ZEITSCHRIFT
FÜR
EOIANISCHE PHILOLO&IE.
HERAUSGEGEBEN
Dr. GUSTAV OKOBER,
PKOFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG i. E.
1890.
XIV. BAND.
HALLE.
MAX NIE M E Y E R.
IÖ91.
Sc/ /^
INHALT.
Sfite
J. WiKPRECHT, Die lateinischen Homilien des Haimo von Halbeisladi
als Quelle der altlothringischen Haimo-Überset/.ung (29. 8. 8q) i
E. Gessnek, Die liypothelische Periode im Spanischen in ihrer Enl-
wickelung (15. 9. 89) 21
Ch. BoxxiEK, Etüde critique des Charles de Douai de 1203 ä 1275
(4. 6. 89) ■ . 66. 298
G. SCHIAVO, Fede e Superstizione nell'antica poesia francese (22. 6. 90) 89. 275
E. GoRRA, Fonetica del dialetto di Piacenza (3. 11. 89) 133
G. OsTERHAGE, Studien zur fränkischen Heldensage (9. 12 89) . . . 344
C. Salvioxi, Per la fönte della Sequenza volgare di Santa Eulalia
(30. 4. 90) 371.
A. HoRNiXG, Zur Lautgeschichte der ostfranz. Mundarten (20. 2. 90) . 376
L. Gauchat, Le patois de Dompierre (Broyard) (16. 8. 90) .... 397
TEXTE.
O. ScHtTLTZ, Der provenzalische Pseudo-Turpin (4. 9. 90) .... 467
A. Schmidt, Aus altfranz. Handschriften der Gr. Hofbihliothek zu
Darmstadt (24. 2. 90) 521
VERMISCHTES.
1. Zur Litteraturgeschichte.
V. Crescini, Azalais d'Allier (4. 9. 89) ... 128
G. Baist, Die Todienbrücke (10. 2. 90) i.Sq
C. AppeI-, Zu Guillem Ademar, Grimoart Gausniar und GuiUcm Gas-
mar (23. 9. 89) 160
E. KOPPEL, Ist Bice Portinari Dante's Beatrice? (12. 11. 89) ... 169
2. Handschriftliches.
G. BiN'z, Zum Evangile des femmes {18. II. 89) 172
3. Textkritisches.
H. SucHiER, Zu Aucassin (tateron, so'iste) (25. 11.89) '75
\. Wortgeschichtliches.
H. Schuchardt, Wortgeschichtliches (22. 11. 89; 19. 2. 90; 20. 3. 90;
30.3-90) 175
G. Bai.st, Manera (lO. 2. 90) 183
D. Behrens, Etymologisches (4. lo. 89) 363
BESPRECHUNGEN.
H. Andresen : A.Thomas, Podsies complctes de Bcrtran de Born
(2.9-89) '«5
A. Horning: N. du Puitspelu, Dictionnaire Etyniologiquc du Patois
lyonnais (28. 12. 89) 218
IV
G. Baist : Lcopoldo deEguilaz yYanguas, Glosaiio etimolögico de
las palabras espanolas (lo. 2. 90) . ^ 223
H. R. Lang: A. Kressner, Bibliothek span. Schriftsteller (26. 10. 89) 226
W. Rudow: I. U. larnik si A. Bärseanu, Doine ^i Strigäturi din
Ardeal; Fl. Mari an, Descäntece poporane romäne (3.9.89) 228
— M. Schwarzfeld, Poesiile populäre Colectia Alecsandri (5.1. 90) 235
— A.D. Xenopol, Storia Rominilor din Dacia Traiaha (3.9. 89) 242
H. SuCHiER : J. Bedier, Le Lai de l'ombre (5. 4. 90) 244
A. Gaspary: Giornale Storico della Letteratura Italiana XIV, i —2. 3 ;
XV, I — 2 (30. 9. 89; 20. 12. 89; I. 5. 90) 246
— II Propugnatore N. S. Vol. II, parte I, fasc. i — 2. 3; parte II,
fasc. 4 (15. 10. 89; 20. II. 89; 28. I. 90) 255
W. Meyer, A. Tobi.er: Romania No. 72, XVIIIe annee, 1889 Octobre;
No. 73, XIX»' annee, 1890 Janvier (16. 3. 90; 27. 4. 90) . 260
W. Meyer: Archivio Gloltologico italiano (25.9.89; 27.4.90) . . 263
II. R. Lano : Joäo Ribeiro, Grammalica portugueza (15. 10.90) . 54O
V. Reinhardtstöttner : W. Storck, Luis' de Camoens Leben (25. 10. 90) 542
F. Neumanx: Ed. Schwan, Grammatik des Altfranzösischen (30. 1.90) 543
W. Foerster, Nachtrag zu Zeitschrift XIII 264
V. Crescini, iSTachtrag zu Zeitschrift XIV 265
C. Salvioni, Poscritta a p. 371 (10. 10. 90) 586
O. Schultz, Nachtrag 586
J. K. : Berichtigungen zu J. Kassewitz, Die franz. "Wörter im Mittel-
hochdeutschen 587
Gr., Neue Bücher 266
W. List, Register 588
Bibliographie 1889.
Die lateinischen Homilien des Haimo von Halberstadt
als Quelle der altlothringischen Haimo-Übersetzung.
In seinem Aufsatz über die altfranz()sischen Bibelübersetzungen
(Ztschr. f. rom. Phil. 1884, S. 425 ff.) hat Professor Suchier über
die im Ms. No. 2083 der Arsenalbibliothek zu Paris erhaltene,
altlothringische Übersetzung einer Auswahl der Predigten des Haimo
gehandelt und bemerkt, dafs die Auswahl dieser Predigten nicht
erst vom Übersetzer gemacht, sondern bereits in einer lateinischen
Handschrift, die der Sorbonne angehörte und verloren gegangen
ist, vorgelegen hat.
A. a. O. hat Professor Suchier auf die Unhaltbarkeit der An-
sicht Bergers, der Verfasser dieser Homilien sei „Aymon religieux
de Savigny, mort en 1175" gewesen, angesichts der Thatsache liin-
gewiesen, dafs dieselben in Münchener Handschriften aus dem
XL Jahrh. überliefert sind.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Arbeit , eine Unter-
suchnng über die Vorlage dieser altlothringischen Haimo-Über-
setzung und die Behandlung der Vorlage von Seiten des Über-
setzers anzustellen.
Die Arbeit wurde mir durch die Güte des Herrn Professor
Suchier ermcjglicht, der mir die von ihm angefertigte" Abschrift des
oben genannten Manuskripts freundlichst zur Benutzung überliels.
Es möge mir gestattet sein, Herrn Professor Suchier dafür so-
wie für die mannigfachen Ratschläge, die er mir bei meiner Arbeit
zu Teil werden liefs, auch an dieser Stelle meinen Dank auszu-
sprechen.
I. Die benutzten Texte.'
P)enutzt wurden folgende 5 Texte :
I. 3 der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek zu München
angchörige Handschriften.
' Für unseren Zweck waren nicht zu verwerten :
1. Handschrift No. 14030 der Kgl. Hof- und Slaatshibliothei; zu ^Slüii-
chen, die nur die Pars aestivalis der Trediglen enthält.
2. D. Haymonis episcopi Halhcrstattensis Homeliac in Evangelia donii-
nicalia per totius anni circulum etc. Köln, 1531; cd. Ouentell. Es enthält
die dem Haimo Ilirsaugiensis zugeschriebenen Homilien, die früher oft mit
den Homilien unseres Haimo verwechselt wmd.n.
/i-itHclir. f. lüiii. l'liil. XIV. I
2 J. WIEPKECHT,
a) Ms. No. 18227, Pergamenthandschrift in Quart, aus dem
Kloster Tegernsee stammend, geschrieben um die Mitte des ii.Jahrh.
von Ellinger, Abt von Tegernsee. (T). 'Die Handschrift enthält
die Stücke 2 — 8, 10 — 13 auf den Blättern 1591" — 2\o^ in fort-
laufender Reihenfolge, Stück 15 auf den Blättern 227r — 22gv, Stück
17 auf den Blättern 238'' — 2411'.
b) Ms. No. 21536, Pergamenthandschrift in Folio aus dem
f^nde des 11. oder dem Anfang des 12. Jahrb., aus dem Kloster
Weihenstephan stammend. (W). Es enthält die Stücke im ersten
Bande und zwar die Stücke i^ — 13 auf den Blättern I53r — igiv in
fortlaufender Reihenfolge, die Stücke 14. 15 auf den Blättern
und 202V — 204V, die Stücke 16. 17 auf den Blättern 21 n' — 214V.
c) Ms. No. 17087, Pergamenthandschrift in Folio, aus dem
Kloster Scheftclarn stammend ; nur wenig jünger als das vorher-
gehende, vielleicht noch demselben Jahrzehnt angehörig (S). Es
trägt die Bemerkung: Soror Irmengart scripsit. Enthält die Stücke
I — 13 auf den Blättern 157^' — igoi" in fortlaufender Reihenfolge,
die Stücke 14. 15 auf den Blättern 2iov — 2i5r, die Stücke 16. 17
auf den Blättern 220i' — 222'^, Stück 16 ist durch das Fehlen zweier
Blätter verstümmelt.
Die Handschrift enhält die Stücke in derselben Reihenfolge
wie die vorige.
2. 2 gedruckte Ausgaben:
a) D. Haymonis Homiliarum nunc tertio diligentissime excu-
sarura Pars Hyemalis. Ex officina Eucharii Cervicorni. K()ln 1534.
(H). In der Vorrede nennt sicli Hittorpius als Herausgeber.
b) die Homilien Haimos in der Ausgabe von Migne, Patro-
logia latina Band 118, der die Ausgabe von Johannes Prael, Köln
1536 abdruckt. (M).
II. Die beiden Redaktionen der lateinischen Homilien-
sammiung des Haimo.
Nach der Anzahl der in den Sammlungen der lateinischen
Homilien des Haimo enthaltenen Predigten sind 2 Redaktionen
(A und B) derselben zu unterscheiden.
Der Redaktion A sind diejenigen Texte zuzuweisen, die nicht
sämtliche in der altlothringischen Übersetzung (F) wiedergebene
Stücke enthalten. Es sind dies: T, H und M.
Zur Redaktion B sind zu rechnen diejenigen Texte, in denen
sämtliche 1 7 Stücke vorhanden sind, welche F aufweist : W, S und
die lateinische Vorlage von F, die wir mit V bezeichnen wollen.
Die Stücke, die den Texten T, H und M gemeinschaftlich
fehlen, sind i. Q. 14.
Aufserdem fehlt in T Stück 16, in H und M Stück 17.
Bei der Redaktion B sind die Stücke i. 9. 14 der „Expositio
Haiinonis in Epistolas Pauli (Migne, Patrologia latina 117, 882. 740.
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HAI.BERSTADT. 3
569)" entnommen und den Homilien des Ilaimo eingefügt und
zwar die Stücke i und 14 mit genauer Wiedergabe des Textes,
Stück 9 aber in freier Bearbeitung und l'.rweiterung.
]*',s ist anzunehmen , dafs praktische Gründe die Vermehrung
der Homihen veranlafst haben.
Die drei hinzugefügten Predigten sind für wichtige Tage des
Kirchenjahres bestimmt (so g für den Pahriensonntag, 14 für den
Donnerstag vor Ostern).
Da sich nun für viele andere Sonntage 2, ja zuweilen sogar
3 Predigten vorfinden , so wird der Wunsch rege geworden sein,
auch für jene wichtigen Tage mehrere Predigten zu besitzen.'
III. Verhältnis der lateinischen Texte zu einander.
Aus der Vergleichung der beiden gedruckten Ausgaben H und
M ergiebt sich, dafs die Praelsche Ausgabe, die in ihrer Vorrede
keinerlei Angaben über benutzte Handschriften oder gedruckte
Texte der Homilien des Haimo enthält, nichts als ein mangel-
hafter Nachdruck der Hittorpschen Ausgabe ist, der sich von dieser
durch nichts Anderes als eine grofse Reihe von Entstellungen und
Auslassungen unterscheidet.
Migne hat die Praelsche Ausgabe ohne jede Kritik abdrucken
lassen, wie die hier folgenden Abweichungen des Textes INI vom
Texte H in der 11. Predigt beweisen:
M 359 sed quidem leprosus fuerat; H quia pridem. M 362
impudentia vinctus; H victus. M 360 dicendum est autem quia
si alii discipuli indignati sunt ; H dicendum est autem quia si alii
discipuli indignati sunt, causa utique pauperum indignati sunt.
M 363 Expletis solemniis Paschae, transit Dominus ad sacra-
menta novi Paschae demonstranda ; H Expletis solemniis veteris
Paschae. M 366 Contristabatur . . ., his causis contristatur Do-
minus; H contristabatur. M 367 Ut in ore duorum vel trium
stet orane verbum ; H duorum vel trium testium (V. Mos. XIX 15).
M 370 et iterum negavit cum juraraento; H negavit eum cum
juramento. M 371 et illorum qui arguebant et illorum qui
arguebantur; H illius qui arguebatur. M 371 primum deductus
est ad Annam, deinde ad Caipham, qui principatum inter pontifices
gerebant eo tempore; H gerebat (cf. Evang. Joh. XVIII 13).
M 373 Memoriam enim Judaei liberationis suae de Aegypto hanc
habebant consuetudinem; H Memores. M 373 aut pro futurorum,
vel etiam pro cautela aliorum; H pro scienlia futurorum. M 373
Non est mirura Judaei quiete et pace carent; II si Judaei.
M 377 qui i)raeterierunt vitam; H viam. Die Ausgabe H ist, wie
Hittorr) in seiner an Andreas Boelgen, „Veteris montis Abbas",
gerichteten Vorrede bemerkt, mit der Beihülfe des Verlegers Eu-
charius Cervicornus auf Grund zweier Handschriften veranstaltet,
deren eine dem Abt Boelgen, die andere dem Abt Petrus Drols-
hagius von Heisterbach angeh(')rte. Er bezeichnet beide als „co-
I*
4 .1. WIEPRECHT,
dices vetustissimi" und hebt besonders die Ileisterbacher Hand-
schrift als „Codex niirae vetustatis" rühmend hervor. Ül)er seine
Thätigkeit bei der Herausgabe spricht er sich in dieser Weise aus:
„In qua re, nc mea negügentia quisquam impediretur, nee
labori , nee impensis peperci , donec bonis auibus , quantum
licuit citissime in lucem euolaret: sie meo officio satis factum
existimans, Huic conatui etiam id calcar addidit , quod
uidebam studiosis quibusque , ut caetera Haymonis , ita hoc opus
maxime gratum fore: .... Caeterum cum in plerisque locis opus
oftenderim ordine perturbatum , in plerisque membrls mutilum.
ac lacerum , in Omnibus fere orthographiae maculis conspersum,
intricatis inuolutum iuncturis, uersibus aut male conjunctis, aut per-
peram diuisis, tradidi opus ipsum Euchario fideli typographo, ea
cura castigandum, qua solet in similibus rationem habere nominis
sui. nie .... non conquieuit , donec opera et diligentia fretus
humani cuiusdam iuxta ac docti uiri I^. Johannis Canther, tandem
nancisceretur exemplar mirae vetustatis a uenerando patre D. Petro
Drolshagio abbate in Heysterbach , cujus collatione , cum esset a
mendis sat repurgatum, facile restituit, quod in tuo desiderabatur."
Am Schlufs seiner Vorrede bemerkt er: „quicquid ubiuis fragmen-
torum huius uiri in antiquis homiliarum collectaneis reperitur, per
omnia nobiscum consonat. Consonant decem illae homiliae ex
ueteri quodam Parisiensi codice." Man mufs sagen, dafs die Aus-
gabe Hittorps den Erwartungen, die man nach den Worten der
Vorrede an sie knüpfen kann, vollständig entspricht: Wir haben
hier einen sehr guten Text, der nur wenig Fehler aufweist.
Fehler in H (M).
M 331, H sed nee ingratus Dominus beneficium suae prae-
dicationis subtrahit ; TWS ingratis; (F gr Mais ne sostrait mie fioslre
sires lo henefice de son pretche?7ieiii . nes a ceos ki greit ne l'eti savoietit).
M 347, H secundum Mariam dixi parentes non secundum virile
seraen; TWS duxit. (Von Maria vorher nichts erwähnt); (F 25r
Pareni di ju selonc la btenav?-eü Marie). M 347, H Temporalia
perdere noluerunt et vitam aeternam non cognoverunt; TWS
cogitaverunt; (F 25V et a la vie permenant ne pensutti mies). M 353,
11 Mons Oliveti non longe ab Hierusalem distat, sicut in libro
Antiquorum invenimus; TWS in libris; (F 39V si cum nos trovons
ens livres des anciens). M 387, H Non aequalis factus Divinitati, sed
conscius aeternitati; TWS consocius aeternitati ; (P" 75r mais
conpanz en Pelerniieit). M 388, H De tali quippe hora Dominus
se ministrum facere et appellare dignatus est; TWS de tali quippe
opere; (F 75V de teil oyvre). M 388, H Nam his verbis ab infirnii-
tate nostra rapuit nos ad infirmitatera suam; TWS ad fumi-
tatem suam; (F 76r a la seie fartneit). M 394, H Sunt quidem
multa ejus genera, sed in Omnibus herbae praebent indicium,
quod preciosius est; TWS . . . sed omnia herbae, praeter in-
dicum, quod preciosius est; (F 82r Maitites inanieres voirement sunt
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALBERSIADT. 5
/urbis fors k'cn fnde . />•(■ p/us est precioiis). I\I 381, H vcnit ipse Filius
Dci, per quem creatus est, Bethaniam ad liberandum; TVVS ad
liberandum Lazarum; (F 68v vinl davaiü seix jors de paskes li filz den
en Bethanie por Ini delivrer per cui il estoü creez sie!). M 359, U
proprio filio suo non pepercit Deus, sed pro omnibus tradidit illum
TWS pro nobis omnibus (R(")m. VIII ^2)\ (F 44V anz lo Irait por
noz toz). I\I 359, H qui dicitur ; TWS dicebatur (Alatth. XVI 3).
(F 45r ki avoit iiiim Gjv/üs). M 361, H et quod hoc fecit in me-
moriam ejus; TWS quod haec fecit; (F 47r ke ccste at fait). M
365, Ti Non autem frustra in monte aliquando orabat et aliquando
in valle: In monte etenim orat; TWS non autem frustra in monte
orat; (F 51V Et nc mies por niani oret a hl fie/'e nostrc sires cl mont\
,AI 367, H Surgite, eamus. Ecce appropincjuab it qui me tradet);
TWS appropinquavit (Matth. XXVI 46); (F 53V Cil aprocheret ki
ine traieret). M 36g, H Petrus autem sequebatur a longe; TWS
eum sequebatur (Matth. XXVI 58); (F 55V Et Pieres lo sevoit a fonz).
INI 369, H Sed falsus testis est qui verba alio sensu interpretatur;
TWS qui verba aliorum aHo sensu interpretatur; (F 56r Mais /als
tesmonz est ki altrtii paroles mat cn nitre sen). M 370, H Alii
autem pahnas in faciem ei dederunt; TWS in faciem ejus (Matth.
XXVI 67); (F 57r lo battoient a facieies). M37i,H et vinctum
duxerunt eum; TWS adduxerunt eum (Matth. XXVII 2); (F 58r
.SV Panwncrent loicit). M 379, LI F^t multa corpora sanctorum ([uae
dormierant surrexerunt; TWS qui dormierant (Matth. XXVIl 52);
(F 65V Et maint saint cors ki estoient endormit releverent). Da der
Text H (M) weder mit einem der Texte TWS noch mit dem über-
einstimmenden Text von TWS Fehler gemeinschaftlich hat , so
ergiebt sich, dafs der in H (M) vorliegende Text auf Handschriften
z.urücUgeht, die einer anderen Klasse der Überlieferung angehören
als TWS.
Die Texte TWS, die nur wenig von einander alnveichen , er-
weisen sich durch eine Anzahl gemeinschaftlicher Fehler als mit
einander verwandt.
Gemeinschaftliche Fehler in TWS.
TWS Non admonet ergo Dominus sui gloriam corporis,
qua»; tunc temporis non erat, sed potius spiritualem vigiliam mentis;
M 366, H vigiliam corporis; (F 52r Xes soinont mies nosire sires
veillier per cors). TWS Verumtamcn dico vobis, id est ab hac hora
sive tempore meae passionis videbitis id est intelligetis et cre-
ditis; M 370, H Verumtamen dico vobis, amodo, id est ab hac
hora sive tempore meae passionis videbitis id est intellegetis et
credetis ; (F 56V Mais totevoies vos di . ke /res or en avant . c'est des
ceste höre . ou des lo lenz de ma passion veiroiz . c'est entenderoiz et croi-
roiz lo fil). TWS quando ad vesperara immolabatur; M 361, M
agnus immolabatur; (F 47V tjuant om sacrifinnd l'uiguel a vespre).
TWS (juia primum dicebat significativum Pascha consummari ac
deinceps Pascha verum induci; .M 363, II (|uia primum decebal ; .
6 J. WIEPRECHT,
(F 49V /■'// covenoit primiers). TWS ubi reorum capita clcLrun-
cabuntur; M 376, H detruncabantur. TWS cum servatores ser-
nionum tuorum Abrahae et prophetis praesumis; M 333, H prae-
ferre praesumis ; (F 1 1 r quant tu oses preisier les vvardeors de /es
paroles davant Abraham et les prophetes). TWS cum Dominus in
cruce pependisset et jam spiritum amisisset; M 354, H emisisset ;
(F 40r ei il ot reudtiif l'espir). TWS sed composito nomine fit
Osanna per interjectionem unius vocalis de medio ; M 357, H
per elisionem unius vocalis (F 43V fehlend). TWS non solum de
radice confectum verum etiam quod preciosius esset; M 3Q4, \\
quo pretiosius esset; (F 8iv por ceu ke plus preciols ftisi). TWS
visibiliter premat dentibus sacramentum corporis et sanguinis Christi,
sed magis tanti regis sacramentum... M 349, H tantae rei.
(F 27V lo sacrement de si graut cJiose). TWS Ego itaque humi-
liatus vivo propter patrem, ille relictus vivit propter me; M 34g,
H rectus; (F 28r eil est droiz . se vit por mi). TWS et furorem
sceleratorum latendo potius devitarent; M 348, H potius devitarent,
quam se ostendendo magis accenderent; (F 2 6v et il se vvardent de
la forsennerie de la male gent repoiiant). TWS hie est enim sanguis
novi testamenti; M 364, H sanguis meus novi testamenti (Matth.
XXVI 28); (F 50r eist est li sans del novel testament). TWS tertio
tradidit eum Judas, Judaei tradiderunt eum Pilato; M 359, H
tertio tradidit eum Judas Judaeis, Judaei tradiderunt eum Pilato ;
(F 44V Tieree foiz lo trait Judas as Geus). TWS accessit ad eum
mulier habens alabastrum unguenti ; INI 359, H unguenti pretiosi
(Matth. XXVI 7); F 45V /■/ avoit alabaistre d'oignement). TWS quid
molesti estis muH er i?, M 360, H huic mulieri (F 46r de eeste
femme?) (Matth. XXVI 7). TWS ubicunque praedicatum fuerit
Flvangelium istud in Universum mundum; M 395, H in uni-
verso mundo (cf. Marc. XIV 9). TWS cum esset Bethania; M 393,
H Bethaniae. TWS nemini licebat nisi potentem et divitem
ad praesidem introire; M 379, H nisi potenti et diviti. TWS in-
ientes consilium ; M 359, H ineuntes consilium. TWS redi-
merat; M 369, H redemerat. TWS Numquid potestatem non ha-
bemus circumducendo sorores nostras ; M 37g, H circumducendi
(cf. I. Corinth. IX 2). TWS factus oboediens usque ad signum
crucis; M 34g, H usque ad lignum crucis; (F 28r devint obediens
de ci al sigtie de la croix). Von den Texten TWS gehen W und
S auf dieselbe Vorlage zurück. Beide haben dieselbe Anlage
und denselben Text. Die Abweichungen beider Texte sind un-
bedeutend und an Zahl sehr gering. So sind in den Stücken 6,
7, 10, II nur die folgenden enthalten:
S surget Christus; W resurget Christus. W excusant quidam
Petrum apostolum , quod non negaverit Christum dominum sed
potius hominem ; S fehlend. W Pontio Pilato ; S Pontio Pilato prae-
sidi. W quia sicut dixi ; S quia sicut dixit. W de solio caelo ;
S de solio suo. Die enge Zusammengehörigkeit der Hss. W und S
wird weiterhin bestätigt durch eine Iveihe gemeinschaftlicher Fehler.
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALBERSIADT. 7
Geineinschaflliclie Fehler in W und S.
WS Num lex vestra judicet horainera, nisi audieril ab ipsa
prius; M 346, T ab ipso prius (cf. Ev. Johannes VII 51); (F 25r
s'ü/e ne Vot primiers de lui). WS quem Christus consiluit nee
aperte ostendit. M 352, T non siluit ; F 30V de cui Criz jie sc
taut mies). WS dixit unus ex discipulis suis; M 383, T ejus.
WS Polens est nos Dominus de Camino ignis ardentis et de
manibus tuis o rex liberare. — et si in animo morerentur;
M 332 T et si in Camino morerentur (F lov Et s'i7 fussent morl
t'ti la fornaise). WS facis mirabilia et abscondis te; M 340,
T sed abscondite ; (F i8v faiz merveilles 7nais en repost). WS ut
discipuli tui videant; M 340, T videant opera tua, quae facis;
(F i8r porceu ke tei disciple voient assi tes oyvres). WS Respectus Do-
mini misericordiam illius designat, qua Petrum dubitantem respexit
et in fide confirmabit; M 371 confirmabat; T confirmavit ; (F 57V
et il lo comfarmeit en foit). WS per significationem enim illum
Jhesum in munda syndone involvit ; M 380 ille Jesura; T Domi-
num Jhesum ; (F 67r Pe?- significhance envolopet eil Jhesum en mit
linge). WS de quorum pretio; M 361,!' decorum pretium ;
(F 47r bei/ preis). WS quia ego ; M 370, T quia ego süm; (F 56r
ke jel sois). WS in montem educto OHvarum ; M 399, T educit;
(F 87r moinet). WS Deus in noraine tuo salvum me fac; M 330, T
... et in virtute tua judica me (F 8v et en ta vertuit me Juge). WS
si sermo Dei factus est ad homines; M 345, T . . . ipsum verbum
Dei quidem apud Deum quomodo non est Deus? Si per sermonem
Dei tiunt homines; (F 23V Se li parole deu fut faite as hommes .
ensi k'il fussent deu apeleit . li parole mismes deu . qui est eii aiers deu .
coment 71 est deus? Se per la parole deu sunt devenuit li homnic deu).
WS nee ea tantum pertinent ad corporalia ; M 388, T . . . quae
ad misericordiam pertinent corporalem; (F 75V k'a corporel pitiet
apartienent). WS Heli. Heli. Lamazaptani; M 378 Eli. Eli.
Larama sabachthani ; T Heli. Heli. Lama zeptani ; (F 64V Hely
hely lamazabaclani). Wie wir in W und S eine Anzahl gemein-
schaftlicher Fehler konstatieren konnten, die T nicht aufweist, so
konnten wir auch in T eine , allerdings nicht grofse Zahl von
Fehlern notieren, die sich in den anderen Texten nicht finden.
Wir müssen daher zwar T W S einer Klasse der Überlieferung
auf Grund der gemeinschaftlichen Fehler in TWS zuteilen, aber
T zu einem Zweige, W und S zu einem anderen Zweige dieser
Klasse rechnen.
Fehler in T.
T novissirao festivitatis illius diei; INI 337 WS die; (F 15V al
düirien jor de ceste feste). T Postquam coenavit dedit eis panem
et vinum in mysterio videlicet corporis et sanguinis, eins; M 363
W .S corporis et sanguiiu's sui. T ijui inebriantur, nocte ine-
briabuntur; M 365 WS nocte inebriantur; (F 5ir per noit
devienent j'vre). T recedant a ridc Christi i-l loganlur, illum
8 J. WIEPRECHT,
necare; M 367 WS illum negare; (F 53r c/ k'il nes covigiiet hii
renoier). T cum juraraento; M 370 WS cum juramento quia non
novi hotninem ; {F 57r Gl desnoieit davaiit toz et se dist Ne jii
sai). T in futuro regnat cum Christo; M 388 WS in futuro sae-
culo; (F 75V en l'aire seul"). T Et ex simplici scri p tu ra Domini
ambitio divitum condemnatur, qui nee in tumulis possunt carere
divitiis ; i\lWS ex simplici sepultura; (F logr de la simple sepul-
iure nostre signor est cotidempeie). T digni visioni; M 37g WS
digni visione. T misit ad Hierusalem, M 354 WS misit Hieru-
salem. T monumentum quod exciderat de petra ; M 380 WS in
petra (Alatth. XXVII 60). T me au'em semper non habetis; M 360
WS habebitis (Matth. XXVI 11); (F 46V ?nats moi naveroiz vos mies).
Für die gute Überlieferung des Textes in T W S haben wir
2 Indicien:
1. Die geringe Anzahl der Fehler in diesen Texten.
2. Die wenigen Abweichungen der Texte T W S von einander,
trotzdem die Texte T und W S zwei verschiedenen Redaktionen
angehören, einem Umstände aus dem sich schliefsen läfst, dafs der
Text in TWS in einer Gestalt erhalten, wie er vor der Veran-
staltung der Redaktion B vorhanden gewesen.
Die Vorlage V.
Da die altlothringische Haimo-Übersetzung an den Stellen, wo
die lateinischen Texte Varianten zeigen, teils die Lesart von II
(M), teils die von TWS wiedergiebt und, mit Ausnahme von 4
Stellen , keinen der Fehler, die in den lateinischen Texten ent-
halten sind, gleichfalls aufweist, so mufs der Text V
1. ein sehr guter gewesen sein,
2. einer Klasse der Überlieferung angehört haben, die eine
Mittelstellung zwischen den Klassen der Texte H (M) und TWS
einnimmt. Aus den Texten H (M) einerseits und TWS anderer-
seits läfst sich die Gestalt der Vorlage unter Zugrundelegung der
Übersetzung leicht rekonstruieren.
Varianten der Texte H (M) und TWS und die bezügl.
Übereinstimmungen in F.
Zum Beweise für die Angabe, dafs an den Stellen, wo H (INI)
und TWS Varianten zeigen, F teils die Lesart von H (M), teils
die von TWS wiedergiebt, führen wir hier die bedeutenderen Ab-
weichungen von H (i\l) und TWS im Stücke 11, das die relativ
meisten x\bweichungen enthält, an mit Hinzufügung der entspre-
chenden Stellen in F.
M 359 debuerant se praeparare, TWS debuerant cultum prae-
parare, F 45r se dovoient atorneir. M 35g recte exsequendum putabat
evangelista, TWS Recapitulat evangelista , F 45r Li ewangelistes
recontet. M 364 sanguis hircorum et vitulorum, TWS sanguis hir-
corum et taurorum, F 50r // suiis des bös et des toreis. M 365 qui
requircnt eum, TWS qui requirunt cum, F 50V ki lo rcqtäereiit. INI 365
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALBERSl ADT. g
l'A vitientes eum adoraverunt, TWS et viclentcs cum adoraveriinl,
quidam autem dubitaverunt, F 51V d qiiant il lo virenl se Vaorereni,
»Ulis li alqiuint doiierent. M 365 In monte etenim orat, ut tempore
humilitatis nostrae, TWS In monte etenim orat, ut nos ea quae coe-
lestia sunt, petere debere insinuet. In valle autem orat ut tempore
orationis nostrae, F 51V orel a la fieie twstre sires el monl . porceii k'il
nos e nsaig tiet a qicerre /es celestials choses . et en valleie orel . por ceii
k'il nos ensaignet quanl nos orons. M 367 signa magicis artibus
patrasse, TWS signa, quae fecerat, magicis artibus patrasse, F 53V
oust fait les mirades Wil ai'oit fait per enchanlerie. M 367 in hora
passionis suae, TWS in hora comprehensionis suae, F 53V qiianl
oin lo penroit. M 369 stultum est ergo, cum gladiis me quaerere,
TWS stultum est ergo, cum armis me quaerere, F 55r Porceii est
fole chose de moi querre a armes. M 36g Uli dixerunt, TWS illi enira
dixerunt, F 56r car eil dissent. M 370 vestimenta sua scinderent,
ut ex scissione vestimentorum dolorem cordis ostenderent, TWS
vestimenta sua scinderent, ut ex significatione vestimentonim dolorem
cordis ostenderent, F 56V se trenchievent lor vesttire por ceu ke per
ceu mostressent la dolor de lor euer. M 370 iterum negavit eum,
TWS iterum negavit, F 57r Cil desnoieit. M 371 Et hoc notandum
est quia gallo cantante Petrus ad poenitentiam redit quia videlicet
cjuando per negligentiam corporis delinquimus, TWS Et hoc no-
tandum est quia gallo cantante Petrus ad poenitantiam rodiit quia
videlicet, qui per negligentiam corporis delinquimus, F 58r A7 ctu
fait a notteir . ke quant li jas chatiteit . sainz Pieres repaireit a peni-
tence . por ceu ke 7ios ki per negli*^ence de perice avons pechiet. M 371
laboraverunt, T W S vigilaverunt, Y ^^\ veillerent. M 372 quid mer-
uerunt qui discipulum ad traditionem sanguinis magistri provo-
caverunt?, TWS quanto magis illi peccaverunt qui sanguinem justum
emerunt et discipulum ad traditionem sanguinis magistri provoca-
verunt, F 58V cum plus ptcherent eil, ki lo juste sanc achater cnt . et
lo disciple provocherent de vendre lo sanc de son ?uaistre? M 373 (quia
non suo arbitrio) eum morti adjudicabat, TWS eum adjudicabat,
F 58V por ceu k'il nel jugievet mies. M 374 Si autem legatur per
unum r et per duo bb, TWS Si autem legatur per unum r, F 6ov
l\[ais s'om lo leist per une sole r. M 375 quod prim.o homini dictum
est, TWS quod primo parenti dictum est, F 61 v k\il primier peire
avoit esteit dite. M 375 Ut faciat opus suum alienum est opus ejus ut
operetur opus suum, peregrinum est opus ejus ab eo, TWS Ut faciat
opus suum peregrinum opus ab co, F bzx kar porceu kil ovrest son
qyvre estrainge est son oyvre de lui. M 375 Unde bene Cyrenaeus fuisse
dicitur, TWS Unde bene Cyrenaeus legitur fuisse, Y Ö2v Dont otn leist
bien k'il fut Cireneus. I\I 376 vel ubi abundavit delictum, TWS vel
ubi abundavit peccatum, F tlv Du lai ou habondet pechiez. M 376
Et dederunt et bibere vinum, TWS Et dederunl ei vinura, F 63r
■SV li donerent vin boivre. M 377 vel arctioris vitae, TWS vel altioris
vitae, F 63V ou plus estroile vie. M 377 sed cjuia alios salvos fecit,
TWS sed cjiii alios salvos fecit, V t\x mais ki Ics altres at fait sals.
lO J. WIEPRECHT,
M 380 In cujus aquilonari i)arle, TWS lu cujus acquilonari lalcre,
F öyr En la pailic ki est vers Ardainc. M 380 quod furto mulierum
vel discipulorum sublatum fuisset corpus Jesu, TWS quod furto
mulieris vel discipulorum sublatum fuisset corpus Domini, F öjr kc
les femmes 01/ li disciplc aussent embleit lo cors nostre signor. Wit>
aus den Beispielen von Textverschiedenheit zwischen M (H) und
den Handschriften TWS hervorgeht, bei denen F meist der Lesart
von TWS folgt, läfst sich aus M (H) allein kein klares Bild der
Vorlage V gewinnen. Da TWS in der Lesart meist mit F über-
einstimmen, so sind sie für uns von grofsem Werte.
Bei der Vergleichung von F mit dem lateinischen Texte, die
zur Aufsuchung der Abweichungen beider angestellt wurde und
deren Resultate das nächste Kapitel enthält, sind infolgedessen
nicht nur H und M benutzt, sonderi\ auch TWS herangezogen
worden.
IV. Abvveichungen der altlothringischen Haimo-Über-
setzung von ihrer Vorlage.
Der altlütliringische Übersetzer der Homilien des Haimo hat
bei seiner Arbeit den Text der Vorlage im Allgemeinen unan-
getastet gelassen und in möglichst genauer Weise wiederzugeben
versucht.
Das letztere tritt namentlich bei der Wiedergabe der einzelnen
Worte hervor, die häufig mehr eine künstliche Umbildung der latei-
nischen Worte zu französischen als Übersetzung der betreffenden
Worte ist.
Ja, es findet sich sogar an einzelnen Stellen eine wörtliche
Übersetzung vor, wo der Übersetzer, um logisch zu verfahren, den
Text hätte ändern müssen:
M 365 Scandalon enim graece, latine dicitur offensio sive
impactio pedum, F 5 1 r Escaiidle eu Greu . en Laiin dist om corroz
. ou ahurtemenl de piez. Von eigentlichen Fehlern ist die Über-
setzung fast vollständig frei.
Als Fehler enthaltende Stellen seien angeführt:
^^ 373 Memores enim Judaei liberationis suae de Aegypto,
hanc habebant consuetudinem ut in die festo unum vinctum a
morte eriperent in memoriam suae liberationis de Aegypto; Y 6or
Li Geil remenbrant de tor delivrement d' Egipte, avoient ceste costume
k^il delivrevent a jor de feste un prison de mort . en la reinenbrance de
son delivrement quant il furent delivreit d'Egipte. M 374 sed quia
rebellionis crimen mihi contra Caesarem impingitur, vos videritis,
F 6ir ceu vairoiz vos (Matth. XXVII 24).
Das zugesetzte ceti in F beweist, dafs der Übersetzer die
Worte vos videritis unrichtig aufgefafst hat.
M 356 Discite a me; F 4ir Aprenneiz a moi.
Bei einigen Stellen mufs es dahingestellt bleiben, ob man es
mit Fehlern und Ungenauigkeiten der Übersetzung oder der Vor-
lage zu thun hat :
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALBEKSTADT. I I
IM 339 Alabastrum genus est marmoris pretiosi, variis colo-
ribus intertincti, quod ferunt medici Optimum esse ad unguenta
incorrupta servanda; F 45r dont li Gen dient k'il est molt boens por
oignemenz Twardeir ke neu enpeireiit. M 374 abba liebraicc; F 6ov
(irba en Hebreu.
Als in gewisser Beziehung zu den Ungenauigkeiten der Über-
setzung gehörend, kann hier angeführt werden :
Wiedergabe lateinischer Worte durch franz()sische, deren Be-
griff weiter als der Hegril'f jener ist und umgekehrt.
M — (W i64d) persequenliura, F ^2v des a7iemins. M 367 per-
secutorura, F 53r de la male gent. M 365 hymnum Deo canamus,
F 50V rettdotis graice a den. M 364 Caerimonias, F 50V offrandes.
M 383 corpus raeum tangere non potuit, F7ir ne poreit oindre
iiion cors. M 397 venit cum duodecim, F 84V s'asembJeit avoc les
doze. M 397 facti sui, F 84V de son pechiet. Von sonstigen Ab-
weichungen, die als Ungenauigkeiten bezeichnet werden können,
ist die Übersetzung auch an den schwierigeren Stellen frei.
Dieser Umstand gereicht als Beweis von Sprachkenntnis und
Aufmerksamkeit des Übersetzers bei seiner Arbeit diesem allerdings
zum Lobe, ist aber auch zum Teil auf den engen Anschlufs der
Übersetzung an ihre Vorlage und den sehr klaren Stil des latei-
nischen Textes zurückführen.
Änderungen.
So sehr sich der Übersetzer im Allgemeinen an den Text
seiner Vorlage hält , hat er doch , offenbar aus Rücksichtnahme
auf den Bildungszustand des Laienpublikums seiner Zeit, in einer
grofsen Anzahl von Fällen teils gröfsere, teils geringere Änderungen
vorgenommen.
A. Änderungen in bezug auf den Inhalt.
I. Hinzufiifjungen.
I. bei Bibelcitaten.
Der Verfasser der Homilien pflegt von den Kapiteln der Evan-
gelien, die er seinen Predigten zu Grunde legt, nur die Verse zu
eitleren, über die er sich in der .'Auslegung weiter verbreitet. Der
Übersetzer begnügt sich damit nicht, sondern fügt häufig die
zwischen zwei Citatcn ausgelassenen Verse hinzu. Die Hinzu-
fügung von Bibelversen tritt besonders im Stücke XI, das von der
Passion Christi handelt, hervor.
M 369 Novissime autem venerunt duo falsi testes, F 55V FA li
princes des presies et toz li conciles <]uaroient fals tesmoignaige encontre
Jhestim . porceu Uil lo livressent a ?noil. Se n'en irovercnt mies . ja soit
cell qiic maint fals tesmon i venissent. A dairiens vinrent diii fals
tesmon. M 370 f. Et iterum negavit cum juramento, quia non novi
hominem, F 57r f. Cil desnoieit davant toz et se dist Ne jti sai . ne ja
nentent ceii kc tu dis. Si usseit fuers davant la cort . se chanleit li
jas. La pai ii.v t/idiiit une altyr aneete fat veiit . se dist a ceos ki lai
12 J. WIEPRECHT,
entor csleivenl . car eist est de ceos. Lo parax nn pctit apres dissent a
Pieron eil ki lai esteivent vraienicnt tu es de ceos . car tu es assi Ga-
lileus. Et eil eneomencet exeommunier et jurier . ke ju ne sai ke eist
hom soit ke vos dites. Maintenaiit lo parax chaftteit li Jas. M 37g
Inter quas erat Maria Magdalena, F 66r Entre les quels estoit Marie
3Iagdalcne . et Marie li vieire Jaeobi et Joseph . et li' meire les fils
.Zebedei.
2. Hinzufügungen zur Verdeutlichung des Textes.
M 363 fehlend, F 4gr Li altre disoient suis je eeu sire . eist por
sa malvaise eonscienee cuverre dist. Suis Je ee maistres? M 355
fehlend, F 4ir A kai om doit dire ke tiostre sires at mestier des dous
beestes per signifieation eest de dous peules. M 37g Arimathia ipsa est
Ramathaim civitas videlicet Elcanae et Annae, F 66v Arimatie est
Ramaiaim . li eiteiz dont Elchana et Anna furenl li peires et li meire
Saint Samuel. M 37g Dicta autem Magdalene a ]\Iagdalo castello,
F 66v Et Magdalene ot nom . por le chastelat Magdalom dont elc
fut. M 350 Quid manducat et bibit, hoc est, si manet et manetur,
si habitat et inhabitatur, si haeret, ut non deseratur, F 28r Qui
mainjut et boit . ccst s'il maint en deu et deiis en lui . s^il habitet en
deu . et deus eti lui . s'il se tient a deu et deus fiel laisset mies. M —
(W i34d) Crux quippe a cruciatu dicitur, F 36r Car eroix dist om
porceu li'ille erueict . e^est tormcntct.
II. Auslassungen.
1. Auslassungen bei Bibelcitaten.
Auslassung von Bibelcitaten, die der lateinische Text enthalt,
findet sich in der Übersetzung selten.
M 362 At Jesus dixit: Ite in civitatera ad quemdam, et dicite
ei : Magister dicit, Tempus meum prope est, apud te facio Pascha
cum discipulis meis'; F 47V Et Jhesus dist a ols. Aleiz en la citeit
a im homme. M 347 Unus autem ex ipsis Caiphas nomine, cum
esset pontifex anni illius, dixit eis. Vos nescitis quidquam, nee
cogitatis quia expedit vobis ut unus moriatur homo pro populo
et non tota gens pereat. Hoc autem a semetipso non dixit sed
cum esset pontifex anni illius prophetavit, F 25V Et uns d^ols ki
Cayfas avoit nom ki estoit eveskes de cel an profeileit. Vielleicht
beruht die letzte Abweichung auf einem Versehen des Übersetzers,
welches dadurch entstanden sein kann, dafs derselbe beim Lesen
des lateinischen Textes von dixit eis auf prophetavit übersprang und
dadurch die angeführte Stelle ausliefs.
2. Auslassung erklärender Bemerkungen.
Der lateinische Text enthält sehr viele weitschweifige, gramma-
tische Erklärungen. Da der Übersetzer bei seinem Publikum weder
Interesse noch Verständnis für derartige Erörterunsfen erwarten
* Interessant ist die Hinzufiigung eines gereimten Satzes auf Blatt 4V
ke li nohlesce de la char ne valt , ou li fioölesce del euer fall. (Einziger Fall
dieser Art.)
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALBEKSTADT. I3
küunto, SD reduzierte er dieselben durch Kürzungen und Aus-
lassungen, so weit als es irgend anging.
M 384 f. Notandum sane quod osia, verbuin 1 lebraicuui, com-
positum est ex duobus corruptis et integro : salva naraque sive sal-
vifica apud Judaeos dicitur. Na vero interjectio deprecantis, quo-
modo apud Latinos interjectio est ciolentis heu , et interjectio
admirantis, papae. Denique in Psalmo, ubi septuaginta interpretes
transtulerunt: „O Domine, salvum me fac", in Hebraeo scriptum
est: Anna adonai osiana, quod interprcs noster Ilieronymus, dili-
gentius elucidans, ita transtulit : „Obsecro, Doraine, salva, obsecro".
Idem namque significat o per iaterjectionera obsecrantis, quod ob-
secro, Domine, per ipsum verbum obsecrationis. Osanna itaque
salva obsecro significat, consumpta littera vel vocali, quae verbum
prius interminat, cum perfecte dicitur osi, per virtutem litterae vo-
calis aleph, a qua verbum sequens incipit anna, quod metrici in
verbis scandendis synaloephen vocant, quaravis illi scriptara litteram
scandentes transiliant; in hoc autem verbo osanna, iot littera nee
saltem scribatur, sed sensu loquentium salvo, funditus intermittatur ;
F jzr A 7iotteir fail . /{^osanna esl uns vioz Hebreus . ki est J'aiz de
dous moz . d\in cntier ei d'im corrinnpuü. Car per cest mot dieiit li
Hebreu . salve ou fai salf . et osamia est uns moz de priere. Car
osanna signifiet ju te prei ke tu me salve. M 378 El enim dicitur
Deus, i meus : lamma ut quid? sabachthani dereliquisti me; F 65r
Cest a dire. Mes deus . mes deus . por kai 7/1^ as tu laissiet? Zu-
weilen vertauscht der Übersetzer ein Fremdwort mit einem be-
kannten Worte und läfst die in diesem Falle entbehrliche Erklärung
des Wortes, die sich im. lateinischen Texte findet, aus.
M 362 in paropside.i Paropsis vas est quadratum, dictum
quod sit paribus absidibus, id est aequis lateribus. Est autem vas
escarum, quod Marcus evangelista catinum appellat, quod est vas
fictile; F 48V eti l^esquelle. M 342 In illo tempore facta sunt en-
caenia Hierosolymis. P'ncaenia autem vocabatur solemnitas dedi-
cationis templi, quam populus Dei ex antiqua patrum traditione,
per annos singulos celebrare consueverat; F 20r E71 icel te7is ßst
07/1 dedication e7i Jhertisale77i. Ein ähnlicher Fall ist:
M 374 Cohortem universam congregaverunt. Cohors erat apud
Romanos milites triginta; F 6ir s'ase77ib/erent a lui trente Chevaliers.
3. Auslassung eines Begriffes, bezügl. Satzes bei
mehreren koordinierten Begriffen oder Sätzen.
M 344 una est aeternitas, perfecta aequalitas, dissirailitudo
nulla, Y 2 2\ tme eterniteit per feite equaliteit. M 335 sum quippe
praesentis temporis verbum, nee praeteritum, nee futurum sonat, sed
semper praesens ; F 1 3V Car ju sois sig7iifiet ades ceu ke p/esenz est
. ne mies ceu k'avenir est. M 344 Ideo Deus I'ater, ideo gignendo
' Hervorgehoben zu werden venlient die gcschickle Übersetzung von
Fremd Worten, z. li. M 362 Ltionia iiebriiicae lini^uuf tat, V 48r II est propre
zostutne del lig>iiti;e des Jlebretis.
14 .[. WIEPRECHT,
dedit, ut Dens esset, gignendo dedit ut aequalis esset; F 22r Porceu
deiis li peires done.l al fil e^igenranl qu^i/ Just cvvals. M — (W 1 04b)
(juia de insipiente efficitur sapiens et de fiidocto prudens ; F 34r
ca7- de sot devietit saiges.
4. Auslassungen von Stellen, die der Übersetzer
jedenfalls für unwichtig und nebensächlich gehalten hat
Die Zahl der fehlenden Stellen ist nicht unbedeutend. Wenn
man nicht annehmen will , dafs dieselben bereits in der Vorlage
gefehlt haben oder vom Übersetzer aus Versehen ausgelassen sind,
so läfst sich für das Fehlen derselben kaum ein anderer Grund
als der obige angeben.
Hier brauchen nur wenige Beispiele angeführt zu werden.
M 339 Quaerit aliquis forsitan , baptizati in Christo, et in
charitate praeceptorum ejus viventes, quare omnium gentium unguis
non loquantur, dum certum est, spiritum sanctum eos accepisse?
Quia ipsa Ecclesia, quae est corpus Christi omnium gentium Unguis
loquitur; F lyr fehlend. M 355 Quid totüm? Ut Dominus propter
animalia adducenda discipulos in civitatem mitteret ut vilibus ani-
malibus in civitatem regiara portaretur; F 4IV fehlend. M 363
Ipse enim dixit : Ego sum veritas. Dum fraternam caritatem aliqua
fractione violant, quid aliud quam Christum tradunt; F 48V fehlend.
M 364 Si enim solum vinum sine aquae permistione oftertur, possit
talis esse intelligentia, quod nos absque adjutorio Christi et passione
salvari possemus; F 49V fehlend. M 364 Hie est novi testamenti
sanguis ad differentiam veteris testamenti dicit; F 50r fehlend.
M 385 Per hoc quod Patri aequalis est, nos, ut essemus, creavit,
per hoc quod nobis est similis, ne periremus, redemit; F 72V Per
ceu per kai il est seviblanz al peire . nos creel il . per ceu per quai ü
est semblanz a nos . nos rachateit il. M 379 sed quia olim sancta
fuisset propter cultum unius Dei , nomine scilicet pristino perma-
nente ; F 66r viais porceu quHlle avoit esteit saittte . et li anciens nons li
estoit remeis. M 445 Ne propter opera diaboli, quae pertrahunt in
interitum, apertum nobis iter regni coelestis nos ipsi claudamus ;
F 1 2 1 V ke nos ?nismes ne nos cloions la voie del regne des ciels . per
les oyures lo^ diavle.
B. Änderungen in bezug auf den Ausdruck.
a) Bei Einzelbegriffen.
I. Hinzufügungen.
1. Hinzufügung von Adjektiven.
Gewöhnlich nur bei Namen von Heiligen vorkommend, sonst
selten.
M 327 apostolus Petrus, F 5r sainz Pier es li apostles. M 334
Johannes, F 1 2v saiTit Johans. M 347 Mariam, F 25r la hieuavreie
Marie. M Bd. 117, 882 cum sanguine, F iv a tot sanc. M 337
multitudinem, F 15V grant muliitudijie.
2. FHnzufügungen von Adverbien:
M 330 pater mens misit me, F 6r niais nies peires nienvoiai
niE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALP.ERSTADT. I5
Siii. M 38g Turba autein cjuae slabat, V yOv Or li lorbe ki lai
eskivit. M, I^d. 117, 883 cxposiiit ipse dicens, F 2x espouul il apres
disanz.
3. Hinzu füg u 11 g von Pronomini Inis.
«) Possessiva :
M, Bd. I 17, 883 per proprium sanguinein, F 2v /;(/' son propre
sanc. M331 Spiritus Domini, Y '6\ li espiriz nostre siguor. (Heider
Übersetzung von Dovihius ist durchweg das Possessiv Pron. iiostre
hinzugefügt). I\I 366 post resurrectionom, F 50V apres sa resur-
rection.
ß) Demonstrativa:
M 331 Ego non quaero gloriara meam, est qui quaerat et
judicet, F 8v Ju ne quier ini''\ ma g/ore . il esl ki la qiiierl et ki
jaget. M 359 et quia multum dilexit, F 45V et porceu Kele Pamett
molt. M 367 oravit autera non pro sc, F 53V Poreit nc wies por
soi. M 377 et dixerit non a Romanis sed potius a Judaeis dictum
fuisse, V 65r et dire . ke li Gtu lo dissent.
4. [Jinzufügung von Personennamen zu Appellativen.
M 402 doctor egrogius, F gov li tiobles preichieres sainz Pols.
Der angeführte Fall ist selten. Erwähnt möge an dieser Stelle
werden die einige Male vorkommende Vertauschung des Namens
mit dem Appellativum.
M 360 dicens cum eodem Johanne, F 47r disant avoc cel mismes
apostle. M 364 in utero Mariae, F 5or el venire de la virgine. M
343 contra Augustum, F 2ir encontre Vempereor. Auch der um-
gekehrte Fall zu 1, 4 läfst sich nachweisen:
M 403 adversum Futychianos, I'' giv enco7itre les herites Kiiticiens.
\\. Auslassungen.
1. Auslassung von Adjektiven.
iNl, Bd. 117, 883 semetipsum obtulit immaculatum, F 2v soi
7>iismes offrii. M, Bd. 117, 884 unigenitus Def Filius, F .3V //
filz deu. M 378 sacramenta coelestia, F 65V li saerement. M —
(W 2i2d) haec sacratissima nox, F 123V ccste noiz.
2. .\uslassung von Adverbien.
M, Bd. 117, 88] et quia fortassis poterant dubitare, F 3V Et
porceu ke puienl doteir. M 345 Et legem appellavit Dominus gene-
raliter, F 2 3r Et loi apelel nostre sires. M 353 donec ibi pateretur
et ibi resurgeret, F 3Qv iant k'il J'ut peneiz ei releveiz. M 378 Im-
pleta est hie prophetia, F 64V se J'ut eniplie li profecie. Vi 388
ad nostram rursum inlirmilatem temperavil, F 75V a nostre ßavoteit
a tanipreit.
3. Auslassung von l'r onomini bus.
Nur selten stattfindend, wie sich schon von vornherein aus
dem Bestreben des Übersetzers nach möglichst deutlichem .\us-
druck ergiebt.
M 236 jior eorum prophctas, )■" i ^r par les prophctes. M 358
l6 J. WIEPRECHT,
ut transcat de hoc mundo ad patrem, F 44r X''// trespast del vmnde
al peire.
4. Auslasssung von Konjunktionen.
M, Bd. 117, 882 pontifex futurorum bonorum autem, F iv
Eveskes des biens k'avenir estoiejit. M, Bd. 117 882 Tabernaculum
autem, F 2x Li tabernacks. M t^t^t^ Ad quod etiam respondendum,
F lov A kai oni doü dire. M 359 Est etiam alabastrum, F 45V
Alabaslre est. M 365 Scandalon enim graece, F 5ir Escandle eji
Greu. M 387 Si quis me non sequitur, F j^r Qui tie jne seut mies.
5. Weglassung des verbum finitum beim Infinitiv und
Umwandlung des Infinitivs in das Verbum finitum.
M, Bd. 117, 884 Leges humanas hie videtur apostolus tangere,
F 3v Les humaines lois lochet ci li apostles. M 328 non quod ipse
per naturam malus esse possit, F 6r ne mie porceii kil soit mals per
nature. Auf dasselbe Prinzip zurückgehend: Umwandlung eines
Nebensatzes in einen Hauptsatz durch Weglassung des regierenden
Verbs :
M 377 Hoc non Judaeos, sed Romanos intelleximus dixisse,
F 65r Ceu ne dissent mies li Geu mais li Romain. M 382 quod
unguentum ex nardo pistika dicitur esse confectum, F 7or Et eil
oingnemenz fut faiz de nart pistike.
6. Weglassung des Appellativums bei Personen-
namen (selten).
M 364 Petrus apostolus, F 50V sai?iz Pieres.
III. Verbreiterung des Ausdrucks.
In der Übersetzung ist als durchgehender charakteristischer Zug
das Bestreben nach möglichst deutlichem Ausdruck der Gedanken
ausgeprägt. Eins der Mittel, durch den dieser zu erreichen ver-
sucht wird, ist die Verbreiterung des Ausdrucks. Da jedoch der
Übersetzer im Allgemeinen einer Wiedergabe des Textes in der
einfachsten Weise den Vorzug giebt, so sind die Beispiele für die
einzelnen Fälle von Verbreiterung des Ausdrucks weniger zahlreich
als die unter IV behandelten Fälle von Vereinfachung.
I. Umschreibungen.
d) Umschreibung eines Adjektivs durch einen Relativsatz.
M, Bd. 1 17, 882 futurorum bonorum, F i v des biens k'avenir estoient.
M, Bd. 117, 884 mortem suam indebitam, F 3V sa mort k'il
ne duit mies soffrir. M 331 nee ingratis subtrahit, F gr ne sostrait
mie a ceos ki greit 7ie Pen savoient.
ß) Umschreibung eines Adjektivs durch einen Finalsatz.
M 359 ad unguenta incorrupta servanda, F 45V por oignerncnz
vvardeir ke fi'eft enpeirent.
y) Wiedergabe eines Adjektivs durch einen genetivus cjualitatis.
M 328 durus, F 5v de dur euer.
ö) Wiedergabe einer präpositionalen Wendung durch einen Satz.
M 362 sine denominatione, F 48r nen nomment mies certe-
nement, M 445 cum omni sollieitudine, F I2iv quant ke nos poons.
DIE LAT. TIOMILIKN DES HAIMO VON HALBERSTAT>T. IJ
f) Wiedergabe eines Abstractums durch einen Infmiliv.
M — (\V 163c) ad ipsius Christi imitationcm provoranlur,
F 32r /•'// semoiit densevre (hisl. M 372 ad traditionem sanguinis
luagistri provocaverunt?, F 58V provochercnl de vendre lo sanc de son
maislre ?
2. Wiederholung von Worten.
M — (W 165b) veniens evangeh'zavit pacem his qui longe
erant et his qui prope, F 37r se vini s' aiionce.it paix a ceos ki lonz
estoient . et paix a ceos ki pres cstoient. M 381 primo venit Betha-
niam deinde etiara Hi(Tosolyraam . . . Ilierosolymam quidcm ut ipse
ibi morerctur, F 68r En Jherusalem vint voirement poj- morir.
3. (rebrauch von Substantiven an Stelle von Prono-
m i n i b u s.
M, Bd. 117, 883 per illum, F 2v par cel sanc. M — (W i64d)
per quod primae praevaricationis mortui jacebamus, per lignura
reconciliationis ad vitam revocaremur, F 36r porceu ke 7tos qui cheut
estiens per lo fiist de prevarication , fuss^ens releveit per lo. Just de recon-
ciliemeiit. M 360 potuit enim istud venundari, F 46r car cest
flignaiietit pulst am vendre. Hinzufügung des Substantivs ?um Pro-
nomen :
M — (W 212b) hanc-, F 123 ceste noit.
IV. Vereinfachungen des Aus drucks.
I. Vereinfachung lateinischer Redewendungen und
Umschreibungen. Feiner der am häufigsten vorkommenden
Fälle von Abweichung.
Da bei diesem die Individualität des Übersetzers am meisten
hervortritt, so eitleren wir eine gröfsere Anzahl von Beispielen.
M 329 ut nullus Judaeorum familiariter colloquium habere
dignaretur cum eis, nee convivium participare, F 7r ke Jiuls Geus nc
daignest a os nes belement parlelr . ne maingier avoc os. ]\I 32g
Quemcunque autem Judaei improperio lacessere vole'bant, F 7r quant
II Gen vololent aticucn hommc laldangler. M t^t^2 se suamque suboiera
conditioni mortis substravit, F gv sc dampnelt a inort . et sol et son
esclatte. M 2^}^'^ testimonia perhibent de me, F I2v nie iesmolgnent.
M 335 feile invidiae comraoti, F I3r lull alrlet. M — {W 165c) luce
clarius patet, F 37V ceu seit hom bleu. M 358 in hac celebritate
festivitatis, F 44r a ceste feste. M 360 et misericordiara potcritis
eis impendere, F 46r se lor poez bien faire. M 362 ne impudentia
victus in barathrum negationis incideret, F 48V ke de honte nel des-
nolet. M 365 quod scandalum essent passuri, F 5 ir /(■'// seront escan-
dallzlet. M 366 blandientis alfectu , F 52r doucement et plement.
AI 368 ut dicamus: „Amice, ad quod venisti?" ut interrogantis modo
legatur, F 54r ke nos dlsons dcmandant . amlns a kal es tu veniilz.
M 378 transeamus ab his locis vel sedibus, F 65r alons nos en de
cl. M 395 futuras impii conturaelias tacendo praeteriit, F 83r dct
blasine del fallvn se taut. J\l 396 lavairuni gratiae, F 84r lo hap-
ZeitBchr. f. roin. Phil. XIV. 2
l8 J. WIEPRECHT,
tisme. M 397 et interdicentibus cibos ori suo, F 85r et laissievent
lo maingier. M 3Q7 a proditione retrahit pedem, F 85r se retraisl
de hl (raison. M 397 in exemplum Judae, F 85r cum Judas.
M 406 furore superatos, F 95r airiez. M — (W 212b) Significans
electos suos inter pericula persecutionum fructum bonis operibus
insudandum, F I2 2v signifianz ke sei esleit . se doieni travillier en
bones oyvres entre les periz des persecutions. An Stelle der Um-
schreibungen für Appellativa setzt der Übersetzer das einfache
Appellativura.
M 356 in numerum coelestium civium, F 42r a la conpaignie
des engles. M 358 israheliticura populum, F 44r les Geus. jNI 378
ministri iniquitatis, F 64V // Geu. M 406 maligni spiritus, F 94r
del diavlt.
2. Zusammenziehung von Synonymen (sehr häufig).
M 331 quia justum et aequum est, F 9r car droiz es/.
M 334 Sed si ejus opera diligenter inspicimus, et ea spiritualiter
consideramus, F I2v Mais se nos esvvardons bien et spiritelment
ses oyvres. ]\I 348 continuo subjecit et dixit , F 27r se dist
viainte7iünt apres. M — (W 164b) Peritorum raedicorum dicunt
esse, ut variis morbis contraria opponant antidota, srilicet ut
calida frigidis, et frigida calidis curent, F 34V Om dist ke li saige
meie vvarissent diverses cnferteiz per contraires medicines . c'est les
froides per les chaudes . et les chaudes per les froides. M 353 nocte
ibi consumebant et comedebant, F 39V i despendoient. M 355
mox remittuntur non in daemonacum servitum sed in liberum arbi-
trium rediguntur, F 4IV viaintenant les laisset om . ne mies al servise lo
diavle ?nais a lor franche volenteit. M 361 Praedicatur ergo inter
alia miracula Salvatoris etiam Mariae benevolentia, et ejus devotio
ab Omnibus laudatur, F 47r Or entre les altres miracles del salvaor
s^est assi loeie li hone volenteiz Marie et sa devocions. M 396 Ubi
est diversorium et refectio raea?, F 84r Ou est ina refections? M,
Bd. 117, 570 nostris doctoribus et magistris, F i lov ki nostre maistre
furejit.
3. Unterlassung der Wiederholung desselben Wortes.
M 363 Solemniis expletis veteris Paschae transit Dominus ad
sacraraenta novi Pasrhae demonstranda, F 49r Quant nostre sires ot
fait la sollempniteit del viez paskes . se vat avant por mostrer les sacre-
menz del novel. M 368 Ea temeritate qua alium punis vel judicas,
necesse est, ut eadem temeritate a Domino puniaris , F 54V kar
per cele mismes baldise ke tu tor?nentes ou juges altrui . tormenterat da-
medeus toi. M 387 Non enim rex Israel Christus ad exigendum
tributum, sed rex Israel qui mentem regat, F 72V Car Criz n'est
mies roi d^ Israel por detnandeir treu. . . . 7?iais por ceu qtiil govcrnet
les ainjnes.
4. An Stelle zweier verschiedener Worte zweimaliger
Gebrauch desselben Wortes.
M 328 verbura Dei audire contemnit, vel si cum aure corporis
audierit , illud nullo studio vel labore in opere mittere conatur,
DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALREKSTADT. IQ
F 5v ne de la parole den nat eure et s'il l'ol n'a/ eure del maire
en oyvre. Äl 390 Quid est ergo, ait quispiam, quia cHabolus de
credentium cordibus ejicitur foras? jam fidelium neminem tentat?
F 78r Or dist aneuens. Des ke li diavles est gitiez des cuers des feols.
tie temptet il mais ?tul feol honune ?
5. Positiver Ausdruck an Stelle des negativen.
M 2i}) I mortem tamen corporis non evadent, F gv morir /es
convenrat.
b) Bei Sätzen.
1. Umwandlung von passivischen Konstruktionen in
aktivische.
Eine der häufigsten Änderungen, da fast jede passivische Kon-
struktion in eine aktivische umgewandelt ist.
^i iö^ Qui ^b hominibus, injuste est judicatus, F gr ke li
komme jugerent a tort. M 33 1 congregabuntur, F gr s asainbleront.
^^ Zi^ Nimium extolleris, superflue elevaris, ultra modum eri-
geris, F iir Trop t'orgoilles .trop t'eslieues . oltre mesure Vessauces.
M — (W 164b) sed homo assumptus est a Domino, F 34r //w/j- deus
pr ist P komme. M 373 Et cum accusaretur a principibus sacerdotum
et senioribus, nihil respondit, F 5gr Et qmmt li princes des presles
et li veil komme V acctiseivent . ne respondeit ?iiaut.
2. F^lliptischen Sätzen ein Prädikat hinzugefügt.
M 330 Custos quid de nocte, custos quid de nocte?, F jv
Vvarde ke vois tu per noit . war de ke vois tu per noit? M 367
Summa dementia infelicis judae !, F 54r Trop fut granz li forsen-
nerie del malavrous Judas. M 368 Si rex, quomodo servus? Quo-
modo enim rex et servus?, F 54V S''il est rois . comeut est serianz?
Car coment puet il cstre rois et serianz. M — (W 213c) O mira
pietas Salvatoris, mira benignitas, F 125V O cum granz et cum mer-
villouse est li pitiez et li douceors de nostre salvaor.
3. Rhetorische Frage durch positiven' Satz wieder-
gegeben.
M 382 Quid enim per unguentum nisi honus odor opinionis
insinuat?, F 70r Li oygnemenz signifiet l'odor de bune renomeie.
4. Umwandlung unpersönlicher Ausdrucksweise in
persönliche.
M — (VV 164 c) unde et in lege praecipitur, F 35r Dont deus
comandet en la loi. j\[ — (\V 165a) Factum est maledictum, F 36r
// fut pnr nos maldiz. AI 406 de hoc dicitur, F g4r De cestui dist
li escriplure. jM — (W 2i2d) Quod autem in lectione evangelica
dictum est, ¥ I2 2v Mais ceu ke li leizons de la seinte evvangeilc dist.
5. Vereinfachung des Satzbaus.
An einigen Stellen vereinfacht der Übersetzer den .Satzbau
dadurch, dafs er Worte, besonders Personenbezeichnungen, die im
Lateinischen im Ablativ mit oder ohne Präposition stehen, zu Sub-
jekten macht und dadurch die Konstruktion des Satzes verändert.
2*
20 J. WIEPRECHT, DIE LAT. HOMILIEN DES HAIMO VON HALBERSTADT.
M, Bd. 117, 884 quod a Christo accepimus, F 3v ke Criz nos
at doneit. M 327 vos ex patrc diabolo estis, F 4V li diavie est vostre
peire. M 354 et hostias et sacrificia, quae in die a popiilo acci-
pi(ibaiü, F 3gv et les oß'randes et les sacrefices ke li peules lor dotieivel.
M 37g ut ostendatur, quia aliter a praefecto corpus Domini non
poterat impetrare, F 66v porceu qiCil rnostrcst kUiltremenl ne li otriast
ja li si'res lo cors 7iostre sig7ior. M 380 se;ptima autem, quae nunc
est, post Domini adventum in aniraa cum Domino requiescimus,
F 67V mais a la septisme ki or est apres V aveiiemetil uostre signor .
reposent tioz ainmes avoc tiostre signor.
6. Verbindung von Sätzen.
Anführungen in direkter Rede pflegt der Übersetzer meist
(hirch eine Form des Verbum dire mit dem Vorhergehenden zu
verl)inden. Im Lateinischen findet entweder gar keine Verbindung
statt oder eine solche in elliptischer Weise durch iterum oder eine
Personalbezeichnung,
M 345 Nonne scriptum est, F 2 3r Or dist Jhesus . Doris nest
il escrit. M 361 Quid vultis mihi dare?, F 47r se dist a o/s. Que
me voloiz vos dotier. M 361 Ubi vis, F 47V Se dissent oii mje/s tu .
M 327 et iterum, F 5r et li psalmistes dist. M 328 et iterum, F 5V
se dist lo parax. M 331 Et Apostolus, F gr Et li eipostles dist.
M — (W i64d) Et Jeremias, F Ttb"^' Et jheremies dist. M 357
Turba autem quae praecedebat et quae sequebatur, I*' 43V Et les
torbes ki darant aleivent . et ki lo sevoieyit . escrievent.
J. WiEPRECHT.
Die hypothetische Periode im Spanischen
in ihrer Entwickelung. '
Die hypothetische Periode im Romanischen berulil zwar auf
der lateiiu'schen, hat aber einiije besondere, allen romanischen Idiomen
gemeinsame Züge aufgenommen, die sie von dem lateinischen Ur-
■ A b k ü r z u u g e n :
Abencer. (2. Hälfte des l<>. Jaliih.) — Ilistoria del Abencerraje y la lierniosa
Jarifa : Biblioteca de Autorcs Espaiioles, Band 3.
Ador. (13. Jahih.) — Adoracion de los santos Reyes : Bibliot. Band 57.
Alex. (13. Jahrh.) — El Libro de Alexandre: Bibliot. Band 57.
Alfav. (Ende des 16. Jahrh.) — Maleo Alenian, Aventuras y Vida de Guznian
de Alfarache : Bibliot. 3.
Amadis (c. 1500) — Amadis de Gaula : Bibliot. 40.
AOnc. (14. Jahrh.) — Poema de Alfonso Onceno : Biblot. 57.
Appol. (13. Jahrh.) — Libre de Appollonio: Bibliot. 57.
Ayora (i. Hälfte des lö. Jahrh.) — Cartas de Gonzalo Ayora (nach Briefen
Icitiert): Bibliot. 13.
Berceo, Vida del glorioso confesor Santo Domingo de
Silos
„ Historia del Senor San Millaii
tt^acr. I „ Del Sacrificio de la Misa
BLaur. ' „ Marlirio de San Laurencio Bibliot.
BLoor. I (13. Jahrh.) - Berceo, Loores de Nueslta Sei^ora
BSI. I Berceo, de los signos que aparescerän ante del juicio
BMI^;. I „ Milagres de Nuestra Sefiora
BDV. I „ Duelos que hizo la Virgen Maria
BSG. J „ Vida de Santa Oria
Cabal. (l. Hälfte des I4. Jahrh.) — Don Juan Manuel, Libro del Caballero y
del P2scudero : Bibliot. 51.
Cart. Mar. (2. Hälfte des 18. Jahrh.) — Cadahalso, Cartas .Marruecas (nach
Briefen citierl): Bibliot. 13.
Caza (I. Hafte des 14. Jahrh.) — Don Juan Manuel, El Libro de la Ca^a,
herausgeg. von Baisl, Halle 1880.
Cclestina (c. 15O0) — Celeslina, Tragi-Comedia de Calislo y Melibea : Bibl. 3.
<;iireslom. (10. Jahrh.) — Booch-Arkossy, Spanische Chrestomathie, Leipzig
'857.
Ciil — Poema del Cid, herausgeg. v. Vollmöller.
Cid Tr. (rg. Jahrh.) — Antonio de Trueba, El Cid Campeador, ],eip/.ig i8(jI.
Clarco (Mitte des 16. Jahrh.) — Los Amores de Clareo y Florisea : Bibliot. 3.
Clemencia (19. Jahrh.) — Eernan Caballero, Clemencia, Lei])zig kS(>o.
Comp. Joe. (19. Jahrh.) — Herrmann : (^omposiciones Jocosas en I'rosa, Leip/.ig
i86r.
Conq. (wohl 14. Jahrh.) — La üran Conquista de Ultramar: Bibliot. 44.
Crilicon (Mitte des 17. Jahrh.) — Lor. Gracian, El Criticun, Madricl i(j04.
22 E. GESSNEK,
bilde unterscheiden. Dann haben wieder die einzelnen romanischen
Sprachen innerhalb des ihnen Gemeinsamen ihre speziellen Eigen-
tümlichkeiten ausgebildet, welche mitunter geeignet waren, das
(lepräge der lateinischen Periode 'in ihrer äufseren Gestalt fast bis
zur Unkenntlichkeit zu verwischen. Dies gilt namentlich von den
Idiomen, die den lateinischen Indic. Plusquamp. in das hypotheti-
sche Satzgefüge aufgenommen haben. So eröffnet eine jede der
romanischen Sprachen auf dem Gebiete der konditionalen Periode
der Beobachtung ein recht ergiebiges Feld. Die folgende Abhandlung
unternimmt es nun, von dem Entwickelungsgange , den dies wich-
tige Sprachgebilde im Spanischen genommen hat, ein Bild zu ent-
werfen.
Die lateinische Grammatik unterscheidet drei Arten von hypo-
thetischen Sätzen. Von diesen ist die zweite, der sogenannte po-
tentiale Fall, von verschwindenden Überresten abgesehen, überhaupt
nicht in das Romanische übergegangen. Der Fall der Realität
bietet wenig Bemerkenswertes. Der ungleich wichtigste und inter-
essanteste, zugleich aber auch der durch die zahlreichen sich da-
bei aufdrängenden Fragen schwierigste Fall ist der der Irrealität.
Mit diesem will ich beginnen.
Enxpl. (14. Jahrh.) — El Libro de los Enxemplüs: Bibliot. 51.
FGerd. (Mitte des 18. Jahrh.) -— Isla, Historia del Famoso Predicador Fray
Gerandio de Campazas, herausg. v. Lidforss, Leipzig 1885.
FJuzgo (13. Jahrh.) — Fuero Juzgo en Latin y Caslellano, Madrid 1815.
Gaviola (19. Jahrh.) — Fernan Caballero, La Gaviota, Leipzig 1860.
Guar. Civ. (Ende des 16. Jahrh.) — Perez de Hita, Guerras ('iviles de Gra-
nada: Bibliot. 3.
Guzinan (Mitte des 15. Jahrh.) — Perez de Guzman, Generaciones, Semblan-
zas e Obras de los excelentes Reyes de Espaila: Bibliot. 68.
LazarM. (i. Hälfte des 16. Jahrh.) — Hurt, de Mendoza, Vida j
de Lazarillo de Tormes
LazarLic. (Mitte des 16. Jahrh.) — Segunda Paite de Lazar. de l ui 1: ,, -,
Tormes por incierto autor ( ' ■'■
LazarL. (Anfang des 17. Jahrh.) — Segunda Parte de Lazar. de
Tormes por H. de Luna j
MEgipc. (13. Jahrh.) — Vida de Santa Maria Egipciaca : Bibliot. 57.
Patr. (I.Hälfte des 14. Jahrh.) — Don Juan Manuel, Libro de Palronio :
Bibliot. 51.
Patran. (2. Hälfte des 16. Jahrh.) — Juan de Timoneda, El Patraiiuelo:
Bibliot. 3.
Pulg. Letr. (2. Hälfte des 15. Jahrh.) — Letras de Fernando de Palgar (nach
Briefen citiert): Bibliot. 13.
Quij. — Cervantes, Don Quijote, Paris Baudry 1845.
RPal. (c. 1400) — Lopez de Ayala, Rimado de Palacio : Bibliot. 57.
Roiz (Mitte des 14. Jahrh.) — Joan Roiz, Arcipreste de Fita: Bibliot. 57.
Selva (2. Hälfte des 16. Jahrh.) — Jeron. de Contreras, Selva de Aventuras :
Bibliot. 3.
Solis Cart. (2. Hälfte des 17. Jahrh.) — Cartas de Don Antonio de Solls
(nach Briefen citiert): Bibliot. 1 3.
DIE HYPOTHETISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. 2^
I. Der irreale Fall.
Die gröfste Schwierigkeit, die sich hier zeigt, liegt in dem Um-
stände, dafs für die Darstellung einer auf die Gegenwart oder
Zukunft bezogenen Vorstellung Zeiten der Vergangenheit zur Ver-
wendung kommen. Die Erklärung dieser auffallenden P>scheinung
ist in verschiedener Weise versucht worden. Man hat zu diesem
Zweck einen eigenen Modus der Nichtwirkliclikcit angenommen,
indem man meinte, die Präterita wären ursjirünglich nicht eigent-
liche Zeiten gewesen, sondern hätten zunächst dazu gedient das
Unwirkliche auszudrücken, und zeigten diese ihre erste Bedeutung
noch in der irrealen Periode.' Das Unbefriedigende dieser Ansicht
liegt darin, dafs man damit dem Präteritum eine sonst nicht nach-
weisbare Funktion beilegt lediglich zur Erklärung einer einzig und
ohne Analogie in der Sprache dastehenden Erscheinung, wie es die
hypothetische Periode ist. Andere Forscher halten an der tempo-
ralen Bedeutung des Präteritums fest und versuchen eine Deutung
bald in dieser, bald in jener Weise. Kühner in seiner ausführ-
lichen Grammatik der griechischen Sprache, 2. Auflage, II S. 972
sieht in dem bedingenden Satze {ti il/^ov) ein in der Vergangenheit
Wirkliches, das einem in der Gegenwart nicht Wirklichen entgegen-
gestellt wird. „Der in dem Bedingungssatze ausgedrückten ver-
gangenen Erscheinung oder Wirklichkeit steht eine andere, entweder
wirklich ausgedrückte oder aus dem (Jedankenzusammenhange zu
ergänzende Erscheinung oder Wirklichkeit entgegen, welche gerade
das Gegenteil jener vergangenen Erscheinung oder Wirklichkeit
enthält, z.B. wenn du etwas hattest, so gabst du; nun aber hast
du, wie ich weifs, nichts gehabt; aus diesem Gegensatz wird nun
auf die Unwirklichkeit der einen wie der andern Handlung ge-
schlossen." Aber indem Kühner das für die Gegenwart Verneinte
aus der Vergangenheit folgert, ist er gezwungen für diese eine An-
nahme zu machen, die doch blofs auf einer willkürlichen Fiktion
beruht. Mätzner in seiner Syntax der neufranz<)sischen Sprache
I 8g erklärt das Präteritum aus dem Gegensatze zwischen der auf
die Gegenwart oder Zukunft des Redenden bezogenen , aber zu-
gleich in dieser Gegenwart oder Zukunft nicht zur Existenz ge-
langenden Bestimmung. „Nichts ist also natürlicher, als dafs das-
jenige, dessen Realisierung der Ciegenwart und Zukunft voraus-
sützlich nicht angehört, wenn es im Widerspruch damit dennoch
als gesetzt erscheinen soll, in der Form der werdenden Vergangen-
heit erscheint, deren veranschaulichende Natur den Widerspruch
tler gesetzten und zugleich nicht realisierten Existenz um so greller
macht." .^uch diese Deutung leuchtet nicht ein. Das im Wider-
spruch zu einer vorhandenen Irrealität gesetzte Ciegenteil kann
doch nur ein Akt des gegenwärtigen Denkens sein, und man sieht
' V;,']. die vorircfllichc Abhandluiif; von Koppin: Giebl es in der ;jric-
chisclien Sprache einen modus irrealis? in der Zeitschrift für das Gymnasial-
Wesen, 1878, Januar und Februar.
24 E. GESSNER,
nicht ein, mit welchem Rechte für eine diesem angehörige Vor-
stellung das Präteritum in Anspruch genommen wird. Es scheint
fast, dafs bei diesem Erklärungsversuch der oben erwähnte Begriff der
Irrealität sich durch eine Hinterthür wieder einschleicht, um unter
etwas anderer Firma das präteritale Tempus zu decken.
Vor allem wird man bei einer Erklärung der Sache auf den
Modus der Irrealität verzichton müssen. Dieser ist eine blofse, der
thatsächlichen Grundlage entbehrende Annahme. Offenbar hat das
Präteritum in der konditionalen Periode keine andere als seine ge-
wöhnliche Bedeutung eine Vergangenheit auszudrücken , also rein
temporalen Sinn. Das zeigt sich so recht einleuchtend gerade in
der romanischen Periode des Unwirklichen mit ihrem Imperf. Fut.
(Konditionale) im bedingten Satze. Ohne einen festen und klaren
Punkt in der Vergangenheit würde dieses Tempus völlig in der
Luft schweben und auf seine Funktion das vom Standpunkte der
Vergangenheit aus Zukünftige zu bezeichnen verzichten müssen.
Indem ich nun zu dem Versuche schreite, das Auftreten prä-
teritaler Zeiten in der hypothetischen Periode zu erklären, gehe ich
mit Koppin von dem irrealen Wunschsatze aus, als der einfachsten
und wohl ursprünglichsten, der vollständigen Periode zu Grunde
liegenden Satzform.
Bei dem irrealen, wie überhaupt bei jedem Wunsche wirken zwei
Faktoren : das naive Begehren und der urteilende Intellekt. Der
Wunsch in seiner reinsten und ursprünglichsten Natur ist ein in-
stinktives Begehren, das nach der Erreichbarkeit oder Unerreich-
barkeit nicht fragt; er zieht alles in seinen Kreis, an dessen Besitz
ihm gelegen ist, ohne zu untersuchen, ob dieser Besitz möglich
oder unmöglich ist. Die Entscheidung hierüber fällt dem sich alsbald
meldenden Intellekt zu ; dieser hat zu erkennen , ob der Wunsch
mit den realen Verhältnissen vereinbar ist (möglicher Wunsch), oder
ob er mit diesen in einem unlösbaren Gegensatze steht (unmög-
licher Wunsch). Indem nun der Intellekt den Wunsch vor sein
Tribunal zieht und, wie das bei dem irrealen natürlich der Fall ist,
seinen Widerspruch mit der Realität erkennt, bricht er den Stab
über ihn und wirft ihn zu den Toten, d. h. der Gedanke ist nur
noch ein Gewesenes, die sprachliche Darstellung desselben kann nur
durch das Präteritum erfolgen. Der irreale Wunsch „wenn ich doch
reich wäre" stellt sich also in seinem ganzen Verlaufe etwa in
dieser Form dar : „wenn ich doch reich - — ach, ich war es einen
kurzen Augenblick in meiner blinden Vorstellung, aber ich erkenne
dafs ich es nicht hin." So erklärt sich mir die Vergangenheit bei
einem Gedanken, der auf den ersten Blick einzig der Gegenwart
anzugeh()ren scheint. Das, was darin vergangen, ist die lebendige
Vorstellung des Besitzes, ist ein so schnell Vorübereilendes, so un-
mittelbar durch den Intellekt Beseitigtes und somit der Vergangen-
heit Überwiesenes, dafs es sich der Erkenntnis fast unwillkürlich
entzieht. Was nun die Zeit betrifft, durch welche diese Vergangen-
heit zum Ausdruck gelangt , so bedienen sich alle Sprachen mit
DIE HYPOTHETISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. 2$
Recht dazu des Imperfekts. Denn wenn auch der Gedanke der
Vergangenheit überantwortet ist, so wird er trotzdem auf die Gegen-
wart bezogen und bh='il)t mit dieser in einem idealen Zusammen-
liange; er nimmt also in durchaus angemessener Weise die Gestalt
einer noch unvollendeten dauernden Handlung an, wie das Präsens
das in der Gegenwart Unvollendete, im Augenblick des Sprechens
noch Dauernde zur Anschauung bringt.
Gegen diese Auffassung kann nun, wie es scheint, der Ein-
wand erhoben werden , dafs ja der irreale Wunsch die deutliche
Erkenntnis seiner unmcjglichen Erfüllung von vornherein schon in
sich schliefst; der Wunsch z. B. „wenn doch mein Ereund noch
lebte" hat das Wissen dafs er gestorben ist zur notwendigen Vor-
aussetzung. Das ist auch ganz richtig. Der Wunsch beruht immer
auf einem Mangel und auf der Erkenntnis dieses Mangels, der
irreale Wunsch auf der Erkenntnis , dafs der Mangel , wenigstens
für den Augenblick, unabwendbar ist. Aber diese Erkenntnis ist
eben Sache des hitellektes, den Wunsch läfst sie unberührt; dieser
die realen Verhältnisse ignorierend geht seine eigenen Wege und
bedarf der Rektifikation durch den Verstand, hi dem Verlangen
den Ereund noch am Leben zu wissen will ich mich gerade der
unfreundlichen Wirklichkeit entziehen ; ich beseitige sie in dem in-
stinktiven Verlangen meines Herzens (meinetwegen mit Hilfe einer
Selbsttäuschung, man braucht diesen Ausdruck nicht zu scheuen);
ich hebe sie für einen flüchtigen Moment durch die Vorstellung
des noch Lebenden auf, bis der unerbittliche Intellekt sie als nichtig
erweist und der Wirklichkeit wieder zu ihrem Rechte verhilft,
(jerade in diesem Auflehnen gegen eine unfreundliche Realität
liegt das Wesen des irrealen W'unsches (der Gedanke „ach, dafs
du noch lebtest" kann nicht lebendiger in mir sein als in dem
Augenblicke, wo ich den leblosen Körper des eben Geschiedenen
vor mir sehe), und das Charakteristische seiner sprachlichen Dar-
stellung Ist, dafs dabei, da der Wunsch noch vor seiner vollen Ent-
faltung abgethan ist, eben diejeiuge Zeilsphäre zur Anschauung ge-
langt, in welche der Gedanke von dem prüfenden Verstände ver-
wiesen wird. Überhaupt giebt es für das naive Verlangen des
Herzens im (irunde nichts Unmögliches. Denn da ihm die Unter-
suchung, ob eine Sache erreichbar oder nicht erreichbar ist, fvrn
liegt, so kann auch nichts, was in seinen Gesichtskreis tritt, von
vornherein als unraijglich erscheinen. Immer ist es erst der Intellekt,
fler die Entscheidung fällt. Wo kein Intellekt, da ist auch kein
unmöglicher Wunsch. Das unmündige Kind verlangt sell)sl nach
dem .Monde und begreift nicht, warum man ihm denselben ver-
weigert; sein Verstand sagt ihm noch nicht, dals sein Regehren
ein unmögliches ist.'
' Koppin in der oben ant;c;icbencn Abiiani-iluny tiklärl das PiaclLiiliini
in dem irrealen Wunschsatz in anderer Weise. Er ^clil von dem auf Ver-
gangenes bezogenen Wunsclie aus {t't'(}t nij (Inl'hcit-) und ycwinnl die Deu-
20 E. GESSNER,
Mit dem auf Vergangenes gerichteten Wunsche verhält es sich
natürlich wie mit dem gegenwärtigen. Von dem Standpunkt der
Vergangenheit aus angesehen gab es in dieser einen Moment
rellexionslosen Begehrens, der durch den Verstand schnell beseitigt
wurde. Dieser Vorgang kommt in der Gestaltung „wenn er doch
gekommen wäre" zur Anschauung. Aber der unerfüllte Wunsch
kann von der kühlen Reflexion auch schlechtweg als ein in die
Vergangenheit fallendes Unreales aufgefaist werden, wobei das da-
malige Begehren übergangen wird. Dafür hat die Sprache den
Ausdruck gefunden „wenn er doch gestern kam".
So enthält denn nach dem Gesagten auch der irreale Wunsch
ein Moment instinktiven Verlangens, wo die Frage nach der Er-
füllbarkeit unerörtert bleibt, also die Möglichkeit der Verwirklichung
zunächst nicht ausgeschlossen ist. Freilich ist dieses Stadium von
kurzer Dauer; es währt nicht länger als die Vorstellung braucht,
um den Weg vom Herzen zum Kopfe zurückzulegen ; der erbar-
mungslose Intellekt säumt nicht, sein vernichtendes Urteil auszu-
sprechen. In jedem irrealen Wunsche ist demnach ein wenn auch
noch so schnell vorübereilender Augenblick des Möglichen vor-
handen , in dem u///huu dives essein liegt als schnell überstiegene
tung des Aorists, indem er sa<;;t, dafs das, was der Vergangenheit angeluht
und als solclies bereits der Gegenstand unseres Wissens ist, nur im Gegensatz
zu seinem realen Status (die Zeit, die diesen realen Status angiebt, ist eben
der Aorist dntr^art) gewünscht werden kann (S. IIO). Anders liege nun die
Sache bei dem die Gegenwart oder Zukunft betreffenden Wunsche. Hier
stehe nicht diejenige Zeit, welcher die gewünschte Handlung ihrem realen
Status nach angehört, sondern obschon sie diesem nach in die Gegenwart ge-
höre und für diese Zeitstufe ausgesprochen sei, stehe dennoch das Imperfekt.
Letzteres rechtfertigt er nun, indem er sagt: „ist auch freilich die gewünschte
Handlung ihrem realen Zeitraum nach noch nicht bereits vergangen, so ist sie
doch wenigstens abgethan, die Entscheidung über die Sache ist bereits ge-
fallen, und diese Entscheidung wurzelt natürlich in der Vergangenheit, nicht
minder zugleich die über dieselbe von dem Wünschenden bereits gewonnene
Erkenntnis. So nimmt die für die Gegenwart gewünschte Handlung, deren
Unmöglichkeit bereits entschieden ist, in leicht verständlicher Weise ein Mo-
ment der Vergangenheit in sich auf, und dieses allein ist es, was durch das
Präteritum zum Ausdruck kommt" (S. I 1 2). Diese Erklärung nun hat doch
etwas sehr Gesuchtes und Bedenkliches. Zunächst fällt die verschiedene Be-
handlung des auf Vergangenes und des auf Gegenwärtiges bezogenen Wun-
sches auf, da sich doch beide ohne Zweifel in derselben Weise müssen er-
klären lassen. Während bei jenem das Moment der Vergangenheit einfach
in dem realen Status der vergossenen Handlung liegt, mufs es bei diesem aus
einer in der Vergangenheit liegenden Entscheidung über die Sache gewonnen
werden. Allerdings gehört in deni Wunsche ffö-f tzt. t'C.t], tl'9-e TiXovoioq
t]v die Entscheidung über das Leben des andern, über meine Vermögenslage
der Vergangenheit an ; aber wenn ein darauf bezüglicher Wunsch in meinem
Herzen aufsteigt, so tritt doch dabei jener Punkt der Vergangenheit schwer-
lich in meine Vorstellung ein, ebenso wenig wie ich bei einem vergangenen
Wunsche an den Augenblick denke, der über die vergangene Thatsache ent-
schieden hat. Wenn es sich dort um die vergangene Thatsache allein han-
delte, so kann es sich hier lediglich ebenfalls nur um den gegenwärtigen Zu-
stand handeln, nicht um den in der Vergangenheit liegenden Augenblick, seit
welchem dieser Zustand existiert.
DIK HVI'OrHKTISEHE PERIODE IM SPANISCHEN'. 2"}
Vorstufe ein utinara dives sim. Und da ist es denn kein Wunder,
wenn der Dichter in seinem lebendigen Empfinden den Wunsch
so gern auf der Etappe des freudig pulsierenden Lebens, des kräf-
tigen Begehrens festhält, statt ihm jene Eorra zu geben, die das
unter dem Hauche des Intellektes vernichtete Dasein zeigt. O mihi
praeterilos referat si Juppikr aniios ruft bei Virgil der greise Euan-
der, als die heftig erregte Empfindung ihm den Wunsch nach
dem Besitze seiner jugendlichen Kraft im Herzen entzündet ; aber
wie schnell die Illusion dahin geht, das bezeugen die resignierten
Worte, mit denen er fortfiihrt: iion egn nunc dulci ampkxti divel-
Urer usquain, Xale, tuo.
Von dem irrealen Wunsche zur irrealen Periode ist kein weiter
Weg. Der Unterschied zwischen beiden liegt nicht darin , dafs
sich bei letzterer an eine Voraussetzung eine bestimmte Folge
knüpft , denn diese liegt unausgesprochen meistens auch in dem
Wunsche, sondern vielmehr in dem Umstände, dafs es sich dabei
um einen Akt ruhiger Reflexion handelt, nicht wie dort, um einen
Akt reflexionslosen Begehrens. Im ül)rigen ist hier eine sehr grofse
^lenge von Schattierungen denkbar. Der in der irrealen Periode
ausgesprochene Gedanke steht dem Wunsche bald sehr nahe, bald
liegt er weitab davon in dem Gebiete des abstrakten Denkens.
„Wenn ich es hätte, würde ich es dir augenblicklich geben" läfst
deutlich genug den Wunsch erkennen „ach , wenn ich es doch
hätte , wie gern würde ich es dir geben." Der Gedanke „wenn
nicht Regen und Sonnenschein wäre, würden die Früchte nicht
gedeihen" schliefst ihn dagegen aus und erscheint als Akt reinen
Denkens. Aber für wie vielfache Abstufungen auch nach dieser
Seite in der irrealen Periode Raum ist. der Vorgang in der
Seele des Redenden ist immer derselbe. Stets handelt es sich
um eine Wirklichkeit, die ich in meinem Geiste aufzuheben
suche. Zu diesem Zwecke bilde ich eine Annahme, deren Ver-
wirklichung die entgegengesetzte Realität herbeiführen raufs. Ich
will in dem eben angeführten Beis[)iele das Gedeihen der Früchte
aus irgend welchem (»runde in mir aufheben ; um dies zu erreichen
mache ich die Annahme des fehlenden Regens und Sonnenscheins,
die jene Realität besei:igt und die entgegengesetzte, das nicht Ge-
deihen, an ihre Stelle setzt. Dafs es sich hierbei nur um eine
subjektiv gesetzte, nicht um eine objektive Wirklichkeit handeln
kann, ist selbstverständlich. Das Resultat dieser ( )peration nun ist
dasselbe wie beim Wunsche. Der prüfende Intellekt stellt die vor-
handene Wirklichkeit sogleich wieder her, indem er die ihre Be-
seitigung anstrebende Vorstellung als nichtig erkennt und verwirft,
so dafs sie nur noch als eine im Geiste einen .-\ugenblick vor-
handen gewesene, also vergangene erscheint. Der geschilderte Vor-
gang mag auf den ersten Blick in solchen Fällen, wo es sich um
einen Prozefs des Denkens handelt, weniger natürlich erscheinen
als bei dem Wunsche; denn bei diesem kann das kräftigt- rellexions-
lose Verlangen ein Hinwegsetzen über die realen X'erhältnisse er-
20 K. GKSSNRK,
kliirlicli machen ; hier scheint das bewufste Denken einen .solchen
Versuch auszuschliefsen. Und doch ist dies nicht der Fall. Wie
der Wunsch einen empfundenen Mangel zu beseitigen strebt, so
will das Denken in der irrealen Periode eine nach irgend welcher
Seite hin unbequeme Thatsache in sich aufheben. Der Unter-
schied ist nur der, dafs statt des blinden Verlangens im Wunsche
hier der bewufste Wille eintritt, der von dem Intellekt als ein un-
berechtigter erkannt und zurückgewiesen wird.
Die romanische Periode der Irrealität. Die lateinische.'
Formel für die irreale Periode, st haberem darem, ist zwar in das
Romanische übergegangen , ist jedoch bei weitem nicht der ge-
wöhnliche Ausdruck derselben ; sie hat hier bald nach dieser, bald
nach jener Seite wichtige Änderungen erfahren. Was die romani-
sche Periode am wesentlichsten von der lateinischen unterscheidet,
ist die Verwendung des Iraperf. Fut. {^je donnerais) in dem be-
dingten Satze, während in dem bedingenden sich nach dem über-
wiegenden Gebrauche der Konj. Imperf. erhalten hat. Eine mehr
scheinbare als wirkliche Ausnahme hiervon macht nur das Franzö-
sische, wovon nachher die Rede sein soll.
Neben dem Imperf. Fut. erscheint in einigen romanischen
Sprachen im Folgesatz auch die aus dem lateinischen Indikativ
des Plusquamperfekts gewonnene Zeit, also ebenfalls ein indikatives
Tempus. Dieses Auftreten des Indikativs in dem bedingten Satze
statt des lateinischen Konjunktivs hat nun allerdings zunächst etwas
Befremdendes, dem man dadurch zu begegnen versucht hat, dafs
man diesen Zeiten für die hy})Othetische Periode einen modalen
Charakter beilegte. i Indes scheint es doch, als thue man, in der
' Dies ist die Ansicht von Foth : die Verschieliun«; lateinischer Tem-
pora in den romanischen Sprachen, in Böhmer: Romanische Studien Heft 8.
Er erklärt den Gebrauch des Imperf. Fut. dadurch, dafs dasselbe nicht blofs
die Zukuft vom Standpunkte der Vergangenheit aus bezeichne, sondern gemäfs
seiner Bildung aus habere mit dem Inllnitiv noch den Nebenbegriff des mit
Gewifsheit oder Notwendigkeit Eintretenden, des billigerweise zu Erwartenden,
fast das lateinische liebere ausdrücke (S. 26 f), dieser Begrifl' des Müssens sei
aber für die hypothetische Periode notwendig, denn er verknüpfe die beiden
Glieder derselben auf das engste mit einander (S. 267). Aber wie erklärt sich
dann das spanische und portugiesische Plusquamperfekt, dem doch ein solcher
Begrifl" der Modalität nicht beiwohnt? Denn die von Foth (S. 277) gegebene
Deduktion ist doch zu gewunden als dafs man sich ihr anschliefsen könnte.
Dann scheint es mir aber auch sehr unwahrscheinlich, dafs das Imperf. Fut.,
wenn man auch infolge seiner Entstehung eine ursprüngliche Bedeutung der
Notwendigkeit darin anzunehmen hat, diese so lange gewahrt haben sollte,
zumal das analog gebildete Futurum den rein temporalen Sinn von den älte-
sten Zeiten an so unzweideutig erkennen läfst. Auch Thielemann (Wölfflin :
Archiv für lat. Lexikographie und Grammatik II) kommt in seiner sehr sorg-
fälligen Untersuchung S. 180 f. zu dem Resultat, dafs sich bei habere mit dem
Lnfmitiv die reine Futuralbedeutung schon in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts,
zunächst auf afrikanischem Boden, nachweisen lasse. Und S. 187 giebt er
sogar ein sehr altes lateinisches Beispiel einer vollständigen konditionalen
Periode: sanare te habebat deiis, si confitereris, Gott würde dich heilen, wenn
du bekanntest.
DIR HYPOTHETISCHE IM'.RIODl'. IM SPANISCHEN. 2Q
lateinischen Gestaltung befangen, der Sachr dadurch Zwang an;
vielmehr deuten die von den Romanen für den Hauptsatz ge-
wählten Zeiten unverkennbar an, dafs ihm die Folge als eine reale
erschien. Zunächst, wenn diese für ihn einen modalen Charakter
gehabt hätte, müfste es doch Wunder nehmen, dafs er diesen nicht
durch den Konjunktiv zum Ausdruck brachte, der ihm durch das
Lateinische geradezu gebieterisch aufgedrängt wurde. Wie kam ferner
der Spanier dazu, sich des Plusquamperfekts im Folgesätze schon zu
einer Zeit zu bedienen, wo eine andere Bedeutung als die rein
temporale sich nicht nachweisen läfst .■' Die so konsequente, allen
romanischen Sprachen gemeinsame Wahl indikativer Zeiten für den
bedingten Satz zwingt zu der Annahme, dafs hier ein Reales ge-
dacht wurde. Und das ist auch verständlich. Wenn es, wie oben
ausgeführt worden ist, bei der irrealen Periode darauf ankommt
eine vorhandene Wirklichkeit zu beseitigen, so kann dies nur da-
durch geschehen, dafs man ihr eine andere Wirklichkeit entgegen-
stellt , die in diesem Pralle freilich nur in der lebendig erregten
Vorstellung existieren, nur subjektiv sein kann. Und da dieses als
wirklich Vorgestellte aus einer Annahme gefolgert wird , so gilt
dem Geiste auch das in der Annahme Gesetzte als ein Wirkliches,
denn Reales kann sich nur aus Realem ergeben. Auch liegt in
dem Umstände, dafs die Annahme von dem Intellekt deshalb ver-
worfen wird, weil sie mit den realen Verhältnissen in Widerspruch
steht, ein Beweis, dafs vor dieser Erkenntnis ein kurzer Moment
der Realität in ihr vorhanden gewesen sein mufs. Gerade so ver-
sucht in dem irrealen Wunsch das heftige Verlangen den mangeln-
den Besitz durch das Setzen des vorhandenen Besitzes zu besei-
tigen. Da sich nun die Folge nur an den vom Intellekt noch nicht
verurteilten, also als real vorgestellten Gedanken knüpfen kann, so
ergiebt sich diese selber als eine reale, die mit Recht im Indikativ
zur Anschauung gelangt. Anders das Lateinische; dieses drückt
durch den Konjunktiv gerade die Unwirklichkeit aus, welcher mit
der beseitigten Bedingung ja auch die Folge notwendig anheimfällt ;
es erscheint hier gewissermafsen das P^ndresultat der ganzen geisti-
gen Operation, nicht wie in der romanischen Periode ein gewisser
vor der fallenden Entscheidung liegender Zeitfjunkt.
Wenn sich somit der Indikativ für den P'olgesatz erklärt, so
bleibt die weitere Frage, warum der Romane gerade das Imperf.
Fut. wählte. Auf den ersten Blick scheint sich dies in natürliclxT
Weise so zu lösen , dafs die logische Folge als eine zeitlichi- auf-
gefafst und also das sich aus der Annahm« ; Ergebende als das
zeitlich später lüntretende und also in Bezug auf jene als das Zu-
künftige aufgefafst wurde (.Mälzmr, Syntax I ioq). Allein die
Sprachen pflegen die Folge in der hypothetischen Periode sonst
nicht so aufzufassen, Bedingung und l-'olge fallen in der Auflassung
zusammen, diese ist in jener von vornherein als nu't enthalten ge-
dacht; und di<: Folge wird als das zeitlich Spätere nur dann kennt-
lich gemacht, wenn ihr l'.inlreleu als ein wirklu;li erst zukünftiges
30 E. GESSNER,
bezeichnet werden soll. So sagen wir „wenn ein Gott ist, so straft
er auch die Frevel der Menschen", aber „wenn ein Gott ist, so wird
er diesen Frevel strafen", und in irrealen Sätzen „wenn ich es
hätte, gäbe ich es" wie lateinisch si haberein dareni. Von diesem
Gesichtspunkt aus, sollte man nun meinen, hätte sich in der roma-
nischen Periode die Folge, wenn diese nicht eine erst später ein-
tretende, sondern mit der Bedingung zusamrnenfallende ist, im In-
dikativ des Imperfekts darstellen können. Und in der That zeigt
sich auch dieses Tempus im Spanischen nicht ganz selten (natür-
lich abgesehen von dem auf ganz anderer Linie stehenden Indik.
Imperf. der Hilfsverben müssen und können, vgl. weiter unten);
aber der ganz allgemeine und überwiegende Gebrauch hat sich
doch für das Imperf YvA.. entschieden , und wie ich glaube mit
gutem Recht. Wenn nämlich die Folge auch naturgemäfs an eine
der Vergangenheit überwiesene Bedingung anknüpft, so hat sie
doch einen klaren Bezug auf die Gegenwart des Sprechenden, und
um diesen idealen Zusammenhang mit dem Jetzt anzudeuten, gab
es schwerlich eine geeignetere Zeit als diejenige , welche von der
Vergangenheit in die Zukunft verweist ; denn in dieser Richtung
liegt die Gegenwart; diese ist von der Vergangenheit aus angesehen
ein Zukünftiges.'
' Eine andere Erklärung für das Auftreten des Imperf. Fat. im Folge-
satz giebt Burgatzcky : das Impeif. u. Plusquamp. des Futurs im Altfranzö-
sischen, Greifswalder Dissert. 1885. Er geht von dem Imperf. Fut. in realen
Bedingungssätzen aus, wenn diese von dem Präteritum eines Verbs des Sagens
abhängen (li Venicien distrent que se ü i aloent, li coranz de Paigue les en-
menroit contreval le Braz) und meint , dafs dieses Tempus , nachdem es in
solchen Sätzen durch den häufigen Gebrauch als konditional gefühlt worden,
auch in den Hauptsatz irrealer hypothetischer Satzgefüge der Gegenwart und
Zukunft eingetreten sei, in denen in der ältesten Zeit bis zum 12. Jahrh. der
Konjunktiv Imperfecti in beiden Gliedern allein geherrscht habe (S. 14). Diese
Ansicht nun läfst sich vielleicht nicht direkt widerlegen , aber sie hat sehr
vieles gegen sich. Zuerst fehlt es nicht an Beispielen dafür, dafs das Imperf.
Fut. in der irrealen Periode im Franz. sehr alt ist ; das Fragment von Valen-
ciennes gewährt sogar den Fall einer vollständigen Periode (e io ne dolreic
de tanta niilia homiiium, si perdict erent); andere alte Denkmale zeigen das
Tempus in unvollständigen Perioden, so das Lied auf Eulalia in der Form
sostendreiet, die Burgatzcky gegen Foth ausdrücklich für die irreale Periode
in Anspruch nimmt. Ich will ferner kein besonderes Gewicht darauf legen,
dafs es einigermafsen auffallen kann, warum nicht, falls man B.'s Meinung
adoptiert, mit dem Imperf. Fut. im Hauptsatze auch in dem Nebensatze so-
gleich der Indik. Imperf. mitauftrat, den die reale Periode bei Abhängigkeit
von Verben des Sagens immer aufweist, und warum die Änderung sich zu-
erst nur in dem bedingten Satze vollzogen hat. Aber darauf mufs doch vor
allem hingewiesen werden, dafs andere Sprachen, wie das Spanische und Por-
tugiesische, in der ältesten Zeit gar kein anderes Ternpus für den Folgesatz
der irrealen Periode kannten als das Imperf. Fut. Soll man hier etwa auch
ein Durchgehen durch die reale Periode annehmen? Augenscheinlich ist B.'s
Blick in dem Franz. befangen, für das es ihm darauf ankam, den Ersatz des
ursprünglichen Konj. Imperf. durch das Imperf. Fut. zu erklären. Am be-
denklichsten jedoch erscheint mir B.'s Hypothese einer Vermischung der
realen und der irrealen Periode. Es ist schwer anzunehmen, dafs das Sprach-
gefühl zwei so grundverschiedene Verhältnisse mit einander verwechselt und
DIE HYPOTHETISCHK PERIODE IM SPANISCHEN. 3I
Es ist oben S. 28 bemerkt worden, dafs sich das Franz. in
der Gestaltung der irrealen Periode von den anderen romanischen
Sprachen entfernt. Dies ist in doppelter Hinsicht der Fall, einmal
in dem in der ältesten Zeit und teilweise noch heute üblichen Ge-
brauch des Konj. Imperf. (Plusquamp.) im bedingten und dann in
dem Gebrauch des Indik. Imperf. (Plusquamp.) im bedingenden
Satze. Was den ersten Punkt betriftt, so ist allerdings die Formel
si feusse, Je donttasse in den ältesten Denkmalen die durchaus herr-
schende.i Aber wohlgemerkt, dies gilt nur von der vollständigen,
geschlossenen Periode. Sobald diese durchbrochen, sobald der
Bann des Lateinischen, unter dem die volle altfranz. Periode liegt,
gelöst ist, zeigt auch das Altfranz, die unverkennbare und unwider-
stehliche Neigung, das Imperf. Fut. wie die verwandten Idiome in
der hypothetischen Periode zur Verwendung zu bringen. Schon
die ältesten Denkmaie weisen es in der unvollständige Periode auf
(sosletidreüt, Eulalia 16; ?}iorir volria,^oc.i\\\\xs 117). Dann aber tritt
es auch bald in vollständigen Perioden auf; zunächst noch mit
gewahrtem Konj. Imperf. im bedingenden Satze 2; bald aber auch
neben dem heute allein gestatteten Indik. Imperf. im Nebensatze, so
dafs das Satzgefüge sich ganz in der heutigen Form darstellt.
Schon im Villehardouin stufst man auf zahlreiche Fälle dieser
modernen Gestaltung, im Joinville ist sie bereits die fast ausschliefs-
lich beobachtete Regel, und mit dem 16. Jahrh. etwa ist sie zur
Herrschaft gelangt, wenn sich auch die alte Konstruktion mit dem
Konj. Imperf. in der populären Ausdrucksweise noch erhält.'' So
hat sich das Französische schwerer als die anderen romanischen
Sprachen von den Fesseln des Lateinischen befreit ; trotz der
das eine auf das andere übertragen haben soll. Wenn die abhänginge reale
Periode in ihrer äufseren Gestaltung im Franz. und in anderen romanischen
Idiomen mit der irrealen zusammenfalh, so liegt das in den syntaktischen Ge-
setzen dieser Sprache, nicht da wo B. es sucht. Das Spanische beweist sehr
deutlich, wie das Sprachbewufslsein beide Perioden zu scheiden weifs; si
tengo, dare giebt heute und gab von den ältesten Zeilen an bei Abhängigkeit
von einem präteritalen Verb nur si tenia, darin, nicht si tuviese, darin, die
Form der irrealen Periode. Vgl. unten beim realen Fall.
' Vgl. für das Altfranz, die eingehende Untersuchung von Klapperich :
historische Enlwickelung der syntaktischen Verhältnisse der Bedingungssätze
im Altfranzösischen in P'ranzilsische Studien III 4.
'-' Klapperich S. 18. Besonders lehrreich sind die Stellen in Über-
setzungen, wo sich trotz des lalcin. Konj. Imperf. das Imperf. Fut. Bahn
bricht: si tn'en dunasses mit de (es deniers, ne metereie inain sur le fiz U
rei {si appenderes . . nequaquatn mitterem), Livres des Rois ed. Le Roux de
Lincy S. 187. .SV mort l'eusse, ä niort vie tourner oit ; kar ne serreit
pas ceted al rei {si fecissem . . latere potuisset), ib. Ebenso in der so sklavi-
schen Übersetzung der Dialoge des Papstes Gregor : si ie . . volsissf tenir,
celes . . ne receue roit {si tenere voluissem, non susciperet), Dialoge Gregoirc
lo Papc ed. Försteer S. 8,5. Et quant il . . eust eure, iceaz ne troutroil
tnie (dtimque ciiraret, . . illos non inreniret). ib. S. 62,11. Daher auch im
Gregoire das wohl stän<lige volreie für lat, vel/em (S. 52,14 etc.).
^ Klapperich S. 22. Vogels: Der syntaktische Gebrauch der Tempora
und Modi bei Pierre de Larivey in Böhmer, Roman. Studien V 489.
32 E. GESSNER,
auch in ihm ganz unverkennbaren Neigung für das Imperf. Ful. im
Folgesatz hat es sich doch in der geschlossenen Periode lange
nicht von seinem lateinischen Vorbilde losmachen können. Es ist
nun belehrend zu sehen , wie sich' dieselbe Erscheinung auch bei
der auf Vergangenes bezüglichen Periode wiederholt. In der älte-
sten Zeit wurde diese bekanntlich in der Regel durch dieselben
Zeiten dargestellt, die für die Periode der Ciegenwart dienten. Als
man nun später aber die zusammengesetzten Tempora zu ver-
wenden anfing, hätte die so stark hervortretende Vorliebe für das
Imperf. Fut. zum Gebrauche des Plusquamp. Fut. im bedingten
Satze führen müssen. Aber gegen diese Zeit bekundet die Sprache
lange eine unverkennbare Abneigung. Wie in der ältesten Zeit
die Periode der Gegenwart den Konj. Imperf. in beiden Gliedern
aufweist, so in dieser Epoche der Sprache, dem 15. und 16. Jahrb.,
den Konj. Plusquamp. in beiden Sätzen der auf die Vergangenheit
bezogenen Periode, ein Beweis, wie sehr auch hier das Franz. in
den Banden des Lateinischen lag. Im Joinville, im Petit Jehan de
Saintr6, in den Quinze joyes de mariage kennt die reine mit si
gebildete vollständige Periode der Vergangenheit keine andere Ge-
staltung als si feusse eti, feusse chmni\ auch im Montaigne und im
Heptameron verhält es sich schwerlich anders, und dafs auch das
17. Jahrb. an dieser Form noch festhielt, lehrt Haase: Französi-
sche Syntax des 17. Jahrhunderts, S. loi f. Nur wenn diese strenge
Form in irgend einer Weise durchbrochen wird , sei es dafs die
Periode unvollständig ist, oder dafs Mischung aus Gegenwart und
Vergangenheit vorliegt oder anderweitige Änderungen eintreten,
läfst sich das Plusquamp. Fut. zuweilen im Konsekutivsatze antreffen.
Beispiele aber der modernen Fügung si favais eu, faurais doruie
sind in der alten Sprache, wenn auch nicht unerhört, so doch sehr
selten {t7-op nie serrcit mal avenu S''il aveient por mei eit Mal, dont
il receussent mort, Vie de Tobie v. 7 7 1 in Herrig, Archiv, Band
62,375 f-).
Die zweite auffallende Erscheinung in der franz. Periode der
Irrealität ist der Gebäauch des Indik. Imperf. (Plusquamp.) im be-
dingenden Satze. Dieselbe Eigentümlichkeit zeigt auch das Pro-
venzalische und das Catalanische. Dafs sie im Französischen schon
ziemlich früh auftritt, ist schon bemerkt worden; vgl. auch Klap-
perich S. 18. Der Grund zu dieser bedeutsamen Änderung scheint
in der That ein mehr äufserlicher gewesen zu sein , der auf das
Bedürfnis beide Glieder der Periode mit dem gleichen Modus aus-
zudrücken zurückgeführt werden kann.i Denkt man an die innere
Verwandtschaft, welche die beiden Glieder der Periode trotz ihrer
Verschiedenheit als Voraussetzung und Folge mit einander haben,
so erscheint es erklärlich , dafs der Indikativ im Haäptsatze auch
den im Nebensatze herbeiführte. Nicht ohne Einilufs raas: dabei
• Vgl. L. Toblcr in Zeitschrift für Völkerpsychologie II 49. Foth S. 279,
280 Anm.
DIE HYPOTHKTISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. ^^
die reale Periode mit ihren indikativen Zeiten in beiden Gliedern
gewesen sein; si j'ai, je Jonnerai konnte leicht Veranlassung zu
einem si favais, je donnerais werden.
Periode der Irrealität im Spanischen. Im Spanischen
und in einigen anderen romanisclien Idiomen ist das Plusquamp. i '
für die irreale Periode herangezogen worden, aber in'rgend hat es
einen so tief eingreifenden Einllufs darauf ausgeübt wie in der
spanischen (portugiesischen) Sprache. Die überaus wichtige Rolle,
die es hier spielt, n(')tigt zu einer eingehenden Betrachtung.
Sollte das Plusquamp. i in die hypothetische Periode eintreten,
so liegt die Vermutung nahe, dafs es seinen Einzug zunächst in
' Diesen Kamen gebe ich dem aus dem latein. Indik. Plusquamp. ge-
wonnenen Tempus {amara, aus amaveram) zum Unterschiede von den durch
Zusammens'itzung entstandenen Formen habia aniado (Phisquamp. 2) und hiiöe
amado (Plusquamp. 3). Zu ihm gesellt sich dann noch eine nach Analogie
der übrigen zusammengesetzten Zf-iten aus dem Plusquamp. I von habere mit
dem Partie, gebildete Zeit hubiera amado, die ich das zusammengesetzte Plus-
quamp. I nenne. Dieses lat. Plusquamp. ist in alle romanischen Sprachen
übergegangen , doch nicht in allen hat es dieselbe Lebensfähigkeit bewiesen
und dieselbe Bedeutsamkeit erlangt. Das Franz. kennt es nur in den ältesten
Denkmalen. Auch im Italienischen hat es nur ein kurzes Dasein gehabt.
Dagegen tritt es, besonders in der hypothet. Periode, im Provenzalischen und
Catalanischen, namentlich aber im Spanischen und Portugiesischen sehr stark
in den Vordergrund. Auch aufserhalb der Periode findet es in den genannten
Sprachen seine Verwendung, jedoch in den südwestlichen Idiomen in ungleich
höherem Mafse als im Provenzalischen und Catalanischen, wo sein Gebrauch
ein ziemlich beschränkter ist. Dem Umstände, dafs das Tempus vorzugsweise
in der konditionalen Periode angewendet wird, verdankt es die verschiedenen
Namen, die ihm die Grammatiker gegeben, und die Stellung, die sie ihm in
dem Schema der Konjugation zuweisen. Meistens wird es zum Konjunktiv
gerechnet und bald als Konditionale, bald als Preterito imperfecto oder als
Posterior subjuntivo u. s. w. bezeichnet. Ich betrachte den Namen Plusquam-
perfekt, wenigstens für das Spanische und Portugiesische, für den angemessen-
sten , nicht nur wegen seiner Abstammung , sondern noch mehr, weil das
Tempus in seiner ursprünglichen Bedeutung eines für die Vergangenheit Ver-
flossenen in dem Altspanischen aufserordenilich gewöhnlich ist und sich darin,
wenn auch in engeren Grenzen, bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Noch
mehr ist dies bekanntlich im Portugiesischen der Fall ; hier ist seine Ver-
wendung als präteritales Tempus aufserhalb der hypothetischen Periode noch
jetzt eine recht erliebliche (wer sich davon überzeugen will, lese nur die ersten
Seiten von Herculano's Monasticon). Mit Recht führt daher auch Braga in
seiner Grammatica Portugueza die in Rede stehende Zeit unter dem Namen
Preterito mais que perfeilo ein. — Was das zusammengesetzte Plusquamp. i
anlangt, so zeigt es sich schon sehr früh innerhalb und aufserhalb der h\po-
ihctischen Periode. Im Grunde ist es für die alte Sprache eine völlig über-
flüssige Bildung, denn das einfache Plusquamp. genügte durchaus zur Be-
zeichnung dessen, was damit ausgedrückt werden sollte. Ein Recht der Exi-
stenz gewann das Tempus eigentlich erst in späterer Zeit, als die Sprache in
dem Bestreben, Gegenwart und Vergangenheit in der hypothetischen Periode
durch die Wahl einfacher und zusammengesetzter Zeiten kenntlicher zu
machen, das einfache Plusquamp. i auf die Sphäre der (iegenwart beschränkte,
so dafs nun das zusammengesetzte sowohl für die Darstellung der Vergangenes
ausdrückenden hypothet. Periode, als auch aufserhalb derselben als Konj.
Plusquamp. eine zwar nicht unintlii-hrlich"- . ili«r .In. )i h, ., , liti..i.- Stellung
gewann.
ZbitHchr. f. roiii. l'liil. \\\ . •
34 E. GESSNER,
die aul Vergangenes bezogene Periode und zwar in den bedingten
Satz derselben gehalten hat, da ja der Romane für diesen überhaupt
nur indikative Zeiten verwendete. Freilich kommt dabei die Dar-
stellung des von der Vergangenheit aus Zukünftigen in Wegfall ;
allein es ist verständlich, dafs bei einem Gedanken, welcher der
unmittelbaren Gegenwart des Sprechenden entrückt ist, das Be-
dürfnis hierzu sich weiu"ger fühlbar machte. Bedingung und Folge
fallen, namentlich aus der Entfernung angesehen, in dem Geiste des
Redenden so sehr zusammen, dafs sie sich der Behandlung mit dem-
selben Tempus nicht ernstlich widersetzen. Schon das Latein hatte
diesen Weg in einzelnen Fällen eingeschlagen [l-'erierat Imperium, st
Fabius iatittmi ausus esset quanium ira siiadebat. Me trunciis illapsus ce-
rebro Sustulerat, nisi Faimiis idum D extra levasset). Die Sache verhielt
sich nun auch in der That so: die ältesten Beispiele im Spanischen
weisen das Plusquamp. i nur in dem Folgesatze der irrealen
Periode der Vergangenheit auf. Aber dabei blieb es nicht, das
Tempus dehnte seine Befugnis in der konditionalen Periode immer
mehr aus. Indem es zunächst auch den Folgesatz der auf die
Gegenwart gehenden Periode für sich in Anspruch nahm, schuf es
eine weitere nicht unerhebliche Neuerung. Einmal verzichtete die
Sprache nun auch für die Gegenwart auf die deutliche Bezeichnung
des Zukünftigen, wie sie in dem bisher allein üblichen Imperf. Fut.
lag; und in Bezug hierauf kann auf die oben S. 30 gemachte und
später zu begründende Bemerkung hingewiesen werden, dafs dem
Spanier die Darstellung der Folge als eines von der Vergangenheit
aus Zukünftigen weniger unerläfslich zu sein schien. Dann aber
wurde durch diesen Gebrauch das Plusquamp. i auch seiner ur-
sprünglichen Zeitsphäre entrückt, um eine einfache Vergangenheit
auszudrücken. Aber dies Letztere wenigstens ist keine eigentliche
Neuerung; diesen Übertritt hatte die Zeit bereits vollzogen. Voll-
kommen entbehrlich neben den beiden anderen Plusquamp. mufste
sie sich schon sehr früh dazu hergeben , auch das Vergangene
schlechtweg zu bezeichnen und somit das Perfekt und Imperfekt
zu vertreten. Vereinzelt treten Beispiele dieses Gebrauches schon
im Berceo und im Poema del Cid auf, öfter im Fuero Juzgo, häufig
dann im 14. Jahrh. Einen ungleich schwereren Eingriff in seine
Natur dagegen erlitt unser Tempus durch seinen Übertritt in den
bedingenden Satz der irrealen Periode, denn damit mufste es sich
die Verweisung in den Konjunktiv gefallen lassen. Auf den ersten
Blick erscheint es zwar vielleicht natürlicher, es in diesem Falle
als eine indikative Zeit zu fassen und an einen ähnlichen Vorgang
zu denken, wie er in dem franz. st favais zu Tage tritt. Aber im
Spanischen ist das Gefühl für den Konjunktiv im Nebensatze der
irrealen Periode zu fest begründet, als dafs man so leicht ehie Er-
schütterung desselben annehmen dürfte. Während das Französische
früh und leicht auf den Konjunktiv im «-Satze verzichtete, ist dem
Spanier das Gefühl für diesen Modus stets lebendig geblieben und
findet noch heute in der typischen Formel si tttviese daria seinen
DIE HYPOTHETISCHK I'ERIODK IM SPANISCHEN. 35
Ausdruck. Das Plusquamp. i im «-Satze wurde wohl ohne Zweifel
direkt als Konjunktiv gefühlt; denn nur so wird es begreiflich, dafs
dasselbe im Laufe der sprachlichen Entwickelung auch aufserhalb
der hypothet. Periode ohne weiteres ganz allgemein die Bedeutung"
des Konjunktivs annehmen konnte, eine Bedeutung die bei dem
Plusquamp. i vor seinem Eintritt in dieselbe nicht nachweisbar ist.
Fragt man nun, wie sich der Übertritt des Plusquamp. i in den
bedingenden Satz erklären lasse, so ist eine Antwort schwer; viel-
leicht führte das Gefühl für die verwandte Natur der beiden die
Periode bildenden Glieder zu einer auch äufserlich gleichen I^e-
handlung derselben.
Anmerkung. Auch die anderen romanischen Sprachen,
vornehmlich das Provenzalische und das Catalanische, kennen
das Plusquamp. i in der hypothet. Periode. Bemerkenswert
dabei ist, dafs sich dasselbe im Provenzalischen schon sehr
früh als Zeit der Gegenwart einstellt, so dafs ein allmähliches
1 lerabsteigen aus der Sphäre der Vergangenheit wie im Spa-
nischen kaum nachzuw-eisen ist. Schon in der aus dem
II. Jahrb. stammenden Übersetzung des Evangeliums johannis
und in anderen dem 12. Jahrb. angehcirenden Schriftwerken
erscheint es in der Periode der (iegenwart {st vös 7ne arnassdz,
vos certas esjauviraz: si düigcreiis nie, gatider etis ulique,
Bartsch Chrestomathie, 2. Ausgabe S. 11,45. ^'^ ^"'-^ fossäz
(kl iniin, lo münz aniera zo que. era so: si dt' mundo fuissetis,
mundus quod suum erat diligcret, ib. 13,4. Agren pechat :
haberent peccatum, ib. 13,15). Was das Catalanische betrifft,
so ist in der von mir genauer durchgesehenen Chronik des
Muntaner für die Periode der Gegenwart si icnia darin die
durchaus übliche Form; in der das Plusquamp. i aufnehmen-
den Gestaltung bezeichnet dieses ganz überwiegend die Ver-
gangenheit; nur verhältnismäfsig selten dient es auch zum
Ausdruck der Gegenwart, am häufigsten noch in der unvoll-
ständigen Periode. Hervorzuheben ist aber vor allem, dafs,
so weit wenigstens meine Erfahrung reicht, das Provenzalische
und das Catalanische den verhängnisvollen Schritt das Plus-
quamp. I in den bedingenden Satz zu ziehen überhaupt nicht
gethan haben. Für das Italienische bezeugt Foth S. 279 das-
selbe, und auch im ältesten Französisch wird es sich nicht
anders verhalten haben (vgl. Passion 38c: melz li fura non
J'usses naz). Damit hängt denn auch zusammen, dafs dieses
Tempus in den genannten Idiomen aufserhalb der hypothet.
Periode niemals die Geltung eines Konjunktivs, wie so ge-
wöhnlich im Spanischen und Portugiesischen , angenommen
hat, sondern auf die Sphäre des Indikativs angewiesen bleibt.
Überhaupt tritt im Provenzalischen und Catalanischen das
Plusquamp. i im Gegensatz zum Spanischen und Portugiesi-
schen nur in mäfsiger Weise aufserhalb der l^edingnngs-
periüde aul.
30 E- GE5SNER,
Was nun das Erscheinen und allmähliche um sich Greifen des
Plusquamp. i in der spanischen Periode spezieller angeht, so ist
schon bemerkt worden, dais es in den 'ältesten Denkmalen zunächst
ausschliefslich in dem Konsekutivsatze der Periode der Vergangen-
heit auftritt So in Cid, Berceo, Appolionio. Aber schon sehr
früh erscheint es, zunächst ebenfalls nur für die Vergangenheit,
bereits auch in dem Konditionalsatze. Die ersten Beispiele finde
ich in dem Alex. Nachdem es sich so der beiden Glieder der
Periode der Vergangenheit bemächtigt hat, verdrängt es bald die
anderen Tempora und wird aUmähüch die herrschende Zeit für
diese Periode, sowohl in ihrer vollständigen wie in ihrer unvoll-
ständigen Form. Denn gegen das Plusquarap. Fut. hat der Spanier
lange eine entschiedene Abneigung bewi-- auch dem Plus-
quamp. Konj. im Nebensatze ist er wenig So geschieht es,
dafs das einfache Plusquamp. i schon im 14. jahrh. in stärkerer
Weise hervortritt und dafs es in den folgenden Jahrhunderten seine
Herrschaft inomer mehr befestigt. In Roiz, R Pal., Guzman, Ayora,
Pulg. Letr., Celestina gebietet es so gut wie unbeschränkt über die
auf die Vergangenheit bezogene Periode. Denn das zusammen-
gesetzte Plusquamp. i ist in der alten Zeit immer nur wenig zur
Venvendung gekommen ; viele Denkmale kennen es überhaupt nicht.
\\'ährend es im ganzen Berceo vielleicht nur viermal, im Appol.
zweimal, etwas häufiger im Alex, vorkommt, ist es im Cid, Roiz,
Guzman gar nicht, in anderen älteren Schriftstücken vereinzelt vor-
handen; kurz es schwindet immer mehr zu Gunsten des einfachen
Plusquamp. i.
Während dieser ganzen Zeit, etwa bis zum Ausgange des
15. Jahrb., ist das Plusquamp. i in der Periode der Gegenwart
selten. Der Übertritt in diese scheint sich erst im 14. Jahrh. zu
vollziehen, also später als der in das ko: ' - Glied. Im Cid,
Berceo, Alex., M Flgipc, Ador. läfst sich noch nicht ge-
wahren, erst im Roiz tritt er ganz vereiuzdi auf. Namentlich in
der geschlossenen Periode der Gegenwart vermag das Tempus
gegen die übermächtige alte Formel si /miese daria nicht aufzu-
kommen; zwar begegnet man ihm in den Werken des Juan Ma-
nuel, in Roiz, R Pal. und andern Werken, aber immer nur im
ganzen selten. Mit der Zeit jedoch gewirmt es mehr Boden und
bemächtigt sich nach und nach der ganzen Periode der Gegen-
wart Einige Fälle dieser Gestaltung si tiivUra dura für die Gegen-
wart finden sich schon in Pulg. Letr., nicht selten dann in der
Celestina. Besonders aber wird sie von der 2. Hälfte des 16. Jahrh.
an eine ebenbürtige Nebenbuhlerin jener ältesten Form. In Guer.
Civ. ist sie das fast ausschhefsliche Schema für die Periode der
Gegenwart ; im Alfar. wiegt sie vielleicht vor ; im Quij. und in Cart
Mar. erscheint sie neben si heviese daria als gleichberechtigt;
im Criticon und in SoUs Cartas ist sie die Hauptform; im
DIE HYPOTHETISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. 37
FGerd. findet sie sich häufig, obwohl hier si iuvüra darin gewöhn-
hcher ist.
Wenn somit in dieser Epoche si tuviera diera sich in starker
Weise der Periode der Gegenwart bemächtigt hatte, so blieb doch
daneben diese Formel auch für die Vergangenheit zunächt noch
vorwiegend in Gebrauch. Ganz entschieden ist dies z. B. in Alfar.
der Fall, fast nicht weniger in Quij. und Criticon. Dieser Um-
stand nun, dafs dasselbe Schema unterschiedslos zum Ausdruck
der Vergangenheit und der Gegenwart diente, führte zu der ebenso
interessanten wie begreiflichen Erscheinung des Wiederauflebens des
zusammengesetzten Plusquamp. i, nur mit dem Unterschiede, dafs
diese Bildung sich fortan nicht nur eines frölicheren Gedeihens,
sondern auch einer besseren Berechtigung als früher erfreute. Der
indifferente Charaker des einfachen Plusquamp. i, in dem Gegen-
wart und Vergangenheit zusammenfiel, mufste leicht das Bedürfnis
erzeugen , diese Zeitsphären in, einer äufserhch erkennbaren Weise
auseinander zu halten, und hierzu war die Wiedereinführung des
zusammengesetzten Plusquamp. i ein vortrefl^liches Mittel. Man
gelangte so im Laufe der Zeit naturgemäfs dazu , das einfache
Plusquamp. auf die Gegenwart einzuschränken und in dem zu-
sammengesetzten einen deutlichen Ausdruck für die V^ergangenheit
zu gewinnen.' Besonders machte sich dieses Bedürfnis deutlicherer
.Scheidung für die aus Gegenwart und Vergangenheit gemischte
Periode fühlbar, und so ist z. B. bereits in Quij. die Bezeichnung
der Vergangenheit durch das zusammengesetzte Tempus in solchen
Perioden die weitaus überwiegende Regel. Es ist jedoch wichtig
zu bemerken, dafs die damit eingeführte Änderung auch hier sich
nur allmählich vollzog. Bei Perioden, deren beide Glieder Ver-
gangenes ausdrücken , ist zunächst Verwendung der zusammen-
gesetzen Zeit in beiden Sätzen das ungleich Seltnere ; man be-
gnügte sich damit die Vergangenheit nur in dem einen Gliede
kenntlich zu machen, indem man die richtige .\ufi;assung dem Ver-
ständnis des Hörers überliefs. Dafs sich nach diesem ersten
.""Schritt ein Eintreten des zusammengesetzten Tempus bald in beiden
Teilen der hypothet. Periode entwickeln mufste, ist natürlich und
war nur eine P'rage der Zeit. Diese weitere Entwickelung liefs
denn auch nicht lange auf sich warten. FGerd. und Cart. Mar.
lassen bereits das selten verletzte Gesetz erkennen, die Vergangen-
heil in der hypothet. Periode durch zusammengesetzte Zeiten aus-
zudrücken. Dies ist das moderne Prinzip. Eine natürliche Folge
' Beobachten läfst sich dieses stärkere Heranziehen des zusammcH-
^:esei/ten Plusquamp. etwa von der /weiten Hälfte des 16. Jahrh. an. Inter-
essant ist z.B. ein Vergleich des Lazar.Nf. (erste Hälfte des 16. Jahrh.) mit
seiner Fortsetzung von Luna, die gegen Endedicses oder wohl richtiger in ilcn
Anfang des 17. Jahrh. fällt. In jenem ist si tuviera diera die einzige Form der
auf di'- Vergangenheit bezüglichen Periode; in dieser ist sie es nur noch ganz
vereinzelt: der Regel nach ''-" i" <i">"-. il>-r l.ii.l. n (i)i,i!.r 1.. .'i^i nun n-
gesetzte Plusquamp. ein.
36 te. GESSNER,
Was nun das Erscheinen und allm;ihliche um sich (ireifen des
Plusquamp. i in der spanischen Periode spezieller angeht, so ist
schon bemerkt worden, dafs es in den ältesten Denkmalen zunächst
ausschliefslich in dem Konsekutivsatze der Periode der A'^ergangen-
heit auftritt. So in Cid, Berceo, AppoUonio. Aber schon sehr
früh erscheint es, zunächst ebenfalls nur für die Vergangenheit,
bereits auch in dem Konditionalsatze. Die ersten Beispiele finde
ich in dem Alex. Nachdem es sich so der beiden Glieder der
Periode der Vergangenheit bemächtigt hat, verdrängt es bald die
anderen Tempora und wird allmählich die herrschende Zeit für
diese Periode, sowohl in ihrer vollständigen wie in ihrer unvoll-
ständigen P^orm. Denn gegen das Plusquamp. Fut. hat der Spanier
lange eine entschiedene Abneigung bewiesen und auch dem Plus-
quamp. Konj, im Nebensatze ist er wenig hold. So geschieht es,
dafs das einfache Plusquamp. i schon im 14. Jahrh. in stärkerer
Weise hervortritt und dafs es in den iulgenden Jahrhunderten seine
Herrschaft immer mehr befestigt. In Koiz, R Pal., Guzman, Ayora,
Pulg. Letr., Celestina gebietet es so gut wie unbeschränkt über die
auf die Vergangenheit bezogene Periode. Denn das zusammen-
gesetzte Plusquamp. i ist in der alten Zeit immer nur wenig zur
Verwendung gekommen ; viele Denkmale kennen es überhaupt nicht.
Während es im ganzen Berceo vielleicht nur viermal, im Appol.
zweimal, etwas häufiger im Alex, vorkommt, ist es im Cid, Roiz,
Guzman gar nicht, in anderen älteren Schriftstücken vereinzelt vor-
handen ; kurz es schwindet immer mehr zu Gunsten des einfachen
Plusquamp. i.
Während dieser ganzen Zeit, etwa bis zum Ausgange des
15. Jahrh., ist das Plusquamp. i in der Periode der Gegenwart
selten. Der Übertritt in diese scheint sich erst im 14. Jahrh. zu
vollziehen, also später als der in das konditionale Glied. Im Cid,
Berceo, Alex., M Kgipc, Ador. läfst sich derselbe noch nicht ge-
wahren, erst im Roiz tritt er ganz vereinzelt auf. Namentlich in
der geschlossenen Periode der (Gegenwart vermag das Tempus
gegen die übermächtige alte Formel s/' iuviese daria nicht aufzu-
kommen ; zwar begegnet man ihm in den Werken des Juan Ma-
nuel, in Roiz, R Pal. und andern Werken , aber immer nur im
ganzen selten. Mit der Zeit jedoch gewinnt es mehr Boden und
bemächtigt sich nach und nach der ganzen Periode der Gegen-
wart, lünige Fälle dieser Gestaltung si iuviera diera für die Gegen-
wart finden sich schon in Pulg. Letr., nicht selten dann in der
Celestina. Besonders aber wird sie von der 2. Hälfte des 16. Jahrh.
an eine ebenbürtige Nebenbuhlerin jener ältesten Form. In Guer.
Civ. ist sie das fast ausschliefsliche Schema für die Periode der
Gegenwart; im Alfar. wiegt sie vielleicht vor; im Quij. und in Cart.
Mar. erscheint sie neben si Iuviese daria als gleichberechtigt;
im Criticon und in Solls Cartas ist sie die Hauptform ; im
DIE HYPOTHKTISCHK I'EKIODK IM SPANISCHEN. 37
I""Gerd. lindet sie sich häufig, obwohl hier si tuviera darin 'g^.\sb\\\\-
1 icher ist.
Wenn somit in dieser Epoche si tuviera diera sich in starker
Weise der Periode der Gegenwart bemächtigt hatte, so blieb doch
Lhmcben diese Formel auch für die Vergangenheit zunächt noch
vorwiegend in Gebrauch. Ganz entschieden ist dies z. B. in Alfar.
der Fall, fast nicht weniger in Quij. und Criticon. Dieser Um-
stand nun, dafs dasselbe Schema unterschiedslos zum Ausdruck
der Vergangenheit und der Gegenwart diente, führte zu der ebenso
interessanten wie begreiflichen Erscheinung des Wiederauflebens des
zusammengesetzten Plusquamp. i, nur mit dem Unterschiede, dafs
diese Bildung sich fortan nicht nur eines frölicheren Gedeihens,
sondern auch einer besseren Berechtigung als früher erfreute. Der
indifferente Charaker des einfachen Plusquamp. i, in dem Gegen-
wart und Vergangenheit zusammenfiel, mufste leicht das Bedürhiis
erzeugen , diese Zeitsphären in^ einer äufserlicli erkennbaren Weise
auseinander zu halten, und hierzu war die Wiedereinführung des
zusammengesetzten Plusquamp. i ein vortreffHches Mittel. Man
gelangte so im Laufe der Zeit naturgemäfs dazu , das einfache
l^lusquamp. auf die Gegenwart einzuschränken und in dem zu-
sammengesetzten einen deutlichen Ausdruck für die Vergangenheit
zu gewinnen. 1 Besonders machte sich dieses Bedürfnis deutlicherer
Scheidung für die aus Gegenwart und Vergangenheit gemischte
Periode fühlbar, und so ist z. B. bereits in Quij. die Bezeichnung
der Vergangenheit durch das zusammengesetzte Tempus in solchen
Perioden die weitaus überwiegende Regel. Es ist jedoch wichtig
zu bemerken, dafs die damit eingeführte Änderung auch hier sich
nur allmählich vollzog. Hei Perioden, deren beide Glieder Ver-
gangenes ausdrücken, ist zunächst Verwendung der zusammen-
gesetzen Zeit in beiden Sätzen das ungleich Seltnere; man be-
gnügte sich damit die Vergangenheit nur in dem einen Gliede
kenntlich zu machen, indem man die richtige Auifassung dem Ver-
ständnis des Hörers überliefs. Dafs sich nach diesem ersten
Schritt ein Eintreten des zusammengesetzten Tempus bald in beiden
Teilen der hypothet. Periode entwickeln mufste, ist natürlich und
war nur eine Frage der Zeit. Diese weitere Entwickelung liefs
denn auch nicht lange auf sich warten. FGerd. und Cart. Mar.
lassen bereits das selten verletzte Gesetz erkennen, die Vergangt-n-
heit in der liypothet. Periode durch zusammengesetzte Zeiten aus-
zudrücken. Dies ist das moderne Prinzip. Eine natürliche Folge
' Beobachten läfst sich dieses stärkere Heranziehen des zusanimen-
^,'eselzten Plusquamp. etwa von der /.weiten Hälfte des 16. Jahrh. an. Inter-
essant ist z. B. ein Vergleich des LazarM. (erste Hälfte des 16. Jahrh.) mit
seiner Fortsetzung von Luna, die gegen Endediescs oder wohl riclitiger in den
Anfang des 17. Jahrh. fällt. In jenem ist si tuviera diera die einzige Form der
auf die Vergangenheit bezüglichen Periode; in dieser ist sie es nur noch ganz
vereinzelt; fier Regel nach tritt in oinein der beiden Glieder das zusanimcn-
geseiztc Plusquamp. ein.
40 E. GESSNEK,
in vielen Fällen die Sache einfach genug dadurch, dafs der Redende
in seinem Berichte sich so lebhaft in die Vergangenheit versetzt,
dafs er auch bei einer aus der Erzählung heraustretenden und von
seinem gegenwärtigen Standpunkt gemachten Bemerkung den Boden
der Vergangenheit nicht vcrläfst. Die in den Bericht einer ver-
flossenen Begebenheit eingestreute Bemerkung „wenn er damals so
und so gehandelt hätte, würde er die Gefahr vermieden haben"
wird unter diesen Umständen zu einem „wenn er (jetzt) so und
so handelte, würde er die Gefahr vermeiden". Diese Darstellungs-
weise entspricht auch sehr wohl einer mehr kindlichen, naiven, nach
der Seite der Reflexion weniger entwickelten Anschauungsweise
jugendlicher Völker. Das häufige altfranz. lor veissiez (altspan. ve-
riades, vierades), da hättet ihr sehen können, ist ein recht bezeich-
nendes Beispiel für dieses lebendig der Vergangenheit hingegebene
Denken. Aber auch von solchen Fällen abgesehen erscheint es
mit dem Wesen eines ungebildeteren , natürlicher und unmittel-
barer empfindenden Volkes wohl vereinbar, wenn der Redende es
mit der strengen Bezeichnung der Zeit weniger genau nimmt. Der
Hauptzweck der irrealen Periode besteht darin , eine Vorstellung
als mit der Wirklichkeit im Widerspruch befindlich, etwas als un-
wirklich oder unmöglich zur Anschauung zu bringen. War das
erreicht, so konnte der Sprechende das Übrige dem Verständnis
seiner Zuhörer überlassen, er konnte sicher sein, dafs diese den
Gedanken in die richtige Zeitsphäre einordnen würden. Wie man
aber hier auch deuten möge, die Thatsache ist vorhanden, in allen
romanischen Sprachen und so auch im Spanischen ist für die
älteste Zeit nichts üblicher als der Ausdruck der Vergangenheit
in der konditionalen Periode durch die Tempora der Gegenwart.
Speziell dem Spanischen und noch mehr dem Portugiesischen wohnt
diese Neigung so tief inne, dafs sie auch heute noch nicht völlig
überwunden ist ; Perioden der Vergangenheit, in denen die Ver-
gangenheit nur in dem einen Gliede zum Ausdruck kommt, während
in dem andern die bequemere und kürzere Zeit der Gegenwart für
ausreichend erachtet wird, sind bei modernen Schriftstellern durch-
aus nicht unerhört. Auch die oben S. 37 besprochene Erscheinung,
dafs die mit dem Plusquamp. i gebildete Periode si tuviera dura
lange ohne Unterschied sowohl die Gegenwart als auch die Ver-
gangenheit angab, wird hier in Erinnerung zu bringen sein.
Ich gebe nun Beispiele für die in Rede stehende Eigentüm-
lichkeit. Zugleich ziehe ich, um auf diesen Punkt nicht mehr
zurückkommen zu müssen, auch die aus Gegenwart und Vergangen-
heit gemischte und die unvollstihidige Periode hierher. Eine ge-
wisse Schwierigkeit bietet für die zu wählenden Stellen das Plus-
schiebimg der Zeitsphäve aus der Vergangenheit in die Gegenwart anuininil
(S. 260). Dies ist gewifs unrichtig und beruht auf einer unklaren Auflassung
der hypothet. Periode. Das Imperf. B^it. hat in dieser wie überhaupt immer
und überall durchaus präteritalen Sinn.
niK HVI'OrHETISCHE I'KKIODK IM SPANISCHEN. 4I
quanip. i. Soll man es als Zeit der Vergangenheit oder der
Gegenwart ansehen ? Für die letztere wird man es erst etwa von
der Mitte des i8. jahrh. in Anspruch nehmen dürfen, für die erstere
nur in den ersten Jahrhunderten, ungefähr bis zur zweiten Hälfte
lies 15. lahrh.; in der mittleren Zeit mufs es unberücksichtigt blei-
ben, wenigstens in demjenigen (iliede der Periode, wo es auf cVn:
Entscheidung ob Gegenwart oder Vergangenheit ankommt.
a) Vollständige Periode.
I. Beide Glieder drücken Vergangenes aus.
(i) In beiden Gliedern stehen Zeiten der Gegenwart. Dies
giebt die Formel si tuviesc. daria, in den ältesten Quellen die fast
absolute Regel, die nur selten einmal eine andere Konstruktion
aufkommen läfst.
Trobaronlo con alma ii legre i sin danno, Xoji serie tan vicioso si
iflgtäese eii vanno, BMlg. i52ab. -5V los judios descreidos non se-
guiesen la sombra de las anloyancas de la vcrdad, . . non crucißgarie>i
al sennor de la gloria, FJuzgo i8Qb ob. Xunca oya razon qiie en
coracoti nun ienia, Sil mas demostrassen el mas apre?ideria, .\lex.
i8bc. Vgl. Mlg i02cd; 344b; BSil. 122c; BMil. 43c; Appol.
iijcd; jMEgipc. 436; Guzman 7i3b,48; ein späteres Beispiel si
algunos concurriessen </ oirlos, no seria ciertamente para dexarse
persuadir, FGerd. I go.
ß) Nur das eine Glied weist das Tempus der Gegenwart auf,
das andere hat in irgend welcher \\'eise die Bezeichnung der Ver-
gangenheit.
aa) Die Gegenwart erscheint in dem bedingenden Satze als
Konj. Imperf. oder modern als einfaches Plusquamp. 1.
Sabtt bien que si ellos le viessen, noji escapara de miierl. Cid
2774. Si ante lo sopiessen lo que depues sopieron, Non li ovieran
fccho esso qne li fifieron, BMIg I48cd. Vgl. Cid 1950; 2760;
BMlg. 564d; BMil. 288d; Alex. 389cd; 721b; i6"i6abc; spätere
Fälle Clareo 440a, 4 {ä quien ella no consciera atmque le tornase d
ver); Guar. Civ. 5553,68; 684b ob. Modern: s; no corriera ä giia-
rccerse tras el tronco de un roble . . , hiibiera acabado con el, Cid
Tr. 33 u. Si no tejniera asustarä sit prima . ., le kubier a dado un
ciiartn conato de vahido, Galdos, Fontana de Oro, Ausgabe Brock-
haus S. 288 ob.
(://9) Die Gegenwart erscheint in dem bedingten Satze als
Imperf. Fut. oder modern als einfaches Plusquamp. I.
.Sy dü)i Adavi oviesse de tat fructo comido. De tan mala nianera
non Serie de{ibido, BMlg. I5bc. Qui la toviesse finia, segiin oy
eaniar. De nengtina postema non podria ßnar, Alex. 94cd. Für
spätere Zeit: es posible que sea tan pobre hombre, que no advicrta
que el Ave Maria es una oracion que se reza li la viisina J'irgen,
y que, si Santa Ana se la huviera ensenado, la enseiiaria d ijue se
rezasse ä si misma ?, F(ierd. I 158 unl. Vgl. ib. 11 236,8. Modern;
42 E. GESSNKK,
. . )■ huhiesen perdido fni alma, si Dios no me cm'iara con la »merk
Uli aviso de la eternidad, Clemencia 192.
2. Die Periode ist aus Vergangenheit und Gegenwart geuiisciit.
Das auf die Vergangenheit bezogene Glied ist durch eine
Zeit der Gegenwart ausgedrückt, so dafs das Satzgefüge äufserlich
die Gestalt einer Periode der Gegenwart erhält.
Quando non lo leyesse, defir 7ion lo qtierria, wenn ich es nicht
gelesen hätte: BSil 73c La ciial si atitc de agora tio conosciese y
no sinticse ins saludahles olores, fto podria creer que carc$cicseti de
cngano ins palabras, wenn ich nicht kennen gelernt hätte : Ce-
lestina 523,20. Vgl. BSil. 431c; BLoor. Q/ac; BMlg. 544ab ;
Appol. 551 cd.
b) Unvollständige Periode.
1. Konsekutivsatz. Er wird durch das Imperf. Ful. oder
modern durch das einfache Plusquamp). 1 ausgedrückt.
Vidicron qiie viniera esto por la G/oriosa, Ca ofri non podrie
fa(er iantannna cosa, ein anderer hätte nicht machen können :
BMlg. Il4ab. E tanto havie el cuerpo genfor Qiie iin fijo de empc-
rador La prendria poi uxor, MEgipc. 251. Vgl. BSil. jd; 20b;
BMil. 34c; BDV. 17c; Appol. 45d; Alex. 31c; Conq. 220b ob.
Spätere Beispiele : si no lo ptido haeer ciiando sano y bueno, como
lo haria molido v casi deshccho? wie hätte er es thun können :
Quij. 17 ob.; FGerd. I g8 [persuadiria), 99 {basiaria). Modern:
no pensara de In juicio qiie te expresases asi, i':h hätte nicht ge-
dacht, Clemencia 179. Je la ciial no se nioslrö ella tan sentida
eomo (i su honra conviniera, wie es sich geziemt hätte: Crestom.
376 unt. Daher das so häufige veriades, später rderais, und ähn-
liches: AI caigar de las archas veriedes gozo tanto. Cid I70'> ih.
697; 726; Conq. 245b ob.; 248b ob. {oiriades); Alfar. 2 15a, 54.
Modern : oiriais alli la peroracion contundente del oficial primero,
Galdos, Fontana de oro, 5 ob.
2. Konditionalsatz und das vergleichende como(qne) si.
Die zur Verwendung kommende Zeit ist der Konj. Imperf. (ider
modern das einfache Plusquamp. i neben dem Konj. Imperf.
Abinie en el jnego, fazie tan aguisado, Como si fuesse de pequenyo
hi criado, wie wenn er von Jugend auf darin geübt worden
wäre, Appol. I45cd. Visticronlo niuy bien pannos de grand valia,
Como si fliese doetor en filosofia, Roiz 43ab. Vgl. Appol. 59 id;
Alex. 27c, 76c; LazarL. 1143,57 [si ?ni dicha 6 desdicha no orde-
nase). Modern : respondiö en voz inmutada y tan queda como si ä
si misma quisiese ocultar la cmocion qiie la dominaba, Clemencia
193 ob. Alli Clemencia desheclui en lägrimas, apretnba entre las
suyas las muertas manos de su Padre, como si quisiera comunicarle
por siis porös su propia vida, ib. 175.
Anmerkung. Die angeführten Beispiele liefern den Be-
weis, dafs die Tempora der Gegenwart sich, wenn auch natür-
DIE HYrOTHKTlSCnF. PKKIODK IM SPANISCHEN. 43
lieh weniger häufig, besonders in unvollständigen und in den
aus Gegenwart und ^'^ergangenheit gemischten Perioden bis
auf den heutigen Tag erhalten haben. Noch stärker ist dies
der Fall im Portugiesischen, wo sogar die vollständige Periode
der Vergangenheil noch jetzt unbedenklich in dem Gewände
der gegenwärtigen erscheint.
Se OS que o acaiavam como um predestinado soubessem qiiäo tiegra
era a predeslinacäo do poeta, por Ventura ijue essa especie de cidlo
de que o cercavam se converteria ein cotnpaixäo, ou anles eni terror,
Herculano, Monasticon, Ausg. Brockhaus, S. 1 2 unt. Ao primeiro
aspecto sentirieis atiraccäo para o mais velho , e repellir-vos-hia o
mais mofo', »las se reparasseis attentameiile Jios olhos dos dous 7nongcs,
OS affedos se vos irocariani, ib. II 13. Quando el-rei, nas continua-
das jornadas que 0 ohrigava a fazer pclo reino a guerra com Cas-
ielia, ra easualmetite pousar a Alcobafa, quem visse 0 apparaio com
que era hospedado diria que 0 vwnarcha recebia gasalhaih de um
principe seu igual, ib. I 254. Se a lingua poriugueza seguisse a sua
evolufdo natural, chegaria indtibilavelmente a essa contracfäo das
palavras, que tanto distingue a lingua franceza, wenn siö gefolgt
wäre, wäre sie gelangt, Braga, Manual da Ilistoria da I.itteralura
Portugueza, S. iio.
Nach Erledigung dieses Punktes erübrigt nun, die verschiedenen
Gestaltungen der auf die Vergangenheil bezogenen Periode, inso-
fern dazu wirkliche Tempora der Vergangenheit dienen, zur An-
schauung zu bringen. Dafs hier das einfache Plusquamp. i eine
wichtige Rolle spielt, ist nach der obigen Auseinandersetzung selbst-
verständlich. Vorher jedoch eine das Pluscjuarap. Fut. und den
Konj. Plusquamp. angehende Bemerkung.
Diese beiden Formen sind gerade in der ältesten Zeit häufiger
anzutreffen, treten dann aber in dem Mafse zurück, als das einfache
Plusquamp. i sich der konditionalen Periode bemächtigt, so dafs
es einen ziemlich langen Zeitraum giebt, wo sie fast verschöllen
sind. Namentlich gilt dies von dem Plusquamp. Fut., gegen welches
die Sprache lange eine entschiedene Abneigung bekundet. Der
Konj. Plusquamp. läfst sich eher einmal beol)achten.' F.rsl später
als man die strenge Fessel des si tuvicra diira für die Periode des
Vergangenen zu losen begann, kommen beide Zeiten wieder in .\uf-
nahrae und zwar der Konj. Plusquamp. früher und häufiger als das
Plusquamp. l'ul. Man sieht also, es verhält sich damit ziemlich
> Das Plusquamp. tut. Uomnit in Roiz , RVal, Celesiina , LazaiM.,
LazarL., Clarco, Selva, Palran. überhaupt gar nicht vor ; selbst die Cart. Mar.
aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. zeigen es noch nicht in einem ein/igen
Falle. Auch in dem, was ich von Quij., Alfar., Criticon, FGcrd. für die Be-
obachtung der hypothetischen l'eriode gelesen, habe ich es nicht angetroffen.
Nur ganz vereinzelt tritt es hin und wieder einmal auf. Nicht viel besser
steht es rnit dem Konj. Plusquamp. In den meisten der eben genannten
Schriftwerke fehlt er ebenfalls gänzlich ; so in Roiz, RPal., Lazarl,., LazarM.,
Selva; selten ist er in Celcslina, zuweilen in Ciarc.i, s.ln -,iliiii .uu h in Ouij.
44 K- GKSSNKK,
genau wie mit dem zusammengessetzten ^Plusquamp. i (vgl. oben
S. 36); das einfache Plusquamp. i hatte eben während einiger Jahr-
hunderte alle andern Tempora verdrängt und beherrschte fast ab-
solut die Periode der Vergangenheit. So geschieht es denn, dafs
in dieser die zusammengesetzten Zeiten gerade in den früheren
Jahrhunderten häutiger auftreten und dafs sie im 15., 16., ly.Jahrh.
beinahe ganz in Wegfall kommen, um erst von dieser Zeit an sich
zunächst allmählich, dann aber immer entschiedener wieder zur Gel-
tung zu bringen.
Si hubiese tenido, habria dado.
Si 7ion fuesse Szagrio ian adelante ido, Si ovicssc sii Icugua itn
p'oco reienido, Non seria ennci ira dcl Cn'ador caido, BRllg. /Oabc.
Vgl. BDV. 5gabc; Alex. 236CCI. Modern sehr gewöhnlich: si no
hubieseis pensadu en c//o, yo os lo habria j-ccordado , y os hiibiesc
rogado qiie lo bicierais, Clemencia 156.
Si hubiese tenido, hubiera dado.
Si mtierta vie oviessen, ovieranme guarida, BDV. I7d. Bacus ^c
non oviesse el sii Inga}- dexado, Nöti oviera el regno de Yndia ga-
nado, Alex. 234cd. Vgl. Enxpl. 4783,30; Alex. 221 Sab. Modern
nicht ungewöhnlich : para sacudir el yugo que jamas los hubiera
oprifuido si hubiesen maftienido d rigor de las cosiumbres de sus
antepasados, Cart. Mar. 4,1 13. Vgl, ebenda 35,76; 86,14; Comp.
Joe. 224 unt.; 227 unt.; 2^,2 unt.; 256 ob.
Si hubiera tenido, habria dado. Ein altes Beispiel steht
mir nicht zu Gebote. Modern :
La inmovilidad dcl rio era ial, que habria parecido helado, si 710
le hubiera hecho sonreir de cuando e?i cuando la cariaa dcl ala de
un pdjaro, Gaviota 160. Vgl. ebenda 214.
Si hubiera tenido, hubiero dado. In den alten Quellen
selten, seit Mitte des 16. Jahrh. häufiger, modern neben si hubiese
tenido, habria dado die gewöhnliche Form.
Fuera mal cscorrido si lo ovieran fallado, Alex. 934<i. ^SY ho-
bieras buscado mis tripas, hobieras fallado peso de ttna onza de ja-
einto, Expl. 460b, 15. 3Ias si hubiera salido el capitan 6 algun va-
Icnton, les hubiera dado mas cuchilladas que arenas hay en el mar,
LazerL. ii2b,46. Vgl. Selva 490b,4i; Guer. Civ. 667b Mittel
Quij. 377 unt,; Criticon 22a, 14; Cart. Mar. 3,101; 7,175. Moderne
Beispiele unnötig.
Si hubiese tenido, dicra. V(jrzugsweise in alten Schriften
vorkommend.
Mucho mas li valicra, si se fuesse qucdado, BMIg. 73 id. Si
cstonce fuesse muerto nol deuiera pesar, Apj)ol. 3d. Fl regno de
Felipo fuera muy mal traydo Si non fuesse cl infante tan ayna
venido, Alex. I73ab. Vgl. BSÜR i52ab; Appol. 533d; Alex.
342cd; 5i4d; Enxpl. 4783,34
Si hubiera tenido, diera. Alt selten, von der Mitte des
16. jahrh. an häufiger.
DIE HYPOTHETISCHE I'EKIODE IM Sl'ANlSCHKN. 45
Si /o oiiiera fecJio non fueia engajinado, Alex. 12740. Nol esto-
diera bien se al ouiera fecho, ib. 1613CI. Si no me hubieran hur-
iado la capa, yendo cnbierUi co7i ella, ?i(> echärati de ver si esiaba
safio de mis dedos ptiJgares, Alfar. 205t), 26. Vgl. Clareo 46oa,52 ;
LazarL. ii6b,63; 1173,62; (hier. Civ. 634b ob.; 667b Mitte;
Quij. 227 unt.; 406 ob.
Si tuviera, habria dado. Seltene Form.
Lo aial, si los suyos lo supieran, le habrian liecho pedazos, (hier.
Civ. 674b Mitte.
Si iuviera, hiibiera dado. In der alten Zeit selten, in Cid
und Berceo nicht vorkommend; von der Mitte des 16. Jahrli. an
häufig.
Ouierale por poco lo. cabeca corlada, Sy alargara el braco ijuanto
una pulgada, Ale.x. I077cd. Si supiera aiando mozo lo que agora
se, oiramenle hobiera vivido, Pulg. Letr. 1,97. Mticho fnas cierlo tue
hubiera placido, si antcs que se tratara el casamieiito me dieras parte
dello, Patran. i64b,2g. Vgl. LazarL. 1143,19; 119a unt.; iigb,58
(vgl. oben S. 37 Anm,); (nierr. Civ. 6143,32; 626a unt.; Quij. 177
ob.; 188 unt.; 336 ob.
^V tuviera, diera. Zwar nicht in Cid und Berceo, die den
bedingenden Satz durch den Konj. Imperf. darstellen (oben S. 41/3,
a«), sonst aber von früh an überaus gewöhnlich bis in das
17. Jahrh. hinein; einzige Gestaltung in Roiz, R Pal., Cuzman,
Ayora ; ganz gewöhnlich noch in Quij., der z. B. in den ersten
vierzehn Kapiteln (etwa der elfte Teil des Ganzen) keine andere
Form kennt; nicht minder üblich im Criticon; erst im Verlaufe des
17. Jahrh. allmählich zurücktretend. Jünige ältere Beispiele sind:
Se podiera Nicholao, repenlirase de grado, Alex. 1 24d. Pero a
don lulotas fizieral mal depuerto, Si non fuera Juneas quel loiio
graut tuerto, ib. 991 cd. Quisiera jutieho de grade, si pudiera , ser,
que los partiese el Papa, Patr. 3Q6b,38. Vgl. Alex. I488cd; 1550c;
Patr. 4i3b,i6; Enxpl. 448b,46 ; 478b,45.
Si hubiese tenido, hubiese dado. Bei der oben S. 39 ob.
berührten Abneigung dos Spanischen gegen den Konjunktiv im be-
dingten Satze ist diese und die folgende Form durchaus autlällend ;
sie scheint nur modern bei einigen Schriftstellern vorzukommen.'
Con esla exclamacioi se hubiese vendido <i si misma, si auu le
hubiesen quedado dudas al l'izamde, Clemencia 257 ob.
.SV hubiera tenido, hubiese dado.
Si hubieran querido casarse, se lis hubiese oeurrido </' ellos dntes que
d ti, Clemencia 159 ob. .SV no hubieran sabido que era lo suyo lo
que ardia, se lo hubihemos ocultado, il). 162 unt.
' Den Konj. Plusquainj). im Konsekutivsal/c liahc iili last nui in Clt-
mencia nclroffen , dort aber trill er sehr oft auf; vj^l. weiter unten bei der
fjemischten und der unvollst.'indinen Periode.
46 E. GESSNEK,
3. Periode, in der das eine Glied auf die Gegenwart, das andere auf die
Vergangenheit bezogen wird (gemischte Periode).
Hier und bei der nachher zu behandehiden unvollständigen
Periode wird man neue Erscheinungen nicht zu erwarten haben ;
es kommt nur auf einige Beispiele zur Anschauung an. Im übrigen
halte man sich gegenwärtig, was über die in der alten Zeit häu-
figeren, dann aber zu Gunsten des einfachen Plusquamp. i zurück-
tretenden und erst wieder seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.
stärker in Betracht kommenden zusammengesetzten Tempora gesagt
worden ist. Insofern die Vergangenheit durch Zeiten der Gegen-
wart ausgedrückt wird, vgl. oben S. 42.
a) der Nebensatz drückt Vergangenheit, der Hauptsatz Ciegen-
wart aus {si habuissem darem).
Si hubiese tenido, daria.
Serie Cannas por sietnpre rica c arribada, St elli iion oviesse la
sej'ia cmiviada, BSil. 45cd. Tanio que si yo no lo iiubiese visto, no
lo creeria, Celestina 53b,25. Si cojiociendo lo corto de su juvenhid
hubiese mirado las cosas sölidas, se hallaria <i cierlo tiempo colocado
en algmia clase de la repüblica, Gart. Mar. 82,12g. Vgl. BMlg.
Siyac; BSJ. 34ab; Alex. 284c; Lazarlnc. g4b,46.
Si hubiese tenido, diera.
Si aquella que alli esid en aquella catna me hubiese ä mi creido,
jamas quedara esta casa de noche sin varon, Celestina 5 5b, 15. .SV
yo hubiese sido muchos siglos hä nn honibre de es tos insignes, y re-
sucitase ahora ä recoge)- los frutos del 7iombre que deje aun perma-
nente, sintier a mucho oir estas o semejantes palabras. Gart. Mar.
28,56.
Si hubiese tenido, diese. Sehr selten.
Asi la (vida) fenesca yo sirvierido ä Dios, que si della fuese ya
salido, no la tornase d tomar, aunque me la diesen con el ducado de
Borgona, Pulg. Letr. 12,34.
Si hubiera tenido, daria.
Ya estarias vengada , si las limosnas del emperador no nos hu-
bieran atado las manos, Alfar. 248b, 14. Mira, Sancho, yo bien te
senalaria salario, si hubiera hallado en alguna de las historias
de los Caballeros andantes ejemplo que lyie desciibriese . . Quij. 357
unt. Cuanto mas benemeritos de si mismos serian, si nos hubieran
dado una obra de esta especie. Gart. Mar. 16,52.
Si hubiera tenido, diera. Sehr gewöhnlich.
Don Ulan dijole que . . se toviera por mal aventurado , si le ho-
biera dado parte de las perdices, Patr. 38ob,2g. Habeis de säber
que el amor de siiyo bueno fuera , si por vosotros no hubiera sido
vuelto en otro gener 0 de ser malo, Selva 48 7a, 15. No nie puedo
persuadir que haya hoy en la tierra quien favorezca viudas, ampare
doncellas, . . . y no lo creyera si en vuesa 7nerced no lo hubiera visto
con mis ojos, Quij. 3g7 Mitte. Vgl. Gelestina 50a, 10; Glareo 455b,
28. Quij. II unt.; 24 Mitte; 3g Mitte; 420 unt.; Griticon 26b,i;
FGerd. 1 7 Mitte.
DIE HYPOTHETISCHE PEKIODK IM SI'ANMSCHEN. 47
St tuviera, daria.
Si a vos sirviera, vos habriades dello duelo, Roiz 1547b. P01
qui jugasle el caballo, iahur, hellaco ? Qtic si por ;/// no fuera,
estarias tu viJ ahorcado, Celestina 6ia,ig. Vgl. LazarL. ii2b,45.
Si luviera, diera.
Si de otra guisa me lo dijierades, hien cuidara que lo dijierades
por me probar, Patr. 3733,21. De todo esio me tengo yo la cnlpa,
que si tomara el consejo de aquella que bien tue quiere . . ., 710 me
viera agora entre dos paredes sola, Celestina 643,38. Todo eso
fuera bien excusado, respondiü D. Quijote, si d mt se me acordara
de hacer utia redoma del bälsatno de Fierabras, Quij. 37 unt. Vgl.
Patr. 3943,47; Pulg. Letr. 4,44 ; 6,52; Clareo 4556,26; Alfar.
2183,36; Quij. 462 Mitte (übrigens seilen in Quij. nach dein
S. 37 Gesagten).
b) der Nebensatz drückt Gegenwart, der Hauptsatz Vergangen-
heit ans {si haberem dedissem).
Si tuviese, habria dado.
Se nos aqueste rio podiessemos passar, Como quier que podiessemos
a la ysla entrar, Auriemos a Poro buscado graul pesar, Alex.
i839abc.
Si tuviese, hubiera dado.
Pues si bien entendiesedes el sujeto de lo que habeis oido, cou mas
razon os hubierades holgado, Selva 4803,50.
Si tuviese, hubiese dado. Über d3s Ungewöhnliche des
Konj. Plusqu3mp. vgl. S. 45 Anm.
No hubieses hecho eso si yo tuviese padre ä hermano, Cleruen-
ci3 218.
Si tuviese, diera.
Si de tan rehez omne ßncasseti escarnidos, Alucho ?naes lis valiera
que Jion fuesseti 7ias(idos, BMil. 2o6cd. .SY lal no fuese, no entrara
acä por fuerza de armas, Amsdis 68a.
.SV tuviera, hubiera dado.
Sefiora mia, si yo no os quisiera mas que d mi, no hubiera hecho
este sentimiento, Abencer. 5iol),2 2. Si fueras caballero cojno no lo
eres, yo hubiera castigado tu sandez y atrevitniento, Quij. 32 oben.
Vgl. Guer. Civ. 5223,21; FGerd. I 118; C3rt. Mar. 48,12.
Si luviera, diera.
Si los que asi erraron contra vos Jueran tales como . . ., )ivn fi-
cieran lo que ficieron, P3tr. 4 13b, 17. Vgl. Patr. 414I), (2; Pulg.
I,<tr. 6,63.
B. Unvollständige Periode.
I. Periode der Gegenwart.
;i) i\. i> ii-^eku ti vsatz.
Daria. Vun den ältesten /eilen Im's anl den heuligen Tag
in (iebrauch.
48 E. GESSNER,
Diera. Kommt im Cid, Berceo, AppoL, Alex, noch nicht
vor; erst mit dem 14. Jahrh. erscheint es, zunächst selten; seit
dem 1 6. Jahrh. häufig. Einige alte Beispiele sind :
Qtie yo dexe a Orabuena la que cobre anlanno ? En dexar yo a
ella 7-ecibiera grand damto, Roiz 1670b (das älteste mir bekannte
Beispiel im Konsekutivsatz der Periode der Gegenwart, zugleich
das einzige in Roiz). Suphfluo y demasiado fuera poner 01 leUas
/(lies dos autos, riqueza e lisonjas, Guzraan 704b,25. Yo (juisiern
que mi priino Lope Sanchez y yo furramos despues de tnanana a
Francia, Ayora 1,126.
Diese. Selten.
Yo ie cerlifico no diese mi parte por media marco de oro, por mal
que la vieja la reparta, Celestina 48b,ig. Por Dies creo que fuese
cojHO im gatno, seguii el temor tengo de estar aqui, ib. 52b,30.
b) Konditionalsatz nebst dem vergleichenden como
(<jue) si.
Diese. Die von jeher bis jetzt gewöhnliche Form.
Diera. Der öfter erwähnten Entwickelung gemäfs in den
ersten Jahrhunderten nicht vorhanden ; dann führt sich das Tempus
allmählich ein und erweitert im Laufe der Zeit seinen (Gebrauch
dergestalt, dafs es in einzelnen Werken wie Selva, Patran. den
Konj. Imperf. fast verdrängt.
Pues me fio en ins manos, pues quise cumplir tu voluntad, tio
sea de peor condicion por ser piadosa quesi fuera esquii'a y sin
7nisericordia, Celestina 58a unt.
2. Periode der Vergangenheit.
Insofern die Vergangenheit durch Zeiten der Gegenwart aus-
gedrückt wird, vgl. oben S. 42.
a) Konsekutivsatz.
Habria dado. Nur alt oder modern.
Recudioli Lucillo como bien acordado: Yo fecho avrie esso de muy
buen grado, BLaur. 8 2 ab. Quisiera su offrenda aver hy offrecido,
E avrie de su grado daquella agua bevido, Alex. Il27cd. Vgl.
l^Mlg. sSgd; 5gob ; Appol. 604c. Moderne Beispiele sind er-
läfslich.
Hubiera dado. In alter Zeit nicht häufig; erst in den
mittleren Jahrhunderten mehr hervortretend und heute neben dem
vorigen die gewöhnliche Form.
Por poco le ouiera la cahega cortada, Appol. 37 7d. Si 710 7ion
77ie ouiera a yantar conbidado, ib. 5 1 gd. Por poco ge ouieraii fecho
77ial trebejo, Alex. ig2c; ib. 465cd. Vgl. für später Clareo 464a,4i;
Guer. Civ. 54gb,43 ; Alfar. 24ob,4o ; Cart. Mar. (hier schon so gut
wie Regel) 7,107; 16,67; 20,8.
Hubiese dado. Ungewöhnlich, vgl. oben S. 45 Anm.
Por lo de7/ias se hubiese creido que la casa estaba deshabitada,
Chrestom. 500 ob. D071 Galo se puso tan aiicho , que en aquel
DIE HYl'OrHETISCHF. PKRIOKK IM SPANISCHEN. 4Q
mommto no sc hubüsc cambiado f>or un Rothschild, Cleim-ncia 250.
Vgl. CleuKMicia 212 IMiltr ; 2ioMilt»'; 249 iMillo; 25O .Miiu-;
158 unt.; 269 uiu.
Dilta. Von früh an durch alle Jahrhunderte sehr gebräuchlich
bis in die neue Zeit, wo das Tempus in die Gegenwart gerückt ist.
Esla lid en Toledo hi ßzieradts, mas tion quisiesles vos. Cid 3597.
üuicra hy contida por poco ^tiint mazdla, Monirro lodol mtmdo del
rio la querella, .Mex. 838cd, bemerkenswert wegen des Wechsels
von einfachen und zusammengesetzten I'lusquamp. i in demselben
Sinne. Für die folgenden Jahrhundertc sind Beispiele für den
so gewöhnlichen Gebraucii überllüssig.
b) Konditionalsatz nebst dem vergleichenden como
(que) si.
Hubicra da da.
Ansi como si por su boca lo hobicra confesado, dicron sentencia que
lo dcscabezasen, Enxpl. 454b,53. Asi lo disimuli'i como si no lo hu-
biera senlido, LazarM. 79b,24. Daiido cuchilladas y reveses </ todas
partes, eslando tan despierto como si nunca hubicra dotmido, Quij.
27 ob. De una conversacion muy provechosa que un Beneficiado del
Lugar tta'o con Fray Gerundio , si Fray Gerundio huviera sabido
aprovecharse de ella, FCJltiI. 1 109. Überschr.
Hubiese dado.
Probü commo ton bono fö de tat pafien(ia, Commo si lo oviesse
priso en penitenfia, BSil. 256cd. Perdio mal talento e lorno tan
pagado, Cucmo se ya ouiesse todo esto recabdado, Alex. 75cd. Todos
nos hablaban tan amorosa y agraciadamente, como si grau tiempo
nos hubiesemos criado juntos, Clareo 44ib,63. Luego al puntu que-
doban sanos de sus Ilagas y heridas, como si mal alguno no hubiesen
tenido, Quij. lO ob.
Diera.
Seredes seguro, cumc fuc et gallo, si esttnura en el primer drbol,
Patr. 381b, 19. Fallaron la seilal del fuego en las piedras ante el
altar, asi como si alli el cuerpo de aquella mujer fuera quemado
(on fuego corporal, Knxpl. 490a,42. .Später äufserst gewohnlicli.
Indem ich diesen Teil der Untersuchung abschlii-fse, fasse ich
da.s Krgebnis derselben kurz zusammen, um in wciu"gen Worten
ein Uild von der Kntwicklung der irrealen Periode in ihn-n llaiipl-
erscheinuugen zu geben.
Kür die Periode der Gegenwart ist si luviese daria die älteste
bis heute lebendige Form. Kr.si mit dem Enile des 14. Jahrh.
tritt danelK?n // litviera diera auf. Allni.ihlii h erstarkend wird dieses
von der zweiten Hälfte des lO. Jahrh. bis weit in das 18. Jahrh.
hinein aufserordrnllich gebräuchlich un<l verdrängt in einzelnen
.Schriftstellern fast die ältere Gcn>taltung. Dann weicht es wieder
etwas zurück, erhält sich aber bis auf diesen Tag neben si tuviese
daria in gleich«r Herechtigung. Die aus beiden gemischte Periode
si tin<iese diera ist nickt häulig ; be'iebter ist si tmiera daria, das
/«iuobr. r. roiD. IMiil. XIV. ,
50 E. GESSNER,
namentlich von einzelnen Autoren stark bevorzugt wird. S/ iiiviese
diese ist selten, wie überhaupt der Konj. Imperf. und Phis(]uanip.
im Konsekutivsatze dem Spanischen widerstrebt.
Die Periode der Vergangenheit wird in den ersten Jahr-
liunderten vorwiegend durch Zeiten der Gegenwart ausgedrückt,
ein Zug, den das Spanische mit allen anderen romanischen Sprachen
in ihrer ältesten Periode gemein hat und der in ihm selbst heute
noch nicht V(Jllig geschwunden ist. Daneben trifft man jedoch
auch Fälle, wo die Periode mit wirklichen Zeiten der Vergangen-
heit {liabria, huhiera, hubiese dado) gebildet wird. Und zwar sind
diese gerade in der alten Zeit häufiger; sie treten dann während
einiger Jahrhunderte sehr entschieden in den Hintergrund (nament-
lich das Plusquamp. Fut. ist fast gänzlich verbannt), um erst wieder
etwa vom Ende des i6. Jahrb. an sich mehr zur Geltung zu bringen
und nach und nach zu ihrer heutigen dominierenden Stellung
zu gelangen. In dieser mittleren Zeit ist die Periode der Ver-
gangenheit fast ausschliefslich im Besitze des einfachen Plusquamp. i
{si tuviera diera). Seiner Bildung entsprechend hat dieses Tempus
von den frühesten Zeiten an diese Funktion ausgeübt , zuerst im
Konsekutivsatz, sehr bald (Alex.) jedoch auch schon im Konditional-
satz ; dann verdrängt diese kurze und bequeme Form sehr schnell
alle übrigen und wird im 15. und 16. Jahrh. beinahe allein für die
auf Vergangenheit bezogene Periode verwendet. Erst gegen Ende
des 16. Jahrh. tritt allmählich eine Änderung ein, die auf das
Bedürfnis die Periode der Vergangenheit von der der Gegenwart
äufserlich in kenntlicher Weise zu scheiden , zurückzuführen ist.
Von da an erscheinen die zusammengesetzten Zeiten wieder ; am
schwersten vermag sich das Plusquamp. Fut. Bahn zu brechen. Das
moderne Prinzip für die Bildung der Periode der Vergangenheit
kann als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. durchgesetzt be-
trachtet werden. Von da an darf man auch das einfache Plus-
quamp. I als reine Zeit der Gegenwart ansehen.
Bemerkungen zur irrealen Periode.
A. Relativsatz statt des bedingenden Satzes. Es ist eine be-
kannte Eigentümlichkeit sehr vieler Sprachen und so auch des
Spanischen, den bedingenden Satz der konditionalen Periode durch
einen relativen zu ersetzen (wer ihn sähe, würde sagen = wenn
jemand ihn sähe, würde er sagen). Man könnte solche Satzgefüge
hypothetische Zwitterperioden nennen ; denn sie stellen zwar den-
selben Gedanken dar wie die hypothetische Periode, verzichten
aber dabei auf das deutliche Wechselverhältnis von Bedingung und
Folge; der bedingende Satz büfst in dieser relativen Form seine
gröfsere Selbständigkeit ein und tritt als untergeordnete Bestimmung
in den Hauptsatz (der ihn Sehende würde sagen). Für die Be-
handlung derartiger Bildungen im Romanischen ist es wichtig dies
festzuhalten. Indem also auf diese Weise der konditionale Satz
DIE HYPOTHETISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. 5 I
geopfert wird , entschwindet dem .S[)ra(hgefühl leichter der im
eirunde so ganz verschiedene Charakter der beiden den Gedanken
darstellenden Sätze und damit das Bewul'stsein der verschiedenen
ihm zukommenden Zeiten. So geschieht es, dafs der Relativsatz
in Bezug auf das Tempus von dem Hauptsatze angezogen sich
diesem assimiliert und in seine Zeitsphäre hineingezogen wird {qui
h verrait, diraii statt si on le voyait, oii dtrait). Aus dieser eigen-
tümlichen Zwitternatur solcher Satzbildungen erklären sich nun auch
die verschiedenen Methoden , die die romanischen Sprachen in
ihrer Darstellung befolgen. Entweder nämlich halten sie den
eigentlich konditionalen Sinn des Relativsatzes fest und konstruieren
ihn in Bezug auf Tempus und Modus wie den bedingenden Satz,
oder aber sie behandeln ihn, was das l'empus betrifft, ganz wie
den Hauptsatz. Im Französischen sind beide Konstruktionen ver-
treten ; die ältere Zeit bevorzugte noch den Konj. Imperf.; doch
tritt daneben schon früh das Imperf. Fut. auf, welches dann später
die allgemeine Regel wurde. Das Provenzalische verhält sich
ebenso ; der Relativsatz hat entweder das Imperf. Fut., oder ent-
sprechend der Konstruktion des bedingenden Satzes den Indik.
oder den Konj. Imperf. , denn die beiden Hauptformen für die
Periode der Irrealität sind hier si tcnia daria und si ttiviese dieraA
Genau so ist es auch im Catalanischen , das sich für die irreale
Periode derselben Darstellungsweisen bedient wie das Provenza-
lische.2
Sehr beachtenswert den erwähnten Sprachen gegenüber ist
nun das Verhalten des Spanischen. Hier ist es bis auf den heu-
tigen Tag feste Regel , dem Relativsatze seine eigentliche kondi-
tionale Bedeutung zu wahren d. h. ihn ganz ausschliefslich mit
dem Konj. Imperf., daneben später auch mit dem gleichwertigen
Plusquamp. i zu bilden; Assimilation mit dem Hauptsatze, also das
hnperf. Fut., kommt meines Wissens nicht vor.
E qui al quisiesse Serie su ocasion, Cid 3460. Qtii ende lo ca-
miasse Serie loco lollido, BSil. 139c-. 0?>me que hi morasse, nunqiia
perdrie et viso, BMlg. I4d. Nunca qui las ouiesse carria en mes-
qui7idai, Alex. 8ld. Tod ombre que lo cnbriesse non seria tan can-
sado, Que non folgasse con el en su vir lud tornado, ib. 91 cd. Quien
con ella luchase, tion se podria bien fallar, Roiz 984c. Quien qui-
siese fablar en esias tres tnäneras complidamcn/e, habria manera asaz
para facer un libro, Patr. 438a, 39. Segunl Icy de Partida caeria
* E quem dirin mcn partis, l'arinm morir des era, Bartsch, Chrestom.
44,24. E qui be l volria lauzar, D'un an no y poivia venir, Willi, v. Poi-
ticrs. Qü'esquers semblaria d'auzir, Qui us volia la faizon dir Ni la ri-
queza que lai es, Jaufrc. {)i ben nun los cresia non seria crestians be,
Sancla Agnes. — No pogra sonar mot qui Ih des XV regnutz, I'ierabras.
A re no degr^om melhs fugir Com mal senhoriu qui pogucs, Pcire Vidal.
'■' Queiis dire'r Que qui comptar vos ko volria tot, seria cosa qur allon-
garia la mia materia, Muntaner. E qui tot ho volia comptar, seria tant llonga
escriptura, que tot hom sen enujaria de oyr, ib. E quim donas gran cosa,
■ yo nom aturura que a eil no vingues, ib.
52 E. GESSNER,
e}i iraygion El qiie lo encuhriese un punlo iiin saso?i, RPal. 2 87 cd.
Quien lo qum'ese hacer habria meiiestef- teuer la pmdola mas delgada
V el ingenio mos soiil, Clareo 4533,60. Caeria eti mal caso el
Caballero atidajite (/ne otra cosa hiciese, Quij. 5 1 unt. i n Predi-
cador Apostölico que stibiesse d la Cathedra del Espiritu Santo con
el unko fin de enamorar d los oyentes de la virtud, se avergonzaria
de esos afectados adornos, FGerd. 1 8g. Sucede al pie de la letra
d qide?i los profiere, como sticederia al que resiicitase hoy eti Paris
liablando galo, Gart. Mar. 83,65. AI contrario, expresarla mejor
wia idea la persona ä quien no sujetase esta regia, Clemencia 208.
Fälle mit dem Plusquamp. i: recebi tanta alteracion de placer,
que cucilqtiier que me viera ine lo conosciera en el rostro, Celestina
2ga,4i. Siibese por la calle arriba con tan gentil semblante y con-
tinente, que quien no le conociera pensara ser, muy cercano pariente
al conde de Ar cos, LazarM. 853,55. Como sabia que le escuchaba
SU a?nigo Anselmo, decia cosas que el que le oyera le tuviera mncha
mas Idstima que ä Camila, Quij. 212 ob. '
B. Indikativ Imperf. statt Imperf. Fut. im bedingten Satze. Es
sind hier zwei Fälle zu unterscheiden, insofern nämlich dieser
Tempuswechsel die Hilfsverben müssen, können, wollen und inso-
fern er andere Verba betrifft.
I. Müssen, kcninen, wollen. Hierbei handelt es sich um
einen, allgemeinen romanischen Gebrauch, der sich unmittelbar an
das Lateinische anschliefst. Dem Römer galt als das nicht Wirk-
liche die in dem von müssen abhängigen Infinitiv ausgedrückte
Handlung, nicht das Müssen selbst. In diesem sah er ein objektiv
Wirkliches, ein allgemeines Gesetz, das zwar auf einen speziellen
Fall bezogen wird , deshalb aber nicht seinen allgemein gültigen
Gharakter einbüfst ; dieser aber kann nur im Indikativ seinen Aus-
druck finden. Der Satz: si ulla in te pietas esset, patris eum loco
colere debebas drückt demnach aus : „wenn du einige Pietät be-
säfsest, so würdest du ihn wie einen Vater ehren, denn jeder
pietätvolle Mensch mufs so handeln." Bekannt ist übrigens, dafs
sich das Lateinische von diesem allgemeinen Prinzip sehr wohl
entfernen kann, indem es den Begriff" des Müssens seiner Allgemein-
heit entkleidet und ihn als die im Infinitiv ausgedrückte Handlung
modifizierend und auf diese eingeschränkt vorstellt [haec si diceret,
tamen ignosci non oporteret, Madvig Lat. Sprachlehre § 348c).
Der lateinischen Auffassung schliefst sich wie das Romanische
überhaupt, so auch das Spanische in zahlreichen Fällen an, indem
es das Imperf. Fut. der genannten Hilfsverben in der hypothetischen
Periode durch den Indik. Imperf. ersetzt. Zwar besafs es in dem
^ Auch im Portugiesischen ist der Konjunktiv Regel: quem tivesse re-
parado em Fr. Vasco perceberia facüniente que na sua alma se passava
tambem alguma cousa extraordinaria, Herculano, Monast. 1 246. Quem o
visse passear de Ufn para outro lado da estreita cella . . ., suspeitaria facil-
?nenie que o agitavam petisamentos encontrados e violentos, ib. I 262.
DIR HYPOTHETISCH !<: PERIODE IM SPANISCHEN. 53
Imperf. Fut. schon eine indikative Zeit; aber sollte das allgcmeiuc,
sich auf alle ähnlichen Fälle erstreckende (iesetz zum Bewufstsein
gebracht werden, so war dieses Tempus doch unbrauchbar, weil
es nur die aus einer bestimmten Bedingung sich ergebende , also
einzelne Folge bezeichnet; das allgemeine Gesetz aber kann sich
nicht aus einem Besonderen ergeben. Daher trat der Indik. Im-
perf. ein, niemals jedoch eine zusammengesetzte Zeit; und in der
That war diese auch entbehrlich, denn das allgemeine Gesetz um-
fafst die Vergangenheit ebensowohl wie die Gegenwart und die
Zukunft.
Noch ist zu bemerken , dafs im Spanischen dieser hidik. Im-
perf. bei dem Begriffe „müssen" aufserordentlich häufig ist, nament-
lich in der alten Zeit, doch auch bis auf den heutigen Tag.
Seltner läfst er sich, abweichend vom Latein, bei „können" beob-
achten ; sehr selten kommt er bei „wollen" vor, wo auch latei-
nisch der Konjunktiv die Regel ist.
Müssen: deber, haher de, ser menesler u. s. w. Menazasme a
luerto, yo digiendo derecho, Noii devies por tal cosa de mi aver des-
pecho, BSil. I45bc. Madre, si tu quissiesses e fuesse tu planer, En
mi esti ludicio fton dehie perecer, BMIg. ySÖcd. Si et tu mal su-
pieses dcuies auer dolor, Appol. ögd. In Appol. ist der Gebrauch
des Indik. Imperf. fast die Regel, im Berceo das Überwiegende
neben dem seltneren Imperf. Fut. El omne que non ha de coydi
a exir, Qtumto mas po.diesse se deuie encobrir, Alex. 1 46oab. Tienai
algunas cosas preciadas e de qucrrer, Que non les ponen honra, la
quäl debian haher, Roiz I364cd. No hay niFio ni viejo en toda
la ciudad que no lo sepa ; hahiale yo de ignorar? Celestina 2ib,5.
Buenos homhres, vosotros nunca habiades de rogar por un hombre en
quien Bios tan senaladamente se ha senalado, LazariM. 89a,63. Asi
las damas, que -uvimos libres, no hahiamos de dar cridito d vuestras
palabras y proniesas, Guer. Civ. 52 7b,3l. Los historiadores que de
menliras se valen, habian de ser quemados cömo los que haeen moheda
falsa, Quij. 343. Advertid que los que auian de ser cabe^as por su
prudencia y saver, essos andan por et sueto, Criticon 483,20. C aer-
sete debia la cara de vergüenza de haberte incomodado con tu madre,
Gaviota 17. La i/ue le sigue que debia ir en descenso oeupa los
cuartos segundos y terceros. Comp. joc. 44.
Können. Todos los sus miraglos qui los podie contar? BSil.
384a. Quien todos los lenguages quisies aprender, Alli podie tod
omhre certedumhre saber, Alex. 1359b. l'n ßlöso/o fuc que dijo,
que tan delicada e fan dulce es la vision ü vista de Dios, que si
todas las cosas podiese home haber e non hohiese esta vision, que non
podia ser bienaventurado, ante serie mezquino, Knxpl. 48Qa,44. Afu-
chos en.xiemplos drstos podia aqui desir, RPal. 167a. Por nombre
tan Santo conto esle libro tiene, se podia perdonar su ignorancia,
Quij. 21 unt. Con este surtido, que podia 7'enderse en cualquhr
libreria ä precio hecho, se quitaria uno el trabajo de escribir una
nsma de papel, Cart. Mar. 89,8. Vgl. Cabal. 243a,i5; Quij. 50
54 E. GESSNER,
unl.; iq6 Mitte; 348 Mitte; 630 ob.; FGerd. 1 2 1 ob.; 2;^ mit.;
Clemencia 25g unt.
Wollen. D/xo Sancto Domingo: yo al queria, Que aqiii vos
Jijicassedes fastal terce?-o dia, BSil. 5l4cd. Flaqiicciö el demonio,
perdiö toda poiengia, Ya querie secr fuera si li diessen li(en(ia, ib.
6g 7 d. Muchos homes dicen ä otros que noti fagan tal cosa, ca los
homes qticrian giiar darlos de I/o et non les razonaii ä que es, Cabal.
252a,40.
2. Von diesen Hilfsverben abgesehen ist es jedoch im Spani-
schen nicht ganz ungewöhnlich, das hnperf. Fut. in dem bedingten
Satze durch den Indik. Imperf. zu ersetzen. Die Beispiele sind
nicht übermäfsig häufig, doch aber in genügender Anzahl vor-
handen, um eine gewisse Neigung der Sprache dazu erkennen zu
lassen. Namentlich die vertrauliche Rede scheint leicht zu diesem
Tempus zu greifen.
Nunca blanca ganc en que no tiiviese su iniiad; pero no vivia yo
•enganada si mi fortuna quisiera que ella nie durara, ich würde
nicht leben, Celestina iga,l. Esla es la fortiia que enire ellos se
tiene . . .y gudrdase en tanta nianera . que se tenia por grmi igno-
minia si trayetido luio hablasen, man würde es für eine grofse
Schande halten, Lazarinc. 104b, ig. Porque era imposible que si
esto asi no Juera, que estas inis Idgrimas no ablandasen tu tan duro
corazon, es wäre unmöglich, dafs meine Thränen nicht dein Herz
erweichten, Clareo 4.62a, 34. Quando bieti no hiciessedes otra cosa
que despertar a otros a hazerlo, haziades harto, wenn ihr auch
nichts anderes thätet, würdet ihr genug thun, Diälogo de las
lenguas S. 8 Si eso ßiese verdad, eso bastaba Para iriunfar cn
Roma de Numancia, Cervantes, Numancia IV esc. 2. Si los palos
que ine disron eyi estos viajes se hubieran de pagar ä dinero, aunque
no se tasaran sino ä cuatro niaravedis cada imo, en otros den escudos
no habia para pagarme la mitad, Quij. 345. Si pudicse andar tan
vivo como äntes, la echaba ä Vd. de cabeza d la calle, Clemencia
140. Vgl. Pulg. Letr. 15,4 {incurria); Celestina 5ga,4Ö (eras);
LazarM. 823,26 (letiiades); Guer. Civ. 568a, 65 {estaba); Quij. 353
Mitte [merecian); ib. 350 unt. [tenias); Criticon 12a, 20 [destruia);
ib. iga,26 {avia); Cart. Mar. 27,13 {era); FGerd. I 13g oben
(atrevid); Clemencia g ob. {bastaba); ib. 115 Mitte {era); ib. 151
unt. {tenia cuenta); Comp. joc. 41 unt. {cogian); ib. 86 Mitte
{bastaba).
C. Auch im bedingenden Satze stellt sich zuweilen der hidik.
lmj)erf. ein, doch ist dies überall nur selten.
Cd si niuy tiertia era, Muy ligera podrä quebrantar eti la car-
rera, RPal. 651 cd. Dijele el sueFio y la soltura . . ., covio viviria
siempre pobre y baldonado si no mudaba el consejo, Celestina i8b,35.
Si al estilo anadia el traje y ademänes correspond/entes , todos los
desocupados irian ä verlo por curiosidad, Cart. Mar. 88,68. S' ese
bien me habian de quitar, mas quiero el mal que tengo, Abencer.
DIE HYPOTHETISCHR PERIODE IM SPANISCHEN. 55
50ga, 1 8 ; Quien havia de ser Predicador, st /odds ias 7ioticias se
havum de cnconlrar en los libros?, FGerd. I 156. Die beiden
letzten Stellen sind vielleicht weniger beweisend, da haber de mit
Infinitiv auch sonst die Neigung verrät in den Indikativ zu treten,
selbst wenn die Konstruktion den Konjunktiv verlangt.
D. Der Indik. Imperf. in der auf die Vergangenheit bezogenen
Periode. Wie dem Deutschen ist es auch den romanischen Idiomun
in bald höherem bald geringerem Grade eigen, in der Vergangenes
ausdrückenden Periode statt den zusammengesetzten Zeiten den
Indik. Imperf. entweder in beiden oder nur in einem Gliede ein-
treten zu lassen (wenn ich es hatte, gab ich es ; .$■/ letiia daba =
si hiibiese letiido, hahria dodo). Die Erklärung der Sache ist nicht
schwer. Die für die Vergangenheit gebildete Annahme und die
sich daraus ergebende Folge erscheinen dem das fern Liegende
ruhiger ansehenden Sinne in drra Lichte einfach vergangener
Tliatsachen.
Das Spanische folgt auch hier dem allgemeinen Zuge der
Schwestersprachen. Der Indik. Imperf. in dem angegebenen Sinne
ist spanisch durchaus nicht ungewöhnlich ; seitner allerdings er-
scheint er in beiden Gliedern des Satzgefüges zugleich ; vorwiegend
steht er, namentlich in der älteren Sprache, im Folgesatz, ohne
dafs jedoch sein .\uftreten im Bedingungssatze ausgeschlossen ist.
Besonders der Begriff „müssen" unterliegt oft dieser Behandlung.
Beispiele mit ,, müssen": Xon hn deviemos totnar por varrogatias,
Si HÖH fuessemos rrogados, Cid 2759. Fijo, ä nit debiedes dehnte
vos levar, BDV. 128b. l'o non vos podria responder nin vos res-
poudi laji cumplidamente como era mesler, Cabal. 2563,48. Si tuvieras
numotia del pasado amor que le luve, la primera posada qtte lomases,
venido nucvamenie en esta ciitdad, habia de ser la niia, Celestina
323,38. El poeia puede contar 6 canlar las cosas no como fueron,
sitio como debian ser, y el historiador las ha de escribir tio como
debian ser, sino como fueron. Quij. 341. Vgl. Cid 3297; BLoor.
115c; RPal. 199b; Patr. 4093,44 ; Celestina 38b,8 ; Patran. 153a,
35. — Anderweitige Beispiele: Li-vaba gratit lazerio, vivie vida
lazdrada, Si la muerte li viniesse, tetiies por veniurada, BMil. i 77cd.
Sdo que la podiesse soniiar tina vegada, Teniase por guarida e por
muy confortada, BSOR. l86cd. Con grandes higrimas, sin mas
pensar, se iba ü lanzar en la mar, si no fuera detenido de aquellos
que iban con el , Clareo 4363,27. .SV al cabo de tanto tiempo
volviera sin blanca y sin el jumenio ä mi casa, negra Ventura me
esperaba, Quij. 345. .SV tal era su intencion , lo hubiese llevado d
cabo, Clemencia 177. Vgl. BLoor. 59c; BMlg. 844ab; MFgip.
994; Alex. 113b; Pulg. Letr. 23,61; Celestina 603,19; Selva 488I)
unt. (f7-<2 res/ituirlas); Guar. Civ. 56lb,38 ; 6033,61; Quij. 33 {si
se acertaban); FGerd. I 88 (podia).
K. Das historische Perfekt im Folges3tze. Selten ereignet es
sich, dafs das historische Perfekt (defini) statt des Pluscjuamp. Fut.
im bedingten Sat/,-- «Irr irnaltMi Periode angetrolTen wirtl.
56 E. GESSNER,
Aule que pariesses afogar mc deviste, Appol. 53 id. Si non la
desper lassen, cuidö seer folgada, BSOR. 1390!. Por eslo Jonatas de
muerie fue nidgado, Si el pueblo non oviera por el mucho 7-ogado,
RPal. logcd. Corno d mi me sucediö, si Dios la verdad no decla-
rara, Selva 492b,28. Este suelo donde mella Piido hacer el llanto
mio A no ser tan duro y frio, dieser Boden, den meine Thränen
hätten aushöhlen können, wenn er nicht so hart wäre wie je-
mand . ., Amantes de Teruel II, sc. 6. El caräcter se ie oculta
De la edad en que naclsie\ Tu en oira vivir debisle Mas inocente 6
mas culia, du hättest in einem anderen schuldloseren Zeitalter
leben sollen, ib.
F. Das Imperf. Fut. im bedingenden Satze. Wohl in allen
romanischen Sprachen findet sich hin und wieder einmal die Kon-
junktion si mit dem Imperf. Fut. verbunden. Diese Erscheinung
ist in verschiedener Weise gedeutet worden. Mätzner (Syntax I
iio) meint, dafs diese Konstruktion an und für sich nichts Auf-
fallendes habe; denn es sei nicht abzusehen, warum, wenn einmal
im hypothetischen Satzgefüge bei Beziehung auf die Gegenwart des
Redenden von dem Standpunkte, welcher nicht der des Redenden
ist, ausgegangen werden durfte (wie z.B. vom Imperf.), nicht auch
hätte von dem Fut. der Vergangenheit ausgegangen werden dürfen.
Diese Ansicht, an welcher auch Foth S. 267 und Burgatzcky S, 16
keinen Anstofs nehmen, beruht auf einem Verkennen des Wesens
der irrealen Periode und des im Anfange dieser Abhandlung dar-
gelegten Verhältnisses zwischen Haupt- und Nebensatz. Wie sollte
sich auch das Imperf. Fut. erklären, wenn nicht ein Boden der
Vergangenheit, von dem aus sich der Blick in die Zukunft wenden
kann, gewonnen ist? Irrtümlich ist es auch, wenn INIätzner sich
zur Begründung seiner Annahme auf das spanische Plusquamj). 1
in Sätzen wie si hcviera, diera beruft ; mit diesem Temjius hat es,
wie man gesehen, eine völlig andere Bewandnis. Mehr Berech-
tigung hat die Meinung, dafs die Verbindung von si mit dem Im-
perf. Fut. dann eintritt, wenn der Nebensatz zugleich im Verhältnis
eines Hauptsatzes zu einem andern versteckten Nebensatze steht
(Ayer, Gram, comparee de la langue fran9. § 452. Holder, Gram,
der franz. Spr. S. 449 Anm.). Aber diese Erklärung läfst sich nicht
überall anwenden, und es bleiben Beispiele genug übrig, die einer
Deutung harren. Ich sehe in solchen Fällen nichts anderes als
eine sprachliche Untugend, deren wir uns auch im Deutschen
schuldig machen, wenn wir sagen „wenn ich es thun würde" statt
„wenn ich es thäte". Die irreale Periode ist ein recht kompli-
ziertes, durchaus nicht leicht verständliches Sprachgebilde; die
beiden Glieder desselben haben dadurch, dafs sie als eng mit
einander verbunden und sich gegenseitig erfordernd und meist
zeitlich zusammenfallend dem Geiste vorschweben, und dafs beide
in affirmativer Form doch ein Negatives, nicht Wirkliches bezeichnen,
so viel innerlich Verwandtes, dafs es nicht verwunderlich erscheint,
wenn das getrübte Sprachgefühl ihren inneren Unterschied über-
DIE llVrOTHRTlSCHK PEKIOOE IM SPANISCHEN. 57
sehend sich ijelegentlicli einmal in ihrer sprachh'chen Behandlung
vergreift.
Im Spanischen sind Beispiele dieser Konstruktion sehr selten.
A quäl parle van ho quc omnes son ? Si me podria con cllos hir
Graut lalaule daqui ssalltr, MKgipc. 299. Pues si esto fariamos
por omes como uos vivos, Muy mas debemos faserlo por laulos e tan
esquivos, Reiz I556ab. Pucs, si un Maestro y un Predicador haria
mal eti censurar, y viucho peor en dar reglas de cortar ni de coser
ä un Zapatero; serä lolerable que un Zapalero se tnela en dar reg las
de predicar a los Predicadores? FGerd. I 85. V si no argüiria
bieji el que dixesse , . ., larnpoco arguvö bien cl Hermano Fray Gc-
rundio, ib. 158. In den drei letzten Fällen kann man den si-
Satz als Folge einer versteckten Bedingung betrachten.
Cr. Die mit vergleichendem cö?no, que gebildeten Konditional-
sätze der Unwirklichkeit bedürfen keiner besonderen Fj-örterung ;
ihre Behandhnig ist dieselbe wie die des gewöhnlichen bedingenden
Satzes der irrealen Periode ; sie sind daher auch oben gelegentlich
miterwähnt worden. Hier mag nur bemerkt werden, dafs como si
auch durch cual si, lo mismo que si, como que vertreten wird.
Cual si. Cual si fucra de piedra, sin mas mencarse lo dejö alli
mucrto, Alfar. zwh,!"]. Por un dia rcinö una complcta y muslia
calma, cual si los eletnenlos se pr eparasen y lomasen alicnlo para sii
intnensa lucha, Clemencia 81.
Le mismo que si. Lo mismo rnc he (juedado quc si me hubicra
caido un rayo Kotzenberg, Grammatik S. 417.
Como que. Die Formel ist durch alle Jahrhunderte gebräuch-
lich gewesen. Sie ist wohl auf ursprünglich relatives que zurück-
zuführen , wie schon die überwiegende Konstruktion mit dem
Indikativ andeutet.
Indikativ. A^or en vuino Icuaua, Commo que yua a cafar, Aünc.
264ab. lutnzo una saeta contra cl cielo, commo que se querie vengar
de Dios, Knxpl. 487a unt. Alzö la espada como que lo queria ferir,
Araadis 68b ob. Leyendo en su manual como que decia alguna
devota oracion, en mitad de la leyenda alzö la mano, Quij. 1 2. Los
pajaritos cantaban tan alegres como que ignoraban que existia la
pölvora y las redes, Clemencia 78. Vgl. Fnxpl. 494a, 22; Guer.
Civ. 550a,53; 5713,38; Alfar. 233l),66; Quij. 10; 209; 623;
FGerd. I 64.
Konjunktiv. Mi compancru, lornando amarillo, comtnzö <i tcmblar
como que adeviuase algun mal, Clareo 4503,9. l\ntonces vieron como
salia por el suelo de la cämara rodando un libro como que viento
lo llevase , Amadis 50b. Parece que me Inder on douacion de la
liberlad, y como que me la hallara en la calle , quede muy aUgre,
Alfar. 411b unt. Vgl. .Mfar. 276b Mitte.
H. .\uch statt der gewcihnlichen Konjunktion des li\i.utlieli-
schcn Satzes si treten manchmal andere Partikeln ein. Wenn man
zuweilen einem por si, para si begegnet , so erklärt sich dios aus
58 E. GESSNER,
der Gewohnheit des Spaniers, Nebensätze unter die Herrschaft einer
im Hauptsatze enthaltenen Präposition zu stellen.
Este debdor tetiia un hordon cavado de denlro i: Ueno de oro, c
Icväbalo coiisigo para si alguna cosa hobiese menester, er trug ihn
bei sich für den Fall wenn . . ., Enxpl. 487a, 12. FA rey mandö
que saliesen den caballeros armados, qiie fuesen en guarda de Maliquc
Alübez, por si estuviese puesta algtma emboscada de erislianos, Guer.
Civ. 528b,48. Vgl. Guer. Civ. 569b,62 ; 62gb unt.
Auch cua?tdo nimmt, wie franz. quand, nicht selten konditio-
nalen Sinn an. Quando non lo leyesse, defir non lo querria, BSil.
73c. Dijo que asi se Jtaria , v que cuando los que alli eshiviesen
HO üsdseu , que el nie prometia seguirme, Lazarinc. g5a,3i. Si
ainarüi, respondiö la herinosa Vitoria, cuando yo iuviese vitencioft de
casanne, Selva 500a, 65. Vgl. Lazarinc. io8b, unt.; Quij. 202 unt.
Die ältere Sprache zieht auch das Ortsadverb donde für den
konditionalen Satz heran. Das Altfranzösische kennt diesen Ge-
brauch von oü gleichfalls in bescheidenem Mafse.
Donde esto no hiciesemos, cayeramos eji mal easo >ios c todos los
olros Grandes de vuestros Regnos que vueslro servieio derechamenk
aniamos, Crönica de Don Juan Segundo S. 549b. 1
Auch que (eigentlich gesetzt dafs) zeigt sich hin und wieder,
wo man das einfache si erwarten würde.
Soltariemos la ganancia que nos diesse el cabdal. Cid 1434. Xo,
dijo el Caballero, nias que lo fuese, que seria por ende? Amadis l6a.
I. Dem irrealen Bedingungssatze entspricht in der Darstellung
das konzessive Satzgefüge der Unwirklichkeit ; denn auch hier ist
Bedingung und Folge vorhanden, wenn auch in einer ganz andern
Wechselbeziehung : der im Hauptsatze ausgesprochene Gedanke ist
nicht die Folge der ^Annahme, sondern drückt etwas aus, das über-
haupt stattfindet und auch stattfindet trotz einer Voraussetzung, die,
wenn verwirklicht, dasselbe aufheben zu müssen scheint.
Die hauptsächlichen im Spanischen für dieses Verhältnis ge-
bräuchlichen Partikeln sind cuando, aun cuando, aunque, zu denen
sich noch eine ganze Anzahl anderer teils seltnerer teils veralteter
gesellt. Der Modus ist wie bei dem hypothetischen Satz durchaus
der Konjunktiv oder das gleichwertige Plusquamp. i. Wenn das
Franz. nach qucind, quand meme das Imperf. (Plusquamp.) Fut. setzt,
so ist dies nach dem in Bemerkung A aufgestellten Gesichtspunkte
zu beurteilen.
Cuando. Cuando yo quisiese olvidarrne de los garroiazos que me
hau dado, no lo consent it ian los cardenales que aun se esidn frescos
en las costillas, Quij. 341. 7''enia ianio empaeJw como mia doncdla.
' Natürlich beschränkt sich dieser Gebrauch von donde nicht auf die
irreale Periode. Do la muger olvidares, ella te olvidard, Roiz 6630. Do
estas tres guardares, non es tu obra vana, ib. 447d. V^d. ebenda 96c; 197b;
384d; iii3d. Daher das nicht seltene donde no, wo nicht, Clareo 4343,51;
Guer. Civ. 559b, 71 ; Quij. 16; 44.
niE HYPOTHETISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. 59
r cuando fitcra imiv homhre, nie avcrgonzara de su vergiittiza, Al-
fa r. 228b.
Auii cuando, Es cl pcrdon virtud tau noble y generosa, (jiie pur
eso solo se praclicaria nun cuando no fuese un deber cn'sliano, Cle-
mencia 227. Aun cuando eslo se pudiera hacer con la facilidad qiie
se dccia, era imposihle salir bien de aqiiel irance, Guer. Civ. 66ob.
Cuando bien. No querria hahlar en ella, quando bien a tni nie
Juesse muy sabrosa, Dial. de las lenguas S. 7. Quando bien no
hiziessedes otra cosa . . ., haziades ario, ib. 8.
Atinque. No la lornase ä tomar, aunque nie la diesen con el
ducado de Borgona, Pulg. Letr. 12,36. Xon fablaron ningunas
razoties entre si, nin hobo tiempo aunque lo quisieran fazer, Patr.
3983,28.
St. Si los otros sus fradres lo quisiessen sofrir, Ell de la eglesia
nunqua querria e.xir, BSil. giab. A^o nie a/revere ä forjar ni sus-
tentar una nieniira, si me fuese en ello la vida, Quij. 212.
.SV biefi. Aquel es de tni iierra cuyas virtudcs 7ne conientan, si
bien sea nacido en Polonia, Dial. de las lenguas 164. Zwar kein
irrealer Satz ; aber es versteht sich von selbst, dafs die hier auf-
geführten Konjunktionen auch für andere Konzessivsätze gelten.
Ann si. Aun si ganase el imperio de Fr angin, Non serie mas
alegre, Appol. 548bc. Vgl. BMlg. 689c.
]\[as que. Acd traemos plata para pagarlos, mas que Juesen de
oro, Clemencia 91. Vgl. ib. 130; FGerd. I 84.
Porque. Otro procurador non me viandes buscar. Cd porque lo
buscasse no7i lo podrie irovar, BMlg. 797cd. Vgl. ib. 754a.
Aun porque. Aun porque quisiesse, non terria que dar, BSil.
176c. Vgl. BMlg. 235ab.
Puesto que. Puesto que salgas con ella como deseas, no lias de
queiar ni mas ufano , ni mas rico que estds ahora, Quij. 193.
Vgl. ib. 195. .
Que. Selten. Senor, justo es lo que demandais, e que lo no
fuese, conociendo vuestra mesura, lo haria de grado, Aniadis5ib.
K. Sehr leicht verbirgt sich der Konditionalsatz der hypothe-
tischen Periode unter anderer Gestalt (mit deinem Beistande würde
es gelingen = wenn du mir beiständest). Dies geschieht in sehr
verschiedener Weise. Bald versteckt sicli die Bedingung unter
einer Substantiven Satzbestiinmung, bald unter einem Infuiitiv oder
einem Partizip, bald auch kleidet sie sich in die Form konjunktio-
naler oder unabhängiger Sätze. Ks handelt sich bei diesem Punkte
um eine allen Sprachen mehr oder weniger geläufige Ausdrucks-
weise. Das Spanische bietet hier kaum besondere Züge; die Sache
kann daher kurz abgemacht werden.
Präposition mit Komplement. jYon falsarie su dieho por aver
monedado, BSii. 7d. Qui fuera hecho sin ella?, Gelestina 53b.
Infinitiv. La muger sin verguenza por darle diez Toledos Ä'on
dexaria de fager sus antojvs aredo<-, Roiz 445cd. .Sehr gewöhn-
6o K. (iESSNEK,
lieh, wie im Französischen, der Infin^ mit d: <i no volvcrlc la
tspadii tn tl Camino, aqucl solo golpc fiiera baslantc para dar fin d
SU rigorosa contienda, Quij. 35.
Partizip, Gerundium. Del mundo mc qucjo, porqtie tio mc dando
vida, no engendrara en el ä Melibea; no nascida fio amara, hätte
sie mir nicht das Leben gegeben, wäre sie nicht geboren worden,
Celestina 74b.
Konjunktionale Sätze. IJäufig tritt für die Bedingung ein Satz
mit „aber" ein. Bien quisieran los de fuera a las amenas sohir,
Mas bien gelo sabien los de dentro refferir, Alex. I075ab. Vgl. ib.
1002; Ayora 1,88. Auch ein mit „als" eingeleiteter Temporal-
satz steht statt des negativen Bedingungssatzes. Ya quisieran
abrazarse, cuando enirö por el jardin don Roilrigo, jVlfar. 208a.
Vgl. für das rVanzösische Klapj)erich S. 48., Provenzalisch: Fie-
rabras386; 492; 501. Spezieller spanisch ist der Gebrauch von
salzH) que, salvo porqtie als Ersatz des konditionalen Satzes. Mucho
mas k diria, salvo que Tum me atrevo, ,Roiz 41 id. No es diibda
que lo hicieran , salvo por que Fernan Alvares les es/orzö mucho,
wenn er ihnen nicht stark zugesetzt hätte, Cronica de Don Juan
Seg. 522a. Vgl. Pulg. Letr. 27,3; (iuzman 69Qb,45.'
Selbständige Sätze, in konditionalem und in konzessivem Sinne.
No fuera el pobre, y casarase con Quileria, wäre er nicht arm, so
würde er die Q. heiraten, Quij. 41g. Quisiera teuer cien ojos y
den nianos para poder satisfacer curiosidades del alma, y no pudiera,
Criticon I4b,40. Fuera oira la que tal consejo me da, y ya mi mano
Ic hubiera arrancado la lengua. Cid Tr. 3g.
L. Endlich ist noch die Verkürzung des konditionalen Satzes
zu erwähnen. Sie ist allen Sprachen gemeinsam, doch hat hier
das Spanische einige eigentümliche Wendungen.
Die Fähigkeit den Bedingungssatz mit Auslassung eines vorher-
gehenden Verbs durch si no {cuando no, donde no) darzustellen teilt
das Spanische mit vielen anderen Sprachen.
Fo esio quiero quanto querer lo debo, Si non, de mi faria a los
demonios cebo, BSil. I02ab. Notificado que . . . le daria ä su hija
por mujer, cuando no, que le cortaria la cabeza, Patran. 145a, IQ.
Dentro de treinta dias Iiabeis de dar caballeros que os deßetuidn;
donde no , se procederä contra Z'os conforme d la ley, Guer. Civ.
55gb unt.
Sehr gewöhnlich ist ferner im Spanischen der übrigens auch
anderen romanischen Idiomen 2 nicht unbekannte Gebrauch des
* Ähnlich im älteren b'ianzösisch sans que mit dem Indikaüv. Jl braqua
si a propos une colluurine, que, sam ce que ledict Marquis, voyatit »lettre
le feu, se lansa a quartier, il fut tenu qii'il en avait dans le corps, Mon-
taigne ed. Dezeimeris I 29. Sans que mo7i bon geiiie au-devant vi'a poussc,
Dijä tout f/ioti bonheur eüt ete renverse, Moliere, l'Etourdi I II.
- Französisch : se pnnr tioiis n^ert, tost faroit compare, Auberon ed.
Graf 1473. ^^ '^^ ti'estoit pour la craincte de Dien, je t^assomerois de cotips
DIE HYPOTHETISCHR PERIODF. IM SPANISCHEN. 6l
unpersönlichen s^r por, ser porqiu, um ein Vorhinderndes auszu-
drücken.
Si por elld noii J'uesse, laznamos amoriidos, wenn es nicht an
ihr läge, weiui sie es nicht verhinderte, BMlg. 621c. Vgl. Appol.
519h; Alex. 5i8cd; Celestina 6ia,2o; Quij. 468 Mitte, — Si iw
fuera porqtie toda esia histona es de coscorroties, armas y bataUas,
tratariamos de propösito de los eslremodos omores de oiiibos, CiUf^r.
Civ. 62ga unt. Vgl. Quij. 64 ob.; 174 unt.
Was nun dieser Konstruktion im Spanischen ein charakte-
ristisches Gepräge verleiht, ist cjje Auslassung von ser, wodurch die
gleichbedeutenden Wendungen si no por ', .$•/ 110 porqtie entstehen.
Letzteres wird stets mit dem Indikativ verbunden.
Estmian en gran coyta e en fiero pesar, Si iion por el posfafo
ya se querien tornar, Alex. 676cd. Que biien inanjar, si iion por
el escotar ! welch prächtiges Mahl, wenn das Zahlen nicht wäre,
Roiz g I Bd. Fuera el viucrto ö preso, si non por im Caballero que
le acorriö con su caballo, Conq. 241a unt. Si no por el, los olros
dos no hubieran contado el lance, Cart. Mar. 7,106. Vgl. Alex.655d;
AOnc. 2285cd (wo pasaran statt pasaron zu lesen); Roiz io8ocd;
Pulg. Letr. 4,55. — Si 7ion porque esiaba preso e bien legado, Farie
vialos trebeios, luego desaborado, BSü. 628ab. Dize Don iohan que
sinon porque de tienpo aca les llaman neblis . . . , que el por una
natura los judgaria, Gaza 13,26. Älas razones destas le diria, sino
porque la prolijidad es enojosa al que oje, Celestina 25b, 35. Vgl.
BSil. 404cd; Alex. 435bc; 5gocd; AOnc. 64Qcd ; Conq. 33gb;
251a; FJuzgo S. Vb; (nizman 701b.
Gleiche Bedeutung hat endlich auch sino que mit dem Indikativ,
das ebenfalls durch Ausfall von ser zu erklären ist (vgl. Muntaner
.S. 441 e dich vos que, si no fos quell hauia aquests richs homens ab
dnltres honrrals per capdellar, eil 7iou soßerra, nias no podia als /er).
Mas OS diria desto , sino que pienso que querriades mas cuairo
remedios de idiolas que cinco consuelos de ßlüso/os, Pulg. Letr. 8,38.
Que es eslo, desvariado? Riirnie querria, sino que no fmedo, Cele-
stina 38a, 26. Vgl. Celestina 7 2b,45 ; Lazarinc. 104a, ig; 1043,63;
iogb,8.
II. Der reale Fall.
Über ihn ist wenig zu sagrn ; das .Spanische zeigt hirr keine
besondere Erscheinungen ; eine Aufzählung der verschiedenen Kom-
binationen, die bezüglich der /«'iten fler beirlen die reriode bil-
lä oii tu es, Heplamcron III 119. i'rovcn/aliscli : E si no fos pel rey, car
aychi es prezen, Vos fonttz hen batulz per lo cors Siin l'ist'n. I'"i<Tahr;is 3831.
V<;1. ebenda 3871.
' n.TluT die W'eiidimj,' si fin />.'/• piicii, die den Sinn vnn ,,l>einalie" an-
nimmt, /.. H. Al(\. i;.«'; ii3l»-
62 E. GESSNER,
denden Glieder möglich sind, erscheint also überflüssig. Beachtung
verdient jedoch der Fall, wo der reale Satz unter der Abhängig-
keit von einem Zeitwort in die Vergangenheit übertritt (wenn er
es hat, wird er es geben ; er versprach dafs, wenn er es hätte, er
es geben würde).
Für das Spanische, wie für andere romanische Idiome i ist es
Gesetz, dafs bei einer solchen Abhängigkeit das Präsens des be-
dingenden Satzes zum Indik. Imperf. wird. Auf den ersten Blick
freilich scheint hier in der spanischen Sprache eine grofse Willkür
obzuwalten, insofern man in solchen Sätzen sehr oft auf den Konj.
Imperf. anzutreffen glaubt; allein dies ist in Wirklichkeit nicht so.
Der Spanier nämlich konstruiert bekanntlich die Konjunktion s/,
wenn es sich um etwas Zukünftiges handelt, mit dem ihm eigenen
Konj. Fut. Die Sätze st tiene, dard und si .tuviere, dard unter-
scheiden sich so, dafs der letztere das Haben als ein zukünftiges
auffafst, während es in dem ersteren ganz allgemein ohne zeitliche
Beimischung gedacht wird. Da nun die dem Konj. Fut. ent-
sprechende Vergangenheit der Konj. Imperf. ist, so ergeben sich
ganz folgerecht die beiden Sätze dijo que si tenia daria und dijo
qiie si iuviese daria. Der Konj. Imperf. ist also in diesem Falle
eine durch die spanische Syntax notwendig werdende Zeit , die
mit dem Konj. Imperf. der irrealen Periode nichts zu schafi'en hat.
Beispiele für beide Konstruktionen sind ungemein zahlreich.
Wenn sich dabei manchmal der Konj. Imperf. in Fällen zeigt, wo
der Indikativ dieser Zeit zu erwarten wäre, so ist dies aus der
Vorliebe des Spaniers für den Konj. Fut. zu erklären, den er leicht
auch da setzt, wo der Begriff der Zukunft sehr in den Flinter-
grund tritt.
Indik. Imperf. Respondiüle que poco seso decia, si por esta razon
queria alotigar el casamiento, Patr. 38ga,7. Diciendo que cesase mi
habla y me quiiase si uo queria hacer ä sus servidores verdugos de
mi posirimeria, Celestina 29b ob. Maese Nicolas decia que si al-
guno se le podia comparar, era D. Galaor, Quij. 2. Vgl. Roiz 38ab;
Patr. 379b,55 ; LazarM. 89a,56 ; Patran. 1403,42; (juer. Civ. 528b,
61; Quij. 14 ob.; 426 Mitte.
Konj. Imperf. Assil dieran la fe e geh auien iurado, Que si
antes las catassen que ftiessen periurados, Cid 163. A Dios e al
confessor rogaha e difia Que si h detid librasse ntmqiia vialo seria,
BSil. 750cd. Dijome que si falta hubiese yo lo veria, Alfar. 234b,
' So im Franz. , Provenz. , Catalan. Abweichungen davon kommen
schwerlich vor und beruhen dann auf irgend einem besonderen Umstände. So
führt namentlich in Übersetzungen aus dem Latein der lateinische Konjunktiv
leicht auch den Konjunktiv im Romanischen herbei , z. B. quar, il aiioit dit
ke ü lur tolroit la communion se eles fi'aniendassent lur consiumes et luv
paroles {eas quippe se communione priuare dixerat, nisi mores suos et verba
corrigerent), Gregoire ed. Foerster S. 90,13. "Juranz ke il n'en riroit pas,
se il ne resuscitast son filh {/tirans quod non recederet, nisi eitis filium re-
suscitaret), ib. 99,16.
DIE HYPOTHF.TISCHR PKKIODK IM SIWNISCHEN. 63
67. Vgl. Alex. 150:1!) ; 24811; Celestina 54b,32 ; Guer. Civ. 54^1),
21] Quij. 12 ob.; 331 iint. Statt des Konj. Imperf. kann auch
das riusquarap. i eintreten. Aw Jhi, pensc si niirora, por vaüiira
seria acusado de ladroituio, Lazarinc. g5a ob. Vgl. Alfar. 20ib,2 ;
2ioa,42.
Hier mag noch der im Spanischen wie in allen Sprachen
nicht unüblichen Vermischung von realer und irrealer Periode
Erwähnung geschehen. Die Erscheinung ist eine weitgreifende.
Will man sich nicht zu sehr in Einzelheiten verlieren, so scheinen
folgende zwei Gesichtspunkte die wichtigsten F;ille zu umfassen.
1. Der bedingende und der bedingte Satz stehen nicht in
unmittelbarer lieziehung zu einander.
In diesem Falle wird eine l'hatsache mit einer irrealen An-
nahme in der Art vereinigt, dafs der dieser Annahme entsprechende
Konsekutivsatz, welcher erst die innere Verbindung mit dem That-
oächlichen herzustellen hätte, unterdrückt und statt seiner der
dieses Reale enthaltende Gedanke in die l'eriode hineingezogen
wird. Es liegt somit eine Attraktion vor, indem das lebhaft erregte
Denken die Folge überspringend zu dem Gedanken forteilt, der
ihm besonders wichtig ist. Vgl. Tobler in Lemcke, Jahrbuch X
251 zu V. 1777.
Si bleu lo mkndiessedes, sodes bien escapados, wenn ihr es richtig
ansähet, so seid ihr gut fortgekommen = wenn ihr es richtig
ansähet, würdet ihr zugeben dafs ihr gut fortgekommen seid,
BMil. 276a. Todo es in ■ provecho , si lu lo enUtidiesses, HSil. 431a.
Ca si lo bien enietidiesses, miuho ie escarnefen , Alex. 36od. Ann
cuatido se arrasaran toda la muralla y las casas, qiie por la inayor
parle esiaban arrimadas ä ella, desde alli abajo habia una allura
lau grande de peüa lajada y pelada, que no sc podia balir, Guar.
Civ. 654b. Ann en isla gaile brtila puso Dios dones de precio, si
supiesen aprovecharsc dellos, Alfar. 2l4b,6i.
2. Der bedingende und der bedingte Satz werden unmittel-
bar auf einander bezogen. Das Tempus der Realität erscheint
bald in diesem bald in jenem Gliede der Periode.
a) der bedingende Satz ist irreal. Die mit Lebendigkeit V(ir-
gestellte Folge erscheint dem Redenden als ein Wirkliches und
kleidet sich ilmi in den Modus der Realität.
El home que lodas las pudiese conoscer verdaderamenle que podrä
obrar con ellas cosas tnuy aprovechosas, Cabal. 2523,18. Estoy tan
loco del ardienle fuego que tl amor en mis entratlas ha pueslo, que
7ne pottgo al estremo de la viuerle, si Dios no nie socorriese, Selva
482^,20. Si la rapides de estilo, vidubilidad de lengua, torrenle de
voces . . forniasen un orado rperjecto, ninguno paede serlo lanlo, Carl.
Mar. 10,12.
b) der bedingte Salz isl irreal. In diesem l''alk; giebl sieh
die Annahme als ein bestimuil zu l.ruarleudes, mit Sicherheit
64 E. GESSNER,
Vorausgesetztes, lebhaft Vorgestelltes und stellt sich somit im In-
dikativ dar.
Vo non ternia que soe fijo darssamario, Sil tion fago que prenda
de mi un mal escarnio, Alex. I33cd. Si vos queredes dejar viiesiro
estado el lotnar vida de örden, non podriades excusar que non vos
acaedesen dos cosas, Patr. 37 3a, 2g. Si J1171I0 con mi senor lo veis,
ti duro podriades conocer cudl es el uno 6 el oh-o, Amadis 62a. Aö
me Ilamaria yo Reinaldo de Montalban, si no me lo pagare 11 pesar
de todos sus encantamentos, Quij. 25.
III. Der Potentiale Fall.
Dieser Fall im Sinne und Umfange des lateinischen Gebrauches
ist nicht in das Romanische übergegangen ; dahin gehörige Sätze
werden der realen oder überwiegend der irrealen Periode über-
wiesen. Mit einem gewissen Rechte können jedoch für das Spa-
nische diejenigen bedingenden Sätze hierher gezogen werden, in
denen si mit dem Konj. Fut. dem deutschen „sollen" entspricht
(wenn er kommen sollte), wo es sich also um etwas Mögliches,
Wahrscheinliches, Erwartetes handelt , etwa dem griechischen h\r
mit dem Futurum (Imperativ) im Hauptsatze entsprechend.^
Diese Bedeutung des Konj. Fut. ist im Spanischen sehr ge-
wöhnlich. Im Hauptsatze steht entweder das Präsens, Futurum
(Iniperativ), oder das Imperf. Fut.
a) Präsens, Futurum (Imperativ) im Hauptsatz.
E si me dijeres que estäs ahi encerrada , digoie que asi lo estdn
aca las huenas, Pulg. Letr. 23,32g. Si esto no hastare, ven matiana
por ella muy secretamenle, Celestina 253,37. Mas hare por tu
doliente, se menester fuere, en pago de lo sufrido, ib. 253,54. Vgl.
Solls Cartas 10,30; Cart. Mar. 58,28.
b) Imperf. Fut. im Hauptsatz. Der Gedanke gewinnt dadurch
eine bescheidenere, höfUchere, zurückhaltendere Form.
Aquesia tal escala deues bien comedir, Ca si fuere 7nuy corta
podrias tu fallir, RPal. 65gbc. Crev habreis alguna paciencia en ese
irabajo do esiais ; e si no la hobieredes, no sabria pör agora deciros
' Der Konj. Präs. (Perf.) in diesem Falle, wie überhaupt, ist spanisch
sehr selten, doch fehlen die Beispiele nicht ganz. Vgl. Cid 1072; Appol.488c;
Celestina 24b, 27; 62b,i6. Häufiger ist er im Allfranz. Vgl. darüber Klappe-
rich S. II und 25. Die dort beigebrachten Beispiele könnten ohne Mühe
nocli vermehrt werden. Selbst in späterer Zeit fehlen sie nicht {le couvent par
nous vous fall assavoir que s^iulcune malle vueillance ou nouvelle en ad-
viengne, ü s'en exeusera et deschargera du tout sur vous, Jehan de Saintre.
Comme si cete gener euse ieunesse , desdaignant tout autre ioug que de la
vertu /nesmes, on luy aye deu fournir seulement des mäistres de vaillance,
priidence et iustice, Montaigne). Wie bekannt, hat sich dieser Konjunktiv
im Französischen bis heute in einem zweiten, mit que angereihten Konditional-
sätze erhalten; das Altfranz, unterdrückte dieses que gewöhnlich; vgl. Klap-
perich S. 59 f.
DIE HYPOTHETISCHE PERIODE IM SPANISCHEN. 65
otra consolacion, Pulg. Letr. 19,12. Si el falcon fuere doliente 0
flaco 0 muy ??iagro, tiunca podria fazer biien buelo nin ca^Air commo
deue, Caza 34,24. Vgl. BSI lab; Appol. 358h; Palr. 378b,i5 ;
Alfar. 232a ob.
Statt des Konj. Fut. tritt aber in beiden Fällen aucli sehr ge-
wöhnlich der Konj. Iraperf. ein.
a) Präsens, Futurum (Imperativ) im Hauptsatz.
Si 6'/ 7ne cometies, el lenarä el prez, sollte er mich angreifen,
Alex. 649c. Si o'i'ies lugar e tiempo por qiumto de dos oia Deseavos
fiiuc/io T.ter et conocer vos querria, Roiz 63 1 cd. Si los pidiese, harik
creer que los ha comido, sollte er danach fragen, Celestina 393,44.
Ctiäles vencerän, si lucha fmbiese? Clemencia 178. Vgl. BSil 3861! ;
Roiz 797ab; Caza 27,7; Cid 135 1; Cart. Mar. 8,105.
Wie leicht hier der Konj. Fut. und der Konj. Imperf. für ein-
ander eintreten, zeigen folgende Stellen :
Olrosi consejovos, que si alguno feciese por vos alguna cosa que
vos cunipla , et despues non federe todo lo que vos querriades , que
por esto tiunca le desconozcades el bien, Patr. 4023,9. Gomo debe
Jacer, si fuere iimy rico d abondado, e como cuando (= si) lo iiou
fuese iaiito, 6 cuaiulo hobiese desto algima jnengua, Cabal. 2373,56.
Vgl. Appol. 255d und 256d; Guer. Civ. 677a (cuando esluviesen
durniiendo, si durmiereu).
b) Imperf. Fut. im Hauptsatz. Dann also fällt der potentiale
Fall in der äufseren Erscheinung mit dem irrealen gänzlich zu-
sammen.
Si tu por mi denuasses una missa catitar, Vo sano e guarido
cuidaria tornar, BSil. 476cd. Si Ahi quisiese que alcanzase victoria
de tan buen caballero, todas las glorias del serian viias, (iuer. Civ.
5i9b,29. Fernere Beispiele dieser häufigen Konstruktion sind
unnötig.
K. Gessner.
/elt»uhr. 1. rom. Phil. XIV.
Etüde Critique des Chartes de Douai de 1203 a 1275.
(s. Zeitschrift XII I 431.)
Herne partie :
Caracteristique des Chartes de Douai.
Experience.
En effet, quoiqu'on ait pu dire sur les avantages
qu'il y a pour l'experimentateur de n'avoir pas
d'idees precon9ues , il est demontre , par des
exemples innorabrables , qu'on laisse souvent
echapper les phenomenes qu'on ne s'attendait
pas ä rencontrer, et que l'observation est bien
plus intense et bien plus fructueuse quand le
Chercheur sait d'avance ce qu'il doit trouver et
qu'il s'acharne ä le trouver malgre de premiers
insucces.
Marey. (Revue scientitique. 3. Juillet 86.
P-3)-
Dans les Recherches que nous avons faites prccedemment, soit
avec l'aide du patois, soit par la simple Observation du pheno-
mene des doubles formes, nous avons ete amenes a cette conclu-
sion que les Chartes ne representaient pas le langage vulgairc. —
Nous sommes donc conduits logiquement a la seule explication des
Chartes qui reste, et qui consiste a y voir le produit d'un scribe,
et, par suite, de l'Ecole a laquelle il appartenait.
On nous objectera que cette idee est aussi hypothetique que
Celle que nous combattons ; nous repondrons a cette objection en
etablissant une experience pour contröler notre idee prcconcue.
De l'observation des Chartes I'idee nous est venue qu'elles
n'ctaient que l'expression des habitudes d'un scribe qui devait y
mettre les formes de la languc qu'il avait apprise quelque part;
disons, pour preciser, dans une Ecole.
Cette idee et ce raisonnement nous poussent a „instituer"
l'experience suivante. Nous allons contröler les Chartes de Douai
par les Chartes de Tournai, du Ponthieu et de Saint- Quentin,
dans l'esperance de voir se degager le caractere probable du scribe,
caract^re qui sera forme des ressemblances et des differences qu'il
aura avec les autres scribes. Quand nous voudrons connaitre la
langue qu'il pref^rait 6crire, nous noterons les formes qui sotil
le plus /tprt'scnh'es dans ses Chartes, et nous les contrölerons par
KTUÜK CKITUJUE DES CHAR lES DK DOUAI. 67
les formes des Scribes precitcs et par les traits reconuus pirards,
qui ont ete etablis ;\ l'aide des manuscrits et des Chartes. Si notre
experience est bien faite, eile devra nous permettre de coiUiöler:
„ce sera une Observation provoquee dans im bui de controle.''
II nous fallt avant tout vcrifier nos Instruments de contrnle.
Caracteres gcncraux des Chartes.
Nous devons etudier en premier lieu leur origine.
