fackel. 

Die Langlebigkeit der alten Römerdenare ist auch anderweit 
durch unsere Funde bezeugt: der von Obrzycko (ca. 973) enthielt 
solche Yon Antoninns Pius und Theodosius I., der Stolper (ca. 1000) 
Denare von Nero, Domitian und Hadrian, der yon Eawallen (1010) 
einen von Trajan, endlich der Fund von Simoitzel (1070) gleich- 
falls eine Münze derselben Faustina. 

Lothringen. 

Verdun. 
Heinrich I. 

2. Nachahmung von Dannenberg (M. d. s&cbs. und frank. Es.) 
Nr. 96. 2 Expl. 

Maestricht? 

3. Ein leider unlesbarer Obol mit linksgewandtem Eönigs- 
kopfe wird durch seine Fabrik und seine Aehnlichkeit mit 
Dannenb. 240 — 42 hierher verwiesen. 1 Expl. 

Eöln. 
Otto I. 

4. Mit ODDO REX, ahnUch Dbg. 329. 2 Expl. 
6. Mit OTTO REX, Dbg. 331. 14 Expl. 

Otto III. 

6. Mit ODDO IMP. Aehnlich Dbg. 342. 4 Expl. 

Heinrich IE. 

7. Mit Ereuz auf der Hs. Dbg. 345. 1 ExpL 

8. Nicht zu klassifizirende kölnische Eaiserdenare. 3 Expl. 



1) Noch weniger, wenn, wie ich nachträf^lich höre, der ganze Schatz sich 
auf etwa 12 Pfd. belaufen hat; die Sch&tzuog kann aber nach Obigem nar eine 
ungefähre sein. 




J 



Der Fund von Schoeninften. 255 

Friesland. 

Deventer. 
Otto III. 

9. KEX • ODDO Gekrönter Kopf mit struppigem Barte. Bf, 
DAVEITRC . Kreuz mit 4 Kugeln. . 1 Expl. 

Weicht erheblich ab von Dbg. 562 (mit OTTO REX). 

Sachsen. 
Herzog Bernhard L, 973—1011. 

10. Denar mit Kopf. Dbg. 585. 4 Expl. 

11. Mit kleinem Kreuze auf jeder Seite Dbg. 587. 15 Expl. 
Viele Exemplare haben die Rückseite schwach ausgeprägt; 

die Fabrikyerwandtscbafit mit gewissen grösseren Wendenpfennigen 
(Dbg. 1329) scheint mir unleugbar. 

Herzog Bernhard H., 1011—1059. 
1. Aehnlich, aber auf der Bf. eine Kugel statt des Ej'euzes. 
Dbg. 589. 3 Expl. 

Quedlinburg, 
Otto III. 

13. Denar nach Art der Adelheidsmünzen. Dbg. 613. 2 Expl. 

Magdeburg. 

14. Aehnlich Dbg. 643; Uebergang zu den Wendenpfennigen, 
(s. unten Mr. 45). Dbg, 1323 und 1330. 2 Expl. 

Hildesheim, Bischof Bemward, 993—1022. 

15. Denar mit HILDENESHEM Kreuz mit Kugel im 2. und 
4. Winkel. Dbg. 710, 2 Expl. 

Mund bürg, derselbe. 

16. Dbg. 719. 1 Expl 

Dortmund, 
Otto III. 

17. ODDO IMPERATOR Kreuz. Rf. Kleines Kreuz im 
Perlenkreise. Dbg. 744. 2 Expl. 

18. Ein Denar, anscheinend von Heinrich II., wie Dbg. 747. 

1 ExpL 
18» 



256 H. Dannenberfr: 

Franken. 

Mainz, 
Otto III. 

19. Wenig deatliche Exemplare, äholich Dbg. 776. 6 Expl. 

20. Ein Obol, anscheinend ähnlich Dbg. 780. 1 Expl. 

Heinrich IL 

21. +(HE?) .... REX Holzkirche. Rf. + OTTO .... (rück- 
läufig) Erenz mit 4 Kugeln. 1 Expl. 

Die Buchstaben HE am Anfange der Umschrift dieses De- 
nars von entschieden Mainzer Fabrik sind keineswegs sicher, den- 
noch ist die Ergänzung zu HEINRICVS nach den angegebenen 
sicheren Schriftresten kaum von der Hand zu weisen. Wir haben 
dann ein Seitenstück zu den Dortmunder Denaren Dbg. 746 und 
747, welche ebenfalls Otto III. neben Heinrich H. nennen, und 
somit giebt der vorliegende Denar einen neuen Belag für die 
hohe Ehrfurcht ab, die Letzterer seinem Vorgänger zollte. 

22. Schlecht erhaltener Denar von Heinrich IL, anscheinend 
Dbg. 785. 2 ExpL 

Erzbischof Willigis? 975—1011. 

23. Denar. Dbg. 802. 2 ExpL 

24. AehnUcher Obol ( CIA Rf. HEmiUC . . .) Dbg. 

803. 2 Expl. 

25. Schlecht ausgeprägter Denar ähnlich wie Nr. 19 — 22, 
von Mainz oder Speier. 4 ExpL 

Worms, 
OttoIU. 

26. Denar mit Bischofsstab in einem Kreuzwinkel. Dbg. 844. 

6 Expl. 
Würzburg, 

Otto m. 

27.MitKopfdesHeiUgen. Ä/.OTTOIMPE. Dbg. 856. lExpL 

Schwaben. 

Strassburg, 
Ottoin. 
28. OTTO IMq LiUe. Dbg. 913. 1 ExpL 



Der Fand toh Schoeningen. 257 

Heinrich IE. 

29. Kopf mit Strahlenkrone rechts. Dbg. 916. 3 Expl. 

Esslingen. 

30. +SANCTS VITALIS ü/. tEZSELINGA. AehnUch 
Dbg. 950. 1 Expl. 

Augsburg, 
Bischof Bruno, 1006—1029. 
31 tPR(VN0)EPa5 Kreuz; Münzmeister VVI. Dbg. 1025. 

Bruchstück. 
Diese Münze ergiebt das sicher jüngste Datum des 
Fundes, der noch vor Ethelreds Tode, etwa 101 2 — 1015, niedergelegt 
sein dürfte. 

Baiern. 

Regensburg, 
Herzog Otto, 976—982. 

32. Denar des Münzmeisters 8IG(I). Dbg. 1065c. Bruchstück. 

Herzog Heinrich IV, 995-1004, 1009-1017, König 1002, 

Kaiser 1014. 

33. 34. Denare mit den Müuzmeistemamen CCC und WI. 
Dbg. 1074. 2 Expl. 

Salzburg, derselbe Herzog. 

35. Denar mit coCVODOTVc^ (Scs Ruodpertus) und OlO 
Dbg. 1135. 2 Expl. 

Geographisch unbestimmbare deutsche MUnzen. 

36. Der angebliche Wertheimer Denar X OTTO REX Rf. SQ. 
Dbg. 1160. lExpl. 

37. Otto in. und Adelheid (ohne AMEN) Dbg. 1167 (viel- 
fiich Nachmünzen). 115 Expl. 

38. Aehnlicher Obol. Dbg. 1 169. 4 Expl. 

39. VVIGMAN . COJB . Dbg. 1229. 1 Expl. 

40. Matt und einseitig ausgeprägter Denar, angeblich von 
Otto von Schwaben. Dbg. 1271. 1 ExpL 

41. Aehnlicher Obol. Dbg. 1271a. 1 Expl. 



258 H. Dannenbeiif: 

42. Langgestreckter Eirchengiebel mit 4 Säulen. Rf. Kreoz. 
Dbg. 1309. 1 ExpL 

43. Nachahmünzen mit Hand. Rf» kleines Kreoz. M^m. St 
Pet. IV Taf. XIV, 4. 1 ExpL 

Erinnert bezuglich der Fabrik sehr an Magdeburg und Hildes- 
heim. 

44. Wendenpfennige der grösseren Art. Dbg. 1329. 2 Expl. 

45. Wendenpfennige von Magdeburger Gepräge (vgl. oben 
Nr. 14). Dbg. 1323 u. 1330. 11 Expl. 

46. Schlechterhaltene und sehr verwilderte Münzen (dabei 
2 karolingische Nachmünzen). 13 Expl. 

B8hmen. 
Herzog Boleslawn., 967— 999, oderBoleslawHL, 999—1002. 

47. Denar. Ereuz. Rf. Giebel mit ONO . . Voigt böhm. 
Mz. I, S. 181 Nr. 2. 1 ExpL 

48. Denar. Hand. Rf. Giebel mit ONO.. Voigt böhm. 
Mz.I, S. 181, Nr. 1. 1 Expl. 

49. Denar mit rohem Kopfe von vom. Mitth. d. num. Gbs. 
zu Berlin Taf. HI, 11. Bruchstöck. 

50. Denar. +OMtRIZ .RRACA .0^ rückläufig. Voigt I 
S. 123. 1 Expl. 

Herzog Jaromir, 1003—1011. 

51. 1H8 XP8DN8 N08TPP Brustbild des Erlösers mit seg- 
nender Rechten und Evangelienbuch. Rf, • A + HIMORAl Kreuz 
in Kugehi endigend. Möm. St. Pet. III, Taf. XIII, 7. 1 ExpL 

52. Zwei byzantinisirende Brustbilder von vom. £/. XIc/)H 
.... I CO Vogel mit erhobenen Flugein rechtshin. 

Der Denar mit gleicher Bj. und lAROMIR, aber dem Bilde 
des Erlösers auf der Rj\ (Mittheil. Taf. IV, 1 3, Möm. St Pet. IH, 
Taf. Xin, 5) rechtfertigt diese Zutheilung. Sollte auch hier die 
Rf. Christi Namen ausdrücken, so wäre das Bild (Adler oder 
Taube) damit in Uebereinstimmung, und letzterenfalls zwei Per- 
sonen der heiligen Dreieinigkeit bezeichnet. 

ö3. tlADOTIlAXO (abo +IAROMIDVX) diademirtes Brust- 



Der Fond joa SchoeoiogOD. 259 

bild linkshiD, vor demselben ein Kreazcheo. Rf. f H8P CQN- 
gWOHTCD Brustbild des Erlösers, wie auf Nr. 51. Unedirt 

Taf . X Nr. 53. 1 Expl. 

England. 

Ethelred, 978—1016. 

Nar von ihm, nicht aach von seinem Nachfolger Enat kamen 
einige Pennies vor, und zwar 1 von Typ. B. 2 Uildebrand, 9 von 
Typ. C, 1 von C. var b, und nur 1 nebst 1 Nachmunze von dem 
neuesten und häufigsten Typ. D. Dies und das Fehlen auch der 
Denare Piligrims von Köln unterstützen die Eingangs getroffene 
Zeitbestimmung auf das Kräftigste. Die Münzstätten sind, einige 
Bruchstücke hinzugerechnet: Canterbury, Cambridge, Dorchester, 
Exeter, York, fiertford, Lincoln, London, Lydford, Oxford, Sud- 
bury^ Werham und Winchester. Kätbselhaft bleibt der Penny 
Typ. C mit iEDELRIC M-OEROC; sollte Shrcwsbury (Scrobes- 
burig) unter dem EROC zu verstehen sein? 

Endlich: 

Arabische MUnzen, 

in 5 Bruchstücken, 1 vom Jahre 336 (947/8 n. Chr.) von dem 
Buweihiden Moizzeddaula in Basra geprägt, 1 von Samaniden 
Nasr n. ibn Ahmed unter dem Chalifat des er Radi, also zwischen 
934 und 939 geschlagen, ein drittes etwa zwischen 940 und 950 
von den Hamdaniden Nasireddaula und Seiffeddaula, endlich eins, 
auf dem nur die zwei ersten Ziffern der Jahreszahl 33 erkennbar, 
also 941—950. 



Nachtrag. 

In Folge eifriger Nachforschungen eines an der Fundstelle be- 
schäftigten Mannes sind noch 125 Münzen, sowie eine beträchtliche 
Anzahl Bruchstücke von MQnzen und Schmuckstucken gerettet, zu 
deren nachfolgender Beschreibung ich durch die Gefälligkeit des 
verstorbenen Prof. Fieweger in den Stand gesetzt worden bin. 
Die Münzen sind folgende: 



260 ^' Daimeoberg: 

Lothringen. 

Verdun, 
Heinrich I. 

1. NachahmuDg, wie oben Nr. 2, sehr klein. l Expl. 

Maestricht, 
Heinrich H. 

2. Der seltene Denar mit HEIN. . . VS REX Kopf links. 
Rf. fX . .lECTVM : :, im Felde ^ Dbg- 243. 1 Expl. 

Köln, 
Otto I. 

3. Stark beschnittenes Exemplar mit OTTO REX, wie oben 
Nr. 5. 4 Expl. 

Sachsen. 

Herzog Bernhard I. 

4. Denar mit Kopf, wie oben Nr. 10. 1 ExpL 

5. Denar mit kleinem Kreuze auf beiden Seiten, wie oben 
Nr. 11. 1 Expl. 

Anscheinend haben 2 dieser Denare auch auf der R/. Namen 
und Titel des Herzogs; das wäre dann eine neue Abart, auf die 
allerdings zu rechnen war. 

Herzog Bernhard IL 

6. Aehnlich, aber auf der Hf. eine Kugel im Felde, also wie 
oben Nr. 12. 1 Expl. 

Magdeburg, 

Otto m. 

7. tDIGR'A REX Kreuz mit ODDO Ä/. +IWGADABVBG 
Kirche. Dbg. 639. 1 Expl. 

Dortmund, 

Otto lU. 

8. Wie oben Nr. 17. 1 Expl. 

Franken. 

Mainz, 
Otto III. 

9. Undeutlicher Denar, wie oben Nr. 19. 3 EzpL 



Der Fund Ton Schoeningen. 261 

Heinrich 11. 

10. H....YI.N. Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. MOGONT(I)A 
Kirche mit einer Blume im Giebel und einem kahlen Menschen- 
kopfe im Portale. Dbg. 787. 1 Expl. 

Erzbischof Willigis? 

11. Wie oben Nr. 23. 2 Expl. 

Worms, Ottolli. 

12. Sehr kleiner und leichter Denar, wie oben Nr. 26. 1 Expl. 

Würz bürg, Otto IIL 

13. +S (KILI)ANVS Kopf des Heüigen rechts. Rf. O(TTO) 
REX Kreuz. Dbg. 855. 1 Expl. 

Schwaben. 

Strassburg, Otto III. 

14. Denar mit Kreuz. Rf. Kirche (schlecht erhalten) Dbg. 910. 

1 Expl. 
Heinrich II. 

15. Kopf mit Strahlenkrone. iJ/. Kirche, sehr klein. Dbg. 916. 

1 Expl. 
Bischof Widerold (991-999) oder Alwich (999-1001). 

16. Ein Brustbild wie Dbg. 941, jedoch mit rechts gekehrtem 
Kopfe. 

Der angezogene Denar Dbg. 941 ist zufolge eines mir später 
zugegangenen Exemplars mit deutlichem ...YYICV. . von Alutwic, 
hier aber sprechen die wenigen Schriftreste doch mehr für 
Widerold, von dem bisher eine solche MQnze noch nicht be- 
kannt ist. 

Augsburg, 
Bischof Bruno. 

17. Denar wie das Bruchstück oben Nr. 31. 

Baiem. 

Regensburg, 
Herzog Heinrich IV. 

18. Aehnlicb, wie oben Nr. 33, aber mit deutlichem Münz- 
meister ANN 1 Expl. 



262 H. Danneoberg: 

Qeographisch unbestimmbare deutsche MUrucen. 

Otto III. and Adelheid. 

19. Denar mit Kopf. Dbg. 1164. 1 Expl. 

20. Denar mit ODDO im Kreuze s. oben Nr. 37, 60 ExpL 

21. Eben solcher Obol, oben Nr. 39. 1 ExpL 

22. Graf Wigman, wie oben Nr. 39. 1 Expl. 

23. Nachahmung eines Bernhard Denars, ähnlich Dbg. 1299. 

1 Expl. 

24. Wendenpfennige der grösseren Art, s. oben Nr. 44. 2 ExpL 

25. Wendenpfennige von Magdeburger Gepräge, s. oben Nr. 45. 

5 ExpL 
Femer unkenntliche und ohne Gepräge. 5 Expl. 

BVhmen. 
Herzog BoleslawII. oder IIL 

26. Vom Schwerttypus, mit verwilderter Schrift, ähnlich 
Mitth. d. num. Ges. Taf. III, 2. 1 ExpL 

27. Mit Kreuz. Rf. Kirchengiebel mit ONO, ähnlich wie 
oben Nr. 47. 2 ExpL 

Herzog Jaromir. 

28. ilAROMIKDVX Kreuz. Rf. +IAROM SBPRISTVMCA 
rechtgewandtes Brustbild des Erlösers mit erhobener Hand. Mitth. 
d. num. Ges. Taf. III, 12. 1 ExpL 

29. +IAROMIRV Brustbild des Herzogs mit Fahne, neben 
der linken Schulter ein Kreuz. Ä/'. +HCVOHaONaaOVD Brust- 
bild des Erlösers, wie oben Nr. 51. Unedirt. Taf XI, Nr. 29. 

1 ExpL 
Frankreich. 

Rheims, 
Bischof Amolf, 988—991 und 996—1021. 

30. t ARNV(TVS?) . . . (OPVS?) wenig deutlicher Kopf. Rf. 
+ VT....TOfl?E®VAl Kirchenähnliche Figur, in deren Mitte 
RMO Taf. XI Nr. 30. 1 ExpL 

Unedirt meines Wissens, wie ein Denar seines Vorgangers 



Der Fvnd tod ScboeniDgen. 268 

Adalbero im hiesigen Egl. Maseurn, wohl das älteste Gepräge 
dieses Erzstiftes, das 940 das Mimzrecht erhielt. 

Rouen, Richard!. (943-996 oder IL 996—1026) Herzog 

der Normandie. 
31. +RCRMAH (Ricarroarchio) befusstes Kreuz. Rf. tRO- 
TOMGVI Kirche wie aai den Adelheidsdenaren, auf jeder Seite 
ein Halbmond. Taf. XI Nr. 31. Unedirt. 1 Expl. 

England 

Ethelred. 

32 — 42. Pennies von Canterbury, Exetor, Cambridge, Hertford 
(tLIFINCM-OIEORT, nicht bei Hildebrand), Lincoln, London, 
Oxford, and Stanford. Ausserdem grössere Bruchstücke Yon 
Colchestcr und Ilchester. — Alle wie die oben erwähnten, von 
Typ. B 2, C und D Hildebrand, Endlich: 

45. Ein Penny von typ. D mit verwilderten Umschrifiten : 
fEDELRTOr+H Ä/. etwa tEODLMOqiiai 

Unter den zahlreichen Bruchstücken abendländischer und ara- 
bischer Münzen mag ein Denar von Pavia, von Otto als einzige 
italienische Münze erwähnt sein, doch ist ungewiss, ob es der 
Denar mit AVGVSTVS oder mit OTTO PIVS REX (Mader I, 
31) ist 



264 



B. Der Fund von Vossberg. 



Wie zur Entschädigung für den theilweisen Verlast des Fundes 
yon Schöningen ist uns bald dai^auf ein anderer von höchster Be- 
deutuDg bescheert worden, denn im Herbste 1883 wurden auf dem 
zum Dorfe Gellenthin bei Usedom gehörigen Ausbau Vossberg 
etwa 24 Pfd. Silber, und zwar bis auf ein kleines Stuck orienta- 
lischen Schmuckes nur aus Münzen bestehend aufgepflügt. Davon 
erwarb das Provinzialmuseum zu Stettin '21^ Pfd., die sich nach 
Abzug des Verlustes an Oxyd und Steinchen sowie der ganz unbe- 
achtenswerthen kleinen Bruchstücke auf 7,258 Kilogramm vermin- 
derten; diese sind mir zur Ordnung und Beschreibung übersandt 
worden. Man erkennt sofort, dassdieserSchatz einer der bedeutendsten 
ist, welcher jemals zur wissenschaftlichen Untersuchung gekommen. 
Denn da die Münzen dieser Zeit — es handelt sich um das XI. Jahr- 
hundert — im Durchschniitt 1,25 Grammen wiegen, das Kilogramm 
also ungefähr 800 Stück begreift, so ist der Inhalt des ganzen 
Fundes auf 5000 bis 6000 Stück zu veranschlagen. Das ist aber 
mehr als irgend einer der bisher eingehend beschriebenen der- 
artigen Funde ergeben hat, wie ein Blick auf die in meiner Arbeit 
über „die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen 
Eaiserzeit^ S. 41 gegebene Fundliste lehrt. Reich ist dement- 
sprechend die Anzahl der verschiedenen Gepräge, die nachstehend 
unter 532 Nummern aufgezählt werden, reich auch die Auswahl an 
Inediüs. Reicher noch an Verschiedenheit der Gepräge stellt 
sich zwar der in dieser Zeitschrift Bd. IV, S. 50 erörterte Lü- 
becker Fund dar, der auf nur 2800 Münzen nicht weniger als 
1414 Verschiedenheiten aufweist, es ist aber zu beachten, dass 



Der Fand ^on Vossbergf. 265 

unter diesen allein 1230 englische Pennies von Ennt dem Grossen 
sich befinden, welche bekanntlich wegen der vielen Monz- 
Stätten and zahllosen Munzmeisternamen fast immer anter 
einander verschieden sind; nach Abzog dieser verbleiben nar 
184 Stück, von denen wiederum nur 108 deutsche. 

DieZeit der Yergra bang unseres Fundes ist etwa auf das Jahr 
1090 anzusetzen, denn er enthält nicht nur verschiedene Gepräge 
des Ungamkönigs Ladislaus (1077 — 1095) und eins des Edlner 
Erzbischofs Siegwin (1079—1089), sondern auch eins von König 
Hermann (1081 — 1088) und, was entscheidend ist, eins vom Erz- 
bischof Wezilo von Maioz (1084 — 1088). Noch etwas weiter wäre 
der Fund vielleicht herabzurücken, wenn Nr. 222 wirklich von 
Eppo von Worms wäre, doch ist dessen Wahljahr nicht sicher 
bekannt 

Man mag sich nan wundem, dass gerade die letzten Jahr- 
zehnte vor dem Yergrabungsjahre so schwach vertreten sind, aber 
diese Erscheinung hat unser Fund mit dem einzigen bisher zur 
genauen Eenntniss gelangten, von mir in den Mittheilungen der 
numismatischen Gesellschaft zu Berlin S. 221 beschriebenen, gleich- 
zeitigen Funde gemein, beide setzen sich demgemäss der Haupt- 
sache nach aus Münzen zusammen, die in der ersten Hälfte des 
elften, ja theilweise noch in den letzten Jahren des zehnten Jahr^ 
hunderts geprägt worden. Dem entsprechend kQnden letztere denn 
auch durch ihre schlechte Erhaltung ihre lange Umlaufiszeit satt- 
sam an, wenngleich auch die später geschlagenen und weniger be- 
nutzten keineswegs immer das Sammlerauge befriedigen. Die 
Schuld tri£Ft im Allgemeinen weniger die starke Abnutzung als 
die mangelhafte Ausprägung, denn die Münzen aus den Gegenden, 
wo eine bessere Münztechnik herrschte, namentlich die englischen 
und ungarischen, zeigen sich auch hier der Regel nach selbst in 
älteren Exemplaren in gutem Znstande. Unter diesen Umständen 
habe ich denn von mehreren Exemplaren immer nur das beste 
der Beschreibung zu Grunde gelegt, und die Lacken der Umschriften 
meistens nach den in meinem Buche angefahrten ergänzt. 



266 B* Dannenber^: 

Auf seine ZusammensetztiDg in territorialer Beziehung ange- 
sehen, bietet der Fand manche Eigenthümlichkeiten. Verhältniss- 
mässig arm ist Böhmen, und besonders England dürftig Tertreten, 
das sonst in diesen Schätzen eine so grosse Rolle spielt, ungewöhnlich 
reich bedacht dagegen ist Ungarn und Dänemark; gänzlich vermisst 
wird Frankreich, das freilich stets nur eine sehr geringe Beisteuer 
leistet. Und ähnliche Regellosigkeiten wie das Ausland bieten auch die 
deutschen Provinzen: Schwaben hat nur ein geringes Kontingent 
geliefert, und in noch höherem Maasse und in noch auffälligerer 
Weise gilt dies von Baiern, das sonst mit seinen Regensburger 
Denaren sich bis feist zum Ueberdruss breit macht. Stattlich da- 
gegen ist namentlich die Reihe der sächsischen Gepräge, unter 
denen sich die interessantesten Stücke des ganzen Schatzes finden, 
der Denar des Abtes Rndhard von Corvei Nr. 171 und die der Udos 
von Stade Nr. 157—162. 

A. Deutschland. 

I. Lothringen. 

Bisthum Metz. 
Bischof Theodorich I., 964—984. 

1. +IMP(RATAVGS) Kreuz mit OTTO in den Winkeln. 
Rf. (+SCAM)ETTIS DE(ODERICEPS) viersäulige Kirche. 
Dbg. Nr. 13. 1 ExpL 

Theodorich II., 1005—1046. 

2. EODERQVaE Kopf linkshin. Rf. +MET VITA. 

Kreuz mit 4 Kugeln in den Winkeln. — Dbg. 24. 2.£zpL 

3. . . EODRICVS . Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. MET— TIS in 
2 Zeüen. — Dbg. 25. 3 Expl. 

4. tDEO Kreuz mit 4 Kugeln. Rf (M)E(DI)OMA- 

TRIGV(M) funfsäulige Kirche. Dbg. 26. 2 ExpL 

5. +DE 1 Kreuz mit 4 Kugeb. Rf SPI-NAL in 

2 Zeilen. Dbg. 27. 2 ExpL 

6. +DEODE T Kreuz mit 4 Kugeln. Rf aiPINA(L) 

f&n£»äulige Kirche. Dbg. 28. 1 ExpL 



Der Fond von VoMberg. 267 

7. f D(EODE)RI Ereaz mit 4 Kagdii. Bf. (M)AR— 

SAL in 2 Zeilen. Dbg. 29. Brachstfick. 

Adalberom., 1047-1072. 

8. (+ADeL)B€ROePS. Kreuz mit METTIS i. d. W. Rf, 
(SG-SSiePHANVS) der Heilige, in die Knie sinkend. Dbg. 35. 

2 Expl. 
Verdan. 

9. Nachahmungen der Denare König Heinrichs L, vgl. Dbg. 91. 
— Cappe Kaisermz Bd. I, Taf XIH, 206, 207, 209. 5 Expl. 

Bischof Haimo, 990—1024. 

10. Obol mit AYG im Felde, aber verwischten Umschriften, 
ähnlich dem Denare Dbg. 96 (aber der fehlenden Umschriften 
halber nicht ganz sicher). — Unedirt. 1 ExpL 

Bischof Richard, 1039—1046. 

11. (RIC)ARDV . . . Kopf links. Rf. +H(EINRIX5aRE(X) 
geschlossene Hand. Dbg. 104. 1 Expl. 

12. (RICHARD) Schworhand. Rf. (HATTONI CATR) vieiw 
B&nlige Kirche. Dbg. 105. 1 Expl. 

Bischof Theodorich, 1046-1089. 

M 
A 
18. TEO-DERI(C)-EP(S) in 3 Zeilen. Rf. VIRC(o) 

Dbg. 109. 1 Expl. »j^» 

Herzogthnm Niederlothringen. 
Herzog Gozelo I, 1023—1044, oder U, 1044—1046. 

14. Hf (SCHARIA Kopf rechts) unkenntlich. Rf (6)0- 
(ZEL)O— (D)VX der Herzog eine lange Fahne haltend, rechtshin. 
Dbg. 129. 1 Expl. 

15. (GOZELO DVX) Kopf links. Rf. Zwei M&nner, eine 
S&ule aufrichtend. Dbg. 130. 1 Expl. 

Brfissel. 

16. tI0(T6ERV)SMPPDT Kreuz mit V£*, Kugel, ^^ und 
Kugel i. d. W. Rf. BffY0C-(A LLA (das zweite ExpL mit rflckl&u- 



268 H* Dannenbergf: 

figem Stadtnamen) in Form eines Kreazes, in dessen Winkeln 

Söqa. Dbg. 141. 2 Expl. 

17. tTqiTaVOIVVOIII Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. Ä/. 

+ 
MOIETA im Felde, ringsum .•.BRV*—cx) ELLE- Dbg. 142. 

+ 5 Expl. 

So deaüich ist das MONETA auf keinem der bisher be- 
kannten Exemplare als auf ^em einen der vorliegenden, während 
die übrigen bei geringer Erhaltung hauptsächlich an den Resten 
dieses Wortes und der Fabrik erkennbar sind. — S. übrigens aach 
unten Nr. 329. 

Flandern. 

Markgraf Balduin IV., 989—1036. 

t(BALDVINI fla)A Kreuz mit Keil, Kugel, Kreuzchen and 

Kugel i. d. W. Rf t(BO)N(VS DENARI) sechssäuliger Tempel 

Dbg. 150. 1 ExpL 

Abtei Bergues St. Vinoc (Winoxberg). 
Reinhold, etwa 1052—1068. 

19. +(RAIN0LID)VS C — monogrammartig verziertes Kreuz. 
Rf. (+BE)R6A . Ca . . . Kreuz mit 4 Kugehi i. d. W. AehnHch 
Dbg. 161. 1 Expl. 

Ganz ähnlich ist ein Denar mit entstelltem karolingischen Mo- 
nogramm. Rf. Kreuz mit Keil, Ringel, Keil und Kugel, der 
durch die Fabrik seine flandrische Herkunft verräth. Seine Haupt- 
seite lässt mich glauben, dass auch Abt Reinold dasselbe Mono- 
gramm frei nachgeahmt hat. 

Namur. 
Graf Albert m., 1037—1105. 

20. (t) CAPVT Kopf rechts. Rf. (t)NAMVC(VM) Kreuz 
mit 4 Kugeln i. d. W. Dbg. 164. 7 Expl. 

21. ALBER(T)VS diademirter Kopf rechts. Rf. +NAMV- 

T 
CENSIS, im Felde ffiONE Dbg. 165. 5 Expl. 



Der Fund tod Yossberg. 269 

Dinant. 
Derselbe. 

22. DEONAM Kopf links. Rf. Verziertes Viereck mit einem 
Ringel zu jeder Seite. Dbg. 174. 5 Expl. 

23. ALBERTVS Kopf links. Rf. (+)Ö(E)0(N)AM doppel- 
liniges Kreuz mit einem Ringel in jedem Winkel. Dbg 175. 

5 Expl. 

24. (AL)BER(TV)S Kopf halb linksgewandt. Rf. ÖEON 
(ANT) Kreuz mit einem Kreise in der Mitte, an den 4 Vierecke 
ansetzen. Dbg. 176. 2 Expl. 

Celles. 
K. Heinrich m. 

25. HE— N(R) der thronende Kaiser. Rf (C6L)LA Schiflf. 
Dbg. 185. 1 Expl. 

26. GBINR . . . der thronende Kaiser mit Reichsapfel and 
Scepter. Rf. MOfET(AC)EL . . . das kaiserliche Monogramm. 
Dbg. 186. 1 Expl. 

Lüttich. 

K. Otto in. 

(S) 

27. +OTTOG(RADI REX) Kopf links! Rf. LEDG(I) 

A 

Dbg. 192. 8 Expl. 

K. Heinrich IH. 

28. HEIN . . . Kopf links. Ä/. LE . . . . Gepräge nicht zu er- 
kennen, weil der zu sehr seitlich aufgesetzte Stempel nicht gefasst 
hat. 1 Expl. 

Allem Anschein nach eine Abart yon Dbg. 197 mit rechts- 
gekehrtem Kopfe und SA — LEDGIA PAX neben einem Krnmm- 

stabe. 

Huy. 

K. Otto m. 

29. OTTO GRA DIR(EX) Kopf rechts. Rf (SOS LA>D. 
BERTVS), quer im Felde HOVW. Dbg. 223. 3 Expl. 

IsliMhrUI fir Namlimatik. XL 19 



270 - H. Dannenberg: 

K. Heinrich IL 

30. . . '. RICVS Eopf rechts. Rf. (SGSDOMITI)ANVS zwei 
Perleplinien zwischen je 4 Kugehi. Dbg. 226a. 2 ExpL 

31. HE(INRICVSI)M(PE)RAT Brastbild rechte. Rf. 5 
D0MIT(IÄ)N(V)S, im Felde HOIVM, mit 2 Perlenlinien sich 
kreuzend. Dbg. 228. 5 Expl. 

32. Köpf linkshin?, übrigens wegen qaadratum supercasam 

nicht ausgeprägt. Rf, t HQU also fast wie Dbg. 233, vgl. 

•:• + •:• 

auch Dbg. 1191. 1 Expl. 

E. Eonrad 11. 
32a. (I)MP C0NR(ADV5; diademirter Eopf rechts. Rf 
(SCS)DOMICI . . . . . im Felde (HOIVM) zwischen je vier ins 
Ereuz gestellten Eugeb. Dbg. 229. 1 Expl. 

Maestricht. 
E. Otto III. 

33. OTT Eopf rechtshin? Rf SC— AMA— RIA in 

3 Zeilen. Umschrift unlesbar. Dbg. 240. 2 Expl. 

E. Heinrich ll. 

34. (H)EN—VSR gekrönter Eopf. Rf Umschrift unleserlich, 
Eirche. Dbg. 246. 4 Expl. 

Das roheste unter den meistentheils unschönen Maestrichter 
Geprägen. 

35. lEINRICVS Eopf rechts. Rf (TRAIECTVM und PA) 
so gestellt, dass ein Tbeil dieser Buchstaben das; obere Ende dreier 
sternförmig übereinander gelegter Lanzen bildet. Dbg. 247. 1 Expl. 

Ohne Eaiser- und Bischofsnamen. 

36. +SCSLANBeRTVS GPS Eopf rechts. Rf. tTRA(IE) 
GTVM, zwischen zwei Ereuzchen die zu einem Monogramm ver- 
bundenen Buchstaben TAUD. Dbg. 252. 2 Expl. 

37. (Trai) 6CTII Eopf rechte, davor Erummstab. Rf Ein 
Mann mit Schwert und Ereuzstab. Unedirt. 1 Expl. 

Die Rückseite sehr ähnlich mit Dbg. 259 und 292, die Haupt- 



Der Fond tod YoBsberif. 271 

Seite aber ganz wie Dbg. 554, .die ich daber jetzt nicbt mehr 
nach de Costers Vorgänge für Utrechtisch, sondern vielmehr eben- 
falls für Maestrichtisch halten möchte. 

Tuin. 
K. Eonrad 11. 
38. CY(ONO)REX gekrönter Kopf rechts. RJ. Zweithürmiges 
Gebäude, unter demselbem (TVBIN). Dbg. 263. 1 Expl. 

Dietwin Bischof von Lüttich, 1048—1075. 
89. ÖI6(DV)INVS Kopf links. Rf. TVI(NVS) Ausgestreckte 
Hand. Dbg. 265. . 1 Expl. 

Viset 
E. Eonrad II. 

40. (NRA)DVSR gekrönter Eopf rechts. Rf. VIOS . . . 
Erenz mit 4 Eugeb. Dbg. 1198. 1 Expl. 

Zum ersten Male sehe ich ein Exemplar dieser von Becker 
(200 seit. Mz. Nr. 79) bekannt gemachten Münze, und zweifle 
nicht, dass sie aus den unbestimmten auszuscheiden und hier ein- 
zuordnen ist; ihre niederländische Herkunft hatte ich schon a. a. O. 
yennuthet. 

Stablo. 

41. (SGS REMAÜLVS) EPS Brustbild mit Erummstab 
rechts. Rf. (STABVLAVS) Geb&ude. Dbg. 271. 1 Expl. 

Xanten. 
Hermann II., Erzbischof von Eöln, 1036—1056. 

42. (t)HERIMAlN Eopf rcchtshin, davor Enunrnstab. Rf. 
(S)€A • TROI(A) fittnMulige Kirche. Dbg. 308. 2 ExpL 

Das eine Exemplar hat auf der Hauptseite in etwas plumpen 
Buchstaben die Umschrift . . . BI . EPI. 

Duisburg. 
E. Eonmd U. 

43. +CH(VONRAD)VS IMP gekröntes b&rtiges Brustbüd. 

Rf, +DIVS-BVRG in Ereuzform, ^wischen 4 Doppelbogen ge- 

steUt. Dbg. 311. 15 ExpL 

19* 



272 ^' Dannenberg: 

K. Heinrich m. 

44. +H(E)NICYS REX bärtiges Brastbüd. Rf. DIVSBVRG 
in den Winkeln eines doppellinigen Ej*eazes. Dbg. 315. 1 Expl. 

45. HEINKICVS REX gekröntes bärtiges Brustbild mit 
Scepter. RJ. Wie vorher. Dbg. 316. 5 Expl. 

46. +HEIN(RICH)VS IMt^ gekrönter bärtiger Kopf. Rf. 
DI — VS — BV — RG neben einem aus Doppelbogen gebildeten, in 
der Mitte mit einem Kreuze geschmückten Vierecke. Dbg. 317. 

3 Expl. 

47. (+)HE VS MP gekröntes Brustbild mit Bischofstab 

rechtshin. Rf, DI — VSBVRG in 4 Doppelkreisen, in der Mitte 
ein Kreuzchen^ in jedem Winkel eine Blume. 1 Expl. 

Von Dbg. 322 nur durch den Kaisertitel unterschieden, der 
aber diese Münze an Heinrich III. zu weisen scheint, da sein 
Nachfolger erst 1084 zum Kaiser gekrönt wurde. 

47a lEBR . . Kopf rechts. Rf. wie vorher. Unedirt 

1 Expl. 

Der unbärtige, ungekrönte Kopf stellt wohl den Kaiser nicht 

dar, ich weiss ihn so wenig als die Umschrift der Bf. zu deuten, 

auch nicht durch Beziehung auf Maestricht (s. Dbg. 256 u. 257). 

47 b. HEI REX gekröntes Brustbild rechts. Ä/. D . . . 

BVIG Gebäude, in welchem ein lockiges Köpfchen rechtshin. 

Bruchstück. 

Im Charakter des Brustbildes, sowie anscheinend auch in der 

Konstruktion des Gebäudes von Dbg. 318 wesentlich unterschieden, 

daher um so mehr zu bedauern ist, dass etwa die Hälfte dieser 

schönen Münze abgebrochen ist. 

Köln. 
K. Otto I. 

48. Denare mit ODDO oder OTTO REX, wie Dbg. 329 und 
331, grösstentheils beschnitten und mit so mangelhaften Um- 
schriften, dass sich die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen 
Art bei den meisten Exemplaren nicht feststellen lässt, doch über- 
wiegt Nr. 331. 56 Expl. 



Der Fund Ton YossbeTief. 273 

49. Eine Abart von Dbg. 331 mit OTTO R . . . und dem 
Dreispitz') im zweiten Ereozeswinkel. Lelewel XIX, 30. 1 Expl. 

50. Aehnlich, im ersten und dritten Winkel eine Schleife. 

1 ExpL 

51. +OTTÖ REX Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. Ä/. SCA— 
COLO— INA in 3 Zeilen, ünedirt. 1 Expl. 

K. Otto III. 

52. Zahlreiche, aber grösstentheils durch langen Umlauf be- 
schädigte Exemplare von Dbg. 342 in mannigfachen Verschieden- 
heiten. 129 ExpL 

S 

53. (OT)TO GR(ADI REX) BrustbUd linkshin. Rf. COLONU 

A 

Dbg. 340. 4 ExpL 

K. Heinrich 11. 

S 

54. +HEINRI(CVS REX) gekrönter Kopf. Rf. COLONI 

A 

Dbg. 347. 34 ExpL 

55. (H)EINRIH Rf. COLO— NIIA in 2 Zeilen, darüber 

eine Labyrinth-artige Figur. Dbg. 349. 1 ExpL 

56. (HEINRI)GVS IM(PO Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. 
Rf. (S)CA- (C)OLO— (NI)A in 3 Zeilen. Dbg. 350. 7 ExpL 

57 CVS . . . Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (Sanct)ACO... 

fünfsäulige Kirche. Dbg. 352. 1 ExpL 

58. +HNID . . . Ä5 Kreuz mit 4 Kugeln. Ä/. .... AO ... . 
Kirche, ahnlich wie Dbg. 385»» mit einer Aufschrift (NR-INO?) 

