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»zyr
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ZEITSCHRIFT
FÜR
NUMISMATIK
REDIGIRT
VON
ALFRED VON SALLET.
ELFTER BAND.
BERLIN
WEIDMANNSCHE BÜCHHANDLUNG.
1884.
Inhalt des elften Bandes.
▲Iterthnsu
Seite
Friedlfinder, J., Griechische Eigennamen auf Münzen. Nachträge and
Berichtigongen zum Pape-Benseler'schen Lexikon 42
Friedländer, J., Die Erwerbungen des Königlichen Münzkabinets im Jahre
1882. (Taf. I. n.) (Darin auch Mittelalter etc.) 47
Mommsen, Th., Der Denar des Q. Salvidienus nnd die Sdiätse Yon
Peccioli nnd Metz 71
Mommsen, Th., Der Denarschatz von Ossolaro 152
Mommsen, Th., Die bithjnischen Aeren 168
Hnltsch, F., Annähernde Bestimmung der Mischungsverhältnisse einiger
Elektronmünzen 161
Ballet, A. v., Fulvia oder Octavia? Aureus des M. Antonius .... 167
Mommsen, Th., Buscino oder Yams? 187
Bahrfeldt, M., Der Denarfund von Maseru 202
Bergk, Th., Zur Geschichte des griechischen Alphabets in Pamphjlien 830
Mittelalter.
Kotelmann, A., Geschichte des Geld- und Münswesens der Mark Braoden-
burg unter den wittelsbachischen, den luxemburgischen und den zwei
ersten hohenzollemschen Begenten 1
Blancard, L., Der Gros Toumois, eine Nachahmung des Sarrasinas Ton
Acre christlicher Prägung. Ein Brief an Herrn Anatol von BarA^lemy 89
Erman, A., Die im Jahre 1882 Yom Königl. Münzkabinet erworbenen
orientalischen Münzen 64
Dannenberg, H., Zur Münzkunde des Harzes (Taf. in.) 95
Friedensburg, F., Die ersten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich und
Philipp 110
Bardt, F., der Mfinzfnnd ?on Lieberose 120
SaUet, A. y., Deutsche Gussmedaillen aus dem sechzehnten nnd dem
Beginn des siebzehnten Jahrhunderts (Taf. lY— YII) 128
Jaekel, H., Die friesische Wede. Ein Beitrag zur Geschichte der ältesten
Tauschwerthe 189
Bardt, F., Der Brakteaten-Fund von Gross-Briesen (Taf. YIII nnd IX). 212
Friedlaender, J., Die Medaillen des Nicolaus Forzorius (Taf. X). An
Herrn A. Armand in Paris 248
H-o^q7S,
IV Inhalt des elften Bandes.
Dannenberg, H., Zwei Münzfnnde des zehnten und elften Jahrhunderts
A. Der Fund von Schoeningen 253
B. Der Fund von Vossberg 264
Kleinere Mittheilnngem
Münzfnnde. Th. Stenzel 85
Gypsabgüsse. V. P 87
Der Bart des Kaisers Barbarossa. — Brakteatenprftgong auf Filz. A. v. S 88
Berichtigung (zu Z. f. N. X 225). J. Friedlaender 88
Berichtigungen zu dem Aufsatz über die Denare Ottos II. von Branden-
burg (X 2^) A. V. S 175
Galvanische Niederschläge des Münchener Münzkabinets. A. v. S. . . 338
Münzfunde. H. D. 339
Der Fund von Michendorf. H. D. ........ 340
Literatur.
Amiet, J 89
Armand, A 90
Schiller, H ; . . 91. 251
Friedlaender, J. . . 92
Drouin, E 176
Gardner, P 177
Poole, R. S 178
Gardner, P 179
Imhoof-Blumer, F 181
Saurma-Jeltsch, H. v 182
Samwer, C. und Bahrfeldt, M 248
Serrure, R 342
Fikentscher, L 343
Hirsch, L. v 344
Head, B. V 344
Lawrence, Rieh. H 347
Menadier, J 347
Meyer, A 348
Oreschnikow, A. W 349
Revue numismatique 350
Robert, P. Ch. 351
Tergast 352
ZeUer, G 355
SescMchte des Seid- imdMIliizweseiis der Mark Brandenburg
unter den wittelsbachischen, den luxembuigisclien und den
zwei ersten hobenzollernschen Eegenten.^
Einleitung.
Das Geldwesen der Mark Brandenburg im Allgemeinen.
Das Greldwesen der Mark Brandenburg im Mittelalter omfasst
nicht bloss die MOnze, sondern, wie in anderen Territorien, be-
diente man sich seit dem dreizehnten Jahrhundert in Folge der
im MOnzwesen eingerissenen Yerwiming bei Darlehen, sowie in^
grösseren Geldverlcehr, namentlich auch bei Entrichtung grosserer
Summen der Staatsabgaben, z. B. der unter dem Namen der Or-
bete bekannten städtischen Steuer fast ausschliesslich des gewo-
genen Silbers. Zur Vollstindigkeit der Darstellung des m&rkischen
Geldwesens gehört also die Betrachtung des gewogenen Silbers
oder, wie man gewöhnlich sagte, der „Mark Silber^ als Verkehrs-
mittel.
A. Die „Mark Silber''
Das gewogene Silber bestand aus einzelnen Stücken Silber
von einem festen, vom Landesherm unter Beirath der Unterthanen
gesetzlich bestimmten Feingehalt, welche von einem der kndes-
herrlichen und später, als auch Städte das Mänzrecht erworben
hatten, der städtischen Munzmeister angefertigt und deren Fein-
gehalt durch einen Stempel („Zeichen^) beglaubigt wurde. Je
nach der Münzstätte, wo es beglaubigt war, nannte man es branden-
burgisches oder stendalisches Silber. Obwohl es noch andere Münz-
stätten gab, kommt anderes Silber in den Urkunden nicht vor,
1) Der Yeifuter der Torstehenden Arbeit sollte leider den Druck denelben
nicht mehr erleben. Dr. Albert Kotelmaon, Oberlehrer an der Frieddch-
Werdeneben Cbwerbeschnle in Berlin stirb am 1. Februar 1888. D. Red.
ZdlMkrift fnr NottUnalik. Zf. 1
2 A. Kotelmazm:
da wahrscheinlich anfangs die Münzmeister der grossen Städte
Stendal und Brandenburg und ihre Stempel den meisten Kredit
hatten and auch wohl von den dortigen angesehenen Stadträthen
strenger kontrolirt wurden, als in den Mittelstädten, woMünzen ge-
schlagen wurden, so dass brandenburgisches und stendalisches Silber
am liebsten genommen wurden. Selbst in benachbarten Territorien be-
diente man sich gern' des stendalischen und brandenburgischen Silbers.
In anderen Städten kam es eher vor^ dass ein Munzmeister Silber-
stücke Yon geringerem als dem gesetzlichen Feingehalt verfertigte,
wie denn im Jahre 1350 der Münzmeister von Königsberg i. N.
vom Rath der Stadt mit „falschem Silber^ ergriffen und aus der
Neumark verwiesen wurde (Rd. 1,19, 221). Das an solchen Orten
bereitete Silber wurde daher weniger gern im Verkehr gebraucht.
Jene beiden Sorten Silber waren also nicht von verschiedenem
Feingehalt, wie dies aus Urkunden erhellt, in welchen dieselbe
Geldsumme einmal als stendalisches^ ein anderesmal als branden-
burgisches Silber bezeichnet wird (Gerken, Diplomatarium ve-
teris Marchiae, I, S. 78) sondern hatten nur einen verschiedenen
Stempel.') Desshalb hörte man zuletzt überhaupt auf, diese
Silbermischung nach ihrem lokalen Ursprung zu bezeichnen, sondern
nannte sie schlechtweg „brandenburgisches Süber«" worunter man
1) Wenn Bode, Müozwesen Niedersachsens, in den Terschiedenen Städten
desselben Territoriams einen yerschiedenen Feingrehalt des MarksUbers annimmt,
je nachdem es nach der einen oder anderen Stadt benannt war, so wird er da-
bei dnrch einzelne Urkunden seltsam in die Enge getrieben. Da heisst es in
einer hannoverschen Urkunde: Tiginti quinque marcis bremensis argenti hanno-
verensis ponderis et valoris (S. 180). Es war das Silber von dem in Bremen
nblichen Feingebalt, welches jedoch in Hannover bereitet nnd gestempelt worden.
Wahrscheinlich war damals der Feingehalt des hannoverschen Silbers dem des
brandenbnrgischen gleich; man zog jedoch zuweilen vor, das hannoversche Silber
als bremisches Silber zu bezeichnen, weil das letztere als das einer grossen
Handelsstadt bekannter war, als das von Hannover, welches damals, noch nicht
standige Residenz eines angesehenen Fürsten, ein nicht sonderlich bedeutender
Ort war. Bode meint, es habe eine »besondere Werthberechnung des Bremer
Silbers für Hannover* stattgefunden! Was soll man sich dabei denken? In
einer anderen Urkunde, (S. 40, Anm. 8) heisst es unter dem Jahre 1366: 6
fertones argenti puri Brunsvicensis ponderis et valoris. Bode folgert daraus,
dass das ,reine* Silber nicht mehr Feinsilber war!! Allerdings war es so fein,
als man es überhaupt herzustellen vermochte, doch in Braunschweig geprüft und
gestempelt
Oeld- und HnnxwMMi der Mark Bnndenborg. 8
alles Yon den landesherrlichen und st&dtischen Mfinzmeistem an
verscbiedeoen Orten bereitete Silber verstand.
Anderen, als den Mfinzmeistem, sowohl Jaden, die sich da-
mals auch in der Mark, besonders mit dem Geldwechsel und dem
Handel in Edelmetall befassten, wie Christen, war es gesetzlich
▼erboten, Silber anzufertigen oder dasselbe auf seinen Feingehalt
zu prüfen (Rd. 1, 19, 209 and 1,21, 160; 108; 1, 15, 91) aas-
genommen die Goldschmiede, welchen die Prfifang f&r ihre Ar-
beiten gestattet war.
Natürlich bediente man sich vorzagsweise gern des gewogenen
Silbers, weil man dadurch der mit dem Gebraach der Münze ver-
bondenen drückenden Besteaerang, (s. Münze) entging, während
ans demselben Grande der Landes- oder Münzherr (s. Münzherm)
den Gebraach desselben möglichst einzuschränken sachte. Es
wurde daher wiederholt yerordnet, dass der Schuldner, wenn er
bei Rückzahlung der Schuld kein Silber zur Yerf&gung habe,
statt dessen in Münze nach dem Kurs, welchen die Münzmeister
beim Wechseln Ton Münzen gegen Silber zu Grande legten, zahlen
dürfe (Rd. 1, 19, 209; 1, 23, 97), oder es wurde der Gebrauch der
Münze bei gewissen Handelsgeschäften vorgeschrieben; so Yer-
ordnete der Rath von Braunschweig, dass das zum Verkauf in
die Stadt gebrachte Getreide mit Pfennigen und nicht mit Silber
bezahlt werde (Bode, Münzwesen, S. 24, Anm. 1). Dagegen
wurden die braunschweigischen Stadtobligationen („Rentenverk&ufe*')
ausschliesslich in braunschweigischem Silber ausgestellt; ein Yer*
such, an dessen Stelle Münze zu setzen, misslang (Bode, Münz-
wesen, S. 55).
Was den Feingehalt des brandenburgischen Silbers betrifft,
80 sollte dasselbe ursprünglich wohl aus möglichst reinem Silber
bestehen: da man dasselbe jedoch bei dem damaligen Stande der
Hüttenkunst entweder überhaupt oder doch ohne unverh<niss-
müssige Unkosten nicht ganz rein herzusteUen vermochte, so musste
ein gewisser Grad von Veranreinigung oder Legirung nachgesehen
werden, und man beechrinkte sich darauf die ftusserste Grenze
4 A. Koteimann:
derselben festzustellen, der sich dann natürlich die Mfinzmeister
so viel als möglich näherten! Dies eben ist der Grund, weshalb
das an den einzelnen Münzstatten hergestellte Silber überall den-
selben Feingehalt hatte.
Ein Unterschied zwischen diesem Silber und dem, aus wel-
chem man die Münzen prägte, bestand ursprünglich nicht, sondern
entwickelte sich erst allmählig, anfangs nur vorübergehend, später
dauernd. Die Silberstüchf". wurden von den Münzmeistem eben-
sowohl for den grossen Yerkehr, als zur Ausprägung in Münze
angefertigt, auch in solchen, wo Silber und Pfennige sonst ge-
trennt vorkommen (z.B. Rd. 1, 23, 97), ist überall nur von einer
Art Feiugehalt des Silbers die Rede. Leider haben wir nur sp^
liehe Nachrichten über den Feingehalt, den die Mark Silber zu
verschiedenen Zeiten hatte. Nach dem Entwurf einer markgräf-
lichen Verordnung vom Jahre 1345 (Rd. 3, 2, 22) wollte der
Landesherr damals, wie es scheint, an die Stelle des branden-
burgischen Silbers „löthiges^ setzen, dagegen sollte die rauhe Mark
Pfennige nur 1 5 Loth Silber enthalten, inzwischen aber sollten „fünfte-
halb Yierdinge^ (Viertel) einer Mark gleich einer feinen Mark Süber
ge^n, die Mark brandenburgisches Silber also 14| Loth feines
Silber enthalten. Die Ausführung dieser Verordnung scheiterte
zwar an dem Widerstand der Unterthanen, doch enthielt die Be-
stimmung des Feingehalts des brandenburgischen Silbers nichts
als die Bestätigung des schon bestehenden Zustandes: denn um
dieselbe Zeit rechnete man wirklich 100 Mark reines Silber gleich
112^ stendalisches Silber (Bode, Münzwesen Niedersachsens,
S. 157), woraus sich derselbe Feingehalt ergiebt. Im Jahre 1365
war der Feingehalt der brandenburgischen Mark Silber bis auf
I Mark löthiges Silber gesunken (Rd. 1, 23, 97) und sollte von
da erst innerhalb einiger Jahre wieder auf den alten Stand
gebracht werden (Rd. 1, 23, 97). Beim Beginn der Regierung
Kaiser Karls IV. in der Mark Brandenburg galt die Mark
brandenburgisches Silber gleich 68 böhmischen Groschen, (wie
sich aus Kaiser Karis IV. Landbuch der Mark Brandenburg
Geld- und Mantweten der Mark Brandenburg. 5
bei den h&afigen XTmrechnaDgen der Mark Silber Id böbmische
Groschen ergiebt). Da nun Karl ans der 141öthigen Mark 70 Gro-
schen schlagen liess, so waren in 68 Groschen^ also auch in der
brandenbnrgischen Mark Silber immer erst 13f Loth feines Silber
enthalten. Im Jahre 1455 galten nach damaligem Kurse („zur
Zeit"", Rd. 1,22,491) 100 Mark brandenburgisches Silb» sovi^
wie 110 Mark (Zählmark^ s. unten Münzrechnung) stendaler
Währung: da 40 Schillinge oder 60 Groschen eine Mark sten-
daler Währung ausmachten, so galt also die Mark Silber gleich
66 Groschen. Um dieselbe Zeit oder doch nicht viel später (im
Jahre 1463) sollte (Rm 241) die rauhe Mark der märkischen
Groschen und Pfennige nur noch 61öthig sein, und da daraus
92 Ghroschen geprägt wurden (s. unten unter Feingehalt der
Münze), so wären in 66 Groschen nur noch 4^/, j Loth feines Silber,
oder, da sich in der Zeit zwischen 1455 und 1463 der Feingehalt
der Münze allerdings wahrscheinlich etwas yerringert hatte, nicht
viel mehr enthalten gewesen : thatsächlich war derselbe aber noch
erheblich niedriger, als die Münzmeister sich nicht an den vor-
geschriebenen Feingehalt hielten oder viele bereits stark abgenutzte
Münzen in Umlauf waren: denn schon im Jahre 1453 wurden
40 Mark Silber nur zu 74 rheinischen Gulden 16 Schilling, also
da der Gulden 19 Schillinge 3 Pfennige galt, nur gleich 36 Schil-
lingen oder 54 Groschen gerechnet, was einen Feingehalt der
Mark Silber von nur 3^ Loth Silber annehmen lässt.
Unter diesen Umständen fing man an, sich in der Mark wie
in den Nachbarterritorien neben dem so stark entwertheten branden-
burgischen Silber wieder häufiger des ganz feinen Silbers, welches
man wohl ietzt auch leichter rein herzustellen vermochte, zu be-
dienen, welches nun, wie jenes, von den MQnzmeistern durch
einen Stempel beglaubigt wurde. So kommt im Jahre 1442 „fein
Silber nach Frankfurter Gewicht und Währung^ vor (Rd. 1, 20,
45): die Mark Feinsilber wurde dabei zu 168 Groschen („14 Schil-
ling Groschen''): oder, da um diese Zeit der rheinische Gulden
27 Groschen galt (s. unten den Kurs der fremden Münzen), zu
g A. Kotelmann:
etwa 7 Gulden gerechnet: ganz denselben Kurs hatte auch die
„feine Mark Silber Magdeburger Gewichts und Zeichens^ eines
Darlehns, welches das Kloster Lehnin im Jahr 1469 der Stadt
Magdeburg gegeben hatte (Rd. 1, 10, 275, 304 und 318). In den
weitaus meisten Fällen bediente man sich seit der Zeit Karls lY.,
auch bei grösseren Zahlungen, statt des gewogenen Silbers der
böhmischen Groschen,, dann, als die Silbermünze sich mehr und
mehr verschlechterte, der bestandigeren rheinischen Gulden (s.
unter Münze).
Ebensowenig wie beim Feingehalt ist bei den Gewichten, wo-
mit die Mark Silber gewogen wurde, eine wesentliche Verschieden-
heit in den einzelnen Städten der Mark Brandenburg anzunehmen.
Man bediente sich hier wie in ganz Niedersachsen der kölnischen
Mark, und wenn es in einer Urkunde heisst, Mark Silber „sten-
dalischen, brandenburgischen oder salzwedelschen Gewichts^, so
soll damit nichts anderes bezeichnet werden, als dass das be-
treffende Silber mit den von den Stadtobrigkeiten in Stendal,
Brandenburg, Salzwedel geaichten Gewichten gewogen sei, wie
denn eine und dieselbe Geldsumme einmal nach stendalischem,
ein anderes mal nach brandenburgischem Gewicht angegeben wird
(Hoppe in Gerkens Vermischten Abhandlungen I, S. 89). Aus-
geschlossen ist dabei nicht, dass bei noch unvollkommener Aich-
technik anfangs kleine zufallige Unterschiede zwischen den Ge-
wichten verschiedener Städte bestanden ; doch seit dem fünfzehnten
Jahrhundert wird in den brandenburgischen Urkunden überhauptnicht
mehr angegeben, wo das Silber gewogen war, ein ziemlich sicherer
Beweis, dass wenigstens damals die Aichtechnik so weit vorge-
schritten war, dass die Unterschiede zwischen den Gewichten der
einzelnen Städte nur noch unmerklich waren.
Danach kann bei der „Mark Silber^ von einer „Usualmark^
überhaupt nicht die Rede sein; wenn es in den Urkunden heisst:
„marca usualis argenti^), so bezieht sich das usualis auf das Silber,
nicht auf die Mark. Dennoch wird jener Ausdruck in den münz-
geschichtlichen Darstellungen missbräuchlich angewendet
Geld- and MonsweBen der Mark Brandenbarg. 7
Wann und wo neben der Gewichtsmark oder „Mark Sflber^
im brandenburgischen Territoriam eine Zählmark oder „Mark
Pfennige^, welche eine abgezählte Menge Münzen bezeichnete, vor-
kommt — der Ansdrack „Währung" wird anfangs auch bei der
Mark Silber, später nur bei der Mark Pfennige augewandt —
ist bei der Münze zu erörtern.
Nur bei dieser Mark konnte von einer „Usualmark^ die Rede sein,
je nach der Zahl der Münzen, die man darunter verstand und die
allerdings in verschiedenen Territorien und zu verschiedenen Zeiten
nicht immer dieselbe war. In brandenburgischen Urkunden kommt
aber der Ausdruck „Usualmark'' so viel ich weiss, überhaupt nicht
vor. Es muss jedoch ein schwerer Irrthum der brandenburgischen
Numismatiker schon hier berichtigt werden, dass man sich nämlich
des gewogenen Silbers nur bis zum Jahre 1369 bedient habe. Damals
habe die Mark Silber 40 Schilling gegolten, „worauf sie stehen
blieb und zu einer blossen Zählmark wurde ;*' (Eöhne, Münz-
wesen der Stadt Berlin, S. 11, und danach hat auch Brehmer
in der Beilage zu der Fi dicin' sehen Ausgabe des Landbuchs der
Mark Brandenburg, welche von den im Landbuch vorkommenden
Münzen handelt, die dort vorkommende Mark Silber irrig für
eine Zählmark gehalten S. 340). Jene Verwandlung der Mark
Silber in eine Zählmark hat aber keineswegs stattgefunden, sondern
es hat sich damals aus der Mark Silber allerdings eine Zählmark
entwickelt (s. Münze), neben dieser hat aber die „Mark Silber"
nach wie vor fortbestanden. So kommen in den Jahren 1377 bis
1379 vor „Mark brandenburgischen Silbers und Gewichts", (Rd.
1, 2, 81; 1, 6, 125; 1, 4, 62 und 397; l, 3, 385; 1, 5, 12; 1, 10, 42),
im Jahre 1380 Mark „stendaler Witte (Feingehalt) und Wichte"
(Rd. 1, 22, 209), in den Jahren 1377—1378 „brandenburgischen
Silbers und stendaler Gewichts" (Rd. 1, 5, 354 — 355) im Jahre
1386 „stendalischen Silbers und salzwedelschen Gewichts" (Rd.
1, 6, 215). Dass die Mark Silber auch noch in der Mitte des fol-
genden Jahrhunderts in Gebrauch gewesen ist, ergiebt sich aus
den oben beim Feingehalt derselben angeführten Beispielen.
g A. Kotelmann:
B. Die Münze.
I. Die MUnzherren. Der MUnzwechsel.
Der Munzschlag war so ziemlich die einzige positive Thätig-
keit, welche der Staat im Mittelalter zur Fördercmg des Erwerbs-
and Yerkehrslebens, noch mehr freilich, namentlich im späteren
Mittelalter, im eigenen fiskalischen Interesse übte. Wie aber
das Mittelalter überhaupt Staats- und Privatrecht, staatliche und
private Funktionen nicht genfigend aus einander zu halten ver-
mochte, wie die Fürsten Gerichtsbarkeit und Polizei, Zölle, Landes-
befestigungen in nicht geringem Umfange Privaten, Gemeinden,
Korporationen abtreten, so entausserten sie sich auch wohl, we-
nigstens in einzelnen Gebieten, des Münzrechts, das sie ja selbst
an des Kaisers Statt, der es ihnen verliehen, wie eine private
Thätigkeit übten. In der Mark Brandenburg geschah dies zuerst
unter den letzten Regenten des askanischen Geschlechtes ; im Jahre
1314 erkaufiben das Münzrecht Ritterschaft und Bürger der Distrikte
Salzwedel und Lüchow (Rd. 1,14, 52); es geschah dies vor Allem,
um der mit dem Münzschlag verbundenen drückenden Besteuerung
zu entgehen, da, wie in anderen Territorien, die gesammte Münze
alljährlich umgeprägt und die alten Stücke zwangsweise mit Ver-
lust von 25 pGt gegen neue umgetauscht wurden. In dem Kauf-
vertrage wurde zwar nicht festgesetzt, dass der allgemeine Münz-
wechsel fortan ganz aufhören soUte, ja es scheint, dass man an-
fangs auch hier noch eine periodische Umpragung beabsichtigte
oder ausführte: denn in ähnlichen, um zwei Menschenalter spä-
teren Verträgen der Markgrafen mit den Insassen anderer Bezirke
(s. unten) heisst es noch, dass sie die Pfennige prägen dürften,
„wann und so oft sie woUen, wie es den Städten und dem Lande
bequem sei.^ Gleichwohl hinderte der Wortlaut der Verträge
nicht, auch ein anderes Verfahren einzuschlagen, da die Markgrafen
darin den Eingesessenen des salzwedeler Bezirks die Münze fast
ohne alle Beschränkung abtraten, und ihatsächlich hörte hier der
Münzwechsel auf: man zog wahrscheinlich nicht einmal allmählig
die abgenutzten Stücke ein, um sie auf ö£Eentliche Kosten umza-
QM' und Mnnzwesen der Mark Brandenbmg. 9
prftgen, soDdern überliess es den PriYaten, welche namentlich zu
Darlehen gate vollhaltige, noch nicht abgenutzte Stücke (^gnte
weisse Pfennige Verleihmünze" — statt „vyrerlege'* lies: „verleg",
Bd. 1, 1, 17 und „verley munter" Rd. 1, 14, 309) brauchten, auf
ihre Kosten aus alteren Münzen oder Silber solche prägen zu
lassen. Die gemeinschaftliche Münzstätte war Salzwedel. In den
übrigen Bezirken des Landes bestand der Münzwechsel noch ein
halbes Jahrhundert fort und bildete eine wichtige Einnahmequelle
für die Regenten, bis kurz Tor dem Rücktritt des wittelsbachischen
Hauses, im Jahr 1369, auch die übrigen Altmärker, denen sich
die Stadt Havelberg anschloss (Rd. 1, 15, 168), und der bisher
von der Berliner Münze versorgte Bezirk („Münzyser zu Berlin"),
welcher die ganze östliche Mittelmark (die Lande Teltow, Barnim,
Lebus, Stemberg) umfasste, den „ewigen Pfennig" das heisst, die
Befreiung von dem jährlichen Münzwechsel und das Münzrecht
erkauften: die ersteren sollten fortan zu Stendal, die letzteren
zu Berlin und Frankfurt münzen (Rd. 1, 12, 501). Nicht lange
darauf finden wir auch die Stadt Perleberg im Besitz des Rechtes,
Pfennige zu schlagen; denn im Jahre 1387 kommen vor „lübische
Pfennige nach Perleberger Währung" („nach were, als to perle-
berge eyn were was"; Rd. 1, 2, 47). Und zwar wurden die
Perleberger Pfennige wahrscheinlich für die Priegnitz mit Aus-
schluss der Stadt Havelberg geschlagen, nachdem diese Land-
schaft gleichfalls das Münzrecht erlangt hatte; denn die unter dem
wittelsbachischen Hause zu Eyritz bestandene Münze kommt seit-
dem nicht mehr vor. Ausserdem übte auch von den Prälaten
der Mark der Bischof von Havelberg, der erste und reichste Bi-
schof des Landes, wahrscheinlich seit alter Zeit, das Münzrecht;
denn im Jahre 1469 werden „brandeuburgische Pfennige witt-
stocker Währung" („also to wistock eyne weringhe is"; Rd. 1, 1,
498 — 499) erwähnt. Dagegen findet sich von einem Münzrecht
des Bischofs von Brandenburg innerhalb der Mark Brandenburg,
trotz der sehr zahlreichen Urkunden, welche gerade von diesem
Bisthum erhalten sind, keine Spur; nur fQr seine ausserhalb der
10 A. Kotelmann:
Mark gelegene Besitzung ürsleben hatte der Bischof das Münz-
recht Ebensowenig lässt sich ein Münzrecht des Hayelberger
Domkapitels (Rd. 1, 3, 27) oder der Grafen yon Lindow als In-
haber der Herrschaft Rappin und zahlreicher anderer märkischer
Güter erweisen (Eöhne, Zeitschrift für Münzkunde, Bd. lY,
S. 52). Auch der Umstand, dass in einer Urkunde aus dem vier-
zehnten Jahrhundert, dem sogenannten „Landbuch der Neumark^
(G. W. V. Raumer, die Neumark im Jahre 1337, S. 79) wieder-
holt von lehninischen Münzpfunden, auch lehninischen Mark die
Rede ist, lässt nicht die Annahme zu, dass das Kloster Lehnin
Münzrecht gehabt habe, denn nur Pfund und Mark werden als
lehninisch bezeichnet, niemals die noch häufiger vorkommenden
Schillinge; Pfund und Mark sind deshalb hier nur als Zählpfund
und Zählmark zu verstehen, die dem an der Südgrenze der Mark
gelegenen und begüterten Kloster damals vielleicht eigenthümlich
waren (s. unter Münzrechnung).
Im übrigen blieb innerhalb des hier in Betrachtung gezogenen
Zeitraums das Münzrecht den Markgrafen, doch hörte um diese
Zeit der jährliche Wechsel der Münze auch in ihren Münzbezirken
auf. Es gab also fortan auf märkischem Boden sechs Münzherren:
1. Ritterschaft und Bürger der Bezirke Salzwedel imd Lüchow,
2. die übrigen Altmärker, 3. die ostlichen Mittelmärker, 4. die
Priegnitzer, 5. der Bischof von Havelberg und 6. der Landesherr
mit den Münzstätten Salzwedel, Stendal, Berlin und Frankfurt,
Perleberg, Wittstock, Brandenburg für die westliche Mittelmark,
Prenzlau für das Uckerland, Königsberg für die Neumark. Unter
dem wittelsbachischen Hause hatte man hier auch zeitweise zu
Marien- und Bärwalde, doch nur vorübergehend gemfinzt. End-
lich wurden auch seitens des Landesherrn zu Havelberg und zu
Rathenow (Rin. 240—242) Münzen geschlagen. Im Jahre 1427
erhielt die Stadt Gardelegen das Recht, eigene Münzen, doch nach
salzwedelschem Münzfuss zu schlagen (Rd. 1, 6, 616), im Jahre
1433 Strassburg in der Uckermark (Rd. 1, 13, 355), im Jahre 1439
unter der Herrschaft des Deutschen Ordens die Städte Amswalde
Geld- und Möniwe0«D dar Mark Brandenbarg. H
und Schievelbe in das Recht, ^^Finkenaagen'' (s. unten Münzsorten)
EQ schlagen (Rd. 1, 24, 150 — 152). Dadurch stieg die Zahl der
Mflnzherren bis aof neun.
Die Zersplitterung des Mfinzwesens unter so viele Theilhaber
war nicht ohne UDZutr&glichkeiten möglich. Allerdings waren die
Markgrafen bemüht gewesen, die möglichste Uebereinstimmung
zu erhalten. Doch konnten sie in ihren Finanznöthen den E&ufem
des Münzrechtes keine allzu strengen Bedingungen stellen und
selbst die gestellten Bedingungen geriethen bald in Vergessenheit.
Den Bürgern und der Ritterschaft yon Salzwedel und Lüchow
war zur Pflicht gemacht worden, keine Neuerung mit der Münze
Torzunehmen (Et ipsa moneta innovari non debet quoquo modo;
Riedel, Cod. 1, 14, 52, was natürlich nicht heissen kann, die Münze
dürfe nicht mehr periodisch umgeprägt werden, da dies durch die
Urkunde gerade dem Belieben der Käufer des Münzrechts übei^
lassen wurde), also es bei dem bisherigen Feingehalt und Gewicht
zu lassen. Die Salzwedler kehrten sich jedoch später an diese
Bestimmung nicht und konnten sie auch nicht leicht innehalten,
da, wie wir sehen werden, die Markgrafen selbst bald nicht mehr
nach dem alten Münzfnss prägten; Salzwedel richtete sich viel-
mehr nach Lübeck, dem Haupt der Hansa, mit dem es in den
lebhaftesten Yerkehrsbeziehungen stand (Riedel, Cod. 1, 25, 310).
Als auch den übrigen Altmärkem und den Städten der östlichen
Mittelmark das Münzrecht überlassen wurde, geschah es mit der
Maassgabe, dass sich die Altmärker nach Salzwedel, die
östlichen Mittelmärker nach Stendal richten sollten; demgemäss
bezeichnete man auch die stendaler Währung als lübische
Währung (Riedel, Cod. 1, 3, 450 Z. 1). Es wurde jedoch
dem stendaler Münzbezirk gestattet, seine Pfennige nicht
bloss mit einem eigenen Abzeichen („afteyken^) zu versehen,
sondern sie auch, wenn man es räthlich finde, „besser zu machen
als Salzwedel^! Dadurch wurde die Uebereinstimmung wieder
vollständig in Frage gestellt Den Städten kam es offenbar we-
niger darauf an, einen dem ganzen Lande gemeinsamen Münzfnss
12 A. Kotelmann:
festzuhalten, als ihr Mfinzwesen möglichst übereinstijDxneDd mit
dem der Gegendeo, mit welchen sie am meisten im Verkehr stan-
den, zu gestalten.
In der That war noch kein Jahrzehnt seit der Abtretung des
M&nzrechtes an die Städte des Stendaler und Berliner Münz-
bezirkes yerflossen, als die Pfecnige in Brandenburg, Stendal,
Berlin nach völlig verschiedenen Münzfussen geschlagen wurden,
während die übrigen MüDZstätten, mit Ausnahme von Salzwedel
und Perleberg, welches wahrscheiolich dem Münzfass von Salz-
wedel folgte, sich allerdings nach Brandenburg richteten, so dass
ihre Pfennige gleichfalls brandenburgische Pfennige genannt
wurden.
II. Die MUnzsorten.
Im Mittelalter prägte man in der Mark Brandenburg nur
Silbermünzen; „Galden", d. h. Goldmünzen, wurden ja überhaupt
in Deutschland, erst seit dem vierzehnten Jahrhundert nach dem
Vorbilde der Florentiner Dukaten vom Kaiser, den rheinischen
Kurfürsten und einzelnen grossen Handelsstädten geschlagen. In-
zwischen bediente man sich im Geldverkehr der Mark Branden-
burg besonders seit der ersten Hälfte des fün&ehnten Jahrhunderts
inuner häufiger der „rheinischen Gulden^, wie man bekanntlich
die von den vier rheinischen Kurfürsten geschlagenen Goldmünzen
kurzweg nannte, zuweilen, doch selten, auch der ungarischen
Golden, wegen ihres im Vergleich zur einheimischen Silbermünze
beständigeren Feingehalts. Die Silbermünzen im Allgemeinen
aber nannte man wie überall „Pfennige^ (denarii).
Ausser den gewöhnlichen ganzen Pfennigen prägte man in
den älteren Markgebieten nur noch „Scherfe'', das heisst Halb-
pfennige; noch kleinere Theilnngen, wie sie in anderen deutschen
Territorien üblich waren, konunen in den brandenburgischen Ur-
kunden dieser Zeit nicht yor. Die für halbe Scherfe gehaltenen
Geld- und MfinftwaMn der Mark firandenburg. 13
kleinen Mfinzen können nor sehr leicht aasgeprägte Scherfe sein.
In den später erworbenen Theilen der Mark, dem Uckerlande und
der Nenmark jenseit der Oder bediente man sich neben jenen
Pfennigen selbst bei grösseren Zahlungen, zur Zeit, als die Nen-
mark unter dem deatschen Orden stand, sogar als Hanptlandes-
münze der sogenannten „Finkenangen^ (yincoals), auch pom-
mersche, stettiner, kleinste Pfennige, nnmmi slaricales genannt,
welche anfänglich in der Mark überhaupt nicht geprägt, sondern
von den pommerschen Münzstätten geliefert, dann aber in der
Mark an einigen Münzstätten, auch nicht selbständig, sondern
nach dem jedesmal in Pommern üblichen Feingebalt geprägt
wurden ; auch in anderen als den genannten Landestheilen bediente
man sich der Finkenaugen, aber nur als Scheidemünze bei Be-
trägen unter einem Scherf; so entrichtete das Städtchen Trebbin
Orbate und Ruthenzins, letzterer pro Ruthe nur 1 Finkenauge
betragend, in dieser Münze (Lb. S. 21), ebenso einzelne Dörfer
gewisse Geldabgaben; gerade deshalb waren auch kleinere Theil-
münzen, als Scherfe, in der Mark überflüssig. Erst in der zweiten
Hälfte des fünfEehnten* Jahrhunderts (1468) wird in einer Be-
stellung des Münzmeisters von Eönigsbei^ i. N. einer dritten, im
Gesetz zwischen den gewöhnlichen brandenburgischen Pfennigen
und den Finkenaugen stehenden Münzsorte, der „Yierken^ oder
„Yiercken«" gedacht (Rm. S. 242).
Seit der Erwerbung der Mark durch das luxemburgische
Haus bediente man sich daselbst häufiger der unter dem Namen
„böhmische Groschen^ bekannten, damals noch aus Böhmen be-
zogenen schweren Pfennige (denarii grossi). Geprägt wurden die-
selben in der Mark erst unter Kurfürst Friedrich II. Im Jahre
1440 ist bei der Bestellung des Münzmeisters zu Brandenburg
(Rm. 128) nur von Pfennigen die Rede, die er prägen sollte. Bei
einer im Jahre 1460 zu Magdeburg vorgenommenen Prüfung
fremder Münzen werden jedoch schon brandenburgische und
havelbergische Groschen erwähnt (Bode, Münzwesen Nieder-
14 A. Rotelmaim:
Sachsens, S. 191); urkundlich kommt die Prägang von Groschen
in der Mark erst seit dem Jahre 1463 vor (Rm. 240).
Die i^rährend des hier in Betracht kommenden Zeitraums ge-
prägten Pfennige waren theils einseitig aus dünnem Silberblech
geprägte, welche „hohle Pfennige^ genannt worden, theils doppel-
seitig geprägte Dickmünzen. Die ersteren wurden nicht etwa,
wie angenommen worden (Eöhne, Ztschrft f. Mzkde., S. 58)
für den auswärtigen Verkehr geprägt, sondern vor allem, weil sie
nicht so leicht der Fälschung unterworfen waren, und in der
Mark allerdings wohl länger, als es yielleicht sonst geschehien
wäre, mit Rücksicht auf die am meisten mit der Mark in Verkehr
stehenden Nachbarländer, in denen man sich hauptsächlich solcher
Pfennige bedient zu haben scheint. „Die Pfennige sollen hohl
sein und nicht gefeuert werden, dass man sie desto minder yer-
schlechtem (geergem) möge^, heisst es in einer markgräflichen
Urkunde vom Jahre 1345 (Rd. 3, 1, 122). Die Dickmünzen da-
gegen empfahlen sich namentlich seit der Einführung des „ewigen
Pfennigs^ durch ihre geringere Zerbrechlichkeit, die ihnen am
Ende den Sieg über die Hohlmünzen (erst in neuerer Zeit Brak-
teaten genannt) yerschaSibe.
Uebrigens scheint es, dass anferngs nur in der Neumark Dick-
münzen, in den übrigen Landestheilen hohle Pfennige geschlagen
wurden. Noch um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts schlug
man in Salzwedel, Stendal, Berlin, Brandenburg nur hohle Pfennige
(Rd. 1, 25, 310; Rm. S. 128; Rd. 1, 9, 144). In einer Urkunde
vom Jahre 1351 wurde dem Vogt der Neumark die Münze im
Lande jenseit der Oder, die er zu Königsberg oder anderswo er^
richten könne, übertragen mit dem Recht, Kupfermünze (kelpen-
nige) und Finkenaugen zu schlagen, „in derselben Weise, aus
demselben Material und in derselben Form, wie es jetzt Sitte sei
und wie es andere Münzmeister im Lande und dem der stettiner
Herzöge thäten.^ Die Erlaubniss wurde aber nur gegeben, „bis
neue Pfennige dort fabricirt und gemacht würden, wie früher^
(Rd. 1, 24, 55). Im Jahre 1352 gestattete femer Ludwig der
Geld- und Mänzwesea der Mark Brandenburg. 15
Römer demselben Vogt yon Königsberg, „brandenbui^sche Pfen-
nige, welche insgemein Eehlpfennige genannt werden, nach Art
und Form, nach welchen sie in seiner Stadt Alt-Berlin, und anch
Finkenaugen von demselbem Feingehalt, wie sie in der Stadt
Stettin fabricirt worden, zu schlagen, bis er verordne, dass
von neuem brandenbnrgische Piennige gemacht würden, wie sie
TJonAlters her gemacht zu werden pflegten. '^ Die Kehlpfennige
waren also, wie das schon von anderer Seite nachgewiesen ist,
keine Finkenaugen, sondern man bezeichnete wahrscheinlich in
der Neomark so die hohlen Pfennige, wie sie im Berliner und
den anderen Landestheilen geschlagen wurden; unter „Kehle^ wird
ja auch sonst eine Höhlung verstanden. Diese Pfennige waren
aber damals in der Neumark etwas Neues, sie worden dort nicht
„von Alters her (ab antiquo)^ geprägt, und es war in Aussicht ge-
nommen, später wieder andere zu prägen. Diese anderen waren
daher, wie kaum zu bezweifeln, Dickmünzen. Dies wird um so
wahrscheinlicher, wenn in einer anderen, etwas späteren Urkunde
von demselben Jahre die Stadt Morin zur alleinigen Münzstätte
für das Land jenseit der Oder erhoben und als dort zn schlagende
Münzen „Pfennige, welche Okelpfennige (Okelpennige) oder
andere alte oder neue oder aoch Finkenaugen und jede andere
Art^ bezeichnet werden (Rd. 1, 19, 76). Die Hauptmünze scheinen
also die Okelpfennige gewesen za sein; der Name derselben wird
aber eine Zusammenziehung von „ohne^ und „Kehlpfennige*' sein,
also so viel als ungekehlte Pfennige, das heisst Dickmünzen, be-
deuten. Auch Ritterschaft und Bürger des Distrikts von Salz-
wedel hatten sich im Jahre 1314 bei Erwerbung der Münze das
Recht vorbehalten, wenn es ihnen in Zukunft nützlich erscheine,
anch „Ockelpfennige^ zu prägen, ein Beweis, dass diese Pfennige
damals noch weniger geprägt wurden, was am besten auf die Dick-
münzen passt, da man im dreizehnten Jahrhondert wahrscheinlich
anch in der Mark hauptsächlich Brakteaten schlug. Die Sab-
wedler scheinen jedoch von der ihnen verliehenen Befagniss keinen
Gebrauch gemacht und nur hohle Pfennige geschlagen zn haben.
16 A. Kotelmann :
Der Grand liegt wolil darin, dass man sich in Lübeck and den
westlichen wie in den südlichen Nachbargebieten der Mark haapt-
sächlich der hohlen Pfennige bediente and durch die Prägang
derselben in der Mark der Verkehr mit jenen Gebieten erleichtert
wurde. Sonst würde man vielleicht seit der Einführung des ewi-
gen Pfennigs sogleich in der ganzen Mark zur Prägung von Dick-
münzen übergegangen sein. So viel ist also allerdings wahr an der
Behauptung, die Brakteaten seien für den auswärtigen Yerkehr
geschlagen. Nicht ausschliesslich für den auswärtigen Verkehr,
aber mit Rücksicht auf diesen wurden sie in den Gebieten diesseit
der Oder für den inneren, wie für den äusseren Verkehr geprägt.
III. Die MUnzrechnung. Das „StUck Geldes (frustum).''
In der Mark Brandenburg wie in anderen Territorien rech-
nete man ursprüngUch aUgemein nach Pfund (talentum), Schil-
ling (solidus) und Pfennigen (denarii); 12 Pfennige machten einen
«Schilling-Pfennige«, 20 Schilling-Pfennige 1 „Pfund Pfennige«.
Geprägt wurden auch hier nur Pfennige; Schilling und Pfund
waren lediglich Rechnungs- oder ideelle Münzen. Seit wann da-
neben noch andere Münzrechnungen Eingang fanden, ist nicht
durchweg mit voller Sicherheit zu ermitteln. Das Kloster Lebnin
bediente sich schon in der ersten Hälfte des yierzehnten Jahr-
hunderts einer eigenen Münzrechnung; man rechnete hier in lebni-
nischem Ptund und in lehninischen Mark. Ob das lehninische
Pfund sich von dem brandenburgischen Pfund unterschied, ist
zweifelhaft. Wahrscheinlich stimmten beide überein; sonst hätte
man sich desselben schwerlich bei einer ohne Zweifel im Aufbag
des Landesherm vorgenommenen Aufzeichnung von Abgaben aus
der Neumark bedient (s. oben). Dagegen bediente man sich
in Lehnin, vielleicht nach dem Vorbild benachbarter Territorien
einer besonderen Zählmark; der Aufzeichner jener Abgaben, wahr-
scheinlich, wie die meisten Schreibkundigen jener Zeit, ein Geist-
Geld- und MfinswaMn der Mark Brandenburg^. 17
licher and ans dem Kloster Lehnm, sandte dieselbe^ da sie ja
mit der PfundrechDang nicht in Widerspruch stand, sondern neben
derselben hergehen konnte, bei seiner Arbeit gleich£Etlls an. Wie-
viel Schillinge aber auf eine lehninsche Mark gingen, ergiebt sich
nicht. — Im salzv^edeler und perleberger Münzbezirk rechnete
man später neben der Pfund- und Schillingsrechnung in„lübischen
Mark"* zu 16 Schilling (Rd. 1, 14, 296; 1,1,176); wann diese
Rechnongsweise eingeföhrt worden, lässt sich gleichfalls nicht er-
mitteln. Auch die Finken äugen wurden nach Pfund und Schil-
ling, am häufigsten aber nach Mark zu 16 Schilling, der Schilling
zu 12 Finkenaugen gerechnet.
Andere Zählmarken gab es in der Mark Brandenburg, so
viel wir wissen, bis in die zweite Hälfte des yierzehnten Jahr-
hunderts nicht. Erst nachdem die Städte der Münzbezirke yon
Stendal und Berlin-Frankfurt im Jahre 1369 das Münzrecht er-
kauft hatten, entstand auch eine Zählmark von 40 Schilling, und
zwar zunächst und hauptsächlich nur in einetn Theile des Landes.
Die Städte des stendaler Bezirks einigten sich nämlich sogleich
dahin, dass man 2 Pfund, also 40 Schillinge, der von ihnen ge-
prägten Pfennige bei Kauf und Verkauf gleich einer Mark Silber
rechnen und „dafftr nehmen und geben solle'' (Rd. 1, 6, 409 bis
410). Es wurde also den Pfennigen ein Zwangskurs verliehen,
und aus diesem Zwangskurs entstand dann unabwendbar bald eine
Zählmark, indem man fortan 40 Schilling stendalisch als eine
Mark bezeichnete. Ursprünglich dachte man dabei allerdings an
eine Mark Silber. Doch da 40 Schilling, auch wenn sie nicht
den vollen Feingehalt einer Mark Silber hatten, dennoch als eine
Mark galten, so fing man natürlich bald an, die wirkliche Mark
Silber von der durch den Zwangskurs geschaffenen Mark von
40 Schilling zu unterscheiden, und so war, ohne dass jedoch die
,iMark Silber'' in dem stendalischen Münzbezirk oder in irgend
einem anderen Theil der Mark ausser Gebrauch kam, neben der-
selben eine Zählmark oder „Mark Pfennige" am häufigsten als
,iMark stendaler Wähmn g" bezeichnet, entstanden, die jedoch zu-
Z«ittchrtft für NoMifmatlli. XI 2
19 A. Kotelnunn:
nächst nur f&r den stendaler Münzbezirk Geltung hatte. Daneben
rechnete man dort übrigens auch ferner nach Pfand and SehiUingen
weiter; 40 Schilling machten aber eine Mark^ 20 Schilling ein
Pfand (Nach Mark Rd. 1, 5, 144; 152; 162; 164 a. s. w., nach
Pfand Rd. 1, 5, 164; 1, 6, 206), eine Mark Pfennige war also
hier unter allen Umstanden gleich zwei Pfand Pfennigen.
Einen anderen Yerlaaf nahmen die Dinge im berlin-frankfarter
Münzbezirk. Aach hier kam es zar Einführung einer Zählmark;
diese ^ berliner Mark^ galt zar Zeit Kaiser Karls IV. 56 böh-
mische Groschen (Lb. S. 4 Tab. T) oder, da man damals 1 Gro-
schen gleich 8 berliner Hennigen rechnete (Lb. S. 2, Tab. III),
448 Pfennige, das heisst 37 Schilling 4 Pfennig. Dabei blieb es
jedoch nicht lange. Nachdem man seit Kaiser Karls IV. Regie-
rung angefangen hatte, sich mehr und mehr der böhmischen
Groschen und der Rechnung in Schock und Mandel (Rd. 1, 11,
85) Groschen zu bedienen, gab man im berlin-frankfurter Münz-
bezirk, wo man vorzugsweise mit der in Groschen rechnenden
Centralverwaltung des Landes, die meist in Berlin oder Spandow
ihren Sitz hatte, verkehrte, jene Markrechnung vneder auf. und
rechnete ebenfalls in Schock Groschen. Da 8 berliner Pfennige
fortdauernd einem Groschen gleich waren, so geschah das andi,
wenn man nicht in Groschen, sondern in Pfennigen zahlte;
480 Pfennige oder 40 Schilling oder 2 Pfund Pfennige machten
nun hier ein Schock Groschen. 40 Schilling oder 2 Pfund Pfen-
nige waren also in dem stendaler Münzbezirk eine „Mark Pfennige^
oder „Mark stendaler Währung^, im berlin-frankfurter Bezirk da-
gegen waren sie ein Schock Groschen ; dennoch waren eine Mark
Pfennige und ein Schock Groschen nicht dasselbe, da man in
Stendal die Pfennige erheblich schwerer ausprägte, als in Berlin,
so dass in der Regel schon 7 Pfennige stendalisch einen böh-
mischen Groschen galten (s. unter Feingehalt und Kurs). In
den Theilen der Mark aber, in denen die Landesherren das
Münzrecht ausübten, rechnete man nach wie vor in Pfund und
Schilling weiter. Ais der erste Hohenzoller dann aber das Münx-
Geld- UDd MoDzweMO der Mark Bnndeoburif. ]9
weses etwM besser geordnet und eine grössere üebereinstimmung
im M&nzsfJilag der einzelnen landesherrlichen nnd städtischen
Mdnzst&tten zu Stande gebracht hatte, prägte man zu Stendal, zu
Berlin, zu Brandenbarg and an den anderen landesherrlichen
Münzstätten Pfennige yon gleichem Feingehalt, von denen über-
all 8 auf einen böhmischen Groschen gerechnet und als ein „böh-
mischer Groschen Landeswährong^ bezeichnet wurden (Rd. 1, 2,
288; 1, 3, 427; 1, 88, 404-407; 1, 20, 45: 1, 9, 144 und 155; 1,
12, 441, Km. S. 109). Nun waren allerdings 1 Mark Pfennige,
1 Schock Groschen, 2 Pfand Pfennige in der ganzen Mark Branden-
barg ein und dasselbe; dennoch blieb nach wie vor in der Alt-
mark die Bezeichnung „Mark'', in der östlichen Mittelmark die
Bezeichnung „Schock Ghroschen'', in den landesherrlichen Münz-
beeirken die Bezeichnung „Pfnnd^ f&r eine Summe von 40, bz.
20 Schilling Pfennige vorherrschend; insbesondere ist also in der
Mark Brandenburg eine Zählmark von 40 Schilling niemals, wie
man irrthümlich angenommen hat, aUgemein üblich gewesen und
abgesehen von einzelnen Ausnahmefällen auf den stendaler Münz-
bezirk beschränkt geblieben.
Neben der Landeswährung behaupteten sich übrigens auch
femer die wirklichen böhmischen Groschen im Verkehr, zu denen
später, wie früher erwähnt, die in der Mark selber geprägten
Groschen, die „mäikischen Groschen^ kamen. Da sowohl die
böhmischen Groschen wie die märkischen Groschen und Pfennige
sich später im Feingehalt veränderten, so hörte bald die Üeber-
einstimmung zwischen beiden auf. Noch im Jahre 1430 stimmten
sie überein (Rd. 1, 7, 858; 1, 8, 398; 1, 12, 436 437; 2, 8, 480),
doch schon im folgenden Jahre werden sie unterschieden (Rd. 1,
12, 487).
Man hatte also in der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahr-
hunderts innerhalb der Mark Brandenburg bei der Silbermünze
f&nf verschiedene Artan von Münzrechnnng ; man rechnete in
Pfund zu 20 SdulUng, in stendaler Mark zu 40 Schilling, in
Schock Groschen Landeswährung zu 2 Pfand Pfennigen, in Schock
20 A* Kotelmann:
und Mandeln wirklicher böhmisclier und später audi einheimischer
märkischer Groschen, in lübischen Mark za 16 Schilling; die drei
ersten Arten der Münzrechnung fanden bei einer und derselben
Münzsorte^ der sogenannten Landeswährung, Anwendung, die lü-
bische Mark bei den sakwedeler und perleberger Pfennigen, dann
auch bei den Finkenaugen.
Eine der Mark Brandenburg eigenthümliche Art von Münz-
rechnung war die in „Stuck Geldes (frusta)^. Das Stück
Geldes bezeichnete allerdings nicht bloss eine Geldsumme, sondern
auch einen bestimmten Betrag an Naturalien, nämlich 1 Wispel
Roggen oder Gerste, 2 Wispel Hafer u. s. w., welche jener Geld-
summe gleich geschätzt wurden, und man bediente sich jenes
Ausdrucks nur bei Abgaben der Unterthanen an den Guts- oder
an den Landesherrn, der oft beides in einer Person war. Nach
dem Maasse dieser Abgaben wurde . nämlich die in der Mark
Brandenburg wie in anderen Territorien übliche, unter dem Namen
„Landbete^ bekannte, in einzelnen Jahren erhobene ausserordent-
liche Steuer auf dem platten Lande repariirt. Um zu wissen,
wieviel jedes Dorf zu steuern habe, musste der Gesammtgeldwerth
der bäuerlichen Abgaben desselben, mochten sie nun in Geld oder
Naturalien bestehen, festgestellt werden, und dies geschah in Stück
Geldes, indem man eine gewisse Naturalienmenge einer bestimmten
Geldsumme gleichstellte. Man rechnete nämlich sowohl für
1 Wispel Roggen oder Gerste, 2 Wispel Hafer, 16 Scheffel Weizen,
12 Scheffel Erbsen und nach Yerhältniss gewisse Mengen anderer
Naturalien, Wachs, Pfeffer, Hühner, wie 1 Pfund oder 20 Schilling
brandenburgische Pfennige als „ein Stück Geldes".
Dabei blieb es, bis in der Mark Brandenburg unter dem
luxemburgischen Hause die Groschen und die Groschenrechnung
in Aufnahme kamen. Unter Kaiser Karl IV. galt ein böhmischer
Groschen so viel wie 6 brandenburgische Pfennige oder einen
halben Schilling (s. unten Feingehalt und Kurs der Münze).
1 Pfund oder 20 Schilling brandenburgische Pfennige waren also
dasselbe wie 40 böhmische Groschen, und so fing man an, auch
G«]d- und Mäiisw€Mn der Mark Brandenburg. 21
das Stück Gkldes zn 40 böhmischen Groschen zu rechnen. 17^ Stück
GMdes, heisst es im Landbnch Kaiser Karls lY. (Lb. S. 27 unter
Gardelegen) „machen 11 Schock und 40 Groschen^, das Stück
Geldes also 40 Groschen. Obwohl sich später das Yerhältniss
der brandenbnrgischen Pfennige zu den böhmischen Groschen, wie
wir gesehen haben, erheblich änderte, so rechnete man nach wie
Yor und bis in die letzten Jahrzehnte des fünfzehnten Jahr-
hunderts das Stück Geldes zu 40, nicht, wie man angenommen
hat, zu 60 Groschen. Dieser Irrthum ist durch falsche Auslegung
einer Urkunde entstanden, worin (Rd. 3, 2, 58) die Lehnwaare
für „ein Schock oder Stück^ anf ein „Schock oder Stück^ fest-
gesetzt wird, das „oder^ aber nicht die Identität, sondern die
Analogie bezeichnen soll, wie sich schon aus der sonst über-
flüssigen Wiederholung des Wortes „Stück*' ergiebt. Die Auf-
zeichnungen über die Erhebung der Landbete („Landschoss^) in
den Jahren 1450, 1451, 1480, 1481 (Lb. S. 255) lassen
darüber gar keinen Zweifel, dass nach wie vor 1 Wispel Roggen,
2 Wispel Hafer und die entsprechenden Quantitäten anderer Na-
turalien, ebenso aber auch eine Summe von 40 Groschen als ein
Stück Geldes gerechnet wurde
1) Zwar ist ea schwer, sich in diesen Ton Rechenfehlern wimmelnden »Re-
(^stern^ znrecht zu finden. Man mass sich an solche Fälle halten, wo die Be-
rechnung sehr einfach war nnd ton dem schlechtesteD Rechner nicht leicht ge-
irrt werden konnte. Nun zinste (L. S. 255-886)
Zeuthen (S. 264} Ton 12 ,Erben* je 10 Or., zu£. . 120 0r.= 8 Stück.
Olienicke (3.282) Ton 82 Hufen je 8 Gr. 6 Pf., zas. 120 ,= 8 ,
Reichenan (S. 297} yon 20 Hufen je 18 Gr., . zus. 860 , ^ = 9 ,
der Krug 8 , J 8 Qr.
Friedland (S. 800) ron 28 Hafen je 6 Gr., zas. . . 168 .
Worth- and Weidezins 40 ,
Holisiiis 40 «
WssMrzina . 40
Orbete oder Rathenzins . . . . . 78 ,
Summa 861 Gr. = 9 Stock.
Et wurde also überall das Stück Geldes zu 40 Gr. gerechnet; nur bei Fried-
land blieb, natüriich Uoü aus Ungenauigkeit, 1 Gr. weg. Aach in Betreff der
Natuialienberechnnag war alles beim Alten geblieben.
Kb sinste:
22 A. KotehBuma:
IV. Feingehalt und Kurs der einheimieclien SUbermUnzen.
Die älteste uns bekannte markgräfliche Yerorclniuig, welche
den Feingehalt der Münze regelt, datirt aus dem Jahre 1309, also
aas der Zeit kurz vor dem Erlöschen des askanischen Hauses (Rd.
1,21^ 108); sie wurde zwar von dem Markgrafen Waldemar nur für die
eine Hälfte der unter zwei Fursteolinien gespaltenen Markgrafschaft
erlassen, kam oder war jeiioch unzweifelhaft auch in der anderen
Hälfte in Geltung: denn im Jahre 1319 wurde sie von Herzog
Rudolf von Sachsen als Vormund der Markgräfinwittwe Agnes
und ihres unmündigen Sohnes, des letzten brandenburgischen As-
kaniers, im Wesentlichen bestätigt (Rd. 1, 11, 26) und dasselbe
geschah im Jahre 1333 durch den Wiitelsbacher Ludwig den
Aelteren (Rd. 1, 15, 91). Zwar bezieht sich die bezügliche Ver-
ordnung des letzteren nur auf die stendaler Münzstätte, doch unter-
liegt es keinem Zweifel, dass dasselbe auch für die übrigen Münz-
stätten verordnet wurde. Nach diesen Verordnungen sollte das
Münzmetall nicht mehr als 1 Loth 4 Pfennige (nach der Verord-
nung Herzog Rudolfs von Sachsen 1 Loth) Legirung enthalten,
die Mark Silber sollte also etwa lölöthig sein und daraus sollten
28 Schilling 4 Pfennige geprägt werden. Es wrt dies, wie die
Verordnung Markgraf Waidemars bemerkt, die schon vor dem
Neuenhagen (S. 283) tod 36 Hufen je i Wsp. zus. 18 Wsp Rog. = (18 Stck.)
, , , je 3 Gr. . . 106 Gr. (= 2 Stck. 28 Gr.)
Krug und Kossätheo. . =28 ,
Summa .... 21 Stck. 16 Gr.
Das Landbuch hat offenbar nur aus Ungenauigkeit . . 21 Stck. 10 Gr.
Bustkow (S. 808) von 12 Hufen je J Wsp., zus. 6 Wsp. Rog. = 6 Stck.
Katzür (S.321) „ 16 , je i , , 8 , » =8 .
, 16 , je 7 J Gr. „ . . 124 Gr. = 3 Stck. 4 Gr.
KosBäthen und Fischerei , . .... Ij^ ,
Summa ... 18^ Stck. 4 Gr.
Das Landbuch hat 18} Stck.
Gladow (S. 316) von 40 Hufen je 3 Schfl., zus. 5 Wsp. Rog. = 6 Stck.
,40 , je 3 Schfl., , 6 , Hafer = 2} ,
Summa . . . . 7j Stck.
1 Wsp. Roggen, femer 2 Wsp. Hafer wurden also jetzt, wie früher als ein
Stück Geldes gerechnet.
Geld- und Mnnswtean der Mark BrandeDburg. 23
Jahre 1309 übliche Ausprägung, die also wahrscheinlich bis in
das dreizehnte Jahrhundert zurückreicht. Ob sie nun unier den
askanischen Markgrafen immer streng beobachtet worden ist,
lässt sich nicht mehr feststellen ; doch unter dem wittelsbachischen
Hause suchten die Markgrafen in ihren Greldnöthen, nicht zufrieden
mit dem Gewinn, den ihnen der jährliche Münzwechsel einbrachte,
Ton der Münze so viel Nutzen zu ziehen als möglich, und liessen
die Münzen viel leichter ausprägen, als sie vorher mit den Ständen
vereinbart hatten. So geschah es, dass schon im Jahre 1322 in
Berlin und Brandenbarg auf die gewogene Mark statt 28 Schilling
4 Pfennig volle 29 Schilling gingen und diese dabei nur 14 1 Loth
Feingehalt hatten (Brehmer, in der Beilage zu Kaiser Karls
Landbuch, herausg. vonFidicin, S. 340b). Aber auch nach der
Verordnung vom Jahre 1333 dauerten die alten Uebelstande fort
und steigerten sich bis ins Unerträgliche, so dass die markgräfliche
Regierung zu neuen Verordnungen gedrängt wurde, die nichts als Ver-
sprechungen ihrerseits waren, dem ungesetzhchen Zustand fortan
abzuhelfen. Da diese Versprechungen jedoch wenig oder gar
nicht in Erfüllung gingen, und aus Neigung, die Macht der Re-
gierung zu schwächen und die eigene Autonomie zu erweitem,
strebten die Unterthanen, und namentlich die immer mehr empor-
blühenden Städte, das Münzrecht selbst zu erwerben und zugleich
dem jährlichen Münzwechsel mit seiner drückenden Besteuerung
ein Ende zu machen, was ihnen ja auch wie wir gesehen haben,
nach und nach gelang. Nachdem Bürger und Ritter von Salz-
wedel schon im zweiten Decennium des vierzehnten Jahrhunderts
das Münzrecht erlangt hatten, wurde auch mit den übrigen Unter-
thanen darüber unterhandelt, und im Jahre 1345 liess Markgraf
Ludwig der Aeltere den Ständen eine Verordnung vortragen, wo-
nach der Münz Wechsel aufhören und aus der ISIöthigen Mark
3 Pfund, also €0 Schilling Pfennige geprägt werden sollten (Rd. 3^
1, 22); das war eine Herabsetzung des Feingehalts der Pfennige
auf weniger als die Hälfte des bisher gesetzlichen. Die Sache
scheiterte jedoch daran, dass der Markgraf diese „ewige Münze^
i
24 A. KotelminD:
den Ständen nur gegen eine von ihnen aufzubringende schwere
ausserordentliche Steuer, welche ihnen nicht annehmbar schien,
,, verkaufen^ wollte (Rd 3, 1, 24). So blieb es zunächst beim
Alten, und die Stände waren froh, dass sie im Jahre 1347 (Rd. 1,
21, 160 1, 19, 209?) ausser einer bedeutenden Herabsetzung des
beim jährlichen Munzwechsel zu tragenden Verlustes die Zu-
sicherung erhielten, dass der Feingehalt des Silbers wenigstens
14^Loth auf die Mark betragen^ und daraus wie bisher 28 SchU-
ling 4 Pfennig geprägt werden sollten; dabei wurde noch eine
Art von Remedium eingeführt, von dejn man in der Mark bis
dahin nichts wusste, wonach den Münzmeistem ein Mehr von
2 Pfennigen auf die Mark nachgesehen werden sollte. Aber auch
diesmal wurde das mit den Ständen getroffene Abkommen vom
Markgrafen nicht aufrecht erhalten, sondern dieser erlaubte im
Jahre 1350, während seiner Finanznöthe in Folge des Kampfes
gegen den falschen Waldemar, auf eigene Hand dem Münzmeister
von Königsberg — demselben, den die Königsberger bald dar-
auf wegen Fälschimg des Silbers festnahmen (s. oben) — die
Mark zu 35 Schillingen auszuprägen (Rd. 1, 19, 218), was sicher
auch den anderen Münzmeistern gegenüber geschah, und im folgenden
Jahre rechnete man auch in der Altmark schon auf eine Mark,
und zwar unzweifelhaft, da es sich hier um eine Orbete (Stadt-
steuer) handelte, die stets in Mark Silber berechnet wurde, eine
Mark brandenburgisches Silber 2 Pfund, oder 40 Schilling Pfen-
nige (Rd. 1, 15^ 142). Es scheint jedoch, dass die Stände mit
Nachdruck eine Aenderung des ungesetzlichen Zustandes forderten
und durchsetzten; denn zwei Jahre später galt eine „Mark branden-
burgisches Silber^ 30 Schilling Pfennige (Rd. 1, 15, 148); ebenso
wurden im Jahre 1356 6 Pfund brandenburgische Pfennige gleich
4 Mark gerechnet (Rd. 1, 11, 52). Aber schon im Jahre 1365
war der Feingehalt des Silbers wieder unter 12 Loth gesonkeii
(Rd. 1, 23, 97), und wenngleich die Regierung damals versprach,
ihn allmählich auf den alten Stand zu bringen, so wurde doch jetzt
festgesetzt, dass die rauhe Mark zu 29 Schilling 4 Pfennige bis
.V
Geld- ond MÜDzweieii der Mirk Brandenbninr. 25
32 Schilling aasgebracht werden solle; es sollten nämlich die bis
Martini des angegebenen Jahres ausgegebenen Stücke schwerer,
dann von Martini bis Weihnacht leichter, von Weihnacht bis
Maria Lichtmess (2. Februar) noch leichter^ Yon da an die leich-
testen ausgeprägt werden, um, wie es scheint, eine bessere Ueber-
einstimmung im Feingehalt zwischen den früher ausgegebenen, doch
bereits mehr abgenützten und den späteren Ausgaben herzustellen:
dabei sollte den Münzmeistern noch die Ueberschreitung der gesetz-
lich festgesetzten Zahl um 6 Pfennige auf die Mark nachgesehen
werden (Rd. 1, 23, 97). Die Klagen der Unterthanen über die
Unordnung im Münzwesen hörten jedoch auch jetzt nicht auf^
und nachdem schon, wie wir gesehen haben, im Jahre 1314 die
Insassen des salzwedeler Münzbezirks das Münzrecht erworben
hatten, trat nun auch „wegen mannigfaltiger Beschwernisse, Noth,
Schaden und Gebrechen*' der Markgraf im Jahre 1369 das Münz-
recht in den Münzbezirken Stendal und Berlin ab, behielt es
aber sonst in der Mittel- und Neumark. Die Folge davon war
jedoch eine noch viel ärgere Unordnung als die, über welche
man bisher geklagt hatte. In Salzwedel, Stendal, Berlin, Branden-
burg, überall bestand -bald ein anderer Münzfuss« und an den
landesherrlichen Münzstätten wurde der Feingehalt der Pfennige
in solchem Maasse herabgesetzt, dass man im Anfang der Regie-
rung Kaiser Karls IV. auf die Mark Silber wie es scheint,
45 — 17 brandenburgische Pfennige rechnete (s. d. Exkurs). Unter
Karl IV. stieg dann wahrscheinlich der Feingehalt der Pfennige
wieder, so dass auf die Mark Silber nur noch 34 Schillinge
gingen. Im stendaler Münzbezirk halten sich zwar die Städte
nach Erwerbung des Münzrechts die Möglichkeit offen behalten,
Pfennige von beliebigem Feingehalt zu prägen, indem sie fest-
setzten, dass unter allen Umständen 40 Schilling eine Mark Silber
gelten sollten (s. oben anter Münzrechnung); doch entweder
hatten sie davon nie Gebranch gemacht oder waren bald davon
zurückgekommen; denn zur Zeit Kaiser Karis IV. galten 7 sten-
dater Pfennige, obwohl im Kurse nicht ganz fest, in der Regel
26 A. KotalmanB':
einen böhmischen Groschen (Lb. S. 5, Tab. VII, wo übrigens
ZeQe 1 zwischen I gross, and den. offenbar einzuschalten ist:
Vn soL), und da die Mark Silber gleichzeitig damals zu 68 Gro-
sdien gerechnet wurde, so war sie ungefähr^ wenn der Groschen
7 Pfennige galt^ gleich 476 Pfennigen oder 39f Schilling, also
sehr nahe an 40 Schilling, und zwar nicht etwa bloss im sten-
daler Münzbezirk, wo sie Zwangskurs hatte, sondern im fireien
Verkehr (Quando VII den. solvuntur 1 gross, u. s« w.). Wenn
man nun damals die brandenburgischen Pfennige zu 34 Schilling
auf die Mark Silber ausmünzte, so waren 6 brandenburgische
Pfennige unge&hr gleich 7 stendaler. In Berlin münzte man da-
mals die Pfennige viel leichter aus, so dass auf 4 berliner 3 branden-
burgische (Lb. S. 5 Tab. VIII) Pfennige gingen und ein böh-
mischer Grroschen also 6 brandenburgische, etwa 7 stendaler oder
8 berliner Pfennige galt.
Bei dieser bunten Mannigfaltigkeit im Münzwesen blieb es
unter dem luxemburgischen Hause, bis der erste Hohenzotlei
wieder eine fast dem ganzen Territorium in seiner damaligen
Ausdehnung — die Neumark gehörte dem deutschen Orden —
gemeinsame „Landeswährung'^ (s. oben unter Münzrechnung),
zu Stande brachte; nur Salzwedel und Perleberg blieben da-
von ausgeschlossen. Es sollten sich fortan, wie sich aus den
Münzmeisterbestallungen (Rd. 1, 9, 144; Rm. S. 128) ergiebt, die
landesherrlichen Münzstatten nach Berlin oder Stendal richt^i*
Berlin und Stendal stimmten aber damals völlig überein (Bode,
Münzwesen Niedersachsens, S. 191.) Es gingen in Folge dessen
bis zum Jahre 1430 8 Pfennige auf einen böhmischm Grosehen
und sp&ter dieselbe Pfennigzahl auch auf einen Groschen Landes-
währung gerechnet, mochten die Pfennige in Berlin, Stendal oder
Brandenburg geschlagen sein (Rm. S. 109; Rd. 1, 8, 404 und
407; 1, 9, 149; 1, 3, 427; 1, 2, 288; 1, 12, 441; 1, 20, 45 u. s. w.).
Allerdings werden dabei die Pfennige wohl ausdrücklich ab »gute^
oder als solche, „womit ein Biedermann den andern bezahlen
könne'', bezeichnet (Rm. S. 109 und 1, 8, 404-407), und das
Geld- nnd MfintwcMB d«r Mark Brandenburg. 27
war allerdings nicht bei allen der Fall, sondern bei den von den
landesberrlichen Münzmeistem za Brandenburg und Hayelberg
geprägten Pfennigen zeigte sich nm das Jahr 1460 (Bode, a. a.
O.) ein erheblich geringerer Feingehalt als bei den berliner und
stendaler Pfennigen, die allerdings unter einander völlig überein-
stimmten, so dass von den zu Stendal und Berlin gepr>en Pfen-
nigen 18 Schilling 10 Pfennige, also 226 Pfennige, von den in
Havelberg geprägten aber erst 29 (22 ist Druckfehler) Schilling
3 Pfennige, also 351 Pfennige, und von den in Brandenburg ge-
pHkgten Groschen 31, von den in Havelberg geprägten aber erst
35 einen Feingehalt von 2 Loth hatten, und bei dieser Verschlechte*
rung der Mfluze blieb es auch in den Finanznöthen -während der
brandenburgisch- ponimersohen Ejriege bis zum Schluss des hier
behandelten Zeitraums.
Der Feingehalt der neuen Landeswährung in den Anfiuigen
derselben ergiebt sich aus der Bestallung des Münzmeisters zu
Brandenburg vom Jahre 1427 (Rd. 1, 9, 130) er soll „zum halben
schlagen, das ist 43 Pfennige auf ein Loth.^ Obwohl der Aus»
druck dunkel ist, so kann der Sinn doch nicht zweifelhaft sein
denn es kann keinem Zweifel unterliegen, dass, wenn ihm vor^
geschrieben würde^ wie er münzen solle, die Hauptsache war,
wieviel Pfennige auf eine Mark fein oder ein Loth fein gehen
sollten; da nun unter dem Loth, auf welches 43 Pfennige gehen
sollten, nach allem, was wir sonst wissen, nur das Loth der rauhen
Mark verstanden sein kann, so kann die Bestimmung des Fein-
gekalts nur in dem Ausdruck „zum halben schlagen^ enthalten
sein und nichts Anderes bedeuten, als dass die rauhe Mark zur
Hälfke aus feinem Silber bestehen, also Slötiiig sein solle. Die
Einfährung einer gemeinsamen Landeswährung setste aber noih«
wendig vorhergegangene Vereinbarungen mit den stendaler und
berliner Münzherm voraus und bei diesen Vereinbarungen musste
vor allen Dingen festgesetzt werden, wieviel Pfennige auf die
Mark fein gehen sollten; die Legirong konnte eher in den ver-
schiedenen Münzbezirken verschieden sein. Wir müssen an-
28 ^ Kotelmann:
nehmen, dass nach diesen Vereinbarungen aus einem Loth fein
86 Pfennige geschlagen werden sollten. Es ist nat&rlich, wenn
dies nach dem, was vorhergegangen, bei der Bestallung des Münz-
meisters als bekannt und selbstverständlich angenommen wurde —
dadurch erklart sich auch der Ausdruck „das ist^ — sollten auf
das Loth fein 86 Pfennige gehen und der Mönzmeister aus einem
Münzmetall prägen, welches nur zur Hälfte aus Feinsilber bestand,
so war dies dasselbe, als wenn er angewiesen wurde, auf ein
Loth der rauhen Mark 43 Pfennige zu prägen. £s wurden abo
damals aus der nur noch 81öthigen Mark 688 Pfennige oder mehr
als 57 Schillinge geschlagen. Die Bestallung vom Jahre 1463,
in welcher die Prägung von Groschen angeordnet wurde, setzt
aber fest, dass die gewogene Mark Pfennige. — das „Pagament^
— nur noch 6 Loth fein Silber enthalten und daraus 92 Grosehen
oder eine entsprechende Anzahl Pfennige geprägt werden sollten.
Es sollten also jetzt auf die 6 löthige Mark 736 Pfennige oder
mehr als 61 Schillinge gehen. In Wirklichkeit aber blieben die
an den markgräfiichen Münzstätten geprägten Groseben und Pfen-
nige, wie sich aus der oben erwähnten im Jahre 1460 zu Magde-
burg vorgenonunenen Prüfung ergiebt, auch jetzt noch weit hinter
jenem Feingehalt zurück; die brandenburgischen Groschen hatten
auf die rauhe Mark, bestehend aus 88 Groschen, nur 5 Loth
2 Vi Quentchen feines Silber; von den havelbergischen Groschen
aber gingen auf die rauhe Mark 92 bei einem Feingehalt von
nur 5 Loth 1 Quentchen, und von den Pfennigen gingen 60 Schil-
ling stendalische oder berlinische auf die rauhe Mark und hatten
einen Feingehalt von 6 Loth iVs Quentchen, von den havelber-
gischen aber 84 Schilling auf die rauhe Mark bei einem Fein-
gehalt von nur 5 Loth 3 Quentchen; der allmäligen Abnutzung
durch den Yerkehr kann dies nicht zugeschrieben werden, wie
der so ungleiche Feingehalt der stendaler und berliner Münzen
einer-, der landesherrhchen andererseits hinreichend darthut, son-
dern die Münzmeister kehrten sich aus Eigennutz nicht einmal an
die ihnen gegebenen Vorschriften.
Geld- and Hänzwesen der Mark Brandenburgf. 29
Bei so yerschiedenem Gehalt der ans deo einzelnen Mfinz*
statten aasgehenden Groschen nnd Pfennige bestand eine „Landes^
Währung'' eigentlich nur noch gesetzlich, thatsächlich nicht mehr;
man sah sich daher förmlich genöthigt, bei grösseren Geldgeschäften
die besseren Pfennige auszusuchen,- obwohl dies wiederholt streng
Terboten wurde, und der Gläubiger machte bei Darlehen gewöhn-
lich aus, dass die Rückzahlung in guten Groschen oder Pfennigen
zu erfolgen habe.
Die Herabsetzung des Feingehalts der M&nze oder doch die
Aufrechterhallung eines einmal bestehenden geringen Feingehalts
entsprang nicht immer, doch meist dem fiskalischen Interesse der
Fürsten an einem möglichst hohen Ertrage des Münzregals, oder
dem strafbaren Eigennutz der Münzmeister.
Die Ausprägung schwererer Pfennige als bisher üblich waren
oder in den Nachbargebieten kursirten, hatte, zumal wenn nicht
gleichzeitig alle umlaufenden älteren leichteren Münzen eingezogen
wurden, zur unausbleiblichen Folge, dass die neue schwerere
Münze nach ihrer Emittirung meist von den Juden, aber auch
▼on Christen aasgeschieden und eingeschmolzen oder ausser Landes
gebracht und durch leichtere in- und ausländische ersetzt wurde.
Der Staat hatte dann die Prägungskosten ganz umsonst gehabt.
Die Ausscheidung der schweren Münze von der leichten war ja
im Mittelalter um so eher möglich, als die Münztechnik, handwerks-
massig betrieben, auf höchst niedriger Stufe stand und das Ge-
wicht der einzelnen Münzstücke von vom herein sehr verschieden
war. Dies war auch in der Mark Brandenburg der Fall. Von
den leichten Pfennigen wogen oft erst 30 Schilling, von den
schweren schon 26 eine Mark (Rd. 1, 21, 109). Zur Ausscheidung
der letzteren von einander bediente man sich eines besonderen
waageartigen Instruments, welches ak „Seggher^ (Rd. 1, 21, 109)
oder „Zeggher^ (Rd. 1, 15, 91) — soviel als „Saiger^ — be-
zeichnet wird.
Der gewöhnliche Grund der Münzverschlechterung war jedoch
das fiskalische Interesse der Fürsten. Kurfbrst Friedrich II.
30 A. Rotelmann:
machte sich nach einer Münzmeisterbestallimg vom. Jahre 1468,
allerdings beim Ausbruch eines grosse Summen verschlingenden
Krieges, damals von seinen Münzmeistem einen ,,Sehlag8chatz''
Yon 6 Groschen auf die feine Mark aus (Rm. S. 242); da um
diese Zeit aus 6 Loth fein nicht mehr als 92 (Rm. S. 240->241)^
aus der feinen Mark also 245 Groschen geprägt werden sollten,
so betrug der Schlagschatz nahe an 2^2 pGt der auszuprägenden
Summen. Dazu kam dann der Gewinn des Münzmeisters und
die Unkosten des Betriebes, wodurch sich der wirkliche Schlagschatz
im heutigen Sinne, das heisst deijenige Betrag, welchen die Münze
Yon denen, welche neue Pfennige geprägt haben wollten, erhob,
auf das Doppelte erhöht haben mag. Es ist aber sehr zweifei*
haft, ob man stets geneigt war, für den Erwerb neuer Pfennige
ein so grosses Opfer zu bringen, da man sich ja, wenn man
bessere Münze haben wollte, leicht auch der rheinischen, mit
weit geringerem Schlagschatz ausgemünzten Gxdden bedienen
konnte (s. unten Kurs der Goldmünzen). Der Münzmeister , sah
sich dann gendthigt, um seine Kunden nicht za verlieren, sich
mit einem geringeren Schlagschatz zu begnügen, und, wenn er bei
demsdben nicht anders bestehen konnte, sich durch etwas leichtere
Ausprägung der Pfennige einen unerlaubten Gewinn zu verschaffen.
Dadurch sank der Feingehalt der Münze allmählich immer weiter.
Erst unter dem dritten hohenzollernschen Regenten, Albrecht
Achilles, wurde diesem, wie so manchen anderen finanzieUen
Missbräuchen Einhalt gethan.
Neben der „Landeswährung^ behauptete der salzwedelsche
Bezirk, über dessen Münzwesen uns übrigens die Urkunden bis
zum fünfzehnten Jahrhundert wenig Auskunft geben, auch unter
den HobenzoUem seinen eigenen Münzfuss. Nach einem im
Jahr 1434 zwischen Salzwedel und den Schlossgesessenen des
Bezirks getrofCenen Abkommen sollte damals bis auf weitere
Einigung die rauhe („gewogene*') Mark 6^ Loth fein enthalten
(Rd. 1, 5, 397 und 399). Wieviel P£»mige aus der Mark ge-
schlagen werden sollten, ist nicht gesagt; es scheint damals eine
Geld- und Münzveaen der Mark Brandanbnr^r. 31
schon l&ng^ feststehende, daher selbstTersiandliche Zahl gewesen
zu sein« Zwei Jahre später wurde dem damals bestallten MQnz-
meister aufgegeben, „lübische kleine hohle Pfennige^, doch etwas
besser als diese zu schlagen (Kd. 1, 25, 810). Die aus der rauhen
Mark zu pragende Pfennigzahl wurde also damals nicht mehr
ganz fest bestimmt. Die Pfennige waren beträchtlich leichter,
ab die stendalischen; denn w^irend im Jahre 1453 die Mark
Silber zu 44 Schilling stendalisch gerechnet wurde (s. oben), galt
sie in Salzwedel in den Jahren 1428 — 1458 gleich „3 lübischen
Mark salzwedler Wahrung'' (Rd. 1, 14, 288, 309, 813), also
gleich 48 Schilling. Die salzwedelschen Pfennige und Schorfe
waren im Jahre 1460 so schlecht, dass man damals nach Ver-
ordnung des Baths der Stadt einen stendalischen Pfennig gleich
3 Schelf salzwedelsch rechnete (Rd. 1, 14, 809).
Zu den einheimischen Mfinzen der Mark gehörten auch die
Finkenaugen und die „Yiereken", doch eigentlich erst seit dem
Jahre 1468, wo sie Kurfürst Friedridi IL von seinem Munz-
mdster zu K^gsberg nach einem von dem Eurffirsten selbst
bestimmten Münzfuse ausprägen liess (Rm. S. 242). . Bis dahin
wurden zwar an einzelnen hrandenburgischen Münzstätten Finken-
augen geschlagen, doch richtete man sich dabei nach den pommer-
sehen Finkenaugeu, und die Viereken kommen überhaupt früher
gar nicht vor (Rd. 1, 12, 363; 1, 21, 261; Rm. S. 217). Nur
in der Neuro ark verfuhr man schon unter der Herrschaft des
Deutschen Ordens selbstständiger: so wurde in den Jahren 1439
bis 1440 festgesetzt, dass dort die lötiiige Mark zu 20^1 Mark
Finkenaugen ausgeprägt werden solle (Rd. 1, 24, 149—152);
Kurfiarat Friedrich IL aber bestimmte im Jahre 1468, dass die
rauhe (gewogene) Mark bei den Finkenaugen P/» Loth fein ent-
halten und daraus 4^/, Mark geschlagen, bei den Viereken däi*
gegai die Mark 3Va Loih fein Silber enthalten und daraus 600
Stück geschlagen werden sollten. Der Feingehalt der seit dem
Jahre 1468 geschlagenen Finkenaugen betrog also bei weitem
noch nicht die Hälfte des Feingehalts der in deu Jahren 1439 bis
32 A. Kotelraann:
1440 in der Neumark geschlagenen, und jene Finkenangen hatten
noch nicht Vs ^^^ Feingehalts der Yiereken. Den damaligen
märkischen Pfennigen gegenüber war der Feingehalt von 6 Yiereken
dem von 4 — 5 Pfennigen, der Feingehalt von 4-- 5 Finkenaugen
dem von 1 Pfennig gleich.
Während das Marksilber und die märkischen Pfennige seit
Kaiser Karls IV. Zeit bedeutend an Feingehalt verloren, ver-
schlechterten sich die Finkenaugen noch viel mehr. Im Land-
buch Kaiser Karls lY. werden 94 Mark Finkenaugen gleich
17 Schock 4 Groschen, 11 Pfd. Finkenaugen gleich 2 Schock
12 Groschen (S. 21 unter Trebbin), 350 Mark Finkenaugen gleich
58 Mark Silber (wie sich aus der Yergleichung der S. 31 in
Finkenaugen, S. 32 in Mark Silber angegebenen Pfandsumme f&r
das oberste Gericht von Amswalde ergiebt), 64 Groschen etwa
gleich 6 Mark Finkenaugen (S. 4, Tab. YI), die Mark Silber
also gleich 6—7 Mark Finkenaugen gerechnet; im Jahre 1465
dagegen rechnete man die Mark Silber zu 8 Mark Finkenaugen
(Rd. 1, 21, 329). Während man in der Mitte des vierzehnten
Jahrhunderts auf einen brandenburgischen Pfennig 2 — 3 Finken-
augen rechnete, (Rd. 1, 19, 78 und 148; 1, 24, 55), galt er
(s. oben) seit dem Jahre 1468 gleich 4 — 5 Finkenaugen.
V. Kurs der in der Mark vorkommenden Goldmünzen (Gulden).
Besonders seit dem Beginn des fünfzehnten Jahrhunderts be-
diente man sich in der Mark auch der Goldmünzen (Gulden,
floreni), welche nach dem Muster der floreutiner Dukaten in
Deutschland; wie in anderen Läudem, in der Mark jedoch damals
noch nicht geschlagen wurden, und noch häufiger rechnete man
in Gulden, auch wenn man in Groschen zahlte^ nach dem jedes-
mal bestehenden Kurs, um so bei allem Wechsel im Feingehalt der
einheimischen Silbermünze den V ortheil der grösseren Beständigkeit
Geld- und Mönswesen der Mark BrandenbarK. 33
Goldmünze zo geniesseD, bis in der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts die Rechnung in Gulden bei grösseren Summen die in
Groschen fast s&mmtlich verdrängt. Schon unter Kurfürst
Friedrich IL wurden die Gehälter der Staatsbeamten und selbst
wizelne Staatseinkünfte (die Orbeten untermärkischer Städte) in
rheinischen Gulden festgesetzt, damit der Empfanger von dem
Sinken des Feingehalts und Kurses der Silbermünze keinen
Schaden habe.
Nach dem Landbuch Kaiser Karl lY. galt in den letzten
Regierungsjahren dieses Fürsten ein Gulden (florenus), ohne
Zweifel je nach Ursprung und Feingehalt desselben ~ eine be-
stimmte Sorte ist also nicht gemeint — 15 bis 17 böhmische Groschen.
Obwohl sich nun auch die Gulden im Laufe der Zeit erheblich
rerschlechterten, so verschlechterten sich doch die böhmischen
und märkischen Silbermünzen noch viel rascher. Ln Jahre 1402
rechnete man auf den ungarischen Gulden, der zu den besser aus-
geprägten gehörte, schon 20 (Rd. 2, 3, 155) und im Jahre 1428
28 böhmische Groschen (Rd. 1, 20, 27). Der von den rheinischen
Kurfürsten geprägte, im Gehalt geringere rheinische Gulden, dessen
man sich seitdem in der Mark fast ausschliesslich bediente, galt
damak (1426—31) auch schon 20—22 böhmische Groschen (Rd. 1,
11, 86 und 162; 1, 12, 211; 1, 19, 148; 1, 20, 27; 2, 3, 480
bis 481) und stieg, obwohl sein Feingehalt seit dem Jahre 1437
nicht unerheblich herabgesetzt worden, bis zum Jahre 1440 auf
26-27 Groschen (Rd. 1, 7, 94; 1, 9, 488). Denselben Kurs
behauptete er bis zum Jahre 1449, wo er 17 Vs — 1^ Schilling
galt, was dasselbe ist (Rd. 1, 16, 483); in den Jahren 1452—53,
nachdem der Kurfürst in den grossen Fürsten- und Städtekrieg
und andere Kämpfe verwickelt und durch Geldnoth zur Aus-
prägung leichterer Münze veranlasst worden war, rechnete man
die Gulden schon 19 Schilling 3 Pfennig (Rd. 1, 14, 295) oder
29 Groschen Landeswährung, in den Jahren 1463 — 70 nach und
während neuer kostspieliger Kriege zu 30 Groschen Landeswährung
(Rd. 1, 20, 68; 71; 72; 76; 77. Fidicin, historisch-dipl. Bei-
Ziitaehrift Ar Nantooifttlk. XI. S
34 A. Kotelmann:
träge zur Geschichte Berlins^ 11^ S. 250). Schon in den letzten
Regierungsjahren Friedrich 11. war jedoch dieser Kurs nur durch
Zwangsverordnungen (Mylius, Corpus constitutionum March.
IV, I, S. 1150) aufrecht erhalten worden, und gleich nach dieses
Fürsten Rucktritt von der Regierung im Jahre 1471 schnellte er
plötzlich auf 33 Groschen empor (Rd. 4, 1, 337), worauf er darch
die Bemühungen des Nachfolgers, Albrecht Achilles, auf den Stand
von 32 Groschen zurückgebracht wurde, den er auch unter den
folgenden Regenten bis tief in das sechzehnte Jahrhundert hinein
behauptete (Rd. 1, 12, 333; 1, 11, 192; 1, 21, 437; 1, 2, 49;
1, 21, 109 und vielen anderen SteUen) oder doch nur vorüber-
gehend überschritt. Der eigene wohlverstandene Vortheil der
Fürsten, das fiskalische Interesse selber brachte es dahin, dass sie
die Münze nicht verschlechterten, seitdem die Staatsausgaben
grösstentheils in rheinischen Gxdden geleistet wurden: denn er-
hielten sie die Abgaben der Unterthanen in schlechter Silber-
münze, so konnten sie dieselbe nur zu niedrigem Kurse in Gulden
umsetzen und erlitten vielmehr Schaden, als sie von der leichteren
Ausprägung Yortheil hatten.
Exe urs
Über Kaiser Karl IV. Landbuch der Mark Brandenburg
als Quelle für die brandenburgische Münzgeschichte.
Das Landbuch ist die wichtigste Quelle für den Zustand des
brandenburgischen Geld- und Münzwesens zur Zeit Kaiser Karl's
des Vierten. Der Kaiser, welcher sich durch das Landbuch
hauptsächlich eine Uebersicht über die brandenburgischen Staats-
einkünfte verschaffen wollte, liess dieselben allerdings zunächst
in der einheimischen Marksilber- und Pfennigrechnung verzeichnen;
bei den grösseren Summen erfolgte aber die Aufzeichnung gleich-
zeitig oder ausschliesslich in böhmischen Groschen. Aus den
• Geld- and Mnnzwesen der Mark BrandenbQrf(. 35
zahlreichen Angaben nun, welche in mehreren Geldsorten erfolgten,
lassen sich die Kurse derselben im Yerhältniss zu eiuander be-
rechnen. Ausserdem enthält eine jüngere Handschrift des Land-
buchs Münztabellen, aus denen sich jene Kurse direkt und noch
YoUstandiger ergeben.
Der Werth des Landbuchs als Quelle für die Munzgeschichte
wurde bisher dadurch beeinträchtigt, dass dasselbe aus Ter-
schiedenen älteren und jüngeren Bestandtheilen zusammengesetzt
ist und dass man der Meinung war, diese Bestandtheile seien zu
sehr verschiedenen Zeiten entstanden, wozu auch der grosse
Mangel an Uebereinstimmung in den Münzkursen, welche sich
aus dem Landbuch berechnen liessen, Veranlassung gab.
An einem anderen Orte gedenke ich nachzuweisen, dass jene
Annahme, die einzelnen Theile des Landbuchs und die Zusätze
der ersten von den beiden jüngeren Handschriften seien zu sehr
verschiedenen Zeiten entstanden, hin&Uig ist, dass vielmehr das
Landbach in allen seinen wesentlichen Bestandtheilen und mit
den Zusätzen jener jüngeren Handschrift während der kurzen Re-
gierung Karls des Vierten in der Mark (1373 — 78) oder eines nur
kurze Zeit darüber hinausreichenden Zeitraums entstanden und
jene jüngere Handschrift wahrscheinlich weiter nichts als eine
mit einigen Bereicherungen und für den praktischen Gebrauch
bestimmten Münztabellen versehene Reinschrift der ältesten Hand-
schrift ist.
Legt man diese Voraussetzung zu Grunde, so entsteht aller-
dings die Schwierigkeit, dass die Geldkurse, welche das Landbach
angiebt, oder welche sich aus Angaben desselben berechnen
lassen, so sehr von einander abweichen, dass so starke Verände-
rangen binnen so kurzer Zeit sich kaum begreifen lassen. Es
werden folgende Geldsummen einander gleichgestellt:
1. 8. 7. Tab. XIII onter Kfistrin 14 Pfd. Pfennige = 9Vt Hark SUber
2. 8. 18, bei der Orbete tod Boizenburg; 6 Pfd :^' 8 8chock 20 Qroschen
8. 8. 19, bei den Qew&ssem tod Kopnick 3 Pfd. = 2 Schock Groschen
4. bei denen Ton Boizenbnrg 24 Schill. = 66 Groschen
5. S. 26, unter Biesenthal 90 Pfd. = 45 Schock Groschen.
8*
36 ^- Kotelmann: •
6. unter Boiienbarg 5 Pfd. = 8 Schock Groschen
7. S. 26, unter Boizenborf^ 21>) Pfd. 16 Schill. = 15 Schock Oroscben
8. S. 28, unter Wrieien 1 Pfd. = 40 Groschen
9. S. 31, unter Wittenber(?e 41 Pfd. 14 Schill. = 20 Schock 88 Groschen.
Da die Mark Silber im Landbach, mit Ausnahme weniger,
unten aufgeführter, ohne Zweifel auf falscher Rechnung beruhender
Angaben zu 68 böhmischen Groschen gerechnet wird, so hätte
danach gegolten:
das Schock Groschen die Mark Silber
nach 1. 29 Schilling
ig 84 .
84 .
2.
80 Schil
3.
80 ,
4.
26 ,
5.
40 ,
6.
88 .
7.
29 .
8.
80 .
9.
42 .
46 ,
88
34 ,
84 .
47 ,
Ausserdem wird die Summe, für welche das Stadtgericht zu
Eyritz YerpfSuidet war, S. 31 zu 200 Pfund, S. 32 zu 133 Mark
Silber angegeben. Es wird also hier die Mark Silber zu 1^ Pfd.
oder 30 Schilling gerechnet^ doch bleibt es zweifelhaft, ob dies
auf einer zur Zeit der Entstehung des Landbuchs stattgefundenen
Berechnung beruht oder ob nicht, wie es häufiger vorkam, in der
Yerpfandungsurkunde die Summen sowohl in Pfund als in Mark-
silber angegeben war und so einmal in Münze, das andere Mal
in Silber in das Landbuch übernommen wurde und in letzterem
Fall würde die Eursangabe sich nicht auf die Zeit beziehen, wo
das Landbuch entstand, sondern auf eine frühere, in welcher die
Verpfändung geschah. Es läset sich also aus dieser Angabe keine
sichere Folgerung ziehen.
Was nun die übrigen Angaben betrifft, so wimmelt leider
die oben unter L aufgeführte Stelle von Rechenfehlem. Während
1) Fidicin's Ausgabe des Landbuchs enthalt hier die falsche Angabe
XXVI. talenta statt XXI. talenta, wie ich ans der Yergleichung mit dem im
Köoigl. geh. Staatsarchi? befindlichen Original ersehen habe. Ich hoffe näch-
stens eine Berichtigang der wesentlichsten Fehler der Fidicin'schen Ausgabe
veröffentlichen lu können.
Geld- nnd Mänzwesen der Mark Brandenburg. 37
sonst überall im Landbuch die Mark Silber 68 Groschen gilt,
werden hier rasch hintereinander
8 Mark Silber = 9 Schock 21 Groschen also 1 Mark = 707« Groschen
97, , . = 9 , 20 . . 1 , =ö8»Vi. .
48,. =64, 24, ,1,=.68
47 , , =54 « 4 , , 1 . =69V4» •
gerechnet. Die Groschenbruchtheile, die sonst bei der Berech-
nung des Mark Silber in Münze nicht yorkommen, deuten so
sehr auf Rechenfehler hin, dass sich aas den Münzangaben der
Tabelle keine Karsberechnong machen lässt. Auch die der
ältesten Handschrift entnommene und zu deren ursprünglichen
Bestandtheilen gehörige Ajigabe unter 4., nach welcher die Mark
Silber 29 Schilling gegolten hätte^ beruht wahrscheinlich auf
einem Rechen- oder Schreibfehler, denn nach dem Original der
Handschrift und der engen Verbindung dieser Angabe mit der
ihr unmittelbar vorhergehenden Nr. 3, aus welcher sich ein ganz
anderer, mit anderen Angaben des Landbuchs übereinstimmender
Kurs ergiebt, scheinen beide Angaben von demselben \erhsser
und aus derselben Zeit zu stammen. Gegen drei der übrigen An-
gaben erheben sich zwar keine besonderen, aber doch das all-
gemeine Bedenken, dass man bei der mangelhaften Fertigkeit der
Beamten im Rechnen auf eine vereinzelte Berechnung wenig
Werth legen kann, nur wenn zwei oder mehrere sonst unver-
dächtige Berechnungen dasselbe Resultat ergeben, kann man
darauf bauen; danach sind die aus den Angaben 5, 6, 9 sich er-
gebenden Kurse voo 45, 38, 47 Schilling auf die Mark Silber
unsicher. Dagegen darf aus der genauen Uebereinstimmung der
Angaben 2, 3, 7, 8 geschlossen werden, dass wenigstens während
des grösseren Theils der Regierung Kaiser Karls die Mark Silber
einen Kurs von 34 Schillingen hatte. Femer ist zu erwähnen,
dass die Theile des deutschen Landbuchs, in welchen die Angaben
5 und 9 enthalten sind, ihrer Form und ihrem Inhalt nach zu
den alleraltesten, gleich im Anfang der Arbeit entstandenen
Theilen des Landbuchs zu gehören scheinen: da nun jene An-
38 ^' Kotelmann: Geld- und Mäniwesen der Mark Brandenbnrpf.
gaben, obwohl sie am meisten von den übrigen abweichen, ein-
ander ziemlich nahe kommen, so ist es nicht an wahrscheinlich,
dass im Anfang der Regierung des Kaisers in der That die Mark
Silber einen Kurs von 47 Schilling hatte, der dann in Folge von
Verbesserungen, welche der Kaiser im Munzwesen vorgenommen
haben mag, auf 45 und noch später, der Angabe 6 entsprechend^
auf 38 und und zuletzt auf 34 Schilling herabging. Das ist zwar
aufiPallig, aber bei dem schlechten Zustand des Münzwesens zur
Zeit des wittelsbachischen Hauses nicht unbegreiflich und nicht
ohne Seitenstück.
A. Kotelmann.
39
Der &ros Tournois, eine Nacliahinuiig des Sarrazinas von
Acre ohristlicher Prägung. Ein Brief an Heim Anatol
von Barthfilemy.
Mein lieber Freund und College!
Sie hatten die Güte, mich nach dem Ursprung des Gros
Tournois zu fragen, gestatten Sie, dass ich ihnen als Antwort die
folgenden Zeilen übersende.
Sie wissen, dass ich Sie nicht ohne Ueberraschung auf ihre
Meinung verzichten sah, welche Sie im Verein mit Herrn de
Saulcy in der Kevue Arch^ologique und den M^langes de Numis-
matique des Jahres 1875 ausgesprochen und vertheidigt hatten.
Diese Meinung, welche die Prägung des Gros Tournois auf das
12. Jahrhundert zuruckyerlegte, war so neu und kühn^ dass ich
nach deren kritischen Zurückweisung durch Herrn Max Werly^)
eine weitere Begründung derselben von Ihrer Seite erwartete.
Allerdings würden solche Versuche unfruchtbar gewesen sein, denn
der Gros Tournois datirt wirklich von Ludwig dem Heiligen. Es
ist dies die allgemein überlieferte Ansicht, welche Sie auch als
wahrscheinlich angenommen haben.
Ich will dieser Ansicht einen Beweisgrund hinzufügen:
Der Gros Tournois giebt so genau die Zahl und Anordnung
der Kreuze und Inschriften wieder, welche die eine Seite des
Sarrazinas von Acre christlicher Prägung vom Jahre 1251 tragt,
dass er als eine Nachahmung dieser Münze angesehen werden
1) Memoire de U Sod^t^ des Antiquit^ de France, tom. XL, p. 67.
Lonia Blineud:
mnsa'). Zar Erlänterang wird ei
dieser beiden Münzen bätragen.
! Züchnnng nnd Beschreibnug
Beschreibung der einen Seite beider MOnzen.
Zwei iDSchrifteQ kreisrund und kon-
lenlrisch, die iusaera ein Spruch der
heiligon Schrift, ernaDzt durch die
innere Jnacbrift, welche ibrerseitB einen
Ereil umschreibt, der von einem Kreuz
elngenommeD wird, öbei dem Eienz
iwel kleinere Kranze im fief^nn der
beiden luschril^en.
Der SarTMiiiM Ton Acre.
Der Qroi Toarneis.
Zwei Iniehriften, kreisrnnd nnd kon-
zentrisch, die insiere ein Sprach der
heiligen Schrift, die innere Inschrift
Name nnd Titel des EönigB, welche
ihrereeitj einen Kreis amschreibt der
TOn einem Krem ein|^nommen wird,
über dem Kreni zwei kleinere Krenze
am B^nn der beiden Inachnften.
Der Oroi Tonmols.
Nach Beschreibung und der graphischen Wiedergabe der An-
ordnung der einen Seite beider Müazen wird man die KichUgkeit
meiner Behauptung nicht bezweifeln können, da der Gros Tonmois
eine Nachahmung des Sarrazinas ron Acre christlicher Prägung
vom Jahre 1251 ist, so muss man seine Prägang später datiren.
Dies ist auch Ihre Ansicht ond ich schätze mich glücklich,
daes sie durch meinen Beweisgrund bestärkt wird.
Ich beschränke mich aof Feststellung dieser Tbatsache, ohne
weiter auf 2^t und Ort der ersten Prägung des Gros Toomois
einzugehen. Sie, mein lieber Freund nnd College, glauben, dass
sie in Frankreich, den 15. August 1266 stattgefunden hat*). Ich
1) Nichts ist natürlicher, als dus Ludwig der Beilige, der wesentlich lur
Bentellnng dea Sarruinis Ton Acre christlicher Prägnog beitmg; und die An-
oidnang billigte, lon der nenen Prägung ao befriedigt wu, ikss er die An-
ordnung dieser Hänte anf den Gros Tonmois übertragen Hess.
2) Wallon, Histoire de aaint Loais, Paris 1880, gr. in 8*. p HOB.
Der Oro0 Tonmoii. 41
würde Ihre gründliche Beweisfühnmg als entscheidend ansehen,
wenn ich nicht glaubte, dass man noch den Beweis ffir die Prä-
gung des Gros Toomois im Orient aufSnden wird. Ohne auf
gewisse Thatsachen einzugehen, welche die Ausprägung einer
Silber-Münase Ludwig des Heiligen im heiligen Lande wahr-
scheinlich machen, wie soll man annehmen, dass dieser Konig,
welcher vier Jahre ungefähr in jenem Lande als Souverain lebte,
nicht das vornehmste Recht eines Souverains geübt haben soll,
Münzen zu prägen, während in seiner Nähe Fürsten dieses Recht
ausübten, deren Macht gering war im Yergleich zu ihm und die
ihn bei jeder Gelegenheit als ihr Oberhaupt anerkannten.
Abgesehen yon Zeit und Ort der ersten Ausprägung des
Gros Tournois, welche man vielleicht in die Numismatique de
rOrient latin wird aufnehmen müssen'), können wir jetzt, mein
lieber Freund und College, ohne Widerspruch zu fürchten an-
nehmen, dass sie unter Ludwig dem Heiligen stattfand und nach
dem Jahre 1251.
Marseille, den 10. November 1882.
Louis Blancard.
1) Ich lasM die Fra^e ausser Acht, ob der Gros Ton Tripolis fräher oder
spiter za datiren ist als der Gros Tournois Ludwig des Heiligeo, obgleich ich
cur zweiten Ansicht oefge. Cf. Barthilemy, lot. cit., und t. Saalcy citirt von
Schlnmbeiger, Numismatique de TOrieut latin, Paris 1878, gr. in 8«, p. 10&.
42
OriecliisGlie Eigennamen auf Münzen.
Nachträge and Berichtigungen zum Pape-Benseler'schen Lexikon.
Den im VII. Bande des Hermes S. 47 gegebenen Nachtragen
f&ge ich einige weitere hiuzu.
I. Berichtigungen.
^^Avydiatiwv^*' stammt wohl von uiydioTig , Beinamen der
Cybele, ab.
Aircontavrjg^ die Lesung ^AxQoxävrjg wird durch eine Münze mit
AVTOKANA im K. Münzkabinet widerlegt.
AiGiaq steht nicht auf „Sardinischen Münzen'^, sondern auf Münzen
von Sardes.
^Ekv\pafievB%oq ist kein Name, soodero es sind zwei Worte, denn
es steht auf den angeführten Münzen von Aspendus
sowohl EAY^A MENETYZ als MENETY2 EAYi^A. Im
Pamphylischen Dialekt ist ^ wahrscheinlich = 22; viel-
leicht bedeutet EAY^A eylvipe. Siehe J. Friedlaender in
Zeitschrift für Numismatik IV S. 297.
Kadog. Auf der angeführten Münze von Apollonia Ulyrici
Mionnet II 29 4 stellt EniKAAOY, EOI ist hier nicht Prae-
position, denn die zahlreichen Münzen derselben Art haben
nie die Praeposition. Der Name ist also ^Enixaäog.
AoxQOTrjg ist falsche Lesung für AaxQatfjgy es liegen mir gute
Exemplare der angeführten Münze vor. AoxQox-qg fällt fort.
NlyQT]Tog, Mionnet IV 328 fallt fort; diese Münzen von Laodicea
Phrygiae haben GHI A AIA nirPHTOZ.
^v
Griechische Eigfennamen auf Münzen. 43
SafnaoijQ fallt fort, es ist der Genetiv von Safiiaor]^ einer Form
des Stadtnamens Amisos. Siehe J. Friedlaender in Zeit-
schrift für Namismatik. U 29.
TaXavga, diese Pontische Stadt heisst aaf Münzen Tavlaga^
(TAYAAPUN), siehe J. Friedlaender, Zeitschrift für Numis-
matik n 115.
ArAGABYOI Mionnet S. VI 593, lies
ArAeAPXOZ.
ZIN04>ANT Mionnet S. VI 593, lies
HENO<l>ANTog
II. Neue Namen.
AyxiOxoQy SilbermüDze von Ephesos K. Münzkab.
liifvixagy EIII ANNIKA Tetradrachmon von Chalcidice in der
Sammlung des Herrn Güterbock.
/^e^ayoQag, Rhodus; Mionnet S. VI 593.
Jij^aivoQj Milet. K. Münzkab.
Jiovvatq>avi]g, Erythrae, K. Münzkab. statt Jiovvaotjpavqg.
^Ekaivsvg^ Milet, E. Münzkab. (Die Lesung ist nicht ganz sicher.)
^E^eraatevgy Erythrae E. Münzkab.
KYPANNIZ deutlich auf der Münze Mionnet S. IV 322, E.
Münzkab.
Moa^idiog, S;EN04>AN MOZeiAIOY, Archon in Cyme Aeolidis
zur Zeit des Drusus, Mionnet S. VI 18.
'^OtTakogj Erythrae, K. Münzkab.
ZKYFTANA (Genetiv) Bronzemünzen von Dyrrhacfaium , E.
Münzkab.
0Uag, Eni <]>IAAAOZ. Abdera, E. Münzkab.
44 J- Friedlaeoder:
III. Bekannte Namen
in Städten, wo sie noch nicht nachgewiesen waren.
Alo%ivriQ, Chios, Mionnet S, VI 390.
AiaxvXnq^ Apollonia ülyrici, S. HI 314.
'AXxldr^fiog, Milet, E. Münzkab.
^AkvTiiavi], Priesterin, Byzantiam unter Maximinus, K. Münzkab.
^AfiBivoxlijg, Aenianes Thessaliae, Mionnet II 9.
'AvTifpavrjg, ANTI<I>ANHZ0PA2nNIAOY RAPIOZ EHOIEI, Marmor-
statue des Hermes? E. Museum in Berlin; aus später Zeit,
also ein anderer Antiphanes als der bei Pausanias genannte
Erzgiesser.
^AnoXXag Oaiviov^ Temnus Aeolidis, Mionnet S. VI 41.
^AQiOToveixoQy AiXliog, Germe Mysiae , Mionnet II 554 und
Suppl. V 360.
Avanri^, YIl AHOA AYCIIIKOC, Nicopolis Moesiae unter Septi-
mius Severus, E. Münzkab. Mionnet S. II 119 369 liest
AYCnEKOC.
BaaaUaog, TI BAISIAAOY Ecl> Mionett IV 220 153 und Suppl. IV
503 104.
BiiaVy Milet, E. Münzkab.
BQ€fi(ov^ Milet, E. Münzkab.
AoQeoQy Dyrrhachium, Mionnet S. III 331.
Jioyivrjg, ED CTP F K AIOrGNOYC CTE4>ANHOOPOY, Smyma
m 247.
^EoQvda, Erythrae, E. Münzkab. Vergl. Evgvdafiog.
^Enixadog^ Apollonia Illyrici, E. Münzkab.
"EQfiiTiTiog ^EQ/Äoyivovg^ Archiereus in Smyma, Mionnet III 207.
Derselbe in Philadelphia Lydiae, Mionnet IV 98.
'E(}fi6q)avtog^ Ceramus in Garien, unter Commodus, E. Münzkab.
EvaivsTog, Stempel-Schneider auf Münzen von Syracus.
EvszijQia^ Beiname der Cleopatra, Mutter des Eönigs Antiochus VIIL
von Syrien, Mionnet S. VIII 62 (irrig gelesen).
Grieehische Eigennamen anf Münzen. 45
EYl*in Didrachmon von Heraclea Id Lncanien; 1* ist das Aspirations-
zeicheo, z. B. AV^YZKAI der Name von Asculom.