Nous sommes ici sur un terrain solide. Les Chartes, la plupart
du temps , nous donnent une date et un emplacement pr^cis , ce
qui les ditTerencie des manuscrits litteraires, oü la date et l'origine
sont souvent si difliciles a determiner. (Cf. Etüde sur St. Leger, oii
M. Suchier cnumcre les diflerentes opinions sur l'origine de ce
porme).
M. Raynaud, apres M. de Wailly, insiste sur ce point „Les
Chartes, dit-il, presentent la langue vulgaire . . . a une epoque et
dans une localite determinees (p. 53) et M. Neumann voit .en elles
„des raateriaux dates et localises avec precision."
II en resulte que les Chartes de ]\L d'Herbomez proviennent
de Tournai, celles de ^L Neumann de Saint-Quentin, Celles de j\L
Raynaud du Ponthieu et les nötres de Douai.
Voila la provenance etablie ; mais, si nous voulons savoir plus
particulierement le fonds d'oii elles proviennent, voici d6ja l'incer-
titude qui commence. M. d'Herbomez les a „choisies" au milieu
,,d'actes d'interet prive" qui se trouvent reunis dans les Archives
(Je Tournai. — De meme, M. le Proux a puise ses Chartes, sauf
deux , dans les Archives communales de Saint-Quentin , mais il a
deja des indications plus pr^cises. — Sur ses 50 Chartes (car la charte
fran^aise de 1257 ne compte par pour nous) la rnajorite provient
des Archives municipales de Saint-Quentin et sont 'des Chartes de
Chirographe, traitant de ventes, d'acquisitions, qui ont du rtre faites
dans la ville mc'-me. Remarquons en passant que ces Chartes ont
beaucoup plus d'aflinite avec le patois moderne que les autres.
Une dizaine au plus appartient a des fonds difterents.
Nos Chartes de Douai sont de raeme presque toutes des
Chartes chirugraphaires , ccrites a Douai (sauf une exceplion, la
Charte IX ä üaisnain) — Mais, au contraire des irois autres
recueils, les Chartes qu'a employees M. Raynaud sont loin il'ol'lrir
une pareille identite de provenance: il les a recueillies a la biblio-
iheque et aux .\rchives Nationales et enlin aux Archives de l'I lolel-
Dieu d'Abbeville. — II ne nous indique pas si, dans ces dilVercnls
fonds, on reconnait la meme ecriture, cm si ce sont dilTerenls
scribes qui ont ecrit ces Chartes.
II nous faut maintenant nous demander qutl degre de conliance
nous devons accorder a ces Chartes, au point de vue de l'ori-
gine. Si elles provcnaient toutes (dans chacun d(;s .) rectueils, bien
■ enlendu) d'uii niiiinr fonds, la certiludc scrail plus grandc, el l'on
Ö8 CH. BONNIER,
pourrait rechercher quels etaient les Scribes de cette 6poque dans
las comptes de la ville ou de l'etablissement reh"gieux ou civil dont
il serait question. Au moiiis l'on pourrait admettre, si ces ren-
seignements faisaient dcfaut, que dans un meme fonds, a de courts
intervalles, un meme scribe aurait pu transcrire plusieurs Chartas
de suite. Mais , dans des Chartes de diverses provanances , de
fonds differents, comment s'orienter? Nous voyons ici un avantage
que les Manuscrits tant decrics ont sur les Chartas. Las Scribes
des Manuscrits litteraires peuvent etre moins fideles pour la langue,
pour l'orthographe, comme le dit M. Raynaud, mais, au moins, on
a devant sei une personnalite , quelque chose de tangible, a qui
on peut appliquar une critique precise; parfois meme on a le noni
du scribe. La Critique de taxtes, teile que l'a ctablie M. Gaston
Paris pour les textes romans dans son Alexis, serait donc impos-
sible avec les Chartes.
Une autre cause d'incartitude est la fa^'on meme dont on a
recueilli les Chartes. M. d'Herbomez (p. 2) dit a ce propos: „Nous
avons donc chohi, parmi plus de douze cents du Xllle siecle, les
soixante Chartes que nous editons aujourd'hui." De meme, M.
Raynaud (p. i): „Entre les nombreux documents du meme age que
nous avons compulses . . . nous avons du forcement restreindre
notre choix qui, du reste , a toujours ete subordonne a l'/wAvv/
philulogique."
Mais cet interet philologique est diametralement ojjpose u
rinteret que l'on peut avoir a rechercher quel etait le scribe. —
11 y a ici une dift6rence importante entre les Chartes telles que
M. le Proux et nous les avons recueillies et Celles de M. Raynaud
et d'Herbomez. Aux premieres s'attache une certaina vraisemblance,
qui est bas6e sur une serie continue allant d'une date a une autre,
et qui peut autoriser la conjecture, qu'alles provenaient d'un meme
scribe. Voila donc deux causes d'incertitude pour l'origina.
Date.
Si nous passons a la date de ces Chartes, nous trouvons qu'il
y a peu de methode scientitkjue a observer dans son choix. M.
Raynaud indique qu'il a choisi avec Intention l'epoque de ses
Chartes :
„Notre plus ancienne Charte, dit-il , est de 1254 et nous
nous arretons au miliau du XlVe siecle , cpoqua ;\ laquclle la
centralisation royale commence a penetrer dans les provinces, et
oü les pieces souvant r6dig6es par des scribes etrangers ne pre-
sentant plus les mcmes garanties de verite locale „ — C'6tait la
seula vraisemblance qui le guidait, et ses successeurs l'ont imite . . .
Par ordre d'anciennete, voici les dates: „Chartes de Douai, qui
vont de 1203 a 1275, Celles de Tournai de 1207 a 1292, cellas
de Saint-Quentin de I2i8;\ 1250, Celles du Ponthieu de 1274
ETÜDE CRITIQUE DES CHAKTES DE DOUAI. 69
Kn resume, on voiL qiie les Charles, daiis cc qu'elk-s onl de
plus sür, c'est a dire dans leur origine, prcscntent bimi des dilTi-
cultcs a ceux qui veulent las caractenser.
Ces considerations faites sur las instruments de controle que
nous allons employer, nous passons ;\ la Caracteristicpie du Scribe.
Scribe.
La prämiere question que l'on a ;i se poser est la suivaiite :
A-t-on a faire a un seul scriba ou a plusieurs?
Jusque maintenant ceux qui nous ont precede dans ces etudes
out laisse cette question de c6t6. — Elle a son importance; je
dirai plus : c'est de l'incertitude oü nous somraas sur ce sujet que
resulte la presque non-valeur scientifique des etudes de ce genre.
Se basera-t-on sur la date das Chartas? On n'aura qu'une
vraisemblance mais bien faible. — Si les Chartes vont de 1203 ;\
1275, comme celles de Douai, il est probable qu'il y a eu deux
scribes, a moins d'admettre qu'un seul scribe pendant 72 ans ait
iranscrit des Charles. — Pour las Chartes du Vermandois, ■ il serait
plus vraisamblable qu'il n'y en eüt ([u'un.
Aura-t-on au moins una preuve par la changemant d'ecriture?
11 n'en est pas de mcme que pour les Manuscrits litteraires oü l'on
peut conjecturer d'apres les ecritures : les chartes variant d'ecriture
d'un jour ;\ l'autra, souvent aussi a des dates ditlrrentes on ren-
contre la merae ecriture.
On ne possede donc aucun criteriura.
Nous sommes par suite incertains sur ce point, le plus important.
Si l'on adraettait l'hypothese que chaque Charte fiit d'une main
differente, hypothese aussi vraisemblable que les autres, les travaux
sur las Chartas n'auraient plus aucune valeur. — Ce serait une
vraie „Schreibermischung" encore j)lus difticila a expliquer que la
„Sprachmischung''.
Cependant nous admattons qu'il n'y a eu qu'un scribe, pour
deux raisons. — La prerai^^ra est que nos devanciars en ont l'ait '
autant , et qu'en nous plavant sur la m^-me terrain qu'eux, nous
pourrons experimenter si leurs conclusions, merae basees sur cette
condition hypothctiiiue, sont acceptables. — La seconde raison est,
y eut-il plusieurs scribes, les conclusions que nous aurons obtenucs
seront aussi bonnes et aussi legitimes. — Au lieu de ni,' s'applicjuer
([u'a un seul scribe, cela s'appliiiiiiTa a plusieurs, mais toujours a{)par-
tenant a une mrmt- Ecole.
(."etle questi(jii tranchee, nuus ptjuvons cumnu-ncer le contrüle.
Adraettons avanl tout ciu'enlre diflerentes forraes adoptees par les
scribes, ce sera la statistique qui decidera.
' Leurs aflirmalions Ic prouvcnt du moins. — Ou s'ils nc se sonl pas
OCCUpc'S de cette qUCSlioH iK mit rli- sin'Milii'irnicnl IkikIIs de s'.iViMlunl a\w-'\
sur uu terrain inconnu.
yO CH. KONNIRK.
MM. Raynaud, Neumarm et d'Herbojnez en avaient deja fait
usage, comme nous l'avons montre plus haut, mais dans le but de
dcterrainer le Dialecte que represeiitaient les Chartes. — Nous
pouvons poser en axiome : „que les formes les plus representees
sont Celles qui appartiennent au scribe et a son dialecte. Ceci a
l'air d'une naivete, mais il est necessaire pour notre these de partir
de cette proposition.
M. Raynaud (p. 88) est d'un autre avis : „si le meme mot, dit-
il, se trouve ecrit dans une meme Charte tantöt avec une forme
picarde, tantöt avec une forme frant^aise, ce n'est pas que
le scribe put arbitrairement choisir entre deux orthographes pour
representer le meme son, mais c'est qu'il avait ä lutter contre des
influences dialectales autres que Celles du pays oü il ecrivait: ne
dans Xlle de France et force de copier des Chartes pkardes, ou
bien picard d'origine et s'occupant d'ordinaire ä transcrire des
manuscrits litteraires frangais, le scribe trouvait sous sa plume des
formes etranglres qu'il ecrivait involontairement."
M. Raynaud entend par ces formes etrangeres les formes
etrangeres au pays oü ecrivait le scribe ; nous avons vu plus
haut avec le contröle du patois (]ue les formes etrangeres
etaient plus representees que les formes du pays meme oü ecrivait
le scribe. — Nous verrons plus loin les formes preferees du scribe.
Corame le dit JNI. Raynaud, „le scribe qui redigeait une Charte
avait cependant une raison plutöt qu'une autre pour ecrire un mot
de teile ou teile fa9on ; c'etait soit la prononciation, soit l'etymo-
logie, soit un souvenir qui le faisait se d6cider pour une forme de
preference u une autre (p. 88)." — C'est la statistique qui nous
raontrera cette raison : nous l'emploierons donc, mais avec precau-
tion, c'est a. dire en ne donnant la preeminence a une forme que
quand eile l'emporte de beaucoup sur une autre, et, dans le cas
oü il y aura presque balancemeiit de chiflres, nous ne d6ciderons
rien, non plus que quand la forme sera trop peu representee.
Nous jüignons a nos Chartes, dans cette etude , los Chartes
du Ponthieu, de Tourna)' et du Vermandois, quoicjue MM. Ray-
naud, d'Herbomez et Neumann ne se soient pas occupcs de la Ca-
ract6ristique de leurs Chartes.
Nous allons proceder du general au particulier.
Matiere des Chartes. — Diplomaticjue.
Les Chartes, employees par M. Raynaud, traiteut en general
de sujets plus eleves que les autres. La plupart du temps dies
sont faites pour des Chevaliers , ecuyers ou Gens d'eglise. Plus
rarcment nous avons a faire avec le Maire et les Echevins d'Ab-
beville.
11 en est autrement pour les Chartes de lournai: ce sont des
transactions de Bourgeois ä Bourgeois, ou de Paysans ä Bourgeois
devant les Echevins. — Tres-rarement apparaissent la Noblesse ou
ETUIMi; CKITIQUK DKS CHARTRS DR DOUAl. ~ I
le Clergc. — II en est de mrmc pour les Cliartes tlu \'ermandois,
i|ui trailent, comme le dil M. le Proux, de „ventes, ac(iiiisitions,
affaires de vie courante." — Kniin, pour nos Charles de Douai, ce
sont le jjlus souvent des prets d'argent, des Testaments, des Ventcs
faites entre bourgcois ou paysans. Nous ne voyons apparaitre qiu;
six fois des Chevaliers et des nobles, deux fois des Gens d'cglise
et une seule fois le Roi d'Angieterre , pour une sorame dont il
etait redevable ;\ Jacqueme Boignebroke, bourgeois de Douai (LIX).
En resuine, sauf ies Chartes de M. Raynaud, les autres prü-
sentent jusqu'ä un certain point des garanties de fidclite, au moins
pour leur objet ; elles s'adressaient ;\ des bourgeois et a des gens
de basse condition, et traitaient de questions tres terre-a-terre.
Nous allons passer ensuite ;\ la Diplomatique.
Celui qui a transcrit les Chartes de Douai avait appris quelque
part ;\ ecrire et a transcrire des Chartes: voila qui est certain.' —
Nous allons donc faire la statistique des formules diplomatiques de
nos Chartes.
a) Formules du Commencement (ou d' Adresse).
Nous en avons plusieurs:
i". Co sacent tot eil ki or sunt et ki auenir sunt que . .
2". Sacent tout eil ki or sunt et ki auenir sunt que , .
Ce sont les deux le plus represent^es : la premiere 20 fois, la
soconde 61. — Les autres formules, qui ne sont que des variantes
comme: „Ce sacent toi eil ki res lettres verronl", ou : „saeeiit tout eil
ki ces lettres uerront" sont en petit nombre, si raelangees que Ton
ne peut en faire la statistique.
Nous pouvons donc conclure que la seconde formule etait
Celle que le scribe avait apprise et qu'il ecrivait le plus souvent,
rar eile est trop representee pour ne pas avoir cette signitication.
Nous devons signaler aussi le melange des ^ raots letres et
cscrit. — Un fait plus remarquable est le melange des Formules :
„qui cest escril verroui'- et „ki sont et auenir sont", melange qui
se presente 5 fois. — Si nous essayons de dater chronolo-
giqueraent, nous pourrons dire que la premiere formule d'adresse
se presente plus frequemment dans les premieres Chartes (1203-I-
1225) et que la seconde domine detinitivement a partir de .Mai
1255 juscjuVi la lin, avec des periodes ou eile se presente sans In-
terruption (XLIV + LI) et (LXXVl + Cl).
Nous allons passer maintenant aux F(jnnules de Date.
a) de lemps.
Nous en trouvons deux, niais prescpie aussi represenlees l'unc
que l'autre :
l", ( 'e fu fait en l'an de rincarnation notre segiieur.
2". Ce fu fait en le hale devant cskevins — en Tau de . . .
avec la date du lieu), ijui st; Irouvcnt 16 et 17 fois.
' Ceci, nous rcspeions, scra adiiüs luC'me par ceiix <|iii nc |).irta^t.iil y.xs
nos Uicorics.
72 CH. HONNIEK,
Nous ne mentionnons par les autres formules trop peu reprc-
sentees.
Pour la maniere de dater Tann^e, on ne peut rien dccider,
car l'annee de l'incarnation n'est indiquee que 57 fois. — Dans la
premiere Charte seulement, eile est 6crite en latin: „al an del incar-
nation millesimo ducentesimo tertio." Autre part, on se contente
de donner la date de l'annee. — Le mois est indique gene-
ralement.
b) de lieu.
Pour la date de lieu, eile est negligee le plus souvent (79) et
quand eile est marquee, il s'agit surtout de la Halle de Douai, la
halle des metiers, oü les actes se passaient devant les Echevins. „En
pleine hale, dans le hale". — Deux fois seulement, il y a exception:
pour la Charte IX qui est ecrite ä Gaisnaing, et pour la Charte
XLV, qui est faite ä Douai, mais dans Xenclostre Saint Arne.
Si nous comparons avec les autres scribes, njus voyons:
Que le scribe du Ponthieu date par l'Ircarnation et aussi par
Tan de gräce, — Les scribes de Tournai et du Vermandois emploient
generalement l'annee de l'incarnation.
On peut donc en conclure que les scribes de Tournai et de
Saint-Quentin etaient plus corrects et plus fideles a leurs formules
d'Ecole que ceux du Ponthieu et de Douai.
Terrainons cette revue par deux details, qui ne sont pas d'une
grande importance, mais peuvent contribuer a fixer la physionomie
du Scribe.
a) La premicre personne du pronom personnel n'est reprcscntce
que 12 fois dans nos Chartes; on y parle le plus souvent a la
troisieme personne. Dans les autres Chartes, eile est beaucoup plus
representee, surtout dans les Chartes du Ponthieu.
b) Nous avons dit plus haut que nos Chartes etaient des
Contrats Chirographaires, en deux parties, dont l'une restait cntre
les mains du Contractant et l'autre a l'Echevinage.
Le mot Chirographe est represent^ dans nos Chartes de diverse
fayon: les formes les plus frequentes sont: „Cirographe" et en-
suite „Cirographum". — La forme latine se presente tres-souvent
{2:^ (Cirographum, Cyrographum, Cirografum, Cirographus, Chiro-
graphum) mais a des places si eloignees les unes des autres qu'elle
ne peut servir de criterium. — Nous n'en trouvons pas dans 13
Chartes: est-ce oubli, ou les Chartes n'etaient-elles pas Chirogra-
})hairej»? — Enfin, ce mot est 3 fois ecrit en caracteres fantaisistes,
et 6 fois abrege.
Nous ne pouvons en conclure que ccci : le scribe preferait la
forme „Cirographe". Nous ne trouvons, de plus, Chirografc que
tout a la fin, ainsi que Chirographiwi.
Nous ne venons d'etudier que les cötes tout exterieurs des
Charles: avec l'examen de la Graphic, nous pouvons esp^rer
penetrer plus avant dans sa personnalitc.
ETUDK CKiriQUF. DES CHARTKS DK IJOUAl. "] T,
Graphic.
Nous posons en fait que, dans Tabrcviation plus eine partout
ailleurs, le scribe devait suivre une methodc. La plus interessante
question a examiner est celle des abreviations latines; car, nos
Chartes etant las plus anciennes de toutes, il doit s'y trouver plus
d'anciennes habitudes des scribes. — Nous avons deja vu plus
haut que la forme latine de Chirographe est repr6sentee tres-
souvent.
II semble logique que ce soient les mots qui representent des
monnaies, des mesures, qui soient surtout conserves sous la forme
latine. En effet, ce devaient etre les premiers qu'on eut appris ä
abrüger au scribe dans l'ecole oii il etudiait, a cause justement de
leur difficulte, et il ne les oubliait jamais. — De plus, il ne faut
pas oublier qu'a cote des Chartes du treizieme siecle en langue vul-
gaire existaient de nombreuses Chartes latines, des Comptes, des
Inventaires, transcrits en latin, oii les mots denier, soii, livre etaicnt
reprcsentes presque a chaque ligne. Pour toutes ces raisons, nous
ne nous etonnerons pas de voir ces mots toujours abrcgcs commc
des mots latins.
soll. Le mot sou est represente par deux abreviations: sui et j" (8
sur lo). On peut se demander toutefois si f ne repre-
sentait pas sous ou saus, formes vulgaires.
livrc. Mais on ne peut avoir le raeme doute pour le mot livrc, qui
est abrege par tih (30), 11) (6), //y, A La notation ///> est
representee 30 fois, th huit fois: nous ne trouvons qu'unc
fois tes et /. On ne rencontre pas ce mot non abrege.
Notons en passant la notation chiffree de l'annee en
latin, qui ne se trouve que dans la premiere Charte: w,
cc, llj.
iniiül. Le mot iiiuid est tantöt abrege, tantot pas,, mais son abrc-
viation latine est /«, qui ne peut se resoudre ni par inui,
ni par moi.
niiiit. Ici le doute est permis, car les abreviations sont les sui-
vantes : vi et m , et nous trouvons iiiarc et iiiarcs.
sollt. L'Abreviation de Ja troisienie personne du verbc etre: f,
peut se resoudre, d'apres les exemples, aussi souvent sunt
que sont.
Signaions enlin l'abrciviation de Jesus : /hu. Le signe
5 pourrait signilier demi (I 5) : (LXXV 4) = 3 livres et ^.
.-\pres les abreviations latines, nous rencontrons les abreviations
vulgaires.
Signaions d'abord quelques graphies ijue nous n'avons pu
nous expliquer: le mot Rasure est represente par le siLnir R^»:
nous trouvons le mot et representt- [)ar d'autres signes. '
' Xous n'in^li<|uon^ j):!?. ici ces sii,'ncs, iroj) difticilcs ;\ rc|)roiluirf pour
la lypographic.
74 CH. HONNIER,
Dans les trois autres scribes, la lettre .v est employee unique-
nient coinme abreviatiou de us, mais le nötre l'emploie {xnir repre-
srnter le son particulicr es. — Ex.: cxeptions (2 fois).
Pour les abreviations ordinaires, nous ne les notons pas. —
Mais nous avons pris pour methode de resoudre les abreviations
par la forme entiere du mot la plus represent6e. — Cela est trcs-
arbitraire, nous en convenons volontiers, car ce n'est pas une raison
parcequ'un mot se trouve repr6sente le plus souvent dans une
forme pour que teile abreviation isolee la represente.
Notons enfin que nous nous trouvons en presence d'un me-
lange d'abrcviation pour le mcme mot. — Ce melange est encore
plus surprenant que pour la langue, car les abreviations etaient
comme raecaniques chez le scribe: c'etait le fond de son mutier,
ce qu'il devait savoir par cceur:
Charte.
VI. sol et ^"
XXVII. sol et ,v"
XLVII. srt et sä (setier ?)
LXIX. £.77 et coine.
Nous trouvons des contradictions comme iiumsigfi abrege et
a cöte sigfieur.
Nous allons, pour terminer, classer methodiquement los autres
abreviations qui n'ont plus rien d'interessant.
La barre suscrite qui represente ordinairement la nasale, est
employ6e dans nos Chartes pour toute espece de notation: Kx.
quanq(es), Aum(ans), Coiaum(ent), escheO(ins), esteuen(es), par"(esis),
deii(iers), dois(iens), aü(aine), s(ont).
L'abreviation de la liquide r combinee avec une voyelle (rc
ou ra, er ou ar) est representee par le signe suivant: p^merain,
Eng>ans, B^nars, mais quelquefois aussi par une simple barre hori-
zontale : Ex.: Roiji, tmine.
Nous trouvons les abrevations ordinaires de per, pro, prae.
11 est interessant, enfin, de noter les mots cjui sout le plus
souvent abreges. — Nous trouvons que et ses derivcs; sou, muid,
demi, marc, rasiere, premier, Chevalier, livre, paresis, cent, douisiens,
notre, segneur, artisiens, Jesus, denier, sont, par, per, i)ro, comme,
cinquante, Incarnation, echeuins, et, saint.
Nous avons donc, en majorite, les mots qui se trouvent dans
le Formulaire du scribe.
11 s'agit de determiner aussi la signification „que les divers scribes
des Chartes oni attrihuee mix letlres'^.
o, e n'ont rien de particulicr.
/. Pour l'emp'oi de l'i ou du j; au commencement des mots,
le j domine.
iustice (i), justice (2), Jehan (20), iehan (i), ior (i), jor (3).
Ordinairement le scribe ne met pas de point sur 1'/; cependant
ETLDK CKiriQUK HKS CMARIKS DK DOUAI. 75
noiis en Irouvons un iiuir()ur daiis K) inols: un daus hi secondc
Charte cl i8 a partir du mois de DL-cembre 1232 (XXVIll).
L'« Ol le V sout confondus.
L'\ est une fac^on de raarquer l'i final oii simplrmeiil iiu i
daiis n'importe quelle positiou :
Ex.: Cysoing, Symous, Gylain, i\Ia\, S}inoii, Hrussyoii, Cyro-
graphe, aydior, Douay, Devyoel, Nicolay, Symier, Quincy.
Consoniics.
Le C.
Eskieuins (43), Escheuins (37), Esceuins (i).
Pour ^ on a : g, gh, j.
Pour q, on a qu, k, c.
(74) qu. (330) 1<, (20) c.
Pour V et IV.
wuide — Wide, wil (17), vuide (i).
Nous ferons le resume methodique de ces Caracteres diplo-
matiques et pal^ographiques dans le portrait (un peu vague) du
scribe, qui se trouvera ä la fin, mais nous ne pouvons tarder a montrer
combien peu de renseigneinents nous offrent les Chartes.
Elles manquent d'interet , et c'est surtout leur caractcre de
n'en avoir pas. — Leur raatiere etait tres-peu variee, et le scribe
ne pouvait se manifester ;\ cause du manque d'occasion. — Qu'on
le corapare par exemple avec un scribe d'un manuscrit litteraire,
corame celui-ci devait appliquer son intelligence a resoudre des
problemes complexes de phonetique, de syntaxe et de metriquc. —
Notrc scribe au contraire trouvait toujours le merac contrat devant
Uli, applicjuait Ics meines formules, n'avait que les noms a
changer. — Or, plus la besogne est facile, moins l'liomme se pi.T-
fectionne et se diffirencie.
En etudiant sa langue, en faisant l'etude des formes plipne-
tiques et flexionnelles qu'il alfectionnait, nous pouvons csperer
irouvcr des Caracteres plus precis de sa physionomie.
Etüde des formes Phonetiques des Chartes de Douai.
jusque raaiiitenant on a pris les Chartes coinrae base d'etudi's
LÜalcctales. — On a compare les formes cjui s'y trouvaient avec le
latin, comrae M. d'IIerbomez; avec le Eran(,ais, comrae M. Ray-
naud, en suivant soit la methode ascendante, soit la methodi- des-
ct-ndante. — Prenant pour principe cpie les Chartes representaient
la langue vulgaire dans toute sa purete, ils ne pouvaient agir
autrement.
Pour nous, qui ne voulons ici qu'etudier le scribe, notre me-
thode sera differente. — Nous emploierons la methode compara-
tive, et nous prendrons pour jjase les resultals que Ton a acquis
jusque niaiiilenant par l'etude des te\tes pour les tlialei.les et nuus
76 CH. P.ONNIKR,
leur comparerons ce qui se präsente daps nos Chartes, et aussi
dans Celles du Ponthieu, du Verraandois et de Tournai.
Nous avons vu plus haut les raisons qui nous empt^chaient
de voir dans les Chartas une source scientifique pour l'etude des
dialectes; ces raisons sont: i". les Doubles formes qui se presen-
tant an trop grande abondance pour les memes mots; 2'\ les In-
certitudes de Graphie ; 3'*. la Comparaison avec le patois, qui nous
a montre combien peu de formes vulgaires existaient dans les
Chartes ; 4", enfin le caract^re administratif et savant de ces
Chartas, qui ne devaient pas c^tre comprises par les gens pour qui
on les ecrivait.
Mais, si nous voulons etudier le caractere du scribe, tout prend
un autre aspect. — Nous devons noter tout ce qui se präsente de
particulier dans les Chartes , au point de vue des formes ; en un
mot, il s'agit de savoir a quelle 6cole appartenait notre Scribe,
et, si nous ne pouvons lui donner un nom, indiquer au moins la
langue qu'elle enseignait.
Par quel moyen y arriverons-nous? par le meme cjue nous
avons employe precedemment, par la statistique, avec le meme prin-
cipe indiquc plus haut.
II nous reste donc ;\ determiner les formes les plus reprc-
sentees dans nos Chartes et sur un territoire dit picard , oii se
trouvent les villes de Tournai, d'Abbeville et de Saint-Quentin.
M. H. Suchier, le maitre par excellence dans la science des
Dialectes, a dress6 dans son „Aucassin (p. 56) et dans son etude
sur le Dialecte du poeme de Saint Leger, d'aprcs la comparaison
des poemes et des Chartes, en un mot d'apres des textes, le tableau
des principaux caracteres picards. — Nous n'avons qu'a comparer
les formes predominant dans nos Chartes et dans celles de MM.
Raynaud, le Proux et d'Herbomez , avec celles qu'a indiquees M.
Suchier, et nous aurons sürement la langue qua ces differents
scribes avaieut apprise.
M. Suchier, dans son etude sur le „Leodegarlied", divise les
traits })icards en cleux parties: i". les traits j)honctiques et flcxion-
nels qui ne se trouvent que dans Ic picard ; 2". ceux qu'il partagc;
avec les autres dialectes, comme le Walion et le Lorrain. — Nous
suivrons le meme plan.
1. 'l'raits propres au Picard seul.
a) t (ou d)4-s a la finale arrive tres-vite en Picard a s, tandis
que les autres dialectes ont /z.
Dans les Chartes de Douai, nous ne trouvons pas la graphit;
£, ni dans les participes presents, ni dans les adjectifs ou substantifs:
il n'y a pas d'exceptions. Dans les Chartes de Tournai, il en etait
de meme.
Nous ne trouvons que c/imz {ce/i/'\-s XXXIV 89) dans celles
du Ponthieu.
RTUDF. CRITIQUE DES CHAKTKS DE DOUAl. 77
Dans les Chartcs du \'erraancl()is, iious trouv<Mi.s dekiz, aveiz.
b) c-f-'i originaire.
11 conserve en picard sa forme latinc ainsi que sa grapliie, dil
]\I. Suchier (Aucassin 56), — Devant e venant de a, il conserve
aussi le son latin, mais il est ecrit iju, k, plus souvent c.
M. Tobler (Dis dou vrai aniel) a exposc cette loi:
c-j-a, o, u = c (ou doit rtre lu <•); c-l-e'"*, e, i = eh.
a) c-j-a, o, u.
Les Chartas de Douai donnenl la j)reference a la (iraphie c.
II en est de meme i)our le Ponthieu (Ex.: pour Douai = cangeor
(I 2), connenence (1 5), reconuc (I 6), cors (IV 28), capons (VI 5) et
Tournai et Saint Quentin. — Cette cpieslion n'a jamais ete con-
troversee.
b) c + e<=^>, i.
Les Charles de Douai ont la graphie k en majorite. Par
exemple pour le mot : scabhiiis, qui se prcsente dans presque toutes
les Chartes, on a esküiän en majorite, mais une forte, minorite
(X Escheiiin. — II en est de nieme pour Tournai et le Vermandois.
Les Chartes du Ponthieu, au contraire, ont toujours la graphie /■.
II ne nous appartient pas de decider ce qui se cachait derriere
ces graphies: si ch etait la meme chose que /:, comme le pense
M. Raynaud : si c'etait un signe diacritique, signifiant que ch est
un autre c que c sans h (Romania I 294, Gaston Paris), TSH(f)
comme le pense M. Lücking, ou le son y comme M. Schuchardt
(Romania IV 282) ou enfin, comme le dit M. Suchier (Leodegarlied
p. 287) „un c dur qui etait sur le point dt> devenir 'FSH, mais qui
n'avait pas franchi le derniere Station."
Toutes ces opinions peuvent etre justes, mais elles ont autant
dt; chances d'etre fausses, n'etant pas basees sur la langue vulgaire.
— En comparant avec le patois, on peut dire qu'a -Pheure qu'il. est,
a Douai (;t dans les environs, le c est dur, et l'on no peut crcire
qu'il s'etait afiaibli au 13^ siecle pour redevenir dur a l'epoque actuelle.
II en est de meme pour g devant a ou e (a).
Nous avons dans les Chartes de Douai devant a, o, u et meme
e (a) la graphie g en majorite. et aussi, mais moins souvent gh.
Nous pouvons comparer gh ;\ ch. Kn eilet, etant donne qu'on ne
s'appuie pas sur le langage vulgaire , pourquoi quand ch a le
son chuintant , gh n'aurait-il pas represente un aflaiblissemenl
equivalent ? Si les scribes etaient logiques, // devait avoir la meme
signification pres de c que pres de g.
Kxemples: g-f-a. (javerüU i^'^W 2), hcr/ugtufcs {XIX 12), (roy
(XXI 5). Gomialiers (XXXVI 2).
g^-e(a). cangeor (I 2), herbcgü (XXXIl 5), houlcugiers (LVIII
2), emoagier (LXXII g), hieberghies (CI 8).
11 en est tle meme dans les Chart«;s d<- Tournai, mais pour
^4~''» ' i' y 'i "fi^ exceplion ä propos du niol Oonrgcois, (!;crit tautul
boijuis, lantüt /migiiis.
■Jö CH. BONNIER,
Dans les Chartes du Ponthieu , on^ a toujoiirs g. A Saint-
Queiitin, comme a Tournai, oii a l'exception botiriois (XXXVI 6)
et bourgois.
Pour le son g, nous pouvons dire qu'il conserve presque tou-
joiirs sa graphie, mais le Scribe du Ponthieu le note toujours avec
plus de rigueur que les autres.
3. c-f-e, i latin, ainsi que t.
Nos Chartes de Douai conservent ordinairement c comme
graphie: Ex.: Ponciel (XCIII 3), ciunc. (L g), cinqiioiUe (XVI 35).
Cis, eil, pourciaus, couuenence se presentent beaucoup plus sou-
vent que chius, couuenenche, quitajiche.
Dans les Chartes du Ponthieu, c'est ch qui domine de beaucoup,
quoiqu'on se füt attendu au contraire.
Le c domine dans le scribe de Saint-Quentin. — A Tournai,
il y a balancement de c et ch.
Nous voyons donc ici que les scribes de Saint-Quentin et de
Douai fönt predominer c, contre celui du Ponthieu qui raet toujours
ch. — Le scribe de Tournai met egalement les deux graphies.
II. Traits communs au Pi(^ard et au Wal Ion.
4. Changement de ivus en iu.
Nous n'avons qu'un exemple : baiUivus, qui donne bailliu, dans
nos 4 sources: cela ne suffit pas.
5. Les Dialectes picards, dit M. Suchier, repr6sentent par
au et eu la diphthongue oti (avec un 0 ouvert) du nor-
mand et du francique.
Chartes de Douai : nous trouvons le mot trau (LXVIII) quatre
fois dans la meme Charte (On ne peut pas croire que ce soit
trati de traugum qui se serait conserv6, car dans les langues ger-
maniques l'o existe d6ja). Nous avons aussi ot (de (h)abuit).
Chartes du Ponthieu : nous ne trouvons pas le mot trou.
Chartes de Tournai : nous avons ol (XXXII 6) mais euiuml
(XV 4). Les Chartes du Vermandois offrent beaucoup plus
cl'exemples: eut^ eurent (I) et sans exception.
En presence de ce petit nombre d'exemples, nous ne pouvons
rien decider. Cependant le scribe du Vermandois semble ecrire
plus rigoureusement la notation eu (lue les scribes de Douai et de
Tournai.
6. O ouvert devant /, qui se vocalise («) devient au.
Nous trouvons dans les Chartes de Douai les formes rvaura,
vaura, mais aussi volront. Elles se balancent en nombre. Mais,
pour le mot niol(i)nariufm) nous n'avons que des formes en ol et
ou, pas en au.
Ex.: mounier (II 11), volra (VII 14), vaura (X 16).
Dans les Chartes du Ponthieu, la notation au est en majorite.
Seiile exception pour le mot sous.
La meme Ciraphie se presente dans les Charti;s de Tournai,
mais 011 a aussi 7'olra.
ETUDK CRFTIQUE DES CIIAKIES DK DOUAI. 7Q
Pour Saint-Queiitin, noiis avons balancrmeiil des formes 7'oii-
roünt et vauroient. On n'a pas saus, raais sous.
11 y a donc dans les trois scribes de Douai, Tournai et Saiiil-
Quentin hesitation entre les sons o}, oit et <?//. Lc scrilie du l'oii-
thieii niet au presque toujours.
7. iau et (7« (allus, ellus) arrivent a i'a eii picard et en
wallon , niais surlout dans les textes plus j)ri)clies de
nous.
Nous avons dans nos Chartes toujours au et iau, jamais ia.
II en est de meme dans les trois autres sources.
Cependant pour ,,ad illos" nous rencontrons souvent la forme
as au Heu de aus.
Dans les Chartes de Tournai, as l'emporte sur aus.
Dans les Chartes du Vermandois, il y a balancement.
Dans les Chartes du Ponthieu, on voit tres rarement as.
Nous avons de menie gues (quels) mais deux fois seulement, a
Douai (XXIX 4, 5). Dans les Chartes du Ponthieu, nous trouvons
lestjuis, asques, its. De meme ä Saint-Quentin et a Tournai.
Mais les quatre scribes emploient plus souvent les formes als
ou aus, eis ou eus.
8. Le w, dans les mots d'origine germanique, est con-
serve sauf de rares exceptions.
Dans nos Chartes de Douai. Ex: Wautiers (11 21), Wasiejs
(III 9), Werin (V), Willaumes (VIII 2), iverps (XXXll au dos.), e,i-
tvagier (LXXII 9).
De meme chez les trois autres scribes.
g. Le / isole a la fin des mots est reste dans le Picard,
wallon et Lorrain, surtout derriere u, ä une epoque oii
il etait torabe dans les autres Dialectes.
Pour e (a)-|-t, nous avons dans nos Chartes, bleu, kl (II 10.
XXI 7) 7 fois contre une seuie fois blt. Pour les participes passes
en atum, nous avons 36 fois el, contre 10 fois e (Ex.: noineit, nonii
(ill 5), utriet (II 2^'^, mais olroie (XVII 2). — Pour ulum, nous avons
10 fois vendul contre 2 fois vendu. Ex.: vmdul (II 2), vendut (XIX l).
Les Chartes du Vermandois, au contraire, donnent la preferenci'
aux formes sans /, excepte pour ut, ou / est en majorite conservt'-.
Dans les Chartes du Ponthitni, il en est de meme pour les
participes passes de la premiere conjugaison, mais les formes en //
l'cmportant sur les formes en ut.
Les Chartes de Tournai suivent l'exemple de Celles de Douai.
Ainsi, nous trouvons les scribes de Douai et de Tournai gardant
toujours (ou presque) le / final ; le scribe de Saint-Quentin lu; le
(Mjnserve plus que pour ulum et le scribe du Pitulhicu d(jniie par-
tout la preference aux formes sans /.
10. Dans le groupe bl (pl) 1«- l'icard, l«- Wallon »-l le
Lorrain changenl // en v: ccliii-ci pml sc vocalisr-r «-l
disparailrc.
8o CH. BONNIER,
Dans les Chartes de Douai, oii a en g6neral des formes en
auks (on ne sait si c'est v ou ti).
Ex.: sauumle (VI 4), pesnaiik (XLV 7), ospilaul (XXVI 2) je.
mais meuhles (XL VI 13).
Dans les Chartes du Ponthieu, 011 a en majorite les formes
en nie.
Le scrihe de Tournai hesite, et les formes oü h est reste,
sont presque aussi frequentes que les formes en u 011 en v.
II en est meme pour celui de Saint-Quentin.
Nous voyons ici reunis les scribes du Ponthieu et de D(iuai
contre ceux de Tournai et de Saint-Quentin.
11. Un trait commun au Picard, au Wallon et au Lorrain,
est le Changement de iee en ie.
Ce Changement est en majorite dans nos Chartes: si-mencies
(II 12). — traueUes (VI 10), emp/aidies {id.) paiie (avec un accent
sur le dernier / (LXXII 9) 2c.
11 en est de meme dans les trois autres.
1 2. Dans la troisieme personne du pluriel du parfait de
l'indicatif, quand i- se rencontre avec r, le normand et
le francique ont eu le groupe sir (^pristrefit, 7nislreiii),
le Picard, Wallon et Lorrain ont supprime Vr.
11 est un fait remarquable : les Chartes de Douai n'emploient
presque pas le parfait defini, mais preferent employer l'auxiliaire.
Les trois autres scribes l'employaient et ils ont eu en majorite
des formes en ise7ii.
13. Les lettres d'appui <•/ et />, qui en Normand et en
Francique se trouvent d'ordinaire entre les groupes
1-r, n-r, m-1, manquent en picard.
Nos Chartes conservent ce caractere. (Voir plus haut les
exemples : vawa, volra, volrotil, vauroni, Devenres (Sept. 1 248. 1 8).
— II en est de meme pour les trois autres.
14. a nasal et e. nasal entraves.
Le Picard, dit M. Suchier, ainsi que le wallon, ont conserve
chaque son pur, et fait venir plutöt ? de ä que le contraire.
Dans nos Chartes a-j-n = an, e-(-n = en ainsique i-j-n.
a Ex.: ans (I 4), atuijit (I 10) 2C.
t' P^x.: cenl (VI 21), despendre (XI 5), Coimmice (I 10) mais cv-
utiianc/ie.
Nous n'avons donc d'exception que pour e-f-n entrave:
Le scribe du Ponthieu montre les exceptions: en (annum),
pilfuchiets. — Genvier ne compte pas, si comme le pcnse M.
Suchier, par la coraparaison avec l'italien , il vient d'un primitif
roman, ou ä etait d6ja passe ä. e.
II en est de meme pour le scribe de Saint-Quentin: ennees,
JeJien, mais Jelian et annees beaucoup plus souvent.
Les memes exceptions se rencontrent chez le scribe de
Tournai.
ETUDK CRITIQUE DES CHARTKS DE DOUAl. öl
15. Traitement de la terininaison ore(m).
u) Dans les Charles de Douai, la notation lur l'emporte de
beaucoup (40) sur les autres notations or (3), eor (i), ere (7),
uer (i).
Pour le inot si^niorem, nous avons la statistique suivante:
segneiir (VI 50), signer (LXIX 10), segtiuer (XXIX 8), s-gnor (LXlll lü).
17 3 2 ' I
et pour le mol illor(um).
kur (VI 38), lor (VI 38).
9 3-
Dans les Chartes du Punthieu , la forme ue i'emporte sur
d'autres graphies ur, our.
Dans Celles de Tournai, or remporte sur eidr.
De raeme dans les Chartes de Saint-Quentin.
b) Le ö est aussi traite dift'eremmenl par le scribe. "
Dans les Chartes de Douai, nous avons comme pr^dominante
la notation ue (22), puis oe (20), puis eu (7) et e (5).
Devant /: ve/t (XXVII 9), veut (XXV), vielt (LX 1 3).
/: noef (XXIII 5).
r: suer, seur (LXI 5).
V. Tioeue (XXX VIII 3), ?ineue (2).
c: auoec (8) VII, auec (7.) XII.
Dans les Chartes du Ponthieu, il y a differentes formes: oe, eu.
Chartes de Tournai; on en compte plus: 0, ou, ue, eu, oe, 01,
oie, 10, ui, mais la forme üe l'emporte.
Chartes du Vermandois : ue, eu, oe, mais e : la forme ue l'em-
porte.
Le scribe du Ponthieu n'a pas la forme t/e, et le scribe de
Tournai seul a les formes ou, _o, ui, io.
16. En Picard, / et / (mouillee) se consfervent derriere /,
sous la forme vocalisce, tandisqu'elles tonibenl en Nor-
mand et en Francique.
Chartes de Douai: Nous avons les formes y/7/«i et eeee i/le-\-s
(ou illos).
{^)fi/s (Vg) et (9)>. (VI 46).
mais (9) cils (XXXIX 7) et (16) cius (XLVII 11).
II y a donc hcsitation pour le scribe de Douai entre les
formes ins et iis. II en est de meme a Tournai.
Chcz le scribe du Ponthieu, il y a deux notalions /// et ieus.
Kii Vermandois, on a toujours ßus et cius.
Nous devons maintenant soumettre nos sources aux traits par-
tif uliers du Wallon, car deux d'entre elles, Celles de Douai et de
Tournai, se trouvent a la limite (geographitiue) «les deux «ontrecs.
17. Kn Wallon, on a pour ./ latin et libre tonique le re-
>,ultat ei.
/.filsolir. f. ri.iii. l'lill. XIV. h
ö2 CH. BONNIER,
Les Chartes de Douai ont cette graphie. Par exemple, pour
le mot ble.
Nous avons trois fois bkit (XXI 7) — 4 fois biet (II 10, XLV
3) et ble (XL VI 6).
On a aussi no)nei (I 14) et nomeit (III 5) mais les formes en e
sont plus nombreuses (volenle, agiler, creante, quele, acaie, Ihire).
Chez le scribe du Ponthieu on a toujours e.
Chez le scribe de Tournai, on a le plus souvent e, mais assez
frequemment ei (plus souvent qu'a Douai).
Enfin, fait curieux qui montre que le scribe de Saint-Quentin
se rapprochait plus des scribes vvallons que ceux de Douai et de
Tournai plus rapproches geographiquement , le scribe de Saint-
Quentin, disons-nous, met aussi souvent ei que e.
6 jtireis, 5 ju7-e.
Terrainaison de l'infinitif are = eir (4), er (i).
du parfait erent (6), eiretii (6).
On a les mots: freire, peire.
1 8. Quant aux Caracteres wallons :
Imparfait en eve, suppression de 17, troisieme personne pluriel
du parfait en arent; nous n'en avons pas trouve d'exemples dans
nos 4 recueils de Chartes : elles ont l'imparfait en oie, conservent 17
<lans aiitre ou eaus (seule exception : as), ont la troisieme personne
pluriel du parfait en eretil.
ig. Un trait wallon est ei venant de e-|-i.
oi venant de ö-|-i.
On a peu d'exemples des mots de cette classe dans les
Chartes.
Signaions pourtant dans Celles de Douai dis (decem) et nti
(medio) zvil (LXXXVII i. 2).
Les autres recueils ont de meme i et ui.
On voit donc en resume que sauf pour ei venant de a, nos
Chartes n'ont rien de commun avec les traits particulierement propres
au Wallon. — Signaions de plus que nulle part nous ne trouvons
la notation /// pour 17 mouillee.
20. Pour les formes du futur, il est une graphie parti-
culiere au Wallon : ce sont les formes en ra aulieu
de era.
Chartes de Douai: on a une faible majoritc pour les formes
en ra.
Ex.: dura, kerra, auroient, rendroH; mais: duera, atiera, r ender oi/.
Les Chartes du Vermandois ont les formes ra en majorit6.
De meme pour Tournai et le Ponthieu.
2 1 , Traitement de j dans je
Nous avons dans nos Chartes de Douai les trois formes:
iou (7), io (4), ie (2)
(Ui), (I17).
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAl. 83
La forme iou Teraportc' , et cela aussi bien dans las formes
atones que toniques.
En Ponthicu, on a iou et ie.
A Tournai, le scribe prefere iou (15) u ie (5) i io (i).
De ineme ä Saint-Quentin.
22. La forme le de l'article feminin est picarde.
Les Chartes de Douai n'ont jaraais la mais toujours Ic au cas
regime.
II en est de meme dans Celles du Ponthieu.
En general le est })rcfcre par le scribe de Tournai, mais il
y a 7 fois la.
A Saint-Quentin, on a en general le, mais deux fois la.
Ici les scribes de Douai et du Ponthieu se differencient de
Tournai et de Saint-Quentin.
Pour terminer cette revue des formes, nous allons dresser un
tableau comparatif de la langue des quatre scribes, avec leurs dift'e-
rences et ressemblances. — Pour confirmer notre theorie, une com-
paraison du patois des quatre endroits oü ont 6t6 ecrites les
Chartes nous prouverait quelle difference il y a entre les deux
genres de sources. — Mais l'ailiance des scribes (iloignes, la dis-
cordance de scribes voisins est, a defaut du patois, une preuve de
la vraisemblance de notre opinion.
Ressemblance et Differences des Graphies des scribes.
I. Accord des 4 scribes.
1. La Notation w pour les mots d'origine gerraanique est
conservee presque sans exception.
2. L mouillee n'est jamais represent^e par ///.
3. ?-}-?' et y-j-i aboutissent a / et «/, et non u ei et oi.
4. t (d)-\-s finale = en general s et non 2.
5. ä et ^ entraves conservent chacun leur nolation, presque
sans exception.
6. i(e aboutit a ie.
7. Pour les formes du futur, on a plus souvenl ra quo era.
8. Les lettres d'appui d et l> (m-1, n-l, d-r) iie sont pas em-
ploy6es.
2. Accord de 3. scribes
(P = Ponthieu; D = Douai; T = Tournai; V= Verraandois).
1. orem est le plus souvent (jcrit eur (PDV).
2. a lonique libre aboutit a e, mais graiide minorite de ei
3. ü loni(jue ;= ue ( I'VD). De plus lournai u vu, o, ui, to.
4. ö-\-l. II y a hesitation entre les graphies ol, on, au (DTV).
5. c-\-e (a) = k en majorite (D). — II y a hesitation entre c,
eh. qu, k (TV).
0*
84 CH. BONNIER,
6. g-\-a, 0, n et g-{-e fa), e, i = presque toujours g, mais
qui'lquefois gh et j (DTV).
7. / et /' apres / = hcsitation entre les graphies ih et ins
(DTV).
8. je =^ jou en majorite (DTV).
9. article feminin , cas regime = /(•, mais dt;s exceptiuns la
(PTV).
3. Accord de deux scribes.
1. i-\-a, 0, u = (jraphie c en majorite (DP).
= hcsitation entre les graphies c, k, tju (VT).
2. / final isol6 en roman est conserve en majorite (DT).
3. bl (pl) = u/es (DP).
= balancement entre les Graphies i/, ul (TV).
j. c-\-e, /= Graphic c en majorite (DV).
4. Un seul scribe.
1. Douai a toujours la forme Ic.
2. t final tombe (P).
3. a libre = e sans exception (P).
4. c-\-e (a) = toujours k (P).
5. g^a 0 u _ ^
ou e (aj i t> \ r
6. <) + /= au (P).
7. II = oe, eu (P).
8. / = ms, jamais ils (P).
g. fejgo = ie en majorite (P).
10. / final n'est conserve en majorite qiie pour utum (V).
11. a = et presque balance avec e (V).
12. ore??i = or (T).
III. C o n c 1 u s i o n.
Nous avons dit })lus haut (}ue nous cherchorions les caracteres
du scribe et par suite l'ecole ou l'enseignement qu'il avait suivis,
en comparant ses Charles avec Celles des territoires voisins et ce
c|ii'on sait generalement des Caracteres dits Picards.
La Comparaison est faite: voyons en le resultat,
Scribe et son F.cole.
Diplomatique.
Sa formule d'adresse etait:
„Sacent toiit eil ki or sunt et ki auenir sunt (jue", mais ce-
pendant ii lui adjoignait parfuis : „Co sacent tot eil ki or sunt
et ki 2c."
Sa formule pour dater est : „Ce fu fait en l'an de l'incarna-
tion." — II neglige le plus souvent de dater par le Heu; quand il
le fait, il nous indique l'endroit ou il redigeait ses Contrats : dans
ETLDE CKITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 85
ia halle des metiers de Douai, devaiit les Kclievins. II iic sc dc-
place que deux fois.
11 datait par l'annee de rincarnation.
II fait parier les contractants a la troisiruie j)ersonnc , i-t,
comrne ce sont des contrats Chirographaires , il met ordinairement
Ic mot Cirographe.
Graphie.
En ce qui concerne les abreviations , il nous faut reraarqui-r
qu'il avait encore Thabitude de certaines abreviations latines. —
Ses abreviations vulgaires resserablent a Celles des autres scribes
de la contree : sa personnalite se pr^cise dans certaines abreviations
faiitaisistes, que nous avons not^es plus haut, et qui, si elles etaicnt
plus nonibreuses, seraient vraiment une bonne caracteristique. Kn-
lin, de merae qu'il a m^lang^ les formes, il m^lange aussi ses abre-
viations et se contredil.
Langue.
Nous pouvons conclure ici legitimemenl de la Grajjliio; (elablic
par la stalisticjue), a une langue enseignce.
Le scribe de Douai se rencontrait avec les scribes du l'on-
ihieu, de Tournai et de Saint-Quentin sur les points suivants, ce qui
signifie que leurs Ecoles avaient ceci de commun :
1. II avait conserve le n; dans les mots d'origine gennaniquc.
2. II ne connaissait pas la graphie /// (ilh) pour represcnlt-r
17 mouillee, ce qui est un caractere dit wallon.
3. II se separait de ce dialecte par sa fagon d'ecrire les luots
Oll se trouve e-\-i (decem, medium) avec un / et non ci, et les
mots oü se trouve Xd-\-i avec ui (octo, nocere).
4. Le z que les scribes franciques et normands ecrivaient jiour
/ (d)-\-s, il le remplayait ])ar s.
5. 11 sejjarait dans la graphie les voyelles nasales cntravees
u et e.
6. Jic (venant di- y-f-ala) al)i)Utissait chez lui ;\ ic, qu'il ecrivail
//<■, mais en accentuant le dernier / (= iie).
7. Le futur (r + ^ibet, il l'ücrivail ra ou //(/, presque janiais oa.
8. Knfin dans les mots oii ni-l, n-1, 1-r se rencontrent par la
chi'ite d'une voyelle, il n'introduisait pas, comme les scribes nor-
mands et franciques les Icttres d et /> comme lettres d'appui.
11. II s'accordait avec les scribes du Vcrinandois it de Tournai
sur les points suivants :
g. 11 rendait le son laiin orein le plus souvcnt par la
graphie cur.
10. Comme dans les lextes wallons, il avait une grandr tcu-
danc«' ä i'crirc le rcsultat tle </ libre = ii\ mais ( ependanl la
tiraphie < domine plus encore a Douai qu'a Saint-Quentin.
11. II rendait v par la graphi(; uc, mais il n'avait pas l'abon-
dance de Graphics qui caraclcrise le scribe de Tournai.
86 CH. BONNIER,
12. Pour rendre o-f-l» ü ecrivait ol, ou, au.
13. Pour les gutturales c-{-c(a), 'il rendait le son par la
graphie k.
14. Le ^ latin devant a, o, u, ou : e (a) i, il l'ecrivait le plus
souvent g, mais assez frequemment il employait la graphie gh et
quelquefois /
15. Quand / et / mouillce se trouvaient derriere /, il hesitait
entre les graphies i/s et m.
16. Pour le pronom personnel (e)go , tonique ou atonc, il
employait de pr^ference la forme jou.
III. II etait d'accord avec le scribe du Ponthieu pour :
17. c-\-a, 6, u: il employait le plus souvent la forme avec c.
18. bl, pl: il ecrivait ii (ou v)les.
II etait d'accord avec le scribe de Tournai.
19. pour la conservation du / final.
Et avec celui de Saint-Quentin:
20. pour la graphie c pour le c latin devant c, i.
IV. II se differenciait des trois autres scribes en deux points :
21. II avait toujours la forme le pour l'article feminin au cas
regime.
22. II employait la lettre .v, non seulement pour l'abrcviation
du HS, mais dans excepiion (LV i).
R e s u ra 6.
Apres nous etre convaincu, dans un precedent travail, que la
langue des Chartes ne pouvait pas representer fidelement la langue
vulgaire du 13^ siccle, par la raison qu'elle n'avait presque rien
de commun avec la langue actuelle, et que les sons des deux langues
n'avaient pas pu suivre une evolution identique, nous sommes passe
a l'examen de ces Chartes en elles-memes.
Le caractere principal de ces Chartes a ete le melange des
formes que nous avions dejä etudie precedemment en le com-
parant avec celui qui existe dans le patois; etude qui nous avait
amenc a cette conclusion que les formes vulgaires etaient les raoins
representees. — La theorie de M. Schuchardt sur la „Sprach-
mischung" nous a contraint de reexaminer cette question, et nous
avons vu que les formes etaient trop m61angees dans les Chartes
pour qu'on les put considerer comme des representantes du me-
lange qui existe dans le patois.
Ce premier caractere observe nous a amenc a faire l'experiencc
suivante :
Etant donne que les Chartes ne sont pas , pour nous , des
reproductrices de la langue vulgaire, elles doivent etre le produit
d'un scribe, et par suite de l'Ecole ou avait 6t6 ce scribe. Nous
avons compare dans ce but nos Chartes dans leurs caracteres diplo-
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 87
matiques, paleographiquos et linguistiques avec les Charles du Pon-
thieu, de Tournai et de Saint-Quentin, et, specialement pour la
langue, avec les traits linguistiques reconnus picards.
Nous avons devant les yeux le rcsultat de cetle exjxirience,
d'oü nous tirons les conclusions suivantes :
Si la physionomie du scribe ne parait pas assez forteraent
dessince, du moins ä quelques caracteres on le voit se distinguer
des scribes voisins ; et nous avons montr6 que ce manque ou cette
penurie de renseignements provenait des Chartes elles-memes, do-
cuments oü le scribe ne pouvait se manifester.
II nous apparait ensuite corame ayant des points de ressem-
blance avec les scribes des environs : nous pouvons en conclure
que les ecoles oii les scribes apprenaient leur art dans le nord
de la France se ressemblaient par beaucoup de points, mais des
contradictions comrae celle que nous avons signalee pour le scribe
du Vermandois, qui a un trait que nous rencontrons dans les textes
wallons, nous montrent que des scribes de pays etranger pouvaient
aller d'une ville a. l'autre.
Comment expliquer, de plus, que le scribe de Douai s'accorde
tantöt avec celui du Ponthieu, tantöt ait des caracteres opposes ä
«'eux du scribe de Tournai qui, si l'on considerait les dialectes,
devrait etre le plus rapproche de lui.
Toutes ces questions doivent embarrasser ceux qui veulent voir
derriere les Chartes un dialecte, car il semblerait 6tonnant que le
meme phenomene se produisit de nos jours.
Ce n'est qu'une hypothese que nous avan^ons , niais cette
supposition deviendrait une v6rite scientifique si on etudiait los
Chartes de l'ancienne France : on les verrait se separer en groupes
par affinites non de langue, mais d'ecole.
La raison qui nous a fait faire cette exp6rience est surtout
l'envie de resoudre un probirme, qui est d'une grande imj)ortance.
Si nous n'y avons pas reussi, d'autres seront plus heureux et hotre
travaii n'aurait pas üte inutile si un partisan de la doctrine adverse,
qui veut voir dans les Chartes des reproductrices du langage vul-
gaire, nous convainquait par des preuves de l'erreur de notre theorie.
Methode j)0ur la publication des Charti'S.
( hl peut dire qu'il y a unanimite chez tous ceux qui ont
publie des Chartes au point de vue linguistique dans le regret
d'etre force de publier les Chartes a la manierc ordinaire.
M. le Proux (p. 440) a ete le plus hardi dans cette theurie,
quand il a dit : „l'Ideal en ce genre serait une publication toute
en fac-siraile" et il en denn»- la raison. „Pour nioi, dil-il, des
textes presentes comnie s])ecimens du langage, doivent reproduire
la physionomie exacte et le caraclere graphicjue des Chartes elles-
mt'mes". M. Oaston Paris exprimait la meme opinion : „II est
regrettable qu'on ait resolu les abreviations uu du niuins qu'on
n'ait jias indiquo leur jjrescnce."
88 CH. BONNIER, ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI.
Depuis M. Raynaud jusqu'a M. d'Herbomez on a toujours ete
en augmentant dans cette voie: on a supprime l'accentuation, puis
on a iudiqu6 la place des abr6viations.
A plus forte raison nous qui etudions le scribe lui-meme et
ses habitudes ne pouvons-nous changer le caractere des Chartes
qui servent de base ä cette etude. Apres avoir vu par exemple
que le scribe ne mettait pas de points sur l'i, on ne peut en
mettre dans les Chartes: de meme on ne peut remplacer Xu par
le Vy dans l'incertitude oü on est sur la valeur de ce signe, et quand
c'est justement un caractere de ce scribe de Douai de marquer
toujours u, et ainsi pour d'autres exemples. — La difficulte
qu'eprouvera l'imprimeur, pour etre un peu plus grande, n'est pas
cependant insurmontable.
Charles Bonnier.
Fede e Superstizione nell' antica poesia francese.
Prefa zi one.
Lo Schröder, tre anni or sono, pubblicava uno studio sopra
la Fede e la Superstizione neue poesie antico-francesi, che, per
quanto voglia dirsi incompleto, presenta pur sempre il. vantaggio
di dare cjuasi una specie di prontuario intorno a questo soggetto,
cosi importante a chi indaghi 1' intimo spirito di una eta bizzarra,
e alla nostra tanto strettamente connessa, com' c- il Medio-Evd.i
Nella RomaniaXV 480 furono notati i principali difetti di questo
lavoro, e fu osservato che 1' autore aveva trascurata una fönte im-
portantissima, i Fabliaiix.
Dai Fabh'aux appunto io cercai di trarre un nuovo contri-
buto a quest' ordine d'indagini, per compiere la lacuna avvertita
nella Memoria dello studioso tedesco.
]Ma, oltre i Fabliaux, c' c un' altra fönte piii importante degli
stessi poemi epici e cavallereschi, per il materiale, che offre alle
nostre ricerche, vogliam dire : i Contes Devots, i Dits^ e tutte quelle
altre opere di genere affatto popolare, che stanno a parlarci delle
idee religiöse e superstiziose della Francia medievale ; opere
che , per quanto possano trarre 1' origine loro da vecchie rac-
colte agiografiche, redatte in latino, non per questO' rifleltono meno
il carattere di chi le ha scritte, e quindi anche, in gran parte,
le idee del tempo in cui furono coraposte.-
Ecco pertanto la fonti delle quali mi sono servito.
1. L. A. ■=■ Legrand d'Aussy, Fabliaux ou Contes. Paris, 1779. Vol. 4.
2. B. M. = Barbazan Meon, Fabliaux et Contes. I^aris, 1808. Vol. .}.
3. AI. = M6on, Nouveau Recueil de Fabliaux et Contes. Paris, 1S23.
Vol. 2.
4. yjT = A. Jubinal, Jongleurs et Trouveres, Paris, 1835. ^ ^^- '•
' R. Schröder, Glaube und Aberglaube in den altfranzüsisclicn Dich-
tungen. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Mittelalters. Krlangcn, Dci-
chert, 1886.
* Non si puö dire che lo Schröder abliia Irascur.ito inttraniantc cjuesta
fönte, ma k. pur vero che non la consultö con tutta la diligenza necessaria;
mentre infatti sottopose ad esanie cjualche vita speciale di santi, ne lasciö la
maggior parte, e delle raccoltc studiate da nie, non inostra di coiisiderarc che
il Nouv. Rec. de Contes etc., publ. p. A. Jubinal, e solo per attingerc al Dit
de Flourence de Romme. Cfr. Schröder op. eil. pp. 2--0.
rjO G. SCHIAVO,
5. jfMjs = A. Jubinal, j\lysteres inedits du XV. siec/e. Paris, 1837.
Vol. 2.
6. yCD = A. Jubinal, Nouveau Recueil de Contes, Dits, Fabliaux. Paris,
1842. Vol. 2.
7. OCR = A. Jubinal, Oeuvres completes de Rutebeuf. Paris, Saul Dafhs,
1874. Vol. 3.1
8. RGF ^:^ Recueil gencral et complet des Fabliaux — sei volumi, 1' ul-
timo non pubblicato ancora, il P a cura di Anatole de Mon-
taiglon — Paris, 1872; gli altri a cura di Anatole de Mon-
taiglon e di Gaston Raynaud, successivamente 1877, 1878,
1880, 1883.
Non intendo cosi di avere consultate proprio tutte le fonti
possibili, come d'altra parte dichiaro che il mio lavoro non e che
im contributo di ricerche nuove all' ampio tema, che non potrebbe
cosi presto esaurirsi.
Aggiungo pure che, limitandomi appinito a dare uu quadro bene
ordinato di ciö che le fonti consultate offrono in riguardo al tema,
non intesi di illustrare comparativamente le narrazioni, le imagini,
i concetti insieme raccolti.
Ciö premesso, credo giusto e convenevole dare qualche cenno
sul libro dello Schröder.
II lavoro e diviso in 1 2 capitoli :
Dio — il Culto di Maria — / Saiiti — gli Angeli — Piirga-
torio e Paradiso — // Diavolo — V Inferno — rAnlico Testamenlo
neue poesie oilaniche — Fate, Giganii, JVani elc. — /(/ Supcrslizione
nei vari campi della natura — // Giudizio di Dio — la Fede dci
Pagani.
Lo Schröder trova (c. 1) raro il concetto di Dio Trino nelle
opere da lui consultate. Dio Padrc si presenta invece specialraente
come giudice e vendicatore che punisce i malvagi, abbatte i ne-
raici, sostiene i suoi fidi, comparisce di rado, fa compiere, general-
raente dagli angeli, i suoi voleri. Dio Figlio non risponde ancora
all' idea nuova di un Dio misericordioso che muore per gli uomini;
avveniraenti prodigiosi accorapagnano e seguono la sua venuta e
la sua morte. Non si fa menzionc dell'infanzia di lui, ma si tro-
vano invece accenni ai fatti principali della sua vita.
La fede esagerata nella Vergine (c. II) converte il culto di
lei in vera idolatria; illimitata la potenza a lei attribuita presso il
trono di Dio ; continua la protezione che accorda a quanti ricor-
rono al suo aiuto. INIa tuttavia questo capitolo lascia non j)OCO a
desiderare: e troppo scarso di notizie dirette.
Per gli antichi poeti (c. III), come Carlo imperatore e circon-
dati dai suoi pari, cosi Dio, in cielo, e circondato dai suoi santi
che tratta affatto famigliarmente. I santi intercedono presso Dio
* Non pofei valermi della piii recente edizionc curala dal Kressner
(Wolfenbüttel, 1885).
FEDE E SUPERSTIZIONK NKLL' ANTICA POESIA EKANCESE. QI
pei peccatori, talvolta scendono sulla terra, fanno miracoli, i malali
traggono continuaraente a visitarne il sepolcro. Profonda e radicata
la fede nelle loro reliquie. Qui lo Schröder oflfre una lista dei
nomi di santi iiicontrati : lög maschili, 25 femminili. S. Dionigi <■
ricordato piü spesso d' ogni altro; molto celebri sono pure S. Giorgio
e S. Martine.
Gli Angeli (c. IV) appariscono bianchi come neve, gettano
tutto d' intorno luce vivissima. Non si mantiene serapre la distiii-
zione fra angeli e arcangeli; dei setti arcangeli biblici si ricordano
solo Gabriele, IMichele e Rafaele.
La fede popolare nel Purgatorio (c. V) non doveva essere
molto radicata: le opere consultate dallo Schröder accennano solo
di rado a questo regno intermedio.
D' altra parte molto scarsi gli esempi di miscredcnza o in-
differenza per ciö che riguarda il Paradiso. Ma invano si chiedc-
rebbe allo Schröder come gli antichi poeti francesi si ügurassero
questo luogo beato : egli non vede che il Paradiso della leggenda
di S. Brandano, non procede per via di raffronti con alfri luoghi
che possano condurre a una sintesi compiuta.
II Diavolo (c. VI) apparisce come lo spirito dei male dai nomi
stessi che gli si da nno :_/<?/ anemis, malvais ledere, aversier Salhanas
etc. Gli dei pagani si trovano spesso nominati come deraoni.
Varie le maniere di rappresentare il diavolo; per lo piü e descritto
nero, bruttissimo, cornuto, caudato. Qualche volta apparisce sotto
forma umana per conseguir meglio il suo intento ; contro di lui,
mezzo efficacissimo di difesa il segno della croce e il pronunciare
i nomi di Gesii e di Maria. Lo Schröder porta poi un esempio
di lotta fra angeli e demoni , aggiunge che queste battaglie sono
frequenti, ma si potrebbe desiderare che ci offrisse degli altri passi.
Lo spirito maligno puo anche inlrodursi in un corpo umano o di
un animale. II giorno poi dei Giudizio Universale verra l'Änti-
cristo a ricevere le anime destinate all' Inferno.
E r Inferno c appunto il regno dei demoni (c. VII). Nella
descrizione di esso non si sanno scoprir bene gli elementi ger-
manici; c' c qualche ricordo della fede pagana. Cerbero e nominato
una volta; si accenna a corrente un'odiosa, come sovrani infernaii
si presentano Belial, ßelzebuh, Baratron, Mahonut.
Molti luoghi fanno vedere che la coiicezione principale del-
r Inferno e di una paludc lurida e puzzolente; si ricorda inoltre
un gran fuoco , la piü larga e miiiuta descrizione delle penc in-
fernali ci e data dal racconlo di S. Hraiidano. 1 demoni croci-
figgono, sferzano, irapiccano; i dainiati, ora ardono nel fuoco, ora
intirizzrsicono di gelo , sempre oppressi dal piü grande di tulti i
lorraenti, quello di assistere alla gioia dei beati nel cielo. Dali' in-
ferno fu liberato un solo, Traiano, per K; preghicre di S. Ciregorio.
Tutti gli infedeli, in genero, vi sono dannati: fra loro Maometto,
Pilato e Nerone.
92 G. SCHIAVO,
In questo capitolo si potrebbe desiderare una disposizionc
migliore del materiale raccolto , cosi che 1' analisi preparasse la
sintesi.
Abbastanza frequenti le allusioni agli avvenimenti dell' antico
Testamente (c. VIIl), Si ricorda spesso 1' opera della creazione,
la caduta di Adamo, i fatti che seguirono : Noe salvato nell' arca,
il sacrificio di Isacco, le piaghe d' Egitto, la lotta di David contro
(iolia, la guarigione di Tobia, tutti ricordi staccati, senza un'intima
connessione fra loro.
Forse era inutile aprire im capitolo per cosi poco.
II culto degli antichi Celti pei fiumi, le roccie, le montagne
(cap. IX) non iscompare dinanzi alla fede Cristiana, ma solo
si trasforma. I boschi specialmente sono abitati da fate ora avverse,
ora benigne all' uomo , da giganti , da nani , da draghi. Le fate
vestono di bianco , portano sul capo una Corona , hanno i capelli
d'oro, bellezza sovrumana, voce soavissima, predicono il futuro.
La loro potenza, piü che in se stesse, sta specialmente in un
oggetto che portano seco; tengono pure fra gli uomini i loro fa-
voriti, li trascinano spesso in un' isoletta lontana , per lo piü nel-
r isola di Avalen. Luoghi, in cui piü spesso si incontrano, sono i
boschi o le sorgenti: ivi si portano, la notte, i neonati, per inten-
dere le profezie che le fate pronuncierebbero sopra di loro. Piü
che quali streghe, passano per esseri benigni; credono in Dio e
nella legge di Cristo.
Morgana e la loro regina ; Auberon, figlio suo, il loro re, seb-
bene siä un nano ; a lui non si attribuiscono che buone azioni.
I\Ia non e dovunque diffusa la credenza in questo strano perso-
naggio, nato prima che Gesü venisse al mondo, e che andrebbe al
cielo, quando fosse stanco di vivere.
Neil' antica poesia francese si introdusse inollre la saga ger-
manica del famoso fabbro Wielant o Galant. Le spade piü famose
escono dalla sua officina: esse non sono molte, solo due, secondo
alcuni luoghi, solo nove, secondo alcuni altri: Durlindana fra queste.
Wielant poi e nato da una fata; lavora in una oscura grotta del
mare ; ha, come aiutanti, due fratelli ed altri.
Quali nature diaboliche appariscono i Giganti ; non si appog-
giano a Dio, ma all' Inferno, di aspetto orribile, hanno gli occhi
rossi, Corona sul capo, sono armati di clava, o, come i nani, di
frusta.
Si riguardano inoltre come esseri diabolici i serpenti, il loro
alito e velenoso, dalla bocca gettano fuoco. Se hanno le ali, si
dicono draghi.
Lo Schröder nota poi 1' alta importanza data ai sogni. In
cssi i traditori appariscono sotto 1' aspetto di leoni, leopardi, draghi,
grifoni, aquile e lupi. 11 cane ora r simbolo di fedelta, ora d'in-
fedelta.
Codesto e forse il capitolo meglio condotto e il piü interes-
sante.
FEDE E SUPERSTIZIONE NEU. ANTICA I'OESIA FRANCESE. Q3
Grande il valore dell' Astrologia (c. X); la qualitä fisica di
una Stella o di una costellazione inrtuisce sulle qualita fisiche e
raorali di un uomo. I sogni si possono interpretare, nella quäl cosa
sono valenti i romiti; la magia passa per una scienza iinporlantissima,
che non ^ per tutti, ma che si puo apprendere e non ripugna alla
religione. Quindi la fede di {)oter richiainare in vita gli estinti o
di scongiurarli, la negromanzia, quindi la fede negli incantesimi.
La malattie derivano appunto da raali incantamenti, e per forza
magica devono perciö sranire, specialraente davanti le secrete virtu
di molti metalli e pietre preziose, che non sempre hanno tuttavia
questo potere raeraviglioso.
Gli astri poi influiscono sulla forza stessa delle pietre, di cui
i cavalieri adornano 1' elsa della spada e le donne i braccialetti.
K nel secolo XIII appariscono appunto dei libri sulle pietre utili,
i famosi Lapidari. Come 1 2 sono i segni dello zodiaco , 1 2 i
mesi, 12 gli apostoli, 12 le mistiche virtü di Gesü, 12 le stazioni
della sua passione, cosi 12 sono le pietre che portava sul petto
il pontelice dei Giudei, e di cui la Cristianita, fino dai [)rimi suoi
tempi, pote impadronirsi.
Vi hanno poi dei corni magici; faraoso quello d' Orlando, tulto
tempestato di pietre preziose, e che suona come 60000 corni in-
sieme. Ma il corno di Elia e piu potente ancora, e sopra ogni
altro quello di Auberon, che si fa udire per tutta la terra.
La fede saldissima che Dio soccorra 1' innocente e faccia trion-
fare la giustizia (c. XI), si riÜette ancho nelle opere consultate dallo
Schröder. Ecco 1' origine dei duello, come un giudizio diritlo di
Dio: le battaglie stesse si svolgono per far trionfare il diritto difeso
dal cielo. Un cavaliere innocente ha tanta fede nel soccorso di
Dio che si hatte anche contro due o tre : 1' aramalato delega un
sostituto. L' accusato nega con giuramento ogni valore all' accusa,
e getta il guanto di sfida. Pei due contendenti stanno dei malleva-
dori, quelli dei vincitore possono andarsene liberi, quelli dei vinto
si tengono in carcere. L' innocente prega Dio e gli si raccomanda,
r empio confida solo nella sua forza. (ieneralmente il colpevoK-,
o il vinto, c condannato a morte; cosi pure i suoi mallevadori. —
Scarse le allusioni a un altro genere di giudizio di Dio, comi> la
prova dei fuoco.
La idea che il popolo avcva dclla fede dei Pagani (cap. XU),
coraprendendo sotto questo nome specialraente i Maomettani, non
rispondeva carte alla realta. Grandissimo il nuraero degli dei,
Apolin, Tervagant, Jupiter: a capo, Maometto. Seguono in ordine
molti altri. Le loro statue sogliono farsi d' oro e di pietre pre-
ziose, ardono dinanzi a loro candele su grandi candelabri, trt; di
questi celebratissimi, due alla Mecca, uno a Costantinopoli. Le
candele sopra di essi ardono serapre, essendosi accese la notte che
Gesü nacque in Betlerarae, percio i Cristiani aspirano a possederli.
Ma so (|upsli odiano i maoinrtiani , costoro non odiano nicno i
94 G- SCHIAVO,
cristiani ; tuttavia si potrebbe dire che nei cristiani 1' odio e piü
intenso. Essi Hanno inventato una brutta istoria, per cui Maometto
sarebbe morto della morte piü obbrobriosa, caduto briaco su un
mucchio di letame, e divorato dai maiali^'
Non mi si mova rimprovero se del libro dello Schröder ho
dato un riassimto forse un po' troppo largo ; cosi non ci sarä
bisogno di rimandare continuamente all' opera consultata, e il mio
studio, procedendo piü libero , potra riuscire meno noioso e pe-
sante.
Avverto tuttavia alcune cose. Potro raantenere benissimo i
primi 4 capitoli, come !i ha disposti lo Schröder : cosi pure il V,
VI e VII, ma invertendone 1' ordine.
Lo Schröder poi non tenne conto di una cosa, secondo me im-
portantissima ; non ricercö quäle risulti il concetto dell' anima umana
dalle opere da lui consultate, e fece male, perche, come vedremo,
questa indagine e del piü alto valore. Percio, naturalmente senza
uscire dalle fonti da me studiate, tratterö in un capitolo speciale
delVAm'ma e della Vüa futura. "^^vX^ Antico Testamento e sul Giudizio
di Dio avendo trovato pochissimo, mettero quanto ho potuto rac-
cogliere in appendice al capitolo 1°. Ne aggiungero un capitolo
speciale sulla Fede dei Pagani; solo vi accennerö al capitolo VI.
Radunero in un tutto le varie superstizioni, con le distinzioni che
saranno piü opportune.
Mio studio principale sara pertanto di disporre tutto quanto
ho raccolto, in modo che la sintesi scaturisca spontanea dall' analisi
piü rigorosa e paziente.
II lavoro riuscira quindi diviso in g capitoli:
I. Dio.
II. II Culto di Maria.
III. I Santi.
IV. Gli Angeli.
V. II Diavolo.
VI. L'Anima e la Vita Futura.
VII. Purgatorio e Paradiso.
VIII. Inferno.
IX. Superstizioni Varie.
Di questi capitoli, quello che si riferisce alla credenza nel
Diavolo, fu gia pubblicato come saggio dell'intero mio studio 2, ed
ebbe cosi incoraggianti accoglienze, che mi sono indotto a riaccora-
pagnarlo agli altri, dai quali lo avevo staccato.
Obbligo di giustizia e sentimento di riconoscenza mi impon-
gono inoltre di ringraziare affettuosamente 1' ottimo maestro mio,
' Sopra il modo della morte di Maomello, cfr. A. D'Ancona La leg-
genda di Maometto in Occidente, Giorn. Stör, della Lett. ital. XIII 202 ff.
- Atti del R«'. Ist. Venelo di Scienze, Lettere ed Arti, T. VII, S. VI.
FEDE V. SUPERSTIZIONE NET.T.' ANTICA POESIA FRANCESE. 95
il prof, Vincenzo Crescini, per la preraura vivissima, con ciii
volle aiutarmi, per i consigli, di tnii mi fu largo o cortcse sempre.
I. Dio.
Die Trino e ricordato rarissimamente. Alerlino proinette al
villano ricchezze, purchr ogli onori la S. 'Irinitä :
Se je t'avoie jii de povrele ti^i6,
* Serviroies-tu la sainte Triniic?
JCD /o st. \2 V. 2 — 3 /. 130.
Dio Padre, Figlio e Spirito Santo r invocato distiiUamente da
Rutebeuf :
Or prions au Roi glorieux
Et ä son chier Fil precieux
Et au saint-Esperit ensemble.
OCR /" La Nouvelle Complainte J' OM.t. 357 — 9.
Cosi pure in quest' altro luogo :
En non de Dieu l'esperile
Qui treibles est en unite
Puisse-je commencier ä dire etc.
OCR Les ordres de Paris p. 187 t. I — 3.
A Deu et ä seint Esperite
La commant et au Sauveor
RGF V. F". F. CV p. 161 V. 116— 7.
Occorre qualche volta lo scongiuro elittico par xaintc 'l'riniti-,
tal' altra si nomina solo lo Spirito Santo :
Foi que je doi seint Esperite, RGF, IV F. LXXXVI p. 261 v. 82.
Si m'aist li sainz Espeiites „ /■". LXXXVI II p. 270 v. 266.
I Fabliaux, intorno a Dio, ci dainio poco piu che delle escla-
niazioni, degli scongiuri :
.... par le euer Dieu RGF I" F. XVI p. 179 v. 49.
i'ar l'ordre De ... . ,, „ p. 180 v. 59.
. . . se Diex m'ait ,. „ „ v. 4.6.
J'ar Dieu qui fist et mer et omlf RGF II 1'' F. LXV p. 83 ?-. 78.
.... par sainte patrenoslre ,, „ p. 83 v. 51; //'"
/'". LXXXIV p. 241 V. 434.
Dio si trova ricordato insierae con qualche santo :
Dieu et saint Ladre d'Avalon RGI-', II" F. XXXI V p. 47 v. 25.
Si m'ait Diex et sainl Remis „ ///" F. LXII p. 83 v. f;i.
Gli L'scnipi si potrebhcro portare a diecinc.
Si saluta in nome di Di<K
A iJitu voisics vous, daine amic,
qui. Vous >/arl,
96 G. SCHIAVO,
Consaut et ait et regart
Kt vous doinst boine destinee
RGF, //« F. XXXIV p. 88 v. 1966.
eil Dieu voüs saut
Olli sor loz hommes puet et vaut!
RGF. IV F. LXXXIV p. 231 ?'. 121 -2.
Cil Dien qui fist le firmament
Vos do'i'nst hon jor
RFG, V" F. CXXIII p. 116 V. 40.
Cil qui fist toute creature
Vous otroit grant bone aventure
Par sa doucor et par sa grasse.
RFG, IV" p. 34 V. 187—89.
Ma, qualche volta, si invoca anzi che la benedizione, la raale-
dizione di Dio:
Que Diex maudie vostre chiere. RGF, 11^ F. XXXIV p. 78 v. 1170.
De Diex soit-ele maleoite RGF II" F. XXXVI p. 121 w. 205—6.
Dieus confonde le cors Jouglet. RFG IV" F. XCVIII p. I2t v. 267.
Cosi , in queste esclamazioni e nei saluti in nome di Dio,
come d' altro canto nelle imprecazioni , si ricorda Dio quäle po-
tente Creatore del mondo e dei viventi, e che puo vendicare o
punire.
Ma il Dio terribile e giudice severo, si trova invece continua-
mente nei Contes Dtvots e in altre opere di genere sacro. Un
esempio chiarissimo della fermezza di lui nei punire i malvagi si
ha nei DU de Florence de Rome {JCD P), in cui Dio stesso annuncia
a Florence che i suoi traditori pagherebbero il fio dei torti a lei
fatti soffrire. La donna infelice qui si mostra piii demente di Dio,
dichiara che non vorrebbe vederli puniti a nessun patto, e prega
che a loro sia riraessa ogni colpa , ma il giudice irremovibile non
cede, anzi 1' amraonisce di non dir cosi fatte follie.
E irremovibile onnisciente, Iddio ci appare anche da questi
passo :
Diex qui les repostailles voit
Et qui les cuers des genz connoist,
A qui l'en ne puet rien auibler,
Ne par fuir, ne par celer,
De nos preuz nos semont et prie ;
Et Dame Diex ilec prendra
De nos meffez vengance aperte.
M II". De la Damisele qtii ne vot encuser son anii
p. 129, V. I S£g.
Una prova evidente che Dio c severo e non transige in fatto
di cio che gli compete come possesso sicuro , si ha nei Dii d^un
Her mite qui mist s'aine en plege potir cele an J'evre {ISl II" p. 427 sgg.).
PEDE E SUPERSTIZIONR NRIJ, ANIICA POESIA l'KANCKSR. g7
II fabbro t- caritalevole, il romito prega Dio di arricchirlo, pcrch^
cosi farebbe del bene ancora raaggiore; Dio esige da lui 1' anima
sua in peguo di quella del fabbro, che potcva andare dannato, cor-
roinpendosi per la ricchezza.
Del resto, senza fermarci piii a Umgo, notiaiuo che Dio, nelle
opere vedute da noi, come nel Dil de Floiirence o (^<&V! Anpereriz e
nel Dil de la Damisele <jut Tie vot encuser son anii, fa sempre pagare
a caro prezzo le opere malvagie, i torti recati agli innocenti.
Dio, giudice severo, appariscc anche nelle descrizioni del giu-
dizio universale, come vedremo al cap. VI".
Ora pertanto, se Dio sta a punire i malvagi, egli deve esser
teinuto. 11 padre, che apprende al tiglio la sua morale pratica, gli
consiglia spesso di temere Iddio, lo avverte poi anche che il li-
more di lui fa coraggiosi :
Se tu criens Dieu et toi crienbiont
Totes les choses de cest mont,
Et se tu ne criens, tu crienbras
Totes les riens que tu verras.
BM. Le Castoiemetit d'uu pere a aov Fils.^
A questo passo fa riscontre il seguente :
Qui ainme Dieu et sert et toute
Volentiers sa parole escoute,
Ne crient maladie, ne mort,
Qu'ä lui de euer ameir s'amort ;
Temptacions li cemble vent.
OCR. La Cumplainte dou Conti' Je Poitiers. /"
/. 55 Z/. I Sg^r,
K il buon padre dice altrove al liglio che il limon; di Dio i-
inizio di sapienza [BMW p. 40 — i v. 13 sgg.), avvertinu-iili) clu' si
trova espresso anche in questi altri versi :
As saiges dit et fet savoir
Li tres bons livres de savoir
Que la poor de Dieu commence
L'inicion de sapience.
M 11^. De r Anpeieriz de Rome p. I ?■. i 4.
-Ma Iddio non si considera poi sempre con sacro terroro, e
gia vedemmo che in. nomc di lui si saluta e si augiira il bene.
Cosi pure e detto buoiuj da Ouiot de Vaucres.son, sebbene coslui
lanicnti il poco raccolto d' uva in quell' anno :
Biaus sire Diex, rois deljoncre. RGF 11^ {>. 140 v. 1.
Altrove :
Li roys ile ciel nostre do^ pere, BAI l" p. 270 v. 11.
• Per l'origine di codesla raccoUa di racconti nioiali si vejjjjn l:i belli
prefazione di G. Paris alla sua edizione ild Lai de l'Oiselet, Maris 1S84.
ZeitNciir. l. ruiii. I'liil. XI\'
g8 G. SCHIAVO,
Cosi pure in altri liioghi , ma a rae basti notare un passo in
cui si trova quel ravviciiiamento di Dio coli' Araorc che fu comune
ai poeti medievali.^ 11 grazioso uccellino, dopo aver raccomandato
ai cavalieri e alle dame di onorare il Signore, continua :
Dieus et Amors sont d'un acort.
Dieus aime onor et cortoisie,
Et tine Amors ne le het mie ;
Dieus het orgueil et fassete,
E Amors les tient en vilte ;
Dieus escoute bele proiere,
Amors ne la met pas arriere ;
Dieus convoite sor tot largece,
II n'i a nule male tece.
Le Lai de V Oiselet. — Ed. G. Paris p. 82 — 3 v. 1 54 — 162.
Dio, del resto, non si ricorda sempre con rispetto o con amore.
Un curioso confronto di due passi puö darci inoltre un chiaro
esempio della dift'erenza che separa la poesia religiosa dalla pro-
fana. Nella Btble au Setgtior de Berze [BM II) si dice che Dio,
redento il mondo, volle dividere la societa in tre ordini, quello dei
sacerdoti, quello dei cavalieri, e quello dei lavoratori (p. 399 — 400
V. 179- 86). In un Fabliau {RGFlll p. 175, F. LXXVII Des
pulains et des hrheors) si ripete interamente la stessa idea, ma, con
satira atroce e terribile, si iramagina che Dio, credendo di avcro
ordinato ogni cosa pel meglio, stia per partire, quando
Une torbe de Iricheors
Si con putains et lecheors v. 15 — 16
si fa a gridare verso di lui perche la avesse dimenticata. Dio si
rivolge a S. Pietro per domandargli chi mai sia quella gente che
si lamentava con lui; messo a cognizione di tutto, assegna ai preti
quelle povere donne, sotto comando di nutrirle e vestirle molto
bene, e i buffoni, adulatori o cortigiani, che si voglia dire, ai cava-
lieri, sotto la stessa raccomandazione. L' autore conchiude che i
preti saliranno al cielo, giacchfe ottemperano con ogni premura al
volere divino, ma i cavalieri andranno all'inferno, perche non lo
adempiono. Dio non fa certo la piü bella figura.
I Fabliaux ci offrono inoltre espressioni non troppo riverenti
verso Dio :
For le cul Dieu RGF I^ F. XIX p. 208 v. 318, p. 209 v. 330,
p. 112, ^'- 469-
E basti questa , che a volere non si finirebbe gia cosi presto.
Si aggiungano le strane e impudenti mescolanze di nomi sacri alle
cose piü turpi. Chi ne volesse una prova veraraente edificante
potrebbe leggere il Fabl. XXI, RGFV\
' A proposito di questo avvicinamcnto di Dio con Amore, il Boccaccio
si serve della figura di Venere a simboleggiare Dio. Vedi V. Crescini.
Contributo agli studi sul Boccaccio. Torino 1887 p. 96.
l'EDH E SUPERSTIZIONK NELL' AN IICA l'OESIA FKANCESE. QQ
Cn'slo c norainato molto piu spesso nei racconti sacri che nei
Fabliau\ ; in questi ultinii non r che invocalo, corae r invocato Dio :
Par Dieu, le hl Marie RGF //«, XXXIl' p. 71 v. 756.
A Dieu, le lil sainle Marie RGF IP\ XXXIV p. 78 v. 966.
.... par le Sauveor RGF I^. XXIII p. 252 v. 210.
Foi que devez au Sauveor RGF 11^, LIII p. 264 v. 164.
Jla! par la crois au Sauveor RGF IV", CHI p. 152 t'. 66.
A Gesu si raccoraanda, in nome di Gesu si saluta, si ringrazia,
si giura :
Que Jhesucriz, li filz Marie
Gart marcheanz de vilonie. RGF, II" p. 128 v. 143 — 4.
Uue Jhesucriz, li filz Marie
Doinst au marcheanz bone vie.
RFG, II" p. 129 V. 167—8.
A Jhesu vous commant RFG, IV p. 243 v. 473.
Ge vos commant i Jesu Crist RGF, IV" p. 277 t. 64.
Li sire qui de la Virgine nasqui,
Et deigna pur nus morir
Vous rende, dame, cest venir RGF, II" p. 224 v. 270.
Entre eles .III. Jhesu jurerent RGF, I" p. 168 ?•. 4.
Nei Fabhau di Martin H apart, che e piuttosto im Conte
Devot, si accenna a Gesu giudice. S. Michele difatti pesa dinanzi
a Gesu il bene che il leguleio avcva fatto, e 1' anima pun sahre a
Dio (RGFIPp. 177).
Si incontra invece, molto piü frequentemente che nei Fabhaux,
nei Contes Devots, nei Dits etc. Qualche volta ci appare in atto
severo e duro verso gli uomini, ma ben piü spesso invece in tutta
la sua mansuetudine. Si, lo Schröder ha ragione : Cristo si pre-
senla piü che altro come il dio rigido e adirato ' che si coramove
solo per le preghiere di Maria; ma bisogna tener conto di luoghi
molto importanti in cui si mostra in tutta la sua bellezza la mite
natura di lui.
Gesu ha compassione della povera doima che il marito ab-
bandonö al furore del raare. Ella da gran tempo non vetleva il
marito ed i fi^i ; Gesü volle procurarle questo conforto:
Mais le douz Jhcsu-Crisl tjui sur lous a ])uissancc
Vout monstrer ä la dame belle senefiance;
Car bien sout qu'ot soutlorie cruele j)enitancc.
JCD /". Li DU des Amh^s sf. 181 v. 2—4 /. 29.
E Gesü .stesso, per una voce misteriosa, la avvisö che fra l)reve
li abbraccierebbe.
Troviamo altrove queste espressioni:
' Schröder op. eil. p. ji.
lOO Ct. SCHIAVO,
Li filz la Vierge pure et monde
Li aignieaux Diex
Li dolz aigneax, li dolz Salveires.
BM I". S. Leocade p. .280 7/. 320— 30.
Gesü e rassomigliato alla vigna, che da vino soave e squisito, nel
Mnrlyre de saint Baccus {/CD P) e a lui si rivolge la preghiera
(leir autore.
Ne cotesto solo e il luogo in cui direttamente si preghiGesa:
sarebbe anzi lungo il portarli qui tutti. Si noti che per lo piii in
queste invocazioni si ricordano specialmentc gli alti della sua bonla
e clemenza, finche visse vita d' uomo. Basti, ad csempio, questo
passo:
Sire. Diex, qui resuscitas
Saint Lazaron, et perdonas
La Magdelene ses pechiez,
Quant ele plora b. tez piez,
Et que feis de l'eve vin
Aus noces Saint Archedeclin *,
Aiez de moi merci, biaus Sire,
Et ne monstrez vers moi vostre ire.
BM I^. La Bible au Seignor de Berze /. 419 v. 801 — 8.
Ma un fatto importantissimo puo spiegarci, meglio d'ogni altro,
come Gesü si considerasse pietoso e mansueto. Abbiamo due
redazioni di un racconto, molto diverse nei particolari; vogHo dire
il DU de Florence de Romme {JCD P) e quello de VAnpereriz de Rome
[M IP). Mentre nel Dit de V Anpereriz, costei si vota specialmente a
Maria, e Maria la custodisce, la preserva da ogni pericolo, la mette
in grado di far miracoli, di guarire i suoi traditori, di costringerli
a confessare tutto il male a lei fatto ; nel DU de Floretice, per con-
trario, tutta questa parte spetta a Gesü.
A lui Florence si vota:
Et voua ä Jhesu-Crist que jamais en sa vie
N'auroit ä homme nul charnelle compaignie,
yCD /» p. 89 St. 5 V. 1—2.
A Gesü ricorre contro la violenza del fratello di suo inarito,
e Gesü la libera dopo che ella si e votata a castitä per sette anni;
fmalmente se la povera perscguitata opera miracoli, lo puo solo per
amore di Gesü verso di lei. Difatti 1' imperatore, ferito alla testa
da un quadrello, viene a lei, senza averla riconosciuta, e :
Jliesu-Crist pour Flourence beles vertus y fist,
Car la pointe du fer du dolerenz quarrel
* Dal gieco i((j/iT(jixkn'0^. Cfr. Schröder, op. cit. p. i;
FEDIC E SUl^EKSJl/lONlC NKLL" ANllCA TOIiSIA VKANCESK.
Sailli hors sanz main metre. T^e miracle fu bei.
st. 172 V. I —3 /). 116.
E gli esempi dell' amorc di Gt'Sii verso i suoi devoti sonu
luoltissimi : i romiti, i frati, k' raonache si raccomandano continua-
ruente non tanto a Maria, quanto a Gesu, che non li abbandona.
Basti a noi ricordare il brutto caso successo a un buon romito,
accusato da una fanciulla di averla fatta luadre. L' accusa i- falsa:
il romito , battuto ingiustamente ed ofteso , perdona per amor di
Gesü. La fanciulla, al momento di partorire, sta per soccombere,
confessa che 1' avea tradita un suo amico , manda a chiamare il
romito e gli chiede perdono , riconoscendo, nella stretta terribile
che r avea presa, il castigo di Dio. Appena confessato il suo in-
ganno, ella e libera e sana {M II De Li Damoisele gut ne vol en-
cuser sott ami).^ Ma non solo ciu : Gesu veglia anche sopra i suoi
devoti, per farli migliori o toglierli in ogni modo al pericolo di mon-
tare in superbia. Ce ne da una bellissiraa prova il fatto seguente. Zo-
zima, buon romito, che dovra poi ritrovare S. Maria Kgiziaca e sommi-
nistrarle l'Eucarestia prima che ella mussia, un bei momento s' era
persuaso seco stesso di aver fatto quanto puö meglio un mortale,
e se ne compiaceva non senza un po' di vanita. Gesü temette
per lui, gli mando un angelo per fargli conoscere che al mondo
c' era qualcuno migliore di lui [OCR II La V'ü Samte Marie
r Egiplianne p. 284 v. 563 — 81).
E un' altra prova , che vale anche a mostrarci quanto Gesu
sia tenero del rispetto che gli deve il mortale, ci e data da questo
rairacolo. Un frate ha in animo di derubare il raonastero e fug-
gire, tuttavia compie egualmente il sacrificio della messa. Gesü
scende dal cielo proprio nel momento che il frate innalza 1' ostia,
la leva di mano al ministro sacrilego:
Si come l'oiste sainte prist
Et par devant soi la hausa,
Li Fiuz de la Virge lensa
Sa main et l'oiste sainte prist
Kt en sa main destre la mist.
Lo ha fatto per punire il monaco? no, per convertirlo. Di
fatto il frate, al chiaro segno del cielo, si penti subito di cuore e
allora :
' E probabilmcnte un ricordo dtl miracolo operato da Dio, per salvarc
r onorc di S. Jean Bouche li'or. La figlia di un re che aveva avute col-
r amante troppo intime relaziuni, accusö S.Giovanni di seduzione, onde questi
fu punito. ila , j)el torlo fatto, la giovane dove' per 7 aiini giaccre a lelto
fra mille dolori , tinclK:, richianiato il santo, per ptcghiera di lui, ella si
sgravö linalmenle di un fanciullo di 7 anni. ("fr. Schröder, op. cit.
p. 50, nota.
102 G. SCHIAVO,
Li enfes l'oiste li lendi
Pour la promesse qu'il ot feie,
El pour sa conscience neig.
ü///". Du Clerc Golias qui volt rober s\ibaie,
p. 453 — 4, V. 190 — 4 e 220 — 2.
In tutli codesti luoghi , e non ho scelto che i piii nolevoli,
Gesn ci appare adunque tutt' altro che il re del Cielo inflessibile
e rigido, ma il conforto, la guida, 1' amico dell' uomo. Anche sc
si invoca il suo sdegno contro qiialcuno, e pin che altro pel bene
comune. Cosi Rutebeuf e nella Complatnte de Sat?jte Eglise {OCR
11), e piü ancora in quell' altra poesia ardente di zelo religiöse e
di sdegno altissimo contro i vizi dei prelati che la Chiesa prosti-
tuirono, poesia in cui quegli si mostra cosi incisivo, acuto, potente,
da trasfondere nel lettore tutto il fuoco dell' accesa anima sua :
S'en ai le euer taint et piain d'ire
Quant je la vois en tel point mise.
Ha, Jhesus-Criz! car te ravise
Que la lumiere soll esprise,
C'on a estaint por toi despire.
OCR II, De Samte Eglise p. 45—6 v. 5—9 sgg.
Dato qiiesto puro ideale di amore, di rassegnazione, di sacri-
ficio , dato questo uomo che muore per redimere gli uomini , e
naturale che la storia della sua passione, dei suoi dolori e della
sua morte si ricordi con un senso di infinita tristezza, Non c' e
bisogno. di ricorrere ai Misterii per trovar larghi accenni ai fatti
principali della sua vita; senza volere portar innanzi tutti i luoghi
in cui se ne parla, notiamo che non una volta la Vergine si rivolge
a Gesü per impetrarne la grazia in favore di chi ricorre a lei, che
non ricordi d' essergli madre e d' avere crudelmente sofferto nel
vederlo patire e morire. Aggiungiamo che, anche quando i mortali
si rivolgono a lui, mettono sempre innanzi i meriti suoi intiniti
per costringerlo in certo modo ad esaudirli, sia pure che se ne
riconoscano indegni. Perfino impartendo 1' Kucarestia, si ricorda
quanto Gesü fece per gli uomini e come egli sia il vero figlio
di Dio ; per non ricordare che un eserapio chiarissimo , segue
questo costume lo stesso Zozima, comunicando S. Maria Egiziaca
(op. cit. p. 301 — 2).
INIa se Gesü mori per l'unianila, quanto tristi devono esser
stati i Giudei ! Quindi 1' odio contro di loro che si manifesta ogni
qualvolta accada di nominarli ; i Giudei sono dannati nell' Inferno
a eterna impiccagione [BAI S. Leocade, I p. 282 v. 370), i Giudei
sono di dura cervice. Riportero due passi, il primo a dimostrarc
fin dove quest' odio sapesse spingersi, 1' altro a dare insieme il luogo
in cui si parla piü distesamente che altrove dei fatti che accom-
pagnarono la vita e la morte del Redentore. L' autore di una
strana rassoigna del signilicato di ogni leltera dell' alfabeto, lunga
e noiosissima tirata, arriva finalmente alla lettera Y. Questa e la
FEDE E SUl'ERSTl/lONK NELL ANIICA I'OESIA FKANCESE. IO3
lettera piü antipatica che egli abbia incontrato e ne da subito la
ragione. Vedete, ci avverte il brav' uomo, questa lettera fu inven-
tata dai Giudei, che avevano il costume di introdurre nella loro
Hngua lottere Greche e Caldee, per indicare con esse Gesü, ofl'en-
derlo cosi senza che egli potesse capire il vero signilicato de! segno
con cui lo indicavano :
Quant li Juys orent Dieu pris,
Qui sovent ert par aus repris,
Si metoient en lor ebrieu
Lettres de Caldieu et de Giieu,
Et cuidoienl que Dame-Dieux
Ne seust ce entendre d'els,
Tant estoient fol et estout;
Mes Dame-Diex entendoit tout.
yCD II. La Senefiance de l.'J, B, C p. 287 jY. 29
V. 5—12.
L' altro passe si incontra nella storia di S. Leocade. Piglian-
dosela coi Giudei, 1' autore li dice piü duri di pietra dura, dacche
non vollere riconoscere la venuta di Cristo, quando pure tutto il
mondo 1' aveva riconosciuta :
II sont plus dur que piene dura,
II sont plus dur que acier ne fers,
Li ciel, la mer, la terre, enfers,
Nes li caillou, les pierres dures,
Et totes autres criatures
A lor Criator s'assentirent,
Et sa- venue bien sentirent. p. 278 — 9 ?'. 242 sgg.
Continua dicendo che si accorsero i cieli della sua venuta
quando mandarono la loro Stella che aprisse ai magi la via; il raare
che per lui fu queto e che lo sorresse, e la terra, tanto spaventata per
la sua morte che tremo tutta e fremi-. La Luna c il Sole poi sc
ne accorsero :
yuar de sa Seinle Passion
Orent si grant compassion,
Que luit en furent noir et tainl
Et lor clartez tote en estainl ;
I.f ]>i<nre e ie roccie inoltre ebbero
tel tristece
Tel angoisse et tel destrece,
Qu'escarlelerent et j)artiient
Et esinirent et fendircnt.
Perfino 1' Inferno riconobbe la venuta di Cristo, lasciando uscire
Ie anime oppresse.
Kcco aduncpu; coine un riassunto, datoci dallo stesso poeta,
dcj falti piü notevoli che accompagnarono la vila (> la morte dcl
I04 G. SCHIAVO,
Salvatore. Ma non sono i soli. Lo Schröder nota giustamente che
la storia della Redenzione c trattata con predilezione in tutti i
generi e in tutti i periodi dell' antica letteratura francese i ; senonche,
non avendo io ritrovato nelle opere da me consultate, piü di quanto
rinvenne lo Schröder, non stimo opportun© aggiungere qui le mede-
sime cose. Mi limiterö pertanto a notar solo le principali.
Nei Misten che riguardano la storia di Gesü, pubblicati dal
Jubinal, e che sono : la Nativüe de N. S. Jhesu-Crist — le Geu de
irois Roys — la Passton de Notre Seigneur — la Resurredion de
Nostre Seigneur (JMys 11), si narra e si rappresenta la vita di
Gesü, ma anche qui dall' avvenimento solenne della sua nascita, si
salta senz' altro a quello non meno solenne della sua morte, aggiunti
i soliti fatti piü comuni, come la conversione della Maddalena, la
Resurrezione di Lazzaro, 1' ultima cena, il tradimento di Giuda, la
ascesa al Calvario, la sepoltura di Cristo per Nicodemo, il miracolo
operato su Longino, quindi la discesa all' Inferno, 2
Noto piuttosto che nel mistero della Nativitä (JMys II p. i — 78)
si ricorda che lo sposo dato a Maria, le era stato scelto dal cielo.
Dio stesso mandö 1' angelo Michele ad annunziare al vescovo di Na-
zareth di raccogliere il popoio, e di scegliere per marito alla don-
zella quello il cui bastone improvvisamente rinverdisse.3 Lo Schrö-
der poi avverte che tra i segni , i quali preannunciarono e
accompagnarono la venuta del Messia, si ricordano questi : Socrate
era raorto per non aver creduto agli idoli, ma a un' unico Dio; in
Egitto una statua, rappresentante la Vergine, con in braccio un
fanciullo, resto in piedi all' apparire della sacra famiglia, mentre le
altre statue di idoli caddero infrante; in Roma c' era un tempio
^ Schröder, op. cit. p. 14.
"^ II giorno in cui Cristo mori e ricordato con venerazione anche nei
Fabliaux, e rispettato fin dai ladroni. Anzi costoio osservano qualunque Ve-
nerdi, evidentemente in omaggio a Gesü. Alcuni ladroni per es. avevano
nascosto un prosciutto : uno di loro, la sera del Giovedi, propose di andarlo
a levare, per mangiarne un pezzo, 1' indomani essendo vietate le carni {RGF
V" p. 126 V. 329 — 31).
II Venerdi Santo i buoni cristiani vanno a messa. Ce lo ricorda il Fabl.
Du Prestre qui dist la Passion {RGFX F. CXVIII).
Cosi nel Dit du Chevalier au Barizel {BMW) si ricorda con orrore
che il cavaliere aveva ordinato di grasso ai suoi cuochi il Venerdi Santo.
Questo giorno si dice spesso : le graut Vendredi, le V'endredi ahorree, le
jour de la croix ahorree etc.
3 Tradizione piuttosto comune. Secondo il Viiali {Vita ed opere di
S. Giuseppe , Roma, Saraceni, IIa ediz. 1885, Libro 1" c. XXI, p. 226 sgg.),
essa c antichissima e appoggiata da alcuni Padri e da molti dottori e Scrit-
tori sacri. Essa narra che il sommo sacerdote degli Ebrei (749 di Roma),
ispirato da Dio, rinnovö la prova che aveva fatto Mose nel deserto, trattandosi
di dare il sommo sacerdozio ad Aronne. Cosi furono deposte nel tempio
delle verghette aride e secche di mandorlo, e la mattina seguente solo quella
di Giuseppe aveva germogliato e dato vaghissimi fiovi.
Rafiaello stesso nel suo ,,Sposalizio" tenne conto di questa tradizione.
FEDE K SUI'EKSII/.IONK NM I. ANIICA POKSIA FKANCKSK. I05
che sarebbe rimasto intatto finchc una Vergine avessc parlorito im
figlio.'
Or bene, nella Na/ivi/c' ricordata, si presenta Cesarc con un
suo sacerdote che trova scritte sul piedestallo della statiia di Giovc
queste luisteriore parole:
Dum Virgo nialer pariel
Ista ymago corruet. —
E la statua cadde di fatto, e le parole sparirono al raomento della
nascita del Salvatore.
Cosa affatto singolare e invecc quella di aver dato alla Ver-
gine, nel momento del parto, una specie di levatrice, certa Hoiic-
slasse che e la prima ad accogliere, con gioia infinita, fra le sue
braccia, il divino fanciullo.
Le Geti de trois Rots (JINIvs II p. 79 — 138) ci da anche il nome
dei re, fedele alla tradizione cristiana e popolare: Melchion (Mil-
chiorre), Baliazar (Baldassare) e Jaspar (Gasparo). Li dice inoltre
guidati dalla Stella di Balaam, anche in ein non alterando nulla.-
Ma dove altera e inventa (!■ nel raccontare come questi tre re
movessero 1' uno all' insaputa dell' altro e separataraente verso il luogo
a cui la Stella li conduceva, nel dichiarare che questi tre re erano
stati continuamente in guerra fra loro, ma che, incontratisi nel
comune pensiero di onorare il re de' re, s'erano rappattumati, diven-
taudo amici.
Or, bene, Cristo e morto ; una tradizione speciale ricordera ch(^
alcune goccie del sangue suo furono raccolte dal buon Giuseppe
d'Arimatea; nelle opere nostre si ricorda invece che la croce su
,cui mori non andö smarrita: essa sta nel tempio di Gerusa-
emme, e i Cristiani il di dell' Ascensione si recano anche da lon-
tani paesi ad adorarla. La stessa Maria Egiziaca era venuta, su
una nave, dall' Egitto con molti pellegrini diretti con questo tine
a Gerusalemme :
' Schröder, op. cit. pag. 15, nota.
■^ Cfr. Matteo c. II". A proposilo di profezie e di profeti si avvcrla
che nci misteri dati dal Jubinal inlorno a Gesü, comc fondo al quadio ge-
nerale si rappresenla rinferno. I ileiiioni si corrucciano conlinuanienlc alle pro-
fezie che vanno fra loro scambiandosi nel Limbo i vaii profeti, Arnos, Elias,
Isaia, Daniele , poi lo slesso Giovanni Batlista, suUa \ icina liberazionc dalle
loro pene.
Inoltre 1' auloritä della Sibilla dagli stessi profeti viene citata conie
pegno sicuro che il Redentore doveva comparirc. Lo dice lo stesso Arnos
ad Elia: Hdlie, suz l'auctoritc
Devons entendre Scbile
Uui fut roync nioult nobile,
Et dist qu'uns nestroit de fainnie,
Sans corrupcion, sans ditTanie.
La Nativitt! p. 1 4 ?'. 1 5 j^^y-
Ouanto fosse comune la credenza nelle Sibille, o nella Sibilla, nel Medio Kvo
apparisce dal verso del J)ies irae: Teste DaviJ cum Sybilla. - Vedi anche
JMys. II, Xolfs p. 38 1.
I06 G. SCHIAVO,
Le jors vint de l'Acenssion :
La gent ä grant porcession
Aloit aorer la croiz sainte
Qui dou sanc Jhesu-Crist fu tainte.
OCR II. La Vie Sainte Marie V Egiptianne p. l~jQ v. l8l — 4.
Secondo una nota leggenda, la croce fu fatta del legno del-
r albero fatale, per cui avean peccato i primi parenti. Nella Xa-
tiviU di N. S,, Dio stesso per mezzo di Rafaele manda a Set, figlio
di Adamo, un ramo dell' albero da plantar sulla tomba del padre
(JMys II, 19, V. 17 — 25). Qui Iddio non annuncia che da quel
ramo dovra tagliarsi piü tardi il legno per innalzare la croce a
Gesü, ma dal contesto si capisce benissimo che a ciö volevasi al-
ludere.i
Ed ora, dopo aver parlato di Dio, come si presenta nelle
opere da noi consultate, vediamo di riepilogare in poche linee,
cerchiamo di dare come in un tutto il concetto di Dio quäle si
manifesta alla mente dei nostri poeti, servendoci dello studio fatto
da noi e dallo Schröder.
La rappresentazione di Dio non puo essere che aftatto volgare
e spesse volte rozza. Cio apparirä ancora meglio dal seguito
delle nostre ricerche, quando verremo a parlare del Paradiso. Tut-
tavia, comunque i nostri poeti si raffigurino Iddio, sta il fatto che
egii e concepito specialmente come forte, potente, eterno custode
della legge , rigido e inflessibile giudice. Bisogna venire a Dio,
considerato' come il Figlio amoroso che e morto per gli uomini, se
si vuole incontrare presso di lui la dolcezza e la carita tutta pro-
pria della nuova Fede. Tuttavia questo carattere non si presenta
sempre in tutta la sua chiarezza ; notammo difatti come lo Schröder
trovi predominante 1' idea di un Cristo adirato e severo.
Cio e quanto dire che il concetto di un Dio pietoso, com-
passionevole e benigno non si forma cosi presto negli antichi poeti
francesi, ma si svolge poco a poco, precisamente come grado grado
* Mussafia: Sidla Leggenda del Legno della Croce, Rend. dell'Accad.
di Vienna, 63, pp. 165 sgg.
Cfr. anche G. Paris, La litt. fr. au Moyen age, pp. 203, 267. Lo
Schrödei' poi ricorda due tradizioni sopia un albero egualmente impor-
lante (op. cit. p. 133). Cosi in un Fabliau troviamo ricordala la santa lagrima
che nostro Signore pianse su Lazzaro, onorala al moiiastero della S. Trinitä
di Vendome, ove appunto era stata portata, secondo la leggenda. Si tralta
in questo Fabliau \rGF IV, F. XCIV p. 81, v. 412 — 18) di una donnina
asluta che, sorpresa dal marito in uno dei consueti momenti un po' imbaraz-
zanli, lo persuade che egli stava perdendo il senno e lo consiglia a votarsi
alla Santa Lagrima : Sire voes vos a Vendosme
Que li oeil vos sont ennubli;
Ne le metez mie en oubli,
Ne requerez respit ne terme,
Mais alez ä la seinte Lerme :
Bien sai, quand vos 1' aoroiz veüe,
Oue Diex vos rendia la veüe.
FEDE E SUPEKSriZlONK NEI.L' ANTRA POESIA EKANCKSE. lOJ
entrano nel popolo i sentimenti nuovi del perdono e della carita
pel prossimo.
Aggiungiamo ora, quasi appendice a questo capitolo, il poco
che potemmo trovare intorno aWAfif/'co Testamenio e al Giudizio
di Dio.
Si puo dire che tutto quanto si riferisce ai fatti dell' Antico
Testamento si trova raccolto nei Misteri di N. Signore. Tanto nella
XativiU che nel Geu de trois Roys, nella Passion e nella Risurredion •,
si presentano, come notammo, i profeti che, aspirando alla prossiina
liberazione, ricordano la caduta dei prirai genitori.
Inoltre appariscono Adamo ed Eva che rimpiangono ancora il
loro fallo, ed c a notare che tanto nella yativitc che nella Resur-
redioit, si comincia proprio ab ovo, si rappresenta la creazionc di
Adamo ed Eva nel Paradiso Terrestre, la disobbedienza commessa,
la cacciata dal luogo beato, quindi le fatiche che devono sostenere
in pena del loro peccato. Questa triste istoria della caduta del-
r uomo da uno stato di felicita a quello di dolori e . di stenti,
deve avere maggiormente agitato e commosso le menti del popolo ;
ci e ricordata percio anche in altri luoghi. Si avverte, per es., che
la gola fu il peccato per cui 1' umanila cadde in perdizione :
Glouteiie
Qui le monl a en sa baillie :
Ceste tist premerain jadis
Geter l'onrae de paiadis
Uuant il menja le fruit niortal
Por quoi sot le bien et le inal.
yCD II, Moralites siir six vers, p. 30 1, st. 10.
Nella Bible au Seignor de Berze {JCD II) si ricorda che se
Adamo ed P^a non avessero peccato. Ja niis en Enfer n^ en en-
'Irast invece Dio vide necessario il suo sangue per redimere il
mondo, condotto a perdizione Por une pomme malastroue (p. 398).
Si incontra piii di rado il ricordo degli angeli ribelli. . Nel
IMistero della Xaliviti , e piu ancora in quello della Rcsurrcclion,
vedremo a suo luogo come i demoni rimpiangano la perdita fatale
del Paradiso, ma fuori di questi passi non mi venne fatto di ritro-
varnc un cenno che nelle jMoralitcs sitr six Vers. — Orgoglio e
quello che insegna ogni vizio:
Primes fisl les angies pecliiei
Orguex et dou ciel Irebouchiei,
Puis a el monl seine mainl mal. /. 301 st. 9.
Bisogna ricorrere alla Bible au Seignor de Berze, per avere due
' Non Iio polulo consultare il Mislero ilella Resurrection du Saiiveur
elc. cdil. dal Jubinal, J'aris, 1834. Ma d' allra parle nullu di nuovo avrci
Irovalo, perchc esso aderisce completamenle al icsto evangelico, nel ripor-
tato in martnne nel codice (Ved. D'A n rnn.n, Or/^. '/''/ Teatro in Ita/ia
I 68).
I08 G. SCIIIAVO,
allri ricordi del Vecchio Testamento. L' autore, per dimostrare
come non si debba far nessun conto della vita a noi assegnata,
porta 1' esempio di Mathusalem che stabili di non fabbricarsi nes-
suna casa , dopo avere saputo, per rivelazione divina , che egli
vivrebbe soli novecent' anni, e quello di Giona profeta che, volendo
fuggire la morte a cui temeva di andare incontro, se fosse arrivato
a Ninive , venne poi a cadere nel ventre di una balena [BM
p. 410 — II — 12 V. 529 — 612).
Sono frequenti, per contrario, le allusioni agli avvenimenti del
Testamento Nuovo. Giä il passo riportato dalla storia di S. Leo-
cade ce ne da una prova : aggiungiamo che nei Misteri intorno a
Gesü compariscono continuamente la Maddalena e le altre donne
pie che piansero sugli strazi sofferti dal Redentore : gli Apostoli
pure intervengono, specialmente Giacomo, Pietro e Giovanni. Rute-
beuf poi nei suoi Compianti si riporta continuamente ai fatti del
Nuovo Testamento, specialmente ai martirii dei santi e degli apostoli
per amore di Gesü, cercando di ridestare nello spirito dei Cristiani
1 ardore per le Ciociate.
{pCR\. La Co?nplain/e d'Üufre-Mer p. 107 — 8 v. i sgg. ; La
Nouvelle Complainte d'O. M. p. 144, v. 344 — 51; Li diz de la Voie
de Tunesl, p. 161 v. 5 — 12 e altrove).'
Nei misteri piü specialmente riguardanti gli apostoli e i primi
martiri si continua pure il vivo ricordo dei fatti che seguirono a
Gesii, ma di cio parleremo al cap. IV.
Quanto al Giudhio di Dio siamo davvero stati poco avventurati
nelle nostre ricerche. La ragione e, del resto, evidente : lo Schröder,
consultando la poesia epica e cavalleresca (cap. IX p. 135 — 50),
poteva trovare larghissimo materiale: io non rinvenni che un solo
caso, strettamente parlando, tanto che si potrebbe anche trascurare.
Ma nulla credendo inutile, lo aggiungo. Esso ci e dato nel Dil
des AneFes {/CD 1), La moglie sedotta e sorpresa, non riconosce
piii il legittimo sposo. II giorno del combattimento si portano le
reliquie dei santi: prima giura il marito che quella era sua moglie;
costei, pentita e confessa, giura esser quello il suo sposo. Allora
le parti si invertono; il seduttore riconosce che non era dessa la
donna sua, ma egli, che per sedurla aveva fatto di tutto, la accusa
di averlo sedotto. Giura il perfido, ma questa volta sono contro
di lui Dio stesso e S. Giacomo, a cui appunto si erano diretti in
pellegrinaggio i due sposi e il cavalier seduttore :
1 Notiamo che Rutebeuf, nel suo feivore, cade perlino nell' ascetico.
Cosi in questo luogo :
Ce dit eil qui por nos out asseiz honte et lait :
,,N'est pas dignes de moi qui por moi tot ne lait"
Li diz de la Voie de Times, I p. 165 v. 8 t — 2.
Lo stesso pensiero e svolto ancora piv. largamente nella Nouvelle Conipl.
d'Ontr. Mer, p. 134 v. q8 — 102; cosi pure nella Complainte d' Outre-Mer.
FEDE E SUPERSTIZIONE NEU.' ANTICA POESIA FRANCESE. I Og
A celui qui out tort avint tel mescheance
Oue quant il fu el champ son cheval n'ot puissance
D'aler cncontre l'autre. C'estoit <jrant demonstrance etc.
p. 14, st. 85—6.
L' altro allora gli fu .subito addosso coUa .spada e lo obbligo
a confessare tutta la sua colpa. II seduttore fu preso e gettato
in prigione.
Kgualmente un tentativo di Giudizio di Dio, non una vera e
propria sfida compiuta , ci offre il Dit de la ßorjoisse qici Jii grosse
de son fil {M II).
Difatti, qui il demoiiio che accusa, trasforraato in raedico, la
vedova incestuosa, provoca, per sostenere cio che disse all' impera-
tore, una specie di Giudizio di Dio. Propone che si accenda un
rogo, e che dentro sia gettato egli stesso : se poi non brucia.sse,
fosse po.sta tra le fiamme la vedova :
Fetes un feu, si m'i getez
Se je n'i ar, si li nietez. p. 403 ?-. 229—^30.
II. II Culto di Maria.
Lo Schröder nota giustamente ch^ il culto di Maria doveva
estendersi specialmente in Gallia, fra un popolo che, mi.sto di ole-
menti germanici e romanzi , univa 1' ardente fantasia e 1' estro
dei Latini, coli' intimo .sentimento e col profondo ossequio per la
donna dei Germani.'
Le opere da noi consultate ridondano di lodi alla Vergine ; i
rairacoli che a lei si attrihuiscono sono moltissirai; la venerazione,
l'amore, che per lei si nutre, la fede nella sua potenza e nella
sua bontä, si raanifestano ogni momento.
I Fabliaux ci presentano qualche luogo in cui la puri.ssima
fra le vergini non si nomina col rispetto consueto-, ma ben di raro,
anzi piii raramente ancora che non si faccia con Dio.
All' incontro ci danno essi pure esempi di venerazione per lei :
foi que doi Sainte Marie liGF. //o F. XXXVl p. 119 v. 160.
Saintc Marie, aie, aie RGF IV F. LXXXVIII p. 279 v. 135.
Diex et saint Ladre d'Avalon
Reclama, et sainte Marie
Que vraie conseil et vraie aie
Li envoiast prochainement.
RGF II, F. XXXIV. p. 47 V. 24.
' Schröder, op. cit. p. 27.
- . . . por le cul sainte Marie. RGF 1 F. XIX p. 214 v. 489. Tal-
volta il nome di Maria si ricorda fre le cnse piü lurpi. — Cfr. RFG 11,
F. LXXXIV p. 235 V. 22f; c in qualche allro luüfjo.
I lO G. SCHIAVO,
La vedova, piangendo la morte del marito, sfoga in una calda
apostrofe alla Vergine il suo dolore :
Duke Dame, sainte Marie,
Com sui dolent et esmarie etc.
RGF, II, Fab. XLIX p. 198 -v. 15 sgg.
Si tralta di un giuUare che, in contra tosi in re Artu, invece di
adularlo, gli da dei consigli buoni, sebbene in una forma tutta
jiropria del carattere suo allegro e spensierato? Ebbene, fin dal
principio del Fabliau, si prega la Vergine di mandar sempre uomini
iVanchi e sinceri al re, che sappiano dare buoni consigli:
Prions la doulce benoiete Marie
Qua des Engleis ele eie merci,
Prions que ele vueille semoigner
Cil tregetours ä sermoner
Et ä nostre sire donner conseil
Tiel come le loiax menestrel.
RGF, II F. 411, p. 242 V. 15 — 20.
Ma per incontrare la donna, in cui tutte le virtü , tutte le
grazie e la bellezza piü pura armonicamente vengono come a rac-
coglicrsi in una sintesi unica ed intera, per trovare la santa che e
sopra tutti i santi e sopra gli angeli, rdiixiliimi peccalorum, la regina
del cielo che discende sulla terra a confortare 1' uorao , bisogna
uscir dai Fabliaux.
Ave, roine coronee,
Com de bone eure fus nee,
Oui Dieu portas, —
OCR II. UAve Maria RiäeheuJ p. 143 ?•. 34 — 36.
Si ricordera con ontusiasmo la sua concezione:
Tu iez et vierge et fille et mere.
Vierge, enfantaz le fruit de vie *;
Fille, ton fil, mere, ton peire ;
OCR II, Les IXJoies Nostre-Datne, p. 153 v. 3—6.
E Maria e il giglio su cui Die riposa, il rosaio che mette
rose bianche e vermiglie {OCRW, V A.vc Maria p. 146 v. 115 — 20),
il cielo che da luce al mondo, il porto di nostra speranza, dolce
rim(>dio di morte amara (Les IX Joies, p. 153 — 4). Giä quanto
ella fosse eccclsa sopra ogni creatura apparve a S. Giovanni che la
vide coronata di 12 stelle, il sole sopra il capo, sotto i piedi la
luna, Maria, fontana di nostra vita, tortora che gli amor suoi non
muta, aquila e fenice che dal sole riceve giovinezza perenne, esempio
della Trinitä , superna regina , rocca inespugnabile (Les IX Joies
p. 157 V. 89 sgg.).
» Quanta somiglianza col verso di Dante: Vergine madre, figlia del
tuo tiglio!
FEDE E SUPERSTIZIONTE NELL ANTICA POESIA FRANCESE. I I 1
Da lei nacque il dolce bambino che doveva liberare il mondo,
Maria deve invocare il navigante nelle procelle , chu Maria c la
Stella del mare, e nave e riva. (Les IX joies p. 155 — 56 v. 49 — 56,
e V. 57—64)-
A Maria ricorra lidente il peccatore che
Qui de euer s'escrie
Et merci 11 crie
Merci trovera :
Ja n'uns n'i faudra,
Qui de euer la prie.
OCR II, Une Chanson de Nostre Dame p. 150 7'. 32-36.
Chi solo ne proferisca il nome, sara libero da tiMitazioni :
Quand son doulz non reclaimmenl pdcheour
Et il dient son Ave Maria
N'ont puis doute de maufei tricheour,
Qui mout doute le bien que Marie a.
Une Chanson etc. p. 150 t. rg — 22.
Tale appare Maria in tutte Ic opere che celebrano le lodi
sue. Rutebeuf ci ha servito a meraviglia, in lui esscndo come
raccolto tutto quanto troviamo sparso qua e la : presenta egli
inoltre il vantaggio immenso che 1' autoritä sua non puö esser sos-
petta. Noi dobbiamo ritenere pure e sincere queste lodi di lui a
Maria, come forti e sincere suonano le sue terribili invettive contro
la corruzione del clero.
Che se ai passi citati di Rutebeuf, aggiungiamo come dagli
anirai ardenti dei suoi devoti, ella sia paragonata al carbonchio
ardente • che accende di grazia e d' amore, si avra una lista com-
pleta dei nomi che si danno a Maria.
Quindi ritornerä a lode di ognuno, e sopra tulti dei re, ono-
raro Maria e volerla onorata.
Re Artü non e lodato meno come forte guerricro che come
devoto a Maria :
La Vierge doii eslre honnouree,
De tous et en toute contr^e,
De roys, princes, conles et dus ;
MouU l'onnoura li rois Artluis,
Aussi le fist li rois Lois,
JCD. II» p. [99 V. 1 — 6. Du Roy Arthiis et de Saint loys.
Escliarboucle luisant qui cuers plains de dolours
Enlumes de grace, fort chastel, ferme lours,
Oii touz desconfortez doivent aler secours
JCD I, Florence de Rome p. 98, st. 63 ?'. 2—4.
Vous estes rescharboucle qui puet enluminer
Les cuers des fins amans qui vous veulenl amer
JCD J . Le DU Je tyoi.\ C)ianiiine< p. 277, st. 77 v. 3 — 4.
112 G. SCHIAVO,
Re Artü ebbe guerrc molte, ma egii onoro sempre la Vergine,
fido in lei , e nel suo scudo ne iiso portare 1' immagine. Maria
ncm lo abbandono, si che egli vinse per lei e per volere di Dio,
En son escu avoit l'ymage
De la puissant et de la sage,
C'est de la pucele Marie,
Pour ce que li fust en a'ie.
Et si fu-ele ta piteuse :
Moult eut victoire merveillease.
Li fait Arthus sont merveiables
Si qu'aucun les tiennent ä fables ;
Mes Diex et sa mere Marie
Font moult de fais quant on les prie. />. 200 ?'. 3 t — 40.
S. Luigi?
Quant Saint Lo'is chanter vouloit
De Dieu ou de sa mere chantoit ; />. 201 v. 49 50.
Un suo sondiere canta certe canzoni non troppo edificanti: il
re Santo gli proibisce di cantare cosi, e gli fa ap[>rendere l'Art-
Maris Slella. AI garzone non garbava troppo,
Mes obeir li convenoit,
Dont il et li gracieus roys
Souvent chantoient ä haute vois
Ce que savoient de la Royne
Dame Marie p. 201 v. 54 sgg.
Quindi non meravigliamoci se Maria verra perfino preposta a
Dio stesso. II demonio ofFre ogni bene a un cavaliere se questi : rinunci
a Dio e a tutti i santi; or bene, costui a Dio rinuncierebbe pure,
ma non niai alla Vergine.
Ce ne ferai-je ja,
(Jue je renoie cele qui le cors Dieu porta,
Qui la perte du monde par son corps restora,
Et la pais et l'amor de son Fil nous donna.
yCD /". Le DU du Chevalier et V Escider, p. 121 si. 20.
E non a torto si dice Maria bella e splendente; quand' ella
appare ai mortali spande luce tutto d' intorno , spesso gli angeli
r accompagnano, ma ella rifulge in mezzo a loro, bianca come
giglio, o coronata di fiori e di pietrc preziose, coperta di fulgide
vesti :
Lors s'apparut ä, lui la Virge Dieu Marie,
Qui des anges avoit moult bele compaignie,
Clers luisans comme flambe, et la Virge Marie
Comme soleil sus lune par dessus eulz tlambie.
yCD I , Le Dit de iij Chevaliers p. 148 st. 24.
La douce Nostre-Dame de sains cieus descendi,
D'anglcs avecques lui moult belle compaignie;
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTFCA PORSIA PRANCESE. I 13
Devanl Felix s'asemblent
Tous li cieus eslincele de la hiaute de li.
yCD I. Des trois Chanoines p. 2']b st. 66 v. 4, st. 67 v. I — 3.
II inonaco sagrestano e l'araante sua sono in carcere : a Inro
apparisce la Vergine, e
De la tjranl clarte souveraine
Fu si toute la chartre plaine,
Que la gent qui furent humain
Ne porent movoir pie ne main.
OCR: <■ BM p. 136 — 7, V. 529 — 65. Du Smicretain et de la
Farne an Chevalier.
Air imporatrice, ahbandonata sul nudi:» scoglio, appare la ^\'l■-
gine :
Si trc's clere, ce li est vis.
De la clarte de son der vis
Tote la mers est esclarie.
M IL De PAnpereriz Je Rome, p. 70 v. 2204 — 7.
AI cavaliere clie la Vergine toglie all' amore forsennato per
Ulla (lama e volgc al suo, ella apparisce projmo di aspctto di sposa :
Isnelement s'est demonstree
D'une couronne couronnee,
^^laine de pierres precieuses,
Si flamboianz, si glorieuses,
Pour peu li oel ne Ten esduiscnt.
Si ve.stimenl ausi reluisent
Et rcsplendissent com la raie
Olli au matin en este raie,
Tanl par a bei et der le vis,
Que buer fu nes, che li est vis,
Qui s'i peust ass^z mirer.
Uns Miracles de Nostre-Dame. BM I p. 354 v. 184^94.
Perfino il buoii vescovo lldefonso, dormendo, la vide seduta,
splendento di bellezza, sulla cattera della Chiesa.
Et fu tant bele, c'est la somc,
Nel' saroil dire langue d'dnie,
En sozrianl ä bele chiere,
Plus blanche assez, ce li est vis,
Oue ne snnt ncf, ne llor tle lis.
JIM I, S. Leocade p. 2t)0 r. 61c; — 19.
Cosi al inonaco lebbroso, guarilo da lei,
s'aperl blanche et llorie
Plus <|ue n'esl llor (|u'a cspanie
La rousenl rouscc de May.
BM II. Miracle de Nostre-Dame, ijiii sunt im Mtdne
p. 431 V. 95-97'
Zeltachr. f. roiu. Phil. XIV. {J
114 ^- SCHIAVO,
II monaco risanato, descrivendone poi la suprema bellezza, dice
che se in cielo non ci fosse altro splendore che (|uello che omaiia
dal volto di lei, gia troppa sarebbe la luce:
tant est plaine de biaiite,
Oiie si n'avoit autre claite
Em Paradis que son der vis,
S'est-il trop clers, ce m'est avis.
De biaute n'a nule pareille.
Ce ne fu mie grant merveille
Se Diex sa Mere en deigna fere.
/. 434 7'. 171— 77.»
]Ma se i devoti la lodano e la dicono bella sopra gli angeli e
i saiiti, ne hanno ragione : ella e ancora la piii potente fra tutti
nel cielo. Gesü puo, non per desiderio di Vendetta sugli empi,
si solo per criterio di giustizia, resistere alle preghiere di tutti i
santi, ma non di Maria. Ne abbiamo un esempio evidente. Muore un
monaco, in vita sua non troppo illibato, Senza confessione ; i demoni
ne portano 1' anima seco. Ma non hanno fortuna. S. Pietro, di
cui il monaco era stato molto devoto, prega Gesü a liberare il
povero frate. Non riesce : allora fa pregare Iddio dagli arcangeli,
dagli angeli, dai santi, dai confessori, dai martiri, insomma com-
move tutto il Paradiso, ma inutilmente. x\lla line ricorre alla Ver-
gine, che riesce nello scopo : anche stavolta la via del giusto non
1' avrebbe permesso, ma si cerca un mezzo ripiego : 1' anima ritorni
nel corpo, viva ancora sulla terra, si penta {AI 11. Du Maine qiicunoil
S. Pierre). Ma non basta: perfino 1' in fern o riconosce nella Vergine
una potenza illimitata. II diavolo, molto destramente, fa che un
povero sciocco si uccida per certo peccato commesso mentre era
diretto a S. Giacomo di Gallizia ; 1' anima dovrebbe adunque esser
sua, alcuni demoni accorrono difatti e la portano con se, ma, via
facendo, incontrano S. Pietro e Giacomo che la contendono a loro.
I due santi offrono ai demoni di appellarsi a Maria, ma costoro
non vorrebero a nessun patto, che riconoscono di non avere nemi-
co di lei piü terribile e parziale, tanto che, dicono essi,
. nous n'osomes contredire
Nus jugemens qu'elle nous face,
' Tuttavia non proprio sempre discende fra gli uomini in tanto splen-
dore. Talvolta prende 1' aspetto di qualcuno dei suoi devoti. Cosi nel Dif
du Chevalier qui ooit la Messe et Notre-Dame estoit pour lui au tornoiment
{BMI), la Vergine, combattendo e vincendo per lui, ne assume la figura;
nel Dil du Povre Chevalier [JCD I) si presenta al cavaliere, affatto identica
alla donna sua; nel Dil de la Soucreteine {MW) per piii di due anni dis-
impegna gli uffici di una monaca sagrestana, gettatasi nel mondo, ne alcuno
puö accorgersi dello scambio.
Qualche altra volta , pur facendo che ella apparisca ai mortali nel suo
vero aspetto, non si descrive menomamente la sua bellezza, ma questi luoghi
sono rarissimi.
FEDE E SUPERSTIZIONK NKLL AN IICA l'OESIA FKANCESE. II3
Ne de riens qu'elle iious mcfl'ace
Ne nous veult onques Dicx droit fere.
AI II, De: Cehii qtii se tiia par raiiiottesteniriü du
Dyable p. 151 v. 142 — 5.
Siamo cosi venuti, cjuasi inconsciaraente, a veder la \'^ergiiu'
in lotta coi demoni. Si puo Stabilire , senza tema di esageraro,
che, quante volle Maria compie un miracolo , 1' opera sua , piii o
meno direttamente , si volge contro 1' eterno nemico dell' uoino.
Noi vogliamo tuttavia esporre per primi quei miracoli in cui la Ver-
gine si mostra direttamente in contrasto coI diavolo; cosi 1' impor-
tanza di questa lotta riuscira ancora piü chiara. II diavolo e astuto,
r uomo e debole e facilmente puo essere sopraffatto ; egli aveva
quindi bisogno di un aiutu, di una potenza da opporre ad una
forza per lui invincibile. Le antiche religioni trasformeranno le deita
malefiche in deita benefiche, o cercheranno di placarle con sacri-
fici ; la nuova religione non conosce transizione di sorta fra il bene
cd il male. Lo spirito maligno si scateni pure cou tutta la rabbia
sua contro il mortale : questi c piü grande di lui , ha saputo , ha
potuto trovargli, nel regno stesso del bene e della virtii, un osta-
colo, un nemico insuperabile.
Una madre incestuosa sta per dare alla luce il frutto doila colpa
coramessa col figlio suo ; e tuttavia devotissima di .Maria, il denioiiio
la incaiza perchc ella uccida il neonato;
Mais la Vierge Marie, qui pour ses aniis veille,
Pour li bri«ment secourre s'esmout et appareille.
JCD I, Li Dil du Buef, p. 51 st. 52 v. 3 — 4.
La donna infelice, fra le doglie del parto, il riniorso e la ver-
gogna, smania e delira sotto la tentazione diabolica, nia ecc(3 la
Vergine :
Anemi, va-t'en sanz nul respit!
Va-t'en en sus de li, anemi Sathanas !
Elle n'aproche james I fui-t'en isnel le pas!
P- 5' ■'^- 54 1'- /''• >■''• 55 ^- • — -■
E il demonio fugge precipitoso.
Si tratta dello stesso faito, raccontato con alcunc difterenzc
di particolari? Sta sempre tuttavia il fondo comune: una madre
incestuosa e la Vergine che la libera dall' odioso nemico. Nelle altre
due redazioni di questo truce drarama', il demonio riesce nell' in-
tento di fare uccidere dalla madre il neonato, poi si irasforma in
un bravo medi<:o, acquista celebrita, , e la accusa. Ma egli e vinto
anche qui, la Vergine fa che la donna accusata si coiifessi ; viene
il giorno della prova , il demonio dichiara di non riconoscerla piü,
e sparisce.
* Ld DU de la Bourjosse de Romme, JCD i . I >u Senntitii ,/, /\iini,-
DU de la Borj'uise qui fu grase de son fil, AI II.
IIb G. SCHIAVO,
Nel Dit du Favre Chevalier {JCD I), quando il cavaliere devc,
secondo il patto, condurre al demonio la donna sua, la Vergine,
per compassione della sua devota, prende le sembianze di lei, si
fa condurre dal povero uomo al luogo stäbilito, lo incoraggia, via
facendo, a bene sperare. Quando il demonio la vede, grida subito
al cavaliere :
Hostes-moi ceste fame que tu m'as amenee,
Car ce n' est pas la danle que tu as espousee.
Seuv toute riens la lie : tu m'as ta foy faussee.
p. 142 st. 290 T. 2 — 4.
Un sagrestano , frate in un convento , innamora di una bella
donna che ogni mattina va alla chiesa a udir niessa. La donna
innamora di lui, stabiliscono di fuggire assieme una notte : il frato
portera via quanto puo dal convento, la donna tutto quanto ella
trovi di prezioso in casa. Cosi fanno, ma sul piü bello sono sco-
perti, per opera del demonio, sono gettati in carcere, il frate come
ladro, la donna come ladra e come infedele al marito. Ma
si rivolgono entrambi alla Vergine, ella discende dal cielo , entra
nel carcere e questa volta non costringe solo alla fuga il demonicj,
ma lo obbliga a servire a lei.
Lungo tutto il racconto si osserva che tanto la moglie infe-
dele, quanto il sagrestano erano stati condotti al mal passo dal
demonio: ciascuno di loro ne aveva uno sempre vicino. Cosi i
due diavoli si trovavano presso di loro quando la Vergine entro
nel carcere, ragione per cui ella pote costringerli a una buona
azione:
Les maufez tint enchaenez
Qui ses ganz ont si mal menez ;
Tant d'amor lor commande ii feie
Comme il ont fet de contreie.
Cil ne l'oserent refuser,
Ne ne s'en porent escuser.
BM IV. Du Soucretain et de la Fame au Che-
valier, p. 136 V. 71 — 6.'
E ciascuno dei due demoni dove riportare la vittima propria:
1' uno , la donna al suo letto , vicino al marito , senza destarlo ;
l'altro, il frate, nel suo, senza destare i monaci. Cosi pure dove
rimettere al posto di prima quanto avevano rubato il frate e la
donna, Non basta: essi dovettero poi rimanere nel carcere in
cambio dei due colpevoli, finche la mattina i frati venuti sul luogo,
ebbero a constatare il miracolOvSO evento.i
Lo Schröder nota (p. 34) che la Vergine puo strappare le
anime giä in potere del demonio, e ricorda il famoso miracolo
di Teofilo. Questo e uno dei piii begli esempi del potere di lei.
* Vedremo al cap. V un racconto molto simile a questo, D^uji Moitu
qui contrejisl V Ymage de Deable.
FEDE E SUI'EKSTIZIONE NELL ANTICA POESIA FRANCESE. I I7
Si poteva aggiungere tuttavia che qui il demnnio, costretto a com-
parire dinanzi alla Vergine, non cede cosi facilmente: egii aveva
un contratto scritto, e quindi nega, siille prime, di consegnare la
preziosa cedola :
Je In vous lende!
J'aim miex assez que Ten me pende.
OCR II p. 259 V. 82—3.
Y. non cede che alla uiinaccia della Vergine di schiacciargli
il ventre :
Et je le foulerai la pance. /. 259 v. 88.
Ma nella lotta continua contro il demonio , la Vergine non
cede un istanle. La vedemmo costringere i demoni ai suoi voleri,
perfino a far del bene; ma chi avrebbe pensato mai ch'ella appro-
fittasse appunto del demonio e delle sue arti malvagie, per farsi
innalzar quelle statue che al demonio stesso fanno tanto spavento ?
Eppure e cosi. I pagani solevano innalzare statue ai loro dei ;
la Chiesa non permetteva, nei suoi primordi, di erigerne ai
suoi santi. Se non lo sapessimo, ce lo apprenderebbe il racconto
miracoloso De Cehn qui espousa /'}'miigc de pierre (.1/ II P..293 sgg.).
Papa Gregorio, per raeglio combattere la fede pagana, ormai in
gran parte abbattuta, fa gettar tutti gli idoli nel Colosseo, mal-
conci, mutilati, oggetto di scherno da parte di quanti si raccoglie-
vano neir antico edificio, specialmente di giovani che la accorrevano
a lottare fra loro. Uno di questi un giorno, per esser piii libero,
pensa di levarsi 1' anello, e, veduta una di quelle statue , rappre-
sentante una donna, glielo melte in dito, scherzosamente dicendole
che cosi la sposava. Tornato a prenderlo, con (jrrore si accorge
che la statua avendo stretto il dito, era impossibile levarle l'ancllo.
Ritorna tuttavia a casa, nascondendo a tutti il caso stranissimo, raa
quando la notte gli venne desiderio di avvicinare la moglie, ecco la
statua frapporsi a loro, reclamando i suoi diritti di sposa. Se il
raarito volle liberarsi dalla odiosa compagnia dovette scostarsi .dalla
moglie. II di seguente si fa venire il prete con 1' acqua benedetta
c la Stola, il marito si accosta alla sua donna, cd ecco di nuovo
la statua coraparir d' improvviso. II prete benedice e getta acqua
Santa, ma la statua risponde che non cessera mai di comparire,
finche il giovane si ostinerä a sconoscere i suoi doveri verso di lei.
Intanto il prete:
<Juanl le deable oi parier
Ne s'i osa plus arester />. 301 z. 57 — 5h.
La donna si separo dallo sposo e 1' immagine scomparve. La
cosa tir«S innanzi finche, neppure il pai)a sapendo scioglier 1' enimma,
il marito sfortunato ricorse a un buon romito che lo consigliö a
votarsi con preghiere alla Vergine, che gli avrebbe mandato con-
siglio.
Cosi fece il giovane sposo: dopo un anno la Vergine gli ap-
parve in sogno bclla, sploiidrntf , si rivolse a hü c. gli imposc di
I l8 G. SCHIAVO,
(arlc farc una immagiiie che le somigliasse perfettamcnte, con in
braccio un bambino (p. 304 — 5 v. 357 — 80).
11 pover' uomo si leva il mattino coUa piü bella inlenzioiic di
ottemperare al comando, ma una legge vietava rigorosaraente di
innalzare statue sia d'uomini, sia di donne; il papa, consultato,
proibi. La notte seguente riappare la Vergine al suo devoto, irata
questa volta e minacciosa. II papa non cede ancora. Maria si
mostra una terza volta all' infelice sposo, lo rimprovera e gli pro-
mette castighi; il papa cede finalmente, e colui fa lavorare una
bella statua rappresentante la Vergine , come a lui era apparsa e
col bambino fra le braccia.
La statua e posta sull'altare dedicato a Maria, ed ogni giorno
il popolo e il devoto suo ne ascoltano la messa. Un bei mattino
la statua improvvisamente scompare, tutti piangono, pregano la Ver-
gine a non volerli abbandonare, finalmente :
L'ymage devant touz revinl
Et sa main destre close tinl :
Si virent tuit qii'el mestre doli
De la main un anel avoit.
En esjoissent s'esbahirent
Du miracle apert que tuit virent,
Dont maint mescreant s'amenderent,
El ä la loi Dieu se doneienl. p. 30g — 10 v. 535 — 41.
II papa consiglin il giovine a levare 1' anello , P imraagine
apri subito la mano, e quegli pote riavvicinare la donna sua, che:
Li malfez ne li covut seure,
Qui bien sept ans tvavaillie l'ol. p. 310 z'. 564 — 5.
In questo modo la Vergine seppe volgere tutta a suo pro-
fitto r arte del demonio.i
1 E curioso che di questo stesso miracolo abbiamo una ledazione molto
diversa nel Dit du Varlet qui se maria ä Nostre-Dame , dont ne volt qii'ü
hahitast ä autre {BMW). Oui non si svolge il fatto in Roma, ma in un
villaggio qualunque; a quanto si puo dedune, un villaggio di Francia; qui
non si tratta nc di idoli, ne di papa, ma il fatto corre molto liscio. Dinanzi
una vecchia chiesa sta una bella immagine della Vergine per raccogliere i
denari che i pii passeggeri volessero oftVire al rialtamento della chiesa stessa.
Li d' intorno si radunano spesso dei giovanetti a giuocare; uno di loro, per
esser piü libero, si leva 1' anello, va per posarlo sul muro, vede la bella im-
magine, si getta ginocchi, dichiarando di non volere altra sposa che Maria, le
mette in dilo 1' anello, come pegno d'amore. Improvvisamente 1' immagine ri-
piega il dito , nessuno potrebbe aprirglielo ])üi. 11 giovanc grida , la genle
accorre , tutti lo consigliano a farsi frate. Ma il poveretto aveva un' amica
molto bella, piii ancor dell' immagine; 1' anello era un dono di lei. Eglidimentica
presto 1' avventura corsa, e pensa bene di far dell' amante la riioglie sua. Si cele-
brano splendide nozze, ma quando egli fu a letto colla donna sua, Ne li
sovint de nul delit, e si abbandonö al sonno. (tH ])arve di vedere intanto la
Vergine frapporsi a lui e alla moglie, mostrandogli 1' anello e rimproveran-
(lolo ; si desta, va tastando per il Ictlo, non Irova T innnagine, ])cnsa di essere
stato ingannato da un sogno fallace. Rimprovera a se stesso la sua stordi-
taggine di non avor sa]nilo godore della donna sna, ma la Vergine gli riap-
FEDE K SUIMCKSIIZIONE NKLL ANTICA PORSIA FKANCESK, I IQ
Ma non occorre che la Vergine si trovi seiiipre in contatlo
col dcmonio per conibatterlo: ella puo sconfiggerlö anchc seiiza
ch' ei si j^resenti.
Nel Dit de la Borjoise de Narbonne {/CD 11), il figlio clella
buona donna tanto devota, trova a corapagno il demonio che lo
fa peggiore, finchc lo conduce al mal passo di riibare iin caHce ii^
chiesa, esser colto in flagrante e condannato alla forca. Dopo ciö,
de! demonio non si fa piu parola, ma si narra della madre infelicc
che prega la Vergine pel tiglio vicino all' ora suprema. INIaria di-
scende dal cielo a confortarla, le proraette la liberazione di lui,
ed ecco il miracolo:
A la justice vinl la glorieuse errant ;
La corde estoit ja mise ens el col son enfant.
Estes-vous .1. branden de fcu ardant chcant ;
Les gens s'esparpeillierent, de paour vont criant.
La Virge a l'enfant par la main combie;
Les Cordes li desneue el si l'a deslie. J>. 41 st. '^\e 52 v. 12.
Quindi :
e poi:
Les clüches de la ville par elles si sonnercnt st. 53 v. 2 p. 41;
Le peuple vit la mere le roy Jhesu puissant
Monier en paradis ^-4' •''(• 54 i'. i — 2.
Cosi pure nel Du dt- V Anpcreriz de Roiiit (J/II), It il demonio
la prima origine di tutti i mali softerti dall' infelice perseguitata ; il
trionfo di lei sopra i suoi nemici, per opera di Maria, nun
sarä che la vittoria della Vergine contro le arti malvagie dello spirito
ingannatore.
E la Vergine soccorre la pcnera monaca, sua divota, secondo
il Dil de PAbaesse (jiii Ju grosse (J/II). Klla era tanto but)na, il
pare in atto minacioso, lo dice rinnegato e spergiuro, lo. avverle che sarebbe
caduto in Inferno. II poverello non sa piii resislere, balza di lello; senza che
nessuno se ne avvegga, lugge, si fa monaco, resta fädele a Maria.
Come si vede, le dilTerenze fra Funa e l'allra redazione sono grandissime.
Xella prima si iralla di spiegare, in cerlo modo, come sia sorio il costume di in-
nalzare immagini a Maria, e si dii a questa consueludine un' origine aflallo so-
prannaturale ; nella seconda non si manifesla che un lentalivo di allrarre sempre
nuovi fedeli al culto della Vergine. Ouando si sappia che quesla seconda
redazione i- opera di un Rencdeltino , (Jautii-r Je Coiiisi, frate di S. Mcdanl
de Soisson, priore poi a Vi sur Ainc, luoghi che vedremo tanto faniosi per
una bella compagnia di corpi sanli (v. c. III); quando si aggiunga che l'aulorc
esordisce in lono proprio dcclamalorio (Tenez silence, hone gcnle, — Un
miracle qui nioull esl gcnl - Dire vous veil el rcciter, Por les pech^ours
exciter (v. i — 4); quando si osservi ancora che nella chiusa si consiglia a la-
sciar lulle le Marie lerrestri, per següire una sola, nialedicendo pertino al
malrimonio, non si poträ vedere in (pieslo miracolo che uno tlegli attcntali
piii ardili all' amorc c alla gioia umana , condannali come beni salanici , uno
degli esempi piii efficaci del fcroce asceiismo mc<iievalc. Tullo tr;uli>ce in
quesla seconda redazione una copia alurata della prima, men" rrndelc, seb-
bene piii sciocra.
I20 G. SCHIAVO,
diavolo venne a tentarla, le prese Capriccio di amare un giovinotto,
il convento si accorse che in lei era avvenuto qualcosa di anor-
male, il vescovo ne fu avvisato e venne sul luogo per constatare
r accusa. L' abbadessa, a tale nuova, si g'etto in ginocchio dinanzi
uu' immagine di Maria, prego, scongiuro, pianse tanto che la Ver-
eine le apparve, e, rimproveratala alquanto, si presto poi a soc-
corerla. L' abbadessa cadde come in un dolce sopore, e:
La Mere Dieu, par sa puissance,
D'un vallet li fist delivrance,
Qu'onques cele n'en traveilla,
Ne tant ne quant ne s'esveilla.
La Dame un ange avec li ot,
. Voir deus, et par Tun tantost
L'enfant d'ilecques envoia
A un hermite /. 320 — i v. 217 — 24.
Per mezzo degli angeli stessi impuse al romito di nutrirlo
per quattro anni, poi di metterlo agli studi : miracolosamente fa che
una cerva ripari al romitaggio e si ferrai ad allattare il bambino.
Intanto il vescovo manda cinque raonache, fra le piü avverse alla
badessa, sotto la direzione di un arcidiacono a esaminare in tutti
i sensi il corpo dell' infelice ; la prova , e negativa , il vescovo ne
manda altre cinque, ma coUo stesso risultato. La monaca tuttavia
si confessa: quindi vive una vita di privazioni e di mortificazione
continua, e muore da santa. Santa vita conduce pure il figlio
suo, che, fatto prete , viene eletto vescovo , alla morte di qucUo
che aveva potuto constatare il miracolo. Cosi anche qui la Ver-
gine dalle arti diaboliche fa scaturire il bene : anziehe lasciare
un' anima in potere di Satana, ne conquistö due al Paradiso.
II diavolo potra tentare egualmente un' altra monaca devota
a Maria, trarla a fuggir dal convento e a vivere per due anni dis-
soluta fra la crapula ed ogni vizio, trastullo di chi voglia goderla;
r ora del rimorso verra iinalmente , la povera monaca tornerä al
suo convento, e confessata a un abate, non temera di esporsi alle
beffe di ognuno. Ma quäl meraviglia la sua, quando avvicinatasi
all'uscio del monastero, vede aprirlo una donua. a cui confessa, chi
ella fosse, e da cui, avendola richiesta del luogo ondc venisse c del
nome, s'ha (juesta risposta:
Je sui la Mere Dicu Marie,
A qui tu as moult mal merie
La grant bonlö que je t'ai fetc ;
Droiz est que devant toi la niete.
J'ai ci esle ta chevechierc,
Ta bajasse, ta maregliere,
D'uis ouvrir et de sainz soiier,
El de tes lempes alumer,
Et si ai fet l'autre servise
En la maniere et cn le guise
FEDK E SUI'KKSri/lONli NKI.I, ANIKA l'OESIA FKANCESK. IJI
Que tes ordres fere le doit,
Si que nus rien n'i amendoil',
Et que de moi par nia vertu
Cuidoit-l'en que tusses tu !
M II p. 169 2/. 477— 90. De hl Soucretcine.
Ma, giä lo disse lo stesso Rutebeuf, e con lui lo ripetono in coro
Lutti i fedeli: al solo nome di Maria il demonio ftigge, le tentazioni
svaniscono.
Un povero cavaliere cede per duecento lire la sua figlia bcl-
lissima a un canonico che arde per lei d' impuro amore. La fan-
ciulla aveva votata la sua castita a Gesi^: costretta a entrare nel
letto stesso del canonico, c richiesta da lui del norae suo. Maria,
ella rispose ; ein fu la sua salute, perchc
(Juant le chanoinne entent Ic dous noii de Marie,
Tanptacion se fu tantost de li partie
l'üur Taniour Nostrc-Dame, qui est nelc et polie,
11 saut sus et se vest. l^n sergant apella ;
Au Chevalier sa tille doucement envoia.
yCD I p. 177 st. 30— I .
La Vcrgine poi, in ricompensa, libera da morte il suo devoto,
caduto in un tiume, facendolo portare da gli angeli neila sua
stanza e metterlo a letto (p. 17g st. 3g — 40).
A questa seconda classe di rairacoli della Vergine si puo
riportare anche quello di aver fatto conoscere a un cavaliere, suo
devoto , che ne fosse dell' anima di un suo araico , morto empio
peccatore, senza confessione. I\gli aveva pregato specialmcnte Dio
di volergli far sapere qualcosa in proposito, ma la Vergine disccsc
ella dal cielo, gli ordino di mcttersi a cavallo, che, per via, ajjpren-
derebbe tutto quanto cercava. Cosi fu: in un bosco incontro un
diavolo • che portava seco T anitna dell' amico estinto. {JCD II,
Le Dil de ij Chevaliers).
Ma non sempre occorre questa lotta , piü o meno dirella;
abbiamo alcuni casi in cui Maria, opcrando prodigi, non raira
specialraentc ad abbattere 1' antico avversario, bensi piuttosto a soc-
' E, nel fondo, lu stesso racconlo dato dal Lej^rand [^LA IV p. 54 s^'g.).
Solo c a notare che cpii la monaca, j^iovane di vciit' anni, stabilisce di fuggir
coli' anianle, che c un prete; ma per hen duc volle, passando, prima di uscire,
dinanzi un' immayine della Vergine, a cui recitu un' Ave , irovö poi alla
porla una donna ciie in alto di minaccia la cüslrinse a tornare. II ter^o
giorno riusci a fuggire, evitando di vedere la sacra immagine. Visse dieci
anni nel mondo, poi lornö a penitenza.
In un'altra redazione {LA IV p. 58 — 59) la monaca e scdolta da un
nipote. della badessa, ma non consenle a fuggire che dielro promessa di malri-
monio. E arreslata anche c|ui alla porla da una donna ignota, ma fuggita fmai-
menle, si marita coli' amanle, ed ha figii, ma dopo 30 anni ritorna al convento
penlita, c lo '.posn si fa inonaco.
122 G. SCHTAVO,
correre chi sia vittima di qualche inganno, o le sia caro , per
devozione a lei. Cosi nel Dit de la Roine que Xostre-Dame delivra
etc. {M II p. 256 sgg.), si tratta di una povera donzella, vilmente
tradita. II re d' Egitto !' aveva chiesta in isposa: una notte, prima
ancora che le nozze si celebrassero , egii dovea passcire seco lei
qualche ora felice ; ma il siniscalco , suo confidente, lo dissuase dal
recarsi al convegno. Allora il re vide che avrebbe commessa un'azione
indegna, e dette al siniscalco la chiave di una porta segreta,
da riportare alla donzella. Colui aspetta invece che la notte fis-
sata sia giunta, ed entra, non conosciuto, fra le tenebre, dalla don-
zella. Ella, credendolo il suo amato, gli si concede, ma accortasi
poi deir inganno, tratta dal fodero la spada di lui, gliela iramerge
nel euere , e coli' aiuto di una sua cugina , ne getta in un pozzo
il cadavere. 11 siniscalco non si trova piii , le nozze si cele-
brano, ma la povera giovane prega 1' amica di passare le prime
ore della notte col re. Quella acconsente, poi non vuol piü
levarsi, per farsi cosi conoscere dal re e a^verlo a sposo; la povera
giovane, disperata, appicca il fuoco al letto, fugge col re, menlre
1' altra arde miseramente. Le cose procedono a lungo ignorate,
finchc la nuova regina, tormentata dai rimorsi, volle confessarsi al
sacerdote di una chiesa che ella aveva innalzata a Maria. Costui
perfidamente la minaccia di narrar tutto al re, se ella non cedesse
alle sue voglie: dietro rifiuto da parte di lei, egli mantiene la parola;
e la regina e condannata a morte. Ma la Vergine non la abban-
dona. Un buon romito, che abitava poco lunge, la notte antece-
dente al di del supptizio, ebbe avviso dal cielo di trascinarsi, seb-
bene decrepito, alla corte del re, che un bei miracolo doveva com-
piersi per la sua venuta. Di fatti la regina fu condotta dinanzi
al romito, legata le mani, bendata gli occhi, ma appena fu alla sua
presenza , caddero i legami e le bende, vennero a lei dal cielo
una veste, un velo ed un breve che spiegava ogni cosa.
Mes Diex la deslia tantost
Oue 11 sainz hom veue l'ot '^,
Et un autie cas li avint,
yu'un vestement de sainz ciex vint,
Et un voll qu'il mist seur son chiel.
Desus le voll avoit un bricf
Uui devisoit son evrement. /. 275 v. 611 — 17,
11 re ebbe cosi a riconoscere nella moglie la prediletta del
cielo, il prete fu arso, dispersi i parenli del siniscalco, e la cosa
terrainö ottimamente.
Quanto poi Maria sia tenera dei suoi devoti,.ci appare anche
' Giacchi: cade in acconcio, notiamo clic quando la Vergine o i santi
Dpciano niiracoli , li opciano per conressidnc divina ; ciö si rilieva (|ui e in
tulli j»li escnipi rirordali e che rirorderemo, ipiando piii, quando mcno espli-
citamente.
FliDE E SUPKRSTI/IONK NEM. ANIICA POESIA FRANCKSE. 1 2 T,
dal /?// (hl Chevalier qui ooit la Messe et Notre-Dame estoit pour lui
au lontoiment {Bi\fl, p. 82 sgg.).
11 cavaliere fa per andare al torneo ; passa dinanzi una cliicba,
odo che vi si canta una messa in onore di INIaria, e vuole fermarsi
ad assistervi. Lo sondiere lo invita a partire, che la sua mancanza
al torneo sarebbe stala una vilta , raa inutilraente , perchc egli
vuole Star li a pregare, e ci sta finche sono dette tutte le messe di
(juella mattina. Intanto ha luogo il torneo : quando il cavaliere
esce di chiesa, quello c giä chiuso. Per via si incontra nei carapioni
che si erano battuti : ognuno lo ricolma di lodi, alcuni si fanno a
lui prigioni, riconoscendo il suo alto valore.
Allora egli comprese di che si trattasse, comprese che la Ver-
ginc avcva combattuto per lui.
Lors ne fu plus esbahis,
Car il a entendu tantost
Que cele fu pour lui en l'ost
Pour qui il fu en la chapelle.
Les barons bonement appelle,
Et leur a dit, or m'escoutez,
Tuit ensemble par vos bontez
Car je vous dirai tel merveille
C'onques n'oistes lor pareille. /. 85 v. 76 s^£.
Non nieravigliamoci se egli conchiuderä. :
Fox resoroie se retournoie
A la mondaine vanite : P- ^S ^'- 9^ — 7-
e si fa monaco.
A costui r onore, ad altri la Vergine salva la vita. Un buon
giovanetto, a lei devoto, per una sciocca calunnia del maestro suo,
e condannato a morire da un re d'Egitto, che lo amava prima mol-
tissimo, come figlio di un suo siniscalco fedele. Doveva entrare in
un bosco, e cercarvi un uomo, a cui il re aveva imposto di accen-
dere un gran fuoco, e di gettarvi dentro chi venisse a lui in norae
suo. Ma, via facendo, entra nella chiesa di un eremo, dove si
celebrava la messa; entra, recitando le lodi di Maria. Intanto,
raentre il romito corapie suU' altare il sacrificio, discende un biauco
colombo con un breve nel becco, che esso lascia cadere ai piedi del
Santo uomo. Costui lo raccoglie: il breve gli intiraa di non lasciar
partire il giovinetto prima che il mezzogiorno fosse passato. II re
raanda intant(j al bo.sco il maestro stesso, per saper qualche cosa :
ma (juello del fuoco, visto 1' uomo che doveva, secondo lui, essere
la vittima designata, lo prendo, lo gctta nel rogo. Cosi la virtu
r salvata c punito il tradimento (.1/ II. /J// Jih au Seneschal).
Maria .salva ancora la vita a un monaco suo devoto. Quando
si oss'crvi »he que^to miracolo (• opera (W (niii/iir de Oiitisi , il
Benedettiui) di .^. .Mt'flard, si pin'i spcraif i|i iitlii ccrlo t|ualci)sa
di bunno'
124 G. SCHIAVO,
Ormai il raonaco dovrebbe soccombere: la lebbra ne copre
liitlo il corpo, i confratelli lo Hanno lasciato , ma la Vergine non
vuole che il suo devoto muoia di una morte cosi orribile. Discende
dal cielo,
Moult doucement les lui s'apuie,
Toutes ses plaies li essuie
D'une toaille assez plus blance
Que noif negie n'est sor brenche:
Moult doucement s'en entremet,
Sa blanche main polie met
Desor son front moult doucement, etc.
^i II, Miracle de Nostre-Dame qui ^ari un moiiic
de son let. p. 431 — 32, v. 103 — 109.
Non basta: clla fa ben di piu:
La douce Dame, la piteuse,
Txait sa mamelle savourese,
Se li boute dedenz la bouce,
Et puls moult doucement li touche
Par sa dolor, et par ses plaies. p. 432 — 33 v. 124-28.
11 raonaco, senza piii attendere, si desta come da un sonno ;
balza da letto, con sorpresa di alcuni, con spavento di molti, guarito
completamente.
La vergine soccorre inoltre una donna piü infelice che colpe-
vole, discende dal cielo a nascondere la vergogna di qualche pia
devota, ' e, come, per le preghiere di una madre sventurata, a lei
carissima, tronca all' umana giustizia il suo corso [le DU de la Boi-
joise de Xarboime), cosi arriva perfino a liberar dalla forca un la-
drone terribile a tutti, e del resto un po' curioso ; che non andava
una volta a rubare senza invocar 1' aiuto di jNIaria. (J/ II. Du
Larron qui se commatidoit a Xostrc-Dame toutes les fois qu'il aloii
einbler).
Preso e condannato al laccio, prego tanto la buona patrona
che la costrinse a salvarlo :
Cele qui nus des siens n'oublie,
Moult errament vint en s'a'ie ;
Les blanches mains suz ses piez tint,
Qui ne soufti douleur nc poine. /. 444 v. 33 — 37.
II di seguente, venuti i carnefici per seppellirlo, si meravigliarono
di trovarlo ancora sano e salvo ; fecero per ucciderlo a colpi di
spada, ma non poterono in nessun modo fargli danno,
Car encontre tenoit ses mains
La Mere au Roi qui tout cria. /. 445 v. 56 — 7.
11 miracolo fu a tutti palese, tanto piü che il ladrone stesso
lo confessö loro. Liberato cosi per amore della Vergine, volle ser-
virla degnaraonte, si fece frato. p niori poi da giusto.
FEDE E SUPERSTIZIONK NELI/aNTICA POESIA FKANCESE. I25
Cosi anche qui abbiarao, per opera di Maria, la redenzione
morale d' im peccatore che la giustizia umana aveva condaimato
all' estremo supplizio.
Ma, se la Vergine ha cura della vita corporale di un iiomo,
non ne avra ancor piii della spirituale?
Un povero cavaliere, innaraorato perdutamente di una bellis-
sima donzella sdegnosa c superba , ia per lei raille pazzie , corre
giostre e tornei, cerca di tutto per commoverla, ma sempre invano.
La sua passione non lasciandogli piü bene, ricorre fmalracnte a un
abate chiedendogli consiglio ; costui promette sollievo ai siun
dolori se, per un anno, reciti ogni giorno 150 volte l'Ave Maria,
II cavaliere si assoggetta alla prova : un anno dopo , passando,
mentre e caccia in un bosco, dinanzi una vecchia cappella dedicata
alla Vergine, si inginocchia a recitare le ultime 150 Ave-Maria. K
allora gli appare la regina del cielo, abbigliata da sposa , ricca-
inente vestita, beliissima, ammagliante. „To sono quella, gli dice,
c;he devo farti riavere 1' amica :
ür pren garde, que tu feras,
Cheli que tu miex ameras
De nous deus aras ä amie.
I>M I, Uji Miracles de Nostre-Danie p. 31^4 ?'. 213—1;;.
11 cavaliere dichiara che ella c inlinitamento piii holla; la Ver-
gine gli promelte di conibrtarlo dell' amor suo in cielo ove cgli
r avrebbe sempre amica fedele, ma a un patto:
. . . il convienl, n'en doutes niic,
C^'aute.s com tu pour l'autre amie
As fait, eilest an faches pour moi :
Onques ne fai autre tournoi
Pour moi, n'autres Chevaleries,
Chent et cinquante salus dies,
Jusc'ä un an saus passer jour,
S'estre veus sire de m'amour. p. 354 7'. 228 — 36.
Cosi egli si fa frate : un anno dopo muore, e Maria discende
per recarselo in cielo.
II rairacolo del Cavaliere che stette a udir le messe , mentre
la Vergine si batteva per lui, e questo or ora esaminato, mirano allo
stesso fine, a volgere cioe all' ascetismo piii rigide coloro che nieno
lo amavano: i cavalieri. Cio appare tanto piu evidente quan<lo si
osservi che del Miracle de Nostre Dame, abbiamo un' altra redazione
{I^A IV p. 34 sgg. Dil Bourgeois qui iiima une Jame), in cui si tratta
invece di una vedova giovane e belissima, raa che non vuole pas-
sare a seconde nozze, e di un borghese ricco, di lei perdutamente
innamorato, Costui non riuscendo a commoverla, ricorse a un Giudco
che se la intendeva col diavolo, ma tuttavia non volle rinunciare
alla Vergine. Pentito e addolorato, stava un di piangendo in chiesa
dinanzi un' immagine di lei , la pregava o a volergli concederc!
r amore della sua bella o a Iure in modo ch' egli non 1' amasse piü.
126 G. SCHIAVO,
L' immagine annui del capo , il borghese non se ne accorse , ma,
per caso trovandosi allora in chiesa la vedovella sdegnosetta, in
virtii del miracolo, vide nel borghese il protetto dal cielo, e gli di-
chiaro d'esser pronta a concedergli la sua mano. Cosi i due sposi
vissero vita lieta e felice.
Egualmente, se Maria Egiziaca diventa santa, lo deve in gran
parte alla Vergine.
Ella difatti puo entrare in chiesa solo dopo 1' ardente sua
preghiera a Maria, e se si decide sul luogo da scegliere per con-
durvi mia vita casta e ritirata, non fa che seguire il consiglio
di Iri.
Une voiz o'i ä delivre
Qui li dist „De ci partiras,
Au moustier Saiut-Jean iras, etc.
OCR II. La Vii' Sainte Marie V Egiptianne, p. 276 t'. 350—64.
Maria, d' altra parte, gradisce i doni che a lei fanno i devoti ;
cio appare evidente dalla storia di S. Leocadia. lldefonso, il buon
vescovo di Toledo, ama fervidamente la Vergine; ella si mostra a
Uli una notte, e un' altra ancora per ringraziarlo di im lii)ro fhc
egli aveva dedicato a lei, celebrandone le lodi:
De cel livre tel gre li sot
La douce Dame gloriose
La douce Virge, la pitose,
Que devant lui une null vinl,
Entre ses braz le livre tint,
Molt doucement l'en mercia,
Et vers lui moll s'umelia. i) J/ /. p. 289 v. 598 — 604.
Ma ella fa anche di piii: vuole rimunerare T araico del dono
a lei oflferto, onde gli appare una notte seduta su una cattedra in
chiesa dicendogli:
Beax tres dolz chiers amis
Cest aube ci qui tant est bele,
De Paradis t'ai aportee :
Garde que seit si bien gardee,
Que nus, fors toi, ne la reveste,
Tant soit halz jors, ne alte feste.
Beax dolz amis, mais ge te di
Qu'ä ma messe le samedi
En Tenor de moi la revestes
A mes vigiles, ä mes festes. p. 290 v. 620 sgg.
Aggiunge che sulla cattedra, ove ella sedeva, non salisse che
egli soltanto, che qualunque osasse trasgredire i suoi comandi,
morrebb(> improvvisaraente ; e cosi avvenne di fatti al vescovo suc-
cessore.
Dunque , dopo l' esarae delle fonti nostre , e dopo lo studio
dello Schröder, possiamo conchiudere: Maria neu' antica poesia
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANllCA POBSrA FRANCESE. l 2J
francese ci appare come la potente regina del cielo , a cui
Dio non sa negare quanto ella chiegga, sia giusto od ingiusto il
concederlo. K, d' altra parte, l'ostacolo piü forraidabile che il dia-
volo incontri nelle sue imprese contro il cielo, 1' amica fedele del-
l'uomo, la speranza piü sicura degli iiifelici e dei peccatori. 11
culto della Vergine bella c pietosa decade talvolta, per le esagera-
zioni a cui fu portato , diventa im' idolatria , da nel gofib e nel
ridicolo. Ma ad ogni modo, fuor che in pochi casi, anche 1' antica
poesia francese, nella venerazione a Maria, ci da nel fondo, il culto
della donna idealizzata nella sintesi piü pura e piü bella di
tutte le virtü e di tutte le grazie. Curioso contrasto! si maledice
ancora alla donna terrena, se ne disconoscono generalinente i sacro-
santi diritti, nella sua virtü non ha fede quasi nessuno, ma si credc
a una donna ideale, raadre, eppur vergine, apoteosi, diro cosi, della
castita femniinile.
(Si conlimia.)
(1. ScillAVO.
Azalais d'Altier.
Lo Schultz, nello studio cosi ben fatto su le poetesse proven-
zali, giunto a Clara d'Anduza, tocca necessariamente della storia
d'am(3re, che fu tra costei ed Ugo ch sain Circ, secondo la re-
dazione della biografia del trovatore, che ci fu trasmessa nel codice
laurenziano 42, PI. 41 [P). Si sa che storia sia stata : un bei giorno
si pose tra gli amanti , invidiosa quant' era avvenente , madonna
Ponsa, che seppe adescare il volubile poeta, rubandone a Clara
l'intendimento e le canzoni. Ma come Ugo fu tutto di lei, Ponsa
non attese le promesse dolci, con che lo avea sedotto ; ond'egli
se ne stanco, e itosene corruccioso ad un'amica di Clara, tanto
pregö, che quella s' indusse a cercare ch' egli riavesse la grazia
della dama d'Anduza. La pace fu fatta, ed Ugo effuse la piena
del gaudio in una canzone, che volle inviare a „n'Alazais d'Autier".'
Chi era costei? e come entrava negli amori del trovatore? Lo
Schultz, non ne sa nuUa. Or bene, io richiamero l'attenzione di
lui e degli altri compagni di studio sopra il .'icihä, che chiude il
canzoniere provenzale della Marciana (F). Si tratta di una lettera
(hretta da Azalais d'Altier, la stessa cui Ugo mando la canzone,
ad una Clara, come ci mostran gli Ultimi versi, ove Azalais prega
che quella orraai sia benigna all' amante, e soggiunge:
anz li sias fina et clara,
qel 7ioms nil senblanz nous desmenta.
Ognun vede che questa Clara dev'essere la dama d'Anduza,
l'amante di Ugo di sain Circ. La lettera ci rappresenta in diversa
forma la situazione, ch'e pure in due altre coraposizioni della rac-
colta, diremo cosi, femrainile dello Schultz: una pietosa interme-
diaria, volgendosi ad un'amante irata, la esorta a perdonare al col-
povole amico.2 Di prima giunta si crederebbe che la lettera fosse
da riferire alla fase principale, teste accennata, della storia amorosa
di Ugo e Clara; ma tra la narrazione del biografo e i dati, che
rivelansi dai versi di Azalais, non c'^ perfetta rispondenza. II bio-
grafo dice che il trovatore, volendo riacquistare le grazie deH'araante,
1 Hist. litt, des Tr. 2,177—81; Diez, L. u. IV. der Tr.'^ 337—40;
ilerrig, Archiv ^0,zt,^; Chabaneau, Les biogr. des Tr. p. 52; Schultz,
Die prov. Dicht., p. 15. Per la canz., Gr. 457,4.
^ Schultz, pp. 25, 29. Cfr. anche p. 19 (Alamanda); e 4" razos dei
sirvcntesi di ßerlvaa de Born in Chabaneau, dj). cit., p. 19.
AZALAIS D ALTIER. I 29
„anet s'en a una amiga de madorana Clara": dalla lettera invece
risulta che Azalais non aveva raai veduta la poetessa d'Anduza.
Inoltre, s'e rammentato ora che fu Ugo a lasciare Clara per
ahra donna: al contrario, Azalais terae che Clara vogUa liberarsi
deH'amico, senza averne alcun grave raotivo. lo penserei dunque,
che la lettera fosse scritta in un periodo prccedente di
questo romanzetto , in occasione di una di quelle guerriciuole,
che tratto tratto turbavano 1' idillio filato dal trovatore e da
Clara. Peru che il biografo dice, prima di venire all' episodio
di madonna Ponsa: „lonc teraps duret lors amors; c majtias
guerras e inantas patz fet-on nitre lor." Cosi Clara c Azalais saran
divenute amiche; e quando si sara trattato dell' altra maggior
guerra, Ugo niemorc de' buoni uffici anche prima prestali dalla
corapiacente Azalais, di nuovo avra pensato di ricorrere a lei, come
ad intermediaria gia felicemente provata ; poic;hr c- ben giusto
imaginäre che la riconciliatrice pure nella peggiore scissura sia
stata Azalais, se fu a costei che Ugo volle ne andasse, prima che
altrove, la festosa canzone, inspiratagli dalla gioia di avere rigua-
dagnato il favor di Clara.
IIo detto che la lettera e nel cod. provenz. della JVIarciana :
aggiungevo che occupa il f. 149 di esso. Si sa che la parte lirica
del codice fu diplomaticamente riprodotta dal Grüzraacher : questi
ha giudicate illeggibili alcune poesie, non esclusa la tanto nota ro-
manza di Guglielmo VII di Poitiers, che l'Heyse aveva gia alcuni anni
prima pubblicata proprio di sullo stesso cod. (f. 148b).' Cosi il Grüz-
macher non ha saputo decifrare la nostra lettera: l'ha invece letta
e trascritta il Bartsch, che ne ha fatto cenno nel GrundrJssP- Cu-
rioso e pero che egli l'abbia citata come domnejaire anonimo, mentre
fin da' primi versi l'autrice si nomina. Non so poi che il Bartsch
stesso l'abbia pubblicata; ne trovo il nome della nostra poetessa
nella lista degli autori provenzali, che segue alle biografie dei tro-
vatori edite dallo Chabaneau. La scrittura sembra la stessa del vers
del conte di Poitiers e delle altre liriche qua e la inserite nel co-
dice a riempiere i vuoti lasciati dalla mano piu antica, del sec.
XIII (si raramenti che il cod. porta la data 1268), cui si deve il
piu di questa raccolta. La mano piu tarda e della fine del 300
o del principio del 400.^ AI pari delle liriche, che sono in questo
codice, la lettera e stesa in linee di prosa.
La forma metrica h la piu comune dei saliitz: ottosillabi rimati
a coppia. S'e accennato che il Bartsch considera questa poesia
' Herrig, Archiv 36, 455. Ileyse, Rom. Ined. 8 — 12.
* Bartsch, Beiträge zu den rom. Lit., Jahrbuch für rom. u. engl. Lit.
11,60 — 61; Gr. p. 41. Anche il Suchier ha ricopiato il noslro sa/ut, nia
nemmen egli l'ha fatto conoscere. Ne ha imilalo il principio nella gra/.iosa
lettera in versi provenzali diretta al prof. Chr. Schlüter {Marien i^ebete,
P- 5).
3 Bartsch, Beiträge cit.; Gröber, Liedersamm/. der Tr., Rom. SluM.
9. 596.
ZeiUchr. f. rom. Phil. XIV. o
130 V. CRESCINl,
un do?imeJaire , ma allora s'ha a dir troppo rigorosa la definizione
del donmejaire da lui data seguendo il Raynouard {Choix II 258).
Infatti la nostra lettera finisce, ma non coraincia con Dojuna.^ Nel
dare i pochi versi di Azalais m'attengo alle sollte norme : riproduco
quanto piü fedelmente il ms., ma sciolgo i nessi, compio le abbre-
viature, distinguo al modo nostro u da v, i da j: dove aggiungo
adopero il corsivo ; se altrimenti correggo e modifico , in nota
oflro la precisa lezione del codice.
(fol. 149") Z'anz salutz et tantas amors,
et tanz bens et tantas honors,
e tantas finaj amistaz,
e tanz ganz com vos volriaz,
5 et tanz ris et tant d' alegrier,
vos tramet n' Azalais d'Altier ;
a vos, donna, cui ilh volria
rtiais vezer qe ren qel mon sia :
qe tant n' ai auzit de ben dir^
10 a ceilh qeus es hom et servire,
qe per lo ben, qu' el me n' a dich,
ai tant inz e mon cor escrich
vostre senblant, qe sius vezia,
entre müh vos conoisseria.
15 et die vos ben aitan en ver
qez anc donna, senes vezer,
non amei tan d' amor coral ;
et die vos ben, si deus mi sal,
quez el mon non es nulla res,
20 q'eu penses qez a vos plagues,
qi?zeu non fezes volenti(?ra,
senes mant e senes preguit'ra.
etz ai, donna, trop gran desire,
quez eu vos vis, aus pogues dire
25 tot mon cor et tot mon voler,
et pogues lo vostre saber.
aras, donna, es enaissi.
r autre jorn s' en venc zai a mi
lo vostr' amicx tristz et ma?v-iz,
30 com hom enchausatz e faiditz,
e dismi q'en ditz ez en faitz
es vas vos mespres e forfaitz,
6 quos o auos. 12 &mo. 22 priguira. 24 &us. 29 trislrz & '.naiz.
31 dixis 0 digi (?).
• P. Meyer, Le salut d'Ainour dans les Litt. fr. et prov., Bibl. de
l'Ec. des Chart. 28, 131.
A/ALAIS IJ ALTIEK. I 3 I
segon, donna, qe vos dizes,
q' eu non cuidera q'el disses,
35 ni q' elh a nuilh jorn de sa vida
fazes vas vos ....
. anz q' el vos obezis
niais qe nuilla ren q' elh anc vis.
pero, donna, si vos cuidatz
40 q'eu n' aj' esmai, ben es vertatz ;
qe vos aves ben tan de sen,
de valor et d'esengnamen,
qe si lo tortz granz noi fos,
ja noilh trobaras occaisos,
45 per quel feses de vos partir,
ni aissi desirant languir;
ni non podes jes per raizon
azirar lui per 1' ucaison,
q' eu sai, ei elh e vos sabes.
50 pero s' auzire lo voles,
vostra sera la perda el danz,
et pois per totz los finz amanz
deures en eser meinz prezada
per totz tenij)s, ez uchaiso^zada.
55 ez aquilh qe non o sabran,
cuidaran si qe per talan
d' autrui amar, vos 1' azircs,
et de vos amar lo lunges :
ez intrares in folla bruda,
60 si est per canzaritz tenguda,
q' esqern fai de si mal retraire
Brizeida, qar ilh fo cangiaire
SOS cors, qar laisel Troilus
per amar lo fil Tideüs.
65 autressius er en mal retrach
sius partes de lui sens forfach ;
qeus vol eus desira eus ama,
tant q' en moren n' art e n' adama.
e s'atra donna l'agues mort,
70 eu cuidera qe molt grau tort
vos agues fait, si m' aiut dieus,
qar eil es miclls vostre qe sicus.
f. 149''. e s' el, donna, per sobramar
vos fez de ren vostre pesar,
75 amors o fez, e non gens elh ;
per q^2 eu conosc ben qez elh
34 diesses. 36 — 37 fazes uas uos ameus 0 anzeus (?) obezei o obezes (?).
40 qeu naiamai\ 44 occaisons. 51 sera] er. 59 brnida. 66 scnes. 67
&US d. &US a. 70 cn.
132 V. CRESCINI,
non deu perdre vostra paria,
ni 1' amor qe de vos avia ;
ni nulla donna non es bona
80 pois q'estra ni toi zo qe' dona.
eras qon q'el sia estat,
o per la vostra volontat,
o per lo tort qeus a «gut,
vel vos aissi mort et vencut,
85 qez el non dorm, ni non repausa,
ni el mond non es nulla causa,
qe jal puesca donar conort,
si doncs ab vos non troba acort :
per q' eu vos prec per gran merze,
qo qe vos, tot per amor de me,
li perdones el finiscatz
los tortz, don vos l'ucazonatz;
ez eu faz vos per lui fianza,
qe ja, en diz ni en senblanza,
95 non faza nul temps, ni non diga
ren per qel sias enemiga,
et nol sias omais avara,
anz li sias iina et clara,
qel noms nil senblanz nous desment a :
100 e prec Amor qeus o cosenta,
bona donna.
77 den. 78 avia] ama.
Note.
V. 6 Altier — nella canz. di Ugo di s. Circ {Gr. 457,4) Autier — e un
comune del dipart. della Lozere, circ. di Mende, cant. di Villefort, a non
molta distanza da Anduze (Anduza), ch' era il paese di Clara.
V. 44 trobaras puö essere esempio del cond. in -ara ; ma vv. 34,70
cuidera.
Vv. 61 — 64. Qui s'accenna all' episodio notissimo del Rom. de Träte,
agli amori di Briseida e di Troilo , che quella dimentico per Diomede : sarä
dunque da aggiungere questo agli altri esempi di allusioni provenzali alla leg-
genda di Troia (Birch-Hirschfe 1 d, Lieber die den frov. Tr. des XII. und
XIII. Jahrh. bekannt. Ep. St., pp. 8 — 12). Un altro accenno trovadorico a
storia troiana e pur nel saliit di Arn. de Maruelh pubbl. dallo Chaban eau ,
Revue des lang. rotn. 20,53 — 59, v. 151.
V. Crescini.
Fonetica del dialetto di Piacenza.
N o t i z i e B i b 1 i o g r a f i c h e. — Per questo studio, che prende
ad esarue il dialetto che si parla ai nostri giorni nella citta
di Piacenza , abbiamo soprattutto attinto alla voce del popolo.
Tuttavia ci furono di valido aiuto anche gli scrittori vernacoli e i
compilatori di vocabolarii e di raccolte dialettali. Non ripeteremo
qui le notizie bibliografiche data dal Biondelli nel suo . Saggi'o sui
Dialetti gallo-ilalici (Milano 1853, p. 315 e sgg., e p. 433 e sgg.),
raa ad esse aggiungeremo quelle che ci fu dato raccogliere nella
Bibliotcca Comunale di Piacenza. Due grossi volumi manoscritti,
recenteraente acquistati, contengono molte poesie del migliore tra
i mediocrissirai verseggiatori piacentini, Carlo Bongilli, che fiori dal
1820 al 1840 circa, e parecchi componimenti vernacoli che videro
la luce neH'almanacco popolare la Piligreitia, di cui non ci fu dato
vedere nessun numero a stampa. Meritano tali scritture una men-
zione particolare non solo perch^ inedite la maggior parte , raa
perche la grafia vi e molto corretta , e costante la cura di ripro-
durre fedelmente la pronüncia. Delle altre scritture rimaste ignote
al Biondelli che ci fu dato esaminare ricorderemo le poesie di
Vincenzo Capra , per tacere di quelle che su fogli volanti conti-
nuano a stamparsi ogni giorno.'
Altri materiali offrono i Vocabolarii. Del Conte Carlo Anguis-
sola esiste inedito un Dizionario piacentino-tosca7io' (1826), che noi
potemmo esaminare mercc la cortesia del conte Giuseppe Nasalli,
al quäle rendiamo qui le piü vive grazie. Esso non manca di
pregi , raa non puo essere ciecamente adoperato dal linguista,
perche la grafia vi e spesso incostante ed erronea.'- Dell'Anguis-
sola esistono in Biblioteca anche le Effemeridi ttieditc, raa esse ser-
virono poco all'uopo nostro, perchi- sono scarsc le parole e le
* Poesie dialettali possono leggersi anche nei mss. 30, 310, 310 bis del
Lascito Pallaslrelli.
' Basti notare le forme azzalin accanto a cantaina, dintr, simpr, cimozza
allato a simozza. DeirAu;;iii.ssola esiste anche La Grineide inedita , che 6
una Serie di tredici sonelti non privi di salc, ma scritti in iin piacentino non
molto puro, come provano le forme d'infmito atnazzar, spcrar, ed altre conie
Volpin allato a Volpuin, ßnistrin accanto a birickain. (^uesta diversil^ nella
scritlura fa fede dclla tcnden/.a clic avcva l'autore di srostarsi dalla pura par-
lata del volgo.
134 E. GORRA,
frasi dialettali che contengono. Francesco Nicolli, oltre al Catalogo
ecc. (1832) menzionato dal Biondelli, scrisse un'opera intorno al-
V Elünologia da nojui di luogo degli stall diixali dt Paj-ina, Piacenza e
Guastalla (Piacenza 1833, 2 volumi), la quäle contiene poche cose
buone in mezzo a molte aberrazioni ; wWArcheologia universale par-
mensc piaccntma e guastallese (Piacenza 1834), libro farraginoso e
privo d'ogni valore linguistico, che potrebbe perö servire a chi
volesse studiare i nomi locali delle regioni di cui si occupa, e una
Filologia piaceiilina e parmigiana inedita (Ms. 4 Lascito Pallastrelli),
la quäle deve aver servito all'autore per la compilazione del
SUD Calalogo , ma che egli dev'esser sempre andato arricchendo
anche depo la pubblicazione di questo, perche ne e pifi ricca di
voci e perche spesso vi sono citate le Etimologie pubblicate dopo
il Calalogo slesso. Tre edizioni ottenne il Vocabolario piacentmo-ilaliafw
di Lorenzo Foresti (1836, 1855, 1883), ma e soltanto dell'ultima
che noi vogliamo occuparci. L'autore nello scrivere l'opera sua si
propose uno scopo eminentemente pratico, vale a dire volle regis-
trare quasi soltanto quelle voci che piü si scostano dalla lingua
letteraria, tralasciando quelle alle quali ognuno puo facilmente trovare
il corrispondente italiano. Ma se questa parsimonia e da un lato un
pregio dell'opera, diventa pero un difetto grave per chi abbia bi-
sogno di conoscere il riflesso popolare degli etimi comuni al tos-
cano ; e d'altra parte non c un glossario che l'autore scrisse,
perche troppo ricco di quelle voci ch'egli appunto s'era proposto
di tralasciare. Tal disegno dell'opera si trovava giä nelle prime
edizioni; quest' ultima fu arricchita di molti voci e di nuovi segni
grafici che meglio servano a riprodurre la pronuncia. Ma la
grafia adottata non e scevra di gravi mende. Innanzi tutto non e
contraddistinto il suono nasale, che ha tanta importanza nel nostro
dialetto ; inutile invece ci sembra la distinzione fra ä ed ä, come
quella fra e ed e, 0 ed ö. Ue non ha precisamente il suono del-
Veu francese, e quindi non e identico a quello dell'Ä L'o non
esprime un suono ou, ma il suono nasale francese on. Una in-
conseguenza nell'uso dei segni si nota in tutti gli infiniti della
prima coniugazione, la cui vocale tonica doveva essere indicata
non con ä ma con d. L'accento tonico si confonde spesso coi
segni grafici, come per es. in addbb, adöss ecc. La voce adess della
Tabella si riscontra nel testo scritta adess, e l'atona, ad es. di gäbbä,
porta erroneamente il segno della tonica. In gravi errori puo
indurre anche la tendenza alla grafia etimologizzante , poiche il
popolo non pronuncia servizi ma sarvizi, non canestrella ma canas-
trella, non vedariar ma solamente vadaridr ecc^
Oltre ai saggi dialettali editi dal Biondelli, che noi riscon-
trammo sui manoscritti , e molto notevole quello pubblicato dallo
' Altri Studiosi piacentini pubblicarono brevi lavori intorno al proprio
dialetto, ma essi sono informati aj^li antichi metodi e mancano quindi di ogni
valore scientifico.
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA. 135
Zuccagni - Orlandini nella sua Raccolia dt diaklti italiani (Firenze
1864, 152 — 1Ö3), sebbenc non sia privo d'errori e d'incongruenze';
meno importante c quello del Papanti, I parlari üaliani in Cer-
ialdo (Livorno 1875, 357).
Chiudiamo questi cenni col rendere pubbliche grazic al chiar.
sign. Avv. RalTaele Gemmi, Bibliotecario della Comiinalc di Piacenza,
alla cui dottrina e corlesia dobbiamo la maggior parte delle notizie
bibliografiche da noi esposte, e all'ottimo prof. Carlo Salvioni del-
rAccademia di INIilano, che ci lu largo di aiuti e di consigli.
Grafia eSuoni. — Per d, ä, e, ö, d, T, ü, ü, ü [ü), n, i, ^, g
vedi Archivio glottologico iialiano deirAscoli, I, p. XLIII e sgg. Con ^ e
o indichiamo i suoni aperti di <? e di 0. e con s il suono sibilante
sordo {ss, g). \J'e indica un suono che partecipa dell'a e deir«^
francese di peu^ ma volgente piü a questo che a quello; e Man \x\\
dittongo il cui primo elemento partecipa dell'ß e dellVz^ di coeiir,
con qualche prevalenza dell' elemento vocalico a, come provano
anche le grafie degli scrittori.-
Vocali toniche,
A.
I. In sillaba aperta e riuscito finale si riduce di regola ad
d : viazddda sost. da miscitare, cäntdda, midga armeniaca, mdga
rancore, Idg, dla, sdl. vidi, anitiidl, mdr, anidr, rdr, pdri, ndz naso,
pdz pace, dürdz, rdva, cdv chiave, fdva ; Iddar e Iddra -^ mdgra,
sndvra', prd prato, sird, ghid pungolo *aculeata; caritd, misld
immagine di santo *majestate-; -d = -äto- -ata, -d == -äre,
-dva = -ab am ecc. — Inoltre in parole sdrucciole o State sdruc-
ciole : sdgma, dzna asina, mdzna macina, tdvla, cdvga chiavica, sal-
vddag selvatico, aliddga lugliatica, uva, fänldzma, spdzatn spasirao. —
Anche riducesi ad d l'ä dei nessi -äl + cons., -är-f-cons. {eccet-
tuati -all-, -arr-): nid/va, sdlva salvat, sdls, zbd/s, e, con 1 caduto,
' Valgano come esempi viage, jersira, gnent, per, de la, pernis, pirucche,
pever, fin, la tova brocca. Siano qui ricordali anche gli Eserchii in dialetto
piacentino (Piacenza 1872) di C. Berta/.zoni. Una raccolta di voci piacenline face
anche il Conle P. Selvatico, giä Bibliotecario della Comunale di Piacenza, c
una nota del Pallastrclli reca : „Taverna ha fatlo la serie in dialetto piacen-
tino dei nomi delle arti, mestieri e utensili o foise tento questo lavoro." Una
copiosissima raccolta di proverbi , sentenze , motti piacentini ha condolto a
lermine l'avv. R. Gemmi, ed e da augurarsi ch'egli si decida linalmente a ren-
derla di pubblica ragione.
* Anguissola : bain, birichain, dottraina ; Bongilli : dastaei, baei bei bat
bene, daifi dentro, saimpar scmpre ; Capra e i piii recenti : Pirei, seint,
seimpr. La gratia che meglio riproduce la pronuncia C- quella adottata dal
Bongilli.
^ Non interamcnle assimilato c taj'iit/ar tealro.
136 E. GORRA,
cdd caldo, di (accanto ad dlt) alto ', dtar altro, sdvta salvia; Idrg,
cdrla, bdrba, cdrati carne, ärzan argine. — Lo stesso d risponde
all'ä delle desinenze latine -älio-, -älli, e ein, ritengo, per In-
fluenza regressiva dello j: viarmdja, niddja *metallea, dj aglio;
cavdj cavalli, gdj galli; qui anche tndja tenaglia.
2. Rimane inalterato nei seguenti monosillabi: ca casa, fa
facit, sta, da, va, sa, al g'a egli ha-, üi jam, dfml solamente non
magis, /a; nelle voci verhali /ag io fo, s/ag, vag, trag, dag"^, e
nel proparossitono sdlaz salice.4
3. Anche la posizione protegge di regola l'ä: labbar labbro,
sabbia, rabbia, bracc can bracco, vacca, spüdacc sornacchio, qitacc
quatto, staffa, sgaff schiaffo, cavall e cavala, ga/l, stala, sappa, zappa,
al cappa acchiappa, carr, barra, casca egli casca, frasca, rasca egli
raschia, /«^Jt' maschio, gross, zdass setaccio, inatt, galt; e qui vadano
pure gala, st'gala cicala e parga/a specie di pero (v. n. 98); -aneo-:
?)iünidna, cavdäna strada coltivabile che sta a un lato dei campi
*capitanea.
4. E triplice l'esito del suffisso -ario- (-«r, -dr, -dri): camarer,
cändler, era aja ; grandr, calsüldr, lldr telajo, cücdr cochleario-;
cfinirdri, lämbddri lampadario, äiiliqiidri.^ Ha ragioni proprie ge^ra
glarca (cfr, milan. gpa, piemont. gaird).
5. L u n g o. — In sillaba aperta di regola (? = e : cändela,
iela, red rete, seda^ segret, tnimeda, vmier *muliere-, mcz raese ;
de'biil, dtbit; vüre e vre volere, püde\ me, le.
' Nell't' del rustico _/V// alto riconosceremo l'influsso dello 7' (v. n. 93;
cfr. ieut nei dialetti gallo-italici della Sicilia, Morosi Archivio glottologico
ital. VIII 409).
'^ E quindi nella terza singulare del futuro deU'indicativo.
^ Cfr. Mussafia Beilrag zur Kunde der nord. Mund. pp. 20 — 21 e Dar-
stellung der rom. Mund. § 261; Salvioni Arch. glott. IX 229.
* Si tace dei proparossitoni non assimilati come prdtic, dbit, stumätic,
o assimilati sollanto in parte come armdtag puzzo, ' aromatico ', di fronte a
salvädag, fürmdj *formatico-. — Non popolare e cap capo, e formati sul-
le voci arizotoniche possono ritenersi scap io iendo e fesso, e crap fesso
(cfr. n. 98).
* Nel vitueria vettovaglia citato dal Foresti abbiamo una special risolu-
zione di - a r i a (cfr. cativeria, lavoreri ecc). Qui notiamo anche l'esito di
-äneo- in Jilen fdare delle viti Arch. glott. VIII 353, castina castanea,
termine rustico (cfr. Mussafia Beitrag 42, Ascoli Arch. I 276 e 414; Nigra
■Ibid. III 7; Ceci Ibid. X 168 e specialmente Salvioni Ibid. IX 1940.), e
quello di -äsea in srcza cerasea. Per guer guari v. Ascoli Arch. II 113
e 133 n. — Anche nel piacentino i soliti grcv ed alegar, e anche il rustico
crbiü albero, che e pure esempio molto difFuso (cfr. Ascoli Arch. I 276 n.,
il 113). Esempio illusorio di ^ da a e beg verme Flechia Arch. II 36.
'L'avoe causidico citato dal Foresti e la voce francese. Un piccolo problema
ci offre invece pic//a piastrella , in cui e forse da xedcre pela da pila (cfr.
Salvioni La storia di Apollonio di Tiro, Bellinzona 1889, Lessico) con
immistione di 'piano', 'piatto', ne farebbe ostacolo il doppio /, pel n. 98.
Pel solito pwna pialla v. Beitr. 88. In mnrcia, iircia marcia via! va via! e
in vurda, tirda guarda ! abbiamo alterazioni specifiche dell'imperativo.
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA. 137
6. Ma ^ da e in r^ rcx, tr<^ tres, femminile.
7. E / da e nei soliti: sira sera e cera, bütiga, maislar rnae-
stro-, sil sebo-; bida beta.^
8. In posizione t-' da e : becc becco, l'ecc io lecco, st'ecc stecco,
melga melica, siella, b'erla donnola *bellula, d'ezda, de-j-excitat,
cr'ess cresco e crescere, cr'etta fidanza *crOdita, f'ella fetta Dicz
EW. 5a ed. 137, jt'e-y/ schietto, r'ezzW sagrato, orezzo.
Ai quali eserapi ne andranno aggiunti altri con e da ö fuor di
posizione, quali i proparossitoni originarii ir'edaz tredici, sedaz sedici,
c'erag clerico-, e cr'ed, cr'eda credo credit.2
9. Brave, e = 6. In sillaba aperta: vieda mieta, scda
sedet, nega negat, prega, pegura, fei, mel, zel gelo, jar heri,
tcvad tiepido, daz dieci, pe piede. In posizione: Pcdar Pietro,
inireg intiero, mej mclio-, pell, svelt, pel petto delle vacche,
ßnestra'^, ncspid , ess vcss jcss essere, mezz vaüdio-; püslerla,
atravers, iers terzo, meral medo, Tnvcrafi, perd perdo e perdere,
verum verme, nc'rav nervo, cverc coperchio, verl aperto, perla,
azerb acerbo ; anell, cürtell e cüriela, uzell uccello, zmell geraello,
päd (da A
r
Isla, nell'iato troviamo / da 6 in mi'a pron., züdio giudeo , in
fräse imprecativa.
10. e da e ci offrono i proparossitoni zenar genero , /enar
tenero, rezga resecat^ ri'mga *remicat per rümicat, il cui e
sorto dapprima nelle voci arizotoniche c passalo poi alle rizotoniche,
e /rema tremit, pr'ema premit.
11. Sono eserapi di j? da e di posizione zvvV, sp^fi, lerra,
s^lla, b^ll, fi^sta, iimpcsta, s^ll, risp^tiß
• Diverso e il caso di i in tri tres masch. da *trei^ (cfr. n. 31).
Vedi poi nella flessione la risoluzione dclle uscite verbali -ebani, -ere,
-elis ecc.
'•* II conlado ci ofTre anche esempi di ^i da e negrinfiniti av^i, pudci,
laiei tacere. Nella provincia sono due borgate dette dal volgo Sarei C er-
rät um e Carpanci Carpaneto. — Aggiungeremo qui i soliti esempi di ti, u
da c per effetto assimilalivo di suono labiale che segue: fnmna femina,
sumna seminat, e anche riimla sebbene da re + molere Beitr. 93, Ascoli
Arch. I 313; biastüma blasphcmat, Tndüniia vindemiat, che ripetono
il loro ü dalle voci arizotoniche del verbo , come da quesle ripetono il
loro a le altre voci verbali idra serräl, tänta lentat, slänta stenta (cfr.
Beitr. 51 n, Ascoli Arch. IV 1 26 n.). Var verso c seniprc in proclisi : var
mc verso me (cfr. n. 69).
^ Ma mn^slra mineslra.
* Fanno eccezione i femminili s'iircUa, Jan^lla, gainqlla, fritqlla, assqlla
ascella, iitch^lla loquela, vclia vela (cfr. S.ilvioni Arch. IX 199 n.).
■'• Le forme risea egli arristhia , rised arrischiare saranno dottc; cfr.
anche i corrispondenti milanesi.
" Nelle voci verbali crap crepo, mniiirn macerat 1'«/ provicnc dalle
voci arizotoniche (cfr. n. 98).
1.^8 E. GORRA,
I.
12.
Lungo. — Intatto ; in sillaba aperta : lid lite, cridä
quiritat, irida tri tat, fidag, fig, nm/'g, sü/i7, diz dicit, cativ, dt
die, man'; -/=-]re -ito- -itis; in posizione: mt//, spilla, villa,
visi, /rät, lim libbra, vifia.
13. Riduzione speciale di un 1 riuscito finale offrono acsc -sie,
■ che -hie, le illic, de dies.^ ^
14. Breve. — ? =^ !• Iri sillaba aperta: scd site-, /ed,
frega fricat, brcga briga con \ germanico, pcl, per, büter bu-
tyro-, bcv. In posizione: vedar vitro-, negar, famej famiglio,
smeia simlliat, püler puledro, vera viria, feram, serca circat,
(Jrpag erpice, verd, pe'var pepe, zncvar ginepro, pcza pece.
15. Ma numerosi sono gli esempi di e da i in posizione
latina o romanza : vl'dd video, ms'emma insimul, s'enar cinere-,
fr'edd, secc, p'enna, vesc vescovo, fresc, r'esca arista, tfidesc tedesco,
cresp, vessa vicia, fressa frlctia, pess pTsce-, tressa treccia tri-
chea, less lesso, elixo-, messa, cresta, nü'tt mittere, nelt, sajetta,
malad'ett (ma, colla solita distinzione , diu), slr'ett, i'etta mammella,
?«^'Ä/a miscitat; -ifsco-: Fränsesc; -fssa: badessa, cüntessa; -fstro-:
cavesiar capestro ; -rt j o -: car'essa q.ci.x&li^., ligressa, bascav'ess scam-
polo *bis + capitio-; -6tto- {= ftto-): crav'ät capreüo , careii
earretto ; -ismo-: batieiz battesimo.
16. Esempi di i da i sono: in sillaba aperta i soliti: via, per
es. va via! sia; inoltre liga ligat, slria striga, did digito- (cfr.
Ascoli, Arch. I 22 — 2;^^, D'Ovidio Grundriss der rem. Phil, hrsgg.
V. G. Gröber I 507); in posizione: sicca sit'la, üricca auric'la, ca-
vicca se da elavic'la, nei quali esemplari e da notare l'attiguita
del suono palatino all'/.- Inoltre diil detto, miss misso-, pist pisto-,
7nisL mlxto-, ßsca fist'lat, visc visc'lo-; -inio-: malin, ruadrina,
gramiM, ma per cavi capillo- v. Salvioni Arch. IX 201.
17. ^ da 1 di posizione danno It^n legno , c(^sia , adess se
da ad -ipso- (cf. D'Ovidio Grundriss I 505 — 506), g^'ss.'^
' f7 = i dinanzi o dietro suono labiale occorre nei rustici prütn e
prüma primo, -a, süma cima, süntmia scimmia, e va. fübbia fibla; inoltre in
spügla spigolat, ,dairinf. spügld, e in vümna vimine , da vümnd viminata (v.
n. 42). — h = 1 ci offrono sthbbia slTp'la, e stombal stim'lo (cfr. per tuUi
- Beilr. 57 — 58, 105; Ascoli Arch. I 174, 256; Ni<,Ma Ibid. III 10). Per calüzna
caligine v. Beitr. 41. Fränghl fringuello fu cstratlo da un *frängHlaei frin-
guellino, a norma del n. 38. In una carla latina del I140 si legge: Hotno-
deus fraftguellus [Heg. Magnum del Comune di Piacenza, f. l6n).
* Per niisc e cavicc cfr. D'Ovidio Grundriss I 506. Qui andrä forse
anche rigga lamina di ferro, se pure da regula e non da rigula (cfr. ital.
riga). Tale spiegazione potrebbe forse darsi anche dell'/ di ticY tetto e di
ticc'a tegghia (cfr. n. 84 n.).
^ Trasposizione d'accento si ebbe in meistar e meinstar magistro-.
La Serie cnst questo, custa, cnll quello , c'üUa rapprcsenta la contrazione di
-ue- fuori d'accento; mentre i plurali quisti e chisti, qtäj c qiiilli. chilli sono
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA. I39
O.
18. L u n g o. — ü ^^ Ö. In sillaba aperta : nvüd nipote, siil
so\e, püm, n fi m uome, uro, viii vocg, gü/üc ; pascadür, cassadür; bun-
ddnsiuz generoso, mürfii amante; in posizione: cübhia pariglia di cavalli
cöpula, iirdan ordine, /tcrma, cürt coxia, iürta, müstar inönstro-,
cünüss cognösco, scüi abscönso-, lüza tönsat, jr/>2<i sponso-,
SM *deösum; -orio-: rflcV<r ra so rio-, w/j-z'^/a messe) ria, falce, ür-
didür orditojo.
19. 0 = 0 in nn no, in tiiös, so suös, do, sto, oral orulo-,
pioppa pioppo.
20. ö = ö in tröja (cfr. Salvioni, Fon. Milan, p. 43 e D'Ovi-
dio Grundriss 1 521 n.), Höd nodo. In tiiJi nös si ha il dittonga-
mcnto che suol produrre siill'ü la nasale seguente (v. n. 32d; cfr.
il lombardo nun Ascoii Arch. VIII 107, D'Ovidio Ibid. IX 56—
57 n. A Fiorenzuola d'Arda nd, come vd uno).
21. Breve. — In sillaba aperta ö = (5: möd modo, cröda
cade *corrötat, röda ruota, fög, log, mala macina, föra fuori, cöz
cuocere, cöv covone, bö bue e buoi ; -6I0-: tiinsöla nocciuola, arbiö
*alve61o-, chinö *cuneölo-. Inoltre nei soliti nöra riuora, piöva
pluit, scöd scuotere e scotolare, e nelle voci rizotoniche dei verbi
irüvä e 7iudn nuotare.'
22. II piacentino ci offre anche esempi di 0 da ö in sillaba
aperta: brod, scola, sali liscio sölido-, coma chioma, limnzna. INIa
TApennino: brödu, scöla, söli (v. n, seguente).
2-^,. Nella posizione il piacentino di citta non ama il dittongo:
occ occhio, birocc biroteo-, oH, coli, son sömnio-, scopp schioppo-,
bosc, oss, pgsl, nqtt\ -öceo-: iniscoss miscuglio ; -Otto-: inascolt
raaschiotto; colga corica, vota volta, sod sol'do-, orb, morbi mör-
bido-, torc torchio, cor da, cor an corno, zmorsa *ex4-n3Örtiat,
torsa törcea ecc.
24. I\Ia non sono pochi gli esempi di ö da ö di posizione, i
quali abbondano spccialmente nel contado e piii ancora sulla mon-
tagna : sikla zoccolo, födra fodera, vbd vuoto Flechia Arch. IV
370 — 371, tögg e tö tolgo e togliere, vl'ij voglio, föja fölia, a möj
in molle , imm ranno, dljja döiia, löj loglio, söj bigoncio solio-,
zarviöj germoglio, löja noia, Tncö -\\bd\ü-, böss bosso, päss possum,
^ös/w« bozzima , pözz pödio-, övra opera. Esclusivamente al con-
tado appartengono arlüj orologio, öä' occhio, //// olio, .V'v7 sdiuic
e sogno, cüssa coscia, coli cotto, ///// tolto.
i regolari conlinualori di un -ut;'- di pluralu ridollu ad -ttl- per Tinllusso dul-
l'-i d'uscila.
• Anche qui 11 od ü da ö nei soliti: fnra foral, viil e vula volo e
volat, sti'ima^ ; li'iran torno, Tuturan, stiiran Storno, fiiran forno, cii/p
colpo; uss uscio, cüz consiio e consucrc.
MO E, GORRA,
U.
25. Lungo. — ü = ü. In sillaba aperta: scüd, süg sugo,
dür, zgüra risciacqua *ex + curat, ///~ fu«ü, mcüiafi *incudjine-,
fiäficü dai larghi fianchi, travarsü dalla larga schiena; film, Ulm
lume, piilma, ümid. In posizione latina o roraanza: brilna prugna,
fuilsc muschio, lüss lücio-, agüssa acütiat, büst, siltt *ex-|-sücto-,
carjialilss Beitr. 41, pillga *pulica, rilzna aerügine-; c qui vadano
■pure 7nüll mulo e 7nütt muto (cfr. n. 98).
26. ö da ü aU'uscita ci offrono pö plus, j-J^süsum e vö vos
(cfr. il lomh. vil, che e pure di Fiorenzuola).
27. Breve. — ?/ = u. In sillaba aperta: giila, cüva cübat,
züv*]Vigvo-, güvan jüvi^ne-, tndfiva -flbi, crüz crOce-, iiia q tüva,
süa e süva, du due femm., gümad gomito. In posizione: bücca,
cudga *cut'ca, sagidl satüllo-, culam colmo, culpa, slüppa, sürd,
siürpia *extürpiat, lürr, cürsa, crusta, russ rosso, rü// rüpto-,
püvar pulvere-.
28. Ma 0 da ü: aU'uscita in io tuo, so suo D'Ovidio Arch.
IV 408, IX 41, Flechia Ibid. VII 123 n.; in posizione in vargona
D'Ovidio (jrundriss 517, miolla mediilla, znocc genüc'lo-, porc
nella fräse figüra porca e sporc sudicio, che sara spürco contaminato
da porco (cfr. Arch. IX 248 n.).i
Dittonghi tonici.
2g. Au, latino o romanzo: nra aura, venticello, fola, lodla
allodola, al sora *exaurat. Dittongo secondario: toUa latta'^tabula,
mota fango maltha, topa talpa, /o fagus Ascofi Arch. X 98, änl
chiodo Flechia Arch. II 334 e D'Ovidio Grundriss 500. Anche
qui il solito riflesso dell'au di cauda in cüa.
In parole non popolari il dittongo suol risolversi o per dv:
apldvz applauso, cdvza causa; o coU'immettere fra i due elementi
che lo compongono un v che estirpi lo iato : Idviir lauro, Mdvür
Mauro, Pdvfd Paolo, cdviXl cavolo.
30. (,' = ä-i: cänte cantatis, salte; asse ad-satis; ändc io
andai ; ici fe tu fai.
31. / = e-i: si siete ; vdi videtis, tazi tacetis ecc.
Influenza della nasale sulle vocali toniche.
2^2. Nell'esporre, neue pagine precedenti , le vicende della
tonica piaceiitina, abbiamo omesso di parlare delle speciali altera-
zioni cui essa va soggetta, seguita che sia da nasale. L'importanza
del fenomeno, che non c solo del piaccntino, ma che in esso ci
' La montagna ha zcnöccu ginocchio, e comune alla cittä e piöcc *pe-
düculo-. — ü da li di posizione si ha nei soliti cürt corto, pürga sost. e
verbo, gücca ago, ?nücr mucchio, ciicümar citrioki.
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA. I 4 I
pare abbia una esplicazione maggiore che non negli altri dialetti
gallo-italici, ci ha indotto a raggrupparc insieme, in un sol capitolo,
tutte le alterazioni dflla tonica che son promosse dalla nasale (v.
n. 57 e 59);
a) A dmanzi a n e a m di sillaba chiusa si riduce ad ä: pä pane,
cä, dmä de-mane, riul, pramiä parmigiano, femra. säna^, taiia, pram-
zäna; säni'^, iäni, ciinläiil, ändClml andando; camp, lämp, gämbii;
anijtl, (ja?igüla glandola, mäntai niantice ; gambar, lambda lampada,
sfinamhula.
Ma l'a rimane intatto (senza nasahzzazione): i" nei proparossi-
toni origmarii, dov'esso era od c tuttavia in sillaba aperta: cätiva
canapa, änina anima, dura anitra, manag raanico, inänga manica,
dnai anice; cdmra camera, avnfila tarlo; 2^ dinanzi a n gcminato:
atm anno, patin, dann, inanna, catma.
b) E ed i, di qualunque provenienza siano, si riducono dinanzi
a n e a m di sillaba chiusa ad aeT: srai'T sereno, irail terreno, ovailna,
qiundzailjia quindicina; (^ötTbene, saema ccna,yi7t^7 fieno; sa'elni sen-
tire, «/ae^Tw/dente, jvatv««/ vendere, testamaiuni; dzaeTmbar dicemhre, ia'nmp
tempo, saeimpar; vizael \\clno-, faa fino-, va'el smo, chaiFina cllnat,
spaeina, faraana ; didaa ditino, maznaa diminutivo di raacina, ma-
ta'elna; saeJ 'SÄwo-; lai'Tngva, bai'mda, saancu cinque, tradlnla, ma-
zeing maggese; paeJndüla, la'emdna lendina; taampura, ia'fimpra tem-
perat, aandaz indice, novo (cfr. loinb. mdes), sailngüra zingara,
saeinija cing'la, praemsip principe; sailmplis, taampan timpano,
timballo.
Ma se precede suono palatino o palatile, allora l'(/<?7si puo restrin-
gere in i: sempre in: pji pleno-; pasjinsa pazienza, sjTnsa scienza,
hlijmt boUente, irunil sudicio, per trupnt da tröja, zgalnt part. pres. da
zgai e zgaji gridare ; lapnt tagliente , sliidjTnl soprastante ecc. (v.
n. 104); füjuia foglina , zii e ziJyia diminutivi di zio e zia ecc;
iiint niente, ecc; 7i<«r Antonino, gum maialino, da gon ecc; uccT,
dim. di occhio, picci piccino, ijvii gente, sarijini sergente, (iin(fJ da-
merino ecc; ma lüzaelnt ecc. (v. 75).
Ma le condizioni che sottraggono l'a alla nasalizzazione, sot-
traggono pure l'e e l'i al dittongamento: zenar genero, tmar tenero,
cr'imaz cremisi, sänaz un sornmesso , misura, ri'mga *remicat (v.
n. 10); si'nar einer e-, pinula pillola, shnaz cimice ; crinna piccola
scanalatura, pi'nna.
c) o, qualunque sia la quantila sua, davanti a nasale si riduce
ad v\ bu buono, sd suono, cappd, lissü, cürDno, padrdna; pdnt pönte-,
mdnt, prvni, cZntra, brdnz, cvnca, cumpra ; gdndfda, cl^ndul ciondolo ;
7tdtnbal *lonibulo-, tdmbüla.
Ma, nelle condizioni citate per a c ed i, ad u-f-nas. risponde //
od 0, senza nasalizzazione: ///////i,'«? inönica, betunga erba l)elonica ;
pümza poraice, dasiümga stomaca (verbo); donna, cülonmt.
* V. per la pronuncia n. 5g.
=* V. n. 59.
14^ E. GORRA,
d) u davanti a nasale si dittonga in in : vöt uno e suoi com-
posti : prln per uno, quärcUn e qudidöl alcuno e alcuni, a7i':öl nessuno ;
inoltre Unna luna , dnna cuna, ^^/cw digiuno, fürtöTna , al Cmln it
Comune.
Ma in posizione da lo stesso riflesso di o: hzdnl bis-f-üncto-,
pont puncto-, imojit -emüncto-, ariwnsia renüntiat; tronc trün-
co-, ;«5«^ mundo-, sTmza axüngia; pidmb plüiubo-,. dmhra ümbra;
.dmja üngula, sponz pOngere: romp rümpere, rdmpaii rom-
p o n o. '
E anche qui normalraente: innga tonaca, ümda umida; vi'mna
una, prünna per una, ansihina nessuna. (Per le nasali atone v.
Aggiunte).
Vocali Atone.
2,2^. Frequente l'aferesi, specialmente di a e di e: d^ss allato
ad ad^ss, diiccd adocchiare. Iura allora, rüvd arrivare, piiit appetito,
sassa'ei assassino, pTndissi appendice, baiä abbaiare, häjidfmä, bündänsa,
ghid pungolo, bniiga, h'gria, Lissändar, lodla allodola, marasca^ ristü-
cratic, ri'sca arista, sonza axungia, spdrz e spdraz asparago, sprella
'asperella', strolag, vert aperto, vi avuto, zerb acerho •,^dücas/d, limozna,
pataffia macchia, da ' epitaffio ', 7-izia eresia, vesc e ve'scüv, razai'T fan-
ciullo, se da heres Caix Studi di etimologia romanza n" 478, cü-
Iwnia economia; nel prefisso ex-: sürd lasciar evaporare il sudore
*exaurare, sütt *exsucto-, spaltd, jr/^r/ in buona salute, 'esperto';
extra-: stravacd rovesciare, siravöd -vuoto; — läja noia *inodia,
nlnsä sfe da initiare (v. n". 92, 94), fiürättt ignorante, rflndätia
rondine, stü isto-, lahä italiano; — ni vota ogni volta, rezz il sa-
grato 'orezzo', scür; — bfiraei uberino, bübba *upüpa, na donna
una donna.
34. Frequentissima e l'elisione delle atone interne, spe-
cialmente di e e di i. Etlisse di prima protonica — di a: gleit
solletico Flechia Arch. II 323, zndr januario-; — di e primario,
oltre che nei casi di cui al n. 36, in bdd pedone, bzd pesare, dga?}i
tegarae, dmä de-mane-, dzaeimbar dicembre, dz'öi digiuno, frd
ferrato, inferriata, fla'eina fettina, mddja medaglia, vidänl mietitore,
mzddar mezzadro, mzdda mesata, Xe'ngd e annegato, «OT<<f n e p o t e-,
pcd beccare e peccare, pla'elna dimin. di pelle, pjiell pennello,
psaei piedino, psiga vescica, plill appetito, schaeJ zecchino, sla'elna
. dirainutivo di sella , spcds specchiarsi , sprella asperella , sra'el
sereno, sreza cerasea, stcd steccare stld stellato, sttnäna settimana,
zdass setaccio , zgd segare , zgüra scure, zld gelare , z?}iell ge-
mello, zzael sesino, tldr telaio, llo telone, tndja tenaglia, trael ter-
reno, tsddar tessadro, vcd vecchione, vlüd velluto, vfä venire, vritd,
vtüra vettura; di e secondario: mnd menare, ynsdl messale, anld
* Eccezione fanno öindai undecim, per influenza di vöi (cfr. lomb.
vündez), cölnt conto (cfr. lomb. cünt) e autöt auUinno (lomb. autün).
FONETICA DEL DIALEITO Ol l'IACENZA. 143
nettare, nv<t nevarc, pia, plnz, pso accrescitivo di pesce, scä seccare,
snd accresc. di segno; — di i: brclla birreto-, inc dvii mi pare,
dziva dicebam -at ecc, mn^stra, vinüd minuto, aggettivo, pttiss
*pittacio- Caix Studj n" 448, vdiva videbam ecc, hiönl, dzarlür,
diiUal un disutilaccio, Iscvad *dissipido-; — di o: c?nänd,
cnic corae (cfr, Salvioni Arch. IX 255), andr comarc, criissi
corruccio, vre volere, cnunsd, cmTnsipiä corainciare, crüdd cadere,
delle frutta e dei fiori *cum-j-rotare, cse. cosi; — di u: psügd
buzzicare.
35. Ne meno frequente c Tctlissi di seconda protonica — di
a: öassmaeT specie di uva, da balsamo, parmür in causa, 'per
amore' Ascoli Arch. I 21Q n., dastümgä '&\xycas,caxQ, sbavid sbavaz-
zare ; — di e primario o secondario : iihdi obbedire, hactailna bac-
chettina, cadmiss catenaccio, cadnil porta catene da camino, adsadfss
adesso-f-adesso, vialdisid, rfimnd numerare, con metatesi reciproca,
bändelt benedetto, cänd/er, lündc lunedi, qiiindzaeJna quindicina, cün-
ftüra, inzmis ingegnarsi, caplä, capldr, cargaeT da carcga sedia; piw-
släna porcellana, rnarfld martellare, sarvcll cervello, pfissid posses-
sione, rastld rastrellare, sizlä cesellare; -ello- caplaei cappellino,
</«A;(7 anellino, cürtld coltellata ; -etto- cartalu carrettino, cravtai'T
caprettino ; — di i : Tndvind, ürana da uricca orecchia, cargd cari-
care, arjtiella noccxoXo *aniraella, nijwi*' usignuolo, />2<i-/a positare,
ruzgd rosicare, iuzgd tossicare, viaznd macinare, azndda asinata, in-
cavcd *inclaviculare, cavdu alare *capitone-, cavddl cappezzolo;
'-igiano-': pramzä parmigiano, hurgzä borghigiano ; — di o : ciügd
coricare collocare, cumdä accomodare, räntld rantolare, arlo(j(j
orologio, armätag puzzo, da aromatico, lavrer cane leporario-,
lavroti lepratto, savri sapörito; nei diminutivi e accrescitivi: tavlail
tavolino, diavlass diavolaccio, ecc.
3Ö. AI nesso risultante dalla sincope si rimedia col premet-
tervi un a, il che avviene di regola quando la voce incomincia
per liquida: atcd leccare, alst'a lisciva, alne.ra legnaia, alvd levare,
alze'r e aldze'r leggiero; prefisso re-: urbdlza botola, arbatl ribat-
tere, arcalzd rincalzare ecc; arlichia reliquia, arvaeina rovina, arzä
Reggiano; — angd annegare, ansät nessuno, antd nettare.^
37. Nc rari sono gli esempi di etlissi di postonica interna,
specialmente di i; — di a: lämbda lampada, cdnva canapa, spdrz
accanto a spdraz asparago ; — di e : födra, camra, vipra e lipra,
passra, ie'ssra, biizra buggera, lottra, l'wra opera, iilsra ulcera; — di
i: cudga cnti ca, perdga pertica, f/ie/ga melica, pü/ga *pulica, fumna
femmina, laeTndna lendina, iünga tonaca, da tunica, münga raonica, be-
iünga erba betonica, mänga manica, lüganga salsiccia *lucanica, anma
' II Nicolli, Catalogo, cila anche le forme Alzia Lucia, arbüst robusto,
armitr rumore, ma a noi non fu dato nc di leggerle altrove, n6 di udirlc. —
II fenomeno h qui meno frequente che nel romagnolo. — Talvolla alla sincope
si rimedia anche col lasciar cadere la consonanlc iniziale : ili venire, per *vni.
144 E- GORRA,
änra anitra, nasta odorato dei cani *nasita, süzda soccita,
quarezma , creztna , bözma bozzima , limoina , dzna , calüzna , cretta
*credita, grdvda gravida , cdvga chiavica; — di o: rümla da
re-j-molere, büssla bussola, brizla briciöla, idvla tavola e vedva
vedova.
38. Anche il piacentino, come il roraagnolo 1, raostra una
spicxata predilezione per la vocale atona a. Esso tende quindi
non solo a conservare l'a originario, ma anche a risolvere in a
ogni e od i atono.
a) a da e di prima protonica : nahhid accresc. di nebbia, bacco
accresc. di becco, spaca dimin. di specchio, sadio sediolo, radaana
dimin. di rete, viadgö medicastro, madzaeTiia medicina, tajäiar teatro,
bialael tegamino, da 'biella', malgd accresc. di raelica, palpinana
da Perpignano, svaliessa da svelt, Gialtrüda Geltrude, bandät bene-
detto, gaitrai'T dimin. di genere, tanra'el. tenerino, dars^.tt diciasette,
tasio accresc. di testa, fastaeina festina, vastaluna vestina, bastio bes-
tione, rastd restare, hiastd innestare, dastai'i destino, caziöla chie-
suola, dazdoit diciotto, daznöv d"ciannove, dazdd destare, razdür reg-
gitore, razgd re + secare, crazmd cresimare, lattaeT lettino, pratd
accresc. di prete, chiaiael quietino, 7mblaUd imbellettare, Intavdi in-
tiepidire, lavrott lepratto. lavrcr levriere 2; saraei sereno, accanto a
sraeT, sard serrare, arbetta, cvarcd coperchiare, mar cd mercato,
pardd, bargafnoit, cargd chiericone, vargona, sargmt, marlott, par-
laelna perlina, Barndrd, parniza pernice, varniza, arpagd, sarpaeJni,
tarsarö terzaiuolo, tnvarsd rovesciare, jarsira, bartavclla vertovello-,
/>ör/ö^<7 perticone , sarvell cervello, narvd , sarvissi , farvd da
febbre; par- = per-: par fd per fare, parfpt, e qui anche
/>ar/ci«</ profondo, spar/ündd , parfüm, parsütt prosciutto ; int er-:
mtarmczz, tarnagd puzzare *inter-f-necare; tarbiä trebbiano,
cardaetnsa credenza , armadio , tarzaant trecento , pargd pregare
(cfr. no. 96).
/?) ß da e di seconda protonica: Giüzappael, ßnastro, mazard
macerare, mataridl, lizarö leggero, accanto a lizrö, tazarq tacerö,
tazarev accanto a lazrö tazre'v ecc, difaraeint , läntamo , dzartür
disertore, libarid, divartis, lüzarld lucertone, cünsarvd e Fränsascael
Franceschino, cüntassa'elna.
y) a da i di protonica: balänsa bilancia, salappa cilappa, sal-
vddag, rnsalgd selciato, sänijüll singulto, mastürd, dasprd; dazmTngd
. dimenticare, dasfd, dasped; bascavi'ss scampolo, bascotl, bar Hirn, zbar-
liizd; -ar- = -ir- in Vargifiia, marinell dito mignolo *mini-
mello-, marrndja, martell \egno myrtello-; bargüz hrigoso; — vad-
raeina vetrina, vadi videtis, accanto a vdi ecc, sanrö accresc.
di cenere, pascadür, Tncraspd, tn^assd ingessare, mazdd miscitare,
» Cfr. Mussafia, Darstellung ecc. § 125.
"^ II Nicolli op. cit. riporta anche samnd Seminare, spaddl spedale, abrei
e abrdll ebreo; Atah Italia, crastiä cristiano, master mestiere.
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACRNZA. I45
straüan dirain. di strctto, mattiva ecc. mittebam, Impavrd coprir
di pepe, pavnri'Tmj erba, pavrö peperone; sarai ccrcare, vardd da
verde , sfardi raffreddare , svargassa colpir con vcrghe , furgd
fricar e.
6) n da e di postonica: ölndaz undecim, dhdai dodici, ccc.
fino a j<"(/r/c' sedici ; slraeitizas stringere-|-se, ;«(7/<^/^ mettersi, bürhar
burbero , libar, piffor, vcspar, t'eiiar tenero , i'enar genero , scnnr
cenere, yniar genere, pcvar *pipere-, sizar *cicere-, Idtar lottere,
caddvnr, povar, (JHvan juvene- (raa nei feraminili e nei derivati Va
cade: povra, ianra'el tenerino, tncadavri).
8) Diffusissimo c Va da i in postonica interna : per sag persico,
manag manico, cerag cherico, portag portico, dazmc'slag domestico,
aggett.; milntaz mantice, pölaz pollice, ürt'vaz orefice, sä/az salice,
cdmaz camice , simaz cimice , dttaz anice; Icvad tiepido, tsc'vad;
Tticüzan *incudjine-; dzütal un disutilaccio, üial (Nicolli); üllam,
lüsln'ssani, dllam attimo (Nicolli); ürdan ordine, pclfan , drian;
dzan asino, frdssan ; salvddag ; güniad gomito. - Inoltre nellc se-
conde persone singolari d' imperativo : cr'cdam credimi , möval
muoviti.2
3g. Si altera in a anche 1'^ vocale irrazionale-*:' niediocar,
sdcar, alc'gar, mdgar, utübar ottobre, dzainmbar, sdvar saure, dtar
altro, mhstar, Iddar, pddar. finc'siar finestrc, squddar squadro, e
cosi tutti i plurali femminili che terminano in Muta-f-r; inoltre
coran corno, Infcrati, gurati giorno, vidram marmo, vc'ram, cnlam
colmo, filam olmo ; mfcatirzam, rümatizam ; tie'rav nervo, sc'rav serve,
se'lav sehe.
40. Sono casi sporadici di i da a protonico interno : dami-
scha'dlna o mischaelna prugna damaschina, ligilr ramarro, se da 'hin-
guria ' Caix n** 378, e in vicinanza di palatina: cicard chiacchie-
rare (cfr. iacra chiacchiera). In viincra, viisid immagine di santo
*majestate- e Ghuitä Gaetano r*ei si c contratto in z'.^
' I feminili corrispondenti sono mdnga, tt'vda, ültma ecc.
'•* Rari sono gli esempi di a da o, u in sillaba protonica : sparpüiit
sproposito (v. anche n. 38a); piü frequenli in postonica: nei suffisso -ulo-: röial
rosulae, söccal zoccoli, buccal orecchini bucculae, hrügal foruncoli *bul-
luculae, U'\dal allodole, muffal specie di guanti, nüvnl nuvole (i singolari
• orrispondenti sono röila rosa, söcla ecc); vifdav viduae; numbal lombulo-,
süfal zufolo ; nüval nuvoloso nubilo-, strolag astrologo , Jdciim; liivii/
rovere robure-, snlfar sulfure-; nei gerundio cui si unisca un pronome
ciiclitico: vedaeltidam vedendomi, s~ntae~ndat sentendoti; nella scconda plu-
rale d'iniperalivo pure in unione con prononii enclilici : baihmas baciamoci,
Inündumas intendiamoci ; nella desinenza verbale -unt della IIT e IV coniu-
gazione: rötnpan rompono, diian dicono, dorman dormono. -ar- ila ru- in
barnö dimin. di prugna; a da u in gargaid gola, da gurges (v. n. 91).
•* Crf. Mussafia Darstellung ecc. §§93 — 96.
''Anche qui /wt/r/a e /«t/rfytf Andrea, con immislionc del prelisso in-
(cfr. Ascoli III 443). Esempi analoghi sono: ~ngüria cocomero, accanlo ad
iltigüiia, 7mbisi(f ambizione. Oui si ricordino anche Inmitä iniilarc, Ttdiiciif
Zi'itüclir. f. roin. Tliil. XI V. in
146 E. GORRA,
41. E invece normale 1'/ da e che si trovi: i^ nell'iato :
galioit , aridl giulivo *leale-, sim senior e-, fort-V/ beato , miolla
medulla, criänsa, piöcc *pedüculo-, lio leone, so ja so io?;
20. in vicinanza di palatale: Giröm Jeronimo, nnpinds impeg-
narsi, par Vavin per l'avvenire; 30. davanti a nasale: /;/;/(~ be-
none, al rino le reni, dazrinds rompersi le reni, trinüss peggiorativo
di terreno, timpg'sta, twipe'ri bufera, ilmprd temperare, llmpi empiuto,
pTndissi appendice, difindwa, mündiva intendebam, tmdaeina ten-
dina, mindd emendare, cardinso armadio, atttnsid, pTnsd pensare,
pinser, dvinid diventare, sttnid, pTntis pentirsi, stntcr, tazintd tacere
Beitr. 114, smtiva, örc-ftt/rt risciacquare *recentare, rfT/z/ö morsicone,
brintür brentatore.i Inoltre sicilr, sicüra, sidiva sedebam ecc,
pigüro pecorone, angil, piligraeT, Lissändar, Tirizai'T, C7-isiiv, dizaana
diecina, viild, lizrö leggero, sizld cesellare.^ Rimane poi intatto l'i
originario davanti a nasale: spino allato a spai'ma spina, ß?u' a
füi'T finire e fine ecc.
42. Per l'attiguita di consonante labiale, a, e, i riduconsi a
vocal labiale nei seguenti esempi: hmiibdz bambagia, sümdri, mür-
lüs (contado) merluzzo, accanto a mai-lüss, biilso staggio; e in po-
stonica: Bdrbüra, zevül cefalo; — sünmd Seminare, diivc deberc
in tutte le sue voci arizotoniche, büviva io beveva ecc. , büvro
beverone dei maiali, büraei uberino, biasfümd bestemmiare, »liaidga
armeniaca, nel contado, mdÜ7nid vindemiare Nigra Arch. III 21;
— raslübbid da *stup'la, strmibld stimolare, e in postonica: ätium
attimo, ncspid, semfila farina Canello Arch. III 334 — 335; siüvdj
stivali , fübbid fibulare, spüg/d spigolare, lü?nal maiale (rustico)
vümnd viminata, sümd cimare (cfr. per tutti il n. 13 n.), Püfäni
Epifanio, Püfania, pünäta pentola *pineata, büzöna (e bi'gna, cfr.
pel toscano Canello Arch. III 341), vizübüi (Capra), fiiidvfd fitta-
bile, Tnipüssibül, passäbül e mizerabül (Nicolli). — Inoltre in piü-
nctla oroscopo , piund piallare, bastünddag pastinaca, /n7?i faina
Nigra Arch. III 10, scändül , saangnra vecchia strega, zingara ;
piüvida pipita, da *püvida, süßd zufolare, rüvd arrivare (nel
contado).
43. o atono si riduce sempre ad ü {n): üdür odore, fiaj
dimin. di occ, uvarö da öv novo, nulndass da mond. Esempi di ü
da o interno sono : büdidl hoteWo-, cilcd accoccare Caix Studj
n" 136, j/«r?ü storione, cüzi cnciio, cüzael cngmo, cüzaetna coquina,
filzig viülaei, scürid frusta *ex-|-coriata, üztnara'el rosmarino ; e
vicino a palatale: cücdr cucchiaio, cünd cognato. i per -io- pure
vicino a palatale ci offre cicüldt cioccolato.
illusione, vmpnteca ipoteca, Indea volto (contado), Ingi'trd augurare, Jmharidg
ebriaco-, Tnzibi esibire, Ingudl eguale, instihiasw oslinazione, Impüniö oni-
nione, Tnguaelnt unguento.