1 ExpL 

Die Lesung dieses Denars bleibt zweifelhaft; ich habe ihn 
seiner Fabrik halber hier einreihen zu dörfen geglaubt. 

1) Nicht mit unrecht beanstandet Grota den Ausdruck «gordischer Knoten*. 
Für die Ton ihm Torgeschlegene »Schleife* wünschte ich, wo sie spitzig er- 
scheint, das Wort .Dreispitz* eiogefährt. S. Bd. VI, 8. 141 d. Zeitschr. und 
8. 866 Anm. meines Buches. 



£^ 



274 ^- Dftnaenberg: 

59. Denar mit rechtsgewandtem Kopfe, ähnlich Dbg. 354. 

2 Expl. 

60. Sehr abgegriffenes Exemplar von Dbg. 355. (Rf. Erenz, 
in dessen unteren Winkeln A(jü). 1 ExpL 

K. Konrad H. 

61. Mit entstellter Umschrift der ij/*. (Konrad oder Heinrich ?) 
um das Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. c/) OA — COLO — 6A (und ähn- 
lich) in 3 Zeilen. Dbg. 358. 6 Expl. 

62 RADVcr O . . KreuÄ mit 4 Kugeln. RJ. (SANCTA) 

COLONIA fünfsäulige Kirche. Dbg. 359. 4 ExpL 

63. +CNOV MP Kreuz mit Lilien, O, Lilie und O in 

den Winkeln. Rj\ S6AC0L0NIA fünfsäulige Kirche, daneben 
A— X. Dbg. 360. 2 ExpL 

64.+CHVORADVSMP dasselbe Kreuz. Ä/. ctVMAVaCH... 
Kirche mit der Aufschrift 110— SA (das zweite Exemplar AD — 
SN). Dbg. 362. 2 Expl. 

65 YSDI Kreuz, in dessen Winkeln 2 Lilien und 2 

mit einer Lilie besetzte Doppelbogen abwechseln. Rf. Umschrift 
bis auf M erloschen. Dreisäuliges Kirchenportal. Dbg. 1284. 

2 ExpL 

DieAehnlichkeit mit voriger Münze berechtigt, auch diese hierher 
zu setzen. 

Ohne Kaiser- und Erzbischofs-Namen. 

66. . . RNAND(VER1)0 Kreuz mit T im ersten und P im 

dritten Winkel.- Rf (S)CO(LO)N(IA) im Felde + L — T. 

Dbg. 369. 2 ExpL 

67. +COLONIAVRBS Gebäude. Rf. Kirche mit MN— NH 
zur Seite. Dbg. 373. 24 ExpL 

Diese Münze trittt in unseren Funden sonst nicht so häufig aaf. 

68. f qilEV OH Kreuz mit 2 Ringeln und einem Pünkt- 

S 
chen in jedem WinkeL COLONU Dbg. 1316. 2 ExpL 



Der Fund tod Vosäberg. 275 

Erzbischof Piligrim, 1021—1036. 

69. (+CH VONRAD VS IMP) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (S) 
ANCTA C(OLONIA) Kirche, in deren Portal PILI-GRIN. 
Dbg. 379. 3 Expl. 

70. (f)CHVONRADVS (IMP) gekröntes bärtiges Brustbild 
rechts. Rf. SANCTA COLONJA dieselbe Kirche. Dbg. 380. 

4 Expl. 

71. +CHVONRADVS IMP Kreuz mit PILIGRIM in den 
Winkeln. Ä/. SANCTA COLONIA fünfsäulige Kirche. Dbg. 381. 

12 Expl. 
Erzbischof Hermann II, 1036-1056. 

72. fCHVON(RADVS IM)P Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. 
(HERIM)ANNAC(HIEPS) Kirche mit der Aufschrift COLO- 
NIA), daneben 2 Ringel. Dbg. 385. 20 Expl. 

73. +CHVORA(DVc«iVP) Kreuz mit 4 Kugeb. Rf. (fiS- 
MIT Kirchenportal mit einem Kreuze darin. Dbg. 386. 

3 Expl. 

74. +CRISTIANA RELIGIO Kreuz mit HE— RIM-AN- 
VS in den Winkeln. Rf SeA COLONIA fünfsäulige Kirche. 
Dbg. 387. 22 Expl. 

Nahahm ungen, auf denen die Kirche nicht 5 Säulen hat, 
sondern etwa wie auf den Adelheirls-Denaren gestaltet ist s. unten 
Nr. 316. 

75. +HER SE42S Brustbild des Erzbischofs mit Krumm- 
stab und Buch. Ä/:+COLON(IAVRB)S Kirche. Dbg. 389. 1 Expl. 

Also mit blossem Bischofstitel, wie Reichel IV, 2609. 

Erzbischof Anno der Heilige, 1056 — 1075. 

76. +(HE1)NRICVS-IMPERAV6 Kreuz mit ANNO in den 
Winkeln. Rf SGA COLONIA CIV(IT) Kirche mit der Auf- 
schrift A6RI— PINA. Dbg. 390. 3 Expl. 

77. CtH)EINRICVSINER(AV6) Kreuz mit ANNS in den 
Winkeln. Ä/ SEA COL(ON)IA CIBI fünfsäulige Kirche. Dbg. 391. 

2 ExpL 



276 ^* Dannenberg: 

Erzbischof Siegwin, 1079—1089. 

78. +SI *S Brustbild des Erzbischofs mit Eramm- 

stab. Rf, +AlNC(ta Colonas) Kirche, ganz wie auf dem Denar 
der Ahrt wiche, Dbg. 689, unten Nr. 149. Uebrigens ähnlich 
Dbg. 407. 1 Expl. 

Remagen. 

79. (i-RI6E)MA6(0) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (S)CA- 
COLO— +A6 in 3 Zeilen. Dbg. 429. 1 Expl. 

80. +RI6(EM)A60 gekröntes bärtiges Brustbild. Rf, 
+ -SCA— COLO— tAG in 4 Zeilen. Dbg. 430. 9 Expl. 

81. +RI6(EM)A60 Brustbilder der Heüigen Simon und 
Judas. Rf wie vorher. Dbg. 431. 6 Expl. 

Eil. 

82. Zwei sehr abgeriebene Denare des Herzogs Theodorich 
von Ober-Lothringen mit (EILCIV) und SIG(IBOD) auf der Rf 
Dbg. 432. 2 Expl. 

Etwa das durch das Grabmal der Secundiner bekannte Igel, 
im Trierschen? 

Andernach. 
K. Otto IIL 

83. (+)OTTO RE(X) Kreuz (mit und ohne Dreispitz in einem 
Winkel. Rf + (A)NDERNAKA Stadtmauer, in welcher der Drei- 
spitz. Dbg. 433— 433b. 7 Expl. 

Theodorich, Herzog von Oberlothringen, 984 — 1026. 

84. +NTDEPIO(DX) gekrönter bärtiger Kopf linkshin. Rf 
+ (AN)DE-(RNA)KA in 2 Zeilen, zwischen 2 LiHen. Dbg. 433. 

2 Expl. 
Mit blossem Stadtnamen. 

85. +ANOMA.E (statt ANDERNAOA) Kreuz. Rf ENO- 
INR zur Seite eines Kirchenportals. Aehnlich Dbg. 445. 1 Expl. 

Erzbischof Piligrim, 1021—1036. 
86.+CHVONRAEDVS, im Felde zwischen 4BogenPILI6R 
— IMVS in Kreuzesform. Rf AND — EN. zu Seiten eines Kirchen- 
portals. Dbg. 446. 1 ExpL 



Der Fand Ton Vossberf^. 277 

87. +CHPVNRDVO, im Felde zwischen 4 Bogen IL06R— 
MR in Kreuzform. Rf* ENO — EOR neben dem Barchenportale. 
Aehnlich Dbg. 449 und 451. 18 Expl. 

88. +HVORADOM, im Felde zwischen 4 Bogen IL06I— 
mR in Krenzform. Rf, ENO — EOR neben einem Eirchenportale, 
in welckem ein Kopf linkshin. Dbg. 452. 2 Expl. 

89. Nachahmung dieser Denare. Dbg. 454. 9 Expl. 

Trier. 
K. Otto III. 

90. (+OTT)0 RE(X) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (T)REA(ER) 

A 

Dbg. 461. 2 Expl. 

Erzbischof Poppo, 1017-1047. 

91. Der Denar mit Kreuz. Rf. A im Felde, in schlechten 
Exemplaren, von den Umschriften HEINRICVS REX Rf 
POPPO TREVI nur hier und da ein Buchstab sichtbar. Dbg. 466. 

9 Expl. 

92. +CHVONR(ADVS I)MP gekröntes b&rtiges Brustbild. 
Rf +POPPO (ARCmEPS) Kreuz mit einem Dreispitz und PAX 
in den Winkeln. Dbg. 467. 1 ExpL 

93. (+P)(OPP(OARCHI) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf Zwei- 
thurmiges Grebäude, in dessen Bogen ein bärtiger Kopf, darüber A. 
Dbg. 468. 10 Expl. 

Erzbischof Eberhard, 1047—1066. 

94. (eB6RHA)RT-ARCmEPSCTREV) Brustbild mit Krumm- 
Stab rechts. Rf SP('£R)yS zwei Hände zwei Schlüssel haltend, 
deren Barte die Buchstaben ^R bilden. Dbg. 473. 2 Expl. 

95. Ebenso, aber mit linksgekehrtem Brustbilde und€B€RHART 
ARCmEPSTREV. Dbg. 474. 1 ExpL 

Ohne Namen des Münzfursten. 

96. S(EV)C(H)ARI(V)S Brustbild mit Krummstab. Rf Zwei 
Bände halten zwei Schlüssel, deren Barte die Bachstaben ER der 
Umschrift SP'ERVS bUden. Dbg. 493. 1 ExpL 



278 H. Dani^enberg: 

97. Ebenso, aber mit rückläufigem SVIRAJICVES. Dbg. 493a. 

5 Expl. 
Nachahm angen Trierscher Gepräge s. unter den unbestinmiien 
(Nr. 321.) 

II. FrieslancL 

K. Konrad IL 

98. +C(ON)RAD IMPET bärtiger gekrönter Kopf. Rf. +(F) 
RESONIA Kreuz mit 4 Kugehi in den Winkeln. Dbg. 495. 
3 Expl., (von denen eins mit sinnlosen Umschriften). 

Bruno in., 1038-1057, Markgraf von Friesland. 

Bolsward. 

99. +HEP1RICVS ER gekrönter Kopf rechtshin, davor Kreuz- 
stab, ß/. BODI-RV (AR?) und zwischen 2 Perlenlinien BKaN. 
Aehnl Dbg. 498. 1 Expl. 

Dokkum. 

100. iHEHRICVS RE. Ä/ DOCC— V66A und BRVN. 
Uebrigens dasselbe Gepräge. Dbg. 499 14 Expl. 

Leeuwarden. 

101. Ebenso, aber Ä/. LIVN-VERT. Dbg. 502. 1 ExpL 

102. Ebenso, aber Rf. xIaV— VERO. Dbg. ö02c- e. 10 Expl. 

Staveren. 

103. Desgleichen, mit STAV-^ERV>I. Dbg. 603. 8 Expl. 
Ausserdem : 

104. 3 etwas verwilderte, unter denen eins mit linksgewandtem 
Kopfe. .3 fixpl. 

Egbert IL, 1068—1090. 
Dokkum, 

105. +ECBERTVS gekröntes bärtiges Brustbild. Rf, 
+ D066IN6VN die Brustbilder der Heiligen Simon und Judas. 
Dbg. 528. 3 Expl. 

Staveren. 

106. Ebenso, aber Rf tISTAV(ERON). Dbg. 532. 1 ExpL 



\ 



Der Fund yod Vossberg. 279 

Utrecht. 
K. Heinrich II. 

107. .HEINRICV8 REX gekröntes Brustbild. Ef. XRISTIA- 
NA RELIGIO Kirchenportal mit der vierzeiligen Aufschrift T — 
RA lEC-^T— V. Dbg. 639. 3 Expl. 

K. Heinrich III. 

108. (H)EI(NR)ICCV) Kopf links Rf. (SCS MARTXIVS) 
Bischof mit Krumrastab. Dbg. 541. 2 Expl. 

Bischof Bernold, 1027-1054. . 

109. finSCS • MARTINVS A • RCDIE der. Heilige bis zu 
den Knieen, mit Krumm- und Kreuzstab. Rf +SBEKHOLDVS 
EBISCODV+I Mauer, und über derselben ST RA - lECTV in 
2 Zeilen. Dbg. 544. 10 Expl. 

Bischof Wilhehn, 1054-^1076. 

110. Aehnliches Gepräge, aber der Bischof im Brustbilde, 
* aaVMjannW + R/. (Trajectum s) etwas verprägt, und über 
der Mauer EGT. Dbg. 545. 1 Expl. 

111 NV.E.. dasselbe Gepräge. Rf, Das etwas ent- 
stellte Kölner Monogramm, ünedirt. 1 Expl. 

Vielleicht giebt einmal ein besseres Exemplar Aufschluss, ob 
diese Münze diesem Bischof oder seinem Vorgänger gehört; mög- 
licherweise aber ist sie in die Klasse der Nachmünzen zu verweisen. 

112. +HEINRICVS RE gekröntes bärtiges Brustbild. Rf 
+VVILHEIN1VS Brustbild des Bischofs mit Krummstab rechts- 
hin. Dbg. 546. 3 Expl. 

113. Ebenso, aber der Bischof mit Kreuzstab statt des Krumm- 
stabes. 11 Expl. 

Groningen. 
Bischof Bernold. 

114. +C8B0ai(FA)CIVSA0CEII Brustbild mit Krummstab. 
Ä/. +PE(RN) OL • I • DVaPEgV, im Felde CRV— ONIN— 06 • 
in 3 Zeilen, Dbg. 558. 13 Expl. 

Kein einziges Exemplar hat korrekte Umschriften, nur der 
Stadtname ist richtig geschrieben. 



280 ^* Dannenbcrg: 

115. +ERNOI^RVSERS Bischofsstab, neben demselben BA- 
CVL7S. Rf. +GROmGGEA(JÜ Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 559. 

6 Expl. 
Deventer. 
K. Heinrich 11. 

116. HEIN(R)ICV(a IMPERATO) Hand, neben welcher 
REX. Rf. (DAV)AN(TRIA) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 563. 

68 Expl. 
Sämmtlich sehr abgerieben. 

117. H(EIN)RICV8 IMIPT Kopf links. Rf. (AlflT)NAV 
(AQ), im Felde BONA um ein Kreuzchen gesteUt. Dbg. 564. 

10 ExpL 
K. Konrad H. 

1 18. (C)0RAD(V8IM) gekrönter Kopf mit langem, struppigem 
Barte. Rf. 0VA(C)NT(RC) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 566. 

14 Expl. 
Wie gewöhnlich sehr unvollkommen ausgeprägt, möglicher- 
weise ist daher auch ein Otto (Dbg. 560) darunter. 

Bischof Bemold. 

119. +B(E)RNOVDV(SEPS) Krummstab zwischen J^_^ 
Ä/. +DA(VENTRE)NSIS Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 568. 12 ExpL 

120. Ebenso, aber ...HNO Rf ..ERNOLD.... 

ünedirt. 1 Expl. 

121 ENTRENSIS Thurm. Rf +BERNO .... ES Kreuz 

mit 4 Kugeln. Dbg. 569. 1 ExpL 

122. (+DAVEN)TRE . . . Brustbild eines GeistKchen. Rf 
+B(emoldus eps) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 570. 2 ExpL 

123. Dasselbe Gepräge, aberBERNO... i?/*. C+HEIN)RICVS 
(REX). Dbg. 571. 3 ExpL 

124. Ebenso, aber (+B)ERNOIDV .... Rf BERNOV .... 
Dbg. 571. 45 ExpL 

Diese Münzen sind, wie stets, sehr mangelhaft ausgeprägt, 
und daher bei vielen Exemplaren nicht zu erkennen, ob sie wirk* 



Der Fand Ton Vossberg. 281 

lieh zu dieser Art, oder yielleicht zu Dbg. 570, 572 oder 573 ge- 
hören. 

125. tSLEß(VINVS C)ON(F) Rf. (+BERNOL)DVS • E 
(PS), sonst ^ie vorher. Dbg. 573. 4 Expl. 

Thiel. 
E. Heinrich 11. 

126. HEmRICV(S IMPERA)TO gekrönter Kopf. Rf. (t)T 
CI)E(LE) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 578. 5 Expl. 

K. Konrad 11. 

127. Ebenso, aber (CVONR)ADA(S) Rf. (ToIoEo)roE(o). 
Dbg. 582. 8 Expl. 

Bei der schlechten Ausprägung und Erhaltung ist die Grenze 
zwischen dieser und der vorigen Münze nicht immer sicher 
zu erkennen. 

128. Obol desselben Gepräges. Yon den Umschriften nur O 
auf der Ef^ lesbar. — Unedirt. 1 Expl. 

129. (CV)OnRAD .... derselbe Kopf. Rf BO— TIELE- 
(NA) in 3 Zeüen. Dbg. 584. 12 Expl. 

III. Sachsen. 

Herzog Bernhard I., 973—1012. 

130. BERNHARD VS DVX diademirter Kopf links. Rf N 
NOMIE DNIAMEN kleines Kreuz. Dbg. 585. 20 Expl. 

Nur 1 Exemplar hat die Umschriften so korrekt und deutlich, 
die meisten übrigen sind schlecht geprägte und schlecht erhaltene 
Nachahmungen; deren weitere Entartungen s. unten Nr. 301. 

131. BERNHARD DX kleines Kreuz. Rf NMNEDOMOl... 
kleines Kreuz. Dbg. 587. 11 Expl. 

Herzog Bernhard H., 1011—1059. 

132. BERNHAR . . im Felde Kugel. Rf NNOM (Dni amen) 
kleines Kreuz. Dbg. 589 und 589a. 52 ExpL 

Auch hier macht sich schlechte Ausprägung derart bemerklich, 
dass namentlich Grösse und Gewicht oft bis fast zum Obol herab- 
sinkt (s. auch Friedlaender Farve S. 26 Nr. 74). 



282 H. DaDDenb0r>|[: 

133. BRNHA(RDV)S Hand auf Kreuz. Rj\ LIVNIBYRHC* 

Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 590. 

Grar viele mit verwilderten Umschriften. 56 Expl. 

134. Nachahmungen des Denars mit Cfionradus und halb vor- 
v^ärts gekehrtem bärtigen Kopfe. Rf Bemhardu und Kirchenfahne. 
Dbg. 591. 35 Expl. 

134a. EbensOj aber cv) vaaA(H>I)Ä3(at) Rf. GEFRIDE 
(VIAß)Il. Dbg! 593. 3 Expl. 

Nach den neuesten Forschungen sind diese Denare in Jever 
geschlagen (s. Tergast, die Münzen Ostfrieslands S. 19.) 
Herzog Otto, 1059—1071 mit seinem Bruder Herrmann f 1086. 

135. (+HEREMON?) gekröntes BrustbUd. Ä/..XV(aOaa)0 
Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 596. 1 Expl. 

Naumburg. 
Bischof Eberhard, 1046- 1078. 

136. EPEaHAHDAEPC- Kreuz mit Kugel, O, Kugel und O in 
den Winkeb. Rf, cv - CPE(TRV) <\3 breitschenkiiges Kreuz. 
Dbg. 599. 1 Expl. 

Quedlinburg. 

137. (+SDI)ONISIVS Hand mit Krummstab. Rf. QVIDIL.GB. 
dreithörmiges Gebäude. Dbg. 614. 1 Expl. 

Halberstadt. 
Bischof Burkhard I, 1036—1059. 
188. (+SS) STErllV . . . MR Kopf linkshin, mit . Kreuzstab. 
Rf tBVKHAR • EG . . dreithörmige Kirche. Dbg. 628, 5 ExpL 

Magdeburg. 

K. Otto m. 

139. (+D-IG)R"AR(EX) Kreuz mit OTTO in den Winkeln. 
Rf +(MA)GAD.(BVRG) Kii'che. Dbg. 639. 1 Expl. 

Ohne Kaisemamen. 

140. Ebenso, aber +nitin+in Ä/. MAGADHABV. Aehn- 
Uch Cappe KM. I T*f. XV, 247. 1 Expl. 

141.'Obol mit verwischtem Magadeburg. Rf In nomine dni 
amen, wie Dbg. 644. 1 Expl. 



Der Fund von Vossberg. 283 

142. (+S6SMAV)RIGIVS bärtiges gekröntes Brustbild rechts. 
Rf. +M(A6AD)EBVR6 Mauer mit 2 Thurmen, zwischen denen 
ein grosses Kreuz. Dbg. 647. 9 Expl. 

143. tS€SMAVR(IClV)S gekrönter bärtiger Kopf rechts. 
/?/*tMAGDEBV(R6) (odertMAGADEBVRG, oder auch rück- 
läufig) mit 3 Thurmen besetzte Mauer. Dbg. 648— 648f 35 Expl. 

Goslar. 
K. Heinrich III. 

144. tHEINRICVS IM(-F)R gekrönter bärtiger Kopf. Rf. 
+(S/S SIM)ON SIVDA Brustbilder beider Heiligen. Obol. 
Dbg. 667. 6 Expl. 

145. tHEINRICVS lM)f.R. Ä/. verwischt. Dasselbe Ge- 
präge, abör Denar. Dbg. 668. 5 Expl. 

K. Heinrich III. oder IV. 

146. Denare desselben Schlages mit grösstentheils unleserlichen 
Umschriften, so dass der Titel nicht erkennbar und daher nicht 
festzustellen . ist, ob Dbg. 668 oder Dbg. 669 vorliegt, nur spricht 
bei vielen die spitze Form der Krone mehr für Heinrich III. 

21 Expl. 

147. Ebensolcher Denar mit den sinnlosen Umschriften +N^E. 
O^ETVH Rf VIRBI;. . Aehnlich Dbg. 693. 1 Expl. 

König Hermann von Luxemburg, 1081 — 1088. 

148. +(HERIMAN)NVS REX gekröntes bärtiges Brustbild 
mit Kreuzstab und Scepter. Rf. (6)0(S)LäRIV(M) Gebäude 
in einer Mauer. Dbg. 675. 1 Expl. 

Voigt Theodorich und Aebtissin Ahrtvicha (Hedwig von 

Gemrode?) 

149. (Thedericus) AD Brustbild mit Schwert (und erh' bener 
Linken.) Rf (+AHRT)V1CH(ED6) Kirche. Dbg. 689. 1 Expl. 

Hildesheim. 
K. Konrad II. oder Heinrich HI. 

150. Gekrönter, bärtiger Kopf. Rf, Kopf der Jungfrau Maria. 
Die Inschriften grössentheils unlesbar oder verderbt. Dbg. 707 
oder 709. 5 Expl. 



284 H. DaDDonberg: 

Bischof Bern ward, der Heilige, 993—1022. 

151. (RE)BWVVARD(EPS) Kopf rechtshin. Rf. H(ILDE) 
NES(H)EM Kreuz. Dbg. 711. 1 Expl. 

Bischof Gothard der Heilige, 1022—1038. 

152. (t)60D(EHA)RD(VS EPS) Kopf rechts. Bf. MISHaa 
(NaajIH)f dreithürmiges Gebäude. Dbg. 712a. (Aach mit recht- 
läafigem Stadtnamen. Dbg. 712). 3 Expl. 

Bischof Azelin, 1044—1054. 
152a. + A(C)E(L . . . . EPS) Brustbild rechts. Ä/. (H)n. 
(dineshe)IM viereckiges Gebäude. Bis auf die Umschrift der 
Rf. wie Dbg. 713. 1 Expl. 

Mit unlesbaren Umschriften. 

153. Linksgewandtes Brustbild der Jungfrau. Rf, das drei- 
thürmige Gebäude der Gothards-Munzen. Dbg. 715. 9 Expl. 

154. Ebensolcher Obol. Unedirt. 1 Expl. 
155 Kopf der Jungfrau Maria. i2/l Kirchenportal. Dbg. 716. 

3 Expl. 

156. Diademirter Kopf rechtshin. Rf. Viereckiger Thurm oder 
Mauer. Dbg. 718. 2 Expl. 

Möglicherweise von Bischof Azelin (Dbg. 713), worauf die 
Inschriftreste des einen Exemplars hinzudeuten scheinen. 

Stade. 
K. Heinrich HI. 

157. H(E)INKICO gekrönter Kopf. Rf, (ST)A(THV) Kirche. 
Dbg. 720. 3 Expl. 

Lüder Udo L Graf von Stade, 1034-1057, seit 1056 Markgraf 

der Nordmark. 

158. H . . . . raCVS REX diademirter Kopf linkshin. VDOOO 
G0ME8 kleines Kreuz. 1 Expl. 

Schon im Thomsenschen Kataloge (Nr. 11977) ist ein ganz 
ähnUches Stück (mit HHAMDHCVS REX. Rf. SaMOOGOOOV) 
abgebildet und freilich als unbestimmt beschrieben, aber doch 
richtig als niedersächsisch und Nachahmung eines englischen Musters 
bezeichnet. Und letzteres ist durchaus unverkennbar, der Typus 



Der Fand too Yossberg^. 285 

A Ethelred^) ist das Yorbild ; nach demselben ist aber nicht allein 
das Torliegende Stück, sondern auch das unter Nr. 472 beschriebene 
Ethelreds gearbeitet. Musste man letztere schon früher als nieder- 
sächsische Nachprägungen ansprechen, wie ich das bereits in den 
Mitth. d. num. Gesellsch. z. Berlin, S. 210 Nr. 138) gethan habe, so ist 
jetzt für erwiesen zu erachten, dass Stade der Sitz dieser Nach- 
münzerei war. Damit erhält die in Rede stehende Münze noch 
einen besonderen Werth, abgesehen davon, dass sie uns mit einem 
neuen Münzfürsten bekannt macht. 

159. REX HEAI . . . VS gekrönter Kopf rechts. Rf. VDOCO 
COMES eine mit einem Kreuze gezierte Mauer oder Thurm. 
Dbg. 1274. 1 Expl. 

Als ich nach Köhne (m^m. St. Pet. IV, S. 91 Nr. 366) diese 
von ihm auf der Rf, lESVDOCO . Ol gelesene und daher uner- 
klärt gelassene Münze brachte, konnte ich bei meiner Unbekannt- 
schaft mit einem Originale und dem Mangel eines Schrifttrennungs- 
zeichens, sowie dem eigenthümlichen Umstände, dass die Umschrift 
nicht, wie sonst, oben oder unten, sondern zur Seite beginnt, der 
Wahrheit nicht auf die Spur kommen, sogar, im Hinblick auf 
den Denar von Herzog Konrad (Dbg. 800), an Mainz denken, jetzt 
aber kann über die Erklärung unsrer Münze kein Zweifel sein, 
wenngleich die Fabrik nicht die der vorigen und der folgenden 
ist. Immerhin aber bildet die, ich weiss nicht mit welcher Be- 
deutung vor dem Titel eingeschobene Silbe CO ein Band zwischen 
beiden Udo-Denaren. 

Udo H., Markgraf der Nordmark, 1057—1082. 

160. +CV)DO MARCCHIO gekrönter Kopf. Rf. +8TAD... 
(KD?) zweithürmiges Kirchenportal. Unedirt. 1 Expl. 

Die Krone nähert sich in der Form der Goslarischen Hein- 
richs in Dbg. 667, 668, die Fabrik aber ist ganz die der vor- 
stehend beschriebenen Nr. 157 und 158. 

161. +VDOMACCHI behelmtes Brustbild des Markgrafen 
xnit Lanze, über seiner linken Schulter ein Kreuzchen mit 4 Kugeln 

1) Naeh Hildebrandt, anglosaksiska mynt. 

ZtitMhrift rar MamltmaUlL IZ. 20 



286 ^* Dannenbeii^: 

in den Winkeln. Rf. +DEXTERA DOMN segnende Rechte, im 
Felde zwei Sterne. — Unedirt. 2 Expl. 

Wer würde nach dem Gepräge der Rückseite nicht an einen 
geistlichen Münzherren denken? So ging es wenigstens mir bei 
Ansicht des ersten Exemplars, bis das zweite, znm Glück yoII- 
kommen deutliche mir zu Hülfe kam. Leider verschweigt uns 
dieser Denar den Ort, wo er geschlagen ist, und so könnte 
bei der geschichtlichen Ueberlieferung, dass Udo zuerst von 
allen Markgrafen der Nordmark seinen Sitz in Salzwedel aufge- 
schlagen, ein eifriger Brandenburger ihn wohl für diese altbranden- 
burgische Stadt beanspruchen. Dennoch mochte ich wegen der 
Aehnlichkeit mit dem folgenden lieber an Stade denken; Lüneburg, 
dem das Gepräge der Hand (s. oben Nr. 133) entlehnt scheint, 
liegt gleich nahe an Stade wie an Salzwedel. 

162. + VD(OMA)RCGHIO sein behelmtes Brustbüd mit Lanze 
linkshin. Rf. 8TAT : . . . dreithörmiges Gebäude in einer Mauer. 
Unedirt. 1 Expl. 

Ganz eigenthümlich und merkwürdig ist hier wie auf voriger 
Münze das Bild des Markgrafen. 

Ohne Namen des Münzherren. 

163. +STATH(V) Gl VITAS Gebäude. Rf. A6NV(S) DEI 
Kreuz mit PISCIS in den Winkeln. Dbg. 721. 3 Expl. 

Minden. 
K. Heinrich HI. 

164. +(HE)IN(R)IC(VS) REX bärtiger gekrönter Kopf Unks. 
Rf (+M)INTEONA Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 726. 1 Expl. 

165.+(HE)NRICVSREX bärtiges Brustbild. Rf (+MINTE) 
ONA Kreuz mit 4 Kugeb. Dbg. 727. 2 Expl. 

166. Umschrift verwischt Ein Münzer bei der Prägarbeit 
sitzend, linkshin. Ä/. tMIN(TEO) ISP A dasselbe Kreuz. Dbg. 728. 

lExpl. 

167 aVMI ähnliche Vorstellung. Rf. .... (TE) 

ONPA dasselbe Kreuz. Dbg. 729. 1 Expl. 

168. Umschrift verwischt. Zwei Männer, von denen der eine 



Der Fand vori Vossberg. 287 

einen kngelförmigen Gegenstand (Münze) in seiner rechten Hand 
betrachtet. Rf. +(MI)N(T)E(0)N. . dasselbe Kreuz. Dbg, 730. 

lExpl. 

169. +q#..IINaA..H. Ein Münzer rechtshin sitzend, 

eine Wage haltend. Rf. QO . . IT . . . Gepräge unkenntlich. 

Dbg. 731? lExpl. 

Hier hätten wir also alle auf die Prägearbeit sich beziehenden 
Münzen beisammen. Zu bedauern bleibt nur die schlechte Er- 
haltung, die nameotlich auf dem letzten Stücke nicht festzustellen 
gestattet, ob hier nicht eine andere Rückseite als die von Dbg. 731 
vorliegt. 

Corvei. 

S 

170. +CO(RBE)IA Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. COLONH 

A 

Dbg. 739. 1 Expl. 

Abt Ruthard, 1046--1050. 

C 

171. +(R)OTHH , imFelde I^R Rf Kreuz, in 2 Winkeln 

B 

mit einem Bischofsstabe belegt, in den anderen O und eine vier- 
eckige Figur. Umschrift verwischt. — Unedirt. 1 Expl. 
Ist auch die Umschrift der Hf. nur sehr schwach sichtbar, 
80 ist sie doch sicher, und dadurch dieser Münze noch ausser 
dem Curbia im Felde eine hervorragende Wichtigkeit gewonnen. 
Denn das Gepräge der Rf hat sie mit einer hier wie auch sonst 
in nicht unbeträchtlicher Anzahl auftretenden Adelheids-Nacbmünze 
(s. Nr. 279) gemein, der sie in so hohem Grade gleicht, dass ich bei 
erster flüchtiger Durchsicht des Fundes auch sie unter diese Adel- 
beidsdenare geworfen hatte. Damit ist dann das Vaterland dieser 
Nachprägungen festgestellt, und in weiterer Folge erhalten hier- 
dorch auch andere Münzen etwas Licht, welche bisher nicht zu 
lokalisiren waren (s. Nr. 306). 

Lehrreich ist es, dass hiemach in Ruthards nur 4 jähriger 

20* 



288 ^* Dannenberg: 

Amtsführung nicht weniger als drei grundverschiedene Gepräge 
ausgegangen sind; das vorliegende^ vermuthlich das älteste, 
mit dem der Abt zum ersten Male sich von dem bis dahin rein- 
kaiserlichen Münzstempel emanzipirt hat, dann das folgende yon 
bairischem Charakter, endlich das hier fehlende, auf seinen Nach- 
folger Arnold übergegangene mit Curbia (Dbg. 735). Interessant 
ist auch, dass sich hier der rheinische Goloniar Typus mit dem 
niedersächsischen Adelheidstypus berührt 

172. HEINRCIC REX) Kreuz mit 4 Kugeb. Rf. (RO)THA 
— RD(YS) auf breitem Kreuze, in dessen Winkeln A(B)AS. 
Dbg. 374. Bruchstück. 

Abt Arnold, 1051-1055. 

C 

173. +ARNOLD(A— B) im Felde iAr Rf. +HEI(N)RIC 

B 

IMP Kreuz. Dbg. 736. 7 Expl. 

Helmershausen. 
K. Heinrich UI. 

174. tH(EI)NEICVS . . . (R?) gekröntes bärtiges Bmstbüd. 
Rf. . . . . MWARDESHVSVN Kreuz mit 4 Kugehu ünedirt. 

lExpl. 
Mit dieser und der folgenden Münze werden zwei Städte 
neu in die Numismatik dieses Zeitraums eingeführt, deren älteste 
Gepräge wir bisher aus der Hohenstaufenzeit glaubten. Der Kopf 
ist übrigens ganz der der Goslarischen Münzen Heinrichs TTT 
(Dbg. 666—668), mit denen unser Denar auch im Stempelschnitt 
etwas Verwandtes hat 

Marsberg. 

175. +SCS Pe(TR)VS Brustbild des Apostels. R/. +H€- 
R€SBy(R6) dreithürmiges Gebäude. — Erbstein numismat. 
Bruchst. Heft HI, Taf. H, 21. 1 ExpL 

Aus der wenn auch gelungenen Abbildung bei Erbstein konnte 
man auf ein so hohes Alter dieses Denars nicht mit Sicherheit 
schliessen; ein ähnliches Stück meiner Sammlung kann auch wohl 



Der Fund Ton Yossberg. 289 

etwas jünger sein. Sehr dankenswertli ist daher die Belehrung, die 
wir durch unseren Fund erhalten. 

Soest. 
K. Konrad IE. 

176. t.CHVON diademirtes Brustbild rechts, davor 

Kreuzchen. Rf. Neben dem sogenannten Kölner Monogramm 
....SSAS (und ähnlich) in kleinen Buchstaben. Dbg. 742. 8 Expl. 

Dortmund. 

K. Otto m. 

177. (THER)OTMA(>I>II) sehr roh gezeichneter bärtiger 
Kopf. Rf. ODDO* (IMPER)ATOR Kreuz mit 4 Kugeb (stark 
verprägt). Dbg. 745a. 1 Expl. 

K. Heinrich IE. 

178. HE)INRIC>Ä KEX gekröntes Brustbild links. Rf, (IW) 
WAMTaa(HT+) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg 749. 3 Expl. 

179 NI8A ... an diademirter Kopf links. Rf NAM- 

laaHl kleines Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. Dbg. 752. 3 Expl. 

180 H derselbe Kopf. Rf T(HERTMAN)NI 

dasselbe Kreuz, von vier noch kleineren umgeben. Dbg. 753. 

1 Expl. 

K. Konrad H. 

181. flOTAaSÄMI gekröntes Brustbild links. Rf afl8(a)A- 
ÄVI03 Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 754. 5 Expl. 

182. CONRAD VS RE Kopf links. Rf afla(aAflM)O0 Kreuz 
mit 4 Kugeb. Dbg. 756. 9 Expl. 

K. Heinrich HI. 

183. +H(EINR)ICVS REX gekrönter bärtiger Kopf Imks. 
Ä/. +THO(RT)MANNE Kreuz mit 4Kugehi. Dbg. 757. lExpl. 

184. Aehnlich mit (I)MP statt REX. Dbg. 757a. 2 Expl. 

185. +HEINRICHVS IMP gekröntes bärtiges Brustbild. Rf 
(Blume) THORTMANNE kleines Kreuz. Dbg. 758 »>»•. 1 Expl. 



290 ^* Dannenborg: 

Emden. 
Hermann Graf von Lüneburg, 1059—1086. 
186. +HE(EEMON) Kopf rechts. Rf. + A— HN-TH— ON in 
den Winkeln eines doppellinigen Kreuzes. Dbg. 773. 5 EzpL 

IV. Franken. 

Mainz. 

K. Otto m. 

187 NCIAC . Kirche. Rf. OTTO .... Kreuz mit vier 

Kugeln. Dbg. 779 ähnlich. 16 Expl. 

Eine dieser unter einander abweichenden und sehr abgeriebenen 
Münzen hat im Dache der Kirche eine Schleife. 

188. +MO(GONCI)A vierthürmiges Gebäude. Rf. (+0TTO 
IMP)AV(G) Kreuz, in jedem Winkel eine kleine in eine Kugel 
ausgehende Lilie. Bd VI, S. 154 Nr. 13 d. Zeitsch. 1 ExpL 

K. Heinrich IL 

189. NO(G)ON . . Kirche. Ä/. H(EIN)RICV(8 R)EX Kreuz 
mit 4 Kugeln. Dbg. 785. 1 Expl. 

190. HO ... . CMC Kirche. Rf .... RIGV8 . . . Kreuz mit 
4 Kugeln (Obol). Dbg. 786 und 786a. 2 Expl. 

191. (HEI)MRICH(VS REX) gekröntes bärtiges Brustbild 

mit Scepter, nach byzantinischer Art. Rf (M)00 Gebäude 

mit rundem Dache, auf dem drei lange Kreuze sich erheben. 
Dbg. 788. 2 Expl. 

K. Konrad U. 

192. NOI(oncia civit.) Kirche. Rf +CHVO(NRADV R)EX 
Kreuz mit 4 Kogeb. Dbg. 789. 8 Expl. 

193. VRBS (M06V>IC)IA Kirche mit % im Portale. Rf. 
CB(VON)RADVS IIP Kreuz mit 4 Kugclo. Dbg. 790. 56 ExpL 

194. Aehnlicher Obol. Dbg. 791. 2 ExpL 

195. (+Chuonr)ADV(SREX) gekröntes Brustbild. Ä/. (fMo- 
gonc)IECIV(IT) Kirche mit rundem Dache Dbg. 792^ 1 ExpL 

196. tCHVONRADVS . . . gekrönter bärtiger Kopf. ^f. 



Der Fond tod Yossberir- 291 

(+VRBS)MOGVNC(IA) Kirche wie auf Nr. 193). Dbg. 1373. 

1 Expl. 
Nur im Lübecker Funde (Bd. IV, S. 62 Nr. 66 d. Z.) ist diese 
MuDze bisher yorgekommen. 

E. Heinrich IQ. 
197.+H6INRICVS übrigens wie vorher. Dbg. 793. 26 Expl. 

K. Heinrich IV. 

198. +(HINRICVS E)X gekröntes bärtiges Brustbild mit 
Reichsapfel links. Ä/.M(OICNCIA)dreithürmige Kirche. Dbg. 796. 

1 Expl. 
Mit Denarstempel auf kleinem SchrötliDg ausgeprägt, daher 
fast wie ein Obol erscheinend. 

Erzbischof Willigis? 976—1011. 

199. +M(OGONCI)A Brustbüd. Rf. Der Name Kaiser 
Heinrichs II. Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 802. 2 Expl. 

Erzbischof Bardo, 1031—1051. 

200. (+CHVONRA)DVS IMP gekrönter bärtiger Kopf, wie 
auf Nr. 196. Rf, M(OG)ONGIA zweisäuliges Kirchenportal, in 
welchem der Name BARDO. Dbg. 804. 1 Expl. 