ZamvQiiüv^ ^HQoyyrjxog Z<o7iv()iiovoc auf der bei Herognetos von
Pape aDgeführten Münze von Magnesia Joniae.
'HgayoQagy Milet, K. Munzkab.
'HfaxXeidrig, HPAKAEIAOY ACKA, Strateg in Phocaea, Mion-
net III 179.
G€odoaiav6s, M, ^vq^ Strateg in Phocaea, Mionnet III 179.
QdgfiavÖQog^ Pergamum, Mionnet S. V 355 1079.
KallixQatrjc^ Khodns, Mionnet S. YI 593.
KovQidiog (das K nicht völlig sicher), Erythrae, E. Münzkab.
Kvdoxkrjg^ Cnidus^ Mionnet III 340.
^oyyeipog^ Avq. Magnesia ad Sipylom, Mionnet lY. 82.
Aoxixrjg^ Samos, E. Münzkab.
MfjtQog, Ephesus und Erythrae, E. Münzkab.
Moaxiüßp^ Cos. Mionnet Suppl. YI 571; ob nicht Mooxlwv steht?
Nixofiaxog^ Strategos in Pionia Mysiae, Mionnet S. Y 487.
^OyvfiOQxog^ der bekannte Heerführer im heiligen Eriege, auf
Münzen von Phocis, E. Münzkab.
Ilargaivog, Milet, E. Münzkab.
mdia eni DCAIAC CGKOYNAHC, Eucarpia, Zeit des Hadrian,
Mionnet lY 290.
Hoyeua? Rhodus, Mionnet Snppl. VI 592 216.
nwXkiapog^ Strategos in Philadelphia Lydiae Mionnet S. YU 399,
und mit dem Yornamen M in Thyatira Lydiae, Mion-
net IV 154.
nwXliiov^ CTP nnAAiaNOC, Pergamum, Mionnet II 592,
aber ebenda auf einer anderen Münze Cni CTPA I
nOAAinNOC.
SafiayoQag^ Hierapytna, Mionnet S. lY 322.
Safiioogy Form für AfAioSg; auf einer Münze stellt lAMIZOY;
Samsnn ist der jetzige Name.
SijQOfißog, Tarent, Drachme mit dem Reiter, E. Münzkab.
SwMavpag^ Tarent, Drachme mit dem Reiter, E. Münzkab.
46 ^' Friedlaender: Griecbiscbe Sif^enDamen auf Münzen
Tifioxk^g, Achaia, Mionnet Soppl. IV 20.
^YßQeag, der angeführte Hybreas steht auch als Grammateus und
Epimeles auf Münzen von Mylasa, Mionnet Suppl. lY 509.
0alaixoSy der bekannte Heerführer im heiligen Kriege, auf
Münzen von Phocis, E. Münzkab.
Okaxxog l\ ÜCA, Curator in Encarpia Phrygiae, Mionnet Suppl. VII
560, Zeit des Antoninus Pius.
J. Friedlaender.
47
Sie Erwerbungen des Königlichen Mfinzkabinets im
Jahre 1882.
(Tat I, II.)
Gold
Silbm-
Bronze
Stack
2
31
203
236
8
593
27
628
3
63
28
94
29
91
44
164
Der mehrjährigen Sitte getreu berichte ich über die neuen
Erwerbungen, wenn sie auch weniger wissenschaftlich Neues
brachten als die früherer Jahre. Sie bestanden aus:
Griechischen
Römischen und Byzantinischen
Mittelalterlichen und Neueren .
Orientalischen 29
42 778 802 1122
Auch in diesem Jahre hat die Sammlung mehrere Geschenke
erhalten : von S. E. und E. H. dem hohen Protector der Museen,
dem Ministerium des Cultus und dem der öffentlichen Arbeiten,
der Geographischen Gesellschaft, S. £. dem Wirklichen Geheimen
Rath Grafen von Usedom, Herrn Gonsul Eoch in Reval, Freiherm
von Saurma, Herrn Professor Pais aus Cagliari, Herrn Done-
bauer in Prag, Herrn Directorial- Assistent Dr. Erman und dem
Verfasser.
I. Unter den angekauften Griechischen Münzen f&llte der
schöne und seltene Goldstater von Panticapaeum mit dem Eopf
des Pan im Dreiviertel- Profil eine langst gef&hlte Lflcke. Aus
demselben Lande stammt der Stater der Stadt Chersonesus, Tafel I,
von welchem nur noch ein abweichendes Exemplar bekannt ist.
Das unsrige wurde auf der Versteigerung der in Odessa ge-
bildeten Sammlung des verstorbenen Staatsrath Dr. P. Becker
48 ^- Friedlaender:
erworben. Es hat die Jahrzahl OF (73), über der Artemis and
ein Monogramm aus IIAP. Die Münze ist äusserst roh, der
Apollokopf gleicht den Köpfen der Imperatoren. Das Gewicht
ist 7,83 Gramm.
Auf derselben Aaction worden noch einige andere Münzen
Ton den Küsten des Schwarzen Meeres erworben, von Tyra,
Tomi, Neocaesarea; darunter auch die unter Geta geprägte von
Tinus, auf welcher Becker in seinem gedruckten Katalog Z£YC
GYPHCIOC gelesen hatte, während Z€YC CYP...IOC darauf
steht, was wahrscheinlich zu CYPF ACTIOC zu ergänzen ist.
Denn ZCYC CYPFACTHC ist häufig auf den Münzen dieser
Stadt und da, wie Eckhel anführt, MAGNO SVRGASTEO in
einer Steinschrift vorkommt, so ist die Form avQjrdoriog glaublioh.
Unter den nordgriechischen zeichnet sich ein recht schönes
Exemplar des urältesten macedonischen Octodrachmons aus, von
38,7 Gramm. Ein von einem Stier gezogener Karren, linkshin,
der Karren hat einen geflochtenen Sitz, wie der auf einigen Münzen
von Messana, mit hoher Lehne, die Speichen haben die alte Form
ya^ der sitzende fast hockende Lenker trägt die Causia und ist
bekleidet, er erhebt in der Rechten einen kurzen Treibstab.
Heber dem Rücken des Stiers ist ein korinthischer Helm mit
einem grossen Busch. Den Abschnitt bildet ein Perlstab zwischen
zwei Linien. Auf der Kf. ein flaches Triquetrom, aus drei mensch-
lichen Beinen ; in den Zwischenräumen Zierrathen, Akroterien
ähnlich.
Von vortrefflicher Erhaltung ist das Tafel I abgebildete eben-
falls sehr alte schriftlose Tetradrachmon von Terone. Auf einer
Münze von Abdera ist ein hüpfendes Mädchen mit dem „Ka^athos''
genanntem Kopfputz und einen kaum über die Balfie des Leibes
hinabreichenden fliegenden Gewände. MiUingen hatte diese Figur
wegen des danebenstehenden Beamten-Namens Molpagoras auf
die fiolnijj den vom Tanz begleiteten Gesang gedeutet, jetzt gilt
die Vorstellung für den ^KaXad'laxoc*^ genannten Tanz; Stephani
ErwerboDfi^D des Königlichen MnnskabiDets im Jahre 1882. 49
in Petersburg hat die Figur auf Tielen Kunstwerken (ohne den
Namen Molpagoras) wiederkehrend, nachgewiesen.
Die Tafel I, 1 abgebildete Münze des Päonischen Königs
Palraus hat die gewohnte Kehrseite, aber die Vorderseite weicht
ab. Während sonst ein lorbeerbekra«nzter Kopf mit kurzem Haar
gleich dem auf den Statem Philipp II. erscheint, also wohl ein
jugendlicher Herakles, ist hier der Kopf eines Mannes mit einer
Taenia um das Haar dargestellt, also wohl auch wieder Herakles,
fär den auch die Taenia sehr wohl passt. An ein Bildniss des
Patraus kann man nicht denken, da das Bildniss bekanntlich erst
unter den Diadochen, nach 306, beginnt, Patraus aber 340 — 315
regiert hat. Auch wäre die Taenia für einen König nicht passend.
Ein Yollkommen schönes Exemplar der seltenen Münze des
Alexander von Pherae mit dem Kopf der Artemis von vom hat
neben dem bewaffneten Reiter der Kj\ AAEHANAPEIOI, während
gewöhnlich der Genetiv des Königsnamens steht.
Ebenfalls dem Norden Griechenlands gehört das Tetra-
drachmon mit den Typen und der Aufschrift Alexanders des
Grossen und OAHZITXIN (Müller Nr. 430). Es ist bekannt,
dass diese Typen lange nach Alexanders Tode beibehalten worden
sind; andere Münzen mit diesen Typen und OAH geben da-
für den bündigsten Beweis, denn auf ihnen hat der mit dem
Lowenfell bedeckte Kopf unverkennbar die Züge Mithradat's des
Grossen.
Unter den Münzen des eigentlichen Griechenlands ist ein
athenisches Tetradracfamon hervorzuheben, von welchem nur ein
etwas abweichendes Exemplar, in Oxford, bekannt und von Beulö
S. 210 abgebildet ist
Das nnserige hat auch AIIEA AI
KXIN
APIZ
TOTE
AHD
unter AI eine stehende Demeter mit zwei Aehren in der Rechten.
Z«lttehrlft fftr NunUoMdfc. XI. 4
50 J* Friedlaender:
Auf der Amphora steht die Monatszahl A (das Oxforder Exem-
plar hat K), nnter dem Kranz steht AI.
Apellikon gehörte, wie auch die Münzen zeigen, mit Gorgias
und Aristion in die Zeit Mithradats, folglich auch der Aristoteles
dieser Münze. Ob er ein Nachkomme des Philosophen war,
bleibt dahingestellt; der auch auf unserer Münze genannte
Apellikon war wenigstens gleich diesem aus Teos, und hatte Be-
ziehungen zu seinem berühmten Landsmann, er kaufte dessen
Bibliothek Ton den Nachkommen und liess von einigen Werken
neue Abschriftien machen. Rudolf Weil hat interessante Auf-
schlüsse über diese Verhältnisse gegeben. (Mittheilungen des
archäologischen Instituts in Athen, Th. VI S. 315 und nament-
Uch S. 327.)
Nicht oft kommen uns jetzt wichtige italische und sicilische
Münzen zu. Um so erwünschter war die Tafel I abgebildete
seltene Silbermünze von Teanum Sidicinum mit dem oskischen,
auf beide Seiten vertheilten vollen Stadtnamen. Ich habe sie zum
ersten Mal publicirt (BuUettino dell' instituto 1847, S. 96), aber
ich konnte sie in meinen oskischen Münzen auch nur beschreiben,
nicht abbilden, da die Herren Santangelo in Neapel nicht er-
laubten, ihre beiden damals allein bekannten Exemplare zeichnen
zu lassen.
Bemerkenswerth ist eine kleine unedierte Bronzemünze mit
dem Kopf des Apoll und einem weiblichen auf der Ks., neben
welchem AYTOKANA steht, Taf. 1, 3. AinouaifTjg oQog ainv kommt
in dem Homerischen Hymnus an ApoUo Delius (t. 35) vor; die
von Ilgen in seiner Ausgabe der Homerischen Hymnen an-
genommene Emendation axQOxavrig wird durch unsere Münze
widerlegt. Autokanes ist wohl gewiss das sonst Eane oder
Eanes genannte Yorgebirge in Aeolis, Lesbos gegenüber, an
welchem die von Schriftstellern öfter genannte Stadt Kaue oder
Eanae lag, die nun zuerst in die Keihe der Prägstätten tritt;
sie hat gleich dem Vorgebirge zwei Namen gehabt: Eane und
Autokane. Eine andere Münze, Taf. I, 4, gehört vielleicht auch
Erwerbungen des Königlichen Münzkabinets im Jahre 1882. 51
dieser Stadt. Hier die Beschreibung: M ISMill. Lorbeerbekränzter
Kopf des Asklepios (wie es scheint) gerade von vom. Rs. Kranz,
in dessen Mitte ein grosser Punkt, unter dem Kranz mit sehr
kleinen Buchstaben AYTOKA. Nicht mit derselben Sicherheit
wie die erste möchte ich die zweite dieser Stadt zutheilen; die
Lesung ist nicht völlig sicher, es ist ungewöhnlich, dass der
Stadtname mit so kleinen Buchstaben und an so untergeordneter
Stelle steht, das Abbrechen des Namens mit der Silbe, nicht in
der Silbe, ist nur in frühen Zeiten gebrauchlich. Andererseits
hat dje Mänze Aehnlichkeit mit denen des benachbarten Elaea,
wenn auch der Kopf mehr an den Apoll von Alexandria Troas
erinnert.
Die folgende Münze von Mastaura in Lydien berichtigt die
Beschreibung der beiden Exemplare, welche Mionnet (S. YII 390,
339 und 340) auffuhrt doch lasst sich noch nicht die Aufschrift
der Kehrseite vollständig feststellen.
JE 20 MilL Die sich anschauenden Köpfe des lorbeer-
bekränzten Tiberius rechtshin, und der Li via linkshin. Darüber
2EBAZTOY2, darunter MATTAYPITAI.
Ä/. EniMEAHTHS nANA0HNA(inN ) und
im Felde vertheilt T n N. Der Kaiser im Schritt reitend,
rechtshin.
Der Name des Epimeletes am Anfang dieser Aufschrift wird
in der Mionnet'schen Beschreibung A • FEOY angegeben, was un-
möglich richtig istO- Nach OANAeHNAinN folgt ein Wort,
das mit THN schliesst, es ist kaum Platz fQr MAITAVPI, woran
sich THN schliessen wurde, auch ist nicht wahrscheinlich, wenn
auch möglich, dass der Name der Mastanriten zwei Mal genannt
ist. Kurz, diese Aufschrift bedarf noch der Vervollständigung.
Zu den sehr wenigen kleinasiatischen Städten, welche Pana-
thenäen gefeiert haben, tritt hier Mastaura.
1) Das Exemplar im Königl. Münskabinet in Manchen, welches wohl das
yon Mionnet beachriebene Couain^rysche ist, zeif^t . . . ovo EniMEAHTHZ han
...wie Herr Profeaaor Bmoa und Harr Dr. Riggaoer mir mittheilan.
V
52 •'• FriedUender :
Münzen von Ninive Claudiopolis sind immer no6h selten.
Zwei kamen uns zu, eine des M. Aorelius: M 23 Miil. AVR
VERVS um den jugendlichen unbekränzten Kopf. Rf. (C)OL AV
FEL NINI CLAV Adler von vom mit ausgebreiteten Flügeln
zi¥ischen zwei Feldzeichen. Die zweite ist von Maximinus und
Maximus: IE 32 Mill. IMP MAXIMIN VS ( PI)VS
Lorbeerbekränzter Eopf rechtshin mit dem Paludamentum. Die
Lücke der Aufschrift vor dem Gesicht ist durch einen ein-
geschlagenen runden Stempel entstanden. JRf. C IVL VER
MAXIMVS . . . (CLA)VA Unbekränzter Eopf rechtshin mit dem
Paludamentum. Auch hier ist die Lücke durch eingeschlagene
Stempel entstanden, dreimal derselbe Stempel mit einer stehenden
Victoria rechtshin.
Eine unter Caracalla in Caesarea Cappadociae geprägte
Münze, deren Ks, Taf. I, 5 abgebildet ist, hat die Aufschrift £IC
eANATOYC KYPIOY und die Jahrzahl ir, sie bezieht sich auf
den Tod des Septimius Severus, welcher im dreizehnten Jahre
der Mitregierung seines Sohnes Caracalla starb.
Die kleine Anzahl von Münzen, auf denen Geta's Eopf aus-
radirt ist, wurde durch eine von Pergamum vermehrt.
? EBAOMOY steht auf einer Alexandrinischen Münze des
Severus Alexander; diese Form für L habe ich sonst nie be-
merkt.
Mit der in Athen gebildeten Sammlung von Alterthümem
des Professor Eomnos gelangten 480 Bleimarken an das Münz-
kabinet, wo schon zahlreiche auibewahrt wurden. Mehrere haben
Typen der athenischen Münzen, einige die Münztypen anderer
Städte, die meisten Darstellungen lassen den Zweck nicht er-
kennen, manche mit Masken mögen zum Einlass in Theater ge-
dient haben. Viele sind scharf und zierlich.
IL Die römischen Münzen, welche an Zahl und Werth
hinter den griechischen zurückgeblieben waren, haben in den
letzten Jahren beträchtlichen Zuwachs erhalten, worüber früher
berichtet worden ist. L) diesem Jahre traten zu den im Jahre
^v
ErwerboDgen des Königlichen Hänzkabinets im Jahre 1882. 53
1881 erworbenen 6 grossen Bronzemedaillons 11 andere ans der-
selben Sammlang des englischen Capitains Sandes, 1 goldener,
2 silberne, 8 bronzene, hinzu.
Der goldene des Gallienus ist doppelt so schwer als die
meisten bekannten, nämlich 27,65 Gramm, also Vis Pfand. Die
Anfschrift ist IMP GALL1ENVS AVG COS V um den lorbeer-
bekranzten Kopf rechtshin. Rf. AEQVITAS PVBLICA um die
drei Monetae. Die Vorderseite findet sich auch auf einem anderen
Goldmedaillon, welchen Eckhel (D. VII 393) aus dem Museum
Albani beschrieben, Cohen aber übersehen hat, während dieser
einen andern mit MONETA AVG beschrieben hat, der auch
Vis P^d schwer ist.
Ein silberner Medaillon, vom Kaiser Priscus Attalus ge-
prägt^ ist der grösste und schwerste aller Silbermedaillons, er
hat 46 Millimeter im Durchmesser und das Gewicht eines Viertel-
pfundes, 75,6 statt 81,89. Nur noch ein Exemplar im Britischen
Museum ist bekannt. Es ist auffiUlend, dass in der Epoche des
tiefsten Verfalls des römischen Reichs ^ als die wandernden Ger-
manen Italien durchzogen und beherrschten, der schwächste der
ephemeren Kaiser ein solches Prachtstück geprägt hat Die
historischen Verhältnisse erklären nicht dies Räthsel. Aiarich
hatte bei seinem ersten Erscheinen vor Rom im Jahre 408 auf
die Einnahme der Stadt gegen eine Kriegsentschädigung von
500 Pfund Gold und 80000 Pfund SUber (7 bis 8 MiUionen
Mark) verzichtet. Im folgenden Jahre war er zurückgekehrt und
hatte, da der Kaiser Honorius nach dem festen Ravenna ge-
flüchtet war und nicht Frieden schliessen wollte, den aus Klein-
asien gebürtigen Praefectus urbi Priscus Attalus zum Kaiser er-
nannt, hatte ihn mit sich gegen Ravenna geführt und im folgenden
Jahre im Lager bei Ariminum des Purpurs entkleidet Darauf
hatte sich Aiarich zum dritten Male gegen Rom gewendet, und
nun erfolgte die bekannte gothische Eroberung der Stadt.
Aus diesen Thatsachen ergiebt sich, dass der Medaillon
gleich nachdem Attalus zum Kaiser ernannt war, geprägt worden
54 J* Friedlaender:
sein mass, obwohl eben zuvor jeae grossen Snameo tob Edel-
metall den Gothen ausgeliefert worden waren. Die Kehrseite
stellt wie zum Hohn die Invicta Roma aetema dar.
Attalas gelangte nie wieder zur Herrschaft, sondern blieb
als ein Spielball der gothischen Könige und Heerführer bis zum
Jahre 416 im gothischen Lager, ward dann dem Honorius aus-
geliefert und von diesem nach Lipara verbannt. Der Medaillon
kann also keiner anderen Zeit als der vom angegebenen an-
gehören.
Von der Julia Paula, der Gemahlin Elagabals war über-
haupt noch kein Medaillon bekannt. Der silberne mit dieser
Sammlung erworbene ist 33 Mill. gross, wiegt 16,52 Gramm und
hat IVLIA PAVLA AVGVSTA und das Brustbild linkshin, mit
Diadem und Gewand. Auf der KJ. AEQVITAS PVBLICA und
die drei Monetae.
Unter den acht BronzemedaiUons dieser Sammlung ist der
bedeutendste einer des Commodus, mit dem breiten Rande 65 Milk
gross. Um zwei gekreuzte Füllhorns, in der Mitte ein Herold-
stab, steht TEMPOR FELICIT P M TR P XV IMP VIII COS VI PP.
Wie oft neben diesem Wappen des Senats fehlt auch hier das S C.
Schön ist ein Medaillon des Septimius Severus, dessen
nacktes Brustbild man vom Rücken sieht, er hat den Schild am
linken Arm und vor der Brust ragt die Lanze hervor.
In Cohen's Buch fehlt der folgende des Severus Alexander:
iE 40 Mill. IMP CAES M AVREL SEV ALEXANDER PIVS FELIX
AVG Lorbeerbekränztes Brustbild rechtshin mit dem
Paludamentum.
Rj\ CONCORDIA AVGVSTORVM Das Kaiserpaar ein-
ander die Hände reichend.
Ein kleiner Medaillon des Gordianus UI. hat TRAIECTVS
AVG um eine Galeere mit Bewa£fheten. Eckhel hat dies auf die
Ueberfahrt des Gordianus von Thracien und Eleinasien bezogen,
welche Capitolinus erwähnt; Cohen hat dem widersprochen, weil
keine Delphine im Meere dargestellt sind, welche Eckhel, alten
ErwerbuDgeD dos RöniglklMn HönzkabiDeU im Jahre 1882. 55
AbbildaAgeo folgend ohne ein Original zu kennen, angenommen
hatte. Diese Delphine sind wirklich nicht auf der Münze, aber
es kommt wenig darauf an; EckheFs Urtheil ist hier wie fast
immer richtig. Ein Flussübergang würde kaum traiectus genannt,
und nicht durch ein Seekriegsschiff bezeichnet worden sein.
Wie sollten auch Seeschiffe in den oberen Euphrat gelangt und
auf dem bekanntlieh reissenden und nicht breiten Strom brauchbar
gewesen sein. Es ist gewiss die Ueberfahrt über den HeUespont
gemeint, wie Eck hei gesagt hat.
Andere Medaillons sind von Salonina und von Tacitus, von
Probus ein sehr schöner figurenreicher, auf dem die Roma dem
Kaiser die Erdkugel überreicht Endlich einer des Constantius
Chlorus.
M 32. FL VAL CONSTANTIVS NOB C Das lorbeerbekränzte
Brostbild linkshio, mau sieht auch deu rechten Arm
mit der Lanze, die über der Schulter vorragt. Der
Harnisch ist mit der Aegis und dem Goi^ooenkopf
verziert.
Rf. MONETA AVGG Die drei Monetae.
Unter den einzeln erworbenen römischen Münzen ist die be-
deutendste der Aureus des Diadumenianus mit SPES PVBLICA,
eine der seltensten unter den Kaisermünzen; die Sammlung besass
noch keine Goldmünze von ihm.
Von dem Aureus des Severus Alexander mit UBERALITAS
AVC V und der stehenden Liberalitas war bisher nur ein Exem-
plar bekannt. Durch den Fundort interessant ist ein bei Arn-
stadt ausgegrabener Aureus des Tetricus mit VICTORIA AVGG
und der ein Tropäum tragenden Victoria.
Die bei weitem wichtigste Erwerbung war der Ankauf der
nahe an 600 Denare der Republik und der ersten Imperatoren,
welche der englische Capitain Sandes vereinigt hatte. Gleich den
früher gekauften Bronzemünzen desselben Sammlers sind diese
56 ^* Friedlaender:
Denare lauter Prachtexemplare, namentlich die zahlreichen Bild-
nisse sind hier in den schönsten Exemplaren vorhanden: Ventidins,
Labienus, Pompeius Caesar, viele seltene des Augustus, des
Brutus und Gassius. Auch mehrere der allersekensten noch
fehlenden Denare, wie Numitoria^ Gomaficia und eine Reihe
von seltenen Sestertien und Quinaren, endlich 9 von Traian
restituirte Denare, welche die Reihe dieser merkwürdigen Stucke
vervollständigten; diese besteht nun aus folgenden: Aemilia^
Carisia, Claudia, Eppia (nur noch in einem andern Exemplar
bekannt), Lucretia, Mamilia, Rubria, Titia, Tullia, und dem mit
der sitzenden Roma^ der Lupa und den Spechten, einem Typus,
den Titus auch schon auf Goldmünzen wiederholt hatte. Dann
Caesar, Brutus, Augustus, und 5 von Traian restituirte goldene
Kaisermünzen: Augustus, Galba, Yespasian, und zwei des Titus.
Man hat gemeint, Traian habe diese Münzen machen lassen, um
die Geschichte der Münzprägung darzustellen, aber die Denare
der Horatia, Decia, des Brutus und manche andere zeigen, dass
es ihm, wie man allgemein angenommen hat, darauf ankam, an
die alten Ruhmesthaten zu erinnern.
Unter den einzeln gekauften spätrömischen ist ein unedirter
Denar des Constantius Gallus: DN CONSTANTIVS IVN NOB C
Brustbild rechtshin mit dem Paludamentum.
Rf. VICTORIA CAESARIS Victoria linkshin, in der Rechten
einen Kranz erhebend, im linken Arm ein Tropaeum haltend,
im Abschnitt SIS.
Auch die Reihe der Byzantiner wurde durch drei seltene
Goldmünzen vermehrt: Theodosius Adramytenus und Michael
Rhangabä waren noch gar nicht in der Sammlung vertreten; und
der Solidus Constantius VI. und seiner Mutter Irene, mit den
drei Vorgängern auf der Ks. fehlte auch, wenn auch andere der
Irene vorhanden waren.
Die Exagia erhielten ebenfalls beträchtlichen Zuwachs. Ein
geprägtes hat auf der Vf. die Köpfe des Honorius, Arcadius und
Theodosius U., den letzteren kleineren in der Mitte Die Kf. hat
Erwerbungen des Roni^ehen MaozkabioeU im Jahre 1882.
57
die Umschrift EXAGiam SOLidi SVB Yiro INLastri lOANNI
COMite Sacrarum Largitionom, um die stehcDde Aequitas mit
Waage and Füllhorn, im Felde ein Stern, im Abschnitt CONS.
Die übrigen Exagia haben gravierte Inschriften, die meist
mit Silber eingelegt waren; wo dies Silber herausgefallen, ist das
Gewicht verringert. Das römische Pfand wiegt 327,6 Gramm,
der SoUdus 4,55.
Hier das Verzeichniss unserer Gewichte und Exagia.
rund
rand
nind
D
rund ! N IH
N IB
N €
N q
3) mit N
auf der Ef, ist gross and
roh T> eingegraben; IH
(18) Solidi sind drei Un-
clae, sollte T ein F sein
und 3 bedeuten ? aber was
sollte I?
(die byzantinische 5)
dem Grewicht nach muss es
IUI sein, aber es ist kein
Raum für IUI nach demN.
Das eingelegte Silber ist
ausgefallen.
76.7
52.3
20.85
21.25
16.2
D
rfr
1) mit r, Zeichen der Uncia.
drei Unciae
77
Vollg*wlcbt
81.9
rand
r+B
amher Kranz
52.9
54.6
D
r + A
A steht für A
2) mit SOL
25.17
27.3
D
-tu
SOL
zwei Unciae, zwölf Solidi
53.45
54.6
X + II
G
SOL
VI
26.02
27.3
81.9
54.6
22.75
22.75
18.2
58
J. Friedlaender:
D
rund
rund
D
G
rund
D
G
Nr
1285
Vall|*wleht
13.65
N+r
13.03
13.65
NB
N
hat Uebergewicht
9.2
4.15
9.1
4.55
N
4.01
4.55
N
4) mit Zahlen.
4.18
4.55
H
H
H=8,derSolida8 wird inKA
Theile getheilt, also H ist
der Tremissis, der häufig
in späterer Zeit geprägt
wurde.
1.34
1.3
1.51
1.51
Eine byzantinische Tessera, welche nach dem Charakter der
Schrift in das 12. Jahrhundert gebort, hat die Aufschriften ^)
+nA
AAIONO GAA
AOTPA 4)PON
XON
ni. Mittelalterliche und Neuere Münzen. Die Reihe
der päpstlichen Denare beginnt in unserer Sammlung mit dem
ältesten, dem Hadrian^s I. (772—795). Dieser Denar ist eine
missverstandene Nachahmung Byzantinischer Goldmünzen; die
ihm nächstfolgenden nennen die Earolingischen Kaiser als die
Schenker und Schützer des Landbesitzes, während im Anfang der
Name des Papstes nur im Monogramm erscheint. Vier dieser
seltenen Stücke bereicherten in diesem Jahre unsere Reihe:
Nicolaus I. 858—867, Hadrian U. 867—872, beide mit Ludwig U.,
1) Ein koptisch -arabisches Glossar der Pariser Bibliothek fahrt unter
{^rriechischen AusdrackeD, die auf das Mäozuresen Bezug haben , 6XoT{foxoy
mit der Bedeatang wazin „voll wichtig*' aui Danach scheint es, als sei das
obige Stück ein Gewicht — aber dadurch wird seine Aufschrift um so räthsel-
hafter. Adolf Erman.
Erwerbnngen des König^kken MöntkabiDets im Jahre 1882. 59
ond zwei Denare von Benedict IV. 900 — 903 mit Ludwig III.
Der eine dieser beiden hat LODOVVICVS MP (imp.), im Felde
eine offene Hand, zu deren Seiten R O steht. Es ist gesagt
worden, dies sei ein Rebus für ROmanns, allein dies ist kaum
möglich, da der Titel damals nicht Imperator Romanas, sondern
Romanoram hiess.
Merkwürdig ist der aaf Tafel I abgebildete Denar yon
Payia, von dem schon Argelati (Th. I. Tafel II Nr. XV) eine Ab-
bildong gegeben hat, doch ohne seine Seltsamkeit zu bemerken.
Die Münze ist, wie man sieht, den Karolingischen nachgebildet.
Welchem Heinrich gehört sie? Heinrich I. ist ausser Frage, da
er nicht in Italien und nicht Kaiser war; die ihm folgenden
Ottonen haben in Pavia die bekannten zahlreichen denarii Otho-
lini geprägt, welche einen ganz andern Typus, kleine dicke Buch-
P A
Stäben und im Felde den Stadtnamen so gestellt p ^ haben.
Diesen Typus und diesen Charakter haben nun auch die Denare
Heinrich U.; und dennoch kann man nur ihm unsere Münze
zutheilen, denn Heinrich HI. ist ausser Frage, er kann noch
weniger zu diesen alten Typen zurückgegriffen haben. Um dies
Räthsel zu erklären, möchte man vielleicht glauben, dass Hein-
rich U. bei seiner in Pavia stattgefundenen Krönung, um an die
Karolingischen Kaiser zu erinnern, diese auffallende Münze ge-
prägt hat.
In noch frühere Zeit als diese gehört eine Anzahl von
Bronzemünzen, welche im neunten Jahrhundert in Süditalien ge-
prägt sind; sie sind meistens von roher Arbeit, manche erinnern
an byzantinische Münzen, an die der Neapolitanischen Duces
Stephan, Sergios u. s. w., an die Münzen von Amalfi, Gaeta,
Salerno. Aber die meisten scheinen noch unbekannt. ^)
1. Die von SaalcyNumismatique byzantine Taf. 32, 2 abgebildete
*
1) Weder in San Oiorgio monete cnfiehe, wo mehrere dieser Bpoche ab-
gebildet sind, nech in Pnsco Tkvoie di iuone|e del Reame di Napoli eind diese
XU finden.
/
60 ^' Fri«dlaender:
und dem Michael Palaeologas zugetheilte, welche aber Süditalien an-
gehört. Sie hat ein Brustbild von vorn mit Ereuzscepter und
Reichsapfel in den Händen. Auf der Kf. ist ein Gebäude dar-
gestellt, mit Säulenhallen, einem Thurm und zwei Kuppeln, im
Abschnitt steht VICTORIA. Ueber diese Typen ist auf der
Vorderseite des einen Exemplars ein verziertes Kreuz über-
geprägt, vielleicht ein Theil der hier folgenden Typen.
2. Jugendliches Brustbild eines Heiligen von vorn mit dem
Nimbus, er hält vor der Brust ein Kreuz, zu Seiten vier Sterne.
Rf, AMABILIS reich verziertes Kreuz auf Stufen, umgeben von
vier Sternen. S. Giorgio, monete cufiche S. 223 und 224, wo
irrig der Heilige mit einer Fackel statt des Kreuzes abgebildet ist.
3« Brustbild des Heilandes von vom, daneben IC XC.
S. Giorgio ebenda. Zwei Exemplare sind auf die vorher-
gehenden Typen geprägt, man sieht deutlich Theile von AMABILIS.
4. Die Münze mit MENSE AVGUStU, welche in meiner
Schrift über die Vandalen besprochen ist, weil sie dem Genserich
zugetheilt war. Was die Aufschrift bedeutet, weiss man noch nicht
5. ^ P6 zu Seiten des Brustbildes von vom, mit der
Mitra. Rf. Brustbild der Maria zu Seiten (Sff) eY. Tafel I 10.
6. Halbfigur eines Heiligen von vom mit erhobencoi Armen.
R/. Laufendes Pferd rechtshin mit Zügel und Steigbügel.
Tafel I, 8.
7. Profilkopf rechtshin^ zwischen zwei Sternen. Rf, Vom
ersten Typus sieht man nur undeutliche Umschrift, ein zweites
+MI
Gepräge hat ' * ' * Ob dies wieder Reste von Mense Augustu
TV
ist, lässt sich nicht erkennen.
8. Eine kleine zierliche hat ein Brustbild von vom mit
dem Nimbus, zu Seiten einige unleserliche Buchstaben. Rf,
+ XICVIXICSF .... Christus vindt, Christus superat, und viel-
leicht: Christus regnat im Felde ein Kreuz mit vier Punkten Taf. 9.
\
Erwerbungen des Königlichen Monilcabinets im Jahre 1882. 61
9. Halbfigar des Heilauds. Rf, Reiter linkshin.
10. Eine gänzlich verwilderte Figur, links XC neben dem
Kopf. /Z/". Eine Kirche, und umher unleserliche Buchstaben und
Kreuze.
Yon italienischen Münzen späterer Zeit ist die bedeutendste
der Zecchino, welchen Papst Julius IL 1506, als er Johann 11.
Bentiyoglio, den H^m von Bologna, vertrieben hatte, von Fran-
cesco Francia prägen Hess. Taf. II. Die Auüschrift ist BONonia Per
IVIium A TIRANO LIBERATa. Manche Exemplare sind flüchtig
geschnitten, so dass man sie für falsch halten könnte, allein
dies erklärt sich daraus, dass der Bentivoglio am 2. November
Bologna verliess und der Papst bei seinem Einzug am 11. No-
vember schon 3000 solcher Stücke auswerfen liess; sie konnten
in den wenigen Tagen nicht sorgfältig ausgeführt werden. Später
wurden bessere Stempel geschnitten. Die Sammlung besitzt
jetzt zwei Exemplare, ein flüchtiges und ein gutes.
Zu den historisch interessanten Stücken gehört der Quarto
ducato, welchen Clemens YII. im Jahre 1527 aus den Kirchen-
geräthen prägen liess, um dem Heere Karl's Y. die Soldrfick-
stände zu bezahlen und damit den Abzug dieser Schaaren zu be-
wirken. Die Summe betrug 400000 Scudi; es wurden sogleich
in der Engelsburg die dorthin geflüchteten Silbexgeräthe, die zum
Theil vergoldet waren, eingeschmolzen und 100 000 Scudi auf un-
regelmässig geschnittene Schrötlinge geprägt, und später mit
besseren Werkzeugen noch 50 000. Alle sind von grosser Selten-
heit, weil man bald erkannt hatte, dass viele Stücke goldhaltig
waren, man zog sie also bald nachher so schnell als möglich
wieder ein. Die Sanunlung besitzt nun den Scudo der ersten
nnregelmässigen Prägung und den Quarto; vom Haibscudo kannte
Scilla, welcher 1715 schrieb, nur drei Exemplare.
Unter den ausländischen Mittelaltermünzen ist die be-
deutendste der nur in wenigen Exemplaren bekannte Denar des
Boleslav Chrobry mit cyrillischer Schrift, welche nur in Rnssland,
nicht in Polen, gebräuchlich war, wahrscheinlich hat Boleslav
62 J' FriedlaenHer:
diese Münze in Kiew prägen lassen. Einer mir zogekommenen
nicht sicheren Nachricht zofolge soll ein Exemplar im Funde von
Althöfchen gewesen sein; als ich diesen beschrieb, war es jedoch
nicht mehr darin vorhanden.
An deutschen Münzen war der Zuwachs gering. Aus einem
Funde kam uns ein Pfennig mit der Aufschrift STENDALESCHE
zu, eine seltene Form, deren Gegenstück NEISER HELLER ich
früher gegeben habe. Ein sogenannter Stal (Probe-Abschlag)
eines Groschens von Goslar 1516 auf einen dicken und grossen
Schrötling geprägt, verdient als Seltenheit Erwähnung. Nicht
weniger der Probe - Abschlag eines Drittekhalers des Königs
Michael Wisnowiecki för Danzig; diese Münze ist nicht zur Aus-
prägung und Ausgabe gelangt und daher selten. Ein Halbthaler
aus der Belagerung von Danzig 1677 ist leider so schlecht
erhalten als selten.
ly. lieber die erworbenen orientalischen Münzen spricht der
folgende Aufsatz.
y. Medaillen. Ausser einigen deutschen silbernen Me-
daillen des 16. Jahrhunderts wurde auch eine schöne goldene des
Herzogs Albert's yL von Baiem erworben, welche Tafel II ab-
gebildet ist; sie ist sichtlich von demselben Künstler wie eine
goldene seines Bruders des Kurfürsten Maximilian in unserer
Sammlung, auch gleich dieser mit einem schönen emaillirten
Rand von Gt>ldschmiedearbeit umgeben. Noch vollkommener ist
das Tafel II abgebildete Kleinod des Grafen E^arl II. von Hohen-
zoUem-Sigmaringen. Er war 1547 geboren. Er war der Stifter
des Sigmaringischen Zweiges, da sein Vater Karl I. den
Landbesitz unter seine drei Söhne the^lte. Karl IL hatte sein6
Erziehung in Wien und in Freiburg erhalten, wurde dann beim
Reichshofrath in Wien beschäftigt, darauf beim Kammergericht
in Wetzlar, später war er Rath des Erzherzogs Ferdinand von
Tirol, 1570 oberster Hauptmann und Landvoigt im Elsass, 1576
trat er die Regierung an und starb 1606.
Die Medaille ist, wie die Chiffre V. M. zeigt, eine Arbeit des
ErwerboDi^en des Königlichen Mnnzkabinets im Jahre 1882. 63
Tortrefflicben Nürnberger Künstlers Valentin Maler, ans dessen
Goldschmieds- Werkstatte wohl auch die Fassung herrührt, ein
Meisterwerk der Nürnberger Kunst. Valentin Maler starb 1603.
Wenzel Jamnitzer, der berühmte Nürnberger Goldschmied, war
der Schwiegervater Valentin Maler's, auf dessen Arbeiten er
wohl Einflnss ausgeübt hat. Unter Maler's zahlreichen Medaillen
sind auch einige von HohenzoUernschen Fürsten. Eine schöne
thalerartige des Markgrafen Georg Friedrich von Ansbach, mit
dessen Reiterbild, von 1589, hat Raüdschrift; also auch diese
Technik des Prägens ist in Nürnberg so früh ausgeübt worden.
Das älteste Beispiel von Randschrift in der Königl. Sammlung
ist eine Münze Karl's IX. von Frankreich, 1573', ihre Rand-
Schrift: verae religionis assertori bezieht sich auf die Barthölo-
mäns-Nacht.
Auch die italienischen Bronzemedaillons wurden um einige
vermehrt, lieber den neuen des Petrus de Domo Fani wird im
vorigen Hefte berichtet. Eine kleine Medaille des Pomedello
stellt die Venetianerin Isabella Sessa Michiel dar; ein grosser
Medaillon von 1593 Philipp den II. von Spanien und seinen
Feldherm Pyrrhus Malvezzi von Bologna, wo diese etwas rohe
aber immer noch geistvolle Medaille wohl verfertigt ist. Die
Sitte Medaillen zu giessen, nicht zu prägen, hat in Bologna
lange bestanden.
Zum Schlüsse sei auch eine hübsche kleine Medaille erwähnt,
welche wohl um 1530^ wie mir scheint, entweder im Norden
Italiens, oder in Süddeutschland entstanden ist. Sie hat LVDO-
VICVS • GABRIEL um das Brustbild eines jungen Mannes mit
schlichtem langen Haar und einem Harnisch; auf der KJ. steht
ein nackter Knabe mit einem Lilienstengel, er wirft mit dem
Fass ein Gefäss um, aus welchem Geldstücke fallen, die Umschrift
ist PEREANT PECVNIAE. Auf einer Medaille des Raimund Fugger
ist ein Mann dargestellt, der in derselben Weise ein Gef&ss mit
Geldstücken umwirft
J. Friedlaender.
64
Dia im Jahre 1882 vom Königl. Münzkabinet erworbenen
orientalischen Münzen.
F&r die morgenläiidisclien Münzen war im Jahre 1882 eine
Erwerbung von besonderer Wichtigkeit, die Auswahl, die Herr
Ingenieur Höltzer gütigst aus seiner Sammlung gestattete. Der-
Mlbe hat während eines langahrigen Aufenthaltes in Teheran
eine beträchtliche Anzahl arabischer Gold- und Silbermünzen er-
worben, und seine Sammlung gewährt somit ein ungefähres Bild
der Münzen, die im dortigen Boden vorkommen.
Interessant ist z. B., wie viel aegyptische Dinare des drittai^
Jahrhunderts der Flucht in Persien gefunden werden; Herr
Höltzer besass:
ChaUf el Wathik H. 227 (2) 2 Dinare.
^ el Motawakkil H. 238. 245 .... 2 „
„ el Mutamid H. 264 1 „
Tulunide Ahmed H. 267 1 „
„ Chumaraweih H. 272 (2). 278. 283.
285 (sic)0 6 „
Harun H. 285. 287. 288. 290 .. 4 „
Chalif el Muktadir H. 309 1 „
Fatimide el Muizz H 362 1 ^
Dazu noch ein Dinar des Chumaraweih von Filestin EL 981.
Die grosse Anzahl der sonst so seltenen Tulunidenmünson
ist gewiss nicht zufällig.
1} So habe ich mir notirt, gewiss anrichtig; vielleicht stand 273 und 276,
Erwerbangen orientalischer Münzen. 65
Nicht minder bemerkenswerth war^ dass die Sammlung auch
drei Münzen südarabischer Dynasten enthielt, die ja zu den
grössten Seltenheiten der orientalischen Numismatik gehören.
Zwei derselben sind in der Stadt Jic: Atthar geprägt, die zehn
Tagereisen von Mekka entfernt lag; die eine vom Jahre 342 trägt
nur den Namen des Chalifen el Muti, die andere vom Jahre 374
die Legende, (geprägt) auf Befehl des Abu Dschafar jj^f^l (?)
Sohnes des Mohammed." In der Anordnung der Legenden, in
der Form der Schrift schliessen sich beide Dinare genau an die
wunderlichen kleinen Goldstücke mit (nicht immer richtigen)
Chalifennamen an, die in Sana um das Jahr 330 der Flucht ge-
prägt wurden. Die dritte der drei südarabischen Goldmünzen ist
zu Zebid im Jahre 363 geprägt von „Ali ibn Ibrahim^. Dies muss
ein Fürst aus der Familie der Beni Zijad sein. Nach den von Poole
(Er. Mus. V. S. XXXV Anm.) zusammengestellten Angaben der
Historiker regierten im vierten Jahrhundert zu Zebid nur: Abul-
geisch Ishak ibn Ibrahim und sein Sohn der Abdallah oder
Zijad oder Ibrahim hiess; der erstere soll von vor 300 bis 371
oder 391 geherrscht haben, der letztere bis 407. Schon das
Schwanken der Namen des einen und die überlange Regierung
des anderen zeigt, wie hinfällig diese Notizen sind, und unsere
Münze ist desto wiUkommener. Man könnte nun daran denken
in unserem Ali einen Sohn desjenigen Ibrahim zu sehen, der von
245 bis 289 regiert haben soll, sollen doch nach der Ueberliefe-
mng seine Söhne Zijad und Ibrahim nach ihm bis 371 (391) ge-
herrscht haben. Aber es ist doch im höchsten Grade unwahr-
scheinlich, dass ein Sohn hundert Jahre nach seinem Vater
regiert; eher wäre es denkbar, dass der Yater unseres Ali ein
dem Grossvater gleichnamiger Enkel jenes ersten Ibrahim ge-
wesen sei.
Omajjadische Dinare fehlten merkwürdiger Weise in der
Höltzer' sehen Sammlung ganz: desto reicher waren die Abbasi-
dischen seit 152 vertreten, weitaus am stärksten das Goldstück
das im Jahre 186 unter der Verwaltung des Emin geprägt ist.
Z«ltMbrtft rar Namitmatik. XI. 5
gg Adolf ErmaD:
Als interessant hebe ich hervor einen Dinar, geprägt im Jahre
200 von et Tahir dhuljeminein ^5>^j oder ^^>yajij was man
„in der Burg von Dschei" lesen könnte. Von Dinaren der
späteren Chalifen seien noch hier genannt:
el Motawakkel H. 247 zu Motawakkelijeh
el Mustain H. 250 zu Basra,
el Matamid H. 265 zu Bagdad^
el Mutadid H. 282 za Bagdad,
el Eahir H. 322 zu Tuster min el Ahwaz.
An die Chalifenmünzen schliessen sich die der Buweihiden,
von denen ich Imadeddaula und Rokneddaula H. 337 zu el
Earch, Adudeddaula und Muajjideddaula H. 371 zu^^^ujül oder
3yuOJ!, Fachreddaula und Samsameddaula H. 386 zu Oman er-
wähne und die der Seldschuken Alparslan, Melikschah, Sindschar
und Mohammed. Sehr interessant ist ein sehr zierliches Gold-
stück eines alidischen Revolutionärs, des »Dai^ el Hasan, Sohnes
des el Kasim, geprägt im Jahre 307 „im Lande der Söhne Moham-
meds in Amol''. Unter diesen Söhnen Mohammeds sind die
Aliden zu verstehen, die sich als die wahren Nachkommen des
Propheten betrachteten. Auch die Gegner dieser Empörer, die
samanidischen Statthalter aus der Familie Saluk waren in der
Sammlung Höltzer vertreten, durch einen Dinar des Ahmed ibn
Ali (Mohammedijja 308) und seines Bruders Mohammed (ebenda
315 und 316), der erstgenannte ohne den Namen des Samaniden
also in einer Periode der Empörung geprägt. Mehrere Münzen
dieser Dynasten waren übrigens auch schon aus der Sammlung
Siouffi bekannt.
In dieselben Eämpfe und Wirren gehört ein Dinar des
Sadschiden Jusuf vom Jahre 303, sowie das vielleicht interessanteste
Stück der ganzen Sammlung, das Goldstück des Jahja ibn Ahmed,
geschlagen im Jahr 317 zu Nisabur. Dieser Jahja war ein
Bruder des Samaniden Nasr, den dieser zu Buchara geüaiigen
hielt. Während Nasr auf einem Eeldzuge abwesend war, ward
Erwerbungen orienUHecher Manien. g7
Jahja befreit and empörte sich; das Datam dieser Empörung wird
durch unsere Münze festgestellt.
Von den Silbermünzen der Sammlung Höltzer erwähne ich
nur die grossen anonymen Stucke, die zu Bagdad im Jahre 755
und 756 geschlagen sind; das recht mangelhaft erhaltene Exem-
plar, das in die königliche Sammlung überging, wiegt noch
12,95 Gramm, die Münze ist also das Vierfache, wenn nicht
mehr, der im Londoner Catalog (Br. Mus. VI, 593) publicirten
Bagdader Münze.
Soviel über diese Sammlung, deren hauptsächlichste Stücke,
wie gesagt, erworben wurden.
Aus einem Funde, der zu Kawast bei Wesenberg (zwischen
Reval und Petersburg) gemacht wurde, erhielten wir durch freund-
liche Vermittlung des Herrn Oonsul Andreas Koch zu Reval
mehreres Interessante. Der Fund soll aus etwa tausend arabischen
Dirhems bestanden und keinerlei europäische Münzen enthalten
haben. Ich habe kaum den zehnten Theil desselben gesehen, er be-
stand aus vielen Samaniden, einigen Abbasiden und Buweihiden
— fast alle aus der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Die
späteste war vom Jahre 359. Ich hebe hervor einen Dirhem des
Chalifen el Kahir zu Ispahan im Jahre 321 geprägt; ein Bruch-
stück von Balch H. 320 das ausser dem Namen des Nasr auf
der Vorderseite den seines Sohnes Nuh trägt, sowie ein Fragment
einer merkwürdigen barbarischen Münze. Es ist die Nachahmung
einer Münze des Nasr ibn Ahmed; unter dem Fürstennamen steht
aber halbkreisförmig »OuAjJb. Ich möchte vermuthen, das dies
aus Raummangel f&r .,Ux3^ JJb steht. Dass in Bedachschan
eifrig samanidische Münzen nachgeahmt wurden, beweisen die
merkwürdigen grossen Nachprägungen die ^.^U^J>ju H^ yu ge-
schlagen sind und mit der Ghithrie'schen Sammlung in das König-
liche Eabinet gelangten.
Von älteren einzeln erworbenen Münzen erwähne ich das
Eupferstück des omajjadischen Emir Mohammed ibn Said, das
gg Adolf Erman:
uns aus Smyrna zuging. Es war bisher nur in einem mangel-
haften Exemplar bekannt (Tiesenh. 2547), das unsere berichtigt
die Lesung in JJt «l^iOU-! cXa*^ ^ uX^^.
Ein Dirhem geprägt zu ^\ (joj] im Jahre 328 bildet das
Seitenstück zu den von Tiesenhausen (no. 1854/5) besprochenen
dortigen Münzen vom Jahre 323. Bei allen dreien sind zu der
Rückseite alte Stempel der Münze von Arran benutzt, zu denen
man eine neue Vorderseite geschnitten hat. Bei unserer Münze
erkennt man auf den ersten Blick die Yerschiedenheit beider
Stempel, die Rückseite gleicht den besten Münzen des zweiten
Jahrhunderts, die Vorderseite hat dünne ungeschickte Schrift, die
von einer ungeübten Hand mehr gekratzt als geschnitten worden
ist. Zu Tiesenh. 1854 (= Br. Mus. I, 307) ist ein Arraner
Stempel etwa vom Jahre 145 benutzt, zu der unseren einer vom
Jahre 152, zu Tiesenh. 1855 einer vom Jahre 188. Es ist wohl
kaum nöthig davor zu warnen, diesen Münzen von ^1 tjoß
irgend einen tieferen Sinn unterzulegen — sie etwa für „Er-
innerungsmünzen^ zu erklären. Irgend ein armenisches Silber-
bergwerk ;denn das wird y^\ (jo^ sein) wird alte Stempel von
Arran erworben haben und hat diese zu den Rückseiten seiner
Münzen benutzt; dadurch erhielt seine Waare ein vertrauen-
erweckenderes Aussehen. Es ist dieselbe Erscheinung, der wir
überall im älteren mohammedanischen Münzwesen begegnen;
neben den ofGciellen Münzstätten bestehen noch an den Grenzen
der Gultur private „Heckenmünzen''. So lange diese sich be-
gnügen die gangbaren Münzen nachzuahmen, sind ihre Produkte
leicht erkennbar, denn das correcte Eopiren einer kufischen Münze
mit ihrem Gewirr kleiner Buchstaben ist ein Unternehmen, dass
den Fälschern selten glückt. Wenn sie aber, wie oft, in den
Besitz alter Stempel der officiellen Münzstätten kommen, so
können sie leicht in der Numismatik Unheil anrichten; ich er-
innere nur an die Münzen, die aus einem hamdanidischen Gold-
und einem buweihidischen Silberatempel geschlagen sind. Zu^
Erwerbungen orientalischer Mnozen. 69
weilen haben derartige wilde Münzstätten sich mit der Zeit
ciyilisirt, so die der Wolgabulgaren und die von Bedachschan.
Wie schon in früheren Jahren erhieltea wir grössere Mengen
der in Eleinasien vorkommenden orientalischen Münzen. Von
besonderem Interesse waren darunter die Prägungen derj^kleinen
Dynastien, die der osmanischen Herrschaft vorangingen, der
Fürsten von Aidin, Mentesche u. s. w. ; freilich ist bei dem fast
völligen Mangel an historischen Nachrichten^) über dieselben die Be-
stimmung dieser zum Theil schwer lesbaren Münzen sehr schwierig
und man muss zunächst weiteres Material abwarten. Wir er-
hielten unter auderm Silbermünzen des „Ishaq Tschelebi^ (von
M JbAjL») und seines Sohnes Chidr aus der Saruchandynastie,
die des Iljas ibn Mohammed von Mentesche, eine Kupfermünze
des Isa beg von Aidin u. a. m. Den bekannten Kupfermünzen
des Chidr offenbar nah verwandt, ist die eines ^JL:;> ^^ X^;
eine andere, die ebenfjEdls in diese Zeit und Gegend gehört, trägt
auf der Vf. ..^LbJLJt auf der Rf, MtJU£>. Auch manche der anonymen
Kupfermünzen, die man gewöhnlich den ersten türkischen Sultanen
zatheilt, dürften diesen kleinen Dynasten angehören. Aus der
gleichen Quelle erwarben wir einige seldschukische Silber-
münzen (dabei zwei Kaichosru's III. von Antiochia) sowie drei
hulaguidische, die nach ihrem Fundort und ihrer auffallenden
Fabrik zu urtheilen im östlichen Kleinasien geprägt sein dürften.
Ausser diesen letzteren gingen dem königlichen Kabinet nur
wenige Münzen der mongolischen Dynastien zu; die interessanteste
war ein kleines Silberstück, das in zierlicher Schrift etwa des
siebenten Jahrhunderts die Worte v^, aIII „Gott mein Herr^ und
v)j(e ^hc^t ^o^^l „die sehr grosse Horde. Richtige (Münze)^ trägt
Es kam aus Turkestan.
Aus der Sammlung des verstorbenen Staatsrathes Becker
stammen einige neue Münzen der Chane der Krim. Sie gehören zu
den ältesten, die von dieser Dynastie bekannt sind: kleine elende
1) Vg]. die UntersQchuQgen von Karabftcek, Wien. Num. Ztscbr. II, 525 ff.
und IX, 900 ff.
iM
70 Adolf Erman : Erwerbaoffen orientalischer Münzen.
BilloDmünzen des Dewlet I. (H. 958 — 985) aod seines Solmes
Mohammed (H. 985 — 992); dazu das schon von Blau im
Katalog der Odessaer Sammlung publicirte Silbermunzchen des
Sahib Girai.
Der Zuwachs an indischen Münzen war gering; erwähnens-
werth sind darunter zwei goldene Zodiakalmünzen mit dem
Centaur und dem Widder, die abweichend von den gewöhnlichen
in Labore im Jahre 21 und in einer mir nicht bekannten Stadt
im Jahre 22 geschlagen sind.
Adolf Erman.
71
Der Senar des Q. Salvidienus und die Schätze von Feccioli
und Metz.
Von Q. Salvidienus Salvias Rafas, gleich Agrippa Jugend-
freund Caesars des Sohnes und in den ersten Jahren von diesem
in den wichtigsten milit&rischen Stellungen verwendet, giebt es
neben dem wohlbekannten Denar (Cohen Salv. 1) mit der Auf-
schrift C • CAESAR • III VIR • R • P • C) (Qj SALVIVS • IMP COS •
DESIG auch Schleuderbleie mit der Aufschrift Qj. SAL IM (C. I. L.
I n. 689). Die Rückseite der Greschosse zeigt den gleichen
Typus wie die der Münzen, den geflügelten Blitz, dessen be-
stimmte Beziehung durch jene gegeben wird. Da Salvidienus an
der Belagerung von Perusia theilgenommen hat und die grosse
Mehrzahl der uns bekannten beschriebenen Schleuderbleie der
Triumviralzeit aus Perusia herrührt, so ist auch dieses von mir als
perusinisch betrachtet worden, obwohl in der That über die Her-
kunft nichts feststand — das einzige seit längerer Zeit bekannte
Exemplai*, aus dem Dodwellschen Museum in das Münchener ge-
kommen, war im Kunsthandel erworben und der Fundort unbestimmt
Nun aber hat kürzlich Herr Antonio de Lorenzo, der Vorsteher
des Museums von Reggio in Calabrien, in der dort erscheinenden
Zeitschrift la Zagara vom 22. December 1882 eine Uebersicht
des Bestandes dieser Sammlung mitgetheilt, nach welcher bei
dem alten Leucopetra (Pellaro südlich von Reggio) nicht selten
Schleuderbleie sich finden mit gleicher oder ahnlicher Aufschrift
und vier Exemplare derselben im Museum zu Reggio aufbewahrt
72 Th. Uommten:
werden. Von dreien derselben liegen mir durch Herrn de Lorenzos
Gefälligkeit Gipsabgüsse vor. Andere Exemplare desselben Bleies
sind in den letzten Jahren im Kunsthandel in Catania^) und im
Museum von Catanzaro^) zum Vorschein gekommen. Es liegt
auf der Hand, dass durch das Vorkommen von wenigstens vier
Exemplaren dieses seltenen Geschosses in dem abgelegenen cala-
brischen Küstenplatz die Heimath desselben festgestellt ist.
Hienach ergiebt sich auch die geschichtliche Beziehung der
Bleie. Nachdem Sextus Pompeius am Ausgang des Jahres 711,
V. Chr. 43 sich Siciliens bemächtigt hatte, versuchte er von dort
nach dem italischen Festland überzugehen (Dio 48, 18); um ihm
dies zu wehren, sandte Caesar der Sohn, bevor er zum makedoni-
schen Krieg abging, den Salvidienus nach Regium und in der
That gelang es diesem die Küste zu schützen (Dio a. a. 0.: xal
og — Salvidienus — ix -r^g Uvaklag tov 2€§atov anewaaTo^
während sein weiterer Versuch nach Sicilien überzusetzen miss-
lang (Dio a. a. 0.; Appian 4, 85; Livius per. 123). Der An-
griff der Pompeianer wird auf Leucopetra gerichtet gewesen sein
und unser Geschoss zu denen gehören, durch welche er zurück-
geschlagen wurde. Dass Salvidienus in Folge dessen zum Im-
perator ausgerufen wurde, ist in der Ordnung. Diese Geschosse
gehören also nicht in das Jahr 713, wie ich früher angenommen
hatte, sondern in das Jahr 712.
Als der Denar geschlagen wurde, war Salvidienus zum Consul
designirt. Von dieser Designation berichten auch die Historiker
(Velleius 2, 76; Dio 48^ 33); wann und auf welches Jahr sie er-
1) Salinas ann. delV inst. arch. 1878 p. 33.
2) Fran^ois Lenormant Orande-Oräce toI. 2 p. 315; er liest SAL • HIL und
erklärt falus hilaritaa. Derselbe hat kürzlich aach die Bleie von Reggio berans-
gegeben (in Florian Yallentins Bulletin epigraphique de la QauU vol. 3 a. 1883
p. 11), hier mit der Anmerkung: ces trais inscriptions sont des variantes de la
mime legende^ du nom cPun Q. (Livius) Salin(ator). Dass dies Blei längst
bekannt ist, hat Herr Lenormant ebenso wenig bemerkt als dass er verschiedene
Male dasselbe Blei abschrieb, und, wie man sieht, seinem Scharfsinn einen
recht mannichfaltigen Ausdruck gegeben.
Der Denar des Q. SalTidieDus. 73
folgte, ist aas ihnen nicht zu erkennen. Eine Grenze ergiebt sich
daraus, dass gegen das Ende des Jahres 714 dem Salvidienus der
Prozess gemacht und er gezwungen wurde, sich selbst den Tod
zu geben (Livius per. 127; Appian 5, 66; Drumann R. G. 1, 425).
Da uns die Fasten dieser Jahre vollständig vorliegen und Sal-
vidienus darin nicht erscheint, auch kein Name getilgt i3t, so
steht es fest, dass er zum Antritt des Amtes nicht gelangt ist.
Da die Designation nicht nothwendig, aber wahrscheinlich in dem
dem beabsichtigten Antrittsjahre nächstvorhergehenden stattfand,
ist er allem Anschein nach im Laufe des Jahres 713 für die
letzten Monate des Jahres 714 zum Consul designirt worden,
die MQnze also im Jahre 713 geschlagen. Auch die enge Ver-
wandtschaft der Geschosse und des Denars spricht dafür das
Intervall zwischen beiden möglichst zu beschränken.
Unter den uns bekannten Denarschätzen hat dieses Stück meines
Wissens sich nur in dem von Peccioli bei Pisa gefunden (mein
R. M. W. S. 417. 659 »2 p. 143. 553 Blacas). Dieser ist
von Cavedoni und danach von mir kurz nach 716 d. St. an-
gesetzt worden. Indess durch die seitdem gewonnenen Berichti-
gongen mehrerer Einzelansätze wird derselbe in etwas frühere Zeit
zurückgeschoben und gewinnt dadurch ein erhöhtes Interesse.
Die daraus bekannt gewordenen nach dem Jahre 705 geschlagenen
Denare') sind in meinem Yerzeichniss (R. M. W. S. 650 i^. = 2
p. 532 Blacas) unter dem Zeichen P aufgef&hrt; ich wiederhole
hier die nach Caesars Tod geschlagenen:
1. Albmus Bruti f.
2. L. LMneku Regulua.^)
3. L. Mussidius Longui.'^^
1) Die älteren gewähren kein Interesse; erwähnt mag werden, dtas die
unbestimmten des L. Buca (801=306 Blacas) und des M. Piso M. f, Frugi (302
=307 Blacaa) sich in dem Schatz befanden.
2) Dass die Münzen des Regulus und des Longus in das Jahr 711 gehören,
habe ich in dieser Zeitschrift 2 S. 67 gezeigt und ist jetzt allgemein anerkannt.
k
74 Th. Hommseo:
4. P. Clodius M. /.i)
5. C. Vibk» Vants.^)
6. P. ^cco2ßtu8 Lariacoltis.
7. Petälius Capüolinus.
8. C Com imp.; Lentubis Spint
9. Q. Cii^. Ärw^. iwip.; G. Flav, Hernie, leg. pro pr,
10. M. Anton imp.; Caesar dic.^)
11. Q. Nasidius mit Neptuni.
12. C Caesar III vir r, p. c, «. c. (Cohen lul. 51 des Textes).
13. C. Caesar UI vir r. p. c, popuZ. imsu, (Cohen Iiil. 58).
14. Caesar III vir r. p. c; Cae»ar die. per. (Cohen lul. 47).
15. C. Caesar III vir r. p. c,\ Ballms pro pr. (Cohen Cornel. 60.)
16. C. Caesar III vir r. p. c.\ Q. Salvius imp. cos. desig.
17. Caesar imp. pont III vir r. p. c; M. Antonius imp, aug.
III vir r. p. c; M. Barbat q. p. (Cohen Paul. I).
18. M. Antonius III vir r. p. c. (Cohen Ant. 25).
19. M. Antonius r. p. c. ; Caesar die. (Cohen Ant. 4).
20. M. Antonius imp. III vir r. p. c; Pietas cos. (Cohen
Ant. 32.)
Von diesen Münzen sind die zehn ersten wahrscheinlich in
der Zeit von Caesars Tod (15. März 710) bis zur Einsetzung des
Triumvirats (27. November 711) geschlagen und entsprechen
wesentlich den jüngsten Münzen der Denarsch&tze von Yigatto
bei Parma^) und Pieve Quinta bei Forli^). Die zehn folgenden
1) Die Münzen des P. Clodius hat zuent t. Sallet comm. Mommsen. p. 91
oder in dieser Zeitschrift 4 S. 136 demselben Jahre 711 zugewiesen.
2) Die Münzen des Varus wiesen v. Dubn in dieser Zeitschrift 5 S. 238 und
y. Sallet in den comm. Mommsen. p. 825, dann auch Bahrfeldt in dieser Zeit-
schrift 10 S. 18 demselben Jahre zu.
3) Dass diese Münze während des mutinensischen Krieges im Herbst 711
geschlagen worden ist, habe ich in dieser Zeitschrift 2 S. 67 dargethan. Vgl.
T. Sallet comm. Mommsen. p. 90 oder in dieser Zeitschrift 4 8. 186.
4) Nach Pigorinis Mittheilung in dieser Zeitschrift Bd. 2 S. 63 fg. Er ent-
hielt Ton unsem Stucken Nr. 1. 2. 3. 10.
5) Nach Santim in dieser Zeitschrift Bd. 10 S. 9. Er enthielt von unseren
Stücken Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 8. 10.
Der Denar des Q. SalTidienus. 75
dagegen gehören in die erste Zeit des Triumvirats. Die erweis-
lich jüngsten Stücke sind Nr. 20, das mit dem Namen des Consols
des Jahres 713 bezeichnet ist, so wie Nr. 17, da von M. Bar-
batius andere Münzen mit L. Antonius cos. vorhanden sind^). Die
Münze des Q. Nasidius passt gut für dasselbe oder das Vor-
jahr, da Sex. Pompeius schon nach dem im Jahre 712 über Sal-
vidienus erfochtenen Seesieg den Namen Neptunns annahm.')
Die Münze des Baibus ist seit langem und gewiss mit Recht dem
Consal des Jahres 714 beigelegt worden, der den Titel pro prcte-
tore kurz vorher, wir wissen nicht in welcher Stellung, gefuhrt
haben wird.^) Auch die übrigen Stücke alle widerstreben der
angegebenen Zeitbegrenzung in keiner Weise. Andrerseits ist
die Abwesenheit des seit dem Jahre 714 an die Stelle des früheren
tretenden prcienomen impercUoris*) auf den zahlreichen Münzen
Caesars ein deutlicher Hinweis auf den terminus ante quem.
Danach ist es wohl so gut als gewiss, dass dieser in Etrurien
zum Vorschein gekommene Schatz vergraben ist während
des perusinischen Eoieges, welcher im Anfang des Jahres 714
durch die Uebergabe der Stadt zu Ende kam. Somit gewähren
diese Münzen ein deutliches Bild der römischen Prägung aus den
Jahren 712 und 713. Andere Denarschätze aus der gleichen
Zeit sind mir nicht bekannt; gleichzeitig aber ist der Goldschatz
von Cajazzo, dessen jüngste Stücke ebenfalls die des Consuls
L. Antonius sind.^)
Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf den Metzer Denarfiind
zurückkommen, dessen Kunde wir Herrn v. Sallet verdanken (in
dieser Zeitschrift 9, 172 fg.). Die Beruhigung des Reiches,
welche mit der Feststellung des Principats eintrat, drückt sich
darin aus, dass die während der Epoche der Bürgerkriege so
1) Vgl. ober diesen Manzmeister Borghesi opp. 1 p. 427 ig.
2) Dio 48, 19, 31. Drumann 4, 566.
3) Dmmaon 2, 607.
4) Rom. Staatsrecht 2, 744.
5) T. Duho und ▼. Sallet in dieser ZeiUcbrift 6 8. 282 ig.
i
76 l'b. Mommsen:
zahlreich auftretenden Yersteckgelder in der augustischen fast
gänsdich mangeln. Um so mehr verdient jeder dieser ange-
hörige Schatz die Aufmerksamkeit der Numismatiker i^ie der
Historiker.
Von den untersuchten 258 Stücken zeigten vier Fünftel deut-
liche Spuren längeren Umlaufs; es gehorten dahin ausser sämmt-
lichen republikanischen Denaren nicht minder alle unter dem
Triumvirat geschlagene: zwei fom J. 713 (Cohen Ant. und Caesar
7. 9), einer von 716 — 719 (Cohen Aug. 91) waren „sehr mittel-
mässig'' oder ^nicht gut^.
Dagegen unter den nach der Annahme des Augustusnamens
(727) geschlagenen Denaren, etwa einem Fünftel der ganzen
Masse, zeigte nur ein einziger (Cohen 21: Auffustm^ Steinbock)
sich zwar gut, aber etwas abgegriffen und ohne Stempelglanz,
alle übrigen dagegen von leuchtender Frische und ohne die ge-
ringste Spur von Yemutzung.
Die erweislich jüngste Münze des Fundes ist die nur in einem
Exemplar vertretene mit Augustus divi f. )( imp. X und dem
stossenden Stier (Cohen 181). Ganz richtig bezeichnet Sallet
deren gangbare Datirung von 741/2 als eine willkürliche;
documentirt ist nur, dass Augustus im J. 735/6 noch imp. VIIII^
(Cohen Aug. 36. 202. 298), im J. 742/3 ewip. X (C. I. L. V, 8088)
war, also die zehnte imperatorische Acclamation zwischen 736
und 742 fallt. Aber es kann danach kein Zweifel bleiben, dass
dieselbe hervorging aus dem während des Sommers 739 be-
gonnenen und beendigten raetisch-vindelikischen Krieg (vgl. be-
sonders Strabon 4, 6, 9 p. 206; Dio 54, 22; Marquardt Staats-
verw. 1*, 288); dieser Krieg, der die Reichsgrenze wesentlich vor-
schob, der durch Prinzen des kaiserlichen Hauses geführt wurde und
wohlthätig und populär wie kein anderer der augustischen war,
muss nothwendig unter den imperatorischen Acclamationen des
Augustus mit zählen. Auch findet sich in dieser Zeit sonst
keiner, an den füglich gedacht werden könnte. Wenn Sallet das
Jahr 738 in Vorschlag bringt, so kann dabei nur an den Rückzug der
Der Denar des Q. SalTidieniii. 77
Germanen nach der cladesLolUana gedacht sein; aber dieser erfolgte,
ohne dass es dabei zum Schlagen kam (Dio 54, 20) und kann also
unter einem Regiment, wie das augustische war, anmöglich zur Accla-
mation geführt haben. Sallets weitere an sich sehr wahrscheinliche
Vermuthong, dass die Yergrabung dieses Schatzes eben durch jenen
Einfall der rechtsrheinischen Germanen veranlasst worden sei,
wird dadurch nicht aasgeschlossen; wir kennen die Einzelheiten
dieser Invasion nicht und wohl kann wenn nicht der Ab-
zug der Deutschen , doch die volle Befiriedung des links-
rheinischen Gebietes sich einige Zeit hinausgezogen haben und
noch im J. 732 dadurch eine Yergrabung veranlasst worden sein.
Weiter sind von diesen stempelfrischen Denaren der Zeit
nach einigermassen bestimmbar der in einem Exemplare ver-
tretene mit Iov(j) vot[a) 8U8c(epta) pro 8€U(ute) Ca£»{airisi)
Äu^usti) ^{enatm) p(optUu8)q(ue) R(omanus)^ der gewöhnlich
und wahrscheinlich richtig in das Jahr 738 gesetzt wird^),
und die in zusammen 17 Exemplaren vorgefundenen StQcke,
welche in der einen oder der anderen Weise die im Jahre 734 er-
folgte Rückgabe der parthischen Feldzeichen feiern (Cohen 192.
194. 195. 205. 265. 272. 282.) Die übrigen Sorten, 9 Ex. mit
dkms Julius und dem Kometen (Cohen 97. 98. 99), 8 Ex. mit
ob civü »ervaios und dem Kranz (Cohen 208. 210), 8 Ex. mit
el(upeus) v(irtutü) ohne Hinzuffigung der iigna recepta (Co-
hen 291 — 294) geben für nähere Bestimmung der Prägungszeit
kennen positiven Anhalt Denn dass die letztere Reihe denen
gleichzeitig sein musp, auf welchen die iigna recepta mit dem
clupeu8 vürtuiü verbunden sind, kann ich Sallet nicht einräumen.
Die — oder eine — Dedication des Schildbildes knüpft Augustus
1) Eckhel 6, 103. Ueber die Fraise, die ▼. Sallet a. a. 0. 8. 175 auf-
geworfen hat, ob die vota pro $alute mit den sieher in das J. 788 (gehörenden
vaia pro redäu et $aiute oder pro reditu allein zttsammenfallen, eoU in der
nicbstens eracbeinenden neuen Bearbeitung^ des monumentum Ancyranum sn 2, 15
gehandelt werden. Wer sie Toroeint, wird die liög^licbkeit oflen lassen mnasen,
dasa die enteren einem andern Jahre angehören; wahrscheinlich aber ist die
Frage zu bejahen.
78 "^b. Mommsen:
in seinem eigenen Bericlit ausdrücklich an die Vorgänge der
J. 726 und 727; wenn auf einem Theil der Münzen dieses
Schildbild mit den signa recepta in Verbindung gebracht wird,
so beweist dies höchstens, dass im Jahre 734 mit Rücksicht
auf die zurückgewonnenen Adler entweder ein zweites Schild-
bild aufgestellt oder das schon aufgestellte weiter decorirt
ward, aber keineswegs, dass auch die Münzen, die den clupeus
ohne die siffna zeigen, nach dem Jahre 734 geschlagen sind.
— Ebenso muss ich in Betreff des Eichenkranzes ob civis ser-
vatas durchaus daran festhalten, dass dieser nur auf die Be-
endigung des Bürgerkrieges, nicht auf die Wiedererlangung der
verlorenen Adler bezogen werden darf. Da die Aufstellung
dieses Kranzes am 13. Januar 727 durch Augustus selbst wie
durch die pranestinischen Fasten zweifellos bezeugt ist, so ist
es aller gesunden Interpretationsmajume zuwider, den Eichenkranz
und die entsprechende Beischrift der Münzen theilweise auf diesen,
theilweise auf einen zweiten nirgends bezeugten gleichartigen Act
zu beziehen. Cwem servare femer ist ein streng technischer
Ausdruck der römischen Militärordnung für die Lebensrettung des
Bürgers im Kriege, und dafür gebührt nach eben dieser Ordnung
dem Bürger der Eichenkranz (vgl. die zahlreichen Stellen bei
Marquardt Staatsverw. 2 S. 557); es widerstreitet der Ueberliefe-
rung und dem Sprachgebrauch die auf diplomatischem Wege be-
wirkte Befreiung gefangener Bürger ebenso zu benennen und zu
belohnen, zumal da andere Münzen dieselbe ganz richtig be-
zeichnen mit cives recuperare, Dass auf einer Münze (Cohen 213)
der Eichenkranz und das Schildbild verbunden werden, würde
höchstens darauf führen, dass das letztere mit einem Eichen-
kranz eingefasst war, kann übrigens sehr wohl nichts sein, als
künstlerische Zusammenfassung zweier gleichzeitig dem Augustus
erwiesenen Ehrenbezeugungen, zumal da diese Combination nur
auf einer einzigen Münze auftritt.
Wenn man sonach bloss auf die Stempel der prägefrischen
Münzen des Metzer Schatzes sieht, so wird eingeräumt werden
Der Denar des Q. SalTidienns. 79
mdssen, dasö diese mit den Saecolarspielen, an die Sallet sie
anzuknüpfen versucht, zum grösseren Theil in keiner Ver-
bindung stehen, viehnehr die meisten derselben ebenso gut
727 oder bald^ nachher entstanden sein können wie zehn
Jahre später. Aber damit wird die Thatsache nicht aus der Welt
geschafft, dass in diesem 738 oder 739 yergrabenen Schatz alle
die oben aufgeführten Münzen in allen Exemplaren stempelfirisch vor-
lagen. Derselbe zeigte überhaupt eine Besonderheit, die ihn von allen
übrigen ähnlichen Funden unterscheidet: während die vor 727 ge-
schlagenen Exemplare durchgängig Spuren längeren Umlaufis auf-
weisen, erscheinen die nach 727 fallenden, ebenfalls sämmüich,
wie neu, so dass hier statt des sonst sich regelmässig abstufenden
Erhaltungsstandes ein Sprung eintritt von recht merklicher Yer-
nutzung zur Stempelfrische. In der That lässt diese Thatsache nur
eine befriedigende Erklärung zu: es muss die Denarprägung
längere Zeit unterbrochen gewesen und erst kurz vor der Yer-
grabnng des Schatzes wieder aufgenommen worden sein. Dass
aber dies der Fall gewesen ist, bestätigt sich nach allen Seiten,
und es giebt dies dem Metzer Schatz eine Bedeutung, die weit
über den Kreis der Münzwissenschaft hinausreicht. Es wird ge-
stattet sein, dies wenigstens im Umriss hier auszuführen.
Die ordentliche hauptstädtische Prägung erfolgte in dieser
Epoche durch die Beamten auro argeni» aere ßando feriundo.
Die durch sie beschaffte Prägung hört erwiesener Massen mit
dem Jahre 711 auf und beginnt erst wieder um das J. 734. Das
jüngste CoUegium der älteren Reihe ist das des P. Clodius, L.
Livineius Begulus, L. Mussidius Longus und L Yibius Varus,
über dessen Zusammengehörigkeit und Zeitbestimmung heut zu
Tage kein Zweifel mehr besteht^). Dann tritt diese Prägung
1} S. 73. Nur die Denare Ton Ti. Sempronias Graccus und Q. Voconius
Vitnias (R. M. M. S. 74S), bezeichnet mit dem Bild Caesars des Vaters oder
des Sobnas, geecblagen wie ea acbeint Ton IllJviriy die za^leicb guaeitoret de-
$ignati waren, l^önoen yielleicbt etwas jänj^er, etwa aus dem Folgejabr sein.
Da sie bisber nocb in keinem Scbats angetroiTen worden sind, ist eine sicbere
Zeitbeatimmnng nicht möglich.
80 Tb- Mommaen:
aufs Neue ein mit den folgenden fünfzehn MünzDieistern, welche
allem Anschein nach sämmüich wie nicht nach 739 (R. M. W.
742), so kaum vor 734 thätig gewesen sind. Sicher datirt sind
die folgenden zehn:
738: L. Vinicias L./. (mit Augtutus tr. pot VII and tr.
pot. VIII),
738/9: C Antistiiis Yetas (mit AugwtM tr. pot VIII),
738/9: L. Mescinius Rufds (mit Augtutus tr. pot. VIIl),
L. AqniUias Floros Gepräge mit den
L. Caninias Galltis I parthischen Feld-
^' I M. Dormios [zeichen, zum Theil auch
P. Petronius Turpillianus ^ mit Armenia capta.
735 fg.: Q. Rostias mit dem am 15. Dec. 735 dedicirten
Altar der Fortuna redux.
737 fg.: C. Marias C. f. Tro. mit den Köpfen der Tochter
and der beiden 734 and 737 geborenen Enkel des
Aagastas.
737 fg.: M. Sanqainias mit den ludi saeculares.
and aach die übrigen fünf:
C. Antistias Reginas,
Cossos Cn. f. Lentalas mit Augustus cos. XI and
M. Agrippa cos. ter, also zwischen 731 and
748 geschlagen.
L. Lentalas flamen MartuMs,
P. Licinias Stolo, wahrscheinlich, da von ihm wie
von M. Sanqainias aach Eapfermünzen vor-
kommen, nebst diesem der jüngste dieser Reihe
(R. M. W. S. 744),
C. Salpicios Piatorinas
werden theilweise darch historische Momente, wie zam Beispiel
das mit der Ablehnang der cwra morum verknüpfte Hervorheben
der tribonicischen Gewalt and das Hervorheben des Agrippa
neben Aagastas, alle aber darch die vielfaltig hervortretenden
Analogien mit jenen sicher datirten, in dieselbe Epoche gewiesen,
Der Denar des Q. SaWidienus. g]
wie dies ja auch jedem Numismatiker wohlbekannt ist. — Ob
in den Zwischenjahren 712 — 733 auch die Ernennung der Münz-
meister unterblieben ist, wissen wir nicht; es ist aber wahr-
scheinlich, da sie als quattuorviri aufhören, um als trewvri wieder
zu beginnen. Die Ursache der Unterdrückung der ordentlichen
stadtischen Prägung ist offenbar das Eintreten des ausserordent-
lichen Militarregiments am Ende des J. 711, wenn gleich das
letzte jener Collegien noch einen Theil seiner Münzen mit den
Namen der neuen Dreiherrscher bezeichnet hat; wobei wohl ins-
besondere in Betracht kam, dass Rom und Italien zunächst ge-
wissermassen als neutral betrachtet oder dem bloss figurirenden
Lepidus überwiesen wurden (Drumann röm. Gesch. 1, 363) und es
den eigentlichen Gewaltträgem unzwe(^mässig erscheinen mochte
l^ier die Münzprägung durch die ordentlichen Beamten fortgehen
zu lassen^).
Wenn also das Prägerecht der verfassungsmässig dafür be-
stehenden Behörde mit dem Triumvirat ausser Kraft trat, so ist
dagegen bekanntlich die feldherrliche Prägung wohl niemals so
mannichfaltig und so energisch geübt worden wie in den von
Waffenlärm erfüllten Jahren von dem philippischen bis auf den
actischen Krieg. Brutus und Cassius nicht minder wie Antonius
und Caesar haben mit ihrem Namen^ überdies zahlreiche ihrer
Unterbefehlshaber mit des Oberfeldherm und dem eigenen Namen
Münzen geschlagen. Die antonische Prägung geht ohne Zweifel
hinab bis auf die actische Schlacht; und höchst wahrscheinlich
gilt dasselbe von Caesar, obwohl von ihm Münzen sicherer Da-
Urung ans den letzten Jahren vor der a tischen Schlacht vielleicht
nicht nachweisbar sind'). Bald nach dieser geprägt sind der
1) Ob die bauptst&dtieche Monte selbst ausser Thätigkeit trat oder auf An-
weisung und aaf den Namen der Triamriro za mnnzen fortftihr, kann nur die
Fabrik der Terscbiedenen Mänzen dieser Epoche entscheiden, durch deren Oe-
•ammtpröfung in dieaer Beziehung die Numismatiker den Geschichtsforschern
einen wesentlichen Dienst leisten würden.
2) Die Münzen mit co9. Her. ei ter. duig. (Cohen n. 88. 90. 91. 111) fallen
vor den Antritt des zweiten Consulats 720.
Ztütclirifl fftr NnmlunftUk. XI. 6
g2 Th. Mommsen:
Qoinar mit Asia recepta aus dem J. 726 oder 726 (wegen wwp. VII
bei fehlendem Augustasnamen) und die fest datirten mit Aegupto
capta aus den J. 726 und 727 (Cohen 1—4), denen wir jetzt
die Münze mit AugustULB und dem Steinbock (Cohen 21) an-
schliessen können, da sie wegen des Augustustitels nach 727 fallt,
in dem Metzer Schatz aber schon einigermassen vemutzt zum
Vorschein kam.
Dann aber scheint auch diese Prägung zunächst aufzuhören.
Allerdings haben die Legaten des Augustus Scarpus wahrschein-
lich in der Cyrenaica^ T. Carisius im diesseitigen Spanien mit
dem Namen des Augustus^ jener vermuthlich 727, dieser einige
Jahre später geprägt; aber Augustus selbst scheint bald nach
seiner Rückkehr nach Rom die Prägung eingestellt zu haben.
Seine der Zeit nach nächsten sicheren Münzen sind denjenigen der
wiederbeginnenden Triumviralprägung durchaus gleichartig, feiern
wie diese die rngna a Parthis recepta und die Armenia capta^ und
wenn bisher die zahlreichen näherer Zeitbestimmung entbehrenden
Münzen des Augustus es geboten erscheinen Hessen die Möglich-
keit einer auch während der Zwischenjahre fortgesetzten Prägung
offen zu halten, lehrt uns jetzt der Metzer Fund durch den
Augenschein, dass in der That die augustische Prägung wie die
triumvirale, wenn auch kürzere Zeit, ebenfalls gestockt hat.
Es ist gewiss nicht unbedenklich aus einem einzelnen Fund,
wie der Metzer ist, allgemeine und weit greifende Folgerungen
herzuleiten; und nichts bleibt mehr zu wünschen, als dass
analoge Entdeckungen den dort erhobenen Thatbestand genauer
determiniren. Auch ist nicht zu übersehen, dass die Prägung
des Augustus und des Tiberius überhaupt nicht so stetige Reihen
darbietet wie die der späteren Kaiser und also auch nach
dieser Seite hin Vorsicht geboten ist. Nichts desto weniger fügt,
was wir hier erfahren, in die allgemeine Lage der Verhältnisse
sieb in einer Weise ein, dass es fast unmöglich scheint dies auf
Zufälligkeiten zurückzuführen. Wenn auch die feldherrliche Prä-
gung an sich der republikanischen Ordnung keineswegs wider-
Der Denar des Q. SaWidienne. 83
streitet, so gilt dies doch von der triumviralen augenscheinlich
nicht; vielmehr ist diese in ihrer Aasschliessdichkeit wie in
ihrem Umfang ofiPenbar ein Glied in der Kette von Äasnahme-
massregeln, welche rei publiccLe constituendae causa stattgefunden
haben. Es war nur in der Ordnung, dass in der res publica
restituta^ wie Augustus die im Jahre 727 abgeschlossene neu-
alte Ordnung der Dinge bezeichnete, einerseits diese Prägung
in Wegfall kam, andrerseits das verfassungsmässige Prägerecht der
ordentlichen Magistrate unter der Leitung des Senats ebenso
wenig erneuert ward. So ruhte eine Zeitlang die Münzprägung
ganz. Ihre, Wiederau&ahme hängt ohne Zweifel zusammen mit
den umfassenden Reformen, welche Augustus nach seiner eigenen
Angabe in seinem Rechenschaftsbericht (3, 11 der griechischen
Uebersetzung), im J. 735 auf Grund der cura legwn et morwm
durchzuführen ablehnte, dann aber auf Grund der tribunicischen
Gewalt ins Werk setzte. Zu der Gesammtheit dieser Massregeln
passt es auf das Beste, dass das Münzrecht zunächst concurrirend
sowohl dem Princeps wie dem Senat und den ordentlichen
Beamten verliehen ward, wobei jedoch thatsächlich die kaiser-
liche Prägung von Anfang an überwog — denn die betreffenden
Triumviralm Unzen sind offenbar in viel geringerer Masse ge-
schlagen worden als die gleichzeitigen kaiserlichen — ; dass femer
wenige Jahre darauf bei Wiederau&ahme der Kupferprägung
diese ausschliesslich dem Senat, dem Princeps dagegen die Prä-
gong^in den edlen Metallen ebenfalls ausschliesslich zugesprochen
wurde. — Dazu passen endlich auf das Beste die Stempel. Wenn
der neue Principat zuerst im J. 735 in die Reichsmünze eintrat,
so war es natürlich, dass auf die neuen Geldstücke vor allen
Dingen diejenigen Embleme gesetzt wurden, die dem Bewohner
der Hauptstadt das Dasein und die Thaten des Herrschers täglich
und unmittelbar vor die Augen brachten und gleichsam dessen
städtische Wahrzeichen waren: der in der Curie aufgestellte
Ehrenschild I die Lorbeeren, mit denen die Pfosten des kaiser-
lichen Palastes geschmückt w^uren, vor allem der Eichenkranz ah
g4 Th. Mommsen: Der Deaar des Q. SaWidieDus.
civü servatos, welcher über der Th&re desselben hing. Ad
quercuiUy sagt ein Schriftsteller aus wenig späterer Zeit (Valerius
Maximus 2, 8, 7), pronae manm forriguntwr^ tibi ob cives servatas
Corona danda est^ qua postes Auffustae domus sempitema gloria
triumphant.
Th. Mommsen.
I
85
Kleinere Mittlieilungen«
MUnzfunde.
Am 10. März wurde bei einem Hausbau in der Stadt Cöthen
ein Fond von. 119 Goldmünzen gemacht. Ich habe denselben bis
jetzt nur fluchtig durchsehen können und berichte über denselben
für heute nur Folgendes.
Der Fund enthält Goldgulden, Dukaten und Zecchinen aus
der Zeit von ca. 1470—1631. Die älteste Jahrzahl, 1490, zeigt
ein Schwabacher Goldgulden des Markgrafen Friedrich von
Brandenburg; die jüngste ist 1631 auf einem Goldgulden der
Stadt Braanschweig. Aelter als jener Goldgulden von 1490 er-
scheinen: Goldgulden des Mainzer Erzbischofs Dietrich, Grafen
V. Isenburg (1459—82), (Dannenberg, Dess. Fund, Nr. 236?),
des Grafen Enno I. von Ostfriesland (Dannenberg, Dessauer
(Chörauer) Fund, Zeitschrift; n. F. S. 64 Nr. 93), der Stadt Dort-
mund (Dbg. 100, 101), der Stadt Frankfurt (Dbg. 291—296),
des Gölner Erzbischofs Hermann IV. von Hessen (Dbg. 161 bis
163). Femer finden sich: Stadt Magdeburg 1624! 30!; Stadt
Halberstadt 1628; Stolberg 1619; Erfurt, Denkmünze auf die
Verstorbenen 1597; Gold-Gulden von 1622; Goslar 1629!; Hzg.
Friedrich Ulrich von Braunschweig 1615, 25, 29; Stadt Lüne-
burg o. J., Lübeck o. J.; Rostock 3 St. von 1630; Stralsund
1628!; Hzg. Phil. U. von Pommern 1617!; Bischof Christian von
Minden von 1628; Enno I. und Edzard II. und Johann von Ost-
gg Kleinere Mittheilungen.
friesland!; Aachen (15) 6—5 und 1622; Jülich-Cleve-Bcrg 1572;
Carl von Geldern und Jülich (15) 23; Cöln, Herrn. IV.! Mainz,
Dietr. o. J. und Georg Friedrich 1626; Worms 1614, 17, 18, 19;
Johann II. von Pfalz-Zweibrucken o. J, 1617; Frankfurt 7 Stck.,
o. J. (Friedrich III.), 1617, 18, 19, 21; Hanau -Lichtenberg,
Joh. Reinh. 1618; Nürnberg 5 Stck. von 1604, 12, 13, 14; Mark-
graf Friedrich von Brandenburg 1490, 97, 1500, 1507 und
Joachim Ernst 1619; Strassburg (Koehler 3060, Dbg. 381?);
Metz 11 Stück o. J., geringhaltiger als die anderen; Lothringen
(Nancy) Carl o. J. 1566 und Heinr. IL o. J. ; Bisthum Chur
(Joh. V. Flg. V. Asp.), (Trachsel 109 oder 110!); Tyrol 1619; Erz-
bisthum Salzburg 1536, 1619; Oesterreich 1610, 1616; Ungarn,
Ferd. 1553 und Gabriel Bethlen 1622; Siebenbürgen, Stephan
Bath. 1586!, Gabr. 1613, 27; o. J. (?); Carl Eraan. L von
Savoyen o. J.!; Sicilien, Johann und Carl o. J.!; Modena,
Caesar I. v. Este o. J.!; Niederländ. Provinzen und Städte 19
div. Stcke., Bisthum Lüttich, Hzg. Ernst von Bayern; Christine lY.
von Dänemark 1625 (4 Stck.); endlich 8 Funduks oder dergl.
mit arabischer Schrift.
Wenn es mir möglich ist, hoffe ich die Perlen des Fundes,
sowie einige wichtigere Jahrgänge und Stempelverschiedenheiten
näher zu beschreiben.
Acht Tage vor diesem Funde wurden ca. 4 Meissnische und
Hessische Groschen (ca. 1430 — 1470) und dergl. in einem Garten
zu Cöthen gefunden. Dabei sollen auch 21 Hersfelder und
Braunschweigische Brakteaten gewesen sein (?). Leider habe ich
den Fund nicht gesehen. Meine Bitte an den Besitzer, mir den
Fund zu senden, ist bis jetzt unerfüllt geblieben.
Lausigk (Anhalt), 16. März 1883.
Th. Stenzel.
Kleinere Mittheilangen. g7
Herr ßermaon Matthias in HanDover, Volgersweg 29a,
hat 1200 der schönsten griechischen Münzen öflPentlicher Samm-
lang, namentlich Gotha und einiger bedeutenden Privatsamm-
langen meist von scharfen galvanoplastischen Kopien abgeformt
und Abgösse von hartem unzerbrechlichem Gips hergestellt.
Die beiden Seiten jeder Münze sind neben einander auf eine
Kartelle geklebt. Er ist bereit diese Abgüsse entweder alle oder
auch in kleinerer Auswahl auf Bestellung anzufertigen. Es leuchtet
ein, wie nützlich solche Kopien für den archäologischen Apparat
der Universitäten, Kunstschulen und anderer Lehranstalten sind,
denen Originale anzuschaffen, der hohen Preise wegen, unmöglich
ist. Wenn die Abgüsse so scharf sein werden, wie diejenigen,
welche Herr Matthias in Berlin vorgelegt hat. kann diese Ge-
legenheit, die schönsten griechischen Münzen zu studieren, wohl
empfohlen werden.
V. P.
Der Bart des Kaisers Barbarossa. — Brakteatenprägung auf Filz.
In der (Wiener) Numismatischen Zeitschrift (Bd. XIY. p. 406)
steht in einer Besprechung von fl. Halke's „Einleitung in das
Studium der Numismatik" : „so ist es unter Anderem nicht richtig,
wie S. 91 behauptet wird, dass Friedrich Barbarossa immer
bartlos dargestellt wird, da er namentlich auf Denaren auch
mit einem langen Schnurrbart erscheint". Dies ist aber falsch;
auf den Denaren ist Friedrich 1. stets bartlos: dass die
hier gemeinten Aachener Denare mit einem schnurrbartigen,
sitzenden Kaiser Friedrich (Rückseite: Brustbild des gekrönten
Karl d. Gr., das grosse Earchengebäude über seinen Kopf haltend)
dem zweiten dieses Namens angehören, hat schon vor siebzehn
Jahren Dannenberg bewiesen (Berl. Blätter f. Münzk. III, 1866,
p. 47 f.) und ist niemals in Zweifel gezogen worden, kann es
auch gar nicht, weil die Denare von Friedrich's II. Gegenkönig
Wilhelm (von Holland) und dessen unmittelbarem Nachfolger
gg Kleinere Hittheilangen.
Richard (yon Comwallis) jenen Denaren mit Friedrichs Namen
völlig gleich sind, in allen Details, ja Wilhelm prägt sogar
zuerst mit dem Haaptseiten-Stempel Friedrichs, mit dem
sitzenden bärtigen Kaiser FRIDERIC, dessen Umschrift er später
durch die des (sanctus) KAROLVS ersetzt.
Dass Friedrich Barbarossa ein einziges Mal ausnahmsweise
auf einem schönen Brakteaten des Odenwalder Fundes einen
Schnurrbart trägt, habe ich früher mitgetheilt.
In der erwähnten Besprechung steht auch: „die Ansicht,
dass beim Prägen der Brakteaten als Unterlage Tuch, Filz und
dergl. verwendet wurde, scheint uns nicht begründet" ; uns scheint
aber Halke's Ansicht von der Brakteatenprägung auf Filz doch
nicht so unbegründet, denn Herr Oberpostrath Halke hat selbst
Versuche mit Brakteatenprägung angestellt und ich kann nebst
allen anderen Besuchern der betreffenden Sitzungen der Numis-
matischen Gesellschaft versichern, dass die von Herrn Halke auf
Blei-, auf Holz- und auf Filz-Unterlage geprägten Stücke
sich untereinander nicht unterscheiden Hessen und von
ihren Originalen (Magdeburger Moritzbrakteaten) eben f al 1 s
nicht zu unterscheiden waren.
A. V. S.
Berichtigung.
In dem Aufsatz über den Neisser Heller Th. X S. 225 sagt
Herr Referendar Friedensburg, ich hätte in meinem Artikel Th. V
S. 288 Neisse als ,,böhmische Prägstätte*^ bezeichnet; die An-
führungszeichen, in welche Herr Friedensburg diese Worte ein-
schliesst, lassen den Leser um so mehr glauben, ich hätte Neisse
für eine Stadt in Böhmen gehalten. Ich habe aber natürhch die
mir zugeschobenen Worte nicht gebraucht auch keine ähnhchen,
wie mein Artikel zeigt.
J. Friedlaender.
89
Literatur.
Amiet, Jacob, der Münzforscher Andreas Morellius. Bern
1883 (Sep. Abdr. a. d. Bemer Taschenbuch). — Eine werth-
volle Brochäre, die uns ein anschauliches Bild des rastlosen, trotz
fortwährender Misserfolge wahrhaft idealen Strebens und Arbeitens
des ausgezeichneten Schweizers Andreas Morell giebt, des be-
rQhmten Verfassers des „Specimen universae rei numariae" und
des „Thesaurus Morellianus*', bei welchem freilich nur der Fleiss
und die kritische Genauigkeit MorelFs als Kupferstecher be-
wundert werden kann^ während sein Text in dem weitschichtigen
Commentar von Haverkamp benutzt, aber nicht in seiner Ursprüng-
lichkeit erhalten ist. Morell's Lesben und wissenschaftliche Thätig-
keit in Paris gewähren ein merkwürdiges Bild des regen, von
humanistischem Geist durchdrungenen Gelehrtenlebens zur Zeit
Ludwig's XIV., das allerdings in der rohen Misshandldng, welche
auf LouYois' Befehle dem trefflichen Manne zugefügt wurde, seine
hässliche Kehrseite findet: Morell wurde, angeblich als Protestant,
eigentlich aber weil er um endliche Besoldung für seine Arbeiten
bat, wie es scheint gegen den Willen und sogar ohne Wissen
des Königs in die Bastille gesperrt, wieder entlassen, wieder ein-
gesperrt und 80 fort, trotz huldvoller Audienzen und königlicher
Gnadenbezeigungen in den Zwischenpausen. — Nach seiner Ent-
fernung aus Paris winkte ihm das Glück, bei dem kunstsinnigen
Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg in Berlin angestellt
zu werden, verwirklichte sich aber nicht, und Morell starb 1703
alf? Rath und Antiquarius des Fürsten Günther von Schwarz-
90 Literatur.
borg, ohne dass es ihm möglich gewesen, auch nur einen Theil
seines „Thesaurus^ der romischen Münzen im Druck heraus-
zugeben. — Zwei Bildnisse Morell's, eines in Perrücke und Hof-
kleid, das andre nach einer von ihm selbst gemachten Tusch-
Zeichnung während seiner Gefangenschaft in der Bastille, sind
dem dankenswerthen Werkchen beigegeben. Elin Anhang giebt
den interessanten Bericht des berühmten Münzgelehrten Charles
Patin von seinem Aufenthalt in Bern und seinem Besuch bei
Morell.
A. V. S.
Armand, Alfred, les m^dailleurs italiens des quinzi^e et
seizieme si^cles. Zweite Ausgabe, Paris (£. Plön) 1883. Zwei
Bde., zus. 676 Seiten. — Die zahlreichen Publikationen italienischer
Reoaissancemedaillen, namentlich die grossen Werke von J. Fried-
laender und A. Heiss und eigene unermüdliche Thätigkeit haben
Herrn Armand in den Stand gesetzt, sein Werk in veränderter
Gestalt und mehr als dreimal so stark als die erste Ausgabe neu
erscheinen zu lassen. Armand's Buch, unentbehrlich für jeden,
der sich mit der Kunst der Renaissancezeit beschäftigt, ist durch-
weg mit grösster Sorgfalt und Genauigkeit gearbeitet, jeder Be-
schreibung sind, wenn dies irgend möglich war, kurze historische,
kunstgeschichtliche und literarische Notizen beigegeben; der zweite
Band behandelt die Medaillen ohne Künstlernamen; eine Reihe
sorgfaltiger Verzeichnisse der Künstler, der Umschriften, der Dar-
gestellten u. s. w. erleichtert die Benutzung des Werkes. — Ohne
hier genau auf das ganze Werk eingehen zu können, was wir
wohl noch von den speciellen Kennern der Renaissancemedaillen
erwarten dürfen, möchte ich hier einige kleine Bemerkungen zu
Armand's Beobachtungen hinzusetzen: die KünsÜerbezeichnnng
ANIEVS (I. p. 261) auf der Medaille des Statthalters Requeseus
(f 1576) ist, wie das Berliner Exemplar beweist: ANTEVS zu
lesen, der Künstler ist also wohl identisch mit dem in dieselbe
Zeit fallenden ANTEO (Armand I, p. 274). Zu den Medaillen
Literator. 91
des Johannes Cavinas (I, p. 178 ff.) ist hinzuzufügen das schone
von mir aus Dannenberg's Sammlung publicirte Stück (Zeiischr.
f. Numi8m.VIlI, 1180) mit tlhristi Brustbüd und PORVS CONSILII
FILIVS, signirt mit dem Namen des Künstlers, Rj\ Christus am
Kreuz, Maria, Johannes und Magdalena. OMNIA SVRSVM
TRACTA SVNT. — Die Medaille des Mailänders Amicus Taegius
(denn Amicus ist Vorname, wie Herr Armand durch eine zweite
Medaille beweist), U, p. 161 Nr. 13, mit dem Knaben auf der
Schildkröte auf der /2/., ist deutsche. Nürnberger oder Augs-
burger Arbeit Herr T. W. Greene in Winchester besitzt das
Modell in Kelbeimer Stein.
A. V. S.
Schiller, Hermann, Geschichte der römischen Kaiserzeit.
Band I (bis zur Erhebung Vespasians). Gotha 1883. — 496 S. —
Den Werth der historischen Forschungen des Herrn Yf. kann ich ,
nicht beurtheilen, mir ziemt es hier nur hervorzuheben, dass das
Werk durchweg mit fleissiger und genauer Benutzung der numis-
matischen Literatur gearbeitet ist, ein um so grösserer Vorzug
als man in andern neueren geschichtlichen Werken oft grossen
Unsinn in numismatischer Beziehung lesen kann (so steht z. B.
in einem illustrirten Buche, welches allerdings auch die liegende
Statue der Ariadne nach der alten albernen Auffassung ver-
flossener Jahrhunderte als Portrait der Cleopatra giebt:
„Brutus so gut wie Cassius hatten.... Brutus zuerst^ ihr
Bildniss . . . auf die . . . Münzen setzen lassen^!). Schiller^s Werk
zeigt im Gegensatz zu derartigen Erscheinungen eine gewissen-
hafte und ernste Beschäftigung mit der numismatischen Literatur
und wird daher dem Numismatiker oft erwünschte Belehrung
bieten. Einige kleine Znsatze zu den numismatischen Anmerkungen
seien hier gestattet; p. 98: die Münze des Königs Polemo mit
Antonius' Namen auf der Rf. ist nur aus Patin's Publication be-
1) Im InhaltsTerzeichniss des Bandes leider ausgelassen, daher leicht za
ttberseheo.
92 Literatur.
kannt, seitdem nicht wieder aui^etaucht und bedarf der Be-
stätigung. — p. 121: die Münze der Cleopatra mit dem angeb-
lichen TM AT, deren Deutung yw^ MAqxov ^Avttoviov der Vf.
mit Recht bezweifelt, ist falsch gelesen; Feuardent (Egypte
andenne, II p. 1) giebt die richtige Lesung, es steht um den
weiblichen Kopf (es ist die personificirte Alexandria, nicht Cleo-
patra) riTOAEMAI, rückläufig von unten nach oben, und dieser
Ptolemaeus ist, da Caninius Crassus auf der Rückseite erwähnt
wird, Caesarion, der Sohn der Cleopatra, angeblich vom Caesar.
— Zu p. 68: nicht das „Gothaer Exemplar^ der Goldmünze mit
Pompeius des Grossen Kopf auf der Vorderseite ist falsch, sondern
die Münze existirt überhaupt nicht acht, sie ist aus neuen Stempeln
(im 17. oder 18. Jahrhundert gemacht) geprägt; dass sich Sextus
Pompeius mit Vorliebe mit dem Eichenkranz darstellte, kann
man eigentlich nicht sagen; der einzige sicher ächte Münzstempel
mit seinem Bilde zeigt den Kopf vom Eichenkranz umgeben. —
Zu p. 125: Die Münzen des Antonius mit Bezeichnung der ersten
Legion sind ganz unzweifelhaft; das sehr seltene Stück mit LEG I
war in der Auction der Sammlung Borghesi und nach Ver-
sicherung kundiger Numismatiker sicher acht.
A. V. S.
Friedlaender, Julius. Ein Verzeichniss von griechischen
falschen Münzen welche aus modernen Stempeln geprägt sind,
Berlin (Weber) 1883. 53 S. Der Verfasser giebt, grösstentheils
mit ausführlichem Commentar über die Ajrt der Herstellung, über
Veränderung welche die Fälscher selbst mit den Stempeln vor-
nehmen, über die Verfertiger und dem Ort der Herkunft u. s. w.
ein Verzeichniss einer grossen Anzahl griechischer und einiger
romischen Münzen ohne Anspruch auf Vollständigkeit für das
ihm die Sammler und Beamten an Sammlungen zu Dank ver-
pflichtet sind. Jeder, auch der durch etnste Studien und lang-
jährige Uebung mit dem Wesen der falschen Münzen sehr ver-
traute Münzkenner wird sich, wenn er ehrlich ist, bei diesem
Literatur. 93
Kapitel eines „infandum regina*' nicht enthalten können. Hat
doch die schöne falsche Goldmünze des Amyntas von Galaxien
und der falsche Stater des Diodot von Bactrien in alle grossen
öffentlichen und Privat-Sammlungen Eingang gefanden, selbst
Eckhel und Mionnet und unzählige andere gute Numismatiker
haben recht eklatante falsche Münzen beschrieben, abgebildet und
commentirt, und in einer erst neuerdings stattgehabten grossen
Auction einer berühmten Sammlung ist ein fedsches Didrachmon
von Locri Opuntii für eine hohe Summe völlig bona fide ver-
ond gekauft worden. Friedlaenders Yerzeichniss entbehrt leider
der Abbildungen, doch sind seine Beschreibungen genau und so ein-
gerichtet, dass sie in jedem einzelnen Fall gewiss „zur Warnung^
dienen und manches Unheil verhüten werden. — Besonders lehr-
reich sind Friedlaenders Angaben über Beckers Manipulationen,
der u. a. eine Münze des Caesar Nigrinianus auf einen ächten
subaeraten Denar mit vielem Geschick aufjgeprägt hat. Die reiche
Sammlung falscher Münzen in unserem Egl. Munzkabinet enthält
diese und eine grosse Anzahl anderer gefahrlicher Fälschungen,
auch die vortrefflichen Reihen des berüchtigten Römer-Fälschers
aus Udine, welche uns Fr. Trau in Wien vor einigen Jahren in
interessanten Publicationen bekannt gemacht hat. Friedlaenders
Aufforderung^ durch Zusammenarbeiten eine möglichst vollständige
Liste fabcher Münzen herzustellen, verdient Beherzigung.
A. V. S.
95
Zur Mfinzkimde des Harzes.
(T*f. IIL)
I. Bisthum HalberstadL
Rudolf I. 1136-1149.
f RODYLPYSE.. bischöfliches Brustbild mit erhobener Rechten
und Erummstab. Rf. + S-CS STEPHHNY, der Heilige in die
Knie gesunken. Taf. lU Nr. 1.
Von diesem Bischöfe hatten wir bisher nur den einzigen^
auch sehr seltenen Brakteaten von flachem, alterthümlichem,
Charakter, mit dem als dem damals ältesten Halberstädtischen
Gepräge Leukfeld uns bekannt gemacht hat, denn dass des-
selben Schriftstellers Nr. 1 b (S. 102) nicht diesem Bischöfe, sondern
dem Magdeburger Rudolf (1253—60) zugehört, bedarf heut zu
Tage keiner weiteren Ausführung.
Ulrich (Graf v. Regenstein) 1149—1160 und 1177—1180,
oder sein Gegner
Gero (▼. Schermbke) 1177—1180.
Umschrift undeutlich. Infulirtes Brustbild mit Krummstab
undLiUe(?) Rj\ + o£oSoSo€opoiNoVSoPoE.oS Brustbild des
Heiligen mit Erummstab und Lilie, über jeder Schulter ein
schleifenartiges Kreuz. Taf. IH Nr. 2.
Wegen der zierlichen Arbeit, welche diesen Halbbrakteaten
Ton dem vorigen yortheilhafb unterscheidet, möchte man ihn eher
auf Gero beziehen, dessen Münzen sich alle durch feinen Stempel*
Z«itMMft fffir MomltmatÜL XL 7
96 H. Danaenberg:
schnitt aaszeichnen (s. Leakfeld Taf. III, 42, Tai V, 42, b, c, d,
Stenzel Freckl. Taf. II, 22, 23, Mzstud. II, Taf. 35, 31).
Konrad (v. Krosigk), 1201—1208.
1) + CONRAD VS • I • HliBE der infulirte Kopf des Bischofs
rechtshin im Kirchenportale. Rf. SC 'S' — T£PH der Heilige
mit Palme und Knimmstab, neben jedem Knie ein Sternchen, über
seiner rechten Schulter eine Kugel. Taf. III Nr. 3.
2) Ebenso, aber + CONRADVS EPISOPV, Rf. aCSTC —
PHA . ., ebenso, aber über jeder Schulter eine Kugel. Taf. III Nr. 4.
Beider Münzen habe ich bereits S. 260 Anm. Bd. Y d. Z.
Erwähnung gethan, und sie nebst andern als Beläge dafür auf-
geführt, dass man gleichzeitig Brakteaten und zweiseitige Denare
geprägt hat. Sie sind in hohem Grade bemerkenswerth, als die
einzigen Halberstädter Denare aus der Brakteatenzeit, eine einzige
Ausnahme, die man vielleicht bestreiten würde, wäre sie nicht
durch die so ausführlichen und bestimmten Umschriften gegen
jeden Zweifel gesichert.
II. Grafschaft Blankenburg-Reinstein.
1) oCATIoDGoBLAUCBßB^RG, (rückläufig) Hirschhorn.
— Taf. in Nr. 14.
Dieser herrliche Brakteat ist nicht unbekannt, Schönemann
(z. vaterld. Mzkde., Taf. B 23, S. 16 Nr. 37) hat ihn mit einigen
kleinen Abweichungen (eher wohl als Unrichtigkeiten), nemlich
einem Punkte statt eines Ringels am Anfange der Umschrift und
mit N statt II) abgebildet (siehe auch Num. Z., 1843, Taf. I, 10).