' Aväntur avventore farebbe eccezione, ma forse il primo a vi ha cliia-
mato il secondo.
- Piuttosto contiazione di ie in i si aviii in pitänsa pictanza, palz *pa-
je nse-.
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA, 147
44. Esemplari di / da u sono: cJuTiö ^cuneulo-, binö forun-
oolo Diez Et. \V. 73,5" ediz., fiTnsö/a nocciuola, e nell'iato : Itins
bifolco, accanto a /»'ft/s se da hubulci, pivell se da puello-.
45. Atone all'uscita. — Di regola incolume l'a dapper-
tutto. Cade nei participii pcrfetti, i quali hanno il femrainile uguale
al maschile, ma dove potrebbe anclie trattarsi della contrazione di
-äa: viäii^ä = -äto- -ata, e nei norai propra in -ina: Rüzail
Rosina.
E cade: fcd, sed sete; // donn le donne, ü scrav le serve,
alegar allegre; manyd mangiare, idz tacere, lez leggere, sa'cini sen-
tire; cäntäss cantassem, taziss, mätujariss =^ -issem; saancü
quinque, s(^l/, tiöv nove ecc. ; 7ndl male, bail bene, finalmallnt.
I permane in : cavdj cavalli ecc. ; müj muli ecc. ; fradcj ecc;
sccüi secoli ecc; ne rimangono le traccie in fe, sie, de, tre, se,
gh'e, ve tu fai, stai ecc; parle voi parlate (v. n. 30).
o di regola cade. Rimane in slü isto-, e si tratta di voce
proclitica. Ne restano le vestigia in co capo, caü addio, "da 'schiavo'.
E 'sub judice' se do, fo ecc. si ripetano da *dago ecc.
Dittonghi atoni.
46. A u. Aferesi : scül/d, GüslaüT.
47. Ell. // da eu: Üfhnia, Üichbi. — ü da cu: rumatizam
roumatisirio.
Co^isonanti Continue.
J-
48. Iniziale — intatto : y?°^i/(7t7 Giuseppino, Jäcavi e Jä-
chm; — (/ = j: f//is/ ju\io-, fjüzwi juvcnc-, (jüiepp', — ^=j-
za jam, zi'ig joco-, ziiv *jugvo-, ziird jurarc, zncvar juniparo-,
zndr Januar io-, zdncla correggia pe' buoi As coli Arch. 1 303.
49. I n t e r n o — c = j : dziuui d e -f- j f j " '^ '^ '' '^' » ^(/cWvXi^ mag-
gese, pezi pejus, Inilül stanga bajulo- Beiir. 36, Caix Sludj
n". 180.'
50. J implicato.
«) Ij: dj allio-, cavdj cavalli, h^j belli, fradcj, vuldja *.mo-
tallca, mija mi\ 10-, pd ja, vöja, w/?//«/ *molleare, y/rV figliuoli, nmi't'r
*mulicre-, pnstid i)OStigliono, pajass, niinr meliore.
,:/) nj: vitia, riänca neanche , Ttlnt nientc-, sinnr, Ihvi , mun-
lana, cavdi'nia (v. n. 3), chdim pomo cotoneo-, Ttm Antonio, pa-
drih, madrina.
-/) rj : V. n. 4.
d) mj : di regola intatto; socondario in miolla medulla.
f) dj: il rillesso di un dj seriore r _v : .V''///<7/// dianianlc, (fdvul
diavolo, mcrijäiui la nicridiana, (jnlv'ja Dio Io voglia !, (jnsst} Dio
IG*
148 £■ GORRA,
sa! ecc; per l'antico dj: 6ü *deosum; rö;;;' radio-, 7nrzz, mcüzan;
— cadde il d in löja noia *in-|-odia, Tficö -ho die-, jiUa adjutare.
Tj) cj: brass braccio, fassia faccia.
{)•) tj: cmifidaansa, bündänsa, li7isl'> *linte61o-, sarvissi, a/li'ssa;
— s = -tj-: dasprczi offesa, nüränlizia ignoranza (contado).
C) stj: il riflesso popolare e sc: besca bestia, bascd bestione
(cfr. il beschia dell'Arch. II 449), brnsca spazzola brostia, ecc.
Anche qui üss hostio-.
y) sj: ceza chiesa, Bidi Biagio, y'öiw i'd^inolo, parzö prigione
prehensione-, cazera luogo dove si fa il cacio, da caseo-, bdz
basio-.
2) v]: füppd da fovea Beitr. 116, Ascoli Arch. I 414, 510.
L.
51. r = 1. Iniziale: na^'w« *luscini61a; interno: wr volere,
vriva ecc. volebam ecc, drbi truogolo alveö-, quarc qualche,
arcqva, sürc solco, marvdz malvagio, carcdh calcagno.
52. « = 1. Iniziale: ?tilia (e liiia) fango, se da *liquida;
interno : cnniüra coltura dei campi , crininrael uccello che sta
sulle zolle, bändoria baldoria, gimd e guno sorso, accanto a giüo
da gola, bd7i(ja e bonza vaso dei ramieri, bolgia, mdjiz mungere.
53. Dileguo di 1 interno: dinanzi a dentale: cdd caldo, säd
saldo, ascüd, mado pastone da maltha Flechia Arch. IV 37, sod soldo,
gdd giallo, dtar altro, vota volta, vüia)- oltre, dt (e dU) alto, said e
sdt (e sdlid, sdll), tot tolto, cütar coltro, scüta ascolta tu, piita polen-
tina, patona polenta di castagne, da *paltona, lat. pultis Caix Studj
n'\ 442 ; dinanzi a sibilante: düs dolce, biüs accanto a biids bifolco ;
dinanzi a labiale: sufrael fiammifero, da solfo, scafaroit accanto a
scalfarott Beitr. 103, cüpd *accolpare Caix Studj i t,"] , papiJiäna (e
palptnänd), sdvia (e sdlvia), saviella salvietta, püvar polvere ; *-ölo-
arbiö truogolo *alveölo-, chinö, fiö (v, anche n. 50a).
54. L implicato.
a) pl: pö plus (cfr. Ascoli Arch. I loi n.), pigd plicare,
sanuipi simplo-.
/3) cl: iniziale: rä»/^' chiamare, cdr chiaro, tv/z'chiave; interno:
firura orecchia, cavicca, masc masculo-, miscd; ma itidja *te-
nac'ia.
7) gl: (jända, säfujütt *singluto-, f/ass, str/(/(ja striglia, dfif/a
*u n g' 1 a.
6) tl: sü'ta *sit'la, v^cra, scgpp; ma saiVd e scürld scuotere
*crotlare Ascoli Arch. I 59 n.
fc) i\: fracca quantitä, moltitudine, se da flaccare Beitr. 59.
R.
55. Cade all'uscita piacentina dell'infinito dei vcrbi: mdtiijd,
tdi taccre, durom dormire, mär morire. Inoltre inyiV fuori; ncl nesso
FONETICA DEL DIALETIO DI PIACENZA. I49
str in tioss nostri, vnss, mussä mostrare, delle vergogne; nella voce
d'imperativo väi/a guarda! se pure non v'ha inlliiito 'vcdi-re' o
' badarc '.
56. /=r: fra vocali : ma/üssr'r mediatore Flechia Arch. II
II 363 ; dinanzi a consonante : ibdlhi barbio, pcsce, palpignana da
Perpignano (cfr. n. 53).'
]M.
57. Semplice, fra vocali, o finale, si pronuncia come se fosse
geminato ; quindi äima o aimma clamat, füm o fümm furao. Se
gli segua originariamentc consonante fa assumere un suono nasale
alla vocale che gli prccede: gamba, tromba (v. n. "^2^ 5g e Aggiunte).
58. « = m iniziale: ucspül mespilo-, riiss livido, raezzo *mitio-;
all'uscita latina : so sum, cd cum.2
N.
59. Nei casi di cui al n". t^i, esso fa assumere alla vocal
precendente un suono nasale (che va col tempo sempre pin affie-
volendosi) se mediano; all'uscita si riduce a un semplice strascico
nasale. Per esprimere questa differenza nella pronuncia abbiamo
solo nel primo caso mantenuto il n (o il m). Perö nei femminili
in ^n^' lo strascico nasale d'uscita del maschile permane , ma il
;/ ricompare, e nel singulare si unisce alla sillaba seguente, quindi
sd sano, femm. sätia cioe sä-\-na, e cosi tätia tana, Idna lana, bona,
pjlna piena, lölna luna •', e al plurale: // iän le \.?Lne, pj7n piene,
/'ac7n fini, cioe // tä-\-n, il pj7-{-n.
60. Cade, iniziale, in änchaeT tela nanchina ; interno in siür
seniore-, lüdria lontra Beitr. 74 — 75.
61. /= n interno: cülumia economia (cfr. pero n. 92).'
V.
62. b = \: iniziale: bartavoüa vertovcll'o-, biöla bigoncia,
'veggia-f uolo' Beitr. 120, bdiia *vasea Ca ix Studj 187, bazloit,
baililla e baziöla mento , briigla se da *verrucula Ca ix Studj
n". 224, V. n. 92, balcd dimininuire, sceraare, valicare; e con b rin-
forzatoin/, per cfTetto della sorda seguente: psiga vescica. In-
terno: drbi, ärbiö truogolo, zbiM svignare, cfmiiibia da *coniugia
*coniuvia Flechia Arch. III 132 — 133.
63. g =v : iniziale : guniitd vomitare ; interno : üga uva,
' Un esempio di ss da rs ci ofTrirchbe Tmbi'issd chiuderc un vaso capo-
volgendolo, da invorsare (v. perö Ascoli Arch. I 60).
- Esempi di m sviluppatosi dävanli a labiale oflrono i sülili strStnb
strabo- e lämbrihca.
. •* Nc {,'li scrillori vcrnacoli, nc i vocabolari conlrassegnano il suono na-
sale ; lultavia l'Auguissola nel suo Vocabolario incdilo scrivc : pjin-ua, pion-
?ui, lun-na ecc.
* Tiirli c Inrlid'ur proverranno da tornire o da lornulirc ?
150 E. GORRA,
spagheU tinxore, da. pavor, pagüra, 2l>agüh', sag ü// satoWo *savullo-,
st'gfäa cipolla (cfr. n. 94).
64. /=v: iniziale: Hpra (e viprd) Flechia Arch. II 358;
interno: (jügüla *jujuva = jujuba Flechia Arch. III 172; al-
l'uscita forse sä sego *sevo- (v. n. 7).
65. ^y = SV iniziale in sfi'ila civetta.i
66. Dileguo di v : Tndümiä vendemmiare , ürda (accanto a
vürda) guarda ! v. n. 4n. ; viända carne, da vivanda, vesc allato
a ve'scüv , pgr povero , in proclisi, scrüa donna scaltra, allato
a scrüva , bfu e htm bevuto , da eh da venire (Bongilli) , ändd id
andar via, al n'iU egli non vuole (e al na völ), al n^ürdv ei non
vorrebbe, a g'öl ci vuole, ecc, stüd e sülvd ' stufato ', lo stracotto,
sMa stufa, s/üo stufaruola, süar (e süvar) sopra. — II nesso vr si
riduce a r nel futuro e condizionale del verbo 'sapere': saro sapro,
sarev saprei, ecc, e del verbo * avere ' : g'aro avrö, g'arev avrei.
F.
67. 27 = f interno: ürc'vaz orefice, Slc'van, ravanrll rafano,
scrüva scrofa ecc. (v. n. precedente).
S.
68. Iniziale e caduto in pdnga spugna öJiöyyoQ.
6g. Cade all'uscita latina; ma anche nel piacentino ne ri-
mangono le traccie in sei sex, sc pur non c foggiato su d(p, e in
sisla sii tu, in fräse imprecativa (cfr. As coli Arch. II 418 n., Sal-
vioni Fönet. Milan, p. 223 n.). In strazüra fuor d'ora, e strazür-
difidri v'e fusione di extra- e di trans- Flechia Arch. III 14g.
All'uscita piacentina cade in var verso (cfr. Ascoli Arch. III 272,
n". 74 ; cfr. n. 8 n.).
70. jj=:=-sce-, -sei-: cri'ss crescere , fass fascio, asst^'lla
ascella.
Consonanti Esplosive.
C.
Dinanzi ad a, o, u.
71. Iniziale scade sovente a g: gavdö (e cavdd) alare *capi-
tone-, gümbind, gdbüla inganno e cabala, gabüz che risale a Ca-
put Beitr. 62, gärd cardo, gauu^lla *camer'la; nel nesso er-:
graeingul gx^.v(\\^w?i, da cxin^i, gradzii IIa graticella, gravalo crabone-;
nel nesso sc: zgablae'T, c^j^czM masticare, c^^/iVv/ risciacquare *ex-|-cu-
rare, zgüra scure, zgardüssd cardare e carminare, s^^^azcV/« da scdja.
72. Interno fra vocali degrada di regola a g\ zog giuoco, fög,
lüg, cnntneg con meco, fig, fidag, vnbaridg ecc, psiga vescica, viadgd
' sg da sw ci offie sguissar monello, cioc svizzero.
FONETICA DEL DIALE T TO DI PIACENZA. I 5 I
medicare, pargd pregare, lüganga , zgd secare, Tnsalgd selciato,
pü/ga *pulica, mi'/ga melica ecc. ; gr = er interno: mdgar c
mdgra, sdgra dies Sacra.
73. -CS-: /(? j.w' 1 a X a r e , ftss, Lissändar, frdssan, fossag io^'^ico,
sam sciame ; — ('Zijl'Tnipi, ezäm.
Dinanzi ad e, i.
74. Si riduce a j' (f) iniziale: sira cera, saana cena, smar
cenere, sizar cece, scrc cerchio, scd codere, snd cenare; ma cin-
tc'zim centesirao e in altre voci dotte ; — dopo consonante : pnr-
sell porcello, pürsläna porcellana, prnislpi, düs dolce.
75. I\Ia piu spesso si riduce a i\ pdi pace, idz tacet, niii,
Cruz, sd/iiz, diz dicit, dudoz dodici, ardüz reducere, uzell, düzacinf,
cöz cuocere, cüzaeTna cucina, niazard imbibire, 'raacerare', fürndza,
lüzaeint lucente, razanrll schiantolo racemo- Caix Studj n" 114,
laza'elna ascella lacinia Beitr. 72, li'derta, mü/zael morbido,
'mollicino' Beitr. 80, vTndzell venticello, vzinänsa, zerb acerbo,
aizJnld risciacquare *rec:entare; — dietro consonante: slorz
torcere , s/razz fragile , da fracido , fradicio (cfr. lose, sozzo =
süccido-).^
Qv.
76. ch ik) == qu: cht, chiet , lüch^lla loquela, arlichia, chisii
questi (piur.), chilli quelle (e quisti, qiaUi).
'j-j. ^6' = qu: acva aqua, pascva.
78. Rimane intatto in qtudlar, quatördaz, quacindaz, qiiddar ecc;
e, finale, in sa'ancü cinque.
G.
Davanti ad a, o, u.
79. Si dilegua in stria slriga, ksiä agostano, dna doga, mia
(e viigd), zkv *jugvo- Ascoli Arch. 1 gi, lemm legurae Flechia
Arch. II 58 n., fo fagus, sia porca di terra, che il Flechia ' deriva
da un 'sega' Arch. III 128 (cfr. per IV n. 41). Per vajd [ilndd a
t'<y<J andare a zonzo) da vagus 'vagone' v. Flechia Arch. III i6g.
80. gv: la'cingva lingua, Ingvannl unguento ; — all'uscita pia-
cenlina si riduce a gü\ sängu sangue (cfr. sai'Tncu, n". 78).
Davanti ad e, i.
81. :'=<):: iniziale: zld gelare, znorr ginocchio, zi'nar genero,
zinziva gengiva ; — interno : rüzna ruggine , Tnim ingegno , lez
litggere, accnrzas accorgersi, piiliii piangere ; ma Ungil , (irgTnl,
vfrgina e cosi in allrc parole dotte.
82. Dilesru" : "/'>V/,;;- .■ in.riiK/.ir m :i ■■ i-i fi- ■..li:'//.! ^anilla.
' Dileguo di c fra vocali nci solili viU *vocito-, di dicerc. Per fa-
cerc V. Asiiili An-h. I 81.
152 E. GORRA,
T.
83. Tra vocali scade di regola a d: büdoll , padella, pnde
potcre, spädfda, idass setaccio, bida bcta-, stuia, pr^'da, idella si-
tella; dr = ix: päda?-, mddar (e pnr, mar), vr'dar vetro, Iddar.
84. Cade nelle uscitc verbali : «w/r' andate, j'?«// sentite ; nelle
desinenze -ato-: pro, sid\ -ato-: caräd; -ito-: nifij'i. Inoltre in
azf aceto, se sete (accanto a S{'d)A
D.
85. Non e raro il dileguo di d fra vocali: nid *nidata, piöä:
pidocchio, malett maledetto, miolla midoUa, Pa ilt egli ha detto,
wor^/ morbi[d]o-, pe pe[d]e-: nel nesso -dr-: carega scranna
accanto a cadrega), pdr, mar padre e madre (v. n. 83), püler pu-
ledro, e änra anitra, di fronte al rustico nddra.
86. / = d fra vocali : sigala cicala, Gilio Egidio (cfr. B i a n c h i
Arch. IX 434; Romania VI 309; Biadene Studj di fil, rom. 1
228 n.).
P.
87. /^ = p iniziale : hi'da pula, büh hoX^o pul so-, baslünddag
pastinaca; zb = sp: zbagüli sgomento, che risale a pavito- Caix
Studj 37, zbarld sparare, ibürgds sornacchiarc *ex-j-purgare.
88. 11 riflesso normale di p fra vocali e v\ caveslar capestro,
dvin ape, luiva, te'vad, cavi-, riva, savö, save, pe'var pepe, savür, savri
saporito, cverc coperchio, ainva canapa, nvild nipote, övra, pavro,
cavsril capezzale ; z»r ^ p r fra vocali : crdva capra, cravell, znevar
ginepro, derav *de-|-aperire, snvar (e siiar^ sopra (cfr. As coli
Arch. I 103).
B.
8g. Fra vocali degrada a j»: avi habere, <7z^/y/ abete, galavro
calabrone, trdv, -dva = -ab am.
90. Cade nel nesso -br- in lira libra.-
Accidenti Generali.
91. Assimilazione progressiva tra vocali puo ve-
dersi , raalgrado il n". 38, in larainotl terrcmoto, maladctt, cur alier,
carnavdi, il Bandallaan le Benedettine, basalicö, manascdlc, gargaid
gorgozzule, 'gurges'; in barbaslell lo Schneller vede l'inlluenza di
barba (cfr. Beitr. 2)2)- — Assimilazione regressiva tra vocali:
pataffia raacchia, da epitaffio. — Assimilazione tra conso-
* Per l'esito della combinazione str- v. 11. 55. Donde ticc tetto e ticca
tegghia? (cfr. n. 16 n.).
^ Etimologia popolare c il rustico vdgamd>id vagabondo, e forse su di
esso fu foggialo mnrimdnd moribondo. (Cfr. perö, pel catalano, Parodi
Rcnd. dci Lincci VIII 198).
FONETICA DEL DIALETTO Dl PIACENZA. 153
nanti attigue: crctla fidanza *credita, parpella palpebra *pal-
pet'la, vurrä vorrä; pr r dg a ^erixcdi, cu'iga cni\c?L, vTiKizi'f/ \cn\.\r{A\o,
pilndiell poiiticello, bd<) pedone, hid pesare, lämbdnri, dgain legaim-,
pcd beccare, psi'ga, :diiss setaccio, :gd segare, s/i'/Za civetta (v. n. 65),
Tmban'ng, Tmblalld, Fäm passd l'anno passato, 7m pdi in pacc. —
Assimilazi one transultoria tra consonanti: durd tordo (cfr.
Ascoli Arch. I 526), tjdugüla glandola, drbra pioppo *albula, lünsö
lenzuolo, «7>W(7" allato a Ivisd spezzare, änsäna alzana, pänlän, 7iaamp
allato a laeimp erapire (v. n. 95), tnündbael molto bene, citato dal
Flechia Arch. II 340.
Q2. Dissimilazione tra vocali: palmd polmone Ascoli
Arch. I 505, scarpid scorpione. — Dissimilazione tra conso-
nanti attigue: annella nocciolo *an'mella, manuell dito mig-
nolo *rain'ruello-, marmdja; b'cnla e berla donnola *bellula;
dars^il 'dcz'-j-sette '; dnnza'ema 'dod'cina' (v. pero n. 94). — Dissi-
milazione transultoria tra consonanti: r-l = 1-1: cürlell,
briigla foruncolo *bullucula (v. n. 62), sfrarjell gran quantita,
da flagello , aridl giulivo, da leale-, I'üriän^lla Pollicin(>lla,
parpella *palpe'tla, ümbrigid umbiliculo-, nmbarsnl umbili-
ciale-, caramdl calaraaio ; — ;/-/ = 1-1 : numbal lombulo-, pinüla
j)illola; d-l = 1-1: lüdln ululare, fidell specie di pasta *filello-; —
il 1 cade per dissimilazione in cavicca *clavic'la, faii^lla, gnmisrll
*glomicello-; — J-n = n-n : lomma nomina, lümind Ascoli
Arch. I 263, sänt^ Anlulai'i S. Antonino, BulmaeT Bonomini, iTnsa
sc da *in-}-in'tjare (v. n. 94); — d-n (m) = n-n (m): dma sola-
mente non-f-magis, dsöT nessuno (cfr. il provenzale degus); —
l-m ^ n-m : cidfania, lümal maiale 'animale' (tusüco), ßlthfania =
*ßnosomia fisonomia, Girülam (e Girn?n); — /-;- ;=: r-r: galavru cra-
brone-, Giallrüda, Ricaldo, culdiidar coriandro, pianta; — r-l ^
r-r : inrtla tortora, ruval rovere, cränfil cremore ; — il r cade per
dissimilazione in pistindr prestinaio , donde pislaei jirestino , spüri
prurire, rastell rastrello.
93. Prostesi di vocale: di a dinanzi a j impuro (cfr.
Arch. I 109): ascoli scuole, aslo sto, as/ors sforzo , asci'tl schietto,
aspi'z spese ecc, quando preceda parola che termini in consonanto (v.
n. 36). — Prostesi di consonante: di j: jer heri (v. pero
D'Ovidio Arch. IX 53), iess essere Ascoli Arch. 1 256 n., iell
alto (cfr. n. i n, e ev7/ di Val d'Intragna .*\rch. I 256); — di z\
davanti a vocal labiale: röT uno, voll otto, vu/ar oltre, e vrss
essere; — di j: sqtidz quasi, sgirrs guercio, sgazza gazza, sdfir-
drvla da tordo-, = ex- rinforzalivo o peggiorativo : sgalavfrna
piovvigina, da caligo + hiberna Beilr. 38 n., ecc; — di (j nel
rustico i'pistar cstro. Per drrbga erpcte v. .Salvion i Fon. Milan,
p. 268."
94. Epentesi di vocale: di a fra Ahila-{- Liquida: cavariö
strumento di legno, da 'caj)riolo', cavarid, vadariü vetriolo, gravalo
crabrone-, mitaria mitria, fimbariuz ombroso, di cavallo, pariur
jiriore, tmbaring, patarintU sparavi r giacchio ; di /': piuvida *puvida
154 E- GORRA,
(v. n. 42). — Epentesi di consori^ante: di y_per estirpare lo
iato : tajdtar teatro, ideja, saj'etta^ Indreja (e Itidrea); — di z;
pure di iato : cüva (e cüa) coda, cävül, Idvür lauro, parsüvdz persuaso,
Pdvül, Mdvür, sdvar sauro, äncüva acciuga, balavüstra, (jezüvitta, bavül,
havütia, crüvait croato, ristdvar ristauro, V e vüra egli e ora, vedva
vidua, stdtuva, t?-idüv, cunlmfw, tüva (e lud), süva (e süd). Sara esempio
illusorio piöv pluere Ascoli Arch. I 34; — di b: siombal ^\m^o\o
*stim'lo, cämhrds quagliarsi *camerare-f-se; — di </ in aldzer
allato ad aUer leggero '; — di /: scibna ant. alto ted scöma, vi-
cosiar, gogia e magogla; — di r: h-fcnd tuonare, tro, sndvra €\x\?l^q
(cfr. il milan. setidvra, con immistione di ginepro), früstani fustagno,
früsta, parvostar, varnarde venerdi, e forse anche cartialüss gorgoz-
zule, da 'canna' Beitr. 41; — di n'. davanti a sibilante : 7unsöla
nocciuola, meJnstar maestro, rnnsn") {q rüssnö) usignuolo, n7nsd ta.g-
liare, se da *nitjare, v. n. 92; davanti a gutturale: ängmia agonia,
äncona nicchia, da £ix(6i>, mängand (e tnagand), marlngo falegname
Flechia Arch. II 364; davanti a dentale: Ghintä Gaetano, gvintd
tener d'occhio alcuno per aggredirlo o danneggiarlo, se da gua-
tare ; davanti a palatale : äncuva acciuga {p. pero n. 40 n.), Itnger
leggero (rustico), x\scoli Arch. 150 n, /w/^^'ö ragione (Capra), rä}ind
e rß««? accresc. e dimin. di raii ragno, ränna (e raiid) rana.
95. Elementi concresciuti: Articolo : / in la luvatta l'o-
vatta, lasaraa, pomo che risale ad acerola Caix Studj n". 374, al
lüssar V\i^?,a.xo , al lagüzai;7 Vagozzino , al länlcör Vanticuore, malore,
al lam l'amo. Pronome: lüdld ululare, lacTmp empire, linsd se da
*in'tjare v. nn. 92, 94, läiisd ansare Beitr. 69.
96. Metatesi — nella stessa sillaba crov corvo, dnwi dor-
mire, frem fermo, sparposil, scnrld crollare, fürmaant, cardaeinsa,
larmd tremare, iarzailnt trecento, pargd pregare, parzünia prigionia,
parsipissi, partrza pretesa, bargfizhxigo^o, (/«rt</ö/7rtt7 quadrettino; —
da sillaba a sillaba: preda pietra, cadrr'ga, crümpd comprare, drüvd
adoperare, crdva capra, Jreva febbre, crastd castrare, dei-av *de +
aperire, ('()7na *cora'la, zgün/d conflare, capd *cap'lare, sän-
(jütl *singluto-, piopp, cqpa piccolo mucchio , macchia d'erba
*cop'la; /--/ = 1-r: rigidisia liquirizia; l-v = v-1 : faliva favilla
Flechia Arch. II 342; ?«-/=l-m: parsänül petro-selinon; r-d
= d-r : marüd maturo ; inoltre : naröncül ranuncolo, riwina nume-
rare, baii'cca bacchetta, laccitt (e lattiä), vigilatüra villeggiatura.
97. Rammollimento di consonante: oltre ai soliti, rafia
e ränna rana.
98. Raddoppiamento di consonante: galla, sigalla, pargalla
(v. n. 3) e alcuni altri in -ala, milla mila, vdla vela, tedtar o tajdliar
teatro, anndltag puzzo, * aromatico ', cap o capp capo, crapp fesso,
ed altri (Cfr. Rönsch Itala und Vulgata, 2a ed., 460).
1 Per d di mdal 'nel' v. Ascoli Arch. II 404.
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA. I55
99. Dileguo — di vocali, v. nn. 33—35, 37, 45; — di con-
sonanti, nn, 53, 55, 60, 66, 68, 69, 7g, 82, 84, 85, 90, 92.
Note Morfologiche.
100. Articolo. — Determinato. Maschile, singolarc, davanli a
consonante al, davanti a vocalo /'; plurale /, /'. Femrainile sing.
la, /', plur. /'//, y. al risale probabilmcnte ad ' el', a norma del
n. 38; il femm. plur. /// e foggiato su chill, chilli t]uclle, agg. c
pron. Preposizione articolata : pt-'al e per /' per il, 7n dal, Tiid/a ncl,
nella ; la preposizione da ha usurpato il posto di di. — Indetermi-
minato. Masch. ilu, ün, hna ; aggettivo numerale e pronome vö7
e vüniia.
10 1. Nome. Terminano in a raolti nomi della terza decli-
nazione passati nell'analogia della prima : butia botte, seza sicpe,
furnnza , p^sta , pumza pomice , radiza , na cäntdnta una cantante ;
gli aggettivi duha, forta, grätida, vergina ; abündänia, ändänla [roba
dnddnta) sciupata, usata, qiiänta donn, tänla voi\ i plurali dei nomi
maschili della prima declinazione : i pücta, i papa, i prüfe ia , e
quindi / rnfd'etta gli arrotini. In alcuni nomi di misura Xa h, la
desinenza del maschile : ün dida un dito, che e primitivamente la
forma specifica del plurale. — Scambio di genere si ha in : la snl
il sale, la sülfra (e al sül/ar), la son il sonno; /In simaz una cimicc,
Sono femminili cdd caldo, fri'dd, rid, son nelle frasi ima cdd un
caldo, fma fri'dd, una rid un ridere, Ü7ia son un sonno, ma al cdd,
al fri'dd ecc. — ■ 11 plurale dei nomi maschili riesce uguale al sin-
golare ; e cosi anche quello dei femminili che si mantengon fedeli
alla III declinazione latina : la mddar ill tnädar; ma i femm. in a
perdono al plurale la loro desinenza: la donna, ill donn, la srrva,
ill sipav. — In alcuni nomi il positivo cedette il posto al dimi-
nutivo, comc la rözla la rosa. — La forma antica del plur. por-
tata al sing, e in atJiiz amico e amici, fönz fungo -e funghi ecc.
102. Aggettivo numerale. Flessione: vöi, vünna; du
due, maschile, du duae, /// tres, masch., tro femm.
103. l'ronome. — Personale. Siamo suppergiu alle con-
dizioni del romagnolo ' ; piii esteso e nel piacentino l'uso del pro-
nome a"^-, che si preraette a tutte le persone dei verbi, fuorche alla
terza plurale; csso si unisce anche. al pronome enclitico, e quindi:
ine fag iü faccio i; ////.' (/ f^gf l^l fü c /(■ at fc, Uli Ja e li'i al fi,
al pddral dziva e al pddar la diiva il padre diceva ; ma / diian
essi dicono, /// biss i g'ann al vilall le biscie le ci hanno il veleno.
L'obli(|uo dei |)ronorai personali e ;«. /, s, g, s, n, v, g. Se non
' V. M U .1 ^) .1 1 l.i iJ.ii ^iLiiun;^ in * . y- :..\ ^ c >^);.
- Sulla sua orijjinc v. Salvioni, Ncl 25" anniversario calledralicü di
J. G. Ascoli IS n.: « li . anche Ü'Ovi.li.. \i.l. I\ -(.,
156 E. GORRA,
aderiscono encliticamente ad altra parola, s'appoggiano enclitica-
raente o procliticamente al medesimo pronome a, e per cio tro-
viamo le forme atn via, at ia ecc. Accuyativo : le la-m völ ella la
mi vuole, la na-m völ la non mi vuole, a^n v'edat mi vedi tu?, al
tna völ egli mi vuole. Dativo : idem. II g pero serve solamente
pel dativo nel singulare: al völ ca ga scriva egli vuole che gli (le),
scriva; ma al plurale = nos, nobis (cfr. il tosen): al ga cürra
dre egli ne corre dietro, al ga völ bazd egli ne vuol baciare. Ma
di nuovo solamente al dativo nella terza plurale: ai Mmddar an
s'ag credda viiga ai bugiardi non ci si crede mica , me an ga bdd
miga io non bado loro, par quänt me gabia ditt per quanto io
abbia detto loro. — Ne (lat. inde): avessan aversene, vürhi volerne,
cM n'In dziv cosa ne dite voi? — Questo pronome a si unisce
anche al pronome -I0-: lü al la völ lui egli Io vuole, le al la diz
lei ella Io dice ; e al plurale : lü al ja völ, le al ja diz, dove si
vede che il pronome personale di terza persona singolare maschile
e quello femminile possono coincidere. — Dimostrativo. Iste
ecc. Aggettivo: slü sta sl' iste, sll slj' isti; sla sl' ista; s/ill slj'
istae; pronome: ,cüsl hie, cüsla haec, cktslt e quisti hi, chilli
e quillt hae. — cüU cV quello, chi f/y ' quelli , da cP quella,
chill chj^ quelle, aggettivo ; pronome : cüll quegli, qui quij coloro,
cülla quella chilli quilli. — Possessiv o. Maschile agg. : 7ne mio,
io tuo, so suo, nosiar e noss, vostar e voss, so loro ; pron. : al me
il mio, al io il tuo ecc. Femminile: agg.: me mia, /o, so, tioslra
e nossa, voslra e vossa, so loro ; pron.: la mia, la tiia, itiva ecc.
104. Verbo. Avere. Inf. [ave), avf, vi. Le persone di
questo verbo sono spesso accompagnate dal pronome g: Indicativo. —
prescnte : 7ne g'o io ho, lei g'o, lülga, nöi güm o g'üma, vö gh'i, lür
i g'än. — imperfetto : tue g'dva , iel g'dv, Uli g'dva , nöi g'dvam o
g'av'?na, vö g'av'va, lür i g'dvan. — futuro: me g'aro, iel gare, lül
g'arä, nöi g'arwn, vö g'ari, lür i g'arä. ■ — Congiuntivo. — presente :
che nie g^ abbia; — imperf. : che me g'aviss, che nöi g' avissam o
g'avissma — Condizionale : g'arev o g'ariss io avrei, g'arcvnia o
g'arissma noi avremmo.
Essere. Inf. ess, vcss, iess, iss. Part. perf. sld. Indicativo. — pres. :
so, e, e, siun p süma, si, j'en sunt. — imperf. : la prima persona
sing, ha il solito s- analogico: me s'era io era. — Congiuntivo-
pres. : sia, sii, sia, süma, si, sian, E da notare che accanto alla prima
del singolare si trova la forma sippia, forma analogica sul congiuntivo
di 'habere', e che la seconda del plurale si confonde coUa corrispon-
dente del verbo 'sapere': che vö sappie che voi siate (e sappiatc);
anche accanto alla prima plurale si trova sappiuma siamo e sappiamo.
Questo si spiega dal fatto che ' sapere ' ed ' essere ' s'incontravano
in alcune voci, come ad esempio nel futuro e nel condizionale (v.
n^*. 66), e da cio nacque la confusione in altre. — Cong. imperf. :
fiss, fiss, fiss, fissäm o fissvia, fissav o fissva, fissafi. — Condizionale :
me sarev o sariss ecc. (come 'habere').
FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA. I57
Verbi regolari. — Presente — Indicat. : la prima e la seconda
persona del singulare sono prive di desinenza: nie miinij, iet sailnl;
la terza finisce in a per ogni coniugazione, e vorra dire che la
la ha attralto le altre, la prima" plurale in /////, ünia '; la seconda
plurale in e od / nella la, in /neue altre; la terza plur. esce sempre
per -an, desinenza che potrebb'essere di ragion fonetica anche in
quanto risponda ad -unt (cfr. n. 38^ n. 2). — Congiunt. : la sing,
-ö, 2a ^ indic, 3^-6/, il plur. come nell'indicat. — Condiz. : la
sing. viäiKJrev e riiilntjnss, tazrev e lazriss ecc.
Imperfetto. — Indicat.: la sing.: -dva, -Iva, -iva, -i'va; 2a sing:
-dv, -i'v, -IV, -iV ; 3a sing, come la la; la plur. : äva?n e a'v/no (cfr.
'habere'). — Congiunt.: -dss, -i'ss, -iss, -/'ss pel singolare; plur.:
-dssam e -dsstna, -dssav e -dssva, -dssan.
Perfetto. — Tende a scomparire e percio e poco usato. Qui
riportiamo le forme che abbiamo raccolte negli scrittori. — Perfetto
debole: la coniug. : Inamtrc incontrai e incontro, raslc, andc, caschc,
passe, lave, piäntc, cmlnsc cominciai, am lucchc mi tocco, cüstc, al
rüzf vocio; 3a plur.: sgubb('nu sgobbarono, Iraltcnn trattarono, prvi-
sipienn principiarono, cämhiciin. Inoltre risprmdi rispose, al dzi ei
disse, Sinti io sentii. Notevoli sono hüvass io trovai, fiss io fui ecc,
vale a dire Io scambio dell' imperfetto congiuntivo col perfetto
indicativo, promosso senza dubbio dall'incontro di alcune altre voci
(-äste, ecc). — Perfetto forte: ^//w dixi dixit, cürs corsi corse, y"e
feci fecit, vist, ioss tolsi tolse, voss volli volle, sie stetti, vailns
venne, fniss mise, /}>/« fecero, däin diedero.
Infinitivo : indntjd, Idz tacere, lez leggere, sailnt sentire ; ma
pndt' e püdi, vre e vri, avc, avi, finl finire ecc.
Participio perfetto -d, -/, -/, -/. Forte: arnidst (e armani).
Participio presente. Notiamo alcuni participii della priraa coniu-
gazione entrati nell'analogia delle altre: sciUaanl che scotta, hras-
saeinl gior.:aliere , da 'braccia', cülaanl che,cola, hazpnl da bizid,
il punger delle api, zgüjTnl che fa scivolare, 'zgüjä!, plaelnt che pela,
j///«^>«/ soprastante (cfr. Ascoli Arch. I 544, II 133, 458); — della
seconda e terza entrati nell'analogia della prima sono: ardnd hae-
rentem o adhaerentem Beitr. 94, preiiiniänl presuntuoso.
Gerundio : Citiamo il rustico ridänd ridendo.
Noteremo inline le forme verbali: vag (e vo), /ag (& fo), dag
(e do), slag (e sin), Irag (e Iro) getto, foggiate su dig Ascoli
Arch. I 82 n. Inoltre lag tolgo che si coniuga nel modo segucnte:
Indic. pres. : li'ig, lii, löz, tudum, liidi, lözan; impcrf. : liidiva ecc; fu-
luro : tudrö, litdri', Ihdrd ecc. — Cong. pres. : tUgga, lUgg ecc ; ini-
perf.: liidiss. — Condiz. : indrcv ecc. Kicordercmo anche [><il puü
foggiato SU vi'd vuole. Cliä notammo che il fuluro dell'indicativo
• Per la gencsi di (|ucstn desinenza rimandiamo al Meyer finindriss I 538
c al Sucliier liiid. 61 1.
158 E, GORRA, FONETICA DEL DIALETTO DI PIACENZA.
e il condizionale del verbo * sapere ' sono identici a quelli dcl verbo
'essere' (v. n. 66 e 104).!
105. In declinabili. Favorito anche qui il conservarsi e il
prodursi deU'a finale degli indeclinabili : contra, Ins'ema, fora, piim,
Tndfiva, vlüntcra, dmca, änca, nanca, faana fino, siciira, Fe vcra, jcr
pässa ieri l'altro, süUa sotto.
1 Sono frequenti negli scrittori le forme higna bisogna (cfr. n. 42) e mUi
convicne, midva conveniva, tnidra converrä.
Egidio Gorra.
A g g i u n t e.
n". 7. — Per stl cfr. il bolognese sejj pure irregolare (Vedi Gau-
denzi, I suoni, le forme e le parole deU'odierno dialetto
della citta di Bologna. Torino i88g, p. 6).
n". 13 n. — Per /rä?tgfd cfr. il ho\ogrie?,e ß'angiiael (Ibid. p. 24).
n". 38£ n. 2. — Neil'« di postonica dei plurali femminili potrebbe
forse anche vedersi la vocale irrazionale anziehe un nor-
male succedaneo dell'ü.
n". 45 bis (cfr. n. ^2). — Aggiungeremo alcune notizie suUe vocali
nasale atone. 11 suono nasale della tonica permane nell'atona
solo quando alla consonante nasale segua originariamente
un'altra consonante. Quindi säfit e säniificd, ätigü e ängüaei,
camp e campana, lambda e lämbddri, sallnt e sintiva (cfr. n. 41),
mcraspd, ta'e'imp e iimpürdl, mZmt e inäntana (cfr. n. 43),
compra e cumprdva, un cä, bzont e hzuntd ungere, dmhra e
fimbrüi', ma pa e panaltc'r, ina e manctta, una donna, sran
e sri7tä rasserenare (cfr. n. 41), bael e bind benone, so e
sünd suonare, löifia e lündtic, ifiamürd , inastd innestare;
prmniä parm(i)giano, ganraeJ gen(e)rino, tanran ten(e)rino,
sanrd da cen(e)re, ansöi n(e)ssuno, antd n(e)ttare, dastümgd
-stom(a)care, lünde lun(e)di, urdan ordin(e), gfivan giovan(e).
n". 10 1. — Scambio di genere. Aggiungi la viel il miele, la fcl
il fiele, la Ulm il lume (lucerna), pei quali tutti v. ]\Ieyer,
Die Schicksale des lat. Neutrmns im Rom. pp. 10, 17, 99.
Inoltre la güssa il guscio, la buccia; al pcgür il maschio
della pecora (Ibid. 46).
VERMISCHTES.
I. Zur Litteraturiies Chi eilte.
I. Die Todtenbrücke.
Den von Gaston Paris Romania XII 508 über die Schwert-
brücke im Lancelot gegeben Nachweisen kann ich zwei neue hin-
zufügen, von welchen der eine mehr für orientalisch-römischen, der
andere für keltischen Ursprung der Tradition zu sprechen scheint.
Noch einige Jahre vor Gregors d. Gr. Dialogen findet sich
das Hemmnis des Todtenweges bei Gregor v. Tours, Hist. Franc.
^^ ö3- Sunniulf, Abt von Randan um 570, schaut die Brücke im
Traum über dem Feuerstrom der Verdammten, so schmal dafs sie
kaum einem Tritt Raum giebt; wer ad distringe7idum conimissum
gregem fuerit ignavus stürzt hinab, der Strenge gelangt in das
weifse Haus auf der anderen Seite. Die Beschränkung auf die
Geistlichkeit ist eine Umbildung die individuell sein wird, zeigt
aber immerhin eine bemerkenswerte Entfernung von dem Gesicht
des römischen IMiles.
Die Tundalusvision ist, wie ich Ztschr. f. rom. Phil. \T 125 an-
gemerkt habe, von den Dialogen unmittelbar abhängig, .\nders
die etwa dem g. Jahrh. angehörige des Adamnan.' Sic eiithält
keine der bei Gregor vorliegenden bezeichnenden Einzelheiten und
entwickelt die Idee der Brücke in eigenartiger theologischer Aus-
malung: für die Guten breit, die Reuigen erst schmal dann breit,
die Verstockten erst breit dann schmal. -
Wo der Glaube an ein Todtenreich ausgebildet war lag es
nahe genug dasselbe durch einen Flufs abgeschieden zu denken.
Brücke und Kahn sind uralte Verkehrsmittel : je nach der örtlichen
Anschauung mufste durch eines oder das andere die Verbindung
hergestellt werden. Der gleiche mythologische Gedanke tritt daher
unabhängig an verschiedenen Stellen auf.-' Es ist also an sich sehr
' 0 Jjonov.in, Grammar, 440. /.iilm/i Iki W imiisili, liish 1 cxl^^ I 105.
- Danach w(j1i1 tlic Oenusvision, Mij^nc 180, 996.
•' Vjjl. auch Piclcl, Orifjincs III- 255.
l6o VERMISCHTES. I. ZUR LITTERATÜRGESCHICHTE.
wohl möglich dafs er selbständig keltisch ist, in Urverwandtschaft
mit dem Mythus der Zendavest oder ohne solche; ja sogar dafs
ihn die irischen Pilger des 6. Jahrh., welche nach den Erzählungen
der beiden Gregore schon etwas vor Colümban nach Gallien und
Italien kamen, dahin gebracht hätten. Doch wird auf dem in der
Kaiserzeit von orientalischen Religionsanschauungen durchtränkten
l?oden Roms, was Muhamedaner und Juden glauben, auch aus dem
Morgenlande gekommen sein. In der That spricht für den um-
gekehrten Gang der Übertragung, neben der hier wenig gewichtigten
Priorität der Überlieferung, die Erwägung dafs, von Irland aus
betrachtet, das Jenseits als Insel gedacht werden dürfte. So erscheint
es durchaus auch in den von Zimmer Zeitschr. f. d. A. ;^2 und 33
analysierten Fahrten. Bekanntlich hat die frühmittelalterliche Dar-
stellung der Scheidung zwischen Guten und Bösen durch die Wage
einen ganz ähnlichen Weg gemacht. Ägyptischen Ursprungs, wurde
sie dem Seelenführer Mercur in die Hand gegeben. Als sie das
Christenthum {cfr. Job. 31,6 Daniel 5,27) übernahm trat Michael an
jenes Stelle , der erste unter den Boten Gottes , der als solcher
mit Flügeln und Stab ausgestattet ist.
Alle dem gegenüber dürfte zu betonen sein, dafs die Trennung
der Todten in Seelige und Verdammte, des ursprünglich einen
Todtenlandes in eine höhere und niedere Region, bei Chretien
spurlos fehlt. Der Gang über die Brücke fügt sich sehr gut zu
jener vorgeschrittenen und jungen religiösen Idee, ist aber an sich
jedenfalls älter: die Lebenden können den Weg nicht betreten
(N^aitiz par komme ne fu passez), nur die Schatten. Ich sehe also
hier einen wurzelächten Zug, nicht spätere Verdunkelung. Gaston
Paris schlofs mit Recht aus der von ihm nachgewiesenen Ver-
breitung auf eine alte keltische Tradition ; hier ist die Bestätigung
durch den Inhalt gegeben. Der Insel Avalon gegenüber mag
darauf hingewiesen sein dafs auch bei den Griechen auf engem
Raum Ocean und Acheron , zwei ganz verschiedene Vorstellungen
sich zur Seite laufen. Die Überlieferung in den Dialogen ist orien-
talisch ; ihr schliefsen sich die irischen Visionen an, aber auf Grund
des einheimischen Volksglaubens, der im Lancelot zu Tage tritt.
G. Baist.
2. Zu Guillem Ademar, Grimoart Gausmar
und Guillem Gasmar.
Auf das Verhältnis dieser drei Trobadors zu einander noch-
mals zurückzukommen vcranlafst mich der Aufsatz Zenkers in dieser
Zc^itschrift XIII 294 ff., da mich seine Ausführungen trotz der Be-
stimmtheit, mit der mein Irren dort behauptet wird, nicht von der
Richtigkeit der Annahmen Zenkers überzeugen konnten. — Zenker
G. HAIST, DIE TODTENHRl'CKE. l6l
Stützt sich beim Beweis der Identität der drei Dichter zunächst
auf die Trobador-Satire Peire d'Alvernhes, in der er Str. 7 und 8
für interpoliert hält. Kr glaubt nachweisen können, dafs dir achte
Strophe die in IIs. CR von Peire Bremon, in / von Arnaut Daniel
handelt, in beiden Fassungen unecht sei und dafs die Peire-Bremon-
strophe der anderen, aus der Satire des Mönchs von Montaudon
entlehnten Strophe erst nachgedichtet ist. Hiervon ausgehend
schliefst er, dafs die von Grimoart Gausmar oder Elias Gausraar
handelnde 7. Strophe bei Peire d'Alvernhe ebenfalls der Guillem-
Ademarstrophe des Mönchs nachgedichtet sei, u. s. w.
jene Peire-Bremonstrophe könnte nun in der That nicht ur-
sprünglich sein, wenn dort von dem späten Trobador P. B. Ricas
novas die Rede wäre, wie Z. für bewiesen hält. Er stützt sich dabei
darauf, dafs die Vorwürfe, welche dem Peire Bremon in jener Str., und
die, welche ihm in einem Sirventes Sordels gemacht werden, die glei-
chen seien: „es heilst in der Satire, der Graf von Toulouse habe
P. Bremon mit Recht übel behandelt, und dem P. Bremon Ricas novas
hält Sordel in dem Sirventes Verz. 437,20 Str. 4 vor, der Graf von
Toulouse sei ihm richtig begegnet, indem er ihn, der seinem Herrn
die Treue gebrochen, nach Marseille zurückgeschickt habe" (Zeit-
schrift XIII 295). Hätte Z. sich nicht begnügt diese Worte von
Schultz, Zeitschrift Vn 211, einfach zu entlehnen, sondern hätte er
die prov. Texte nebeneinander gestellt {Satire : E Peire Bremoiis se
bayssei, Ptis que ' l coms de Toloza ' l det Qiianc no soayiet d'avmen ;
bei Sordel, Str. 6, nicht Str. 4 wie Z., zwei Zahlen bei Schultz ver-
wechselnd, sagt: Getil fa saubut lo valenz coms onrar De Toloza, st
CO ■ /// taing ni ' s cove, C^a Marseilla Va fait azaut iornar. Per que
laissel soji seignor e sa Je)\ so würde er gesehen haben, dafs in der
Satire nicht nur nicht vom „mit Recht übel behandeln" die Rede
ist, wie Schultz (der den ganzen Punkt nur beim Vorbeigehen in
einer Anmerkung berührt) sich, ich weifs nicht weshalb, ausgedrückt
hat, sondern dafs die Worte gerade einem Bezug auf einen gleichen
Vorgang widersprechen. Jener Beweis der Identität beider Peire
Bremons scheint mir also zu schnell erbracht. Ob nun jener P. B.,
wenn er nicht Ricas novas ist, der andere uns bekannte sein kann,
lasse ich jetzt dahingestellt, denn es ist insofern von minderer Be-
deutung, als der Name Peire Bremon selbst in der Satire nicht
feststeht. Z. hätte bei seinen Annahmen von Entlehnung und
Naraensunterschiebung, meine ich, gröfseres Gewicht auf die Über-
lieferung der Gedichte legen sollen, wozu ihm freilich das Material
nicht zur Hand gewesen sein mag. Auch mir liegt das Material
der Satire nicht ganz vollständig vor ; doch fehlt mir von den 8
Handschriften, die sie überliefern, nur A' das nebeln DI leicht zu ver-
schmerzen ist. Da der Text zu den meist besprochenen der prov.
Litteratur gehört, gebe i( h ihn hier nach den anden-n 7 Hand-
srhriffen:
Hss. A 214, C 183, D iq8, / ig5, N'- 56, R 6, a 127.
Zeitoühr. r. rmii. I'liil. XIV. 11
102
VERMISCHTES. I. 7.UK LlTTF.RATURORSCHICFlTE.
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C. ArPl'L, DREI TKOBADORS. 1O7
per iina busla cui s'alcn c dilz cjc si de re • 1 (.lesiuenl
90 c'a plus aniple con il'un cabes ni la pol tener en cscos
e fora • il meils pesqes ab rct qe lantas dara dels dos
en mar caii non la movo lo venl. caxes a mal pas plus nun prent.
Ä/-. 13. ^fr. 16.
E-1 dotzes US clergalz Peirols 105 El .XV. es P. Vidals
ab cara maigra secs musols gabaires messongiers e fals
95 e can vol chantar va lossent e no i qeiratz gola de sen
c'aissi n'es esclarzitz lo sols per so a pres .c. colps le pals
c'a totz vos en penria dols qe amic no i ac nuils corals
tan fa lag son captenemeni. de lai sa foudatz non dizcnl.
S(r. 15.
E'n G. Faiditz fai chanzos
100 de si donz no potelz pelos
Wir sehen, dafs C-R und ADIN'- je eine Gruppe bilden, elcnen
a als einzelne Hs. gegenübersteht, indem es bald an den Lesungen
von CR, bald an denen von ADIN'- teilnimmt. Der Verdacht ist
zunächst nicht ausgeschlossen, dafs der an sich nicht viel Vertrauen
erweckende Text von a aus zwei oder mehr Hss. der jWIX- und
der C7?-gruppe zusammengewürfelt sei. Gerade die uns interessie-
rende Strophe scheint mir dagegen zu sprechen. Hätte der
Schreiber, der das Bedürfnis fühlte, auch Folquet de Marselha,
Peirol, Gaucelm Faidit und Peire Vidal unter den Verspotteten
zu sehen, entweder Arnaut Daniel oder Peire Bremon vor Augen
gehabt, so würde er gewifs einen von beiden oder beide genommen
haben. Anstatt dessen bringt er einen Namen , der uns ebenso
unbekannt ist wie vier aridere im Gedicht Peire d'Alvernhes. Wenn
aber Z. vermutet, dafs P. de Monzo aus P. Bremon se (baysscl)
entstanden sei, so ist doch noch wahrscheinlicher, dafs umgekehrt
der bekannte Name P. Bremon dem unbekannten P. de JNIonzo
untergeschoben ist. Und für die Autorität von a spricht ferner, dafs
hier die in allen Strophen stehende , nur bei P.' ß. vermifste Zahl
des Trobadors sich findet: Ab P. de Monzo so .V//.; und hier
findet sich ja nun auch die Erklärung, weshalb die Strophe auf
Peire Bremon mit der auf Arnaut Daniel gleichen Reim zeigt, was
Z. für Nachdichtung der Peire-Bremonstrophe nach der anderen
geltend machte. So scheint mir denn, dafs in dieser Strophe die
IIs. a das meiste Vertrauen verdient und dafs für Z. hier nichts
zu gewinnen ist.
Daraus nun, dafs die (nur in der Vorlage für CA' stehende)
1'. Bremonstrophe der Arnaut-Danielstrophe des Mönchs von Montau-
don nachgedichtet wäre, schlofs Z., dafs die vorhergende, allen
Hss. gemeinsame (iausmarstrophe bei Peire d'Alvenihe der Guillem-
Aderaarstrophe beim Mönch nacligedichtet sei, da auch diese beiden
wie (aus jetzt versländlichem Grunde) jene, untereinander gleiche
Reime z<;igen ; ein Schlufs, der an sich anfechtbar ist. Wir sehen
l68 VERMISCHTES. I. ZUR LITTERATÜRGESCHICHTE.
nun, dafs auch das unabhängige a Gratfioart Gausmar hat, wie A
DIN'-; auch CR hat Gmismar wenn auch mit anderem ersten Namen.
Es scheint mir so durchaus geboten an dem Überlieferten fest-
zuhalten und nicht Ademar für Gausmar einzusetzen. Die Überein-
stimmung des Reimes aber erklärt sich, wenn wir sie nun einmal
doch nicht für rein zufällig halten wollen , durch das Vorbild,
welches die Gausmarstrophe der Ademarstrophe geliefert hat, nicht
umgekehrt.
Was nun Guillem Gasmar angeht, den Zenker ebenfalls für
identisch mit Guillem Ademar hält, so ist uns dessen Tenzone mit
Eble in 8 Hss. überliefert: ACDEGIKL, von denen mir Ä' wieder
nicht zu Gebote steht. Von den anderen haben ADGIL : Guillem
Gasmar, und zwar je dreimal: in der Überschrift, v. lo und v. 28
(nur G scheint keine Überschrift zu haben); C hat Guillem Guays-
mar v. 10 und 28, en Gay mar in der Überschrift; E hat Guillem
Gaimar in v. 10 und 28; also kein einziges mal ein wesentliches
Schwanken. Auch hier scheint mir durchaus verboten von der
Überlieferung abzuweichen. Grimoart Gausmar einzuführen , wie
Chabaneau will, verhindert schon das Versmafs, und Guillem Ade-
mar macht, auch abgesehen von der Überlieferung, das Versmafs
wenigstens bedenklich. Natürlich ist mir keineswegs unbekannt,
dafs neben dreisilbigem Azemar auch zweisilbiges Aimar vorkommt ;
immerhin ist die dreisilbige Form die weit gebräuchlichere, die auch
Guillem selbst, Grdr. 202,3 v. 62 auf sich anwendet, und die Fälle
von zweisilbigem Aimar mögen sich bei kritischer Gestaltung der
Texte wohl noch weiter verringern, wie denn der Vers, den Z.
a. a. O. S. 296 wählt um zweisilbiges Aesmar zu belegen, nur in
2 Hss. von den sechs, die ich vergleichen kann, Senher navmar
(C) bez. Segner naesmar (G) beginnt. E hat Senher nazcmar, DIM
Ennazemar bez. En afeviar.
Wird so Guillem Gasmar oder Gaismar durch alle Hss. be-
stätigt, so steht die Bestimmung de Saignas bei Eble dagegen allein
in A, nicht einmal in DI, die doch mit A zusammenzugehen pflegen.
Dieser Name ist also nicht sicher, und wenn man seine Hinzufügung
der Willkür des Schreibers von A anrechnet, steht nichts im Wege
den Eble der Tenzone mit Eble d'Uisel zu identifizieren, wie Z.
will. Mit der Unsicherheit des Namens de Saignas fällt aber
andererseits der Grund weg den Eble de Sanhas in Peires Satire
mit Eble d'Uisel gleich zu stellen. Wir werden sie nach wie vor
getrennt halten müssen. Und mit alle dem fällt denn auch die
Datierung des fraglichen Streitgedichts (Z. „die prov. Tenzone"
S. 86), bei deren Gelegenheit ich, wie mich Z. belehrt, seine Mei-
nung falsch verstanden habe.
C. Appel.
C. APPEL, DKEI TROHADORS. 1 69
3. Ist Bice Portinari Dante's Beatrice?
Der Zwist zwischen den Realisten und Allegoristen betreffs
Dante's Beatrice ist noch keineswegs beigelegt. In Italien hat die
allegoricüä assoluia in diesem Jahrzehnt zwei entschiedene und be-
deutende Vertreter gefunden in Rcnier ' und Bartoli 2, deren Aus-
führungen in Deutschland Gaspary •' entgegen getreten ist. Meine
Sympathien und Überzeugungen sind vollkommen auf Seite der
Realisten, die in Dante's Beatrice ein Wesen von Fleisch und Blut
sehen. Um so mehr habe ich, wie wohl die meisten Verfechter
dieser Anschauung, bedauert, dafs wir für unsere Überzeugung,
dafs Dante's Beatrice in der von Boccaccio"* zuerst genannten
Bice Portinari zu erkennen ist, keinen thatsächlichen Beweis
führen konnten. Es war mir deshalb eine grofse Freude, wie
sich mir die Möglichkeit zeigte, eine faktische Verbindung zwischen
Dante's Beatrice und der historischen Bice Portinari herzustellen.
Zur Begründung dieser Möglichkeit habe ich zwei vielbesprochene
Eigentümlichkeiten Dante's in Kürze zu berühren.
Dante's Vorliebe für die Zahlen drei und neun ist bekannt.^
In dem Büchlein, welches uns die Geschichte seiner Liebe erzählt,
in der „Vita Nuova", dominiert die Zahl neun. Gegen das Ende
seines neunten Jahres erblickt Dante zum ersten Male die im
Anfang ihres neunten Lebensjahres stehende Beatrice (cap. II).
Dann vergehen neun Jahre, bis er sie wiedersieht und sie ihn in
der neunten Stunde des Tages mit einem süfsesten Grufs be-
glückt (cap. III). In der folgenden Nacht hat er in der ersten
Stunde der neun letzten Stunden der Nacht die Vision von Amore,
der Madonna mit dem glühenden Herzen des Dichters speist
(caf). III). Dante verherrlicht in einem Serventese die sechzig
schönsten Frauen der Stadt, in welcher Beatrice wohnt, und der
' cf. Giorn. Stör. Lcit. It. II (1883) P- 379 ^- in eiiver Besprechung der
drei Ausgaben der Vila Nuova von Ancona, Giuliani und Luciani.
- cf. Storia della Lettcralura Iialinna IV (Firenze 1881) p. 171 fi".; V (ib.
1884) p. 52 (T.
^ cf. Geschichte der italienischen Literaturl (Berlin 1885) p. 239 fl". und
Anhang p. 5 1 2 f.
* cf. Vita di Dante (Teste Crilico di Francesco Macri-Leonc, Firenze
1888) p. 14; Comento sopra la Commedia (Opere di G. B. vol. V, Firenze
1724) Cap. II p. 112.
* cf. Bartoli IV 173 fT., V 53 Anm, 2, Von den an letzter Stelle citierten
zwei Schriften des I'rofessors Aniato Amati habe ich mir nur die eine ver-
schaflen können : Dei rapporti di alcuni passi Jella Vita Nuova coUa Divina
Commedia ; Rendiconli de! Reale Istituto Lombardo di Scienze e Lettcre,
Serie II vol. VIII p. 234 fl'. (Milano Napoli 1875). Amati berührt hier die
Neunzahl in der VN. und führt aus, dafs dieselbe in doppeltem Sinn zu
deuten sei, historisch und mystisch. Von seiner zweiten von Bartoli citierten
Schrift: // ternario »eile opere di Dante — nach Bartoli in den Atti del-
TAteneo di Bergamo, niarzo 1875, veröffenllichl — spricht Amati p. 235
Anm. 4 als im Druck befmdiich, indem er bemerkt, dafs er in Dantes Werken
ca. 300 ternarj gefunden habe.
I/O VERMISCHTES. I. ZUR LITTERATURGESCHICHTE.
Name der Geliebten läfst sich in dieses Serventese nur an neunter
Stelle einfügen (cap, VI). Die dritte Erscheinung Amore's erfolgt
in der neunten Stunde des Tages (cap. XII). Der Dichter er-
krankt, und am neunten Tage seiner 'Krankheit hat er die ge-
waltige Vision, welche ihm den Tod der Geliebten verkündet
(cap. XXIII). Beatrice stirbt in der ersten Stunde des neunten
Tages des Monats, im neunten Monat des Jahres nach syrischer
Rechnung, in dem jähre des. 13. Jahrhunderts, in welchem die
vollkommene Zahl (10) neun mal vollendet war (am 9. Juni 1290).
Für diese zwischen der Geliebten und .der Zahl neun bestehende
Verbindung giebt Dante zwei Erklärungen : ein Grund könnte sein,
dafs alle neun Himmel bei ihrer Erzeugung harmonisch zusammen
wirkten ; der tiefer liegende Grund aber sei , dafs die Geliebte
selbst eine Neun gewesen sei, ein Wunder, dessen Wurzel, wie
drei die Wurzel von neun ist, die wunderbare Dreieinigkeit sei
(cap. XXX). Dieses seltsame Herrschen der Zahl neun liefert den
Allegoristen eines der mit gröfstem Nachdruck betonten, plausi-
belsten Argumente gegen die historische Auffassung der Vita Nuova.
Nicht minder auffällig ist Dante's Neigung, Zahlen und Buch-
staben in rätselvolle Verbindungen zu bringen — Zahlen durch
Buchstaben, Buchstaben durch Zahlen auszudrücken. Der
erste Fall liegt uns vor in den Buchstaben I und M, welche die
Zahl der guten und schlechten Eigenschaften des Ciotto di Jeru-
sakmme angeben 1 — der zweite in den Zahlen fünfhundert zehn
und fünf {DXV), welche den Führer, den DVX, der Zukunft pro-
phezeien.2 Auch mit Buchstaben allein operiert Dante nicht
selten. Schneller als je O oder / geschrieben wurde, verbrennt
der von der Schlange durchbohrte Sünder 3; sieben P schreibt der
Engel am Thor des Fegefeuers mit der Schwertspitze auf Dante's
Stirnc*; in dem Himmel des Jupiter bilden die Seelen der Ge-
rechten die Buchstaben der Worte: Diligite justiiiam <]ui jiidicatis
terram, und der Dichter giebt genau an, wie viel Buchstaben dieser
' Par. XIX 127 ff.:
Vedrassi al Ciotto di Jerusalemme
Segnata con un I la sua bontate,
Ouando il contrario segnerä un emme.
2 Purg. XXXifl 43 ff. :
un Cinquecento diece e cimiue,
Messo di Dio, anciderä la fuja
Con quel gigante che con lei delinque.
3 Inf. XXIV 100 ff.
Ne O si tosto mai ne I si sciisse
Com'ei s'accese ed arse, e cener tutto
Convenne che cascando divenisse.
* Purg. IX 1 1 2 f.
Sette P nella fronte mi descrisse
Col punton della spada
ib. XII 121 ff. Rispose: "Quando i I', che son rimasi
Ancor nel volto tuo presso che stinti,
Saranno, come Tun, del tutto rasi . . .
K. KOKIM'EL, ISl' MICl-: I'OKIIMAKI DANIES lUiA IKICK. IJI
Satz enthält: fünf mal sieben Vokale und Konsonanten.' Mit
den Buchstaben des Namens der Geliebten endlich — man darf
wohl sagen — spielt er, wenn er erklärt, dafs schon B (Variante:
/)'/,"■) und ICE genügen, ihn mit Ehrfurcht zu erfüllen.-
In Berücksichtigung dieser Eigentümlichkeiten Dante's scheint
es mir sehr beachtenswert, dafs sich der uns überlieferte Name
der (leliebten Dante's vermittelst seiner Buchstaben in den ge-
heimnisvollen Kreis der Zahlen drei und neun ziehen läfst. Durch
folgende drei Erwägungen :
1. Der Familien-Name der Jungfrau: Porltnari enthält neun
Buchstaben.
2. Der Name Bice — oder Beatrice — Portinari enthält /,
den neunten Buchstaben des Alphabets, drei mal.
3. In dem einzigen Gedicht, in welchem die (ieliebte ohne
Glorienschein , als das von der Sehnsucht des Dichters begehrte
Weib erscheint, in dem Sonett : Guido, vorrei, che tu e Lapo ed io,
spricht Dante selbst von ihr als Moima Bice."^ Monua, die übliche
den Frauennamen vorgestellte Bezeichnung, geht mit dem Namen
eine so enge Verbindung ein, dafs sie gleichsam zu ihm gerechnet
wird, wofür Boccaccio im „Decamerone" viele Beispiele bietet. ^
Momia Bice enthält neun Buchstaben.
Dante hatte für Zahlen und Buchstaben ein scharfes Auge;
er liebt es die kühnsten Gebilde seiner Phantasie auf dem Boden
der Wirklichkeit zu bauen. Die erwähnten Zahlenverhältnisse der
Buchstaben des Namens der Geliebten sind ihm gewifs niclit ent-
gangen. In ihnen , verbunden mit dem Datum von Bcatricens
Todestag, an dem nicht zu rütteln ist — denn was hätte den
Dichter bei freier Erfnidung abhalten können , den Todestag in
' l'ar. XVIII 76 IT.
Si (lentro ai liimi sante cieature
Volitando cantavano, e faciönsi
Or D, or I, or L, in sue lij,'ure.
ib. 88 fl'. Alosträrsi dunque in cinque volle seile
Vocali e consonanti ; ed io nolai
Le parli si come mi parver dcUe.
Diligite justitiam, priniai
Für vcrbo e nomc di lullo il dipinlo ;
Oui judicalis terram, für sezzai.
•« I'.ii. VII 13 n.
-Ma quella rivcrenza che s'indonna
Di tuilo mc, ]nir per IJc e per ICE.
Mi riclünava com l'uoni ch'assonna.
^ V. 9 (1. K Munna Vanna e Monna Bice poi,
("on «juella cli'c sul nuniero del Irenta,
Con noi ponessc il buonu incanlalure; cf. VN. XXIV.
* cf. Giorn. III Nov. IV La vioglie , che monna Jiabettn area nomc;
VI, III una gioviine donmi , il cui nome fu monna Nonna </«•' Pttlci; VII,
X tina sua donna chiamata monna Mita; VIII, II una , che aveva nome
monna ßelcolore.
172 VERMISCHTES. II. HANDSCHRIFTLICHES.
den neunten Monat des gewöhnlichen Jahres zu setzen? — , in diesem
Zusammentreffen von Äufserlichkeiten mag Dante die erste An-
regung gefunden haben, die Zahl neun eine so bedeutende Rolle
in der Geschichte seiner Liebe spielen zu lassen , indem er zu-
gleich die Möglichkeit der tiefsinnigen Deutung dieser Zahl er-
kannte.
So wendet sich eine der von den Allego risten mit Vorliebe
geführten Waffen gegen sie selbst, und die Lösung des Rätsels
der Neunzahl liefert uns das vermifste Band zwischen der Beatrice
der Vita Nuova und Bice Portinari.
Emil Koeppel.
II. Handschriftliches.
Zum Evangile des femmes.
Vor einigen Tagen fand Herr Oberbibliothekar Dr. Sieber in
einem Convolut Amerbachscher Papiere , das sich im Besitze der
Universitätsbibliothek in Basel befindet, eine bis jetzt unbekannte
Handschrift des Evangile des femmes. Da mir dieselbe für die
Feststellung des Wertes der übrigen Handschriften nicht unwichtig
zu sein scheint, möchte ich mir erlauben, sie hier näher bekannt
zu machen.
Das Manuskript besteht aus 6 Papierblättern in 8". Die Schrift
weist etwa auf die Zeit von 1450 — 1470. Die erste Seite ist quer
überschrieben mit dem Titel Lcuarigille des femmes. Seite 2 ist leer.
Auf S. 3 beginnt der Text; von den 14 Strophen des Gedichtes
stehen je 2 auf einer Seite und zwar sind die Verse der Quatrains
abgesetzt, d. h. jede Strophe ist achtzeilig geschrieben. Die 3
letzten Seiten sind wiederum leer. Den Text drucke ich genau,
nur mit Auflösung der wenigen Abkürzungen, ab, indem ich die
beiden Vershälften auf eine Linie setze.
[1] Leuuangile des femmes vous vueil cy raccompter
Moult graut prouffit en vient qui le veult accouster
Cent ans de vray paidon y pouues conquester
Que gente pucelle apporta doultre mer.
[2] La maniere des femmes si est moult sainte et digne
Selon se que noz racompte Marie de compiegne
Femme ne pence mal ne nonnain ne beguine
Ne que fall le regnart qui prant une geline.
[3] Nest pas droit ne rayson que des femmes mesdie
Saiges sont et apprinses de moult grant courtoisye
G. HIN?, ZUM F.VANnil.K DES KEMMKS. 173
Car ad ce quellcs dyenl fol est (|ui ny st fye
Conime le bergier au loup tiui la berbis es])ie.
[4] Qui diroit mal des femmes ce seroit granl nierueilles
Car quam vienl a bien faire chascune sy sapparcille
Et aussi saifjenient se pouruoit et conseille
Comme le papillon qui sart a la chandelle.
[5] Homnie qui se fie en femme comnie aroit il mesaize
Cest ung medecine cjui tous les maulx apaise
Oll en puet aussi bien estre asseur et ayse
Que dun morceau destouppe en ung ardanl fornesc.
[(>] Grant merueille est de femme oncques teile iien fut
De tout bien entreprendre ont tousiours larc landu.
Par leur science sont maint liomme et secourru
Tout et ainsi que loseau qui est prinz au glue.
[7] Moult de bien a en femme prouffil lionnesteste
Saiges sont et secretes et plaines de bonte
Car on peut aussi bien garder leur amytie
Que Ion pourroit garder ung glasson en este.
[8] Hz sont aucuns gens qui sen plaignant si fort
Mais il me semble bien quilz ont de ce grant tort
Car on y trouve autant de bien et de confort
Quon fait en une serpent qui en trayson mort.
[9] Se on se fie en femme ce nest pas merueille
Quant est de loyaulte il nest chose pareille
Et si Celle aussi bien cela quon luy conceille
Comme celuy i\m chantc en une sourde oreille.
[10] Sur tout riens est femme damiable talant
Tousiors eile vieult faire ce que on luy deflanl
Or dist or propose or vuelt or se rcpent
En son propos se ticnt comme le cocliet au vent.
[11] Oncques il nama bien qui les femmes na chier
Leur vertu et leur grace sont grandcment a priser
On les peut aussi bien reprendre et chaslier
Que Ion pouroit la mer düng panier espuiscr.
[12] Doulce cllOSt Ol ili: Iciuilics cl en (li/. (.1 eil l.ill/.
Nc sont mye riottcuses et nont point trup de |ilail
Quant clles sont csmcus si doulccment fönt paix
Tout ainsi que Ic cinge feroit pour les mauvailz.
174 VERMISCHTES. III. TF.XTKRITISCHES.
[13] Moult a de bicn en femmes mais il est trop reclus
Ne trouuer ne cognoistre ne le poura ja nulz
Leur science resamble la mayson dedalus
Quant on y est entre on ne scet trouuer luys.
[14] Qui conseil vieult avoir bon seur et certain
A femme laille querre siz nyra mie en vain.
Leur conseil est si bon et au soir et au matin
Ja homme ne sera honny si femme ny mest la main.
Explicit.
Bei einer Vergleichung der Lesarten der Basler Fassung mit
den bis jetzt bekannten, fällt sofort die grofse Übereinstimmung
mit der von Mall (cfr. diese Ztschr. I 337 ff., VIII 44g ff.) bevorzugten
Handschrift D auf. Nicht nur stimmen von den 14 Strophen von
b — so möchte ich die Basler Handschrift bezeichnen — 13 mit
denjenigen von D, wenn auch in etwas veränderter Reihenfolge
überein ; auch im einzelnen bestätigt b die Lesarten von D fast
durchweg. Unmittelbar mit einander in Beziehung stehen können
die beiden freilich wohl nicht. Einmal hat b im ganzen jüngere
Sprachformen, was allerdings bei dem geringen Alter der Hand-
schrift begreiflich ist, sodann fehlt die Strophe D3, während b,(,,
die in D nicht vorhanden ist, offenbar einer späteren Interpolation
zur Last fällt, welche auch die andere Gruppe von Handschriften
aufweist ; ferner machen es Abweichungen im Wortlaut unmöglich,
direkte Benutzung der einen Handschrift durch die andere anzu-
nehmen. Andererseits aber scheint b an einzelnen Punkten einen
ursprünglicheren Text bewahrt zu haben als D , so namentlich
b;^ = D-j Vers 4 (jui la berhis espie, das bei gutem Reim besser in
den Zusammenhang pafst. Vielleicht ist auch in bg = D,i die
Lesart comvie celuy qui chante en wie soiirde oreille derjenigen von
D vorzuziehen ; ob in b, = Dj que geilte pucelle apporta doultre mer,
wo also Marie de Compiegne nicht mit Namen genannt wird, älter
ist als Marie de Compiegne le conquist oiilre me?\ wage ich nicht
zu entscheiden.
Es ist mir leider nicht möglich, näher auf die Untersuchung
der Fragen einzugehen, die sich für mich an die Auffindung der
Basler Handschrift anknüpfen. Ich hielt es aber für der Mühe
wert, den Fund anzuzeigen, in der Meinung, es sei dies eine solche
von pi unabhängige Handschrift, von der Mall (Ztschr. VIII 455)
Fortschritte in der Erkenntnis von dem Gedichte selbst und den
damit verbundenen Fragen erwarten zu dürfen glaubt.
G. BiNZ.
H. SIXHIF.K, /.V AUCASSIV. 175
III. T 0 X t k r i 1 i s rh «^ s.
Zu Aucassin [latt-roti, so'/sl,').
Aucassin 14,20 haben bisher alle Herausgeber, auch der unter-
zeichnete, le üiliion de sa mainek gelesen. Dafs caleron hier Brust-
warze bedeutet, darüber läfst der Zusammenhang keinen Zweifel ;
es fragt sich nur wie das Wort zu dies(*r Bedeutung kommt. Denn
es ist ein semel dictum , für welches auch Godefroy keine zweite
Stelle beibringt. In der ersten Aullage meiner Ausgabe vermutete
ich, das Wort sei eine; Ableitung von cattus, inid dachte bei dem
Bedeutungsübergang daran dafs die Blüten mancher Pflanzen, wie
der Weiden, in Deutschland Kätzchen heifsen. Eine andere Er-
klärung schlug Mussafia vor (Ztschr. III 267), der das Wort für
eine Ableitung von caput halten möchte. Doch spricht dagegen
dafs das Suffix eron schwerlich in die Zeit hinaufreicht, wo man
in Frankreich noch caput capitis deklinierte.
Das Rätsel wird gelcVst durch einen glücklich (ledanken Hugo
Andresens. Derselbe schreibt mir, nach seiner Ansicht sei vielmehr
taUron zu lesen. Die grofse Ähnlichkeit zwischen c und / in den
Handschriften des XIII. Jahrhunderts ist ebenso bekannt, wie die
Neigung der Sprache den Vokal in der ersten vortonigen Silbe in
a umzusetzen [paresse, balance, chactni). Dieses taleron gehört nach
Andresen zur Sippe ielta Zitze. Das Wort dient im Franz<)sischen
noch jetzt zur Bezeichnung einer Pilzart {itleron), und im Deutschen,
wo mundartlich Pi(Z für Brustwarze gesagt wird , heifst der selbe
Pilz Friuimpicz. Damit wird die Richtigkeit von Andresens Con-
jectur evident.
Ich benutze die Gelegenheit, um einen zweiten Punkt zur
Sprache zu bringen , das Wort so'isle societatem betreffend. Von
anderer Seite werde ich gefragt, weshalb ich so'fsic als dreisilbiges
Wort ansetze. Die Form ist freilich ungewöhnlich ; allein auf Drei-
silbigkeit deuten die Schreibungen soieske (bei Roquefort) soesic
soieste soyesU soiheste (sämtlich bei Du Gange, Artikel soestes sorsliira)
hin. Das Wort mufs wohl ein Lehnwort sein, da sich seine Form
mit den Erscheinungen des allgemeinen Lautwandels nicht verträgt.
Die noch heute übliche Form socu'te , die Littre erst aus dem
I j. Jahrhundert belegt, findet sich bereits Amis 1000.
H. SUCHIER.
IV. >\ o r 1 1; e s (• li i r li 1 I i c li c s.
I. Span. Jin<^iu.
In dm Zi-itungen winl iu;ui;rdings vielfach von der asiatischen
/><7/i,'w<-k rankheit gc^sproclum, wc'lche den .Sach- und Sprachwörler-
büchcrn im Allgemeinen noch frcnnl L'cblicben zu sein scheint. \'er-
176 VERMISCHTES. IV. WORTGESCHICHTLICHES.
schiedene Herleitungen dieses Ausdrucks treten dabei ans Licht, die
meisten ganz abenteuerlich, z. B. >> engl. Aden ague. Eine einzige
kommt der Wahrheit nahe, die >> engl, dqitdy. In ' Hobson-Jobson '
(1886) S. 789 heifst es unter ^/^«_g-//^ : "The term is of West Indian,
not East Indian, origin, and has only become known and familiär
in India within the last 15 er 18 years. The origin of the name
which seems to be generally accepted is, that owing to the stiflf
unbending carriage which this fever induced in those who suffered
from it, the negroes in the W. Indies gave it the name of 'dandy
fever '; and this name, taken up by the Spaniards, was converted
into dengy or detigue" Ob der Ausdruck dandy fever in Westindien
wirklich vorkommt oder sein Vorkommen nur vermutet wird, weifs
ich nicht ; jedenfalls ist das westind.-span. dengue nicht daraus ver-
derbt. Macias Dicc. cub. (1888) führt dengue nicht nur in seiner
allgemein spanischen Bedeutung, sondern auch in der eben er-
wähnten, an: "Tenemos una [significacion metaförica], que omiten,
todos nuestros autores, menos Ä'rmas: cierta afeccion catarral acom-
panada de calentura, como en la epidemia de 1828." Dazu die
„kritische" Bemerkung : " xVrraas la cree introducida por la gente
de mar, y siendo asi, la acepcion fundamental serä estotra : " Uno
de los nombres que dan ä los barcos con que se pesca la sar-
dina en la costa de Cantabria." Dengue als Bezeichnung für ein
Fahrzeug ist mir sonst unbekannt, falls es nicht dasselbe wie span.
dinga, port. dengtiim, worunter aber eine asiatische Art von Fahrzeugen
verstanden wird (s. Ztschr. XIII 50g). Vielleicht ist " los barcos " zu
bessern in "las redes" (s. unten). Man sieht nicht ein was eine
„Barke" mit „Ziererei" oder „Fieber" zu thun hat. Dafs eine ge-
wisse Art Fieber den Namen „Ziererei" erhalten habe, das ist sehr
wohl denkbar {dengue wird erklärt als "melindre mujeril que consiste
en afectar delicadezas, males y, ä veces disgustos"); näherer Auf-
schlufs aber wäre erwünscht.
Ich sah mich bei dieser Gelegenheit nach dem Ursprung von
Span, dengue, „Ziererei" um. Diez bezieht es auf deftegare, was in
formeller Hinsicht ein geringes , in begrifllicher aber ein sehr
schweres Bedenken erweckt. Wohl kann „Ziererei" zu der Bedeu-
tung „Verweigerung" kommen ; aber auch umgekehrt „Verweigerung"
zu der von „Ziererei" und weiter zu „Zierrat", „Frauenmäntelchen
mit langen Zipfeln", „Sardellenzugnetz" ? In den romanischen, den
germanischen, auch den slawischen Sprachen findet sich ein laut-
nachahmender Stamm dand-, dhtd-, dond-, welcher eine Hinundher-
bewegung ausdrückt („baumeln", „schaukeln", „schlenkern" u. s. w.),
so franz. dandiner, rumän. dändarii, engl, dandk, deutsch tändeln,
oberd. dantern — tosk. dindellare, friaul. dinduhi, bearn. dindoukya,
tschech. dyndali, poln. dyndac — ital. dondolare (franz. dodiner, engl.
düddle), wovon dann Substantiva mit den Bedeutungen „Gehänge",
„Baumel", „Franze", „Spielerei" u. s. w. abgeleitet sind, z. B. ital.
diiiderlo, dondolo, sard. dindalö. Für das zweite d tritt, vermittelst
Dissimilation , zuweilen ein g auf, z. B. bearn. dingouleya (> <//«-
H. SCHUCHARDT, DENGUE, MIMUS, MOMUS. 177
doulcya) , dhigue-chuigue , sizil. dangaliari , engl, datigle (>» dandlc).
Daher auch span, dingolondangös, "adornos cargados y ostentosos
en los trajes de las mujercs" und unser dcngtie (vgl. pelmdengue,
pt-rendengut). Vgl. Borao Dicc. arag.2 252 : " guilhidnjes n., adornos
superfluos 6 inipropios, en el traje de la niujer: Rosal define dhi-
gcmdiijts por dijcs , de donde probablemente , se ha derivado la
voz guilindujes.'"
2. JSlitmis, inoinus.
Höchst wunderlich kommt mir die Diez'sche Herleitung des
sp. pg. mimar und des it. viimma von lat. viinimus vor. Tosk. viimmo
ist Kinderwort für himbo und läfst sich ohne Weiteres daraus er-
klären ; doch lehnt es sich vielleicht an ma?nma an, von dem in der
Lombardei und in Piemont eine Verkleinerung 711(711171, -im, „Brust-
warze", „Mama" vorkommt (vgl. tschech. 7nwn7tko, „Wickelkind"). In
ital. 7iii7ncUa, „junge Buhlin" hat aber wohl das mlat. 7ni7na, „Land-
streicherin", 77iimarüÜ7e, „unzüchtige Geberden" oder „freche Worte"
Priminius Arch. f. lat Lex. u. Gr. 1 262, III 261 mgr. fiifiäj:, „Buh-
lerin", fiific'cQioi', „Bordell", hineingespielt. Und noch reichere
Lebensentfaltung dürfen wir von einem Worte erwarten bei dem
zwischen Sinn und Klang eine starke Beziehung stattfinden mufs,
dafs es da wo es kaum eingepflanzt worden ist, schon wieder
Schöfslinge treibt (so franz. 77n7ne7-, port. 77ii/7iar, deutsch 77U7>ie7i, engl.
lo vii7nic, magy. i/umehii, welche keine Fortsetzung jenes 77U77ia7-e sind
von dem DG. ein Beispiel aus dem 14, Jahrh. beibringt und das
wiederum nicht das gr. ^ifitlv fortsetzt, sondern von 7ni77ms ab-
geleitet ist). Ich sehe in dem sp. pg. 7/117)10 nichts anderes als das
lat. 7)117/1115'. „Geberdenspiel", „Nachäftung", „Äfferei", „Ziererei",
„Liebkosung", daher dann das Vb. sp. //liz/iar, pg. az/iimar (vgl.
" mii/ia i. 7/iimatio bestiarum " arab.-lat. Glossen bei DC). Endlich
scheint i/iimtis im Romanischen auch begrifflich ein anderes Wort
beeinflufst zu haben. Gr. ^oj//oc, „Spott", „Tadel" lebte, von dem
mo7/ieriu//i Commodians abgesehen, im Latein fort und ging auch
dem Romanischen nicht verloren: arag. 7/107/10, //io//ie/-o, „spöttisch",
„Spötter", 7710//IUS, „spöttische Geberden". Mit diesem Worte stiefs
nun 7/nmo zusammen , und beide schienen Brüder zu sein , jenes
der gröfsere, gröbere, dieses der kleinere, feinere. Mii/iiis und
i/io7/itis stehen in den Wbb. öfter nebeneinander. Im Ganzen
schliefst sich die Bedeutung von sp. pg. 7/107/10 an die ältere Be-
deutung von 7/imo an : „PossenreiPser" (diesen Sinn hat auch ngr.
Hojfioq) und „Possenspiel", „Nachälfung"; aber es ist ihm auch auf
seinem weiteren Wege gefolgt: pg. 7/10//10 kommt im Sinne von
„Ziererei" vor, sp. i/ior/ios in dem von „Liebkosungen" {//aar //10//10S
ii u/ia senora, „einer Dame den Hof machen"). So erklärt es sich
auch dafs der (iott Momus, der vor Ärger platzte (und noch die
französischen Renaissanceschriflsteller nannten nach ihm einen Neider
und Verläumder //loz/n), in neuerer Zeil mit der lustigen Schcllen-
ZeiUolir. f. roiii. l'liil. XIV. i^
178 VERMISCHTES. IV. WORTGESCHICHTLICHES.
kappe dargestellt wird. Freilich hat das Wort momus noch eine
zweite Begegnung erfahren , und zwar mit einem germanischen
Worte; altfr. momer [monier ie) ist = sich vexmiwimen [Munwierei).
Monier, wie das allgemein und auch von Diez geschieht, schlecht-
weg aus dem Deutschen herzuleiten* das geht nicht an, da es sich
von sp. pg. niomo nicht trennen läfst. Ich denke dafs eine gegen-
seitige Angleichung stattgefunden hat. Keinesfalls darf übersehen
werden dafs dasjenige Wort von dem man für das Deutsche aus-
geht , kein ausschliefslich deutsches ist. Eine künstliche Schreck-
gestalt (für Kinder) wird in den verschiedensten Sprachen durch
Doppeltsetzung eines dumpfen , Schrecken einflölsenden Lautes
bezeichnet, und dieser pflegt zu bestehen aus einem Labial und
einem dunkeln Vokal, so deutsch Mumum , magy.niunius, rumän.
nion/äie, ngr. fiafiovvafcj, südsard. mommöi (lomb. Mdd. niomo, „Teufel",
niömo, „häfslicher, lächerlicher INIensch"; vgl. ven. niomu, „Drohung")
— deutsch Wauwau — poln. boho, kymr. hivbach — port. papäo u. s. w.
Wiederum hat seitens solcher mit m anlautenden Wörter das orien-
talische mumia u. s. w. gelegentlich Umdeutung erlitten oder bei
ihnen Umformung hervorgerufen, so it. far k ?nunimie , „Kukuk
spielen". Ich gedenke schliefslich noch der beiden Wörter welche
mich zu dieser kleinen Untersuchung angeregt haben : mojnu,
„stumm" im Malaioportugiesischen wie ' es im vorigen Jahrhundert
zu Batavia gesprochen wurde, und ?ndmo, „Popanz" im Malaiischen
von Batavia , welches nicht wenige portugiesische Elemente ent-
hält. Dafs sie auf port. ?7w?no zurückgehen, ist zu bezweifeln ; aber
ganz zufällig ist deshalb diese Übereinstimmung nicht zu nennen, so
wenig wie die zwischen engl, muni, „stumm" und io mumm, „ver-
mummen".
Ich sehe erst jetzt dafs Gaster Zeitschr. III 473 rum. momi
„reizen", „locken", verführen" zu griech. fimne.VBLV, „tadeln",
„höhnen", „verspotten" stellt; der Bedeutungsübergang würde dem
obcMi für das span. niomo nachgewiesenen entsprechen.
3. IMalandria.
Mistrals Vers:
Aqui que de pertout s'adus li 7naJandrous
führt mich auf den Vers im Leben des hl. Alexius :
Nul n'en i at qui 'n alget malendos
und auf die Anmerkung von Gaston Paris dazu ; und neben dieser
Anmerkung finde ich "lat. malandrial" mit besonderem Bezug auf die
" forme secondaire " malajidre >> ??ialand <; mahn. Das hatte ich
damals, bald nach Empfang des schönen Buches, hinzugeschrieben,
mit der Absicht die Sache zu verfolgen; ich bin nicht dazu ge-
kommen und gebe nun bei dem erneuten Anstofs das was ich im
Augenblicke gerade hierüber finden kann.
H. SCHUCHARDT, MALANDRIA, GILET. I7Q
Der Vater der Dichtkunst sagt:
To fihXui' (Sq Villi ufKfixffMaai;.
Was hat man unter dem „Schwarz der Eiche" zu verstehen ? Die
Einen — Aristarch ist unter ihnen — sagen : die Rinde des
Baumes, die Andern : das INIark des Baumes, und jede dieser An-
sichten hat etwas für sich. Mit der letzteren läfst es sich bestens
vereinigen dafs man die Stücke des eingesalzenen Thunfisches
^lEXäi'ÖQva ifitXar (Jpüo^' war zu einem Worte: ^i^Xc'cvdQii ov
geworden) nannte; zwischen ihnen und der Eichenrinde besteht
nicht die geringste Ähnlichkeit. Dieses Wort ist ins Latein über-
gegangen : inelanJiya. Davon kann nun ein anderes lat. Wort,
malandria (ebenfalls Plur.) oder malandriac nicht verschieden sein ;
aber es verlangt dafs das „Eichenschwarz" als „Eichenborke" erklärt
werde. Einer solchen nämlich läfst sich die krankhaft zerklüftete,
krustige, mit Auswüchsen bedeckte Haut von Tieren und Menschen
vergleichen (bezeichnet doch auch Galle ähnliche pathologische
Erscheinungen bei Pflanzen und Tieren). Jenes lat. ■ Wort nun
(dessen mal- >> viel- sich ebenso erklärt wie das von it. vialmconia ')
bedeutet nach Georges: „Blasen (Blattern) am Halse, vielleicht Aus-
satz , Räude" (dazu das Adj. malandriosus); es handelt' sich be-
sonders um Pferde. Daher kommt nun sp. malandi-ta, it. inalandra,
fr. inalandre, südfr. ?nalandro als Ausdruck für die bei uns „Mauke"
genannte Pferdekrankheit. Fr. iJialandre heifst auch „fauliger Knor-
ren im Holz", was uns einigermafsen an Homer erinnert, und für
Franz. und Span, wird noch die Bedeutung „Aussatz" angegeben.
Im Logud. ist mahmdra „Druckwunde" (der Lasttiere), in gewissen
nordfr. Mdd. malandre „Geschwür", „Blatter", im Südfr. malandro
„Schafpocken", hier aber auch „chronische Krankheit", „auszehrende
Krankheit", und einen noch weiteren Sinn, nämlich den von „Krank-
heit" schlechtweg hat malandre in andern nordfr. Mdd. Das lat.
vialum mischte sich erst in die Wortform ein und führte dann die
Verallgemeinerung des Wortsinns herbei : -andra wurde als eine
ableitende Endung empfunden. Und da als eine solche auch das
-an(tio) von it. malanno, südfr. rnalan, „Unglück", „Elend" > lat. malus
anmis empfunden wurde, so ist es begreiflich wie dies Wort zum
Teil die des andern angenommen hat: südfr. nordfr. Mdd. malan,
„Grind", „Schorf" u. s. w., altfr. malan, „Aussatz", „Geschwür". Es
hätten sich beide Wörter auch formell mischen können: mahnd,
aber wo kommt diese von G, Paris angeführte Form vor? ]\Ialendus
ist nicht auf ein Subst. *malend zu beziehen ; es geht auf lat. ma-
landriosHS zurück und Mireio ist in diesem Punkte altertümlicher
als das Alexiuslied. Das -r- wurde hier unterdrückt wie es in
fr. filandres, südfr. petandro hinzutrat; vgl. altfr. malingeux neben
malingre (inalingreux) .
' In Isiilovhss. liest man maltDuhin, //uilunJicn da wo von Tlninfiscli-
slückcn die Rede ist.
12»
l8o VERMISCHTES. IV. WORTGESCHICHTLICHES.
4. Franz. gilet.
Ich komme noch einmal (s. Zschr. V 100) auf dieses Wort zurück,
dessen Zusammenstellung mit span. gileco^ — es war mir entgangen
dafs schon M. Müller (und nicht erst er) sie gemacht hatte — auch in
der gegebenen kürzesten Form mir durchaus zu genügen schien um
die an sich ja nicht unwahrscheinliche, aber doc:h jedes bestimmten
geschichtlichen Zeugnisses entbehrende Herleitung von Gilles aus
den Wörterbüchern zu verdrängen. Der Einspruch G. Paris' (Rom.
X 444), der sich auf das verhältnismäfsig späte Auftreten von gilet
im Franz., d. h. in der Schriftsprache, stützt, hat mich sehr über-
rascht. Dafs gilet eine unmittelbare Fortsetzung des span. gileco
sei {gilet >» gileco, wie ich jetzt schreiben würde), meinte ich mit
dem vieldeutigen Gleichheitszeichen gerade nicht und meine es
heute noch weniger. Das türk.j't'M-', griech. yslt'KL, rum. ilic u. s. w.
("gilet") hat sich bei den Romanen des Mittelmeers meist mit
einer romanischen Endung festgesetzt : span. gileco, Jaleco, chaleco, -a
^ox\.. jaleco, -a, lingua franca dgileko (im " Dict. de la 1. fr." Mars.
1830 unter "gillet"), ita\. giulecco, sizil. gileccu, cileccu, sa.rd. gileca/,
nizz. gileco (bei Mistral unter " gilet "); es scheint aber auch dafs
das Wort durch Unterdrückung des /.' angepafst worden ist: sizil.
sard. gile (gleichbed. mit gileccu), welches wohl kaum auf fr. gilet
zurückgeht, so jedenfalls fr. gilet selbst!
5. Span. port. tomar.
Diez ist, was sich aus seinen Anfängen erklärt, der Herleitung
romanischer Wörter von germanischen ein wenig zu sehr geneigt.
Dem span. port. toz/iar möchte er gotische Herkunft zusprechen.
Warum gedenkt er hier nicht, auch nicht in ablehnender Weise
— wie er in ähnlichen Fällen zu thun liebt — eines lautlich sehr
nahestehenden Wortes? Ich meine jenes romanische A-verbum
lo?/ii- (twnb-), tom- (tum-), welches nicht nur „fallen", sondern auch
, (fallen machen" bedeutet und zwar gerade in den Sprachen der
r}renäenhalbinsel selbst (tumbar, tombar'). Der transitive Sinn hat
sich vielfach modifiziert, so südfranz. iownba i. „ausgiefsen", 2.
„unterkriegen", „herumbringen" (vaincre, persuader, flechir) und da-
neben tuma, „mit den Hörnern oder dem Kopfe stofsen", Schweiz, touma,
tema, „ausgiefsen", sard. faljtumbare, -ai i. „mit den Hörnern stofsen",
2. „herumbringen" (indurre, piegare). Können wir nicht von irgend
einer dieser transitiven Bedeutungen zu der von span. port. tomar
(das eine mundartliche Nebenform von tumbar, tombar sein würde,
wie südfranz. tuma von toumbd) gelangen? So wäre z. B. „nieder-
werfen" im kriegerischen Sinn zugleich " nehmen ", und man dürfte
dabei auf jenen noch stärkeren Bedeutungsübergang obstare -< fr.
olcr verweisen , der entsprechende Lebensverhältnisse voraussetzt.
I\lan vergleiche auch span. tumbar, „im Scherze überraschen und
dadurch böse machen" mit span. port. tomar, „befallen", „über-
fallen."
H. SCHUCHAKDT, TOMAK, MAUVAIS. löl
6. Fianz. mauvais; ahhanz. mauvt'.
Körtings neuestes Unternehmen ist ein ganz besonders ver-
dienstvolles; es läfst uns übersehen was wir heutigentags über den
Ursprung der romanischen Wörter wissen und nicht wissen, und
regt uns so aufs Lebhafteste zu weiterer Forschung an , auch da
oder vielmehr gerade da, wo uns „vorläufige Beruhigung" empfohlen
wird. Ich habe mich als ich unterwegs das erste Heft durch-
blätterte, u. A. durch den Artikel 1026) beunruhigt gefühlt, obwohl
auch ich der Gröberschen Herleitung des franz. mauvais vor den
andern bisherigen den Vorzug gebe. Es tauchte in mir so-
fort der Eigenname Bonifälius auf — die Schreibung mit / hatte
ich schon in einer meiner Doktorthesen als die richtige verfochten — ,
welcher von bomivi fatum abgeleitet ist und soviel wie „Glück-
seliger" besagt. Ihm gegenüber läfst sich ein *mali/atitis, „unselig"
annehmen ; der Übergang „glückselig" < „gut" und „unselig" <
„schlecht" erregt keinerlei Bedenken (man vergegenwärtige sich
die heutige Verwendung von franz. malheureux) und wird überdies
hier durch die seit dem frühesten iNIittelaller herrschende Schrei-
bung Bcnifacius und Deutung „Wohlthätiger" geradezu bestätigt.
Mein Grofsvater Bridel sagte von einem seiner Vorfahren, Boniface
Bridel, durch dessen Schuld, zu Anf. des 16. Jahrb., die Vermögens-
verhältnisse der Familie zerrüttet wurden, er hätte eher Maliface
heifsen sollen. In -^malifatius wurde f zxa v ehe vortoniges ^ > /
schwand, und v blieb dann durch Anlehnung an / geschützt. Das
ital. malvagio würde als eine aus Frankreich in früher Zeit ein-
gewanderte Form zu betrachten sein. Diesem Reiseeinfall vermag
ich nun einiges Stützende und Ausführende aus Büchern hinzu-
zufügen. Ob ich die Vok. III 317 (1868) gegebene Herleitung des
Namens Bvnifatius von fätiim aus Eigenem oder aus Fremdem ge-
nommen habe , weifs ich nicht mehr ; schwerlich war mir die Be-
merkung von Pott in der Zeitschr. f. vgl. Sprchf. VI 247 (1857) da-
mals gegenwärtig. Bergk hat Phil. XXVIII 447 (i'Sög, aber schon
1864 geschrieben) ebenfalls das Richtige gesehen; vgl. auch R. P.
C. im Rhein. Mus. N. F. XXIV 132 (i86g). Am Ausführlichsten
handelt über den Namen Bvnifalms ein Aufsatz, dessen Nachweis
ich Herrn Dr. K. E. Georges verdanke: Robert Mowat, 'De l'ele-
ment africain dans l'onomastique latine ' in der Revue archeol. n.
s. XIX 2H fl". (i86g). Unter den Belegen für die Länge des a
vermisse ich hier den Vers des Sidönius Apollinaris: 'quorumunus
Boiiifaliura secutus '. Wenn man auch in s[)äterer Zeit, im Wider-
spruch mit der angenommenen Herkunft des Namens, Ilonißicius
mafs, so erklärt sich das daraus dafs er sonst nicht wohl im Vt-rs
angebracht werden kcjnnte. Mit dt-m thüringischen Bischof Boni-
facius setzte übrigens Mowat den italienischen Namen des Zungen-
oder Kehlkrautes (einer Art des alexandrinischen Lorbeers) botii-
facia = bislingtia in Zusammenhang. Das Wichtigste ist nun aber
dafs malifalius wirklich vorkommt, obwohl nn-ini-s Wissens in keinem
IÖ2 VERMISCHTES. IV. WORTGESCHICHTLICHES.
Wörter- oder Namenbuch verzeichnet, und zwar als Adjektiv, nicht
als Eigenname, was ja auch schwer begreiflich wäre, wie ich aber
Vok. I 155 leichtsinniger Weise behauptet- habe (wo auf das „z.B."
kein Gewicht zu legeij ist) und wie mir Corssen^ I 56 f. zugleich
mit der von mir später widerrufenen Herleitung Bonifatius ^'^Bojii-
fadius nachgeschrieben hat. Die Inschrift der Fabrettischen Samm-
lung auf welche ich mich an der ersteren Stelle beziehe, lautet
vollständig: "Urbice orfane et malifatie q. vix. ann. XXIII in pace",
der verwaisten und unglückseligen (etwa = span. malogradä) Ur-
bica. Schon Fabretti hatte malifatia als " quasi morti per male-
ficium adacta " gefafst. Mowat, zunächst durch Corssen auf diese
Inschrift aufmerksam gemacht, hat sie nachgeschlagen und ab-
gedruckt. Er merkt dazu an (S. 240 ff.): "C'est donc bien la meme
idee que nous devons voir dans bonifatius, en tant que corr61atif
de malifatiiis. L'un et l'autre me paraissent resulter de la synthe-
tisation adjectiv6e de locutions oü le faiinn entre tantöt avec le sens
metaphysique , comme dans ce passage d'une inscription (Anm. i:
Gruter, p. 661, n" 6, et Orelli, n*> 4748. — Cfr. Petron. Satyr. 42:
"At plures medici illum perdiderunt, irao magis malus faius"):
"fructum alium meritorum suorum reportare fatus (sie) 7nahis ne-
gavit"; tantot avec le sens personnificatif de la divinit6 a laquelle
s'adressait la formule invocatoire Fato Boiio inscrite sur certains
ex-voto." Von dem Bonwn Faium oder Faitmi Bonum ist dann
S, 243 f. des Weiteren die Rede. S. 242 fährt Mowat fort: "Je
me borne ä remarquer que ce genre de construction synthetique
rend compte de la presence de Xo dans la deuxicme syllabe de
Bovo<fäxia qu'on lit sur une epitaphe grecque. Au surplus,
l'analogie des exemples ne me fait pas d6faut; M. E. Le Blant a,
de son c6t6, demontre que le nom d'homme ^crit Bonoememortus,
Bonememorius, et meme Bo7ioinemorius, devait provenir de l'apposition
bo7iae memoriae si frequente en cj)igraphie. C'est en vertu du meme
proccdc que je rattache aux qualifications divines Alma Dea, Bojia
Dea, le nom de femme Abnadea, le nom d'homme Bonadeus porte au
XlVe siecle, c'est-a-dire en plein christianisme, par un 6veque de
Modcne ; tout extraordinaire que ce dernier fait puisse paraitre,
on s'en 6tonnera moins si Ton songe que Dea Morosini, femme du
doge Nicolas Trovo, morte en 1478, porta, sans qu'on en fut
scandalisc, le prenom de Deesse; ainsi l'atteste son epitaphe placee
dans une des principales cgliscs de Venise. A une epoque en-
core plus recente, la latinisation du nom de Michel de Nostre-
Dame en Nosiradamus est-elle autre chose que la contrefa<,-.on du
proccde grammatical dont je viens de reunir quelques echantillons?
Ea significatiön que j'adopte pour Bonifaiiiis va se trouver con-
firmee par des preuves afferentes a la provenance ethnique de ce
nom; par la, j'entends qu'il n'est pas indigene dans la nomen-
clature latine; tout concourt, au contraire, a lui assigner une ori-
gine punique, si l'on en jugc par le nombre relativement tres-con-
sidcrable d'iiidividus qui l'ont portc dans l'Afrique romaine". Gegen
G. HAISr, MANEKA. 183
Alles dieses regen sich Einwände und Bedenken : das 0 von liovo-
(fi'cTia wie von Bonomcmorius ist wohl der assimilierenden Ein-
wirkung des folgenden Labials zuzuschreiben; Bona c nie moriiis ist
kein Eigenname, auch nicht Le Blant zufolge (vgl. Vok. I 176);
wenn Boni/alius, welches allerdings in Afrika besonders beliebt
gewesen zu sein scheint, die Nachbildung eines afrikanischen
Namens war, wie Hifst sich dann das Adjektiv malifatius darauf
beziehen ? u. s. w. Darauf kann ich vorläufig nicht eingehen ; ich
gestehe dafs mir die Bildung honifatius noch in einiges Dunkel
gehüllt ist, besonders wenn ich sie neben die durch die Glossen
bezeugte bonifaius {EVfioiQO:;) stelle , wie das schon von O. Jahn
Ben d. säch. Ges. d. W. XIII 361 (1861) geschehen ist. Handelte
es sich nur um Eigennamen (auch Bdnifalus und daraus abgekürzt
Bonifas dürfte bestanden haben, wenngleich ich jenes in der von
L. Renier Rev. arch. XI 446 [1854] angeführten Inschrift nicht
wiederfinde), so könnte man ans gr. Evxvjfriq, Evxv)(^ioq er-
innern. Aus diesem bonifaius schliefse ich auf ein *mali/aius <
span. tnalvado prov. malval, altfranz. maiive. Malus faius ergiebt alt-
franz. tnau/'t.
H. SCHUCHÄRDT.
l\faüera
stellt W. Meyer Zeitschr. XI 256 und vor ihm die span. Akademie
zu golh. manna. Es ist richtig dafs gascogn. 7)iafie für urspr. ««
spricht, nicht so pg. 7)tamnha, das ganz regelrecht von *niauhinha
kommen könnte. Die Verbreitung ist dem germanischen Etymon
wenig günstig. Das von M. vernachlässigte Baskische bietet mandoa
Maulesel , bearn. auch unfruchtbar vom Tier und als Schimpf von
der Erau. Wir werden dadurch unmittelbar auf das bekannte lat.
mannus geführt, das eben den Maulesel bezeichnet, in der späteren
Latinität durch burricus • verdrängt ward. Im ßaskischen gehört
das Wort zu den ältesten lateinischen Eindringlingen; die der
Sprache fehlende Geminanation ist behandelt wie bei spanisch-
italienischer Entlehnung: pendon-pmnone , päuiola zu pennolina. Zu
maiiera (Suffix wie bei cordero) stelle ich auch catal. dialektisches
matter zahm. Es ist hier nn nicht ausschliefslich zu ny geworden ;
ein Teil des Gebietes hat von Anfang die provenzalische Behand-
lung geteilt, ein anderer die spanische, welche unter dem Einilufs
des Verkehrs allraälig vorwog. Heute noch ist ohum, oinam, cana-
t'tT« auch nach dem Wi^rtcrbudi lililicIuT als iiiuviim u\\^\ Lanwuirii.
' Heute der Esel, weil als Dimin. zu butro empfunden, während das
Suffix ursprünglich eine Dimensionsvcrschiebuny auch nach der entjjegen-
geselzlen Richtung bezeichnet liaben nmfs; vyl. span. vicjote gej^en franz.
vieiliot u. a.
184 VERMISCHTES. IV. WORTGESCHICHTLICHES.
cana als Elle gegenüber caiia von der Buchsprachc aufgenommen, und
wenn jetzt nur daiij', mty geschrieben wird ist alt dan, dam, an
häufig genug. Son gilt ausschliefslich wobl in Folge der Abwesen-
heit anderer vokalgleicher Worte ; neben dotta steht auch donya, don
ist spanisch , ein Unterschied zwischen lat. mn und «« auch hier
nicht erweisbar. Manero (als ant. bei der Acad. ; ob belegt ?) und
7nanmho sind vor Isidor gebildet, da dieser das Stammwort als
volkstümlich nicht mehr kennt.
G. Baist.
BESPRECHUNGEN.
Poesies completes de Bertran de Born , publices dans le texte original
avec une introduction , des notes , un glossaire et des extraits incdits du
cartulaire de Dalon par Antoine Thomas. Toulouse, Privat, 1888. LH,
212 S. 8".
Das Verdienst dieser neuen Ausgabe besteht zunächst in einer besseren
und übersichtlicheren Anordnung der Lieder. Der Herausgeber hat sie
in drei Abteilungen zerlegt : die erste Abteilung umfafst die politischen Ge-
dichte (27 Lieder), die zweite die Liebesgedichtc (7 Lieder), die dritte die
Gedichte vermischten Inhalts (8 Lieder). Alle sind, soweit es anging, chrono-
logisch geordnet. Man kann sich mit dieser Einteilung einverstanden er-
klären. Als grofser Vorzug der neuen Ausgabe vor der von Stimming ist
ferner anzusehen, dafs die razos den Liedern, auf die sie sich beziehen, un-
mittelbar vorgedruckt sind. Dafs dies Verfahren das einzig richtige ist , hat
Bartsch seiner Zeit (Ztschr. IH 412) in überzeugender Weise dargelhan. Vielen
Gedichten — manchmal schien es unthunlich — hat der Herausgeber eine
kurze Notiz über die Zeit und Veranlassung der Entstehung beigefügt. liier
stützt er sich meistens auf die scharfsinnigen Untersuchungen von Cledat (Du
röle historique de Bertrand de Born), ohne jedoch dessen zuweilen recht kühnen
Hypothesen blindlings zu folgen. Vier Gedichte bei Stimming (6, 22, 42 und
I), die in einigen Handschriften Bertran de Born zugeschrieben werden, .aber
von ihm nicht herrühren können, wie Cledat a. a. O. 94 und 95 gezeigt hat,
sind von Thomas mit Recht nicht mit aufgenommen worden.
Dem Text der Lieder geht eine knapp gehaltene, aber völlig genügende
Einleitung vorher, in der der Verfasser unter Fernhaltung aller legendenhaften
Ausschmückung uns das Bild des Dichters so vorzuführen sucht, wie es uns aus
seinen Gedichten entgegentritt, die ja fast die einzige Quelle seines Lebens und
Wirkens ausmachen. Im Anhang teilt Thomas Auszüge aus Urkunden der
Abtei Dalon mit, die sich auf Bertran de Born beziehen, und läfst am Schlufs
seiner Ausgabe ein Glossar folgen, das auch die in den Liedern vorkommenden
Eigennamen enthält.
Was den Text selbst anlangt, so sagt der Herausgeber in der Vorrede,
dafs derselbe mit dem von Stimming im Allgemeinen übereinstimme ; zuweilen
habe er eine Lesart aufgenommen, die Stimming unter die Varianten verwiesen,
seltener eine eigene Konjektur in den Text gesetzt. Nur im letzteren Fall
habe er die handschriftliclie Lesart in einer Anmerkung angegeben. Gegen
l86 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
dies Verfahren läfst sich im Prinzip nichts einwenden. Eine aufmerksame
Vcrgleichung der Texte beider Ausgaben, wie sie weiter unten folgt, und
die mir bei einem so wichtigen Denkmal wie die Gedichte Bertrans de Born
doppelt unerläfslich schien, zeigt nun aber, dafs Thomas seinem löblichen
Vorhaben keineswegs treu geblieben ist; er hat vielmehr auch an vielen Stellen,
wo eine handschriftliche Grundlage gar nicht vorhanden war, eine Änderung
eintreten lassen, ohne dieser Änderung auch nur mit einem einzigen Worte zu
gedenken. Für diesen Mangel an Gfenauigkeit und Gründlichkeit vermögen
weder die vortrefflichen Textverbesserungen noch auch die mannigfachen
höchst willkommenen Aufklärungen über Personen und Örtlichkeiten , denen
wir in der neuen Ausgabe begegnen , in genügender Weise zu entschädigen.
In Betreff der historischen und besonders der geographischen Nachweise ist
die neue Ausgabe der von Stimming weit überlegen, während es andererseits
bei der Vergleichung beider Texte so recht ersichtlich wird, wie trefflich trotz
mancher Versehen der vom ersten Herausgeber hergestellte Text ist, so dafs
dem neuen Herausgeber oft nichts Anderes übrig blieb als denselben einfach
wieder abzudrucken. Dies gilt nicht etwa blofs von leicht verständlichen
Stücken, wie z.B. den beiden Klageliedern 26 (bei Thomas S. 24) und 41
(S. 28), ferner 4 (S. 84) und 19 (S. 122) sondern auch von schwieligeren Ge-
dichten wie 37 (S. 103) und 12 (S. iio).
Die Einrichtung des Glossars ist nicht eine solche wie man sie von
einem umsichtigen Herausgeber zu verlangen berechtigt ist. Alle , die die
Lieder Bertrans de Born in der neuen Ausgabe lesen wollen und die nicht
zugleich die Ausgabe Stimmings neben sich haben , dessen Glossar bekannt-
lich mit grofser Sorgfalt abgefafst ist, werden dem Veranstalter derselben
wenig Dank wissen, dafs er nur bei Eigennamen , nicht aber bei den andern
Wörtern auf die betreffenden Stellen im Texte verwiesen hat. Hierzu kommt,
dafs man eine Reihe von Wörtern und Ausdrücken dort vergebens sucht.'
Schon Chabaneau in seiner Anzeige der Ausgabe von Thomas (s. weiter
unten) hat auf die Mangelhaftigkeit des Glossars hingewiesen und mehrere
Wörter namhaft gemacht , die dasselbe nicht aufführt oder bei denen doch
eine nähere Erklärung vermifst wird. Ich führe noch folgende an, indem ich,
wie auch weiter unten bei Betrachtung der einzelnen Lieder die erste Ab-
teilung nach Chabaneau's Vorgang mit A , die zweite mit B , die dritte mit
C bezeichne und die Nummer, die das betreffende Lied bei Stimming trägt, in
Klammern setze : se metre en gratis A X(2Ö), 34 ,,sich bemühen, bedacht sein";
esser a dire XVI (5/), II „mangeln"; nols =z no los XVIII {40), 38; getar a
non-cura C V (27), 37 „verachten". Bei restar ist die A XVII (2), 44 passende
Bedeutung nicht angegeben, ebenso wenig bei devinar die C I (7), 23 in Be-
tracht kommende (s. weiter unten zu den beiden Stellen), noch auch bei segle
die Bedeutung „Zeit, Leben", die das Wort A XXVI [25), 19 hat. eus wird
zwar aufgeführt, aber nur als eu vos, eine Erklärung, die C VI {39), 42 nicht
in Betracht kommt, während lai zwar sowohl als la als auch als la i er-
' Zu erwägen ist auch , ob nicht bei Abfassung des Glossars zugleich
die beiden Biographien sowie die razos wenigstens in der Weise zu berück-
sichtigen wären, dafs die dort vorkommenden Orts- und Personennamen auf-
genouunen würden.
A. THOMAS, BERTRAN DE BORN. .187
klärt wird, ohne dafs wir jedoch, da die Verweisungen auf die Stellen ja
fehlen , erfahren , was nach des Herausgebers Ansicht hii C VI [SO), 8 be-
deutet.
Indem ich mich nun zur Betrachtung des Textes selbst wende, bemerke
ich, dafs wo im Nachfolgenden auf Tobler verwiesen wird, dessen von Slim-
ming in den Anmerkungen mitgeteilte Verbesserungen gemeint sind ; wo auf
Suchier , dessen Anzeige von Stimmings Ausgabe im Literaturblatt 1880
S. 140 fl". Häufig angeführt sind ferner die beiden ausführlichen Artikel von
Chabaneau , der eine über Stimmings Ausgabe , der andere über die von
Thomas. Ersterer erschien in der Revue des langues romanes IV« serie,
tome premier (1887) p. 603 ff., letzterer, den ich schon erwähnte, ebd. tome
deuxiöme (1888) p. 200 ff. Sie sind der Kürze wegen mit IV i und IV 2 be-
zeichnet worden.
A I {23), 2 haben mehrere Hss. na raimon, dsgl. IV {13), 7 und XXIV (6'),
51 einige Hss. na enrics bzw. naenrris, ebenso C III {16), 22 und 29 die einzige
Hs., die das Gedicht bietet, na tempra, na tempre. An sämtlichen Stellen
ist von einer männlichen Person die Rede. Es könnte nun unbeschadet der
Richtigkeit des Verses en Rai77ion, en Eyirics, en Tempra gelesen werden ;
allein vielleicht ist es doch möglich der Schreibung der Handschriften gerecht
zu werden, ohne gezwungen zu sein mit Stimming na Raimon, na Enrics, na
Tempra zu lesen. Was den ersten Namen anlangt, so sucht sich Thomas dadurch
zu helfen, dafs er n^Arramon setzt: letzteres sei die gascognische Form des
Namens Raimon. Dieser Notbehelf wird Niemand befriedigen. Sehen wir
uns nun aber die Hss. an, so nehmen wir wahr, dafs nur vier von acht na {en)
Raimon haben, C hat narramon, JK na ramon, F en ramo?i. Da wir über
den Herrn von Esparron sonst nichts wissen, so sind wir berechtigt ihn ebenso
wohl n'Aratnon, n'Arramon als en Raimon oder gar na Raimon zu nennen.
Aramon aber würde dem ahd. Namen Arimund Aratnund entsprechen. Vgl.
Förstemann I 629 und Il6 (ebenso Hadahald neben Hadibalt ■= Hathubahl
ebd. 642 ; Hadawich neben Hadiwih = llathu-wic 647. Das verhältnismäfsig
seltene Vorkommen von Aramon wird die Verwechslung mit dem häufigen Rai-
mon herbeigeführt haben, die um so leichter eintreten konnte, wenn sich na
von ratnon getrennt hatte : na ramon statt n'aratnon. Was den zweiten Namen
anlangt, so setzt Thomas n'Aenrics n'Aenris und erklärt diese Form als
die ursprüngliche. Eine dreisilbige Form des Namens Heinrich ist allerdings
berechtigt. Er lautet ursprünglich Haganrich und aus diesem entwickeln sich
die von Foerstemann I 592 angeführten Formen Haeinricus, Aianrich, Eenrich,
Eihenrich. Aenrictis steht ferner in den documents historiques p. p. Leroux,
Molinier et Thomas I 67; nai henrics, nainrics verzeichnet Stimming S. 305
als Schreibungen der Hss. F. und M. — Der sonderbare Name Tempra Tempre
kommt noch in zwei anderen Gedichten Bertrans vor: A IX (,W), 47 («a
Tempres na Tempre!) und B V (.36'), 89 {na Tempra). An den beiden letzten
Stellen ist es zweifelhaft ob er einen Mann oder eine Frau bezeichnet; allein
nichts hindert uns auch hier wie C III (iÖ) Ersteres anzunehmen. Versländ-
lich ist der Name nur, wenn wir ihn als Verstecknamen auffassen und in ihm
das Substantiv tempre ■=■ frz. trempe erblicken , so wenig geeignet es auch
zur Bezeichnung einer Person sein mag. Neben tempre ist auch alempre in
derselben Bedeutung üblich; s. Raynouard L. r. 5,318. Möglicher Weise
l88 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
haben wir darum an allen vier Stellen zu lesen n^ Atempre. Zu Tenipra für
Tempre mag ein Schreiber durch das vorhergehende na veranlafst worden
sein, — Der hier genannte Herr von Esparron Jst zwar, wie schon bemerkt
wurde, eine sonst nicht weiter bekannte Persönlichkeit, indessen hat Schultz
(Ztschr. IX 127) darauf hingewiesen, dafs die Esparron eine altadlige und oft
erwähnte Familie waren, die ihren Namen von ihrem Besitztume Esparron im
Arr. Gap (Dep. Hautes- Alpes) führte. — 13 ATolosa pari Montagtit ist die
• schon von Bartsch (Ztschr. III 423) empfohlene und von Thomas aufgenommene
richtige Lesart. Letzterer nimmt aber doch an dem Ausdruck Anstofs , ob-
wohl er nichts Befremdendes hat. Toulouse liegt von Autafort ausgerechnet
pari Montaigut (Dep. Tarn-et-Garonne , Arr. Moissac) „jenseits von Mon-
taigut, über Montaigut hinaus". — V. 17, wo die Hss. sehr von einander ab-
weichen, hat Thomas die von M gebotene Lesart aufgenommen. Sie ist zwar
verständlich, aber schwerlich die ursprüngliche. Bartsch (a. a. O. 423) glaubt,
dafs 17 und 18 beide Male jairem zu lesen sei, was wenig glaubhaft er-
scheint. Vielleicht E nos lor trairem de viro , worauf JK.F führen. —
Gleiche Unsicherheit besteht in Betreff des 38 vorkommenden Namens. Die
Handschriften haben Mon Albio, Mon Albeto, Alon Arbezo. Letztere Lesart
setzt Thomas in den Text und sagt, Montauberon vor Montpellier sei damit
gemeint, was schwerlich richtig ist. Im Glossar fehlt der Name. — 42 setzt
Thomas frairel rei (= fraire lo rei)\ allein die Lesart der besseren Hss.
frair del rei ist zu belassen, wie schon Chabaneau anmerkt, IV 2 p. 202.
Die Änderung des Herausgebers fällt um so mehr auf, als er IV {IS), 5 und XI
(S2), 20 frair und IV (IS), 5 pair unangetastet gelassen hat. Die Formen
frair und pair sind bei Bertran freilich nirgends durch den Reim, wohl aber
an den drei eben angeführten Stellen durch das Metrum gesichert.
II (44). In der razo zu diesem Liede ist Zeile g statt En Richartz mit
Stimming (Zeile 10) zu schreiben Ä'w (== E en) Richartz, wie 15 richtig stein.
Ebenso ist En in E^n zu verbessern razo zu A VIII {2t) Zeile 4; zu XI {S2),
15,32,34,39; zu XXIV (S), 3 ; zu B V (.%'), 8 ; dsgl. Lied A XXIV (<S'),
39. Richtig steht E'n in der razo zu B I (.i)V), 3. — Die Reihenfolge der
Strophen in diesem Liede ist bei Thomas etwas anders als bei Stimming:
12453678 statt 12345678. Diese Anordnung halte schon Stimming selber
S. 216 als die vielleicht empfehlenswertere erkannt. — V. 5. In dem Aus-
druck Pou e la mealha ist mealha , wie Thomas , Raynouard und Stimming
berichtigend, hervorhebt, nicht das frz. moelle, sondern das frz. ?naille (kleine
Kupfermünze). Pou e la mealha d. h. Alles was ich an Lebensmitteln und
Geld besitze. — 16 {23). se tartalhar heifst „in zitternder Bewegung sein";
Thomas, dem Chabaneau IV 2 p. 202 beistimmt „se debattre"; s. Diez E. W.
'{tartagliare). — 22 {29) ressolli gehört nicht zu ressolvre, wie Stimming an-
nimmt, sondern nach Chabaneau (IV l p. 611) und Thomas zu einem Verbum
ressollar „wieder besohlen", das hier wie auch retalhar in derselben Zeile
in übertragenem Sinne gebraucht ist. — 23 {30). Die Erklärung, die Stimming und
Thomas von calh geben (i. Sing. Prs. Ind. von calhar = it. qiiagliare cagliare
„gerinnen", hier aber transitiv gebraucht ,, gerinnen machen, zusammenhalten")
scheint annehmbarer als die von Chabaneau (IV i p. 611) aufgestellte, der zu-
folge calh lat. caleo entspricht. — 29 {15) fort batalh stimmt besser zum Fol-
genden als fol batalh , wie Stimming hat , allein die erstere Lesart wird nur
A. THOMAS, HER IRAN DE HÖRN. I 89
von M geboten und ist darum nicht unbedenklicli , während drei Zeilen da-
rauf Mais per savt e per musart bei Stimming sicher irrtümlich ist. Thomas
ist hier mit Recht dem befriedigenderen Text von AM gefolgt : Pero per fol
(bric) e per musart. — 44. Bei fnalh wird schwerlich , wie Chabaneau IV 2
p. 202 annimmt, an das Maillespiel zu denken, die Wendung vielmehr durch
den Reim hervorgerufen sein. — 45. Eine Reminiscenz an das Schlachtrufs
Renaud's von Montauban liegt bei Baiart schwerlich vor, wie Thomas mit
Recht meint. Pferdenamen wiederholen sich, zumal solche, die sich auf die
Farbe gründen, wie Baiart, Blanchart, Ferrant, Morel u. a. m.
III {SB). In der razo Zeile 8 hat auch Thomas wie Stimming alqual ei
avia toltas las rendas de las caretas. Allein Bartsch (Ztschr. III 415) be-
merkt, dafs, da F. tolto totas habe, anzunehmen sei, dafs die richtige Lesart
laute : toltas totas und toltas in JK wegen der Wortähnlichkeit mit totas ge-
fallen sei. — Gegen einige Änderungen , die Thomas in dieser razo hat ein-
treten lassen, wird nichts einzuwenden sein: Ciarens (vgl. V. 9 des Liedes)
Zeile 18, quatre gran baro 19, Engolmes 20; Stimming Clarensa (Z. 21),
gran quatre baron (22), Engolmesa (23).* Allein e lauzan lo setihör de Puoi
Guilhem etc. Zeile 20 konnte stehen bleiben (Thomas los senhors); vor Allem
aber plus prosperos (Stimming Z. 18), das Thomas ohne zwingenden Grund
in plus pros (15) verändert hat. Nach el senher de Taunai 25 {29) fehlt bei
Thomas el vescoms de Siorai el senher de Talhaborc. — Was das Lied
selbst anlangt, so sind die Abweichungen nicht bedeutend : V. 32 hat Thomas
auf Grund von AC das gewifs richtige otnenes aufgenommen , das aber hier
wohl eine konkretere Bedeutung (Land, Landbesitz) hat, wie Chabaneau IV 2
p. 202 bemerkt. — V. 41 hat Thomas si paireja in den Text gesetzt statt si
panteja. Das Verbum pairejar, das von drei Handschriften geboten wird,
und keine andere Bedeutung haben kann als die ihm von Cledat (Du röle
historique de B. de Born p. 45) und Thomas (schon Ecole des chartes XL
476 bei Besprechung des genannten Buches von Cledat) gegebene „seinem
Vater nachahmen", ist in der That besser am Platz als pantejar „keuchen,
Angst haben". Doch ist das Wort sonst noch nicht nachgewiesen. — Ciarens
V. 9 ist von Thomas verifiziert worden (= Clerans), dsgl. Granhol ebd. (=
Grignol), Gavardas 18 (= Gavardan, früher kleine Vizgrafschaft in der Gas-
cogne, östlich von der Vizgrafschaft Marsan gelegen) und Aics 20. Unter
letzterem ist nicht, wie Stimming annimmt, Aix zu verstehen, sondern, wie
Thomas schon in seiner Anzeige von Stimmings Ausgabe (Ecole des chartes
XL 478) bemerkt, das im Westen der Gascogne im Dep. Landes gelegene
Dax , früher Acqs geschrieben , lat. ad Aquas. Wegen der eigentümlichen
Bildung vgl. Ouicherat, de la form. fr. des anc. noms de lieu p. 25. — Die Lage
der Feste, die bei Bertran 35 Clarasvals heifst, ist bereits von Cledat a. a. O.
44 bestimmt worden. Wir haben sie in der Nähe von Chätellerault zu suchen,
* Die Vergleichung besonders der umfangreicheren razos in den beiden
Ausgaben Bertrans wird leider dadurch sehr erschwert , dafs Tiiomas es
versäumt hat den Abdruck dersell)en wie (loch Stimming gelhan mit fort-
laufenden Ziffern zu versehen , die auch abgesehen von diesem Zwecke nötig
gewesen wären der etwaigen Verweisungen wegen. HolTenllich wird der
Herausgeber diesem mifslichcn Übelslande bei einer zweiten Aullage ab-
helfen.
igO BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
etwa neun Meilen nordöstlich von Poitiers , dort wo noch heutzutage
Scorbe-Clairvaux liegt. Chätellerault sowie auch die 34 genannten Mirebeau
und Loudun gehörten zu Anjou und deshalb eben mufste Heinrich der Junge
den Bau der Feste übel vermerken, denn Anjou betrachtete er als sein väter-
liches Erbe. In MatafeUo 40 haben schon Cledat (a. a. O. 44) und Thomas
(Ecole des chartes XL 478) das heutige Mateflon in Anjou erkannt, bei
Seiches im Dep. Maine-et-Loire, Arr. Bauge. Dafs der Nanie sehr bezeichnend
für eine Feste sei, bemerkt mit Recht Thomas.' Er kommt übrigens oft vor.
Hugo de Mathafelo7te und sein Sohn Theobaldus nahmen an dem weiter unten
zu XV (5S), 17 erwähnten Kampf bei Alen9on Teil; s. die dort angeführte
Chronik von Anjou Seite 146 — 7. Ein Thebaldus de Matefelon , kaum
derselbe wie der eben genannte , erscheint in dem Verzeichnis der militum
ferentium bannerias tempore Phüippi II. regis (d. h. Philipp Augusts) bei
Duchesne, Hist. Norm, scriptores antiqui p. 1033 D. ; ferner ein Herr von Mate-
felon als Mitunterzeichner eines vom 3. April 1344 datierten Urteilsspruches
Philipps VI. von Frankreich, durch welchen mehrere normannische Grofse wegen
verräterischen Einverständnisses mit den Engländern zu Schleifung und
Enthauptung verurteilt wurden; s. Histoire de Saint - Sauveur - le -Vicomte
p. 99. Ebenda p. 266 bzw. 268 werden Pierre und Juhez de Mathefelon
unter den Edelleuten genannt , die bei der Belagerung von Saint-Sauveur im
Jahre 1375 zugegen waren. Im Chevalier au cygne kommt derselbe Name
Matefelon zur Bezeichnung einer (wohl fingierten) Örtlichkeit in Syrien vor
(V. 9818), dsgl. verwendet Huon de Mery ihn allegorisch in seinem Tour-
noiement Antecrist (bei Stengel A. und A. LXXVI S. 70): ... de doiiz afere
Est li dars: amours le ßst fere El chastel de Mate-felon , Car mis n'a le
euer si felon . . . SHl sentoit le dart . . . QuHl ne fust douz et atemprez.
— 41 — 46 fafst Thomas als eine einzige Tornada auf. Eher empfiehlt es sich
blofs 4r — 44 zusammenzufassen und 45 — 46 für sich folgen zu lassen. So
Chabaneau IV i p. 609 und IV 2 p. 202.
IV {13). Die razo zu diesem Liede spricht von einer Reise des jungen
Königs Heinrich nach der Lombardei , um hier des Turnierens und anderer
Kurzweil zu pflegen. Allein wie bereits Cledat 48 vorgeschlagen , setzt
Thomas Normandia statt Lombardia , indem er mit Recht vermutet , dafs es
sich hier um einen Fehler der handschriftlichen Überlieferung handelt. — V. 7
des Liedes wegen n'Ae?t7-ics s. weiter oben zu I 2. — 17 ist die Lesart der
Hss., die Stimming unangetastet gelassen hat, keineswegs sinnlos, wie Thomas
meint, jfa per dar mir non er de Coberlanda Reis dels Engles ist = ya per
dorniir non er reis dels Engles de Coberlanda. Vgl. die Wortstellung A V
(Stimming 14), 49. Diese Stelle bedarf also keiner Änderung. Wohl aber
V. 21, wo Thomas die Lesart von A in den Text gesetzt hat: ni sera ducs
statt ni ducs clainatz. — Unter Canda 19 versteht Thomas Cande, allein es
* Ebenso nannte Heinrich I. von England eine im Jahre 11 19 neuerbaute
Feste Mate-putain, wie Ord. Vitalis IV 395 berichtet; und Richard Löwen-
herz erbaute auf seinem Zuge nach Sicilicn II 90 bei Messina ein Schlofs, dem
er den Namen Mate-grifon gab ; s. Benedict von Peterborough ed. Stubbs II
138. Ein Befestigungswerk Mata-hou kommt in der Albigenserchronik vor
ed. P. Meyer V. 9494.
A. THOMAS, RERTRAN DE BORN. 1 Q I
ist wohl Candes gemeint, früher Cancle geschrieben, das besser zu Monsaurel
= Montsoreau stimmt. Beide Örter liegen an der Mündung der Vienne in die
Loire. — 28 Stimming; anz asetga eis aranda; Thomas: anz assetja eis a
randa. Beides schwerlich richtig. Es ist vielmehr zu lesen : Anz assetj'als
(= assetja los) a ra>nia. — "Was Thomas 31 in den Text gesetzt hat ist
sicher unrichtig: El reis torneja ah cels de Garlanda , da der Sinn einen
Konjunktiv verlangt. Besser Stimming : El reis tornei lai ab cels de Gar-
landa, allein Chabaneau's Emendalion (IV 2 p, 203) verdient den Vorzug: El
reis tor?iej' ab aicels de Garlanda.
V (i4), 7 — 8. Tost Vagral reis jovcs matat Sil coms nol n''agiies en-
senJiat , wie Stimming und Thomas haben, ist schwerlich richtig „schnell
würde ihn (Richard) der junge König (Heinrich) besiegt haben, wenn der
Graf (Richard) ihn (Heinrich) nicht darin unterwiesen hätte". Das ist nur
einigermafsen verständlich, wenn wir annehmen, dafsBertran sagen will : Heinrich
ist von Richard im Spiele unterwiesen worden und dieser läfst sich (als Lehrer
dem Schüler gegenüber) nicht so schnell besiegen. Chabaneau (IV 2 p. 203)
conjiciert sehr gut: Sil coms nos n^agues ensenliat „wenn der Graf sich nicht
darin unterrichtet hätte. — 18 rnas sos cors nolh erra (besser non Verra mit
Stimming) „aber sein Lauf führt ihn nicht irre", er wird eben der wütende
Eber sein. Stimming hat die Stelle ganz richtig verstanden, wie aus seiner
Anmerkung hervorgeht , giebt aber im Glossar nicht die hier passende fakti-
tive Bedeutung von errar an. Auch bei Thomas findet sich unter errar nur
die Bedeutung „se tromper" verzeichnet. — - 25 sind li guazan nach Stimming
„die Bauern". Thomas in den Nachträgen vermutet scharfsinnig, dafs zu lesen
sei: li Guizan „die Aquitanier" vgl. VI (,2(i), 63. — 32. Statt per etnndat ist
besser mit Chabaneau IV 2 p. 203 zu lesen per [rjenvidat ,,für überboten".
Dafs dies die ursprüngliche Lesart sei, meinte schon Stimming selbst (s. die
Anmerkung zu der Stelle). -— Da in der sechsten Strophe der zu Anfang des
Gedichtes vorkommende Vergleich mit einem Spiele wieder aufgenommen
wird, ist 34 statt l'estatgier zu lesen Vescachier ,,das Schachbrett" (so Cha-
baneau IV I p. 606 und Thomas in den Nachträgen) und unter den pezos de
Valia sind die pions (, .Bauern im Schach" ; so schon Chabaneau ebd.) und
zugleich die pictons „Fufssoldaten" aus der Grafschaft Anjou zu verstehen.
Valia ist von Thomas klargestellt worden. Valee heifst ein Teil von Anjou
an den Ufern der Loire von der Touraine an bis zu den Ponts-de-Cd.^ Dieser
Nachweis ist um so willkommener, als durch denselben auch mehrere Stellen
in den normannischen Chroniken von Wace und Benoit Aufklärung erhalten.
Wace, Rou IS. 180 V. 3925 sagt: Flamenc crient „Arras" e Angevin „ Valie";
Benoit II S. 215 V. 21694 »Valie" crient tiiit enßn Quens Geofrei e si An-
gevin; dsgl. III S. 121 V. 35245 IT.: Li qiiens d' Anjou Gefrei Martel Qui
de l'ovraigne esteit mult bei I vint od riclie compaignie E od ses archers
de Valie. — Zu den Schlachtrufen 41: Ar rat, Monjoi, Deus aia vergleicht
Cledat passend die aus dem Rou, ebenso Thomas. — Da prezat, das 56 steht,
in derselben Strophe V. 59 noch einmal erscheint , so ist vielleicht an der
ersteren Stelle mit Chabaneau IV i j). 606 lauzat zu lesen. — 76. Ebenso sagt
' Der Name Valeia begegnet u. a. in der Chronik von Anjou (s. zu
XV 17) Seite 88 und 91.
ig2 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
Faulet von Marseille Lo plus ardit de Bure tro en Alamanlia; s. Revue des
langues romanes III 7, 279 und Levy zu dieser Stelle. Stimming selber führt
die Stelle schon an (S. 260), ohne jedoch wie es scheint die Übereinstimmung
mit Bertran bemerkt zu haben. — 75 — 6 bilden, wie Chabaneau bemerkt (IV
2, p, 203) eine zweite Tornada und sind darum von den beiden vorhergehenden
Versen zu trennen. — Einigen Änderungen , die Thomas mit dem nur von
einer einzigen Hs. gebotenen Text vorgenommen hat, wird man beistimmen
können : 6 Del quäl dels ßlhs, Stimming : Dels quals dels filhs (hier scheint
der Plural dels filhs den Fehler Dels quals veranlafst zu haben); 38 Mas de
lai lor er afinat, Stimming : Mas de sai lur es afinat. Letzteres kann nicht
richtig sein, da ein Gegensatz zu der vorhergehenden und den folgenden
Zeilen vorliegt, er für es in der nämlichen Zeile ist weniger sicher. — V. t6
scheint es natürlicher, mit Thomas aiic statt qu^anc zu lesen als 15 mit
Stimming ni in crei zu verändern. Eine unnötige Änderung hat Thomas 23
und 36 eintreten lassen, wo der Text von Stimming nichts zu wünschen übrig
läfst. Auch Monjoi 42 konnte (als prov. Form) bleiben.
VI {26). In der razo zu diesem Liede fehlt etwas in dem Abdruck, den
Thomas giebt, nämlich die Worte e lo reis joves ad el tnelhs qu'a konie
del man. — Die Änderung des handschriftlichen ni V. 54 des Liedes in neis
erscheint wenig gerechtfertigt, während im folgenden a garan gewifs richtig
ist statt agaran bei Stimming. a garan heifst hier ,, behutsam, sorgsam", vgl.
Raynouard L. r. 3,423. So auch Thomas im Glossar. — 74 — 76 lauten bei
Stimming und Thomas ; Non pretz un besan Nil colp d hin aiglan Lo mon ni
cels quei estan. Beide scheinen an dem „Schlag einer Eichel" keinen Anstofs
genommen zu haben, wiewohl der Ausdruck doch sonderbar genug ist. Nun
bieten aber statt colp drei Hss. cop d. h, die Masculinform von copa ,, Schale"
(s. Diez E. W. unter coppa). Nil cop dUm aiglan heifst demnach „noch das
Schälchen, das Näpfchen (frz. cupule) einer Eichel".
VII {41), 12 hat der Dichter mort Vi-aA mortal absichtlich neben einander
gestellt : Trop an agut en 7nort mortal guerrier. Vgl. XI 62 : El n^enviet
per mar marritz La domna eis Grecs que ac traitz; XII 29 Que de sos pres
pres esmenda Del rei; B VI 7 Qu'aitan volgra volgues mon pro na Lana
Com lo senher de Peitau. — 17 setzt Thomas Estouta mortz, wie Suchier
conjiciert hat.> Bartsch stellt im Glossar zu seiner Chrestomathie estenta, wie
C hat (T senta) und welcher Lesart er gefolgt ist, zu estendre, und übersetzt
es mit ,, gewaltig", ursprünglich also „ausgestreckt , ausgebreitet" {extenta).
Auch Chabaneau IV i p. 610 fafst estenta als extenta, aber in der Bedeutung
„ausgereckt, mager, entfleischt". Einer ganz andern Erklärung zufolge , die
Delius vor Jahren zu geben pflegte, ist estenta als Partizip von estenher auf-
zufassen, „erloschen, bleich".
VIII {;il). Zeile 4 der razo hat Thomas statt virar bei Stimming das
einzig richtige 7«/-a^ eingesetzt auf Grund dessen was Bartsch (Ztschr. III 414)
^ Diese Lesart scheint auch der Verfasser der schwungvollen französi-
schen Übersetzung, die Cledat (Du role historique de B. de Born 53) von dem
Klageliede milleill, für die richtige zu halten ; wenigstens lautet der Anfang
der dritten Strophe bei ihm : Cruelle mort, ä fiotre hu7neur chagrine Vante
tes coups.
A. THOMAS, IIKKIRAN DE MORN, 193
bemerkt halle , sowie 6 Ghiiei stall (liime!. Die letztere Verbesserung war
bereits von Chabaneau gemacht worden (Re%'ue d. 1. r. III 2 p. 86). Gimel ist
noch heutzutage ein icleiner Ort in Limousin , nicht weit von TuUe gelegen.
Ugo de Uimello kommt in einer der von Thomas mit Bezug auf Bertran de
Born im Anhang mitgeteilten alten Urkunden S. i6o als Zeuge vor; in späterer
Zeit scheint die adlige Herrschaft Gimel in den Besitz der Herren von Len-
tillac übergegangen zu sein ; wenigstens wird sie als zu deren Besitztümern
gehörend in dem 1698 verfafsten Memoire sur la gendralite de Limoges auf-
geführt, das in den bereits genannten Documents historiques p. p. Leroux etc.
t. II p. 149 ff. abgedruckt ist. — 9 (lO bei Stimming) ist un comte de Gas-
conha Apposition zu eu Centolh d'' Estairac und darum wohl von Thomas in
Klammern gesetzt, was jedoch kaum nötig war, ebensowenig wie die Ände-
rung des handschriftlichen Estarac Estairac in Astarac (Grafschaft im Süd-
osten der Gascogne). Richtig ist dagegen wieder Engolesme 7 statt Engo-
leima. — V. i des Liedes hat Thomas mit Recht die von Bartsch a. a. O. 424
vorgeschlagene Änderung aufgenommen. — 15 ist das handschriftliche und
von Stimming bewahrte Ni zu belassen , wie auch Chabaneau bemerkt IV 2
p. 203. — 27 und 55 ist Thomas M gefolgt , an der ersteren Stelle ohne
zwingenden Grund, an der letzteren mit Recht, da mar ja Femininum ist. —
V. 24 scheint E'n, wie Stimming hat (= E en) natürlicher als En, ebenso 35
Qn'en (Stimming) besser am Platze als das von nur wenigen Handschriften
gebotene, aber von Thomas aufgenommene En. Letzterer läfst auf das erste
Geleit noch ein zweites an den Spielmann Papiol gerichtetes folgen, das, da
es sich nur in A vorfindet, Stimming in den Text aufzunehmen Bedenken
tragen mufste. — Zu V. 55 bespricht Chabaneau IV i p. 607 die Form esto,
in welcher er mit Recht, wie schon Diez Gr. II 205 gethan hatte, eine An-
bildung an die entsprechende Konjunktivform do von donar erblickt, und
führt als eine weitere Form des Prs. Conj. von estar die Bildung eston/a an,
die gleichfalls durch Analogie von donar entstanden ist. Es liegen demnach
fünf verschiedene Formen vor: estei, estia, esteja, esto, esto7ija. Drei von
diesen Formen, die erste, zweite und vierte, sind bei Bertran durch den Reim
gesichert: A XIII {11), 20, XVI (.77), 5, bezw. B VII (.«/), 60 und A VIII {21),
55. Die vier ersten werden schon von Diez a. a. O. angeführt. — 82 ist statt
Si Dieus e sains m^anpar, wie Stimming hat, entweder zu lesen : Si Dieus lo
sains m'anpar oder nüt der Hs. F Si Dieiis e fes »i'ampar. So Thomas.
IX {3lj), 5 ist wegen der Unsicherheit der Bedeutung von passada (s. Stim-
ming Ztscbr. IV 432) besser auf Grund von ADJK zu lesen: E sis /an vas
vos estrada „und balmen sich zu dir einen Weg". — 14. corellia oder que-
rrela, wie die Hss. haben , giebt, wie Thomas ganz richtig bemerkt, keinen
Sinn. Er setzt coralha mit der Bedeutung „Brust". Vgl. zu C IV (Vi), 7.
Der Sinn läfst nichts zu wünschen übrig. Chabaneau's Änderung (IV 2 p. 203)
Avem coralha prestada scheint nicht n(itig. — 20 Colombier weist Thomas als
Weiler bei Turenne nach. — 34. In salavier salabier der Hss. vermutet Thomas
den Namen der Stadt Salisbury, altfrz. Salesbieres, Salebiere, und setzt E osas
de Salabier. — 42 Stimming /«'», Thomas mi. Letzteres ist natürlicher. —
Die Verse 43 — 49 fafsl Stimming als zwei Geleite, Thomas als eine siebente
Strophe auf; letzterer nimmt dann als Geleit die vier an Papiol gerichteten
Verse auf, die nur M bietet. — 47 conjiciert Chabaneau IV 2 p. 204 genseis
Zeit»chr. f. roiu. Ihll. XIV. j ,
194 BESPRECHUNGEN. H. ANDKESEN,
statt genser. Unter Aufnahme dieser Conjectur ist zu übersetzen : „Herr
Tempre sagt mir auf schönere Weise zu , der (oder da er) mir durch seinen
Boten die Meinung der Welt verhehlt hat". - Worauf sich dies bezieht ist
'reilich dunkel. Wegen des Namens Tempre s. zu A I {23), i.
X {20). Razo Zeile 4 ist com so fossa causa qu'en Bertrans nach dem
was Bartsch a. a. O. 414 darüber bemerkt hatte, die richtige Lesart. — Nach
tals Z. 18 fehlt etwas. Stimming (,2i): en loqual era tats ora e tals poinz,
Thomas : en loqual era tals pointz.'^ Noch an mehreren anderen Stellen weicht
der Text bei Thomas von dem bei Stimming ab, ohne dafs erkennbar wäre,
aus welchem Grunde geändert ist und ohne handschriftliche Grundlage: 19 ni
iVastroloynia, 20 E Costantis, 25 el el coms Richartz, 39 auziron e viron ;
Stimming 22 e d'astrolümia, 23 E'n Costantis, 28 el coms Richartz (33 haben
beide el el coms Richartz = el e lo cotns Richartz), 42 auziron so e viron.
An zwei anderen Stellen aber war eine Änderung geboten, nämlich 33 und
42 (Stimming 36 und 46), wo Thomas ohne Zweifel richtig verbessert hat. —
Was das Lied selbst anbetrifft, so hat Thomas nur an wenigen Stellen ge-
ändert , allein auch zu diesen Änderungen lag kein genügender Grund vor.
Die Änderung V. 30 E ja'b (so besser mit Tobler statt E fab) mi per fort
in Ja ab mi per fort ist um so weniger am Platze als der Stimmingsche
Text ja ganz verständlich ist und das was Thomas dafür gesetzt hat , von
keiner Hss. geboten wird. V. 34 ist er A gefolgt , man weifs nicht recht
weshalb. — tal enans 4 wird Druckfehler sein für tals enans. Anzumerken
ist noch, dafs auch die p. 207 angegebene Änderung von sai in ai V. 5 nicht
nötig ist, obwohl sie durch CE (1. ai tan statt aita7i) gestützt wird. — Wer
unter tt'Amblartz II zu verstehen ist, bleibt zu untersuchen. Vielleicht ist
damit der in den Urkunden von Dalon (bei Thomas p. 158) genannte Am-
blardus d'Anz{?) gemeint. — 19. Dafs partz nicht zu partir, sondern zu
parcer gehört, bemerkte zuerst Suchier, später Chabaneau IV l, 607. Die
I. Sing, parc steht XIX [29), 11.
XI (32). In den Worten, die in der razo vor der Anrede des Königs an
Bertran stehen, stimmen die beiden Texte nicht mit einander überein. Stimming
hat: el reis lo receup tnolt mal el reis Eiirics sil dis, Thomas ; el reis lo receup
fnolt mal e silh dis. — Z. 20 nulls temps und 22 vers brauchte nicht in nul temps
(18) und ver (20) verändert zu werden. — La comtessa d'Atnillau (40) ist eine
richtige Verbesserung von Thomas, die er schon in seiner Anzeige vonStimmings
Ausgabe (Ecole des chartesXL p. 478) gemacht hatte. Gemeint ist das heutige
Millau in Rouergue. Der lateinische Name lautet Amiglavum, daher die drei-
silbige prov. Form. Indessen auch die Form mit unterdrücktem Anlaut,
Melhau, findet sich bei Bertran, und zwar in dem Lied selber, zu dem die
vorliegende razo gehört, V. 13. Derselbe Name kommt in Stimmings Ausgabe
42,5 vor (das Gedicht ist nicht von Bertran de Born), wo jedoch schwerlich,
wie Thomas in der eben genannten Besprechung sagt, Amelhau zu lesen sein
wird. — V. 9 des Liedes hat Thomas der Lesart von DFJK den Vorzug
' Zu dem in der razo berührten Aberglauben, dafs es nicht gut sei, ein
Werk am Montag zu beginnen (aus dem sich Bertran freilich nichts macht ;
s. das Lied V. 25 ff.) s. Chabaneau in der Rev. d. 1. rom. III 9 (1883) p. 165,
sowie in Betreff des Glaubens an gefährliche Tage überhaupt P. Meyer zu
Flamenca p. 335 und im Ebert-Lcmckeschen Jahrbuch VII 49.
A. THOMAS, HKKTKAN DE HOKN. 1^5
gegeben ; mit gutem Grunde, da, wie er anmerkt, derselbe Gedanke, dafs der
König von Aragon durch Geld bestochen sei , in dem folgenden ebenfalls
gegen ihn gerichteten Sirventes Strophe 8 wiederkehrt. — Auch 25 ist eine
richtige Verbesserung: (Ju'a Vi/atnur En Tohal tetion per perjur ,,denn zu
Villemur in Toulousain halten sie ihn für meineidig" nicht e'nTolsal, wieStimming
hat. Denn Tolsa ist keineswegs dasselbe wie Tolosa ; andererseits liegt aber
Villemur im comitatus Tolosanus und zwar einige Meilen nordöstlich von
Toulouse. — Die Bedeutung von dehurar V. 16 ist unsicher. Stimming :
,, krumm biegen, einschüchtern"; Thomas: „renverser" mit Fragezeichen. Cha-
baneau IV l p. 609 denkt an depur von depurar. — 28 Castrasoritz ist die
spanische Stadt Castrojeriz, aus dem latein. Castrum Caesaris unter deutlicher
volksetymologischer Anlehnung an son'tz ,,Maus". — 49 Besandunes ist der
Gau von Besaudun, latein. Bisuldunum, jetzt Besalu in Catalonien. Vgl. Diez,
L. U.Werke d. Tr. 602, Mila y Fontanals, de los trovadores en Espaiia
P- 325-
Xn (35). In der razo haben Stimming (4) und Thomas (3) si ios volc
retraire; allein es ist eher mit JK zu lesen: si lol. Vgl. Bartsch a.a.O.
S. 415. — • Beide setzen Castellotz (7 bzw. 6), allein Castellot der Hss. konnte
bleiben. — fronteressa de Sarazis 7 ist eine gute Emendation des neuen
Herausgebers. Chabaneau hatte dasselbe conjiciert IV i p. dos^: — 20 — 21
lui e un seu companho, e Artusetz el seus companhz; Stimming (23) lui et iin
son companhon. Et Artusetz et us sos companhs. — Lied V. 13 1. Per qu^es
dreitz, da sonst der Vers zu lang ist. — 19 ist unter Castellot wahrscheinlich
das heutige Castellote in Aragon zu verstehen. Es liegt in der Provinz
Teruel, am Guadalope. — 40. Statt Qiieti ist vielleicht mit Chabaneau IV i,
p. 609 Queu (Quel ^ Que lo) zu lesen. — 43 hat Stimming Fotts Ebraus,
Thomas Fontebraus. Letzteres ist allein richtig: Fontebrau (= Font Ebrau)
in der razo (Stimming Zeile 41, Thomas 38) mit Flexions-s. — ,,Die Alte,
welche Fontevrault erwartet", ist Heinrichs IL Gemahlin Eleonore, die dort
1204 starb. Vgl. Thomas zu der Stelle. — 50 scheint die handschriftHche
Lesart AI prim quel vi j'oves reiaus mit Thomas belassen werden zu müssen,
so auffallend auch der Nominativ ist. Zur Not liefse sich konstruieren: „sobald
als er (Alfons) ihn (Peire Rois) als königlicher Jüngling erblickte",- wobei
nicht qutl vil mit Chabaneau IV 2 p. 204 zu setzen wäre. — 53 — 4 enthalten
ein Wortspiel, das den Herausgebern nicht aufgefallen zu sein scheint, zwi-
schen badalhar und batalha : Reis que badalh ni s\'stenda Quant au de ba-
talha parlar Sembla o fassa per vanejar O qu'en armas na s^entenda. —
58 <■ rt Laraus steht in keiner Hs. Stimming: ni a Laraus, das zu belassen
war. — 62 afanar mit dem Accusaliv wird richtig erklärt von Thomas: ,,mit
Mühe gewinnen, abarbeiten".
Xlli (11). V. 7 und 8 hat Thomas wohl daran gethan der Lesart von
JK.d zu folgen, die bei weitem den Vorzug verdient. — \1 E mos Rassa ist
eine auf Grund von A aufgestellte etwas kühne Konjektur, auf die auch Cha-
baneau IV I, p. 605 gekommen ist, der noch weiter ändern und lesen möchte:
E mos Rassa s'es accordatz Socorr'al rei E non a negun dels comtatz. Jeden-
falls gewinnt die Stelle durch diese Konjektur (E mos Rassa) bedeutend an
Klaihcit. So wie Stimming sie bietet kann sie unmöglicli richtig sein. —
Statt adrei, wie Siimiuing V. 13 hat, -.el/t Thomas gewifs richtig a drei „\n
'3*
ig6 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
rechter Weise, so wie es sich gebührt"; vgl. XVI (ö'i), 43. — 15 Stimming :
Del pauc rei de Terra Menor, Thomas : Del pauc rei de Terra Major.
Letzteres, das die Lesart von JKd ausmacht, verdient den Vorzug, da durch
den Gegensatz zwischen pauc rei (König Philipp August) und Terra Major
(Frankreich) die Ironie noch feiner wird. — 19 sind die Hss. verderbt, aber
Thomas hat durch eine vorzügliche Emendation den Vers verständlich zu machen
gewufst: Pols veticutz los a ves Ar atz. Fast ganz ebenso konjizierte Cha-
baneau IV i, p. 605. — Aus V. 44 geht hervor, dafs auch 40 mei frair, wie
Thomas hat , das Richtige ist. Bertran hatte ja auch zwei Brüder : aufser
Constantin noch Itier; s. Thomas zu Vers 40. Indessen bedarf die ganze
Stelle noch der Berichtigung. Chabaneau IV 2 p. 204 stellt die sehr annehm-
bare Vermutung auf, dafs unter Pautre meitatz 42, das nur Subjekt des
Satzes sein kann, Constantin zu verstehen und outra autrei ,, wider Zuge-
ständnis, trotz seines Zugeständnisses" für autre autrei zu lesen, demgemäfs die
ganze Stelle folgendermafsen zu gestalten sei: Quels dons que mei frair trCan
jtiratz E outra autrei Vol retener Vautre meitatz. — 45 ist die Lesart von
Stimming unsicher : Ges per lezidor doblador. Thomas : Gesperlegidors d^orador.
Im Glossar wird legidor als ,, Leser", orador gar nicht erklärt. Chabaneau
vermutet IV l, p. 605 Ges per lezidor s d^obrador, IV 2 p. 204 Ges per lezeros
d\->brador. Die letztere Emendation verdient vor allen anderen den Vorzug.
— 56 dizon, wie Thomas auf Grund der Hss. statt ditz hom in den Text ge-
setzt hat, findet seine Stütze in dizon 54. — 57 Papiols e tu vai viatz liest
Thomas richtig mit Suchier. — 58 und 62 nimmt er Toblers treffliche Ver-
besserungen in den Text auf.
XIV {34). Razo Zeile 17 1. si'n. — Statt del castel de Montron e
d^Agen quelh avian taut bei Stimming Zeile 21 hat Thomas (19) dels castels
de Nontron e d^Agen quelh avian toltz. Im Lied selber (32) hat auch Stim-
ming Nontron. Die Hss. aber der razo bieten übereinstimmend, die des
Liedes zum Teil Montron. Nontron (die bekannte Stadt in P^rigord) wird
indessen das Richtige, und dafs dafür Montron mehrere Male in den Hss.
erscheint, dadurch zu erklären sein, dafs es einen Ort dieses Namens in der
That giebt. Und zwar liegt er gleichfalls in Perigord, im Arr. Perigueux.
Die Änderung von del castel in dels castels war hier ebenso wenig nötig als
weiter oben (razo zu III) die von lo senhor in los senhors. — 22 hat Thomas
die Lesart der Hss. ohne Grund geändert; besser Stimming (2Z^)valens hotn
e larcs. — V. 5 — 6 des Liedes macht der neue Herausgeber auf das Wort-
spiel aufmerksam zwischen aus (von ausar) und ausel und vermutet zugleich,
dafs Bertran sein voler dem volar der Vögel gegenüberstellen will. — 10
nimmt er wieder Toblers Emendation mit Recht in den Text auf. — 34
Wegen Momnaurel s. zu XV (5(9), 18. — Dafs 37 Folcaus zu lesen ist, hat
Thomas schon Ecole des chartes XL 478 bemerkt und zugleich nachgewiesen,
dafs darunter Foucaud d'Archiac (in Saintonge) zu verstehen sei. — las patz
39 konnte bleiben. — 43 ostasvalhs ostasvaus der Hss. ist nach Thomas ent-
stellt aus Altasvaus, Name eines Klosters im D6p. Haute-Vienne, heutzutage
Tavai d. — 44. Die Lage von Rosiers ist unsicher; vgl. Schultz, prov. Dichterinnen
S. 15. — 47 la terra Saint Aimon wird wohl richtig von Thomas als das
Land des heil. Edmund d. h. England erklärt. — Unter Tinos 50 ist nach
Th. San Pablo de Pinos in Catalonien zu verstehen. — 52. Th. ändert das
A. THOMAS, RERTRAN DE BORN. IQJ
handschriftliclie e foii bzw. i-l Jons in e Seit und setzt De leis qiie te Ca-
brera e Seit d'Uigel. Allein Chabaneau IV 2 p. 204 macht darauf aufmerk-
sam, dafs fon der Hs. vielleicht a\^ fuit zu fassen sei, „Seu d'Urjjel" aufserdem
den Bischofsilz des Bistums von Urgel bezeichne , der nicht gemeint sein
könne, es aber ferner auch gewagt sei anzunehmen, dafs die Form ,,Seu d'Urgel"
schon zu Bertrans Zeiten gebräuchlich war. Aber Fon(t) iV Urgel bezeichne
möglicher Weise eine ()itlichkeit. — 54 del ßn joi quem trames ist die Les-
art von C, die freilich weit besser pafst als was der Text von Slimming bietet.
Neben C kann nur noch M in Betracht kommen. — ;«Vw tarnet 55 steht in
keiner IIs.; ein Grund zur Ä'nderung lag nicht vor. — 57 vermutet Thomas,
dafs statt Gauceran Durtz (eine sonst nicht weiter bekannte Persönlichkeit)
zu lesen sei: Gauceran d'Urtz. Vielleicht kommt Urt im Arr. Bayonne in
Betracht oder Urtg y Vilar in der Diöcese Urgel.
XV {28). Zu Anfang dieses Liedes hat Thomas die sehr abweichende
Lesart von CRT aufgenommen. Allein der Text bei Stimming scheint doch
den Vorzug zu verdienen (unter Tilgung des Kommas nach <?, wie Suchier
bemerkt), da bei Thomas das Bild verloren geht und der Ausdruck „es ist
mir lästig eine Treppe hinabzusteigen" ohne weitere Beziehung sehr trivial
erscheint. Slimming hat die Stelle ganz richtig erklärt, wie mich dünkt: das
Hinabsteigen behagt Bertran nicht, er will in die Höhe. Eine ganze andere
Erklärung der Stelle giebt Chabaneau IV 1, p. 609; vgl. IV 2, p. 205. —
Vers 5 ist die Interpunktion nach affan zu tilgen. — 8 Molierna ist, wie
Thomas zeigt, das heutige Mouliherne in Anjou, im Dep. Maine-et-Loire,
Arr. Bauge. Gemeint ist mit dem Herrn von Mouliherne vermutlich der König
Heinrich II. von England (Thomas), nicht Richard Löwenherz (Stimming), der
vielmehr V. il, ebenfalls umschrieben, genannt wird. — 9 scheint es unnötig
mit Thomas A zu folgen , während 22 bei Stimming der Besserung bedarf.
Thomas hat die Lesart von T aufgenommen; allein es scheint natürlicher ein-
fach zu lesen: Pois quan intra la Jreidor. Der Fall dafs der c. obl. als No-
minativ gebraucht ist, kommt ja bei Bertran auch sonst vor ; s. zu A. XVIII
{40), 5. — 17 Zu dem von Bertran genannten Berlai (ahd. Berleih, lat. Ber-
laicus; vgl. Foerstemann I 226) von Montreuil ist zu bemerken, dafs mehrere
dieses Namens im 12. und 13, Jahrh. als Gegner der englischen Herrschaft
auftreten. Schon unterm Jahre 1098 kommt bei Ord. Vitalis (IV 48) Berlais
de Mosterolo als Widersacher Wilhelms des Rothen vor, als dieser seinen
Kriegszug nach Maine unternahm. Derselbe Berlai nahm an dem Kampfe
bei Alcn^on im Jahre 11 18 Teil, in welchem Heinrich I. von England gegen
Fulco den Jungen von Anjou unterlag; vgl. die Chroniques d'Anjou p. p.
Marchegay et Salmon I 149. Besonders hartnäckig war der Kampf, den Hein-
richs I. Schwiegersohn Gottfried der Schöne von Anjou um die Mitte des
12. Jahrh. gegen Giraud Berlai von Montreuil zu fuhren hatte, wie aus dem
ausrührlichen Berichte Johanns von Marmoulier hervorgebt, des Verfassers der
Geschichte Gottfrieds des Schönen. Vgl. ebd. S. 282 ff. Derselbe zeigt uns
den Besitzer von Montreuil als einen ungemein kühnen und kriegslustigen
Baron, der sich mitten im Frieden gegen Gottfried empörte, von diesem in
seiner Feste lange Zeit b<.lagtri wurde, sich zwar endlich ergeben mufstc, auf
Verwendung des französischen Königs jedoch seine Besitztümer zurückerhielt
und nicht lange n.-iihher auf« Neue /u din Waffen griff, naclulim i-r, um sich
igS BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
die Mittel zum Kriegführen zu verschaffen, die in der Umgegend von Mon-
treuil liegenden Kirchen und Klöster beraubt hatte. Er fiel endlich zum
zweiten Mal in die Hände Gottfrieds , der ihn ^amt seiner Frau und seinen
Kindern gefangen nach Saumur bringen liefs. Dafs Bertran diesen zuletzt ge-
nannten Berlai von Montreuil im Sinne hat, dürfen wir demnach als fest-
stehend annehmen. Der heutige Name der alten Feste Montreuil-Bellay,
einige Meilen südlich von Saumur, bewahrt die Erinnerung an die einstigen
Besitzer. — 1 8 Der hier genannte Guilhem de Montnaurel führte seinen Namen
entweder von Montmoreau im Dep. Charente oder von dem gleichnamigen
Orte im Dep. Dordogne; vgl. Thomas zu XIV 34/ — 26. Nach Thomas ist unter
Cruissa Croissa der Ort Creysse zu verstehen, bei Martel, und unter Mirandol
ein Schlofs ebenfalls bei Martel gelegen. — Nach der vierten Strophe folgt bei
Thomas eine Strophe mehr, die zuerst Chabaneau bekannt gemacht und mit den
nötigen Erklärungen begleitet hat (Revue d. 1. rom. III li, p. 235). Zweifel-
haft bleibt Beirmes in der zweiten Zeile , worin Thomas Benauges sieht.
Botenan ist nach Chabaneau der prov. Name eines Schlosses Boiitavant im
Vexin. Dunkel ist in derselben Zeile die Prophezeiung Merlins, V. 40. —
44 fafst Stimming (36) gran als gram „betrübt, trübsinnig", während Cha-
baneau IV I, p. 609 der Ansicht ist dafs gran hier ^ gr andern sei, das auch
sonst öfter mit flac verbunden vorkomme. Derselben Meinung scheint Tho-
mas zu sein, wenigstens führt er im Glossar gran nur in letzterer Bedeu-
tung an.
XVI {31). In der razo 2 hat Stimming s'il, Thomas eil; zu lesen ist
jedoch, wie schon Suchier bemerkt, si mit F. — 6 konnte era bleiben. —
7 Die schon früher (Ecole des chartes XL 478) von Thomas hergestellte rich-
tige Lesart Sevra bietet F Zeile 13 (Stimming 15). — 11 hat Thomas que
dt'fendian que la batalha non era verändert in que defendian que la batalha
non fos. Allein era ist zu belassen : „welche verhüteten , dafs die Schlacht
stattfand". — 18 d' Aquitanta, Stimming (20) de Quitania. Letzteres konnte
bleiben. — loquals 19 scheint Druckfehler zu sein für loqual. — Nach l'aiga
24 hat Thomas per passar outra unterdrückt , das aber keineswegs deshalb
weil es gleich darauf noch einmal kommt , ein Versehen zu sein braucht. —
31 comensa far apelar richtig mit Bartsch (Ztschr. III 414). — 35 <? del vas-
salatge qu^ei fazta a' n Richari ist sicher unrichtig, da König Philipp Augu'^t
ja als Oberlehnsherr Richards und dieser als dessen Vassall anzusehen ist.
Vielmehr ist die Lesart bei Stimming die richtige: e del vassalatge quelh
fazia en Richartz ,,und in Betreff' des Vassallendienstes den ihm (dem Könige
Philipp August) Herr Richard leistete." — 41 ist die Einschiebung des e
vor conselheron eine gewifs richtige Verbesserung. — 52 1. E^n Bertrans. —
54 en la guerra dels dos reis konnte bleiben. — V. 3 des Liedes 1. quant
er (Druckfehler). — 16 qu^om li grei „den man ihm für gut befinde, zugestehe,
bewillige". Der König soll den Frieden diktieren, meint der Dichter, und
sich nicht aufdrängen lassen. — In der dritten Strophe setzt Thomas nach
riquesa V. 17 einen Punkt und liest 20 £u no cuit ges. Allein eu bietet
keine, non nur eine Hs. ; auch ist die Stelle bei Stimming durchaus verständ-
lich, wenn wir auch wohl besser statt cuges mit Tobler cug ges zu lesen
haben (vgl. cuich ges in AB). — 29 war Thomas mit Rücksicht darauf dafs
es sich ja um eine bekannte Pcrsc'inlichkcit (G'jtcrri) aus Raonl de Cambrai
A. THOMAS, ÜERTKAN DK HOKN. 199
handelt , berechtigt Lo sors Guerics in den Text zu setzen , obwohl keine
Hs. diese richtige Lesart bietet. Eine Vergleichung der Lesarten läfst er-
kennen, dafs die Verderbnis des Namens früh begonnen hat und besonders
dadurch gefördert wurde, dafs statt gueric sich gtienric einschlich. — 42 Tho-
mas setzt statt glesa auf Grund dreier Handschriften gresa , ohne jedoch
im Glossar zu bemerken was er darunter versteht. Nach Chabaneau IV 2
p. 205 entspricht gresa hier der Bedeutung nach dem fr.greve; vgl. die razo
(6): soöre la riba d'un flum. Raynouard, Suchier, Bartsch (Chrest.) und auch
Chabaneau IV i p. 609 fafsten glesa als ,, Scholle, Feld (fr. glebe). — 43 a
i/r« scheint natürlicher als adrei, wie Slimming hat, der es als Adjektiv
zu sirventes auffafst. — 44 haben mehrere Handschriften Crespin für Crespi.
Anlehnung an den Personennamen Crespin {Crispinus).
XVII (2). In der razp Zeile 8 fehlen \i2ic\\. perdet die Worte per viutat. —
9 Slimming : del cor Enric, Thomas : lo sor Gueric auf Grund von F und A XVI
29. — Ebd. l'oncle de Raols del Cavibrais bei Stimming war, wie Tho-
mas es thut, zu bessern in l'oncle de Raol de Cambrais, ebenso 10 Raols in
Raol. — 12 Besser als die Emendation von Thomas, der guerra nach co-
mensava eingeschoben hat , befriedigt die Konjektur von Bartsch (Zlschr. III
413): pois comensava ad autre rei plait per terra. — 13 hat Thomas ohne
ersichtlichen Grund patz ni treva in treva ni patz verändert. — 35 Stimming:
qu/eron qitatre fraire gran raubador. Das Wort fraire fehlt bei Thomas.
— Vers 2 des Liedes heifst la elesta nach Stimming „das Auserwählte, der
Glanzpunkt", nach Chabaneau IV i p. 604 und Thomas ,,die Ankündigung".
Ersterer verweist auf B IV (10), 51, wo eslire in der That mit „ersehen, ent-
nehmen" zu übersetzen ist. — 3 zerlegt Thomas das handschriftliche sescon-
tenta in ses contenta und liest mit Zuhülfenahme von CE Del novel temps
sens contenta, offenbar eine bessere Lesart als die bei Slimming do7t lo nous
tetnps s'escontenta. Ein Verbum escontentar ist schwerlich vorhanden. —
21 ist unter dem senher de Roais Philipp August zu verstehen. Selbstver-
ständlich kann Roais hier nicht = Edessa sein, wie XXllI (ß), 26 und B VII
(S») 23. Aber auch Rouy, wie Thomas vermutet, kommt wohl nicht in Be-
tracht ; gemeint scheint vielmehr Roaix zu sein, bei Vaison im heutigen Dep.
Vaucluse. Auch im Chev. au cygne 20651 ff. in der Erzählung von der Er-
oberung Jerusalems kann Edessa kaum in Betracht kommen. Die Stelle lautet :
Ly uns y crie Flandres, ly aultres Normandie, Et ly aultres Hayyiau et ly quars
Picardie, Et Liege et Namurois, sy crie on Lotnbardie, Toscane et Sesillois,
Bouloigne et Rommenie, Monj'oie Saint Denis, Bertaigne le garnie Et Buil-
lon et Rohays et Biauvais le jolie. Da hier alle andern Namen europäische
sind, so würde Rohais als Edessa aufgefafst sehr auffallend sein , wenn auch
letzleres sonst sehr oft in dem Werke vorkommt. In der Albigenserchronik 521
handelt es sich gleichfalls wahrscheinlich nicht um Edessa: Mot gonios i ars,
mot ebne e mot gambais {)ue foron faitz a Chartres, a Blaia o a Roais.^ —
' Chabaneau IV 2 p. 205 iiall liatür, dafs an der vorlicgtudcn Steile bei
Bertran de Boin Kichanl Löwenherz geincinl sei, unter Berufung auf einige
prov. Verse, die licwcisen, liafs auch in Englaml ein Roais war; alkin die
vierte, fünfte und sechste Strophe zeigen, ilafs von Philipp August die Rede
ist, wie Siiiiiiiiiii:' liLiiRiUi.
200 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
nol 22 steht in zwei Handschriften, trenchar Z'i,, ferir 2\ dagegen in keiner;
auch ist der Text bei Stimming durchaus befriedigend ; ebenso war er und
ni 42 zu belassen. In der letzten Zeile des Gedichtes war die Änderung eher
berechtigt, da plus auch in JK fehlt. — 26 Sais , alte Form (vgl. Benoit,
Chrouique 15095, 22571) des Namens der Stadt in der Normandie, die heut-
zutage Seez lieifst. — 44. restar hat hier die Bedeutung des allfr. retnanoir
(das oft, wie Tobler im Eberl-Lemckeschen Jahrbuch XV 249 bemerkt, ,, unter-
bleiben, Hindernis finden" heifst). Qu'eu sai ben qu'en lui non resta La
guerra ,,denn ich weifs wohl, dafs an ihm der Krieg kein Hindernis findet".
Diese Bedeutung findet sich bei Thomas nicht angegeben. — 51 ist die An-
spielung unklar, auch keineswegs sicher, wie Chabaneau IV i p. 604 bemerkt,
dafs es sich um Tarentaise handelt, da die Handschriften abweichen.
XVIII [iO). V. 5 hat R cal dans, C cals dans. Der Reim läfst dans
nicht zu, allein quah dan, wie Stimming und Thftmas lesen, ist dem Sprach-
gebrauch zuwider, da die attributive Bestimmung mit dem Substantiv über-
einzustimmen pflegt, daher zu lesen ist : quäl dan. Dafs Bertran auch sonst
dem Reim zu Liebe die Deklinationsregel hin und wieder verletzt, zeigt Stim-
ming zu der vorliegenden Stelle. Vgl. auch zu A. XXVII {18), 16. Beide
Herausgeber schieben ferner, um den um eine Silbe zu kurzen Vers herzu-
stellen, ein e vor quals moriz ein: Del rei Felip [e] qiials mortz e quäl dan.
Natürlicher scheint: Del rei Felip quals mortz [es] e quäl dan. — Wenn es
zu Anfang der zweiten Strophe heifst, dafs Richard Hasen und Löwen erjagt,
so ist dieser Ausdruck wohl bildlich zu verstehen und der Dichter will
sagen, dafs Richard Alles in seine Gewalt bringt, sowohl was schwach und furcht-
sam als was stark und mutig ist. Das handschriftliche £ si V. 8 hat Thomas
mit Recht belassen. — 10 ist der neue Herausgeber mit dem was die Hand-
schriften bieten sehr frei verfahren. Diese haben Enans los (las C ) fai dos
e dos [doas Q.) remaner. Thomas setzt: Enanz los fai quetz e clis retnaner,
ohne sich jedoch über diese starke Änderung auch nur mit einem einzigen
Worte auszusprechen. Die Mitteilung dessen was die Handschriften bieten
genügt doch nicht, ebenso wenig wie es der etwaige Hinweis darauf dafs der
Ausdruck quetz e clis XXIV (S), 20 vorkommt, thun würde. Noch auch kann
für den Mangel irgend welcher Begründung der Umstand entschädigen, dafs der
Sinn der Stelle in Folge der Aenderung nichts zu wünschen übrig läfst, wie
Chabaneau IV 2 p. 205 bemerkt. Letzterer nimmt indessen mit grofsem Recht
die handschriftliche Lesart in Schutz : Enans los fai dos e dos remaner „viel-
mehr läfst er sie je zwei und zwei bleiben", kann, wie er meint, auf Solche
gehen , die versprengt worden und verhindert sind sich zu einem gröfseren
Trupp zusammenzuschliefsen. — 26 Stimming pejuran, Thomas besser mit R
perjurati.^ — 27 l'a, wie Thomas hat statt a las auch Chabaneau IV i
p. 610. — 32 Qitar om (Thomas) ist vielleicht die richtige Lesart. R hat
Quar ain. — Wegen des Reimes y?örj -.Jos 36 s. Levy zu Guill. Figueira 2,
136 (S. 87). - 38 Stimming tions {no nos), das nicht richtig sein kann. Tho-
mas tiols (conjiciert aus nous in R). Letzteres pafst gut, setzt aber voraus, dafs
1 Verwechslung beider Wörter kommt auch sonst vor, z. B. in den
Handschriften der Gedichte des Mönches von Montaudon ; s. die Ausgabe
von Klein (hei Stengel a. a O. VII) S. 28.
A. THOMAS, BERTRAN DE BORN. 20I
Bertran no los im Sinne von tio lor gebraucht hat, was Thomas freiHch auch
A XXIV 13 annimmt. — 39 setzt er gleichfalls no/s; hier aber konnte notts
bleiben. — 30 ist unter dem Man pres Saint Sever vermutlich mit Thomas
Mont-de-Marsan zu verstehen, heutzutage eine Stadt von fast doppelt so grofser
Einwohnerzahl als das durch seine Benediktinerabtei berühmte Saint-Sever.
Letzteres liegt südlich von ersterem, beide in der Gascogne, im heutigen Dtip.
Landes.
XIX (29). In der razo vermif>t man den Satz am Schlufs si tost com
el aiizi etc.; s. Stimming S. 113. — Zu V. 1 1 des Liedes Mais per aisso rn'eii
sofrisc e m'en parc (v. parcer, s. zu X 19) vgl. Arn. Daniel ed. Canello
XVII 19; Car en patz prenc l'afan el sofr' el parc (aber ebd. 27 ist parc
= part). — 13 Lizinhan Lezinhan (jetzt Lusignan) ist die gewöhnliche prov.
Form (vgl. A III 25). Auch der latein. Te.xt des Benedict von Peterborough
(ed. Stubbs) hat fast durchgehends Lezinan oder Lezinnan. Diese Form ent-
stand in Folge Vermischung von Liciniac(um) und Licini(ac)um. Eine Millel-
form ist Lizenun in der Chronik des Robert von Torigni II 98. — 13 Rati-
com =^ Rancon in Limousin, einige Meilen nördlich von Limoges. — Bei der
Stelle 17 — 19 Sil reis Felips n'agues ars una bar ja Denan Gisortz o crebat
un estanc Si qu\i Roani entres per forsa el parc ist nicht mit Diez (L. und
W. der Troub. 226) und Stimming (S. 66 und Glossar) anzunehmen, dafs parc
„Verschanzung" bedeute. Vielmehr hat Bertran hier ohne Zweifel den Park
d. h. Wildgarlen bei Ronen im Auge, der in mittelalterlichen Urkunden öfter
erwähnt wird, z. B. in einer um I170 ausgestellten Urkunde Heinrichs II.
bei Delisle, cartulaire de Phil. -Auguste N. 16 (Mem. de la Soc. des Antiq.
de Normandie XVI p. 5), dsgl. von Wace im Rou 5863. — Um die Worte
Bertrans „eine Barke vor Gisors verbrannt hätte", zu verstehen , mufs man
sich erinnern, dafs Gisors an einem Flusse liegt, nämlich an der Epte, die die
Grenze zwischen normannischem und französischem Gebiet bildete. Der König
mufste also erst über diesen Flufs , um in die Normandie zu gelangen. —
Die auffallende Schreibung Giortz Guiortz mit synkopiertem s ist in den Hss.
der Gedichte Bertrans de Born die gewöhnliche; s. Slimmings Ausgabe zu
2,38; 14,40; 29,18; 31,12. — 24 Sansonha {Saxonia) mit eingeschobenem n
ist eine häufige prov. Form (s. die Lesarten in Stimmings Ausgabe zu diesem
Verse S. 313 und die razo zu 19 S. 109), die vermutlich in Folge Einflusses
des Namens Sanson entstand. Thomas hat Saissonha dafür gesetzt. — 26
hat Thomas Unrecht daran gelhan nicht no'n beizubehalten. — 28 Das n vor
Oc e No bietet keine Hs. und ist auch wenig am Platze. — 40 bisestar ist
seltsamer Weise von Thomas im Glossar mit einem Fragezeichen versehen,
obwohl Suchier das Wort bereits in durchaus befriedigender Weise erklärt
hat. Vgl. noch Chabaneau IV i p. 609.- bissextus heilst geradezu „Unglück";
s. Ord. Vitalis IV 464, V 66, Du M^til, po6sies populaires latines du moyen
äge, Patis 1847 p. 170; Du Gange. Allfranz, bisseste bissestre, besistre (s.
Godcfroy); noch bei Molicre im Etourdi V 7 und dialektisch noch heut-
zutage gebräuchlich (s. Jaubcrt, glossaire du centre de la France) in der
Form bissetre, die offenbar an t-tre angelehnt ist. Sogar bicetre kommt vor,
ebenso geschrieben wie das im Mittelalter viel genannte Schlofs bei Paris.
Vgl. Gönin, lexiquc compare de la languc de Molicrc p. 39. — 42 Trainac, jetzt
TreigDac in Limousin (so Thabancau IV 1 p. 609 und Thomas), nicht eben
202 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
weit nördlich von Tülle. Der Ort kommt auch in einer von Thomas p. 159
mitgeteilten Urkunde der Abtei Dalon vor (Trakinac). — Zu 44 ist die von
Stimming angeführte Bemerkung Toblers zu vergleichen.
XX (.50). V. I ist unter nostre senher nicht, wie Thomas meint, Christus
zu verstehen , sondern doch Richard Löwenherz , wie Stimming unter Ver-
weisung auf V. 10 richtig angiebt, da sonst V. 3 und 4 nicht verständlich
wären: Qu'anc mais guerra ni cocha nol destreis Mais d'agtiesfa si ten fort
per grevatz ,,denn nie ging ihm Fehde noch Not nahe , aber in Betreff
dieser ist er sehr beunruhigt." Der Kriegszug nach dem heil. Lande liegt
ihm sehr am Herzen, destrenher kann doch nicht, wie Thomas im Glossar
angiebt , mit „eprouver" übersetzt werden. — In der zweiten Strophe dieses
Liedes findet sich das Wort /ri?/2 absichtlich fast in jeder Zeile. — 19 kann
qu'adreitz, wie Stimming hat, bleiben, und braucht nicht mit Thomas in qu'a
dreit verändert zu werden. — Dafs die vier Verse 19 — 22 kein Geleit, son-
dern der Anfang einer uns nicht vollständig erhaltenen dritten Strophe sind,
bemerken übereinstimmend schon Bartsch (Ztschr. III 410) und Chabaneau
(IV I p. 609).
XXI {17). V. 1 1 ist statt engema zu lesen e geina, denn genta heifst
„Pech", wie Chabaneau (schon Revue d. 1. r. III 2 p. 86 und dann IV i
p. 607) nachgewiesen hat. So auch Thomas in den Nachträgen. Vgl. Du
Cange {gema) und Jauberta. a. O.: gerne „Pech, dessen sich die Schuhmacher
bedienen". — 25 wird man der Conjectur von Thomas dafs statt se croizavan
zu lesen ist se tarzavan, beistimmen können, denn vgl. A XXII 10. — 35
konnte ai bleiben.
XXII (4) 42. Wegen des Arbre sec s. (aufser Stimming) namentlich
Scheler zu Bast, de Buillon S. 238 zu V. 209. Er wird oft erwähnt; s. Ray-
nouard 1. r. 2,112.
XXIII (.5). V. 9 empfiehlt sich die von Thomas eingeführte Lesart sehr
wenig, da, wie Chabaneau bemerkt (IV 2 p. 205), bressoh kaum Subjekt sein
kann. Es ist mit Chabaneau zu lesen: colj^ eis meus bressols. Stimming:
colgua eis meus bressols. — Wenn cols 12 als zu colhir gehörend aufgefafst
wird, wie Stimming und Thomas es thun, ist ein befriedigender Sinn aus der
Stelle nicht zu entnehmen , wohl aber, wenn wir darin mit Chabaneau (IV 2
p. 205) die 2. Sing. Prs. Ind. von colre erblicken: Fatz cors, pus ella Ven-
chanta. Tu t'o cols E fas i que fols „albernes Herz, da sie dich bezaubert,
treibst du damit Verehrung und du handelst darin thöricht". — Zu 21 — 22
bemerkt Thomas mit Recht, dafs mit dem Herrn, dem Mantes und Moreuil
(um diesen in der Picardie im heutigen Dep. Somme gelegenen Ort handelt
es sich höchst wahrscheinlich) gehören , nur der König von Frankreich ge-
meint sein könne. Weniger klar ist was der Dichter meint, wenn er mit Be-
zug auf ihn V. 23 — 24 sagt S''es prims de tersols Tornatz ab que sai no
rest. Stimmings Erklärung „hat sich zuerst von der Jagd losgerissen" ist
schwerlich richtig. Bei Thomas findet sich gar keine Erklärung und im
Glossar beim reflexiven tornar nur die Bedeutung ,,s'en retourner" angegeben,
die hier nicht pafst. Dagegen hat sich Chabaneau IV l p. 604 mit der Stelle
beschäftigt, ohne jedoch zu einer befriedigenden Erklärung zu gelangen, was
auch nicht möglich war, da er wie Stimming von der irrtümlichen Annahme
A. THOMAS, BERTRAN DE BORN. 203
ausging;, dafs mit dem Herrn, dem Manles und RIorcuil {gehören, Richard
Löwenherz gemeint sei.' Seine Übersetzung „il est devenu premier de lier-
celets" scheint mir sonst das Richtige zu treffen. Bertran will sagen ,, ge-
setzt dafs er nicht hier bleibt (aö que sai no rest), was immer zu fürchten
steht (Philipp August zögerte ja lange bevor er sich zum Kreuzzug enl-
schliefsen konnte), hat er die höchste Stufe von Ruhm und Ehre erstiegen
unter den Grofsen die das Kreuz genommen (die hier mit Habichten verglichen
werden). — 28 Araiis vielleicht = Aram, die Heimat des Bileam (4. Mosis 23,7:
De Aratn adduxit me Balac rex Moab) oder das in den Kreuzzügen oft ge-
nannte Schlofs Härene bei Antiochia. — 31 Statt mazanta liest Suchier, dem
Thomas folgt, m'azanta (= m'adanta), das hier die Bedeutung haben soll „es
widert mich, ich empfinde Überdrufs". Allein dies pafsl sehr wenig zum
Folgenden. Chabaneau (IV l p. 604) sieht in mazantar das zu tnazan (V. 38)
gehörende Verbum, das er mit „erklingen lassen" wiedergiebt. Die Stelle
bedarf noch genauerer Untersuchung. — 54 steht zu vermuten dafs die urspr.
Lesart Nortenton (aus Northamtun) gewesen und r später eingeschoben ist.
— 58 Coras ist dunkel. Vielleicht ist zu lesen: Eboras ^= York ; vgl. el
bore in C) e Cans. — Nach V. 63 nimmt Thomas noch die (sehr dunkeln)
Verse aus M auf. Er hat den Text berichtigt, allein dieser ist trotzdem noch
recht unklar. Auch wird destols im Glossar nicht aufgeführt.
XXIV (6). In der razo Zeile i setzen Stimming und Thomas beide ab
en Bertran de Born, statt con Bertran de Born, wie die Hs. F, die allein
diese razo hat, bietet. Allein es ist mit Bartsch (Zlschr. III 413) einfach ab
Bertran de Born zu lesen , da F. auch sonst statt ab der anderen Hss. ge-
meiniglich con oder com hat, so auch Zeile 4; s. ferner in Stimmings Ausgabe
razo zu 2,11; 31,14 und 40; 32,2 und 36; 33,6 und 9, 37,1 etc. — Ebd. elh
ac konnte bleiben. — 3 1. E'n statt En. — Lied V. 6. Die Form ansessis
ancessis, die an ancessor angelehnt zu sein scheint, ist auch sonst häufig;
s. Raynouard 1. r. 2,135 ""<^ Revue d. 1. r. III 6 (1881) p. 126 V. 9; Suchier,
Denkmäler S. 311 und 554. Unter Anlehnung an haut begegnet das Wort
assassin altfr. in der Form /taussast'n (s. Godefroy), während es als völlige
volkselym. Umdeutung im Chev. au cygne 7958 und in B. de Sebourc I S. 321
auftritt: hier heifst „der Alte vom Berge" /y rojrs Haus^ssis bezw. li rois
des Haus-Asiis. — 8 Stimming intraretz (Fut.), Thomas intreratz (Cond.).
Die Lesarten der Hss. machen es nicht wahrscheinlich, dafs das Cond. hier
das ursprünglich Richtige ist. — 10 1. be leu (Druckfehler). — 13 ist eine
unsichere Stelle. So wie Stimming sie bietet Si volon c'aü lor remanha ist
sie nur verstandlich, wenn wir annehmen, dafs ris (U) Subjekt ist. Thomas
liest unter Zuhülfenahme von F Si/s platz qu'oin ab lor remanha, wo Sils =
Si lor wäre; vgl. A. XVIII 38. Chabaneau (IV i p. 605) conjiciert, da re-
manha auch V. 21 das Reimworl ist, Si volon c'ab lor rei n'anhu (auf iam
gegründete Form des l'rs. Conj. von anar). Eine völlig befriedigende Emen-
' Dafs dies seine Aiisu:lil ist, siliLiiii wciugsU-ns il.iiaiis lici voi/aij^L-liL-n,
dafs er vermutet, die Worte iVj primi de tersols tornatz seien eine MKl-
liche Ausdrucksweise, und der Sinn der Stelle : ,,cr hat von den ilrei Brüiicrn
die höchste Stelle eingenommen." Die drei Brüder siml Heinrich, Richard
und Gottfried (Johann kommt als zu jung nicht in Betracht).
204 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
dation ist noch zu finden. — 32. Wej^en sobrus s. Ztschr. XI 359. — 33 Be
volgra lo mal chausis ist eine gute Verbesserung des in den Hss. unver-
ständlichen Verses. „Gern möchte ich, dafs-er das Übel wahrnähme" (näm-
lich das Geschwür, an dem Limousin krankt). — 39 1. E^n Guts. — In die
in der sechsten Strophe vorkommenden Anspielungen hat Thomas dadurch
einiges Licht gebracht, dafs er die dort genannten Namen Chanzis und Mal-
niiros aus Urkunden der Abtei Dalon nachweist (s. S. 152, 153, 156, 159,
160), aus welchen hervorgeht, dafs dies Nachbarn von Bertran de Born waren.
Auch den in der nämlichen Strophe genannten Peiro La Cassanha hat Tho-
mas durch eine Urkunde derselben Abtei zu verifizieren vermocht (s. ebd.
153). Noch heutzutage, wie er dazu bemerkt, giebt es einen Ort La Chas-
sagne-Murgueix, — 51. 'WtgQXi. n'Aenris s. zu A I {23), 2. — 53 hat Thomas
pert conjiciert statt des unverständlichen prcs , wodurch eine befriedigende
Lesart hergestellt ist. pres wird sich aus dem vorhergehenden Verse ein-
geschlichen haben.
XXV (5). V. 6 ist das Komma nach far schwerlich richtig. — 13
wird, wie drei Hss. bieten, poiran zu lesen sein. — 15 hat Thomas das
unpassende mesprendre durch reprendre ersetzt, das einen guten Sinn giebt. —
20 tretaiis = (a)tretaus ; s. Chabaneau IV 2 p. 206. Ebenso tertal = (a)tertal
an der von Stimming angeführten Stelle. — Der auf 23 folgende in allen
Hss. fehlende Vers hat vielleicht folgendermafsen oder ähnlich gelautet: E
hotnes mortz sobre terra estendre. — 25 Unter basclos sind Wegelagerer zu
verstehen; vgl. Baacli et ruptarii qui populum et terram vastabant (Du Gange
unter Bascli). Auch Thomas „routiers". Vgl. basdois bei Godefroy. —
Den lückenhaften V. 27 stellt Thomas folgendermafsen her: Sacs [d'esterlis]
e de motos. In Letzterem sieht er das frz. moutons. So hiefs im Mittelalter
eine Art frz. Goldmünzen, und zwar deshalb weil sie das Bild eines Lammes
trugen, daher sie auch agnels genannt wurden. — V. 32 heifst estendre nicht
„lenken", wie Stimming angiebt, sondern ist im eigentlichen Sinn zu fassen.
Vgl. Chabaneau IV i p. 604 und IV 2 p. 206, wo noch eine weitere Stelle die
Bedeutung des Wortes klarstellt.
XXVI {25) 5. Der Ausdruck a mueis e a sestiers zur Bezeichnung
einer grofsen Menge ist sowohl prov. als altfr. häufig ; s. Daurel et Beton
V. 1128, Albigenserchronik 7591, 9411, Rou II 771 zu 10894. — ^ konnte
sa benanansa bleiben und brauchte nicht s'a benanansa geschrieben zu werden.
— 13 und C II flJ) 35 aratge=erraticus; s. Chabaneau IV I p. 608, Schultz
prov. Dichterinnen zu 14,1 (S. 35). — aficatz = afizatz 22 ist nicht in afiat
zu verändern, wie Thomas gethan hat. E per caniis non anara saumiers
Jörn afizatz heifst „und auf Wegen (auf den Landstrafsen) wird nicht ein
Saumtier einen Tag (d. h. „niemals") ungefährdet gehen"; vgl. Chabaneau IV
2 p. 206.
XXVII {18). Den Aenderungen von Thomas in diesem Stücke wird
man beipflichten dürfen; so 20 7ii, 32 «0'« dirai statt n'i, non dirai; dsgl.
der abweichenden Gestaltung der fünften Strophe. Die bessere Lesart bieten
hier, wie auch Suchier bemerkt, meistens schon JKd. — 10 gas = gaps; so
Suchier und Chabaneau IV l p. 607. — 12 chausa de fer ist schwerlich ein
Hufeisen (Stimming), vielmehr eine eiserne Beinschiene (Thomas: javibüre);
vgl. Bartsch, Chrest. 263,38. Die Bedeutung von randar in diesem Verse {tii
A. THOMAS, ÜKKIKAN DK ItOKN. 205
chatdsa Je /er tion randa ist jedocli nicht sicher. Nach Die/. K. W. 2O3 heifst
randar „schmücken, putzen". Letzleres würde passen : „blank machen, vom
Rost reinigen". — 16 besser mit drei IIss. 5V.f tals In fls com lo comensamen;
s. zu XVIII 5. — 27 Unter us coms de Saint Tomas ist, wie Thomas in
annehmbarer Weise erklärt, ganz, allgemein ein englischer Graf zu verstehen.
Vgl. la terra Saint Aimon XIV 47.
B I (37). Razo Z. 4 brauchte statt Maeuz nicht Maeut gesetzt zu werden.
— 20 (Stiraming 22) ist der Lesart von F mit Recht der Vorzug gegeben : e de
bhismar. — 26 war proosamen zu belassen. — V. 12 des Liedes befriedigt
der Te.xt weder bei Stimming noch bei Thomas. Das Richtige ist Rassa,
dompn'ai qiies fresc^e fina, worauf die Lesarten von vier Hss. hinweisen. —
35. sonar heifst hier eher „anreden", als „sprechen", wie Stimming und Tho-
mas angeben ; vgl. Flamenca 557 fi".: Vos autreus tenes per pagat Si donina
es de bon agrat E queus sone gent eus acuilla. — 41 ist statt bttzatador, wie
beide Herausgeber lesen, mit vier Hss. zu setzen buzacadqr, von buzac XVIII
(40)14', Ableitung von 6mj<? (französisch), der Bussard, worunter eine niedrige
Falkenart zu verstehen ist , die sich zur Beize wenig eignet (s. Thomas zu
der letzteren Stelle), biizacador bezeichnet, wie Thomas sicher richtig an-
giebt, Einen der mit Bussarden jagt (nicht, wie Stimming meint, einen Lieb-
haber von Waldgeiern) d. h. der sich mit armseligem Weidwerk abgiebl, im
Gegensatz zur edeln Beize, die mehr Umsicht und Kunst erfordert. Dafs dies
die Bedeutung des Wortes ist, geht auch aus dem Folgenden hervor : gaban
de volada d'austor , .spottend über einen Habichtsflug", d. h. sich lustig
machend , wenn sie einer edeln Beize zusehen. Mit dieser geben sie sich
nicht ab , weil es ihnen an Tüchtigkeit und Geschicklichkeit dazu mangelt ;
noch viel weniger aber wollen sie mit Krieg und Liebesdienst, die beide ja
Aufopferung verlangen, etwas zu thun haben: Ni ja mais d'armas tii d'amor
No parlaran mot entre lorr — 51 Stimming: Mauris (1. Maurin) ab n'Algar
son senhor Ten hom per bon envazidor, Thomas : Mauris ab n'Aigar son
senhor Ac guerra ab pretz valedor. Beide Lesarten stehen sich an Wert
ziemlich gleich. Thomas hat auch Aigar in den Text gesetzt , obwohl der
Name sich in keiner Hs. so geschrieben findet. Allein er war zu der Aen-
derung ebenso berechtigt wie weiter oben XVI 29, da es sich ja um eine
bekannte Persönlichkeit handelt. — 55 konnte die Lesart von Stimming
bleiben, da sie nichts zu wünschen übrig läfst. — 59. Statt de la Tor ge-
wöhnlich de las Tors. So sagt Gaucelm Faidit mit Beziehung auf das
Löwenabenteuer des Golfier de Lastours ^ (Raynouard 1. r. I 374): Aissil serai
fis ses falsa entresenhn Cum fol leos a'n Golfier d^ las Tors, Quan l'ac
estort de sos guerriers pejors. Ebenso de las Tors an der von Bartsch
' Busacius kommt auch als Beiname vor. So hiefs der Sohn Wilhelms I.
von Eu. Er empörte sich gegen Wilhelm den Eroberer und wurde in Folge
dessen verbannt, erlangte jedoch später durch Heinrich I. von Frankreich
die Grafschaft Soissons. Vgl. Wilhelm von Jumicges bei Duchesnc, Hisioriae
Norm. Script, antiqui 277 C.
* Die Bedeutung, die Chabancau IV l p. 609 (irrtümlicher Weise schon
zu Stimming 27 angemerkt) dem Wort gabar an der vorliegenden Stelle
giebt, ,,grofs thun, sich rühmen" ist hier nicht am Platze.
' Vgl. 1'. M' >• I in der Romania VII 454.
206 BESPRECHUNGEN. H. ANURESEN,
Ztschr. II 322 mitgeteilten Stelle. Lat. Gulferius de Turribus z. B. beiOrd.
Vitalis III 580. Vgl. auch die Urkunde von Dalon bei Thomas S. 154 und
155. — 61 haben die Handschriften Papiol [PauiolM) mo7i chantar recor
(ricor M). recor ist nicht =■ recort mit abgefallenem t, wie Stinnning meint,
aber auch nicht, wie Chabaneau IV i p. 610 und Thomas angeben, ::= recurrit.
Die Handschriften haben mon chantar, also einen c. obl. Es wäre nun sehr
seltsam , wenn dieser hier in der Bedeutung eines Nominativs stünde , so
dafs mit Chabaneau und Thomas zu lesen wäre : 7nos chantars recor, weil
man dann anzunehmen hätte, dafs die Kopisten übereinstimmend denselben
Fehler begangen hätten, der um so mehr auffallen müfste, wenn eine Zeile vor-
her der richtige Nominativ mos chantars die ursprüngliche Lesart ist. (Doch
wird er nur von A geboten ; E und M weichen ab). Es ist deshalb anzunehmen,
dafs recorre an der vorliegenden Stelle faktitiv gebraucht und mit „befördern"
wiederzugeben ist. Ebenso steht in faktitiver Bedeutung revenir „anregen,
beleben" A. VI (56'), 53 (nicht := reparer , wie Thomas im Glossar angiebt),
Bartsch Chrest. 93,20, Guilh. Figueira 7,6, Suchier, Denkmäler 245 V. 134,
Schultz prov. Dichterinnen S. 23 (i,35); „wiederherstellen" Bartsch Chrest.
208,13, reflexiv 207,1; „wieder gut machen" 291,27; tomhar „werfen" Stim-
ming Bertran de Born I 37 (S. 222); tornar , .zurückführen" Flamenca 247; vgl.
3103; descazer ,, zu Fall bringen" Bartsch, Chrest. 275,1 1, 366,11, Albigenser-
chronik 71. Vgl. Diez Gr. III 114, Gaspary Ztschr. IX 425.
II (^16). Razo Zeile 8 hat Stimming Si la lauzava [hom] fort en comtan
e en cha?itän. Bertrans enans qu'el la vis era sos a?nics. Die Einschiebung
von hotn ist nicht am Platze ; s. Chabaneau, Revue d. 1. rom. III 2 p. 86, viel-
mehr das Subjekt des Satzes Bertran. Thomas gestaltet die Stelle folgender-
mafsen: Si la latizava fort en Bertrans en comtan e en chantan enans qu'el
la vis [e] era sos amics. Allein diese Änderung ist zu gewaltsam. Wahr-
scheinlich ist zu lesen: Si la lauzava fort en comtan e en chanta7i [en] Ber-
trans enans qu'el la vis [e] era sos amics. Der Kopist vergafs das en vor
Bertrans, weil er durch das zweimalige en {en comtan e en cha7ita7i) ver-
wirrt war und liefs aufserdem eines der beiden aufeinanderfolgenden e (e era)
aus. — 9 Wegen des Ausdrucks venir a marit s. Chabaneau IV i p. 603. —
Bei Thomas folgen in der razo die beiden Strophen, die bei Stimming No. i
bilden (S. 127). V. 5 dieses kurzen Gedichtes ist noch eine unsichere Stelle.
Stimming: SV« ven a nos el cors estej"" enceis, Thomas: S'en ve7i a vos el
cors estei anceis, Chabaneau IV r p. 604: S'e7i ven a 710s ol cor estet anceis.
Die zuletzt angeführte Emendation verdient den Vorzug. — Guiscarda wird
auch bei Schultz, prov. Dichterinnen (s. S. 33 zu 6,2) genannt. — Hinsichtlich
des Inhaltes von Lied II {15) vgl. die merkwürdige Ähnlichkeit im Ebert-
Lemckeschen Jahrbuch V 159,2. — reirazar 22 scheint ,, Hinterwurf, Wurf der
hintennach folgt" zu bedeuten und eine Zusammensetzung zu sein von reire (retro)
und azar (fr. hasard). Das Wort kommt nämlich auch bei Arn. Daniel vor
ed. Canello III 25 fl'.: De drudaria Nom sai de re blasmar, C'autrui paria Tor7i
ieu 671 reirazar d. h. wohl, wie der Herausgeber annimmt „acht' ich für
nichts". — lo reirazar derrier bei Bertran de Born ist also jedenfalls ein sehr
schlechter Wurf, über dessen nähere Beschaff"enheit wir freilich nicht unter-
richtet sind. Dafs aber auch altfr. hasard einen bestimmten Wurf im Würfel-
spiel bedeutet zeigen die Stellen bei Littre. — 23 SHeu antra dotnpna tnais
A. IHOMAS, HER IRAN DK HOHN. 207
dc-tnan ni enquit-r brauclUf niclil vcriindcrl l\\ werden, ebenso wenij,; 20 Metg'
e sirven e ji;iii/iis e' portier um! 40 SinW e grua et aigrou bianc e nur;
Thomas 23 S'autra Jotnna inais de man ni cnqnier; 29 Meiste, sirven e
gaitas e portier, 40 Cinhe, grtta e aigro blanc e nier. — 32 1. E pois non
sapcfia que m'aj'a »testier. So auch Chabaneau IV 1 |). 606 und Thomas in
den Nachlriifjen. — gallinier 41 heifst „auf Hiilincr gehend, Hühner jagend";
vgl. 37 anedier. So Chabaneau IV i p. 606 und Thomas. — Die Interpunk-
tion, wie Thomas sie in der siebenten Strophe hat eintreten hissen, ist gewifs
richtig: er setzt nach apoderar ein Komma, dsgl. nach nier und fafst 41 — 42
als Frage auf. Dafs es sich um eine Frage handelt , geht aus der Stellung
von volrai hervor. — Die unechte Strophe , die bei Siimming als achte
folgt, hat Thomas nicht mit aufgenommen. — In der lel/.ten Zeile hat Stim-
ming laissasetz, Thomas laissessetz. Die Form mit a ist jedoch eine durch
häufiges Vorkommen berechtigte. Vgl. donassetz A. VIII (Vi) 79 (wo auch
Thomas nicht geändert hat), anassetz Raynouard 1. r. I 423, talhasetz Bartsch
ehrest. 40,5, pensassetz 111,1},, a^nassetz 76,19, Mönch v. Montaudon ed. Klein
12,55. Vgl. Diez, Gr. II 204.
III (12). Razo Zeile 5 ist statt des Perfekts dis , das freilich wenig
pafst, das Präsens ditz vom Herausgeber gesetzt worden. Zeile 8 ff. hat Tho-
mas den Text in sehr glücklicher Weise emendiert. Bei Stimming lautet die
Stelle : E penset pois qti''el no7i poiria cobrar negiina quelh pogues esser
egals ; e la soa domna li conselhet qu'el en fezes una en aital guisa etc.; bei
Thomas dagegen : E penset pois qu'el nd'n poiria cobrar neguna que pogues
esser egals a la soa, don cl si conselhet qu'el en fezes una en aital guisa.
Diese Emendation ist offenbar durch die richtige Überlegung veranlafst wor-
den dafs es sehr wenig wahrscheinlich dünkt , dafs Maeuz von Montignac
selbst den Dichter zu seiner domna soiseubuda veranlafst haben sollte. —
13 wird gran, wie Thomas mit F liest und schon von Suchier vorgeschlagen
war, die richtige Lesart sein. — V. 27 des Liedes liest Stimming Mi donz
na Elis, Thomas Mi donz n'Aelis. Ersteres steht in Übereinstimmung mit
der razo Zeile 5 : de n'Elis de Monfort. Nach Diez L. u. W. d. Tr. 185, sowie
Stimming S. 20 und 254 hiefs die Edelfrau EHse, während Thomas sie Alice
nennt. Beide Namen haben etymologisch nichts mit • einander zu . thun :
ersterer ist eine Abkürzung von Elisabeth, letzterer = Adalaidis (Documents
historiques p. p. Lerou.K , Molinier cl Thomas I 66), Adelidis (Chronik des
Robert von Torigni I 215, Ord. Vilalis II 397, III 18), Adeliz (R. de Diceto
ed. Stubbs I 243). Der Name ist sehr häufig und findet sich auch in lat. Denk-
mälern oft in der Form Aeliz; so bei Robert v. Torigni I 160, R. de Diceto
I 173 u. a. m. — Aus ACeJliz entstand wieder mit dem Feminin-a verschen Alizii
Alizia Alissa bei R. de Diceto I 342, Gerv. v. Canterbury ed. Stubbs II 381,
sogar Alesia. So nennt wenigstens Benedict von Pelerborough gewöhnlich
die Schwester Philipp Augusts, Alice, die mit Richard Lowenhcrz verlobt
war; vgl. II 29, 66, 70 fl'. — Neben Aeliz etc. entstand aus Adalaidis der prov.
gleichfalls sehr häufige Name Adalais Azalais, auch Aladais A/azais. Letztere
F"orm tritt schon früh auf; s. Bartsch Chrest. 7,12, 21. 31 In De Cltales la
vescomtal ist vescomtal schwerlich als Substantiv zu fassen ..Vizgrälin", son-
dern als Adjektiv ■=■ fr. vicomtal „vizgräflich" (vgl. comtal ,, gräflich" A I
{23), 15). Die ,,Vizgräfliche von Chalais" ist der Bedeutung nach freilich so
208 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
viel wie die „Vizgräfin von Chalais". — 37 1. dara'n; vgl. Chabaneau IV I
p. 605. — 39 war die Aenderung von per totz in per tot nicht nötig. — 4I.
Audiart ist nicht = Hildegard, wie Thomas- angiebt, sondern == Aldigärt
(Foerstemann I 49). Letzterer Name wird , wie so mancher andere altd., als
Masculinum und Femininum gebraucht und so erklärt es sich wohl auch, dafs
Raimon von Miraval und sein Gönner sich Audiart nannten ; s. Diez L. und
W. d. Tr. 380. Gewöhnlich ist Audiart freilich Frauenname; so auch bei P. Vi-
dal 46,46 (s. Bartsch LXII) und Ponz von Capdolh ed. Napolski S. 19 und
27. — 43 Quelh estai gen liazos heifst „denn Kleidung (oder Putz, eig.
Binden, Schnüren) steht ihr gut". So Chabaneau IV i p. 605, der zwei Stellen
anführt, wo se aar mit ,,sich kleiden" wiederzugeben ist. Vgl. auch Revue
d. 1. r. III n (1884) p. 227. — 57 gran ,,Gröfse". So schon Suchier und
Chabaneau IV l p. 606; vgl. Zeile 13 der razo. — 60 1. besser mit Suchier E
nos camhia nis muda. So drei Hss.
IV (20). V. 3 ist dorn (= do ?ni), wie Thomas mit JKd liest, die
bessere Lesart. — 11 ist nicht ersichtlich , warum Thomas Lemozin (Limou-
siner) — es handelt sich um den Vokativ — in Lemozis verändert hat. Auch
noi 16 konnte bleiben und ama'ti 22. — V. 28 ist, wie schon Tobler bemerkt,
ein Semikolon zu setzen, während nach 29 jede Interpunktion entbehrt werden
kann. — 29 braucht no7i nicht als no'n gefafst zu werden. — Die verdächtige
Lesart bei Stimming 41 Guilhelms e Bertrans fai saher hat Thomas dadurch
in glücklicher Weise beseitigt, dafs er S. 157 einen Wilhebnus Bertrandi aus
einer Urkunde von Dalon als Sohn des Geraldus de Born nachweist. Er
liest darum 41 Guilhelme Bertran fai saber. Ebenso wie neben e/m die
Form elme (A XXV = Stimming 5, 23, Bartsch, Chrest. 33,21, Daurel e
Beton 1326) ist neben Guilhelm ebenso wohl Guilhelme im Prov. üblich, wie
uns am besten die Albigenserchronik lehren kann ; s. das Register II 492.
Der Name ist hier meist nicht ausgeschrieben, doch s. z. B. V. 3053, 3931. —
Demgemäfs setzt Thomas auch V. 49 Guilhelme. — 43 Stimming: E qui pros
er esforss'en se, Thomas ; E qui pros es esforseti se. Die Aenderung von
er in es scheint nicht ratsam: esforsen se ist wohl Druckfehler für esforse'n
se. — 46 hat Thomas die Konjektur Toblers in den Text aufgenommen.
Die fünfte Strophe ist um zwei Zeilen kürzer als die vorhergehenden. Es
fragt sich jedoch ob etwas fehlt, wie dies Chabaneau IV i p. 605 annimmt.
V {38). Bei den Namen Maeuz [Maeutz) und Tibors kennen die razos
nur diese Formen, die zugleich im c. obl. gebraucht werden. Thomas, der auch
sonst eine etwas genauere Nominalflexion durchgeführt hat, setzt, wo es sich
um einen c. obl. handelt, Maeut, Tiborc; so Zeile 2, 8, 27, 28 ; 5, 25, 26. Über
den letzteren Namen (deutschen Ursprungs) s. die lehrreichen Bemerkungen
von Schultz zu seinen prov. Dichterinnen S. 13. — Zeile 2 hat Thomas esditz
bei Stimming in esconditz verändert, dsgl. 9 esdich in escondit. Allein die
handschriftliche Lesart ist schwerlich anzutasten, esdig heifst „Widerruf"
(s. Bartsch Chrest. 94,34 und Raynouard 1. r. 3,56) und diese Bedeutung pafst
sehr gut. — Zeile 6 ist das e vor de valor nicht zu unterdrücken. — 8 1.
E'n Bertrans. — lo degnes wohl Druckfehler für degues, dsgl. 13 alegre
für alegra. — 23 a mantener e a far lo concordi auf Grund von F ist offen-
bar besser als was Stimming hat: a matitener a far lo concordi. — 25 und 26
konnte das Futurum bleiben: amara, servira, während 26 in der That era (F)
A. THOMAS, HERTRAN DE HÖRN. 20y
besser ist als er. — 27 hat Stiniming (29) E nui domna na Tibors, Thomas
E madomna Tibors; 33 Stimming (36) e la promession qii'ella avia faicit ad
el, Thomas e la promessio (ju'e/a avia faita ad el. Hier ist allerdings an-
zunehmen, (.lafs der Schreiber von den beiden aufeinanderfolgenden a in faita
ad eins ausgelassen hat. — 36 Slimming (39) Don ßertrans de Born fetz.
Thomas Don Bertrans fetz, 39 Slimming {43) dis, Thomas ditz. Der Schlufs
der razo ist nicht mit abgedruckt worden, wiewohl er doch zu dem Lied ge-
hört {von V. 34 an). Hier ist gazanhs Zeile 48 eine sehr gute Ergänzung von
Stiniming. — V. 3 des Liedes ist D'tai, wie Thomas mit fünf Hss. liest,
sicher die beste der in Frage kommenden Lesarten. — 39 — 40 hat Thomas
der von Tobler empfohlenen Conjectur den Vorzug gegeben : E vei los totz
temps garnitz Coina Vivian d'estors. Unter der hier genannten Persönlichkeil
versteht er den aus Guill. d'Orange bekannten Helden.' Indessen macht Cha-
baneau IV 2 p. 206 darauf aufmerksam, dafs die meisten Hss. de cors haben.
Vielleicht ist auch hier der A III (33) 19 genannte Vivian oder Vezian von
Lomagne gemeint (an diesen denkt auch Chabaneau IV i p. 610) und in cors
steckt ein Ortsname. Etwa Cours im Arr. Agen.-* — Zu 63 bemerkt Cha-
baneau IV 2 p. 206 richtig, dafs frezir bei Slimming und Thomas irrtümlicher
Weise mit „verringern" übersetzt sei; es heilst jedoch ,, erkalten" (vgl. Ray-
nouard, 1. r. 3,390). — 75 — 76 ist die Lesart von Stiniming zu bewahren :
Mas eis non estrenh correis, Sol c^ab eis s'en an Vargens ,,aber sie drückt
kein Riemen, wenn nur das Geld mit ihnen geht". Das Drücken des Riemens
ertragen sie gern , wenn nur das Geld bei ihnen bleibt. Chabaneau IV 2
p. 206 hält dafür, dafs in beiden Versen el zu lesen, non = «0'« zu fassen
und zu übersetzen sei „aber er zieht darum seinen Gürtel nicht fesler an",
d. h, es bekümmert ihn nicht. Diese Aenderung scheint mir nicht das Rich-
tige zu Ireflen , wenn auch gegen die Erklärung nichts einzuwenden ist. —
77 brauchte s^en nicht in en verändert zu werden, ebensowenig 81 der Singular
befag in den Plural befaitz. — Stimmings Anmerkung zu V. 88 hat Thomas
wohl übersehen , da er sonst schwerlich fesson in fezes verwandelt hätte.
"Wegen der Sache vgl. auch Levy in der Revue d. 1. rom. III 7 (1882) p. 286
und IV I (1887) p. 423. — 89 zu dem Namen Tempra s. zu A I (23), 2. —
93 haben die Hss. Papiol ses tan arditz, wofür Slimming setzt Papiols,- s'est
ta?t arditz, Thomas Papiols s^es tan arditz. Die Form es als 2. Sing, kommt
zwar vor, allein es liegt auf der Hand, dafs von den beiden unmittelbar auf-
einanderfolgenden t sehr leicht eins vom Schreiber vergessen worden sein
kann und darum zu lesen ist : Papiols, s'esftj tan arditz.
VI (19). Die razo Z. 3 nennt die Fürstin Eleina (so steht bei Stimniint; ;
Thomas: Elena) oflenbar nach dem Lied selber V. 7. — 5 1. E'n Richariz.
C Slimming: si l'aissis lofic temps sa seror ist nicht recht verständlich. Tho-
mas liest : si l'assis lonc sa seror „und setzte ihn neben seine Schwester,
liefs ihn zur Seite seiner Schwester Platz nehmen." Diese Emendalion läfst
nichts zu wünschen übrig und ist um so besser als J lonor hat, das oflenbar
aus lonc verderbt ist, ferner aber die Stelle so genau mit dem stimmt was im
* Sicher ist dieser, wie beiläufig bemerkt wenien mag, gemeint bei Arn.
Daniel ed. Cancllo XII i ", : '••■ Anm.
Zeluohr. f. rom. P1UI.XJ.V. 14
2 10 15ESPKECHUNÜEN. H. ANDKESEN,
Lied V. 27 bericlitel wird : E tnos senher m^ac pres de leis ussis. Zu dem
Ausdruck vgl. Peire Rogier ed. Appel 2,46 (S. 43) St uns s'i prezenta, Quel
denk lonc se assire, Ges no m''espaue7ita. — -9 Stimming e Valens, Thomas
e tan Valens. Diese Aenderung war kaum nötig. — 10 fehlt bei Thomas
fort vor per pagatz. — 13 (Stimming 15) setzt Thomas mit F dias. — Vers 7
des Liedes wegen Lana s. zu V. 9 des folgenden Gedichtes. — In der ersten
Zeile der dritten Strophe fallt es auf, dafs hier nicht die vierte Silbe auf ar
ausgeht, wie in der ersten Zeile der übrigen Strophen: disnar : sahidar :
esgar : parlar. Letztere Übereinstimmung kann kaum ein Zufall sein. — Zu
V. 31 E de solatz ?ni sembiet Catalana hat schon Stimming auf einige weitere
Stellen verwiesen, wo gleichfalls die feinen Umgangsformen der Catalanen mit
Lob bedacht werden. Vgl. noch Chabaneau IV 2 p. 206 und Klein , Mönch
von Montaudon S. 40. — V. 32 ^ d'acolhir de Fanjau steht Fanjau nach
Thomas blofs des Reimes wegen , während Chabaneau IV i p. 607 darin eine
Anspielung auf ein Stück bei P. Vidal (Bartsch S. 22) sieht. Gemeint ist die
in Languedoc nicht weit nordöstlich bei Mirepoix gelegene kleine Stadt Fan-
jaux oder Fanjeaux. Die Yoxxd Fanjau bei Bertran ist ungenau; die richtige
lautet Fanjaus (lat. Fanum Jovis; vgl. dijous = dies Jovis). Der Ort kommt
öfter in der Albigen serchronik vor: 781, 1959, 2000, 215 1. — 41. Mit dem
Verstecknamen na Majer (= major „gröfser, vorzüglicher") läfst sich der
Versteckname en Plus Lejal vergleichen bei Ponz v. Capdolh ed. Napolski
p. 67 und Folquet v. Marseille (Bartsch Chrest. 124, 25), ebenfalls ein Com-
parativ. Möglicher Weise haben wir mit Stimming S. 23 in Majer eine An-
spielung auf den Namen Maeuz = Alathilde — so hiefs die Fürstin —
zu sehen.
VII (.9). V. 9 schreibt Stimming Una gaja, lisa Lena, Thomas Una
gaja, lisa, lena, fafst also lena nicht als Helena, sondern als Femininum von
len {lenis) auf. Stellen wie Gienf e fresca, blanca e lena und Estrenha
vas me Son cors blanc, gras e le , beide von Raynouard im 1. r. unter len
angeführt, könnten die letztere Erklärung als die einzig richtige erscheinen
lassen. Bei dieser Annahme wird man jedoch durch das na Lana in dem
eben behandelten gleichfalls an Mathilde gerichteten Liede (V. 7) in grofse
Verlegenheit gebracht. Dies kann kaum etwas Anderes sein als eine dem Reim
zu Liebe vorgenommene Aenderung von Letta. Da auch die razo zu dem letztern
Gedichte die Fürstin , wie wir sahen , Eleina nennt , so wird Stimmings Er-
klärung (S. 249) wohl die richtige sein. Dies wird auch Thomas später em-
pfunden haben, denn im Glossar wird nicht nur Lana, sondern auch Lena
als Personenname aufgeführt. Aehnliche Freiheiten dem Reim zu Liebe be-
gegnen ja auch sonst. Vgl. Suchier Denkmäler S. 535, Schultz, prov. Dich-
terinnen S. 32 zu I 42. cric für crec steht Bartsch Chrest. 68,14, vist für vest
ebd. erste Ausgabe 66,50. Vor Allem aber ist zu bedenken , dafs Bertran
auch sonst mit Namen ziemlich frei verfährt: IVoja = Troyes A XXI {17),
36, ebenso geschrieben wie die Stadt des Priamos ebd. 33; Susest := ?>visse\,
Cans = Caen XXIII (5) 54 bzw. 58; Corozana = Khorassan B VI (i9),39. Auch
der Name der Stadt Arras kommt einmal in der Form Arrat vor A V {ü),
41 statt des richtigen Arratz XIII [U) 19. Vgl. Thomas S. 21; s. auch Ar-
gentos weiter unten Vers 31. — Übrigens gestattet sich Bertran nicht nur, was
Namen anlangt, sondern auch sonst dem Reim zu Liebe mannigfache Frei-
A.THOMAS, ISKKIKAN DK BORN. 211
heilen. So seui er retena 24 des vorliegenden Gedichtes statt retenha A VI
(5Ö) 25, 39. An mehreren Stellen ist / dem Reim zu Liebe abgefallen, wie in
</r«^» A XIII (/i), 13, XVI (.V/), 6, 43, esplei, destrei ebd. 12 bezw. 19, au
B VI (i.'') 22 statt Jifit. espleit, destreit, auf. Solche Formen erlaubt sich
auch der Mönch von Montaudon im Reim , worauf schon Suchier im Eberl-
Lemckeschen Jahrbuch XIII (1874) S. 341 aufmerksam machte. Vgl. die Aus-
gabe von Klein 2,6; 5,18 und 23. Ebenso finden wir im Reim Abfall des ,v
in Fanjau B VI (19), 32, Alansei für Manseis (gewöhnlich Mances, z. B. im
G. de Rouss. bei Bartsch Chrest. 36,3, 37,33 oAcx Mancel bei Bertran A XI V=
Stimming 34,42, neufran/. Manceaux) A XVI (ßl), 26 ; Orlei für Orleis (sonst
Orlhes, gleichfalls im Gir. de Rouss. bei Bartsch 44,22 aus Orlie(n)s) ebd. 33,
Francei für Franceis aus Frances, ebd. 39, Valei für Valeis aus Vales ( Va-
densis) ebd. 44. In den zuletzt genannten Fällen ist also zugleich e zu ei
den Reim zu Liebe erweitert; ebenso in sei ebd. 18 und mercei },\, wie auch
in rei A X {20), 8. Vgl. Stimming zu der letzteren Stelle, wo solche Formen
auch bei andern Dichtern nachgewiesen werden, ferner Bartsch Ztschr. II 136
und Hofmeister, spr. Unters, der Reime B. v. Vent. (bei Stengel a. a. O.X) S. 27
und 28. Aus demselben Grunde gestattet sich Bertran zuweilen Auflösung des
auslautenden /, so B VI (7.9) in ostau, cabau, rejau, emperiau, cristau statt ostal,
cabal etc., und vor Flexions-J A XXV (.5) in taus, caus, tretaus, venaus,
maus, aitaus und ebd. XII (.3.0) in cavaus, vassaus, coraus, Fontebraus,
rejaus, maus statt tals, cals etc.; s. Stimming zu 19,2. Solcher Formen be-
dienen sich auch Raim. v. Mirav. (Bartsch Chr. 149,20) und Jaufre Rudel ed.
Stimming III.' — Es ist femer / dem Reim zu Liebe abgefallen in trepei A XVI
(.^1) >3 (vgl. casla fiir caslar bei Meyer, Recueil 174,5). — Nicht selten ge-
braucht Bertran französische Formen und Endungen: laje C I (7), 9, apaje il,
ent^uatge 25, Frederis, Enris A XXIV (8) 49, 51, enenii XXII {4), 23 (sehr
auffallend: amic ni enemi); di ebd. 37, pais XVII (ii), 40, 50, gas XXVII
(IH), 10, estor C II (//), 33 statt laja, apaj'a, enguatja, Frederics, Enrics,
emmic, die, patz, gaps, estorn. Ferner findet sich auch complia statt com-
plida B VII (.9), 25. Mehrere dieser Formen hat bereits Suchier zu 18, 20
aufgeführt; s. auch letzteren im Ebert-Lemckeschen Jahrbuch XIV 307, wo er
vire für vira als bei B. v. Vent. im Reim auftretend nachweist. Auch ver-
zeichnet Stimming zu 7,25 dieselbe Form bei Folq. de Rom., dsgl. ebd. sal-
vatge für salvatja bei Alb. de Sist. — Von Thomas S. 25 mit Recht als
französisch bezeichnet ist auch poissan A VI (2G), 36 und XXIII (.!>') 50, wo-
mit sich valhans in der Albigenserchronik 6121 vergleichen läfst. — Die gleich-
falls frz. Formen (s. P. Meyer, Flamenca S. 260 zu 6617 und Daurcl et Beton
S. XLI) /«/iV, retenir, mantenir treten bei Bertran de Born nicht auf, obwohl
gerade diese von anderen prov. Dichtern öfter im Reim gebraucht werden, z. B.
von Guilh. Anelicr (s. Ztschr. II 131), Malfrc Ermengaud (s. ebd. VII 406), Arn.
• Wie der Herausgeber zu dem letzteren Gedicht S. 36 anmerkt, sind diese
Formen den Leys zufolge gascognisch. Dialektisch sind auch die Perfektformen
auf c statt / (vgl. l'aul Meyer zu Daurcl et Beton LXIII), die manche Dichter
sich gleichfalls im Reim zu Nutze machen; s. Bartsch, Denkmäler S. 325 zu
82,4, dessen Chrest. 261,39, Ponz de Capdolh ed. Napolski XXIII 26, Revue
des langues romanes III 7 (1882), p. 279; Schultz, prov. Dichterinnen 8,1
Vers 28 (S. 23).
14*
212 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
Daniel III 15 [tejiei- XVII 46), Ponz von Capdolh XXVII 21 und 41 {teuer IV
51). Weitere Belege bei Fichte, der Infinitiv im Prov. S. 16.' Als Doppelt
formen (vgl. Bartsch, P. Vidal LXXVIII, Hofmeister a. a. O.) sind anzusehen
paes C. VIII (45), 43 — pais B. VI [19), 19. Ebenso gebraucht der Dichter
der Albigenserchronik je nach Bedürfnis des Reimes sowohl ases, mes, promes
als auch asis, tnis, promis, s. P. Meyer ebd. II p. CIX, ferner Jaufre Rudel
in demselben Gedichte (V) platz und plai, jenes V. 21, dieses V. 45; ja Ponz
V. Capdolh sogar in der nämlichen Strophe dir und dire: XXVII 23 bzw.
34. — 9 lisa braucht nicht auf geistige Vorzüge zu gehen, wie Stimming an-
nimmt, sondern heifst ebenso wie in dem zuletzt betrachteten Liede V. 35
„weich, glatt, fein". — 12 dijous de la Cena auch im Gir. de Rouss. (bei
Bartsch, Chrest. 44,21). Vgl. auch Godefroy. — 20 — 21 hat Thomas der Lesart
von CET den Vorzug geben zu müssen geglaubt: Mais il es sobre lor mais
Que non es aurs sobr^arena, und auch 22 das Qu^eu bei Stimming durch E,
wie mehrere Handschriften haben, ersetzt. Bedenklicher ist es , einer Lesart
zu folgen, die nur von einer einzigen Hs. vertreten ist, wie Thomas es 32
gethan hat, zumal die, von Stimming bleiben konnte, wenn mal = ma (mai)
lo auch wohl im Ganzen selten vorkommen mag.^ — 24 Stimming und Tho-
mas: Ses cuidar que notji retena. Besser mit Tobler auf Grund dreier Hss.
Ses cuidar qii'ellam retena. — 31 ist unter Ar gentos die Stadt zu verstehen,
die jetzt Argentan heifst, im südlichen Teil der Normandie an der Orne gelegen.
Hier hielt sich die Herzogin Mathilde vom Sommer I182 an längere Zeit
auf.-* Die Form Arge?itos befremdet, nicht wegen des o, da die ältere Form
Argento7i [Argentotniim) heifst, aber wegen des s. Wahrscheinlich hat der
Reim auf die Anwendung dieser Form Argentos eingewirkt. — 36 De la
Saissdm defendia ,,der Sächsin schützte mich". — 38 hat Thomas ni für «?'«,
41 Anz statt E in den Text gesetzt. Ersteres bieten zwar vier, letzteres
zwei Handschriften, allein an beiden Stellen war eine Aenderung nicht
geboten. — 48 empfiehlt es sich mit Chäbaneau IV 2 p. 207 zu lesen:
Totz lo 7nons en gensaria. Weniger gut Stimming : Totz lo nionz n^agen-
saria, denn der Dichter wird das Verbum gensar, das schon 41 vorkommt,
auch hier gebraucht haben ; noch weniger gut Thomas : Tot lo mon en gen-
saria. — 63 konnte apensos bleiben. — 61 — 65 sind schwerlich, wie Chä-
baneau IV I p. 605 vermutet, der Anfang einer sechsten unvollständig er-
1 Anders verhält es sich mit manir bei Ponz v. Capdolh III 35, rema-
nir bei Levy, Revue d. 1. rom. IV i (1887), 433, denn diese Formen sind
weder frz. noch prov.
2 In der Schrift von Hengesbach, Beitrag zur Lehre von der Inclination
im Prov. wird (S. 14) aufser der vorliegenden nur noch die Stelle aus A. Da-
niel IX 45 der Ausgabe von Canello angeführt : Mal cors ferms fortz Mi fai
cobrir Mains vers.
3 Sie war ihrem Gatten Heinrich dem Löwen gefolgt , als dieser, von
Friedrich Barbarossa zur Verbannung verurteilt, sich nach der Normandie
zu seinem Schwiegervater Heinrich IL von England begab. Der Herzog
selbst unternahm kurze Zeit nach seiner Ankunft daselbst eine Wallfahrt nach
Santiago, war jedoch schon am ersten Weihnachtstage 1182, als Heinrich II.
Hof in Caen hielt, dort wieder zugegen. Vgl. Ben. von Peterborough I 291.
Mathilde starb schon 1189, in demselben Jahre wie ihr Vater, erst einige
drcifsig Jahre alt. S. ebd. II 72.
A. THOMAS, BERTRAN DE KORN. 2 13
haltenen Strophe. Das Lied schliefst mit diesen Versen wenigstens gut ab,
obwohl andererseits freilich zu bedenken ist, dafs sie nur in C und E, in
letzlerer Hs. verslümmelt, erhalten sind.
C I (?). Mit diesem Gedichte läfst sich Lied 6 des Mönches von Mon-
taudon vergleichen ; s. Klein in seiner Ausgabe S. 47. — V. 3 folgt Thomas
M, allein der Text bei Stimming (C) ist vorzuziehen, da das Verbum laüsar
>chon in der vorhergehenden Zeile steht. Dagegen hat Thomas mit Recht 5
.iiipncs in den Text gesetzt. — V. 4 hat C aitans d^efans und dies konnte
bleiben, wie Tobler bemerkt. — 8 bes, wie M hat, ist die bessere Lesart.
Vgl. Chabaneau IV l p. 605. — 9 ist auf Grund von Toblers trefflicher Emen-
dation (so auch Chabaneau IV 2 p. 207), die Thomas mit Unrecht verlassen
und durch eine fast unmögliche Lesar verdrängt hat, zu lesen : pux c^a pel laje.
Letzteres steht dem Reim zu Liebe für laja, wie 1 1 s'apaje für s'apaja und
25 enguatge statt enguatja , wie Stimming bemerkt, der noch ähnliche Be-
lege namhaft macht. S. weiter oben S. 211. Der Vers lautet auf Grund von
M (Suchier): Per vielha tenc domna pus c'a pel laje. — Chabaneau IV 2
p. 207 vermutet dafs der Sinn von Vers 13 Vielha la tenc, s^ama dinz son
castel sei: wenn sie ihren Gatten liebt. Vielleicht will der Dichter sagen:
wenn sie sich von der Gesellschaft abschliefst und für sich lebt, um ungestört
ler Liebe zu fröhnen. Die gute Sitte verlangt, dafs sie sich zuweilen zeige.
— 14. Das Femininum faitilha verzeichnet Diez E, W. 135 und Gr. II 331. —
Nach devinar 23 ist ein Komma zu setzen. Es bedeutet hier „verläumden
(so Stimming), schlecht machen, klatschen". Diese Bedeutung findet sich bei
Thomas im Glossar nicht angegeben. — 27, 29, 31 wird Joves se te, wie
Thomas hat, das Richtige sein. C hat auch so an den beiden ersten Stellen.
Dagegen ist nicht ersichtlich, warum Thomas 28 E es joves in E joves es
verändert und doch 26 und 32 die ursprüngliche Lesart E es joves bewahrt
hat. Mit Recht nimmt er dagegen 39 die Lesart von M auf, die schon
Suchier als bessere empfahl. — 41 Stimming: Mon sirventesc pbrV e vielh e
novelh , Thomas : Mon sirventesc porta vielh e novelh. Vielleicht verdient
Toblers Conjectur den Vorzug: Mon sirventesc port de vielh e novelh. — 42
macht Thomas auf die Vermutung Canello's aufmerksam, dafs hier mit dem
Spielmann Arnaut der Troubadour Arnaut Daniel gemeint sein könnte.' —
44 Stimming : Qu'ab thezaur jove pot [bonj pretz guazanhar, Thomas : Qu'ab
tesaur pot jove pretz gazanhar. Die letztere Lesart ist jedenfalls abzu-
weisen, da thezaur jove beibehalten werden mufs, weil es einen Gegensalz zu
thezaur vielh der vorhergehenden Zeile bildet. Vielleicht: Qti'ab thezaur
jove pogra pretz guazanhar.
II (//). Die Abweichungen beider Texte sind in diesem Gedichte nur
unbedeutend. V. 9 liest Thomas auf Grund mehrerer Handschriften per cam-
panha, 34 maintz vassals. An der letzteren Stelle ist der Plural offenbar
besser am Platze : E maintz vassals ensems ferir. Stimming : per campanhas,
maint vassal. — ' 5 -^ platz mi en mon coratge ist der Vokal von mi zu
elidieren , wenn der Vers zu Stande kommen soll. — 32 1. Escutz (Druck-
fehler). — Die nur in wenigen Handschriften enthaltene sechste Strophe bei
Stimming druckt Thomas nicht mit ab, auffallender Weise jedoch, obwohl er
CS selber für unecht hält, das zweite Geleit, das nur T bietet. — Statt guer-
rejiitz 53 sollte m:in , wie Thnm:is tin<l Chabaneau IV 2 p. 207 bemerken.
2 14 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
den Conjunctiv guerrejetz erwarten. Chabaneau conjiciert darum: no guerr^
ajatz.