201. Ebenso, aber (H)fclNRIC(VS). Rf. (M)OGO(N)CI(A). 
Dbg. 805. 16 Expl, 
doch steht bei 9 derselben wegen erloschener Inschrift nicht 
fest, ob Dbg. 805 oder nicht etwa 804 vorliegt; indessen ist letzere 
wohl etwas seltener. 

202. Aehnlicher Obol. Dbg. 806. 1 ExpL 

Erzbischof Lupoid, 1051—1059. 

203. + HEINRICH VS MIP ähnliches Brustbild. Rf. LIV- 
BOLD(ARCH)IEPS zweithürmige Kirche. Dbg. 807. 21 Expl. 

Erzbischof Wezilo, 1084-1088. 

204. Brustbild mit Krummstab rechtshin. Rf Kirche. Dbg. 813. 

lExpl. 

Obwohl die Umschrifiben unlesbar, ist doch an der Identität 

dieser MQnze kein Zweifel, was um deshalb sehr wichtig, weil sie, 



292 H* DaoDeoberg: 

ebenso wie in dem oben erwähnten gleichaltrigen Fände Mitth. 
S. 221, die alleijüngste ist. 

Ohne Namen des Kaisers und Erzbischofs. 

205. (aC8M)ARTIHVg Brustbild mit Krummstab. Rf. M 
(ogoncia c)VTA Kirche. Dbg. 823. 3 Expl. 

Speier. 
K. Konrad 11. mit seinem Sohne Heinrich (HE ) 

206. (+)CH(ONRAD)IP (HEIKR)ICIP zur Seite eines Kreuz- 
scepters ihre gekrönten bärtigen Brustbilder unter zwei gezinnten 
Bogen, (auch ohne denselben). Rf. (+SCAM)ARI(A) Brustbild 
der h. Jungfrau, Yor ihr der Kopf des Kindes. Dbg. 829. 17 ExpL 

K. Heinrich HL 

207. (+HEIN)RICVS R(EX) gekröntes bärtiges Brustbild. 

Rf. TqSM . . (für Nemetis civitas) Raderschiff mit Kajüte 

(Kirche?). Dbg. 830. 37 ExpL 

208. Ebenso, aber namentlich das Brustbild von besserem 
Stempelschnitt und mit einem Scepter neben der rechten Schalter. 
— Cappe K. M. I, Tat XXH 367 und H, Taf. XXHT, 258. 

7 Expl. 

209. (HEINR)ICVS RE(X) gekröntes bärtiges Brustbild mit 

Reichsapfel und Scepter. Rf (Nemet)IS .01 Kreuz mit 

4 Kugek. Dbg. 831. 2 Expl. 

210. Gekrönter bärtiger Kopf, zu dessen rechter Seite ein 
Scepter. Rf, Kirche mit Glockenthurm und der Aufschrift CH — 
ON. Umschriften beiderseits erloschen. Dbg 832. 1 flxpl. 

210a. tHEINRICVS (imper.> gekröntes bärtiges Brustbild 
mit Scepter an der rechten Schulter, wie Nr. 208. Rf + (Ne- 
metis) CIVIT- gekrönter Kopf in einem zweithürmigen Portale. 
Dbg. 833. 3 ExpL 

211. Gekrönter bärtiger Kopf wie Dbg. 835. Von der Um- 
schrift nur ATO (und auf einem anderen Exemplar f HE ) 

sichtbar. Rf ATIV.... Kreuz mit einer von 2 Punkten begleiteten 
Kugel in jedem Winkel. — Unedirt. 5 Expl. 



Der Fund Ton Vossberg. 29S 

Das Speiersche MüDzmal, wie auf Dbg. 827, 835, 836 dient zur 
Bestimmung dieser Münze. 

Ohne Namen des Kaisers and Bischofs. 

212. (SP)IRACI .... Kirche. Rf. (+SCA)MARI(A) dasselbe 
Kreuz. Dbg. 836. 30 Expl., von denen eins Ottos HL Namen zu 
tragen scheint, also wie Dbg. 826. 

213. (fSGAMABIA) Brustbild der h. Jungfrau mit dem Jesus- 
knaben wie auf Nr. 206. Rf. f8 RI dieselbe Kirche mit 

CH— ON wie auf Nr. 210. Dbg. 838. 10 Expl. 

Bischof Konrad I., 1056—1060. 

214. (CVNR)ADVS EPS bärtiges tonsurirtes Brustbüd mit 

erhobener Hand. Rf. (NEMTI)SC dreithürmige Kirche. 

Dbg. 839. 8 ExpL 

Worms. 
K. Otto m 

215. fOTT)0*IMP Kreuz mit Bischofsstab und je einer 
Kugel in den Winkeln. Rf. (Wormacia) Kirche. Dbg. 844. 

6 Expl. 
K. Heinrich H. 

216. tHE(INRIC)VS Kreuz mit 4 Kugeln, von denen eine 
Ton einem Halbmonde umschlossen ist. Rf. tYV(ORMAGIA) 
Kirche. Dbg. 845. 96 Expl. 

Bei den meisten dieser äusserst mangelhaft ausgeprägten 
Münzen wird ihre Zutheilung an Worms nur durch die Wormser 
MOnzmarke ermöglicht. 

K. Heinrich HI. 

217. IBINRICVS KEX gekröntes Brustbild mit Reichsapfel 
und Scepter. Rf +HEINR(ICVS !)• dasselbe Kreuz wie auf 
Nr. 216. Dbg. 846. 30 ExpL 

218. (f IEI)NRICVS IMP(eRA)TOR gekröntes bärtiges Brust- 
bUd. /2/.(fHEIN)RICV(SI) dasselbe Kreuz. Dbg. 847. 34 Expl. 

219. (Heinricu)S * IM(perator) gekröntes bärtiges Brastbild. 
Bf. (Sc8)-I€T(rus apls) Brustbild des Apostels. Dbg. 848. 

1 Expl. 



294 H. Daune nbeig: 

220. . . CS (Petrus?) Kopf rechts. Rf. t(Heinricu)SI • das 
Kreuz wie bisher. Unedirt. 1 Expl. 

Da die Fabiik so laut spricht, so kann wohl über die Er- 
gänzung der wenigen Schriftreste in der angedeuteten Weise kein 
Zweifel sein. 

Bei der grossen Fülle der Gepräge Heinrichs TTT. mag das 
gänzliche Fehlen derer seines Sohnes (Dbg. 850) auffallend befanden 
werden. 

Bischof Arnold, 1044-1065. 

221. (+IE)INBICVS) IMPe(R)AT(OR) Brustbild wie auf 
Nr. 218. Ä/. + ARN(OLDVS).P . . . I(praesul?) des Bischofs Brust- 
büd. Dbg. 851. lExpi: 

Bischof Eppo? um 1090. 

222. Brustbild mit Krummstab und Buch. Rf, Kreuz wie 
vorher. Umschriften auf beiden Seiten erloschen. AehnlichDbg.853. 

1 Expl. 

Dbg. 853 weicht darin ab, dass Eppo die Hand erhebt; dies 

und das Fehlen der Umschrift erlaubt kein sicheres Urtheil, ob 

wirklich ein Eppo vorliegt. In diesem Falle wäre es wohl die 

jüngste Münze, doch wissen wir Eppos Antrittsjahr nicht. 

Würzburg. 
Kaiser Otto IQ. 

223. (• S • K)[T.TAN w Kopf rechts. Rf. (0)TTO I(MPE •). 
Dbg. 856. 7 EipL 

Ohne Kaiser- und Bischofsnamen. 

224. +(SKILIA)NVS dessen Kopf rechts. Rf. (t)VVIR 
(ZEBVRC) Kirche. Dbg. 859. 18 Expl. 

225. (S)KI(LIAN)VS ebenso Rf. tVVIRCe(BVR)C Kreuz 
mit 4 Kugeln. Dbg. 861. 3 Expl. 

226. (+S)e(s Kilianu)S Kopf des Heiligen rechts. Rf. (f V 
YIR)CIBV)R6 mit 4 ThOrmen bewehrte Stadtmauer. Dbg. 862. 

5ExpL 



Der Fand von VoMbafg. 295 

Bischof Bnmo, der Heilige, 1034—1045. 

227. +SCSK(IL)IAN(VS) dessen Kopf rechts. Rf. +BRV. 
(N)OE(PCS) Kreuz mit 4 Kugeb. Dbg. 863. 7 Expl. 

B 

228. +S KILIA(NV)S, im Felde NRO Ä/. V V(m)CEBVRC 

V 
Kirche. Dbg. 864. 11 Expl. 

Bamberg. 
Bischof Hartwich, 1047—1054. 

229. +BEIN N tot gekröntes bärtiges Brustbild. Rf. 

(+HART) V VICVcQ • C . . . . Brustbüd mit Krummstab. Dbg. 654. 

lEzpL 
Köhne, dem wir die Bekanntschaft mit dieser MOnze ver- 
danken, hat sie dem Magdeburger Erzbischof Hartwich, 1079 bis 
1102 zugeschrieben. Das oder gar die Zutheilang an seinen 
Gegner Erzbischof Hartwich 1085 — 1089 verbietet aber der kürzlich 
in Schlesien ans Licht gekommene Fund; Friedlaender, der 
ihn beschreiben will, hat ihn daher, da der Titel archie- 
piscopus auf keinem der bisher bekannten Exemplare lesbar ist, 
unserem Hartwich beigelegt Dem kann ich nur zustimmen, da 
der gleichnamige Abt von Hersfeld, von dem ich einen anderen 
Denar kenne, ausgeschlossen sein dürfte. 

Fulda. 

230. (8CS B0)NI(faciu8) Kopf rechts. Rf. (tF)VL(D)A 
Kirche. Dbg. 876. 2 Expl. 

Erfurt. 
Erzbischof Aribo, 1021-1031. 

231. + (ARIBO AR)CeP-S Brustbild mit Tonsur rechts. 
Rf (+€RPH)6SFV(RT) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 876. 1 Expl. 

232. (f ) A(RIBOA) . . . Kirche zwischen Si und Krummstob. 
Rf (+ tRP ) und Kreuz mit 4 Kugeb (verwischt). Dbg. 877. 

lExpL 
Erzbischof Bardo, 1031—1051. 

233. (+)PA(rto) Kirche zwischen fl (?) und Krummstob. Rf 



296 H. Dannenberg: 

Umschrift; nnlesbar. Erenz mit 4 Eageln. Aehnlich Dbg. 878. 

1 Expl. 

233a. Noch undeutlicher, wie Dbg. 877 — 879, also unentschieden 

ob von Aribo oder von Bardo. 40 Expl. 

Erzbischof Lupoid, 1051—1059. 

234. (+LV ) 8 Kreuz mit 4 Kugeln. Ä/. (Er- 

phesfurt) bärtiger Kopf im Portale eines zweithürmigen Gebäudes. 
Dbg. 882. 1 Expl. 

K. Heinrich III. 

235. (+)H(EINR)ICVSI»?RA. gekrönter bärtiger Kopf. Rf. 
+ CER(F)ES(furt) wie vorhin (Nr. 234). Dbg. 883. 17 ExpL 

236. Ebenso, aber (Er)VFS(furt) Rf, E(R)Vaa(furt). 1 Expl. 

237. (Heinricus imperato) ähnlicher Kopf. Rf. (Erfes)FV.... 
Kirchenportal. Dbg. 885. 1 Expl. 

237a. ^H RATOo derselbe Kopf. Rf. Umschrift er- 
loschen. Kreuz mit 4 Kugeln. Unedirt. 1 Expl. 

Meissen. 
Markgraf Ekkard I., 985—1002. 

238. EKK(IHART) Kreuz. Rf •M(l0Da!)ra Kreuz. Dbg. 
886. 1 Expl. 

V. Schwaben. 

Breisach. 

K. Otto m. 

289. 0(TT)0 Kreuz, dessen Winkelfiguren undeutlich. 

Rf. BRnS(E) Dbg. 905. 1 Expl. 

A 

Strassburg. 

K. Otto in. 

240. +OTTOD(IG)AREX Kreuz. Rf + ARGEN* +*IT(H4)A 
Kirche. Dbg. 910. 1 Expl 

241. +OT(TOIM)P (LiUe). Rf +AR6eN(TINA) Kreuz mit 
Krummstab in einem Winkel. Dbg. 913. 1 Expl. 



Der Fand Ton Voaibeig. 297 

E. Heinrich 11. 

242. HINBI(CYS KE)X Kopf mit Zackenkrone rechte. Rf. 
ARC(ENTIN)A Kirchenportal. Dbg. 916. 2 ExpL 

243. HENRICOOS REX gekröntes Brustbild rechts. Rf. 
ARGEN— TIN(A) in Kreuzform, in den Winkeb Krenzchen, 
(Krummstab) und 2 Lilien. Dbg. 918. 5 Expl. 

244. HEINRICV(SI)WPR<AV) gekröntes Brustbild. Rf. 
zwischen 8 Kirchengebäuden die kreuzförmig gestellte An&chrift 
(A)RGEN-TI(NA). Dbg. 920. 6 Expl. 

244a. Aehnlicher Obol, sehr schledit erhalten. Unedirt. 

lExpL 
K. Konrad ü. 

245. Denar desselben Gepräges, dessen Fabrik, trotz fehlen- 
der Umschrift der Hf. ihn an diesen Kaiser eher, als seinen Vor- 
gänger weist. Dbg. 922. 1 Expl. 

246. CHi^N PR gekröntes Brustbild linkshin. Rf ARr 

GEN — TINA kreuzförmig gestellt, in den Winkeln 2 Lilien und 
2 Kirchendächer. Dbg. 921. 3 ExpL 

K. Heinrich IQ. 
246a. Schlecht erhaltener Obol mit Brustbild. Rf Kirche. 
Dbg. 926. 1 Expl. 

Esslingen. 

247. Nachahmungen des Denars mit rechtsgekehrtem Kopfe 
Heinrichs ü. Rf Hand auf Kreuz. Dbg. 951. 6 Expl. 

248. Ebenso, mit linksgewandtem Kopfe. 1 Expl. 
S. auch unten Nr. 293 und 328. 

Chur. 
Bischof Ulrich I, 1002—1026. 

249. Hand. Rf Kirche. Umschriften beider Seiten undeutlich. 
Dbg. 986. 1 ExpL 

Constanz. 

K. Otto m. 

250. Kirche. Rf OTTO im Monogramm. Umschriften er- 
loschen. Dbg. 1009, 1010. 1 ExpL 



298 H. Dannenberg;: 

Bischof Eberhard?. 1034-1046. 
251. +6 Kopf links. Rf, CO Kirchen- 
gebäude. Dbg. 1017. lExpl. 

Augsburg. 
Bischof Bruno, 1006—1039. 

262. f PRVNEPIco Kreuz mit Ringel, Keü, 3 Kugeln (und 
Keil) in den Winkeln. Rf. AVGäJ TA CIV Kirchengiebel mit 
V(VI). Dbg. 1025. 1 Expl. 

Bischof Eberhard, 1029—1047. 

253. EPERHARD(8e)Pai Kreuz mit (K)VON in den Win- 
kehi. Rf. AV(G>» TA CIV fünfsäuliges Kirchenportal. Dbg. 1029. 

Bruchstück. 

K. Heinrich 11. 

254. (IE— m— RI-C) undR- C— X gekröntes b&rtiges Brust- 
bild rechts. Rf. AVGK» T(ACIV) Kreuz mit 3 Kugek und Ringel 
in den Winkeln. Dbg. 1032. Bruchstück. 

255. Ein Exemplar eines ähnlichen Denars mit nicht aus- 
geprägter Hauptseite. Rf . . , coTA+CI wie vorhin, aber ein Ringel 
statt des Keils. 1 Expl. 

Der abweichende Kreuzwink^lschmuck, der Charakter der 
Buchstaben, sowie die geringe Grösse und Schwere kennzeichnen 
dieses Stuck als Nachmünze. 

256. IE— IN-RC undRX dasselbe Brustbild wie auf Nr. 254. 
Rf AVGo) TA CIV viersäulige Kirche. Dbg. 1034. 1 Expl. 

Ohne Namen des Kaisers und Bischofs. 

257. +S6AM(AR)IA verschleiertes Brustbild der Jungfrau 
links. Rf +(AV)6VSTA (CIV) Kirche. Dbg. 1043. 4 Expl. 

Vier Stück dieser seltenen Münze hei der Knappheit der süd- 
deutschen Münzen in unserem Funde sind einigermassen auf- 
fallend. 



I>er Fnod von Voasbeifi;. 299 

VI. Baiem. 

Regensburg. 
Herzog Heinrich L, 948 — 955. 

258. Kreuz mit einer Engel in 3 Winkeln. Rf. Eirchengiebel, 
Umsclirifiten beider Seiten und Manzmeistemamen entstellt. Nacb- 
münze, Tgl. Dbg. 1057. 1 Expl. 

Herzog Heinrich H., erste Regiemngszeit 955 — 976. 

259. + MVc» 3C Vian • Kreuz mit je 2 Kugeln in den drei 
leteten Winkeb. Rf. KEGNACIVITA(ä Kirchengiebel mit MAO. 
Dbg. 1063. 1 Expl. 

Herzog Otto, 976—982. 

260. +• OT. . . . X* Kreuz mit (4) Kugeln. Rf, (Re)OlACIV 
(ITAcQ) Kirchenportal mit ECCL Dbg. 1065. Bruchstuck. 

Herzog Heinrich H., zweite Regierungszeit, 985 — 995. 

261. *H£NGiyc\}Y+ Kreuz mit einem Ringel zwischen zwei 
Kugeln in 3 Winkeln. Rf RH.'.ICHHcoA Kirchenportal mit 
MAO. Dbg. 1069 f. 1 Expl. 

Fast alle Münzen mit MAO sind barbarisch, Nr. 259 bildet 
in dieser Hinsicht wegen ihrer korrekten Umschrift der Rf fast 
eine Ausnahme. 
Herzog Heinrich IV. 995-1002, von da ab (als H. H.) König 

(1002-1004 und 1009—14). 

262. :n: cv> VICN Kreuz mit Kugel, Keil, Kugel und 

Ringel. Rf ACQ. . . TAco Kirchengiebel mit YVIC. Nachahmung 
von Dbg 1071 f. 1 Expl. 

263. Eine andere Nachmfinze mit +ITRIc»y]+NCH Kreuz 
mit Keil, Ringel, Keil und Riegel. Rf, Ganz barbarische Inschrift 
und MQnzmeistemame unter dem Giebel. 1 Expl. 

264. (IE)IN-RI-C und (Hl-X) neben dem rechtsgekehrten 

bärtigen Brustbilde des Königs. Rf, flN OHO Kreuz 

mit Keil (3 Kugeln, Ringel) und 3 Kugeb. Dbg. 10077. 

Bruchst&ck. 

265. Aehnlich, mit gänzlich verderbten Inschriften. Dbg. 
1079—1080. Bruchstück. 



300 H. Dannenberg: 

266. Rechtsgewandtes Brustbild des Kaisers. Rf, A.A- 

flI9 1 viersäaliges Kirchenportal mit einem umpnnkteten 

Kreuze in demselben. Aehnlich Dbg. 1088. 1 Expl. 

Die Umschrift der Rf. ist wohl nichts als das entstellte Ra- 
daspon ci der Nr. 1088. Dbg. 

Herzog Heinrich VI., 1026—1028, als König (seit 1028) 

Heinrich HI., in Baiem — 1040. 

267. Denar mit verwilderten Umschriften und dem Namen 
Hein rex in den Kreuzeswinkeln. Rf, fünfsäulige Kirche. Aehn- 
lich Dbg. 1094. 2 Expl. 

268. IE— IN— RI und R — EX neben dem gekrönten bärtigen 
Brustbilde rechts. Rf. RADAo^PONACI yiersauL'ge Kirche. 
Dbg. 1098. 4 Expl. 

269. tHEINRICVaQ PEX gekröntes b&rtiges Brustbild. Rf. 
tRADAc»PONCHzweithürmigesKirchenportal. Dbg. 1099. 4 Expl. 

270. tMRENIYS REX bärtiges Brustbild mit flacher Krone. 
Rf +RE6NESRVRC Gebäude über einer Mauer. Unedirt. 

3 Expl. 

Nur in der Form des Gebäudes, das dem auf Dbg. 1101 

ähnlich ist, von Dbg. 1100a abweichend. Hier zum ersten Male 

seit Ludwig dem Frommen begegnet uns der deutsche Stadtname 

auf einem vollständig erhaltenen Exemplare. 

271. (+HE)INRICVcQ (imp) gekröntes Brustbüd. Rf (f RA 
DAS)PONA • (civt ) Gebäude über einer Mauer. Dbg. 1101. 

9 Expl. 

272. +HEINR...S IMP ähnliches Brustbild. Rf +CIVIT 
(as) Rf ADA(spo) ähnliches Gebäude. Unedirt. 1 Expl. 

Mit obenein ganz ausgeschriebenem ciyitas vor dem Stadt- 
namen war noch keine Münze bekannt. 

Herzog Heinrich VH., 1040-1047. 

273. Yerprägter Denar mit des Herzogs rechtsgewandtenoi 
Brustbilde. Rf Kirche. Dbg. 1102. 1 ExpL 

Cham. 
Herzog Heinrich H., zum zweiten Male, 985—995. 

274. HEXNRICYc/^ DY(X) lo^uz mit einer Kugel im ersten 



Der Fnnd vod Vossberg. 301 

und dritten, und einem Ringel im vierten Winkel. Rj\ CHAW- 
PA CIVIT Kirchengiebel mit ROZV. Unedirt. 1 Expl. 

Dieser Denar mit lesbaren, aber sehr plump gestalteten Um- 
schriften lehrt uns sowohl einen neuen Münzfürsten als auch einen 
neuen Mnnzmeister kennen. 

Eichstädt. 
Herzog Heinrich IV., 995-1002. 

275. -HeNRICVS DVX Kreuz mit Kugel, Keü, Kugel und 
Ringel. Ä/. SCSVVILLIB^.D Kirchengiebel mit eHT. Dbg. 1112, 

1 Expl. 

VII. Geographisch unbestimmbare deutsche Münzen. 

K. Otto DI. 

276. (tO)TT(O REX) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. +M— 
gVJBAg— (C+?) in 3 Zeilen. Dbg. 1159. 1 Expl. 

277. (O)T(TO) REX Kreuz mit 4 Kugeb. Rj\ :A 

im Felde OH. Dbg. 1160a. 1 Expl. 

K. Otto in. und Adelheid, seine Grossmutter, 983 — 996. 

278. (OTT)O ReX SD(6L)DeiDA diademirter Kopf rechts. 
Rf. +DOniR)\H RtX Kreuz mit ODDO in den Winkeln. Dbg. 
1164. 4 Expl. 

279. Der gewöhnliche Denar mit JTrCAHLHT um die Kirche. 
Rf. Wie vorher (Dbg. 1167) fand sich in einer durch Wägung 
ermittelten Stückzahl von etwa 950 Expl. 

Dabei ist zu bemerken einerseits, dass die schönere Art mit 
amen hinter dem Titel Dbg. 1166, die im Funde von Stolp (möm. 
St Pet. II, S. 99) so zahlreich vorkam, damals bereits ganzlich 
ans dem Verkehr verschwunden war, und andererseits, dass ein 
sehr bedeutender Theil sich deutlich als Nachprägungen wohl aus 
sp&terer Zeit zu erkennen gab. Unter diesen verdient besondere 
Beachtung eine in etwa 40 Stück vorhandene Art, ähnlich wie 
die bei Lelewel Taf. XVIII 2, Cappe K. M. III, Taf. I, 9 und 
Rühle V. Lilienstem (in Loos Sammig. von Aufs, fiber d. Münz- 
wesen) Nr. 52 abgebildete. Sie haben alle das mit einander ge- 

ZdlMbrift f&r Nnmltmatik. IX 21 



302 H- Duinenberg: 

mein, dass die Uioschriften in breiten flachen Bacbetaben nar theii- 
weise gekommen und soviel man aus den wenigen Ueberbleibseln 
entnehmen kann, arg entstellt sind, aach dass das ODDO in den 
Winkeln des Kreuzes anderen Zeichen Platz gemacht hat. So er- 
scheinen auf den Stucken, welche den Uebergang vermitteln 
mögen, ODOH, dann zwei O zwischen zwei Ejreuzen, ferner A 
O) S u. s. w. und endlich tritt, in verschiedenen Spielarten, 
ein neues wichtiges Gepräge au^ 

280. das bei übrigens ebenfalls sehr mangelhaften Umschriften 
auf. der Bj\ in zwei Winkeln des Kreuzes einen Bischofstab, ge- 
wöhnlich zwischen A und O zeigt. 

Die Styl verwand tschaft dieser Münzen mit der oben (Nr. 171) 
beschriebenen des Abtes Rudhard von Corvei ist eine so unver- 
kennbare, dass damit Corvei als der Sitz dieser Prägungen fest- 
gestellt ist, ohne dass man darauf zurückzugreifen braucht, dass 
verschiedene dieser Münzen neben der Kirche C und D oder ähn- 
liche leicht auf Corvei deutbare Buchstaben haben. 

Diese Denare sind aber ihrerseits den weiter unten beschrie- 
benen mit HIRSTEIDTEBISCO, namentUch der ersten Art 
Nr. 287, in zweiter Reihe dem sogenannten Brettacher (Nr. 299) und 
dem vermeintlichen Deventerschen Nr. 306 dermassen ähnlich, dass 
auch für deren Heimath und ihre allerdings schon vorher im- 
zweifelhaft gewesene Weg Weisung von Brettach und Deventer 
neuer Anhalt gewonnen wird. 

281. Obol vom Gepräge der gewöhnlichen Adelheids-Denare. 
Dbg. 1169- SExpL 

282. Adelheids-Denar mit OTTO statt ODDO in den Winkeln 
des Kreuzes. Dbg. 1170. 2 ExpL 

K. Heinrich H. 

283. REX lEUN(RICVS) diademirtes Brustbild rechts. Rf. 
+ (lElNRIC)VS MClfiTA Kreuz, in den Winkek verziert. Dbg. 
1178. 3 Expl. 

Die Münze ist ihrer Fabrik nach in Maestricht, Huy oder 



Der Fund von Vossberfir. 393 

Lütüch geschlagen. Ein Stück scheint aber Ottos IQ. Namen zu 
tragen; das wäre neu. 

283a. HEINRIC • Kopf links. Rf. Oa)(?) Bischofsstab. 

Vgl. Dbg. 1228 und 197—198. 6 Expl. 

Nor eins dieser unter einander übrigens etwas abweichenden 
Exemplare hat den Königsnamen so deutlich. Aus dieser Zeit 
und der Lütticher Gegend sind sie aber unzweifelhaft sämmtlich. 

283b. (Henr)ICY... gekrönter Kopf. Rf, +..L...WLD 
Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 1193. 1 Expl. 

K. Konrad II. 

284. (+CHV)ONRD-M Kreuz mit einem Monde in jedem 
Winkel. Rf. H;V0NAC(VM) Kirche. Dbg. 1194. 1 Expl. 

K. Heinrich UI. 

285. X(Heinri)CUVS RIM gekröntes bärtiges Brustbild. Rf 
THVIPa) fünfsäuliger Tempel. U n e d i r t. 1 ExpL 

Die Fabrik dieser schönen Münze weist wohl mehr auf Duis- 
burg als nach Dortmund, obgleich die Umschrift der Rf an Dbg. 
761 anklingt. 

Bischof üardolf (von Regensburg?) 

286. +(6)AR(D0LEPIcc) Kirche. Rf + ooFTRVöQ APOm ) 
Brustbild rechts. Dbg. 1216. 1 ExpL 

Corvei oder Paderborn? 

287.+HlR(8TEIDTEBISCOP) in den Winkeln eines Kreuzes 
ein von einer Hand gehaltener Bischofstab zwischen A und O. 
Rf lELITH(ISPENICO) Kirche mit einem Ringel im Portale, 
zwischen E und O. Dbg. 1220. 7 Expl. 

Es finden sich einige Abweichungen: ein Exemplar hat in 
der Kirche ein Kreuz und zu den Seiten je ein O, und auf der 
Rf geht die übrigens, wie gewöhnlich sehr mangelhafte Umschrift 
in N(? statt PENICO ans. 

288. (+HIRS)TEIDTE(BISCO) Brustbild eines Geistlichen 

mit Krummstab rechtshin. Rf (+IE)LITH(ISPENIN6) ein mit 

einer Perlenlinie eingefasstes Kreuz, in dessen Winkeln O(TOT). 

Dbg. 1221. 2 ExpL 

21* 



304 n. Dannenberg: 

289. Dieselbe Hf. Rj\ (+IELITHI) SPE(NING) halbvorwärte 
gekehrtes bärtiges Brustbild mit Kreazstab. Dbg. 1222. 1 Expl. 

290. Umschrift erloschen. Brustbild wie vorher, aber mit 
Kreuzstab. Rf. +I(ELITfflSPENI)N6 bärtiges Brustbild. Bis 
auf den Kreuzstab wie Dbg. 1223. 1 Expl. 

Während Cappe auf beiden Seiten dieser Münzen Nr. 287 
bis 290 plattdeutsche Inschriften (hir steidt te Biscop und Je 
Lith si ening) hat sehen wollen, beanstandet Grote solche mit 
Recht für die Rj\ Aber auch er hält das „hir steid te Biscop^ der 
Hauptseite aufrecht. Bezüglich der Rückseite wäre noch anzu- 
führen nicht bloss, dass statt SI ENING überall ISPENING 
steht, sondern auch, dass, was bisher unbemerkt geblieben zu 
sein scheint, auf dem Exemplare Nr. 214 Taf. XV Bd. II Bl. 
f. Mzkde. die Umschrift mit +PENII beginnt. Bleibt so- 
nach nur noch das HIR STEID TE BISCO, so reduzirt sich die 
in Betracht kommende Inschrift bei der Möglichkeit, das EBISCO 
auch als lateinisch anzusprechen, auf die Anfangssylben HIR 
STEIDT und die Berechtigung, diese auf gedachte Weise aus 
unserer Muttersprache auszulegen wird doch jedenfalls etwas zweifel- 
haft dadurch, dass Nr. 287, die man vermöge ihrer Anlehnung 
an die Adelheidsmünzen doch wohl als die älteste zu betrachten hat, 
gar kein Bildniss zeigt, hier also das „hier steht der Bischofs un- 
verständlich sein würde. Scheint es daher hiemach, als sei der 
Schlüssel zu diesem Räthsel bezüglich der Inschriften noch immer 
nicht gefunden, so muss dagegen anerkannt werden, dass Grote, 
sehr unsicheren Spuren folgend, allerdings die Heimath dieser 
Münzen so viel als möglich richtig errathen hat, sie mögen, wenn 
nicht in Corvei, so doch in Paderborn zu Hause sein. 

Graf Wichmann IH., 967—1016. 

291. VVIÖMANCOcn Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. ERBRI8U- 
DOKKII in zwei Zeüen. Dbg. 1229. 10 Expl. 






Der Fund von Vossberg. 305 

Unbestimmte. 

S 

292. PETR Rf. Kreuz mit 0, 0(M) und O in den Winkeln. 

OS) Dbg. 1238. 1 Expl. 

Da Sachsen in unserem Funde so besonders reich bedacht 
ist, so darf man vielleicht an Bremen denken, das diesen Apostel- 
fürsten als Schutzheiligen verehrte. 

293. Umschrift erloschen, Kopf Heinrichs 11. Rj\ OTTO 

Dbg. 1272a. 2 Expl. 

294. Der Denar mit lOV V WÖÄAI und A unter einem Kreuze, 
auf jeder Seite -i^. /?/. Oi IVaaOAÖI Gebäude. Dbg. 1278. 30 Expl. 

Unser Fund würde allerdings eine Deutung auf Hartwich von 
Magdeburg zulassen, aber, wie ich a. a. O. ausgeführt habe, andere 
nicht. Es ist viel Aehnlichkeit mit dem Quedlinburger Denare 
Dbg. 614 vorhanden. 

295. Ein sehr dünner, grosser Denar, Schweizer Fabrik, mit 
Gebäude(?) Rj\ LBEH— • WC im Felde. — Bl. f. Münzkunde IH, 
Taf. XV, 202, ähnlich Dbg. 1281. 1 Expl. 

296. ODDAWEFCI(D) Ankerkreuz. Rf. . . . BVVIDV . . . 
Kreuz. Dbg. 1288. 9 Expl. 

Die Fabrik dieser bei Farve zuerst beobachteten Münzen er- 
innert sehr lebhaft an die Lüneburger Bernhards II. (oben Nr. 133); 
von jener waren bei Farve 440, von dieser 116 Exemplare. Den 
Umschriften der Ä/l, die sehr von einander abweichen, lässt sich 
ein Sinn nicht abgewinnen. — Stylverwandt (vgl. Dbg. 1289) ist 
auch die folgende: 

297. ODDIMEE . . . Monogramm aus C und H Rf. + NA 
DVVMHN Kreuz mit CVIN in den Winkeln. Dbg. 1290. 49 Expl. 

Auch hier weichen die Umschriften, welche aus übelgestalteten 
Buchstaben bestehen, dergestalt ab, dass man auf Ermittelung 
ihres Sinnes verzichten muss; nur scheint auf einigen der Münz- 
meister Oddo wie auf den beschriebenen sich genannt zu haben. 

298. +HIADMERV8 Kreuz mit 4 Kugehi. Rf VVONIXH 
• ..D. Dreispitz. Dbg. 1291. 21 Expl. 



306 ^* Daimmber^: 

Man möchte bei dieser wohl auch an der Unterelbe geschla- 
genen Münze wegen der Vorstellung der Rückseite an dänischen 
Einflusß glauben. Klingt nicht auch das Hiadmerus, das allerdings 
auf manchen Exemplaren einer sinnlosen Inschrift Platz macht, 
sehr skandinavisch? 

299. +BRH(IDDAC) Kreuz, in dessen Winkeln O, T, Kugel 
mit einem Pünktchen und fl. Rf. AÄE oder B/ÖCR und NU in 
Kreuzesform zwischen 4 Bogen, in denen die Buchstaben C, fl, 
E, A. Dbg. 1292. 33 Expl. 

300. Entstelltes DI— VS~-BV~R6 zu. den Seiten eines aas 
doppelten Bogen gebildeten, in der Mitte mit einem Kreuze ge- 
schmückten Vierecks. Rf, BHR3 in den Winkeln eines doppel- 
linigen Kreuzes. Dbg. 1293. 9 Expl. 

301. Nachahmung der Kopfdenare Herzog Bernhards I., (oben 
Nr. 130). Dbg. 1298. 12 Expl. 

302. Nachahmung seiner Kreuzd^nare (oben Nr. 131), jedoch 
nach Art der ältesten Wendenpfennige Dbg. 1329 derartig aus- 
geprägt, dass nur die eine Seite mit den sehr breiten Buchstaben 
+ OVENHI+DHNa) zur Erscheinung gekommen ist, die andere 
fast gar nicht. 7 Expl. 

303. Nachahmungen der Denare Herzog Bernhards II. mit 
Kreuz. Rj\ Kugel. Aehnlich Dbg. 1299. 6 Expl. 

304. liBOIil undlill— Ilil ins Kreuz gestellt, in den Winkein 
je ein Rf. ähnlich wie vorher. Dbg. 1300. 

Die Brüsseler Münze Dbg. 141 mag als Muster der Uj\ ge- 
dient haben. 1 Expl. 

305. Eine Art Kirchenportal, einer Bischofsmütze ähnlich. 
Rf. Kreuz mit 4 Kugeln, Dbg. 1309. 1 Expl. 

306. Sinnlose Umschriften auf beiden Seiten. Rohgezeichneter 
Kopf mit grossem geo£Fhetem Munde. Rf. Kreuz mit ODOä 
(oder einem Bischofsstabe zwischen 2 Ringeln, oder Aehnlichem) 
in den Winkek Dbg. 1310. 24 Expl. 

Auf die Verwandtschaft dieses Denars mit dem Rudhards von 
Corvei(Nr. 171) und gewisser Adelheidsmünzeu (Nr. 279 und 280) 
ist bereits oben hingewiesen. 



Der Fand yod Vossber^r 307 

307. Bärtiger Eop£ Rf. Gebäude, ähnlich wie aof dem 
Uildesheimer Denare Dbg. 713, 717, 718. Umschriften sinnlos. 
Dbg. 1311. 3 Expl. 

Es folgen nun einige in meinem Buche nicht vorkommende 

Incerti. 

308. -AVL Kopf rechts, mit Krummstab. Rf. ...8ER... 

Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 1227 ähnlich. 1 Expl. 

Von Dbg. 1227 durch die Inschrift und (lie Fabrik unter- 
schieden, die mehr nach Westfnesland weisen. 

309. Gekrönter bärtiger Kopf. Rf. Bärtiger Kopf in einem 
zweithürmigen Kirchenportale. Die Umschriften beider Seiten fast 
ganz verwischt. 

Der Kaiserkopf ist der Heinrichs III. oder allenfalls IV., wie 
auf den Goslarischen Denaren Dbg. 666-668, 693, 694, 698, 701, 
während die Rf. mehr an die Erfurter Gepräge Dbg. 881 — 883 
erinnert. Bei der schönen Ausfuhrung dieses Stackes ist es um 
so mehr zu bedauern, dass die schlechte Erhaltung uns die Kenntniss 
des Prägortes entzieht. 

? 

310. DAV(X)— MH auf breitem Kreuze, Rf K AV . — . . 

ebenfalls auf einem breiten Kreuze. Unedirt. 1 ExpL 

Auf beiden Seiten das Gepräge der Regensburger Denare 
Heinrichs V. (Dbg. 1090) und sonstiger Bairisch Augsburgischer 
Dbg. 1027, 1116 und 1140 flg., der Andernacher Dbg. 437—441, 
und des Corveiers von Rudhard Dbg. 784. Die schöngestalteten 
Buchstaben scheinen unsere Münze an den Rhein zu weisen. 

311. Umschrift bis auf . . . L . . . erloschen. Kopf (eines Hei- 
ligen?) rechts. Rf BV .... Kreuz mit 4 Kugeb. 1 Expl. 

Auch hier haben wir die schlechte Erhaltung einer schönen 
Münze zu beklagen. 

312. +Ic»* VaLIM lockiges Brustbild mit Kreuzstab rechts. 
Rf +H3AA ' Brustbild, über jeder Schulter eine Kugel. 

1 Expl. 
Von entschieden Utrechtischem Ausehen, ähnlich Dbg. 551, 



308 ^- Dannenberg: 

und daher vielleicht auf der Bf. den Bischofsnamen Wilhelmas 
rucklaofig enthaltend; vgl. oben Nr. 110. Nicht unerwähnt bleiben 
darf^ dass bei aller Fabrikverschiedenheit unsere Münze ganz das- 
selbe Gepräge trägt, als die unter Nr. 356 beschriebene des Böhmen- 
herzogs Bracislaus II., sogar die Kugeln über der Schulter des 
Herzogs sind nicht vergessen. 

313. Gekröntes Brustbild mit Kreuzstab rechts. Rf. Das 
grosse A mit Kreuz darüber und + zu jeder Seite, wie auf Dbg. 
1278 (oben 294). Umschriften undeutlich. 

Die Münze scheint mir Magdeburgischen Charakter zu haben. 
Es bleiben noch einige Nachahmungen übrig, die sich an be- 
kannte Urstücke anreihen lassen. 

314. + lEAiaiHlCIOH Kreuz, in dessen Winkeln 2 Kreuzchen 
mit 2 Ringeln wechseln. Rf. ä COLONI — A"" in drei Zeilen. 

lExpL 
Wie hier ein Otto III.^ so ist auf dem folgenden Stöcke ein 
Heinrich U. kopirt. 

315. Wie oben Nr. 54 (Dbg. 347) mit sinnloser Umschrift 
und ruckläufigem S. Colonia. 1 Expl. 

316. Nachahmung des Denars Hermanns H. Ton Köln mit 
dessen Namen im Kreuze (Dbg. 387, oben 74); die Kirche ist 
aber zu einem schmalen Portale, ähnlich wie auf den Adelheids- 
denaren, zusammengeschrumpft. Umschriften fast nur aus Strichen 
bestehend. 3 Expl. 