Weshalb ich auf ihn zurückkomme, ist nicht seine grosse Selten-
heit (Schönemann nennt ihn ein Unicum;, sondern mein Zweifel
an der Richtigkeit der Schönemann^schen Erklärung, nach
welcher CATI so viel als Graf bedeute; er sagt (a. a. O., Anm.):
„catns (cautus) — vorsichtig, erfahren, = grau =^ Graf.^ Das
ist aber wohl mehr sinnreich als richtig. Das Bewusstsein einer
solchen Ableitung des deutschen Wortes „Grave'' dürfen wir
Zur Mänzkande des Haraes. 97
doch wohl bei dem Stempelschneider oder dem Erfinder der Um-
schrift nicht voraussetzen, viel eher eine der im Mittelalter so
gebräuchlichen Buchstaben-Auslassungen, und so kommen wir
denn durch Einschiebung von S und R zu CASTRI. Castrum
aber ist die Bezeichnung, welche Blankenburg zukam, und castrum
finden wir auf franzosischen Münzen jener Zeiten äusserst häufig
(Blois, Chäteaudun, Dreux, Etampes, Gien, Chäteau-Landon,
Mantes, Montreuil, Pithiviers, Pontoise, Provins, Tournus, Ven-
döme), aber auch auf deutschen Münzen und zwar gerade aus
der in Rede stehenden Zeit haben wir Beispiele an dem CASTRYO)
IN SelNe COMIT des Grafen Eberhard I. von Sayn, 1137 bis
1176 (Mzstud. UI, S. 157), und namendich dem GASTRUM
ADELBERTI CO (Numism. Z. 1863, S. 123 Nr. 7). Letzterer
Brakteat, von dem mir leider kein Exemplar, ja nicht einmal eine
Abbildung bekannt ist, soll von Albrecht UI., Grafen von Wemige-
fode (1173—1214) sein, und eine bessere Zutheilung möchte sich
auch schwerlich ermitteln lassen. Damit ist denn wohl genug
für die vorgeschlagene Erklärung des CATI erbracht, die doch
auch der Leitzmann'schen (Num. Z. 1862, Nr. 45) vorzuziehen sein
dürfte, nach welcher G ATI fürConrATI stände. Auch ist unser Brak-
teat dem letztgedachten offenbar gleichzeitig, eher vor als nach 1200
geprägt; nach Schönemann gehört er „in die erste Zeit des XIII.
Jahrhunderts, also Siegfried Ul.^ Einem bestimmten Grafen ihn zu-
zuweisen, unterlasse ich, zumal da Schöne mann Recht zu be-
halten scheint, wenn er (S. 15) sagt: „Die Geschichte der alten
Grafen von Blankenburg und Reinstein im XII. und XIII. Jahr-
hundert wird der gleichnamigen Söhne und Vettern wegen aus
Urkunden wohl nicht mehr ganz klar gemacht werden können.^
Das scheint sogar noch für die Folgezeit zu gelten.^)
1) Als Belwg diene die Grote'sche Stammtafel S. 286, die an£i £rhebliehite
abweieht, nicht blos von der, welche y. MoWerstedt (Zeitschr. d. HartT., 1878
S. 286) noch Leibrock und y. Arnstedt, sondern aach von der, welche Qrote
selbet (Maetad. I, 8. 286) giebt, namentlich fehlt in enterer der Graf Bernhard,
TOD dem aogleich die Rede sein wird, gani, w&hrend er in den beiden anderen
7*
98 H. Dannenberg: *
Unser Brakteat nebst einem anderen wohl noch etwas älteren
mit COMeS • SIFBIDVS • De BLANKeNBRVC •, dessen Ab-
bildung Schönemann ebenfalls (Taf. B 22) liefert, sind die ein-
zigen Schrifbmonzen dieser Grafschaft, die uns aus dem Mittel-
alter geblieben sind, während wir von schrifÜosen Brakteaten eine
stattliche Reihe aufzuweisen haben. Denare dagegen hatten ge-
fehlt, bis ich (Berl. Bl. IV Taf. 48 Nr. 7, 8) zwei bekannt
gemacht habe, welche ich wegen des auf ihnen im Felde dar-
gestellten Hirschgeweihes hierher beziehen zu dürfen geglaubt
habe, denn das Hirschgeweih bildete die Helmzier dieser Grafen.
Hiergegen hat sich aber Herr v. Mülverstedt in einer sehr
lehrreichen Abhandlung (Zeitschr. d. Harzvereins f. Gesch. und
Alt.-Ede. 1878, S. 232) gewandt, und diese Münzen vielmehr für
die Grafen von Dassel beansprucht, welche ein Hirschgeweih in
einem mit Kugeln bestreutem Felde gefuhrt haben. Hr. v. M.
führt zu dem Ende aus, dass das Hirschgeweih, welches für die
Grafen von Blankenburg-Regenstein nicht Wappenbild, sondern
wie für die Grafen von Hohnstein, nur Helmzier ist, als solche
nicht ohne den Helm und getrennt von demselben dargestellt
werden könne. „Soviel ich zu übersehen vermag,^ heisst es
a. a. 0. S. 239, „fand im Mittelalter und selbst auch in dem
ersten Jahrhundert des neuen Zeitalters eine Sonderung des Helm-
kleinods vom Helm, gleichsam des Kindes von der Mutter, nie-
mals statt, und weder die nur die Helmzeichen enthaltenden Siegel
des Mittelalters (Helmsiegel), noch eine der mir bekannten Münzen
des Mittelalters oder der Neuzeit, welche den Helmschmuck allein
aufgeprägt erhielten, lassen ihn ohne, sondern vielmehr nur stets
mit ihm und aus ihm hervorgehend sehen." Ohne im Geringsten
die Richtigkeit dieses von einem so bewährten Wappen- und
Siegelkenner aufgestellten Grundsatzes in Zweifel zu ziehen, muss
ich doch, wie ich bereits flüchtig Bd. YI[ S. 208 d. Z. gethan
habe, den Einwand erheben, dass dieser Grundsatz von den Münz-
▼orkommt. Hier bleibt also noch ein Feld far spätere Forscher, falls sich ein-
mal neues Material bieten sollte»
# Zur Münzkimde des Harzes. 99
stempelschneidem nicht immer streng befolgt worden ist. Bei-
spiele dafür sind: 1) Hildborghausen, kleine Groschen und Denare
des Markgrafen Balthasar (?) von Thüringen, theils aach seiner
Gemahlin Margaretha von Henneberg mit dem Meissnischen so-
genannten Jadenkopf (Streber, Kobnrg Taf. II, 11, 12, 15 — 18),
der einmal (ebenda Taf. II, 13) auch aaf dem Helme, wie auf den
bekannten Meissnischen Groschen stets, erscheint^ )^ 2) dasselbe
Kleinod auf Brakteaten von Eisenach (Posern XIX, 9, 10 u. s. w.),
3) das Meissnische Kleinod, aber gedoppelt, auf einem Langai-
salzaer Brakteaten (Zeitschr. f. Museologie, 1878, Nr. 93), 4) das
sächsische Helmkleinod^ der aus einer Krone ragende Hut, nach
Art des herzoglich sächsischen Wappens quergestreift, mit dem
Rautenkranze umwunden, gekrönt und mit Pfauenfedern besteckt,
auf einem Hohlpfennige Herzogs Wilhelm III. des Tapfem von
Sachsen (1428—82) mit WD6DS (Schlegel, de n. Goth. IV,
15, 16), 5) das Thüringische Kleinod auf einem Meissner Brak-
teaten (Heinrichs des Erlauchten? 1221—1288, Erbstein Wolknbg.
91), während eben Nr. 89 dasselbe den Helm schmückt, 6) der
doppelte Brandenburger Adlerflügel ohne den Hebn auf einem
Lausitzer Brakteaten (P OS ern, Sachs. Mz. XVIII, 9, vgl. Weidhas
Brandbg. D. VII, 1 und XIU, 14), 7) Brakteat des Grafen
Wilhelm V. von Henneberg (1444-80) mit WDGOIIl, und auf
einer Krone einen hohen mit Pfauenfedern besteckten Hut, in
dessen Mitte die Henne auf einem Hügel (V^ S. 278 d. Z.). Diese
Beispiele, welche sich gewiss noch vermehren Hessen, werden
genügen, um zu erweisen, dass Regeln der heutigen oder auch
der älteren Heraldik, welche immerhin für die Sphragistik un-
bedingte Geltung haben mögen, solche doch nicht unbedingt für die
Numismatik beanspruchen dürfen, wie ich das u. a. schon früher
1) Beiläufig bemerkt hat der sonst so sorgfältige Streber Böhme nicht
Terstaaden, wenn er ihn (S. 93, Anm.) sagen läset, dieser Helmschmuck des
Jndenkopfes komme snerat bei Knrfdrst Friedrich II. (1428—64) Tor, Böhme
(s&chs. Qr. Kob. 8. 278) sagt dies nur yon den Groschen, nnd bringt selbst
(ebenda 197) einen solchen paryns Misnensia» den er Friedrich dem Freudigen
(1291—1324) insehreibt.
100 H. Dannenberg:
bezüglich der Hederschen Münzen glaube dargethan zu haben
(8. d. Z. Bd. II 152, Bd. IV 194). Man wird auch hinsichts der
vorliegenden Frage nicht einwenden können^ dass alle aufgeführten
Fälle einer späteren Zeit angehören als die in Rede stehenden
Denare, von denen übrigens der eine jedenfalls nicht viel später
als 1300 geprägt ist, denn wenn der nicht grosse Zeitunterschied
wirklich in Betracht kommen kann, so könnte er sicher meiner
Annahme nur zum Vortheil gereichen, da doch gewiss die heraldi-
schen Regeln im XIY. und XV. Jahrhundert fester ausgeprägt
waren als vorher. Und ist nicht hier die Darstellung des Hirsch-
geweihes auch heraldisch um so unverfänglicher, als es ja doch
dem gedoppelten Wappenbilde so ziemlich gleichkommt?
Fällt aber somit der einzige gegen Reinstein geltend ge-
machte Grund, so steht der Zutheilung dorthin oder allenfalls an
die Grafen von Hohnstein nichts im Wege, namentlich auch nicht
der Umstand, dass wir keine Denare mit dem Hirschhorn kennen,
welches allerdings das stete Gepräge der Brakteaten bildet, denn
schon früher habe ich hervorgehoben, dass wir ganz aus der
Nähe, von (Quedlinburg und Stolberg ebenfalls, aber auch nur
einige wenige Denare haben, und die vorstehend beschriebenen
Denare Eonrad's von Halberstadt zeigen abermals, wie behutsam
man in Schlüssen sein muss, die auf nichts als dem bisherigesi
Fehlen einer gewissen Münzsorte beruhen. Viel eher könnte
man Bedenken gegen die von mir vorgeschlagene Zutheilung dar-
aus entnehmen, dass 5 Exemplare eines Denars ähnlich dem ge-
dachten Nr. 8, Taf. 48, Bd. IV Berl. Bl. kürzlich in Pommern
gefunden worden sind (Bd. VI S. 125 Nr. 40 d. Z.), allein in der
Nähe ihres Fundortes sind sie schwerlich unterzubringen, und so
wird man denn auch hier, wie so oft, dem Zufalle einen gewissen
Antheil an der Zusammensetzung des Fundes zugestehen müssen,
dem Zufalle, der diesem Funde auch 12 Exemplare eines bisher
ganz unbekannten, in seinem Vaterlande noch nicht vorgekommenen
Ealischer Denars von Kasimir d. Gr. zugeführt hat; nach Schrot
und Korn konnten jene Reinsteiner wohl eben so gut als diese
Zur Ifünzkaode des Hanes. 101
Ealischer Denare sich als gleichwerthig unter die Pommerschen
mischen. Wie man immer über die wahre Heimath dieser Denare
mit dem Hirschgeweih denken möge, in der Grafschaft Dassel^
wo Hr. V. M. sie aus heraldischen Gründen erblickt, wird man
sie aus numismatischen Gründen nicht suchen dürfen, denn Dassel
liegt nur 2 Meilen von Corvei und Höxter, ungefähr in der Mitte
zwischen beiden westfälischen Städten und Eimbeck, und obwohl
diese Grafschaft vom Stifte Corvei durch die Weser getrennt ist,
so dürfen wir doch in derselben Denare von so entschieden
Brandenburgischem Charakter nicht mehr erwarten, seitdem wir
wissen, dass die westfälische Prägweise sogar bis nach dem noch
östlichere belegenem Eimbeck sich fortgesetzt hat (s. d. Z. Bd. Y,
S. 287). Anders freilich, wenn diese Grafen auch Besitzungen
mehr im Osten hatten, was mir nicht bekannt ist. Dass die Graf-
schaft Dassel in der Münzkunde unbekannt ist^), mache ich
selbstredend nicht geltend, denn das wäre kein hinlänglicher ÜBe-
weisgrund.
Schliesslich aber möchte ich noch einen kleinen Irrthum in
dem besprochenen Aufsätze berichtigen: Die fraglichen beiden
Denare sind nämlich nicht in dem S. 191 Berl. Bl. IV auf-
geführten Funde vorgekommen, derselbe hat vielmehr an Denaren
keine anderen, als die dort verzeichneten Brandenburgischen ent-
halten^ und ich habe demgemäss auch nur angegeben, dass die
Brakteaten Taf. 48 Nr. 9 a. a. 0. (mit Hirschgeweih) undi Taf. 48
Nr. 10 a. a. O. (mit dem eine Hirschstange in jeder Hand halten-
den Grafen) diesem Funde entstammen. Und femer zeigt Nr. 8
Taf. 48 eben da nicht, wie Hr. v. M. nach der Abbildung an-
nimmt, den Grafen mit Pfeil und Bogen, sondern was er eben in
den Händen hält ist nicht zu erkennen.
2) Hirschhorn, in dessen Krümmung der gothische Buch-
stabe V. — Tat m Nr. 15.
1) Das von Köbne (Zeitschr. f. Münzkde. V, Taf. VIII, 9) oach Dassel
verwieseDe MönzcbeD ist italienisch, nach den neuesten Forschungen ?on einem
Grafen Aldobraodeschi (s. Mzstud. II 982, Neaer Anzeiger T, S. 4, Bl. f. Mzfrde.
1869, 8. 187).
102 H. Dannenberg:
Dieser Brakteat ist em Seitenstück zu dem BerL El. Bd. IV
S. 193 (Taf. 48 Nr. 11) von mir veröffentlicliteii und dem Grafen
Bernhard zugetheilten. Indessen ist er offenbar älter, besonders
von yiel besserem Gehalt, als diese fast kupfrige Münze, und so-
nach würde das Y — denn das ist es doch wohl eher als ein B
— auf Bernhards Vater Ulrich zu beziehen sein (nach Grote's
Stammtafel Ulrich VIII, 1441—1521, nach Mzstud. I, 398 aber
Ulrich IV f 1479). In seiner Zeit war ja auch auf den Siegeln
der Gebrauch der deutschen Buchstaben weitverbreitet.
III. Grafschaft Klettenberg.
Halbbrakteat mit stehendem Hirsche von der rechten Seite,
vor seinem Halse ein Blatt (?), zwischen seinen Füssen ein Kreuz.
Die Umschrift unlesbar, die Rückseite gänzlich unausgeprägt.
Taf.in Nr. 5.
Um dieser Münze nach Zeit und Ort ihre richtige Stelle an-
weisen zu können^ müssen wir uns etwas über ihre Verwandten
unterrichten. Dabei haben wir zunächst von der Schweiz and
dem äussersten Südwesten von Deutschland abzusehen, wo ähn-
liche breite und durchgeprägte dünne Denare, wie wir sie als
Halbbrakteaten zu bezeichnen pflegen, schon im Anfange des XI.
Jahrhunderts (in Zürich, Basel, Villingen) auftreten, sie könnea
als Vorbilder der norddeutschen Halbbrakteaten nicht angesehen
werden. Diese haben vielmehr allem Anscheine nach von Goslar
ihren Ausgang genommen, wo unter Heinrich V. neben den kleinen
dicken Denaren auch Halbbrakteaten mit ganz denselben Bildern
und Inschriften geschlagen wurden. Ziemlich gleichzeitig aber
sind ähnliche Gepräge in Merseburg und Naumburg (Dan nenberg
Mz. d. Sachs, etc. Nr. 606 — 11, 601a. 601b), und die zwischen
diesen Städten und Goslar gelegenen Stifter Magdeburg, Halber-
stadt und Quedlinburg bequemten sich dann auch zu dieser Präg-
weise (Dannenb. 660—662, 665, 635—637, 622—623). Am Ersten
wurde diese unzweckmässige Technik in Magdeburg aufgegeben,
• »
Zur Mfinzkande des Harzes. 103
WO sie nur unter Heinrich I. (1102—1107) und Adeljod (1107—
1119) bestand, während schon Eonrad I. (1134—1142) wieder
regelrechte, wenn auch etwas grosse Denare neben YöUigen Brak-
teaten prägte; von den dazwischen fallenden Erzbischöfen Rudger
und Norbert haben wir bekanntlich keine Münzen. Auch in
Merseburg und Naumburg sowie in Quedlinburg war die Herr-
schaft der Halbbrakteaten nicht von längere Dauer. In Goslar
dagegen haben auch Heinrichs V. Nachfolger Lothar und Eonrad UI.
solche Münzen geprägt, während keine von Friedrich I., Hein-
rich YI. und Philipp bekannt sind, daher denn der Halbbrakteat
mit OTVS REX Berl. Bl. IV Taf. 49 Nr. 13 immer noch einiger-
massen räthselhaft ist; seine Umschrift weist selbstredend auf
Otto IV. viel eher hin als auf Lothar, und OTVS oder OTTVS
statt des gebräuchlichen Otto kommt auf Ottos IV. Denar von
Pavia und einem noch unedirten Aachener meiner Sammlung vor,
befirenidend wäre aber doch immer die Wiederbelebung dieser
keineswegs empfehlenswerthen Prägeweise nach 60jähriger Unter-
brechung. Am längsten hat sie sich ohne wesentliche Pause
in Halberstadt gehalten; hier begiont sie unter Reinhard (1106—
1122), setzt sich, wie wir oben gesehen haben, unter Rudolf
(1136—1149) fort, und endet erst unter Ulrich (1149-1160) so-
wie dessen Gegner Gero (1160—1177), freilich nicht ohne im
Aeusseren merkliche Wandlungen durchgemacht zu haben, und
begleitet von den schönsten Brakteaten, welche neben den ab-
scheulichsten Karrikaturen Ulrichs Regierung auszeichnen. Aber,
um zu erschöpfen, müssen wir auch noch Braunschweig, Heiligen-
stadt und wohl auch Helmstädt nennen, wenn anders nicht die
Münzen mit HELÖIÄNSIDA Bd. V Taf. VIII, 7 d. Z. doch nur
einseitig, also als wahre Brakteaten geprägt sein sollten. In
Ileiligenstadt dürften die Halbbrakteaten des Mainzer Erzbischofes
Heinrich U. 1142—1153 (v. Posern Sachs. Mz. Taf. IX, 3, 4)
zu Hause sein. Ebenda glaubt Posern auch eine Reihe thaler-
grosser Halbbrakteaten (Taf. IV) geschlagen, deren einige um das
Bild eines Geistlichen den Namen Conradua tragen, Leitzmann
104 H. Dannenberg:
dagegen hat sie anfangs (Nom. Z. 1852 S. 26) nach Aschaffenborg,
dann (Nom. Z. 1863 S. 4) nach Worms verwiesen, indem er
glaubhaft versichert, es sei einmal eine grössere Parthie derselben
im Peterskloster zu Erfort gefunden worden. Für Erfurtisch dürfen
wir sie schwerlich ansehen; nimmt man also zu Leitzmann's
Annahme seine Zuflucht, dass ein nach Erfurt versetzter Geist-
licher sie mitgebracht, so steht auch ihrer Beziehung auf Worms,
wo Konrad I. 1150—1171 und Konrad H. 1171 — 1195 gelebt
haben, Nichts im Wege. Und letztere Annahme scheint mir viel
für sich zu haben, allerdings nicht aus dem von Leitzmann ange-
führten Grunde, dass Konrads I. v. Mainz Kegierung 1162 — 1165 zu
kurz gewesen, denn er hat auch noch ein zweites Mal 1 183 — 1200
geherrscht und uns verschiedene Münzen hinterlassen, wohl aber
spricht für Worms nicht nur eine gewisse Aehnlichkeit mit anderen ge-
sicherten dieses Bisthums^), sondern auch das bekannte Wormaer
Münzzeichen, der eine Kugel umschliessende Halbmond (s. Pos ern
Tat IV, 1, 3, 8). Von Braunschweig endlich sind die mit HEN-
RICVS DVX und dem Löwen. Rf. BRVNESWICENSIS und
Gebäude Mader II. Versuch Taf. 1, 2) bekannt, welche man Hein-
rich dem Löwen beilegt, und die jedenfalls seinen schönen Brak-
teaten sowie den nördlicher geprägten Denaren (Bl. f. Mzkd. lU
Taf. VI, 104, 105, 107, 117) im Alter vorgehen. Und diesen mag
man noch einige Brandenburger (von Heinrich - Przybislaw und
von Albrecht dem Bären) anschliessen. Damit haben wir das
Gebiet der norddeutschen Halbbrakteaten durchwandert, die sich
in nicht allzu weitem Kreise um den Harz herum gruppiren, die
Westseite des Gebirges freilassend. An der Werra und Weser
aber macht diese Münzgattung Halt, um, wie wir gesehen haben,
erst am Mittelrhein bei Worms und Speier wieder aufzutauchen.
Käthselhaft bleibt dabei ein Halbbrakteat des Erzbischofs Reinald
von KöLa 1159—1167 (Cappe IX, 142); dass Köhi seine Prag-
stätte nicht sein kann, liegt auf der Hand, wo aber ist im Köl-
1) Ich besitze z. B. einen anderswo bekannt zu machenden Halbbrakteaten
mit WORMACIA and dem sitzenden Bischot
Zur Münzkunde des Harzes. 105
nischen Sprengel ein Ort, der eine solche Münze erzeugt haben
konnte?
Nach dieser Rundschau wird es als kaum bestreitbar zu er-
achten sein, dass unser Halbbrakteat um die Mitte des XU. Jahr^
hunderts von einem Harzgrafen, der den Hirsch im Wappen ge-
fuhrt hat, geprägt ist. Dabei wird man zuerst an Stolbergs denken.
Allein dies Geschlecht reicht in so frühe Zeit nicht hinauf, seine
Genealogie beginnt erst mit dem Anfange des XTTT. Jahrhundert,
da, wie mich Herr Dr. Jacobs in Wernigerode freundlichst be-
lehrt, erst um diese Zeit das Schloss entstanden ist, von welchem
das erlauchte Stoiberger Grafengeschlecht seinen Namen tragt. Es
bleibt sonach nur Raum für Elettenberg, denn nach weiterer Mit-
theilung des Hm. Dr. Jacobs ist hier bis wenigstens in die 80er
Jahre des XU. Jahrhunderts ein Graf Albrecht von Elettenberg
beurkundet, dessen Name, wie er hinzufugt, wohl bis zur Mitte
des Jahrhunderts zurückreichen mochte. An ihn also werden wir
uns zu halten haben, wenn auch leider die Umschnft so wenig
meines vorliegenden als des einzigen zweiten mir bekannten um
nichts deutlicheren Exemplars (im E. Münzkabinette zu Copen-
hagen) vermöge ihrer mangelhaften Ausprägung irgend etwas zur
Bestätigung dieser Zutheilung beiträgt
IV. Grafschaft Stolberg.
1) N*H*N*H* der Hirsch von der rechten Seite in einem
durch Punktenlinien gebildeten, von 3 Ringeln begleiteten Schilde.
Taf. lU Nr. 6.
Nachdem ich bereits früher (Bd. IV S. 194 Berl. Bl.) das
Irrthümliche der Leitzmann' sehen auch von Eohne getheilte
Annahme, die Grafen von Stolberg hätten erst im XIV. Jahr-
hundert den Hirsch als Wappenbild angenommen, dargethan und
vielmehr nachgewiesen habe, dass zur Bekräftigung von L au-
ch er 's ^) Ausspruch, „1270 Graf Heinrich von Stolberg, mit dem
1} Oesch. der gi&fl. Häaser und Gnftefa. Wernigerode, Stolberg a. s. w. Eis-
leben and Sangershansen, 1844.
106 H. Dannenberg:
Hirscli im Wappen^ ein Siegel mit dem linkssclireiteDden EUrsche
und der Umschrift Sigillam comitis Friderici de Stolberch an einer
Urkunde von 1272 dient, ja der Hirsch sogar schon auf einem
50 Jahre älteren Stoiberger Siegel erscheint, fehlt jeder Grund um
zu bezweifeln, dass uns hier eine Münze aus Stolbergs frühester
Zeit, aus dem ersten Viertel des XHI. Jahrhunderts, wohin ihr
Ansehen sie auch verweist, vorliegt. Die wiederholten Bachstaben
N H erklären sich ungezwungen durch nunmius Henrici, und
unter diesem Heinrich werden wir uns eher den näheren Stamm-
vater des Stolbergischen Geschlechts Heinrich I. 1210 — 1239 als
seinen Sohn ( — ^^1272) zu denken haben.
Jedenfalls steht diese Münze wohl dem grossen Brakteaten
mit Hirsch und Hirschkalb (Becker Ta£ V 149) im Alter etwas
nach, letzterer, den ich nur in Folge eines Druckfehlers a. a. O.
S. 195 ins erste Viertel des XH. statt des XHI. Jahrhunderts
verlegt habe, dürfte doch wohl noch ins Ende des XII. Jahr-
hunderts, möglicherweise den Grafen von Hohenstein, etwa Elger II.
(—1189) oder III. (—1219) gehören. Nicht unerheblich ist dabei
vielleicht der Umstand, dass auf vorstehendem und nachstehend
beschriebenen Stoiberger Brakteaten der Hirsch Dammhirsch-arüg
gefleckt erscheint, was bei dem in Rede stehenden Becker' sehen
nicht der Fall ist. Vielleicht also hat sich die Stoiberger Linie auf
ihren Münzen wenigstens anfangs in dieser Weise von ihren Vettern
unterschieden.
Die nachfolgenden Brakteaten werden wir auf den erwähnten
Grafen Heinrich II. imd dessen Bruder den genannten Friedrich
(1242 — 1282), vielleicht auch noch auf des Letzteren Sohn Ludwig
(t 1337) sowie auf Heinrichs H. Sohn Heinrich III. (1280—1300)
und dessen Sohn Heinrich V. (1302 — 1329) zu vertheilen haben.
2) Der Hirsch rechtshin über ^eperltem Bogen. Taf. IH Nr. 7.
3) Der Hirsch linkshin, ein Blatt im Maule, zwischen seinen
Füssen 0. Taf. III Nr. 8.
4) Hirsch linkshin, zwischen den Füssen ein Ringel. Taf. III
Nr. 9.
3-1
V
Znr Müiukande des Hara«8. 107
5) Springender Hirsch, ein Blatt im Manie, linkshin, unter
ihm eine Lilie. Taf. IH Nr. 10.
6) Der Hirsch mit rückwärts gewandtem Kopfe, ebenfalls
springend und ein Blatt im Maule, aber von der rechten Seite
dai^estellt. T a f. HI Nr. 1 L
Einige dieser Brakteaten haben schon durch Leitzmann
(Numism. Zeit 1845 S. 82) Beschreibung gefunden, nämlich Nr. 3,
5 und 6 (a, a. O. S. 85 Nr. 6, S. 84 Nr. 3 und S. 85 Nr. 5), aber
er hat sie vermöge seines gedachten sphragistischen Irrthums den
Grafen Hohnstein zugeeignet, während er einen schrifilosen Brak-
teaten aber mit dem Hirsche von der rechten Seite, ähnlich also
unserer Nr. 1 (S. 82 Nr. 2) den Grafen von Klettenberg beilegt.
Deshalb und bei dem geringen Nutzen einer blossen durch Ab-
bildung nicht unterstützten Beschreibung stummer Brakteaten er-
schien eine nochmalige Veröffentlichung auch dieser drei Stücke
um 80 weniger überflüssig, als ja überhaupt erst wenige Stol-
bergische Münzen aus dem Mittelalter bekannt gemacht sind. Zu
diesen gehört Nr. 69 des Jessener Fundes (Stenzel num. Stud.
S. 26 Taf. 3 Nr. 69) mit linksschreitendem Hirsche, und Nr. 3740
Bd. rV Reichet: „der nach rechts laufende Hirsch, den Kopf
umwendend. Unter ihm eine Blume. Links im Felde R^. Ist dies
wirklich eine Varietät vorstehender Nr. 6? oder ist nicht etwa
das Blatt für ein A angesehen? Selbst aber im ersteren Falle
kann wohl die Zutheilung an „Albrecht, um 1380^ nicht gebilligt
werden; überdies kommt dieser Albrecht weder in den Grote'schen
Stammtafeln, noch bei L an eher vor.
V. Grafschaft Wernigerode.
VERNIGEROD Gebäude mit einem hohen Thurm zwischen
zwei kleineren Knppelthürmen, in der Thoröffnung zwei Fische.
Taf. m Nr. 12.
Diesen schönen und seltenen Brakteaten habe ich nicht blos
um deshalb abbilden lassen, weil seine einzige bisherige Abbil-
108 H. Dannenberg:
dang, in der num. 2ieitiing 1845 seine Eigenthfimlichkeit nur in
ungenügender Weise zar Anschauung bringt, sondern auch um
eine Vergleichung mit dem an seine Seite (Taf. III Nr. 13) ge-
stellten Moritzpfennige zu ermöglichen, welcher jedenfalls ihm als
Vorbild gedient hat, nicht wie die Hm. Erb st ein in augenschein-
licher Unbekanntschafb mit diesem wohl recht seltenen Stücke
meinen, (z. Mzgsch. d. Gf. v. Mansfeld S. 30) Trebitz Nr. 55.
Hr. V. Mülverstedt, dem wir eine treffliche Abhandlung
„zur Münzkunde der Grafen von Wernigerode (Zeitschr. des Harz-
vereins Bd. XII [1879] S. 600)** verdanken, glaubt in unserem
Brakteaten ein von der Stadt Wernigerode etwa als Münzpächterin
ausgegangenes Gepräge erkennen zu dürfen, und zwar weil er ein
Stadtzeichen und nicht wie sonst das Bild des Münzherm trägt
(a. a. O. Bd. V [1871] S. 350). Den bereits oben angeführten
Brakteaten des Grafen Adalbert von Wernigerode, dem Ottos I.
von Brandenburg (Mader II. Versuch Taf. III 55), den beiden
Bernhards von Sachsen (Elze II. Taf. III 83, 84), dem Albrechts 1.
von Sachsen und dem Albrechts I. von Magdeburg (Stenzel num.
Stud. S. 33 Nr. 37 und Taf. IV 33) gegenüber wird sich aber diese
Annahme schwerlich aufrecht erhalten lassen, denn alle diese, dem
unsrigen überdies zeitverwandten Brakteaten tragen ebensowenig
das Bild des Münzherm, sondern nur Darstellungen von Gebäuden.
Ganz analog dem unseren ist der Beschreibung zufolge der er-
wähnte Brakteat CASTRVOl ÄDCLBeRTICO und dreithürmige
Burg mit Lilie (?) im Thore (num. Zeit. 1853 S. 123 Nr. 7); da
ihm die Fische fehlen, so dürfte er etwas alter als der in Rede
stehende sein, beide aber möchten wohl dem Grafen Albrecht HI.
(1173 — 1214) angehören, denn später wird man namentlich den
vorliegenden wegen seiner vollständigen Umschrift, der kleinen
feinen Buchstaben und seines ganzen Ansehens halber nicht setzen
dürfen.
Zur Monxkande des Harzes. 109
VI. Grafen von Mantfeld und Edelherrn von Querfurt.
1) Behelmter Dynast sitzend mit Schwert in der Rechten und
dem Schilde mit 3 Querbalken zu seiner Linken, im Felde 2 Ringel.
Der Rand punktirt. Taf. III Nr. 16.
Ein Beitrag zu der gründlichen Erbstein'schen Arbeit über
die Mansfeld-Querfurtische Münzgeschichte (s. Bd. Y S. 127 d. Z.).
Zufolge des hohen Silbergehaltes wird das Münzchen nicht später
als um die Mitte des XIII. Jahrhunderts gesetzt werden dürfen.
2) c* GROSVS o noVS o COM DOM DMA der geviertete
Mansfeld-Querfurtische Schild unter dem mit 6 Fähnchen besteckten
seitwärts gekehrten Helme. Rf. SANCTVS°G€ORIVS°MILeSo
I5I8 ebenso, nur steht der Eelm vorwärts. Taf. III Nr. 17.
Beschrieben habe ich diesen, Hm. Stenzel in seinen Bei-
trägen zur Mansfeld'schen Münzkunde (Zeitschr. d. Harzv. Bd. XI
[1878] S. 232) unbekannt gebliebenen Groschen bereits Bd. YII
S. 209 d. Z., und ein ähnlicher, jedoch undatirter war in Reichel's
Sammlung (Bd. IV, 3736). Zwittergroschen sind das natürlich bei
der Yerschiedenheit der Darstellung und Umschriften beider Seiten
nichts interessant nur, dass der in der Umschrift bezeichnete Hei-
lige nicht wie auf den früheren Jahrgängen dargestellt, sondern
durch das Wappen ersetzt ist. Etwas Anderes ist es mib^den
Groschen, welche auf beiden Seiten die Umschrift gros, nov. etc.
tragen, von diesen darf man wohl die meisten als Zwitterroünzen
ansprechen, vielleicht Götz 3006, gewiss aber Num. Z. 1862 S. 60
Nr. 13 (Appel 2007) von 1519, denn hier sind H. S. und R. S.
gleich, nur dass jene MANS, diese MAN hat; man scheint also
aus Sparsamkeit verschiedene Stempel derselben Münzseite nach
dem Untergange der anderen zugehörigen so lange als möglich
benutzt zu haben.
H. Dannenberg.
Die eisten Uünzen der PMzgTafen Otto Heinrioh and Fhüipp.
Die vorstobend abgebildeten StQcke bilden, wie schon der
blosse Anblick lehrt, eine Trias zusanuDengehÖriger Mönzen, und
zwar von Münzen höchster Seltenheit. Die beiden ersteren geben
ein Beispiel der auch sonst nicht selten beobachteten Erscheinung,
dass manche Stücke — oft viele Jahrzehnte laug — ans dem
nnmismatischen Verkehr sowohl wie aus dem Studium der Münz-
forscher entschwinden, um gelegentlich einmal wieder zu neuer
Beobachtung aufzutauchen; man könnte sie dann als Kometen am
numismatischen Himmel bezeichnen.
Die enten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich nnd Philipp. Hl
Die erstere Münze ist zum ersten Male abgebildet worden
in dem bekannten, von den Münzwerken älterer Zeit oft citirten,
,,Münzbach^ von Arendt, Frankfurt a. M. 1631, S. 67. Damach
brachte der erste Theil von Exter's Pfalzer Münzen, erschienen
1759, eine Beschreibung, welcher die Notiz beigefügt war (1. c.
S. 37 fg.), dass sich im „Niimophylacimn Ehrencronianam^, ein
ähnlicher Halbthaler befinde, der denn auch in diesem Katalog
beschrieben ist. Der zweite Theil von Exter's Werk, erschienen
1769, beruft sich, die frühere Notiz verbessernd, auf das in der
Madai'schen Sammlung befindliche Original der Münze, welches
auch Köhler im Auge hatte, als er in seinen Münzbelustigungen
Bd. ym, S. XXIV in einem Entwurf zu einem vollständigen
Thalerkabinet dieses Stück aufführte. Es befand sich dasselbe
späterhin in der Schulthess-Rechberg'schen Sammlung, ist in
deren Katalog unter Nr. 4271 beschrieben und aus derselben in
das KönigL Kabinet zu Berlin gelangt. Herr Direktor J. Fried-
laender hat in dieser Zeitschrift Bd. IX S. 10 in seinem Auf-
satze über die neuen Erwerbungen des Königl. Kabinets im Jahre
1880 zum ersten Male eine richtige Abbildung davon gegeben
and eine kurze Erläutemng daran geknüpft. Er hat aach — und
es ist dies meines Ermessens nicht zu bezweifeln — ausgeführt,
dass jenes von Arendt als „Thaler^ beschriebene Stück mit dem
vorliegenden identisch sein müsse. Denn die früheren Beschrei-
bungen fussen alle auf Arendt, dessen Unverlässlichkeit ja bekannt
istO) luid schon Exter scheint das, was Friedlaender richtig
erkannte, vermuthet zu haben (1. c. Th. II, S. 316 fg.). Von Nr. 1
ist noch ein Exemplar bekannt, welches sich in der Königl. Samm-
lung zu München befindet.
Das zweite Stück ist mir nur in einer Abbildung bei Joachim,
des neu ero&eten Münzkabinets U. Theil Tafel XI zugänglich.
Ob ein Original davon bekannt ist, weiss ich nicht, doch wird
1) Er Ist X. B. d«r Erfinder des Tbulera des Brzbischofs Theodorieh von
Mains ond ähnlicher Monstra.
Z«lttehrlft nr Nomlimatik. XI. 8
112 F« Friedensburpf:
die Nachricht Joachim's, dessen Angaben darüber, woher ihm
das Stück zagekommen, nicht recht klar sind, bestätigt durch
Exter, der im IL Th. S. 317 unter Nr. 45 einen ^^kleinen Dick-
thaler^ beschreibt, der von demselben Stempel sei, wie die Münze
Joachim 's. Femer führt Exter ebenda unter Nr. 46 auch noch
ein „kleines Silberstückchen'' von gleichem Typus an, mit etwas
abweichender Umschrift: SVPER statt SVPERI und ERAT
statt FRA.0
An diese somit längstbekannten Stücke schliesst sich das
dritte an, welches mir ein glücklicher Zufall kürzlich in die Hände
spielte. Es zeigt erhebliche Abweichungen von jenen. Zunächst
fallt der Schriftcharakter auf, der hier ältere Formen darbietet,
als auf den beiden anderen erschienenen ; auch die Titulatur ist ver-
schieden, sie lautet auf Nr. 1 und 2: in inferiori z (et) superiori etc.,
während auf Nr. 3 et (z) inferioris et superioris etc. zu lesen
ist. Sodann ist die Darstellung der Hf, eine abweichende, hier
sind beide Knaben nackt und anders um den Löwen gruppirt,
und schliesslich erscheint auch noch das ausserordeutlich wichtige
P über dem Kopfe des Löwen. Die Rückseite ist eine meines
Wissens bei Pfälzer Münzen jener Zeit selten vorkommende; ich
kenne nur einen Groschen Friedrichs II. von 1525 (Kgl. Kabinet
Berlin), der das gleiche Ejreuz mit den 4 Wappen auf der /i/1,
auf der Hf, aber das Brustbild des Kurfürsten zeigt. ^) Ein pfidzi-
sches Analogen des Reverses von Nr. 2 ist mir unbekannt, die
Darsellung erinnert an manche niederrheinische und niederlän-
dische Gepräge, der Löwe der Rf. von Nr. 1 kommt ähnlich^
namentlich später, doch auch schon auf Münzen Ludwig Y., nicht
selten vor.
1) Ob etwa auch die Trenaungszeichen yerschieden — Exter giebt för sein
Stück Sterne an, während es bei Joachim Rosetten sind — lässt sich nicht
sicher entscheiden, da die alten Autoren meist wenig (Gewicht anf deigleichen
legten.
2) Ein Groschen Eurfarst Philipps, der ebenfalls ein Ereuz auf der Rs.,
allerdings von abweichender Zeichnung und mit anderer WinkelföUung, wird
vnten beschrieben.
Die ersten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp. 113
Schon der Augenscliem lehrt, dass wir es hier mit einer
anssergewöhnlichen Prägung zn thun haben, deren Veranlassung
ein historisches Ereigniss von hervorragender Wichtigkeit für die
auf unseren Münzen genannten forstlichen Knaben gewesen sein
muss. Aus der Geschichte ist also die Deutung der Darstellung
der Hauptseite nebst der Lösung der sonstigen sich aufthuenden
numismatischen Fragen zu entnehmen. Schon Exter hat die
einschlägigen Ereignisse kurz berührt, Joachim dagegen hat eine
sehr ausfohrliche Darstellung derselben unter Berufung auf
Müller 's „Reichstagsstaat" gegeben, auf die hier verwiesen sein
möge. Ein kurzer Abriss genüge hier als Grundlage der numis-
matischen Folgerungen, die sich auf denselben aufbauen.
Der Vater der beiden Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp,
auf deren Namen die hier in Rede stehenden Münzen geprägt
sind, Pfalzgraf Ruprecht, Bruder der Kurfürsten Ludwig V. und
Friedrich U. und Sohn des Kurfürsten Philipp, starb im Jahre
1504 in der Reichsacht, welche er sich bei Gelegenheit eines
Erbschafksstreites mit den Herzogen von Bayern, in den sich der
Kaiser eingemischt hatte, zugezogen hatte. Aus der streitigen
Erbschaft, nämlich der ihres mütterlichen Grossvaters, Georg des
Reichen von Bayern, erhielten Otto Heinrich im Jahre 1505, da-
mals 3 resp. 2 Jahre alt, die sogenannte junge Pfalz d. i. das
Fürsten thum Neuburg, und zwar, wie Exter und ihm folgend
Friedlaender, anführt, durch die Bemühungen ihres Grossvaters
des Kurfürsten Philipp, wie jedoch Joachim erzählt, in Folge
der Verwendung und auf Betreiben ihres Oheims des P&lzgrafen
Philipp, Bischofs von Freisingen, der ihr Vormund war. Auf
dieses Ereigniss, die Besitzergreifung von Neuburg durch und f&r
die fürstlichen Brüder, sind alle vorstehend beschriebenen Münzen
geschlagen worden. Joachim meint zwar, seine Münze ohne
Jahreszahl rühre noch von Pfalzgraf Ruprecht her, die Prägung
sei aber noch 1505 nach seinem Tode in dem erstbeschriebenen
Stücke fortgesetzt worden und beruft sich hierfür auf das erwähnte
Buch von Müller, wo erzählt wird, Ruprecht habe eine Münze
8^
114 F. Friedensbnrg:
von der Art der hier besprochenen prägen und sich eine Feld-
binde anfertigen lassen mit einer Inschrift, in der auch die Worte:
,,eine neue Münz mag ich^ vorkämen. Aber schon an sich hat
die Fortsetzung einer solchen Gelegenheitspragung nach dem Tode
ihres Urhebers wenig Wahrscheinlichkeit f&r sich, anch wäre
dann, selbst wenn man nnter dem Löwen Ruprecht verstehen
wollte, die Darstellung, in der doch die beiden Ejiaben augen-
scheinlich die Hauptrolle spielen, seltsam gewählt, davon zu ge-
schweigen, wie sonderbar es wäre, wenn der Munzherr seiner
gar nicht, nur seiner unmündigen Kinder in der Umschrift ge-
denken wollte. Zudem trägt Nr. 3 ebenfalls keine Jahreszahl,
wohl aber das P, welches nicht etwa Palatinatus oder dergleichen
sondern nur Philippus bedeuten kann nach Analogie zahlloser
anderer Pfalzer Münzen. Ist mithin die Zusammengehörigkeit
der 3 Stücke gesichert, so kann es ebensowenig zweifelhaft sein,
dass dieser durch das P angedeutete Philippus für die fürstlichen
Knaben unsere Münzen hat prägen lassen.^)
Es entsteht nun die Frage, wer ist jener Philippus, ist es der
Grossvater Kurfürst oder der Oheim Vormund? Wer Exter's
historische Nachricht für die richtige hält, dass die Prinzen ihrem
Grossvater die Erwerbung von Neuburg verdanken, der mag das
P auf den Kurfürsten deuten, wie ein solches auch z. B. auf
dieses Fürsten Groschen (Groschenkab. 11. Fach Taf. XIV Nr. 117)
und Dukaten (Köhler D. C. Nr. 1146) erscheint Wer jedoch
mit Joachim dem Vormund das Verdienst vindidrt, den
Knaben zu ihrem Erbe verhelfen zu haben, der muss das P auf
ihn beziehen. Ich meinestheils möchte — wenn ich auch in Folge
meiner Unbekanntschaft mit der Pfalzer Geschichte meine In-
kompetenz nicht ableugnen will — mich der letzteren Ansicht
anschliesen, da Joachim (z. B. S. 91) die Thätigkeit des Vor-
1) Die Inschrift der Feldbinde, welche so wie so schon, wenigstens in der
MüUer-Joachim'schen üeberliefernng, stylistische und orthographische Bedenken
erregt, kann daher, wenn die ganze Geschichte nicht erfanden ist, sich aaf
diese Gepr&ge nicht beziehen.
Die ersten Münzen der Pfalzgrafen Otto Heinrich und Philipp, 115
mundes mehr specialisiri, während Exter sich mit einer all-
gemein gehaltenen Bemerkung begnügt. Auch war es Sache
gerade des YormuDdes, seiner Mündel Gerechtsame wahrzu-
nehmen, der Gross vater konnte hierbei höchstens nur in zweiter
Reihe in Betracht kommen, wenn er auch vielleicht berechtigt
und natürlich verpflichtet war, seiner Eukel Interessen auf diplo-
matischem Wege mitzuvertreten. Zudem sind vormundschafüiche
Prägungen auch in jener Zeit nichts Seltenes, z. B. im fränkischen
Brandenburg, wenn auch, wie Joachim richtig hervorhebt, die
Vormünder dann in der Regel dies ihr Amt auf der Münze an-
zugeben pflegen. Ein Recht des Gross vaters aber, Namens seiner
Enkel zu prägen, wenn ihm dies Recht nicht eben in Folge des
mondium zusteht, dürfte sich schwer deduciren lassen. Es spricht
somit meines Erachtens die juristische und numismatische Wahr-
scheinlichkeit lauter noch als die historische für den Pfalzgrafen
Philipp.
Die Darstellung^) der BJ. kann in ihrer Bedeutung einigen
Zweifeln unterliegen. Auf Nr. 1 und 2 reicht der Löwe die
Pranke dem zu seiner Rechten stehenden Knaben, auf Nr. 3
schmiegt sich derselbe an ihn an, wie deutlich trotz der rohen
Zeichnung zu erkennen ist, und koset ihn, indem er ihn am
Rachen streichelt.^) Der zweite Knabe, der auf Nr. 1 und 2 den
Hals des Löwen mit der Rechten umschlungen und in der
Linken ein Steckenpferd in die Höhe hält, reitet auf Nr. 3 auf
dem Rücken des hier weniger aufgerichtet dargestellten Thieres
und streckt den Arm nach dem Kopf desselben aus. Die Dar-
stellung deutet also beide Male an, dass die Prinzen im Schutze
des Löwen in völliger Sicherheit und kindlicher Fröhlichkeit
leben. Wer oder was aber ist der Löwe? Exter erblickt in
1) Arendt bat das Steckenpferd in der Hand des einen, und den .Feder-
Btntz* aaf dem Haupte des anderen Knaben nicht erkannt, in ersterem viel-
mehr einen Rischofsstab erblickt
2) Kannte etwa Müller dieses letzte Stock, da er es ja ist, der die Nach-
richt aufgebracht hit, Ruprecht habe eine Münze pr&gen lassen, auf der zwei
Knaben einem Löwen den Rachen aufreissen?
116 F. Friedensbiirg:
ihm den Eurfürsten Philipp selbst, an dessen Stelle nach der von
mir vorgezogenen Ansicht der Pfalzgraf Philipp nothwendiger
Weise treten müsste, man könnte ihn auch für das Wappenthier
ansehen, welches die hilflosen Sprosslinge des Fürstenhauses be-
wacht, Frie dl a ender hält das Ganze lediglich für eine Allegorie
auf den Schutz Gottes^ der den Verlassenen zu Theil wird, in-
dem er als Pendant eine ziendich gleichzeitige Medaille auf
Hieronymus Fugger mit ähnlicher Darstellung heranzieht Ich
meinestheils möchte mich am liebsten für Pfalzgraf Philipp ent-
scheiden, indem ich zur Yergleichung eine allerdings viel spätere
Medaille^) benütze, welche im Jahre 1660 auf die Vermählung
des Herzogs Georg von Liegnitz mit der Pfalzgräfin Elisabeth
Maria Charlotte geprägt wurde und zur Versinnbildlichung des
auf das Brautpaar bezüglichen Spruches IMPERATIS ET AMORE
PARES eine im Gleichgewicht stehende Waage zeigt, in deren
einer Schale ein Löwe, in der anderen ein Adler sitzt Dieses
allegorische Spiel mit dem Wappenthier ist meines Dafürhaltens
auch schon im Geschmack der Zeit unserer Münzen. Zudem
deutet, wie mir bedünken will, das Anschmiegen des grösseren
Knaben auf nähere, intimere Beziehungen als die allegorischen
zum Wappenthiere sind, also auf verwandtschaftliche Zuneigung.
Dies und das in der ganzen Situation ausgedrückte Schutzver-
hältniss bestimmt mich, mit Rücksicht darauf, dass, wie bereits
hervorgehoben, gerade der Vormund zunächst und vor den an-
deren Familiengliedem zu solchem Schutze berechtigt und
verpflichtet war, den Löwen auf den Pfalzgrafen Philipp, nicht
den Eurfürsten, zu beziehen. Vielleicht sollte auch das P, das,
gleichsam ostentativ über dem Haupte des Löwen angebracht ist,
wie eine Art Beischrift dazu dienen, den Beschauer der Münze
auf die hier bevorzugte Deutung hinzuleiten und den Feinden
und Widersachern der Prinzen vor Augen führen, dass diese
Knaben nicht ohne einen starken Beschützer seien. Dieser letzteren
1) Dewerdeck, Sileeia numiBmatica) tab. X Nr. 72.
Die ersten Mänzea der Pfiltgrafen Otto Heinrich und Philipp. 117
Absicht würde eine persönliche Beziehmig der Darstellung besser
entsprechen, als eine allegorische. Dass hiernach der Pfalzgraf
in der Gestalt eines Thieres erschiene, hat für ihn nach den An-
schauungen jener Zeit nichts Herabwürdigendes, Aehnliches ist ja
heut noch üblich, und — um ein naheliegendes Beispiel heraus-
zugreifen — den Evangelisten von jeher widerfiahren, die ja so
oft geradezu durch die ihnen von der Tradition beigegebenen
Thiere auf Darstellungen aller Art vertreten werden. Eine sichere
Lösung der Frage, welches die Absicht des Stempelschneiders
gewesen, wird sich freiUch kaum finden lassen, sie mag — da sie
ja die Deutung des Stücks selbst nicht alterirt — von jedem nach
seinem Geschmack beantwortet werden.
Es bleibt noch die Frage zu erörtern, welchen Zwecken
unsere Münzen gedient haben, ob sie Medaillen oder Courant-
münzen waren. Die originelle Darstellung der Rf. würde nicht
schon gegen letztere Eventualität sprechen, haben wir doch selbst
aus dem früheren Mittelalter manches Stück, welches zwar für
den Verkehr^ aber doch in Hinblick auf merkwürdige Zeit-
ereignisse und mit Bezug der Darstellung oder Aufschrift auf die-
selben geprägt worden ist.^) Die erste Münze bezeichnet Fried-
laender als „eine Art Denkmünze^, insbesondere mit Rücksicht
auf ihr betrachtliches Gewicht von 15,21 gr^ während sie die
Gebrüder Erbstein im Schulthess'schen Katalog als halben
Thaler oder halben Guldeugroschen anfuhren. Ich bin leider
nicht unterrichtet genug, um zu wissen, ob das Gewicht in jenen
Zeiten bereits stets so genau eingehalten worden ist, dass man
dasselbe zu einem so wichtigen Faktor in der numismatischen
Calculation zu erheben genöthigt ist Von Nr. 2 fehlt mir jede
1) Z. B die Quedlinbarger Dinare mit ELEGGIO MEI (Dannenberfr, a&chs.
und fr&nk. KalBermönfen Nr. 621) ferner die Magdeburger Brakteaten mit der
«bregen panne von sante Uanrleins bovede* (dies. Zeitschr. Bd. VIII, S. 17 fl.).
Für die Zeit der hier besprochenen Stucke konnte man die Tbaler und Viertel-
thaler Friedrieha dea Weisen von Sachsen auf die Erlangung dar Locumtenenten
Wurde als Beispiel anfuhren.
118 F. Friedensburg:
Gewichtsangabe und die von Nr. 3 — 3,43 gr — wird dadarch
einigennassen problematisch, dass das Stück gelocht, vergoldet
und mit einem starken Henkel versehen ist. Doch passt es ziem-
lich genau zu den grösseren Groschen Kurfürst Philipp's*) von
denen 2 Exemplare des Eönigl. Kabinets zu Berlin 2,87 resp.
3,16 gr wiegen.^) Die allbekannten Neuburger Batzen unserer
beiden Fürsten, seit 1516 geprägt, wiegen ca. 4^, sie sind also
zu schwer, die kleineren Silbennünzen derselben Herren — mit
Löwe und Weckenschild — ca. 1,43 gr wiegend, wieder zu leicht,
um mit unserem Stück in Beziehung gebracht zu werden. Er-
scheint somit Nr. 3 nach seinem Gewicht sowohl als auch ganz be-
sonders nach dem Typus der Rückseite als Courantmünze —
Groschen — stehen femer die Typen der Reverse von Nr. 1 und
Nr. 2 ebenfalls mit dem Charakter von Courantmünzen nicht im
Widerspruch, so erscheint der Schluss, dass wir hier lauter zum
Umlauf und Verkehr bestimmte Stücke vor uns haben, nicht sehr
gewagt. Augenscheinlich wurden diese Münzen geprägt zur Yer-
herrlichung des Besitzergreifung des Fürstenthums Neuburg durch
Otto Heinrich und Philipp, ja vielleicht, um dieselbe zu documen-
tiren, sie bekannt und, so zu sagen, greifbar zu machen. Um aber
die Ausübung des Münzrechts durch die fürstlichen Brüder dar-
zuthun, waren Courantmünzen ein weit geeigneteres Mittel als
„Medaillen^, es haben denn auch zu allen Zeiten Prätendenten
dasselbe gewählt und stets möglichst schnell ergriffen, um vor
allem Yolk darzuthun, dass sie im Besitze der Hoheitsrechte sich
befänden. Abgesehen von dieser politischen Erwägung muss es
bei den damaligen Zeit- und Vermögens Verhältnissen angemessener
gewesen sein, zum Zweck der Bekanntmachung eines Regierungs-
wechsels Courantgeld zu prägen, welches in vieler Leute Hände
kam, als im Verkehr nicht verwendbare Stücke, die sich nur
1) Groschenkabinet, Fach II, Taf. XIV, Nr. U7. Hs. Kreaz, in dessen
Winkeln P nnd 3 Wappen« Rs. Helm mit fiUeinod.
2) Bei den Oroschen also wenigstens ist darnach das gleiche Gewicht nicht
stets genau innegehalten worden.
Die ersten Münzen der Pfalzgprafen Otto Heinrich und Philipp. 119
wenige Begüterte hinlegen konnten. Der demonstrative Charakter
unserer Münzen lässt in Verbindung mit den historischen Factis
diese beiden Absichten — Bestätigung eines Rechts und Publi-
cation einer Staatsaction — als die Motive, welche zur Prägung
derselben geführt, mit Bestimmtheit vermuthen. Dass der Zweck
des Umlaufs dieser Stücke erreicht worden, scheint der ab-
geriebene Zustand der Münze Nr. 1 zu beweisen, welche augen-
scheinlich nicht gehenkelt, also nicht getragen worden ist wie
die meine, deren ebenfalls weniger gute Erhaltung man diesem
letzteren Umstände zuschreiben kann. Die Seltenheit aller
dieser Gepräge, die schon von Ext er bezeugt wird, steht damit
nicht im Widerspruch, sind doch auch bei uns die Gedenk-
thaler etc. relativ selten. VieUeicht könnte man noch den von
Exter erwähnten „Dickthaler** vom Stempel unserer Nr. 2 ab
Beweis der hier vertretenen Ansicht anführen, insofern man in
demselben einen „Stahel^, ein Münzgewicht, erblicken wollte;
es kann auch ebenso gut eine Spielerei des Münzers, etwa zum
Zweck eines Geschenkes bestimmt, gewesen sein. Jedenfalls ist
aber nicht zu übersehen, dass dergleichen Piedforts, deren wir
ans jener Zeit ziemlich viele besitzen, immer nur vom Stempel
von Courantmünzen stammen. Schliesslich scheint mir auch
der Begriff „Medaille^ in jene Zeit und Gegend nicht recht zu
passen, und man würde, glaube ich, wenn man so hohe Zwecke
verfolgt hätte, sich wohl bessere Künstler haben kommen lassen,
als der biedere Eisenschneider war, der zu unseren Münzen die
Stempel verfertigt hat
Sonach halte ich die hier vorgeführten Stücke für Courant-
münzen, will mich jedoch von grösseren Kennern gern des Gegen-
iheils überzeugen lassen.
F. Friedensburg.
120
Der Münzfand von Lieberose.
Vor einiger Zeit ist in einem Dorfe bei Lieberose ein Mönz-
fand gemacht worden, über dessen Zusammensetzung leider nur
sehr wenig hat ermittelt werden können. Ausser den nachstehend
beschriebenen Hohlpfennigen soll er auch aus zweiseitigen Münzen
in der Grösse eines Markstuckes bestanden haben-, dieselben sind
aber gleich an die Bauern vertheilt und von diesen veränssert
worden, so dass nicht eine mehr au&ufinden gewesen ist. Die
Hohlpfennige sind diesem Schicksale nur entgangen, weil man sie
f&r ganz werthlos gehalten hat. Desshalb wird man aber auch
annehmen können, dass die 71 Hohlpfennige, welche mir vor-
gelegen haben, im wesentlichen den diesbezüglichen Inhalt des
Fundes ausgemacht haben.
Unser Fund ist nun insofern von Wichtigkeit, als er die bis
dahin nicht ganz unanfechtbare Zutheilung einer Münze bestätigt
und einer anderen, bisher unrichtig bestimmten den richtigen
Platz zuweist.
Die Hohlpfennige bestehen nämlich nur aus folgenden vier
Arten:
1. Im gestrichelten Hochrande der rechtssehende branden-
burgische Adler.
Gr. 15. Gew. 0,21. 1 Stück.
Am_
Der Hnnzfand Ton Lieberose. 121
2. In einem erhöhten Ringe ein Scepter.
Gr. 12—13. Gew. 0,13. 59 Stück.
3. In gleichem Bande eine Krone.
Gr. 12—13. Gew. 0,13. 10 Stuck.
4. In gleichem Rande ein Löwenkopf von vom.
Gr. 12*/,. Gew. 0,18. 1 Stück.
Die Pfennige zu 2—4 sind sämmtlich äusserst geringhaltig.
Unsere Nr. 1 gehört zu den bekannten brandenburgischen
Adlerpfennigen des 15. Jahrhunderts, die bis in die Zeit des
Eurfitoten Johann Cicero hinabreichen. Eine Klassifikation
derselben und nähere Zeitbestimmung ist bisher nicht möglich
gewesen.
Die Nr. 2 hat bereits Dannenberg Bd. VIII, S. 179 dieser
Zeitschrift bekannt gemacht und Taf. lY, Nr. 34 abgebildet;
er halt sie für brandenburgisch und legt sie Friedrich I. bei.
An dem brandenburgischen Ursprünge des Pfennigs wird nach
unserem Funde füglich nicht mehr gezweifelt werden können;
ist derselbe doch nahe der brandenburgischen Grenze gemacht
und das Ueberwiegen des Pfennigs im Funde beweist^ dass seine
Heimath nicht weit von der Fundstelle sein kann. Für die
Zutheilung an Friedrich I. bietet unser Fund zwar kein neues
Moment, aber auch nichts, was dagegen spräche.
Den Pfennig zu 3 weise ich nach Görlitz; die Krone ist
den Kronen auf den bekannten zweiseitigen Görlitzer Pfennigen
(z. B. V. Posern-Klett Taf. 19, Nr. 19. 20 und Taf. 25, Nr. 31)
durchaus ähnlich.
Der von Yossberg (Preuss. Siegel und Münzen) Taf. 3,
Nr. 91 abgebildete Pfennig, der auch sehr geringhaltig sein soll,
scheint mit dem unsrigen identisch zu sein; nach Preussen kann
derselbe aber keineswegs gehören, da die Fabrik unserer 3 Pfennige
unter 2 — 4 so übereinstimmend ist, dass sie nothwendig nicht
weit von einander entstanden und für dasselbe Umlaufsgebiet
bestimmt gewesen sein müssen. Der brandenburgische Pfennig
122 Pr* Bardt: Der MDotfand tod Lieberose.
hat denn auch, wie sein Fundort zeigt, in die Lausitz Eingang
gefunden.
Ueber Nr. 4 kann ich einen Dentungsversuch nicht wagen.
Dass die dargestellte Figur wirklich ein Löwen- und nicht etwa
ein roher Menschenkopf ist, ma<*.hen die abstehenden Eatzenohren
unzweifelhaft; den Münzherren vermag ich aber nicht zu errathen.
Vielleicht ist die Darstellung von dem benachbarten Schlesien,
wo Thierbilder beliebt waren, beeinflusst.
Frankfurt a. 0.
Fr. Bardt.
123
Sentsdie G-nss-MedaUlen aus dem seolizeliiiteii und dem
Begüm des siebzehnten Jahrhunderts.
Taf. IV— VII.
Unsere namismatischeii Zeitschriften bringen sehr selten Ab-
bildungen and Beschreibungen deutscher MedaiUen aus der Zeit
der höchsten Blfithe deutscher Kunst, dem sechzehnten Jahr-
hundert, so dass diese in grosser Anzahl vorhandenen, an Kunst-
werth oft mit den Werken der bedeutendsten Meister, Peter
Vischer, Dürer, Holbein wetteifernden Stücke nur Wenigen ei-
nigermassen bekannt sind. Es scheint daher nicht unangemessen,
unserer Zeitschrift einige Lichtdrucktafeln schöner Arbeiten dieser
Art mit einer kurzen Erl&uterung beizugeben.^) Die deutschen
Medaillen kann man nicht in der Weise wissenschaftlich interessanter
Münzen des Mittelalters oder des Alterthums mit literarischem
Apparat und dgl. beschreiben, Citate früherer Publikationen in
den Werken des vorigen Jahrhunderts helfen meist wenig, da
fast die gesammte Literatur jener Zeit an den Medaillen das, was
uns jetzt hauptsächlich an ihnen interessirt, das Künstlerische,
entweder gar nicht, oder in fast immer verkehrter Weise hervor-
hebt, meistens den ganz uncharacteristischen, oft auch ungenauen
Abbildungen einen weitschweifigen, oft sehr gelehrten, aber ge-
schmacklosen und für die Kunst- und Kulturgeschichte werthlosen,
1) Die msDgelbftfte Autföhroiig dieser Tafeln ist freilich dabei zu bedaaern.
124 A. Yon Sallet:
detaiUirten biographischen Commentar zugiebt. Wo wirkUch
werthvolle Pablicatdonen der hier mechanisch abgebildeten Origi-
nale vorliegen^ z. B. in Bergmann's Werk, ist dies von mir be-
merkt worden. — Man mag also die folgenden kurzen Notizen
nicht als nonxismatische ForschuDgen, sondern nur als Erläate-
mngen zu den Abbildangen betrachtcD.
Die deutschen Medaillen aus guter Zeit sind bekanntlich fast
immer gegossen und oft leicht und künstlerisch nachciselirt; oft
jedoch sind die Güsse von einer so ausserordentlichen Schärfe
und Reinheit, dass der Künstler ein Nacheiseliren nicht für nöthig
hielt. Bei der grossen Virtuosität der alten Meister im Giessen
ist es oft recht schwer zu entscheiden, ob ein Guss nachciselirt
ist oder nicht.
Hans MasMzer, ein Nürnberger RIedailleur.
Während uns die Italiener, auch die schlechtesten und ge-
ringsten, massenhaft und in grossen Inschriften ihre eigenen
£ünstlemamen auf den Bildnissmünzen der Renaissancezeit auf-
bewahrt haben, sind wir mit unsem deutschen EünsÜem auf
diesem Gebiet recht schlimm daran. Die Sitte, Monogramme
oder Namen des Yerfertigers auf die Medaillen zu setzen, ist ge-
rade in der guten Zeit, der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts,
äusserst selten und nur eine eingehende Prüfung dieser Werke
auf ihren Styl und sonstige Eigenthümlichkeiten, wie sie gegen-
wärtig ein mir befreundeter Fachgenosse vornimmt, wird zu ei-
nigen sicheren Resultaten führen und hat bereits, da bei der Ar-
beit ernstes Studium und richtiger Blick sich vereinen, gute Früchte
getragen. — Einen wirklich sicher beglaubigten Nürnberger Me-
dailleur aufzufinden und zwar in seinem Selbstbildniss, wird wohl
in den allerseltensten, bisher kaum vorgekommenen Fällen glücken;
was ich hier bieten kann, ist wenigstens das Bildniss eines noto-
risch beim Herstellen von Medaillen thätigen Nürnberger Künstlers,
Deutsche Guesmedaillen etc. 125
und es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass er selbst der Yer-
fertiger des vorliegenden SchaustQcks ist:
JOANNES • M ASLITZERÄ-TATISSVAXXIX- Brustbild
rechts.
Rj\ CONSVESCEABSTINEREANNO-M'D- XXXII Ein
Weib in den Block geschlossen, vor dem Munde ein
Schloss. Links oben Wappenschildchen mit Hans-
marke. ^)
32 Mill. Taf. VH, 3.
Von schöner^ ausdrucksvoller Arbeit; das Exemplar ist ein
feiner, sicher gleichzeitiger Bleiguss, von schöner, tiefgrauer Fär-
bung. — Die Bedeutung der Rückseite ist wohl durch das Schloss
angedeutet: ein mit böser Zunge begabtes, vielleicht auch sonst
mannigfach gegen die „abstinentia^ sündigendes Weib wird von
der Obrigkeit mit der gebührenden Strafe belegt, die Darstellung
ist ako eine Illustration des Wahlspruches j^consuesce abstinere."
Von dem hier dargestellten Hans Maslitzer berichtet der
berühmte Nürnberger „Rechenmeister^ und Kalligraph Johann
Neudörfer in seinen „Nachrichten von Künstlern und Werkleuten^,
1547^): „dieser Maslitzer ist eine Zeit lang Rechenmeister ge-
wesen und ein zierlicher Schreiber, wohl gegründet und berühmt
Seinen Anfang im Giessen hat er von Herrn Melchior Pfinzing,
Propst ') aber sein Fleiss und Uebung hat ihn mit göttlicher Hilf
dahin bracht, dass er allen Goldschmiden genug zu giessen hätte.
Er geusst aber von Gold und Silber und durchbrochen so rein,
als wäre es verseubert (dies heisst sicher: ciselirt) hohl gegossen
oder getrieben. Die Wurm abgiessen (unter „Würm^ versteht
man, wie eine ähnliche Stelle über die Jannitzer's beweist, die
kleinen, meist am Boden herumkriechenden Eidechsen, Schnecken,
1) Falsch beschrieben im Gatalog Qutekanst, 1882. Die MittheiluDg des
Stückes Terdaake ich Herrn Ad. Hess.
2) Herausgegeben Yon Lochner, Wien 1878 p. 169.
8} Mazimilian's Gehälfe bei seiner Dichtung «Theaerdank.* — 8. onten die
MedaiU«.
126 A. TOD Sallet:
Frösche u. dgl., die wir an den Silbergefössen jener Zeit bewun-
dern), acht ich dafür, soll er der erste (d. h. beste) gewesen sein ;
in Probieren allerlei Erz Bergwerk, und Silber auch im Schneiden,
ist er ganz gewiss und alles das so an ein Münz gehört, kann
er verrichten, und weiss im Prägen der Münz solche Vortheil,
wie wenig Münzmeister noch erfunden werden. Die Probierung
zu machen, hat er einen grossen Beruf, aber die Streichnadel von
Gold und Silber zuzurichten, wird seines gleichen wenig gefunden.
Er hat a. 1538 die goldene und' bleierne Münz gegossen,
die zum Gedaechtniss an dem Bau zwischen dem Vestner und
Thiergärtner Thor gelegt worden. Ward Genannter des grösseren
Raths 1532.''
Maslitzer starb, nach Lochner's 1. c. gegebener Notiz 1574.
Neudörfers Nachrichten, die uns einen lehrreichen Einblick in
Nürnbergs Eunstwerkstatten gewähren, beweisen also, dass Mas-
litzer in allen Manipulationen des Münzprägens sehr erfahren
war, dass er selbst eine Medaille gegossen und, was für den
vorliegenden Fall besonders wichtig scheint, dass unter diesen VQp
ihm gegossenen Schaustücken auch bleierne waren, also schien es
auf den ersten Blick sehr annehmbar, dass die abgebildete bleierne
Medaille ein eigenes Werk des Künstlers wäre. Aber die von
Neudörfer erwähnte, zum Gedächtniss an den Bau „gelegte'' Me-
daille scheint das wohlbekannte, durch Namensinitialen beglaubigte
Stück Peter Flötners zu sein, mit Wappen und Inschriften,
vom Jahre 1538 (s. Imhof, Chr. Andr., Nürnberg, Münzcab.
p. 14); auch wird nirgends von Neudörfer gesagt, dass der kunst-
reiche Maslitzer wirklich selbst modellirt und selbständig pro-
duzirt habe, alles bezieht sich nur auf correcte äusserliche Fertig-
keit im Giessen u. dgl. Wir werden also gut thun, das „Selbst-
bildniss" hier nur mit grösster Reserve anzunehmen, es kann eben-
sogut die Arbeit eines anderen, mit Maslitzer befreundeten
Künstlers sein. Doch könnte vielleicht ein Umstand für Annahme
eines Selbstbildnisses günstig sein: auf der Rückseite ist klein und
in der Art wie wohl Künstler jener Zeit ihr Monogramm bei-
Deutsche GuBt-Medaillen etc. ]27
\i t^i Schildchen mit der Haiismarke Masliizers beigegeben.
Q diese Hausmarke ^ des Hans Maslitzer nicht erst
[edaille kennen : sein Grabstein anf dem Nürnberger Jo-
rchhofe mit der Jahreszahl 1566 zeigt dieselbe Haas-
ist der vollen Beischrift seines Namens „Hans Maczliczer*^
f&r Rande der deutschen Vorzeit X (1863) p. 249,
Die Jahreszahl ist nicht die seines Todes^ erstarb 1574,
vie ans der Verfasser des aufgeführten Aufsatzes über
arken nach mehreren anderen Zahlen der Art belehrt, die
. der Verfertigung des Grabsteins, was oft bei Lebzeiten
Begrabenen geschah.
Beifügung der Hausmarke an bescheidener Stelle, in
ormat, kann man also vielleicht für Maslitzer's eigene
ft der MedaiUe geltend machen, ein Beweis für dieselbe
r nicht und wir woUen uns vorläufig an dem gut gear-
»ildniss eines tüchtigen Meisters jener grossen Zeit ge-
3en, das durch die eigenthümliche und gut ausgeführte
Rückseite von besonderem Werth für die Entwickelongsgeschichte
jener zierlichen E^leinkunst ist.
Die Veranlassung zu unserer Medaille vom Jahre 1532 ist
vielleicht Maslitzer 's in diesem Jahre erfolgte Ernennung zum
„Genannten des grösserenRaths.*' Diese stadtische Würde war in dem
aristokratischen Nürnberg, in welchem nur die patrizischen Ge-
schlechter zu den regierenden Stellen im Rath zugelassen werden
konnten, die gewöhnliche Anerkennung für geachtete, aber nicht
zu den rathsf&higen Geschlechtem gehörende Künstlern und Kunst-
handwerker, auch Dürer bekleidete seit 1509 den Posten eines Ge-
nannten des grösseren Rathes. ^)
Da mit dieser Stellung amtliche Funktionen und die Führung
eines Amts- (Genannten-) Siegels verbunden war, da überhaupt
diese Ernennung zum Genannten ein als wichtig betrachtetes, in
Neudörfer's Biographien stets ausdrücklich erwähntes Ereigniss
ist, so mag vielleicht die Anfertigung eines Medaillenbildnisses
1) Campe, Reliquien Ton Albr. Dörer p. 189. Thausing, Dfirer, p. 866.
ZcitMkiift fllr NanlnMlIk. XL 9
128 A. TOn Sallet: .
Maslitzer's die Folge Beiner Beförderung zu dieser höheren stad-
tischen Würde gewesen zu sein.
Wilibald Pirckheymer.
1530.
BILIBALDVSPIRCKHEYMERVSAETATIS-LX Brustbild
rechts.
Rf. CARNIS • CORRVPTIO • SPIRITVS • INSTAVRATIO '
MDXXX Aehren auf dem Felde.
Taf. V, 5. 28 Millim. Schöner, vielleicht gleich-
zeitiger Zinnguss.
Wilibald Pirckheymer — der Name wird in der Zeit selbst
sehr verschieden geschrieben, — der berühmte Nürnberger Hu-
manist, war 1470 geboren, 1499 Führer der Nürnberger Truppen
im kaiserlichen Dienst gegen die Schweizer. In dem Streit Reuch-
lin^s gegen die Kölner Finsterlinge nahm Pirckheymer lebhaft
Antheil und Partei für Reuchlin./) Ein eifriger Freund der er-
sten Schritte der Reformation, schrieb Pirckheymer den satiri-
schen Dialog „Eccius dedplatus^, der gehobelte Eck^ wodurch er
sich den Zorn Eck's und, durch diesen aus persönlicher Rachsucht
veranlasst, den päpstlichen Bann, als Anhänger Luther' s, zuzog,
den er durch Unterhandlungen, sogar eine Art von Widerruf, von
sich abzuwenden suchte.') In seinen letzten Lebensjahren be-
klagte Pirckheymer, welcher wie Erasmus die stillen humani-
stischen Studien dem harten und geräuschvollen Kampf der Re-
formationszeit vorzog, die grossen Unordnungoi, welche seit Lu-
ther's Auftreten „die ausgeloffen münch^ u. s. w. treiben, deren
„öffentlich schendlich und streflich wesen" nunmehr an die Stelle
der „gleyssnerey und Ustikeyt^ der früheren Pfaffen getreten sei.
Pirckheymer war mit Albrecht Dürer durch engste Freund-
schaft verbunden, er sagt: „ichhab warlich an Albrechten (Dürer)
1) Stranss, Ulrich ▼. Hatten I, 214.
2) Straass 1. c. II, 347.
Deatsehe Gobs- Medaillen. 129
der pesten freaot eynen, ' so ich auf erdtreych gehabt hab, ver-
loren.«!)
Pirckheymer starb im Jahr 1530, doch mag unsere Me-
daille, das schöne Werk eines unbekannten Nürnberger Künstlers,
vielleicht noch bei seinen Lebzeiten angefertigt sein, wenn auch
Darstellung und Umschrift der Rückseite: der Körper zer&Ut und
sein XJeberrest, die Erde, dient der gedeihenden Pflanze, der
Aehre, zur Nahrung'), im Hinblick auf den geahnten baldigen
Tod von Pirckheymer gewählt sein mag. Einen ganz ähn-
lichen Sinn hat die Unterschrift von Pirckheymer's schönem
Kapferstichbildniss von Dürer v. J. 1524: vivitur ingenio, caetera
mortis erunt.
Melchior Pfinzing.
MELCHIOR • PFINZING • PREP S ALBANI • MOG Kopf
rechts.
Rf, VANITAS-VANITATVMOMNIAVANITAS Laufender
Löwe (die Helmzierde des einen Wappenhelms der
Pfinzing ist ein wachender Löwe), vor ihm mit aus-
gespreizten Beinen ein stehender Enabe^ zwei Wappen-
helme tragend, der eine mit den beiden Hörnern vom
Wappen der Pfinzing, der andere mit dem halben Esel
vom Stift St. Alban in Mainz. Am Boden liegt der
Wappenschild von St. Alban.*) — Altes Blei, 28 Millim.
Taf. \n, 4.
Melchior Pfinzing, der Propst von St. Sebald in Nürnberg,
dann von St. Alban in Mainz, ist 1481 in Nürnberg geboren, war
Mazimihan's Rath und Geheimschreiber und Gehilfe bei des Kaisers
1) S. die EDf^fuhrteD Worte Pirckheymers io dem berühmteD Briefe an
Job. Ttehertte, s. Campe, Reliquien ▼. Albr. Dürer, p. 162 fL
2) So möchte ich den Sinn der Umschrift lassen, yielleicbt ist aber aach
gemeint: das Fleisch moss ertodtet werden, wenn der Oeist gedeihen soll: hart
bearbeiteter Acker bringt die Fracht der Aehre herror.
3) Imhof, Chr. Andr., Sammlung eines Nnmb. Münzcab. 17S2, p. 626.
9*
130 A* ▼on Ballet:
Dichtung „Thenerdank, und starb in Mainz 1535. Pfinzing
stand in naher Beziehung zu den Künstlern seiner Vaterstadt,
Dürer machte Zeichnungen für ihn ^), auch dem Nürnberger Kunst-
handwerk, vielleicht sogar dem Anfertigen von Medaillen widmete
Pfinzing besondere Fürsorge, wie aus der oben bei Maslitzer's
Medaille angeführten und einer anderen Stelle Neudörfer's hervor-
geht, wo es von Maslitzer heisst: „seinen Anfang im Giessen
hat er von Herrn Melchior Pfinzing, Propst^ und „Herr Melchior
Pfinzing . . . welcher fürwahr von Kaiser Maximilian her im Griessen
...begierig und verstandig war^^), was sogar auf eigene kunstfertige
Thätigkeit des gelehrten Prälaten schliessen lässt. Es sind ans
viele zum Theil gut gearbeitete Gussmedaillen Pfinzing's er-
halten, die ihn meistens in seiner geistlichen Tracht darstellen.
Eine dieser Medaillen copirt die Figur der Spes, welche so häufig
auf den Florentiner Medaillen des 15. Jahrhunderts erscheint, oft
mit der Umschrift I SPERO IN DEO.
Johann NeudBrfer. 1531.
lOAN • NEVDORFFER • ARITHM • ANN • Ä.TAT • SVE •
XXXIIII Brustbild rechts.
Rf. MISERieORDIA- DOMINI; S VPEROMNIAOPERA' EI VS*
Drei Schilde, auf einem das Hausmarken — ähnliche
Monogramm aus HN (Hans Neudörfer), oben MDXXXI.
JBi. 28 Millim. Taf. V, 1.
Nach einem guten Original abgebildet. Eine ganz ähnliche
etwas grössere (27 Millim.) Medaille desselben Mannes, ebenfalls
von 1531, hat lOH statt lOAN (Auctionscatalog der Sammlung
Gutekunst Nr. 1793). Das abgebildete Stück hat oben jedenfalls
einen Henkel gehabt, welcher später abgerissen wurde; die von
dem Henkel vordeckten oder zerstörten Buchstaben hat man nach-
her ergänzt, viel roher als die alten Buchstaben. Neu sind auf
der Vorderseite OANN, auch das EV hat gelitten, auf der Rück-
1) Thaasing, Dörer 377.
2) Neudörfer herausg. ▼. Lochner p. 124, unter Ludwig Krug.
Deutsche Gass- Medaillen etc. 131
Seite scheint nur ein Theil des M ergänzt. Da die übrigen Me-
daillen des Mannes stets lOH, nicht lO AN haben^ ist diese letztere
Form vielleicht irrthümlich bei dem Erneuern dieses Theiles der
Umschrift nach EDtfemung des Henkels entstanden.
Der Dargestellte ist der berühmte Nürnberger Mathematiker,
Schreibkünstler und Kunsthistoriker, dessen Werk, die Nachrichten
Yon Künstlern und Werkleuten in Nürnberg, bekanntlich eine
Hauptquelle für die Kunstgeschichte ist und wie wir oben gesehen
haben, auch manche werthvolle Notizen für die Medaillenkunde
bietet. Neudörfer war 1497 geboren^), wurde 1531 Genanater
des grösseren Raths und starb 1563; er war „weit und breit be-
kannt in der Arithmetica, Geometria und dergleichen Künsten ein
f&rtrefflicher erfahrener Mann und auch der erste, der die schönen
und zierlichen Schriften an Tag gebracht'^ u. s. w., auch war er „be-
nebenst eines erbaren Lebenswandes.** In gerechter Würdigung
dieser Verdienste wird auch, wie sein alter Biograph Andreas
Gulden schliesst: „sein conterfeit.. auf dem Rathhaus zu ewiger
Gedächtniss aufbehalten.^
Vielleicht steht die Jahreszahl der beiden hier erwähnten Me-
daillen Neudörfer s, 1531, mit seiner Ernennung zum Genannten
des grösseren Rathes in Verbindung, wie ich dies oben bei Mas-
litzer Medaille ebenfalls vermuthet habe.
Ribisch, Herman, Mair.
1531.
HEN • RIBISCH • DOCTOR ' GEORHERMAN 'CVNRA
MAIR* Die drei Brustbilder rechts, Kibisch und Her-
man bärtig, letzterer mit der Drathhaube.
Ä/. QVAMIVCVNDVMHABITAREFRATRES-INVNVM-M-
D'XXXI* Die drei Wappen, das in der Mitte Her-
1) S. Locbner*8 Einleitung zu seiner Ausgabe von Job. Neudörfer's Nacb-
riehten (Wien 1875) p. II ff. und Andreas Gulden (11683) in seiner Fortsetzung
Nradörfer't (Lochoer 1. c).
132 A. von Sallet:
man's, das mit den Flügeln als Helmzierde Conrad
Mair's.
M. 41 MiUim. Taf. V, 2.
Diese Medaille, in einem sehr schonen, kastanienbraunen
Exemplar in der Piot' sehen Sammlang, in einem zweiten, eben-
falls ausgezeichneten Exemplar (Silber^ vergoldet) im Berliner
Münzkabinet, gehört zu den bedeutendsten Leistungen der Augs-
burger oder Nürnberger Medailleure der besten Zeit des 16. Jahr-
hunderts. Die in nicht sehr hohem Belief neben einander dar-
gestellten, aufs glücklichste gruppirten und mit grossartiger Meister-
schaft behandelten Köpfe wetteifern mit den besten Arbeiten der
italienischen Medailleure des fünfzehnten Jahrhunderts.
Die Dargestellten sind zum Theil nicht ohne historisches
Interesse: Conrad Mair (auf einer andern Medaille Mai er) ge-
schrieben) scheint kein Mann von grösserer Bedeutung gewesen zu
sein, Georg Herman und Doctor Heinrich Ribisch aber sind wohl-
bekannte und nicht unbedeutende Männer: Georg Herman, ein
patrizischer Kaufherr in Kaufbeuern und Augsburg, geboren 1491 ^),
gestorben 1552 als Rath König Ferdinand's, war ein Freund der
Gelehrten und der Wissenschaft, der mit Erasmus, Melanchthon
und Oecolampadius in Verbindung und Briefwechsel stand. Es
ist uns eine Reihe schöner Gussmedaillen Herman's, auch solche
mit dem Bildniss seiner Gemahlin Barbara Reihing erhalten, auch
zwei Holzmodelle zu Medaillen dieser Reihe sind vorhanden (im
Berliner Museum). — Doctor Heinrich Ribisch war 1485 in Bres-
lau geboren und vielfach im städtischen und im Dienst des Kaiser
Karl y. und seines Bruders Ferdinand in Breslau und in der
Lausitz thätig, war kaiserlicher Rath und starb 1544. Sein Zeit-
genosse, der Görlitzer Chronist, Stadtschreiber und Bürgermeister
Mag. Joh. Uass spricht ausführlich von der vielseitigen amtlichen
Thätigkeit des Dr. Heinrich Ribisch als königlichem Secretarius und
„rentmeister durch Slesien und Lausitz^ etwan (früher) statschreiber
zu Budissin^ domach sindicus zu Breslaw^. Hass nennt ihn „mein
1) Köhler, HünzbeloBtifi^aiifren XYÜ, p. 282 ff.
Deutsche Gnss- Medaillen etc. 133
gnnstiger her und brader ... ein mann von viel wunderlichen an-
schlegen.^ ^)
Von der auf der Medaille gerühmten Freundschaft Georg
Hermanns mit Dr. Ribisch und Conrad Mair scheint weiter
nichts näheres bekannt zu sein, vielleicht datirt dieselbe vom
Aogsborger Reichstag 1530^ welchem so manche Medaille ihre
Entstehung verdankt.
Bleimedaillen von Friedrich Hagenauer.
Des Augsburger Künstlers Friedrich Hagenauer's Arbeiten
sind von sehr ungleichem Werth. Manches ist vortrefflich, geist-
und liebevoll gearbeitet, wie z. B. die Köpfe der Sibylla von Aich
und ihrer Tochter, ferner der Kaspar Hedio, dessen Hobmodell
ohne Umschrift ich im Herzoglichen Museum in Braunschweig
gefunden habe, u. a. Vieles ist aber etwas schablonenhaft und
offenbar eilig gemacht, wie manche Stucke der Reihe der mit den
Jahren 1529 und 1530 bezeichneten Medaillen, welche auf dem
Augsburger und vielleicht dem ein Jahr vorher abgehaltenen Speierer
Reichstag angefertigt sind. Wir besitzen von Hagenauer Origi-
nale in Silber, Kupfer und Blei, auch manche Holzmodelle zu
seinen Medaillen sind erhalten, wie das genannte in Braunschweig
und der Melanchthon mit Hut im Berliner Museum; diese Holz-
modelle sind einseitig und tragen keine Schrift, welche dann erst
auf den Medaillen erscheint.
Der abgebildete gleichzeitige Bleiguss der Medaille (Taf. IV, 2)
auf Mathias Steffli aus Ensisheim im Elsass vom Jahr 1532
scheint noch nirgends beschrieben zu sein; ein ausgezeichnet
schönes Holzmodell (zweiseitig, mit Brustbild und Hausmarke,
von 1524, im Berliner Museum, stellt denselben Mann in jüngeren
Jahren dar, ist jedoch nicht von Hagenauer. Auf der Blei-
1) Scriptores renim Lusaticamm. Neae Folf^elV: M. Job. Haas, Görlitzer
Rathsanualen herausgegebeo y. E. Struve, Görlitz 1870 p. 117.
134 A. Ton Ballet:
medaille, deren Beschreibong hier folgt, erscheint Hagenauer's
Monogramm aas F und H.
EEFIGIES MATHIE STEFFLI DE ENSISHEIM • ANNO
ETATIS XXXVI Brostbfld yon vom, rechts das Mo-
nogramm.
Rf. HHHHH 1 ANNO- | MDXXXff. Darunter das für Ha-
genauer characteristische Blättchen ^), zu beiden Seiten
der ersten Zeile schräg gekreuzte, messerartige Gegen-
stände: X
Blei 50 MiUim.
Was der fünfmal neben einander stehende Buchstabe H auf
der Bückseite und die Messer- oder Meisselartigen zu beiden
Seiten erscheinenden Zeichen bedeuten, ist nicht mit Bestimmtheit
zu sagen, vielleicht sind die H's Wortinitialen eines Spruches und
die Meissel oder Messer bezeichnen eine künstlerische Thätigkeit,
aber wohl nicht St.effli 's, sondern Hagenauer's, denn ganz eben-
so finden sich diese Messerchen auf der Rückseiten -Inschrifi; der
Medaille Hagenauer's auf Christof Friedrich Grafen vonZollem,
1528^). In ganz ähnlicher Weise bezeichnen die Holzschneider
des sechzehnten Jahrhunderts, z. B. Urs Graf, Schäuffelein n. a.
ihre Thätigkeit durch das Schneidemesser neben dem Monogramm
auf ihren Blättern. —
Die auf Taf. YI, 1 abgebildete schöne Medaille Hagenauer's
auf Margarethe yon Frundsberg, geborene von Firmian, ist ver-
kleinert schon im Gatalog Gutekunst in Lichtdruck und bei Berg-
mann, Medaillen auf Männer etc. des österreichischen Eaiserstaats I,
Taf. Vn, m Kupferstich abgebildet, die grosse Schärfe des Blei-
Exemplars, welche alle Details der reichen Tracht erkennen lässt,
mag die Wiederholung des schon bekannten Stückes rechtfertigen.
MARGARITA A FIRMIAN D. CASPARIS A FRVNTS-
1) Aehnliche Blättchen finden sich natürlich auch auf Medaillen anderer
Künstler, Ha genau ers Blättchen hat aber eine characteristische Form.
2) Ein gans schlechter modemer Gass dieser Medaille treibt sich seit Jahren
im Berb'ner Mfinzhandel hemm.
Deutsche Guss-Medailleo etc. 135
PERG VXORANNO ETATIS SVE XX • Brustbild
links, links das Monogramm.
Rf. GRATIA MVLIERIS | SEDVLAE DELECTABIT VIRVM |
SVVM ET OSSA ILLIVS | INPINGVABIT' | M-D-JÖCIX"
66 Millim.
Dem gelehrten Commentar Bergmannes entnehme ich kurze
Notizen : Margarethe v. Firmian ist die Tochter Georg's Freiherm
von Firmian und Gemahlin des tapferen kaiserlichen Hauptmanns
Kaspar von Frundsberg oder Freundsberg und ähnlich geschrieben,
gestorben 1536, des Sohnes des berühmten Georg Frundsberg^s
(f 1528). Der Spruch der Rückseite steht: Sirach 26, 16.
Das Blei-Exemplar der Sammlung Gutekunst scheint mir ein
alter gleichzeitiger Guss zu sein ; das Stück misst 66 Millim., ist
von ganz vorzüglicher Schärfe und Reinheit; auf der Rückseite
ist ein ursprünglich im Guss ausgebliebenes Stück mit grosser
Sauberkeit und gewiss in alter Zeit, vom Meister selbst nach-
gegossen und eingefügt. In Wien befindet sich nach Bergmann's
Angaben ein schönes Original in Silber, in München ist nach Dr.
Kiggauer's gefalliger Angabe ein viel zu kleiner, nicht originaler
Bleiguss.
Andere Medaillen Hagenaue rs mit Bildnissen von Marga-
rethens Gemahl und Schwager s. b. Bergmann 1. c. Taf. VI u. YII.
Wir können uns nach diesen Darstellungen wohl kaum ein
stattlicheres, ritterlicheres Paar denken als Caspar von Frundsberg,
(a)etati8 XXVIII und seine 20jährige Gemahlin Margarethe, die
pr&chtige Tracht erhöht bei beiden die Anmuth der Gestalt.
Ganz neuerdings habe ich die Existenz merkwürdiger Copien
TOD zweien dieser Ha genau er sehen Medaillen der Familie
Frundsberg s feststellen können: im Handel sah ich einen hübsch
gearbeiteten, in Holz geschnitzten Damenstein mit Caspar von
Frundsberg's Brustbild, genau nach Hagen auer^ und hinter ihm
(capita jngata) das Brustbild eines älteren bärtigen Mannes, das
mit den überlieferten Bildnissen des berühmten Georg Frunds-
berg, Caspar's Vater, stimmt und gewiss diesen darstellt. Später
136 A. von Sallet:
fand ich unter den Gypsabgüssen des Berliner Museums das Gegen-
stück, dieCopie der Hagenauer'schen Medaille auf Georgs Bruder
Balthasar als DameDstein. Es ist sonach kein Zweifel, dass es
ein vollständiges Brettspiel mit den Milgliedem der Frundsherg-
schen (und vieleicht anderer, verwandter Familien) gab, z. Th.
nach Hagenaue r, theilweise aber, wie das Büdniss des alten
Georg Frundsberg, vielleicht selbständige Arbeiten, vod guter Hand
und sicher spätestens etwa um 1550 gemacht.
Kaiser Karl V.
1530.
IMP • C AES • C AROLVS • V • P • F • AVGVST • AN • AET • XXX-
Brustbild rechts.
Rf. FVND ATORI QVIETIS MD" XXX im Kranz.
Kupfer, alt vergoldet 41 Millim. Tat IV, 4.
Diese gut gearbeitete, vielleicht Augsburger Medaille bezieht
sich, wie Jahreszahl und Inschrift der Rückseite beweisen, auf
den Augsburger Reichstag von 1 530. Daä Brustbild der Medaille
kommt auch mit der Gemahlin des Kaisers, Isabella von Portugal
als Rückseite vor (ein gutes Exemplar in vergoldetem Silber in
der Berliner Sammlung). Die vier Löcher in den abgebildeten
Exemplaren deuten die Verwendung des Stückes an: es war als
Verzierung an den Hut geheftet, wie wir dies häufig auf bild-
lichen Darstellungen jener Zeit finden, z. B. auf dem Holzschnitt-
bildnisse des Kaiser Maximilian von Dürer, auf einem Holz-
schnittbild des jugendlichen Kaisers Karl V., das Wappen haltend,
aus dem Jahre 1521 u. a. Die vier Löcher zur Befestigung der
Medaillen finden sich auch auf einem Stücke der Brandenburg-
Anspach^schen Reihe im Berliner Museum^ ähnlich drei Löcher
bei einem Medaillon König KarFs VIH. von Frankreich, von einem
Florentiner KünsÜer, in der Sammlung Fillon (s. Auctionskatalog
Fillon Nr. 141).
Deafsche Gnss- Medaillen etc. 187
Herzog Georg von Sachsen.
1537.
SEMPER • L AVS • ETVS • INORE • MEO' AT* LX V Brustbild
rechts mit Kranz und dem goldenen Vliess.
Ä/. GEORGIVS • D • GDVX • SAXONIE" AN ' M' D- XXX Vir
Wappen.
M. 21 MiUim. Taf, V, 8.
Herzog Georg von Sachsen, Sohn Albrechts, geboren 1471
regierte seit 1500 und starb 1539. Seit der unter seinem Vorsitz
abgehaltenen Leipziger Disputation zwischen Luther, Carlstadt und
Eck, 1519, ein entschiedener Gegner Luthers, verfuhr er mit
Strenge und Härte gegen die Anhänger der neuen Lehre, was
manchen Zomausbruch Luthers hervorrief. Herzog Georg war
ein thätiger, gewissenhafter Fürst, den kirchlichen Reformen zu
Anfang keineswegs abgeneigt; er: „war in allen Dingen pflicht-
getreu . . . auf Erfüllung dessen, was er versprach, konnte man
allezeit zählen. Vergnügen kannte er kaum ... er lebte und
webte in den Geschäften, er wusste von nichts anderem zu reden
und oft fiel er im Umgang damit beschwerlich^).^ — Seit dem
Tode seiner Gemahlin Barbara von Polen, 1584, liess er sich den
Bart wachsen*), welcher auf seinen schönen Medaillenbildnissen
eine Zi^de des cbaractervollen Kopfes bildet und den Beinamen
des Herzogs veranlasst hat.
Die nach einem ausgezeichnet schönen Exemplar der ehema-
ligen Sammlung Montenuovo dargestellte kleine Medaille, von der
Tentzel (Alb. Taf. III) bereits eine schlechte Abbildung giebt,
gehört zu den schönsten Arbeiten der Art, Guss und Ciselirung
sind auch in den feinsten Adern des Gesichts von einer seltenen
Vollkommenheit') Der Künstler dieser Medaille ist nicht bekannt,
doch ist es durch Vergleichnng möglich geworden, festzustellen,
1) Ranke, deutsche Qeech. im Zeit d. Ret IV, 98.
2) Es ist also historisch ToUig unrichtig, wenn moderne Bilder der Leip-
xiger DisputatiOD den Herzog mit langem Bart zeigen. Er war bis 1534 ganz bartlos.
8) Leider ist der Lichtdruck, trotzdem ich einen sehr scharfen Gypsabdruck
dazu gab, ganz elend «osgefallen.
138 A. Yon Sallet:
dass ausser diesem kleinen — und vielleicht einigen anderen
ähnlichen kleinen und grösseren — Stacke Georgs aach noch eine
kleine Medaille (18 Millim.) des Eorförsten und Cardinal Albrecht
von Mainz, sowie eine etwas grössere desselben Fürsten (Catalog
Gutekunst Nr. 1837, ein unvergleichlich schönes Exemplar in
Dannenberg's Sammlung) ofFenbar von derselben Hand sind*
Die Form der Buchstaben, die ganze Art der Behandlung und na-
mentlich das ein wenig ängstlich und gekniffen dargestellte Auge,
kurz der ganze künstlerische Character dieser Medaillen-
reihe beweisen dies. Gewiss haben wir den vortrefflichen Künstler
dieser Stücke nicht in Albrecht's Hauptresidenz Mainz zu suchen,
sondern in sächsischen Gegenden: Albrecht residirte häufig in
Halle, und dort oder bei Herzog Georg in Leipzig, wo die Me-
daillenkunst durch den tüchtigen Hans Reinhard viel&ch geübt
wurde, haben wir wohl den Yerfertiger jener schönen Werke zn
suchen.
Die auf Georgs Medaillen des Jahres 1537 stets erscheinende
Umschrift: semper laus eins in ore meo (Psalm 34) ist kein zufällig
gewählter Spruch, sondern ein Zeichen des gottergebenen Sinnes
des Fürsten: im Jahr 1537 starb Georgs Sohn Johann und der
Herzog wählte nach dem Verlust der Gattin (1534) und des
Sohnes jene Worte zum Wahlspruch^), ähnlich wie Hiob.
Albrecht, Markgraf von Brandenburg, Kurfürst und Erzbischof von
1526.
DOMINVS • MIHI • ADIVTOR • QVEM • TIMEBO • ANN '
AT AT • XXXVII • Brustbild mit Barett rechts.
JB/. ALBERT • CARD • MOG • ARCHIEP • MAGD • HALB • ADM •
MARCH • BRAND • ZC • MDXXVI Wappen.
M. 44 Millim. Tat IV, 5.
Albrecht, Cardinal, Erzbischof und Kurfürst von Mainz, ge-
boren 1490, gestorben 1545, Sohn des Kurfürsten Johann (Cicero)
1) Tentsel» Saxonia nnmism. Alb. I. p. 43.
Deatsche Gnss- Medaillen etc. 189
Yon Brandenbarg and Brader Joachim's I., bedarf als eine der
Hauptpersonen der Reformationsgescbichte keines weiteren Com-
mentars. Yon den zahlreichen Medaillen des kanstliebenden Fürsten
ist die dargestellte wohl bei weitem die vorzüglichste. Selbst die
beiden schönen Dürer'schen Kupferstiche geben kein besseres und
geistvolleres Bild des hochgebildeten, weltlich lebenden, im Um-
gange mit den Humanisten, wieErasmus und Hütten und in steter
Verbindung mit den grossen Künstlern, wie Dürer, seine geistige
Erholung suchenden Kirchenfürsten. — Der Künstler der Medaille
ist unbekannt, doch kann man eine ganze Reihe von anderen
Medaillen wegen Aehnlichkeit der Behandlung, namentlich auch
der Buchstaben, ihm oder seiner Schule zu schreiben, z.B. den Bischof
von Strassburg, Grafen v. Hohenstein von 1526, vielleicht den Nöm-
berger Kres u. a., auch eine kleinere Medaille Albrecht's, welche
nicht ganz die geniale Freiheit der grösseren zeigt, von demselben
Jahr und mit ganz denselben Darstellungen. — Die bei mehreren
der Medaillen dieses Künstlers oder dieser Kunstrichtung auf-
tretende Jahreszahl deutet vielleicht auf den Reichstag von Speier
1526, doch scheint auch die Medaille des Markgrafen Casimir
von Brandenburg- Kulmbach und der Susanna, von 1525, mit
Brustbild auf jeder Seite, von derselben Hand zu sein.
Friedrich, Mariegraf von Brandenburg -Ansbach.
1486—1515 (t 1586).
DEIGRATIAiNVICTAVIRTVSFRIDERICHANNNAT-
LXX-SVPERST* (superstes) Brustbüd links.
RJ\ MarcH • BRAND • DV • STETI • POME * VAND • BVRGR •
NVREN • PRIN • RVG • MDXXVIII • Wappen.
40 Mill. Kupfer vergoldet. Sammlung Gutekunst,
ungenau in deren Catalog beschrieben, Nr. 1838.
Taf. IV, 1.
Friedrich, Markgraf von Brandenburg- Anspach war der
Sohn des Kurfflrsten Albrecht Achilles und Vater des als Haupt-
liO A. TOn Sallet:
anhanger der Reformation berühmten Casimir von Baireath, Ge-
orges des Frommen and Albrecht's, Hochmeisters, dann Herzogs
von Preossen. Friedrich war ein tapferer, dem Kaiser eifrig er-
gebener Fürst, in dessen Dienst er die wichtigsten kriegerischen
Untemehmongen mit Math und Erfolg leitete. Mit der Stadt
Nürnberg lag Friedrich in dauernder Fehde, welche niemals ganz
beigelegt wurde, obgleich der berühmte Wilibald Pirkheymer ein-
mal selbst die Verhandlungen übernahm, worauf sich manche An-
deutungen in Dürer 's Briefen beziehen.^) f'riedrich's Character
schildert ein gleichzeitiger Schriftsteller^) als ruhmbegierig, listig
und „futura se noscere putans stellarum influxu." Durch die vie-
len, in kaiserlichem Dienst unternommenen Eriegszüge und die
kostspielige Hofhaltung gerieth Friedrich in Schulden und verfiel
in Trübsinn; nach dem Fastnachtsschmaus im Jahre 1515 wurde
er von seinen Söhnen über&llen und als irrsinnig und 2ur Regierung
unfähig in der Plassenburg im Gewahrsam gehalten, die ersten
zwölf Jahre bis zu Casimir's Tode im Jahre 1527 sogar in har-
tem Gefimgniss. Die Ritterschaft des Landes billigte diesen
Schritt und der Kaiser bestätigte die Absetzung Friedrich's '),
welcher erst 1536 starb; er liegt in Heilsbronn begraben, seine
Grabschrift ist erhalten und von Stillfried mitgetheilt, welcher
auch einige schöne gleichzeitige Bildnisse des Markgrafen, seiner
Gemahlin Sophie von Polen und ihrer Kinder reproducirt
Die Veranlassung zu unserer Medaille ist offenbar, wie Jah-
reszahl und die Umschrift der Vorderseite andeuten, Friedrich's
endliche Erlösung aus der strengen Haft, nachdem Casimir am
21. September J527 in Ungarn gestorben war und Georg der
Fromme, Friedrich's zweiter Sohn, seine Alleinregierung begann.
Casimir^ unter dessen Regierung der Vater so hart behandelt
1) S. nameotlich den 8. Brief aus Venedig, Campe, Reliquien v. A. Dürer,
p. 28.
2) S. die Stelle ausfäbrlich bei Stilifried, Alterth. des Hauses HohenzoUern
Bd. 11 (s. T. Friedrich).
3) Zimmermann, Geschichte des Bauemkiiegs 2. Aufl. I. 488 ff. Ranke,
deutsche Qesch. im Zeitalt d. Reform. I, 229.
Deutsche Ghiss« Medaillen etc. 141
wurde, war ein staatskluger, tapferer, aber graasamer Mann ^),
sein Bruder und Nachfolger, Georg der Fromme, wird von Luther
bei Gelegenheit des Todes des alten Markgrafen Friedrich im
Ji^e 1536, besonders wegen seines pietätvollen Verhaltens gegen
den schwachsinnigen Vater belobt: „ich habe nu zwo Schrift von
E. F. G. empfangen . . wie E. F. G. Herr Vater Markgraf Frie-
drich von dieser Welt erfordert u. s. w., und mir herzlich Wohl-
gefallen, dass E. F. G. solch treu kindlich Ehre gegen ihren
Herrn Vatem erzeigt, dass sie auch mir geringen Person ^) solchs
hat gnädiglich und dazu freundlich wollen zuschreiben, wiewohl
auch zuvor E. F. G. den Ruhm haben . . . dass sie hochgenann-
ten E. F. G. Vater in allen Ehren bei seiner F. G. Leben ge-
halten.''
Da Markgraf Friedrich am 2. Mai 1460 geboren war, war
er 1528 allerdings noch nicht volle 70 Jahr alt, vielleicht ist das
LXX nur als runde Zahl zu fassen und deshalb an Stelle des 68
oder 69 gewählt, um den Gegensatz des „Del gratia supertes'' zu
1) Casimir ist berüchtigt wegen seiner empöre nden Grausamkeit im Bauern-
krieg, er Hess einst 62 Gefangenen die Augen ausstechen. Die Rechnung des
Henkers und sein Gesuch, bei gesteigerter Amtsthätigkeit ihm seine Gebühren
IQ erhöben, sind aus dem Berichte eines Angenzeugen bekannt, (vom Hauptmann
Gasimir^s, Michel Gross. Anz. f. Kunde d. deutschen Vorzeit U, p. 139). — Merk-
würdig ist Casimir's Versuch, eine Art stehenden Heeres mit allgemeiner Wehr-
pflicht und gleicher Uniformirung zn bilden, um nicht auf die lästigen und un-
zuTerl&ssigen adligen Vasallen angewiesen zu sein. S. Zimmermann Gesch. d.
Bauernkr. 1, 434. — In neuester Zeit hat Johannes Janssen in „seiner Geschichte
des deutschen Volkes etc." Bd. II, die Grausamkeiten der protestantischen Forsten
im Bauernkriege hervorgehoben, aber verschwiegen, dass katholische Fürsten
genau ebenso handelten: der Erzbischof Richard von Greifenklau, Kurfürst von
Trier, sonst ein Mann von vielen tüchtigen Eigenschaften, hieb — und zwar zum
Theil eigenhändig - gegen 800 wehrlose Bauern nieder! (Zimmermann II, 522).
Der Geschichtsschreiber des Bauernkrieges, Zimmermann, ist nach anderer Rich-
tung ebenso parteiisch gef&rbt, wie Janssen, wenn auch für eine ursprünglich
gute Sarhe: wenn die Fürsten die Bauern morden und grausam behandeln,
tadelt es Zimmermann, wenn aber die Bauern einmal 82 Gefangene hinrichten,
nennt er es .Mässignng*! — Dass man sina ira Geschichte schreiben müsse, ist
oft vergeblich gepredigt worden.
. 2) So ist diese etwas verderbte Stelle nach de Wette's Vermuthung zu lesen.
S. Luthers Briefe etc., herausgeg. v. De Wette IV, 694,
142 A. Ton Sallet:
dem hohen, ehrwürdigen Greisenalter von 70 Jahren hervorzo-
heben.
Die etwas wunderliche Aufschrift der Vorderseite &ngt, wie
das grosse rosettenartige Trennungszeichen beweist, mit „Dei gra-
tia** an, das „Friderich" ist wohl als Genitiv „Friderichi" zo
fassen. Der Sinn der Umschrifib mag wohl sein: trotz langer, har-
ter Gefangenschaft ist durch Gottes Gnade des siebzigjährigen
Friedrich's Tapferkeit noch am Leben.
Das dargestellte Exemplar ist zwar vergoldet (gleichzeitig,
wie häufig) und durch rohes Eratzen etwas beeinträchtigt, der
Kopf ist aber intact und von ausserordentlich schöner Arbeit, der
müde, kummervolle Ausdruck kann nicht anschaulicher gegeben
werden; leider ist auch hier trotz meiner Bemühungen der Licht-
druck ganz misslungen.
Eine ungenaue Abbildung der Medaille findet sich bei He-
raeus, Taf. 40, Nr. 31, wo die Rückseite mit abweichender, aber
jedenfalls fehlerhaft gelesene Umschrift dargestellt ist; die Jahres-
zahl ist dort angeblich 1527, das in der Titulatur ganz noth-
wendige DVx fehlt, statt BRAND-DV steht sicher irrig BRANDEN,
in den anderen Wörtern sind offenbar Verlesungen und Fehler.
Im Styl gleicht das Stück d^i ältesten Medaillen P&lzischer
Kurfürsten, namentlich Ludwig's, vom Jahre 1526^), auch denen
von Friedrich's Söhnen Casimir und Georg dem Frommen. Der
Künstler ist, wie fast immer, unbekannt, vielleicht ein Nürnberger.
Albrecht, Herzog von Preussen, 1525—1568
und seine zweite fiemalilin Anna Maria von Braunschweig.
(Medaillen aus einem silbernen Bücherdeckel aus A.1-
brecht's Bibliothek).
Markgraf Albrecht von Brandenburg, der Sohn Friedrich's
von Anspach, geboren 1490, Hochmeister des Deutschen Ordens
seit 1512, seit 1525 Herzog von Preussen, der Stifter der Uni-
1) Ein Tonagliches Exemplar im Berliner Museam. S. Friedlaender a.
Sallet, das Kgl. Münzkabinet, Nr. 1281.
Deutsche Oass-Medaillen etc. 143
versitat Königsberg, war ein Freund und Beschützer der Kunst
and Wissenschaft. Wir besitzen einen höchst merkwürdigen Brief-
wechsel dieses Fürsten mit beiden Lucas Cranach^) Vater und
Sohn, welcher ein erfreuliches Bild des unermüdlichen Strebens
des Herzogs gewährt, sein der deutschen Cultur fast entrücktes
nordisches Räch mit künstlerischem Schmuck zu versehen und
ihm geistige Nahrung zuzuführen. So bestellt der Herzog sich
tüchtige Maler, Conterfeiter, um fürstliche Bildnisse anzufertigen
and tragt Sorge für künstliche lUuminirung der Bibeln. Sein
Q^aptstreben ist aber der Ankauf von Büchern: die Luther sehe
Bibelübersetzung, Gebetbücher und reformatorische Schriften lässt
er sich durch die Cranach's besorgen, die bekanntlich neben
ihrer Knnst auch geschäftlich als Buchhändler thätig waren. Frei-
lich litt wohl der von den Gelehrten seiner Zeit pekuniär unge-
wöhnlich stark in Anspruch genommene Albrecht zeitweise an
dem damals bei geistlichen und weltlichen Herren epidemischen
Gebrechen: an der Geldnoth*), und Cranach der Vater, mahnt
sich bisweilen recht deutlich die Bücherschulden ein. Der Herzog
zeigt sich dann auch viel ehrlicher und zuverlässiger als andere
Potentaton der Zeit: während Maximilian unserem Dürer als
Zahlung nar eine nicht ganz vollwerthige Anweisung auf die
eigentlich dem Kurfürsten von Sachsen verpfändete Nürnberger
Steaer gab und der Bischof Johann Thurzo von Breslau für eine
jetzt verschollene Dürer'sche Madonna acht Jahre lang die Zah-
lung schuldig blieb, kommt Herzog Albrecht zwar langsam und
in Raten, aber doch ehrlich seinen Verpflichtungen nach, ohne
dass solche kleine geschäftliche Differenzen die biedere Herzlich-
keit im Tone dieses merkwürdigen Briefwechsels stört. Die Re-
formationszeit bewahrt in solchen Dingen derbe, altdeutsche For-
1) Heller, Lucas Cranachs Leben und Werke, 2. Aufl. p. 18 nach Voigt'»
Pablikatiooen.