III [16). V. 7. Stall geh, wie Stimming und Thomas schreiben, hat die
einzige Hs., die das Lied bietet, ges. Allein bereits Raynouard 1. r. 3,451 las
gel. — 12 asiata „Wohnung". So Thomas und Chabaneau IV i p. 6ü6. Vgl.
assiete de manoir bei Godefroy. — 14 lata von Thomas gewifs richtig er-
klärt als „Latte, die als Einfriedigung dient". — 17 hat Thomas die schon von
Suchier und Chabaneau (Revue d. 1. r. III 2 p. 86 und IV l p. 606) in Schutz
genommene Lesart der Hs. mit Recht beibehalten. Wie letzterer bemerkt,
stellt der Dichter hier die beiden Söhne des Grafen Elias V. von Perigord
einander gegenüber. — 23 ist E fatz o quofna esparviers die richtige bereits
von Tobler empfohlene Lesart. — 25 ist die handschriftliche Lesart wieder-
herzustellen : Mas ieu con sahus aßcat Desqu'en lä rota m'dbata Non auria
mit ans camjat Qu' ieu sivals tot Jörn not glata, wörtlich „aber ich wie ein
beharrlicher Spürhund würde , sobald ich mich in die Rotte stürze , nicht
tausend Jahre gewechselt haben , dafs ich dabei nicht wenigstens allezeit
kläffte". Der Dichter vergleicht sich hier in einem anschaulichen Bilde mit
einem eifrigen Spürhund , der, wenn er einmal losgekoppelt ist , sich durch
nichts von der Spur des Wildes abbringen läfst, und stellt sich in einen
Gegensatz zu dem bald schlaff' werdenden Tempra, den er mit einem leicht
ermüdenden Sperber vergleicht. Er selbst ist so zähe, dafs er auch wenn er
schon tausendmal den Jahreswechsel erlebt hätte, wenigstens durch Kläffen
noch anzeigen würde, dafs er noch nicht abgestumpft sei. — Wegen sahus
=:it. segugio (Diez E. W. 290, dazu Baist Ztschr. VI 427), altfr. seuz (Constans,
ehrest. S. 348) s. Ztschr. XII 265, Romania XVII 625. — 29 — 31. Auf das
Wortspiel zwischen Lüuckata {='Leuca\.e inNieder-Languedoc, im heutigen Dep.
Aude) und Datniata (= Damiatte in Ober-Languedoc , einige Meilen westlich
von Castres) haben schon Suchier und Chabaneau (Revue des langues romanes
III 3 p. 281 sowie auch IV i p. 607) hingewiesen. Es ist klar, dafs Bertran
bei Lieuchata an die Wörter Ieu und cazer, bei Da?mata an damnatge denkt
und sagen will: ich bin nicht so glücklich daran dafs mir Alles was ich
wünsche leicht in den Schofs fällt, sondern mufs Schaden und Verlust er-
leiden. Suchier kurz : ich bin nicht von Treß'eleicht, sondern weile in Scha-
denstadt.
IV (,24). V. I ist Mailoli, joglar malastruc, wie Thomas hat, die dem
Sprachgebrauch angemessene Lesart. Vgl. zu A XVIII 5. — 7 <rora/Äa halten
Stimming und Thomas für dasselbe Wort wie das weiter unten 18 vorkom-
mende coralha. Allein beide Wörter haben nichts mit einander zu thun.
Vielmehr entspricht coralha an der ersteren Stelle dem altfr. curaüle „Ab-
fall, Kehricht" (s. Godefroy). -viure d'autrui coralha heifst „vom Abfall
Anderer leben, von dem leben was Andere übrig lassen." coralha und curaüle
hängen zusammen mit curar, escurar, franz. eurer, ecurer ,, reinigen, säubern,
fegen." Von curaüle ist wohl zu unterscheiden das altfr. oft vorkommende
coraille ,, Eingeweide". Letzteres haben wir 18 vor uns: coralha, das hier
„Mut" bedeutet. Vgl. A II {44), 14. — 8 faisstic kommt von /als „Last"
und hoitsl darum „lästig, beschwerlich". So auch Chabaneau IV i p. 608. —
12 porc gu'om regarda mühargos heifst „ein finniges Schwein, das
man beschaut" (Thomas: „forc gue Pon langueye"). mühargos w/irtlich
A. THOMAS, BERTRAN DE BORN. 2 15
„voll Hirsekörner {*mi7iarwsus)"; vfjl. fr. j^rains de lepre oder ladrerie.
Offenbar, wie die Stelle zeigt, mit inilhargos identisch ist miUargeiix bei
Godefroy. — 15 Qu'ieiis hatte schon Stimming selber in den Anmer-
kungen in Qtiius verbessert. So denn auch Chabaneau IV i p. 608 und
Thomas. — 16 hat Thomas die von Stimming mitgeteilte Bemerkung
Toblers übersehen: vers der Hs. ist beizubehalten. — 23 setzt Thomas E
a major cor us soiros.^ So ist die Stelle verständlich „und eine Milbe (die
richtige Bedeutung hatte schon Tobler nachgewiesen) hat ein gröfseres Herz".
— 36 — 41 faCst Stimming als zwei Tornadas; allein wahrscheinlicher dünkt
es, dafs sie eine sechste Strophe ausmachen, der die erste Zeile fehlt. So
Chabaneau IV i p. 608, und Thomas, der auch 42 —47 nicht als zwei Tor-
nadas fafst. — 41. Thomas nimmt die Ansicht Toblers auf, der zufolge zu
lesen ist non Pempansetz. Chabaneau IV i p. 608 liest: non Ven passetz, in-
dem er auf folgende Stelle des von ihm herausgegebenen altfr. Roman de
Saint -Fanuel (Revue d. 1. r. III 14 p. 167 V. 417 ff.) verweist: Pomes ot de
hone nature, Ce nos raconte Vescripture ; Ainc Dex ne fist si dolerox, Si
malade ne si lieprox, S'il en eust le col passe, Qtie maintenant n'eust sante.
— 42 Unter Planel ist vielleicht Le Plagnal zu verstehen in Vivarais, im
heutigen Dep. Ardeche, Arr. Largentiere. Eine Persönlichkeit dieses Namens
(Rahnon de Planel) gab es nach Chabaneau (IV 2 p. 207).
V (27). V. 5 vint e trenta scheint Druckfehler zu sein für vint o
trenta, wie Stimming hat. — 7 1. acaptar (Druckfehler). — 22 verdient die
von Thoraas aufgenommene Lesart von R den Vorzug, während 30 7ti bei
St. ebenso gut ist wie o, das Th. ohne handschriftliche Grundlage eingesetzt
hat. Dagegen bietet dieselbe Hs. R wieder 31 — 32. eine bessere Lesart, der
Thomas denn auch gefolgt ist und mit Rücksicht auf welche er 28 vilas ge-
setzt hat. Auch Chabaneau IV i p. 608 entscheidet sich für R. — 33 kann
rassa nicht das frz. race sein, da dies Wort, wie Gröber Ztschr. XI 557 her-
vorhebt, gleich dem mit demselben identischen it. razza, neuprov. raza, span.
raza in den mittelalterlichen Texten der romanischen Sprachen nicht zu finden
ist. Rassa als Beiname Gottfrieds von der Bretagne (s. die zweite Biographie
bei Stimming S. 105, bei Thomas S. LH) kommt an der vorliegenden Stelle
nicht in Betracht (vgl, Stimming S. 277). Suchier macht .darauf aufmerksam,
dafs rassa bei Du Cange in der Bedeutung conjuratio vorkomme. Vielleicht
ist dies Wort hier gemeint, wenn nicht etwa ras(s)a als Schreibfehler für raca
(vgl. aficatz bei Stimming 25, 22 statt afizatz durch Verwechslung mit aficatz
ebd. «6,25) anzusehen ist. raca heifst „schlechtes Pferd" (daher das frz. racaille;
s. Diez E. W. IIc. — 37 hat Thomas unnötiger Weise getan in meton ver-
ändert, als ob ersteres unrichtig wäre. Beides ist gebräuchlich: getar a non-
cura steht bei Guilh. Figueira 2,72 (s. Levy zu der Stelle p. 85), Rev. d. 1.
r. III 6 p. 66, metre a non-cttra bei B. Zorzi 4;26 (p. 48), 7,48 (p. 57). Ebenso
sagt man getar a non-caler (bei Schultz, prov. Dichterinnen IV 35 (S. 31),
Rev. d. 1. r. IV 3, p. 107) und metre en non-caler (ebd. 108, Schultz, prov.
Dichterinnen III 29), auch metre en non-calensa (B. Zorzi 4,48). — 39 Chabaneau's
Conjeclur (IV 2 p. 208) Quar Den getan a non-curn E lejaltat e dreitura A
' Die Verderbnis der Hs. Ez as major cors c'uns soiros entstand da-
durch dafs das Sulijckl in ungewöhnlicher Weise naclislchl.
2 I 6 BESPRECHUNGEN. H. ANDRESEN,
dam (ad da»inu»i) cuidon contrafar ist geistreich ; doch läfst der Text bei
St. und Th. an Verständlichkeit nichts vermissen. Vgl. Stimmings Anmerk.
VI {ßi>). In der ersten Strophe macht Bertran einem vornehmen Herrn
Vorwürfe dafs er einer ihm geneigten Dame nicht mehr Entgegenkommen
zeigt: er selber empfindet Scham darüber al for de Catalonha (v. 6) „nach der
Weise von Catalonien, nach catalanischer Art". Bedenkt man, dafs die feinen
Umgangsformen der Catalanen berühmt waren (vgl. weiter oben B VI 31), so
darf man annehmen , dafs Bertran sagen will : ich bin betroffen ob eures
Mangels an Liebenswürdigkeit gegen die Dame, wie die Catalanen es sind,
wenn sie Jemand sich unfein benehmen sehen. — Zu V. 2 hat Thomas die
Anmerkung Stimmings übersehen, da er sonst wohl nicht/«/, das alle vier
das Gedicht bietende Hss. haben, in faitz verändert hätte. — 8 lai ist nicht,
wie Stimming meint, = illac, sondern = la i [illam hie); vgl. Chabaneau IV
I p. 610. Der Irrtum Stimmings hängt damit zusammen dafs er fadiar mit
„sich dumm benehmen" übersetzt. Es heifst ,, vergebens warten lassen" wie
Thomas im Glossar angiebt. — 16 s'aturar bedeutet ,,sich aufhalten, zögern",
wie Chabaneau IV 2 p. 208 bemerkt. Diese richtige Bedeutung findet sich
schon bei Stimming angegeben. — 21 — 24 lauten in den Hss. S'acsetz boti
cor d'amar [d'anar A) antrebeira (antrebera JK, autrebera D) e Dordonha
De regart nous daratz (dara D) sonha Ni ja noiis degra fuembrar. — Zu-
nächst ist wie 24 so auch 23 ein Conditional am Platze und demgemäfs
setzen Stimming und Thomas beide dera in den Text. Thomas giebt ferner
21, wie mir scheint mit Recht, der Lesart von A d'anar vor der von DJK
d'amar den Vorzug. Grofse Schwierigkeit macht jedoch der Anfang von
V. 22. Stimming denkt an den Flufs Ain , der aber wohl kaum in Betracht
kommt. Chabaneau (schon Revue d. 1. r. III 2 p. 86 und dann IV i p. 610)
conjiciert : Antre Beira e Dordonha De regart nous deratz sonha und ver-
mutet in Beira den Flufs Vezere unter Heranziehung von veire neben vezer
(= videre). Jedenfalls hält er dafür (vgl. noch IV 2 p. 208) dafs es sich nur
um einen Flufs handeln kann. Mit den Buchstaben der handschriftlichen
Überlieferung annährend im Einklang bleibt die Emendation von Thomas:
Anc Ribairac e Dordonha, die sich aufserdem durch den Umstand empfiehlt
dafs Riberac im Dep. Dordogne gelegen ist, freilich noch ziemlich weit ent-
fernt vom Flufs Dordogne. Es fragt sich indessen, wie Bertran dazu kommen
sollte, Riberac als einen Ort zu bezeichnen, den zu passieren Mühe oder gar
Gefahr mit sich bringt. Über einen grösseren Flufs zu kommen wie die Dor-
dogne, war im Mittelalter immerhin mühselig. Aber einen wahrhaft Liebenden,
meint der Dichter, würde auch ein breiter Strom nicht zurückschrecken. Viel-
leicht ist demnach zu lesen: S'acsetz bon cor d'anar, Autr' Ebera e Dordonha
De regart nous dera sonha „wenn ihr rechte Neigung zu gehen hättet, so
würde ein anderer Ebro (d. h. ein Flufs, der ebenso grofs wäre wie der Ebro)
und die Dordogne euch keine Sorge vor Gefahr bereiten". Der Ebro heifst
zwar sonst ^^xos. Ebre; wenigstens bei A. Daniel XVI 45, entsprechend dem
span. Ebro (lß?j()oq); allein daneben kann eine, was die Betonung der zweiten
Silbe anlangt, dem lat. Hiberus näher stehende Form bestanden haben (auch
ital. Ebro und Ibero); und was die weibliche Endung anlangt, so lassen sich
die von Diez Gr. IT 18 angeführten Wörter orta (neben ort ^= hortum), rama
(neben ratn = ramtim) u. a. m. vergleichen. Auch findet sich bei Ord. Vi-
A. THOMAS, BERTRAN DE BORN. 2 I 7
talis die Form Ebtira V 20: Ad Fragam duo flumina currunt, ab Herde
Segra et Ebura a Caesaraugusta. — 42 nimmt Thomas Suchiers Emendation
auf: Qtii s'onor eus (= ipse) abria. Chabaneau IV i p. 610 Qui s'onor ens
(= e ftos) abria. — 43 haben die Hss. car, wofür Suchier, Chabaneau (Revue
d. 1. r. III 2 p. 86 und IV i p. 610) und Thomas gar lesen. Da garar ein
so gewöhnliches prov. Wort ist, so wäre es sehr auffallend, wenn die Schrei-
ber übereinstimmend denselben Fehler begangen hätten. Vielleicht ist deshalb
car zu belassen und als im Reime für cair stehend anzusehen, das der Con-
junctiv Präs. von cairar wäre in der Bedeutung „abrunden". Diese Bedeu-
tung hat wenigstens das Corhpositum escairar an mehreren Stellen bei Ray-
nouard 1. r. 5,11. Sie pafst sehr gut: Cid nostre seither car Sa pauca lom-
bardia ,,dem unser Herr (vermutlich Richard Löwenherz, s. Stimming Ztschr.
IV 435) abrunde seine kleine Lombardei".* So nennt Bertran, wie Chabaneau
rklärt (TV i p. 610) die Vizgrafschaft Limoges vergleichsweise im Hinblick auf
das Bündnis, das die lombardischen Städte damals gegen Friedrich Barbarossa
geschlossen hatten. — 46 s'ettbronhar nach Chabaneau IV i p. 610 und Thomas
=: s'enbroncar „sich ducken, scheu werden". — 47 Stimming: anz resonha, Le-
mozin fai reserar, Thomas: anz ressonha Letnoges faire serar. Keine dieser
beiden Lesarten befriedigt. Einen guten Sinn bekommt die Stelle jedoch,
wenn wir nach Chabaneau's Vorschlag (IV l p. 610) Limotgel, wie JK haben,
einsetzen : anz resonha Lifnotgel (= Limotge e lo) fai reserar „vielmehr sorgt
er für (wacht er über) Limoges und läfst es wieder schliefsen" (d. h. mit
Mauern umgeben oder befestigen).
VII {43). V. 4 konnte correr bleiben. — Wegen congrenz 9 s. Cha-
baneau IV 2 p. 208. — Die scharfsinnige Conjectur von Thomas dafs V. 10
statt Lous der Yii,%. Baus Bos zu lesen sei, findet ihre Stütze darin, dafs ein
Boso von Turenne bei Bertran vorkommt (B IV = Stimming 10,50), diese
Persönlichkeit aber sehr gut in den Zusammenhang pafst. — 16 1. mit Tobler
no n^i a un.
VIII {45). V. 2 nimmt Thomas Stimmings Conjectur lu für bo auf, wo-
mit er auch wohl das Richtige getroffen hat. Es würde sich hier also um
den umgekehrten Fehler handeln wie V. 10 des eben behandelten Stückes:
dort / für b, hier b für l. — 4 haben die Hss.: E sei po'gues ueniar. .Stim-
ming conjiciert: E se lo pogues revenjar, Thomas: E sils pogues nulz oin
venjar. Die letzlere Conjectur ist wenig annehmbar, da es der ganzen
Denkungsweise des Dichters entspriclit sich selber als Rächer hinzustellen;
pogues haben wir als erste Person aufzufassen. Vielleicht : E sei [perdre]
pogues venjar „und wenn ich den Verlust rächen könnte", lo perdre auch
A XXVI {25) 16. — II nimmt Thomas Toblers treffliche Emendation auf:
la rend(a) ej ces. Derselbe Ausdruck auch beim Mönch von Montaudon ed.
Klein 13,56. — 12 emendiert Thomas sehr gut: Quel sens deja saber guidar.
— 13 hat Thomas gleichfalls die von Tobler hergestellte richtige Lesart auf-
genommen. Das Gleiche hätte er aber auch 17 und 18 thun sollen, wo Tobler
mit den Hss. liest: A'egisme sori mus rei no /c's E contat tnas non comt ni
* Bertran wii^-^cht, dafs dur Vizgrat Aileniar V. von Limoges aus unsichern
Grenzverhältnissen zu einem festen und unantastbaren Besitzstande gelangen
möge.
2l8 BESPRECHUNGEN. A. HORNING,
bar. — 28. Unter Berrautz, wofür er Berartz liest und Bauduis versteht
Thomas zwei Gestalten aus der Sachsenchronik von Jean Bodel ; Berart von
Montdidier und Balduin, den Milchbruder RolaJids. — 33. Statt tornes, das
nicht richtig sein kann , ist vielleicht cortes zu lesen , woran auch Thomas
denkt. — a'n Richart, wie Thomas 42 und 50 hat, bietet keine Hs. Stim-
ming a Richart bzw. en Richart. Beide Lesarten konnten bleiben. — 47.
Statt senes en contar hat Thomas die schon von Tobler aufgestellte Con-
jeclur aufgenommen: senes enconträr. Die Stelle ist so verständlich, doch
würde senes son contar ,,ohne seine Rechnung , ohne dafs er ihm Rechnung
trägt", der handschriftlichen Lesart näher kommen. — lais s'enferar a^% scheint
Druckfehler zu sein für lais s'en ferar, wie Stimming hat, was um so eher
vermutet werden darf als h\ok ferar, nicht enferar im Glossar verzeichnet wird.
H. Andresen.
N. du Puitspelu, Dictionnaire Etymologique du Patois lyonnais
(Vollständig in 4 Heften, ein fünftes in Aussicht gestelltes Heft soll Gram-
matisches enthalten). Lyon, Librairie Generale Henri Georg, 1887 — 1889.
Mit seinem nunmehr zum Abschlufs gebrachten Dictionnaire Etymologique
bietet Puitspelu allen Freunden der Erforschung lebender Mundarten eine
willkommene Gabe , für die wir ihm vor allem unsern besten Dank aus-
sprechen wollen. P. hat den Mut gehabt, um den ihn mancher Romanist
von Fach beneiden wird, ein etymologisches Wörterbuch zu schreiben,
und wenn auch manches Etymon als verfehlt betrachtet werden mufs, so ist doch
in zahlreichen Fällen das Richtige getroffen, in anderen der Weg zur Erkenntnis
des Wahren angebahnt: ich verweise nur auf die wohlgelungenen Artikel
aclia, attofayi, barlet, barletier, bartavelle, charneus, gobille, groUi, niayiri,
ragi. Herr P., der Autodidakt ist, wenn wir nicht irren, aber Autodidakt
in des Wortes bester Bedeutung, ist unablässig bestrebt, sich die genaue
Methode der heutigen Forschung anzueignen , und in dieser Beziehung be-
kunden die letzten Hefte einen merklichen Forlschritt gegenüber den ersten,
in denen noch ein allzu reichlicher Gebrauch von keltischen Etymologieen
gemacht wurde. In einem Anhange teilt der Herr Verfasser nicht nur Nach-
träge und Berichtigungen , sondern auch Deutungsvorschläge von Böhmer,
Chabaneau und Meyer-Lübke mit. Mit den folgenden Bemerkungen will
Referent, der aus Puitspelus Schriften seine Kenntnis des Lyonesischen ge-
schöpft hat, seinen Lehrer nicht meistern, sondern nur Zeugnis ablegen für
das Interesse, mit dem er das Dictionnaire Etymologique gelesen hat.
Zu aiva, „qualit^, race", prov. aib war vor allem Thurneysens (Kelto-
romanisches S. 88) Herleitung von keltischem aibd zu erwähnen.
amolü kommt von einem jetzt bezeugten (s. Georges) lateinischen
molare.
In s'apraizi „faire le paresseux" pigritiare entstand der sanfte s-
Laut regelmäfsig aus intervokalischem ty vor dem Ton , oder or wurde auf
analogischem Wege durch perezu pigritiosus hervorgerufen; irz. paresseux
N. DU PUITSPELU, DICTIONNAIRE ETYMOLOGIQUE. 2 I Q
ist bekanntlich eine Ableitung von paresse. Die Betonung des Infinitivs
apresi statt apresi ist durch die slammbetonten Formen des Verbums bedingt.
assadö „kosten", nicht von ad und satum, sondern von sado sa-
pi dus.
assetö „sich setzen" ist das im Osten häufige adseditare.
averö, in der Ardcche avella, „atteindre ä, aveindrc, arrachcr" leitet
man wohl besser von avellere als von adverrere ab.
bariöta „brouette" kann nicht ohne weiteres birota sein, da t ge-
schwunden wäre. Aus birota ist zunächst beroue entstanden, dann mittels
Suffix otta berouotta oder bariota. In der letzten Form ist / an Stelle des
im Hiat stehenden «-Lautes getreten; cfr. siou sudorem.
bochet „pierre formant corbeau dans l'^paisseur du mur" ist m. E.
identisch mit bochet „petit bouc". Ähnliche Bezeichnungen sind sehr häufig.
bian, biessi, bie ,, Birke" sollen keltische Formen sein. Aber konnten
dieselben nicht aus einer Bildung wie byul hervorgehen , dem regelmäfsigen
Vertreter von betulla in der Franche-Comt6? Die Suffixe, deren Erklärung
nicht ganz leicht ist, werden ohnehin nicht keltisch sein.
cheire „fallen" kann nicht ohne weiteres auf cader e zurückgehen, wie das
Schlufs-^ beweist. Ein vulgärlaleinisches Substrat c ädere wird man aber des-
halb nicht ansetzen dürfen. In dem Dialekt von Lyon findet ein Übergang vieler
Verba in die dritte lateinische Konjugation statt, ohne dafs man jedoch befugt
ist, die entsprechenden Substrate schon in das Vulgärlatein zu verlegen. Dahin
gehören boudre (nach Puitspelu von bullere), chandre „echaufler" von c an-
dere, fierdre von ferire, ja sogar cuidre cogitare und im Jura t'sir
cacare. Daher ist es mir wahrscheinlich, dafs auch essure „secher" (im
Jura die regelmäfsige Form) von exsucare und nicht von ex sugere kommt.
An Ableitung von exsuctum ist nicht zu denken, da t nicht geschwun-
den wäre.
cachi „meurtrir" ist nicht coactare, sondern coacticare, vgl. coiti
coctare.
chamba „Bein" ist keineswegs aus dem Provenzalischen zu erklären.
Zu dem Gebiet, in dem man camba statt gamba sagt, gehört nicht nur das
Lyonnais, sondern auch schon der Jura und die Franche-Comt^ : tsäb sagt
man unmittelbar südlich vom Welschen Beleben in Befort.
chandilhi, nicht von einem unmöglichen candeleare, sondern von
candiculare, aus candicula.
chapon, mit/, erklärt sich nur aus capponcm, nicht aus caput.
charopa ,,femme de mauvaise vie" und dann als Schimpfwort über-
haupt soviel als charogne , soll eine ,,corruption fanlaisiste" von charogne
sein. Sicher ist dies jedoch nicht. Man findet karapi in der Marne Revue
des Patois Gallo-Romans I 207 Z. 24; tsaropa (personne engourdie) in Vion-
naz; tseropa (parcsseux), tseropyondze (parcsse) in der Waal (Odin, Phono-
logie du Canton de Vaud S, 138A).
chirat, altlyonn. chierrat „Steinhaufe" wird vom kellischen kiirn ab-
geleitet. Ich wage die Vermutung, dafs das Etymon einfach capra „Ziege"
ist, das heute chura, chivra lautet, woraus aber bei vortoniger Stellung des
a und in Verbindung mit dem Suffix ■«// sehr wohl chirat werden konnte
(zum Schwund des v vergleiche noch fira febris). Dafs bu'sa ,, Steinhaufe',
2 20 BESPRECHUNGEN. A. HORNING,
in den Vogesen und bokat „Steinhaufe" im Melzischen mit busa und bokat
„Bock" identisch sind und auch chevre als Bezeichnung für einen Heuhaufen
vorkommt, habe ich Zeitschrift IX 500 gezeigt. - Chiratö „grimper par dessus
les chirals" erklärt sich dann in einfacher Weise. Es hätte ursprünglich
„klettern wie die Ziegen" bedeutet.
In conchon statt cochon wurde n nicht vor ch eingesetzt. Vielmehr
rief der Nasalvokal d der letzten Silbe den Nasal in der ersten hervor. Ahn-
lich erklärt sich fonliotuiö sidXi foliön7tö von folium. Zuweilen genügt ein
nasaler Konsonant, um den folgenden Vokal zu nasalieren: so Mondeleina
Mir Madalina ,, Madeleine"; monzotta s. v. masua ; manques = maques. Auch
glaube ich nicht dd^is j'anofi „Knie" auf genonem beruht. Vielmehr wurde
die Nasalierung des 0 (aus -uculus) durch den vorhergehenden Nasal herbei-
geführt. In den Vogesen findet man znd neben znu, und im Jura zndy, das
die Endung -onem ausschliefst. Ahnlich ist im Jura ty^endy = qiienouille
zu erklären.
corrati ,,courtier", Puitspelu sucht das Diez'sche curatarius zu
retten , indem er Beeinflussung desselben durch courir annimmt. Er hätte
besser das Diez'sche Etymon vollständig aufgeben, vgl. Ztschr. XIII 325.'
dem igt ,,demanger" neben deminji. Die Entnasalierung des i ist nach
P. sehr selten. In demselben Worte kommt sie auch in den Vogesen vor,
wo man neben meü auch nieii und mizi findet , s. meine Ostfrz. Grenz-
c
dialekte § 21.
altlyonn. deyntes, deytes „Leckerbissen, Nachtisch" ist deynte zu
betonen und giebt, wie längst anerkannt, lat. dignitatem wieder.
altlyonn. tf/?^Ä? ist nicht de usque, sondern de usque ad, das früh
zu düskii geworden sein mufs, wo dann ursprüngliches lateinisches q aller-
dings wie c vor a behandelt wurde; auch sonst findet man afr. dusche. Der
Ausdruck „duchi a" ist demnach pleonastisch, sofern die Präposition a zwei-
mal darin enthalten ist.^
epid, mit betontem a, von spica. Betontes 7 im Hiat und betontes ü
im Hiat wurden in vielen Dialekten des Ostens nicht geduldet (daher ey =
le, ow = i'ie im Wallonischen und in den Vogesen). Daraus erklärt sich die
Accentverschiebung in epid : man hätte zwar epiya sprechen können, indessen
empfand man auch die Aufeinanderfolge der beiden z'-Laute als unangenehm.
In piva pica wurde zur Tilgung des Hiats ein v eingesetzt.
In etregni sternutare kann P. die Mouillierung des n nicht erklären.
Sicher ist mir indessen , dafs man zunächst e(s)ternüa sagte , dafs darauf das
ü im Hiat wie in gewissen Dialekten der Vogesen und Burgunds zu i wurde
und das n mouillirte. Vgl. parniö und parmiö permutare und siou su-
dorem.
^ Zu meinen Einwänden gegen curatarius bemerkt Paris Rom. 18,
629 „courtier se ratlacherait ä currere ä cause du sens de courtier dans
j)lusieurs patois ; mais ce sens peut tres bien s'y etre developp^ par etymologie
populaire." Ich hatte vor allen zwei lautliche Bedenken gegen curatarius
geltend gemacht. Wie Paris das t in spätem couratier auflfafst, sagt er nicht.
Zu den analogen Bildungen ferratier, clouatier, puisatier kommt noch coy-
ratier (marchand de cuir) bei Puitspelu S. 455 s. v. essanours.
^ (3habaneau S. 454 denkt ebenfalls an de usque ad, nimmt aber die
Zwischenstufen dttsqiiia, dusqitja, dusrha an.
N. DU PUITSPELU, DICTIONNAIKE ETYMOLOGIQÜE. 22 1
etresillon m., „morceau de bois qui se met cn travers d'une fouille,
d'unc baie etc. pour lilayer". In Paris braucht man tresillon in derselben
Bedeutung. Kann nicht von trabs kommen, da dergleichen Ableitungen vom
Nominativ bis jetzt unerwiesen sind. Das lyoner Patoiswort stammt wahr-
scheinlich , wie F. meint , aus dem Französischen. Man darf vielleicht an
I lerleitung von (res trans denken.
fdi'na kann nur fägina, nicht fagina sein.
farno „mürir" von den Früchten ,,qui murissent dans le fruitier"
=;rheint mir identisch zu sein mit farno „faire cuire legcrement au fnur" das
1'. von furnus ableitet.
fer s. m. soll „bete sauvage" bedeuten in den Versen
(Per quey), villy sorciry, viu dragon des enfers,
vieu fer, villi singy, fourmilliry de ver.
Ich kann in dem Worte nicht ferum gleichbedeutend mit fera „wildes Tier"
sehen, da ja ferum nach dem s.v. fuirdu Gesagten zw fiar wird. Bedenk-
lich ist auch, dafs das Wort heute spurlos aus der Sprache verschwunden ist
und dafs die verwandten Dialekte nur fera kennen. Sollte der rätselhafte
Ausdruck nicht einfach das Französische ,,vieux fer" ,, altes Eisen" sein, das
als Schimpfwort gebraucht wurde?
fien, phonet. fiä „Mist" ist nicht fimus, sondern femus (vgl. afr
felis und die patois der Vogesen); ähnlich wurde insemel zu insian. Be-
tontes em-|-Vokal wird somit anders behandelt als en + Vok. und als im
Auslaut stehendes em, da bene und rem zu be' und re wurden. Ja selbst
durch w + Konsonant gedecktes e scheint zu diphthongieren, wie tian
tempus neben ve ventus lehrt.
Als Substrat zu herpi ,,Egge" ist eine Bildung wie hirpea undenk-
bar; herpi ist vielmehr das durch das Verbum harpayi beeinflufste hersi
herpicem. Ähnlich verhält es sich mit dem wallonisch-metzischen liirp.
Die lothringisch-burgundischen Formen des Wortes beweisen , dafs das latei-
nische Substrat nicht irpicem, sondern crpicem lautete.
An der Existenz von lazi „Faulpelz" ist nicht zu zweifeln. Auch in
den Vogesen sagt man in derselben Bedeutung bd-lahi (s. meine Ostfrz. Grenz-
dialekte Glossar s. v.). Das Etymon ist sicher loisir Heere: lazi statt letzt ist
eine dialektische Form.
melin m. „Mehlthau" hängt nach meinem Dafürhalten mit mehl(thau),
mil(dew) etymologisch nicht zusammen. Wie das von Puitspelu citierte ital.
meligine, neugriech. ueQOjitXi zeigen, geht es auf ein lat. melliginem zu-
rück. (Zur Endung vgl. afr. calin caliginem, orin originem).
mit an, altlyonn. wöy/i?«^ (das t hat hier keinen etymologischen oder
lautlichen Wert, cfr. Clddats Revue des Patois I 23). Was P. über das Wort
sagt, ist lesenswert, doch kann ich die Richtigkeit des von ihm vorgeschlagenen
Etymons medietantem nicht anerkennen. Den Ausgangspunkt jeder
ferneren Untersuchung über dies Wort mufs die Frage bilden, ob es nicht,
zunächst im Osten, eine «--Form gegeben hat (lat. Grundlage ^-w-l-Kons). Da-
für sprechen: l. das Lothringische mweto (Ostfrz. Grenzd. Glossar) in Mund-
arten, die etymologisches dn*: durch J, *«* durch o wiedergeben. In einer
Paloiser/ählung Lcs Kedales et les Voinraux (Jacquol, Rcmircmont, 1872) in
2 22 BESPRECHUNGEN. A. HOKNING,
der beide Lautgruppen auf das sorgfältigste unterschieden sind, ist das Wort
S. 9 moueto geschrieben. Haillant, bei dem derselbe Unterschied durch-
geführt ist, schreibt moetot, Essai sur un Patoi§ Vosgien III 72. 2. Im Jura,
in Ortschaften, in denen jedes an, auch gedecktes, zu e wird, hörte ich das
Wort mit der Endung ä, die hier zunächst auf <?«* hinweist, mitä in Dele-
mont und Moutiers, mwatä in der Nähe von Baume-les-Dames. 3. Das ait-
lyonn. moytent (vgl. auch meitent in Cledats Revue des Patois I 42 Z. 3 v. u.).
4. In Vionnaz, wo aw^ zu ä, en^ zu e wird, sagt man matte, das schon Gil-
lieron (es war mir dies entgangen) auf medium t e m p u s zurückführt. Nicht
gegen dieses Etymon spricht pic. mitä, obwob' in der Pikardie <?«* im all-
gemeinen zu e wird, denn auch t e m p u s macht eine Ausnahme und wird zu
tä (s. Revue des Pat. Gallo-Rom. I 108 Z. 22 und 33). — Sicher steckt in
der ersten Silbe des Wortes das lateinische medius (vgl. noch im Pato's
von Bourberain motyä mit votyür vectura und m.oyu meliorem Rev. d.
Pat. Gallo-Rom. II 186 und 53). Für medium tempus spricht endlich
auch franz. müan, das eine zusammengesetzte Bildung zu sein scheint wie
mi-di, mi-lieii. Läge ein Substrat wie medietantem zu Grunde, so würde
man eine andere Behandlung der vortonigen Vokale erwarten, etwa moitan,
wie m e d i e t a t e m zu moitie wird. Ich bemerke noch , dafs sich nii temps
hl der Bedeutung von vtitan bei Roquefort findet ,,s'il ne fournist de reponse
dedans mi-temps de l'assise prochaine." — Es entgeht mir nicht, dafs dem
vorgeschlagenen Etymon auch gewichtige Bedenken entgegenstehen : zwar läfst
sich die Ableitung mitanier wohl erklären, wenn man annimmt, dafs es eine
verhältnismäfsig späte Bildung ist (vgl. printanier von printemps). Schwerer
fällt ins Gewicht, dafs es in Südfrankreich, wo <?«* regelmäfsig zu / wird, eine
Form mitä giebt (vgl. tneytä in der Correze Rev. des Pat. GaHo-Rom. I 129
Z. II). Im Bagnard findet sich ?neta7iey „second berger" neben ve ventus.
Ich halte es nicht für unmöglich, dafs die «-Formen in den zuletzt genannten
Dialekten aus dem Französischen stammen oder durch franz. mitä beeinflufst
wurden. Giebt man dieses nicht zu, so vermag ich die ä-Formen neben den
auf laf i?M* zurückführenden nicht zu erklären.
mouet, phon. mwc ,,monceau, tas" ist nach P. das francische 7noie
m e t a , das mwe gesprochen worden wäre. In dem Laut e hätte man fälsch-
lich das Suffix et itlus wiedergefunden (meta selbst wurde im patois lyon-
nais zu maya). Ich bin der Ansicht, dafs mouet nicht francisch, sondern ein
echtes aus meta+ittum zusammengesetztes Patoiswort ist, dem tnwa \n den
Vogesen genau entspricht. Der Labial scheint von Einilufs auf die Gestaltung
des Anlautes gewesen zu sein.
nesi, phon. nezi „faire rouir le chanvre" kann nicht von naxa kommen:
sanftes j entwickelt sich im Inlaut nie aus x.
niici, 2 silbig, aus nescia. Da ^ vor folgendem y diphthongiert, und
zwar gleichviel, ob dies e gedeckt ist oder nicht, so ist das erste i lautgerecht
entwickelt.
paour „rustaud, homme lourd et sot" ist doch wohl dtsch. Ärtw^r. Mit
p wird es auch in den Vogesen gesprochen imd im Rätischen pur, pour etc.
(s. Gärtner, Rätorom. Grammat. S. 18).
petras, '^\oxi. petrd ,,rustre, gros lourdaud , homme sans education"
soll von (em)petre kommen, was mir äufserst unwahrscheinlich ist. Ich sehe
^. DU l'UITSJ'ELU, UICriONNAIRE ETYMOLOGIQÜE. 2 23
darin eine Weiterbildung von /«VVr^, a.h. auch peestre von pedester. Nach
Scheler bedeutet das Wort häufig „vulgaire, commun, ch^tif". Die Endung
as ist das pejorative Suffix -aceus.
pöussa f. „poussiere", auch proven^. und in der französ. Schweiz weit
verbreitet, kann nur Weiterbildung eines ursprünglichen noch im Proven^a-
lischen erhaltenen /ö«/j sein, das nach Meyer-Lübkc's Erklärung ein latein.
Neutrum p u 1 v u s wiedergiebt.
poyl ,,puits" kann nicht von puteus kommen, da /y nicht zu jv» wird.
V^ielleicht von podium? / ist arius.
rataplana f. „chauve-souris" ist nicht ,,souris qui plane", sondern
plana ist hier Feminin von plan und bedeutet „uni, lisse, chauve".
raze X „radeaux" ist wohl eher = radeaux mit proven^alischem Wandel
von </ zu 2 als rase 11 um.
r ei-petaret ..mCde du hanneton" und ,.roitelel" ist nicht rei-petit-rei.
Petaret ist identisch mit petiro ,, kleiner Knabe" in den Vogesen (bei Jouve
ptero) und bis auf das Suffix mit peterine Pred. Beruh. 92,28 : et, lothr. o ist
Suffix -ittus.
Silin, so an scheint mir somnus, nicht somnium zu sein; vgl. das
allerdings nicht lyonesische /ö?<aw ponlem. Auch im Rätischen diphthon-
giert das o von somnus.
tatina, tona ,,guepe", das nur tiibana sein kann, stellt sich zu /a««rt
in Val Soana (s. Meyer-Lübkes Grammatik S. 497) und spricht für eine ur-
sprüngliche Betonung täbanus des lateinischen Wortes: daraus durch Suffix-
vertauschung einerseit.s lyon. burgund. /^az^J tabänum, anderseits franz. /«ow
tabönem: lat. tabone ist jetzt Arch. f. lat. Lexic. 6,168 nachgewiesen.
vequid „voili". Puitspelu kann sich das a nicht recht erklären. Ich
verweise auf Philipon's Deutung Rev. d. Patois Gal. Rom. 1 261; eine andere
versuchte ich Ztschr. XII 581.
A. HORNING.
Eguilaz y Janguas, Leopoldo de, Glosario etimolügico de las
palabras espanolas (castellanas, catalanas, gallegas, mallor-
quinas, portuguesas, valencianas y vascongadas) de origen
oriental (ärabe, hebreo, malayo, persa y turco). Granada, Imprenta
de la Lealtad, 1886. XXIV, 591 S. 8°.
Dozy selbst halte, wie ich von seinem Verleger höre, eine dritte Auf-
lage seines Glossaire in Aussicht genommen. Seit 1869 war neben seinem
eigenen Supplement aux dictonnaires arabes der von Schiapparelli verölVent-
lichle Florentiner Vocabulista in arabico erschienen, ein Seitenstück zu Pedro
de Alcalä; die Druckbogen von Simoncts Wörterbuch der lateinischen Bestand-
teile des spanisch-arabischen Dialekts ', welche einigen Begünstigten mitgeteilt
worden sind, boten mancherlei wertvolle Aufschlüsse.
Auf Grund der so vervollständigten Kenntnis der Ursprache konnte Eg.
eine Anzahl gegebener Etymologien berichten, eine Reihe von neuen hinzu-
fügen. Von Nutzen waren ihm handschriftliche Vorarbeiten zweier Spanier,
' Ist inzwischen erschienen, bei viel zu weitgehender allgemeiner Tendenz
ein sehr gelehrtes und lehrreiches Werk,
2 24 BESPRECHUNGEN. G. BAIST,
Rosal und Alix ; Guadix und Tamarid, auf welchen Covarrubias fufst, wurden
direkt benutzt; Covarrubias selbst und Marina haben eine kleine Nachlese
erjjeben. Devic's Bearbeitung des französischen Materials bot weiteren Zu-
wuchs. Dagegen sind Hyrtl, das Arabische und Hebräische in der Anatomie,
und manche kleinere hier und da zerstreute Beiträge nicht verwertet : kein Vor-
wurf für einen Gelehrten in Granada. Unter den neuen Worten sind solche
die von den Wörterbüchern gegeben werden und die der heuligen Sprache
geläufig sind, wie hato *, dessen germanische, dem Verf. unbekannte Ableitung
in Wegfall kommt, da es nur in Spanien heimisch ist. Andere sind aus
Büchern, aus gedruckten und ungedruckten Urkunden entnommen, wesentlich
örtlich bequem erreichbaren Quellen, einiges wohl im Zusammenhang mit der
neuesten Ausgabe des Diccionario der Academie. Der Zahl nach stehen hier
voran die einfachen Transscriptionen , die Dozy grundsätzlich ausschlofs,
welche aber ein gewisses Interesse beanspruchen. Das geringste die von
Reisenden gegebenen ; sie sind nur ausnahmsweise für die Lautlehre ver-
wertbar, gehören an sich ins arabische Wörterbuch. Etwas mehr die in an-
dalusischen, maurische Dingen betrefl'enden Dokumenten, da hier und da
wenigstens die Möglichkeit eines thatsächlichen Übertritts in die Sprache ge-
geben ist.
Praktisch durchaus angemessen war die Au'"nahme ausgesprochener
Arabismen einmal aus dem Archipreste de Hita und Cervantes, dann der
wissenschaftlichen Alfonsos X., welche sicher in gröfserer Anzahl, als bis jetzt
konstatiert ist, in die spätmiltelalterliche Gelehrtensprache übergegangen sind.
Nur ist die Auswahl, so weit sie sich kontrolieren läfst, eine etwas undurch-
sichtig eklektische , auch vom subjektivsten Standpunkt aus. Es ist nicht
nur von Fällen abgesehen die vielleicht schwer, sondern auch von solchen
die leicht zu bestimmen waren , oder die von Devic und von Dozy im Sup-
plement bestimmt sind, die bei Clavijo, Marmol , Cervantes, Alfonso X.
vorliegen.
Die vermehrte varia lectio ist nicht kritisch gesichtet, eine Aufgabe die
ja füglich dem Romanisten von Fach überwiesen werden durfte; es kann in-
dessen nicht verschwiegen werden dafs die sehr unvollkommene Zusammen-
stellung unter dem nicht immer richtig gewählten Schlagwort, und die Ver-
nachlässigung der Rückweise bei der geringen Brauchbarkeit des Index jenem
die Aufgabe unnötig erschweren. Auch nicht dafs die Citate mehr den selb-
sleigenen Zettel, als die Wortgeschichte zu geben beabsichtigen. Auch so
bleibt es dankenswert dafs Eguilaz überhaupt gesammelt hat.
Die Beurteilung des Lautwandels war schon bei Dozy eine willkür-
lichere als bei Engelmann; hier liegt ein weiterer Rückschritt vor, mehr noch
in den Einzelartikeln als in der vorausgeschickten Darstellung der ,, euphoni-
schen" Umgestaltungen. Eine ausführliche Untersuchung dieses Teils der
spanischen Sprachgeschichte werde ich demnächst veröffentlichen, und damit
auch dem Orientalisten für die Zukunft seine Aufgabe erleichtern. Es ist hier
* Von den zur Auswahl gegebenen Etymologien hazz, katd und katt
ist nur die ersterc lautlich zulässig, zugleich aber vollständig befriedigend.
Eine Nachlese bleibt auch jetzt noch zu halten ; ich führe nur an dafs sich
raza aus arab. ras nachweisen läfst.
L. DE EGUILAZ Y JANGUAS, GLOSSARIO ETYMOLOGICO. 225
Vieles auszumerzen. Zu tilfjen sind ohne weitere Erörterung als lateinisch
die Artikel valenc. (und catal.) mesell und die beiden coto — der Verfasser
scheint Diez nicht direkt benutzt zu haben — ferner pg. cot6 (= frz. couteau),
catal. eyna (mlat. aenea, inea, Kessel, danach das arab. Wort des Florentiner
Voc), cerro, exartia. eral (von era), und andere. Es ist hierbei mehrfach die
Übertragungsfolge lateinisch-arabisch-spanisch angenommen, welche nicht so
beispiellos ist wie man glauben könnte. In der That ist Rückübernehmung
romanisch-arabischer Lehnworte mehrfach eingetreten; ich führe hier nur
azufre an , das man ohne Weiteres im Supplement aux dictionnaires arabes
nachtragen darf. Um die Fälle zu unterscheiden mufs man aber die Laut-
gesetze kennen.
Das Gesagte wird ersehen lassen dafs wir hier, trotz der zahlreichen
Ausstellungen die auch noch nach anderen Richtungen hin zu machen wären,
ein stofflich wichtiges, dem Romanisten unentbehrliches Hilfsmittel vor uns
haben. Nur darf man nicht annehmen dafs Dozys Glossaire ersetzt sei ; auch
abgesehen von jenen ausführlichen gelehrten Einzeluntersuchpngen , die nicht
schlechthin kopiert werden durften. Nicht nur auch dafs vielfach die Fassung
hier schwächlich, dort überzeugend ist. Es sind mehrere Artikel ganz über-
sehen : alvarral, ataragar, azalato, cabaya, caftan. Anderwärts ist eine
falsche Etymologie gewährt, die richtigere Angabe Dozys nicht einmal bemerkt :
azarcon i. d. Bedeutung eines Geschirrs, pg. alfeizar, recua, garrafa. Die
Citate zeigen schwere Versehen. Defremery hatte jambette , das einigemale
vorkomme, von ganbia leiten wollen, Dozy kennt das Wort nicht, bemerkt
dafs es die Spanier jedenfalls aus Frankreich erhallen hätten , ist aber der
Erklärung nicht abgeneigt.' Eguilaz schreibt unter Jambete „v. Ganibete"' und
behauptet von diesem Defremery-Dozy hätten es von ganbta statt, wie Scheler,
von knifr leiten wollen. So wird für adutaque die von Dozy gegebene Ety-
mologie gegen denselben aufgestellt. Es berührt sich das schon mit jenen
Fällen in welchen auf Grund einer stillschweigend dem Supplement ent-
nommenen Berichtigung gegen das Glossaire polemisiert wird.- Diese stehen
ihrerseits im Zusammenhang mit einer höchst bedauerlichen Thatsache.
Eguilaz erhebt S. XIV gegen Engelmann und Dozy die Beschuldigung
diese hätten sich stillschweigend den gröfsten Teil der von ihren spanischen
Vorgängern gegebenen Etymologien angeeignet. Es ist das absurd. Engel-
mann hatte jene in dem Vorwort gewürdigt ; bei den einzelnen Artikeln citiert
er sie nur dann wenn ein sachlicher Anlafs gegeben ist. Er legt kein Gewicht
darauf dafs er selbst auch so manche ganz neue Zusammenstellungen bietet
und sucht den Wert seiner Arbeit allein in der erstmaligen methodischen
Sicherstellung der Ergebnisse. Dozy, wo er bemerkt dafs von E. etwas Rich-
tiges bei Marina oder Covarrubias übersehen war, weist ausdrücklich darauf
hin. Eguilaz nennt nun bei jeder auch noch so selbstverständlichen Etymo-
' Es gehört zu jambe, die Form ist rein französisch, und auch als Lehn-
wort müfste span. jambete stehen.
* z. B. entnahm Engelmann für Albihar dem \Vb. der Acadcmie eine
falsche Erklärung. Dozy berichtigt diese Suppl. I 121. Alles was dort ge-
sagt ist führt Eg. etwas umgestellt unter der schlcclit gewählten Form Abiar
gegen Dozy an, und hat dabei das kleine Mifsgeschick dafs er auch den
Druckfehler narcissus tagetta für tacetta mit abschreibt.
ZeU=olir. f rom. Plill.Xi.V. je
2 24 BESPRECHUNGEN. G. BAIST,
Rosal und Alix ; Guadix und Tamarid, auf welchen Covavrubias fufst, wurden
direkt benutzt; Covarrubias selbst und Marina haben eine kleine Nachlese
ergeben. Devic's Bearbeitung des französischen Materials bot weiteren Zu-
wachs. Dagegen sind Hyrtl, das Arabische und Hebräische in der Anatomie,
und manche kleinere hier und da zerstreute Beiträge nicht verwertet : kein Vor-
wurf für einen Gelehrten in Granada. Unter den neuen Worten sind solche
die von den Wörterbüchern gegeben werden und die der heutigen Sprache
geläufig sind, wie hato \ dessen germanische, dem Verf. unbekannte Ableitung
in Wegfall kommt, da es nur in Spanien heimisch ist. Andere sind aus
Büchern, aus gedruckten und ungedruckten Urkunden entnommen, wesentlich
örtlich bequem erreichbaren Quellen, einiges wohl im Zusammenhang mit der
neuesten Ausgabe des Diccionario der Academie. Der Zahl nach stehen hier
voran die einfachen Transscriptionen , die Dozy grundsätzlich ausschlofs,
welche aber ein gewisses Interesse beanspruchen. Das geringste die von
Reisenden gegebenen; sie sind nur ausnahmsweise für die Lautlehre ver-
wertbar, gehören an sich ins arabische Wörterbuch. Etwas mehr die in an-
dalusischen, maurische Dingen betreffenden Dokumenten, da hier und da
wenigstens die Möglichkeit eines thatsächlichen Übertritts in die Sprache ge-
geben ist.
Praktisch durchaus angemessen war die Aufnahme ausgesprochener
Arabismen einmal aus dem Archipreste de Hita und Cervantes, dann der
wissenschaftlichen Alfonsos X., welche sicher in gröfserer Anzahl, als bis jetzt
konstatiert ist, in die spätmittelalterliche Gelehrtensprache übergegangen sind.
Nur ist die Auswahl, so weit sie sich kontrolieren läfst, eine etwas undurch-
sichtig eklektische, auch vom subjektivsten Standpunkt aus. Es ist nicht
nur von Fällen abgesehen die vielleicht schwer, sondern auch von solchen
die leicht zu bestimmen waren, oder die von Devic und von Dozy im Sup-
plement bestimmt sind, die bei Clavijo, Marmol , Cervantes, Alfonso X.
vorliegen.
Die vermehrte varia lectio ist nicht kritisch gesichtet, eine Aufgabe die
ja füglich dem Romanisten von Fach überwiesen werden durfte; es kann in-
dessen nicht verschwiegen werden dafs die sehr unvollkommene Zusammen-
stellung unter dem nicht immer richtig gewählten Schlagwort, und die Ver-
nachlässigung der Rückweise bei der geringen Brauchbarkeit des Index jenem
die Aufgabe unnötig erschweren. Auch nicht dafs die Citate mehr den selb-
sleigenen Zettel, als die Wortgeschichte zu geben beabsichtigen. Auch so
bleibt es dankenswert dafs Eguilaz überhaupt gesammelt hat.
Die Beurteilung des Lautwandels war schon bei Dozy eine willkür-
lichere als bei Engelmann; hier liegt ein weiterer Rückschritt vor, mehr noch
in den Einzelartikeln als in der vorausgeschickten Darstellung der ,, euphoni-
schen" Umgestaltungen. Eine ausführliche Untersuchung dieses Teils der
spanischen Sprachgeschichte werde ich demnächst veröffentlichen, und damit
auch dem Orientalisten für die Zukunft seine Aufgabe erleichtern. Es ist hier
1 Von den zur Auswahl gegebenen Etymologien hazz, katCi und kati
ist nur die ersterc lautlich zulässig, zugleich aber vollständig befriedigend.
Eine Nachlese bleibt auch jetzt noch zu halten; ich führe nur an dafs sich
raza aus arab. 7-äs nachweisen läfst.
L. DE EGUILAZ Y JANGUAS, GLOSSAKIO ETYMOLOGICO. 2 25
Vieles auszumerzen. Zu tilgen sind ohne weitere Plrörterung als lateinisch
die Artikel valenc. (und catal.) mesell und die beiden coto — der Verfasser
scheint Diez nicht direkt benutzt zu haben — ferner pg. cotö (= frz. couteau),
catal. eytta (mlat. aenea, inea, Kessel, danach das arab. Wort des Florentiner
Voc), cerro, exartia, eral (von era), und andere. Es ist hierbei mehrfach die
Übertragungsfolge lateinisch-arabisch-spanisch angenommen, welche nicht so
beispiellos ist wie man glauben könnte. In der That ist Rückübernehmung
romanisch-arabischer Lehnworte mehrfach eingetreten ; ich führe hier nur
azufre an, das man ohne Weiteres im Supplement aux dictionnaires arabes
nachtragen darf. Um die Fälle zu unterscheiden mufs man aber die Laut-
gesetze kennen.
Das Gesagte wird ersehen lassen dafs wir hier, trotz der zahlreichen
Ausstellungen die auch noch nach anderen Richtungen hin zu machen wären,
ein stofflich wichtiges , dem Romanisten unentbehrliches Hilfsmittel vor uns
haben. Nur darf man nicht annehmen dafs Dozys Glossaire ersetzt sei ; auch
abgesehen von jenen ausführlichen gelehrten Einzeluntersuchpngen, die nicht
schlechthin kopiert werden durften. Nicht nur auch dafs vielfach die Fassung
hier schwächlich, dort überzeugend ist. Es sind mehrere Artikel ganz über-
sehen : alvarral, ataragar, azalato, cabaya, caftan. Anderwärts ist eine
falsche Etymologie gewährt, die richtigere Angabe Dozys nicht einnial bemerkt :
azarcon i. d. Bedeutung eines Geschirrs, pg. alfeizar, recua, garrafa. Die
Citate zeigen schwere Versehen. Defremery hatte jambette , das einigemale
vorkomme, von ganbta leiten wollen, Doxy kennt das Wort nicht, bemerkt
dafs es die Spanier jedenfalls aus Frankreich erhalten hätten, ist aber der
Erklärung nicht abgeneigt.' Eguilaz schreibt unter Jambete „v. GaHibete" und
behauptet von diesem Defr6mery-Dozy hätten es von ganbta statt, wie Scheler,
von knifr leiten wollen. So wird für adutaque die von Dozy gegebene Ety-
mologie gegen denselben aufgestellt. Es berührt sich das schon mit jenen
Fällen in welchen auf Grund einer stillschweigend dem Supplement ent-
nommenen Berichtigung gegen das Glossaire polemisiert wird.- Diese stehen
ihrerseits im Zusammenhang mit einer höchst bedauerlichen Thatsache.
Eguilaz erhebt S. XIV gegen Engelmann und Dozy die Beschuldigung
diese hätten sich stillschweigend den gröfsten Teil der von ihren spanischen
Vorgängern gegebenen Etymologien angeeignet. Es ist das absurd. Engel-
mann hatte jene in dem Vorwort gewürdigt; bei den einzelnen Artikeln citiert
er sie nur dann wenn ein sachlicher Anlafs gegeben ist. Er legt kein Gewicht
darauf dafs er selbst auch so manche ganz neue Zusammenstellungen bietet
und sucht den Wert seiner Arbeit allein in der erstmaligen methodischen
Sicherstellung der Plrgebnisse. Dozy, wo er bemerkt dafs von E. etwas Rich-
tiges bei Marina oder Covarrubias übersehen war, weist ausdrücklich darauf
hin. Eguilaz nennt nun bei jeder auch noch so selbstverständlichen Etymo-
' Es gehört zu jambe, die Form ist rein französisch, und auch als Lehn-
wort müfste Span, jambete stehen.
* z. B. entnahm Engelmann für Albihar dem \Vb. der Acadcmie eine
falsche Erklärung. Dozy berichtigt diese Sup])!. I lii. Alles was dort ge-
sagt ist rührt Eg. etwas umgestellt unter der schlecht gewählten Form Abiar
gegen Dozy an , und hat dabei das kleine Mifsgcschick dafs er auch den
Druckfehler narcissui tagetta für tacetta mit abschreibt.
Zelt»ohr. f rom. PUll.XlV. je
2 26 BESPRECHUNGEN. H. R. LANG,
logie die Namen sämtlicher Spanier welche sie gegeben haben mit Einschlufs
der vor ihm ganz unbekannten handschriftlichen Arbeiten, und schweigt dann
von dem Gloss. auch da wo er seine arabischen Belegstellen aus demselben
herausschreibt. Die Artikel bei welchen ein Autorname fehlt, sagt er, huenas
6 jnalas, son tnias. Das ist unwahr; über hundert solche kommen aus dem
Glossaire oder auch dem Supplement.
G. Baist.
Bibliothek spanischer Schriftsteller, herausgegeben von Dr. Adolf
Kressner. Leipzig, Rengersche Buchhandlung. Gebhardt & Wilisch.
1885— 1889. 8".
Diese Sammlung, von der bis jetzt acht Bändchen erschienen sind, ent-
haltend : I. Cervantes' Novelas ejemplares, II. Calderons La vida es sueno,
III. Fernan Caballero's Novelle Con mal y co?i bien d los tuyos te ten, IV
und VII. Siebenundzwanzig Kapitel des Do7i Quijote, V. Calderons El al-
calde de Zala?nea, VI. Hartzenbuschs Los amantes de Teruel, VIII. Lope de
Vega's La esclava de su galan, „verfolgt den Zweck, das deutsche Publikum
mit den hervorragendsten Erscheinungen der spanischen Litteratur in leicht
zugänglichen Ausgaben bekannt zu machen". Der Herausgeber scheint sich
die Lösung dieser Aufgabe nicht eben schwer gemacht zu haben. Die bio-
graphischen und einleitenden Bemerkungen berühren nur das Äufsere, und
zeugen, wie die Einleitung zu Calderons La -vida, nicht immer von selbstän-
diger Bearbeitung. (Vgl. Krenkel in der Vorrede zu seiner Ausgabe des
Alcade). In den Einleitungen zu Lope de Vega und Calderon hätte der
Leser wenigstens in Kürze auf die besondere Bedeutung, die das klassische
spanische Drama heute noch für uns hat, den Unterschied der zwischen den
beiden Hauptvertretern derselben in der Schilderung der damaligen spanischen
Gesellschaft etc. besteht, aufmerksam gemacht werden sollen. Der Kommentar,
der „dem Leser Anleitung zum Verständnis des Textes und zur richtigen Auf-
fassung der Gedanken geben und auf eine zutreffende Übersetzung hinweisen"
soll, verrät nicht genügende Vertrautheit mit dem spanischen Sprachgebrauch,
und versäumt zu oft die lexikaHsche sowohl als auch namentlich die Sach-
erklärung, die gerade bei den Dramatikern des 17. Jahrh. geboten war, deren
Werke so viele Anspielungen auf die Sitten und die gesellschaftlichen Ver-
hältnisse Spaniens enthalten. Auch wo der Dichter aus dem seinem Publikum
geläufigen Gedankenschatz schöpft, ist dem Leser von Wert zu wissen. La
esclava III 446 ff. wird auf das bekannte Sprüchwort quien calla, piedras
apana angespielt; Vida I 253 scheint die Erzählung vom Weisen unmittelbar
der Volkstradition entnommen zu sein; wenigstens lebt sie in einer jetzt noch
populären copla fort (cfr. Marin, Cantos pop. esp. IV 197); II 20 ft". bezieht
sich Calderon auf den Wunderglauben seiner Zeitgenossen, und 5 1 1 auf eine
allen Nationen geläufige Ansicht, die ihm in einem Kinderreim wie dem fol-
genden vorschweben mochte : Quien da , quien da , ä la gloria se va ; quien
da y quita, d la gloria maldita. Vgl. denselben Gedanken schon bei Plato,
Philebus 19 E ; Alcalde III 501 war die Bedeutung des Sprüchworts en Castüla
A. KRESSNEK, HIHLIOTHKK Sl'ANlSCHER SCHRIFTSTELLER. 227
el caballo lleva la silla durchaus zu erklären. Von andern Stellen, die ent-
weder gar nicht oder unrichtig erläutert worden sind, mögen nur noch fol-
gende hervorgehoben werden. Novclas ejetnplares p. 2 heifst es zu poca mas
edad: „Vor 7nas kann statt Adv. mucho und poco auch das gleichlautende
Adjektiv eintreten." Es findet hier einfach Attraktion durch das Geschlecht
des Subst. statt, die nicht auf mas beschränkt ist. Man vergl. noch Esteb.
Gonzalez (Riv. 33,293»): una poca de a^ua; Garduiia (ib.l76'>); luia poca de fruta
und so oft; p. 16: poner como nuevos nicht mifshandeln, sondern genauer „bis
auf die Haut plündern", ,,ganz entblöfsen"; p. 55 : Con la mano en la mejilla
eine jetzt nicht mehr gebräuchliche, aber dem älteren Spanischen geläufige
Redensart für ,, betrübt", die in keinem Wörterbuche sich findet, hätte erklärt
werden sollen; p. 70: piovano bedeutes nicht, wie es den Anschein hat,
„frommer Mann", sondern ist ein hier wohl angebrachter italienischer Aus-
druck für „Pfarrer". Vgl. pieve pi(e)viale. — Vida\ 16: Es mag in diesem
Falle angehen, arrugar al sol el ceno de su frente mit ,,der Sonne die Runzel
seiner (des Berges) Stirne entgegenfalten" zu verdeutschen, aber ceno bedeutet
in dieser Verbindung nicht „Runzel", sondern „Braue", wie ■ deutlich aus
folgenden Stellen hervorgeht : Este monte eminente Cuyo arrugado ceno, cuya
frente Es däzica coluna. L. Perez (Riv. 9,254c); Deste rüstico monte la espe-
sura, Cuyo ceno de robles coronado, Amenazö del sol la lumbre pura. Purg.
(Riv. 7,159c), sowie auch aus der noch heute geläufigen Redensart _/>-««<://- el
ceno, die Brauen zusammenziehen (Vgl. Engl, to knit the brow ; the brow of
a mountain). Damit stimmt auch Baists Ableitung (Rom. Forsch. I p. 134 — 5)
von (epijscynium, oxvviov AngQnhxzkWs; 55: 7>//«z'«ar hier nicht „beendigen",
sondern „wahrnehmen", „erkennen". Vgl. Lope, Dineros (Riv. 4i,68i^): Alli
apenas se termina un edificio ; 75: Der in galeote en pena enthaltene Aber-
glaube bedurfte der Erklärung; II 514: Hier war zu bemerken, dafs das Be-
ziehungswort zu lo aus dem vorhergehenden el dar zu ergänzen ist. Vgl.
z, B. P. del Cid v. 2950: Tienes (el Cid) por desondrado, mas la vuestra (sc.
desonra) es mayor; 935: Quien in Bezug auf Sachen gebraucht ist nichts un-
gewöhnliches in der Sprache des 17. Jahrh., war übrigens schon I 446 zu be-
achten; 952: Restado, schon zu Calderons Zeiten seltene Nebenform von ar-
restado entschlossen, kühn, durfte nicht unerklärt bleiben; III 176: Die
Redensart al mejor tiempo, jetzt veraltet und in keinem Wörterbuch zu finden,
war zu übersetzen (= heutigem d lo mejor); 802: Der Vorschlag, toca nach
al arma zu lesen, rührt von Krenkel her, und mufste diesem zuerkannt wer-
den. — Amantes de Teruel p. 4: Tietnpo hace ya nicht = /öco Äa, sondern:
vor geraumer Zeit. — Con mal p. 5 1 : Rogar por las almas ist nicht :=^ r.
para 1. a. — Alcalde II 823 ff. : Guardar in diesem bekannten Sprüchwort be-
deutet „retten", nicht „aufbewahren". Vgl. das Wortspiel darauf Encanto
(Riv. 12,1251): La gala del nadar en tö ixxd perder la ropa; III 600 ff. war
die in der Stelle enthaltene Anspielung auf die Folter zu erklären. Vgl. 979 ;
695 wird solicita wohl aus Versehen falsch durch ,, gelingt" wiedergegeben;
881 bedeutet qu^ mds se me da nicht: was wird es mir denn verdacht, son-
dern wie gewöhnlich : was mache ich mir denn daraus. — Esclava I 34 be-
deutet el centro frio ebensowenig als V'ida I 1 50 ,,das Herz", sondern „das
kalte Element". Vgl. die Redensart estar en su centro, in seinem Elemente
sein; II 428: Ase serd justo empleo ,,so wirds schon recht sein, dafs mau
15*
230 BESPRECHUNGEN. W. RUROW,
zwar zu den Spottliedein auf die Männer; 568 zu III 2; 569 f. sind Liebes-
beschwörungen; 571 Liebesgespräch; 572 f. Segen und Verwünschung, beide
allgemein gehalten, also zu den spruchartigen "Hören , wenigstens 572; 573
pafst dem Tone nach besser zu den Beschwörungen.
Ohne auf IV und V einzugehen, eilen wir nun zum zweiten Hauptteil,
den Tanzliedern, und lassen alle Bedenken beiseite, die gegen diese ganze
Einteilung , welche nicht auf dem Wesen der Lieder, sondern nur auf ihrer
Verwendung beruht, zu erheben wären. Sie zerfallen in: I. scherzende,
II. spottende, und diese wieder in i. solche gegen die Weiber, 2. gegen die
Männer. Nun gehören aber verschiedene weder zu I noch zu II, so die sehr
ernstgemeinten Liebesklagen 77, 84 u. a. Man müsste diese also — wenn
man sie nicht zu den Doinen gleiches Tones und Inhaltes rechnen will —
für sich nehmen. Alecsandri teilt (S. 323 seiner Sammlung) die Tanzlieder in
solche, die von allen oder doch mehreren Teilnehmern, und in solche, die
von einem gewöhnlich aus dem Stegreif gesungen werden, also Tanzreime, in
Süddeutschland Schnadahüpfl genannt. Dies würde also mit obiger Ein-
teilung ungelähr zusammentreffen , da die eigentlichen Tanz- (nämlich Chor-)
lieder unseres Wissens sämtlich von Liebe handeln, denen also der gröfste
Teil der Hören unserer Sammlung als Tanzreime gegenüber zu stellen wären.
Unter den scherzenden (I) wären wieder die von Liebe handelnden besonders
zu nehmen — bezw. mit den Doinen gleichen Inhalts I 8 zusammenzuordnen —
die übrigen handeln vom Wein , Gesang und Lebenslust überhaupt. — Die
spottenden gegen die Weiber (II i) würden sich nach den gerügten Fehlern
weiter einteilen lassen in Spott über 1. Faulheit; 2. Trunk-, Putz- und Hab-
sucht, l^urz Hang zur Schwelgerei ; 3. Käuflichkeit (nur 273), 4. körperliche
Mängel /besonders der Reichen) und 5. Alter. An den Männern werden
namentlich Ungeschick , Trunksucht und Gewaltthätigkeit getadelt. 6. ist
Selbstironie, 188 verspottet die Alten, also nicht scherzend.
Von den „Verschiedenen" gehen 337 auf die Schwiegermutter ; 338 f.
auf alte Weiber; 340 auf den verliebten Alten; 341 — 354 gegen den Küster
und besonders den Popen und die Seinen , 342 und 345 bekommen auch
Richter und Schulze ihr Teil. 355 — 358 werden einzelne Ortschaften ver-
spottet. 359 die Zigeuner, 360 die Deutschen. 361 ist ein passender Schlufs,
obwohl nicht spottend, sondern scherzhaft :
Ich hab' euch gesungen ; mir machts kein Beschwer ;
Und wenn ihr noch mehr wollt, so sing' ich noch mehr!
Der dritte Hauptteil oder Anhang, wie man will, enthält: i — 4 er-
zählende Dichtungen, 5 und 6, wie oben schon gesagt, lyrisch-erzählende, zu
denen man auch 8 , gleichfalls Gespräch , stellen kann ; doch ist dies mehr
lyrisch. 7 ist eine B'abel, 9 und 10 Colinden oder Weihnachtslieder, Legende
oder Heiligensage mit Bitten am Schlufs. 11 endlich ist ein Trinkspruch
mit einem Rätsel.
Dafs sich von den Balladen oder rein erzählenden Dichtungen, die den
Hauptteil des Alecsandri ausmachen und auch sonst in grofser Zahl gesammelt
sind, hier nur 4 finden, entschuldigen die Herausgeber erstens damit, dafs die
andern nicht vollständig überliefert waren. Aber einmal ist es sehr schwer,
wenn überhaupt möglich , zu entscheiden , ob eine erzählende Volksdichtung
vollständig ist oder nicht — sofern man nie wcifs, ob sie überhaupt zu einem
U. lARNIK SI BAKSEANU, DOINE SI STIGATURI DIN ARDEAL. 23 I
abgeschlossenen Ganzen gediehen ist — und sodann oder eben drum sind
hier auch Bruchstücke von Wert, für den Genicfsenden und in noch höherem
Mafse für den Forscher, der vielleicht irgendwo das Fehlende findet. Zweitens
sollen die vollständigen Balladen gröfslenteils schon gedruckten zu sehr ge-
glichen haben. Aber ist dasselbe nicht auch bei vielen Stücken aus den
ersten beiden Hauptteilen der Fall? Wenn wir uns der Kürze wegen auf
Alecsandri beschränken , so finden wir teils fast wörtliche , teils wenigstens
wesentliche Übereinstimmung zwischen Doinen: i und AI. Do. 18; 7 Anfang
und AI. Höre 36; lO Ende und AI. Ho. 10, v. 3 f.; 14 und AI. Ho. 43; 33
und AI. Do. 66; 65 und AI. Do. 63 Anf.; 99 s. AI. S. 47 u. 383; 112 Ende und AI.
Do. 116 Anf.; 139 Anf. u. A. Do. 69, 144 ist wesentlich der Schlufs von 146;
174 ein Teil von AI. Do. 37, vgl. A. Bessarabische Lieder 7. 204 s. AI. Anh. i
Ende; 216 und AI. Do. 65 mit geringer Abweichung; 244 Anf. und Ende und
A. Höre 19 : 264 und AI. Do. 24, der Schlufs ist aus 207 gekürzt ; 270 Anf. und
A. Bessarab. Lieder 14; 273 Anf. scheint auch schon vorgekommen zu sein,
doch konnte ich es nicht wiederfinden. 295 und A. Ho. 37 Anf. 328 und A.
Do. 67 Ende; 339 = 437 Anf. und 326,2 — 4; 371 und Bessar. Lieder 5; 387
ausgeführter als A. Do. 70 und Bessar. Lieder 8 ; 390 und A. Do. 69 ; 396
vgl. 412 und AI. Anhang l; 426 Anf. zu ergänzen aus AI. Do. 6 Anf. 448
vgl- 390 und AI. Do. 69. 568 ausgeführter als das Lied, das AI. zu Bai. 17
als siebenb. anführt. 576 und A. Do. 26 Anf. 605 und A. Do. 58 vgl. 634 f.;
628 Anf. vgl. A. Do. 72.
Auch mit anderen Sammelwerken finden sich Berührungen, so 512 wie
Dorul tinerimei S. 128, nur mit anderem Schlufs.
Tanzlieder 14 und AI. Do. 74 Anf, 151 vgl. AI. Ho. 5 Anf. 223 vgl.
117; 246 und A. Ho. 40, die länger ist. 308 vgl. A. Ho. 48; 311 kürzer als
A. Do. 71 (v. 22 f.). 340 und A. Ho. Vorwort.
Im dritten Hauptteil findet sich nur 2, v. 68 ff. = Al. Bai. 26, IV 19 ff.
Wir haben noch eine Menge Stellen angemerkt, wo i, 2 oder mehr
Verse sich in übrigens verschiedenen Gedichten finden ; aber es würde zu
weit führen, sie alle aufzuzählen und mufs daher einem gröfseren Werke vor-
behalten bleiben , worin wir die rum. Volksdichtung mit besonderer Rück-
sicht auf ihre Quellen zu behandeln gedenken.
Soviel über Einteilung und Auswahl der Lieder, woran beide Heraus-
geber in gleichem Mafse beteiligt sind ; wir wollen nun das besprechen , was
aufserdem jeder besonders beigesteuert hat. Von Bärseanu rühren die sach-
lichen Erläuterungen her, sowohl die am Schlufs der Hauptteile abgedruckten,
als die, welche Jarnik im Wörterbuche bringt.
Sie sind durchweg dankenswert, besonders für den Fremden, wie sich
von selbst versteht; auch der weniger mit dem rum. Volksleben Vertraute
wird kaum eine weitere Erklärung nötig haben. Wir hätten nur zu bemerken,
dafs die Erzbrücken, die nach der 67. Anm. zu den Doinen das Jenseits sind,
richtiger als der Übergang zu demselben zu bezeichnen wären, wie ja auch
da steht: An der kupfernen Brücke wird meine Seele Rechenschaft geben
(Doine 382), ehe sie nämlich in den Himmel kommt. Die 3 Brücken (von
Kupfer, Silber und endlich Gold, auch Silber, Gold und Edelstein, Fundcscu
2, vgl. Ispir. 21) finden sich z. B. im 3. Märchen der Sammlung Fundescus,
im 2. der Ispircscus , im 13. der Kremnil/., und nocli jetzt breiten die Ru-
2^2 BESPRECHUNGEN. W, RUDOW,
mänen Tücher aus , über welche die Leiche getragen wird, und nennen dies
a face podtirl , Brücken bauen — einer ihrer uralt heidnischen, weil ver-
breiteten Bräuche. Kremnitz 20 treten an Stelle der Brücken Kupfer-, Silber-
und Goldwald, schliefslich aber ein Edelsteinstrom, über den eine unüber-
schreitbare Brücke führt. Ispir. 22 ein Garten mit einer Kupfermauer, dann
Silber-, Gold- und Edelsteinwald u. s. w. In den Märchen des Westens
findet sich ähnliches genug; vgl. noch Meyer, Indogerm. Mythen I 150, die
Höllenbrücke des Koran, Sure l, Saxo Grammaticus u. s. w.
Der Ursprung dieser Anschauung ist also rein mythisch oder dichterisch ;
die Unterscheidung nach den Erzen scheint dagegen auch auf priesterlichem
Brauch zu beruhen Avie der Totenpfennig : je näher dem Grabe und dem Toten-
richter, desto gröfser die Furcht und demnach desto wertvoller das Opfer.
Dies beiläufig. Aufserdem scheint die letzte Anmerkung zu den Tanz-
liedern verfehlt. No. 360 heifst: ,, Soviel Hanse mit grofsen Schuhen, soviele
Räuber; soviele Menschen aus dem Walde, lauter gute Gesellen." In der
Erklärung steht nun , die Rumänen hätten einen Hans (Sachsen) bewogen
aus Furcht mitzutanzen und obige Verse in schlechtem Rumänisch zu singen.
Man sieht nicht ein, warum der Sachse den Rumänen so fürchten soll, dafs
er dessen Hansnarr wird. Die Verse scheinen vielmehr ein Spottlied der
Unterdrückten, auf denen ja die Faust der Deutschen schwer gelastet hat, s.
m. „Rum. Volkslieder" S. XX f.
Soviel von Bärseanu ; nun zu Jarniks Wörterbuch. Über die Not-
wendigkeit des Wiederabdrucks der Stellen in einem Sonderwörterbuch , das
seinen Quellen angeheftet ist , kann man streiten : der Verf. selbst begründet
diese Fälle halb entschuldigend mit den Worten König Karls: Das Über-
flüssige schadet nicht! auf S. VIII und IX seines Vorworts, nachdem er S. VII
auf den Nutzen hingewiesen , den die Anführung der Wörter in ihrer Ver-
bindung mit andern dem Forscher bietet. Die äufserste Sorgfalt der Aus-
führung bedarf keines Lobes; sie spricht für sich, und man ist sie vom Ver-
fasser des Wörterverzeichnisses zu Diez nicht anderes gewohnt. Nicht also
um irgend eine Ausstellung zu begründen , sondern nur um zu zeigen , dafs
wir das Werk gelesen , wollen wir bemerken dafs sest für seziit und andere
dgl. Formen, die hier ebenso häufig wie der Schriftsprache fremd sind, hätten
besonders aufgeführt werden können, zur Erleichterung für den Anfänger:
und dafs bei hasna die Verweisung auf Cihac fehlt; er hat es nur unter der
Form hazna, s. den türk. Teil. Im übrigen ersparen diese Verweisungen zwar
viel Nachschlagen , doch scheint Verf. zu bescheiden, sofern er nicht gewagt
hat auch nur einen der zahlreichen Irrtümer Cihacs, die ihm nach S. XI nicht
unbekannt sind, zu berichtigen oder bei den Wörtern, die dieser nicht hat,
eine Erklärung zu versuchen. Deutschen inbesondere hätte die Erlernung der
auch hier zahlreichen slavischen Wörter durch Hinweis auf Verwandtes oder
Bekanntes vielfach erleichtert werden können. So bogat, vgl. bog Gott in
Jüterbog, eig. Oster- oder Frühgott; gornic, vgl. Tschernagora (Montenegro)
und viele Ortsnamen in Deutschland; Gören, Görike u. s. w. trosc, polnisch
trzaszkac, Dreschen u. s. w.
Das beiläufig ; solche Kleinigkeiten können das Verdienst der sorg-
fältigen Ausführung nicht schmälern. In einem Punkte scheint uns die Ge-
nauigkeit sogar übertrieben : dafs nämlich auch die Abweichungen der Schreib-
U. lARNIK SI BARSEANU, DOINE SI STRIGATURI DIN ARDEAL. 2;^^
weise beibehalten sind. Wären die Gedichte von den Verfassern nieder-
geschrieben , so hätte man nichts dagegen einwenden können ; den Schülern
gegenüber, welche die Sachen aufgezeichnet haben , scheint diese Rücksicht
nicht angebracht. Die von den ConvorbirT literare und ihrem Anhange be-
folgte lautgetreue Rechtschreibung wird schliefslich den Sieg erringen , und
um so eher, je mehr sie angewandt wird. Unseres Erachtens hätte dies im
vorliegenden Werke geschehen können, ohne dafs irgend jemand dadurch be-
einträchtigt würde — selbst die Akademie.
Ebenso wie hier erweist sich das gute Alte als siegreich gegenüber dem
besseren Neuen in dem Brauche der bucureschter Akademie, die Druck-
bogen der von ihr herausgegebenen Werke durch eines ihrer Mitglieder
durchsehen zu lassen, statt wenn nicht allein, so doch nebenbei vom Ver-
fasser, wie Jarnik es S. X mit Recht als wünschenswert bezeichnet. Eine
Menge Druckfehler wäre dadurch vermieden, die Jarnik mit gewohnter Sorg-
falt z. T. im Wörterbuch am Schlüsse verbessert. Nur wenig hat er übersehen :
S. II, Z. 2 von unten mufs es heifsen truful statt timpul. S. 29, Z, 5 von
unten m'ai statt mal, wie öfter. S. 199 CD XXVI statt CDX. S. 301 Z. 3
busiiioc. S. 332, Anm. 16 intrebuinfatä statt interb. S. 472 unten: ve ve(i
supera — wenn ve nicht etwa in der Handschrift fehlte. S. 507, Z. 2 chin
statt chiu. S. 514, v. 9 Cräciun statt Cärc. Endlich soll es 415 unten und
S. 416, Z. 2 ochinci statt des gleichbedeutenden ochü heifsen; das Wort war
uns unbekannt, fehlt auch im Wörterbuch. S. 97, Z. 17 1. säruta u. s. f.
Somit hätten wir über die Arbeit der Herausgeber genug geredet und
könnten über die Lieder selbst wenigstens noch einige Worte beifügen. Die
Berührungen mit fremden Liedern wollen wir beiseite lassen und nur Proben
geben. Die Wahl macht Qual: fast jedes Lied ist in seiner Art vollendet.
Vielleicht das am tiefsten empfundene ist die 146. Doine, wo das Mädchen
zunächst wie im slavischen Volksliede des Jünglings Kleid (Gürtel und Feder)
werden will; dann aber noch hingebender seine Leuchte, um sich für ihn zu
verzehren.
Kürzer, doch nicht minder rührend ist 336:
In dem Teich auf freiem Felde, Über den die Weide hängt.
Hat ein Mädchen sich ertränkt ;
Rote Schuhe an den Füfsen, Bis zum Gurt ihr Goldhaar reicht,
Keine ihr an Schönheit gleicht.
Sprich mir nicht davon — ich weifs es! Denn in Zucht und Ehren war
Sie mein Lieb ein ganzes Jahr,
Was sie in den Tod getrieben, ist nicht gesagt; nur aus „Zucht und
Ehren" können wir Untreue und Reue darüber als Grund ihrer That ahnen.
Aber gerade dieses Geheimnisvolle ergreift um so tiefer, und wir bemitleiden
sie wie ihren braven Liebhaber. Wer das Lied einmal gelesen oder gehört,
der wird die malerischen roten Schuhe und das goldene Haar nicht ver-
gessen.
Von solchen Liedern gilt 446:
Wer die Doina sich ersann, War betrübt, ob Weib, ob Mann,
Dem, der sich die Doina sang. Tief ein Leid das Herz durchdrang.
Wer die Doina sich erfand, Ach ! dem war das Herz verbrannt,
Wie auch ich's an mir empfand!
234 BESPRECHUNGEN. W. RUDOW,
Die Kehrseite des Bildes bieten die Tanzlieder. Wie witzig, sinnlich
und dennoch unanstöfsig ist 21 (vgl. Weber, Demokritos, Über das Naive):
Liebchen hat mich sehr erfreut :
Schweinerippchen briet sie heut ;
Hab' sie drauf mit Wein begossen.
Auch mein Schatz ist froh und satt;
Denn sie afs mit mir und hat
Dann noch Fleisch von mir genossen.
Eine ebenso schöne und feine Sinnlichkeit herrscht in 69, 70, 71 und
andern. Wir wollen nicht mehr verraten, sondern mit dem Wunsche schliefsen,
dafs auch unsere Landsleute den Dank , den sowohl Sammler wie Heraus-
geber dieser Schätze in so reichem Mafse verdient haben, dadurch abtragen,
dafs sie das Werk lesen; sie können sich auf keine leichtere und angenehmere
Weise mit dem Rumänischen vertraut machen.
Bei dem zweiten ebenfalls sehr sorgsamen und reichhaltigen Werke
können und müssen wir uns kürzer fassen. Die gewöhnlichste Form der von
Marian selbst gesammelten Zaubersprüche ist diese :
N. N. ging aus , frisch und gesund , da wurde er krank und flehte um
Heilung. Aber niemand hört ihn als die Mutter Gottes, die ihn fragt. Da-
rauf erzählt er in fast denselben Worten wie vorher sein Unglück und wird
erhört. Stehend sind hier (doch auch sonst) die Wendungen : s'o sinecat, j'o
manecat. Ersteres erklärt der Hrsg. für unsicher (S. 7). Sinecat = silit
scheint uns Volksableitung; S. 218 steht daneben ; j'o suflecat; hat die Ärmel
aufgestülpt. Auch die folgenden Ausdrücke des Klagens stimmen oft überein ;
ganz stehend ist wieder das wunderschöne : Cu glas mare pdnä'n ceriu, cu
lacrimi pdnä'n pament (mit lauter Stimme bis zum Himmel, mit Thränen bis
zur Erde) und das folgende: niemand sah ihn, niemand hörte ihn u. s. w.
Dieser Art sind, l, 6, 7 m, 11, 12 11, 13, 17, 2211,111 (bes. ausführlich), 261 —
m, 28 V. In der Ichform (ich ging u. s. w.): 5, 16, 25 11. — Ähnlich 28, nur
ohne Maria. Dagegen bescliwört sie 23 die bösen Geister (mit schöner Ein-
leitung) vgl. 28 III und die erste der Beschwörungen Saulescus.
Aufserdem wird die Heilung erbeten oder es werden vielmehr be-
schworen: 2 9 Jungfrauen.
21 II die 3 Sonnenschwestern, 111 die 3 Mäherinnen.
9 9 Wölfe, vgl. Saulescu 8 die 9 Hindinnen.
19 u 9 Morgenröten, vgl. die 9 Störche, die Geschwülste entführt haben,
zu 151. 191, 2411 Cosma Damin; s. Gaster, literatura popularä; 141 endlich
soll das Wasser den Zauber abspülen.
Umgekehrt werden 221 die 9 bösen Elfen gescheucht, 28 11 — iv Borsa
der Alte, Schwarzlippe, Schwarzfliege und der Waldmann, die Krankheits-
bringer.
Endlich heilst man die Krankheit selbst gehen oder heilen : 3, 4, 7 1 u.
II, 8, 10, 151, 18, 191, 20 mit eigentüml. Erzählung, 211, 271, rv, v mit Er-
zählung, 28 II, 29, 31, 241, 251.
Besonders merkwürdig ist noch der Eingang von 15111: Samca (sonst
böser Geist) hatte 9 Söhne ; sie sterben : also möge die Krankheit vergehen.
F. MARIAN, DESCANTECE POPOKANE ROMANE. 235
Auf den reichen mythischen Gehall können wir hier nur hinweisen ; ihn
erschöpfend zu behandeln, würde allein ein Buch erfordern. So S. 79 ein
Donnergott, S. 100 die ganze Gesellschaft aus den Märchen: Krüppel (sonst
Däumling) Langbart, Drache, Drachin u. s. w., S. 114 eiserner, S. 252 weifser
Vogel , der die Krankheit fressen soll. S. 242 tV. der Waldmann und seine
Sippe entspricht völlig den Ghandarven u. s. w. s. Meyer, indogermanische
Mythen I. S. 268 die Fee Morgane, hier Märgälina genannt, mit ihren beiden
Gelährtinnen u. s. w. Das meiste ist von anderswoher bekannt, nicht weniges
aber fanden wir hier zum erstenmale , so Samen, ein böser Geist, vgl. poln.
samiec, samca Männchen , jedoch mit anderer Endung, worüber später mehr.
Ganz ähnlichen Inhalts wie diese von Marian selbst gesammelten sind
die folgenden Zaubersprüche, die aus Saulescus Nachlafs stammen ; aufserdem
aber findet sich manches eigentümliche: 9 Liebeszauberspruch, 10 Gebet an
den hl. Nicita als Schutzgeist, li f. Regengebet, entsprechend dem slawischen
Brauche der Dodola (Regenmädchen), s. Schwende, Mythologie der Slawen
(Aberglaube und Gebräuche).
Dasselbe gilt von der dritten Abteilung, den siebenbürgischen Beschwö-
rungen. Bemerkenswert sind hier S. 331 die 9 Heldinnen, die mit Lanze und
Pfeil den Kranken verwundet haben; S. 339 heifsen sie die Schönen, S. 341
die Wald- oder Feldmädchen. Sie erinnern an die nordischen Walküren,
wie die 9 heilenden Jungfrauen (s. o.) an Friggs 9 Begleiterinnen im Fiöl-
swinnsmal der Edda. Letzteren entsprechen S. 347 die 9 Brüder, die statt
des Paradiesbaumes die Krankheit ausroden sollen. — Mehr als alles dieses
aber interessiert uns der Pleilspruch S. 345 : Es ging Gott mit Petrus auf dem
Wege bis zum grofsen Wasser. Gott ging hinüber, Petrus konnte nicht.
„Geh, Peter!" „Ich kann nicht, Herr! Mein Rofs ist gestrauchelt, N.'s
Hand ist verrenkt!" — „Besprich es, Peter! — „Ich kann nicht, Herr!"
Sprich wie ich dich lehre: „So füge sich die Hand wie der Zigeuner (;=
Schmied) das Eisen schmiedet". Wer denkt da nicht an den Merseburger
Heilspruch (S. Mannhardt, German. Mythen 69 ff.). So knüpft sich das
Fernste an das Nächste, der vergleichenden Volkskunde eröffnet sich hier ein
schier unabsehbares Gebiet, das dem der es bearbeiten will, die reichsten
Früchte verspricht — nicht zu reden von der Sprachwissenschaft, für die- hier
noch ein Scherflein : a se frasui wehklagen, S. 208 , ist poln.y>(z^///V be-
kümmern, versuchen.
VV. Rudow.
M. Schwarzfeld, Poesiile populäre Coleclia Alecsandri sau cum
trebue culese si publicate canticele populäre. Jasi 1889.
Schw. weist zunächst darauf hin, dafs das Werk Alecsandris bisher nur
vom künstlerischen Gesichtspunkt beurteilt sei, und will dem gegenüber auch
den wissenschaftlichen zur Geltung bringen, worauf es wegen seiner Wichtig-
keit als Quelle unserer Kenntnis der Denk- und Empfindungsweise, sowie der
Sprache und selbst Geschichte des Volkes Anspruch habe.
Indem er die letzte Ausgabe von 1866 mit den früheren oder mit Alec-
sandris Quellen vergleicht, lliidet er an jener hauptsächlich auszusetzen, dafs
236 BESPRECHUNGEN. W. RUDOW,
sie eine Menge willkürlicher Änderungen enthält, von denen kaum ein Gedicht
verschont geblieben zu sein scheine. Diese Änderungen lassen sich folgender-
mafsen^einteilen :
I. Viele Lieder sind fast völlig umgestaltet.
Zur 56. Doina bemerkt Seh. : Die Abneigung gegen den Heeresdienst
(bei den Ungarn) habe sich hier in ein unaussprechliches Vergnügen am Dienst
im rumänischen Heere verwandelt, und in einen Hafs gegen die Fremden,
der heute Mode sei.
Aber letzterer findet sich, und sogar erklärt, auch sonst, so Bärseanu und
Jarnik, Doine 596, 613, 639, und 637 drückt sogar Freude am Dienste aus.
614 ist übrigens v. 9 — 12 des Liedes bei Alecsandri (Ausgabe v. 1855), der
Fall würde also unter 3 gehören. Doch dies beiläufig: jedenfalls hat Alecs.
wenn überhaupt — denn wer steht dafür, dafs ihm nicht andere Über-
lieferugen zu Gehör gekommen sind? — im Sinne des Volkes geändert.
Geradezu unverständig ist der Spott, dafs der Rumäne nur nach Alecs. Rosen
und Veilchen liebte, s. Jarnik a. a. O. Doina 142; „Viorica, viorea, mdndra",
564 : döi bujorJ si döl baditi, vgl. den häufigen Eigennamen Bujor. Ebenso
wird der Rumäne nicht nur von der Mutter, sondern sogar von der Liebenden
„viteaz" u. dgl. genannt, s. a. a. O. 492, 627.
Dagegen mufs man gestehen, dafs der Schlufs, den Alecs. der 40. und
der 76.1 Doine hinzugefügt hat, nicht recht volksmäfsig klingt, was weniger
von 57 gilt. Zu Doine 72 (deren ursprüngliche Fassung sich auch Jarnik 628
findet) fragt Schw. angesichts der grofsrumänischen Gedanken, die Alecs. hin-
eingelegt hat , was weils der Bauer davon ?
Den Schlufs der 7. Doine erklärt Schw. für handgreiflich unvolkstüm-
lich, weil „chauvinistisch"; ich freue mich, dafs ich mit derselben Ansicht,
die ich S. XXHI der „Rum. Volkslieder" geäufsert , recht gehabt , obgleich
ich von diesen Überarbeitungen nichts ahnte. Doch ist andererseits nicht zu
leugnen , dafs es Räuber gegeben hat auch aufser Karl Moor, die mit dem
Armen teilten, so der bairische Hiesel ; und die Liebe des Volkes zu solchen
begreift sich wohl.
Das folgende, 37. Höre, scheint wieder nicht hierher zu gehören ; denn
Alecs. hat den Schlufs nicht fortgelassen, sondern als selbständiges Lied da-
hinter abgedruckt, nur im Anfang leicht geändert, sodafs die Aufforderung
zum Ehebruch, genauer zu seiner Entschuldigung fortfällt. Schw. wirft auch
hier AI. wieder Schönfärberei vor, schwerlich mit Recht, vgl. 32. Höre u. a.
Man sieht, die „völlige Umgestaltung" beschränkt sich im wesentlichen
darauf, dafs Alecs. den vaterländischen Gedanken einigemale schärfer zum
Ausdruck gebracht hat.
Wir sind auf diesen schwersten Vorwurf näher eingegangen , um den
Leser selbst urteilen zu lassen ; bei den folgenden können wir uns kürzer
fassen.
2. Alecs. hat viele überflüssige Zusätze gemacht.
3. Er hat grundlos mehrere Gedichte zusammengeschweifst. Was
' Die drittletzte Zeile hat statt des sinnlosen cu gandul nach unserer
Ausgabe ca g., was ein freilich wenig geschmackvoller Anklang an die Mär-
chen ist.
M. SCHWARZFELD, POESIILE POPULÄRE COLECTIA ALECSANDRL 237
übrigens Doine 74 fehlt, findet sich 54, Anfang. Dieser Punkt ist besonders
schwierig; wir können hier nicht näher darauf eingehen.
4. Er hat Stellen ausgelassen, die keine Wiederholungen sind.
5. Er hat ganze Sätze und einzelne Wörter geändert, keineswegs zum
Vorteil des dichterischen Wertes.
a) den Sinn.
Der Zweck war übrigens oft, Derbheiten zu mildern; und in der An-
führung der 22. Doine fehlt v. 8. Ebenda zmei statt miei kehrt allerdings den
Sinn um, doch findet jenes sich oft in dem Märchen als Bild der Tapferkeit.
Auch Doine 12, „des Busens Blume" findet sich Fundescu S. 22.
b) Eigen- und Sammelnamen , worauf schon Densuschian hingewiesen,
öfter wieder im vaterländischen Sinn.
c) Auf Tracht und Bräuche des Volkes Bezügliches.
d) Einzelne Wörter, vereinzelt völlig unbekannte.
e) Selbst Binde-, Verhältnis-, Umstands- und Fürwörter (Partikeln).
f) Kürzung und Erweiterung im allgemeinen. Besonders sind Eigen-
schaftswörter gehäuft, was das Volk nicht liebt.
g) Ganz zwecklose Änderungen.
6. Er hat Verse eingeschoben um Anmerkungen dazu machen zu können.
So an den Vers vom luda blestemat die Bemerkung, dafs die Juden das Volk
durch den Brantwein zu Grunde richteten.
Diese Beschuldigung sucht Schw. durch die Behauptung zu widerlegen,
die Volksdichtung selbst urteilte über die Juden nirgends unvorteilhaft. In-
dessen ist das aufscr in dem Märchen Ispirescus auch im 4. Fundescus der
Fall, wo der Jude das todbringende (Nessos)-IIemd verkauft (S. 52); aber
was gehen uns heute die alten Märchen an? Schw. kennt Ghicas Briefe (vgl.
S. 38). Nach S. XII derselben gab es vor 1830 so gut wie keine Juden im
Lande , nur wenige Hausierer — ganz erklärlich , weil die Griechen dort
herrschten, neben denen kein anderes Handelsvolk aufkommt. Nachdem aber
die griechische Herrschaft gebrochen und Rufsland wie Österreich die Juden
zum Heeresdienste heranzuziehen angefangen hatten, begann die jüdische
„Überschwemmung", deren Druck Ghica im 20. Briefe mit sehr beweiskräf-
tigen Zahlen schildert , wie schon C. Negruzzi in seinen ' Briefen hierüber
klagt (29).
Die neuere Volksdichtung stimmt mit ein , so heifst es in Dorul tine-
rimei S. 251 in „Criza de batü" : Die Beamten diskontieren ihr Gehalt aufs
dritte Jahr, Und die Juden spekulieren . . . Ähnlich S. 260 : Es bleibt nichts
als die Gehaltsanweisungen den Juden zu vcrpflinden u. s. w. u. s. w. Wir
würden hierauf nicht näher eingegangen sein, wenn es nicht nötig gewesen
wäre, einmal zur Steuer der Wahrheit, sodann, um begreiflich zu machen,
wie Schw. den angesehensten Dichter seines Volkes — ich meine der Rumänen,
nicht der Juden — mit so unerhörten Schmähungen hat überhäufen können,
wie es in diesem Werke geschieht, Alecs. hat hier wie sonst die Stimmung
des Volkes nicht gefälscht, sondern ihr vielmehr nur Ausdruck verliehen, man
könnte seinem Gegner den Vorwurf der Fälschung mit mindestens gleichem
Rechte zurückgeben. Wenn er im folgenden, bei Doine 16 f. wenig Urteil
zeigt, so teilt er diesen Mangel mit den gröfsten Dichtern wie Byron ; wenn
er meint, die Märchen könnten früher gereimt gewesen sein, so ist das ebenso
238 BESPRECHUNGEN. \V. RUDOW,
gut möglich wie bei der Mär vom hüriiin Siegfried, vgl. die chansons de geste
in der „bibliotheque bleue"; ehe wir ihm endlich einen Vorwurf daraus
machten, geschichtliche Namen eingetragen zu' haben, müfsten wir erst genau
wissen, ob er dies wirklich aus sich selbst gethan.
7. In den erzählenden Dichtungen hat Alecs. geändert, obgleich er ihnen
hohen geschichtlichen Wert beimifst.
Allerdings, aber die Änderungen sind durchweg unerheblich, meist Aus-
lassungen; nur S. 52 f. ist das r in Zorila nebst etlichen Nam.en fortgefallen;
63 f. sind die Lesi (Polen) in Litfeni (eig. Littauer) geändert. Auch scheint
es übertrieben , dafs ein Vers , der eine Schilderung oder dgl. enthält , dann
unecht sein müfste, wenn er sich nur einmal findet.
8. Er hat die Wichtigkeit einiger Überbleibsel des Altertums nicht zu
schätzen gewufst.
So hat er allerdings ein polnisch überliefertes Lied auf Stefan d. Grofsen
aus dem 16. Jahrhundert weniger treu übersetzt als Hasdeu und als jetziges
Volkslied ausgegeben.
Andere haben es ebenso gemacht und damit eine wissenschaftliche Be-
handlung des Stoffes sehr erschwert, wo nicht unmöglich gemacht.
Wieder wahr, aber wenn S. hieran S. 1 1 Alecs. ,, Fälschungen im vater-
ländischen Sinne" vorwirft, so schlägt er sich selbst, indem er S. 78 bemerkt :
„Alecs. lag nur der künstlerische Wert der Volksdichtungen am Herzen."
Gewifs, denn Alecs. ist ein Dichter ; er sah deshalb die Volksdichtung ebenso
als herrenloses Gut an , wie Göthe u. a. es gethan ; wenn er diese , einer
Fürstin zugeeigneten „Findelkinder" etwas zustutzte , so that er es , weil er
nicht für die Wissenschaft schrieb, sondern für den herrschenden Geschmack.
Die Wissenschaft ist ihm so fremd , dafs er nicht einmal eine brauchbare
Kunstlehre des Schauspiels gelesen hat, so nötig ihm das auch gewesen wäre,
wie ich nachgewiesen. 1 Ein billiger Beurteiler würde ihn als das nehmen,
was er ist. Herr Schw. weifs davon nichts, oder vielmehr, er will davon
nichts wissen , denn er kennt ja die ausführliche Lebensbeschreibung von
Bengescu. Er tadelt neben dieser geringen Treue der Überlieferung noch ;
Die Anordnung , die mehr eine Unordnung sei , (was ich , freilich be-
scheidener, schon im Anfange meiner Arbeit über ,, Verslehre und Stil der
rum. Volkslieder" bemerkt,) sowie den Mangel der Verszählung ;
Die Überschriften als wenig bezeichnend ; (weshalb ich gröfstenteils
andere gewählt;)
Die Anmerkungen; in denen eines wissenschaftlichen Werkes hätten
declamatii patriotice nichts zu suchen. S. o.
Nach diesen Lufthieben gegen einen wissenschaftlichen Alecs. kommen
noch Betrachtungen über den Kunstwert, die, wie auch schon das frühere,
manche feine Bemerkung enthalten. Ja — wer sollte es glauben ! — Herr
Schw. kommt hier sogar zu der Einsicht, dafs die Änderungen Alec.'s doch
einigen Grund hätten, nämlich den, die Volksdichtungen dem herrschenden
Geschmacke , welcher der ganz echten nicht günstig wäre , etwas anzupassen.
Dafs er dies „geschmackvoll" gethan, urteilt Gaster in der 'Rum. Volks-
1 S. „Unsere Zeit" 1889, Heft 11.
M. SCHWARZFELD, POESIILE l'OPULAKE COELCTIA ALECSANDRI. 23g
lileratur' „auf alljj;emcines Verlangen". So mächtig sei das Vorurteil gegen
die unverfälschte Volksdichtung.
Hiernach könnte es scheinen, dafs das Buch gerechter schliefst, als man
hätte erwarten sollen; dennoch fafst Schw. sein Urteil im letzten Worte
„drege-stricä" (Einreifsbaumeister) zusammen. Wir wollen nicht desgleichen
thun , auch nicht Alecs. von den ihm gemachten Vorwürfen zu entlasten uns
bemühen — das hat das dankbare rum. Volk schon mit seinen Küssen gethan ;
denn dieses weifs recht gut, welchen Dank es dem Dichter gerade für die Be-
lebung des Nationalgefühls schuldet, die Schw. ihm vorwirft, weil er letzteres
nicht kennen will. — Wir wollen nur zum Schlufs unser Urteil dahin aus-
sprechen, dafs das Buch von einer ungewöhnlichen Kenntnis der rum. Volks-
dichtung und von ebensoviel Fleifs wie Scharfsinn zeugt. Um so mehr ist
zu bedauern, dafs der Verf. den Lärm des Rassenkampfes in die friedlichen
Hallen des Wissenschaft hineingetragen hat. —
Nachstehend noch einige Quellen, bezw. Vorlagen, die Alecsandri be-
nutzt hat, aus cintece nationale adunate de O. Dumitrescu. 2. ed. Bucu-
resti 1859.
cintece nat. 54 fast ganz wie das von Schwarzfeld S. 49 zu Alecs. Bal-
lade 41 gestellte; nur v. 15 lautet: sa nu retnai pagubaj statt se nu pätimesti
ceras, vielleicht nur verschrieben.
Bedeutender sind die Abweichungen zwischen dem von Schwarzfeld
S. 47 f. mit Alecs. Doine 50 und dem Schlüsse von Ballade 40 verglichenen
und eint. nat. 54, wo statt Schwarzfeld, v. 5 ff. steht:
intristat pe ginduri pus
me suiin pe deal in sus
^i ochiT cänd' mi am intors
me uitaTu pe vale 'n Jos.
vezuTü oamenil arind
cu plugurile in rind
weiter unten fehlt v. 19 vai! reii, ursitul de en!
Schwarzfelds v. 22 — l"), fehlen.
Schwarzf. v. 34 ff. heifst:
^i me rugalü de boga^T
cariT aü bot si arga^T
se mi dea biriT intr' un ceas
mi dea boil
se arü ^i eü locu d'un pas.
dar in zadar m'am rugat
cä'n seamä nu m'aii bägat.
(V. 35 si'n .)
atuncT si eu me'ntorsciu
si intru sinem [i] ziselü
v. 42 f. ebenso, dann fehlt v. 44 — 49.
51 und 'ö statt a. 50 — 55 ebenso.
acestea Jianü zicea
in temni^ cCind zacea
s'in lan^ c^nd il aducca
de lu intreba ^i lü muncea.
240 BEPSRECHUNGEN. \V, RUDOW,
Alecs. Doine 32 steht eint. nat. 78 so (das Abweichende ist schräg ge-
druckt):
supt poale de codru vefde
mititel foc 7ni se vede,
mititel si potoltt,
tot de voincl ocolit.
5 nu still zece, \s'\au cin[rz'] sprece
fehlen 2 Zeilen.
si mis frige un berhece
un berbece, berbecel 1
. .,., , J fehlt bei AI.
sugator si mititel. J
si nu /' frigi? cum se frige
10 Ci-lu infige [p]in cerlige
iniungeat si neiupuit I
, , ,.. \ felilt bei AI.
9a un purcelus perlit j
s'tl intoarce dm belciuge,
ca sä-7 fie carnea dulce,
15 si s3-l alba la colnicT 1
1 . j- _ . _ / fehlt bei AI. Dafür wird bei
de merinda, ca voinici. J
ihm ein Überfall durch die bewaffnete Macht geschildert. Bei Dumitrescu
folgen 2 ganz andere Lieder, die Alecs. zu 32, v. 10 ff. als Schlufs einer
Fassung bringt, die mit vorstehendem v. 5 (bis auf eine/ sprece), v. 6, 9 (bis
auf dar) und 10, 13 (aufser / in) und 14 gemein hat:
subt umbra de pädueel.
voTnicel mänincä 7mel (AI. din el).
si beaü vin din burdusel (fehlt bei AI.).
cintind si gräind asfel. (si din gurli dicu astfel).
codr^, codrif infrunzit,
codr<? frumos Inverzit! (fehlt bei AI.)
tine me 'n tine ferit
cu frunzä acoperit. (fehlt bei AI.)
codre veT avea pecat 1
cumva de m'el da legat / <f^'^'^" ^^' ^^'^^
ca nimic nu ti-am strieat ;
nu me stiu de vinoveat (si nu me simt v. AI.).
clVn tine de c5nd intraiü
numai o kraka talaiü
armele de-mi atirnaiu
si la umbra-tl m'asezaiu (fehlt b. AI.)
le as fi pus codre si j'os (AI. pe gios)
dar p2mintu-i umedos
si fierul e ruginos,
isT pTerde lustrul frumos. (fehlt bei AI.)
codr<?, codr^ dusman esti!
tu voTnicil 7 amägesti,
11 aduni, ii prümestT, (fehlt bei AI.).
tu-i predäl lar, nu-i feresti. (AI. : si de dusmani).
M. SCHWARZFELD, POESIILE POPULÄRE COELCTIA ALECSANDRI. 24 I
clt e codr« de frunios, (AI. cfil estT, codri)
cu frunza verde umbros; (fehlt bei AI.)
larna putreze.f/<f jos (-scT tu gios bei AI.)
si voTniciT sed la gros. (AI. zacii). Das letzte auch Alecs. Bai. 39,3,
V. 6 fl'.
AI. Doine 36.
Spune, mindro mergT nu nicrgl?
cänt. nat. 48.
Spune-mT
ort poteca sli mT deslegi
din . . .
spune-mT
de me leT, de nu me Tel
din douä-una se-tT alegi
spune, mindro, vre! nu vrel
cä colea me rögä trei
5 und 6, 7 und 8 wieder gleichlautend.
Hinter v. 5 bei AI. steht : se fugim, se prebegim.
Hinter v. 7 bei AI. steht : dusmanii s'aQ immul^t
V. 9 bei AI. . . . cu treT,
vorba le e tot de noT.
cu doT unde sintu cu doT, cu treT
vorba de noT intre ei
dusmanii tei si aT rael.
cä unde sänt doT cu doT
vorba le e tot de noi
se ne bage in nevoi
toti se uTtä ca la urs
AI. V. II.
se ne faca z/r'un neajunsu.
stiT, mindro, c'am pus de gind ?
sc plec, se te las plingind.
din ochT negri lacramindu.
s'o se 'ncalec pe cal murg
mai curend ca se ajungii
cätre deal, la KImpu-Lung
cätre deal, peste Museal,
se trecö Prahova cu elu
farä sc me ud de fei.
se me duc la draga mea
J care me lubeamü cu ea
\ in copilararia mea.
ca nu's cäine se o uTtü
cT's voTnic se o särut,
cä ea dintru 'ntaiu m'a vrul.
Alecs. Doina 48 hat mit cSnt. na^. 60 nur den Anfang und den Grund-
gedanken gemein, dagegen weicht Doina 49 von eint. na^. 51 nur sehr
si fac sfaturT pe ascuns
se ne faca-un neagiuns.
vinä, mindro mal curend
cä de nu, te las plängend.
unde n'am dusmanT de fei
cä n'am ce 'mpärti cu el.
si me duc peste Muscel
Alecs. Doine 25, v. 18 f.
wenig ab: Alecs.
V. 12 cänd trecü fe^isörele
16 dacä mi-ar fi fost
20 cä LeTcu|a-I
23 puTca
24 tot
25 si ca et se vestejestc.
Zeitschr. f. rom. riiU. XIV.
cäntece na^.
sä trecä feti^ele
cä d'ar fi venit
cä Florica'T
Iclea
se
nimenT nu le mgrijeste
V. 22 f. wicdcrliDll.
16
242 BESPRECHUNGEN. W. RUDOW,
Alecs. Hora 22 ist fast ganz eint. nat. 52; abgesehen von lelifo, lelito,
fä, das an letzterer Stelle hinter jeder Zeile steht, dort nur hinter den beiden
ersten, steht Alecs. v. i — 6 hinter 7 — 10, v-. 2 unul statt una , v. 14 ca un
deget s'un inel, das Alecs. statt des nicht leicht verständlichen unifi la cinel-
cinel eingesetzt zu haben scheint.
Alecs. Hora 36 ist ebenso fast völlig eint. nat. 49. Die Verschieden-
heiten der Aussprache v. 3, 6, lO: /'härägim; 18 Alecs.: unul spre-altul, eint.
unul spre alt'; doch hat letzteres am Ende 6 Zeilen mehr. Ball. 45, vgl.
Magazin istoric. 2, S. 56.
Es liefse sich noch mehr beibringen , so ist eint. 77 im wesentlichen
Alecs. Bai. 27 (vgl. Ball. 8); indessen würde das zu weit führen. Wir wollten
nur an einigen Beispielen zeigen, dafs wenn Alecs. mehrere Fassungen eines
Liedes giebt, dieselben recht gut alle echt sein können, wenngleich wir ge-
stehen, dafs er oft selbst geändert hat und dies besser unterlassen hätte.
W. Rudow.
A. D. Xenopol, Storia Rominilor din Dacia Traiana. Jassi 1888 ff.
Dieses Werk verdient wegen seiner Gründlichkeit und seines besonnenen
Urteils auch hier eine nähere Besprechung. Der Verfasser, 1843 geboren,
studierte von 1867 — 70 in Wien, worauf er sich nach Berlin begab, seine
Studien zu vollenden. Die Weihrede , womit er die Kationalfeier zu Putna
am Grabe Stefans des Grofsen am 15. August 1871 eröffnete, machte ihn im
ganzen Lande bekannt, er stieg von Stufe zu Stufe; schon 1876 war es Pro-
kurator des Gerichtshofes und Professor in Jassi, wo er seither namentlich als
akademischer Lehrer und Geschichtsfchriftsteller nach verschiedenen Seiten
erfolgreich thätig ist.
Die „Geschichte der Rumänen", sein neuestes und umfangreichstes Werk,
teilt er in folgende Zeiträume ein :
1. Alte Geschichte, von 513 v. Chr. — 1290 n. Chr.: Gestaltung des ru-
mänischen Volkskörpers.
2. Mittlere Geschichte, vom Ursprung des rumänischen Staates bis M.
Basarab und Vasile Lupu, 1290 — 1653: Zeitraum der slawischen Vor-
herrschaft.
3. Neuere Geschichte bis zum griechischen Aufstande 1821 : Zeit der
griechischen Vorherischaft.
Der erste der sechs Bände, der uns vorliegt, behandelt den ersten Zeit-
raum, der wieder in folgende Abschnitte zerfällt.
1. Die Zeit der Selbständigkeit bis zur Unterwerfung durch Trajan 106
nach Chr.
2. Dakien unter römischer Herrschaft bis 270.
3. Die Rumänen in den Gebirgen , wohin sie vor den eindringenden
Barbaren flüchten mufsten , den Goten, Hunnen, Gepiden , den Avaren und
Slawen, den Bulgaren, die ihr bisheriges lateinisches Christentum durch das
griechische verdrängten, — 700.
A. D. XENOPOL, ISTORIA ROMINILOR. 243
4. Der zweite Zeitraum der Barbarenstürme: der Ungarn, der Petsche-
negen, Cumanen und Tataren. Anfänge rumänischer Staaten.
Das Ergebnis des ersten und am wenigsten bekannten Abschnittes ist:
die ältesten Einwohner des Landes, die erwähnt werden, waren weder Kelten,
wie P'ranzosen behaupten, noch Slawen, wie diese wollen, noch Germanen, so
Grimm. Doch irrt X. wenn er den Beweggrund, der allerdings bei den Slawen
nur zu deutlich ist: nämlich die Grenzen des eigenen Volkes möglichst zu
erweitern, auch bei Grimm voraussetzt.' Vielmehr war das erste Volk, das
in diesen Gegenden lebte, die Skythen, ein Reiter- und Jägervolk. Durch
ihre Verwegenheit und Unbändigkeit haben sie sich zwar weithin gefürchtet
gemacht , aber darum haben sie im Land wenig Spuren hinterlassen , weil sie
eben beständig umherschweiften. Ungleich wichtiger sind die Daker und
Geten, zwei nah verwandte (eins verstand des anderen Sprache) Völker, die
zum grofsen thrakischen Sprachstamme gehörten. Dieser stand dem Persischen
sehr nahe, wie Müllenhoff aus vielen Eigennamen — den fast einzigen Über-
bleibseln -— nachgewiesen hat. Dies wird durch Übereinstimmung in den
hervorstechendsten Zügen des Volksgeistes noch bestätigt : der Glaube an ein
gutes und ein böses Urwesen , an das Jenseits , vor dem das Diesseits ganz
zurücktritt u. s. w. Im Gegensatz zu den Skythen gingen diese Völker schon
im 3. Jahrh. v. Chr. zum Ackerbau über und erreichten, teils durch eigene
Begabung, teils durch Berührungen mit Römern und Griechen bald einen
hohen Grad staatlicher Entwickelung. Doch waren sie der römischen Über-
macht nicht gewachsen ; ihr heldenmütiger Verzweiflungskampf unter Dekebal
gegen Trajan ist bekannt. In die fast — sicher nicht ganz, wenigstens von
Weibern und Kindern — entvölkerten Länder wurden nun zahlreiche römisch
oder griechisch redende Ansiedler geschickt, meist aus Asien, doch auch aus
Italien und selbst Rom wurden sie, besonders durch den Goldreichtum des
Landes angezogen. Dabei wurde, wie überall im Reiche, die römische Sprache
herrschend , in der sich wenig einheimisches Sprachgut erhielt , doch zeigen
die aus dem Altertum erhaltenen Orts- besonders Flufsnamen, dafs die thra-
kischen Bewohner nie ganz ausgestorben sein können, vielmehr von Geschlecht
zu Geschlecht sich behauptet haben. Hieraus leitet X. d^s gute Recht der
Rumänen oder Dako-romanen (mit Einschlufs der „unerlösten" Siebenbürger,
versteht sich) nicht nur auf ihren gegenwärtigen Besitz, sondern auf den
ganzen Norden der Balkanhalbinsel her. Dies sei der Beruf eines Volkes,
das aus der Vermischung zweier so aufserordentlich tapferer und thatkräftiger
Völker hervorgegangen. Er würdigt u. E. dabei nicht ausreichend die spätere
Vermischung mit den verschiedensten fremden Völkern, die in der jetzigen
Bevölkerung den dakisch-römischen Grundstock sicher überwiegen, wie der
erste Blick auf Sprache und Äufseres zeigt. Besonders stark ist bekanntlich
der slawische Einflufs; das lässige, ja träumerische Wesen, das diesem Volks-
stamme eigen ist, findet sich auch bei den Rumänen deutlich genug und wird
z. B. von I. Ghica bitter getadelt. Er, C. Negruzzi u. a. sehen mit Recht
* Grimm hielt irrtümlicherweise die fielen für eins mit den Goten, ver-
anlafst durch die Schrift des Jordanis, die er als Tcnden/.werk niciit er-
kannte.
16*
244 BESPRECHUNGEN. H. SUCHIER,
hierin den Grund, warum die Einheimischen mehr und mehr Fremden weichen,
namentlich den Juden.
Der vorliegende Band läfst schon zur Genüge erkennen, dafs X. völlig
unabhängig von der freilich vielseitigeren „Kritischen Geschichte der Rumänen"
Hasdeu's arbeitet; beide Werke sind so verschieden angelegt, dafs sich, zu-
mal jetzt, nicht entscheiden läfst, welches den Vorzug verdient.
W. Rudow.
Le Lai de l'oinbre public par Joseph B edier. Fribourg [Schweiz] 1890.
59 S, 4**. [im Index lectionum quae in universitate Friburgensi per menses
aestivos anni MDCCCXC habebuntur].
Das Lai vom Schatten erfährt hier eine neue Ausgabe auf Grund der
sechs erhaltenen Handschriften (ABCDEF), von denen A mit den Lesarten
von B durch Michel 1836, F durch Jubinal 1846 herausgegeben war. Das
Lai verdiente eine kritische Ausgabe in hohem Grade: es schildert uns eine
prächtige Gesprächsscene aus dem Leben der höfischen Kreise mit allerlei
Einzelzügen, die uns zeigen können, wie sich feiner Takt und zarte Rücksicht
im Mittelalter zu äufsern pflegte. Der Dichter Jehan Renart — er hätte wohl
verdient, auch auf dem Titel genannt zu werden — thut sich hierauf nicht
wenig zu Gute ; denn er sagt gleich im Anfang je vuel mon sens emploier A
bien dire et a soploier A la hautece de Veslit. Die Anmerkung des Heraus-
gebers zu eslit scheint mir den Sinn nicht zu treffen. Ich möchte die letzte
Wendung etwa erläutern mit " aspirer ä la hauteur de l'exquis ".
In der Einleitung giebt Bedier eine treffende Beurteilung des Gedichtes.
Er bestimmt aus einer Stelle die Zeit der Abfassung (um 1240) und klassi-
fiziert mit Einsicht und Methode die Handschriften, die in zwei Gruppen zer-
fallen, nämlich AB, C und DF, E.
Es folgt der Text des Lai, welcher dem Herausgeber Gelegenheit giebt,
sein bereits an den Sagen von Tristan und Fierabras bewiesenes kritisches
Talent nach einer anderen Richtung hin zu erproben. Der Text ist mit so
gutem Verständnis hergestellt dafs ich fast nichts daran zu ändern finde. Nur
hinsichtlich der Interpunktion schlage ich einige Änderungen ohne Belang
hier vor.
V. 184 Hinter las sollte kein Ausrufungszeichen stehen, da es das Prä-
dikat zu dem folgenden Relativsatz ist.
243 Wenn alle Handschriften en chaaire haben, durfte der Artikel nicht
hinzugefügt werden.
305 Ist hier nicht, trotz der Wortstellung {Cil se hastent), en son en-
contre besser durch Komma abzutrennen und zum folgenden zu ziehen ?
370 Vielleicht stand ursprünglich: Se deus me lait veoir Vendit \A hat
lundit ).
430 Das Komma zwischen nos und Dames ist entbehrlich.
463 Nule dürfte sich auf volente 459 beziehen.
517 Das Komma zwischen vos und retenes sollte fehlen. Vgl. Tobler,
Verm. Beitr. S. 22 f.
J. BEDIER, LE LAI DE L OMBRE. 245
583 Nacli der Ansicht des Herausgebers wird z mit s im Reim ver-
mischt. Doch scheint es dafs der Dichter den Unterschied kannte. An der
vorliegenden Stelle ist DEF der Vorzug zu geben : Por quoi ü s'en depart
ensis, wodurch zugleich ein leonymischer Reim gewonnen wird (ensi's : pensis).
584 Das Semikolon ist zu streichen, da das absolute venus 585 nicht
Altfranzösisch ist.
616 Ein Ausrufungszeichen scheint hinter Cestui richtiger als ein Frage-
zeichen.
782 Eine Conjectur Tobler's zu diesem Vers (Vom Verwünschen S. 5)
bestätigt sich nicht.
871 Die Rede beginnt wohl schon mit Grans mercisl
Der Dichter verlegt seine Erzählung in die "Marche de l'empire", also
an die Grenze des Deutschen Reiches nach Lothringen, und der Herausgeber
sucht die Heimat des Dichters in dieser selben Gegend. Er bemüht sich auch,
die Sprachformen, die der Dichter gebraucht, mit dieser Annahme in Ein-
klang zu bringen, nur mit der Einschränkung dafs der Dichter die Schrift-
sprache habe schreiben wollen und ungeschickter Weise seine Mundart habe
einfliefsen lassen.
Ich glaube dafs aus der Lokalisierung der Erzählung gar nichts zu
schliefsen ist. Will man eine Vermutung darauf bauen , so dürfte eher das
Gegenteil von dem , was hier vermutet wird , anzunehmen sein. Denn eine
Geschichte wird glaubwürdiger, wenn sie in der Ferne spielt, wo eine Kon-
trolle ausgeschlossen ist.
Prüfen wir kurz die vom Dichter angewandten Sprachformen. Er ge-
braucht amoit 135 neben amot 883, moi neben nii, simpleche 54O, aber auch
Stiche (Ind. von sachter) 14, no vo, aber kein -ie für -tee. s und s scheinen
getrennt; samis 303 könnte saniitium sein oder wie der Stoff aus Flandern
stammen, und puis puteum neben puiz berechtigt sein. Ähnlich scheidet er
e und ä mit einer Ausnahme [blanche : venche vinca 282). Dafs er ie mit e
vermischt habe, sollte der Herausgeber nicht aus dem häufigen Reim siens :
sens schliefsen. Denn er selbst hat erst diese Vermischung hervorgerufen ; bei
Michel steht statt siens das Richtige suens. -ies im Impf, ist stets zweisilbig
(793 ist or zuschreiben), aufser /ör/-:'/^ 505. 810. Dumpfes e im Inlaut ver-
stummt nicht, doch steht einmal regti 743. Der Reim coisse : angoisse 773
ist in cuisse : anguisse zu ändern; denn coisse existiert nicht, wie Förster,
Richars li biaus S. XIII, richtig bemerkt, illos, ecc'illos lauten eus, ceus.
Die hier vorliegende Mischung weist in die Gegend, wo sich das Nor-
mandische mit dem Picardischen berührt; ich möchte unsern Dichter etwa in
das Departement der Oise setzen. Fast die selbe Mischung der Sprache zeigt
Beaumanoir, nur dafs Jehan Renart noch rein flektiert und überhaupt noch
eine Anzahl älterer Formen kennt, die bei Beaumanoir verschwunden sind.
Ich mache auch auf meus (melius), V. 284 im Reime, aufmerksam, das speziell
aus dem Bcauvaisis belegt ist (CEuvres poetiques de Beaumanoir I S. CXXXIV.
Wegen traveille sei auf S. CXLIV verwiesen). Vielleicht darf auch an die
wörtliche Übereinstimmung von V. 176 — 7 mit Manckine 161 8 erinnert werden
(wenn nicht beide Dichter hier einen dritten nachgeahmt haben).
Hieraus ergiebt sich schon dafs ich die lautliche Kritik, die der Heraus-
geber der Sprache angelhan hat, nicht billigen kann. Ich stehe auch piin-
246 BESPRECHUNGEN. A. GASPARY,
zipiell auf einem anderen Standpunkt, da ich es — besondere Fälle ab-
gerechnet — nicht für erlaubt halte, die Überlieferung ganz zu verlassen, um
eine willkürliche Schreibung an die Stelle zu setzen. Bei dem Verfahren, das
ich für das richtige halte, hätte er unberechtigte Formen wie purent, nace,
cherchier, cinq, monstrer für peurent, nasse, cerchier, eine, moiistrer ver-
mieden. Der von Michel herausgegebene und von Bedier zu Grunde gelegte
Text der Handschrift A dürfte, so wie er überliefert ist, der Sprache des
Dichters aufserordentlich nahe stehen.
Mit diesem Vorbehalt darf ich die Ausgabe für eine treffliche Leistung
erklären, und spreche die Hoffnung aus, dem ebenso feinsinnigen wie metho-
disch klaren Herausgeber bald bei ähnlicher Gelegenheit uneingeschränktes
Lob zollen zu dürfen.
H. SUCHIER.
Giornale Storico della Letteratura Italiana. Anno VH, Vol. XIV,
fasc. 1—2, 3. Anno VIII, Vol. XV, fasc. 1 — 2.
Adriano Cappelli, La Biblioteca Estense neüa prima metä de' se-
eolo XV, veröifentlicht vollständig das Inventar der den Este gehörigen Bücher
von 1436, von welchem P. Rajna (Romania II 50) den die französischen Hss.
betreuenden Teil bekannt gemacht hatte , und schickt einige Notizen über
frühere Büchererwerbungen der Este vorauf.
,E. Costa, // Codice Parmense 1081, Schlufs des Abdrucks der un-
edierten Stücke und Index, p. 35, Z. 7 1. Cattzon, no-vellamente s'e partita
Da me fortutia ... p. 43, Z. 3 v. u. ehe peecar pensare II molto eibo e vin
farebbe donna „die Unmäfsigkeit würde eine Frau auf sündige Gedanken
bringen". Interessant ist das anonyme Sonett p. 44, wo die berühmte Liebes-
frage Savarics de Mauleo gestellt wird : lo riguardo eostui col viso lieto, E
p oi Valtro trascino con la mano, E a l'altro tento il pie soave e piano . . .
G. Sforza, Un Episodio poeo noto della vita di Aonio Paleario, macht,
nach ungedruckten Dokumenten des Archivs von Lucca , die Vorgänge bei
Berufung Paleario's auf den humanistischen Lehrstuhl in Lucca 1546 genauer
bekannt. Als er bereits von der Regierung der Republik gewonnen war,
erhob der neue Bischof Kardinal Bartol. Guidiccioni Einspruch gegen die An-
stellung dessen, welcher damals bereits als Ketzer verrufen war. Aber Pa-
leario bestand , trotz der Warnungen der Obrigkeit, darauf, zu kommen und
seine Rechtgläubigkeit durch die That zu erweisen, verschaffte sich auch zur
Beruhigung der Befürchtungen empfehlende Briefe von Bembo, Sadoleto und
Sfondrato an Guidiccioni. Einleitend giebt Sf. eine kurze Geschichte der
reformatorischen Bewegung in Lucca in den 40 er Jahren.
L. Valmaggi, Per le Fonti del Cortegiano, weist nach, dafs der von
den Scherzen handelnde Teil von Castiglione's Buch, abgesehen von den Bei-
spielen , fast ganz aus Cicero's De Oratore stammt und oft dessen Lehren
wörtlich übersetzt.
R. Köhler, Illustrazioni Cotnparative ad aleune novelle di Giov. Ser-
cambi, I, stellt für die 4. von Sercambi's Novellen, mit der bekannten um-
GIORNALE STORICO DELLA LETTERATURA ITALIANA. 247
lassenden Gelehrsamkeit des Verfassers, den Vergleich mil ähnlichen, be-
sonders orientalischen Erzählungen an.
A. Solerti, Dei Manoscritti dt Torquato Tasso falsificati dal Conte
Afariano Alberti, ausführliche Darstellung der berühmten Fälschung, be-
sonders auf Grund der 1848 unter dem Namen des neapolitanischen Verlegers
Mazzarini erschienenen Schrift. Am Schlüsse das Verzeichnis der %'on Alberti
gefälschten Mss. , wie es sich in einer Hs. der Communalbibliothek zu Ber-
gamo findet.
A. D'Ancona, Misteri e Sacre Rappresentazioni , handelt von drei
neuerdings publizierten grofsen Mysterien, zwei französischen und einem italie-
nischen, aber den französischen nachgeahmten, nämlich von dem Mystere des
Trois Doms, gegeben in Romans 1509, wo sich der Verfasser eingehend mit
dem Verfahren bei der Vorbereitung, der Einrichtung der Bühne, der Auf-
führung beschäftigt, von dem Mystere de V Incarnation et de la Nativite, ge-
geben in Rouen 1474, und von der Passione von Revello in Piemont, welche
Promis herausgab. Was diese letztere betrifft, so sucht D'Ancona zu zeigen
(p. 172 f.), dafs das Datum (15. Juli 1490) am Ende sich auf die Vollendung
der Abschrift, nicht des Stückes selbst beziehen müsse ; denn dieses ward am
23. — 25. April gegeben, und nicht nach 1490, wo die in der Bittschrift ge-
nannte Gattin des Marchese von Saluzzo schon todt war, und da die Ver-
hältnisse der Jahre i486 bis 1490 wenig für ein solches Fest geeignet waren,
so möchte er die Aufführung eher zwischen 1481 und 1485 setzen. Allein,
ob das Stück wirklich gegeben worden ist, wissen wir nicht bestimmt, und
wenn die Bittschrift des Marchese Gattin noch als lebend nennt , so konnte
sie bei der erst noch zukünftigen Aufführung schon verstorben sein ; für die
Vorbereitung mufste man eine geraume Zeit in Aussicht nehmen. Ich halle
es also für recht gut möglich , dafs das Datum das der Vollendung des
Buches sei, welches dem Marchese mit der Bittschrift fertig überreicht ward,
und dafs man dann die Aufluhrung, wenn sie wirklich stattfand, in den April
1491 setzen müfste, s. Lit. Bl. f. germ. u. rom. Phil. 1889, Col. 64. Den Ver-
fasser vermutet auch D'Ancona mit Recht in dem Fra Simone, der als Pre-
diger fungiert. Es folgen schätzbare Bemerkungen über Versifikation, Sprache,
mundartliche Bestandteile (zu viace, viazo, p. 183, n. 2, s. Caix, Studi d'Etitn.
p. 4), eine Zusammenstellung der Andeutungen über die Bühneneinrichiung
(die Didascalia Sia Egypto sopra el zafaldo de Lazaro verstand ich anders,
s. Lit. Bl. ib. Col. 63) und eine Inhaltsangabe mit gelegentlichen Ouellcn-
bezeichnungen. Was sich am Ende der Hs. findet, halte ich nicht für nn
frammento di una Rappresentazione di Maddalena e Lazaro (p. 202, n.), son-
dern nur für einen neuen Anfang, bestimmt für den Fall, dafs man den dies-
bezüglichen Teil des grofsen Mysteriums gesondert darstellen wollte (s. Lit.
Bl. ib. Col. 64).
VARIETA.
A. Graf, Spigolature per la leggenda di Maomctto, leih aus einem Ms.
von Turin eine seltsame altfrz. Erzälilung in Versen über Mahomels Aufent-
halt in Rom mil und eine Stelle aus Collcnuccio's Geschichte von Neapel.
R. Renier, Per la Cronologia e la Composizione del Libro de natura
de amore di Mario Equicola. Das Studium der in der Universitätsbibliothek
von Turin vorhandenen Hs. des Werkes hat dem Verf. sehr interessante Re-
248 BESPRECHUNGEN. A, GASPARY,
sultate ergeben. Es ist der erste Entwurf der italienischen Übersetzung des
ursprünglich lateinisch abgefafsten Buches; zahlreiche Änderungen, Streich-
ungen und Zusätze selbst von ganzen Seiten hat dort ein anderer vor-
genommen. Es ist dieses Mario's eigene Hand, dagegen die Übersetzung selbst
nicht von ihm, sondern von einem Neffen. Ferner geht aus mehreren An-
merkungen hervor, dafs Mario das Buch, d.h. den lateinischen Text, schon
1495 verfafste, als er sich anschickte, seinem damaligen Herrn Sigismondo
Cantelmi in den Krieg nach Neapel zu folgen, dafs 1509 die Übersetzung
gemacht ist und 1511 die Korrekturen (der Druck fand erst 1525, nach
mancherlei neuen Änderungen , statt). Auch die Dedikation , welche Renier
publiziert, war im Namen des Neffen abgefafst, der hier mit Lebhaftigkeit
für die Theorie Calmeta's eintritt , dafs die italienische Litteratursprache die
römische Hofsprache und nicht das Toskanische sei. Zu Anfang seines Ar-
tikels sammelt Renier die sicheren Daten der oft sehr entstellten Biographie
Equicola's.
A. Saviotti, Di titt Codice musicale del Secolo XVI, beschreibt die
Hs. 1193 der Biblioteca Oliveriana von Pesaro, teilt eine Anzahl Lieder
daraus mit und giebt zu ihnen Vergleiche und Erläuterungen.
R. Wendriner, II Ruffiano del Dolce e la Piovana del Ruzante, weist
nach , dafs Dolce's Stück nicht direkt aus Plautus' Rudens stammt , sondern
aus Ruzante's Piovana, aus der es sogar einen Druckfehler der Ausg. 1558
aufnahm.
F. Novati, Per la Biografia di Benvenuto da Imola, zeigt, durch einen
Brief Coluccio Salutati's, dafs Benvenuto Juli 1381 noch nicht den Commentar
zur Komödie veröffentlicht hatte, dafs sein angeblicher Brief an Petrarca,
wonach er ihn schon 1373 vollendete, apokryph ist, und, vermittelst eines
Schreibens P. P. Vergerio's, dafs Benvenuto im Juni 1390 in Ferrara starb; ob
aber gerade den 16., scheint mir nicht sicher, da doch wohl das heri in Ver-
gerio's Brief zu audivi gehört (p. 267). Ferner wird (p. 263) die prima can-
tica Datitis, deren Erklärung er Coluccio sandte, nach Dante's eigener Rede-
weise das ganze Inferno sein, nicht dessen erster Gesang.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA ; Morpurgo, El costume delle donne
(Gorra illustriert das Gedicht durch Vergleichung mit franz. und ital. mittel-
alterlichen Sittenlehren für Frauen; der Strom der Gelehrsamkeit, den der
Verf. bei Gelegenheit dieser Gemeinplätze ausgiefst, ist etwas breit).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO.
COMUNICAZIONI ED APPUNTI: A. Gaspary, // Giuseppe del
CoUenuccio rappresentato a Ferrara nel I504' — Vitt. Rossi, Ancora di
Doniizio Brocardo, Berichtigung zu Giorn. XIII, 445. — Polemica (Gaspary
und Macri-Leone).
CRONACA (p. 320 ff. kurze Anzeigen neu erschienener Bücher).
Anno Vn. Vol. XIV, fasc. 3.
F. Tocco, // Fior di Rettorica e le sue principali redaziotii secondo i
codici fiorentini, gelangt durch das Studium der zahlreichen florentinischen
Mss. zu dem Resultate , dafs von den beiden bekannten Redaktionen des
Fiore die eine, Fra Guidotto beigelegte, welche verwirrt und widerspruchsvoll
in der Anordnung ist, die ältere und ursprüngliche sein muss, und die andere,
Bono Giamboni zugeschriebene, eine ordnende und regelnde Bf^arbeilung, und
GIORNALE STOKICO DELLA LETTERATURA ITALIANA. 24g
weist noch drei andere bisher unbekannte Bearbeitungen des Buches Gui-
dotto's nach, von denen die eine, überhaupt die vollkommenste Redaktion,
sich in der Hs. Ashburnh. 975 und in Gadd. 65 findet. An der Autorschaft
Guidotto's für den ältesten Text und der Giamboni's für den zweiten zu
zweifeln, sieht T. keinen Grund.
A. Luzio, Nuove Ricerche sul Folengo , Schlufs. Im Oktober 1530
übergab Teofilo Folengo seinem Verwandten Francesco die Umarbeitung des
Baldtis, im Begriffe, mit seinem Bruder Giambattista nach dem Cap der Mi-
nerva , der Punta della Campanella , südlich von Sorrento zu gehen. Hier
lebten sie als Einsiedler; es war ihre Bufse, die Bedingung für ihre Wieder-
aufnahme in das Kloster, wie Luzio (p. 368) aus einer Stelle der Widmung
vor der Hutnanitä del FigUtiolo zeigt. Er weist ferner auch eine Beziehung
zu Vittoria Colonna während des dortigen Aufenthaltes nach. Hier schrieb
Teofilo sein Gedicht der Ifumanita in mönchisch asketischem Sinne; 1533
ward es publiziert , und im folgenden Jahre erfolgte die Rückkehr in den
Orden. Eine Zeit lang lebte er im Brescianischen und ward dann 1537 nach
Sicilien geschickt. Für die letzten 7 Jahre seines Lebens vermochte L. nichts
zu dem bereits Bekannten hinzuzufügen. ^ Es folgt nun (p. 373 ff.) eine Ver-
gleichung der Alacaronea von 15 17 in nur 17 Büchern mit der von 1521 in
25. Luzio zeigt, wie in der letzteren die Kunst des Verfassers sich bedeutend
vervollkommnet hat, wie die erste Fassung, wenn auch schon reich an munterer,
origineller Erfindung, doch bedeutend hinter der zweiten zurücksteht, wie die
Scenen lebendiger, die Beschreibungen anschaulicher werden, die Dramatik sich
mehrt durch Zusatz von Reden, und wie eine ganze Anzahl der wirksamsten
Episoden und mancherlei Digressionen, in satirischer, aber auch in schmeichle-
rischer Absicht, zugefügt sind. Er bemerkt, dafs das satirische Element erst
in der zweiten Fassung zu seiher bedeutenden Entwickelung kommt. Zu weit
geht er vielleicht, wenn er (p. 379) von der castigatezza des Verfassers im
Jahre 15 17 redet, che rifugge da ogni accenno licenzioso; man las doch auch
damals schon z. B. von der Berta , die vom Zaune kopfüber herunterstürzt :
Fecit scoperto soletn tenebrare qiiaderno, cet., und die folgende Invektive
gegen die Frauen scheint mir von keinem so mönchischen Geiste inspiriert; diese
Schmähung der Treulosen war ja ein Gemeinplatz , und der Dichter selbst
nimmt die wenn auch wenigen Ehrbaren aus. Aus diesem Verhältnis der beiden
Redaktionen meint Luzio schliefsen zu dürfen, dafs die erste im Kloster be-
endet ward, nachdem ein Teil während der Studentenzeit in Bologna abgefafst
worden^; es habe sich in die ehemalige lärmende Heiterkeit etwas von mön-
chischem Geiste gemischt; dann sei die Enttäuschung gefolgt und hätte die
zweite Fassung mit ihrem beifsenden Spott auf die Mönche hervorgebracht. Die
bedeutendsten Unterschiede weist L. auch im Style nach. Es ist lehrreich
zu sehen, dafs, wie in allen wahrhaften Kunstwerken, so auch in dieser Dich-
tung Folengo's die sorglichste Arbeit der Feile stattgefunden hat , wie will-
' S. 371, n. 2 ist der Schlufs aus einigen wenig beweisenden Stellen,
dafs Folengo bis zur Flucht aus dem Kloster yion partisse mai dal manto-
vano , wohl übereilt. Sicher war er unter Julius II. in Rom, s. Orl. V 27:
Con queüa rabbia che utt leon tra' cani Vidi cacciarsi sotto (Jiulio a Roma . .
^ Vielleicht liefsen sich damit auch die Verse Orl. III 65 vereinigen,
welche ich Ztschr. XIII 590 angeführt habe.
250 BESPRECHUNGEN. A. GASPARY,
kürlicli auf den ersten Blick die Form erscheinen mag ; nicht viel Verse sind
es, die ganz unberührt blieben. 1 5 1 7 war der Verfasser noch zurückhaltender
und klassischer; 1521 tritt er kecker auf und ersetzt sehr häufig einen latei-
nischen Ausdruck durch den der Vulgärsptache oder des Dialektes , was die
Komik und die Gleichmäfsigkeit der Färbung vermehrt. Man kann daneben
beobachten, dafs die Lautverhältnisse 15 17 stärker mantuanisch und 1521 etwas
mehr toskanisiert sind. — Diese Vergleichung der allgemein bekannten Form
von Folengo's Werk mit der vorangegangenen, schwer erreichbaren Redaktion
fehlte bis jetzt, und Luzio hat mit ihr eine empfindliche Lücke in unserer
Kenntnis von der Entwickelung des Dichters ausgefüllt.^ Mit der Moschaea
und der Zanitonella beschäftigt er sich nicht, weil sie erst 1521 erschienen;
allein die Ausgabe von 1517 enthielt noch zwei Eclogen, welche, mit starken
Änderungen , die erste zur 7. bei Portioli , die zweite zur 6. umgearbeitet
worden sind. Diese beiden Eclogen bilden aber auch in der Ausgabe von
1521 ein Ganzes für sich, gehören nicht zur Zanitonella, wie Portioli, p. 41,
mit Unrecht meinte. In der alten 2. Ecloge gab Pedralus von seinem ver-
storbenem Weibe Bertolina ein grotesk zärtliches Porträt, welches Folengo
1521 in den Baldus aufgenommen und gegen Ende des 4. Buches Tognazzus
in den Mund gelegt hat. — Auch die Ausgabe von 1521 entsprach nicht
ganz den Intentionen des Autors, da sie der Buchhändler nur halb nach
dessen Autograph gemacht haben will. Luzio erklärte es auch daraus (p. 392),
dafs sich in ihr manche unvollständige Verse finden, die es 15 17 nicht waren.
Ich halte diese halben Verse vielmehr für absichtliche Parodierung derjenigen
in der Aeneis; auch die Ausgabe von 15 17 hat deren einige (fol. 46 und 47
der ed. 1520), und die von 1521 vermehrt sie wie die anderen Elemente der
Komik. Die Ausgabe von Cipada, welche die dritte Redaktion enthält, ist
jetzt nur in einem Exemplar bekannt; aber sie ward 1555 von Boselli in
Venedig reproduziert, während der angebliche Vigasus Cocaius (1552) sie zu
Grunde legte, aber vielfach willkürlich entstellte; diese Ausgabe von 1552
ward dann öfters abgedruckt. ^ Dafs man des Autors definitive Redaktion so
sehr vernachlässigte, beruht nach Luzio wohl darauf, dafs Francesco Folengo's
Vorrede über sie eine falsche Meinung erweckte, als ob der Autor sie reuevoll
gereinigt hätte. Das ist aber nicht der Fall ; man streute einem gewissen
Teil des Publikums oder vielleicht den Pfaffen Sand in die Augen. In
Wahrheit hat die Satire eher an Schärfe und Kühnheit zugenommen. Und
so ist der Verfasser auch sonst auf dem eingeschlagenen Wege fortgeschritten,
hat von neuem mit realistischer Ausmalung erweitert, hier und da neue Züge
1 Die Sorgfalt von des Verfassers Arbeit kann ich bezeugen, da ich vor
einiger Zeit in den Besitz eines Exemplars der ersten Redaktion gelangt bin.
Es ist ein solches des Abdrucks von 1520; jedoch fehlt, abgesehen von zwei
Lücken im Innern, das letzte Blatt mit dem Datum ; das vorletzte ist CVIII
statt CXVIII nummeriert, wodurch Molini, der solch' Exemplar ohne das
letzte Blatt vor sich gehabt haben mufs , zu seiner Notiz einer angeblichen
3. Ausgabe vor 1521 mit nur 108 Blättern kam. Ich will auch bemerken,
dafs sich ein Exemplar der Ausgabe von 1521 in der Bibliothek des Schlosses
Fürstenstein befindet.
2 Auch die französische Ilistoire Maccaronique de Merlin Coccaie,
welche P. L. Jacob Bibl. 1859 neu herausgab, ist Übersetzung des Textes von
Vigasus Cocaius.
GIORNALE STORICO DRLLA LKTTERATUKA IIALIANA. 25 I
der Komik und Siltenschilderung hinzugefügt ; die dritte Bearbeitung hat
3000 Verse mehr als die zweite. Luzio giebt indessen selbst zu (p. 417), dafs
Folengo auch öfters des Guten zu viel gethan hat, dafs er weitschweifig und
flach geworden ist und an manclien Stellen fa desiderare la sveltezza briosa
della Toscolana. Der von ihm p. 415 citierte Passus gegen die Sbirren ge-
nügt, um sich von der Richtigkeit dieses Urteils zu überzeugen ; hier hat die
Überladung mit Detail der Wirkung des Ganzen geschadet. Bei einem Werke
wie das Folengo's wo kein bedeutendes Interesse das Ganze durchdringt,
sondern der Wert in den einzelnen Scenen beruht, liegt die Gefahr nahe, dafs
mit immer weiterer Ausführung die Proportion verloren gehe ; schon in der
Ausgabe von 1521 fehlt es an Längen nicht. Auch sind in der 3. Bearbeitung
einige wertvolle Stücke beseitigt worden. Die Sprache hat gleichfalls wieder
einen Fortschritt zu noch gröfserem Reichtum an Vulgarismen gemacht (jedoch
sind p. 415 gewisse Varianten der Toscolana vernachlässigt, wo sie umgekehrt
das vulgäre Wort darbot). Indessen bleibt natürlich immer die Phrase doch
lateinisch ; die vulgären Ausdrücke sind in der Minderzahl gegenüber den
klassischen ; das ist der Charakter des Macaronismus ; in diesem Widerspruch
liegt die Komik. Was ich bei Luzio vermisse, ist eine Bemerkung über die
Verwendung des korrekten Lateins, welche bei Folengo stets kunstvoll und wirk-
sam geschieht. Er selbst sagte in seiner Apologetica (bei Portioli I, p. LXXV),
er schreibe korrekt, wenn er von Gott und den Heiligen rede, und so sind häufig
ernstere Stellen von Macaronismus ganz oder fast ganz frei. Hier hat er denn,
gegen das sonst von Luzio nachgewiesene System, mehrfach die Form in der
zweiten Fassung gegenüber der ersten reiner klassisch gestaltet, wie man bei
Portioli, II 50, 62, 67 sehen kann. Wie mag sich also in dieser Hinsicht die dritte
Redaktion verhalten ? Ist diese letztere nun im Ganzen die vollkommenste ?
Man kann darüber nicht urteilen, ohne sie vor sich zu haben. Luzio meint
es in der That, gesteht doch aber selbst, dafs sie auch wieder zuweilen hinter
der älteren Bearbeitung zurückstehe, und wenn er daher Recht darin hat, dafs
man wohl das Werk in der Gestalt abgedruckt sehen mochte, welche nach
des Autors Willen die definitive war, so möchte man auch die zweite Fassung
nicht entbehren und mufs , nach wie vor, Portioli dankbar sein , dafs -er sie
in ihrer Reinheit allgemein zugänglich machte.'
VARIETA.
P. Villa ri, Una Lettera del Savonarola a Lodovico il Moro. Dieser
Brief vom II. April 1496, der den Fürsten in Hinblick auf das Italien drohende
Verderben zur Bufse mahnt, war bisher nur aus Lodovico's Antwort bekannt.
Das Autograph kam in der Sammlung Morbio bei der Versteigerung in Leipzig
zum Vorschein, um, ehe es verkauft worden, wieder zu verschwinden ; jedoch
war davon eine Phototypie genommen worden. — Flaminio Pcllegrini,
La Chiose all' Inferno edite da F. Selmi e il Cod. Marc. Ital. cl. IX, 179,
zeigt, dafs die Glossen in einer Pariser Hs. nicht, wie Selmi meinte, aus den
von ihm publizierten stammen, sondern umgekehrt das Original der Chiose
' Portioli selbst in seiner soeben erschienenen neuen Ausgabe von Or-
landino und Chaos {Maccheroniche di Merlin Cocai, vol. HI, Mantova, 1889,
p. CXV) ist nicht geneigt, der Ausgabe von Cipaiia vor der Toscolana einen
Vorrang zuzugestehen.
252 BESPRECHUNGEN. A. GASPARY,
Selmi's sind, die sie verkürzen, und weist in dem Cod. Marc, eine Hs. der
ausfuhrlicheren und ursprünglicheren Fassung nach. — G. Sforza, Girolamo
Gigli e r Accademia degli Oscuri di Lucca, giebt aus dem verlorenen und von
ihm selbst wiedergefundenen Register des Sekretärs Giulio Marchini Nachricht
von Gigli's Beziehungen zur Akademie, als er ihr 171 7 seine Ausgabe der
Opere di S. Caterina schenkte und dafür zum Mitgliede ernannt ward.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: V. Crescini. II Cantare di Fiorio e
Biancifiore (Gaspary). — Z. Amaduzzi, Undici lettere inedite di Veronica
Gambara (Renier, Bemerkungen über Veronica's Beziehungen zu den Gon-
zaga).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO.
COMUNICAZIONI ED APPUNTI: F. Novati, Dante e ü Petrarca,
dafs das lateinische Lobgedicht auf Dante, welches Mortis nach dem Zeug-
nisse einer damals im Besitze Morbio's befindlichen Hs. Petrarca beizulegen
geneigt war, vielmehr von Benvenuto von Imola herrührt.
CRONACA, Zeitschriften, neue Bücher.
Anno VIII, Vol. XV, fasc. 1—2.
G. Volpi, La Vita e le Rinie di Simone Serdini detto il Saviozzo.
Der Verf. gründet seine biographischen Nachrichten vorzugsweise auf die
interessanten von Appel publizierten Rubriken der Gedichte Saviozzo's in
der Hs. Hamilton 500, daneben aber auch auf andere Dokumente. Der
Familienname ist nach ihm nicht Forestani, sondern Serdini ; die Geburt des
Dichters setzt er um 1360. 1388 und 89 ward er wegen blutiger Händel zu
hohen, Geldstrafen verurteilt, und, da er sie nicht bezahlte, mufste er Siena
verlassen, war 1396 beim Grafen von Poppi, dann kurze Zeit in Florenz,
kehrte im August 1400 nach Siena heim , war 1401 Prior, stand hierauf
wahrscheinlich im Dienste der Malatesta und ward endlich Sekretär des Con-
dottiere Angelo da Lavello gen. il Tartaglia. Von seinem Herrn ins Ge-
fängnis in Toscanella geworfen, tödtete er sich 1419 oder 1420, nachdem er
eine disperata voll fürchterlicher Verwünschungen und diabolischer Ver-
zweiflung gedichtet hatte. Weiter handelt Volpi von den Liedern dieses
fruchtbaren Dichters, besonders eingehend und treffend von den politischen, in
denen man keine prinzipiellen Überzeugungen suchen mufs , und stellt mit
Recht Saviozzo's Dichtung im allgemeinen bezüglich des künstlerischen Wertes
nicht hoch. Es folgt eine umfangreiche Bibliographie, eine Darstellung
des metrischen Baues der Poesien , und am Schlüsse sind drei Gedichte ab-
gedruckt.
F. Macri-Leone, La Politica di Giovanni Boccaccio, findet in Boc-
caccio nicht den entschiedenen Guelfen und Parteigänger, aber doch „den
idealen Ausdruck der florentinischen Politik des 14. Jahrhunderts" in den
demokratischen Tendenzen, in dem Hasse gegen die Tyrannen. Er rühmt
seinen Freimut, auch im Urteil über das neapolitanische Königshaus, und sucht
zu zeigen, dafs zwischen den Eclogen III und VIII einerseits und IV, V, VI
andererseits kein eigentlicher Widerspruch bestehe. Dieser Nachweis scheint
mir sophistisch; dafs Boccaccio im Briefe an Zanobi da Strada und in Ecl.
III auf Seiten des Ungarnkönigs steht, dem er mit seinem Herrn Francesco
Ordelaffi sich zu folgen anschickt , und in Ecl. IV — VI umgekehrt lebhaft
GIORNALE STORICO DELLA LETTERATURA ITALIANA. 253
gegen jenen und für die Anjou Partei nimmt, ist nicht zu leugnen; er legt
seine AVorte hier anderen Personen in den Mund; aber er wählte sich doch
diese Personen selbst zur Äufserung seiner Meinung oder als Sprachrohr
seiner Schmeicheleien. Das spätere so übertrieben günstige Urteil über die
Königin Johanna erklärt der Verf. aus einem wirklichen Wechsel der Über.
Zeugung. Mit der Neigung für die Dynastie der Anjou verbindet sich natur-
gemäfs die Feindseligkeit gegen die deutschen Kaiser, und während Boccaccio
seine Vaterstadt und deren Freiheit liebt und preist, urteilt er doch streng
über die unwürdigen Bürger, welche das Regiment in Händen haben. Dieses
wird hier besonders an Ecloge VII und IX gezeigt, welche sich auf das Ver-
hältnis der Florentiner zu Karl IV. beziehen. Im allgemeinen hat der Ver-
fasser den Charakter Boccaccio's, der ohne Zweifel ja ein braver Mann war,
doch in gar zu idealer Höhe dargestellt.
G. Rua, Intorno alle Piacevoli Notti dello Straparola, Bibliographie
der Ausgaben mit Bemerkungen über die späteren Verstümmelungen, Unter-
suchung über gewisse Quellen der Novellen, über das Jahr (1536), in welches
der Verf. deren Erzählung setzt, und über die Rätsel. Die Illustration der
einzelnen Novellen soll die Fortsetzung bringen.
E. Percopo, Laudi e Devozioni della cittä di Aquila, Fortsetzung
(No. XXXVni— XLVI).
R. Köhler, Illustrazio7ii comparative ad alcune 7iovelle dt Giov. Ser-
cambi (zu No. 121, 128, 141).
VARIETA,
Vittorio Rossi, Di una Rimatrice e di un Rimatore del See. XV,
Nachrichten von Girolama Corsi Ramos und deren Bruder Jacopo Corsi, so-
wie von ihren Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrh. entstandenen, bisher
unbekannten Liedern. Von der ersten ist unter anderem eine anmutige Bar-
zelletta {lo son fatta villanella, p. 190) mitgeteilt, von letzterem eingehender
die Poesieen besprochen , welche sich auf historische Persönlichkeiten und
Ereignisse beziehen.
E. Gorra, Uautore del Pecorone, bemerkt, dafs nicht nur die Sprache,
sondern auch die florentinische Herkunft so vieler Personen in den Novellen
uns bestimmen mufs, den Verfasser für einen Florentiner zu halten, und sucht
dann wahrscheinlich zu machen, dafs es ein Messer Giovanni di Ser Frosino,
giudice war, welcher 1378 aus Florenz nach Forli konfmiert wurde. Ein
Hindernis, die Vermutung des Verf. zu acceptieren, bildet dieses, dafs der
Autor des Pecorone sich selbst Ser tituliert und so auch in der Überschrift
des Sonetts von Maestro Francesco (p. 232) genannt ist, also Notar war,
während Gorra's Giovanni di Ser Frosino Richter war und an allen von ihn
citierten Stellen Messere tituliert ist. Aus jenem zuerst hier publizierten
Sonett, in welchem der Arzt Francesco da Colligrano Ser Giovanni mahnt,
ihm sein Versprechen zu erfüllen und Getreide zu senden, und welches bis
heut', abgesehen von seinem Buche, die einzige sichere Spur von Ser Gio-
vanni's Existenz ist, schliefst G. mit Recht, dafs derselbe nach Florenz heim-
gekehrt war, aber nicht ebenso überzeugend noch anderes. Meister Fran-
cesco sagt : lo non vorrei entrar nel pecorone Per troppa fede 0 per speranza
dare D'avere d^oggi in domane ad aspettare Quel che m'alunga ognor nostro
254 BESPRECHUNGEN. A. GASPARY,
(1. vostro) sermojie. Das heifst, wie ich meine: „ich möchte durch mein zu
grofses Vertrauen und eure leeren Versprechungen nicht zum Narren werden,
nicht ein Narr, wie die in eurem Buche", "und beweist nicht, dafs dieses
Buch damals noch nicht vollendet war. Gorra entnimmt aus den Worten
ritrovandomi io a Dovadola . . . nel 1378, dafs die Vorrede nicht mehr in Do-
vadola geschrieben sei (p. 231) und er glaubt, wie Landau, die Stelle in VII 2
Egli ebbe in Rotnagna . . . un valente signore e barone , il quäle ebbe nome
7>iesser Galeotto Malatesti, che fu . . . bezeichne den Genannten schon als
todt, so dafs der Pecorone nach Jan. 1385 beendet sein müsse. Aber die
Präterita gestatten bei mittelalterlichen Autoren diesen Schlufs ohne weiteres
nicht immer, wie SchefFer-Boichorst, Aus Dante' s Verbannung, p. 204 f. zeigte.
Jene Novelle spielt nun allerdings frühestens 1378; aber XVIII l, wo die
Reihe der Kaiser seit dem 10. Jahrh. bis auf die Gegenwart aufgezählt ist,
wird Karl IV. immer noch als der letzte genannt, so dafs also das Buch 1378
nicht blofs angefangen, sondern auch geschrieben scheint.
F. Fla mini, Due Canzoni di Andrea da Pisa d'argomefito storico;
von den beiden an Filippo Maria Visconti gerichteten Gedichten ist das erste
auf den Tod Braccio's da Montone teilweise, das zweite auf die Geburt von
Filippo Maria's Tochter Bianca ganz abgedruckt.
G. Castelli, Nuove Ricerche su Cecco d'Ascoli, giebt als Resultate
seiner Forschungen einige Behauptungen, ohne sie zu beweisen, und teilt eine
biographische Notiz über Cecco aus den Papieren Colocci's mit, welche ge-
ringen Wert hat.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: L. Donati, Fottetica , morfologia e
lessicp della Raccolta d'esempi in antico veneziano (Salvioni, mit begründetem
Tadel; aber anstatt so eingehend eine nach dem Rec. wertlose Arbeit zu
prüfen, wäre es erspriefslicher gewesen, die Untersuchung neu zu machen). —
G. Gietmann, Beatrice; M. Scherillo , Alcune fonti provenzali della Vita
Nuova (Renier; Gietmanns Buch erntet ein Lob, welches es nicht verdient).
— Tasso, Gerusaletnfne con comtnento di S. Ferrari (Solerti).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO (Anzeigen von Knust, Geschichte
der Legenden der h. Katharina von Alexandrien und der h. Maria Aegyp-
tiaca ; Macri- Leone, La Bucolica latina nella letteratura ital. del sec. XIV;
Castiglione, Cortegiano ed. Rigutini; Castellani, La stampa a Venezia; Ora-
zione di S. Basilio Magno volgarizz. da Ant. Ridolfi ; Bracciolini, Psiche ecc.
ed. Menghini; Goldmann, Mabillons Briefe an Cardinal Leander Colloredo ;
Lednij, Cronaca dei Vescovi di Todi).
COMUNICAZIONI ED APPUNTI: A. Gaspary, Di una fönte f ran-
cese del Marino, über Benutzung von Cl. Marots Temple de Cupido im 16. Ges.
des Adone. — A. Solerti, Di alcuni manoscritti di T. Lasso e di altri
autori, Nachricht von denjenigen Autographen Tasso's, welche unter den von
Muratori in der estensischen Bibliothek aufgezählten seitdem verschwunden
waren, und die jetzt Solerti im Besitze der Marchesi Molza in Modena v/ieder-
geiunden hat, sowie von einigen anderen wertvollen Hss. dieser Privat-
sammlung. — R. Wendriner, Ancora del Ruffiano del Dolce, macht be-
kannt, dafs es von diesem Stücke schon eine Ausgabe von 1552 giebt, welche
zu einigen kleinen Berichtigungen bezüglich eines früheren Artikels in Giorn.
XIV vcranlafst. — E. Percopo, A proposito delle Ricerche abruzzesi, einige
IL PROPUGNATORE. 255
Berichtigungen zu der Arbeit von De Bartholomaeis. — E. Percopo, A
proposito della tomha di Virgilio, mehrere Zeugnisse und Äufserungen über
das Virgilsgrab aus späterer Zeit zu der Schrift Cocchia's.
CRONACA. Zeitschriften und andere Publikationen.
A. Gaspary.
n Propugnatore, N. S., vol. II, parte I, fasc. 1—2. Gennaio- Aprile 1889.
Fase. 3. Maggie -Giugno 1889. Parte II, Fasc. 4. Luglio-Agosto, 1889.
C. e L. Frati, Indice delle Carte di Pietro Büancioni, publizieren aus
den in die Communalbibliothek von Bologna gekommenen Papieren des 1877
gestorbenen Bilancioni den Inde.x der lyrischen Poesieen des 13., 14. und
grofsenteils 15. Jahrb., welchen der Verf. in langjähriger Arbeit zusammen-
gestellt hatte. Heute erfordert natürlich dieses Verzeichnis, in dem übrigens
schon damals die Angabe der Drucke nicht stets vollständig war, manche
Ergänzungen, ist jedoch immer noch wertvoll durch reiche Bibliographie der
italienischen und ausländischen Hss. und würde dem, welcher ein definitives
Liederverzeichnis anlegen wollte, eine vortreffliche Grundlage gewäihren. Der
erste Abschnitt des alphabetisch nach Autoren geordneten Index , der hier
erscheint, reicht nur bis Arriguccio und füllt schon 90 Seiten, da er Dante
und Cecco Angiolieri mit umfafst. Indessen hätte Raum gespart und das
Ganze übersichtlicher gemacht werden können, wenn die Citate von Mss. und
Büchern nicht immer in ganzer Länge wiederholt worden wären; auch andere
Vereinfachungen waren nach dem Vorbilde von Bartschs und Raynauds Ver-
zeichnissen prov. und altfrz. Lyrik möglich.
A. Medin, Ballata della Fortuna. Der Verf. bemerkt mit Recht, wie
grofses Interesse eine Untersuchung über die Auffassung der Fortuna im Mittel-
alter und der Renaissancezeit und eine Feststellung der Entwickelung in der-
selben haben würde ; wer diesen Gegenstand behandeln wollte, würde freilich
durch die ungeheure Masse des Stoffes in Verlegenheit gesetzt werden. Me-
din selbst bezeichnet nur in den Hauptzügen, mit Hervorhebung einer Anzahl
charakteristischer lateinischer, französischer' und italienischer Gedichte, die
Vorstellung, die man von Alters her ausgebildet hatte und die am Ende des
Mittelalters die herrschende war. Auf ihr beruht auch das Gedicht, welches
er aus einer Magliab. Hs. veröffentlicht. Frate Stoppa's Ballade von der For-
tuna , die in ihrer Zeit sehr populär war, so dafs sie z. B. Sacchetti als all-
bekannt ohne Autornamen citierte, ist hier von einem populären Dichter aus
Florenz zu einer neuen Behandlung des Themas in 18 Strophen benutzt, und
an diese hat der Schreiber des Ms. Zanobi di Pagolo Perini noch 21 Strophen
gehängt. Die Ballade hat vor der Frate Stoppa's dieses voraus, dafs sie die
Beispiele des Glückswechsels aus der gleichzeitigen Geschichte entnimmt. Zu-
gleich hat auf den V^erf. Dante's Darstellung der Fortuna sichtlich gewirkt.
Nach den erwähnten historischen Thatsachen schliefst Medin auf Entstehung
• Die Darstellung der Fortuna und ihrer W'dhimng im Romun de la
Rose stammt aus Alanus' Anticiaudian.
256 BESPRECHUNGEN. A. GASPARY,
im Jahre 1407. Anhang l giebt aus dem unedierten 3. Bande von Ghirar-
dacci's Historia di Bologna die Erzählung /des Turniers, welches am 4. Okt.
1490 in Bologna aus Anlafs eines Streites über den Vorrang von Weisheit
oder Glück mit einem Disput zwischen Sapienza und Fortuna statthatte, An-
hang II eine rohe Bearbeitung von Frate Stoppa's Ballade aus einer venet.
Hs. von Mitte des 15. Jahrh.
G. Mazzatinti, Laudi dei Disciplinati di Guhbio , vollständiger Ab-
druck der M. gehörigen Laudenhs. des 14. Jahrh., die er Giorn. di Fil. Rom.
III 85 fF. bekannt gemacht hatte, p. 153 ff. publiziert M. ein von ihm in der
Biblioteca Sperelliana zu Gubbio gefundenes Scenarium eines geistlichen Schau-
spiels der heil. Mariano und Jacomo, wie er annimmt desselben, welches 1447
in Gubbio aufgeführt wurde; aber die Einteilung in Akte und Scenen und die
Anlage nach der Weise des klassischen Dramas (nicht des Mysteriums) deuten
auf eine spätere Zeit; die Hs. ist aus dem 16. Jahrh. In dem Texte der
Landen 1. III 29 la inorte statt Vamore (cfr. IX 5); IV 21 dimandi statt ti
tnandi; 22 ad st. da; V 21 devea st. vedea; IX 20 de Porno st. dolemo; X
219 ella St. elli: XIII 19 Fa st. Fia.
T. Casini, Notizie e documenti per la storia della poesia italiana nei
sec. XIII e XIV, II: Due antichi repertori poetici, Publikation zweier im
15. Jahrh. in Oberitalien niedergeschriebener Liedersammlungen, hier zunächst
nur ein Teil der einen, des Cod. Magliab. VII 10, 1078, volkstümliche Balladen,
wohl noch dem Ende des 14. Jahrh. angehörig und meist in Oberitalien ent-
standen. Casini hat den Gedichten eingehende Erläuterungen beigegeben.
G, Di Nisciä, La Gerusalemme Conquistata e VArte Poetica di
T. Tasso. Dieser erste Abschnitt der Arbeit sucht die von Cherbuliez ge-
äufserte und von Mazzoni verteidigte Ansicht zu widerlegen , dafs Tasso schon
kurz nach Vollendung der Gerusaletnme Liberata ernsthaft an deren Um-
bildung im Sinne der späteren Conquistata dachte. Die Änderungen, die der
Dichter damals vornahm, bezogen sich vielmehr auf die noch unvollkommenere
Form des Werkes, die er Scipione Gonzaga zur Censur gesandt hatte ; ihre
Absicht war, die künstlerischen Fehler zu beseitigen, ohne den Charakter des
Gedichtes anzutasten, und ihr Resultat die Gerusalemme Liberata, wie sie die
1581 erschienenen Ausgaben bieten. In den Briefen versprach er allerdings
viel mehr, um seine Censoren zu begütigen ; aber er redete damals nicht aus
innerer Überzeugung, verhiefs, sich dem Zwange der Zeiten zu bequemen, um
die Druckerlaubnis in Rom zu erhalten, und schwerlich würde er sich ent-
schlossen haben, wirklich so grofse Opfer zu bringen. Der Verf. bezeichnet
nach den Briefen mehrere Stellen, welche im ursprünglichen Ms. verschieden
waren, und eben in der Ger. Lib. stehen so wie sie aus der Revision hervor-
gingen. Zwei Mal hat der Dichter einen Überbleibsel der älteren Fassung
zu tilgen vergessen, der nun dem Leser ganz unverständlich bleibt. Ja für
eine dieser Stellen blieb er selbst, von Lombardelli um Erklärung des Rätsels
gebeten, die Antwort schuldig {Lettere II 398). Ubaldo und Carlo tödteten da
auf der Insel Armida's ein aus Menschen- und Tiergestalt zusammengesetztes Un-
geheuer, welches Thorwächter des Palastes war. Dafür ward dann die Episode
des fönte del riso eingesetzt {Lett. I 134); aber die Erwähnung des erschlagenen
Ungeheuers blieb Ger. XVI 35 stehen. Hier sind uns auch die ausgemerzten
10 Stanzen, die den Kampf beschrieben, erhalten und aus einer Hs. in den
IL PROrUGN ATORE. 257
Varianten zur Gertisalenime mitgeteilt in der Ausgabe von Tasso's Werken
Venezia 1722. — Störend ist es, dafs der Verf. statt Ckerbuliez konsequent
Cherbouliez hat drucken lassen.
MISCELLANEA: T. Casini, Lauda inedita di Mattco Griff oiii, aus
Cod. Rice. 1121, an die Jungfrau, beginnt: Rcma preciosa. — E. Tcza, Os-
servazioni di uti lettore, III. Sormonda, Notiz über eine 1764 gedruckte Tra-
gödie Tommaso Giuseppe Farsetti's von Wilhelm von Cabestanh und dem
gegessenen Herzen, im Geschmack <\txOrbecche. — IV. Dantiana, über die Form
der Schlangennamen in Ittf. 24,86 besonders faree gegen lat. pareas. Der
Lucere aus Florenz bei Giov. Villani (p. 309) stammt aus einer Redaktion der
I'afti di Cesare, s. Parodi in Studi di Fil. Rom. IV 485. — V. Dolci, dolci,
von einer übertreibenden Nachahmung der Repetition von Petrarca's Dolci
ire, dolci sdegni in italienischen Terzinen eines Spaniers des 16. Jahrh. —
VI. La parola Decameron, vermutet, wegen der Inkorrektheit der Bildung,
dafs dieser Titel gar nicht von Boccaccio, sondern von einem Kopisten her-
rühre. — VII. / cinque canti del Camilii, vom Druck dieser Fortsetzung der
Gerusalemme in der seltenen Ausgabe von Mantua 1584, und andere biblio-
graphische Notizen zu Tasso.
Fase. 3. Maggio - Giugno 1889.
F. Fla mini, Versi in inorte di Giuliano de' Medici (1478), publiziert
einen volkstümlichen Lamento auf Giuliano's Tod , dessen lange vermifsten
alten Druck er in der Communalbibliothek von Siena wiedergefunden hat,
lind ein Capitolo auf denselben Gegenstand aus einer Hs. der Marucelliana,
wo es Luigi Pulci beigelegt ist.
F. Pellegrini, Di un ignoto poema dHtnitazione Dantesca, P'ortsetzung
der Arbeit von M. Cornacchia in Propugn. N. S. I 2**, giebt Analyse und
Proben der anderen zwei Bücher des anonymen Poems, in denen die Seele
zum Leibe redend ihn über die Tugenden belehrt, im 2. über die theologalen,
im 3. über die kardinalen. Auch diese Bücher sind zum gröfsten Teile Vcr-
sifikationen lateinischer theologischer Traktate und bieten noch weniger Inter-
esse als das I. Buch. S. 376 1. Dl: manda tosto colui che raff'reni Nella tiia
chiesa tanta simonia.
G. Taormina, Di uii passo controverso neW Orlatido Furioso. Es
handelt sich um XLII 8, wo, nach Mitteilung der verschiedenen Erklärungen,
die mit wenig Glück versucht worden, der Verf vorschlägt, nach v. 5 stärkere
Interpunktion zu setzen und nach 6 gar keine so dafs mit 5 der Vergleich
schliefst, und v. 6 sich schon auf den Angriff Orlando's gegen Agraniante
bezieht: A cid lascio alla coda . . . giimse , d.h. ,, gegen den, welchen er
hinter sich gelassen hatte", als das Rofs mit ihm durchging. Diese Deutung
ist besser als irgend eine der sonst gegebenen ; doch gesteht der Verf. selbst,
dafs immerhin Ariosto sich dann sehr nachlässig ausgedrückt hätte.
G. Di Niscia, La Gerusalemme Conquistata e Parte poetica di T.
Tasso (Fortsetzung), führt weitere Briefstellen zum Beweise dafür an, dafs in
den ersten Jahren nach dem Drucke Tasso nur an eine Feile, nicht an eine
Umgestaltung des Poems dachte, und der Gedanke der Conquistata sich erst
später (1585) zeigt, wonach er freilich selbst den Schein zu erwecken suchte,
dafs die frühere Gerusalemme nie recht seinen Absichten entsprach.
Zcitsclir. f. rolii. l'liil. XIV. |t
258 BESPRECHUNGEN. A. GASPARY,
G. Zannoni, // Macaroidos di Ber7iardino Stefotiio , publiziert nach
den in Rom befindlichen Hss. das bisher unbekannte macaronische Poem des
Jesuiten Bernardino Stefonio , welches um 1595 entstanden ist. Der Verf.
schildert in diesem Gedichte mit frischem Humor und geschickter Parodierung
der Aeneis den Kampf des Königs Machero an der Spitze des Volkes der
Pasten gegen Fasolus, den Anführer der Hülsenfrüchte; um die Herrschaft in
Sicilien, den Sieg des ersteren und die Feier seines Triumphes. Diese wunder-
baren Begebenheiten sind dargestellt als ausgemeifselt in den Käsewänden
des köstlichen Palastes von König Gnoccus und Madama Frappa am Fufse
des Aetna.
MISCELLANEA : G. Ferro, Antiche Iscrizioni Veneziane in volgare,
zeigt, dafs die in Monaci's Crestomazia p. 41 abgedruckte angeblich älteste
Grabinschrift in venetianischer Mundart nicht von 1249, sondern von 1269,
ja, nach Cicogna's Vermutung vielmehr wohl von 1369 war, und publiziert
selbst eine Anzahl solcher Inschriften aus dem 14. Jahrh., die älteste von
1310. — A. Belloni, Testi, Tassoin 0 Marino P stellt fest, dafs das an Carlo
Emanuele von Savoyen gerichtete Gedicht gegen Spanien in Vierzeilen : Carlo,
quel generoso invitto core sicher von Fulvio Testi ist, da es sich in der von
ihm selber Carl Emanuel gewidmeten Ausgabe seiner Rime von 161 7 findet,
und zeigt, dafs der Pianto d'Italia in Oktaven: Era la notte e V pigro
Arturo avea, unter den drei Autoren , denen man ihn zuschrieb , Marino ,
Tassoni, Testi, wenigstens am wahrscheinlichsten gleichfalls dem dritten zugehört,
Marino aber ohne guten Grund beigelegt worden ist.
Parten, Fase. 4. Luglio- Agosto, 1889.
M. Barbi, Degli Studi di Vincetizo Borghini sopra la storia e la
lingua di Firenze, handelt, auf Grund des gedruckten und handschriftlichen
Materials, von B.'s Arbeiten über den Ursprung von Florenz, über florentini-
nische Geschichte und Genealogie, von seinem Studium der Trecentisten, von
der Reinigung des Novellino und Decameron und der Untersuchung über die
Sprache, die nicht zu Ende geführt ward und zu keinem klaren Resultate
gelangte, aber im Ganzen sich den Ansichten Varchi's nähert.
G. Cecioni, // Secretiim Secretortim attribuito ad Aristotile e le sue
redazioni volgari. Der jung gestorbene Verfasser giebt, nach Bemerkungen
über alte Übersetzungen anderer aristotelischer und pseudoaristotelischer Schrif-
ten, Nachricht von der mittelalterlichen Tradition betreffs der Unterweisung
an Alexander, für die er einen Zweifel an der Echtheit schon in einem Ms.
von Ende des 14. Jahrh. fand (p. 80), dann eine Bibliographie der Hss. des
latein. Textes, führt franz. und span. Bearbeitungen an und kommt zu den
italienischen, giebt auch hier eine Bibliographie der Hss., unterscheidet zwei
Hauptredaktionen , vergleicht dieselben mit dem latein. Texte und schliefst
mit einer Inhaltsangabe der vollständigsten und breitesten Version nach Cod.
Magl. XII 4.
G. Di Niscia, La Gdrusalemme Conquistata e VArte Poetica di
T. Tusso, Fortsetzung, über Tasso's und seiner Gegner Theorie der Dichtung,
besonders die Auffassung der Lehren des Aristoteles bei ihnen und ihren Zu-
sammenhang mit dessen Erklärer Castelvetro.
F. Fl amini, Un Triofifo d^Amore del secolo XV, publiziert ein Ge-
dicht in Terzinen, welches, nach der Überschrift, Antonio Bonciani auf Bitten
IL PROPUGN ATORE. 259
Lorenzo Manetti's für dessen Geliebte, la Diamante, verfafste, und wo diese
Dame erzählt , wie sie in einer Vision im dritten Himmel Lorenzo als den
schönsten und vortrefi'Hchsten Liebenden, von der Venus mit einem Demant-
bikle (Anspielunfj auf ihren eigenen Namen) beschenkt, triumphieren sah und
demutvoll bittend ihre glühende Liebe zu ihm äufscrt. Einleitend giebt Fl.
(p. 141 ft.) interessante Bemerkungen über die bekannten typischen Schönheits-
beschreibungen des Mittelalters und deren Fortsetzung im 15. Jahrh., wo sie
unter petrarchischem Einflufs einen zarteren, weniger sinnlichen Charakter er-
halten. Zu der Bezeichnung capelli bianchi u. dgl. als einem Element der
Schönheit bei der Dame, für welche Fl. p. 144 mehrere Beispiele giebt, will
ich noch die Stelle von Sabadino degli Arienti, Porretaiie, 22 (bei D'Ancona
Poemetti Popolari, p. 463) fügen und bemerken , dafs dieser Ausdruck , wohl
für ein helles Blond, auch altfrz. war; so blanc crin in Toblers Mitth. 120,10
und 250,10; blanches treces in Crestiens Perceval 9481 und 9577.
MISCELLANEA : C. Frati, Appunti dai Regesti di Innocenzo IV.,
sammelt aus diesen , zur Fortsetzung von Scheffer-Boichorsts dokumentari-
schen Nachrichten über Jacopo da Morra , solche aus dem Jahre 1 247, und
äufsert die Vermutung, dafs der Dottatz Proensals nicht während Jacopo's
Podestat in Treviso, sondern während des Capitanates in Spoleto oder des
Vicariates in der Marca d'Ancona und wohl am wahrscheinlichsten um 1244
verfafst sei, für Friedrichs IL litterarischen Hof oder einen der von diesem
ausgegangenen. Ferner hebt er aus jenen Regesten zwei andere Dokumente
hervor, eines über Richart de Fournival, das ihn uns schon 1246 als Kanzler
der Kirche von Amiens zeigt (p. 173), und eines, wo noch 1250 ein Lamber-
tino Buvalelli als lebend genannt ist; indessen nimmt Fr. mit Recht Anstand,
diesen mit dem Troubadour zu identifizieren; ebenso (in einer Anm. p. 182)
Casini. Dieselben Namen kehren ja in einer Familie oft wieder. — F. Fla-
mini, Pulci 0 ßellincionir' hat von dem im vorhergehenden Hefte des Pro-
pugn. unter L. Pulci's Namen publizierten Capitolo auf den Tod Giuliano's
de' Medici nachträglich bemerkt , dafs dasselbe in den Werken Bellincioni's
steht und dessen Namen auch in einer Hs. der Brera trägt, weshalb die Autor-
schaft zweifelhaft bleibt. Der Druck in Bellincioni's Gedichten bietet gegen-
über dem handschriftlichen Texte eine Umarbeitung. — C. Frati, A propo-
sito di Andrea Cappellano , giebt mehrere urkundliche Nachrichten von
Andrea Fieschi, Sohn Obizzo's Grafen von Lavagna und Neffen Innocenz' IV.,
der Kaplan dieses Papstes und dann Alexanders IV. war, und publiziert
namentlich das Testament desselben vom 14. Juli 1262. Kaplan Innocenz' IV.
wird der Verfasser des Tractatus amoris nicht blofs in dem Incunabeldruck
genannt, sondern auch, wie Fr. (p. 203) bemerkt, in dem Compcndium tuora-
lium notabilium von Geremia da Montagnone. Fr. sucht wahrscheinlich zu
maclien, dafs, wenn es auch nicht dokumentarisch feststeht, derselbe Andreas
auch Kaplan des Königs von Frankreich gewesen ist , wie der Autor des
Tract. atti. in den Hss. und Drucken gewöhnlich tituliert wird. Die Chrono-
logie scheint ihm für diesen gut zu passen ; freilich könnte es auflallen, dafs,
wenn der Traktat, nach G. Paris, gegen 1220 entstand, dessen Verfasser noch
nach 42 Jahren seinen Vater am Leben halte und ihn mit zum Erben einsetzte.
.\. (iASI'AKV.
26o BESPRECHUNGEN. A. TOBLER,
Romania. No. 72, XATIIe annee, 1889 Octobre und No. 73, XIXe annee,
1890, Janvier.
No. 72.
A. Mussafia, Osservazioni sulla fonologia francese. La formola tj
fra vocali. Als Reflex von tj wird auch nach dem Tone is mit tönendem j
festgestellt, so dafs also -oise die lautgesetzliche Entwickelung von -Jtia dar-
stellt. Für mace wird mattea, für place mit Suchier plattea, für piece : pccia,
für -i?r^ : zaa (Suftixverwecliselung) angesetzt. Statt pecia, dem sich ital. /^zza
kaum fügt, würde ich mit Thurneysen pettia oder vielleicht petvia vorziehen,
da mit petvdcium span. pedazo erklärt würde. Dieser neuen Lösung der
schwierigen Frage wird man nach M.'s glänzender, alle Einzelheiten berück-
sichtigenden Darstellung wohl allgemein zustimmen , wie dies schon G. Paris
in einer noch einige weitere Beispiele bringenden Anmerkung thut. Im wei-
teren weist M. nach, dafs überhaupt die Tonstellung die Behandlung der /-
Gruppen im Französischen nicht beeinflufst. Schwierig liegt die Sache bei
vi, hl, wo gougeon, ayeul, geole nebeneinanderstehen, deren letztere, wie M.
mit recht bemerkt, aufser Spiel bleiben mufs. In den beiden anderen darf
man dagegen vielleicht lautgesetzliche Vertreter von bi bzw. vi sehen. Nach
dem Tone bleibt im Vulgärlateinischen tonloses Hiatus-z' nach Labialen vo-
kalisch, vor demselben wird es z\x y: cavia aber cavyola. Aus goöione mutste
also entweder gobyonc oder aber govione, govyone entstehen. Nehmen wir
ersteres an , so ergiebt sich ohne weiter : vy-L wird vulglat. zu yy =: frz. /,
hy' bleibt vulglat., wird frz. g. Zum Schlüsse werden die Vertreter von -tio
besprochen, von denen palais, pais, pris dieselben Reflexe zeigen, wie -tia,
während puiz eine unerklärte Ausnahme bildet. Endlich wird für das 2 in
croiz ein Mittellaut zwischen demjenigen in destroiz und dem j in pais er-
wiesen. Meyer-Lübke.
[Die Nebenform servis zu servise , deren Vorhandensein Mussafia be-
zweifelt, ist in Ch. Rol. 1406 überliefert, wo sie freilich mit servise vertauscht
werden durfte; in der Prise d'Orange steht sie Z. 1355 in der Assonanz; im
Joufroi 2306 hat Hofmann serviz im Reime z\x esbäiz an Stelle von serj'anz
eingeführt].
G. Paris, Hugues de Berzc. Ausgehend von einer ganz besonders
wenig ausgereiften Dissertation von C. Engelcke {Die Lieder des Hugues de
Bregi, Rostock 1886?) erweist der Verfasser die Identität des von Villehar-
douin als Teilnehmer am vierten Kreuzzug erwähnten Jüngern Hugues de
Berze , des Dichters dreier, Aufträge an Folquet von Romans und an den
Markgrafen von Monferrat (Bonifaz II.) enthaltenden Strophen , des Dichters
mehrerer Lieder und des Verfassers der bei Barbazan und Meon II 394 ge-
druckten Bihle und stellt zusammen, was diesen Werken und jenem Zeugnis
sich über die Lebensumstände der bemerkenswerten Persönlichkeit entnehmen
läfst. Jene Strophen, die in zwei provenzalischen Liederhandschriften ver-
unstaltet vorliegen, werden in rein französischer Gestalt vorgeführt. Die nur
in der modeneser Hs. enthaltene eine Geleitstrophe erscheint mit ihrer Bezug-
nahme auf Wilhelm von Monferrat und Kaiser Friedrich II. als ein späterer
Zusatz.
P. Meyer, Recettes medicales en frangais publiees d^ apres le 7nanuscrit
23 dW£vreux. Ans der nämlichen Handschrift, deren dem 14. Jahrb. an-
ROMANIA. 261
gehörenden Teile Chassant 1857 den Petit vocahulaire hitin-fiani;ais du XIII <■
siede entnommen hat, ein Werkchen, über dessen Alter niemand, der es ge-
lesen, mit dem Herausgeber gleicher Meinung sein konnte. Die Rezepte ent-
halten manches für den Lexikographen und sonst Bemerkenswerte, nicht allein
in ihren Pflanzennamen, deren Bedeutung durch Joret erörtert wird.
COMPTES-RENDUS. Bourciez, Precis de phonetique fra7ifaise [G.
P., manche Berichtigungen und anregende Bemerkungen über lautgeschicht-
liche Schwierigkeilen); Nutt, Studies on the legend of the Holy Grail (G.
P. erkennt die Bedeutsamkeit des Buches an, hebt aber auch die Mängel in
des Verfassers Vorbereitung hervor); L. Hirsch, Laut- und Formenlehre
des Dialektes von Siena; S. Pieri, Note sul dialetto aretino; Bianco
Bianchi, il dialetto e la etnograjia di Cittä di Castello (E. G. Parodi, sehr
eingehend, mit zahlreichen eigenen Aufseningen über den Gegenstand).
PERIODIQUES. Zeitschrift f. rom. Phil. XIII 1 — 2. — Romanische
Forschungen III. — Bulletin de la Societe des anciens textes frangais, 1888,
No. 2. — // Propugnatore. Nuova serie. T. I, P. \. — Giornale storico
della leite ratura italiana No. 31 — 36. — Le Moyen-Age, T. I, T. II I — 6. —
Zeitschrift f. d. Realschulw. X/F257 — 270. — Gott. Gel. Anz. 1889 No. 4. —
Litterar. Centralbl. 1888, Sept.— Dez.
CHRONIQUE.
Notizen über Charles Nisard , den am 16. Juli 1889 verstorbenen Ver-
fasser der Histoire des livres populaires und der Curiosites de l'etymologie
franqaise, den Bruder des ein Jahr zuvor gestorbenen Desire Nisard, — über
einige von P. Meyer in England gemachte, wichtige Funde, — über Michault
Taillevent und Piere Michault, — über Armbruster, Geschlechtswandel im
Französischen, — über Engländer, der Imperativ im Altfranzösischen, — über
Schwarzfelds Schrift, die bezüglich der Alexandri'schen Sammlung rumäni-
scher Volkslieder so überraschende Aufschlüsse giebt, über D'Ancona, Bea-
trice, — desselben Abhandlung über die Bearbeitung von B. Latini's Tresor
in Versen , — über Ehrichs Dissertation über Rabelais , — über Novati's
Studi critici e letterari, — über Rua, Di alcune novelle inserite nelV Esopo
di Fraitcesco del Tuppo u. a.
No. 73.
P. Meyer, Des rapports de la poesie des trouveres avec celle des
troubadours. Lesenswerte, wohl geordnete Zusammenstellung sicherer, übrigens
zum gröfsten Teil wohl bekannter Thatsachen. Jeanroys wichtiges Buch mit
seinen vielfach abweichenden Ansichten ist noch nicht berücksichtigt. S. 1 1 A. I
hätte auf Gaspary, Sizil. Dichtersch. S, in Bezug genommen werden können.
Die S. 15 oben als der Form nach zusammenfallend hingestellten Stücke zeigen
weitgehende, doch nicht völlige Übereinstimmung; eher durfte S. 17 oben
Raimons v. :Miraval No. 7 mit dem hier erwähnten Sirvenles in Beziehung
gesetzt worden. Zu den Belegen für den Gebrauch von z//>t'/a/' kommen einige
weitere, die O. Schultz im Literaturblatt 1887 Sp. 445 angeführt hat, auch
die von mir im Jahrbuch 12,206 besprochene seltsame Stelle des Glossars
7692. Dafs sirventes nicht unmittelbar von servir, sondern von Strien komme,
wie S. 27 gesagt wird, hat auch Diez ausgesprochen ; ein „Soldatenlied" braucht
es darum noch nicht zu sein; die Bildung des Namens läfst, da sirven nicht
202 BESPRECHUNGEN. A. TOBLER,
blofs den mit den Waffen Dienenden bezeichnet, sehr verschiedene Deu-
tungen, ich glaube, sogar die der Leys d'amors, zu. Die Stellen, die den
Gebrauch des afrz. serventois erläutern sollen, beweisen, wie mir scheint,
nicht, dafs es je poesie d'agremeitt bezeichnet habe. „Müfsiges Gerede"
heifst das "Wort auch Ogier Dan. 11178 und 11200; Ch. Sax. I 199, II 186;
Barb. u. M. I 363,215. Auf die Stellen, wo das Wort eine Art Dichtung
bedeutet , trete ich hier nicht ein. Zu den Belegen für rotruenge S. 39
kommen , um nur bei älteren zu bleiben , die von Diez beigebrachten , ferner
Poeme moral 517b, Joufroi 791, Meon I 57, 622. Das Wort mit rote in ety-
mologischen Zusammenhang zu bringen würde Herr Meyer einem andern
schwerlich erlaubt haben. — Einen willkommenen Anhang zu dem Aufsatze
bildet die kritische Bearbeitung von Pistoletas Ar agues eu mil marcs de fin
argen nach sämtlichen (zu gröfserer Bequemlichkeit wieder einmal mit neuen
Buchstaben bezeichneten) Handschriften, wozu die vollständige Mitteilung der
zahlreichen Interpolationen und der bisher nur teilweise bekannten altfranzö-
sischen Bearbeitungen des Gedichtes kommt. Die Einleitung hätte wohl auf
die Gattung der plazers Bezug nehmen dürfen, die nächst verwandten Wesens
ist. Von solchen Wunschgedichten handelt lehrreich Uhland, Schriften zur
Geschichte der Dichtung und Sage III 266 ff.
G. Paris, Henri Je Valenciennes. Der Verfasser legt im einzelnen
dar, was zu Gunsten der schon von seinem Vater geäufserten Ansicht spricht,
dafs die um die Mitte des 13. Jahrh. als Fortsetzung zu Villehardouins Werke
gefügte Geschichte Kaiser Heinrichs die Auflösung in Prosa eines von Henri
von Valenciennes (zwischen 1210 und 1216) in Versen abgefafsten Werkes
sei, und findet die von P. Meyer im Bulletin de la Soc. d. a. t. 1878 aus-
gesprochene Vermutung nicht unwahrscheinlich, dafs Henri de Valenciennes
der nämliche Mann sei, der in einem von Meyer in Madrid gefundenen Ge-
dichte sich Henri de VVallentinnes nennt.
M. Wilmotte, Etudes de dialectologie ivallonne (Fortsetzung).
MELANGES. Philipe de Novare. G. P. zeigt, dafs der Verfasser der
Qiiatre tenz d'aage d'ome aus Novarre und nicht aus Navarra gebürtig war.
— Rotruejige en quatrains. In England geschriebenes und wohl auch ver-
fafstes Liebesgedicht mit Refrain, das P. M. darum als rotruenge bezeichnet ;
anhangsweise aus der nämlichen Handschrift des Brittischen Museums ein
Abdruck des Gedichtes Scribere proposui de contemptu mundano, das nach
einer Pariser Hs. bei Du Meril, Poes. pop. lat. du m. ä. S. 125 zu lesen ist.
— Uauteur du Comte d'Anjou. Der Verfasser des noch nicht gedruckten
und nur durch spärliche Angaben bekannten Gedichtes, von dem seit kurzer Zeit
die Pariser Nationalbibliothek zu der lange besessenen eine zweite ältere Hs.
hinzu erworben hat, versteckt seinen Namen in drei Zeilen, aus deren jetzt
berichtigtem Wortlaut G. Paris nunmehr Jehan Maillart herausliest. — Le
conte des Trois perroquets. Jan te Winkel teilt eine niederländische Version
des von P. Meyer (Rom. XVI 565) behandelten Märchens mit. — Note sur
Pauteur du Contreblason de faiilces amours. E. Picot zeigt, dafs der Name
Charles de Croi, der sich aus einigen Schlufsversen des 15 12 verfafsten Ge-
dichtes herauslesen läfst, nicht der des Dichters, sondern eines Gönners ist,
während man in Estrees, was die Zeilenschlüsse ergeben, den Beinamen des
Verfassers zu sehen hat. Der Vorname bleibt uncrmittelt.
ROMANIA. 263
COMPTES-RENDUS. Recueil de iiu'moires phUologiques prt'st'ntJ a
M. Gaston Paris par scs elcves siu'dois (G. 1'. {jiebl genaue Auskunfl über
jede tler gesammelten Abhandlun<;en, zu manchen wichtige Nachlnige). —
Isidoro del Lwigo, Dante ne' tempi di Dante und A. Bartoli, Sloria della
letteratura italiana VI 2 (N. Zingarelli). — A. Rubiü y Lluch, El renaciniiento
cldsico en la literatura catalana und Menendez y Pelayo, Discurso leido en
la Universidad Central (A. Moiel-Fatio). — Le Songe de Bernat Metge,
auteur catalan du XV« siede p. p. jf.-M. Guardia (A. Morel-Fatio).
CIIRONIQUE. Nekrolog für den Marquis de Queux de Sainl-llilaire.
Zahlreiche kurze Angaben über neuere Erscheinungen der Fachlitteratur.
A. ToBl.ER.
Archivio Glottologico Italiano X 3.
liianchi, La Declitiazione nei nomi di Itiogo della Toscana. Dieser
zweite Artikel steht an Wichtigkeit dem ersten, Ztschr. XI 282 besprochenen
nicht nach. § 10 und 11 handeln von Ortsnamen, die im zweiten Teil einen
Genitiv enthalten und aus der Longobardenzeil, also aus dem 6. — 8. Jahrb.,
oder noch später stammen. Während bei diesen nur eine ungefähre Alters-
angabe möglich ist, giebt es eine Reihe anderer, deren Entstehungszeit sich
genau feststellen läfst, wie Cavialdoli 1027 u. a. Wenn aber der Verf. daraus
schliefst, dafs der Genitiv bis ins 9. Jahrh. in der reinen Volkssprache noch
gelebt habe, so dürfte die in diesem Schlüsse liegende Verallgemeinerung zu-
weit gehen. Daraus dafs in bestimmten , fast erstarrten Formeln , und als
solchen können bis auf einen gewissen Grad die Ortsnamen gelten, der Ge-
nitiv festbleibt, folgt seine Lebensfähigkeit noch nicht, es können hier eben-
sowohl analogische Bildungen nach einem alten Typen vorliegen, wie in den
afrz. Gen. plur. auf -or. Den sicheren Genitiven folgen § 12 Namen, die auf
schon gebildeten Familiennamen nicht gerade auf Genitiven, beruhen. Zweifel-
haft ist die Existenz von Gen. plur., abgesehen von niontelatego = inons
laticum. Namen auf -oro können schon ihres o wegen nicht auf -orum
beruhen, aber, trotzdem Nebenformen auf -ario vorkommen, so bleibt auch
eine Verknüpfung mit -arius unmöglich. Auch an cuora = aquariutn ver-
mag ich schwer zu glauben , far lo gnorri aus *ignarius ist auch mit rr
auffällig, in stiöro aus sextarius bleibt das i unerklärt, daher ich doch lieber
bei stajöro , einer irrtümlichen Betonung des alten stdioro vom Plur. stäiora
bleibe, vgl. pugnöro. — § l^j. beschäftigt sich mit den Suffixen. Das ligu-
rische -asco wie das keltische -ago sind ganz unbekannt, dagegen findet
sich das etruskische -rnna mehrfach. Suffix -e geht stets auf Heiligennamen
zurück: Tomme aus Uojfiüg , Turpe = Turpes , Gtisme = xoüfxü^ u. s. w.,
das e könnte aus ai entstanden sei. Wenn der Verfasser diese Erklärung
wegen erat und pietae nur zweifelnd vorbringt, so ist dagegen zu bemerken,
dafs pietae jünger ist , daher sehr wohl sein ae behalten konnte , uml
dafs crai kaum dem volkstümlichen Wortschatz angehört. - Eine ,,Appen-
dice" beschäft sich endlich mit den longobardischcn Eigennamen. Aufser
einem reichhaltigen Verzeichnis der Suffixe und der Kurzformen enthält sie
auch Untersuchungen über wichtige lautliclie Fragen, wie die Lautverschiebung,
die Behandlung von longobardisclicm c und g vor <•, /, den Accent, die ßil-
264 W. MEYER, ARCHIVIO GLOTTOLOGICO ITALIANO.
düng der Kurzformen (germanische Regel: der erste Wortbestandteil bleibt,
z.B. Gundo aus- Gunduald, romanisch etwa seit dem Jahr looo: der zweite
bleibt, z. B. Natido aus Ferdinandö), die Flexion auf -a, -anis, aus der mit
Recht barbano erklärt wird und scrivano, puttana hätten erklärt werden
können. Den Schlufs bildet die Erklärung von Allighieri oder Aldighieri,
das zutreffend als Hildigairi gedeutet wird.
413 — 446. F. d'Ovidio, Spigolature 7-omanze dalle pagine dhin lati-
nista. Anknüpfend an einem von E. Cocchia in der Riv. fil. das. XV ver-
öffentlichten Artikel bespricht D'Ovidio in behaglich plaudernder Weise eine
Reihe von Punkten der lateinischen Lautlehre , die z. T. auch für die roma-
nische Grammatik von Wichtigkeit sind. Zunächst wird die bisherige Auf-
fassung der bekannten Stelle aus Gellius XIII 24 über die Betonung Vdleri
gegen Cocchia in Schutz genommen, sodann die Frage nach der Betonung
der viertletzten Silbe im älteren Latein nicht ohne manche Willkürlichkeiten
und Gewaltthätigkeiten in verneinendem Sinne beantwortet. Äufserst glück-
lich ist in diesem Abschnitt der Gedanke, dafs Form und Accent der Orts-
namen oft durch die Ableitungen bedingt, also Teramo von Terarnano =
Interajmianus , Pah'rnio von Panormitanus aus gebildet seien. Die Mög-
lichkeit einer derartigen Beeinflussung wird zur grofsen Wahrscheinlichkeit
erhoben durch den Hinweis darauf, dafs im Altertum der Gebrauch des Ad-
jectivums an Stelle des Ortsnamens sehr viel häufiger war als heute. Der
dritte Abschnitt behandelt die Qualität des a , der vierte die Quantität der
Vokale vor j. Das übrigens auch schon von andern ausgesprochene Resultat
ist, dafs die Vokale in den einen Fällen kurz, in den andern lang waren, dafs
also die ursprüngliche Quantität erst für jedes einzelne Wort gesucht werden
mufs. Nicht zutreffend erscheint mir die Ansetzung von pulejum , da alle
romanischen Vertreter e bieten, somit nicht, wie D'Ovidio S. 436 Anm. i
tliut, für puleggio eine Erklärung des e nach italienischen Regeln zu suchen
ist. Endlich der letzte Abschnitt hält die Stelle bei Priscian, wonach vor gii
die Vokale lang seien, für eine spätere auf einem Mifsverständnis beruhende
Interpolation, und nimmt wieder für die einen Fälle ursprüngliche Kürze, für
die andern Länge an.
447 — 466. Ascoli, Noterelle. I. // dialetto Tergestino weist die
Schrift von Zenatti La vita communale e il dialetto di Trieste , die in ziem-
lich leichtfertiger Weise den Arch. Glott. I 479, III 469 gegebenen Nachweis
eines friaulischen Elementes in Triest in Abrede gestellt hatte , schlagend
zurück. 2. Pania, wipa)iiare wird zu dem in compagine steckenden Stamme
pagin- gestellt.
468 — 482. C. Salvioni, Indici del Volume.
W. Meyer-Lübke.
Nachtrag zu Ztschi\ XIII.
S. 538» Z. 14 Schon die App. Prob, hat itnbüicus, d. li. etnbilTcus. —
S. 540, Z. 3 allein] 1. nicht. — S. 541, Z. 14 da.ngier'] 1. dengier. — S. 542,
Z. 3 V. u. Konsonanten] 1. Vokalen. — S. 543, Z. 15 dazu Fufsnote : Ebenso
NACHTRAG. 265
Harseim Oxf. Ps. R. Si. inul Ilorning in Bartsch, Langue. \V. Meyers Er-
klärung Ztschr. f. rom. Phil. XI 541, der Rom. XVII 622, XVIII 156 beistimmt,
dafs Heu aus lue-u wie vieiit, iiteuz aus vuetit, ueiiz entstanden , ist nicht zu
empfehlen, da hier zuerst regehnäfsig vuelt, uelz bestanden, während gerade die
mit H gebundenen Vokale durch das ii festgehalten werden (also fagum nur /au,
/(Ui, aber nicht /<?*«) und nie diphthongieren. — S. 543, Z. 17 und 19 sich
das] das sich. — S. 544, Z. 14 jp'] 1. joi, pou, pni; das. Z. 5 v. u. es] 1. g;
das. Z. 4 V. u. g\ 1. es. W. F.
Naehtraff zu Ztschr. XIV.
S. 130, Z. 8 corr. q'el. -- S. 130, Z. 21 corr. qcs cu. — S. 131, Z. 43 corr.
qe si lo tortz moiit granz noi fos o: qe si lo tortz granz non i fos. V. Ck.
Neue Bücher und Schriften.
Recueil de Memoires philologiques presente h Mr G. Paris par ses
(ileves suedois ä l'occassion de son cinquantieme anniversaire. Stockholm
1889. 8". 260 SS.
Zu der monumentalen Festgabe, welche die schwedischen Schüler G. Paris
zum Zeichen ihrer Verehrung am 9. Aug. 1889 dargebracht haben, und wo-
mit sie öffentlich von seinem weitreichenden Einflufs als Lehrer, wie von seiner
für alle Länder bahnbrechenden Forschung Zeugnis ablegen, haben acht jüngere
schwedische Gelehrte Beiträge beigesteuert, denen hier leider nur eine kurze
Anzeige gewidmet werden kann, trotz des Wertes der Untersuchungen.
H. Andersson, macht sich in Quelques remarques sur l'amuissement
de l'r finale en frang. S. I — ^9 die "Verstummung des ausl. r durch einen mit
z oder / vergleichbaren Reibelaut verständlich, der in franz. Mundarten vor-
handen ist oder vorhanden gewesen zu sein scheint. Die Ausnahmen fmden
dabei jedoch eine befriedigende Erledigung nicht, und doch ist ohne ihre
Berücksichtigung eine Lösung der Frage nicht möglich. Zu beachten ist
jedenfalls, dafs ausl. r blieb hinter a 0 u ou eu oi ui und hinter e eher mer,
fier hier, amer cuiller, wie bei enfer fer hiver ver und bei pair clair eclair,
air flair vair, und nur schwand hinter e ic {do7in-er, boulanger, leger;
menuiser; tnenuisier sentier jardinier u. dgl.); also mufs im e die Veranlassung
zum Schwund des r gesucht werden. Da derselbe namentlich auch bei i ehe-
dem weit um sich gegriffen hatte (s. Thurot Prononciation II 161 ff".) wird in der
beiden Vokalen gemeinsamen Hebung der Vorderzunge, die die sofortige, zur
Bildung eines Uvularen r gehörige Rinnenbildung der hinteren Zunge erschwert,
die Ursache der Erscheinung gegeben sein. — In boidangcr sentier u. dgl.
wurde durch den vorausgehenden palatalen Engenlaut das Hervorgehen
des gesc bloss. (,' aus e (vgl. c/e?r) = altfrz. altem *ee {ei) für lat. « bewirkt;
bei donner u. s. w. — es sind sämtlich Infinitive der i. Konj. — wurde die
Umbildung von menusier (Verb) zu menuisier menuiser, chang\qr zu chatiger
— mafsgebend, also Inf. -e(e)r analogisiert nach Inf, (i)er; auf gleichem
Wege ergeben sich -ez (2. PI.), -</ im Partizip., das wie de le de ble, durch
die Stellung des e im Auslaut sein e erhalten konnte.
S.-F. Euren, Exemples de r adventice dans des mots frang. Fälle,
wie fxonde =funda, couxte-pointe = culcita p., encxe, chartxe; niouche-x-on
zu tnottche ; Portiexs = Pictaviim u. a., zum grofsen Teil vom Verf. selbst
schon (durch Analogie) richtig erklärt , andere nach Geijer Studier i fransk
linguistik gedeutet. Um eine phonetische Erscheinung scheint es sich in den
NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN. 267
etymologisch sicher gestellten Wüitcin nirgends zu handeln ; zu gtutre vgl.
die Ableitung von Iran vastrapes, Lagarde in Gütt. gel. Nach. 1886, No. 4;
zu cle\ = cU'f Thurot, Prononc. II 147 au lieu-r.
P. A. Geijer, Sur quelques cas de labialisatiüii en fran^ais, S. 21 — 30;
in Wörtern w'x^'yxxneau ^ geinellus, buvons von bibcre; epowvanter paventein;
orange n-aranga u. a. Es handelt sich um eine nicht zur Durchführung ge-
langte Lautneigung der Volkssprache, wie der Verf. fein darlegt, in den ge-
sicherten, nicht sehr zahlreichen z. T. von G. selbst erklärten Fällen. Dafs
sie verschiedenen Alters sind , setzt z. B. Mussafia's Deutung (Nord-ital.
Mundart.) von affwbler (f\b\ila durch fabila, noch snbula) voraus. Bei -um
aus -ein {e^=& muet) dürfte wirklich ein mechanischer Vorgang anzunehmen
sein, da nur etwa s&mer auf der älteren Stufe verharrt ; chalwmeau stünde für
chaleineau statt chalz.rneau. Hierher gehört auch Jwmieges — Gcmeticuni.
Bei einigen Wörtern wirkten zur Umbildung an sich wohl andere Faktoren
mit, während der Labial selbst nur den labialen Vokal hervorrief; so lag ein
Grund zur Änderung des Vokals a vor: bei lä. lAmelle, woraus frz. aAi/«^//^;
/n/n/gfiün war begrifflicher Einwirkung durch lumüre ausgesetzt. Könnte
bxxvons nicht unter Einflufs von bu, lutrifi unter dem von lu stehen.' Duin-
inage entfällt bei etymologischem Zusammenhang mit dominium.
Ake W:son Muthe, Observations sur les composes espagnols du
type „aliaberto". S. 31 — 56. Reichhaltige Sammlung von Beispielen dieser
gelehrten Kompositionsform, die sich mit dem Humanismus in Spanien einstellt
und durch ihn herbeigeführt wird.
Ders., Romance de la Tierra, chaiisoii pop. astuiienne, S. 57 — 62. Aus
dem Volksmunde, zählt Eigenheiten, die zahlreichen span. Ortschaften an-
haften, auf.
A. Nordfeit, Classification des niss. des Enfances Vivien, S. 63 — 10 1.
Stützt sich auf die treftliche diplomatische Ausgabe der ersten 1422 Verse
des Gedichtes von Wahlund u. v. Feilitzen (Upsala 1886), in der 5 Hss. voll-
ständig abgedruckt und von den übrigen die Lesarten mitgeteilt sind. Die
starken redaktionellen Eingriffe, denen auch dieses Gedicht in den verschie-
denen Hss. ausgesetzt gewesen ist, haben den Verf. nicht gehindert, ein ein-
leuchtendes Schema für die Überlieferung der Enfances Vivien aufzustellen,
auf das sich mit dem von Wahlund zu veröfltntlichenden Rest des Gedichtes
wird die Probe machen lassen. Die Untersuchung ist methodisch und gründ-
lich und enthält interessante Erhebungen über das Verfahren der Redaktoren.
C. Wahlund, La Philologie fran^aise au temps jadis, S. 103 — 174.
[Auch Sonderabdruck]. Wiederabdruck der seltenen lat. Antrittsvorlesung
des Prof. der franz. Sprache zu Wittenberg G. Rabot (1572) in den Typen
des Originals, mit einem Briefe desselben an Calvin und dessen Antwort (W.
kennt 3 Ex. von R.'s Schrift, eine 4. besitzt, wie Herr Bibliothekar Dr. List
mir nachweist, die hiesige Universitäts- und Landesbibliothek), sowie der Ab-
handlung von E. Cordier: Recherches historiques sur les obstacles qu'on
cut ä surmonter ])our epurer la languc fran(,aise, 1806, nebst Nachrichten über
den Verf. Auch diese Schrift, von der W. nur 1 Ex. kennt, wurde von Herrn
Dr. List auf der hiesigen Bibliolliek aufgefunden, und zwar in der ein Jahr
älteren Ausgabe 1805, deren Vorhandensein Herr W. (S. 152 f.) in Zweifel
zieht, mit folgendem erweiterten Titel: Rccli. liist. sui les obstacles (pi'n;/ a
2 68 NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN.
eus ä surm. pour ep. la lang. fran^. , et conseils piiises dans les nu-iUeures
sources, afin d'eviter sa corruption; A Paris, cliez Lamy. . . . An 1885, 8".
60 SS. Der Verschiedenheit des Titels der Schrift , die cap. i und 3 der
Ausgabe 1806, sowie Anmerkungen und „Notes historiques" enthält, entspricht
eine Verschiedenheit der „Table" die nicht alle in der Ausgabe 1806 in
Aussicht gestellten Abhandlungen , dafür aber eine grofse Anzahl anderer,
verzeichnet. Es fehlt in der Table der Ausgabe 1805 die zweite Abhandlung,
die 6. 10. 12; 7 und 8 sind umgestellt; 3. 4, 5 scheinen in der Table von
1805 unter den Titeln: „Progres de la langue fran9. depuis la reunion des
Francs avec les Gaulois jusqu'au l8e s." (3. Abhlg.) zusammengefafst zu sein.
In der Table von 1806 fehlen dagegen Abhlg 4 — 22, 27 — 30, die von all-
gemeiner Grammatik und Geschichte handeln sollten, nämlich : 4. Les philo-
sophes cultivent la langue proprement dite, les orateurs et les poetes embe-
lissent le langage. 5. Definition generale de la Grammaire. 6. Par la Gram-
maire les Grecs entendaient premierement l'art de bien lire , de bien ecrire,
et, par consequent, l'art de parier correctement. 7. Ce serait une erreur de
croire qu'il suffit de savoir la Langue Fran^aise par habitude , pour l'ecrire
correctement. 8. La Grammaire difere de la Lögique et de la Rhetorique,
relativement ä la peinture des idees. 9. Idee qu'on avait , ;\ Athenes et ä
Rome d'un maitre de Grammaire. 10. Avantages de l'etude des Synonymes.
II. Utilite de la Prosodie. 12. Regles les plus gdnerales sur la prononciation,
et qui sont le plus en usage. 13. L'art de bien lire. 14. Declamation. 15.
Rapport entre les moeurs et le langage d'une nation. 16. De la melodie ora-
toire. 17. Styles. 18. Pensees. 19. Naturel en matiere de pensees. 20. Af-
fectation dans les pensees. 21. Des divers genres d'eloquence. 22. La Poesie
a sa marche et sa langue particuliere. — 27. Avertissement pour arreter les
progres des locutions ignobles et barbares, introduites ä la place des expres-
sions employes dans les beaux temps de la politesse fran^. 28. Source de la
corruption des Langues. 29. L'ambition d'un chef de la republique des lettres
a quelquefois suffi pour detruire, en peu de temps, plusieurs siecles de travaux.
30. Goüt par rapport ä la lecture des auteurs, et ä la composition.
J. Vising, Les debuts du style frangais, S. 175 — 209. Eine mit Geist
ausgeführte Erhebung über den syntaktischen und stylistischen Ausdruck der
Denkmäler vor dem Rolandslied, des Rolandsliedes selbst, des Cliges und des
Villehardouin, bei welchem V.'s Charakteristik die schriftstellerische Persön-
lichkeit treffend herauszuheben weifs.
F. Wulff, Un chapitre de phonetique andalouse, S. 211 — 260 mit 2
Übersichten. Phonetische Umschrift eines castil. Textes nach andalusischem
Vortrage in Verbindung mit einer Darlegung eines neuen diacritisches Al-
phabetes, bei dem liegende und stehende latein. , sowie griech. Buchstaben
in aufrechter und umgekehrter Stellung verwendet und die Accente u. s. w.
durch Interpunktionszeichen hinter den tontragenden Lauten eingefügt werden,
— ein durchaus harmonisches, leicht anwendbares System von etwa 180
Zeichen, das den weitgehendsten Bedürfnissen in Bezug auf Lautunterschei-
dungen — worin Verf. ein Meister zu sein scheint, gerecht wird. Lehrreich
ist W.'s Beschreibung der andal. j-Bildung und seine Bemerkungen zur Ver-
stummung des frz. j-f-Kons. Seine Auffassung des Vorganges, als eines suc-
cessiven Lautwandels, ist vom phonetischen Standpunkte tadellos; das ändert
NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN. 26q
freilich nichts an der Thalsache, dafs für die gebihlete, litteravische Sprache des
12. Jalirh. in Frankreich, wie der Reim beweist, dieses j schon kein .v mehr
war, und überhaupt nicht mehr als Artikulation zählte.
Extraits de la Chanson de Roland et de la Vie de s. Louis par Jean
de Joinville p. p. G. Paris. 2» cd. Paris 1889. Ilachette. 16". XI,
262 SS.
Das lehrreiche Büchlein hat in Folge seiner geschickten Anlage den
erwarteten Erfolg gehabt, und liegt, nachdem es kaum veröfl'entliclit war, in
zweiter erweiterter und berichtigter Ausgabe vor. Die sprachliche Darstellung
des Rolandstextes, der kein kritisch abschliefsender sein soll, ist von Inter-
esse, das Glossar und die Lautlehre sind es durch manche Etymologie und Auf-
fassung, für die sich G, P. entscheidet,! nicht minder. — Wird Obs. gram. § 19
i im gelehrten pitiet quitier dem Einllufs des e in pietatem quiettim mit
Recht zugeschrieben (vgl. coi = quietus), wenn doch t in gelehrten Worten
überhaupt bleibt, vgl. 38 .'' Ist das analogisierte dornst 27 an seinem Platze ?
38 „t s'mtercale entre n et r dans veintre"; warum dann nicht veitiAre , wie
ten-A-re ? Glossaire. Für Azzel-in liegt deutsches Ezz\\ näher als Azzo ; kann
man zweifeln, dafs ahan (wie afa7i) das keuchende Athmen des schwer Ar-
beitenden wiedergiebt ? Ist für aighmt nötig statt *aculentum : aquilentum
(vgl. 7n3.\gre : macrem etc., aigu =^ acutus) vorauszusetzen? Ist apareilier
nicht einfach von pareil gebildet, da ein pariculare allgem. romanisch fehlt?
Cliapleier = chaph'-\-~icarc; dafs das unbetont. Ica-re betont, frz. (etc.) eie-r er-
geben konnte hat man bestritten. Chief ; captim, wäre nicht besser capu ?
Comant : come-\-tnde; aber inde (= frz. en), in deinde subinde, heifst ,,von da";
verträgt sich dieser Begriff „da" mit dem der Art und Weise ? Croissir ;
bestehen gegen kraustjan Diez I Bedenken? Ist dolent = „dolentxxm für do-
lentem", dolz =^ „dulcinm für dulce?n" nicht irreführend? Ist statt embracicr
*imbrachiare , das nicht nachgewiesen , nicht deutlicher zu sagen, mit in aus
braz brachiu?n (wie bei efirengier S. 128), um die franz. Neubildung anzu-
zeigen?
Derselben hübschen Sammlung älterer und neuerer franz. Schriftsteller
von Hachette gehören ausgewählte Werke von Boileau, Condillac, Corneille,
Joinville, Leibnitz, Moliere, Racine, Voltaire u. a., von tüchtigen Herausgebern
erläutert, an; dazu kamen neuerdings La Bruyeres Caracteres von Servois
(nach dessen grofser Ausgabe) und Rebell iau (1890), ausgestattet mit nütz-
lichen Anmerkungen und einen Sachverzeichnis zum Texte.
G. Camus, 1 Codici francesi della regia Biblioteca Eslcnse, Mo-
dena 1890. 8". 74 SS. (Extratto dalla Rassegna Emiliana, Anno II).
Herrn C, dem bereits mehrere Veröffentlichungen aus der Estens. Bi-
bliothek zu danken sind (s. Ztschr. XIII 346), erwirbt sich ein neues Verdienst
durch seine sorgfältige Beschreibung des Inhaltes der 19 franz. Hss. des 13.
bis 15. (bes. 14. und I5.)jahrh. und der 56 Nummern des 16.— 18. Jahrh.
(meist geschichtliche Materialien); wenn sich auch unter der ersten Gruppe
meist anderweitig bekannte Tc.\tc (vorwiegend Didaclisches in Prosa, jedoch auch
eine van Hamel unbekannt gebliebene Hs. des Roman de Ca rite des Rcnclus
de Molicns) vorrmdcn, so wird docii ;luc1i auf vieles von «Icni Verf. /.mn ersten
270 NEUE BUCHER UND SCHRIFTEN.
Male aufmerksam gemacht, und wurde mancher Text von ihm zuerst erkannt;
seine Angaben und Auszüge sind durchaus geeignet den Wert der Über-
lieferung im einzelnen Falle zu bestimmen.
W. C. Lane, The Dante collections in the Harvard College and
Boston public libraries; Cambridge 1890, Lex. 8". 114 SS. [Biblio-
graphical Contributions ed. by J. Winsor No. 34].
Alphabetisches Verzeichnis und Materienübersicht über die auf mehr als
1200 Bände sich belaufende Dantesammlung zu Boston (darunter 2 ehemals im
Besitze des Baron S. Kirkup befindliche Hss. der Div. Com.), — Ausgaben,
Übersetzungen der Werke D.'s , Schriften über dieselben und Bildnisse
D.'s — , deren Benutzung durch den Katalog erleichtert werden soll. Die
Dantegesellschaft in Cambridge, in deren Auftrag der Katalog verfafst ist,
stellt denselben allen denen zur Verfügung (sowie den Bericht über ihre Ver-
handlungen), die Schriften zur Dantelitteratur der Gesellschaft überweisen.
P. Marchot, Vocables Couvinois e tude etymologique. Lüttich 1890.
8». 15 SS.
Vom Verf., einem Schüler Wilmottes , selbst gesammelte Wörter der
Mundart von Couvin (ca. 150), deren etymologische Deutung z. T. in An-
schlufs an Sigart und Grandgagnage gegeben, z. T. selbständig und öfter glück-
lich gefunden wird, und im Rest der Fälle jedenfalls Beachtung verdient.
H. Laramens, S. J., Remarques sur les mots fr an 9. derives de
l'arabe, 1890. 8". 52 und 314 SS.
Das aus der S. Josephs Universität zu Beirut hervorgegangene und von
der Katholischen Druckerei daselbst verbreitete Buch soll hier nur den des
Arabischen kundigen Romanisten zur Kenntnis gebracht werden, da es mög-
licherweise nicht für Jeden leicht erreichbar ist. Der Verf. ist mit den Ar-
beiten Dozys, Engelmanns, Devics, Eguilaz' wohl bekannt, berichtigt hier und
da Narducci, verfällt aber selbst bisweilen in den Fehler die näher liegende
lat. oder sonstige Grundlage zu mifsachten oder ihre Ansprüche zu unter-
schätzen z. B. bei allez imp., bärge, cabbe, danie-jeanne, degre, epicerie, giiider
u. a. Wenn aber der Verf. auch bisweilen irrt und mehr die Bedeutung als
die Form bei seinen Ableitungen betont , so ist das Buch doch wegen der
Belege, die es bietet, nützlich, und nach der Art, wie die streitigen Punkte
besprochen werden als wissenschaftliche Leistung zu würdigen.
Ouvrages de Philologie romane et textes d'aneien fran9ais faisant
partie de la bibliotheque de M. C. Wahlund ä Upsal. Liste dressce
d'apres le Manuel de litt. fran^. au moyen äge de M. G. Paris. Avec 4
appendices et 12 tables alphabetiques. Upsala 1889. Lnpr. de l'Universite.
8". 22 und 243 SS.
Herr W. hat den Wunsch seine aufserordentlich reichhaltige romanisti-
sche Bibliothek seinen Seminarschülern und den Romanisten im weiteren
Kreise zugänglich zu machen und legt zu diesem Zwecke hier ein Verzeichnis
zunächst der in seinem Besitz befindlichen Ausgaben (nebst Erläuterungs-
schriften) von altfranzösischen erzählenden Dichtungen (geordnet, wie sie
NEUE BUCHER UND SCHRIFTEN. 27 I
von G. Paris a. a. O. vorf;efuhrt werden) sowie seiner romanisüschen Sammel-
werke (in beiden Abteilungen nicht wenige Seltenheiten) vor. Einen erhöhteren
Wert erhält das Buch noch durch bibliographische Beigaben, durch eine chro-
nologische Übersicht der Ausgaben allfranzösischer Texte (von 1668 an), der
Abhandlungen des Seminars zu Upsala zu Texten des Verzeichnisses , durch
Vorfiihrung der mit Glossaren versehenen Ausgaben (ca. lOO), der altfrz. Hss.,
auf denen die Ausgaben beruhen (eine hier seit längerer Zeit in gröfserem
Umfange in Angriif genommene Arbeit), der datierten Hss., und der mit
Facsimiles versehenen Ausgaben , sowie der Herausgeber und Verfasser von
Einzelschriften ; am Ende ein alphabetisches Verzeichnis der altfranzösischen
Texte, die das Buch vorführt. Es ist durch diese Beigaben geeignet weit über
seinen nächsten Zweck hinaus zu belehren und Nutzen zu stiften.
Le Lai de Tombre p. p. J. B edier, Fribourg, 1890. Extr. de l'Index
lectionum quae in Univers. Friburg. per menses aest. anni 1890 habebuntur.
4". 58 SS.
Eine stattliche Beigabe zu dem ersten Vorlesungsverzeichnis der neuen
Schweizer Universität, an der der Romanistik eine würdige Stellung ein-
geräumt ist und rom. Sprache und Litteratur durch einen Professor des Italie-
nischen , und zwei für französ. und roman. Sprachgeschichte und Litteratur
(Bedier und Rabiet) vertreten wird. Die Ausgabe des Lai ist eine allen An-
forderungen der Methode entsprechende (nach 6 Hss. ; entgangen ist dem
Herausgeber Bibl. nat. No. 1553 fol. 493 f. s. Cat. des Mss. fran9. I 251; zu
Hs. C gehörig!); B. setzt die geistreiche Dichtung in den Anfang des 13. Jahh.,
und erkennt in dem Verf. Jean Renard, einen Dichter der östlichen Mundart,
der im Centrum Frankreichs geschrieben haben soll.
P. Rajna, Le Corte d'Amore. Milano 1890, Hoepli. 8". 20 u. 100 SS.
Ein schmuckes Büchlein , gewählt in der Ausstattung M'ie in der Dar-
stellung, das in launigem Tone und mit der R. eigenen anschaulichen Bild-
lichkeit der Frage über die Liebeshöfe und Liebesgerichtshöfe näher tritt, —
ursprünglich ein vor 5 Jahren verfafster, dann im vorigen Jahre zu Mailand
gehaltener Vortrag, der hier durch z. T. sehr wichtige gelehrte Anmerkungen
erweitert erscheint — , und die Liebeshöfe als Tribunal verneint, aber ein-
räumt, dafs man allerdings das Recht der Liebe und Fragen der Liebe be-
sprochen , auch wohl Damenkreisen vorgelegt habe , die hier oder dort in
Nordfrankreich dem, was man heute unter Hof versteht, geglichen und die
Anschauungen der Beteiligten zur Geltung gebracht haben könnten. Das Buch
ist ebenso anmutig geschrieben wie belehrend.
V. de Bartholomaeis, Di un codice senese di sacrc rapprescnla-
zioni; nota, in Rendiconti della R. Accademia dei Lincei, Classc di scienzc
morali, stör, et filol., vol. VI, i" sem., fasc. 8. S. 314 IT.
Hs. 15. Jahrh., enthält das schon bekannte geistliche Drama von Vilcl
sagginato, ein unbekanntes von der h. Catherina für drei Tage, und ein anderes
von der Geburt Christi (Prophelicn, Anbetung der Hirten und der Magier) alle
in 8 rimc und mit z. T. ausführiiciien Bühnenanweisungen versehen. B. giebl
Auszüge und teilt den Inhalt niil.
272 NEUE BÜCEHER UND SCHRIFTEN.
Ders., Ricei'che Abruzzesi. Comunicazioni all'Istituto storico
italiano. I— V. Estr. dal Bullettino No. 8. (Roma 1889). 8«. roi SS.
Beschreibung von 61 Hss. des Minoritenconvents zu Capistrano , meist
des 14. und 15. Jalirh., neben theologischen und juristischen Schriften in lat.
Sprache des Mittelalters, auch einige antike Litteraturwerke, sowie einige ital.
Dichtungen (z. B. No. 33) enthaltend , von denen Lauden mitgeteilt werden ;
ferner Inhaltsangabe über eine Hs. des Convents von Sant' Angele d'Ocre mit
einer mundartlichen ital. Übertragung des Speculum vitae contemplalivac des
h. Bonaventura u. a. ; aufserdem Mitteilung eines ital. Gedichts über Christi
Leidensgeschichte in 4 zeil. einreimiger Strophe aus einer Corsinianischen Hs.,
sowie wichtige und interessante Erörterungen über den Zusammenhang von
Lauda, Predigt und geistlichem Drama im Gebiet der Abruzzen u. a.; S. 87
u. f. ein eigenartiges lat. Scenarium zu einer lat. Passion Christi, mit latein.
Versen versehen, Hs. 14. — 15. Jahrh.
Italienische Dichter seit der Mitte des 18. Jahrh. Übersetzungen und
Siudien von Paul Heyse. Bd. I. H. HI. Berlin, 1889, Hertz. 8«. 16,
406; 8, 374; 9, 336.
Das gebildete deutsche Publikum hat allen Grund H. für die Vereinigung
seiner Arbeiten über ital. Dichter des 18. Jahrh. und seiner Übertragungen
von Werken hervorragender Dichter seit Parini dankbar zu sein, und es kann
kein Zweifel darüber bestehen , dafs der Weg der Anschauung , auf dem er
den Leser zum Verständnis von Art und Geist ital. Dichtung seit ihrer Er-
hebung um die Mitte des vorigen Jahrh. zu führen unternimmt, ein sicherer
zum Ziele führender ist, als die treffendsten litt. Charakteristiken, Portraits
und räsonierenden Darstellungen der litterarischen Entwickelung Italiens.
Dafs er nicht nur meisterhaft fremde Art in deutschen Versen wiederzugeben,
sondern dafs er auch zu charakterisieren versteht, zeigt das aus einem vor 35
Jahren gehaltenen Vortrag über V. Alfieri mitgeteilte Bruchstück das zum Besten
gehört, was in Deutschland über A. geschrieben worden ist, die Charakteri-
stik des Satirikers Alfieri , der Vortrag über V. Monti , dem sich eine Reihe
kritischer Analysen von Dichtungen M.'s anschliefsen, u. a. m. Der erste
Band enthält mit kurzen Einführungen noch Foscolos Gräber, sowie Manzonis
Heilige Hymnen und einige weitere Gedicht desselben. Bd. II bietet H.'s
Leopardiübersetzung vom Jahre 1878 mit der Abhandlung über L.'s Welt-
anschauung; Bd. III die Satirendichter Giusti (nach H.'s Buch von 1878)
Guadagnoli und Belli (von letzterem 30 Nummern, mit Biographie und Cha-
rakteristik); — wenigstens zu weltlitterarischer Bedeutung gelangte Italiener
sind somit in der Sammlung vertreten. Nicht ein Ganzes der Litteratur und
ilue Haupterscheinungen im Zusammenhang führt sie vor, aber eine Einsicht
und genufsgewährende Ergänzung zu einem würdigen Buche über die letzten
beiden Jahrhunderte der ital. Litteratur, das die Zukunft noch bringen soll,
wird sie immer bleiben.
F. Sabatini, II Volgo di Roma; raccolta di tradizioni e costu-
manze popolari. Roma 1890, Löscher. 8". 78 SS.
Diese neue verdienstliche Publikation S.'s, scheint bestimmt in zwang-
losen Heften Beiträge zur römischen Volkskunde zu bringen, und vereinigt in
NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN. 273
ihrem ersten hübsch ausgestalteten Hefte mit einem Beitrag zur Puppen-
komödie (von Chiappini), zwei Abhandlungen über die Lyrik im röm. Volkslied
(vom Herausgeber) und über röm. Melodien (von Parisotti), sowie drei röm.
Lieder aus dem Volksmunde mitgeteilt und erläutert von Menghini. Derselbe
Herausgeber begründete eine
Rassegna di Letteratura popolare e dialettale (direita da Menghini,
Parisotti, Sabatini),
deren erste Nummer im Januar 1890 erschien. Das kritische Monatsblatt ist
bestimmt über die Litteratur zur Volkskunde (in welchem Umfange ist nicht
ausdrücklich gesagt, offenbar sind aber die aufserromanischen Länder mit ins
Auge gefafst), durch sachliche kritische Besprechung und Übersichten über neu
erschienene Schriften über Volkssprache, -Litteratur und -Bildung eingehend
und schnell zu unterrichten. Möge dem nützlichen Blatt eine allseitige Unter-
stützung nicht fehlen. Bei dieser Gelegenheit sei es erlaubt aufmerksam zu
machen auf eine der am besten geleiteten folkloristischen Vierteljahrsschriften,
auf das in Deutschland noch wenig verbreitete
Archivio per lo studio delle tradizioni popolari von G. Pitrc und
S. Salomone-Marino. Palermo, Clausen ,
wovon der 8, Jahrgang im Jahre 1889 (8". 595 SS.) abgeschlossen wurde,
der aufserordentlich inhaltreich und zu zeigen geeignet ist, wie es dieser
Zeitschrift am besten gelang , den internationalen Charakter der auf die
Volkskunde gerichteten Studien zum Ausdruck zu bringen. Überwiegen auch
unter den Novellen, Legenden und Geschichten, den Beschwörungen,
Heilmitteln und Aberglauben, den Gebräuchen, Sitten und Gewohnheiten,
den Sprichwörtern und Ausrufungen , den Liedern und Gedichten , den
Kindergesängen und Spielen, den Rätseln u. s. w. , die der Band enthält,
die Beiträge aus Italien , das aber mit fast allen seinen Provinzen und
vielseitig vertreten ist, so begegnen doch auch und z. T. umfängliche Mit-
teilungen aus Deutschland, Schweden, Frankreich, Spanien, Portugal, Alba-
nien, Türkei, Amerika und selbst aus Japan, Java und den Philippinen, He-
bräisches und Annamilisches u. s. w. , sodafs eine gröfsere Mannigfaltigkeit
volkstümlichen Stoffes gar nicht denkbar ist. Dafs das Archivio nicht vor-
zeitigen vergleichenden , und auf Ursprung und Entstehung folklorischer Er-
scheinungen gerichteten Untersuchungen Raum gönnt, ist nur als ein Vorzug
der Zeitschrift unter den vielen ähnlichen zu betrachten. Auch die Be-
sprechungen von Schriften zur Volkskunde und die bibliographischen Über-
sichten zeichnen sich durch die Richtung auf das Ganze aus, und dafs unter
den Mitarbeitern, aufser den Herausgebern , sich Gelehrte wie A. d'Ancona,
Finamore, Gianandrea, G. Lumbroso u. a. befinden, kann nur das Vertrauen
in den Wert der Materialen, die die Zeitschrift sammelt, und zu ihrem würdigen
Forlgang erhöhen. Auf einzelne Beiträge hier einzugchen oder sie auch nur
namhaft zu machen, verbietet der Raum.
Bullettino della Societk dantesca italiana. 1890. No. i. Fircn/- is<(>
8». 67 SS.
Organ der am 31. Juli 1888 gegründeten nationalitalienischen iJ.inu-
gesellschaft, die sich die Aufgabe stellt, mit Unterstützung von Provinzal-
danlcvereinen aufscrhalb Florenz das Stuilium des Lebens, der Zeit un-l der
2 74 NEUE BÜCHER UND SCHRIFTEN.
Werke Dantes zu befördern , und sich unter den Schutz des Königs von
Italien gestellt hat. Das Bullettino enthält die Satzungen der Gesellschaft, ein
Mitgliederverzeichnis, die Geschichte der Gründung des Vereins, Berichte über
seine Verhandlungen und namentlich über die nächste Aufgabe, die zu lösen
gesucht werden soll , die Herstellung einer kritischen Ausgabe der Werke
Dantes, in erster Linie der Göttl. Comödie. Der aus Bartoli , A. d'Ancona
und del Lungo bestehende Ausschufs empfahl das von Monaci und Bartolj
eingeleitete Verfahren für Gewinnung einer Grundlage für die kritische Aus-
gabe (Prüfung sämtlicher Hss. auf 150 Sinnesvarianten hin, — von C. Taeuber
übrigens bereits ebenfalls ins Werk gesetzt, was in irrtümlicher Auffassung
S. 25 in Abrede gestellt wird), und die Inanspruchnahme junger Kräfte für
diese vorbereitende Arbeit, der die Unterstützung des Auslandes jedenfalls
auch zu Gute kommen wird. Nächstdem bietet das Bullettino Vorschläge für
Organisation der Arbeiten in den Zweigvereinen der Provinz, eine Übersicht
über Büchergeschenke und den Anfang einer Bibliografla Dantesca für das
Jahr 1889 von M. Barbi (A — D.), die in eingehendster Weise ihren Gegen-
stand behandelt, und im Bull, fortgeführt w«rden soll, das bestimmt ist aufser
Vereinsnachrichten, auch Beiträge zur Danteforschung wissenschaftlichen Cha-
rakters aufzunehmen. Wir wünschen der Vereinsschrift und den Unter-
nehmungen der illustren Gesellschaft den gedeihlichsten Fortgang.
Revue celtique. Vol. X, 4; Octobre 1889.
J.-F. Cerquand, Taranous et Thor {fin.), — Kug- Bernard, La Creation
du Monde {suite). — M. Nettlau, Irish texts in Dublin and London mss. —
H. Gaidoz, Le Debat du corps et de l'dme en Lrlande. — E. Hogan, A puzzle
in Irish parsing.
MELANGES: J. Loth, Gzvyr, Goar, — J. Lotli, Eguetou. — J. Loth,
Fec'h, fi == c^hwec'h, c'hwi.
BIBLIOGRAPHIE : J. Rhys , Lectures on the origin and growth uf
1-eligion as illustrated by Celtic heathendom.
CHRONIQUE.
Table des principaux niots eiudies da/is le tonte X, par E. Ernaut.
Errata du tome X.
Fede e Superstizione nell' antica poesia francese.
(v. Zlschr. XIV 89).
III. 1 Sanli.
Lo Schröder nota a ragione che „il ciilto dci santi e con-
giunto strettamente con quello di Maria, tanto per cio che con-
cerne le forme esterne che adotta, quanto se si contempli dal punto
di vista del dogma cristiano." 1
Avvertiamo subito percio che, sopra i santi, noi trovammo
molto poco che anche lo Schröder non abbia notato nelle sue
fonti ; tuttavia il risultato dei nostri studi gioverä almeno a con-
validare ancora di piü quanto egli ha detto.