317. Ein Denar mit ähnlichem Kreuze. Rf, Hand auf einem 
Kreuze. 1 Expl. 

Scheint einer Verbindung des kölnischen mit niedersächsischem 
(Lüneborger) Typus zu entstammen, wie uns solcher noch be- 
stimmter auf den nächsten Denaren entgegentritt. 

318. Umschrift unlesbar. Kreuz mit -KDAO) in den Winkeln, 
also wie die bei Nr. 279 erwähnten, vielleicht in Corvei geprägten 
Adelheidsmünzen. Rf Das sogenannte Kölner Monogramm, etwas 
Terzogen. 3 Expl. 



Der Fund von Vossber^if. 309 

319. Das Gebäude wie auf dem Kölner Nr. 67 (Dbg. 373) 
und dem nachgeahmten Andernacher Nr. 89 (Dbg. 454). 27 Expl. 

320. Ebensolcher Obol. 1 Expl. 

321. Linksgekehrter Kopf mit Kreuzstab vor demselben. /?/. 
Zwei Schlüssel, deren Barte die Buchstaben SS! darstellen. Die 
Umschriften von einander abweichend und sinnlos. — Bl. f. Münz- 
kunde II, Taf. XVI, 228 und 224. 55 Expl. 

Die Nachahmung Trierscher Vorbilder ist hier unverkennbar. 

322. Nachahmuug des Thieler Denars Heinrichs II. Dbg. 578 
(oben 126) mit dem Königskopfe zwischen Krummstab und Kreuz- 
stab, wie Dbg. 1276 Hj\ 7 Expl. 

323. Eine Strassburger Nachprägung zeigt mit dem Kopfe 
Konrads IL, ähnlich wie Dbg. 921 (oben 246) die viersäulige 
Kirche von Dbg. 923 auf der Rf, vereinigt. 1 Expl. 

324. Eine Regensburger Nachmünze mit Kreuz, Rf. Kirchen- 
giebel und sinnlosen Zeichen statt der Buchstaben ist merkwürdig, 
weil sie einen kupfernen Kern hat, also wirklich Falschmünzer- 
waare ist. 1 Expl. 

325. Bemerkenswerth ist auch ein Denar mit Kreuz und vier 
Kugeln in dessen Winkeln. Rf. doppeltem Kirchengiebel, wie auf 
dänischen (Thomsen 9841, 9842, 10214—18). 2 Expl. 

326. MO-EMR-IHA in 3 Zeilen. Rj\ ...N.c»II... 
Kreuz mit ODDO in den Winkeln. 1 Expl. 

Die Hauptseite ist fast genau wie Dbg. 1244. Dass Emmerich 
der Prägort, wie von kundiger Seite vermuthet ist, lässt das den 
Adelheidsmünzen entlehnte Gepräge der Rückseite und der Cha- 
rakter der sehr unbeholfen gezeichneten Buchstaben recht zweifel- 
haft erscheinen. 

327. Doppelliniges Kreuz, in der Mitte eine Kugel in einem 
Kreise, in den Winkeln +11^8 Rf. das Kreuz ganz wre auf 
Nr. 292 (Dbg. 1288) 1 Expl. 

Auch fremde Muster sind im XL Jahrhundert in unserem 
Vaterlande nachgeprägt worden. Der Ethelreds ist bereits oben 
bei Nr, 158 gedacht worden, Stephans werden unter No. 370 er- 
wähnt. Ebenso sind aber 



310 H* Dannenbei^: 

328. der Fabrik nach in Esslingen die bekannten häufigen 
Denare Ludwigs des Frommen mit XRTSTIANA RELIGIO nach- 
geahmt worden. 4 ExpL 

Und ebenso ist vom folgenden Denare zu vermathen, dass er 
in Brüssel entstanden ist; sichere Esslinger und Brüsseler Monzen 
(Dbg. 948 und 142b) tragen Ludwigs Namen. 

329. *IMI8Y0IVVOaVJH+ Kreuz mit co im ersten und 
Dreispitz im dritten Winkel. Rj\ OIOIJaflA;iAITaM++ Drei- 
spitz.— Köhne, Zeitschr. 1 Taf. II, 10, Blatter f. Münzkunde III, 
Taf. V, 100. 1 ExpL 

Auch in den Funden von Althöfchen, von Egcrsund und dem 
bei Köhne I, S. 48 erwähnten kam dieser Denar vor ; die beiden 
letztgedachten sind 1040 vergraben, der erstgenannte etwa 1020. 
In älteren Funden ist er noch nicht vorgekommen, was ebenso 
wie seine Aehnlichkeit mit der angezogenen Brüsseler Münze für 
die Bestimmung der Zeit und des Ortes seiner Entstehung von 
Wichtigkeit ist. 

330. Deutsche Nachpragung eines Dirhems des spanischen 
Khalifen Hescham el-Muaijed-billah, 976-1008, wie Taf. VI Nr. 3 
und 4 d. Wiener Zeitschrift Bd. I. 1 Elxpl. 

Als Nachahmung charakterisirt sich die Münze durch die 
Gestalt der Buchstaben und bedeutende Abweichung von der 
Grösse der Originale (s. Nr. 6 a. a. O.), als christliche dadorch, 
dass die 3 Ringel der Aufschrift der Rf. durch eine kreuzartige 
Kosette ersetzt sind, und zwar beständig auf allen bekannte 
Exemplaren, als deutsche endlich durch ihre vollkommene lieber- 
einstimmung mit dem Denare, welcher auf der Uauptseite den Namen 
K. Heinrichs II. tragt (Dbg. 1185). Und befremdlicher ist sie 
doch keinenfalls als die deutsche Nachahmung eines byzantinischen 
Musters (Dbg. 1240). 

Uebrig bleiben noch eine Anzahl nicht kenntlicher, zum 
grösseren Theile niederländischer Denare. Kaum würde bei ihrem 
schlechtem Zustande eine Abbildung etwas nützen, und daher 
glaube ich von ihrer Beschreibung um so mehr abstehen zu 




Der Fund von Vossbei^. 311 

müssen, als ohnehin schon viele der letzten Nummern die Geduld 
des Lesers auf eine harte Probe gestellt haben mögen. 

Den Schluss der deutschen Münzen machen die Wenden- 
pfennige, welche an Zahl (ungefähr 1 100 Stück) die Adelheidsdenare 
noch aasstechen. Diese 1100 Stück vertheilen sich wie folgt: 

331. Mit ODDO. Dbg. 1328. 1 Expl. 

332. Grosse Denare aus dem Ende des X. Jahrhunderts, mit 
fast unkenntlicher Tempelseite. Dbg. 1329. 4 Expl. 

833. Magdeburger, mit Kirche. Rf. Kreuz. Dbg. 1330, 

etwa 330 Expl. 

334- Deventersche Nachprägungen , mit ^A. Dbg. 1338. 

^ 31 Expl. 

335. Schmales, in Kleeblätter auslaufendes Kreuz. Rf. Drei- 
eckskreuz. Dbg. 1335. etwa 260 Expl. 

336. Bischofsstab zwischen m— 3 Ä/. Kreuz. Dbg. 1343. 4Expl. 

337. Bischofsstab zwischen Kreuz und O Rf, Kreuz. Dbg. 
1346. ' 2 Expl. 

338. Schmales Kreuz, iu dessen Wiokeln zwei O mit zwei 
Kugeln abwechseln; in der Umschrift ein Krummstab. Rf, Drei- 
eckskreuz. Dbg. 1347. etwa 360 Expl. 

389. Aehnlich, aber in den Kreuzeswinkeln m, 0, Kugel 0. 
Dbg. 1348. 3 Expl. 

340. Mit ET©. Dbg. 1351. 22 Expl. 

341. Fähnchen (?) wie auf voriger Nummer, IHGXD<tII60 
schmales in Kleeblätter auslaufendes Kreuz. Rf. TIIAIItsS II Bi- 
schofsstab, im Felde Dreieckskreuz. — Unedirt. 1 Expl. 

342. +UVADHVZE Bischofsstab. Rj\ Dreieckskreuz. — 
Also ähnlich Dbg. 1342. 1 Expl. 

343. Ein aus 4 Bogen gebildetes Viereck oder Kreuz. Rf, 
Dreieckskreuz. — Unedirt. 1 Expl. 

Zu erwähnen sind endlich noch 6 Wendenpfennige ohne den 
sie gewöhnlich auszeichnenden hohen Rand, wie solche Friedlaender 
schon in dem Funde von Farvo (S. 58) bemerkt hat. 



31'2 H. Dannenbari;: 

B. Böhmen. 

Boleslaw III., 999-1002. 

344. +COnOSvSa ..uIVH Hand zwischen O und (D. Rf. 
-I-AOV&BDEIOM( Kreuz mit 3 Nägeln im ersten und je einer 
Kugel in den anderen Winkeln. 1 Expl. 

345. SIC*ADAqq*SI<I3M0X diademirtes Brostbild rechts- 
hin, vor demselben ein Kreuzstab. Rf. XVQX • CöVAJTaJOa 
Hand zwischen \u und Ä. — Voigt böhni. Mz. I, S. 123. 2 Expl. 

Jaromir, 1007—1012. 

346. +HAROMIR DY Kreuz, in dessen Winkeln 2 Kugeln 
mit 2 Ringeln wechseln. Rf. PPACAClAlFT Kirchengiebel mit 
OTO. ^ Aehnlich Voigt I. S. 201 Nr. 1. 1 ExpL 

Ulrich, 1012-1037. 

347. : 8DALRICVS DVX Brustbild mit Fahne und Kreuz- 
Stab. Rf :SCSVVENCE8LAVS Brustbild des Heiligen, in jeder 
Hand ein Kreuz. — Voigt I, S. 214, Nr. 5. 1 Expl. 

BracislausL, 1037-1055. 

348. BRACIZ— LAV DVX zwei Männer, einen geperlten 
Stab berührend. Rf SCSVVENCEZLAVS verziertes Kreuz. — 
Voigt I, S. 243, Nr. 1. 1 ExpL 

349. BRACIZlAVa «DVX • ein Kopf zwischen zwei verbun- 
denen Pferdeköpfen. Rf 8CSVV£ilC£ZLAV8 • schwörende 
Hand. — Voigt I, S. 243 Nr. 2. 5 Expl. 

350. BRaCIZLAVS DVX der Herzog mit Krenzstab. Rf. 
SCSVVENCEZLAVS Vogel linkshin. — Voigt I, S. 243, Nr. 3. 

4 Expl. 

351. BRACIZLAVS DVX der Herzog mit Fahne Unkshin. 
Rf SCSVVENCEZLAVS der Heilige mit Kreuzstab, zu seiner 
Linken ein langer Kreuzstab. — Voigt I, S 243, Nr. 6. 3 EIxpl. 

352. BRACIZLAV DVX der Herzog mit Fahne linkshin 
reitend. Rf SCSVENCESLAVS Brustbild mit s^oender Rechten. 
Lelewel XXH, 10. 2 Expl. 



Der Fund voo Votsber);. 313 

353. DSSVAECESFAVa Brustbild links. Ä/. +BPACiaiiAV8 
IC Vi" Kreaz mit einem Ankerkreuze in jedeih Winkel. — Lelewel 
XXn, 9. 2 Expl. 

354. +BRA . . . . AV, im Felde J Rf. SCS • . . EN Brust- 
bild des Heiligen mit Kreuzstab. — StronczyAski pieni^dze Piastow 
Nr. 8. Brnchstflck. 

355. f BDAGDLaV (und ähnlich) die Hand Gottes. Rf. 
^Xi PaBVA doppelliniges Kreuz mit einem Monde in jedem Winkel 
— Lelewel XXIV, 1 und 2. 3 Expl. 

Auch auf der Rf. ist die Umschrift auf allen Exemplaren 
verschieden: +RCfaE(»AV und +ABOVAaoP. 

356. BRACIZLAVS DYX Brustbild. Rf SCSWEVICEZ- 
LAVS Brustbild mit KreuzsUb rechtshin. — Voigt I, S. 331 Nr. 1. 

5 Expl. 

357. BRaGZLAVS DVX Brustbild mit erhobener Rechten. 
Rf SOS WEVICEZLAVS Brustbild mit erhobener Rechten rechts- 
hin. — Voigt I, S. 331, Nr. 2. 10 Expl. 

Spitignew, 1055—1061. 

358. SPIT16NEV DVX Herzog im Mantel, mit Lanze. Rf 
SCSWENCES Brustbild mit Kreuzstab linkshin. — Voigt I, 
S. 279, Nr. 1. 5 Expl. 

359. SPITONEV DVX der Herzog mit Lanze, die Linke in 
die Seite gestemmt. Rf +SCS WEGES VS Brustbild mit Kreuz- 
stab linkshin. — Voigt I, S. 279, Nr. 2. 2 Expl. 

Wratislaw, 1061—1092, König seit 1086. 

360. VPaTISLaVDVX BrustbUd mit Fahne links. Rf 
+ aC wWEGEo) Vc» Brustbild rechts. — Voigt I, S. 288, Nr. 1. 

2 Expl. 

361. WRATISLA— 09 der Herzog mit Schwert thronend. Rf. 
WEKCEXJjAco Brustbild mit Mitra-artiger Koptbedeckong. — 
Voigt I, S. 288, Nr. 2. 3 ExpL 

362. WRATHLVoo Kopf aber ebem Oeb&ade. Rf. WEH- 



314 H* Danoeaberpf: 

CESLV— CO Brustbild mit Stab rechts. ^ Voigt I, S. 288, Nr. 4. 

3 ExpL 

363. CRATISLAco DVX Brustbild rechts. Rf. +coCc» 
CCTRVc» Brustbild. — Voigt I, S. 288, Nr. 5. 1 Expl. 

364. +VRATISLAVS DV der Herzog mit Fahne links. Rf, 
f .•. cß— CcoDETRVc» Brustbild mit zwei Kreuzstäben. — Kat. d. 
Killianschen Sammlung, Wien 1858, Nr. 234. Stronczynski 
a. a. 0. Nr. 13. 1 Expl. 

365. +VACIa3\AaW^ Hand. Rf. VCI fAVIOHTTCl Kreuz 
mit einem Kopfe in jedem Winkel. Taf. XI, Nr. 365. 2 Expl. 

Das Gepräge der Rf. ist dasselbe wie auf einem Lutticher 
Denare (Dbg. 208) und einem polnischen Bracteaten (Köhne, 
Zeitschr. H Taf. XI, 11). Vielleicht sind überall die vier Evange- 
listen gemeint, was zu dem Kreuze sehr gut passen wurde. 

Die Inschriften des zweiten Exemplars weichen etwas ab: 
Ic»ATTCL a3\ AHA Rf. lA oclVL cy^AlTTA • 

366. +. .IAATDIHAV Brustbild mit Lanze. Rf. +:C»ua.. 
a ojVc» Brustbild mit Krummstab links. Taf. XI, Nr. 366. 1 Expl. 



C. Polen. 

367. Nachahmung des Dürstädter Denars Karls d. Gr., s. 
Köhne H, Taf. IX, 2. 1 Expl. 

Boleslaw I Chrobry, 992— 1025. 

368. (+PRINCESPOLONIE Vogel rechts). Rf. (+PRINLES) 
PDLO(NIE) Fadenkreuz mit in jedem Winkel. — Aehnl. 
Köhne HI, Taf. VH 7, Mittheil. d. num. Ges. Taf. X, C, 20. 
Stronczynski Taf. I, 2. 1 Expl. 

Miesko H, 1025—1034. 

369. Der Denar mit Krone, Rf. Kreuz mit 4 Kugeln und sehr 
mangelhaften Umschriften. — Stronczynski Taf II, 11. 2 Expl 

Vielleicht vom ersten Miesko (962—992) s. Münzstud. VIH, 
S. 289. 



Der Fund ?on Vossberfr. 315 

D- Ungarn. 
Im Gegensatze zu den verhältnissmässig dürftig vertretenen 
Böhmen erscheinen die Ungarn in ganz ungewöhnlicher Fülle. 

Stephan I, der HeiUge, 1000—1038. 

370. fSTEPHANVSREX Kreuz mit einem Keil in jedem 
Winkel Rf. fREßlACIVITAS dasselbe Kreuz. — Rapp numi 
Hang. I, Taf. I, 1—6. 86 Expl. 

Hierunter befinden sich 7 Nachprägungen und zwar 1 ungarische 
mit denselben scharfen, keilförmigen Buchstaben wie die Urstücke, 
und G deutsche, vom Charakter der Lüneburger Bernhard Denare, 
wie solche bei Farve so massenhaft vorkamen. 

Peter, 1038—1041 und 1044—1046. 

371. +PETRVSREX dasselbe Kreuz. Rf. f PANNOVIIA 
dasselbe Kreuz. — Rupp I, 7 u. 8. 9 Expl. 

Samuel Aba, 1041-1044. 

372. Ebenso aber fREXSAMVHEL. Rf. fPANONEIA. 
— Rupp I, 9. 1 Expl. 

Andreas I, 1047—1060. 

373. Ebenso, aber f-REX* ANDREAS* Rf +RE61ACIVI 
TäS. — Rupp I, 10 u. 11. 29 Expl. 

374. fREX -ANDREAS verziertes Kreuz. Ä/. fPANONEIA 
Kreuz mit einem Keile in jedem Winkel. — Rupp 1, 12 — 15. 

194 Expl. 
Belal, Herzog 1048-1060, König 1060—1063. 

375. +B€LADVfl^ Kreuz mit verschiedenen Winkelzierrathen. 
Rf +PAMNONIA Kreuz mit einem Keile in jedem Winkel. — 
Ruppl, 16-18. 14 Expl. 

876. Dasselbe Gepräge, aber +BeLA RGX. — Rupp I, 19 
-21. 25 Expl. 

Salomon, 1063—1074. 

877. SALOMON REX der sitzende König, mit erhobenen 
Händen. Rf +PANONIATERA Kreuz mit einem Keile in je- 
dem Winkel. — Rupp n, 22 26. 4 Expl. 



31fi B. Dano«nbe(ig: 

378. fKEX SALOMONI der thronende König mit erhobener 
Rechten und Kreazstab. Rf. +PA-WON— lA in 3 Zeilen. — 
Rupp U, 28, 29. 2 Expl. 

Geis a I, als Herzog (unter dem Namen Magnus) 1064 — 1074, 

König 1074—1077. 

379. +DVXMV0NA8 Kreuz mit verschiedenen Winkelaus- 
schmöckungen. Rf. fPANONAI Kreuz mit einem Keile in jedem 
Wiokel. — Rupp 11, 34—36. 7 ExpL 

Ladislaus I, 1077—1095. 

380. + LADI8LAV8 REX Kreuz mit einem Keile in jedem 
Winkel. Rf. +PANONAI dasselbe Kreuz. — Rupp 11, 37 und 
38. — 2 Expl. 

381. Auf beiden Seiten f LADI8LAV8 REX Kreuz mit 4 
Keilen. - Rupp II, 39. 5 Expl. 

382. tLADI8LAV8 RE gekrönter Kopf. Rf. fLADiaC 
LAVaRE Kreuz mit 4 Keilen. — Rupp II, 41. 1 Expl. 

383. LADI8LAV8 REX Kreuz mit einem Kreuzchen in je- 
dem Winkel. Rf. wie vorher, aber kaum sichtbar. Rupp II, 42. 

1 Expl. 

384. LADI8LAY8 REX achtspeichiges Rad. Bf. wie vor- 
her. — Rupp m, 48. 4 ExpL 



E. Dänemark. 

Harthakuut, 1035-1042. 

385. + N • ARD • ACN VTRX aufgeroUte Schlange. Rf + • AS : 
LACONLYN: ein aus 4 Bogen gebildetes, mit 5 Kugeln belegtes 
breites Kreuz. — Katalog Thomsen 9846, Gepräge wie Lelewel 
Taf. XII, 29 u. 30. 1 Expl. 

385a. Ebenso, aber +HARDCNVTREXI. Rf +ASLACON 

LYN. 1 Expl. 

386. Ebenso, aber +HARI)Ai:ilVTR:f. Rf. +FAiyE)EI' 
NO'NLVND. — Thomsen 9847. 1 Expl. 



Der Fnnd yod Vossberg. }]7 

387. Aehnliche, mit anverst&ndlichen Inschriften. — Leiewel 
Taf. Xn, 31, 32. 2 ExpL 

388. tHARDECNVT behelmtes Brustbild mit Schüd, links- 
hin. Rf. ALFPABDOLV doppelliniges Kreuz, in dessen Winkeln 
eine Kugel mit einem Ringel abwechselt. — Thomsen 9848. Ru- 
ding, Taf. H. 45. 1 Expl. 

389. tHARECNV ähnliches Brustbild, aber der Helm durch 
Strahlen gebildet. Rj\ +ALFPRD:ONL dasselbe Kreuz, ohne 
die Kugek. — Aehnlich Thomsen 9849. 1 Expl. 

390. fHltDCOt^mf CNV ein an jeder Spitze mit einem Rin- 
gel versehenes Viereck, ein Kreuzchen in der Mitte. Rf. HDI 
H^OMSOIQID'H verziertes in Kreuzchen auslaufendes Viereck. 
— Aehnlich Thomsen 9873. 1 Expl. 

Geprägt in Odense oder Uedeby. 

391. +ADIN DEXT Brustbild mit Schild, linkshin. Rj\ 
tBlAÜIONVBE (also BRAEM ON VIBE, Viborg) doppelliniges 
Kreuz, mit einem Halbmonde nebst Punkt im 1 u. 3, und je 4 Ku- 
geln im 2 u. 4. Winkel. 1 ExpL 

Aehnlich Thomsen 9878, aber +HAEDLNREXT. Vgl. 
Thomsen 9844. 

392. Aehnlich mit deutlich behelmtem Kopfe und Scepter, 
aber ohne Schild. Rf, doppelliniges Ki*euz, im 1. u. 3. Winkel je 
4, im 2. u. 4. Winkel je 1 Kugel. Die Inschriften sinnlos. 1 Expl. 

Aehnlich Thomsen 9882. 

393. Aehnliche mit unverständlichen Inschriften, aber Rf. das 
Kreuz mit einem an den Enden mit je 3 Kugeln verzierten Vier- 
eck belegt 4 Expl. 

Aehnlich Thomsen 10243 10248 und Leiewel Taf. XUI, 10. 

894. +NVIDTA+OmD behehntes Brustbild links. Rf, 
fDORICTLNVI doppelliniges Kreuz. 1 Expl. 

Vgl. Kat Devegge Taf. II, 98 und Thomsen 9986, wo ein 
ganz ähnlicher Denar des Münzmeisters Thorketil in Lund, aber 
mit dem Namen des Königs Eduard erscheint. Er mag auch 

ZtllMhrUt fftr Namlsmatlk. ZI. 22 



3J8 B* Dinii«nber|^: 

wohl Magnus oder selbst seinem Nachfolger Sven beigelegt wer- 
den dOrfen. 

395. +HAR*B«raV«TXI: behelmtes Brustbfld links, da- 
vor V RJ\ +:a.A.DPINEON.A-ROCn:, im Felde XXO. — 
Geprägt in Aarhas. 1 Expl. 

Becker 200 seit. Mz. Tf. II, 37. Thomsen 9896 
Magnus der Gute, 1042-1047. 

396. HAMANN VS N Brustbild linshin in einem aus Strahlen 
gebildeten Helme. Rf. +TOaON LYND doppelliniges Krens mit 
2 Kugeln und 2 Krenzchen (abwechselnd) in den Winkehi. 1 ElxpL 

Thomsen 9906. 

397. +MAIjNYSCRE)X der Erlöser sitzend, die Rechte er- 
hoben, auf der Brust das Eyangelienbuch. Rf. +ALFN^O..ND 
kleines doppelliniges Kreuz in einem an der Spitze mit je 3 Klü- 
geln verzierten Vierecke. Bruchstück. 

S. Thomsen 9907—9968. 

398. Ebenso, aber + VS REX. Rf. +AL(TVA)RD: 

KNIRDA: Bruchstück. 

Thomsen 9911. 

399. Ebenso, aber +MABNVS REX Rf. +ASLAKOIN 
LVINO III 1 Expl. 

400. Ebenso, jedoch Rf f ATSOR:ONLYNU)in 1 ExpL 
Aehnlich Thomsen 9916—9920. 

401. Ebenso, Rf +SV6IN ON LVNDUICT 1 Expl. 
Thomsen 9947 a. 

402. Desgleichen. Rf +DRSTAN ON LVNIE 1 Expl. 
S. Thomsen 9955-9957. 

403. Desgl. Ä/. tVCER:N....DmU: 1 ExpL 
Diese 7 Denare No. 397 — 403 sind s&mmttich in Lund ge- 
prägt, und von den folgenden No. 404 — 417 mit Runeninschriften 
gilt dasselbe. Sie haben dasselbe Gepräge und auf der Bf die- 
selbe Inschrift -t-MABNYS REX, so dass nur die Inschriften der 
Kehrseite angegeben werden. 



k — 



Der Fond von Vossberg. 319 

404. Hh+rCRIPrl + im+tlllV (ALKRIK:ON:LVNTinV). 

1. ExpL 

405. *-mnRBH.|rn+tl: (das B+ panktirt) (Asur Paa i 

i Lunti)I:IVN: 1 Expl. 
Aehnlich Thomsen 9969. 

406. * +tinR : MTOIIDVPqK 1 Expl. 
407. +(|')+YB:*+:mYrtlM der ScUussbuchstab punk- 

tirt (KAMB : ON : LVMLTE). 1 Expl. 

408. *K'l'YB:|:rn+tl:l'+Y.-. KAMB :I:LVNTI: KAM .-.). 

1 Expl. 

409. +K+YBI: NAiniTUDCI 1 Expl. 

410. + l,U5iCl:l:im:|Ctl:MlKN (LLHI : I : ILVNTI : LUKN). 

1 Expl. 

411. + VI . ., PI : NLVNCVO lExpl. 

412. +l|tFlRK+R (STYRKAR) v IMiVNlVF 2 Expl. 

413. +l|n»H':+bl*ni>tl:imi:l (SVEIN:AFLVNTI:lLVIil) 

2 Expl. 

414. + t>tRKntR:*+:m+tl : I (THORKVTR : ON : L7N 

TI : I) 1 Expl. 

Vgl. Thomsen 9970. 

415. *nMr:*+:m+tl:nMV (VFIL : ON : LVNTI : VFIY) 

2 Expl. 

416. +nMr:*i'..n+ti..iMir lExpi. 

417. +nmr:*+:rm«t.nrKl' (VLKIL:0N:LVNT:IIL 

KI •)• 1 Expl- 

418. Der Heilaad mit erhobener Rechten o. Scepter sitzend. 

Umschrift I— r— Vn Rf. + +irY » R : m+tl " " " (AILMER: 

LVNTI) dieselbe Vorstellung wie vorher, aber das Viereck auf 
2 Seiten von einem Halbmonde begleitet 1 Expl. 

Vgl. Thomsen 9971—9974. 

419. Ebenso, aber IIL • • Ä/. + +rrRIK • m+t » • (AL 
FMK'LVNT) 1 Expl. 



^¥i* 



22 



320 H. Dannenberg: 

420. Desgleichen, aber H— IF— VII| ® Ä/ * BRn+Y-rt: 
in+|:K| (BRVNMAN:IVNI:KI) 1 Expl. 

421. Ebenso, mit It-V— ^ Rj\ * K*frni+b:irn+TI das 

erste [\ punktirt (GODVINF iILVNTI) 1 Expl. 

422. Desgl., aber I..- V-o Rf,^ KtW+hBlTIRYn 
das B punktirt (G0D\^1NI : PETIRMAN) 1 ExpL 

423. Desgl. Rf, +. . . RKir* im+tl ( . . . RKIL ' IL VNTI). 

Bruchstück. 

424. Ebenso, aber I V - 1 • » Ä/ + [\tY\ . . m+tl . Kl 
(ülki..LVNTI.KI), auf jeder Seite des Vierecks ein Halbmond. 1 Expl. 

425. Nachahmungen des Denars des Münzmeisters Jule (in Ha^ 
deby) wie Taf X, 175 der Mitth. d. num. Qes. zu Berlin. Mit 
sinnlosen Umschriften. 4 EIxpl. 

Lelewel Taf. XII, 34. Thomsen 9981—9984. 
Diesen schliesst sich eng an die folgende 

426. auf deren Hj\ nur das von 4 Bogen umgebene kleine 
Kreuz durch ein breites gesticheltes, bis an den Rand der Um- 
schrift reichendes Kreuz ersetzt ist 2 Expl. 

Sven Estridson, 1047—1076. 

427. +SPEN + RE + ©IRRH Linksgekehrtes Brustbüd im 
Strablenhelm, vor demselben ein Bischofsstab. Rf, ^OYDCAR 
LONFEIIE: doppelliniges Kreuz mit je 3 Kugeln im 2. und 
4. Winkel. 1 Expl. 

Die ähnliche Münze bei Thomsen (Nr. 9995) ist von Jadrif 
in Lund, die vorliegende aber wohl von einer anderen Münzstatte. 
Der Münzmeister Outhncar kommt in Odense vor (MittheiL der 
nnm. Ges. Taf. III. 178). Wegen des Bischofsstabes sei verwiesen 
auf die Denare der Kaiser Heinrich III und lY (Dannenbei^, 
Mz. d. Sachs, u. fr. K. Nr. 322 xl 501). 

428. Aehnlich, aber mit den unverständlichen Umschrift: 
iaEDRFI..RIfD... Ä/. ..EDI...CrhDCD.. 1 Expl. 

429. D der Heiland sitzend, mit erhobener Rechten und 
Evangelienbuch. Rj\ + ßAlILlNOlILVI doppelliniges Kreuz. 

lExpl. 



Der Fund tod Voatber^. 321 

Vgl. Thomscn 10001-10062. 

430. Ebenso, IIim*l—HH.niÄ/+BANANIINON lExpL 
Tbomsen 10005. 

431. Ebenso, XU • — • II Rf. t DINT0C0I:1LV 1 Expl. 

432. Desgl , U • — • I Ä/. + NIDOH VIU: 1 Expl. 
Thomsen 10025. 

433. mi*-^II Ä/. +VinVIILIiaiNIO, im 1. und 3. 
Winkel des Krenzes ein Halbmond. 1 Expl. 

Thomsen 10046. 

434. Aehnliche Lander Denare mit noch mehr entstellten 
Umschriften. 10 Expl. 

435. SYEI— N— IRIO ein Engel aberreicht dem Könige das 
Labanim. Rf. f K:RIS:TIE:RN verziertes doppelliniges Kreuz, 
in jedem Winkel ein Halbmond. 1 Expl. 

Thomsen 10083. 
486. Ebenso, aber SVEI— N-NREXS Rj\ IIIIIIOT..LI 
IIPL, der Halbmond nur in 2 Winkeln. 1 Expl. 

437. Ebenso, aber SVEI-N-E: Ä/, tPiyLFETOlIIII, 
das Kreuz mit 4 Halbmonden. 5 Expl. 

Thomsen 10086-10100. 

438. Zwei Engel. Rj\ Sinnlose Umschrift. Doppelliniges 
Kreuz mit €€€ in jedem Winkel. 5 Expl. 

Thomsen 10115-10135. 

439. H. S. ähnlich. Thomsen 10137 mit (undeutlicher) In- 
schrift i. F. Rj\ ahnlich Thomsen 10249, d. h. +TOVTIOnO 
HBI breites durch 4 Bogeo gebildetes, mit 5 Kugeln belegtes 
Kreuz. 1 Expl. 

440. NVUCOI— -M- der König mit langem Krenzstab und 
ETaogelium, rechts i. F. c/> Rf. + IIIOIICVI . IIOIIIOILV: 
kurzes doppelliniges Kreuz, mit f im 1. und O im 4. Winkel. 

lExpl. 
Thomsen 10144. 

441. Statt der Umschrift 5 Rosetten. Christus mit erhöbe- 



322 H. Dftnsenberg: 

ner Rechteo. Rf. + DYRDOTIIVL . . II doppelliniges Kreus mit 
einem Halbmonde in jedem Winkel. 1 Expl. 

S. Thomsen 10168-10177. 

442. Ebenso, aber 7 Rosetten. Ä/ + SEV VINl v IIVI 1 ExpL 
Aehnlich Thomsen 10176 (mit t c»VEIN:ILVNI). 

443. Verziertes, breites, durch Bogen gebildetes Kreuz. Sinn- 
lose, grösstentheils aus Strichen bestehende Umschrift. Rf. Ohne 
Umschrift. Breites Krenz, dessen noch breiterer Mittelbalken Ter- 
schiedentlich^ namentlich mit 2 Reihen IIIIIIIIIII verziert ist. 

6 Expl. 
LelewelXIII, 17. Beskrivelse VII, 44. Thomsen 10 182— 94. 
Die nächstfolgenden haben dasselbe G-epr&ge, aber Ronen auf 
der Hf. 

444. hn»+RE*t++*IY (SVEN REX TANOIM). 3 Expl. 
Beskrivelse VI, 30. Thomsen 10199. 

445. kni+RE*t++*IY 2 Expl. 
Thomsen 10200. 

446. +YI*++t» 3fl I (H (SVEREX TNNOJMA rückläufig). 

1 ExpL 
Thomsen 10201, jedoch mit rechtsläufiger Schrift. 

447. NniRE4»t++*IY+ (SVEREX TANOIMA). 1 Expl. 
Thomsen 10201. 

448. *t>*3R|>*+YII Rf. +— V— IK— Y (Toik m.) in den 
Winkeln. 1 ExpL 

Thomsen 10208. 

449. + CVrlOCIir Kurzes doppelliniges Kreuz, einge£asst 
von 4 gedoppelten Bogen. Rf Sinnlose Umschrift. Dreispitz 
(3 Schilde?), verziert und mit einem Ringel in jedem WinkeL 

4 ExpL 
Lindsay Ireland I, 19. Thomsen 10219—10223. 

450. + :D«VRCIL0NLALA ein aus Kreuzchen und O ge- 

biWetes Kreuz (+0±GH-) ä/. X »110 CHOI. .. KIO.. O- doppel- 
liniges Kreuz. Taf. XI, No. 450. . 1 Expl. 



Der Fand yoo Ycxsbetg. 323 

451. Sinnlose Umschriften. Fünf Erenzchen, von 8 Ringeln 
umgeben. 22/1 doppelliniges Kreuz T0+ (oder TTO) in den Win- 
keb. 2 Expl. 

Aehnlich Thomsen 10 234-36. 

452. +W+KR-l»l+YIÄ|ÄriÄR® (THIAKRIINMM- 
LI'R*)- Ein aus 5 Ringeln und 4 Rosetten an den Enden ge- 
bildetes Kreuz. Rf. +t>KRYrn.|B(U)l+KI v (THKRMLV-EBV 
INKI) doppelliniges Kreuz mit einem Ringel in jedem Winkel. 

lExpl. 
Thomsen 10 237. 

453. Der sitzende Heiland mit segnender Rechten. Rf. Sinn- 
lose Umschrift. Eine Art dreieckigen Schildes, wie Devegge 
Taf. m, 153 (Thomsen 10 258). 1 Expl. 

454. Ein Denar mit sinnlosen Umschriften und dreilinigem 
Kreoze, 3 Kugeln in jedem Winkel, Rf. ebenso. 1 Expl. 

Scheint in dieselbe Zeit gehörig. 

Harald Hejn, 1076—1080 

455. HARALDREX Heiliger, in der Linken einen Krnmm- 
stab auf seiner rechten Seite haltend. Rf. + VLFIET ONINI 
Kolb^nkreuz. 1 Expl. 

Diesem erstaunlichen Reichthum an dänischen Geprägen, auch 
den seltensten, gegenüber konnte das gänzliche Fehlen von schwe- 
dischen ebenso befremden wie das Ueberwiegen der so seltenen 
Rnnenmünzen von Magnus über die viel häufigeren mit lateini^ 
sehen Inschriften, wenn nicht derartige Bethätiguugen des Zufalls 
allen Funden eigen wären und ausserdem für die in Rede stehende 
Zeit die regsten Beziehungen zwischen Dänemark und Pommern 
bezeugt wären. 

F. Norwegen. 

Olaf Trygveson 995—1000 oder Olaf der Heilige 1016-1030. 

456. + ONLAF REX NOR: Brostbild mit Scepter Unks. Rf 
fDODPIie M— ONO: kurzes doppelliniges Kreuz mit CRVX 
i. cL W. Taf. XI, No. 456. 1 Expl. 

Köhne, Zeitschr. VI, Taf. Jll 2. Scbive: Norges mynter, Taf.I, 5. 



3S4 H. 

Harald lUrdhUle, 1047—1066. 

457. Sinnlose Umschriften. Dreiste (oder 3 äbereinaDder- 
gelegte Schilde). Rf. doppelHniges Kreoz, mit je drei Kogdn 
im ersten und dritten Winkel. 1 ExpL 

Eöhne VI, Taf. III 5 (mit HASALD REX NO o. VLFON 
NIDARIE). 



6. England. 

Ethelredn, 978-1016. 
Hildebrand Typ. A, d. h. diademirtes Brustbild linkshin. 1^. 
Kleines Ereaz 

458. Canterbury. + DODPINE0NCANT 1 EipL 

459. London. +LEOF PINE ON LVNDE (u MONLVN)). 

2 Expl. 

460. London. + LIVEDOD MO LYND 1 Expl. 
Dieser Mfinzmeister fehlt bei Hildebrand. 

461. York, t HILDO(LFM)— OEOFRPI ßruchstack. 
461a. York, t VLFCETEL M— O EOFER 1 ExpL 
Hildebrand Typ. B2, d. h. diademirtes Brustbild mit Scep- 

ter recfatsbin. Rf. Hand zwischen H und tu. 

462. London, f EADSIBEM— OLVND 1 Expl. 
Hildebrand Typ. C| d. h. diademirtes Brustbild mit Setter 

linkshin. Rf. doppelliniges Kreuz mit CRVX in den Winkeln. 

463. York. + FORNA M- O EOFR 1 Expl. 
Hildebraod kennt auch diesen Mfinzmeister nicht. 
Hildebrand Typ. D, d. h. linksgekehrtes Brustbild mit strah- 
lenförmig geordnetem Haar. Rf. doppelliniges Kreuz. 

464. Canterbury. + EADPOLD MnO ZMüT 1 Expl. 

464 a. London. + LEOFRIC MnO LYND 1 Expl. 

465. Lyme, f BODRICMAOLIMNl 1 Exi^. 
Etwas abweichend von Hildebrands einzigem Exemplare die- 
ser seltenen Pr&gst&tte. 

465 a. Southampton. fLEOFBGD MOHAM 1 Expl 



Der Fand toq Vossberg. 325 

466. Thetford. f 0(XVL)FMaG®EDF 1 Expl. 
Sonst wird der Stadtname stets DEßDF(ORD) geschrieben. 

467. Totness. + PVLFM^RMOTOTA 1 Expl. 

468. Winchester. + S J5DPI1SE MnO PINT 1 Expl. 

469. York, t ARNDVrRMOEOFR 1 Expl. 

470. York. + : IRRAMnO EOFER 1 Expl. 

Hildebrand Typ. E, d. h. linksgewandtes behelmtes Brust- 
bild. Rf. doppelliniges Kreuz, mit einem an den Enden mit je 
3 Kugeln verzierten Viereck belegt. 

471. Slaflford. + DODRICMnOSTiEDF 

Es bleiben noch übrig 4 Nachmünzen. Unter diesen sind 
interessant eine vom Typ. A mit korrekter Inschrift der £(/*., aber 
ganz entstelltem Namen des Munzmeisters und der Prägstätte, 
eine andere mit zweizeiliger Inschrift der JB/*., wie Taf. X, 142 
Mittheil. d. num. Ges., namentlich aber die folgende, bereits oben 
erwähnte, weil sie ganz den Charakter der Stader Denare Hein- 
richs in. und Udos zeigt, also deutlich darauf hinweist, dass 
Stade, nicht England ihre Geburtsstätte ist. 

472. Typ A. oüiAtaaaaaja3L+ rj\ tHEAtENPVF 

TIFcv) Taf. XI, No 472. 6 Expl. 

Mittheil. d. num. Ges., S. 210, Nr. 138, wo ich bereits auf 
die Aeiinlichkeit dieser Gepräge mit denen Herzog Bernhards hin- 
gewiesen habe, von denen einige vielleicht von demselben Stempel- 
schneider herrühren mögen. 

Knut der Grosse, 1016—1035. 