2) Dass er mit vollen Händen Geld und silberne „pocala* gab, sogar förm-
lich auBgepresst wurde, ^o es sich um Unterstützung der Gelehrten und ihrer
Studien handelte, ist aus Voigt^s Arbeiten bekannt. — S. z. B. dessen: Herzog
Albreeht und das gelehrte Wesen etc. in Raumers histor. Taschenb. II (1881).
Mtadirllt Ar Nnmltmatik. XI. 10
144 A. von Salht:
men: scheut sich doch Luther nicht, seinen Earföreten otn ein
versprocbeoes Eleid zu mahnen, das der Korfürst nicht wieder,
wie froher rtinmal, durch einen unzurerlässigen Menschen besor-
gen lassen möge.')
Dass der Herzog Albrecht die so mühsam und mit Opfern
erworbenen Bacher hoch in Ehren hielt, werden alle die wissen,
welche in der heraldischen Ausstellung in Berlin im Jahre 1882
Gelegenheit hatten, die in prachtvollem Benaissanceschmnck pran-
genden silbernen Bücbereinbände aus Herzog Albrecht's Besitz,
jetzt der Kdnigsbei^er Universität gehörend, za bewundern. Das
schönste Stflck der Reihe war ein aufs herrlichste mit biblischen
Scenen, Engeln, Arabesken, bunten Wappen u. s. w. geschmück-
ter, silberner, zum Tbeil vergoldeter Einband vom Jahre 1555,
zu einer Luther'scheo bei Hans Lufft gedruckten Bibel; fOr
unaem Zweck besonders merkwürdig, weil zu den Yerziemugen
auch eine oder zwei bisher noch unbekannte BÜdnissmedaillen des
Herzog's gehören:
1. ALBERDGMAR'BRAN-DVX-PRVSSIAEZ- (et cetera)
Brustbild rechts.
2. ANA:MARIAGHZ-BVLMB-H-IPREVSSEN
(geborene Herzten zu Brannschweig und Lüneburg
Markgräfin zu Brandenbni^, Herzogin in Preussen).
Brustbild links.
Grösse etwa 38 Millim.
1) Lnther'a Briefe heranaetg. * oq De Wette I, p. 77, vom Jahr 1517.
Deutsche Onss-HedailleiL 145
Diese beiden Medaillen waren in je vier Exemplaren in ziem-
lich guten Gassen (Silber, vergoldet) in den Ecken des Buch-
einbandes eingesetzt, von zierlich omamentirten Rändern eingefasst^)
Die ziemlich spärliche Reihe der sehr seltenen Medaillen Al-
brecht's ist von Vossberg (Memoires de St. P^tersbourg V.Taf.XIV)
abgebildet und Bd. YI, 383 und Zeitschr. f. Münz- etc. Kunde,
N. F. p. 29, 77, 135 besprochen, dann später von J. Erbstein
(Anzeiger f. Kunde der deutschen Vorzeit XII, p. 96 — 144) ver-
mehrt und ausführlich behandelt worden, man vgl. auch^Dudik,
des deutschen Ritterordens Münzsammlung Taf. IE und S. 116 (wo
in der Abbildung Taf. ü, No. 50 irrig TIV statt TEV, Teutonici,
steht, wie ein Exemplar in Dannenberg's Besitz richtig hat).
Einige Stücke mit dem Brustbild von Albrechts erster Ge-
mahlin, Dorothea von Dänemark, f 1547, theils allein, theils mit
dem des Herzogs vereinigt, sind bekannt, von seiner hier dar-
gestellten zweiten Gemahlin Anna Maria von Braunschweig, ver-
heirathet 1550, gestorben am selben Tage mit ihrem Gemahl,
20. März 1568, war bisher noch keine Medaille bekannt, doch
ist uns ein gleichzeitiges Zeugniss, gerade aus dem Jahre 1555,
in welchem auch der silberne Buchdeckel angefertigt wurde, von
der Existenz einer Medaille mit dem Bildniss der Herzogin und
einer andern mit dem Albrechts bekannt — also gewiss sind da-
mit unsere Medaillen gemeint: Vossberg (Zeitschr. f. Münz- etc.
Kunde, Neue Folge (1859—62) p. 215) erzählt von der Existenz
eines Schreibens der fürstlichen Räthe, Königsberg 14. April 1555,
an den in Tilsit weilenden Herzog, worin die Uebersendung von
fünf Schaumünzen mit dem Bilde der Herzogin und von
sieben mit dem des Herzogs gemeldet wird. — Die Arbeit der
1) Zwei Medaillons, das Büdnisa Hersog Albrechts von Preossen und das
seiner ersten Gemahlin dienen auch zur Verzierung des prenssischen Reichs-
Schwertes, das bei Besitznahme des Herzogthums an den Kurförsten Ton Branden-
burg gelangte, in einem Inventar ans des grossen Korfärsten Zeit als «das
Schwert von der preossischen SouTeranit&t, so noch Ton Alberto Herzog in
Preossen herrühret.* S. T. Marcker im Anzeig. f. Rande der deutschen Vorzeit
IX a862) p. 14.
}46 ^* ^^^ Sallet:
Bildnisse ist etwas grob, aber recht lebendig und ausdracksvoU.
Ein ganz ahnliches einseitiges Stück mit Albrecht's Brustbild
allein, uod etwas anderer Umschrift, ein schönes silbernes, ver-
goldetes Original, besitzt das Berliner Museum.
Georg Gaeiss. 1544.
GORG GAEISS AETATIS SVAE XXXII AN XLIIII
Brustbild rechts.
Rf. Ä • M • H • Z • G - N r L Allianzwappen.
33 Millim. Schöner alter Bleiguss. Taf. IV, 3.
Ueber den auf dieser guten süddeutschen Medaille darge-
stellten habe ich nichts finden können; das eine der beiden Wap-
pen der Rückseite mit den beiden „Geissen" ist ein redendes, zu
welchen auch die Helmzierde, die Ziegenhömer, gehören.
Die Umschrift der Rückseite scheint zu bedeuten: AL Mein
Ho&ung Zu Gott, was öfter auf Medaillen jener Zeit vorkommt,
das NIL, welches durch ein grosses Bl&ttchen davon getrennt ist,
vermag ich nicht zu deuten, ob es ebenfalls einen Theil des re-
ligiösen Wahlspruch enthalt oder den Künstlernamen (??)) lässt
sich nicht sagen. Die Wappendarstellung zeichnet sich durch
hübsche Anordnung und schöne, freie Behandlung der Helm-
decken aus und kann als gutes Vorbild für Gravirung eines Dop-
pelwappens dienen.
Medaiilen von Tobias Wolff.
Die Sammlung H. 6. Gutekunst (Gatalog v. 1882) enthielt
einige, im Gatalog derselben nicht als Werk dieses Künstlers er-
kannte alte Bleigüsse von Tobias WoUT, deren Abbildung und
Beschreibung hier folgt.
Antonio Scandella.
ANTONI VS- SCAN ELECTAC- ÖVC' SAXO CAF MAG*
Brustbild von vom.
Am Armabschnitt: ^TA'60, am Abschnitt des Brust-
bildes, vertieft, 1577 und Monogramm aus TW
Deutsche GDss-MedaiMen etc. 147
31 Mill. Schöner Originalguss, sehr dünn, Spuren
von aufgeklebtem Papier auf der glatten Rück-
seite. Taf. VII, 6.
Antonio Scandella war Kapellmeister des Kurfürsten August
Yon Sachsen. Das Modell zu dieser Medaille, aus Kelheimer
Siein besitzt das Berliner Museum. T. Wolff's Monogramm
erscheint hier noch in der älteren Form, das kleine T senkrecht
über dem ersten Strich des W stehend, deutlich getrennt.
Lorenz Stiler und Margaretha Hanitzsch.
LOREiq-Z- STILER- AIVPTSCHIEIBER- Brustbild von vom
ÄTA • 28 • rechts am Aermel, quer stehend, das Mono-
gramm aus T W.
M ARGARETA HANITZSCHIN'ÄTA XVIII Brustbild links,
unten am Arm vertieft 1582.
30 Mill. Taf. Vn 1.
Die Dargestellten mögen, wie dies bei Werken des Tobias
Wolff's öfter vorzukommen scheint, ein Brautpaar sein.
Johann Appenfelder und Anna am Ende.
lOHAN APPENFELDERÄ.TAT-39 hf^ Brustbild, im
Armabschnitt: FEB * 6, rechts im Gewand, quergestellt,
das Monogramm.
ANNAFILIA-CASPA-AM E^DE Ä^TA' 21 Brustbild in
geschmackvoller, reicher Tracht, im Arm abschnitt 1583,
links unten am Aermel das Monogramm.
31 Mill. Taf. VII, 2.
Die adelige Familie am Ende existirt noch jetzt. — Die vor-
stehende Medaille ist, wie das Datum: 6. Februar 1583 beweist,
auf ein bestimmtes Ereigniss angefertigt, also wohl sicher Ver-
lobung oder Hochzeit. Das Monogramm der Vorderseite scheint
sich aut Halle zu beziehen, es enthält die Buchstaben HALAE.
Für Halle kommen beide Formen vor, Hala und Halae (Saxonum),
hier hat man Halae als Genitiv zu fassen.
148 ^- ^^" Sallet:
Ob Johann Appenfelder vielleicht mit dem aus den Dres-
dener Archiv-Acten bei Berufung Woiff's an den kurfürstlichen
Hof genannten Hans Aggelfelde, welcher ebenfalls beim Anfer-
tigen Ton Medaillen thätig gewesen zu sein scheint (s. Zeitschr.
f. Numism. VIII, p. 200), identisch ist, vermuthet worden ist, kann
wohl nochmalige Untersuchung des Namens in dem Actenstück
feststellen.
Jeremias Mair.
lEREMIAS MAIR .ETATIS XLI Brustbild rechts, im
Armabschnitt 1582.
Gleichzeitiger Bleiguss, auf der Rf. Spuren von
Papier. 30 MiU. Tat VII, 5.
Diese Medaille scheint das Monogramm nicht zu haben, trägt
aber ganz den Gharacter der Arbeiten Woiff's, auch die Gestalt
der Buchstaben (z. B. des charackteristischen gebogenen X) ist
dieselbe.
Medaillen Friedrich Ulrich's von Braunschweig und seiner Schwester
Elisabeth, Herzogin zu Sächseln.
1. FRIDERIC • VLRIC : D • G • DVX • BRVNS : E : L Brust-
bild im Harnisch rechts.
Rf. DEO ET PATRIAE • Offenes Buch, dahinter Schwert,
oben in Strahlen der Name Jehovah.
Oval. 42 MiU. Alter Bleiguss, Tai VI, 4.
Diese Medaille von schöner, weicher Arbeit, kommt auch
mit Hinzufügung der Jahreszahl 1617 hinter der Umschrift der
Rf, vor (ein geringer, zu kleiner Bronzeguss (40 Mill.) dieser Art
im Berliner Museum), Friedrich Ulrich, der Bruder des berühmten
Christian von Braunschweig und der weiter unten zu besprechenden
Elisabeth von Sachsen ist 1591 geboren, regierte seit 1613 und
starb 1634.
2. ELISABET GHZBVL'HZSG- K- VB* (ge-
borene Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Her-
Deutecbe Gqss- Medaillen. 149
zogin zu Sachsen, Jülich, Eleve und Berg. Brustbild
in reicher Tracht links.
• ALLES • MIT • GOTT • NICHTS • OHN • VRSACH Grosses
E, von zwei in Arabesken endenden Engeln gekrönt.
Oval, fast 45 MiU. Altes Blei. Taf. VI, 2.
Elisabeth von Braunschweig, Schwester von Friedrich Ulrich
und Christian, dem Feldherm des dreissigjährigen Kriegs, war 1592
geboren, in erster Ehe an Herzog August, den Bruder des säch-
sischen EurfQrsten Johann Georg, in zweiter Ehe 1618, an Jo-
hann Philipp von Sachsenburg-Altenburg vermählt, starb 1639.
Ob, wie Tentzel vermutfaet (Alb. II, p. 384), diese Medaille
auf die erste Heirath der Fürstin, 1612 sich bezieht, ist zweifel-
haft, fast möchte man eher geneigt sein, sie mit der vorher be-
schriebenen von 1617 in Vergleich zu bringen, was also eher auf
die Zeit der zweiten Heirath der Elisabeth 1618, fuhrt.
Der Styl beider Medaillen, des Friedrich Ulrich und der
Elisabeth, zeigen eine grosse Uebereinstimmung, die Weichheit der
Arbeit ist für beide characteristisch. Das Brustbild der Prinzessin
ist auch durch die reiche, mit Perlen und Edelsteinen gezierte
Tracht ausgezeichnet.
fieorg von Landau.
GEORG • VON • LANDAV F:H:R:K:M-C- (Frei
Herr Römisch Kaiserlicher Majestät Gämmerer) Brustbild
im Harnisch rechts.
Rf. GOTT SICHT VND RICHT Erdkugel, darüber gekreuzt
Schwert und Lilie, oben das Auge Gottes.
Oval, 27 Mill. Alter Bleiguss. Taf. VI, 3.
Diese von Bergmann (Med. auf ber. Männer des Oesterr.
Eaiserst II, p. 245 und Taf. XXI, 107) ausfahrlich nach einem
goldenen Exemplar behandelte Medaille wird hier in Lichtdruck
gegeben, weil die für den Beginn des 17. Jahrhunderts noch sehr
vorzQgliche, geistvolle Arbeit des Brustbildes und auch die hübsch
componirte Rückseite eine mecham»che Widergabe verdienen.
150 A. von Sallet:
Alles historische über den Dargestellten ist bei Bergmann so
sorgfaltig gesammelt und mitgetheilt, dass eine kurze Zusammen-
fassung genügt:
Georg n. von Landau, Freiherr zum Haus und Rapotenstein,
aus einer alten, östreichischen reich begüterten Magnatenfamilie,
deren Stammschloss Landau bei Grüningen und dem Kloster
Heiligenkreuzthale (in Württemberg) liegt, schioss sich als eifriger
Protestant den aufständischen Böhpien an und wurde deshalb 1620
in die Acht erklärt und seiner vielen Güter beraubt, seine späte-
ren Schicksale sind . unbekannt.
Das Wappen dieser alten, mit der Württembergischen Herr-
scherfamilie verwandten Familie Landau ist identisch mit dem
Württembergischen Wappen: drei liegende Hirschgeweihe im gol-
denen Felde.')
Gustav Adolf.
1632.
Das Erscheinen, mehr noch der Tod des grossen Königs gab
der deutschen Medaillenkunst einen bedeutenden Auüschwung; die
Begeisterung und die Trauer um den grossen Vorkämpfer des
Protestantismus veranlasste allenthalben in Deutschland den
Wunsch, ein dauerndes Abbild des Helden zu besitzen. Das hier
zu besprechende Stück dieser Art') ist ein seltenes Beispiel eines
Medaillenmodells in Enochenmasse, von zarter, weisser, gegen das
Licht gehalten leicht rosa erscheinender Farbe, von sehr hohem,
herausspringenden Relief des Kopfes und einer für jene Zeit noch
sehr guten, wahrhaft künstlerischen Durchführung.
GVSTAV9 ADOLP DG' REX • SVEC • GOT Brust-
bild von vom im Harnisch, mit Kragen und Feldbinde.
Rf. SEIN VNSTERBLICH LOB DEM TOD SIGT OB Buch
(Bibel), darauf Todtonkopf, darüber gekreuzt Scepter
1) S. Bergmann 1. e.
2) Im Besitz meiner Matter. Es stammt aus der Sammlang des verstorbenen
Freiherm von Sehen- Thoss auf Olbersdorf in Schlesien.
Deutsche Qnss- Medaillen. 151
und Schwert, oben Krone. Links Monogramm aus
GA, rechts aus RS (rex Suecomm). Das Ganze im
Kränz.
Oval, 29 Mill. Taf. V, 4.
In dem Werke aber schwedische Medaillen von E. Br. Hil-
debrand (Sveriges och Svenska KoDungahusets Mionespenningar
1874, I., p. 201, No. 206) wird ein ganz ähnliches, aber kleineres
Stück in Blei (26 Millim) aus dem Müncbener Cabinet angeführt,
mit denselben Umschriften, aber SIEGT statt SIGT. Andere ähn-
liche Stücke beschreibt Hildebrand unter No. '207 und 208.
Wenn uns auch der Künstler dieses schönen Werkes unbe-
kannt bleibt, so ist es doch möglich, den Ort oder die Gegend seiner
Verfertigung näher zu bestimmen: das Medaillen- Modell rührt
höchst wahrscheinlich von einem sächsischen Künstler her. Das
Berliner Museum besitzt einen hübschen Original-Bleiguss einer
kleinen ovalen Medaille von Gustav Adolfs Bundesgenossen, Kur-
fürst Johann Georg von Sachsen:
lOHANN • GEORG DG- D VXSAX- IVL Brustbild von
vom, etwas linkshin mit grossem Kragen und Feldbinde.
Rf. SCOPVS VITiE MEJS C HRISTVS Wappen mit Churhut.
Die Uebereinstimmung dieses Stückes mit dem Modell ist
so frappant in der Behandlung und Auffassung, in Art der Dar-
stellung des Brustbildes, in Form der Buchstaben, in der völligen
Identität des Spitzenmusters an den beiden Kragen u. s. w., dass
beide Stücke nur von demselben Künstler herrühren können, und
wir werden schwerlich fehlgehen, wenn wir die Heimath desselben
iD Sachsen, beim Kurfürsten Johann Georg suchen, wo die Klein-
kunst der PortraitmedaiUen der alten Tradition des sechzehnten
Jahrhunderts getreu noch wohl gepflegt wurde. Die Zeit der
Ausführung der Medaille Gustav Adolfs ist wohl sicher 1532,
bald nach der Lützener Schlacht.
A. V. Sallet.
152
Der Senarscliatz von Ossolaio.
Bei Ossolaro, 5 Miglien nordwestlich von Cremona, fand sich im
Jahre 1876 ein mit Denaren gefülltes Thonge&ss. Die Münzen worden
von den Findern getheilt und grossentheils zerstreut, doch gelang
es dem Professor Pizzi in Cremona bei verschiedenen Besitzern
ungefähr 3500 Stück zu Gesicht zu bekommen, deren genaue Be-
schreibung nach dem Fabrettischen Katalog in Fiorellis Notissie
degli scavi 1876 p. 157 fg. (vgl. p. 97) und 1877 p. 49 % (vgl.
p. 76) abgedruckt^), in deutschen Blättern aber meines Wissens
bisher nicht berücksichtigt worden ist. Es scheint nicht über-
flüssig im Anschluss an die in dieser Zeitschrift von mir oder
anderen über dergleichen Denarfunde früher gegebenen Erörte-
rungen hier zusammenzustellen, was dieser ergiebt. Auch
hier werde ich, ausgehend von dem grossen im Beginn des
zwischen Caesar und Pompeius geführten Krieges vergrabenen
Schatz von Cadriano, lediglich die dort fehlenden Stempel ver-
zeichnen^). Die beigefügten Nummern verweisen auf die Cohenschen
1) Ausser diesen gedrackten Berichten habe ich über diesen Fund von
Herrn Pizzi selbst, so wie über die den Fund betreffenden bei der römischen
Generaldirection eingegrangenen Mittheilangen darch Herrn Bsmabei Nachricht
erhalten. Die Angabe in den NotUie ISll p. 49, dass insgesammt nnr 1522 Münzen
untersucht seien, beruht auf einem Versehen.
2) Nicht anfgenommen habe ich die 2 Exemplare der Münze des P. Clodius
üf. /., da sie allem Anschein nach diesem Schatz nicht angehören. Herr Pizzi
hat diese Stücke, die zn der an Herrn Ballardim in Cremona gelangten Partie
gehören, auf mein Ansuchen noch einmal untersucht und schreibt mir darüber:
Lo BcrivenU «t rech a casa del proprietario per esaminarle di nuavo e ricAta-
margli alla memoria i duhbi aüra voUa pramossi. Si rtpesaronoy e la foderata
n. 1703 (des Fabrettischen Katalogs) diede grammi 2. 70; Valtra, n, 1704, wm
foderata, ma fusa ed ugualfnente falsa, gr. 2, 97, un gramma meno del peso or-
dinario. Derselbe berichtet weiter, dass Herr Ballardini seine Exemplare von
dem Wirth in Ossolaro erworben habe, dem die Finderinnen sie einzeln zuge-
tragen hätten: percib nella partüa Ballardini Vintrusione dei due pez%i non po-
trehbe dsrn impossibile, ma sottanto improbabüe. Das wird einzuräumen sein;
aber ebenso, dass eine gegossene Münze aus jenem Schatz nicht henroigegaDgen
Tb. Hommsen: Der Denarschatz yon Ossolaro. 153
Tafeln; die Zahl der Exemplare und der Erhaltlingsstand, denPizzi
zuweilen hinzusetzt, sind dessen Yerzeichniss entnommen.
C. Antius C. f. Restio.
Antia 1 (1). 2 (1 nuovo).
T. Cariaius Ulvir.
Carisia 8 (12).
C. Considiua Paetus.
Considia 9 (3 ntumss, + 1).
C. Coponvus pr,^ Q, Sicinius Illvir,
Coponia 1 (8 alcuni niummmi +1).
Q. Sicinius.
Sicinia (1).
-Af.' Cordivs Rufus Illvir.
Cordia 1 (7 nuovissimi \- 1).
L. HastHius Sasema.
Hostilia 1 (5). 2 (7 ntum). 3 (6 ntumsmmi + 3).
Caesar.
Aeneas: lul. 9 (3). Tropaeum: lul. 11 (3). 15 (2).
A. Licinius Nerva Illvir.
Licinia 6 (1). 7 (3).
L. Papiua CeUus Illvir.
Papia 2 (2 freschissimi). 3 (1).
L. Plautius Plancus.
Plautia 7 (13 ntumssimi + 4).
AUnnus Bruti f.^ C. Pansa.
Vibia 16 (2).
Albinos Bruti /.
Postumia 8 (5 niumssimi + 6). 9 (2). 10 {ntumssimi 4,
detrito 1).
C Vibius C. f. C. n. Pansa.
Vibia 11 (3). 12 (1). 13 (22 ntumssimi + 8 niiavisifi'
mi +4). 15 (2).
•ein kann und dass bei dieser Art der Erwerbung wohl einige zufällig sonst in
Osaolaro TOrhandene echte oder fi Ische Exemplare sich in den Schatz haben
miiehen können. Auch passen sie der Zeit nach zu den übrigen nicht.
154 Th. Mommsttn:
Yor dem Schatz von Vigatto (in dieser Zeitschrift 2 S. 63)
hat also der imsrige nur zwei Denare voraus, den des Q. Goponius
und Q. Sicinius, während der von Q. Sicinias allein geschlagene
sich in beiden fand, und den seltenen des A. Licinius Nerra;
diese haben in dem Schatz von Yigatto offenbar nar zu&llig ge-
fehlt. Dagegen fanden sich in Yigatto die folgenden in unserm
Schatz nicht vertretenen Stacke:
1. Caesar dict cos, tert
2. L, Valerius Acisctdus.
3. P. Sepuüius Macer.
4. L. Livinevus Regulus,
5. L. Mussidkis Longus,
6. M, Antonius mit Caesar die.
Wahrscheinlich also ist unser Schatz früher als der andere vergraben.
Die erste der diesem eigenen Münzen« eine häufig vorkommende, ist
vom Jahre 708. — Die zweite ist nicht mit Sicherheit zu datiren;
doch ist beachtenswerth, dass sie in den Schätzen von Yillola und
CoUecchio ebenfalls fehlte, während sie in dem von Santa Anna
wahrscheinlich von 710 und dem von Sassoforte etwa von 711 sich
fand. — Der Denar des Sepullius mit Caesars Kopf ist sicher
vom Jahre 710; er ist selten so wie die sämmtlicher Qaattuorvim
dieses Jahres, dennoch fallt das Fehlen von ihnen allen in unserem
Schatz ins Gewicht. — Dass endlich die drei letzten dieser
Denare dem Jahre 711 angehören, ist jetzt aUgemein anerkannt.
Hiemach fehlen in unserem Schatz die Denare von 708 ab durch-
aus, und es wird seine Vergrabung wahrscheinlich in dieses oder das
Yorjahr fallen.
In Betreff der übrigen oben aufgeführten Stücke hat dies nun nicht
bloss keine Schwierigkeit, sondern die danach sich ergebende Zeit-
bestimmung, dass dieselben zwischen 705 und 707 oder 708 geschlagen
sind, entspricht durchaus den anderweitig gewonnenen Ergebnissen.
Keineswegs aber gilt dies von denen des Albinus und den untrenn-
bar damit verbundenen des Pansa. Sie sind in diesem Schatz so
zahlreich vertreten, dass ihre Zugehörigkeit zu demselben über
Der Denancbatz yon Ossolaro. 155
allem Zweifel steht; abei können sie in der angegebenen Epoche
geschlagen sein?
Beide Münzmeister sind wohl bekannt. Albinas des Brutas
Sohn oder, wie er gewöhnlich genannt wird, D. Brutus führte im
Jahre 705 bei der Belagerung Massilias den Befehl über die
caesarische Flotte, erhielt dann für das Jahr 706 die Statthalter-
schafi; des transalpinischen Gallien') und schlug dort im Jahre 708
dieBellovaker^) ; im Jahre709 finden wir ihn in Rom (Plutarch Anton.
1 1). Dass er in einem dieser Jahre diePrätur bekleidet habe, folgt aus
dem ihm von Caesar für das Jahr 712 bestimmten Gonsulat (Dru-
mann 3, 682). Im Jahre 710 nahm er Theil an der Ermordung Caesars
und ging kurz darauf in die von diesem ihm bestimmte Provinz,
das cisaljpinische Gallien, wo er dann im December von Antonius
angegriffen und bis zum April 711 von diesem in Mutina belagert
ward. — Weniger wissen wir von C. Vibius Pansa. Nachdem
er, als Sohn eines der von Sulla in die Acht Erklärten von der
politischen Laufbahn ausgeschlossen (Dio 45, 17), durch die ins-
besondere auf Betrieb Caesars im Jahre 689 erfolgte Aufhebung
des! betreffenden Gesetzes rehabilitirt worden war'), wird er
1) AppiaD(b.c.2,48)föhrt ihn auf nach denConsulwahlen för 706 mit drei anderen
ProvinziaUtatthaltem, M. Lepidas fär (das diesseitige) Spanien, A. Albinos (yiel-
mehr AUienus) für Sicilien und Sex. Peducaeus fär Sardinien; yon den beiden
•rttin steht anderweitiff fest, dass sie im Jahre 705 Prätoren waren und Lepidus
im Jahre 706, Allienns (wenn dieser Name bei Appian herzustellen ist) 707/8
alt Proconsuln die bezeichneten Provinzen verwalteten. Doch kann daraus nicht
ait Sicherheit auf gleichartige Stellung des D. Brutus im transalpinischen
Gallien geschlossen werden, zumal da er beiLivius per. 114 legatus Cae$aris heisst.
Ka ist nicht der Regel entsprechend, aber dennoch wohl möglich, dass D. Brutus
im Jahr 706 zugleich die Pr&tur und das factischo Commando im transalpinischen
Gallien a)s Gisars Stellvertreter inne gehabt hat.
2) Livius per. 114.
9) Dies Gesetz setzt Velleiua 2, 43, 4 in Caesars Aedilit&t, also in das
Jahr 689; Dio 41, IS (ygl. 44, 47) und Plutarch Gaes. 37 in das Jahr 705,
jtntr Tor, dieser nach der spanischen Expedition. Dass Velleius Angabe die
liebtige ist, zeigt ausser den allgemeinen politischen Verhältnissen (meine R. G.
S* 8. 170) schlagend Pansas Volkstribunat Tom Jahre 703. Ohne Zweifel hat
aber Gaaaar diese Rehabilitirten bei den Wahlen des Jahres 705 besonders be-
rfiekaiehtigt, und so erklärt es sich leicht, dass die Annalen dieses Jahres auf die
Bababilitation zarfickkamen. Man braucht also weder mitBorgbe8i(opp. 1,842.2,846)
aonmahmen, daas Sullas Gesetz sich nur auf die cunüischen Beamten bezog, was
156 Tb. Mommten:
mehrfach genannt als eifriger Anhänger Caesars und namentlidi
in seinem Yolkstribonat 703 als Vertreter seiner Interessen im
S^iat^). Im Jahre 706 finden wir ihn in Rom, vielleicht als
Prator^). Sodann übernahm er im Laufe des Jahres 707 die
Statthalterschaft Yon Bithynien and Pontns^), war aber bereits
am Aasgang des Jahres 708 wieder in Rom zarück^). Seit dem
Sommer 709 fahrte er die Statthalterschaft; des cisalpinischen Gallien
und ging von dort kurz nach Caesars Ermordung nach Italien
zurück, wo er bereits am 22. April 710 sich befand (Cicero ad
Att. 14, 12, 2). Dann übernahm er am 1. Januar 71 1 das von Caesar
ihm zugetheilte Consulat und fiel im April desselben Jahres in einem
der zum Entsatz von Mutina gelieferten Treffen.
Wer diese Thatsachen uubefangen erwägt, wird sich überzeugen
in der That schlechterdings unmöglich ist (Staatsrecht 1*, 466); noch mit Lange
(R. A. 2, 416), dass far Pansa ein Specialgesetz erlassen ist, in welchem Fall
ihn Dio nicht als Ezempel eines rehabilitirten snllanischen Proscribirten an-
fahren dnrfte; noch mit Willems (le s4nat I, 526) zwei Pansa unterscheiden,
welche Annahme in dem Geschwätz des Scholiasten der Ligariana p. 417 Orelli
ihren einzigen Anhalt hat — es dnrfte nicht übersehen werden, dass dieser den
in der Rede erw&hnten Vater des Tnbero thörichter Weise für den darin eben-
falls genannten Pansa hält, noch weniger angenommen werden, dass der Volks-
tribnn des Jahres 708 zur Partei des Pompeius gehört hat. Der im Jahr 711
an Bmtus und Gassras gesandte Pansa (Äppian 0. c. 3, 58) mag ein Sohn des
Gonsnls gewesen sein, wie denn yUni Pansae noch in der Kaiserzeit b^egnen;
alle sonstigen Erwähnungen Pansas ans dieser Epoche betreffen denselben Mann.
1) Cicero ad fam. 8, 8. Dass er bereits im Jahr 695 dem Senat angehört
hat, folgt nicht mit Nothwendigkeit ans Cicero Bmt. 60, 218, ist aber danacb
allerdings wahrscheinlich.
2) Wenn Cicero (ad Att. 11, 6) am 27. Not. 706 ans Bnmdisinm an Aiticns
nach Rom schreibt, dass er dort die Caesarianer Teranlasaen möge sein Verhalten
nach der phaisalischen Schlacht (9. Ang. 706) dem in der Verfolgung des Pom-
peins begriffenen Dictator in gänstigem Licht darzustellen: guo magia fäetutn
nostrum Caesar probet qwm de suorum sentenHa factum, adhibeantur TreboniuSy
Pansa, si gut aUi, scribantque ad Caesarem me quidquid fecerimy de sua senten-
tia fecisse^ so war Trebonias damals Stadtpr&tor und es liegt sehr nahe in
Pansa einen seiner CoUegen zu erkennen, wozu es gut passt, dass im Jahre
707/8 Trebonius Statthalter von Hispania ulterior ward, Pansa Ton Bithynien.
3) S. darüber den Anhang. Nach dem nicht lange Tor dem 14. Mai 707
geschriebenen Briefe Ciceros an Atticus 11, 14 war Pansa damals wahrscheinlicli
bereits in Asien.
4) Cicero pro Lig. 3, 7.
Der Denanebati von Osaolaro. 157
müsses, dass die hergebrachte Verlegung jener Münzen in die Zeit
zwischen Caesars nnd Pansas Tod nicht haltbar ist, wie nahe
sie aach dorch das von beiden Münzmeistem verwendete Senats-
wappen — den Cadaceus mit den verschlungenen Händen — und
den Kopf der Libertas auf den Münzen Pansas gelegt wird.
Pansa war Bratas Amtsvorgänger in der oberitalischen Statt-
halterschaft; aber der Wechsel trat unmittelbar nach Caesars Tode
ein, and wie sollen der zurücktretende und der neu eintretende
Statthalter auf dieselbe Münze gekommen sein? Andere Com-
binationen erscheinen noch minder statthaft. Vom April bis De-
cember 710 war Pansa Privatmann und hat keine Münzen schlagen
können. In den vier ersten Monaten des Jahres 711, wo D. Brutus
in Mutina belagert wurde, Pansa in Rom rüstete nnd dann im Felde
dasCommando führte, können sie unmöglich gemeinscbafdich geprägt
haben. Wenn nun andererseits alle diese Münzen in dem übrigens
nor bis zum Jahre 708 reichenden Schatz von Ossolaro ver-
treten sind, so erscheint ihre Prägung zwischen den Jahren 705
und 708 wenigstens möglich. Beide Männer, namhafte Caesa-
riaoer nnd vom Dictator zum Consulat für 711 und 712 be-
stimmt, müssen in diesen Jahren die Prätur bekleidet und
können sehr wohl als Prätoren auf des Dictators Geheiss in Rom ge-
prägt haben. Pansas Prätur fallt, wie wir sahen, wahrscheinlich
in das Jahr 706; auch D. Brutus kann in dem gleichen Jahre zu
diesem Amt gelangt und erst im Laufe desselben und als Prätor
in das transalpinische Gallien abgegangen sein. (S. 155 A 1.)
Dass sie dabei des Senatswappens sich bedienten, ist recht
wohl erklärlich; und die „Freiheit^ haben die, welche sie unter-
drückten, wenigstens ebenso oft im Munde geführt wie ihre Ver-
treter.
158 l'b- MomiDseii:
Die biihynischen Aeren.
Es kann nur ein Versehen Waddingtons s^i°> ^^^^ ^^ ^^^
bithynische Aere der pontischen gleich und als ihr Ansgangsjahr
297 vor Chr., 457 d. St. ansetzt, sich darauf berufend, dass die
letzte bithynische Eönigsmflnze das Jahr FKI oder 223 «= 680 d.
St. nenne und an diese die des römischen Statthalters von Bitby-
nien G. Papirius Garbo vom Jahre AK£ oder 224 sich unmittel-
bar anschlössen. Denn einmal giebt es von demselben Statthalter
vollkommen sichere Münzen vom Jahre BK£ oder 222^). An-
dererseits besitzen wir zahlreiche in verschiedenen Städten
Bithyniens geschlagene, Gaesars Kopf und die Aufschrift ini Falov
Olißinv ndvoa zeigende Münzen mit der Jahreszahl EAZ oder
235, welche doch unmöglich, wie es nach Waddingtons Ansatz
der Fall sein würde, im Jahre 691 d. St. geschlagen sein können.
Vielmehr wird durchaus an Borghesis vortrefflicher Darlegung
(opp. 2, 345 f.) festzuhalten sein, dass diese Münzen von dem oben
erwähnten Pansa geschlagen sind, dessen dadurch erwiesene Statt-
halterschaft von Bithynien in die Jahre 707 und 708 fallen kann;
dass G. Papirius Garbo derjenige Statthalter Bithyniens ist, welcher
nach Dio 36, 40 [23] einige Zeit nach dem Jahre 687 diese
Provinz verwaltet hat; dass also die bithynische Aera um 473 d. St.
beginnt. Genau ist allerdings das Epochenjahr durch die Münzen
Pansas mit der Jahreszahl EAZ noch nicht festgestellt. Die Ver-
waltung Pansas von Bithynien und Pontus hat nach der oben ge-
gebenen Ausfuhrung im Jahre 707 und zwar wahrscheinlich mit
dem Anfang desselben begonnen, wenn er auch vielleicht erst ei-*
nige Zeit nachher in der Provinz eintraf, und war am Ausgang
des Jahres 708 beendigt. Denmach hat sie nicht volle zwei Jahre,
1) Zu le Bas inscr. Grecques et Latioes yoI. III n. 409 expl. p. 122. Mar-
quardt (Staatsyerwaltong 2, S. 350) hat diese Ausführung wiederholt, ohne ihre
Unmöglichkeit zu bemerken und den erforderlichen Einspruch zu thun.
2) Mionnet 2, 449, 206. Borghesi opp. 2, 354. Muret Bull, de corr. hell. 5
p. 124. Im K. Kabinet findet sich ein in jeder Hinsicht vollkommen erhaltenes
Exemplar mit dieser Zahl, und von einem gleich guten des Pariser besitzt Herr
Imhoof den Abdruck.
Der Deoanchats tod Oasolaro. 159
vieUeicht noch kürzer gedauert, tind sich wahrscheinlich auf zwei,
möglicherweise, da wir den Anfangspunkt des bithynischen
Jahres nicht kennen, auf drei bithynische Jahre erstreckt. Letz-
teres war auch Borghesis Meinung, indem er (a. a. O.- S. 351)
ausser der zweifellos festgestellten Jahreszahl EAZ gleichartige
Münzen mit EAZ und ZAI beibrachte. Jndess sind die von ihm
für beide Ziffern gegebenen Belege nicht genügend. Ich habe, da
unser Eabinet nur die unbestrittene Ziffer zeigt, Herrn Imhoofs
sachkundige und freundschaftliche Hülfe und dieser wieder für
die Pariser Exemplare diejenige des Herrn Muret vom dortigen
Eabinet in Anspruch genommen. Danach muss die Ziffer ZAZ
wohl als irrig ausgeschieden werden; sie scheint herzurühren ans
den Münzen von Apamea Myrlea Mionnet 2, 411^ 19, die aller-
dings diese Zahl haben, aber daneben nicht den Namen Pansas,
sondern den Beinamen der Stadt. Dagegen ist die Zahl EAZ, ob-
wohl ja die Verwechselung mit EAZ hier sehr nahe liegt^ wohl als
sicher zu betrachten nach den mir von H«rm Imhoof mitgetheilten
Erhebungen:
M NIKAIEHN. Kopf des Dictator Caesar nach recht?.
R/. Em FAIOY OYIBIOY ITANZA. Nike links. Im Felde EAZ
>SE« Paris 3 Exemplare; Arolsen, wo unentschieden ob E
oder E.
M NIKOMHAEHN. Kopf der Tyche nach rechts.
Rf. Dieselbe Aufschrift. Adler auf Donnerkeil rechts; im
Felde EAZ.
Paris, 3 Ex.; Imhoof, mit ifl und EAZ.
Auch entspricht dies den historischen Verhältnissen am besten.
Da für das bithynische Jahr Herbstanfang wahrscheinlich ist, ist
hienach das bithynische Jahr 235 gleich dem römischen 706/7,
236 gleich 707/8, wie dies auch Borghesi gewollt hat. Jahr 1
der bithynisch-römischen Aera ist also 473 d. St., Ol. 12i, 4,
▼er CJhr. 281.
Man wird sich ako nicht femer der Annahme entziehen
können, dass die bithynische Aera der römischen Epoche ver-
IrttMhrift Ar NamlnatUu XL 11
160 1*^* HommMn: Der Deoftnchatz yon Ossolaro.
schieden ist von derjenigen, die aof den Münzen der bithynischen
Eonige erscheint Der Ansgangspunkt der ersteren scheint die
durch den Tod des Lysimachos (Ol. 124, 4) herbeigeführte Aof-
lösnng seines Reiches zu sein, die allerdings fäglich aafgefasst
werden konnte aU Beginn des selbständigen bithynischen Reiches,
dessen Fortsetzung dann die römische Provinz war. Aber die Dy-
nastie geht weiter zurück: wir kennen mehrere altere bithynisc^e
Dynasten^) und es wird angenommen werden müssen, dass die
Herrscher ihre Jahre von da ab zahlten, wo das Haus den
Eönigstitel annahm. Wenn nach der obigen Angabe Waddingtons
die bithynischen Eönigsmünzen bis 223 hinabgehen, so liegt, da
der letzte Eönig Nikomedes HI im Jahre 680 d. St. » 74 vor Chr.
starb, das Anfiangsjahr der königlichen Aera in oder nicht lange
vor dem Jahre 458 d. St., Ol. 121, 1, vor Chr. 296, und in dieser
Beschränkung kann Waddingtons Ansetzuog wohl das Richtige
tre£Fen.
1) Clinton fast! Hell. 3, 420 fgr.
Th. Mommsen.
161
Ann&henide Bestimmimg der MisoliimgSTerhUtiiisse
emiger Elektronmüiizeii.
Wie ausgedehnt und mannigfaltig im Alterthom die Mfinz-
prftgong in Elektron und Blassgold gewesen ist, wird immer er-
siclitlicher, je mehr ausfahrliche und genaue Münzverzeichnisse
erscheinen. Zugleich aber hat sich herausgestellt, dass die Ver-
hältnisse, nach denen Gold und Silber in diesen Münzsorten ge-
mischt wurden, je nach Ort und Zeit der Prägungen sehr ver-
schiedenartig waren. Wo es möglich gewesen ist, einzelne Stücke
zu opfern und sie der chemischen Analyse zu unterwerfen, hat
man die genaue Auskunft über die Mischung dieser Exemplare
und zugleich einen Anhalt f&r die wahrscheinlichen Mischungs-
verhältnisse der gesammten gleichartigen und gleichzeitigen Prä-
gung erhalten. Doch würde auch bei dieser Yei^leichung bereits
das speoifische Gewicht in Betracht kommen. Gehen wir aus von
den drei Analysen von Blassgoldmünzen phokaischen Fnsses,
welche Brandis zusammengestellt hat^), so würde zunächst durch
eine leichte Berechnung nachträglich das speoifische Gewicht die-
ser nun vernichteten Stücke zu ermitteln sein, dann würde das
spedfische Gewicht derjenigen noch erhaltenen Münzen von glei-
chem oder ähnlichem Gepräge zu bestimmen sein, deren Mischung
man annähernd auffinden will» ohne sie zu analysiren. Zeigt eine
solche Münze dasselbe speoifische Gewicht wie ein gleichartiges
1) Münz-, Mast- uod Qewichtsweaen in Tordensieo 8. S68 f. Die Stick«
•Dthslton der Reih« nich 41—41—89,5 pCt. Gold, 51—64—49 pCt Sflber,
8, 5 und 11,6 pGt. Knpfer, im DorchschniU also reichlieh 4 Z«hDt«] Qold,
5 Zehnt«! Bilb«r aod knapp 1 Z«hntel Kupfer.
11*
162 Fr. Hultscli:
analysirtes Stück, so lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit be-
haupten, dass aach die Mischung die gleiche sei; weicht aber das
specifische Gewicht mehr oder weniger ab, so wird man aus dem
letzteren durch eine Näheruugsmethode wenigstens das ungefähre
Mischungsverhältniss jedes vorliegenden gleich oder ähnlich ge-
prägten Stückes ermitteln können.
Ein Blick auf die von Brandis a. a. 0. mitgetheilten Ana-
lysen zeigt, dass in den analogen Münzen, die wir zum Vergleich
heranziehen würden, bis zu einer ziemlich engen Fehlergrenze
nicht nur der Gehalt an Gold und Silber, sondern auch an Kupfer
annähernd taxirt werden könnte.
Weniger genau werden diese Näherungswerthe sein, wenn es
nicht möglich ist, die vorliegende Elektronmünze mit einem ähn-
lichen Exemplare zu vergleichen, dessen Mischung durch che-
mische Analyse genau ermittelt worden ist. Hier werden wir
von vornherein darauf verzichten, den Kupfergehalt auch nur
annähernd in Rechnung zu setzen; wir müssen also annehmen,
dass die Münze lediglich aus Gold und Silber gemischt sei, mit-
hin auch einen etwas höheren Werth habe, als wir finden würden,
wenn es möglich wäre, den Kupfergehalt in Abzug zu bringen.
Insoweit jedoch der Zusatz an Kupfer, wie in den in der
Metrologie S. 182, Anm. 1 angefahrten Elektronmünzen, noch un-
ter 3 Procent sich hält, ist der Fehler ein kaum merklicher, und
selbst in den Fällen, wo das unedle Metall vermuthlich in grösse-
rer Menge beigemischt ist, haben die mit Nichtachtung des
Kupfers berechneten Werthe^ weun sie auch absolut weniger ge-
nau sind, doch relativ eine grosse Wichtigkeit, sobald wir viele
Münzen derselben Gattung oder verschiedene Münzgattungen unter
einander vergleichen.
Durch die Güte des Herrn Direktor Dr. Julius Friedlaender
liegen mir die Wägungen und die Bestimmungen von 12 Exem-
plaren des Königlichen Mtinzkabinets zu Berlin vor. Diese Be-
stimmungen sind von Herrn Lerch, Asdstenten an der Tech-
nischen Hochschule in Berlin, mit grosser Sorgfalt gemacht wor-
Fr. Haltsch: Annähernde Bestimmung der MischungSTerhältoisse etc. 163
den. Aus dem Dresdener EöDigl. Münzkabinet habe ich 5 Exem-
plare aasgewählt; ein sechstes legte mir der Direktor dieses Ea-
binets, Herr Dr. Albert Erb stein, aus seiner Sammlung vor. Die
Wägungen dieser letzteren 6 Stacke hat Herr Cand. math. Bern-
hard Gühne nach allen Regeln der heutigen Physik ausgeführt und
aof eine Temperatur von 12^ R. und einen Barometerdruck von
760 mm reducirt. Die Wägungen der Berliner Exemplare sind
^f eine Temperatur von 12,5° R. gestellt.
Allen den genannten Herren sage ich hierdurch besten Dank
ftr ihre freundliche Beihülfe.
Die Reihenfolge der nachstehenden Exemplare entspricht der-
jenigen Anordnung, welche „das Königliche Münzkabinet, Ge-
schichte und Uebersicht der Sammlung u. s. w. von J. Friedlaender
and A. v. Sallet," Berlin 1877, aufweist.
Zur Erläuterung der letzten Rubriken der Tabelle schicke ich
ein Beispiel der von mir eingehaltenen Rechnungs weise voraus,
deren Hauptpunkte ich bereits in der Metrologie S. 578, Anm. 4
nach den Angaben des Herrn Prof. Dr. Abendroth in Dresden
zosaromengestellt habe. Eine bestimmte Ausrechnung führe ich
vor, weil dieselbe für das allgemeine Verstand niss wohl passen-
der ist als die Angabe der allgemeinen Formeln.
Der Kyzikener Nr. 1 der nachfolgenden Uebersicht (Nr. 101
der ausgelegten Münzen des Berliner Eabinets wiegt 16,074 Gr. i),
and sein specifisches Gewicht ist 12,77. Wir nehmen an, dass
seine Masse nur aus Gold und Silber gemischt sei, und bezeichnen
das bessere Metall durch B, die Mischung durch M, das schlechtere
Metall durch S. Es sind die specifischen Gewichte von
B = 19,28
M - 12,77
S = 10,48.
Wir berechnen die Differenzen
1) In der Tierten, und meist auch in der fünften Rubrik der nacbfolgfenden
Tabelle find die bis auf Milligramme ausgeführten W&gungen zu zwei Decimal-
atallen ab([ekiint worden. Die Berechnung der specifischen Gewichte in der
Mchsten Colamne beruht auf den Tollat&ndigeren Zahlen.
164 Fr. Hidtsch:
B-M«6,51
M - S = 2,25,
und schliessen nach der Mischongaregcl, dass
B: 8 = 2,25:6,51.
Das Ganze hat 8,76 Einheiten.
Dem Yolumen nach sind darin von B enthalten
und von S
|ig . 100 = 26 pCt.
|fi.lOO = 74pCt.
Die 26 Yolumentheile Gold wiegen
26 • 19,28 » 501 Gewichteinheiten,
die 74 Yolumentheile Silber wiegen
74 • 10,48 = 776 Gewichteinheiten,
mithin die 100 Yolomentheile der Mischung
1277 Gewichteinheiten,
d. i. das bereits durch Wägung ermittelte specifische Gewicht
von 12,77.
Endlich sind
501 Gewichteinheiten Gold «= 39 pCt., und
776 „ „ Silber « 61 pCt.
des Gewichtes der Mischung.
Der an erster Stelle angeführte Eyzikener enthält also an-
nähernd 39 pCt Gold und 61 pCt. Silber, mit der Massgabe, dass
der wirkliche Gold- und Silbergehalt etwas geringer anzu-
setzen ist. Und zwar kann dieses Minus eventuell so hoch sich
belaufen^ dass 11 pGt. auf eine werthlose Beimischung in Ab-
rechnung zu bringen sind und nur etwa 34 pCt. Gold und 55 pCt.
Silber verbleiben ^). Diese Münze enthält also, bei einem Gewichte
von 16,07 Gr., wahrscheinlich mindestens 5,46 Gr. Gold oder mehr
bis zu 6,27 Gr., und 8,84 Gr. Silber oder mehr bis zu 9,80 Gr.
1) Dieser N&herungswerth ist angesetzt nach den bereits erw&hnteu. Ana-
lysen bei Brandis S. 259 (Metrologie S. 185 Anm. 1).
I
ADn&hernde Beitimmang der MischongsrerhaltnlBae etc.
165
Dur Werth ist hiernach, yerglichen mit heatigem Gelde, zwischen
15 nnd 18 tM anzusetzen^), während sie, wenn sie in reinem Golde
mid vollwichtiger aasgebracht wäre, einem Werthe von 40 »^ ent-
sprechen würde*).
B
8
o
«
a
I
Mfinie
2
6
8
KyzikM.
Janger Lowe linkshin u. b. w.
Kyzikos.
Dionysos liokshin anfeinem
Pantberfell sitzend n.s. w..
Kyzikos.
Kopf eines Löwen mit oife-
nem Rachen rechtsh. n. s. w.
Kjzikos.
Aehrenbekr&nzter Kopf der
Demeter rechtsbin n. s. w.
Kyzikos.
Wie vorher.
Lebedos.
Behelmter Pallaskopf nach
rechts, üy. Enle nacn rechts
in einem viereckigen Rah-
men
Abvdos.
Bartloser Dyonysoskopf nach
rechts mit Widderbomern.
Rf. Adler aufrecht nach
rechts, rückw&rts blickend,
in einem viereckigen Rah-
men
Syrakns.
ZYPAKOzmN vordem links-
hin gewendeten lorbeerbe-
kränzten Apollokopf, hin-
ter ihm die Lyra n. s. w.
Kabinet
ä
a
a
e
o
ja
o
a
5^
9
o
Berlin
Nr. 101
Berlin
Nr. 102
Berlin
Nr. 112
Berlin
Nr. 118
Dresden
Schrank 4, Fach 8
Dresden
Schrank 8, Fach 84
(vgl. Brandis S. 418)
Dresden
Schrank 9, Fach 20
(vgl. Brandis S. 411)
Berlin
Nr. 614
16,07
16,85
2,58
2,54
2,56
1,26
1,88
0,20
0,21
0,20
2,55 0,205
2,51
6,56 0,54
J
o
«0
«
o
9
Ol
GO
• S
'S Sf J
ttold
pCt.
Silber
pCt.
12,77
11,94
12,78
12,25
12,56
0,21
12,4
11,88
89
27
89
82
86
84
26
61
78
61
68
64
66
12,16
80
74
70
1) Vgl. Griechische nnd romische Metrologie, 2. Bearbeitung, S. 185.
187. 707.
2) Vgl. ebenda S. 186.
166 Pr. Hultseh: AuDähemde Bestimmung der MischungsTerhÄltnuse etc.
B
B
O
a
.2
1
PC4
Hnnze
10
11
12
13
14
Syrakns.
Kopf d^s Apollo mit dem
Lorbeerkranz linksb. u. s. w.
Apollokopf linkshin, hinter
ihm die Lyra. Rf, zypak
OZIQN Dreifass') ....
Apollokopf u. 8. w. hinter
ihm die Amphora. Rf, 3:ypaic
and Spuren von OZIQN
Dreiloss
Apollokopf u, 8. w., hinter
ihm Stern mit 8 Strahlen.
Rf. wie vorher
Gampanien unter römisch.
Herrschaft.
Aehrenbekränzter jugendli-
cher Doppelkopf, Janusartig
u. 8. w
Desgleichen
15 Regenbogen -Schösse].
Vogelkopf linkshin a. s, w.
16 Regenbogen • Schüssel.
Eine Art Triquetrum in
einem offenen Kranze. Rf.
6 Ringel u. s. w
17 Karthago.
Kopf der Demeter mit Aeh^
renkranz u. s. w. Rf. Ste-
hendes Pferd rechtsh. u.s.w.
18 Karthago.
Demeterkopf u. s. w. Rf.
Pferd rechtshin; im Ab-
schnitt SA
Kabinet
Berlin
Nr. 616
Dresden
Schrank 2, Fach 7
Dresden
ebenda
Dresden
Erbsteinsche Samm-
lung
Berlin
Nr. 699
Berlin
der Yor. Münze gleich
Berlin, der Hün^e
Nr. 792 gleich
Berlin
Berlin
Nr. 841
Berlin
a
a
c«
o
o
o
3^
8,68
0,80
0,265
3,58
3,44
7,02
6,99
10,70
7,51
a
00
9 S
> oa
9
O
0,26
0,25
2,77 10,23
2,84|0,23ä
0,54
0,54
0,86
0,52
'S
9
o
9
CO
11,84
18,69
18,6
13,51
12,08
12,08
12,99
12,95
12.5
14,35
9 9
« TJ g
'S ^ 9
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o d oS
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8IJb«r
pCt.
25
61
50
49
29
29
42
42
35
59
75»
49
50
51
71
71
58
58
65
41
1) Die obigen Nummern 10—12 entsprechen der Reihe nach den Nummern
260. 263. 258 des 'Catalogue of the Greek coins in the British Museum, Sicily'
(London 1876) p. 184. Auffällig ist die Verschiedenheit der Mischungsverhält-
nisse bei Nr. 8 n. 9 einerseits und Nr. 10—12 andererseits.
Fr. Hultsch.
167
Tulvia oder Ootavia?
Aureus des M. Antonius.
Im neuesten Heflb der Reyae numismatiqae (11, 1883, p. 237 f.),
fahrt Berr £. Babelon bei Besprechung der Schrift des Herrn
Cahuid: de nummis M. Antonii etc., Haag 1883, den merkwürdigen
jetzt zu Tage gekommenen Aureus des M. Antonius mit einem
weiblichen Porträitkopf an. Herrn Feuardent verdanken wir die
Uebersendung eines schönen Gypsabgusses der Münze, den ich,
um der Publikation durch den Herrn Eigenthümer nicht zuvor-
zukommen, nicht in Abbildung gebe.
M-ANTONIVSIMPIirVIRRPC Kopf des Antonius
rechts.
Rf. Weiblicher Porträitkopf rechts. K.
In diesem Kopf erkennt Herr Babelon und, soviel ich weiss,
auch Herr Feuardent, die Fulvia. Abgesehen vo^ der Ueber-
einstimmung des Kopfes mit dem wohl völlig gesicherten Bildniss
dieser Frau auf Münzen der phrygischen Stadt Fulvia, wo ein
dem neuen Aureus in der Frisur sehr ähnlicher Porträitkopf, mit
Flügeln, als Victoria^ auf der Hauptseite erscheint (Waddington's
Scharfblick hat dieses Bildniss zuerst erkannt, voyage numis-
matique en Asie mineure p. 149 ^) und auf kleinen Silbermünzen
1) Porträitkopf, als Nike, mit Flügeln rechU.
R{. ^OYAOYIANQN ZMEPTOPIFOX ^lAfiNlAOY PftUu Unki.
SL 5. Waddington L c, iwei Sxemplire in Berlin.
168 A. Ton Ballet:
des Antonius von Lyon (Cohen, 2. Ausg. I Antonius Nr. 3 — 4.
Hf. Kopf der Victoria rechts. Rf. Löwe links. — Vgl. auch die
Goldmünze des Numouius 1. c. Nr. 2.), ist es nach Herrn Ba-
belon's Meinung besonders das Datum des Aureus: IMPIII VIR*
R * P ' C, welches es wahrscheinlicher mache, in dem Bildniss der
Frau die Fulvia zu erkennen^ denn Antonius wurde nach Bor-
ghesi's Ansicht Ende 714, dem Todesjahr der Fulvia, welche 714
starb, „imperator iterum^ (Eckhel VI p. 67 setzt die Iteration erst
715) nach Herrn Caiands Ansicht erst 716. In letzterem Falle
könne der Kopf des Aureus auch Octavia sein, denn Fulvia
starb im Herbste des Jahres 714 und Antonius heirathete bald
darauf die Octavia.
Aber alles was zu Gunsten des Bildnisses der Fulvia für
den neuen Aureus angeführt wird, ist hinf&llig. Das Bildniss
selbst stimmt allerdings ungefähr mit dem Bilde der Fulvia auf
den Münzen der Stadt Fulvia und auch mit denen von Lug-
dunum überein, allen ist die höchst characteristische Haartracht
gemeinsam, aber ganz genau denselben Kopf, mit völlig identischer
Frisur und genau in den Zügen dem Aureus ähnlich, tragen die
Gistop hören des Antonius, beide Sorten, mit zwei Köpfen auf
einer Seite und mit weiblichem Kopf auf der Cista, welche nur
Octavia darstellen können, weil sie ein Datum tragen: cos. desig.
iter et tert, welches erst 715, nach dem Tode der Fulvia möglich
war ^)
Gründe aus der Datirung des Aureus sind aber überhaupt
wohl gar nicht vorhanden, denn die Ansicht, es sei auf der Gold-
münze ein genaues Datum enthalten, ist schwerlich aufrecht zu
erhalten. Ohne hier auf die neuerdings wieder von Herrn Galand
in der angeführten Schrift (de nummis M. Antonii) behandelte Frage
über die Zeit der Iterationen des Imperatortitels des Antonius
1) Herr Galand 1. c. p. 46 sajirt, die Frisur sei auf den Gistophoren anders
als auf den Münzen Ton Lyon. leb finde aber, dass sowobl die Münzen 7on
Lyon, welcbe allerdings kleine Varianten zeigen, wie ancb die Münzen der Stadt
Fulvia, die Gistopboren und der Aureus dieselbe Frisur tragen.
FolTia oder OetaTia? 1$9
n&her emgehen zu können, entnehnie ich zunächst freundlichen
Mittheilungen Theodor Mommsen's die von massgebender Seite
jetzt angenommene Ansicht über diese Iterationen:
1. Die erste Imperator- Acclamation des Antonius erfolgt
710/11 im mutinensischen Eri^.
2. Die zweite, nur in der eingeschmolzenen Goldmünze, ehe-
mals in Paris (Coh. p. 38 Nr. 15) erhalten, und:
3. Die dritte, verbinden sich mit der Titulatur: „cos. desig.
iter et tert', welche den Jahren 715 — 719 angehört.
Vielleicht f&Ut die zweite Acclamation ins Jahr 714, in wel-
chem die Ovation der beiden Triumvim, Antonius und Octavian,
stattfand.
Die dritte triffib ins Jahr 716 oder 718, wahrscheinlich 716,
bei Gelegenheit der glücklichen EIxpedition des Yentidius gegen
die Parther.
4. Die vierte Acclamation: 723.
Was nun die in den Münzaufschrifiten des Antonius ent-
haltenen Beziehungen zu seinen Imperator- Acdamationen anlangt,
so sagt bereits Eckhel (D. N. VI p. 67) mit gewohntem rich-
tigen Blick: „videor mihi posse conjicere, in Antonii numis im-
peratoris titulo non semper nnmerum additum, eumque saepe,
praecipue in Cistophoris et aeneis praefectorum dici tantum IMP,
cum IMP - ITER vel TER dicendus fuerat^
Jetzt ist, nach Mommsens Ausdruck, der „historische Beweis^
so gut wie „gesichert^, dass, wie Eckhel vermuthet, Antonius die
Iterationen nicht immer auf die Münzen setzte.
Zunächst ist es schon an sich wahrscheinlich, dass Antonius
in der Anwendung des Imperatortitels sich seinem CoUegen
Octavian angeschlossen habe, also den Titel IMP im Caesari-
schen Sinne (s. über Caesars Imperatortitel Mommsen, Staats-
recht n. p. 726) gebraucht, wie ja auch die Münzen Octavian's
und Antonius' mit CAESAR - IMP — ANTONIVS IMP und den
Köpfen beider Herrscher oder einem Caduceus als Rückseite zu
170 A. von Sallet:
je einem dieser Kopfe, diese Gleichstellimg der beiden „Imperatoren*'
anzudeuten scheinen.^)
Von den übrigen Münzen des Antonius, welche sichere Hin-
deutung auf Nicht-Iteration des Imperatortitels in der Münzauf-
schrift enthalten, ist der Denar des Ventidius (Coh. p. 45 Nr. 75,
unrichtig beschrieben; mit M'ANTIMP'III-V'R'PC) als nicht ganz
sicher beweisend auszuschliessen^ da (s. oben unter 3) eben die
Zeit der zweiten und dritten Iteration und das Yerhältniss einer
dieser Iterationen zu Yentidius' Expedition nicht gauz feststeht.
Die Denare und Goldmünzen des Munatius Plauens da-
gegen, mit dessen Titeln IMPITER oder PRO* COS (Coh. p. 40
Nr. 22 — 24) auf welchen Antonius ebenfalls nur IMP heisst,
werden nach Mommsen's Ansicht mit höchster Wahrschein-
lichkeit in das Jahr 719 gesetzt (s. auch Eckhel D. N. Y.
p. 257), in welchem Antonius also bereits zum dritten Mal Im-
perator war.
Yor allem beweisend scheinen aber, wie dies auch Eckhel
schon hervorhebt, die Münzen der Flotten prafecten des Antonias:
hier finden wir so häufig den nicht-iterirten und den iterirten Im-
peratortitel bei Antonius zusammen auf Münzen eines und des-
selben Prafecten, dass man annehmen muss, diese Münzen,
welche in kurz auf einander folgendem Zeitraum oder gleich-
zeitig geprägt sind, geben promiscae manchmal die Iteration an,
das andere Mal aber nicht.
Am frappantesten beweisen dies die Münzen des Atratinos;
dort finden wir einmal:
ANTONIVS IMP — L • ATRATINVS AVGVR (Cohen
p. 86, 3).
sonst: M • ANT • IMP • TER etc. — L • ATRATINVS > AVGVR '
PRAEF - CLASS etc.
1) Eine sichere ZeitbestimmuDg dieser Stücke wird sich wohl kaamjgeben
lasseo. Einen Aureus dieser Art mit beiden Köpfen im Berliner HünzkftbiDet
würde ich dem Cbaracter der Bildnisse nach, lange nach 711 setzen. Eckhel
giebt diese leUteren Münzen in die Jahre 719—722. (D. N. VI p. 80).
Fulfia oder Octavia? 171
and: M • ANT • IMP • TER etc. — L • ATRATINVS • AVGVR •
COS DES (Coh. p. 53—54).
Also ein Beweis aus dem angeblichen Datum der neuen Gold-
münze zu Gunsten des Bildnisses der Fulvia ist gar nicht zu
f&hren, Antonius kann, obgleich er sich auf ihm nur IMP nennt,
sehr wohl IMP * ITER oder TER * gewesen sein, als er den Aureus
schlug.
Die genaue Uebereinstimmung der Goldmünze mit dem Kopfe
der Cistophoren, auch die dem Octavian ähnlichen Gesichtszüge
sprechen femer eher für Octavia als für Fulyia, wenn auch zu-
gegeben werden muss, dass Fulvia ' auf ihren sicheren Bildnissen
ungefähr ebenso aussieht und genau dieselbe Haartracht hat^).
Dass in jener Zeit das monarchische Gebahren der Macht-
haber, sowohl der monarchisch gesinnten wie des angeblichen Re-
publikaners Brutus, ganz besonders in der Münzprägung deutlich
hervortritt, ist bekannt. Bald nach Gäsars Tode, noch vor dem
Triumvirat, prägt Antonius Münzen mit seinem eigenen Kopf (s.
Mommsen, Zeitschr. £ Numism. 11, 67, SaUet, die Münzen Gäsars
[Sep.-Dr. aus den Comment. Momms.] p. 7). Dann folgen die
Köpfe des Brutus, der Triumvim, des Sextns Pompeius, des La-
bienus, dann die oppositionelle Prägung mit L. Antonios Kopf,
dann die Münzen der Fulvia und Octavia (diese beiden allerdings
bisher nur auf nicht nach römischem Münzfiiss und Muster ge-
prägten Stücken, nur auf solchen „conunatis peregrini'', von Lyon,
von Phrygien, in Cistophor^nprägung und Prägung der Flotten-
präfecten), zuletzt Cleopatra und endlich Antonius' ältester Sohn
von der Fulvia, der sogenannte Antyllus, auf den seltenen Gold-
stücken.
Antonius ist an solchen monarchischen Prägungen von
1) Der sichere Kopf der OettTia laf den Manien der Flottenprifecten des
Antonius sieht meist etwas anders ans, auch die Frisur, doch &hnelt anch diese
dem Aurens bisweilen, so s. B. anf einem ziemlich guten mir Torli^nden 8täck
des Bibulus mit den drei Köpfen Antonius, Octayian, Octavia und der deutlichen
Datimng -DESic— (also Antonius als coe deeig. iter et tert.)
172 A. von Sallet:
MQnsen mit seinem Kopf» dem seiner Gemahlinnen, seines Sohnes
etc. ganz besonders reich, sogar etwas unmässig, wahrend OctaTian
darin viel zurückhaltender scheint, beides entspricht ja dem Cha-
racter der Männer.
Ich möchte in demBüdniss des merkwürdigen neuen Aureus
also wohl eher die Octavia, nicht die FaWia erkennen. Viel-
leicht feiert die Münze das denkwürdige, scheinbar den Frieden
zwischen beiden Machthabem besiegelnde Ereigniss der Verhei-
rathang mit Octavian's Schwester im Jahre 714.
Aehnlich feiern ja diese Verbindung beider Weltregenten die
späteren Münzen der Flottenpräfecten, wo öfter alle drei Köpfe
Antonius, Octavian und Octavia auf einer Münze erscheinen.')
Es giebt bekanntlich noch eine Goldmünze von grosser Selten-
heit, auf welcher bereits Eckhel (VI, 46) das Bild der Oc-
tavia erkannt, wie überhaupt Eckhel in seinen Abhandlungen
über das weibliche Bildniss auf Antonius' Münzen das gesagt hat^
was auch heut noch besteht und was seitdem wenig weiter ge-
fördert ist: auf den Cistophoren, den Prafecten-Münzen und dem
gleich zu besprechenden Aureus kanu es nur entweder Cleopatra
oder Octavia sein, ist aber wahrscheinlich immer die letztere;
alles was z. B. von Duchalais Revue numism. 1853 p. bO f. als
neue Entdeckung vonDupr^ und Lenormant angeführt wird: Cleo-
patra müsse als Königin stets das Diadem haben u. s. w., ist ganz
ausführlich von Eckhel und auch schon von früheren Gelehrten,
deren Ansichten Eckhel seiner Kritik unterwirft, besprochen und
das pro et contra abgewogen worden.
Der hier gemeinte Aureus kommt in einigen Varianten vor:
1. M • ANTONIVS • M • F • M • N • AVGVR • IMP • TIIRT
Kopf des Antonius.
1) Cohen I, p. 66, Yon M. Oppins Gapito nod die Ton Cohen Teii^esMne
des M. Bibulns, Eckhel VI, p. 57, welches in einem leidliehen Exemplar im
Berliner Husenm iat.
FnlTi» oder OcUm? 173
Ä/ COS-DIISIGITIIRIITTIIRTIIIVIRRPC- WeibKcher
Kopf. N. Eckhel VI, 46.
2. M • ANTONIVS • M * F • M • N • A VGVR • IMP • TER Kopf des
Antonins rechts.
JB/. COS- DESIGN • ITER- ET- TER ' III' VIR RFC Weiblicher
Kopf rechts.
S Cohen I, p. 52.
3. Ebenso, doch statt des TER der Hf. nur TE, weil der
Raum nicht gereicht hat, aof der ü/. fehlt das letzte
Stück der Umschrift.
N. Berliner Museum.
Der Kopf dieser Münze weicht in den Zügen ein wenig von
dem neuen Aureus ab, der Hals ist voller^ die Frisur hat zwar
oben ebenfalls den Haarzop^ aber die Locken fallen länger am
Hals herunter und der Gharacter ist überhaupt ein mehr idealer,
weshalb auch Friedlaender (Zeitschr. f. Numism. H, p. 288) nur
einen Idealkopf der Victoria darin sehen will. Man könnte dazu
den Kopf des Sol auf Antonius' Gold- und Silbermünzen an-
führen (Coh. I, p. 43); wenn aber gesagt wird, römische Frauen
k&men in jener Zeit auf Münzen nicht vor, so galt dies bis zur
Auffindung des neuen Aureus des Herrn Feuardent nur für die
römische Reichsmünze; jetzt beweist neben den bereits be-
kannten zahlreichen Portraits der Fulyia und der Octavia auf
ausserrömischen Münzen der neue Aureus fibr die gesammte
Münzprägung des Antonius, „commatis Romani^ und „commatis
peregrini^ das Gegentheil: vor Antonius ist ein Vorkommen rö-
mischer, lebender Frauen auf Münzen überhaupt unmöglich: Cäsar
konnte und wollte in den zwei Monaten, während welcher er Münzen
mit seinem Kopfe schlug, natürlich nicht daran denken seine Frau
Calpumia darzustellen, aber sowie unter Octayian und Antonius
die Monarchie sich fester herausbildet, treten neben den Herrschern
auch deren politisch selbst eingreifende oder doch politisch wich-
tige Frauen auf: Fulvia auf den Münzen der Stadt Fulvia, der
Stadt Lyon^), Octavia auf dem neuen Aureus (einer römischen
1) Die römisciien Mfinsen dei Namoniiu und Moatidiui lind in oniklMr.
174 A. Ton Sillet: FaWia oder Octavia?
Reichsxnünze), auf den Cistophoren, auf den Münzen der Flotten-
präfecten.
Es kommt daza, dass auf manchen dieser Prafectenmünzen
auch die idealere Frisur, mit langen Locken, bei dem weiblichen
Kopfe, welcher dem des Antonius gegenüber steht, erscheint, ganz
so wie bei dem zuletzt besprochenen Aureus — ich glaube also,
dass die alte EckheFsche Ansicht, auch in diesem, von dem Kopfe
des neu aufgefundenen Aureus etwas abweichendem Goldstück die
Octavia zu erkennen, die richtige ist; gewiss ist sie als Victoria
aufgefasst und vielleicht desshalb idealer gehalten.
An Cleopatra ist gewiss gar nicht zu denken, der Mangel
des Diadems und die völlig von den bekannten scharfen Zügen
dieser Frau verschiedene Form des Gesichts lassen nur zwischen
Idealkopf oder ideal aufgefasster Octavia die Wahl, und ich möchte
mich für das letztere entscheiden.
A. von Sallet.
175
Kleinere Mittheilungen.
Berichtigungen zu dem Aufsatz über die Denare
Oito's n. von Brandenburg (Vol. X., p. 799 ff.) verdanke ich
Herrn E. Bahrfeldt: es ist nicht richtig, dass Bahrfeldt, Dannen-
berg und Eöhne Holmboe's Bestimmung der Denare ungenau dar-
stellten; die zweite Auflage der Holmboe'schen Schrift giebt die
Denare unter der Ueberschrifb „numi Brandenburgici^ ausdrück-
lich an Otto I. von Brandenburg; danach sind auch die betreffen-
den SteQen p. 299, p. 300 und p. 302 in meinem Aufsatz zu än-
dern. — Ferner habe ich p. 303 Bahrfeldt's Worte insofern irrig
citirt, als ich sagte, Herr Bahrfeldt halte die Yerderbniss der
Umschrift f&r gezwungen, während Herr Bahrfeldt meint, die
Deutung Dannenberg's sei gezwungen.
Wenn ich ferner gesagt habe, Herr BiJirfeldt habe nur eine
bereits vorhandene irrige Deutung Holmboe's widerholt, so meine
ich, wie ja jeder Leser auch sieht, natürlich nicht etwa, Herr
Bahrfeldt habe diese Deutung nur nachgeschrieben. Ich habe ja
ausdrücklich die längere, von Herrn Bahrfeldt versuchte Beweis-
führung besprochen und meine gegentheilige Ansicht zu beweisen
versucht.
Die hier gegebenen Verbesserungen oder Berichtigungen treffen,
wie man sieht, nur einiges Nebenwerk, in der Sache selbst ist
meiner Ansicht nach nichts Neues seitdem hinzugekommen. Herr
Bahrfeldt selbst will nächstens ausführlich auf die Frage zurück-
kommen und es ist nur erfreulich, wenn durch eingehende Unter-
suchung und weitere Begründung der beiden sich einander gegen-
überstehenden Deutungen vielleicht allmäb'g die Wahrheit gefunden
wird. A. V. S.
UttMhrlft rir Moüiiatttk. XL 12
176
Liteiator.
Droain, Ed. Observatioos sur les monnaies Ethiopien-
nes. 19 S. and 2 Tafel, eine mit Münzen, eine AlphabettafeL (Ans
derRövae archeologiqoe 1882). — Die merkwürdigen Münzen der
Aethiopier, der Könige von Aksam, sind erst seit 1840 (durch
Rfippell) bekannt, mehrfach, namentlich von Longp^rier, Abbadie
u. a. und neuerdings auch in den für diie Azumitische Geschichte
grundlegenden Arbeiten von Dillmann ausführlicher behandelt
worden. Ed. Drouin giebt eine Zusammenfassung der gewonne-
nen Resultate und unterwirft die spärliche Reihe einer erneuten
Prüfung, die sich, Dillmann^s Methode folgend, durch strenges
Abweisen der zum Theil ganz willkürlichen Conjecturen auszeich-
net, welche über Lesungen und Identificirungen der genannten
Könige mit bekannten Herrschern gemacht wurden. Wir kennen
folgende Münzen: A. mit griechischen Umschriften: 1. Goldene
mit dem Kopf und Namen eines BACIACVC A<I>IAAC, historisch
unbekannt, die Rückseite zeigt uns ein zweites Königs(?)-Bild,
die Worte AZwMITwN und BICIAIMHAH von unbekannter Be-
deutung, denn die Lesung AIMHAN (ein Unterkönig in Yemen)
ist unsicher, auch ein mir vorliegendes Electrotyp hat sicher
AIMHAH. Der Zeit nach mögen diese ältesten Münzen der
Azumiten frühestens um 800 n. Chr. sein. 2. Goldmünzen eines
6A E+ US -f- BAX + AEA also wohl „König Bachasa"", ebenfalls
unbekannt, doch findet sich als ein König weit früherer Zeit ein
Litentar. 177
jyBakhas^ in* den durch die Literatur erhaltenen Kdnigslisten des
Landes. Die Rückseite dieser Stücke hat die Lischrift: -f-IAN
-|- AA^ 4* ^IB + ^fl2^ was zu vielen, aber wohl sämmtlich
ganz unbeweisbaren Vermuthangen Anlass gegeben. 3. Gold-
münzen mit; 4-r€ + PC-f€ + M, Rückseite: BACIAI AZu>MI;
ein König mit ähnlichem Namen, Germä Safar, ans dem 7. Jahrh.
n. Chr., erscheint in den Königslisten. 4. Gold. NCZANA
BAEIACVC. Rückseite scheint verderbt, vielleicht enthält sie
wieder ßa%aaa oder dergl. Dies Stück des Berliner Musenms
nennt einen unbekannten König. 5. Kupfer. OVAZHBAC
BACIA6VC, ein in den Königslisten sich doppelt ganz ähnlich
findender Name: Ela Athseba u. dgl. Die Rückseite hat um ein
Kreuz die hübsche Umschrift TOVTO AP€CH TH XwPA, Toxrto
agiarj zfj %toQ(f^ nämlich das Ghristenthum, das Kreuz. Dann fol-
gen die Münzen mit einheimischen äthiopischen Umschriften
der axumitischen Könige, j^Negush'^ : (wie ja heut noch die abyss.
Könige heissen: Mhigem, Anna (um 830), Hotoz, Ela Als, Zwaz
oder ZwazaD, zum Thcil in äthiopischer Sprache das toZ%n aQiari
VI X^QV reproduzirend. Am Schluss folgen nach Dillmann's grund-
legender Arbeit die in der Literatur enthaltenen Königslisten.
A. V. S.
Gardner, Percy, the types of greek coins. Cam-
bridge 1883. 218 S. und XVI Tafek Lichtdruck. Gardner geht
nach einer längeren historischen Einleitung über das Alter, den
Beginn der Prägung, die Inschriften, das Yerhältniss der Colo*
nien zu ihren Mutterstädten etc. genauer auf die einzelnen Typen,
ein, bespricht den religiösen Character der Münzprägung, auf
welchen zuerst Curtius in seinem bekannten trefflichen Aufsatz
aofimerksam machte, dann die agonistischen Typen, die redenden
Wappen, das Auftreten des Portraits u. s. w. Den wichtigsten
und willkommensten Theil des Werkes bildet die kunstgeschicht*
licbe BetrachtuDg der Münzen und ihre chronologische Anordnung.
Die beigegebenen autotypen Tafeln mit einer grossen Menge der
178 Literatur.
Schönstep und merkwürdigsten Münzen sind, wie .gdwöhnlidi bei
englischen Publicationen^ vortrefflich gelangen und geben ein
schönes nnd harmonisches Bild der allmähligen Entwicklung der
griechischen Kunst.. Namentlich reich ist die heicrliche Keihe von
Elis, Syracus, die Reihe der kretischen Münzen. Von besonde-
rem Interesse ist die äusserst lehrreiche Zusammenstellung von
Copien statuarischer Werke lauf Münzen^ meist der späteren Zeit^
auf Taf. XV, endlich Tat XVI mit den wenigen Beispielen an-
tiker Münz-Bündnisse, darunter die Reihe der kleinasiatischen
Städte mit dem kleinen Herakles, von dem Bfindniss nach denai
Frieden des Antalkidas. A. v. S.
A catalogue of the greek coins in the British Museum. The
Ptolemies, kings of Egypt. By Reginald Stuart Poole. With
thirty-two plates. London 1883. (CV. 136. — 32 Taf.)
Der vorliegende Band gehört zu der Serie des Katalogs,
welche die Prägung der Nachfolger Alexanders zu umfassen be-
stimmt ist; erschienen ist daraus bereits der von P. Gu^dner be-
arbeitete Band der Seleuciden. Die Anordnung der Ptolemaer-
münzen, welche von Poole früher in seinen so ergebnissreichen
Studien im Numismatic Gfaironicle 1864 ff. erörtert worden war,
und sich vielfach mit der durch Feuardent in seinem Gatalog der
Sammlung Demetria befolgten berührt, wird hier in ausführlicher
Einleitung begründet. Ein knapp gefasster Abschnitt handelt über
die Prägstätten, soweit solche durch Monogramm und Beizeichen
erkennbar sind; eine Vergleichung desselben mit der bisher vor-
Hegenden Literatur zeigt am besten, wie wenig von den früher
aufgestellten Combinationen einer gewissenhaften Prüfung Stich
halten konnte. In der Beschreibung selbst ist für Prägstätte und
Datum, soweit solche Bezeichnungen auf den Münzen vorkommen,
eine eigene Rubrik gebildet. Eiü weiterer Abschnitt der Ein-
leitung stellt die Resultate aus den Wägungen übersichtlich zu-
sammen; diejenigen der Kupfermünzen gesondert, deren Gewicht
im Katalog selbst nicht erwähnt wird. Beigegeben ist ein Stenuna
Literatur. 179
der Ptolem&er, eine Zeittafel und eine tabeUaiische Uebersicht der auf
den PtolemäermüDzen yorkommenden Jahresdaten Dach Massgabe der
im Katalog befolgten Anordnung. Wie bereits der Katalog der
syrischen Münzen auf die eingedruckten Holzschnitte verzichtet,
sind auch hier die Abbildungen vereinigt auf den ans Ende ge-
stellten autotypen Tafeln, auf deren letzter auch einige nicht in
der Sammlung befindliche f&r die Anordnung nichtige Stücke
Platz gefunden haben. Dass in diesem Bande ein für den Nu-
mismatiker wie für den Historiker gleich werthvolles Material be-
handelt ist, braucht kaum erst hervorgehoben zu werden. R. W.
A catalogne of the greek ooins in the British Museum. Thes-
saly to Aetolia. By Percy Gardner. Edited by Reginald Stuart
Poole. London 1883. (LYIU. 234. - 32 Tafeln).
Mit dem vorigen Bande gleichzeitig ist ein anderer des Ka-
talogs der griechischen Autonommühzen ausgegeben worden, wel-
cher das umfangreiche Gebiet, Thessalien, Illyrien, Epirus, Kor-
kyra, Akamanien, Aetolien umfasst. Im Anschluss an die in. der
Münzbeschreibung gegebene Anordnung behandelt die Einleitung
der Reihe nach die wesentlicheren dort vorkommenden Münz-
stätten; vorausgeschickt ist eine Besprechung der in Nordgriechen-
land vorhandenen Währungen^ welche so einfach und klar sie für
die ältere Zeit vorliegen, so überaus complicirt in der helle-
nistischen Zeit werden unter dem Einfluss der italischen Griechen-
Städte und frühzeitig auch bereits unter demjenigen Roms. Die
von Blacas (Mommsen, bist, de la monnaie Rom. H. 107) zuerst
ausgesprochene Ansicht, dass der Victoriat nicht aus den Städten
der epirotisch-illyrischen Küste nach Rom gelangt, sondern dass
derselbe italischen, wahrscheinlich kampanischen Ursprungs sei,
and unter römischen Einfluss seine Verbreitung gefunden habe,
wird hier an den späteren Gewichtssystemen von Nordgriechen-
land ausführlich entwickelt. In dem Abschnitt über die Münzen
Thessaliens wird auch das Yerhältniss Philipp's U. zu den Thes-
salem erörtert; in dem ZIMO einer larisäischen Drachme hat
IgO Litontnr.
Gardner den Aleaaden dieses Namens wiedererkannt, welcher mit
Eudikos zusammen den makedonischen König wider Lykophron
nnd die Phokier ins Land rie^ and wie es scheint aaf den Mün-
zen von Larisa als einer der 4 Tetrarchen fongirt, die Philipp
eingesetzt hat (S. 31 n. 78 pl. YI. n. 10). Um die Mitte des vier-
ten Jahrhunderts bricht die Silberprägang der thessalischen Städte
plötzlich ab, mit der Besitznahme des Landes durch Philipp. Die
Strategenreihe in der Conföderation des 2. Jahrhunderts erhält
einen weiteren Zuwachs: yivoixltjg und ScjalxoTQog. Zu den
Bundesmünzen der phthiotischen Achäer mit autonomen Typen
und IK, für die bisher nur Münzen von Theben und Larisa Ere-
mäste bekannt waren, kommt jetzt auch Halus (p. 13 n. 2 pl. II.
6). — Es folgen die illyrischen Reihen, dabei auch die Prägung
der Bergwerkdistrikte, dann die Epiroten. Im Weiteren sind die
Pegasos-Stateren der korinthischen Colonialstädte hier nicht mit
aufgenommen, sondern einer besonderen Abtheilung Colonies of
Corinth vorbehalten. Bei Gelegenheit der Beamtennamen auf
Münzen von Leukas wird in überzeugender Weise dargethan, dass
die Inschrift des Corp. Inscr. Graec. 11. n. 1846, welche Böckh
Korkyra zugetheilt hatte, vielmehr nach Leukas gehört. Den
Schluss bilden die Münzen des ätolischen Bundes.
Auch dieser Band zeigt wieder den Reichthum der Sammlung
8. 19, Taf. III^ 2 erscheint die merkwürdige zuerst von Millingea
beschriebene Drachme von Gomphi mit 4>lAinnonOAITnN, die
Gardner gegen das Jahr 800 ansetzt; zu den jüngsten Erwerbun-
gen des Kabinets gehört die Kupfermünze von Hypata (S. 203^
Taf. III. n. lla)^ die allerdings beträchtlich älter ist, als die erste
Publication hatte er warten lassen. Die Drachme von Larisa mit
dem Frauenkopf und dem sitzenden Heros auf der Rf. ist in zwei
Exemplaren vertreten (S. 22, n. 8, 9, Taf. IV, 1, 2); aus der grossen
Reihe von Larisa möge die Drachme des Aleuas erwähnt sein,
(S. 59 n. 52, Taf. V. n. 12); besonders schöne Exemplare sind die
Münzen des Alexander von Pberä (S. 47, Taf. X). Eine Kupfer-
münze von Gyrton (S. 20, n. 1, Taf. XXXII, n. 3) hat auf der
Litantur. 181
J^. den Kopf einer Nymphe mit Sphendone r. TYPTHNION, auf
der Hf. den Kopf eines Jünglings r., neben dem r. im Hinter-
grond das Vordertheil eines Pferdes sichtbar wird^ ein neaer Beitrag
za dem Localmythen Thessaliens, deren Deutung noch zu liefern
ist. R. W.
Imhoof-Blumer, Fr., monnaies grecques. Paris und
Leipzig 1883. 4^ 519 S. und 9 Lichtdrucktafeln. Aus dem zu
Imhoofs Eupfertafeln: j,choix de monnaies grecques^ (1871) pro-
jektirten Text ist allmalig das vorliegende umfangreiche Werk
geworden, das uns eine Fülle von Belehrung, von neuen unbe-
kannten Stücken, neuen Zutheilungen, merkwürdigen Geprägen
u. s. w. bietet. Imhoofs Methode ist allen Fachgenossen zu genau
bekannt, als dass hier eine besondere Lobeserhebung des Werkes
nothig wäre. Imhoof giebt uns Münzen von fast vierzig bisher
noch gar nicht in der Numismatik vertretenen Städte und mehrere
neue Könige, unter letzteren besonders merkwürdig eine Kupfer-
münze des bisher nur als Statthalter oder dergl. des Lysimachus
bekannten Trakischen Dynasten Skostokos (so, nicht Skostokes,
möchte ich den Namen schreiben, nach Analogie von Metokos,
Saratokos etc.). Von den übrigen Münzen mag hier nur auf
einige wenige Merkwürdigkeiten hingewiesen werden. Die prach-
tige kleine Kupfermünze der als Pragestatte neuen Stadt Piakos
in Sicilien PIAKIN neben einem jugendlichen Flussgott-Kopfe Rf.
Jagdhund eine Hirschkuh niederwerfend; von höchstem Interesse
ist der Beginn der Silberpragung Alezanders d. Gr.: M, 6 mit
b&rtigem Zeuskopf, wie auf Philipp's Münzen, und Adler auf dem
Blitz, AAEHANAPOY, noch nach dem Gevricht der Münzen Phi-
lipp's: 14,68 Grm. — unter den mythologisch interessanten Stücken
verdient besondere Erwähnung die grosse Kupfermünze von Elaea
in Aeolis (M. Aurelius) mit einem Weibe, welches einer von er-
staunten Fischern umgebenen Kiste entsteigt, also vielleicht Da-
naS. — Den wichtigen Abschnitt über die Münzen von MaUos
hat der Verf. jetzt neuerdings im Annuaire etc., Paris 1883,
182 Literatur.
weiter aasgef&hrt; er giebt auf Grund einer allerdings onvoU-
kommen erhaltenen Silbermünze mit MAPAOTAN die bekannten
Stücke mit dem Schwan und MAPA, MAPAO alle nach Mallos,
eine wohl nicht zu. bezweifelnde endgültige Zutheilang dieser ^ieU
fach lunhergeschickten Stacke.
Ein weiteres Eingehen auf Imhoof s Werk ist wohl deshalb
onnothig, weil jeder, der sich überhaupt für antike Münzen in-
teredsirt, das Buch genauer studiren und benutzen wird. — Eine
sehr dankenswerthe Beigabe sind die vortrefflichen und übersicht-
lichen Register, ähnlich angelegt und geordnet wie Mionnet's Re-
gister des 9. Supplementbandes, aber noch reichhaltiger gegliedert
und so die Benutzung des Werkes nach jeder Richtung hin un-
gemein erleichternd. Die neun Lichtdrucktafeln, von Brunner in
Winterthur, sind sehr gut und deutlich ausgefallen. — Der Kgl.
Niederländischen Akademie der Wissenschaften verdanken wir die
Herausgabe des schönen Werkes. A. v. S.
Schlesische Münzen und Medaillen. Namens des Vereins for
das Museum schlesischer Alterthümer, herausgegeben von Hugo
Freiherrn von Saurma-Jeltsch. Breslau 1883.
In dem vorliegenden Werke begrüssen wir mit Freuden eine
ausserordentlich fleissige und genaue, in Form eines Katalogs ge-
brachte Zusammenstellung der schlesischen Münzen und Medaillen,
erläutert und illustrirt durch eine sehr grosse Anzahl meist recht
gut gelungener Abbildungen. Es war dies Werk bisher nur als
Privatarbeit in wenigen Exemplaren verbreitet, ist aber nun mit
vielen Zusätzen und Verbesserungen im Handel erschienen. Der
Plan des Buches, welches gleichsam das numismatische Materiid
zu einer neuen Silesia numismaüca enthält, ist der folgende: Zu-
erst erscheinen in den Tafeln die sämmtlichen schlesischen Brac-
teaten in 2 Gruppen: die ältesten nach polnischer Art geprägt^i
und die späteren von mehr böhmischem Typus, gesondert. Es
ist sehr zu loben, dass der Herr Verfftsser hier noch keineiiei
Literatnr. 188
Zutheilang yersocht hat, sondern nach Typen geordnet, die ihm
bekannt gewordenen Gepräge auffahrt, hier auch keinen Text bei-
fügend — Alles das einem beabsichtigten späteren Münzwerke
flb erlassend. Dass anch die Bracteaten des XY. Jahrhunderts
(z. B. Nr. 210 fjg., Nr. 375 u. a.) hier mit angenommen sind, mag
die Absicht, eben alle Bracteaten zusammenzustellen, erklären,
sie hätten vielleicht am besten eine besondere Gruppe gebildet.
An die Bracteaten schliessen sich die Denare, auch sie, so gut es
angeht, nach Typen geordnet, und ohne Text und Zutheilung, ein
Vorgehen, was auch hier als weise Mässigung zu bezeichnen ist,
gegenüber den unendlichen Schwierigkeiten, die der Zuweisung
dieser Münzen entgegenstehen. Jede solche Zuweisung würde,
falls die Münze nicht etwa selbst den Münzherm unzweifelhaft
bezeichnet — wie die Denare Bischof Heinrich's, Nr. 3 u. 4 —
eine lange Auseinandersetzung als Begründung erfordern, ohne sie
also ziemlich werthlos sein, etwa wie ein Urtheil ohne Entschei-
dungsgründe. Es folgen dann die fürstlichen Gepräge, deren
Reihen die der Bischöfe von Breslau eröfhen. Hier beginnt auch
der Text, welcher unter Verweisung auf die Abbildungen die ein-
zelnen Gepräge nach den Jahren anordnet, die (nicht abgebildeten)
MedaiUen auch kurz beschreibt und schliesslich angiebt, wie viele
Varietäten sich in des Herrn Verfassers unvergleichlicher Samm-
lung befinden, eine Angabe, die auch für jeden Dritten um des-
halb Interesse hat, weil sie erkennen lässt, ob die Ausprägung
des betreffenden Stücks im grösseren Massstabe stattgefunden oder
nicht. Auf die fürstlichen folgen die städtischen Münzen, zunächst
die von Breslau, dann die der kleineren (alphabetisch geordneten)
Städte. Ihnen schliessen sich an die)enigen Münzen der Könige
von Böhmen und Preussen, welche in Schlesien geprägt worden
sind. Dann kommen die Privatmünzen und Medaillen, bestehend
aus den MedaiUen auf berühmte Schlesier und den Münzen der
freien Standesherm, wie der Hatzfelde und Nostitze, eine Zu-
sammenstellung, über deren Berechtigung sich streiten liesse.
Doch wird man hier, wie sonst auch bei ähnlichen Bedenken, den
12*
184 Literatur.
Zweck des Werks, eben nur ein Yerzeichniss zu geben als Er-
klärung, um nicht zu sagen Entschuldigung, gelten lassen dfiifen.
Den Schluss bilden die sämmtlichen schlesischen Geschichts-Me-
daillen, soweit sie nicht unter den fürstlichen Gepragen aufzuführen
waren, in der für sie meines Erachtens einzig richtigen chrono-
logischen Ordnung ohne Rücksicht auf ihre Provenienz. Dass
hier auch die sämmtlichen auf die schlesischen Kriege und die
bezüglichen Friedensschlüsse gefertigten Medaillen aufgenommen
sind, ist nur zu billigen. Ein Anhang giebt ein Legendenlexikon,
ein Yerzeichniss der Heiligen, Münzstatten, Münzmeister etc., für
Manchen gewiss sehr willkommene Gaben.
Es muss hier noch rühmend hervorgehoben werden die ausser-
ordentliche Vollständigkeit, zu welcher die Zusammenstellung der
einzelnen Reihen gebracht ist. Es mag ja in dieser oder jener
Sammlung noch ein und das andere Stück, das hier fehlt, zu fin-
den sein, und die Funde bringen namentlich von den Bracteaten
immer noch neue Stempel ans Licht, dennoch ist eine solche Voll-
ständigkeit wohl in keinem Verzeichniss für irgend ein anderes
Land bisher erreicht. Was dies sagen will, wird jeder begreifen,
der sich die unendliche Zahl schlesischer Gepräge vergegen-
wärtigt.
Wenn zum Schluss einige kritische Bemerkungen erlaubt
sind, so möge folgendes kurz erwähnt werden:
Von den kleinen Bracteaten gehört Nr. 38 sicher nicht nach
Schlesien, Wladislaus IL, f 1159 ist für denselben zu alt und es
giebt keinen anderen, dessen Regierungszeit in die Periode dieser
Münzgattung fiele. Zweifel bezüglich der Genauigkeit resp. Styl-
treue der Abbildung erregen unter den grossen Bracteaten be-
sonders Nr. 55. 61. 99; auch mag der schlesische Ursprung man-
cher ihrer Genossen zweifelhaft sein. Doch ist diese Unterschei-
dung häufig sehr schwer und nur nach individuellem numisma-
tischem Gefühl, wenn ich so sagen darf, zu tre£Pen. Uebrigens
ist zu bemerken, dass ja nicht etwa alle diese Stücke einer Fabrik
sind. Der einseitige HeUer Liegnitz Nr. 24 der Abbildungen, der
Literatur. 185
hier der Anna Maria zugetheilt ist, gehört sicher nach Anhalt, es
giebt Anhalter Groschen mit ebendenselben beiden Schilden und
dem 0. Das im Text erwähnte ähnliche Stück der Breslauer
Sammlung befand sich zudem in einem sicher um 1530 ver-
grabenen Funde, was die Zuweisung des Herrn Verfassers eben-
falls zur Unmöglichkeit macht. Dass die Goldgulden (foL 17 des
Textes) des BOIiQO DVX Slifl und DVX SWYD nicht dem-
selben Bolco angehören, glaube ich Bd. X S. 48 d. Z. mit über-
zeugenden Gründen nachgewiesen zu haben. Sagan Ni. 1 ist kein
Groschen, sondern ein Heller, das Exemplar des Egl. Münzkabinets
ist etwas unförmlich, zu meiner citirten Abhandlung war ein wohl-
geformtes abgebildet. Die Münze Stadt Brieg Nr. 1 ist noch ein
herzogliches Gepräge von Boleslaus Largns f 1352, gehört also
nicht hierher. Sie ist viel zu alt um an die Stadt gegeben werden
zu können. Das Stadtwappen ist kein Gegenbeweis, es ist aus
Urkunden bekannt, dass die herzoglichen Münzer das Wappen
der Stadt, wo sie münzten, auf ihre Gepräge zu setzen pflegten,
so dass auf Beschwerde der Städte Verordnungen dagegen ergehen
mussten. Schliesslich ist Nr. 3 der „Unbestimmten^, wie auch
sein Typus zeigt, kein Schlesien, sondern gehört nach Lüdinghausen.
(M^m. de St. Petersburg IV, S. 70).
Aber genug! Das vorliegende Werk ist ungeachtet der Be-
schränkungen, die ihm sein Zweck auferlegt, und der hier ge-
machten oder noch zu machenden Ausstellungen eine äusserst
dankenswerthe Publikation. Für den Sammler ein geradezu un-
entbehrliches Handbuch, wird es auch demjenigen, dessen Ab-
sichten weiter gehen^ als reiche Fundgrube und zuverlässige Quelle
hoch schätzbar sein. Die Numismatik Schlesiens aber ist um ein
bedeutendes Stück gefordert worden, möge sie bald an ein schönes
Ziel gelangen! R. Friedensburg.
Verbesserang.
Seite 62, Zeile 12 "von oben ist «für Danzig' zu streichen. Der Drittel-
tbaler ist fär die Krone gepr> (s. Hutten-Gzapski I. p. 825 Nr 2371). — Zeile 14
ist der Druckfehler 1677 statt 1577 stehen geblieben.
-V
187
KusoiiLO oder Yarus.
Seit langer Zeit glaubt man Münzen zu kennen der Stadt
Roscino im narbonensischen Gallien, des heutigen Koussillon bei
Perpignan, in römischer Zeit nach Plinius (h. n. 3, 4, 32) Ge-
meinde latinischen Rechts, nach Mela (2, 5, 84) Colonie. Diese
Mfinzen fignriren in den Münzwerken von Eckhel 1 p. 70, Mionnet
1 p. 145 n. 141, S. 1 p. 78 n. 196, de la Saussaye NumÜTnatique
Narbonnaise p. 193, und bei den von ihnen abhäogigen Historikern
und Philologen, zum Beispiel bei Herzog GaUiae Narbonemü
hütoria (Leipzig 1864) p. 23 und noch in dem eben erschienenen
ersten Band der vortrefflichen lange ersehnten Ausgabe des Ptole-
maeus von Herrn C. MüUer (p. 240). Dass aber Münzen dieser
Stadt nicht vorhanden sind, hat vor langer Zeit B. v. Koehne
(Zeitschrift für Münzkunde 1842 S. 310) bemerkt, ohne dass auf
diesen Einspruch viel Rücksicht genommen worden wäre. End-
gültig beseitigt wird der Irrthum durch das folgende mir von Herrn
A. Alkner in Lyon mitgetheilte Schreiben seines CoUegen am
dortigen Museum, des Herrn Dissard.
„Eckhel, en attribuant une m^daille a Ruscino, n'a fait que
„copier Vaillant. — Mionnet et en demier lieu M. de la Saussaye
„ont suivi le m^me exemple. — Yoici la description de Texem-
„plaire le moins incomplet (celui de M. Töchon d'Annecy) d'aprte
„l'ouvrage de M. de la Saussaye:
IMP-CAESAR AVGVSTVS. T^te nue d' Auguste toum^ k
droite;
IJL. COL RVS LEG VI Deux enseignes l^onnaires.
„Cette lecture est compl^tement fausse. La legende doit
„se lire ainsi:
PQVINCTILVS VVRVS pour P • QVINCTILIVS VARVS.
„Dans la Inende £Ettttive L n'est que le haut de l'enseigne
Z«ltMlulft for NainlamAdk. XL 18
Igg Tb. Mommsen: Ruseino oder Varos.
„militaire; EGVI, c'est PQVI; le N a ^t^ confondu avec les ailes
„de Taigle; des trois lettres COL les deux demieres sont tout
„simplement les anneaax de Tenseigne ; TI est effac^, ainsi que la
„syllabe LVS qui se voit tr^s clairement sur les exemplaires
„de Paris et d'Avignon; enfin VVRVS, qui se lit enti^rement sur
„ces m^mes exemplaires, est röduit ä RVS. — M. de la Saussaye,
„qui avait remarquö les deux VV, y voyait les titres de la colonie
„et proposait Finterpr^tatioii Vrbs Wictria, — Ces pieces appar-
„tiennent incootestablement a ßeryte de Ph^nicie, ainsi que le prouve
„un moyen bronze publik par M. A. de Rauch en 1841. — Cette
„medaille, qui est compl^te, porte la legende P * QVINCTILIVS
„VARVS.
„En resum^ la m^daille de Ruscino est une m^daille de Beryte
„mal döchiffr^e.**
Herr v. Sallet, dem von der fraglichen sehr seltenen Münze
zwei Exemplare, das eine — das von Herrn Dissard erwähnte
ehemals Rauchsche — jetzt im Berliner Museum, das andere im
Besitz S. K. H. des Prinzen Friedrich Karl, vorgelegen haben^
hat die Aufschrift ganz ebenso gelesen, wie Herr Dissard, nur
dass er fürILVS vielmehr LLVS erkennt, und stimmt imUebrigen
der Ausführung des Herrn Dissard vollständig bei. Auch die Attri-
bution an Beryt muss als durchaus wahrscheinlich bezeichnet werden.
Da Varus Proconsul von Africa war, könnte man geneigt sein
sie einer dortigen Stadt zuzuweisen; aber der Fabrik nach kann
sie unmöglich africanisch sein. Vielmehr trägt sie, was Rauch
und Koehne bereits richtig hervorhoben, die auf syrischen Königs-
münzen so häufige, auch noch in Antiochia unter Augustus vor-
kommende Umrahmung des Kopfes; nicht Perlen, sondern eine
Verzierung von dieser Form: n ♦ n ♦ ii ♦ n. In dem Sprengel
aber des Statthalters von Syrien ist keine andere Stadt zu jfinden,
die unter Augustus mit lateinischer Aufschrift geprägt haben
könnte als die Colonie Berytus.
In richtiger Grestalt ist die Münze, wie Herr Dissard bemerkt,
publicirt von Rauch in Koehnes Zeitschrift für Münzkunde I S. 260
Taf. IX, 4. Th. Mommsen.
189
Sie friesische Wede.
Ein Beitrag zur Geschichte der ältesten Taaschwerthe.
In dem älteren friesischen Geldsystem, das noch immer seiner
wissenschaftlichen Erklärung harrt, erinnern die drei Werth-
bezeichnongen Wede, d. i. Gewand, Reilmerk, d. i. Gewand-
mark, und Linmerk, d. i. Leinwandmark, unverkennbar an
den Gebrauch, Zeugstoffe als Tauschmittel zu verwenden, den
die Forschung bisher bei keinem deutschen Stamme, sondern nur
bei den Skandinaviern nachweisen zu können glaubte. Soetbeer
lässt es in seiner ergebnissreichen Abhandlung über „das Geld-
wesen der Germanen bis zum Untergange des weströmischen
Reichs^^) nach der Besprechung des nordischen Wadmal in Er-
mangelung eines Anhaltspunktes dahingestellt^ ob bei den alten
Deutschen zur Berechnung kleinerer Werthe in ähnlicher Weise
ei^ gewöhnlicher ZeugstofF aas Wolle oder Leinen gedient hat.
An und für sich sei es nicht unwahrscheinlich, und aas dem
Fehlen eines ausdrücklichen Zeugnisses folge noch keineswegs,
dass nicht auch bei den deutschen Stämmen ein ähnlicher Ge-
brauch in ganz alter Zeit bestanden habe. Die Zahlung einer
Abgabe in Leinwand oder Wollenzeug (paldones) komme noch
im zehnten Jahrhundert und auch später in manchen Gegenden
Deutschlands vor').
1) In den Fortebangen zur Deatochen GeMhichte 1 (1862) p. 906—900.
2) a. a. 0. p. 217.
13*
190 H. Jaekel:
Bei den Friesen zwischen Fli und Weser machen es
schon jene drei Geldwerthbezeichnungen wahrscheinlich, dass sie
einst eine derartige Sitte kannten. Unsere Quellen bieten aber
auch eine Reihe von Angaben, aus denen sich nicht nur eine
solche Gewohnheit b^i den Friesen bis zu einer bestimmten Zeit
sicher nachweisen, sondern auch das Wesen dieser Gewohnheit
im Einzelnen genau erkennen lässt.
Die Siebzehn allgem|einen friesischen Kuren, die in das
erste "Viertel des 11. Jahrhunderts gehören, geben an zwei Stellen,
in den Küren 4 und 13, und zwar in allen Texten, eine um-
ständliche Normirung des Yolksfriedensgeldes und gebrauchen dabei
den Ausdruck „ Wede^ : pax populi sub poena decem liudmerkiun, et
quaelibet illarum marcarum secundum lY wedum, et quaelibet
weda secundum XII denarios^). Damals war also die Wede in
ganz Friesland zwischen Fli und Weser ein offizieller Geldwerth.
Es fragt sich nur, was wir unter dieser Wede zu verstehen haben.
Soll die Bestimmung „quaelibet weda secundum XII denarios^
sagen, dass mit einer solchen Wede zu zahlen sei, die 12 Pfen-
nige werth ist, für die man in Metallgeld den Preis von 12 Pfen-
nigen erlegen müsste? Oder bezeichnet der Ausdruck Wede hier
lediglich die Summe von 12 Pfennigen, ist er nur eine Benennung
für das Zwölffache eines Pfennigs, mit anderen Worten, ist die
Wede eine Rechnungsmünze*), wie Schilling, Unze u. s. w.?
Im letzteren Falle hätten sich die Küren sehr gegen ihre Ge-
wohnheit und undeutlich ausgedrückt; es wäre dann aber auch
die Wede völlig identisch mit dem Schilling und unerklärbar,
warum die Siebzehn Küren den Schilling, den sie doch kennen
und mehrfach verwenden, gerade nur bei der Berechnung des
Yolksfriedensgeldes nicht gebraucht, gerade nur hierbei zur Be-
zeichnung derselben Sache ein anderes Wort gewählt haben sollten.
1) Y. Richthofe n Friesische Rechtsquellen (1840) p 8 und 20, Untersuchungen
über Friesische Rechtsgeschichte I (1880) p. 34 und 88.
2) y. Richthofen Altfriesisches Wörterbuch (1840) p. 1130 nennt die Wede
eine .Münze/ Da nur die Pfennige geschlagen wurden, müsste man dann die
Wede als Rechnnngsmnnze fassen.
Die friesiflche Wede. 191
Schon dies drängt uns, Wede und Schilling als sachlich verschie-
dene Geldwerthe aufzufassen. Ihre Verschiedenheit tritt aber
auch deutlich in den besonderen Rechtsaufzeichnungen Rüstringens,
des östlichsten friesischen Landes, zu Tage. Von ihnen verwenden
die Wede die Rüstringer Busstaxen ^), femer die alte Aufzeich-
nung über das firiesische Recht, das in allen friesischen Landen
gilt')y und die Bemerkung über das erste der Vierundzwanzig
allgemeinen friesischen Landrechte'). Diese drei Rechtsquellen
brauchen Schilling und Wede unmittelbar neben einander;
man vergleiche z. B. in der Aufzeichnung über das allgemeine
friesische Recht: „sa breke hi thi, thes Werkes mastere is, allera
distik en and twintich skillinga and alle tha the him folgiath
allerek fiarda half wede^^) etc. Die Wede ist also wirklich ein
vom Schilling, d. i. einer Zwölfzahl Pfennige, verschiedenes Zah-
lungsmittel, nicht wie dieser eine Metallgeld-Rechnungsmünze, und
die Bestimmung der Siebzehn Küren „quaelibet weda secundum
XII denarios*^ will sagen, dass mit einer solchen Wede zu zahlen
ist, die an Werth 12 Pfennigen gleichkommt.
Was die Wede war, ergiebt sich aus dem Worte selbst.
Wede, mit ahd. und mhd. w&t, and. wät, as. wäd, an. vädh, affs.
vaed identisch, bezeichnet bei den Friesen ein Gewand, und zwar
vorzugsweise ein gewöhnliches wollenes Gewand^). Dass dies in
der That die Bedeutung des als Geldwerthbezeichnung verwendeten
Wortes Wede ist^ folgt auch daraus, dass das Vierfache einer
1) ▼. Richtb. Fries. Rq. 121, 11 (nach dem im Beginn des 14. Jahrhunderts
geschriebenen Oldenburger Manuscript) und 588, 23 (nach der verlorenen Rechts-
handschrift von 1827).
2) y. Richth. Fries. Rq. 122, 20 und 27 (aus dem Oldenb. Ms.). Der farblose
Titel s Rüstringer Rechtssatznngen*, den Richthofen dieser Aufzeichnung giebt,
ist ganz nnzatreffend.
8) ▼. Richth. Fries. Rq. p. 540 (nach dem Hs. von 1827).
4) V. Richth. Fries. Rq. 122, 17, wo nach dem Oldenb. Ms. ,wed* gedmckt
steht, das in «wede*' zn emendiren ist. Der bekannte friesische Strafsatz «fiarda
half wede' begegnet vielfach, so Fries. Rq. 121, 11; 122, 27; 588, 28; 540, 10.
5) S. die zahlreichen Stellen der friesischen Rechtsquellen, an denen das
Wort in dieser Bedeutung vorkommt, bei v. Richth. Altfr. Wörterb. p. 1129. Mit
dem isländischen »vaett* (Gewicht) hat unsere Wede nichts za thun.
192 H. Jaekel:
solchen Wede, ein Werth, den die Friesen bei der Angabe von
grösseren Strafsammen häufig als Einheit, zu Grunde legen, den
Namen Reilmark, d. i. Gewandmark ^), führt. Diese Reilmark
stand natürlich ebenso wie die Wede, in der sie ursprünglich ge-
zahlt wurde, zu dem Metallgeld in einem entsprechenden festen
Werthverhältniss. Die Rüstringer Aufzeichnung über die ver-
schiedenen Marksorten stellt die Reilmark 4 Schillingen, die Lein-
mark 12 Schillingen gleich ^). Das friesische Zahlungsmittel Wede
war somit nach deneigenen Rechtsquellen der Friesen ein gewöhnliches
wollenes Gewand, das zu den Pfennigen in eine bestimmte Relation
gesetzt war. Es lässt sich nun, auch abgesehen von den Siebzehn
allgemeinen friesischen Küren, mit Sicherheit, und zwar aus nicht-
friesischen Quellen, nachweisen, dass einst nicht nur in Rüstringen,
sondern auch in dem übrigen Friesland bis zum Fli hin ein Ge-
wand in fest normirtem Werthverhältniss zum Metallgeld als Zah-
lungsmittel gebraucht wurde. Dieselben Quellen ergeben zugleich
das Nähere über die Beschaffenheit dieses Gewandes.