.§1. / Fabliaux anche qui ci danno scarsi documenti; tuttavia
possiamo in qualche modo raccogliere, dalla frequenza maggiore
o minore con cui si invocano, quali fra i santi piü comunemente
appariscano, e dovessero essere cosi piü famosi. Si nomina abba-
stanza spesso S. Simone :
. . . . par Saint Symon RGF, F. XVI v. I p. \Z-, v. \z t F. XXXIII
V. II p. 37 V. 194.
foi que je doi ä saint Symon „ F. XXXI v. II p. 36 v. 191.
Piü di frequente S. Pietro e Paolo :
Fol que je doi saint Pol l'apostre RGF, F. LXXX v. III p. 195 v. 84. '
Foi que je doi saint Piere et saint Pol RGF, F. LXVII v. II p. 90 v. 68.
Alez, ä saint Pare l'apostre
. . . . je vous commant. RGF, F. LXXIV, v. II p. 165 v. 174 — 5.
Estormis en jure S. Pol. RGF, F. XIX, I p. 209 v. 341.
11 jura saint Pol ... . RGF, F XXXII, II p. 28 v. 125.
Piü di frequente ancora S. Martino :
Par saint Martin .... RGF, F. XVII, I p. 191 v. 95; F. XLVIII. II
p. 195 V. 67; F. CV, IVp. 159 T. 44.
Pour saint Jake et pour saint Martin, RGF, v. II F. XXIV p. 88 v. 1263.
. . . . foi que je dois saint Martin RGF, F". XXIII, I p. 249 t'. 114;
RGF, F. LXXVII, III p. 179 V. 340.
Foiz que vous devez Saint Marlin RGF, F. LVIII, III p. \o v. 148.
. . . . por le costez saint Marün RFG, F. LXXXIV, IVp. 242 v. 469.
• Schröder, Op. eil. p. 37.
Zeitachr. f. rom. Phil. XIV. ijj
276 G. SCHIAVO,
Si ricorda anche un luogo in cui si onorava S. IMartino :
Sains Martins qu'om aore ä Sens RFG, F. XXXIV, II p. 74, v. 852.
Altrove S. Martino si dice il hollotte , per la festa della sua
Traslocazione che cade in Luglio. Si ricorda di fatto che un
certo avvenimento ebbe luogo :
. . . . entor la saint Martin
Le boillant, que gibiers aproche.
RFG, F. LVII, III p. 35 v. 1—3.
Altri santi ricordati abbastanza frequentemente sono: S. Gille^,
S. Nüholas'^, S. Thomas'-^, S. Amanf^, S. Denise'^, S. Jorge ^, S Gcr-
main ', S. Omerfi Spesso si nominano tutti i santi insieme e tal-
volta dope invocatili cosi, sc ne specificano alcuni, o si citano
quelli di una data localitä.
Puis jure les sainz d'Engleterre,
Ceus de France et ceus de Bretaigne. RGF, 1° F. XIX p. 211 v. 408 — 9.
Par toz les Sains que l'en aeure. RGF, 1° F. XXIII p. 250 v. 155.
. . . . sus Sains vous plevis. „ 11^, F. XXXII p. 29 v. 150.
. . . . sor Sainz les juerrai. „ /F" F. LXXXIVp. 240 z'. 401.
Tant qu'il jurent sor lor vie,
Seur la croiz et seur le sautier,
Et seur toz les sainz du moustier. RGF IV^ F. CVI p. 197 v. 942 — 4.
Par tous les sains qui sont ä Romme
Et par Saint Pol et par saint Pierre RGF 11*^, XXXIV p. 88 v. 1254.
Formula di maledizione:
Tout li cors saint qui sont ä, Romme
Puissent le vostre cors confondre !
RGF, II 0 F. XXXIV p. 79 V. 199.
Ai corpi santi accenna perfino quel hello spirito che e il giul-
lare di Ely, incontratosi in re Artü. II re gli domanda se il suo
cavallo sia sano ; il giullare scherzando sul vocabolo seitiz , che
tanta puö voler dire santo che sano, risponde che il suo cavallo
non e santo , perche allora i monaci ravrebbero rinchiuso in un
sacrario :
1 RGF IP, F. XXXIV p. 70 V. 718, F. XXXVI p. 118 v. 138, IV,
F. LXXXA'III, p. 280 V. 152; P, F. XXVIII p. 310 v. 183.
2 RGF, IP F. XXXIV p. 91 V. 1344, IVo F. CVI p. 26 v. 56—7, CXIX
p. 87 V. 113, p. 88 V. 142.
3 RGF. IP F. XLVII p. 179 V. 25 p. 179 V. 39 ; V« p. 96 v. 35.
* RGF, P F. XIX p. 201 V. 105, p. 216 V. 557; IVo F. XCVIII p. 118
V. 180.
5 RGF, P F, XXVIII p. 312 V. 243; IP F. XXXV p. 100 v. 248, p. 107
V. 470.
6 RGF. P F. XXVIII p. 19 V. 323.
' RGF, IIP F. LXXX p. 200 V. 90, F. LXXXIII p. 225 v. 84; IV
F. XCVIII p. 123 V. 328; V F. CXX p. 97 V. 70.
8 RGF, IP XXXV p. 103 V. 329, IVo F. XCVIII p. 121 v. 284 ; F.CIV
p. 157 V. 87.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 277
Seintz n'est il mie, ce sachiez bien;
Car se il fust seinz ne fu pas mien,
Lcs noirs moynes le m'eussent toleyt
Pur mettre en ferte, come s'en serreit,
Auxi conie autres seintz cors sunt,
Par tot le universe mount
Par perdun receyvre et penance fere
A tote gent de la terre
RGF 11^, F. LII^p. 245 V. 105—12. Le Roi iV Äugle -
terre et le yongleur d'Ely.
E apptmto per ottenere perdono dei loro peccati o per otte-
nere qualche grazia speciale, mcjlti vanno in pellegrinaggio alla
Tomba dei santi piü famosi, a S. Giacomo specialmente.'
Quanto sia famoso questo pellegrinaggio appare dal Dil des
Anelts {/CD I), in cui si racconta che la sposa infedele, pentita
e divenuta ricca , volle fondare vn\ ospizio pei pellegrini che di
Francia si dirigevano in Ispagna. II marito li lei, giunto a S. Jago,
offri coi figli doni al santo:
Bien firent leur ofiVendes et ce que fere durent
p. 29 st. 180 V. 2.
K gli offre denari anche il cavaliere ricordato nel Fabl. c/u
ProvGst ä Aumtichc.
Tant va pur piain et par boschage,
Oue au Baron saint Jaques vint.
BM, IV p. 187 V. 28—29.
Quanto comune fosse il costume di andare in pellegrinaggio
a qualche santuario famoso ci appare specialmente dal Fahl, du
Chevalier ä la robe vermeiUe. La mogiie confonde talmente la testa
al povero marito che ormai lo ha persuaso aver egli perduto senno
e memoria, lo consiglia a votarsi a qualche santo, ed egli lo pro-
mette di cuore:
Diex ,,dist la dame" vous consaut
Et de sa destre main vous saint ;
Quar vous vouez ä .1. bon Saint
Et si i portez vostre offrande,
Que Diex ia memoire vous rende.
Dame, „dist il" et je me veu
A Diex et au baron Saint-Lcu,
Et s'irai au baren saint Jaquc,
Et saint Eloy et saint Romaclc.
Sire, Diex penst de vous conduirc ;
' Si trova talvolta la fräse: aler en oroisons per dire: andare in pelle-
grinaggio.
Cosi : Uns preudon ....
Voloit en oroisons alor BM, II' p. 92 v. i — 2.
Si aloicnl cn oroisons BA/, IV p. 1287'. 17.
18*
278 G. SCHIAVO,
Revenez vous en par Estuirei,
Par monseignor saint Sauveor;
Iluec vont li bon pecheof,
Et ci revenez par lä terre
Monseignor saint Ernoul querre.
RGF, III F. LVII p. 44—5 V. 276—90.
§ 2. Ma noi abbiamo notato che non serapre i Fabliaux ci
ricordano con rispetto il nome di Dio e della Vergine. Ora come
si comportano verso i Santi? A dire il vero, un po' peggio
ancora.
Gli esempi non sono molti, e vero, ma non per questo sono
per noi senza iraportanza.
Gia nel Fabl. JJes piäuhis et des Lecheors'^-, S. Pietro non ha
forse una parte troppo bella; potere istruire Gesü sulla condizione
di quei poveri infelici, come se egh, in materia, ne sapesse ancor piü
di Dio, non e troppo onore per un santo! Ma al povero S. Pietro
se ne attribuiscono di piu curiose. Basta leggere il Fabl. de Saiftt
Pierre et de Jongleur, per ridere ancora oggi, col trovero arditissimo,
forse piü di S. Pietro che del giullare.3
Questo eterno custode delle porte del cielo discende un bei
giorno in cui tutti i demoni , perfmo masiro Liicifero , sono usciti
* Forse ho trovato in questo passo la spiegazione di un luogo di
Rutebeuf, rimasto oscuro. Nella Desputizon dou Croisie et dou Descroizie
{OCR\) il non crociato ride di coloro che vanno qua e lä in pellegrinaggio,
fra gli altri luoghi ä Roume ou en Estiire (p. 152 v. 93). II Jubinal nota, a
questo luogo , di non capire bene il passo in questione ; o Rutebeuf, dice
egli, ha voluto accennare a un santuario di cui non sappiamo notizia, o ha
confuso le Asturie colla Gallizia, volendo ricordare S. Giacomo di Compo-
postella, confusione che poteva esser facile in quei tempi.
Se dobbiamo dir la veritä, in tutti gli altri luoghi in cui Rutebeuf
ricorda S. Jago, lo pone in Gallizia ; inoltre codesto era un santuario troppo
spesso frequentato dai pellegrini, perche potesse confondersi il sito dove
sorgeva.
Ora, le parole della moglie al marito, verrebbero a riconfermare il fatto ;
qui non c'e pericolo di prender l'Asturia per la Gallizia, perche S. Giacomo
e ricordato sopra ; qui si accennerebbe appunto a un santuario in Asturia, a
un luogo sacro a S. Salvadore,
Ma noi abbiamo un bei cercare ; le carte e i dizionari geografici non ci
indicano in Asturia nessun paese che si chiami cosi. Di S. Salvador la Spagna
e ricchissima. Per ricordarne alcuni piü vicini alle Asturie, si notino; S. Sal-
vador in Gallizia, quasi sul confine delle Asturie, oggi Castro D'Oro, sul Rio
de Toz; S. Salvador nel regno di Leone, provincia di Palencia, prossimo
anche questo al confine colle Asturie ; Saint Sauveur de Leres , abbazia
d'uomini dell' ordine di S. Benedetto, della congregazione di Valladolid,
in Gallizia. (Vedi = Dictionnaire de M. Bruzen de la Martiniere,
„S. Sauveur").
Ora, a dir vero, non sembra che ne il Fabliau, ne il passo di Rutebeuf
possano riferirsi a questi luoghi; tuttavia, se l'accenno del non crociato ha
qualche relazione con quello della moglie al märito, o qualcuno dei tre S.
Salvadori spettava allora all'Asturia, o in questa regione v'era un santuario
che oggi non si sa piü dove trovare.
2 Ved. cap. P.
3 RGF, IV F. CXVII p. 65 sgg.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELr/ANTICA POESIA FRANCESE. 279
sulla terra alla caccia di anime, non lasciando che un povero giul-
lare a custodirle e a tenervi acceso sotto il fuoco. E S. Pietro
coglie l'occasione per entrare nelPInfemo, e trar via seco tutte le
anime ivi dannate. II faceto giuUare non risparmia nulla, ha proprio
giurato di ridere e farci ridere anche sul santo, fondamento della
nuova fede, S. Pietro si presenta come un bei giovinotto, elegante :
Droitement en enfer entra,
Mout estoit bien appereilliez ;
Barbe ot noire, grenous treciez,
En enfer est toz seus entrez,
.1. berlenc aporte et .111. dez. p. 69 v. 130 — 34.
Oflfre al giullare di giocar con lui ai dadi, egli raetterebbe
delle belle sterline, il cuoco infernale altrettante anime. E li giuo-
cano molto, sempre con pleno successo del santo, fino a un punto
in cui il giullare, accusandolo di adoperare dei dadi falsi, nasce
tra loro un vivace diverbio in cui l'uno dispensa aH'altro titoli
onorifici quali sanno darsi i monelli se vengono a zuffa sulle vie,
Ma non basta, dalle offesse si viene a una vera e propria rissa, in
cui S. Pietro e veramente ridicolo :
Cil (il giullare) saut sus por les denicrs prendre
Et Saint Pieres, sauz plus atendre,
Les vous aert par los illiers,
Et eil lest cheoir les deniers,
Qui mont avoit le euer man ;
Si l'a par la barbe saisi,
Mout forment ä lui le tira,
Et sains Pieres 11 deschira
Toz ses dras jusques el braiel.
Finalmente il giullare capisce che egli si sarebbe opposto in-
vano a S. Pietro, piü forte e piü grande di lui, si rappacificano,
giuocano ancora e il giullare perde tutte le anime^ che S. Pietro
si trae dietro nel cielo, per poi ricevervi a braccia aperte ancTie
il giullare, privato del suo ufficio da mastro Lucifero. In veritä,
chi parla cosi dei santi e dei dogmi della vita futura non mostra
di crederci troppo.
Forse ancora piü finamente e giuocato nel Fab. Du Vilain
qui conquist Paradis par plait ', ma non solo lui , anche S. Tom-
raaso, S. Paolo, e, sotto un certo rispetto, Dio stesso. L'anima di
un villano si arrampica su fino al cielo, seguendo la via tenuta
da S. Michele. Ma S. Pietro la ritiene fuori della porta, dichia-
randogli che di villani non sapevano che farsi in cielo. II vil-
lano non si perde d'amino , senza tanti riguardi gli risponde che
' RGF, IV I sgg. — I villani non sono generalmentc troppo amali dagli
scriiiori medievali, specie dai troveri e giullari. La ragione c chiara; essi non
spendevano certo un denaro per farsi cantare delle novelle o per ascoltare
delle poesie. Cfr. F. Novati, Carmina Med. Aevi, Firen/.c 1883 pp. 25 sgg.
Qui tuttavia abbiamo un cscmpio in contrario.
28o G. SCHIAVO,
villano piü di lui non c'era , che egli era stato sempre piii duro
di pietra dura, che Dio fu pazzo quando lo face suo apostolo, per
vedersi poi rinnegato da lui ben tre volte. Conchiude anzi col
volere egli stesso cacciar via S, Pietro :
Alez fors, or tost, desloiaus,
Quar je sui preudons et loiaus. p. lo v. 40 — i.
S. Pietro ne ha avuto abbastansa, va a trovar S. Tommaso che
ricorda al villano non esser quello il luogo per lui. Ma il villano
sa rispondergli:
Thomas, Thomas, trop es isneaus
De respondre comme legistres; ^.211 v. 60 — i.
non siete voi che, per credere, voleste toccare?
Faus i fustes et mescieanz. p. 211 v. 69.
Viene S. Paolo che vuol cacciar via il villano baldanzoso , il
quäle anche per lui avra pronta la risposta.
„Non vi accendete tanto, voi foste orribile tiranno, giammai ne
verrä uno cosi crudele,
Seinz Etienes le compava
Oue vous feistes lapider." p. l\i v. 86 — 87.
Ed anche S. Paolo ne ha avuto abbastanza e torna indietro ;
riconoscono ormai i tre santi che il villano aveva guadagnato il
paradiso e vanno a reclamare presso Dio. II villano non si spa-
venta neppure innanzi a lui, egli sostiene di avere pieno diritto
di restare dov'era; „io non ho ucciso nessuno, io non vi ho rinne-
gato, gli dice, ho creduto a voi senza vedervi ; invece diedi pane e
alloggio ai poveri, li scaldai al mio fuoco, li vestii, morii confessato.
Chi passa cosi ad altra vita, Dio gli perdona i peccati, almeno si
dice." E Iddio non sa dargli torto, risponde che egli si era
guadagnato il Paradiso , dacche la scuola da lui frequentata gli
aveva appreso bene a parlare, a discutere e a vincere; in breve,
dacche il naturale buon senso del villano, rozzo finche si voglia,
ma non imbecille, aveva trionfato completamente :
Tu as este ä bone escole
Tu sez bien conter ta parole
Bien sez avaut metre ton verbe. p. 214 v. 151.
§ 3. Ma se noi usciamo dai Fabliaux ci troveremo subito in
buona compagnia di santi e di sante, di romiti e di asceti, d'ogni
etä e condizione. — Si ricordano specialmente i martiri. — Rute-
beuf stesso, inveendo contro i vizi dei prelati oppone loro l'esempio
dei santi che soffrirono e morirono per guadagnarc l'amore di Dio.
Je tien bien ä fol et ä nice
Saint Pol, saint Jaques de Galice,
Saint Bertelemien et saint Vincent,
Qui furent sanz mal et sanz vice,
Et piirent, sanz aulre delice,
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 28 I
Martirez pour Dicu plus de cent.
Li Saint preudome qu'en musant
Aloient au bois porchaceant
Racines en leu de vice.* etc.
OCR II. De Sainte Eglise p. 46 v. 25 — H.
Quindi i fatti principali che seguirono la morte del Reden-
tore e accompagnarono la diffusione della nuova dottrina, in una
parola, gli Actus Apostolonwi, inessi in dramma, rappresentati dinanzi
un popolo avido di commozioni , disposto ad accogliere col piii
grande favore questo genere di divertimenti.
Ma non si esporrä nudamente la storia del martire; qualche
volta si andrä introducendo discussioni teologiche , sempre fidi
anche in cio al carattere del santo , che non muore senza com-
battere per la sua fede. Cosi, narrando la morte di S. Stefano, si
immagina che Anna e Caifas movano a lui obbiezioni sulla ver-
ginitä di Maria, e gli argomenti portati da loro, pur non essendo
che quelli del buon senso, non cessano per questo d'essere un po'
piii forti delle ragioni esposte dai santi.2
Nel mistero della Cotiversion Saint Pol'^, Saullo si presenta
como il fiero nemico dei Cristiani che si dirige a Damasco per
farne scempio ; ma ecco Gesü costringerlo a convertirsi per la luce
che, abbagliandolo, lo fece cadere di sella. Per meglio propagare
la fede di Cristo, non per viltä, egli si nascose fuggendo i Giudei,
e qui compariscono S. Barnaba, S. Andrea, S. Giacomo il maggiore,
S. Giovanni, S. Tommaso, S. Giacomo il minore, S. Matia, che rac-
contano fra loro, ringraziandone Iddio, la miracolosa conversione
di Saullo, il quäle stabilisce di correre altre terre con S. Pietro per
propagare la legge di Cristo.
Abbiamo cosi le Martyre de S. Pieire et de S. Paul^, Simon
mago che si oppone alla predicazione dei due apostoli , la sua
caduta, la sua morte, la conversione di molti pagani, l'incarcera-
zione e il martirio dei due apostoli per Vendetta dr Nerone, sopra
tutto adirato, perche essi erano stati la causa della line infelice del
suo mago prediletto.
Ma una osservazione notevole si puo fare in questo mistero;
il popolo portando il suo spirito nella storia dei fatti immagina
che Nerone, il giurato nemico del Cristianesimo, si uccida per dis-
perazione, dopo consumato il sacrificio dei due principali ap9StoIi.
Di fatti Pietro e Paolo gli compariscono in atto minaccioso , un
SUO sgherro lo avverte che i Romani veniano in cerca di lui per
ucciderlo, egli dichiara che non avrebbe aspettato la morte da loro
e si uccide.
Ma, passando per la Grecia, S. Paolo aveva convertito Dionigi
Areopagita. Eccoci pertanto il mistero della Cotiversion S. Denisfi
* Lo stesso pensiero nel Diz des Reglcs I p. 226 v. 49 — 54 c nel Diz de
Puille I p. 172 V. 25 — 28.
-• JMys. \. i JMys. L ♦ JMy^. 1. ' JMys. \.
282 G. SCHIAVO,
Si presenta S. Paolo che disputa coi filosofi ; il mistero fedele
anche qui agli Achis Apostolorum ' ma piü ragionevolmente di questi,
fa che Paolo prima di discutere suUa "" trinitä di Dio, entri nella
questione dell'anima, come di fatti sarebbe verosimile, essendo co-
desto il problema piü importante e vitale; passa poi a toccare, ma
molto in breve, l'argomento dell'immortalitä dello spirito.2
Dionigi si presenta come uno dei filosofi contradditori ; a un
certo punto S. Paolo gli chiede conto di un altare che essi avevano
dedicato al Dio ignoto, e lo assicura che questo Dio era appunto
quello che egli era venuto a far conoscere.^
S. Dionigi si dichiara vinto alle ragioni di S. Paolo e lo invita
a pregar Dio di farlo uno dei suoi discepoli.
Quindi S. Paolo ridona la vista miracolosamente a un povero
cieco ^ e, hello e guarito, lo manda a Dionigi, che riconoscinto il
miracolo, non tarda piü un momento a convertirsi, facendosi bat-
tezzare subito colla moglie Damaris, i figli e pochi altri.
Paolo lo nomina quindi vescovo di Atene e lo lascia in Grecia
a predicare la fede Cristiana.
Eccoci pertanto al Marlyre de S. Denis et de ses compagnons.^
Dionigi, presentendo che Pietro e Paolo dovevano correre in Roma
l'estremo pericolo , viene egli pure per dividerne la sorte. Ma
S. demente, primo papa, lo persuade a dirigersi invece in Francia
a predicarvi la buona novella.*^
In Francia S. Dionigi trova i soliti contradditori, si disputa a
lungo sul mistero della Trinitä, segue la rappresentazione dei sup-
plizi fatti subire a Dionigi, a Rustico ed Eleuterio ; sono battuti a
sangue, gettati in un carcere. E S. Dionigi e posto sopra una
graticola, ma per quanto si avvivi sotto il fuoco, egli non muore,
e gettato fra bestie feroci; ma qui si rinnova il miracolo di Daniele
nella fossa dei leoni , le belve da tre giorni digiune , non osano
* Act. Afost. cap. XVII V. i8: Ouidam autem Epicurei et Stoici philo-
sophi disserebant cum eo etc.
'^ ^ proprio tulto l'inverso che negli Actus; ved. cap. XVII, v. 31.
3-- 33-
^ Anche qui gli Actus sono seguiti colla maggior fedellä. Cap. XVII
V. 22): Stans autem Paulus in medio Aieopagi, ait: „Viri Athenienses, per
omnia quasi superstitiosiores vos video ; v. 23) Praeteriens enim et videns
simulacra vestra , inveni et aram , in qua scriptum erat : Ignoto Deo. Quod
ergo ignorantes Colitis, hoc ego annuntio vobis".
■' La conversione di Dionigi e analoga a quanto si trova al cap. XVII
V. 34 degli Actus, ma il miracolo di S. Paolo sul cieco e una invenzione del-
l'autore. Tuttavia il poeta non inventö neppure dei tutto il miracolo, ma non
fece forse che invertire a suo uso e consumo , allerando nel senso che gli
parve opportuno, un miracolo per cui S. Paolo non diede, ma tolse la vista,
beuche temporariamente, al mago Elima o Bariesu, punendolo cosi perche si
opponeva alla conversione dei proconsole dell'isola di Cipro, Sergio I'aolo
(cfr. Actus Apost. XIII 3 ß sgg.
5 JMys. I.
•^ ^ noto che la confusione dei due Dionigi , l'Areopagita e il vescovo
di Parigi , in un Dionigi unico, si formö assai per tempo. fe da notarsi tut-
tavia che gli antichi Älartirologi della Gallia non confondono i due martiri.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POKSIA FKANCESE. 283
assalirlo. E gettato in una fornace ardente e anche qui Dio lo
salva ancora: gettato nuovamente in carcere con Rustico ed Eleu-
terio, Gesü stesso viene a communicare il suo chevalier loyal; ormai
il destino si deve compiere, Dio aspetta i tre martiri in cielo, gli
sgherri possono questa volta decapitarli , gli angeli ne portano le
anirae seco.
]\]a il corpo di S. Dionigi c portato dagli angeli stessi a Letrc^e,
per quello degli altri due martiri pensera una pia donna, Catulla.
Qui tuttavia non finisce il mistero , bisognava dichiarare che
restavano dei documenti a provare l'autenticita dei fatti narrati.
A questo scopo si introducono altri due santi, S. Antonino e S. Sen-
tino (S. Anthonin et S. Senctin). S. Dionigi aveva giä raccomandato
a loro di scrivere della sua vita e della sua morte ; mentre essi
erano in via alla volta di Roma per recare al papa il libro com-
posto insieme intorno al martire, S. Antonino ammala in un'osteria,
muore, Toste ne getta il corpo in una fossa, mentre S. Sentino gli
aveva lasciato molti denari per assisterlo e sepellirlo onorevohnente,
in caso di morte. Qui avviene che S. Sentino, avvisato da un an-
gelo dei sacrilegio commesso dall'oste, risuscita S. Antonino, l'oste
si converte, i due santi continuano la loro via.i
E, giacche siamo fra i misteri, veniano a S. Genoviefta-, a
questa specie di Cassandra dei Cristiajiesimo, come la dice il Bartoli/*
II mistero si apre presentando la madre che si sgrava della
preziosa fanciulla e gli angeli che cantano un salmo. Poi si rap-
presentano i vescovi che vengono a trovarla, S. Remis, S. Germano,
S. Loup. Ma entriamo senz'altro nella lunga serie di miracoli che
accompagnano la vita della santa predestinata.
Si rappresenta per primo „Comment la mere saincte Gene-
vieve (devint) aveugle pour qu'elle li doima une bufe, et comment
Dieu ly rendi la veue par lez prieres et merites de la dite vierge
sa fiUe" (p. 176). Tutta questa faccenda perche la santerella vo-
leva andare alla chiesa e la madre, quel giorno 'desiderava che
restasse in casa ad attendere alle sue faccende. Segue „Comment
sainte Celine de ÜNIeaulx s'acompaigna a madame sainte Gcncvieve,
et comment sainte Geneviuve guarit la chamberiere de la dite
sainte Celine, qui avoit este .11. ans malade" (p. i8i).
* S. Antonino e S. Sentino, furono entrambi due martiri ; il I" martire
di Pamiers in Languedoc, di cui era guardato come patrono tin dal sccolo
VIII.
S. Sentino fu il I" vescovo di Meaux. Di lui non si sa altro se non che
fu discepolo di S. Dionipi e il primo a s])ar{,'ere la nuova dottrina in codesta
citiä, in cui e onorato il 22 Seitenibre. Tattavia il Mariirologio Gallico lo
d;\ come morto a Parifji insieme con S. Antonino, martiri dcllo fcde. — Non
si sa dei resto se la vita di Dionigi si a stata veramente deltata, la prima volta
da loro, sebbene conlemporanci seil' apostolo delle Gallie — (Cfr. Diction-
naire des Sciences Ecclesiastiques par /'.Idöf' G'laiie, Paris i8()8) —
voci S. Antonin e S. Senctin.
-' JMys. I.
•' Bar toi i, Storia della Letter. Ital. I, c\\t, Legffende.
284 G. SCHIAVO,
Quindi „Comment par ses prieres Nostre-Seigneur garda la
cito de Paris que les Hondres venoient destruire" (p. 188) S. Geno-
vieffa ottiene appunto per mezzo di Maria che Dio si intenerisca
verso i Parigini peccatori, che si meritavano il castigo degli Unni.
Poi ammala a Parigi , per tre giorni non da alcun segno di
vita e „lors son propre ange print l'esperit de eile e le mena
apres fu garie et lä receut l'esperit de prophecie" (p. 208).
Segue appunto un miracolo compiuto per ispirito profetico.
Una monaca viene a lei e si dice vergine di pii sentimenti e di
costumi intaminati e puri ; cio non era , e la santa „remplie de
Seint-Esperit ly nomme celuy qui l'avoit deffloree, et quant et 011
ce fu fait" (p. 2i6).i
Un bei giorno, un giovinetto, non bettezzato ancora e fatto
cadere in un pozzo e affogato dai diavoli che ne portano l'anima
seco. S. Genovieffa ottiene da Dio che l'anima ritorni entro il
corpo. „Cy apres est comment .1. enfant noiez fut resuscitez por
les prieres madame sainte Genevieve" (p. 231).
Altro miracolo quello di aver riconciliato servo e padrone
„Comment madame sainte Genevieve pria ung borgois d'Orliens
qu'il pardonnast ä son varlet son meffait; le n'en voult riens faire.
Elle pria Dieu; il fu malades et lendemain vings a la Vierge pardon
demander. Ainsy furent en acourt" (p. 246).
Sulla tomba di S. Dionigi, Eleuterio e Rustico, i fedeli avevano
innalzato una cappella, col tempo caduta in rovina. Ora, per con-
siglio, di S. GenovielTa si innalzo una chiesa che doveva poi essere
visitata continuamente dai devoti. (Ciö nel 469, secondo la tra-
dizione), Ma ecco come la leggenda porto anche qui il suo con-
tributo. Una chiesa innalzata a dei santi, per opera di una santa
specialmente, non doveva sorgere come qualunque altro edificio, ci
voleva qualche fatto miracoloso, ed eccolo : ,,Cy apres est comment
madame sainte Genevieve fist faire une 6glise ä Lectree , suz les
Corps sains de mon seigneur saint Denys et sez compaignons; et
dez miracles de la chaux et du vin que Nostre-Seigneur y fist par
les prieres de la dicte Vierge, et par les merites des diz glorieus
martyrs" (p. 252).
Miracolosamente si trova della calce, gli operai si accingono
al lavoro, ma a un certo punto essi bruciano dalla sete, S, Geno-
vieffa si mette in orazione, prega Dio, che altra volta muto l'acqua
in vino, a portare anche in questo caso il suo aiuto, acciocche
' Non e senza importanza il notare che la monaca, pur confessa, non
cede cosi facilmente, anzi nel suo peccato vede il destino che al mal la trasse:
Mez c'est, ce croy ma destinee. — II convenoit que je pechasse — p. 220
V. 8—9.
E piü audacemente ancora :
Dieu savoit que pecheroye,
Comment garder donc m'en paroye
Quant il le savoit sanz faillir? p. 220 o. 25 — 27.
Si confrontino queste parole con quelle del Contrasto di Satana colle Vergine
e coi versi di Peire Cardenal, altrove esaminati.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 285
gli operai senza mormorare, conducano avanti la fabbrica. II mira-
colo naturalmente si compie e il vino c tanto buono che mai ne
fu bcvato di simile.
Y.cco un altro miracolo, scbbene piuttosto meschino „Cominent
madame sainte Genevieve aloit une fois la nuit des Pasques veillier
Oll lumbel saint Denys a Lectree, et le cierge que une de sez pu-
celles portoit estaint. Lors sainte Genevieve le print et tantost il
raluma, et dura ardant jusques a Seint Denys de Lectree" (p. 276).
Manca tuttuvia la fine di questo miracolo da cui pare che i
diavoli siano slati gli autori del brutto scherzo.
Manca cosi pure il principio di un altro miracolo, quello dei
folli , ma dal complesso si ricava che la santa guari miracolosa-
mente sei folli , scacciando da loro i demoni che li tormentavano
(p. 278— 81).
Con un altro miracolo S. GenoviefTa guarisce alcuni malati fra
cui un cieco, un idropico, un gobbo (p. 281 — gi).
Finalmente „Cy apres est de une famc k qui madame Ge-
nevieve rendi la veue que eile avoit perdue pour ce qu'elle avoit
emble le soulers de la dicte Vierge" (p. 291) — Come si vede,
la vena inventiva anche nel creare miracoli si essicava dopo tanti
che ne avea escogitati , il mistero si chiude collo stesso miracolo
con cui si apre, mutate soltanto le circostanze.
Di Genovieffa parlammo forse toppo a lungo , ma il fatto e
che si puo dire ella compendi in se stessa i miracoli che di solito
si attribuiscono anche agli altri santi che occorrono nelle opere
nostre.
Cosi, se S. Genovieffa puo cangiare l'acqua in vino, pei meriti
d'Elisabetta d'Ungheria Dio fa che il poco vino che ella puo oflfrire
ai suoi poveri infcrmi, non scemi per quanto ne bevano:
A la table lor fu remis
Une poz qui n'estoit pas demis
De vin ; si lor porta h boire:
Si pou i Ol, ne l'ose menloivre,
Ales Diex, ä cui riens n'esl cele,
Cui luit secre sont rcvöle,
A cui nul euer ne sont couvcrt,
I ouvra si ä decouvert,
Que chascuns but tanl comme il pol
Et s'en remesl aulanl au pot,
Quant chascuns ot assez bt-u,
Comme au conimcncier ol cu.
ÖCVv", // p. 343 — 4 V. 901—12. La Fit; Sainte
Etysabdl, fiUe au Roi de Hongrie.
§ 4. IMa tra i santi occupano un luogo eminente i romiti,
Talvolta essi sono superiori al pai)a raedesirao. Gia vedcmmo
nel Dil de celui </ui espoiiso /' }'tnage de Pierre, corae non sapendo
2 86 G. SCHIAVO,
il papa spiegare il caso stranissimo, il borghese di Roma siasi
rivolto a un santo romito che Seppe consigliarlo oltiraamente.
Un esempio ancora piü chiaro ci~e dato dal Dit des trois
Chanoincs {JCD p. 266 sgg.). 11 vescovo non sa decidersi ad assol-
vere un cavaliere che , piü coraggioso , o meno avveduto di Gug-
lielmo IX. , conte di Poitiers, aveva tagliato la testa a un prete
mentre diceva messa. Mandate al papa, neppur questi osa assol-
verlo, prega consiglio da Dio, e un breve cade del cielo per indi-
care al cavaliere il da farsi. Egli doveva dirigersi ad Antiochia
ove un tal Bonifacio viveva vita santa e ritirata, li saprebbe come
dovesse comportarsi per ottenere perdono, II cavaliere parte, seb-
bene a malincuore, ma Bonifacio lo manda a un suo compagno in
Gerusalemme, certo Dieudonn^ Neppur costui puo nulla, ma,
sempre dietro consiglio divino, fa ritornare in Francia il cavaliere
a cercare di certo Feiice, amico suo e di Bonifacio, uno dei tanti
che per guadagnarsi il Paradiso , vagavano per le vie delle cittä,
raalvestiti e peggio nutriti. Costui si aggirava per le strade di
Besani^on , ludibrio di tutti , bersaglio alle beife e agli insulti dei
monelli, e per otto aniii interi non si era sostentato che di quel
poco ch'egli poteva togliere ai cani.
Quant il vouloit mengier, il le toloit aus chiens. p. 269 st. 22 v. 4.
II cavaliere si meraviglia che, se ne vescovo, ne papa, ne gli
altri due santi aveano potuto giovarlo, costui valga piü di loro.
Ma Feiice indovina perfino il suo pensiero. Qui segue una serie
di miracoli proprio curiosi ; Feiice prega la notte la Vergine in una
chiesa, ma si addormenta e Maria discende a mettergli sotto il
capo un origliere. Gli appare poi nuovamente e gli intima di
condurre il cavaliere alla tomba del prete ucciso, di scongiurarlo,
di imporgli che egli stesso assolva il suo uccisore.
Feiice adempie il comando di Maria in presenza di molto
popolo ; tutti ammirano il miracolo e riconoscono allora l'alta virtü
del santo che si ritira in un'abbazia, per essere poi eletto vescovo
di Besan(;on, finche muore nello stesso punto che i suoi due amici
lontani, entrando cosi assieme in Paradiso.
Le predilezione di Dio per questi solitari ci appare inoltre da
altri fatti,
II cavaliere malvagio ed empio, forte del suo castello inespug-
nabile, che non teme ne Dio, ne uomini, non si converte, non si
pente dei suoi peccati che un buon romito riesce a farsi raccontare
e che l'altro si diverte a confessargli solo per tormentarlo , tanto
erano orribili solo ad udirli. II romito gli ofifre vari generi di
penitenza, che il peccatore rifiuta, acconsentendo finalmente a por-
targli piena d'acqua del ruscello vicino una secchia. Ma, per
(juanto faccia, non riesce ad attingerne solo una goccia. Si adira,
bestemmia, tutto inutile ; allora giura di non voler tornare prima di
aver soddisfatto alla sua parola di cavaliere, anzi promette di non
darsi pace, nc di lavarsi, ne di radersi la barba, ne di aver cura
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL'ANTICA POESIA FRANCESE. 287
del proprio corpo , fino a che non avesse riempiuta la sccchia.
Cosi parte, solo e nudo, vivendo di accattonaggio, fuggito e temuto
per l'orribile aspetto che avcva, fra niille patimenti dopo un anno
ritoma, colla sua secchia, ma vuota ancora.
II romito nol riconosce piü, tanto c mutato. Non c pcntito
ancora, il santo uomo prega Iddio di non lasciar morire cosi quel-
Tempio caparbio , Die esaudiscc la prece , un profondo penti-
mento e dolore spetra quel cuore, invecchiato ncl male; piange dirot-
tamente, le lagrinie bastano a rierapire la secchia, anzi ne avanzano
ancora, E, pochi momenti dopo il cavaliere esala l'anima orinai
perdonata, gli angeli discendono dal cielo per recarla a Dio (/)«
ChcvaUer au Barizcl. BM, I p. 208 sgg.).
11 figlio del siniscalco che abbiamo veduto salvato da morte
per opera della Vergine (v. cap. II), non volle piii tornare fra gli
uomini , ma si ritiro in un ererao. Gesii gli faceva portare dal-
l'acqua del fmme vicino una mela saporitissima , che bastava a
saziarlo. Allo stesso romitaggio venne poi l'amico suo, il figlio
del re d'Egitto , non volendo piu partire di la , e finalraente il re
stesso che era venuto per levarlo, lascio il regno al fratello, i suoi
beni ad ospitali e a conventi, edifico un eremo ampio e bellissimo
e vi raccolsc tutti i romiti che vagavano pei boschi aU'intorno {JMW.,
Du Filz au Seneschal, p. 331 sgg.).
Una Santa romita faraosissima c S. Maria Egiziaca. Questa
nuova Maddalena, prima ostinata peccatrice fino dai 12 anni, poi
convertita per miracolo della Vergine e di Gesu, presenta uno
degli eserapi piii vivi del feroce ascetismo medievale {OCR II, La
Vie samle Mai-ie P Egiptianne, p. 263 sgg.).'
Rutebeuf descrive largamente le virtü di questa ; parla della
vita turpe che aveva condotta e della sua conversione, della lotta
sostenuta contro il demonio per ben 17 anni, della sua penitenza
per 40, vivendo sempre fra mille privazioni, castigando la sua
carne, sostenendosi di sole radici, girando pel bosco nuda, espo-
nendo il corpo alle intemperie e agli insulti delle spine e dei
pruni. Ma con lei si ricorda Zozimo, altro romito spietato verso
se medesimo , e tutta una lugabre schiera di solitari , veri monaci
della Tebaide , che lungo il Giordano vanno scontando i peccati,
o si preparano alla vita eterna con astinenze e faticosi sacrifici
d'ogni maniera.
Zozima si incontra in i\Iaria che fugge dinanzi a lui, ella lo
prega di portargli l'anno vegncnte l'Eucarestia, quando fosse gua-
rito da una malattia che doveva sorprenderlo. Questo vaticinio e
1 La Vita di questa santa, in cui si parla cüntemporanemente anche di
Zozimo o Zozima, che voglia dirsi, si attribuisce a S. Sofronio , patriaica di
Gerusalemme, ma si crede di aulore piü antico (Bollandisti, 2 Aprile). —
Ad ogni modo si pu6 dire, senza icma di esagerazioni , che Rutebeuf non
fece se non trailurre in versi l'opcra latina, quäle sia stata (molto probabil-
mente quella perduta) egli non vi aggiunge quasi nuUa di sno. — Secondo la
Iradizione, Maria Egiziaca screbbe raorta il 421.
2ÖÖ G. SCHIAVO,
forse invenzione di Rutebeuf, come pure l'estasi in cui la santa fu
rapita mentre pregava alla presenza di Zozimo (p. 294 v. 864 — 77).
L'anno seguente fu comunicata, dopo un altro anno Zozimo torno
e trovo morta la santa, come aveva ella stessa predetto; un leone
venne in aiuto di lui, per scarvarne la fossa.
Troviamo cosi un'altra santa, che se non g una romita, vive
tuttavia come tale, anche tra il fasto della Corte. E S. Elisabetta,
figlia di Andrea, re d'Ungheria e di Gertrude, fin dalla nascita
(anno 1207) promessa sposa a Ludovico, figlio primogenito del
langravio di Turingia, d'Assia e d'altri stati, Ermanno. Rutebeuf ne
racconta la lunga istoria (öC/?IIp. 310 — 38g); ricorda di averla
tratta dalla vita latina (probabilmente quella di prete Corrado , il
confessore di lei). Ne loda lo spirito di caritä che l'animava , il
disprezzo per la pompa e pel fasto della corte, le dure astinenze a
cui si sottometteva. Ma dove troviamo a dolerci di lui e dove
la nostra coscienza sorge a protestare e dove appunto ci riesce
amara la lettura di queste vita e nel vedere come Rutebeuf, quasi
compiacendosi, si fermi a notare che la santa, per amore esagerato
verso Dio, dimentico perfino l'amore di madre. Lo dice Elisabetta
quando dal suocero e cacciata dal suo castello :
Mez enfanz aim pou plus d'ainsis
Que les enfanz ä moi voisins;
A Dieu le doing, ä Dieu le lais,
Face en son plesir desormais. f. 358 v. 1331 — 34.
E piü sotto :
Je n'aim fors Dieu tant seulement,
Mon Creator, mon sauvement. p. 358 v. 1339 — 4°.
Essendole tuttavia rimasto il figlio piü giovane, lo allontana da
sc, perche non le impedisca di pregar Dio :
.1. enfant ot petit et tendre,
Des ses enfanz trestout le mendre,
Qu'ensus de li fist esloingnier,
Qu'ele doutoit ä porloingnier
Ses prieres por cel enfant;
Por ce le revenir li deffant. p. 377 v. 1855 — 60.
In veritä, noi non potremmo che malediro una madre che si
ispirasse a simili esempi di pietä religiosa,'
' Nelle opere da noi consultate non e raro il caso di incontrarci in un
fanatismo funesto. Giä qua e lä ne trovammo alcune testimonianze e ne tro-
veremo in seguito, tralasciando tuttavia di raccoglierle insieme, trcppo facile
essendone di per se stessa la sintesi.
Pure una sola ancora, notiamolo a nostro conforto, ci si presenta con
caratteri cosi foschi. Essa ci e data dal DU du Chevalier qui devint hermite
(JCD I). Si tratta di un cavaliere che, empio dapprima, poi mistico a un
iralto, pensa di abbandonare il mondo, e, colla moglie, si ritira presso un buon
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FKANCESE. 28 Q
Un Santo romito, che e uno dei tanti Luigi Gonzaga del Medio
Evo, si presenta in Fiacre {JMj's. II, p. 304 — 353). Lascia la sua
terra, l'Irlanda, fuggendo la famiglia che voleva sposarlo ad nna
beUissima fawciulla. Säle una nave che lo co^duce in Francia, li
s'incontra in un altro Santo, S. Farone, che gli assegna a dimora
un luogo isolato nella foresta di Breuil. Ma la donzella a lui
promessa non si dimentica di lui, sale la nave che lo avea allon-
tanato del suo paese, si fa condurre al luogo ove egli era disceso.
S. Fiacre dal suo romitaggio vede la donzella, la riconosce, prega
Iddio di cangiarlo cosi da non essere da lei conosciuto. II mira-
colo si compie, giacchc , entrata la donzella nel romitaggio, crc-
dendo di trovarvi il promesso sposo, vede un uomo da quello
aft'atto diverso, parte sconsolata, mentre l'asceta ringrazia fervidamente
il cielo del soccorso prestatogli.i
Intanto Iddio pensa di trarre a sc l'anima santa del penitentc;
Michele e Gabriele vengono a S. Farone per avvisarlo di portare
romito, che avva cosi buona compagnia da staie allcgro. I diie genitori ab-
bandonano i figli, istituendoli eredi di quanto avevano.
Ora, tornando a noi, saremmo ben fiiici se potessimo provare che Rute-
beuf non sentisse come scriveva. Sta il fatto che, tanto la vita di Maria Egi-
ziana , quanto codesta , furono scritte da lui per incombenza ricevuta; sta il
fatto che egli si attenne piü che ad altro alle opere latine, e si accontentö
quasi sempre di tradurle in versi ; ma e pur vero , d'altra parte che egli si
ferma con predilezione a notare, come meriti bellissimi di una santa, queste
che noi dircmmo aberrazioni del senso morale ; e pur vero ancora che Ru-
tebeuf nomina anche altrove colla fede piü pura e sincera, l'Egiziaca:
Je sai une fisicienne
Que ä Lions, ne ä Viene,
Ne tant comme li si^cles dure,
N'a si bonne serurgienne.
N'est plaie, tant soit anciene
Qu'ele ne netoie et oscure
Puis qu'ele i veut metre sa eure.
Ele espurca de vie obscure.
La b^noite Egypjiene ; (sott. es()
A Dieu la rendi nete et pure :
Si com c'est voirs, si praingne en eure
Ma lasse d'äme crestienne ! etc.
OCJ? I, p. 41 V. 49 sgg. La Mort o la Repentance Rtitebeuf.
Senonche, si potrebbe osservare , codeste sono opere scritte da Rute-
beuf verso la fine di sua vila e, specialmente per la Vie Seinte Elysabel, la
cosa h quasi fuor di dubbio (la composc il 1255 o il 1271). Ma si noli tut-
tavia che pensieri simili a quelli esposti in quest'ultima si irovano esprcssi
altrove e mollo spesso. Giä osservammo appunto come, per incitare i Cro-
ciati alle imprcse in Terrasanta, egli non tema di cadere nell'ascetismo, prc-
dicando ai figli di abbandonare i genilori, ai genilori di abbandonare i figli,
giacchi Dio lo voleva, avendo detto Gesii che per amor suo si doveva rinun-
ciare a tutto (Ved. Cap. II § 2).
Noi tuttavia ci limitiamo a nolar questi falti , persuasi che una mono-
grafia veramente sicura e crilicamenle assodata intorno al grande irovero,
manchi ancora agli studiosi.
1 La vita di questo santo presenta delle somiglianse con quclla «H
S. Egidiu e di S. Alessio ; vtd. per enlrambe Schröder, op. citala p. 49 — 50.
290 G. SCHIAVO,
al Santo l'Eucarestia. S, Farone muore comunicato , gli angeli ne
portano l'anima al cielo.
Non si sa del resto capire come xjuesta scipita istoria abbia
potuto farsi soggetto di un dramma ; certo anche allora doveva
essere noiosissima, giacche e interpolata da una farsa (p. ^lo^ — 43)
che, tuttavia non e migliore del resto.
§ 5. Abbiamo veduto alcuni santi operar miracoli durante la
loro vita; ma piü comunemente li compiono dopo morte.
La lunga storia di S. Leocadia e, nel fondo, tutta una rubrica
di miracoli di lei e di altri corpi santi, rubrica intercalata da con-
tinue allusioni a fatti recenti o da satire acerbe contro le immo-
ralitu di ordini sacri e profani ; predicozzo sconnesso e noioso di
un frate freneticante come dev'esser stato quel Gautier de Coinsi
che ormai ci e noto abbastanza.'
S. Leocadia era prima onorata a Toledo. Un giorno, alla sua
festa erano intervenuti vescovi, abati e clero minore, principi e per-
fino un re di Spagna. Ildefonso , vescovo di Toledo , l'amico e
devoto piii fedele di lei ne celebrava con entusiasmo le lodi,
quando la santa usci dalla tomba e si lascio abbracciare a longo
dal buon prelato, alla presenza del popolo, piangente per tenerezza.
Per varii accidenti avvenuti, il corpo santo di lei fu portato via dalLi
Spagna, e coi corpi di S. Medard, S. Sebastiano e S. Gregorio resto
a lungo nella valle di Soissons, di la fu rubato e portato a Vi sur
Aine, ove ella opera, per virtii di Dio, miracoli bellissimi, special-
mcnte guarendo le donne da un male fellone che l'autore non
indica, ma che eile sapranno bene quäle esser dovesse :
.... Diex, com par sa bone amie,
I fait miracles jor et nuit.
Dames, dames, ne vos anuit,
Sachiez, se s6u ne l'avez,
Del felon mal qua vos savez,
Est la Virge fuisicienne;
Mainte malade crestienne
Garist par an la Virge et eure,
Bien esprovee avous sa eure.
BAI, I p. 338 V. 2074—82.
E la fama dei miracoli vi attrae molta gente, che porta can-
dele e denari in gran copia.
Par Ics grans maus qu'a amortiz,
Done nos a maint beaux tortiz^
Mainte rouele, maint blau cierge,
En 11 avons bone concierge;
Maint Parisi, mainte roele
^ Ved. cap. II ; D'un moine qui Nostre-Dame garit de son let — Du
Varlet qui esposa Nostre-Dame — De l'Ampereriz de Romme.
2 L'autore, prima frate di S. Medard, era poi passato priore del convento
di Vi sur Aine.
FEDE E SUPRRSTIZIONE NELL' ANTICA l'OESIA KKANCKSE. 20I
D'autre Roie nos aroelc.
Plus gaagne — ele de chandoiles
Que ne face nostre Apostoiles,
Ou grant moustier ä seint Maart (Mcdavd)
Au bien voir dire qui s'aart
Por son non essaucier et croistre. p. 338 v. 2083 — 93.
La confessione in bocca al priore c preziosa : dichiararci
egli stesso che i monaci di S. Mcdard dcbbano bruciare di rabbia
per non guadagnare come il convento dove era lui ! ^
Altro corpo santo che o})era miracoli e qiicllo di S. F.Ugio a
Parigi.
. . . le moustier a un cors saint,
Saint Eloy, ou malade et sain
Vont souvent nus piez et deschaus,
Qu'il ert mires et mareschans
De mainte cruel maladie :
yCD, II. Le DU de Aloustiers p. 104 ?'. 70 sgg-,
Cosi pure il corpo di S. Klisabetta :
Chascuns de la dame pada
Et des miracles que par la
Fesoit, de crontrez redrecier,
De sours o'ir, fol radrecier,
De malades doner sante,
D'autres vertuz ä grant plante. OCR II p. 313 v. 49 — 54.
INIa non solo i corpi dei santi che poi verranne canonizzati,
ma anche di coloro che, dopo una vita di penitenza rigidissima,
saranno assunti in cielo , possono guarire da malattie. Cosi i tre
corpi santi dei tre infehci che per placar l'ira di Dio si sottoposero
ad aspri tormenti, secondo le Dil du Biief. II contadino che li
aveva albergati la sera in cui raorirono, aveva due figlioletti, l'uno
storpio tutto mal messo della persona e l'altro cieco, ma appena
furono portati dinanzi ai tre corpi santi, guarirono tosto :
Sitost com les enfans sont devant les cors sains,
Par les vertuz de Dieu furent garis et sainz.
Les cloches de l'eglise, de ce soiez certains,
Sonnerent tout per elles sanz metre piez ne mains.-
JCD I p. 69 St. 178.
Con religiosa premura si raccolgono poi le ossa dei santi o
si conserva qualcosa che abbia loro appartenuto.
Quando S. Leocadia , abbandonate le braccia dei vescovo,
stava per discendere nel suo sepolcro, lldefonso cerca di tratte-
* Vedremo poi al cap. V conie >. ^<.l)astiano e S. Gregorio, portati a
Soissons abbiano fatto fuggire un demone orribile.
* Anche nel Dit de la Borjosse de Komme, dopo il miracolo della Ver-
gine le campane suonarono per s6 stesse.
Zoltsehr. 1. rom Plill. XIV. ig
2g 2 G. SCHIAVO,
nerla a sc, grida intanto che gli si porti un coltello, che ahneno,
se ella fugge :
.... n'en retiegne aucune chose
Por metre en or ou en argent. p. 275 v. 148 — 50.
II re stesso discese dalla cattedra per stendergli un coltello
e Ildefonso :
En trancha ce qu'en pot avoir,
Mais nel' donast par nul avoir p. 275 -i). 173 — 4.
E si conserva perfino il coltello che aveva servito a tagliare un
pezzetto di panno del vestito di lei:
L'arcevesque, sanz demoree,
En uu vaissel d'or et d'argent
Tot en apert voiant la gent
Mist ce qu'il avoit de s'amie,
Nes le costel ne volt-il mie
Au Roi rendre quant il requist,
Ainz l'enserra molt tost et mist
En son tresor, en son sacraire ;
Encor en fönt halt santuaire
Cilz et celes de la contiee. p. 276 v. 184 — 93.
Quanto poi fosse il desiderio di possedere qualcosa che
avesse appartenuto a un santo, ci e descritto largamente da Rute-
beuf. Quando Elisabetta d'Ungheria mori, una gran folla di po-
polo accorse intorno a lei per portar via qualche pezzo del suo
vestito o una ciocca di capelli, anzi si arrivö fino a tagliarle le dita
dei piedi e a levarle le unghie delle mani, cosicche in breve :
Toute l'eussent derompue
Qui ne lor 6ust desfondue.
OCR II. p. 383 V. 2033-4.
Ne si mettevano in arredi preziosi solo alcune reliquie di
santi, ma anche i corpi interi. Cosi quello di S. Leocadia fu posto
in un ciborio , come i corpi di S. Medard , S. Gregorio , S. Se-
bastiano :
La (nella valle de Soisson) fu grant tans en no cyboire.
Les Saint Maart, les Saint Gregoire,
Et delez Saint Sebastien.
Richez saffirz et riche game
Assist et mist {Loeis li pius) en no ciboire,
Quant i mist li et Seint Gregoire
Et le martir, le bon preudome
Qui fu gonfenoniers de Rome (S. Sebastiano). p. 328 v. 1765 sgg.
E le reliquie dei santi si muovono solo in occasioni solenni e
accompagnate da lunga processione. Cosi, quando la moglie, giä
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL ANTICA POESIA FKANCESE. 293
fatta monaca, ebbe avviso dal cielo che il suo sposo si avvicinava
all'ospizio da lei fondato, gli mando incontro i preti del paese in
buoii nuraero che:
Chässes et saintuares devotement porlerenl
Et loet^es de Dieu gracieuses chanteient.
yCD I, p. 30 st. 180 V. 3—4. Le DU des Aneles.
Le reh'que dei santi si portano inoltre siil luogo del combat-
timenlo in cui Dio sta a giudicare :
On aporta les sains pour eulz faire jurer. {Ibid. p. 12 st. 99 v. 2).
Ma dai copi sanli emana inoltre luce vivissima.
Nel Dit de BueJ\ il contadino che aveva albergati i poveri
penitenti gia moribondi, manda loro la fantesca con acqua e pane,
miracolosamente trovato; ella vede di dentro tanto chiarore che
ritorna spaventata credendo si tratti di incendio; accorrono il con-
tadino e la moglie, non possono entrare, giacche la porta si aprirä
solo dinanzi al papa, si accorgono che quello non era fuoco , e
difatti trovano poi i tre corpi santi lucenti come oro :
Les .iij. cors sains trouvcrent luisanz plus que fin ors.
yCD I, p. 69 st. 77 V. 3.
Altri corpi santi spargono invece un odore soavissimo. Tale
quello di S. Elisabetta d'Ungheria:
Quatres jors fu li cors sor terre
Con ne le muet n'on ne l'enterre,
Une odor si douce en issoit
Qui de gränt odor remplissoit
Toz cels qui entor li venoient
Qui envis la biere lessoient.
OCR. II p. 383 V. 2017—22.
Altri invece hanno tutte le virtii.
Zozimo, pregando Iddio di fargli rinvenire il corpo dclla Santa
amica, si accorge di averlo vicino pel soave odore e per la viva luce
che ne uscivano:
En grant clarte, en grant odor
Vit cele oü tant avoit d'amor. OCR. II p. 305 v. \ 176 — 77.
S. Leocadia quändo sorse dalla tomba,
De sa beaute, ce lor fu vis,
Tote l'Yglise enlumina,
Une odor vint lant odoranz
Dou sepulcre, quant il ovri,
Que li doz Diex bien descovri
Que molt ert Sainte et glorieuse
Note, esmercc et pr^cicuse.
19*
294 G. SCHIAVO,
§ 6. Brevemente riassumendo, dallo studio dello Schröder e
dal nostro risülta che i santi sono i mediatori degli uomini presso
Dio. Compiono miracoli in vita, di piü ancora dopo morte, guaris-
cono specialmente da malattie ihcurabili, ragione codesta per cui
i hioghi in cui se ne conservano le reliquie sono frequentati con-
tinuamente dai pellegrini. In cielo godono le gioie piü pure,
mentre sulla terra hanno gia rinunciato ad ogni piacere o per ri-
parare ai peccati loro o per meglio guadagnarsi l'amore di Dio.
La fede in loro esagera an che qui e da spesso nel goffo, fa
creare miracoli che oggi ci fanno sorridere, fa stimare come virtü
e come doni supremi del cielo certe aberrazioni del senso morale
che sono assolutamente funeste. L'odio ai diletti della vita, il
disprezzo per tutto quanto e iwiano, sono lodati e consigliati come
mezzo sicuro per ragg lungere la gloria del cielo, se la societä avesse
seguite le massime di certi santi e, piü ancora, di certi scrittori
delle loro vite, avrebbe dovuto mutare il mondo in un vasto
cenobio.
IV. Gli Angeli.
I Fabliaux non ce fanno quasi parola, se si eccettui quello
du vihiin qui conqxiist Paradis par plaii ', in cui si nomina S. Michele,
che porta un'anima al cielo, e quello de deux Borg'ois et d'un
vilam'^-, in cui si ricordano S. Michele , e S.Gabriele, come quelli
che aprono le porte del cielo.'^
§ I. Invece nelle opere di genere sacro gli angeli ricorrono
continuamente , in cielo occupano i seggi piii alti ; S. Simone e
Giuda , portando gli ordini di Dio ai celesti , prima di tutto ven-
gono presso gli angeli.4
1 RGF, IV F. LXXXI.
2 BM, vol. II.
3 Non e veramente un Fabliau, ma un racconto sacro la storia di Martin
Hapart (RGF, II F. XLV). Del resto questo e l'unico luogo, nelle opere da
noi consullate , in cui si nomini un angelo con disprezzo, e l'angelo qui e
nienlemeno che S. Michele. Alla moglie, che va dicendone tante belle cose,
il marito incredulo e scettico o risponde che e folle la gente
D'aler Saint Michiel aurer,
Quar in n'i a de li noient :
El n'i a riens que un raoustier [il monastero e chiesa del Älonte
S. Michele).
Et une grant ymage d'argent ;
Saint Michiel n'est c'un pou de vent.
Dieu le crea,
Ne char ne sanc ne li donna,
Fors les eles dont il vola. p. 173 v. 57 — 64.
'' Occorre di raro la distinzione fra Angeli e Arcangeli, e indifferente-
mente si ricordano Michele, Rafaele e S. Michele ora coH'uno, ora coll'altro
appellettivo. Solo nella Cofirt de Paradis, troviamo nominati seperatamente
Angeli, Araongeli, Cherubini e Serafini (p. 35 — 36).
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' AN HCA POESIA ERANCESE. 2g5
Ell une chambre ez les entrez,
Toz les Angles i ont trovez,
Qui ä merveilles furent bei;
Devant aus toz saint Gabriel,
Qui le salu Dieu aporta,
Qui puis mainte arme conforta,
Saint Michiel avoec lui estoit,
L'uns l'autre par la main tenoit ;
Si vont jouant par ses biaus Heus, etc.
BM, III p. 130— I V. 11 — 85. La Cour de Paradis.
Da questo passo sembrerebbe che Gabriele fosse sopra tutti gli
Angeli, ma ad ogni modo in tutti gli altri luoghi Gabriele e
Michele ci si presentano come eguali in potenza ed in gloria, e in
tutti i misleri quando Dio li manda presse gli uomini rivolge loro
la parola, senza accennare ad alcuna distinzione. Piuttosto si puö
dire che dei tre angeli ricordati nelle opere nostre (Michele, Ga-
briele e Rafaele), Michele c quello che occore piii frequentemente
d'ogni altro, piü raro di tutti invece Rafaele.
INIessaggeri di Dio agli uomini , essi discendono per confor-
tarli nelle sventure o per portare i comandi avuti.
Cosi nel Dit du Buef, al papa, che chiede luce dal cielo, un
angelo porta la risposta ; un angelo viene pure a Bonifazio e a
Dieudonne nel Dit des trois Chanoinnes , per metterli a parte del
volere divino, e via via insomma appariscono continuaraente a santi,
a santc, a romiti, a tutti coloro che da Dio invochino efficace-
mente consiglio ed aiuto. .
Abbiamo anche esempio di un angelo che per ritirare un ro-
mito dal male, in cui avrebbe potuto cadere, veste forma umana e
si accompagna a lui sotto l'aspetto di un valleto :
Un vallet vit (il romito) qui vint le trot
En sa main tint un <,'lavelot.
Et fu moult biax, moult alignez.
Jusqu'en mi jambe secorciez,
Bien fu vestuz comme sergenz,
Biau fu de vis et de cors genz;
Bien semble que fust ä riebe homme.
M, II p. 217 — 18 v. 53 — 59, De r Etmite qui s'atu»i-
paigna ä V Afige.
% 2. Gli Angeli poi accompagnano quasi sempre la Vergine
quando ella discende fra gli uomini, e spargono luce vivissima.
Cosi nel Dit du Buef {JCD I) la stanza in cui entra la Vergine r
tutta illuminata da lei e dagli angeli suoi; cosi nel DU que on
dämme respoti {/CD I), il canonico che sta per affogare e salvato
da Maria e dagli angeli che discendono con lei e che lo portano
nel suo letto; nel Dit des trois C/miioines, gli angeli accompagnano
la madre di Dio che apparisce a Feiice {JC/)\)., in breve: la regina
296 G. SCHIAVO,
del cielo c pure la loro regina e solo essi e le vergini possono
toccare il suo letto prezioso:
Je croi que son saint lit n'atoschent
Fors seulement angles et puceles.
BM, I. S. Lcocade p. 341 v. 2216 — 17.
§ 3. Ma rufficio principale degli Angeli, dopo quello di recare
i comandi di Dio, e di portare al cielo le anime dei giusti.
Cosi vengono a levare quelle dei tre penitenti iiel Dit du Btief:
Granz congiegation d'anges s'appareillierent
Qui les ämes des iij. en paradis porterent.
Et o douz Roy de gloire tantost les presenterent.
Moult gloriousement les sainz anges chantoient
Te Deum laudanius, et giant feste faisoient
Quant les ämes des iij. em paradis portoient:
Devant le Roy de gloire errant les presentoient.
p. 68 st. 169 V. 2 — 4 st. 170.
Egualmente avviene per l'anima del Cavaliere pentito:
Si tost com l'ame se destake
Du cors, et ele an, est issue,
Li Saint Angle l'ont recheue
Qui au cors estoient venu, etc.
BM, I. Du Chevalier au Barizel p. 239 t». 938 — 41.
> Anche nel DU du bon William Lo7igespce {JCD II) gli Angeli
portano seco le anime dei cristiani morti per la fede di Cristo, mentre
i demoni portano all'Inferno quelle cadute in loro servigio. Qtianto
poi fosse comune questa fede che gli angeli accorressero a pren-
dere le anime dei giusti, apparisce anche dal Q-edo ddVUsuraio.
L'autore chiude appunto pregando Iddio di preparare a lui ed
ai lettori una sorte migliore di quella toccata aH'usuraio, mandando
gli Angeli a condurli in cielo:
Mes les Angles de Paradis
Nous tramete le Roi Celestre,
Et toz nous assi^e ä sa destre.
BM IV. Le Credo ä V Usurier ^.114 v- 248—50.
§ 4. Abbiamo veduto che specialmente la Vergine c abilissima
nello strappare le anime al diavolo (cap. II); tuttavia qualche
esempio di lotta fra Angeli e demoni trovasi anche nelle opere
nostre. L'anima del cavaliere pentito, e portata via dagli angeli,
e vero, ma essa fu ben fortunata che i messaggieri di Dio siansi
aiitVettati,
Car li anemis l'atendoit
Qui tres bien avoir le quidoit
Et tous en quidoit estre tis
Mais il s'en va tous desconfis.
Du Chevalier au Barizel p. 240 v. 945 — 8.
FEDE E SUPEKSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 297
Cosi nella Peine cV Enfer, angeli e demoni si contrastano
un'aniraa che passa pel ponte periglioso, come vedremo piii avanti
(cap. Vllio).
Una rissa terribile fra angeli e demoni c descritta nel Mistero
di S. Genovieffa ; entrano in campo S. Michele, Gabriele e Rafaele,
il primo piü temibile di tutti, per levare ai diavoli un'anima che
si erano guadagnata a grande fatica. Ma ragioni speciali che
appariranno in seguito, ci sforzano a rimandare al cap. V una piu
larga esposizione.
Nel racconto di Martin Hapari, narra il demone scongiurato
dal chierico che essi tenevano in poter loro il corpo di Martino,
mentre l'anima l'aveva tolta S. Michele :
Le cois tenon ;
En enfer nous entrebaton
Pour l'ame que perdue avon,
Son lit estoit fait en meson,
Mes Michiel le nous a tolu;
RGF, II p. 177 7A 149 — 53.*
Gli Angeli parteciperanno inoltre al Giudizio Universale:
Ou grant Juise tot verras^
Quanque el siecle fait auras;
Li Angles les tesmoigneront
Et tes pechiez descoveront,
Quanque auras ici cele.
BJM, II p. 181 V. 7 — 1 1 . Comment on doit bien
faire por s'atne avatit con muire.
(Si continua).
1 Siccome i demoni non avranno certo tenuto il corpo di Martino per
fargli carez/e, cosi anche qui possiamo dire di avere un caso piuttosto simile
a quello toccato a Buonconte, secondo la Divina Commedia (Purg. V 109 — 29).
Del resto , citando il luogo dantesco, il Graf, DcmdJiologia Dantesca,
aggiunge „di solito non c data al demonio facolti di offendere i corpi di chi
muore riconciliato con Dio" — Gior. Stör, della Lett. Ital. IX 42.
- t il lilosofo che parla all'anima sua medesinia.
G. SCHIAVO.
Etüde Critique des Ohartes de Douai de 1203 a 1275.
(s. Zeitschr. XIII 431 uud XIV 66.)
Chartes de Douai au 13^ siecle.
I.
Co sacent tot eil qui ces letres ueront qzte WiUamnes de Hornaig
doit a Doucet le cangeor e( a Werin Mulet et a Enghebrant le drapier
Ixxxi mia's de forment 11 soIj pieur de melleur a vi ans a rendre cascutt
an xiii muis ceste couenence fu faite et reconeue en le sale le conte a
5 Valencienes deuant B. de Roecort E descallon G descallon et Esteuen .
de Dedeig et eist i furent come justice et si reconut WiWaumes de Hor-
naig ceste dete deuant le maieur de Freseig et pav deuant les eskieuins
de Freseig sor lui et sor le sien Et si le reconut WiUaumes de Hornaig
et dame Freessens se ferne par deuant les eskieuins de Berbiere et han-
10 non de berbiere et Jehan platier et huon le moln^'r si fu faite ceste coni-
sansce al aubel de Corbehan de ceste couenence a tenir est pleg Enghe-
rans de hamel . de xx mars par devant les eskievins de berbiere qua io
ai ci nomes et si reconut W. de hornaig ceste dete a paier par devant
Pieron de lambres sor tot co que il auoit a noiele de eo est hom Maroie
15 potins et Jehans de guise Si fu faite ceste conissance a doai a le maison
simon roussel et si en est Pieres de lambres pleges et hostages comme
sire de ceste dete paier est pleg Waltols d obrecicort de xx mars Este-
uenes li avoes de x mars et Nicholes li avoes de x mars et Nicholes del
Alaig de x mars et Jehans de mauni de x mars et henris de mauni de x
20 mars et R de montegni de x mars Nicholes de sazwt Aubin de x mars
B de marchete de x mars Band, de vilers de x mars ces letres furent
faites al an del inearnation millesimo ducentesimo tertio el mois de
feurier,
II.
Ci sacent tout eil ki or sunt et ki avenir sunt que iou Rainiers de
Gorghechon cheualiers ai uendut a Jehan del Cerf et a Wagou de Saint
Aubin borgois de Dowai viii muis de tere en tous preus prendans . . .
a vii anea le mesure de dowai et li tiers pars de ces . . . tere ne doit
I I ^^ {qtte), Willlatifnes). 2 Z {et). 3 sot (.ra/j). m° (muts). sol {so ^s).
4 XIII c {t'i dcmi), m". 5 Valencienes, esteuefi(t'j). 6 Wills. 10 moln''
{er r). 12 nv^ {mars). 11 m.cc.iil.
II 3 jDoma). 4 \>x{eus) endroit effac^.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 299
5 ne (lisme ne terage ne rente ne service et leus 11 . . . droile uisnie lou-
chant ces viii muis de tere doivent li boigois kaisim . . . me tiere et a
cest prmieiain aoust que nos atendons doivent il prendre xvi '^asieres
de biet le semure ... et xvi 'B^asieres de marc tout auestit a prendre en
quel liu quil uolront de toutes mes teres ki sunt semencies et quant ces
10 p/vmiers aous sera passes il doiuent auoir ces vni mwzs de tere ki devant
sunt nomet por faire leur uolente dusques adonc qw«? le termes serä
passes ki deuant est nomcs et sil auenoit cose que li borgois deuant dit
estoient a estorse ne a damage dendroit cest uendage et ces couenences
io leur doi rendre et restoier quanq^/^j il i auroient de damage dusques
15 a leur dit et de ceste couenence est pleges et ostages Wautiers de Gen-
laig et Gilles de symier et Robers dartr^ et Aumawj de Rouegni [et] et
hues de markete cheualier et Wautiers de Maucichort et Tieris de Aoay
. et Gilles de Gorgechon vallet et se li borgois estoient a damage den-
droit les couenences ki ci deuant sunt nomees tout eist leur renderoient
20 qMawquzV i aroient de damage dechi a leur dis et io Rainiers de Gor-
ghechon cheva/zVrj et tout li plege . ki deuant sunt momet tout eist
leur renderoient quawquil i aroient de damage dechi a leur dis et io
Rainiers de Gorghechon c\i&\aliers et tout li plege ki deuant sunt nomet
auonmes toutes ces coses ki ci devant sunt deuisees encouenent et otriet
25 a faire et a tenir bien et loiaum^«^ par deuant escheuins de de douuay
heuvin malet et symon le conestable Ce fu fail en lan de lincarnation mil
CG. et x.Miu ans el mois de feurier.
Cyrographes.
m.
(Au dos est ecrit): Couenence iakemon le cangeur.
Ce sacent tout eil ces letres ueront et oront que Giles li canbiers
de fecain doit a iakemon le cangeur xii \\\res et xu so/s a le feste nostre
dame en sielembre le premiere que nos atendons sil ne lui paoit ces
5 deniers au ior deuant nomeit il a en couent iakemon a rendre et a aquiter
de tous cous et de tous plais iusque a sen peaur dit de cou e se pleg
Raimers ricemers de fecain nicoles de fenaing Gerars cheualiers de
Wasiers ceste couenence fu faite par deuant eschieuins bernart de Goi
et doucet le mounier Ce fut fait en lan de lincarnation nostre segneur
10 mil et cc et xxv ans el mois de feurier.
IV.
Ce sacent tot eil ki or s«Mt et. ki auenir SMwt . que Engt^rrans de
V^rgelas et Robe de le Riue furent comc eschev/'z/j- la steuenes de Bui-
gnecort uendi a Raol le Bloc et a Jchan de niaucicort xii uiuis de lere
5 endroit efTacd. t (touchant). 7 p^merain. q (,que). 10 p'^miets. 12 q.
14 quanq. 16 symis dartr9. Auiii (uumans). 18 daiy (Doayr). 27 q^ntjÜ.
20 quant (P). 22 chrs. (chevaliers). 25 loiauni.
III 3 h1). s".
IV I s sunt(t). Engl-ans (Engerrans). 2 Vigelas (kerge/as). com
(co/fiMd). eschev" (c-schevins).
300 CH. BONNIER,
a keusir dedens tote le tere ke steuenes \.ient dusqw^s a xvu muis u xvii
5 [xvii] qz^arentaines par le 'B^ä.siere a tenir dusq?/i?j a xvi ans les preus
prendaws . en tel maniere que steuenes deuant dis a cele tere acensie v
ans XX muis de ble cascw« an et xvi muis ^■ZMaine et steuenes les doit
metr<? . en tel point de cele acense cometre sires Guifrois et me sires
Baud^^ de quinci et Alars li maires en t%\.o\ent et eist troi ki deurtwt sunt
10 nomet les doiuent aussi metre en tel po?«t Raol le bloc et Jehan de
maucicort com il en suni et Raols et Jehan doiu^wt lenir ceste cense .
en tel point comme il est dit et apres les v ans doiu^«t il auoir cele
tere xi ans les preus pr^wdans, et en cest marchiet les doit steuenes
metre hien et \o\aument par sen segni?«r et par ses pers par le loi del
15 pais et de tot ce a tenir est plege Baud^j- de Quincj et Guifrois de
buignecort et Jehans ses freres et pieres del forest cheualier et Alars li
maires de buignecort et phelipes del gardin et pieres de buignecort et
Wautiers li fils Euelon et Anseris de Lanuin et se eis marchies nestoit
tenus si com il est deuise tot eist pl^g se döiuewt me^re deuers Raol
20 le bloc et Jeha« sil nauoteni loial essome de lor cors en prison par si
quil ne se poront aler nule part quil ne reuiegn^«^ dedens le ior en priso«
deuers aus et dous dusques a tant que eis marchies seroit tenus hten et
loiaumi?«if par le loi del pais et par cest marchiet Raols le blos et Jehaws
de maucicort doitent rendre a steuenon de buignecort Ix b'wres parex/j
25 de feste tos saüis a le tos sains czsctin ans dusques a v ans deci adont
quil n aront rendu ccc \ivres par^sis et ces deniers doit on rende a \er-
mes qui mis i sunt a handouin de quinci et a Guifroi et a Alart le
maieur et a steuenon par aquiter steuenon de ses detes la u il les doit
et puisque Raols et Jeha« zxoient ces deniers paies a ces 111 qui ci deuawt
30 ■i.ont dit par tesmoignage de prodomwz^j il en dioxvent estre quite et
steuenes doit aqwiter tos ces plegs qui deuant sunt nomet de qManqwil
lor costeroit dusques a Ior plams dis et eist doi escheuins le reconurent
deuant autres escheuins Bernart de Goy et deuant le meneier. Ce fu
fait en lan del Incarnation m et cc et xxv ans el mois de maj.
V.
Au dos est ecrit: Ceste Coueuence est Werin le maeur.
Ce sacent tot eil ki ces letres ueront et oront que Gerars de
Wasiers Chevaliers a encouent a rendre a Werin le maeur borgois de
douuai X \ivres de pzxesis a lan renoef le p/'d?miers que nos atendons et si
puet Werins doner c ious de paxesis por le sien faire auoir en quele
5 maniere que ce soit que Gerars deuant nomes li doit rendre auoec le
dete deuant nomee et tot autre tele couenence li a en couenent hues de
Wasiers cheualiers et Alars li fils Gerart de Wasiers li a encouent tele
couenence et Bernars de le mers est pleg enuers Werin de xv Mvres pzxesis
4 ü. 5 qarentaines. Rx (rasiere), dusq (dusques). 6 prendä (prendans).
7 cas^. daü (auaine). 8 met (metre). Baut! (ßaudes). est. (estoient). met.
{metrer'), deu (ant). po (int). 10 cö. s" doü cese. cöme. ap. 17 doiü
predans. 14 bn. 19 segii. par. Band. 18 Anseus. 19 c. doiü. met.
V I par. par".
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 3OI
et ceste couenence fu üiite par deuant escheuins Robe de le Riue et
10 Amant de Lens en lan del Incarnalion niil et cc et xxviu el mois de
jenuier.
VI.
(Au dos est ^crit) Cest Couenence Oliuier de Dcuuioel et Jehan sen fiere.
Ce sacent tot eil ki ces letres ueront et oront que Jehans de le
Vinchort cheualiers doit a Oliuier de Deuuioel et a Jehan sen frere borgois
de Dowai quatie vins muis dauaine seche et sainaule et loiaument ma-
nouree a le mesure de dowai et douse vins capons a quatre ans a paier
5 et a dowai a liuvrer la u li borgois deuant dit uolront Cest a sauoir a
cascune feste tous sains des quatre ans deuant nomes xx muis dauaine
et a cascun Noel apres Ix capons et se Jehans Chevaliers deuant dis ne
paoit ces quatre uins muis dauaine et ces ^^j^ capons as borgois deuant
dis as termines ki ci deuant suiit deuise il leur a encouenent a rendre
10 tos les cous et le paine et les damages que il i aroient dusques a lor
dis auoec le dete deuant nomee Et se Jehans deuant dis cheualiers ne
autres de la siue part en plaidoit ne trauelloit les borgois deuant nomes
a le crestiente ne en autre liu dendroit cestz couenence a doner et a
rendre as borgois deuant nomes en nom de paine cent mars de bone
15 dete et de loial auoec le couenence ki ci deseure est deuisee et tot cou
puent li borgois prendre a lui et au sien par tout Tote ceste couenence
a Jehans de le Vinchort deuant dis creante par se foi fiancie loiaument
a tenir et a rendre as borgois ki ci deuant sunt nome si est a sauoir
que Jehans de Cysoing Chevaliers est pleges et detere ces J^J^ muis da-
20 uaine et de ces^jj capons a rendre as borgois deuant nomes as termines
ki ci deuant sunt nome par tele maniere que se Jehans de le Vinchort
cheualiers ne laur paoit ceste auaine et ces capons as termines ci deuant
deuises Jehans de Cysong cheualiers a encouenent a rendre as borgois
deuant nomes ceste auaine et ces capons as termines ci deuant deuises
25 et se il ne le faisoit ensi dedens le quinsaine que li borgois deuant
nomes diroienl sour leur dit que il seroit semons par aus u par autrui
de le leur part il lor en doit tenir et faire leur creant et si leur iloit
rendre auoec cou quanque il diroient par leur plaine parole quil leur
auroit coste en quele maniere que ce fust auoec le dete ki ci deuant est
30 nomee Et toute autele couenence leur a en couenent a tenir et a faire
me sire Ours de fertin et Gilles ses fius cheualier com a me sire Jehans
de Cysoing Chevaliers deuant nomes toute ceste couenence fu faite et
otroie par deuant escheuins de Dowai hanot cawete et Robe de le Rive
Ce fu fait en lan del Incarnation nostre segneur mil ans et cc et xxviii
35 ans cl mois de jenuier.
VII.
Ce. sacent tot eil ki et sunt cl ki aucnir sunt que Margrite de cauuenlin
ki fu ferne WaulifA' lonc!<- •!'• 'Vni-l'-'-in dnit n j:uli<nii)n le c:ingcur bor-
VI I q. 6 m'' (muis). 8 imii^. 14 nv (/«.;r.i).
302 CH. BONNIER,
gois de Dowai xviu Vwre v so/s mains de paresis a paier a le fest saint
Remi le premiere qua nos atendons et se eist denier nestoient paiet a
5 jachemon le cangeur au teimine deuant nome Margerite deuant nomee li
a encouenent a rendre cascune semaine im sois paresis por paine et por
despens auoec le dete ki ci deuant est nomee et si iachemes deuant
dis estoit trauellies u ^wplaidies a plait de crestiente dendroit ceste co-
uenence par margritain deuant nomee ni par autrui de le suie part ele
10 li a encouenent a rendre quanque il li . ostenait dusqua sen dit de tote ceste
couenence est pleg enuers iacliemon Gossuin li maire de Cauuentin et
Lanvins hanie de Cauuentin et tumas de buignechort de co est escheuins
Robe de le Riue et jachemes li blons m.cc.xxvini en auril.
VIII.
Ce sacent tot eil ki or sunt et ki auenir sunt que Willaumes Go-
mers doit tenir se maison en es le point que or est tant com ele dura
ensi et sil auenoit cose que li maisons Willaumes keist ne arsist ancois
que le maisons jehans toulet Willaumes li doit tote se tere deliurer deuant
5 et deriere tot outre aligne et se li maisons jehan tolet keoit ne arioit
ancois que li maisons WillaM;«^ il ne puet Willazime greuer ne nuisir
tant que li maisons Willaume duera et se jehans toles volsist herbergier
il poroit auoir aise el noc Willaume tant li nos dueroit et se li nos
faloit il doiuent anokier ensanle et si kerra li ewe la u ele kiet ore et
lo tant com Jehans ne uolra nient herbergier Willaumes doit liurer noc en
autel point que ore est et faire pais de lewe et dendroit le celier de
quele eure que de le maison Willaume defaura Willaumes ni puet
clamer nule autre cose que ii corbiaus en autel point et en autel asens
com il sunt ore par eswart de preudommes et com unt li preudomme
1 5 eswarde par .xl. sols de paresis que Willautne done a Jehan tolet et se
Willaumes uelt son comble remuer il le puet remuer sans autres panes
remetre et de tot est escheuins Robe de le Riue et Willaume bonebroke.
IX.
Cirographes (illisible).
Ce sacent tot eil ki cest escrit ueront et oront que li Eskeuin Dertin
et de Gaisnaing cest a sauoir Steuenes li Rois Nicole maillars Wautiers
de la dehors Pieres Cardeuake Wautiers li fils segneur Lambert aiglins
Alainiers Willaumes del atrie et li preudomme de Gaisnaing cest a sauoir
5 Bernars de Gaisnaing Jehans moreaus Wautiers li carpentiers Pieres
lunars Gilles locepois Wibers Nicoles de hainau Tumas Wautiers li ues-
ques Raols dasom le uile Geruais Robers garbes Symons dasum le uile
Adans roseaus Bauduins hocars Robers li lais bauduins loke Wautiers
de tuilu et li preudome Dertin cest asauoir Raols de Wasiers Pieres de
10 Bauai Gosars li feures Jehans li clers Gosuins li macons Jehans li iils
VII 3 tt). sot. 6 s~. 10 e. i. 12 lanvins.
VIII 3 Will. 10 Will-
IX I D'^tin. 3 segn.
RTUDl' CRTTIQUE DES CHARTES DE DOUAl. 3O3
dame mahaut Wautievs li faukieies En<jcnans faukcs Engenans li Maire
Mahius li page Steuenes mallars Reniers li fils lambert Pieres li brisieres
Bauduins li fils dame Emain de Gaisnaing ßertelmius del croket Wautiers
Rogiers taille^os Willaumes Wiemaus Jehans del atvie Wautiers li fils
15 Gylain Jehans li cocus Steuenes Poule unt en couenent por lor dame
labiesse de mauboege a Werin le maeur borgois de Dowai y jjj 1. de paiesis
a paiei" a 1111 ans cascun an a 11 tevmines a cascune feste tos sains c Mvres
et a cascun grant Qwaresmes ce>it Mvres dusca tant que li yjjj Mvres
seront paiet se li abeesse nes paoit as termines deuant nomes et auoec
20 tot cou li eskeuin D ertin et Gaisnaing et tot li preudomme ki ci deuant
sunt nomcil unl encoucnenl a aquiter Werin le maeur deuant nomct
dusques a scn dit de tos les plais de crestiente de que Werins deuant
dis seroit trauellies ne emplaidies por locoison de ces deniers ki ci
deuant sunt nomet Et auoec co se eist denier nestoient paiet a Werin le
25 maeur as termines deuant nomes li preudomme ki ci deseure sunt nomet
li onl encouenent a rendre x sols de paresis le semaine de cascuns cent
Mvres ki defauroient de sen paiement auoec le dete ki ci deuant est nomee
Toute ceste couenence est falle et louuee deuant eskeuins de Dowai Robe
de le Riue oliuier de Dewioel et Amant de Lens Ce fu fait a Gaisnaing
xo dehors latrie En lan del Incarnation mil et cc et xxxi cl mois de Mai.
X.
Cirographum.
Ce sacent tot eil qui or sunt et cjui auenir sunt que tiebaus le car-
boniers done et otrie a se fille margeritain tote lesqueance qui li eschai
de Jaglein lamirant se taien et margerite en doit esploitier par conseil
deschieuiws a ceste conuenencc fu pieres li petis . et baude de harnes .
co/wme eschieuin en lan del Incarnation mil et cc ans et xh el mois
dauril.
XI.
Ce sacent tot eil qui ces letres ueront et oront que tiebaus doignies
et Jehan qui se fille a doiuenl xl mars del paiement de doai a buon
le borsier sor eis et sor tot le leur et puet . Ijues prendre le leur par .
tot et uendre et despendre comme le sien par sen piain dit A ceste
conuenence fu Gerars li morans et Robers patins comme eschieuin en
lan del incarnation mil et cc ans et xlii el mois de decenbre.
Cirographum.
xn.
Cirogra/Äc.
Ce sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Henris daire el maroic
se ferne onl curle clame Pieron Grifon capelain de saint ame de toute
16 Dowai. 26 Hb. (/iure-).
X 5 eschievis.
XI 2 m".
304 CH. BONNIER,
lescheance et tout laquest ki leur pooit eskeir del pere et de le mere
5 Pieron grifon deuant dit de lui meesmes por viii \ivres de paresis ke il
en doiuent avoir si ke pieres Grifons deuant dit en peut faire se uolente
et tel deuise com il uaura faire et haities et malades et meesmement
Robers li freres Pieron Grifon a curte clame Pieron Grifon ki deuant
est noumes de toute lescheance et de tout laquest ki li pooit escheir
10 de par sen pere et de par se mer et de par Pieron Grifon sen frere
par ensi ke Robers ki deuant est dis le doit tenir toute se vie apres le
deces Pieron Grifon sen frere si ke Pieres Grifons en puet faire se uo-
lente et tel deuise com il uaura faire sauf cou ke Robers doit tenir
toute cele escheance et tout cel aquest ki deuant est dit toute se vie Et
15 a Cd?ste caitance furent com escheuin Bernars Pilate et Gerars li morans
ce fu fait en lan del incarnation nostre segneur mil cc et xhii ans el
mois de septembre,
XIII.
Cirografe.
Ce sacent tout eil qui cest escrit uerront et orront que Gilles daubri
borgois de Wallers a donet a iretage a Mounart del markie borgois
de douai se maison ki siet en le rue del puc filori si comme il le tenoit
5 Wide et herbergie deuant et deriere por viii mars et demi diretage sauf
CO que Mounars deuant dis doit payer awec le vies rente que li maisons
deuoit et ces viu mars et demi a donet Gilles deuant nomes as nonains
de sin et as Malades de Douai et as Cartriers et a lostelerie saiut Jelian
deuant Saint Piere et a saint Sanson a partir autant lune de ces maisons
10 con lautre et co a il laissie et donet a ces maisons deuant dites apres le
deces de lui et de se feme et ces vm mars et demi puet Monars racater
ou escangier en liu soufisant par le conseil deskieuins et ce fu fait par
deuant eskieuins Engherran Brunamon et lakemes li blons ce fu fait en
lan del Incarnation nostre seigneur m.cc. ans et xlun el mois de Mai.
XIV.
(Au dos est ecrit). Williaume paskendare conissance.
Cyrograplium.
Ce sachent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Willaumes Pasken-
dare a acate a Gerard le filier u mars diretaige et une piece de wide tiere
en le rue saint Jehan a ceste conissance furent eskieuin Rainniers de Goi
5 et Males de le cuerville ce fu fait en lan del incarnation notre signeur mil
et deus cens ans et quarante 1111 el mois de Nouembre.
XV.
Cirografe.
Ce sacent tout eil ki sont et ki auenir sont ke Jehans ki frere fu
Nicoion Roussel a donnet a Pieron sen fil e a Helecon se niece 111 mars
diretage a prendre seur le maison Nicoion Roussel sen frere ki fu que
5 Nicoles Capeles a prise a iretage et a prendre seur tout lasenement que
15 z.
ETUDES CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAl. 305
Nicoles capeles cn a fait et cow/ a il tiancie et creante pav foi et il et
se ferne a acuitt- jusq^es al dit des eskieuins ne ne querra art ne engien
ne a crestiente ne ailleurs par coi Pieres ses fius ne las deus baisseletes
deuant dites soient ariere de cestui cretage et de le parüe as deus bais-
10 seletes a Pieres encouent a owrer par le conseil des eskieuins et sil aue-
noit chose que cius Jehans li cuens deuant dit auuriast Pieron sen fil ne
les baisseletes deuant dites de cestui iretage deuant nomet ne il ne se
ferne ne arme de par eus il la encouent a . acuiter par deuant eskieuins
seur lui et seur le sien jusqi/^s al dit des eskieuins et ce fu fait et otroiet
15 par deuant eskieuins de douai Monart del marchie et Malet del ecorbille
en lan del Incarnation noslre seigneur mil cc ans et xlv el mois de
feurier.
XVI.
Cirographum.
Sacent toul eil ki cest escrit uerronl et oront ke Aliaumes li
canbiers done apres sen deces a Emelot se fdle ke il a de Idain ki iadis
fu se ferne une maison ki siet en le couture dencoste le maison huon le
5 scieur tout en si com ele siet uuide et herbregie et se li done auoec xl
sols dartisiens cou poet Aliaumes remwer a se uolente quand il uolra cou
est fait deuant eschevins Pieron le Petit et Gerart Morant en lan xlvn el
mois de Marc.
XVII.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Mehaus de Gaueriele
a done et otroie et werpi apries sen decies a Rogier de gauriele sen lil
le moitiet de'se maison et de sen tenement la u ele maint et se li done
5 encore xx ]iz'res de paresis ke campenois ses fils dot rendre et paier se
il uelt auoir lautre moitiet de celui tenement deuant dit et si il ne uoloit
paier a Rogier deuant dit les xx Mvres de paresis mehaus uelt ke Rogier
deuant nomes ait tout le senement tot quite et tot deluire a tele rente
com li manages doit Ce fu fait en plaine hale deuant escheuins pieron
10 le petit et Gerart Morant et Gerart Heraut en lan del Incarnation notre
segneur mil cc et quarante wit el mois de Mai.
XVIII.
Ce sacent tot eil ki or sunt et ki a uenir sunt que Ticbaus Goules
si conduist sen eschieuinage et en plaine hale que dune piece de tere ki
iadis fu a Huon del for et ki siet en le basse rue de le porte deskercin
que il le saisi et par iuslice le pr<^vost de Douai ki le iustice auoit en
5 cele meisme piece de tere et apres le saisine Ticbaus Goules en fu mis
en tenance et cnuesteure et par eschieuins et por le fons de le tere quil
i auoit et de coi il en cstoit ariere et li eschieuin et en plaine hale
et par leschieuinage quil conduist de se saisine et de le tenance et i fu
si longement corae li lois de le uile porte on dcluira a Tebaus Goulet
XV 10 aouurer(?) ouvrer. 14 jus.
XVI 6 sol. 6 reniuier.
DO CH. BONNIER,
I se tere tot si com el estoit et uuide et hevbegie come le siue por faire
sc uolente et a co si fu come eschieuins Oliuier de Deuioel et Lanuins
Pilate et Gerais Morans et Ricavs taidns et si fu fait an lan que li
Incarnations ot ni. cc.xlvm devant el mois de septembre le Deuenres le
Saint Michil.
XIX.
Cirogr . .
Ce sacent tout eil qui cest escrit vcront et oront que Watiers li
cailiers a uendu a Ansiel pelerin unne partie de se maisou qiä siet sur
leue dapers le pont kafan et cele partie qiä siet sur leue deuers le pont
. kafan a il uendue a Ansiel pelerin et li doit aqwiter a ii mars de rente
et a retenir a moitie closure si keme li closure se porte et de cell clo-
sure closure duskes a le boune ke par teur i ont a sise et de celi boune
duskes a le cambere (\in siet ou mur a partir le siege de celi canbere
a moitie et le celier doit Ausiaus auoir a iretage si auant cum li lierbe-
I gages dou celier se porte et se doit Wautiers li carliers auoir ses aises
a iretage de seure le celier de tant que deuers se partie a raounte sains
enpirier mais Watiers li carliers ne ses oirs ne peut faire deseure Le
celier de coi li herbegages soit enpiries en sieng et se dou herbegage
defaut a partir parmi lestele deuant a coi li closure se tient duskes a le
I boune q-i siet en le court ke par teur ont a sise et de celi boun duskes
a le cambere q«i siet ou mur a partir le siege a moitie et se poroit
Ansiaus rehebegier le celier si auant ke mon saroit kil aroit este her-
begies a cest uuendage et ceste reconnisance fu Ricars Talons et Gerars
li morans cum eschieuin en lan de lincarnätion m. ans et cc et 1 el mois
) de Genuier.
XX.
Cirograp//«?.
(A dos est ecrit): Cest contre escrit
warde Gerars heraus par erchieuinage.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Hues li neaus a uendu
; et uuerpi a Druion de Carnin se maison ki siet encoste le maison celui
Druion wide et herbergie ensi ke ele siet a x sols de par(?sis et a vi
sols de doisiens de rente et ensi la Hues deuant dis en conuent a' aquiter
bien et loialment dusques au dit des eschieuins Gerart le morant et Gerart
heraut ce fu fait en lan del incarnation notre segneur mil cc et ciunquante
D mois de Jenuier.
XXI.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke me sires Gilles Broisse
cheualiers a uendut a Oliuier de Deuioel a Ricart Talon et a Gerart de
Goy borgois de Dowai les preus de xx muis de terre ki sient ei teroir
de hasencort li quele terre est acensie a loial cense Ixx muis de bleit et
5 Ix muis dauaine si uallant cm a vu d^tfüers ddiXiesiens pieur del melleur
XIX 2 qi .
XX CIROGRA ... 6 par".
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 307
cascune rasiere et lauaine seke et sainaule loialment nianouree et a luiret
a Dowai par tout la u li deuanl dit borgois nauronl la u carete pora
carier sans mal engien et a deus paiemens cest asauoir le pr<?niier paie-
nient xl niuis de hlet et xxx muis dauaine a le feste notre dame candele
10 le prifinicre ki uient et lautre paiement xxx mtds de bleit et xxx muts
dauaine a le feste nostre dame candeler en siuant apries ki ert en lan cin-
quante deusisme et ensi la me sires Gilles deuant dis en couent a faire
paier ses censeurs et sil auenoit cose ke li censeur ne paoient as Borgois
deuant nomeis les Ix et v muis de bleit et les Ix muis dauaine as ter-
1 5 niines tout ensi com a deuant est deuiseit et li borgois deuant dit auoieut
paine cous ne damages por le defaute de lor paiement me sires Gilles
deuant dis lor doit rendre tous les cous tous les despens et tous les da-
mages ke 11 aueroient ne leroient en qwele maniere ke ce fust dusques a lor
dis u dusques au dit del un daus trois sans autre prouance faire et tout
20 cou a mesires Gilles deuanl dis en couent sor lui et sor le sien et ke li
borgois deuant nomeit le puissent prendre a lui et al sien par tout et
uendre et despendre comme le leur et se me sires Gilles deuant dis de-
faloit de ces couenences ke il ne les tenist bien et loialment as borgois
deuant nomeis tout ensi com deseure est deuiseit me sires Henris de
25 mastaing la en couent a faire et a tenir et dusques au double de le dete
deuant diie et me sires Pieres de Goelesin cheualiers la encouent a faire
et a tenir as borgois deuant nomeis touten autele maniere com deuant est
deuiseit sor lui et sor le sien et li borgois deuant dit le puissent prendre
a lui et au sien par tout et uendre et despendre comme le leur Et se
30 me sires Gilles et mesires Pieres . deuant nomeit defaloient de ces coue-
nences me sires Wis de Montegni cheualiers a encouent a rendre as
borgois deuant dis por lor cous et por lor damages Ix \ivres de artisiens
et ke il les puissent prendre a lui et au sien par tout comme le leur Et
me sires Broiars descaillon cheualier a encouent a metre les borgois
35 deuant nomes en 1 mui de terre la u il mist a i jour ki passes est Ber-
nart le cordwanier por dete ke il deuoit et ke li borgois deuant dit re-
coiuent les preus et les porfis de ce mui de terre deci.adont ke il soient
bien paiet de ces Ixx muis de bleit et de ces Ix muis dauaine et de
quanq . es il lor cousteroit ausi deci a lor dis u au dit del un daus trois
40 sans autre prouance faire A totes ces couenences furent com eschieuin
Gerars li Morans et Jehans li feures Ce fu fait en lan del Incarnation
n-tre segneur mil cc et Cinquanle el mois de feuerier.
XXI r.
Saccnt tout eil ki sunt et ki auenir sunt kc Jehans bouchc a ucndul
et werpit a Werin doscr^j le manieur une rasiere de terre pau plus pau
mains ensi com ele siet entre le moelin de uent et Dowai a dcus
sols de doisietis el a deus capons de rcntc et a disme et a Icragc
5 et ensi la il en couent a aquilel dusq«es au dit des eschieuins Ces
XXI 10 m. m.
XXII 4 do'is.
ZeitHclir. f. roiii. Phil. XIV. 20
308 CH. BONNIER,
werps fu fais en le hale deuant eschieuins Wicart le monnuer et Gerart
le Morant ce fu fait en lan del incarnation notre segneur mil cc et ciun-
quante el mois de Octembre.
Cirographe.
XXIII.
Cirografum.
Cou sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Nicholes li piniers
de doewioel a assenee demisiele Marien le roine le demisiele de camp
flori sor le moitiet de se maison la u il maint et sor quan kil a ki se
5 justice par eskeuins en tele maniere ke demisiele Maroie li deuant dite
le puet uendre et despendre comwe le sien desci adont ke le seroit
plainement paie de im \ivres iii sols niains daxieste7is ke le li presta la
furent com eskeuin sire baude de doewioel et sire bernars pilate cou fu
fait en lan de lincarnation nostr^ sigaeur m et cc et li el mois de decembre.
XXIV.
(Au dos est ecrit) Ceste couenence est Gerart de Marellon.
Sacent tuit eil ki sunt et ki auenir sunt ke Ricars . ^aions a re-
cordeit par eschieuinage ke il et thumas Cauweliers furent com escheuin
bien a .v. ans u plus la u demisiele Oede de lens dona et werpi a Gerart
5 de marellon i cortil ki siet deuant le noef moelin por demi marc de
rente par an et une maison ki siet dautre part maison Bauduin de dar
la u thumas de fierin li peskieres ni est port i marc de rente par an
et si li dona ausi aoes Willaumes sen fil demi marc diretage ki siet sor
le maison ki fu iakemon roupie ki Gerars meismes tient encoste le maison
10 le dame de aubi et eis recors fu fais par deuant eschieuins lanvin pilate
et Gerart le morant en lan del incarnation notre signeur mil cc cinquante
et deus el mois de Genuier.
Cirogr ....
XXV.
Cirographum.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt que leurens boineue de
le couture doit til encouent a sohier le Waukier a lui et au sien xxv
Mvres de Y>^xesis et ueut et otrie eil meesmes leurens que li deuant dis
5 sohiers puist prendre a lui et au sien et uendre et despendre coume le
sien duskes as xxv. Mvres ki deuant sunt dit a ces couuenences furent
con eskieuin Gerars li Morans et Reniers li waukier ce fu fait en lan del
incarnatzo« nostre segneur m. cc. et In. el mois de marc.
XXVI.
Ce sacent tout eil qui sunt qui auenir sunt que li ospitaul de camp
flori a acate a Jehan le clerc le fil mahiu dou pre i rasiere de terra qui
XXIII 6 come. 7 lib. art.
XXIV 2 CO. 7 m.
XXV 4 1^._ 6 IIa. 8 incarnat.
XXVI 2 R.'
ETl'DE CRITIQUK DES CHARTKS OK UOUAI. 3O9
gist de la labie des pres lenanl a Ic terre Pieron boisail se doit a labie
des pres 5 tasieres de ble de rente et xvni Aeniers Aonisiens la furcnt
com eskeuins Gerars li Morans et Renieis le waukiers ce fu fait lan de
lincarnation m.cc.lii el mois dauoust.
Cirogiaphe.
XXVII.
(Au dos est ccrit). (!!ouenence est Jakcmon lonpecerise.
Cirographe.
Sacent toul eil ki siiiU et ki aucnir sunt kc Ermenlrus de le mon-
taigne doit et a encouent a Jakemon loupecerise vii \ivres 1111 ^ols
duxiesiens a rendre et a paier dedens le Noel ki iiienl xxx sols et a le
Penthecouste apre?j xxx sols et a le saint Remi procaine apries xxx
sols et al Noel apries xxx sols et a le Pasque en siuant apries xxm sols
et ces vii Mvres 1111 so/j- a cele Ermentrus encouent ensi a paier au
deuant Jakemon et si uelt et otrie ke il les puist prendre a li et al
sien par tout et uendre et despendre cojiie le sien en loutes" ces coses a
Ermentrus deuant dite reconciet a le Uesueit et a tous priuileges de crois
a toutes bares a toutes aiues de loi crestiene et de sainte Eglise et de
loi mundaine et a toutes les coses ki aidier ne ualoir li pbroient en
contre ces couenences ne audeuant dit Jakemon greuer ne nuire a toutes
ces couences furent com eschieuin Gerars li Morant et Reniers li Wau-
kiers ce fu fait en lan del Incarnation nostre segneur mil cc cinquante et
deus el mois de septembre.
XXVIII.
(Au dos est ecrit). Ces pareus letres warde Gerars li morans.
Cirographum.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Wautiers de Barbastre
doit et a encouent a Willaume le candeller xxviu 9,ols de pari?j-/j et uoel
et otrie lou meismes Watiers qwi Willaumes deuant noumes le puist
prendre a mi et au mien par tout u ke i el aie et boire et maingnier et
uendre et despendre conme le sien sans autre proüuance faire a ces
couenences furent com eskieuin gerars li morans et Reniers li Waukiers
cou fu fait en lan del incarnat/ö« nostre segneur mil et deus cens et cin-
quante et deus el mois de decenbre.
XXIX.
Au dos est ecrit: Ce sont Gerard de Goi letres.
Sacent tout eil ki sunt et ki aüenir sunt ke Driues a mis en saisine
com justice Gerart de Goi de tout le ceuement Gerart ki a le fdle Gri-
goire de bapaumes li ques tenemens siel de hors le bare de Ic porte
deskercin ceste saisine fu faite en le hale par deuant eskieuins Gerarl le
4 R. 5 d Dou.
XXVII 4 lib. sol art. 5 s". ap". s". }c. 7 lib.
XXVIII 3 sol. par". g incarnat.
XIX 2 cö. 5 par.
3IO CH. BONNIER,
morant et Robiert de harnes ce fu fait en lan del Incarnation nostre
segnuer m. cc. et hm a mi marc.
Cirographum.
XXX.
Cyrographe.
Ce sacent tout eil ki sont ki ces letres uerrorit et oront ke Jeliain
de le montaigne quite a Ermentrut se mere deus rasieres de t(?re ki sient
deheurs oscre as cortiels de saint Aubin parmi vi copes de terre ke Er-
5 raentrus done a Jehan sen fil ki sient as hauuil a faire se uolente kil le
puet uendre et despendre se besoins le touke et si quite Jehans deuant
dis Ermentrut se mere deus heudes ki sient a le montaigne a faire se
uolente kele les puet donner la u ele waura parmi cou ke Jehans doit
auoir le plache et le maison ki siet dacoste les deus heudes et sest a
10 sauoir ke Jehans dout paiier toute le rente de liretage fors un quartier
dauaine ke les deux heudes doiuent au geule cele rente doit ermentrus
paiier et se Jehan ne paioit le rente kil le couenist ermentrut paiier ele
se doit tenir au sien de tant kele paieroit por Jehan sen fil et ceste co-
uenanche fu faite deuant eskeuins Oliuier de Deuwioel le Gerart [/<? ino-
15 rant'\ lan del Incarnation '^esus crist m cc et ciuncquante quatre el mois
de [mai].
XXXI.
Cirographum {illisible).
Ce sacent tou eil (\ui sont et (\in auenir sotit que Hernous . dostre
doit a Huon le boursier c et xi sols de pareszs que hues les puet prendre
et u<?«dre et despendre come le sien quanquü li costroit dechi a sendit
5 Sans autre prouuance et cius Hernous reno«ciet a le crois et a tous pre-
uileges qui aidier li poroient por de lui nuisir et cou a il fianciet a tenir
de cou est eskieuins Grars li morans et Robers de harnes cou fou ou
mois de septembre.
Cest en lincarnasion de m. c. ans et hm ans.
XXXII.
(Au dos est ecrit:) Ces werps est Watier Roussiel le moelekinier.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Bandes destrees a uendut et
werpit et doneit a hiretage a Watier Roussiel le moilekinier une maison
ki siet en le rue de Bielain ki fu Engerran camus ensi ke ele siet uuide
5 et herbergie deuant et deriere a vm so/j de doisüns et vm capons de
rente p«r an ke cele maisons doit del fons de le Üere et por 1111. mars
diretage ke cils Bandes i a et ensi li a cils Bandes en couent a aquiter
dusques au dit des eschieuins Ce fu fait en le hale deuant eschieuins
Gillon Mulet et Willaumes de Lambres en lan del incarnation nostre
10 segneur mil cc cinquante et quatre el mois de Septembre.
Cirographe.
XXX 3 tre. 15 Jhu. (y^sus).
XXXI 2 söI. 2 so. par~. 4 üdre. cöe. 5 renociet. 6 qui
XXXII 5 s" döis. 6 tre.
ETÜDE CRIITQUE DES CHAKIES DE DOUAI. 31 I
XXXIII.
Ce sacent toul eil ki sont ki ces letres uerront et oront Ke Maroie
dou ploieic meschine me dame Annes de saint Aubin a acate las preus
de VI copes de terre ki sient as hauis ke on lient de me dame labeesse
des pres a Jehan de le montaine vi ans preus prendans 11 bles et deus
5 tremois et sest a sauoir ke Jehans doit paiier le rente de le terre et sil
auenoit chose ke Maroie deuant dite auoit ne coust ne damege en ceste
chose kele nen portast le sien en pais Maroie se doit tenir au fons de
le te^re et ensi la Jehans encouent loiaument a tenir et ceste couenence
fu faite deuant eskeuins Oliuier de Deuwoel et Gerat le morant lan
0 Incarnation Jesus rrist m. cc. et ciunquante quatre el mois de Octembre.
Cirographe.
XXXIV.
Sacenl toul eil ki sunt et ki auenir sunt ke Jakemes et Gerars del
marchiet ont recordeit ke il furent com eschieuin en lan Im isme el mis
daoust la u Jakemes porceaus saise tout le tenement et tout liretage et
tote In rente Robert del berkin ki sient deuens le porte de le Noeuile
5 por le rente ke cils Jakemes i auoit et por xiiii. \ivres de pa.rests ke il
i auoit de arierages de se rente si est a sauoir ke Baudes destrees et
Gerars del marchiet ont recordeit ke il furent cow eschieuin la u Jakemes
porceaus fu mis en uesture de cell saisine et quant cils Jakemes en fu
mis en saisine il en mist Jehans painmoulliet le pere et Jehan del atrie tout
o en autel point co;« il en estoit de cell saisine et de celi uesture tout eist
recort furent fait deuant eschieuins Gillon Mulet et Willaume de Lambres
en lan del incarnation noire segneur mil ce et cinquante quatre el mois
de Octembre.
5 Cirographe.
Et si est a sauoir ke Jakemes porceaus en fu mis en uesture lan
Im isme le Deuenres apries le samt Denis et Jehans pains moullies et
Jehans del atrie en furent mis en tenure le demerkes apries le lous sains
lan Im isme en le hale deuant escheuins Wicart le Monnier Jehan bona
broke Gillon mulet et leur compagnons.
ü Autra ecriture:
Cest de Jehan pain moulHet el de Jehan del atrie dendroil liretage
Robert del brekin.
XXXV.
(Au dos est eerit:) Ci vverps est Willaume del aubiel.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ka maroie li a werpit et
doneit a hirelage a Willaume del aubial se maison ki siet el preit deuant
le maison Gerart le uerrier ensi ki ala siel wide et herbergie deuant et
5 darere^ por .\vi denürs de paxusis diretage par an Et por le uies rente
cest a sauoir xhi deniers doisiens et im capons et ensi li a cele maroie
en couent a aquiter dusques au dit des Eschieuins ce fu fait en le halc
XXXIII 10 Jhu.
XXXIV 5 lib. par". 7 > . 1 • . 1:1 n..t.
XXXV 5 dcre den pär.
512 CH, BONNIER,
deuant escliieuins Gerart le Morant et Geravt heraut en lan del incar
nation notre segneur mil cc liiii el mois de Decembre.
Cirogr
XXXVI.
(Au dos est ecrit): Ce sunt letres Willaume le candellier.
Sacent tout eil ki ces letres ueront et oront ke Bauduins li gou-
d aliers ki maint dehors le porte oliuet doit et a encouuent a Willaume
le candellior x Uvres de parasis et veut et otrie eil meismes bauduins
deuant nomes que Willaumes deuant dis le pulst prendre a lui et au sien
5 et boire et mewgnier et uendre et despendre coume le sien dusques as x
Yivres deuant dites et en toutes ces couuen^wces iou Bauduins deuant
noumes ai iou renoncie a tous preuelieges de crois que iou aie ne qi/e
ie poroie auoir a toutes öares a toutes lestres ki sunt ne ki poront
estre empetrees otinies ni deunees de par lapostoile ne de par legat
lo ne de par autrüi et a totes les cosses ki aidier ne ualoir ne poroient ne
au deuant dit Willaume greuer ne nuire et tout ensi co;« il est ci deuant
deuiset lai iou en couent a tenir et a emplir bien et loialm^«;? sans mal
engien A ces couuenences furent com eskieuin Gerars li morani et Ro-
biers de harnes cou fu fait en lan del incarnation nostre signeur mil et
deus cens et liui el mois de decembre.
Cirographuma.
XXXVII.
Ce sacent tout eil ki sunt et qin auenir sunt que jordain le ba-
tere doit a huon le borsier vi Uvres et im. sols de. pa.resis que hues le
puet prendre et uendre et desprendre conme le sien et quant que li
costroit de si a sen dit sans autre porueance et eil cordain renoncoit a
5 le crois et a tos preuilieges qui aidier li poent por celui musir et cou a
il iianciet a tenir ce fu fait deuant eskeuins gras li morans et robert de
Harnes ce fu fait en lan de lincarnation m. cc. Iv.
XXXVIII.
(Au dos est ecrit :) Ces Werps est huon de balloel.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke iehans descarchin a
uendut et uierpit a huon de balloel le bateur de laine une maison ki
5 siet en le noeue rue deuant le maison Willaume de paskendale ensi com
ele siet wide et herbergie deuant deriere a u aols de doistens et i marc
diretage par an et ensi la cils Iehans encouent a aquiter dusques au dit
des eschieuins ce fu fait en le hale deuant oscheuins Renier de Goy
Gillon de Doregni et bernart catel en lan del incarnation noire segneur
10 mil cc et Iv el mois de Jenuier.
XXXVI 3 lit). (Iiures) par"s (paresü). 5 mgnier. 6 HD.
neces. 7 que. v. ou b ? 11 cö.
XXXVII 2 lit>. sols. 3 par".
XXXVIII 6 s". dois.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTüS DE DOUAI. 313
XXXIX.
(Au dos est ecrit.) Cesle couenence est de Henr/s le cordouanier et de iake-
min Manekin.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Jakemins ki fu hls Raoul
manekin a counut devant eschieuins ke Henris de courtrai li cordouaniers
5 li a paiet Ix so/s de paresü lesquels Raols ses peres le auoit dones et
de quoi il estoit assenes sor une maison ki siet deuant se maison Marien
le clert ke cils Henris tient et eil assenement a quite clameit cils Jake-
mins deuant eschieuins Braudet destrees et Bernart catel en l'an del In-
carnation notre segneur mil cc et Iv el mois de feuerier.
Cirographe.
XL.
Sacent tont eil qui cest escrit ueront et oront ke i . . (?) einme qtei
fu ferne Biertremiu as femes et Aelis se fille ont reconeut pur de.uatU
eskieuins de Douai Grart le morant et Robiert de Harnes queles (/oiuent
a Brission le Barbeteur de Doiuoel In sois de pzresis lesques elles doiu^«/
3 paier au deuant dit Brission en tel maniere sil est a sauoir au Noel et
au Marc de cest an qtii ore keurt .\xvi sols au Noel et au Marc de lan
apries [apries] xxvi so/s et feur^«^ en conuent que crois ne preuileges . . .
qui i fur^«^ com^ eskieuins lan del incarnation nostre signeur mil cc Iv
ime el mois de Marc.
XLI.
(Au dos est 6crit.) Cis contre escris est Thumas de Mons.
Ce sacent tout eil ki cest escrit uerront et orront ke Jehans li uie-
leres a done a hiretage a- Thumas de Mons et li a werpi en le hale une
maison ki siet en le basse rue deca le porte deskiercin deuant le maison
5 Gowmer le mie ki fu tout ainsi cowe le siet deuant et deriere wide et
herbegie por viii sols de paresis et por vi coupes dauaz"«^ et por vi doui-
siens el 11 capons de renle par an et par coruee et demie par an de vii
tXeniers et maaille de pd^xests par cesti rente ki ci deuant egt nomee li a Jehans
li uileres iXtnant dis ewcouuent a aquiter dusques au dit des eskieuins
lü cis uierps fu fais en le hale par deuant Eskieuins Jakemes Pourciaus
Bernart Cateus ce fu fait lan del Incarnation nostre seigneur mil cc I et
V ans el mois de March.
Cirografe.
XLII.
Ce sacent tout eil ki sont et ki auenir sont que Grars deustricort
a uendut et uierpi a Jehan de France 1. fiert diretage sor le maison
pieron deustricort sen frere ki siel en le rue dou gardin dehors le porle
vakerece el si li a cius Grars deuant dis uendut et werpi se maison ki
5 siel sor le gram rue dehors le porle vakerece el tou sen lenement si ke
XXXIX 5 s" par". 9 notre.
XL 4 s~ par". 5 doui. 8 s". 10 furenl. coni.
XLI 5 Gmer. 5 cö. defl. 9 par". 10 e(n).
XLII 2 ferH (f ertön).
314 CU. BONNIER,
il siet wis et heibregies et iine heude qui siet en le rue dou gardin entre
le maison celui Grart et tous li tenemens et li heude xix sols et vi deniers
de Tpa.resü par tout et ensi li a Gras d^euant dis en couuent a aquiter
dusqttes au dit des eskieuins. Ce fu fait en le hale deuant eskieuins bernart
10 katel et sauualon de vergelai en lan del incarnation nostre segneur m.
cc. Iv el mois de Marc.
Cirographe.
XLIII.
(Au dos est ecrit :) Ceste Couenence est Mahiu le pinier.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Gillebers li piniers a
werpit et doneit a Mahiu sen fil se maison ki siet a Deuioel deuant le
maison Jehan le feure a tele rente ke ele doit ce Et se li doune ausi tout
cou ke il a ne ke il auera en quoi ke ce soit et par tele maniere ke cils
5 Mahius doit li ourer Gillebers sen pere et Emmain se mere tout cou ke
besoins leur ert de boire de mangier et de uestir et de caucier soufis-
saument et sil i auoit mil debat cils Mahius en doit ourer par le consel
des eschieuins ce fu fait deuant eschieuins Gerart le Morant et Robert
de harnes en lan del Incarnation notre- segneur mil cc et Iv el mois
10 de May.
XLIV.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Melissens de le braiele
a doneit a Amalri sen fil sen meis ki siet en le braiele maintenant a tenir
tout ensi co;« il siet wis et herbergies deuant et deriere a vu sols vi
5 deniers pa.resis de rente par an et par tele maniere ke cele Melissens
doit tenir le moitiet del mes se uie et ele doit paier le moitiet de le
rente a cest dou furent com eschieuin Gerart li morans et Gilles li alains.
Ce fu fait en lan del Incarnation notre segneur mil cc et Iv el mois
de Mai.
XLV.
Sacent tout eil ki sont et ki auenir sont ke sire Jehans Pikete a
donne a loial cense le despouUie de ix rasieres de tiere couertes de biet
a Huon Castiel a Jehan son fiUastre et a Eurart denpi chaskun por le
cout sil est a sauoir xiiii rasieres de biet por le semure de chascune
5 rasiere de cel biet ki sor le tiere crois si le doiuent paier sec pesnaule
bien batut et bien uanet et batut de win et auoir tout paiet dedans le
Saint Andriu dedens les portes de Douai u sire Jehans uolra la u charete
puist torner et sans remesurage de tiere et les voies concees ens de ceste
pouenence a tenir asenent il signor Jehan deuant nous deus eskeuins
10 Grart Morant et Robiert de Harnes sor tous lor meubles iretages et
7 s 8. den par . 9 dusq.
XLII 7 par".
XLIV 3 maintenS. 4 cö. s . 5 den. par . 7 co.
XLV 4 r".
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 315
chateus a faire se uolente sil defaloienl de ceste coueiv//ce et Ic sires
Jehans entenl quil ne soil mie bien seurs plus seurs Icn ilouieiU faire.
Ce fu fait le jor de le pcnlecousle en lan de lincarnalion mil cc el Iv
en lenclostre saint anie.
Cirographe.
XL VI.
(Au dos est ecrit.) Ceste couenence est Symon.
Sacent tout eil ki sont et ki auenir sout ke Simons li clers de Can-
teleu a done acense vi ans a Gilon Cramete de le rue dou gardin vi
xasieres de tiere ki sient derriere le capiele pour vu Mvres de pare^jzj par
5 an de cense et pour 1111 xasieres de ble et n x-x%ieres dauaine et v so/j
de parc-ivV ke li tiere doit de rente par an et si est asauoir ke li pr^miers
paiemens eskiet a paier a le saint Remi lan Ivi isme et de Sain Remi
en Sain Remi apreis apreis cascun an vn. Xivres iuskes a vi ans et ces vii
Mvres de part'jw deuant dites Giles deuandis a Simon deuant noume a lui
10 et au sien kil le peut prendre et uendre et despendre comme le sien. A
ceste couuenence fu comme eschieuins Jehans Bonebroke et Gillies li
Alains En lan mil cc et Iv el raois de Julie
XLVII.
(Au dos on lit :) Cest couuenence Le mone de Mons.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Baudes de Harnes
Robers se fius et Marote se fille aussi ont uendu et werpit hiretaulement
a Ameit de Mons le jouene le moiiiel de leur maison ki siet a Deu«?/'poei
de la le pont a le laigne cest a sauoir le moitiet de celi maison ki siet
5 sor le ruele des mairiens tout ensi come ele siet wide et hebergie deuant
et derriere a vi mars et 11 setiers par an de rente et le uies rente kele deuoit
deuant cest a sauoir m mars 1 setier xxi sols . et vi A^niers de T>o\siens
et 111 capons par an de rente et si est a sauoir ke cius ameis doit des
VI mars et 111 setiers deuant dis racater demi marc a lauenant de .\v mars
10 le marc dedens le jour de le Natiuite saint Jehan Baptiste le preijiiere
ki uient en .i. an et apreis le racat de celui demi marc il doit racater dou
remanant des vi ma/-s et 111 setiers deuant dis cascun an porsiuanment
a cascune feste de le Nativite saint Jehan baptiste 1 marc de xv mars
le marc duskes adont ke li vi mars et lu iiertons deuant dit seront tout
1 5 racateit et si est a sauoir ke cius ameis u eil ki cele moitiet de celi
maison tenront doiuent auoir leur aises au Noc de celi maison ausi auant
ke eil ki lautre moitie tenront par mi cou ke cius Ameis u eil ki se
moitiet tenront doiuent celui noc retenir a moitiet et auoec tout cou cius
Ameis u eil ki se moitiet de cel maison tenront doiuent auoir a lous
20 iours parmi le court Thunias de Mons le conduit deiskes ou caneil tout
ensi come il est aujuur de hui et celui conduit doiuent il retenir a moitiet
XLVI 4 K' {nisu-rej. 4 Hb. par. 5 K. lu [n'n/ir aiu,f i'criture).
XLVII 3 Dehiocl. 5 cömc. 6 srt. 7 sei. sol. defi. dois. 9 m".
14 m". fiert. 21 cnmc.
3l6 CH. BOiNNIER,
ausi come dou noc deuant dit et le puent et doiuenl refaire et retenir ensi ke
ci deuant est deuiseit se mestiers est parmi le court Thumas deuant noumeit
et toutes ces Couuenences ensi ke les s\int ci deseure deuisees doiuent
25 et ont encouuent Bandes Rob^rs et Marote deuant dit a aquiter et a
warandir a Ameit deuant dit duskes au dis deskieuins ce fu fait en le
hale par deuant eschieuins Robert et Gerart le Morant en lan del In-
carnation notr^ signeur mil cc Iv el niois daoust.
Cirographe.
XLVIII.
(Au dos est ecrit) Ceste Couenence est Jakemon Audegon.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Jakemes Audegons fu
mis en tenure saus tous drois en 1 marc diretage ke il auoit sor une
5 maison ki siue est meismes ki siet dehors le porte des weis encoste le
mäison Jakemon le til solner le barbeteur por xxx \ivres de paresis ke
Nicholes li potiers Dorcies li deuoit par eschieuinage ce fu fait en le hale
deuant eschieuins Bernart pilate Renier de goy et bernart catel et si fu
com justice Jakemes spinecoke en lan del incarnation notre segneur mil
10 cc et Iv el mois de septembre.
XLIX.
(Au dos est ecrit:) Cis Werps est Driuon le Justice.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Gerars li uerriers a
uendut et werpit a Driuon le justice oliuier de Deuioel se maison ki
siet deriere le moustier saint Albin deuant le maison Marien laubaine
5 ensi Com ele siet wide et herbergie deuant et deriere a x sols de paresis
et 11 sols de Doisie«s et deus capons de rente par an et ensi li a cils
Gerars encouent a aquiter dusques au dit des eschieuins Ce fu fait en
le hale deuant eschieuins Gerart le Morant et Robt-rj- de Harnes en lan
10 del Incarnation nostre segneur mil cc et Iv el mois de Septembre.
Cirographe.
L.
(Au dos est ecrit:) Ceste couenence est segneur oliuier de Deuioel.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Derius li tallieres justice
segneur oliuier de Deuioel doit et a encouent a Oliuier de Deuioel meismes
X Mvres de \>3.resis lesquels il uelt et otrie ke Oliuiers deuant dis puist
prendre a lui et au sien partout et uendre et despendre com . . le sien
a ceste couenence furent co;m eschieuin Robers de harnes et Gerars li
morans ce fu fait en lan del incarnation notre? segneur mil cc et cinquante
ciunc el mois de Septembre.
Cirographe.
XLVIII I m" (marc). 6 Ib. par".
XLIV 6 sols 7 Dois. 9 Robers.
L 3 lib. {livres). par". 4 cö.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTKS DE DOUAI. 317
LI.
(Au dos est ecrit.) Cis werps est Thumas de Cambrai.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke crestelos ben a uendut
et werpit a Thumas de Cambrai une maison ki siet a le Noeuile en le
rue de le fausse posterne ensi ke ele siet wide et herbergie deuanl et
5 deriere a xvu sous de paresis de rente par an et ensi la cils crestelos
eucouent aaquiter dusques au dit des Eschieuins Ce fu fait en le hale
deuant Eschieuins Jehan petit diu et bernart Catel en lan del incarnatlon
nostre segneur mil cc et Iv el mois de Octobre.
Cirographe.
LH.
Ce sacent tout eil ki sont et ki auenir sont ke maroie gringe a
done et werpi a Jehan de Cambrai le baron Margot se serereur le moitie
de se maison ki siet en le rue de bielaing wide et herbregie apres le
decies de Hauit le uiseuse a tel rente com a le moitie de celi maison
5 afiert et ce don et ce werp li a Maroie Gringe deuant dite en couuent
a aquiter duscaudit des Eskieuins a ce don et a ce werp furent comme
eskieuin Jakemes pourciaus et Bernars kateus Ce fu fait lan de l'incar-
nation Nostre segneur m. cc. Iv. el mois de octembre.
Cirographe.
LIU.
(Au dos est ecrit:). Cis werps est Ermengart de ham et Roesselain Cauvet
le co«pagnesse.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Gilles miles a werpit
et doneit a hiretage a Ermengart de ham et a Roesselain Cauuet le
5 conpagnesse le maison et le tenement la u Fauconiers et Mahius li Car-
boniers mainent tout ensi ke tous li tenemens siet wis et herbergies
deuant et deriere por trois mars diretage et por le uies rente Cest a
sauoir 11 sous de Doisüns et ensi la Gilles Miles encouent aaquitet dus-
ques au dit des Eschieuins Et si est a sauoir ke liquele de ces deux
10 demisieles muire ancois tous les tenemens deuant dis deuara et sera ä
celi deles deus ki demoura en vie Tout cou fu fait en le hale deuant
Eschieuins malet de le Corbille et Bernari Catel en lan del incar-
nation notz-f segneur nul cc et Iv el mois de Deccmbre le dcmerqucs
deuant noel.
15 Cirographe.
LIV.
(au dos est ecrit:) Cest de r.iukici dtl liirfi.ji.
Cirographum.
Sacent tout eil ki sunt el ki auciiii suiil ke ülarars li Alains a
werpit et dounet a iretagc a foukier del berfroi le maison de pierc ki
5 fu Sakemon l'ourcicl ki siel en le rue de helaing en cosle le maison
LI 5 s". par".
LIII 5 cöpagnesse. 8 s". Dois (Joisietis).
jlS CH. BONNIER,
Hanoi Painmollier ensi con ele siet wiude et herbergie deuant et deriere
dusques al dehors del perier ki siet en le court deriere pour vrai mars
diretage par an par maniere ke cius Foukiers empuet et doit racater
Trois mars de xvi mars le marc sien doit racater marc et demi de XXIIII
10 mars de deus le nuit del Nouel procaine ki uient et i marc et demi
XXIIII mars de celui Nouel en i an en siuant et a le mesure ke on
racatera celui iretage tant deuera mains li maisons deuant dite et quant
li troi marc seront racatet li maisons deuant dite ne deuera ke vi mars
diretage par an et si est a sauoir ke Gherars li Alains a ses aises en le
15 maisiere de Piere Aules par deuers luj si condebaides et de corbiaus et
degons metre sauf cou ke il ne puet mie le maisiere enpirier et se 11
empiroit le maisiere il le doit sourre et amender Et si doit li maisiere
de Piere porter le noc ki est entraus deus et Gherars doit liurer le noc
et retenir a tous a tous iors a sen coust tant ke li herbergages duera et
20 si doit li iretages Gherart . deuant dit aquiter liretage Foukier pour VI
mars. de quele eure ke il en aroit paiet le racat et ke foukiers en aroit
paiet cou ke il en doit racater si com il est deuant dit ensi ne deueroit
maisons Foukier ke Vi mars diretage par an parrni cestui racat ki deuant
est dis et sil auenoit cose ke ou i presist depuis wage le noeue maisons
25 ki siet sour le debout del fosset Maugart ki est de celui meesme tene-
ment len doit aquiter de toutes rentes dusques as vi mars. ki deuant sunt
dit et si est a sauoir ke de quele eure ke il defalist ne retenir ne le
puet on de le base cambre ki est deriere le maison Gerart il ne puet en
celui herbergier ne carpentage faire ains doit cascuns reuenir a se terre
30 de Gerart et de Foukier Cis Werps et ceste Couuenence fu faite en le
hale par deuant eskeuins Bernart Pilate et Baude destrees Ce fu fait
en lan de incarnation nostre segneur mil cc et Iv el mois de de-
cembre.
Cirographe.
LV.
Sacent tout eil ki sunt £( ki a uenir sunt ke Yerbiaus ki fu ferne
Watür as vakes a assene bien et localment Brissijon le barbeteur de
Deuijoel de qz^arante sols de paresis que ele li doit de bone dete . . de
loial sour deus maisons ei le tenement de ces deus maisons ei ele a en
5 le couture en le rue Nycholon placlete et cest assenement et ele en
conuent a tenir ei a warandir a brissyon deuant dit bien et loialment
par sairement ei par foi fiancie et il renoncie de se propre uolente a
tous priuileges de Crois a toutes bares a toutes exceptions ei a tous
autres koses ki aidier li poroient et nuisir a Brissyon deuant nome cis
10 assenemens fu fais par deuant eskieuins de Douay grart le morant et
Robert le faure cn lan de le incarnation mil deus cens ei cinkante sis
ans el mois de Genuie?:
Cirografe.
LIV 12 ra[ca]tera.
LV 2 Wat~. 3 qii. par". 5 con (^ou^) ure (P).
ETUDl;: CKITIQUE DES CHARTES DE DOUAl. 3 IQ
LVI.
(au dos est öcrit:) Ce sunt letres Jelian b.mant.
Sacent tout eil ki sunt et ki a uenir sunt ke Daniaus li fourniers
doit a Jehan Lamant le foulow viii. hvres et demie de p:irests a rendie
et a paier de ces piocaines Pasques en 11 ans et sil auenoit cose ke eist
denier nestoient rendut et paiet au deuant dil Jelian ou a sen Coumanl
dedens le t^-rmine deuant deuiset Daniaus ki deuant est noumes ueut et
otrie ke eil Jelians puist prendre a luj et au sien par tout ou que il ait
et uendre ei despendre comme le sien dusques as viii livres et demie ki
deuant sunt dit et si renonce eil Daniaus et a renonciet contre cesti dete
a tous priuileges de crois ke il ait ne ke il poroit auoir a ceste couue-
nence furent con Eskieuin Gherars li Morans et Robiers li feures Ce
fu fait en lan del incarnatiou nolre segneur mil cc et Ivi el mois de
feurier.
Ci ro yra phe.
LVJI.
Cirografe.
Ce sacent tot eil q7/i sunt ei q?n auenir sunt qtec Hucs li Borsiers
done a Jehan dou castel le maison ki siet entre le maison Jehan le Grant
et Marien daubi a I marc diritage et le uies rente et par maniere quil
le doit racater deuens vi ans de xii mars cascw« an les xl demers de
xl soiis de paresis et sil ne le faisoit qwil le puist prendre a lui et au
suen tot par tot en quel leu qwe il lait et qu\\ le puet uendre et des-
p^wdre comme le suen et qz^ant qwil li costeroit desi a sen dit sans autre
poz-veance et ce a il fianciet hien et loialment a tenir deuant eskeuins
de CO est eskeuins Grars li. Morans et Rob^rj li feures ce fu fait en lan
de lincarnation nostre seignuer m.cc.lvi el mois de Marc.
LVIII.
(au dos est ecrit;) Ces couuiscance Wautier le cordouanier
et Daniel le Goudalier.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Jehans Nokeis li bou-
lengiers a a fait couuiscance a lui et au sien a Wautier le cordouanier et
a Daniel le Goudalier de XXI livres de par<?j?j et ueut el otrie li deuant
dis Jehans ke Wautiers et Daniels ki deuant sunt noume puiscent prendre
a lui et au sien par tout ou quil lait co mc le Icur et noumeement
sour une piece de terre ke eil Jehans a a le mote Julien sor lequele
terre eil Jehans a XX hures de paresis et sour tout cct accucnu'/// ueut
Jehans . ke Wautiers et Daniels ki deuant sunt noume [puiscent] puiscent
prendre co/wme le leur dusques a XXI hurei de par^^in ki deuant sunt dil
a ceste Couuiscance furent con Eskieuin Gherars li Morans et Robiers
1. 5 Lu^wiiuc. y lil). li notre
9 p, (";•). IjH.
par". l I cöine. par(t'i'/i).
LVI 2 foul.
Ib. p.T'.
segn CO {eur).
LVII 5 den.
LVIII 5 lib.
6 s~. par"
par'. y li
320 CH. BONNIER,
li feures Ce fii fait en lan del incarnation noire segneur mil cc et Ivi
el mois de March.
15 Cirogiaphe.
LIX.
Sacent tout eil ki ces letres nerront et orront ke [iou] iou fakemes
boigne broke ai werpi et otrie a Waubert Baudatie xvi livres dessus
lesquels deniers li Rois de engletere me deuoit poiir mi et li ai werpi
et mis en autel point cöme iou en estoie et si li ai en couent que ie
5 cesti dete nai nendue ne fait couenance a autrui cowd" a lui et sil aue-
noit cose qne nus len demandait nient de par mi iou lakemes boigne
broke li ai encouent a aqwiter sau cou que se li dis deuant Waubers
baudane receuoit les xvi livres auant que il les doit pour mi as deuans
dit Waubers les mes doit rendre et len doi faire seur de rendre les
10 deniers au terminne que il les doit pour mi Et sil auenoit que li deuans
dis Waubers ne les receut si tempre que il les doit pour mi je li deueroie
rendre et as termines que il les paiera pour mi aces couuenences furent
com Eskeuin sire Geras dou Machiet et sire Bernas Cateus lan m. cc. Ivi
aus el mois dauril.
LX.
Sacent tout eil ki sunt et ki aueni'r sunt ke Maroie de Hainnau ki
ferne fu Martin le carpentier a do«ne a rente et werpi en le hale a
Renier Grauel le Carpentier se maison ki siet a Barlet ki fu Gillion la
laig et le eort ki afiert a cell maison dedens les bonwes ki mises i sont
5 por le desoiure de le cort et del gardin et cou li a ele don .e per xxxv
%o/s de paresis de rente par an et 11 capows et par teile maniere qwe
cius Reniers deuani dis en doit racater demi marc de VII livres de
piuests dedens 11 ans les premiers que nous atendons et ces Vit livres
deuant dites li a il en couu^«/ a lui et au sien et uielt que ele le puist
10 prendre par tout u qwe il lait cöuie le sien et quant il auera racate ee
demi marc il le doit rabatre et ram^«rir de le rente deuant nomee et
si est a sauoir que Maroie deua«t dite a downe a rente et werpi en le
hale a Nieolon Carbonel et a Jehan le cuuelier de Barlet le gardin de
celi maison ki deuani est nomee dehors les bones tot ainsi com ele le
15 tenoit si en a Nicoles Carboniaus les deus pars encöwtre lui et cou lor
a ele done por lii sous de pareszs de rente seur tout entre nies rente et
nouele si en doit Nicoles Carboniaus en se parüe xxxiin soiis viu deniers
de paresls de rente par an et Jehan li Cuueliers en doit x^^I sous et
IUI dem'ers de paresis par an si en doiuent racater demi marc dedens
20 les premiers deus ans que nous atifwdons de Vll livres de paresis si en
doit paier Nicoles les deus pars et Jehans li Cuueliers le tierce pa;'t
et si doit rabatre chascuns deus de le rente deua«^ nomee a la uen . . .
que chascuns paiera dargi?«;; et ces vii livres deuant dites li ont il en-
LIX 5 cö. 8 lib.
LX 4 laig. bönes. 6 sols. par~. 7 deuant. 8 lib. par"
14 cö. 17 den. 18 s".
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 32 I
couenf a aus et au leur et uoelt'«^ qwe ele le puist prendre partout u
25 qwil laletii cornme le sien et tout cou si comme il est deua«t deuise lor
a ele en couven( a aquiter dusques al dit des eskieuins. Cis Werps fu
iais en le hale par deuant eskieuins Baude destrees et Bernars Cateus
län del incamation nostre seigneur mccl et vi ans el mois de may.
Cirographe.
LXI.
Ca sacent tout eil ki ore sunt et ki auenir sont ke Nicholes
dauwencin a vendut 5 marc de rente a vie dor ses deus maisons ki fu-
rent dou tenement Biernart de latrie si la acate Maroie de Prouvin et
Gillote de Prouvin se suer par manjere ke sc li une muert ke li autre
5 le doit tenir se nie de cou est eskieuins Biernars katcus et Gherars dou
markiet ce fu fait en lan do de lincarnation nostre singneur mil el cc et
Ivi ens el mois de juin,
Cirografe.
LXII.
Cirographe.
•Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Picres del roet a
uendut et werpit a Willaume Porcelet deus mars diretage ke il auoit
sor tout le tenement Robert le Duc ki siel deuant le capelete el maisei
5 au pisson apries deus mars et demi diretage ke cils tenemens doit et
ensi les a Pieres deuant dis enconent aaquiler dusques au dit des Echie-
uins et sil auenoit. cose ke Pieres deuant dis naquitoit ces deus mars
diretage ensi com ci deuant est deuiseit Pieres meismcs et mikils minaue
renderoient cascuns por le tout au deuant dit Willaume xl \ivres de
10 parests et ces xl hvres ont il en couent a als et au leur Et ke cils Wil-
lauraes les puist prendre a als el au leur par tout comme le sien tout
cou fu fait en le hale deuant eschieuins Bernart Catel et jawalon de
vergelai en lan del incamation notre segneur mil cc et cinquante six el
mois daoust.
LXIII.
(audos est ecrit;) Cis escr/;* est me dame magrnaz«.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Pieres li patiniers a
uendu a ma dame Magritain ki fu ferne mon signeur Wagon i marc
diretage ki siet sor le maison Margot dautv/nes deriere le puc fillori en
5 coste le maison Baude de do«s ki fu si iert cis mars pris apres demi
marc et xviii douuisiens et 11 capons cou li doit il conduire au dit des
eskeuins as ces couuenences furent con eskeuin Gherars dou Markiet et
Biernars Cateus ce fu fait en lan del incamation nostre s<fwgnor mil el
cclvi el mois de octembre.
10 Ci ro gra phws.
LXII 9 lib. par". 11 lib. co.
LXIII I cscT. mafTul. 2 - . s". 8 s'gnor. 10 Cirograph(/<)s.
322 CH. BONNIER,
LXIV.
(Audos est ^ciit:) Ceste quitance est Jehan ki a Godessent des Lices
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Maioie Moriele a
werpit et quite clameit a Jehan ki a Godessent des lices se maison et
le tenement ki siet dehors le porte des Weis ki fu siens et ke ele deuoit
5 tenir se vie a ceste quitance furent com Eschieuin- Jehans petis dius et
Bernars Catels ce fu fait en lan del incarnation notre segneur mil cc Ivi
el mois de Octembre.
Cirographe.
LXV.
(Audos est ecrit:) Cis contre escris est Simons le clerc de Canteleu.
Cirografe.
Sacent tout eil ki ces letres uerrowi^ et onont ke Willaumes del
gardin li ligi?;nes teliers a uendut et werpit en le hale a simon le clerc
5 de canteleu 1 marc diretage ki siet seur le mäison Watier Cauuet dehors
le porte vakerete et seur tout le tenem^«^ si com il le tient deuant et
deriere wit et herbegie cest a sauoir tres le maison simon le vakier dus-
ques a le maison Mikiel le boulengier et cou li a il uendu apreis xxi
so/s et VI de pareszs ke tous ci tenemens deuoit deuant et ainsi li a il
10 en couue«zf aaquiter dusques al dit des eskieuins Cis werps fu fais en le
hale par deuant eskieuins Sawalon de Vergelai et Bernart Cateil lan
del incarnation nostre seigneur mil ccl et vi ans el mois de Octembre.
LXVI.
(audos est ecrit:) Cis conireacrä warde E li moraw^.
Sacent tout eil ki sont et ki cest escrit veront e oront ke wis li
aliers a fait asenement Adan le Goudalier de xxnii livres de iparests
sour li et sour le sien a paier a . repere de Bar et sil auenoit cose ke
5 wis deuant dis ne les eust paies a Adan u a se cowmandise i puet
prendre et despendre tou cou kil trueue dou sien partout com . e le sien
et a ceste asenement furent comme eskieuin Gras li Morans et Robiers
li Feures en lan de lincarnation nostre signer m et cc et Ivl a le
Tousains.
lo Cirographe.
LXVir.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Lambiers de Nieilles
doit a Huon le boursier Ixii sols de pavesis de boine dete et de loial et
de sen propre catel et que chius Hues le puet prendre a liii et au sien
en quelconques Hu quil lait et uendre et despendre corne le sien et
5 qua . kes il li cousteroit dusques a sen dit sans nule autre proua«che
faire et si a renowchiet a toutes exeptions de crestiente et de loi mufi-
daine et a toutes crois et a toutes autres coses ki aidier li poroient et
LXV 4 lig"nes. 6 tenem. c". 9 sol. par". 10 encouue.
LXVI I c~trescr. morä. 2 lib. par". 5 c~. 6 cöme.
LXVII 2 sol. 4 cö. 5 qa. prouäche. 6 renöchiet. müdaine.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 323
Iluon deuant dit nuire et tout cou al il fianchiet hün et loiaument a
tenir a ceste cöwuenenche furent cofn eskieuin Grars li Morans et Robiers
10 li feures ce fu fait en lan del incarnation nostre signeur mil cclv£ ans
el mois de Nouembre.
Cirografe.
LXVIII.
(Au dos est ecrit:) Cest contrescrit warde Gherars li morans
par Eskieuinage.
Cirogiaphum.
Sacent tuit eil ki sont ki auenir sont ke Jehans dou trau doit et
5 a fait couuiscance a lui et au sien a Jehan fil huon le borsier de In
livres de paresis lesques deniers eis Jehans doit auoir rendus et paies
dedens le mi q^^aresme procain ki uient xxiii livres de parests et a le
Saint Remi en siuant apres xxvim Xwres de p2ixesis et sil auenoit cose
ke eis Jehans dou trau ki deuant est dis nauoit ces deniers rendus et
10 paies a Jehan deuant noumet ou a sen Caumant dedens les- termines en
tele maniere con il est deuant deuiset et il i auoit paine coust ne da-
mage par le defaute de ces paiemens il li renderoit dusques au double
de cel dete ki deuant est dite se tant li coustoit par sendit ou par
le dit de sen hoir se de lui estoit defaillit sans autre prouuance faire et
15 uueut et otrie eil Jehans dou trau ke le deuant dis Jehans puist prendre
a lui et au sien par tout ou qu?7 ait cowme le sien dusques a tele
couence ki deuant est dite et renonce et a renonciet eis Jehans dou trau
contre cesli dete a tous priuilieges de crois ke il ait ne ke il poroit
auoir et tout en tele maniere con il est ci deuant deuiset et contenut et
20 Jehans dou trau en couuent et fiancie par soi bien et loialment a tenir
et a emplir et sil auenoit cose ke Jehans dou trau nauoit ceste couue-
nence faite en tele maniere con il est deuant deuiset a Jehan ki deuant
est noumes par deuant les Eskieuins danhiers dedens les Octaues de le
Saint Andriu il ueut et otrie ke Jehans fius Huon le Borsier ki deuant
25 est noumes puist prendre a lui et au sien dusques a cent Wsres de
paresis et en tele maniere i a eil Jehans dou trau encouuent a faire cesti
Couuenence par deuant les Eskieuins derchin se il en Jehan fil Huon le
borsier ne demoroit A ceste couuenence furent com Eskieuz/n- Gherars li
Morans et Robiers li Feures ce fu fait en lan del incarnat/«« notre
30 segneur mil cc et Ivi el mois de Nouembre.
LXIX.
Sacent tout eil ki sont et ki cest escrit ueront e oront ke Tieris
li bureliers a fait asenemet a Adan le Goudalier de xxviin livr^j de
par<?jzj li 'Aous mains sour li et sour le sien a paier au repere de Bar
et sil auenoit cose ke Tieris deuant dis ne les eut paies a Adan u a
8 lin. 9 cövenenche. c".
LXVHI 4 s~. 6 lib. 7 qoresmc (ijuaresnie). 23 Eskieü. 25 c~
IIb. 27 c". eskieu(«Mj). 28 c~. 29 incarnät.
LXIX 3 lib. par". s".
ZcitBolir. f. roni. I'hl\. XIV. 21
324 CH. BONNIER,
5 se cowmandise i puet prendre et despendre tou con kil trueue dou sien
par tout co^« ele sien et a ceste asenement furent cöwme eskieuin Grars
li Morans et Robiers li feures en lan ^de lincarnation nostre signer m
et cc Ivi a le Tousains.
Cirographe.
LXX.
Cirografe.
Ce sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt que wis li ailliers doit
a Huon le boursier xii mars et demi et que il les puet prendre a lui et
au suen et vendre et despendre comme le suen et quant quil le costeroit
5 il li rendroit sans autre porueance et si a renowciet a le crois et a totes
Bares de saint eglise qw/ aidier li puent por celui Huon nuisir et ce a
il fianciet bzVn et loiaument a tenir de cou est eskeuins Grars li Morans
et Robert li feures ce fu fait en lan de lincarnacion J^su crist mcclvi
el mois de Nouenbre.
LXXI.
Sacent tout eil ki cest escrit ueront et oront ke demisiele Agniez
et Maroie se suer ki furent filles mon segneur jehan de trehout doiuent
a Gwillon de Biaumont leur cousin uint Wwres de ■^■xxesis de bone dete
et de loial lesquels den^rj li deuant dis Gil/es doit por eles a Douai a
5 rendre le nuit Saiwt Martin le plus p;'ocaine ke nous atendons et ces
uint \\\i.res doiuent les deus demisieles deuant dites rendre et paier al
dit Gillon dedens cell nuit Saini Martin et sil auenoit que eles ne les
paioient dedens le t^/'mine nome ensi que deuise est tous les cous et
tous les damages que li dis Gilles aroit ne fi?roit en quelco«ques ma-
10 niere que ce fust Par le deffaute de leur paiement eles li renderoiet
auoec le dete prmcipal sor sen piain dit sans altre provance faire et
cou ont eles crcante et otryet par deuant eskieuins de Douai Girart
Morant et Rob^;-t le feur<? ce fu fait en lan de lincarnatww no^re segneur
mcclvi isme apiies le saint Martin.
Chirografe.
LXXII.
Chou sacent tout eil ki sont ki cest escrit uerront et oront ke
jakemes de Noiele fait assenement sor sen mes a oscre la u il maint et
sor celui de coste tout ensi come il sieent et sor tout chou kil a enterte
et hors lerrc a me dame Agnes ki fu feme mon segneur Gossuin de saint
5 Aubin de x livres de parests et weit Jakemes et otroie ke me dame
Agnes deuant dite puist faire se uolente des mes deuant nomes uendre
et enwagier tant kele sera paiie des x livres de paresis deuant nomes
et a cest asenement et a ceste conissance furent come escheuin Gerars
LXIX 5 c (mandise). 6 cö. come. 8 Ivi (?)
LXX 7 bn {ben). 9 Jhü.
LXXI 3 G'illon {Grillon?). 4 deü(^rj). Giles {Gilles).
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 325
li Morans et Robicis li feures chou fu fait lan del incarnalion Jhesu
[o Crist mcc et ciuncquante vi ans el mois de Decembre.
Cyrographe.
LXXIII.
Ci . ographe.
Che sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Grars li molc-
kiniers a encouent bien et loialment a Drienon le p«rmentier a rendrc
et a paier bien et loialnrii?«^ dis et nuef saus de paresis les ques il li
5 doit de bone dele et de loial dedens le saint Remi le plus pröcaine
que nous atendons et tous cous et tous damaiges que il aroie ne feroit
pour loquison de le dete deuant dite seur sen piain dit et de chou li a
il assenet a lui et au sien ou que il lait bien et loialmc«;' et a renonce
a toutes Bares et a toutes cessions et a toutes coses ki a drienon i\Q.\xant
lO dit poroient nuire a ceste couenence fur<?«t comwze Eskieuin de Douay
Grai's li Morans et Robers li feures che fu fait en lan de le incarnatw«
m cc et Ivi el mois de Decendres.
LXXIV.
(Au dos est ecrit:) Ces letres sunt Huon le boursier.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke me sire Euerars daubi
cheuaUVr et Frankes daubi doiuent a Huon . . boursier bourgois de
Douay xxv Wvres de par^JzV et ke Hues le puet prendre a aus et au
5 leur comme le sien et cankes il li cousteroit de si a sen dit et si a on
renonchiet crois et toutes coses de sainte glise ki aydier leur pueent
pour celui nuisir a ces couuenences furent comme Esceuin Gerars li
Morans et Robiers li feueres ce fu fait en lan del incarnasion nostre
seneur m et cc ans et Ivi el mois de Dect?wbre.
LXXV.
(Au dos est ecrit:) Ce sunt \Qires Simo« as Caucereus.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Eurart de le cambe et
Jehans ses freres doiuent et ont encouuent a aus . . au leur a Simo . as
caucereus vii \ivres . et S (demi) de par(?ji> a rendre et a paier a Pasques
5 procaines ke nous atendons sans engien eest a sauoir qw^ li deuant dis
Eurars doit de le dete deuant noumee Ixx %ous de par«?.f et Jehans ses
freres 1111 \ivres de 'pz.xesis . . sil auenoit cose ke Eurars et Jehans ki
deuant sunt noumet n auoient ces deniers rendus et paies cascuns se
parlie si q«il est deuant dit a Simo« ou a sen coumant dedens le \er-
10 mine deuant deuiset il uoelent f^ otrient ke Simons puist prendre a aus
et au leur partout ou qwil laient coume le sien dusques a tel dete ki
deuant est deuisee a ceste eouuenence furent com Eskieu/V/^- Ghcrars li
morans et 'B^obiers li Feures ce fu fait en lan del Incarnalion nostre
scgnor mil cc et Ivii et mois ....
1 5 Chirographe.
LXXIII 3 p. 5 ,])caine.
LXXIV 3 chev. 9 Dd-cembrc.
LLXV I let. 4 S (demi). 7. 8 ct. 12 c. Eskieü.
21*
326 CH. BONNIER,
LXXVI.
Ce sacent tot eil ki sunt q«i auenir sunt que Haude a Pols Pieres
scs freres douient a Huon le borsier xxmi mars de paresis et qwil les
puet prendre a aus et aus leur et vendre et despendri? co?« le suen et si
ont renowciet a le Crois et a totes Bares de Sainte Eglise qwi aidier lor
5 puent por celui Huon nuisir et ce ont il fianciet hien et loiaument a
tenir et quant qail li costeroit il li rendroient sans autre porueance
de CDU est eskeuins Grars li Morans et Robers li Feures ce fu fait en
lan de lincarnation Jesu crist mcc Ivu el mois de Mai.
Cirografe.
LXXVII.
(Au dos est ecrit;) Cest li Couuenence Nicoion le Grebt?rt et se ferne.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Nicoles li Grebers et
Margerite de sailli se ferne ont done a loial cense cest an toute leur tere
5 kil ont el teroir de sailli a Jakemon dalleus por ix mars et quatre ra-
sieres de bleit a le mesure de Douay caseune rasiere a x deniers paresis
pres dou milleur et por viu mars et 11 rasiere dauaine a le mesure de
Douay caseune rasiere a 11 deniers . pres de le milleur a rendre et a paier a
Nicoion deuant noumeit et a se feme et a leur commant a Douay dedens
10 les murs tout la u Carete puist carier dedens le Jour Saint Remi pro-
chain ki uient le premier ke nous atendons . et sil auenoit eose ke eist
IX mars et 111 xasieres danaine nestoient rendut et paiet au Jour deua?it
,dit ensi ke deuant est deuiseit et cius Nicoles et Margerite se feme ou
li uns daus deus se de lautre estoit defalit en auoit paine ne coust ne
15 damage por le defaute de sen paiement Jakemes deuant dis leur doit et
a encouuent a rendre tous les cous tous les despens et tous les damages
ke li aueroient ne feroient en quel conke maniere ke ee fust a signeur
de tere et a bailliu et a piaist de crestiente et en autre maniere et quele
kele fust iuskes a leurs dis u iuskes au dit de lun daus deus se de lautre
20 estoit defalit sans autre prouuance faire auoec le dete deuant dite et de
tout cou a faire et a tenir sunt Plege et dete caseuns por le tout enuers
Nicoion et Margeritain deuant noumes Gobers et Pieres li frere Jakemon
deuant dit Raimbaus destrees et Andeius cars de vake A ceste couue-
nence furent comme eskieuin Robi?^^- li Feures et Gerars li Morans Ce fu
fait en lan del Incarnation nostre signeur mil deus cens CiunquaMi*^ et
25 sis el mois de Juing.
LXXVIII.
(Au dos est ecrit:) Cest Cöwuenence Jehan le boursier si le varde
Gras Morans.
Cyrographe.
Sacent tout eil qui sont et qui auenir sont que Robiers li engles
5 de sour le fosse a en conuenent a Jehan le boursier xxxui scus sour luj
LXXVI 5 t)n. 8 Jhu.
LXXVII 6 den{ers) par'iesis). 7 aü(azW). 8 R'. defi.
17 fuH. 23 u. 24 Ciunq(a«^<?.
LXXVIII 4 qi . que.
ETÜDE CRITIQUE DES CH AKTES DE DOUAI. 327
et seur le %ieii et quil le puisl prendre et despendre comme le szV« a
paier a nii qu(zremme et sil auenoit cosse q?/e Jehans deuant dit ne fust
paies au iour con i a mis il uoeut et otrie qwe chou q«il li cousteroit
qi/il li renderoit desi a sen plae« dit sans au Ire prouuawce sest renoncies
10 a toutes crois et a tous preuilleges qwi aidier li poewt et a lui Jehan
nuisir com eskieuin Geras li Morans et Robiers li Fieures ce fu fait en
lan de lincarnassion mil cc Ivii el mois dot^wibre.
LXXIX.
(Au dos est ecrit :) Ceste Couenence est ^elis ki fu ferne
Nicholon Boute uilain.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke steuenes li
liniersdoit et a encouent a Aelis ki fu ferne Nicholon boute uilain xii
5 Mvres de par^-yzi- . de bone dete et de loial lesquels il a encouent a lui
et au sien ke Aelis deuant dite les p7«st prendre a lui et au sien par
tout et uendre et despendre cöwme le sien En cou il a renunciet a tout
priuileges de crois ke il a ne kil poroit auoir a loute exception a totes
bares a totes aiues de sazVzte Eglise et de loi mowdaine a toutes les
10 coses ki aidier li poroient encontre ces couenences ne a Aelis deuant
dite peust greuer et nuire A ceste couenence furent com eschicuins Gerars
li Morans et Robers li feures ce fu fait en lan de lincarnatzöw notre
segnt'wr mil cc et Ivu el mois doctembre.
Cyrographe.
LXXX.
(Au dos est. ecrit:) Cest Cowuenence Huuo« le bousier.
Sacent tout eil \ui sont et q?<z auenir sont que Jehans de Baralle a
en conuent a Huuon le boursier Ixni 1111 ^L^wiers mains de ^^xesis sour
luj et sour le sien quil le puist prendre et uendre et despendre partout
5 comme le sien et quanques il li cousteroit desi a sen piain dit san autre
prouuance et sa chius Jehans deuan dit renonchiet a tous preuileges . .
a toutes crois qwz aidier li puisent . . . che luj Huuon nuisir et ce li a
il fianchiet p[ar]ar foit a tenir. A ceste couuenenche furent com eskieuin
Gerars li morans et Robiers li freures et ce fu fait en lan de 1 Incar-
I o nassion nostre signeur Jhi?^ u crist m cc Iva el mois de Nouvembre.
Chirographe.
LXXXI.
(Au dos est ^crit :) Cest Couuenence Huuon le Boursier.
Chirographe.
Sacent tout eil qui sont et (\ui auenir sont que Sohiers li Feurs a
en couuenenl a Huuon le Borsier 1111 Mvres de ^zxesis sour luj et sour le
5 sien qwil le puist prendre et uendre et despendre par tout comme le
7 q. 9 plä(2>/). prouvä(«ce. 12 olL-(/«)bre.
LXXIX 5 lib. paf. cr)(w/)me. 9 mö(//)daine et. II cö(/«).
LXXX I bou(r). 3 den'(f;-j). par''(<?i/.f) et. 7 q(//0- 'O Jhu.
{Jesu).
LXXXI 4 lt>. 4 par".
328 CH. BONNIER,
sien et sest chiiis soliiers deuant dit fieenchiet par foit que tous chous et
tous Damages qiiil iaroit quil li renderoit sans autre prouuenche et sest
chius Sohiers renonchies a tous preuileges et a toutes crois qwi li puisent
aidier et ce lui Huuon nuisir a ceste Couuenence furent com eskieuin
10 Gerars li Morans et Robier li Feures et ce fu fait en lan carnassion nostre
signeur Jhestt christ m cc Ivii el mois de Novembre.
LXXXII.
(Au dos est ecrit :) Ce sunt letres Bauduin dascons.
Sacent tout eil ki sont et ki auenir sowt ke Isabiaus Canars ki lu
ferne Renier de sin ki iadis fu a dounet a Bauduin dascon ki se fille
ent se maison ki siet en le rue Pepin si con ele siet wuide et herbergie
5 et se li a dounet quanke ele a uaillant en toutes uaillances sauf cou ke
cele Isabiaus a dounet apres sen dechies as Cateriers xl sous de par^jü
et si peut douner pour Diu si com apres sen trespassement ses dras ke
ele aroit linges et langes et sen lit sour qz/i ele giroit et par mi cestui
don li deuant dis Bauduins doit cell Isabel pourueir et sostenir soffiseau-
TO ment tant longement ke ele aroit le rue el cors et liurer v(?) garcon au
baisele ki celi Isabel menroit Et con li a eil Bauduins encouuent a lui
et au sien a ces dons et a ees couuenenees furent con eskieum gherars
del Markiet et Bernars Cateus ce fu fait en lan del Incarnatz'«?« not/Y'
segneur mil cc et Ivii el mois de Decembre.
Ci ro gra phum.
LXXXIII.
Sacent eil ki sunt et ki auenir sunt (\ue Euerars de sauenant a loet
et a uierpit com testamenteres damc Ghillam se mere a labie dou uergiet
111 mars diretage sient sor le maison ki fu Renaut de caus ke Jakemes
li hxuns li Jouenes tient par maniere ojie ces 111 mars diretage doit tenir
5 me dame Maroie daubi et receuoir tant zom le fille me dame Marien
deuant dite ki est rendue au uiergiet uiuera por faire cou qui est con-
tenut eil le deuise dame Ghillam deua;?t dite et ees 111 mars diretage
auoit donet dame Ghille deuant dite en se deuise a 1 abie deuant dite
pör Diu et pör i,z.me ensique deua«^ est dit eis wers fu fais en le hale
10 deuant escheu/«s Baude destrees et Bernarj katel en lan del Incar-
nat/ö« nostre segneur m cc et Ix el mois de Jenuier.
Ch/rographum.
LXXXIV.
(Au dos est ecrit :) Cest contre eserit warde B^rnars Cateus.
Sacent eil ki sunt et ki auenir sunt o^ie Euerars de saint Vcnant a
loet et uierpit com testamenteres dame Ghillai« se mere a le maison des
II Jhu. (Jhesu).
LXXXII 2 s". 6 s~ par 7 e". 10 v(?). 13 Incarnät. 14 et.
LXXXII 5 c"(om). 9 säe. 10 Incarnat. 12 Ch(i)rographum.
LXXXIV I Bernars. 3 c~.
ETUDES CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 329
Cartriers ki siet deuant nostre Dame 1 marc direlage sen sieiit 111 ficitt;/;
5 sor le maison Baude Pietin en le rue au cerf et 1 üerlon sor le maison ki
fu Adam le mestre en lausnoit et cest marc diretage aioit dounet dame
Ghille de saint uenant en se deuise por Diu et por same por faire pi-
tance casc?<« an en le maison des Castri^rs le jor com fera son obit a
io Saint Piere Et ce fu fait en le hale par deuant Escheu/wi- Baude destrees
et Biernart katel en lan del Incarnation nostre segneur mil cc et Ix el
mois de Jenuier.
Ci ro gra phe.
LXXXV.
Sacent tout eil ki sont et ki auenir sont ke Jehans li Couureres et
Englebours li obirese doiuent et ont en couuenent a Jehan deskiercin et
a Huuon d Ontoit vu Mvres de parests a eus et au leur par tout u kil
laient kil le puissent prendre et uendre et despendre comme le leur a
5 rendre et a paier a le saint Remi ki uient et sil estoient sauf et paiet
au jour ki deuant est deuisset de le dete devant noumee et.li deuant dis
Jehans et Huues i auoient paine coust ne damage en quelconques ma-
niere ke ce fast par le dife faute dou paiement il li doiuent rendre de si
a leur dis sans autre prouuance faire et sest chius Jehans et. Englebours
10 deuant dite renonchies a tous preuilleges de crois et toutes iustices ki
aidier li puissent et le deuant dit Jehan et Huuon muissir a ceste couue-
nences furent com eskieuins Gerars li Morans et Robiers li Feures che
fu fait lan de lincarnasion nostre signeur mil cc Ix el mois dauril le
Demars apries Paske florie.
Ch
LXXXVI.
(Au dos est ecrit;) Cis escris est Watier Basin de Houtekerke.
Sacent eil ki sunt et ki auenir sunt que Watier Tierin, Willaumes
de Riuelde Frumaus de Waterve Pieres li Macecliers destamfort Mabile
de le Verdinghe et Mahaus destainfort ont uendut et werpit a Watier
5 Basin de Houtekerke le maison ki fu Watier le Plickein ki siet a le. Nueue
uile en le rue Willaume de Saint Aubin tout ensi coume ele siet wuide
et hiebreghie deuant et derriere a xiii soks de pa.resis de rente et si ont
encouuent tout au dit descheuins a Watiers Basin deuant dit a ce werp
faire furens eskeu/«.? Bandes destrees et Biernars kateus et ce fu fait en
10 le hale en lan del Incarnation m cc et Ix el mois doctembre.
Cirographe.
LXXXVII.
(Au dos est 6crit :) Cis escris est Jeha« Rousiel le meuleskimer.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Rogiers Bourbotc a
doneit a rente et werpit a Jehan Rousiel le moelekinier sc maison tout
[•-•j
LXXXIV 4. 5 fiert(öw). 9 com. Castrirs.
LXXXV 3 paf'yests). 8 de. 9 doivent.
LXXXVI 3 fort. 7 s"(öMi). par (esis). 9 eslvL-in/w.>;.
330 CH. BONNIER,
sen tenement entirement ki sient deheurs le porte dArras entre les heudes
5 Eurart de Saint Venant qui furent Jehan dou puc et les heudes ausi
celui Eurart dautre part ki furent dame Margeritain le Courieresse
tout ensi ke cele maisons et cius tenemens siet wit et hebergies deuant
et derriere a xix sous de paresis par an de rente et tot ensi li a Rogiers
deuant dis encouuent a aquiter duskes au dit des eskieuins ce fu fait en
10 le hale par deuant Eskieuins Jehan petit Dex et Bernart catel en lan del
Incarnation nosire signeur mil cc et Ix el mois de nouembre.
Cirographe,
LXXXVIII.
Sacent tout eil ki sunt e( ki auenir sunt que Jehans pains mouUies
a werpit et dounet a rente a Jehan le grant de Valencienes une maison
que Jehans pains mouUies auoit dehuers le porte olliuet a lentree de le
rue des Bougres sierant le maison Ricouart le meulekinier si que le siet
5 wuide et hiebreghie deuant et derriere a ix %ous de pzxesis a ii capöwj
par an sor toutes rentes et tout ensi zom chi deuant est deuisset a en-
couuent Jehans pains moullies a aquiter le maison deuant dite dusques
al dit descheu7«j et a Jeha« le grant deuant noumet. Tout chou fu fait
en le hale par deua«/ escheuzwj Gerart dou Markiet Biernart Catel en
10 lan de l'incarnation m cc et Ixii el mois de Jenuier.
Ci ro gra phum.
LXXXIX.
(Au dos est ecrit;) Cest li qwitance Gherant le kieure
Jakemö« le catier et Raoul danwier
Cy ro gra phum.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt que Andrius filloes aquite
5 et quite clame pour lui et pour Rogier de dons sen neueut Gherart le
kieure de Biernicourt Jakemon le catier de Raisse et Raoul danwier des
XXI \ivres et iii %ous de pzxesis de toute le couuenence entirement que
Gherars Jakemes et Raols deuant dit counurent et eurent en couuent a
Andriu et a Rogier deuant dis pour en droit les xxi Mvres et lii %ous
10 deuaw^ dites a ceste quitanche fur^«^ cowme escheuin oliuier petis Diex
et Bandes de Devyoel en lan del Incarnation m cc et Ixxm el mois de
feurier.
XC.
(Au dos est ecrit:) Cis escris est Mikiel le po;zhier.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt que Jehawj de le riue a
uendut et werpit a Mikiel le Ponhier les deus maisons quz7 auoit en le
rue de le Mote si keles sient wuides et hiebreghies deuant et derriere a
5 11 capö«j ^^ a X sous de pzxesis par an sor toutes rentes et tout ensi
com chi deuiset est a en couuent Jehans de le riue deuant dis a aquiter
LXXXXVII 7 %{sous) pax{esis).
LXXXVIII 9 escheü.
LXXXIX I qi . 7 s" par. 9 Üt). ^'vres.s". 10 i-oxient) c5(;«)me et.
XC I ponhier. 5 et capons. %{ou^) pax{esis) et. 6 Q(pin).
ETÜDE CRITIQUE DES CHARIES DE DOUAI. 33 I
les dous niaisons deuant dites dusques al dit descheuwj a Mikiel Ic pon-
hier deuant dit Tout chou fu fait en le hale ]iar deuant eskeu/«j Jelian
Painmoulliet et Biernart Catel en lan de Hncarnation m cc et Ixiii el mois
lo de Auril.
XCI.
(Au dos est ecrit:) Cest Lambiert Pincedet.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Nicholes de Peule dou
veneriu doit et a encouuent a Lambier Pincedet oncle le ferne Nicholon
deua«/* dit Ixxv 'äous de ^izxesis a rendre et a paier dedens le mi quai<?j
5 me procha/««? que nous atendons et tout chou a encouuent Nicholes de-
uant dis a lui et au sien ke Lambiers A&want dis les puist prfwdre a lui
et au sien partout u kil lait et uendre et despendre coume le sien dusques
a Ixxv sols deuant dis a ceste counissance (urent coume Eskeuin Gilles
li Alains et Simon Males en lan de lincarnatiow m cc et Ixmi el mois
lO de Juing.
Ci ro gra phum.
XCII.
(Au dos est ecrit) Cest Couuenance Saintain de Cambray.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Williaumes de ßiarch
a uendu a Saintain de Cambray se maisonciele ki siet entre le Ponciel
de le ruele Pepin et le maison Oedain le Jeosce tout ensi ke cele mai-
5 sonciele siet et ke cius Williaumes le tient au jour de hui a i fiertö« et
1 capo« de rente par an sor toutes rentes et tout ensi com ci deuant est
deuiseit a Williaumes deuant dis cell siue petite maisonsiele werpie a
celi saintain et encouuent a aquiter iuskes au dit des Eskieum^- ce fu
fait en le hale par deuant Eskieuins Jehan petit Diu et Simon Malet en
lo lan del Incarnation notre signeur mil cc Ixv el mois dauril.
Ci ro gra phe.
XCIII.
(Au dos est 6crit:) Cis werps est gillon lalain.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Jakemes de kieri li
clers a uendut et werpit a Gillon lalain i ferto« diretage kil auoit tout
auant sor les maisons Robert deulin ki fu ki sient en le couture en le
5 rue Jehan placlete encoste le four et ce ferton diretage ensi com il est
ci deuant deuises a Jakemes deuent dis encouent a aquiter au deuant dit
Gillon dusques au tlit des Eschieuins ce fu fait en le hale deuant eschie-
uins Renier de Goi et B^rnars Catel en lan del Incarnation notre segneur
mil cc et Ixvi el mois de Decembre.
10 Ci ro gra phum.
8 escheu(z«j). 9 eskeu(j«j).
XCII 4 s(ous). par~(^jzj) et.
XCII 8 Eskieü(iMj).
XCII 8 notre.
32 CH. HONNIER,
XCIV.
(Au dos est ecrit:) Cest quitance Monsign^wr Bauduin Creton Cheuah'er.
Sacent tout eil ki sunt et ki auehir sunt ke Waubiers Cauwete
aquitet et quite clamet Monslgneur Bauduin Creton cheuah'er signetir
d estrumes de tous marl^ies de toutes couuenences et de toutes les coses
5 que cius mesmes Bauduins li duit ne eut onques en couuent pour Mon-
signi?M/- Grart daubi cheuß//<?r a ceste quitance furent com esliieuin Re-
niers li blons et Jehans pikete en lan del Incarnation notre signeur mil
cclxviiu el mois d Octembre.
Cirographe.
XCV.
(Au dos est ecrit:) Cest Couenence Gilebiert Belin bourgois darras.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Amans li Counestables
borgois de Douay doit et a encouuent a Gilebiert Belin bourgois d arras
Cent h'vres et vin sous et im deniers de pa.resis de boine dete et de loial
5 a rendre et a paier a celui Gilebiert et a sen commant a Compigne dedens
le feste de Compiegne ki iert a le Miqz<rtresme le prämiere ki uient en
droit painment de feste ensi com li uns markeans paie lautre en celi feste
sans engien et de cou est pleges et respondans por celui Amant Jakemes
Boulars bourgois de Douay et se on paie ceste dete par deunnt preud .
o mes on en est quite del eskieuinage a ceste Couenence furent com es-
kieuin Gilles Musars et Jehans Pikete en lan del Incarnation notre signeur
mil cc Ixviiii el mois de Juing.
Ci ro gra phe.
XCVI.
(Au dos est ecrit :) Cest contre escrit warde.
Sacent tout eil ki sunt et auenir sunt que Jehans Bonee doit et a
encouuent a Jehan de le bassee lim sous de pa.rests a rendre et a paier
a Jehan de le bassee deuant dit et a son coumant dedens le jour Saint
5 Remi prochaz« que nous atendons et ces hü sous a encouuent Jehans
bouee denans dis a lui et au szen en tele maniere qne Jehans de le
basse deuant dis les puist prendre et faire prendre a lui et au sien par-
tout et kil lait (att uendre et despendre coume le sien dusques as lim
sous denafts dis a ceste counissance furent coume eskeuiwj Willaumes de
Lamb/-es et sohiers li petis en lan de 1 Incarnation m cc et Ixx el mois de
Juing le lundi apries le jor saint pere et Saz?tt Pol.
Cirographum.
xcvn.
(Au dos est ecrit:) Cis Wers est Simon Capedoit.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt que Wautiers de Hiersin
a uendut et werpit a Simon Capedoit toute le tiere et tel droit qml de-
XCIV I Chr. {Chevalier).
XCV 4 lit). s". par~. 6 Miqaiesme.
XCVI 3 s~ {sous). par". lo Lambres.
XCVII I Simon. .
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTtS DE DOUAI. 3 jj
mandoit ou tenement Simon deuant dii ki siet joingnant au tcnement
5 Watier deuant dit en le rue des Bougres tout si auant et ensi que li
deseureur de le uile et sermence a le uile de deseurement et en doune-
rent a Watier deuant dit et tout chou quil en dounerent a celui Watier
a cils Wat/e?/"^ werpi et quite a celui Simow et encouuent a aquiler dus-
ques au dit des Eskeuins tout chou fu fait en le hale par deuant Eskcuins
10 Jakemö« de Landas et Rob^rj le blont en lan del Incarnalion m cc et
Ixxi el mois de Juin.
Chi ro gra phum.
XCVIII.
(Au dos est ecrit:)
ehest Couuenanche est Neuelou de Caumont.
Cirographe.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Jakemes boulars bour-
5 gois de Douay doit et a encouuent a Neueion de Caumont bourgois de
Pieronne ^^ Mvres xv %ons et im Anmers de par^jij de boine dete et
loial a rendre et a paier a celui Nieuelon et a sen cowzmant a Douay de-
dens le jour Saint Martin en yver le prämiere ki uient et cou est pleges
et respondans pour celui Jakemon Jakemes de Landast bourgois de Douay
10 et son paie ceste dete par deuant preudo;«mes on en est quite del es-
kieuinage a ceste couuenence furent com eskieuins Oliuiers petis Dieus et
Willaumes Males,
en lan del Incarnation notre segn«</- mil cc Ixxiii el mois de Juing.
XCIX.
Sachent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Pieres crespiaus de
Fedaines el(?) si kil säpele ki a le fille Phelippon lorfeure aquitet et
quite clameit Phelippon 1 orfeure de toutes detes de toutes querieles et
de toutes couenences queles ke eles fussent ke il li peust et seust de-
5 mander lui ses pleges pour lokison dou Mariage et por les couenences
ke Phelippes eut a celui Pieron a Oes oedain se fille ki cils Pieres a a
ferne a ceste Qxiitance furent com eskieuin Rikars dou Markiet et Johiers
li petis en lan del Incarnatiou m cc et Ixxmi el mois de Jenuier.
Cirographum.
C.
(Au dos est ecrit:) Cis werps Robert de Dourges.
Sacent tout eil ki sunt et ki auenir sunt ke Naimeris li Bruns a
uendu et werpi a Robiert de Dourges se maison et tout sen tenement
entirement ki fu Jakemon le brun sen pere ki siet ou petit meis Joing-
5 nant au tenement de saint Nicolay dune pari au tenement Watier de
Goy le uiel d'autre part tout ensi com cele Maisons et tous cius tene-
mens ke fu celui Jakemon le Brun siet et sestent wis et hieberghies de-
uant et derriere a u sous de doisüns mi capons et i mar, il.- r.ntc- par
XCVIII 3 HT). den{ers). paf{esis), 7 cri(i/t). lü prcudü(w)mes.
XCIX 5 et. 7 quitance. 8 et.
C 8 s(sols. dois(iens).
334 CH. BONNIER,
an sour toutes rentes et tout ensi coia clii deuant est deuiseit a Nainieris
lo deuant noumeis le maison et tout le tenement deuent dit uendu et werpi
a celui Robiert de Dourges et encGuuerft a aquiter duskes au dit des
Escheuins Jakemon Pourciel et Jakemon de Landast en lan del Incar-
nation nostre signeur mil cc Ixxv el mois de Decembre.
Caiographe.
Chart es,
(Inventaire des Archives de Douai. FF.)
I. Pret fait par Doucet le Cangeor, Werin Mulet Enghebrant le Drapier
ä Wümmes de Hornais. Fevrier 1203 (pas de nom de Heu).
II. Vente de terres, faite par Rainiers de Gorghechon, Chevaliers, ä Jehan
del Cerf et ä Wagon de Saint Aubin, bourgeois de Douai (Feurier 1224
p. d. n. d. 1).
III. Pret par Jakemon le Cangeur ä Gilles, le Gambier de Fecain. Fevrier
1225 (p. d. n. dl.).
IV. Acensement de terres fait par Steuenes de Buignecort ä Raoul le Bloc
et ä Jehan de Maucicort par devant les Echevins de Douai. Mai 1225.
V. Pret fait par Werin le maeur, bourgeois de Douai, h Gerars de Wasiers,
Chevalier. Janvier 1228.
VI. Pret fait par Olivier de Dewioel et Jehan , son frere , bourgeois de
Douai, ä Jehans de le Vinchort, chevalier. Janvier 1228.
VII. , Pret fait par Jachemon le Cangeur, bourgeois de Douai, ä Märgrite de
Cawentin. Avril 1229.
VIII. Accord entre Willaumes Gomers et Jehan Tolet , au sujet de leurs
maisons (p. de date 1220. ^l?).
IX. Garantie donnee par les Echevins d'(Erchin ?) et de Gaisnaing et les
Prudhommes de ce dernier village pour une date contractee par l'Ab-
besse de Maubeuge vis-ä.-vis de Werin le Maeur. — a Gaisnaing,
dehors l'atrie. Mai 1231.
X. .X. Donation faite par Tibaus li carboniers k sa fille, Margeritain,
de ce qui lui revient du cote de J(?)aglein l'amirant. Avril 1241.
XI. Pret par Buon le borsier ä Tibaus d'Oignies et Jean, son gendre.
Decembre 1242.
XII. Henri d'Aire et Marie, sa femme, et Robert Grifon, donnent quit-
tance i\ Pieron Grifon ^ de ce qui leur pouvoit echeoir du pere et
de la mere de ce dernier, et ce moyennant certaines conditions.
Septembre 1243.
XIII. Legs fait par Gilles d'Aubi, bourgeois de Wallers, ä Mounart del
Markie, bourgeois de Douai. Mai 1244.
XIV. Achat par Willaumes Paskendare k Gerarde Filier de deux marcs
diretaige et d'une piSce de wide tiere, en le rue Saint Jehan. No-
vembre 1244.
1 Chapelain de Saint Am6,
ETÜDE CRITIQÜE DES CHARTES DE DOUAI. 335
XV. Donation faite par Jehan lo Cuens a Pieion, son fil, et ;\ Tlelccon
sa fille. Fevrier 1245.
XVI. Legs fait par Aliaumes li Canbiers ä Emelot, sa tiUe, d'une maison
et de XL sous artesicns. Mars 1247.
XVII. Legs fait par Mehaus de Gavriele h Rogier de Gaveriele et i\ Cam-
penois, ses fils. En pleine halle. Mai 1248.
XVIII. Saisie d'une piece de terra et investiture faite d'icelle i\ Tiebaus
Goules. Halle de Douai. Septembre 1248. Vendredi avant la Saint
Michel.
XIX. Vente par Watier li Carliers ä Anseriel Pelerin. Janvier 1250.
XX. Vente par Hues li veans ä Driuon de Carnin d'une maison. Jan-
vier 1250.
XXI. Vente par Gilles Broisse, chevalier, ä Olivier de Dcwioel, Ricart
Taion, Gerart de Goy, bourgeois de Douai des „preus" de XX
muis de terra. Fevrier 1250.
XXII. Vente par Jehans Bouche ä Werin d'Osere, le maniöur, d'une ra-
siere de terre. Octobra 1250.
XXIII. Nicholes li Piniers de Doewioel donne assenement sur sa maison
ä Demisiele Marien le roine. Decembre 1251.
XXIV. Record fait par les Eschevins Ricars Taion et Thumas Cauweliers
au sujat d'une donation faite par Oede de Lens ä Gerart de Ma-
rellon. Janvier 1252.
XXV. Pret fait par Sohier le Waukier ä Leurens Boineve de le conture.
Mars 1252.
XXVI. Vente par Jehan le clerc ä l'hopital de Camp flori. Aout 1252.
XXVII. Pret par Jakemon Loupeecrise ä Ermentrus de le montaigne. Sep-
tembre 1252.
XXVIII. Pret par Willaume le candeller ä Watiar de Barbastra. Decembre
1252.
XXIX. Saisine faite par Driues sur le tenemant da Gerard de Goy. Mars
1254.
XXX. Accord entre Ermentrut et Jehan de le montaigne , son fils. Mai
1254-
XXXI. Pret par Huon le Boursier k Harnous d'Osere. Septembre 1254.
XXVII. Vente par Baudes d'Estrees d'une maison h Watiers Roussiel. Fait
dans la halle de Douai. Septembre 1254.
XXXIII. Achat par Maroie dou Ploiaic, maschine me dame Annes de
Saint Aubin, des preus de VI copes de terra ;\ Jehan de le mon-
taine. Decembre 1254.
XXXIV. Record fait par Jakamas Cawete et Gerars del Marchiet, anciens
^chevins , d'une saisine qua fit Jakemes Porceaus des proprietcs
de Robert del Berkin, en Aout 1253. Octobra 1254.
XXXV. Donation faite par Marie ä Willaume del Aubiel d'une maison.
Fait dans la halle de Douai. Decembre 1254.
XXXVI. Pr6t fait par Willaume le Candellior i Bauduins li Goudaliers.
Decembre 1254.
336 CH. BONNIER,
XXXVII. Pret par Huon le Borsier d'une somme d'argent ä Jordain le
batere 1255.
XXXVIII. Vente par Jehans d'escarchin h Huon de Balloel d'une maison
Faite dans la halle de Douai. Janvier 1255.
XXXIX. Quittance donnee par Jakemins, fils de Raoul Manekin ä Henri
de Courtrai. Fevrier 1255.
XL. Pret par Broission, le barbeteur de Devioel ä i . . . emme et Aelis,
se fille d'une somme d'argent. Mars 1255.
XLI. Donation d'une maison par Jehans li vieleres ä Thomas de Mons
Faite en la halle de Douai. Mars 1255.
XLII. Vente par Geras d'eustricort ä Jehan de France. Faite en la
halle de Douai. Mars 1255.
XLIII. Donation faite par Gillebers li Piniers d'une maison ä Mahiu,
son fils. Mai 1255.
XLIV. Donation par Melissens de le Braiele ä Amalri, son fils. Mai
1255-
XLV. Accensement fait par sire Jehans Pikete ä Huon Castiel, ä
Jehan sen fillastre et ;\ Evrart d'enpi. Fait a Douai, en l'en-
clostre Saint Arne, la Pentecote de l'annee 1255.
pour G ans
XL VI. Bail a Cens par Simon le clerc de Canteleu ä Gilon Cramete de
VI rasieres de terre. Juillet 1255.
XLVII. Vente par Baudes de Harne, Robert, son fils, Marie, sa fille, ä
Ameit de Mons, le jeune, d'une moitie de leur maison. Faite
en la Halle de Douai. Aout 1255.
XLVIII. Quittance donnee par Jakemes Audegons a Nicholes, li potiers
d'Orcies. Septembre 1255.
XLIX. Vente par Gerars le verriers h Driuon d'une maison, faite en la
halle de Douai. Septembre 1255.
L. Pret par Olivier de Devioel ä Derius , li tailleres , justice du
segneur Oliuier de Devioel. Septembre 1255.
LI. Vente par Crestelos ä Thumas de Cambrai d'une maison, situ6e
ä la Noeville. Faite en le halle de Douai. Octobre 1255.
LH. Donation faite par Marie Gringe a Jehan de Cambrai, son bcau-
frere de la moitie de sa maison. Octobre 1255.
Lin. Donation faite par Gilles Miles ä Ermengart de Harn et ä
Roesselain Cawet , le compagnesse , d'une maison et d'un tenc-
ment. Faite en le halle, le Mercredi avant la Noel, Decembre
1255-
LIV. Donation par Gherars li Alains ä Foukier del Berfroi d'une
maison de pierre. Faite en la halle de Douai, decembre 1255.
LV. Ass6ment fait par Yerbiaus, femme de Watiers as Vakes, ä Bris-
syon, le barbeteur de Doewioel, pour une dette, sur deux mai-
sons et sur leur tdnement. Janvier 1256.
LVI. Pret par Jehan l'amant, le foulon, d'une somme d'argent k
Daniaus li Fournier 1256.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTF.S DE DOUAI. 337
LVII. Donation par Hues li borsiers i\ Jelian dou Castel d'une maison
Mars 1256.
LVIII. Jehans Nokeis, le Boulenger, reconnait une dette de 21 liures
parisis contract^e envers Wautier le Cordonanier et Daniel le
Goudalier, et leur offre des garanties sur ses biens. Mars 1256.
LIX. Donation fait par Jakemes Boignebroke ä Waubert Baudane de
26. livres, quo lui devait le roi d'Angleterre. Avril 1256.
LX. Arrentement fait par Maroie de Hainnau ä Renier Gravel , le
Carpentier. Fait en la balle de Douai. Mai 1256.
LXI. Vente par Nicholes d'Auwcncin ä Marie de Prouvin et Gillote
de Prouvin, sa soeur. Juin 1256.
LXII. Vente par Pieres del roet ii Willaume Porcelet de deux marcs
sur tout le t^nement de Robert le Duo. Faitc cn le halle.
Aout 1256.
LXIII. Vente par Pieres li patiniers ä Madame Magritain, femme de
monseigneur Wagon d'un marc d'heritage sur ie maison de
Margot d'Avennes. Octobre 1 256.
LXIV. Quittance d'une maison donnee par Marie Moriele i\, Jehan, ki a
Godessent des Lices. Octobre 1256.
LXV. Vente par Willaumes del gardin, li ligernes teliers, b. Simon le
clerc de Canteleu d'un marc d'heritage sur le maison Walier
Cawet et son tiinement. Faite en la halle de Douai. Octobre
1256.
LXVI. Wis li Aliers fait Assenement :\ Adan le Gondalier de 24 livres
Parisis. i. Novembre 1256.
LXVII. Pret fait par Huon le boursier d'une somme d'argent ä Lambiers
de Nieilles. Novembre 1259.
LXVIII. Reconnaissance d'une dette faite par Jehans dou trau ;\ Jchan,
fils de Huon le Boursier. Novembre 1256.
LXIX. Assenement fait par lieris li bureliers sur ce qu'il possedc h
Adam le Goudalier. Toussaint 1256.
LXX. Pret par Huon le Borsier d'une somme d'argent i\ Wis li ailliers
Novembre 1256.
LXXI. Pret par Gillon de Biaumont ä ses cousines, demoisellcs Agnies
et Marie, filles de monseigneur Jehan de Tr^bont, d'une somme
d'argent. Apres la Saint-Martin. Novembre 1256.
LXXII. Assdnement fait par Jakemes de Noiele sur ses biens h Madame
Agnes, femme de monseigneur Gessuin de Saint- Aubin. Dc-
cembre 1256.
LXXIH. Pret fait par Drienon , le permentier, ä Gerars, li molekinicrs,
de dix-neuf sous de paresis. Ddcembre 1256.
LXXIV. Pret par Huon le Boursier, bourgeois de Douai, de 20 liures
parisis h Everars d'Aubi et Frankes d'Aubi. D<5cembre 1256.
LXXV. Pr6t fait par Simons as Caucereus de VII livres et demi de pa-
resis h. Everarl de le Cambe et Jean, son frire — 1257.
340 CH. BONNIER,
Basse rue (XLI 3). Rue des Vierges (Douai).
Bavai (IX 3). Nord Arrt- Avesnes. C«" Bavay.
Berkin (XXXIV 5). Ruelle du Berkin (Douai).
Biarch (XCIII 2). Biache Saint Vaast. Pas-de-Calais. Arrt. d'Arras. C""
Vitry.
Bielaing (LH 4). Rue de Bellain (c. s. ä Douai).
Buignecort (IV 3). Nord Arrt. de Douai. C«» d'Arleux 743 h.
Campftori (XXIII 3). Rue Fran^ois Lemaire 3).
Canteleu (XLVI 2). Pas-de-Calais c'ie de Violaine.
Capiele (XLVI 4). Pas-de-Calais. Arrt- Montrcuil sur Mer. Cou Hesdin.
Carniyt (XX 2). Carnin-Nord. Arrt. Lille. C'"' de Seclin.
Caumont (XCIX 2). Caumont. Pas-de-Calais. Arrt. tle Montreuil-sur-Mer.
Cu" d'Hesdin.
Cawentin (VII 2). Nord Arrt. de Douai. Co" Arleux.
Rue au Cerf (LXXIV 5). Rue de Paris (Douai).
Clari (XXIV 7). Nord-Arrt. de Cambrai. C«" de Clary.
Co7npigne (XCVI 5). Compiegne. Oise. Chef-Heu d'arrondissement.
Cysoing (IV 27). Nord Arrt. de Lille. Chef-Heu de C'>'i.
Dewioel (XXIII 2).
Dons (II 24). Don (Nord). C»e Annoeulin.
Doregni (XXXVIII 9). Dorignies. Nord. C^e de Douai.
Dourges (CI 2). Dourges. Pas-de-Calais. Arrt- de Bethune. C»" de
Carvin.
Dowai (II 3). Sous-piefecture du departement du Nord.
Erchin (IX 31). Nord Arrt. de Douai. C"" Arleux.
Estrees (XXXI 2). Nord Arr*. de Douai. C"" Arleux.
Eustricort (XLII 2). Ostricourt. Nord Arrt- de Lilie. C"» de Pont-ä-
Marcq.
Fausse Posterne (LI 3). Rue des Ecoles (Douai).
Fecain (III 2). Nord. Arrt. de Douai. C"" d'Arleux.
Fenaing (III 8). Nord. Arr'. de Douai. C^"' Marchiennes.
Fierin (XXIV 8). Nord Arrt. de Douai. Con de Douai.
Forest (IV 22) le Forest. Pas-de-Calais. Arrt- de Bethune. C'>» Carvin.
Füsset-Maugart (LIV 30). Rue des Ferronniers (Douai).
Gaisnaing (IX 2). Nord Arrt. de Douai. Con de Douai.
Rue dou Gardin (XLII 4). Rue du Petit Pont (Douai).
Genlaig (II 21). Jenlain. Nord Arrt de d'Avesnes. C"" le Quesnoy.
Goelesin (XXI 44). Goeulzin. Nord Arrt. de Douai. Co" d'Arleux.
Gorghechon (II 2). (le) Gorgochon. Nord-C'ie Faumont.
Goy (IV 44). Gouy (petit). Pas-de-Calais. Cne Gouy-Saint-Andre.
Grant rue (XLII 6). Rue Saint Abin.
Harn (LIII 2). Pas-de-Calais. Arrt. Bethune. Co» Norvent-Fontes.
Harnes (XXYI 8). Pas-de-Calais. Arrt. Bethune. C"" Lens.
Hasencort (XXI 5). Nord C"e Aniche.
Hauuil (XXX 5). Houtekerke (LXXXVI 4). Nord-Arrt. Hagebrouck. C«"
Steenword.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI.
341
Rue Saint Jehant (XIV 4). Rue saint Jean (Douai).
Kafan (XIX 4). Rue de la Cloche (Douai).
Lambres (XXXI II). Nord Airt- et Canlon de Douai.
Lens (V). Pas-de-Calais. Arrt- de Bcthune. Chef-lieu de Canlon.
Lices (LXIV). Ruelle au Verjus (Douai).
Ruele des Mairiens (XLVII 6). Rue du gros-sommier.
Markete (II 23). Marquette. Nord. Cne de Faumont.
Mastaing (XXII 42). Nord. Arrt- Valenciennes. Con de Bouchain.
Mauhoege (IX 20). Maubeuge-Nord-Arrt- Avesnes. C'»» Maubeugc.
Maiicicort (IV 4). Monchecourt. Nord Arrt- Douai. C"» Arleux.
Moelin de vent (XXII). Rue des Moudreurs (Douai).
Montegni (XXII 61). Montigny (Nord) Arrt- et Con Douai.
Motejulien (LVIII 9). Rue de l'abbaye de Paix (Douai).
Saint Nicolay (CI 5). Rue de Saint Nicolas (Douai).
Nieilles (LXVII 2). Nielles-les-Ardres. Pas-de-Calais. Arrt- St. ümer.
C<"i Lumbres.
Noeve rue (XXXVIII 3). Rue Jean de Gouy.
Noiele (LXXII 2). Noyelles-sous-Bellone. Pas-de-Calais- Arrt- Arras. C""
Vitry.
Rue Nycholon Placlete (LV 6). Rue du Bloc (Douai).
Oignies (XI 2). Pas-de-Calais. Arrt- Bcthune. C"" Carvin.
Orcies (XLVIII). Nord Arrt- Douai. Co" Orchies (3757 li-).
Ostre (XXXI 2). Rue d'Ocre-C-O (Douai). Rue St. Albin. Porte d'Ocre.
Paskendale (XXXVIII 4). Rue Jean de Gouy (Douai).
Rue Pepin (LXXXII 4). Rue Pepin. C-S. (Douai).
Pieronne (XCIX 3). Nord. Arrt. Lille. Con Cysoing.
Prowin (LXI 4). Nord Arrt- Lille. C«" Seclin.
Rue del Puc Filori (XIII 4). Rue du Clocher Saint Pierre (Douai).
Quincy (IV ii). Nord Arrt- et Co" Douai.
Raisse (XC 4). Raches. Arrt. Douai. Con Douai.
Rouegni (II 32). Rouvignies. Nord Arrt. et Con Valenciennes.
Sin (XIII 9). Nord Arrt- Douai. C"" Douai.
Sailli (LXXVII 3). Sailly en Ostreuent. Pas-de-Calais. Arrt- d'Arras. C"n
Vitry.
Valenciemtes (LXXXIX 3). Nord. Chef lieu d'arrondissemcnt.
Wallers (XIII 2). Nord Arrt- et Con de Valenciennes.
IVasiers (III 9). Nord Arrt- et C^n de Douai.
Bibliographie.
Natalis de Wailly, Observations grammaticales sur les Chartcs fran(,-aiscs
d'Aire en Artois (Bibliothfeque de l'ficole des Chartes XXXII (1871).
p. 291—320).
Gaston Raynaud, Etüde sur le Dialecte picard dans Ic Ponthieu d'apr^s
les Chartes des XIII'-- et XIV^ siiclcs (1254 — [333). (Bibliothdque de
22*
34© CH. BONNIER,
Basse rue (XLI 3). Rue des Vierges (Douai).
Bavai (IX 3). Nord Ant. Avesnes. C«" Bavay.
Berkin (XXXIV 5). Ruelle du Berkin (Dou&i).
Biarch (XCIII 2). Biache Saint Vaast. Pas-de-Calais. Ant. d'Airas. C<"'
Vitry.
Bielaing (LH 4). Rue de Bellain (c. s. h. Douai).
Buignecort (IV 3). Nord Arrt. de Douai. C«" d'Arleux 743 h.
Campflori (XXIII 3). Rue Fran^ois Lemaire 3).
Canteleu (XL VI 2). Pas-de-Calais c'ie de Violaine.
Capiele (XLVI 4). Pas-de-Calais. Arrt- Montreuil sur Mer. Con Hesdin.
Carnin (XX 2). Carnin-Nord. Arrt- Lille. Con de Seclin.
Caumont (XCIX 2). Caumont. Pas-de-Calais. Arr*. de Montreuil -sur-Mer.
Con d'Hesdin.
Cawentin (VII 2). Nord Arrt. de Douai. Con Arleux.
Rue au Cerf (LXXIV 5). Rue de Paris (Douai).
Clari (XXIV 7). Nord-Arrt- de Cambrai. Con de Clary.
Compigne (XCVI 5). Compiegne. Oise. Chef-Heu d'arrondissement.
Cysoing (IV 27). Nord Arrt. de Lille. Chef-lieu de Con.
Dewioel (XXIII 2).
Do7is (II 24). Don (Nord). C"o Annoeulin.
Doregni (XXXVIII 9). Dorignies. Nord. C"e de Douai.
Dourges (CI 2). Dourges. Pas-de-Calais. Arrt- de Bethune. Con de
Carvin.
Dowai (II 3). Sous-prefecture du departemcnt du Nord.
Ercliin (IX 31). Nord Arrt- de Douai. Con Arleux.
Estrees (XXXI 2). Nord Arrt- de Douai. Con Arleux.
Eustricort (XLII 2). Ostricourt. Nord Arrt- de Lille. Con de Pont-ü-
Marcq.
Fausse Posterne (LI 3). Rue des Ecoles (Douai).
Fecain (III 2). Nord. Arrt- de Douai. Co« d'Arleux.
Fenaing (III 8). Nord. Arrt- de Douai. Con Marchiennes.
Fierin (XXIV 8). Nord Arrt- de Douai. Con de Douai.
Forest (IV 22) le Forest. Pas-de-Calais. Arrt- de Bethune. Con Carvin.
Fosset-Maugart (LIV 30). Rue des Ferronniers (Douai).
Gaisnaing (IX 2). Nord Arrt. <ie Douai. Con de Douai.
Rue dou Gardin (XLII 4). Rue du Petit Pont (Douai).
Genlaig (II 21). Jenlain. Nord Arrt de d' Avesnes. Con le Ouesnoy.
Goelesin (XXI 44). Goeulzin. Nord Arrt- de Douai. Con d'Arleux.
Gorghechon (II 2). (le) Gorgochon. Nord-Cno Faumont.
Goy (IV 44). Gouy (petit). Pas-de-Calais. Cne Gouy-Saint-Andre.
Grant rue (XLII 6). Rue Saint Abin.
Harn (LIII 2). Pas-de-Calais. Arrt. Bethune. Con Norrent-Fontes.
Harnes (XXYI 8). Pas-de-Calais. Arrt- B6thune. Con Lens.
Hase7icort (XXI 5). Nord C^'e Aniche.
Hauuü (XXX 5). Houtekerke (LXXXVI 4). Nord-Arrt- Hagebrouck. Con
Steenword.
ETÜDE CRITIQUE DES CHARTES DE DOUAI. 34 1
Rue Saint Jehant (XIV 4). Rue saint Jean (Douai).
Kafan (XIX 4). Rue de la Cloche (Douai).
Lambres (XXXI ii). Nord Air*- et Canton de Douai.
Lens (V). Pas-de-Calais. Arrt. de Bethunc. Chef-lieu de Canton.
Lices (LXIV). Ruelle au Veijus (Douai).
Ruele des Mairiens (XLVII 6). Rue du gros-sommier.
Markcte (II 23). Marquette. Nord. Cne de Faumonl.
Mastaing {XXII 42). Nord. Arrt- Valenciennes. C<i" de Bouchaiu.
Mauboege (IX 20). Maubeuge-Nord-Arrt- Avesnes. C'^» Maubeugc.
Maucicort (IV 4). Monchecourt. Nord Arr'- Douai. C"" Arlcux.
Moelin de vent (XXII). Rue des Moudreurs (Douai).
Montegni (XXII 61). Montigny (Nord) Arrt. et C«" Douai.
Motejulien (LVIII 9). Rue de l'abbaye de Paix (Douai).
Saint Nicolay (CI 5). Rue de Saint Nicolas (Douai).
Nieilles (LXVII 2). Nielles-les-Ardres. Pas-de-Calais. Arrt. St. Omer.
C"» Lumbres.
Noeve rue (XXXVIII 3). Rue Jean de Gouy.
Noiele (LXXII 2). Noyelles-sous-Bellone. Pas-de-Calais- Arrt- Arras. C""
Vitry.
Rue Nycholon Placlete (LV 6). Rue du Bloc (Douai).
Oignies (XI 2). Pas-de-Calais. Arrt- Bethune. Con Carvin.
Orcies (XLVIII). Nord Arr*- Douai. C"" Orclnes (3757 h.).
Ostre (XXXI 2). Rue d'Ocre-C-O (Douai). Rue St. Albin. Porte d'Ocre.
Paskendale (XXXVIII 4). Rue Jean de Gouy (Douai).
Rue Pepin (LXXXII 4). Rue Pepin. C-S. (Douai).
Pieronne (XCIX 3). Nord. Arrt. Lille. Con Cysoing.
Prowin (LXI 4). Nord Arrt- Lille. Con Seclin.
Rue del Puc Filori (XIII 4). Rue du Clocher Saint Pierre (Douai).
Quincy (IV ii). Nord Arrt- et C«" Douai.
Raisse (XC 4). Raches. Arrt- Douai. C»" Douai.
Rouegni (II 32). Rouvignies. Nord Arr*. et Con Valenciennes.
Sin (XIII 9). Nord Arrt- Douai. C"" Douai.
Sailli (LXXVII 3). Sailly en Ostreuent. Pas-de-Calais. Arrt- d'Arras. C""
Vitry.
Valenciennes (LXXXIX 3). Nord. Chef Heu d'arrondisscmcnt.
Wallers (XIII 2). Nord Arrt- et C'>" de Valenciennes.
IVasiers (III 9). Nord Arrt- et C«" de Douai.
B i b ii o g r a p li i c.
Natalis de Wailly, Observations grammaticales sur Ics Chartes fran(,-aiscs
d'Aire en Artois (Biblioth^que de TEcolc des Chartes XXXIl (1871).
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Gaston Raynaud, Elude sur Ic Dialectc picard dans le Ponthieu d'apris
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342 CH. BONNIER,
l'Ecole des Charles XXXVII 5 — 34, 317^ — 57 (paru separenient chez Vieweg
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Armand d' IIerbo7nez, Charles fran^aises ^du Tournaisis (1207 — 1292). —
(Memoires de la Sociele hislorique et litleraire de Tournai (Vol. 17) 1883).
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Heilbronn. Verlag von Geb. Henninger. 1878. in-8''.
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Table.
Etüde Critique des Charles de Douai.
le. Premiere partie. — Recherches sur l'Antagnisme des Charles et du Lan-
gage vulgaire.
a) These soulenue jusqu'ä present: les Charles representent le langage
vulgaire p. 432.
b) Antithese. — Critique du Melange des formes dans les Charles
p. 446.
c) Conclusion : Les Charles ne representent que les habitudes d'un
scribe, et on ne peut s'en servir qu'aprfes les avoir controlees par
le patois p. 450.
d) Contröle des Charles p. 462.
Il>i partie. Caraclerislique de Charles de Douai XIV p. 66 — 69.
a) Le Scribe p. 69 — 70.
ETÜDE CKITIQUE DES CHAKTES DE DOUAI. 343
b) Diplomatique p. 70 — 73.
c) Graphic p. 73—75-
d) Formes phonetiques des Charles comparties du Vermandois , de
Tournai , du Ponlhieu et de Douai. — Controle ainenanl par la
statistique au formes les i)lus represenlees , par suite prefürees , du
scribe p. 75 — 84.
Conclusion generale p. 84 — 87.
Methode pour la publication des Chartcs j). 87.
Bibliographie p. 87.
Charles publikes p. 298 ä 343.
Ch. Bonnier.
Studien zur fr^kischen Heldensage.
i.
Auf den folgenden Seiten soll versucht werden aus den ersten
Anfängen der fränkischen H^ldensaj^ . neue Beweise für die mythi-
schen Bestandteile besonders der vier Hauptschemata einer voll-
ständigen chanson zu schöpfen. Zu- meinen Bemerkungen über
das 2. Schema, Kampf des Heroen gegen einen Verräter (Ztschr.
XII 365 ff.), habe ich hier nur wenig hinzuzufügen. Ich habe ge-
glaubt dafs die Buggeschen Angriffe gegen die Baiderepisode durch
die Erwiderungen von Müllenhoflf (Altertumskunde V) u. a. als wider-
legt betrachtet werden konnten (vgl. Golther über Bugge Studien III,
Litteraturblatt f. germ. u. rom. Phil. i88q No. 4). Wenn ich darin
gefehlt habe, so ist die Korrektur leicht. Ich werde weiter unten
eine Parallelle dafür bringen dafs eine Urform des Baidermythus
sich wie in anderen IVIythen so auch im germanischen vorgefunden
hat, ein wilder Spröfsling auf den christliche und antike Elemente
gesetzt sein mögen. Auch ein böser Gott, wenn auch nicht Loki
geheifsen, ist nach zahlreichen Analogien bei Völkern aller Breiten
auch bei den Germanen gefürchtet worden , und das genügt als
Stütze meiner Hypothese. Wenn aber auch den Germanen weniger
zugesprochen werden soll als sehr vielen afrikanischen und poly-
nesischen Völkerschaften , die einen mehr oder weniger ausgespro-
chenen Dualismus der Gottheiten aufweisen, und die Baiderepisode
ganz und voll eingeführt wäre, dann \vürde der mythisch-religiöse
Charakter der Ganelonsage nach meinen Ausführungen noch immer
bestehen bleiben, freilich nicht als germanisch. Es wäre dann die
Rolandsage wie ihre Schwester die Siegfriedsage aus antiken Ele-
menten (Achilles) und christlichen Legenden zusammengesetzt. Nun
ist aber Achilles wie Adonis stets mit Hackelberend-Odin ver-
glichen worden und von der christlichen Lehre dafs Gott seinen
eingeborenen Sohn für das Heil der Menschen geopfert hat, ist
behauptet worden dafs sie ein Vor- oder Zerrbild habe eben in
jenen orientalisch-griechischen Mythen, welche ich XII 366 fif. an-
führte. Freilich ist ein direkter Beweis von dem Vorhandensein
des Balder-Mythus bei den Franken nicht zu führen. Ich möchte
indessen auf eine Stelle bei Gregor von Tours II 3 1 hinweisen.
Bekanntlich wird den Göttern der Alten immer mit Nachdruck Un-
sterblichkeit beigelegt, sie heifsen /^£ol aftßQOTOi, C,cövT6g ad, Di
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 345
vHinoi tah'S. Nun sagt das Volk in dem angeführten Kapitel in
direkter also wahrscheinlich der Quelle entnommener Rede: Wir
verlassen die sterblichen Götter u. s. w. Wegen des mortales glaube
ich dafs Gregor hier nicht die antiken Götter mit den germanischen
wie sonst oft konfundiert hat. Wenn nun aber Jemand von ger-
manischen sterblichen Göttern reden hört, so denkt er wohl zu-
nächst an den drastischsten Fall dieser Art, an Balders Tod, der
Untergang der Götter in der sogenannten Götterdämmerung war
wohl weniger allgemein bekannt, wenigstens wenn man nach dem
Eindruck unserer Kenntnisse urteilen darf. Besonderes Gewicht
ist selbstverständlich der Stelle nicht beizulegen.
Auch von dem 4. Schema ist hier nicht viel zu sagen. Einen
Erklärungsversuch jener bekannten Cantilene von der gewöhnlich
siebenjährigen Fahrt eines Helden nach dem Osten könnte man
nach Bugge und Golther etwa in der Erzählung von den sieben
in einer Höhle schlafenden Christen finden, die später wieder zum
Leben erwachen oder noch erwachen sollen. Der Kern der Sage,
die besonders aus Gregor und Paulus Diaconus bekannt ist, findet
sich schon bei Plinius und im Koran (Gieseler Kirchengeschichte I, 2,
S. 429 ff.). Sie beruht nach meiner Ansicht auf einem Sonnen- oder
Gestirnmythus der in verschiedenen Formen in den verschieden-
sten (iegenden lokalisiert sein mag. Die Ähnlichkeit mit den ger-
manischen Versionen ist insofern unverkennbar als das Verschwinden
in einem Berge ziemlich allgemein als Symbol des Todes auf-
gefafst wird, und zwar des mythischen Todes von dem ein Er-
wachen gehofft wird. Darum sind die betreffenden Sagen auch
von Schambach-Müller (Niedersächsische Sagen, Anhang) mit den-
jenigen die hier in Betracht kommen zusammengestellt. Anderer-
seits ist ja der langjährige Kampf eines Heroen von diesem Zauber-
schlafe, nachdem die mythische Grundlage unkenntlich geworden
war, recht verschieden. Es ist meines Wissens nur ein indirekter
Versuch gemacht den mythischen Charakter dieser Episode zu be-
streiten, worauf ich gleich zurückkommen werde. Geschichtlich
sind diese Fahrten nicht zu erklären. Man würde zunächst an die
Kreuzzüge denken, aber das Alter der Childerichsage, von der
gleich noch die Rede sein wird , ganz abgesehen von der Ch. de
Roland , der Pelerinage und der Brandansage belehrt uns eines
besseren. Dagegen trifft es nicht zu wie Rajna Origini 272 Anm. 2
meint, dafs man auch dem Chlodowech ein solche Fahrt angedichtet
habe. Das Hie fertur in Oriente fnisse etc. bezieht sich auf das
logische Subjekt in dem ganzen Kapitel (II 3g), auf den Bischof
Licinius, das beweist X 31 No. 9. — Dafs die Sage auch nicht
etwa erst zur Zeit der Völkerwanderung entstanden ist, kann man,
glaube ich, schon aus der ganz verschiedenen Form des Hilde-
brandliedes schliefsen. Den besten Beweis liefern natürlich die
antiken Beispiele, Odysseus, Herakles besonders auch der germa-
nische Gott bei Tacitus, Dionysos. Das Gegenstück zu diesem
Mythus ist bekanntlich nach der gewöhnlichen Annahme die Sage
340 G. OSTERHAGE,
von einer verbannten Frau, Genovefa, Sibilla u. a., etwa der Idun-
episode in der Edda entsprechend. Im c. VIII der Origini hat
Rajna die mythische Bedeutung dieser Episode bestritten. Ich kann
seiner Ansicht nicht beipflichten. Die Erzählung des Fredegar und
Paulus von der Verbannung der Gundiperga ist eben vom Mythus
beeinflufst, der viel älter ist und dessen frühere Formen in den
Erzählungen von den Irrungen der Istar, Aphrodite (um Adonis zu
suchen), Persephone, Leto, welche nirgends einen Ort für ihre
Niederkunft finden kann, noch erkennbar sind, wenngleich die ger-
manischen Formen ihre Eigentümlichkeiten haben. Ich folge der An-
sicht von G. Paris Hist. p. 432: Tous les recits de ce genre semblent avoir
un fondement essentiellement rnythique: ih parlent sa7is doute de Vepouse
du soleil, captive ou mecomme pendant Ja dtiree de Vhiver, mais rentrant
avec la saisoti nouvelle dans les droits qii'elle 7i\mrait jamais du perdre
(vgl. die Anm. 2). Ein wesentlicher Punkt ist die Geburt eines
Göttersohnes der den riiello tragen mufs in der Einöde, das trifft
eben zu bei Leto, auch bei der grofsen Stammesmutter Hagar die
von Abraham verstofsen in der Wüste irrend den Ismael vom Herrn
neu geschenkt erhält. Die Studien von Grundvig, dessen Ansicht
Rajna bekämpft, habe ich leider nicht benutzen können ; sie werden
von Kennern als über alles Lob erhaben gerühmt. Die Zeit von
25 — 30 Jahren genügte vollauf bei der Entfernung der Örtlichkeit
um die Geschichte der langobardischen Königin bei Fredegar my-
thisch inficiert erscheinen zu lassen, die Sache mag sich aber auch
wirklich so zugetragen haben ohne auf die ältere Sage irgend
welchen Einflufs zu üben.
Ich komme nunmehr zu dem ersten Schema. Gregor von
Tours II 2g wird erzählt dafs Chlodowech nach dem Tode seines
christlich getauften ersten Sohnes der Königin Vorwürfe macht und
ihr die Ohnmacht ihres Gottes vorhält (Greg. T. II 29 Deoriim
7iostrortini jtissione cuncta creanttir ac prudeunt, Dens vero vester nihil
posse vianefestatur , et quod magis est, nee de deorum genere esse pro-
batur). Die letzten Worte sind höchst beachtenswert, da sie nach
meiner Meinung unzweifelhaft andeuten dafs auch nach Gregor,
nicht blofs nach Fredegar, Chlodewech einen göttlichen Ursprung
seines Stammes annahm. Auf wen sollen die Worte sonst wohl
Bezug haben als auf ihn selbst? Dafs Chlodowech Heroen gött-
licher Herkunft entsprechend den Wölsungen kannte, ist wohl
sicher, doch scheint es mir fern zu liegen gerade in diesem Falle
an sie zu denken. Es scheint mir eben nur mögltch, dafs er von
sich redet. Offenbar machten ja auch die Merovinger nach der
Mitteilung Fredegars über die bestia Neptuni Anspruch auf göttliche
Herkunft. Wie nahe der Gedanke lag, kann man abgesehen von
allen anderen einschlägigen Thatsachen schon daraus schliefsen,
dafs auch in christlicher Zeit, speziell bei Gregor, Vorgänge in
fürstlichen Häusern, besonders der Tod des Herrschers, durch
Ilimmelserscheinungen angekündigt werden, wie bei dem Tode des
Gottessohnes die Sonne sich verfinsterte u. s. w. Man vergleiche
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 347
dazu die Nachrichten über die meteorischen Phänomene vor dem
Tode der Königin Ranavalona I. von Madagaskar a. 1861 zusammen-
gestellt bei Gloatz, Die spekulative Theologie I 702 f.). Dafs wohl
alle afrikanischen und polynesischen Völker ihre Herrscher direkt
vergöttern oder bei etwas vorgeschrittener Kultur ihnen wenigstens
göttlichen Ursprung zuerkennen ist bekannt (vgl. u. a. Bastian H.
Sage 13, 51, 54, 75, 102, 121, Gloatz, so oft von einem neuen
Stamme die Rede ist). Um von den z. T. künstlichen Genealogien
des Altertums zu schweigen , bemerke ich nur dafs kein germani-
sches Herrschergeschlecht, wie es scheint, den Glauben an eine
übernatürliche Herkunft entbehrt hat; Amalern, Balthen, Mero-
vingern wird sie ausdrücklich vindiciert, bei den Karolingern und
den Häusern Bouillon und Anjou ist sie leicht zu erkennen. Wo
sich jene Verdunkelungen der Gestirne und Ähnliches bei christ-
lichen Schriftstellern finden, sind sie Reste des Heidentums, es sei
denn dafs der Autor wagen konnte den Tod des Heroen etwa mit
Christi Tode zu vergleichen, was bei Gregor ausgeschlossen ist.
Der innere Grund des heidnischen Glaubens dürfte in der An-
nahme der Seelenwanderung zu suchen sein von welcher sich
überall Spuren finden. Wie noch jetzt der Volksglaube den Holz-
hauer der den Sonntag entheiligte in den Mond versetzt, so gab
man den Verstorbenen die Gestirne zum Aufenthalt. Dafs Licht-
effekte auf Schlachtreihen gedeutet wurden (besonders wohl das
Nordlicht?) ist bekannt (vgl, u. a. Annales Xantenses, Pertz
Scriptores II 225 f. Daher rührt die Sage dafs nach der grofsen
Hunnenschlacht die Geister der Gefallenen den Kampf in den
Wolken fortsetzten. Wenn die Gestirne also vor dem Tode eines
Fürsten sich verdunkeln so bezeichnet das eben die Trauer seiner
göttlichen Ahnen die vom Himmel auf ihn herabsehen.
Die Stelle der Germania über den Mannus spricht für sich
auch nach der Interpretation von Rajna (Orig. 27). Aber auch
wenn Tacitus nach der Art der Römer einen .deutschen Helden
Hercules nennt, mufs ihm doch neben dem Kampfe gegen den
Verräter Eurystheus, den „Fahrten" zur Ausführung der zwölf
Thaten und etwa der Omphaleepisode, besonders auch die gött-
liche Abkunft des Heroen vorschweben , und Analoges mufs er in
der entsprechenden deutschen Sage gefunden haben. Ich glaube
hier schon darauf hinweisen zu dürfen, wie tief die Urformen das
fränkischen Epos in die Urgeschichte der Menschheit speziell der
Germanen zurückgehen und wie sehr Holtzmann das Richtige ge-
troffen hat, wenn er Germania I 495 sagt: „Aus diesen franzö-
sischen Chansons de Geste, können wir germanische Sitten und
germanischen Geist viel besser kennen lernen, als aus allen mittel-
hochdeutschen Rittergedichten."
Ein gotliischcr Herakles ist Tanausis , welcher Westasicn und
Ägypten erobert haben soll (Jordanes 47). lliinc ergo Tluinausim
regem Gothorian morhnim inter 7iumina siti popuH co/uerunl fügt Jor-
danes euemeristisch hinzu (vgl. Bessc;l in Ersch und Gruber „(>o-
348 G. ÖSTERHAGE,
then"). Nebenbei weise ich hier auf eine Stelle des Jordanes hin
die mir grofse Ähnlichkeit mit den zahlreichen Sagen über „berg-
entrückte" Helden und Heroen zu haben 'scheint. Statt der Berge
erscheinen in der sarmatischen Tiefebene naturgemäfs Sümpfe,
Niederungen u. s. w. Auf dem Zuge von Scandza kam das Heer
ad Scylhiae to'ras, qtiae lingua eortwi Oium vöcaba?itur : übt delectatus
magna iihei'tate j-egionum et exercitus mediaetate tratisposiia pons dicihir,
Wide ainnem trajecerat, mreparabilüer corrtässe, nee ulterius jam cuidam
licuit ire aut redire . nam ts locus, ut fertia-, ti'emidis paludibus vora-
gine circumjecta concluditu?', quem utraque confusione natura reddidit
inpervium . verumtamen hodieque illic et voces armejitorum audiri et in-
dicia honiinum dep7-aehendi comineantium attestationein, qua7nvis a longe
audientium credere licet IV 27, vgl. Ztschr. XI 336 f. — Die berühmte
uns hier interessierende Stelle über die Abstammung der Amaler
von den Äsen [Romanos devincunt — unter Domitian — . . magnaque
potiti per loca victoria jam proceres suos, quorum quasi fortuna vince-
bant, non puros homines, sed semideos id est Ansis vocaverunt XIII 78)
wird von Allen im gleichen Sinne aufgefafst (Grimm, Bessel I 75,
S. 155, Müllenhoflf Jordanes ed. Mommsen 146, Bugge, Studien I
Einl.). Nur die Annahme Grimms dafs der Stammheros Gapt =
Gaut und damit gleich Geat, einem Beinamen Odins, sei bezweifelt
Müllenhoff (Jordanes 143). Als Gegenstück zu den Anthropogonieen
im Rigsmäl und in der Germania-Abstammung der Ingävonen, Her-
minonen und Istävonen — erscheint die Sage von der Herkunft
der Hunnen (Jordanes XXIV 121 f.): Nain hos ut refert antiquitas,
ita extilisse comperimus. Filimer rex Gothorum . . . post egressu
Scandzae insulae jam quinto loco tenens priricipatum . . . repperit in
populo suo quasdam magas inulieres, quas patrio sermone Haliurunnas
is ipse cogno7ni7iat, easque habend suspectus de medio sui proturbat longeque
ab exercittc suo fugatas in solitudine?ti coegit errare. Quas Spiritus
i7nmimdi per heriimim vagantes dum vidissent et eorum cojuplexibus in
coitu miscuissoit, genus hoc ferocissimuin ediderunt . . . minutum tetriwi
atque exile . . . Aus diesen drei Adjektiven schliefst Bessel a. a. O. 162
dafs die Spiritus immundi wahrscheinlich als Zwerge oder Schwarz-
elfen gedacht seien. „Döchalfar . . würde wörtlich durch genii ob-
scuri übersetzt sein, aber vom christlichen Standpunkte Cassiodors
aus ist der biblische Begriff Spiritus immundi immer noch eine sehr
gute Übersetzung." Jedenfalls ist die Abstammung von göttUchen
oder halbgöttlichen Wesen nach dieser Stelle auf Grund der all-
gemeinen Analogieen sicher. Auch die Zauberinnen sind, wie wir
aus den INIitteilungen über die Zustände jetziger halbcivilisierter
Stämme schliefsen dürfen, zur Zeit wo noch Menschenopfer dar-
gebracht wurden (41) ohne Zweifel als halbgöttliche Wesen ge-
fürchtet, geehrt und unter Umständen gehafst worden.
Von der Herkunft des Balthen Alarich wissen \s\x nur dafs
Jordanes XXIX 146 ihm eine origo inirifica beilegt, den Inhalt
dieser Worte mufs man sich jedenfalls aus der Merovingersage oder
etwa aus der Erzähluns: des Paulus Diaconus über den König La-
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 349
missio erklären : es scheint mir nicht darin zu hegen, dafs auch er
parallel mit den Amalern von den Äsen oder „Halbgöttern" her-
kommen soll.
Bei den Longobarden hat wegen der Vielheit der Dynasten-
gruppen eine Stammsage sich nicht ausschliefslich behaupten können.
Ihre erste Herrscherin oder wenn man genau dem Paulus folgt die
Mutter ihrer ersten Fürsten ist offenbar eine weissagende germani-
sche Priesterin die direkt mit den Göttern (Frea) vorkehrt. Dafs
sie vom Geschlechte der Götter ist fügt er nicht hinzu, konnte er
auch nicht sagen, da er die ganze Sage ausdrücklich als lächerlich
bezeichnet. Die Kindheit des Königs Lamissio erinnert auffällig
an die Erzählung vom Schwanenritter. Paulus hat sie rationalistisch,
euhemeristisch aufgefafst und dargestellt, wodurch sie natürlich
ihren märchenhaften Charakter eingebüfst hat. Der Redaktor des
Chevalier au cygne stand 500 Jahre später der Sage viel freier und
unbefangener gegenüber und hat ihr ihre Schönheit wahren können.
— Eine nicht unähnliche Geschichte wird übrigens im Leben des
h. Ludgerus (Pertz M. G. II 406) von dessen Mutter erzählt. Die
Urgrofsmutter der Heiligen, von Charakter der bösen Grofsmutter
im Ch. au cygne entsprechend — iii furorem conversa, dojutnabahcr
enim illa furibunda in iota domu, praefata illa ferox — will ihre
Enkelin die Mutter des Bischofs, weil aus der Ehe des Sohnes
nur Töchter entspringen, in einem Eimer ertränken lassen. Die
Kleine hielt sich aber, obwohl sie noch nichts Irdisches genossen
hatte, am Rande so fest dafs unterdessen eine Nachbarin herbei-
kam und sie rettete. Hanc ergo fortitudinevi tenerrimae piiellae ex
divina credimus actum praedestinatione, eo quod ex ea duo episcopi fuis-
setit oriundi, videlicet Liutgerus et et Hildigrimiis. Der Vorgang hat
in jeder Beziehung Ähnlichkeit mit der übernatürlichen Herkunft
der Fürsten. Desiderius träumt nach der Legende der h. Julia
kurz vor seiner Wahl zum Könige, als er unter einem Baume
schlief und eine Schlange sich um sein Haupt, wand, dafs er mit
dem Diadem gekrönt werde. Die Sage hat Ähnlichkeit mit der
Gaydonsage (Ztschr. XI 14). Dafs die Schlange unter allen Breiten
besonders allerdings in den afrikanischen und orientalischen Reli-
gionen aber auch im Norden als heiliges Tier (sacer in seinem
Doppelsinn) galt ist mehr als bekannt. Diese Sagen sind indessen
von einem allgemeineren Gesichtspunkte zu betrachten um ihre
gehörige Beleuchtung zu erhalten. In allen vorchristlichen Reli-
gionen finden sich mehr oder weniger erhebliche Spuren des
Glaubens an eine Seelenwanderung : ein in der lüitwickeiung des
Gottesbegriffes neben dem Ahnenkult und im Anschlufs an diesen
höchst wichtiges Moment. Nun gehen zwar die Seelen der ver-
götterten Abgestorbenen auch in andere Tiere, z. B. vielfach in
Krokodile über, ganz besonders aber in Vögel und Schlangen,
offenbar weil die ersteren in nächster Beziehung zu dem Allvater
„Uranos", die letzteren in ebenso naher zur gemeinsamen Mutter
„Gäa" standen.
350 G. OSTERHAGE,
Die Erklärung (Hist. poetique 220) zu dem Verse Si fu la
premerame de Pepin el de Vange (Doon 5) ist offenbar faule de mieux
gegeben , denn befriedigen konnte die Auffassung der Reali wohl
Niemanden. Es liegt an und für sich nahe und scheint auch aus
den Worten Eginhards {pmissis incognitis) zu schliefsen , dafs es
mehrere Sagen über die Geburt Karls d. Gr. gab. Die hier vor-
liegende dürfte in nächster Verwandtschaft stehen mit der Erzählung
der Bibel über den Engel welcher der Sarah erschien und über
die Geburt des Isaak unter Anlehnung an heidnische Sagen dieser
Art von denen wir einen Typus im Rigsmäl haben. — Die aus
den Reali und sonst bekannteste Version über Karls Herkunft
{H. p. 224 f.) ist mit dem Eintreten eines Engels leicht zu verein-
baren. Sonst scheint mir das Wesentlichste der ganzen Erzählung
identisch zu sein, wie ich schon früher (Über einige Ch. de G. des
Lohengrinkr. i) andeutete, mit der Erzählung von dem Zusammen-
treffen des Anchises und der Aphrodite auf dem Ida, und dem
des Königs Oriant mit einer Waldfee in einer Version des Ch. au
cygne. Andere leicht auszuscheidende Elemente sind die auf Volks-
etymologie beruhende Erzählung von dem „Karren" und das Ein-
greifen der Verräter. Der Kern dieses letzteren Moments ist
wieder ein adaptierter mythologischer Vorgang. Der Heros wohnt
gegen seinen Willen bezw. ohne sein Wissen einer Person bei die
von einem mythisch-mystischen Verlangen getrieben gerade von
ihm empfangen will. Am deutlichsten tritt das hervor in der be-
kanntfen Episode des Lancelot (vgl. P. Paris, Rom. de la t. r. V. 308).
Etwas denaturierte Beispiele sind Baud. de Sebourc I 48 Elienor,
im Bastart de Bouillon die Synamondeepisode, Belisent im Amis uud
Amiles , vgl. auch Rosamunda im Paulus Diaconus II 28. Nicht
vergessen darf werden, dafs bei der ganzen Darstellung eine ge-
wisse Decenz gewahrt werden mufste. Antike Offenheit wohnte der
Sage ursprünglich inne, mufste aber verhüllt werden. — Von der
einen Darstellung der Jugend Karls hat G, Paris H. p. anerkannt,
dafs sie einen Mythus reflektiert. Lhistoire de Venfance de Char-
lemagne, teile que la raconte la chronique de Weihenstephan (H. p. 229),
ressemble trop ä celle de cent autres heros, depuis Krischna jusqu^ä
Roland, pour ne pas avoir un fond mythique: le jeune dieu grandü
dans l'obsctD'tte, le plus souvent niiconnu, expose vietne par ses parents,
eleve au müieic de bergers, de paysatis, reconnu enfin et triomphant, c'est
sans doute encore Vimage du solei'l sortant des tenebres de Vhiver. Si
cette partie du recii de la chronique bavaroise etait traduite du fran-
gais, comme la suite , il faudrait modifier le jugement parte plus haut
sur notre cpopee, ?nais il est ä peu prh certain qiSil fi'eji est pas ainsi
(436).
Hierzu möchte ich Folgendes bemerken. In der Chronik von
Weihenstephan finden sich ältere und jüngere Teile nebeneinander,
sie ist eben eine Kompilation. Es ist höchst unwahrscheinlich dafs
der Teil welcher die Jugendgeschichte Karls erzählt im Wesent-
lichen nicht fränkischen Ursprungs sein sollte. Nur tiefe innerliche
STUDIEN ZUR FRANK. HF.LDKNSAGE. 35 I
Verehrung oder allenfalls Abneigung konnten solche Züge auf
Karl übertragen. Von der letzteren Alternative ist abzusehen, weil
das Ganze sympathisch gehalten ist. Ich glaube daher dafs die
Episode fränkischen Ursprunges ist. Dazu kommt dafs sie sich auf
das Natürlichste an die vorhergehende Erzählung anschliefst, nach-
dem einmal die falsche Berta in den Rahmen eingefügt war. Vor
allem aber scheinen die enfances von Karl, Buovo d'Antona, Aiol,
Doon, schliefslich Baudouin de Sebourc und auch Perceval so viele
verwandte Züge zu bieten, dafs man sie als zusammengeh()rig gelten
lassen mufs. Schöner und natürlicher scheint uns das Verbringen
der Kindheit in der Tiefe der Wälder, in der P^insamkeit des
Landes, an der Brust der Mutter Erde von wo ewig neue Kraft
in die höheren Schichten des Lebens dringt. Aber als Sonnen-
mythus scheint mir die Version älter zu sein nach welcher der
Held bei einem feindlichen Fürsten, aus dessen Gewalt er sich erst
durch List oder Gewalt befreien mufs , aufwächst. Das Durchein-
ander der Elemente ist überall grofs , man vgl. nur die verschie-
denen Phasen des Ödipusmythus. Hier verbringt der Held doch
auch seine Jugendzeit an einem fremden Hofe unter offenbar nei-
dischen Genossen. Die Änderung der Reali wäre schön dadurch
motiviert dafs Karl noch in den enfances sich eine Gemahlin er-
obert, die er nachdem der Mythus in Romantik übergegangen war
nur an einem fremden, feindlichen Hofe finden konnte. Nach dem
Gesagten kann ich mich nicht überzeugen dafs wirklich zwei inner-
lich verschiedene Klassen der ciifances anzunehmen sind. Nun aber
treffen die H. p. 436 angegebenen Kriterien auf Aiol, Doon, Per-
ceval durchaus zu und . somit auch auf die allerdings etwas ab-
weichenden Fälle vom Karl , Baudouin und Buovo. Ich glaube
darnach ohne Übertreibung Geburt und Jugend Karls im Epos als
vom Mythus umhüllt bezeichnen zu dürfen.
Im 2. Buche c. 12 erzählt Gregor von Childerich dafs er auf
sieben Jahre die Herrschaft über die Franken verloren habe und
unterdessen in Thüringen unerkannt durch seine kriegerische Tüch-
tigkeit sich die Liebe der Königin Basina erworben und nach
seiner Rückkehr mit ihr den grofsen Sohn Chlodowech gezeugt
habe. Dafs dieses Kapitel nicht rein geschichtlich ist haben längst
alle Beurteiler erkannt (zu den bei Rajna, Origini 52 f. angeführten
ist noch hinzuzufügen Giesebrecht in seiner Übersetzung II). Rajna
(Orig. 145) hat besondi;rs die Identität dieser Erzählung mit der
entsprechenden Episode im Floovent nachgewiesen und sie dadurch
in eine unauflösliche Kette mit allen chansons de g. gebracht,
welche dieses Schema aufweisen. Ich stimme dem von R. An-
geführten durchaus zu und füge noch einige Anklänge an spätere
Epen hinzu. Der zurückbleibende Vertraute des Childerich den
Fredegar Wiomad nennt sendet seinem Herrn ein halbes Gold-
stück um ihm anzudeuten, dafs die Rückkehr m(')glich ist. Dieser
Zug hat Ähnlichkeit mit den Wiedererkennungen geschiedener Gatten
durch halbe Ringe von denen Schanibach-MüUer, Niedersächsische
352 G. OSTERHAGE,
Sagen 400, 402, 40g eine Reihe von Beispielen geben (Ztschr. XI
204). Die Trennung des Ringes ist eben ein Symbol des Winters.
Ein Ring, wie ein Rad, besonders ein glühendes, oder wie der
runde Klotz der in England am Weihnachtsabende brannte und
von dem ein Stück bis zum nächsten Jahre aufbewahrt wurde sind
Symbole der Sonne. Besonders deutlich zeigt sich das in der
Artussage, z. B. im Lancelot, vvo durch den Ring der Göttin des
Sees jeder Zauber, schauerliche Finsternis mit unheimlichen Auge
und Ohr erschreckenden Erscheinungen, die Nacht eben, gehoben
wird. Das Goldstück dürfte den Ring hier vertreten. Ich habe
schon früher (Ztschr. XI 4 ff.) solche gewöhnlich siebenjährige Fahrten
der Helden als Reflexe eines Odinmythus bezeichnet, nach Grimm,
Schambach-Müller, Prutz, Mannhardt u. a. — Dieser Wiomad giebt
nun dem Römer Aegidius, welcher während der Abwesenheit des
Childerich die Franken regiert die verrücktesten Ratschläge die
jener getreu befolgt und die ihm natürlich bald die Herzen der
Franken gänzlich entfremden. Der Redaktor hat wie es scheint
das Stulti sunt Romani, sapienti Franci illustrieren wollen (Orig.
56). In der ganzen Sache kann ich nicht umhin bei aller Ver-
schiedenheit im Einzelnen eine gewisse Verwandtschaft mit der
Hamletsage , wie sie bei Saxo erscheint , zu entdecken , noch eher
aber wohl mit der Gioneepisode in der Spagna rimata. Gione
stellt sich irrsinnig [maito) und so wirkt er während der Abwesen-
heit des Kaisers in dessen Interesse gegen einen Verräter in Paris
der ihm Krone und Gemahlin rauben will, bis Karl auf dem Zauber-
rosse eines Dämons in einer Nacht aus Spanien zurückkehrt. Auch
hier komme ich wieder auf jenen Odinmythus (Ztschr. XI 8 f.). —
Bevor ich auf die Besprechung der wichtigsten Person, der Basina,
übergehe möchte ich noch auf den Mythus hinweisen der sich in
der Sage von dem Ringe in dem Leichnam der Gemahlin Karls
von dem er sich nicht trennen kann spiegelt. Der Kadaver ist die
winterliche, tote Erde. Der Ring im Munde ist das Ebenbild der
Sonne, welches sie gewissermafsen von den früheren Umarmungen
in sich trägt, der Keim eines zukünftigen Lebens. Karl ist an die
Stelle des Sonnengottes getreten der ja auch im Winter die Erde
nicht ganz verläfst, weim auch seine Umarmungen fruchtlos sind.
Dafs die Trennung schliefslich doch erfolgt ist ein die Sage ab-
schliefsender Zug der dem Mythus natürlich fremd war.
Das Volk verlangte Chlodowechs Geburt besungen zu hören,
wie die des Merow^ech , der Amaler bei den Gothen u. s. w\ Die
Träger des Gesanges hatten dazu ein Schema zur Verfügung,
welches von der früheren Religion geboten wurde und schon mit
kleinen Änderungen oft gedient hatte, ein Prokrustesbett dem sich
die Gestalt der Basina einfügen mufste. Das w^ar die oft variierte
Werbung des Odin-Zeus, in seinen Verjüngungen als Freyr, Sigurd
u. a. Das ist es was ich im Folgenden wahrscheinlich zu machen
habe. — Basina hat Aehnhchkeit mit der Guiborc in der Guil-
laumesage. Wie diese ist sie die Gemahlin eines Fürsten, während
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 353
sonst die Heldinnen dieses Schemas gewöhnlich Jungfrauen sind.
Sie ist aber auch wie Jene eine Zauberin , indem sie ähnlich der
Guiborc in der Brautnacht allerlei Tiere erscheinen läfst. Das ist
doch schliefslich der Sinn der Erzählung des Fredegar, denn sonst
könnte sie ja gar nicht wissen was draufsen vorgeht. Dieser Punkt
ist von grofser Wichtigkeit. Wer Zauberin sagt, sagt Göttin. Der
Zauberer stellt sich gewissermafsen noch über seine Götter (vgl.