Hildebrand Typ. E, d. h. gekröntes Brustbild linkshin. RJ\ dop- 
pelliniges Kreuz, einen Yierpass durchbrechend. 

473. London. + ADNOM0^LVNDEN 1 Expl. 
Dieser Münzmeister, dessen Namen freilich nicht ganz deut- 

licb, kommt in Hildebrands Yerzeichniss ebensowenig vor als der 
folgende. 

474. London. fD (oder K)VLFSTAILVND 1 Expl. 
Auffallend ist das Fehlen des gebräuchlichen ON oder MHÜ 

hier wie auf Nr. 476. 



326 H. DannenlMiig;: 

475. London, f EAERN MOLVND 1 Expl. 

476. London, f ELFPINE LVNI) 1 ExpL 
Hildebrand Typ. G, d. h. Brofltbild im spitzen Helm, mit 

Scepter, linkshin. R/. kurzes doppelliniges Kreuz, in dessen 
Mitte ein Kreis, in jedem der Winkel mit einer Kugel in einem 
Kreise verziert. 

477. Bieter. + EaL • DEB • ERDONECX 1 Expl. 
Wieder ein neuer Mflnzmeister. 

478. Lincoln. + laXDFPMONL • INC0L 1 ExpL 

479. Lincoln. +LIFINC:ONLINCOLV 1 Expl. 

480. London. + ASLACON LVND : 1 Expl. 
480 a. London. + BODERC ON LVNES 1 ExpL 
Der Name Aslac, in Lund häufig, ist auf englischen Mfinzeo 

bisher nicht anders als in Lincoln beobachtet. 

481. London tEDPNUONILVND: 1 ExpL 
Trotz der etwas fehlerhaften Umschrift von tadelloser Arbeit 

482. London. + DODPINE ON LVND : 1 ExpL 

483. London. + L-EOFSTaNON LV : 1 E^l. 

484. London. + PYNSIBE ON LVNIS 1 ExpL 

485. Winchester. + ^L • FSTANO • N PINC; 1 ExpL 

486. Winchester. +LEODÄL£R ONPIN: 1 ExpL 

487. York. + CRINAN M-0EOFR. 1 ExpL 
Hildebrand Typ. H, d. h. diademirtes Brustbild mit Scepter 

linkshin. R/. doppelliniges kurzes Kreuz, in dessen Mitte eine von 
einem Kreise umschlossene Kugel. 

488. Cambridge. +EDPINE ON R'ANT: 1 ExpL 
Es passt kein' anderer Stadtname als Grantabricge und daher 

mnss man das Auslassen des Anfangsbuchstaben Cr annehmen. 
Hier wie in ähnlichen Fällen yon orthographischen SchnitKem ist 
zn betonen, dass die betreffenden Mflnzen sich in Nichts als Nach- 
ahmungen zu erkennen geben. 

488 a. Lincoln, f PYLBERN ON LIN 1 ExpL 

489. Lincoln. + LEOFPINE ON LIN 1 ExpL 

490. Lincoln. +PVLFRIC ONLINCO 2 ExpL 



Der Fand Ton Vossberg. 327 

491. London. + LEOFSTAN ON LV: 1 Expl. 

492. London. +PYNSIDE0N LVND: 1 Expl. 

493. Oxford. +iEL-FPINEONOCXE 1 Expl. 

494. Stanford. + MORVLF ON STA 1 Expl. 
Unbekannt ist mir der Prägort des nachfolgenden nicht ganz 

deutlichen Penny, wenn nicht doch etwa Chester gemeint ist. 

495. + LEO . . MODOLIHER 1 Expl. 
Es fehlte auch nicht eine Nachmunze, vielleicht danischer 

Arbeit : 

496. IICDDNIäTDD. ä/.+HTSNLVIDADONQI 1 Expl. 
Hildebrand Typ. 1, d. h. bei ähnlicher Hf, wie Typ. H. Rf. 

kurzes doppelliniges Kreuz, in der Mitte mit einem Viereck be- 
legt, an dessen Ende je eine Kugel. 

497. London, t BRVNBAR ON LVND: 1 Expl. 

498. London. +.ELFPIN60NLVND6NE: 1 Expl. 
Bemerkenswerth wegen des mit E wechselnden €. 

499. York. + SPEEENONNEOFERIO 1 Expl. 
Die nachstehende Münze zeigt ein noch unbekanntes Oepräge: 

eine Verbindung von Knuts Typus E (gekröntes Brustbild links 
im Vierpasse) mit seinem Typ. C, zugleich Ethelreds Typ. E (dop- 
pelliniges Kreuz, in der Mitte belegt mit einem an den Enden 
mit je 3 Kugeln besetzten Vierecke). 

500. + CNVTREXANBLORV: /?/. + BR-EHTNODMOE 
(York). Taf XI, No. 500. 1 Expl. 

HaroldL Harefoot, 1035—1039. 

Hildebrand Typ. A (diademirtes Brustbild links. Rf, Kolben- 
kreoz). 

50L Bristol, t LEOFPINE ON BRK 1 Expl. 

502. Cambridge. +^L-FPIC-ONERaTEB- 1 Expl. 

503. Lincoln. + COIIRIH ON LINCOL- 1 Expl. 
Wohl nur eine andere Namensform fQr den bekannten Col- 

grim. 

504. Stamford. + CO'DRICON ST . . FO (ein Viertel ans- 
gebrochen). 1 Expl. 



328 H. DaDDenbeiK: 

* 

505. York. + .äSDELPINE ONEO 1 Expl. 

506. York. + D VRABAN ON EOFER 1 Expl. 
Hildebrand Typ. Ba (diademirtes Brustbild mit liilienscepter 

ÜDks. jR/l doppelliniges Kreuz, in der Mitte eine Kugel im 
Kreise, in jedem Winkel eine Lilie). 

507. Lincoln. +DODßIi:ONLINi: 1 ExpL 

508. London. +BRVNDAR ON LV: 2 Expl. 

509. London. +BOLSII ON LVND 1 Expl. 

510. London. +EOPDeONLVfD 2 Expl. 
51L York. +iEL-FEREONEOE 1 ExpL 

512. York. +VCEDEEONEOFE: 1 ExpL 
Nicht ohne Interesse ist auch der folgende Penny, dem ein 

Harold, vielleicht aber auch ein Knut oder Harthaknut zum Master 
gedient haben mag. 

513. 3AI0 . . .110 Brustbild mit strahlenförmigem Haar und 
Scepter rechtsbin. Rf, f D:EIII0ICII doppelliniges Kreuz, mit 
einem Kolbenkreuze belegt. 1 ExpL 

Eine Verbindung also von Harolds beiden Typen, A u. B. 

Harthaknut, 1039—1042. 

514. tHARD-A*— CNVTR diademirtes Brustbild linkshin. 
Rf. tiELRHRICONN SVBDE: (Southwark). 1 ExpL 

Münzmeister (nicht ganz deutlich) sowie Münzstätte fehlen 
bei Hildebrand. 

Eduard der Bekenner, 1042—1066. 

Hildebrand Typ. A (Brustbild mit Hehn und Krone links. 
RJ\ Kleines Kreuz). 

515. Derby. + (D)ODREON DEORI- 1 ExpL 

516. Leicester. + ^LFSmEON LEICE 1 ExpL 

517. Norwich. +LEOFPINE ON NOR- 1 ExpL 

518. Winchester. +LADMERONPINC: 1 ExpL 
Typ. C Hildebrand (diademirtes Brustbild mit Scepter links- 
hin. Rf. Doppelliniges Kreuz, belegt mit einem Viereck, das an 
jeder Spitze mit 3 Kugeln geschmückt ist). 

519. Lincoln. + LKFPINE ON LINCOLE 1 ExpL 



Der Fund von Vossbeti;. 329 

520. London. +EPI v ONLVNDED: 1 Expl. 

521. London. +CODRIC ON LVND: 1 Expl. 
Hildebrand Typ. D {Hf, ebenso Rf. doppelliniges Krenz mit 

PACX in den Winkeln). 

522. Exeter. +EDMiERONE+ 1 Expl. 
Typ. L Hildebrand (dieselbe Hj\ Rj\ Ein aus Dreiecken 

gebildetes, in der Mitte mit einer Rose belegtes Kreuz). 

523. London. +PVLFPINEONLVNDE v 1 Expl. 

524. Thetford. -h 60DELE0F ON DEOI 1 Expl. 
Typ. F. Hildebrand (bärtiges Brustbild mit spitzem Helm und 

Scepter rechtshin. Rf, Doppelliniges Kreuz). 

525. Lincoln. + OSPERDONLINCO 1 Expl. 
Erwähnung verdient auch ein Bruchstück eines ähnlichen 

Pfennigs, weil es in einem Loche ein Stückchen oxydirten Silber- 
drathes trägt, zum deutlichen Beweise, dass er als Schmuck ge- 
dient hat. 

Hildebrand Typ. G. (gekrönter^ bärtiger Kopf mit Kreuz- 
scepter rechtshin. Rj\ Doppelliniges Kreuz, dessen Arme anker- 
förmig durch Bogen geschlossen sind). 

526. Lincoln. fBODRIC ON LINE 1 Expl. 
Typ. H Hildebrand (der thronende König mit langem Scepter 

und Reichsapfel. Rj\ Kurzes doppelliniges Kreuz mit einem Yogel 
in jedem Winkel. 

527. Thetford. + SVMERLED ON DTF 1 ExpL 
Die Abkürzung des Stadtnamens verdient bemerkt zu werden. 

528. Winchester, f 60DPINE ON PINCESTRE 1 Expl. 
Nicht wenige von diesen Münzen Eduards sind unbeschrieben. 

Wilhelm 1. der Eroberer, 1066-1087. 

529. t PILLEM REX IIH gekröntes Brustbild zwischen 
2 Sternen. iZ/. + P . . . TRICONPINE ein in Kleeblätter auslaufen- 
des Kreuz, auf einem Viereck ruhend. Taf. XI, 529. 1 Expl. 

Keines der vielen bei Ruding abgebildeten Gepräge stimmt 
mit diesem überein. Es ist erstaunlich, welche Fülle von Neuem 
und Seltenem nicht blos die däni^hen, sondern auch die doch 



830 H- üannenherg: Der Fund fon Vossberg. 

▼erh&ltnissmässig gar nicht zahlreichen englischen Münzen onseres 
Fundes liefern. Uebrigens scheinen mit der norm&nnischen Er- 
oberung die Beziehungen zum Osten eine starke Störung erlitten 
zu haben, denn mit 1066 hören die vorher so häufigen englisclien 
MOnzen in unsem Funden auf; ja schon die seines Vorgingers 
Eduard sind bei uns yiel seltener als in ihrem Yaterlande. 



H. Italien. 

Pavia. 
Kaiser Otto. 

531. t IMPERATOR, im Felde TqT Rf, 0(TT)0 PIVS 
REX, im Felde PAPIA in 2 Zeilen. — Mader, krit. Beitr. I, 31. 

lExpL 

Lucca. 

Kaiser Otto. 
530. + IMPERATOR, im Felde OTTO in Monogramm. Rf. 
OTTO PIVS REX, im Felde LVCA. — Lelewel XIV, 50. Pfaffen- 

• _ 

hoffen Mz. d. Herz. v. Alemannien, S. 20, Taf. V, 6. 1 Expl. 

Yerona. 
Kaiser Otto HI. 

532. OTTO MPERATOR Kreuz. Rf. VE-OÄ— N-A 
kreuzweis um ein Yon einem Kreise umschlossenes kleines Kreuz 
gestellt. — Aehnlich Lelewel XIV, 45. 4 Expl. 

Nur eines dieser Exemplare ist ein Original, die übrigen Nach- 
ahmungen; alle sind sie bedeutend kleiner als das bei Lelewel 
abgebildete Urstück. 

Ausserdem einige Bruchstücke von gewöhnlichen Samaniden- 
Dirhems, auf einigen die Jahreszahl 290 und 327 (oder 329) er- 
kennbar*), ein Bruchstück eines Milliaresion des X. Jahrhunderts 
sowie endlich ein Denar von Antoninus Pius. Rf COSIIII 
Vesta neben einem Altare. 



*) Ntch gefl. BestimmuDg des Herrn Dr. Erman. H. Dannenberg. 



Zur G-eschiolite des grieohisolieiL Alphabets in 

Pamphylien. 



Theodor Bergk hat bei seinem lebhaften Interesse, mit welchem 
er die Neuerscheinungen auf dem Gebiet der gesammten classischen 
Alterdiumswissenschaft begleitete und für sich durcharbeitete, und 
seinem staunenswerthen Fleisse auch Zeit gefunden, selbständige 
Stadien im Eyprischen anzustellen, wovon seine Recensionen der 
Schrifiben von Moritz Schmidt und Deecke-Sigismund in der 
Jenaer Literaturzeitung 1875 Nr. 429 und in Fleckeisens Jahr- 
büchern 1878 Bd. 117 (Nr. 284 und 299 in PeppmüUers Schriften- 
Terzeichniss) hinreichendes Zeugniss geben. Weil das Pamphylische 
sich mit dem Eyprischen vielfach berührt, wandte er, zumal da 
G. Hirschfeld gerade in den Monatsberichten der Berliner Aka- 
demie 1874 S 726 und 1875 S. 123 f. neue Copieen von Inschriften 
pabliciert hatte, diesem Dialekt seine Aufmerksamkeit zu. Von 
einigen allgemeinen Bemerkungen, welche er über das Yerwandt- 
schafUverhältniss desselben zusammengestellt hatte, ging er zu 
einer planmässigeren Darlegung seines Laut- und Formenbestandes 
über, für welche er naturlich die Münzen nicht entbehren konnte. 
Bei dieser Beschäftigung fasste er nebenbei nachfolgenden kleinen 
Aufsatz ab, in welchem er, an einen Nachweis Friedländers in 
dieser Zeitschrift anknüpfend, es unternimmt, denselben seiner- 
seits zu bestätigen und durch neue Deutung in seiner Wichtigkeit 
fftr die Geschichte des griechischen Alphabets in ein helleres Licht 
zu setzen; kurz vor seinem Tode hat er mit jener verdünnten 
Handschrift des letzten Winters in den Anmerkungen einige weitere 



332 Th. Beigk. 

AnsfthruDgen hiDzagefügt. Ich glaubte diese Bl&tter, welche sich 
inmitien eines amfangreichen Mannscriptenmaterials von Stadien 
ZOT griechischen Grammatik and Dialektologie yor&nden, nicht 
miterdrficken za sollen und bringe sie daher anter obiger lieber- 
Schrift an diesem geeignetsten Orte onverandert za allgemeiner 
Eenntniss, obwohl einige Stellen sich mit der Abhandlang über 
den pamphylischen Dialekt wörtlich decken. 

Berlin, den 18. Janaar 1884. 

Gastav Hinrichs. 



Hr. Friedländer hat in dieser Zeitschrift IV (1877) 297 ff. 
drei Münzen mit der Aufschrift ZEAYVMYZ, welche der Berliner 
Sammlung angehören, der pamphylischen Stadt Sylleion znge- 
theilt, indem er damit die Aufschrift EZTFEAIIYZ, welche die Mün- 
zen des benachbarten Aspendos tragen, vergleicht und aasserdem 
in der umfangreichen Inschrift von Sylleion, welche Dr Hirschfeld 
neu verglichen hat (jetzt Koehl JGA. 505], Z. 1 und 3 den Namen 
dieser Stadt nachweist. Der Unterzeichnete, mit einer Unter- 
suchung des pamphylischen Dialektes beschäftigt, hatte, ohne die 
von Hm. Fr. publicierten Münzen zu kennen, gleichfalls in jener 
Inschrift den Namen der Stadt gefunden: denn Z. 3 ist ZBAY^IIOZ 
o£fenbar nur verlesen für lEA . , wie Z. 1 richtig überliefert ist 
2EAY V..A; hier ist entweder SEAVV\N(I I)Aoder 2EAV>A(NN)A[?] . . . 
zu schreiben. Nur das Lautzeichen ^, dessen Geltung weder 
KirchhofF (gr. Alphabet S.45 f.) noch Hm. Fr. festzustellen gelungen 
ist*), macht Schwierigkeiten. 

Das Zeichen kommt auf der Inschrift wiederholt vor, leider 
in Worten, die dunkel und unverstandlich sind; es w&re verwegen. 



*) [Roehl sa^t 8. 148: qiiod quin sODum qaendam a digammo non lonfre 
diTenum signiücet, collatis quum certioribiu quibiudam ezemplü in boc ipso 
titolo obTüs tum nnmmorum inscriptionibas (cf. Priedlander 1. 1.) £ßAY^lY£ 
et NANJ^AinPEllAS (i. e. Fayaaaag H^ifM) non dubhim Tidetar. Er 
lieat Z. 1 J[«io(f4)«.] 



Zur Geschichte des grieehischen Alphabets in Pamphylien. 338 

aufs Geradewohl za rathen. Glücklicher Weise l&sst sich dasselbe 
Zeichen in einer anderen Inschrift nachweisen, wo der Laatwerth 
onzweideatig vorliegt. Ein Heroldstab von Bronze, beim Eisenbahn- 
baa in der Nähe von Brindisi gefunden, zeigt die zweizeilige Auf- 
schrift (Hermes IH 298): 

AAMOBONeOYPiaN 

VS OVM VSEA WER^ W OIV\OMAA 

d. i. SajAoaiov BQBvdealvtav. Wie die erste Zeile im ionischen 
Alphabet geschrieben ist, welches in Thorii gleich bei der Nen- 
grftndong der Stadt recipiert warde, so veranschaulicht die zweite 
Zeile die Schrift der hellenischen Ansiedler in Brnndusium. Hier 
bezeichnet ^, welches in der rückläufigen Schrift mit N zusammen- 
ftllt, den Sibilanten. Das Zeichen ^ ist offenbar abgekürzt aus 
M, dem alten Zeichen für den starken Zischlaut seh (sh), und wenn 
wir im Pamphylischen daneben T antreffen, so beweist dieses, dass 
dieser Dialekt nach alter Weise den starken und schwachen Sibi- 
lanten zu unterscheiden gewohnt war, wobei natürlich dahingestellt 
bleiben muss, inwieweit in jedem einzelnen Falle Aussprache 
und Schreibweise rationell gerechtfertigt waren. ^) Dass uns das 
gleiche Schriftzeichen an der pamphylischen und an der cala- 
brischen Küste begegnet, ist nicht so befremdlich, als es auf den 
ersten Blick scheint. Der pamphyUsche Dialekt ist nicht, wie 
man gewöhnlich annimmt, ein Zweig der dorischen, sondern der 
aeolischen Mundart. Aspendos war eine Gründung der Argiver, 
d. h. der Achaeer, der alten Bewohner der Landschaft; Side war 
von Kyme aus colonisiert. In Calabrien aber hatten sich Achaeer 



1) Ob man tnch in Brand asium damals, als jener Beroldstab beschrieben 
ward, einen doppelten SSisehlant kannte, l&sst sieh nicht sagen: fnr die altere 
Zeit kann man dies suvenichtlich annehmen. Wenn in dem sn Yaste in Gala- 
brien gefundenen Alphabete [Roehl JOA. 54GJ, welches ft«ilich nur in nngenaner 
Abschrift erhalten ist, FHS aufoinsnderfolgen, wo Mommsen Unterit. DiaL 8. 49 
mit H nichU ansofangen weiss, Kirchhoff gr. Alph. 8. 148 das unbequeme Zeichen 
tilgen [und Roehl 8. Ib&PM^^ statt ^ lesen] will, so ist iT eben nichto anderes 
all v\ oder H, indem gans passend die beiden Zeichen des Sibilanten mit einander 
▼erbunden werden. 

SdlMhrlft Itr HnmitaalUu XL 28 



334 Th. Bergk. 

niedergelassen (Strabo VI c. 3 280), bevor die Lakonier sich in 
Tarent niederliessen. 

Der älteren Aa&chrift ZEAYNMYI entspricht auf jüngeren 
Möszen DIAAYEnN; hier ist also das eigendiümliche Lantzeichen 
sparlos verschwanden. Dieses bestätigt die Richtigkeit meiner Aof- 
fassang^); denn die alten Grammatiker (s. Etym. M. 391, 17) 
bezeugen aasdrücklich, dass die Pamphylier inlaatendes Z zwischen 
zwei Yocalen za tilgen pflegten, wie wir die gleiche Lant- 
schwächang aach anderwärts, namentlich bei den Argivem imd 
Lakoniem, antre£fen; and zwar tritt dieselbe, wie ich anderwärts 
zeigen werde, überall erst in einer relativ späten Epoche auf. 
Der ältere Name der Stadt war also ^ilvaov oder SikXvaov, ') das 
Ethnikon ^eXvaiog^ der jüngere ^ikkvov. 2illvevg, während bei den 
Schriftstellern die Schreibart ^vlXiov^ SiXletov a. s. w. üblich war. 

Die Münzen von Perge stellen die Artemis dar. Aof den 
jüngeren findet sich die Beischrift APTEMIAOS OEPrAIAZ, auf 
den älteren VSANA'fAZ nPEIIAZ; denn V\ ist, wie Hr. Fr. nach- 
weist^ auf diesen Münzen za lesen, nicht, wie man früher allgemein 
glaubte, M, also Savaifjag. Dieser Name erinnert an die Amazone 
Savdnrjj nach welcher die Stadt ^Lvcirnj benannt sein soll, and 
zwar deutete man diesen Namen aus der skythischen oder thra- 
kischen Sprache, s. Schol. Apoll. Bhod. II 946 oi fid^vooi 
aavanai Xiyovxat noQa &Qg^iv. Wenn man den orgiastisch^ 
Charakter des asiatischen Artemisdienstes berücksichtigt, darf 
man wohl versuchsweise den Namen der Göttin von Perge damit 
in Verbindung bringen.') Der zweite Name IIPEIIA dürfte sich 
mit den zu Eastabala in Eappadocien verehrten "i^QTefiig IlsQaaia 
(s. Strabo XII c. 7 537 und Steph. Byz. liaaraßaka) berühren*). 

1) Dass wir in der Inschrift von Sylleion beide Sibilanten verbunden finden 
Z. 15. AJSY\TY ist nicht befremdlich; gerade so ist anderw&rts Faaaivoxosy 
*jfQtaaioyeiTwy, iaaioDy n. a. geschrieben. 

2) Da die alte Schrift der Pamphylier die Gemination der Gonsonanten 
nicht kennt, l&sst sich über die Aassprache nichts entscheiden. 

8} Ob auch der armenische Königsname 'Apatfäg (Diodor XXXI 19, 2) hierher 
gehört, steht dahin. 

4) Wenn Strabo hinzufügt: litgaaCay xixliia&at (paoMontf dm ro ni^^tr 



Zar Oesehiebt« d«8 griecbiselien Alphabets in PamphylieD. 335 

Vielleicht ist hier dieselbe Laatschw&chiuig eingetreten, die ich 
eben bei SiXlvov nachgewiesen habe, so dass die Pamphylier die 
Gottin IleQoia oder mit Metathesis ügeala, dann mit Tilgung 
des Spiranten Ugeiia nannten, und damit mag der Name der 
Stadt ni()fa identbch sein, indem das ij in IIEPIIA sich za y 
rerdichtete. ^) Von dem alten Heiligthame der einheimischen 



M0fiUf9firut 80 geht diese Deatang offenbar auf die dortigen Fremdenfohrer 
laräck. Nach Plntarch Lneullas c. 24 hieas die jenseits des Euphrat Terebrte 
Artemis Iltgaia. Diodor V 77, 7 nennt sie Uigaiutj indem er berichtet, daas die 
Kreter die Anfange des Artemisdienstes für sieh in Ansprach nahmen and die 
•pheiische» pontische and persische Artemis mit der kretischen identificierten. 
£in Heiligtham der ntgatxri "AQitftt^ in Lydien erwähnt Pansanias VII 6, 6, 
[Nachtraglicher Znsats.] In dem Orphischen Hymnns I 4 ruft der Geister- 
bsimer die Hakate //t^Av {Iltgaid») an. In dem Vers des Komikers Eriphos bei 
Atbenaens III 84 C ßi^ßua (die Handschriften ßigßttu oder ßigßia) nolvrifi^it 
Terbirgt sich vielleicht eben dieser Name nor in etwas abweichender Form, vgl. 
aach Hesych Iht^at^ia i} *Jg>Qo6iffi, In der Figor auf dem Bronzegeftsse von 
Ofiebwyl erkannte Gerhard sehr richtig ein Artemisbild adatischer Hertonft, was 
nor, wie ich vor l&ngerer Zeit in einem Vortrage gezeigt habe, dahin zu modi- 
fieieren ist, dass jenes Geflss eine massaliotbche Arbeit ist, welche wie viele 
andere in die Alpenlandschaften auf dem Wege des Handels gelangte. Die 
Pbokaeer, als sie ihre Heimath an der asiatischen Käste yerliessen, nahmen ihre 
Götterbilder (ayälfiara) mit sich (Herod. I 164; das Gnltnsbild der Artemis sa 
Massilia war genau dem alten heimischen Idol nachgeformt, s. 8trabo IV c. 4 179, 
Tgl. anch c. 8 184) and Torpilansten diesen Dienst überall hin, wo sie an der kel- 
tischen and iberischen Käste sich ansiedelten, s. Strabo IV c. 5 180, wo er sogar 
das Bild der Diana aaf dem Ayentin ra Rom damit in Verbind ang bringt . 

1) [Nachtiiglicher Zasats.] Wenn ?or Vocalen der pamphylische wie der 
k/priiche Dialekt i mit ü Tertaascht, so ist dieser Lautwandel wenigstens 
nisprän^ch aof altes JSSi oder E£I sarncksnfähren, was in jenen Dialekten 
m /i, in der griechischen Schriftsprache zn / oder S ward. In Griechenland 
aelbst war mir, als ich ror mehreren Jahren die Reste des pamphylischen Dia- 
lektsa ontersaebte, kein Beispiel fär // bekannt; jetzt hat Furtwaeogler (Bronse- 
fände ans Olympia S. 92, Abh. der Berl. Ac 1879) die röckl&afige Beischrift, 
welche sieh aaf einem Bronzerelief neben der Fignr eines Heergottes findet, 
Twöfbotlicht: 

vioqa\Momi 

d. L Sluo9 y4gur and weist die Bronse wegen der Sehrifteöge Argoe so. Da- 
lir apreehoi allerdings die Formen des l and o i ond H, and es ist möglich» 
dass in der argifischen Inschrift GI6..I 2 in den luferatiadlielieii Zagen 
Z. 1 ^ IIIOP.O aach ein Beleg fir II sieh verbirgt; allein anaere Kenntniss 
dac Uteren griechiaohen Schrift ond ihrer sahireichen Vaiiet&ten ist sa anTOil* 
fltindig, am mit Sicherheit die Beisehrift einer bestimmtaa Oertlichkeit zasa- 

28* 



886 Th. Bergk. 

Göttin ging der Name auf die hellenische Ansiedelung über^}. 
So würde das Uegyala der jfingeren M&nzen mit dem ÜPEIIA 
der älteren vollstfindig stimmen. Der alte Name der Göttin ist 
auch in der Inschrift von Sylleion Z. 29 geoannt: ANA -f- AI, wo- 
rauf schon Hr. Fr. hindeutete; denn da von einem Eidschwur die 
Rede ist und unmittelbar darauf Apollo genannt wird, ist es nicht 
zweifelhaft, dass ^ f&r + zu verbessern ist'). Die Worte lauten: 
oiai nSlig o^vav . . (^S)avdtpa(y Jlgeitav) 
xai ^AniXova nvT(jLiov x)ai*) vtibq . • • *) 
Wenn auf einer Münze von Aspendos unter den beiden Ringern 
sich die Aufschrift MENETV2 EAV^A findet, so erkennt Kirchhoff 
hier den Namen des Stempelschneiders und erklart das zweite Wort 
durch e{Y)Xv^a, Diese Yermuthung wird abgesehen von anderen 
Bedenken schon dadurch widerlegt, dass auf anderen Exemplaren 
EAV^A voransteht^); ein inoifjae und dergl. kann nur dem Namen 
selbst folgen. Die beiden Ringer, der herkömmliche Typus der aspen- 

weisen; sieher ist nur, dass diese Bronze und andere, welche gleiche Technik 
zeigen, der peloponnesischen Indnstrie angehören, nicht Ton der anderen Seite 
des Heeres stammen. Das SXiios y^Qwr bestätigt also Ton neuem die nahe ye^ 
wandtschaft, in welcher die Pamphylier und Kyprier zu der alten achaeischen 
Berolkerung des Peloponneses standen. 

1} Dass der Zuname der Artemis auf die Stadt, welche bei dem Heilif^- 
thnme entstand, übertragen wurde, hat nichts Auffalliges: denn man sagte nicht 
nur ir oder tts Jiovvaov, tv Jioi tov Iloli^toif tr UaySiorog (CIO. I 218), ^i^ 
Hv^iov (Thuc. VI 54. Plato Gorg. 472 Ä, yon Boeckh hei^gestellt, Isaeus Dicae- 
og. 41) u. s. w., sondern in der volksmässigen Rede Terband man die Pr&posItioD 
kurzweg mit dem Namen der Godtheit, so in der kretischen Inschrüt Gauer 
n. 45, 11 fil: ataadyrmy . • • ly uinolXtoyt . • . xal ffinoln iy ^ASttyttftjey ebenso 
im Kyprischen, wie auf der Bronze von Idalion 27: xati&tay i lit 9i6y rar 
'A&dyaVy und eine andere Schmidt T. VII, 1 xari^ i tat Stot tra Volydu, 
Der Stadtname !/i^f va« ist auf ähnliehe Weise entstanden. 

2) Denn + bezeichnet im pamphyliscben Alphabet das X' 

*) [Nach Roehls Publikation fallen in die Lücke yielmehr etwa 21 Buch- 
staben. Am Schluss Yon Z. 29 durfte die Ergänzung Ugsitay noch Platz habeo.] 

8; 'Ofiva kann nur als Imperativ dfivaaio oder liAvüüto gefasst werden, 
so dass das zweite Y falsch gelesen ist In vn«^ ist wohl ein Zuname das 
Apollo, Tielleicbt vntgßoQioi, zu suchen. 

4) Aus diesem Grunde ist es auch nicht zulässig EAY^A als den Namen 
des Vaters im Genetir zu fassen und Miytios für den obersten Magistrat, den 
dafito^og Ton Aspendos, zu halten. 



Zar Geschichte des griechischen AtpbalMts in Pampbylien. 337 

disdieii Münzen, sind gleichsam das Wappen der Stadt: vieJleicht 
ein altes Bildwerk. An dieses Wahrzeichen von Aspendos wird sich 
eine Tradition geknüpft haben, welche anch den Ringern Namen 
beilegte, welche selbstverständlich symbolischer Art waren: Mererog^ 
ein auch sonst bezeugter Eigenname, ist der Standhafte, 'Ekvtpa(g)j 
der den Griffen des Gegners entschlüpft.^) 

Theodor Bergk. 



1) Alori/iios oder atdaifios ist ehrendes Beiwort eines Ringen, s. PoUnz 
III 149. *Elvyf€tgy gleichen Stammes mit iXvta, clAiW, lUvtfam^ ktkv€puC»y sich 
winden, erscheint hier in der nach aeolischer Weise TerJLnnten Form des 
Nominativs, ä statt oc; denn die pamphylische Hundart war, wie schon erinnert, 
«ine aeolische. 



Eleineie KittheiliiiigeE. 



GaWaDisclie Niederschläge des MüQchener Münz- 

kabinets. 

Das Münchener Eabinet hat eine Auswahl galvanischer 
Niederschläge griechischer Münzen veranstalten lassen, welche 
sehr gelungen sein sollen und durch Herrn Otto Aufleger in 
München zu beziehen sind. Ein ebendaselbst für 3 JC verkäuf- 
liches Yerzeichniss giebt gute Lichtdrucke der abgeformten Mün- 
zen, darunter hervorzuheben: das herrliche Dekadrachmon von 
Agrigent, ein Tetredrachmon von Thurii von gutem, neuerem 
Styl mit langsam schreitendem Stier, schönes punisches 
Tetradrachmon mit weiblichem Kopf mit Muschel-Kopfputz und 
schreitendem Löwen, schönes Tetradrachmon Philipps V. von 
Macedonien, Tetradrachmon von Athen, alter Styl, aber künst- 
lerisch gut ausgeführter Kopf mit dem Auge im Profil, herr- 
licher Goldstater des Königs Achaeus von Syrien (bärtiges Brosts 
bild Rf, kämpfende Pallas) u. a. schöne Stücke. — Das Münche- 
ner Kabinet hat bekanntlich durch König Ludwigs enthusiastischen 
Kunsteifer einen ganz einzigen Keichthum schöner griechischer 
Münzen erhalten: die sicilische Sammlung eines gewissen Longo 
und die namentlich an nordgriechischen Stücken sehr reiche 
Sammlung des bekannten Münzforschers Cousinöry. — Die Preise 
der Münchener Electrotypen sind ä Stück 2 M^ bei Abnahme 
einer grösseren Anzahl noch etwas billiger. 

A. V. S. 



Kleinere Mittheilangeii, 339 

Münsifande. Zwei Funde mittelalterlicher MüDzen sind un- 
l&Qgst in nächster Nähe von Berlin ausgegraben worden. Der 
erste beim Städtchen Dahme^ im Gewichte von etwa 2 Kilo- 
gramm 250 Gramm enthielt bis au| einen einzigen Denar von 
Salzwedel (Weidhas Taf. YIII, No. 14 a) nur Prager Groschen 
der Könige Wenzel 11, Johann und Karl IV. — Beträchtlich ge- 
ringer an Zahl, nur etwa 110 Gramm schwer, aber ungleich 
mannichfaltiger ist der beim Dorfe Gross-Beere n^ der Stätte 
der bekannten Schlacht vom 23. August 1813, zu Tage geförderte, 
zu Anfang des 16. Jahrhunderts niedergelegte Schatz. Er be- 
stand zunächst, in grösserer Masse, aus Brandenbuigischen Ge- 
prägen, namentlich den bekannten Hohlpfennigen des 15. Jahr- 
hunderts mit Adler und mit Helm (Weidhas XTH, 1 bis 7 und 9), 
einigen Groschen Joachims I. von Berlin, Frankfurt und Stendal^ 
Hohlpfennigen derselben Zeit aus den Münzstätten Crossen und 
Frankfurt (Weidhas XIY 19, 20) und dem seltenen einseitigen 
Berliner Pfennige von 1541 (ähnlich Weidhas XIV, 17). An 
fremden Greprägen kamen vor: die so häufigen Magdeburger und 
Halberstädter Hohlpfennige des Erzbischofs Albrecht von Branden- 
burg, einige Mansfelder Hohlpfennige aus dem Anfange des 
16. Jahrhunderts, und in einzelnen Exemplaren Erfurter, Säch- 
sische, Böhmische (Wladislaw U.), Bamberger, Nürnberger und 
Pfalzische einseitige Pfennige. 

In Thonberg bei Leipzig ist dem Vernehmen nach eine kleine 
Anzahl Münzen ausgegraben worden, sämmtlich Londoner Ster- 
linge von Eduard, die sich sowohl durch geringen Gehalt als durch 
die durchweg fehlerhafte Umschrift CD WARßTS' IIOßYB als alte 
Fälschungen zu erkennen geben. Bezüglich des schlechten Gehaltes 
erinnern sie an einen grossen Fund von blos weissgesottenen 
Groschen Johannes HI. von Brabant u. s. w. der vor etwa 
30 Jahren in Belgien entdeckt wurde. Befremdlich ist aber doch 
das Vorkommen dieser Münzen im Herzen von Deutschland. Nach- 
träglich freilich höre ich, dass solche Münzen auch vom Rhein her 
angeboten werden. H. D. 



91 



n 



340 Kleinere Miitheilmi^eii. 

Der Fund von Michendorf. Endlich, nachdem dieser 
Schatz*) nach Verkauf von 7 vollständigen Reihen in die Hände 
des hiesigen Bankiers Herrn Hahlo gelangt ist, der mir toU- 
standige Einsicht in denselben gestattet hat, ist es möglich, ein 
genaues Fundinventar desselben aufzustellen. In demselben waren 
vertreten: 

1. Heinrich, mit Reiter, (Bd. VHI, S. 256) mit 320 Expl. 

2. „ „ Petrissa (Bd. VHI, S. 258 und 
Tat VI, 57) mit 284 

3. Albrecht der Bär, mit Reiter (Bd, VIII, S. 262 

und Taf. VI, 58) mit 142 

4. Albrecht der Bär, BRANDEB VRC (Bd. Vm, 

S. 264 und Taf. VI, 59) mit 134 „ 

5. OttoL BRAVNÖEBV— R-S-OTO (Band 

vm, S. 269 No. 1 und Taf. VI, 60) mit . 115 „ 

6. Otto I. RRANÖDBVRG—OTTO mit Fahne 

und Schild zwischen Thurmen (Bd. VIII, 

S. 267 No. 2 und Mader IH, 59) mit . . 278 « 

7. Otto I, OTTO — BRANDCBVRGeNSIS 

sitzend. (Bd. VHI, Taf. HI, 10 d. Z.) . . 389 „ 

8. Otto I. OTTO BRA— ND mit Schwert und 

SchUd zwischen Thürmen (Bd. Vm, S. 269 

No. 2 und Vossberg Siegel Tat A 2, No. 3) mit 88 „ 

9. OttoL OTTO — BRAND6BVR6 Gebäude 

(Mader, Taf. HI, 55) mit 81 „ 

10. OttoL BRAND€BVR6eNS (Mader, Taf.IV, 

70) mit 16 „ 

Zu dieser Gesammtsumme von 1797 Stück treten aber noch 
62 später aufgefundene, über deren Zugehörigkeit zu diesen 10 
Klassen ich nichts berichten kann. Uebrigens sind unter den 
Petrissen nicht wenige Stempelverschiedenheiten, namentlich, ausser 
den bereits von Bahrfeldt and v. Sallet angegebenen noch mit 
* J6T BISS A, tPeTIRSSA, mit HtGINBRAND und tH€IN 
*) 8. Bd. YUI, d. Z., S. 186, S. 249 und Bd. IX, S. 277. 



Kleinere Mittheilongen. 341 

BARdD. Wichtiger aber als diese geringf&gigen, doch der 
Hauptsache nach nur aaf Stempelfehlem beruhenden Abweichnn- 
gen ist, dass auch das Bildniss der Ruckseite insofern verschieden 
dargestellt ist, als bei vielen Exemplaren die rechte Seite des 
Kopfes keine Haare (oder v^as es sonst sei) zeigt, die auf der 
linken stets lang herabhingen. Auch lässt sich deutlich auf einigen 
Stflcken eine Koptbedeckung erkennen, und endlich auch ein ge- 
perlter Gesichtsumriss. Letzterer erscheint dem Blicke als — Bart, 
und man könnte, wenn das richtig wäre, an den Bischof denken, 
wie er auch auf einem anderen von mir beschriebenen Denare des- 
selben Fürsten (Bd. YHI, d. Z., Taf. HI, 1) erscheint, die Kopf- 
bedeckung w&re dann, was sie sehr gut sein kann, eine Mitra, 
ähnlich wie z. B. auf den gleichzeitigen Magdeburger Denaren 
No. 650 und 657. Doch vrill ich eine bestimmte Behauptung in 
dieser Richtung keineswegs aufgestellt haben, halte es vielmehr 
fbr richtiger, in der fraglichen geperlten Gresichtsumrahmung etwa 
ein die Mütze unter dem Kinn zusammenknüpfendes Band zu er- 
kennen, an der Mütze w&re denn ein links oder auf beiden Seiten 
herabwallender Schleier befestigt 

D. a 



Liteiatur. 