Aus der von dem ersten Bischof von Münster, dem Friesen
Liudger, gestifteten Abtei Werden an der Ruhr haben sich drei
alte Indices ihrer Güter und Einkünfte erhalten 3). In einem
derselben, der nach einer vom Abt Heinrich Duden (f 1601) ein-
geschriebenen Notiz um 983 geschrieben ist, nach den Forschungen
der neueren Herausgeber aber aus mehreren verschiedenen Theilen
besteht, deren Schrift dem 10. und 11. Jahrhundert angehört*),
werden auch die Einkünfte Werdens aus dem zur Münsterschen
Diöcese gehörigen Theile Frieslands, in vier local und administrativ
gesonderten Gruppen, aufgezählt. Die erste umfasst die Einkünfte
1) V. Richth. Allfries. Wörterb. p. 828 unter „hreilmerk*.
2) Im Oldenb. Ms.: ,Thiu leinmerk is twilif skillinga, thia reilmefk is fi-
uwer skiilinga'' Fries. Rq. 126, 8. Im Ms. von 1827: „Tbiu leynmerk is twilif
skillinga cona, thiu reylmerk fiuwer* Frios. Rq. 540, 19.
8) Sie werden im Egl. Staatsarchiv zu Düsseldorf aufbewahrt.
4) Vgl. W. Crecelius, Index bonorum et redituum monasteriorum Werdioensis
et Helmonstadensis (£lberfeldae 1864) p. 2 und £. Friedlaendier Ostfriesiscbes
Urkundenbuch II (1881) p. 767, wo im Anhang. A der Theil des Index, der
FrlesJand betrifft, abgedruckt ist
Die friesische Wede. 193
aas Reiderland, Emsigerland und dem Federgau, die zweite die
aas OverlediDgerland and Moormerland, die an den Werdener Hof
za Loga im Moormerland abzuführen waren, die dritte die aus
dem Fivelgau und Hunsegau, die vierte die Abgaben aus der
Hugmerke*). Von der ersten Gruppe heisst es nun: „omni anno
in festo sancti Jacobi ad iustam hura dabuntur LXII talenta,
qnorum dimidietas in palliis datur, altera pars in denariis"^).
WeDn hier Pallien ohne alle nähere Bestimmung ihrer Grösse und
Qualität als Zahlungsmittel genannt werden, so können damit nur
solche Gewänder gemeint sein, deren Eigenschaften ganz fest-
stehend waren, und die daher zu den Pfunden und den Pfennigen
in einem allgemein bekannten Wertbyerhältniss standen. In der
auf jeue Worte folgenden Specificirung sind unter 44 Abgaben
allein 41, welche solche Pallien enthalten, zum Theil mit Librae
und Denarii zusammen, meist aber ohne Alles'), ein klarer Be^
weis, wie allgemein dieses Pallium damals im friesischen Verkehr
als Zahlungsmittel gebraucht wurde, und dass man unter ihm
ganz ebenso einen bestimmten Geldwerth verstand, wie z. B.
unter Schilling oder Unze. So wird hier der Zins von Acker-
stucken, den die Friesen sonst in Pfunden, Unzen, Schil-
lingen u. 8. w. auszudrucken pflegen, schlechtweg in Pallien
aufgeführt: „Ad ecclesiam in Hredi III virgae id est XVIII
pallia... In flriedi XVU virgae et ex una virga VI
pallia... In Langonha XXV^) pedes id est XXV pallia
et IUI den. In Uualtsation X pedes id est XVI pallia. . . In
Campum X pedes id est XX pallia... In Haninghem una
1) Vgl. die von mir entworfene Karte der friesischen Lande zwischen Fli
und Weser, die dem IL Theile der ▼.Richthofen'ecben Untersuch oi^eo aber frie*
sische Kechtsgeschichte (1882) beige^^eben ist.
2) Greceliaa a. a. 0. p. 19, Friedlaender Ostfriesiscbes Urkdb. II p. 773.
Der Satz ist auch in den um 1160 abgefassten Werdener Index aufgenommen,
8. Friedlaender p. 781.
3) Crecelius p. 11 und 12, Friedlaender p. 773 und 774.
4) Friedlaender druckt, ohne die Abweichung bei Greceliaa zu erwähnen,
,24*. Da weder Friedlaender npch Crecelius angeben, dasa der Index an der
Stelle schwer lesbar sei, muss bei einem Ton ihnen ein Versehen yorliegen.
194 H. Jaekel:
virga X pallia... In Peveshem XXXVI pedes id est tres
librae et XII pallia"^). Die Ausdrucksweise ist genau dieselbe,
wie wenn der Zins in Metallgeld angegeben wird; man vergleiche
z. ß.: „In Hosterhusum due virge id est una libra** u. s. w.^).
Die Brauchbarkeit der Pallien als Zahlungsmittel im kleinen Yer-
kehr ward noch dadurch erhöht, dass dieselben theilbar waren.
In „Bruzem'', dem jetzigen Borssum an der Ems im alten Em-
sigerland, waren dem Kloster „VIII pallia et dimidium^ zu
zahlen ^).
Das Verzeichniss der Einkünfte der zweiten Gruppe und das
der vierten Gruppe, das von einer Hand des 11. Jahrhunderts
geschrieben scheint*), nennen keine Pallien. Von den Gütern
und Einkünften der Abtei im Hunsegau und im Fivelgau, welche
die dritte Gruppe bilden, stehen in dem Index zwei Verzeichnisse,
ein älteres *) und ein jüngeres. In dem letzteren, das von der-
selben Hand (wahrscheinlich 11. Jahrhundert), wie das der vierten
Gruppe geschrieben ist, begegnen die Pallien nicht mehr. Das
ältere dagegen hat sie noch in 22 von seinen 76 Angaben, sei es
allein oder in Verbindung mitLibrae, Unciae, Denarii. Dreimal werden
auch hier halbe Pallien erwähnt. Bei acht weiteren, in Sickeln
ausgedrückten Angaben ist eine solche in Pallien darüber gesetzt.
Am Schluss werden als Summe sämmtlicher Posten „LXVII
Tibrae" angegeben*), die Pallien sind also gerade so wie die
Unzen und Sickeln als Vielfache der Pfennige mit verrechnet, das
heisst, sie haben in festbestimmter Werthrelation zum Metallgeld
1) Grecelius p. 11 und 12, Friedlaender p. 773 und 774. Die Orte sind
Reide im Reiderland, Langen, Woltseten, Campen, Ganum und Pewsum im Em-
sigerlaod.
2) Vgl. diese Stelle und andere Beispiele bei Grecelius p. 24, bei Friedlaender
p. 772.
3) Grecelius p. 12, Friedlaender p. 773, der .Bruzen* drockt.
4) Grecelius p. 17.
5) Das höhere Alter dieses Verzeichnisses ergiebt sich aus der älteren Schrift,
der geringeren Zahl der Einkünfte nnd den älteren Formen der Namen, s. Gre-
celius p. 17.
6) Vgl. diese Grappe von Einkünften bei Grecelius p. 12 und 13, bei
Friedlaender p. 775.
Die friesische Wede. 195
gestanden. Es müssen sonach die als Zahlungsmittel verwendeten
Pallien, wie sich auch schon oben ergab, Gewänder von fest-
stehender^ in Friesland aUgemein bekannter Qualität und Grösse
gewesen sein. Und zwar scheint ihre Grösse^ wie aus dem jüng-
sten der drei auf uns gekommenen Werdener Indices erhellt,
4^ Ellen betragen zu haben. Dieser Index wurde, unter Benutzung
älterer Zusammenstellungen^), um 1160^), also zu einer Zeit ab-
gefasst, in der die Wede aus dem friesischen Geldsystem bereits
verschwunden und an ihre Stelle Metallgeld getreten war. Nur
in einem abgelegenen Orte hatte sich noch ein Zins in Pallien
erhalten, deren Grösse jetzt aber nicht mehr wie früher etwas all-
gemein Bekanntes war, weshalb man sie besonders angeben zu
müssen glaubte: „De territorio, quod est in Bure, dabit domno
abbati... V pallia omni anno, unumquodque habens IV ul-
nas et dimidiam'' '). So lange das Pallium als gewöhnliches
Zahlungsmittel benutzt worden war, hatte man zu dem Worte
nur dann eine nähere Bestimmung gesetzt, wenn ein Pallium von
anderer Bescha£Penheit verlangt wurde. So hatte nach dem oben
besprochenen, im 10. und 11. Jahrhundert entstandenen Werdener
Index ein gewisser Tio dem Kloster „unum pallium laneum precio
yi dclorum^ zu liefern^).
Was der Werdener Index für das Münstersche Friesland be-
weist, das geht für die friesischen Gaue zwischen Lauwers und
Fli aus den Traditionen und Zinslisten von Fulda hervor, die
der Fuldaer Mönch Eberhard unter Abt Markward I. (1150 — 1165)
in einem noch erhaltenen Codex zusammenstellte, um über die
Ansprüche des Klosters, das im 11. und 12. Jahrhundert in gleicher
Weise wie andere Klöster, zahlreiche Güter, Rechte und Einkünfte
an die weltlichen Herren eingebüsst hatte, einen Ueberblick zu
geben^). In dem 7. Kapitel dieses Codex, das die Schenkungen
1) 8. oben p. 198 Anm. 2.
2) S. Grecelias p. 8, Friedlaender p. 767.
8) Friedlaender p 781.
4) Greeeliiu p. 18, Friedlaender p. 775.
5) Ueber den Codex Eberbardi Tgl. Dronke Traditiones et antiqoitatea Fnl-
196 H. Jaekel:
und EinküDfie aus Friesland behandelt und zum grossten Theil
ein Auszug aus den Fuldaer Codicelli des neunten Jahrhunderts
ist^), stehen unter den „solutiones virorum in Fresia, qui censum
solvere debent^, auch die Angaben: „De possessione Hiltwini in
secundo miDisterio LXXY pallia.;. De possessione Hiltrates (sie
lag im friesischen Westergo um Eomwerd und war eine sehe
alte Schenkung') LXXII pallia et XV libre et VIII uncie, in
quinto anno de possessione Hiltrates LX pallia et III uncie et
diroidia libra et VI den. De possessione Igmari LXXXIII pallia
et XX uncie et secundo anno X uncie et XV denar. De pos-
sessione Rutmanni LVIII pallia, 12 uncie et Villi denar. et
libre X lini. De possessione Ricgozi XL VII pallia, XX uncie
et VI denarii et libre VI lini. De possessione Wichohi C pallia,
LX uncie et XX den. et XII libre lini vel lane. De possessione
Heroldi CG pallia, LXXX uncie et XL denarii et XXX libre
lini vel lane. De possessione Richari XL pallia, XX uncie,
X den., libre VII. Isti omnes sub se habentes sunt alius XXX
alius XL alius LX hubas et possessiones et ideo pro his omnibuf;
reddunt constitutum censum sco; Bon.''^). Ein Regest, das im
weiteren Verlauf demselben Capitels begegnet, setzt die Pallien in
ein Werthverhältniss zum Metallgeld: „ego Dithgilt tradidi ad
scm. Bonifacium in pago Ostrache, in villa nuncupata Bonfurt,
terram X boum et quamdiu vivam censum VI unciarum inde
persolvam vel XX pallia***). Leider ist aber diese Stelle,
denses (Fulda 1844), der einen genauen Abdruck desselben liefert, und K. Foltz
«Eberhard von Fulda . und die Kaiser Urkunden des Stifts* in den Forschungen
zur Deutschen Oescbichte 18 (1878) p. 493 ff. Die Friesland betreffenden Stucke
hat auch Friedlaender Ostfries. Urkb. II p. 785 — 794 als Anbang B aus dem im
Kgl. Staatsarchiv zu Marburg befindlichen Codex abgedruckt.
1) Vgl. K. Folti a. a. 0. p. 495.
2) In demselben Kapitel 7 steht als § 1 das Regest: ^ego Hilderat filius
Geldredis tradidi ad scm. Bon. terram iuris mei in West er riebe et mancipia
XX cum omni successione prolis eorum* und als § 2: ,ego Hilderat tradidi sco.
Bon. dimidiam hnbam in Quirnifurt (d. i. Komwerd im Wonzeradeel des Wes-
tergo)* Dronke p. 42, Friedlaender p. 785.
3) Dronke p. 45 und 46, Friedlaender p. 787 und 788.
4) Dronke p. 47, Friedlaender p. 789.
Die friesische Wede. 197
welche 1 pallium=6Denarii ergeben würde, nicht zu gebrauchen,
weil die Zahl der Unzen unsicher ist. Denn dieselbe Schenkung
wird weiter unten, noch einmal aufgeführt, und dort lautet das Rer
gest: „ego Diethilt trado ad s. Bonifacium hereditatem meam in
villa nuncupata ßonewirt, terram X boum ad censum IV unciarum
per annum"^). Dagegen haben wir eine sichere Angabe über
das Verhältniss der Pallien zum Metallgeld in dem Abkommen,
das der Fuldaer Abt Hadamar (927 — 956) im Jahr 945 mit
Gerbert schloss, dem er die Advocatio über die sämmtlichen frie-
sischen Besitzungen der Abtei übertrug. Der Abt fordert von
Gerbert, „ut per singulos annos inde librasXXXV argenti pu-
rissimi probatissimorum denariorum aut pallia cana DC per-
solvat, et hoc in arbitrio abbatis pendeat, utrum eligat denarios
aut pallia"^). Wenn hier 600 graue Pallien und 35 Pfund
reinstes Silber gleich gesetzt werden, so ist 1 pallium canum =
36 X 240
— ^zr^ — = 14 vollwichtigen Silberpfennigen. Hier sehen wir auch,
dass das als Zahlungsmittel gebrauchte Pallium das graue Pallium
war. Bei der Specialisirung der Abgaben von den einzelne^
Gütern werden dann wieder die Pallien verwendet. So soll der
Vogt Sidach „per singulos annos reddere pallia LXVI"^).
Unsere Untersuchung hat bis jetzt herausgestellt, dass bei
den Bewohnern der friesischen Lande vom Fli bis zur Weser im
9. und 10. Jahrhundert, Ja noch bis ins 11. hinein ein gewöhn-
liches graues, wollenes, auch theilbarcs Gewand von 4^ Ellen
Länge, welches Wede (pallium) hiess und in fester allgemein be-
kannter Werthrelation zum Metallgeld stand, als Zahlungsmittel
in Gebrauch war. Volles Licht fällt aber erst auf die friesische
Wede, wenn man das altnordische Wadraal, mit dem sie sprach-
lich*) und sachlich zusammenstimmt, neben sie hält. Das Wadmal
1) Dronke p. 48. Friedlaender p. 789.
2) Vgl. Capitel 37 des Codex, woselbst das Abkouimen ausführlich mit-
getheilt wird, bei Dronke p. 68, Friedlaender p. 793.
3) Dronke p. 68, Friedlaender p. 793.
4) S. oben p. 191.
198 H. Jaekel:
der Skandinavier, ebenfalls ein grobes Wollenzeug, das in jedem
Hause selbst gewoben, namentlich den Aermeren zur Kleidung
diente, ward nach einer bestimmten Schätzung in fester Relation
mit dem Kuhgelde als Tausch- und Zahlungsmittel verwandt
Sechs Ellen tüchtiges Wadmal, neu und ungebraucht, sollten 1 Ore,
d. i. Unze, gelten'.)
Im Verhältniss zur Leinwand schätzten die Friesen die Wede,
wovon uns nur eine einzige Stelle unserer Quellen Kunde giebt,
ebenso hoch wie die Isländer das Wadmal. Es galt in Friesland
die Gewandmark (reilmerk), zu der man vier Weden zusammen-
fiasste, dreimal weniger als ein gleich grosses Gewicht Leinwand,
die Linmerk'). Entsprechend wird aus Island überliefert, dass
dort das Wadmal in dreimal niedrigerem Preise als Leinwand
stand'). Dies legt uns die Annahme nahe, dass die friesische Wede
und das nordische Wadmal ungefähr dieselbe Qualität hatten.
Die Analogie zwischen Wede und Wadmal, die sich in über-
raschender Weise bis ins Einzelne erstreckt, beweist von Neuem,
wie eng sich altfriesisches und altnordisches Leben berühren, und
dass sie sich gegenseitig aufhellen können. Um so mehr muss
man sich hüten, ohne Weiteres den friesischen Gebrauch, wie er
uns in den besprochenen Quellen des 9., 10. und 11. Jahrhunderts
entgegentritt, als Ueberrest einer einst allen deutschen Stämmen
gemeinsamen Eigenthümlichkeit zu betrachten. Die Fuldaer und
Werdener Verzeichnisse kennen die Pallien nur in Friesland,
Ueberblickt man in jenem Werdener Index, in dem die friesischen
Pallien so häufig erwähnt werden, die Einkünfte der Abtei aus
ihren sächsischen Besitzungen, so erkennt man sofort^ dass hier
das Hauptzahlungsmittel ''ovis cum agno'' ^s^^X wodurch man
unwillkürlich an den sächsischen Schilling erinnert wird, wie if
am Schluss der Lex Saxonum näherj angegeben wird: „Solidus
est duplex: unus habet duos tremisses, quod est bos anniculus 12
1) Weinbold Altnordisches Leben (Berlin 1856), p. 52, 121, 159 und 321.
2) S. oben p. 192.
3) Weinhold a. a. 0. p. 160.
4) Grecelins a. a. 0. p. 9 nnd 10.
Die friesische Wede. 199
mensium, vel ovis cam agno; alter solidns tres tremisses, id
est bos 16 mensimn^^). Sicher ist die friesische Yerwendung der
Wede älter als das 9. Jahrhundert. Aber sie lässt sich, wie ge-
sagt, wenn man sich sie als erheblich älter vorstellen soll, aas
der nahen Verwandtschaft der friesischen Stämme mit den nor-
dischen Germanen erklären und als besondere Erscheinungsform
einer specifisch friesisch-skandinavischen Eigenthümlichkeit auf-
fassen. Auch darf man nicht übersehen, dass Rüstringen, in dessen
Rechtsquellen die meisten und deutlichsten Spuren dieser Gewohn-
heit angetroffen werden, im 9. Jahrhundert infolge kaiserlicher
Verleihung eine Zeit lang unter normannischer Herrschaft stand
und fast eine Norraandie an der Weser zu werden drohte. Jene
friesische Sitte braucht jedoch nicht nothwendig für uralt gehalten
zu werden. Man könnte sich ebenso gut denken, dass sie sich
erst infolge des hohen Aufschwungs der friesischen Gewandindustrie
entwickelt habe. Dieselbe war bereits zu Karls des Grrossen Zeit
so hoch ausgebildet, dass die Friesen in ihr allen anderen Völkern
seines Reiches weit überlegen waren. Und sie haben diese üebcr-
legenheit in der nachfolgenden Zeit noch gesteigert 2). Wie leicht
konnte sich unter solchen Verhältnissen die Gewohnheit bilden,
einen Artikel wie die Wede, den man überall im friesischen Lande
in ausreichender Menge producirte, als Tausch- und Zahlungsmittel
zu verwenden, wozu sich die Wede durch allgemeine Brauchbar-
keit und bei der starken Nachfrage nach ihr vortrefflich eignete.
Jedenfalls wäre der Schluss von dem friesischen Brauch auf einen
ursprünglich allgemein deutschen zum Wenigsten voreilig.
Die Wede ist bei dem zunehmenden Gebrauch des Metall-
geldes aus dem friesischen Geldverkehr verschwunden. Noch im
10. Jahrhundert war sie, wie die Register Fuldas und Werdens
zeigen, im allgemeinen Gebrauch, im 11. Jahrhundert kommt sie
nur noch vereinzelt in einigen Rechtsaufzeichnungen vor. Am
längsten hat sie sich im östlichsten Theile Frieslands, in Rüstringen,
1) MG. LL. V (1876) p. 83.
2) y. Inama-Sternegg Deutsche Wirthschaftsgeschichte I (1879) p. 424.
200 H. Jäekel:
erhalten. In den westlicheren Theilen fing man bereits am Beginn des
11. Jahrhunderts an, mehr and mehr statt ihrer Metallgeld zu zahlen.
Seitdem warde es nöthig, dort,woin den altenGesetzendes Landes Straf-
sammen in Weden aasgedrückt waren, daneben die Zahl der ev. zu
supplirenden Pfennige anzugeben. Dies ist auch in den Siebzehn
allgemeinen Küren geschehen, nach denen statt der Wede 12 Pfen-
nige gezahlt werden konnten. Damals stand also die Wede in Fries-
laad 12 Silberpfennigen gleich. Zahlte man nun regelmässig statt
der Weden Metallgeld, so bedeutete Wede factisch dasselbe
wie Schilling, nämlich eine Summe von 12 Pfennigen, und es fiel
jede Veranlassung weg, die Wede noch zu verwenden. Ihr Name
verschwindet seitdem aus dem friesischen Geldsystem. Dasselbe
Schicksal hat die Benennung Linmerk (Leinwandmark) gehabt
Da sie, in Metall gezahlt, 12 Schillingen gleich war, machte sie
der aus 12 Silberschillingen bestehenden Mark, die seit dem
11. Jahrhundert unter verschiedenen Namen auch in FriesUmd Ein-
gang fand, Platz.
Dagegen hat sich die Reilmark, welche ursprünglich das
Vierfache der Wede bedeutete, länger behauptet, weil ihr keine
andere Geldwerthbezeichnung Concurrenz machte. Den Namen
Reilmark, den sie davon hatte, dass sie in Gewändern, Weden,
gezahlt wurde, verdiente sie, seitdem man statt der Wede regel-
mässig mit Metall zahlte, nicht mehr, sie bedeutete von da an die Summe
von 48 Pfennigen oder 4 Schillingen. Sie war und blieb aber doch die
Grösse, in der man nach alter Gewohnheit die Summen, die an
die friesischen Gerichtsgemeinden zu zahlen waren, ausdrückte,
und für die sich in dem reinen Metallgeldsystem kein entsprechender
Name fand. Die Reilmark, als Sujnme von 48 Pfennigen oder
4 Schillingen, blieb die Mark des inneren friesischen Verkehrs^
weshalb für sie auch, namentlich und zuerst in den westlichen
Landen Frieslands, der Name Volksmark („Liudmerk^) auf-
kam^). Im Verhältniss zu den vielen anderen Marksorten, die
1) So heisst sie in den Texten der allj^emeinen Siebzehn Küren und Vier-
undzwanzig Landrechte, mit Ausnahme des Rästringiscben, fast durchgehends.
Die friesische Wede. 201
allmählig bei den Friesen eindrangen und neben einander gebraucht
'wurden, nannte man sie dann auch vielfach die ^kleine^
Marki).
In der elften Küre setzt der Emsiger plattdeutsche Text fnr das lateinische ,de-
cem lindmerka" und friesische »tian lindmerka*: «X lodeghe marken, dat is de
marck als gange unde ghcTC is** {y. Richtb. Fries. Rq. p. 21). Hierauf stützt Hooft
yan Iddekiuge in seinem Buche «Friesland en de Friezen in de middeleenwen*
(Leiden 1881) seine wunderliche Behauptung, dass Liudmark eine Mark bezeichne,
wie sie gerade in dem oder jenem Lande üblich sei. Es hätte dann die zu
Lindmark gesetzte Angabe über ihre Höhe gar keinen Sinn.
1) Z. B. im Leawardener Sendrecht von 1412 § 6 and § 9 (v« Richth. Fries.
Rq. p. 459).
H. JaekeL
202
Der Senarfund von Maseräi.
Bei Masera im Padaanischen fand sich im Winter 1880/81
ein Schatz von römischen Silbermunzen^ welcher vollständig zu-
nächst in die Hände Garruccis in Rom kam und in Folge der
Bemüh angen des Prof. de Petra Mitte des Jahres 1883 in den
Besitz des Museo nazionale in Neapel überging. Der Schatz ent-
hielt 1024 Denare und 187 Victoriate ^), von denen Garrucci nach-
träglich zwar 82 Denare und 23 Yictoriate zugingen, deren Zu-
gehörigkeit zum Funde aber zweifellos ist. Garrucci beschreibt
den Schatz in der Civilitä Cattolica Serie XI, vol. XII,
quad. 778, S. 468 — 475 unter gleichzeitiger Berücksichtigung des
an Umfang zwar erheblich grösseren, aber sonst ganz ähnlichen
und ungefähr gleichalterigen von La Riccia. Die Beschreibung
dieses letzteren gab Garrucci in dem Periodico di numismatica e
sfragistica (Strozzi) 1873 S. 285 fg. (hiemach Mommsen in der
Zeitschrift für Numismatik Bd. U S. 32 fg.) und seine Berück-
sichtigung bei der Bearbeitung des neuen Schatzes ist insofern
von Wichtigkeit, als dabei einige nicht unwesentliche Berich-
tigungen des ersten Fundverzeichnisses durch Garucci gemacht
werden. Im Folgenden wird hierauf specieller eingegangen werden.
1) In seinen Zahlenangaben ist Garrncci leider nicht immer genaa. So soll
der Schatz von Maseru z. B. nach S. 469 1326 Denare und Victoriate enthalten
haben, während eine einfache Addition der Stückzahl in der Liste nur 1215 Mänten
ergiebt Mit Wappen sollen 76 Denare sich gefanden haben, doch ergiebt das
SpeciaWerhältniss deren 79.
Der Denarfand Ton Maserä. 203
Der Schatz ist von hoher Bedeutung für die Chronologie der
republikanischen Silbermünzen, da er die aus dem Schatze von
La ßiccia gewonnenen Resultate in vollem Umfange bestätigt. Um
so mehr gebührt deshalb den betheiligten Gelehrten der Dank
der Numismatiker, dass dieser Schatz für die Wissenschaft durch
Niederlegung in einem öfiFentlichen Kabinet gerettet ist und dass
er so dem Schicksal des Schatzes von La Riccia entging, der
seiner Zeit dem Schmelztiegel zum Opfer fiel.
Erste Periode.
Zahl der Exemplare in
Blacas Maseru La Riccia
2 Dioscuren ohne Wappen i) 78 89
3 Desgl. mit Wappen 79 65
Anker 2') 1
Stab») 2 4
Caduceus 1 1
Eule 1 1
Keule 2 1
Füllhorn 2 3
Messruthe 2 —
Gallischer Helm 1 —
Lanzenspitze 1 —
Greif 4 10
Halbmond 20 H
Girkusziel 1 —
1) Darunter 2 Denare mit Roma in der »ecriture mixte."
2) DaTon bat einem Denar eins jener Silberstäcke mit dem Doppelkopf und
der Quadriga sowie Roma incusum im Gewichte von 4,90 Or. als Schrötling
gedient.
8) Nach Garrucci's kurzer Aufzählung ist nicht zu entscheiden, welche
Wappen er mit Bastone nodoso und mit Decempeda bezeichnet.
4) Garrucci schreibt: I segni, che si sono avuti dei denari col type dei
dioscori.... sono i seguenti
Mezza luna in alto 15
in basso .... 5
Diosenren- Denare mit Halbmond unter den Pferden sind nicht bekannt, eine
Z«ltMhrift flr MamitmatUt. XL 14
204 ^- Bahrfeldt:
Zahl der Exemplare in
Blacas Maseru La Riccia
Pentagon 1 2
Schwein 1 —
Schiffssporn 8 12
Rad 5 1
Schild und Heerzinke 1 —
Aehre 1 6
Stern 11 —
Weiblicher Kopf 2 —
Steuerruder 3 3
Stier, stossend 3 —
Dreizack 4 1
Delphin^ ~ 2
5 Victoriatus ohne Wappen 150 121
Victoriatus mit Wappen'^) 18 18
Hund 1 —
Keule . 1 —
Füllhorn 1 —
Messruthe auf Hs 3 6
Lanzenspitze 4 2
Halbmond 3 3
Fliege 2 3
Schwein 2 1
Gallisches Schwert 1 2
7 Diana in der Biga^) 7 8
Verwechselung mit dem Denar Blacas Nr. 94 (Hirschbiga und Halbmond) ist
aber wohl ansgeschlossen, da dieser später mit 6 Exemplaren besonden auf-
geführt wird und es ausserdem ja ausdrücklich heisst: col typo dei dioscorL
1) In la Riccia fanden sich femer noch: Insect 1, unbestimmbares Thier 4,
Kugel (globetto) 1. Die 10 Deoare mit Blume habe ich unter Greif aufgeföhrt;
ein Wappen Blume giebt es nicht, es hat bis jetzt noch immer der Greif ge-
täuscht, namentlich wenn der Stempel den Schrotling nicht gaqs toU traf,
2) In La Riccia ausserdem 1 Exemplar angeblich mit Glocke (Tielkiebt
Girkusziel?).
3) Darunter mit Wappen Krabbe 1, Fliege 3, Aehre 2. — In La Ricda
mit Fliege 3.
Der Denarfund tod Maseru.
205
Blacas
8 Victoriatas
mit
mit
i V
Zahl der Exemplare in
Maserä La Riccia
. . . 1 in
V,T
. . 1
- •
1
tJ
•5 *
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. 1
J)
r .......
T
1
73
10 Victoriatas
CROT
\ö
. . . 1
. . 3
1
20 Au. . .
C, M
. . 5
. . . 1
5
21 Autr . .
. . . 1
1
22 Tamp . .
24 Me. . .
26 Pur . .
^
i
Den. 2
Victor. 2
Den. —
Victor. 4
. . 1
5
1
4
2
27 L. H. PI.
. . . 2
2
28 Tod . .
. . 8
10
31 Mat . .
32 M. P . .
o «
1
Den. 3
Victor. 1
Victor. 1
. . 6
3
2
37 Cn. Calp
39 Cn. Do .
1
6
40 Tal. . .
. . . 1
1
41 Q. L. C.
. . 2
42 Ma . .
. . 3
1
43 P. Mae .
. . 5
3
47 Gr. . .
. . 3
1
48 Var . .
1
49 L. Coil .
4
50 L. Iti. .
. . 2
51 C. Juni C.
f. .
. . 7
26
52 C. Scr .
. . 12
43
1) Fehlt im ersten Bericht
14^
(
20f> H. Bahrfeldt:
Zahl der Exemplare in
Hla«as Maaerik La Rieeia
59 Victoria in der Biga 12 96»)
ßO Nttt 13 33
fll C. Taln 3 9
02 S. Afra 10 39
({« Sar 8 29
«4 Tur 7 20
«ft KlftUH 10 35
m A. Spuri 5 17
«7 1*. Sula 15 54
(58 0. Maiani 11 47
«9 Ti. Sauf 22 69
70 Natta 8 69
71 Q. Marc Libo 20 35
72 M. Atili Saran 13 30
78 L. Semp. Pitio 29 35
74 C. Antesti 35 66
75 C. Ter. Luc 12 26
76 L. Cup 28 47
77 On Luex. Trio 24 121
78 M. Juni 14 66
79 P. Paettts 17 43
Rt^idglich dieser ersten Periode ergiebt sich Folgendes. In
I<« Kici'ia fehlten die Nrn.
6 Rom« (Monogr.) 34 Anr
9 iCnp (dito). S5 B
10 Crv>t 36
14 H 38 D
1« 0. M 41 Q. L. C
15 Q 46 Sx. Q
j$ MT 50 L. Iti
SS C AI
V '« «rtt»« Bkw^i «aiwa M Xr. S^ »tat W mt V
«Mr »i. Vm Sr. W ««att i£» Mr 9» SaM
Der Denaifbnd Ton Maserii. 207
TOD denen sich aber in Maserä die Nrn. 10, 16, 41 und 50 fanden.
Es beweist dies, dass das Fehlen derselben in La Riccia zweifel-
los allein auf die Seltenheit dieser Denare etc. zurückzufahren ist
und dass sie in jenem grösseren Schatze nur zufällig nicht yorhanden
waren.
Dasselbe wird auch für die übrigen in beiden Schätzen nicht
vertretenen Denare etc. ohne Bedenken anzunehmen sein. Für
die Nrn. 6, 14, 18, 33, 35, 36 und 38 ist die Zeitgrenze, nach
welcher sie nicht mehr geprägt sein können, zu bestimmen, denn
sie gehören noch dem schweren Fusse von ^7, Pfiind an, die
Nrn. 9, 23 und 84 können, da die Quinarprägung 539 d. St.
(215 Y. Chr.) aufhörte, nicht später geschlagen sein und Nr. 46
gehört allen sonstigen Ejriterien nach in diese Periode.
Dass andererseits im Schatze von Masera die Nrn.
24 Me (Denar)
37 Cn. Calp
48 Var
49 L. Coü
fehlen, kommt nicht in Betracht, da sie in La Riccia vorkommen.
Bei den bedauerlicher Weise überall mangelnden Erhaltungs-
angaben nicht blos der einzelnen Stücke, wie es durchaus nöthig
ist und auf das Mommsen unter Anführung der bezüglichen treff-
lichen Arbeiten Zobel's wiederholt hingewiesen hat, sondern auch
bei den Sorten selbst, ist es nicht möglich zu ersehen, ob die
Folgerung Mommsens aus dem Schatze von La Riccia zutreffend
sind, dass nämlich die dort in zahlreichen Exemplaren vorhandenen
und als wenig vemutzt bezeichneten Denare
52 C. Scr
66 A. Spuri
68 C. Maiani
69 L. Sauf
die jüngsten der ersten Periode seien, während andererseits die
nur vemutzt vorkommenden, bisher der zweiten Periode zugewie-
senen
73 L. Semp. Pitio
75 C. Ter. Luc
77 Cn. Lucr. Trio
208 M. Bahrfeldt:
100 C. Reni
103 Au. Ruf
91 C. Cur. Trige
92 M. Aureli Cota
93 Cd. Gel
dem Anschein nach höher hinauf gerückt werden müssten.
Zweite Periode.
Zahl der Exemplare in
Blacas Maseru La Riccia
91 C. Cur. Trige 12 380
92 M. Aureli Cota 3 6
93 Cn. Geli 17 39
94 Diana in der Hirschbiga 6 21
95 L. Juli 12 14»)
96 L. Atili Nom — 1
97 M. Auf. Rus — 2
98 C. Titini 1 6
99 C. Val. C. f. Flac 15 40
100 C. Reni 19 94
101 C. Cur. f. Trig 3 6
102 M. Baebi Q. f. Tampil 57 170
103 Au. Ruf 11 9
109 C. Aug 8 24
110 Sex. Po. Fosüus^ 21 91
111 Ti. Vet 5 60
Dritte Periode.
Zahl der Exemplare in
Blacas Maserig La Riccia
120 L. Trebani 6 20
122 L. Minuci*) 15 89
123 P. Calp 8 23
1) Von den 44 Denaren der G. Cur. Trifte im ersten Bericht gehören nunmehr 6
dem Sohne (Nr. 101).
2) Fehlten im ersten Bericht ganz.
8) Ein Exemplar in Maserig hat POM.
4) Auf einem Denar in Maserä lautet die Inschrift l-MINVQV
Der Denarfund Ton Maseru: 209
Zahl der Exemplare in
Blacas Maserä La Riccia
24 C. Serveüi M. f. 23 52
25 C. Aburi Gern 11 28
26 M. Aburi M. f. Gern 24 64
27 P. Mae. Ant 15 63
28 M. Pore. Laeca 4 —
29 L. Antes. Grag 73 162
30 M. Acilius M. f. 7 25
31 Q. Mete 7 41
32 M. Varg 18 65
33 Cn. Dom 5 42
34 M. Marc 21 69
35 T. Q 5 36
36 Biga, darunter Elephantenkopf .... 3 4
37 Tl. Minuci C. f. Augurini 15 46
39 L. Post. Alb 4 28
40 L. Opeimi 3 30
41 M. Opeimi 4 32
42 Q. Pilipus 3 78
43 C. Metellus 4 -
44 M. Metellus Q. f. 5 36
45 Q. Max 1 -
46 0. Serveil — 1
50 C. Numitori 1 1
Dazu kommen noch die folgenden von Blacas der 4. resp.
5. Periode zugetlieilten 4 Denare
Zahl der Exemplare in
Blacas Maserä La Riccia
157 C. Cassi 10 68
159 Sex. Juli. Caisar 2 7
180 N. Fabi Pictor 1 7
183 T. Clovli 1 50
1) Nach dem ersten Bericht enthielt der Schatz von La Riccia von Nr. 138
62, Ton Nr. 136 44 and von Nr. 140 36 Denare.
210 M. Bahrfeldt:
Für die zweite und dritte Periode ist die Uebereinstimmimg
beider Schätze sehr wichtig. Ihre Ergebnisse sind so gleich-
förmig, dass man die aus La Riccia gewonnenen Resultate, nun-
mehr bestätigt, als sicher hinstellen kann.
In La Riccia und ebenso in Maserä fehlen
104 M. Carbo oder Carb
105 C. Pluti
106 C. Cato
108 M. Fan. C. f.
119 M. TuUi
138 M'. Aciü Baibus
107 Q. Minu. Ruf I 147 Q. Fabi Labeo.
Mit Ausnahme von Nr. 138 sind diese sämmtlichen Denare sehr
häufig, so dass man sie, da sie in beiden Schätzen gleicbraässig
fehlten, jetzt mit Sicherheit als nach Yergrabung beider geschlagen
ansehen kann. Dies beziehe ich auch auf den Denar Nr. 138; er
ist nicht so selten, als dass seine Abwesenheit in beiden Fällen
dadurch Erklärung finden könne. Dass dagegen Nr. 148 (Cn.
Comel. L. f. Sisena) und Nr. 149 (A. Manli Q. f. Ser.) in Masera
wie in La Riccia fehlen, darf nicht auffallen, es wird durch die
grosse Seltenheit beider hinreichend erklärt. Was den Denar Nr. 121
(Jupiter in der Quadriga) betrifft, so fehlt er auch in Masera, aber
dies darf nicht Wunder nehmen, da dieser Denar wahrscheinlich
nur in einem Exemplar existirt. Ursprünglich in Riccio^s Samm-
lung befindlich und yon ihm zuerst bekannt gemacht, kam dieser
gefutterte und aus nicht zusammengehöriger H.J, und RJ\ bestehende
Denar in Aillys Besitz und befindet sich jetzt im Gabinet de
mödailles. Er gehört nicht der regelmässigen Münzprägung an
und es ist wahrlich an der Zeit, ihn in den Fundverzeichnissen
endlich einmal zu streichen.
Unser Schatz zeigt aus den späteren Perioden die Denare
Nr. 157, 159, 180 und 183, dieselben Stücke, welche auch La
Riccia ergab und die also erheblich hinaufzurücken sind. Momm-
sen's Bemerkungen zu dem Denar Nr. 183 (T. Clovli), der Tom
Quinar getrennt werden müsse, und zu Nr. 157 C. Gassi, auf dessen
Darstellung der Vestalinnenprozess vom Jahre 641 d. St. jetzt
Der Denarfond Ton Maserk 211
Dicht mehr bezogen werden könne, finden nan eine Bestätigang,
wie sie nicht besser gewünscht werden kann.
Masera hat vor La Riccia voraus:
Nr. 143 0. MetellQS in 4 Expl.
„ 145 Q. Max. in 1 » und
„ 128 M. Pore. Laeca in 4 „
letzterer dagegen erhielt mehr:
Nr. 146 C. Serveü in 1 Expl.
Diese Denare müssen als die jüngsten beider Schätze be-
trachtet werden und daraus ergiebt sich für diese auch eine an-
n&hemd gleichzeitige Vergrabaug. Möglich ist es, dass der Schatz
▼on Maserä um Weniges jünger ist, wenn aber überhaupt, so kann
der Zeitunterschied nur sehr gering sein; eine Entscheidung hier-
über ist sehr schwer zu faUen.
Soweit sich aus den heutigen Ergebnissen folgern lässt, dürfte
die Chronologie der Denare der zweiten und dritten Periode sich
etwa so gestalten:
Nr. 91-103, 109—111, 120, 122—127, 129—138, 139—142,
144, 150, 157, 159, 183, 180, 143, 145, 146. Sodann würden
Nr. 104—108, 119, 128, 147 und 138 folgen und sich daran die
übrigen der bis jetzt der vierten Periode zugetheilten Denare
anschliessen. —
Berlin. M. Bahrfei dt.
212
Der Bracteaten-Fund von ffross-Briesen.
(Taf. VIII u. IX).
Am 24. Mai 1883 wurde auf dem Gehöfte des Kossäthen
Mochow in Gross - Brieseu , einem zur Standesherrschaft Fried-
land N/Ii. gehörenden, im Nieder-Lausitzer Kreise Lubben belegeneu
Dorfe, beim Graben des Fundamentes zu einem Stalle^ in einer
Tiefe von nicht ganz einem Meter, ein irdenes Gefäss gefunden,
in welchem in noch wohl erhaltene Leinwand eingeschlagen eine
sehr grosse Menge ganzer und zerschnittener, stark oxydirter Brac-
teaten lag. Wie in den meisten solchen Fällen nahmen die Ar-
beiter Yon den Münzen nach Belieben an sich und warfen den
Rest wieder in die Baugrube, da sie nicht glaubten^ dass die
dünnen Metallstückchen Münzen seien. So wurde der Fund in
viele Theile zersplittert und wäre für eine wissenschaftliche Bear-
beitung verloren gewesen, wenn nicht Forstsekretär Höcker im
nahe gelegenen Dammendorf sich der Wiedersammlung der zer-
streuten Stücke unterzogen, auch eine nochmalige Nachgrabung
an Ort und Stelle veranlasst hätte. Auf diese Weise ist ein nicht
unbeträchtlicher Theil der Münzen wieder vereinigt und von mir
erworben worden; von anderen kleinen Theilen habe ich wenigstens
Einsicht nehmen können, so dass im Ganzen 759 Stück mir vor-
gelegen haben, dazu noch ziemlich ebenso viel zerschnittene Münzen.
Die nachfolgende Beschreibung darf daher wohl den Anspruch er-
heben, ein im wesentlichen treues Gesammtbild des Fundes zu ge-
währen, während freilich die Angaben über die Zahl der einzelnen
Der Bracteatenfand tod Qr.-Briesen. 213
Stücke^) sich nur auf die Stempel beziehen, welche ich besessen
oder gesehen habe.
Der Fund ähnelt im allgemeinen dem grossen Bracteateufunde,
welcher im Jahre 1833 bei Wolkenberg (im benachbarten Kreise
Spremberg) gemacht und von J. Th. Erbstein im Neuen Lausitzischen
Magazin^) beschrieben worden ist.» Er enthält indessen nicht die
grossen Bracteaten Lausitzer und Meissener Fabrik, welche dort
Yorgekommen sind, während andererseits die kleinen schlesischen,
pommerschen und mecklenburgischen Pfennige zahlreich vorhanden
waren, welche im Wolkenberger Funde ganz fehlen. Ob diese
kleinen Pfennige als die zu den grossen gehörigen Hälblinge zu
betrachten sind, dürfte nicht ganz zweifellos sein, weil sie vermöge
ihres stärkeren Schrötlings fast ebenso viel wiegen, wie die grösseren
Stücke, auch gleich diesen in halbirten Exemplaren gefunden sind.
Für den kleinen Verkehr mögen sie allerdings gleich den halbirten
und geviertelten grossen Pfennigen die Scheidemünze gewesen sein ;
lür den grossen Verkehr kam das Gewicht des einzelnen Stückes
nicht in Betracht, weil da die Pfennige nicht gezählt, sondern ge-
wogen wurden.
Der Zeit nach gehören unsere Münzen in den Ausgang des
13. Jahrhunderts, wie Nr. 85, welche allein den Munzherrn nennt,
beweist. Im übrigen sind es (Nr. 82 noch ausgenommen) stumme
Bracteaten einer Kategorie, welche bisher von den Münzforschern
nicht mit besonderer Liebe ^) behandelt worden ist, weil ihre will-
kürlichen und oft unklaren Münzbilder allerdings den Erklärungs-
versuchen theilweis unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzen
und überdies die lausitzische Münzgeschichte und Sphragistik,
welche letztere allein den Schlüssel zu vielen der dargestellten
Wappenbilder liefern kann, bisher sehr unvollkommen erforscht
worden ist. Die Erbstein'sche Arbeit hat, abgesehen von ihren
1) Hierbei sind die zerschnittenen nicht mitfi^ezählt worden. 20 Gepräge
sind nur in halbirten Stücken vorhanden gewesen.*
2) Hier ist nach dem Sonderdruck (Görlitz 1846) citirt worden.
8) Man lese das Urtheil von Posern bei Erbstein a. a. 0. S. 22.
214 Fr- Bardt:
TorzfiglicheD AbbilduDgen, aach nar wenig dazu beigetragen, das
Dunkel, was über der gedachten Münzklasse liegt^ aufzuhellen, da
sie sich begnügt, die flüchtigen Urtheile von Eöhne und Posem
über den Fund wiederzugeben und dieselben mit nur unbedeu-
tenden eigenen Bemerkungen zu begleiten. Von einer kritischen
Gruppirung der Gepräge ist keine Rede.
Wenn nachstehend der Yersuch zu einer solchen gemacht
wird, so soll damit nicht versprochen werden, dass das erzielte
Resultat ein glänzenderes sein wird, als bisher. Er ist aber
immerhin der Anfang zu eiuer übersichtlichen Sonderung der zahl-
reichen gleichartigen Gepräge, der bescheidene Grundstein zu einem
Bau, für welchen nur die sorgfaltige Aufzeichnung gleicher Funde
die weiteren Bausteine liefern kann. Meines Wissens ist bisher
nur noch einmal ein ähnlicher Fund sachverständiger Prüfung
unterzogen worden, welcher gleichfalls bei Spremberg gemacht und
von Dannenberg gelegentlich (Berl. Bl. IV, S. 199, Anm. und
y. Sallet, Zeitschrift, Bd. III, S. 155) erwähnt, leider aber nicht
ausfuhrlich beschrieben worden ist.
Bei der nachfolgenden Beschreibung sind die Stücke, welche
im Wolkenberger Funde vorkommen, unter Bezugnahme auf die
dortigen Abbildungen au%eführt; der Uebersichtlichkeit wegen ist
zugleich (in Klammern) die damalige Stückzahl der einzelnen Ge-
präge angegeben.
1. Brandenburg.
1. Der Markgraf zwischen 4 Adlerköpfen.
1 Stück 0,3 g 20 mm Tat VIII, 1.
Die Darstellung ist eine genaue Copie der Vorderseite des
Denars, Weidhas VII, 9, welchen Eöhne (Zeitschrift, Bd. V, S. 286
Nr. 10) nach Stendal bestimmt. Durch unseren Fund wird dieser
Denar in das Ende des 13. Jahrhunderts gewiesen.
2. Ueber einem dreitheiligen Bogen Brustbild des Markgrafen
mit 2 Schwertern; unter dem Bogen der Adlerschild.
1 Stück 0,42 g 20 mm Taf VIU, 2.
Der BraeteatenfciDd von Gr.-Brieeen. 215
Aehnlicher Bracteat bei Rao VI, 24; das Brastbild hält dort
Schwert und Fahne.
3. Der Markgraf mit Schwert und Fahne.
1 Stack 0,29 g 20 nrn.
Bereits bekannt gemacht von Bahrfeldt in der Wiener Num.
Zeitschr., Bd. XIII, Tat 8, 34.
4. Der Markgraf mit Flügeln und dreizackiger Krone (Wölk. 29).
2 (2) Stück 0,41 g 22 mm.
Auch diese Figur, eine Verbindung des Markgrafen mit dem
Adler, kommt häufig auf brandenburgischen Denaren vor, z. B.
W. V, 6, 10, 13; IX, 10. Zu vergleichen auch Stenzel, Num.
Studien 3, 47 und Schönemann, Vaterl. Münzkunde 5, 78.
5. Sitzender Markgraf mit 2 Thürmen (Wölk. 20).
14 (5) Stück 0,39 g 21 mm.
Auch schon bei Rau V, 25. VergL auch Bl. f. Münzfr.,
Taf. 50, 18.
6. Unter dreigetheiltem, mit 3 Thürmen besetztem Bogen,
Kopf zwischen 2 Kuppelthürmchen.
1 Stück 0,39 g 22^ mm.
Rau VI, 24.
7. Thor mit 3 Thürmen, in demselben ein Kopf. Neben dem
mittelsten Thurm zwei Ringel (Wölk. 28).
3 (12) Stück 0,5 g 2\\ mm.
Auch im Funde von Filehne (Bayer, Wikopalisko WieleAskie,
Nr. 242, wo indessen die Ringel fehlen) und bei Bahrfeldt a. a. O.
Taf. Vni, 24. Das dortige Exemplar scheint beschnitten zu sein
und daraus wäre das geringere Gewicht und die Kleinheit er-
klärlich; das vorliegende hat einen breiten Aussenrand. Man hält
den Kopf für den Rolandskopf und schreibt das Stück der Münz-
stätte Neustadt Brändenburg zu.
8. Stern aus 3 Kleeblättern, deren Stiele über dem Schnitt-
punkt verlängert sind (Wölk. 75).
3 (4) Stück 0,44 g 20^ mm.
Aehnliche Figuren kommen auf den Rückseiten branden-
216 Pr. Bardt:
burgischer Denare vor (z. B. W. IX, 10; Bahrfeldt a. a. 0. Bd. XII,
Taf. 4, 39; Bd. XIII, Taf. 2, 39 a), so dass der brandenburgische
Ursprung auch unserer Münze nicht zweifelhaft sein kann.
9. Rechtsgewandter Adler mit zusammengelegten Flügeln.
Nur die linke Hälfte. 17^ 7nm.
Schönemann a. a. 0. 5, 77; v. Posem-Klett, Sachsens Münzen
Taf. 26, 16. Die beiden Adler mit zugewandten Köpfen finden
sich auf den Rückseiten der beiden bekannten Denare W. VI, 20
und X, 4.
10. Hälbling. Der brandenburgische Helm nach links.
2 Stück 0,34 g l^mm Taf. VIII, 10.
Der Helm ist so durchaus brandenburgisch (vergl. W. III, 19;
V, 5. 6), dass ich kein Bedenken trage, das Stück für branden-
burgisch zu erklären, wenngleich so kleine Bracteaten aus der in
Rede stehenden Zeit noch nicht bekannt sind. Ihm deswegen
allein den brandenburgischen Ursprung abzusprechen und ihn nach
Schlesien zu weisen, in welchem damals allerdings derartige kleine
Bracteaten geprägt wurden, erscheint mir nicht geboten. Das Stück
würde somit der älteste Helmpfennig sein; die nächsten sind erst
wieder von den HohenzoUern im 15. Jahrhundert geprägt worden.
Auch auf den grossen Bracteaten nach Meissner Art, welche von
den brandenburgischen Markgrafen in der Lausitz geprägt sind,
erscheint ein ganz gleicher Helm (y. Posem, Taf 18, 7 und Erb-
stein, Dresd. Dubl., Nr. 1617), ein Fingerzeig dafür, dass wir die
Heimath unseres kleinen Pfennigs nicht weit von der jener grossen
Bracteaten zu suchen haben werden.
An Torstehende Gepräge lassen sich die folgenden anreihen,
deren brandenburgischer Ursprung nicht zweifellos ist.
11. Auf einem Bogen, worunter eine Kugel, 3 Blätter mit
Stielen, am mittelsten eine Knolle (Wölk. 55).
2 (4) Stück 0,28 g 19^ mm.
Der Bracteatenfand von Gr.-Briesen. 217
12. AehDÜches Stück, aber an Stelle des Bogens drei dicke
Eageln; die Kugel unten fehlt.
9 Stück 0,5 g 21 mm.
Aehnliche Blätter finden sich öfter auf Brandenburger De-
naren; z. B W. VIII, 4; IX, 1 und Bahrfeldt a a. O. Bd. XII,
Taf. 3, 23.
13. Klammer zwischen zwei Halbmonden (Wölk. 70, aber
ohne die dortigen Punkte).
4 (46) Stück 0,37 g 20 mm.
ReicheFs Katalog IV, 527.
14. Zwei Lanzen, zwischen denen unten ein kleiner Bogen,
zwischen zwei Schildchen, über welchen Kugeln. (Wölk. 56).
1 1 (52) Stück 0,36 g 20^ mm.
Reichel 526.
15. Aehnliches Stück, die Lanzen, zwischen denen noch eine
Eogel, mit abgerundeten Spitzen und statt der Schildchen mit
Kugeln Halbmonde.
12 Stück 0,46 g 20^ mm.
Nach der Angabe bei Reichel (vgl. auch Wölk. Fund S. 25)
haben sich Nr. 13 und 14 in einem bei Potsdam gemachten Münz-
funde befunden ; die Darstellungen auf ihnen sind ganz im Character
der brandenburgischen Denare aus dem Anfange des 14. Jahrhunderts.
16. Auf einer Erhöhung, unter welcher eine Kugel, zwei
Fahnen (Wölk 64.)
3 (19) Stück 0,36 g 20^ mm.
A.uf Brandenburger Denaren (z. B. Weidhas VI, 13) finden
sich ähnliche Vorstellungen. Auch diese Münze war in dem Pots-
damer Funde.
17. Der Markgraf mit zwei Reichsäpfeln, darunter auf jeder
Seite ein Ringel (Wölk. 13).
6 (21) Stück 0,37 g 22 mm Taf. VIII, 17.
Ganz die Hauptseite des Denars Weidhas X, 18, so dass das
Stück hier wohl aufgeführt werden kann. Zu vergleichen auch
Stenzel a. a. 0. 2, 33.
218 Pr. Bardt:
18. Doppeladler, auf der Brast anscheinend Schild mit dem
Scepter. Gestrahlter Rand (Wölk. 84).
1 (1) Stück 0,27 g 18 mm.
Die Mfinze findet sich schon bei Rau XXII, 27. Hat der
Adler wirklich das Scepter auf der Brust, so wäre dies die älteste
Darstellung des Adlers mit dem Scepterschilde. Jedenfalls liefert
das Stuck einen neuen Beweis für das Hinabreichen der Bracteaten
mit dem gestrahlten Rande in das 13. Jahrhundert, den schon der
Hohenwalder Fund (Zeitschr. Bd. IV, S. 245 und Taf. 5, 58) er-
brachte. Die Schlüsse, die aus dem Vorkommen unseres Brac-
teaten Ton Erbstein, Wölk. Fund S. 20 gezogen worden, sind
daher unzutreffend.
2. Schlesien')-
Eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Münzen unseres Fandes
lässt sich mit mehr oder minder guten Gründen nach Schlesien
verlegen. Sie gehören in die Classe der schlesischen Bracteaten,
welche in dem Aufsätze von Friedensburg (Bd. IX, S. 319 f. d. Z.)
als die „grossen^ bezeichnet und über welche daselbst ziemlich
ausführliche allgemeine Erörterungen gegeben sind. . Es muss hier
hervorgehoben werden, dass nicht alle diese grossen Bracteaten
einer Fabrik sind, sie differiren insbesondere vielfach in Bezdg
auf die Grösse, auf Farbe des Bleches, auf Feinheit des Gepräges.
Eigentlich sehen sich fast immer nur Fundgenossen so recht gleich,
doch lässt sich bei längerem Studium ein Gesanmitcharakter er-
kennen, dessen Spezifizirung in Worten indessen kaum möglich,
hier jedenfalls nicht zu geben ist. Es soll nur wieder einmal be-
tont werden die ausserordentliche Schwierigkeit einer bestimmten
Zuweisung an Schlesien, die sich auch hier wieder deutlich zeigt
Bei einzelnen Stücken kann kein Zweifel an ihrem schlesischen
Ursprünge obwalten, sie sind uns aus anderen schlesischen Funden
bekannt; bei anderen werden diese Zweifel stärker, ja so stark,
1) Die BearbeituDg der schlesischen Münzen stammt ans der bewährten
Feder des Herrn Referendar Fried ensbnrg, z. Z. in Berlin.
r.
Der Braeteatenftmd von Or.-Brieflen. 219
dass diese Stücke eben nur auf einen Schein hin hierher yerlegt
werden konnten. Die folgende Einzelbesprechung wird dies er-
weisen und klar legen. Wir haben hier folgende Gepräge:
19. Zwei Köpfe von yom, zwischen ihnen auf einem Bogen
ein Stab, oben in eine Rosette endend (Wölk. 26).
5 (25) Stück 0,45 g 21 mm.
Der Typos dieses Stückes ist ähnlich einem aas dem Praus-
nitzer Funde stammenden kleinen Bracteaten der Sammlung Frie-
densburg ^). Die Haartracht findet sich ebenso auf schlesischen
Bracteaten (t. Saurma, Schlesische Münzen und Medaillen (1883),
Nr. 2 u. a. m.). Auch ein ähnlicher Stab kommt nicht selten vor,
gleichwohl ist der schlesische Ursprung dieses Stückes nicht völlig
sicher.
20. Hälbling. Ein ähnlicher Stab, nur oben Kleeblatt zwischen
2 Punkten, zur Seite je ein Mond.
2 Stück 0,27, bez. 0,31 g 18^, bez. 17 mm Täf. VIII, 20.
Dies Stück ist entschieden schlesischer Fabrik, auch die Monde
sehr häufig auf schlesischen Münzen dieser Zeit
21. Zwei Fahnen auf einem Bogen, in demselben und auf
jeder Seite von ihm eine Kugel (Wölk. 65).
12(1) Stück 0,44 g 22 mm.
Ein ähnliches Münzbild ist in Schlesien häufig (Saurma 96. 97),
gleichwohl bleiben Zweifel; der erhabene Rand ist — ebenso wie
bei Nr. 19 — nicht von der diesen Stücken sonst charakteristischen
Breite.
22. Zwei Adlerköpfe, Rücken an Rücken.
7 Stück 0,38 g 2\\ mm Taf. VUl, 22.
Hier walten keine Zweifel ob, die Fabrik ist entschieden
schlesisch '), der Typus ein bekannter, oft variirter.
23. Thierkopf von vorn mit mächtigen gewundenen Hörnern,
12 Stück 0,86 g 2\\ mm Taf. VUI, 23.
1) Von der Art, wie die Bd. IX S. 317, Anm. erwähnten, v. Sanrma hat
keine Stücke dieser Art wegen der Zweifel über ihren Ursprung abbilden lassen.
2) 8o auch femer, wo nichts besonderes bemerkt ist.
ZchMhrlfl mr Mamlamailk. XL 15
220 ^^' Bwdt:
Bei Pfotenhauer (die schlesischen Siegel von 1250 — 1300,
Breslau 1879) ist auf Taf.XIIB der Grabstein eines Cesslawitz ab-
gebildet mit einem Bock mit grossen Hörnern; derselbe Bock im
Siegel des Jesco von Cesslawitz a. a. 0. Nr. 70 vom Jahre 1304.
Der Kopf des Bockes, insbesondere die Homer, erinnern stark an
unseren Bracteaten^). Vielleicht ist derselbe irgendwie auf diese
Familie zu beziehen, wenn nicht auf die Haugwitz'sche, welche
einen schwarzen Widder köpf mit goldenen Hörnern im Wappen
führt. Oder stellt der Kopf nur schlechthin den des Haustkieres
dar? Auch das ist bei der Vorliebe der schlesischen Stempel-
schneider für die Zoologie sehr möglich, und dann wären alle Con-
jecturen, die an das Wappen anknüpfen, zwecklos. Jedenfalls
ist das Stück eins der interessantesten des Fundes.
24. Eine Lilie, oben gespalteti, — augenscheinlich wohl zum
Zweck des Halbirens des Stückes.
3 Stück 0,43 jf 20 mm.
Saurma a. a. 0. 311.
25. HälbUng. Zwei halbe Lilien (Wölk. 85?),
5 Stück 0,29 jr 17 www.
Saurma 316, aber hier kleiner.
Diese beiden Stücke gehören dem Bisthum Breslau zu.
26. Eine grosse Lilie, und
9 Stück 0,36 g 21 mm Taf. VUI, 26.
27. Zwei kleinere Lilien, zwischen ihnen eine zweigartige Figur.
10 Stück 0,38 g 23 mm Tat VUI, 27.
Diese Münzen dürften kaum schlesisch sein, ihre Fabrik und
ihr Styl besonders sprechen dagegen, doch ist die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen.
28. Ein Halbmond, nach oben oSen^ darin ein schlankes Kreuz.
11 Stück 0,31 g 20^ mm.
1) Der gleiche Kopf aach auf dem späteren Denar bei Saanna 51, auch
dort leider keine Beziehung auf eine Stadt sicher zu ermitteln.
Der Bncteatenfand yon Gr.-Brieseo. 221
29. Derselbe Mond, darauf zwei Bischofstabe, Racken an
Rücken.
4 Stück 0,33 g 20^ um» Taf. VIII, 29.
Mond and Krenz zeigen viele schlesische Bracteaten (Saurma
377. 378 a. ▼. a.) ähnlich vereint. Besonders interessant ist jedoch
das Stück mit den zwei Bischofstaben, die sich übrigens ebenso
gut auf ein Kloster, wie auf das Bisthum beziehen mögen. Die
Zusammengehörigkeit beider Stücke ist aber zweifellos.
30 — 37. Eine Reihe von Buchstaben, deren wir überhaupt
nicht wenige auf diesen Mönzen finden. Besonders häufig ist das
Ä, von ihm besitzt Friedensburg 7 verschiedene Stempel. Die
hier vertretenen Buchstaben, sämmtlich von den bei v. Saurma
vorkommenden abweichend, sind folgende:
31. Ein grosses A.
9 Stück 0,36 g 21^ mm Taf. VIII, 31.
Dies A sieht fast wie ein Monogramm von 5ß und R aus,
findet sich übrigens fast genau ebenso auf den Denaren v. Saurma
28 und 86, die natürlich viel später sind: eine Erscheinung, die
noch ihrer Erklärung harrt. Dazu
32. Ein gleicher Hälbling,
2 Stück 0,31 g 17 wm,
der über dem A noch eine Engel hat, ferner noch
33. ein ähnlicher, aber minder verschnörkelter Uälbling mit
einer Engel unten und statt der oberen mit dem nach oben geöff-
netem Halbmond.
7 Stück 0,3 g \^ mm Taf. VIII, 83.
34. Ein grosses B mit einem Stern in jeder Höhlung.
7 Stück 0,34 g 2(imm Taf. VIII, 34.
35. Ein grosses ffl.
5 Stück 0,38 g 20^ mm Taf. VIII, 35.
Aehnlich Saurma 360.
36. Desgl., als Hälbling.
1 Stück 0,3 g 16 wm Taf. VHI, 36.
Anders gehalten ist der Buchstabe ein S. Doch da zwei
16*
222 Fr. Baidt:
Querbalken dargestellt sind, möchte ich lieber ein Sß als ein 8
sehen. Kleine Hohlpfennige mit SO, kommen später noch vor ond
sind wohl an Münsterberg zu geben, hier aber sind Deatongen
der einzelnen Buchstaben fruchtlos. Wahrscheinlich gehören alle
diese Stücke mit Buchstaben zusammen, soweit nicht gar zu er-
hebliche Unterschiede sichtbar werden^ wie allerdings bei den
sonstigen A's.
37. Ein grosses S, oben und unten in ein Kreuzchen endend.
6 Stück 0,3^ 22 mm Taf. IX, 37.
Wenn man dies letztere Zeichen für ein Z ansehen will, kann
man dies Stück mit den Denaren Saurma 95 — 97 yergleichen,
ohne jedoch damit weiter zu gelangen. Merkwürdig ist, dass von
diesen Münzen das erste K weniger dem Yulgärbegriff der schle-
sischen Fabrik entspricht; während der ganz gleiche Hälbling
wieder völlig schlesisch aussieht Man erkennt daraus, wie un-
sicher doch alle diese auf Fabrik und Habitus gegründeten Za-
theilungen sind. Was aber bleibt uns, wenn auch dies Kennzeichen
als trügerisch erfunden wird?
38. Eine Figur ähnlich wie der Stralsunder Fischerstrahl, der
Untertheil aufgebogen.
9 Stück 0,3^ 21^ mm Taf. VIII, 38.
39. Hälbling. Ein ähnliches Zeichen auf einer Art Posta-
ment, zur Seite desselben je ein Pfahl.
55 Stück 0,27 g 15 mm Taf. VIII, 39.
Auch hier kein Zweifel an dem schlesischen Ursprung der
Münze ; aber keine Deutung des höchst merkwürdigen Bildes. —
Den Schluss bilden 5 sehr zweifelhafte Stücke:
40. Adler von vorn mit deutlicher Binde, am Rande 4 Striche.
(Wölk. 32.)
3(1) Stück 0,42^ 21^ mm.
Saurma 215.
41. Doppeladler (Wölk. 31).
Nur die rechte Hälfte (1 Stück). 20^ mm.
Der Bncteatenfand von Gr.-Brieseo. 223
42. Desgl., anderer Stempel, der den Adler eher aus zwei
halben Adlern zusammengesetzt erscheinen lässt.
I Stück 0,41 g 20 mm Taf. VIII, 42.
43. Helm von vom, daran zwei Zweige (oder Flüge?).
22 Stück 0,35 g 20^ mm Taf. Ym, 43.
44. Helm nach links, darauf 5 Federn. Am Rande 4 Kugeln.
II Stück 0,27^ 21 mm Tat VUI, 44.
45. Zwei Hähne, sich ansehend (Wölk. 30).
15 (6) Stück 0,36 g 21 mm.
Saurma 276.
46. Eirchengiebel mit Ereuz, darin ein Wappenschild, an
jeder Seite ein Kelch (Wölk. 54).
21 (39) Stück 0,35 g 22 mm.
Diese Stücke sind, das letzte vielleicht ausgenommen, im
wesentlichen gleicher Fabrik. Man wäre versucht, sie nach Nieder-
schlesien zu legen, in eine Gegend, wo die schlesische Prägung in
die brandenburgische sozusagen überzugehen beginnen würde.
Der Helm von Nr. 44 erinnert stark an den schlesischen, wie ihn
z. B. die Denare der IVVeßaS BOLKOHSS zeigen, auch der
von Nr. 43 kommt ähnlich auf grossen Bracteaten Schlesiens, wenn
auch von der Seite gesehen, vor (v. Saurma 87, andere deutlichere
in der Sammlung Friedensburg). Der Adler kann recht gut der
schlesische sein, auch der Doppeladler ist in Schlesien nicht un-
erhört, er ist z. B. das älteste Siegelbild der Stadt Breslau de
anno 1262, was tre£flich zu diesem Funde passen würde.
Die Hähne endlich, welche man einst auf Frankfurt a/0. hat
beziehen wollen, dann aber von da ausgewiesen hat, finden sohle-
«
sische Brüder in Saurma 274 und 275 und dem sog. |,Ohlauer^
Denar, dessen Zutheilung, wie hier gesagt werden mag, doch sehr
gewagt erscheint. Doch sei es unverhohlen, dass die Fabrik dieser
Stücke völlig abweicht von der der anderen „grossen^ Bracteaten
Schlesiens, sie sind viel flacher von Aussehen, ihr Gepräge ist
nicht so plump-kräftig, wie der meisten letzteren. Man könnte
aber gezwungen werden, noch einen Bracteatentypus für Schlesien
224 Fr. Bardt:
in dieser Zeit anzunehmen, eine Annahme, die zwar gar nicht an-
möglich erscheint, jedoch weiterer Bestätigung bedarf^ ehe sie zur
Gewissheit wird^).
Was endlich Nr. 46 anlangt, so steht sie ihrem Aeussem
nach etwa in der Mitte zwischen den gewöhnlichen Bracteaten
und den hier zuletzt erwähnten, den ersteren jedoch sich mehr
nähernd, die Darstellung in ihrer Composition erscheint mir aber
wenig im Styl der Schlesier.
3. Grafen von Brena.
47. Der breuische Helm mit 3 Pfauenfedern zwischen den
zwei (oben eingekerbten) Herzen. (Wölk. 60).
4 (5) Stück 0,29 g 20 mm.
Abbildung auch bei Schoenemann 5, 75.
48. Das Herz in rundem, auf einem Schrägkreuze liegenden
Schilde.
1 Stück 0,6^ 20 ww.
Götz 3386. Berl. Bl. IV, Taf. 43, 15.
49. Das brenische, innen verzierte Herz, die ganze Fläche
der Münze ausfüllend. Am Aussenrand 4 Striche.
14 Stück 0,37 g 21^ mm Taf. VHI, 49.
50. Der Graf^ in jeder Hand das Schild mit den drei Herzen
(die hier als Kugeln erscheinen). (Wölk. 14).
Nur die linke (rechte) Hälfte. 20 mm.
BerL Bl. a. a. O. Nr. 16.
51. Der Graf mit zwei breiten Schwertern.
1 Stock 0,3 g 20i mm Taf. VHI, 51.
Die Figur trägt genau dasselbe lange Kleid, wie auf dem
vorigen Stück, und da auf zweiseitigen brenischen Münzen der
Graf mit 2 Schwertern dargestellt ist (Berl. Bl. a. a. O. 21), so
habe ich versucht, das Stück hier unterzubringen.
1) Aach Nr. 26 aod 27 durften nicht sa fern tod diesen Stficken daheim sein.
Der Bracteatenfand Ton Gr.-Briesen. 225
52. In breitem Ringe dreieckiger Schild mit 3 Kugeln.
2 Stück 0,3 ^r lli mm.
a. a. 0. Nr. 14.
53. Baom mit 5 Aeeten, an den beiden unteren hängen grosse
herzförmige Blatter herab (Wölk. 80).
22 Stuck 0,34 ff 20 mm Taf. YHI, 53.
Bei Reichel IV, 123 wird anscheinend dasselbe Stuck be-
schrieben und den brandenburgischen Markgrafen Johann I. und
Otto lU. zugetheilt Da aber das Gepräge die beiden herzför-
migen Blätter so besonders hervortreten lässt und die Fabrik nicht
widerspricht, so möchte ich das Stück für brenisch halten (vgl.
auch Götz 3383).
54. Säule, rechts und links der brenische Helm.
1 Stack 0,45 ff 20i mm Taf. VIII, 54.
Aehnliche Darstellungen bei Stenzel, Num. Studien 3, 53 und
Schoenemann 7, 11. Der Helm genau wie auf dem brenischen
Bracteaten BerL Bl. a. a. 0. Nr. 20.
Hier können noch folgende Gepräge angereiht werden:
55. Sättlenartiger Baum mit 3 Blättern zwischen 2 Schilden
mit einem Querbalken.
1 Stück 0,23 ff Idmm Taf. VIII, 55.
56. Thürmchen oder Säule, daneben ein Schild mit einem
Stern ^) darüber.
Nur die linke Hälfte. 20 mm. Taf. VIII, 56.
57. Helm mit Federschafi zwischen Sternen (Wölk. 61).
Nur die linke Hälfte (3 Stück) 20 mm.
58. Dreieckiger Schild mit einem Kreuze zwischen 2 Ringeln,
darüber 2 Fahnen (Wölk. 58).
1 (4) Stück 0,32 ff 20 mm.
59. Sitzender Dynast mit 2 Schilden; was diese enthalten,
ist leider nicht zu erkennen.
7 Stück 0,34 ^ 20 mm Taf. VIU, 59.
1) Nicht eine kreoiartige Figur, wie die Abhildang irrthdmlich xeigt
226 Fr. Bardt:
Die vorstehenden Münzen zeigen gleiche Fabrik mit den bre-
nischen Geprägen und werden nicht weit von ihnen entstanden
sein. Nr. 59 mag auch nach Anhalt gehören.
4. Grafen von Reinstein.
60. Hirschgeweih, in der Mitte ein Punkt.
4 Stück 0,42^ 21 mm Taf. VIU, 60.
Das Stück schliesst sich an den Reinsteiner Bracteaten an,
den Dannenberg in den B. Bl. lY, Taf. 48, 9 bekannt gemacht
und mit guten Gründen hierher bestimmt hat.
5. Edle Herren von QuerfurL
61. Auf einer Mauer zwischen 2 Thürmen senkrecht getheiltes
Wappenschild: halber Adler und Querbalken (Wölk. 36).
9 (44) Stück 0,28 g 20^ mm.
Mader, Zweiter Versuch Nr. 48. Stenzel 2, 9. Mülverstedt
in den Magd. Geschichtsblättem Bd. 6, Taf. Nr. 9 und Erbstein,
Grafen von Mansfeld S. 17.
Ueber das hier auftretende Wappen hat y. Mülverstedt a. a. O.
S. 88 ff. ausführlich gehandelt; es wurde zur gleichen Zeit von
deo Fürsten von Anhalt, den Grafen von Barby- Mühlingen und
den Edlen Herren von Querfurt geführt. Mit Kücksicht auf die
von Erbstein a. a. 0. Nr. 7 bekannt gemachte und entschieden
querfurtische ganz ähnliche Münze glaube ich, dass auch unser
Bracteat den letzteren Herren zugetheilt werden muss.
62. Auf einer Mauer zwischen 2 runden Thürmchen Schild
mit Querbalken; unten Thor mit einem Ringel.
1 Stück 0,3 ff 20i mm Taf. VIII, 62.
63. Aehnliches Stück aber statt des Schildes ein Kopf.
1 Stück 0,27 ff 21 mm.
64. Aehnliches Stück, aber die Mauer hat Zinnen und im
Thore eine Kugel oder ein Stern (Wölk. 27).
1 (2) Stück 0,37 ff 19 mm.
Auch bei Schoenemann 5, 68.
Der Bracteatenfdnd Ton Gr.-Briesen. 227
Die Torstehenden 4 Münzen lassen sich nicht trennen und
sind entweder, wie Schoenemann S. 52 zu einer ähnlichen Reihe
bemerkt, verschiedene Jahrgänge aus derselben Münzstätte oder
die Nr. 62 — 64 sind Nachprägimgen benachbarter Herren.
65. Helm mit kurzen BüfPelhömem, zwischen denen eine
Engel, auf einem kleinen Bogen zwischen einer gespaltenen Lilie;
unter dem Bogen eine Kugel. Auf einem zweiten Exemplar er-
scheinen die beiden Lilienhälften ganz als Zweige (Wölk. 62).
3 (18) Stück 0,47 bez. 0,4 g 22 bez. 21 mm.
Von Erbstein, a. a. 0. S. 25, wird auf die Aehnlichkeit des
Helmes mit dem Querfurter hingewiesen, der querfurter Ursprung
der Münze aber zweifelhaft gelassen.
66. Kopf über zwei ähnlichen halben Lilien oder Zweigen.
2 Stück 0,35 g 19 ww» Taf. VIH, 66.
Man könnte die Figuren unter dem Kopfe auch für Geweihe
halten und dann an die Grafen von Reinstein oder auch Cletten-
berg denken.
6. Fürsten von Anhalt
67. Wappenschild mit dem halben Adler und dem Quer-
balken, darüber Brustbild des Fürsten mit 2 Lilienstäben.
1 Stück 0,35 g 20J mm Taf. VIII, 67.
Die Fabrik entspricht den gewöhnlich nach Anhalt gewiesenen
Stücken.
68. Der Fürst mit in die Seite gestemmten Armen zwischen
2 Thürmen mit Kreuzen.
1 Bruchstück.
Stenzel 2, 12.
69. Undeutlich, anscheinend der Fürst mit 2 langen Lanzen.
1 Stück 0,37 ^r 19 wim.
Stenzel 2, 31.
228 ^- Bardt:
7. Stadt Erfurt
70. Rad in einem dicken Ringe, in der Mitte ein Punkt.
1 Stück 0,4 g 15^ mm Taf. VIII, 70.
71. Achtspeichiges ähnliches Rad.
1 Stuck 0,31 ^ Umm Taf. VIII, 7 1 .
Nach Leitzmann, Münzwesen Erfurta S. 82 Nr. 364, sollen
ähnliche Pfennige geprägt sein, nachdem die Stadt 1352 selbst in
den Besitz des Münzrechts gelangt war. Unser Fand beweist
aber, dass solche Pfennige schon am Ende des 13. Jahrhunderts
geschlagen sein müssen.
72. Rad von sechs Speichen. Rand schräg gekerbt.
1 Stück 0,3 i^ 11 mm Taf. VUI, 72.
Ob dieses Stück hierher gehört, kann zweifelhaft sein.
8. Gotha.
73. Eine Krone, welche oben in eine Lilie ausläuft (Wölk. 42).
Nur die rechte Hälfte (3 Stück) 20 mm.
Posem Taf. 22, 35. Nach Görlitz, wohin man diese Münze
auch hat legen wollen, gehört sie nicht, wie das a. a. O. Nr. 34
abgebildete gleiche Stück mit der Umschrift 60TH beweist.
Vgl. aber auch den schlesischen Bracteaten bei Saurma a. a. 0.
Nr. 69.
9. Erzbischöfe von Magdeburg.
74. Unter einem mit kurzen Thurmchen besetztem Bogen
Brustbild des Erzbischofs zwischen 2 Krummstäben (Wölk. 7?).
1 Stück 0,41 i^ 19 wm Taf. VUI, 74.
75. Erzbischof mit der Ereuzfahne (Wölk. 1).
Nur die linke Hälfte (1 Stück). 20^ mm,
76. Erzbischof mit dem Erummstab, daneben ein schlanker
Thurm.
Nur die linke Hälfte. 20 mm.
Aehnlich Mader, 2. Versuch, Nr. 27 und Leuckfeld, Magd.
Bract. Nr. 16 b.
i
Der Bracteatenfdnd von Gr.-Briesea. 229
77. Erzbischof mit der Fahne, daneben ein Thürmchen.
Nur die linke Hälfte 20 mm,
78. Der Erzbischof mit dem Ereuzstab, daneben auf einer
Stufe ein Kreuz.
Nur die rechte Hälfte.
Aehnlich Mader a. a. O. Nr. 30. 20^ mm,
79. Der sitzende Erzbischof mit zwei (?) Erummstäben, da-
neben 2 Thürmchen.
1 Stück 0,3 g 18 mm,
80. Der sitzende Erzbischof mit einem Kreuzstabe.
Nur die rechte Hälfte. 20 mm,
81. Der heilige Moritz mit Fahne und Schild.
1 Stück 0,39 g 18^ mm.
Leuckfeld Nr. 28.
82. — RICIVS der sitzende Heilige mit dem Schwert.
Nur die linke Hälfte. 20^ mm, Taf. IX, 82.
83. Brustbild des Heiligen mit dem Schwert, über einem
Bogen; von der Darstellung darunter ist nur ein Kreuzchen zu
sehen.
Nur die linke Hälfte 22 mm.
Dasselbe Stück im Münzfunde von Krosigk, Bl. für Münzfr.
Taf. 52, 26.
84. In einer Bogen-Einfassung sitzender Heiliger (oder Brust-
bild desselben?) mit kurzem Kreuzstab.
Nur die rechte Hälfte 21^ mm.
10. BischSfe von Brandenburg.
85. Bischof mit 2 Palmzweigen zwischen B — 0.
1 (zerschnittenes) Stück 20 mm.
Dieses zuerst von Dannenberg in dieser Ztschrft Bd. 3,
Taf. 3, 1 bekannt gemachte und mit den triftigsten Gründen dem
Bischöfe Otto HI. von Brandenburg (1251—60) zugetheilte Stück
ist das einzige des Fundes, welches eine sichere Zeitbestimmung
gestattet^ und deshalb von grosser Wichtigkeit.
280 ^r. Bardt:
86. Bischof mit 2 Krummstaben zwischen 2 Kreuzen.
I Stuck 0,38 g 19^ mm Tai IX, 86.
87. Bischof mit einem Kelch, darunter eine Kugel.
Nur die Unke Hälfte 19 mm Taf. IX, 87.
Schon Mader (zweiter Versuch S. 49) bemerkt, dass es oft
schwer sei zu entscheiden, ob ein stummer Bracteat, so ähnlich
er auch z. B. den Magdeburgischen sein mag, nicht etwa blos
aus dieser Gegend sei, und S. 52, Anm. 1 weist er darauf hin,
dass die Magdeburgischen und Brandenburgischen Münzen aus
dem Ausgange des 13. Jahrhunderts „grossentheils ganz einerlei
Styl^ haben. Ich glaube daher, dass unter den Bracteaten, welche
den Magdeburger Erzbischöfen zugetheilt werden^ sich manche
befinden, die in Brandenburg geprägt sind. Die beiden yorstehen-
den Stücke ähneln so durchaus unserer Nr. 85, dass ich kein Be-
denken trage, sie f&r das Bisthum Brandenburg in Anspruch zu
nehmen. Der Münzherr wird Otto UI. oder einer seiner nächsten
Nachfolger sein.
10. Herren von Cottbus.
88. Ochsenkopt von vom, die ganze Fläche ausfüllend.
II Stück 0,27 g 16 mm Taf. IX, 88.
89. Aehnhcher Ochsenkopf, am Hochrande vier Kugeln.
1 (am Rande ausgebrochenes) Stück 0,27 g 15^ rmn.
90. Ochsenkopf mit kurzem Hörnern und herabhängenden
Ohren. Gestrahlter Rand.
1 Stück 0,29 g 16 twtw Taf IX, 90.
üeber die Münzen der Herren von Cottbus hat Bahrfeldt in
der Wien. Num. Zeitschr. Bd. XTTI (S. 20 ff. des Sonderdruckes)
ausführliche Mittheilungen gemacht. Derselbe legt ihnen^ gewiss
mit Recht, einen von ihm Taf. 8, 26 abgebildeten Bracteaten mit
dem Krebs, ihrem Wappenthiere, bei. Im Uebrigen sollen aber,
nach den vorhandenen alten Nachrichten, ihre Münzen mit einem
Ochsenkopf bezeichnet gewesen sein, was der bei Posem Taf. 18, 3
abgebildete grosse Bracteat bestätigt. Die vorstehenden Pfennige
Der Bracteatenfond tod Gr.-Briesen. 231
mit dem Ochsenkopf, dessen ZeichDung von der des mecklenbur-
gischen Stierkopfs abweicht, möchte ich deshalb and wegen der
Nähe des Fundortes an Cottbus den Herren von Cottbus zu-
schreiben, wenngleich ich das Gewagte dieser Bestimmung, zumal
unser Fund auch die nachfolgenden mecklenburgischen Bracteaten
enthalten hat, nicht verkenne. Das Ungewöhnliche der Fabrik für die
Nieder- Lausitz wende man aber nicht ein. Hat man denn über-
haupt schon die der Nieder-Lansitz eigene Münzprägang fest-
gestellt? Es sind doch die grossen Bracteaten nach Meissner
und die kleinen flachen nach Brandenburger Art geprägt worden.
Kleine Pfennige wie die vorstehenden sind in Brandenburg und
Schlesien geschlagen worden, kursirt haben die gleichartigen
Pommerschen und Mecklenburger Pfennige: unmöglich ist es da-
her nicht, dass sich die heimische Münzprägung auch einmal den
letzteren angeschlossen hat.
12. Meddenburg.
91. Stierkopf mit links hervortretendem Halsfell in etwas un-
deutlicher Zeichnung.
34 Stück 0,37 g 15^ mm Taf. EX, 91.
92. Stierkopf mit langen abstehenden Ohren ohne Homer,
darüber zwei Halbmonde.
1 Stück 0,31 g 16 mm.
Dieses Stück ist bereits aus dem Hohenwalder Funde (Zeitschr.
Bd. IV, Taf. 5, 55) bekannt.
93. Nachbildung des vorigen Stückes. Der Stierkopf sieht
fast wie ein halbes Kreuz, mit dickerem wagerechten Schenkel,
aus, was besonders hervortritt, wenn man die Münze so hält, dass
die Halbmonde links vor ihm stehen.
12 Stück 0,35 g 15^ mm Taf. IX, 93.
Diese merkwürdige Nachprägung mag in Pommern ent-
standen sein.
18. Pommern.
94. Zwei Halbmonde zwischen zwei Sternen, oben und unten
ein Punkt.
232 Fr. Bardt:
1 Stück 0,36 g \&mm Taf. Vlfl, 94.
Gehört dieses zierliche Stück nach Pommern, wie es den An-
schein hat, so wird es in GoUnow geprägt sein^).
95. Der Stralsander Strahl, am äusseren Rande vier
Striche.
1 Stück 0,33^ 15^ mm.
Aehnlich Zeitschr. Bd. IV, Taf. 4, 38.
96. Der Strahl, oben daneben Halbmond.
Nar die linke Hälfte. 17 mm.
97. Zwei Kleeblätter, das eine nach links mit dem Stiel nach
oben, das andere rechts mit dem Stiel nach unten gestellt.
1 (ausgebrochenes) Stück. 0,23^ 11 mm Taf. IX, 97.
Ich kann diesen interessanten Bracteateo von zweifellos pom-
morscher Fabrik nur nach Treptow an der Kega legen, welches
ein Kleeblatt (oder das Blatt einer Wasserpflanze) im Siegel fahrt.
Soviel ich weiss, waren von dieser Stadt bisher nur kleine zwei-
seitige Pfennige, keine Bracteaten bekannt.
98. Die Colberg'schen gekreuzten Pfannhaken.
25 Stück 0,33 g 15 mm.
Reichel Bd. IV, Nr. 3530.
99. Undeutlich. Anscheinend Kopf mit InfuI zwischen zwei
Kugeln.
1 Stück 0,51 ^ 15 mm.
Die Münze schliesst sich an die kleinen Gepräge des Hohen-
walder Fundes (Bd. IV, Taf. 4, 41 — 42) an, welche dem Bisthum
Cammin zuzutheilen sind.
14. Deutscher Orden.
100. Zugespitztes Schild mit dem Kreuz; der untere Schenkel
geht nicht ganz in die Spitze.
3 Stück 0,29 g 17 mm.
Aehnlich Vossberg, Preuss. Münzen Taf. 2, 28.
1) Das Gepräge der von Daxmenberg, Berl. Bl. 11, S. 28 erwähnten GoU-
nower Bracteaten habe ich leider nicht feststellen können.
Der BracteatenfuDd yod Qr.-Briesen. 233
101. Kreuz mit aasgegabelten Spitzen.
5 Stück 0,32^ l&imm Taf.IX, 101.
15. Unbestimmte.
Diese Abtheilung ist leider die grosseste geworden. Trotz-
dem manche Münzen ein deutliches Wappenbild tragen (z. B.
Nr. 113, 114), ist es nicht möglich gewesen, den Münzherm zu
ermitteln, und nur die HofiPnung geblieben, dass durch die vor-
liegende Publikation die Theilnahme der Münzforscher sich jenen
räthselhaften Geprägen zuwenden und Licht in das Dunkel bringen
wird. Indessen auch hier haben wenigstens Groppirungen versucht
werden können.
102. In einem auf die Spitze gestellten Quadrat äusserst roh
gearbeiteter Kopf von vom, anscheinend mit He'ligenschein. Zwei
Seiten des Quadrats sind mit dem Hochrande durch 2, die beiden
anderen Seiten durch einen Strich verbunden (Wölk. 12).
8 (25) Stück 0,43 g 21 mm.
Wir haben hier offenbar eine Nachahmung des bekannten,
Otto dem Reichen von Meissen (1156—90) zugeschriebenen, bei
Thomsen Taf. 8, Nr. 7370 abgebildeten Bracteaten vor uns, der
ans dem Nossener Funde (Posem S. 231) stammt. Zu vergleichen
femer Erbstein, Fund von Trebitz Nr. 37. Die Heimath unseres
Stückes wird daher auch in der Meissener Gegend zu suchen sein.
103. Geharnischtes Brustbild von vom mit Seitenlocken, um
den Kopf eine aussen mit 3 Kugeln besetzte Einfassung (Wölk. 11).
5 (13) Stück 0,38^ 22 mm.
Auch im zweiten Funde von Jessen (Zeitschr. Bd. VII, S. 176
Nr. 21 ist ein ähnliches Stück zum Vorschein gekommen und von
Dannenberg nach Brandenburg gewiesen worden. Die Fabrik
unseres Stückes will mir indessen wenig branden burgisch scheinen,
sie stimmt mehr mit der des vorigen, sicher nicht brandenbur*
gischen überein, und ich habe die Münze daher hier angereiht
104. Im Sechseck Kopf von vorn mit Seitenlocken.
10 Stück 0,28 g 20 mm Taf. IX, 104.
234 Fr. Bardt:
Aehnlich Rau 9, 20.
105. Am gleichen, aber auf die breite Seite gestellten Sechs-
eck eine anklare, kopfähnliche Figur.
22 Stack 0,34 g 20| wwn Taf. IX, 105.
Dass letztere Münze eine Nachpr&gung der vorhergehenden
ist, kann nicht bedenklich sein; Nr. 104 ist aber wiederam dem
schönen Bracteaten Bernhards von Sachsen aas dem Trebitzer
Funde (Nr. 74) nachgebildet, gewiss nicht von einem Falschmünzer,
sondern von einem sächsischen Dynasten, der seinem Greprage
Umlauf verschaffen wollte.
106. Brastbild von vom in mehrbogiger Einfassung
Nur die rechte Hälfte. 22^ mm.
Erinnert an den Moritzpfennig Nr. 56 des Trebitzer Fundes.
107. In geperltem Hochrande in einem Kreise Brustbild mit
dem Schwert.
Nur die linke Hälfte. 23^ mm.
Aehnlich BL f. Münzfr. Taf. 50, 21 (aus dem Baasdorfer
Funde).
108. Stehender Fürst mit der Fahne.
Nur die linke Hälfte. 21 mm.
109. Zwischen 2 Fahnen Brustbild von vom^ in einen Schild
auslaufend, der in der Mitte tief gekerbt ist (Wölk. 22).
4 (9) Stück 0,43 g 21^ mm.
Das Stück befand sich auch in dem von Dannenberg Berl.
Bl. Bd. IV, S. 191 beschriebenen kleinen Funde, der nur sächsisch-
thüringische Münzen enthalten hat. Da auch das Dannenberg-
sehe, gleich dem Wolkenberger Exemplare, nicht ganz deutlich
gewesen zu sein scheint, so habe ich die Münze nochmals nach
einem ganz klaren Stücke abbilden lassen. Das Landsbei^er
Wappen^ welches Dannenberg in dem Schilde erkennen wollte, ist
wohl nicht dargestellt; eine anderweite Erklärung kann ich freiUcfa
nicht geben.
1 10. Zwei dreieckige Schilde, über jedem ein grosser Stern.
14 Stück 0,38 g 18 rnm. Taf. IX, 110.
Der Braeteateofand von Gr.-Briesen. 235
Die Schilde scheinen leer za sein. Will man in ihnen einen
▼ertieften Qaerbalken erkennen, so könnte an Qaerfort gedacht
werden. Der auffallend grosse Stern ist wohl keine zu&llige Ver-
zierung, sondern Wappen-Emblem. Vielleicht ist er aaf die Edlen
Herren von Hackebom, ein Sächsisches Geschlecht, zu beziehen,
das auch in der Lausitz begütert war^). Schild und Stern in
gleicher Verbindung übrigens auf Nr.^56, das sicher nach Sachsen
gehört.
111. Die Büffelhömer eines Helmzierraths mit je dreiLinden-
bl&ttern besteckt.
1 Stück 0,21 g \^'mm Taf. IX, 111.
Die Fabrik erinnert an die bekannten kleinen thüringischen
Pfennige bei Posem, Taf.. 22.
112. Helm mit kurzen Büffelhömem, jedes derselben mit
3 Lindenbl&ttem besteckt.
9 Stück 0,41 g 2H nrn Taf. IX, 1 12.
113. Chrosses Wappenschild mit einer Rose.
2 Stück 0,5^ 20^ mi» Taf. IX, 113.
114. Zwei dreieckige Schilde mit einem Pfahl, oben und
unten eine Kugel.
7 Stück 0,23 g 18 «um Taf. IX, 114.
115. Grosser Stierkopf von vom, zwischen den Hörnern zwei
Engeb.
6 Stück 0,36 g 20 «nm Taf. IX, 115.
Die Münzherren der vorstehenden, hier meines Wisseas zum
ersten Male ans Licht gekommenen Gepräge haben sich aller
Mühe ungeachtet nicht ermitteln lassen. Ich halte sie für Münzen
sächsisch-lausitzischer Dynasten. Ob der Stierkopf auch für die
Herren von Cottbus zu beanspruchen wäre?
Hier können noch folgende merkwürdige Stücke angereiht
werden:
1) Gef&llige Mitthailnng des Herrn Geh. ArehiTreth ?on Hulveratedt in
Mafd^burg.
a«hMfcrlll Ar NvnlMMtik. XL 16
236 ^r. Bardt:
116. Zwei Beile oder Hellebarden mit sichelförmigen Eisen,
mit den Stielen neben einander gestellt.
2 Stück 0,29 g 20 twh Tat IX, 116.
117. Ueber einem dreitheiligen Bogen, welcher von zwei
Thürmchen flankirt wird, ein Helm (?) mit den vorbeschriebenen
sichelförmigen Eisen; unter dem Bogen eine Kugel unter einem
kleinen Halbbogen.
2 Stück 0,38 g 20 mm Taf. IX, 117.
Auch hier hat sich keine Erklärung finden wollen.
118. Zwei Schlüssel neben einander, die Barte nach aussen.
Auf jeder Seite drei Punkte.
3 Stück 0,36 g 19^ wm Taf. IX, 118.
An Salzwedel ist natürlich nicht zu denken.
119. Brustbild, in Verzierungen auslaufend, mit zwei grossen
Kugeln, auf welchen sich eine kleinere befindet.
17 Stück 0,44 g 20 mm Taf IX, 119.
120. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, Brustbild
zwischen zwei Halbmonden (Wölk. 23, wo aber ein Stern unterm
Bogen).
10 (25) Stück 0,38 g 20 mm.
121. Ganz ähnliche Darstellung, nur statt der Halbmonde
dicke Kugeln.
1 (am Rande ausgebrochenes) Stück 0,23 g 21 mm.
Diese beiden Nummern sind offenbar verschiedene Jahrgange
derselben Münzstätte.
122. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, Brustbild
mit zwei Kreuzen.
13 Stück 0,38 g 21 mm Taf. IX, 122.
123. Sitzender mit Schwert und Schild, daneben links eine
Kugel.
1 Stück 0,45 g 19 wm Taf. IX, 123.
Auch diese Stücke werden von Dynasten in Sachsen oder
Meissen ausgegangen sein.
Der Bracteatenfiind Yon 6r.-BrieMn. 237
124. Gekrönter Kopf mit lang Lerabhängenden Haaren.
1 Stack 0,8 g 20 mm Taf. IX, 124.
Bracteaten mit ähnlichem gekrönten Kopfe sind in der Lausitz,
namentlich zur Besitzzeit der brandenburgischen Markgrafen, ge-
prägt worden (Posem, Taf. 18^ 1 u. 2); also wird dieser, den nach-
folgenden stylverwandte Bracteat auch der Lausitz angehören.
125. Zwei recht roh gezeichnete Brustbilder mit in die Seite
gestemmten Armen, darunter zwei grosse Rosen.
1 Stück 0,27 g 20 mm Taf. IX, 125.
Die Zeichnung der Rosen erinnert an das Wappen auf
Nr. 113.
126. Giebel mit grossem Kreuz, daneben und darunter je
3 Kngeb.
1 Stück 0,21 g 19} mm Taf. IX, 126.
127. Zwei Halbmonde, zwischen ihnen oben und unten je
8 Kugeln.
1 Stück 0,37 g 21 mm Taf. IX, 127.
Diese Stücke sind einerlei Fabrik und können fftglich nicht
getrennt werden. Bei Nr. 127 ist an GoUnow natürlich nicht zu
denken. Ich halte sie alle ffir Lausitzer Gepräge.
128. Thurmgebäude, auf der Spitze ein grosser Stern zwischen
2 Halbmonden (Wölk. 48).
2 (14) Stück 0,35 g 20 mm.
Von Th. Erbstein (Wölk. Fund S. 29) wird diese Münze der
Stadt Halle zugeschrieben; zutreffend widerlegt dies Leitzmann,
Wegweiser S. 80.
129. Zinnenthurm zwischen zwei Wappenschilden, m welchen
anscheinend ein Püahl (Wölk. 46).
3 (4) Stück 0,53^ 20 mm.
Die Schilde gleichen denen auf Nr. 114.
130. Aehnlicher, aber weniger gut gezeichneter Thurm zwischen
zwei Halbmonden.
5 Stück 0,27 g 20^ mm.
16*
288 Pr. Bardt:
Folgende Gepr&ge sind hier anzoscUiessen:
131. Eine Art oben mit 3 Engeln versehenes Thor, in wel-
chem ein Eagelstab (Wölk. 45).
2 (6) Stfick 0,3 g 20^ mm.
132. Aehnliches Stück, jedoch dag Ganze anf einem Bogen,
anter welchem eine Kugel, nnd im Thor anscheinend eine Lanze«
1 Stack 0,38 g 20 mm,
133. Quergetheiltes Wappenschild unter einem dreifach ge-
theilten Bogen, der ein Kreuz zwischen zwei Thürmchen tri^
(Wölk. 52).
5 (3) Stück 0,28 g 20| mm.
134. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, Zinnen-
thurm zwischen zwei Fahnen, deren Schäfte den Bogen durch-
schneiden (Wölk. 47).
1 (3) Stück 0,32 g 21| mm.
135. Aehnliches Stück, aber der Thurm mit Spitzdach und
das Fahnentuch der Länge nach getheilt.
1 (zerschnittenes) Stück \9\mm.
136. Auf einem Bogen drei Thürme mit Spitzdächem und
Kugeln anf den Spitzen, lieber dem mittelsten Thurm oben noch
2 kleinere, unter dem Bogen 2 dicke Kugeln (Wölk. 38).
4 (1) Stfick 0,42 g 20^ Tnm.
137. Auf einem Bogen, unter welchem eine Kugel, drei
Zinnenthürme.
10 Stück 0,57 9 21mm Taf. IX, 187.
138. Thor mit Kreuzgiebel zwischen zwei Thürmen (Wölk. 37).
2 (1) Stuck 0,28 g 19^ mm.
139. Auf einem Bogen drei Thürme, darunter Kreuz; anf
dem Aussenrande 4 Kugeln.
13 Stück 0,38 g 21 mm Taf. IX, 139.
140. Zwei Thurme neben einander.
2 Stück 0,38^ 20 mm Tai IX, 140.
Der Bncteatenfond ron Gr.-BrieMn. 289
W&hrend 136—140 einerlei Fabrik zeigen, sind die beiden
folgenden StQcke ganz abweichend.
141. Auf einem mit Punkten verzierten Bogen, unter welchem
eine muschelartige Verzierung, zwei sehr zierliche Zinnenthürme.
1 Stück 0,46 g 22 mm Taf. IX, 141.
Die Fabrik erinnert ganz an die Thurmbracteaten, welche im
Bönstorfer Funde (Zeitschr. Bd. 7 Taf. 7) vorgekommen sind.
142. Auf kleinem Bogen Thurmchen zwischen zwei Sternen.
1 Stuck 0,3 9 18 91111» Taf. IX, 142.
Man wird bei diesem Stück an die Thurmbracteateu des
Hohen walder Fundes (Zeitschr. Bd. 4, Taf. 5, 67—79) gemahnt.
Auch der Bracteat bei Mader (Zweiter Versuch, Nr. 91), den der-
selbe nach Wittenberg weist, hat Fabrikähnlichkeit. Die stummen
Bracteaten mit Gebäuden und Thürmen, sind das Kreuz aller
Forscher, weil sie der Erklärungsversuche zum grössten Theil
spotten. Man wird nur sagen können, dass sie der Regel nach
von Städten ausgegangen sind, und unter ihnen verstecken sich
sicher die Münzen so vieler Münzstätten, von denen wir wissen,
dass in ihnen geprägt ist, deren Münzen wir aber nicht nach-
weisen können. So waren schon frühzeitig in den, unserem Fundorte
benachbarten Städten Guben und Beeskow Münzstätten; in dem
ersteren werden bereits 1295, im letzteren 1272 Münzmeister genannt
(Bahrfeldt, brandenb. Eippermünzen S. 52 und 30). Es ist daher
nicht ausgeschlossen, dass wir unter den vorstehenden Geprägen
auch Erzeugnisse der Gubener und Beeskower Münzstätten zu
suchen haben.
143. Zwei Lilien anf einer Erhöhung (Wölk. 72).
8 (19) Stück 0,44 g 21 mm.
144. Zwei Helme mit Federstutz (Wölk. 59).
8 (49) Stück 0,46 g 20^ mm.
145. Zwei aufrecht stehende breite Schwerter (Wölk. 67).
13 (60) Stuck 0,38 g 21 mm.
240 Fr. Bardt:
146. Eine schwer erklärliche Figur, etwa zwei unten ver-
bundene breite Fahnen (Wölk. 73).
1 zerschnittenes (10) Stück 20 mm.
147. Der Buchstabe 7\, darüber zwei, daneben je eine Kugel
(Wölk. 78).
3 (2) Stück 0,49 g 19^ mm.
148. Grosses ausgeschweiftes Kreuz; darüber und in jedem
Winkel eine Kugel
4 Stück 0,42 g 20^ mm Taf. IX, 148.
149. Zierliches Lilienkreuz (Wölk. 76, etwas abweichend).
1 (1) Stück 0,31 g 20 mm.
150. Auf gezacktem Kreuz, in dessen Winkeki Kugeln, in
einem Ringe ein Stern (Wölk. 49).
3 (1) Stück 0,36 g 20^ mm.
Eine ganz ähnliche Figur kommt auf den bekannten Wis-
marer Wittenpfennigen des späteren Mittelalters Tor.
151. Eine Figur, ähnlich der Stralsunder Flagge. Rechts
davon eine Kugel.
1 Stück 0,3 (7 18 mm Taf. IX, 151.
152. In breitem Ringe auf einer Mauer, unter welcher eine
Kugel, zwei Fahnen.
1 Stück 0,48^ 20fiiin Taf. IX, 152.
Von starkem Silberblech und von ganz abweichender Fabrik
mit den vorstehenden Münzen.
153. Der Buchstabe B in gestrahltem Rande.
2 Stück 0,31 g 15^ mm.
154. Getheilt, anscheinend zwei halbe Schilde mit Kreuxen (?)
5 Stück 0,3 i/ 15 wm Taf. IX, 154.
155. Auf ähnlichem Postament mit den beiden PftUen wie
bei Nr. 39 eine Art oben zusammengebundener Wulst
4 Stück 0,36 g 15 mm Tal IX, 155.
Diese Stücke werden nach Mecklenburg oder Pommern ge-
hören.
Der Bracteatenfund yon Gr.-Brieseo. 241
156. Lioke Hälfte eines Bracteaten mit stark geperltem Hoch-
rand. Ein Zweig, der von der in der Mitte befindlichen Figur
gehalten wird.
20 mm Taf. IX, 156.
157. Linke Hälfte. In einem Ringe Wappenschild, in wel-
chem noch zwei quer liegende Spitzen zu erkennen sind.
17^ mm Taf. IX, 157.
Es ist bedauerlich, dass gerade diese Münze nur unvoll-
ständig auf uns gekommen ist. Der Wappenrest erinnert auf-
fallend an die Sensenklingen der Herren von Strele, deren
Herrschaft in Beeskow Bahrfeldt (Brand. Eippermünzen S. 27)
schon für das Jahr 1 272 nachgewiesen hat. Möglicherweise haben
wir in unserem Stück eine Münze dieser Herren, die einzig be-
kannte, vor uns.
Wenn nun auch die vorstehende Durchmusterung unseres
Fundes insofern wenig Befriedigung gewährt, als gerade die inter-
essantesten Stücke noch der Aufklärung harren, so hat er uns
doch immerhin zahlreiche neue Gepräge geliefert und gezeigt, wie
mannigfaltige Typen im Ausgange des 13. Jahrhunderts an der-
selben Stelle im Umlaufe waren. Zugleich aber lehrt er, worauf
schon oben unter Schlesien hingewiesen wurde, wie vorsichtig die
sogenannte „Fabrik" bei den Deutuogsversuchen zu behandeln ist.
Seitdem die Bracteaten kleiner geworden waren und das Gepräge
angefangen hatte, sich zu verflachen, scheinen die Erzeugnisse
der Münzstätten zwischen Elbe und Oder die weiteste Verbreitung
innerhalb dieses Gebietes erlangt zu haben und an lokale Bezirke
nicht mehr gebunden gewesen zu sein. Dann aber ist es fast un-
möglich, aus der Fabrik und dem Fundort die sonst üblichen und
gerechtfertigten Schlüsse auf die Heimath der Gepräge ziehen zu
wollen. Am zahlreichsten (in 55 Stücken) war Nr. 39 vorhanden,
welches nach Schlesien gehört; dann folgt mit 34 Stücken der
Mecklenburger Pfennig Nr. 91. üeber 20 Stücke zählen nur noch
Nr. 43, 46 (beide zweifelhafte Schlesier), 53 (Brena) und 105
240 Fr. Bardt:
146. Eine schwer erklärliche Figur, etwa zwei unten ver-
bundene breite Fahnen (Wölk. 73).
1 zerschnittenes (10) Stück 20 mm.
147. Der Buchstabe Ä, darüber zwei, daneben je eine Kugel
(Wölk. 78).
3 (2) Stuck 0,49 g 19| mm.
148. Grosses ausgeschweiftes Kreuz; darüber und in jedem
Winkel eine KugeL
4 Stück 0,42 g 20^ mm Taf. IX, 148.
149. Zierliches Lilienkreuz (Wölk. 76, etwas abweichend).
1 (1) Stück 0,31 g 20 mm.
150. Auf gezacktem Kreuz, in dessen Winkeln Kugeln, in
einem Ringe ein Stern (Wölk. 49).
3 (1) Stück 0,36 g 20^ mm.
Eine ganz ähnliche Figur kommt auf den bekannten Wis-
marer Wittenpfennigen des späteren Mittelalters vor.
151. Eine Figur, ähnlich der Stralsunder Flagge. Hechts
davon eine Kugel.
1 Stück 0,3 ^ 18 mm Taf. IX, 151.
152. In breitem Ringe auf einer Mauer, unter welcher eine
Kugel, zwei Fahnen.
1 Stück 0,48 g 20 mm Taf. IX, 152.
Von starkem Silberblech und von ganz abweichender Fabrik
mit den vorstehenden Münzen.
153. Der Buchstabe B in gestrahltem Rande.
2 Stück 0,31 g 15^ mm.
154. Getheilt, anscheinend zwei halbe Schilde mit Kreuzen (?)
5 Stück 0,3 j^ 15 wm Taf. IX, 154.
155. Auf ähnlichem Postament mit den beiden Pfählen wrie
bei Nr. 39 eine Art oben zusammengebundener Wulst.
4 Stück 0,36 g 15 mm Taf. IX, 155.
Diese Stücke werden nach Mecklenburg oder Pommern ge-
hören.
Der Bracteatenfand von Gr.-Brie»en. 241
156. Linke Hälfte eises Bracteaten mit stark geperltem Hoch-
rand. £in Zweig, der von der in der Mitte befindlichen Figur
gehalten wird.
20 mm Taf. IX, 156.
157. Linke Hälfte. In einem Ringe Wappenschild, in wel-
chem noch zwei quer liegende Spitzen zq erkennen sind.
17^ mm Taf. IX, 157.
Es ist bedauerlich, dass gerade diese Münze nur unvoll-
ständig auf uns gekommen ist. Der Wappenrest erinnert auf-
fallend an die Sensenklingen der Herren von Strele, deren
Herrschaft in Beeskow Bahrfeldt (Brand. Eippermünzen S. 27)
schon für das Jahr 1272 nachgewiesen hat. Möglicherweise haben
wir in unserem Stück eine Münze dieser Herren, die einzig be-
kannte, vor uns.
Wenn nun auch die vorstehende Durchmusterung unseres
Fundes insofern wenig Befriedigung gewährt, als gerade die inter-
essantesten Stücke noch der Aufklärung harren, so hat er uns
doch immerhin zahlreiche neue Gepräge geliefert und gezeigt, wie
mannigfaltige Typen im Ausgange des 13. Jahrhunderts an der-
selben Stelle im Umlaufe waren. Zugleich aber lehrt er, worauf
schon oben unter Schlesien hingewiesen wurde, wie vorsichtig die
sogenannte „Fabrik^ bei den Deutungsversuchen zu behandeln ist
Seitdem die Bracteaten kleiner geworden waren und das Gepräge
angefangen hatte, sich zu verflachen^ scheinen die Erzeugnisse
der Münzstätten zwischen Elbe und Oder die weiteste Verbreitung
innerhalb dieses Gebietes erlangt zu haben und an lokale Bezirke
nicht mehr gebunden gewesen zu sein. Dann aber ist es fast un-
möglich, aus der Fabrik und dem Fundort die sonst üblichen und
gerechtfertigten Schlüsse auf die Heimath der Gepräge ziehen zu
wollen. Am zahlreichsten (in 55 Stücken) war Nr. 39 vorhanden,
welches nach Schlesien gehört; dann folgt mit 34 Stücken der
Mecklenburger Pfennig Nr. 91. Ueber 20 Stücke zählen nur noch
Nr. 43, 46 (beide zweifelhafte Schlesier), 53 (Brena) und 105
242 ^r- Bardt: Der BractotteDfond Ton Or.-Briesen.
(Unbestimmt). Dagegen waren im Wolkenberger Fnnde die Nr. 14
(Brandenburg) mit 52, Nr. 144 mit 49 und Nr. 145 (beide un-
bestimmt) mit 60 Stück vertreten, die hier nur in 11, bez. 8 und
13 Stücken vorgekommen sind. Wie gestatten diese Verhältnisse
Schlüsse auf die Heimath der Münzen?
Neu ist femer, dass Pommersche und Mecklenburgische Pfennige
so zahlreich in der Niederlausitz kursirt haben; sie machen zu-
sammen den zehnten Theil des Fundes ans. Die Feststellung
dieser Thatsache ist um so wichtiger, als offenbar einige dieser
Typen ganz entfernten Münzstätten zum Vorbild gedient haben.
Die Figuren auf Nr. 38 und 39 erinnern lebhaft an den Stralsunder
Stachel; wenn wir nun durch unseren Fund wissen, dass in der
That Stralsunder Stachel-Bracteaten bis in die Nieder-Lausitz and
an die Schlesiche Grenze gedrungen sind, so wird man sich der
Annahme nicht verschliessen können, dass der neuer Münzbilder
bedürftige Stempelschneider sich die fremden Gepräge zum Vor-
bild genommen hat. Solche Nachahmungen fremder Münzen aus
ganz entlegenen Münzstätten weist bekanntlich das spätere Mittel-
alter öfters auf, es braucht hier nur an die Diepholzer und Rit-
berg'schen Münzen bei Grote, Münzstudien Bd. IV, Taf. 9, 11. 16.