XI 342). Das Hervorzaubern ist ein Bild, ein Zerrbild des g(')tt-
lichen Schaffens. Von dem Zauberer verlangt der Polynesier, der
Neger, der Indianer Regen, Gedeihen der Früchte, Gesundheit
u. s. w. Man vergöttert ihn wie die Fürsten, besonders nach dem
Tode in dem allgemein verbreiteten Ahnenkult. Freilich wird er
auch oft genug getötet, wenn er kein Heil schaffen kann, aber
seiner halbgöttlichen Würde thut das keinen Eintrag. Auch den
Fetisch das Symbol der Gottheit zerbricht man wenn er das Gebet
nicht erhört hat, wie in den chansons Karl manchmal das Kreuz
zerbrechen will , wie der sarazenische Fürst mit dem Gotte des
Blitzes Krieg führen will Coronement L. 5150". , wie ja auch der
Christ Gott flucht i^Je Vexhre votre Dieu, Charles i?i Madame Bo-
varj'). Andererseits suchte man des Zauberers oder der Zau-
berin Kraft in sich aufzunehmen durch Genufs des Fleisches {Si
qtiis a diabulo decepius credideril, secundum morem paganorum , virum
aliquem aut feminam strigam esse et homines commedere, ' et propter hoc
ipsam incenderit, vel carnem ejus ad commedendum dederit , vel ipsam
commederit, capitis sentetitiae punietiir. Gap. Paderbr. 6, Pertz I-egum I
48). Religiöser Kannibalismus ist noch jetzt sehr verbreitet (Gloatz
956, 975. 988, QQ4, 1Q31 u. s. w.). Vielleicht hat er überhaupt
nur religiösen Ursprung. Vor allem wünscht- man natürlich der
Kraft eines halbgöttlichen Wesens oder eines Symbols der Gottheit
teilhaftig zu werden (vgl. Ztschr. XII 370). So macht denn Saxo
der die Gottheit euhemeristisch zu erklären sucht den Odin zu
einem König zugleich und zu einem Zauberer, die also der Gott-
heit am nächsten stehen. Hiermit stimmen auch die Ausführungen
von Grimm M.* 861 ff. Wie die Zauberer und Zauberinnen dem
Bittenden subjektiv hold oder unhold sich zeigten, wurden sie ob-
jektiv in zwei Klassen eingeteilt, edle, weissagende Frauen, die die
schönsten Sinnsprüche geben, Wala und Brunhilde in der Edda,
oder in böse, dem Riesengeschlecht angehörige, wobei die Über-
gänge z. T. noch sichtbar sind oder wenigstens durchschimmern,
wie selbstverständlich.
Eie J^pisode Childerich-Basina hat aber nicht nur Ähnlichkeit
mit dem Cyclus Guillaume d'Orange sondern auch mit der Er-
zählung von Odin und Rinda bei Saxo (Holder 78 ff".). Es handelt
.sich vor Allem darum dafs die in der Ferne in der Verbannung
erworbene Basina den grofsen Chlodowcch gebiert, wie die Rinda,
Ruthenorum regis filia, den Rächer des Balder. Gerade die Mo-
mente aus denen Rajna auf die Identität des Floovent mit Childe-
rich schliefst, dafs sie beide unerkannt im fremden Lande weilen,
354 G. OSTERHAGE,
sicli durch ihre Kriegsthaten die Gunst des fremden Königs bzw.
der betreffenden Frauen erwerben, treten bei Saxo markig hervor :
Oihinus OS pileo, ne culiu proderetur, obnub-ens, predictiim i-egem sti-
pejidia vieriturus accedit. A quo magister, militum effeclus, recepto ex-
ercilu, pulcherrimam ex hosiibus vidoriam retiilit. Quefti rex . . . in
primum amicicie gradum adcivit etc. (78). Auch die Edda kennt
um das gleich zu erwähnen den Vorgang, Wegtamskwidha 11:
Rindur im Westen (!) gewinnt den Sohn u. s. w. Rinda zählt zu
den Asinnen, Gylfaginning 36. Zwei Einwände gegen diese Gleich-
stellui:ig sind leicht zu widerlegen. In der Childerichsage sind zwei
Momente vereinigt die bei Saxo getrennt sind die Verbannung und
Erzeugung des künftigen Heros, bezw. der Gewinn seiner Mutter.
Simrock hat die Trennung bei Saxo zu begründen versucht, indem
er sagt erst nach dem Wiederanfange des neuen Lichtjahres folge
die strenge Kälte, die Verbannung des Odin, die Herrschaft des
UUerus. Ich halte das für zu künstlich und gewagt. In den
Chansons sind die beiden Schemata meist getrennt , zuweilen ver-
einigt, wie in der ersten Fahrt Karls nach Spanien. Sie werden
offenbar frei verwandt. Besonders gern tritt die Trennung be-
kanntlich nach ganz kurzem ehelichen Zusammenleben ein. Nach
meiner Ansicht hat Saxo sie getrennt weil er in seiner weitläufigen
Darstellung beide Motive anbringen wollte und weil ihm viele
Fahrten des Odin wie des Thor vorschwebten. Karl macht ja
auch drei solcher „Ostfahrten", zwei nach Spanien eine nach dem
Orient. Der Unterschied ist ganz harmlos. Vielleicht erscheint
der zweite Einwand erheblicher. Die fränkischen Heroen gewinnen
ganz ohne Mühe die Liebe der Heldinnen , Odin aber mufs zur
List (Verkleidung) und schimpflicher Gewalt greifen. Darauf ist
zu erwidern, dafs bei Saxo handgreiflich die Tendenz vorwaltet
den Odin in jeder Weise zu schmähen und dafs ihm diese Ge-
legenheit ihn herabzusetzen besonders zusagen mufste, da er die
Sache mit so behäbiger Breite vorträgt. Vielleicht aber liegen
noch andere Gründe vor. Wenn er die Verkleidung Odins als
Mädchen, welche nach Bugge der Neoptolemossage, entnommen
Sern soll , verwerten wollte , so mufste natürlich eine energische
Weigerung der Geliebten vorangehen. Dann zeigen aber auch die
Göttinnen der Edda zwei Seiten, einmal sind sie schwer zu ge-
winnen, wie Brunhilde, dann wird ihnen wieder grofse Leichtfertig-
keit und Neigung zu Buhlereien vorgeworfen. Es kann dies direkter
Redex des Mythus sein, der in Island natürlich etwas andere
Formen annahm als bei den Franken (Dahn, Urgeschichte 1 125).
Die Identität der beiden Sagen kann darnach nicht wohl bestritten
werden. Sie erstreckt sich besonders auf 5 Punkte: Aufentlialt in
einem fernen wilden Lande, Incognito des Hetoen, überraschende
Thaten im Kriege, Erwerb einer Frau, hohe Bestimmung des Nach-
kommen. Darnach ist die Möglichkeit ausgeschlossen, dafs die
ganze Erzählung des Saxo antiken Sagen entnommen ist. Es mufs
wenigstens ein Stamm auf den das entlehnte Reis gepfropft werden
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 355
konnte in deutschen und nordischen Sagen vorhanden gewesen
sein. Nebenbei bemerkt ist das bei den sämtlichen von Bugge
besprochenen Mythen nach meiner Ansicht der Fall, auch bei dem
Baidermythus. Übrigens scheint Bugge selbst zu empfinden dafs
gerade hier seine Beweisführung nicht ganz stichhaltig ist. Was
sich aufser diesen wesentlichen Teilen in der Erzählung des Saxo
findet, also besonders die Verkleidung Odins als Weib mag antike
Elemente enthalten. Wenn aber nach Bugge die Verkleidung zu
den ursprünglichsten Gliedern der Sage gehören und doch das
Ganze entlehnt sein soll, so stände man allerdings vor einem Rätsel.
Aber alle Verkleidungen Odins als Harbard, im Gespräch mit
Wafthrudnir, alle in den Epen vorkommenden Verkleidungen können
doch nicht gut der Neoptolemussage entnommen sein. Gern will
ich zugeben dafs Bugge in diesem speziellen Falle Recht hat wenn
man die Verkleidung als Mädchen als spätere Zuthat gelten läfst.
Jedenfalls beruht sie aber dann auch hier nicht darauf, dafs der
Inhalt des Dares und Statius seit Jahrhunderten den Nordleuten in
Fleisch und Blut übergegangen war, sondern einfach darauf dafs
der gewandte und belesene Saxo sie direkt entlehnt hat, um den
von ihm immer geschmähten Odin wieder einmal in ungünstigem
Lichte erscheinen zu lassen.
Eine wichtige Rolle spielt bei Saxo der Rosthiophus Phiniucus,
besonders wenn nach der älteren fränkischen Sage die beiden
Fahrten zusammenfielen. Er prophezeit Odin dafs er von der
Rinda den Rächer des Balder gewinnen werde, wirkt also als Haupt-
helfer in Odins Interesse. Nach Bugges Angabc hat Propst Fritz-
ner diesen finnischen Rofsdieb mit dem zauberkundigen Basin, der
auch Rosse stahl, zusammengestellt, eine Vermutung der ich durch-
aus beistimme und die ich von anderen Gesichtspunkten beleuchten
werde (Bugge, übers, v. Brenner 148). Der Diebe die mit Heroen
und mit (Jdin so vertraut verkehren kennen wir aufser diesem Rofs-
dieb mehrere, Maugis, Basin-Elegast , den halb^öttlichen Galopin
(Ztschr. XI 338), die Diebe in Parise la duchesse (XI 207). Dafs
sie Windg()tter sind habe ich in meinem Aufsatze über Renaut zu
beweisen versuclit. Dazu würde passen dafs sie gern Rosse stahlen,
denn die wilde Jagd ist ja ihre Domäne, wobei Rofsschenkel aus
der Luft herabgeworfen werden. Die Winddämonen sind dem
Gotte des Sommers, der Sonne naturgemäfs bald freundlich, bald
feindlich, daher die unklare Stellung der vier Haimonskinder, des
Basin-Elegast, der Kyklopen gegenüber dem Sonnenhelden Herakles.
Die R(ille des Basin welcher Karl in der bekannten Weise rettet
als die Pairs ihn ermorden wollten fasse ich folgendermafsen auf
Bei Eintritt der schlimmen Jahreszeil suchen ein oder mehrere feind-
liche Dämonen den Gott des Sommers zu töten, zu vertreiben
oder zu verbannen. Man vergleiche ägyptische, griechische und
germanische Sagen, auch Ztschr. XII 366 ff. Die Wendepunkte der
Jahreszeiten sind in unseren Breiten die Perioden der Äquinoctial-
winde, welche die Sommerwärrae entführen und wiederbringen, hu
ZeitMclir. f. roiii. l'liil. XIV. 23
356 J. OSTERHAGE,
Mythus retteten darnach die Dämonen der Stürme den sommer-
lichen Gott, den Himmelsgott im Allgemeinen, vor den sein Leben
bedrohenden winterlichen Mächten, die in der Sage als böse Väter,
Brüder, Vassalien u. s. w. sich reflektieren. Es scheint überall ein
Schwanken zu walten, ob man diese diebischen Dämonen freund-
lich oder feindlich auflassen sollte ; Basin galt als Karls Feind, denn
nach einer Version war er von ihm verbannt worden, wie Maugis,
und der finnische Rofsdieb war sonst als Zauberer und Jötun (nach
Bugge) wohl auch nicht gerade ein Freund des Odin. Die Her-
leitung des Rostiophus aus Proteus erscheint Bugge wohl selbst
etwas gewagt, was bleibt auch schliefslich noch von dem griechi-
schen Namen, wenn die Volksetymologie so vollständig gesiegt hat?
Dafs der Jötun gerade durch Prophezeihung Odins Interesse
fördert , mag entlehnt sein , wahrscheinlich kommt mir diese An-
nahme bei der bekannten Weisheit der Jötunen nicht vor.
Die Motivierung der Verbannung des Childerich bei Gregor
und Fredegar gehört wohl auch der Sage an. In gesellschaft-
licher Beziehung war man Fürsten gegenüber wohl nicht so pein-
lich. Macduff" sagt zu seinem Fürsten you may convey your plea-
stires in a spadous pknty. Den Negerfürsten ist überall die Poly-
gamie gestattet. Viele Ethnologen haben ja ein jus p7-imae n. bei
halbcivilisierten Völkern zu Gunsten der Fürsten finden wollen.
Nach Germ, 1 8 waren die Germanen hier auch mehr als nachsichtig.
Dafs die dem Childerich zur Last gelegten Ausschweifungen als
Sage aufzufassen sind, glaube ich annehmen zu dürfen. Childe-
rich und sein Sohn Chlodowech herrschten an der Somme und
Maas und wenn es schon an sich wahrscheinlich ist dafs die Franken
ihre Sagen aus ihren alten Sitzen mitgebracht haben , so liegt es
besonders hier nahe anzunehmen, dafs eine diese Fürsten betref-
fende Sage in ihrem Stammlande entstanden ist. Recht eigentüm-
lich scheint es mir nun dafs an der Somme und Maas auch die
ganz ähnlichen (Rom. XIII 603) Hugues Capet und B. de Seboürc
betreffenden Sagen lokalisiert sind, und ich habe schon gelegentlich
angedeutet dafs die Spanier ihre Don Juan-Sage, welche soviel ich
weifs erst etwas nach der Reformation erscheint, aus dem südlichen
Belgien entlehnt haben können. Diese Erscheinung findet eine
durchaus befriedigende Erklärung in meiner Ansicht über die Sage
von den Haimonskindern (vgl. die Ausführungen Ztschr. XI 201 f..
Über einige eh. des Lohengrinkreise 10 — 13). Ähnliche Sagen
finden sich freilich auch anderswo. Dafs aber z. B. die Lukretia-
sage von den hier besprochenen charakteristisch verschieden ist,
wird wohl unbedenklich zugegeben werden, ebenso die von Frede-
gar kurz vorher (III 7) erwähnte Beleidigung des Lucius in Trier
durch den Imperator Avitus.
Ich komme zur Erörterung der Hauptfrage, ob der Gewinn einer
Frau in der bekannten eijrenartisfen P'orm als Reflex eines Sonnen-
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 357
mythus angesehen werden darf, und ich glaube sie bejahen zu
k()nnen.
Alle Religionen — die drei grofsen expansiven lasse ich aus
dem Spiel, schon weil es uns hier nur auf die europäischen an-
kommt — sind Naturmythen. Darüber sind Philosophen, Theo-
logen, Anthropologen einig. Ein Zwiespalt fängt erst da an wo
die einen behaupten dafs die Urreligionen den Zustand des Ab-
falles von einer Uroffenbarung bezeichnen , die anderen dagegen,
dafs die Annahme einer ursprünglichen Vollkommenheit nicht ge-
rechtfertigt ist. Ich führe PHeiderer an, welcher nach eingehender
Würdigung der bekannteren philosophischen Systeme über die Ur-
religion, über den Stoff an den die lünbildungskraft die religi()sen
Gefühle bei ihrem ersten Auftauchen anknüpfte, bemerkt: „es kann
offenbar kein anderer sein als derjenige, welcher dem Menschen
auf dieser ursprünglichsten Stufe der Natürlichkeit überhaupt allein
zu Gebot steht, die äufsere Welt, die sinnlich wahrnehmbaren Gegen-
stände und Vorgänge der Natur . . . Wie wäre es daher anders
möglich als dafs sein Abhängigkeitsgefühl sich auf die sein Inter-
esse in jeder Beziehung fesselnden Gegenstände und Vorgänge der
Natur richtete, dafs also diese Gegenstände ihm zu Göttersyrabolen,
diese Vorgänge zu Göttergeschichten oder Mythen wurden?"
(die Religion II 8i). Gloatz (Spekulative Theologie 1883 I 85 f.)
giebt kurz folgende Hauptentwickelungsstufen des religiösen Be-
wufstseins an : Vorwiegender Ahnenkult — aber immer in Ver-
schmelzung mit Naturmythen — bei den afrikanischen Völkern,
reichere Mythologie bei den Malayen, Sonnen- und Ilimmelskult
bei den Ostasiaten, Gestirndienst der Westasiaten, Himmelsmythos
der Indogermancn. Die Lektüre dieses Werkes ist allen denen zu
empfehlen , welche wie Rajna (Origini 8) glauben, dafs die Furcht
keinen grofsen Einflufs auf die Bildung der Religionen gehabt
habe. — Bastian (Heil. Sage der Poiynesier; Einl. bes. S. 3) nennt
das Werden der Mythen „die mikrokosmische Wiedersch()pfung des
Makrokosmos". Die Annahme einer ursprünglichen Vollkommenheit
berührt die ethnologischen Thatsachen nicht. Der Hauptpunkt ist
der Übergang von der Religion zur Plpopee. Rajna behauptet es
läge ein Abgrund zwischen Mythus und Ej)opee (10), nach meiner
Ansicht sind Mythus und Epopee ursprünglich Eins, bei der fort-
schreitenden Entwickelung des GottesbegrifTes gingen sie weiter und
weiter auseinander und schliefslich drang der reinere GottesbegritV
in so weite Kreise dafs eine I'.popee überhaupt nicht mehr mög-
lich war und das Kunstepos ihre Stelle einnahm. Der Goltesbegriff
wird, wie Rajna erklärt, die Epopee ist aber von vornherein ein
abgeklärtes, litterarisches Gebilde, welches in vorlitterarischer Zeit
im (Gedächtnis, später in der Schrift fixiert ist. Der Mensch, der
Held, ist anthroporaorphisch älter als seine G()tter, im Epos aber,
welches immer das Werk eines reflektierenden Künstlers ist, er-
scheint die Gottheit als die ältere Macht, der Heros als ihr Kind
oder Schützling. Der Mensch versetzt intellektuell sich in den
23»
350 G. OSTERHAGE,
Makrokosmos, er schafft sich eine neue Sonne indem er sie über-
legen und handeln läfst wie er, neue Naturmächte indem er ihnen
Selbstbewufstsein beilegt. Materiell aber versetzt er seine Vorfahren
vor allem aber die seiner Fürsten, in die kosmischen Potenzen oder
in die Tierwelt ; daher belebt sich für ihn Himmel und Erde, Wald,
Gebirge und Flufs mit Geistern, wohlthätigen oder bösen, die
letzteren überwiegen, je tiefer der allgemeine Stand der Entwicke-
lung des Stammes ist. Die Ahnen aber leben weiter wie hier, sie
gebrauchen Speise und Kleidung, Waffen, Diener und Frauen, sie
kämpfen, lauern ihren Feinden auf, schützen und lieben. Wenn
also ein Dichter einen lebenden Fürsten besingen wollte so konnte
er ihn nicht anreden denn als Sohn eines Gottes und wenn er ihn
nur etwas idealisieren wollte, so mufste er ihn doch den Sohn des
Sturmes , des Flusses , bei gröfserer Devotion Sohn der Sonne
nennen, wie der Hofpoet von Dahomey seinen Herrn. Was er
also auch besang, es waren religiöse Handlungen , pries er seine
Siege so waren die Feinde Gegner des guten Dämons oder seines
Sohnes, schwarze Mächte ; besang er seine Herkunft selbst so war
seine Mutter Genius einer milden, gütigen Macht, des Mondes, des
Landsees, des ruhigen Meeres, vor allem aber die Erde selbst, Gäa
die ursprünglich mit dem Überhimmel, Uranus, vereint gedacht wurde
(Heil. Sage loo). Die polynesische Aphrodite Brilai (ib. 109) wohnt,
wie die griechische Göttern und Menschen bei, und von ihr geht
eine „theogonische Kosmogonie und zugleich eine Heroogonie" aus.
Für die afrikanisch-polynesischen Stämme fliefst also Mythus und
Epopee ineinander.
Aber auch in den indogermanischen Epen ist Mythus —
Religion und menschliches Handeln aufs innigste verknüpft. In
keinem Epos wirkt der Held mit freier Selbstbestimmung. Stets sind
die treibenden Kräfte übernatürliche. Im Homer sind es die Pfeile
des Apollo und die Beratungen der Götter, in den Nibelungen die
Thatsache dafs Siegfried bei der Vermählung der Erunhilde ge-
wissermafsen als Heimdall-Rigr auftritt und die Erinnerung an
Odins Bestrafung der Brunhilde ; in der Ch. de Rol. hat der ganze
Zug religiöse Motive — das ergäbe sich wenn es sonst nicht klar
genug gesagt würde schon aus den Schlufsworten wo Karl gegen
seinen Willen geheifsen wird eine ähnliche Fahrt zu unternehmen —
und im Einzelnen haben die Heroen Schwerter von Gott, wie sie
Odin verschenkte, ein Engel tritt im entscheidenden Kampfe auf,
wie eine Walküre. Der Verrat dürfte auch mythisch sein, er läfst
sich jedenfalls geschichtlich nicht erklären, rein menschlich auch
nicht — der Versuch den ich selbst in dieser Beziehung gemacht
habe, beruhte auf gänzlicher Verkennung des Unterschiedes der
primitiven und modernen Poesie, der Poesie die vom Allgemeinen
zum Besonderen geht und der des Cervantes und Shakespeare, die
umgekehrt verfährt, kurz gesagt der des Makrokosmos und des
Mikrokosmos. — Dafs diese Bemerkungen über die religiösen Flaupt-
motive eines Epos richtig sind, wird am besten bestätigt durch die
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 359
Auffassung welche Virgil, Tasso, Milton, Klopstock deutlich kund-
geben.
Und wenn nun endlich das Epos die reine Geschichte wäre,
dann müfste erst recht die Verbindung von Religion und Herrscher-
würde eine enge sein. Überall finden wir den Zauberer neben
dem Hcäuptling, den Priester neben dem Könige. AulYallen werden
uns nur solche Perioden in der Geschichte wo dieses Band zer-
rissen wird, sie prägen sich wegen der ihnen eigenartigen Kämpfe
dem Gedächtnisse mehr ein, aber normal sind sie nicht. Nun will
ich gern zugeben dafs für gewöhnlich der „Egoismus" wie Rajna
irgendwo bemerkt in der Geschichte das bewegende Moment ist
ist und der Priester nur sekundiert. Dabei ist aber nicht zu über-
sehen, dafs der Egoismus wenigstens als luidämonisraus von dem
abstrakten Dogma abgesehen auch in jeder Form der Religion so-
fern sie von iNIenschen geübt wird eine Hauptrolle spielt, und dafs
jedenfalls in einer litterarischen Darstellung jedes grofsen Ereig-
nisses wenn sie für eine gröfsere Menge berechnet ist der Redaktor
immer den allgemeinen religiösen , philosophischen Gesichtspunkt
voransetzen mufs und voransetzt, der natiole, der Stariames- oder
Racenegoismus reicht nie ganz allein dazu aus die mafslosen Opfer
neben dem erreichten Resultate als begründet hinzustellen Darum
ist auch in der ganzen Geschichte, d. h. in der Darstellung des
Geschehenen die Religion das wichtigste Objekt so bald die Vor-
gänge zeitlich von uns hinreichend entfernt sind dafs unsere per-
sönlichen Interessen in keiner Weise mehr berührt werden , also
nicht bei den Griechen, wiegen der Kunst, und nicht bei den
Römern wegen ihres Rechts, oder auch der Kirchengewalt. Bei
allen orientalischen Völkern interessiert uns ihre äufsere Kultur ge-
wifs auch, aber in weit höherem Grade ihre Religion. Die religiö-
sen Anschauungen der Veden , die Reformation des Budha, der
Feuerkultus und Gestirndienst sind für unser Wissen unendlich
wichtigere Objekte als alle Kämpfe der Dynastieen, und die Er-
oberungen grofser Provinzen. Dafs es überall berühmte Krieger
gab, d. h. auf die INIenge auch äufserlich fascinierend wirkende
Intelligenzen offensiven Naturells, ist selbstverständlich für uns, und
ist von dem Augenblicke ihres Hinscheidens an als das minder
Wichtige aus dem Gedächtnisse der Menschen langsam aber sicher
entschwunden ; nur die Namen blieben haften , die die Dichtung
mit dem Göttlichen in Verbindung brachte.
Nach diesen allgemeinen Bemerkungen führe ich nun auf
Grund der Annahme eines Uranos-Gäaraythus für die mythische
Auffassung der besprochenen Episode folgende Gründe an. In
der antiken Mythologie tritt die Bedeutung der Verbindungen von
Göttern und Göttinnen, von Heroen mit göttlichen Wesen oder
Halbgöttern u. s. w. noch ziemlich klar hervor. Bald wird die Braut
erkämpft, bald durch Gewalt und List, bald durch List allein ge-
wonnen. Ganz ähnlicher Art wenn auch weniger zahlreich und
kürzer berichtet sind die Liebeleien Odins auf welche in der l'xlda
360 G. OSTERHAGE,
wiederholt hingewiesen wird. Da nun die Heroen in beiden Ge-
bieten von den Göttern ihren Ursprung haben so sind ihre Kämpfe
gegen feindliche Väter oder Brüder in deren Gewalt sich die ihnen
geneigten Schönen befinden wohl ebenso zu erklären wie bei den
Griechen. Der historische Name wurde in das feste Schema ein-
gefügt und kleine Änderungen vorgenommen; übermäfsig haben
sich die Redaktoren nicht angestrengt. Das meiste that für sie die
lebendige Tradition die sich besonders in zwei Richtungen erhielt.
Die Fürsten haben wie aus Täcitus klar hervorgeht ein ihnen gern
zugestandenes Deflorationsrecht oder wenn man will (Schmidt
Ztschr. für Ethnologie 52 und sonst) ein ihnen aufgedrängtes Onus
dieser Art. Die Beispiele aus halbwilden Stämmen sind bekannt
genug. Sie galten eben als Nachkommen jenes allgemein arischen
Himmelsgottes dem auch in dieser Beziehung alle Wesen unter-
than waren. Eine zweite Art der Tradition erhielt sich in den
Frühlings- und sonstigen Festen, wo die Verbindung eines männ-
lichen und weiblichen Prinzips deutlich durch Menschen symboli-
siert wurde. Hier könnte man sehr gut nicht nur eine Analogie
sondern die wirkliche Quelle dieses Schemas suchen. Diese Jahres-
feste sind von Mannhardt (F. u. W. K. I) im 4. und 5. Kapitel
•S. 311 — 496 ausführlich besprochen worden (vgl. Ztschr. XII 366).
Überall ist wesentlich ein Paar als Symbol der Sonne, des Himmels,
und der empfangenden Erde, meistens auch die Vorstellung von
einem Kampfe in milderer oder schärferer Form um den Besitz
des weiblichen Symbols. Diese Feste sind in ganz ähnlicher Weise
durch Jahrtausende begangen worden. Es ist ja gerade der Grund-
zug des IMannhardtschen Werkes dafs er die heute hoch vor-
handenen Erscheinungen durch die Jahrhunderte in Verbindung
setzt mit antiken Sitten und Festen, wobei ja selbstverständlich viele
Glieder fehlen, aber die Elemente sind so einfach dafs man solche
Feste auch nach halben Andeutungen unbedenklich annehmen darf.
Die französische Kritik hat dies auch ausdrücklich anerkannt (z. B.
Revue celtique III 502 Gaidoz) und nur beciauert dafs in Frank-
reich auf diesem Gebiete so wenig geleistet werde und dafs Mann-
hardt für französische Sitten direkt sammeln mufste. Ausdrückliche
Zeugnisse dafs derartige Feste gefeiert wurden glaube ich in den
Kapitularien zu finden (vgl. auch Gieseler Kirchengeschichte I 2,
455 über Concilienbeschlüsse die darauf hinweisen). Die folgende
Stelle (vgl. Ducange, brunaticus, maida) scheint sich auf den Anfang
des neuen Lichtjahres zu beziehen : De pravos illos homines qiä
brunaticus colunt, et de hottmtibus suis subtus jnaida cerias incen-
dunt, et votos vovent . . . (cap. Longobard. a 786. Pertz legum. I 51).
Ganz besonders aber glaube ich hier solche Stellen verwerten zu
dürfen wo von spurcitiae gentilitatis (z. B. Pertz I 33) die Rede ist,
oder von spurcalibus in Februario (19), weil diese Ausdrücke doch
immerhin den (Jedanken an geschlechtliche Dinge iiahe legen;
und dafs die Frühjahrsfeste zur Zeit der Menschenopfer weniger
zart gefeiert wurden als heute , darf man wohl annehmen. Diese
STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE. 36 I
Volksfeste an den W'entlepunkten der Zeiten waren wohl, wenn man
nach den Gebräuchen der am tiefsten stehenden Völker schliefsen
darf, die erste instinktive Regung des rehgiösen Volksbewufstseins,
sie haben sich , wie aus den Überlieferungen klar erhellt am
zähesten erhalten, als Erinnernng an die gröfste Kulturthat vor-
christlicher Zeit an die Schöpfung einer Rehgion. Ihr Einflufs auf
alle drei Gattungen der Dichtung ist nach meiner Ansicht evident,
auf die Lyrik unbestritten, auf die Dramatik, die aus ihnen erwuchs,
auf die Epik in den beiden Punkten : Kampf gegen die Verräter,
Kampf um die Fürstin.
Was nnn die von Rajna (O. 81) wie es scheint doch zum Be-
weise für die von ihm aufgestellte Behauptung dafs die Heroen sich
eine Frau erobern d. h. rauben, aus der Geschichte der Longo-
barden entnommenen Beispiele angeht so sind sie alle drei wohl
kaum mit unserem Falle zu vergleichen. Um die Theudelinde für
Authari zu werben geht eine Gesandtschaft nach Baiern, der sich
der Bräutigam unerkannt anschliefst. Das erste war der regel-
rechte Weg bei fürstlichen Heiraten, Gregor bietet solche Fälle
ohne alles phantastische Beiwerk in Menge (u. a. IV 9, 25, 26, 27,
28, 38, VI 18, 34, vgl. IX 16, 20, 25). Als germanische Fürsten
auf römischem Boden Herrscher geworden suchten sie sich nicht
nur die Rechte sondern auch das äufsere Auftreten der Imperatoren
anzueignen , was mit beinahe greisenhafter Nüchternheit durch-
geführt bei den Ehen alle Romantik ausschlofs. Die sagenhaften
Züge bei dem Werben um die Theudelinde hat Paulus deutlich
genug den Berichten Gregors über Basina und Chlotilde ent-
nommen und durch kleine Änderungen die Sache des Geheimnis-
vollen und Wunderbaren vollständig entkleidet. Ebensowenig geht
der Raub der Rosemunda uns hier etwas an. Sie hat nicht die
mindeste Ähnlichkeit mit den Heldinnen des 3. Schemas. Die
ganze Erzählung des Paulus dreht sich überhaupt nicht um sie die
als kinderlos hier gar nicht in Betracht kommen konnte, sondern
um den als Becher benutzten Schädel und um die Rache für diese
Entweihung des Todes die dem Christen allerdings etwas grauen-
volles war. Die Erzählung spiegelt jedenfalls alte Sitte wieder, in
Afrika findet sie sich noch häufig genug, und insofern ist sie ja
wertvoll, aber nicht für unseren Fall. Überhaupt konnte sich eine
solche Sage bei den Longobarden nicht festsetzen, weil ja fort-
während neue Dynastien aufkamen und durch die häufige Kinder-
losigkeit der Konige gefährliche Unsicherheiten in der Thronfolge
eintraten. Hätte Theudelinde einen Chlodow^ech geboren, so würde
Paulus wohl im Volksmunde eine bessere Sage über ihre Hochzeit
gefunden haben, die er jetzt mitteilt ist ein Produkt der Gelehr-
samkeit. — Schon in den ältesten Zeiten wurden die Werbungen der
Königssöhne oder Töchter wie die Schwertleite der edlen Jünglinge
in den (iauversammlungen mit einer gewissen P'eicrlichkeit begangen
(Dahn, Urgeschichte I 8q, vgl. Könige der Germ. 1 18). Aus dieser
Sitte konnte man auf eine Verherrlichung des Frauenraubes nicht
362 G. OSTERHAGE, STUDIEN ZUR FRANK. HELDENSAGE.
wohl gelangen, am wenigsten auf eine so komplizierte eigentümliche
Form der Eroberung wie sie in der Siegfriedsage vorliegt, die Kajna
doch auch von den anderen Fällen nicht -trennen will (Origini 80).
Ich bleibe somit auch hier bei meiner früher (XI 4 flf.) geäufserten
Ansicht. Die Epopee hat fast überall einen historischen Kern, der
Helden Name, Kampf und Erfolg sind Thatsachen, aber die Volks-
sage hat sie mit dem Schimmer des Göttlichen umgeben. Ihre
Abstammung von den Göttern läfst sie auch für ihre Söhne eine
göttliche Mutter gewinnen, ihre Kämpfe in der Nähe sind gegen
finstere Mächte gerichtet, in der Ferne sind sie den Fahrten der
Götter ebenbürtig.
G. OsTERHAGE.
Etymologisches.
(Forts. Ztschr. XHI 404.)
18. franz. inazelte
verzeichnet Littrc mit den folgenden drei Bedeutungen: i" Me-
chant petit cheval. Also nicht eigtnitlich, wie in deutschen W(')rter-
büchern angegeben wird, Schindmähre, Kracke, worin der BegriiT
der Kleinheit nicht hervortritt. 2*^ Celui qui manque de force,
d'ardeur. 30 Personne inhabile a quelque jeu qui demande de la
combinaison ou de l'adresse. Diez bringt E. W, IIc Frisch's Her-
leitung aus deutschem malz, ungeschickt, Klotz „ein matzicht pferd,
ein matziger kerl". Littre fragt im Dict. „ÄInzet, diminutif de tnaze,
fourmi, vient-il de l'allemand Ameise, fourmi?" G. Paris (Rom. III)
erinnert an dial. ital. mazeta , Dirainut. von mazza, Stock, wozu
sich das franz. Wort begrifflich verhalten würde, wie btu-do Maul-
tier zu bourdon Stab etc. Leichter als Frisch's Etymon dürfte sich
Littre's lautlich und wohl auch begrifflich rechtfertigen lassen.
G. Paris' Deutung würde ich dann unbedenklich zustimmen , wenn
auch das ital. Wort mit der Bedeutung des franz. mazette sich nach-
weisen liefse. Hier ein anderer Erklärungsversuch : Der erste Be-
standteil des Diminutivums mazeite ist deutsches Gleise (ahd. meisa,
mhd. meise; germ, ei ai== frz. a, s. Mackel, Die germ. Elem. p. 1 14 ff.),
das in unerweiterter Gestalt heute im Bas Valais als maize (s. Bridel
Glossaire und Rolland Faune pop. II 303) erhalten ist. Mazette be-
deutet demnach eigentlich (kleine) Meise, eine Bezeichnung die auf
ein kleines schlechtes Pferd und auf einen Schwächling überhaupt
übertragen wurde. Auch das mdtl. deutsche mlsker (Diminulivum
zu mes, die Meise), erinnere ich mich öfters in ganz gleicher Be-
deutung gehört zu haben. Rolland bemerkt 1. c. 11 305 En hol-
landais pimpelmees signifie en meme teraps mesange bleu et enfant
delicat, douillet. Zu weiterer Empfehlung gereicht der hier ver-
suchten Deutung, dafs mazette und mezette (zu mees) neben mesange
in französischen Mundarten auch als Bezeichnung des Vogels vor-
handen sind. Rolland Faune II 303 verzeichnet mit dieser Bedeu-
tung „jnazette f. Les Fourgs, Tissot. Mezette, mesette, mesette f. nor-
mand, Chesnon, Le Hericher, Pluquct (Montbeliard mesote, mesotte).*^
Die von Littre unter 3" gegebene Bedeutung des schriftfranz(')sischeii
mazette läfst sich aus den an erster und zweiter Stelle aufgeführten,
vielleicht aber noch ungezwungener aus der von mir angenommenen
364 D. BEHRENS,
Grundbedeutung des Wortes selbst ableiten. On dist en breton,
bemerkt Rolland 1. c, mit Hinweis auf Sauve (Prov. et dictons de
la Bassc-Bretagne), d'une personne etourdie : eur pennglaouUh eo,
c'est une mesang, und so mochte man auch anderwärts die Meise
für einen „unbesonnenen" Vogel halteii, woraus sich mazeite =
personne inhabile a quelque jeu qui demande de la combinaison
ou de l'adresse erklären läfst. Von ähnlichen Übertragungen
liefsen sich vergleichen ital. allocco und parm. cid =^ Paile und
Dummkopf (s. Diez E. W. I s. v. locco), franz. buloi- = Rohrdommel
und Tr)lpel, dtsch. Gimpel = Blutfink und einfältiger IMensch. —
Zum Schlufs sei hier noch an die von Rolland IV 1 2g neben jiia-
zetie verzeichneten zahlreichen im verächtlichen Sinne auf zu kleine,
zu grofse, zu magere, zu schwache oder zu alte Pferde angewandten
Ausdrücke erinnert.
19. Berry sener, cener
= verschneiden, kastrieren führt Diez E. W. I 285 mit altfranzösi-
schen semer absondern , trennen , pr. semar verringern u. s. w. auf
lat. semis (mtlt. semus, semare) zurück. Diese Pierleitung der beiden
Patoisausdrücke befriedigt nicht, da inlautendes m zwischen Vokalen
nicht zu 7t wird. Ein von Diez noch gekanntes in Berry gebräuch-
liches semer, das mit sener gleiche Bedeutung haben soll, finde ich
sonst nicht erwähnt und dürfte auf einem Irrtum beruhen. Jaubert
bemerkt im Glossar (mir liegt die 2. Auflage vor, nicht der ver-
mutlich von Diez benutzte erste Entwurf des Werkes aus den
Jahren 1838 oder 1842), dafs sener (d. i. offenbar seminare) die Be-
deutung des Schrifranzösischen semer habe und verweist unter dem-
selben Stichwort für sener =^ chätrer auf cener. Unter cener heifst
es, nachdem noch als Nebenform c'ner (dans l'Ouest) verzeichnet
ist, v, a. Chätrer, couper un cochon, male ou femelle. (Voy. sener)
On fait venir ce mot du grec, y^aivco, couper; nous devrions par
consequent, I'ecrire par un C. (Voy. Roquefort, Gloss. , au mot
cenner). — Das Etymon dieser Wörter ist weder ycdvco, noch, wie
Diez will, semare, sondern lat. sanare, das mit der ursprünglicheren
Bedeutung, heilen, pflegen bereits in al franz. Zeit neben sajicr als
sener erscheint. Das unbetonte e erklärt sich aus dem ai der
starambetonten Formen des Verbums unter der Einwirkung des
Adjektivs sain. Die Annahme einer Bedeutungsverändenung von
heilen, pflegen (zu operieren und weiter) zu kastrieren dürfte nicht
zu gewagt erscheinen. Einen ähnlichen Übergang kennt auch das
Deutsche. S. Grimm, Deutsches Wörterbuch s. v. luppen, Hippen:
2. auf gl und der früheren allgemeinen Bedeutung des Subst. lüppe
[Gift, Arznei etc.] hiefs läppen aber auch Arzneikunst treiben : ahd.
luppon medicare Graff 2,77; teils mit Zaubersäften, die ein Ge-
schofs vergifteten, . . . teils auf chirurgischem Wege, Hippen bedeutete
kastrieren: spadonare lubben, luppen, lyppeji, lippen (neben die geile
usz schnyden, ?}iutichen) Dief. 544^^, was sich bis heute im westfälischen
lübbcn, brem. lubben (brem. wb. 3,92), hoUänd. lubben verschneiden
ETYMOLOGISCH KS. 365
erhalten hat . . . Die hier von mir gegebene Etymologie des radtl.
franz. senej-, cener ist nicht neu. Schon La INIonnay leitet , wie
De Chambure im Glossaire du Morvan erwähnt, sencr aus sanare
ab, mit der, ich glaube nicht zutreffenden, Begründung : parce que
la castration est un remöde contre la lepre des porcs. De Cham-
bure teilt 1. c. s. V. se7ier {cJiner\ c'fier) weitere Deutungen mit, die
keine Beachtung verdienen '- und giebt interessante Notizen über
die Verbreitung des Wortes auf roman. Sprachgebiet. Beachte u. a.
poit. vrt/zt'/- chätrer, fermer une plaie a l'aide d'une suture ; ital.
sanare chätrer et guerir. Vgl. weiter Mistral's Tresor nprov. sana
(chatrer, en Languedoc), sanair (chatreur en I.anguedoc), die zu
lat. sanare gestellt werden, und Rolland Faune pop. V 220.
20. Afrz. matifc.
G. Paris weist Rom. V 367 Diez' llerleitung aus inalefactiis
zurück, das maiifait ergeben hätte. Wie man aus Godefroy's Dict.
jetzt ersehen kann, kommt zwar in späterer Zeit maiifait neben
maufe vor, doch handelt es sich hier offenbar um volksetymolo-
gische Angleichung, so dafs Paris' Einwand voll berechtigt bleibt.
Als neues Etymon stellt P. vglt. malus faius auf, das inschriftlich
und bei Petronius im Sinne des kl. lat. maliim fatiim vorkommt.
Maufe habe nicht eigentlich die Bedeutung von le diable, sondern
von mauvais esprit, demon malfaisant. Das einfache falus lebe im
Französischen nicht fort. Sollte nicht das zweite Kompositions-
element von maufe als selbständiges Substantiv in dem von Gode-
froy aus Brandan belegten und mit demon übersetzten fcd uns er-
halten sein?
Cun alouent endreit un munt,
Virent un f e d dunt pour unt,
Forment fud granz icil malfez,
D'enfern eisit tuz eschalfez.
Mau ist versucht dasselbe Wort noch wiederzuerkennen in
dem fc, welches in den Liv. d. R. lat. servus und vir wiedergiebt.
Die einschlägigen Stellen werden von Godefroy, der noch foid aus
einem Te.Kte des 14. Jahrh. wohl mit Unrecht herbeizieht, s. v. phc
erwähnt : E uns phe fud de la maigne Saul e out num Siba „erat
autem de domo Saul servus nomine Siba" Rois p. 149. Ib. p. 115:
Truverent un fe de Egypte. — Eine llerleitung aus lat. malus
fatus würde ich für völlig überzeugend erbracht erst dann halten,
wenn sich der Nachweis führen liefse, dafs malfe die Bedeutung
1 ch = s, wie in dieser Mundart sonst : chiibre = sabre, chaiichue =
sangsue, chuler = franz. siflfler etc. etc.
■■' Nicht erwähnt wird auflallender Weise De Monlesson, der ini Vocab.
du Ilaul-Maine s. v. sanditr meint: suiier et s'ineur peuvent encore , outre
sanare, avoir saigner pour origine. Dieses Etymon erscheint von Seilen licr
Bedeutung annehmbar, liefse sich aber lautlich nur fiir einen Teil des Gebietes,
auf dem unser Wort begegnet, allenfalls rechtfertigen.
366 D. BEHRENS,
schicksalbcstimmendes, dämonisches Wesen, nicht aber die von
Bösewicht, Übelthäter im allgemeineren Sinne als die ursprüng-
lichere zukommt. Diez trennt im E. W. II'c phe fe der Liv. des R.
von ?}ia/fe und sucht erstere aus dem Germanischen zu erklären,
indem er ^Xinox d. faedd-r herbeizieht.
2 1 . franz. accon
ein flacher Kahn. Littre s. v. erwähnt Menage's Herleitung aus
actis, die er mit Recht zurückweist, ohne eine andere an ihre Stelle
zu setzen. Das Wort begegnet auch im Provenzalischen. Hier als
acouji und lacoun. Mistral verzeichnet dazu in Klammer lat. laciinar,
das die etymologische Grundlage nicht sein kann. Wie so viele
andere franz. SchifFerausdrücke dürfte auch dieser seinen Ursprung
im Germanischen haben. Hier bietet sich altsächs. ?iaco, ndl. naak,
altengl. naca, anord. nokkoi, got. *naqa, denen ahd. nahho und nhd.
Nachen entsprechen. Ihrem Begrifite nach stimmen diese Wörter
mit franz. acco?i, prov. acoun lacoun überein. Auch in Bezug auf
die Form stellt sich der Annahme ihrer etymol. Zusammengehörig-
keit eine ernstliche Schwierigkeit kaum in den Weg. Ich habe in
dieser Ztschr. XIII 323 einige Belege für den Abfall eines wort-
anlautenden n im Franz. gegeben und den Vorgang erklärt aus
einer Verwechselung dieses n mit dem zu einem unmittelbar vor-
hergehenden syntaktisch eng verknüpften Worte gehörenden aus-
lautenden ;/. Den 1. c. hierfür gegebenen Belegen kann ich jetzt
noch die folgenden hinzufügen : Berry ingligent statt ningUgenl,
lim. oimchalent statt noiinchalent, rh. anfrage statt nau/rage, rh. Ar-
boiines statt Narbotmcs. Auch adiiel, asuel, ader (neben nadinel etc.)
als nprov. Bezeichnungen der Blindschleiche sind hier zu nennen,
wenn Mistral's Herleitung aus na diuel ^ oder nat iiiel (sans yeux)
richtig ist. Beachte weiter nprov. cspoulo espouro cspoudo neben
nespoulo mespoulo etc. Da diese Wörter weibliches Genus haben,
der zugehörige unbestimmte Artikel also auf o(a), nicht auf ;/, aus-
lautet, werden sie erst einer Angleichung an die von Mistral gleich-
falls nachgewiesenen masculinen Bildungen espoidü espoiidie (neben
nespoidie, mespoulie) ihre Form verdanken. Vgl. noch ital. occone
und anchina, auf die Caix Studi p. 129 hinweist. Der gleiche Vor-
gang ist, wie ich vermute, für frz. accon, prov. acoun anzunehmen,
wenn nicht dieses Wort bereits vor der Aufnahme ins Romanische
in der abgebenden Sprache sein anlautendes ;/ eingebüfst hatte.
Denn auch in den germanischen Sprachen fällt, wie bekannt, «
^ Mistral verzeichnet einige Sprüche aus denen hervorgeht, dals die be-
treft'enden Wörter vom Volke in diesem Sinne verstanden werden. Vgl. dazu
Rolland Faune III, woselbst etwa 70 französische und provenzalische Bezeich-
nungsweisen des Tieres, die zum nicht geringen Teile auf volksctymologischer
Umbildung beruhen mögen, aufgestellt werden, p. 20: Si le serpent avait des
denls I Et si Vadeiix avait des yeux | On ne verrait betes ni gens (Creux).
ETYMOLOGISCHES, 367
unter dem Einflufs des vorangehenden Artikels etc. nicht ganz
selten ab. Kluge erwähnt im Etymol. Wörterbuch s. v. Näher engl.
anger, adder, ndl. avegaar, aaf ave und desgl. unter Nachen ndl. aak
neben naak. Nprov. lacoun erklärt sich aus der in prov. und frz. Mund-
arten gleich häufig begegnenden Verschmelzung des bestimmten
Artikels mit dem zugehörigen Subst. {acoiai). — Du Gange belegt
mtl. naca: rates mediae quantitatis, quas illi ^'(7^^^ vocant (Mona-
chus Altisiodorensis p. g6). Ein von Kosegarteii, W()rterbuch der
nieder!. Sprache, s. v. ak gekanntes franz. aqiie (Boot) habe ich
sonst nirgends erwähnt gefunden. Wallon. näke (bateau de Meuse,
venant pour le grandeur immcdiatement au dessus de la nasale, et
servant au transport de marchandises telles quc la chaux etc.) ver-
zeichnet Grandgagnage im Dict. Etymol.
22. Franz. fltt7-ir.
Wie aus lat. scandalum, franz. esclandre so ist aus \iX.fistula mit
geminierender Epenthese und Dissimilation der Liquiden franz.
flestre geworden. S. Godefroy s. v. flestre s. f., flüt: il orent moult
cors et fretiaus (Flagos, flesires et estiveaus (Ben. Troies . . .). .S.
ib. s. V. fesire eine Form flestre, die mit der Bedeutung fistule, ulcere
mehrfach nachgewiesen ist. Zu lat. fistula, dafs bekanntlich aufscr
Röhre und Rohrpfeife ein Hohlgeschwür bezeichnet, gehören lat.
fisiulesco löcherich werden : ligna^j/7//6'ja//// (Georges) wwd m.i\\.. fis tu-
latus = fistula seu ulcere laborans, perforatus (Du Gange). Sollte
hierher nicht auch franz. flctrir zu stellen sein , das buchstäblich
\?i\.. fistul-ire entsprechen würde. hXiirz. flestrir bedeutet im eigent-
lichen und übertragenen Sinne welk werden , schwinden , altfrz.
festrir, das von flestrire, glaube ich, nicht zu trennen ist (beachte
das Subst. y/fj/r neben gleichbedeutendem festre) nach Godefroy
brandig werden (von Wunden) und mit Wunden bedecken, Bedeu-
tungen die ebenso wie die des tSxv.. flttrir von derjenigen des von
mir angenommen Grundwortes nicht allzuweit abliegen und aus
derselben sich herleiten lassen. Wenn neben flestrir im Altfranz,
einige Male flaistrir mit ai vorkommt, so mag das auf Anlehnung
des Verbums an das Adjektiv flaütre, das ich mit W. Meyer und
Ullrich (s. hier XI 254) auf ßaccidus zurückführe, beruhen, wie ich
andererseits glaube , dafs das Adjektiv flaistre durch das Verbum
flestrir nicht unbeeinilufst geblieben ist. Meyer bemerkt 1. c. „flac-
cidus, woraus *flaiste . . ., daraus fla/stre, nach dem Muster der Ad-
jectiva auf -estre = -es/n's", Ulrich ib. „Der Eintritt eines r nach dem
Nexus st kann nicht befremden, vgl. tristre^'. Dagegen läfst sich
bemerken, dafs die grofse Regelmäfsigkeit, mit der /• nach / in
flestre, flaistre erscheint [/laistc, flest haben sich, soweit ich sehe,
nicht ein einziges Mal belegen lassen) zunächst recht auffällig bleibt.
Es hat, vermute ich, diese Erscheinung darin ihren Grund, dafs
sich frühzeitig das Adjektiv *flaisti: an das begrifllich sehr nahe-
stehendf! Verbum flestrir, mit etymologisch berechtigtem r, sich
angelehnt hat. — Über die von CJodcfroy noch verzeichneten Verba
368 D. BEHRENS,
ßastrir, ßalrir, ßatir etc. ist Diez E. W. IIc [ßaller) nebst Anhang
zu vergleichen.
2:^. Norm. ^6'/
s. m. foss6, canal, das Godefroy im Dict. verzeichnet, weist auf alt-
engl. (angels.) yf^ö/, vaQ. ßeei, VQ.fleei i^w North-fleet, F/eet-Sireei eic,
Skeat E. Dict.) und auf niedd. fleet, vleet, mniedd. vlet, viele (vlite)
(= Flufs, jedes Rinnsal, künstlich oder natürlich, grofs oder klein,
sowie das ablaufende Wasser selbst, Flut. Häufig im zweiten Teile
komponierter Ortsnamen, z. R. Elsvlele, Wersvlele, Zestervlck u. a.
Schiller und Lübben Mittelniedd. Wörterbuch s. v.), was hier be-
merkt sei, da Joret, Des caractcres et de Text, du pat. norm. S. 37
das franz. Wort, da wo es als zweiter Bestandteil normannischer
Ortsnamen vorkommt, zusammen m\\. ßot, flue, ßeu, fleur zu nord.
ßxn, schwed.y?ö stellt.
24. sp. pg. lepe
Stück Rasen, auch piem. com. lepa Moos, Erdscholle, in Brescia
lopa. Diese Angaben macht Diez E. W. Hb ohne über die Her-
kunft des Wortes sich zu äufsern. Baist vermutet Rom. Ztschr. V
558 als P^tymon rvjti): so viel Erde, Rasen, als der Spaten oder
die Hacke mit einem Schlag oder Stich aushebt, ohne uns zu sagen,
wie sich beide Wörter lautlich einigen lassen. — Form und Be-
deutung des sp. pg. Wortes erinnern an span. lope „oberste Spitze,
Ende eines Dinges, Knopf etc.", das Diez E. W. I s. v. toppo mit
ags. engl, lop Gipfel, Scheitel, altfranz. lop, altn. loppr Haarbüschel,
ahd. zopf (das noch erwähnte gael. kymr. lop ist nach Thurneysen
entlehnt) in Verbindung bringt. Den genannten germanischen
Wörtern steht eine andere Sippe begrifflich sehr nahe: engL lip,
Spitze, Gipfel, Ende, nd. ndl. mndl. mfläm. norw. schwed. dän. lip
oder lipp, mhd. zip/. Zu ihnen gehört, glaube ich, sp. pg. lepe, wozu
weiter zu stellen sind die von Mistral verzeichneten nprov. tepe masc.
(gazon), lepo leipo fem. (motte de gazon, gazon , pelouse, herbe
menue), lepa (gazonner), Icpoiis (gazonneux). Die Grundbedeutung
des Wortes tritt deutlicher hervor in gleichfalls nprov. tepe = tertre,
monticule, somnit6 recouverte de gazon, elevation (s. Mistral, der
u. a. auch an gerra. lop erinnert) und in lepel, lepe, liipU = petit
tertre, sommet de montagne. Vielleicht gelingt es weiterer Nach-
forschung die hier versuchte Herleitung sicherer zu stellen als es
das mir zur Verfügung stehende Material gestattet. Erwähnt seien
noch mdtl. nordfranz. leppe (bürg., s. Mistral s. v. lepo) und aus
schweizer Mundarten (nach Bridel, Gloss.) leppa s. f. = Gazon, ter-
rain gazonn6, pelouse (Alpes); leppi s. m. Pente de gazon tres glis-
sante (Alpes). Das von Diez herangezogene lopa (Brescia) dürfte
zu germ. lop gehören.
ETYMOLOGISCHES. 369
25- PS- gomo.
W. Meyer fragt hier XI 256, nachdem er im Anschlufs an
ital. ganasciiT von dem Übergang eines tonlosen vulgärlt. c in a
gehandelt hat. „Wie verhält es sich mit port. gomar knospen, g07na
die Knospe ? Die Versuchung , gcmma zu Grunde zu legen , ist
hier sehr grofs." Ich glaube, dals sich beide Wörter in befriedi-
gender Weise erklären lassen auch ohne die immerhin recht ge-
vi^agte Annahme eines Wandels von vglt. e zu 0, der eingetreten
wäre zu einer Zeit, in der die gutturale Media ihre Aussprache
noch gewahrt hatte. Die Form der Substantiva gomo gommo weist
auf gummian (s. Georges giinwms und cununi), dasselbe Wort,
welches im pg. gonwia, sp. prov. gotna, ital. gomma, franz. gomme fort-
lebt und Gummi, Baumharz bedeutet. Da viele Knospen — ich
erinnere an die der Kastanien — eine mit klebrigen Sekreten aus
dem Pflanzensaft bedeckte Schutzhülle tragen, so scheint es wohl
erklärlich, dafs sie vom Volke hiernach benannt worden sind. Der
zunächst auf die Knospen bestimmter Gewächse angewandte Name
fand dann später allgemeinere Verwendung. — Im Neupr. belegt
man nach Mistral Knospen, die sich zeigen, nachdem durch irgend
einen Zufall die ersten Triebe entfernt worden sind, mit der Be-
zeichnung sado retracho. Das Vb. goiirna hat hier neben der des
franz. gonuner auch die Bedeutung regorger, refluer, en parlant de
la seve qui s'extravase au-dessus de la virole d'une greftb. Auquel
ensert gomno = la seve bouillonne bien sur cette greffe.
26. franz. 7nat
in den Verbindungen du pain mat (schweres, teigiges Brod), une
päte mate stellt Littre zusammen mit ynat = matt, glanzlos etc. zu
pers. ma/ in schäch mai, was sich mit Rücksicht auf den begriff-
lichen Inhalt des Wortes schwer rechtfertigen läfst. Dieses weist
vielmehr auf lat. madidus, das Mistral für das npirov. mate, welches
noch die das lat. Wort genauer wiedergebende allgemeinere Be-
deutung feucht (moite, humide) hat, als Etymon aufstellt. Auch in
der Bedeutung des an die Spitze dieser Ausführungen gestellten
franz. mat führt Mistral prov. 7nate (fem. j/iato), das er einmal (s. v.
7nate, mato), ich glaube mit Recht, mit lat. 77iadidiis, ein anderes Mal
(s. v. mat, 77iate, 77iato) im Widerspruch hiermit mit arab. 7/iat etc. in
Verbindung bringt. Gegen die angenommene lautliche Entwickelung
von lat. madidus zu franz. viat (fem. 77iate, und prov. 77iat 77iate (fem.
mato) dürfte sich kaum etwas einwenden lassen. Ein lautlich ge-
nau entsjjrechendes Wort (auf ' didu7n), das ins Französische und
Provenzalische gedrungen wäre, finde ich nicht. Nitidiwi ergab
franz. 7iete, npr. 7ietc und 7iet (fem. 7ieto). Die franz. Femininform 7/iate
kann aus dem Mascul. neu gebildet worden sein. — Vielleicht
dürfen wir lat. 77iadidus noch wiedererkennen in altfrz. /;/<//, das
Godefroy mit sorabre (un parlant du temps) übersetzt und wofür
er das folgende Beispiel aus dem 15. Jahrli, citiert: Et a estc le
370 D. BEHRENS, ETYMOLOGISCHES.
temps mat et pluvieux moult longueraent el les gens mal avitailles.
Aus nfranz. Mundarten sei erwähnt mont. maie, das Sigart im Glos-
saire mit der Bedeutung moite , humide neben 7ieiie (des deux
genres, s. p. 50) = franz. net netle auffuhrt. Vgl. dazu Littrc s. v.
motte y woselbst madichis als Etymon eines wall. /;/<?/' vermutet wird
mit der keineswegs einwandsfreien einschränkenden Bemerkung
madidus avait donne made, comme rapidus a donne rade.
27. it. calafatare,
sp. cala/alear, pr. calafaiar, calufater etc. kalfatern, die Fugen und
Näte eines Schiffes mit Werg dichten und dann mit Pech über-
streichen, leitet Diez E. W. I aus dem Arabischen her. Engelmann
beanstandet das arab. Etymon 1 und bringt lat. calejectare in Vor-
schlag, wogegen Diez mit Recht Einspruch erhebt. Hier ein Ein-
fall , der vielleicht zur Aufhellung des schwierigen Wortes etwas
beitragen kann: calafatare ist = cala-\-fatare. Cala ist dasselbe
Subst. , welches im Spanischen die „Wassertracht eines Schiffes"
(d. i. nach Bobrik, Naut. Wörterb., „die Tiefe, um welche ein Schiflf
im Wasser geht"), im Prov. in der Form calo (s. Mistral), im Fran-
zösischen in der Form cale den unteren Schiffsraum (nach Littre
s. V. : Fond d'un navire ou partie la plus basse qui entre dans
l'eau, et qui s'etend de la poupe a la proue) bedeutet. Fatat-e be-
gegnet im Neuprov. als selbständiges Wort in der Form faia und
bedeutet etouper (mit Werg verstopfen). Ebenda nach Mistral fata
und ' enfata (wovon gleichbedeutendes empata zu trennen ist) = en-
velopper de chiffbns, couvrir de compresses une partie blessee, bander
une plaie. Cala-fatare wäre demnach eine Komposition nach Art
der von Diez Gram."' II 413 unter 3 a) behandelten. Die beiden
Kompositionselementc cala und fatare bleiben auf ihren Ursprung
hin zu untersuchen. Ich mufs es dahingestellt sein lassen, ob etwa
cala cale mit den von Diez I s. v. calare behandelten gleichlautenden
Wörtern gleichen Ursprung haben. Das Verbum fata führt Mistral
auf das Subst. fato der Lumpen, Lappen (vgl. it. stoppare, franz.
etouper — stoppa, etoupe etc.) zurück, das mit den von Diez E. W. IIb
behandelten span. hato, \)g.fato auf germanischen Ursprung weist.
Feutrer st. fater in nfrz. calfeulrer beruht, wie Scheler im Anhang
p. 716 bemerkt, auf Angleichung.
' Auch in Eguilaz y Yanguas' Glosario hat calfatear nicht Aufnahme
gefunden.
D. Behrens.
Per la fönte della Sequenza volgare di Santa Eulalia.
E risaputo che il racconto del raartirio di Saut' Eulalia, quäle
ci si offre nella sequenza francese, diverge tanto dalle altre narra-
zioni, che dello stesso martirio sono giunte fino a noi (Diez, Alt-
rom. Sprachdenk. 15, Koschwitz, Comraentar 55 sgg.), che si sarebbe
quasi tentati di credere ad una Eulalia diversa dalla • spagnuola.^
Parecchi e validi argomenti devono pero distoglierci dal cedere alla
tentazione: cosi il fatto che di Eulalie veramente celebri non vi ha
che la iberica^, l'accordo nel far volare al cielo la santa in forma
' Dico 'spagnuola' poiche vita, morte e miracoli delle due Eulalie
iberiche, la barcelloncse cio(^ e la lusitana, si confondono talmsnte da rendere
legittimo il dubbio che le due eroine sieno in origine una sola e stessa per-
sona; cfr. Espana sagrada XXIX 287 sgg., 302 sgg., AA. SS. Febr. II 576.
'^ C'e, o almeno pare ci sia, un' Eulalia romana di cui tocca il Diez (o.
c. 16) riferendosi perö alla Espaiia sagrada XXIX 305, dove se ne ragiona
con queste parole : "Algunos martirologios ponen una Santa Eulalia en Roma
sobre el dia II de diciembre, como se v6 en Florentinio ; y si esta murio
degollada , pudo equivocarse con la Espaiiola el genero de la muerte." II
Florentinio (Vetustius occidentalis ecclesiae martyrologium ; Lucca 1668) poi,
dopo citato, a pp. 1025 — 26, un martirologio nel quäle compare un' Eulalia
martirizzata a Roma, soggiunge: "Eulaliam inter Romanas martyres nume-
ratam alibi non invenio. Nisi cuius reliquias a coemeterio, sive Calli.xti, sive
Priscillae extractas nostro saeculo, et Antverpiam allatas ibidem venerationi
expositas narrat Bollandus in Actis SS. ad diem 28. Februarii." E gli AA.
SS. parlano infatti di questi sacri ossami, fra i quali si trovavano de' fran-
tumi di cranio di una Eulalia vergine e martire, trasportati da Roma ad An-
versa a metä circa il sec. XVII. Ma chi poi fossero questa Eulalia e i suoi
compagni gli AA. SS. non ce lo sanno dire : " De ipsis porro Martyribus
nihil nobis compertum, nisi ex coemeteriis Romanis, quae diximus, extractas
eorum reliquias: qua vixerint aetate, quibus suppliciis fidem testati, sub quibus
tyrannis , plane ignoratur. Sunt quidem in Martyrologiis nonnuUi Martyres
iisdem nominibus, quibus et hi, insignili ; verum eosdem esse, non possumus
nisi temere pronuntiare, ncque universim omnes esse diversos"; e piü oltre :
"nulla Romae Eulalia adhuc nobis reperta".
Un' altra Eulalia allega dai Martirologii il Florentinio, pp. 309— 310,
accompagnando perö la citazione con queste parole: "An vero, quae postremo
recensetur, Eulalia Mispana martyr Barcinonensis sit, suspicari ex eo licet,
quod hac eadem die 12 Februarii aliqua martyrologia eandem recolant ....
Diversam tarnen facile credimus, quod, in Italia, et cum Italis aliis, adhuc
obscuris martyribus, recolatur die duodccimi Januarii. Ferrarius apud Bol-
landum Uxenti in Salentinis, Eulaliam virginem et martyrcm coli refcrl, quam
Barcinonensem, translatis in Italiam reliquiis, suspicatur. At Ferrarius in Ca-
talogo Sanctorum Euleliam vocat, tarn in laterculo, quam in nolationibus. In
Zeitsclir. f. rom. Phil. XIV. 24
372 C. SALVIONI,
di colomba , e infine e sopratutto il rapporto intimo che da una
parte lega la sequenza volgare al cautico latino , che nel ms. le
precede, e dall'altra questo stesso cantico all'inno di Prudenzio, che
si considera come il piü autentico degli atti che riguardano la Ver-
gine spagnuola.
Le diflferenze che corrono tra il canto di Prudenzio e la prosa
francese. consistono in cio : a) che questa fa intervenire come giu-
dice , anziehe il pretore , l'imperatore Massimiano stesso ; b) che,
invece dello spirito, fa volare Eulalia stessa al cielo ; c) che, se-
condo la sequenza, Eulalia vien prima gettata sul rogo, poi, risul-
tata innocua la fiamma, decollata colla spada. Secondo Prudenzio
invece, Eulalia, dopo subite altre torture i, vien posta sul rogo e
vi perisce.
Le due prime discordanze non si puö dire che sieno di una
grande portata: che la mente finisca collo scordare l'esecutore
de' decreti imperiah e solo si ricordi di colui onde i decreti stessi
emanano, e cosa assai naturale, poiche e su costui che veramente
la responsabilitä ricade ; e per quant'e del volo di Eulalia al cielo,
nulla ci vieta di credere ad una maniera spiccia di esprimere il
alio vero catalogo Sanctorum Italiae Eueliam iiotat Virginem et Märtyrern
Uxenti in Salentinis die 12 Januarii, idque indice tantum ; ad signatum enim
diem nihil invenire licuit". Quanto in queste ultima linee afferma il Floren-
tinio, l'ho dovuto constatare anch'io.
Un'Eulalia astigiana e ricordata daU'Ughelli (Italia sacra IV, 2aediz., 333-4),
e gli AA. SS., Mart. III 289, cosi ne toccano : " Passum esse hoc die S. Se-
cundum in urbe Astensi supra diximus , cuius urbis ecclesia dicitur apud
Ughellum tomo 4 Italiae sacrae p. 473 et 474 (s'accenna qui alla la ediz.), inter
alios Sanctos Martyres velut primitias, sponso suo Christo obtulisse S. Eulaliam
Virginem et Märtyrern , cuius corpus ad ecclesiam S. Mariae-Novae deferri
mandavisset Julius III Papa anno 1553. Huius alibi non reperimus ullam
mentionem, ut vel ideo aliqua iniecta sit suspicio, num forte haec S. Eulalia
ex viginti martyrologiis adducta , sit Astae martyrii laurea coronata ". — Ri-
cordiamo , per ultimo, una Eulalia vergine e martire, 'nulli loco attributa',
che si menziona p. 820 di questo stesso vol. degli AA. SS.
Sono dunque queste le Eulalie romane o italiane i cui tratti leggendari
avrebbero potuto frammischiarsi a quelli dell'Eulalia spagnuola o anche sosti-
tuirvisi affatto. Ma chi vorrä credere a ciö se tutte sono di una cosi meschina
importanza che appena appena se ne conosce il nome? E la loro modestia
ha poi maggiore risalto dallo scarso culto che a sante di quel nome , quäle
poi si sia la loro origine , vien reso in Italia. Cosi nei due cataloghi del
Ferrario (Cat. SS. Italiae in menses duodecim distributus, Milano 1613; Cat.
gen. SS. qui in Martyrologio romano non sunt, Venezia 1625) non e ricordata,
a tacere della Ugentina che d'altronde non e Eulalia ma Eulelia, nessuna
Eulalia. — Per quant'e dunque di questa Santa , Roma e l'Italia , anziehe
regalare ad altri, non avevano che da farsi regalare esse stesse.
* Prudenzio : .... carnifices gemini
Juncea pectora dilacerant
Et latus ungula virgineum
Pulsat utrimque, et ad ossa secat,
Eulalia numerante notas.
Cito secondo l'edizione bodoniana in due volumi (Parma 1788), la migliore
che stia a mia disposizione ; cfr. vol. I 143 sgg. Altri tormenti e con mag-
giori dettagli sono narrati dagli altri fonti.
SEQUENZA VOLGARE Dl SANTA EULALIA. 373
pensiero, appunto come la madre suol dire, del bambino raorlo o
di cui ha sott'occhio il cadavere, che r andato cogh" angioli in
paradiso.i
Pill grave e invece il dissenso sul terzo punto. Qui, c nclle
torture e nell'ordine con cui si succedono , s'ha veramente del
nuovo.2 Sennonche le stesse torture , nello stesso ordine e collo
stesso esito, si narrano di un'altra eroina cristiana la quäle, come
piü sotto si dira, giä aveva, nelle circostanze generali della sua
vita, molto di comune coUa nostra. E questa Sant'Agnese. Anche
costei fu dannata al fuoco ; anche costei , uscita incolurae dalla
fierissima prova, venne poi decapitata. — Ma la concordanza, che qui
risulta evidente, va, a mio vedere, ancora piii in \ä. La vergine
romana, prima che per il fuoco e per la spada, aveva dovuto pas-
sare per un supplizio ben piü duro : era stata rinchiusa in un lu-
panare, dove solo la grazia divina pote far si che il di lei fiore
rimanesse indelibato (AA. SS. Jan. II 350 sgg.; nel racconto di Pru-
denzio I 297 sgg., manca il supplizio del fuoco). Ora io credo di
ravvisare questo tratto del martirio di Agnese anche nella sequenza
volgare di Eulalia, nei versi :
Melz sostendreiet les empedementz^
Quelle perdesse sa virginitet. (16 — 17).
I versi del componimento che precedono a questi non contengono,
e vero, nessuna allusione esplicita ad un attentato contro la pudi-
cizia della vergine , attentato di cui tacciono del resto anche
1 La colomba, del resto, era giä di per se come un simbolo dello spirito.
— Non mi celo tultavia che il volo al cielo della salma stessa di Eulalia Irae
conforto dal fatto che la sequenza omelte il miracolo della neve mandata da
Dio per coprire le nude e inanimate membra della vergine.
2 Veramente della decapitazione di Eulalia e giä parola nel venera-
bile Beda.
3 Che empedementz dica ' torture ' risulta giä chiaro dal contesto. Non
inutile tuttavia di qui ricordare il rapporto etimologico che corre (secondo il
Diez cui e ora contradetto dal Paul Meyer in Romania XVII 421) tra entraver
e travailler , e di constatare che l'evoluzione ideologica inversa ci 6 poi offerta
in gener {gener la circulation imf)edire la circolazione).
* Nell'atto riprodotto dalla Espana sagrada (XIII 400 ; cfr. anche Cata-
logus edd. hagiographicorum bibliothccae regiae bruxcUensis I 261) e cilalo
dal Diez, o. c. pag. 28, Eulalia, senza che sia prima parola di ofFesa alcuna
alla sua verginitä, cosi apostrofa il pretore : " Quid persequeris Christianos et
niteris perdere Virgines Dei? Dominus me docuit in veriiale sua, nee aufercs
(non auferas, come, per un errore di stampa, hanno il Diez e quindi il. Kosch-
witz o. c. p. 98) a me castitalem meam, quia non seduces adolescenliam meam."
E il pretore, che qui si chiama Calpurnio ed ^ evidentenientc stupito che una
tanlo tenera fanciulla nutra un si curioso limore, gli risponde: "O infantula,
anlequam crescas florem aetatis luae perdere quaeris " ? Dai quali passi risulta
chiaro che il pretore nuUa intende tramare contro la virtü di Eulalia, e che
costei parlava, anziehe per se, per Ic vergini cristiane in gcnere. — Della cura
gelosa che aveva Eulalia del |)roprio p\Klore d parola anche nella vita dclla
Santa (si tratta qui della emeritense) che c riassunta nel 6" vol. della Anam-
nesis sive commemoratio sanctorum hispanorum di J. Tamayo Saiazar (Lione
1651 — 59). Ma anche qui non le vicn usata violenza nessuna: "Cum ad
24*
374 C. SALVIONI,
Prudenzio e gli Atti*; eppure mi par evidente che ne' versi
citati , ne io saprei come altrimenti dichiararli , si accenni ad
un'oflfesa di tal genere. Forse il poeta", il quäle si dirigeva a un
pubblico gia informato, e d'altronde, costretto com' era dalle
necessitä speciali del suo ritmo, non poteva dilungarsi troppo, avra
creduto sufficiente il vago e generico accenno al servizio diabolico,
che si trova nel 3** verso {iioldrent la faire diaule seruir); e l'avrä
creduto tanto piü in quanto una eccessiva preoccupazione della
decenza poteva forse sussurrargli all'orecchio che, in un canto
destinato ad edificare i fedeli, su certe cose e su certi nomi, per
quanto innocui, era meglio scivolare che insistere.
Ma se la sequenza veramente sa, come io ritengo, di un
tentativo contro la castitä di Eulalia , questo doveva , assai verosi-
milmente , corrispondere a quello che ci e raccontato di Agnese.
Ce ne rende quasi convinti l'analogia nelle ulteriori torture delle
due eroine.
L'Eulalia della sequenza si sarebbe dunque attribuito l'intero
martirio di Agnese. Che ciö potesse avvenire parrä ben naturale
a chi, famigliare coi procedimenti soliti della leggenda , consideri
le analogie, che indipendentemente da ogni ulteriore contamina-
zione, giä offriva la vita delle due vergini : ambedue figlie di alti
personaggi romani, ambedue fanciuUe 'nondum thoris maritalibus ha-
biles'^ ambedue immolate, nelle persecuzioni de' primi secoli, per
la fede di Cristo.2 Ci voleva di piü perche la leggenda attribuisse
poi all'una i supplizi dell'altra? Che nella sequenza nostra la con-
fusione avvenisse a favore (o a discapito come la si prende) di
Agnese, si spiega forse da cio, che nella Francia settentrionale 3,
locum passionis extra urbem pervenisset ipsa se exuens, quaestionariis tradidit.
Sane praecinctorium tantummodo sibi, pro pudoris aspectu ad tegimen sui
femoris, reservavit" (p. 444); ne e detto in seguito che gli aguzzini avessero
la curiositä di vedere piü di quello che la Santa s'adattava a mostrare loro.
^ Questo verso del cantico d'Eulalia, che s'accompagna nel ms. alla se-
quenza volgare , e certo una reminiscenza del 'jugali vix habilem thoro' di
Prudenzio. — Circa all'etä delle due eroine, Agnese vien indicata come tredi-
cenne, e di Eulalia dice Prudenzio: "Tres hiemes quater attigerat".
2 Anche qualche tratto miracoloso e comune alle due fanciuUe ; cosi
quello delle chiome che ricoprono le nuditä verginali di Agnese quand'e
spogliata per essere condotta al lupanare (AA. SS.), e di Eulalia quando sta
sul rogo (Prudenzio). V'ha tuttavia questa differenza : che per Agnese il mi-
racolo si manifesta nella straordinaria densitä de capelli, e per Eulalia nella
fragranza che ne spira. — II tratto leggendario de' capelli miracolosamente
e straordinariamente folti e di parecchie altre sante ; e cosi sono di tal natura
le chiome che ricoprono le nude ma non immacplate carni di S. Maria
Egiziaca nel deserto.
^ II culto di Sant' Eulalia in Francia dev' essere particolarmente diffuso
nella regione meridionale ; il che si capisce pensando alla vicinanza e all' im-
portanza dell' Eulalia barcellonese. I dieci nomi di communi francesi , che
TEnciclopedia di Ersch e Gruber, la sola fönte ch'io possa in questo momento
consultare, fa risalire al nome di Sant' Eulalia, spettano tutti alla regione di
lingua d'oc, avendosi come piü settentrionali quattro communi della Dordogne,
del Cantal e della Corr^ze.
SEQUENZA VOLGARE DI SANTA EULALIA. 375
la vergine romana, straordinariaraente csaltata dalla Chiesa ed cie-
vata a lipo della fanciulla cristiana vergine c martire a un tempo,
avra avuto un culto e una notorieta di gran lunga superiori al
culto e alla notorieta di Eulalia.* Ma questa avra avuto anch'essa
un altare o una cappella, e forse piü altari e piü cappelle. Orbene
stando cosi le cose, era ovvio che delle popolazioni le quali da
una parte sapevan d'Agnese e dall'altra veneravano nella loro par-
rocchia Eulalia , abbiano creduto , nel loro devoto fervore per-
qucsta, di megüo glorificarla attribuendole gran parte dei tratti
dell'altra, cioe della piü luminosa. II poeta trovava poi la tradizione
fatta e la accoglieva ne' suoi versi.
^ La venerazione cattolica per S. Agnese doveva poi nella Gallia setten-
trionale avere speciale alimento dalle ossa della Santa, che, tutte o in parte,
si credeva e si crede coli di possedere giä da tempi antichissimi (AA. SS.
Jan. II 335 sgg.).
C. Salvioni.
Zur Lautgeschichte der ostfranzösischen Mundarten.
Dieser Artikel ist im Wesentlichen eine Besprechung dessen,
was W. Meyer-Lübke in seiner Grammatik der romanischen Sprachen
über ostfranzösische Mundarten sagt. Dafs zumeist nur solche
Punkte zur Sprache gebracht werden, über welche Referent anderer
Ansicht ist als Meyer, liegt in der Natur der Sache. Es ist aber
selbstverständlich, dafs die gemachten Ausstellungen, auch wenn sie
sich als begründet erweisen sollten, dem Werte des gewaltigen
Werkes keinen Abbruch thun können. Die Bedeutung der neuen
Grammatik der romanischen Sprachen liegt darin, dafs sie in scharf
umrissenem Rahmen die ganze bisherige Forschung zur Darstellung
bringt, dafs sie der Wissenschaft besonders durch Heranziehen der
Mundarten neue Bahnen weist und dafs sie überall eine Erklärung
der lautlichen Erscheinungen anstrebt. Damit ist auch schon aus-
gesprochen, dafs in vielen Einzelfragen, die zum Teil von Meyer
zuerst aufgeworfen wurden, die von dem Verfasser angenommene
Lösung nur eine vorläufige sein kann. — In einzelnen Fällen (dies
gilt insbesondere von No. i und 2) mufs Referent früher vor-
getragene Ansichten, die Meyers Zustimmung gefunden hatten, nun-
mehr aufgeben.
An neuem Material liegen vor: die Artikel Wilmotte's über
das Wallonische (Romania Bd. 17. 18. 19) und Lothringische Mund-
arten von L6on Z61iqzon, Metz, G. Scriba 1889 (Ergänzungsheft zum
Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte und Alter-
tumskunde). Die Angaben Z61iqzon's werden im Wesentlichen be-
stätigt durch weitere an Ort und Stelle gemachte und noch nicht
veröftentliche Beobachtungen von C. This, die mir freundlichst zur
Verfügung gestellt wurden und auf die ich wiederholt Bezug
nehme.
I. e-\~y und g-{-r.
Meyer-Lübke nimmt § 160 an, dafs f+j' im Wallonischen,
Lothringischen, Burgundischen zunächst nicht wie im Francischen
zu üi wurde, sondern dafs hier ^'-f-j/ sich zu ei wandelte, ohne dafs
Diphthongierung des ^ vor z eintrat (zu derselben Ansicht hatte
ich mich Ostfranz. Grenzdial. S. 21 und Zeitschr. XI 4 1 3 bekannt,
doch dieselbe Zeitschr. XII 580 zurückgenommen). Diese Voraus-
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 377
Setzung ist unrichtig: dafs ^' vor j- auch im Osten diphthongiert,
erhellt aus den altwallonischen Formen siez sex, egitese, diemc neben
mei, dcmeie (Romania XVII 556): vor der Vereinfachung des Triph-
thongs hatte sich das zweite / bereits mit s zu dem Laute "^ kom-
biniert: so erklären sich altwall, sie-^, die'^, die später, als pie zu pi
wurde, sich zu den heutigen Formen s'f^, dj-^ vereinfachten. Auch
in der Franche-Comt6 (s. Goerlich, der J^urgundische Dialekt S. 53)
finden sich siex, diesme. Hex. Die ursprüngliche Triphthongierung
auch für das Lothringische anzunehmen, ist man um so mehr be-
rechtigt, als nunmehr feststeht, dafs m aus y-\-a-\-y sich auf loth-
ringisch-burgundischem Gebiete zu ei wandelt: geist jacet Fred.
Bernh. 51,17 setzt notwendigerweise ein gieisi voraus {waWon. giesi
Rom. 17,583, Z. 21 erklärt sich wie oben siez, egliese), und auch die
Endung iacum wird lothr. burgund. zu ey, resp. ay (s. Zeitschr.
XII 580), das ebenfalls auf früherem iei beruhen mufs. In ähn-
licher Weise wurde hier lieit lectum u. s. w. zu leit; über die
Qualität des e in lieit s. No. 4.
Aus dem Gesagten ergiebt sich, dafs in lothr. y^ei sex beide
y^ lautgerecht aus palatalem j in sieis entstanden sind., Wenn die
Vertreter von secare und se quere kein y^ zeigen, so haben hier
die endungsbetonten Formen die Oberhand gewonnen über die
stammbetonten, in denen sich allein ein / entwickeln konnte; süßdr
sequere findet sich übrigens in Ortschaften des Berner Jura, in
denen nur palatales s z\i s wird.
Was die Behandlung von o-\-y {cfr. Meyer §191) betrifft, so
kann ich zwar für die Diphthongierung des 0 vor y keinen direkten
Beweis anführen, doch wird dieselbe durch die nunmehr gesicherte
Triphthongierung des Nexus ^ -\-y äufserst wahrscheinlich. Die
thatsächlichen Schicksale von o-\-y werden freilich durch die An-
nahme einer Triphthongierung nicht berührt, denn wie iei zu ei,
so wurde uoi, wenigstens in dem gröfsten Teile des Gebietes,
wiederum zu oi vereinfacht.
Anmerkung. Diez, Gröber Archiv f. tat. Lexikogr. 4, 149
und Meyer § 147 setzen statt des klassischen ostium üstiura
an. Eine Reihe ostfranzösischer Formen scheint eher auf (^stium
zu weisen. 1 Das Lothringische (Vy (statt des erwarteten üy) wollen
Gröber und Meyer mit zcet just um rechtfertigen, dessen laut-
liche Grundlage indessen verschieden ist. Bedenklicher sind
metz. ox (s. This, Mundart von Falkenberg und Z^liqzon S. 20),
lüttich. üy (statt üy): üy findet sich m. W. nur in Malmiidy, wo
o-\-y zu ü wird (vgl. Altenburg, Eupener Programm II 10). Auf
o^y weist auch seltenes prov, iieis, auf das freilich Gröber kein
Gewicht gelegt wissen will. Dafs andererseits üss in Val Soana
' [Die Mehrzahl der roni. Sprachen, altspan. uzo, prov. uis, rät. isch,
rum. M.ra, ital. liscio, friaul. uss u. a., bieten jedoch aus o-\-i nicht /.u er-
klärendes « oder ü (i). Hrsg.]
37^ A. HORNING,
ü-\-jy fordert, verkenne ich nicht. Wenn üstium für den Osten
gesichert wäre, so würde man, da daraus zunächst nicht ü^ wird,
zu dem nicht unwichtigen Schlufs berechtigt sein, dafs im Osten
ü nur unter der Einwirkung eines /-Lautes zu ü wurde, dafs
venu ein diphthongiertes vennit voraussetzt (solche Formen sind
im Bernhard zahlreich überliefert): in ustium. wäre der jz-Laut
im 1 aufgegangen und deshalb hätte sich kein ü gebildet.
Ähnlich wie mit ustium verhält es sich mit dem von Gröber
1. c. S. 134 angesetzten tructa {truiie)A Lothring. /rcEV und /reV
in Orten, in denen o-\-y zu oe^ und e^ wird, weist sehr entschieden
auf eine o+^-ßasis: ein z-Nachklang bei einer Grundlage ü-^y
ist sonst im Osten unerhört (fructus und fructa giebt immer
Jrü, früi). Dazu stimmt auch ital. trgta. Ob trüjtiixv Val Soana,
truite im Cat. und Portug. französische Lehnformen sein können,
bleibt noch zu untersuchen. Nach Meyer § 128 ist durch Um-
laut franz. truite aus tructa, ital. troita aus troita entstanden. In-
dessen scheinen die Fälle von Umlaut, die Meyer fürs Französi-
sche annimmt, noch wenig gesichert.
2. Neu-Metzisches i aus c-\-y und ü aus o-{-y.
Das Ergebnis von (^-\-y ist im Neumetzischen in der Regel i,
das Ergebnis von q-\-y in der Regel iL Nach Meyer § 60 ist in
Metz i vom Centrum her eingedrungen, also dem Francischen ent-
lehnt (dasselbe hatte ich Ostfranz. Grenzdial. S. 21 angenommen);
in § 190 wird auch dem ü (angeblich aus üt) ein solcher central-
französischer Ursprung zugeschrieben. Ich bin jetzt der Ansicht,
dafs diese Erklärung nicht haltbar ist. Über / aus ^-^y ist zu-
nächst zu bemerken, dafs es sich konstant in denselben Wörtern
in allen Ortschaften findet, die zum Metzischen gehören (unter
Ausschlufs eines Wechsels mit e), dafs es also den Charakter eines
Lautgesetzes hat. Auffäihg ist ferner, dafs, da man überall yi-^
oder sis sex (ähnlich diyr_, dis decem) sagt, in diesem Worte zwar
der Vokalismus, nicht aber der Konsonantismus durch das Central-
französische beeinflufst worden wäre. Entscheidend sind folgende
Erwägungen: man sagt überall // (vgl. Zeliqzon § 28; nach This
sagt man ti auch in Rangvaux, Neufchef, Malancourt, Pierrevillers,
Verneville, Vitry im Nord-Nord- Westen von Metz) aus t^ctum
(dazu s. Zeitschr. XI 264 und Meyer S. i ig). Nun begreift man
wohl, dafs unter Einflufs des Französischen demc zu demi, le zu li
wurde : aber wie konnte gleichzeitig ursprüngliches /(' zu // werden ?
Dafs in te ebensogut lat. / zu Grunde liegt, wie in le, wufste die
Sprache ja nicht. Des Weiteren fallen in ganz Lothringen die
Vertreter von Suffix arius mit denen von §-\-y zusammen: ge-
' [Mir schien *trocta der überlieferten Form tructa zu fern zu stehen.
Wie will man es erklären? Aus mittelgr. r()«>;(T»/c;, wo doch die bezeichnete
Sache in allen romanischen Ländern heimisch ist? Hrsg.]
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 379
meinlothringischem ("(}'), efj'Jf (s. No. 6) steht nun wiederum metz.
/, /r gegenüber (nach This in Falkenberg und in den oben S. 378
genannten Ortschaften ; dazu Zcliqzon § 7), und hier läfst sich der
z-Laut nicht aus der Einwirkung des Französischen erklären. End-
lich wird auch iacum gemeinlothr. zu efvj (s. Zeitschr. XII 580),
metzisch aber zu i [Lari Lauriacum, Fyceri Floriacum, serhi
Carisiacum bei Zeliqzon Gloss.). Dies alles führt zu der An-
nahme, dafs ursprüngliches metz. e = ^-\-y = arius ^ iacum auf
rein lautlichem Wege zu z weiterrückte. Wenn man neben demi
konstant mey tiü und meist de?ney ur findet (nach This sagt man
demiy ur resp. owr neben m^ymü in Pierrevillers, Malancourt, Ver-
neville, Rangvaux, Neufchef, Klein-Moyeuvre, dagegen detn^y ur in
Vitry und Woippy), so ist eine doppelte Erklärung möglich: ent-
weder das e blieb in der Verbindung e-X-y bei weiblicher Endung,
oder aber e entwickelte sich erst wieder in dem Nexus iy, nach
dem Lautgesetz des Metzischen, dafs betontes i im Iliat zu ey wird.
Es bleibt noch das Pronom fem. Iry (in Falkenberg /^), das viel-
leicht auf einem alten leie beruht und in diesem Falle wie ineynü
zu erklären ist. Auch in einer anderen lothringischen Gruppe, in
der e aus ^-^-y zu ce. wird, macht ley diesen Wandel nicht mit (vgl.
Ostfranz. Grenzd. S. 57 und 89 das Pronomen ley mit Ice = lec-
tus. Es liegt hier also ein singulärer Fall vor, der einer besondern
Deutung bedarf und die oben gegebene Erklärung nicht in Frage
stellen kann.
Viel einfacher liegt die Frage für ü = o-\-y: es liegt hier gar
kein Grund vor, centralfranzösischen Einflufs anzunehmen: in nü
noctem ist ü aus gemeinlothringischem oe hervorgegangen (ähnlich
metz. ü aus gemeinlothr. os = o-\-y. metz. y^ü sebum statt lothr. yae,
yür sequere statt yjxr). Entscheidend ist die Behandlung von
focus, jocus, die in ganz Lothringen im Vokal mit den Vertretern
von o-f-y übereinstimmen und gemeinlothr. _/(«, zce lauten, metzisch
aber fü, zu, die durch Beeinflussung durch das Centralfranzösische
sich nicht erklären lassen.
Es ergiebt sich aus dem Gesagten, dafs der Vokalismus des
Neumetzischen weiter fortgeschritten ist, als der der anderen
lothringischen Dialekte : den obengenannten / aus c, ü aus (v lassen
sich noch hinzufügen: l. eine Gruppe von Wcktern, in denen ge-
decktes (^ zu / wird (7;-/», prrs, vgl. Zeliqzon S. 15); 2. eine Gruppe
von Wörtern, in denen, allerdings nicht in dem ganzen Gebiete
des Metzischen, gedecktes 0 zu 0 wird {nia mottum, vgl. Zclicizon
S. 2 1 und This Mundarten von Falkenberg § 44).
3. Die Schicksale von geschlossenen (•.
In den i5§ 76, 107, 112 beschäftigt sich Meyer mit den Schick-
salen von e im Osten. Was zunächst freies (' nach Nichllabial
betrilTt, so geht M. von der Thatsache aus, „dafs im Lothringischen
a und 0 neben einander gehen , letzteres gehört mehr den nörd-
380 A. HOKNING,
liehen IMundarten an , ersteres den südlichen ; doch zeigt oft die-
selbe Ortschaft für das eine Wort a, für das andere 0. Man könnte
das 0 aus a erklären : zweierlei spricht dagegen : der Mangel von
ä im Lothringischen und die obgenannten Mischungen. Das 0
geht vielmehr auf 01 zurück, das Grundlage für die nördlichen
Dialekte (Nordlothringisch, Wallonisch) ist, a aber auf az (z. B.
in Vionnaz); at ist die Grundlage im Süden. Mit andern
Worten, es kreuzen sich in Lothringen zwei Dialektgruppen, von
denen vorläufig noch keine zum Sieg gelangt ist." Demnach sucht
M. den Ausgangspunkt für die Weiterbildung des freiem e zu a im
Süden, zu 0 im Norden. Indessen nimmt er § 112 für die Entwick-
lung des (' zu 0 noch ein anderes Centrum aus : es ist dort von zwei
Centren die Rede, einem südöstlichen, in welchem gedecktes e wie
freies zu ot, 0 wurde, und einem zweiten, wohl Metz, in welchem
(' (gedecktes) zu c, q, a wurde.
Dieser ganzen Auflfassungsweise gegenüber mufs ich mich ab-
lehnend verhalten. Dafs ä im Lothringischen fehlt, ist nicht richtig.
Der von mir mit d bezeichnete Laut „ein dem 0 nahe stehendes
rt" ist nichts anderes als jenes ä. Auch von This wird mir be-
stätigt, dafs er oft in Verlegenheit war, ob er a oder 0 schreiben
sollte. Was ferner das Nebeneinanderbestehen von a und 0 be-
trifft, so liegt die Sache so, dafs in den Ortschaften Lothringens,
die in Frage kommen, a oder 0 die Regel bildet: wenn in ein-
zelnen Formen der Vokal um eine Schattierung heller oder dunkler
ist (denn blofs um eine Schattierung handelt es sich), so mag die-
selbe durch die umgebenden Konsonanten, durch den Affekt des
Redenden oder wie immer bedingt sein. Keineswegs aber be-
rechtigt diese Thatsache zu den weitgehenden Folgerungen, zu
denen sie Meyer benutzt. Etwas anders liegen die Verhältnisse
auf dem Sprachgebiet der Franche-Corate: als typisch wähle ich
Altmünsterol an der Südwestgrenze Elsafs-Lothringens. Hier wird
gedecktes e im allgemeinen zu 0, im Hiat aber zu u [koru =
couri'oie, menu = ?nonnate, gru = craie) und in der i. und 2. sing,
des Imperf. und Conditionalis zu 0 {z^vp =j'av(u's). Augenschein-
lich haben sich hier a, u und p nach fester Lautregel ausgebildet
und lassen sich nicht durch die Kreuzung zweier dialektisch ver-
schiedener Entwickelungsreihen erklären. Andererseits zeigt Zeliq-
zon S. 17, dafs in unmittelbarer Nähe von Metz (im Westen und
Südwesten) nur 0 für gedecktes e vorkommt {a findet sich im
Süden und Südosten). Nach This findet sich g auch in den im Nord-
Nord-Westen von Metz gelegenen Ortschaften Rangvaux, Neufchef,
Vitry, klein Moyeuvre, Pierrevillers, Malancourt, Verneville. Dafs g
sich auch in zwei ausgedehnten Strichen findet, die an der lothring.-
deutschen Sprachgrenze östlich von Metz liegen, hatte This schon
früher (Deutsch-Französische Sprachgrenze in Lothringen S. 36) dar-
gethan. Man ist mithin nicht berechtigt, Metz zum Centrum einer
ö-Entwicklung aus gedecktem e zu machen : mit demselben Rechte
dürfte man es zum Centrura einer r)-Entwicklung machen. Ein
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. IMUNDARTEN. 38 I
weiterer Fehler der Meyer'schen Untersuchung liegt darin, dafs er
§ 76 die Lautverhältnisse des Südostens (Waat, Neuenburg u. s. \v.)
mit denen des lothringisch-burgundischen Gebietes zusammenwirft,
was auf seine gesamte Darstellung einen wesentlichen Einflufs ge-
übt hat. Der Südosten kennt den Wandel von gedecktem o zu a
und 0 nicht; der Wandel von freiem c zu ai, a kann dort jung
sein. Für das Wallonische , das ebensowenig gedecktes c = 0, <?
kennt, ist wenigstens altes öz' = freiem f gesichert. Vorläufig be-
rechtigt nichts zu der Annahme eines historischen Zusammenhanges
zwischen jenen lautlichen Vorgängen des Südostens und denen, die
sich im Lothringisch-burgundischen abspielten. Aus allen diesen
Gründen halte ich die Hypothese einer zweifachen dialektischen
Entwicklung des ^ zu a einer-, zu 0 anderseits für das Lothringisch-
burgundische für unerwiesen. Wir sind vor die Alternative gestellt,
dafs e entweder zu o(i) und dann zu a wurde, oder dafs es durch
^ sich zu a, a, 0 umwandelte.
Ich neige der Ansicht zu, dafs der o-Laut überall der ur-
sprüngliche ist und dafs der a-Laut aus demselben hervorgegangen
ist. Zunächst stimmt überall (auch in Bourberain und in der
Franche-Comt6) freies e nach Nichtlabial mit gedecktem e in der
Klangfarbe überein (nur das Metzische geht mit oe aus freiem e
nach Nichtlabial seinen eigenen Weg; auch ist hier von beson-
deren Fällen wie die oben aus Altmünsterol angeführten abgesehen).
Daraus läfst sich überhaupt auf eine einheitliche Entwicklung des
freien und des gedeckten e schliefsen und damit hatte ich die
Wahrscheinlichkeit der Diphthongierung auch für gedecktes e be-
gründet. Das Metzische weist oe aus freiem e nach Nichtlabial
nicht nur da auf, wo gedecktes ^ = 0, sondern auch in Falken-
berg, wo gedecktes e ^ a. Wäre a in Falkenberg in gedeckter
Stellung ursprünglich, so würde man, bei der parallelen Entwicklung
von freiem e nach Nichtlabial und von gedecktem e, als Produkt von
freiem ^ nach Nichtlabial a(t) und nicht ce (= oi) erwarten. Dafs
andererseits der Wandel von e nach Labial zu ive (er findet sich
auch in der Franche-Comte) oi als Vorstufe voraussetzt, ergiebt
sich aus der parallelen Entwicklung von vocem zu w(^.
Von Wichtigkeit für die Entscheidung der Frage ist die Be-
handlung von ca pillos und illos (das erste Wort ist in der
Franche-Comt6 und Burgund durch pilus, das zweite meist durch
illorum ersetzt). Capillos wurde in ganz Lothringen zunächst zu
savou, heute meist savu : die ältere Form wäre in sevoiv bei Metz
(s. Zeliqzon S. 17 und vgl. mo7i' multura S. 22) erhalten'; ähnlich
savaw in Tannois bei Bar-lc-Duc (vgl. damit hnv lupus); sow in
Falkenberg ist nicht, wie This glaubte, aus savaw ^ sondern aus
iaz/« entstanden (ähnlich doxi paw pavorem dMS pavti). Entsprechend
ist illos zu (z)u, (zj()u\ zaiv geworden. Es liegt also durchweg
* Nach This sagt man sevn in Picrrevillers, ii-vnw in Rangvaiix, Klcin-
Moyeuvre. Vitry, Malancourt, Vernciville.
382 A. HORNING,
eine ö«-Basis zu Grunde. Dieselben Formen treffen wir auch in den
Gegenden, die gedecktes e zu a werden lassen : in denselben würde
man aber, wenn Meyers Ansicht richtig' wäre, das Produkt von
a-^u (a = e, u = /) erwarten, also sava oder savp (vgl. swq, swp
caballos). Solche Formen sind jedoch nicht nachgewiesen. Ist
dagegen e in capillos zunächst überall zu 0 geworden, so erklärt
sich das o(u) in savfoju auf das einfachste unter der Voraussetzung,
dafs das I(!J überall zu u wurde, ehe das 0 irgendwo in a über-
ging: o-\-l wurde zu ou, und dies vereinfachte sich zu u. Es läge
darin ein neuer Beweis für das hohe Alter des Überganges von /
zu u, den die neuesten Forschungen bekanntlich in eine recht frühe
Zeit hinaufrücken.
Anmerkung I. Im Lothr. /o (tenips), vo [vent), 7nobr {niemhre)
hatte ich den 0 Laut als ursprünglich durch die Labialis hervor-
gerufen zu erklären versucht. G. Paris Romania XVII 623 und
Meyer § gi nehmen an, dafs en zu tiefem nasalen a wurde und
dafs der Wandel von e zw a sich in ähnlicher Weise erklärt wie
überhaupt der von gedecktem e zw a (0). Diese Erklärung könnte
als gesichert betrachtet werden, wenn überall, wo gedecktes e zu
a wird, en^ zu ä oder a, überall, wo ersteres zu 0 wird, en^ zu
0 oder 0 würde. Dies trifft indessen nicht zu : in Bourberain,
z. B., wird e zu 0, etik aber zu ä. Ergänzend soll hier darauf
hingewiesen werden, dafs Einflufs der Labialis auf vortoniges
enk m. E. vorliegt in : vqre oder väre {je viendrai; Ostfranz.
Grenzd. S. lOi), in Strichen, in denen vortoniges enk sonst zu ?
wird. Dasselbe gilt von zäse (ib. Gloss.), bei Beifort dzväse
,, junges Rind", das sicher juv enc&Wn'ä Jouvenceau ist (über den
Schwund des v in den Vogesen s. Ostfrz. Grenzd. S. 80). Dazu
kommt metz. ?naid und ?}iotd Kinn, nioton auch bei Haillant, Essai
sur un patois Vosgien III 82, nipto in Tavannes im Jura, monton
in Val Soana Archiv. Glott. it. III 21. — Wenn Meyer bemerkt,
dafs minor sich meiner Erklärung entzieht, so erwidere ich, dafs
in diesem Worte z wie freies i behandelt wird, ähnlich wie im
frz. vioindre.
Anmerkung 2. Meyer meint § iii, dafs j^ö^^ pesile wohl
mit der Sache aus dem östlichen Frankreich stammt. In Ost-
frankreich hat das Wort die Bedeutung „Wohnzimmer", „gute
Stube". Sollte diese Bedeutung im Francischen nicht ebenso
alt sein wie im Osten? Was die Form betrifft, so sagt das
Lothringische pol oder pal (s. jetzt noch Zeliqzon s. v. pat), und
zwar ist die Form lautgerecht, da der Labial auf gedecktes e
keinen Einflufs hat. Im Jura hörte ich pivay,' das ein älteres
pw0f voraussetzt: das s hat hier das folgende / in derselben
Weise mouilliert, wie in anderen Gegenden das s folgendes n
mouillierte (ati asinus u. s. w.): die Beeinflussung des e durch
den Labial war auch hier erst möglich, nachdem ly oder y ent-
standen war. Dafs durch dieses prvcy ursprünglich francisches
pel zu pzv^l umgestaltet worden sei, ist nicht eben wahrscheinlich.
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 383
Ein Östliches pivel mufs demnach erst noch nachgewiesen werden.
§ 270 zeigt M., dafs nach Labial e aus ai auch im Francischen
zu ne (iia) wurde {loona, jamoiia): sollte nicht auch e = (lat. e und
(•) in ähnlicher Weise behandelt worden sein? So würde sich
unser po^le erklären, ferner poele aus patella (s. Meyer § 377,
das Ostlothringische sagt pd)., vielleicht auch ?no€lle statt 7)ieolle
(s. ib. §386; auch diese Form ist dem Osten unbekannt). Aus
der Einwirkung des Labials erklärt sich auch /zva z= fouet (vgl.
dagegen rouel) und vulgäres pivät ■= poeie, vielleicht auch ouaille
(phon. wouay) statt oiieille.
Anmerkung 3. Auch noch südlich von welschem Beleben,
im Gebiete der Franche-Comte, ist die Behandlung von freiem a
nach Labialen eine andere als nach den übrigen Konsonanten
(dahin ist die Bemerkung Meyer's § 107, Z. 5 zu berichtigen).
In Bart bei Montbcliard sagt man z. B. fo (toit), do (doigt), so
(soif), aber biva (je bois), miua (moi); über die Lautverhältnisse in
Tavannes im Berner Jura s. Ostfrz. Grendz. S. 36. Doch findet
man hier diese Behandlung nicht stets und überall wie im Loth-
ringischen : lieben Ortschaften die io, do, so sagen , trifft man
solche, die twa, dwa, siva sprechen. Nach Labial hat sich hier
in der Regel der Laut -wa entwickelt, nicht -wc : dafs derselbe
erst unter francischem EiiiHufs entstanden sei, läfst sich nicht
erweisen: ich glaube vielmehr, dafs der Wandel von (^ zu a gleich-
zeitig mit dem von ^? zu a in chanta (aus chant(>) erfolgte.
4. Wandel von -icc zu ie.
Meyer bespricht § 267 den ostfranzösischen Wandel von ite zu
/<?; iee sei infolge einer Zurückziehung des Tones zunächst zu iee,
dann zu le geworden, „dies scheint die einzig mögliche Erklärung
zu sein". Dabei nimmt M. keine Rücksicht darauf, dafs nach
seiner eigenen Lehre wenigstens in eineixi Teile des Gebietes iata
zunächst zu ieie werden mufste. § 436 führt er nämlich aus, dafs
im Nordosten, Burgund, Lothringen und Belgien /, d nicht ausfällt
(vgl. den folgenden Abschnitt), sondern zu y wird: ata ergiebt eye,
also auch iata ieie: dieses ieie, das im Bernhard und Ezechiel oft
neben ie erscheint, ist unter allen Umständen gesichert (der Aus-
druck Meyers, meiner Erklärung zufolge „wäre ie-e zu iiie geworden"
wird diesem Sachverhalt nicht ganz gerecht). M. wird demnach
zu der Annahme geführt, dafs ie einerseits auf icc, anderseits auf
iiic beruht. Soll nun auch in dem letzten Falle Zurückziehung des
Accentes auf das erste i und Verflüchtigung der folgenden voka-
lischen Elemente stattgefunden haben? Mir ist dies unwahrschein-
lich : ein analoger Wandel dürfte aus der romanischen Lautlehre
nicht zu belegen sein. Der Meyer'schon Auflassung gegenüber
halte ich an der Überzeugung fest, dafs ie in ganz Ostfrankreich
auf einer Reduktion des Triphthongs ici(c) beruht, die ich mir so
denke, dafs unter der Einwirkung der beiden /' das geschlossene e
384 A. HORNING,
selbst ZU i wurde (aus z'// entstand z').i Wenn dagegen ä'^// lectus
östlich zu leit wurde, so erklärt sich dies daraus, dafs das e hier
zunächst offen (in Tannois und Bourberain ist es bis zu a fort-
geschritten), folglich die Assimilation des e an die beiden i aus-
geschlossen war: ein ie^i(e) aus iata wäre deshalb hier wohl zu ei(e)
vereinfacht worden. Nimmt man an, dafs das Francische das e in
lieit im Gegensatze zu den östlichen Dialekten früh zu einem ge-
schlossenen werden liefs, so erklärt sich auch hier das i auf dem
Wege der Angleichung des e an die beiden i des Triphthongs :
in ähnlicher Weise würde gist jacet aus gi^ist, gieist, giiist
entstanden sein, ebenso 2'=iacum. Gegen die von mir vor-
geschlagene Deutung bemerkt M., es bleibe fraglich, ob jenes Hiatus-
z', das allerdings für den Norden sicher sei, auf dem ganzen Gebiete
von ie aus iee sich finde. Es läfst sich aber noch heute nachweisen
in der Pikardie, in dem Wallonischen und Lothringischen bis zum
Wälschen Beleben , auch im Westen bis Tannois bei Bar-le-Duc.
In den Dialekten der Franche-Comte und Burgunds ist es heute
geschwunden, aber die Urkunden aus dem 13. Jahrh. kennen es
ebenfalls. Nach Görlich, der Burgundische Dialekt, fällt im Westen
die Grenze von ^2'=atum mit der von z'=iatam zusammen,
vgl. S. 10 und 16. Dafs aber, wo ei zu atum wurde, einst auch eie
= atam vorkam (vgl. ib. S. 11) ist man wohl berechtigt anzu-
nehmen. Formen wie otroe (f. otroie), desploer (f. desploier), hraes (f.
braus), plaes (f. plaies), Roman. VI 43 zeigen, dafs / vor e früh
ausfiel, schliefsen aber die Möglichkeit nicht aus, dafs, zur Zeit als
iatam zu ie wurde, man noch ieie sprach.
Anmerkung. Meyer sucht seine Ansicht durch den Hinweis
auf die Schicksale von nie necare zu stützen, m. E. mit Unrecht.
Die Behandlung von vortonigem e -\- y -\- Vokal ist eines der
dunkelsten Kapitel der französischen Lautgeschichte und kann
vorläufig zur x^ufhellung anderer strittiger Punkte nicht verwendet
werden: Während im Osten z. B. iatam überall zu ie wird, wird
vortoniges e-\-y-\- Vok. bald zu ey, bald zu i {^X^yä = asseyant
wechselt in den Vogesen mit ^X^ä).
5. Der Wandel von / zu y.
Bereits im vorigen Abschnitte wurde erwähnt, dafs nach Meyer
§ 456 intervokalisches, nachtoniges /, d in Belgien, Burgund, Loth-
ringen nicht ausfällt, sondern zu y wird: ata ergiebt eye, üta üye
(dazu kommt ita == iye, eye in wallonischen und lothringischen
Mundarten): auch §378 begegnen wir der Bemerkung, dafs/ im Osten
nicht fällt, sondern zu y wird, „sodafs also gar kein Hiat entsteht".
Indessen bleibt dabei Verschiedenes unaufg-ehellt. M. scheint anzu-
* Der Schreiber von Urkunden aus Douai giebt iatam auch durch üe,
und zwar versieht er das zweite i mit einem Accent ; vgl. Zeitschr. XIV 80
und 85.
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 385
nehmen, dafs t zwischen allen Vokalen zu j' wird: doch ist § 6i,
wo der wallonisch-lothringische Wandel von üta zu oiv besprochen
wird, auf jene Lehre kein Bezug genommen: aus uta soll über i'ia
üva entstanden sein, von üta = üye ist dort keine Rede; üye =
üta kommt nun allerdings vor (vgl. Ostfrz. Grenzd. § 114 und Zc-
liqzon § 51), aber es ist eine verhältnismäfsig junge Neubildung
mittels des INIasculin. ü {vädü, vädiiy nach ufiie, a?ney) wie die That-
sache beweist, dafs man in denselben Strichen auch schon ein
Feminin, ü und umgekehrt ein Mascul. ü}' findet.
Vortoniges /, d soll dagegen nach Meyer § 443 nicht zu j'
werden: nun sagt man allerdings nue natalis, sue sudare, ?nue
mutellus u. s. w., aber anderseits findet sich m^yü maturus von
Lüttich bis Tavannes im Jura. Nimmt man für T/iejü Wandel von i
zu j> an, so bedürfen nue u. s. w. einer besonderen Erklärung ; nimmt
man dagegen einen solchen Wandel nicht an , so bleibt nichts
anderes übrig als das Hiat-^- wieder einzuführen , das ausgemerzt
werden sollte. Im Berner Jura, der sprachlich zum Gebiete der
Franche-Comte gehört, ist ata zu a oder ^, üta zu ü geworden,
dagegen findet man j' an Stelle von vortonigem /: pp say^ porcus
setatus (Wildschwein) hörte ich in Delcmont, ebendort 7}ip'ü ma-
turus, tiuay^ „Fichte" in Moutiers, tay^ in Sonceboz (aus taeda
+ellum).
Eine weitere Frage betrifft die Ausdehnung des Gebietes, in
welchem jenes ;■ aus /, d vorkommt. Meyer sagt § 436: „auch im
südöstlichen Frankreich, wo sonst Ausfall die Regel ist, findet sich,
wie es scheint j', vgl. Bagnard faya fata, -aye ata, Brian^on geya
= lomb. gheda." Der Ausfall bildet jedoch hier nicht mehr und
nicht weniger die Regel als z. B. in den lothringischen Mundarten :
ata wird auch in Vionnaz, Torgon und in den Patois der Waat
zu ay, ebenso in Vionnaz moneta zu inoenaye, feta zm faye, meta
zu niaye (die beiden letzten Formen auch im Bagnard und in Lyon),
dagegen roa rota, poa putare, cawa coda, «öa.nodare.
Aus dem Gesagten ergiebt sich mir das Resultat, dafs auf
dem ganzen Gebiete y für /, d sich nur nach den Vokalen a, e, i
einstellt, in der Regel aber nicht nach 0, u, und dafs dabei die
Stellung des /, d vor oder nach dem Tone nicht in Betracht kommt.
Dafür das ein unmittelbarer Übergang von /, d zu y stattgefunden
habe, ist, soviel ich sehe, ein eigentlicher Beweis von Meyer nicht
erbracht worden; denn als solcher kann die Thatsache nicht gelten,
dafs die Vorstufe d, die das y voraussetzt, sich in der Gestalt r
in S. Fratello findet: krara creta, krairir credere. Die I\hjglichkeit
bleibt bestehen, dafs zunächst / überall ausfiel und dafs sich darauf
nach den hellen Vokalen e und / ein z-Nachklang entwickelte, der
sich im Hiat zu y erweiterte. Wie das y in aye = a t a in Vionnaz
u. s. w. zu erklären ist, ist eine Frage für sich : vielleicht ist auch
hier, wie im Lothringischen ay = ata, das a erst aus früherem e
hervorgegangen. Für den Ausfall des / spricht ?ncvü, das neben
mi^yü vorkommt; mit letzterem ist sp^ü sabucus zu vergleichen.
386 A. HORNING,
6. Das Suffix arius.
Im lothringisch-burgundischen Gebiefe fallen die vokalischen
Elemente von arius im Klange mit denen von lat. /+J' zusammen:
die Grundform ist efyj, e(y)r (der Bernhard giebt er neben ierY
Weiterbildungen derselben sind ff, im Metzischen i (s. oben Nr. 2),
in Bourberain ay. auch in Tannois bei Bar-le-Duc sagt man
premay (daneben lay lectum, u. s. w.). Wenn Suchier, Grundrifs
I 575 bemerkt, dafs in Dijon arius zu eii-, f. eire wird, so ist diese
Form keineswegs blofs auf Dijon beschränkt, sondern, wie gesagt,
die gemein lothringisch-burgundische. Verfehlt ist was Goerlich,
Der burgundische Dialekt S. 37 über arius sagt. In den urkund-
lich am häufigsten belegten Formen ier, iere sieht er die eigentlich
dialektischen (dies ier ist jedoch weiter nichts als das bekannte
francische Suffix, das bereits den Schreibern der Urkunden ge-
läufig war). Die selteneren auf er, ere (dies ist die eigentlich
dialektische Bildung) will Goerlich auf folgende Weise erklären: die
gelehrten Wörter wie contraire, luminaire hätten menere {e aus ai)
neben inetüere entstehen lassen. Aber wie will man erklären, dafs
diese ursprünglich gelehrte Bildung in allen Patois die herrschende
geworden ist? Dazu kommt, dafs in vielen lothringischen Patois
aus jenem ai nur a, nicht e werden konnte; aber gerade in den
Mundarten, in denen a-{-i zu a wird, findet sich keine Spur von
einem Suffix a =^ arius. Goerlich weist ferner auf die gegen
Ende des 13. Jahrhunderts mehr und mehr eintretende Vermengung
von ie, das aus lat. a unter Einwirkung des Bartsch'schen Gesetzes
entstand, mit e aus lat. a in offener Silbe. Diese Vermengung habe,
wenn ich recht verstehe, neben dem Suffix ier noch ein Suffix er
hervorgerufen. Aber von einer derartigen Vermengung wissen die
Patois bis auf den heutigen Tag nichts: in denselben fallen die
Vertreter von arius weder mit dem Produkt des betonten a in
changier, noch mit den des betonten a in chanier zusammen.
Wie soll man lothr. burgund. ey arius erklären? Meyer
nimmt § 235. 522 an, dafs im Französischen das masc. arius so
früh aus air (durch Umlaut?) zu p- wurde, dafs dieses ^ die
Diphthongierung des lat. / noch mitmachte: so erkläre sich m.
Premier (und durch Anbildung premiere). Aire aus aria dagegen
hielt sich als Diphthong noch lange, nachdem ai in arius zu (^
geworden war: so erkläre sich i.vaire und durch Anbildung m.vair.
Auf diesem Wege läfst sich, wie mir scheint, eine befriedigende
Erklärung der lothringischen Formen nicht gewinnen: das m. p-
hätte auch lothr. ier ergeben müssen, das fem. aire aber wäre in
dem Teile des Gebietes zu are geworden, in welchem a-\-i zu a
wird. Das Lothringische kennt indessen weder ier (von der Stellung
nach Palatal sehe ich hier ab) noch are, weder iere noch ar. Der
einzige Ausweg wäre, ein urfranzösisches (also vorlothringisches)
p'r anzusetzen, das francisch (auf welchem Wege?) zu p-, lothring.
aber durch Diphthongierung des ^ zu iei, dann zu ei geworden
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 387
wäre — eine Hypothese, die nicht nur sehr kühn, sondern auch
sehr unwahrscheinHch ist.
Es bleiben zwei andere Erklärungsversuche. Da lothr. eir
= arius mit dem Produkt von (^-\-y zusammenfällt, so hat
maii an Suffix ^rium gedacht. ' Die Existenz desselben ist in-
dessen sehr fraglich. Zu dem, was Meyer dagegen geltend macht,
tritt noch folgendes: In allen in Betracht kommenden Sprachen
wird, so weit ich sehe, c vor dem Suffix behandelt wie c vor a,
nicht wie c vor e, i, was man erwarten würde, wenn erium schon
im Vulgärlatein vorhanden gewesen wäre: man vergleiche span.
nogiiera, rät. fMx^ falcaria, kalt'^^ra calcarium (bei Gärtner,
Rätorom. Gramm. § 27), fr. berge?-, rioyer, fougere. B er gier sagt
man auch im Osten, auch murgfijer „Steinhaufe" (im Bagnard § 235
murchyere, in Bourberain ?nn'.rzay, nirezi im Doubs Rev. d. Patois
Gallo-Rom. I 134, aus müric(em) -f- Sirius; alte Belege siehe in
Littre's Supplement '). — Die lothringischen Vertreter des Suffixes
lassen sich endlich auch aus dem von Paris vorgeschlagenen iarium
erklären: daraus entstand zunächst ieir, das sich nach dem oben
Nr. I Gesagten zu eir vereinfachte. Diese Deutung scheint mir die
wahrscheinlichste zu sein. Sie giebt auch den Schlüssel zur P>-
klärung der neben e(i)r vorkommenden Nebenformen ie(r), i, erstere
im Bagnard (Imrdjye = berger, viurdzyere), letztere in den Vogesen
(in der von mir mit D bezeichneten Gruppe sagt man preme, aber
busi). Nach einem Palatal vereinfachte sich nämlich ieir nicht zu
eir, sondern zu ier, oder aber der Palatal liess nach der Verein-
fachung des Triphthongs zu ey ein neues i entstehen, dem nun
der zweite /-Laut weichen mufste. Dieses ie(r) wurde später zu /
in allen Dialekten, die pie zu pi werden liefsen; das Suffix i wurde
endlich auf Wörter übertragen, denen es ursprünglich nicht zu-
kam (so erklären sich inaii, pomi in gewissen Dialekten der
Vogesen).
Meyer erhebt § 522 gegen die Paris'sche Deutung den Ein-
wand, dafs sie die provenyalische und südostfranzösische Form un-
erklärt läfst. Es ist indessen kein Grund abzusehen, warum sämt-
liche romanische Vertreter des Suffixes auf iarium zurückgehen
sollten. Gerade im Französischen waren infolge der Einwirkung
des Bartsch'schen Gesetzes die Bildungen auf iarium sehr zahl-
reich: warum soll dies Suffix nicht in einem bestimmten Gebiete
des Ostens die concurrierendcn Formen verdrängt haben, während
sich möglicherweise im Proven^alischen, ja im Francischen die Schick-
sale von arius anders gestalteten? — Was Meyer's eigene Erklä-
rung von arius im Südostfranzösischen (§ 238) betrifl"t, so ist sie
mir nicht recht klar geworden. Das Produkt des Suffixes stimmt
dort weder zu a-\-i noch zu /-}-/ noch zu /; wenigstens entziehen
sich gerade die Wörter, in denen auf / ein r folgt, wie ferus,
* Murices mit der Bedeutung „spitze Sleinclien" ist .nus Cato über-
liefert, s. Arch. f. lat. Lexic. I 584.
Zeitschr. f. rom. I'liil. XIV.
25
388 A. HORNING,
hcri. Nach § 238 wäre arius hier in sehr früher Zeit zu ^!(r)
geworden, das sich in dem gröfsten Teile des Gebietes wie e (?)
weiter entwickelt hätte. Unaufgehellt blefbt, warum es weder mit
a-\-i noch mit lat. /+J' zusammenfiel. Auch hier ist die Möglichkeit
nicht ausgeschlossen, dafs iarium- zu Grunde liegt: der Triphthong
iai wäre zu at {ei) vereinfacht worden, während freilich lei aus
lateinischem f-\-y in der Regel zu ie wurde; doch ist sai, sai sex
in der Waat zu berücksichtigen.
7. Deus — Focus.
Dens ist in einem Teile der Vogesen zu d0' geworden {ihye
ist die gewöhnliche Schreibung in Jouve's Noels). In Tavannes
im Jura hörte ich d^; dey findet sich noch im Bagnard, Roman.
6, 377. Dafs jene Form alt ist, geht aus dem von Gcerlich, Der
Burgundische Dialekt S. 44 nachgewiesenen dei hervor (daneben
damede), mit welchem eben dort fei \fey) feudum, Mathey und
Mathe Matthaeum, Andrey Andraeum zu vergleichen sind. Die
von Gcerlich für fei gegebene Erklärung („in dem regelmäfsig ent-
wickelten fie sei ie zu e reduciert worden, dem sich dann ein para-
sitisches / beigesellte") ist mir unverständlich. Ich nehme an, dafs
in deu(m) das ti (ob durch die Mittelstufe «?) zu y wurde und
dafs dieser Wandel ein charakteristisches Merkmal sowohl östlicher
als auch nordwestlicher Mundarten ist [ciei ist von Gcerlich auch
in nordwestlichen Mundarten nachgewiesen). Ob dieser Wandel
so früh erfolgte, dafs ^ vor diesem secundären y diphthongierte,
um darauf die Reduktion zu ey mitzumache«, ist eine Frage, die
schwer zu beantworten sein wird. Dei wurde zu de. durch Schwund
des y, wie ley lectum heute in Lothringen fast allgemein zu Ie
geworden ist. Zu de bemerkt Meyer § 278 „da zu französischem
pieus der Akk. pel lautete, so bildete man zu dieus den Akk. </(:•".
Diese nicht eben wahrscheinliche Erklärung fufst auf der Voraus-
setzung, dafs de eine echt acht francische und keine dialektische
Form war. Ist dies sicher?
Wie deu(m) wurde meu(m) behandelt, das in der That in
den Vogesen m^y lautet (ähnlich das Femin.). Das im Bernhard
häufig vorkommende und noch nicht erklärte F. 7neie fasse ich als
Anbildung an das Mascul. i7iey. (Was ich über deus, meus
Ostfranz. Grenzdial. § 33 sagte, nehme ich hiermit zurück.)
Neben d^y kommt in gewissen Strichen Lothringens und der
Franche-Comtc auch du vor. Dasselbe entwickelte sich lautgerecht
aus einer Vorstufe dyce, dyü. Der Wandel von ice, resp. iü zu ii
{bü = bioehovem) ist gesichert durch /»/iV^ plorare in der Franche-
Comte, aus pycere und durch pürizi = pleurisie (Zeliqzon, Gloss.).'
' Meyer nimmt S. 187 für östliches ü = lat. freies o eine Vorstufe üe
(ihr, üü) an. Meines Erachtens ist die Vorstufe ice, die nicht nur für Loth-
ringen, sondern auch für die Franche-Comt6 in B^age kommt: pure sagt man
in vielen Orten der Franche-Comt6, in denen pl regelmäfsig zunächst zu py
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 38g
Die Frage ist nur, ob jenes djce aus dem Francischen stammt
oder ob es ein dialektisches Wort ist, das in ähnh'cher Weise auf
dem Nominat. deus beruht, wie dp' auf dem Accusativ deu(m).
Die Vergleichung mit melius, das in Lothringen und in der Franche-
Comte mce ergab, ist nicht beweiskräftig, da das ti in deus älter ist
als das in mens = melius aus / entstandene, vorausgesetzt dafs
f/Kf' auf ?/ieus, meh mit vocalisiertem / beruht. Ich kann Orbin nicht
zustimmen, wenn er Phonologio d. Fat. du Cant. de Vaud $5 108
meint, dyü sei die richtige mundartliche Form, während er das in
mehreren Patois vorkommende dycc auffafst als „la forme franc^aise
du mot Substitute ä sa forme organique". Nichts ist häufiger und
leichter zu erklären als eine Trübung von cß zu ü und umgekehrt.
Die Frage ist nicht, ob dyai oder dyü die ächte Patoisform ist,
sondern wie sich beide zu östlichem dey verhalten. In Bourberain
liegt die Sache nach Rabiet, Rev. des Fat. Gallo-Rom. II, 48 wie
folgt: „dans les formes accentuces on dit pardye, mais dans les
formes atones päde, suivi toujours d'un autre mot, p. ex. pade arv
= pardieu oui^\ Da indessen in jenem Dialekt r vor d regelmäfsig
fällt, so fragt es sich, ob wir in pardye nicht einfach franz. pardieu
zu sehen haben. Eine sichere Nominativform endlich ist das bei
Zcliqzon Gloss. belegte dyus in no de dyus, das ich ebenfalls irgend-
wo gehört habe.
Ich komme nun zu focus, locus, jocus. W'arura die I">-
örterung über diese Wörter sich unmittelbar an die über deus
anschliefst, soll dem Leser sogleich klar werden. In Lothringen
fallen die vocalischen Elemente von focus u. s. w. durchweg mit dem
Produkt von 6-\-y zusammen; desgleichen in Bourberain, wo man
yay neben fiay noctem sagt. In mehreren von mir untersuchten
Dialekten der Franche-Comtu ist das Ergebnis von (/+>' teils rv-
teils ü {iioi noctem neben kü corium), während durchweg fü, zu
gesagt wird. Die lothringische Grundform ist fcey, zcty. Das y
kann nicht aus dem c des lateinischen Substrats entstanden sein,
was ich fälschlicherweise Ostfranz. Grenzdial. § 85 angenommen
hatte. Man mufs vielmehr von dem wie immer entstandenen ge-
meinfranzösischen you ausgehen: dasselbe wurde zu /qy genau wie
deu zu dey wurde, daraus dann weher /cey, /cc, /^ü wie aus noc-
tem nqy, nccy, nee, metz. nü. Dieser Wandel mufs sehr alt sein,
denn schon der Bernhard hat Jeu, feu neben veude (vide), während
er den Wandel von freiem 0 und freiem 0 zu eu nicht kennt.
Das heute neben fcey vorkommende lothr. fce ist demnach in ganz
anderer Weise aus foti hervorgegangen als das francische feu.
Die Frage ist nun, ob die so eben gegebene Erklärung auch
auf das Südostfranzösische ausgedehnt werden darf. Meyer meint,
dafs hier von fuek, iuek, guek auszugehen ist. Dazu bemerke ich,
dafs m. W. das k dieser Formen nirgends erhalten ist und dafs
werden mufste. Auch pürizi setzt ein pyürizi voraus. Anderes ist Ostfranz.
Grenzdial. § 80 beigebracht.
25*
390 A. HORNING,
man erwarten würde, dafs dieses ue aus <> sich in ähnlicher Weise
entwickelt hätte wie sonstiges freies o. Ich nehme an, dafs auch
hier die Grundf orm foy (aus foti) ist, dafs foy durch Diphthon-
gierung des 0 zu fuoy wurde, daraus fuey (vgl. proveng. uei aus
o+_r)» fu^, fua\ fii mag unmittelbar 2m[ /[u)oy, fce zurückgehen.
Wenn die Vertreter von focus, locus, jocus nicht durchweg zu
den andern Wörtern mit g -\-y stimmen, so ist zu berücksichtigen,
dafs in focus u. s. w. die vocalischen Elemente im Auslaut stan-
den und dann dafs auch andere Wörter auf 6-\-y ihre eigenen
Wege gehen (vgl. was Meyer § 192 über noctem, coxa, octo
sagt). Man vergleiche nun: im Bagnard /i/a, dzua, hia mit ivuey
und wa ho die § 95; im Lyonesischen jiii, fue mit ue ho die
(s. Puitspelu Diction. Etymol. %. v. huey), vuey(t) octo; in Jujurieux
foa mit koa coctum; in Valsoana füa, lila (mit betontem ii) mit
üet (betontes ii) octo neben uet, dagegen coyt coctus, 7ioyt noc-
tem; in Neuchätel foii mit cou coquit, in einer anderen Gruppe
foue mit coiie, in einer anderen djiii jocus mit miido, f. viiida; in
Freiburg fil, zu mit vüe ho die, eile coquit, pü [puis). In der
Waat ist nach Orbin's Darstellung die Übereinstimmung in weit
geringerem Mafse vorhanden.
Blofs nach c und 0, nicht nach a (vgl. meiz. ßnu fagum)
und ö ging u in y über. Indessen sei die Frage aufgeworfen,
ob nicht einzelne östliche Mundarten jenen Wandel auch nach o
kennen. In altlütticher Urkunden wird orem zu oir, ur, our; dois
jzvvei" ist häufiger als doiis, u. s. w. (vgl. M. Wilmote, Roman. 17,
559 und Suchier, Grundrifs I, 601). Aus der Vorstufe 0/ ist meines
Erachtens das spätere eu hervorgegangen, oi selbst konnte sich
aus ou entwickeln, wie dey aus deu. Auch der Wandel von ou
aus freiem lat. ö und gedecktem 0 zu (V. in gewissen Dialekten
der Vogesen könnte in der bezeichneten Weise vor sich ge-
gangen sein.
8. Der Wandel von p und 0 -\-y zu ii.
Der wichtigste lautliche Unterschied zwischen dem Lothringi-
schen und den Dialekten der Franche-Comte und Burgunds (dieses
Merkmal ist darüber hinaus bis in's Lyonesische verbreitet) ist der,
dafs das Ergebnis von freiem betonten 0 mit dem von o-\-y zu-
sammenfällt.' Dieses Ergebnis ist in manchen Orten u, in andern
u und ii, und zwar in der Weise, dafs beide Laute nebeneinander
sowohl in Wörtern mit 0 als in solchen mit o-\-y zur Verwendung
' Mit Recht bemerkt Suchier, Grundrifs 603, dafs das Burgundische
sich durch Besonderheiten in der Formenbildung kennzeichnet : auf eine dieser
Besonderheiten sei hier hingewiesen: in allen von mir untersuchten Mund-
arten jenes Gebietes lauten die i. und 3. Pers. Plur. von avoir, faire, aller,
savoir ä, fä, vä, sä, in den Ortschaften, in denen jedes an zu e~ wird, e~,
fe, ve, se ; die Möglichkeit, jenes ä sei ein nach a vorgerücktes o, ist aus-
geschlossen, weil ursprüngliches o nie zu e wird.
ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFKZ. MUNDARTEN. 3g I
kommen. Als typisch gebe ich die Beispiele, die ich mir in Alt-
münsterol (an der Südwestgrenze auf elsafs-lothringischem Boden)
aufgeschrieben habe:
u haben: jiüs (nucem), pavii pavorem, du duo, f. due, kue
CO da, I. sing, ku ich nähe; püs Brunnen gehört vielleicht auch
hierher.
ü haben: krü crucera, //;■ hora, mirü (miroir), mm^isü {mou-
choir), ts^tü, f. iis (Sänger), pü (heureux), malerü, tsalü (Hitze),
mdtü (Lügner), frpü (fr. frileux), äbosii (Trichter), parazü, f. Hz
(faul). Wahrscheinlich haben ü auch alle nicht erfragten Wörter
auf crem, orium und oriam. Neben du „zwei" ist auch franz.
deux üblich. Es kommen also neben den u und ü auch noch ce-
Laute vor, jedoch wie ich glaube, fost ausschhefslich in französischen
Lehnwörtern.
Suchier, der übrigens das Zusammenfallen von o und o-\-y
nicht hervorhebt, meint Grundrifs 1 6oi, dafs die Laute <» (^?/) und
ü sich aus dem mittelalterlichen Diphthong ou erst später heraus-
gebildet haben und weist einen Zusammenhang mit der Schrift-
sprache zurück. Um das Nebeneinanderbestehen von u und ce {ü)
zu erklären, hureux neben oure, und in einem andern Orte coraigeu
neben heurouse vermutet er, dafs in oure und heiirouse die Diph-
thongierung zu eti durch das a der folgenden unbetonten Silbe
verhindert worden sei (eine ähnliche Ansicht hatte W. Förster,
Clig6s S. LVIII geäufsert, dagegen Meyer § 129). Für mich sind
hureu und coraigeu französische Lehnwörter, heurouse hat sich zu
den zahlreichen Bildungen auf u, f. us geschlagen. Die Hypothese
Suchiers erklärt Jiüs und iir nicht (von den nachher zu erwähnen-
den Lautverhältnissen in Bourberain ganz abgesehen). Sie würde
ernstlich nur in Betracht kommen, wenn sich in einem und
demselben Orte zu Masculina auf ü {ce) Feminina auf us nach-
weisen liefsen.
Nach Meyer § 122 ist eine doppelte Erklärung möglich: ent-
weder ist ü die Umgestaltung eines frz. oß (damit lassen sich nicht
alle Erscheinungen erklären) — oder nir aus atorem, eure aus
at oriam ergaben ü, dieses Suffix wäre dann auch an Stelle von
u aus orem, osum getreten.
Mit diesem zweiten Deutungsversuche hat M. meines Erachtens
auf den richtigen Weg gewiesen, die Sache selbst wird man etwas
anders auffassen müssen.
Es fragt sich zunächst, wie man das Zusammenfallen von 0
und p-{-y verstehen soll. Es scheint mir wahrscheinlich, dafs es
eine Zeit gab, in der das Produkt von o-\-y von dem von o ver-
schieden war und wie im Lothringischen ce lautete: dieses ce wäre
durch Trübung zu ü geworden, mirorium (miroir) hätte juirar,
niirüfr) ergeben; (ob jenen Bildungen auf ü ein .Substrat atorium
oder nicht vielmehr einfaches orium zu (irunde liegt, ist noch
nicht ausgemacht). Dieses ü wäre dann an Stelle von u aus
392 A. HORNING,
orem, osum getreten; den Wörtern auf orem schlofs sich in
einigen Orten (doch nicht überall) hora ür an. Dafs sich du,
ku CO da, ku „ich nähe" dieser Einwirkung entzogen, ist begreif-
lich; in 71HS wurde das y zur Bildung des s verwandt, deshalb
blieb 11, während in krü, das im Osten nie mit s oder y^ erscheint,
das y mit u zusammenflofs; pavu nimmt eine Sonderstellung ein:
während es in Allmünsterol mit u auftritt, zeigt es in andern Ort-
schaften ü {p^vü in der Umgegend von Montbeliard), und zwar
auch in solchen, in denen die Wörter auf p und p-\-y sonst nur
mit u auftreten: bei diesem Worte mag die Labialis v mit im
Spiele sein. Während in Altmünsterol Beeinflufsung der Wörter
auf orem, osum etc. durch die auf p-\-y angenommen werden
mufs, mufs in den Ortschaften, die nur u kennen, die entgegen-
gesetzte Einwirkung der Wörter mit o auf die mit p-\-y voraus-
gesetzt werden. Denn wenn in einem Dorfe des Gebietes, das
heute ü aufweist, das ursprüngliche Ergebnis von o-\-y von dem
von p verschieden war, wird man mit Fug und Recht annehmen
dürfen, dafs dies einst auch in den benachbarten (in denen heute
nur u vorkommt) der Fall ge\vesen sein wird.
Eine Bestätigung der vorgetragenen Ansicht finde ich in den
Lautverhältnissen in Bourberain. Dort werden p und p-\-y durch-
w-eg zu u mit Ausnahme von kro crucem, das nach Rabiets Aus-
führungen wahrscheinlich ein francisches Lehnwort ist. Daneben
giebt es aber ein veraltetes krü, in dem Rabiet ebenfalls ein fran-
zösisches Lehnwort sehen möchte — eine unwahrscheinliche Mei-
nung; krü ist vielmehr das einzige Wort, in welchem das ursprüng-
liche Produkt von p-\-y erhalten ist. Die Form crou'i, die nach
Rabiet der Patoisschriftsteller Aime Piron regelmäfsig, und zwar im
Reime mit aupeti (appetit) braucht, beweist, dafs in dem Nexus
0 + / der 2-Laut sich lange gehalten hat, dafs demnach das Zu-
sammenfallen von p und p-^y sich nicht durch den etwa früh er-
folgten Schwund des y erklären läfst.
g. Die Weiterbildungen von by, cy, fy, gy, py aus
bl, cl, fl, gl, pl in der Franche-Comtc.
Im § 424 bespricht Meyer die zum Teil recht schwierigen
Wandlungen von cy, fy u. s. w. aus cl, fl im Ost-, insbesondere
im Südostfranzösischen. S. 349 wird bemerkt, dafs py in der
Franche-Comte (Baume, Montbeliard, Eure, Porrentruy) zu s wird,
auf der folgenden Seite lesen wir, dafs kly sich in der Franche-
Comt6 findet, „dafs sich in der Franche-Comte die Reflexe von cl
w^ie diejenigen von fl, pl verteilen" und dafs „bl überall mit pl
parallel zu gehen scheine". Ich will die Glaubwürdigkeit der von
M. benutzten Quellen nicht in Zweifel ziehen (das von ihm citierte
Werk Dartois Coup d'cjeil sur les patois de la Franche-Comte ist
mir nicht zugänglich). Da indessen die von mir untersuchten
Mundarten desselben Gebietes abweichende Ergebnisse liefern, so
ZUR LAUTGESCHICHTE DER ObTFkZ. MUNDARTEN. 393
teile ich dieselben mit: sie werden immerhin zur Klärung dieser
Fragen beitragen. Ich schicke voraus, dafs, soweit meine Beobach-
tungen reichen, pl und bl durchweg auf der Stufe py, bv stehen
und dafs ich keine Weiterbildungen dieser Nexus (auch nicht zu s)
constatiert habe.
Ich beschäftige mich zunächst mit cl, fl: beide Nexus wer-
den in Baume-les-Dames selbst und in den davon ,8 und 7 Kilometer
entfernten Ortschaften Villars-Grclot und Bretynie zu ky, fy. kya
(clair), kyo (clou), fyam (llamme), J'yo (fleur). In 7"avannes in dem
Berner Jura, der sprachlich zum Gebiete der Franche-Comte ge-
h()rt, werden cl und fl zu ii {^ klingt wie sanftes deutsches ch
in ich): tyj^ (clef), tyo (clou), /;f(n'^ (fleau), /;^£r;- (fleur), /;^ö/;/ (flamme).
In Moutier, einige Meilen nördlich von Tavannes, hndet man j^:
ya {clair und clef), i_p (clou), göya (gonfle) — in Altmünsterol
ebenfalls y. yf^ {clair und clef), yj], siiey (souffle), yam (flamme).
In der Umgegend von Montb61iard, in Bart 3'/2 Kilom. und in
Etouvans 12 Kilom. von dieser Stadt, werden cl und fl zu .v,
ebenso in östlicher Richtung in St. Hippolyte und in Vellerot les
Belvoir 10 Kilom. von Clerval: sa [clair wwd de/), ^75(7 (enfle), gdsa
(gonfle), sa?n (flamme).
Gl in glace wird zu gy in den Ortschaften, in denen kl, fl
durch ky, fy vertreten sind, also gy(^'s, in allen andern zu y,
also y^s.
Die Entwicklung, die cl durchgemacht hat, ist demnach die
folgende: kly, ky, /r (die letzte Stufe ist hier nicht vertreten, wohl
aber in Lothringen), ty (in Folge einer Vergröberung des y zu y), y,
s, in Giromagny statt s sy. Besonders interessant ist der Wandel
von y zvL s (in einzelnen Fällen notierte ich auch yy, die Artiku-
lation beider Laute bedarf genauer Feststellung). Die Möglich-
keit, dafs ty^ einerseits zu y wurde, während s anderseits durch eine
Mittelstufe ts aus ty oder ly hervorging, halte ich für ausge-
schlossen. Einmal ist jene Mittelstufe ts nicht nachgewiesen, ander-
seits spricht dagegen die Thatsache, dafs in den Ortschaften um
Montbeliard und in Vellerot, wo cl, fl zu i' werden, lat. c(a) noch
ts lautet. Wäre sa (clair) durch tsa gegangen, so hätte auch /*•
aus c(a) die Vereinfachung mitmachen müssen. Dieses Ergebnis
s = älteres y ist für die Lautgeschichte des Ostens nicht un-
wichtig: m. E. ist auch lothr. .v aus palatalem j aus früherem y
hervorgegangen.
Auf welcher Stufe fl mit kl zusammenfiel, ist nicht recht er-
siclitlich. Die lothringer und neuenburger Dialekte, in denen cl
= ty, kennen dieses Zusammengehen noch nicht. ]\löglicherweise
trat es ein, als ty sich zu ty und gleichzeitig jfr zu y;f vergröberte:
die Sprache hätte die schwierige Artikulation fy mit ty vertauscht.
Unerklärt bleibt freilich, warum ly und py den Wandel nicht mit-
machten.
Was gl lietritTt, so ist es wohl überall, wo ky in ty über-
ging, zunächst aus gy zu dy geworden (auf dieser Stufe steht es
394 A, HORNING,
in Neuenburg und im Südlothringischen): die Vereinfachung zu y
scheint gleichzeitig mit dem Vorrücken von /)■ zu /^ erfolgt zu
sein: dj^ und ;f aus gl sind iiicht nachgewiesen.
Es würde sich vielleicht empfehlen, die hier besprochenen
Erscheinungen zu einer besonderen Gruppe zu vereinigen und
sie nicht, wie dies Meyer thut, zusammen mit den südlich von der
Franche-Comtc und Neuenburg vorkommenden zu behandeln, die
anders geartet sind und eine andere Erklärung verlangen.
lO. Die Diphthongierung von ^ und o vor gedecktem r.
§ 208 bespricht Meyer den Wandel von 0 vor gedecktem r
im Südostfranzösischen zu tia, oa u. s. w. : kör da sei zunächst zu
kd?'da geworden, dann zu korda, kourda, koarda, kuarda. Etwas
unklar bleiben nur die Tonverhältnisse. Im übrigen ist die Reihen-
folge gesichert. Dafs der Diphthong zunächst fallend war, be-
stätigen meine Beobachtungen im Berner Jura. In Tavannes und
Montier spricht man koavn (corne), koard mit betontem 0 und
schwach nachklingendem a: auch in Altmünsterol hört man kueii,
puert. Ob in dem von Meyer aus Lavaux angeführten kuarda das
a betont ist oder ob der Ton gleiehmäfsig auf beide vokalische
Elemente verteilt ist, steht dahin. Sicher ist dagegen, dafs in
lothringischem pnot porta, wallonischem ptii^i der Ton auf dem
zweiten Element des Diphthongen ruht. Soll man nun annehmen,
dafs die Entwicklung von 0 zum Diphthongen im Lothringischen
und Wallonischen in anderer Weise erfolgte, als im Südostfranzö-
sischen? Mit der Bejahung dieser Frage bekennt man sich zu der
Annahme einer doppelten Diphthongierung für den Osten (einer-
seits wäre 0 durch oa zu ua, uo geworden, anderseits hätte etwa
eine unmittelbare Brechung von 0 zu iw, ije stattgefunden). Viel
wahrscheinlicher ist es, dafs der Vorgang der Diphthongierung sich
überall in derselben Weise vollzog: (0) <? wurde zu oa, ua, resp. uo,
u^: dabei fand wenigstens im Lothringischen und im Wallonischen
ein Übergehen des Tones vom ersten auf das zweite Element des
Diphthongs statt.
Mit der Entwicklung von 0 vor gedecktem r läuft die von ^■
parallel. Das scheint allerdings gerade in Südostfrankreich nicht
der Fall zu sein, das den ungetrübten <^-Laut für lat. ^ in der
Regel festhält: doch hat vielleicht hier eine Störung der ursprüng-
lichen Lautverhältnisse stattgefunden: vgl. iiä nervus in Blonay,
ne in Freiburg, dessen Zurückführung auf nervius (bei Meyer
^ 151) fraglich bleibt (hätte nervius nicht «i?rie ergeben?); aufser-
dera pyr persus und vielleicht dzyerla gerula im Bagnard S. 400
und 412. Wie dem auch sein mag, im übrigen Osten liegt die
Übereinstimmung in der Entwicklung von 0 und e klar zu Tagc^
wie aus fca (fer), i^ar (terre) im Berner Jura erhellt (vgl. damit
bei Meyer '§ i6g tearro, peardre, vear in Toulon), ferner aus lothr.
fy(^, wallon._/;'fv. Die aus dem Jura beigebrachten Formen beweisen.
ZUR LAUTGESCHICHTK DER OSTFRZ. MUNDARTEN. 395
dafs sich, wenigstens im Südosten, zunächst ein fallender Diphthong
herausbildete, fea-, /i'^, /<}{''• die Betonung wurde darauf schwe-
bend: infolge eines Tonwechsels entstand lothring. wallonisches
fy^. Durchaus ähnlicher Art ist die Diphthongierung im Obwal-
dischen, siarp, iiarra, im Engadin viervi, infiern. Meyer scheint
die oben für o abgelehnte Erklärung zu befürworten, wenn er
§ 170 fenielro in der östlichen Creuse mit der Bemerkung er-
klärt: „<' wird zu langem oflfenem ^, das sich dann zu ic
bricht.'-
In denselben Zusammenhang gehört meines Erachtens die
§ 143 besprochene Brechung von geschlossenem 0 im Westen und
Osten ; dieselbe beschränkt sich übrigens nicht auf den betonten
Vokal. Dem frz. ioia- entspricht in der Urngegend von Montb61iard
tuOi iu^, tue, in Altmünsterol frz. mouchoir mtuHsü, frz. morceaii
muose, rfiu^se. Der Ton ist schwebend, das letzte vokalische
Element so schwach artikuliert, dafs ich zweifelhaft war, ob ich
e, e oder 0 notieren sollte, während ich den Laut fast nie als
einen ö-Laut auffafste. Im rätischen Münsterthal ist das zweite
Element betont: es wird demnach hier derselbe Tonwechsel statt-
gefunden haben, den wir oben für lothr. pupt, ß^ annahmen. Lothr.
km (court), buöy^ (bourse) will M. § 122 durch Umstellung der Be-
standteile des Diphthongs ou erklären, über welchen sich ursprüng-
liches p zu heutigem 0 entwickelte. Es fragt sich indessen, ob
die Momente der Entwicklung nicht vielmehr du, 00, uö sind (ähn-
lich wie oben bei 0), wobei an eine eigentliche Umstellung nicht
zu denken wäre. Nur nach Guttural und Labial hätte der Diph-
thong diese Entwicklung genommen, während er nach den andern
Konsonanten zu o vereinfacht worden wäre.
Endlich sei noch darauf hingewiesen, dafs man heute im
Sprachgebiete der Franche-Comt6 vielfach Formen wie pie (pied),
büe (boeuf) triflft. In diesem e kann man die letzte Spur des
zweiten vokalischen Elementes des reducirten einstigen Diphthongs
sehen: so erklärt Meyer §211 üe, büe in Sornetan. Indessen
wäre es auch denkbar, dafs zuerst vollständige Reduktion zu / und
ü erfolgte, ohne dafs das zweite vokalische Element eine Spur
zurückliefs. In jenem e hätten wir dann den ersten Ansatz zu
einer neuen Diphthongierung zu sehen, die wie in den bereits er-
wähnten Fällen mit fallendem Diphthong anheben würde. In
licvr (lievre) nel)en /zVrr, in Gegenden, die in allen andern Wör-
tern den Diphthong ic zu / vereinfachen, hätte sich jenes f be-
reits zu ic verdichtet.
In allen bis jetzt erwähnten Fällen von speciell dialektischer
Diphthongierung ist diese Diphthongierung gewifs weit später er-
folgt als in der altromanischen von freiem f und 6 zu le, uo. Die
Frage ist von Bedeutung, ob jener altroraanische Wandel in an-
derer Weise erfolgte als in den oben besj)rochenen Fällen (dann
hätt(!n wir zwei verschiedene Arten der Diphthongierung anzu-
nehmen) — oder ob alle Diphthongierungserscheinungen auf dem-
396 A. HORNING, ZUR LAUTGESCHICHTE DER OSTFKZ. MUNDARTEN.
selben Wege zu erklären sind (zunächst fallende Form , dann
unter Umständen Wechsel des Tones). Die hier für die speciell
östlichen Erscheinungen angenommene Erklärung unterscheidet sich
nicht von derjenigen, die Havet für freies ^ und 0 gegeben hat.
Die Havet'sche Erklärung ist von verschiedenen Romanisten an-
gefochten worden ; ich habe mich ebenfalls in dieser Zeitschrift gegen
dieselbe ausgesprochen: auch Meyer nimmt sie nicht an. Auf S. 527
stellt er die Reihe (\ ie auf unter Ausschlufs der von Havet an-
gesetzten Mittelstufen /^, /^, iL Es fragt sich jedoch, ob die hier
aus ostfranzösischen Mundarten besprochenen lautlichen Vorgänge
der Havet'schen Ansicht nicht in nachdrücklicher Weise zur Em-
pfehlung und zur Stütze gereichen. Davon ganz verschieden ist
die Frage, ob in lothr. pi (pied), hü (boeuf), viu (mois) der Mo-
nophthong aus einem fallenden oder steigenden Diphthong pie
oder pie u. s. w. hervorgegangen ist. Ich bin noch heute der
Meinung, dafs lothr. pi auf eine unmittelbare Vorstufe pie, nicht /zV
zurückgeht.
A. HORNING.
398 L. GAUCHAT,
points plus avance de deux g6nerations. Enfin les patois fribour-
geois dans leur ensemble sont plus interessants au point de vue
philologique que ces patois qui menacent de s'6teindre.
Dompierre compte ä peu prcs 650 habitants. II n'y a que
deux familles allemandes, neuf personnes en tout. Le village est
situe sur la ügne de chemin de fer Morat-Payerne. Mais la loco-
motive n'a pas amene de r6volution dans son langage. Le franyais
n'a fait qu'effleurer ce patois, dont le vocabulaire contient neanmoiiis
bon nombre d'expressions fran^aises äntroduites par l'ecole, l'eglise,
la politique, le Service militaire, etc.
Je tiens mes materiaux de plusieurs personnes, mais la majeure
partie m'a ete fournie par un jeune homme intelligent et devou6,
nomme Edouard Verdon , äg6 de quinze ans et demi. Son pere
etait autrefois syndic de Dompierre et ses ancetres, tant qu'on s'en
souvient, ont toujours vecu dans cet endroit. J'ai aussi visite quelques
localites du voisinage, oü j'ai relev6 de legeres differences patoises.
II va Sans dire qu'un pays plat, comme les bords de la Broye,
n'ofifrira pas la meme diversite de nuances, que les dialectes d'un
pays montagneux, comme par exemple le Valais ou la Savoie. La
base d'operation, c'est-ä-dire un plus grand ensemble de ces patois,
m'etait fournie par le livre de M. Haefelin: Les patois romans
du canton de Fribourg, livre toujours excellent comme col-
lection de materiaux , bien que la methode en soit surannee.
Mon etude se rapporte a celle de M. Haefelin, comme une coupe
verticale ä une coupe horizontale. Dompierre est compris par
INI. Haefelin dans le groupe I ; mais en comparant les formes, on
verra que Celles de Dompierre coincident tres frequemment plutöt
avec Celles donnees pour le groupe II. Ce n'est pas lä une in-
exactitude de M. Haefelin; mais cela prouve que toutes ces „fron-
tieres approximatives" seront toujours des fictions arbitraires. Ces
lignes qui subdivisent les patois en groupes sont pareilles ä la
raye noire qui s6pare dans la fantaisie de l'enfant la France de la
Suisse, et tout comme une chame de montagnes ne s'arrete pas
par le fait qu'un pays y trouve sa frontiere, de meme les faits
phonetiques ne s'en tiennent pas aux frontieres politiques. II n'y a
donc que la topographie des faits linguistiques pris isolement, qui
possede une realite (voir les cartes).
Transcription des sons.
Je regrette beaucoup de ne pouvoir employer un Systeme de
transcription dejä connu , comme par exemple celui de la Revue
des patois galloromans. Mais outre que celui-la ne me satis-
fait pas enticrement (je d6sapprouve par exemple l'emploi des
signes " pour d(isigner la qualite des voyelles), j'ai du me con-
former aux materiaux que m'oflfrait la Zeitschrift für roman.
Philologie. A d6faut des caracteres voulus j'ai donc dö renoncer
ä tenir compte de plusieurs nuances de prononciation, ainsi je n'ai
AVWXCIIKS.
l.echdhs:
barba.
laciicellu.
flarama.
Avenches
Missy
St-Aubin
Doiupierre
Domtlidier
Lechelles
Montagii}'
\ hü rba \
i bü'rla I
ba rba j
\\\i<i.': u lüial Oii-
vert, ita]ieu:
casa.)
Avenches 1 a -^
_ . , . / fva ma
St- Au bin ]■"'
Missy : fldma
ba fha. (avec a rmal fenu6,
ul. Tran^criptiun
des soDSi
la^i
Z«
()n pcut dünc choisir les laiL«; phonetiques de mani^re a faire
croirc ä une t()j)Ographie des dialcctes. Mais ce serait une fausse
conclusion, cf. la carte suivaute.
AVKNCHES
fratre.
claTU.
festa.
St-Aubin
Missy
Avenches
Dorapierre
Doradidier
Lechelles
Monlagny
fra re
frar?
fra re
k'/ß. Avenches
kh Missy
l^lä St-Aubin
X"
fttn
(aussi fi sa)
*wartare
corna.
Avenches ) ,
Missy \ S^rdS^
St-Aubin j gardä
Dompierre i /. /-'
Lechelles ] .... .
Domdidier \ " ,_'
., \ vioeraa
Mojitagny j ^
Avenches
Missy
St. Aubin
Dompierre
Domdidier
Lechelles
Montagny
{zü = ii consonne)
kgma (St-Aub. kp rna)
kwä rna
kwä rna
LE PATOIS DE DOMI'IERKE. 399
pas distingue /, m, w, 7v sonores des rnemes sons sourds, le / dans
le groiipe ty^, ne correspond pas cxactcment au / ordinaire, ctant
quelque peu palatalisc, etc. je me console toutefois en me disaiit
que je n'ai pas entrepris une etude de phoncticiue pure.
I. Voyelles.
a, voyelle mixte (cfr. Passy, Sons du fransais- 35), est
presque toujours long, (franc^ais: pas).
ä est un peu plus ferme que a, la languo se leve et s'avance
(franc^ais parisien : raadame). Ce son est toujours bref.
a se prononce avec la position des levres de 0 en baissant la
languc jusiiu'a la position de a (= ä sucklois a Stockholm ou a dans
l'anglais all).
e, p sont fermes (fr. aime, dos).
^, 0 sont ouverts (fr. tdte, corps).
e, 0 tiennent le milieu entre les sons fermes et ouverts , mais
ils ne sont pas tres constants (cf. § 88, 106).
/, u sont fermes (fr. midi, nous).
a, e, 0, u en syllabe atone finale, ^ et 0 aussi apres a tonique
dans les groupes ae, a 0 ont la valeur phonetique de ä, e, 0, u
toniques, mais ils sont moins fortement articules, etant prononces
avec la langue moins tendue, comme voyelles inaccentu6es.
^, " sont encore moins articules que e, 0 inaccentues. Ces
sons sont tres peu distincts (" encore plus imperceptible que ').
Nous ne les rencontrons qu'apr^s a dans les groupes j'*, a'^ (=
ae, ä'o finals) que certains patois ont deja reduits ä U, ce qui les
rend tres sonores, cet a reunissant les developpements normaux de
ö, ^, e, g et o libres du latin vulgaire. Dans *, " la position des
organes est toujours encore celle de e, 0, mais les cordes vocales
y sont moins rapprochees de maniere ä ne produire que peu de
voix. Ils sont donc sensiblement differents de
3 qui correspond le plus a un ö? detendu. Oai peut l'appeler
voyelle neutre, puisque les organes de la bouche s'y trouvent dans
une position passive (fr. lever).
ü \ c ' \ correspondent a i, e, ^ combines avec l'arron-
O' I ! dissement et un i6ger allongement des levres (fr.
ce ouvert j lune, peu, peur).
ä, 7, d, voyelles nasales, se distiguent bien des voyelles nasales
fran^-aises. ä final tonique = n (avec a ferm^), dans toute autre
jjosition il y a simplement un a nasalise. Comme a est bref, la
nasalite y est peu perceptible. f, D sonnent ordinairement comme
f., 0", nasalis6s. e, d finals posttoniques ont plutöt la valeur de
e (J simples. Je note dans raon travail simplement 3, f, d pour
ne pas trop compliquer ma graphie. II faut aussi remarquer
qu'apres toutes les voyelles nasales precedant une consonne (ainsi
qu'en liaison), on entend le son transitoire ?y, r^sonance nasale
qui est formee par le rapprochement de la luette et du dos de la
langue. Ce son n'est pas toujours prononce avec la memc force
fricalives postdentales (fr. soupe, rose).
400 L. GAUCHAT,
d'articulation, il est le plus faible devant m. /j est le mcme devant
toute consonne, seulement devant une dentale on pergoit apres ij
encore une n tres peu sensible , devant üne labiale on entend
;;/. pyata se prononce donc r6ellement p'^äifHa.
QU, ai, p' ont valeur de diphtongues , l'intensite de l'accent
repose plutut sur la premiere composante sans que la seconde
devienne consonne (cf. Beyer, Franz. Phonetik 70).
IL Consonnes.
p, b, t, d, /, m, n, /, v ne donnent lieu ä aucune remarque.
{!), d, V sont sonores comme en frangais).
;- est linguale , cependant on entend de temps en temps la
prononciation uvulaire [q) devant une autre consonne, ainsi b^gna,
scQyu (Berne, cercle). Ceci n'a lieu que dans une prononciation
rapide et negligee; des qu'on fait repdter le mot, on vous prononce
r linguale.
k sourde ) , . , , ,r • • n
<-■ sonore ( e-^P'o^ives palatales (fr. ca, qui, ga, gui, etc.)
/, n sont / et 11 mouillces =^ /, « mcdiopalatales -\- le son
transitoire y.
s sourde
z sonore
V " } fricatives prepalatales [fr. chambre, jambe).
d- spirante interdentale sourde (th sourd anglais).
y sourde \ . . ,• , , ,-,-,--
■^ i spirantes mcdiopalatales , ont dmcrentes valeurs,
y sonore ) ' * ' '
comme k, g, selon qu'ils se trouvent apres p, b ou /, d et suivant
les voyelles qui suivent. Apres /, d les sons ;f, y ont une articu-
lation plus prepalatale ; iy^, dy se rapprochent donc de ts, dz. Ceci
soit dit une fois pour toutes; je suis oblige de negliger ces dif-
fcrences dans ma graphie. Apres chaque ;k il y a devant une
voyelle y comme son transitoire ; je ne le note pas non plus.
w spirante labiovelaire, est sourde apres p, t, k, s, qui, autre-
ment est sonore. On rapproche les deux levres l'une de l'autre et,
en meme temps, le fond de la langue et la luette (fr. roi = tiva).
ZV spirante labiopalatale, formte en rapprochant les levres
l'une de l'autre et le dos de la langue du palais dur.
// spirante gutturale (allemand : haben).
jj voir ci-dessus (page 399).
{?iy est donc different de n =^ n postdentale -|-.r-)
111. Signes et abreviations.
— au-dessus d'une voyelle ou d'une consonne, signifie que cette
articulation est prolongee. Pour les consonnes cela arrive quelque
fois apres une voyelle breve. Cette longueur d'articulation est
cependant peu prononcee (le plus perceptiblc dans n, /).
LE PATOIS DE DOMPIRRRR. 4O I
au-dessus d'une voyelle en signifio la l)ricvet6.
accent principal.
accent secondaire.
Le manque de l'accent est un dcfaut capital dans la plu-
part des ouvrages sur las patois parus jusqu'a prcsc^it.
Passant ä l'autre extreme je Tai note partout.
<; signitie libre (syllabe ouverte).
> signifie entrave (syllabe fermee).
fy-. signifie „d6velopperaent different de".
Gill. Vionn. = Patois de la commune de Vionnaz (Bas-Va-
lais) par J. Gillieron. (Bibliotheque de l'ecole des
hautes 6tudes, 4ome fascicule).
Ilaef. = Les patois romans du canton de Fribourg par
Fr. Haefelin. Leipzig, Teubner 187g.
Odin Phon. = Phouologie des patois du canton de Vaud
par Alfred Odin. Halle, Niemeyer 1886.
Odin Et. ^ Etüde sur le verbe dans le patois deBlonay.
Leipzig 1887.
Revue Gill. = Revue des patois galloromans.
Revue Cl. ^ Revue des patois, publiee par L. Gledat. Cette
Revue porte depuis 1889 le titre: Revue de philo-
logie fran(,:aise et proven(;ale.
P U O N () L O (\ I E.
A. Voyelles toniques.
1. :l.
a <[ = a (a tonique libre persiste.)
,^ I. c) devant une dentale.
pratu — prä paupertate — pürefa
fratre — - /rare veritate — v.^ria
latro — lä're'^ illos grados — re'grä'^
cantatis — tsOta de malu gratu — mögra'^
patre et matre — pa re mar?
s'appliquent aujourd'hui aux animaux (cf. Cornu, Phon, du Bagnard,
Romania VI 374); pour les homraes on a introduit les mots fran-
(^ais per? mer?. Mais le souvenir de l'application de pa re ma r?
aux etres humains n'a pas completement disparu. Une famiile de
Missy a regu le sobriquet alamfr, depuis qu'uii de ses membres
• Remonte au nominalif laiin (voir morpliologie § 165).
- P'usion de l'arlicle avec le substanüf (conipare/. § 82).
^ Ne s'emploic qu'avec des pronoms : mogra ml- mais malgn[ (ici on
emprunte Ic mol fian^ais) lu te'= malgr6 le icmps.
402 L. GAUCHAT,
qui etait maitre d'ecole avait chcrche a introduire les formes fran-
yaises, en grondant les personnes qui disaient pa re mard. On se
moqua d'abord de lui eii lui donnant ce "sobriquet; mais le möme
dialecte finit par s'approprier les formes savantes. Le sens p6jö-
ratif de pare mara = male, femelle aura contribue a ce remplace-
ment.i Cette anecdote sert a illustrer l'empietement personnel dans
le d^veloppement de la langue. Pour le son e comparez le cha-
pitre qui traite de la qualite des sons e ei o {% io6). A cöte de
pure ma rd le patois de Dompierre possedait autrefois avec la mcrae
signification les formes senyo dona = seniore domina (seniore
— ^senya" — se7iyo^ plutöt que senior — ■ senyo cf. §§ -^2, 105).
Ce.s mots Gilt moins vieilli dans d'autres villages, lels que Avenches,
Domdidier.
% 2. cantata — isätay?
prob ata — provayd etc.
*pippata — püpay? (contenu d'une pipe, d'un van etc.)
*vannata — vana y3
*carrata — tseraye
*palata — pald'y.t
*matutinata — mat(,T)nay?.
Les mots en -ata qui n'ont pas de sens collectif, presenteiit
une anomalie remarquable.
camin ata — is3m?nu' \
*contrata — kdlrü \ ^.^^-^^.^^^
*rosata — rozd i
*cultrata — kütra I (coutre de la charrue)
Mrs. Morf et Odin expliquent ces formes par un echange des
Suffixes -atu et -ata, malgre le genre qui est reste feminin (Rom.
XVI 285, Odin Phon, 23 n. 2). Je comprends que -atu et -ate
etant devenus homophones = e(t) en ancien franyais, il y ait eu
une confusion entre les deux suffixes, ce qui fait qu'on dit par ex-
emple aujourd'hui la Franchecomte ; mais j'avoue qu'un behänge de
-atu contra -ata, sans 6gard au genre, me laisse un peu perplexe.
11 est vrai que c'est le meilleur moyen d'expliquer le son 0 dans le
patois de Vionnaz, ainsi la pipo (Gill. Vionn. 25, comp. 169 pour
le genre) = *pippa(t)u — "^pipao — p'pö, comme pra(t)u = prau
en retoroman, et ce n'est qu'avec reserve que j'aimerais proposer
une autre explication. Les formes de l'ancien lyonnais d6montrent
que le / de -ata a disparu tres tot, ce qui causa la fusion des
deux a en ä (Revue Cl. 1 14). kütra = cultrata etc. ä Dom-
pierre peut s'expliquer de la meme maniere. Pour Vionnaz il
faudrait alors supposer le d6veloppement aa ^ ä = 0, et de meme
-atu = at = ä = ö (pratu — pra — pro (y. claru — dar — ö-(7.
* L'introduction des formes fran9aises „pöie, m^re" est presque gön^rale
dans les patois, cf. pour le proven^al Rev. des langues romanesXXXI
439 n.
LE PATOIS DE DOMPIERRE. 4O3
naso — nas — nä, t etant tombc plus tot que d'autres con-
sonnes). A Dompierre, deux classes de mots formant ensemble un
groupe compacte (a Vionnaz une classe seulement) n'ont pas suivi le
developpement gencral : les feminins des participes et les substantifs
an -ata au sens collectif. La ^a ne devint pas li, mais le second
a se conserva gräce ä sa fonction comme marque du feminin et
le son y vint efacer l'hiatus tout en changeant le second a en 9.
Donc aa — aya — aye.
§ 3. *formaticu — friimadzu
*aetaticu — adzu (aticu — adigo — ad(i)j'o etc.).
§ 4. j3) devant les labiales.
sapit — sä faba — fava"^
tu habes — t'ä trabe — irä'^
ille habet — y9l ä'^ cantabat — isäiave
stabulu — erahyu.
§ 5. y) devant v.
clave — yä. clavu — yü (clavu — clau — yji, au — n ^ 76).
§ 6. d) devant s.
vas — vä cercueil. nasu — na.
§ 7. g) devant r.
claru — yü *corrosare — krozü
mare — ma^ (cf. n. 2) tonare — iunä
avara — avä'ra sonare — sunä, flaircr
levare — leva arare — ara , labourer
ructare? — rota ^ gravare — gräva , nuire
fidare — fyä *se inde allarc — s'edala ^
firmare — /^/-ma J' merendare — viareda ?
*se adbucculare (§ 118) — s^aboya^
*disjunare — dedzdna'^ {Roirx.VlW gb).
a > =: a (a entrave persiste).
§ 8. a) devant une dentale ou labiale.
*quattro — kalru
captia — tsdd-9.
^ proDonce y9lä; cel 1 de ille ne s'est conserva que devant habet, est
et haben t (voir morph. § 183).
"^ ä cöte de cette forme j'ai recueilli dans ce meme village les formes
faeva et meme faevra. Le mot designe une sorte de haricots peu commune
dans cet endroit. De lä vient l'incertitude dans la prononciation. Les sons
ä et ä« {fle) sont si peu diff6rents que les Dompierrois mfime s'y trompent
dans des mots peu usites; ainsi on m'a indique mare — ma«.
^ = poutre, on emploie plus souvent pÜYia.
< (iructer, avoir le hoquet. On s'attendrait ä la terminaison -Z cf. § 13.
'' parier.
^ Est devenu un seul mot, comme en fran9ais enfuir : yy rne sü edala
= je m'en suis all(5.
' Souper.
** ^ baisser le corps, tombcr ä terre cf. p. 405 n. i; aboyd = couchc
sur la bouche, ä bouchon cf. Diez, Gramm. II'' 458.
" d^jeuner.
Zeltsohr. f. rom. l'lill. XV. 26
404
L. GAUCHAT.
ß) devant s.
pasquas — patye as(i)nu — dnii
bassu — bä *casnu — isatiu, chcne.
quassat — käse
§ g. y) devant r.
die martis — de?na arma — a i-iiia
parte — pa *ablatii lombardu — byä
lobü , mais.
Anomalies:
carru — isc, raasc.
carne — /jp, fem.
*garba — dzfrba
*\vartat — vzv^rde
carricat — ts^rdze
all. wäri? — viverti, combien.
Les exemples ne sont pas nombreux, mais on reconnait bien
que ce developpement est le resultat de Tinfluence corabin^e d'uii
son palatal (ou w) pr6cedent et de l'r suivante. On trouvera
d'autres exemples pour le meme developpement devant l'accent
(§ 84, f). Ces formes se rangent donc plutöt dans le groupe
suivant.
a << sous l'in fluence d'un son infecte de yod precedent = i.
§ 10. a) devant une dentale.
tsp-dztde
mercatu — inartsi
commeatu — kodz'i
medietate — mciri '
focaticu — foyj'dzu
cado — Ist zu
cadit — tsJ
carncatis —
marcatis — martsi'de, etc.
carricatu — isp-dzi
sicca tu — setsi'
cambiatu — isädzi
manducatu — mddzi , etc.
— ata sous I'influence
d'
un son palatal
semble avoir subi un tout
autre developpement:
masculin.
feminin.
*cuminitiatu(
a)
— kdjue^i
kdmeyä
*dansiatu
— däd-i
^^Xä^
collocatu
— kütsi
külsä
circatu
— ts^rtsi
ts^rtsä
*corticatu
— korisi
korlsä
fabricatu
— fordzi
fordzä
manducatu
— mddzi
niddzä
laxatu
— lesi
lesä
resecatu
— resi
rem
basiatu
— bezi
beza
*putiatu
— pweizi
pw^izä
adj utatu
— ^idyi
^idyä
^ Les types amicitate et pietate n'existent malheureusement pas ä
Dompierre.
LE PATOIS DE DOMPIERRE.
405
masculin. feminin.
*taliatu — tayi tayä
clariatu — Zf ^' Xf'-^^
jocatu — dziivi dsüvyä (aussi dziljä)
cruciata — krcizn , carrefour.
bucata — bü_ya, lessive, buee , malgre le dc-
placemcnt de l'accent, ce n'est
pas buca a cause de Va.
fr. pochce — polsä
b r a c h i a t a = irä'sä , brassee.
ffenre feminin. • *hr einsät a — resa, une rincec, c'est-a-dire une
pluie qui vous trempe jusqu'aux
OS.
buccata — dti/sä
pugnata — pünyä
*lactata = Igityä , ce qui reste quand on fait
du beurre = babeurre.
*excoriata — ekordzcf , fouet (Diez E. W. scu-
riada).
Toutes ces formes feminines ne sont cependant pas une dero-
gation ä la loi phonctique sur le son palatal , qui agit dans ce
patois sur l'a libre toujours et sans aucune exception.'
11 y avait donc anciennement *fordzi a, *mydzia, *küts't'a'^ etc.
Le developpement de vi(t)a — vyä , parti(t)a (subst.) — pari-^ä ^
servita — s^rvyä etc. nous demontre 011 devaient aboutir ces
formes : le patois evite ici le choc des deux voyeües en re-
poussant l'accent sur la derniere^, la premiere .voyelle se con-
sonnifie et se fond , si possible , avec la consonne qui pr^cede.
C'est ainsi que däd-yä devient däjä , kütsya — küisa , hezya —
beza, laisyä — lesä etc. (voir aux consonnes § 114, 134, 13g,
141b).
' Pour en parier tout de suite : des formes comme
*tu(t)are — tua — tyä (tuer)
fi(d)ar e — fyä
subflare — so'^a
jacticulare? — dziya , fr. pop. giclcr. j (Ici les groupes cl,
rasiculare — ray^a ^ [ ^'' ^PP'^iy'^s par des
strangulare — ei)-räya \ consonnes, se sont
maintenus intacts plus longtcmps, que par exemple dans vigilare — veyf ,
etc. oü Va a encore subi l'influence de yod)ne fonl pas du toul exception. Ce
sont lä des developpements post(5rieurs ä l'action perturbalrice du son palatal.
^ non fordzi 9 cf. § 95.
3 Comp.' en bagnard : capra — *tslvra — *tslüra — t'syi'ira (Rom.
VI 37').
26*
406 L. GAUCHAT,
§ II. Cette influence du son palatal, qui s'opere dans les
cantons de Fribourg , Neuchätel, Berne, ainsi que dans l'ancien
frani^ais, avec une r6gularit6 parfaite, a fort embarrasse les linguistes
par des exceptions frappantes dans les dialectes des cantons de
Vaud, du Valais, dans la Savoie, le Val Soana, Val d'Aosta et
dans la region lyonnaise. La Romania, tome XVI, r^unit par
une rencontre admirable deux ctudes qui expliquent ce phenomene
d'une maniere tres differente. J'entends E. Phi lipon, De l'A ac-
centue pr6ced6 d'une palatale (263 — 277) et H. Morf, Man-
ducatum — Manducatum (278 — 287). Qu'on me permette de
presenter ici ma modeste opinion sur cette controverse, bien que
cela ne rentre pas strictement dans le cadre de mon travail.
D'abord il faut exprimer le regret que nous ne soyons pas
assez avances en pure phonetique pour decider si cette infraction
u la loi du son palatal est admissible. On pourrait toutefois, a
priori, faire des r6serves ä la loi formul6e par M. Philipon, et qui
consiste ä dire que la diphtongaison n'a eu Heu qu'ä l'entrave
(merca(to)s — marc/iies), tandis qu'elle ne se serait pas effectu^e
la Oll les voyelles sont le plus exposees au changement (mer-
ca(tu) — marchi'ä). On pourrait aussi faire valoir a priori, que si
nous trouvons dans deux langues un genie et un developpement
aussi uniformes que dans les patois fribourgeois et vaudois, nous
devrons faire deriver la meme forme media (Fribourg = feminin,
Vaud = aux deux genres) d'un seul et meme type latin, donc de
manducata, puisque manducatu est exclus pour les patois fri-
bourgeois, quelque surprenant qu'en soit l'empioi pour le sexe
masculin dans les cantons de Vaud, du Valais etc. Mais ne fai-
sons pas trop de theorie !
M. Philipon distingue en premier Heu quatre groupes de mots
011, Selon lui, le son palatal n'a pas exerce d'influence.
a) les cas obHques sing. masc. des participes.
ß) les cas sujets plur. masc. des participes.
y) le sing, du feminin des participes et les subst, en -ata.
6) le sing, des substantifs en -ate.
Quant au groupe /, il n'y a pour moi aucun doute ; le con-
sonantisme {niddzt ur. madzä) n'admet dans les cantons de Fribourg
et de Vaud (en partie) aucune autre explication que celle de M.
Morf. Cette expHcation est aussi appHcable aux autres patois qui
prcsentent la meme irregularit6 apparente puisqu'elle ne s'oppose
nullement a leur g6nie (M. W. Meyer, en contredisant la theorie
de Mrs. Morf et Odin (Literaturblatt 1886, 494. Gramm,
der rom. Spr. 226) la declare inapplicable au dialecte du val d'Aoste,
d'ailleurs peu connu, cf. Ar eh. glott. III 68). M. Philipon a malheu-
reusement laisse de cöte la question des consonnes. Mais les formes
citees ne laissent pas de doute. Excepte ctiga drecha eveilla (XVIII siecle
y), oü la fusion d!y avec la consonne precedente s'est peut-etre
LE PATOIS DE DOMriKRRE. 407
dej;\ produite, il y a partout un i devant Xa final. Or, d'oü vien-
drait cet i par exemple dans bajssia^ (XVII siccle y), si ce n'ctait
un son corrcspondant ä l'a toniquo latin de -ata devenu /par l'aclion
du son palatal ?
Quant ä a) et ß), ces gronpes se rangent sous y), des qu'on
admet avec M. Morf qua le feminin (manducata) a usurpc la
place du masculin. Cette Usurpation n'est pas survenue tout cl'un
coup ; quelques formes en i (= *ie) sont rest6es. j'accorde bien
a M. Philipon qu'elles n'apparaissent que tres tard dans les docu-
ments (fin du XVIII siecle). Mais l'emploi d'une forme feminine pour
le masculin est une question, pour ainsi dire, de predilection: cer-
tains individus, certains patois I'auront adopt6 plus tot que d'autres;
ainsi le choix des docuraents justificatifs peut etre fortuitement
fait de maniere a ce que d'ancienncs formes n'apparaissent en
Venture que plusieurs siecles apres avoir commence d'etre en usage.
Dans son etude sur le patois de St-Genis-les-Oliieres, M. Philipon
dit : (Revue Cl. I 272) „au participe passe, l'analogie des infinitifs
en / est en passe de troubler la derivation etymologique, et l'on a
les doubles formes : co7>wicja et cominci , molya et molyi. La
forme primitive en ya a une tendance tres marqu6e a ne plus
s'employer qu'au feminin." Ne faut-il pas plutöt dire: ä ne
s'employer encore qu'au feminin? J'avoue d'ailleurs que
l'emploi de la forme feminine molya (qui a des apparences de
masculin) pour les deux genres, me parait tout au moins aussi
plausible que la formation analogique d'un nouveau participe mas-
culin d'apres l'infinitif (qui enleverait la distinction entre l'infinitif
et le participe). Si l'on voulait faire de l'analogie, n'aurait-on pas
plutöt forme un nouveau feminin d'apres le masculin? Plusieurs
raisons militent au contraire ici en faveur de la th6orie de M. Morf.
1. Qu'en lyonnais il n'y a toujours eu qu'une forme pour
le masculin et le feminin des participss en question, et que dans
ces formes nous trouvons toujours (sauf quelques exceptions faciles
ä expliquer) un i devant 1'^ final qui ne peut etre qu'un reste de
Xa tonique latin devenu i sous l'influence du son palatal.
2. qu'apres la disparition de la notion des cas il y avait
j^. j masc. *letssie . \ masc. kissies
°' I fem. leissia ^ ' \ f6m. leiss'ies ;
l'uniformit^ du pluriel ne pouvait qu'engager a uniformiser aussi
le singulier.
3. que les participes non infectes de yod n'avaient dcja depuis
longtemps qu'u n e forme pour le masculin et le feminin du singulier.
canta(tu) \ — chanta (aujourd'hui ä St-Genis-les-
canta(t)a ( Ollieres sätö").
Ce fait dut aussi contribuer a uniformiser les genres des par-
ticipes sing, de la premifere conjugaison en /.
• ä moins que ce ne soit bassyla cc qui ne fcrait que confirmcr nolrc
opinion.
408 L. GAÜCHAT,
Restent donc trois mots qui, d'apres les citations de INI. Phi-
lipon, semblent 6branler la regle du soii palatal, savoir:
mercatu, m. et les mots du groupe S:
pietate f. et medietate f.
Le premier, qui tient de pres au type marcatu (remarquez
que marcatu a aussi pris un a ä l'atone) a pu etre entrain6 par la
regle qui mettait ä analogique ä, la place d'un ancien t phonetique.
Du reste, l'ancienne forme viarchi est citee p. 26g (XIX. siecle).
Si c'est une forme moderne, comment Mr. Philipon veut-il l'ex-
pliquer? Par l'anaiogie? II n'y aurait que le verbe marcher,
dont j'invoque l'infiuence en sens inverse. Pour les deux derniers
je suppose 1 Etymologie *pi etat a, *medietata (cf. Rom. XVI 284).
II y a partout piAa, meitia, ce qui indique -ata. Le type *pietata
ne peut pas etre conteste en pr6sence de la forme p^diya (La
Cöte, canton de Vaud. Odin Phon. 147).
M. Philipon ajoute d'autres faits a I'appui de sa these, mais
ils sont peu concluants. cha pour cata est = *<r/«ß ou il s'est
plutot developpe ainsi en proclise (comparez calore — tsala" ä
Dompierre). L'etymologie vide ecce hac pour veiquia a ete rt^futee
avec droit et remplacee par vide eccum hic-|-habet= veiqui-\^a.
(Revue Gill. I 262). Les types en -iacum' peuvent s'etre assimiles
ä ceux en -acum (cf. Revue Cl. I 26g). Les formes vyä, partyä,
amyä etc. corroborent justement l'opinion de M. Morf (cf. Morf
280). Enfin les types oü le yod ne s'est produit qu'ä „une epoque
relativement recente" n'ont pu subir une influence qui n'agissait
plus dans la langue.
Par contre des types en pal.4-atis et pal.-|-abat, etc. qui ne
sont pas mentionnes, auraient pu jeter quelque lumiere sur la
question.-
§ 12. /3) devant une labiale,
capra — tsivra carricabam — ts^rdzlvu
adcaptat — atsite"^ carricabas — ts^rdzive
marcabat — 7}iartsive
tsivra n'est peut-etre pas de ce patois a cause du son ts. La
1 en vaudois ils ont correctement: -i.
2 Cornu, Phon, du Bagnard (Rom. VI 372):
laniatu — a;7d, mais ,
mercatu — ma rtsyce
L'un des deux exemples, sans doute le participe,' doit etre de formation ana-
logique.
3 pt ne ferait-il pas entrave dans ce patois? atsl'te pourrait etre une
forme analogique (cf. § 93), comme la forme fran^aise. II faut cependant
comparer :
cub(i)tu — kaodu (plutot que cobdo — coud(o) ä cause de la
voyelle d'appui).
tepidu — taedu \ sont moins concluants. Diphtongaison en
bibitis — ha ede \ antcpenulti^me?
Latin: ca-pto, cf. Seelmann, Aussprache des Latein. 140.
LE PATOIS DE DOMPIERRE.
409
meme irregiilarite se presente dans le canton de Vaud (Arch.
glott. 111 X04, Odin Pl)on. 125,11. 2), mais pas partout, naturclle-
ment pas dans les dialectes qui rt^produisent c devant a regulicre-
ment par ts. Dans la Gruyere, il y a aussi tsl'vra, ou cabra pour
tsi'vra. Le mot fran^ais cabri est de mi^me une anoraalie. Je
suppose qu'en achetant leurs chcvres a l'etranger, les Dorapierrois en
aient aussi adopte la d6nomination etrangcre, d'autant plus qu'on
emploie plus frequemment a Dompierre: la brka, mot d'origine
incertaine (voir Diez E. W. IIa becco).
*adcapat — atsa eve est du a une fausse analogie:
leva : la eve = atseva : atsa eve cf. § 27.
y) devant 1. scala — eisila
§ 13. (J) devant r.
laxare — lesl
cruciare — kr^izi
*putiare — pw^izt
basiare — bezi
*circare — ts^rtsi
*adpropiare — aprotsi
coUocare — kütst
all. lecken — letst
cambiare — isädzi
manducare — m?dzl'
demanducare — demddzi
*cuminitiare — hmed-'i
adjutare — (^idyi
cogitare — küdyt , avoir l'in-
tention, essayer
*taliare — iayi
bajulare — bayi , donner
*queto4-iare — ^Xf^2rz', taire
infixare — efstsi' , fixer dans
un trou
pacare — payi
necare — n^yi
precare — prp'l'
locare — loyi
*inbrancare -
'"concacare
- ebräts'i' , em-
brasser
köts'i , salir
clariare — y^eiri
declariare — dej^iri , declarer
jocare — dzüvi etc.
Les verbes en -icare ont un double developpement. manicat
LT. cdrrical; icat porte l'accent lä, oü le sentiment de la composition
est rest6 vif.
manicat — manaye, d'oü man^yl' (inf.)
de meme: adplicat — apyaye, d'oü ap-fj^yi , atteler.
impHcat — epyaye, d'oü epxp'i'
*placit-|-icat — py^edaye, d' o\\ pyed^yl' , plaider.
D'autres infinitifs se sont developpes spontan^ment:
praedicare — pridzi
carricare — ise.rdzi
*immanicare — 'inädzi
*plumbicare — pyddzl' , tremper
fabricare — fordzi
*cavicare — Isuyl' , *caucare == soigner, p. ex.: tstiyi
sa säda
*rumicare — rüdzt \ ,
*rodicare — roudzi )
' ("es deux mots sont une bonne confirniation de Tarlicle ronger dans
le diel. ötym. de Diez (voir IIc rongcr). Menage deri\ait Ic mol rongcr de ro-
4IO L. GAUCHAT,
*reprobicare? — raprodzi , reprocher; cette etyraologie con-
vient inieux ä notre patois, cf. adpropiare — apro\.%i .
claudicare — Xoisl' , boiter *corticare — kor ist , 6corcher
masticare ■ — matsi i *bapticare — batsi, le type
isole de baptizare a echange son suffixe inusite contre -icare,
comme par exemple en retoroman bategiar.
Les sons s, z non infectes de yod, n'ont pas agi sur Va; ainsi
passare — pasa , *corrosare — kroza . Mais comme les verbes
en -zt sont plus nombreux que ceux en -za , je ne m'^tonnerais
pas qu'on trouvät dans quelque patois la forme analogique *krozt' .
C'est ainsi que l'ancien franyais batiser a subi l'analogie des verbes
nombreux en -isier {croister, prisier, veisier, puisür, etc.). On dira
en faisant un verbe nouveau : ed9??iedzi' (endiraancher) et non -dzä .
Le verbe allemand blotze?i, emprunte assez recemment (ä Sorne-
netan, Jura bernois b\otst' 9 k cöi^ de byä ablatu, Schindler, Voka-
lismus der Mundart von Sornetan 19) a pris ici naturellement
la forme byosl , pincer; dans les patois vaudois: blyosi , blyose {f)6xn.
Phon. 22).
katsi, cacher, ne remonte ni ä coactare (cf. adlactare —
al^iti) ni ä coactiare (cf. directiare — dred-t) mais a *cüac-
ticare. Pour epatst , empecher, depatst depecher, on peut donc
supposer *impacticare, *dispacticare.
§ 14. negare — nevwa , cf. negat — iiaevwe
interrogare — etreva, peut-etre ^ interro(g)are —
intervare, comparez l'ancien frangais enterver. 11 y a aussi la forme
savante et^rodzi . Quant ä nevwa , je ne puis me l'expliquer. Le
V, auquel pouvait se joindre un iv parasite, est-il une consonne
intercalee pour supprimer l'hiatus? te(g)ula — ^XP la, nodare —
iiyü ne presentent pas tout ä fait les memes conditions.
La forme latine correspondante serait *neguare (ou *nevare)
cf. §§157, 158.
§ 15. cara — tstra
caru — tsl.
Au sens figure on emploie le mot fran^ais : s(^r anü . Une
forme masculine istru, employee rarement, est regard6e comme
une faute ä Dompierre meme. II s'agit donc bien d'un developpe-
ment phonetique.
a sous l'influence du son palatal, ctait autrefois partout dcvenu
dicare; la forme fran9aise ne peut deriver de ce type, mais bien la forme patoise,
qui devait elre anciennement rodrÄ'; l'analogie de verbes comme px^^a —
p'fä'ore a cree la forme analogique ra odze et de lä on a forme un nouvel infinitif
analogique roudzf qui correspond tx ra odze comme smita ä sa ote (saltare).
D'autre part'la forme patoise rddzl' confirme Diez qui derive ronger de *ru-
micare, puisqu'ici rddzl' a encore le sens de „ruminer". Rom. X 59 on
propose rodicare — *ron dicare — ronger.
1 Mais masticat change en*matsicat est devenu matspyeQ). Puis
l'analogie a cree les formes matspyf et mä tse.
LE PATOIS DE DOMPIF.KKE. 4I I
*ie, diphtongue qui suivit iin chemin difTtrcnt suivant qu'on accentua
le ou i6.
A B
i6 l'e
1 I
ye 19
(Ainsi Vionnaz ; Vallccdc Joux) (Ainsi dans le ct. de Neuchätel
par exeraple a Ligniures)
I
i
(Ainsi Fribourg, la plus grande partie
de Vaud, Lyonnais etc.)
Developpement analogue :
*sie zie
sye, zye si s, zi 9
I (Lignieres)
se, ze si, zi
(Vionnaz, Joux) (Fribourg)
*tsie
tse tsi.
Or, la meme diphtongue *ie a 6t6 le produit de 1'^ < latin
(en plus ou moins grande extension selon les dialectes). Ces deux
ü se sont souvent associes et ont eu dans la suite le meme sort.
Tel est le cas du franc^ais ; pie : marchie rimaient ensemble en
ancien franc^ais. Aujourd'hui ils se sont separes de nouveau (en
partie) pour des raisons qui sont ici hors de question. Dans le
canton de Neuchätel il y a encore pid : mar ist 9 (Lignieres).
En r6unissant quelques patois, nous remarquons bientot que caru,
cara offrent dans leur ddveloppement une grande analogie avec
le produit de ie provenant de ^ latin. Comparons le traitement
de caru, cara avec celui de feru, fera.
j Vionnaz: tye tycra (Gill. ig) ex: ^'^^'^rß (154, inllu-
A. ence du franc^-ais?)
I Vall6e de Joux: Isc. tscra (Odin 22) = fyp, (36)
('Lignieres: tstsr tsi 3r = ft^r [^/t^rl]
I St-Genis (Lyon): syer ? = fyer ? (Revue
Cl. I, 273 II, 29)
Dorapierre: ise /si ra = Jjc [/j'c rta']
Majeure partie du
ct. de Vaud: isä[r) tsi ra = fyä(r) fira.
Comme on voit, les formes feminines sont partout regulieres
(sauf les formes mises entre [ ] qui ne sont pas decisives comme
formes analogiques.) Cherchons la cause commune qui, dans cer-
tains patois, a ecartc les masculins du traitement regulier.
B.
412 L. GxVUCHAT,
Nous avons donc:
r are ^ i [kilisi = collocare)
y ara, era = ira {tsi ra,'fira)
y aru, eru = ye [ise = *isye, fye).
Or, r r est evidemment tomb6e de l^onne heurc a Tinfinitif,
landis qu'elle est restee relativement longtemps dans caru, feru.
(Cf. en franvais eher, ßer ä c6t6 de coiichQX.) Ainsi l'ancien ie est
devenu le-i en syllabe ouverte {/'efrj, ie-rd) et yc en syllabe fermee.
(Cf. § 28.)
Caru et cara se sont toutefois aussi influenccs rcciproqueraent,
par exemple
a Venoge: ts« <— \.?>ira
dans le Pays d'Knhaut: \kä(r) — > tsz/-rt.i
% \b. Je constate finaleraent l'irrcgularitc de deux verbes au
radical non infecte de yod qui se conjuguent pourtant comme les
verbes en -i\
*tirare — td7-i
*virare — vdi-i .
Les „patois de Vionnaz, St-Genis-Ies-Ollieres, etc. presentent le
meme fait.
mir are fait ici mira
*cerare d-ira .
(Cf. en ancien franyais durier (comme de *duriare) mestirier, irie
etc. L'ancien espagnol a aussi le verbe ciiriar = curar (Rom. X, 77,
oü M. Cornu explique la forme phon6tiquement, tandis qu'on ferait
peut-ctre mieux d'expliquer par voie d'analogie: *cur/a dans
curzosus. ciiriare se trouve aussi en Sardaigne, cf. Ar eh. gl Ott.
X. 8n. -urare = urä' est ici regulier, mais par exemple ä Bour-
berain (Cöte-d'Or) il y a *-urier (Revue Gill. I, 246).)
§ 17. a combine avec un yod degage d'un c ou d'un
suivant = e (= *ai).
a) en syllabe ouverte.
a) lacu — le
veracu — v^re
fac(e)re — fi^fs
*plac(e)re — p%e' rd
*trag(e)re — tre r?, arracher, tirer
acru ßgru \ 2^ys,%\ d e^ru, a e^ra. Pourquoi?
*acra — c gra )
(ec)cehac — se
(il)lac — /e2j mais en proclise lei. ys l^t sü pa zd° =
je n'y ai pas 6te.
' Pour — iacu cf. Marli, Motanyn , Bü si, Me'si (Missy), Kudzi
(Cugy) etc.
^ La formulc voyelle loniquc -\- simple consonnc finale est trailec comme
syllabe ouverte.
LE PATOIS DE DOMPIERRE. 413
lacrima — le grama, signifie seulement les larmes qui vous
viennent par un fort vent ou Celles d'une personm; chassi(.'use;
autrement on emploie le mot fran^ais la rma '.
Le mot lac est remplac6 ici, comme ailleurs, par lac.liccllu
— lad^i. Le reculement de l'accent est r6cent, d- est le produit
de tc cf. radicina — rä'Q-ma, pantice — pdd-s. Lc suffixe -eliu
est confirme par les patois vaudois, qui le rendent par le son
caracteristique ei (Odin Phon. 40 laQ^ei comrae novei de novellu).
Qu'on ait remplace le primitif per un diminutif, ne doit pas nous
surprendre; car les patois favorisent les diniinutifs. On a du en-
tendre tous les jours une mere disant a son enfant: volis lacti-
cellu; l'enfant, devenu grand, a continue a dire lacticellu. (Com-
parez le mot franyais petit-lait, l'allemand suisse Milchli = riz
de veau).
Je n'ai pas d'exemples probants pour -acu. Grola", Vn'ä'^ =
Grolley, Vevey; c'est peut-etre -eto.
§ 18. ß) plaga — pxä'yp 1
*fraga — fraya \ Ici la voyelle tonique ne s'est
pacat — pdye \
pas fondue avec la palatale vocalisee.
*acqua — tvw» (non aqua parce que equa fait e gd)
-TJW3 egale -gua, comme dans lingua — lä'vw?; je prends donc
comme point de depart un type *acqua = *aigua (forme pro-
ventpale) qui devait donner */a aivwa. Cette phase de l'article
sans elision devant un mot commengant par une voyelle doit etre
admise pour l'explication du mot e ht = oleu, dont le d6velopp<>
ment est ^videmment celui-ci:
/u tie'lu — lu "e lii — lu e lu — /' e ht.
Pour ivwe je propose une serie analogue:
la divw3 — la "j'vw^ — la i vw3 — l'i mv?.
J'avoue que cette Hypothese pourra paraitre, par trop hasar-
dee, d'autant plus que la diphtongue ä'l se prete moins a ce
developpement que la diphtongue croissante ue.
§19. 7)pace — pe, place t — p^c'-
*putnace-(-a — piinezd, punaise; ici reparait l'ancienne spi-
rante qui terminait probablemcnt aussi pace etc.
magis — ;//(', plus, davantage; magis (mais) — mä a cause
de sa nature proclitique. yj lc rä im; ^= je n'ai plus rien, cf.
aussi ,55 i6g.
*tragit — tre cx/ .^''^^ — /a; ces dernicres formes irrc-
facil )
gulicres ont 6t6 cr6(^es par la ijhonetique syntaxique, par exemple
• Le mot littüraire, plus noble, ayant pt5n(5tr<i dans le dialecle, a icduit
le signification de l'ancien mol patois; cf. ce qui a <ite dil sur palre, niatre
au § I. Un auire genre de doublets est repr^sentt^ par man teil u — mät't' ,
nappe, ä cöt6 de la forme mälii , qui a clti emprunt^e avec la cbose.
414 I- GAUCHAT,
dans la locution fa (et) male, ou elles sont dues ä Tanalogie. (facie-
bam — fazc, facimus — *fase' etc.) Le bagnard dit reguliere-
ment: braciu — hri, facere — ftr? = . ?^^\^ — fi, facitis
( facit
— ßde. (Rom. VI, 374.)
aquila — ey3, ne s'emploie que comme enseigne d'auberge:
a reys na'^ = a l'aigle noir, autrement egh = mot fran<;ais.
acere arbore — iZ9rabyu^ (*a2' protonique = ??)
magide — ma^, p6trissoire; las patois environnants,
qui reduisent ä* ä ä, ont mä, cf. *acru — ä'egru. J'ignore pour-
quoi ces mots n'ont pas suivi l'evolution generale,
§ 20. b) en syllabe fermee.
a) *trag(i)tis — ire de, *plac(i)tis — P'fS de
plac(i)tu (part.) — pfe, tractu — Ire.
adlactat — alaete est analogique d'apres ahnti . factu —
fa'', facta — faetd. Ces formes ont-elles subi l'influence des par-
ticipes nombreux en -ecto, comme imiya^ vmya etd = *veniecto?
fac(i)tis — fa de peut etre refait sur la 3. pers. p-'/e' : pfß de =
bd*^ : bdede etc. = /ä : fa de. Pour factu Avenches a la forme
reguliere y^; Domdidier, Missy ont de memey«''^; St-Aiibin, Mon-
tagny-les-Monts, Lechelles ont fä (= *fae).
ß) saccu — sä, sacca — sä'/sp, petit sac.
vacca — m/sp.
cc resiste ä la vocalisation.
y) fasce — /e, brassee de foin.
*repascu — rppe, repas.
fraxinu — frdnu lt. laxat — le se.
Ce n'est guere la position en ant6p6nultieme qui a fait persister
V a, cf. le gr9ma. Est-ce peut-etre farnus (Diez, Gr.^ I, 16) = *farnic
— frdnii ?
6) braciu — bre, *scopaceu — ekove , evouvillon,
*seraceu — hre , serac.
facio — fe zu |
placeo — pys'zu formes analogiques = *fe -\- zu etc. cf. § 194.
*tragio — ire zu J
limacea? — bjna sa | *glacia — y^s9 j qui doi-
*facia — fdd-9, c6t6, non visage : ex; *paleacea — pa- ! ventleur
faciam (verbe) — Ja su (= *fäsd) j yesd \ e plutöt
au yod qui precede. cf. le § suivant.
a sous l'influence d'un yod suivant = e.
§21. d) maju — nie basiat — beze
/iJ)*vadio — vc radiu — ;f, rais, baton de roue.
palatiu — pale , palais (de la bouche).
* arbore seul a donnd: a'bru.
LE PATOIS DE DOMPIERKE. 415
Les mots feminins eurent un autre dcveloppement :
radia — ^«'jv, ligne, regle
gratia — grad-a
Par contre: *plattea — PX*^^^
radia — r^ya dans: la r^ya de s?. Marte
= arc-en-ciel. Je crois que ces formes sont secondaires, * plyaiha
— /X'"'^^' Pour r'vya comparez § 35.
y) sapio — sc habeo — f'i
cavea — *gabia — dzch, cf. it. gahhia, et aussi
le d6veloppement de invidia § 43.
Anomalie: *sabiu — sä dzu.
En comparant *gabia — dze b<f avec *sabia — sa dzo nous remar-
quons que le traitement de pi, bi, Ü est double: l'influence de Vi
sur a n'a pas lieu quand ces groupes se fondent en un son
(mouill6). anc. fr. sabiu =
saive
sage.
Ainsi nous avons:
habeo — e *sabiu — sa dzu
palatiu — pale gratia — grä'd-a
sapio — se *plattea — *pya{)p [Averxche?,: py^tis)
*gabia — dze'b? *sabia — sadzy
cf. *seraceu — s^re *facia — faQ-o
braciu — bre *limacea? — hma sd
*scopaceu — ekove *glacia — *yä's9
*paleacea — *payas9.
Je considcre donc le changement de a en e dans Px^'^''^
y^ Sd, payesd comrae secondaire, produit par l'inlluence du yod pre-
cedent {J)^ = *ply)-
A l'appui de cette opinion je cite encore: all. blao — *bvavii
— bye'vu, pale, vastat — *vuä&-e — vwp'&e (ixiL-me influence de
u). Ua long des infinitifs en -clare, -glare de claro, clave n'est
pas atteint par cette influence.
§ 22. Le Suffixe ariu — aria.
, • . ( d^, der? en dcveloppement normal
-ariu, -aria devient \ , ' , ,,- n ,, , > t ■,
( z , t r3 sous rmliuence d un yod precedent.
rosariu — rozd" *febrariu — fevra^
*prehensionariu — prezüna'^ *coquinariu — küzsna^
granariu — gitrnd" fimariu — femä^
raortariu — morla^ pomariu — potna'^
operariu — ovrd^ semitariu — sädu'
panariu — pana" pirariu • — peru^
*tiliotariu — iiyotu''-, tilleul
*forestariu — foratd", garde-forestier
*calendrariu — kalädrd^, alraanach
' maib au fulur = /. canlarc- habeo = tsätfrl .
4 1 6 L. GAUCHAT,
*papariu — papa^, papier
? — pata', chiffonnier
altariu — orta^, autel
limitariu — läda^, seuil
molinariu — rnona^ (avec nasalisation secondaire)
? — hada'^, signifie vide, {b6ant) et a la meine
origine qua badare. fem. badaerd
*carraria — • tsera era, route pav6e
*cannabaria — is(9)wvaer9, chenevicre
*betularia — byolaer^, oseraye
*tegularia — t-^olaer?, tuilerie
*petraria — p-'^eraerd, carriere, eboulis de pierres
fr. jarretiere — dz^rota erd
? — fohmaerd, cheville du timon
*matii t inaria — matma erd, matines
*filaria — f3ld er?, fileuse
o 1 1 a r i a — ula er9, Ollieres
*fumaria — furnaer?, fum6e
*bucandaria — büyädd ers, buandicrc
? — pätd erd, porte de jardin
*c a 1 d a r i a — tsoiidd erd.
*extraneariu — ed-rädzi *cloccariu — ;fö/j,7'
*aciariu — ad-i *cereseariu — syryzi
bouc-}-ariu — butsi , boucher *vervecariu — b^rdzi
*animalia -|-ariu- (^rmav'i , pätre
*formaticariu — fromadzt , fromager
*falcariu — foulst , manche de faux
*bolengariu — bolodzi
*dominiariu — dddzt , danger
*leviariu — lai-dzi
*extranearia — eO-rädzi rd
*leviaria — lardztra
*precaria — pr^yird
*gallinariä — dzdndyird, poulailler
*buccaria — botst rd, feux aux levres
*cochlear<' — kuyi, f. = *küyi . On voit qu'ici le yod
posttonique n'entre pour rien.
Anomalie s: kotsa'', noyer, d^rive directement de kptsa {Diez
cocca 2) au moyen du suffixe d% comme poma", pera", gretd^
(cerise douce = gre td).
quartariu — karli (patois?)
primariu — prumt . Pourquoi? Est aussi anomal
dans le canton de Vaud, a Vionnaz etc.
scholare — eküli (patois?) peut-etre nouvelle deri-
vation au moyen du faux suffixe. Ou
LE PATOIS UE DOMPIERRE. 417
faut-il supposer que le dialecte ait emprunte ces forraes au franv^is
ä l'epoque oü celui-ci accentuait encore ier ?
Puis il y a un certaiii nombre d'eniprunts au fran(;ais tels
que: ti3s?seni, sale'f-u, kdtrc'ru, zävyc (il n'y a que frora'^ qui soit
Sans doute patois. 7nä, avrl' , mc, ü peuvent etre patois ou fran-
<;ais, les autres noms de mois sont emprunt^s) orlozc , vi^.rze,
barye ra, iabaiie ra etc.
J'ai citü plus d'exemples qu'il n'etait n^cessaire pour prouver
la rcgularite frappante avec laquelle le Suffixe -ariu est traitc
dans ce patois, ainsi que dans les patois vaudois, valaisans, etc.
Dans certains autres on remarque une tendance envahissante de
Tun des deux Suffixes ier, air, par exemple dans le dialecte bres-
san (Revue Cl. I, i6), ä St-Gcnis-les-Ollieres (Revue Cl. I, 27g).
A Lignicres (Ct. de Neuchätel) la forme d^veloppee apres palatale
me semble avoir envahi tout le domaine: (sauf erreur) rozid, rnoma,
etr^dzid, tsüdidr, etc.
II importe de savoir que le traitement de -ariu est diftcrent
de celui de (^riu, qui donne r^gulierement z' par exemple: mini-
steriu — m^Q-l' , *monisteriu — mo9-i'.
II est vrai qu'on s'attendrait ä avoir e dans la classe
semitariu — *semitairu — sädd^
comme basiat — *baisat — beze;
mais celui qui s'occupe intimement des patois reconnait facilement
qu'on n'ose appliquer des regles infaiilibles aux langues Vivantes.
En effet, tout en s'ctonnant de la conscquence avec laquelle les
lois phonetiques agissent dans les dialectes, on est bien oblige de
conc6der ä la langue un reste de „caprice" qui vient assez souvent
croiser „rinfaillibilit6" des lois phonetiques. II s'agit avant tout de
distinguer: asia n'est pas = aria.
a combinc avec 1 finale ou 1 compliquee = o.
§ 23. a) avec 1 finale,
caballu — Isevo advalle — avü, en-bas
fallit — fü male — /«ö
valet — vö nidale — «j'ö, oeuf qu'on
tale — lö laisse dans le nid pour que
sale — so, genre fem. cf. les poules pondent.
VV. Meyer, Neutrum 17.
ß) avec 1 compliquee.
cal(i)du — Isb lalpa — /op^t
f alce — fö *aIlios — 0 [ah — als — aus)
salice — so dzd *maniscalcu — martso
salvat — %ove aliquid? — *?^X^^ quclque
altru — r! tru chose
*calceas — tsij d-e, pantalons altu — lu}, f. lüila; IMissy,
St-Aubin: yö,yö'ia; k Dompierre _;^ö signilie fort. Quelle en est
l'origine? Est-ce un doublet de /ij5?
41 8 L. GAUCHAT,
Cette regle est observee mcme dans les emprunts: animal
— ajiiinrn' , höpital — ep^lö ,
saltat — sa ote est forme d'apres l'iiif. smta .
-f) a devant 1 simple non finale persiste.
ala — a la pala — pala.
()) a devant 1 mouillee persiste.
palea — payd fermalias — f^rmaye, fian(^ailles,
a combine avec une nasale = ä.
§ 24. La nasale elle-meme est completement absorbee, si eile
n'est appuyee par une voyelle ou consonne suivante {cf. p. 399, 400).
fame — fä annu — ä
manu — mä tabänu — iavä
campu — isä grande — grä
vannu — vä lavante — Iavä
planu — pyä, ala pyä = it. andar piano
stagnu — *stan(c) (Diez stancare) — ed-a
jam — dzo , d'autres disent dzä , developpement en
proclise.
*cannabu — isme'vu, Montagny et Lechelles ont
Isofncvu, qui me parait la forme plus ancienne de ce mot. L'accent
s'est ensuite place sur Ve; le type *canepum, que suppose M. Phi-
lipon (Revue Cl. II, 206) ne suffit pas ici. Suffit-il bien ä
St-Genis?
flamm a — y_at)ia gentiana — dzäsä'na
plana — p-^äna die sa(m)bati — desädu
manica — niä'dz? *camba — isäba , jambe
s(epti)mana — snä'na cf, Schuchardt Vok. III,
*granea — gradz? 35, 48.
cane — ts~e \ effet combine de yod pr^cedent et de
exame — ese, essaim | la nasale.
Cependant:
*antianu — äfä .
plangere — pyjdr3 1
plangit — p"^ \ ^w-|- consonne ou an final == am. *plamt, etc.
ba{l)neu — be ]
Par contre :
*jangula — jan-gla — dzäya, mensonge, Diez E. W. II c jangier.
*extran-eu — ed-rädzu
*barranea — bäranye, balustrade
ba(l)neat — banye.
2. e.
<
§ 25. ? < = ae
A une certain epoque ^ < et e <, ainsi que 9 < et o < se
sont reuuis. C'est uu fait remarquablc. Sous ce rapport les patois
LE PATOIS DE DOMPIERRE. 4 IQ
de Fribourg, Vaud, Valais (et autres?) occupent une position ä
part dans le domaine des langues roiuanes. Cette fusion de ^ et
e du latin vulgaire n'a cependant pas Heu devant toutes les con-
sonnes, comme nous le verrons.
a) § final et ^ devant une voyelle.
[vse combine avec lall, zw]? dans ö vivä^ ! = oh ouais ! oh que si!
ju(d)a;u — dui^, d6signe les anciens H^breux; pour les Juifs
d'aujourd'hui le patois emprunte le mot fran(;ais : zu/^, feminin
curieux: züf^ss.
m (e) u m , m (e) a — mo, nui en proclise.
meüm — myd, mien.
mea — mays, mienne (dans cette position
la seconde composante de l'ancienne diphtongue *ai = ^, c <; est
devenue consonne).
deu a eu un sort pareil u celui de meum, l'accent s'est de-
place et nous avons ^/ivü , qui est devenu un mot mi-savant sans
doute sous l'influence du latin de l'eglise. Voilä pourquoi dj n'est
pas devenu dz, comme dans diurnu — dzo .'^
e(g)6 est devenu jv (proclise).
§ 26. |3) devant une dentale.
*deretro — dera^ *adretro — aj-u'^, de nouveau.
medicu — mä'edzu
Anomalies:
Petru — p'/i^f'tt petra — PX^'''^-
Les noms propres sont peu concluants , mais devons-nous
considerer pyf ra comme un emprunt fait a la langue litteraire? A
raon avis, non ; le patois n'emprunte gcneralement pas des expressions
qu'il a a sa portee et ici l'influence savante ne s'est gu6re non
plus fait sentir. Comme emprunt le mot aurait aussi plutöt pris
la forme : pxifrd, cf. tabaty^cr?. Enfin le groupe IV des patois neu-
chätelois (Haefelin, Kuhnsche Ztschr. XXI 491) nous oflfre fei'vra
(febre) ä, cöte de pi ra, qui n'est 6videmment pas emprunte. Ce
mot subit donc un traitement anormal dans ces patois.
A Dompierre on s'attendrait a la forme : *paera, cf. fä'evra de
febre; mais il parait que cet 9 ne s'est pas fondu avec e
et qu'il faut choisir *piedra comme base du mot patois. II est
vrai que nous n'en sommes guere plus avanccs, car *piedra
aurait du devenir *pira, comme *tsiera — tsi ra (§ 15) ou ca-
thedra — dz(^yi raP- Au Heu de recevoir l'accent, la premicre com-
posante de ie s'est unie h. la consonne initiale pour former le
groupe py. *iera — tra (X *ptera — P'/^t^ra me rappelle un
developpement analogue que j'ai relevc a Lignieres , ct. de Neu-
chätel: 9-f-c y fait ü'y, ainsi focu — /ü'p, jocu — diu?, coxa —
ku3s, oculu — ü'e, mais vocitu — wwd {^vü 3d — {v)7vd'd).
' cf. par exemple l'espagnol Dios c/", Jornada.
^ Je vais peut-6lre trop loin cn identifiant a priori les */f de ces mols.
ZciUclir. f. rom. Phil. XIV. 27
420 L. GAUCHAT,
pede — pi est un mot ^nigmatique. La forme /J se retrouve
dans tout le canton de Fribourg et dans le canton de Vaud, A
Vionnaz il y a pyä , forme pareillement irr6guliere. Dans les
dialectes r6tororaans pede presente aussi des anomalies ; dans
les Grisons il y a pie7-a — ier — miedi (medico) cx^. pei (^ pedi?)
(Ar eh. g lütt. I i6). La forme italienne pie s'explique aussi par
une forme hypothetique du pluriel *piei = *pedi (Zeit sehr,
f. rom. Phil. IX 250). On est ainsi tente de eonsiderer aussi
notre forme patoise comme d^rivant du pluriel, en faisaut valoir
que pes designe un membre oü le pluriel est le genre naturel
(oeulus s'est aussi d6velopp6 sous la forme du pluriel, voir § 55),
d'autant plus que pes au pluriel a jou6 un grand röle comme
mesure, et que toti s'est aussi developpe sous l'influenee de
IV final (voir §67). L'evolution serait: *pe(d)i — */>/« — '^pyi —
pi, analogue ä *deei — *^dieis — dyi et lectu — '^^lieit — */)'/ —
vi. Mais ce qui souleve des doutes, c'est la persistanee d'un no-
minatif *pedi. M. Meyer (Literaturblatt 1886, 494 et s.) prend
pour point de d6part des formes patoises la forme du singulier
'^pied = pye(d) — pya (Vionnaz, Vaud). Dans ce cas '^pieid) —
*pie — pi rappeile l'histoire de ie issu de yä, qui devient ie — i
en syllabe ouverte (ef. § 15). Le dialecte de la Vallee de Joux,
qui ne connait pas le reculement de l'accent dans les syliabes
ouvertes iieir) — i(e), iera — i(e)rd) confirmerait cette opinion
par sa forme pye (Odin Phon. 36). Le patois de Dompierre pos-
sede le developpement analogue: cathedra — dz^yi' r9 [tere —
i(e)ri), qui ne tient pas son i de l'influenee du yod precedent,
comme cera — cyera — d-i ra , car Blonay (Vaud) possede la
forme dzaire sans le yod, qui sert ici ä supprimer l'hiatus. sedet
n'existe malheureusement pas dans ce patois, öi//^ = *adseditat
ne peut etre invoque, parce que l'analogie parait y etre en jeu.
Seulement on se demandera pourquoi 1'^ de pede, cathedra
(petra) n'a pas fait cherain avec e, comme dans deretro, me-
dicu, febre, etc.
§ 27. ^) devant une labiale.
*febra — faevra
*lepora — lä'evra, fem. voir § 166.
tepidu — taedu, cf. p. 14 n. i.
crepat — kraeve.
juni^pru — dz9na evni; pour ce patois on peut aussi supposer e.
(nebula — fiyola {neola — iiyöld) cf. te(g)ula — iyß'la^
y) devant v.
levat — Id eve
*greve — grä^i adv. = difficilement.
§ 28. d) devant r.
Tandis que § devant une dentale ou labiale s'est rencontr6
avec le developpement de e (apres avoir parcouru la phase presque
generale n^olatine ie dont "^pied, ^piedra, elc. repr^senteraient les
LE PATOIS DE DOMPIEKRE. 421
derniers vestiges?) ^ devant r a subi un developpement special.
^ devant r = */e qui devient '^'■^i(e) — i en syllabe ouverte (cf.
§ 15) et qui est repr^sente par yc en syllabe fermee ou qui l'^tait
encore recemment avant la chute de la consonne finale.
Ainsi: fern — fyc eram — y'i ru
heri — ye eras — y'tre
ferit — fy2 erat — yire
*ferere — f}'^^^ erant — yt i'ä
Le feminin de fy!: : fyerta prouve que le mot est vraiment
patois ; '^'^for : föria = ^/y^r : fyerta. Le son y de yi ru, etc. n'y
est pas organique. Haefelin indique comme formes communes : int,
ire, etc. (Haef. 99). Comme a Dompierrc on disait fi ru a Cüt6 de
i ru pour fetais (pronom facultatif), on prit y'iru pour u n mot et on
commenc^a a dire yd y'i'ru et yiru-yu ä la forme interrogative.
Dans le patois de St-Genis-les-Ollieres nous rencontrons les formes :
ler, fier, fiedre i^fierdre)^y- pi-ra, fi-vra (Revue Cl. II 29).'
§ 29. § >> persiste.
«) devant p.
Septem — sä (ti = *t-)
ß) devant r.
ferru — /z^' terra — tt[ra
herba — ^rba *germinu — dzcrnu
perdere — pedra pertica — p^rts?
persicu — pe f. pijsa, bleu qui tire sur le noir, violet fonc6.
Toutes ces formes sont sin-
gulieres et fönt penser a une
ancienne diphtongue^, qui se
serait de nouveau reduite au
son primitif, non sans laisser
des traces. Ainsi dans sfdra
cervu — d-e
la(n)certu — läze
cernere? — sfdra, choisir
cernit? — se
nervu — nye
die mercuri — demtkru
se, läze le premier el6ment de l'ancienne diphtongue '^ie se serait
r6uni avec ^s, *2 pour former les sons s, z ; *«/Wy^ — nye. ß-e
n'est peut-etre pas de ce patois. demikru enfin permet a la
rigueur d'expliquer par le meme fait. Devenu die merc(u)ri sous
l'influence de die martis, die jövis, etc., il serait d'abord devenu
"^demxerkru , puis, la premiere r etant tombee par dissimilation,
^demie-kru serait entr6 dans la categorie: erat — '^üre — i' re
(voir § 28).
serrat — su re est forme dapres l'infinitif rärä'.
§ 30. 7) ^<devant s = i.
vespa — vwt pa bcstia — hii^?
finestra — fjm'ra'^ festa — fi'da
' e final devient e, cf. § 106.
^ cf. Zlschr. f. rom. Phil. XIV. page 394 ci-dessus.
3 Devant r on entend souvent apr6s de longues voyelles toniciues un y
ires faible.
42 2 L. GAUCHAT,
testa — tt d-a resto — 7-1 stu
*essere — yi'ra adrestat — ari'd-e
honestu — onid-u vesperas — z^z'/r^ ', la ceremonie
vestit — vl'd-e presbyter — pri Q-e
praestat — pred-e, d'apres l'inf. preÖ-a
praestu — pre {. presta, pret, anomalie curieuse; de
mcme ä Vionnaz prest?, presta, ou 011 s'attendrait ä preitd, etc.
§ 31. ? combine avec c, g = i ^yi).
a) en syllabe ouverte.
*deci • — • dyt (17 = dyiz e sä ta). L'italien dieci = *deci;
pour le retoroman il faut aussi supposer *deci = di'as ^y- decet
= d^za. Or, si l'on veut, avec M. Odin (Phon. 146), deriver cette
forme de -''defcji, on peut expliquer le 2 de la liaison par l'analogie
(d'apres duz, ir^iz, etc.), comme il faut le faire pour vwez 0 vin (8) väz
oinu (20). Mais la forme dyc (Vall6e de Joux, Vionnaz Gill. 82)
ne peut remonter a de(c)i. Le deplacement de l'accent, tout naturel
dans di(c)unt — dyo, ne Test pas dans <///! J'ai deja dit (§ 26) que
je supposais le developpement ^'dieis — dyl {lei = yi)
*veclu — vj'ß'u (vm/ii — vfyjl'yii — vt'yu)
integru — t'^'/f • integra — etyl'ra
nee? — «17, par exemple dans l'expression r.? le pu 7iyi
d frä = ]e n'ai pas meme un franc = non habeo nee unum
francum, mais: 7it nie ni ie = ni moi ni toi; ici, en proclise,
nyi, difficile ä prononcer (non n) pouvait facilement se r^duire a tu.
A n o m a 1 i e s :
necat — 7iaye |
precat — pra ye ' de nev'i , pi'p'J , st>yj'}
secat — saye, il fauche |
Le fran(,:ais n'a pas fait de difterence: *deci — ''■'dieis — dis,
necat — '"^nieie — nie.
Je crois que les formes patoises s'expliquent le mieux par
l'analogie. Comme il y avait pyß'ye (plicat) a c6t6 de pyj^yi , ma-
nn ye (manicat) a cote de man^n , etc., on a cre6 nä ye de n^yt .
praedicat — pri dze est aussi analogique (inf. pridzl'), La
formation reguliere aurait plutöt did p7-ä edze, comme medicu —
7!ia'edzu.
*sequcre — ''''sccre — sieü-e — sä ed7-?'^. *secit —
sü^. Ces formes d'une apparence si irreguliere sont cependant
bien explicables. sy s'est d'abord fondu en s\ seidre, sei se sont
alors rencontr^s avec *^/ de e <^ i^leivra, *j(?z' = sitim) et ont
abouti ä sä'edrs, säP comme ceux-ci a la evra, sä^.
* hi du vi pre = l'aprös-midi du dimanche ; bo vi pru est la salutation
aprfes midi.
^ Le t? y est enlro par voie d'analogie, d'apres ka odrp, todrp, etc.
LE PATOIS DE DOMPIERRE. 423
equa — {^g<^y Qu parait avoir rcsiste ;\ la vo-
calisation.
legere — yfrp | sont des formes bien Stranges,
legit — r? ^ > Y a-t-il eu chute du g dans
legitis — ye'de j '^/egre de mani^re a ce que ce
verbe füt traitc comme ^ferere, dont la conjugaison est complete-
ment egale? Mais le(g)re n'aurait pas besoin de voyelle d'appui !
y initial remonte ä */r. A cöte de etyi il existe aussi la forme
etye , ce qui nous fait supposer que Vr joue peut-etre ici quelque
röle. Dans la serie m — ye — yt — / legere, integ/-(u) ont pu
s'ecarter de l'6volution generale. Alors les autres formes seraient
analogiques, ainsi que le participe pass6 ye c^; lectu — vi (lit),
qui represente l'evolution normale.'
secale — sao/a} (Vionnaz: sat7a Gill. 174).
ß) en syllabe fermee.
lectu — yi, lit. despectu — </('/>/, employe assez sou-
vent = *ät'pyi (peut-etre frani^ais). *pectinu — pi'nyu, dissimi-
lation de *py/nyu, comparez la forme de la Vall6e de Joux pyenu
(Odin Phon. 3g).
malefectu? — ??ia/~i f. maftt» = fatigue (voir Glossaire
du doyen Bride!: mofaiki, mafithi, maffi, un des noms du diable, etc.
Vionnaz: mahye Sjiv ^=^* fy p. 162,60]. Pour le franyais 7naiifc
Vi.. G. Paris propose Tetymologie malefatus, qui ne convient ce-
pendant pas a ces patois. Rom. V 367).
Anomalies:
sex — sä^ [sieis — sei(s) — sa*^, cf. § 31« *se quere).
*pectoru — petru, poitrine d'un aniraal, par exemple d'un
oiseau, d'un cheval. Assimilation de la palatale?
§ 32. ^ sous l'influence d'un yod suivant ■= i (=; *i7 ).
pretiu — pri veniunt — vi 7tyd
*pecia? — pi Q-d *tenio = ti'nyu
venio — vi nyu *ceresia — sjrizj'-
*cimeteriu — sim(3)tt ru (mi-savant)
mi(ni) Sterin ^ nnQ-'i ) ce n'est pas le son ^ qui
*monisteriu — inodi \ cause 1'/!
mediudiurnu — midzi7
' 11 est remarquable que les formes verbales (voir facere § 19, legere
§ 31) sont los plus irrcgulicres, phoneliquenieiU parlanl. Le verl)e, dans ce
palois, parait donc essenticlknicnt tlc lormation analo^M(iue ou souniis ;\ la
phoneliquc synlaxique.
- sjrl'zp — fruit aigrc (rougc); ifrr fa = cerisc conniuinc , douce , dc-
rive probablement de acre-j-itta, malgre la signillcation. l'a^^rrfa = la
:;^re'fa. (Comparez Glossaire Bridcl: i^rctthe (fr. jiop. vaudois: griotte).
424 L. GAUCHAT,
*mediu nocte — mine
*intermediu — etreml, entre deux, parmi.
neptia — nyiQ-d, le seul mot qiii ait conserv6 la pre-
miere voyelle de l'ancienne triphtongue , si eile a r6ellement
existe. Dans tous les autres exemples ce son peut facilement
s'etre perdu.
A n o m a 1 i e s :
materia — mala er 9 (mi-savant)
maneria — inana 3i-e, ne sont pas des emprunts au
fran^ais (comparez le doublet manyer3 et mizerd), mais ont pro-
bablement echang6 leur suffixe contre -aria. Ste-Croix (Vaud) a
les formes rdgulieres matird, marii ra (Odin 3g).
specias — espä'd-e, epices pour la soupe ; ce mot est
curieux sous plusieurs rapports; *spacias? Je ne sais qu'en faire.
% %^. , , (ä® (syllabe ouverte)
? devantl = |. ^^y,,^^^^ ^^^^^^^^
a) en syllabe ouverte.
fei — fä^ \ les monosyllabes sont traites comme
mel — ?)iä' ( syllabes ouvertes.
caslu — sy^l est franyais. gelat — dzale, reduction
de dzä'ele ou analogique d'apres dzäla .
ß) melius — ?m, a suivi plutot le developpement de §
devant yod (§ ;^2). Comparez les formes du canton de Vaud: /nye,
iril LT, bei, be, (5?'= bellu.
7) en syllabe ferm6e.
pelle — pl, f6m. vitellu — vt
bo(t)elIu — bwi martellu — marti
bellu — bl^ *avicellu — ozi
novellu — novi castellu — fsad-i , etc.
fr. ri de au — ridyö . Cette forme n'est guere fran-
<;aise a cause de Vy\ Dans les patois vaudois et a Vionnaz on
trouve aussi comme fr^quente exception a la transformation regu-
liere de -ellu la forme byö (Gill. Vionn. 30, Odin, Phon. 3g
n. 4). On peut considerer ces formes comme des restes d'une
ancienne d6clinaison ä deux cas. Rideau est un mot employ6
de prcference au pluriel ; il n'y aurait rien d'extraordinaire qu'il
se tut perpetue comme pluriel. On pourrait donc reconstruire la
declinaison comme suit:
sing. plur.
nominatif bvö (anc. fr. biaus) bl
regime bi byd [ridyo) (cf. Contribiition ;\
l'etude du suffixe ellum, Revue Gill. I ^t,).
' sing, o bl ozi' ou o bll ozi , plur. le hiz ozi' .
LE PATOIS DE DOMPIKRKE. 425
En choisissant entre ees formes, quelques patois vaudois don-
lu-rent la preference ä la forme bl , dans d'autres byq seul s'est
conserve a cause de son emploi frequent au norainatif singulier et
au regime pluriel.
ecce illos? — honfz) sert peut-etre ä corroborer cette
opinion ; il y aurait ici , en proclise , la conservation d'une plus
anciemie phase [yf — *you). ?11 et eil ne different peut-etre pas
dans leur developpement phonetique. Ana. fran<;ais ueaus = beaus
Ainsi de (il)los — dels — dp(z) nous represente sans doute dans sa
proclise l'ancienne forme de bi ^=^*bei , ce qui serait conforme au
developpement de bellu dans les patois vaudois.
bellu — bei ~ y Odin Phon. 39.
De meme hoc i 1 1 e — vw^ i = oui ?
b e 1 1 a — bä' a
scutella — kdtäla (cf. § 133, c)
novella — fiovä fa
*ramella — r^ma l a, lame d'un couteau. Comme dans
a la t/~' Isavp, Va atone a empeche que // degage un i {u)J ä =* e.
§ 34- ? <C devant les nasales = e.
§ ]> devant les nasales = ä.
Ce developpement pr6sente bien des abnormit^s, particuliere-
ment dans les patois fribourgeois et valaisans, tandis que Vaud offre
en general un developpement assez regulier.
a) syllabe ouverte.
A. hene = be venit z'e
die veneris — deve dru teuer u — tß dm
*cremere — kredi-d *cremit — kre
venis — ve generu — dz e dru
tremulu — trebjii
B. rem — rä
[L'emploi de rem est plus etendu dans ce patois qu'en franyais-
par exemple : e'd-3 rä t'e h t'ä t)(a mö isä = n'est-ce pas toi qui as
tue mon chat, ara vo rä d gale tä' evru a nie prei}ä = n'auriez-
vous pas un joli livre a me preter? Comparez l'emploi de nierit
en ancien franc^ais: nient i ala, Diez Gramm. III 445, Zeitschr. f.
rem. Phil. 11 18, et pour rien = pas cf. ib. 410 ce ne dot ge rien
et Flamenca, ed. P. Meyer 5760 car la nueit noii ac ren doriHii\
' Pour *be\l '^ *bia\is comp.ircz Schuchardt: n und / vcihindcn sich
mit den beiden extremen Vokalarlikulalionen und so stehen mundartlich pmu
paun, \\\i: ai(lJtro au(l)tro neben einander (Zt sehr. f. rom. l'liil. IV 122).
426 L. GAUCHAT,
ß) syllabe fermee.
A. patientia — pa-^e %■? membru — me'brti
conscientia — koyß 9-9 tempus — te
encaustu — e, tsti exemplu — esepyii
B. gentes — dzä sciente — esä , essient.
formen tu — froma calendas — isalä'de^, noel
dente — da serpente — s^rpa , fem.
vendere — vddrd adv. en mente — -mä
centu — ^ä defendere — defä'dra
sentire — sair9 defendit — defä'
sentit — sä extendere — ed-adrd
*ventru — va trii incensu — äsd , probablement
emprunte.
On voit du premier coup d'oeil, que la regle est:
^ ■< devient e — e; § >> reste § — ä.
Ce qu'il y a de difficile, c'est d'expliquer les anomalies relatees
ci-dessus. Quant ä rem, qui est traite comme syllabe fermee (tandis
que fei par exemple fait y^^), je puis seulement dire, que rem
se trouve tres souvent ä. la fin de la phrase , tres souvent devant
la preposition de, donc tres souvent en entrave. Dans p atzen t/a,
conscz'entz'a le yod pr^cedent ou suivant peut avoir caus6 le
changement de (^ en e (*cadentia — tsad-^ a peut-etre subi l'in-
fluence du fran^ais). encaustu souleve assez d'autres difficultes.
Avec quel accent notre patois l'a-t-il reyu? encäusto donnerait
etsu (^n confondu avec in en syllabe protonique = e), qui de-
viendrait facilement etsu dans ces patois. Ou est-ce encaustu,
comme en fran^-ais? membru, tempus, exemplu ont cela de
commun, que c'est une labiale qui suit la nasale. Est-ce cela
qui a cause l'anomalie?
Le chapitre sur e devant les nasales nous conduit aux memes
resultats.2
3. e.
§ 35- e < = ä-^.
d) devant une voyelle.
via — vi. Qu'est devenue l'atone? Ce mot n'existe que dans
les locutions : ala la vi = aller loin et kor la vi = fuir. Dans
le canton de Vaud via est une interjection (Odin Phon. 43).
* II faut peut-etre supposer *ca]andas ä cause des patois vaudois et
valaisans (Odin Phon. 38, Gill. Vionn. 70).
2 Ici, comme ailleurs, il aurait ete utile de traiter ensemble l'in-
fluence des nasales sur e, C et i, surtout parce que e et e se sont souvent
confondu.; dans notre patois. Je ne l'ai pas fait pour ne pas nuire i\ l'har-
monie du tout. Le lecteur bienveillant se donnera la peine de faire les lap-
prochements necessaires.
LE PATOIS DE DOMriEKKE.
Comparez aussi Revue Cl. I 33,1-: P^d q^te est de las la vi (sur
un papier terrier de Meunay datant du milieu du XIII. si^cle). Cet
a atone parait ctre tombc tres tot ; plus tard le mot serait devenu
v}'ä comme vi(t)a.i Mais pourquoi n'est-il pas devenu vea en latin
vulgaire (fr. voie) ?
ß) devant une dentale
Site — sd^
vitru — vaerti
creditis — kraede
*viditis — vä ede
*p o t e t i s — pwa ede
*videre — va ei'd
vidit — vä*^
credere — kr a er 9
credit — krä^
par(i)ete — para^
t o n 1 1 r u — tiinä eru
credo — krayu 1 Ici Vi de la diphtongue primi-
feta — fä'ya, brebis > tive *ai est devenu y a cause
moneta - — viuna ya j de l'hiatus.
A n o m a 1 i e s :
*cleta — X^y^'^' «claie» a secher les noix.
creta — g>'fy<^ seta — s^ya
^I. Odin a aussi constate des abnormites sur ce point (Phon.
35. Voyez aussi Haef. ig). J'ajoute les formes des patois du
Lechelles,
Montagny.
fä'ya
munaya
greya
seya
i I I *
La cause de ces differences m'echappe. Cependant le deve-
loppement uniforme de feta me semble etre le plus concluant.
§ 36. y) devant une labiale.
*f(l)ebilu — fdebyu debes, debet — ä^ä*
voisniage.
Avenches.
Domdidier
Missy.
St-Aubin
feta
faya^
fä'ya^
faya^
fdya^
moneta
numi'a
muna ya
nmnaya
muna'ya
creta
grl'a
greya
gria
graya
seta
s'i'a
seya
sJ a
sa'ya
*piperu — pä evrti
libru — idevru
sepe — sä^, haie
b i b e r e — ba erd
bibitis — baede
*debetis — ddeie, voir § igy.
*debo — da evic recipere — rdsdedrf\ est-ce
recipere ou recipere? Pour expliquer les formes de ce verbe
il faut recourir au dcveloppement de *sequere = ^(7't'(/r.?. La
ressemblance de quelques formes a amene une confusion enLre
ces deux verbes ; r^sd edrs se conjugue aujourd'hui tout a fait comme
un compose de sä'edr^.
sebu — sü , suif (se(b)u — syu — sü)?
* La forme (vjya f. existe pourtant \ Courlepin, 011 eile di-sif,'nc le ciel
constelle = voie lactce.
- Racine celtique, voir Die/, K. W. IIc claic.
3 cf. syii cn lyonnais (Revue Cl. II 29). Je prcfcrc cncorc celle cx-
plicalion i celle quc M. Ascoli donne pour la forme fran^aise (Arch. glolt.
428 L. GAUCHAT,
6) devant v.
nive — nä^
§ 37. s) devant s.
mese • — nuV prehe(n)su — prä^
pisu — pä^ tesa — /aeza
tres — Irä^fzJ *burgese — hordza^
*pesat — paeze p6sile? — payti, salle a manger,
c'est-ä-dire chambre de inenage, oü se trouve le poele (voir Diez
E. W. IIc poele). Comparez Talleinand Stube {siufa = poele). Le
mot n'est pas regulier, il faudrait *pa elu (Vionnaz : paih). Peut-
etre : *pailu ■ — ^paliii — pavii.
-esimu. L'histoire de ce suffixe est encore peu cclaircie.
quadragesima — kare'ma, mot peu concluant, car il peut avoir
subi l'influence savante.
*tres-esimu — tr^izj'mii *octesimu — viveiytinu
*quattr esimu — katri mu *novesimu — nouyimu
*cinqu esimu — • d-ctyiniu *dec esimu — dyizimu
*sexesimu — s(^izi mu iime — ddzi mu
*septesimu — sätyi mu 20me — väiyjmti
21 nie vätyotyj. 7nu, etc.
II va Sans dire que la plupart de ces formes sont analogiques ;
surtout parce qu'elles sont peu usitees. Devant s l'e entrave ne
s'est pas fondu avec ^; ces formes n'ont donc pas suivi le deve-
loppement de festa (§ 30). La forme commune de l'ancien fran-
(;ais' n'est pas -icsme, mais (a partir de 10) isme. La meilleure ex-
plication en est celle qui fait devenir -esimu = -w>?zz^ sous l'influence
d'une palatale prec^dente. Ici on peut admettre le meme ph6no-
mene (cf. § 40): d-etyimu, s^'izi ?mi,*die\zi tnu, etc., les autres nombres
se sont assimiles.
§ 38. Q devant r.
habere — äva'^ *fall6re — faya^
debere — deva^ *plovere — p-fova^
*sapere • — sava^ *vol6re — vola^
*potere — pwä*^, de *pova^ qui se dit encore dans
ce village pour «un pouvoir, une possession», et qui est la forme
commune aux dialectes fribourgeois.
vere — v^i; äe en proclise devient at et ^i {voir Pho-
nologie syntaxiquc). vere est de nature proclitique, donc v^i.
ve v^i vw^Ui sä k'ekr/ = viens (voire) regarder ce que j'ecris. Ce
mot s'est meme introduit dans les patois allemands du voisinage.
X 260 et s.). En etablissant une declinaison hypoth^tique *se v, *ad sev, *de
seuf ce savant d6rive la forme actuelle de l'ancien ablatif. Les rnots ne
s'^tant pas developpes isoldment, mais dans leur contexte, il est tres probable
que sebu s'est perp6tu6 non pas comme nominatif rarement employe, mais
comme ablatif frequemment employö (chandelle de suif, livre de suif, etc.).
Cette excellente id6e de M. Ascoli ouvre une grande perpective, mais pour
le nioment eile me parait encore peu rcalisable.
LE PATOIS DE DOMPIKKRE. 42Q
On dit par exemple a IMorat: ■^inn z'^«' = viens donc ! gi vur vei
däz = donne-moi cela!