Bulletin mensael de numismatique et d'arch^ologie. 
Herausgegeben von R. Serrure, Brüssel, dessen dritter Band im 
Erscheinen begriffen, ist ein äusserst nützlicbes Unternehmen, 
welches mit Recht gegen die unwissenschaftlicbe Besprechung und 
Abbildung werthloser neugemachter Rechenpfennige und Medaill^i 
energisch Front macht und nur interessante, meist das Mittelalter 
and das 16. Jahrhundert betreffende Mittheilungen bringt, grossen- 
theils von C. A. Serrure und R. Serrure (darunter z. B. ein 
Artikel über die Münzstätten Carls des Kahlen). — Yon beson- 
derem Interesse ist ein Aufsatz von Paul Orgels (Juli- August 
1883) über die numismatischen Dokumente der Bartholomaens- 
nacht, worin aus einem merkwürdigen, officiellen Druckwerk von 
1572 der Beweis geliefert wird, dass die medaillenartigen Münzen 
Carl's IX. mit „virtus in rebelles", „pietas excitavit justiciam^ 
und „Charles IX. r. d. f. dompteur des rebelles etc.^ nicht private 
Unternehmen, sondern officielle, von einem „gut gesinnten^ könig^ 
liehen Rath und „g^nöral^ der kgl. Münze in ausführlichem ge- 
di-uckten Commentar beschriebene Prägungen waien; der Be- 
schreibung der Münzen, welche der würdige „General^ giebt, geht 
eine lügenhafte Erzählung der ersten Verwundung und der an- 
geblichen Verschwörung Coligny's voran — das Ganze ist ein 
höchst interessantes, wenn auch trauriges Bild der sittlichen Ver- 
wilderung der Zeit jener von beiden Parteien mit gleicher Ver- 
werflichkeit geführten Religionskriege und Religionsmorde. — Die 
kleineren Mittheüungen enthalten Nachrichten von literarischen 



Literatur. S48 

Pablicationen, Yerkaufen von Sammlnngen u. s. w., auch viele 
iDteressante sphragistische Beiträge, einer derselben von unserem 
treffÜGhen Berliner Heraldiker, Geh. Rath Dielitz. — Es ist 
bereits gesagt, dass ich die entschiedene Gegnerschaft des Herrn 
Heransgebers gegen übermässige Publicirung modemer Medaillen 
und moderner Mfinzsammler- Jetons und dgl. werthloser Spiele- 
Jeien durchaus billige, aber die sich steigernde persönliche Polemik 
bliebe wohl besser fort und thut dem sonst belehrenden Inhalt 
der Zeitschrift Abbruch. A. v. S. 



L. Fikentscher: die fränkischen Münzvereinigungen im 
XIV. und XIV. Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung der 
burggräflich Nömbergischen Conventionsmunzen. (Aus den Mit- 
theilungen der Bayerischen numismatischen Gesellschaft. II. Jahr- 
gang. 1883). 8®. S. 50. Mit 2 photolith. Tafeln. 

Das Bedür&iss eines lebhafter entwickelten Verkehrs drängte 
im Mittelalter verschiedentlich zu Münzverträgen, deren Zweck es 
war, dem engen, Handel und Wandel fesselnden Münzbanne weitere 
Grenzen zu schafiPen. Von diesen Münzvereinigungen, soweit sie 
unser Vaterland angehen, haben bisher nur die der rheinischen 
Kurfürsten und der wendischen Hansestädte grössere Beachtung 
gefunden, während die Franken betreffenden wohl nur deshalb 
mehr vernachlässigt geblieben sind, weil ihre Erzeugnisse unver- 
gleichlich viel seltener vorkommen als die der genannten Münz- 
st&nde. Der Herr Verfasser, dessen SpeziaLstudium die Münz- 
geschichte seiner fränkischen Heimath bildet, hat in vorliegender 
Abhandlung diesem Mangel abgeholfen, und giebt uns urkundliche 
Nachrichten über diese Gonventionen und die auf Grund derselben 
uns überkommenen Gepräge. Die älteste dieser Einigungen ist 
die, nach welcher am 31. Juli 1362 zu Amberg von Karl IV. als 
Besitzer der Oberpfedz, von Gerlach von Mainz und Pfalzgraf 
Ruprecht I. das Prägen von Würzburger Pfennigen zu gleichem 
Schrot und Korn beschlossen wurde, so dass nun, bei der auch 
doreh Mfinzfnnde bezeugten Gleichwerthigkeit der Würzburger 



344 Litmtar. 

mit den Regensburger Denaren Ein Geld vom Main bis nach 
Tirol umlief. Es folgen bis 1495 zahlreiche weitere Vertrage der 
Bischöfe von Bamberg und Wfirzborg mit den Burggrafen von 
Nürnberg, den Pfalzgrafeo and der Stadt N&mberg, an denen 
bald mehr bald weniger von diesen Standen sich betheiligten, und 
gelegentlich auch die Herzöge von Baiem, die Bischöfe von Angs- 
borg, die Grafen von Wertheim, Hohenlohe und Oetfcingen, sowie 
die Landgrafen von Leuchtenbei^ als Theilnehmer erscheinen. 
Femer wird aach eines Münzvereines des Bischofs Johann von 
Würzbarg mit weltlichen Fürsten, Herrn und Städte, vom Jahre 
1407 gedacht, ohne dass wir jedoch wüssten, wer diese Gegenkun- 
trahenten gewesen. 

Zahlreiche Groschen und Pfennige hat der Herr Verfiasser, 
als diesen Verträgen entsprossen, nachgewiesen und in 49 Exem- 
plaren auf den beigegebenen Tafeln zur Anschauung gebracht. 
HofiFentlich giebt diese fleissige Arbeit bald Gelegenheit zur Ent- 
deckung weiterer sich anschliessender Gepräge. H.- D. 



Hirsch, Lucian Baron von, rare and inedited sicilian coins. 

Head, B. V., remarks on two unique coins of Aetna and 
Zankle (mit Tafel). (Numismatik Ghronicle 1883 p. 165—170 
und 171—176.) 

Diese beiden kleinen Publikationen geben uns zu einer schönen 
Lichtdrucktafel vortreffliche Erläuterungen einiger Münzen Siciliens, 
Ton denen zwei geradezu Phaenomene der Münzprägung sind. Man 
kannte bisher zwei Sorten kleiner Silbermfinzen von Catana unter 
dem Namen Aetna, ^us den Jahren 476—461 vor Chr. mit dem 
Krebs und Rad (Holm, das alte Catania, p. 42 Nr. 6 aus Pen- 
nisi's Sammlung) und Silenskopf Rf. Blitz AITN und AITNAI 
(Gatalog d. Brit Mus. Sicil. p. 43), hier erscheint plötzlich in 
einem herrlich erhaltenen Exemplar ein Tetra drachmon von 
Aetna-Catana: 

AITNAION Silenskopf mit Epheukranz rechts, darunter Scara- 
baeus Rf. Thronender Zeud r., Blitz in der Linken, die Rechte 



Litontnr. 345 

auf eisen Stab (Weinrebe?) gest&tzt. Vor ihm ein kiemer Fichten- 
baum, auf welchem ein Adler r. sitst. 

M. 7. 17,236 Grm. 

Dieses prachtvolle Stück zeigt genau den Silenskopf und den 
Blitz der kleinen Silbermfinzen, der Adler ähnelt sehr der Be- 
handlang desselben Thieres auf den gleichzeitigen Münzen von 
Akragas. Der herrliche, kraftvoll und energisch gezeichnete, dabei 
die vollendete Zierlichkeit des alterthümlichen Styls in höchster 
Entwicklang zeigende Zeus wird von Herrn v. Hirsch mit den 
alten Münzen Arkadiens verglichen; noch weit mehr Aehnlichkeit 
hat die ganze, überhaupt etwas malerisch gehaltene Darstellang 
der Tetradrachme von Aetna mit manchen Vasenbildern des 
strengen and grossen Styls, frappant, sogar bis in die Verzierangen 
des Thronsessels hin, ähnelt dieser Zens einer Vase des Berliner 
Moseums (Nr. 1007): dem thronenden, von Orest erstochenen 
Aegisihos. Diese rothfigarige, wohl um 450 vor Chr. verfertigte 
schöne Vase zeigt ans den thronenden Herrscher fieist genaa dem 
Zens der Münze gleichend, ähnliche Bart- and Haartracht, gleiche 
Gewandung und, wie gesagt, ganz ähnlich verzierten Thron. Die 
Beziehung des Zeus wie der andern Typen auf den Aetna weist 
Gardner in lehrreicher Weise aus Stellen bei Pindar und andern 
sicilischen Schriftetellem nach. 

Es ist ein Glück, dass dies herrliche Stück in die Sammlung 
des kunstsinnigen Baron Hirsch in Paris übergegangen und endlich 
dem seit 15 Jahren die Publication verhindernden sicilischen und 
römischen Privatbesitz entzogen und der Wissenschaft nicht mehr 
vorenthalten wird. — Dasselbe gUt von dem bereits kurz von 
Imhoof erwähnten^) Tetradrachmon von Zankle: 

Blitzschleudemder Zeus r«, vor ihm verzierter Altar. R/. 
DANKLAION Delphin L Unten Pecten-Muschel. 

JL 7i. 17,04. 

1) Aber mit aiiTollst&ndigem, wohl von das froheren Besitiem an Imhoof 
nur nogenta mitgethellten Gewichte, weichet bei Imhoofs Arbeit von gtoüter 
WicbtiglieÜ wart (t. Imhoof. MonaUbM. d. BerL Akad. 1861 p. 667.) 



346 Litentnr. 

Diese Münze, welche noch vor dem Jahre 476, dem Todes- 
jahr des Anaxilaos, geschlagen sein muss — denn Zankte erhielt 
von Anaxilaos den Namen Messene oder Messana, ist von höchster 
metrologischer Wichtigkeit, wie dies Imhoof in seinem vortreff- 
lichen kleinen Aufsatz, welcher das sogenannte „euboeische^ Ge- 
wicht ans der griechischen Metrologie eliminirt, aasffthriich dar- 
gelegt hat. 

Das vielleicht in Folge nicht ganz guter Erhaltung ein wenig 
leichte attische Gewicht stimmt — was in diesem einen Falle 
wohl rein zufällig ist — ganz genau mit der von mir früher f&r 
ein ein Samos für die Golonie Messana gemachtes Geprftge 
erklärten 1) in Sicilien gefundenen Tetradachme mit Kopfhaut des 
Löwen Rf. Schiff. 

17,05 (Zeitschr. f. Num. HI, 135 und V. 108). 

Andere Exemplare dieser samisch-messanischen Tetradrachme 
hoben das ganz volle attische Gewicht 17,3 und 17,23 (Grardner, 
Num. Chron. 1882 p. 241 f.). — 

Die neue Tetradrachme von Zankle zeichnet sich durch den 
schön und frei behandelten Zeus aus, den man (Head 1. c p. 175} 
wohl um 450 v. Chr. ansetzen möchte, wenn nicht der Name der 
Stadt, Dankle, unwiderleglich bewiese, dass die schöne Münze 
noch vor dem Tode des Anaxilaos, 476 vor Chr., geprägt 
sein muss. 

Es ist aus andern Münzdarsteltungen bekannt, dass in Unter- 
italien und Sicilien schon in frühester Zeit eine grosse Freiheit, 
oft Eleganz in den Darstellungen herrscht, selbst manche der 
uralten, vor 500 geschlagenen Incusen zeigt schon so entwickelte 
Eörperformen und so leichte und ungezwungene Bewegungen der 
Figuren, dass man sie ebenso wie den Zeus der Münze von 
Zankle, ohne die beweisenden chronologischen Gegengründe dem 
weit vorgeschrittenen fünften Jahrhundert zuschreiben würde. 

Unter den übrigen Münzen, welche Herr v. Hirsch beschreibt, 

ist ein Tetradrachmon von Gela, mit Reiter und vollständigem 

1) Qardner stimmt dieser m«ner Brkl&nuig zu, b« Num. Chfoo. 188S p. 910. 



Llteratar. 347 

&ier mit MeDScheiigesioht neu. Herr v. Hirsch sagt, es sei dies 
das erste mal, dass auf Tetradrachmen von Gela der Mannsstier 
in ganzer Figur erschiene. Aber die schon bei Torremuzza 
(Ta£ XXXI, 8) abgebildete, aus Fox' Sammlung in die Berliner 
übergegangene Tetradrachme hat ebenfalls den menschengesichtigen 
Süer in ganzer Gestalt. A. v. S. 



Lawrence, Rieh. H., Medals by Giovanni Cavino. 
NeW'York 1883. 31 S. und 3 Holzschn. Sorgfältige Beschreibung 
imd Erläuterung aller Werke des Cavino, auch der Nachbildungen 
der römischen Münzen, dabei genaue Angabe des Verhältnisses 
der letzteren zu ihren gleichen oder abweichenden Originalen, 
wodurch das Schriftchen nicht nur für Freunde der Renaissance, 
sondern auch für Sammler römischer Münzen werthvoll wird. 
Abgebildet ist eine Agrippina mit Carpentum auf der /Z/*., die 
Medaille mit den hübschen Bildnissen des Giovanni Cavino und 
Alessandro Bassiano und die von mir erklärte schöne religiöse 
Medaille mit Ghristusbild und Kreuzigung aus Dannenbergs 
Sammlung (Zeitschr. f. Num. VHI, 119). Es ist erfreulich, dass 
auch Amerika jetzt an dem literarischen Eifer für die schönen 
Medaillen des 16. Jahrhunderts Theil nimmt. A. v. S. 



J. Menadier: Per Wetteborner Silbermarkfund (die marca 
usualis argenti) (Zeitschr. d. Harzvereins, Jahrg. 1883 S. 165— 
176). Mit 1 Tafel Abbildungen. 

Nur 3 Münzstücke hat dieser unweit Gundersheim gemachte 
Fond geliefert, und unter ihnen den so häufigen Prager Grroschen 
des Königs Johann, desto wichtiger aber sind die beiden andern, 
welche dem Systeme der niedersächsischen Gewichtsmark (marca 
usualis) angehören, wie solche zahlreicher schon früher bei Gkin- 
dersheim und Dardesheim aufgetaucht sind. Ueberraschend ist 
namentlich das Erscheinen des einen leichteren, nur 25 Gramm 
wiegenden, 26 — 28 Millimeter grossen Stückes, eines Vorgängers 
gewissermassen, wie Hr. M. bemerkt, der späteren Thaler, es trägt 



348 LiUratnr. 

eingeschlagen den Stempel eines linksschreitenden Löwen, ist also 
jedenfalls BrannschweigiscL Das andere grössere, ein Markstück 
von 250 Gr. (67—77 Mill.) gehört dem qnadrirten Wappenschilde 
zofolge, mit dem es gezeichnet ist, nach Hildesheim, neben diesem 
Wappen findet sich aber noch ein zweiter Stempel eingeschlagen, 
der einem yerzierten gothischen 1 sehr ähnlich sieht; Hr. M. er- 
kennt in ihm eine E^rone, und glaubt daher dies Stfick in Gemäss- 
heit des Vertrages von 1352 hergesteUt, nach welchem die Städte 
Brannschweig, Hannover, Hildesheim, Wernigerode, Eimbeck und 
Osterode, unter späteren Hinzutritt noch anderer, beschlossen, ihre 
auf 3 Ferding 3 Quentin (» 12|- Loth) ausgebrachten Markstucke 
ausser mit den besonderen Zeichen der Kontrahenten auch mit einer 
Krone zu stempeln. H. D. 



Meyer, Adolf, die Münzen der Stadt Dortmund. Mit 
VUTaff. Wien (1 883). >) Eine sorgfUtige, urkundliche Münz- 
geschichte der Stadt und genaue Beschreibung der Münzen, welche 
mit Otto HI beginnen und 1760 aufhören. Die Dortmunder 
Münzrähe ist bekanntlich dadurch besonders merkwürdig, dass 
sie uns seit Heinrich VI. die deutsche Kaiserreihe in grosser Voll- 
ständigkeit giebt, wie es in ähnlicher Weise die Gepräge von 
Aachen thun. — Wir finden in Dortmund verhältnissmässig viele 
Stücke von Otto IV. und die seltenen prätendentenhaften Könige 
Wilhelm v. Holland und Richard. — Sehr bedenklich scheint mir 
der angebliche Heinrich VH. (p. 35 Nr. 31). Die angegebene 
Umschrift H£N . . — NORVM kann doch unmöglich auf dem 
so sehr kleinen Raum dieser Münze den (für diese Reihe schon 
an und f&r sich anfiaUenden) Namen und Titel H£Nricns R£X 
ROMANORVM enthalten, £ast möchte ich glauben, es sei nichts 
anderes als ein Stück der gewöhnlichen Reihe mit RCX ROMA- 
NORVM, ohne Namen, aus Rudolfs von Habsbui^ Zeit, das 
R£X hat vielleicht etwas verzogene Buchstabenformen und gleicht 

1} Sollte eben der Bsenser Fleidich Nr. 66 nicht dahin so bedehen sein? 
2) In Berlin zu haben bei Herrn J. A. Staigardt, Markgrafenstneae 48. 



Literatar. 349 

deshalb emem : H€N. — Bei Karl IV. wäre yor den fragmentarisch 
erhaltenen Legenden die fast ganz vollständige der Berliner Samm- 
lang (aus Grote's Sammlung) noch nachzutragen: -f. . LVS* QVART" 
IMPERAT (es ist jedenfalls Nr. 34 b). Die Abbildungen von Taf. I. 
sind Dannenberg's Werk entnommen, die übrigen Tafeln, nament- 
lich die neueren Gepräge, sind nicht sehr gelungen, sonst ist die 
Ausstattung dieser dankenswertben und fleissigen Monographie 
durchaus zu loben. A. v. S. 



Oreschnikow, A. W., zur Münzkunde des Gimmerischen 
Bosporus. 22 S. mit 1 Lichtdr.-Taf. Moskau 1883. Dieser kleine 
Beitrag enthält eine wichtige und wie ich glaube unwiderlegliche 
neue Bestimmung der bekannten Reihe alter bosporanischer Eönigs- 
münzen mit dem Monogramm aus BAE (Eöhne Mus. Eotschubey 
II p. 42 ff.). Man war gewohnt, sie nach Eoehne^s Vorgänge 
dem Eubiotos, aus Spartokidischem Geschlecht zuzuweisen, 
während doch schon das bekannte achaemenidische Eönigszeichen 
der grössten Münze der Reihe, Stern über der Mondsichel, auf 
einen achaemenidischen Eönig deuten. Der Verfasser hat nun 
sicher Recht, wenn er diese auch ihrem Aussehen nach nicht sehr 
frühe Reihe dem ersten bosporanischen Eönige des Namens 
Eupator, das istMithradat dem Grossen beilegt, der bekannt- 
lich auch auf seltenen Tetradrachmen einfach den Namen ßaaiXiwg 
EvnatoQog, ohne Mid'Qada%ov^ trägt, der „Eupatoria^ in der Erim 
gründet und bei dessen .ganzer Prägung der völlige Mangel an 
Eupfer aufi&llig war. — Ajidere Vermuthungen des Verfassers, 
welche sich auf Deutungen einzelner Buchstaben oder Monogramme 
stützen, bleiben unsicher, jedenfalls möchte ich. Hm. O's Deutung 
der sogenannten Eubiotos-Münzen ab Gepräge Mithradat's folgend, 
das aus M und I bestehende Monogramm der Münze die Hm. 
Podschiwalow mit Helioskopf iZ/". Stem und Mondsichel, eher auf 
Mithradates Eupator, als auf dessen Sohn Machares, beziehen. — 
Die beiden zuletzt abgebildeten unbestimmten Münzen sind sicher 
aas falschem Stempel — Die Goldstateren des Paerisades, von 

Z«AtMlirift für Namltmalik. XI. 34 



850 LiUntor. 

denen der Yerfasser acht ihrem Styl nach verschiedene Exemplare 
beschreibt, ist er geneigt ihrem Styl nach an verschiedene Herrscher 
zu geben, die ganz rohen and schlechten dem letzten des Namens. 

A. V. S. 

RevQe namismatique, 3°"* sörle, tome I Paris 1883. 499 8. 
mit 10 Tafeln. — Es ist ein höchst erfreuliches Ereigniss in 
unserer Wissenschaft, dass ein so altberühmtes, knrze Zeit aber 
unterbrochenes Unternehmen, wie die Revue numismatique, nun 
wieder und zwar gleich im ersten Bande der neuen Serie eine 
solche Fülle des Interessanten und Schönen bietend, erscheint. 
Die antike Numismatik ist reich vertreten durch treffliche Artikel 
von Lenormant^) (die sybaritische Didrachme mit N^KA, vom 
Verfasser gewiss richtig als Siegespreis der von den Sybariten 
in Concurrenz zu Olympia gestifi;eten grossen Spielen gedeutet) — 
also wie das bekannte „cr^eAoeo aex^lov*^ in Metapont, Wad ding- 
ton (Isaurien und Lycaonien), Chabouillet, A. (römische Medaillons), 
Muret, E. (seltene und unedirte Münzen, dabei die neue Stadt 
Hippos in Decapolis, von Nero, und Uebersicht der Numismatik 
von Lydien), Babel on, E. (unedirte Königsmünzen, dabei das 
auch in Berlin befindliche Goldstück mit Eopf mit Elephantenfell 
und Nike, vom Verfasser für Ptolemaeus I. und Seleucus I. erklart, 
dann der neue asiatische König Gharaspes) und kleinere Beiträge 
desselben Verfassers, Six, J. P. eine ausführliche kritische Arbeit 
über die cyprischen Münzen (125 Seiten), die erste umfassende 
wissenschaftliche Bearbeitung dieser Reihe nach der Entzifferung 
des cyprischen Alphabets, Boutkowski, A., unedirte griechische, 
meist Kaisermünzen, femer andre Beiträge, zur gallischen (A Bar- 
th^lemy) und mittelalterlichen Münzkunde, darunter besonders 
hervorzaheben Schlumbergers Mittheilungen byzantinischer 
Bleisiegel und Gariels Einleitung zu seinem demnächst erschei- 
nenden Werk über die Münzen der Karolinger. — Gleich den 

1) FraBi9oi8 Lenormant, der um die Numismatik sehr yerdiente Gelehrte, 
Verfasser des Handbacbs .la monnaie dans l'antiquit^*', ist am 9. December 1883 
im Alter von 46 Jahren gestorben. 



Litoratnr. 851 

fraheren Jahrgangen ist auch der neu erschienene aufs schönste 
ausgestattet und übertrifft an Beichthum des Inhalts (fast 
500 Seiten!) die andern numismatischen Zeitschriften. Der jähr- 
liche Abonnementspreis ist 20 Frcs. A. v. S. 



P. Ch. Robert: sur la pr^tendue restauration du pravoir de 
Maurice Tib^re dans la Province, et sur les monnaies qui en 
seraieot la preuve. Paris 1883, 4. Mit 2 Karten und 1 Kupfertafel. 

Goldmünzen mit dem Bilde und Namen des Kaisers Mau- 
ricius Tiberius in Arles und Marseille geschlagen, wurden zuerst 
1746 von dem gelehrten ßonamy mit einer Unternehmung des 
Gundowald, angeblichen Sohnes des Frankenkönigs Ghlothar L 
in Verbindung gebracht, man nahm an, dass er, vom Kaiser mit 
Geld und Schiffen unterstützt, dessen Herrschaft im südlichen 
Frankreich wiederaufgerichtet habe. Diese Meinung, welche bis 
jetzt allgemein und selbst bei de Saulcy und beiden Lenormants 
Anklang gefunden, bekämpft Hr. R. mit Glück. Er legt aus den 
alten Schriftstellern dar, dass an jener Annahme nichts beglaubigt 
ist, als dass Gundowald eine unglückliche Rolle in dem Aufstande 
des Patricius Mummolus gespielt , dass aber seine angebliche 
Unterstützung seitens des byzantinischen Hofes nur eine durch 
Nichts begründete Vermuthung ist Er weist ferner darauf hin, 
dass wir jetzt fränkische Goldmünzen mit Namen und Bild ver- 
schiedener anderer oströmischer Kaiser, nicht blos von Justinus U., 
sondern auch von Phocas und Heraclius besitzen; so wie aber 
noch Niemand unternommen hat, aus diesen eine Wiederherstellung 
der Herrschaft dieser Kaiser in Gallien herzuleiten, ebensowenig 
lässt sich eine solche Folgerung, wie der Herr Verfasser mit Recht 
sagt, aas den in Rede stehenden Geprägen ziehen, sie sind viel- 
mehr, wie so unzählige andre Münznachahmungen, lediglich aus 
dem fiedürfoisse zu erklären, ihnen durch Anlehnung an beliebte 
Vorbilder Geltung in weitesten Kreisen zu verschaffen. Gleich- 
zeitig weist auch Hr. R. nach, wie ganz haltlos es ist, wenn man 

ein einzelnes S auf dem bekannten Maoricius-Triens von Vienna 

24"» 



352 Literatur. 

(mit VIENNA DE OFFICINA LAVRENTI) auf einen gewissen 
Syagrius deutet, den der Chronist Fredegarius 587 zum Patricias 
erhoben werden lässt. H. D. 



Tergast: die Münzen Ostfrieslands. Erster Theil. Bis 1466. 
Emden 1883. gr. 8. S. 160. Mit in den Text gedruckten Abbil- 
dungen. 

Nachdem uns Grote vergeblich auf den Text zu seinen übri- 
gens auch nicht publizirten Abbildungen ostfriesischer Münzen 
hat warten lassen, und Friedlaender eine Uebersicht und Erläu- 
terung des ihm zuganglichen einschlägigen Stoffes gegeben, war 
unser Verlangen nach einer vollständigen Zusammenstellung dieser 
so interessanten als seltenen Denkmäler ein dringendes geworden 
das nun, Dank dem Fleisse des Herrn Verfassers und der Libe- 
ralität der ostfriesischen Landschaft seine Befriedigung gefun- 
den hat. 

Eine Einleitung handelt von dem Münz- und Geldwesen in 
den alten friesischen Gesetzen; Vieles in denselben, z. B. (S. 8.) 
die Rechnung von 7 Kölner Pfennigen auf das Pfund und die öfter 
schon behandelte Frage nach den Münzmeistem Rednath und 
Cawing blieb dunkel oder mit unsem numismatischen Erfahrungen 
schwer vereinbar, hervorzuheben ist aber etwa die Thatsache, dass 
in Art. 22 der leges Upstalsbomicae etc., 1323 alle fremden Münz- 
sorten auf Münstersche und Osnabrücker Denare rednzirt werden, 
zum deutlichen Beweise, wie Hr. T. sagt, dass diese die eigent- 
liche Landesmünze bildeten. Wenn aber ebendort 17 „deine pen- 
nig^ gleich 1 Sterling gesetzt werden, so möchte man wohl firagen, 
ob dartinter nicht die ostfiriesischen „Schuppen^ um so gewisser zu 
verstehen sind, als 5 Copkin, also doch sicher (niederländische 
oder jülichsche) Köpfchen auf 1 Sterling gerechnet werden. — 
Auf festeren Boden führt die Betrachtung der vorhandenen Münzen 
selbst. Da ist es gelungen, im Anschluss an die Forschungen 
Iddekinge's in erstaunlich früher Zeit neben der Münzstätte in 
Emden ganz nahe dabei eine zweite in Jever zu ermitteln, wohin 



LiteratDr. 353 

die von mir beschriebenen und schon vermuthungsweise (d. Münzen 
d. Sachs, u. frank. E. S. 236) . als ostfriesisch angesprochenen 
Denare von Herzog Bernhard IL und seinem Sohne Hermann mit 
GEFRIDENARII und GEHEREI gewiesen werden. Beizustimmen 
ist dem Herrn Verfasser auch, wenn er Iddekinge's Versuch, das 
MGRC auf gewissen Denaren (a. a. 0. No. 304 u. 305) HLGRC zu 
lesen, und sie demgemäss noch den ostfriesischen Leer zu ver- 
legen verwirft, denn das M in MGRG ist auf dem mir bekannten 
Exemplare ziemlich deutlich. Dagegen wird man dennumismatischen 
Gründen nicht beipflichten können, aus denen die Emdner Denare 
diesem Hermann entzogen und dem Grafen Hermann I. von Kalve- 
lage (1021 — 51) zugetheilt werden, namentlich ist die Typen- 
verschiedenheit, die zwischen diesen und den GEHEREI Denaren 
besteht, ein unzutreffendes Argument, wie keiner weiteren Aus- 
führung bedarf. Ob die historischen Gründe besser passen, mag 
hier unerörtert bleiben, doch aber darauf hingewiesen werden, 
dass nach meiner Anführung S. 234 a. a O. diese Emdener Denare 
in unseren Funden bisher erst nach 1060 aufgetreten sind, was 
doch des gedachton Hermann I. Anrecht als sehr zweifelhaft er- 
scheinen lässt. In der Folgezeit sehen wir allerdings die Grafen 
von Kalvelage (Ravensberg) im Besitze der Emdener Münze, bis 
sie dieselbe 1252 dem Bischöfe Otto H. von Münster verkaufen, 
hieraus aber wird sich schwerlich ein Rückschluss auf eine zwei 
Jahrhunderte zurückliegende Zeit machen lassen. Die Bischöfe 
haben nun zuerst Schuppen (0,14 Gr. schwer!), dann unter Bischof 
Ludwig IL auch Denare Münsterschen Schlages geprägt Ihre 
Propste aus dem Hause Abdena haben sodann das Münzrecht in 
Emden auf eignen Namen ausgeübt, zuerst Hisko (1400 — 29), 
dann sein Sohn Lnelo (1429 — 33). Ihn vertrieben die Hamburger 
und schlugen ebenfalls hier Münzen, überliessen aber 1439 die 
Stadt den Cirksena's von Greetsiel, von denen Ulrich (seit 1463 
Graf von Ostfriesland) hier Gold und Silber prägte. Eine zweite 
Münzstätte in Emsigerlande ist Faldem, mit Emden schon frühe 
zu einem Orte verwachsen. Dessen zuerst von den Gebr. Erb- 



354 Literatur. 

stein gedeuteten Münzen lässt aber Hr. T. nicht von Haiko, 
sondern von dessen Sohne Wiard geschlagen sein, der zuerst zu 
den anf ihm dargestellteD drei Lilien von Uphaasen^ berechtigt 
gewesen sei, und lässt sie demzufolge zwischen 1427 und 1461 
entstanden sein. Nach den Gebr. Erbstein freilich mussten diese 
Münzen um 1400 deshalb geprägt sein, weil der Fund von Rah- 
winkel, der uns eine derselben kennen gelernt, auf diese Zeit 
hindeute. — Es folgen zunächst die Münzen von Brokmerland, 
geschlagen von den Häuptlingen Ocko I., dem Bastard Widzeld, 
von Eeno und von Ocko II, der auch in Jever geprägt hat. Aas 
Norderland werden uns ansehnlcihe Müuzreihen von Udo I, von 
Edzard Cirksena und von seinem Bruder Ulrich vorgeführt, unter 
denen namentlich Udo mit der auffallig grossen Zahl von 5 Gold- 
geprägen hervorleuchtet. Reiderland dagegen, das nun folgt, ^ hat 
nur eine einzige Münze, des Propstes Unko von Weener aufzu- 
weisen. Auch Mormerland ist nur mit einer einzigen Münze, aas 
dem Ende des XIY. Jahrhuuderts, bemerkenswertherweise einer 
Toumose des Häuptlings Uko vertreten, während Auricherland 
und Harlingerland sogar gänzlich der Münzen ermangeln. Den 
Beschluss dieses Heftes machen die Gepräge des bekannten Sibet 
Papinga, Häuptlings des Rüstringerlandes (1410—1433). 

Die grosse Anzahl der in vortrefflichen Holzschnitten mit- 
getheilten Münzen und die Reichhaltigkeit der von dem Herrn 
Verfasser benutzten Sammlungen, namentlich der Gesellschaft für 
bildende Kunst und vaterländische Alterthümer zu Emden scheint 
für annähernde Yollstäi^digkeit zu bürgen, zu erwähnen ist jedoch, 
dass zwei von mir veröffentlichte Münzen übersehen sind: 1) ein 
Emdener Goldgulden Ulrichs, von No. 59 darin unterschieden, dass 
der Eaisemame neben dem Heiligenbilde, der Stadfname um den 
Reichsapfel steht (Eöhne N. F. Taf. II 98), und 2) eine kleine Silber- 
münze (l Flindrich?) von Edzard Cieksena von Norden, im Ge- 
präge wie dessen ganzer Flüdrich, nur mit kürzeren Inschriften 
(Bd. I S. 273 s. Z.). Auch ist zu bemerken, dass das XI. Jahrh. 
wohl halbe, aber nicht Drittel-Denare (s. Seite S) kennt H. D. 



Literatnr. 355 

Gustav Zeller: Des Erzstiftes Salzburg Münzrecht und 
Münzwesen, nebst Yerzeicbniss der Salzburgischen und auf Salz- 
burg Bezug habenden Münzen und Medaillen. 2. Auflage. Salz- 
buing 1883. 4« S. 127. 

Es ist wohl unbestreitbar, dass mit den Uohenstaufen das 
deutsche Münzwesen sein bisheriges einheitliches Ansehn yerliert, 
und sich daher für eine einheitliche Behandlung nicht mehr eignet. 
Darin liegt, von praktischen Gründen abgesehen, die Berechtigung 
der Monographieen für diese spätere Zeit. Die letzten Jahre haben 
deren zu den wenigen älteren einige neue gebracht, die von 
Bremen, Stade und Speier, denen sich jetzt die vorliegende an- 
schliesst. In der That fordern auch nicht viele deutsche Länder 
durch Reichihum des Sto£Fes in dem Grade dazu auf wie das Erz- 
bisthum Salzburg, wenngleich das Mittelalter hier nicht so glän- 
zend ausgestattet ist und nicht so fortlaufende Reihen aufzuweisen 
hat als z. B. Köln und Trier. 

Diesen umfänglichen Sto£F hat der Herr Verfasser, unterstützt 
namentlich durch seine eigne höchst ansehnliche Sammlung, uns in 
einem zweckmässig eingerichteten Verzeichnisse, dem man nur bei 
einzelnen wichtigeren Stücken grössere Ausführlichkeit der Beschrei- 
buDg wünschen möchte, vor Augen gestellt, und einleitende Be- 
merkungen über das Münzrecht, sowie die auf seine Ausübung 
bezüglichen Umstände, vorausgeschickt. Hier wären allerdings einige 
Ausstellungen geboten, z. B. (S. 6, 49), dass es keine Salzburgische 
Brakteaten giebt, und füglich auch, wenn man die Augen auf das 
benachbarte Baiem und Oesterreich wirft, nicht geben kann, denn der 
S. 49 dem Bischof Eonrad HI. (1177—83) zugeschriebene, übrigens 
keineswegs hauptrare (RRRR) Brakteat ist von Eonrad I. Erzbischof 
von Magdeburg, 1134—42 (ReichellV, 1754, Hofmann, Geschichte 
von Magdeburg Taf. II, 14, Num. Zeit. 1842 Taf. I, 9). Femer 
ist es wohl (S. 8) zu weit gegangen, wenn Hr. Z. das Ereuz, 
welches über oder unter den Eirchthürmen oder bei dem Bilde 
des Erzbischofes erscheint, mit dessen Würde als legatus natus 
in Verbindung setzt, denn das Ereuz findet sich ja in dieser Weise 



356 Litontnr. 

bekanntlich auf fast allen Mittelaltermünzen, ohne eine ähnliche 
Beziehung. Auch beruht es auf Irrthum, wenn S. 33 als älteste 
Regensburger Münze die des Bischofs Isengrim 930—941 be- 
zeichnet wird; mir wenigstens sind keine älteren Münzen dieses 
Bisthums bekannt als von Bischof Gebhard U. 1023 — 36, während 
der Anfang der Regensburger Münzthätigkeit unter Ludwig dem 
Frommen fiQlt. Indessen beeinträchtigen diese kleinen Mängel 
nicht erheblich die Brauchbarkeit des Buches, dessen wesentlicher 
Werth die, wie es scheint erschöpfende Vollständigkeit des Yer- 
zeichnisses namentlich der neueren Münzen bildet; für die ältere 
Zeit vermisst man die Beschreibung des S. 7 nur im Vorbeigehen 
erwähnten Denars von £. Adalbert m. mit FRISACH. Wie zahl- 
reich diese neueren Münzen aber sind, das weiss jeder Sammler; 
einen Begriff davon giebt die Thatsache, dass der Herr Verfasser 
von einer einzigen Münzsorte des £. Leonhard t. Keutschach, 
dem Rübener, nicht weniger als 245 Verschiedenheiten besitzt, 
darunter von dem einzigen Jahre 1500 allein 73. Um diese so 
beträchtliche Ausmünzung zu begreifen, muss man sich an den 
Salzburgischen Bergbau erinnern, der wenigstens bis zu den Pro- 
testanten-Verfolgungen unter dem bigotten Leopold Anton v. Fir- 
mian in höchster Blüthe stand. Nur zu billigen ist es, dass, um 
dem Buche die möglichste Vollständigkeit zu geben, auch die 
vielen auf diese traurigen Ereignisse geprägten Medaillen nicht 
minder Au&ahme gefunden haben als die auf Salzburgs grosse 
Männer Paracelsus und Mozart u. s. w. 

Wir können aber von dieser dankenswerthen, auch äusserlich 
gut ausgestatteten Arbeit nicht scheiden ohne den Wunsch, dass 
sich bald Jemand finden möge, der sich einer kritischen Bear- 
beitung der Salzburgischen Mittelaltermünzen unterzieht, welcher 
jedoch die hier fehlenden Abbildungen nicht entbehren dürfte. 

H. D. 



Register. 



357 



Register. 



Abbasiden 66. 

Abdera 48 Molnayogae 48. 

Abu Dschafar (Atthar) 65. 

Aeb&er Phthiotiache, Bundesm. 180. 

Aeie (Sarrazinas) 89 f. 

Aetna (Ratana) Tetradr. 344. 

Ahmed, Tulanide 64. 

Ahmed ihn Ali, a. d. Fam. Salak,samaoid. 

Stadthalter 66. 
Aidin» Fürsten von, 69. 
Akanmitenmönzen 176 ff., mit griech. 

AufiBchrift 176, mit aethiopischer 177. 
Albert III. (Namur) 268. 
Albert VI., Herzog von Bayern 62. 
Albinus Bmti f., Den. verm. in d. Prätur 

geprägt 155 f. 
Albrecbt der B&r 340. 
Albrecht, Kf. y. Mainz, Kardinal, Medaille 

18a 

Albrecht, Herz. Ton Preuasen und Anna 

Marie ▼. Braunschweig, Medaillen 142 ff. 
Alezander der Grosse (Odessos) 49. Sm. 

nach K. Philipps Währung 181. 
Alezander von Pherä 49. 
AAES^NJPEIOZ 49. 
8e¥erus Aiezander, Om. 55. 
AU ihn Ibrahim 65. 
Alpaislan, Seldschuke 66. 
Alphabet, pamphylisches 332. 
Amberg, Mänz?ertrag von 1362, 343. 
Jac. Amiet, Der Mnnzforscher 

Andr. Morellius, Anz. 89. 
Andernach (Otto III.) 276. (Pilgrim) 276. 
Andreaa I., R. v. Ungarn 315. 
Anhalt ^eins. Heller) 185. (Brakt.) 227. 
Anteo, Italien. Medailleur 90. 
M. Antonius, Gm. mit weibl. Portraitkopf 

167. Iterationen seiner Imperator- 

Aoelamation 169. 



Apellikon, aaf M. von Athen 49 f. 

AphiUs K. der Aksumiten 176. 

Job. Appenfelder und Anna am Ende 
Med. V. Tob. Wolff 147. 

Arabische M. in deutschen Funden 259, 
330. M. span. Kalifen in Deutschland 
nachgeprägt 310. 

Alfr. Armand, les medaillenrs 
italiens Anz. 90 f. 

Arnswalde 10. 

Arran, M. mit fremdem Vs.-Stempel 68. 

Artemis Perasia 334. 

APTEMU02, UEPrAlAZ a. M. von 
Perge 334. 

Aspendos Pamphyl. 332. 

Athen, Tetradr. 49. 

Atthar in Sodarabien 65. 

Augsburg (B. Bruno) 257. 261. 298. (Eber- 
hard) 298. 

Augsburger Reichstag 1530 als Ent- 
stehun:]fszeit deutscher Medaillen 188. 

Augustus, imp. X. (Den.) 76. Denar- 
prägung n. dem Metzer Fund 81 f. 
Kaiserliche u. Senatsprägung 83. 

Autokana (Aeolis) 4^, 50. 

B. 

Bärwalde 10. 

Bagdad 67. 