17 und Taf. 10, 9 erinnert zu werden. Die Constatirung dieser
Nachahmungen für imsere Zeit und Münzgattuug erschwert aber
die Deutungsversuche noch mehr und vermehrt die Zaghaftigkeit, mit
welcher der vorsichtige Forscher an jene sich heranwagt.
Frankfurt a/0., October 1883.
Fr. Bardt
243
Die MedaUlen des lioolaos Foizorins«
(Tafel X.)
An Herrn A. Armand in Paris.
Verehrter Herr,
Da bei jedem neaen Aofischluss über die italienischen Me-
dailloDs meine Gedanken sich sogleich zu Ihnen wenden, richte
ich aach diese Zeilen an Sie.
In meiner Arbeit über die gegossenen Schaumünzen des fünf-
zehnten Jahrhonderts habe ich S. 139 vier Medaillen aas den
Jahren 1468 bis 1492 oder 1493 zusammengestellt mit den Künstler-
namen:
OP VS • NICOLAI • FLORENTINI
NI"- F • FLO •
OP • Nil"- F • S •
OP • NI • FO • SP • Fl-
ieh fügte hinzu, dass wir abwarten müssten bis eine neue
Nachricht uns aufkl&rt, wer dieser ausgezeichnete Künstler war.
Einer kurzen Mittheilong des Heim Director Dr. F. Kenner
im Monatsblatt der Numismatischen Gresellschaft in Wien Nr. 2,
rerdanken wir die Keontniss der im Kaiserlichen Münzkabinet zu
Wien au%efundenen Medaille, welche SILVES'EPS*CLVGIEN- um
den Kopf eines Geistlichen mit grosser Tonsur hat; auf der Kehr-
seite steht OPVS- NICOLAI • FORZORII • FLOREN • MCCCCLXXX V«
um eine breite Basis^ auf welcher eine grosse Kugel liegt; die
Inschrift VARIETAS an der Basis scheint anzudeuten, dass durch
244 ^' Friedlaender:
die Kagel der Wechsel der irdischen Schicksale angedeutet wer-
den soll.
Die Eünstlerinschrift ergänzt die vier oben angegebenen und
bestätigt was Sie nach Herrn Milanesi's Angaben gesagt
haben; der Künstler hiess Nicolaus Forzorias Spinelli filios
Florentinas, und gehört einer wohlbekannten Künstlerfamilie an.
Doch ist noch Folgendes zu bemerken, wodurch die Angaben des
Herrn Milanesi berichtigt werden.
Yasari sagt im Leben des Agostino und Agnolo von Siena^) dass
Cione's Schüler Forzore di Spinello aus Arezzo in allen Ciselir-
arbeiten, ausgezeichnet war. Da Cione im Jahre 1389 starb, so kann
unser Nicolaus Forzorias Spinelli filius, welcher in den Jahren
1485 bis 1492 oder 1493 Medaillen gegossen hat, unmöglich dieser
Schüler des Cione sein.
Die Grenealogie der Familie stellt sich so. Yasari erzählt
femer im Leben des Spinello aus Arezzo^), dieser habe zwei
Söhne gehabt, von denen der eine Forzore di Spinello hiess und
Goldarbeiter in Florenz war^), dies ist also jener Schüler des
Cione. Er wird ungefähr 1370 geboren sein, sein Yater lebte
noch 1408, wie Rumohr nachgewiesen hat*). Dieser Forzore
muss nun einen etwa 1410 geborenen Sohn gehabt haben, welcher
Spinello hiess, wie sich daraus ergiebt, dass sein Sohn sich Nico-
laus Forzore di Spinello nennt, das heisst Sohn des Spinello. Und
dieser Nicolaus, welcher etwa 1450 geboren sein wird, ist unser
Künstler, dessen Medaillen mit 1485 bis 1492 oder 1493 bezeichnet
sind. Ich brauche nicht zu sagen, dass die Jahreszahlen der Ge-
barten nur auf Yermuthung beruhen.
Der Dargestellte, Silves. eps. Clugien., war mir lange räthsel-
haft, da sich kein italienischer Bischofsitz Clagia finden liess.
1) Aasgabe des Ginnti 1568, Th. T, S. 138.
2) Ausgabe des Oiunti I, S. 218.
3) Der andere Sohn hiess Parti, wohl Gasparre; Yasari hat sein Leben ge-
scbriebeD, Ausgabe der Giuoti II, S. 289. Er erwähnt da wieder S. 294 auch
den Forzore.
4) Italienische Forschungen II, S. 227.
Die Medaillen dee Nicolaus Forzorius. 245
Endlich fiel mir Chiozza ein, das eigentlich Chioggia heisst, das
z drückt nur die zischende venetianische Aussprache aus, die auch
ans Giorgio: Zorzo macht Ghioggia hiess im Altertham Fossa
Claudia oder Clodia, daraus ward im Mittelalter Clogia und ClugiaO)
und dies ward zu Ghioggia, wie ja das lateinische l oft zum ita-
lienischen t, z. B. plus zu piu wird« Und wirklich fand ich, dass
Silvestro Duziari in den Jahren 1480 bis 1485 (besser 1487) das
Bisthum Chiozza inne hatte'). Dass er sieben Jahre, also bis
1487 Bischof war, sagt Pietro Morari in seiner Geschichte von
Chiozza, wo er S. 271 und 272 den Bischof Silvestro erwähnt,
dessen Familiennamen er nicht kannte').
Ob die unbezeichneten Florentinischen Medaillen, welche dem
Nicolaus zugetheilt werden, von ihm oder von Guazzalotti oder
anderen Florentiner Künstlern modellirt sind, bleibt wohl zweifel-
haft. Ich vermag sie dem Stil nach, der immer ein unsicheres
Kennzeichen ist, nicht zu unterscheiden, und habe sie deshalb in
meiner Arbeit alle zusammen als Florentinische aufgeführt.
Durchaus fraglich ist es, ob ein „Nicolas Spinelly^ oder
„Spinel^, welcher nachweislich die Siegel Philipps des Guten und
Karls des Kühnen geschnitten hat^) mit unserm Nicolaus zu-
sammenhängt. Wollte man sie für identisch halten, so könnte
man ihm auch die Medaillen dieser Fürsten zutheilen, allein diese
weichen so sehr von den fünf bezeichneten Florentiner Arbeiten
ab, dass ich mich, nachdem ich mich bemüht habe alles Sichere
auszuscheiden, nicht auf das weite Meer solcher Vermuthnngen
wagen werde ^).
1) Gewöhnlich Glugia maior; der Name kommt schon im Chronioon Veoa*
tum des 1364 gestorbenen Andreas Dandulas vor.
2) Qams, series episcomm eccleeiae catholicae, Re^^ensburg 1878.
3) Pietro Morari ist 1652 {gestorben; seine Qeecbichte ist 1870 tod Naccari
in Ghioggia heraasgegebeo worden.
4) Retue numismatiqae beige 1860, 8. 186.
5) Die Medaille Philipps des Qnten mit dem Brustbild im DreiTiertel-Profil
Ist eniehtlieh aus viel •p&ttrer Zeit.
246 J. Friedlftender:
Dagegen erlaube ich mir Dmen noch einige Bemerkungen
vorzulegen.
Sie meinen, die Medaillen des Pisano mit seinem eigenen Bild-
niss seien nicht von seiner eigenen Hand. Ich hatte eine Stelle
aus einem Aufsatz des Pomponius Gauricus angefahrt und gesagt
dieser Aufsatz sei vor dem Jahre 1505 geschrieben. Sie bezweifeb
die Glaubwürdigkeit des Pomponius, weil er erst 50 Jahre nach
Pisano's Tode geschrieben habe. Dies trifft aber nicht zu, der
Aufsatz ist dem Hercules T. von Ferrara gewidmet, welcher von
1471 bis 1505 regiert hat, folglich kann der Aufsatz auch
früher geschrieben sein als 1505. Aber selbst wenn Pomponius
50 Jahre nach Pisano's Tod geschrieben hat, wird seine Glaub-
würdigkeit dadurch nicht geringer, und die Nachricht trägt ihre
Beglaubigung in sich; solche Nachricht erfindet niemand. Pom-
ponius sagt nämlich: Pisanus in se caelando ambitiosissimus. Sie
meinen auch, es sei hier ein grösseres Werk als Medaillen an-
gedeutet, also etwa eine Büste? Allein es ist nicht überliefert,
dass Pisano anderes als Gemälde und Medaillen gemacht hat,
und das Wort caelare passt auch nur auf Medaillen. Man kann,
unbefangen die Worte betrachtend, sie nicht anders verstehen,
als dass Pisano Medaillen mit seinem Kopf gemacht hat, und
da ihm Selbstverherrlichung vorgeworfen wird: mehrere Medaillen.
Nun haben wir zwei Medaillen mit seinem Bildniss^ es liegt also
nahe, dass dies diejenigen sind, welche er gemacht hat und
welche Pomponius kannte. Und diese Medaillen sind schön, sie
stimmen zu seinen bezeichneten Arbeiten im Stil, ich wüsste
keinen andern Künstler dem ich sie zutheilen möchte. Und sie
stimmen auch in allen Einzelheiten, ich bitte Sie zum Beispiel
den Olivenzweig unter der Schrift auf der Kehrseite der grosseren
Medaille mit den Zweigen zu vergleichen welche auf den kleinen
Medaillen Lionells den Kopf umgeben, sie sind offenbar von
derselben Hand modellirt. Dass er seine eigenen Medaillen klei-
ner gemacht hat als die der Fürsten, ist ganz natürlich; warum
er nicht auf die Kehrseite sein Opus Pisani Pictoris geschrieben
Die Medullen des Nicola« s Fonorias. 247
hat? eiDfach: weil auf der Vorderseite schon PISANVS PICTOR
steht.
Da wir nur eine geringe Anzahl von schriftlichen Nachrichten
über diese Künstler haben, und namentlich von Nachrichten aas
ihrer 2«eit und der nächstfolgenden, darf man diese so höchst
werthvollen Quellen nicht ohne gewichtige Gründe trüben oder
verstopfen. Und daher bitte ich Sie und Herrn Heiss die Frage
nochmals zu erwägen. Nach emeueter Prüfung bin und bleibe
ich überzeugt, dass diese Medaillen von Pisano's Hand sind, und
dass es dieselben sind, welche den Pomponius Ganricus zu jenen
Worten veranlasst haben.
Julius Friedlaender.
248
Literatur.
Geschichte des älteren römischen Münzwesens bis
circa 200 v. Chr. — Aus den Unterlassenen Papieren des Ge-
heimraths Dr. Karl Samwer, herausgegeben von M. Bahrfei dt.
Wien, 1883. (215 Seiten; Preis 7 Mk.).
Nach verschiedenen kleineren und gelegentlichen selbständigen
Arbeiten auf dem Gebiete römischer Numismatik tritt uns Bahr-
feldt hier mit einem grösseren und abschliessenden Werke ent-
gegen, das er zum Theil aus den Papieren seines verstorbenen
Schwiegervaters, Dr. E. Samwer, herausgegeben hat. Es ist kein
unwürdiges Denkmal, das kindliche Pietät dem verdienten, über
die Grenzen seines zweiten, gothaischen Vaterlandes viel zu wenig
gekannten Staatsmannes und Historikers damit gesetzt hat.
Denn wie die jetzt vereinigte Samwer-Bahrfeldt^sche Samm-
lung römischer Incerten für alle, die auf dem Gebiete der alten
römischen Numismatik arbeiten werden, nicht zu übergehen sein
wird, so wird auch jeder derselben, nach der einen oder anderen
Seite hin, sich mit dem vorliegenden Werke, das neue Funda-
mente für den behandelten Theil der Wissenschaft legen will,
zuvor abfinden müssen. —
Schon der Termin, mit welchem die römische Münzung be-
gonnen habe, wird, der bisher allgemein üblichen Auffassung ent^
gegen, nicht in die Zeit der Decemvim verlegt, sondern ziemlich
hundert Jahre später. Und zwar wird mit Verwerfung der vor-
handenen Schriftquellen und unter der Annahme, die Reste der
Literatur. 249
zwölf Tafeln zeigen nur, dass zur Zeit ihrer Entstehung eine
römische Münze nicht existirt habe, die Zeit der beginnenden
römischen Münzung auf Grund der uns erhaltenen Münzen
selbst bestimmt, d. h. auf Grund der auf dem Schwerkupfer
sich findenden Darstellungen. Zu dem Zweke wird einerseits der
Eunststyl des vorderseitigen menschlichen Antlitzes, andererseits
die Form der Eriegsschiffsprora auf der Rückseite herangezogen.
Nach Darlegung der drei Eunstepochen griechischer Plastik aof
Münzen, besonders von Athen und Syrakus, und mit Betonung
der Helbig'schen Auffassung, dass die italische Eunst überall
auf der Grundlage der griechischen ruhe, ergiebt sich als Folge-
rung, dass das älteste römische Schwerkupfer in Zeichnung und
Behandlung des menschlichen Eopfes (sowie in der Technik des
Stempelschnittes), auf die Blüthe der vollendeten Eunst hinweise
und nicht einer Zeit entstammen könne, in der die bildende Eunst
noch durchweg Missbildungen und Härten in der Darstellung des
menschlichen Gesichtes zeige. Man wird sich diesen Argumenten
um so weniger verschliessen dürfen, als auch Mommsen annimmt,
„dass sich im Ganzen viel Rohheit und Nachlässigkeit, aber nichts
besonders Alterthümliches in der technischen und stylistischen
Behandlung der römischen Asse zeige'' (Geschichte des röm.
Münzwesens, p. 186), und Lenormant sein, von Mommsen aus-
drücklich als „sehr richtig'' bezeichnetes Urtheil dahin abgiebt:
„Qu^on examine avec attention les as en apparence les plus
grossiers, on y trouvera toutes les qualit6s qui appartiement
essentiellement aux monnaies de la grande epoque et k Fart le
plus avanc^** (^lite c^ramogr. introd. 1, p. XXX). Giebt man
aber die Thatsache zu, so darf man sich auch der nothwendigen
Folge nicht entziehen, d. h. zeigt das römische Schwerkupfer den
Styl vollendeter Eunst, so kann es unmöglich aus der Mitte des
fbnften Jahrhunderts stammen.
Auf diese selbe Zeit aber für die Entstehung einer römischen
Münze werden wir geführt, wenn wir das SchifFsbild der Rück-
seite betrachten, da die dort dargestellte, gegen die Zeiten der
250 LiUratur.
Perserkriege und des pelopoluiesischen Krieges weseDÜich ver-
änderte Gonstractionsform der Kriegsschiffe (grichische nnd phdni-
cische Master för römischen Schiffsbau vorausgesetzt) nicht vor
400 Y. Chr., wahrscheinlich sogar erst in der ersten Hälfte des
vierten Jahrhunderts hervorgetreten ist.
Weiter stellt sich das vorliegende Buch in Gegensatz za
Mommsen (1. c. p. 190 ff.) und auch zu Hultsch (Metrologie 2,
p. 258 ff.), indem es die nicht mehr zu bezweifelnde Thatsache
constatirt, dass der älteste römische Münfass, der bestimmten An-
gabe der alten Schriftsteller, besonders Yarros, entsprechend, der
pf&ndige gewesen ist, und dass man nicht mit einem thatsäch-
lichen Zehnunzenfass zu münzen begonnen hat, wenn auch der
liberale As sehr bald zu einem Zehnunzenas herabgesunken ist
Dieses wichtige Resultat wird gewonnen auf Grund der Wägun-
gen von 1016 gegossenen Assen, von denen ziemlich 300 fiber
den Mommsen'schen Zehnunzenfiiss hinausgehen.
Es ist an dieser Stelle nicht möglich, auf den Inhalt des
Werkes noch des Weiteren einzugehen. Betonen aber wollen
wir ausdrucklich, dass die Beweisführung durchweg eine vor-
sichtige und methodische ist — so besonders auch da, wo die
Verfasser sich gegen die Annahme einer gesetzlichen Elinfähnmg
des Semilibralfusses und des Quadrantarfusses (Abschnitt II,
p. 45 — 65) aussprechen — und dass sich diese Beweisführung
auf ein Quellenmaterial stützt, vne es in solcher Yollst&ndigkeit
noch Niemandem zu Grebote gestanden hat. Und dieses reiche
Quellenmaterial ist mit eioer musterhaften Sorgfalt und greifbaren
Uebersichtlichkeit zu einer grossen Zahl von Tabellen verarbeitet,
(dieselben nehmen ziemlich die Hälfte des Buches ein), dass
gerade sie dem Werke einen auf alle Fälle dauernden Werth
verleihen weit über die Zeit seines Erscheinens hinaus und auch
für die, welche den aus diesen Zusammenstellungen tausender von
Münzen gefolgerten Ansichten nicht in dem einen oder anderen
Punkte beistimmen wollen. Man vergleiche nur diese Zusammen*
Stellungen mit den einschlagenden bei Mommsen und Ailly, mid
Literatur. 251
mftn wird erkennen, dass hier durch jahrelanges, sorgsames und
wissenschaftliches Sammeln in fast allen nar einigermassen bedeu-
tenden öffentlichen und privaten Cabinetten, dass hier durch
jahrelanges, planmässiges und liebevolles Beschränken auf ein nur
wenig beliebtes und nur spärlich bebautes Feld romischer Numis-
matik eine über Erwarten reiche Ernte eingebracht ist.
Die Publikation der Arbeit verdanken wir der Liberalität
der numismatischen Gesellschaft in Wien, welche dieselbe, was
Papier und Druck betrifft, in einer Weise ausstattete, wie wir sie
nur an den besten derartigen Publikationen Englands gewöhnt
sind. Vier zum Theil recht gute Lichtdrucktafeln, sowie zahl-
ireiche Abbildungen im Text und eine Uebersichtskarte des alten
Italiens nach Kiepert erhöhen seine Brauchbarkeit.
Das Werk ist dem liebenswürdigen und verdienstvollen
Director des hiesigen herzoglichen Müozkabinets, dem Heixo
Geheimen Hofrath Dr. W. Pertsch gewidmet, der, ein langjähriger
und treuer Freund des verstorbenen Samwer, mittelbar einen
nicht unwesentlichen Antheil an dem Buche hat.
Gotha. Emil Matthias.
Schiller, Hermann, Geschichte der römischen Kai-
serzeit, II. Abth., von Vespasian bis Diocletian. Auch in der
zweiten Abth. des ersten Bandes dieses Werkes sind die Münzen
und deren Literatur eingehend berücksichtigt. Euer noch einige
Zusätze: p. 771 heisst es von dem auf Münzen „restitutor monetae^
genannten Severus Alexander: „auch im Münzwesen suchte
Alexander ... zu helfen, indem er das schlechte Geld seiner
Vorgänger einzog . . . Alexander Hess werthhafte Kupfer-
münze prägen und hemmte auf diese Weise den weiteren Verfall.^
Hierauf ist «u sagen, dass Alexander's Denare ganz ebenso
schlecht sind, als die seines Vorgängers Elagabal, sogar noch
schlechter, weil sie viel mehr schwanken. Was „werthhafite*'
Kupfermünze ist, verstehe ich nicht, ich weiss auch nicht, wie
ZeiMcbrlft fAr Namiinatik. XL 17
252 Litentor.
durch Prägen von Eapfermünzen der „Verfall^ gehemmt wird,
ich weiss nur, dass Alexanders Kupfermünzen genau eben so
aussehen, a]s die seines Vorgängers Elagabal; dass sie häufig
sind und Elagabal's selten, kommt daher, dass Alexander dreimal
so lange regiert hat. Also alle Versuche, mit Zuhülfenahme fremd-
klingender Wörter und technologischer Ausdrücke, in Alexander's
uns massenhaft vorliegende Münzen eine ^restitutio monetae^
hineinzuinterpretiren, sind vergeblich und es bleibt bei dem, was
Eckhel schon gesagt: man weiss nicht, warum er sich ^restitutor
monetae^ nennt, einzig und allein das Nicht- Ausprägen der grossen
Denare, der Autoniniani, ist seine Neuerung. — p. 802, Anm. 6.
Man darf wohl nicht F« RV- lOTAPIANVS, sondern man muss
FRV« etc. lesen, was man ERY [Gl] erklärt hat. — p. 834, Anm. 6.
Eine ^.Untersuchung^, ob die Münzen des Macrianus zwei Kaisern
des Namens angehören oder nicht, ist gar nicht nöthig, alles steht
(abgesehen von dem von mir später als höchst wahrscheinlich ge-
tischt erkannten Alexandiner) ganz klar bei Cohen: die Münze des
jungen Macrian mit dem Gaesartitel beweist, dass er nicht sogleich
Augustus war, also dass sein Vater Macrianus senior wirklich
regiert hat. Die einzige Münze dieses Macrianus senior (römischer
Denar) ist bei Cohen ebenfalls beschrieben und abgebildet, aller^
dings nur des Bartes und des scheinbar etwas älteren Gesichts
wegen ihm zugeschrieben. A. v. S.
^
253
Zwei Funde Yon Denaren des zehnten und elften
Jalirliunderts.
A. Der Fund von Schoeningen.
Die Geschichte dieses im Frühjahr 1883 gemachten Fundes
ist keine erfreuliche: auf dem Rittergute Schoeningen unweit
Stettin wurde beim Pflögen in etwa 8 Zoll Tiefe ein irdenes Ge-
fass zertrümmert, so dass, wie die betheiligten Knechte sich aus-
drückten, das Silber nur so spritzte; der dabei anwesende Guts-
besitzer verbot aber die Unterbrechung der Arbeit und das Auf-
sammeln der „unnützen Dinger^, und so wurden denn die kaum aus
langer Gefangenschaft befreiten Schätze — denn zu einem grossen
Theile war es das bekannte arabische Backsilber, namentlich von
Halsringen — wieder übergepflügt, und Nachts erst von den her-
zueilenden, beim Mondschein grabenden Dorfbewohnern nach
Kräften wieder zu Tage gefördert. Dabei sind dann nothwendig
nicht wenige wieder verloren gegangen und das, was wieder auf-
gegraben wurde, ist in so viele Hände gerathen, dass es nur ge-
lungen ist, 325 Gramm, aus 219 ganzen Münzen und 47 Bruch-
stücken von solchen bestehend, für die Sammlung der Gesellschaft
fär pommersche Geschichte zu Stettin zu retten. Nach diesen
mir zur Begutachtung übersandten Bruchtheilen ist die nachfol-
gende Beschreibung aufgestellt, ich zweifle aber nach meiner durch
Prüfung zahlreicher ähnlicher Funde gewonnenen Erfahrung nicht,
dass dieser Theil, mag er auch vieUeicht nur ein Drittel oder ein
'UktMktlU mr HnmUnAtlk. XL 18
264 H. Daimenberg:
Viertel desGuDzen darstellen'), diesem Ganzen homogen ist, der-
gestalt, dass eine genauere Betrachtung sich lohnt.
Als älteste Münze ist voran in erster Reihe zu nennen:
1. Ein Denar der jüngeren Faustina RJ. AVGVSTA Ceres
mit Äehre und Fackel.
Die Langlebigkeit der alten Römerdenare ist auch anderweit
durch unsere Funde bezeugt: der von Obrzycko (ca. 973) enthielt
solche Yon Antoninns Pius und Theodosius I., der Stolper (ca. 1000)
Denare von Nero, Domitian und Hadrian, der yon Eawallen (1010)
einen von Trajan, endlich der Fund von Simoitzel (1070) gleich-
falls eine Münze derselben Faustina.
Lothringen.
Verdun.
Heinrich I.
2. Nachahmung von Dannenberg (M. d. s&cbs. und frank. Es.)
Nr. 96. 2 Expl.
Maestricht?
3. Ein leider unlesbarer Obol mit linksgewandtem Eönigs-
kopfe wird durch seine Fabrik und seine Aehnlichkeit mit
Dannenb. 240 — 42 hierher verwiesen. 1 Expl.
Eöln.
Otto I.
4. Mit ODDO REX, ahnUch Dbg. 329. 2 Expl.
6. Mit OTTO REX, Dbg. 331. 14 Expl.
Otto III.
6. Mit ODDO IMP. Aehnlich Dbg. 342. 4 Expl.
Heinrich IE.
7. Mit Ereuz auf der Hs. Dbg. 345. 1 ExpL
8. Nicht zu klassifizirende kölnische Eaiserdenare. 3 Expl.
1) Noch weniger, wenn, wie ich nachträf^lich höre, der ganze Schatz sich
auf etwa 12 Pfd. belaufen hat; die Sch&tzuog kann aber nach Obigem nar eine
ungefähre sein.
J
Der Fund von Schoeninften. 255
Friesland.
Deventer.
Otto III.
9. KEX • ODDO Gekrönter Kopf mit struppigem Barte. Bf,
DAVEITRC . Kreuz mit 4 Kugeln. . 1 Expl.
Weicht erheblich ab von Dbg. 562 (mit OTTO REX).
Sachsen.
Herzog Bernhard L, 973—1011.
10. Denar mit Kopf. Dbg. 585. 4 Expl.
11. Mit kleinem Kreuze auf jeder Seite Dbg. 587. 15 Expl.
Viele Exemplare haben die Rückseite schwach ausgeprägt;
die Fabrikyerwandtscbafit mit gewissen grösseren Wendenpfennigen
(Dbg. 1329) scheint mir unleugbar.
Herzog Bernhard H., 1011—1059.
1. Aehnlich, aber auf der Bf. eine Kugel statt des Ej'euzes.
Dbg. 589. 3 Expl.
Quedlinburg,
Otto III.
13. Denar nach Art der Adelheidsmünzen. Dbg. 613. 2 Expl.
Magdeburg.
14. Aehnlich Dbg. 643; Uebergang zu den Wendenpfennigen,
(s. unten Mr. 45). Dbg, 1323 und 1330. 2 Expl.
Hildesheim, Bischof Bemward, 993—1022.
15. Denar mit HILDENESHEM Kreuz mit Kugel im 2. und
4. Winkel. Dbg. 710, 2 Expl.
Mund bürg, derselbe.
16. Dbg. 719. 1 Expl
Dortmund,
Otto III.
17. ODDO IMPERATOR Kreuz. Rf. Kleines Kreuz im
Perlenkreise. Dbg. 744. 2 Expl.
18. Ein Denar, anscheinend von Heinrich II., wie Dbg. 747.
1 ExpL
18»
256 H. Dannenberfr:
Franken.
Mainz,
Otto III.
19. Wenig deatliche Exemplare, äholich Dbg. 776. 6 Expl.
20. Ein Obol, anscheinend ähnlich Dbg. 780. 1 Expl.
Heinrich IL
21. +(HE?) .... REX Holzkirche. Rf. + OTTO .... (rück-
läufig) Erenz mit 4 Kugeln. 1 Expl.
Die Buchstaben HE am Anfange der Umschrift dieses De-
nars von entschieden Mainzer Fabrik sind keineswegs sicher, den-
noch ist die Ergänzung zu HEINRICVS nach den angegebenen
sicheren Schriftresten kaum von der Hand zu weisen. Wir haben
dann ein Seitenstück zu den Dortmunder Denaren Dbg. 746 und
747, welche ebenfalls Otto III. neben Heinrich H. nennen, und
somit giebt der vorliegende Denar einen neuen Belag für die
hohe Ehrfurcht ab, die Letzterer seinem Vorgänger zollte.
22. Schlecht erhaltener Denar von Heinrich IL, anscheinend
Dbg. 785. 2 ExpL
Erzbischof Willigis? 975—1011.
23. Denar. Dbg. 802. 2 ExpL
24. AehnUcher Obol ( CIA Rf. HEmiUC . . .) Dbg.
803. 2 Expl.
25. Schlecht ausgeprägter Denar ähnlich wie Nr. 19 — 22,
von Mainz oder Speier. 4 ExpL
Worms,
OttoIU.
26. Denar mit Bischofsstab in einem Kreuzwinkel. Dbg. 844.
6 Expl.
Würzburg,
Otto m.
27.MitKopfdesHeiUgen. Ä/.OTTOIMPE. Dbg. 856. lExpL
Schwaben.
Strassburg,
Ottoin.
28. OTTO IMq LiUe. Dbg. 913. 1 ExpL
Der Fand toh Schoeningen. 257
Heinrich IE.
29. Kopf mit Strahlenkrone rechts. Dbg. 916. 3 Expl.
Esslingen.
30. +SANCTS VITALIS ü/. tEZSELINGA. AehnUch
Dbg. 950. 1 Expl.
Augsburg,
Bischof Bruno, 1006—1029.
31 tPR(VN0)EPa5 Kreuz; Münzmeister VVI. Dbg. 1025.
Bruchstück.
Diese Münze ergiebt das sicher jüngste Datum des
Fundes, der noch vor Ethelreds Tode, etwa 101 2 — 1015, niedergelegt
sein dürfte.
Baiern.
Regensburg,
Herzog Otto, 976—982.
32. Denar des Münzmeisters 8IG(I). Dbg. 1065c. Bruchstück.
Herzog Heinrich IV, 995-1004, 1009-1017, König 1002,
Kaiser 1014.
33. 34. Denare mit den Müuzmeistemamen CCC und WI.
Dbg. 1074. 2 Expl.
Salzburg, derselbe Herzog.
35. Denar mit coCVODOTVc^ (Scs Ruodpertus) und OlO
Dbg. 1135. 2 Expl.
Geographisch unbestimmbare deutsche MUnzen.
36. Der angebliche Wertheimer Denar X OTTO REX Rf. SQ.
Dbg. 1160. lExpl.
37. Otto in. und Adelheid (ohne AMEN) Dbg. 1167 (viel-
fiich Nachmünzen). 115 Expl.
38. Aehnlicher Obol. Dbg. 1 169. 4 Expl.
39. VVIGMAN . COJB . Dbg. 1229. 1 Expl.
40. Matt und einseitig ausgeprägter Denar, angeblich von
Otto von Schwaben. Dbg. 1271. 1 ExpL
41. Aehnlicher Obol. Dbg. 1271a. 1 Expl.
258 H. Dannenbeiif:
42. Langgestreckter Eirchengiebel mit 4 Säulen. Rf. Kreoz.
Dbg. 1309. 1 ExpL
43. Nachahmünzen mit Hand. Rf» kleines Kreoz. M^m. St
Pet. IV Taf. XIV, 4. 1 ExpL
Erinnert bezuglich der Fabrik sehr an Magdeburg und Hildes-
heim.
44. Wendenpfennige der grösseren Art. Dbg. 1329. 2 Expl.
45. Wendenpfennige von Magdeburger Gepräge (vgl. oben
Nr. 14). Dbg. 1323 u. 1330. 11 Expl.
46. Schlechterhaltene und sehr verwilderte Münzen (dabei
2 karolingische Nachmünzen). 13 Expl.
B8hmen.
Herzog Boleslawn., 967— 999, oderBoleslawHL, 999—1002.
47. Denar. Ereuz. Rf. Giebel mit ONO . . Voigt böhm.
Mz. I, S. 181 Nr. 2. 1 ExpL
48. Denar. Hand. Rf. Giebel mit ONO.. Voigt böhm.
Mz.I, S. 181, Nr. 1. 1 Expl.
49. Denar mit rohem Kopfe von vom. Mitth. d. num. Gbs.
zu Berlin Taf. HI, 11. Bruchstöck.
50. Denar. +OMtRIZ .RRACA .0^ rückläufig. Voigt I
S. 123. 1 Expl.
Herzog Jaromir, 1003—1011.
51. 1H8 XP8DN8 N08TPP Brustbild des Erlösers mit seg-
nender Rechten und Evangelienbuch. Rf, • A + HIMORAl Kreuz
in Kugehi endigend. Möm. St. Pet. III, Taf. XIII, 7. 1 ExpL
52. Zwei byzantinisirende Brustbilder von vom. £/. XIc/)H
.... I CO Vogel mit erhobenen Flugein rechtshin.
Der Denar mit gleicher Bj. und lAROMIR, aber dem Bilde
des Erlösers auf der Rj\ (Mittheil. Taf. IV, 1 3, Möm. St Pet. IH,
Taf. Xin, 5) rechtfertigt diese Zutheilung. Sollte auch hier die
Rf. Christi Namen ausdrücken, so wäre das Bild (Adler oder
Taube) damit in Uebereinstimmung, und letzterenfalls zwei Per-
sonen der heiligen Dreieinigkeit bezeichnet.
ö3. tlADOTIlAXO (abo +IAROMIDVX) diademirtes Brust-
Der Fond joa SchoeoiogOD. 259
bild linkshiD, vor demselben ein Kreazcheo. Rf. f H8P CQN-
gWOHTCD Brustbild des Erlösers, wie auf Nr. 51. Unedirt
Taf . X Nr. 53. 1 Expl.
England.
Ethelred, 978—1016.
Nar von ihm, nicht aach von seinem Nachfolger Enat kamen
einige Pennies vor, und zwar 1 von Typ. B. 2 Uildebrand, 9 von
Typ. C, 1 von C. var b, und nur 1 nebst 1 Nachmunze von dem
neuesten und häufigsten Typ. D. Dies und das Fehlen auch der
Denare Piligrims von Köln unterstützen die Eingangs getroffene
Zeitbestimmung auf das Kräftigste. Die Münzstätten sind, einige
Bruchstücke hinzugerechnet: Canterbury, Cambridge, Dorchester,
Exeter, York, fiertford, Lincoln, London, Lydford, Oxford, Sud-
bury^ Werham und Winchester. Kätbselhaft bleibt der Penny
Typ. C mit iEDELRIC M-OEROC; sollte Shrcwsbury (Scrobes-
burig) unter dem EROC zu verstehen sein?
Endlich:
Arabische MUnzen,
in 5 Bruchstücken, 1 vom Jahre 336 (947/8 n. Chr.) von dem
Buweihiden Moizzeddaula in Basra geprägt, 1 von Samaniden
Nasr n. ibn Ahmed unter dem Chalifat des er Radi, also zwischen
934 und 939 geschlagen, ein drittes etwa zwischen 940 und 950
von den Hamdaniden Nasireddaula und Seiffeddaula, endlich eins,
auf dem nur die zwei ersten Ziffern der Jahreszahl 33 erkennbar,
also 941—950.
Nachtrag.
In Folge eifriger Nachforschungen eines an der Fundstelle be-
schäftigten Mannes sind noch 125 Münzen, sowie eine beträchtliche
Anzahl Bruchstücke von MQnzen und Schmuckstucken gerettet, zu
deren nachfolgender Beschreibung ich durch die Gefälligkeit des
verstorbenen Prof. Fieweger in den Stand gesetzt worden bin.
Die Münzen sind folgende:
260 ^' Daimeoberg:
Lothringen.
Verdun,
Heinrich I.
1. NachahmuDg, wie oben Nr. 2, sehr klein. l Expl.
Maestricht,
Heinrich H.
2. Der seltene Denar mit HEIN. . . VS REX Kopf links.
Rf. fX . .lECTVM : :, im Felde ^ Dbg- 243. 1 Expl.
Köln,
Otto I.
3. Stark beschnittenes Exemplar mit OTTO REX, wie oben
Nr. 5. 4 Expl.
Sachsen.
Herzog Bernhard I.
4. Denar mit Kopf, wie oben Nr. 10. 1 ExpL
5. Denar mit kleinem Kreuze auf beiden Seiten, wie oben
Nr. 11. 1 Expl.
Anscheinend haben 2 dieser Denare auch auf der R/. Namen
und Titel des Herzogs; das wäre dann eine neue Abart, auf die
allerdings zu rechnen war.
Herzog Bernhard IL
6. Aehnlich, aber auf der Hf. eine Kugel im Felde, also wie
oben Nr. 12. 1 Expl.
Magdeburg,
Otto m.
7. tDIGR'A REX Kreuz mit ODDO Ä/. +IWGADABVBG
Kirche. Dbg. 639. 1 Expl.
Dortmund,
Otto lU.
8. Wie oben Nr. 17. 1 Expl.
Franken.
Mainz,
Otto III.
9. Undeutlicher Denar, wie oben Nr. 19. 3 EzpL
Der Fund Ton Schoeningen. 261
Heinrich 11.
10. H....YI.N. Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. MOGONT(I)A
Kirche mit einer Blume im Giebel und einem kahlen Menschen-
kopfe im Portale. Dbg. 787. 1 Expl.
Erzbischof Willigis?
11. Wie oben Nr. 23. 2 Expl.
Worms, Ottolli.
12. Sehr kleiner und leichter Denar, wie oben Nr. 26. 1 Expl.
Würz bürg, Otto IIL
13. +S (KILI)ANVS Kopf des Heüigen rechts. Rf. O(TTO)
REX Kreuz. Dbg. 855. 1 Expl.
Schwaben.
Strassburg, Otto III.
14. Denar mit Kreuz. Rf. Kirche (schlecht erhalten) Dbg. 910.
1 Expl.
Heinrich II.
15. Kopf mit Strahlenkrone. iJ/. Kirche, sehr klein. Dbg. 916.
1 Expl.
Bischof Widerold (991-999) oder Alwich (999-1001).
16. Ein Brustbild wie Dbg. 941, jedoch mit rechts gekehrtem
Kopfe.
Der angezogene Denar Dbg. 941 ist zufolge eines mir später
zugegangenen Exemplars mit deutlichem ...YYICV. . von Alutwic,
hier aber sprechen die wenigen Schriftreste doch mehr für
Widerold, von dem bisher eine solche MQnze noch nicht be-
kannt ist.
Augsburg,
Bischof Bruno.
17. Denar wie das Bruchstück oben Nr. 31.
Baiem.
Regensburg,
Herzog Heinrich IV.
18. Aehnlicb, wie oben Nr. 33, aber mit deutlichem Münz-
meister ANN 1 Expl.
262 H. Danneoberg:
Qeographisch unbestimmbare deutsche MUrucen.
Otto III. and Adelheid.
19. Denar mit Kopf. Dbg. 1164. 1 Expl.
20. Denar mit ODDO im Kreuze s. oben Nr. 37, 60 ExpL
21. Eben solcher Obol, oben Nr. 39. 1 ExpL
22. Graf Wigman, wie oben Nr. 39. 1 Expl.
23. Nachahmung eines Bernhard Denars, ähnlich Dbg. 1299.
1 Expl.
24. Wendenpfennige der grösseren Art, s. oben Nr. 44. 2 ExpL
25. Wendenpfennige von Magdeburger Gepräge, s. oben Nr. 45.
5 ExpL
Femer unkenntliche und ohne Gepräge. 5 Expl.
BVhmen.
Herzog BoleslawII. oder IIL
26. Vom Schwerttypus, mit verwilderter Schrift, ähnlich
Mitth. d. num. Ges. Taf. III, 2. 1 ExpL
27. Mit Kreuz. Rf. Kirchengiebel mit ONO, ähnlich wie
oben Nr. 47. 2 ExpL
Herzog Jaromir.
28. ilAROMIKDVX Kreuz. Rf. +IAROM SBPRISTVMCA
rechtgewandtes Brustbild des Erlösers mit erhobener Hand. Mitth.
d. num. Ges. Taf. III, 12. 1 ExpL
29. +IAROMIRV Brustbild des Herzogs mit Fahne, neben
der linken Schulter ein Kreuz. Ä/'. +HCVOHaONaaOVD Brust-
bild des Erlösers, wie oben Nr. 51. Unedirt. Taf XI, Nr. 29.
1 ExpL
Frankreich.
Rheims,
Bischof Amolf, 988—991 und 996—1021.
30. t ARNV(TVS?) . . . (OPVS?) wenig deutlicher Kopf. Rf.
+ VT....TOfl?E®VAl Kirchenähnliche Figur, in deren Mitte
RMO Taf. XI Nr. 30. 1 ExpL
Unedirt meines Wissens, wie ein Denar seines Vorgangers
Der Fvnd tod ScboeniDgen. 268
Adalbero im hiesigen Egl. Maseurn, wohl das älteste Gepräge
dieses Erzstiftes, das 940 das Mimzrecht erhielt.
Rouen, Richard!. (943-996 oder IL 996—1026) Herzog
der Normandie.
31. +RCRMAH (Ricarroarchio) befusstes Kreuz. Rf. tRO-
TOMGVI Kirche wie aai den Adelheidsdenaren, auf jeder Seite
ein Halbmond. Taf. XI Nr. 31. Unedirt. 1 Expl.
England
Ethelred.
32 — 42. Pennies von Canterbury, Exetor, Cambridge, Hertford
(tLIFINCM-OIEORT, nicht bei Hildebrand), Lincoln, London,
Oxford, and Stanford. Ausserdem grössere Bruchstücke Yon
Colchestcr und Ilchester. — Alle wie die oben erwähnten, von
Typ. B 2, C und D Hildebrand, Endlich:
45. Ein Penny von typ. D mit verwilderten Umschrifiten :
fEDELRTOr+H Ä/. etwa tEODLMOqiiai
Unter den zahlreichen Bruchstücken abendländischer und ara-
bischer Münzen mag ein Denar von Pavia, von Otto als einzige
italienische Münze erwähnt sein, doch ist ungewiss, ob es der
Denar mit AVGVSTVS oder mit OTTO PIVS REX (Mader I,
31) ist
264
B. Der Fund von Vossberg.
Wie zur Entschädigung für den theilweisen Verlast des Fundes
yon Schöningen ist uns bald dai^auf ein anderer von höchster Be-
deutuDg bescheert worden, denn im Herbste 1883 wurden auf dem
zum Dorfe Gellenthin bei Usedom gehörigen Ausbau Vossberg
etwa 24 Pfd. Silber, und zwar bis auf ein kleines Stuck orienta-
lischen Schmuckes nur aus Münzen bestehend aufgepflügt. Davon
erwarb das Provinzialmuseum zu Stettin '21^ Pfd., die sich nach
Abzug des Verlustes an Oxyd und Steinchen sowie der ganz unbe-
achtenswerthen kleinen Bruchstücke auf 7,258 Kilogramm vermin-
derten; diese sind mir zur Ordnung und Beschreibung übersandt
worden. Man erkennt sofort, dassdieserSchatz einer der bedeutendsten
ist, welcher jemals zur wissenschaftlichen Untersuchung gekommen.
Denn da die Münzen dieser Zeit — es handelt sich um das XI. Jahr-
hundert — im Durchschniitt 1,25 Grammen wiegen, das Kilogramm
also ungefähr 800 Stück begreift, so ist der Inhalt des ganzen
Fundes auf 5000 bis 6000 Stück zu veranschlagen. Das ist aber
mehr als irgend einer der bisher eingehend beschriebenen der-
artigen Funde ergeben hat, wie ein Blick auf die in meiner Arbeit
über „die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen
Eaiserzeit^ S. 41 gegebene Fundliste lehrt. Reich ist dement-
sprechend die Anzahl der verschiedenen Gepräge, die nachstehend
unter 532 Nummern aufgezählt werden, reich auch die Auswahl an
Inediüs. Reicher noch an Verschiedenheit der Gepräge stellt
sich zwar der in dieser Zeitschrift Bd. IV, S. 50 erörterte Lü-
becker Fund dar, der auf nur 2800 Münzen nicht weniger als
1414 Verschiedenheiten aufweist, es ist aber zu beachten, dass
Der Fand ^on Vossbergf. 265
unter diesen allein 1230 englische Pennies von Ennt dem Grossen
sich befinden, welche bekanntlich wegen der vielen Monz-
Stätten and zahllosen Munzmeisternamen fast immer anter
einander verschieden sind; nach Abzog dieser verbleiben nar
184 Stück, von denen wiederum nur 108 deutsche.
DieZeit der Yergra bang unseres Fundes ist etwa auf das Jahr
1090 anzusetzen, denn er enthält nicht nur verschiedene Gepräge
des Ungamkönigs Ladislaus (1077 — 1095) und eins des Edlner
Erzbischofs Siegwin (1079—1089), sondern auch eins von König
Hermann (1081 — 1088) und, was entscheidend ist, eins vom Erz-
bischof Wezilo von Maioz (1084 — 1088). Noch etwas weiter wäre
der Fund vielleicht herabzurücken, wenn Nr. 222 wirklich von
Eppo von Worms wäre, doch ist dessen Wahljahr nicht sicher
bekannt
Man mag sich nan wundem, dass gerade die letzten Jahr-
zehnte vor dem Yergrabungsjahre so schwach vertreten sind, aber
diese Erscheinung hat unser Fund mit dem einzigen bisher zur
genauen Eenntniss gelangten, von mir in den Mittheilungen der
numismatischen Gesellschaft zu Berlin S. 221 beschriebenen, gleich-
zeitigen Funde gemein, beide setzen sich demgemäss der Haupt-
sache nach aus Münzen zusammen, die in der ersten Hälfte des
elften, ja theilweise noch in den letzten Jahren des zehnten Jahr^
hunderts geprägt worden. Dem entsprechend kQnden letztere denn
auch durch ihre schlechte Erhaltung ihre lange Umlaufiszeit satt-
sam an, wenngleich auch die später geschlagenen und weniger be-
nutzten keineswegs immer das Sammlerauge befriedigen. Die
Schuld tri£Ft im Allgemeinen weniger die starke Abnutzung als
die mangelhafte Ausprägung, denn die Münzen aus den Gegenden,
wo eine bessere Münztechnik herrschte, namentlich die englischen
und ungarischen, zeigen sich auch hier der Regel nach selbst in
älteren Exemplaren in gutem Znstande. Unter diesen Umständen
habe ich denn von mehreren Exemplaren immer nur das beste
der Beschreibung zu Grunde gelegt, und die Lacken der Umschriften
meistens nach den in meinem Buche angefahrten ergänzt.
266 B* Dannenber^:
Auf seine ZusammensetztiDg in territorialer Beziehung ange-
sehen, bietet der Fand manche Eigenthümlichkeiten. Verhältniss-
mässig arm ist Böhmen, und besonders England dürftig Tertreten,
das sonst in diesen Schätzen eine so grosse Rolle spielt, ungewöhnlich
reich bedacht dagegen ist Ungarn und Dänemark; gänzlich vermisst
wird Frankreich, das freilich stets nur eine sehr geringe Beisteuer
leistet. Und ähnliche Regellosigkeiten wie das Ausland bieten auch die
deutschen Provinzen: Schwaben hat nur ein geringes Kontingent
geliefert, und in noch höherem Maasse und in noch auffälligerer
Weise gilt dies von Baiern, das sonst mit seinen Regensburger
Denaren sich bis feist zum Ueberdruss breit macht. Stattlich da-
gegen ist namentlich die Reihe der sächsischen Gepräge, unter
denen sich die interessantesten Stücke des ganzen Schatzes finden,
der Denar des Abtes Rndhard von Corvei Nr. 171 und die der Udos
von Stade Nr. 157—162.
A. Deutschland.
I. Lothringen.
Bisthum Metz.
Bischof Theodorich I., 964—984.
1. +IMP(RATAVGS) Kreuz mit OTTO in den Winkeln.
Rf. (+SCAM)ETTIS DE(ODERICEPS) viersäulige Kirche.
Dbg. Nr. 13. 1 ExpL
Theodorich II., 1005—1046.
2. EODERQVaE Kopf linkshin. Rf. +MET VITA.
Kreuz mit 4 Kugeln in den Winkeln. — Dbg. 24. 2.£zpL
3. . . EODRICVS . Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. MET— TIS in
2 Zeüen. — Dbg. 25. 3 Expl.
4. tDEO Kreuz mit 4 Kugeln. Rf (M)E(DI)OMA-
TRIGV(M) funfsäulige Kirche. Dbg. 26. 2 ExpL
5. +DE 1 Kreuz mit 4 Kugeb. Rf SPI-NAL in
2 Zeilen. Dbg. 27. 2 ExpL
6. +DEODE T Kreuz mit 4 Kugeln. Rf aiPINA(L)
f&n£»äulige Kirche. Dbg. 28. 1 ExpL
Der Fond von VoMberg. 267
7. f D(EODE)RI Ereaz mit 4 Kagdii. Bf. (M)AR—
SAL in 2 Zeilen. Dbg. 29. Brachstfick.
Adalberom., 1047-1072.
8. (+ADeL)B€ROePS. Kreuz mit METTIS i. d. W. Rf,
(SG-SSiePHANVS) der Heilige, in die Knie sinkend. Dbg. 35.
2 Expl.
Verdan.
9. Nachahmungen der Denare König Heinrichs L, vgl. Dbg. 91.
— Cappe Kaisermz Bd. I, Taf XIH, 206, 207, 209. 5 Expl.
Bischof Haimo, 990—1024.
10. Obol mit AYG im Felde, aber verwischten Umschriften,
ähnlich dem Denare Dbg. 96 (aber der fehlenden Umschriften
halber nicht ganz sicher). — Unedirt. 1 ExpL
Bischof Richard, 1039—1046.
11. (RIC)ARDV . . . Kopf links. Rf. +H(EINRIX5aRE(X)
geschlossene Hand. Dbg. 104. 1 Expl.
12. (RICHARD) Schworhand. Rf. (HATTONI CATR) vieiw
B&nlige Kirche. Dbg. 105. 1 Expl.
Bischof Theodorich, 1046-1089.
M
A
18. TEO-DERI(C)-EP(S) in 3 Zeilen. Rf. VIRC(o)
Dbg. 109. 1 Expl. »j^»
Herzogthnm Niederlothringen.
Herzog Gozelo I, 1023—1044, oder U, 1044—1046.
14. Hf (SCHARIA Kopf rechts) unkenntlich. Rf (6)0-
(ZEL)O— (D)VX der Herzog eine lange Fahne haltend, rechtshin.
Dbg. 129. 1 Expl.
15. (GOZELO DVX) Kopf links. Rf. Zwei M&nner, eine
S&ule aufrichtend. Dbg. 130. 1 Expl.
Brfissel.
16. tI0(T6ERV)SMPPDT Kreuz mit V£*, Kugel, ^^ und
Kugel i. d. W. Rf. BffY0C-(A LLA (das zweite ExpL mit rflckl&u-
268 H* Dannenbergf:
figem Stadtnamen) in Form eines Kreazes, in dessen Winkeln
Söqa. Dbg. 141. 2 Expl.
17. tTqiTaVOIVVOIII Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. Ä/.
+
MOIETA im Felde, ringsum .•.BRV*—cx) ELLE- Dbg. 142.
+ 5 Expl.
So deaüich ist das MONETA auf keinem der bisher be-
kannten Exemplare als auf ^em einen der vorliegenden, während
die übrigen bei geringer Erhaltung hauptsächlich an den Resten
dieses Wortes und der Fabrik erkennbar sind. — S. übrigens aach
unten Nr. 329.
Flandern.
Markgraf Balduin IV., 989—1036.
t(BALDVINI fla)A Kreuz mit Keil, Kugel, Kreuzchen and
Kugel i. d. W. Rf t(BO)N(VS DENARI) sechssäuliger Tempel
Dbg. 150. 1 ExpL
Abtei Bergues St. Vinoc (Winoxberg).
Reinhold, etwa 1052—1068.
19. +(RAIN0LID)VS C — monogrammartig verziertes Kreuz.
Rf. (+BE)R6A . Ca . . . Kreuz mit 4 Kugehi i. d. W. AehnHch
Dbg. 161. 1 Expl.
Ganz ähnlich ist ein Denar mit entstelltem karolingischen Mo-
nogramm. Rf. Kreuz mit Keil, Ringel, Keil und Kugel, der
durch die Fabrik seine flandrische Herkunft verräth. Seine Haupt-
seite lässt mich glauben, dass auch Abt Reinold dasselbe Mono-
gramm frei nachgeahmt hat.
Namur.
Graf Albert m., 1037—1105.
20. (t) CAPVT Kopf rechts. Rf. (t)NAMVC(VM) Kreuz
mit 4 Kugeln i. d. W. Dbg. 164. 7 Expl.
21. ALBER(T)VS diademirter Kopf rechts. Rf. +NAMV-
T
CENSIS, im Felde ffiONE Dbg. 165. 5 Expl.
Der Fund tod Yossberg. 269
Dinant.
Derselbe.
22. DEONAM Kopf links. Rf. Verziertes Viereck mit einem
Ringel zu jeder Seite. Dbg. 174. 5 Expl.
23. ALBERTVS Kopf links. Rf. (+)Ö(E)0(N)AM doppel-
liniges Kreuz mit einem Ringel in jedem Winkel. Dbg 175.
5 Expl.
24. (AL)BER(TV)S Kopf halb linksgewandt. Rf. ÖEON
(ANT) Kreuz mit einem Kreise in der Mitte, an den 4 Vierecke
ansetzen. Dbg. 176. 2 Expl.
Celles.
K. Heinrich m.
25. HE— N(R) der thronende Kaiser. Rf (C6L)LA Schiflf.
Dbg. 185. 1 Expl.
26. GBINR . . . der thronende Kaiser mit Reichsapfel and
Scepter. Rf. MOfET(AC)EL . . . das kaiserliche Monogramm.
Dbg. 186. 1 Expl.
Lüttich.
K. Otto in.
(S)
27. +OTTOG(RADI REX) Kopf links! Rf. LEDG(I)
A
Dbg. 192. 8 Expl.
K. Heinrich IH.
28. HEIN . . . Kopf links. Ä/. LE . . . . Gepräge nicht zu er-
kennen, weil der zu sehr seitlich aufgesetzte Stempel nicht gefasst
hat. 1 Expl.
Allem Anschein nach eine Abart yon Dbg. 197 mit rechts-
gekehrtem Kopfe und SA — LEDGIA PAX neben einem Krnmm-
stabe.
Huy.
K. Otto m.
29. OTTO GRA DIR(EX) Kopf rechts. Rf (SOS LA>D.
BERTVS), quer im Felde HOVW. Dbg. 223. 3 Expl.
IsliMhrUI fir Namlimatik. XL 19
270 - H. Dannenberg:
K. Heinrich IL
30. . . '. RICVS Eopf rechts. Rf. (SGSDOMITI)ANVS zwei
Perleplinien zwischen je 4 Kugehi. Dbg. 226a. 2 ExpL
31. HE(INRICVSI)M(PE)RAT Brastbild rechte. Rf. 5
D0MIT(IÄ)N(V)S, im Felde HOIVM, mit 2 Perlenlinien sich
kreuzend. Dbg. 228. 5 Expl.
32. Köpf linkshin?, übrigens wegen qaadratum supercasam
nicht ausgeprägt. Rf, t HQU also fast wie Dbg. 233, vgl.
•:• + •:•
auch Dbg. 1191. 1 Expl.
E. Eonrad 11.
32a. (I)MP C0NR(ADV5; diademirter Eopf rechts. Rf
(SCS)DOMICI . . . . . im Felde (HOIVM) zwischen je vier ins
Ereuz gestellten Eugeb. Dbg. 229. 1 Expl.
Maestricht.
E. Otto III.
33. OTT Eopf rechtshin? Rf SC— AMA— RIA in
3 Zeilen. Umschrift unlesbar. Dbg. 240. 2 Expl.
E. Heinrich ll.
34. (H)EN—VSR gekrönter Eopf. Rf Umschrift unleserlich,
Eirche. Dbg. 246. 4 Expl.
Das roheste unter den meistentheils unschönen Maestrichter
Geprägen.
35. lEINRICVS Eopf rechts. Rf (TRAIECTVM und PA)
so gestellt, dass ein Tbeil dieser Buchstaben das; obere Ende dreier
sternförmig übereinander gelegter Lanzen bildet. Dbg. 247. 1 Expl.
Ohne Eaiser- und Bischofsnamen.
36. +SCSLANBeRTVS GPS Eopf rechts. Rf. tTRA(IE)
GTVM, zwischen zwei Ereuzchen die zu einem Monogramm ver-
bundenen Buchstaben TAUD. Dbg. 252. 2 Expl.
37. (Trai) 6CTII Eopf rechte, davor Erummstab. Rf Ein
Mann mit Schwert und Ereuzstab. Unedirt. 1 Expl.
Die Rückseite sehr ähnlich mit Dbg. 259 und 292, die Haupt-
Der Fond tod YoBsberif. 271
Seite aber ganz wie Dbg. 554, .die ich daber jetzt nicbt mehr
nach de Costers Vorgänge für Utrechtisch, sondern vielmehr eben-
falls für Maestrichtisch halten möchte.
Tuin.
K. Eonrad 11.
38. CY(ONO)REX gekrönter Kopf rechts. RJ. Zweithürmiges
Gebäude, unter demselbem (TVBIN). Dbg. 263. 1 Expl.
Dietwin Bischof von Lüttich, 1048—1075.
89. ÖI6(DV)INVS Kopf links. Rf. TVI(NVS) Ausgestreckte
Hand. Dbg. 265. . 1 Expl.
Viset
E. Eonrad II.
40. (NRA)DVSR gekrönter Eopf rechts. Rf. VIOS . . .
Erenz mit 4 Eugeb. Dbg. 1198. 1 Expl.
Zum ersten Male sehe ich ein Exemplar dieser von Becker
(200 seit. Mz. Nr. 79) bekannt gemachten Münze, und zweifle
nicht, dass sie aus den unbestimmten auszuscheiden und hier ein-
zuordnen ist; ihre niederländische Herkunft hatte ich schon a. a. O.
yennuthet.
Stablo.
41. (SGS REMAÜLVS) EPS Brustbild mit Erummstab
rechts. Rf. (STABVLAVS) Geb&ude. Dbg. 271. 1 Expl.
Xanten.
Hermann II., Erzbischof von Eöln, 1036—1056.
42. (t)HERIMAlN Eopf rcchtshin, davor Enunrnstab. Rf.
(S)€A • TROI(A) fittnMulige Kirche. Dbg. 308. 2 ExpL
Das eine Exemplar hat auf der Hauptseite in etwas plumpen
Buchstaben die Umschrift . . . BI . EPI.
Duisburg.
E. Eonmd U.
43. +CH(VONRAD)VS IMP gekröntes b&rtiges Brustbüd.
Rf, +DIVS-BVRG in Ereuzform, ^wischen 4 Doppelbogen ge-
steUt. Dbg. 311. 15 ExpL
19*
272 ^' Dannenberg:
K. Heinrich m.
44. +H(E)NICYS REX bärtiges Brastbüd. Rf. DIVSBVRG
in den Winkeln eines doppellinigen Ej*eazes. Dbg. 315. 1 Expl.
45. HEINKICVS REX gekröntes bärtiges Brustbild mit
Scepter. RJ. Wie vorher. Dbg. 316. 5 Expl.
46. +HEIN(RICH)VS IMt^ gekrönter bärtiger Kopf. Rf.
DI — VS — BV — RG neben einem aus Doppelbogen gebildeten, in
der Mitte mit einem Kreuze geschmückten Vierecke. Dbg. 317.
3 Expl.
47. (+)HE VS MP gekröntes Brustbild mit Bischofstab
rechtshin. Rf, DI — VSBVRG in 4 Doppelkreisen, in der Mitte
ein Kreuzchen^ in jedem Winkel eine Blume. 1 Expl.
Von Dbg. 322 nur durch den Kaisertitel unterschieden, der
aber diese Münze an Heinrich III. zu weisen scheint, da sein
Nachfolger erst 1084 zum Kaiser gekrönt wurde.
47a lEBR . . Kopf rechts. Rf. wie vorher. Unedirt
1 Expl.
Der unbärtige, ungekrönte Kopf stellt wohl den Kaiser nicht
dar, ich weiss ihn so wenig als die Umschrift der Bf. zu deuten,
auch nicht durch Beziehung auf Maestricht (s. Dbg. 256 u. 257).
47 b. HEI REX gekröntes Brustbild rechts. Ä/. D . . .
BVIG Gebäude, in welchem ein lockiges Köpfchen rechtshin.
Bruchstück.
Im Charakter des Brustbildes, sowie anscheinend auch in der
Konstruktion des Gebäudes von Dbg. 318 wesentlich unterschieden,
daher um so mehr zu bedauern ist, dass etwa die Hälfte dieser
schönen Münze abgebrochen ist.
Köln.
K. Otto I.
48. Denare mit ODDO oder OTTO REX, wie Dbg. 329 und
331, grösstentheils beschnitten und mit so mangelhaften Um-
schriften, dass sich die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen
Art bei den meisten Exemplaren nicht feststellen lässt, doch über-
wiegt Nr. 331. 56 Expl.
Der Fund Ton YossbeTief. 273
49. Eine Abart von Dbg. 331 mit OTTO R . . . und dem
Dreispitz') im zweiten Ereozeswinkel. Lelewel XIX, 30. 1 Expl.
50. Aehnlich, im ersten und dritten Winkel eine Schleife.
1 ExpL
51. +OTTÖ REX Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. Ä/. SCA—
COLO— INA in 3 Zeilen, ünedirt. 1 Expl.
K. Otto III.
52. Zahlreiche, aber grösstentheils durch langen Umlauf be-
schädigte Exemplare von Dbg. 342 in mannigfachen Verschieden-
heiten. 129 ExpL
S
53. (OT)TO GR(ADI REX) BrustbUd linkshin. Rf. COLONU
A
Dbg. 340. 4 ExpL
K. Heinrich 11.
S
54. +HEINRI(CVS REX) gekrönter Kopf. Rf. COLONI
A
Dbg. 347. 34 ExpL
55. (H)EINRIH Rf. COLO— NIIA in 2 Zeilen, darüber
eine Labyrinth-artige Figur. Dbg. 349. 1 ExpL
56. (HEINRI)GVS IM(PO Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W.
Rf. (S)CA- (C)OLO— (NI)A in 3 Zeilen. Dbg. 350. 7 ExpL
57 CVS . . . Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (Sanct)ACO...
fünfsäulige Kirche. Dbg. 352. 1 ExpL
58. +HNID . . . Ä5 Kreuz mit 4 Kugeln. Ä/. .... AO ... .
Kirche, ahnlich wie Dbg. 385»» mit einer Aufschrift (NR-INO?)
1 ExpL
Die Lesung dieses Denars bleibt zweifelhaft; ich habe ihn
seiner Fabrik halber hier einreihen zu dörfen geglaubt.
1) Nicht mit unrecht beanstandet Grota den Ausdruck «gordischer Knoten*.
Für die Ton ihm Torgeschlegene »Schleife* wünschte ich, wo sie spitzig er-
scheint, das Wort .Dreispitz* eiogefährt. S. Bd. VI, 8. 141 d. Zeitschr. und
8. 866 Anm. meines Buches.
£^
274 ^- Dftnaenberg:
59. Denar mit rechtsgewandtem Kopfe, ähnlich Dbg. 354.
2 Expl.
60. Sehr abgegriffenes Exemplar von Dbg. 355. (Rf. Erenz,
in dessen unteren Winkeln A(jü). 1 ExpL
K. Konrad H.
61. Mit entstellter Umschrift der ij/*. (Konrad oder Heinrich ?)
um das Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. c/) OA — COLO — 6A (und ähn-
lich) in 3 Zeilen. Dbg. 358. 6 Expl.
62 RADVcr O . . KreuÄ mit 4 Kugeln. RJ. (SANCTA)
COLONIA fünfsäulige Kirche. Dbg. 359. 4 ExpL
63. +CNOV MP Kreuz mit Lilien, O, Lilie und O in
den Winkeln. Rj\ S6AC0L0NIA fünfsäulige Kirche, daneben
A— X. Dbg. 360. 2 ExpL
64.+CHVORADVSMP dasselbe Kreuz. Ä/. ctVMAVaCH...
Kirche mit der Aufschrift 110— SA (das zweite Exemplar AD —
SN). Dbg. 362. 2 Expl.
65 YSDI Kreuz, in dessen Winkeln 2 Lilien und 2
mit einer Lilie besetzte Doppelbogen abwechseln. Rf. Umschrift
bis auf M erloschen. Dreisäuliges Kirchenportal. Dbg. 1284.
2 ExpL
DieAehnlichkeit mit voriger Münze berechtigt, auch diese hierher
zu setzen.
Ohne Kaiser- und Erzbischofs-Namen.
66. . . RNAND(VER1)0 Kreuz mit T im ersten und P im
dritten Winkel.- Rf (S)CO(LO)N(IA) im Felde + L — T.
Dbg. 369. 2 ExpL
67. +COLONIAVRBS Gebäude. Rf. Kirche mit MN— NH
zur Seite. Dbg. 373. 24 ExpL
Diese Münze trittt in unseren Funden sonst nicht so häufig aaf.
68. f qilEV OH Kreuz mit 2 Ringeln und einem Pünkt-
S
chen in jedem WinkeL COLONU Dbg. 1316. 2 ExpL
Der Fund tod Vosäberg. 275
Erzbischof Piligrim, 1021—1036.
69. (+CH VONRAD VS IMP) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (S)
ANCTA C(OLONIA) Kirche, in deren Portal PILI-GRIN.
Dbg. 379. 3 Expl.
70. (f)CHVONRADVS (IMP) gekröntes bärtiges Brustbild
rechts. Rf. SANCTA COLONJA dieselbe Kirche. Dbg. 380.
4 Expl.
71. +CHVONRADVS IMP Kreuz mit PILIGRIM in den
Winkeln. Ä/. SANCTA COLONIA fünfsäulige Kirche. Dbg. 381.
12 Expl.
Erzbischof Hermann II, 1036-1056.
72. fCHVON(RADVS IM)P Kreuz mit 4 Kugeln. Rf.
(HERIM)ANNAC(HIEPS) Kirche mit der Aufschrift COLO-
NIA), daneben 2 Ringel. Dbg. 385. 20 Expl.
73. +CHVORA(DVc«iVP) Kreuz mit 4 Kugeb. Rf. (fiS-
MIT Kirchenportal mit einem Kreuze darin. Dbg. 386.
3 Expl.
74. +CRISTIANA RELIGIO Kreuz mit HE— RIM-AN-
VS in den Winkeln. Rf SeA COLONIA fünfsäulige Kirche.
Dbg. 387. 22 Expl.
Nahahm ungen, auf denen die Kirche nicht 5 Säulen hat,
sondern etwa wie auf den Adelheirls-Denaren gestaltet ist s. unten
Nr. 316.
75. +HER SE42S Brustbild des Erzbischofs mit Krumm-
stab und Buch. Ä/:+COLON(IAVRB)S Kirche. Dbg. 389. 1 Expl.
Also mit blossem Bischofstitel, wie Reichel IV, 2609.
Erzbischof Anno der Heilige, 1056 — 1075.
76. +(HE1)NRICVS-IMPERAV6 Kreuz mit ANNO in den
Winkeln. Rf SGA COLONIA CIV(IT) Kirche mit der Auf-
schrift A6RI— PINA. Dbg. 390. 3 Expl.
77. CtH)EINRICVSINER(AV6) Kreuz mit ANNS in den
Winkeln. Ä/ SEA COL(ON)IA CIBI fünfsäulige Kirche. Dbg. 391.
2 ExpL
276 ^* Dannenberg:
Erzbischof Siegwin, 1079—1089.
78. +SI *S Brustbild des Erzbischofs mit Eramm-
stab. Rf, +AlNC(ta Colonas) Kirche, ganz wie auf dem Denar
der Ahrt wiche, Dbg. 689, unten Nr. 149. Uebrigens ähnlich
Dbg. 407. 1 Expl.
Remagen.
79. (i-RI6E)MA6(0) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (S)CA-
COLO— +A6 in 3 Zeilen. Dbg. 429. 1 Expl.
80. +RI6(EM)A60 gekröntes bärtiges Brustbild. Rf,
+ -SCA— COLO— tAG in 4 Zeilen. Dbg. 430. 9 Expl.
81. +RI6(EM)A60 Brustbilder der Heüigen Simon und
Judas. Rf wie vorher. Dbg. 431. 6 Expl.
Eil.
82. Zwei sehr abgeriebene Denare des Herzogs Theodorich
von Ober-Lothringen mit (EILCIV) und SIG(IBOD) auf der Rf
Dbg. 432. 2 Expl.
Etwa das durch das Grabmal der Secundiner bekannte Igel,
im Trierschen?
Andernach.
K. Otto IIL
83. (+)OTTO RE(X) Kreuz (mit und ohne Dreispitz in einem
Winkel. Rf + (A)NDERNAKA Stadtmauer, in welcher der Drei-
spitz. Dbg. 433— 433b. 7 Expl.
Theodorich, Herzog von Oberlothringen, 984 — 1026.
84. +NTDEPIO(DX) gekrönter bärtiger Kopf linkshin. Rf
+ (AN)DE-(RNA)KA in 2 Zeilen, zwischen 2 LiHen. Dbg. 433.
2 Expl.
Mit blossem Stadtnamen.
85. +ANOMA.E (statt ANDERNAOA) Kreuz. Rf ENO-
INR zur Seite eines Kirchenportals. Aehnlich Dbg. 445. 1 Expl.
Erzbischof Piligrim, 1021—1036.
86.+CHVONRAEDVS, im Felde zwischen 4BogenPILI6R
— IMVS in Kreuzesform. Rf AND — EN. zu Seiten eines Kirchen-
portals. Dbg. 446. 1 ExpL
Der Fand Ton Vossberf^. 277
87. +CHPVNRDVO, im Felde zwischen 4 Bogen IL06R—
MR in Kreuzform. Rf* ENO — EOR neben dem Barchenportale.
Aehnlich Dbg. 449 und 451. 18 Expl.
88. +HVORADOM, im Felde zwischen 4 Bogen IL06I—
mR in Krenzform. Rf, ENO — EOR neben einem Eirchenportale,
in welckem ein Kopf linkshin. Dbg. 452. 2 Expl.
89. Nachahmung dieser Denare. Dbg. 454. 9 Expl.
Trier.
K. Otto III.
90. (+OTT)0 RE(X) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. (T)REA(ER)
A
Dbg. 461. 2 Expl.
Erzbischof Poppo, 1017-1047.
91. Der Denar mit Kreuz. Rf. A im Felde, in schlechten
Exemplaren, von den Umschriften HEINRICVS REX Rf
POPPO TREVI nur hier und da ein Buchstab sichtbar. Dbg. 466.
9 Expl.
92. +CHVONR(ADVS I)MP gekröntes b&rtiges Brustbild.
Rf +POPPO (ARCmEPS) Kreuz mit einem Dreispitz und PAX
in den Winkeln. Dbg. 467. 1 ExpL
93. (+P)(OPP(OARCHI) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf Zwei-
thurmiges Grebäude, in dessen Bogen ein bärtiger Kopf, darüber A.
Dbg. 468. 10 Expl.
Erzbischof Eberhard, 1047—1066.
94. (eB6RHA)RT-ARCmEPSCTREV) Brustbild mit Krumm-
Stab rechts. Rf SP('£R)yS zwei Hände zwei Schlüssel haltend,
deren Barte die Buchstaben ^R bilden. Dbg. 473. 2 Expl.
95. Ebenso, aber mit linksgekehrtem Brustbilde und€B€RHART
ARCmEPSTREV. Dbg. 474. 1 ExpL
Ohne Namen des Münzfursten.
96. S(EV)C(H)ARI(V)S Brustbild mit Krummstab. Rf Zwei
Bände halten zwei Schlüssel, deren Barte die Bachstaben ER der
Umschrift SP'ERVS bUden. Dbg. 493. 1 ExpL
278 H. Dani^enberg:
97. Ebenso, aber mit rückläufigem SVIRAJICVES. Dbg. 493a.
5 Expl.
Nachahm angen Trierscher Gepräge s. unter den unbestinmiien
(Nr. 321.)
II. FrieslancL
K. Konrad IL
98. +C(ON)RAD IMPET bärtiger gekrönter Kopf. Rf. +(F)
RESONIA Kreuz mit 4 Kugehi in den Winkeln. Dbg. 495.
3 Expl., (von denen eins mit sinnlosen Umschriften).
Bruno in., 1038-1057, Markgraf von Friesland.
Bolsward.
99. +HEP1RICVS ER gekrönter Kopf rechtshin, davor Kreuz-
stab, ß/. BODI-RV (AR?) und zwischen 2 Perlenlinien BKaN.
Aehnl Dbg. 498. 1 Expl.
Dokkum.
100. iHEHRICVS RE. Ä/ DOCC— V66A und BRVN.
Uebrigens dasselbe Gepräge. Dbg. 499 14 Expl.
Leeuwarden.
101. Ebenso, aber Ä/. LIVN-VERT. Dbg. 502. 1 ExpL
102. Ebenso, aber Rf. xIaV— VERO. Dbg. ö02c- e. 10 Expl.
Staveren.
103. Desgleichen, mit STAV-^ERV>I. Dbg. 603. 8 Expl.
Ausserdem :
104. 3 etwas verwilderte, unter denen eins mit linksgewandtem
Kopfe. .3 fixpl.
Egbert IL, 1068—1090.
Dokkum,
105. +ECBERTVS gekröntes bärtiges Brustbild. Rf,
+ D066IN6VN die Brustbilder der Heiligen Simon und Judas.
Dbg. 528. 3 Expl.
Staveren.
106. Ebenso, aber Rf tISTAV(ERON). Dbg. 532. 1 ExpL
\
Der Fund yod Vossberg. 279
Utrecht.
K. Heinrich II.
107. .HEINRICV8 REX gekröntes Brustbild. Ef. XRISTIA-
NA RELIGIO Kirchenportal mit der vierzeiligen Aufschrift T —
RA lEC-^T— V. Dbg. 639. 3 Expl.
K. Heinrich III.
108. (H)EI(NR)ICCV) Kopf links Rf. (SCS MARTXIVS)
Bischof mit Krumrastab. Dbg. 541. 2 Expl.
Bischof Bernold, 1027-1054. .
109. finSCS • MARTINVS A • RCDIE der. Heilige bis zu
den Knieen, mit Krumm- und Kreuzstab. Rf +SBEKHOLDVS
EBISCODV+I Mauer, und über derselben ST RA - lECTV in
2 Zeilen. Dbg. 544. 10 Expl.
Bischof Wilhehn, 1054-^1076.
110. Aehnliches Gepräge, aber der Bischof im Brustbilde,
* aaVMjannW + R/. (Trajectum s) etwas verprägt, und über
der Mauer EGT. Dbg. 545. 1 Expl.
111 NV.E.. dasselbe Gepräge. Rf, Das etwas ent-
stellte Kölner Monogramm, ünedirt. 1 Expl.
Vielleicht giebt einmal ein besseres Exemplar Aufschluss, ob
diese Münze diesem Bischof oder seinem Vorgänger gehört; mög-
licherweise aber ist sie in die Klasse der Nachmünzen zu verweisen.
112. +HEINRICVS RE gekröntes bärtiges Brustbild. Rf
+VVILHEIN1VS Brustbild des Bischofs mit Krummstab rechts-
hin. Dbg. 546. 3 Expl.
113. Ebenso, aber der Bischof mit Kreuzstab statt des Krumm-
stabes. 11 Expl.
Groningen.
Bischof Bernold.
114. +C8B0ai(FA)CIVSA0CEII Brustbild mit Krummstab.
Ä/. +PE(RN) OL • I • DVaPEgV, im Felde CRV— ONIN— 06 •
in 3 Zeilen, Dbg. 558. 13 Expl.
Kein einziges Exemplar hat korrekte Umschriften, nur der
Stadtname ist richtig geschrieben.
280 ^* Dannenbcrg:
115. +ERNOI^RVSERS Bischofsstab, neben demselben BA-
CVL7S. Rf. +GROmGGEA(JÜ Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 559.
6 Expl.
Deventer.
K. Heinrich 11.
116. HEIN(R)ICV(a IMPERATO) Hand, neben welcher
REX. Rf. (DAV)AN(TRIA) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 563.
68 Expl.
Sämmtlich sehr abgerieben.
117. H(EIN)RICV8 IMIPT Kopf links. Rf. (AlflT)NAV
(AQ), im Felde BONA um ein Kreuzchen gesteUt. Dbg. 564.
10 ExpL
K. Konrad H.
1 18. (C)0RAD(V8IM) gekrönter Kopf mit langem, struppigem
Barte. Rf. 0VA(C)NT(RC) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 566.
14 Expl.
Wie gewöhnlich sehr unvollkommen ausgeprägt, möglicher-
weise ist daher auch ein Otto (Dbg. 560) darunter.
Bischof Bemold.
119. +B(E)RNOVDV(SEPS) Krummstab zwischen J^_^
Ä/. +DA(VENTRE)NSIS Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 568. 12 ExpL
120. Ebenso, aber ...HNO Rf ..ERNOLD....
ünedirt. 1 Expl.
121 ENTRENSIS Thurm. Rf +BERNO .... ES Kreuz
mit 4 Kugeln. Dbg. 569. 1 ExpL
122. (+DAVEN)TRE . . . Brustbild eines GeistKchen. Rf
+B(emoldus eps) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 570. 2 ExpL
123. Dasselbe Gepräge, aberBERNO... i?/*. C+HEIN)RICVS
(REX). Dbg. 571. 3 ExpL
124. Ebenso, aber (+B)ERNOIDV .... Rf BERNOV ....
Dbg. 571. 45 ExpL
Diese Münzen sind, wie stets, sehr mangelhaft ausgeprägt,
und daher bei vielen Exemplaren nicht zu erkennen, ob sie wirk*
Der Fand Ton Vossberg. 281
lieh zu dieser Art, oder yielleicht zu Dbg. 570, 572 oder 573 ge-
hören.
125. tSLEß(VINVS C)ON(F) Rf. (+BERNOL)DVS • E
(PS), sonst ^ie vorher. Dbg. 573. 4 Expl.
Thiel.
E. Heinrich 11.
126. HEmRICV(S IMPERA)TO gekrönter Kopf. Rf. (t)T
CI)E(LE) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 578. 5 Expl.
K. Konrad 11.
127. Ebenso, aber (CVONR)ADA(S) Rf. (ToIoEo)roE(o).
Dbg. 582. 8 Expl.
Bei der schlechten Ausprägung und Erhaltung ist die Grenze
zwischen dieser und der vorigen Münze nicht immer sicher
zu erkennen.
128. Obol desselben Gepräges. Yon den Umschriften nur O
auf der Ef^ lesbar. — Unedirt. 1 Expl.
129. (CV)OnRAD .... derselbe Kopf. Rf BO— TIELE-
(NA) in 3 Zeüen. Dbg. 584. 12 Expl.
III. Sachsen.
Herzog Bernhard I., 973—1012.
130. BERNHARD VS DVX diademirter Kopf links. Rf N
NOMIE DNIAMEN kleines Kreuz. Dbg. 585. 20 Expl.
Nur 1 Exemplar hat die Umschriften so korrekt und deutlich,
die meisten übrigen sind schlecht geprägte und schlecht erhaltene
Nachahmungen; deren weitere Entartungen s. unten Nr. 301.
131. BERNHARD DX kleines Kreuz. Rf NMNEDOMOl...
kleines Kreuz. Dbg. 587. 11 Expl.
Herzog Bernhard H., 1011—1059.
132. BERNHAR . . im Felde Kugel. Rf NNOM (Dni amen)
kleines Kreuz. Dbg. 589 und 589a. 52 ExpL
Auch hier macht sich schlechte Ausprägung derart bemerklich,
dass namentlich Grösse und Gewicht oft bis fast zum Obol herab-
sinkt (s. auch Friedlaender Farve S. 26 Nr. 74).
282 H. DaDDenb0r>|[:
133. BRNHA(RDV)S Hand auf Kreuz. Rj\ LIVNIBYRHC*
Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 590.
Grar viele mit verwilderten Umschriften. 56 Expl.
134. Nachahmungen des Denars mit Cfionradus und halb vor-
v^ärts gekehrtem bärtigen Kopfe. Rf Bemhardu und Kirchenfahne.
Dbg. 591. 35 Expl.
134a. EbensOj aber cv) vaaA(H>I)Ä3(at) Rf. GEFRIDE
(VIAß)Il. Dbg! 593. 3 Expl.
Nach den neuesten Forschungen sind diese Denare in Jever
geschlagen (s. Tergast, die Münzen Ostfrieslands S. 19.)
Herzog Otto, 1059—1071 mit seinem Bruder Herrmann f 1086.
135. (+HEREMON?) gekröntes BrustbUd. Ä/..XV(aOaa)0
Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 596. 1 Expl.
Naumburg.
Bischof Eberhard, 1046- 1078.
136. EPEaHAHDAEPC- Kreuz mit Kugel, O, Kugel und O in
den Winkeb. Rf, cv - CPE(TRV) <\3 breitschenkiiges Kreuz.
Dbg. 599. 1 Expl.
Quedlinburg.
137. (+SDI)ONISIVS Hand mit Krummstab. Rf. QVIDIL.GB.
dreithörmiges Gebäude. Dbg. 614. 1 Expl.
Halberstadt.
Bischof Burkhard I, 1036—1059.
188. (+SS) STErllV . . . MR Kopf linkshin, mit . Kreuzstab.
Rf tBVKHAR • EG . . dreithörmige Kirche. Dbg. 628, 5 ExpL
Magdeburg.
K. Otto m.
139. (+D-IG)R"AR(EX) Kreuz mit OTTO in den Winkeln.
Rf +(MA)GAD.(BVRG) Kii'che. Dbg. 639. 1 Expl.
Ohne Kaisemamen.
140. Ebenso, aber +nitin+in Ä/. MAGADHABV. Aehn-
Uch Cappe KM. I T*f. XV, 247. 1 Expl.
141.'Obol mit verwischtem Magadeburg. Rf In nomine dni
amen, wie Dbg. 644. 1 Expl.
Der Fund von Vossberg. 283
142. (+S6SMAV)RIGIVS bärtiges gekröntes Brustbild rechts.
Rf. +M(A6AD)EBVR6 Mauer mit 2 Thurmen, zwischen denen
ein grosses Kreuz. Dbg. 647. 9 Expl.
143. tS€SMAVR(IClV)S gekrönter bärtiger Kopf rechts.
/?/*tMAGDEBV(R6) (odertMAGADEBVRG, oder auch rück-
läufig) mit 3 Thurmen besetzte Mauer. Dbg. 648— 648f 35 Expl.
Goslar.
K. Heinrich III.
144. tHEINRICVS IM(-F)R gekrönter bärtiger Kopf. Rf.
+(S/S SIM)ON SIVDA Brustbilder beider Heiligen. Obol.
Dbg. 667. 6 Expl.
145. tHEINRICVS lM)f.R. Ä/. verwischt. Dasselbe Ge-
präge, abör Denar. Dbg. 668. 5 Expl.
K. Heinrich III. oder IV.
146. Denare desselben Schlages mit grösstentheils unleserlichen
Umschriften, so dass der Titel nicht erkennbar und daher nicht
festzustellen . ist, ob Dbg. 668 oder Dbg. 669 vorliegt, nur spricht
bei vielen die spitze Form der Krone mehr für Heinrich III.
21 Expl.
147. Ebensolcher Denar mit den sinnlosen Umschriften +N^E.
O^ETVH Rf VIRBI;. . Aehnlich Dbg. 693. 1 Expl.
König Hermann von Luxemburg, 1081 — 1088.
148. +(HERIMAN)NVS REX gekröntes bärtiges Brustbild
mit Kreuzstab und Scepter. Rf. (6)0(S)LäRIV(M) Gebäude
in einer Mauer. Dbg. 675. 1 Expl.
Voigt Theodorich und Aebtissin Ahrtvicha (Hedwig von
Gemrode?)
149. (Thedericus) AD Brustbild mit Schwert (und erh' bener
Linken.) Rf (+AHRT)V1CH(ED6) Kirche. Dbg. 689. 1 Expl.
Hildesheim.
K. Konrad II. oder Heinrich HI.
150. Gekrönter, bärtiger Kopf. Rf, Kopf der Jungfrau Maria.
Die Inschriften grössentheils unlesbar oder verderbt. Dbg. 707
oder 709. 5 Expl.
284 H. DaDDonberg:
Bischof Bern ward, der Heilige, 993—1022.
151. (RE)BWVVARD(EPS) Kopf rechtshin. Rf. H(ILDE)
NES(H)EM Kreuz. Dbg. 711. 1 Expl.
Bischof Gothard der Heilige, 1022—1038.
152. (t)60D(EHA)RD(VS EPS) Kopf rechts. Bf. MISHaa
(NaajIH)f dreithürmiges Gebäude. Dbg. 712a. (Aach mit recht-
läafigem Stadtnamen. Dbg. 712). 3 Expl.
Bischof Azelin, 1044—1054.
152a. + A(C)E(L . . . . EPS) Brustbild rechts. Ä/. (H)n.
(dineshe)IM viereckiges Gebäude. Bis auf die Umschrift der
Rf. wie Dbg. 713. 1 Expl.
Mit unlesbaren Umschriften.
153. Linksgewandtes Brustbild der Jungfrau. Rf, das drei-
thürmige Gebäude der Gothards-Munzen. Dbg. 715. 9 Expl.
154. Ebensolcher Obol. Unedirt. 1 Expl.
155 Kopf der Jungfrau Maria. i2/l Kirchenportal. Dbg. 716.
3 Expl.
156. Diademirter Kopf rechtshin. Rf. Viereckiger Thurm oder
Mauer. Dbg. 718. 2 Expl.
Möglicherweise von Bischof Azelin (Dbg. 713), worauf die
Inschriftreste des einen Exemplars hinzudeuten scheinen.
Stade.
K. Heinrich HI.
157. H(E)INKICO gekrönter Kopf. Rf, (ST)A(THV) Kirche.
Dbg. 720. 3 Expl.
Lüder Udo L Graf von Stade, 1034-1057, seit 1056 Markgraf
der Nordmark.
158. H . . . . raCVS REX diademirter Kopf linkshin. VDOOO
G0ME8 kleines Kreuz. 1 Expl.
Schon im Thomsenschen Kataloge (Nr. 11977) ist ein ganz
ähnUches Stück (mit HHAMDHCVS REX. Rf. SaMOOGOOOV)
abgebildet und freilich als unbestimmt beschrieben, aber doch
richtig als niedersächsisch und Nachahmung eines englischen Musters
bezeichnet. Und letzteres ist durchaus unverkennbar, der Typus
Der Fand too Yossberg^. 285
A Ethelred^) ist das Yorbild ; nach demselben ist aber nicht allein
das Torliegende Stück, sondern auch das unter Nr. 472 beschriebene
Ethelreds gearbeitet. Musste man letztere schon früher als nieder-
sächsische Nachprägungen ansprechen, wie ich das bereits in den
Mitth. d. num. Gesellsch. z. Berlin, S. 210 Nr. 138) gethan habe, so ist
jetzt für erwiesen zu erachten, dass Stade der Sitz dieser Nach-
münzerei war. Damit erhält die in Rede stehende Münze noch
einen besonderen Werth, abgesehen davon, dass sie uns mit einem
neuen Münzfürsten bekannt macht.
159. REX HEAI . . . VS gekrönter Kopf rechts. Rf. VDOCO
COMES eine mit einem Kreuze gezierte Mauer oder Thurm.
Dbg. 1274. 1 Expl.
Als ich nach Köhne (m^m. St. Pet. IV, S. 91 Nr. 366) diese
von ihm auf der Rf, lESVDOCO . Ol gelesene und daher uner-
klärt gelassene Münze brachte, konnte ich bei meiner Unbekannt-
schaft mit einem Originale und dem Mangel eines Schrifttrennungs-
zeichens, sowie dem eigenthümlichen Umstände, dass die Umschrift
nicht, wie sonst, oben oder unten, sondern zur Seite beginnt, der
Wahrheit nicht auf die Spur kommen, sogar, im Hinblick auf
den Denar von Herzog Konrad (Dbg. 800), an Mainz denken, jetzt
aber kann über die Erklärung unsrer Münze kein Zweifel sein,
wenngleich die Fabrik nicht die der vorigen und der folgenden
ist. Immerhin aber bildet die, ich weiss nicht mit welcher Be-
deutung vor dem Titel eingeschobene Silbe CO ein Band zwischen
beiden Udo-Denaren.
Udo H., Markgraf der Nordmark, 1057—1082.
160. +CV)DO MARCCHIO gekrönter Kopf. Rf. +8TAD...
(KD?) zweithürmiges Kirchenportal. Unedirt. 1 Expl.
Die Krone nähert sich in der Form der Goslarischen Hein-
richs in Dbg. 667, 668, die Fabrik aber ist ganz die der vor-
stehend beschriebenen Nr. 157 und 158.
161. +VDOMACCHI behelmtes Brustbild des Markgrafen
xnit Lanze, über seiner linken Schulter ein Kreuzchen mit 4 Kugeln
1) Naeh Hildebrandt, anglosaksiska mynt.
ZtitMhrift rar MamltmaUlL IZ. 20
286 ^* Dannenbeii^:
in den Winkeln. Rf. +DEXTERA DOMN segnende Rechte, im
Felde zwei Sterne. — Unedirt. 2 Expl.
Wer würde nach dem Gepräge der Rückseite nicht an einen
geistlichen Münzherren denken? So ging es wenigstens mir bei
Ansicht des ersten Exemplars, bis das zweite, znm Glück yoII-
kommen deutliche mir zu Hülfe kam. Leider verschweigt uns
dieser Denar den Ort, wo er geschlagen ist, und so könnte
bei der geschichtlichen Ueberlieferung, dass Udo zuerst von
allen Markgrafen der Nordmark seinen Sitz in Salzwedel aufge-
schlagen, ein eifriger Brandenburger ihn wohl für diese altbranden-
burgische Stadt beanspruchen. Dennoch mochte ich wegen der
Aehnlichkeit mit dem folgenden lieber an Stade denken; Lüneburg,
dem das Gepräge der Hand (s. oben Nr. 133) entlehnt scheint,
liegt gleich nahe an Stade wie an Salzwedel.
162. + VD(OMA)RCGHIO sein behelmtes Brustbüd mit Lanze
linkshin. Rf. 8TAT : . . . dreithörmiges Gebäude in einer Mauer.
Unedirt. 1 Expl.
Ganz eigenthümlich und merkwürdig ist hier wie auf voriger
Münze das Bild des Markgrafen.
Ohne Namen des Münzherren.
163. +STATH(V) Gl VITAS Gebäude. Rf. A6NV(S) DEI
Kreuz mit PISCIS in den Winkeln. Dbg. 721. 3 Expl.
Minden.
K. Heinrich HI.
164. +(HE)IN(R)IC(VS) REX bärtiger gekrönter Kopf Unks.
Rf (+M)INTEONA Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 726. 1 Expl.
165.+(HE)NRICVSREX bärtiges Brustbild. Rf (+MINTE)
ONA Kreuz mit 4 Kugeb. Dbg. 727. 2 Expl.
166. Umschrift verwischt Ein Münzer bei der Prägarbeit
sitzend, linkshin. Ä/. tMIN(TEO) ISP A dasselbe Kreuz. Dbg. 728.
lExpl.
167 aVMI ähnliche Vorstellung. Rf. .... (TE)
ONPA dasselbe Kreuz. Dbg. 729. 1 Expl.
168. Umschrift verwischt. Zwei Männer, von denen der eine
Der Fand vori Vossberg. 287
einen kngelförmigen Gegenstand (Münze) in seiner rechten Hand
betrachtet. Rf. +(MI)N(T)E(0)N. . dasselbe Kreuz. Dbg, 730.
lExpl.
169. +q#..IINaA..H. Ein Münzer rechtshin sitzend,
eine Wage haltend. Rf. QO . . IT . . . Gepräge unkenntlich.
Dbg. 731? lExpl.
Hier hätten wir also alle auf die Prägearbeit sich beziehenden
Münzen beisammen. Zu bedauern bleibt nur die schlechte Er-
haltung, die nameotlich auf dem letzten Stücke nicht festzustellen
gestattet, ob hier nicht eine andere Rückseite als die von Dbg. 731
vorliegt.
Corvei.
S
170. +CO(RBE)IA Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. COLONH
A
Dbg. 739. 1 Expl.
Abt Ruthard, 1046--1050.
C
171. +(R)OTHH , imFelde I^R Rf Kreuz, in 2 Winkeln
B
mit einem Bischofsstabe belegt, in den anderen O und eine vier-
eckige Figur. Umschrift verwischt. — Unedirt. 1 Expl.
Ist auch die Umschrift der Hf. nur sehr schwach sichtbar,
80 ist sie doch sicher, und dadurch dieser Münze noch ausser
dem Curbia im Felde eine hervorragende Wichtigkeit gewonnen.
Denn das Gepräge der Rf hat sie mit einer hier wie auch sonst
in nicht unbeträchtlicher Anzahl auftretenden Adelheids-Nacbmünze
(s. Nr. 279) gemein, der sie in so hohem Grade gleicht, dass ich bei
erster flüchtiger Durchsicht des Fundes auch sie unter diese Adel-
beidsdenare geworfen hatte. Damit ist dann das Vaterland dieser
Nachprägungen festgestellt, und in weiterer Folge erhalten hier-
dorch auch andere Münzen etwas Licht, welche bisher nicht zu
lokalisiren waren (s. Nr. 306).
Lehrreich ist es, dass hiemach in Ruthards nur 4 jähriger
20*
288 ^* Dannenberg:
Amtsführung nicht weniger als drei grundverschiedene Gepräge
ausgegangen sind; das vorliegende^ vermuthlich das älteste,
mit dem der Abt zum ersten Male sich von dem bis dahin rein-
kaiserlichen Münzstempel emanzipirt hat, dann das folgende yon
bairischem Charakter, endlich das hier fehlende, auf seinen Nach-
folger Arnold übergegangene mit Curbia (Dbg. 735). Interessant
ist auch, dass sich hier der rheinische Goloniar Typus mit dem
niedersächsischen Adelheidstypus berührt
172. HEINRCIC REX) Kreuz mit 4 Kugeb. Rf. (RO)THA
— RD(YS) auf breitem Kreuze, in dessen Winkeln A(B)AS.
Dbg. 374. Bruchstück.
Abt Arnold, 1051-1055.
C
173. +ARNOLD(A— B) im Felde iAr Rf. +HEI(N)RIC
B
IMP Kreuz. Dbg. 736. 7 Expl.
Helmershausen.
K. Heinrich UI.
174. tH(EI)NEICVS . . . (R?) gekröntes bärtiges Bmstbüd.
Rf. . . . . MWARDESHVSVN Kreuz mit 4 Kugehu ünedirt.
lExpl.
Mit dieser und der folgenden Münze werden zwei Städte
neu in die Numismatik dieses Zeitraums eingeführt, deren älteste
Gepräge wir bisher aus der Hohenstaufenzeit glaubten. Der Kopf
ist übrigens ganz der der Goslarischen Münzen Heinrichs TTT
(Dbg. 666—668), mit denen unser Denar auch im Stempelschnitt
etwas Verwandtes hat
Marsberg.
175. +SCS Pe(TR)VS Brustbild des Apostels. R/. +H€-
R€SBy(R6) dreithürmiges Gebäude. — Erbstein numismat.
Bruchst. Heft HI, Taf. H, 21. 1 ExpL
Aus der wenn auch gelungenen Abbildung bei Erbstein konnte
man auf ein so hohes Alter dieses Denars nicht mit Sicherheit
schliessen; ein ähnliches Stück meiner Sammlung kann auch wohl
Der Fund Ton Yossberg. 289
etwas jünger sein. Sehr dankenswertli ist daher die Belehrung, die
wir durch unseren Fund erhalten.
Soest.
K. Konrad IE.
176. t.CHVON diademirtes Brustbild rechts, davor
Kreuzchen. Rf. Neben dem sogenannten Kölner Monogramm
....SSAS (und ähnlich) in kleinen Buchstaben. Dbg. 742. 8 Expl.
Dortmund.
K. Otto m.
177. (THER)OTMA(>I>II) sehr roh gezeichneter bärtiger
Kopf. Rf. ODDO* (IMPER)ATOR Kreuz mit 4 Kugeb (stark
verprägt). Dbg. 745a. 1 Expl.
K. Heinrich IE.
178. HE)INRIC>Ä KEX gekröntes Brustbild links. Rf, (IW)
WAMTaa(HT+) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg 749. 3 Expl.
179 NI8A ... an diademirter Kopf links. Rf NAM-
laaHl kleines Kreuz mit 4 Kugeln i. d. W. Dbg. 752. 3 Expl.
180 H derselbe Kopf. Rf T(HERTMAN)NI
dasselbe Kreuz, von vier noch kleineren umgeben. Dbg. 753.
1 Expl.
K. Konrad H.
181. flOTAaSÄMI gekröntes Brustbild links. Rf afl8(a)A-
ÄVI03 Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 754. 5 Expl.
182. CONRAD VS RE Kopf links. Rf afla(aAflM)O0 Kreuz
mit 4 Kugeb. Dbg. 756. 9 Expl.
K. Heinrich HI.
183. +H(EINR)ICVS REX gekrönter bärtiger Kopf Imks.
Ä/. +THO(RT)MANNE Kreuz mit 4Kugehi. Dbg. 757. lExpl.
184. Aehnlich mit (I)MP statt REX. Dbg. 757a. 2 Expl.
185. +HEINRICHVS IMP gekröntes bärtiges Brustbild. Rf
(Blume) THORTMANNE kleines Kreuz. Dbg. 758 »>»•. 1 Expl.
290 ^* Dannenborg:
Emden.
Hermann Graf von Lüneburg, 1059—1086.
186. +HE(EEMON) Kopf rechts. Rf. + A— HN-TH— ON in
den Winkeln eines doppellinigen Kreuzes. Dbg. 773. 5 EzpL
IV. Franken.
Mainz.
K. Otto m.
187 NCIAC . Kirche. Rf. OTTO .... Kreuz mit vier
Kugeln. Dbg. 779 ähnlich. 16 Expl.
Eine dieser unter einander abweichenden und sehr abgeriebenen
Münzen hat im Dache der Kirche eine Schleife.
188. +MO(GONCI)A vierthürmiges Gebäude. Rf. (+0TTO
IMP)AV(G) Kreuz, in jedem Winkel eine kleine in eine Kugel
ausgehende Lilie. Bd VI, S. 154 Nr. 13 d. Zeitsch. 1 ExpL
K. Heinrich IL
189. NO(G)ON . . Kirche. Ä/. H(EIN)RICV(8 R)EX Kreuz
mit 4 Kugeln. Dbg. 785. 1 Expl.
190. HO ... . CMC Kirche. Rf .... RIGV8 . . . Kreuz mit
4 Kugeln (Obol). Dbg. 786 und 786a. 2 Expl.
191. (HEI)MRICH(VS REX) gekröntes bärtiges Brustbild
mit Scepter, nach byzantinischer Art. Rf (M)00 Gebäude
mit rundem Dache, auf dem drei lange Kreuze sich erheben.
Dbg. 788. 2 Expl.
K. Konrad U.
192. NOI(oncia civit.) Kirche. Rf +CHVO(NRADV R)EX
Kreuz mit 4 Kogeb. Dbg. 789. 8 Expl.
193. VRBS (M06V>IC)IA Kirche mit % im Portale. Rf.
CB(VON)RADVS IIP Kreuz mit 4 Kugclo. Dbg. 790. 56 ExpL
194. Aehnlicher Obol. Dbg. 791. 2 ExpL
195. (+Chuonr)ADV(SREX) gekröntes Brustbild. Ä/. (fMo-
gonc)IECIV(IT) Kirche mit rundem Dache Dbg. 792^ 1 ExpL
196. tCHVONRADVS . . . gekrönter bärtiger Kopf. ^f.
Der Fond tod Yossberir- 291
(+VRBS)MOGVNC(IA) Kirche wie auf Nr. 193). Dbg. 1373.
1 Expl.
Nur im Lübecker Funde (Bd. IV, S. 62 Nr. 66 d. Z.) ist diese
MuDze bisher yorgekommen.
E. Heinrich IQ.
197.+H6INRICVS übrigens wie vorher. Dbg. 793. 26 Expl.
K. Heinrich IV.
198. +(HINRICVS E)X gekröntes bärtiges Brustbild mit
Reichsapfel links. Ä/.M(OICNCIA)dreithürmige Kirche. Dbg. 796.
1 Expl.
Mit Denarstempel auf kleinem SchrötliDg ausgeprägt, daher
fast wie ein Obol erscheinend.
Erzbischof Willigis? 976—1011.
199. +M(OGONCI)A Brustbüd. Rf. Der Name Kaiser
Heinrichs II. Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 802. 2 Expl.
Erzbischof Bardo, 1031—1051.
200. (+CHVONRA)DVS IMP gekrönter bärtiger Kopf, wie
auf Nr. 196. Rf, M(OG)ONGIA zweisäuliges Kirchenportal, in
welchem der Name BARDO. Dbg. 804. 1 Expl.
201. Ebenso, aber (H)fclNRIC(VS). Rf. (M)OGO(N)CI(A).
Dbg. 805. 16 Expl,
doch steht bei 9 derselben wegen erloschener Inschrift nicht
fest, ob Dbg. 805 oder nicht etwa 804 vorliegt; indessen ist letzere
wohl etwas seltener.
202. Aehnlicher Obol. Dbg. 806. 1 ExpL
Erzbischof Lupoid, 1051—1059.
203. + HEINRICH VS MIP ähnliches Brustbild. Rf. LIV-
BOLD(ARCH)IEPS zweithürmige Kirche. Dbg. 807. 21 Expl.
Erzbischof Wezilo, 1084-1088.
204. Brustbild mit Krummstab rechtshin. Rf Kirche. Dbg. 813.
lExpl.
Obwohl die Umschrifiben unlesbar, ist doch an der Identität
dieser MQnze kein Zweifel, was um deshalb sehr wichtig, weil sie,
292 H* DaoDeoberg:
ebenso wie in dem oben erwähnten gleichaltrigen Fände Mitth.
S. 221, die alleijüngste ist.
Ohne Namen des Kaisers und Erzbischofs.
205. (aC8M)ARTIHVg Brustbild mit Krummstab. Rf. M
(ogoncia c)VTA Kirche. Dbg. 823. 3 Expl.
Speier.
K. Konrad 11. mit seinem Sohne Heinrich (HE )
206. (+)CH(ONRAD)IP (HEIKR)ICIP zur Seite eines Kreuz-
scepters ihre gekrönten bärtigen Brustbilder unter zwei gezinnten
Bogen, (auch ohne denselben). Rf. (+SCAM)ARI(A) Brustbild
der h. Jungfrau, Yor ihr der Kopf des Kindes. Dbg. 829. 17 ExpL
K. Heinrich HL
207. (+HEIN)RICVS R(EX) gekröntes bärtiges Brustbild.
Rf. TqSM . . (für Nemetis civitas) Raderschiff mit Kajüte
(Kirche?). Dbg. 830. 37 ExpL
208. Ebenso, aber namentlich das Brustbild von besserem
Stempelschnitt und mit einem Scepter neben der rechten Schalter.
— Cappe K. M. I, Tat XXH 367 und H, Taf. XXHT, 258.
7 Expl.
209. (HEINR)ICVS RE(X) gekröntes bärtiges Brustbild mit
Reichsapfel und Scepter. Rf (Nemet)IS .01 Kreuz mit
4 Kugek. Dbg. 831. 2 Expl.
210. Gekrönter bärtiger Kopf, zu dessen rechter Seite ein
Scepter. Rf, Kirche mit Glockenthurm und der Aufschrift CH —
ON. Umschriften beiderseits erloschen. Dbg 832. 1 flxpl.
210a. tHEINRICVS (imper.> gekröntes bärtiges Brustbild
mit Scepter an der rechten Schulter, wie Nr. 208. Rf + (Ne-
metis) CIVIT- gekrönter Kopf in einem zweithürmigen Portale.
Dbg. 833. 3 ExpL
211. Gekrönter bärtiger Kopf wie Dbg. 835. Von der Um-
schrift nur ATO (und auf einem anderen Exemplar f HE )
sichtbar. Rf ATIV.... Kreuz mit einer von 2 Punkten begleiteten
Kugel in jedem Winkel. — Unedirt. 5 Expl.
Der Fund Ton Vossberg. 29S
Das Speiersche MüDzmal, wie auf Dbg. 827, 835, 836 dient zur
Bestimmung dieser Münze.
Ohne Namen des Kaisers and Bischofs.
212. (SP)IRACI .... Kirche. Rf. (+SCA)MARI(A) dasselbe
Kreuz. Dbg. 836. 30 Expl., von denen eins Ottos HL Namen zu
tragen scheint, also wie Dbg. 826.
213. (fSGAMABIA) Brustbild der h. Jungfrau mit dem Jesus-
knaben wie auf Nr. 206. Rf. f8 RI dieselbe Kirche mit
CH— ON wie auf Nr. 210. Dbg. 838. 10 Expl.
Bischof Konrad I., 1056—1060.
214. (CVNR)ADVS EPS bärtiges tonsurirtes Brustbüd mit
erhobener Hand. Rf. (NEMTI)SC dreithürmige Kirche.
Dbg. 839. 8 ExpL
Worms.
K. Otto m
215. fOTT)0*IMP Kreuz mit Bischofsstab und je einer
Kugel in den Winkeln. Rf. (Wormacia) Kirche. Dbg. 844.
6 Expl.
K. Heinrich H.
216. tHE(INRIC)VS Kreuz mit 4 Kugeln, von denen eine
Ton einem Halbmonde umschlossen ist. Rf. tYV(ORMAGIA)
Kirche. Dbg. 845. 96 Expl.
Bei den meisten dieser äusserst mangelhaft ausgeprägten
Münzen wird ihre Zutheilung an Worms nur durch die Wormser
MOnzmarke ermöglicht.
K. Heinrich HI.
217. IBINRICVS KEX gekröntes Brustbild mit Reichsapfel
und Scepter. Rf +HEINR(ICVS !)• dasselbe Kreuz wie auf
Nr. 216. Dbg. 846. 30 ExpL
218. (f IEI)NRICVS IMP(eRA)TOR gekröntes bärtiges Brust-
bUd. /2/.(fHEIN)RICV(SI) dasselbe Kreuz. Dbg. 847. 34 Expl.
219. (Heinricu)S * IM(perator) gekröntes bärtiges Brastbild.
Bf. (Sc8)-I€T(rus apls) Brustbild des Apostels. Dbg. 848.
1 Expl.
294 H. Daune nbeig:
220. . . CS (Petrus?) Kopf rechts. Rf. t(Heinricu)SI • das
Kreuz wie bisher. Unedirt. 1 Expl.
Da die Fabiik so laut spricht, so kann wohl über die Er-
gänzung der wenigen Schriftreste in der angedeuteten Weise kein
Zweifel sein.
Bei der grossen Fülle der Gepräge Heinrichs TTT. mag das
gänzliche Fehlen derer seines Sohnes (Dbg. 850) auffallend befanden
werden.
Bischof Arnold, 1044-1065.
221. (+IE)INBICVS) IMPe(R)AT(OR) Brustbild wie auf
Nr. 218. Ä/. + ARN(OLDVS).P . . . I(praesul?) des Bischofs Brust-
büd. Dbg. 851. lExpi:
Bischof Eppo? um 1090.
222. Brustbild mit Krummstab und Buch. Rf, Kreuz wie
vorher. Umschriften auf beiden Seiten erloschen. AehnlichDbg.853.
1 Expl.
Dbg. 853 weicht darin ab, dass Eppo die Hand erhebt; dies
und das Fehlen der Umschrift erlaubt kein sicheres Urtheil, ob
wirklich ein Eppo vorliegt. In diesem Falle wäre es wohl die
jüngste Münze, doch wissen wir Eppos Antrittsjahr nicht.
Würzburg.
Kaiser Otto IQ.
223. (• S • K)[T.TAN w Kopf rechts. Rf. (0)TTO I(MPE •).
Dbg. 856. 7 EipL
Ohne Kaiser- und Bischofsnamen.
224. +(SKILIA)NVS dessen Kopf rechts. Rf. (t)VVIR
(ZEBVRC) Kirche. Dbg. 859. 18 Expl.
225. (S)KI(LIAN)VS ebenso Rf. tVVIRCe(BVR)C Kreuz
mit 4 Kugeln. Dbg. 861. 3 Expl.
226. (+S)e(s Kilianu)S Kopf des Heiligen rechts. Rf. (f V
YIR)CIBV)R6 mit 4 ThOrmen bewehrte Stadtmauer. Dbg. 862.
5ExpL
Der Fand von VoMbafg. 295
Bischof Bnmo, der Heilige, 1034—1045.
227. +SCSK(IL)IAN(VS) dessen Kopf rechts. Rf. +BRV.
(N)OE(PCS) Kreuz mit 4 Kugeb. Dbg. 863. 7 Expl.
B
228. +S KILIA(NV)S, im Felde NRO Ä/. V V(m)CEBVRC
V
Kirche. Dbg. 864. 11 Expl.
Bamberg.
Bischof Hartwich, 1047—1054.
229. +BEIN N tot gekröntes bärtiges Brustbild. Rf.
(+HART) V VICVcQ • C . . . . Brustbüd mit Krummstab. Dbg. 654.
lEzpL
Köhne, dem wir die Bekanntschaft mit dieser MOnze ver-
danken, hat sie dem Magdeburger Erzbischof Hartwich, 1079 bis
1102 zugeschrieben. Das oder gar die Zutheilang an seinen
Gegner Erzbischof Hartwich 1085 — 1089 verbietet aber der kürzlich
in Schlesien ans Licht gekommene Fund; Friedlaender, der
ihn beschreiben will, hat ihn daher, da der Titel archie-
piscopus auf keinem der bisher bekannten Exemplare lesbar ist,
unserem Hartwich beigelegt Dem kann ich nur zustimmen, da
der gleichnamige Abt von Hersfeld, von dem ich einen anderen
Denar kenne, ausgeschlossen sein dürfte.
Fulda.
230. (8CS B0)NI(faciu8) Kopf rechts. Rf. (tF)VL(D)A
Kirche. Dbg. 876. 2 Expl.
Erfurt.
Erzbischof Aribo, 1021-1031.
231. + (ARIBO AR)CeP-S Brustbild mit Tonsur rechts.
Rf (+€RPH)6SFV(RT) Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 876. 1 Expl.
232. (f ) A(RIBOA) . . . Kirche zwischen Si und Krummstob.
Rf (+ tRP ) und Kreuz mit 4 Kugeb (verwischt). Dbg. 877.
lExpL
Erzbischof Bardo, 1031—1051.
233. (+)PA(rto) Kirche zwischen fl (?) und Krummstob. Rf
296 H. Dannenberg:
Umschrift; nnlesbar. Erenz mit 4 Eageln. Aehnlich Dbg. 878.
1 Expl.
233a. Noch undeutlicher, wie Dbg. 877 — 879, also unentschieden
ob von Aribo oder von Bardo. 40 Expl.
Erzbischof Lupoid, 1051—1059.