Fait isol6.
pero — p(vr3 (pirariu — pcra% Vionnaz (i68): pJr'f,
Vaud: p^re prü {Odin Phon. 43). I'"aul-il penser a Tallcmand
suisse . in i
§ 3g. Ce son ä^ (dans le position paevru \'e est un peu plus
distinct) tend ä se reduire ä ä. Un peu plus a l'ouest on trouve
dejä ä pur (St-Aubin). Les gens qui prononcent encore äc y pre-
tent par cela au ridicule et ils s'eflfbrcent de prononcer ä, quand
ils arrivent dans des endroits plus avanc6s. Tout insignifiant qu'il
est, c'est lä cependant un clement du developpement des langues.
ä* n'est donc pas une diphtongue naissante. Elle remonte
a la diphtongue *ai, comme le prouve l'ensemble de ces dialectes.
Dans la position proclitique Tancienne diphtongue s'est mieux
maintenue (comparez outo de autumnu). Qu'on n'objccte pas
que *ai de a + c est devenu e. Cette objection tombe devant le
fait qu'une langue peut traiter diflföremment les memes sons, quand
ils ne sont pas contemporains. On n'a qu'ä penser au triple deve-
loppement du son au dans ce dialecte.
au latin — u (causa — isü za)
al — *a7i — p (caballu — tsevp)
9, o — *au — äo (nepote — ?ieva°)
§40. e sous rinfluence d'un yod precedent = i.
Les exemples ne sont pas nombreux :
cera — d-l'r? pagese — pä'yi (^=*paj't')
mucere — ?>iü zi {ou changement de conj.)
racemu — me ne laisse pas reconr\aitre si le yod a
agi, puisque in fait aussi e (cf. esimu § 37).
§ 41, e entrave persiste.i
a) devant une dentale.
*vidvu — vfvu *male nitidu — mon^ , sale.
*cambitta — IsäbeJa, janibon. *male nitida — mpnela
ß) devant une labiale.
metipsirau — mi imi, *meismo par di.ssiniilaüun, uu ce
mot a suivi le developpement de esimu (.^ 37).
adipse?? — adi , toujours ; cette Etymologie rae parait
insoutenable. M. Odin propose adisto (Phon. 46). Mais outre
le sens qui ne s'accomode pas ä cette supposition, los formes vau-
' Le qualitö de cd e dcpcnd de la qualilu de la syllabc, voir § 106.
430 L. GAUCHAT,
doises: adei, ade, adi fönt supposer im type avec 9 (malgre crista
— krei^a, etc., qui a suivi festa, testa, tempesta, etc.). N'ou-
blions pas que le proven^al rimait ades avec ^, cf. Donatus prov.
ed. Stengel 41, 4g.
y) devant s.
servissem — servesu missu — w?
capistru — tsevfd-ru missa — 7)1/80
(*friscu — fre cx) fasce — *fais — fe , frisca — frets?,
pisca — petsi).
crista — kreia, plutot emprunte, on s'attendrait ä
*kred-a § 135.
6) devant r.
virga — v^rdzd. *vir(i)da — v^rda.
vir(i)de — ve circulu — s^ riu
circat — ts^t'tse.
§ 42. e + c, g = §<=.
d(i)rectu — ö'rä« nigru — nä^
tectu — /ä« nigra — na er 3
rege — ra^ frigida — frä^
digitu — dä^ addirectu — adrä'e
rigidu — rä^, tsiztrp ba == tomber raide mort.
strictu — ed-ra^ f. ed-ra etd
Benedictu — bmä'^, die tu part. = da, dcelB, analogie
de l'inf. dars.
c
Les participes en -ectu sont tres frequents dans ce patois.
Ainsi nous avons: niird^ (nourri), sufra^ (souffert), parla^ (parti),
saya^ (sorti), vdnya^ (venu), korci" (couru) etc. voir § 193.
plicat — pyßy^i etc.
Anomalies:
siccu — j? (voir § 106) f. setsa (cf. saccu — sä,cc
n'emet pas d'z).
(soliculu) = seld°. Ce mot s'est change en *solu-
culu. Le groupe cl se d^veloppe isol6ment ä c6t6 de la voyelle
Sans qu'il y ait contact plus intime, tenaculas — etmdye. Ce-
pendant la commutation des Suffixes aculu, eculu, iculu, oculu
est tres familiere aux langues romanes (cf. Rothenberg De suf-
fixarum rautatione in lingua francogallica 7 et s.). Ainsi
ranacula est devenu *ranucula — rmpys {= rafwl-ya, ly faisant
Position), cornicula est devenu *cornil-ja — kummy^, de merae
*corbicula — kr^bay^. *aurticula — orqyd.
*pariculu — para^, comme rf est aussi le produit
de -ariu, on a forme un feminin analogique /»anT^r?. ^r/? , orteil,
rcmonte k la forme du pluriel : articulos — arteTs — arte.
pice? — pedzd. Dans le canton de Vaud nous trou-
vons cette mcrac forme a cut6 de la formation röguli^re päi. M.
LE PATOIS DE DOMPIERKE. 43 I
Philipen suppose un type *pica (Revue Cl. II 197). Mais cela
est inadmissible vis-a-vis de pica — Pyß ^ piß- Ce n'est pas non
plus un d6riv6 du verbe adpicare — apedzi , coller, puisqu'au con-
traire celui-ci est derive du substantif. Le type ped(i)ca suffirait.
Pour le sens il faudrait supposer le passage de «pi^ge» a «glue»
et de la a «coUe'» en general. Mais cette hypothcse est un pen
bizarre.
fi'catu — fedzu est impossible, il faut supposer une
Iransformation en *fid(i)cu (Rom. VI 132).
lege — IZi', qu'on trouve dans d'autres villages (par
exemple ä Montagny-les-Monts, Lechelles) ne se dit plus ici, le mot
savant Iwä etant venu le remplacer. A Domdidier la forme Irf est
encore connue, mais Iwä est plus usit6.
Pour vice on dX\. yadzu. Un type *vicaticu ne suf-
firait pas (cf. focaticu — foyidzu). C'est donc trcs probablement
le mot latin viaticu, qui a adopte la signification de «fois», comme
M. Gillieron l'a deja suppos6 pour le patois de Vionnaz (18, 60).
La rcduction de i)}' ä y, il est vrai, n'est pas aussi familiere au patois
de Dompierre, qu'a celui de Vionnaz (vita — vyä"); il y a
cependant aussi *vidutu — %>7V • — yü A Pour «voyagex le Broy-
ard dit voyadzu, mot demi-savant, que lo patois a du introduire,
lorsque son propre mot avait perdu sa signification primitive. La con-
ception «fois» est souvent rendue par d'autres; on dit par exemple en
anglais ti?)ie, en it. volta, en hoUandais kee?-, mais aussi reis, comme ici.
L'ancien franc^ais employait aussi voie et erre = iter pour «fois».
A Domdidier j'ai trouve yadzu avec la signification suivante : par
exemple quand on a fauch6, on dira: il y en a pour un yadzu, deux
yadzu etc. = voyage; ö yä dzu de fe. On eraploie aussi souvent
kü = coup pour "fois ".
§43. e sous influence d'un )0(1 suivant_=^i.
Les exemples sont peu nombreux et peu sürs.
vitiu — vid-u, vice.
*camisia — issmizs
dominu Desideriu — ddddd'i , Domdidier.
s er vitiu — servi su (patois?)
invidia — eyi'd?
quetiat — tyiü eze est forme d'ajjres l'inf. tyj^izi' .
feria — /aer9'! Ce n'est pas fer(i)a ;\ cause de I'.'
final, comparez le ix. foire, non fire.
% 44. e de van t \ = ä^'.
pilu — pa'^, poil, aussi = clieveu.
tela — ta ela
^ Le groupe vy est d'aillcurs plus ancieii dans *vidiilu , viäticu, que
dans viia, oii il ne s'est pruduil qu'apr6s le changemenl d'accent. Ce fail
explique la difference de irailemcnl de ces mots.
432 L. GAUCHAT,
*stela — ed-aela candela — tsädä'ela
paxillu — pasi , cep, comme de *pax^llu.
ille — yoe(l), 17 s'est conservSe devant est, habet et
habent. L'histoire de ce mot est un grand problerae de la philo-
logie roraane , je n'essayerai donc pas de l'expliquer pour u n
patois.
§ 45. e << devant les nasales = e.
e >> devant les nasales = ? > + nas. = ä.
d) en syllabe ouverte.
sine — se *cinera — ye dra
fenu — Je die domenica — deme dz3
plenu — pyß *minat — mene
avena — avc'na vena — veno
plena — py^ena.
ß) en syllabe fermee.
A. *cuminitiat — kdme ^e (coment/at ou de k^med-'i)
inter — e tre, developpement en proclise?
*recumpensa — r^köpe sa , contre despensa ■ — - de-
pdsa, tous les deux ne sont peut-etre pas patois.
( simplu — sepyii 1
ou syll. ouverte sim(u)lat — se'bye \ e-|-nas.-}-labiale.
I *insimul — ed-e'byii J
B. subinde — sova cingula — d-ä'ya, ceinture
lingua — lä'vwa repoenitere — rdpd trs
viginti — vä findere — fddrd
triginta — träta deexstinguere — deya drd
tingere — iä drd prehendit — prä
de de intus — dsdä prehendere pradrd
inde a un double developpement. On dit :
A. ed S trd^ = j'en ai trois ) developpement en proclise, cf.
e völ^.i vo =^ en voulez-vous? j vindicare — vedzi ,
B. <5aV/«^s5' = donne-m'en ) ,, , - ,•
3öyzV.^..2a'=donnez-m'en j developpement regulier.
femina — flna {==*fenna, peut-etre IV n'a-t-il jamais
6te nasal dans ce mot, nn n'agissant pas sur une voyelle prece-
dente. seminat — i-e'«^, d'apres send covmne. ttmd : iö'ne, manä
: me ne.
§ 46. i «<^persiste.
a) devant une dentale,
nidu — ni servitu — s^rvt
punite — püm'de *ridere — rir^
ridet — rl.
LE PATOIS DE DOMPIERRE. 433
Anoraalies:
oblitat — a obye, d'apres l'infinitif ubya \ analogie de
kroza — kraoze et de beaucoup d'autres.
La type -ita a passe par i(t)a a yii , comme uüus l'avons
(j6ja mentionne en parlant de manducata — ^minlzia — tmdzyä
— niddzä (§ 1 1). Ainsi vita — vya , all. hart-ita — ardya,
hardie, servita — s^rvya, partita (subst.) — parlyrä .
ß) devant les labiales et v.
cribru — kri'byu i*cnbhi) scribit — ekrl'
scribere — ekrt r? vivere — vivrd
all. suisse st bo — siba, emprunt r6cent = ciblc.
adripat — a rve de l'inf. arva .
Devant un v suivant (rarement devant une labiale) cet / se
change souvent secondairement i en iL
ripa — rüva tardiva — iardüva
libra — luvra *pippa — pü pa
gingiva — dzädzüva sibilat — subye
Tous les patois fribourgcois participent a ce changement d'une
maniere plus ou moins suivie. On peut retrouver la meme in-
fluenae dans les trois raots suivants :
tardivu — tardü (cf. Meyer-Lübke, Gramm. 6i).
rivu — rü , ruisseau.
lixivu — läsu , eau de lessive.
Mais la forme ryo dans d'autres dialectes (Gruyere, Haef. 20,
comparez aussi riö en dialecte bressan Revue Gl. I 17) permet
d'emettre une autre opinion , c'est-ä-dire qu'il y eut le develop.
pement tardi(v)u — *la)-dyu — *iardyü , ri(v)u ^ — }yu — *>yu,
lixi(v)u — /ä^yu — */äsu. *tardyü ^ **ryü se seraient reduits a
iardu , rii , le premier sous l'influence du feminin. Je rappeile
ici r^volution deu — dyü se(b)u — sü .
y) devant r.
*tirat — ll're nutrire — nürl'
punire — pünl ''^florire — y_o?-i
d o r m i r e — drümi *expavorire — epiv^iri , effrayer
*subferire — süfri *regaudire — rodzoyi
*morire — jnüri all. frumjan — furni , tinir.
' Les patois plus anciens de Missy, Avenches ont encore ti vra, rl va.
434 L. GAUCHAT,
55 47. i entrave = oe.
villa — vdela *ricca — roetsd
*riccu — rdetsu *micca — n-'oels?, miche
gallina — *ganilla — dzmcey^, poule
cornicula — cornilja — kiirndsya
c(l)avicula — tsoev^y?, cheville.
vinea — voßnyd
cf. jeu de quilles — dzü de gceye.
filia — fcBy^, qui existe a cote du mot moins usite
bäseta. Ce dernier mot, qui a completement remplace filia dans
d'autres patois, par exemple a Lignieres, est probablement identique
avec le mot haisssele de Tancien franc^ais , mot d'origine incertaine
(Diez E. W. bagascia). On pourrait aussi penser ä base' , base'la
(Domdidier) = bas, cf. en allemand: die Kleinen, filiu n'existe pas
dans ce patois. On dit: vale = filius, tandis que bivebii, f.
bweba egalent plutöt le latin puer, puella. Ces derniers de-
rivent de l'allemand suisse by^^b = Bube.
dicere — d(xre {=*disfe'? dicit — dl)
Puis il y a las mots en -ina qui ont redouble l'n. Pourquoi?
tina — /(£na, cuve. *caminat — /sp/ncene etc. (voir i + n). Cet
i devant nn n'aura Jamals ete nasalise , comme Ve dans fe'na —
fem ina. Ces mots ont en outre subi un d^placement d'accent.
Aussi : tsößmdne, meme : lä ioena. (J'ai peine ä croire a l'^volution
que propose M. Meyer- Lübke (Gramm. 492): ep'e?ia — epstia
— epma = Spina). Le changement de i en ce ensuite du dedou-
blement de Vn fut anterieur au deplacement de l'accent. Ainsi
des patois neuchätelois ont rasoin (*radicina), faroen (farina)
etc. (Lignieres). Haefelin indique (Kuhn Ztschr. XXI 310) pour
le groupe 1 (de Neuveville ä Neuchätel le long de Chaumont)
famoen.noe , rasoen.nce. Est-ce fämcen.nce ou famcßn.noe? Plutot
le dernier.
mille — mil , traitc comrae syliabe ouvcrte (raono-
syllabe).
8 48. i + c, g = i.
amicu — ami . dicis, dicit — di. dicitis — d'i ie.
Mais *di(c)emus — dye. di(c)unt — dyu. dico — • dyn
c^; amicu — ami est analogique.
pica — Pyß ^ pie grieche; le mot patois est devenu
raasculin par l'intermede de l'idee «oiseau», ou simplement parce
qu'on peut^ oublier le genre d'un mot peu usit6. urti(c)as —
tiX^ (*«r/jf(r — iiryj — u-^e, ry se simplifie facilement en ;f, ainsi
circulu a donne sciu = *s^tr/_u ä Montagny. Ou est-ce
*urcla? Le bagnard a ttr/yd = urii(c}ä (Rom. VI 379). mica
LE PATOIS DE DOMPIF.KRF. 435
— ml, par t'xeraple \\i inii la mi' dou pä' . l'".sl-c(' jiatois? Nous
avons dcja vu via — zu, cf. aussi mercantia? — martsädi f., qui
ne peuvent gucre avoir ete empruntcs. illa amica — Ja tm'a,
forme nouvelleraeiit d'apros le masculin.
iculu, voyez § 47.
.^ 49. i devant 1 persiste.
filu — /'/ aprile — az^rj'
subtile — süli , adroit, habile; f. aiialogiquo sü/y^cT,
c^onime ardl : ardyä", servl : servyä" .
Co developpoment n'a rien d'extraordinaire. Je le traite sciiU'-
nient a part pour rester fidele a ma Classification generale.
§ 50. i << devant Ics nasales = e.
i "> devant les nasales == ä.
«) syllabe ouverte.
lima — levia fine — Je
vinu — ve clino — -^e nu
V i c i n u — V3ze' m o 1 i n u — mulc
poledrinu — piidr?' , poulain.
-ina *radicina — rä'd-ma vicina — Vivzma
Spina — e pma *matutinatas ^ — matdüe, noel.
coquina — kü'zma vermina — v^rnmta
famina — fam^na farina — fartia {*/ii' nnti)
*cohortina — ku rt?na, tas de furnier.
Mevinat — de'vdue.
Pour l'accent cf. § 209.
/9) syllabe ferm6e. ;
quindecim — l'/ddze.
Mais *cinque — d-e, Inlluence du c? Proclise?
liniu - le'dzu \ ^^,^j^^ ^^,,^i,^,
simiu — sedzu)
On voit que i devant les nasales s'est fondu avec e.
6. o.
§51. 9<=ä''.
a) devant une dentale.
*potet — /»ö*
Mais commodu — k{y)mu du {=*ko;mudu\ la coni-
raode = kmpdi est du fran^ais).
rota — ruva. L'ensemble des patois suisses nous in-
dique qu'apres la chute du t roa devint nvä dans quelques patois
fribourgeois et vaudois (r)(liii Phon. }9). A Donipicrre ii y eul
/eilsolir. f. nun. l'liil. XIV. 28
436 L. GAUCHAT,
prol)al)lemcnt le dcveioppemiMit: roa — ?U(i — rü<i — nui (ainsi
Avenches, Miss}) — rü va.
ß) devant iine labiale.
opera — a ovra proba • — praova.
y) devant v.
ovu — ■ ä" bove — bä° ^= bceuf 011 taureäu.
novu — nä" nove — nä"
n o V a — nciovwa die j o v i s — dedzU "
*plovet — pjü°
groseille de jove — grmC l a de dzä°, myrtillc.
§ 52. (S) devant r.
cor — kä°.
Si 9 a subi un d6veloppement analogue ä celui de ^, nous
devons nous atlendre a des anomalies dans ce chapitre. En eftet
soror — ■ sera — *suera^, ce qui correspond tout ;\
fait a petra — *piera. C'est-a-dire que 9 << s'est fondu avec o
devant les dentales, les labiales et v, mais est reste ouvert devant r.
cor cependant parait s'etre ecarte de ce traitement (parce qu'il etait
monosyllabe?). Malheureuseraent les exeraples n'abondent pas.
*morit — nnvaere, peut-^tre *muere a-t-il developpe
son (' comme un e primitif, tombant ainsi dans l'analogie de pa-
reto — para" (voir *sequere § 31).
foris — fm a cause de la proclise, cf. Ic fran^ais hors.
§ 53. 9 entrave persiste.
tortu — td porcu — pd
*corna — kör na *scortea — ekosa
forte — j^ \ j-^ 1 . - -4
:.c ^ jr 'j assez rare, on dit plus souvent : yo, yo ia
*forta — Joria^ ) ' ,
*corticat — körlse *t6rquere — iodr?
torquet — /ö *cordere — ko drd, accorder.
dormit — da fenu rechordu^ — r{/)ko , regain.
f9rma? — forma *torca — ioris?, torche.
sorta — sörta.
Sorte — so est un mot emprunte, comiue le prouvent
les patois qui ont dans cette position regulicrement une diph-
tongue. Dejä pour t? r -f cons. j'avais emis cette opinion que je
supposais des formes anterieures avec une diphtongue, qui, par
la suite, se serait de nouveau r^duite au son primitif. Ici je sup-
pose le meine fait. 11 n'y a pas seulement la forme sd^rla :=
*suoria qui m'y autorise, mais aussi les patois voisins, a Test, qui
1 *stioro a pris la terniinaison -a, tout comme l'italien sitora (cf. stra-
niera etc.).
- foenum rechordum ^= fieno dt secondo tas^Uo. Arch. glott.
111 13.34.
LE PATOIS DE DOMI'IKRKE. 437
out ici conservc {larloul rancicnuu' diphtoiigiu'. Une lugt-rc clc-
vatioii de sol scparc ces patois (Montagny, Leclielk^s) de la plaine
de la Broye. Ces patois, parles a uiie Heue de Donipierre, s'ap-
pellenl dcjä quoiulso et rentrent donc dans la subdivisioii II de M.
llaefelin. Nous y rencontrons les formes :
INIontagny: itva {wä =^*j{o), hvä r/ia , ekwä sa , hvadrd, twä
(torquet), dwa ■, kwarda (chorda), mivä (morte), sivarta.
Lechelles: kwarna, ekwasa etc. mais /zco" (tortu, torquet),
oü la diphtongue est finale. Dans les deux patois porcu fait
pzvf.
(irolley, situe un peu plus a Test, a les meraes formes que Le-
chelles [aussi kua (tortu)].
forma n'a pas de diphtongue, ni a Montagny ni a
Lechelles. En ancien francais ce mot rimait en o (cf. Bartsch et
Horning Chrest. §66).
A St-Aubin (ouest) la diphtongue a pareillement disparu,
mais nous y trouvons les formes remarquables : hTma, eko7;sa, tödry,
dqrmu (je dors), sprta, 7110 (morte). A Dompierre on entend aussi
de temps en temps o dans cette position. On dit souvent: la pörla
pour «on a heurte». Cet 0 etait peut-etre aussi ici l'ancienne phase
des mots avec 9 entrave devant r, apres la reduction de la diph-
tongue. Or, ce n'est pas le son ;- qui a change 0 en o, mais c'est
peut-etre Tinfluence de l'ancienne demi-voyelle iv.
§ 54. 9 > devant s = u.
Comme § > devant s, il a subi un developpement anomal,
fossa — fu sa composita — k^pi/iha, chou-
costa — kii iha nostru — iiu ru [croute.
ossu — ü vostru — Vit rU
posta — pü sta propositu — propu
Le mot rosa fait ici ruza. Les langues romanes ont gen6-
ralement traite ce mot comme rosa. Cependant ici rosa aurait
donn6 plutöt: ra'oza, comme sposa — epa oza. Aurait-il garde
ici son 9 ouvert? Alors il prouverait que 9 libre devant s se
change aussi en //. Pour (^ devant s le mot es — i presenterait
un developpement analogue.
Fait isolc.
grossu — grö cx ossu — ü. Le feminin grpsa ne
vient pas non plus directement de grossa. La meme singularite
se rencontre dans tous les patois vaudois (Odin Phon. 51). La
prononciation fran^aise actuelle nous fournit peut-etre la def
de ce Probleme. On dit aussi differemment os et grp, c'est-a-dire
que grp a perdu son s finale plus tot que ns (au sing.). Le meme
fait se sera produit en patois. \'o de grossu ne se trouvant plus
devant .v, lors(|ue cette consoime produisit le chaugemenl de 9
2«*
438 L. GAUCHAT,
en //, resta iiUaclJ Lc feminin est forme soiis induenre d(
logie (voir jj 168).
§ 55- 9 + c, g = we.
II n'y a que peu d'exemples qui coniirment cette regle,
qua je crois neanmoins devoir formuler ainsi, partant d'un point
de vue qui erabrasse le developpement de ce patois en general
et l'enserable de ces dialectes. Comme e, 9 s'est diphtongue de-
vant yod.
coquere — kwfiJ. Ici il y a we avec e
coquitis — kiv^de ferme , parce que la
CO qui t — kivc diphtongue s'y trouve
coctu — kwl depuis longtemps en
cocta — kw^td syllabe ouverte. Dans
les autres exemples nous trouvons w(^ (zve), parce que recemment il
y avait encore une consonne finale, ou par raison d'analogie.
octo — z'wf, en pause ViVffp, le v s'est ajoute a ce
mot d'apres le meme principe qui fait souvent dire vow, voiiak,
vouais, etc.
Ce 7üe etait autrefois une triphtongue:
f^-^-y = lei — je — vi — /.
9+y = uet — we — ('.
L'ancienne phase se rencontre encore dans le mot apud hoc
— avwei, qui s'est developpe en proclise. Dans cette position ivei
n'est pas devenu "auf. Si maintenant ce mot vient a se trouver
sous un accent prononc6 , on dira aviva'^, par exemple : ve'd'n
az;7£'ö'* = viens-tu avec (seil. nous). C'est le resultat de l'analogie:
m^i : ;«ä* = inrwt^.i : avwä'^ {mei voir § 109). La forme hvff^
appuie aussi l'opinion que la tonique contenait anterieurement
un yod.
Par contre nocte -— ne nous demontre le developpement plus
avance de {w)p. Cette reduction de jnve a ne est commune a
tous les patois fribourgeois, vaudois et valaisans (de meme qu'a St-
Genis-les-Ollieres, Revue Cl. II 44).
oculos — zce (lez uc a ete pris pour lc zue (com-
bien de fois n'entend-on pas dire, par exemple: quatre zyceX), zu est
devenu z comme s/j — ,v dans *suera — sera. Le son CB est
probablement du a \'s finale de -clos; Lcchelles, Grolley ont z^ ."^
Tour d'autres exemples cf. le § suivant.
* Comparcz Val Soaiia (Aich. ^lo 1 1. III 35): i e j\i aH'uscita romanza
soglion rimanere intatli : nas, tnejs, ors, g'rass, oss, ross, toss. Mais il y a :
gro f. ^rfossa, de meme: pa (negation) '-J^ pas (le pas). Ce sont lä des effets
de la frequence des mots.
- La forme du pluriel a triomphe de celle du singulier; on dit o z(£.
(''est un ph^nomfene fr^quent dans les parlers creoles, cf. /?sz>' = l'rril, zozemi
= l'oiseau, zanimaux = l'animal (ile Maurice).
LE PATOIS PK nOMI'IKKKK. .|39
(■i) locat — /uvt: (inf. /qvi'). Incii: - /i}{i)-\r , daiis
Celle Position l'acccnt semble s'rtre rctiro sur 1'/^ jocal — dzifvc
est plutot forme d'apres riiifinitif dzüvl' . co(iiio — hveyu esl
analogique.
•f) Entiii noLre patois olTre un second developpemeiil de o-f-'-'»
g, qui parait tout anomal.
f o c u — fü c o X a — kü s3
locii — yü *vocitii — vü d II, vide.
j o c u — dzü *v o c i t a — vü d a
cogitat — kil dve, il essaye.
Comparez le § suivant, on il y a doleo — dvif. II se pour-
rait que j'« tut ancienneraent plus generali i//" dzu ^*Iyü *dzrü'^
kus9 = *coissel, cf. pi'il{e)dra — *poi{l)dra — püdral § 68. Ces
mots, qui ont presque partout des apparences irreguliere.s, deman-
dent a etre etudies chacun pour soi et dans un ensemble plus complel
cjuc ne le comportent mes materiaux. Je note ici quelques divergences
des patois voisins. Avenches: im du, käs, kwaer? (co quere).
Domdidier: avu (apud hoc). Missy: kü'sa, znvl'du.
% 56. 9 sous l'influence d'un yod suivant = we.
a) hodie — V7V^ coriu — kivf
vha. urguoli — orgiv^'^.
oleu — elu [hl iiclu — Iw^ ehe — hi ehi — fehc
cf. § 18).
ß) *inodiat — eniiye, *podiat — pure, il monte. puc-ye
— P'''{^)y^^ tout comme er am — ie-ro — i(e)ni. cf. propriu —
püpru, adpropiat — aprü'tse, *repr Opiat.-' — rdpru dze (ou
*reprobicat?). akrü'ise de akrotsi , accrocher.
y) *pocsum — pu (plutot que de *poteo, cf. hodie
— vw^).
poste(a) — pii (== *pois i). *voleo — vu i==*voil})
doleo — dyu, deuil.
Mais folia — f'iy^ _ \ /'> iC» dcveloppes pour eux,
horologiu — r9lodzu\ n'ont pas inlluence la voyelle.
§ 57- *? < devant 1 = äo.
9 > de van t 1 = u (0 + ' 'male).
d) syllabe ouverte.
mola — mao/a molit — ma"
colat — kä'ote *rubeola — rodzaola
*volet — vä^ *variola — 7)rä o/a
Mais schola — cku la (rai-savant?) ?ola? — fäßyu hi, ha-
ricot.
440 L. GAUCHAT,
-olus. liliülu — pyii^ • scuriolu - tl-/j'iiii . linlcolu
— lä-^ü , drap de lit, linceul. saltariolu? — souterü , sauterelle.
avioli — lez ayü . (filiol(u) — filiii — pvü).
ß) syllabe fermee.
*colpu — h7 involtu — <~m'
*volta — vii'ia (patois?) involvitis — evtl' dt;
involvit — ez'ie involvere — evu dr?, tordre,
par exemple une corde, peut etre forme d'apres las autres formes.
CO IIa — kfi la
_De merae avec ol final: collu — kii, folle — fii,
f, kü ra, dont j'ignore l'origine.
Anomalies:
molare — ma odrd
coryla colyra — kä'odra, noisetier.
*pollicu — paodzii.
Ces raots etant devenus moüdre , koudra , poudzii ont-ils fait
chemin avec poti de *potat an developpant ou — a o'i
solidat — Sil de , deriva de l'inf. süda = souder,
adapter. De mema coUocat — kiflse de kütsl' .
§ 58. 9 davant les nasales = ö.
a) syllabe ouverte.
bonu — bö^ sonat — sd'ne
sonu — so tonet — io'ne
coma — kpma, criniere. Y a-t-il eu *kd»ia'^ Je ne
saurais le decider. bona — büna a tres probablement passe par
la nasalisation : bona — bouna — bü'na. L'« parait etre la cause
pour laquelle la nasalisation a disparu.
(3) syllabe fermea.
ponta — pü conflat — ^^^o ye
*comitu — ko tu
mn est devanu ici «« (§ 159); devant ce groiipe la nasalisation
n'a peut-etra pas eu Heu.
domina — doTia, mere, mot vieilli (voir i^ i).
somnu — sonu
Mais: homine — omu. On peut se damander si ce n'est
pas plutot le nominatif. Mais homo aurait perdu son o atone et
serait devenu d = fr. on. Nous avons en efifet aussi 0 — on fran(;ais.
D'autra part homine devait donner *onu (cf. comite — ko lu
et le § 159,4). J'incline neanmoins a considerer la forme omu
comrae forme regime. L'ancien bressan presente les formes homen
— homine (de mema termen — termine), homens — homines
' en liaison bor] et bun. cf. aussi b3iiozi , epervier.
l.E PATOIS DE nOMI'IEKKE. 44 I
(Revue C\. I 25). .M. Philipon sc deinande s'il y a cii cleplacemeiU
d'accent. Je ne le crois pas ; hominc a eu sa syncope rclativc-
ment tard (cf. en retoroman : htimens); ainsi le singuli\>r a jm faire
ici homin(e) — öme(n) — ömu.
§ 59- 9 < = ä".
«) devant une voyelle.
du OS — *dous — (//7(s)
duas — du ve {due — düe — dilve cf. rota ,^51).
tuo — iyo] , .
vi = tuo, siw, tien, sien. ct. J; 174.
S U O so ) „ ' „ > > .-5 / -t
tua — *tuva — t'fjK''-'^^ I »^'^ erapruiUant la consonance
sua — *süva ■ — süva \ initiale du masculin.i
^) devant une dentale.
nepote neva" votu — vä"
nodu — iiyü'^, nj probablement du verbe nya — ■- no{(i)a?-e.
pro de — prä'*, assez.
excutere — ekaord, battre le ble.
subcutit — seka", il secoue.
coda — kuva [koa — küa — kiiva).
-/) devant une labiale,
cubitu — kaodu {cL^ 12 n.) lupa — /aova
lupu — /ä" cupru — kä ovru
inscopat — ekä'ove, il balaye.
ubi — ji), developpement atone, comme le franyais y/r,
le yod s'explique peut-ctre par deubi, dy — y dans video? — vä'jti,
nidiare? — nayi (nicher), radia — rä'y?. Mais il vaut peut-etre
raieux d'expliquer par la combinaison frequente illac ubi = lat y
p = lai-yT).
d) devant v.
*juvenu — dzuvmu, le v semble avoir perturbe le
developpement normal. On peut aussi ranger ce niot sous y.
§ 60. fc) devant r.
plorat — p-^ä'ore honore — anä"
demorat — dema ote bibi(t)ore — bevyä"
meliore — ineya"
*granditore — ^f^^^X'"'"' g''^"<-leur.
sectore — s^üa", faucheur.
illoru — lä", comme en it. = leur, eux.
valore — vaya", le y vient du verbe vaya" qui le tire
des formes vä'yä, etc.
' Ou f;iul-il rclrouvt-r «lans ly, 's dcb tiaces tri:nc aiiciennc Jijjhloiiyue?
442 I.. GAUCHAT,
liora — ■ dovia, la frrciueiice de.s moLs eii -rvv/ a amciic
ce v\ lüvra , Ja cvra, lä'evra, etc. cf. aura — tc'vra, vent(§ 150).
pastore — paiha", pätre.
flore — 'j^^ä", fleur, aiissi = creme.
amore n'existe pas dans ce patois.
- ( oko' ) Sans dift'erence , l'orii^ine de ce
tr. encore — > ~;t , ^ ^ ■ o»-i
( oko ra ) mot est obscure. b il y a un o
latin, il faiit supposer un developpement proclitique,
tr. peur — piva er?, pavore n'en peut etre l'origim'.
matura est devenu ma(t)ura — mU ora, ainsi *pavura (it. pauni)
serait devenu *paora, mais de lä a pwa en il y a encore un pas.
morit — nnüä ere est une forme trop cnigmatique pour servir ici
de comparaison. La finale d de pivü er? semble bien indiquer qu'il y
avait autrefois un yod dans la syllabe tonique. Or, pour le Val
Soana on a propose l'etymologie *pavoria (Arch. glott. Ill 12).
Je ne sais comment on parvient de pavore a *pavoria, mais cette
Etymologie me parait mieux convenir que *pavura, cf. puteu —
p7vci'^ et memoria — meimva er? (Domdidier).
chandeleur — tsäde/a oza, comme d'un adjectif can-
delosa seil, festa. .
C) de van t s.
*crosu — Xv'ä" (subst.) *corrosat — krdoze
zelosu - — dzald° f. -d oza gratiosu — graya°
sposu — epd° cos(u)it — X'«", inf. analogique
ka. odr?.
nos, vos — 7io(z), vofz), formes proclitiques.
o <_ et 9 <; se sont donc confondus dans ce patois devant
Ics dentales, les labiales et v.
§ 61. o entrave persiste.
a) devant une dentale,
gutta — gola *totta — td'la
*tottu — io(tJ muttu — mit
*gutturu — gi'tru, goitre.
{i) devant une labiale.
desubtus — dezo l/ ka odu est proclitique.
copula — kobya rubeu — rodzu
duplu — drobyu {dro hyul).
Le groupe pl semble ici faire entrave, tandis qu'il n'en fait
point pour e (cf. fdebyu).
• pöpulu — pü byu, peuplier. Je n'ai aucune expiication
a donner. Le mot pour peuple n'existe pas.
/) devant v.
pluvia — pfodz?.
LE rAiois ni'-. no.MiMKKRi;. 443
§ 62. d) dcvanl r.
1 11 r r e — A/ *F r i l ) u r g u — _/>/ I/o
diurnu — dso Grandeco horte — grnko
ursii — ö luridu — lordu
*bursa — bosa {rs = .v cl. ir. </os, it. dosso, ^ I4')'
*gurge — go, un L'ndroit profond dans la riviere.
*gurga — ggrdz.f *curbu — korbu, courbe.
currere — kör» forfices — efo'se, ciseaux.
l'urnu — fö
surdu — snrdu ( =*sjiordu), il y a ici parallclisnio
avec o, c'est-ä-dire que o est devenu ouvert devant r + cons. II y
a donc la meme remarque a faire, .savoir : que la diphtongue de
*snordu etait probablement dans le temps commune a tous les
cxemples. Grolley a partout lüa.
cur tu — kü f. kü'rta est franc^ais.
CO horte — kurj, par exemple /a kii r? d'ö isad-i , est
pareillemetit omprunte, cf. Cjrandcourt — gra ko.
Cucurbita — - küdra, influence d'un ancien yod? A
Vionnaz il y a kyccrda (3g), cu(c)urbita — kyor(h)da — ' kifdra'i
% 63. t) devant s.
crusta — krod-a cos tat — ko&j
musca — mo ts? pentecosta — pätckod-a
musta.-* — nuj ta (n'est pas de ce patois),
Par contre : gustu — gü
augustu — II
b u s c u — bü, bois, foret.
gü, ü peuvent etre franc^ais, mais non le troisierae. II faut
donc admettre quelque inlluence de l's; dans les autres exemi)les
s s'etait elidee ou fondue avec le t avant d'exercer son influence.
tusse n'existe pas dans ce patois. II n'y a que l'inf.
tussire — tiTsi. Pour le substantif on dit par exemple: y^ lä
In fra" (le froid). (cognoscere) — /wn'^"^;-^ = *cognescere.
§ 64. o + c, g = wae.
ivae parait etre un d^velopperaent plus avance de ive,
comme sieis — se — .vä'', cf. Haef. 28: cruce — crd au ler
groupe, crä au 2«, cre et crä au 36. Ces </, ä, e, <?■ (transcription
Haef.) correspondent aux developpements respectifs de e. Considdrant
buxu — bivä'', etc. nous pouvons reconstruire l'ancienne pro-
nonciation de ce mot = krwe . Dans tous les cas l'explication
de j\I. Odin est fausse (Phon. 56)1, j)uisqu'elle n'explique pas tous
les exemples.
*buxida — bji'ä'eih
buxu — bivii", buis.
' M. Odin propose un dcplacemcnl de Taccent : cruce — cruge —
crüe -- crue — cruTii.
444 '■• GAUCHAT,
ivä't' s'esl rcdiiit ä ä'e apres certains groiij)es de consonnes:
cruce — krä' [=*krwae).
tructa — irai9, truite, ici il n'est raste quo !'<?, mais
Vy annonce l'existence antdrieure d'un -t' = *yod dans la syllabe
tonique. Avenches, Domdidier ont: tra et3.
cruciat — krä'eze (inf. kr^izi).
voce — vivct , c'est le mot fran^ais qui est venu rem-
placer le mot patois *vwü^. Cette forme existe encore ä Bar-
bereche.
nuce n'existe pas non plus. Le Broyard dit: koisa {=
*kotsa' = *coccata, contenu des coquilles ? qui deriverait du
type cocca).
[En Position atone oi de o-}-c n'est pas devenu triphtongue,
mais s'est contracte en ii, du moins si l'exemple suivant est con-
cluant: vocinare — vüz3nd, hennir].
Exceptio ns:
ju(g)u — dzä°
parochia? — pfrots?, cf. bucca — bois^, *clocca — -j^o tsj.
soluculu — sela° ] -clu est ici tomb6.' Dans circulu —
genuc.ulu — dzdtia° \ s^rjii il a 6te retenu par l'r.
peduculu — pfu {p)iou — piü '^ selou — se/ä'"}).
*ranucula — - rdtiö^d |
'■"buttucula — boiöysS ol-ja comme f9lia — f'Jj^-
*aurucula — oröya J
a(c)ucula — a olyj, ^ao lyi — a oly?, cf. maüra — mä ora
de raatura. Le d^placement de l'accent a-t-il eu pour suite le
maintien de VI dans le groupe /v?
Comparez le § suivant.
^ 65. o sous l'influence d'un yod suivant = wae.
puteu — pwä^
*p u t e a t — p7üaeze (inf. pcc^izi')
■■■'pavoria? — pwa erd, peur.
Dans pluvia — ptyl' dzd le yod n'a pas agi, parcc qu'il s'clait
fondu avec le v.
\ plövya — p-^ dz9
pluvia— I pfj^^y^ _ piuie (franvais).
De meme: '''rubeu — rodzu, diluviu — delü dzu (mi-savanl),
sum-)-i — Sit (süi protonique =^ sü, comme vocinare — vüzmä),
bu(t)iru — bifru^.
tr9Ja — truyd'^ {true-yj = trit(e)-yi^).
• Cf. le fran^ais genau vis-ä-vis de l'ancieii fran^ais genouil.
'^ Plus usite : gt/ >ui (qui rappelle le grec yovr'j).
LK I'AIOIS DI- iMiMl'IKKKI'. 445
1^ 66. -oriu.
*lavatoriu — lavva° ■•rasatoriu — roza"
*miratoriu — mnya^ *tiratoriu — t.'iä° {ry = r)
*muccatoriu — - motsa", mouchoir.
*excrematoriu — ekrdmya", t^cumoire.
'^colatoriu — koyä'°, passoire.
imbuccatoriu? — ebofa", entonnoir.
Aiicienneraent: ''razvd'" etc. Cet y est-il le yod posttonique
latin ? Je crois plutöt qua c'est un reste de l'a latin.
lava(t)oriu — laveoriu — lavya'^.
vj 67. toti — tu La formation est probablement : to(t)i —
/(«)/ — tl (cf. les formes vaudoises Odin Phon. 47) On ne peut
guere supposer *totti. Quant a la conservation de l'i du pluriel,
qui aurait du toraber avant que l'influence du. yod (i) posttonique
sc fit sentir, je ne puis en parier ici. (Cet i parait s'etre' conserve
plus longtemps que d'ordinaire dans la position predicative , dans
laquelle se trouve toujours le mot loti).
§ 68. o -< devant 1 = ao.
o >• devant 1 = ü.
d) syllabe ouverte.
gula — gä'ola, developpement regulier, comrae ula.
solu n'existe que comme diminutif: so/e f. soleta.
tegula — tfZi la [qL medulla — 77iyo la\. nebula —
nyola. betula — byo la, bouleau. t'o = yö. La diphtongaison
n'a pas lieu.
ß) syllabe fermee.
pullu — pii , coq. *})ulvera — püvra
*s u 1 p u r u — sü pru p ü 1 e d r a — pii dra, pouliche ^■
tonitr u !
*pols + a — pü ihi, poussiere (pu Ivus neutre, (Iruiid-
rifs 371); s apres 1 =.*l, cf. falsa — /pi)-a. ol — oil — ü{l),
comme ^1 — ei7 — /(/)?
Par contra satullu — sir, qui signilie ivre et rassasie, tloit rtre
fran(;ais. De meme bulgaru — bu gm.
A n o m a 1 i e s.
dulce — da" f. ddoUa = masc. *dols-\-a.
ulmu — ortiiti (1 = r).
j5 6q. o dtvaiit les nasales :^ ö.
a) syllabe ouverte.
pulraone — piivio polione - pozd 1., poison.
446 L. GAUCHAl,
ralione — rezo *pKssarone — pascro , \\\o\\m-a\\.
sanctione — säjo *rauItone — mülo
pavouc — päd' .
non — nct est un cas de developpement phoncticiuc
isolc, cf. it. esp. no. holl. ncai (prononce ;/(' t^ stccn = stipi). A
Rorae j'ai entendu souvent s seule pour raffirlnation si (cf. Schu-
chardt Lautgesetze 27).
p o m a — poma (= *poma ^)
Corona — kuruna ! ^, - t, ^^
^ !- - *kuro)ia, etc. i cur l accent
persona — p^.rsuna ( r .
perdonat — pa rdune] • ^ - y*
[]) syllabe fermee.
m u n d u — /;/ d du u n d e c i ni — (~ dze
autumnu — onto secundu — scko (rai-savant).
\ reyd , rond.
rotundu — I ^,^,,^' j adj. = rassasie.
/ subst. = le bord d'un gateau.
summa — so'ma i^somal:')
longe — ye, *luen {en<^ = e)
u~- pugnu — pwä, pourquoi?
punctu — p7ve (patois?)
puncta — pwd t3 j
jüngere — dzd dr? __ , -^ ~\ ^
■ . .v^ *dziicndre Un ^ = d) etc.
junctu — dza ( "
juncta — dzä'/y |
ungula — ojyy (un-gla).
7. 11.
i- 70. u < = ü.
a) devant une voyelle.
grua? — grifva, grue.
ß) devant une dentale.
nudu — nü" nutrit — niTre, aussi nü rc
nuda — niTva [nu'Ja) mutu — mudu
crudu — krü^ *villutu — ve lü, velours.
cruda — krifva *vidutu — yif
*judicu — dzudzu ^^ *saputu — sit
Mebutu — dyü f. dyü'm •■•volutu — volit
*tuto — l'/ü ),,,,.. ^ , ^ , '.-
*. , , iy~ { d apres Imf. tia , tuer. tyy peut ctre phonetiquc.
rem u tat — reinive de l'inf. 7-9mwd , öter.
habutu — ä" =*a7( \ avec deplacement de l'ac-
habuta — doviva =^ '''anva] cent. Faut-il supposer *</«
= *ä'o .•' Je ne le crois pas.
LE PATOIS DI'. DÜMi'lKKKK. 447
*venduta — vädyiT baUula — halyä", l'Ic.
y) devant une labiale,
cupa — kifva
■""'uberu — Urvru, tctine de la vachc cf. § 82.
1:5 7 I . (3) d e V a n t r.
securu — si'fr.i \ Ces formes sont-elles patoises? a'«~;'.7
puru — piFr? 1 sans doute. Ce qu'il y a de cu-
secura — sü rd rieux , c'est que l'r finale sc soit
duru — dif conservee, sauf dans r/«, cf. muru —
dura — difra ) mu . d fonctionne ici comme voyellc
d'appui.
jurat — dzü rc raciisura — mezura.
Mais induro — eduru, je supporte, inf ediira; le son ü
n'apparait jamais dans ce verbe, tandis que nutrire a une conju-
gaison presque double, c'est-ä-dire que toutes les formes peuvent
se dire avec ti ou ü, except6 Celles qui ont un / tonique , ou i!
ne peut y avoir que ü ä l'atone : inf tiüri 2. p. pl. nürj'de. Cf.
15 88 J.
i neurat — ekii rc , inf ekura, ecurer, n'a j'aniais //.
Cette pcrsistance de l'ancien u est un fait remarquable. On trouve
quantite d'exemples pour le maintien du son originaire ä l'atone
(voir § go). Ainsi on peut voir dans ekure, edu 7-e des formes
analogiques et r6tablir la conjugaison : ekura c^ ekif re.
Soloduru — sald ovru, *so]ouro — *sol6u^ro — sala 0-
vru, Soleure. maturu — 771W {*m(iür), matura — md'ora; cette
foniie rae semble remonter plutöt a ^niaüra qu'ä *maüra, ainsi qu'a
Vitnmaz mordod remonte plutöt a morduflja qu'a mordii{t)a.
cinctura — yß Isi3, tinctura — lä'tsr?,
pastura — pa 0-ura, fourrage,
pasturat — pad-ure, il pait, ont rctire l'accent.
t) devant s. ' •
jus — dzif desu(r)so — desiT.
plus — pya a cause de la proclise. On entend sou-
vent aussi p)[^, souvent meme pce.
§72. u> = u(?).
putidu — pu purgo — pu rdzu, dius,%i piT nhn
putida — pü'ta justu — dzitstu.
nuptias — nzld^e; Selon l'ingenieuse supposition de M.
G. Paris, la voyelle tonique de ce mot se serait assirailee a celle
de nyvus (Rom. X 397).
i^ 73- , 1^ + ^ = '•
Verruca — v^rüva (verruta.-').
carruca — tsfri (== *ts('riii.> ^).
44^ L. GAU CHAT,
.saml)ii(m — sä", siireau, a [»crdu suii ni, cf. c^i. sd/iiuo,
\}TOV. süi/r et anc. (r. seu, d'oii sac-r-eau — siiremi, cf. Rom. VI 131.
*sait est devenu so". fugio — fii'yn (patois?).
i^ 74. u devant 1 = ü.
culu — ku — dos. *pulica — pifdz:^
mula — mula nullu — )iu l
nul la — ntT/a.
% 75. u devant une nasale = o.
u s'est donc ici confondu avcc o.
die lunse — delo commune — hmo
pruna — prö'tia jejunu - — tku
pluma — p-^o ma fumat — fo7ne
ne(c)unu — 7iyT>
\ 0 = article.
"'^" ( J^'"* == adj- nuraeral, ce yod s'cst ajoute d'abord
dans des locutions comme *ed ey ü = j'en ai un, etc. et surtout dans
la combiiiaison avec d'autres nombres. viginti et unu — väijp
(vSl e du, 7.'ät e irTf, etc.). triginta et unu — iräl-^o • centu
et unu — d-äyu , etc.
j ona = article.
una y yena = adj. numeral, e a cause du 3'od.
Quelques mots en -una ont reperdu leur nasalite :
fortuna — fdrttma.
luna — lü'na (aussi /(/ lima)
*communa — hmi'ma avec accent variable.
Nous avons donc: b9na (^; persona v fortuna = hu na,
p^rsuna, fortuna. C'est la nasalisation qui a produit cette coin-
cidence.
^inc[l]umine — eycenu, enclume.
8. au.
au < = u.
§ 76. a) devant une dentale,
gaudiu — ■ dzü yu *äudire — u rs
gabata — dzu la (*gauta). claudit — iü
claudere — X"''^' enclore, palissader.
*gäudere — dzür3, jouir, par exemple d'une possession.
aut ne s'est conserve qu'ä l'atone: qu be = ou (bien).
j3) devant une labiale.
*pauperu — puru, le z» a et6 absorb6 par Vu prccedent.
*]aubja • — • lüyp, tribune oii Ton chante, ou = chaire.
I.R FATOIS DK DOMI'IKKKK. 44Q
y) <l(>vant r.
aiira — f/'vni, veni, 7' parasite cf. i^^ 6o, 150.
taura — /n'fa dans d'autres villagcs, ici on dit nu' dz^
= genisse, mot parent de l'esp. ffiozc
auru — d, St-Aubin = /*, Montagny = z«;«, Lechelles
= wo'. C'est donc bien patois. 11 faut supposer que aur(ii) soit
devenu or (y^ aura = oura. lu ivo — lu"'n — Vo.
ö) devant s.
causa — isü'za pausat — pu ze
Villa Ropausu — välarpu *ausat — fi'ze (Lechelles: vuze).
§ 77- au > =0.
fabrica — fdrdzj.
.^ 78. au devant c = u.
raucu — rü isu pauco — • pü
rauca — 7u ts3 *cavicat — Isu ye
avica — uv3.
^ 7g. au devant 1 = u.
caule — tsii.
§ 80. au devant une nasale = o.
a(v)unculu — ^X"-
B. Voyelles atones.
'■' a m i c i t ä t i b u s
m
CD
c«
c«
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■v:
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0)
^.
3
Vi
B
~
fU
1. Devant la syllabe tonique,
a) Dans la syllabe initiale.
>5 81. La voyelle de la syllabe initiale persiste.
La syncope n'y est que tres rare, par exeinple : (l(i)re(:tu
450 L. GAUCHAT,
drrf, (a)blatu — hva (qui s'explique probablemenl par *ill'a-
blata, cf. en it. lu biada , en anc. fr. blee), (il)lu — lu, exeinples
comrauns a la plupart des parlers neo-latins.
se(pti)mana — snä'na {*s^f?i — *sm — sn). Toutes les
voyelles de la syllabe initiale se r^duisent, dans certaines conditions,
au son ^. Celui-ci est facilement absorbe par le voisinage de
consonnes sonores. Ainsi veritate — Vc>r/ä' — vr/a, conamodu
— kpmn du — kmü du, etc.
L'apherese est tres frequente dans les noms propres. C'est
un trait bien dialectal, quoique presque tous les noms propres
soient ici enapruntes au franc^ais. Voici quelques exemples :
{I)zidör, {Ale)sadr?, [A)drie , [Clo)tid<->, {Mar)grit9, {]Mar)gotd
= Elisabeth, {He)lfn, {U7-)sitl, etc.
§ 82. De l'adjonction de l'article au substantif il est resultc
quelques quiproquos, apparaissant tantot sous la forme d'aphcrese,
tantöt sous la forme d'epithese.
A. l'a — ?m a pl. le vu e (amica).
Va — brdmRb (all. Habennehl).
Pa — tseta (*hapja-j-itta = hache).
*/'ö — rslo dzo, a present : /// r<)lo dzu.
■^/es — (es)htä^fe (la vaisselle) est devenu '^•'lefsj hUä l e,
d'oü la lalala (l'^cuelle).
B. /|^ ^rä(gradi)| [/Vo-;v7' sing. = l'escalier.
Utmäve Pluraliatantum )^.,^,,,-,,, sing.= la tenaille.
^ j. " \ sont devenus 1 .j. ' . ,
le fo se I V^Jo -f^ smg. = les ciseaux.
071 ä yä ö ayä masc, gland. (cf. la
gyä ci Montjean, Mayenne, Revue Gill. I 173).
rifvrii — lu litvru (über, t^tine).
l'ä'vive — lu lä'vzve (anguittu, orvet),
cf. k\z uc § 55. Vdivivs § 18.
§ 83. Dans certains mots la chute d'une consonne mediale a
produit une fusion de l'initiale avec la tonique; par exemple :
ae(t)aticu — andzu — ü dzu , ne(b)ula — nyola (cf. § 68), bo-
(t)ellu — btm, vi(t)ellu — vii ■ — vi, ne(c)unu — 71yd, etc
1. a.
84. a persiste ordinairement.
tabanu — tava *aciariu — ad-i
rastellu — rad-i bajulare — bayt
advalle — avö cantare tsäta (an — a).
*dansiare — däd-i , etc.
ma(n)ducare — 7n:>dzi' dema(n)ducarc — de7nadzi .
IJ-: PATOIS DE DOMMERRF.. 45 I
Gas oü a est remplace par d'autres sons :
a) devant une nasale-|-voyelle a devient souvent ?.
*ranucula — rsnpys *ganilla — dz^ncey?
*caminare — tsdmma .
Aiissi devant z: racerau — r3ze .
amare — äma , nous trouvons souvent ä pour ä aux
syllabes protoniques. Comme cette prononciation n'est pas con-
stante, on trouvera aussi une notation inconstante dans mes ex-
emples.
/^) ratione — rezo (franyais?).
laxare — lesi \ probablement d'aprcs les formes
basiare — bezi I fortes.
(ad)lactare — (a)kiti adjutare — <^idyi
*lactata — ^^^^yß" satione — s?lzu
*clariare — X?'^'' faciebam — f^^f
faciente — J^ zä.
y) *granariu — gurfta'^
*animalia-|-ariu — ^xmayl', berger.
*talpone — d(^xbo , taupe.
6) al > = ou.
*salsitia — s6us9S3 {*sousasp).
caldaria — tsouda er?
falcariu — foulst , manche de la faux.
cai{i)dare — Isouda , chauft'er.
saltare — souta .
Mais: salvare — sova est refait sur les formes fortes.
altiare — öd-i sur hö'.
fallere habebat — fnd?r | ,, , j,
salire habeo — .m^;/ ^ U apres *volere habeo
valere habeo — vüd,i | ~ viidn -^
altariu — orta",
i) ca < = tse.
caballu — tsevo capistru — isev^d-ru, licol.
Cet e devient 9 devant les nasales et parfois devant v.
*caminu — Issnu c(l)avicula — *is9vcey?
*camisia — is^mi'z? gabella? - dzsva'I'a, fagot; on
payait en fagots certaines contributions sous l'ancien regime.
11 y a cependant quelques exceptions:
calore — Isalä" \ 1 semble d6truire cette inHuence
calendas — tsaldde\ du c; cf. les mots franvais:
cheval ex. chaleur.
ca > = tsa.
*cappella — Isapala castellu — tsaü-i
castrare — tsad-ra castaiiea — /sdfhd'fiy.».
/bitauhr. f. rom. Pliil. XIN'. ig
452 L. GAUCHAT,
car > — tser.
carricare — ts^rdzi carboue — Is^rbo
*carduone — ls<^rdo *carra"ria == ts^ra ei\^
carruca — ts^ri [=*/s^ri).
2. e.
§ 85. a) § persiste = e.
nepote — - neva" crepare — krevü
februariu — ■ fevrä^ negare — neviiüä , etc.
re devient toujours ;v.
On fait dans ce patois un emploi tres fr^quent de cette particule
pour designer l'action r6p6tee. Ainsi ye r?dekuhri tue tsfd-e =
j'ai de nouveau d6chir6 mon pantalon. r? = de nouveau s'einploie
mßme isolement, par exemple : hma ! vo sf de r3 ekd ! = Comment !
vous etes de nouveau ici !
genuculu — dzdna".
ß) ^-j-nasale > ^ a.
gentiana — dzäsäna mentone — mätd'
pentecosta — pätekod-a tempesta — iäpid-a
Cf. se adconventare — s'akoväla, s'engager chez quelqu'un.
y) vestire — vl'd-~i 1
venire — in'tti \ d'apres vl'd-ti, vl'nyu, 11 nyu, etc.
*tenire — ti ni \
prae(d)icare — pridzi' .
d) *sectore — s^üa° *medietate — nieitt .
Mais: messione — meso .
f) ?r = ar est assez frequent.
mercatu — martsi
serrare — sära , mettre de cöte.
merendare — mareda , souper.
*seracula — saräys, serrure.
*sternuire — ed-arni , 6ternuer.
*ermosina — armona, aussi ^rmo na.
de meme gelare — dzäla {a = ä).
§ 86. 3. e (i) = e.
a) sperare — esper a (frani^ais ?)
villutu — ve'/ü {=^*velir)
descendere — desddrd (de toujours = de).
pirariu — pera^ imagine — ema dz?
Mais: zelosu — dzala „, *pigritiosu — pareza"
*circare — Is^rtsi [er = ^/').
LE PATOIS DE DOMPIEKRE. 453
ß) e << devant une nasale ou s = 3.
finestra — fmira vin(d)emia — vdne' dz3
*minare — inma vicinu — vjze' .
"f) *adprovitiare — aprov^izl' , apprivoiser.'
plicarc — pyj^ivi , d'apres les formes fortes.
6) en > =-: e.
in- toujours = ~e.
vindicare — vedzt .
Mais: limitariu — lädd^, seuil.
semitariu — sädd^, sentier.
§87. 4. i = i.
ö) hibernu — - ivi
r(u)inare — rind
ß) devant /, r, j', 3 = 3.
f i 1 i o 1 u — ßyi'' f i 1 a r i a — ßla erd
*miratoriu — nurya'^ limacea? — bma S3
*virare — V3ri' visaticu — v?zd dzii.
7) primariu — prwmt
sibilare — sübya , d'apres subye.
.^ öö. 5. O = o.
«) rosariu — rozd* probare — prova
roseUu — rozi *volere — volu ^
monisteriu — 7tio{^i oblitare — obyd
*potere — povd\ une possession, un droit.
Gas isoles:
profundu — prt'vd rutundu — )cyu' .
ß) devant r, f/i, n 9 devient facilement u.
cornicula — kurnobys portu Albani — purabä
Corona — kii ruTia tonitru — tunaeru
tonare — (und moneta — mundya
*formaticu — friimddzu {ya.2i\% frotnd).
7) V' = ou.
ra o 1 i n a r i u — mdnd ^ [=^ ^mound^)
molare habeo — moudj't .
iMais: solidatu — südd, soldat.
*volere habeo — vxxdri .
6) 9 devient ü toutes les fois que la syllabe tonique a i.
j o c a r e — dzüvi collocare — külsi
' Ou Selon M. G. Paii» de a d p i 1 \ a U a r c r
29^
454 L- GAUCHAT,
dormire — drürni *morire — muri
dormite — drumide. Toutes les autres
formes faibles de ce verbe ont u, par exemple: drttnwsd (part. pr.),
drumd^ (part. pass.) etc.
Quelques -uns de ces cas pourraient peut-etre s'expliquer
autrement, mais la regle n'en existe pas moins. Ce sont lä des
exemples frappants de ce qu'on a appele peu heureusement „Vokal-
steigerung", c'est-a-dire la d6termination du developpement d'une
voyelle par la nature d'une voyelle suivante (i, u).
g) commeatu kodzi bonitate - — botä .
§ 8g. 6. o (u) =^ o.
a) subinde — s^vä *florire — yori
potione — pozd cubare — kovd
plorare — pyj^i'd mustarda — mod-ä rda
costare — kod-a .
ß) devant m = 3.
fr. comment — hjnä
*cuminitiare — kdme&t .
De raeme scutella — hiala, mot tres irregulier.
Cas isol6s: *soluculu — s&ld"
*cooperare — kr\\.vd , couvrir.
, y) ol = ü.
coltellu — küit *multone — müio
*pullicinu — püdze, poussin.
*cultrata — küirä' , coutre de la charrue.
*bullicare — büdzt
*poledrinu — pildre , poulain.
cf. *ascultare — aki'itd
Mais: *tollone — iuld, sorte de bidon en ferblanc.
*ollitta — gule'ta, jatte.
6) *vocinare? — vüzdna , hennir.
k) *cohortile — kürti , jardin. \ voir § 88 6 (coltellu,
subtile — süii, adroit, fin. ) buUicare ci-dessus).
cf. *readcurtiare — raküsi et nutrire au § suivant.
§ 90. 7. u = u.'
purgare — ptirdzi (aussi pürdzi')
1 Gelte r^gle permet de considerer le mot gatois kru yu, kruy3 =
mauvais , mechant comme doublet de krü , krü'va = cru de crudus.
crudus ayant au figure sa place devant le substantif, la phonetique syn-
taxique a par exemple pu dövelopper : d kru V ä bru o'- la tse krüva.
M. Ascoli cite aussi un double developpement de crudus dans le dialecte
milanais: crüd (_^, crüf ==■ „diwe. diverse condizioni morfologiche" (Arcli. glott.
X 268 n.).
LE PAIOIS DE DOMPIERRE. 4.55
purgata — ptirdza' (raasc. /ürr/sl').
perusliilare — bwla (remu(t)are — rdiniva , öter).
in curare — ekura , ecurer. nutrisc + ante — nurdsd
impf, de nutrire — mirsf. Toutes les forraes de ce
verbe peuvent avoir // ou // , sauf l'inf. nnri et la 2me personne
du pluriel du present nxarxde.
putrita — puryä^ (masc. /»üri', iiif. /»ü; i')
indurare — edura , supporter.
*se musare — se viuza , il n*y a dans ce village que
pcu de gens qui emploient encore ce raot presque completement
remplace per pensare.
? — niu-jia masc, museliere.
curiosu - — kiirya" f. kurya oza
*plumatu — pjiima (par exemple : Ic lo pyiiina =^ il
est tout chauve).
fumare — futna cf. pasturare — paihirü\, paitre.
adcostumare — akud-umd .
Quelques verbes ont ü.
jurare — • dzih-a ] (Montagny, Lechelles ont. dztird).
ululare — ür/ä' \ d'apres les formes fortes.
cf. salutare — salüa (fran(^ais?)
exsugare — esnyV ou esvivl'.
usare — mizä' est une forme interessante, 11 } avait
usare — *uzd . Cet inf. a produit les formes fortes analogiques:
ä'ozu, aoze, etc. (comme rstnivä' — rdtraove et autres) et de ces
forraes on a fait l'inf. analogique otiza (comme m'oie — sou/ä').^
Cas isole: unione — inyd', oignon.
§ 91. 8. au = o.
*aurucula — orpy? *aucellu — ozt
*audutu — ö'yü *regaudire — radzoyi
*rehaustare? — roQ^d (ou *reobstare?).
Ano ma lies :
*ausare — uza i , , _,
* „.;„^> / -/ 1 de uze, tsuve etc.
*cavicare ■ — tsuyi \ '
a(c)uleone — uro, l'aiguillon des abeilles,
mourd, la müre, peut deriver de *ma(t)urone ou d'un
mot simple perdu *mdora = *möra.
autumnu — ou/d' a assez curieusement conservd une
phase primitive.
*raustire — rüdt, ici nous retrouvons l'action regres-
sive de IV lonique.
b) dans la contrepcn ultieme.
^92. Ici ia voyelle tombe reguiic'Tcment , ;\ moins que sa
chute ne produise une forte coraplication de consonnes, comme dans
*cumini tiare, oü la voyelle s'est conserv6e, — kymed-i.
' 11 est aussi possiblc que nuzti rcnionlc ;\ ^ail usare.
456 L- GAUCHAT,
II n'y a que des mots cmanant directement d'une forme latiiie,
non secondde d'un mot simple, qui rentrent dans cette categorie.
Car le sentiment de la composition , sbit latine, soit romane , a
preserve les voyelles en question.
c) dans la contrefinale.
§ 93. Ici aussi les voyelles sont supprim6es generalement,
sauf a, du moment que leur chute ne produirait pas une cora-
plication de consonnes non toler6e dans ce patois. Ainsi
*subftrire — süfrt av/cellu — ozi
lim/tariu — läd-a" carr/care — ts^rdzi
collöcare = kütsi bajz/lare — -bayf, etc.
Quelques infinitifs perdent ainsi leur voyelle radicale.
adr(e)stare — ar&a {yartd-e)
cidr(i)pare — arva
adseditare? — astä' [yastlf, asseoir).
*adcrtptare — aista {y'ais'i'tr) a suivi leur exemple. Mais
!a plupart de ces infinitifs ont ete influences par les formes fortes:
dev9za parier, devsnä' deviner etc.
Le sentiment de la composition agit de meme:
*prehensionariu — prezwna'^
ceresea-j-ariu — s<^rdzi'
Aussi dans: *candelosa — /sädo/ä'oza}
a dans cctte position se conserve (>n devenant c.
*adcapare — atsevä'
*saltariolu? — souteru , sauterelle.
cantare habeo — isatert , etc.
*lavatoriu — *laveorni — lavya"
pentecosta — päieko^a est un exemple pour le main-
tien d'une autre voyelle.
R e m a r q u e. Ces voyelles ne sont pas toutes tombees en
meme temps: le ts dans collocare — kütst par exemple nous
apprend qu'ici l'o s'etait perdu de bonne heure, tandis que dans
carricare — Is^rdzi la voyelle avait persist6 jusqu'a ce que c fiU
devenu g. En gendral l'affaiblissement des consonnes mediales est
antericur a la syncope.
2. Apres la syllabe tonique.
a) dans la p6nultieme.
J^ 94. Les voyelles de la penultieme suivent les memes regles
que Celles de la contrepenultieme.
op^^ra — ä'ov?-a *lepöra — laevra
paup^re — püru stabz^lu — erä'byu
man/ca — madz? *ranuc«la — rmöys, etc.
Pour cette syncope il a aussi fallu beaucoup de teraps. Plu-
sieurs mots sont d<^ja syncopes en latin (poriclu, domnu), en
LE PATOIS DE DOMI'IEKKE. 457
revanche mainte forme italienne ou espagnole a conserv6 la voyelle
jusqu'a nos jours. Le frangais n'a plus de « parole sdrucciole »,
mais les patois an fournissent encore quelques exemples. Ici nous
trouvons : juvene — dzü'vmu, il parait que ce patois a besoin
d'une voyelle de transmission dans le groupe vn. Les patois des
enviroiis possedent la incme forme. Cirolley cependant a dzü'tm.
lacrima — Ic gr^ma (voir § 17).
Puis ii y a toute une classe de mots qui sont ici proparoxytons
de recente date , tels que les mots en -ina (voir § 50) et -ura
(§71) et d'autres qui ont pareillement subi un changement d'accent.
La syncope est venue se croiser avec la loi de la cbute des
voyelles finales. Les mots qui n'6taient pas encore syncopes, iorsque
cette derniere loi a agi, ont gardc la voyelle finale; ainsi comite
= *kd'te — ^öVz/ (^ monte — ?nd, etc.
D'autre part, la syncope s'est rencontree avec la loi de Tafiai-
blissement des consonnes mediales („Lautabstufung" cf. Zeitschr.
f. rom. Phil. VIII 205 ss.). Ainsi comite, quoique syncop6 tard,
a pourtant eu sa syncope avant la „Lautabstufung" (le contraire a
eu lieu dans l'espagnol conde), tandis que dans -aticu pai" cxeraple
raffaiblissement est plus ancien que la syncope.
Dans ce patois, l'affaiblissement des consonnes mediales a
ordinairement precede la syncope.
-ce (cf. cependant § 115). pollice — pa'odzu, pulice —
pifdzd, judice — dzu'dzu, salice — sfdz?, rumices — ryd' dze,
undecim — d'dze, etc. t/^pantice — pä'd-?.
-ca, cu. -aticu — adzii, medicu — w<7Vdz«, pedica? —
pe'dz3 (§42), manica — madzs, die domcnica — deme'dz9,
vindicat — &^'dzf, etc. l/ pertica — pfrls^.
-t, p. cubitu — kaodu, tepidu — iaedu, vocita — viTda,
Cucurbita — kifdra ex. comite — kd'iu, *malenitida —
mpneta, etc.
Pour homine voir J5 58.
b) dans la syllabe finale.
§ 95- I- a.
-a = -a.
arma — d rrna . ? — Sifla, chaise.
avara — avdra equa — (fga
alta — hifta, etc.
-a est devenu 3 dans tous les types infectes de yod. Ce
changement est advenu tres tot. nigra — nder^, mais: Stella —
A. yod existe d6']k en latin.
troja — /rü'vd *captia — /su{h>
*laubja — /w'v?, tribune. *rabia — rä'dz.>
458
L. GAUCHA f,
-aria — äery ou z ;v
*pecia — pl'd-9
bestia — biO-9
*plattea — PX^^"
*glacia — yf^^
gratia — grad-P
cavea — dzeh
invidia — evi'(b
radia- — rays, ligne.
aranea — arä'nyd
vinea — vceny^
castanea — . tsad-ä'tiy?.
B. yod s'est d6veloppe en roman.
*acqua — t'vivp. M. Gillieron s'etonne que aqua ait
-p, mais que lingua «absolument dans les memes circonstances »
ait donn6 -a (Vionn. 41). Cependant les circonstances ne sont pas
absolument les memes : il y avait autrefois *aivua et *levua. Ici
de meme : t'vw^ <^'. lä V7V&.
plaga — PX^'y^ '^ fraga — frä'ya. J'ignore pourquoi.i
avica — ü'yp aquila — • eyp (^a'xgla)
rigida — rä'edp manica — mä'dzp
virga — v^rdzp vacca — valsp
*salica — spdzp *pantica — pä'd-p
larga — lä'rdzp ? — pä'tsp, marche; *pacta
ne satisfait pas.
*planca — pjä'tsp, designe seulement une planche qu'on jette
sur un ruisseau pour le traverser, autrement on dit: lä (all. Ladend)
le M'n«' = contrevents. *planica — pyä'tsp, signifie une parcelle
de terrain qu'on laisse entre deux champs pour y tourner la charrue
sans empieter sur le terrain du voisin.
ata (voir § 2) a suivi un double developpement:
- ^t^ * '^
'^l'-/^ ( a-v-a dans les participes feminins et les mots
au sens collectif.
Cette Insertion de r eut lieu assez tot pour troubler l'a post-
tonique. *pippata — püpayp, *vannata — vaiiä'yp, cantata —
isätä'j'P, etc.
II faut enfin noter les formes:
cera — d-l'rp jvis-ä-vis de cara — ist'ra, on
cathedra — dzeyi rp \ ne peut guere adraettre l'action
du yod par dessus la syllabe tonique, il faut donc penser que ces
mots se sont assimiles k -aria ^^ -irp (cf. Revue Cl. 1 ig, 269).
Pour le premier on pourrait aussi supposer *ceria.
Ca double developpement de l'a final suivant qu'il est ou
n'est pas preced6 du son palatal est un trait caracteristique des
dialectes que M. Ascoli a reunis dans le groupe « franco-proven-
val» (Arch. gl Ott. III 88).
' L'ctymoloijie ^fragula ne nous lircrnit pas ircnibarras ; il n'y a <iue
• {j 1 a appuye qui tlonnc -ya.
LE PATOIS DE DOMl'lKKKE. 45Q
II importe de faire remarqucr qu'on ne doit pas ici partir des
sons actuels, coinme le fait M. Maefelin (p. 35). II serait faux de
dire par exemple que ? se trouve apres le son d-\ car ce n'est pas
du tout le son actuel d- qui est ddcisif, mais bien l'existence ou
la non-existence d'un yod en latin ou en roman (a une certaine
epoque). Ainsi : all. first — frj'd-a, faite, pasta — pä'd-a, all.
schütz? — sö'\9-a, abri, composita — kopud-a, choucroute, ho-
nesta — onl'd-d, etc. sont reguliers.
A une certaine epoque cet effet du yod a cesse, voila pour-
quoi nous avons:
feta — faya creta — gt-fva
moneta — nnmaya *cleta — Xf^^' ^'"^i*^-
seta — sfya all. siiisse tsäy — f. isfya, coriace.
Cf. mea — mä'y^, oü l'insertion de yod est plus ancienne.
•*c(l)avicula — tsoivn'? *aurucula — oröya
*sonacula — sdnä'y?, sonnette.
parce que ces -cl- s'6taient mouill6s tot; mais
buccu/a — boyip, boucle pour boucler une ccinture.
ci«^u/a — d-ä'ya
copula — kobya, couple de boeufs.
tabula — trabya
*sabula — säbya
fabula — fabya, parce qu'ici IV ne s'est mouillce que
lorsque l'action du yod avait d6jä cess6.
11 y a ensuite une autre classe de mots qui ont -^, sans que
yod y soit pour rien. Ce sont les emprunts de r^cente date.
fr. ardoise — ardwaz?, bi^re — bye'ra, arbalete — arbalef^^,
all. Habermehl — la brdine h, all. suisse : ;fün3li — kü'ti^h,
lapin, etc.
•5 q6. La terminaison -a des imperatifs de la I^re conjugaison
suit la meme regle, canta — tsdtia, etc. *marca — mä'rls?,
bajula — bay9, etc.
Cet imperatif diffcre de Pindicatif qui fait Isa'te, martse, baye.
C'est donc bien la forme de l'imperatif qui entre dans les mots
composes, tels que
*tutacane — tj^atse, 6corcheur, (*tutat — ly[e)
*crepacor — kraevaka'^, creve-cceur.
*excalciapedes — tsoud-^pt, tire-bottes {*/'f/sou . . ?) .
>5 97. -am (coiij.) a 6te remplac6 par o analogiciue.
cantabam — IsdUri'vu, etc.
carricabam — ts^rdzi'vu, etc.
debebarn, etc. presente un dcveloppemont rnigmatii|ue, tlunl
je r(']iarlcrai dans Ic chapitre des flexions.
460 L. GAUCHAT.
§ 98. -as = e.
a) cantas — /sä'/e dubitas — d/t/t;, etc.
carricas — ts^ rdze *circas — ts^rtse, etc.
cantabas — tsätave carricabas — is^rdzive.
ß) Coronas — kürune rosas — ruze
tabulas — trabye, etc.
En comparant les formes italiennes corotie, rose, tavole on serait
teilte de voir dans cet e patois la continuation de la terminaison
du nominatif latin re. Mais
1. l's de as parait souvent en liaison. La liaison est bien
originaire dans ces patois, puisque par exemple dans la Gruyere
on lie par le son z (Haefelin 76).
2. Les mots masculins pluriels derivent sürement de -os.
Ainsi z(ff. (oeil) ne s'explique que par illos oculos (voir § 55).
3. -i? :^ -as dans tsäle = cantas.
4. aj est tombe dans die lun^e — delo .
En outre les patois lyonnais, qui ont en general un develop-
pement bien analogue, permettent de constater ce developpement
au moyen d'anciens documents, qui, malheureusement , fönt ici
absolument defaut.
§ 99. -at = e.
et) canial — tsate, etc. carricat — (sfrdze, etc.
cantabat = isätave c a r r i c a b a t — iserdzi 'ih\
ß) subj. legat — }'fze, etc. 11 y a partout ~e au sub-
jonctif, sauf peut-etre dans la locution: d'uci tsüza h vay? (va-
leat) ^ une chose bien faite. hvay? est considere comme ad-
jectif: pl. dp isuze hvä'ye. Le verbe valere a:
valeat — h vaye valeant — h vayä.
% 100. -ant = -ä.
Cette terminaison ne s'est maintenue qu'a l'imparfait.
cantabant — tsätavä
er ant — vl'rä, etc.
et au subjonctif, oü -unt a cependant la tendance a le reraplacer.
legant — y^zä (yfzo).
2. e.
§ loi. -e disparait gcneralement.
a) pace • — pe vcritate — vfajria
f a s c e — fe f a 1 c e — ß)
morte — mö pelle — pi, etc.
(pice voir § 42).
I.K TATOIS DE DOMPIKKKE. 46 I
fi) habere — civä'^ amare — äwd
punire — püm .
y) Timperalif Isälä'de est a identifier avcc l'indicatif, doiic
= cantatis.
11 y a cependaiit une grande Serie de mots oü cet e n'est
pas tomb6, attendu qu'il servait de voyclle d'appui.
Comme teile il a pris un triple developpemeiit:
JA. e fratre — frare
-e = B. u, a arbore — abru, lepore — la'evra
|c'. 3 vendere — v^dr^.
Quelles consonnes demandent une voyelle d'appui .-'
Tout groupe de deux ou trois consonnes laiin ou roman
(forme par une syncope), excepte :
1. les consonnes doubles : tt, cc, 11, etc.
2. toute combinaison des liquides (I, m, n, r) avec t (d), p (l)),
c(g), s, f(v).>
A. -e ne s'est conserve que dans tres peu de inot.->. Ce sont
fratre — frare
patre — pare (voir 55 i)
presbyter — prl'd-e \ sont des nominatiis latins qui
magister — m^trc \ ont ete conserves par leur fre-
quence au nominatif et au vocatif ^ norainatif. Je ne suis pas
porte ä admettre ici une influence du frangais, comme le suppose
M. Haefelin (75). Un mot a subi l'analogie de frare, pare, c'est
lare = latro. Ce norainatif a eu probablement le meme sort que
le mot italien sarto, par exemple.
cas sujet: sarto(r) latro
cas regime: sartore latrone. Comme chacune de
ces formes presentait des apparences de nominatif^, sartore, latrone
ont bientöt 6te employes comme cas sujets ind6pendants de sar-
tofrj, latro. Ceux-ci de leur cöte torabaient dans l'analogie de la
cas sujet |
grande sene des mots en -0 regime \ ^"'"^' ^'^'^'"' ^^c. et
ont aussi 6te employes pour tous les cas. L'une ou l'autre forme
a, dans la suite, remporte la victoire. Ici latro a vaincu. Ressem-
blant a frare, pare (anciennement: fradre, *padre, ^ladro) \\ en
a aussi adopte la terrainaison.
fr. Jacques — dzaiye est une formt; difficile a ex-
pliquer. Cf. § 12g.
' latrone pouvait passer en italien pour außmentatif, dans nolrc |)aU)is
pour diminutif cie latro; ainsi les difTerents cas auraicnl Lyd considcres comme
des formations de mots difTcrentes et on y aurail vu le rapporl qui cxiste
entre aigle : aiglon, chat : chaton etc.
* J'ai mis d, b, g, v entre parenth^ses, parce qu'ils s'etaient chang^s
en t, p, c, f flevenant linals. Ainsi grande devint *(frnn/, re qui est prouv6
par le fd-minin analogique tnatu.
462 L. CiAUCHAT,
Puis il y a
ille angue? — /ä'vive =^ orvet. Dans les autres ex-
cmples l'e s'est aussi maintenu par une certaine affinite des mots
(ils designent tous des personnes). Mais ici? Le patois a-t-
il craint lavivul (cf. sangue — so). C'est plutöt anguittu avec
accent retire.
-e apparait encore dans quelques pronoms. : olyi^e (aliquid?
cf. § 12g), tsä'lyf- (quisque deforme sous l'influence de *cascunus),
kptye (qualisquam), et dans la preposition inter — e'tre.
B, Dans tous les autres exemples (substantifs, adjectifs) la
voyelle d'appui -e a ete remplac6e par une desinence indiquant le
genre du raot, u aux masculins, a(d) aux feminins.
flebile — faebyu faebya
paupere — pü'ru pii'ra
comite — ko'tu
pipere — paevru
judice — • dzifdzu
p u 1 i c e — pH dz9
lepore — lä'evra, etc.
(Aitte aversion pour la d6sinence sans genre est tres vieille;
judice avec -e n'aurait peut-etre pas donne ici dzifdzu {c{,% 115),
il y avait donc probablement judicu des les origines de ces
patois.' Nous lisons d6jä dans quelques anciennes chartes lyon-
naises (XIII. siecle) les formes : chenava, paro, fraro (Revue Cl. I
I3)j terra ialliabld., semblabla, seg/a (secale) (Revue Cl. I iq), fraro,
Veindros (Veneris) dans des textes lyonnais du XIV. siecle (Re-
vue Cl. II 203).
C. Enfin -e est devenu 3 aux infinitifs de la 32 conjugaison.
Ainsi :
bibere — bä'era credere — kraer)
dicere — d(£r9 vendere — vä'dr?
facere — /f^^ audire — ü'rs
claudere — X^'^'' sentire — sä'irp, etc.
ordine — odr9, raasc, se trouve ici tout isol6, c'est
donc un emprunt.
§ 102. cantem — tsdttu \
-k 4.- ~ j ~4 - \ ^ -o analogique.
■■^cantissem — isate sn \ »^
§ 103. A l'indicatif -es, -et disparaissent.
vales )
valet i - ^^^-
subjonctif -es, -et:
kd i? Isä'dze, etc. ) ces e sont-iLs d'origine
cf. k? l3 fä'se, etc. ' diflf^rente, c am biet i/;
' Cf. R o in. XIX 300.
I.E PATOIS DE DOMPIERRE. 463
faciat? En des questions semblables nous eprouvons vivement le
raanque d'anciens documents, qui seuls pourraient nous renseigner.
-es dans m ort es, etc. est tombe.
le faebyu, fli'ebye remontent a "'"'f 1 e b i 1 o s , *f 1 e b i 1 a s , 011
sont analogiques.
§ 104. -i s'etait peut-etre deja en latin vulgaire fondii avec -e.
undecim — odze duodecim — dodze
quatuordecim — katördze, etc.
turrira — io
die mercuri — denn kr u I
die veneris - dev~edru ont adopte «, la voyelle
die sabati - desa'du \ 8^^"^'^^'« <^^ ^^^tien.
Mais: die mart(is) — dema die jovis — dedza"
cantatis — isätade, etc. carricatis — ts^rdzide, etc.
venditis — v^de bibitis — baede, etc. .
Mais: habetis — rf *voletis — volä'^.
Les formes les plus usitees sont Celles qui 6chappent le plus
ä l'analogie. Ainsi habetis, *voletis se sont developpes phon6-
"tiquement, mais debetis par exemple a suivi l'analogie de bi-
bitis etc. — dä'ete cf. § 197.
isätade est bien un developperaent phon^tique, u ce que
je crois, mais il ne se serait pas d^veloppe ainsi sans l'inÜuence
analogique des 2mes personnes fortcs: vä'de, etc. Donc sanitate
— säda w. amatis — ämade, comme en italien cillä i^. amate.
4. o (u).
§ 105. -o tombe, sauf quand il sert d'appui. Alors = u.
pratu — pra cantatu — isäta
b e 1 1 u — bl, etc.
Mais:
vitru — vaeru ulrau — drmu
cribru — kri'byu '^vidvu — vefvu
duplu — drubyii vitiu — viii-u
- a t i c u — adzti.
Je dois constater ici un fait assez ri'marquai)le, c'est que
quelques adjectifs ont conserve la voyelle atone (ou ajoute nou-
vellement) la oü un substantif ne l'aurait pas fait. C'est ;\ la ter-
minaison si prononcee du feminin qu'il faul attrihuiT la raison de
ce ph^nomene (cf. RomaniaXVl 283).
surdu — so rdii commodu — hmü'du
jus tu — dzit slu mutu mit' du
*vocitu — tu du largu — lardzu
464 L. GAUCHAT,
avaru — avaru *curbu — korbu
*veclu — vl'yu (t^ *soluclu — sein'').
raucu — rü'tsu (cf. pauco — pü\ etc.
Parmi les substantifs il faut remarquer mundu — modu\y~>
monte — vid. Le fran9ais presente la meme anomalie. Est-ce
pour distinguer raundu et monte ou est-ce influence savante?
Cet II = *6', ce qu'apprend l'ensemble des patois et le fait
que 7c se trouve aussi lä oü le latin avait -o , ainsi cambio —
tsadzu. Cf. d'ailleurs: '^Vorolodzo — */<?] rdlodzo — lu ralodzu.
soranio — so'dzu, je reve , etc. Cet u s'est tres
etendii ; aiijourd'hui il se trouve ä toutes les premieres personnes
de l'indicatif present, excepte sü (sum), e (habeo), />«" ^*poc-
sum), vü (*voleo), se (sapio), ve (*vadio), (facio — fezu est
analogique).
-o s n'a pas laiss6 de traces.
corpus — kd pratos — prä.
-unt = ö.
vendunt — vadd.
Cet 0 a supplante -ent et -ant (an partie) et a ainsi envahi
presque toute la conjugaison.
Remarque generale.
Qualit6 de e et 0.
§ 106. J'ai distingue trois modifications pour e q.\. 0 (e e e, p
0 0). c, 0 tiennent le milieu entre le son ouvert et le son ferme.
11s ont un son aussi indetermin6 que Test ma definition «tien-
nent le milieu», et pour cette raison il est bien difficile d'etre con-
sequent dans cette notation. Od voudra bien m'excuser, si Ton
trouve des contradictions sur ce point dans ce travail.
Quant ä la r6partition de ces sons , on peut formuler une
regle comme il suit :
A. (', p se trouvent dans une syllabe actuellement ouverte.
B. ^, o se trouvent dans une syllabe actuellement fermee.
C. e, 0 se trouvent de pr6ference aux atones. A la tonique
ils repr^sentent une phase intermcdiaire : ce sont des f , 0 qui sont
an voie de devenir fermes ou vice-versa.
A. vevu, veuf beze
rese, il scie ferB
e gru so la, chaise
IfT, lac isevü , cheval, etc.
LE PATOIS DE DOMPIEKKE.
465
B. dzfrba
vfrda
verdzs
C. tse, chair, char
fe, fer
fyl, fier
se, See
parfd-r?
pörta
dl) rmu
korda, etc.
kö, Corps
da, dort
?nö, mort
pö, porc, etc.
Toutes ces voyelles se trouvaient auparavant en syllabe fermce ;
la syllabe etant devenue ouverte par la chute des consonnes finales,
ces voyelles sont en train de devenir fermees.
Le contraire a Heu dans : sicca — stflsn — s?{s(yj etc.
Tableau synoptique des phenomenes principaux concernant
le vocalisme.
o
3
S
c
a
Voyelles du latin
(vulg.)
a
?
e
i
9
0
u
au
■ en < d6v. normal
a
äe
äe
i
äo
äo
ü
1
u
en > d6v. normal
a
f
?
oe
<
0
g
ü
g
en << apr^s yod
z"
i
i
äo
ao
ü
u
en > devant s
j combine avec c, g
a
i
?
u
ul
ü
u
e
i
äe
i
we
u
wäe
wäe
?
combin6 avec yod
j suivant
e
i
i
u
i combin6 avecl en>
1
0
i
?
i
ü
ä
u
combine avec na-
sale <
combine avec na-
sale >>
ä
ä
a
a
e
e
ö
d
0
d
d
0
D
u
0
1
a
a
voyelle de l'initiale
d6v. normal
t'
e
i
Remarque: Oü j'ai laissc un blanc, l'exemple manque.
(A buivre).
L. Gauchat.
466 L. GAUCHAT, LE PATOIS DE DOMPIERRE.
Errata.
Transcr. ligne 24, supprimer § 88. § 13,27 emädzi . § 17 n. i, 2 la
signification. , §21,34 -glare, de. §23,14 pantalon. §24,17 desadu; 18
tsaba; 22 estT-, 2'^ p'^e dr3\ 2() diaya; yd e^ra dui. \ 'i,\,Tf> sa edrp; 34 iä« .
§33}^' 33 bala. § 4lrf,2 -verdza. §46,9,21 *ryü'. §48,8 *urt/'e \ 9 se^u
= se'ryu. § 55,25 voir § 163. § 64,36 *a6/yp. § 83,3 aadzu.
Note (ad § 11). Je tiens ä signaler encore une nouvelle explication des
formes inarchi^., etc., modifiant un peu celle qui a ele donnee par M. Philipon, et
qui vient d'etre proposee par M. P. Meyer. Plusieurs auteurs ont note qu'en
proven9al les voyelles toniques sont souvent prolongees par une continue suivante
(par exemple r, s): amä participe (^. amä infinitif (Forez). En se basant sur
ce fait M. P. Meyer explique le passage de a ä ie , dans le domaine dont il
s'agit, par les deux circonstances de la mouillure precedente et de l'allonge-
ment de la voyelle. La mouillure n'aurait donc pas agi sur l'a de mer-
catu, pacatu, etc. qui se trouvait devant une explosive (5), mais bien sur
l'a de pacare, etc. qui etait prolonge par la continue r. Je ne puis me
prononcer ici sur cette theorie.
Der provenzalische Pseudo-Turpin.
I. Vorliegenden Text herauszugeben veranlafsten mich das
sprachliche Interesse desselben, die Erwägung dafs bei der nicht
sehr reichen Überlieferung provenzalischer Schriftwerke jeder Zu-
wachs zu dem bisher Gedruckten willkommen sein müfste und
schliefslich der Umstand , dafs es sich hier um die einzige be-
kannte provenzalische Übersetzung des lateinischen Pseudo-Turpin
handelt. Von dieser Übersetzung sprach zuerst G. Paris, De Pseudo-
Turpino S. 63 auf eine Mitteilung von P. IMeyer hin; der letztere
gab dann weitere Nachricht in den „Archives d. miss. scientif. et
litt6r." 2. ser. t. 111 (1866) S. 261 — 2 und im Anhange S. 310 — ii
kurz den Anfang und das Ende. Eerner erwähnt sie Bartsch in
seinem Grundrisse S. 64 und endlich Ward, Catalogue of Ro-
mances I 592 — 4, welcher den Inhalt der Hs. mitteilt: f. i — 6b,
enthaltend 13 Wunder der hl. Jungfrau mit einer Abhandlung über
die 9 Töchter des Teufels (ed. Ulrich in Romania VIII 12 — -2^),
f. öt> — 19b den vorliegenden Pseudo-Turpin, f 19t) — 29t) die Wunder
Irlands, provenzalischen Übersetzung eines lateinischen zwischen
13 16 und 1334 verfafsten Werkes (uned.).
Der Text des lateinischen Pseudo-Turpin, der uns in sehr
vielen Hss. aufbewahrt vorliegt, ist von Reuber, Veteres Scriptores
1584 herausgegeben worden (spätere .ausgaben von 16 19 und
1726); mit diesem ist nach Auracher identisch der Text bei Scar-
dius und ReifFenberg. Weiterhin von Ciampi, De vila Caroli Magni,
Florenz 1822 und von Castets, Turpini historia Caroli Magni, Mont-
pellier 1880 nach 7 zu Montpellier befindlichen Hss.
Von den gleichfalls zahlreichen altfranzösischen Übersetzungen
sind meines Wissens aufser der editio princeps vom Jahre 1527
nur folgende publiziert worden : Der Pseudo-Turpin in altfranz.
Übersetzung nach dem Cod. Gall. 52 der Münchener Staatsbibliothek
von Auracher, München 1876; Der sogenannte poitevinische Pseudo-
Turpin in dieser Zeitschr. I 259 ff. von Auracher; die Texte der
Bibl. nat. no. 1850 und no. 2137 in „La chronique dite de Turpin"
p. p. F. Wulff, Lund 1881 (Lunds Universitets Arsskrift t. 16); der
Text der Arsenalhandschrift BLF 283 in Roman. Forschungen V
137 ff. von .Auracher, wenigstens werden daselbst die Varianten zu
der Version der Müncliener Hs. gegeben.
Zeitschr. f. roni. Pliil. XIV. 30
468 O. SCHULTZ,
2. Der Verfasser unserer provenzalischen Übersetzung hat, wie
die vielen Latinismen beweisen, einen lateinischen Text übertragen,
aber obgleich er sich offenbar recht "enge seiner Vorlage an-
geschlossen hat, ist es doch so lange schwer dieselbe aufzufinden
als wir keine kritische Ausgabe des lat. Pseudo-Turpin nach allen
Hss. besitzen. Von den Texten bei Ciampi, Cästets und im Lon-
doner Harleian Ms. 6358 f. 60 — 83, welche ich eingehender ver-
glichen habe, stimmt keiner genau genug, um als unmittelbare
Quelle gedient haben zu können. Bei Ciampi nämlich fehlt das
ganze Kapitel über die 7 Künste und die Erzählung von dem
Tode Karls bildet das Ende; gleichfalls entgegen unserer Version
findet sich dort der Prolog. Der Text bei Castets enhält nicht
die Worte, welche in Kap. 17 dem Kampfe zwischen Roland und
Ferragut vorausgehen, und die das Harleian Ms. 6358 zeigt: „et
timebat Karolus valde propter Rotholandam quare adhuc iuvenis
erat" etc., dafür bietet er den Prolog, die Anekdote über die Ab-
stammung der Navarresen, den Brief des Innocenz, welchem Allen
wieder nichts im Provenzalischen entspricht; auch fehlt hier die
Stelle über Othgerius (Kap. 11): „de hoc canitur in cantilena usque
in hodiernum diem quia innumera fecit mirabilia". — Die Ähn-
lichkeit mit dem Harleian Ms. 6358 ist alk^rdings etwas gröfser,
besonders ist zu beachten, wie Ward hervorgehoben hat, dafs man
den gröfsten Teil des eben angeführten Passus dort antrifltt ; ob
man indessen diese Version , wie Ward will , zu demselben Typus
rechnen darf, bleibt zweifelhaft, da, ganz abgesehen vom Prologe,
die Abweichungen im Einzelnen nicht unerheblich sind, z. B. steht
dem lat. „felix urbs pinguissima Blavii que tanto hospite apud Bur-
galem decoratur, cuius corporali solatio letatur eins subsidiis raunita"
(Kap. 29) nichts im provenzalischen Texte gegenüber und dem
gleich folgenden : „felix villa macilenta Beiini quae tantis herodibus
honoratur" entspricht nur „la vila dicha macilenta que fo de Belin".
Umgekehrt entspricht dem prov. „Obellus coms de la ciotat de
Nantas amb j". heronum, Arnaut de Bellanda amb. ,n. heronum
(Kap. 1 1) nichts im Lateinischen. Hinter „Urantia que dicitur"
(Kap. 3) fehlen im lat. Texte mehrere Städtenamen , doch ist es
wahrscheinlich, dafs hier der Schreiber nur 2 Zeilen der Vorlage
aus Versehen übersprungen hat. Auf andere Verschiedenheiten
hat Ward (1. c.) selbst hingewiesen. — Eine Vergleichung mit dem
Münchener und poitevinischen Pseudo-Turpin gewährt keinen Nutzen,
da die letzteren ganz bedeutend abweichen.
Wenn wir demnach für unsere Übersetzung nicht die direkte
Quelle anzugeben vermögen, so läfst sich doch so viel mit einiger
Sicherheit sagen, dafs die letztere mit Harleian Ms. 6358, Addit.
Ms. 195 13 (s. Ward), den Texten von Reuber, Ciampi, Castets
und den 18 jüngeren Pariser Hss. dem sogenannten offiziellen
Turpin (s. Castets S. IX) angehört, weil die Übersetzung das auf
die Kirche des heil. Dionysius Bezügliche (Kap. 31) iu überein-
DER PROV, rSEUDO-TURPlN. 469
Stimmender Ausführlichkeit gegenüber der ganz kurzen Fassung der
beiden älteren Pariser Ilss. berichtet.
3. Die Handschrift ist mit W'anl in das Ende des 14. Jalirli.
zu setzen. In Kap. 5 heifst es bei der Aufzähhmg der von Karl
gegründeten Kirchen : „e la glieia de S, jacrac^ que es ha Paris
antra lo fluvi de Secana ho Sayna e • 1 p u e h n ü s t r e" gegenüber
dem lat. „montem martyrum", ein Umstand, der den Schlufs zu-
läfst , entweder dafs der Schreiber ein Pariser gewesen ist , oder
dafs ein in Paris angefertigter lat. Pseudo- Turpin, der dieselbe Les-
art zeigt, als Quelle gedient hat. Die S[)uren des .Schreibers lassen
sich zunächst an groben Flüchtigkeiten (Discrepanz zwischen Artikel
oder Pronomen und folgendem Substantiv) erkennen , welche man
nicht dem Übersetzer zutrauen kaiui : /os sieu comandamens {Acc.
Plur.) (489,2), los iulgamen (Acc. Plur.) {492,27), lo preslres (Acc. Plur.),
(502,35), la venh-alhas [^ob,l\), toi los autr es regnes {h.cc.V\ur) (515,17)
s. Meyer, Daurel et Beton S. LVII. Die NominaKlexion' ist ferner
dermafsen inkonsequent , dafs man , trotzdem das Kriterium der
Reime fehlt, wenigstens einen Teil davon auf Rechnung des Schrei-
bers setzen raufs. Stellen wie (juar mamhs jiiorlz foro ressucitat
(496,16), oder qtie'l tioslres cors (Nom. Plur.) (505,33), // princep (491,
2 i) lassen auf eine Vorlage schliefsen, in welcher die Nominalflexion
noch strenger beobachtet wurde, wie ja denn auch der vorliegende
Text das flexivische ,,.f" in den meisten Fällen zeigt beim Ad-
jectivum, dem Part. perf. und nicht allzu selten beim Sukstantivura
z. B. US Dieus (494,29), Esperitz (494,32), lo filhs (404,39), Wir
werden daher den Übersetzer und sein Werk mindestens in
die erste Hälfte des 14. Jahrh. hinaufrücken müssen. 1 Derselbe
ist, wie .schon Ward bemerkt hat, vermutlich westHch der Rhone
zu Hause gewesen, da er von dem Leichname des Turpin sagt
(515,36): „Costa la ciotat outra Roser vas Orien el fo sebelitz"; dazu
.stimmen die gewifs nicht vom Schreiber herrührenden sprachlichen
EigentümHchkeiten des Textes, welche, wie wir später sehen werden,
auf die Rouergue hinweisen.
4. Die lateinischen Kenntnisse des provenzalischen Verfassers
sind keine besonders sicheren gewesen: er hat den Text an
verschiedenen Stellen falsch verstanden (S. 484 A. i; 485 A. 4 ;
499 A. 2; 505 A. 8 ; 507 A. 2 ; 507 A. 8). Im übrigen ist sein
Verhältnis zur Vorlage ein ganz sklavisches, so dafs der Text da-
durch lautliche, lexikologischc und syntaktische Einwirkungen er-
fährt. Er nimmt lateinische Wörter herüber und läfst ihnen, be-
.sondars Eigennamen, die Deklinationsendungen : subicta, expediens,
' Donessas (483,3) und fossa (482,34) jjcwährcn keinen icclilcn Anlull
(s. Sancta Agnes ed. Bartsch S. XVII), da die Formen auf -</ im Konj. des
Impf, schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. und früher begegnen s.
z. B. Urkunde von 1282 im Cartulaire de Millau ed. Consians. — Zweimal
findet sich evosi (49r,22; 503,6) für evori; nach Meyer-Lübkc, Gram. d. rom.
Spr. I § 456 tritt der Wandel von s zu /• und umgekehrt seit dem 14. Jahrh. auf.
30*
470 O. SCHULTZ,
dexira, Machabeo, Babiloiiis [amiral Babilonis), Basdorwn {Ja feri-a
dels Navarrencs e Basdoru/n), heroinwi (für heroum) u. s. \v. ; dabei
verfährt er zuweilen recht unachtsam, wie folgende Stellen beweisen:
companh de Estulti; cornte ci7i7ioinanensi et de blaviensi. Neben voll-
ständigen Latinismen (segtwn que Vombra se defer [differt) del cors)
trefifen wir provenzalische Wörter an, welche die Bedeutung von
entsprechenden oder ähnlichen lateinischen erhalten haben : e =
auch {lat. ef) in e nos devem morir (484,32) und c aquestz hiiols devo
aguardar (506,4); doptar (512,13) = Bedenken tragen; castel oder
castels (Plur.) (484,3 ; 502,32) = Lager. Solche Wörter erläutert
er zuweilen: depressa ho represa; ge?ire ho Imhafge real; auch
verfährt er ohne Veranlassung auf umgekehrte Weise : e7i la vert
val ho eH viridi valle ; aisso es fall per nostre seither . . . . a domino
facttim est istud und auch ohne Weiteres ins Lateinische über-
gehend: atnb lo S. Esper it per infinita secuta secidorwn. Viele
Wörter werden gelehrt behandelt: estudi^ concili , lineas , officis,
resttrger, resurs, vi?tcer, vincible u. s. w. — Nicht minder erheblich
ist der lateinische Einflufs auf die Syntax , doch ist es hier nicht
immer ganz leicht, das Eigene und das Beeinßufste auseinander-
zuhalten. Zweifellos gehören hierher die häufigen absoluten Parti-
cipial- und Acc. c. Infinitiv-Konstruktionen z. B. tot arnes pauiat
apart (480,8); predicaria lo Dieu de crestias esser grau (517,11);
cofesse nie esse colpable (505,25) u. s. w. Ferner die häufige Verbin-
dung der rein temporalen Konjunktionen qiiaji (479,6 etc.) und coma
(482,34 etc.) mit dem Konjunktiv und das Fehlen des Artikels in
manchen Fällen: per atm'rath de Babilonn (501,13); e anet pues ha
hioc (480,9); gehören auch Fälle wie: per mas de VII samhs (509,
15); per mas de Serrasis (481,42); pels castels e per ciotatz (482,27);
amb glay (479,14); el aiostet concili d'evesques (510,34) dahin? Folgende
freie Konstruktionen und Anakoluthe gehen gleichfalls auf das Latei-
nische zurück: que el era apparelhatz de batalhar seguon son voler
XX contra A'A'' (483,31) = mandavit Aigolatidus Carolo bellum, secun-
dutn velle suum, vel vigititi contra viginti; vau venir denan cascu
caval . . un peonier (497,22) = venerunt ante singulos equos . . singuli
pedites. Hier hat er mechanisch den Anfang übersetzt, ohne auf
das Folgende zu achten , desgleichen bei haquels qii'ero tnalvolgnt
el fetz lor patz (486,31-2) = malevolos pacificavit, wo er zu dem Accu-
sativ kein rechtes Verbum fand , ferner bei a aquels que no au be
el los enrequegis (499,33) = indeficieniibus beneficiis indesinenter ditare
non cessat, wo der Text zwar mifsverstanden worden, wo aber auch
für den zuerst gesetzten Dativ kein richtiges Verbum gefunden
wurde. Desgleichen darf man Ihivrar =^ delhivrar (501,5), vielleichc
auch aco?ne?isar (517,1) und aver acostumat (499,15) mit reinem In-
finitiv als Latinismen ansehen. ^
^ Vgl. noch cessar und ensenhar mit reinem Infinitiv : el no cessaria
corre (508,24); logica essenha conousser vertat (512,24).
PER PKOV. rST'UDO-TURPIN. 47 I
Was den Ausdruck des Übersetzers betrifft, so kommt die an
pathetischen Stellen hervortretende Wärme und rhetorische Färbung
zum grölsten Teile auf Rechnung der Vorlage ; im übrigen ist sein
Stil nicht gewandt. Sehr oft reiht er die Sätze durch endlose „t"
an einander; zuweilen wird er schwerfällig und unkorrekt z. B.
vias Rollan va detnatidar licensa ha Karle d^ajiar contra lo jevati si
quc apenas Karle laüh donci, qiiar el lo amava fort, (juar el era so
nebot e qiiar era enqtiera joine; si qiie Ihi dojiet ticensa (493,19 (f.) oder
e aqui iotz un albre dreh quc era costa nna peira de inarme , qtie era
aqui tota drecha en un prat sobrcbc/, quc era sobre Ronsasvals, el se
pauset (503,33 ff-)-
5. Wie es bei einer editio princeps üblich ist, habe ich an dem
Texte möglichst wenig gerührt ; Besserungsvorschläge sind in den
Anmerkungen vorgebracht worden. .'\uch die Nominalllexion habe
ich nicht wiederhergestellt, da schon der Übersetzer offenbar stark
schwankte. Die x\bkürzungzeichen sind aufgelöst, doch sind die be-
treffenden Buchstaben jedesmal durch kursiven Druck ausgezeichnet
worden. Die lateinischen Citate habe ich aus dem Texte von Cas-
tets als dem am leichtesten zugänglichen genommen. Die genaue
Untersuchung der vielen Orts- und Personennamen mufs einer kri-
tischen Ausgabe des lat. Pseudo-Turpin vorbehalten bleiben. Im
angehängten Glossar habe ich diejenigen Wörter aufgeführt, welche
bei Raynouard, Lex. rom. und Bartsch, Prov. Chrest.'* fehlen, doch
habe ich solche ausgeschlossen, deren Form nur geringfügige Ab-
weichung zeigt z. B. azaguar, aomplir gegenüber azaigar, ahumplir,
und solche , w-elche sich als offenbare Latinismen darstellen z. B.
castel = Lager, se defer = differt, depressa = deprehcnsa u. s. w.
6. Unser Denkmal gehört dem cauza-fach-Gebiet an (Suchier
in Gröbers Grundrifs I 596 und Karte V und VI). Der Meinung
von P. Meyer (Romania IX 198), dafs die Handschrift der Rouergue
angehöre, widerspricht nichts aufser dem Umstände, dais sich in
unserem Texte eine Anzahl von Vokalverdoppelungen linden : pees
(406,5), />/v^J (486,30), aprees (486,38), soos (497,24), sees (499,15),
haamiran (501,13), maas (508,19), doos (511,4), welchen man nach
meiner Beobachtung in rouergatischen Urkunden nicht begegnet
und die man als Charakteristikum der gascognischcu Mundart an-
sieht s. P. Meyer, Daurel et Beton S. XCV, XCVllI, XCIX, Meyer-
Lübke, Grammatik d. rom. Spr. I § 396, vgl. Luchaire, Recueil de
textes de l'ancien gascon S. 85 (foo, diit) und Cilossar (pees). Es
kann das letztere wenig ins Gewicht fallen - gegenüber anderen
Zügen, welche auf die Rouergue hinweisen. Zunächst kommen, die
fast durchgängig auftretenden Endungen der 3. Pers. Plur. des
Futurums nebst au, fau, vau ' in Betracht, die P. Meyer angezogen
hat und welche in der That ganz besonders liäulig in Urkunden aus
der Rouergue vorkomni(;n. Ferner ist charakteristisch das Eintreten
' Noch nciuoiKrj^. hcifsl cn föu, böu.
472 O. SCHULTZ,
von i und g (beide bezeichnen den /-Laut) für lat. intervokalisches
c, d, s (selbst alberios (492,25) z=^ ousbcrcs) z. B. augit, pagiblamcn,
prcia (preza), eine Erscheinung, die Ulrich (Romania VIII 13) richtig
erklärt hat ' und die noch dem heutigen Dialekte eigen ist s.
Vayssier, Dictionnaire rouergat ; Durand in Revue d, lang. rora.
XXI 63; Aymeric, Le dialecte rouergat S. 21. Eine dritte Eigen-
tümlichkeit, freilich nur orthographischer Natur, dürfte ebenfalls für
die Rouergue als Eleimat unseres Denkmals sprechen: die fort-
währende Hinzufügung eines h am Anfange der Wörter und in
der Mitte derselben, besonders nach / ohne dafs ein mouillierter
Laut vorliegt z. B, ho, Iho, sebelhilz, eschrichas ; dieses h findet sich
vielfach in rouergatischen Urkunden (s. Constans , Cartulaire de
Millau), in solcher Fülle aber vornehmlich in der Übersetzung einer
Bulle von Clemens VI., welche Hugues de Villaret i. J. 1343 an-
fertigte (Constans, Essai sur l'histoire du Sous-Dialecte du Rouergue
S. 222). Gilt es nun weiter zu lokalisieren, so ist zu beachten,
dafs Vayssier s =j als eine dem nördlich vom Lot gelegenen
Gebiete der Rouergue (die Rouergue umfafst das heutige dep. Avey-
ron) noch heute eigentümliche Besonderheit erklärt (vgl. P. Meyer
in Romania VIII 13 Anm.) , indessen weist anderes wieder mehr
nach Südwesten, etwa nach dem heutigen arrond. Villefranche:
die oben erwähnten gascognischen Formen , und das Ausgehen
der dritten Personen des Plur, auf -0, das sich in dieser Konsequenz
im Toulousanischen wiederzufinden scheint (Teulet I 120^). — Es
erübrigt noch kurz auf die au-Yonwen zurückzukommen, mit deren
Erklärung sich Ulrich und P. Meyer in Romania VIIJ 13, Constans
in seinem Essai sur l'histoire du Sous-Dialecte du Rouergue S. iig
Anm. I und Armitage in den Sermons du I2e siecle en proven9.
S. XLI bes<:häftigt haben. Ich bekenne mich zu der Ansicht, dafs
a««, von welchem auszugehen ist, nicht die direkte Fortsetzung von
lat. habent [av'ii) darstellt, sondern dafs das u paragogisch ein-
getreten ist, bevor das n fiel. Dafs eine Form liger an sich schon
in einer Urkunde von ca. 11 60 (Cartulaire de l'abbaye de Conques
en Rouergue ed. Desjardins no. 573) ist nicht auffallend, wenn man
berücksichtigt, dafs der konsequente Schwund des « der Endung sich
z. J. 1178 nachweisen läfst (Teulet I 120^). Die zu erwartenden For-
men auf -aim treten fortwährend in der Liederhandschrift E auf und
auch in den Axizels cassadors ed. Monaci (Studj di filol. rom. fasc. 1 2)
y. 434, 441, 535 u. s. w. Zwei andere Beispiele für Verbreiterung der
Aussprache des a und daraus folgender luitwickelung eines u sind
escaun == Bank (Daurel et Beton ed. P. Meyer Z. 230 und 563) und
San Bauszilii = S. Basili (Teulet III 169''); auch der Name der
Stadt Milkm {Acmilianiim) selbst kann füglich nicht anders erklärt
werden.
* Auf die Können falsea und crea in ilcr Saiicta Afj;ncs ed. Hailsch
(s. v\nui. zu Z. 9:^8) sei hiev liingewieseii.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 473
Zur Lautlehre.
a vielleicht geschwächt aus ou in Danis (510,30); dieselbe Form
im (i. de Rossilho ed. Hofmann V. 2 161.
e für a in Albespina (493,13), inerevelha (496,14); für o\ imiire
(508,11); für ei: apparesser (479,9010.).
i für ei: issimple (482,31), ischil (498,24), ischi/alz {^oo,t^'] — 8),
glia (482,18); paragogisch : benifaiiz (516,22).
0 für e: aompliJa (504,12), domenire qtie [^0'J,\2).
ei für ai : ei (488,27 etc.), farei (507,32), reneguarei (517,4),
venrei (517,5); für unbetontes i\ veiro (500,10) s. Appel, Inedita S. XV,
ie für /: micl (483,32), viel (485,6) s. Meyer-Lübke 1 § 37.
OU für oi: <.w/ö«i'^t7- (496,42), cvwrt/z'.v (5 1 2,34), rö/w/zj-f« (5 15,24).
b gefallen : />(7?/;-^ (507,27).
C gefallen zwischen Vokalen: signifiar (479,22), signifiada
(513,28).
d für r: evodi (509,28).
g (i) für s: s. S, 472; daher vermutlich auch umgekehrt: agreii-
sar (510,31).
h im An- und Inlaute: s. S. 472; im In- und Auslaute für
ch\ escrihas (511,39), dreh (511,42), desiriih (515,19); umgestellt:
Reihn = Rhein (514,23).
1 für Ih: culhir (486,9); für n infolge von Assimilation an das
/ des folgenden Wortes: el la val (481,9), el l\m (482,5), el la
crotz (495,42) u. s. w,, daher wohl auch mifsbräuchlich : el quäl ma-
neira (490,39): umgestellt in Blasen (479,5), Blaseonim (481,6) und
mit n in Galano (501,31)..
n fällt in der Verbalendung -on (s. S. 472) und auch zweimal
in -iaji (Impf.): havia (506,7 u. 8) und in ta (lat. tarn 504,30) ; um-
gestellt mit /: Galano (501,31).
r gefallen: pluros (503,4); umgestellt: prcsona (500,4), esiunnens
(502,10); in drestal (512,11) und airempaiz (511,28) liegt wohl eine
Art Attraktion mit nachfolgender Dissimilation vor.
s für ;-: evosi (491,22; 503,6); dem r assimiliert: Jrrael {^\^,
18); verdoppelt am Anfange: ssaber (479,18), ssenhor (493,25) vgl.
Meyer-Lübke 1 ^ 622, in der Mitte chmsses (497,34), pressonas (494,
T,T,); am Knde: famoss (487,37), heross (487,37), pross (501,18), pess
(512,35) etc.; gefallen: alberios {^()2,2^)) = aiisberes, Z>f//// (5 10,30),
Aquigra (514,15).
t paragogisch m Ret Im (514,23).-'
z puesqiiez (501,9), quez (504,29), ohne dafs das folgende Wort
mit einem Vokale Ijcginnt.
Zur Formenlehre.
Nominalflexion: Es herrscht grofses Schwanken, s. S. 496.
Die Nominativform ist für die Obliciuusform eingetreten: eseultivaires
(Acc. Plur.) (187,24), emperaire (502,31), sah'aire (506.3), senher
(506,10).
474 o. SCHUL ly,
Artikel und Pronomen: Der Artikel la hat einmal bei An-
lehnung den Vokal verloren: iro al sera (502,5).
Tu für tc: de in {488,32), amb tu, sohre tu (507,31 u. ;^;^\ weitere
Belege in den „Psaumes de la penitence" (Rev. d. lang. rom. XIX 227
V. 2;^^ und 35), s. Mahn, Gram. § 447,9.
Adjectivum: Nach Analogie gebildete Femininformen sind
aufser grarida i^^o\,}fi): perdurahla (479,21), ^'.c/azvw/rt^/a (490,39-40),
corbahla (507,22), delhivra (511,24).^ — Beachtenswert ist die Form
fresas: aiguas caudas e fresas (511,28).
Verbum: Von Endungen sind etwa zu merken: i. Sgl. präs.
ind. der ^-Konjugation auf -c: cogite (504,14), cömande (505,20),
cofesse (505,25 u. 36), aguarde (506,7). — i. pl. präs. ind. der a-
Konjugation auf -1?/«: preguem (512,17). — Über au, z^au, fau und
die 3. pl. im Präsens und in den anderen Zeiten s. S. 472. —
2. Sgl. pf. der ^-Konjugation : drei eigentümliche Formen auf -cys:
perdonevs, laissevs, rclaxevs (505,28 u. 30). — Über die Endungen
-a, -as im Konj. Impf. s. S. 46g Anm. i.
Verba der -/';- Konjugation zeigen im Konj. Impf, die durch g
erweiterten Formen: obesigut'sso (498,28), guarnigucs (505,10) u. s. w.
vgl. Constans, Essai sur l'histoire du Sous-Dialecte du Rouergue
S, 109 und 1 19.
Zu den in Mahns Grammatik verzeichneten Verbal formen sind
noch folgende nachzutragen :
apparesser (479,9 u. a.) : 3. pl. präs. ind. apparesso (484,9).
cazer : 3. Sgl. präs. ind. ca (481,40).
desiruire : ^. Sgl. pf. deslruiz (481,29), destruhz (516,36); imp.
deitrus (515,20).
dire : i. Sgl. pf. di7i (507,8); 3. Sgl. pf. di/z (507,20).
do/er : I. Sgl. präs. ind. do/e (504,19).
f rauher : 3, Sgl. conj. \xa\^{. friuihses (494,7).
iazer : 3. Sgl. präs. ind. ia (480,37).
metre : 3. Sgl. pf, metz (481,35 ; 482,40).
meure (508,1 1).
morir :i.sgl. präs. ind. /«ö/t? (507,31); part. pf. //w/-// (492,28).
oppremer : part. pf. oppressut (479,14).
saber : i. sgl. präs. ind. sa (507,10).
socorrer : 3. Sgl. cond. socorrria (515,9 Anm. 1).
vezer : i. Sgl. präs. ind. vclz (507,30).
Zur Syntax und zum Stil.
Über den Fortfall des Artikels s. S. 470. — Kigentümlich
gebraucht ist derselbe in dels S. Facundi e Primitivi martirs (483,
27-8). — Mit determinativer Kraft findet er sich in basio deh que no
au paire ni mairc (507,26). P)artsch lial auf eini^ Stelle aus denn
„(nisenhamcn de l'escudier" hingewiesen (Denkmäler S. 327 zu
111,6) und bemerkt, dafs der Artikel in tlieser P.edeutung erst bei
DER PROV. rSEUDO-TUKPIN. 475
Späteren vorkommt. Das ist richtig, wenn er nur den Fall meint,
wo ein Relativsatz folgt. In dieser Verwendung, die tlem Neu-
provenzalischen und Spanischen so geläufig ist, begegnet er meines
Wissens nur noch im provenz. Lucidarius, worauf Appel aufmerk-
sam gemacht hat (s. Ztschr. XIll 231). An derselben Stelle aber
führt Bartsch aus dem „ensenhamen de la donzela" noch einen Beleg
an mit folgendem Genitiv (Frov. Lesebuch 147,64). Für diesen im
Altfranzüsischeu so gewöhnlichen Gebrauch lassen si<:h zahlreichere
l>eispic>le beibringen und zwar aus weit früherer Zeit, s. v. Eisner,
Form und Verwendung des Personalpronomens im Altprov, S. 45 ;
ja es scheint als ob schon Marcabruu den Artikel so verwendet
habe: in dem unedierten Liede 293,34 heifst es im Geleite vay
/Vm en Urgel ses falhir, — t' sias del 7;ers dcspkyans — an de Cah-
reyra que-l remir (Hs. R), wo vermutlich au (= al) für an zu lesen
ist. Im Neufranzösischen ist bekanntlich weder das eine noch das
andere möglich , doch wird vereinzelt der Artikel noch so stark
betont, dafs er wenigstens demonstrative Kraft gewinnt: de la sorle.
Verbum. Das Partie. Perf. erscheint nur dann regelmälsig
mit dem Objekte in Übereinstimmung gesetzt, wenn dieses ein ver-
bundenes Fürwort ist: Vei sosmeia (488,28-9); no Vau possesida (488,
38); la ciotat la quäl avia bastit de recap e Vavia guarnida antra
veguada (488,12); qiiafi l'ac (Hs. lo ac) gitada de la guayna (503,
39). — Singular des Verbs bei Subjekt im Plural scheint
vorzuliegen in eis fo morlz ha la fi (502,26 u. Anm. i) und in los
divinals officis fo ce lehr atz (512,5).
Präpositionen. Mehrere Präpositionen treten zusammen :
tro ha(?) en Galicia (478,8); vas ha Aixsgra (482,46); emperatnor de
(483,1); en d'aquetz (500,30-1). — De in partitivem Sinne: va aiostar
de gens senes nonibre (484,35); eigentümlich in quantas de veguadas
(504,7) und mainhs d'autres (507,7). Nach mehreren Tausenden
m in
wird de bald gesetzt, bald nicht : X// d'onsas d'argen e XII besans
m
d'aur (510,29); XII onsas d'argen (514,8).
Von bemerkenswerten Einzelnheiten seien gleich hier angeführt
der pleonastische Gebrauch des Possessi vums: dels quats cl
ha bastit lors gleyas (514,35), s. Bartsch, Denkmäler S. 321 zu 37,9.
— Verwendung des Gonditioiialis für das Imjierfectum:
Ih'autre los porlavo trcr que poyrio (509,11). — Tenipuswi-chsel:
SOS fraire va venir c fetz Ihi signe (505,4); hieii vi un aiitr, . . ., e
vauc Ihi demandar (513,32). — Das i^art ici|)i inn Pertecti in
zweimaliger Übereinstimmung mit zwei SubjoktcMi ver-
schiedenen Geschlechts: lo pes e la ma, acostumada e acostumatz
a cviblar, n\s trencada e trematz (504,12). Ein inneres Objekt scheint
vorzuliegen in va ferir la pcira del marmc trcs cops (504,20),
falls nicht doch das Lateinische cingi-wirkt hat {percussit lapidem
trino ictu).
W'ortstell u ng. Folgende Beispii-Ie für die besondere Stellung
einzelni T WT^ter, oliuir dafs ein lünlhils des lat. Textes vorzuliegen
47 6 O. SCHULTZ,
scheint: en aquella maneira meieissa (513,36). — e fa bes auires
(514,33), s. Appel, Inedita S. XXVII. — amb sa Company a iota (515,
2g). — senes batalha alcuna (481,7). — roina rei (493,15). —
sciensa que cnsenha be e drechureiramc7i Jia cantar (512,4). —
sciensa que esscnha dreh a escrirc (511,42). — tl aparelhel ?not be
ä'aiguas caiidas e fresas airempaiz bayns (511,28) ist dagegen ver-
mutlich ein Latinismus.
Zusammengehörige Worter werden getrennt, sei es a) Per-
sonen- und Sachnamen von ihrer näheren Bestimmung: . . . e en
(Hs. es) fortuna semblans de viort ha Saul e ha Jonathe (507,24).
Altii denandih mam- de Cordiiba (492,6), oder b) koordinierte Wörter
von einander: el fo de noble linha/ge e ansia (506,28). plus noble en
gestas que autre e en linhaige (506,29). lo gra del blat mori en terra
c poirit (496,10). aquesta sciensa ret home be parlan e belameji (512,
27). un cävalher (Acc.) . . lo trencava e'l caval (500,20) etc. Über
das Hyperbaton hat Appel (Inedita S. XXVII ff.) in sehr guter Weise
gehandelt.
Verwandschaft mit Obigem zeigt die Erscheinung, nach welcher
ein Wort nachträglich eine nähere Ausführung oder auch nur
stärkere Betonung erfährt: d'a/sso eis se vierevilhero /oritne?i del
miracle que Dieus lor avia /ah (484,6) .... que tenio en lor mas
iempes casqus {^gy,22). resiituic (Particip.) que ac toias causas ha
la dicha gleya (517,8). la 7>iori no' l poc anc teuer aissei (496,20). de
boca ho cofesse aisso (505,36).
Wenn umgekehrt ein hinlänglich deutlich gekennzeichnetes
Objekt vorangeht, so wird es, noch, durch das verbundene Für-
wort aufgenommen: S. Jacme aissela sees . . . la guarni (499,
31). que SOS cadeletz . . . los fa tornar vius (496,13). quar
aissela lo princeps dels apostols . . la dediquet e la sag ret (499,
26). que un cävalher (Acc.) . . lo trencava e'l caval (500,20), ohne
dafs, wie es im Neufranzösischen der Fall ist, ein Hauptsatz er-
forderlich wäre und ein Subjekt zwischen das Objekt und das Pro-
nomen zu treten brauchte. — Ein Beispiel zeugt aber noch von
einem anderen Verfahren: e los autres que no se volgro bateiar e el
aussis (480,15) statt des zu erwartenden el los dussis. Dieses <?, für
dessen sonstige Verwendung im Nachsatze unser Text zahlreiche
Beispiele bietet, vermag ich nur so zu erklären, dafs der voraus-
geschickte Accusativ gleichsam einen Nebensatz vertritt; von hier aus
vermutlich gelangte der Übersetzer vermittelst Übertragung zu den
sonderbaren Gebilden: e amb aquels e el venc (484,40). e per tres vetz
e el ditz (506,3); auch die Stelle: si la on an laissat los pecatz e
pues hi torno (489,35) dürfte hierher gehören.
Satzverbindung. Die Verknüpfung von Hauptsätzen durch
e ist so beliebt, dafs sie auch da vereinzelt eintritt, wo eine ganz
andere Konjunktion vonnölen ist: el era Ihivres de Iota Servitut, e
lo rei ho avia comandat (511,21) (lat. rege praecipiente). ■ — • Was frei-
lich Nebensätze betrifft, so werden Relativsätze, welche von dem-
selben Beziehungsworte abhängig sind, oft unverbunden neben ein-
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 477
ander gestellt: Mahumet, lo quäl fo messatge de Dieu e fo per Dieti
trames ha eis, del quäl eis tenio los sieus conwmdamens (489,1). La
gli'eta de S. Roma, la quäl el avia bastit cn sa vida, on avia esiablitz
caiW7iges (509,25). Tolz aquels que ero sers que dario aqueiz .IUI.
dcnicrs (511,6). Galtcia oti lo cors de S. Jacme era sebelhüz, on no
era conoguiz adotic (479,5), falls nicht vielmehr in dem letzten Bei-
spiele ein Abhängigkeitsverhältnis der beiden Sätze unter einander
vorliegt, und das zweite on anstatt eines zu erwartenden que aus
einer A.rt Attraktion zu erklären ist, s. Appel, Inedita S. XXXI. Man
kann Obiges kaum als eigentliches Asyndeton bezeichnen, da eine be-
sondere Wirkung damit nicht beabsichtigt wird , vielmehr scheint
dieses Verfahren seinen Grund in einer gewissen Abneigung der
alten Sprache gegen die Verknüpfung von parallelen Relativsätzen
zu haben, die ja denn auch so häufig zum Aufgeben der relativi-
schen Konstruktion führt; eher erscheint rhetorisch gefärbt: o es-
paza tresbela e tot iorii lusens, de la quäl la longuesa e Vainplesa so
covenables, la quäl atressi es fortz . . (503,40). Zu unterscheiden
davon ist natürlich der Fall , wo ein Relativsatz an den anderen
angehängt wird: aqui jotz un albre dreh, que era Costa ima pcira
de manne, que era aqui tota drecha en un prat sobrebel , que era
Ronsasvals, el se pauset (503,33); dies ist stilistisches Ungeschick, s.
S. 471, und in der neueren Sprache nur gestattet, wenn damit eine
komische Wirkung erzielt wird , wie in der bekannten Stelle mit
sechsmaligem qui bei Voltaire, Candida Chap. IV.
Zwei Nebensätze, von denen der eine bedingend, der andere
temporal ist, treten vor den Hauptsatz: si alqus planeira?nen sap
aquesta sciensa , demanteneyi que ve una torr ho un 7nur . . . . , leic
conous quantas peiras hi ha (512,43). Si alqus se conous pleneiramen
cfi aquesta sciensa, si vol anar ondacom ho vol far alqttna causa,
el conoussera si li deu bes venir ho mal (513,6). — Bei Neben-
sätzen jedoch , welche unter einander in einem Abhängigkeits-
verhältnisse stehen, tritt — ungleich dem altfranzösis'chen Gebrauche
(Tobler, Vermischte Beiträge S. 107) — schon häufig der unter-
geordnete Satz gleich hinter die Konjunktion des übergeordneten
Nebensatzes, doch wird dann die letztere wiederholt: e dih que,
si el sen anava anib el e Ihi mostrava Marsiri, que el lo laissaria
anar (503,9). Hieu vauc aiurar aqtiest . . que, quan lornario de la,
que parles amb mi (513,34)- E va comandar . . que, si tan era que
el niorigues, que de mantenen me faies a saber la mort (5I4>3)- ^^^^
empero, cossi^, quan el ac Ihivrat la terra de Gualicia, den hont veire
cossi d' Espanha s'en tornet en Fransa (501,5).
Von stilistischen Eigentümlich keilen sind anzumerken:
die Verbindung von mut mit vestir: mot e noblamen vestida (480,7),
falls nicht der Schreiber ein be hinter mot ausgelassen hat , und
' Das unfjcbülirliclie Vcirantielen \u\\ cos.^i vor das ic;^icit'mle Vcrlxuu
rührt wahrsclicinlirli von doin lat. ijuemitdiiiodmii lur welches an ilcr Spitze
des Salzes steht.
478 O. SCHULTZ,
die Hinzufügung des ersten Wortes in quaii rtiot soven (504,8).
x\syndeton: un basto lonc, retors (4g3>4i). — Alli Iteration: sas
e sah (497,7). — Chiastische Stellung von Satzgliedern: aqiiel
que a la fava fa e7nenrar lo guorgolho e'l vcrm a Paj-bre (Hs. el)
(495,31). 31as cojjia los cors cantesso plus aiä e plus aut anesso (507,
3). — Etymologische Figur in weiterem Sinne: morigro ha
mala mort (492,14); de quäl mort es morlz (507,10); murrau de inort
perdurahla (502,38); la senlura avib la quäl el se senzia (500,14); se
penedo per penede7isa (505,27); foro etiojihs de onguens (509,20). Über
„Etymologische Figuren im Romanischen" handelt Leiffholdt in
wenig übersichtlicher und für das Provenzalische nicht ausreichender
Weise. — Prägnanz — die Stilisten haben keinen besonderen
Terminus dafür — in drei Beispielen , von denen der Über-
setzer die letzten beiden freilich schon in seiner Vorlage fand: 0
coJHS dels comtes (507,29); tresforlz dels forlz (507,25); aguda de las
agudas (504,15). Diese Figur begegnet schon bei den griechischen
Tragikern z. B. aggr^r äggr/tcov — xccxa xaxcör, s. Oedipus rex
ed. Schneidewin V. 465 u. Anm., und ist auch der neueren franzö-
sischen Sprache nicht fremd z. B. la plus belle des helles bei A. Ch6nier
nier ed. Becq de Fouquieres^ S. 53; deesse des deesses id. 3 S. 136 ; fai
eu horriblement conscience du neant des neanls , de la poussiere des
poussih'cs bei P. Loti, Le roman d'un enfant S. 2;^,.
[fol. 6Va] Aissi de iotz s'ensec de la ystoria de S. Turpi, arcivesque de
Rems, facha del famos roy Karle magne, (\iie recomta cossi el aquiri
Espanha e Galelia ' e las ostet als Serrazis. Mas prumeiramen ditz
I. Cossi S. Jacine apostol apparec al dih- Karle.
5 Lo glorios S. Jacme , apostol de Crist , am los autres dissipols de
Dieu anan ^er diversas partidas del mon anet prumeiramen en Galecia
prd'dicar ; e fo mort p^r Herode vas Jerusalem, e d'aqui fo portatz lo sieu
cors per 3 la mar tro ha* en Galicia, la quäl terra estet occupada pels
Serrazis, troqwe venc Karle magne emperaire, rey dels Romas e dels Gals
IG e dels Alamans e de maiuhtas autras gens. Aqwest Karle aqweri amb
grans trebalhs mainhs regnes, so es a dire An- [f. 6 V^] glia e Gallia e
Alamanha e Baioria e Lothari«giaw e Bergonha e Ytalia e Britanha, e
totas las autras regios e las ciotalz (\ue so de la una mar ixo(\tte ha
l'autra per l'aiutori de Dieu sosmes a si ; per lo i\iia\ trebalh el fo si
' IIs. galetiaua.
- P. Meyer l. c. schreibt unrichtig dit.
^ P. Meyer schreibt a/ das p ist allerdings sclir undeutlich, aber a an-
zunehmen verbietet schon der Sinn.
■* Das u kann nur erraten werden, da ein grnfser Teil verwischt ist;
auch en ist undeutlich.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 479
lass e fatiguatz que plus no volc acomensar batalha , c pre'pauiet
que se repauses ; mas de contenen el va aguardar el cel c va veire una
via d'estelas que acomensava des la mar de Frisia e anava s'en entre
Ytalia e Gallia e Aquitania e passava tot dreh pt-;- Guasconha e per
5 Blasca e Navarra e Espanha anan tot dreh en Galicia , on lo cors de
S. Jacme era sebelhitz, on no era conogutz adonc. E quan Karle agues
aguardat soven aquesta via per mainhtas nuotz, acomenset a cogitar en
se meteis que aisso poiria signifiar; e quan pewssava aisso amb gran
estudi, una causa Ihi va apparesser una nuech, que avia si bela e resplan-
10 den fatz que dire no's pot, e ditz Ihi enaissi : „ho filh, e' que fas, filh
mieu? Mas Karle lo va enttvroguar qui era, e adonc aqwifla causa ditz
que S. Jacme era apostol, filh de Zebedeu e fraire de Johan evvangelista,
lo qua\ nostre senhe Dieu per la sua gracia avia mes en la mar de Galilej'a
per Herode amb glay, e lo sieu cors era en Galicia oppr^ssutz per los Sar-
15 razis laiamen, e no era aqwz enqwc'ra conogutz; e ditz Ihi que outra tota
maneira se merevelhava per que el no avia delhivrat la sua t<?rra dels
Serrazis, e - avia aq?;^rit tans reaumes e tans regios e ciotatz. E aprop
Sainli Jacme Ihi va far a ssaber que aissi quon Dieu lo avia fah plus
poderos de totz autres en regnes td'/-renals , aissi Dieus lo avia elegit a
20 pr^parar lo sieu cami e ha delhivrar la sua ierra. de las mas dels Moa-
bitas, e pues Ihi daria corona de p^rdurabla retributio. E aprop S. Jacme
Uli va dire que la via que el avia vist soven el cel signifiava aisso ■ que
el amb gran ost des aquel luec troqz^^ en Gualicia devia anar per ba-
talhar la gen payana e no fiel , e per delhivrar lo sieu cami e la sua
25 XerriL, e ha vesitar la sua glieia e lo sieu sepulcre ; e ditz plus a Karle
que tuh los pobles des la una mar tro ha l'autra anario p^-regrinan aqta
on era lo sieu cors, e obten-[f. yRaJrio endulgensa de lors pecatz e
recomdario las lauzors de Dieu e las suas v^rtutz. E aprop el Ihi ditz
que anes la on plus leu poiria, quar el Ihi siria aiudador en totas causas
30 e per totz sos trebails el Ihi empetraria corona sus el cel de nostre sen-
hor, e que lo sieu nom seria en lausor tro al darrier iorn d'aqw^st mon ;
e per aqt/<?sta maneira S. Jacme apparec a Karle magne tres veguadas.
E en aprop, aisso augit, Karle fo alegres de la p^rmissio que S. Jacme
Ihi avia fah e aiostet mainhtas ostz e anet amb elas en Espanha per
35 combatre aqw^-las gens que ero aqui no fiels.
II. Dels murs de Pampalona que cazegro per lor meteiss.
La prumeira ciotat que Karle denandih assetiet fo Pampalona , on
el tenc lo seti costa la dicha ciotat per l'espasi de tres mes, e quan el
vi que no la podia penre, q«ar era de murs motz forlz environada, adonc
40 el fetz pregueira ha nostre senhör e ditz: „Scnher Dieu Jesu Crzsl per
la fe del quäl hieu so vengutz en aqw^stas parlidas per batalhar los non
fiels, tu me laissa penre aquesta ciolat ha l'onor del tieu nom"; e pues
ditz : „O Sainh Jacme, si vertatz es que tu me sias apparegutz, tu la me
laissa penre." E aprop quan ac dih aisso, Dieu p<f/-meten e S. Jacme
' Ü&er das die Frage einleitende el s. A. Schulze, Der alt/ranz, direkte
Fragesatz S. yiff-
■■* e = und doch.
480 O. SCHULTZ,
oran, los murs de la ciotat vau cazer troqtee hal fons per lor meteiss; e
adonc los Serrazis que se volgro bateiar Karle salvet, e los autres aussis
amb glagi. E quan los Sanasis agro augit aqz^^st miracle, piies, en quäl
que pari que Karies anes, los Sarrasis Ihi portavo honor e rev^frencia
5 e Ihi trametio traliut e 1 hi redio las ciotatz si que la terra tota llii redet
traluit. Pues la gen dels Serrazis se merevelhava,- quan vesia la gen galli-
cana, la quäl era mot e noblamen vestida' e avia mot belas caras si que
la recebio amb honor e pagiblamen, tot arnes pauiat apart. E aprop
Karle vesitet lo sepulcre de S. Jacme e anet pues ha luoc apelat Petro-
10 nuw, e aqui en la mar el fiq«<?t sa lansa, e aqui el fetz gracias ha Dien
que lo avia laissat venir tro haqui, jaciaisso qi/e plus no pogues anar ha
avan ; e los Galecias que aprop la pr^dicatio de S. Jacme e de sos dissi-
pols s'ero perverüt ha la fe dels paguas, aqw^ls que no ero bateiatz el
les ba [f. 7Rt>]teiar, qwan lo req^/^rio, per la ma del arcivesq?^^' Turpi e
15 los autres que no se volgro bateiar e el aussis totz amb glasi ho los^ mes
en carser, e pues el anet per tota Espanha de la una mar troque ha
l'autra.
111. Dels noms de las ciotatz d' Espanha las quäl s Karle aqueri.
Las ciotatz e las maiors vilas las q//rtls adonc Karle aqueii en Ga-
licia so aissi vulgarmf« apeladas: Visumia, Lametuw, Dumia, Coluw/bria,
20 Lucu//;, Aureianas, Yria. Tuda, Mindonia, Brachara metropolis, Civitas
S. Marie, Wimarama, Crunia, Compostella, iaciaisso adonc fos pauca.
Aprop aq//^ri aqz<e'stas ciotatz e vilas en Yspauha: Auchala, Codellaiar,
Talamanca, Ureda, Ulmas, Canalias, Madrica, Maqz^cda, S. Eiilalia, Cala-
varia qzte es mot fertil t<^/ra, Medmacelun que es ciotat mot nobla, Ber-
25 langa, Osma, Segu«tia, Secobia que es mot grans, Aiulla, Salamanca, Sepni-
vilegia, Toletum, Kalatrava, Badaioth, Turgel, Talavera, Godiana, Einerita,
Altamora, Palentia, Lucerna, Ventosa, queen autra maneira es dicha Kartesa,
e es en la vert val ho en en viridi valle, Caparra, Austurga, Ovetum,
Legio, Karrionem, Burgas, Nageras, Kalagurria, Urantia qtie en autra ma-
30 neira es dicha Arcus, Stella, Kalathaus, Miracula, Tutela, Sarragotia, la
qua\ es dicha Cesar Augusta, Pawpilonia, Baiona, Jacha, Osqua el la quäl
sol aver .Ixxx. tors, Tarracona, Barbastra, Roras. Urgelluw, Elva, Gerunda,
ßartinona, Terragona, Lerida, Tortosa que es mot fortz castels Aurelie que
es mot fort castel, Karbona que es mot fort castel, Algati qz/t:' es ciotat, Adama,
35 Yspalida, Burriane Ora. Qulante ciotatz, Ubeda, Baetia, Petroissa, en la qua\
es faitz argen mot ti, Valentia, Denia, Saliva, Granada, Sibilia, Corduba,
Abula, Accinlina, en la qual ia S. Torquaius cofessor de C/7st e sirven
de S. Jacme, e el sepulcre d'aqwfst Sa/ik l'albre apelat oliver per lo mi-
racle de Dieu va naisser, e a tot2 ans geta fruhs madurs en la festa
40 d' aquesl Sanh eis ydus del meys de may, Bisertum qtce es ciotat
en la qual [f. 7 V"] demoro alqus cavalhers apelatz Arabites ho Arabiencs
mot fort homes, Maiores Insulae, Bugia que es ciotat, que de costuma
deu aver rei, Agabiba insula, Coran que es ciotat en Barbaria, Meloida,
Evitia, Formenteria, Alcoror, Almaria, Moneta, Gilbataria, Kartago, Septa
* „reich und vornehm gekleidet" (P), s. i>. 478. - Hs. lo.
^ Gemeint ist Emerita.
DER PROV. PSEUßO-TURPIN. 48 I
que es eis distrects d'Espanha, on es un passamen de mar mot estreh, e
Gesir e Tharuph e bieumen Iotas las Uvras d'Espanha lo dih Karle
aqueii, so es saber la terra, de Alandaluf e la terra de Portugual c la
terra, dels Senasis e la terra Vardoriim c la Uvra de Caslela e la terra
5 Maurorit//! c la Uvra Navarrori/z/i e la terra Alavarum e la terra Bis-
cayarum c la ttvra \i\ascoriiiii e la terra VaVargoruni.
K acj?/c'slas denandichas ciotal/ Karle aqiicri senes halalha alcuiia ',
e las antras aq«6'ri amb gran balallia c amb gran art, exceptat la ciolat
denandicha apelada Lnci-; na <:\iie es el la val vert, la cjual no pouc j^enre
10 tro<.\ue tot cn dnrrier; c tot en darrier el anet a aq«<?sta ciotat dicha Ln-
cerna e va la asseliar e tenc aqui son seil qj/ais yter .un. mes e aprop
el fetz pri-gueira ha Dieu e lia S. Jacmc, e aisso fah, los murs (\ue ero
torn a<\ue^ta ciotat vau ca/er p^/- lor nieteiss , e troqi^i? hneu aq//t?sta
ciotat, Ats(\ue fo prcia, ha cstat descrla ; e el miech d'aqtie^ta ciotat
15 d'aventura fo faitz un gran gorc el lo- quäl grans peissos negres so pres.
Empero alqunas ciotatz de las denandichas ciotatz alqus autres reis
ditz Galli e alqus emp^^-adors d'Alamanha preiro e aquer'uo, denan q}4e
Karle magne vengues, las quäl?, foro pues dels payas, tro<\ue Karle venc
que las aqw^ri de recap. E aprop la mort de Karle magne manhs reis
20 et pr/nceps batalhero contrii los Serrasis cn Yspanha , e fo lo prumier
Clodoveus que fo prumier rci de Fransa crestias e QXotar'uis, Dagobertus,
Pupinus, Karolus martellus, Karolus calvus, Ludovic«^- e Karolus magnus;
aquet/. en parlida aquerigro" Espanha e en parlida la laissero, mas Karle
magne tota Yspanha en so lems* aq/^t-ri e subiuguet.
25 Aqw^'tas ciotas que s'enseguo Karle magne amb gian e grcu Ireballi
aqM<?ri e pues las mauditz, per que nuls hom hi habila; la prumcira es
Luc^-rna e l'autra Carpara e l'autra Adama.
[f. 7 Vl>] IV. De la ydola de Mahumet.
Totas las ydolas que Karle magne trobel en Espanha el deslrutz
30 de tot, exceptat la ydola de Mahumet que es en la te?;ra de Alandaluf, e
aqwi?sta ydola es apelada salam Cadis , e lo luoc on es aqw^sta ydo.la es
apelatz Cadis, e ,, salam" en lengua arabienc ho arabica vol dire ,,Dieus";
e digo Ihi Serrasi que aqw^-sta ydola so es a dire Mahumet lo quci\ ilh
colo fo facha pel dih Mahumet dementre qu'el vivia, la quäl el fetz en so
35 nom pröpri, e en aqM<?sta ydola el metz per sa art encantayritz una com-
pania de demonis e dins la sagelet, e es tan fortz que nuls hom la pol
franger; e quan alqus crestias se apropia d'ela , de conteuen ca mortz,
mas can aXqus Sarrasis ven a aqw^sta ydola per p/vguar Mahumet, de con-
lenen el s'en torna totz sas e sals ; c si alqun ausel se pauia sus aq/^e-sla
40 ydola, de contenen ca mort.^
Donc Costa la riba de la mar ha una peira ansiana mot mercvilho-
samen amaistrada per mas de Serrasis , e aq«£'sla peira es pauiada en
t^/ra e detras es largua e cairada e desobre es eslricha e longua , auta
aitan quan en aul un corp pot volar; e sobre aqwc'sta peira la denan-
' I/s. alcunas. ^ I/s. la.
^ Hs. aqrerigro. * Lat. suis lemporibus.
* II s. moiia.
482 O. SCHULTZ,
dicha ydola ho ymaga es pauiada, qud es de auricalco ho d'aur mol fi,
e es contrafacha ha semblansa d'ome e esla en pees tota drecha e te h\
cara vas metz dia, e le iina clau fort behi e gran en sa ma drecha, la
quäl claus, seguon qite digo los Serrasis, caira de la ma d'aq?Yi?sta yma-
5 gina el l'an que venia un lei de Gallia ho de Fransa qzte tota Yspanha
subiuguara tot en darrier als crestias, e desse que los Serrasis veirau
aqz^t?sta clau caire, totas riqueias laissadas, iotz terra, s'en fugirau.
V. De las glieias las quals Karle magne fetz.
De l'aur lo quäl los reys e ■ Is princeps d'Espanha donero ha Karle
10 fo facha la glieia de S. Jacme per lo dih Karle qiie en aqM<?las partidas
demoret per tres ans, e aqui el fetz arcivesqwi?^ e canonges seguon la
regia de S. Ysidori evesque e cofessor, e guarni la de campanas e de pallis
e de libres e d'autres ornamens mot ondradamen; e lo remanen de l'aur e de
l'argen que era sobrat a gran moutesa el gitet d'Espanha, del quäl aur e
15 argen, qt/an s'en fo anatz, el fetz far mainhtas glieias, so es a dire la
glieia de nostra [f. 8R^] dona que es vas ha Aixsgra ho apud Aquis-
granu/«, e la glieia de S. Jacme que es en aque\ meteis luoc, e la glieia
de S. Jacme que es en la ciotat Biterrensiuw '■*, e la glia de S. Jacme qi^e
es a Tholosa, e aqz^ifla que es en Guasconha entre la ciotat que vul-
20 garmen es dicha Axa, e S. Johan de Sordua costa la via de pr<?dicadors,
e la glieia de S. Jacme, qi/e es ha Paris entre lo fluvi de Secana ho
Sayna e'l pueh nostre^, e fet far atressi mainhtas autras abbadias per
lo mon.
VI. De Aygolando rei de Africa.
25 Quan Karle magne fo tornatz in Gallia , un paya rei de Africa
apelat Aygolandus , amb gran ost aqi/^ri la terra d'Espanha e aussis las
guardas que ero laissadas pels crestias pels castels e per ciotatz, las quals
Karle avia aqui laissat, e quan Karle ho saup, e el am gran ost s'en anet
la autra veguada, e era amb el un apelat Milo de Agleris, que era dux
30 de la ost.
VII. De l'issimple de l'almorna del cavalher mort.
Aqw^st issimple aladonc fo a totz mostratz e es contra aq«^ls que
reteno no drechureiramen las almornas dels mortz.
Coma la ost de Karle fossa hospitada a Bayona, ciotat dels Ba-
35 doruw, un cavalher apelat Romaricus fo aqui malaptes troq^^<? ha la mort
si que se cofesset e se penedet e receup lo S. sagramen per la ma del
pr^stre e pues el va dire ha un sieu cozi que lo sieu caval vendes e
l'argen que n'auria dones als clers e als paubres, e quan fo mort lo ca-
valher, aquest cozi ac enveia del caval e va lo vendre finchamen .c. sols,
40 e aq?^^st pretz el metz en maniars e en beures e en vestiduras ; mas em-
pero, quar als mals faitz la venguansa del iutgamen de Dieu es breumen
* yhn Rande: un maioral.
■■* Am Rande: ho de Bezers.
3 s. S. 469.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 483
aparelhada, emp^'z-amor d'aisso, passalz .xxx. iorns, a aquest cozi lo mort
va una nueh apparesser e ditz Ihi: „quar hieu la cauza mia te avia bailat,
per so que als paubres la donessas, sapias que Dieu me a remes e qui
tatz totz mos pecatz, mas quar tu as retengut Talmorna no drechurei-
5 ramen per .xxx. iorns, tu m'as fah estar en pena; mas sapias que del
luoc ifernal don hieu so issitz [f. SRI*] tu intraras dema e hieu serei mes
en paradis." E qiean ac dih aisso , e-1 mort s'en anet, e l'autre remas
mot fort trist; e quan venc lo be mati, el va recomtar per tota la ost so
que Ihi era endevengut, e d'aisso la ost se merevelhet mot; e quan la ost
10 parlava d'aisso, sopdamen ciamors se vau levar el l'aire e rugio ' a ma-
neira de leos e de lops e de vedels, e de mantenen aqucsi cozi qtte era
eutre la ost fo arrapatz pels dyables amb gratis crilz e raubitz, e aprop
la ost a pe e ha caval lo anet qw^-rir per puetz e per vals per .1111. iorns,
que anc no-1 pogro trobar; mas aprop .xii. iorns, coma la ost anes
15 ]5els desertz Navarro;'«/« c Alavarw/«, va trobar lo cors d'aq«<?st mort e
frah sobre una roca que era cn aut sobre la mar per tres leguas e era
lonh de la dicha ciotat per .im. iornadas, e los demonis avion pauiat la
caronha d'aqM(?st en iique\ luoc e l'arma en ifern.
E per so sia manifest a aissels que las almornas dels mn.rtz rcteno
20 no iustamen, que eis serau dampnat p<'/-petualmen.
VIII. De la batalha Sawc/i Faciendi, on las astas ho lansas
vau reverdesir.
En aprop los denanditz Karle c Mylo anero queren per Yspanha
lo dih Aygülanduw, e coma eis lo qw^riguesso amb lor ost subtilmen,
25 vau lo trobar en una t^rra- q^te es dicha de Campis ho dels Camps sobre
lo fluvi que es ditz Ceia en un pla luoc, on avia mot bels pratz, e aqui
pues fo facha per l'aiutori de Karle la glieya mot bela* dels S. Facundi
e Primitiv! martirs, en la quäl so pauiatz los cors dels ditz martirs, e es
aqui facha abadia de monges on ha guanre de be ; mas quan la ost de
30 Karle se apropiet de Aygolandus, aqwc-st Aygolandus va mandar ha Karle
que el era apparelhatz de batalhar seguon son voler .xx. contra .xx. ho
.xl. contra .xl. ho .c. contra .c. ho miel^ contra miel ho .11. contra dos
ho un contra un. En aprop Karle trames .c. cavalhers contra autres .c.
de Aygolandi, mas aqw^ls de Aygolandi que ero Serrasis foro aussitz; e
35 pues Aygolandwi^ en trames autres .c, mas atressi vau morir los Serrasis;
pues Aygolandws en trames .cc. contra .cc. , e desse foro mortz e ero
apelatz Mauri ; aprop tot en darrier Aygolandwj en va trametre "j
contra jj [f. 8Va], e d'aqw^ls de Aygolandus una parlida fo morta e
l'autra s'en fugi.
40 AI tertz iorn Aygolandus secretam^« va gilar sort e conoug que
Karle perdria, e va Ihi mandar qtte lo iorn stguen el faria amb cl batalha
• Vielleicht ist rugic zu lesen = rugit „Uebrüll", vgl. establic (498,24).
- Das a ist nicht mehr zu lesen, da der Rand, auf welchem die Worte
mot bei stehen, beschädigt ist.
^ S. Wilhelm Meyer-Lübke, Grammatik der roman. Spr. /Ol § 37.
Zeitschr. f. roiii. I'liil. XIV. 3I
484 O. SCHULTZ,
pleneira, si se volia, si que Karle llio va autreiar; e adonc foro pr(?sens alqus
crestias que la nuech deuan aquest iorn vau apparelhar lor arnes amb gran estudi
e vau metre lors astas en terra, ficadas denan ]o castel, so es a dire eis pratz
Costa lo dih iluvi, las q7ia\s lo be mati vau trobar d'aventura amb fuolhas to-
5 tatas verdeians, e s.queiz que las trobero foro aquels que l'endema devio esser
martiriaz pi?r la fe de Crist; e d'aisso eis se merevilhero fortmen del miracle
que Dieus lor avia fah, e aprop ilh vau trencar lor astas costa la ierrz, e las
raytz que restero en la t^rra vau gitar brancas a maneira de p^rgua e en-
quera apparesso nqui; e d'aqw^stas astas que foro ficadas en t^rra n'i avia
10 mainhtas que ero quais poiridas*, "per que maiormen fo a totz gran gauh e
gran merevelha e gran p/ofietz ha las armas mas gran detrz'men e damnatge
fo dels cors. Aprop la batalha fo facha aque] iorn de sa e de la, on foro
mortz ■'",• crestias, e lo denanditz dux Milo fo mortz e lo caval de Karle;
e adonc Karle, estans a pe am .j". peonhers de crestias, el mieh dels Serrasis
15 va gitar s'espaza apelada Gaudiosa e aussis mainhs Sarrasis, e quan venc vas
lo vespre d'aqz/i?st iorn, los crestias eis Serrasis s'en tornero en lors castels; mas
l'autre iorn segnen vengro a socors ha Karle .jjj^. de baros mot bos batalha-
dors, e desse que Aygolandus ho saup, e el s'en fugi en las partidas de Le-
giona, e adonc Karle amb sa ost s'en retornet en Gallia.
20 En aqw^sta batalha deu hom saber que fo la salut dels batalhans p^r
Crist, quar enaissi coma los cavalhers de Karle denan la batalha apparelhero
lor arnes p^r batalhar, enaissi nos devem apparelhar nostre arnes, so es assa-
ber bonas vertutz per batalhar contra los pecatz, quar casqus que metra la fc
contra hyretgia ho caritat contra odi ho largueia contra avareia ho humilitat
25 contra erguol ho castetat contra luxuria ho oraio continuada contra te?«ptatio
de dyable ho paubreira contra riqueias ho p^rsev^rensa contra movemen ho
calar contra trop parlar ho obediensa contra [f. 8Vb] coratge carnal, l'asta
d'aytal sera florida al iorn del iutgamen. O quan benaurada sera e florida en
paradis l'arma d'aqMi?l que aura vencut batalhan en t^rra contra los pecatz!
30 E nuls autre sera coronatz si no aquel que drechureiramen aura batalhat en
terra, quar aissi quon los batalhadors de Karle pifr la fe de Crist batalhero,
aissi e nos devem morir per pecatz e vivre p^r vertutz sainhtas en aqw^st
mon, per so que sus en gloria aiam desservit victoria florida. Amen.
IX. De la ciotat d'Agen.
35 Aprop aisso denandih Aygolandus va aiostar de gens senes nombre, so
es assaber Serrasis, Mauros, Moabitas, Ethiopes, Pardos, Affricanos, Persas e
Zexephimuwz rei d'Arabia e Burrabelluw rei de Alexandria e Abituw rei de
Bugia e Opisnu/« rei de Agabia, Fatimuw rei de Barbaria, Aylis rei de Ma-
roth, Aphimorgiuw rey de Mequa , Ebrahim rey de Sibilia e Altumaior de
40 Corduba, e amb aquetz e el venc a la ciotat d'Ageii en Guasconha e pres la,
e d'aqw? el mandet ha Karle que vengues ha el pagiblamen awb petita co?n-
pania de cavalhers e promes Ihi queih daria .IX. cavals cargatz d'aur e d'ar-
gen e d'autras riqw^zas, si solamen anava vas el; e aysso Aygolandus desia
^ Der tat. Text „erant enim illorum multae hastae de lignh fraxineis"
ist missverstanden worden.
DKR PROV. PSEUDO-TUKPIN. 485
per so que-\ conogues e que-\ pogues aussire en balalha, mas Karle cogitel
aisso e amb .J". cavalhers fortz el anet prop d'Agen per .IUI. milhas, e quan
fo aqui, el pres solamen .Ix', cavalhers e los autres .^. laisset aqui rescon-
dudame«, e anet ha un pueh que es prop d'Agen, del quäl pueh hom pot
5 veire la dicha ciotat, e aqui el laisset tota sa gen e mudet de tot sa vesti-
dura e pres ne una viel- e pres un escut ses lansa e mes lo al col de tra-
vers aissi quon es costuma de guarsos^ en batalha e anet enaissi amb un sol
cavalher ha Agen ; e de mantenen a\qus vau issir de la ciotat e vau deman-
dar ha zqueiz quals ero, e ilh vau dire que eis ero messatges de Karle niagne
10 rey que ero trames al rey Aygolan, e qucra foro denan el, ilh Ihi vau dire que Karle
los avia ha el trames e que el venia ha el amb .Ix. cavalhers aissi coma elh Ihi avia
comandat, e dissero Ihi plus que Karle vo[f. gRajlia amb el militar e esser totz
sieus mas que Ihi dones so que Ihi avia promes, e per so el atressi vengues amb
autres .Ix. cavalhers passienmen e parlaria amb el. E adonc Aygolandwj^ se va ar-
15 mar e ditz als messagers que s'en tornesson ha Karle e que Ihi dicesson que
atendes Aygolan ; e Aygolandus ignorava que aqw^l que parlava amb el tos
Karle, mas Karle conoug ben el e enqw^ri devas quäl part la ciotat d'Agen
era plus frevols per penre e adonc el vi los reis que ero en aquela ctotat, e
pues s'en tornet amb sos .Ix. cavalhers los qun\s avia laissat tras ,se e tornet
20 atras amb eis troque hals autres .jj. que avia laissat; mas aprop Aygolandus
los va segre amb -yly cavalhers volens aussirre Karle, mas Karle amb sos
cavalhers conoug aisso e va s'en fugir en Gallia, e aqui Karle va amassar
sobregran ost, e pues amb aquesta granda ost el s'en tornet ha Agen e va
la assetiar e tenc aqui lo seti per .vi. meys, e al .vii. meys el aiostet mae-
25 stres* de peyra e de fusta e de tota autra an apta a penre la dicha ciotat.
Mas Aygolandus, que senti aisso, de la dicha ciotat s'en anet fugir^ per latrinas
e per pertus rescondudamen, e va passar lo fluvi de Guarona que passa costa
dicha ciotat, e enaissi el escapet a'' las mas de Karle. E lo iorn segnen Karle
intret amb gran victoria en la dicha ciotat; e adonc mainhs Sarrasis foro mortz,
30 e mayns autres s'en fugiro pal dih fluvi ; empero .^\ de Serrasis hi foro mort amb
glasi.
X. De la ciotal de Sanxtas, on las astas meiro brancas
e fuolhas.
En aprop Aygolandus va venir ha la ciolat de Sanhxtas que era preia
35 per Serrasis e aqui el demoret amb sa gen, mas Karle Ip va segre e mandet
Ihi que redes la ciotat; mas Aygolandus no la volc redre, mas issi contra el
' Hs. .1"., was nicht richtii,^ sein kann, s. Z. 14.
- = vilem.
'•' Lat. Text: „ut tnos nunciorum tempore belli est.
* Der lat. Text „nptatis iuxta murum petrariis et mangarellis et troiis
et arietibus ceterisque artificiis^' ist offenbar missverstanden worden; der Aus-
druck maestres de peyra = Baumeister kehrt Cap. XXXIl wieder.
^ In der Hs. steht tuich diesen IVorten noch einmal „de la dicha ciotat".
^ Das a glaubte ich einsetzen zu müssen, da ich escapar c. Acc. nicht
nachweisen kann und da das lat. „a Karoli tnanibus evasit" nicht zu dieser
Construction verführen konnte.
3'*
486 O. SCHULTZ,
amb batalha e feiro entre lor aitals covenens que d'aqtiel (\tie auria victoria
fos la ciotat. Mas denan lo iorn d' aqz/^sta batalha, apparelhatz los
castels e las ostz e las companias eis pratz 'que so entre lo castel apelat
Talaburgus e la ciotat que es Costa lo lluvi apelat Charanta , dAqus
5 crestias vau ficar lors astas an ti?rra en pees denan los castels, e quan venc
l'en [f. qR^] dema, illi vau trobar lors astas d'escorsa e de fuolas verdeians e
a.qne\s que las trobero foro aqw^ls que devio penre martiri en la dicha batalha
per la fe de Crist e d'aisso aqwifls dels q^als ero las astas agro gran gauh
e vau culir lors astas e amb elas intrero prumeiramd?;? en batalha e prumiers
10 ferigro e anero aussirre mainhs Sarrazis. La ost d'aqz/^st Aygoland?/j era de
'llll' ' ^° aqw^sta ost lo caval de Karle fo mortz e Karle fo mot estretz, mas
el apelet l'aiutori de Dieu, e per la vertut de Jesu Crist el tornel en sa vi-
guor si que estan ha pe el en va maihns aussirre; mas la ost de Aygoland?<i-,
que vi que no podia sostener la batalha de Karle, s'en va fugir en la ciotat,
15 mas Karle los va segre e environet lors' murs de la dicha ciotat e assetiet la,
exceptat de la part qtte era costa lo lluvi; mas la nuech segnen Aygolandus
amb sa ost s'en commenset a fugir per lo fluvi, mas Karle qt^e conoug aisso
los va ensegre e aussis lo rei Agabie e lo rei Bugie e maynhs autres payas
quais .im. milia.
20 XI. De la fugua de Aygolan e de la ost de Karle magne.
Adonc Aygolandus s'en comenset a fugir e ha passar pels portz de
Cyserca c va venir tro qi/e ha Pawpalona. e d'aqui estan el mandet ha Karle
qi^e aqui l'atendria per ocaizo de batalhar: mas Karle, quan ho ac ausit, s'en
retornet en Gallia, e aprop el va mandar amb grau proveensa sas ostz per
25 batalhar de lonh e de prop, e va mandar per tota Guallia qi/e tuh Ihi sers
que iotz autres senhors ero detengutz en nialas cöstumas, que tuh non obstan
tal s<?rvitut amb lor mainada venguesso a el e serio totz tems delhivres de
tota Servitut, e comandet que no serviguesso a neguna antra gen si no a el
e que venguesso per batalhar amb el en Yspanha la gen no fiel que aqui era, si
ßO que totz aquels que el trobet prees totz los delhivret, e totz los paubres que
trobet fetz rics, e aqz^^ls qz^Vro nutz el vesti, e haq?^^ls qti'evo malvolgut el
fetz lor patz, e totz aquels que ero gitat de lor heretatge totz los relevet
del sieu propri, e totz aqw^ls que ero apres en armas totz los fetz far
cavalhers, e totz a.que\s que el drechureiramen [f. gV»] avia gitat de se
25 el per amor de Dieu^ los tornet a se, e a totz p,?/-donet e fetz enaissi que ene-
mics e amics el acompanhet ha se, per anar en Yspanha; e a totz l'arcives-
que Turpi donava sa benedictio e per la auctoritat de Dieu los absolvia de
lors pecatz^; e per aquesta maneira el va aiostar -xxxilir '^^ cavalhers aprees
en armas, exceptat escudiers e peonhers dels quah no era nombre p^rfeh.
^0 Aq?/^tz que s'enseguo so aqw^ls maiors baros qzte ero amb Karle magne.
Prumeiramen l'arcivesqwi? Turpi, arcivesque de Rems, que per amonestamens
redia lo pobol coratios e fort ha batalhar, e aqw^st arcivesqw^ de sas p/-öprias
' Es ist los zu erwarten; möglicherweise liegt kein Schreibfehler, son-
dern eine Unkorrekt heit vor, vgl. S. 489 Z. 20, dagegen aber S. 496 Afi7n. 4.
2 £)£g Worte von e per bis pecatz stehen am linken beschnittenen Rande;
die unterstrichenen Buchstaben sind von mir ergänzt.
DER PKOV. PSEUDO-TUKPIN. 487
mas amb son arnes batalhava contra lo pobol deb Serrasis alqunas vetz, e
Rotlan dux de la osl^ cowte Cinwomanensis e senhor de Blavi e nebot de
Karle, filh de Milo duc de Angleris, que era natz de Berta seror de Karle
magne, lo quaX era mot bos batalhans e de gran prodomia ples e avia amb
S -'^^ -liu- cavalhers; empero autre Rotlan fo del qua\ nos calarem, qwan es de
presen. En aprop era amb el Olivier, dux atressi de la ost, que era mot ma-
lessios- e ben ensenhatz en batalha e fortz en bratz <\ue era comte de Genova
e filh de RaiV/er^ comte e avia amb se .^™ . cavalhers, e Estullwj coms de
Longres filh de Odo comte amb .^^ cavalhers, e Arastagz« duc dels Bretos
10 amb .yjj- cavalhers, empero amb aqz/^st en A(\ue\ tems era un autre rei en
Bretanha del (\ua\ no es facha aissi avora mensio pleneiram<?«, e Engelerwi-
duc d'Aquitania amb .^jjj. cavalhers; aquetz ero essenhatz mot be en armas
maiormen en arcs e en saietas; el tems d'aqwi?st Engeleri era un autre comte
en Aqwnania, so es a dire en la ciotat Pictaworuw* ho de Peytieus del qwal
I- no es avora a parlar. Aqw^st Engelerz^i- denandih era de Ihinhatge de Guas-
cos e era dux de la ciotat de Aqwnania (\ue es pauiada entre Lemosi e Bu-
rias e Peytieus la (\ua\ l'emperaire Cesar Angusius fetz en aqw<?las encontra-
das prumeiramen e apelet Aq?<nania e sosmes Ihi Burias e Lemosi e Pey-
tieus la qwal l'emperaire Cesar AugusUis fetz en aqwdas encontradas prumei-
20 ramen e apelet Aqw/tania e sosmes Ihi Bur/as e Lemosi e Peytieus e Sanhtas
e Enguolisina amb lors proensas e totz aqueXa pays so apelatz AqMztania ; mas
aqw^'Sta ciotat Aqwüania aprop la mort de Engelri fo vevia de comte, p^r
(\ue fo tornada q/zais nulla, i\tcar Ihi ciotada d'aqz/^sta ciotat foro tuh mortz
[f. 9 Vb ] amb glasi en la val apelada Runtia e no ac aqui pues a\(\us escol-
25 tivaires, e Gaiferw^y rei de Bordeis amb .j"p cavalhers. E amb lo denandih
Karle s'en anero en Yspanha aq«i?ls (\ue s'enseguo : Gelerus, Gelin^j-^, Salo-
mon, cowpanh de Eslulti, Blanduinwj fraire de Rotlan, Gandelboldwi- rey de
Frisia amb .y"j. heronuw^, Obellus coms de la ciotat de Nantas amb .™. he-
heronuw, Arnaut de Bellanda amb ."?. heronuwi, Xaaman duc de Baioaria
,_ amb .™. heronuw, Othgeruj rei de Dacia amb .'^\ heronuWj Lambert pr/nceps
de Buria amb ."J. heronuw. Sapson duc de Berguonha amb .^. heronuw; Co-
stanti p;vfect7/j ho stnher de Roma amb .^. heronuw, Raynaut de Alba-
spina, Gautier de Turnus, Guinelmz/j, Gari duc de Lolharingia amb .■VJj.,Bego,
Alberit de Berguonha, Berart de Nublis, Guinandwi-, EsturmitMj, Tedric«j,
-- Yvoric?/j, Berengari«^, Hato, Ganalonwj, lo q«al fo pues traidor. La ost de
Karle era de ."j. cavalhers que ero tuh de sa t^rra p/-öp/-?a ; e aq«^tz denan-
ditz ero baros famoss e ben apres d'armas, e ero de la gen apelada heross
los qMflls ero plus poderos d'autres e plus fortz, e foro' bos homes vas Dieu
e que mantenio la fe de C/v'st el mon. E aissi (\uoTi nostre senhor Jesuc;v"st
.Q amb SOS dissipols aqueri lo mon, aissi Karle rey de P'ransa e empc-raire dels
Romas amb los denanditz z(\uex\ Yspanha ha la honor de Dieu.
* Hiermit soll das lut. ,,iiux cxercituum^' 7viedergegeben iverden ; s. den-
selben Ausdruck Z. (>.
- Soll das lat. „acerrimus" wiedergeben.
^ Hs. ramer. ^ Hs. pictanorum. •■ Jls. Gclmus.
" Am Rande: una manevra de fjens es t.\ur so apelatz hcros.
' //■,. for.
488 O. SCHULTZ,
Aladonc totas las ostz se vau aiostar en las landas de Bordeis e lenio
sobre terra, en ampleia e en longueia per n ioraadas e de viro hom los au-
sia per l'espasi de .xii. milhas. Aprop Arnaut de Bellanda passet prumeira-
men los portz de Sysera e anet a Pampalona, e desse Estult^j amb sa ost
5 lo anet segre e pues Arastagnus rey e Engelrwj- dux amb lor ostz ensems;
pues venc Gandelboldr/j- rey amb sa ost e Othger?/^ rey e Costanti amb lor
ostz, e totz darier va venir Karle amb Rotlan amb totas las autras ostz, e
vau cobrir tota la t^-rra des lo fluvi de Runa ixoquez al pueh <^ue es lonh de
la dicha ciotat per tres leguas e el la via dels pr^dicadors eis estero .viii-
10 iorns per passar los portz.
Puef Karle mandet ha Aygolan [f. ioR'>] que era en la ciotat (\ue re-
des la ciotat la qita\ avia bastit de recap e l'avia guarnida antra veguada, ho
(\ue issigues contra el en batalha ; mas Aygolan vesens q?/<? el no podia teuer
la ciotat contra Karle va cogitar (\ue plus amava issir contra el en batalha
15 o;iie no fasia morir laiamen en la ciotat, e adonc el mandet ha Karle oj.ie Ihi
dones inducias ho dilacios troqz^^ sa ost fos issida de la ciotat e se fos ap-
parelhada per batalhar e que parles amb el de boca ha boca, (\uax Aygo-
landwj desirava mot fort veire Karle.
XII. De las trevas donadas e de la disputa (\iie fo entre Karle
20 e Aygolan dum.
Mas qwan Karle ac autreiat dilacios ha Ayguolan, Ayguolan va issir
de la ciotat amb sa ost tota e va la laissar costa la ciotat e amb .Ix^. dels
sieus maiors el anet denan la cadeyra de Karle, lo c\iia\ era lonh de sa
ost per una milha ; e adonc la ost de Karle e la ost de Ayguolan ero costa
21: a ciotat en un pla e duravo en longueia e en ampleia per .vi. milhas, e la
via de prd'dicadors devesia l'una e l'autra ost; e adonc Karle va dire ha
Aygolan : ,,tu es Aygolan qw«? m'as tout ma t^rra amb barat, <\uax hieu ei
aqu^A-it per l'aiutori de Dieu la t^rra d'Espanha e de Guasconha e l'ei sos-
meia a crestias e totz los reys d'aqwHa t<?/-ra hieu mes al mieu emperi, mas
-IQ (\uan hieu m'en tornava en Fransa, tu denan los crestias de Dieu has destruh
las mias ciotatz e castels e tota la tfrra as guastat per fuoc e per glasi, per
que hieu mot fort me co;^/plange de tu de presen.'^ Mas de contenen que
Aygolandus conoug la lengua arabienc de Karle, el se va fort merevelhar e
ac gran gauh; Karle parlava enaissi, quar avia apres a parlar lo lenguatge
35 de Serrasis vas la ciotat de Toledo ho de Toleta, on el demoret un petit
quan era ioine. E aprop Aygolan va dire ha Karle: „hieu te prec que tu
me digas per qzie tu has pres la t^rra de nostra gen qtte no t'es deguda per
heretatge, ni tos paire ni tos papz ni tos reirepapx no Tau possesida ; e adonc
Karle va dire que nostre senhor Jesucr/st creaire del cel e de la terra, la
40 gen crestiana avia causit denan totas causas e sobre to [f. loRl'jtas gens
volia que senhoreiesso, e pues ditz Ihi que el avia cov^rtit la gen sua de
Serrasis ha la lei de crestias quan avia pogut ; e adonc Aygolandus va dire
que fort era no digna causa que la gen sua fos sosmeia ha la gen de Karle,
per so quar la ley de Aygolan e de sa gen valia plus que no fagia aquela.
DER PKOV.PSEUDO-TUKPIN. 48g
de Karle ni de sa gen, e ditz Aygolan qw«? eis avio Mahumet, lo qua\ fo messatge de
Dieu e fo per Dieu trames ha eis, del qtia\ eis tenio los sieus* comandamens,
e ditz alressi que aviö los dieus trespoderos que per lo comandamen de Mahu-
met lor fasio a saber las causas qu'ero a venir, los qwals eis colio e per eis
5 vivio c regnhavo. Mas Karle va dire ha Aygolan que en aisso que desia e\
errava, quar el, so es a dire Karle e-ls crestias tenio los mandamens de Dieu,
e Aj'golan e'ls Serazis tenio los comandamenz vas, de^ va home mogutz, e
ditz que Karle e-ls crestias cregio en Dieu lo paire, el filh e el S. Esperit e
aquelz tres azoravo conia un, mas Aygolan e la sua gen cregia als simulacres
10 dels dyables e los azorava, e ditz que las armas dels crestias per la fe que
tenio aprop lor mort hanario a paradis e ha vida perdurabla, mas las lor
anario en ifern per que era manifest que la ley dels crestias valia plus que
no fagia dels Serrazis, e quar los Serrasis no reconoussio lo creador de totas
cauzas ni conousser no lo volio, per so no devio aver dreh ni heretatge en
15 cel ni en terra, mas la lor partida e lor possessio seria amb lo dyable e amb
lor dieu Mahumet; e per so el ditz ha Aygolan que el preies baptisme e
sa gen, e vivrio, ho si que no, que venguesso en batalha contra el e morrio
lazamen, mas Aygolandus ditz que nuls tems fos aquo que el preies baptisme
e negues son dieu Mahumet trespoderos, e ditz ha Karle (\iie el pugnaria
20 contra el e la sua gen amb aytal covenen que, si la lor ley dels Serrasis pla-
gia may a Dieu, que la lor q?<i? el \tx\quesio, e si la lor valia plus, que los
crestias venqM<?sso los Serrasis e (\ue als vencutz tro al darrier iorn del mon
fos tostems vitup^H e als vensens fos laus e exaltatio p^rdurabla ; pues Aygo-
landwj ditz que, si la sua gen era vencuda, que el se bateiaria, si remania
25 vius, e tot aisso fo autreiat de sa e de la. [f. 10 V'»] E de contenen foro
elegit .XX. cavalhers crestias contra .xx. Serrasis el camp de la batalha, e aco-
mensero a batalhar amb los denanditz covenens, mas tuh Ihi Serrasi finalmen
foro mort; e pues .xl. foro trames contra .xl., e-ls Serrasis vau morir; pues
foro trames .c. contra .c. , mas Ihi Serrazi foro tuh mort; pues de recap foro
30 trames .c. contra .c, mas los crestias s'en vau fugir de contenen per que foro
aussitz, mas per so s'en fugiro quar cregio esser mortz e per so per^uro la
Corona de martiri, quar sels que per la fe de Crzst volö batalhar e neguna
maneira no devo fugir ni tornar areires ; e enaissi coma aquevi foro mortz,
quar s'en fugiro, aissi Ihi fiel crestia que devo batalhar foitmen contra los
35 pecatz, si la on an laissat los pecatz e pues hi lorno, eis moro eis pecatz
laiamen; mas si contra los pecatz ilh batalho fortmen, ilh aussiso leugeiramen
lors enemics, so es a ssaber los dyables que aministro los pecatz, e l'apostol
ditz que no sera coronatz si no aque\ que leyalmen aura batalhat contra los
pecatz. E en aprop foro trames de sa e de la .cc. contra .cc, mas Ihi .cc.
4<-' dels Serrasis foro tuh mort, pues .m. contra .m., mas los Serrasis foro aussitz;
e adonc de l'una e de l'autra partida foro donadas trevas, e aprop Aygolan-
d«j anet parlar ha Karle e afermet que la ley dels crestias era melhor que
no era aqw^la dels Serrasis e va prometre ha Karle que l'endema el e sa gen
penria baptisme; e pues Aygoland/<j s'en tornct ha sa gen e ditz als reys e
UIIH
' Hs. sieu. - JJie Hs. hat de , so dass man versucht wäre devas
zu schreiben, allein das Lat. lautet: „vos vani hominis vaua precepta tenetis."
490 O. SCHULTZ,
ha SOS inaiors que el volia esser bateiatz e comandct a tota sa gen qz/e' se
bateiesso, e alqus autreiero ho e silqtts no.
XIII. Dels ordres que ero el covit de Karle e dels paubres
pels quals Aygoland/o- pres escandol e refudet esser bateiat.
r L'endema, donadas trevas d'anar e de retornar, Aygolandwj va venir ha
Karle per ocaizo de bateiar e va trobar Karle ha taula que maniava e vi
Costa el mainhtas taulas on maniavo alqus vestitz en habit de cavalher e al-
qus autres vestitz de habit de morgue e alqus autres canonges vestitz amb
albas blancas e autres en habit de clers qne ero vestitz de div^rsas raubas
lO [f. 10 V']; e aprop Aygolan va ent^'rroguar Karle de casqun ordre quals gens
era, al quäl Karle va respondre e ditz Ihi que aqz/^ls que vesia amb beretz
d'una color aqz^d-ls ero evesqz/(?s e p/vstres de la ley crestiana que lor exponio
los comandamens de la ley e los absolvio dels pecatz e lor donavo la bene-
dictio de Dieu e aqz^^ls que ero vestitz de negre aquels ero monges e abatz
15 sainhs que preguavo totz iorns la inaiestat de Dieu per lor, e-ls autres qti'ero
vestutz de abit blanc ero canonges reglars que teno atressi sanhta vida e de-
sio per lor messas e matinas e autras horas. En aprop Aygolan va veire a
part xm.i paures vestitz de caitius habit, que sesio en t^rra manians senes
taula e toalha e avio petit a maniar e petit a beure, e adonc Aygolan va
TQ ent^rrogar Karle quals gens ero aqz/^ls, al q;/al Karle ditz qtie aqz^^ls ero
gens de Dieu e messatges de Jesucrist los q^^als iotz lo nombre dels xlll."
apostols de Dieu el casqun iorn paissia ; e adonc Aygolan respos que aqw^ls
que ero costa Karle ero de Karle e ero ben aventuratz en beure, en maniar
e en vestiduras, mas pues Aygolandus ditz per que aqwi?ls^ que ero de Dieu
TT e messatges de Jesuc;/st murio de fam e ero mal vestitz e ero mal menat e
loinh mes de l'us, e pues el ditz que mal s^rvia a so senhor quz enaissi
recebia sos messatges e gran verguonia fagia a son Dieu qui servia enaissi a sos
familiars, e pues ditz ha Karle que la ley quel desia esser bona avoras
mostrava qtie fos falsa e va ponre comnhat d'el e tcrnet s'en als sieus amb
escandol e no-s volc^ bateiar, e l'endema el va mandar batalha ha Karle; e
adonc Karle va cogitar que pev los paubres los qwals el avia vist mal traclar
que per so no s'era volgutz bateiar, e aprop Karle noiric diligenmen totz los
paubres que poc amassar en sa ost e los vesti sobrebe e lor donet pro a ma-
niar e ha beure.
■,- E deu hom pessar e entendre quan gran pecat fa tot/, crestias que no
aiuda e no val als paubres diligenmen, quav si Karle a pt'rdut lo rei ques
devia bateiar e sa gen per so quar el no pesset be dels paures, que sera
d'aquels que au en aq?<(?st mon mal tractat los paures, quan venra al iorn
deliutgamen? el quäl maneira poirau ausir la votz de Dieu espaven [f. 11 R»]
,Q tabla que dira: ,,vos autres mauditz, anatz vos en el fuoc p^;durable, quar
hie eiu esurit e ei agut gran fam e vos autres no me aves donat a maniar; e
deu hom cossirar que la ley e la fe de nostre senhor pauc val en crestia, si
' Jc/i habe die: ZaJU nicht in .xu. geändert, da auch der Poit. Pseudo-
Turpin sie hat (Zs. f. r. Ph. I, 299).
- Hs. alqs, was wahrscheinlich verschrieben ist.
^ Hillirr ,,voli" .\trhl ein leicht diirrhstrichenes ,,anc".
nRR PROV. PSF.UDO-TURPIN. 49 1
per obras no so cowplidas; e aisso ditz rescr/ptura que ditz que enaissi
qi/(7« ' lo cors es mortz el quäl no es l'arma, enaissi la fe senes obras de nii-
sericordia es niorta en se meteissa, e aissi qt/on lo rey denandih paya a re-
fudat lo baptisme per so quar no ha en nos trobat obras de baplisme ho de
5 misericordia, enaissi Dieu nos repellira al iorn del iutgamen, si no avew amb
nos obras de pietat.
XIV. De la bat alba de Pampalona e de la mort
de A y gola n.
En aquel iorn, so es a dire l'endema de la iina e de Taiitra partida
10 loU los armatz se vau metre el camp per ocaizo de batalhar, estans los cove-
nens de las leys denandichas; e en la gen de Karle ero -^xx^IIir ^ ^" **"
q?^i?la d'Aygolan ero ."\ Adonc los crestias feiro .im. ostz e los Serrasis en
feiro .V. ; e la prumeira que prumeirame« batalhet dels Serrasis fo desse ven-
cuda, e pues venc la segonda la qua] fo de contenen vencuda. E quem los
15 Serrasis veiro lor detrimen, e eis se vau aiostar ensems e Aygolan se va metre
el metz de totz, e qw^n los crestias los viro, ilh los vau environar de torn
per totas partz quar de la una part los environet Arnaut de- Bellanda
amb sa gen e d'autra partida Eslultt^j coms ab sa gen e Arastagn?/j- rei
amb sa gen d'autra pari e Gandebodwj- rei d'autra amb sa gen e Othgerius-
20 '■ei d'autra amb sa gen e Cowstanti de Roma d'autra part amb sa gen ; e
Karle e-1 princep de las ostz amenero lor coAwpannias e comensero amb
trowpas d'evosi a cridar e avio gran fiansa en Dieu e volgro venir sobre-ls
autres alegramen, mas Arnaut de Bellanda amb sa ost prumeiramen s'en-
brivet contra l'av^rsa partida e va en aussirre de sa e de la \.xo(\ue venc
-,. ha Aygolan que era el metz de totz e amb son glasi el lo anet aussirre.
E adonc foro faitz mainhs critz e ciamors per trastotz, e de cascuna part
los crestias se vau enbri- [f. 11 R^»] var cö«tra"ls Serrasis si que totz los
Serrasis vau aussirre ; e fo facha aqz/z tanta mort de payas qw^ negus no s'en
anet, e.xceptat lo rei de Sibilia e Altumaior de Corduba, los qzcals amb petitas
.,Q cowjpanias de Sarrasis s'en vau fugir. E fo en z.que%\. iorn' ta gran ^öwfusio
de sanc que • Is crestias ero en sanc \.xoque ha las braguas. Aprop los Sarrasis
que foro trobat en la ciotat foro tuh mort. E per so q«ar Karle batalhet
contra Ayguolan amb covenens cfrtas per la fe crestiana per so Aygolan fo
mortz; per que apar que la ley dels crestias es sobre totas las leys* que so:
T- per que tu crestias, si tu guardas be la fe de tot ton coratge e la cowplisses
d'obras aitan quan poiras, verayamen sobre totz los angels amb lo tieu cap,
so es" a dire amb Jesucrist, del qua] tu es menbres, tu seras exaltatz; e aisso
tu cre fermamen, quar vas aque] que cre fermamen e verayamen, totas causas
Ihi so posiblas, seguon qtie ditz nostre senhö/-. E aprop Karle aiostel lolas
j^o sas conipanias amb gran gauh d'aq«i?sta victoria que avia agut e anet al pon
de Arga en la via Jacobitana, c aq«/ il hospitet.
' Hs qr, was Schreibfehler sein muss.
•^ IIs. ley.
492 O. SCHULTZ,
XV. Dels crestias qt/e tornero ha las despolhas
n o 1 e g 11 d a s.
En aprop foro a\qus crestias que foro cobechos de las riqueias dels
mortz e en aquAa nueh ' ilh s'en tornero areires el camp hon era estada la ba-
5 talha, el qua\ luoc los mortz se jasio, e carguero se d'aur e d'argen e comensero
s'en a tornar vas Karle; mas Altu denandih maior de Corduba que s'era rescos
entre los puetz los anet totz aussirre amb sa compania de Serrasis qi/e s'en
era amb el fugida, e d'aqw^tz mortz foro quais miel. Aq2<i?tz, pues quez avio
vencutz lors enemics, s'en tornero als mortz per ocaizo de cobeesa, per que
10 eis foro mortz pels enemics: aissi es de quasqun fiel qtie , pues que aura
vencut SOS pecatz e aura pres penedensa, als mortz. so es a dire als pecacz
no deu retornar, per so qtie pels enemics, so es a dire pels dyables el no^
sia mortz. E aissi coma aquetz s'en tornero ha las despolhas e p^-rdero la
vida e morigro ha mala mort , aissi es dels religiös que, quan au laissat lo
15 segle, s'enclino ha las causas tcrrenals per que perdo la vida celestial e en-
corro mort ptvdurabla.
XVI. De la batalha de Furre.3
[f. iiVa]. Un autre iorn fo denonciat ha Karle que vas Monguarti era
un princep dels Navarrens apelat Furre que volia batalhar contra el ; mas
20 Karle , ausit aisso , anet al dih luoc Monguarti , e adonc Furre apareihet ha
venir contra Karle. Mas la nueh que l'endema devio batalhar va far pre-
guaria a nostre senhor que Ihi plagues demostrar aque\% que devio morir de
sa cowpania en aquela batalha; e l'endema, quan aqueh de Karle se foro
armat, va aparesser lo senhal de la crotz a maneira de sanc detras las espal-
25 las sobre los alberios d'aqwds que en la dicha batalha devio morir, e desse
que Karle ho vi, e el los anet enclaure per so que no moriguesso en batalha.
Mas quar los iutgamenj* de Dieu hom no pot perveire ni las suas vias en-
m
sercar, quan la batalha fo facha en la quäl fo morilz Furre amb .III. Navar-
rencs e de Serrasis, Karle s'en va tornar vas los sieuj^ que avia reclaus e va
30 los trobar mortz, dels quals era lo nombre viro .cl. ; e adonc Karle ditz:
,,ho Sa/whta co^wpania la qua] a agut Corona de martiri , jaciaisso que no sia
estada morta per lors enemics. E aprop Karle va penre lo dih luoc Mon-
guarti a si "^ e tot lo pays dels Navarrencs.
XVII. De la batalha de Ferragut jayan e de la mot bona disputa
35 de Rotlan.
Aprop aisso tlenandih fo denonciat de mantenen ha Karle qtie vas Na-
gera avia un jayan apelat Ferragut que era del linhatge de Goliath e era vengutz
' Nach nueh sollie etwas dem lat. „Karolo ignorante" Entsprechendes
eingeschaltet -werden, aber am Rande ist nur noch Kar zu erkettnen ; der
Rest ist abgeschnitten oder unleserlich.
2 Die in der Hs. fehlende Negation wird erfordert, auch steht sie in
den andereti^Texten.
•' Am Rande steht auf Furre bezüglich: p/7)pri noui es.
■* Hs. iutgamen. ^' Hs. sicu.
" Soll das lat. ,,cfpit in sinim" wiedergeben.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 493
m
de las partidas de Syiia, lo qua] amiral Babilonis avia trames amb .XX. de
Turcs per batalhar contra Karle. Aqw^-st Ferracut«j ho F^rragut no dop-
tava ni lansa ni saieta; el atressi avia la forsa de .xl. homes fortz. E per so
Karle venc ha Nagera. E desse que Ferragui conoug qiie Karle era vengutz,
r e el issi de la dicha ciotat Nagera e reqi^^ri batalhar un cavalher contra
autre ; e adonc Karle hi va trametre Othgeri Dat ', lo qua] , qtian lo iayans
lo vi el camp , el va venir tot suaus ha el - e amb lo bratz dreh el lo va
senger e tot armat el Ten va portar a son castel coma si fos iina oelha, veiens
trastotz.
IQ L'estadura d'aqt/est Ft?rragut era quais de .XII. copdes, e avia la cara
longua [f. 1 1 VI»] quais d'un copde e lo nas iosta la mesura d'un palm e"ls
bratz e las cuossas quais de .IUI. copdes, e avia los detz loncs de tres palms.
Pues Karle Ihi va trametre per batalhar Raynaut de Albespina, mas Ferragut
amb un sol bratz sieu l'en portet en la carcer de son castel. Pues Karle Ihi
j- va trametre Costanti roma rei^ e Oel comte ensems, mas Ferragut en casqun
bratz los en va portar e mes los en sa carcer. Pues Karle la en trames
•XX. cada .II. e .II. , mas Ferragut los mancipet totz en sa carcer ; e quan
Karle vi aisso , el e sa compania se merevelhero fort , per qtee pues no hi
ausic* trametre home per batalhar. Mas Rotlan va demandar licensa ha
,Q Karle d'anar contra lo jeyan si Q;ue apenas Karle lailh donet, quax el lo amava
fort, qwar el era so nebot e qwar era enqj^^ra joine ; si que donet Ihi licensa
e va pr^guar nostre senhe qwi? Ihi dones forsa e vertut. E qwan lo jeyan
lo vi venir , e el amb sa sola ma lo va raubir coma los autres , e va lo
metre denan se sobre son caval. E enaissi quan lo portava al castel, Rotlan
T- mes en se meteiss viguor e cofiet se fort en nostre ssenhor e va penre lo
jeyan pel mento e va lo virar fortmen delres el caval si que amb .II. vau
caier en t^rra evers, mas amb .II. se vau levar casqwj per se e vau montar
en lors cavals, e de mantenen Rotlan coms va traire s'espaia que apelava Du-
renda e cuiet aussirre lo jeyan e en un sol cop el va partir per mich lo
-,Q caval del jeyan, e qwan Fifrragutz fo a pe, el tenc s'espasa tracha e menasset
mot fort Rotlan; e adonc Rotlan va ferir lo jeyan el bratz on tenia l'espasa,
mas anc mal no Ihi fetz, mas l'espaza Ihi fetz caier en t^rra. E adonc- ¥er-
racutM.j- volc ferir amb lo ponh claus Rotlan e va acossegre lo caval de Rot-
lan, e de mantenen lo caval caiec e mori ; pues amb .II. senes cotels ilh vau
,- batalhar amb peiras e amb los ponhs troqw^ hora nona, mas al iorn decHnan
Ferragut obtenc trevas de Rotlan troqw^ l'endema , e vau far covenens (\ue
ambdos l'endema s'aiostesso senes cavals e senes lansas, e aisso l'as autreiet
ha l'autre ; e pues casqz^j s'en tornet a son oslal. E qwan venc l'endema, al
be mati casq«j va venir el camp a pe aissi coma [f. l2Ra] avio promes; mas
40 Ferragut portet un glasi , mas re no • Ih pröfechel, qwar Rollans aportel amb
se un basto lonc , retors , amb lo qMal feri tot lo iorn Ferragut , mas anc no
lo nafret; e feri lo atressi troqwc^ ha mich iorn amb peiras grans e redondas
• = Dac (Dacus) s. Mahn, Gratnm. §210.
'•* Dieses Atiakoluth hat wahrscheinlich in der tat. Vorlage seinen
Grund: quem mox ut gigas . . aspexit etc.
^ Lat. „rex romanus".
* Ver-u<echselung mit auscc = wagte, eOenso wie augigues (4()X.15)
=^ auses.
4Q4 O- SCHULTZ,
qzie ero habandonadamen' el camp, mas no'lh poc dan tener. Mas äprop
Rotlan fetz trevas amb F^rragut, lo qua] las Ihi demandet e F^-rragut qiie
avia gran son, acomenset a dormir, e adonc Rotlan que era alegres e nobles
de coratge Ihi aportet una peira iotz son cap, per so que plus volontiers dor-
: niigues, e negus crestias adonc no"l ausia aussirre ni Rotlans, quar aital in-
stitutio era entre lor que, se lo crestias dones trevas al Serrasi o • 1 Serrasi al
crestia, que adonc l'us no devia mal far ha l'autre e, si alq//j- franhses aq««?sta
ordenatio denan disfiamen, de mantenen devia esser mortz.
Mas qttun F^rragut ac dormit , el se excitet e vi costa se seire Rot-
10 lan ; e adonc Rotlan va ent^rroguar F^rragut per que era ta fortz ni ta durs
que el no temses ni glasi ni peira ni basto; e adonc F^'/'ragut Ihi ditz que el
no podia esser nafratz si no el ombolelh , e d'aisso Rotlan no fes aparsen^
d'augir. Aquest F,?/-ragut parlava en lengua d'Espanha , la q?/al Rotlan as-
satz entendia. E aprop F<;'rragut comenset a guardar Rotlan e ha ent^rroguar
jr e ditz Ihi cossi era apelatz , e l'autre Ihi ditz que Rotlan; e pues el Ihi
demandet , de qua\ linhatge era que ta fortz era en batalha , e ditz a
Rotlan que nuls tems avia trobat home que ta fort lo fatigues; e adonc
Rotlan Ihi ditz que el era del linhatge d'aquels de Fransa e era nebot de
Karle. E adonc Ferragut lo va ent^rroguar, de quäl ley ero los Frances, e
20 l'autre ditz que de la crestiana ley e per ,1a fe de Crist al qtta] los crestias
so sosmes eis volio tot iorn batalhar; e quan lo jeyan ac augit lo nom de
Crist, el entfrroguet Rotlan, qzial era aq?<^l Crist el qieal Rotlan cregia , e
Rotlan Ihi va dire qtie aquo era filh de Dieu lo paire, lo q/m\ era natz de
la vergena e era mortz en la crotz e rebost el sepulcre, e espolhiet ifern e
25 al tertz iorn de sa mort el ressucitet e pues s'en poiet a la dextra de Dieu
lo paire. E adönc Fi?rragutz Ihi ditz que eis cregio que lo creaire del cel e
de la t^rra era un [f. l2Rt>] Dieu que no ac ni filh ni paire; e enaissi quon
no era estatz engenratz per autre, enaissi el no avia engenrat autre, per que
se seguia qtce fos us Dieus e no tres. Mas Rotlan Ihi ditz que V(?rtat degia
30 en so que cofessava que era us Dieus, mas en so que degia que no ero tres,
en so errava en la fe ; quax, si el cregia el paire, el devia creire el filh e el
S. Esperit, quax Dieus era paire e era filh e era Sainhs Esperitz, e aissi un
sol dieu era permanens en tres pressonas. Mas Fifrragut Ihi respos que,
quan Rotlan degia que • 1 paire era Dieus e-1 filh era Dieus e-1 S. Esperit
Tr era Dieus, donc se seguia que fosso tres Dieus, la qua\ causa no era Vi?^-tat,
(\uax no era mas un Dieu. Mas Rotlan Ihi ditz que el no degia pas que fosse
tres dieus, mas un sol Dieu que era permanens en tres pf'rsonas e que era un e
que ero tres, e totz tres ero en Dieu p<?^-durables e essems eguals ; quax aytal
quon es lo paire, aitals es lo filhs e aitals es lo S. Esperit, e en aquetz tres
40 es Proprietät, mas totz tres so un esser e una unilat, e en la maiestat hom
aora la equalitat, so es a dire lo paire e-I filh e-1 S. Esperit. E los angels
el cel aoro un Dieu e la trmitat , e Abraam en vi tres e totz tres los aoret
coma un.
Aj)rüp lo jeyan lo va ent^rroguar qtie Ihi mostres, cossi tres ero un, e
' //s. habandonamcn j'. Glossar.
- Obgleich ich diese Form nirgends nachweisen kann, glaubte ich doch
nicht, sie durch aparcn, aparven, apareissen ersetzen zu dürfen.
DER PROV, PSEUDO-TURPIN. 495
Rollan ditz Ihi que be Iho mostraria per creaturas humanals ; quar enaissi, quan
l'arpa sona, so tres causas, so es a dire la sciensa cl cors e la ma, e es
una arpa : enaissi so en Dieu tres, so es a dire lo paire e lo filh e lo S. Es-
perit, e tot es un Dieu ; e aissi coma en Tesmella so tres causas, so es a dire
5 lo cuor e la testa e-l noialh, e tot es una esmella, aissi so tres p^rsonas en
Dieu e totas tres so un Dieu; e aissi coma el solelh ha tres cauzas, so es a
dire la puritat e la clardat e la calor, e aisso es un solelh, aissi es de Dieu ;
e aissi coma en la roda del carr so tres causas , so es a dire aquo gros del
miehi e los bratz e lo cercle, e tot es una roda, aissi es de Dieu. Enqz/i?ra
10 en honie so tres causas, lo cors e"l menbres e l'arma, e tot es un home, aissi
es en Dieu unitat e trinitat. E adonc F^rragut ditz qiie el entendia be qtie
era t;7nitat, e era un sol Dieu ; mas Fd'/Tagut aprop lo va ent<?rroguar, e quäl
maneira lo paire avia engenrat lo filh. E adonc [f. 12 V!'] Rotlan lo va en-
tf/'roguar, si crezia que Dieus agues Format Ada/«, e lo jeyan respos que hoc.
15 Aissi, so ditz Rotlan, es, que coma Adam no fo per negu engenrat, empero
el engenret mainhs filhs, aissi Dieu no fo engenratz per negu, empero davan
totz tems el engenret de se meleiss un fdh p^';- la vertut divina seguon son
voler. E adonc lo jeyan Ihi va dire qtie be Ihi plagia so qtee Ihi degia ;
mas aprop el lo va entd-zToguar, en qua\ maneira era faitz hom aquel que
20 Dieus era, mas Rotlan Ihi respos que a.C{ue\ que avia fah lo cel e la terra, e
totas autras causas avia creat de nien , aque\ avia fah penre carn ha so filh
en la v^rgena senes obra humanal per espiralio divina de semeteihs. Mas lo
jeyan Ihi ditz que en aisso doptava que lo fdh fos natz del vcntre de la ver-
gena senes obra humanal; e adonc Rotlan Ihi respos que aissi quon Dieu
25 avia formal Ada/w senes semensa d'autre home , aissi Dieus avia fah naisser
so filh de la v^rgena senes semensa d'ome , e aissi coma aqw^st filh nays de
Dieu lo paire senes maire, aissi aqwest filh nasq^/t-t de Dieu lo paire
senes home que fos sos paire, quar aytal enfantamen s'aperte a Dieu, so es
a dire senes semen?,a humanal."^ Mas lo jeyan se merevelhet fortmen , cossi
30 la v^/-gena senes home avia engenrat; e Rotlan Ihi respos que aque\ que a
la fava fa enienrar lo guorgolho e-1 verm eP albre e ha mainhs peissos c ha
serpens senes semensa de mascle fa enfantar una linhada'', ai.ssi aquel fetz Dieu
e home esser en la v<?rgena senes corrompemen e senes semensa humanal ;
qwar aqwifl que lo prumier home avia fah, plus leugeiramen poc far que sos
40 filhs, hom faitz, de la v^rgena naissegues senes obra humanal. E adonc Fer-
ragut ditz que be • s podia far que fos natz de la vergena , empero ditz que,
si era filh de Dieu e neguna forma, no podia esser raortz el la crolz seguon
que Rollan degia; e ditz Ihi que naisser poc seguon que era dih , empero,
si fo Dieus, e neguna maneira no poc morir, quar Dieu no murra ni moric
45 anc. E adonc Rotlan Ihi ditz que be avia ditz de so que de la vergena
poc naisser: donc quar el coma homs nasqMft , aissi natz homs moric coma
homs, quar Iota causa que nais mor. Donc si es a creire [f. 12VI'] ha la
■ Am Rande steht mod, das vielleicht zu modiol = muiol = A'iuif zti
ergänzen ist.
^ Die Worte von so bis humanal stehen atn Rande ; da derselbe be-
schnitten ist, fehlen die cursiv gedruckten Buchstaben.
^ Der Parallelismus erfordert al.
^ S. den prov. Physiologus bei Bartsch, Chrest.* H^ Z. •) J/'.
496 O. SCHULTZ,
nativitat, aissi es a creire ha la passio essems ho ha la resurrectio, donc aquA
que es natz es mortz e a.que\ que es mortz es vivificatz lo tertz iorn. E
aprop aisso Ferragut se va mot fort merevelhap e ditz ha Rotlan , p^r que
parlava tantas paraulas vanas ; e ditz c^iie no • s podia far que homs una ve-
5 guada mortz pues de novel tornes ' a vida. Mas Rotlan ditz que no tan
solamen lo filh de Dieu era tornatz de mort ha vida, ans atressi totz los homes
e fewnas que aurau estat des lo comensamen del mon ixoque ha la fi devo
resurger denan la cadeira de Dieu, e devo penre ca&qus seguon que aurau des-
servit, sia be ho mal ; quar aissei Dieu que lo petit albre fa creisser en aut e lo
10 gra del blat mort en terra, e poirit revivre e creisser e fructificar, aissei fara ressu-
scitar de mort ha vida trastotz en lor pr(;pia carn e arma al iorn del iul-
gamen. E aprop el ditz ha Ferragut que pesses la natura del leo que es aitals
que SOS cadeletz natz mortz al tertz iorn amb son ale los fa tornar vius^:
donc no es pas merevelha , si Dieus lo paire ressuscitet so filh al tertz iorn
15 de mort a vida; ni per causa novela Ferragutz^ devia reputar, si lo filh de
Dieu tornava de mort ha vida , quar mainhs mortz foro ressucitat denan la
resurrectio del filh de Dieu. Quar si Helyas e Helyseus leugeiramen ressu-
citero los mortz, plus leugeiramen Dieus lo paire poc ressucitar son filh; e
aissei que denan sa passio ressucitet mainhs mortz, leugeiramen resurs de mort
20 ha vida, e la mort no'l poc anc teuer aissei, la qua\ s'en fug denan son re-
guardamen, ^er la votz del quäl los * mortz so estatz e sirau ressucitatz. E
aprop Ferragut ditz que pro be vegia so que avia dih; empero ditz tnierxo-
guau, en qua\ maneira lo filh de Dieu s'en montet el cel, e Rotlan Ihi res-
pos que a.que\ que del cel leugeiramen discendet, sus al cel leugeiramen s'en
25 poc poiar, e aissei que leugeiramen per semeteis resors, leugeiramen poc mon-
tar el cel. E d'aisso Ferragut podia aver mainhs issimples ; quar aitan coma
la roda del molhi dissen en bass, aitan de bass se leva en aut, e aitan quan
l'ausel volan en l'aire dissen, aitan quan ha devalat, aitan pot poiar; e aprop
ditz Ihi que, si Ferragut montava en un pueh e en dis [f. 13 Rs] cendia, que
70 pues hi poiria montar aitan quan auria discendut , e coma lo solelh atressi
hyer levet devas orien e pauiet en occiden, hueu atressi es levatz en orien;
donc d'aqz/z on lo filh de Dieu venc zqui poc tornar.
E aprop Fi?rragut ditz a Rotlan ^ qtie el volia amb el batathar amb
aqwi?tz covenews qne, si la fe crestiana era veraia, que F,f;-ragut fos vencutz,
35 e si no era veraia, que Rotlan fos vencutz e, si no era veraia , que Rotlan
fos vencutz e ha la gen del vencut fos tos tems vitup,?ri, e ha la gen d'aq?^i?l
que venseria fos tos tems lausor p^rdurabla e honor. E aisso Rotlan va
autreiar, e de mantenen ilh vau intrar en batalha; e desse Rotlan anet ha
Ferragut, e adonc Fd'rragut va far un cop de sa espaza sobre Rotlan , mas
40 Rotlan sautet ha la senestra part e retenc lo colp en so basto , per que lo
basto va rompre. E adonc lo jeyon s'enbrivet contra Rotlan e va lo penre
e leugeiram^w lo va metre iotz se en t^rra; e adonc Rotlan va conousser que
e neguna maneira no podia escapar e acomenset en aiutori apelar lo filh de
' Das ,,s" isi unterpungiert, aber unentbeJirlich.
2 S. den prov. Physiologus bei Bartsch, Chrest.^ 335 Z. 11 — I3jf. 2ind
B. Latini, Li livres dou tresor ed. Chabaille S. 225-
3 Us. ferrari9. ^ ^^. lors. '•> Hs. Karle.
DKR PROV. PSEUDO-TURPIN. 497
Dien si que, Dieu aiudan, se va un petit levar e va volver F^f/ragut iotz se
c mes la ma ha l'espaza d'el , e amb l'espaza el lo va ponger un petit el
rambolelh, e de mantenen Ihi va escapar Rollans. E adonc amb auta votz
lo jeyan envoq«/^t son dieu Mahumet .II. veguadas qz-ce Ihi socorregues, q/mr
5 el moria ; e de mantenen los Serrazis lo vau penre per portar al castel. Mas
los crestias vau venir ha la veqK^sta de Rotlan qt/e s'en era toinatz vas eis
sas e sals e vau aussirre lo jeyan e • Is Serrasis , e pues prciro la ciolat c • 1
castel e adonc los encarceratz foro delhivres.
XVIII. D'un' autra batalha.
lo Aprop un petit de tems fo recomtat ha Karle que vas Corduba Heb-
rahim rey de Sibilia e Altumaior lo atendio per batalhar, los qua\s s'en ero
fugit de la batalha de Pampalona ; e ha zquetz ero vengut gens ha socors
de .VII. ciotatz, so es a dire de Sibilia e de Granada e de Sativa e de Denia
e de Ubeda e de Baetia. E quan Karle saup aisso, el anet contra aquetz,
15 e quan fo prop de Corduba amb sa gen, los denanditz rei vau issir contra
m
el amb lors gens lonh per tres milhas de la ciotat e ero de Serrasis viro .X.
111
e dels crestias viro .VII. E adonc Karle va sa gen ordar en tres ostz e • Is
Serrazis atretal, e la prumeira ost de Karle era de cavalhers mot bos, l'autra
de peonhers, l'autra d'autres [f. 13R''] cavalhers, e quan la compania dels
20 cavalhers de Karle s'apropiava per lo sieu comandamew contra la ost dels
cavalhers payas, vau venir denan casqu caval dels cavalhers payas un peonier,
e avio barbadas caras e. cornudas a maneira de diables qiie teuio en lors
mas tempes casq?/j, los qwals ferio fortmen amb las mas; e (\iiax^ los cavals de
la ost de Karle augio ^ aqw^'stas votz e zque\.z soos, agro gran paor e comensero
25 a fugir areires, e qwan las autras doas cowpanias de Karle viro fugir la lor
melhor e la plus fort cowpania, s'en comensero ha fugir; e d'aisso Karle
sobre tota maneira se merevelhet , \.xoque conoug per que aqw^sta fugua era.
E adonc los Serrasis agro gran gauh e p^rseguero los crestias, "ixoque vengro
ha un pueh que es quais prop^ de la dicha ciotat per doas milhas ; e haqui
30 Karle se va aiostar ensems amb totas sas cowpanias expectans los autres per
batalhar. Mas qwan Ih'autre ho viro, s'en comensero un petit a tornar areires ;
e adonc Karle e sas cowpanias vau ficar aqw« lors traps troqwi? al mati. E
quan venc lo mati, Karle ac cocelh e va comandar que ha totz lors cavals
hom envelopes los caps am drap de ly e lor clausses hom ben a fort las
35 aurelhas, per so qwi? no poguesso veire aqw^la laia gen ni auzir aqM<?ls tempes.
E quan aisso fo fah, eis s'en vau anar amb gran fiansa ha la batalha, e"ls
cavals no preiro re aqwt'ls tempes; e des lo mati troqw^ ha la nueh ilh vau
batalhar e vau aussirre mainhs Sarrasis, mas no totz. E"ls Serrazis ero luh
ensems aiostatz e avio el mich de lor un carr gran que era tiratz per .VIII.
40 buos , el quäl levavo lor baneira ; e era aital lor costuma que, aitan qwan
aquela baneira estava drecha, negus no s'en devia fugir de la batalha, e aisso
Karle va saber. E aprop el armatz ^ feri amb s'espaza per la ost de sa e
' I/s. augi. '■' J/s. prep.
" Hinter armatz findet sich noch ein unterstrichenes el in der Hs.
498 O. SCHULTZ,
de la, troqz/^ pd-rvenc ha la baneira; e adonc amb s'espaza, apelada Gaudiosa,
el trenquet la pergua (\ue sostenia la baneira e pres la. E de mantenen los
Serrasis s'en comensero a fugir de sa e de la, e de totas partz fo grans cla-
m
mors ; e aq?// foro niort .VIII. Serrasis , e lo rey de Sibilia , Ebrahim apelat,
m
5 fo morlz. E Allumaior amb .II. Serrasis s'en va [f. 13.V"] fugir ha la ciotat
mas l'endema el fo vencutz e redet la ciotat ha Karle; mas Karle la li volc/
tornar amb aital covenen que se bateies e (\ue fos sosmes a la senhoria e al
poder de Karle e q«<? d'aqui en avan tengues la ciotat del dih Karle. E
qM«n aisso fo fah , Karle devesi las t^rras e las provencias d'Espanha a sa
10 compania, a aissels (\ue en aqwd pays volio demorar; quar la t^rra dels Navar-
rencs e Basdor?/;«'^ donet als Normans, c la td-z-ra Castellanor?<w donet als
Frances , e la t«?/ra de Nagena e de Cesaraug^cj-lra donet als Grecs e ha
aqz//?ls d'Apolha (\tie ero en aqz^^la ost, e la ierva. d'Arago donet ha aqz/^ls
de Peylieus, e la tt'rra Alandoluf <\ue es iosta Maritana^ donet als Alamans
15 e la tf/ra de Portugual donet a aq«<?ls de Dacia e ha aqz/i?ls de Flandres ;
e en la ttvra de Gualecia no volgro demorar los Frances , qwar lor era e
veiaire q?/i? fos aspra.
Pues no fo homs (\ue augigucs hatalhar contra Karle en Yspanha.
XIX. Del cocelh de Karle e de la sua anada qu'el fetz ha
20 S. Jacme.
Adonc Karle laisset los maiovs de sa gen en Espanha , e pues el anet
a S. Jacme e totz aqM<?ls crestias f\iie el trobet aqui habitans el colloguet, e
aqe/^ls crestias (\ue ha la fe dels Serrasis s'ero p^^rvertit el aussis amb glasi,
ho los mes en ischil ^er Fransa. E adonc el establic * p(?r las ciolatz guo-
-,- V(?A-nadors e maiorals e prestres , e aiostet aprop co^celhi d'evesqz/^s e de
p,'7'nceps el la ciotat de Cowpostella , on fo ordenat \ier l'amor de S. Jacme
i\ue totz los evesqw^s e • Is pz-mceps e • Is reis crestias d'Espanya de Galetia
p/-^sens e futurs obesiguesso hal evesqMt" de S. Jacme. Mas en Yria no
establic evesq^^", (\uax el no reputava s^oj-ieX luoc pi?r ciotat, ans comandet be
,Q qz/^ fos vila reputada e (\ue fos subicta hal evesqw^ de Cowpostella e ha la
ciotat. E el denandih concili Turpis arcivesqw^ de Rems amb .IX. evesqw^i-
ha las pregueiras de Karle cö«sagret la glieya e l'autar de S. Jacme ondra-
damen en las Kalendas de julh. E"l ditz Karle adonc tota la \.erxz. d'Espa-
nya e de Galetia subiuguet ha la dicha glieia, e donet Ihi dot p^r aqwifsta
-,. maneira (\ue un cascu habitador de cascuna maio de tota Espanya e de Gua-
litia dones [f. 13 Vt>] una vetz l'an pi?r depte ha la dicha gleya .IUI. deniers e
(\ue fos delhivres de tota Servitut; e fo establit plus en aquel töwcely (\ue
aqw^sta glyeya fos apelada sees apostolical, pe?r so puar aqui S. Jacme repau-
sava, e o^ue totz los co«celys d'Espanya fosso aqw« tengutz, e las v<?;-gas o • Is
^Q bastos pastorals e las reyals Coronas aqz</ fosso donadas ho bayladas -^er la
* S. Weber, lieber den Gebrauch von devoir, laissier . . S. 27.
- Vermutlich vom Schreiber verlesen aus Basclorum.
^ Vielleicht ist das gegenüberliegende Mauretania gemeint ; es scheint
ein Mifsverständnis des lat. ,,maritimam'- zu sein.
*■ Diesem Worte vorher geht ein unterstrichenes laisset.
DEK PROV. PSEUDO-TUKPIN. 499
ma del evesqw^ d'aquel luoc al honor de S. Jacme. E si s'endevenia que
la fe e las autras ciotaU pels pecaU de las gens defaligues o ■ Is coman-
damens de Dieu defaliguesso^, que aqiii sio ieconci\\a.t per lo cocelh de
l'evesqw^ de la dicha sees de S. Jacme. E per bon dreh en la dicha glieia
5 de S. Jacme la fe deu esser recowcelyada e fermada ; quar enaissi quon
per S. Johan evvangelista fraire de S. Jacme en orien vas Ephesum la fe
de Crist e la sees de l'apostol es establida, aissi per S. Jacme en occiden
en la partida del regne de Dieu vas Gualicia aissela fe de Criat e la sees
de l'apostol es establida. E senes dopte aisso so doas sees, so es a ssaber
10 Ephesus que es ha la destra del regne t^'A-renal de C/-/st e Cowpostella
que es ha la senestra; e aqw^stas doas sees esdevengro ha aqw^lz .II.
fraires, filh de Zebediu, en la devisio de las prove«sas, quar eis avio de-
mandat a Dieu que l'us demores ha la destra de son regne e l'autre ha
la senestra.
15 E los crestias au acostumat ondrar tres sees pr/ncipalmen denan
totas autras del mon, so es a dire Roma e Galicia e Ephesi ; quar enaissi
coma nostre senh^;- Dieus tres apostols denan totz autres establic, so es a
dire S. Peire, S. Jacme, e S. Johan, als qwals Dieu revelet sos secretz plus
pleneiramen qu'als autres , aissi coma eis avangelis es manifestät , enaissi
20 per zqueiz tres apostols Dieu establic las dichas sees denan totas autras ;
e per bon dreh aqz^^stas sees so dichas p/-z'ncipals , quar enaissi coma
a.qjie\z tres apostols foro denan los autres apostols per gracia de dignitat,
enaissi per dreh zque\s luocs on aquelz tres apostols prcdiqw^ro e foro
sebelitz per excellensa de dignitat devo sobremontar totz autres.
25 E per dreh Roma que es sees apostolical es prumeirame« pausada,
quar aissela lo prmceps dels apostols, so es S. Peire per la sua pr^dicatio
e per lo sieu proprt sanc e per la sua sepuhura. la dediqw^t e la sagret.
Cowpostela per dreh es nownada sees seguonda ; qttar S. Jacme,
que entre los apostols per dignitat e per honor e per honestat aprop S.
30 [f. 14 Ra] Peire fo maior e sobre los apostols e obtenc sa Corona de mar-
tiri e prumeiramen fo martiriatz, aissela sees per sa p/-^dicalio sai en reire
la guarni e la cowsegret de la sancta sepullwra, e enqt<<fra resplan pels
sieus miracles, e a.qut a aqw^ls que no au be el los enrequegis sufficienmen.^
La t<?/-sa sees qer bo dreh es ha Ephesis; quar S. Johan evvan-
35 gelista en aissela son avangeli , so es a dire „i« prmcipio erat verhum
etc." 3 fetz e ensenhet, aiostat cocelh d'evesqwifs, qt^e ero per el pausatz
per ciotatz , los qwals el sieu libre de l'apocalipsi el apela angels ; e
aissela sees el per sa doct/z'na e pels sieus miracles e per la glieia qu'el
basli e per sa propria. sepwltura co«segret. Donc si alqwj iutgamens ho
40 divinals ho humanals en las autras sees del segle per avenlKra per lor
dificultät no • s podo t^rmenar, en aquesias tres sees denandichas devo
leyalmen esser tractat/. e defenitz.
* Dieses IVort steht am Rande mit einem vorhergehenden ho , das
keinerlei Berechtigung hat; comandamcns ist zu verstehen als ,, Befolgung
der Gebote".
'■' Der lat. Text „et indeßcientibus beneficiis indesinenter ditare non
cessat" ist ganz mifsver standen worden.
3 Hs. :c\
ZeitBobr. f. rom. Ptiil. XIV.
32
500 O. SCHULTZ,
E per so Galicia delhivrada de Serrasis eis prumiers tems per la
v<?^tut de Dieu e de S. Jacme e per l'aiutori de Karle es honesta troqw^
al iorn d'ou e es fondada en la fe catholicä.
XX. De la presona de Karle e de la sua fortesa.
5 Karle avia pels brus, e avia roia la cara , e era bels per cors e
nobles, mas mal reguart avia; e la sua estadura del cors era de .VIII.
pees sieus ' que ero mot loncs. El era vas los ronhos fort amples e avia
amesurat ventre ; eis bratz e en las cuossas era gros e en totz sos menbres
fortz e en batalha tressabis, e era cavalher mot aspres. E la sua cara avia
10 en longuesa un palm e meh dels sieus, e la barba un e lo nas veiro la
meitat e*l frons era d'un pe dels sieus; el avia huols de leo resplandens
a maneira de carboncle. E"ls sobreselhs qi/e avia sobre'l huols avio un
meh palm, e dese que el aguardava home per ira, aital homs avia paor e
era espaventatz. E la sentwra amb la quäl eL se senzia avia .VIII. palms,
15 quan era estenduda, exceptat aquo que pendia. El maniava petit de pa,
mas empero el maniava una q«arta part d'u moto ho doas guallinas ho
una auca ho una espatla de porc ho un pao ho una grua ho una lebre
tota, e petit de vi bevia, e aq?<i?l que bevia era ben azaguatz. El era de
ta gran forsa q?/^ un [f. 14 Rb] cavalher armat sesen sobre son caval des
20 lo cap troqw^ ha las braguas amb s'espaza lo trencava e'l caval en un
colp ; e quatre ferrs de caval essems estendia leugeiramen ab las mas ; e
un cavalher armat estan dreh sobre sa palma levava leugeiram^« amb la
ma de t^rra iroque ha sa testa. El era motz larcs en donar e mot dre-
churiers en mostrar e mot clars en parlar. E a totz ans maiormen en
25 .IUI. festas tenen sa cort en Yspanya el portava sa corona reyal e so
basto, so es a dire lo iorn de nadal e*l iorn de pascas e-1 iorn de pante-
costa e lo iorn de S. Jacme, e denan sa cadeira hom portava s'espaza nuda
seguon costuma d'enpdraire. -j^^
A totas nuetz costa son leh .VI. fortz homes catholics estavo per
30 guardar el, del quals .xl. fasio la prumeira vegelia de la nueh e estavo en
d'aquetz .xl. .x. al cap e .x. als pees e .x. ha la destra ma e .x. ha la
senestra, e tenio el la destra ma l'espaza, e^ la senestra la candela creman;
e per aqw^sta maneira Ihi autre .xl. ho fasio el la seguonda vegilia e Ihi
autre .xl. el la tersa, e aissi ho tenio, los us dormens, qttan no devio vel-
35 har, e los autres velhans, quan devio, troq«^ era iorns.
A comtar las suas gestas seria longua causa e grans fays , so es a
dire cossi Gualafrus, amiralh de Toleto, quan aquest era efas qt^e fo ischi-
latz, lo adobet de abit de cavalher el palays de Toleto e cossi pues aquesi
Karle per l'amor de Gualafre aussis en batalha Braimant gran e orguolhos
40 rei de Strrasis e^ enemic del dih Gualafre; e en quäl maneira el aqueri
div^rsas terva,s e ciotatz e per tres vetz las subiuguet, e cossi el mainhs
cors de mainhs sainhs e autras releqwzas coUoguet en aur e en argen; e
* LaL Text: „octo pedu?n suorum".
- Es wäre ein nochmaliges „el" zu erwarten ; das lat. ,,sinistra" scheint
von Einßufs gewesen zu sein.
^ Am Rande, welcher abgeschnitten ist, steht nur rei de seri; die üb-
rigen Buchstaben habe ich nach dem lat. Texte ergänzt.
DER PROV. PSEUDO-TUKPIN. 5OI
cossi el fo enipt-zaire de Roma , e cossi anet hal S. sepulcre , e cossi
n'aportet del S. fust de la SamÄta crolz del quäl dotet mainhtas glieias.
E breumen escrire no-s pot la sua yston'a^ , qitar ma/ defalh la ma e-1
calamar que no fa la sua ystoria.
5 Mas empero, cossi, quan el ac Ihivrat lu Uvia de Gualicia, deu liom
veire cossi d'Espanha s'en tornet en Frausa.
[f. l4V;i] XXI. De la traysso de Ganolo e de la batalha de
Ronsasvals e de la mort dels fort/, balalhadors de Karle.
Puesqz^^z Karle magne famos empt'raire ac aq?/eTit tota Yspanya hal
10 honor de Dieu e de S. Jacme , el s'en va tornar e va alberguar ha Pam-
palona amb sas cowpanias. E haladonc demoravo vas Cesaraugwjta .II.
reis sarrasis, so es a ssaber Marsiri^ e Beliguan so fraire que ero trames
en Yspanya p<?r amiralh ho haamiran de Babilonw de Persa, e aquetz reys
ero sosmes ha Karle e volontiers Ihi S(frvion ; mas per caritat no fencha
15 Karle va mandar ha aqueiz .II. reis per Ganalo que eis se bateiesso ho
que Ihi trameiesso trahut. E adonc eis Ihi vau trametre .XXX. cavals
carguatz d'aur e d'argen e de riquesas d'Espanha, e .xl. cavals earguatz de
vi mot dols e pur trameiro a sos batalhadors per beure , e trameiro lor
atressi .M. fewnas serrasinas fort belas ; e ha Ganalo ilh vau ofrir iraudn-
20 lenmen ^ e presentar .XX. cavals carguatz d'aur e d'argen e de palhs, per
so que los batalhans de Karle bailes en la lor ma. E aqw^st Ganalo va
si autreiar e va penre aq«^st argen, e, fah entre lor aquetz covenens de
traisso, Ganalo s'en va retornar ha Karle e va Ihi redre las riquesas que
los reis Ihi trametio , e ditz Ihi que Marsiri volgra esser faitz crestias , lo
25 qua\ s'aparelhava de venir vas Karle en Fransa, e aqui penria baptisme,
e d'aqui en avan tenria tota Yspanya de Karle. E ■ Is maiors batalhans
de Karle vau penre solamen lo vi que lor era trames , mas las fewnas
serrasinas no volgro anc; ewpero los menors batalhans las sostengro. E
adonc Karle va creire ha las paraulas de Galano e ordenet que passes los
30 portz de Cysera e que retornes en Fransa. Mas Karle' per lo cosselh de
Galano va comandar ha sos plus cars prmceps de la miiicia, so es a dire
ha Rotlan so nebot comte cinwomanensi e blaviensi* e ha Olivyer cowte
lU
de Genhova, que eis amb los maiors de sa cowpania e amb .XX. crestias
feiesso la darreira guarda de Ronsasvals, troqM<? el agues passat los portz
35 de Cysera; e aissi fo fah. Empero aqui moriro alqus que s'ero enebriat
de vi dels Serrasis e avio fornicat amb las fewnas payanas' e crestianas
atressi, las quah mainhs avio amenat de Fransa. E fo plus [f. 14 VI'] de
111
malaventwra; que dementre que Karle passava los portz amb .XX.
crestias e amb Guanalo e amb Tw/pi e los denanditz feiesso la darreira
III
40 guarda, Marsiri e Beliguan amb .1. de Sarrasis lo be mati vau issir dels
1 Jim Rande verstümmelt. - Ih. Martiri.
■* Das Wort steht verstümmelt am Rande und ist nach dem lat. frau-
dulenter" ergänzt.
■• Diesem Worte geht ein de voran, s. S. 470.
•■* Das a fehlt in Ih.
32*
502 O. SCHULTZ,
boscz e de las vals hon s'ero rescondutz .11. iorns e doas nuotz per lo
m
cocelh de Galano ; e vau far doas compani;is , una de .XX. e l'aulra de
m
.XXX. E la prumeira acomenset detras a ferir la co/«panya de Karle,
mas los batalhans de Karle se vau girar viguorosamen e batalhero des lo
5 mati tro al sera aissi que'ls Serrasis foro mortz, e anc us d'els .XX. no
m
escapet. Mas de contenen los autres .XXX. de Serrasis vau venir contra
aqwi-tz de Karle (\ue ero mot fatiguatz e lass per la dicha batalha e fe-
rn
riro los maiors e • Is menors en tal maneira (\ue Tun dels .XX. de Carle no
poc escapar, qwar los us foro pertusatz amb lansa, Ih'autre perdero lo
10 cap amb espaza, Ih'autre amb drestals foro trencatz, Ih'autre amb sagetas
e amb dartz foro p^rtuiatz, Ih'autre amb perguas enbatens foro mortz,
Ih'autre amb cotels foro escorguatz totz vius , Ih'autre foro crematz per
foc, Ihautre eis albres foro pendut. Aqwz foro mortz tuh aqwds de Karle,
exceptat Rotlan e Bauduy e Turpi e Tedric e Ganalo ; adonc Baudoy e
15 Tedric s'escampero pels boscz e rescondero se : enaissi s'en fugiro. E,
fall aisso, las Serrasis s'en retornero arreires per una legua.
Es aissi a demandar per que Dieus volc qtee zquels que no avio
fornicat amb fewna preiesso mort. La razo es aq«<«'sta quar Dieus no
volc qzte tornesso en lor pays, qz/ar per aventi/7'a agro comes maior pecat, e
20 volc que per tormen eis aqj<^riguesso per lors trebalhs la Corona celestial.
Mas aissels que avio fornicat Dieus volc que moriguesso per lor
meteiss e no volc deler lors pecatz per passio de glasi. Empero no es a
creire que Dieu tarn misericordios no avia volgut guiardonar los trebalhs
d'aissels que ha la fi au cofessat so nom e se so cofessat de lors pecatz ;
25 quar iaciaisso que eis aguesso fornicat, empero per lo nom de Cr/st eis
fo ' mortz ha la fi.
E per so apar, a aquels que vau en batalha que grans perilhs es
la cowpania de' fewmas.
A\qus t^rrenals, so es a dire Dari pr/nceps e Antoni el tems pas-
30 sat anero en batalh amb lors molhers e ambdos hi foro [f. i5Ra] aussitz,
quar Dari fo sobremontatz p^r Alexandre e Antoni p^r Octavi emp^^raire;
e per so no es covenable causa ni expediens tener fewnas eis castels, on
deu hom refrenar lo pecat de la carn que es ewpachier de l'arma e
del cors.
35 Aissels q«^ so hibriaycs e fornico signifio lo^^ prestres e-ls religiös
batalhans contra -Is peccatz, als qwals no s'aperte embryar^ ni fornicar, e
si ho fau, ilh serau sobremontatz per lors enemics, so es a dire pels dyables
e murrau de mort p^rdurabla.
XXII. De la passio de Rollan e de la mort de Marsiri e
40 delafugadeBeligan.
E quan la dicha batalha fo complida e Rotlan s'en tornes vas los
payas per lor espyar e fos lonh d'aissels, va trobar un Serrazi negre que
' Vgl. S. 510 : d'aissels que fo sebelitz und Appel, Prov. Inedita S. XXIII.
'■ä Hs. lo.
^ Es ist wahrscheinlich enibryar zu lesen; vgl. oben hibriaycs.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 5O3
era lass de la dicha batalha, (\ue s'era rescondutz eu uu bosc ; e va lo
penre e tot vius lo va liguar ha iin albre amb .IUI. redortas fortmen , e
aqwz el lo laisset. E pues el s'e« monlet en un pueh e vi que los Ser-
rasis ero pluros e va s'en relornar arreires el la via de Ronsasvals, on los
5 Serrasis anavo e cobechavo passar loseportz. E adonc el amb sa trompa
ho com d'evosi va covnar, e ha la votz d'aq?/^sta trompa vau venir ha el
dels crestias viro .C, amb los qz^als el s'en tornet al luoc on avia estacat
lo Serrasi; e va lo leugeiramen deliguar, e aprop anet levar s'espaza sobre
son cap e dih i\ue , si el s'en anava amb el e Ihi mostrava Marsiri , que
10 el lo laissaria anar tot quiti , d'autramen l'ausseria ; e aladonc Rotlan no
conoussia Marsiri. E de mantenen lo Serrasi amb Rotlan e entre las cow-
panyas dels Serrasis Ihi va mostrar Marsiri que era en un caval ross e
portava un escut redon. E adonc Rotlan laisset anar lo Serrasi e ac
gran coratge de batalhar e ac vigor e forsa p^r Dieu , c amb aqw^ls c[ue
15 ero amb el va s'en anar contra los Serrasis batalhan, e va veire un entre
los autres qwe? era maior que • Is autres , e en un cop el lo va trencar e
son caval p<?r lo meh amb s'espasa des lo cap troqw^ als pes aissi (\ue
una partida del Serrasi e del caval va caire ha la destra ma e l'autra ha
la senestra ; e qwan los Serrazis viro aisso , eis comensero a fugir sa e la
20 e laissero Marsiri el camp amb [f. 15 Rl»] alq«j Serrasis. E de mantenen
Rotlan p^r la vertut de Dieu el mes viguor e intret pel meh de la ost
dels Serrasis e feri sa e la, e va acossegre Marsiri (\ue s'en fugia e va lo
aussire. E en aqz^^'sta batalha foro mortz tan solame« los .c. crestias <\ue
Rotlan avia amenat ; e Rotlan fo greumen feritz de .IUI. astas e de co-
25 dols, mas totz rotz s'en va fugir. E desse (\ue Beligan saup la mort de
Marsiri, e el s'en va fugir d'aquelas pariidas.
E Tedric e Baudoy, seguon q«<? es dih , amb alqwj crestias s'ero
rescondutz pels boscs espaventatz, e"ls autres passavo los portz. E Karle
aladonc avia passat amb sas gens los puetz e ignorava (\ue era estat fah
30 ajjrop so departime«. E adonc Rotlan fatiguatz p<?/- la dicha batalha, (\ue
era estada granda e pifr la mort de tans crestias, e <\ue atressi se dolia
pels cops grans que avia pres dels Serrasis totz sols Va venir per boscs
ixoque al pe dels portz de Sysera; e aqwi iotz un albre dreh, c^ue era
Costa una peira de marme, <\ue era aqui tola drecha en un prat sobrebel,
35 (\ue era sobre Ronsasvals , el se pauset amb so caval. Rotlan avia en-
quexdi s'espaza mot noble, que era davas la poncha nobla senes cow/paratio,
e era resplandens de gran clardat e avia nom Duranda, que vol dire coma
donans amb ela dur colp ; qwar prumeiramen defaliria lo bratz i\ue l'es-
paza. E qwan Roilan l'ac gitada^ de la guayna e la tenc el la ma, el
40 l'aguardet^ ploran e ditz enaissi: „o espaza tresbela e tot iorn lusens , de
la qwal la longuesa e l'awplesa so covenables, la qua\ atressi es forlz e
mot^ e ha atressi lo margue d'evogi mot blanc, e la crotz es d'aur mot
resplandens e desobre es daurada, e-1 pom^ es de bericle, el la quäl es
1 Hs. lo ac gitada uttd später la aguardet.
- Lat. Text: fortitudine firmissinie ; es l-^t -..'•ihf.rlimtluJi It-rma nach
mot einzuschieben.
^ Hs. plom.
504 O. SCHULTZ,
de bericle el la quäl es escrih alpha et o." ' E pues el ditz : „o espaza,
qt/z te tenra d'era enan ni usaia de ta forsa? Qut te tenra ni te aura ni
te possesira, aitals no sera ia vencutz e no aura paor de sos enemics, ans
sera per la vertut de Dieu en sa forsa." E pues el ditz : „per te, espaza,
5 los serrazis so mortz e la gens no fiel es destrucba e la leys crestiana es
ischaussada , e la lausor de Dieu e la gloria e enqwera [f. isV»] tresbona
fama n'es aquerida." E pues desia mai : ,,0 espaza , quantas de ve-
guadas hieu ei venguat lo sanc de Jesucrz'st per te e quan mot soven
hieu per te ei aussit los enemics de Crist e qzian sovtn hieu per te
10 ei trucidat los Serrasis e qttan soven los jusieus e"ls no fiels per la
exaltatio de la fe crestiana hieu ei destruh ! Per te, espaza, la iusticia de
Dieu es aomplida e lo pes e la ma, acostumada e acostumatz ha emblar,
n'es trencada^ e trencatz; e quan soven per te ho jusieu no fil ho Serrasi
hieu n'ei mort , e q««n soven, seguon qtte hieu cogite, n'ei venguat lo
15 sanc de Crist! O espaza tres bonaurada, aguda de las agudas, a la quäl
no es sewtblans ni sera! Qui te farguet, ni denan no fetz sewblan, ni
fetz ni fara aprop. E neguna maneira no poc vivre qiet fo nafratz per te
un petit. Si cavalher no pross ho paoros te aura ho Serrasi ho no fiel,
mot m'en dole. E quan ac dih aisso, temens qtte l'espaza p^-rvengues ha
20 mas de Serrasis , va amb l'espaza ferir la peira del marme tres cops , per
so que la espaza fos fracha; mas el volens l'espaza franger va franger per
lo meh la peira des Tun cap tro a l'autre, e l'espaza remas entegra
senes deca.
XXIII. Del so del com ho de la trompa e de la cofessio e
25 del trespassam«?« de Rotlan.^
Aprop aisso Rotlan acomenset a cornar ha la fi qiie venguesso ha
el aqus crestias, si per aventwra s'ero rescondutz per los boscs per la
temor dels Serrasis , ho si aquels que avio passat los portz per aventwra
retornesso ha el e qteez fosso ha sa mort e qt^e preiesso so caval e s'es-
30 paza e p^rrseguesso los Serrasis. E adonc el va per ta granda v^-rtut cor-
nar que per lo gran bofamen de sa boca lo corn se va trencar per lo meh
e la Vena del col sieu c los nervis se vau rompre , segon que es dih e
recomdat; e aqw^ta votz anet* troqw^ ha las aurelhas de Karle que era
en la val que es apelada de Karle, on era amb sas co;«panias, el q7/al
35 luoc avia ficatz sos draps; e^ era lonh de Rotlan per .VIII. milhas
vas Guasconha. E adonc de mantenen Karle volc anar vas Rotlan per
donar aiutori, mas Ganalo que avia cossentit ha la mort de Rotlan Ihi va
dire que no volgues tornar areires; quar Rotlan avia acostumat a cornar
[f. 15 VI)] per petit de causa, e per sert Rotlan no besonhava del sieu
40 aiutori avora, quar Rotlan cassava e cornava. '• discurren per los boscs. E
1 Am Rande steht die Erklärung: alpha e o vol dire, qM<? es senes
acomensamen e senes fi.
- Hs. trecanda.
^ Hs. Karle mit übergeschriebenem Rotlan.
* Am Rajide haben ein paar hierher gehörige Wörter gestanden —
7iur einige Buchstaben sind noch leserlich — welche Termtitlich das lat.