M. Bahrfeldt, Gesch. des älteren, 

romischen Münzwesena, Anz. 248. 
Balduin IV., Mgr. t. Flandern 26a 
Bamberg (B. Hartwich) 295. 
Barbarossa's Bildniss 87. 
Bartholomäusnacht,MedailleGarlsIX.d42. 
P. Becker's M.-Sammlang in Odessa. 47 ff. 

69. 
Bela I., Herz., dann K. t. Ungarn 815. 
Berlin, Prägatätte im 14. Jahä. 9 ff. 



358 



Register. 



Bernhard L, IL, H. y. Sachsen 255 2G0. 
(Jeyer) 281. Nachahmungen 306. 

Berytus Syriae, Em. des Quinctilius 
Varus 188. 

Bithynien, Königliche Aera das. ver- 
schieden Ton der bithynisch-ro mischen 
158 f. 

Blanken bürg -Reinstein (Regenstein), 
Brakt. 96. 

Bleimarken, griechische 52. 

Bleimedailien , gegossene, von H. Mass- 
litzer 126. Uagenauer 133. 

Böhmische Groschen, in der Mark ge- 
prägt, seit Kf. Friedr. II. 13. 

Boleslaw II. od. III., H. v. Böhmen 258. 
262. III 312. 

Boleslaw Ghrobry, Den. mit cyrillischer 
Schrift 61. — 314. 

Bolko II. (Schlesien) 185. 

Bologna, Zecchine Julius IL 61. 

Bolsward (Bruno III. M. v. Friesland.) 278. 

Brucislaus L, H. v. Böhmen 312. 

Brakteatenprägang, Technik 88. 

Brandenburg, Stadt , 2 ff. bischöfl. Prä- 
gung 229 f. 

Mark Brandenbun^, Hohlpfennige noch 
Mitte des 15. Jahrh. 14. Münzwesen 
unter den wittelsbach-luzemburg. und 
frühsten hohenzollernschen Regenten 
1 ff. Mönzherren und Münzwechsel 
8 ff. Münzsorten 12 ff. Münzrechnung. 
Das Stück Geldes (frustum) 16 ff. Kurs 
der Goldmünzen, (Gulden) 32 ff. Excurs 
über Carls IV. Landbucb34ff. Denare 
des 13. Jahrh. 214 ff. 

Braunschweig 104. 347 f. 

Breisach (Otto III.) 296. 

Brena, Grafen von, Brakt 224 ff. 

Brüssel 267. 

Bruno III. Mkgr. v. Friesland 278. 

Buweihiden 66. 

C. 

(Die griechischen Namen meist unter K.) 
Caesarea Cappadoc. (Caracalla) 52. 
Carl IL Y. HohenzoUem-Sigmaringen 62. 
Carl IV. Kaiser, in der M. Brandenburg 

4 ff. Landbuch 34 ff. 
Carl V., Kaiser, Potraitmedaille 136. 
Carl IX. V. Frankreich 63. r- Ofiicielle 

Medaille auf die Bartholomäusnacht 342. 
Casimir, Mkgr. t. Bayreuth 140 f. 
Castrum in deutschen Münzaufschriften 

97. 
Giov. Cavino, italien. Medailleur 91. 347. 
Celles (Heinrich III.) 269. 
Cham (Heinrich H.) 300. 



Charaspes, K. 350. 

Chersonnesus Tanrica 47. 

Christoph Friedrich, Gr. y. Zollern, Med. 

Bagenauers 134. 
Cbumaraweih, Talnnide 64. 
Chur (Ulrich I.) 297. 
Cione, Lehrer des Forzone di Spinello 244. 
oh civis servcUos. a. Augustus- Denaren 

77. 78. 
Clemens VII. Papst, Scudo (1527) 61. 
c(lapeus) v(irtutis), a. Denar des Augustos 

77. 
Coethen, Münzfnnd 85 ff. 
Com modus, Bronze-Medaillen 54. 
Conrad L, Erzb. v. Mainz (Worms) 104. 
Conrad IL, K. 303. 

Conr^ ▼. Krosigk, B. ▼. Halberstadt 96. 
Constantius Chloru?, Bronzemedaillen 55. 
Constantius Gallus, Denar 56. 
Constanz (Otto III.) 297. (Eberhard ?) 298. 
Q. Coponins u. Q. Sicinius^ Denar 154. 
Corvey (Abt Rathard) 287. Nachahmaog 

des Adelheid-Typus 288. (Arnold) 28& 

303. 
Cottbus, Brakt. 230. 

« 

D. 

Dahme, Münzfnnd 340. 

DamenbrettBtein mit Copien von Portrait- 
medaillen 137 f. 

Danae a. M. von Elaia Aeol. 181. 

Dassel, GrafBcb. 101. 

Denarprägung der tresviri a. a. a. f. f. unter- 
brochen d. d. Bürgerkriege 79 f. 

Deutschherrnorden, Brakt 232 f. 

Deventer (Otto III.) 255. (lleinrich IL) 
280. (Conrad IL) 280. (B. Bemold) 280. 

Dewlet L, krimmischer Chan 70. 

Diadameoianus, Gm. 55. 

Dinant (Albert III.) 269. 

Dokkum (M. Bruno) 278. (Egbert II.) 27& 

Dorothea v. Dänemark, Gem. Herz. Al- 
brecht V. Preussen, Med. 145. 

Dortmund (Otto III.) 255. 260. 289. 
(Heinrich IL) 289. (Conrad II.) 289. 
(Heinrich III.) 289. Munzgeschichte 348. 

E. Drouin, Observations 8. 1. mon- 
naies ethiopiennes, Anz. 176. 

Duisburg (Conrad IL) 271. (Heinrich III.) 
272. 



Eduard der Bekenner K. ▼. England d28w 
Eichjst&dt (H. Heinrich IV.) 301. 
Eigennamen, griechische auf M. 42 ff. 



Renfister. 



359 



Eil (Ijrel?) (H. Theoderich y. Ober- 
lotbringeD) 276. 

Elektronmänzen . ia ihren Mischungsver- 
hältnissen bestimmt 161. 

Elisabeth von Braunschweig, Qem. H. 
Augusts y. Sachsen, Med. 149. 

Emden (Hermann G. v. Lüneburg) 290. 
352. (B. Ludwig IL von Münster) 353 
(Hisko) 353. (Imelo) 353. 

England, Lond. 8ter]inge Eduards, alte 
Fälschungen ders. im innern Deutsch- 
land gefunden 339. 

Erfurt, Brakt. 228. (Erzb.. Aribo) 295. 
Bardo 295. (Lupoid) 2%; (Heinr. IIL) 
2%. 

EssUngeo 257. 297. (Nachprägungen 
Yon ](. Ludwig des Frommen) 310. 

Ethelred 252. 263, nachgeahmt in Nieder- 
Sachsen (Stade) 285. 

Bthelred IL E. ▼. England 324. 

Enbiotus, K., Spartokide 349. 

Exagium des Honorias Arcadius und 
Theodosins II. 56 f. 

Ezagiengewichte 57 f. 

F. 

Fälschung antiker Münzen 92 f. 

Faldem (bei Emden) 353. 

L. Fikentscher« Die fränkischen 
Münzvereiuigungen Anz. 343. 

Finkenaugen (yincouls), als kleinste 
Scheidemünze 11. 13. 

Peter Flötner, Nürnberger Medailleur 126. 

Nicolaus Forzorias Spinelli fil. Florent. 
Medailleur 243. 

Francesco Francia, fertigt Münzen für 
Bologna 61. 

Fränkische Goldmünzen mit Namen ost- 
römischer Kaiser 351. 

Frankfurt a. 0. 9 ff. 

Jnl. Friedlaender, Verzeichniss 
▼ on griechischen falschen Mün- 
zen Anz. 92. 

Friedrich I. Barbarossa, m. Schnurrbart 
a. e. Brakt 87 f. 

Friedrich II. Kaiser, Den. ▼. Aachen. 87 f. 

Friedrich L« Kurfürst v. Brandenburg, 
Hoblpf. 121. 

Friedrich, Mkgr. v. Brandenburg- Auspach 
Med. 139 ff. 

Friedrich IL, Pfalzgraf 112. 

Friedrich Ulrich v. Braunschweig, Med. 148. 

Friesland (Conrad IL) 278. 

Balthasar Frnndsberg, Med. Hngeoauers 
136. 

Caspar und Georg Frnndsberg a. e. Da- 
menstein 136. 



Margarethe v. Frundsberg geb. ▼. Firmian, 

Medaille Hagenauers l&i. 
Frustum, Schock od. Stück = 40 Grsch. 

20 f. 
Fulda .295. 
Fulvia, Portraitk. a. M. v. Fulviopolis, 

Phryg. und Lugdunum 167 ff. a. M. 

des Antonius zweifelhaft 168 ff. 

Ludov. Gabriel, Medaille d. 16. Jahrb. 63. 

Georg Gaeiss, sudd. Bleimedaille 146. 

(iallienus Goldmedaillen 53. 

Gardelegen 10. 

Percy Gardner, Catalogue of greek 
coins. Thessaly to Aetolia Anz. 
179. 

P. Gardner, Types of greek coins, 
Anz. 177. 

Gardolf, B. (v. Regensburg?) 303. 

Geisa, H., dann E. yon Ungarn 316. 

Gela, Tetradr. 346. 

Georg H. y. Sachsen, Medaille 137 f. 

Georg Friedrich yon Ansbach 63. 

Georg der Fromme, Mkgr. yon Ansbach- 
Bayreuth 140 f. 

Gernrode (Tbeodorich und Aebtiss. Ahrt- 
wicha) 283. 

Gero y. Scbermbke, B. y. Halberstadt 95. 

Gewicht, specifisches antiker Elektron- 
münzen 161 ff. 

Görlitz, Uohlpfennig 121. 

Gomphi als Philippopolis 180. 

Gordianus IIL traiectus Aug^ Bronze- 
medaille 54. 

Gordischer Knoten sog., yielmehr Schleife 
oder Dreispitz 273. 

Goslar, Ausgantrspunkt der . norddeutsch. 
Halbbrakt. 102 f. (Heinrich IIL od. IV.) 
283. (Hermann yon Luxemburg) 283. 

Gotha, Brakt. 228. 

Gozelo L, H. y. Niederlothringen 267. 

Urs Graf, Medailleur 134. 

Griechische Legenden auf Aksumiten- 
Münzen 176 f. 

Groningen (B. ßernold) 279. 

Gros Tournois s. Turnose. 

Gross-Beeren, Münzfund 339. 

Gross-Briesen, (Niederlausitz) Münzfund 
212 ff 

Gundowald 351. 

Gussmedaillen , deutsche, des 16. u. 17. 
Jahrb. 123 ff. 

Gustay Adolf, K. y. Schweden Medaillen- 
Modell 149. 

Gyrton Thess., Localmythe auf M. 181. 



360 



Ref^ister. 



Friedrich Hagenauer, Medailienr 1B3 ff. 
Halbbrakteaten, YerbFeitunf^ and Dauer 

derselben 102. 
Halberstadt, Den. d. Brakt.-Zeit 95 f. 

Halbbrakt. 102 f. (Bnrkbard I.) 282. 
Halos Thessal., achäi. Bundesm. 180. 
Harald Hardrade, E. t. Norwegen 324. 
Harald Hein, K. y. Dänemark 3^. 
Harold T. Harefoot, K. v. England 327. 
Harthaknut, E. t. Dänemark 316 ff. 
Harthaknnt, E. ▼. England 328. 
Harun, Tulnnide 64. 
„Dal" el Hasan, Alide 66. 
Haasmarken auf Medaillen 127. 130. 
Hayelberg, Mänzrecht des Bischofs 9, 

der Stadt 9 ff. 
B. V. Head, Remarks on two aniaue 

coins of Aetna and Zankle 

Anz. 344. 
Heiligenstadt 108. 
Heinrich II. Eaiser 302. 
Heinrich III. Eaiser 303. 
Heinrich Przibislaw 340, u. Petirs8a340. 
Heinrich I. von Stolberg 106. 
Helmershansen (Heinrich III.) 288. 
Helmstädt 103. 
Helmzeichen als Münzbild auch ohne 

den Helm 98 f. 
Qeorg Herman, Eaufherr zu Augsburg, 

Portraitmed. 131 ff. 
Hildesbeim (B. Bernward) 255. 284. 

(Conrad II. od. Heinrich HI.) 283. 

(Gothard der Heilige) 284. (B. Azelin) 

284. 348. 
Hippos in Dekapolis (Nero) 350. 
Hirsch, stehender, Wappen von Eletten- 

berg 105. Stolberg 105 f. 
Bar. Lac|ian Hirsch, rare and une- 

dited sicilian coins, Anz. 344. 
Hirschgeweih, Wappen von Blankenburg 

und Regenstein 98. 
Höltzer, Sammlung orientalischer Münzen 

64 ff. 
Hohenstein, Brakt. 106. 
Holzmodelle von Medaillen 133. 
Halaguiden 69. 
Hny (Otto III.) 269. (Heinrich II.) 270. 

(Conrad II.) 270. 
flypaU, Em. 180. 

I. 

Jahja ihn Ahmed, Samanide (Nisabur) 66. 
Jaromir H. ▼. Böhmen 258. 262. 312. 
Jeyer (Bernhard II. t. Satihsen) 281. 353. 
Imhoof-Blamer, Monnaies 
grecqaes Anz. 181. 



Inschriften: Corp. Inser. €hraec. IL 1846 
von Leukas (nicht von Eorkyra) 180; 
pamphylische 331 ff. Ealabrische 333. 

Johann Georg, Ef. y. Sachsen, Med. 151. 

JotapianoB 252. 

Julias II. (Bologna) 61. 

Jnsaf, Sadschide 66. 

K. 

el Kahir, Ealif 66. Ispahan 67. 
Kaichosru III. (Antiochia) 69. 
Ealabrien von Achäern besiedelt 333. 
Eawast b. Wesenberg, zw. Reval und 

Petersburg M.-f. 67. 
Eehl Pfennige (Hohlpfennige) in der M. 

Brandenburg 14 f. 
Eleopatra, Portrait a. Antonius-M. 171 ff. 
Elettenberg, Grafsch. Halbbrakt. 102. 
Enut der Grosse E. v. England 325. 
Eoln (Otto I. III.) 254. 260. 272. (Heio- 

rich IL) 254 273. (Conrad IL) 274. 

(Erzb. Pilgrim) 275. (E. Hermann) 276. 

(Anno) 275. (Siegwin) 276. 
Eönigsberg i. N. 10. 
EoDinos* Sammlung 52. 
Eyritz 9. 
Eyzikener, spezifisches Gewicht ders. 

161 ff. 

L. 

Ladislaus I. E. v. Ungarn 316. 

Lampsakener (Elektr.) spezifisches Ge- 
wicht ders. 161 ff. 

Georg von Landau, Medaille 149. 

La Riccia, M.-f. 202. 206. 210. 

H. Rieh. Lawrence, Medals by Oio- 
vanni Cavino, Anz. 347. 

Lehnin, ohne Munzrecht 10. 

Leuwarden 278. 

Libralfuss im römischen Schwergeld 250. 

L. Licinius Nervs, Den. 154. 

Lieberose i. Lausitz, Munzfund 120. 

Linmerk (frisisch), Lein wand mark gleich 
12 Schilling 189. 192. Verhältniss zur 
Wede 190. 198. 

Liudmerk (frisisch), Volksmark, auch 
Reilmerk rz 4 Schilling 200. 

Lüdinghausen 185. 

Ludwig der Heilige und die Tumosen 39. 

Ludwig XIV. und Morell 89. 

Lnttich (Otto III.) 269. (Heinrich HI.) 
269 

Lysikles, Stratege der Thefisaler a. M. ISa 

M. 

Macrianus 252. 

Maestricht 254. 260. (Otto III.) 270. 
(Heinr. II.) 270. 



Register. 



S61 



Magdeborg Halbbrakt. lOS. Denare und 
Brakt seit Conrad I. 103 Brakt. 
228. - 256. 260. (Otto III.) 282. 

Mainz (Otto III.) 256. 260 290. (lieior. II.) 
256. 261. 290. (Heinr. III. u. IV.) 291. 
(Conrad II.) 290. ( Willegis) 291. (Barde) 
291. (Lupoid) 291. (Wezilo) 291. 

Jeremias Mair, Med. von Tob. Wolff 148. 

Conrad Mair (Maier), a. Med. zusammen 
mit G. Hermann und H. Ribisch 131 ff. 

Makedonien, archai. Oktodr. 48. 

Valentin Maler, V. M., Medaillear in Nürn- 
berg 62 f. 

Mallos 181 f. 

Pyrrbus MaWezzi Ton Bologna 68. 

Manafeld, Brakt 109. Groschen 109. 

Marien walde 10. 

Mark Silber 1 ff. 

Maraberg 288. 

Maeerä bei Padua, röm. Denarfand 202 ff. 

Hans Maslitzer, Nürnberger Medailleur 
124, sein Portr. a. e. Bleimed., wahrsch. 
▼on ihm selbst 126. 

Mastanra Lyd. (Tiberius and Liyia) 51. 

Manricios Tiberins 351. 

Mecklenburg Brakt. 231. 

Medaillen als Hatverziemng 136. 

Medaillen - Modelle in Holz 188; in 
Knochenmasae 150. 

Meissen (Mkg. Ekkard I.) 2%. 

Meiikschah, Seidschake 66. 

J. Menadier, Der Wetteborner 
Silbermarkfnnd, Anz. 347. 

MBXETYi: EAY^A 42. 336. 

Mense Augnsta 60. 

Mentesche, Fürsten Yon 69. 

Merseburg 102. 

C. Metellus, Den. 211. 

Metz, röm. Denarfond 75 ff. (B. Theo- 
dorich I.) 266. (Theodorich II.) 266. 
(Adalbero III.) 267. 

Ad. Meyer, Die Münzen der Stadt 
Dortmund, Anz. 348. 

Michael Rhangabe, Kaiser 56. 

Michendorf, Manzfnnd 840 f. 

laabella Sessa Michiel, Med. des Po- 
medello 63. 

Miesko II. Ton Polen 814. 

Minden (Heinr. III ) 286 

Mithradates Eupator d. Grosse 849. 

Mohammed ihn Said. 68. 

Andr. Morellias, Konferstecher und 
Numismatiker 89. Thesaurus 90. 

el Motawakkil, Kalif 64. 65 

München M.- Kabinet, gaWan. Nieder- 
schläge 888. 



Münzer bei der Prftgarbeit als M.-typus 
Ton Minden 286. 

Münzfonde: römisch (Rep.): La Riccia 
202. 206 ff. Ma8<*ra202ff. Metz 71 ff. 
75 ff. Ossolaro 152 ff. Peccioli (b. Pisa) 
71 ff. Vigatto 154 ff. — römische 
Kaiserm. mit Mitte lalterm. zusammen 
im Innern Deutschland: Arnstadt (Te- 
tricas),Schöningen(Faustina),Obrzycko, 
Stolp, Ka wallen, Simoitzel 254. Voss- 
berg 330. — mittelalterlich: Coe- 
then 85 f. Dahme 839. Qross-Beeren 
339. Gross-Briesen 212 ff. Jessen 107. 
Lieberose 120 ff. Michendorf 340. 
Scböningen 253. Teschenburg i. Pom- 
mern 100. Thonberg b. Leipz. 839. 
Vossbeig 264 ff. Wettebom 347. 
Wolkenberg 218. — orientalisch: 
Kawast bei Wesen berg (OstseeproT.) 
67. Teheran und Persien 64 f. 

Münzvertrage, mittelalterl. in Franken 
343; in Niedersachsen 848. 

el Muizz, Kalif 64. 

el Muktadir, Kalif 64. 

Mundberg (B. Bernward) 255. 

el Mustain, Kalif (Basra) 66. 

el MuUmid, Kalif 64, 66. 

el Muti, Kalif (Atthar) 65. 

H. 

Namor (Albert III.) 268. 

Q. Nasidias (Den.) 75. 

Nasr ihn Ahmed, in Bedachschan nach- 
geahmt 67. 

Nanmburg 102. (B. Eberhard) 282. 

Neuburg, Herzogth., durch die Pfalgr. 
ererbt 114. 

Joh. Neudörfer, Nürnberger Portraitmed. 
130 f. Seine Angaben über Nürnberger 
Medailleure 125. 

NIKA a. M. Ton Sybaris 850 

Ninive Claudiopolis (M. Aurel, Maximinut) 
52. 

Nürnberg, Medaillen 124 ff. 

0. 

OctaTia, a. M. d. Antonius 167 ff M. a. 

ihre Heirath mit Antonius 172, idea- 

lisirt als Victoria a. Gm. des Antonius 

172 f. 
Odessos (Alexander d. Gr.) 49. 
Okelpfennige, EHckmünzen im 14. Jahrb. 

15. 
Olaf der Heilige (Trygreson) K. Ton 

Norwegen 828. 
OAOTPAXON auf einer bysant Tes- 

seia 58. 



862 



Register. 



A.W. Oreschnikow, larHönzkojide 
des Cimmeriscben Bosporus Anz. 
349. 

Ossolaro bei Cremona, Deoarfond 160 ff. 

Ostfriesland, Münzfreschicbte 352. 

Otto I. Yon Brandenburgr 340. 

Otto IL von Brandenburir 175. 

Otto Heinrich und Philipp, Pfalzgrafen 

Otto III. Kaiser 301. Adelheid-Denare 

und ihre Nachpräguogen 301. 
Ohu rex verm. Otto IV. 103. 

P. 

Pairisades, K. 349. 

Pallium (Wede) als Zahlnnffsmittel in 

Friesland 193 ff. 
Panathenäen in Mastaura Lyd. 51. 
Pantikap&on, Goldstater 47. 
Charles Patin und Morell 90. 
Patraos K. von Päonien, Didr. 49; ob 

mit Portr. 49. 
Julia Paula, Gem. Elagabals, Silbermed. 

o4 
Pavia (Heinr. If.) 59. (K. Otto) 330. 
Peccioli b. Pisa, Denarfund 73 ff. 
Perleberg 9 ff. _ 
Persien, oriental. Münzfunde 64. 
Peter, K. von Ungarn 315. 
Pfennig, ewiger 9. 
Melchior Pfinzing, Prior von St. Alban 

in Mainz, Med. 129 f., und Maslitzer 

130. 
Philipp B. von Freising, Vormund der 

Pfalzgrafen 113 f. 
Piakos Sicil. 181. 

Willibald Pirckbeymer, a. Med. 128. 
Pisano^s Selbstportrait a. Med. 246. 
Pomedello, Medailleur 63. 
Pommern, Brakt. 231 f. 
Pompouins Gauricus 246. 
Regin« Stuart Poole, Gatalogue of 

greek coins. The Ptolomies, 

Anz. 178. 
M. Porcius Laeca, Den. 211. 
Portraitköpfe der Machthaber, a. M. am 

Ausgang der römischen Republik 171. 
Prenzlan 10. 
Priscus Attalus, Silbermed. 53. 



Quedlinburg 102. (Otto III.) 255. 282. 

Querfurt, Brakt. 226. 

P. Quinctilitts Yarns, M. v. Berytus 187. 

Randschrift an M. 63. 



Rorensbnn; (H, Otto) 257. 299. (Heinr. I.) 

299. (öeinr. III.) 300. (Heinr. IV.) 261. 

299. (Heinr. VII.) 300. Denare mit 

den Wdrzbargern gleichwerthig 343. 
Reilmerk (frisisch) Gewandmark 189. 

192. 200. . 
Hans Reinhard, Sachs. Medailleur 138. 
Reinstein, Brakt. 226. 
Remagen 276. 
Revue Numlsmatiqu^ III. Serie, 

Anz. 350. 
Rheims CB. Arnoli) 262. 
H. Ribisch, Kais. Rath in Breslau, a. 

Med. 131 ff. 
P. Ch. Robert, sur la pretendue 

restauration de la pouvoir de 

Maurice Tibere Anz. 351. 
Rom, Beginn der M.-Prftgung 248. Li- 

bral und Zehnanzenfus.s 260. 
Ron (ü. Richard I. der Normandie) 263. 
Rudolf I., B. V. Halberstadt 95. 
Rüstriogen in Friesland 191 ff. 
Ruscino, Gall. Narbon , irrige Zutheilnng 

187. 8, 

>S in pampbyliscben und kalahr. In- 
schriften; neben Z als Zischlaut 332 f. 

Salomon, K. v. Ungarn 315. 

Q. Salvidienus Salvius Rufus. Den. 71 ff. 
Bleie 71 ff. 

Salzburg (H. Otto) 257. Mnnzgeschicbte 
355. 

Salzwedel 9. 

Samos Tetradr. alt. Gewichts für Messani 
346. 

Samuel Aba, K. v. Ungarn 315. 

Samwer, (ieschichte des ältereD 
römischen Mänzwesens,heraa8g. 
V. M. Bahrfeldt Anz. 248. 

Sana 65. 

Zayatjßa ITgtüa a. M. von Perge 334. 

Gapt. Sandes' Samml. rom. Med. 53 f. 
röm. republ. M. 55 f. 

V. Saurma-Jeltsch, Söhlesische 
Münzen und Medaillen Anz. 182. 

Schäuffelein, Medailleur 134. 

Scherf = 7s Pfennig, als mark. M. des 
14. und 15. Jahrh. 

Scbieveihe 10. 

Schiflbbild auf rom. Schwergeld als Zeit- 
bestimmung 249. 

Herrn. Schiller, Gesch. der rom. 
Kaiserzeit Anz. 91. 251. 

Schlesien, Brakteaten 218 ff. 

Schneidemesser neben dem Monogramm 
a. deutsch. Med. 134. 

Schöningen b. Stettin, Münzfund 253 ff. 



RAgister. 



868 



R. Serrare, BuUetiD mensael de 
Dumismatiqne Anz. 842. 

C. Serveil. Den. 211. 

Severüs Alexander» lestitutor monetae 
252. 

Q. Sicinins Den. 154. 

Signa recepta a. Augostos-Denarea 77 f. 

SiiTestro Duziari B. t, Chioggia, a. Med. 
des Nie. Forsorins 

Siroos, Tetrarch, a. M. y. Larisa 179 f. 

Skoetokos, thrak. Dynast 181. 

Soest (Conrad II.) 289. 

Sosipatros, Stratege der Tbessaler 180. 

Speier (Conrad II.) 292. (Heinrich 111.) 
292. (Conrad I.) 293. - Reichstag yon 
1529, als Anlass za deutschen Me- 
daillen 133. 

Nicolas Spinel (Spinelly), Siegelschneider 
Philipps des önten 245. 

Spitignew, H. y. Böhmen 313 

Spremberg, Brakteatenfnnd 214. 

SUblo 271. 

Stade (Heinr. III.) 284. (Gr. Udo I.) 284. 

SUYem (Bruno III.) 278. (Egbert II.) 278. 

Matth. Steffli, a. Ensisbeim i. Elsass, a. 
Medaillen 133 f. 

Stendal 2 ff. 

Stephan der Heilige 315. 

Lor. Stiler und Marg. Hsnitzscb, Med. 
des Tob. Wolff 147. 

Stolberg, Brakt 106. 

Strassburg \. Elsass (Otto III.) 256. 261. 
2%. (Heinr. II.) 257. 261. 297. 
(Heinrich III.) 297. (Conrad II.) 297. 

Strassburg i. Uckermark 10. 

Sfiditalische Bronzemänzen des 9. Jahrb. 
59 ff. 

Swen Estridson, K. y. Dänemark 320. 

Sybaris 350. 

Sylleioo Pampbyl. 832. 

Syrakus, Elektronm. in spezifischem Ge- 
wicht 165 f. 

T. 

Amicus Taegins, deutscher Medailleur 91. 
Teanum Sidicinnm, Sm. 50. 
Tergast, DieMünzenOstfriesIands 

Anz. 352. 
Terone 48. 

Tesehenberg i. Pommern, Mänzfand 100. 
Theodorich, Vogt und Aebtiss. Ahrtwicha 

(Gernrode?) 288. 
Theodosius Adramyttenus, Kaiser 56. 
Thiel (Heinr. II.) ^1. (Conrad II.) 281. 
Tiof Bithyn. (GeU) 48. 
Traian, restituirte M. 56. 
TretYiri a. a. a. f. f. und QuattnorYiri 81. 



Trier (Otto III.) 277. (Erzb. Eberhard) 

277. 
Tuin (Conrad II) 271. 
Tornose, nachgeahmt dem Sarrazioas Yon 

Acre a. d. J. 1251. 89 t 

U. 

Udo I., M. der Nordmark (Stade) 284. 

Udo IL, M. der Nordmark (SUde) 285. 

Ulrich (Gr. y. Regenstein), B. y. Halber- 
stadt 95. 

Ulrich, H. y. Böhmen 312. 

Usaalmark, sogen. 6 f 

Utrecht (Heinrich II. u. III ) 279. (B. Ber- 
nold) 279. (B. Wilhelm) 279. 

V. 

Verdnn (Heinrich I.) 254. 260. (B. Haimo) 
267. (B. Richard) 267. (Theodorich) 267, 

Verona (K. Otto III.) 330. 

C. Vibius Pansa. Den. Yermuthl. aus d. 
Praatur 155 ff. Statthalt Yon Bithy- 
nien 158. 

Victoriat , wahrsch. italischen , be- 
ziehungsw. cam panischen Ursprungs 
179. 

Victoriate im Funde Yon Masera 201 f. 

Vierchen, seit 1468 als märkische M. 13. 

Vigatto, Denarfund 154 f. 

Bergues St. Vinox (Winoxberg), Abtei 
(Reinbold) 268. 

Viset (Conrad II.) 271. 

Vossberg (zu Gellenthin bei Usedom ge- 
hörig, Mönzfund 264 ff. 

W. 

Wadmal, Wollenzeug, Zahlungsmittel 

bei den SkandinaYen 191, 198. 
Wappendenare im Fund Yon Maserä 

el Watbik, Kalif 64. 

Wede, altfries., graues wollenes palHum 

189 ff = 12 Pfennige 190. 197 ff. 
Wen den Pfennige 311. 
Wernigerode, prakt. 107 f. 
Wichmann III. 304. 
Wilhelm der Eroberer 329. 
Wittstock 10. 

Tobias Wolff, Medailleur 146 ff. 
Wolkenburg bei Spremberg, Brakt.-Fund 

218. 
Wollenzeug, paldonea, bei Zahlung der 

Abgabe im früheren Mittelalter Yer- 

weodet 189. 



864 



Register. 



Worms 104. (Otto UI.) 266. 961. 298 
(Heinrich II. u. III.} 293. (Arnold) 
294. (Eppo) 294. 

Wratislaw, K. t. Böhmen 813. 

Wörebnrg (Otto III.) 266. 261. 294. 
(Bmno der Heilige) 296. — Pfennige 
im MänzTertrag von Amberg 343. 

X. 

Xanten (Hermann Erzb. y. Coln) 271. 



Z. 

Zankle, Tetradr. att. Oew. 846. 
Zebnunzenfass im römischen Schwergeld 

260. 
Gast. Zelier, Des Erzstifts 8aU- 

borg Mnnzrecht, Anz. 866. 
Zengstoffe als Taoschmittel bei Skan- 

dinaven nnd Friesen 181 ff. 
Z£YC CYPrACTIOC nnd 2vpvii(rTi}c, 

M. Y. Tios 48. 
Zischlaute im pamphyl. Alphabet 832 ff. 



Drvekfehler. 

Seite 180 Zeile 9 von oben lies: SaainarQO^. 
. 180 • 7 von unten lies: Lamia statt Larisa. 



VERHANDLUNGEN 



DER 



NUMISMATISCHEN GESELLSCHAFT 



ZU 



BERLIN. 



1883. 



Sitzung vom 8. Januar. 

Herr Friedensburg besprach eine der Breslauer städtischen 
Sammlung angehörende) grosse kupferne Medaille Sigismund I. 
von Polen. Dieses in schlechten und werthlosen modernen Ab- 
gössen öfter vorkommende Stück stammt aus einer im 17. Jahr- 
hundert in den Besitz der Stadt Breslau gelaugten Privatsamm- 
lung, ist unzweifelhaft ein altes, sauber ciselirtes Original und 
stellt den König mit Drathhaube und reicher Gewandung in sei- 
nem 60. Lebensjahre dar. Die Rückseite ist glatt. Der Verfer- 
tiger dieser tüchtigen Arbeit scheint ein deutscher Künstler gewesen 
zu sein, welcher der Technik der grossen Augsburger Medaillen 
(Peutinger, Burgmaier u. s. w.) nicht fem steht. — Femer zeigte 
der Vortragende zwei seltene Nachmünzen Meissener Fürsten- 
groschen, nämlich einen Groschen der Hedwig von Quedlinburg 
mit dem Adler und einen Groschen von drei Mansfelder Grafen 
mit dem Mansf eidischen Wappen, beide aus seiner Sammlung. 

Herr Pfeiffer legte mehrere Mittelaltermünzen seiner Samm- 
lung vor, namentlich pommersche und deutsche Ordensmünzen. 

Herr v. Sallet sprach über die Anfange des Bildnisses aut 
antiken Münzen. Der grossen klassischen Zeit der griechischen 
Kunst lag es fem, Bildnisse auf die Münzen zu setzen, wenn 
auch die berühmten syrakusanischen Gold- und Silbermünzen des 
Stempelschneiders Kimom (um 400 v. Chr.) den Kopf einer Göttin 
zeigen, welcher stets nach demselben lebenden Modell gearbeitet 
ist, wie die äusserst charakteristischen, auf allen Münzen Kimon's 
wiederkehrenden Züge dieses schönen weiblichen Kopfes beweisen. — 
Das Bildniss des die Münzen ausprägenden Münzherm finden 
wir zuerst auf solchen Stücken, welche zwar von Griechen geprägt 



sind, aber von solchen, welche einem barbarischen Herrscher 
unterworfen waren; so besitzen wir z. B. zwei schöne klein- 
asiatische Silberstücke mit dem Kopfe eines persischen Königs 
(Artaxerxes oder sein Bruder und Gegenkönig Cyrus, welchem 
Xenophon zu Hilfe zog), mit der Aufschi-ift BjiSlA und 
BAlluiESi^^ um 400 v. Chr. geprägt. Häufig sind um dieselbe 
Zeit und bald nachher Köpfe persischer Satrapen auf kleiuasiatischen, 
griechischen Münzen: Phamabazus u. a., auch kommt, ebenfalls 
in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, der armenische Satrap 
Ariaramnes vor. Alexander der Grosse bringt niemals ein wirk- 
liches Portrait auf seinen Münzen, erst die seltenen, vielleicht 
nach seinem Tode geprägten Stücke mit dem durchaus nicht 
portraithaft, sondern ganz allgemein und idealisirend behandelten 
Kopf mit Elephantenfell und Ammonshom stellen den Alexander 
selbst, als Sohn des Ammon, dar. — Ein in der Nachbarschaft 
Macedoniens wohnender, halbbarbarischer Herrscher, König 
Patraos von Paeonien (etwa 339—315 v. Gh.), scheint auf der 
griechischen Halbinsel der erste zu sein, welcher sein Bildniss 
auf die Münzen setzte. Ein in der Sammlung Imhoof-Blumer 
befindliches Silberstück und ein vom Vortragenden neaerdings 
aufgefundenes, denselben charaktervollen Kopf zeigendes St&ck 
desselben Königs scheinen wirklich zu beweisen, dass wir es hier 
nicht mit einem Götterkopf^ sondern dem Bildniss des Fürsten za 
thun haben. 

Herr Dannenberg berichtete über einen beträchtlichen Fund 
von Groschen und namentlich von Tumosen, der schon im Jahre 
1858 bei Wittmund (in Ostfriesland) gemacht, bisher aber noch 
nicht beschrieben worden ist. Derselbe enthält, abgesehen von 
einigen niederländischen Groschen (von Brabant, Lüttich, Hom 
und Kovorden), Turnosen, welche bis in's Ende des XV. Jahr- 
hunderts hinabreichen, und zwar ausser den gewöhnlichen die 
Muster darstellenden der französischen Könige Ludwig, Carl 
und Philipp, sowie des Herzogs Robert von Bar, eine Fülle von 
rheinischen und niederländischen. Und zwar letztere von Bronk- 
horst, Fivelgo, Groningen, 's Heerenberg, Kuinre und Linbrecht, 
während die Deutschen sich vertheilen auf Oldenburg, Berg (mit 
den Münzstätten Gerresheim, Lennep und Ratingen), Jülich (mit 
den Prägstätten Bergheim, Dülken, Düren und Jülich), Heins- 
berg, Isenbarg (mit Sinzig), Randerath, Wildenberg und den 



i 



^ JL 



Abteien Essen and Werden. Dazu kommen aber noch einige nn- 
bestimmte, und unter diesen einer mit WILLEM BORtJG'VE. 



Der Vortragende erklärte denselben für ein Gepräge des Bui^- 
grafen von Hanunersteio, denn Kaiser Karl IV. hat 1357 den 
Burggrafen Ludwig und Johano von Hammerstein die Mfinze 
bestätigt und neuerdings ist ein Groschen au^etancbt, den jener 
Ludwig mit Johann's Sohn, eben unsem Wilhelm geprägt baL 

SitzDDg vom 6. Febrnar. 

Herr Weil sprach über die Silberm&nzeD der thessali- 
scben Stadt Larisa, welche durch den Tyrannen Alexander von 
Pherae geprägt, während er die Stadt in Besitz hatte, worden sind 
und auf der Vorderseite den Kopf des theasalischen Stammheros 
Alenas seigt. — Herr t, Sallet sprach über ein Bilduiss des 
NArnberger Medailleurs Hans Maslitzer, welches uns auf 
dem schönen alten Bleiguss einer Medaille erhalten ist. Der 
Nürnberger Kunstschriftsteller Johann Neudörfer, welcher im Jahr 
1547 schrieb, berichtet von Hans Maslitzer als einem im Giessen 
kleiner Goldschmiedsarbeiten, im „Prägen der Münz" und aller- 
hand Metallarbeiten sehr geschickten Mann und sagt von ihm, „er 
bat a. 15:')8 die goldene, silberne und bleierne Münz gegossen, 
die zum Gedächtniss an den Bau etc. gelegt worden ist." Nach 
diesem gleichzeitigen Zeugnis? ist es keineswegs als blosse Conjectar 
zu betrachten, wenn wir in dem uns erhaltenen schönen und 
gleichzeitigen Bleiguss der Bildnissmedaille Maslitzer's vom Jahr 
1532 ein Selbstbildniss des kunstreichen Mannes zu erblicken ge- 
neigt sind. Näheres Über die in kunstgeschichtlicher Beziehung 
interessante Medaille, welche auch die durch den Grabstein Mas- 
litzer's bereits bekannte Hausmarke des Künstlers enthiÜt, soll 
demnächst in der Zeitschrift für Numismatik gegeben werden. — 



Herr Brinkmann sprach über ein Yier-Mariengroschenstück 
Friedrich's des Grossen vom Jahre 1755 aus der Prägestatte 
Aurich (Münzbuchstabe D.), welches wohl als Probestück zu be- 
trachten ist und im Gepräge völlig von deu übrigen Werthstücken 
dieser Art abweicht; es zeigt auf der Hauptseite den blossen Kopf 
des Königs, auf der Rückseite die Werthzahl und Schrift, während 
die übrigen bekanten Stücke niemals das Bilduiss enthalten. — 
Herr Dannenberg sprach über religiöse Inschriften auf frühen 
Mittelalter münzen. Besonders merkwürdig sind zwei neuer- 
dings Yon S. Bergsöe in Kopenhagen veröffentlichte dänische 
Denare aus der Zeit der Könige Knut und Hardeknut (1018 — 35 
und 1035-42), ohne Königsnamen. Die eine dieser Münzen zeigt 
in fast völlig correcter Form auf beide Seiten vertheilt den An- 
fangs des Johannes-EvangeUums: IN PRINCIPIO ERVD FABVM 
(für verbum) und ED FARBVM ERAD APA DM (erat apud 
deam), die andere Münze giebt uns die auch aus einem mittel- 
alterlichen Gedicht bekannten vier Beinamen Gottes: REX, LEX, 
LYX, PAX so ins Kreuz gestellt, dass das X nur einmal vor- 
handen ist, in der Mitte, und als Endbuchstabe für alle vier In- 
schriften gilt. Merkwürdig ist auch ein anderer Denar, welcher 
auf der Rückseite die zuerst vom Vortragenden als Sinnbild der 
göttlichen Dreieinigkeit erklärte Figur (drei in einandergeschlun- 
gene Zeichen) trägt, auf der Vorderseite aber, jene Deutung be- 
stätigend, die Hand Gottes, darin Kreuz, d. i. die Andeutung 
der beiden ersten Personen der göttlichen Dreieinigkeit: Vater 
und Sohn. 