234. (+LV ) 8 Kreuz mit 4 Kugeln. Ä/. (Er-
phesfurt) bärtiger Kopf im Portale eines zweithürmigen Gebäudes.
Dbg. 882. 1 Expl.
K. Heinrich III.
235. (+)H(EINR)ICVSI»?RA. gekrönter bärtiger Kopf. Rf.
+ CER(F)ES(furt) wie vorhin (Nr. 234). Dbg. 883. 17 ExpL
236. Ebenso, aber (Er)VFS(furt) Rf, E(R)Vaa(furt). 1 Expl.
237. (Heinricus imperato) ähnlicher Kopf. Rf. (Erfes)FV....
Kirchenportal. Dbg. 885. 1 Expl.
237a. ^H RATOo derselbe Kopf. Rf. Umschrift er-
loschen. Kreuz mit 4 Kugeln. Unedirt. 1 Expl.
Meissen.
Markgraf Ekkard I., 985—1002.
238. EKK(IHART) Kreuz. Rf •M(l0Da!)ra Kreuz. Dbg.
886. 1 Expl.
V. Schwaben.
Breisach.
K. Otto m.
289. 0(TT)0 Kreuz, dessen Winkelfiguren undeutlich.
Rf. BRnS(E) Dbg. 905. 1 Expl.
A
Strassburg.
K. Otto in.
240. +OTTOD(IG)AREX Kreuz. Rf + ARGEN* +*IT(H4)A
Kirche. Dbg. 910. 1 Expl
241. +OT(TOIM)P (LiUe). Rf +AR6eN(TINA) Kreuz mit
Krummstab in einem Winkel. Dbg. 913. 1 Expl.
Der Fand Ton Voaibeig. 297
E. Heinrich 11.
242. HINBI(CYS KE)X Kopf mit Zackenkrone rechte. Rf.
ARC(ENTIN)A Kirchenportal. Dbg. 916. 2 ExpL
243. HENRICOOS REX gekröntes Brustbild rechts. Rf.
ARGEN— TIN(A) in Kreuzform, in den Winkeb Krenzchen,
(Krummstab) und 2 Lilien. Dbg. 918. 5 Expl.
244. HEINRICV(SI)WPR<AV) gekröntes Brustbild. Rf.
zwischen 8 Kirchengebäuden die kreuzförmig gestellte An&chrift
(A)RGEN-TI(NA). Dbg. 920. 6 Expl.
244a. Aehnlicher Obol, sehr schledit erhalten. Unedirt.
lExpL
K. Konrad ü.
245. Denar desselben Gepräges, dessen Fabrik, trotz fehlen-
der Umschrift der Hf. ihn an diesen Kaiser eher, als seinen Vor-
gänger weist. Dbg. 922. 1 Expl.
246. CHi^N PR gekröntes Brustbild linkshin. Rf ARr
GEN — TINA kreuzförmig gestellt, in den Winkeln 2 Lilien und
2 Kirchendächer. Dbg. 921. 3 ExpL
K. Heinrich IQ.
246a. Schlecht erhaltener Obol mit Brustbild. Rf Kirche.
Dbg. 926. 1 Expl.
Esslingen.
247. Nachahmungen des Denars mit rechtsgekehrtem Kopfe
Heinrichs ü. Rf Hand auf Kreuz. Dbg. 951. 6 Expl.
248. Ebenso, mit linksgewandtem Kopfe. 1 Expl.
S. auch unten Nr. 293 und 328.
Chur.
Bischof Ulrich I, 1002—1026.
249. Hand. Rf Kirche. Umschriften beider Seiten undeutlich.
Dbg. 986. 1 ExpL
Constanz.
K. Otto m.
250. Kirche. Rf OTTO im Monogramm. Umschriften er-
loschen. Dbg. 1009, 1010. 1 ExpL
298 H. Dannenberg;:
Bischof Eberhard?. 1034-1046.
251. +6 Kopf links. Rf, CO Kirchen-
gebäude. Dbg. 1017. lExpl.
Augsburg.
Bischof Bruno, 1006—1039.
262. f PRVNEPIco Kreuz mit Ringel, Keü, 3 Kugeln (und
Keil) in den Winkeln. Rf. AVGäJ TA CIV Kirchengiebel mit
V(VI). Dbg. 1025. 1 Expl.
Bischof Eberhard, 1029—1047.
253. EPERHARD(8e)Pai Kreuz mit (K)VON in den Win-
kehi. Rf. AV(G>» TA CIV fünfsäuliges Kirchenportal. Dbg. 1029.
Bruchstück.
K. Heinrich 11.
254. (IE— m— RI-C) undR- C— X gekröntes b&rtiges Brust-
bild rechts. Rf. AVGK» T(ACIV) Kreuz mit 3 Kugek und Ringel
in den Winkeln. Dbg. 1032. Bruchstück.
255. Ein Exemplar eines ähnlichen Denars mit nicht aus-
geprägter Hauptseite. Rf . . , coTA+CI wie vorhin, aber ein Ringel
statt des Keils. 1 Expl.
Der abweichende Kreuzwink^lschmuck, der Charakter der
Buchstaben, sowie die geringe Grösse und Schwere kennzeichnen
dieses Stuck als Nachmünze.
256. IE— IN-RC undRX dasselbe Brustbild wie auf Nr. 254.
Rf AVGo) TA CIV viersäulige Kirche. Dbg. 1034. 1 Expl.
Ohne Namen des Kaisers und Bischofs.
257. +S6AM(AR)IA verschleiertes Brustbild der Jungfrau
links. Rf +(AV)6VSTA (CIV) Kirche. Dbg. 1043. 4 Expl.
Vier Stück dieser seltenen Münze hei der Knappheit der süd-
deutschen Münzen in unserem Funde sind einigermassen auf-
fallend.
I>er Fnod von Voasbeifi;. 299
VI. Baiem.
Regensburg.
Herzog Heinrich L, 948 — 955.
258. Kreuz mit einer Engel in 3 Winkeln. Rf. Eirchengiebel,
Umsclirifiten beider Seiten und Manzmeistemamen entstellt. Nacb-
münze, Tgl. Dbg. 1057. 1 Expl.
Herzog Heinrich H., erste Regiemngszeit 955 — 976.
259. + MVc» 3C Vian • Kreuz mit je 2 Kugeln in den drei
leteten Winkeb. Rf. KEGNACIVITA(ä Kirchengiebel mit MAO.
Dbg. 1063. 1 Expl.
Herzog Otto, 976—982.
260. +• OT. . . . X* Kreuz mit (4) Kugeln. Rf, (Re)OlACIV
(ITAcQ) Kirchenportal mit ECCL Dbg. 1065. Bruchstuck.
Herzog Heinrich H., zweite Regierungszeit, 985 — 995.
261. *H£NGiyc\}Y+ Kreuz mit einem Ringel zwischen zwei
Kugeln in 3 Winkeln. Rf RH.'.ICHHcoA Kirchenportal mit
MAO. Dbg. 1069 f. 1 Expl.
Fast alle Münzen mit MAO sind barbarisch, Nr. 259 bildet
in dieser Hinsicht wegen ihrer korrekten Umschrift der Rf fast
eine Ausnahme.
Herzog Heinrich IV. 995-1002, von da ab (als H. H.) König
(1002-1004 und 1009—14).
262. :n: cv> VICN Kreuz mit Kugel, Keil, Kugel und
Ringel. Rf ACQ. . . TAco Kirchengiebel mit YVIC. Nachahmung
von Dbg 1071 f. 1 Expl.
263. Eine andere Nachmfinze mit +ITRIc»y]+NCH Kreuz
mit Keil, Ringel, Keil und Riegel. Rf, Ganz barbarische Inschrift
und MQnzmeistemame unter dem Giebel. 1 Expl.
264. (IE)IN-RI-C und (Hl-X) neben dem rechtsgekehrten
bärtigen Brustbilde des Königs. Rf, flN OHO Kreuz
mit Keil (3 Kugeln, Ringel) und 3 Kugeb. Dbg. 10077.
Bruchst&ck.
265. Aehnlich, mit gänzlich verderbten Inschriften. Dbg.
1079—1080. Bruchstück.
300 H. Dannenberg:
266. Rechtsgewandtes Brustbild des Kaisers. Rf, A.A-
flI9 1 viersäaliges Kirchenportal mit einem umpnnkteten
Kreuze in demselben. Aehnlich Dbg. 1088. 1 Expl.
Die Umschrift der Rf. ist wohl nichts als das entstellte Ra-
daspon ci der Nr. 1088. Dbg.
Herzog Heinrich VI., 1026—1028, als König (seit 1028)
Heinrich HI., in Baiem — 1040.
267. Denar mit verwilderten Umschriften und dem Namen
Hein rex in den Kreuzeswinkeln. Rf, fünfsäulige Kirche. Aehn-
lich Dbg. 1094. 2 Expl.
268. IE— IN— RI und R — EX neben dem gekrönten bärtigen
Brustbilde rechts. Rf. RADAo^PONACI yiersauL'ge Kirche.
Dbg. 1098. 4 Expl.
269. tHEINRICVaQ PEX gekröntes b&rtiges Brustbild. Rf.
tRADAc»PONCHzweithürmigesKirchenportal. Dbg. 1099. 4 Expl.
270. tMRENIYS REX bärtiges Brustbild mit flacher Krone.
Rf +RE6NESRVRC Gebäude über einer Mauer. Unedirt.
3 Expl.
Nur in der Form des Gebäudes, das dem auf Dbg. 1101
ähnlich ist, von Dbg. 1100a abweichend. Hier zum ersten Male
seit Ludwig dem Frommen begegnet uns der deutsche Stadtname
auf einem vollständig erhaltenen Exemplare.
271. (+HE)INRICVcQ (imp) gekröntes Brustbüd. Rf (f RA
DAS)PONA • (civt ) Gebäude über einer Mauer. Dbg. 1101.
9 Expl.
272. +HEINR...S IMP ähnliches Brustbild. Rf +CIVIT
(as) Rf ADA(spo) ähnliches Gebäude. Unedirt. 1 Expl.
Mit obenein ganz ausgeschriebenem ciyitas vor dem Stadt-
namen war noch keine Münze bekannt.
Herzog Heinrich VH., 1040-1047.
273. Yerprägter Denar mit des Herzogs rechtsgewandtenoi
Brustbilde. Rf Kirche. Dbg. 1102. 1 ExpL
Cham.
Herzog Heinrich H., zum zweiten Male, 985—995.
274. HEXNRICYc/^ DY(X) lo^uz mit einer Kugel im ersten
Der Fnnd vod Vossberg. 301
und dritten, und einem Ringel im vierten Winkel. Rj\ CHAW-
PA CIVIT Kirchengiebel mit ROZV. Unedirt. 1 Expl.
Dieser Denar mit lesbaren, aber sehr plump gestalteten Um-
schriften lehrt uns sowohl einen neuen Münzfürsten als auch einen
neuen Mnnzmeister kennen.
Eichstädt.
Herzog Heinrich IV., 995-1002.
275. -HeNRICVS DVX Kreuz mit Kugel, Keü, Kugel und
Ringel. Ä/. SCSVVILLIB^.D Kirchengiebel mit eHT. Dbg. 1112,
1 Expl.
VII. Geographisch unbestimmbare deutsche Münzen.
K. Otto DI.
276. (tO)TT(O REX) Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. +M—
gVJBAg— (C+?) in 3 Zeilen. Dbg. 1159. 1 Expl.
277. (O)T(TO) REX Kreuz mit 4 Kugeb. Rj\ :A
im Felde OH. Dbg. 1160a. 1 Expl.
K. Otto in. und Adelheid, seine Grossmutter, 983 — 996.
278. (OTT)O ReX SD(6L)DeiDA diademirter Kopf rechts.
Rf. +DOniR)\H RtX Kreuz mit ODDO in den Winkeln. Dbg.
1164. 4 Expl.
279. Der gewöhnliche Denar mit JTrCAHLHT um die Kirche.
Rf. Wie vorher (Dbg. 1167) fand sich in einer durch Wägung
ermittelten Stückzahl von etwa 950 Expl.
Dabei ist zu bemerken einerseits, dass die schönere Art mit
amen hinter dem Titel Dbg. 1166, die im Funde von Stolp (möm.
St Pet. II, S. 99) so zahlreich vorkam, damals bereits ganzlich
ans dem Verkehr verschwunden war, und andererseits, dass ein
sehr bedeutender Theil sich deutlich als Nachprägungen wohl aus
sp&terer Zeit zu erkennen gab. Unter diesen verdient besondere
Beachtung eine in etwa 40 Stück vorhandene Art, ähnlich wie
die bei Lelewel Taf. XVIII 2, Cappe K. M. III, Taf. I, 9 und
Rühle V. Lilienstem (in Loos Sammig. von Aufs, fiber d. Münz-
wesen) Nr. 52 abgebildete. Sie haben alle das mit einander ge-
ZdlMbrift f&r Nnmltmatik. IX 21
302 H- Duinenberg:
mein, dass die Uioschriften in breiten flachen Bacbetaben nar theii-
weise gekommen und soviel man aus den wenigen Ueberbleibseln
entnehmen kann, arg entstellt sind, aach dass das ODDO in den
Winkeln des Kreuzes anderen Zeichen Platz gemacht hat. So er-
scheinen auf den Stucken, welche den Uebergang vermitteln
mögen, ODOH, dann zwei O zwischen zwei Ejreuzen, ferner A
O) S u. s. w. und endlich tritt, in verschiedenen Spielarten,
ein neues wichtiges Gepräge au^
280. das bei übrigens ebenfalls sehr mangelhaften Umschriften
auf. der Bj\ in zwei Winkeln des Kreuzes einen Bischofstab, ge-
wöhnlich zwischen A und O zeigt.
Die Styl verwand tschaft dieser Münzen mit der oben (Nr. 171)
beschriebenen des Abtes Rudhard von Corvei ist eine so unver-
kennbare, dass damit Corvei als der Sitz dieser Prägungen fest-
gestellt ist, ohne dass man darauf zurückzugreifen braucht, dass
verschiedene dieser Münzen neben der Kirche C und D oder ähn-
liche leicht auf Corvei deutbare Buchstaben haben.
Diese Denare sind aber ihrerseits den weiter unten beschrie-
benen mit HIRSTEIDTEBISCO, namentUch der ersten Art
Nr. 287, in zweiter Reihe dem sogenannten Brettacher (Nr. 299) und
dem vermeintlichen Deventerschen Nr. 306 dermassen ähnlich, dass
auch für deren Heimath und ihre allerdings schon vorher im-
zweifelhaft gewesene Weg Weisung von Brettach und Deventer
neuer Anhalt gewonnen wird.
281. Obol vom Gepräge der gewöhnlichen Adelheids-Denare.
Dbg. 1169- SExpL
282. Adelheids-Denar mit OTTO statt ODDO in den Winkeln
des Kreuzes. Dbg. 1170. 2 ExpL
K. Heinrich H.
283. REX lEUN(RICVS) diademirtes Brustbild rechts. Rf.
+ (lElNRIC)VS MClfiTA Kreuz, in den Winkek verziert. Dbg.
1178. 3 Expl.
Die Münze ist ihrer Fabrik nach in Maestricht, Huy oder
Der Fund von Vossberfir. 393
Lütüch geschlagen. Ein Stück scheint aber Ottos IQ. Namen zu
tragen; das wäre neu.
283a. HEINRIC • Kopf links. Rf. Oa)(?) Bischofsstab.
Vgl. Dbg. 1228 und 197—198. 6 Expl.
Nor eins dieser unter einander übrigens etwas abweichenden
Exemplare hat den Königsnamen so deutlich. Aus dieser Zeit
und der Lütticher Gegend sind sie aber unzweifelhaft sämmtlich.
283b. (Henr)ICY... gekrönter Kopf. Rf, +..L...WLD
Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 1193. 1 Expl.
K. Konrad II.
284. (+CHV)ONRD-M Kreuz mit einem Monde in jedem
Winkel. Rf. H;V0NAC(VM) Kirche. Dbg. 1194. 1 Expl.
K. Heinrich UI.
285. X(Heinri)CUVS RIM gekröntes bärtiges Brustbild. Rf
THVIPa) fünfsäuliger Tempel. U n e d i r t. 1 ExpL
Die Fabrik dieser schönen Münze weist wohl mehr auf Duis-
burg als nach Dortmund, obgleich die Umschrift der Rf an Dbg.
761 anklingt.
Bischof üardolf (von Regensburg?)
286. +(6)AR(D0LEPIcc) Kirche. Rf + ooFTRVöQ APOm )
Brustbild rechts. Dbg. 1216. 1 ExpL
Corvei oder Paderborn?
287.+HlR(8TEIDTEBISCOP) in den Winkeln eines Kreuzes
ein von einer Hand gehaltener Bischofstab zwischen A und O.
Rf lELITH(ISPENICO) Kirche mit einem Ringel im Portale,
zwischen E und O. Dbg. 1220. 7 Expl.
Es finden sich einige Abweichungen: ein Exemplar hat in
der Kirche ein Kreuz und zu den Seiten je ein O, und auf der
Rf geht die übrigens, wie gewöhnlich sehr mangelhafte Umschrift
in N(? statt PENICO ans.
288. (+HIRS)TEIDTE(BISCO) Brustbild eines Geistlichen
mit Krummstab rechtshin. Rf (+IE)LITH(ISPENIN6) ein mit
einer Perlenlinie eingefasstes Kreuz, in dessen Winkeln O(TOT).
Dbg. 1221. 2 ExpL
21*
304 n. Dannenberg:
289. Dieselbe Hf. Rj\ (+IELITHI) SPE(NING) halbvorwärte
gekehrtes bärtiges Brustbild mit Kreazstab. Dbg. 1222. 1 Expl.
290. Umschrift erloschen. Brustbild wie vorher, aber mit
Kreuzstab. Rf. +I(ELITfflSPENI)N6 bärtiges Brustbild. Bis
auf den Kreuzstab wie Dbg. 1223. 1 Expl.
Während Cappe auf beiden Seiten dieser Münzen Nr. 287
bis 290 plattdeutsche Inschriften (hir steidt te Biscop und Je
Lith si ening) hat sehen wollen, beanstandet Grote solche mit
Recht für die Rj\ Aber auch er hält das „hir steid te Biscop^ der
Hauptseite aufrecht. Bezüglich der Rückseite wäre noch anzu-
führen nicht bloss, dass statt SI ENING überall ISPENING
steht, sondern auch, dass, was bisher unbemerkt geblieben zu
sein scheint, auf dem Exemplare Nr. 214 Taf. XV Bd. II Bl.
f. Mzkde. die Umschrift mit +PENII beginnt. Bleibt so-
nach nur noch das HIR STEID TE BISCO, so reduzirt sich die
in Betracht kommende Inschrift bei der Möglichkeit, das EBISCO
auch als lateinisch anzusprechen, auf die Anfangssylben HIR
STEIDT und die Berechtigung, diese auf gedachte Weise aus
unserer Muttersprache auszulegen wird doch jedenfalls etwas zweifel-
haft dadurch, dass Nr. 287, die man vermöge ihrer Anlehnung
an die Adelheidsmünzen doch wohl als die älteste zu betrachten hat,
gar kein Bildniss zeigt, hier also das „hier steht der Bischofs un-
verständlich sein würde. Scheint es daher hiemach, als sei der
Schlüssel zu diesem Räthsel bezüglich der Inschriften noch immer
nicht gefunden, so muss dagegen anerkannt werden, dass Grote,
sehr unsicheren Spuren folgend, allerdings die Heimath dieser
Münzen so viel als möglich richtig errathen hat, sie mögen, wenn
nicht in Corvei, so doch in Paderborn zu Hause sein.
Graf Wichmann IH., 967—1016.
291. VVIÖMANCOcn Kreuz mit 4 Kugeln. Rf. ERBRI8U-
DOKKII in zwei Zeüen. Dbg. 1229. 10 Expl.
Der Fund von Vossberg. 305
Unbestimmte.
S
292. PETR Rf. Kreuz mit 0, 0(M) und O in den Winkeln.
OS) Dbg. 1238. 1 Expl.
Da Sachsen in unserem Funde so besonders reich bedacht
ist, so darf man vielleicht an Bremen denken, das diesen Apostel-
fürsten als Schutzheiligen verehrte.
293. Umschrift erloschen, Kopf Heinrichs 11. Rj\ OTTO
Dbg. 1272a. 2 Expl.
294. Der Denar mit lOV V WÖÄAI und A unter einem Kreuze,
auf jeder Seite -i^. /?/. Oi IVaaOAÖI Gebäude. Dbg. 1278. 30 Expl.
Unser Fund würde allerdings eine Deutung auf Hartwich von
Magdeburg zulassen, aber, wie ich a. a. O. ausgeführt habe, andere
nicht. Es ist viel Aehnlichkeit mit dem Quedlinburger Denare
Dbg. 614 vorhanden.
295. Ein sehr dünner, grosser Denar, Schweizer Fabrik, mit
Gebäude(?) Rj\ LBEH— • WC im Felde. — Bl. f. Münzkunde IH,
Taf. XV, 202, ähnlich Dbg. 1281. 1 Expl.
296. ODDAWEFCI(D) Ankerkreuz. Rf. . . . BVVIDV . . .
Kreuz. Dbg. 1288. 9 Expl.
Die Fabrik dieser bei Farve zuerst beobachteten Münzen er-
innert sehr lebhaft an die Lüneburger Bernhards II. (oben Nr. 133);
von jener waren bei Farve 440, von dieser 116 Exemplare. Den
Umschriften der Ä/l, die sehr von einander abweichen, lässt sich
ein Sinn nicht abgewinnen. — Stylverwandt (vgl. Dbg. 1289) ist
auch die folgende:
297. ODDIMEE . . . Monogramm aus C und H Rf. + NA
DVVMHN Kreuz mit CVIN in den Winkeln. Dbg. 1290. 49 Expl.
Auch hier weichen die Umschriften, welche aus übelgestalteten
Buchstaben bestehen, dergestalt ab, dass man auf Ermittelung
ihres Sinnes verzichten muss; nur scheint auf einigen der Münz-
meister Oddo wie auf den beschriebenen sich genannt zu haben.
298. +HIADMERV8 Kreuz mit 4 Kugehi. Rf VVONIXH
• ..D. Dreispitz. Dbg. 1291. 21 Expl.
306 ^* Daimmber^:
Man möchte bei dieser wohl auch an der Unterelbe geschla-
genen Münze wegen der Vorstellung der Rückseite an dänischen
Einflusß glauben. Klingt nicht auch das Hiadmerus, das allerdings
auf manchen Exemplaren einer sinnlosen Inschrift Platz macht,
sehr skandinavisch?
299. +BRH(IDDAC) Kreuz, in dessen Winkeln O, T, Kugel
mit einem Pünktchen und fl. Rf. AÄE oder B/ÖCR und NU in
Kreuzesform zwischen 4 Bogen, in denen die Buchstaben C, fl,
E, A. Dbg. 1292. 33 Expl.
300. Entstelltes DI— VS~-BV~R6 zu. den Seiten eines aas
doppelten Bogen gebildeten, in der Mitte mit einem Kreuze ge-
schmückten Vierecks. Rf, BHR3 in den Winkeln eines doppel-
linigen Kreuzes. Dbg. 1293. 9 Expl.
301. Nachahmung der Kopfdenare Herzog Bernhards I., (oben
Nr. 130). Dbg. 1298. 12 Expl.
302. Nachahmung seiner Kreuzd^nare (oben Nr. 131), jedoch
nach Art der ältesten Wendenpfennige Dbg. 1329 derartig aus-
geprägt, dass nur die eine Seite mit den sehr breiten Buchstaben
+ OVENHI+DHNa) zur Erscheinung gekommen ist, die andere
fast gar nicht. 7 Expl.
303. Nachahmungen der Denare Herzog Bernhards II. mit
Kreuz. Rj\ Kugel. Aehnlich Dbg. 1299. 6 Expl.
304. liBOIil undlill— Ilil ins Kreuz gestellt, in den Winkein
je ein Rf. ähnlich wie vorher. Dbg. 1300.
Die Brüsseler Münze Dbg. 141 mag als Muster der Uj\ ge-
dient haben. 1 Expl.
305. Eine Art Kirchenportal, einer Bischofsmütze ähnlich.
Rf. Kreuz mit 4 Kugeln, Dbg. 1309. 1 Expl.
306. Sinnlose Umschriften auf beiden Seiten. Rohgezeichneter
Kopf mit grossem geo£Fhetem Munde. Rf. Kreuz mit ODOä
(oder einem Bischofsstabe zwischen 2 Ringeln, oder Aehnlichem)
in den Winkek Dbg. 1310. 24 Expl.
Auf die Verwandtschaft dieses Denars mit dem Rudhards von
Corvei(Nr. 171) und gewisser Adelheidsmünzeu (Nr. 279 und 280)
ist bereits oben hingewiesen.
Der Fand yod Vossber^r 307
307. Bärtiger Eop£ Rf. Gebäude, ähnlich wie aof dem
Uildesheimer Denare Dbg. 713, 717, 718. Umschriften sinnlos.
Dbg. 1311. 3 Expl.
Es folgen nun einige in meinem Buche nicht vorkommende
Incerti.
308. -AVL Kopf rechts, mit Krummstab. Rf. ...8ER...
Kreuz mit 4 Kugeln. Dbg. 1227 ähnlich. 1 Expl.
Von Dbg. 1227 durch die Inschrift und (lie Fabrik unter-
schieden, die mehr nach Westfnesland weisen.
309. Gekrönter bärtiger Kopf. Rf. Bärtiger Kopf in einem
zweithürmigen Kirchenportale. Die Umschriften beider Seiten fast
ganz verwischt.
Der Kaiserkopf ist der Heinrichs III. oder allenfalls IV., wie
auf den Goslarischen Denaren Dbg. 666-668, 693, 694, 698, 701,
während die Rf. mehr an die Erfurter Gepräge Dbg. 881 — 883
erinnert. Bei der schönen Ausfuhrung dieses Stackes ist es um
so mehr zu bedauern, dass die schlechte Erhaltung uns die Kenntniss
des Prägortes entzieht.
?
310. DAV(X)— MH auf breitem Kreuze, Rf K AV . — . .
ebenfalls auf einem breiten Kreuze. Unedirt. 1 ExpL
Auf beiden Seiten das Gepräge der Regensburger Denare
Heinrichs V. (Dbg. 1090) und sonstiger Bairisch Augsburgischer
Dbg. 1027, 1116 und 1140 flg., der Andernacher Dbg. 437—441,
und des Corveiers von Rudhard Dbg. 784. Die schöngestalteten
Buchstaben scheinen unsere Münze an den Rhein zu weisen.
311. Umschrift bis auf . . . L . . . erloschen. Kopf (eines Hei-
ligen?) rechts. Rf BV .... Kreuz mit 4 Kugeb. 1 Expl.
Auch hier haben wir die schlechte Erhaltung einer schönen
Münze zu beklagen.
312. +Ic»* VaLIM lockiges Brustbild mit Kreuzstab rechts.
Rf +H3AA ' Brustbild, über jeder Schulter eine Kugel.
1 Expl.
Von entschieden Utrechtischem Ausehen, ähnlich Dbg. 551,
308 ^- Dannenberg:
und daher vielleicht auf der Bf. den Bischofsnamen Wilhelmas
rucklaofig enthaltend; vgl. oben Nr. 110. Nicht unerwähnt bleiben
darf^ dass bei aller Fabrikverschiedenheit unsere Münze ganz das-
selbe Gepräge trägt, als die unter Nr. 356 beschriebene des Böhmen-
herzogs Bracislaus II., sogar die Kugeln über der Schulter des
Herzogs sind nicht vergessen.
313. Gekröntes Brustbild mit Kreuzstab rechts. Rf. Das
grosse A mit Kreuz darüber und + zu jeder Seite, wie auf Dbg.
1278 (oben 294). Umschriften undeutlich.
Die Münze scheint mir Magdeburgischen Charakter zu haben.
Es bleiben noch einige Nachahmungen übrig, die sich an be-
kannte Urstücke anreihen lassen.
314. + lEAiaiHlCIOH Kreuz, in dessen Winkeln 2 Kreuzchen
mit 2 Ringeln wechseln. Rf. ä COLONI — A"" in drei Zeilen.
lExpL
Wie hier ein Otto III.^ so ist auf dem folgenden Stöcke ein
Heinrich U. kopirt.
315. Wie oben Nr. 54 (Dbg. 347) mit sinnloser Umschrift
und ruckläufigem S. Colonia. 1 Expl.
316. Nachahmung des Denars Hermanns H. Ton Köln mit
dessen Namen im Kreuze (Dbg. 387, oben 74); die Kirche ist
aber zu einem schmalen Portale, ähnlich wie auf den Adelheids-
denaren, zusammengeschrumpft. Umschriften fast nur aus Strichen
bestehend. 3 Expl.
317. Ein Denar mit ähnlichem Kreuze. Rf, Hand auf einem
Kreuze. 1 Expl.
Scheint einer Verbindung des kölnischen mit niedersächsischem
(Lüneborger) Typus zu entstammen, wie uns solcher noch be-
stimmter auf den nächsten Denaren entgegentritt.
318. Umschrift unlesbar. Kreuz mit -KDAO) in den Winkeln,
also wie die bei Nr. 279 erwähnten, vielleicht in Corvei geprägten
Adelheidsmünzen. Rf Das sogenannte Kölner Monogramm, etwas
Terzogen. 3 Expl.
Der Fund von Vossber^if. 309
319. Das Gebäude wie auf dem Kölner Nr. 67 (Dbg. 373)
und dem nachgeahmten Andernacher Nr. 89 (Dbg. 454). 27 Expl.
320. Ebensolcher Obol. 1 Expl.
321. Linksgekehrter Kopf mit Kreuzstab vor demselben. /?/.
Zwei Schlüssel, deren Barte die Buchstaben SS! darstellen. Die
Umschriften von einander abweichend und sinnlos. — Bl. f. Münz-
kunde II, Taf. XVI, 228 und 224. 55 Expl.
Die Nachahmung Trierscher Vorbilder ist hier unverkennbar.
322. Nachahmuug des Thieler Denars Heinrichs II. Dbg. 578
(oben 126) mit dem Königskopfe zwischen Krummstab und Kreuz-
stab, wie Dbg. 1276 Hj\ 7 Expl.
323. Eine Strassburger Nachprägung zeigt mit dem Kopfe
Konrads IL, ähnlich wie Dbg. 921 (oben 246) die viersäulige
Kirche von Dbg. 923 auf der Rf, vereinigt. 1 Expl.
324. Eine Regensburger Nachmünze mit Kreuz, Rf. Kirchen-
giebel und sinnlosen Zeichen statt der Buchstaben ist merkwürdig,
weil sie einen kupfernen Kern hat, also wirklich Falschmünzer-
waare ist. 1 Expl.
325. Bemerkenswerth ist auch ein Denar mit Kreuz und vier
Kugeln in dessen Winkeln. Rf. doppeltem Kirchengiebel, wie auf
dänischen (Thomsen 9841, 9842, 10214—18). 2 Expl.
326. MO-EMR-IHA in 3 Zeilen. Rj\ ...N.c»II...
Kreuz mit ODDO in den Winkeln. 1 Expl.
Die Hauptseite ist fast genau wie Dbg. 1244. Dass Emmerich
der Prägort, wie von kundiger Seite vermuthet ist, lässt das den
Adelheidsmünzen entlehnte Gepräge der Rückseite und der Cha-
rakter der sehr unbeholfen gezeichneten Buchstaben recht zweifel-
haft erscheinen.
327. Doppelliniges Kreuz, in der Mitte eine Kugel in einem
Kreise, in den Winkeln +11^8 Rf. das Kreuz ganz wre auf
Nr. 292 (Dbg. 1288) 1 Expl.
Auch fremde Muster sind im XL Jahrhundert in unserem
Vaterlande nachgeprägt worden. Der Ethelreds ist bereits oben
bei Nr, 158 gedacht worden, Stephans werden unter No. 370 er-
wähnt. Ebenso sind aber
310 H* Dannenbei^:
328. der Fabrik nach in Esslingen die bekannten häufigen
Denare Ludwigs des Frommen mit XRTSTIANA RELIGIO nach-
geahmt worden. 4 ExpL
Und ebenso ist vom folgenden Denare zu vermathen, dass er
in Brüssel entstanden ist; sichere Esslinger und Brüsseler Monzen
(Dbg. 948 und 142b) tragen Ludwigs Namen.
329. *IMI8Y0IVVOaVJH+ Kreuz mit co im ersten und
Dreispitz im dritten Winkel. Rj\ OIOIJaflA;iAITaM++ Drei-
spitz.— Köhne, Zeitschr. 1 Taf. II, 10, Blatter f. Münzkunde III,
Taf. V, 100. 1 ExpL
Auch in den Funden von Althöfchen, von Egcrsund und dem
bei Köhne I, S. 48 erwähnten kam dieser Denar vor ; die beiden
letztgedachten sind 1040 vergraben, der erstgenannte etwa 1020.
In älteren Funden ist er noch nicht vorgekommen, was ebenso
wie seine Aehnlichkeit mit der angezogenen Brüsseler Münze für
die Bestimmung der Zeit und des Ortes seiner Entstehung von
Wichtigkeit ist.
330. Deutsche Nachpragung eines Dirhems des spanischen
Khalifen Hescham el-Muaijed-billah, 976-1008, wie Taf. VI Nr. 3
und 4 d. Wiener Zeitschrift Bd. I. 1 Elxpl.
Als Nachahmung charakterisirt sich die Münze durch die
Gestalt der Buchstaben und bedeutende Abweichung von der
Grösse der Originale (s. Nr. 6 a. a. O.), als christliche dadorch,
dass die 3 Ringel der Aufschrift der Rf. durch eine kreuzartige
Kosette ersetzt sind, und zwar beständig auf allen bekannte
Exemplaren, als deutsche endlich durch ihre vollkommene lieber-
einstimmung mit dem Denare, welcher auf der Uauptseite den Namen
K. Heinrichs II. tragt (Dbg. 1185). Und befremdlicher ist sie
doch keinenfalls als die deutsche Nachahmung eines byzantinischen
Musters (Dbg. 1240).
Uebrig bleiben noch eine Anzahl nicht kenntlicher, zum
grösseren Theile niederländischer Denare. Kaum würde bei ihrem
schlechtem Zustande eine Abbildung etwas nützen, und daher
glaube ich von ihrer Beschreibung um so mehr abstehen zu
Der Fund von Vossbei^. 311
müssen, als ohnehin schon viele der letzten Nummern die Geduld
des Lesers auf eine harte Probe gestellt haben mögen.
Den Schluss der deutschen Münzen machen die Wenden-
pfennige, welche an Zahl (ungefähr 1 100 Stück) die Adelheidsdenare
noch aasstechen. Diese 1100 Stück vertheilen sich wie folgt:
331. Mit ODDO. Dbg. 1328. 1 Expl.
332. Grosse Denare aus dem Ende des X. Jahrhunderts, mit
fast unkenntlicher Tempelseite. Dbg. 1329. 4 Expl.
833. Magdeburger, mit Kirche. Rf. Kreuz. Dbg. 1330,
etwa 330 Expl.
334- Deventersche Nachprägungen , mit ^A. Dbg. 1338.
^ 31 Expl.
335. Schmales, in Kleeblätter auslaufendes Kreuz. Rf. Drei-
eckskreuz. Dbg. 1335. etwa 260 Expl.
336. Bischofsstab zwischen m— 3 Ä/. Kreuz. Dbg. 1343. 4Expl.
337. Bischofsstab zwischen Kreuz und O Rf, Kreuz. Dbg.
1346. ' 2 Expl.
338. Schmales Kreuz, iu dessen Wiokeln zwei O mit zwei
Kugeln abwechseln; in der Umschrift ein Krummstab. Rf, Drei-
eckskreuz. Dbg. 1347. etwa 360 Expl.
389. Aehnlich, aber in den Kreuzeswinkeln m, 0, Kugel 0.
Dbg. 1348. 3 Expl.
340. Mit ET©. Dbg. 1351. 22 Expl.
341. Fähnchen (?) wie auf voriger Nummer, IHGXD<tII60
schmales in Kleeblätter auslaufendes Kreuz. Rf. TIIAIItsS II Bi-
schofsstab, im Felde Dreieckskreuz. — Unedirt. 1 Expl.
342. +UVADHVZE Bischofsstab. Rj\ Dreieckskreuz. —
Also ähnlich Dbg. 1342. 1 Expl.
343. Ein aus 4 Bogen gebildetes Viereck oder Kreuz. Rf,
Dreieckskreuz. — Unedirt. 1 Expl.
Zu erwähnen sind endlich noch 6 Wendenpfennige ohne den
sie gewöhnlich auszeichnenden hohen Rand, wie solche Friedlaender
schon in dem Funde von Farvo (S. 58) bemerkt hat.
31'2 H. Dannenbari;:
B. Böhmen.
Boleslaw III., 999-1002.
344. +COnOSvSa ..uIVH Hand zwischen O und (D. Rf.
-I-AOV&BDEIOM( Kreuz mit 3 Nägeln im ersten und je einer
Kugel in den anderen Winkeln. 1 Expl.
345. SIC*ADAqq*SI<I3M0X diademirtes Brostbild rechts-
hin, vor demselben ein Kreuzstab. Rf. XVQX • CöVAJTaJOa
Hand zwischen \u und Ä. — Voigt böhni. Mz. I, S. 123. 2 Expl.
Jaromir, 1007—1012.
346. +HAROMIR DY Kreuz, in dessen Winkeln 2 Kugeln
mit 2 Ringeln wechseln. Rf. PPACAClAlFT Kirchengiebel mit
OTO. ^ Aehnlich Voigt I. S. 201 Nr. 1. 1 ExpL
Ulrich, 1012-1037.
347. : 8DALRICVS DVX Brustbild mit Fahne und Kreuz-
Stab. Rf :SCSVVENCE8LAVS Brustbild des Heiligen, in jeder
Hand ein Kreuz. — Voigt I, S. 214, Nr. 5. 1 Expl.
BracislausL, 1037-1055.
348. BRACIZ— LAV DVX zwei Männer, einen geperlten
Stab berührend. Rf SCSVVENCEZLAVS verziertes Kreuz. —
Voigt I, S. 243, Nr. 1. 1 ExpL
349. BRACIZlAVa «DVX • ein Kopf zwischen zwei verbun-
denen Pferdeköpfen. Rf 8CSVV£ilC£ZLAV8 • schwörende
Hand. — Voigt I, S. 243 Nr. 2. 5 Expl.
350. BRaCIZLAVS DVX der Herzog mit Krenzstab. Rf.
SCSVVENCEZLAVS Vogel linkshin. — Voigt I, S. 243, Nr. 3.
4 Expl.
351. BRACIZLAVS DVX der Herzog mit Fahne Unkshin.
Rf SCSVVENCEZLAVS der Heilige mit Kreuzstab, zu seiner
Linken ein langer Kreuzstab. — Voigt I, S 243, Nr. 6. 3 EIxpl.
352. BRACIZLAV DVX der Herzog mit Fahne linkshin
reitend. Rf SCSVENCESLAVS Brustbild mit s^oender Rechten.
Lelewel XXH, 10. 2 Expl.
Der Fund voo Votsber);. 313
353. DSSVAECESFAVa Brustbild links. Ä/. +BPACiaiiAV8
IC Vi" Kreaz mit einem Ankerkreuze in jedeih Winkel. — Lelewel
XXn, 9. 2 Expl.
354. +BRA . . . . AV, im Felde J Rf. SCS • . . EN Brust-
bild des Heiligen mit Kreuzstab. — StronczyAski pieni^dze Piastow
Nr. 8. Brnchstflck.
355. f BDAGDLaV (und ähnlich) die Hand Gottes. Rf.
^Xi PaBVA doppelliniges Kreuz mit einem Monde in jedem Winkel
— Lelewel XXIV, 1 und 2. 3 Expl.
Auch auf der Rf. ist die Umschrift auf allen Exemplaren
verschieden: +RCfaE(»AV und +ABOVAaoP.
356. BRACIZLAVS DYX Brustbild. Rf SCSWEVICEZ-
LAVS Brustbild mit KreuzsUb rechtshin. — Voigt I, S. 331 Nr. 1.
5 Expl.
357. BRaGZLAVS DVX Brustbild mit erhobener Rechten.
Rf SOS WEVICEZLAVS Brustbild mit erhobener Rechten rechts-
hin. — Voigt I, S. 331, Nr. 2. 10 Expl.
Spitignew, 1055—1061.
358. SPIT16NEV DVX Herzog im Mantel, mit Lanze. Rf
SCSWENCES Brustbild mit Kreuzstab linkshin. — Voigt I,
S. 279, Nr. 1. 5 Expl.
359. SPITONEV DVX der Herzog mit Lanze, die Linke in
die Seite gestemmt. Rf +SCS WEGES VS Brustbild mit Kreuz-
stab linkshin. — Voigt I, S. 279, Nr. 2. 2 Expl.
Wratislaw, 1061—1092, König seit 1086.
360. VPaTISLaVDVX BrustbUd mit Fahne links. Rf
+ aC wWEGEo) Vc» Brustbild rechts. — Voigt I, S. 288, Nr. 1.
2 Expl.
361. WRATISLA— 09 der Herzog mit Schwert thronend. Rf.
WEKCEXJjAco Brustbild mit Mitra-artiger Koptbedeckong. —
Voigt I, S. 288, Nr. 2. 3 ExpL
362. WRATHLVoo Kopf aber ebem Oeb&ade. Rf. WEH-
314 H* Danoeaberpf:
CESLV— CO Brustbild mit Stab rechts. ^ Voigt I, S. 288, Nr. 4.
3 ExpL
363. CRATISLAco DVX Brustbild rechts. Rf. +coCc»
CCTRVc» Brustbild. — Voigt I, S. 288, Nr. 5. 1 Expl.
364. +VRATISLAVS DV der Herzog mit Fahne links. Rf,
f .•. cß— CcoDETRVc» Brustbild mit zwei Kreuzstäben. — Kat. d.
Killianschen Sammlung, Wien 1858, Nr. 234. Stronczynski
a. a. 0. Nr. 13. 1 Expl.
365. +VACIa3\AaW^ Hand. Rf. VCI fAVIOHTTCl Kreuz
mit einem Kopfe in jedem Winkel. Taf. XI, Nr. 365. 2 Expl.
Das Gepräge der Rf. ist dasselbe wie auf einem Lutticher
Denare (Dbg. 208) und einem polnischen Bracteaten (Köhne,
Zeitschr. H Taf. XI, 11). Vielleicht sind überall die vier Evange-
listen gemeint, was zu dem Kreuze sehr gut passen wurde.
Die Inschriften des zweiten Exemplars weichen etwas ab:
Ic»ATTCL a3\ AHA Rf. lA oclVL cy^AlTTA •
366. +. .IAATDIHAV Brustbild mit Lanze. Rf. +:C»ua..
a ojVc» Brustbild mit Krummstab links. Taf. XI, Nr. 366. 1 Expl.
C. Polen.
367. Nachahmung des Dürstädter Denars Karls d. Gr., s.
Köhne H, Taf. IX, 2. 1 Expl.
Boleslaw I Chrobry, 992— 1025.
368. (+PRINCESPOLONIE Vogel rechts). Rf. (+PRINLES)
PDLO(NIE) Fadenkreuz mit in jedem Winkel. — Aehnl.
Köhne HI, Taf. VH 7, Mittheil. d. num. Ges. Taf. X, C, 20.
Stronczynski Taf. I, 2. 1 Expl.
Miesko H, 1025—1034.
369. Der Denar mit Krone, Rf. Kreuz mit 4 Kugeln und sehr
mangelhaften Umschriften. — Stronczynski Taf II, 11. 2 Expl
Vielleicht vom ersten Miesko (962—992) s. Münzstud. VIH,
S. 289.
Der Fund ?on Vossberfr. 315
D- Ungarn.
Im Gegensatze zu den verhältnissmässig dürftig vertretenen
Böhmen erscheinen die Ungarn in ganz ungewöhnlicher Fülle.
Stephan I, der HeiUge, 1000—1038.
370. fSTEPHANVSREX Kreuz mit einem Keil in jedem
Winkel Rf. fREßlACIVITAS dasselbe Kreuz. — Rapp numi
Hang. I, Taf. I, 1—6. 86 Expl.
Hierunter befinden sich 7 Nachprägungen und zwar 1 ungarische
mit denselben scharfen, keilförmigen Buchstaben wie die Urstücke,
und G deutsche, vom Charakter der Lüneburger Bernhard Denare,
wie solche bei Farve so massenhaft vorkamen.
Peter, 1038—1041 und 1044—1046.
371. +PETRVSREX dasselbe Kreuz. Rf. f PANNOVIIA
dasselbe Kreuz. — Rupp I, 7 u. 8. 9 Expl.
Samuel Aba, 1041-1044.
372. Ebenso aber fREXSAMVHEL. Rf. fPANONEIA.
— Rupp I, 9. 1 Expl.
Andreas I, 1047—1060.
373. Ebenso, aber f-REX* ANDREAS* Rf +RE61ACIVI
TäS. — Rupp I, 10 u. 11. 29 Expl.
374. fREX -ANDREAS verziertes Kreuz. Ä/. fPANONEIA
Kreuz mit einem Keile in jedem Winkel. — Rupp 1, 12 — 15.
194 Expl.
Belal, Herzog 1048-1060, König 1060—1063.
375. +B€LADVfl^ Kreuz mit verschiedenen Winkelzierrathen.
Rf +PAMNONIA Kreuz mit einem Keile in jedem Winkel. —
Ruppl, 16-18. 14 Expl.
876. Dasselbe Gepräge, aber +BeLA RGX. — Rupp I, 19
-21. 25 Expl.
Salomon, 1063—1074.
877. SALOMON REX der sitzende König, mit erhobenen
Händen. Rf +PANONIATERA Kreuz mit einem Keile in je-
dem Winkel. — Rupp n, 22 26. 4 Expl.
31fi B. Dano«nbe(ig:
378. fKEX SALOMONI der thronende König mit erhobener
Rechten und Kreazstab. Rf. +PA-WON— lA in 3 Zeilen. —
Rupp U, 28, 29. 2 Expl.
Geis a I, als Herzog (unter dem Namen Magnus) 1064 — 1074,
König 1074—1077.
379. +DVXMV0NA8 Kreuz mit verschiedenen Winkelaus-
schmöckungen. Rf. fPANONAI Kreuz mit einem Keile in jedem
Wiokel. — Rupp 11, 34—36. 7 ExpL
Ladislaus I, 1077—1095.
380. + LADI8LAV8 REX Kreuz mit einem Keile in jedem
Winkel. Rf. +PANONAI dasselbe Kreuz. — Rupp 11, 37 und
38. — 2 Expl.
381. Auf beiden Seiten f LADI8LAV8 REX Kreuz mit 4
Keilen. - Rupp II, 39. 5 Expl.
382. tLADI8LAV8 RE gekrönter Kopf. Rf. fLADiaC
LAVaRE Kreuz mit 4 Keilen. — Rupp II, 41. 1 Expl.
383. LADI8LAV8 REX Kreuz mit einem Kreuzchen in je-
dem Winkel. Rf. wie vorher, aber kaum sichtbar. Rupp II, 42.
1 Expl.
384. LADI8LAY8 REX achtspeichiges Rad. Bf. wie vor-
her. — Rupp m, 48. 4 ExpL
E. Dänemark.
Harthakuut, 1035-1042.
385. + N • ARD • ACN VTRX aufgeroUte Schlange. Rf + • AS :
LACONLYN: ein aus 4 Bogen gebildetes, mit 5 Kugeln belegtes
breites Kreuz. — Katalog Thomsen 9846, Gepräge wie Lelewel
Taf. XII, 29 u. 30. 1 Expl.
385a. Ebenso, aber +HARDCNVTREXI. Rf +ASLACON
LYN. 1 Expl.
386. Ebenso, aber +HARI)Ai:ilVTR:f. Rf. +FAiyE)EI'
NO'NLVND. — Thomsen 9847. 1 Expl.
Der Fnnd yod Vossberg. }]7
387. Aehnliche, mit anverst&ndlichen Inschriften. — Leiewel
Taf. Xn, 31, 32. 2 ExpL
388. tHARDECNVT behelmtes Brustbild mit Schüd, links-
hin. Rf. ALFPABDOLV doppelliniges Kreuz, in dessen Winkeln
eine Kugel mit einem Ringel abwechselt. — Thomsen 9848. Ru-
ding, Taf. H. 45. 1 Expl.
389. tHARECNV ähnliches Brustbild, aber der Helm durch
Strahlen gebildet. Rj\ +ALFPRD:ONL dasselbe Kreuz, ohne
die Kugek. — Aehnlich Thomsen 9849. 1 Expl.
390. fHltDCOt^mf CNV ein an jeder Spitze mit einem Rin-
gel versehenes Viereck, ein Kreuzchen in der Mitte. Rf. HDI
H^OMSOIQID'H verziertes in Kreuzchen auslaufendes Viereck.
— Aehnlich Thomsen 9873. 1 Expl.
Geprägt in Odense oder Uedeby.
391. +ADIN DEXT Brustbild mit Schild, linkshin. Rj\
tBlAÜIONVBE (also BRAEM ON VIBE, Viborg) doppelliniges
Kreuz, mit einem Halbmonde nebst Punkt im 1 u. 3, und je 4 Ku-
geln im 2 u. 4. Winkel. 1 ExpL
Aehnlich Thomsen 9878, aber +HAEDLNREXT. Vgl.
Thomsen 9844.
392. Aehnlich mit deutlich behelmtem Kopfe und Scepter,
aber ohne Schild. Rf, doppelliniges Ki*euz, im 1. u. 3. Winkel je
4, im 2. u. 4. Winkel je 1 Kugel. Die Inschriften sinnlos. 1 Expl.
Aehnlich Thomsen 9882.
393. Aehnliche mit unverständlichen Inschriften, aber Rf. das
Kreuz mit einem an den Enden mit je 3 Kugeln verzierten Vier-
eck belegt 4 Expl.
Aehnlich Thomsen 10243 10248 und Leiewel Taf. XUI, 10.
894. +NVIDTA+OmD behehntes Brustbild links. Rf,
fDORICTLNVI doppelliniges Kreuz. 1 Expl.
Vgl. Kat Devegge Taf. II, 98 und Thomsen 9986, wo ein
ganz ähnlicher Denar des Münzmeisters Thorketil in Lund, aber
mit dem Namen des Königs Eduard erscheint. Er mag auch
ZtllMhrUt fftr Namlsmatlk. ZI. 22
3J8 B* Dinii«nber|^:
wohl Magnus oder selbst seinem Nachfolger Sven beigelegt wer-
den dOrfen.
395. +HAR*B«raV«TXI: behelmtes Brustbfld links, da-
vor V RJ\ +:a.A.DPINEON.A-ROCn:, im Felde XXO. —
Geprägt in Aarhas. 1 Expl.
Becker 200 seit. Mz. Tf. II, 37. Thomsen 9896
Magnus der Gute, 1042-1047.
396. HAMANN VS N Brustbild linshin in einem aus Strahlen
gebildeten Helme. Rf. +TOaON LYND doppelliniges Krens mit
2 Kugeln und 2 Krenzchen (abwechselnd) in den Winkehi. 1 ElxpL
Thomsen 9906.
397. +MAIjNYSCRE)X der Erlöser sitzend, die Rechte er-
hoben, auf der Brust das Eyangelienbuch. Rf. +ALFN^O..ND
kleines doppelliniges Kreuz in einem an der Spitze mit je 3 Klü-
geln verzierten Vierecke. Bruchstück.
S. Thomsen 9907—9968.
398. Ebenso, aber + VS REX. Rf. +AL(TVA)RD:
KNIRDA: Bruchstück.
Thomsen 9911.
399. Ebenso, aber +MABNVS REX Rf. +ASLAKOIN
LVINO III 1 Expl.
400. Ebenso, jedoch Rf f ATSOR:ONLYNU)in 1 ExpL
Aehnlich Thomsen 9916—9920.
401. Ebenso, Rf +SV6IN ON LVNDUICT 1 Expl.
Thomsen 9947 a.
402. Desgleichen. Rf +DRSTAN ON LVNIE 1 Expl.
S. Thomsen 9955-9957.
403. Desgl. Ä/. tVCER:N....DmU: 1 ExpL
Diese 7 Denare No. 397 — 403 sind s&mmttich in Lund ge-
prägt, und von den folgenden No. 404 — 417 mit Runeninschriften
gilt dasselbe. Sie haben dasselbe Gepräge und auf der Bf die-
selbe Inschrift -t-MABNYS REX, so dass nur die Inschriften der
Kehrseite angegeben werden.
k —
Der Fond von Vossberg. 319
404. Hh+rCRIPrl + im+tlllV (ALKRIK:ON:LVNTinV).
1. ExpL
405. *-mnRBH.|rn+tl: (das B+ panktirt) (Asur Paa i
i Lunti)I:IVN: 1 Expl.
Aehnlich Thomsen 9969.
406. * +tinR : MTOIIDVPqK 1 Expl.
407. +(|')+YB:*+:mYrtlM der ScUussbuchstab punk-
tirt (KAMB : ON : LVMLTE). 1 Expl.
408. *K'l'YB:|:rn+tl:l'+Y.-. KAMB :I:LVNTI: KAM .-.).
1 Expl.
409. +K+YBI: NAiniTUDCI 1 Expl.
410. + l,U5iCl:l:im:|Ctl:MlKN (LLHI : I : ILVNTI : LUKN).
1 Expl.
411. + VI . ., PI : NLVNCVO lExpl.
412. +l|tFlRK+R (STYRKAR) v IMiVNlVF 2 Expl.
413. +l|n»H':+bl*ni>tl:imi:l (SVEIN:AFLVNTI:lLVIil)
2 Expl.
414. + t>tRKntR:*+:m+tl : I (THORKVTR : ON : L7N
TI : I) 1 Expl.
Vgl. Thomsen 9970.
415. *nMr:*+:m+tl:nMV (VFIL : ON : LVNTI : VFIY)
2 Expl.
416. +nMr:*i'..n+ti..iMir lExpi.
417. +nmr:*+:rm«t.nrKl' (VLKIL:0N:LVNT:IIL
KI •)• 1 Expl-
418. Der Heilaad mit erhobener Rechten o. Scepter sitzend.
Umschrift I— r— Vn Rf. + +irY » R : m+tl " " " (AILMER:
LVNTI) dieselbe Vorstellung wie vorher, aber das Viereck auf
2 Seiten von einem Halbmonde begleitet 1 Expl.
Vgl. Thomsen 9971—9974.
419. Ebenso, aber IIL • • Ä/. + +rrRIK • m+t » • (AL
FMK'LVNT) 1 Expl.
^¥i*
22
320 H. Dannenberg:
420. Desgleichen, aber H— IF— VII| ® Ä/ * BRn+Y-rt:
in+|:K| (BRVNMAN:IVNI:KI) 1 Expl.
421. Ebenso, mit It-V— ^ Rj\ * K*frni+b:irn+TI das
erste [\ punktirt (GODVINF iILVNTI) 1 Expl.
422. Desgl., aber I..- V-o Rf,^ KtW+hBlTIRYn
das B punktirt (G0D\^1NI : PETIRMAN) 1 ExpL
423. Desgl. Rf, +. . . RKir* im+tl ( . . . RKIL ' IL VNTI).
Bruchstück.
424. Ebenso, aber I V - 1 • » Ä/ + [\tY\ . . m+tl . Kl
(ülki..LVNTI.KI), auf jeder Seite des Vierecks ein Halbmond. 1 Expl.
425. Nachahmungen des Denars des Münzmeisters Jule (in Ha^
deby) wie Taf X, 175 der Mitth. d. num. Qes. zu Berlin. Mit
sinnlosen Umschriften. 4 EIxpl.
Lelewel Taf. XII, 34. Thomsen 9981—9984.
Diesen schliesst sich eng an die folgende
426. auf deren Hj\ nur das von 4 Bogen umgebene kleine
Kreuz durch ein breites gesticheltes, bis an den Rand der Um-
schrift reichendes Kreuz ersetzt ist 2 Expl.
Sven Estridson, 1047—1076.
427. +SPEN + RE + ©IRRH Linksgekehrtes Brustbüd im
Strablenhelm, vor demselben ein Bischofsstab. Rf, ^OYDCAR
LONFEIIE: doppelliniges Kreuz mit je 3 Kugeln im 2. und
4. Winkel. 1 Expl.
Die ähnliche Münze bei Thomsen (Nr. 9995) ist von Jadrif
in Lund, die vorliegende aber wohl von einer anderen Münzstatte.
Der Münzmeister Outhncar kommt in Odense vor (MittheiL der
nnm. Ges. Taf. III. 178). Wegen des Bischofsstabes sei verwiesen
auf die Denare der Kaiser Heinrich III und lY (Dannenbei^,
Mz. d. Sachs, u. fr. K. Nr. 322 xl 501).
428. Aehnlich, aber mit den unverständlichen Umschrift:
iaEDRFI..RIfD... Ä/. ..EDI...CrhDCD.. 1 Expl.
429. D der Heiland sitzend, mit erhobener Rechten und
Evangelienbuch. Rj\ + ßAlILlNOlILVI doppelliniges Kreuz.
lExpl.
Der Fund tod Voatber^. 321
Vgl. Thomscn 10001-10062.
430. Ebenso, IIim*l—HH.niÄ/+BANANIINON lExpL
Tbomsen 10005.
431. Ebenso, XU • — • II Rf. t DINT0C0I:1LV 1 Expl.
432. Desgl , U • — • I Ä/. + NIDOH VIU: 1 Expl.
Thomsen 10025.
433. mi*-^II Ä/. +VinVIILIiaiNIO, im 1. und 3.
Winkel des Krenzes ein Halbmond. 1 Expl.
Thomsen 10046.
434. Aehnliche Lander Denare mit noch mehr entstellten
Umschriften. 10 Expl.
435. SYEI— N— IRIO ein Engel aberreicht dem Könige das
Labanim. Rf. f K:RIS:TIE:RN verziertes doppelliniges Kreuz,
in jedem Winkel ein Halbmond. 1 Expl.
Thomsen 10083.
486. Ebenso, aber SVEI— N-NREXS Rj\ IIIIIIOT..LI
IIPL, der Halbmond nur in 2 Winkeln. 1 Expl.
437. Ebenso, aber SVEI-N-E: Ä/, tPiyLFETOlIIII,
das Kreuz mit 4 Halbmonden. 5 Expl.
Thomsen 10086-10100.
438. Zwei Engel. Rj\ Sinnlose Umschrift. Doppelliniges
Kreuz mit €€€ in jedem Winkel. 5 Expl.
Thomsen 10115-10135.
439. H. S. ähnlich. Thomsen 10137 mit (undeutlicher) In-
schrift i. F. Rj\ ahnlich Thomsen 10249, d. h. +TOVTIOnO
HBI breites durch 4 Bogeo gebildetes, mit 5 Kugeln belegtes
Kreuz. 1 Expl.
440. NVUCOI— -M- der König mit langem Krenzstab und
ETaogelium, rechts i. F. c/> Rf. + IIIOIICVI . IIOIIIOILV:
kurzes doppelliniges Kreuz, mit f im 1. und O im 4. Winkel.
lExpl.
Thomsen 10144.
441. Statt der Umschrift 5 Rosetten. Christus mit erhöbe-
322 H. Dftnsenberg:
ner Rechteo. Rf. + DYRDOTIIVL . . II doppelliniges Kreus mit
einem Halbmonde in jedem Winkel. 1 Expl.
S. Thomsen 10168-10177.
442. Ebenso, aber 7 Rosetten. Ä/ + SEV VINl v IIVI 1 ExpL
Aehnlich Thomsen 10176 (mit t c»VEIN:ILVNI).
443. Verziertes, breites, durch Bogen gebildetes Kreuz. Sinn-
lose, grösstentheils aus Strichen bestehende Umschrift. Rf. Ohne
Umschrift. Breites Krenz, dessen noch breiterer Mittelbalken Ter-
schiedentlich^ namentlich mit 2 Reihen IIIIIIIIIII verziert ist.
6 Expl.
LelewelXIII, 17. Beskrivelse VII, 44. Thomsen 10 182— 94.
Die nächstfolgenden haben dasselbe G-epr&ge, aber Ronen auf
der Hf.
444. hn»+RE*t++*IY (SVEN REX TANOIM). 3 Expl.
Beskrivelse VI, 30. Thomsen 10199.
445. kni+RE*t++*IY 2 Expl.
Thomsen 10200.
446. +YI*++t» 3fl I (H (SVEREX TNNOJMA rückläufig).
1 ExpL
Thomsen 10201, jedoch mit rechtsläufiger Schrift.
447. NniRE4»t++*IY+ (SVEREX TANOIMA). 1 Expl.
Thomsen 10201.
448. *t>*3R|>*+YII Rf. +— V— IK— Y (Toik m.) in den
Winkeln. 1 ExpL
Thomsen 10208.
449. + CVrlOCIir Kurzes doppelliniges Kreuz, einge£asst
von 4 gedoppelten Bogen. Rf Sinnlose Umschrift. Dreispitz
(3 Schilde?), verziert und mit einem Ringel in jedem WinkeL
4 ExpL
Lindsay Ireland I, 19. Thomsen 10219—10223.
450. + :D«VRCIL0NLALA ein aus Kreuzchen und O ge-
biWetes Kreuz (+0±GH-) ä/. X »110 CHOI. .. KIO.. O- doppel-
liniges Kreuz. Taf. XI, No. 450. . 1 Expl.
Der Fand yoo Ycxsbetg. 323
451. Sinnlose Umschriften. Fünf Erenzchen, von 8 Ringeln
umgeben. 22/1 doppelliniges Kreuz T0+ (oder TTO) in den Win-
keb. 2 Expl.
Aehnlich Thomsen 10 234-36.
452. +W+KR-l»l+YIÄ|ÄriÄR® (THIAKRIINMM-
LI'R*)- Ein aus 5 Ringeln und 4 Rosetten an den Enden ge-
bildetes Kreuz. Rf. +t>KRYrn.|B(U)l+KI v (THKRMLV-EBV
INKI) doppelliniges Kreuz mit einem Ringel in jedem Winkel.
lExpl.
Thomsen 10 237.
453. Der sitzende Heiland mit segnender Rechten. Rf. Sinn-
lose Umschrift. Eine Art dreieckigen Schildes, wie Devegge
Taf. m, 153 (Thomsen 10 258). 1 Expl.
454. Ein Denar mit sinnlosen Umschriften und dreilinigem
Kreoze, 3 Kugeln in jedem Winkel, Rf. ebenso. 1 Expl.
Scheint in dieselbe Zeit gehörig.
Harald Hejn, 1076—1080
455. HARALDREX Heiliger, in der Linken einen Krnmm-
stab auf seiner rechten Seite haltend. Rf. + VLFIET ONINI
Kolb^nkreuz. 1 Expl.
Diesem erstaunlichen Reichthum an dänischen Geprägen, auch
den seltensten, gegenüber konnte das gänzliche Fehlen von schwe-
dischen ebenso befremden wie das Ueberwiegen der so seltenen
Rnnenmünzen von Magnus über die viel häufigeren mit lateini^
sehen Inschriften, wenn nicht derartige Bethätiguugen des Zufalls
allen Funden eigen wären und ausserdem für die in Rede stehende
Zeit die regsten Beziehungen zwischen Dänemark und Pommern
bezeugt wären.
F. Norwegen.
Olaf Trygveson 995—1000 oder Olaf der Heilige 1016-1030.
456. + ONLAF REX NOR: Brostbild mit Scepter Unks. Rf
fDODPIie M— ONO: kurzes doppelliniges Kreuz mit CRVX
i. cL W. Taf. XI, No. 456. 1 Expl.
Köhne, Zeitschr. VI, Taf. Jll 2. Scbive: Norges mynter, Taf.I, 5.
3S4 H.
Harald lUrdhUle, 1047—1066.
457. Sinnlose Umschriften. Dreiste (oder 3 äbereinaDder-
gelegte Schilde). Rf. doppelHniges Kreoz, mit je drei Kogdn
im ersten und dritten Winkel. 1 ExpL
Eöhne VI, Taf. III 5 (mit HASALD REX NO o. VLFON
NIDARIE).
6. England.
Ethelredn, 978-1016.
Hildebrand Typ. A, d. h. diademirtes Brustbild linkshin. 1^.
Kleines Ereaz
458. Canterbury. + DODPINE0NCANT 1 EipL
459. London. +LEOF PINE ON LVNDE (u MONLVN)).
2 Expl.
460. London. + LIVEDOD MO LYND 1 Expl.
Dieser Mfinzmeister fehlt bei Hildebrand.
461. York, t HILDO(LFM)— OEOFRPI ßruchstack.
461a. York, t VLFCETEL M— O EOFER 1 ExpL
Hildebrand Typ. B2, d. h. diademirtes Brustbild mit Scep-
ter recfatsbin. Rf. Hand zwischen H und tu.
462. London, f EADSIBEM— OLVND 1 Expl.
Hildebrand Typ. C| d. h. diademirtes Brustbild mit Setter
linkshin. Rf. doppelliniges Kreuz mit CRVX in den Winkeln.
463. York. + FORNA M- O EOFR 1 Expl.
Hildebraod kennt auch diesen Mfinzmeister nicht.
Hildebrand Typ. D, d. h. linksgekehrtes Brustbild mit strah-
lenförmig geordnetem Haar. Rf. doppelliniges Kreuz.
464. Canterbury. + EADPOLD MnO ZMüT 1 Expl.
464 a. London. + LEOFRIC MnO LYND 1 Expl.
465. Lyme, f BODRICMAOLIMNl 1 Exi^.
Etwas abweichend von Hildebrands einzigem Exemplare die-
ser seltenen Pr&gst&tte.
465 a. Southampton. fLEOFBGD MOHAM 1 Expl
Der Fand toq Vossberg. 325
466. Thetford. f 0(XVL)FMaG®EDF 1 Expl.
Sonst wird der Stadtname stets DEßDF(ORD) geschrieben.
467. Totness. + PVLFM^RMOTOTA 1 Expl.
468. Winchester. + S J5DPI1SE MnO PINT 1 Expl.
469. York, t ARNDVrRMOEOFR 1 Expl.
470. York. + : IRRAMnO EOFER 1 Expl.
Hildebrand Typ. E, d. h. linksgewandtes behelmtes Brust-
bild. Rf. doppelliniges Kreuz, mit einem an den Enden mit je
3 Kugeln verzierten Viereck belegt.
471. Slaflford. + DODRICMnOSTiEDF
Es bleiben noch übrig 4 Nachmünzen. Unter diesen sind
interessant eine vom Typ. A mit korrekter Inschrift der £(/*., aber
ganz entstelltem Namen des Munzmeisters und der Prägstätte,
eine andere mit zweizeiliger Inschrift der JB/*., wie Taf. X, 142
Mittheil. d. num. Ges., namentlich aber die folgende, bereits oben
erwähnte, weil sie ganz den Charakter der Stader Denare Hein-
richs in. und Udos zeigt, also deutlich darauf hinweist, dass
Stade, nicht England ihre Geburtsstätte ist.
472. Typ A. oüiAtaaaaaja3L+ rj\ tHEAtENPVF
TIFcv) Taf. XI, No 472. 6 Expl.
Mittheil. d. num. Ges., S. 210, Nr. 138, wo ich bereits auf
die Aeiinlichkeit dieser Gepräge mit denen Herzog Bernhards hin-
gewiesen habe, von denen einige vielleicht von demselben Stempel-
schneider herrühren mögen.
Knut der Grosse, 1016—1035.
Hildebrand Typ. E, d. h. gekröntes Brustbild linkshin. RJ\ dop-
pelliniges Kreuz, einen Yierpass durchbrechend.
473. London. + ADNOM0^LVNDEN 1 Expl.
Dieser Münzmeister, dessen Namen freilich nicht ganz deut-
licb, kommt in Hildebrands Yerzeichniss ebensowenig vor als der
folgende.
474. London. fD (oder K)VLFSTAILVND 1 Expl.
Auffallend ist das Fehlen des gebräuchlichen ON oder MHÜ
hier wie auf Nr. 476.
326 H. DannenlMiig;:
475. London, f EAERN MOLVND 1 Expl.
476. London, f ELFPINE LVNI) 1 ExpL
Hildebrand Typ. G, d. h. Brofltbild im spitzen Helm, mit
Scepter, linkshin. R/. kurzes doppelliniges Kreuz, in dessen
Mitte ein Kreis, in jedem der Winkel mit einer Kugel in einem
Kreise verziert.
477. Bieter. + EaL • DEB • ERDONECX 1 Expl.
Wieder ein neuer Mflnzmeister.
478. Lincoln. + laXDFPMONL • INC0L 1 ExpL
479. Lincoln. +LIFINC:ONLINCOLV 1 Expl.
480. London. + ASLACON LVND : 1 Expl.
480 a. London. + BODERC ON LVNES 1 ExpL
Der Name Aslac, in Lund häufig, ist auf englischen Mfinzeo
bisher nicht anders als in Lincoln beobachtet.
481. London tEDPNUONILVND: 1 ExpL
Trotz der etwas fehlerhaften Umschrift von tadelloser Arbeit
482. London. + DODPINE ON LVND : 1 ExpL
483. London. + L-EOFSTaNON LV : 1 E^l.
484. London. + PYNSIBE ON LVNIS 1 ExpL
485. Winchester. + ^L • FSTANO • N PINC; 1 ExpL
486. Winchester. +LEODÄL£R ONPIN: 1 ExpL
487. York. + CRINAN M-0EOFR. 1 ExpL
Hildebrand Typ. H, d. h. diademirtes Brustbild mit Scepter
linkshin. R/. doppelliniges kurzes Kreuz, in dessen Mitte eine von
einem Kreise umschlossene Kugel.
488. Cambridge. +EDPINE ON R'ANT: 1 ExpL
Es passt kein' anderer Stadtname als Grantabricge und daher
mnss man das Auslassen des Anfangsbuchstaben Cr annehmen.
Hier wie in ähnlichen Fällen yon orthographischen SchnitKem ist
zn betonen, dass die betreffenden Mflnzen sich in Nichts als Nach-
ahmungen zu erkennen geben.
488 a. Lincoln, f PYLBERN ON LIN 1 ExpL
489. Lincoln. + LEOFPINE ON LIN 1 ExpL
490. Lincoln. +PVLFRIC ONLINCO 2 ExpL
Der Fand Ton Vossberg. 327
491. London. + LEOFSTAN ON LV: 1 Expl.
492. London. +PYNSIDE0N LVND: 1 Expl.
493. Oxford. +iEL-FPINEONOCXE 1 Expl.
494. Stanford. + MORVLF ON STA 1 Expl.
Unbekannt ist mir der Prägort des nachfolgenden nicht ganz
deutlichen Penny, wenn nicht doch etwa Chester gemeint ist.
495. + LEO . . MODOLIHER 1 Expl.
Es fehlte auch nicht eine Nachmunze, vielleicht danischer
Arbeit :
496. IICDDNIäTDD. ä/.+HTSNLVIDADONQI 1 Expl.
Hildebrand Typ. 1, d. h. bei ähnlicher Hf, wie Typ. H. Rf.
kurzes doppelliniges Kreuz, in der Mitte mit einem Viereck be-
legt, an dessen Ende je eine Kugel.
497. London, t BRVNBAR ON LVND: 1 Expl.
498. London. +.ELFPIN60NLVND6NE: 1 Expl.
Bemerkenswerth wegen des mit E wechselnden €.
499. York. + SPEEENONNEOFERIO 1 Expl.
Die nachstehende Münze zeigt ein noch unbekanntes Oepräge:
eine Verbindung von Knuts Typus E (gekröntes Brustbild links
im Vierpasse) mit seinem Typ. C, zugleich Ethelreds Typ. E (dop-
pelliniges Kreuz, in der Mitte belegt mit einem an den Enden
mit je 3 Kugeln besetzten Vierecke).
500. + CNVTREXANBLORV: /?/. + BR-EHTNODMOE
(York). Taf XI, No. 500. 1 Expl.
HaroldL Harefoot, 1035—1039.
Hildebrand Typ. A (diademirtes Brustbild links. Rf, Kolben-
kreoz).
50L Bristol, t LEOFPINE ON BRK 1 Expl.
502. Cambridge. +^L-FPIC-ONERaTEB- 1 Expl.
503. Lincoln. + COIIRIH ON LINCOL- 1 Expl.
Wohl nur eine andere Namensform fQr den bekannten Col-
grim.
504. Stamford. + CO'DRICON ST . . FO (ein Viertel ans-
gebrochen). 1 Expl.
328 H. DaDDenbeiK:
*
505. York. + .äSDELPINE ONEO 1 Expl.
506. York. + D VRABAN ON EOFER 1 Expl.
Hildebrand Typ. Ba (diademirtes Brustbild mit liilienscepter
ÜDks. jR/l doppelliniges Kreuz, in der Mitte eine Kugel im
Kreise, in jedem Winkel eine Lilie).
507. Lincoln. +DODßIi:ONLINi: 1 ExpL
508. London. +BRVNDAR ON LV: 2 Expl.
509. London. +BOLSII ON LVND 1 Expl.
510. London. +EOPDeONLVfD 2 Expl.
51L York. +iEL-FEREONEOE 1 ExpL
512. York. +VCEDEEONEOFE: 1 ExpL
Nicht ohne Interesse ist auch der folgende Penny, dem ein
Harold, vielleicht aber auch ein Knut oder Harthaknut zum Master
gedient haben mag.
513. 3AI0 . . .110 Brustbild mit strahlenförmigem Haar und
Scepter rechtsbin. Rf, f D:EIII0ICII doppelliniges Kreuz, mit
einem Kolbenkreuze belegt. 1 ExpL
Eine Verbindung also von Harolds beiden Typen, A u. B.
Harthaknut, 1039—1042.
514. tHARD-A*— CNVTR diademirtes Brustbild linkshin.
Rf. tiELRHRICONN SVBDE: (Southwark). 1 ExpL
Münzmeister (nicht ganz deutlich) sowie Münzstätte fehlen
bei Hildebrand.
Eduard der Bekenner, 1042—1066.
Hildebrand Typ. A (Brustbild mit Hehn und Krone links.
RJ\ Kleines Kreuz).
515. Derby. + (D)ODREON DEORI- 1 ExpL
516. Leicester. + ^LFSmEON LEICE 1 ExpL
517. Norwich. +LEOFPINE ON NOR- 1 ExpL
518. Winchester. +LADMERONPINC: 1 ExpL
Typ. C Hildebrand (diademirtes Brustbild mit Scepter links-
hin. Rf. Doppelliniges Kreuz, belegt mit einem Viereck, das an
jeder Spitze mit 3 Kugeln geschmückt ist).
519. Lincoln. + LKFPINE ON LINCOLE 1 ExpL
Der Fund von Vossbeti;. 329
520. London. +EPI v ONLVNDED: 1 Expl.
521. London. +CODRIC ON LVND: 1 Expl.
Hildebrand Typ. D {Hf, ebenso Rf. doppelliniges Krenz mit
PACX in den Winkeln).
522. Exeter. +EDMiERONE+ 1 Expl.
Typ. L Hildebrand (dieselbe Hj\ Rj\ Ein aus Dreiecken
gebildetes, in der Mitte mit einer Rose belegtes Kreuz).
523. London. +PVLFPINEONLVNDE v 1 Expl.
524. Thetford. -h 60DELE0F ON DEOI 1 Expl.
Typ. F. Hildebrand (bärtiges Brustbild mit spitzem Helm und
Scepter rechtshin. Rf, Doppelliniges Kreuz).
525. Lincoln. + OSPERDONLINCO 1 Expl.
Erwähnung verdient auch ein Bruchstück eines ähnlichen
Pfennigs, weil es in einem Loche ein Stückchen oxydirten Silber-
drathes trägt, zum deutlichen Beweise, dass er als Schmuck ge-
dient hat.
Hildebrand Typ. G. (gekrönter^ bärtiger Kopf mit Kreuz-
scepter rechtshin. Rj\ Doppelliniges Kreuz, dessen Arme anker-
förmig durch Bogen geschlossen sind).
526. Lincoln. fBODRIC ON LINE 1 Expl.
Typ. H Hildebrand (der thronende König mit langem Scepter
und Reichsapfel. Rj\ Kurzes doppelliniges Kreuz mit einem Yogel
in jedem Winkel.
527. Thetford. + SVMERLED ON DTF 1 ExpL
Die Abkürzung des Stadtnamens verdient bemerkt zu werden.
528. Winchester, f 60DPINE ON PINCESTRE 1 Expl.
Nicht wenige von diesen Münzen Eduards sind unbeschrieben.
Wilhelm 1. der Eroberer, 1066-1087.
529. t PILLEM REX IIH gekröntes Brustbild zwischen
2 Sternen. iZ/. + P . . . TRICONPINE ein in Kleeblätter auslaufen-
des Kreuz, auf einem Viereck ruhend. Taf. XI, 529. 1 Expl.
Keines der vielen bei Ruding abgebildeten Gepräge stimmt
mit diesem überein. Es ist erstaunlich, welche Fülle von Neuem
und Seltenem nicht blos die däni^hen, sondern auch die doch
830 H- üannenherg: Der Fund fon Vossberg.
▼erh<nissmässig gar nicht zahlreichen englischen Münzen onseres
Fundes liefern. Uebrigens scheinen mit der norm&nnischen Er-
oberung die Beziehungen zum Osten eine starke Störung erlitten
zu haben, denn mit 1066 hören die vorher so häufigen englisclien
MOnzen in unsem Funden auf; ja schon die seines Vorgingers
Eduard sind bei uns yiel seltener als in ihrem Yaterlande.
H. Italien.
Pavia.
Kaiser Otto.
531. t IMPERATOR, im Felde TqT Rf, 0(TT)0 PIVS
REX, im Felde PAPIA in 2 Zeilen. — Mader, krit. Beitr. I, 31.
lExpL
Lucca.
Kaiser Otto.
530. + IMPERATOR, im Felde OTTO in Monogramm. Rf.
OTTO PIVS REX, im Felde LVCA. — Lelewel XIV, 50. Pfaffen-
• _
hoffen Mz. d. Herz. v. Alemannien, S. 20, Taf. V, 6. 1 Expl.
Yerona.
Kaiser Otto HI.
532. OTTO MPERATOR Kreuz. Rf. VE-OÄ— N-A
kreuzweis um ein Yon einem Kreise umschlossenes kleines Kreuz
gestellt. — Aehnlich Lelewel XIV, 45. 4 Expl.
Nur eines dieser Exemplare ist ein Original, die übrigen Nach-
ahmungen; alle sind sie bedeutend kleiner als das bei Lelewel
abgebildete Urstück.
Ausserdem einige Bruchstücke von gewöhnlichen Samaniden-
Dirhems, auf einigen die Jahreszahl 290 und 327 (oder 329) er-
kennbar*), ein Bruchstück eines Milliaresion des X. Jahrhunderts
sowie endlich ein Denar von Antoninus Pius. Rf COSIIII
Vesta neben einem Altare.
*) Ntch gefl. BestimmuDg des Herrn Dr. Erman. H. Dannenberg.
Zur G-eschiolite des grieohisolieiL Alphabets in
Pamphylien.
Theodor Bergk hat bei seinem lebhaften Interesse, mit welchem
er die Neuerscheinungen auf dem Gebiet der gesammten classischen
Alterdiumswissenschaft begleitete und für sich durcharbeitete, und
seinem staunenswerthen Fleisse auch Zeit gefunden, selbständige
Stadien im Eyprischen anzustellen, wovon seine Recensionen der
Schrifiben von Moritz Schmidt und Deecke-Sigismund in der
Jenaer Literaturzeitung 1875 Nr. 429 und in Fleckeisens Jahr-
büchern 1878 Bd. 117 (Nr. 284 und 299 in PeppmüUers Schriften-
Terzeichniss) hinreichendes Zeugniss geben. Weil das Pamphylische
sich mit dem Eyprischen vielfach berührt, wandte er, zumal da
G. Hirschfeld gerade in den Monatsberichten der Berliner Aka-
demie 1874 S 726 und 1875 S. 123 f. neue Copieen von Inschriften
pabliciert hatte, diesem Dialekt seine Aufmerksamkeit zu. Von
einigen allgemeinen Bemerkungen, welche er über das Yerwandt-
schafUverhältniss desselben zusammengestellt hatte, ging er zu
einer planmässigeren Darlegung seines Laut- und Formenbestandes
über, für welche er naturlich die Münzen nicht entbehren konnte.
Bei dieser Beschäftigung fasste er nebenbei nachfolgenden kleinen
Aufsatz ab, in welchem er, an einen Nachweis Friedländers in
dieser Zeitschrift anknüpfend, es unternimmt, denselben seiner-
seits zu bestätigen und durch neue Deutung in seiner Wichtigkeit
fftr die Geschichte des griechischen Alphabets in ein helleres Licht
zu setzen; kurz vor seinem Tode hat er mit jener verdünnten
Handschrift des letzten Winters in den Anmerkungen einige weitere
332 Th. Beigk.
AnsfthruDgen hiDzagefügt. Ich glaubte diese Bl&tter, welche sich
inmitien eines amfangreichen Mannscriptenmaterials von Stadien
ZOT griechischen Grammatik and Dialektologie yor&nden, nicht
miterdrficken za sollen und bringe sie daher anter obiger lieber-
Schrift an diesem geeignetsten Orte onverandert za allgemeiner
Eenntniss, obwohl einige Stellen sich mit der Abhandlang über
den pamphylischen Dialekt wörtlich decken.
Berlin, den 18. Janaar 1884.
Gastav Hinrichs.
Hr. Friedländer hat in dieser Zeitschrift IV (1877) 297 ff.
drei Münzen mit der Aufschrift ZEAYVMYZ, welche der Berliner
Sammlung angehören, der pamphylischen Stadt Sylleion znge-
theilt, indem er damit die Aufschrift EZTFEAIIYZ, welche die Mün-
zen des benachbarten Aspendos tragen, vergleicht und aasserdem
in der umfangreichen Inschrift von Sylleion, welche Dr Hirschfeld
neu verglichen hat (jetzt Koehl JGA. 505], Z. 1 und 3 den Namen
dieser Stadt nachweist. Der Unterzeichnete, mit einer Unter-
suchung des pamphylischen Dialektes beschäftigt, hatte, ohne die
von Hm. Fr. publicierten Münzen zu kennen, gleichfalls in jener
Inschrift den Namen der Stadt gefunden: denn Z. 3 ist ZBAY^IIOZ
o£fenbar nur verlesen für lEA . , wie Z. 1 richtig überliefert ist
2EAY V..A; hier ist entweder SEAVV\N(I I)Aoder 2EAV>A(NN)A[?] . . .
zu schreiben. Nur das Lautzeichen ^, dessen Geltung weder
KirchhofF (gr. Alphabet S.45 f.) noch Hm. Fr. festzustellen gelungen
ist*), macht Schwierigkeiten.
Das Zeichen kommt auf der Inschrift wiederholt vor, leider
in Worten, die dunkel und unverstandlich sind; es w&re verwegen.
*) [Roehl sa^t 8. 148: qiiod quin sODum qaendam a digammo non lonfre
diTenum signiücet, collatis quum certioribiu quibiudam ezemplü in boc ipso
titolo obTüs tum nnmmorum inscriptionibas (cf. Priedlander 1. 1.) £ßAY^lY£
et NANJ^AinPEllAS (i. e. Fayaaaag H^ifM) non dubhim Tidetar. Er
lieat Z. 1 J[«io(f4)«.]
Zur Geschichte des grieehischen Alphabets in Pamphylien. 338
aufs Geradewohl za rathen. Glücklicher Weise l&sst sich dasselbe
Zeichen in einer anderen Inschrift nachweisen, wo der Laatwerth
onzweideatig vorliegt. Ein Heroldstab von Bronze, beim Eisenbahn-
baa in der Nähe von Brindisi gefunden, zeigt die zweizeilige Auf-
schrift (Hermes IH 298):
AAMOBONeOYPiaN
VS OVM VSEA WER^ W OIV\OMAA
d. i. SajAoaiov BQBvdealvtav. Wie die erste Zeile im ionischen
Alphabet geschrieben ist, welches in Thorii gleich bei der Nen-
grftndong der Stadt recipiert warde, so veranschaulicht die zweite
Zeile die Schrift der hellenischen Ansiedler in Brnndusium. Hier
bezeichnet ^, welches in der rückläufigen Schrift mit N zusammen-
ftllt, den Sibilanten. Das Zeichen ^ ist offenbar abgekürzt aus
M, dem alten Zeichen für den starken Zischlaut seh (sh), und wenn
wir im Pamphylischen daneben T antreffen, so beweist dieses, dass
dieser Dialekt nach alter Weise den starken und schwachen Sibi-
lanten zu unterscheiden gewohnt war, wobei natürlich dahingestellt
bleiben muss, inwieweit in jedem einzelnen Falle Aussprache
und Schreibweise rationell gerechtfertigt waren. ^) Dass uns das
gleiche Schriftzeichen an der pamphylischen und an der cala-
brischen Küste begegnet, ist nicht so befremdlich, als es auf den
ersten Blick scheint. Der pamphyUsche Dialekt ist nicht, wie
man gewöhnlich annimmt, ein Zweig der dorischen, sondern der
aeolischen Mundart. Aspendos war eine Gründung der Argiver,
d. h. der Achaeer, der alten Bewohner der Landschaft; Side war
von Kyme aus colonisiert. In Calabrien aber hatten sich Achaeer
1) Ob man tnch in Brand asium damals, als jener Beroldstab beschrieben
ward, einen doppelten SSisehlant kannte, l&sst sieh nicht sagen: fnr die altere
Zeit kann man dies suvenichtlich annehmen. Wenn in dem sn Yaste in Gala-
brien gefundenen Alphabete [Roehl JOA. 54GJ, welches ft«ilich nur in nngenaner
Abschrift erhalten ist, FHS aufoinsnderfolgen, wo Mommsen Unterit. DiaL 8. 49
mit H nichU ansofangen weiss, Kirchhoff gr. Alph. 8. 148 das unbequeme Zeichen
tilgen [und Roehl 8. Ib&PM^^ statt ^ lesen] will, so ist iT eben nichto anderes
all v\ oder H, indem gans passend die beiden Zeichen des Sibilanten mit einander
▼erbunden werden.
SdlMhrlft Itr HnmitaalUu XL 28
334 Th. Bergk.
niedergelassen (Strabo VI c. 3 280), bevor die Lakonier sich in
Tarent niederliessen.
Der älteren Aa&chrift ZEAYNMYI entspricht auf jüngeren
Möszen DIAAYEnN; hier ist also das eigendiümliche Lantzeichen
sparlos verschwanden. Dieses bestätigt die Richtigkeit meiner Aof-
fassang^); denn die alten Grammatiker (s. Etym. M. 391, 17)
bezeugen aasdrücklich, dass die Pamphylier inlaatendes Z zwischen
zwei Yocalen za tilgen pflegten, wie wir die gleiche Lant-
schwächang aach anderwärts, namentlich bei den Argivem imd
Lakoniem, antre£fen; and zwar tritt dieselbe, wie ich anderwärts
zeigen werde, überall erst in einer relativ späten Epoche auf.
Der ältere Name der Stadt war also ^ilvaov oder SikXvaov, ') das
Ethnikon ^eXvaiog^ der jüngere ^ikkvov. 2illvevg, während bei den
Schriftstellern die Schreibart ^vlXiov^ SiXletov a. s. w. üblich war.
Die Münzen von Perge stellen die Artemis dar. Aof den
jüngeren findet sich die Beischrift APTEMIAOS OEPrAIAZ, auf
den älteren VSANA'fAZ nPEIIAZ; denn V\ ist, wie Hr. Fr. nach-
weist^ auf diesen Münzen za lesen, nicht, wie man früher allgemein
glaubte, M, also Savaifjag. Dieser Name erinnert an die Amazone
Savdnrjj nach welcher die Stadt ^Lvcirnj benannt sein soll, and
zwar deutete man diesen Namen aus der skythischen oder thra-
kischen Sprache, s. Schol. Apoll. Bhod. II 946 oi fid^vooi
aavanai Xiyovxat noQa &Qg^iv. Wenn man den orgiastisch^
Charakter des asiatischen Artemisdienstes berücksichtigt, darf
man wohl versuchsweise den Namen der Göttin von Perge damit
in Verbindung bringen.') Der zweite Name IIPEIIA dürfte sich
mit den zu Eastabala in Eappadocien verehrten "i^QTefiig IlsQaaia
(s. Strabo XII c. 7 537 und Steph. Byz. liaaraßaka) berühren*).
1) Dass wir in der Inschrift von Sylleion beide Sibilanten verbunden finden
Z. 15. AJSY\TY ist nicht befremdlich; gerade so ist anderw&rts Faaaivoxosy
*jfQtaaioyeiTwy, iaaioDy n. a. geschrieben.
2) Da die alte Schrift der Pamphylier die Gemination der Gonsonanten
nicht kennt, l&sst sich über die Aassprache nichts entscheiden.
8} Ob auch der armenische Königsname 'Apatfäg (Diodor XXXI 19, 2) hierher
gehört, steht dahin.
4) Wenn Strabo hinzufügt: litgaaCay xixliia&at (paoMontf dm ro ni^^tr
Zar Oesehiebt« d«8 griecbiselien Alphabets in PamphylieD. 335
Vielleicht ist hier dieselbe Laatschw&chiuig eingetreten, die ich
eben bei SiXlvov nachgewiesen habe, so dass die Pamphylier die
Gottin IleQoia oder mit Metathesis ügeala, dann mit Tilgung
des Spiranten Ugeiia nannten, und damit mag der Name der
Stadt ni()fa identbch sein, indem das ij in IIEPIIA sich za y
rerdichtete. ^) Von dem alten Heiligthame der einheimischen
M0fiUf9firut 80 geht diese Deatang offenbar auf die dortigen Fremdenfohrer
laräck. Nach Plntarch Lneullas c. 24 hieas die jenseits des Euphrat Terebrte
Artemis Iltgaia. Diodor V 77, 7 nennt sie Uigaiutj indem er berichtet, daas die
Kreter die Anfange des Artemisdienstes für sieh in Ansprach nahmen and die
•pheiische» pontische and persische Artemis mit der kretischen identificierten.
£in Heiligtham der ntgatxri "AQitftt^ in Lydien erwähnt Pansanias VII 6, 6,
[Nachtraglicher Znsats.] In dem Orphischen Hymnns I 4 ruft der Geister-
bsimer die Hakate //t^Av {Iltgaid») an. In dem Vers des Komikers Eriphos bei
Atbenaens III 84 C ßi^ßua (die Handschriften ßigßttu oder ßigßia) nolvrifi^it
Terbirgt sich vielleicht eben dieser Name nor in etwas abweichender Form, vgl.
aach Hesych Iht^at^ia i} *Jg>Qo6iffi, In der Figor auf dem Bronzegeftsse von
Ofiebwyl erkannte Gerhard sehr richtig ein Artemisbild adatischer Hertonft, was
nor, wie ich vor l&ngerer Zeit in einem Vortrage gezeigt habe, dahin zu modi-
fieieren ist, dass jenes Geflss eine massaliotbche Arbeit ist, welche wie viele
andere in die Alpenlandschaften auf dem Wege des Handels gelangte. Die
Pbokaeer, als sie ihre Heimath an der asiatischen Käste yerliessen, nahmen ihre
Götterbilder (ayälfiara) mit sich (Herod. I 164; das Gnltnsbild der Artemis sa
Massilia war genau dem alten heimischen Idol nachgeformt, s. 8trabo IV c. 4 179,
Tgl. anch c. 8 184) and Torpilansten diesen Dienst überall hin, wo sie an der kel-
tischen and iberischen Käste sich ansiedelten, s. Strabo IV c. 5 180, wo er sogar
das Bild der Diana aaf dem Ayentin ra Rom damit in Verbind ang bringt .
1) [Nachtiiglicher Zasats.] Wenn ?or Vocalen der pamphylische wie der
k/priiche Dialekt i mit ü Tertaascht, so ist dieser Lautwandel wenigstens
nisprän^ch aof altes JSSi oder E£I sarncksnfähren, was in jenen Dialekten
m /i, in der griechischen Schriftsprache zn / oder S ward. In Griechenland
aelbst war mir, als ich ror mehreren Jahren die Reste des pamphylischen Dia-
lektsa ontersaebte, kein Beispiel fär // bekannt; jetzt hat Furtwaeogler (Bronse-
fände ans Olympia S. 92, Abh. der Berl. Ac 1879) die röckl&afige Beischrift,
welche sieh aaf einem Bronzerelief neben der Fignr eines Heergottes findet,
Twöfbotlicht:
vioqa\Momi
d. L Sluo9 y4gur and weist die Bronse wegen der Sehrifteöge Argoe so. Da-
lir apreehoi allerdings die Formen des l and o i ond H, and es ist möglich»
dass in der argifischen Inschrift GI6..I 2 in den luferatiadlielieii Zagen
Z. 1 ^ IIIOP.O aach ein Beleg fir II sieh verbirgt; allein anaere Kenntniss
dac Uteren griechiaohen Schrift ond ihrer sahireichen Vaiiet&ten ist sa anTOil*
fltindig, am mit Sicherheit die Beisehrift einer bestimmtaa Oertlichkeit zasa-
28*
886 Th. Bergk.
Göttin ging der Name auf die hellenische Ansiedelung über^}.
So würde das Uegyala der jfingeren M&nzen mit dem ÜPEIIA
der älteren vollstfindig stimmen. Der alte Name der Göttin ist
auch in der Inschrift von Sylleion Z. 29 geoannt: ANA -f- AI, wo-
rauf schon Hr. Fr. hindeutete; denn da von einem Eidschwur die
Rede ist und unmittelbar darauf Apollo genannt wird, ist es nicht
zweifelhaft, dass ^ f&r + zu verbessern ist'). Die Worte lauten:
oiai nSlig o^vav . . (^S)avdtpa(y Jlgeitav)
xai ^AniXova nvT(jLiov x)ai*) vtibq . • • *)
Wenn auf einer Münze von Aspendos unter den beiden Ringern
sich die Aufschrift MENETV2 EAV^A findet, so erkennt Kirchhoff
hier den Namen des Stempelschneiders und erklart das zweite Wort
durch e{Y)Xv^a, Diese Yermuthung wird abgesehen von anderen
Bedenken schon dadurch widerlegt, dass auf anderen Exemplaren
EAV^A voransteht^); ein inoifjae und dergl. kann nur dem Namen
selbst folgen. Die beiden Ringer, der herkömmliche Typus der aspen-
weisen; sieher ist nur, dass diese Bronze und andere, welche gleiche Technik
zeigen, der peloponnesischen Indnstrie angehören, nicht Ton der anderen Seite
des Heeres stammen. Das SXiios y^Qwr bestätigt also Ton neuem die nahe ye^
wandtschaft, in welcher die Pamphylier und Kyprier zu der alten achaeischen
Berolkerung des Peloponneses standen.
1} Dass der Zuname der Artemis auf die Stadt, welche bei dem Heilif^-
thnme entstand, übertragen wurde, hat nichts Auffalliges: denn man sagte nicht
nur ir oder tts Jiovvaov, tv Jioi tov Iloli^toif tr UaySiorog (CIO. I 218), ^i^
Hv^iov (Thuc. VI 54. Plato Gorg. 472 Ä, yon Boeckh hei^gestellt, Isaeus Dicae-
og. 41) u. s. w., sondern in der volksmässigen Rede Terband man die Pr&posItioD
kurzweg mit dem Namen der Godtheit, so in der kretischen Inschrüt Gauer
n. 45, 11 fil: ataadyrmy . • • ly uinolXtoyt . • . xal ffinoln iy ^ASttyttftjey ebenso
im Kyprischen, wie auf der Bronze von Idalion 27: xati&tay i lit 9i6y rar
'A&dyaVy und eine andere Schmidt T. VII, 1 xari^ i tat Stot tra Volydu,
Der Stadtname !/i^f va« ist auf ähnliehe Weise entstanden.
2) Denn + bezeichnet im pamphyliscben Alphabet das X'
*) [Nach Roehls Publikation fallen in die Lücke yielmehr etwa 21 Buch-
staben. Am Schluss Yon Z. 29 durfte die Ergänzung Ugsitay noch Platz habeo.]
8; 'Ofiva kann nur als Imperativ dfivaaio oder liAvüüto gefasst werden,
so dass das zweite Y falsch gelesen ist In vn«^ ist wohl ein Zuname das
Apollo, Tielleicbt vntgßoQioi, zu suchen.
4) Aus diesem Grunde ist es auch nicht zulässig EAY^A als den Namen
des Vaters im Genetir zu fassen und Miytios für den obersten Magistrat, den
dafito^og Ton Aspendos, zu halten.
Zar Geschichte des griechischen AtpbalMts in Pampbylien. 337
disdieii Münzen, sind gleichsam das Wappen der Stadt: vieJleicht
ein altes Bildwerk. An dieses Wahrzeichen von Aspendos wird sich
eine Tradition geknüpft haben, welche anch den Ringern Namen
beilegte, welche selbstverständlich symbolischer Art waren: Mererog^
ein auch sonst bezeugter Eigenname, ist der Standhafte, 'Ekvtpa(g)j
der den Griffen des Gegners entschlüpft.^)
Theodor Bergk.
1) Alori/iios oder atdaifios ist ehrendes Beiwort eines Ringen, s. PoUnz
III 149. *Elvyf€tgy gleichen Stammes mit iXvta, clAiW, lUvtfam^ ktkv€puC»y sich
winden, erscheint hier in der nach aeolischer Weise TerJLnnten Form des
Nominativs, ä statt oc; denn die pamphylische Hundart war, wie schon erinnert,
«ine aeolische.
Eleineie KittheiliiiigeE.
GaWaDisclie Niederschläge des MüQchener Münz-
kabinets.
Das Münchener Eabinet hat eine Auswahl galvanischer
Niederschläge griechischer Münzen veranstalten lassen, welche
sehr gelungen sein sollen und durch Herrn Otto Aufleger in
München zu beziehen sind. Ein ebendaselbst für 3 JC verkäuf-
liches Yerzeichniss giebt gute Lichtdrucke der abgeformten Mün-
zen, darunter hervorzuheben: das herrliche Dekadrachmon von
Agrigent, ein Tetredrachmon von Thurii von gutem, neuerem
Styl mit langsam schreitendem Stier, schönes punisches
Tetradrachmon mit weiblichem Kopf mit Muschel-Kopfputz und
schreitendem Löwen, schönes Tetradrachmon Philipps V. von
Macedonien, Tetradrachmon von Athen, alter Styl, aber künst-
lerisch gut ausgeführter Kopf mit dem Auge im Profil, herr-
licher Goldstater des Königs Achaeus von Syrien (bärtiges Brosts
bild Rf, kämpfende Pallas) u. a. schöne Stücke. — Das Münche-
ner Kabinet hat bekanntlich durch König Ludwigs enthusiastischen
Kunsteifer einen ganz einzigen Keichthum schöner griechischer
Münzen erhalten: die sicilische Sammlung eines gewissen Longo
und die namentlich an nordgriechischen Stücken sehr reiche
Sammlung des bekannten Münzforschers Cousinöry. — Die Preise
der Münchener Electrotypen sind ä Stück 2 M^ bei Abnahme
einer grösseren Anzahl noch etwas billiger.
A. V. S.
Kleinere Mittheilangeii, 339
Münsifande. Zwei Funde mittelalterlicher MüDzen sind un-
l&Qgst in nächster Nähe von Berlin ausgegraben worden. Der
erste beim Städtchen Dahme^ im Gewichte von etwa 2 Kilo-
gramm 250 Gramm enthielt bis au| einen einzigen Denar von
Salzwedel (Weidhas Taf. YIII, No. 14 a) nur Prager Groschen
der Könige Wenzel 11, Johann und Karl IV. — Beträchtlich ge-
ringer an Zahl, nur etwa 110 Gramm schwer, aber ungleich
mannichfaltiger ist der beim Dorfe Gross-Beere n^ der Stätte
der bekannten Schlacht vom 23. August 1813, zu Tage geförderte,
zu Anfang des 16. Jahrhunderts niedergelegte Schatz. Er be-
stand zunächst, in grösserer Masse, aus Brandenbuigischen Ge-
prägen, namentlich den bekannten Hohlpfennigen des 15. Jahr-
hunderts mit Adler und mit Helm (Weidhas XTH, 1 bis 7 und 9),
einigen Groschen Joachims I. von Berlin, Frankfurt und Stendal^
Hohlpfennigen derselben Zeit aus den Münzstätten Crossen und
Frankfurt (Weidhas XIY 19, 20) und dem seltenen einseitigen
Berliner Pfennige von 1541 (ähnlich Weidhas XIV, 17). An
fremden Greprägen kamen vor: die so häufigen Magdeburger und
Halberstädter Hohlpfennige des Erzbischofs Albrecht von Branden-
burg, einige Mansfelder Hohlpfennige aus dem Anfange des
16. Jahrhunderts, und in einzelnen Exemplaren Erfurter, Säch-
sische, Böhmische (Wladislaw U.), Bamberger, Nürnberger und
Pfalzische einseitige Pfennige.
In Thonberg bei Leipzig ist dem Vernehmen nach eine kleine
Anzahl Münzen ausgegraben worden, sämmtlich Londoner Ster-
linge von Eduard, die sich sowohl durch geringen Gehalt als durch
die durchweg fehlerhafte Umschrift CD WARßTS' IIOßYB als alte
Fälschungen zu erkennen geben. Bezüglich des schlechten Gehaltes
erinnern sie an einen grossen Fund von blos weissgesottenen
Groschen Johannes HI. von Brabant u. s. w. der vor etwa
30 Jahren in Belgien entdeckt wurde. Befremdlich ist aber doch
das Vorkommen dieser Münzen im Herzen von Deutschland. Nach-
träglich freilich höre ich, dass solche Münzen auch vom Rhein her
angeboten werden. H. D.
91
n
340 Kleinere Miitheilmi^eii.
Der Fund von Michendorf. Endlich, nachdem dieser
Schatz*) nach Verkauf von 7 vollständigen Reihen in die Hände
des hiesigen Bankiers Herrn Hahlo gelangt ist, der mir toU-
standige Einsicht in denselben gestattet hat, ist es möglich, ein
genaues Fundinventar desselben aufzustellen. In demselben waren
vertreten:
1. Heinrich, mit Reiter, (Bd. VHI, S. 256) mit 320 Expl.
2. „ „ Petrissa (Bd. VHI, S. 258 und
Tat VI, 57) mit 284
3. Albrecht der Bär, mit Reiter (Bd, VIII, S. 262
und Taf. VI, 58) mit 142
4. Albrecht der Bär, BRANDEB VRC (Bd. Vm,
S. 264 und Taf. VI, 59) mit 134 „
5. OttoL BRAVNÖEBV— R-S-OTO (Band
vm, S. 269 No. 1 und Taf. VI, 60) mit . 115 „
6. Otto I. RRANÖDBVRG—OTTO mit Fahne
und Schild zwischen Thurmen (Bd. VIII,
S. 267 No. 2 und Mader IH, 59) mit . . 278 «
7. Otto I, OTTO — BRANDCBVRGeNSIS
sitzend. (Bd. VHI, Taf. HI, 10 d. Z.) . . 389 „
8. Otto I. OTTO BRA— ND mit Schwert und
SchUd zwischen Thürmen (Bd. Vm, S. 269
No. 2 und Vossberg Siegel Tat A 2, No. 3) mit 88 „
9. OttoL OTTO — BRAND6BVR6 Gebäude
(Mader, Taf. HI, 55) mit 81 „
10. OttoL BRAND€BVR6eNS (Mader, Taf.IV,
70) mit 16 „
Zu dieser Gesammtsumme von 1797 Stück treten aber noch
62 später aufgefundene, über deren Zugehörigkeit zu diesen 10
Klassen ich nichts berichten kann. Uebrigens sind unter den
Petrissen nicht wenige Stempelverschiedenheiten, namentlich, ausser
den bereits von Bahrfeldt and v. Sallet angegebenen noch mit
* J6T BISS A, tPeTIRSSA, mit HtGINBRAND und tH€IN
*) 8. Bd. YUI, d. Z., S. 186, S. 249 und Bd. IX, S. 277.
Kleinere Mittheilongen. 341
BARdD. Wichtiger aber als diese geringf&gigen, doch der
Hauptsache nach nur aaf Stempelfehlem beruhenden Abweichnn-
gen ist, dass auch das Bildniss der Ruckseite insofern verschieden
dargestellt ist, als bei vielen Exemplaren die rechte Seite des
Kopfes keine Haare (oder v^as es sonst sei) zeigt, die auf der
linken stets lang herabhingen. Auch lässt sich deutlich auf einigen
Stflcken eine Koptbedeckung erkennen, und endlich auch ein ge-
perlter Gesichtsumriss. Letzterer erscheint dem Blicke als — Bart,
und man könnte, wenn das richtig wäre, an den Bischof denken,
wie er auch auf einem anderen von mir beschriebenen Denare des-
selben Fürsten (Bd. YHI, d. Z., Taf. HI, 1) erscheint, die Kopf-
bedeckung w&re dann, was sie sehr gut sein kann, eine Mitra,
ähnlich wie z. B. auf den gleichzeitigen Magdeburger Denaren
No. 650 und 657. Doch vrill ich eine bestimmte Behauptung in
dieser Richtung keineswegs aufgestellt haben, halte es vielmehr
fbr richtiger, in der fraglichen geperlten Gresichtsumrahmung etwa
ein die Mütze unter dem Kinn zusammenknüpfendes Band zu er-
kennen, an der Mütze w&re denn ein links oder auf beiden Seiten
herabwallender Schleier befestigt
D. a
Liteiatur.
Bulletin mensael de numismatique et d'arch^ologie.
Herausgegeben von R. Serrure, Brüssel, dessen dritter Band im
Erscheinen begriffen, ist ein äusserst nützlicbes Unternehmen,
welches mit Recht gegen die unwissenschaftlicbe Besprechung und
Abbildung werthloser neugemachter Rechenpfennige und Medaill^i
energisch Front macht und nur interessante, meist das Mittelalter
and das 16. Jahrhundert betreffende Mittheilungen bringt, grossen-
theils von C. A. Serrure und R. Serrure (darunter z. B. ein
Artikel über die Münzstätten Carls des Kahlen). — Yon beson-
derem Interesse ist ein Aufsatz von Paul Orgels (Juli- August
1883) über die numismatischen Dokumente der Bartholomaens-
nacht, worin aus einem merkwürdigen, officiellen Druckwerk von
1572 der Beweis geliefert wird, dass die medaillenartigen Münzen
Carl's IX. mit „virtus in rebelles", „pietas excitavit justiciam^
und „Charles IX. r. d. f. dompteur des rebelles etc.^ nicht private
Unternehmen, sondern officielle, von einem „gut gesinnten^ könig^
liehen Rath und „g^nöral^ der kgl. Münze in ausführlichem ge-
di-uckten Commentar beschriebene Prägungen waien; der Be-
schreibung der Münzen, welche der würdige „General^ giebt, geht
eine lügenhafte Erzählung der ersten Verwundung und der an-
geblichen Verschwörung Coligny's voran — das Ganze ist ein
höchst interessantes, wenn auch trauriges Bild der sittlichen Ver-
wilderung der Zeit jener von beiden Parteien mit gleicher Ver-
werflichkeit geführten Religionskriege und Religionsmorde. — Die
kleineren Mittheüungen enthalten Nachrichten von literarischen
Literatur. S48
Pablicationen, Yerkaufen von Sammlnngen u. s. w., auch viele
iDteressante sphragistische Beiträge, einer derselben von unserem
treffÜGhen Berliner Heraldiker, Geh. Rath Dielitz. — Es ist
bereits gesagt, dass ich die entschiedene Gegnerschaft des Herrn
Heransgebers gegen übermässige Publicirung modemer Medaillen
und moderner Mfinzsammler- Jetons und dgl. werthloser Spiele-
Jeien durchaus billige, aber die sich steigernde persönliche Polemik
bliebe wohl besser fort und thut dem sonst belehrenden Inhalt
der Zeitschrift Abbruch. A. v. S.
L. Fikentscher: die fränkischen Münzvereinigungen im
XIV. und XIV. Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung der
burggräflich Nömbergischen Conventionsmunzen. (Aus den Mit-
theilungen der Bayerischen numismatischen Gesellschaft. II. Jahr-
gang. 1883). 8®. S. 50. Mit 2 photolith. Tafeln.
Das Bedür&iss eines lebhafter entwickelten Verkehrs drängte
im Mittelalter verschiedentlich zu Münzverträgen, deren Zweck es
war, dem engen, Handel und Wandel fesselnden Münzbanne weitere
Grenzen zu schafiPen. Von diesen Münzvereinigungen, soweit sie
unser Vaterland angehen, haben bisher nur die der rheinischen
Kurfürsten und der wendischen Hansestädte grössere Beachtung
gefunden, während die Franken betreffenden wohl nur deshalb
mehr vernachlässigt geblieben sind, weil ihre Erzeugnisse unver-
gleichlich viel seltener vorkommen als die der genannten Münz-
st&nde. Der Herr Verfasser, dessen SpeziaLstudium die Münz-
geschichte seiner fränkischen Heimath bildet, hat in vorliegender
Abhandlung diesem Mangel abgeholfen, und giebt uns urkundliche
Nachrichten über diese Gonventionen und die auf Grund derselben
uns überkommenen Gepräge. Die älteste dieser Einigungen ist
die, nach welcher am 31. Juli 1362 zu Amberg von Karl IV. als
Besitzer der Oberpfedz, von Gerlach von Mainz und Pfalzgraf
Ruprecht I. das Prägen von Würzburger Pfennigen zu gleichem
Schrot und Korn beschlossen wurde, so dass nun, bei der auch
doreh Mfinzfnnde bezeugten Gleichwerthigkeit der Würzburger
344 Litmtar.
mit den Regensburger Denaren Ein Geld vom Main bis nach
Tirol umlief. Es folgen bis 1495 zahlreiche weitere Vertrage der
Bischöfe von Bamberg und Wfirzborg mit den Burggrafen von
Nürnberg, den Pfalzgrafeo and der Stadt N&mberg, an denen
bald mehr bald weniger von diesen Standen sich betheiligten, und
gelegentlich auch die Herzöge von Baiem, die Bischöfe von Angs-
borg, die Grafen von Wertheim, Hohenlohe und Oetfcingen, sowie
die Landgrafen von Leuchtenbei^ als Theilnehmer erscheinen.
Femer wird aach eines Münzvereines des Bischofs Johann von
Würzbarg mit weltlichen Fürsten, Herrn und Städte, vom Jahre
1407 gedacht, ohne dass wir jedoch wüssten, wer diese Gegenkun-
trahenten gewesen.
Zahlreiche Groschen und Pfennige hat der Herr Verfiasser,
als diesen Verträgen entsprossen, nachgewiesen und in 49 Exem-
plaren auf den beigegebenen Tafeln zur Anschauung gebracht.
HofiFentlich giebt diese fleissige Arbeit bald Gelegenheit zur Ent-
deckung weiterer sich anschliessender Gepräge. H.- D.
Hirsch, Lucian Baron von, rare and inedited sicilian coins.
Head, B. V., remarks on two unique coins of Aetna and
Zankle (mit Tafel). (Numismatik Ghronicle 1883 p. 165—170
und 171—176.)
Diese beiden kleinen Publikationen geben uns zu einer schönen
Lichtdrucktafel vortreffliche Erläuterungen einiger Münzen Siciliens,
Ton denen zwei geradezu Phaenomene der Münzprägung sind. Man
kannte bisher zwei Sorten kleiner Silbermfinzen von Catana unter
dem Namen Aetna, ^us den Jahren 476—461 vor Chr. mit dem
Krebs und Rad (Holm, das alte Catania, p. 42 Nr. 6 aus Pen-
nisi's Sammlung) und Silenskopf Rf. Blitz AITN und AITNAI
(Gatalog d. Brit Mus. Sicil. p. 43), hier erscheint plötzlich in
einem herrlich erhaltenen Exemplar ein Tetra drachmon von
Aetna-Catana:
AITNAION Silenskopf mit Epheukranz rechts, darunter Scara-
baeus Rf. Thronender Zeud r., Blitz in der Linken, die Rechte
Litontnr. 345
auf eisen Stab (Weinrebe?) gest&tzt. Vor ihm ein kiemer Fichten-
baum, auf welchem ein Adler r. sitst.
M. 7. 17,236 Grm.
Dieses prachtvolle Stück zeigt genau den Silenskopf und den
Blitz der kleinen Silbermfinzen, der Adler ähnelt sehr der Be-
handlang desselben Thieres auf den gleichzeitigen Münzen von
Akragas. Der herrliche, kraftvoll und energisch gezeichnete, dabei
die vollendete Zierlichkeit des alterthümlichen Styls in höchster
Entwicklang zeigende Zeus wird von Herrn v. Hirsch mit den
alten Münzen Arkadiens verglichen; noch weit mehr Aehnlichkeit
hat die ganze, überhaupt etwas malerisch gehaltene Darstellang
der Tetradrachme von Aetna mit manchen Vasenbildern des
strengen and grossen Styls, frappant, sogar bis in die Verzierangen
des Thronsessels hin, ähnelt dieser Zens einer Vase des Berliner
Moseums (Nr. 1007): dem thronenden, von Orest erstochenen
Aegisihos. Diese rothfigarige, wohl um 450 vor Chr. verfertigte
schöne Vase zeigt ans den thronenden Herrscher fieist genaa dem
Zens der Münze gleichend, ähnliche Bart- and Haartracht, gleiche
Gewandung und, wie gesagt, ganz ähnlich verzierten Thron. Die
Beziehung des Zeus wie der andern Typen auf den Aetna weist
Gardner in lehrreicher Weise aus Stellen bei Pindar und andern
sicilischen Schriftetellem nach.
Es ist ein Glück, dass dies herrliche Stück in die Sammlung
des kunstsinnigen Baron Hirsch in Paris übergegangen und endlich
dem seit 15 Jahren die Publication verhindernden sicilischen und
römischen Privatbesitz entzogen und der Wissenschaft nicht mehr
vorenthalten wird. — Dasselbe gUt von dem bereits kurz von
Imhoof erwähnten^) Tetradrachmon von Zankle:
Blitzschleudemder Zeus r«, vor ihm verzierter Altar. R/.
DANKLAION Delphin L Unten Pecten-Muschel.
JL 7i. 17,04.
1) Aber mit aiiTollst&ndigem, wohl von das froheren Besitiem an Imhoof
nur nogenta mitgethellten Gewichte, weichet bei Imhoofs Arbeit von gtoüter
WicbtiglieÜ wart (t. Imhoof. MonaUbM. d. BerL Akad. 1861 p. 667.)
346 Litentnr.
Diese Münze, welche noch vor dem Jahre 476, dem Todes-
jahr des Anaxilaos, geschlagen sein muss — denn Zankte erhielt
von Anaxilaos den Namen Messene oder Messana, ist von höchster
metrologischer Wichtigkeit, wie dies Imhoof in seinem vortreff-
lichen kleinen Aufsatz, welcher das sogenannte „euboeische^ Ge-
wicht ans der griechischen Metrologie eliminirt, aasffthriich dar-
gelegt hat.
Das vielleicht in Folge nicht ganz guter Erhaltung ein wenig
leichte attische Gewicht stimmt — was in diesem einen Falle
wohl rein zufällig ist — ganz genau mit der von mir früher f&r
ein ein Samos für die Golonie Messana gemachtes Geprftge
erklärten 1) in Sicilien gefundenen Tetradachme mit Kopfhaut des
Löwen Rf. Schiff.
17,05 (Zeitschr. f. Num. HI, 135 und V. 108).
Andere Exemplare dieser samisch-messanischen Tetradrachme
hoben das ganz volle attische Gewicht 17,3 und 17,23 (Grardner,
Num. Chron. 1882 p. 241 f.). —
Die neue Tetradrachme von Zankle zeichnet sich durch den
schön und frei behandelten Zeus aus, den man (Head 1. c p. 175}
wohl um 450 v. Chr. ansetzen möchte, wenn nicht der Name der
Stadt, Dankle, unwiderleglich bewiese, dass die schöne Münze
noch vor dem Tode des Anaxilaos, 476 vor Chr., geprägt
sein muss.
Es ist aus andern Münzdarsteltungen bekannt, dass in Unter-
italien und Sicilien schon in frühester Zeit eine grosse Freiheit,
oft Eleganz in den Darstellungen herrscht, selbst manche der
uralten, vor 500 geschlagenen Incusen zeigt schon so entwickelte
Eörperformen und so leichte und ungezwungene Bewegungen der
Figuren, dass man sie ebenso wie den Zeus der Münze von
Zankle, ohne die beweisenden chronologischen Gegengründe dem
weit vorgeschrittenen fünften Jahrhundert zuschreiben würde.
Unter den übrigen Münzen, welche Herr v. Hirsch beschreibt,
ist ein Tetradrachmon von Gela, mit Reiter und vollständigem
1) Qardner stimmt dieser m«ner Brkl&nuig zu, b« Num. Chfoo. 188S p. 910.
Llteratar. 347
&ier mit MeDScheiigesioht neu. Herr v. Hirsch sagt, es sei dies
das erste mal, dass auf Tetradrachmen von Gela der Mannsstier
in ganzer Figur erschiene. Aber die schon bei Torremuzza
(Ta£ XXXI, 8) abgebildete, aus Fox' Sammlung in die Berliner
übergegangene Tetradrachme hat ebenfalls den menschengesichtigen
Süer in ganzer Gestalt. A. v. S.
Lawrence, Rieh. H., Medals by Giovanni Cavino.
NeW'York 1883. 31 S. und 3 Holzschn. Sorgfältige Beschreibung
imd Erläuterung aller Werke des Cavino, auch der Nachbildungen
der römischen Münzen, dabei genaue Angabe des Verhältnisses
der letzteren zu ihren gleichen oder abweichenden Originalen,
wodurch das Schriftchen nicht nur für Freunde der Renaissance,
sondern auch für Sammler römischer Münzen werthvoll wird.
Abgebildet ist eine Agrippina mit Carpentum auf der /Z/*., die
Medaille mit den hübschen Bildnissen des Giovanni Cavino und
Alessandro Bassiano und die von mir erklärte schöne religiöse
Medaille mit Ghristusbild und Kreuzigung aus Dannenbergs
Sammlung (Zeitschr. f. Num. VHI, 119). Es ist erfreulich, dass
auch Amerika jetzt an dem literarischen Eifer für die schönen
Medaillen des 16. Jahrhunderts Theil nimmt. A. v. S.
J. Menadier: Per Wetteborner Silbermarkfund (die marca
usualis argenti) (Zeitschr. d. Harzvereins, Jahrg. 1883 S. 165—
176). Mit 1 Tafel Abbildungen.
Nur 3 Münzstücke hat dieser unweit Gundersheim gemachte
Fond geliefert, und unter ihnen den so häufigen Prager Grroschen
des Königs Johann, desto wichtiger aber sind die beiden andern,
welche dem Systeme der niedersächsischen Gewichtsmark (marca
usualis) angehören, wie solche zahlreicher schon früher bei Gkin-
dersheim und Dardesheim aufgetaucht sind. Ueberraschend ist
namentlich das Erscheinen des einen leichteren, nur 25 Gramm
wiegenden, 26 — 28 Millimeter grossen Stückes, eines Vorgängers
gewissermassen, wie Hr. M. bemerkt, der späteren Thaler, es trägt
348 LiUratnr.
eingeschlagen den Stempel eines linksschreitenden Löwen, ist also
jedenfalls BrannschweigiscL Das andere grössere, ein Markstück
von 250 Gr. (67—77 Mill.) gehört dem qnadrirten Wappenschilde
zofolge, mit dem es gezeichnet ist, nach Hildesheim, neben diesem
Wappen findet sich aber noch ein zweiter Stempel eingeschlagen,
der einem yerzierten gothischen 1 sehr ähnlich sieht; Hr. M. er-
kennt in ihm eine E^rone, und glaubt daher dies Stfick in Gemäss-
heit des Vertrages von 1352 hergesteUt, nach welchem die Städte
Brannschweig, Hannover, Hildesheim, Wernigerode, Eimbeck und
Osterode, unter späteren Hinzutritt noch anderer, beschlossen, ihre
auf 3 Ferding 3 Quentin (» 12|- Loth) ausgebrachten Markstucke
ausser mit den besonderen Zeichen der Kontrahenten auch mit einer
Krone zu stempeln. H. D.
Meyer, Adolf, die Münzen der Stadt Dortmund. Mit
VUTaff. Wien (1 883). >) Eine sorgfUtige, urkundliche Münz-
geschichte der Stadt und genaue Beschreibung der Münzen, welche
mit Otto HI beginnen und 1760 aufhören. Die Dortmunder
Münzrähe ist bekanntlich dadurch besonders merkwürdig, dass
sie uns seit Heinrich VI. die deutsche Kaiserreihe in grosser Voll-
ständigkeit giebt, wie es in ähnlicher Weise die Gepräge von
Aachen thun. — Wir finden in Dortmund verhältnissmässig viele
Stücke von Otto IV. und die seltenen prätendentenhaften Könige
Wilhelm v. Holland und Richard. — Sehr bedenklich scheint mir
der angebliche Heinrich VH. (p. 35 Nr. 31). Die angegebene
Umschrift H£N . . — NORVM kann doch unmöglich auf dem
so sehr kleinen Raum dieser Münze den (für diese Reihe schon
an und f&r sich anfiaUenden) Namen und Titel H£Nricns R£X
ROMANORVM enthalten, £ast möchte ich glauben, es sei nichts
anderes als ein Stück der gewöhnlichen Reihe mit RCX ROMA-
NORVM, ohne Namen, aus Rudolfs von Habsbui^ Zeit, das
R£X hat vielleicht etwas verzogene Buchstabenformen und gleicht
1} Sollte eben der Bsenser Fleidich Nr. 66 nicht dahin so bedehen sein?
2) In Berlin zu haben bei Herrn J. A. Staigardt, Markgrafenstneae 48.
Literatar. 349
deshalb emem : H€N. — Bei Karl IV. wäre yor den fragmentarisch
erhaltenen Legenden die fast ganz vollständige der Berliner Samm-
lang (aus Grote's Sammlung) noch nachzutragen: -f. . LVS* QVART"
IMPERAT (es ist jedenfalls Nr. 34 b). Die Abbildungen von Taf. I.
sind Dannenberg's Werk entnommen, die übrigen Tafeln, nament-
lich die neueren Gepräge, sind nicht sehr gelungen, sonst ist die
Ausstattung dieser dankenswertben und fleissigen Monographie
durchaus zu loben. A. v. S.
Oreschnikow, A. W., zur Münzkunde des Gimmerischen
Bosporus. 22 S. mit 1 Lichtdr.-Taf. Moskau 1883. Dieser kleine
Beitrag enthält eine wichtige und wie ich glaube unwiderlegliche
neue Bestimmung der bekannten Reihe alter bosporanischer Eönigs-
münzen mit dem Monogramm aus BAE (Eöhne Mus. Eotschubey
II p. 42 ff.). Man war gewohnt, sie nach Eoehne^s Vorgänge
dem Eubiotos, aus Spartokidischem Geschlecht zuzuweisen,
während doch schon das bekannte achaemenidische Eönigszeichen
der grössten Münze der Reihe, Stern über der Mondsichel, auf
einen achaemenidischen Eönig deuten. Der Verfasser hat nun
sicher Recht, wenn er diese auch ihrem Aussehen nach nicht sehr
frühe Reihe dem ersten bosporanischen Eönige des Namens
Eupator, das istMithradat dem Grossen beilegt, der bekannt-
lich auch auf seltenen Tetradrachmen einfach den Namen ßaaiXiwg
EvnatoQog, ohne Mid'Qada%ov^ trägt, der „Eupatoria^ in der Erim
gründet und bei dessen .ganzer Prägung der völlige Mangel an
Eupfer aufi&llig war. — Ajidere Vermuthungen des Verfassers,
welche sich auf Deutungen einzelner Buchstaben oder Monogramme
stützen, bleiben unsicher, jedenfalls möchte ich. Hm. O's Deutung
der sogenannten Eubiotos-Münzen ab Gepräge Mithradat's folgend,
das aus M und I bestehende Monogramm der Münze die Hm.
Podschiwalow mit Helioskopf iZ/". Stem und Mondsichel, eher auf
Mithradates Eupator, als auf dessen Sohn Machares, beziehen. —
Die beiden zuletzt abgebildeten unbestimmten Münzen sind sicher
aas falschem Stempel — Die Goldstateren des Paerisades, von
Z«AtMlirift für Namltmalik. XI. 34
850 LiUntor.
denen der Yerfasser acht ihrem Styl nach verschiedene Exemplare
beschreibt, ist er geneigt ihrem Styl nach an verschiedene Herrscher
zu geben, die ganz rohen and schlechten dem letzten des Namens.
A. V. S.
RevQe namismatique, 3°"* sörle, tome I Paris 1883. 499 8.
mit 10 Tafeln. — Es ist ein höchst erfreuliches Ereigniss in
unserer Wissenschaft, dass ein so altberühmtes, knrze Zeit aber
unterbrochenes Unternehmen, wie die Revue numismatique, nun
wieder und zwar gleich im ersten Bande der neuen Serie eine
solche Fülle des Interessanten und Schönen bietend, erscheint.
Die antike Numismatik ist reich vertreten durch treffliche Artikel
von Lenormant^) (die sybaritische Didrachme mit N^KA, vom
Verfasser gewiss richtig als Siegespreis der von den Sybariten
in Concurrenz zu Olympia gestifi;eten grossen Spielen gedeutet) —
also wie das bekannte „cr^eAoeo aex^lov*^ in Metapont, Wad ding-
ton (Isaurien und Lycaonien), Chabouillet, A. (römische Medaillons),
Muret, E. (seltene und unedirte Münzen, dabei die neue Stadt
Hippos in Decapolis, von Nero, und Uebersicht der Numismatik
von Lydien), Babel on, E. (unedirte Königsmünzen, dabei das
auch in Berlin befindliche Goldstück mit Eopf mit Elephantenfell
und Nike, vom Verfasser für Ptolemaeus I. und Seleucus I. erklart,
dann der neue asiatische König Gharaspes) und kleinere Beiträge
desselben Verfassers, Six, J. P. eine ausführliche kritische Arbeit
über die cyprischen Münzen (125 Seiten), die erste umfassende
wissenschaftliche Bearbeitung dieser Reihe nach der Entzifferung
des cyprischen Alphabets, Boutkowski, A., unedirte griechische,
meist Kaisermünzen, femer andre Beiträge, zur gallischen (A Bar-
th^lemy) und mittelalterlichen Münzkunde, darunter besonders
hervorzaheben Schlumbergers Mittheilungen byzantinischer
Bleisiegel und Gariels Einleitung zu seinem demnächst erschei-
nenden Werk über die Münzen der Karolinger. — Gleich den
1) FraBi9oi8 Lenormant, der um die Numismatik sehr yerdiente Gelehrte,
Verfasser des Handbacbs .la monnaie dans l'antiquit^*', ist am 9. December 1883
im Alter von 46 Jahren gestorben.
Litoratnr. 851
fraheren Jahrgangen ist auch der neu erschienene aufs schönste
ausgestattet und übertrifft an Beichthum des Inhalts (fast
500 Seiten!) die andern numismatischen Zeitschriften. Der jähr-
liche Abonnementspreis ist 20 Frcs. A. v. S.
P. Ch. Robert: sur la pr^tendue restauration du pravoir de
Maurice Tib^re dans la Province, et sur les monnaies qui en
seraieot la preuve. Paris 1883, 4. Mit 2 Karten und 1 Kupfertafel.
Goldmünzen mit dem Bilde und Namen des Kaisers Mau-
ricius Tiberius in Arles und Marseille geschlagen, wurden zuerst
1746 von dem gelehrten ßonamy mit einer Unternehmung des
Gundowald, angeblichen Sohnes des Frankenkönigs Ghlothar L
in Verbindung gebracht, man nahm an, dass er, vom Kaiser mit
Geld und Schiffen unterstützt, dessen Herrschaft im südlichen
Frankreich wiederaufgerichtet habe. Diese Meinung, welche bis
jetzt allgemein und selbst bei de Saulcy und beiden Lenormants
Anklang gefunden, bekämpft Hr. R. mit Glück. Er legt aus den
alten Schriftstellern dar, dass an jener Annahme nichts beglaubigt
ist, als dass Gundowald eine unglückliche Rolle in dem Aufstande
des Patricius Mummolus gespielt , dass aber seine angebliche
Unterstützung seitens des byzantinischen Hofes nur eine durch
Nichts begründete Vermuthung ist Er weist ferner darauf hin,
dass wir jetzt fränkische Goldmünzen mit Namen und Bild ver-
schiedener anderer oströmischer Kaiser, nicht blos von Justinus U.,
sondern auch von Phocas und Heraclius besitzen; so wie aber
noch Niemand unternommen hat, aus diesen eine Wiederherstellung
der Herrschaft dieser Kaiser in Gallien herzuleiten, ebensowenig
lässt sich eine solche Folgerung, wie der Herr Verfasser mit Recht
sagt, aas den in Rede stehenden Geprägen ziehen, sie sind viel-
mehr, wie so unzählige andre Münznachahmungen, lediglich aus
dem fiedürfoisse zu erklären, ihnen durch Anlehnung an beliebte
Vorbilder Geltung in weitesten Kreisen zu verschaffen. Gleich-
zeitig weist auch Hr. R. nach, wie ganz haltlos es ist, wenn man
ein einzelnes S auf dem bekannten Maoricius-Triens von Vienna
24"»
352 Literatur.
(mit VIENNA DE OFFICINA LAVRENTI) auf einen gewissen
Syagrius deutet, den der Chronist Fredegarius 587 zum Patricias
erhoben werden lässt. H. D.
Tergast: die Münzen Ostfrieslands. Erster Theil. Bis 1466.
Emden 1883. gr. 8. S. 160. Mit in den Text gedruckten Abbil-
dungen.
Nachdem uns Grote vergeblich auf den Text zu seinen übri-
gens auch nicht publizirten Abbildungen ostfriesischer Münzen
hat warten lassen, und Friedlaender eine Uebersicht und Erläu-
terung des ihm zuganglichen einschlägigen Stoffes gegeben, war
unser Verlangen nach einer vollständigen Zusammenstellung dieser
so interessanten als seltenen Denkmäler ein dringendes geworden
das nun, Dank dem Fleisse des Herrn Verfassers und der Libe-
ralität der ostfriesischen Landschaft seine Befriedigung gefun-
den hat.
Eine Einleitung handelt von dem Münz- und Geldwesen in
den alten friesischen Gesetzen; Vieles in denselben, z. B. (S. 8.)
die Rechnung von 7 Kölner Pfennigen auf das Pfund und die öfter
schon behandelte Frage nach den Münzmeistem Rednath und
Cawing blieb dunkel oder mit unsem numismatischen Erfahrungen
schwer vereinbar, hervorzuheben ist aber etwa die Thatsache, dass
in Art. 22 der leges Upstalsbomicae etc., 1323 alle fremden Münz-
sorten auf Münstersche und Osnabrücker Denare rednzirt werden,
zum deutlichen Beweise, wie Hr. T. sagt, dass diese die eigent-
liche Landesmünze bildeten. Wenn aber ebendort 17 „deine pen-
nig^ gleich 1 Sterling gesetzt werden, so möchte man wohl firagen,
ob dartinter nicht die ostfiriesischen „Schuppen^ um so gewisser zu
verstehen sind, als 5 Copkin, also doch sicher (niederländische
oder jülichsche) Köpfchen auf 1 Sterling gerechnet werden. —
Auf festeren Boden führt die Betrachtung der vorhandenen Münzen
selbst. Da ist es gelungen, im Anschluss an die Forschungen
Iddekinge's in erstaunlich früher Zeit neben der Münzstätte in
Emden ganz nahe dabei eine zweite in Jever zu ermitteln, wohin
LiteratDr. 353
die von mir beschriebenen und schon vermuthungsweise (d. Münzen
d. Sachs, u. frank. E. S. 236) . als ostfriesisch angesprochenen
Denare von Herzog Bernhard IL und seinem Sohne Hermann mit
GEFRIDENARII und GEHEREI gewiesen werden. Beizustimmen
ist dem Herrn Verfasser auch, wenn er Iddekinge's Versuch, das
MGRC auf gewissen Denaren (a. a. 0. No. 304 u. 305) HLGRC zu
lesen, und sie demgemäss noch den ostfriesischen Leer zu ver-
legen verwirft, denn das M in MGRG ist auf dem mir bekannten
Exemplare ziemlich deutlich. Dagegen wird man dennumismatischen
Gründen nicht beipflichten können, aus denen die Emdner Denare
diesem Hermann entzogen und dem Grafen Hermann I. von Kalve-
lage (1021 — 51) zugetheilt werden, namentlich ist die Typen-
verschiedenheit, die zwischen diesen und den GEHEREI Denaren
besteht, ein unzutreffendes Argument, wie keiner weiteren Aus-
führung bedarf. Ob die historischen Gründe besser passen, mag
hier unerörtert bleiben, doch aber darauf hingewiesen werden,
dass nach meiner Anführung S. 234 a. a O. diese Emdener Denare
in unseren Funden bisher erst nach 1060 aufgetreten sind, was
doch des gedachton Hermann I. Anrecht als sehr zweifelhaft er-
scheinen lässt. In der Folgezeit sehen wir allerdings die Grafen
von Kalvelage (Ravensberg) im Besitze der Emdener Münze, bis
sie dieselbe 1252 dem Bischöfe Otto H. von Münster verkaufen,
hieraus aber wird sich schwerlich ein Rückschluss auf eine zwei
Jahrhunderte zurückliegende Zeit machen lassen. Die Bischöfe
haben nun zuerst Schuppen (0,14 Gr. schwer!), dann unter Bischof
Ludwig IL auch Denare Münsterschen Schlages geprägt Ihre
Propste aus dem Hause Abdena haben sodann das Münzrecht in
Emden auf eignen Namen ausgeübt, zuerst Hisko (1400 — 29),
dann sein Sohn Lnelo (1429 — 33). Ihn vertrieben die Hamburger
und schlugen ebenfalls hier Münzen, überliessen aber 1439 die
Stadt den Cirksena's von Greetsiel, von denen Ulrich (seit 1463
Graf von Ostfriesland) hier Gold und Silber prägte. Eine zweite
Münzstätte in Emsigerlande ist Faldem, mit Emden schon frühe
zu einem Orte verwachsen. Dessen zuerst von den Gebr. Erb-
354 Literatur.
stein gedeuteten Münzen lässt aber Hr. T. nicht von Haiko,
sondern von dessen Sohne Wiard geschlagen sein, der zuerst zu
den anf ihm dargestellteD drei Lilien von Uphaasen^ berechtigt
gewesen sei, und lässt sie demzufolge zwischen 1427 und 1461
entstanden sein. Nach den Gebr. Erbstein freilich mussten diese
Münzen um 1400 deshalb geprägt sein, weil der Fund von Rah-
winkel, der uns eine derselben kennen gelernt, auf diese Zeit
hindeute. — Es folgen zunächst die Münzen von Brokmerland,
geschlagen von den Häuptlingen Ocko I., dem Bastard Widzeld,
von Eeno und von Ocko II, der auch in Jever geprägt hat. Aas
Norderland werden uns ansehnlcihe Müuzreihen von Udo I, von
Edzard Cirksena und von seinem Bruder Ulrich vorgeführt, unter
denen namentlich Udo mit der auffallig grossen Zahl von 5 Gold-
geprägen hervorleuchtet. Reiderland dagegen, das nun folgt, ^ hat
nur eine einzige Münze, des Propstes Unko von Weener aufzu-
weisen. Auch Mormerland ist nur mit einer einzigen Münze, aas
dem Ende des XIY. Jahrhuuderts, bemerkenswertherweise einer
Toumose des Häuptlings Uko vertreten, während Auricherland
und Harlingerland sogar gänzlich der Münzen ermangeln. Den
Beschluss dieses Heftes machen die Gepräge des bekannten Sibet
Papinga, Häuptlings des Rüstringerlandes (1410—1433).
Die grosse Anzahl der in vortrefflichen Holzschnitten mit-
getheilten Münzen und die Reichhaltigkeit der von dem Herrn
Verfasser benutzten Sammlungen, namentlich der Gesellschaft für
bildende Kunst und vaterländische Alterthümer zu Emden scheint
für annähernde Yollstäi^digkeit zu bürgen, zu erwähnen ist jedoch,
dass zwei von mir veröffentlichte Münzen übersehen sind: 1) ein
Emdener Goldgulden Ulrichs, von No. 59 darin unterschieden, dass
der Eaisemame neben dem Heiligenbilde, der Stadfname um den
Reichsapfel steht (Eöhne N. F. Taf. II 98), und 2) eine kleine Silber-
münze (l Flindrich?) von Edzard Cieksena von Norden, im Ge-
präge wie dessen ganzer Flüdrich, nur mit kürzeren Inschriften
(Bd. I S. 273 s. Z.). Auch ist zu bemerken, dass das XI. Jahrh.
wohl halbe, aber nicht Drittel-Denare (s. Seite S) kennt H. D.
Literatnr. 355
Gustav Zeller: Des Erzstiftes Salzburg Münzrecht und
Münzwesen, nebst Yerzeicbniss der Salzburgischen und auf Salz-
burg Bezug habenden Münzen und Medaillen. 2. Auflage. Salz-
buing 1883. 4« S. 127.
Es ist wohl unbestreitbar, dass mit den Uohenstaufen das
deutsche Münzwesen sein bisheriges einheitliches Ansehn yerliert,
und sich daher für eine einheitliche Behandlung nicht mehr eignet.
Darin liegt, von praktischen Gründen abgesehen, die Berechtigung
der Monographieen für diese spätere Zeit. Die letzten Jahre haben
deren zu den wenigen älteren einige neue gebracht, die von
Bremen, Stade und Speier, denen sich jetzt die vorliegende an-
schliesst. In der That fordern auch nicht viele deutsche Länder
durch Reichihum des Sto£Fes in dem Grade dazu auf wie das Erz-
bisthum Salzburg, wenngleich das Mittelalter hier nicht so glän-
zend ausgestattet ist und nicht so fortlaufende Reihen aufzuweisen
hat als z. B. Köln und Trier.
Diesen umfänglichen Sto£F hat der Herr Verfasser, unterstützt
namentlich durch seine eigne höchst ansehnliche Sammlung, uns in
einem zweckmässig eingerichteten Verzeichnisse, dem man nur bei
einzelnen wichtigeren Stücken grössere Ausführlichkeit der Beschrei-
buDg wünschen möchte, vor Augen gestellt, und einleitende Be-
merkungen über das Münzrecht, sowie die auf seine Ausübung
bezüglichen Umstände, vorausgeschickt. Hier wären allerdings einige
Ausstellungen geboten, z. B. (S. 6, 49), dass es keine Salzburgische
Brakteaten giebt, und füglich auch, wenn man die Augen auf das
benachbarte Baiem und Oesterreich wirft, nicht geben kann, denn der
S. 49 dem Bischof Eonrad HI. (1177—83) zugeschriebene, übrigens
keineswegs hauptrare (RRRR) Brakteat ist von Eonrad I. Erzbischof
von Magdeburg, 1134—42 (ReichellV, 1754, Hofmann, Geschichte
von Magdeburg Taf. II, 14, Num. Zeit. 1842 Taf. I, 9). Femer
ist es wohl (S. 8) zu weit gegangen, wenn Hr. Z. das Ereuz,
welches über oder unter den Eirchthürmen oder bei dem Bilde
des Erzbischofes erscheint, mit dessen Würde als legatus natus
in Verbindung setzt, denn das Ereuz findet sich ja in dieser Weise
356 Litontnr.
bekanntlich auf fast allen Mittelaltermünzen, ohne eine ähnliche
Beziehung. Auch beruht es auf Irrthum, wenn S. 33 als älteste
Regensburger Münze die des Bischofs Isengrim 930—941 be-
zeichnet wird; mir wenigstens sind keine älteren Münzen dieses
Bisthums bekannt als von Bischof Gebhard U. 1023 — 36, während
der Anfang der Regensburger Münzthätigkeit unter Ludwig dem
Frommen fiQlt. Indessen beeinträchtigen diese kleinen Mängel
nicht erheblich die Brauchbarkeit des Buches, dessen wesentlicher
Werth die, wie es scheint erschöpfende Vollständigkeit des Yer-
zeichnisses namentlich der neueren Münzen bildet; für die ältere
Zeit vermisst man die Beschreibung des S. 7 nur im Vorbeigehen
erwähnten Denars von £. Adalbert m. mit FRISACH. Wie zahl-
reich diese neueren Münzen aber sind, das weiss jeder Sammler;
einen Begriff davon giebt die Thatsache, dass der Herr Verfasser
von einer einzigen Münzsorte des £. Leonhard t. Keutschach,
dem Rübener, nicht weniger als 245 Verschiedenheiten besitzt,
darunter von dem einzigen Jahre 1500 allein 73. Um diese so
beträchtliche Ausmünzung zu begreifen, muss man sich an den
Salzburgischen Bergbau erinnern, der wenigstens bis zu den Pro-
testanten-Verfolgungen unter dem bigotten Leopold Anton v. Fir-
mian in höchster Blüthe stand. Nur zu billigen ist es, dass, um
dem Buche die möglichste Vollständigkeit zu geben, auch die
vielen auf diese traurigen Ereignisse geprägten Medaillen nicht
minder Au&ahme gefunden haben als die auf Salzburgs grosse
Männer Paracelsus und Mozart u. s. w.
Wir können aber von dieser dankenswerthen, auch äusserlich
gut ausgestatteten Arbeit nicht scheiden ohne den Wunsch, dass
sich bald Jemand finden möge, der sich einer kritischen Bear-
beitung der Salzburgischen Mittelaltermünzen unterzieht, welcher
jedoch die hier fehlenden Abbildungen nicht entbehren dürfte.
H. D.
Register.
357
Register.
Abbasiden 66.
Abdera 48 Molnayogae 48.
Abu Dschafar (Atthar) 65.
Aeb&er Phthiotiache, Bundesm. 180.
Aeie (Sarrazinas) 89 f.
Aetna (Ratana) Tetradr. 344.
Ahmed, Tulanide 64.
Ahmed ihn Ali, a. d. Fam. Salak,samaoid.
Stadthalter 66.
Aidin» Fürsten von, 69.
Akanmitenmönzen 176 ff., mit griech.
AufiBchrift 176, mit aethiopischer 177.
Albert III. (Namur) 268.
Albert VI., Herzog von Bayern 62.
Albinus Bmti f., Den. verm. in d. Prätur
geprägt 155 f.
Albrecbt der B&r 340.
Albrecht, Kf. y. Mainz, Kardinal, Medaille
18a
Albrecht, Herz. Ton Preuasen und Anna
Marie ▼. Braunschweig, Medaillen 142 ff.
Alezander der Grosse (Odessos) 49. Sm.
nach K. Philipps Währung 181.
Alezander von Pherä 49.
AAES^NJPEIOZ 49.
8e¥erus Aiezander, Om. 55.
AU ihn Ibrahim 65.
Alpaislan, Seldschuke 66.
Alphabet, pamphylisches 332.
Amberg, Mänz?ertrag von 1362, 343.
Jac. Amiet, Der Mnnzforscher
Andr. Morellius, Anz. 89.
Andernach (Otto III.) 276. (Pilgrim) 276.
Andreaa I., R. v. Ungarn 315.
Anhalt ^eins. Heller) 185. (Brakt.) 227.
Anteo, Italien. Medailleur 90.
M. Antonius, Gm. mit weibl. Portraitkopf
167. Iterationen seiner Imperator-
Aoelamation 169.
Apellikon, aaf M. von Athen 49 f.
AphiUs K. der Aksumiten 176.
Job. Appenfelder und Anna am Ende
Med. V. Tob. Wolff 147.
Arabische M. in deutschen Funden 259,
330. M. span. Kalifen in Deutschland
nachgeprägt 310.
Alfr. Armand, les medaillenrs
italiens Anz. 90 f.
Arnswalde 10.
Arran, M. mit fremdem Vs.-Stempel 68.
Artemis Perasia 334.
APTEMU02, UEPrAlAZ a. M. von
Perge 334.
Aspendos Pamphyl. 332.
Athen, Tetradr. 49.
Atthar in Sodarabien 65.
Augsburg (B. Bruno) 257. 261. 298. (Eber-
hard) 298.
Augsburger Reichstag 1530 als Ent-
stehun:]fszeit deutscher Medaillen 188.
Augustus, imp. X. (Den.) 76. Denar-
prägung n. dem Metzer Fund 81 f.
Kaiserliche u. Senatsprägung 83.
Autokana (Aeolis) 4^, 50.
B.
Bärwalde 10.
Bagdad 67.
M. Bahrfeldt, Gesch. des älteren,
romischen Münzwesena, Anz. 248.
Balduin IV., Mgr. t. Flandern 26a
Bamberg (B. Hartwich) 295.
Barbarossa's Bildniss 87.
Bartholomäusnacht,MedailleGarlsIX.d42.
P. Becker's M.-Sammlang in Odessa. 47 ff.
69.
Bela I., Herz., dann K. t. Ungarn 815.
Berlin, Prägatätte im 14. Jahä. 9 ff.
358
Register.
Bernhard L, IL, H. y. Sachsen 255 2G0.
(Jeyer) 281. Nachahmungen 306.
Berytus Syriae, Em. des Quinctilius
Varus 188.
Bithynien, Königliche Aera das. ver-
schieden Ton der bithynisch-ro mischen
158 f.
Blanken bürg -Reinstein (Regenstein),
Brakt. 96.
Bleimarken, griechische 52.
Bleimedailien , gegossene, von H. Mass-
litzer 126. Uagenauer 133.
Böhmische Groschen, in der Mark ge-
prägt, seit Kf. Friedr. II. 13.
Boleslaw II. od. III., H. v. Böhmen 258.
262. III 312.
Boleslaw Ghrobry, Den. mit cyrillischer
Schrift 61. — 314.
Bolko II. (Schlesien) 185.
Bologna, Zecchine Julius IL 61.
Bolsward (Bruno III. M. v. Friesland.) 278.
Brucislaus L, H. v. Böhmen 312.
Brakteatenprägang, Technik 88.
Brandenburg, Stadt , 2 ff. bischöfl. Prä-
gung 229 f.
Mark Brandenbun^, Hohlpfennige noch
Mitte des 15. Jahrh. 14. Münzwesen
unter den wittelsbach-luzemburg. und
frühsten hohenzollernschen Regenten
1 ff. Mönzherren und Münzwechsel
8 ff. Münzsorten 12 ff. Münzrechnung.
Das Stück Geldes (frustum) 16 ff. Kurs
der Goldmünzen, (Gulden) 32 ff. Excurs
über Carls IV. Landbucb34ff. Denare
des 13. Jahrh. 214 ff.
Braunschweig 104. 347 f.
Breisach (Otto III.) 296.
Brena, Grafen von, Brakt 224 ff.
Brüssel 267.
Bruno III. Mkgr. v. Friesland 278.
Buweihiden 66.
C.
(Die griechischen Namen meist unter K.)
Caesarea Cappadoc. (Caracalla) 52.
Carl IL Y. HohenzoUem-Sigmaringen 62.
Carl IV. Kaiser, in der M. Brandenburg
4 ff. Landbuch 34 ff.
Carl V., Kaiser, Potraitmedaille 136.
Carl IX. V. Frankreich 63. r- Ofiicielle
Medaille auf die Bartholomäusnacht 342.
Casimir, Mkgr. t. Bayreuth 140 f.
Castrum in deutschen Münzaufschriften
97.
Giov. Cavino, italien. Medailleur 91. 347.
Celles (Heinrich III.) 269.
Cham (Heinrich H.) 300.
Charaspes, K. 350.
Chersonnesus Tanrica 47.
Christoph Friedrich, Gr. y. Zollern, Med.
Bagenauers 134.
Cbumaraweih, Talnnide 64.
Chur (Ulrich I.) 297.
Cione, Lehrer des Forzone di Spinello 244.
oh civis servcUos. a. Augustus- Denaren
77. 78.
Clemens VII. Papst, Scudo (1527) 61.
c(lapeus) v(irtutis), a. Denar des Augustos
77.
Coethen, Münzfnnd 85 ff.
Com modus, Bronze-Medaillen 54.
Conrad L, Erzb. v. Mainz (Worms) 104.
Conrad IL, K. 303.
Conr^ ▼. Krosigk, B. ▼. Halberstadt 96.
Constantius Chloru?, Bronzemedaillen 55.
Constantius Gallus, Denar 56.
Constanz (Otto III.) 297. (Eberhard ?) 298.
Q. Coponins u. Q. Sicinius^ Denar 154.
Corvey (Abt Rathard) 287. Nachahmaog
des Adelheid-Typus 288. (Arnold) 28&
303.
Cottbus, Brakt. 230.
«
D.
Dahme, Münzfnnd 340.
DamenbrettBtein mit Copien von Portrait-
medaillen 137 f.
Danae a. M. von Elaia Aeol. 181.
Dassel, GrafBcb. 101.
Denarprägung der tresviri a. a. a. f. f. unter-
brochen d. d. Bürgerkriege 79 f.
Deutschherrnorden, Brakt 232 f.
Deventer (Otto III.) 255. (lleinrich IL)
280. (Conrad IL) 280. (B. Bemold) 280.
Dewlet L, krimmischer Chan 70.
Diadameoianus, Gm. 55.
Dinant (Albert III.) 269.
Dokkum (M. Bruno) 278. (Egbert II.) 27&
Dorothea v. Dänemark, Gem. Herz. Al-
brecht V. Preussen, Med. 145.
Dortmund (Otto III.) 255. 260. 289.
(Heinrich IL) 289. (Conrad II.) 289.
(Heinrich III.) 289. Munzgeschichte 348.
E. Drouin, Observations 8. 1. mon-
naies ethiopiennes, Anz. 176.
Duisburg (Conrad IL) 271. (Heinrich III.)
272.
Eduard der Bekenner K. ▼. England d28w
Eichjst&dt (H. Heinrich IV.) 301.
Eigennamen, griechische auf M. 42 ff.
Renfister.
359
Eil (Ijrel?) (H. Theoderich y. Ober-
lotbringeD) 276.
Elektronmänzen . ia ihren Mischungsver-
hältnissen bestimmt 161.
Elisabeth von Braunschweig, Qem. H.
Augusts y. Sachsen, Med. 149.
Emden (Hermann G. v. Lüneburg) 290.
352. (B. Ludwig IL von Münster) 353
(Hisko) 353. (Imelo) 353.
England, Lond. 8ter]inge Eduards, alte
Fälschungen ders. im innern Deutsch-
land gefunden 339.
Erfurt, Brakt. 228. (Erzb.. Aribo) 295.
Bardo 295. (Lupoid) 2%; (Heinr. IIL)
2%.
EssUngeo 257. 297. (Nachprägungen
Yon ](. Ludwig des Frommen) 310.
Ethelred 252. 263, nachgeahmt in Nieder-
Sachsen (Stade) 285.
Bthelred IL E. ▼. England 324.
Enbiotus, K., Spartokide 349.
Exagium des Honorias Arcadius und
Theodosins II. 56 f.
Ezagiengewichte 57 f.
F.
Fälschung antiker Münzen 92 f.
Faldem (bei Emden) 353.
L. Fikentscher« Die fränkischen
Münzvereiuigungen Anz. 343.
Finkenaugen (yincouls), als kleinste
Scheidemünze 11. 13.
Peter Flötner, Nürnberger Medailleur 126.
Nicolaus Forzorias Spinelli fil. Florent.
Medailleur 243.
Francesco Francia, fertigt Münzen für
Bologna 61.
Fränkische Goldmünzen mit Namen ost-
römischer Kaiser 351.
Frankfurt a. 0. 9 ff.
Jnl. Friedlaender, Verzeichniss
▼ on griechischen falschen Mün-
zen Anz. 92.
Friedrich I. Barbarossa, m. Schnurrbart
a. e. Brakt 87 f.
Friedrich II. Kaiser, Den. ▼. Aachen. 87 f.
Friedrich L« Kurfürst v. Brandenburg,
Hoblpf. 121.
Friedrich, Mkgr. v. Brandenburg- Auspach
Med. 139 ff.
Friedrich IL, Pfalzgraf 112.
Friedrich Ulrich v. Braunschweig, Med. 148.
Friesland (Conrad IL) 278.
Balthasar Frnndsberg, Med. Hngeoauers
136.
Caspar und Georg Frnndsberg a. e. Da-
menstein 136.
Margarethe v. Frundsberg geb. ▼. Firmian,
Medaille Hagenauers l&i.
Frustum, Schock od. Stück = 40 Grsch.
20 f.
Fulda .295.
Fulvia, Portraitk. a. M. v. Fulviopolis,
Phryg. und Lugdunum 167 ff. a. M.
des Antonius zweifelhaft 168 ff.
Ludov. Gabriel, Medaille d. 16. Jahrb. 63.
Georg Gaeiss, sudd. Bleimedaille 146.
(iallienus Goldmedaillen 53.
Gardelegen 10.
Percy Gardner, Catalogue of greek
coins. Thessaly to Aetolia Anz.
179.
P. Gardner, Types of greek coins,
Anz. 177.
Gardolf, B. (v. Regensburg?) 303.
Geisa, H., dann E. yon Ungarn 316.
Gela, Tetradr. 346.
Georg H. y. Sachsen, Medaille 137 f.
Georg Friedrich yon Ansbach 63.
Georg der Fromme, Mkgr. yon Ansbach-
Bayreuth 140 f.
Gernrode (Tbeodorich und Aebtiss. Ahrt-
wicha) 283.
Gero y. Scbermbke, B. y. Halberstadt 95.
Gewicht, specifisches antiker Elektron-
münzen 161 ff.
Görlitz, Uohlpfennig 121.
Gomphi als Philippopolis 180.
Gordianus IIL traiectus Aug^ Bronze-
medaille 54.
Gordischer Knoten sog., yielmehr Schleife
oder Dreispitz 273.
Goslar, Ausgantrspunkt der . norddeutsch.
Halbbrakt. 102 f. (Heinrich IIL od. IV.)
283. (Hermann yon Luxemburg) 283.
Gotha, Brakt. 228.
Gozelo L, H. y. Niederlothringen 267.
Urs Graf, Medailleur 134.
Griechische Legenden auf Aksumiten-
Münzen 176 f.
Groningen (B. ßernold) 279.
Gros Tournois s. Turnose.
Gross-Beeren, Münzfund 339.
Gross-Briesen, (Niederlausitz) Münzfund
212 ff
Gundowald 351.
Gussmedaillen , deutsche, des 16. u. 17.
Jahrb. 123 ff.
Gustay Adolf, K. y. Schweden Medaillen-
Modell 149.
Gyrton Thess., Localmythe auf M. 181.
360
Ref^ister.
Friedrich Hagenauer, Medailienr 1B3 ff.
Halbbrakteaten, YerbFeitunf^ and Dauer
derselben 102.
Halberstadt, Den. d. Brakt.-Zeit 95 f.
Halbbrakt. 102 f. (Bnrkbard I.) 282.
Halos Thessal., achäi. Bundesm. 180.
Harald Hardrade, E. t. Norwegen 324.
Harald Hein, K. y. Dänemark 3^.
Harold T. Harefoot, K. v. England 327.
Harthaknut, E. t. Dänemark 316 ff.
Harthaknnt, E. ▼. England 328.
Harun, Tulnnide 64.
„Dal" el Hasan, Alide 66.
Haasmarken auf Medaillen 127. 130.
Hayelberg, Mänzrecht des Bischofs 9,
der Stadt 9 ff.
B. V. Head, Remarks on two aniaue
coins of Aetna and Zankle
Anz. 344.
Heiligenstadt 108.
Heinrich II. Eaiser 302.
Heinrich III. Eaiser 303.
Heinrich Przibislaw 340, u. Petirs8a340.
Heinrich I. von Stolberg 106.
Helmershansen (Heinrich III.) 288.
Helmstädt 103.
Helmzeichen als Münzbild auch ohne
den Helm 98 f.
Qeorg Herman, Eaufherr zu Augsburg,
Portraitmed. 131 ff.
Hildesbeim (B. Bernward) 255. 284.
(Conrad II. od. Heinrich HI.) 283.
(Gothard der Heilige) 284. (B. Azelin)
284. 348.
Hippos in Dekapolis (Nero) 350.
Hirsch, stehender, Wappen von Eletten-
berg 105. Stolberg 105 f.
Bar. Lac|ian Hirsch, rare and une-
dited sicilian coins, Anz. 344.
Hirschgeweih, Wappen von Blankenburg
und Regenstein 98.
Höltzer, Sammlung orientalischer Münzen
64 ff.
Hohenstein, Brakt. 106.
Holzmodelle von Medaillen 133.
Halaguiden 69.
Hny (Otto III.) 269. (Heinrich II.) 270.
(Conrad II.) 270.
flypaU, Em. 180.
I.
Jahja ihn Ahmed, Samanide (Nisabur) 66.
Jaromir H. ▼. Böhmen 258. 262. 312.
Jeyer (Bernhard II. t. Satihsen) 281. 353.
Imhoof-Blamer, Monnaies
grecqaes Anz. 181.
Inschriften: Corp. Inser. €hraec. IL 1846
von Leukas (nicht von Eorkyra) 180;
pamphylische 331 ff. Ealabrische 333.
Johann Georg, Ef. y. Sachsen, Med. 151.
JotapianoB 252.
Julias II. (Bologna) 61.
Jnsaf, Sadschide 66.
K.
el Kahir, Ealif 66. Ispahan 67.
Kaichosru III. (Antiochia) 69.
Ealabrien von Achäern besiedelt 333.
Eawast b. Wesenberg, zw. Reval und
Petersburg M.-f. 67.
Eehl Pfennige (Hohlpfennige) in der M.
Brandenburg 14 f.
Eleopatra, Portrait a. Antonius-M. 171 ff.
Elettenberg, Grafsch. Halbbrakt. 102.
Enut der Grosse E. v. England 325.
Eoln (Otto I. III.) 254. 260. 272. (Heio-
rich IL) 254 273. (Conrad IL) 274.
(Erzb. Pilgrim) 275. (E. Hermann) 276.
(Anno) 275. (Siegwin) 276.
Eönigsberg i. N. 10.
EoDinos* Sammlung 52.
Eyritz 9.
Eyzikener, spezifisches Gewicht ders.
161 ff.
L.
Ladislaus I. E. v. Ungarn 316.
Lampsakener (Elektr.) spezifisches Ge-
wicht ders. 161 ff.
Georg von Landau, Medaille 149.
La Riccia, M.-f. 202. 206. 210.
H. Rieh. Lawrence, Medals by Oio-
vanni Cavino, Anz. 347.
Lehnin, ohne Munzrecht 10.
Leuwarden 278.
Libralfuss im römischen Schwergeld 250.
L. Licinius Nervs, Den. 154.
Lieberose i. Lausitz, Munzfund 120.
Linmerk (frisisch), Lein wand mark gleich
12 Schilling 189. 192. Verhältniss zur
Wede 190. 198.
Liudmerk (frisisch), Volksmark, auch
Reilmerk rz 4 Schilling 200.
Lüdinghausen 185.
Ludwig der Heilige und die Tumosen 39.
Ludwig XIV. und Morell 89.
Lnttich (Otto III.) 269. (Heinrich HI.)
269
Lysikles, Stratege der Thefisaler a. M. ISa
M.
Macrianus 252.
Maestricht 254. 260. (Otto III.) 270.
(Heinr. II.) 270.
Register.
S61
Magdeborg Halbbrakt. lOS. Denare und
Brakt seit Conrad I. 103 Brakt.
228. - 256. 260. (Otto III.) 282.
Mainz (Otto III.) 256. 260 290. (lieior. II.)
256. 261. 290. (Heinr. III. u. IV.) 291.
(Conrad II.) 290. ( Willegis) 291. (Barde)
291. (Lupoid) 291. (Wezilo) 291.
Jeremias Mair, Med. von Tob. Wolff 148.
Conrad Mair (Maier), a. Med. zusammen
mit G. Hermann und H. Ribisch 131 ff.
Makedonien, archai. Oktodr. 48.
Valentin Maler, V. M., Medaillear in Nürn-
berg 62 f.
Mallos 181 f.
Pyrrbus MaWezzi Ton Bologna 68.
Manafeld, Brakt 109. Groschen 109.
Marien walde 10.
Mark Silber 1 ff.
Maraberg 288.
Maeerä bei Padua, röm. Denarfand 202 ff.
Hans Maslitzer, Nürnberger Medailleur
124, sein Portr. a. e. Bleimed., wahrsch.
▼on ihm selbst 126.
Mastanra Lyd. (Tiberius and Liyia) 51.
Manricios Tiberins 351.
Mecklenburg Brakt. 231.
Medaillen als Hatverziemng 136.
Medaillen - Modelle in Holz 188; in
Knochenmasae 150.
Meissen (Mkg. Ekkard I.) 2%.
Meiikschah, Seidschake 66.
J. Menadier, Der Wetteborner
Silbermarkfnnd, Anz. 347.
MBXETYi: EAY^A 42. 336.
Mense Augnsta 60.
Mentesche, Fürsten Yon 69.
Merseburg 102.
C. Metellus, Den. 211.
Metz, röm. Denarfond 75 ff. (B. Theo-
dorich I.) 266. (Theodorich II.) 266.
(Adalbero III.) 267.
Ad. Meyer, Die Münzen der Stadt
Dortmund, Anz. 348.
Michael Rhangabe, Kaiser 56.
Michendorf, Manzfnnd 840 f.
laabella Sessa Michiel, Med. des Po-
medello 63.
Miesko II. Ton Polen 814.
Minden (Heinr. III ) 286
Mithradates Eupator d. Grosse 849.
Mohammed ihn Said. 68.
Andr. Morellias, Konferstecher und
Numismatiker 89. Thesaurus 90.
el Motawakkil, Kalif 64. 65
München M.- Kabinet, gaWan. Nieder-
schläge 888.
Münzer bei der Prftgarbeit als M.-typus
Ton Minden 286.
Münzfonde: römisch (Rep.): La Riccia
202. 206 ff. Ma8<*ra202ff. Metz 71 ff.
75 ff. Ossolaro 152 ff. Peccioli (b. Pisa)
71 ff. Vigatto 154 ff. — römische
Kaiserm. mit Mitte lalterm. zusammen
im Innern Deutschland: Arnstadt (Te-
tricas),Schöningen(Faustina),Obrzycko,
Stolp, Ka wallen, Simoitzel 254. Voss-
berg 330. — mittelalterlich: Coe-
then 85 f. Dahme 839. Qross-Beeren
339. Gross-Briesen 212 ff. Jessen 107.
Lieberose 120 ff. Michendorf 340.
Scböningen 253. Teschenburg i. Pom-
mern 100. Thonberg b. Leipz. 839.
Vossbeig 264 ff. Wettebom 347.
Wolkenberg 218. — orientalisch:
Kawast bei Wesen berg (OstseeproT.)
67. Teheran und Persien 64 f.
Münzvertrage, mittelalterl. in Franken
343; in Niedersachsen 848.
el Muizz, Kalif 64.
el Muktadir, Kalif 64.
Mundberg (B. Bernward) 255.
el Mustain, Kalif (Basra) 66.
el MuUmid, Kalif 64, 66.
el Muti, Kalif (Atthar) 65.
H.
Namor (Albert III.) 268.
Q. Nasidias (Den.) 75.
Nasr ihn Ahmed, in Bedachschan nach-
geahmt 67.
Nanmburg 102. (B. Eberhard) 282.
Neuburg, Herzogth., durch die Pfalgr.
ererbt 114.
Joh. Neudörfer, Nürnberger Portraitmed.
130 f. Seine Angaben über Nürnberger
Medailleure 125.
NIKA a. M. Ton Sybaris 850
Ninive Claudiopolis (M. Aurel, Maximinut)
52.
Nürnberg, Medaillen 124 ff.
0.
OctaTia, a. M. d. Antonius 167 ff M. a.
ihre Heirath mit Antonius 172, idea-
lisirt als Victoria a. Gm. des Antonius
172 f.
Odessos (Alexander d. Gr.) 49.
Okelpfennige, EHckmünzen im 14. Jahrb.
15.
Olaf der Heilige (Trygreson) K. Ton
Norwegen 828.
OAOTPAXON auf einer bysant Tes-
seia 58.
862
Register.
A.W. Oreschnikow, larHönzkojide
des Cimmeriscben Bosporus Anz.
349.
Ossolaro bei Cremona, Deoarfond 160 ff.
Ostfriesland, Münzfreschicbte 352.
Otto I. Yon Brandenburgr 340.
Otto IL von Brandenburir 175.
Otto Heinrich und Philipp, Pfalzgrafen
Otto III. Kaiser 301. Adelheid-Denare
und ihre Nachpräguogen 301.
Ohu rex verm. Otto IV. 103.
P.
Pairisades, K. 349.
Pallium (Wede) als Zahlnnffsmittel in
Friesland 193 ff.
Panathenäen in Mastaura Lyd. 51.
Pantikap&on, Goldstater 47.
Charles Patin und Morell 90.
Patraos K. von Päonien, Didr. 49; ob
mit Portr. 49.
Julia Paula, Gem. Elagabals, Silbermed.
o4
Pavia (Heinr. If.) 59. (K. Otto) 330.
Peccioli b. Pisa, Denarfund 73 ff.
Perleberg 9 ff. _
Persien, oriental. Münzfunde 64.
Peter, K. von Ungarn 315.
Pfennig, ewiger 9.
Melchior Pfinzing, Prior von St. Alban
in Mainz, Med. 129 f., und Maslitzer
130.
Philipp B. von Freising, Vormund der
Pfalzgrafen 113 f.
Piakos Sicil. 181.
Willibald Pirckbeymer, a. Med. 128.
Pisano^s Selbstportrait a. Med. 246.
Pomedello, Medailleur 63.
Pommern, Brakt. 231 f.
Pompouins Gauricus 246.
Regin« Stuart Poole, Gatalogue of
greek coins. The Ptolomies,
Anz. 178.
M. Porcius Laeca, Den. 211.
Portraitköpfe der Machthaber, a. M. am
Ausgang der römischen Republik 171.
Prenzlan 10.
Priscus Attalus, Silbermed. 53.
Quedlinburg 102. (Otto III.) 255. 282.
Querfurt, Brakt. 226.
P. Quinctilitts Yarns, M. v. Berytus 187.
Randschrift an M. 63.
Rorensbnn; (H, Otto) 257. 299. (Heinr. I.)
299. (öeinr. III.) 300. (Heinr. IV.) 261.
299. (Heinr. VII.) 300. Denare mit
den Wdrzbargern gleichwerthig 343.
Reilmerk (frisisch) Gewandmark 189.
192. 200. .
Hans Reinhard, Sachs. Medailleur 138.
Reinstein, Brakt. 226.
Remagen 276.
Revue Numlsmatiqu^ III. Serie,
Anz. 350.
Rheims CB. Arnoli) 262.
H. Ribisch, Kais. Rath in Breslau, a.
Med. 131 ff.
P. Ch. Robert, sur la pretendue
restauration de la pouvoir de
Maurice Tibere Anz. 351.
Rom, Beginn der M.-Prftgung 248. Li-
bral und Zehnanzenfus.s 260.
Ron (ü. Richard I. der Normandie) 263.
Rudolf I., B. V. Halberstadt 95.
Rüstriogen in Friesland 191 ff.
Ruscino, Gall. Narbon , irrige Zutheilnng
187. 8,
>S in pampbyliscben und kalahr. In-
schriften; neben Z als Zischlaut 332 f.
Salomon, K. v. Ungarn 315.
Q. Salvidienus Salvius Rufus. Den. 71 ff.
Bleie 71 ff.
Salzburg (H. Otto) 257. Mnnzgeschicbte
355.
Salzwedel 9.
Samos Tetradr. alt. Gewichts für Messani
346.
Samuel Aba, K. v. Ungarn 315.
Samwer, (ieschichte des ältereD
römischen Mänzwesens,heraa8g.
V. M. Bahrfeldt Anz. 248.
Sana 65.
Zayatjßa ITgtüa a. M. von Perge 334.
Gapt. Sandes' Samml. rom. Med. 53 f.
röm. republ. M. 55 f.
V. Saurma-Jeltsch, Söhlesische
Münzen und Medaillen Anz. 182.
Schäuffelein, Medailleur 134.
Scherf = 7s Pfennig, als mark. M. des
14. und 15. Jahrh.
Scbieveihe 10.
Schiflbbild auf rom. Schwergeld als Zeit-
bestimmung 249.
Herrn. Schiller, Gesch. der rom.
Kaiserzeit Anz. 91. 251.
Schlesien, Brakteaten 218 ff.
Schneidemesser neben dem Monogramm
a. deutsch. Med. 134.
Schöningen b. Stettin, Münzfund 253 ff.
RAgister.
868
R. Serrare, BuUetiD mensael de
Dumismatiqne Anz. 842.
C. Serveil. Den. 211.
Severüs Alexander» lestitutor monetae
252.
Q. Sicinins Den. 154.
Signa recepta a. Augostos-Denarea 77 f.
SiiTestro Duziari B. t, Chioggia, a. Med.
des Nie. Forsorins
Siroos, Tetrarch, a. M. y. Larisa 179 f.
Skoetokos, thrak. Dynast 181.
Soest (Conrad II.) 289.
Sosipatros, Stratege der Tbessaler 180.
Speier (Conrad II.) 292. (Heinrich 111.)
292. (Conrad I.) 293. - Reichstag yon
1529, als Anlass za deutschen Me-
daillen 133.
Nicolas Spinel (Spinelly), Siegelschneider
Philipps des önten 245.
Spitignew, H. y. Böhmen 313
Spremberg, Brakteatenfnnd 214.
SUblo 271.
Stade (Heinr. III.) 284. (Gr. Udo I.) 284.
SUYem (Bruno III.) 278. (Egbert II.) 278.
Matth. Steffli, a. Ensisbeim i. Elsass, a.
Medaillen 133 f.
Stendal 2 ff.
Stephan der Heilige 315.
Lor. Stiler und Marg. Hsnitzscb, Med.
des Tob. Wolff 147.
Stolberg, Brakt 106.
Strassburg \. Elsass (Otto III.) 256. 261.
2%. (Heinr. II.) 257. 261. 297.
(Heinrich III.) 297. (Conrad II.) 297.
Strassburg i. Uckermark 10.
Sfiditalische Bronzemänzen des 9. Jahrb.
59 ff.
Swen Estridson, K. y. Dänemark 320.
Sybaris 350.
Sylleioo Pampbyl. 832.
Syrakus, Elektronm. in spezifischem Ge-
wicht 165 f.
T.
Amicus Taegins, deutscher Medailleur 91.
Teanum Sidicinnm, Sm. 50.
Tergast, DieMünzenOstfriesIands
Anz. 352.
Terone 48.
Tesehenberg i. Pommern, Mänzfand 100.
Theodorich, Vogt und Aebtiss. Ahrtwicha
(Gernrode?) 288.
Theodosius Adramyttenus, Kaiser 56.
Thiel (Heinr. II.) ^1. (Conrad II.) 281.
Tiof Bithyn. (GeU) 48.
Traian, restituirte M. 56.
TretYiri a. a. a. f. f. und QuattnorYiri 81.
Trier (Otto III.) 277. (Erzb. Eberhard)
277.
Tuin (Conrad II) 271.
Tornose, nachgeahmt dem Sarrazioas Yon
Acre a. d. J. 1251. 89 t
U.
Udo I., M. der Nordmark (Stade) 284.
Udo IL, M. der Nordmark (SUde) 285.
Ulrich (Gr. y. Regenstein), B. y. Halber-
stadt 95.
Ulrich, H. y. Böhmen 312.
Usaalmark, sogen. 6 f
Utrecht (Heinrich II. u. III ) 279. (B. Ber-
nold) 279. (B. Wilhelm) 279.
V.
Verdnn (Heinrich I.) 254. 260. (B. Haimo)
267. (B. Richard) 267. (Theodorich) 267,
Verona (K. Otto III.) 330.
C. Vibius Pansa. Den. Yermuthl. aus d.
Praatur 155 ff. Statthalt Yon Bithy-
nien 158.
Victoriat , wahrsch. italischen , be-
ziehungsw. cam panischen Ursprungs
179.
Victoriate im Funde Yon Masera 201 f.
Vierchen, seit 1468 als märkische M. 13.
Vigatto, Denarfund 154 f.
Bergues St. Vinox (Winoxberg), Abtei
(Reinbold) 268.
Viset (Conrad II.) 271.
Vossberg (zu Gellenthin bei Usedom ge-
hörig, Mönzfund 264 ff.
W.
Wadmal, Wollenzeug, Zahlungsmittel
bei den SkandinaYen 191, 198.
Wappendenare im Fund Yon Maserä
el Watbik, Kalif 64.
Wede, altfries., graues wollenes palHum
189 ff = 12 Pfennige 190. 197 ff.
Wen den Pfennige 311.
Wernigerode, prakt. 107 f.
Wichmann III. 304.
Wilhelm der Eroberer 329.
Wittstock 10.
Tobias Wolff, Medailleur 146 ff.
Wolkenburg bei Spremberg, Brakt.-Fund
218.
Wollenzeug, paldonea, bei Zahlung der
Abgabe im früheren Mittelalter Yer-
weodet 189.
864
Register.
Worms 104. (Otto UI.) 266. 961. 298
(Heinrich II. u. III.} 293. (Arnold)
294. (Eppo) 294.
Wratislaw, K. t. Böhmen 813.
Wörebnrg (Otto III.) 266. 261. 294.
(Bmno der Heilige) 296. — Pfennige
im MänzTertrag von Amberg 343.
X.
Xanten (Hermann Erzb. y. Coln) 271.
Z.
Zankle, Tetradr. att. Oew. 846.
Zebnunzenfass im römischen Schwergeld
260.
Gast. Zelier, Des Erzstifts 8aU-
borg Mnnzrecht, Anz. 866.
Zengstoffe als Taoschmittel bei Skan-
dinaven nnd Friesen 181 ff.
Z£YC CYPrACTIOC nnd 2vpvii(rTi}c,
M. Y. Tios 48.
Zischlaute im pamphyl. Alphabet 832 ff.
Drvekfehler.
Seite 180 Zeile 9 von oben lies: SaainarQO^.
. 180 • 7 von unten lies: Lamia statt Larisa.
VERHANDLUNGEN
DER
NUMISMATISCHEN GESELLSCHAFT
ZU
BERLIN.
1883.
Sitzung vom 8. Januar.
Herr Friedensburg besprach eine der Breslauer städtischen
Sammlung angehörende) grosse kupferne Medaille Sigismund I.
von Polen. Dieses in schlechten und werthlosen modernen Ab-
gössen öfter vorkommende Stück stammt aus einer im 17. Jahr-
hundert in den Besitz der Stadt Breslau gelaugten Privatsamm-
lung, ist unzweifelhaft ein altes, sauber ciselirtes Original und
stellt den König mit Drathhaube und reicher Gewandung in sei-
nem 60. Lebensjahre dar. Die Rückseite ist glatt. Der Verfer-
tiger dieser tüchtigen Arbeit scheint ein deutscher Künstler gewesen
zu sein, welcher der Technik der grossen Augsburger Medaillen
(Peutinger, Burgmaier u. s. w.) nicht fem steht. — Femer zeigte
der Vortragende zwei seltene Nachmünzen Meissener Fürsten-
groschen, nämlich einen Groschen der Hedwig von Quedlinburg
mit dem Adler und einen Groschen von drei Mansfelder Grafen
mit dem Mansf eidischen Wappen, beide aus seiner Sammlung.
Herr Pfeiffer legte mehrere Mittelaltermünzen seiner Samm-
lung vor, namentlich pommersche und deutsche Ordensmünzen.
Herr v. Sallet sprach über die Anfange des Bildnisses aut
antiken Münzen. Der grossen klassischen Zeit der griechischen
Kunst lag es fem, Bildnisse auf die Münzen zu setzen, wenn
auch die berühmten syrakusanischen Gold- und Silbermünzen des
Stempelschneiders Kimom (um 400 v. Chr.) den Kopf einer Göttin
zeigen, welcher stets nach demselben lebenden Modell gearbeitet
ist, wie die äusserst charakteristischen, auf allen Münzen Kimon's
wiederkehrenden Züge dieses schönen weiblichen Kopfes beweisen. —
Das Bildniss des die Münzen ausprägenden Münzherm finden
wir zuerst auf solchen Stücken, welche zwar von Griechen geprägt
sind, aber von solchen, welche einem barbarischen Herrscher
unterworfen waren; so besitzen wir z. B. zwei schöne klein-
asiatische Silberstücke mit dem Kopfe eines persischen Königs
(Artaxerxes oder sein Bruder und Gegenkönig Cyrus, welchem
Xenophon zu Hilfe zog), mit der Aufschi-ift BjiSlA und
BAlluiESi^^ um 400 v. Chr. geprägt. Häufig sind um dieselbe
Zeit und bald nachher Köpfe persischer Satrapen auf kleiuasiatischen,
griechischen Münzen: Phamabazus u. a., auch kommt, ebenfalls
in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, der armenische Satrap
Ariaramnes vor. Alexander der Grosse bringt niemals ein wirk-
liches Portrait auf seinen Münzen, erst die seltenen, vielleicht
nach seinem Tode geprägten Stücke mit dem durchaus nicht
portraithaft, sondern ganz allgemein und idealisirend behandelten
Kopf mit Elephantenfell und Ammonshom stellen den Alexander
selbst, als Sohn des Ammon, dar. — Ein in der Nachbarschaft
Macedoniens wohnender, halbbarbarischer Herrscher, König
Patraos von Paeonien (etwa 339—315 v. Gh.), scheint auf der
griechischen Halbinsel der erste zu sein, welcher sein Bildniss
auf die Münzen setzte. Ein in der Sammlung Imhoof-Blumer
befindliches Silberstück und ein vom Vortragenden neaerdings
aufgefundenes, denselben charaktervollen Kopf zeigendes St&ck
desselben Königs scheinen wirklich zu beweisen, dass wir es hier
nicht mit einem Götterkopf^ sondern dem Bildniss des Fürsten za
thun haben.
Herr Dannenberg berichtete über einen beträchtlichen Fund
von Groschen und namentlich von Tumosen, der schon im Jahre
1858 bei Wittmund (in Ostfriesland) gemacht, bisher aber noch
nicht beschrieben worden ist. Derselbe enthält, abgesehen von
einigen niederländischen Groschen (von Brabant, Lüttich, Hom
und Kovorden), Turnosen, welche bis in's Ende des XV. Jahr-
hunderts hinabreichen, und zwar ausser den gewöhnlichen die
Muster darstellenden der französischen Könige Ludwig, Carl
und Philipp, sowie des Herzogs Robert von Bar, eine Fülle von
rheinischen und niederländischen. Und zwar letztere von Bronk-
horst, Fivelgo, Groningen, 's Heerenberg, Kuinre und Linbrecht,
während die Deutschen sich vertheilen auf Oldenburg, Berg (mit
den Münzstätten Gerresheim, Lennep und Ratingen), Jülich (mit
den Prägstätten Bergheim, Dülken, Düren und Jülich), Heins-
berg, Isenbarg (mit Sinzig), Randerath, Wildenberg und den
i
^ JL
Abteien Essen and Werden. Dazu kommen aber noch einige nn-
bestimmte, und unter diesen einer mit WILLEM BORtJG'VE.
Der Vortragende erklärte denselben für ein Gepräge des Bui^-
grafen von Hanunersteio, denn Kaiser Karl IV. hat 1357 den
Burggrafen Ludwig und Johano von Hammerstein die Mfinze
bestätigt und neuerdings ist ein Groschen au^etancbt, den jener
Ludwig mit Johann's Sohn, eben unsem Wilhelm geprägt baL
SitzDDg vom 6. Febrnar.
Herr Weil sprach über die Silberm&nzeD der thessali-
scben Stadt Larisa, welche durch den Tyrannen Alexander von
Pherae geprägt, während er die Stadt in Besitz hatte, worden sind
und auf der Vorderseite den Kopf des theasalischen Stammheros
Alenas seigt. — Herr t, Sallet sprach über ein Bilduiss des
NArnberger Medailleurs Hans Maslitzer, welches uns auf
dem schönen alten Bleiguss einer Medaille erhalten ist. Der
Nürnberger Kunstschriftsteller Johann Neudörfer, welcher im Jahr
1547 schrieb, berichtet von Hans Maslitzer als einem im Giessen
kleiner Goldschmiedsarbeiten, im „Prägen der Münz" und aller-
hand Metallarbeiten sehr geschickten Mann und sagt von ihm, „er
bat a. 15:')8 die goldene, silberne und bleierne Münz gegossen,
die zum Gedächtniss an den Bau etc. gelegt worden ist." Nach
diesem gleichzeitigen Zeugnis? ist es keineswegs als blosse Conjectar
zu betrachten, wenn wir in dem uns erhaltenen schönen und
gleichzeitigen Bleiguss der Bildnissmedaille Maslitzer's vom Jahr
1532 ein Selbstbildniss des kunstreichen Mannes zu erblicken ge-
neigt sind. Näheres Über die in kunstgeschichtlicher Beziehung
interessante Medaille, welche auch die durch den Grabstein Mas-
litzer's bereits bekannte Hausmarke des Künstlers enthiÜt, soll
demnächst in der Zeitschrift für Numismatik gegeben werden. —
Herr Brinkmann sprach über ein Yier-Mariengroschenstück
Friedrich's des Grossen vom Jahre 1755 aus der Prägestatte
Aurich (Münzbuchstabe D.), welches wohl als Probestück zu be-
trachten ist und im Gepräge völlig von deu übrigen Werthstücken
dieser Art abweicht; es zeigt auf der Hauptseite den blossen Kopf
des Königs, auf der Rückseite die Werthzahl und Schrift, während
die übrigen bekanten Stücke niemals das Bilduiss enthalten. —
Herr Dannenberg sprach über religiöse Inschriften auf frühen
Mittelalter münzen. Besonders merkwürdig sind zwei neuer-
dings Yon S. Bergsöe in Kopenhagen veröffentlichte dänische
Denare aus der Zeit der Könige Knut und Hardeknut (1018 — 35
und 1035-42), ohne Königsnamen. Die eine dieser Münzen zeigt
in fast völlig correcter Form auf beide Seiten vertheilt den An-
fangs des Johannes-EvangeUums: IN PRINCIPIO ERVD FABVM
(für verbum) und ED FARBVM ERAD APA DM (erat apud
deam), die andere Münze giebt uns die auch aus einem mittel-
alterlichen Gedicht bekannten vier Beinamen Gottes: REX, LEX,
LYX, PAX so ins Kreuz gestellt, dass das X nur einmal vor-
handen ist, in der Mitte, und als Endbuchstabe für alle vier In-
schriften gilt. Merkwürdig ist auch ein anderer Denar, welcher
auf der Rückseite die zuerst vom Vortragenden als Sinnbild der
göttlichen Dreieinigkeit erklärte Figur (drei in einandergeschlun-
gene Zeichen) trägt, auf der Vorderseite aber, jene Deutung be-
stätigend, die Hand Gottes, darin Kreuz, d. i. die Andeutung
der beiden ersten Personen der göttlichen Dreieinigkeit: Vater
und Sohn.
Sitzung vom 4. MSrz.
Herr v. Sallet gab einen Ueberblick der griechischen
Münzdenkmäler der Krinx. — Ein deutliches Bild der Kraft und
Energie des hellenischen Geistes gewährt uns das Leben und
Treiben derjenigen Griechen, welche in weiter Entfernung von
der Heimath mitten unter barbarischen Völkern eine neue Wohn-
stätte suchten und dort mächtige blühende Staaten voll politischer
Kraft und echt griechischen Kunstlebens erstehen liessen und Jahr-
hunderte lang, ohne von den der griechischen Gultur fremden
Nachbarn beeinflusst zu werden, aufrecht zu erhalten wussten.
Die mächtigen indo-griecbischen Reiche^ die ostlichsten Reste von
Alexanders Eroberangen, die blühenden Städte Kyrene in Afrika,
Massalia in Gallien, Rhoda und Emporiae in Spanien, endlich
die zahlreichen griechischen AnsiedluDgen im höchsten Norden der
Küsten des schwarzen Meeres und die herrlichen Münzreihen jener
Staaten, ein Ersatz für die oft spärlichen^ oft so gut wie ganz
fehlenden geschichtlichen Nachrichten, beweisen, wasEckhel so schön
und wahr ausgesprochen: „dass der Grieche überall Grieche war,
dass sich sein Hang zum Schönen unter jedem Himmelstriche,
mitten unter barbarischen Nationen erhielt und auf die späten
Nachkommen fortpflanzte.^ Eine der reichsten, künstlerisch mannig-
faltigsten, an Schönheit und Fülle der mythologischen Darstel-
lungen oft mit dem griechischen Mutterland wetteifernde Munz-
reihe gewähren uns die griechischen Städte der Chersonesus Tau-
rica, der Krim: Panticapaeum (Kertsch), die auch durch ihre
herrlichen Gräberfunde grossen Keichthum und höchste Kunstliebe
offenbarende spätere Hauptstadt des bosporanischen Reiches, und
Chersonesus (Sebastopol), die mächtige, mit dem bosporanischen
Reiche meist verfeindete Stadt auf der Westküste; auch von den
weniger bedeutenden Städten Theodosia (Kaffa) und Kerkine oder
Kerkinitis sind uns eine Anzahl autonomer griechischer Münzen
erhalten; ob auch die Städte Herakleion und Nymphaion Münzen
geprägt, ist nicht sicher.
Panticapaeum, von Milesiem gegründet, prägte zahlreiche im
edelsten Styl gehaltene Gold-, Silber- und Kupfermünzen mit
dem redenden Wappen der Stadt, dem Kopfe des Pan, oft von
vom dargestellt, mit wildem Blick und fliegendem Haar, Meister-
werke der griechischen Kunst, etwa der Mitte des 4. Jahrhun-
derts v. Chr. angehörend. Auch schöne Satyrköjrfe und vortreffliche
Thier- Darstellungen finden sich auf Münzen dieser Stadt, deren
Prägung mit schönen alterthümlichen Silberstücken mit Löwenfell
und vertieftem Viereck beginnt.
Weniger reich, nur in später, römischer Zeit einige Goldstücke
aufweisend, aber in klassischer Zeit, dem 4. Jahrhundert, die
Münzen von Panticapaeum an künstlerischer Enthaltung noch
überragend ist die Münzreihe der Stadt Chersonesus, einer
Gründung des bithynischen Heraklea, der Colonie von Megara.
Von höchster Anmuth und ohne Beispiel in der Numismatik des
übrigen Griechenlands sind die schönen Darstellungen der Jägerin
Artemis, in eilendem Laufe den Hirsch erlegend, die Schärfe der
8
Pfeilspitze sorgsam mit der Hand prüfend, oder, am Boden
kauernd^ den Lauf des abgeschossenen Pfeiles mit den Blicken ver-
folgend und mit der Rechten den neuen Pfeil in zierlicher Be-
wegung vom Boden hebend, endlich der hinter dem Schilde,
in kriegerischem Kampfspiel niederkauemde Achill, sammtlich
auf kleinen Kupfermünzen der Stadt, aus bester Zeit, dem 4. Jahr-
hundert. Wohl mit unrecht hat man die von Eckhel herrührende
Deutung des knieenden Heros mit Schild und Lanze, als Achill,
bezweifelt: wir wissen, dass gerade Achill in jenen Gegenden
göttlich verehrt wurde: unmittelbar nordlich von der Krim lag
der Schauplatz der von Achill dort gefeierten Kampfspiele, der
ögofdog ^Axi^^^f'^Qt westlich von der Krim die kleine Lisel Leuke
oder Achillea mit einem Tempel des Heros. — Bis in die spate
Kaiserzeit behielt Chersonesus eine sonst beispiellose Sonder-
stellung, sie heisst „die freie*', und prägt nie mit dem Bildniss
eines römischen Kaisers, wohl aber (was der Vortragende zuerst
nachgewiesen) mit eigenen Jahreszahlen und einmal mit dem
stolzen Beinamen „die herrschende^, ßaaiXevnvaa; endlich in spä-
tester, byzantinischer Zeit immer noch eine gewisse Selbständigkeit
behauptend, mit dem vollen Stadtnamen, ausgeschrieben oder im
Monogramm.
Herr Friedensburg besprach einenGroschen des 15. Jahr-
hunderts; stark kupferhaltig, mit Spuren alter Versilberung.
Die Vorderseite ist eine Nachahmung sächsischer Groschen, die
Rückseite trägt die Aufschrift „grossus. wilhelmus brus", im Ge-
präge wiederum völlig den sächsischen Groschen gleich, deren In-
schriften ebenfalls mit „grossus novus^ beginnt. Die Umschrift
der Rückseite ist auf Braunschweig zu beziehen, deren Fürsten
mehrere Sorten der sächsischen Groschen nachgeahmt haben. Das
vorliegende, noch unbekannte Stück ist das Fabrikat eines Fäl-
schers jener Zeit, welcher zwei nicht zusammengehörige Seiten zu
einem Stück vereinigt hat.
Herr Lawerenz legte einen Sterbethaler der Herzogin
Christine Elisabeth von Sachsen vom Jahre 1679, mit allegorischer
Darstellung auf der Vorderseite und Schrifl; auf der Rückseite, vor.
Herr Dannenberg legte die bis auf einen erst kürzlich bei
Michendorf in nur Einem Exemplar gefundenen Denar (Halbbracteat)
vollständige Reihe der Schriftmünzen Albrechts des Bären
vor. Abgesehen von ihrer Seltenheit nehmen diese Münzen das
Interesse auch Damentlich deshalb in Anspruch, weil dieselben in
ihrer Fabrik derartig untereinander abweichen, dass auch nicht
zwei von ihnen einander ähnlich sind, eine Erscheinung, die durch
die lauge Regierungszeit und die ziemlich ausgedehnten Be-
zitzungen dieses Fürsten zu erklären sein wird Denn während
die beiden Halbbracteaten, welche auf der Hauptseite ein Brustbild
zwischen Thurmen haben, ganz den Halberstädtischen Typus er-
kennen lassen, nähert sich der kleinste und zugleich vermuthlich
der älteste der Bracteaten, der den Maikgrafen zu Rosse zeigt,
den Geprägen des Hevellerfürsten Przibislaw- Heinrich (-{• 1150)
welcher unsern Albrecht zum Erben eingesetzt hatte, dermassen,
dass er ohne Bedenken als ein Erzeugniss der Münzstätte Branden-
burg angesprochen werden kann, welche Przibislaws Hauptstadt
war; noch näher den Münzen Przibislaws steht aber der vor-
gedachte Michendorfer Denar (Halbbracteat). Andere wieder, die
Bracteaten mit Adelbertus marchio Anehaldensi, mit Marchio Albe
und mit MCO AD lassen keine so bestimmte Aehnlichkeit mit
anderen Geprägen so wenig als unter einander wahrnehmen,
während der schönste von allen, der unseren Markgrafen mit seiner
Gemahlin derstellt, als das Werk eines ausgezeichneten Magde-
burger Stempelschneiders zu betrachten sein wird. Aehnliche
Fabrikverschiedenheiten finden wir auch bei den Bracteaten der
zeitgenössischen Aebtissin Beatrix von Quedlinburg und des
Bischofs Ulrich von Halberstadt, wie durch deren Vorzeigung
dargethan wurde.
Sitzung vom 2. April.
Herr Weil gab, anknüpfend an den in einer früheren
Sitzung gehaltenen Vortrag des Herrn Dannenberg über die
ältesten Münzsammler und Münzsammlungen in der Zeit des
Humanismus, einige Mittheilungen über Cyriacus von An-
co na, den durch seine weitausgedehnten Reisen in der 1. Hälfte
des 15. Jahrhunderts bekannten Italiener. Er war wohl einer
der ersten, der um diese Zeit bereits, und zwar schon um 1430,
auch griechische Münzen gesammelt hat, während sonst das Interesse
seiner Zeitgenossen vorwiegend auf römische Kaisermünzen gerichtet
war. Herr Halke sprach über die Münzen des Tetrarchen Herodes
Antipos, Sohn und Nachfolger Herodes des Grossen von Judäa.
10
Die MüDzen des Herodes Antipas zeigen als letztes Dataiii diie
Jahreszahl 43 seiner Kegierang und beweisen dadurch die Richtig-
keit der Ansicht, dass Herodes der Grosse bereits 750 der Stadt
Rom, also im Jahre 4 vor Christi Gebart nach gewönlicher
2^itrechnang gestorben sei, während bekanntlich die biblischen
Zeugnisse Christi Gebart noch in die Regierangszeit Herodes' des
Grrossen setzen. Das Jahr 44, welches angeblich auf einigen Münzen
des Herodes Antipas erscheiot, beruht sicher auf falscher Lesung
statt 34, wie dies bereits Eckhel vermuthet hat und auch neuere
Gelehrte, wie Madden u. a. annehmen. — Herr di Dio besprach
einige seltene römische Münzen . seiner Sammlang, die Denare
des L. Axsius Naso, von welchem zwei in der Helmverzierong
des Roma- Kopfes verschiedene Varianten existiren und die in
Panormus geprägten Kupfermünzen (As and Semis), welche eben-
falls den Namen Naso zeigen. — Herr Friedensburg besprach
zwei Bracteaten von Halberstadt aus dem Fände von Freckleben,
welche beide in ganz gleicher Gruppirung den Bischof unter einem
Gebäude zeigen, oben über der Mauer erscheint jedoch auf der
einen Münze der Schutzheilige Stephanus, in Diakonentracht mit
dem Nimbus, auf der andern aber das Brustbild eines weltlichen
Herrn mit Lilienscepter in jeder Hand, in welchem bereits Stenzel
mit Recht den Schutzvogt von Halberstadt erkannt hat, nämlich
den Markgrafen von Brandenburg, Albrecht den Bären. —
Herr Dannenberg sprach über die Münztechnik im Altertham
und Mittelalter, namentlich im Anschluss an 3 höchst merkwürdige
Denare des elften Jahrhunderts, welche uns die Thätigkeit des
Münzers vergegenwärtigen Denn während auf der ersten dieser
Münzen der Münzer das Metall wägt, sehen wir ihn auf der
zweiten bei der Prägearbeit, mit Hammer und Ambos sitzend und
aaf der dritten mit einer andern Person stehend and sein Werk
betrachtend. Durch die Inschrift MINTFONA der beiden letzten
Denare wird deren, und daher wohl anch die Heimath des ersten,
nur sinnlose Umschriften bietenden, festgestellt, und für Minden
scheint auch die Wahl dieser Darstellungen, die im ganzen Mittel-
alter, abgesehen von einer Münze des Boris v. Twer, mit einem
unsrer Nummer 2. ähnlichen Bilde, ihres Gleichen nicht haben,
am Ersten begreiflich, wenn man einen Zusammenhang des Wort-
stammes dieses Stadtnamens einerseits und des Englischen mint
(Münzstätte) sowie des Dänischen mynt (Münze) andrerseits an-
11
nimmt; wir haben dann, 8o za sagen^ es mit einem redenden
Wappen za thun. Die besprochenen, bereits io dem Werke des
Vortragenden aber die ältesten deatschen Münzen voigeföhrten
Denare, worden theils in Originalen theils in Abdrücken nnd
Zeichnangen zar Anschauang gebracht, insbesondere aach ein kürz-
lich erst aafgefandenes Exemplar des zweiten, welches* die leider
allerdings sinnlose Inschrift der Haaptseite vollständiger erkennen
läset, als ein bisher allein bekanntes Exemplar des kgl. Maseams
in Kopenhagen.
Sitzung vom 7. Mai.
Herr Friedensbarg sprach über einen noch anbekannten
Grroscben der Pfalzgrafen Otto Heinrich and Philipp mit der
ans einer grösseren Silbermünzen derselben Fürsten vom Jahre
1505 bekannten merkwürdigen Darstellang der Vorderseite: die
beiden Fürsten, als Kinder, mit dem pfälzischen Wappenlöwen
spielend. Der Vortragende wird dies historisch höchst merkwürdige
Stück nächstens in Sallet's „Zeitschrift fär Nnmismatik" aas-
führlich besprechen. Herr von Winterfeld legte einen halben
Franc des „König Heinrich V.*' vor, welcher von den Anhängern
des Grafen Ghambord geprägt worden ist. Aehnliche Münzen
ans früheren Jahren sind mehrfach, n. a. von Frhm. von Koehne
pablicirt worden.
Herr Fieweger besprach eine Reihe modemer Fälschangen
seltener polnischer Münzen, z. B. des Krondnkatens von Stephan
Bathory and des Doppeldakatens von Sigismond HI. Einige
derselben sind nicht ganz angeiährlich, während die Mehrzahl
derselben, z. B, das goldene 10-Florenstück Sigismund Angast's
und die Silbermünzen des 17. Jahrhunderts dem Fälscher wenig
gelangen sind. Herr di Dio sprach über den praktischen Nutzen,
welchen in einigen Fällen numismatische Kenntnisse bei Ent-
deckung von Verbrechen gehabt haben.
Herr v. Sallet sprach über die Münzen der Stadt Olbio-
polis oder Olbia« der nördlichsten griechischen Colonie an den
Küsten des schwarzen Meeres. Wir besitzen von dieser |Stadt
schöne, äusserst seltene Gold-Stateren aus guter Zeit, wohl dem
4. Jahrhundert vor Chr. angehörend, auch unter den übrigen
Prägungen der Stadt befinden sich künstlerisch schöne Stücke,
12
namentlich die Kupfermünzen mit dem Kopfe der Demeter ak
Tyche der Stadt und einem Bogenschützen sind bisweilen vom
edelsten, rein griechischen Stil. In späterer Zeit war die Stadt
vielfach von den Barbaren, den skytischen Königen bedrängt, oft
in den Händen skythischer Herrscher. Die Mnnzen von OlbiopoiiB
reichen bis in die späte römische Kaiserzeit, bis Severus Alexander.
Die in der prähistorischen Literatur immer wieder auftauchende
Phantasie von einer bis an die Küsten der Ostsee reichenden
Handelsstrasse verdankt ihr Dasein wesentlich einer völlig un-
wissenschaftlichen und werthlosen Abhandlung Lewezow^s, welcher
einige angeblich in der Provinz Posen gefundene, nach Athen
oder Euboea gehörende Silbermünzen mit Nichtkenntniss der
Elemente der Numismatik für Münzen von Olbia erklärte, wäh-
rend die ganze Fundnotiz völlig unsicher ist und jene häufigen
Münzen entweder in Athen oder, wie man neuerdings annimmt,
in Euboea geprägt sind.
Herr Alexi besprach zwei merkwürdige Marken von Hannover
von 1546 mit einem Hahn und den Buchstaben B. H. T., d. i.
Bräuhahnzeichen (Teken). Nach Barings ist Breyhahn der Name
eines Brauers, während Grimm das Wort als aus „braaen'^
und dem Hahn des Fasses entstanden erklärt. Der Vortragende
ist der Ansicht, dass die Darstellung des Hahnes auf jenen Mar-
ken des 16. Jahrhunderts doch vielleicht als eine Art redendes
Wappen aufzufassen ist und dass der Name des Brauers vielleicht
„Hahn^ war, welchem man dann die Bezeichnung seines Gewer-
bes vorangesetzt. Merkwürdig ist, dass der Hannoversche Bräa-
habn im 16. Jahrhundert durch lateinische Distichen gefeiert
wurde, z. B.:
Grandi si fierent summa convivia caelo
Broyhanum superis Juppiter ipse daret
Eine Spielerei mit dem Worte Hahn giebt der Yers:
Ad Galli ripas conquitur puls optima galli.
Hannover heisst hier, in Verbindung mit seinem Gebräu (puls
galli) („Brei-Hahn*^): Hahn-Üfer.
Sitzung vom 4. Jani.
Herr Köhler und Herr Friedens bürg legten eine Reihe
Mittelaltermünzen ihrer Ssmmlungen vor, von Fulda, deutsche
13
EaiBerbracteat«D, s^ddeutscbe Bracteateo des 13. Jahrhunderts,
Brandenburgische Denar« des 14. Jahrbunderts o. s. w. Ferner
besprach Herr Kohle r die Bildaissmeduille des Eurfftrsten
Johann Fiiedrich von Sachsen vod dem Leipziger KQnsller Hans
Beinhardt, 1535, mit dem Brustbild von vorn und dem in genialer
Weise aasgefflhrten, mit prächtigen Renaissancearabesken ge-
schmückten Wappen and legte drei rerscbiedene Erbaltniigsarten
der Medsülle vor: einen älteren, rohen Guss, ein modern und
schlecht ciselirte» Exemplar ond ein schönes Original von feiner
Ciselirung. Herr v. Sallet bemerkte dazu, dass vom Original
dieser Medaille zwei verschiedene Ausgaben existirten: zuerst ist
irrig SALFATORIS geschrieben, was der Künstler später in das
richtige SÄ.LVATORIS verbesserte. Ueberhaupt hat Hans Kein-
hardt mehrfach die Modelle seiner Medaillen getodert Herr
Weil sprach Über die auf griechischen Münzen der späteren Zeit
und der römischen Kaiserzeit vorkommenden Darstellnngen des
Homer, welche theils in ganzer Figur, theils als Kopf bis jetzt
in zehn Städten nachweisbar sind. Auf den Inseln des Archi-
pelagDB, «D der ionischen und aeolischen Kflste Kleioasiens bis
nach dem paphlagonischen Amastris. Ausserdem le^te der Vor-
tragende die von ihm früher behandelten Müuzen von Smyma
vor, auf welchen die dai^estellte Figur in der Art der Pallas de«
Phidias auf der Hand eine Nike trägt und den Arm auf eine
Säule st&tzt.
Herr Friedensbnrg besprach die Oroschengeprä^ Schlesiens
UDter Vorlegung einer vollständigen Reibe derselben ans seiner
Sammlung. Erst verh<nissmässig spät, unter Matthias Corvinus,
1458 — 1490, treten sie auf; dieser König hat zuerst in Breslau,
dann in Jägemdor^ der Hauptstadt des als erledigtes Lehen an
ihm gefallenen Herzogthum gleichen Namens Qroschen and Halb-
groschen geprägt. Er erliess 1470 einen grossen Münzbrief, worin
das Bchlesische Mänzwesen auafQhriich geordnet wird. Er selbst
u
prägte zwei Jahre in Breslaa Grroschen durch seine Münsmeister,
darauf mit denselben Typen der Rath der Stadt. Yortragender wies
auf die Unterscheidungsmerkmale der stadtischen und könig^chen
Gepräge hin — erstere tragen W ond Kleeblatt als Abzeichen.
Aach unter König Wladislaus 11. prägte die Stadt Breslaa
Groschen, zwei Jahrgänge, 1504 und 1507, mit Jahreszahlen.
Femer prägten Groschen der Bischof Johann Y. von Breslaa,
1506, 1507, 1508, 1509, in zahllosen Yarietäten, der Herzog Yon
Liegnitz in zwei Arten; femer die Herzte Albert und Carl von
Münsterberg-Oels Groschen und Halbgroschen in Oels, Grroschen
in Beichensteio, späterhin Carl allein Groschen in Reichenstein.
Prinz Sigismond von Polen prägte als Herzog von Glogaa
ebenfalls Groschen^ zwei Arten, mit Jahreszahl 1506 and ohne
dieselbe, schliesslich noch die Stadt Schweidnitz am 1480 Groschen
mit St. Wenzel ond Greif, dem einen Wappenthier der Stadt. Diese
Prägung endet mit den letzten Munsterbergem um 1520, erst
1543 treten neue Groschengepräge auf, doch blieben die alten
noch bis dahin zum Theil im Umlauf, wie die Funde lehren. —
Herr Dannenberg theilte zur Erläuterung seines in der April-
Sitzung gehaltenen Yortrages über die alte Münzprägung Zeich-
nungen verschiedener alter Münz Werkzeuge, sowie alter Denkmäler
mit Darstellung des Prägeactes mit, unter letzteren namentlich
eines Siegels der Stadt Orvieto, mit der interessanten Umschrift:
S. laborantie monetarie urbis veteris. Des Ferneren berichtete
er über 3 kürzlich gemachte Münzfunde, bei Schöningen unweit
Stettin, bei Grossbeeren und bei Dahme. Der erstgenannte ent-
hält in gewöhnlicher Mischung ausser den die Hauptmasse bilden-
den deutschen, auch böhmische, englische und (in Bruchstücken)
arabische Münzen, und ist vor Kaiser Konrad 11. Thronbesteigung
vergraben. Die beiden anderen, in unserer nächsten Nähe ent-
deckten, enthielten, letzterer bis auf 1 Denar von Salzwedel nur
Prager Groschen von Wenzel 11., Johann und KatI IY. (im
Gewichte von 4^ Pfd.)« der von Grrossbeeren aber nur einige
hundert Stück meist kleiner Münzen aus der zweiten Hälfte des
15. und dem Anfange des 16. Jahrhunderts, hauptsächlich Bran-
denburgische nebst Magdeburgischen und Halberstädtischen des
Gardinal-Erzbischofs Albrecht v. Brandenburg, dann auch sächsische
und Mansfeldische, ausserdem aber noch im wenigen EbLemplaren
Erfurter, Bamberger, Nürnberger, Pfalzer, Böhmen.
Sltzong Tom 3. September.
Herr v- Ssllet sprach fiber die spärliche, fOr uds Deutsche
aber um eo kostbarere Reihe von Denkmälern, welche ui den
ersten grossen Sieg der Deutschen Qber fremde Eroberer eritioero.
Wir besitzen eine kleine Reibe von Manzen und Inschriften,
welche sich auf P. Qoinctilius Vams, den Führer der im Jahre
9. n. Chr. im Teutoburger Walde Ternichteten Leonen beziehen.
Die werthvollste MQnze ist ein äusserst seltenes BronzestQck der
afiikanischen Stadt Achnlla mit dem Bildniss nnd der voUeo
An&chrift des Yaros: P. QVINGTILI VAiU. Auf der B&ckseite
ist das Bild des Angustes tuid seiner Enkel Gaiue und Lucios.
Das Auflretea von Bildnissen der Stadtbalter zu Angnstns, Zeit,
namentlich in Afrika, hat L. Malier in Kopenhagen entdeckt und
Waddington weiter aasgeführt, den wahrscheinlichen Grund des-
selben bat Theodor Mommsen erkannt: nicht Verwandtschaft mit
dem Kaiserhause ist die Ursache, sondern eine Concession des
AugnstQB an den Senat, am sieb durch solche ftosserliche Ebreo^
bezeigungen, wie Verleihnng des Bildnissrechtes an die Prokonsuln
senatorischer Provinzen, die Geneigtheit des Senats fär die Siche-
rung der Thronfolge seiner Dynastie zu verschaffen. Aus dieser
Zeit ist auch noch eine MOmze mit Varus' Namen von der Stadt
Hadminetam erhalten. Vams war nach Verwaltoog des Pro-
consulats von Africa Legat in der Provinz Syrien, and aus dieser
Zeit seiner Verwaltung Syriens besitzen wir mehrere Mfinzen von
Antiocbia mit der Inschrift EIII OYAPOY und eine sehr seltene,
wohl in Berytus in PhSnizien geprägte kleine KupfennQnze mit
Augustus' Bild nnd zwei Legionsadlem und der vollen, etwas
verwüderten Umschrift: P OyiNCILLUS VVRVS. Auch die
16
pergamenischen Ausgrabangen haben die Unterschrift einer zn
Ehren Varus' errichteten Bildsäule geliefert: O* AHMOZ nOFIAION*
KOINTIMON- 2EHTOY- YION OYAPON OAIHZ- APETH2-
&€xA. Das für ans wichtigste Denkmal ist der Grabstein eines
römischen Offiziers (vielleicht Centurio, nicht Legat), welcher in
der unglücklichen Varusschlacht fiel und dem sein Bruder am Rhein
einen Denkstein errichten liess. Dies merkwürdige, im Bonner
Museum befindliche Monument ist gesetzt dem M. Caelius, Offizier
der 28. Legion: „CECIDIT- BELLQ- VARIANO.« Ueber der In-
schrift sehen wir das stattliche, mit Orden (torques und phalerae)
reich geschmückte Bild des Kriegers, dessen Gebeine nicht unter
dem Grabstein, sondern fem im germanischen Waldgebirge ruhen.
Herr Dannenberg legte mehrere Medaillen auf Münzgelehrte
vor. Interessant sind die nicht häufig vorkommenden Denkmünzen
auf den berühmten Staatsrechtslehrer Peter von Ludewig, welcher
im Anfang des vorigen Jahrhunderts einer der ersten war, der
auf das Stadium deutscher Mittelaltermünzen hinleitete und eine
gute Medaille von C. Wermuth auf D. S. von Madai, den
verdienstvollen Verfasser des im Jahre 1767 erschienenen „Thaler-
Gabinets^. Unter den neueren Medaillen ist die nicht schlecht
ausgeführte grosse gegossene, mit dem gut gelungenen Bildniss des
hochverdienten Forschers auf dem Gebiet des deutschen Mittel-
alters, H. Grote in Hannover, bemerkenswerth.
Sitzung vom 1. Oktober.
Der Vorsitzende, Herr Dannenberg, widmete dem am
12. August verstorbenen Mitgliede der Gesellschaft, Kaufmann
Rudolf Lietzmann, einige Worte der Erinnerung. Lietzmann
war, so lange ihn nicht das unheilbare Nervenleiden, das ihm in
noch jugendlichem Alter den Tod gab, verhinderte, ein eifriges,
¥ris8enschaftlich thätiges Mitglied der Gesellschaft. Seine Samm-
lung deuti^cher Stadtemünzen, bei welcher besonders das Mittel-
alter berücksichtigt war, gehörte zu den bedeutendsten und
werth vollsten deutschen Privatbammlungen. Auch literarisch war
Lietzmann mit Erfolg wissenschaftlich thatig, wie ein werthvoller
Aufsatz über die Mittelaltermünzen ven Aachen (in der Zeitschrift
für Numismatik) beweist. Die Versammlung ehrte das Andenken
des Verstorbenen durch Erheben von ihren Sitzen.
17
Herr Friedensburg besprach mehrere seltene Mittelalter-
münzen seiner Sammlung: einen Denar des Grafen Otto von der
Mark (1245—62), geprägt in Iserlohn (LON CI VITAS), einen
kleinen Bracteaten, in seinem Gepräge sich genau an die grossen, ^
schönen Stücke Kaiser Friedrichs I. aus dem Odenwalder Fund
anschliessend, aber wohl etwas später, vielleicht von König Philipp,
femer Bracteaten von Lindau aus der Zeit Otto's IV., und einen
aussergewöhnliqh deutlichen und schönen Halbbracteaten Heinrichs
des Löwen.
Herr Weil besprach kurz das höchst merkwürdige, vor
Kurzem in drei Exemplaren entdeckte athenische Tetradrachmas
aus später Zeit, wohl dem 1. Jahrhundert v. Chr. angehörend,
worauf statt der gewöhnten Beamten - Namen das Volk als
prägende Behörde genannt ist: O AEM02, in absichtlichem
Archaismus (wie die Stadtaufschrift selbst: ABE) AEM02 statt
AHM02.
Femer sprach Herr Weil über die numismatischen Studien
und Kenntnisse der Reformatoren und ihrer Umgebung, so weit
sich dieselben aus dem Briefwechsel des Jahres 1522, bei Gelegen-
heit der Lutherischen Bibelübersetzung, erkennen lassen. Luther
war eifrig bemüht, die Namen der in der Bibel vorkommenden
Edelsteine, Thiere etc. gut deutsch wiederzugeben, wie seine An-
fragen an den gelehrten Spalatin, Kurfürst Friedrichs des Weisen
Geheimschreiber und Hofprediger, beweisen. Auch in Betreff der
in der Bibel genannten Münzen wird namentlich Spalatin inter-
pellirt und wir finden in diesem Briefwechsel Auseinandersetzungen
über den Werth des römischen As, des Denars u. s. w., lernen
auch den äusserst geringen Vorrath antiker Münzen in gelehrten
Wittenberger Kreisen kennen, der sich auf wenige griechische
und römische Kaisermünzen (z. B. einen goldner Honorius) be-
schränkt. Dass sich Luther in seiner Uebersetzung nicht ge-
lehrter Wiedergabe der Münzwerthe öder gar commentirender
üebertragung derselben befleissigt, sondern einfach von Groschen,
Scherflein etc. spricht, bedingte sein Zweck, verständlich und
volksthümlich zu schreiben. — Herr Bahrfei dt las einen Abschnitt
des soeben von ihm herausgegebenen, nach den Papieren des
verstorbenen Geb. Raths Samwer in Gotha bearbeiteten Werkes
über das älteste römische Münzwesen. Nach Samwer s und Bahr-
feldt's Ansicht darf nicht das Gewicht der schwersten Silbermünzen
2
18
als Normalgewicht gelten, sondern man müsse häufig zu schwere
Ausmünzung und für jede Periode und jede Münzsorte ein Durch-
schnittsgewicht annehmen.
Herr Pfeiffer besprach diejenigen deutschen Thalergepräge,
welche sich auf den Silberbergbau beziehen und legte eine be-
deutende Reihe derartiger^ zum Theil seltener Stücke aus seiner
reichen Sammlung vor, darunter den grossen Braunschweigischen
sogenannten ,,Lautenthaler^ (mit einer die Laute spielenden allego-
rischen Figur) von 1664, den Ausbeutethaler von Sachsen-Henne-
berg von 1697, die Reihe chursächsischer und königlich sächsischer
Bergwerksthaler, beginnend mit 1762, endlich die neuesten Er-
zeugnisse der Art, die Hannoverschen und die preussischen (Mans-
felder) Bergbau-Thaler.
Herr Garde-Capitain Freiherr v. Eoehne aus Petersburg a. G.
legte die seltene türkische Sebastopol-Medaille vom Jahre 1856
mit Stern auf der einen und dem Namenzug des Sultan auf der
Rückseite vor.
Sitzung vom 5. November.
Der Vorsitzende, Herr Dannenberg, gedachte des ver-
storbenen Mitgliedes Professor Karl Fie weger, eines der ältesten
und bis an seine letzte Lebenszeit thätigen Mitgliedes der Geisell-
sfthaft. Die Anwesenden ehrten das Andenken des Verstorbenen
durch Erheben von ihren Sitzen.
Herr Brakenhausen legte seine ersten Versuche gegossener
Portraitmedaillen vor, mit den Brustbildern des Malers Prof.
Bellermann und des Geh. Rathes Hoyer, und sprach ausführlich
über die Technik dieser Kunstwerke, welche eingehender Be-
schäftigung mit den italienischen Gussmedaillen des 15. Jahr-
hunderts ihre Entstehung verdanken. — Herr Neubauer sprach
über eine seltene und merkwürdige Münzart Georg Wilhelm's von
Brandenburg, die für den Handel mit Pommern genau nach
pommerschem Muster geprägten Doppelschillinge aus der Zeit von
1617—24, im Gewicht sehr variirend. Eines der vorgelegten
Stücke der Art zeigte einen Gegenstempel von Stralsund.
Herr Dannenberg und Herr v. Sallet sprachen im Hinblick
auf den vierhundertjährigen Gedächtnisstag Luther's über die Me-
daillen mit Luther 's Bildniss. Nicht die gänzUch werthlosen»
19
die Züge Lathers meist in fratzenhafter Entstellang zeigenden
Machwerke des 19., 18 und 17. Jahrhunderts, sondern nur die
werthvollen und authentischen Werke gleichzeitiger Künstler
wurden in den Bereich der Betrachtung gezogen. Vor allen ver-
dienen zwei schöne gegossene und ciselirte Medaillen des Berliner
Museums Erwähnung, die erste, kupferne, mit Luther's Brustbild
im Mönchskleid, mit blossem Kopf, ohne weitere Umschrift als
die Altersangabe ANN. ETA. 36., auf der Rückseite ein von der
Sonne bestrahlter Phoenix mit der Unterschrift SIC. TANDEM,
eine gute Augsburger Arbeit, die andere, ein fein ciselirtes ein-
seitiges Silberstück von 1521, von dem unbekannten Künstler
H. G., mit Luthers Bild im Profil, mit Kutte und Kappe, genau
nach Cranach's Kupferstich von 1521 geistvoll copirt, mit der
Umschrift: „heresibus si dignus erit Lutherus in ullis^ et Christus
dignus criminis hujus erit.^ Die übrigen Medaillen auf Luther
sind meist von mittelmässiger, aber oft noch recht tüchtiger Arbeit,
80 z. B. das geprägte Stück mit Brustbild von vorn und dem von
zwei Engeln gehaltenen Wappen Luthers, der Rose. — Von Me-
lanchthon besitzen wir zwei schöne Gussmedaillen des aus-
gezeichneten Augsburger Friedrich Hagenauer. — Zur Erläuterung
diente eine reiche Auswahl von Originalen aus Dannenberg's
Sammlung und Gypsabgüsse aus dem Königlichen Museum.
Sitzung vom 3. Dezember.
Herr v. Winter feld besprach eine Reihe vorzüglicher
römischer Kupfermünzen, welche er vor Kurzem in Rom erworben.
Von ganz besonderer Schönheit ist eine Grossbronze Nero's mit
dem Kaiser und einem Begleiter zu Pferde, der „DECVRSIO";
eine Mittelbronze desselben Kaisers mit der Darstellung des Hafens
von Ostia. Ebenso durch Seltenheit als durch schönen Styl und
vollkommene Erhaltung hervorragend ist die Mittelbronze mit dem
Brustbild Hadrians und dem seiner Gemahlin Sabina auf der
Rückseite. — Herr Friedensburg sprach über Nachahmungen
von Münztypen im 15. Jahrhundert und über die Typengleichheit
gewisser Gepräge einander benachbarter Fürsten und Städte,
welche an einer Reihe von Tumos-Groschen von Metz, Erzbischof
Ruprecht von Köln, Erzbischof Johann von Trier, Herzog Johann
von Cleve und Mark, sämmtlich aus der Sammlung des Vor-
20
tragenden, erläutert wurde. Herr Weil sprach über eine neue
Publikation mittelalterlicher Siegel und hob dabei die grosse
Aehnlichkeit eines grossen und schönen Siegels Friedrich Barba-
rossa's mit dem schon öfter besprochenen Bracteaten des Oden-
walder Fundes hervor. Auf beiden Darstellungen trägt der Kaiser
einen grossen Schnurrbart, der auf den übrigen spärlichen Dar-
stellungen sonst immer erscheinende leichte Backen- und Rinnbart
besteht auf dem vorliegenden Siegel nur in ganz schwacher An-
deutung an der Wange. — Unter den übrigen in Photographien
vorgelegten Siegeln war ein schönes Portraitsiegel Rudolfs von
Habsburg bemerkenswerth , welches den Kaiser übereinstimmend
mit seinem (leider stark ergänzten) Grabstein völlig bartlos zeigt.
Nachdem Herr v. Winterfeld noch kurz über einen an der Stelle
des neuentdeckten Vesta-Tempels in Kom gemachten Fund angel-
sächsischer Münzen aus dem 10. Jahrhundert berichtet, sprach
Herr Dannenberg über von vom dargestellte Bildnisse auf Me-
daillen des 15. und 16. Jahrhunderts und legte zur Erläuterung
eine Reihe schöner Originale seiner Sammlung vor: Camilla
Sforza von Pesaro (von Sperandens), Königin Bona Sforza von
Polen^ Sigismund I. Gemahlin, die hübsche Medaille des Leipziger
Künstlers Hans Reinhard auf Kurfürst Johann Friedrich von
Sachsen, 1535, ein einseitiges vortreffliches Stück des Künstlers
H. S , mit seinem Monogramm bezeichnet, in welchem vielleicbt
das Bildniss des Kunz von der Rosen zu erkennen ist; femer eine
schöne silbeme Medaille auf den Nürnberger Christoph Führer
von 1645, trotz der späten Zeit ein vortreffliches Werk, endlich
eine der schönsten Arbeiten des 16. Jahrhunderts, das bronzene
Schaustück auf Georg den Bärtigen von Sachsen von 1537, mit
dem grossartig aufgefassten langbärtigen Brustbild des Herzogs,
dessen edler und ausdrucksvoller Kopf dem Künstler Gelegenheit
gab, seine Meisterschaft in bewunderungswürdiger Weise zur
Geltung zu bringen.
Druck Ton Gebr. Unger (Tb. Qrimm), Berlin 8W., 8ehdoeberg«ritr. 17 a.
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