Sitzung vom 4. MSrz. 

Herr v. Sallet gab einen Ueberblick der griechischen 
Münzdenkmäler der Krinx. — Ein deutliches Bild der Kraft und 
Energie des hellenischen Geistes gewährt uns das Leben und 
Treiben derjenigen Griechen, welche in weiter Entfernung von 
der Heimath mitten unter barbarischen Völkern eine neue Wohn- 
stätte suchten und dort mächtige blühende Staaten voll politischer 
Kraft und echt griechischen Kunstlebens erstehen liessen und Jahr- 
hunderte lang, ohne von den der griechischen Gultur fremden 
Nachbarn beeinflusst zu werden, aufrecht zu erhalten wussten. 
Die mächtigen indo-griecbischen Reiche^ die ostlichsten Reste von 



Alexanders Eroberangen, die blühenden Städte Kyrene in Afrika, 
Massalia in Gallien, Rhoda und Emporiae in Spanien, endlich 
die zahlreichen griechischen AnsiedluDgen im höchsten Norden der 
Küsten des schwarzen Meeres und die herrlichen Münzreihen jener 
Staaten, ein Ersatz für die oft spärlichen^ oft so gut wie ganz 
fehlenden geschichtlichen Nachrichten, beweisen, wasEckhel so schön 
und wahr ausgesprochen: „dass der Grieche überall Grieche war, 
dass sich sein Hang zum Schönen unter jedem Himmelstriche, 
mitten unter barbarischen Nationen erhielt und auf die späten 
Nachkommen fortpflanzte.^ Eine der reichsten, künstlerisch mannig- 
faltigsten, an Schönheit und Fülle der mythologischen Darstel- 
lungen oft mit dem griechischen Mutterland wetteifernde Munz- 
reihe gewähren uns die griechischen Städte der Chersonesus Tau- 
rica, der Krim: Panticapaeum (Kertsch), die auch durch ihre 
herrlichen Gräberfunde grossen Keichthum und höchste Kunstliebe 
offenbarende spätere Hauptstadt des bosporanischen Reiches, und 
Chersonesus (Sebastopol), die mächtige, mit dem bosporanischen 
Reiche meist verfeindete Stadt auf der Westküste; auch von den 
weniger bedeutenden Städten Theodosia (Kaffa) und Kerkine oder 
Kerkinitis sind uns eine Anzahl autonomer griechischer Münzen 
erhalten; ob auch die Städte Herakleion und Nymphaion Münzen 
geprägt, ist nicht sicher. 

Panticapaeum, von Milesiem gegründet, prägte zahlreiche im 
edelsten Styl gehaltene Gold-, Silber- und Kupfermünzen mit 
dem redenden Wappen der Stadt, dem Kopfe des Pan, oft von 
vom dargestellt, mit wildem Blick und fliegendem Haar, Meister- 
werke der griechischen Kunst, etwa der Mitte des 4. Jahrhun- 
derts v. Chr. angehörend. Auch schöne Satyrköjrfe und vortreffliche 
Thier- Darstellungen finden sich auf Münzen dieser Stadt, deren 
Prägung mit schönen alterthümlichen Silberstücken mit Löwenfell 
und vertieftem Viereck beginnt. 

Weniger reich, nur in später, römischer Zeit einige Goldstücke 
aufweisend, aber in klassischer Zeit, dem 4. Jahrhundert, die 
Münzen von Panticapaeum an künstlerischer Enthaltung noch 
überragend ist die Münzreihe der Stadt Chersonesus, einer 
Gründung des bithynischen Heraklea, der Colonie von Megara. 
Von höchster Anmuth und ohne Beispiel in der Numismatik des 
übrigen Griechenlands sind die schönen Darstellungen der Jägerin 
Artemis, in eilendem Laufe den Hirsch erlegend, die Schärfe der 



8 



Pfeilspitze sorgsam mit der Hand prüfend, oder, am Boden 
kauernd^ den Lauf des abgeschossenen Pfeiles mit den Blicken ver- 
folgend und mit der Rechten den neuen Pfeil in zierlicher Be- 
wegung vom Boden hebend, endlich der hinter dem Schilde, 
in kriegerischem Kampfspiel niederkauemde Achill, sammtlich 
auf kleinen Kupfermünzen der Stadt, aus bester Zeit, dem 4. Jahr- 
hundert. Wohl mit unrecht hat man die von Eckhel herrührende 
Deutung des knieenden Heros mit Schild und Lanze, als Achill, 
bezweifelt: wir wissen, dass gerade Achill in jenen Gegenden 
göttlich verehrt wurde: unmittelbar nordlich von der Krim lag 
der Schauplatz der von Achill dort gefeierten Kampfspiele, der 
ögofdog ^Axi^^^f'^Qt westlich von der Krim die kleine Lisel Leuke 
oder Achillea mit einem Tempel des Heros. — Bis in die spate 
Kaiserzeit behielt Chersonesus eine sonst beispiellose Sonder- 
stellung, sie heisst „die freie*', und prägt nie mit dem Bildniss 
eines römischen Kaisers, wohl aber (was der Vortragende zuerst 
nachgewiesen) mit eigenen Jahreszahlen und einmal mit dem 
stolzen Beinamen „die herrschende^, ßaaiXevnvaa; endlich in spä- 
tester, byzantinischer Zeit immer noch eine gewisse Selbständigkeit 
behauptend, mit dem vollen Stadtnamen, ausgeschrieben oder im 
Monogramm. 

Herr Friedensburg besprach einenGroschen des 15. Jahr- 
hunderts; stark kupferhaltig, mit Spuren alter Versilberung. 
Die Vorderseite ist eine Nachahmung sächsischer Groschen, die 
Rückseite trägt die Aufschrift „grossus. wilhelmus brus", im Ge- 
präge wiederum völlig den sächsischen Groschen gleich, deren In- 
schriften ebenfalls mit „grossus novus^ beginnt. Die Umschrift 
der Rückseite ist auf Braunschweig zu beziehen, deren Fürsten 
mehrere Sorten der sächsischen Groschen nachgeahmt haben. Das 
vorliegende, noch unbekannte Stück ist das Fabrikat eines Fäl- 
schers jener Zeit, welcher zwei nicht zusammengehörige Seiten zu 
einem Stück vereinigt hat. 

Herr Lawerenz legte einen Sterbethaler der Herzogin 
Christine Elisabeth von Sachsen vom Jahre 1679, mit allegorischer 
Darstellung auf der Vorderseite und Schrifl; auf der Rückseite, vor. 

Herr Dannenberg legte die bis auf einen erst kürzlich bei 
Michendorf in nur Einem Exemplar gefundenen Denar (Halbbracteat) 
vollständige Reihe der Schriftmünzen Albrechts des Bären 
vor. Abgesehen von ihrer Seltenheit nehmen diese Münzen das 



Interesse auch Damentlich deshalb in Anspruch, weil dieselben in 
ihrer Fabrik derartig untereinander abweichen, dass auch nicht 
zwei von ihnen einander ähnlich sind, eine Erscheinung, die durch 
die lauge Regierungszeit und die ziemlich ausgedehnten Be- 
zitzungen dieses Fürsten zu erklären sein wird Denn während 
die beiden Halbbracteaten, welche auf der Hauptseite ein Brustbild 
zwischen Thurmen haben, ganz den Halberstädtischen Typus er- 
kennen lassen, nähert sich der kleinste und zugleich vermuthlich 
der älteste der Bracteaten, der den Maikgrafen zu Rosse zeigt, 
den Geprägen des Hevellerfürsten Przibislaw- Heinrich (-{• 1150) 
welcher unsern Albrecht zum Erben eingesetzt hatte, dermassen, 
dass er ohne Bedenken als ein Erzeugniss der Münzstätte Branden- 
burg angesprochen werden kann, welche Przibislaws Hauptstadt 
war; noch näher den Münzen Przibislaws steht aber der vor- 
gedachte Michendorfer Denar (Halbbracteat). Andere wieder, die 
Bracteaten mit Adelbertus marchio Anehaldensi, mit Marchio Albe 
und mit MCO AD lassen keine so bestimmte Aehnlichkeit mit 
anderen Geprägen so wenig als unter einander wahrnehmen, 
während der schönste von allen, der unseren Markgrafen mit seiner 
Gemahlin derstellt, als das Werk eines ausgezeichneten Magde- 
burger Stempelschneiders zu betrachten sein wird. Aehnliche 
Fabrikverschiedenheiten finden wir auch bei den Bracteaten der 
zeitgenössischen Aebtissin Beatrix von Quedlinburg und des 
Bischofs Ulrich von Halberstadt, wie durch deren Vorzeigung 
dargethan wurde. 

Sitzung vom 2. April. 

Herr Weil gab, anknüpfend an den in einer früheren 
Sitzung gehaltenen Vortrag des Herrn Dannenberg über die 
ältesten Münzsammler und Münzsammlungen in der Zeit des 
Humanismus, einige Mittheilungen über Cyriacus von An- 
co na, den durch seine weitausgedehnten Reisen in der 1. Hälfte 
des 15. Jahrhunderts bekannten Italiener. Er war wohl einer 
der ersten, der um diese Zeit bereits, und zwar schon um 1430, 
auch griechische Münzen gesammelt hat, während sonst das Interesse 
seiner Zeitgenossen vorwiegend auf römische Kaisermünzen gerichtet 
war. Herr Halke sprach über die Münzen des Tetrarchen Herodes 
Antipos, Sohn und Nachfolger Herodes des Grossen von Judäa. 



10 



Die MüDzen des Herodes Antipas zeigen als letztes Dataiii diie 
Jahreszahl 43 seiner Kegierang und beweisen dadurch die Richtig- 
keit der Ansicht, dass Herodes der Grosse bereits 750 der Stadt 
Rom, also im Jahre 4 vor Christi Gebart nach gewönlicher 
2^itrechnang gestorben sei, während bekanntlich die biblischen 
Zeugnisse Christi Gebart noch in die Regierangszeit Herodes' des 
Grrossen setzen. Das Jahr 44, welches angeblich auf einigen Münzen 
des Herodes Antipas erscheiot, beruht sicher auf falscher Lesung 
statt 34, wie dies bereits Eckhel vermuthet hat und auch neuere 
Gelehrte, wie Madden u. a. annehmen. — Herr di Dio besprach 
einige seltene römische Münzen . seiner Sammlang, die Denare 
des L. Axsius Naso, von welchem zwei in der Helmverzierong 
des Roma- Kopfes verschiedene Varianten existiren und die in 
Panormus geprägten Kupfermünzen (As and Semis), welche eben- 
falls den Namen Naso zeigen. — Herr Friedensburg besprach 
zwei Bracteaten von Halberstadt aus dem Fände von Freckleben, 
welche beide in ganz gleicher Gruppirung den Bischof unter einem 
Gebäude zeigen, oben über der Mauer erscheint jedoch auf der 
einen Münze der Schutzheilige Stephanus, in Diakonentracht mit 
dem Nimbus, auf der andern aber das Brustbild eines weltlichen 
Herrn mit Lilienscepter in jeder Hand, in welchem bereits Stenzel 
mit Recht den Schutzvogt von Halberstadt erkannt hat, nämlich 
den Markgrafen von Brandenburg, Albrecht den Bären. — 
Herr Dannenberg sprach über die Münztechnik im Altertham 
und Mittelalter, namentlich im Anschluss an 3 höchst merkwürdige 
Denare des elften Jahrhunderts, welche uns die Thätigkeit des 
Münzers vergegenwärtigen Denn während auf der ersten dieser 
Münzen der Münzer das Metall wägt, sehen wir ihn auf der 
zweiten bei der Prägearbeit, mit Hammer und Ambos sitzend und 
aaf der dritten mit einer andern Person stehend and sein Werk 
betrachtend. Durch die Inschrift MINTFONA der beiden letzten 
Denare wird deren, und daher wohl anch die Heimath des ersten, 
nur sinnlose Umschriften bietenden, festgestellt, und für Minden 
scheint auch die Wahl dieser Darstellungen, die im ganzen Mittel- 
alter, abgesehen von einer Münze des Boris v. Twer, mit einem 
unsrer Nummer 2. ähnlichen Bilde, ihres Gleichen nicht haben, 
am Ersten begreiflich, wenn man einen Zusammenhang des Wort- 
stammes dieses Stadtnamens einerseits und des Englischen mint 
(Münzstätte) sowie des Dänischen mynt (Münze) andrerseits an- 



11 



nimmt; wir haben dann, 8o za sagen^ es mit einem redenden 
Wappen za thun. Die besprochenen, bereits io dem Werke des 
Vortragenden aber die ältesten deatschen Münzen voigeföhrten 
Denare, worden theils in Originalen theils in Abdrücken nnd 
Zeichnangen zar Anschauang gebracht, insbesondere aach ein kürz- 
lich erst aafgefandenes Exemplar des zweiten, welches* die leider 
allerdings sinnlose Inschrift der Haaptseite vollständiger erkennen 
läset, als ein bisher allein bekanntes Exemplar des kgl. Maseams 
in Kopenhagen. 

Sitzung vom 7. Mai. 

Herr Friedensbarg sprach über einen noch anbekannten 
Grroscben der Pfalzgrafen Otto Heinrich and Philipp mit der 
ans einer grösseren Silbermünzen derselben Fürsten vom Jahre 
1505 bekannten merkwürdigen Darstellang der Vorderseite: die 
beiden Fürsten, als Kinder, mit dem pfälzischen Wappenlöwen 
spielend. Der Vortragende wird dies historisch höchst merkwürdige 
Stück nächstens in Sallet's „Zeitschrift fär Nnmismatik" aas- 
führlich besprechen. Herr von Winterfeld legte einen halben 
Franc des „König Heinrich V.*' vor, welcher von den Anhängern 
des Grafen Ghambord geprägt worden ist. Aehnliche Münzen 
ans früheren Jahren sind mehrfach, n. a. von Frhm. von Koehne 
pablicirt worden. 

Herr Fieweger besprach eine Reihe modemer Fälschangen 
seltener polnischer Münzen, z. B. des Krondnkatens von Stephan 
Bathory and des Doppeldakatens von Sigismond HI. Einige 
derselben sind nicht ganz angeiährlich, während die Mehrzahl 
derselben, z. B, das goldene 10-Florenstück Sigismund Angast's 
und die Silbermünzen des 17. Jahrhunderts dem Fälscher wenig 
gelangen sind. Herr di Dio sprach über den praktischen Nutzen, 
welchen in einigen Fällen numismatische Kenntnisse bei Ent- 
deckung von Verbrechen gehabt haben. 

Herr v. Sallet sprach über die Münzen der Stadt Olbio- 
polis oder Olbia« der nördlichsten griechischen Colonie an den 
Küsten des schwarzen Meeres. Wir besitzen von dieser |Stadt 
schöne, äusserst seltene Gold-Stateren aus guter Zeit, wohl dem 
4. Jahrhundert vor Chr. angehörend, auch unter den übrigen 
Prägungen der Stadt befinden sich künstlerisch schöne Stücke, 



12 



namentlich die Kupfermünzen mit dem Kopfe der Demeter ak 
Tyche der Stadt und einem Bogenschützen sind bisweilen vom 
edelsten, rein griechischen Stil. In späterer Zeit war die Stadt 
vielfach von den Barbaren, den skytischen Königen bedrängt, oft 
in den Händen skythischer Herrscher. Die Mnnzen von OlbiopoiiB 
reichen bis in die späte römische Kaiserzeit, bis Severus Alexander. 
Die in der prähistorischen Literatur immer wieder auftauchende 
Phantasie von einer bis an die Küsten der Ostsee reichenden 
Handelsstrasse verdankt ihr Dasein wesentlich einer völlig un- 
wissenschaftlichen und werthlosen Abhandlung Lewezow^s, welcher 
einige angeblich in der Provinz Posen gefundene, nach Athen 
oder Euboea gehörende Silbermünzen mit Nichtkenntniss der 
Elemente der Numismatik für Münzen von Olbia erklärte, wäh- 
rend die ganze Fundnotiz völlig unsicher ist und jene häufigen 
Münzen entweder in Athen oder, wie man neuerdings annimmt, 
in Euboea geprägt sind. 

Herr Alexi besprach zwei merkwürdige Marken von Hannover 
von 1546 mit einem Hahn und den Buchstaben B. H. T., d. i. 
Bräuhahnzeichen (Teken). Nach Barings ist Breyhahn der Name 
eines Brauers, während Grimm das Wort als aus „braaen'^ 
und dem Hahn des Fasses entstanden erklärt. Der Vortragende 
ist der Ansicht, dass die Darstellung des Hahnes auf jenen Mar- 
ken des 16. Jahrhunderts doch vielleicht als eine Art redendes 
Wappen aufzufassen ist und dass der Name des Brauers vielleicht 
„Hahn^ war, welchem man dann die Bezeichnung seines Gewer- 
bes vorangesetzt. Merkwürdig ist, dass der Hannoversche Bräa- 
habn im 16. Jahrhundert durch lateinische Distichen gefeiert 
wurde, z. B.: 

Grandi si fierent summa convivia caelo 
Broyhanum superis Juppiter ipse daret 

Eine Spielerei mit dem Worte Hahn giebt der Yers: 
Ad Galli ripas conquitur puls optima galli. 

Hannover heisst hier, in Verbindung mit seinem Gebräu (puls 
galli) („Brei-Hahn*^): Hahn-Üfer. 

Sitzung vom 4. Jani. 

Herr Köhler und Herr Friedens bürg legten eine Reihe 
Mittelaltermünzen ihrer Ssmmlungen vor, von Fulda, deutsche 



13 

EaiBerbracteat«D, s^ddeutscbe Bracteateo des 13. Jahrhunderts, 
Brandenburgische Denar« des 14. Jahrbunderts o. s. w. Ferner 
besprach Herr Kohle r die Bildaissmeduille des Eurfftrsten 
Johann Fiiedrich von Sachsen vod dem Leipziger KQnsller Hans 
Beinhardt, 1535, mit dem Brustbild von vorn und dem in genialer 
Weise aasgefflhrten, mit prächtigen Renaissancearabesken ge- 
schmückten Wappen and legte drei rerscbiedene Erbaltniigsarten 
der Medsülle vor: einen älteren, rohen Guss, ein modern und 
schlecht ciselirte» Exemplar ond ein schönes Original von feiner 
Ciselirung. Herr v. Sallet bemerkte dazu, dass vom Original 
dieser Medaille zwei verschiedene Ausgaben existirten: zuerst ist 
irrig SALFATORIS geschrieben, was der Künstler später in das 
richtige SÄ.LVATORIS verbesserte. Ueberhaupt hat Hans Kein- 
hardt mehrfach die Modelle seiner Medaillen getodert Herr 



Weil sprach Über die auf griechischen Münzen der späteren Zeit 
und der römischen Kaiserzeit vorkommenden Darstellnngen des 
Homer, welche theils in ganzer Figur, theils als Kopf bis jetzt 
in zehn Städten nachweisbar sind. Auf den Inseln des Archi- 
pelagDB, «D der ionischen und aeolischen Kflste Kleioasiens bis 
nach dem paphlagonischen Amastris. Ausserdem le^te der Vor- 
tragende die von ihm früher behandelten Müuzen von Smyma 
vor, auf welchen die dai^estellte Figur in der Art der Pallas de« 
Phidias auf der Hand eine Nike trägt und den Arm auf eine 
Säule st&tzt. 

Herr Friedensbnrg besprach die Oroschengeprä^ Schlesiens 
UDter Vorlegung einer vollständigen Reibe derselben ans seiner 
Sammlung. Erst verh&ltnissmässig spät, unter Matthias Corvinus, 
1458 — 1490, treten sie auf; dieser König hat zuerst in Breslau, 
dann in Jägemdor^ der Hauptstadt des als erledigtes Lehen an 
ihm gefallenen Herzogthum gleichen Namens Qroschen and Halb- 
groschen geprägt. Er erliess 1470 einen grossen Münzbrief, worin 
das Bchlesische Mänzwesen auafQhriich geordnet wird. Er selbst 



u 



prägte zwei Jahre in Breslaa Grroschen durch seine Münsmeister, 
darauf mit denselben Typen der Rath der Stadt. Yortragender wies 
auf die Unterscheidungsmerkmale der stadtischen und könig^chen 
Gepräge hin — erstere tragen W ond Kleeblatt als Abzeichen. 
Aach unter König Wladislaus 11. prägte die Stadt Breslaa 
Groschen, zwei Jahrgänge, 1504 und 1507, mit Jahreszahlen. 
Femer prägten Groschen der Bischof Johann Y. von Breslaa, 
1506, 1507, 1508, 1509, in zahllosen Yarietäten, der Herzog Yon 
Liegnitz in zwei Arten; femer die Herzte Albert und Carl von 
Münsterberg-Oels Groschen und Halbgroschen in Oels, Grroschen 
in Beichensteio, späterhin Carl allein Groschen in Reichenstein. 
Prinz Sigismond von Polen prägte als Herzog von Glogaa 
ebenfalls Groschen^ zwei Arten, mit Jahreszahl 1506 and ohne 
dieselbe, schliesslich noch die Stadt Schweidnitz am 1480 Groschen 
mit St. Wenzel ond Greif, dem einen Wappenthier der Stadt. Diese 
Prägung endet mit den letzten Munsterbergem um 1520, erst 
1543 treten neue Groschengepräge auf, doch blieben die alten 
noch bis dahin zum Theil im Umlauf, wie die Funde lehren. — 
Herr Dannenberg theilte zur Erläuterung seines in der April- 
Sitzung gehaltenen Yortrages über die alte Münzprägung Zeich- 
nungen verschiedener alter Münz Werkzeuge, sowie alter Denkmäler 
mit Darstellung des Prägeactes mit, unter letzteren namentlich 
eines Siegels der Stadt Orvieto, mit der interessanten Umschrift: 
S. laborantie monetarie urbis veteris. Des Ferneren berichtete 
er über 3 kürzlich gemachte Münzfunde, bei Schöningen unweit 
Stettin, bei Grossbeeren und bei Dahme. Der erstgenannte ent- 
hält in gewöhnlicher Mischung ausser den die Hauptmasse bilden- 
den deutschen, auch böhmische, englische und (in Bruchstücken) 
arabische Münzen, und ist vor Kaiser Konrad 11. Thronbesteigung 
vergraben. Die beiden anderen, in unserer nächsten Nähe ent- 
deckten, enthielten, letzterer bis auf 1 Denar von Salzwedel nur 
Prager Groschen von Wenzel 11., Johann und KatI IY. (im 
Gewichte von 4^ Pfd.)« der von Grrossbeeren aber nur einige 
hundert Stück meist kleiner Münzen aus der zweiten Hälfte des 
15. und dem Anfange des 16. Jahrhunderts, hauptsächlich Bran- 
denburgische nebst Magdeburgischen und Halberstädtischen des 
Gardinal-Erzbischofs Albrecht v. Brandenburg, dann auch sächsische 
und Mansfeldische, ausserdem aber noch im wenigen EbLemplaren 
Erfurter, Bamberger, Nürnberger, Pfalzer, Böhmen. 



Sltzong Tom 3. September. 

Herr v- Ssllet sprach fiber die spärliche, fOr uds Deutsche 
aber um eo kostbarere Reihe von Denkmälern, welche ui den 
ersten grossen Sieg der Deutschen Qber fremde Eroberer eritioero. 
Wir besitzen eine kleine Reibe von Manzen und Inschriften, 
welche sich auf P. Qoinctilius Vams, den Führer der im Jahre 
9. n. Chr. im Teutoburger Walde Ternichteten Leonen beziehen. 
Die werthvollste MQnze ist ein äusserst seltenes BronzestQck der 
afiikanischen Stadt Achnlla mit dem Bildniss nnd der voUeo 
An&chrift des Yaros: P. QVINGTILI VAiU. Auf der B&ckseite 



ist das Bild des Angustes tuid seiner Enkel Gaiue und Lucios. 
Das Auflretea von Bildnissen der Stadtbalter zu Angnstns, Zeit, 
namentlich in Afrika, hat L. Malier in Kopenhagen entdeckt und 
Waddington weiter aasgeführt, den wahrscheinlichen Grund des- 
selben bat Theodor Mommsen erkannt: nicht Verwandtschaft mit 
dem Kaiserhause ist die Ursache, sondern eine Concession des 
AugnstQB an den Senat, am sieb durch solche ftosserliche Ebreo^ 
bezeigungen, wie Verleihnng des Bildnissrechtes an die Prokonsuln 
senatorischer Provinzen, die Geneigtheit des Senats fär die Siche- 
rung der Thronfolge seiner Dynastie zu verschaffen. Aus dieser 
Zeit ist auch noch eine MOmze mit Varus' Namen von der Stadt 
Hadminetam erhalten. Vams war nach Verwaltoog des Pro- 
consulats von Africa Legat in der Provinz Syrien, and aus dieser 
Zeit seiner Verwaltung Syriens besitzen wir mehrere Mfinzen von 
Antiocbia mit der Inschrift EIII OYAPOY und eine sehr seltene, 
wohl in Berytus in PhSnizien geprägte kleine KupfennQnze mit 
Augustus' Bild nnd zwei Legionsadlem und der vollen, etwas 
verwüderten Umschrift: P OyiNCILLUS VVRVS. Auch die 



16 



pergamenischen Ausgrabangen haben die Unterschrift einer zn 
Ehren Varus' errichteten Bildsäule geliefert: O* AHMOZ nOFIAION* 
KOINTIMON- 2EHTOY- YION OYAPON OAIHZ- APETH2- 
&€xA. Das für ans wichtigste Denkmal ist der Grabstein eines 
römischen Offiziers (vielleicht Centurio, nicht Legat), welcher in 
der unglücklichen Varusschlacht fiel und dem sein Bruder am Rhein 
einen Denkstein errichten liess. Dies merkwürdige, im Bonner 
Museum befindliche Monument ist gesetzt dem M. Caelius, Offizier 
der 28. Legion: „CECIDIT- BELLQ- VARIANO.« Ueber der In- 
schrift sehen wir das stattliche, mit Orden (torques und phalerae) 
reich geschmückte Bild des Kriegers, dessen Gebeine nicht unter 
dem Grabstein, sondern fem im germanischen Waldgebirge ruhen. 
Herr Dannenberg legte mehrere Medaillen auf Münzgelehrte 
vor. Interessant sind die nicht häufig vorkommenden Denkmünzen 
auf den berühmten Staatsrechtslehrer Peter von Ludewig, welcher 
im Anfang des vorigen Jahrhunderts einer der ersten war, der 
auf das Stadium deutscher Mittelaltermünzen hinleitete und eine 
gute Medaille von C. Wermuth auf D. S. von Madai, den 
verdienstvollen Verfasser des im Jahre 1767 erschienenen „Thaler- 
Gabinets^. Unter den neueren Medaillen ist die nicht schlecht 
ausgeführte grosse gegossene, mit dem gut gelungenen Bildniss des 
hochverdienten Forschers auf dem Gebiet des deutschen Mittel- 
alters, H. Grote in Hannover, bemerkenswerth. 

Sitzung vom 1. Oktober. 

Der Vorsitzende, Herr Dannenberg, widmete dem am 
12. August verstorbenen Mitgliede der Gesellschaft, Kaufmann 
Rudolf Lietzmann, einige Worte der Erinnerung. Lietzmann 
war, so lange ihn nicht das unheilbare Nervenleiden, das ihm in 
noch jugendlichem Alter den Tod gab, verhinderte, ein eifriges, 
¥ris8enschaftlich thätiges Mitglied der Gesellschaft. Seine Samm- 
lung deuti^cher Stadtemünzen, bei welcher besonders das Mittel- 
alter berücksichtigt war, gehörte zu den bedeutendsten und 
werth vollsten deutschen Privatbammlungen. Auch literarisch war 
Lietzmann mit Erfolg wissenschaftlich thatig, wie ein werthvoller 
Aufsatz über die Mittelaltermünzen ven Aachen (in der Zeitschrift 
für Numismatik) beweist. Die Versammlung ehrte das Andenken 
des Verstorbenen durch Erheben von ihren Sitzen. 



17 



Herr Friedensburg besprach mehrere seltene Mittelalter- 
münzen seiner Sammlung: einen Denar des Grafen Otto von der 
Mark (1245—62), geprägt in Iserlohn (LON CI VITAS), einen 
kleinen Bracteaten, in seinem Gepräge sich genau an die grossen, ^ 
schönen Stücke Kaiser Friedrichs I. aus dem Odenwalder Fund 
anschliessend, aber wohl etwas später, vielleicht von König Philipp, 
femer Bracteaten von Lindau aus der Zeit Otto's IV., und einen 
aussergewöhnliqh deutlichen und schönen Halbbracteaten Heinrichs 
des Löwen. 

Herr Weil besprach kurz das höchst merkwürdige, vor 
Kurzem in drei Exemplaren entdeckte athenische Tetradrachmas 
aus später Zeit, wohl dem 1. Jahrhundert v. Chr. angehörend, 
worauf statt der gewöhnten Beamten - Namen das Volk als 
prägende Behörde genannt ist: O AEM02, in absichtlichem 
Archaismus (wie die Stadtaufschrift selbst: ABE) AEM02 statt 
AHM02. 

Femer sprach Herr Weil über die numismatischen Studien 
und Kenntnisse der Reformatoren und ihrer Umgebung, so weit 
sich dieselben aus dem Briefwechsel des Jahres 1522, bei Gelegen- 
heit der Lutherischen Bibelübersetzung, erkennen lassen. Luther 
war eifrig bemüht, die Namen der in der Bibel vorkommenden 
Edelsteine, Thiere etc. gut deutsch wiederzugeben, wie seine An- 
fragen an den gelehrten Spalatin, Kurfürst Friedrichs des Weisen 
Geheimschreiber und Hofprediger, beweisen. Auch in Betreff der 
in der Bibel genannten Münzen wird namentlich Spalatin inter- 
pellirt und wir finden in diesem Briefwechsel Auseinandersetzungen 
über den Werth des römischen As, des Denars u. s. w., lernen 
auch den äusserst geringen Vorrath antiker Münzen in gelehrten 
Wittenberger Kreisen kennen, der sich auf wenige griechische 
und römische Kaisermünzen (z. B. einen goldner Honorius) be- 
schränkt. Dass sich Luther in seiner Uebersetzung nicht ge- 
lehrter Wiedergabe der Münzwerthe öder gar commentirender 
üebertragung derselben befleissigt, sondern einfach von Groschen, 
Scherflein etc. spricht, bedingte sein Zweck, verständlich und 
volksthümlich zu schreiben. — Herr Bahrfei dt las einen Abschnitt 
des soeben von ihm herausgegebenen, nach den Papieren des 
verstorbenen Geb. Raths Samwer in Gotha bearbeiteten Werkes 
über das älteste römische Münzwesen. Nach Samwer s und Bahr- 

feldt's Ansicht darf nicht das Gewicht der schwersten Silbermünzen 

2 



18 



als Normalgewicht gelten, sondern man müsse häufig zu schwere 
Ausmünzung und für jede Periode und jede Münzsorte ein Durch- 
schnittsgewicht annehmen. 

Herr Pfeiffer besprach diejenigen deutschen Thalergepräge, 
welche sich auf den Silberbergbau beziehen und legte eine be- 
deutende Reihe derartiger^ zum Theil seltener Stücke aus seiner 
reichen Sammlung vor, darunter den grossen Braunschweigischen 
sogenannten ,,Lautenthaler^ (mit einer die Laute spielenden allego- 
rischen Figur) von 1664, den Ausbeutethaler von Sachsen-Henne- 
berg von 1697, die Reihe chursächsischer und königlich sächsischer 
Bergwerksthaler, beginnend mit 1762, endlich die neuesten Er- 
zeugnisse der Art, die Hannoverschen und die preussischen (Mans- 
felder) Bergbau-Thaler. 

Herr Garde-Capitain Freiherr v. Eoehne aus Petersburg a. G. 
legte die seltene türkische Sebastopol-Medaille vom Jahre 1856 
mit Stern auf der einen und dem Namenzug des Sultan auf der 
Rückseite vor. 



Sitzung vom 5. November. 

Der Vorsitzende, Herr Dannenberg, gedachte des ver- 
storbenen Mitgliedes Professor Karl Fie weger, eines der ältesten 
und bis an seine letzte Lebenszeit thätigen Mitgliedes der Geisell- 
sfthaft. Die Anwesenden ehrten das Andenken des Verstorbenen 
durch Erheben von ihren Sitzen. 

Herr Brakenhausen legte seine ersten Versuche gegossener 
Portraitmedaillen vor, mit den Brustbildern des Malers Prof. 
Bellermann und des Geh. Rathes Hoyer, und sprach ausführlich 
über die Technik dieser Kunstwerke, welche eingehender Be- 
schäftigung mit den italienischen Gussmedaillen des 15. Jahr- 
hunderts ihre Entstehung verdanken. — Herr Neubauer sprach 
über eine seltene und merkwürdige Münzart Georg Wilhelm's von 
Brandenburg, die für den Handel mit Pommern genau nach 
pommerschem Muster geprägten Doppelschillinge aus der Zeit von 
1617—24, im Gewicht sehr variirend. Eines der vorgelegten 
Stücke der Art zeigte einen Gegenstempel von Stralsund. 

Herr Dannenberg und Herr v. Sallet sprachen im Hinblick 
auf den vierhundertjährigen Gedächtnisstag Luther's über die Me- 
daillen mit Luther 's Bildniss. Nicht die gänzUch werthlosen» 



19 



die Züge Lathers meist in fratzenhafter Entstellang zeigenden 
Machwerke des 19., 18 und 17. Jahrhunderts, sondern nur die 
werthvollen und authentischen Werke gleichzeitiger Künstler 
wurden in den Bereich der Betrachtung gezogen. Vor allen ver- 
dienen zwei schöne gegossene und ciselirte Medaillen des Berliner 
Museums Erwähnung, die erste, kupferne, mit Luther's Brustbild 
im Mönchskleid, mit blossem Kopf, ohne weitere Umschrift als 
die Altersangabe ANN. ETA. 36., auf der Rückseite ein von der 
Sonne bestrahlter Phoenix mit der Unterschrift SIC. TANDEM, 
eine gute Augsburger Arbeit, die andere, ein fein ciselirtes ein- 
seitiges Silberstück von 1521, von dem unbekannten Künstler 
H. G., mit Luthers Bild im Profil, mit Kutte und Kappe, genau 
nach Cranach's Kupferstich von 1521 geistvoll copirt, mit der 
Umschrift: „heresibus si dignus erit Lutherus in ullis^ et Christus 
dignus criminis hujus erit.^ Die übrigen Medaillen auf Luther 
sind meist von mittelmässiger, aber oft noch recht tüchtiger Arbeit, 
80 z. B. das geprägte Stück mit Brustbild von vorn und dem von 
zwei Engeln gehaltenen Wappen Luthers, der Rose. — Von Me- 
lanchthon besitzen wir zwei schöne Gussmedaillen des aus- 
gezeichneten Augsburger Friedrich Hagenauer. — Zur Erläuterung 
diente eine reiche Auswahl von Originalen aus Dannenberg's 
Sammlung und Gypsabgüsse aus dem Königlichen Museum. 



Sitzung vom 3. Dezember. 

Herr v. Winter feld besprach eine Reihe vorzüglicher 
römischer Kupfermünzen, welche er vor Kurzem in Rom erworben. 
Von ganz besonderer Schönheit ist eine Grossbronze Nero's mit 
dem Kaiser und einem Begleiter zu Pferde, der „DECVRSIO"; 
eine Mittelbronze desselben Kaisers mit der Darstellung des Hafens 
von Ostia. Ebenso durch Seltenheit als durch schönen Styl und 
vollkommene Erhaltung hervorragend ist die Mittelbronze mit dem 
Brustbild Hadrians und dem seiner Gemahlin Sabina auf der 
Rückseite. — Herr Friedensburg sprach über Nachahmungen 
von Münztypen im 15. Jahrhundert und über die Typengleichheit 
gewisser Gepräge einander benachbarter Fürsten und Städte, 
welche an einer Reihe von Tumos-Groschen von Metz, Erzbischof 
Ruprecht von Köln, Erzbischof Johann von Trier, Herzog Johann 
von Cleve und Mark, sämmtlich aus der Sammlung des Vor- 



20 



tragenden, erläutert wurde. Herr Weil sprach über eine neue 
Publikation mittelalterlicher Siegel und hob dabei die grosse 
Aehnlichkeit eines grossen und schönen Siegels Friedrich Barba- 
rossa's mit dem schon öfter besprochenen Bracteaten des Oden- 
walder Fundes hervor. Auf beiden Darstellungen trägt der Kaiser 
einen grossen Schnurrbart, der auf den übrigen spärlichen Dar- 
stellungen sonst immer erscheinende leichte Backen- und Rinnbart 
besteht auf dem vorliegenden Siegel nur in ganz schwacher An- 
deutung an der Wange. — Unter den übrigen in Photographien 
vorgelegten Siegeln war ein schönes Portraitsiegel Rudolfs von 
Habsburg bemerkenswerth , welches den Kaiser übereinstimmend 
mit seinem (leider stark ergänzten) Grabstein völlig bartlos zeigt. 
Nachdem Herr v. Winterfeld noch kurz über einen an der Stelle 
des neuentdeckten Vesta-Tempels in Kom gemachten Fund angel- 
sächsischer Münzen aus dem 10. Jahrhundert berichtet, sprach 
Herr Dannenberg über von vom dargestellte Bildnisse auf Me- 
daillen des 15. und 16. Jahrhunderts und legte zur Erläuterung 
eine Reihe schöner Originale seiner Sammlung vor: Camilla 
Sforza von Pesaro (von Sperandens), Königin Bona Sforza von 
Polen^ Sigismund I. Gemahlin, die hübsche Medaille des Leipziger 
Künstlers Hans Reinhard auf Kurfürst Johann Friedrich von 
Sachsen, 1535, ein einseitiges vortreffliches Stück des Künstlers 
H. S , mit seinem Monogramm bezeichnet, in welchem vielleicbt 
das Bildniss des Kunz von der Rosen zu erkennen ist; femer eine 
schöne silbeme Medaille auf den Nürnberger Christoph Führer 
von 1645, trotz der späten Zeit ein vortreffliches Werk, endlich 
eine der schönsten Arbeiten des 16. Jahrhunderts, das bronzene 
Schaustück auf Georg den Bärtigen von Sachsen von 1537, mit 
dem grossartig aufgefassten langbärtigen Brustbild des Herzogs, 
dessen edler und ausdrucksvoller Kopf dem Künstler Gelegenheit 
gab, seine Meisterschaft in bewunderungswürdiger Weise zur 
Geltung zu bringen. 



Druck Ton Gebr. Unger (Tb. Qrimm), Berlin 8W., 8ehdoeberg«ritr. 17 a. 



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Zeitschhll für Numismalik XI 



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Berlin.Weirtmaim.-rhpBuchhandliint. 

Lichtdruck vAFracli.BeiljB W. 



i-i^iUciinfT fui' XmnismaUk X 



Berlin. Weidmannsche Buchhandlung. 

Lchidniek v A Frisch. B-rlm W. 



Zoiwchrifl für Ni 



Berlin, \\'ciiliiii»iiii.-lii' Bii.libiiinUim^ 



/fiUchrift für Nui 



Berlin,Vi'ei(iiniuiu.-rhe Buchhandlung. 

LKhrfruckvA FVisch.Beilm W. 



l-lU':}[nh [uv Numismaük X 



Berim.Veidmantische Buchhondlutig. 

LKhidruek v A Frisch, Bf rbii W 



/iffifsL-hrtfl für Numiamalik X. 



Berlin. Weidmannsche Buchhandlung. 

LichldnickvA.FVisch.Berln W 



i^Bilschrift für Numisoiftlik XL 




Berlin .Weidmannsche Buchhandlung . 

Lichtdruck v A FVisdi . Berlin W 



Zeilschritt für Numismatik XI. 




Berlin.Weidmannsche Buchhandlung. 

Lichtdruck vA Fnsch.Btrlm W.