„ang&lico ductii" wiedergeben sollten.
^ ,,e" ist eingeklammert und folgt auf ein durchstriche?ies ,,q".
" Nach dem lat. Texte ,,cornicando discurrit" ergänzt.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 505
aqw^st cosselh fo de gran trassio a maneira de Judas. Mas coma Rctlans
se jagues sobre l'erba del dih prat que desirava aigua ha beure, per so que
pogues atrempar lo gran sei que el sufertava, e *, aisso pessan, sos fraire Bal-
duy va venir, e fetz Ihi signe que Ihi dones a beure. E aqwifst Baudoy queri
5 sa e la aigua, mas coma el no la trobes e vis que Rotlan era prop de la
mort, va Ihi donar sa benedictio; e per so que Rctlans no casegues el las
mas dels Serrasis, va montar sobre lo caval de Rotlan e seguet la osl de
Karle que era passada denan Rotlan- e laisset Rotlan.''^ E quan seguia
enaissi, Tedric va venir de mantenen e acomenset a plorar fortmen sobre
10 Rotlan e ditz Ihi que guarnigues s'arma per veraya cofessio. E an aqwi?l
iorn Rotlan avia receubut lo cors de Dieu per las mas de prestres davan
que se apropies de la dicha batalha ; quar de costuma de crestias era que,
denan que intresso en batalha se devio cofessar e recebre lo cors de Crz'st
per mas de prestres e d'evesqw^s e de morgues que ero en la ost. E
15 aprop Rotlan va levar los huols al cel e ditz coma martir de Crtst: „Sen-
her Dieu Jesucrzst, per la fe del qwal hieu ei laissat mon pays, e so ven-
gutz en aqw^stas encontradas de barbaris per ischaussar la fe de crestias,
e ei vencut per lo tieu aiutori mainhtas batalhas de no« fiels, e ei sufertat
mainhtas gautadas e ruinas e vitup^/-is e derrisios, fatiguatios, calors, freytz,
20 iam, set e anxietatz, hieu en aq?<(?sta ora te comande la mia arma. Aissi
quon tu per me has dignat^ naisser de la v^rgena e sufertar e morir el
la crotz e esser sebelitz el sepulcre, e has sufi?/-tat esser ressucitatz lo tertz
iorn, e has montat eis cels, los quals la tua pr^sensa nuls tems ha laissat,
aissi la mia arma tu dignes delhivrar de mort pi?rdurabla. E plus que
25 no • s pot dire hieu te cofesse me esse colpable e pecaire ; mas tu es per-
donaire mot piatos de pecadors e has merce de tötz, e nuls tems lor
portas ira, si se penedo per penedensa, e tot peccaire que aura a te q«^rit
m<?rse tu lo prendes a merce , tu que p<frdoneyj * als Ninivens e laisseys
ka^ la fe/wna depr^ssa ho repri?sa en azult^ri e ha la Magdalena p^'rdoneys
30 e ha S. Peyre pluran sa colpa relaxeys [f. i6R'i] e al layro q«^-s co
fasset a te obrigues paradis. Tu no me denegues la endulgensa de mos
pecatz, e, que que hieu ei fah contra te, tu me remet ,e met la mia arma
en repaus p<?rdurablc. Tu es a qMifT" nostres cors moren no perisso, ans
s'esmendo en mielhs ; tu que m'arma fas vivre en melhor causa , quan es
35 separada del cors; tu que as dih mai amar la vida del peccador qiie la
mort. Hieu cre per coratge e de doca ho cofesse aisso ", e per so tu vols
m'arma traire d'aq«^sta vida , per so que en melhor vida la fassas vivre ;
e aura melhor sen e entendeme« que no a avora , seguon que l'ombra se
defer del cors." E lo ditz Rotlans , tenens sa carn viro las tetinas e lo
40 cor, ditz enaissi, seguon que Tedric recomdet ploran a mainhtas gens":
,,0 senh^r Dieu Jesutr/ist filh de Dieu vius e de la benanrada vcrgena
' hs ist das ,,e" des Aac/isa/zes : das Subjekt zu aisso pessan is: Roiian.
2 Hs. Karle. » Ih. dedignat.
* Hs. pdoney. '' Lat. „qui mulieri . . , dimist'stt" sc. peccatum.
** Hs. aql ; lat. ,,tu enim es cid non pereunt . . . corpora nostra".
'• Lat. „credo cor de et orc cnnfiteor".
*" Wrmitilicli ist der lat. Te.xt falsch verstanden worden: „et tenens
pellem . . .. ut idem ledricus poslea rettulit, dixit cum lacrimosis gcmitibus' '
5o6 O. SCHULTZ,
Maria, amb tota ma pessa hieu cofesse e cie que tu mon redewzptor vives
e que hieu resurgirei al darrier iorn, e en aqz^^sta carn hieu verei lo mieu
salvaire." E pues el mes sas mas sobre sqs huols, e per tres vetz e el
ditz: ,,e* s.queiz huols devo aguardar el danier jorn." E pues de recap
5 el comenset a guardar lo cel e totz sos menbres e lo pieh garnir del signe
de la crotz e ditz: „totas causas t^rrenals me so viels; donc^ avora, Dieu
donan, hieu aguarde que mos huols no havia autras vetz* vist ni m'aurelha
110 ho havia ausit, e el cor d'ome no era posada ho pausada la causa ixoqtie
avoras, la qwal causa Dieus ha apaielhat a sos amadors." Pues el estendet sas
10 mas vas nostre stnher e fetz pr^gueira per aissels que ero mortz en batalha
e ditz : ,,sio mogudas las* ventralhas de la tua misericordia, senh^-r Dieu,
sobre tos iiels que so mort hueu en batalha ; los qua\s so vengutz en aqw^stas
encontradas de barbaris per batalhar contra la gen payana^ e per ischaussar
lo tieu nom sainh e per venguar lo tieu sanc precios e per declarar la
1 5 tua fe, e avoras aqueiz per mas de Serrasis iaso [mortz ; mas tu , senh<?r
Dieu, lor perdona lors pecatz e guarda lors armas dels tormens d'ifern e
tramet los arcangels tieus sobre aissels, los qwals osto lors armas de
tenebras e ameno aisselas al gauh de paradis, aissi que amb los tieus mar-
tirs puesco [f. i6Rb] amb te regnhar senes fi, lo qua\ vives e renhas amb
20 Dieu lo paire e amb lo S. Esperit per secwla stcxüortim. Amen." E de
mantenen que Tedric ac ausit aqM<?sta cofessio, el s'en anet, e l'arma ben-
aurada de Rotlan issi del cors e fo portada pels angels en repaus per-
durabla, on renha e s'alegra senes terme amb los autres marlirs per los
meritz sieus.
25 XXIV. De la noblesa e de las costumas e de la larguesa de
Rotlan.
Per vanas cowplanhtas z.quesi Rotlan no deu esser ploi'atz e plains,
lo qua\ es sus en paradis. El fo de noble linhatge e ansia e plus noble
en gestas que autre e en linhatge, e fo totz prumiers sobremontan en"
30 bonas costumas. El fo escultivaire dels tewples e tenia los crestias en
patz. El era medicina als pays e ha las t^rras de crestias. El fo thesaur
de clersia e tutor de vevias e pa als famulans e larcs als paubres e als
hostes. El fo sabis en cosselh e bos de coratge e clars en boca e paire
ha las gens. El fo ischaussatz sobre autres e tenc la sainhta clardat e ac
35 tot honor de cavalairia e per aqueiz meritz e per autres el es mes en
paradis el la sala de Dieu.
XXV. De la vesio de Turpi e del plor de Karle sobre la mort
de Rotlan.
Dementre que l'arma del benaurat Rotlan issia del sieu cors, hieu
Turpi el la val de Karle, so es a dire el luoc denandih cantava la messa
' Wörtliche Übertragung des lat. „et" = auch s. S. 484 Z. 32.
^ Mufs hier die Bedeutung von „denn" haben, die ich sonst nicht nach-
weisen kann; lat. Text: „nunc enim".
^ Am Rande steht noch ein überflüssiges antra vegada.
'' Hs. la. ^ Hs. payna.
•' Hs. en soliremnntan.
PER PROV. PSEUDO-TURPIN. 507
dels mortz el la presensa del cHli Karle, so es a ssaber el las .XV.' ka-
lendas de julh , aissi que cantan la messa fus raubitz e'^ ausi cantar los
cors BUS en paradis e no sabia qi/e aisso volia dire. Mas coma los cors
cantesso plus aut e plus aut anesso, una gran multitut de cävalliers va
5 passar tras mi, que anavo coma si aguesso alquna causa raubit ; c adonc
hieu lor demandei sobdamen qi/e portavo , e eis dissero que Marsiri por-
tavo en ifern, e S. Miqw^l portava Rotlan en paradis ab mainhs d'autres.
E aprop , dicha la messa, hieu dih al rei: ,,sapias , rei, veraiamen que
S. MiqM<?l porta l'arma de Rotlan amb mainhtas autras armas de crestias
10 en paradis; mas die te^ que hieu no sa de qital mort [f. l6Va]es mortz, e
die te, rei, que los dj-ables emporto l'arma d'un apelat Marsiri amb mainhtas
autras armas de crestias." E domentre que aisso era dih , Baudoy va
venir montatz sobre lo caval de Rotlan e recomtet tot quan que avia
estat tah e dih, que Rotlans era ha l'article de la mort costa una peira el
15 pueh. E de mantenen^ la cowzpania de Karle cridet per totas partz e va
tornar areires e Karle atressi ; e Karle fo prumiers a Rotlan que us autre
e trobet lo mort iasen evers, que lenia sos bratz sobre son pieh a maneira
de crotz. E adonc Karle se va gitar sobr'el e ploret mot fort e Tretet
Ihi las mas, c la cara Ihi gratva subtilmen amb las onglas ; e pues el Ihi
20 levava los pels e la barba e ditz plorans en gran votz enaissi: ,,0 bratz
destre de mon cors, o barba ■'■ tresbona , o honor dels Francs, ho espaza
de drechura, o asta no flaca ho no corbabla, o albere no corowpable, o elme
de salvatio, que es ha Machabeo en prodomia cowparatz e ha Sanison en
fortesa semblans e es** fortuna semblans de mort ha Saul e ha Jonathe! Tu es
25 tresfortz dels fortz, tu es genre ho linhatge real ', tu es deslruidor de Serrasis
e defendeire de crestias e murs de clercia e basto dels qtte no au paire
ni maire e de las vevias e sadolamen dels paures e dels rics e revelatio
de las glieyas. La tua lengua no ha ditz messorguas en jutgamews. O
coms dels comtes e noble dels Galls e dux de las ostz dels fiels, per que
30 hieu t'ei menat en aqw^stas partidas? Fer que hieu te vetz mort.' Per
que hieu no more amb tu? Fer que tu me laissas va* e trist? Ho caitiu,
e que farei ?" Pues ditz : tu, Rotlan, vivas amb las co^wpanias dels mar-
tirs e amb totz los sainhs senes fi. A mi es a plorar sobre tu aissi quon
' Lat. Text hat .XV L; ein afrz. Pseudo-Turpin (ed. Auracher, Mün-
chen 1876) hat ein ganz anderes Datum.
'^ Die Konstruktion ist verworren und unkorrekt. Wenn man. wie die
ebeti erwähnte afrz. Version hat, das „e" striche und für ahs,\ que: coma si
setzte (hinter julh ein Punkt), so würde es klar. Das lat. „in extasi" scheint
der Übersetzer nicht verstanden zu haben.
•' S. V. Eisner, Form und Verwendung d. Personalpronomens im Alt-
prov. S. l().
* Hs. demanten.
'•' Ich weifs nicht mit welchem Rechte Auracher (Der Pseudo-Turpin
in altfrz. Übersetzung (S. 61 Anm. 34) barba in dieser Verwendung als Ili-
spanismus bezeichnet: ich finde bei du Gange nur, dafs sich Balduin IV. v.
I'lattdern i. J. 1023 als „honesta barba" unterzeichnet.
•^ Vermutlich ist en zu lesen ; lat. „Sauli et fonathae mortis fortuna
consimilis" ; de mort gehört zu fortuna.
' Lat. Text: „genus regale".
" H:. en va, was wohl durch lat. ,,uianem" hervorgerufen ist.
5o8 O SCHULTZ,
David se dolc sobre Saul e Jonatha e Absalon. Tu t'en vas al celesti
pays e laissas nos marritz jotz aqw^st segle ; la aula de Dieu te receub,
e nos prendo los jorns per plors. Tu que es en terra, tu t'en vas en
paradis ; tu es covidatz ha las viandas de paradis. Lo mons te plora,
5 mas lo cel s'esgausis." E per aqw^stas paraulas Karle ploret Rotlan aitan
quan visqMi?t. E en aquel luoc on [f. 1 6 V'^] Rotlan jasia aquela. nueh
meteissa Karle va ficar sos traps amb sas co;«panyas, e va enbasmar lo
cors de Rotlan de basme e de mirra e de aloe, e fetz Ihi grans cans
e grans plors e grans preguarias e gran lumenaria e amb ^ fuocs per los
10 boscs tota aquela nueh.
XXVI. Del solelh que estet per tres iorns senes meure
m
e de .IUI. Serrasis mortz.
L'endema, be mati, Karle- e sas co^wpanias anero armat al luoc el
quäl la batalha denandicha era estada facha, on los batalhans se iasio
15 mortz ha Ronsaval, e casqus va trobar aqui alcus amics sieus vius, em-
pero nafratz ero mortalmen, e vau trobar Olivyer mort lasen sobre la
terra evers a maneira de crotz, qite era estendutz amb . IUI . pals ficatz
en terra; e ha casqu pal era liguatz pels pees e per las mas amb redor-
tas e des lo col troqw^ ha las unglas dels pees e de las maas escorguatz
20 amb agutz cotels e p^rtusat amb saietas e amb lansas e amb espazas e
carguat de cops de bastos. Aqiii foro adonc grans ciamors e grans plors
senes fi, quar casqus sobre cascun amic sieu se dolia aissi que tot lo
bosc e tota la val omplio de ciamors e de votz. E adonc Karle va iurar
per Dieu omnipoten que el no cessaria corre aprop los payas, troqw^?
25 los auria encontratz. Aissi que el se mes a segre aissei amb sa cavalairia,
e adonc lo solelh estet per tres iorns senes meure e va los trobar costa
un fluvi apelat Ebra que es costa Cesaraugusta, on se jasio e maniavo. E
m
adonc coma leos el se va enbrivar contra eis si que en va aussirre . IUI .
E pues Karle s'en tornet amb sa compania a Ronsaval, e d'aqm el fetz
30 portar los mortz e los malaptes e los nafratz al luoc on Rotlan jasia. E
aprop Karle va enquerre, si era vertat ho no que Ganalo agues trahit los
batalhans, seguon que mainhs desio; e de mantenen el va cometre a .II.
cavalhers que enqwmguesso la vertat, so es a ssaber ha Pinabel que era
per la partida de Ganalo e ha Tedric que era per la partida de Karle.
35 Mas de mantenen Tedric va aussire Pinabel, e, declarada la traisso
de Ganalo, Karle va comandar qne Ganalo fos liguatz ha . IUI . cavals
plus fortz que fosso en tota sa ost, e sobre aissels fosso [f. 17 R"] quatre
que demenesso los cavals contra las . IUI . auras ho vens del cel, tro-
que aqe^d-st Ganalo caitivamen moris. E aissi caitivamen el va morir.
1 Der Übersetzer ist aus der Konstruktioji gefallen, wahrscheinlich
durch das Int. „ignibus" verführt.
'" Hs. rotlans.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 5O9
XXVIT. Dels CO IS dels mortz amb onguens pr^cios
e amb sal cubertz e afachatz.
Aclonc foro apparelhatz mainhs cors de mortz amb onguens, quar alqus
cors foro adobat ab mirra, Ih'autre ab basme, Ih'autre foro totz espandutz
5 de sal; e mainhs fendio los cors pel venire e en gitavo la fangua, e pues
metio dins sal, qtean no avio autres onguens. Lh'autre apparelhavo fust
per portar los cors, Ih'autre los portavo sobre'ls cavals, Ih'autre als mus-
cles los portavo e Ih'autre amb las mas; Ih'autre los nafratz e • Is malap-
tes portavo als cols amb escalas, Ih'autre los sebelio aqtd meteiss, Ih'autre
10 troqw^ a Gallia/« ho ha lors pröpris luocs los portavo, Ih'autre los portavo,
troq?^^ poyrio, e adonc los sebelyo.
XXVIII. De .II. symiteris sainhs, l'un ha Arie e l'autre
vas Bl avium.
Adonc ero .II. symiteris fortz sainhs, quar l'us era a Arles en
15 Alyscamps e l'autre a Bordeis, los qwals Dieu consegret per mas de .VII.
sainhs, so es a ssaber per la ma de S. Maximi * d'Aixs e de S. Trophi
d'Arles e de S. Pauli de Narbona e de S. Saurin Tholosonensem^ ho de
Tholosa e de S. Fron de Peyragorc e de S. Marsal de Lemosi e de S.
Eutropy de Sainhtas, eis quals luocs la maiors partida de lors cors es
20 sebelida ; e aquels que senes colp moriro el la osl de Mongazi foro enonhs
de onguens e foro sebelitz eis denanditz . II . symitt-z-is.
XXVIIII. De la sepultw^-a de Rotlan e dels autres que ha Belli
e en autres divers luocs so sebelitz.
Karle fetz aportar troqz^i? ha Blavi lo benaurat Rotlan sobre doas
25 mulas en un vaissel d'aur cubert amb palis, e en la glieia de S. Roma, la
qwal el avia bastit en sa vida, on avia establitz canonges reglars, el lo
fetz ondradamen sebelir; e tetz metre en penden la sua espaza ha son
cap e sa tro/wpa ho com d'evodi als pees ha l'onor de Crtst e de leyal
cavalayria, mas un autre lo dih corn transportet no dignamen el la glieia
30 de S. Sever que es a Bordeis. E Blavi fo sebelitz aqut mete[f. 17 R. ^J]-
teiss, so es a dire el la ciotat de Blavi e Gandebo rey de Frisia e Othger
rey de Dacia e Arastang rey de Bretanha e Guari dux de Lotharingia, e
mainhs autres foro sebelitz el la vila dicha maciienta que fo de Belin. ^
El cymiteri de S. Sever que es ha Bordeis es sebelitz Galfer rei de
35 Bordeis e Engeler dux d'AqMÜania e Lambert rey de Burgas e Galer e
Gely e Raynaut de Albaspina e Gautier de Termes e Gencli e Bego
III
amb .V. d'autres, e ha Nantas es sebelitz Iloellus senhi-/- de aq«<?la ciotat
amb mainhs autres Bretos. E quan aqueiz denanditz foro sebelitz, e per
m
las lors armas Karle ac donat als paubres .XII. onsas d'argen c aytanias
40 onsas d'aur e vesliduras e maniars, volens ressewblar ha Machabeo, el va
• Hs. maxiim. - /Js. tholosoneh.
^ ,, Felix villa mucilenta Beiini" keifst es im Lat. {Uarlfian Ah. (J358)
que tanhs herodibus(sic !) honoratur ! Das sehr eigentümliche que fo de
Belin vermag ich nicht zu erklären : vielleicht ist der Text verderbt.
5IO O. SCHULTZ,
donar a la dicha glieia de S. Roma y>er Tamor de Rotlan tota la terra
qtte es costa S. Roma blaviensis per l'espasi de .VI. milhas e tot lo castel
de Blavia amb tot aqtto <\ue Ihi ap^rtenia-e la mar atressi que es iotz lo
dih castel. E aisso donet a la dicha glieia tot (\in\.\ e tot firme, e co-
5 mandet als ditz canonges de la dicha gleia <\t4e a negu fosso tengutz en
alquna Servitut mas tan solamen que per l'arma de Rotlan so nebot e per
l'arma de sos companhos a totz ans vestiguesso .XXX. paubres e lor
donesso a maniar lo iorn que Rotlan fo mortz, e quez feiesso dire .XXX.
salteris e cantar .XXX. messas amb las vilholas e amb las obseqMzas e
10 off(?rendas autras acostumadas a far per los mortz; e que aisso deguesso
far a totz ans en remenbransa de las dichas armas, e no tan solamen per
aq«<«?stas, ans atressi per las armas de totz aque\s que en Yspania ero
mort per l'amor de Dieu ho aqui penrio martiri; e ha aisso far fosso ten-
gutz los canonges denanditz pri?sens e-ls autres que venrio. E aisso los
15 ditz canonges Ihi iurero atendre sobre S. avangelis.
XXX. D'aissels que fo sebelitz en Aliscamps vas Arles.
Pues hieu Karle e hieu Turpi amb nostras gens nos partim de
Blavi e anan per Guasconha e per Tolosa hanem ha Arles, e aqui nos
trobem las ostz dels B^rguonhos, los quals s'ero departitz de. nos de' la
20 val enemica e ero vengutz per Morias ^ e per Tholosa am lors mortz de
lor cowzpania e amb los autres nafratz, [f. 17 Va] los qwals amb hetz e
amb biguas avio aportat per sebelir aissels el cymit^ri de Aliscamps, el
quäl luoc adonc foro sebelitz per nos EstultMj comte de Lengres, e Sa-
' lamo e Sampson dux dels Berguonhos e Arnant de Bellanda e Alberic de
25 Berguonha e Guinard e Esturmit e Hato e Tedric e Ynori e Berart de
m
Neblas e Berenguier e Naan^ dux de Baioria amb autres .X. E Costanti
pr^fec ho maior de Roma fo portatz per mar ha Roma e fo sebelitz aqui
amb mainhs d'autres de Roma e de Polha; e per las armas d'aquetz nos
m m
donem ha Arles als paubres .XII. d'onsas d'argen e .XII. besans d'aur.
30 XXXI. Del cosselh lo quäl Karle aiostet aS. Dyonisi o Dani.
Aprop aisso denandih Karle passet a Vianae; aqt/i el fo agreusatz
un petit pels colps e per las nafras e pels batemens que el avia pres en
Espanya. Mas d'aqui amb sa gen el s'en anet ha Paris, e adonc el
aiostet co«cili d'evesqw^s e de princeps en la glieia de S. Danis, e fetz e
35 redet gracias ha Dieu quar Ihi avia donat forsa de subiuguar a si la gen
payana. E tota Fransa el donet a la glieia de S. Danis aissi qwön S.
Paul apostol e Clemens papa, estan papa, la donet ha S. Danis; e va co-
mandar que totz los reis de Fransa e totz los evesq2<<?s pr^sens e futurs
1 £s wird dem Sinne und detn lat. Texte entsprechend en erfordert.
Val enemica soll das lat. „Hosta valle" wiedergeben; dieses selbst ist aber
vermutlich in ein Wort zu schreibest und identisch mit dem heutigen „ Osta-
bat" in den Basses-Pyrenees.
- Das ,,s" ist kaum sichtbar ; wahrscheinlich ist das heutige „Morläas",
nahe bei Pau, gemeint.
•' Es ist Naaman getneint, s. S. 487 Z. 29.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 5II
<il pastor de la glieya de S. Danis fosso obediens en Crisi, ni los reis
coronatz senes lo cosselh de l'abat de S. Denis ni • Is evesqi/<?s aordenatz
senes dih cocelli no fosso leceubutz ho daninal ha Roma.
Pues aprop mainhs doos, faitz ha ha dicha gleya, el va comaiidar
5 que cdsqus possessor de casquna mayo de tota Gallia dones a totz ans
una vetz .IUI. deniers per bastir AquAn gleya e ditz que lotz aq«ds que
ero sers que dario aqueiz .IUI. deniers qtie luh fosso en libd?rtat. E adonc
el va p/'i?guar S. Danis, estan costa son cors, q««? p^-/- totz aqw^fls que
aqwftz deniers dario volontiers el feies p/vguarias ha Dieu, e pels crestias
10 atressi que lor pays avio laissat, pi?;- l'amor de Dieu e ero anatz en Ys-
panya p^/- batalhar contra Serrasis, e aqui avio pres martiri. E quan venc
la nueh venen,' e S. Danis va apparesser ha Karle dormen e ressidet lo
e ditz Ihi que el avia de Dieu empetrat p^rdo de totz pecatz^ ha totz
aissels que p^r lo sieu ischimple e [f. 17 Vl>] per lo sieu amonestam^« e per
15 la sua prodomia ero mort o morrio en las batalhas d'Espanya per los
Serrasis; e a totz aqMe-ls que dono o daran los ditz .IUI. deniers per
bastir la sua glieya atressi avia empetrat remessio del plus greu pecat
que aurio. E aprop lo rei va recomtar aisso e • 1 pobol va paguar de
gran cor los .IUI. deniers denanditz e -Aquel que plus volontiers paguava
20 el era apelatz en cascu luoc lo franc de S. Danis, quar el era Ihivres de
tota Servitut, e lo rei ho avia comandat.
Aladonc se levet una costuma entre-l pobol que la iem. que denan
era apelada Gallia adonc fo apelada Fransa, qtte vol dire que la terra, de
Fransa es delhivra e franca de tota Servitut d'autras gens e per so Franc
25 es ditz ,,liber", qwar sobre totas autras gens Ihi es degutz honor e
senhorya.
Aprop Karle anet vas Aqw/gran que es vas Leo ^, e aqwe' el apa-
reihet mot be d'aiguas caudas e fresas atrempatz bayns, e la gleya de
Sainkta Maria Vergena, la qwal el avia aqui bastit, el va ornar e appa-
30 relhar d'aur e d'argen e d'autres ornamens de glyeia ondradamen; e aqui
el fetz depenger lo velh e ■ 1 novel testamen per ystorias, e el palays
atressi, lo quäl el avia bastit de costa el fetz depengel las batalhas en
las qwals el avia agut victoria en Yspania e las .VII. artz libcrals per
maneyra mi?revilhosa.
35 XXXII. De las .VII, artz las qwals Karle fetz depenger el sieu
palais, so es a ssaber gramaira, musica, logica, rethorica,
geometria, arithmetica, astrologia.
Gramatica, maire de totas sciensas, essenha quantas e quah lelras
e en q«al maneira devo esser escrihas, e amb quals letras las parlidaS e
40 las sillabas devo esser eschrichas, e en qua\ luoc deu esser diplonge, se-
guon que los primiers libretz de orthographia ho mostro.
Orthographia es sciensa que essenha dreh a escrire, quar „orlho"
grece vol dire „rectus" e ,,graphia" vol dire „escri'plura" e per aqwfsla
* ^ die folgende Nacht.
•* totz pecatz steJit am Rande, davor stand wahrscheinlich de.
3 = Lütt ich.
512 O. SCHULTZ,
scieusa de gramaira aissels qt(e lego entendo so que lego, e aquest que
ignora aqw^sta sciensa pot be legir, mas no enten que ditz, aissi coma
aquel que no ha la clau del thesaur no sap que ha dins on es lo thesaur.
Musica es sciensa que essenha be e drechureiram^w ha cantar, e
5 per aq?<^sta sciensa los divinals officis de [f. i8 R^^] Sainhta glieya fo ce-
lebratz e ornatz, per que es plus cara sciensa. Los chantres canto en
SaviMa glieia e orguaniso, e aqw^l que no sap aqwifsta sciensa no canta,
ans ulula a maneira de buou ; e deu ho saber que cans va solamen per
.IUI. linias. E per zquesia art David amb sos cowpanhos cantet los
10 psalmes el sauteri decacordo e en arpa e en temps e en trompas e en
senhs ho cawpanas e en cor e en orgue; e totz los esturmens dels chantres
foro faitz per aqwifsta scienza. — Aqz^^sta art per votz d'angels e per
cans fo divinalmen atrobada prumeiram^w : donc qui es qne dopta cantar
denan l'autar de Crzst alegram^« ? Quar los angels ho feiro e ho fau el
15 cel ; e el libre dels ^ sagramens ho de la sagra ^ es ditz enaissi: cum qui-
bus, so es a dire amb los angels, et nöjtras voces ut admitti iubeas de-
precamur, que vol dire : senh^'r Dieu, nos te pr^guem que tu comandes
que nostras votz sio receubudas amb aqw^'las dels angels. — En aq?<^sta
art so contengutz grans sagramens e grans mistiers, quar las .IUI. linias
20 en las quals lo can es escritz e los .VIII. toss en los quals so cowtengudas
.IUI. vertutz, so es a dire sabiesa e fortesa e atrempansa e drechura, e
so atressi cö;ztengudas las .VIII. benauransas per las q«als l'arma d'ome
es guarnida e decorada ho designo. ^
Dyaletica ho logica essenha conousser veriai e messorgua e essenha
25 a desputar.
Rethorica essenha a parlar plasiblamen e drechureiramen, e „rethos"
en grec vol dire bei parlan, e aqw<?sta sciensa ret home be parlan e
belam^w.
Geometria es dicha mesura de la t^rra, quar, ,,gei" en grec vol
30 dire „glis" que es t^rra e „metros" vol dire „mesura". Aqw^ta art
essenha a mesurar las milhas e las leguas e • Is espasis de las * te/-ras e
dels puetz e de las vals e de las mars; e quan alcus homs, que sab be
aqw^sta sciensa, ve l'espasi d'alcuna regio ho de t,?rra ho de luoc ho de
camp ho de proensa ho de ciotat, tan leu conous qztans bratz ho quans
35 pess ho qwantas milhas hi ha. E per aqw^sta sciensa los cenadors de
Roma el tems passat mesurero las ciotatz ansianas, domentre que las bastio,
e las vias des l'una ciotat troqi/d" ha l'autra, e los filhs d'Irrael la t^rra
que desiravo mesurero amb corda en longuesa e en amplesa per aqM<?sta
art. — E enqw^ra ptr aqz^^'Sta art los escoltivadors, [f. i8Rlj] iaciaisso que
40 no sapio aquesta sciensa deviso e laoro las tt?rras e las vinhas eis pratz
e los luocs e"ls camps.
Arithmetica essenha lo nombre de totas caüsas a comdar e si alqus
planeiram^w sap aqz^^sta sciensa, de mantenen qtte ve una torr ho un mur,
quan que sio autz, ta leu conous q^antas peiras hi ha, ho qz^antas guotas
* Hs. del. 2 Zu ergänzen ist escriptura.
^ Die Konstruktion ist ganz unverstä^idlich , während im lat. Texte
Alles in Ordnung ist.
* Hs. la.
DER PROV. PSEUDO-TURPIN. 5 I 3
so en un enap, ho qwans deniers ha en una q;<antitat petita ho gran, ho
quaas homes so en una ost, ho q/^antas milhas ha en una terra, mas que
la puesca veire ; e per aquesla art los maystres de peyra, iaciaisso que no
sapio aqwesta art fau las tors e los murs autz.
5 Astrologia essenha a conousser en las estelas accidens hos ho mals,
passatz ho p/vsens ho que so a venir, e si a.]qus se conous pleneiramen
en aqwi^sta sciensa, si vol anar ondacom ho vol far alquna causa, el co-
noussera si li deu bes venir ho mal; atressi conous de .II. batalhans
quals vencera ho no. E per aqz<i?sta art los senadors de Roma conoussio
10 la mort ho lo guazayn ho la victoria ho " 1 detrimen ho l'estamen dels
reys e dels regnes que-s devrio far en las batalhas de las encontradas de
Barbaria. — E per aqz/<?sta sciensa Ihi magi e Herodes, apparessen l'estela,
conuogro Crist esser nat. — E casquna d'aquestas artz ha a si una fdha
subieyta, so es a dire un libret qzte tracta d'ela.
15 Nigromancia, de la quäl veno pyromancia e ydromantia e lo libre
dih secratwi-, mas mielhs es ditz e.\ecratus, no so depenchas elpalays del
rey, quar no es sciensa d'aisso. Empero saber la pot hom, mas obrar
non pot e neguna maneyra senes la familiaritat dels dyables, per que es
dicha artz azulterana; e aisso se proa el sieu nom, quar „mancia" en grec
20 vol dire „divinar" en lati, e „uigro" vol dire „negra" : donc nigromancia
vol dire negra divinatio; e „pyros" en grec es fuoc en lati, e „ydros" vol
dyre „aygua" : donc pyromancia es divinatio ardens, e ydromancia es di-
vinatio asaguada, per que apar que re no valo. — Lo titol del libre de
nigromancia acoraensa enaissi: incipit mors anime, que vol dire: aissi
25 acoraessa la mort de l'arma.
XXXIII. De la mort de Karle rey.
Aprop un petit de tems la mort de Karle rey a mi, Turpi, es
signifiada ; quar coma hieu denan l'autar ha Viana un iorn fos raubitz,
quan preguava [f. 18V"] nostre senh^r e desia : deus in aiutoriuw meuw
30 intende, vi denan me passar una co/wpanya negra de cavalhers que anavo
ha Lotharingia, e quan s'en foro tuhz passat, hieu vi un autre que seguia
aqw^tz tot suaus, e vauc Ihi damandar on anavo. E el ditz que vas Aquzs-
gra a la mort de Karle, per so que s'arma portesso en ifern. E adonc
hieu vauc aiurar aq«^st pel nom de Jesucrz'st que ', quan tornario de la,
35 que parles amb mi; e aprop, denan qwi? agues cowplit lo denandih psalme,
ilh vau tornar a mi en aque\& maneira meteissa. E adonc hieu demandey
al derrier al qwal avia parlat prumehamen, que avio fah, e el dih que
Gualicia senes cap avia mes en la balansa lantas peiras e tanla fusta de
sas glieias que nombrar no • s podia, si que plus au pesat los bes de Karle
40 que no au los mals per que nos a tout la sua arma; e qKaa ac dih aisso,
lo dyable evanoyc. E adonc hieu entendey que en aqwfl iorn Karle era
passatz d'aqz/^st segle en l'aulre, e per los aiuloris de S. Jacme, al qwal
el avia bastit mainhtas glieias, el era portatz ha la gloria de paradis.
E hieu en diquel iorn que hieu e Karle nos departim l'us de l'autre
45 ha Viana avia empres amb el que, si se podia far, que el me Irameies
» JIs. qe.
514 O- SCHULTZ,
messatge de la sua mort, si la mort Ihi venia denans que ha me, e hieu
aquo meteiss promes ha el, si prumiers muria. E per so Karle estan en
sa malautia se remenbret d'aquetz covenen« e va comandar ha un sieu
cavalher familiär que, si tan era que el morigues, que de mantenen me
5 faies a saber la mort. E de mantenen que fo mortz, per aquel messatge
hieu apres la mort e ^ per lo dih messatge que era mortz .XV. iorns apres
son departimen d'Espanya; e per aquetz .XV. iorns el avia malavesat e
in
avia donat als paubres per la salut dels denanditz martirs .XII. onsas
d'argen e aitans besans d'aur e vestirs e maniars a paguar tostems una
10 veguada l'an lo iorn que los denanditz foro martiriatz, so es a ssaber en
m
las .XVI. kalenJas de julh, e enqw^ra .XII. psauteris e tantas messas e
tantas vilholas avia fah cantar. E en aque\ iorn meteiss e en aqw^la hora
meteissa e la quäl hieu vi aqw^sta vesio, so es ssaber el las .V. kalendas
G
de febrier el l'an de la encarnatio de nostre senher .VIII . XVIII., Karle
15 mori e fo sebelitz el la glieia de [f. 18 Vb] en nostra dona vas Aquigra
las encontradas de Leo, la quäl Karle avia fah far tota redonda ondra-
dameft. E aqM(?stz signes hieu conoug per tres ans denan la sua mort,
quar lo solelh e la luna per l'espasi de .VII. iorns denan la sua mort se
mudero en negra color e lo sieu nom, so es a dire Karle p/'mceps, que
20 erä escritz el la paret de la dicha gleia fo esfassatz per se meteiss de tot
en tot denan la sua mort, e lo portal cubert d'arc que era entre la gleia
e'l palays casec per se meteiss lo iorn de la assentio, e-l- pons del fust
lo qua\ el vas Maguntia avia fah far sobre lo fluvi de Rethn, lo quäl era
ponhatz a far per .VII. ans casec per se meteiss, quar fuoc lo va cremar
25 d'aveniura. E un iorn coma Karies se müdes d'un luoc en autre lo iorn
sopdamew fo faitz totz negres, e flamwa de fuoc denan sos huols va caser
sobdamen davas la destra part troqwt" ha la senestra, per que el fo mot
esbaytz, e va caire ha la senestra part e l'ancona^ que portava atressi; e
adonc sos cowpanhos vau venir e amb las mas lo vau levar sobdamen de
30 t<?>ra. — Donc nos devem creire fifrmamen qice el sia participa??s de la
Corona dels martirs amb los quals el mes sos trebalhs.
Donc en aquest issimple es donat a entendre que aquel que bastis
glieias e fa bes autres que el apparelha lo regne de Dieu e es ostatz als
dyables, aissi quon Karle fo, e es mes en paradis per l'aiutori dels sainhs
35 dels quals el ha bastit lors gleyas.
XXXIV. Del miracle de Rotlan comte, lo quäl Dieus fetz per
el el la ciotat de Granopol.
Mas fort es digma causa entre las autras causas que ha l'onor de
Jesufrist sia redutz a memoria lo miracle lo quäl Dieus fetz al benaurat
40 Rotlan, domentre que vivia, denan que intres en Yspanya seguon que es
recomtat.
' Das e = „und zwar", das in Hs. fehlt , scheint unentbehrlich , da
man sich schwer entschlief sen kann, dem Übersetzer ein so auf serordent-
liches Ungeschick zuzutrauen.
'^ Hs. eis. ^ S. das Glossar.
DKK PKOV. l^SEUUO-TUKPIN. 515
Ouar coma lo denanditz Rotlan amb sas gens agues assetiat la
dicha ciotat de Granopol per .VII. ans per totas partz, va venir un
messatge a el que Ihi anunciet que Karle sos oncles era en una eslresse-
dat vas la ciotat de Warmatia assetiatz per tres rey.s, so es a dire per lo
5 rey dels Vandals e per lo rey de Saxonia e per lo rey Fvisormn amb
lors gens, e mandava Uli qtie de cowtenen Ihi anes aiudar am sas gens e
que lo delhivres dels payas. E adonc aq?/^st [f. iq R"] nebotz fo en gian
p(?rplexitat mes que faiia, I10 si laissaria lo seti de la cioial en que avia
mes tans trebalhs ho socorria • ha son oncle, c aissi el fo entrc doas for-
10 tunas pausalz. E adonc el estet en oraso amb sa cowpanya vas Dieus
per tres iorns senes maniar e senes beiire, apelans l'aiutori de Dieu en
aq«fsta maneira: „Senh^r Dieus Jesucrzsl iilh del paire tot sobira , que
as devesit la mar roia per parlidas, e has menat Israel per lo mieh d'ais-
sela, e has fah trabucar en aissela lo pharao , e has amenat lo tieu pobol
15 pel desert, e has^ ferit manhtas gens co«trarias al dih pobol, e as amenat
a mort los reys fortz, so es a ssaber Seon rey Amorreorz/w e Og rey de
ßasan e tots los autres regnes de Chanaan , e has donat la lerra d'aissels
en heretatie al tieu pobol d'Irrael e los murs de Jerico per los qua\s los
a%vrsaris se defendio dedins as destruh amb pauc de cowpanya e senes
20 maystria d'ome, tu senher Dieu destrus aq«tfsta fortesa d'aqwifsta ciotat, e
tot l'arnes e l'armadura d'aissela tu destrus el la tua ma amb ton bratz
no vincible ho que vincer no*s pot, per so que la gen payana^, que per
la sua malvastat no se fia en tu , conousca te Dieu viven rey poderos de
totz autres reys e te conousca defendedor e aiudador de crestias, lo quäl
25 vives e renhas Dieus amb lo paire e amb lo S. Esperit per iwfinita secwla
sectAorufnl Amen.
Aprop, facha aqu^sta oraso, los murs de la ciotat vau caire senes obra
humanal, e • Is payas foro mortz ho s'en fugiro. E aprop Rotlan comte
amb sa cowpanya tota anet vas Karle e per la v^z-iut de Dieu lo va del-
30 hivrar del seti. E aisso es fnh per nostre senhtv e es meraviihosa causa
en nostres huols.*
A.
De Calix papa e de l'alrobansa del cors del benaural Turpi.
Lo benauratz Turpi arcivesqwt' de Rems marlir de Crtst aprop la mort
de Karle rey visqM<?t per un pelit de tems, e estan adonc ha Viana el to
35 agreusatz de dolors per las nafras e per sos trebalhs, si que per aisso va
morir, e aqui costa la ciotat outra Roser vas Orien el fo sebelitz en una
gleya. E un clers de papa Calix lo cors d'aqwifsl trobet en un luoc mol
bo, que era vestitz de vestmens epyscopals e era totz intiers enqw^ra en
pel e en oss; mas per so quar aquel luoc on el era era guastatz fo irans-
40 portatz en una [f. I9R|^] ciotat costa Roser, e fo aqui sebelitz en una
' JIs. socorrria. - //s. ha.
^ I/s. payna.
* £s folgen noch die tat. Worte der Vorlage : ,,u domino factum est
istud e(sic) esl ic" (= etc.).
/eiUcUr. 1. roiu. i'Uil. XIV. ii
5l6 O. SCHULTZ,
antra gleya, el qtml luoc avora el es onratz, e avora el te Corona de victoria
eis cels, la quäl el aqueri amb inainhs trebalhs en ierra. E aisso es (er-
mamen a creire; quar aissels que en Yspanha'preiro martiri per la fe de Crzst
so coronatz el cel, e, jaciaisso que Karle e Turpi e Rotlan e Olivyer amb los
5 autres martirs no aguesso pres mort en Ronsaval, empero la Corona d'aissels
no fo alienada , los qwals preiro e sufertero ^ plagüas e trebalhs amb los
autres hal ponh de la mort; q?<ar l'apostol ditz que aq«^ls que so estatz
co^wpanhos en tribulatios, aquels devo esser cow«panhos en cönsolatio e en
meritz.
10 Rotlan es entri?pretatz rotle de sciensa, quar totz los reys e totz
los p^z'nceps el essenhet de tota sciensa.
OUverius es entrepr^tatz heros de misericordia, e fo bos per paraulas
e fo bos per ob.ras.
Karolus es entr<?pretatz lux carnis ho lumeyra^ de carn , qwar el
15 sobremontet per lutz de v^rtutz e de sciensa e de prodomia totz los reys
carnals aprop Crist.
Turpi es entr^-pretatz sobrebels ho no laytz, quar neguna lasa pa-
raula ni neguna lasa obra no fu en el.
E en las .XVI. kaXendas de julh , so es a dire lo iorn que aqwf tz
20 passero d'aqwifst mon hom deu celebrar l'ofici dels mortz e la vilhola e
la messa que ditz „req^zem et<?rnam" amb las autras causas acostumadas
e amb las autras horas e amb los autres benifaitz , e no tan solamen per
los batalhans de Karle mortz mas enqz^^ra per totz aquels que des lo tems
de Karle troqw^ ha hueu en Espanha e en Jerz^^al^m aurau pres martiri
25 per la fe de Cr/st. — E quan de be ni quora Karle ha comandat ha far
per las armas d'aqw^tz, desobre se trobara.
B.
De Altumaior de Corduba.
So qzfe es esdevengut en Gallicia aprop la mort de Karle hom deu
bailar a memoria. — Quar coma la tis-rra de Galicia aprop la mort de
30 Karle agues estat en patz per mainhs tems, empero per la instiguatio
del demoni un apelat Altumaior de Corduba se va levar e ditz que la
terra, de Galicia e d'Espanya, la quäl Karle avia tout a sos pr^decessors,
el aqueriä a si e la subiuguaria ha la ley de [f. igV»] Serrasis. E adonc
el aiostet mainhtas ostz e aprop guastan tota ierra. sa e la va venir ha la
35 ciotat de S. Jacme, e tota causa que trobet nqui el va destrure, e atressi
destruhz la glieya de S. Jacme e'ls libres e'ls calicis e las cawpanas, e
totz autres ornamens el raubi ha la dicha gleya. E quan los Serrasis
amb lors cavals foro alberguat en la dicha gleya , eis feiro a.qm la lor
laiesa de degestio de cors sobre l'autar de S. Jacme. E per amor d'aisso,
40 la venguansa de Dieu permeien, a.\qus d'aissels moriro per decorremen de
sanc de la part darreire, Ihi autre per la gleya e per la ciotat anans per-
dero la vista. E d'aqwifsta malautia lo ditz Altumaior fo tocatz e p^^det
de tot lo veire, mas per lo cosselh d'un prestre^ de la dicha gleya el
' ÄJ. sufertoro. * Hs. luneyra.
^ £>as Wort steht am Rande; die ersten drei Buchstaben sind nicht
lesbar.
DER PKOV. PSEUDO-TUKPIN. 5I7
acomenset envocar lo Dien dels crestias e l'aiutori sieu pifr aqz/fsta «juisa :
,,0 Dieu dels crestias, o Dieu de S. Jacme, o Dieu de Sainkla. Maria, o
Dieu ' de S. Peyre, o Dieu de S. Marti, o Dieu de totz crestias, si tu me
tornas a mon prumier estamen , hieu reneguarei mon dieu Mahumelh , e
5 nuls tems no venrei ha la glieya de S. Jacme per raso de rapina; o
S. Jacme, gran baro, si a mon ventre e ha mos tu donas sanital, qua\ que
causa qw<? hieu ei agut de ta mayo, sapias que hieu Ihi tornarei." E
aprop .XV. iorns, restituic que hac totas causas- ha la dicha gley i dobla-
men , el cobret sa sanitat e tornet al primier estamen ; e pues el promes
10 que el se departiria de la ier.a de S. Jacme, e que nul tems no hi faria
dampnatge, e pr^-dicaria lo Dieu de crestias csser gran e S. Jacme esser
gran baro. Pues guastan e destruen las encontradas d'Espanha el per-
venc a una vila que vulgarmen es apelada Orinr, on era bastida noblamen
la gleya de S. Roma ornada de pallis e de libres mot bos e de crotz
15 d'argen e era cuberta d'aur; e aqwz lo dih Altumaior va destrure tot quan
que hi trobet , e guastet tota la vila. E coma el fossa en aquela vila
alberguatz amb sa co/wpania, un duc de sa cowpanya, qiie fo aqui, vi en
la dicha gleya alcunas colompnas de peyra mot belas, que tenio lo cap
de la dicha gleya que ero atressi devas lo cap de ius d'aur e d'argen, e
20 pres un coyn de fer e volc lo ficar per cobeesa d'aver l'aur e l'argen
entre [f. IqVI»] la colowpna e-1 aur ho'l argen. E quan el feria aqwe'st
coyn a grans cops ab un malh e volgues enaissi destrure tota la gleya,
per lo iutgamen de Dieu aquest duc fo tornatz en semblansa de peyra, e
troq;/(? havoras aq?/^st home a estat peyra e es de tal color coma era la
25 sua gonela que era guonela de Serrasis.* — E los peleris cjuc vau aqui
per ocaizo de Dieu pri^guar solo dire que a.que]a. peira dona hodor puden.
E quan lo ditz Altumaior vi aisso, el ditz a sos familiars que fort era per
vertat grans e glorios lo Dieus dels crestias qua per sos homes que*
iaciaisso que sio mort enquera los vol venguar de lors enemics vius.
30 Quar S. Jacme m'a ostat los huols e S. Roma d'aqwc-st home a fah
peyra, mas S. Jacme es plus debonaire e de melhor volontat que no es
S. Roma, quar S. Jacme me ha tornat la vista e ha agut merce de mi,
mas S. Roma no me vol tornar mon home. E adonc el ditz que se fugi-
guesso d'aqwdas encontradas, e fugi s'en amb sa companya ; e aprop el
35 no fo qui augigues per mainhs tems batalhar lo pays de S. Jacme. E
sapio tuh aquels que batalharau lo pays de S. Jacme que eis serau dampnat
p^rdurablamen , e totz aqueh que lo guardarau de poder de Serrasis ilh
serau tostems vivens en gloria. Deo^ gracias. Amen.
' Fehlt in Hs.
^ totas causas ist gleichsam Apposition zu que ac / der tat. Text hat
nur: „omnibus dupliciter ecclesiae restitutis".
■* Eigentümliche Wiedergabe des lat. „hobens talem culorem quäle m eius
dem Sarraceni tunica tunc habebat".
* Die Konstruktion ist nicht durchsichtig ; der lat. Text -weicht ab.
'- Hs. De.
n'
5 1 8 O. SCHULTZ,
Glossar.
Agreusar 5 10,31 = bedrängen, belästigen. -'R.^.yn. agreviar ; M.\%\.x.agreuja.
aladonc 488,1; 501,11; 503,10; 511,22 =^ dann, darauf, daher. Mistr.
aladounc in gleicher Bedeutung, s. auch Constans, Livre de l'^perv.
Glossar.
albere 492,25 = Panzer {ausherc).
ambolelh 497,3 = Nabel.
ancona 514,28 = Fahne, Banner. Castets S. X Anm. i setzt für das ari:M/w
seiner Hs. aticona ein, das in einer Hs. zu Compostella stehen soll,
welches sich allerdings auch in Harleian Ms. 6358 findet und das er,
ich weifs nicht warum, mit javelot übersetzt. Der poitev. Turpin (Ztschr.
f. rom. Phil. I 331) zeigt ascona für welches "Wort Auracher wenig
glücklich auf angones = brevia tela bei Du Gange verweist. Das Lon-
doner Addit. Ms. 195 13 hat aber ebenso wie unser Text ancona, und
dieses ist meiner Ansicht das Richtige , aus welchem aucona von den
Schreibern nur verlesen sein wird. Das letztere finde ich nirgends,
während Du Gange aucona giebt = Bild (Bild des Gekreuzigten) und
Godefroy für das afrz. belegt: icoine, ancone, ansconne (für diese Form
vgl. etwa prov. esguansa = eguansa) = image, hanniere. Diese Bei-
spiele begegnen bei Villehardouin und Robert de Clari, und daher ist
die Herkunft von eixwp sehr wahrscheinlich , wie ja denn die Form
tcoine deutlich darauf hinzeigt. Schon Diez hat das vermutet , dessen
Herleitung mit Unrecht von Körting, Lat. -Romanisches Wörterbuch S. 46
beanstadnet wird. Ich verstehe also an unserer Stelle, dafs Karl in der
Rechten eine Fahne (mit dem Bilde des Gekreuzigten oder der heil.
Jungfrau) trug.
aparsen, far 494,12 = sich den Anschein geben, s. Anm. 2.
atrobansa (trobansa) 515,32 = Auffindung.
Ben a fort 497,34 = recht stark, vgl. benabel bei Mistr.
beret m. 490,11 = eine Art Kopfbedeckung. Rayn. nur berreta, aber Du
Gange : birretuin.
besonhar de alc. re 504,39 = etwas nötig haben.
Cadelet 496,13 = Junge (vom Löwen); bei Rayn. und Mistr. nur == kleiner
Hund,
cap 517,18 =: Dach.
coler 481,34 = verehren, s. Glossar zu Flamenca und Suchier, Denkm. I 133.
conousser, se en 513,6 = sich verstehen auf.
corbable 507,22= biegsam.
D'autramen 503,10 = sonst; d'autramenz bei Bartsch, S. Agnes V. 85 1
und Sardou, Vida de S. Honorat S. 19.
decacordo 512,10 = zehnsaitig.
de contenen 479,2 etc. = sogleich ; bei Rayn. unter co«^^«^/-, vgl. P.Meyer
im Glossar zu Blandin de Gornouailles (Romania II).
de gran cor 511,19 = sehr gerne; vgl. nfrz. de grand ccßr.
deler (Latinismus?) 502,22 = vernichten; bei Rayn. delir.
de prescn 487,6—7; 488,32 = gegenwärtig; vgl. Rayn. VI 17.
T>F.R PROV. PSF.UDO-TURPIN. 5 IQ
detres 493,26 = zurück, nach hinten.
d o n c 506,6 = denn (car).
drestal 502,10 = Beil; bei Rayn. dextral.
E veiaire, m'es 498,17 =:: es scheint mir.
emperamor de 483,1 = wegen.
emprendre 513,45 = übereinkommen, abmachen.
engenrar 495,30= erzeugen (von der Frau).
enibryar(?) 502,36 = sich betrinken.
en sobre (e sobre) 499,30 = über, vgl. afrz. ensore.
entrepretar 516,9 = erklären; bei Rayn. nur interpretar.
envoquar 497,3 ^= anrufen.
escapar c. Acc. (? ?) 485,28 = entgehen.
escoltivador (escultivador) 487,24 — 5; 506,30; 512,39= Bebauer, Verehrer.
esmella 495,4 = Mandel.
espandre tr. 509,4 = bestreuen.
esurir 490,41^ hungern.
exceptat de 486,16 = ausgenommen.
Famulan 506,32 = hungernd {m\\. famolen verwechselt?).
finchamen 482,39 ::= auf heimliche Weise; bei Rayn. wwx feititainen, vgl.
z!otx fins als part. \ on fenher bei Bartsch, Denkm. 112,36 u. Anm.
fortesa 500,4 etc. = Stärke: bei Rayn. nur = Festung.
Glis 512,30 = Erde; Du Gange: ^^lis = htimus tetiax.
guorgolho m. 495.31 = Kornwurm ; Alistral : goiivgoii und gourgoul.
Ha avan 480,11 — 2 = vorwärts, weiter.
habandonadamen(?) 494,1 ^= in Fülle; vgl. a^xl. abandoneement \vi d\^%GX
Bedeutung bei Godefroy.
hospitar (Latinismus?) 482,34; 491,41 = sich lagern.
Laissar 505,28 = die Sünden vergeben.
Malessios 487,6 — 7 = scharf, feurig.
malvolgut 486,31 = übel gesinnt; vgl. nfrz. mal voulu.
mancipar 493,17 = ergreifen, forttragen; Du Gange: niancipare = /ace-
rare vel per vim aufere.
meteteiss(?) 509,30 — i = selbst.
modiol(?) 495 Anm. i = Nabe; Rayn. hat tuuiol.
mostrar 500,24 = richten.
Ombolelh s. ambolelh.
ondacom 513,7 = irgendwohin,
onor m. 511,25 = Flhre.
oppressut 479,14 = unterdrückt,
orguanisar 512,7 =: Orgel spielen.
QU 500,3 = heute.
Pap 488,38 = Grofsvater; Mistral und V;iy.sicr gilien />,//>.-= Vat.i.
perplexitat 515,7 = Verlegenheil, s. Mistral,
pervertir, se 498,23 = sich bekehren,
plasiblamen 512,26 -^ ;nif angenehme Weise.
520 o. schx:ltz, der PROV. PSEUDO'TURPIN.
pluros 503,4; s. S. 473 = mehrere,
proveensa 486,24 = Umsicht.
Reirepap 488,38 = Urgrofsvater ; Mistral :' 7ii're-papoun.
ressucitar 494,25 = auferstehen.
rugio(??) 483,10 = Gebrüll.
ruinas 505,19 = Elend; Forcellini : riiinae ■= calamitates.
Saber, so es 514,13 = das heilst.
sai en reire 499,31 = früher, ehemals; Mistral: gai en reire (gase.) in der-
selben Bedeutung, vgl. auch Constans, Essai s. l'hist. d. Sous-Dialecte
d. Rouergue S. 227 — 8.
Senhs 512,11 = Glocken, s. Glossar zu Crois. c. 1. Albigeois ed. P.Meyer.
Xan solamen 503,23 etc. = nur; tant soulamen in gleichem Sinne bei
Mistral,
tempe, temp 497,35; 512,10 = Pauke; Mistral hat nur tbnpan.
terrenal 502,29 = irdisches Wesen, Mensch.
Vilhola 516,19 = religiöse Feier.
Ymaga 482,1 = Bild.
O. Schultz.
Aas altfranzösischen Handschriften der Gr. Hofbibliothek
zu Darmstadt.
I.
Nr. 2534. Histoire du Saint Graal, Pergament, 211 Blätter
in fol., saec. XIV., enthält die drei Prosaromane Lc Grand Saint
Graal, Merlin, Roman d'Artus.
Zwei Spalten mit je 45 Zeilen. Auf fol. 2a, 36a," ygb mit
Randverzierungen verbundene Bilderinitialen, sonst abwechselnd
rote Initialen mit blauen, blaue mit roten Verzierungen, dazwischen
reicher ornamentierte, bei denen Grund und Verzierung in beiden
Farben ausgeführt sind. Foll. 19g — 209 sind von einer jüngeren
Hand des XIV. Jahrb. geschrieben mit einfachen roten oder blauen
Initialen ohne Verzierungen. Die Hs. hat von fol. 2 — 14g alte
XX.
Foliierung (II. — .VII. X.), wobei die Blätter 94 und 107 aus Ver-
sehen übersprungen wurden. Auf der letzten Seite der einzelnen
Lagen (Foll. 26 — 35, 200 — 299 Quinternen , 192 — i8g Quatern,
sonst Sexternen) unten Kustoden , bei den beiden ersten Lagen
aufserdem die Zahlen .1. und .II. Liniierung mit Bleigriffel. Der
Einband der Hs. ist ein alter Holzdeckel mit Leder überzogen,
g Buckeln, sowie die beiden Schliefsen fehlen.
Der Inhalt der Hs. ist folgender:
Fol. I : leer.
Fol. 2ai,i — 7gbi,44: Le Grand Saint Graal (gedruckt bei
Eugene Hucher. Le Saint-Graal ll,i — 111, 308. Au Mans. 1877-78).
Anfang :
Cil q' se tient : juge | au plus peceor de t'^ | mandc salus au cö fnce-
menl de cesle | es|toire . a t9 ciaus q' lor | cuers ont 5 lor creä'ce en la
sainte trini te etc. (vgl. Hucher TT 3 Anm.).
Schlufs:
Si se taist atät li 9tes de | toutes les lignies q' de celidoine issiicl 3
rel'ne | a vne estoire de merli q'l 9viet a fine forcc a|ioster a lesloirc del
.g'. Graal. 2 9nice mesire | rob's ctel man'e '^me vi porres oir. ||
Fol. 7gb2,i — 104b 2, 7: Roman de Merlin (Inhaltsangabe in
modernem Französisch bei P. Paris. Les Romans de la Table
ronde. Paris 1868. 11,3 — 971 deutsch im Auszüge bei Birch-
Hirschfeld. Die Sage vom Gral. 166 — 170, vollständig gedruckt
in Merlin p. p. G. Paris et J. Ulrich. Paris 1886. 1 i — 146 [Soc. d.
anc. textes fran^ais].
522 A. SCHMIDT,
Anfang:
Mout fu iries li anemis | q->nt nie sires ot este | en infer I il en ot iete ]
eue i adan etc.
Schlufs :
Ensi fu artus es lis a roi j tint la t'rc 2 le regne de logres löc | tans
em pais.
Fol. 104b 2,7 — 2ogb2,43: Roman d'Artus (Inhaltsangabe bei
P. Paris, a. a. O. II 103 — 389). Ohne Überschrift und Absatz schliefst
dieser Roman sich unmittelbar an den vorhergehenden an.
Anfang :
tant q .1. iour fist a sauoir a | toute sa t're q'l tenroit cort efforcie etc.
Schlufs :
2 ot li roys .1. senescal quil | auoit nori denfance a qui il auoit chou |
quil auoit de terre conimandee apries la | mort pharijen 2 che fu chis qui
le traist | et par qui il perdi le castiel de trebes. En|si com li contes le
vous deuisera chi apries. ||
Fol. 2ioa steht in der Mitte:
Ce present Iure appelle l'ystoire du saint graal du Roy | Artus de lan-
selot du laac et des aut'3 ch'lrs de I la tauble Ronde etc. Et le fist faire
le bon Comte | de bloys jadis signe' de byaumont etc. Et apnt appt' a
estienne du chastiel dit de la houardie 9silli' ] et payeur a mon t's red'
signe' le duc etc. en sa ville de mons | en hayü' etc. ||
Fol. 2iob, sowie das dem hinteren Deckel aufgeklebte Blatt
2 1 1 sind leer.
Der auf fol. 210 erwähnte Comte de Blois, Seigneur de Beau-
mont ist wahrscheinlich Louis de Chätillon, Comte de Blois, welcher
1326 die Herrschaft Beaumont durch Heirat erwarb und 1346 in
der Schlacht bei Crecy fiel. Aufser ihm führen nur seine drei
Söhne, deren letzter Guy 1397 kinderlos starb, die Titel Comtes
de Blois, Seigneurs de Beaumont. 1 1397 fiel die Herrschaft Beau-
mont an die Grafen von Hennegau zurück.
Die Lebenszeit des Estienne du Chastiel vermag ich leider
nicht zu bestimmen , da mir die nötigen Hilfsmittel hier nicht zu
Gebote stehen. Zu vergleichen wären die von de Reift'enberg,
Monuments p. s. a l'histoire des Prov, de Namur, de Hainaut etc.
Bruxelles 1844. T. I 619a zur Geschichte der Familie du Chastel
de la Hovarderie angeführten Werke.
Zu Ende des 17. Jahrh. befand sich die Handschrift, wie sich
aus älteren Katalogen ergiebt, bereits im Besitze des landgräflichen
Hauses zu Darmstadt.
11.
Nr. 3306. Bruchstücke der Chanson de geste „Gui de
Bourgogne" ({>. p. (iuessard et Micheiant. Paris 1869 in Les
' Vgl. Leopold Devillers, Cartulaire des Comtes de Hainaut III 520 — 21.
Bruxclks [886.
AUS AFRZ. HSS. PER GR. HOFBIHLIOTHEK ZU DARMSTADl. 52,^
anciens Poetes de la France). 1 1 Pergaraentblätter saec. XIII in 8",
von 20 cm Höhe, 12 cm Breite, jede Seite entliält in einer Spalte
30 — 31 Zeilen mit grofsen Anfangsbuchstaben. Der Beginn der
Laissen ist durch einfache rote Initialen kenntlich gemacht. Die
1 1 Blätter gehören 3 aufeinander folgenden Lagen und zwar Qua-
ternen an. Die Blätter i — 6 (V. 30Q5 — 3431 des gedruckten
Textes) bilden die drei inneren Doppelblätter einer Quatern , das
äufsere fehlt. Von der zweiten Quatern ist vorhanden Blatt 3 und
das innere Doppelblatt 4/5 {V. 3613 — 3789), von der dritten nur
Bl. I (V. 3976 — 4035) und Bl. 4 (V. 4157 — 421Q). Leider sind
an maiichen Blättern Stücke des Randes abgeschnitten, wodurch
einzelne Worte und ganze Verse verloren gingen. So sind auf
Bl. I durch Abschneiden des unteren Randes die V. 3120 — 3124
und 3151 — 3155 weggefallen, auf Bl. 2 mit dem oberen Rande
die V. 3156 — 3157, 3185 — 3187, auf Bl. 5 mit dem oberen Rande
die V. 3327 und 3352 — 3353, auf Bl. 6 mit dem unteren Rande
die V. 3403 — 3406 und 3432 ff. Die oberen Ecken fehlen den
Bl. 8, 9 und II. Die Bl. 10 und 11 bestehen aus zwei Stücken,
sind aber sonst vollstäng.
Nach der Aufschrift auf dem oberen Rande von Bl. 3a:
Johanwes de garlandria de misterijs || ecclt^jie [Tohi''as . et p1ii[ra
ali]a II tabulaw reqwire in fine libri ||
dienten diese 11 Blätter der Darmstädter Hs. Nr. 14 in 8*', welche
das genannte Werk des Johannes de Garlandria, sowie des Mat-
thaeus Vindocinensis Tobias enthält, als Umschlag. Die Hs. 14
wurde nach einem Eintrag auf Bl. 74a und 75a b im Jahre 14 16
von dem Prior Philippus des St. Jakobskloster in Lüttich gekauft,
zu Ende des vorigen Jahrhunderts von dem Kölner SammU^r Baron
Hüpsch erworben und gelangte mit dessen Bibliothek zu Anfang
unseres Jahrhunderts in die Gr. Hofbibliothek. Auf Bl. 74b schrieb
vor 14 16 jemand ein dreistrophiges französisches Liedchen mit
dem Refrain „Tant me fait mal de vous la de'partie" ein, das
später, wohl von einem allzu eifrigen Mönche, dick mit Dinte
überstrichen und fast unleserlich gemacht wurde.
Da die Bruchstücke einen Text bieten, der von dem gedruckten
vielfach abweicht, gebe ich nachstehend einen getreuen Abdruck.
Die .Abkürzungen sind aufgelöst, die beigefügten Buchstaben aber
kursiv gedruckt , die roten Anfangsbuchstaben der Laissen durch
fetten Druck wiedergegeben. Die in eckigen Klammern stehenden
Buchstaben und Worte an lückenhaften Stellen der Hs. sind nach
dem Drucke ergänzt. Eigennamen, die in der Hs. manchmal grofse,
manchmal kleine Anfangsbuchstaben haben, sind immer grofs ge-
schrieben. Alle Fehler des Abschreibers, der zuweilen das Ge-
schriebene selbst nicht verstanden zu haben scheint, sind bei-
behalten.
Einer der häufigsten l'ehler, der fast auf jeder Seite vorkommt,
ist die Verwechselung von <i und (/; ji-dcnfalls war in (K-r Vorlage
524 A. SCHMIDT,
(nicht in unserer Hs.) die Abkürzung für et dem a sehr ähnlich.
Einige der auffallendsten Beispiele mögen hier stehen :
a für et in:
V. 3146 Del presant lou deues amer a tenir chier.
3320 Bien conut a viaire a Barart a Bertrant.
3362 A hate vois escrie a comance a huchier.
3356 Qi fist a ciel a tere a formait de noiant.
et für a in :
V. 3173 Li barons sont venus et lor herbergerie
3679 Bien fait et otroiier ce dient li anfans.
3743 Et Naimon et lai barbe, lou duc Sanson lou riche.
4175 Et eil de lost asaillent par molt grant et aitie.
In dem letzten Beispiele findet die Verwechselung sogar in
einem Worte (aattte) statt.
Nicht selten ist auch die Vertauschung von s und c, so V. 3156
cesi für sest; ^^2^ saler \ 3328 silier für cele7'\ 3646 flosons für
flocotis; 3666 Sertes für Certes; 4162 foiiceis für fouseis (fosses).
Tjvl bemerken ist noch , dafs die am Rande stehenden Vers-
zahlen sich nicht auf diese Bruchstücke, sondern auf die Guessard-
Michelantsche Ausgabe beziehen.
Fol. la V. 3095 Bei a cortoisemant lou pris et arainier
Sires rois gentis hons per deu ne me noieiz
Qant tu meis an France coronwe sor ton chief
Et tu feis venir le fis de nos moilliers
Pör coi ne viens tu donc a 'K.ar]emame aidier
3100 Se maie deus de glore il an ait grant mestier
3102 Je nirai a Karlon lou fort roi cortoiier
Saurai ces .II. cites sos moi a justicier
Je les randrai Karlon san poine et sans dengier
3105 Si maie deus dist Sances trop aues lou euer fier.
Jai ne vaires Karlen san iert formant iries
3107 Si ferai ce dist Gut or ne uos esmaiies
De pair icel signor qi an crois fut dreeies
3108 Li dirois de par moi salut et amistiet
Je li anvoierai .M. mul et .M. somier
3110 Qi tut sont de vitaille et troses et ehergies
£t .M. habers saifres .M. brans et .M. espies
3113 Sires ce dist dus 'Natmes com uos plairail si iert
Nos li porterons bien qant i\e nos iert baillies
31 15 II ni ait el dist Sances mais demandes congiti
Li barons li demandent Gut lor ait otroiiet
Qant il furent montes si les out c'O^uoiies
Et Qettrans a Barars et Torp?«j li prisies
31 19 A partir (\e il firent plorerent de pitiei
Fol. ib 3125 Qant lanfes Gut lantant si lou corut baixier
3126 Des larmes qil plorerent sont anbedu moillies
Fol. 2a
AUS AFRZ. HSS. DER GR. HOFRIBLIOTHEK ZU DARMSTATrr. 525
Vor pb qil ne cheit de son cheual pames '
Por po qil ne cheirent main et main del destrie
31 31 Li anfans retornerent li viel ont chiuachiet
Ne sai qz' lor jorneies vos deuse noncier
.1. maitin sont venus a Luxerne lou ciel
Maintenant dexandirent deuant lou treif roie
3' 35 Q'^"*^ Karies les chesit onqes ne fut si lies
II ait basiet Natmon et enapres Reinier
Naimes dist lanp^reres com aues esploitie
Veistes uos Guion cel nouel roi prixie
Oiil sires dist l>iaunes nos lou veimes bien
3140 II uos mande par nos salut et amistie
Tel p/vsant vos anvoie dont \os esleres lies
Escus haubers et lances et ases a maingier
Si maie deus dist ¥iar\es molt ait bie« esploitie
Tant me lest Jhifjus viuvre cancor lou puse aidier
3145 En non deu anpa-reres ce dist Rolawj ces nies
Del prifsant lou deues amer a tenir chier
Mais demandes 'iiaimon a Sanson lou guerrier
Qant il uanrait ici li riches rois prtsies
Certes je lou uairoie de greit et volantiers
3150 Sires ce respont Sances Qant li siens plaisir ierl
3158 Si maie deus dist YLar\es il fail molt a prixier
Cil ne fust mes coisins mes parans ou mes nies
3160 II ne lozest panser por la teste tranchier
Ne li anfans de France leusent otroiiet
Jai lai coronwe dor ne meist sor son chief
Xe sai sires dist Sances mais merntWt lai chier
Certes .II. fois me uint acoler a baixier
3165 Vor po kil ne chait pames de son deslrier
Sances dist Janp^reres par lai vertut del ciel
II cus qil est vo filz de vos franche moillicr
Maris estes mai niece il est ases mes nies
Ne sai sires dist sances mais niölt an sus iries
3 1 70 A ceu qil uodrat faire nos couient otroiier
A ces parolle vont li conVa herbc?/-gier
I£t Karlt'v est remeis d-olans et courecies
i barons sont venus et lor herbergcrie
Et KüHe'j est remeis courecies et ])lains dire
3175 V.n .1. lit se couchail mais il ne dormit mies
E deus ce dist li rois q» tout ais an bailie
De qeil terre eis anfes t\i meine tcl justice
0/1 ait pris Montorgucl ytar sai cheucllerie
Hude/t<w bailixiet et lai franche roiine
L'
' Dieser Vera ist durchstrichen.
526 A. SCHMIDT,
3180 Ne daigne a moi venir ne il ne son anpire
Mais par icel signour qz tout ait an bailie
Je naurai ja Luxerne a nul ior de mai vie
Si iert venus li anfes qe an mon euer desire
3184 Car deus lou mait mandeit li fis saz'wte Marie
Fol. 2b
s-
3188 Hueäe/on apelait a lai barbe florie
£i Danemon son fil ei Dragollant meimes
3190 Signors dist lanfes Gut ne larai nel uos die
Certes molt me desiret K^arles de Saint Denise
Et les dames de chers plorent formant et crient
Cai lor signour le meine ou m^ruelle desirent
Comant jrai a Kar/e sauerai Agorie
3195 Lai citet de Maudrone qi sor mer est bastie
Sires dist Hued<?/o« ne lairai nel uos die
Vos maueis baitixiet si uos an doi seruise
Jai ne vairois paiser lai qiwzaine et demie
Se deus piaist a lai crois ou soufrit lai haichie
3200 Qe ie uos an randrai a terres et seruises
Qant lanfes Gut lawtant bonwemant lai mercie
"ires dist Hude/ö« antahdes anver mi
Vos maueis batixiet par la uostre mersi
Je sus vostre hons tos liges se uos doi hien seruir
3205 Faites mouoir vos homes a laube par maitin
Si qt moiniont le chers se muevent atresi
Sirons vers Augorie celle mirable cit
Je ferai lai baitaille sans ues et contredh
Vers lou roi Escorfaut par verteil lou vos di
3210 Certes il est mes nies par vt'rteit le uos di
Far la fei qe ie doi Karlön de Saint Denis
Se il wet trepaiser ne me fais ne me dis
3213 Ni narait cosenaiges lou poil dun estelin
Ne li faice lou chief de sor lou bu partir
3214 Sires ce dist li rois lai uostre grant mersit
Fol. 3a £:t deus nos doint tant viure qel uos pusons merir
3215 Anci les cut laisier deci a laiclarcir
Qe li rois de Borgoi^'ne fist ces homes garnir
Le chers fönt esteler lors sont mis a chaimin
3118 Hudelon les condul a Danemons ce filz
3220 Vne mölt grant de lue fönt lai tere fremir
£t eil deuant sairestent a laube par maitin
Ni vinrent eil dariere ains fu paises midis
Tant estoit lost espesse de chevah'er de pris
Cil sires les condue qi an lai creus fut mis
3225 Tant ont erreit ansanble cai .1. juedi maitin
3226 Ont chosit d' Agorie le murs daraine bis
Les riches tors de maibre et lou palais notis
3227 Olint llnde/on le uoit si lait a Giiion dit
AUS AFRZ. HSS. DER GR. HOFHIBLIOTHEK ZU DARMSTAOT. 527
Or poes d'Agorie le riches murs veir
La bone fermetes cainz nus millour ne vit
3230 Faites logier vostre ost «rowtreual cest lairis
Chargies moi de uos homes .C. chcva/ter de pris
3232 £t ie moiurai de miens a montant de .VII XX
£( feiai lou mesaige se deu vient a plaixir
3233 £t lantes li respont an non de Jlu'jus Crist
Bertratti en apellait ei Barart a Torpin
3235 Sauari de Toulouze Eslous <?/ Aiiberit
Signours ce dist li anfes por deu q? ne ma/Mil
Faites .C. cheva/ier armer a fer vestir
Si ferons Hude/o« aikes de son plai.xir
3239 Sires ce dist 'Bertrans ne uos an qier mantir
II lou nos couient faire volantier non anvis
3240 II an ont fait seurer de tos le plus hardis
XX
Si les ont ajosteit aweuqes les VII
Fol. 3b 3241 Et li rois de Boxgoig-ve fist ces ost establir
Et ses homes logier parmey le preis floris
II est venus a chers les ait an orde niis
Et commande les dames gantemant a seruir
3245 Gile lai suer Karion ot molt lou euer marrit
Ou qelle voit Qtuion an plorant li ait dil
Grant tort en aueis Sire par lou cors Saint Denis
Nos deuiens aler a Luxerne lai cit
Por veoir nos signour qe nos desirans ci
3250 Or nos fais chairoiier par estraige paus
Grant pechiet en aueis par Saint Pol d'Apolin
Par Saint Denis de France lanfes li respondit
Se ie nai Agorie a Maudrone lai cit
Juscai .XX. ans tos plains ne uairois vos maris
3255 Qant les dames lantandent pröent a deu lou pis
Qe lor anfans sarixent a lor signors gentis
3256 Hnedelon lorgillous cest a lai voie mis
Et Bertrans et Barars et Estous et Torpins
XX
Or furent il ansanble deci a XII
3260 Cil sires les <ro«due q« an lai creux fu mis
kr san uait Hude/öw a sai cheuellerie
Li rois Gm«' les töwmande a til Suinte Mairic
Qi les pust ramener an santes et an vie
Et li barons cheuachent qi Jh^jus benoiie
3265 Onqes ne sairesterent deci qan Agorie
Huede/öw uait deuant o sai gant de Pi?rsie
Qi erent tut arraeit a lai loi paienime
Par lai porte san anlreiit an lai eitel garnic
II ni Ol Satrazin qi pais lou töwtredie
3270 Et eil ont cheuachiet a belle tö/ipaignie
Fol. 4a Venus sonl a lai porte de la grant [lor] garnie
O'
528 A, SCHMIDT,
Hude/o« i apelet li portiers li ouure [ — ]
Qant voient Hudelon tres grant joie an firent
£( voient Francois ei lai crois an poitrine
3275 Saichies ce fut tel chose dont il mölt saibaihisent
Dient a Hude/o« bie« vignies vos biaus sires
Sont tut eil chevaäer de uostre conpaignie
Qant Danemons lantant a haute vois escrie
Vos lou saurois molt bie« ains loure de compYie
3280 Ou est Escorfaus mes oncles a lai chiere herdie
ßiaus sire il est lai sus a mainiee escherie
Nait qe .C. chevaizer o luj an conpaignie
Qant Huedelon lantant ne puet mueir ne rie
Lors dexandirent tut sos loliue florie
3285 Ei montent ou palais an lai salle p^rrine
£i trueuent Escorfaut a lai chiere herdie
Qant Hndelon lou voit hautemant li escrie
Biaus nies ce dist li rois je ne vos salu mies
3289 Lanfes Gm de Borgot^-ne qi tant ait signorie
Jai ait il pris Carsaude par sai cheuellerie
£i ait pris Montorguel mai fort cite garnie
3290 An trestoute mai terre ni ait il laixiet mies
Dont jou i p[ ] 1 ualisant vne Elie
Qant Escorfaus lantant ne puet muer ne die
Mar lou pansait li glous par mai barbe florie
Or manderai patens deci quan Amairie
3295 JSi si ferai venir Butor de Sanlorie
£f manderai Maudras de Madrone lai riche
Qant jaurai asanbleit mai grant cheuelerie
Lors irai sor Gmon si ne demourai mie
Fol. 4b Trancher[ai lui la tejste a mespee forbie
3300 £i si ferai [destruire] lai belle conpaignie
Mes les dames de chers nen ociraiie mies
3301 Reanplir an ferai mai terre desertie
Qant Bertrans lantandit tos li sans li fremie
Ou qe il uoit Berart baiset li prist a dire
Aveis oiir patens vanter de grant folie
3305 Mar lou pansait li glous se deus me benoiie
Soufres ce dist Estous por deu lou fil Marie
Vos pri jou a rekier qe ne uos haistes mies
Car ancloze nous ait ceste gant paienime
Or se sont baitixiel por deu a por laide
3310 Et se mues ne nos fönt il ne nos faudront mie
£i se uos voliies comwzancier lai folie
Chaicuns fiere grant cos de lespeie forbie
2 Druck: Dont je prange de rante valissant .1. alie. An der Stelle, wo
jetzt im Pergament ein Loch ist, können höchstens drei Buchstäben gestanden
haben.
Fol. 5a
AUS AFRZ. HSS. DER GR. HOFBIBLIOTHEK ZU DARMSTADT. 52g
Qant li aufans lantandent chacwns daus li escrie
Bien fait a otroiier deus nos soit an aide
3315 Sor veloit Hudelon a sai cheuellerie
Nos aueries anqi ceste grant tour anlie
Et se randrons Gtiion ceste chaistelerie
Certes dist Danemons il ne vos faudrail mies
"Pcorfaus d'Amarie cest leueis an estan
3320 Bien conut a viaire a Barar[t] a ^ertrant
Qe il estoient neis de lai terre de Frans
Ou qil voit Hude/o« se li dist maintenant
il-}) Qiii sont eil chevalitr saler ni vat niant
Sont il pris an baitaille an estor ou an chan
3324 Per Mahomwet mo« deu il nos vont moll j^aibant
Cil ne sont de nos loi de trestout apandant
3326 II pc^rdiont jai lai teste a mon acerin brant
Fol. 5b
3328 Si maie deus biau sires silier ni vat niant
3330 II sont home Gmon lou Chevalier vallant
II uos mande per nos qe liroie cellant
Qe deuenes ses hons de cest jor an auant
3333 ^^ creieis an Jh^jus lou roi omnipotent
Qi nos fait a gouuerne celu tres a garant
Por lu auons desut creance voiremant
3334 7^( se uos ceu ne faites qe vos vie est niant
Qant Escorfaus lantant si muait son talant
£( dist antra cedans que lantant mant
3335 Herbergiet ai tel hostes qz me feront dolant
3336 T Tuedelon lorgillous qi molt fist a proixier
3338 Amins ce dist li rois a celer ne te qier
Deus nos ait aseneit a millour chevaiter
3340 Qi onkes fast an France ne jamais soit lesciel
II nos ait fait trestous leuer a baitixier
£t nos ait tous randus nos terres et nos fies
£t nos te sons venus por deu quere a prieir
Qe tu li rans tai terre si te fais baitixier
3345 Ou ^^ ^°^ P^'' laipostre qe qierent chevaiier
Amours ne pairantes ne ti aurait mestiers
Qe ne te faice jai lai teste reoignier
3348 £t araigier del cors et le mains et le pies
Ne amins ne coisins ne ti aurait mestier
Qe ne te fesce jai lai teste reoignier
3349 Apres cest mot regarde Bertrant lou mesaigier
3350 Estout et Auberit Barart de Mondidier
3351 Qant li anfans lou uoient ne se uorent targit-r
Et Barars uait ferir Murgalant de Torlier
3355 Et Torpins lerceueqes lou roi de Mowtesmier
Li aulrcs referirenl ne se uorent targier
530 A. SCHMIDT,
Estoulz li filz Odon et Escorfaut an vient
F[er]ist lou de lespeie san plus de laitargier
Qant Huedelon li prie por deu" ne lou touchies
3360 Escorfaus san estut a Hudelon li viel
Bien voit ni uat sa force lai monte dun den/er
A hate vois escrie a comance a huchier
Faites ans rebouter le riches brans dacier
Et je randrai a Gut me terres a mes fies
3365 Et crorai an Jli^^us qi lou mont doit jugier
Mues ain mai terre p^rdre qc lai teste tranchier
Mais cest li plus par force li moins par amistiet
Ne man chaut ce dist Huedes car jou an sus molt lies
33*J0 ^^['i]"'- or uoit Escorfaus qe il est antrepris
>^ Et si uit autor lui les riches braus forbis
Li cuers qil ot ou vantre li est rriölt afoiblis
3372 Ou qil uoit Hude/on se li dist a haut cri
Or serait li reis Gzd de mon reigne saisis
Or ferait il garder mai terre et mon paus
3375 P(2/- mon chief ce dist Hades meruelles aueis dil
Car uos ni p^rderes uallant .1. angeuin
3377 Ainz aureis uostre terre ce saichies vos defi
Far mon chief dist Barars il nirait mie ansi
Fol. 6a Ains ferait ces paiens et jurer a pleuir
3378 Qe nous ni auront mal dont nos pusent garir
Et Escorfaus respont je ferai vos plaixir
3380 Et vne de fenestres ait son chief auant mis
Et chosit cowtreual armeis a fer vestis
M.
Plus de XX paiens ses ait a raison mis
Signors dist Escorfaus antandes anver mi
Jai randut a Francois mai terre a mon pais
3385 Batixier me ferai sans ues et contredit
Se wel qe uos randes uos terres autresi
Et paien li respondent il nirait mie ansi
Ansois les asaudrons a force et a estri
Tant qe tous les aureus detranchies et ocis
3390 Et Escorfaus respont m^/-uelle pus oiir
Ou vos ferois tout sou qe ma bouche vos dist
Ou vos me uaires jai ades [ ]or morir
ienous dist Escorfaut a celer ne vos kier
Se uos ne faites sou qe ie vos pri et kier
3395 Jäi me vaireis lai teste sus del bu reoignier
Car je uoi lai Guion qi fait se gans rangier
Et eil li respondirenl nos nel poions laixier
Nos ne vos faudrons mies por le manbre tranchie[r]
Les portes fönt ourir et le pons abaisier
3400 Pues mistrent jus lor armes sans plus de delaiier
Del palais aualerent sergani a chevaliex
s
AUS Al'KZ. HSS. DER GR. HOFBIBLIOTHEK. ZU DARMSTADT. 53
3402 Qt uonl a lost Guion h\ novelle nowcier
Fol. 6b 3407 Lanfes Gia' de Borgt»^/?^ comansail a huchier
Or tost lai ville est nostre pansons de lespleilier
Deu an deuons ensamble loer a grasieir
3410 A cest mot an monterent teis .L. milliers
Q^■ juscai lai citeit ne se uorent targier
Nes au daimes des chers ni ot qe eslaicier
Dont chacune tenoit son liure ou son sautier
"Pn lai cileit antrerenl li cheva/ier vallant
3415 £t ont prinse lai vile a darier a dauant
Lanfes Gtn fait crier par lai citeit .1. ban
Oil ni ait cheva/ier tant soit de haute gant
Se il tot Sarrazin son or ne son argant
Tirre paille ne dras ne riens san son talant
3420 Qil ne perde lai teste jai nan ieit autremant
Qant Sarrazin lantandent san sont liet ei joiant
£t dist li vns a lautre [ ]ait niölt bone gant
Por jaus deuons deu croire awfin veraiemawt '
3424 Atant es Hude/on a son [ ] Dragolant
Hertrans lou fil ^aimon et Barart loa vellant
3425 Ou tienent Escorfaut et dariere et dauant
Yi\xdelon uoit Guion se li uait escriant
Sire aiilandes a moj reis Escorfaus se rant
De luj et de sai terre pues faire ton talant
Signours dist lanfes Gui Jh(»jus li rois amans
3430 Nos lest si esploitier des ici an auant
3431 Q^ ie pusse aikes faire a Karion son talant
Fol. 7a 3613 Et Danemons les guie et DragoUans li tiers
A lantrer del paulais trueuent lou maistre huxier
3615 Et tenoit .1. bauston grant et gros de pouinier
Et vail ferir Bertrant sor son ellne vt'rgiet
Or sai dist il uenes a vos gr^nt ancowbrier
Qant Danemons lou vit lou san cudait chaingz>/-
II ait traite lespeie parmei lou hainepiet
3620 Li ait tel cop donweit qel fist tost anbronchier
Lou boin branc towtreual pues li prist a huchier
3621 Outre dist il lichieres si Ion doit lou vangier
A glouton qe se drese por franc home jugier
Et li anfans san montent fo//treniont el planch/Vr
Ains qil fuxent amont furent tut dcsliies
3625 Mai«tenant ont des fueres le riches branc saichiei
Hude/o« vint dariere et Amaudras li liers
Et ont fermeil le portes et le pons sus saichies
Qe lai amont ne vigne lai forcc des paicns
' deuons deu zweimal geschrieben.
Zeiuolir. f. rum. l'hil. XIV.
34
532 A. SCHMIDT,
/^^v furent ou palais desliies li anfans
3630 Et tinrent an lor mains le boin acerins brans
Et tant es HudeZü« et Amaudras errant
3632 Qrtnt il uoit DOS Francois molt san uait m^ruillant
, Ou qil uoit Huede/ow se li dist maintenant
3633 Faites a ces cliaitis oster ces riches brans
3635 Par mo« cliief ce dist Hudes ains uos feront doulanl
Se uos ne voleis croire Jh(?^us lou roi amant
Oi de lai sainte vierge naikit an Beliant
Voire dist Amaudras or me vait malemant
Et dist a Hudelon sire viellars puant
3640 Aveis me vos traut por sou si laidemant
Prtr Mahommet mon deu qi ie tres a gairant
3642 Je nie lairoie ansois geter an feu ardant
Fol. 7b Tant qf fuse tous airs et darier et dauant
3643 Qe" creise an celus (\e penerent tirant
Qant luj ne pot aidier mal me ferait garant
3645 Q«nt Danemons loit si est paiseis auant
3646 Var lai barbe lou prant dowt li flosons sont grant
Envers luj lou saichait dal poig qil ot si grant
3647 Dariere an haiterel li done .1. cop si grant
Cai ses pies laibatit pues li dist an riant
Filz a putains traites fei viellart mescreant
3650 Certes mar medeistes de deu lou roi amant
Qz' nos paist a gouerne et fist souloil luxant
Torpmj li airseueqes uint celle part courant
Signor laixies mau Türe parier per couenant
Et eil li respowdirent tot a uostre talant
3655 Amins car eroj an deu lou peire tot pousant
Oi fist a eil a tere a formait de noiant
Anuers lo roj Gmon te serons boi« garant
3657 Qant Amadras lantant tos li muait li sans
Et ait dit a Torpm sermons ni uat niant
Qe ereise an seluj qi an Jheruzalem
3660 An vne planche vies soufrit mort et aihan
Je ne croroie an luj nes ean .1. chien puant
Qant Torpzm- landandit san ot lou euer dolant
II hausait contremont lo boin acerin bran
Far mei leu de la teste li ait doneit si grant
3665 De fer juseans el pis lou uait tot porfandant
Sertes si ait boin preste dist Hude/ö« li frans
Voire ear hien conkce dist ces filz Dragolanl
Mais de sai penitanee nest mies trop joians
Car decj a braieir li ait coulej lou bran
3670 Signors or del bie« faire ce lor ai dit Bertrans
Fol. 8a Qe lai aual nos uienent Sarrazin a Persan[t]
Alomes asaillir jel voel a cel comvmnit
Ains qil preignent lor armes ne lor acerins bra[ns]
AUS AFRZ. HSS. DER GR. HOFBIBLIOTHEK ZU DARMSTADT. 533
Car gant kest desarmeie ne val pais .1. besanl
3675 Bie« lait a otroier dist Hudelon li frans
Or doit chacuns monstrer aikes so« hardemant
Por cöwforter Guion nos signor lou vallant
£t por aidier K.ar]on a Luxerne la grant
Bien lait ei otroiier ce dient li anfans
3680 A cest mot de lai lor sont trestut dexandanl
3681 Hudeion uait lespeie par fierteil pamoiant
3685 Ceries mar j anlrestes filz a pulains [ ]
Vait ferir Cornican cuj jl consut atant
Si lait par mej tranchiet com feist vne glan
Atant es Danemont ei lou fiers Dragolant
Escorfaut d'Agorie ei Barart ei Berira>ti
3690 Sauaris de Toulouze ei Torpin lou vellant
Abrit lou Borguignon Estoul lou comhainnt
Aus paiefis sont uenus de ferir desirant
Qant Sarrazin les uoient an fue sont tornant
Li anfans les anchausent qi les uont ociant
3695 C*^ l^i fuxies lou ior par desous loliuier
Qant Francots asanblerent a lai ganl lauersier
Dont veisies patens a ferir ei chaisier
Huler glaitir a braire crier ei abaiier
£i nos Francois les fierent qi Jh^jus pust aidier
3700 Qi lors ueist lou jor ces paie«^' damaigier
Jii lun mort desor lautre v^/-seir ei trabuchier
Plus an ont mis sans vie dauant aus el grauier
C
3703 Can .1. jor ne tuaisent IUI cherpantiers
3705 Dont oisies paiens ei haute vois huchicr
Fol. 8b [H]^i M[ahom nostre] sires car nos ueneis aidier
[A]iies mercis des airmes cor an ait g/ant mestier
[D]onc veisies Francois desor aus airier
[T]restous les ont ocis ni remeist vns antiers
3710 [F]ors seulemant la monte dun millier
371 1 [Et] eil san sont fuis an la meir por noiier
Sus saillirent a force c\\acuns doutoit laicier
Qi' lors ne pot biew boiure si lou couint noiier
3712 [Et] nos Francois saisanblent san plus de delaiier
[Et] tut li cowuerlis qi deus pust cöwcillier
Lors firent tos le mors an lai mer bailancier
3715 [L]ai ot lou jor saixit mains grant palais plenier
Mainte salle p^rrine a ment riche solier
3717 San tirent lai vitaille maiwtenant descharg;>y
Se lai ferant an lost mener a chairoiier
Lai citeit ^rowmanderent as dames a vis fier •
Mais ansois les ont fait k-uer a bailixier
' //j. C(;/«mandeiderent. dei aiisgi stricken.
34^
^34 ^- SCHMIDT,
A pani lai creance an verai justicier
Maiwtenant saisanblerent li nobile guerrie
De ci a lost Guion ne se uore'nt targier
3718 Qi umais wet cur chanson ancowmancier
Si se traie an auant a laire lou noisier
3720 Con rois Gut saijostait a K.ar\on a uis fier
Et com il li randit sai teste por tranchier
Qßnt ot pris de Luxerne lou g[ra]nt P^l^s plen^Vr
3723 T^e lai citeit isit lai riche copaignie
De ci a ione roi ne saiseurent mies
3724 Ei cheuachent ansanble lai belle praierie
3725 Hude/on vait dauant a lai barbe florie
Et Bertrans a Barars a lai chiere herdie
Laufes Gut de Borgog'ne belemant li escrie
Fol. qa Gantis rois debonaires est lai citeit saisi[e]
Oiil dist Hude/o« ce deus me benoiie
3730 Ef Amaudras li glous ait lai teste tranch[ie]
Torpins li ait tolue a lespeie forbie
Por sou kil despisoit lou fil Sai'nte Mairie
Gantis rois debonaires or ne uos targies [mie]
Mais alons a Luxerne lai fort citeit gar[nie]
3735 Et secourons Karlen a sai grant coftpaignie
3736 Car grant mestier an ait jen ai nouelle o[iie]
Et cest mot saiparoille lai riche baronnie
3737 Les chers fönt atorner ou les dames se[ ]
Les pauillons destandant sor le somiers le[ ]
Tost a jnelemant a lai uoie se mistrent
3740 Or dirons de Karlön lou roj de Samt Denise
Qz fut dauant Luxerne couresies et pla[ins dire]
Oigier en apelait si li ait pris a dire
Et '^at'mon et lai barbe lou duc Sanson lou riche
Signors dist Karkmaz«^ por deu lou fil Marie
3745 Trop demoure rois Gui ne sai (\e plus an die
II ait plorei des jaus pa/- fönt del euer sopire
II ait plus de VII. ans cai aisis ceste ville
Sires ce dist dus Y^aimes ne uos amaiies mies
Et rois Gui ki amoine lai grant cheuellerie
3750 Nait pais .III. mois paiseis .IUI. cites ait prise
3752 II uanrait mölt partans a belle cöwpaignie
He deus dist Karkma/«^ dame Samte Marie
Apres iceluj jor ne qt'rroie plus viure
'arl^s li rois de France formant se demantait
Dus Naiwi?j- de Bawiere bien lou rec<;«fortait
Atant es .1. garson qz an loges antrait
Rolawjf et OWivier an sai uoie ancontrait
Fol. 9b [II venait] des montaignes qil grardeit tier jor ait
3760 [Quant Rollans] lait veut an haut li escriait
K'
AUS AFRZ. HSS. DER GR. HOFBIBLIOTHEK ZU DARMSTAHT. 535
[Se li a dejmandeit dont viens tu et ou vais *
[Li garco]ns li respont q<? tres bie« li dirait
37^3 [ ]^^ ^'^'^^ ^o^ nioinst et pues li ^^«terait
[ ] ait fait dedans lou treis antiait
3766 [ ] lou roi K(7/-lon li mes sangenoillait
[Oant Karies] lait veut an haut li escriait
[ d]emandoit dou viens tu et ou vais '
[Sire dist] li mesaiges ne maingai .II. jors ait
3770 [Bien a pjaiseit .II. mois q<? manvoiaistes laj
[Jer ma]tin qant soulois relust et esclairail
[Me parti d]e Masille qz" sor Mahon jurait
[Qil vanrajit a Luxerne a tel poir qil ait
3774 [ ] viue force de ci uos partirait
3776 Roll;;«^ et OWivier les testes trancherait
3775 Et uostre cors meimes tot vif escorcherait
3777 Sires dist li mesaiges com faites gaut j ait
Plus sonl de .C. milhtv-j ne uos mantirai jai
Qant lantant lanpc-z-eres so« chief an anclinait
3780 Rollfl^j et OWiviers chafMWj an sopiraii
3781 Li reis dist ai Ogier com lou cowforterait
Ortnt O'x^ier lantandit sus ses pies se dresait
3782 Et ait dit a Y>^ar\on ne uos esmaies jaj
.V. dehait ait il <\i tres bie« ni ferrait
Et q/ son branc dacier sor jaus nasaiereit
3785 Qflnt Frawcois lantandirent cha<7««s se confortait
He deus dist lanp^reres qel Q.\\evaliex si ait
Beneoite soit loure i\e Gafrois langandra
T anp(?/-eres de France fut formant effrahez
3789 OgzVr an apelait et 'iSaiinon lou harbeit
Fol. [Oa 3976 Ains uos donrai Espaigne et se uos anleueis
Atant es lou barnaije danbes pars asanbleit
Dont reuestent le drais dont j eirent desnucs
Lanfes Gin de "Roxgogne cest an haut escrieis
3980 Enfans or a uos peires (\e conoistre saueis
Et eil li respondirent deus an soit aorez
II meismes ces cors est a Sanson aleiz
Plus de .C. fois li baixe a lai bouche et lou neis
T anfes Gut de Borgö_^«^ est aleis a Sanson
3985 Plus de .C. fois li baixe lai bouche et lou menion
Et Berart a Thierit et Estoul et Odon
Bertrans li prous li saiges est aleis Naimon
Et tut li autrc aulors sans point darestixon
Pues qt' deus ht/bergait Sa/«l Piere an prei Noiron
3990 Ne qil rcsuzitait lou cors S(//wi Laizeron
3991 Nout nus hons tel ioie an llabe nan chanson
3993 Com lou jor sos Luxerne esgarder poust on
' JJs. viens stu.
Q'
536 A. SCHMIDT,
Celle joie faixant vinrent a treif K.ar]on
3995 Laufes Giii an apele V>er tränt lou fil '^aimon
Fai les dames uenir sans plus darestixon
Car m^ruelle desiret chaicune son bairon
3998 Sires ce dist Bertrans a deu beniison
De ci au chers a dames ni fait arestison
3999 Qant il i fut uenus si criet a hau son
Dames or jus des chers de pair lou roj Qmion
Qant les dames lantandent m^rueille lor fut bon
4000 Yar merain dexandit Gille lai suer Karion
Et auec li bele Aude vestue .1. siglaton
II not ci bele dame antre Loire et Chalon.'
kant les dames dexandent grant joie i ot menej
Main et main sont venues a loges et au treis
Fol. lob 4005 Et Karki uait an^ro/ztre et l^azmes li barbes
£t Sanson et Ogiers et Richars laidures
Li dwj Endes de Langres et des atres aises
Chacuns ait pris sai ferne grant joie o«t demenej
Lou jor fut Celle lie qi ot son avoiez
4010 Et c\i ne lou trouait sait grant duel demenej
Et Yiarles lanp^?-eres lai fist bien marier
Li rois prist belle Audain sait Rolla«/ apelej
Biaus nies ues i seli q(? niolt deues amev
Si fais ie uoir biaus sire ja mar lou mescroireis
4015 Plus de .C. fois li baixe et lai boche et lou neis
Et 'K.ar/es lanp^reres ait fait par lost crier
Qe tut li Chevalier soient an chers antres
.VIII. jours auec lor fernes j soient sejornes
Et proient dame deu lou roj de maieste
4020 Qe il lor lest jluec itel frut anjandrer
Ol apres nos retignent nos riches erites
Et il si firent sanpres qant il lot commande
O lor belies mo'iUiers sont ans en chers antres
Et demoinent g/ant joie par mölt grant amiste
4025 /'~*rant joie demenerent les dames o les princes
.VIII. jours tos plains j furent qonkes ne san jsirent
Qant tut j ont esteit a fait lou roi seruise
.1. matin se leuait Karl^i- de Saint Denise
Dauant luj fist mander sai riche baronie
4030 Et eil i vinrent tut qi ne se targent mie
Li rois les ait menej ariere a .1. consille
Iluec les araisone si lor ait pris a dire
Signors dist lanp<?reres ne lairai nel uos die
Se uos tut lotroiies li miens cuers lou desire
4035 Ses dames san reuoisent an France lai garnie
Fol. IIa 4157 Et lanfes de Borgo^«^ ne saixeurait mies
' J/s. Loire (■/ Kln Clialon. Kln (Uixpestric/ien.
K'
AUS AFRZ. HSS. DER CtR. HOFBIBLIOTHEK ZU DAKMSTADT. 537
Et sai vois qil ot cleire mölt hatemant ces[ciie]
Barons or del bie« faire deus nos soit en aide
4160 Dont oixies par lost de cors tes melodie
Et dehors et dedans ains tel ne fut oie
Des fouceis fönt anplir vne xf\o\\. gr^nt partie
Et de monter a murs chaicuns das sauertie
Et ^aien se defandent lai pute gant haie
4165 Getent pieres fu et pois qf est boillie
Tes .C. an eschauderent dont chacwwj p^rt lai uie
He deus dist lanfes Gui dame Saz'wte Marie
4168 Qz' cel signor portaistes dont este reanplie
4170 Ne me laixies destrure mai belle cowpaignie
Mais lairies nos cowkere ceste citeit antie
Et YLaAes lanpfreres ne saiseurait mies
Venus est a Saint Jake jl a sai conpa\gn\e
. Fait j ait sorixon et sofrande establie
4175 Et eil de lost asaillent par malt grant et ailie
'ar]es li anp^reres ariere retornait
Et eil de lost asaillent et de sai et de laj
4178 Et ore de midi com li solaus raiait
Et ansi com li aingles a K.ar]e lou nonsait
4179 Ensi com nostre sires lou roj Karion amait
4180 Del mur de la citet .1. grant pan crauantait
Qant lanfes Gut lou uit uers lou ciel anclinait
4182 Del chiual dexandit dame dex aorait
4185 Lespeie ait traite mie a lescut anbraisait
Dantrer an la citet les anfans enortait
Et il si firent sanpre ke nuns ne se tardait
Et paien les atandent mai riens ne lor vadrait
Fol. IIb 4190 [C]ar chacttns de ferir molt boin dezir en ait
[Ojcienl et abaitent a tuent a main tais
4192 [A]ncor nel seit Rolla«J qi asaut datre pairt
[G]ra«t duel aurait a euer Qant le uoir sauerait
4193 /^ant li murs fut u^z-seis dowt anlrent li marchis
p^ Et fierent et abaitent le felons Szxxazins
4195 [0]nqes ne uit nus hons si grant abaiteis
[ ] peusies lou jor a Luxerne veiir
[S]ouantes fois a crient Luxerne et haut cris
Cil de lost lantandirent H chevalier florj
Qz o B^oWant asaillent a murs daraine bis
4200 Tost et jnelemant celle pari sont uertis
En la uille san antrent a force et a estrif
Et trouerent paietis delronchies et ocis
Var mow chief dist Roll««j Karl<rs est de grant pris
Qant por luj fait uertus li roi de paraidis
4205 Molt est fors sai poxanse et il est de grant pris
A ces paroles uienent a grant abaiteis
En la precc se niislrenl les cscus auanl mis
538 A. SCHMIDT,
Li Tills qi les ant-ö«ti"ent sont bien de la mort fi
QfHit or uoit Aqz'Ians qil estoit si soprins
4210 Qe ne li uat sai force uaillant- .1. angeuin
An sai galie vint et atant si est mis
£i o luj .XXX. rois de teres de Percis
II desancren lor neis et a nogier sont prins
Or les pust gouerner Pilaitre et Andecris
4215 /^cznt li rois Aqelans fut antreis an la neif
?^ Et il et tut li rois cuderent eschaper
Mais dame deu de glore ne lou not andurer
Ainz fist dedans lor uoille I molt fort uant vanter
4219 Qi' la fist pifz-soüer ei lou rnest troncener.
III.
Nr. 3133. Bruchstück der chanson de geste „Hervis de
Mes." Ende saec. XIII oder Anfang saec. XIV (nicht des Gui
de Bourgogne, saec. XIV, F. W. E. Roth Rom. Forsch. VI 200 an-
giebt), bereits im Jahre 1876 im „Jahrbuch für rom. u. engl. Sprache
u. Lit." XV 445 — 450 von B. Schädel veröffentlicht. Das einspaltige
Pergamentdoppelblatt, das innere einer Lage, von 17 cm Höhe und
13 cm Breite giebt in 112 Zeilen (la 27, Ib und IIa 29, IIb 27) den
Anfang der im Auftrag des Königs von Spanien durch drei Könige
erfolgenden Werbung um Biautris, die Tochter des Königs von
Tir, und Costantinoble. Das Blatt diente, wie aus der von Schädel
falsch gelesenen Aufschrift auf Bl. IIa: „MaiTschafft jm Cöllerthal.
Anno 1603. an Geltt. Theobald Lew zu Sellerbach jst Meier* zu
schliefsen ist, einem Rentenverzeichnis als Umschlag und stammt,
da das Köllerthal und das Dorf Sellerbach im Regierungsbezirk
Trier, nicht weit nordwestlich von Saarbrücken liegen, aus der
Nähe der lothringischen Grenze. Wie es in das Haus- und Staats-
Archiv zu Darmstadt, von welchem es an Gr. Hofbibliothek ab-
gegeben wurde, gelangte, vermag, ich nicht zu bestimmen.
Einige Bemerkungen über das Bruchstück nebst einer Ver-
besserung der falschen Stellen in Schädels Abdruck nach einer in
seinem Besitz befindlichen photographischen Nachbildung veröffent-
lichte Herr Prof. E. Stengel im III. Hefte seiner „Ausgaben und Ab-
handlungen aus dem Ciebiete der romanischen Philologie". Mar-
burg 1881 auf S. XIX und XX des Vorworts. Ich bemerke dazu,
dafs Z. I (la i) zu lesen ist va7irai (\\\c\\\. 7)anrci\ Z. g6 (IIb 13) doch
wohl tcrestes (statt cerestes).
An folgenden Stellen, wo H. Hub, La Chanson de Heruis de
Mes. Marburg 187g (Diss.) S. 72 gleichfalls Lesefehler vermutet,
giebt Schädel dagegen die Hs. richtig wieder:
Z. 8 den. — Z. 23 henis. — Z. 45 pailerent (verschrieben für
parlerenl). — Z. 78 sojt.
Nachschrift. Die oben bei Hs. 3133 erwähnte falsche Angabe
ist nicht die einzige Ungennuigkeil, welche sich in den von F. W.
AUS AFRZ. HSS. DER GR. HOFBIBLIOTHRK ZU DARMSTADT. 53g
E. Roth in den „Romanischen Forschungen" VI ig8 ff. i88g ver-
öffentlichten „Mittheilungen aus altfranzösischen, italienischen und
spanischen Handschriften der Darmstädter Hofbibliothek" findet.
Die ganze Arbeit ist äufserst unzuverlässig und nur mit gröfster
Vorsicht zu benutzen. Zur Warnung mögen hier zwei weitere
Proben stehen.
Die in Hs. 133 enthaltenen Anciennes Croiiiques de Pise sollen
eine „Übersetzung auf Veranlassung Herzog Karls des Kühnen von
Bernardo Marangone Chroniche della citta di Pisa ins Französische,
cf. Tartinii Script, rer. Ital. 1 307. Ausgaben bei Potthast s. v. und
Wattenbach G. G. ed. V,ii 294" sein. Hätte Herr Roth nur einen
Blick in die Chronik des Marangone geworfen, anstatt eine Bleistift-
notiz in dem alten Handschriftenkatalog der Hofbibliothek unver-
standen und kritiklos abzuschreiben , so würde er sofort erkannt
haben, dafs der Inhalt des Marangone ein ganz anderer ist als der
unserer Chronik. Die Hinweise auf Potthast und Wattenbach waren
nur eitel Flunkerei. Das italienische Original ist noch nicht bekannt.
Vgl. üoer die Chronik, von welcher sich andere Handschriften in
Brüssel (Catalogue des Mss. de la Bibl. R. des Ducs de Bourgogne
II 416) und Paris (Delisle, Le Cabinet des Mss. de la Bibl. Nat.
III 341) befinden, das Archivio storico Italiano VI i S. XXXI ff., wo
nach einer Pariser Handschrift die Überschriften der Kapitel 48 —
68, der Proiogue und das letzte Kapitel abgedruckt sind.
Auf dem Vorsetzblatte der Hs. i 6qq soll nach Roth stehen :
A'Ä Cette vie de J. C. manuscrite est une traduction Gau/oise de
la vie de J. C. ecfite en latin. Cette traduction a ete faite par ordre du
prince Jean, duc de Berry, diic d^Auvergne, conite de Poytoii celt (1.
terz) fils die roi Jean I etc. Die sinnreiche Konjektur des Herrn
Roth terz statt des unverständigen celt ist leider überflüssig, da das
von ihm celt gelesene Wort hinter den Titeln einfach etc. heifst.
Schon das Komma hinter diesem Worte hätte ihn hindern sollen,
es zu fils zu ziehen. Die ganze Stelle ist der' Flinleitung . des
Buches entnommen, wo es heifsl „Conte de poytou et deste?npes".
Der Schreiber des aus dem 18. Jahrh. stammenden Eintrags konnte
destempes {d'Etampes) wahrscheinlich auch nicht lesen, oder wollte
nur die Titel abkürzen und schrieb dalu^r etc.
.\D0I,K SCHMIDl.
BESPRECHUNGEN.
Grammatica poi-tugueza (3''> anno). Por Joäo Ribeiro, Autor do „Dic-
cionario gramatical". Terceira edi^äo. Rio de Janeiro. Livraria Classica
de Alves & Co. 1889. 8». 326 SS.
Über den Zweck des vorliegenden Buches belehrt uns der Verfasser
S. 373 wie folgt : „A minha inten^ao foi a de escrever um livrinho util e
claro que desaffrontasse a glottologia elementar do imminente descredito que,
a olhos profanos, parece entre nös amea9al-a". Der Verfasser der die Werke
F. Diez', Coelhos, der Frau Michaelis, Cornus, die Romania und die Zeit-
schrift für rom. Phil, citiert, zeigt das erfreuliche Bestreben der romanischen
Philologie in seiner Heimat Eingang zu verschaffen , und scheint sich sein
Buch als eine Einführung in die wissenschaftliche Grammatik gedacht zu
haben. Ribeiro beginnt mit einigen allgemeinen Bemerkungen über Grammatik
(S. I — 14), in denen Reinhardstöttner, Ltbl. 1890 S. 315 sonderbarer Weise
eine „schätzenswerte Einleitung in die historische Grammatik" erblickt, be-
handelt darauf Accent und Quantität (S. 15 — 20), dann die Lautlehre (S. 21 —
56), einiges aus der Orthographie (S. 56 — 68), die Morphologie und Wort-
bildung, worin zugleich das Verbum abgehandelt wird (S. 69 — 160), die Ety-
mologie (S. 161^ — 207), die Syntax (S. 208 — 279), dann wieder Orthographi-
sches wie die Interpunktion und die Anwendung der Majuskeln etc. (S. 280 —
289), endlich sprachliche Fehler und dialektische Unterschiede zwischen dem
Brazilianischen und dem Portugiesischen. Die Darstellung des behandelten
Stoffes zeigt dafs der Verfasser sich in der Fachlitteratur fleifsig umgesehen
und viel Material für die Lösung seiner Aufgabe gesammelt hat ; sie zeigt
aber auch zugleich dafs er seinen Gegenstand noch nicht wissenschaftlich be-
herrscht. Das gesammelte Material ist weder kritisch verwertet noch sachlich
geordnet, welch letzterer Mangel sich besonders in der Lautlehre und in den
morphologischen und etymologischen Abschnitten fühlbar macht; lückenhaft
ist es z. B. in der Behandlung des Verbums. Eine eingehende Besprechung
des Buches verbietet schon der Raum, doch dürften' folgende Beispiele zur
Rechtfertigung unseres Urteils genügen : S. 28 wird das erste r in sarar als
aus dem n von sanar entsprungen erklärt, S. 29 velho aus -veflum statt
*vec'lum. — S. 46 wird / statt d in Gil aus Aegidius auf dieselbe Linie
gestellt mit demjenigen in 7nadrilense und Madrid, während wir dort einen
Fall von Suffixvertauschung vor uns haben. — S. 48 fafst Ribeiro das d von
escada, humilde, lebelJe als ein ,,refor90 notavel e raro" auf und erklärt
J. KIBEIRO, GRAMMATICA POKTrorEZA. 54 I
escada aus scahi statt, wie Cornu (Rom. X) geze'gt hat, aus escalada, escaada.
In humilde etc., rührt das d vielmehr von der Analogie des Subst. hurnildade
her, während util nicht populär ist. — S. 50: Als^o nichi, wie hier und öfter
gesagt ist, von aliquis, sondern aliquid. — S. 56 copo nicht durch Metathese
aus poculum, sondern von cuppa für cftpa. — S. 93 — 94 nennt der Verfasser
als ältere Formen vom Pronomen eu die unmöglichen ieu und gezi, deren letztere
er mit folgender Stelle aus Vat. no. 224 belegt: ,,Estranha vida vivo geu,
senhor". Es ist natürlich viv'oj^eu zu lesen. Vielleicht lag dem Verfasser
die Ausgabe von Braga vor. — S. 94 lesen wir weiter : ,,0 pronome y (no
francez y) existice durante muitos seculos, notavelmente com a forma hi. Con-
funde-se com o adverbio"; ebenda heifst es: „A varia9ao te apparece algumas
vezes no portuguez antigo com a forma che, xe'' etc. Ribeiro meint wohl das
apg. Pronomen xe, xi ^^ sibi. — S. 129 lesen wir in einer Anmerkung zum
Artikel lo, dessen Erhaltung Ribeiro dem Wohllaut zuschreibt : ,,Os qua
dizem que o l e simplesmente euphonico, explicam a permuta r = /, em
amar-o = atnal-o. Mas como admittir permutas como j em /, ■ em vol-o,
contra todas as regras da phonetica? Houve, pois, queda da letra precedente
r, s etc. e conserva9äo do artigo /o", und S. 186 wieder: „As förmas lo, la
que na lingua, por causa de dialectos, parduräram conjunctamente com 0, a".
Die Assimilation des finalen r, s an das / des Artikels ist dem Verf. offen-
bar unbekannt. — S. 130 werden die Pronomina algtiem, quem, ningtiem als
Bildungen mit einem Suffix -em , in dem Ribeiro hörnern oder um sieht , er-
klärt. Ähnlich wieder S. 190. — S. 159 finden wir hontem = haue noctem,
S. 188 richtig = ad-noctem. — S. 189 wird als Etymon von aquelle ecce-
illum, von aquesto ecce-istum statt eccu' illum etc. gegeben. Vgl. aqui =
eccu' hie und ajj?>w ^ ecce-sic. — S. 198 findet sich trouxe =^ \X2^yX statt
*traxui, trago = traho etc. — S. 207 endlich vermutet Ribeiro in dem Aus-
ruf dque d'el-rei ein celtisches ak, während das Etymon im Lateinischen, und
zwar hier in eccum zu suchen ist. Vgl. aqid z= eccu'hic. So freudig nun auch
das vorliegende Buch als der Vorbote romanischer Forschung in Brasilien zu
begrüfsen ist, so wird man doch im Hinblick auf die obigen Beispiele, deren Zahl
sich unschwer vermehren liefse, Prof. Reinhardstöttner keineswegs beipflichten
wollen, wenn er Ltbl. 1890 S. 315 seine Besprechung von Ribeiro'sWerk mit den
Worten schliefst: ,,Für alle jene, welche dem Studium des Portugiesischen
auf wissenschaftlichem Boden nahe treten wollen, und welche mit den
Elementen der Sprache sich vollkommen vertraut gemacht haben, giebt es zur
Stunde kein Buch, das sie rascher und sicherer in das Verständuis des Por-
tugiesischen, in die historische Entwickelung desselben, seine Etymologie, den
damaligen Stand der Forschung auf diesem Gebiete einführen könnte als die
vorliegnnde Grammatik." Dieses Urteil ist um so befremdlicher als dem be-
treffenden Recensenten seiner Zeit die treflliche Arbeit Cornu's in Gröbers
Grundrifs schon zur Hand sein mufste.
II. R. Lang.
542 BESPRECHUNGEN. V. REINHARDTSTÖTTNER,
Luis' de Camoens Leben. Nebst geschichtlicher Einleitung von Wil-
helm Storck. Paderborn, Ferd. Schöninglj. 1890. XVI, 702 SS.
Schon vor Jahren, als ich Storcks meisterhafte Übersetzung der lyri-
schen Gedichte Camöes' anzuzeigen hatte, wies ich darauf hin, dafs in
den trefflichen Anmerkungen die ganze Biographie des Dichters enthalten
sei. Was Storck ein Leben lang mit seltenem Fleifse gesichtet und ge-
sammelt hat, findet sich nun zu einem stattlichen Bande vereint und bildet
eine Lebensbeschreibung des portugiesischen Sängers, die alle bisherigen
innerhalb und aufserhalb Portugals erschienenen, nicht etwa berichtigt und
ergänzt, oder entbehrlich macht; nein, alles bisher Geschriebene ist
einfach unbrauchbar geworden. Die deutschen Biographen des Dichters
mögen sich trösten ; sie konnten sich ja doch nur auf die portugiesischen
Forscher stützen; dafs aber die erste kritische und darum einzig wertvolle
Darstellung der Lebensverhältnisse des gefeierten Fpikers in Deutschland er-
schien und dies nahezu zehn Jahren nach der prunkhaften Centenarfeier, die
doch hunderte von Federn in Bewegung setzte , darf man als einen Triumph
der deutschen Wissenschaft bezeichnen. Das Werk, das Storck der Univer-
sität Coimbra zu ihrer sechshundertjährigen Jubelfeier widmet, ist wohl die
schönste Gabe, deren sie sich rühmen darf, schon darum weil bereits in der
Widmung „Luis de Camoens Geburts- und Bildungsstätte Coimbra" das
Resultat tiefgehender Forschung liegt, der zufolge nicht Lissabon , wie man
bisher so ziemlich allgemein annahm, des Dichters Heimat ist. Wenn Lessing
Romeo und Julie als ein Stück bezeichnet, an dem die Liebe selbst hat
dichten helfen, so mufs man angesichts der Biographie Storcks bekennen, dafs
es nur die vollste Hingabe an die Persönlichkeit des Sängers, das tiefste
Eindringen in sein poetisches Fühlen , eine vollständige Rekonstruktion des
Denkens und Schaffens jener für Portugal verhängnisvollen Tage ein solches
Werk ermöglichte, wenn sich zu allen diesen Vorbedingungen auch noch ein
scharfer, kritischer Blick , genaueste Kenntnis der historischen Einzelheiten
und ein gründliches Verständnis für die Sprache gesellte.
Die Resultate von Storcks Forschungen sind um so höher zu schätzen,
als er seiner Arbeil die völlig richtigen Worte voransetzen darf: „Thatsäch-
liches aus Camöes' Lebens- und Entwickelungsgange ist nur weniges bekannt ;
mit Mutmafsungen füllt ältere Überlieferung wie jüngere Forschung die Lücken",
und da des Camöes' Leben „von den Landsleuten des Dichters erst dann zum
Gegenstande der Nachforschung und Aufzeichnung gemacht wurde, als die
Lippen der wenigen, welche auf derlei Fragen sichere Auskunft gewufst hätten,
bereits verstummt waren." Nach einer Kritik der ersten Quellen für- die
CamSesforschung, des Luis Franco, Correia, des Manoel Correa Mon-
tenegro und Diogo do Couto und, nachdem er auch alle übrigen, die sich
mit dem Dichter beschäftigten , auf ihren kritischen Wert hin geprüft hat,
nachdem er ferner einen geschichtlichen Überblick über die Entwickelung
Portugals bis auf König Sebastian gegeben, beginnt Storck seine Forschung,
deren Resultate schon der Laie am besten würdigen kann, wenn er sie mit
dem über Camöes bisher Bekannten und Berichteten vergleicht. Es ist dies
um so leichter, ah jedes Kapitel nach Erschöpfung der kritischen Arbeit mit
einer schlichten Zusammenstellung des gewonnenen Resultates endet.
W, STORK, LUIS DE CAMOENS LEBEN. 543
CamSes ist in Coimbra geboren; „entscheidend für Coimbra als des
ComSes Geburtsort sind „die Ansässigkeit der Familie, die Anhänglichkeit des
Dichters" und seine eigenen „Verse der vierten Canzone (S. 113)." Das Ge-
burtsjahr des Dichters ist „mit völliger Sicherheit" nicht festzustellen; „aber
aller Wahrscheinlichkeit nach ist er um die Mitte der zwanziger Jahre
des sechzehnten Jahrhunderts" geboren (S. 136). Mit grofsem Scharfsinn
weist Storck nach, dafs Camöes seine Mutter, Anna de Macedo , bei seiner
Geburt verlor, dafs also Anna de Sä seine, allerdings vortreffliche Stief-
mutter war (S. 152, 173).
Und so verfolgt der Biographe teils mit unwiderleglichen historischen
Beweisen, teils mit Hypothesen, welche, den einzelnen Versen des Dichters
entnommen und auf sie gestützt, alle Wahrscheinlichkeit für sich haben , das
abenteuerliche Leben Camöes', an dessen unaufgeklärte Perioden , wie bei
Shakespeare , natürlich die meisten Anekdoten sich knüpften , bis zu seinem
Ende, das nach urkundlicher Feststellung eines Freitags den lO. Juni 1580
eintrat.
Es ist hier nicht der Raum, der einzelnen Untersuchungen zu gedenken,
welche für den Camöesforscher von hoher Wichtigkeit sind und alle gleich-
mäfsig zu neuen Errungenschaften führen, die sich oft auch nicht auf Portu-
gal allein beschränken , sondern die ganze Litteralur der romanischen Völker
jener Periode umfassen.
Es ist eine Ehrenschuld Portugals Storck gegenüber, nachdem es einem
Ausländer die kritische Schilderung des Lebens seines volkstümlichsten
Dichters überlassen hat, dieselbs neidlos anzuerkennen und sie durch eine
genaue Übersetzung recht bald zu einem nationalen Buche zu machen — zu-
gleich zu einem Vorbilde gründlicher wissenschaftlicher Arbeit für
die jungen einheimischen Forscher auf historisch-litterarischem Gebiete.
V. Reinhardstöttner.
Sduard Schwan, Grammatik des Alt französischen (Laut- und For-
menlehre). Leipzig, Fues's Verlag (R. Reisland), 1888. VlII, 172 S. ü".
Das Urteil über Schwans Altfranzösische Laut- und Formenlehre im All-
gemeinen dürfte nach den Ausführungen von W. Meyer-Lübke (Ztschr. f. neu-
franz. Sprache u. Litt. X S. 273 ff.), Mussafia (Ztschr. f. das Realschulwesen
XIV S. 65 ff. und S. 257 ff.) und Horning (Literaturblatt 1889, S. 217), denen
ich mich auch in den meisten Einzelausstellungen anschliessen kann, fest-
stehen: es ist ein nützliches, willkommenes Buch, in der Absicht und meist
auch in der Anlage wohl zu loben, im einzelnen aber noch an sehr vielen Stellen
verbesserungsbedürftig. Um auch meinerseits für die zweite Auflage einige
Scherflein beizusteuern, stelle ich in folgendem einiges von dem zusammen,
was ich mir s. Z. bei der Lektüre des Buches angemerkt habe: ich lasse dabei
natürlich weg, was inzwischen schon von den andern Rezensenten ausge-
sprochen ist, ebenso das, dessen Erörterung zuviel Raum hier einnehmen
würde und daher besser für einen besonderen Aufsatz aufgespart iileiht.'
* Die Wünsche Meyers, die Anordnung, die Liiteraturnachweise, die Dia-
lekte betreffend glaube ich nur unterstützen zu können.
544 BESPRECHUxNTGEN. F. NEUMANN,
Das Kapitel „Das gallofränkische Volkslatein und das Schriftlatein"
leidet an dem Grundfehler, dafs hier in bunter Reihe Lautgesetze aufgeführt
werden, welche in ihrer Wirkung ganz verschiedenen, z. Th. weit auseinander
liegenden Perioden angehören ; alte gemeinvulgärlateinische Wandlungen neben
ganz jungen, erst einzelsprachlichen Erscheinungen, letztere z. Th. ganz sub-
jektive Konstruktionen auf Grund spezieller Auffassungen des Verfassers in
Bezug auf einige Kapitel der französischen Sprachgeschichte (z. B. cogito §10,
carruta, ruta etc. § 36, rendei u. s. w.). Eine solche vulgärlat. Grammatik
mufs dem Anfänger falsche sprachhistorische Vorstellungen erwecken, u. a.
die, als ob von Alters her bis zum Eintritt der roman. Volkssprachen alle
diese Jahrhunderte hindurch ein Volkslatein gesprochen worden wäre, das zu
allen Zeiten die verzeichneten Charakteristika aufgewiesen hätte. Ich würde
vorgezogen haben, wenn Verf. in diesem einleitenden Kapitel kurz zusammen-
gestellt hätte, was sich aus den verschiedenen Quellen des Vulgärlatein, vor
allem aus einem Vergleich der romanischen Sprachen (an der Hand etwa von
Gröbers Substraten) an alten, gemeinvulgärlat. Unterschieden gegenüber der
Schriftsprache ergiebt; alles weitere würde ich in das Kapitel „Die lat. Laute
in ihrer Umbildung in das Altfr." verweisen. Ein weiterer Fehler dieses Ab-
schnittes besteht in folgendem. Die vlat. Formen , wie sie vom Verf. ange-
setzt werden, weisen in sehr vielen Fällen eine grofse, den Anfänger irre-
führende Ungleichmäfsigkeit auf; ich setze ein paar Beispiele her, welche ich
mit zufällig bei Lektüre des Buches notiert habe. § 131, 2 logurju, § 18"
wgurxu, § 308 *iügtiru (der * scheint andeuten zu sollen, dafs diese Form
ohne / für eur zu erschliefsen ist; wahrscheinlich veranlafst den Verf. hierzu
das 2<, wofür er wohl iii erwartet: ein Druckfehler scheint mir demnach an
dieser Stelle ausgeschlofsen); § 268 tavula, §9 taula; § 195 gwardare, aber
guastare ; § 134 em.micu, § 83 enntnicu; § 17 febr^r'iu, § 89 februcr\u; § 120
lucente, § 322 servjz.nte\ § 322 tstaticu, § 263 tspessu, §210 espatula etc. —
§ 260 stetuit, § 164 Spathula; § y:i^ jeünu, § 322 jejunu; § 85 sedica (siege),
§ 228, 322 sedja (vgl. meine Bemerkung zu § 149)! § 54i ^37 soror'yu, § 248
soroiicu; § 58 cerju (cirge), § 248 cericu; § 9 gauta, § 269 gabata; § 133
orridii, § 136 horridu; § 67 plaket, § 86 dece; \ \<\'] fabr(i)cat, § \\6 /(orica;
§ '37 <tpju (ache), § 227 apj'a; § 208 altare, § 159 ^a/tale; § 178 colligire,
§ 135, 2 und 465 das unmögliche collire; buntes Durcheinander herrscht in
Bezug auf Hiatus-z, das bald als i, bald als j erscheint: § i'^ filjus vinja,
§ X"/ janwerju etc., § 17 victualia, febreriu, § 28 doliu, menesteriu, § 36 y'aw-
■weriu {stets janwerju st. jenv.); §41 ostrja, § 38 repatriare u. s. w.'
§ 8. „Die römische Volkssprache kennt nicht den . . . Unterschied der
Vokalquantität, sondern nur einen Unterschied der Vokalqualität." Indem
Schwan demnach die Bedeutung der Quantität für Entwickelung der Vokale
leugnet, erweist er sich als Anhänger von Böhmers ,, Klang nicht Dauer" und
als Gegner des Ten Brinkschen Gesetzes von ,, Dauer und Klang". Ich mufs
gestehen, dafs ich nicht begreife, wie man sich bei dieser — freilich vielfach
beliebten — Umgehung des Ten Brinkschen Quantitätsgesetzes verschiedene
* Einer sorgfaltigen Controle sind die vlat. Substrate betreffs der Frage
zu unterwerfen, welche von ihnen als unbelegt mit * zu versehen sind,
welche nicht.
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES Al.TFRANZÖSISCHEN. 545
Erscheinungen des späteren franz. Vokalismus erklären will. Ein Beispiel
genügt. Lat. diürnum, *succürsuni , dolorem, honorem, ciamöre?>i ergeben
allesammt den gleichen franz. ö-Laut, sind also in Rücksicht auf die Vokal-
qualität der Tonsilbe ganz gleich: daher die häufigen Reime -wie j'or : clamor
ehrest. Ywain 2763, jor : enor Cliges 3977; dolors ; secprs ebd. 635. Trotz-
dem haben wir nicht lange Zeit hernach verschiedene Refle.xe, wie sie noch
in nix/., jour secours einerseits, honneur, clameur, douleur andererseits zu
Tage treten. Etwa nun in Rücksicht auf den Unterschied 70«/- — honneur für
jpr : enpr einen ganz minimalen Qualitätsunterschied annehmen zu wollen,
der mit der ursprünglich gedeckten bezw. freien Stellung zusammenhinge, das
hiefse einem bestimmten Falle zu Liebe den altfranz. Dichtern ein Ignorieren
von Vokalqualitätsunterschieden zutrauen, das mit der sonstigen strengen
Rücksicht auf die feinsten Vokalnuancen (vgl. die 3 ^-Laute älterer Zeit) in
schreiendstem Widersprucli stände. Wie obige Reime zeigen , waren aber
nicht blofs die o-Laute, sondern ebenso auch die auf dieselben folgenden
Konsonanien qualitativ völlig gleich. Wenn nun aber die qualitativen
Voraussetzungen in jeder Beziehung gleich und nur diese nach Schwan für
die weitere Entwickelung der Vokale mafsgebend sind, woher dann die
Spaltung in ou und eu} Es ist also evident, dafs die Vokal qualität
allein hier nicht ausreicht, um die zwei Wege zu erklären, welche o in seiner
weiteren Entwickelung einschlägt. Man sucht sich zu helfen und sagt wohl:
p in ursprünglich gedeckter Stellung wird ou, in ursprünglich freier
Stellung eil. Das ist nur scheinbar eine E!rklärung, in Wirklichkeit nur eine
Umschreibung der Thatsachen, wie man sie früher wohl auch für Erklärungen
auszugeben liebte. Wir haben aber für die Erklärung der aus gleich-
artigem jpr — enor entwickelten ungleichen Formen jour — honneur
nur mit jpr — e7ipr als unmittelbarer Basis zu rechnen. Dafs jor in weiter
zurückliegender Gestaltung ein p in gedeckter Stellung hatte, enpr dolor etc.
dagegen ein o in freier Stellung , ist für den Übergang von jpr enpr zu
jour honneur an sich gänzlich gleichgiltig. Wie kann ein zeitlich weiter
zurückliegender Unterschied zwischen gedeckter und freier Stellung, der
in Formen wie jor enor ja aufgehoben ist, über diese für geraume Zeit
gleiche qualitative Gestallung hinaus neuerdings wieder einen Unterschied
(der Qualität) bewirken? Anders gestaltet sich die Sache, wenn wir mit
Ten Brink annehmen, dafs mit gedeckter und freier Stellung der Vokale
im Gallolatein sich stets ein quantitativer Unterschied verbunden hatte, mit
jener Kürze, mit dieser Länge. Dann erklärt sich alles leicht: p von
jor konnte wegen seiner Kürze keine Diphthongisierung erfahren, wäh-
rend ü in enor, wie auch sonst lange Vokale ihrer Natur gemäfs thun, diph-
thongisierte. Dafs trotz solcher Quantitätsunlerschiede Dichte r y'«/- : f«(>r etc.
reimten, ist ohne Bedenken, da für den Reim Qualitätsgleichheit in erster
Linie mafsgebend ist. Wie in diesem Falle, so enthält auch in vielen anilcrn
das Ten Brinksche Gesetz den Schlüfsel zum gesammtcn franz. Vokalismus.
Zu § 9, 2 a) b) hätte wohl der Ausnahmen wie prcda prestu u. s. w. Er-
wähnung geschehen können; dann wäre prestu, das ja bekanntlich j? hat,
auch an seiner richtigen Stelle. — d) Der Grundfehler der Aufstellungen in
diesem Absatz ist von Mussatia und Meyer am angeführten Oite schon dar-
gethan. Ich vermisse jedoch hier noch Erwähnung des bekannten Gesetzes von
540 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
au — t'i : a — t'i in agustus, agurium, ascultat, wofür die Beispiele schon bei
Schuchardt, Vok. II 308 ff. Schwan scheint das Gesetz nicht zu kennen oder
nicht anzuerkennen. Denn § 131,2 heilst esi- Auch w {au) wird im Hiatus
vor y ^^x e: wgurj'u : eür. Dagegen findet sich § 187 merkwürdigerweise un-
mittelbar neben einander wguriu und ■a.gpstu.
§ II. Die Beispiele zu i) sind nicht gerade glücklich gewählt. Der
Schnitzer probat ist schon von Mussafia und Meyer-Lübke gerügt. Ich möchte,
damit die Regel nur ganz sichere Beispiele aufweist, auch plovj'a gestrichen
sehen, da letzteres ja auch eine andere Fassung zuläfst: es kann die vlat.
erhaltene alte Form plovia sein (vgl. pluet = plovit, tuen, suen =■ tövum,
sovum), die hochlat. durch die analogische Neubildung pluvia verdrängt wurde,
wie plovit durch pluit (Literaturbl. 1882 S. 468). Statt des zu streichenden
plgvj'a wäre vielleicht ein sicheres Beispiel, wie colobra, einzusetzen, zumal es
§ 106 als Beispiel von o erscheint. — Dafs 11, 2) ganz zu streichen ist, ist
von Mussafia und Meyer a. a. O. bereits begründet.
§ 14 ist in der Fassung ungenau und in der Auswahl der Beispiele
wenig sorgfältig. Es heifst: Syncope hat statt zwischen /, r und n, m, d,
zwischen i- und t und Muta und Liquida. Die Fassung ist zum Teil ent-
nommen aus Meyer-Lübkes Vulgärlatein-Artikel in Gröbers Grundrifs I 361,
sogar mit einem a. a. O. sich findenden Fehler (wahrscheinlich Druckfehler):
statt „zwischen / r und n m d" mufs es' mit Änderung von n in p heifsen:
,, zwischen / r und p m ^". Beispiele : col'pus cal'mus cal'dus er^mus vir'dis. —
Seine Beispiele hätte nun Schwan der Fafsung der Regel gemäfs wählen und
ordnen sollen. Richtig und geschickt gewählte und übersichtlich geordnete
Beis,piele sind für ein Anfängerbuch erstes pädagogisches Erfordernis. Der
Studierende mufs Veranlassung und Gelegenheit haben, sich aus den Bei-
spielen selbst die Regel zu abstrahieren; nur so wird er begreifen und —
behalten. Er darf daher durch Widersprüche zwischen der Regel und den
dazu gegebenen Beispielen nicht verwirrt werden, wie im vorliegenden Falle
zu befürchten ist. Akademischen Lehrzwecken, als Grundlage für Übungen
und Vorlesungen über altfranz. Lautlehre, würde vielleicht ein Handbuch am
besten dienen, das nur aus gut gewählten, nach Gesetzen geordneten Bei-
spielen bestände, aus denen dann durch eigenes Nachdenken die Gesetze zu
abstrahieren, der Zuhörer durch den Docenten angehalten und angeleitet wer-
den müfste. Wenn man so den Schüler so zu sagen selbst das Gebäude der
Grammatik aufbauen läfst, gewinnt derselbe ein viel intimeres Verhältnis zu
derselben und ein tiefergehendes Interesse für dieselbe: die bis zu einem ge-
wissen Grade von ihm selbst wiedergefundenen Gesetze werden sich ihm als
sein halbes geistiges Eigentum unauslöschlicher einprägen, als wenn sie ihm
vom Lehrer bereits in bestimmter Fassung und nur durch ein paar Beispiele
illustriert vorgetragen werden. Auf jene Art wird der Schüler auch am
besten in die allgemeinen Gesetze der Sprachentwicklung, in die Methode der
wissenschaftlichen Grammatik eingeführt.
Von vorstehend kurz angedeuteten Anschauungen geleitet, mufs ich in
einer ElementargrammatiU wie der Schwanschen auf gute Auswahl und
Gruppierung der Beispiele natürlich hervorragendes Gewicht legen. Wie ist
es nun mit den Beispielen zu § 14 bestellt.^ Die Beispielreihe beginnt mit
den in der Regel an letzter Stelle erwähnten Fällen von Synkope zwischen
E. SCHWAN, GRAMMATIK HKS AI.TFR AN/ÖSISCHEN. 547
Muta und Liquida und bietet 6 Wörter dieser Art: jedoch in bunter Folj^e.
Die Reihe dieser zusammengehörenden Beispiele wird mehrmals unterbrochen,
einmal durch ein Beispiel für l-d (caldus), dann durch ein Beispiel für r-d
[virdis); endlich findet sich mitten darunter ein Wort, das in der Fassung
der Regel gar nicht vorgesehen ist: domna, das ja auch besonders zu be-
urteilen ist und daher auch für sich figurieren müfste. Ist so die Ordnung
der Beispiele eine unbefriedigende, weil den Anfänger verwirrende, so wird
der letztere andererseits für mehrere in der Regel erwähnte Fälle die Bei-
spiele vergebens suchen: so fehlen dieselben — ich sehe &ä.ht\ \on l-p(colpus)
ab — für r-m, l-m, s-t, wofür etwa ermu, calmu, postu nachzutragen wären.
Ebenso wäre wohl der Fall frig'dus in diesem Paragraph einzufügen. In
ähnlicher Weise zeigen auch andere Paragraphen der Lautlehre Mängel in
Wahl und Ordnung der Beispiele. Wegen der grofsen pädagogischen Be-
deutung jedoch, welche, wie ich glaube gezeigt zu haben, dieser Frage der
Beispiele innewohnt, wird der Verf. gut thun , seine Grammatik auf diesen
Punkt hin einer sorgsamen Prüfung zu' unterziehen und auf Besserung in
dieser Richtung bedacht zu sein.
§ 16. 17. Die Accentversetzung in Fällen wie filiolum Lwfiliölu, batti'iere
zu bdttuere erklärt Schwan mit andern als eine Folge der Konsonaritisierung
des Hiatus-z(^) und -zi. Auf das unlogische und den Widerspruch in dieser
Erklärung hat Mussafia a. a. O. schon gebührend hingewiesen. So lange
Hiatus-e bezw. -u betont sind, können sie nicht zu i bezw. u konsonantisiert
werden; dies kann erst geschehen, wenn sie unbetont sind bezw. geworden
sind, was letzteres Accentverschiebung voraussetzt: so ist die Konsonantisie-
rung erst eine Folge der Accentverschiebung, nicht umgekehrt. Es mufs
also eine andere Erklärung für die Accentverschiebung gegeben werden. Ich
möchte hier in Kürze die Erklärung herstellen, welche ich schon seit fast
10 Jahren meinen Zuhörern vortrage und die ich auch bereits Literaturbl.
1882 S. 469 (oben u. Anm.) dem Kernpunkte nach kurz mitgeteilt habe. Die
Bemerkung scheint übersehen zu sein, da — so weit ich sehe — alle die-
jenigen, welche wohl Veranlassung gehabt hätten, sich mit meiner Ansicht
auseinanderzusetzen (Horning, Ztschr. VII S. 572, Meyer-Lübke, Ztschr. VIII
S. 238, derselbe über Mirisch, Geschichte des Suffixes -olus in den roman.
Sprachen S. 27 if. im Literaturbl. 1884 S. 17; Mrisch selbst konnte meine Auf-
fassung noch nicht kennen), dieselbe nicht erwähnen.* Hier daher nochmals
die Erklärung. Wie bei Paroxy tonen der Ton vokal mit dem unmittelbar
folgenden unbetonten Vokal der Ultima i u o zum Diphthonge verschmilzt
(Schwan § 12), so verschmolzen auch im Worlinnern l-o, e-o, i-e zu Diphthongen :
fili-olus zu filiolus, pari-etem zu parietem, mull-erem zu mulierem. Innerhalb
dieser Diphthonge wird nun der Accent gemäfs dem Prinzip der relativen
Befähigung der Vokale Sonant und somit Accentträger zu sein (Suchier,
Ztschr. II 292, Sievers, Grundzüge der Phonetik- S. 156) auf den zweiten ge-
mäfs seiner gröfseren Schallfülle mehr zum Accenttragen befähigten Bestand-
teil verschoben. So entsteht parietem, muliJrem, fdiölum etc. Das in Folge
' Nachträglich sehe ich , dafs W. Meyer-Lübke jetzt meine Erklärung
vertritt (s. Grammatik I § 593 und § 598), während er Literaturbl. 1884 S. 17
noch der nur i\ix jUiülum etc., nicht auch fnr pan'^tn'n etc. passenden Er-
klärung von Mirisch zuneigt.
Zeitschr. f. roiii. I'hll. XIV. j-
548 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
dieser Accentverrückung entstandene / fällt bei vorausgehendem r schon vulgär-
lateinisch {parete — paroi, chevreul), mit anderen Konsonanten verschmilzt es
zu einem palatalen Laut [filleul, aieiil, rosslgnol). — Zu dem oben an-
gezogenen Gesetze den unbetonten Vokal der Ultima betr. noch eine Be-
merkung. Wenn in dieser Gruppe Tonvokal + unbetont. Vokal der zweite ein
a ist, so findet die Verschmelzung zum Diphthong nur statt, wenn der ganze
Lautkomplex der zwei Silben nebentonig ist ; so in me-a tri-a si'i-a, die pro-
klitisch zu mea tüa s/ia werden , während sie hochbetont ihre Zweisilbigkeit
bewahren (frz. fnoie , toe , soe). Jene mea tüa -sv/a erfahren dann wieder gemäfs
dem vorhin erwähnten Prinzipe Accentverschiebung zu med tud suä und
daraus dann über mia tiia siia ma ta sa. — Für welche Erklärung der Accent-
verschiebung in oben behandelten Fällen sich Schwan nun auch entscheiden
mag, so müfste er jedenfalls im Zusammenhang des ^^ l6 mit den Fällen fiHoluvi
viuHerem auch parietem behandeln , damit der Anfänger über die vi. Form
parete, die ihm bereits § 10 und § 13 begegnet, nicht im Unklaren bleibt. —
Andere Fehler des § sind schon durch Mussafia gerügt : so dafs treflj'u gar-
nicht dahin gehört (ich möchte die Erklärung von Cornu Gröbers Grundrifs
I 721 befürworten), und dafs mens : m(j)os im Widerspruch mit meum : mein
im § 20.2 steht.
§ 17,2 figuriert imter den Fällen, in welchen hinter schwer aus-
sprechbarer Konsonantengruppe w (n) fällt, neben febrerjn u.a. ma-
nerla (cl. tnanuaria), das doch nur einfaches 11. hat. Da sonst nii : 117' , so
kann maniiaria kaum die Basis sein.
§ 18. In Absatz 2 hätte kurz auch noch der weiteren analogischen
Acöentverschiebungen in der Verbalfiexion (vendlmus, venditis etc.) gedacht
werden dürfen. Die Erwähnung von Ausnahmen wie faimes dimes faites
dites hätte dann zu der instruktiven Bemerkung Veranlassung gegeben, dafs
bei häufig gebrauchten Wörtern alte ursprüngliche Verhältnisse sich oft zu
erhalten pflegen, während weniger häufig gebrauchte leichter Analogiewirkungen
nachgeben. Schliefslich wäre in § 18 ein Hinweis auf § 35 (Accentverschie-
bung durch Recomposition) wohl am Platze.
§ 20,2 hätte ich gern gesehen, wenn auch Ausnahmen wie so {siim), ja
[jam) Erwähnung gefunden hätten. Daraus, dafs der Verf. derartige Einzel-
heiten hier und anderswo unerwähnt läfst, soll ihm keinerlei Vorwurf gemacht
werden. Die Frage , wieviel — zumal von Einzelheiten — eine Elementar-
grammatik bringen soll und darf, läfst sich nicht überall ganz strikt beant-
worten. Indessen ist dem Verf. vielleicht nicht unerwünscht , gerade in der
fraglichen Richtung die Wünsche von Fachgenossen kennen zu lernen ; und
so seien denn solche Wünsche hier und an anderen Stellen auch nicht unter-
drückt. — ja wird § 57,2 nochmals erwähnt und dort blofs aus Satzunbetoat-
heit erklärt: diese allein genügt jedoch nicht zur Erklärung des Schwunds
von -w. Satzunbetonte metn, tom, som. z. B. ergeben bekanntlich nicht nie to
so sondern men ton son. Am besten scheint mir Karsten, Altfranz. Kon-
sonantenverbindungen (Freiburger Dissertation 1884) S. 57 ja aus jamrtiagis —
jamais zu erklären; vgl. übrigens auch Meyer-Lübke, Grammatik §551- — •
Auch die weiteren § 57,2 erwähnten Fälle 1?« für ent, ne statt nen, i statt if,
ou statt ouf etc. blofs aus Satzunbetontheit erklären zu wollen geht wohl
nicht an; es sind satzunbetonte antekonsonantische Formen, die alsdann
E. SCHWAN, GRAMMATIK Pl-S AI-TKRANZÖSISCHEN. 549
verallgemeinert worden sind : ifh'ons. • i ^vie sapftjt : sef, ent^^ons. ; cn wie fort-
f)ient : forment etc.
§ 22 Anm. Der Satz „der Ausfall des intervok. ^ ist im Latein erst
in romanischer Zeit belegt" dürfte etwas unge.s:hickt gefafst sein. Über-
haupt wäre wünschenswert, dafs die Fassung der Regeln, welcher viel zu
wenig Aufmerksamkeit gewidmet ist, bei einer zweiten Auflage durch das ganze
Buch einer genauen Revision unterzogen würde. Der isoliert dastehende frühe
Ausfall von g in ego : eo wäre wohl aus der ülierwicgendcn Satzunl)etontheit
dieses Wörtchens zu erklären gewesen.
§ 22,3 ff. Derartig unbestimmte Ausdrucksweisen wie ,, gelegentlich sind
anlautend k und kr zu g und gr geworden" oder ,,lm Volkslatein fand ein
Schwanken statt", ,,die Volkssprache schwanlct" u. s. w. sind vor allem in
einer Elementargrammatik zu meiden , da auf diese Weise die methodolo-
gischen Vorstellungen der Anfänger von Gesetzmäfsigkeit der Sprachentwick-
lung u. s. w. wieder ins Schwanken geraten müssen.
§ 26 gegen Schlufs wäre hinzuzufügen: ,,mit Ausnahme von dies (frz. <//)"
(vgl. § 352).
§ 36. Suflixvertauschung. Hier hätte ich statt des bekanntlich noch
sehr umstrittenen Fall i. {-erius für -arius), der falschen Fälle 2. und 4. (für
ersteren vei-\veise ich Schwan auf Seelmann , Aussprache des Latein S. 312,
ohne deshalb die a. a. O. ,,übel vorbereiteten Laultheoretikern und dilettanti-
schen Etymologen" gemachten Komplimente auf Schw. beziehen zu wollen, für
den zweiten Fall auf Mussafia und Meyer a. a. O.) lieber Fälle wie capu(m) statt
Caput, alu(m) (§ 67) oder ale statt aliud erwähnt gesehen, in denen ja sicher
Vertauschung des seltneren Ausgangs mit der häufigeren Neutralendung -um
vorliegt. Schwan scheint solche Suffixvertauschung in capu auch entschieden
anzunehmen, da er immer c«/»« schreibt; Annahme aber von lautgesetzlichem
Abfall des ausl. -t würde der Regel § 20 Anm. zuwiderlaufen.
§ 39,2. An Stelle von postea für franz. puis (s. auch § 57) dürfte doch
postius entschieden jetzt von den meisten vorgezogen werden; vgl. u. a.
G. Paris' Roland-Glossar in seinen Extraits etc. sopra (für super) ist für die
in Frage stehende Erscheinung des Eintretens der Adverbia' für Präpositionen
ein unsicheres Beispiel, da beides ja französisch das Gleiche ergiebt (vgl.
povre).
§41. Das e in ecdesja etc. aus Analogiewirkung zu erklären, ist un-
nötig: gr. T] war in alter Zeit bis in die christliche hinein e (s. Blass).
§ 44. Als älteste altfrz. Form ist doch auch wohl ^«ai-/<?r (nicht gaster)
u. s. w. anzusetzen.
§ 45. Wohl jeder Dozent wird in .'ieiner Lehrpraxis die Wahrnehmung
gemacht haben, wie schwer es ist, dem Anfänger den so hochwichtigen Unter-
schied zwischen Erbwörtern und Lehnwörtern, die beide aus dem Latein
stammen, beizubringen. Ich hätte daher gerne gesehen, dafs dieser § 45 eine
etwas eingehendere Belehrung geboten hätte. Der Anfanger heischt eine .\nt-
wort auf die Frage , wie kam es , dafs eine dem Latein entsprossene romani-
sche Sprache wie das Französische in der Folgezeit nochmals so zu sagen
aus derselben Quelle, dem Latein, schöpfen kann. Ein kurzer Hinwels
auf den mannigfachen Gebrauch, in welchem das traditionelle Schrifilatein bis
ins späte Mittelalter beharrt, würde schon genügen. Der Salz. : ,,Die Fremd-
35*
550 BESPRECHUNGEN. F. NEÜMANN,
Wörter kennzeichnen sich meist dadurch als spätere Eindringlinge, dafs sie
gegen gewisse Lautgesetze verstofsen" hätte durch ein paar instruktive Bei-
spiele näher erläutert werden sollen. Der Satz- wäre übrigens auch verständ-
licher und den Thatsachen mehr entsprechend formuliert, wenn der Verf. ge-
sagt hätte, dafs die Fremdwörter wegen ihrer späteren Aufnahme an gewissen
in ihrer Wirkung bereits früher eingetretenen und abgeschlossenen Lautgesetzen
nicht mehr partizipieren. Dabei hätte die wichtige Frage nach der Chrono-
logie der Fremdwörter leicht in einer auch dem Anfänger verständlichen
Weise kurze Erledigung finden können, indem an einem Falle wie z. B. be-
tie'istre obe'ir gezeigt würde, dafs sie wegen der Erhaltung des vorton. e als nach
der Wirkung des Gesetzs für Vorton -Vokale im Wortinnern, wegen Schwund
des -d- als vor der Wirkung des Gesetzes für intervokal. Dentalis (Scheide
des XL und XII. Jahrh.) aufgenommen zu betrachten sind. Auch die den
Anfänger fast regelmäfsig stutzig machende Erscheinung, dafs ein und dasselbe
Wort in erb- und fremdwortlicher Gestalt (dei7itie-dignete, roiel-real etc.) oder
in mehrfacher fremdwortlicher Gestalt, die in der verschiedenen Aufnahmezeit
ihre Begründung findet (seule-siegle-siecle), vorkommt, mufste berührt und er-
klärt werden. Damit der Anfänger von vornherein schon etwas gewaftnet
ist für die Unterscheidung von Erbwörtern und Lehnwörtern, wäre es gut,
wenn auf gewisse besonders in die Augen springende Charakteristika der
letzteren gegenüber den Erbwörtern hingewiesen würde : z. B. auf die An-
passung lateinischer Proparoxytona an den franz. Accentcharakter einerseits
durch Accentverschiebung [facile rapide termine esprit rustique u. ä.), andrer-
seits durch Abwerfen der letzten Silbe (rüste neben rustique gegenüber erb-
wortlicher Entwicklung in do?nesche, inire tnile gegenüber miege, epave im
Vergleich zu rade fade, tieve neben dem Erbwort tiede, imag& gegenüber
-ain = -agineni, pale gegenüber ehalt, espir neben esprit gegenüber ort \hor-
ridus"] u. s. w.). Auch der gerade die Fremdwörter oft charakterisierende
Vorgang der Substitution von der französischen Sprache geläufigen Laut-
gruppen an Stelle ungeläufiger [tr für tl in titre apostre , dr für dn in ordre
u. s. w.) wäre zu erwähnen. Würden die hier angedeuteten Fragen in § 45 er-
ledigt, und dieselben dem Anfänger von vornherein zu klarem Bewufstsein
gebracht , dann könnten viele Anmerkungen in der Lautlehre einerseits ge-
spart werden, und andererseits würden so erst manche kurzen Erklärungen,
dafs dies und jenes Wort „gelehrt" sei, dem Anfänger wirklich verständlich.
Derartige Erklärungen müssen ohne die hier gewünschte vorhergehende be-
gründende Orientierung für den Anfänger stets mehr oder weniger den An-
schein der Willkür haben.
§ 47. emplecdre , exguidire , denienäre sind unmögliche Betonungen,
deren etwaiger Voraussetzung man übrigens auch gar nicht bedarf um die
franz. Reflexe zu erklären. Dann müfste der Verf. um amoros statt *amros
zu erklären , auch eine Betonung arnörösus annehmen , was er doch gewifs
nicht will. Ein gleiches Unding ist aber demendre. Die Verhältnisse sind
in beiden Fällen völlig gleich : *dem.ner wird wieder zu deineiier nach dem
Muster des Simplex tnener, wie *amros zn atnoros nach ainor.
§ 50. Aus der Aufstellung k vor i = kj z. B. fak'j'it sowie noch un-
zweideutiger aus § 176, 177 geht hervor, dafs Schwan die von Stengel Ztschr.
I 106 vorgetragene Theorie acceptiert, M^onach unbetontes i der letzten Silbe
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 55 1
vor Eintritt des Assibilierungsgesetzes für c, e dagegen nach demselben erst
gefallen sei: daher ya/zf — piaist. Ich verweise zunächst auf den energischen
Protest Mussafias a. a. O. S. 260. Auch ich habe mich bereits Ztschr. VIII 273
gegen das Stengeische Gesetz ausgesprochen und halte an diesem Standpunkte
fest trotz des Versuchs, den Harnisch — unter tadelndem Hinweis auf meine
Stellungnahme — „Die altprov. Präs.- und Impf.-Bildung" S. 57 ff. macht, um
jenes Gesetz zu retten. Gerade die prov. Formen wie ditz dutz hatten mich
in meinem Glauben an Stengels Aufstellung erschüttert : di dui sind dort
ebenso nur als Neubildungen auf der Basis der Infinitive di-re dui-re zu
fassen, wie Suchier Grundrifs I 610 frz. dit fait etc. für *dist *faist als an
dire faire angeglichen betrachtet, während bei Infinitiven mit s (wie plais-ir)
s auch im Präs. 3. Sgl. bleibt {piaist). Dies i- zu stützen haSen meiner An-
sicht nach auch die korrespondierenden Pluralformen piaisettt etc. beigetragen,
während dient duient etc. ohne s die Neubildungen dit diiit st. dist duist etc.
begünstigten. — Um das a in pais aus pa-cein, braie aus bra-ca etc. zu er-
klären, greift Schwan zu einem wunderlichen Auskunftsmittel: das ts aus k
vor e und k aus li vor a soll gedeckte Stellung des vorhergehenden Vokal
bewirkt haben. Allein ts ist wortanlautend gleich Gruppen wie tr br etc.
itsera [cera] = tres, brevis); daher kann es wie die letzteren auch irh Inlaute
silbenanlautend sein : es ist daher wie pa-trem, fa-brum so auch pa-tse zu
trennen, a demnach im Silbenauslaut. In dem zweiten Falle hat sich Schwan
durch seine eigene Transcription kj für k täuschen lassen ; intervokalisches c
vor a kann nie zu einer Deckung bewirkenden Konsonantenverbindung k-\-j
sich wandeln : das k ist ein einheitlicher Laut. Das a in Wörtern wie pais
braie erklärt sich doch einfach daraus, dafs a in diesen Fällen bereits mit
einem paras. / zu ai verbunden war, als das Gesetz des Wandels a : ^ in
Wirkung trat; aus diesem Grunde können jene Wörter nicht mehr daran
partizipieren.
§ 52 ist in der vorletzten Zeile das Citat § 476,2 zu lesen. — Wenn
Schwan sagt, 2L.ixz. connui = cognovui \zsst sich aus einem « + / erklären, so
trifft dies doch nur für diejenigen altfrz. Dialekte zu , in denen eben öi : ui
wird. Das ist aber bekanntlich nicht durchweg der Fall. Folglich ist die
Erklärung auch für das Franzische nicht zulässig. Dieser eine Fall zeigt
übrigens für viele andere in der Grammatik die gefährlichen Konsequenzen
der von Schwan beliebten Beschränkung auf das Franzischc.
^ 54. Da unter den Begriff „Spontaner Lautwandel" doch noch vieles
andere fällt, was hier und in den unmittelbar folgenden §§ keine Erwähnung
findet, so würde ich die Überschrift als den Anfänger irreleitend streichen. —
In der vorl. Zeile 1. afrz. t remper.
\ 55. Unter den Fällen von totaler Dissimilation hätt« ein Beispiel wie
kinkue für kuinkne Erwähnung verdient, am besten neben foible für flMe (so
und nicht fteble, fleb/e ist zu 1 — .t-V -I- ■i-v W ....'.-I /•., /■„ ; i.- ... L-„ dem
von // — bl : f — bl parallel isi .
^ 57 or neben ore, sor neben .uuc 11. .1. in. kann nicht allein .lUs der
tonlosen Stellung dieser Wörter erklärt werden ; Dr etc. entwickeln sich aus
.ingelehntem tonlosen on- zunächst vor Vokal ( - i/ii' i/i"), d.ina Proniiscuc-
•'ebraueh.
55-2 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
§ 58. Bei den in diesem § verzeichneten Wörtern kann weder von
Sprachmischung noch viel weniger von lauthcher Spaltung, die es in dem hier
angenommenen Sinne überhaupt nicht giebt, die Rede sein. Der Verf. wirft
hier Erbwörter und Lehnwörter bunt durcheinander; zu deluge vgl. meine
Bemerkung zu § 137, die andern Fälle liegen auf der Hand. Man kann üb-
rigens aus diesem § so recht ersehen, von welcher Bedeutung die von mir zu
§ 45 ausgesprochene Forderung klarer und bestimmter Vorstellungen von dem
Unterschiede zwischen Erb- und Lehnwort ist.
§ 59,1. Ein paar Beispiele wie sens por par wären wohl am Platze ge-
wesen, um dem Anfänger zu zeigen, wie sich Präpositionen wegen überwiegend
proklitischen Gebrauchs nach den Gesetzen für nebentonige Vokale richten.
§60. Da das Haupt gebiet der Analogiewirkung die Formenlehre ist,
und da ferner die Analogiebildungen auf diesem Gebiete dem Anfänger am
leichtesten verständlich sind und ihn am besten über Begriff und Wesen der
Analogiewirkung überhaupt aufklären , so dürfte davon nicht in einer An-
merkung nebenbei gesprochen werden, sondern der § mufste von diesen Fällen
ausgehen : das wäre wissenschaftlich und pädagogisch zugleich. Vernach-
lässigt sind die Fälle, in denen kein begrifflicher Zusammenhang vorliegt,
sondern rein lautliche Analogie, z. B. «<? — iieA nach Muster der Satzdoppel-
formen que — qued (vgl. prov. son [sunt] : so nach bon — bo und umgekehrt
/o [fiiit] : fon nach bo — bon etc.).
§ 61. Die Gleichung malvais = germ. balvast sollte nach den Aus-
führungen Gröbers in den Miscell. di filol. e linguistica S. 45 aus grammati-
schen Darstellungen schwinden und einem malevatius Platz machen. Zudem
hätte germ. balvast mindestens mit einem * versehen werden sollen, damit der
Anfänger es nicht vergeblich in seinem ad. Wörterbuch suche : es giebt nur
got. balvavcsei.
§ 63 Anm. 2. Will man Beispiele wie loial roial mit erb wortlichem
Stamm und fremdwortlicher Endung anführen, so hätte gezeigt werden
müssen, wie solche auf Contamination (Erbwort roiel -\- Fremdwort real)
beruhen.
§ 64. Die Fassung des Bartschschen Gesetzes ist mangelhaft und wird
dem Anfänger um so weniger klare Vorstellung von demselben vermitteln, als
in derselben Fälle wie tractare zu traitier, das unter den Beispielen figuriert,
nicht deutlich genug vorgesehen sind. Warum sagt Schwan nicht einfach :
Freies betontes a hinter palatalen bzw. palutalisierlen Konsonanten oder Kon-
sonantengruppen wird zu ie. Unter diese Fassung lassen sich alle Fälle, die
hierher gehören, subsumieren, während bei Schwans Fassung eine Reihe von
Beispielen nicht direkt berücksichtigt sind. Aus gut gewählten und gut ge-
ordneten Beispielen kann der Leser dann die in Betracht kommenden Kon-
sonanten und Konsonantengruppen selbst entnehmen. § 458,4 giebt Schwan
eine Fassung, die der obigen sich nähert.
§ 65. Da dem Leser bei einem Beispiel wie amo — nun leicht das ab-
weichende -amus : -ons einfällt, so wäre ein Verweis auf § 422 nützlich. Über-
haupt sähe ich gerne mehr Verweise, zwischen den einzelnen Partien der
Lautlehre sowohl wie von Lautlehre auf Formenlehre und umgekehrt. Solche
Verweise sind in einer Klementargrammatik doppelt am [^latze , damit der
Anfänger verw.Tndte Erscheinungen der Sprachgeschichte zu vcrknüiifcn lerne:
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 553
das erleichtert das Verständnis und das Behalten der sprachgeschichtlichen
Thatsachen.
^ 67,2. Hier mufs auf Grund dessen, was ich zu § 50 bemerkt habe,
natürlich manches geändert werden. So können z. B. nach dem gesagten die Orts-
namen auf -ai {Catnbrai etc.) nicht auf -aci zurückgeführt werden , wie hier und
v^ 188 geschieht; -a« gäbe aiz. —Über die Entstehungvon Diphthongen aus Ver-
schmelzung von Vokal 4-paras. i wird hier und etwa noch an einem Dutzend
weiterer Stellen gehandelt. Es wäre meiner Ansicht nacli besser gewesen,
alle diese Fälle sowie die Quellen des paras. t an einer Stelle — etwa am
Schlufs des Vokalismus — zusammen zu behandeln, wie dies z. B. Foerster in
seinen grammatischen Einleitungen (s. Yzopet S. XXXIV) zu thun pflegt. Bei
der Verzettelung der gleichartigen Erscheinungen , wie sie bei Schwan vor-
liegt, wird der Anfänger erst mit Mühe sich eine klare Vorstellung von den
Quellen des paras. i erwerben.
§ 68,2 Anm. lies 73,3 st. 72,3.
§ 73,1 ist capellu mit p statt pp wohl Druckfehler. — 2) Da P'älle wie
cantitum — chenu mit Fällen wie caballum — cheval (§ 126) vom franz. Stand-
punkt aus beurteilt gleichwertig sind, so sollte der Anfänger auch hier wieder
von einem § auf den andern verwiesen werden. — Die Regel 3) (,, Neben-
toniges az wird zu e") ist nicht gesichert: chetif\%\. erst jüngere Gestalt für älteres
chaitif (Rol. Aue. und sonst); /if/^^r ist v\.jectare — dieses fordern die rom-
Sprachen, wie Schwan in der Anm. ja selbst angiebt — , gehört also garnicht
hierher. Ein coactivum übrigens st. captivum als Etymon für chaitif ist un-
haltbar: der Anlaut ch ist mit coa- unvereinbar, vgl. cacher •= coacticare
(so und nicht coactare ist mit Horning Ztschr. IX 141 anzusetzen), caillier =
coagulare. Höchstens könnte man den Wandel von captivum : cactivum als
volksetymologische Angleichung an coactivum auffassen , wenn man hier der
— übrigens sehr plausiblen — Annahme keltischen Einflusses aus dem Wege
gehen will (s. Thurneysen, Keltoromanisches S. 16).
§ 76. ,, Freies e vor oralen Konsonanten ist im ältesten Französisch zu
ei und später im Franzischen zu oi geworden." Wenn hier Schwan- wahrschein-
lich im Gegensatz zum Normannischen und zum Westen — ,den Wandel ei:oi
als franzisch bezeichnet, so erweckt dies auf der andern Seite wieder beim
Anfänger die falsche Vorstellung als ob es sich hierbei um einen nur franzi-
schen Wandel handle: so rächt sich auch hier wieder das Beiseitelassen alles
Dialektischen. — Der Schlufs der Anm. (ül)er genievre) ist zu streichen : s.
Mu'ssalia a. a. 0. S. 67.
§77. Ich hätte gerne gesehen, wenn die wichtigsten Ausnahmen wie
francois, disoient, fesoient erwähnt und erklärt worden wären ; auch cene, ceUr
dürfen genannt werden.
§ 78. Den Wandel minus : moins , aveiia : avoine möchte ich noch
immer am liebsten mit W. Meyer Neutrum 125' auf den Einilufs des vorher-
gehenden Labials zurücklühren, obwohl Meyer selbst in Bezug auf diese seine
Ansicht schwankend geworden ist : s. Grammatik I 89.
§ 79. engin aus engenium gehört mit seinem <■ nicht hierher.
^ 80. Da sonst bei den anderen betonten Vokalen die Verbindung mit
l)aras. i behandelt wird (§ 67,2 ii-\-i, § 80 <'-f / u. s. w.), so ist auch hier hinter
§ 80 ein § ein/.usihallcn über «• + / {teil. Jrrit, fsticit elc). D.ihin wären aU-
554 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
dann auch aus § 8o Fälle wie conseil merveille zu stellen mit dem Bemerken,
dafs sie ursprünglich auch ei hatten (daher dialektisch consoil mervoine), aber
franzisch frühzeitige Reduktion zu conseJ erfahren haben.
§ 8i. e wurde, als es vor Nasal zu nasalvokalischer Aussprache über-
ging, oflfen also e (nicht c). Dies wird abgesehen davon, dafs frz. nur ofTene
Vokale wie q e g w der Nasalierung fähig sind (vgl. G. Paris, Romania X 53),
bewiesen durch den Umstand, dafs schon im 10. Jahrh. en : en in Assonanz
gebunden erscheint (fent : pend Passion 82; s. Suchier Ztschr. III 138, 139).
§ 82,2 sind natürlich decanum necare negare zu streichen ; letzteres steht
übrigens § 129 richtig unter e.
§ 83,2. Für enefui ist die Basis enamicu, wie § 134 auch richtig steht.
§ 85,3. Mussafia weist a. a. O. schon darauf hin, dafs hier wieder ganz
verschiedene von einander unabhängige Fälle zusammengeworfen werden. Ich
bemerke noch: das ie in 'piege siege stammt wohl von pied (vgl. Gröbers Er-
klärung des ie von piece, Miscell. Caix-Canello S. 47) bezw. von den stamm-
betonten Formen des Verbums seoir (sies siet etc.). Dafs übrigens statt
pedica sedica pedicum sedicum als Basis anzusetzen sind, erhellt aus meinen
Bemerkungen weiter unten zu § 149,2: pedica sedica hätten *p(i)eche *s(i)eche
ergeben. Ebenso falsch wie sedica ist die § 228 angenommene Grundform
sedia (vgl. media : mie) oder gar sediiim, wie man hie und da angesetzt findet
(vgl. medium : mi).
§ 86. Hier wäre zu erwähnen gewesen, dafs die Diphthongisierung des
^ in Fällen wie sex : seis : sieis {sis), pectus : peiz : pieiz : (piz), pretju -.preis
prieis {pris) nach einem von der Diphthongisierung des e in ferum : fier u. s. w.
zeitlich verschiedenen (jüngeren) und gänzlich unabhängigen
Gesetz geschieht. Dies wird schon dadurch bewiesen, dafs die letztere Diph-
thongisierung von betontem freien e : ie in allen franz. Dialekten stattfindet,
während e in der Verbindung e-\-i {seis peis etc.) bekanntlich lokal ver-
schieden behandelt wird und nicht durchweg diphthongiert: vgl. ostfrz. leit
s^is etc. Das Gleiche gilt von o-\-i '• oi uoi uei ui im Vergleich zu dem
Wandel von 0 in freier Stellung: iie {novum : nuef), wäre also auch dort
§ 107,2 anzumerken. — Hier in § 86 begreift Schwan unter dem Ausdruck
,,epeuthetisches z" nur das i aus Hiatus-/, oben § 67,2, ebenso 120 und sonst
auch das i aus es et etc. , während letzteres hier (§ 86) besonders unter 2.
rangiert : in solchen Dingen wäre gröfsere Konsequenz herzustellen.
§ 87. Streiche prestii — prest.
§ 90 wäre auf § 129 zu verweisen gewesen: prccarc : preiier steht üb-
rigens an beiden Stellen.
§ 90,2 und demgemäfs auch § 199,1 sind ganz anders zu fassen; ex' :
es-'- ist lautgesetzlich nur in estendre; xKons. vor dem Accent ergiebt .$■ ohne
paras. i (vgl. /oster destrier etc.), j^VoA-, bei der gleichen Accentstellung da-
gegen zu is vgl. oissdr etc., daher also die von Schwan erwähnten eissir eissue
lautgesetzlich. In essaim essemple liegt Präfixvertauschung vor, d. i. An-
gleichung an die zahllosen Wörter mit es- im Anlaut. Danach ist joster =
juxtare keineswegs ,, gelehrt" (Schwan § 199,1): s. meine Ansicht bei Waldner
Quellen des paras. i (Freib. Diss.1887). Gegen die Fassung der Regel bei Schwan
als solche ist auch noch das zu bemerken, dafs es für die Entwickclung der
unbetonten Lautgruppe ex- vom phonetischen Standpunkte gänzlich gleich-
E. SCHWAN, GKAIMIMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 555
giltig ist, ob eine derartige anlautend unbetonte Silbe Präposition ist oder
nicht. Vgl. die Bemerkung, welche Mussalia a. a. O. S. 68 zu der in gleichem
Sinne unrichtigen Fassung von § 16,2 macht.
§91. Wenn die zeitliche Fixierung des Gesetzes richtig wäre, so ge-
hörte die Bemerkung überhaupt erst in Abschnitt II (S. 72 flf.); allein die Da-
tierung ist falsch. Nebentoniges e vor j-Kons. geht bereits in ältester franz.
Zeit zu a über: schon die Eulaliasequenz hat />ar (ausgeschrieben!), Passion
XVIIIc steht marchedant, XIXtl marched.
\ 93. Da sonst zwischen Vokalen in freier und gedeckter Stellung ge-
schieden wird , hätte bei i für den Anfänger wohl besonders hervorgehoben
werden sollen, dafs es in beiden Stellungen bleibt. — missi ist wohl Druck-
fehler.
§94. Hier wäre zu bemerken gewesen, dafs bis Ende des 12. Jahrh.
iXui. zu jedem andern i assoniert, also noch nicht nasalvokalisch ist.
§ 95. enclindre ist eine ebenso unmögliche Betonung wie die zu § 47
beanstandete.
Nach § 99 soll gedecktes haupttoniges " später nur vor r l zu n (ou)
werden ; vgl. goutte tont sowie die richtigere Fassung der Regel in § 269.
Man streiche noce, das ja o hat. — In 2. werden wieder leicht zu scheidende
Erb- und Lehnwörter in bunter Reihe genannt.
§ 100,2 Altfranz. Aussprache war wohl persöne doue etc. Vgl. G. Paris
Rom. X 53.
§ 102 fehlen die Fälle wie soleü etc.
§ 106,1 streiche ,,cl. probat". Zu 2. hätten die Formen bueti suen {sonuni)
gehört, während Schwan § 109 nur bon sgn erwähnt.
§ 107. uoi geht doch nicht direkt zu tii über, sondern durch die Mittel-
stufe uei; wie wären sonst südnorm. Formen wie iieit zu erklären.**
§ 108. Der Diphthong ou , der sich in den Worten yV)« lou jou ent-
wickelt, ist zunächst sicher ou gewesen und nicht von Anfang an 011, wie
Schwan anzunehmen scheint; nur bei ou erklärt sich z. B. der Übergang von
lou : luou lüeu Heu (Meyer, Ztschr. XI 541).
§ 109 sind die Fälle mit einfachem Nasal auszuscheiden, da sie bekannt-
lich wegen buen suen ganz besondere Beurteilung heischen. Die Regel sollte
heifsen: onl^ons. geht in on/^"""- über, mit Eintritt der nasalvokal. Aussprache
aber S (nicht o): vgl. die Bemerkung zu § 81.
Zu §111 und 1 30 vgl. W. Meyers Bemerkung in seiner Reccnsion. Er-
wähnung hätten verdient Fälle wie poiter, dormir (neben tourment, tourner)
mit ihrer Angleichung an die stammbetonten Formen.
§ 112. Hier wäre auf § 132 zu verweisen gewesen, der sich übrigens
nicht im Einklang mit der Aufstellung des § 112 belindet. Dafs die Laut-
regel, wie sie dieser § giebl , falsch ist und die Fälle bis auf cuillier analo-
gischer Natur sind, haben beide Mussafia und W. Meyer a.a.O. gezeigt: die
ganze Regel scheint dem cuiller zu Liebe aufgestellt zu sein , für dessen be-
sondere Beurteilung jedoch Schuchardl an der von Mussafia a. a. O. citierten
Stelle (Rom. IV 121) einen Fingerzeig giebt. § 107 sagt Schwan scll)er, dafs
bei der Entwickclung der Verbindung tt-\-i uoi Vorstufe fiir ///' sei: derartige
>pi)Mtaiie Diphlliongisicrung aber von /; n\ 110 tritt nur aK f'olgc des
55^ BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
Hochtons ein: diese Thatsache hätte Schwan schon von der Aufstellung der
Regel 112, 1) für nebentoniges o + i abhalten sollen.
§ 112,2. Die Bemerkung, dafs o vor //'-bleibe, ist nicht richtig und
steht auch im Widerspruch mit den Beispielen , die ja ou (u) haben : des-
pouillier, motnllier.
§ 113 Anm. Die Beispiele wären besser zu ordnen. Dabei wären do-
minus domina für sich zu stellen und mit einer erläuternden Bemerkung unter
Hinweis auf § 59 zu versehen. Zu erwähnen wäre auch das proklit. en =
homo. Auch ein Hinweis auf den entsprechenden Wandel von nebentonigem
pn : en {chalengier = calumniare, danach auch chalenge statt chalonge etc.
wäre von Nutzen.
§ 117 oissel wohl Druckfehler.
§ 119 wäre — vgl. zu § 93 — anzugeben gewesen, dafs es gleichgültig
ist, ob II in freier oder gedeckter Stellung.
§ 121 ist hiini(i)le — hunible (und ebenso Aftxn^txuiik humblesse) zu strei-
chen. Lat. hutniHs hat ü und humble demnach Fremdwort mit der bekannten
Behandlung des ü in Fremdwörtern. Vgl. ital. umile.
§ 123 ff. Zu den unbetonten Vokalen vgl. man vor allem die trefflichen
Bemerkungen Mussafias a. a. O. S. 75 ff. Im einzelnen bemerke ich fol-
gendes :
§ 125. Das hier aufgestellte Gesetz {vorton. a vor ü wird zu e) scheint
mir nicht hinlänglich gesichert. Aus den Beispielen sind zunächst als nichts
beweisend auszuscheiden chen gen , die wegen des palat. Anlauts unter das
Gesetz § 126 fallen. Da ferner Verbalformen als leicht Analogiewirkungen
ausgesetzt wenig geeignet sind zur Konstituierung von Lautgesetzen, so ent-
fallen auch die Participialformen _p^eü seü eü etc. sowie die sonstigen endungs-
betonten Formen der dazu gehörigen wz'-Perfecta. Dieselben lauten übrigens
in älterer Gestaltung überwiegend //öm oü etc., und Suchier hat in seinem
trefflichen Artikel über die «z'-Perfecta (Ztschr. II) diese Formen demgemäfs
auch in seine Paradigmen aufgenommen ; vgl. OPs.: plout ploudes (Belege bei
Meister, Flexion im OPs. S. 59), CPs. : plous, oumes, paust, oust, soussent,
oussent, tout, pout (s. Fichte, Flexion im CPs. S. 49, 53, 59), QLdR. aus 5X,
oumes, ebenso überwiegend die Formen mit 0 im Konj. ousse, ploust, sonst;
ferner oud (Belege bei Merwart , Verbalflexion in den QLdR. S. 17, 19).
Diese Formen ou onmes etc. werden nach dem Muster der an Zahl stärksten
Klasse der ««'-Perfecta, der ^i?^mz- Klasse mit deut deumes etc. nach und nach
zu eu eumes u. s. w. umgestaltet. Bleiben also nur meur und eur (das wegen
der vi. Basis agurium. — s. o. zu § 9 — hierher gehört. Eur erklärt sich
aus den häufigeren Kompositen maleur boneur, in denen dem inlautend vor-
tonigen a nach bekanntem Darmesteterschen Gesetz (§ 134 bei Schwan) ein
e entspricht (vgl. acutum : eu in der Verbindung Monteu = m.ontem acutum).
An dies maleur boneur eur, wozu noch mit gleichem- Ausgang seur sich ge-
sellt , hat sich dann wegen des ebenfalls gleichen Ausgangs -ur meur ver-
mittelst lautlicher Analogie angeschlossen. Nebenbei mag überhaupt noch
die lautliche Analogie der häufigen Verbindung e-u {jeu?t, leun etc.) mitgewirkt
haben.
§ 120 sollte bemerkt werden, dafs es sich um freies a handelt, mit Hin-
weis auf die § 73,1 besprochene Behandlung von gedecktem « hinter k.- Das
E. SCHWAN, GKAMMAllK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 557
Gesetz 126,2, wonach voiton. <? hinter Palatal bei folj^endem / erhalten bleibt,
will mir nicht genügend fundiert erscheinen, da wir in geline den Wandel zu
e sogar bei folgendem // haben. In chaloir clialeur liegt wohl Anlehnung an
ehalt = calidus vor. — Zu chaeine chaiere mit cha- statt che- gesellen sich
als weitere Beispiele von scheinbar unregelmäfsigem a hinter k die dialekti-
schen Formen von *cat??r<? — cheoir : c(h)ah-, c(h)aeir; bei unmittelbar folgen-
dem / ei also a, bei folgendem 6i dagegen e. Danach scheint sich als Norm
zu ergeben , dafs a "hinter k bei unmittelbar folgendem palatalen Vokal (z ie
ei) bleibt, bezw. auf dissimilatorischem Wege aus dem palat. Vokal e wieder-
hergestellt wird {chaeine chaiere chair chaeir); bei unmittelbar folgendem labial.
Vokale (0 von oi) entsteht e [cheoir), wie sonst in den Fällen des § 126.
§ 128,3. „Zwischen Kons. u. r fällt vorton. c": Die beiden zu diesem
Gesetz angeführten Beispiele sind falsch gewählt, da beide (dcrectu, veracu)
nicht vortoniges e sondern c haben. — Für vrai ist an veractis entschieden
festzuhalten; s. Gröbers überzeugende Ausführungen in Wölfflins Archiv
V455-
§ 131. Für peu meii etc. gilt das gleiche, was zu § 125 für eu seu aus-
geführt ist: das nur durch die Partizipien und endungsbetonten Formen von
///-Perfekten gestützte Gesetz des Wandeis von « : «? im Hiatus vor il ist
nicht gesichert. Die älteren Formen sind auch hier mous nous plous (s. die
Belege aus OPs. CPs. bei Suchier, Ztschr. II 256), meu peu Angleichungen
an deu etc. — § 131,2 ist nach dem zu § 9 bemerkten zu streichen. Vgl.
übrigens zu § 125.
§ 133. Die Benennungen ,, Vorton-Vokal" und ,,Xachton-Vokal" solltm
doch wohl eigentlich geschehen in Rücksicht auf die Stellung der unbetonten
Vokale zum Haupttonvokal: dann müfste aber manches aus dem Kapitel 2:
Nachtonvokale bei Schwan im Kapitel i versetzt werden.
^ 134,1). Wo ist 2)? — Die Anmerkung dürfte verfehlt sein. Es ist
durchaus unnötig, Formen wie colopu, monicu, Sequina, Rodinu statt cola-
pum, monachum, Sequana, Rodanum anzusetzen ; ebenso unnötig asparigxi
statt asparagum (§ 248): die nachtonige Pänultima von Proparoxytonen unter-
liegt ganz anderer und besonderer Beurteilung als der Nachlonvokal in Typen
wie -' ( ){an), ' ( ) ' ( ) ((&ö«/e) u. s. w. , wäre daher auch besser für sich
behandelt worden, unter Benutzung von W. Meyers bekanntem Artikel Ztschr.
VIII. Wegen colp vgl. übrigens das schon oben zu § 14 bemerkte. Wie das
a der Pänultima in colp, moine, asparge. Seine, Rosne so fällt es noch öfters :
vgl. chanv(r)e =^ caimabus , afrz. lazre (Trist. 2,24; Bes. de Dieu 1062) =
lazariis, pampre =*pampanua (statt pampinus vgl. a\)an. pampano),\seigle =
secale, Estevres = Stephanus, jatle z= gäbata, plane z= plataniim, für welche
alle Nebenformen mit i in der Pänultima zu konstruieren ebensowenig Be-
rechtigung hat, als in den oben besprochenen Fällen. — Die Umgestaltung
von monasterium zu ?nonist. hätte aus der ja naheliegenden Angleichung an
ministeriinn erklärt werden können.
§ 135,1 ist zu streichen „Labial-f t, aate, rvte", ebenso demnach die An-
merkung escrit betreflend ; s. Mussalia a.a.O. -- Zu tadeln ist im Aus-
druck, wenn es unter 2) heifst: alle erst frz. entstandenen Verinndungen von
zwei Konsonanten fordern Stütz-*-, untl es dann § 136 heifst: Folgende frz.
Konsnnaiitonvirbindiingcn bedürfen keines StülzvokaK. .^ Wn/.n von einem vi.
558 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
coUegere sprechen , dessen Konstruktion man nicht bedarf, da es genügt zu
konstatieren, dafs nicht von einem Infinitiv der 3. Konj., sondern von einem
der 4.: colligire auszugehen ist. — 3) Hier wäre auch der Ausnahmen o(s)ts
Cri(s)ts etc. zu gedenken.
§ 136. Unter den sekundären Konsonantenverbindungen, die keines
Stützvokals bedürfen, fehlen mehrere: Vp {colp), s't [prevost], g'n (-ain =^
-aginem), Vg {cuel = colligo); in Rücksicht auf den letzteren Fall ist couche
= colloco unter § 135,2 zu streichen als analogischer Natur, ijhtx fraile estrüle
vgl. Mussafia a. a. O.
§ 137. Die hier zusammengestellten Beispiele mit dem Laut dz {g)
sind sehr verschiedener Art und nicht regulär: s.u. zu §226. Keiner der
Fälle ist der Art, dafs von einem Stützvokal e die Rede sein kann: in
rouge, sage ist das e = a , denn es sind ursprüngliche Femininformen , die
auch fürs Masculinum verallgemeinert wurden, (s. u. zu 226); in Fremdwörtern
wie serö7-ge, estrange, dehige^ ist der auslaut. Vokal deswegen erhalten, weil
die betreffenden Worte nach dem Zeitpunkt der Wirkung des in Betracht
kommenden Gesetzes für auslaut. unbetonte Vokale aufgenommen wurden:
also nirgend das, was man einen Stützvokal nennt.
§ 138,2). Hier ist ,, nachtonig" gleich ,,nach dem Nebenton stehend"
(wie § 139; s. o. zu § 133). Dann wirft Schwan hier zeitlich verschiedene
Fälle zusammen : merveille mit r\< ist alt (schon Alexius), daher mit Darme-
steter Rom. V 145 besser auf miribilia zurückzuführen. Sermefit denree donrat
sind dagegen jüngere, erst in franz. Zeit entstandene Reduktionen von älterem
sairement, deneree, donerai. Donrai für donerai wäre zudem als ein ganz be-
sonderer Beurteilung unterworfener Fall speziell zu erklären : vgl. Litblatt 1882,
Sp. 467 Anm. 5.
§ 139 ist der Hauptsache nach schon durch Mussafia und Meyer richtig
gestellt: die Fälle sind teils fremdwortlicher (ö^m^öz/), teils analogischer Natur
{-eure = itura). Da Schwan nur von Erhaltung des nach dem Nebenton
stehenden Vokals vor Dental spricht, so gehörte Lodovicus gar nicht hier-
her. Das in der Anmerkung erwähnte bendit kenne ich nur aus dem Pro-
venzalischen und erinnere mich nicht es frz. gelesen zu haben.
§ 142 ff. Für den Konsonantismus wäre eine bessere Anordnung, etwa
nach dem Muster von W. Meyers Grammatik, zu empfehlen. — 142 Anm.
Germ, w, gallofr. _^w lautet so auch noch im ältesten Altfranzösisch, erst
später g.
§ 144. Hier wäre auch wohl der Platz gewesen, um der Fälle viande
vtats zu gedenken; ebenso ecroiielle = scrofella.
§ 147. Das Gesetz für die Behandlung der Labialen p b v im Zu-
sammenstofs mit r ist falsch. Dasselbe ist folgendermafsen zu fassen: i. pr
br vr bleiben als wr nach dem Ton: chievre, povre, peivre, sevres, -et,
-ent etc., lievre, — livre, levre, livres, -et, -ent etc., — vivre. 2. Vor dem
Ton ergeben die Gruppen dagegen ur : sichere Beweise sind : aurone ■=^ ab-
rotonum , penree = piperata (gegenüber peivre); dazu Formen wie aurai,
saurat; recevrai avrai devrai mottvrai etc., Hvrer sevrer sind nach den
' deluvju ist übrigens falscli : tlas // ist lat. kurz, und offen, und wir
haben in dem Wandel Ti : ü wieder die schon zu § 121 erwähnte Behandlung
des ü in Fremdwörtern.
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRAZÖSISCHEN. 559
Formen mit Z' wie recevoir, avoir u. s. \v. umgebildet, levrier iiacli Hevre etc.;
fevrier, avril sind halb gelehrt. 3. Bei satzunbetonter Verwendung eines
Wortes mit Lab. + A- geht ersterer ganz verloren: sore =■ super; so auch wohl
arat neben aurai zu fassen , da das Hilfsverb ja oft satzunbetont (nach dem
Muster dieser Doppelformen aurai — arai bildete man dann zu saurai auch
ein Sarai, wie ne — ned nach dem Vorbild von que — qued ).
§ 149,2. Da der Konsonantismus nach dem landläufigen ziemlich äufser-
lichen Schema angeordnet ist, so werden Erscheinungen, die aus einem ge-
meinsamen Gesichtspunkt zu beurteilen sind und daher am besten auch zu-
sammen behandelt werden (das wäre beides wissenschaftlich und pädagogisch),
oft in einer Reihe von §§ verzettelt. Derartige unter einen Gesichtspunkt
zu subsumierende Lautwandlungen sind folgende: V t : d (coude malade soudain)
bzw. : t {dette douter): § 149; cV ^V ft : d (plaidier vuidier cuidier aidier) bzw.
c't : t {esploitier) : § 160, 200 ; d^c : dz [g] (jugier vengier) bzw. : ts [ch] {re-
venche): §228, 229, 321, 322 und sonst; t'c : ts [ch] (nac/ie) bezw. -.dz [g]
(-age): § 234 ;«'c : nts [nchj {manche) bzw.: ndz [ngj {c/ingier): § 253 u. s. w.
Alle diese Fälle regeln sich nach einer gemeinsamen Norm, und die
scheinbaren Widersprüche wie nache — -(ige, vengier — revenchier, vuidier
— esploitier, coude — doutes erklären sich leicht. Die folgenden • Ausfüh-
rungen sind eine Weiterführung und teilweise Berichtigung mehrerer von
W. Meyer-Lübke in seinem bekannten Pänultima-Artikel Ztschr. VIII (bes.
S. 233 fF.) gegebenen Andeutungen.
Drei Typen haben wir zunächst zu unterscheiden :
Typus I. a) it ' — oder —et' _, — ut ' —, — at ' —.
Beispiele : vocitdre, cogitdre, explicitdre, subitdnus, capitellum, ami-
tdrium, pietdtem, adjutdre, gabatellum.
b) — ic 1 , oder _ ec -' — , —uc' —
Beispiele: vindicdre , judicdre , delicdtus , vervecdrium , vereci'india,
manducdre.
Typus 2. a) '.itum.
Beispiele : cübitum, malehdbituTn.
b) ' icum ( ' ico).
Beispiele : -dticufn, sedicum, pedicum, hereticum, pörticum ; jüdico.
Typus 3. a) "- ita (± ata).
Beispiele: debita, dubitas, gabata.
b) I-ica.
Beispiele : ndtica, mdnica, jüdicas, vindicas, rdsira, pJrtica.'^
Die Entwicklung des -c-, -t- in diesen Gruppen zur Media -g- (dann
dz), -d- bezw. Erhaltung als -c- (dann ts), -t- ist zunächst abhängig davon, ob
zur Zeit des Eintritts der gall. konsonantischen Laulabslufung, wonach inter-
vokale Tenuis zur Media wird , jene Laute c, t noch intervokalisch waren
(z. B. cubitum), oder ob sie bereits nach Ausfall des vorhergehenden unbe-
tonten Vokals mit dem weiter vorangehenden Konsonanten zu einer Gruppe
' Im folgenden beschränke ich mich auf die Besprechung der erbwort-
lichen Behandlung; Fremdwörter wie grammaire , mire etc. lasse ich bei
Seile.
560 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
zusammengetreten waren (z. B. deVta): im ersteren Fall konnte -t-, -c- an dem
Wandel zur Media teilnehmen, daher cubitum \ cubidum, im zweiten Falle
nicht mehr, daher bleibt t in dehta. So hängt- alles von der Chronologie des
Ausfalls unbetonter Vortonvokale des Wortinnern in Typus i und der un-
betonten Nachtonvokale der Pänultima von Proparoxytonen in Typus 2. 3 ab.
Da nun (l.) chadel ^ capitelluni (Rol.) ein cab^A-ellutn voraussetzt, und
sich dieses b'd nur noch bei Bestand des Vokal i in capitellum entwickelt
haben kann (intervok. p, t zu b, d: capitellutn : cahidellum : caVdellum : diadel),
so ergiebt das den Schlufs : der Vortonvokal in Fällen des Typus i ist erst
nach der konsonantischen Abstufung geschwunden. Dafs Vorton-Vokale
später fallen, als z. B. (s. u.) die meisten tonlosen Pänultima-Vokale von
Proparoxytonen, liegt nahe : ist doch der Pänultimavokal von allen unbetonten
Vokalen der am wenigsten widerstandsfähige, in der Pänultima fällt ja sogar a,
das vortonig stets als e bleibt (vgl. chanvre — cheneviere). Demnach hat
sich in all den Fällen des Typus i aus jenem intervokalen c, l zunächst g, d
ergeben können, das erstere dann bei folgendem a zu dz. Also
vindicare : vendegare ; vend'ga?-e : vengier.
delicatus : deligadus : del'gadus : delgie.
vervecarius : vervegarius : ver(v)'' gariiis : bergier.
•verecundiji : veregondia : ver'gondm : vergogne.
subitanus : subidanns : suVdanus ; soudain.
*a>nitarium : amidarium : anCdarium : [rjcindier (s. Meyer a. a. O. 233).
cogitare ; cogidare : cog'daj-e : coidier.
ajuta?-e : ajudare : af'dare : aidier.
*gabitellum : gabidellum : gab'dellum : jadcau.
Ebenso jugier, mangier, pengier, ciingier, chargier, enfergier, for-
gier, clergie, escomengier, plongier, rongier, bolgier (bulicare), targier, endo-
magier, — plaidier, vuidier, pidie (Leg. de Theophile bei Bartsch , Langue
et Litterature fran9. 482,2; 485,9), pidance (Lyon. Yzopet 2214), andain (=
ambitanu?n; s. Gröber, Miscell. Caix-Canello S. 41), bondir (pik. nfr. = 6öw-
bitare s. Diez Wtb. IIc bondir), fraindir (neben fraintir aus fremitire, s.
Godefroy). — Die Ausnahmen zu allen 3 Typen werden unten zusammen be-
handelt. .
Da (2. 3) coiide ein cub'Aum, dette ein deb\a (ebenso -age ein -ad'gz^w,
nache ein na'Cza) voraussetzen, da ferner das d. des ersteren nur bei noch be-
stehendem -i- von cubitum aus intervokalischem / sich entwickelt haben kann
{cubitum : cubidum), so ergiebt sich als Schlufs : das Nachton-/ der Pänul-
tima in den Fällen 2. 3 fiel bei ic der Ultima erst nach der konsonantischen
Abstufung von Tenuis zu Media (cubitum : cubidum : ciiVdum, -aticum :
-adigum : -ad'gum), dagegen bei a der Ultima schon vor Eintritt jenes
Wandels, so dafs hier Tenuis beharrt (debita ; deb'ta, natica : nat'ca). Vd d'g
ergeben dann Media d bezw. tönende Spirans dz (coude, -age), -b't t'c (oder
sonstige Verbindungen von Konsonant mit t bezw. c wie g't et s^ p'c d'c
etc.) ergeben Tenuis t bezw. tonlose Spirans ts [dette, nache). Dafs a oder
u der Ultima in Bezug auf den Zeitpunkt des Ausfalls des Pänultima- Vokals
einen Einflufs ausüben und einen chronologischen Unterschied bewirken kann,
begreift sich. In debita hatten die beiden letzten Silben /- ita Vokale von
sehr ungleicher Schallfülle, i mit sehr geringer, a mit relativ gröfster ; dies
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES AI.TFKANZÖSISCHEN. 56 I
Übergewicht von Schallfülle der Ultima über die l'änultima, in Folge dessen das
Mafs von Nebenton, das der Pänultima und Ultima eigen, auf der letzteren stark
konzentriert ist, bewirkt den frühen Ausfall des Pänultima-Vokals. In cubituvi
dagegen hatten die beiden letzten Silben ' üu7n Vokale mit ziemlich gleicher
Schallfülle, die sich sozusagen die Wage hielten, dergestalt dafs der eine
nicht gerade im Stande war den Ausfall des andern zu beschleunigen. —
Wie die eingehender besprochenen Beispiele verhalten sich ferner :
Typus 2a) malaJe (masc, über das fem. s. u.), solide (vgl. soudeincnt),
vielleicht onde = ambitiim Rieh, li biaus v. 3579; vgl. Scttegast Ztschr. II
313, aber Rom. VII 630 {G. Paris).»
2b) siege (sedi'cum; s. o. zu § 85,3 und W. Meyer a. a. O. i^l); piege
(das ebenfalls ^\\{ pedicutn zurückzuführen ist, vgl. schon das Genus), erege,
fuge (Judico), venge {vindico), plonge (plumbico), ronge {rumico), charge
und dergleichen Verba mehr; miege (inedicum); chajwnge (canonicwn).
Typus 3a) jatte (gabata; vgl. unter den Beispielen des Typus i ja(\eau);
doutes, -et, -ent; fuite {fugita); esploites etc. (explicitas); fiente {fimita statt
fiviititm, vgl. prov. fe^tta ca.i. fe?npta), sente, rente, erneute.
3 b) niancke, revenches, -et -ent etc., dimanche, rasche, per che, Caches,
-et -ent etc.; alleches, -et, -ent etc.; arraches, -et, -ent etc.; cloches \cloppicas
oder claudicas, beides genügt), niches, colches, epanches, penches u. s. \\.
Die Ausnahmen der vorstehenden Gesetze erklären sich auf 2 Arien :
1. Statt der in den Fällen i. 2 zu erwartenden Media bezw. tönenden
Spirans erscheint in einer Reihe von Fällen die Tennis bezw. tonlose Spirans
wegen gewisser vorhergehender Konsonanten, die selber tonlos assimilatorisch
als Xachbarlaut einen tonlosen Laut verlangen.
2. Da in vielen Fällen (besonders bei Verben) vom selben Stamm For-
men aller 3 Typen vorkommen: vindicare, vindico, vindicas, so lag ein Aus-
gleich zwischen denselben nahe und wurde auch in den meisten Fällen voll-
zogen. Dazu kommen Analogiebildungen anderer Art.
Für beide Gruppen von Ausnahmen hier ein paar Beispiele, ohne er-
schöpfen zu wollen.
Zu I . Nimmt man für clocher cloppicare als Etymon , so erklärt sich
ch statt g (Typ. i) aus dem pp von pp'g; masticare : maschier, indem st^ g
wegen st zu st^ch; Ghtn's.o cacher ^^ coacticare {ct'g:ch), desgl. allechier, la-
schier = laxicare (cs'g : seh). Unnötig ist demnach hier überall Einflufs von
Seiten der Formen des Typus 3 (cloches etc.) anzunehmen. — porticum sollte
nach Typus 2b zu portigum porfgum werden; allein unter dem Einflufs der
in der Gruppe rt bewahrten Tenuis t wandelt sich g : ch porche. ^Ebenso ist
wohl comp(u)tum — conte zu beurteilen, wobei auch die Analogie der Formen
des Typus 3b im dazugehörigen Verbum (contes , -et, -ent) mitgewirkt haben
mag. — domesticum (Typus 2 b) mufs über domestiguin ein dornest 'gum er-
geben; allein in der Gruppe st'g entsteht dann wegen st nicht tönende son-
» Beispiele für ' ('""■ itum giebt es nicht, weil der Dental in diesen
Fällen in den Auslaut tritt und dort als -t erscheint, so dafs ein Unterschied
wie der von coude — dette in esploit — esploites nicht mehr zu Tage tritt :
daher doit plait vuit etc.; faites dites sind er-i ;uis /'■///; ditz (vgl. prov.^ weiter-
gebildet im Anschlufs an faimes dimes.
5Ö2 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
dein tonlose Spirans : domesche (vgl. bois'ie). Ebenso ?nastico : masche, levisticum :
levesche.^ Wie in vorstehenden Beispielen tonloses j die tonlose Spirans ch hinter
sich fordert, so wohl auch die Tenuis t in Fällen wie mauvaistie, mendistie,
sotitie, amistie. — Ein Fall, der die Umkehrung zu den vorstehenden dar-
stellt, ist noch zu verzeichnen : Cucurbita sollte nach Typus 3 ä) entsprechend
debita : dette ein *gorte erwarten lassen; allein die tönende Gruppe rb be-
wirkte Wandel von t : d \n gourde.
Zu 2. Die analogischen Ausgleichungen, besonders beim Verbum, sind
im Ganzen durchsichtiger Natur. Das Paradigma eines hierhergehörigen
Verbums wie vitidico sollte lautgesetzlich folgende Formen aufweisen :
vindico venge (Typ. 2b).
vindicas venches |
vindicat venchet / ^^^P" ^^^■
•vindicamus vengons |
vindicatis vengiez | ^ ^P* '"
vindicant venchent (Typ. 3b).
Der Ausgleich der konsonantischen Stammabstufung kann nun in zwei
Richtungen stattfinden: von dem vorstehenden Beispiel sind in der That beide
möglichen Ausgleichungen erhalten :
venge venges venget vengons vengiez vengent
und venche venches venchet venchons veftchiez venchentr
Ebenso wie das Paradigma vindico sind folgende (dubito, cogito, explicito)
zu beurteilen :
doude (Typus 2a) \cuit s. o.] [esploit s. o.]
doutes I cuites esploites
doutet \ ^ . P ^ 0 ' cuitet esploitet
doudons 1 cuidons esploidons
doudez i ^ ^" ' cuidiez esploidiez
doutent (Typus 3a) cuitent esploitent.
In douter esploitier dann Ausgleich zu Gunsten des t, in cuidier zu
Gunsten des d. Durch derartigen Ausgleich in verschiedener Richtung er-
klären sich leicht die Gegensätze: arr acher, epancher etc. mit dem aus den
Formen des Typus 3b verallgemeinerten ch , gegenüber jugier chargier etc.
mit dem aus den Formen des Typus ib 2 b verallgemeinerten g, und ferner
esploitier douter vanter etc. mit dem aus den Formen des Typus 3a verall-
gemeinerten t, gegenüber vuidier, plaidier, cuidier mit dem aus den Formen
des Typus la verallgemeinerten d u. s. w.
Anderweitige durch Analogiewirkung zu erklärende Ausnahmen sind
z. B. die Substantive wie tnoitie pitie etc., die nach Typus I ein moidie hätten
ergeben müssen ; s. o. pidie. Hier liegt nahe der Einflufs von Substantiven
wie poeste poverte liberte jovente volente tnauvaistie etc., die t lautgesetzlich
' Wenn rusticum rüste ergiebt und nicht rusche , so ist es als Fremd-
wort zu fassen mit abgeworfener letzter Silbe; vgl. oben zu §45.
2 In der obigen Weise möchte ich meine frühere Auffassung (Zur Laut-
und Fle.xionslehre S. 87), die Schwan § 229,2 vorträgt und auch W. Meyer
Ztschr. VIII 233 zu acceptieren scheint, modifizieren: danach ist venge nicht
mehr analogisch zu beurteilen sondern wie siege piege etc. lautgesetzlich.
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 563
haben. — hospitale sollte ein hospidale und dies dann hosp'dale — hosdcl
geben ; allein der Einllufs des Simplex und das benachbarte s (s. o.) riefen das / in
hoste! hervor. Für sentier sollte man nach Mafsgabe des oben citierten
(l)andier ein sendier erwarten ; es hat sich nach senle (Typus 3) gerichtet.
Ebenso antain nach (t)ante. lointain ist wohl lautliche Analogie nach andern
Wörtern auf -tain wie certain antain etc.; vgl. übrigens prov. lonhdan. dor-
toir wird durch das daneben bestehende lehnwortliche dormitor dorniitoire be-
einflufst sein. — Neben /a//^ (Typus 3) VovAxa^. jade vor, gebildet nach /ai/tra«
(Typus i). 7iage neben nache erklärt W. Meyer a. a. O. richtig als gelegentliche
Angleichung an die vielen Wörter auf -age = aticuvi. forge ■= fabrica
(Typus 3) nach ybr^<?r (Typus i); oder bewirkt br ähnlich tönende Spirans
wie rb die Media in gourde} (s. o.; noch etwas anders Meyer a. a. O.).
friente = fiemitus (Typus 2) mit t statt d wohl nach dem Verbum frienter,
das seinerseits das t der Formen des Typus 3 (frientes, -tet, -tent etc.) ver-
allgemeinert hat (s. übr. oben fraindir lautgesetzlich nach Typus l). — cointe
= cognitum (Typus 2) ist wohl Angleichung ans Femininum cognita- (Typus 3).
Umgekehrt sollte das Femininum male habita franz. statt malade *malate
lauten {debita — dette); hier hat sich die feminine Form nach der masculinen
gerichtet. vuide = vocita (Typus 3) ist von W. Meyer a. a. O. S. 235 ge-
nügend erklärt, subitus — subita sollte m. soude — f. soute ergeben; dem
letzteren gemäfs heifst das Adverb soutement , daneben aber auch soude-
ment u. s. w.
§ I49>3 wird des Schwunds von mittlerem Labial in dreifacher Konso-
nanz {hostet) gedacht, desgl. § 152 {jalne): bei einer weniger äufserlichen An-
ordnung des Konsonantismus wäre auch hier nicht nötig gewesen, solche zu-
sammengehörigen Fälle auseinanderzureifsen. Vgl. übrigens meine Bemerkung
Miscell. Caix-Canello S. 171.
§ 153. Der Etymologie derver ^ derivare ziehe ich die von Gröber =
*desaevare (Ztschr. V 178) vor.
{5 156. Schwan setzt den Schwund von intervokalischem primären und
sekundären d hier in die 2. Hälfte des XII. Jahrh.; § 315 etwas abweicheiTÜ um
die Mitte des XII. Jahrh.' Beide Angaben sind unrichtig: Reim und Ortho-
graphie der Hss. beweisen den Ausfall des d mindestens für das erste Viertel
des 12. Jahrh.: vgl. u. a. Mall, Phil, de Thaun Comp. S. 79. Schon das
Domesday Book vom Jahre 1086 zeigt den Schwund von d in Raulfus. Vgl.
übrigens auch G. Paris, Extraits etc. S. 12: ,,Le d provenant de 1/ ou t medial
isole tend dejä ä disparaitre ä l'epoque du Roland ; il est tombc peu de
temps apres." Da;iach ist auch § 157 zu berichten. — Auch für § 156,2
ist Berücksichtigung der Angaben Mails zu empfehlen. — In der Anmerk. zu
I. über tottu hätte wohl die von Karsten in seiner Freiburger Dissertation
„Zur Geschichte der altfrz. Konsonantenverbindungen" (1884) S. 24 f. vor-
getragene, jetzt auch von Gröber Archiv f. lat. Lexikogr. u. Grammatik VI
130 vertretene Erklärung aus einem verstärkenden totum totuin kurz erwähnt
* Solche nicht ganz übereinstimmende chronologische Angaben über
eine und dieselbe Erscheinung in verschiedenen t^Jj iles ßiiches fmdcn sich
oft, wenn der Verf. sich nicht mit einem uiibcslinimlen ,, später" oder dgl.
begnügt: s. z. B. zu § 212.
Zcitschr. f. roin. Pliil. X I V. jO
564 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
weiden können. — In der Anm. 2 mufste gesagt werden, dafs die Formen
mit y (soif) verhältnismäfsig junge und erst franz. Entwicklung sind: sie ge-
hören daher eigentlich erst in Abschnitt II.
!:; 164,3 wäre wohl als älteste Form Rodlant etc. anzugeben, wie G. Paris
auch im Roland-Text seiner Extraits druckt.
§ 166 Z. 4 korr. Auslaut.
i^ 167. Das s in ecciesia ist kein inlervokalisches , das Beispiel gehört
also nicht dahin.
55 173 und sonst wird ohne weitere Bemerkung fitir =^fugire mit u
gesetzt. Lat. fitgere und demnach yV^^//'^' haben ü (vgl. 7t.hz. fair neben
fiiir); u wäre also irgendwo zu erklären.
§ 175. In der Lautregel spricht Schwan von zwei epenthetischen i:
dem entsprechen Beispiele wie oisel nicht ganz.
§ 177. Proparoxytona mit i in der tonlosen Pänullima hätten von den
Paroxytona ganz getrennt behandelt werden müssen.
§ 179,2. Unaussprechbarkeit ist ein sehr fragwürdiger Faktor in der
Lautentwicklung. Warum soll z. B. uei unaussprechbarer sein als etwa ietc in
dieus'i *cueilt hätte übrigens nach dem § 107 vorgetragenen Gesetz *cui/t
ergeben müssen; wenn es zu ciielt wurde, so ist das Angleichung an die
I. Sgl. «<^/ (§179,1).
§ 180 hätten die Fälle mit tönendem s {doze treze onze) nicht mit denen
mit tonlosem s {ts) zusammengeworfen werden dürfen; und zu jenen hätten
als analogisch leicht zu deutende Ausnahmen die Konjunktive juge venge etc.
(statt *juze *venze aus judicem vindicem) gestellt werden müssen. _
§ 188,1. Wie focu zunächst fou ergiebt (welchen Weg man immer
annehmen mag), so auch paucu trauen zuvörderst pou trou, woraus po tro
dann dialektische Reduktionen sind (vgl. z. B. Adenet le Roi Berte aux grans
pies Tir. XXXII): also paucu : pou : [po] u. s. w. Ebenso ist § 187 die
Reihenfolge fagu — fou — [fo] herzustellen. Für Fälle wie atni ein be-
sonderes Gesetz zu konstruieren halte ich für unnötig ; es wird Neubildung
vom Nom. amis aus sein, dico — di gehört nicht hierher, sondern unter 3.
Die unter 3 gegebene Lautregel „Vor nachtonigem 0 bleibt -^" ist freilich un-
haltbar. Wie soll man sich dabei poi (pauco), -ai (= -aco in Ortsnamen),
pai (paco), dut trat u. s. w. erklären? Wir bleiben am besten bei W.Meyers
Formulierung Ztschr. IX 143. — 4. ,,In unbetonter Stellung im Satz fällt lat.
auslaut. X'." Aber avec ist als Präposition auch proklitisch unbetont und be-
wahrt sein -cl la co sind daher wohl als verallgemeinerte tonlose antekon-
sonantische Formen aufzufassen, wobei besonders häufige Verbindungen
wie la(c)-bas, co(c) que u. dgl. in Betracht kommen. Für la ist sicher auch die
Verbindung la(c) ü zu berücksichtigen , in der c nach demselben Gesetz fiel
wie in securu : seur. Die satzphonetischen Erscheinungen sind bei den
mannigfachen Möglichkeiten des Satzzusammenhangs nicht so einfacher, son-
dern meist kompHzierter Natur.
i; 189 Anm. Wegen vergogne vgl. zu § 149.
§ 193 hätten Lehnwörter wie diable, diacre Erwähnung verdient.
§ 198. Die besondere Behandlung von g, k-\-r vor dem Accent in
Fällen wie enterin, pelerin, paresse, serit {secretum) findet keine Erwähnung
bei Schwan; ebenso fehlen § 201 die Fälle für gn' : n wie rentier, attel
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES AI.TFRANZÖSISCHEN. 565
[agneUuni], sener, tinel, prenatit {praegiuintem) \\. s. w. Sielio zu hciilem
Waldner, Quellen des paras. / S. 18 und 22,
^ 200. S. zu 55 149.
^ 204. Dafs neben tordre von Schwan übersehene Formen wie tortre
estortre, estuertre etc. (s. Godefroy) vorkommen , ist Beweis genug für den
analogischen Charakter von tordre : ich habe daher keine Veranlassung von
meiner Literaturblatt 1885 Sp. 244 A. vorgetragenen Auffassung abzugehen.
i; 205,2 acceptiert Schwan meine an der gleichen Stelle gegebene Er-
klärung für plang're : plaindre (g wird zwischen n-r zu d und i ist analogisch);
ebenso spricht Schwan im § 204,1 bei dem Übergang von sorg're : sordre,
carc'rem ; chartre von einem Wandel des g, c zm d, t (s. auch i; 211,4).
Ich sehe nicht ein, warum der Verf. dann nicht auch meine völlig parallele Er-
klärung für den genau entsprechenden Wandel paskWe : paistre acceptiert,
anstatt da wieder abweichend von Schwund des mittleren Konsonanten /'
und alsdann erfolgendem Eintritt eines Übergangslaut t zwischen s-r zu sprechen
Das Gesetz i; 207,2 halte ich nicht für gesichert. Es fügen sich u. a.
nicht vüle, vilain, vilenie, palir (nie paillir), dial. pik. anwile (== anguille):
vgl. anguile : vile bei Jean de Conde, Bartsch-Horning, La längue et la litter.
franc. 661,1'; dial. pik. iö/z>-; afrz. sallir neben saillir (z. B. Bartsch-Horning
112,22. 214,24); falie (ebenda 657,9) u. s. w. Die mouillierten l sind allesamt
analogischer Natur. In saillir, faillir, bouillir stammt l aus denjenigen For-
men der Verben, die // haben und daher lautgesetzlich / entwickeln. Ebenso
erklärt sich ja das l in Formen wie saillant faillant vaillant u. dgl., die auch
lautgesetzlich kein 7 entwickeln konnten. In anguille pille brille begreift sich
das L aus lautlicher Analogie , weil die Buchstabengruppe il bezw. ill sonst
immer / bedeutet. — Ebensowenig ist das Lautgesetz gesichert , wonach im
franz. Auslaut mouilliertes / nach i zu / wird : eil fil. Vgl. noch nfrz. peril
(mit / bzw. / im Auslaut); für eil ist die Aussprache eil eii ebenfalls neben
eil bezeugt. In dem thatsächlich vorkommenden Übergang von -il : -il liegt
wieder lautliche Angleichung vor an die zahlreichen Wörter auf -il (=llis)
wie vil gentil soutil avril etc. : daher schon bei Chrestien peril : avril.
§ 210 scheidet wieder nicht genügend Lehnwörter von Erbwörtern; vgl.
u. a. wegen table § 9.
(5211,2. perdre würde ich lieber streichen; ebenso miseriint in 6. —
Unter 4. sind die Beispiele polvere solvere zu streichen : lg''r wird zu
Idr mit assimilatorischem Wandel des g : d\ aber IvW : l'r und dann
Eintritt des Übergangslaut d, der im NO. fehlt ; daher foldre überall , aber
pik. i-awr<? gegenüber sonstigem soldre. S. .Literaturblatt VI 244. — 7. Das
vlt. Substrat, das die romanischen Sprachen heischen, lautet bekanntlich eo-
sere; d ist daher nicht ein Ersatz für den stimmhaften Labial sondern tön.
s-\-r : sdr im Gegensatz zu str aus tonl. s-\-r. Danach ist auch § 259,2 zu
ändern. — Zu den § 211 behandelten Gruppen ist nachzutragen nr : tidr.
§ 212 setzt die Vokalisation von IKom. jn den Anfang des 12. Jahrh.
15 281 erst in die 2. Häl fte des 12. J ahrh. ; (5 326 in die i. Hälfte des
12. Jahrh. und 15397,4 wieder in die 2. Hälfte des 12. Jahrh.: dabei
wird J5 397,4 noch auf {5 326 verwiesen. Die Erscheinung ist früher zu
> [Vgl. jetzt auch Cohn, Suflixwandl. S. 53].
30*
506 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
datieren ; wenigstens bei vorausgehendem a zeigt schon das Domesday Book
vom Jahre Io86 Bauduin Hairaud Tetbaud, ja sogar Ron; R. Weigelt weist
Ztschr. XI 89 ein Faucaudi curtis aus dem Jahre 1044 nach. Noch ältere Bei-
spiele Rom. 1888, 428. Vgl. übrigens B'oerster, Cliges LXIX. Dafs übrigens
das parasitische u in Fällen wie puce, piicelle, ficelle etc. fehlt, hätte besonders
bemerkt werden müssen , damit der Widerspruch zwischen Beispielen und
Regel den Anfänger nicht wieder verwirre. — In der Anmerkung sagt Schwan,
r habe im 13. Jahrh. sehr schwache Artikulation gehabt, wie in der That
durch Reime wie armes : anies u. dgl. bewiesen wird. § 329 kommt der Verf.
auf dieselbe Erscheinung nochmals zu sprechen, indem er auch hier das
13. Jahrh. als Zeitpunkt angiebt: dabei führt er aber an der zweiten Stelle
Reime aus Waces Brut und Rou an!
§ 220 hätte es heifsen sollen : n vor Labial zu m, dagegen bleibt es vor
labiodentalem f.
§ 223 fehlt danner, z. B. schon in der Epitre farcie auf den heiligen
Stephanus.
Für § 226 ff. ist aufser Waldner a. a. O. jetzt auch Mussafia Romania
XVIII 529 ff. zu vergleichen, dem ich freilich nicht in allen Punkten zuzu-
stimmen vermag.
§ 226. 227. Für vj bj fij halte ich meine Auffassung bei Waldner
a. a. O. S. 33 immer noch für die richtige, da die Ausnahmen von jener
Fassung sich erklären lassen , während bei Schwans Fassung der Regel un-
erklärte Widersprüche in Menge bestehen bleiben, indem man vor allem un-
erklärt lassen mufs, warum bei gleichen etymologischen Voraussetzungen ver-
schiedene Resultate sich ergeben: man vgl. § 226,1 aie deie mit 226,2 rage
tige, ai dei mit sage etc. Also besser i. w' - : /; 2. ~vi — \ dx.; 3. 6/ pi
im Auslaut: z', 4. im Inlaut: dz bezw. is. Die sich nicht diesen 4 Regeln
fügenden Beispiele bei Schwan erklären sich leicht : aie statt age (4) nach
ai (3) dsgl. deie nach dei, vgl. vienne tienne statt viegne tiegne u. dgl.; rouge
sage (3) sind verallgemeinerte Femininformen wie large, lösche, raide, ferme,
vide etc. u. s. w. (s. das weitere bei Waldner), neige gehört wohl garnicht
hierher, da es nicht eigentlich altfrz. ist, sondern erst jüngere Neubildung (s.
W.Meyer in seiner Rezension S. 276, Rom. XII 412). deluge ist Fremd-
wort: s. o. zu § 137. ayant ist auch erst jung und daher wahrscheinlich
auch franz. Neubildung.
§ 228. S. zu § 149. Danach ist es unnötig arr acher statt aus abra-
dicare (so abr. nicht aäradicare ist natürlich anzusetzen : s. Gröber, Wölff-
lins Archiv I 233) aus einem abrapticare herzuleiten; ebenso läfst sich c/aM(/i-
care für frz. clocher halten (s. o.), wenn man nicht in Rücksicht auf prov.
clopchar cloppicare auch fürs Französische vorzieht.
§ 229,2 s. zu § 149.
§ 232 Wegen postja ; piiis s. o. zu § 39,2.
§ 234. 235. S. zu 55 149. Was ist naticare — nagier} Ob in Fällen
wie pertica persica u. ä. wirklich je eine Gruppe tj oder sj entstand ist mehr
als zweifelhaft. Nach dem zu § 149 ausgeführten fiel i der unbetonten
Pänultima ja, als noch tonloses c gesprochen wurde, und rtc rsc kann wohl
schwerlich über rtj rsj mit tönendem j zu rts rsfs mit tonlosem ts werden.
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEX. 567
i; 243 S. Mussalia in seiner Rezension S. 262 ; zu i< 246 ebenda S. 268 ll.
Das von Mussafia S. 269 vorgetragene Gesetz für rj vermag ich freilich nicht
zu acceptieren : ich hefte auf die /-Verbindungen bald in einer Besprechung
von Mussatias Artikel Rom. XVIII zurückzukommen. — i; 246. 247. 248 be-
dürfen bei Schwan einer gründlichen Revision. Dafs Konjunktive wie iniierge
quierge etc. nahe liegende Anbildungen an terge sorge etc. sind , ist doch
eine längst anerkannte Sache, an der zu rütteln keine Veranlassung vorliegt
{sors, sort : sorge = muers, mitert : tniwrge^). — Für die Fremdwörter serorge
cirge auf ein 'sororicii cericu statt sororium cereum zurückzugehen besteht
gar keine Nötigung: vgl. übrigens wegen des Widerspruchs der Angaben
dieses § zu früheren oben S. 544 ; dann hätte Schwan konsequenter AVeise
5^251,2 für estrange auch ein extranizuin konstruieren müssen, was aber
ebenso überflüssig gewesen wäre wie jene. Betreffs der gleichfalls unnötigen
Konstruktion eines asparigii st. asparagiim s. o. zu 4; 134.
i; 251,1. 2 ist ebenfalls auf Grund der Ausführungen von Mussatia, Wald-
ner u. a. völlig anders zu fassen, vor allem ist auch hier wieder- wie an so
vielen andern Stellen eine strengere Scheidung zwischen Erbwort und Fremd-
wort vorzunehmen. Nach der hier gegebenen Fassung mufs der Leser üb-
rigens die Vorstellung gewinnen, als ob der Verf. annehme, wy" entwickele für
gewöhnlich kein par. i, da er doch sonst ^ z. B. bei rj sj — ausdrücklich das
sich einstellende epenthetische / erwähnt : an vorliegender Stelle giebt er nur
für )ijs als Entwicklungsprodukt -hUs an. Vgl. jedoch Fassung der Regel
und Beispiele in § lOl.
^ 253. S. zu § 149.
^ 260. Warum Schwan crevuit mit e ansetzt (die Basis crevi hat doch
?) und es zu stetidt stellt statt zu crcduit etc., verstehe ich nicht: Druck-
fehler scheint ausgeschlossen, da. crevuit so auch §516 steht, und andererseits
ja Oualitäts- wie Ouantitätsfehler in dem Buche nicht zu den Seltenheiten ge-
hören. Wenn übrigens crevuit mit * versehn wird, so darf dies Zeichen auch
bei stetiät, creduit etc. nicht fehlen. Betreffs co7tovuit s. o. zu i; 52.
§ 263,3 hätte wohl ere {erat) erklärt werden müssen, damit der Anfänger
die Angabe ,, meist gelehrte Wörter", die doch nur für Jeu matere pafst,
nicht auch auf eret beziehe. Ein Verweis auf tj 443 hätte schon hingereicht.
i^ 264. Die Reime arbalestes : prestes, saietes : prestes beweisen nichts
für Zusammenfall von e mit e gegen Ende des 12. Jahrh., da die Reimwörter
ja gleicher Art sind: prestes hat von Haus aus e sogul wie die zwei andern:
s. zu tj 9. Dagegen hätte Schwan den Reim mct {m'ittit) : est {est) aus Philipp
de Thaun, Bestiaire 428 ' anführen können. Damit würde aber seine Chro-
nologie fallen, und statt ,, gegen Ende des 12. Jahrh." wird demnach der Zu-
sammenfall von e mit c ins i. Viertel des 12. Jahrh. zu versetzen sein. Dazu
' Ich wünschte — ■ nebenbei bemerlu — , dafs Verf., wo er von Analogie-
bildungen spricht, sich öfters derartiger Gleichungen wie die obige bedient:
solche (Tleichungen sind geeignet dem Anfänger das Wesen der Analogie zu
veranschaulichen, und diese Gleichungen sind zu gleicher Zeit ein Präservativ
gegen willkürliche und falsche Aufstellungen von Analogiewirkungen : sie
haben also doppelten methodologischen Wert.
- Schwan führt diesen Reim selbst bei anderer Veranlassung an i| 318,
ciiieri aber fälschlich den Compul statt des Bestiaire.
568 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
slimmen denn auch die Reime aus Brandan bei Ten Brink, Dauer und Klang
S. 28. Auf Grund obigen Reims met : est ist übrigens die etwas zu allgemein
gehaltene Aufstellung Suchiers Ztsclir. III 139 oben einzuschränken, dafs „sich
vor t die Aussprache e länger hielt als vor andern Konsonanten". Da somit
e bereits Anfang des 12. Jahrh. frz. zu e wurde, so darf man aber auch
Reime wie saietes : prestes aus Benoit nicht als Beweis für vlt. prestu an-
sprechen, wie W. Meyer, Ztschr. f. nfrz. Spr. u. Lit. X 274 thut. — § 264,2
konnte durch bessere Verwertung der Resultate von Ten Brinks Dauer und
Klang sowie Suchiers Rezension Ztschr. III gewinnen.
§ 268 ist verfehlt. Die drei o-Laute sind eine willkürliche Konstruktion,
die Schwan nur dem ch von chose und dem / von joie zu Liebe macht , der
aber die Thatsachen völlig widersprechen. Es ist falsch zu sagen , die drei
ö-Laute assonieren nicht mit einander. Im Gegenteil : 2 und 3 d. 1. o aus
gedecktem o und 0 aus au assonieren regelmäfsig mit einander. Nicht
blofs im Rolandslied, wie Schwan in der Anmerkung schüchtern zugiebt,
sondern — um nur einiges wenige auf gut Glück anzuführen — ebenso z. B.
Alexius 6l; poure : cose : confortet, 125 tolget -.joie; Reise Karls Tir. III oset
parole : estordre morte etc., Tir. VIII dose joie reposet : aprochet volte etc.,
ferner Tir. L und LI; Gormond {ot : mort) u. s. w. Wenn Schwan die Asso-
nanzen im Rol. aus der blofsen Ähnlichkeit der beiden i)-Laute erklären
will, so ist diese Annahme ein dürftiger Notbehelf, da sie der sonstigen Ge-
nauigkeit der Assonanzen in Bezug auf die Vokalqualität widerstreitet. Ein
Dichter, der drei £• -Nuancen scheidet, würde auch drei o-Laute geschieden
haben, wenn sie in Wirklichkeit vorhanden gewesen wären. — Im Übrigen
ist noch folgendes anzumerken. Die Angabe unter i. o entstehe aus haupt-
tonigem gedecktem p und nebentonigem 0 halte ich zwar mit W. Meyer Ztschr.
f. nfr. Spr. X 276 (zu § m) für richtig, allein bei Schwan liegt Druckfehler
o statt /' vor, da seine Aufstellung sonst im Widerspruche mit 2. und §111
stehen würde. — Unter 3. sind meiner Meinung nach clo tro ot plot pot auszu-
scheiden und für sich zu behandeln. Die älteren Formen heifsen mit Diph-
thong ou: doli trau out ploiit pout^, die dann teils erst dialektische {do tro),
teils analogische Reduktion {ot plot pot) von ou : 0 erfahren haben (über
letztere s. meine Bemerkungen Ztschr. VIII 272 f.; s. auch oben zu t; 188).
Das o dieser Wörter ist also keineswegs dem o von or chose u. s. w. gleich-
wertig.
§ 269. movitum dürfte für mot ein sehr zweifelhaftes Substrat sein. —
269,2. Dafs das ou (0) von reproucke approuche dem Zischlaut zu verdanken
ist, ist eine unhaltbare Ansicht: yodie (Fels) z. B. ist bekanntlich nicht zu
roudie geworden. Das ou jener Worte ist auch nicht direkt Fortsetzung
von 0 sondern zunächst von q. Dies letztere aber entwickelt sich zuvörderst
lautgesetzlich im unbetonten Stamme der endungsbetonten Formen und drang
von da auch in die stammbetonten Formen, ganz me in demgres devpres
statt und neben demueres devueres; vgl. Literaturblatt 1882, S. 470. —
3. Die Angabe: ,,frz. a> reimt Anfang des XIV. Jahrh. mit </' kann zu der
verkehrten Vorstellung Veranlassung geben, als ob jedes 10 in dieser Zeit
zu p würde, was doch nicht der Fall ist (z. B. chilse, aber dr): die Regel ist
' wie i; 283,4 richtig steht.
E. SCHWAN, GKAMMAllK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 569
demnach in bekannter Weise einzuschränken. — In der dann folgenden Regel
„Im Auslaut und im Hiatus wird co zu u (geschrieben ou) sind ciou tron
wieder auszuscheiden, da es sich hier, wie oben (zu J; 188, {5 268) gezeigt
wurde , ja nicht um ursprüngliches w sondern um altes ursprüngliches oii
handelt, wovon cIo tro dialektische Reduktionen sind : demgemäfs kann von
einem Wandel von 0 : oti. nicht die Rede sein, clou trou heischen zudem als
unregelmäfsig eine besondere Erklärung : sie entwickeln lautgesetzlich eleu
treu wie das gleichartige pou : peu; vgl. cletis : treus Gaulier de Coincy S. 348,
pik. eleu treu bei Littrd, cleufichier bei Godefroy, das auf die Existenz des
Simple.K eleu Schlufs gestattet, elou trou statt eleu treu stehen unter dem
Einfiufs von clouer trouer u. s. w.; da ein derartiger beeinflussender Faktor bei
peu fehlt, so hält es sich. — Gelegentlich der o-Laute noch eine Bemerkung :
An irgend einer Stelle hätte Schwan in dem Abschnitt II S. 72 IT. auch des
afrz. u (ö«) gedenken müssen gemäfs den früheren Angaben t; ni, 130 u. a.
^ 271,1 fehlen die Fälle air {aer), -at (= -avi).
>ij 272. Wenn Schwan den Übergang ai : e vor mehrfacher Konsonanz
in der i. Hälfte des 12. Jahrb. belegen will, so sollte er doch diese Belege
nicht einem Schriftsteller der 2. Hälfte wie Chrestien de Troyes entnehmen,
sondern die bekannten Reime bei Philipp de Thaun wie Silvestre ,: viaistre,
paistre -.beste (3 X Comp. 4X Bestiaire) anführen. Für den Übergang ai \ e
vor einfacher Konsonanz hätte der bekannte Reim des Kreuzliedes vom Jahre
I146 (mais : apres) angeführt werden sollen und zwar mit Jahreszahl: der-
artige e.xakte Angaben sind auch in einer Elemeniargrammaiik am Platz, und
man sollte sie nicht vermeiden , wo wir in der glücklichen J-age sind sie
geben zu können; es bleiben der Fälle immer noch genug, wo wir ims mit
einer vagen Chronologie nach Jahrhunderten oder halben Jahrhunderten be-
gnügen müssen. Der Anfänger sollte aber schon gleich von vorn herein
durch derartige e.xakte Angaben darauf hingewiesen und daran gewöhnt
werden, dafs möglichste Genauigkeit in der chronologischen Fi.xierung der
sprachhistorischen Thatsachen das zu erstrebende ideale Ziel ist.
^ 274. Die Unmöglichkeit der Reihe ei : ei : cel : oi hat Meyer a. a. O.
erwiesen; ich kann ihm nur zustimmen.
§ 276. Wenn Reime angeführt werden, die für einen bestimmten Laut-
wandel und dessen chronologische Fixierung als Beleg dienen, so würde ich
gerne gesehen haben, dafs das Denkmal, aus dem die Reime entnommen sind,
angeführt werde. Ich habe in Kolleg und Übungen oft wahrgenommen, dafs
derartige Anführungen dem Anfänger eine willkommene Hilfe sind für das
Behalten der sprachgeschichllichen Thatsachen. — Auf Grund der bekannten
Abhandlungen von Rofsmann und Ulbrich über oi könnte übrigens in diesem
Kapitel manches bestimmter und besser gefafst werden. — Die Gleichung
re^oeve =^ reeepjat, die sich gegen Schlufs von ij 276,3 findet, ist unmöglich:
vgl. sapjat =: sacke.
tj 279 fehlt eine Angabe über die Qualität des e in ie (s. Suchier,
Gröbers Grundrifs S. 576). — Auch die hier unter 2. gegebene F"assung des
Bartschschen Gesetz ist ebensowenig glücklich wie die des i? 64 ; s. o.
i| 280. Die Fassung der Regel ist insofern eine ungeschickte zu nennen,
als die Trennung des ie in den Infinitiven (laissier etc.) von dem unter Ein-
tlufs des palat. Verschlufslautcs aus freiem a entwickelten ie (chief) die falsche
570 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
Vorstellung erwecken mufs, als handle es sich hierbei um zweierlei, wäh-
rend beide ie doch gleichartig, d. i. gleicher Provenienz sind. Übrigens hätte
hier (§ 280) darauf hingewiesen werden müssen-, dafs der Wandel von ie : e
in Fällen wie chief : chef, chier : eher lautgesetzlicher, der in den In-
finitiven laissier : laisser etc. analogischer Natur ist; auch die Fälle mit
erhaltenem ie wie moitie amitie etc. durften nicht unerwähnt bleiben : kurz
die dem Verf. jedenfalls bekannten Gesetze und Resultate von G. Paris (Rom.
IV 122) und Vising (Ztschr. VI 372 ff.) hätten etwas genauere Berücksichtigung
und Reproduktion verdient.
§ 281. Die falsche Datierung des Wandels von IKom. ; u ist schon oben
zu 4j 212 richtig gestellt.
§ 283. Unter 3. hätte Schwan auch au-\-ii (nach ihm m-\-u) registrieren
müssen : J>oti ■= J>auctim, trou = traucuni. Dafs fou jou ursprünglich oii,
nicht ou haben, ist schon oben zu § 108 gezeigt.
§ 284. Ob die Aussprache von ou oy war, ist zweifelhaft. — Die Ent-
stehungsweise des eu in feu jeu Heu ist ganz anderer Art als die in -eiis (=
•osns), die Fälle wären daher auch zu trennen (s. Meyer, Ztschr. XI 541 ; Gr.
§ 196). ■ — Zu dem Fall 283,4 [pout), der mit 2. einfach auf gleiche Stufe gestellt
wird, hätten einmal noch gleichgeartete Formen wie oiit söut plotit&ic. hinzugesellt
werden müssen und dann hätte auch wohl angegeben werden sollen, dafs die
gewöhnlichere Umgestaltung von pout out etc. nicht diese zu peut eut (d. i.
pot öt), sondern die zu pol ot etc. ist (s. Suchiers Abhandlung über die ui-
Perfecta Ztschr. II). — Wenn es heifst, im XIII. Jahrh. scheint eu überall
durchgedrungen zu sein, doch begegnen Formen auf -our noch sehr viel
später, so hätte gleich hier, um falschen Vorstellungen vorzubeugen und
um die Gesetzmäfsigkeit des Wandels zu eu (ö) nicht in Frage zu stellen,
bemerkt werden müssen , dafs Wörter wie Jolour etc. eben analogischer
Natur sind.
§ 285,3. S. u. die Bemerkung zu § 288.
i; 287. Die Gleichung ruovet ^^*ropat (s. auch S. 18) ist unhaltbar. S.
Aleyer Ztschr. XI 539. — Die Angabe, schon im Alexius stehe tie , ist zum
mindesten kühn: die dem Ende des 13. Jahrh. angehörige Hs. P beweist
doch nichts für das der Mitte des 11. Jahrh. angehörige Original. Besser
wäre gewesen , einfach die erste sichere und genau datierbare Spur von
tie im Domesday Book von 1086 zu erwähnen. — Über die verschiedene
Orthographie ue oe wäre eine Bemerkung am Platze gewesen. ■ — Unter 2.
hätte der älteste die Betonung ?// beweisende Reim des Brandan {queivre
: beivre) Erwähnung verdient, da er für eine festere chronologische Fixie-
rung der Accentverschiebung Anhalt giebt; Schwan sagt nur allgemein: ,,in
Texten des XII. Jahrh."
§ 288. Die umgekehrte Schreibung peut neuf findet sich schon in den
s. Z. von mir behandelten Urkunden von Vermandois: die Monophthongi-
sierung von ue : ö und Zusammenfall mit eu (§ 285,3) gehört also nicht erst
in den Anfang des 14. Jahrh., sondern sicher schon in die l. Hälfte des
13. Jahrh.; vielleicht sogar noch früher: s. Örtenblad, Etüde sur Ie d^vel. des
voyelles lab. du lat. dans Ie vieux fran9. Upsala 1885.
§ 291. 3 entsteht nicht nur aus o und o vor gedecktem oder auslaut.
Nasal, sondern auch vor einfachem inlaut. Nasal: nfrz. Rome couronne
E. SCHWAN, CiKAM.MAlIK DES ALTKRANZÖSISCHKN. 57 I
banne etc. gehen ja auf altfrz. Röme coiirdne bone zurück (Rom. X 53). Dafs
i~ und nicht o anzusetzen ist, darüber s. o. zu § 81, 109. — i; 289 wäre auch
wohl der den vorstehenden Beispielen mit 0 analoge Fall femme : ferne :
fänie : fame nachzutragen.
^ 295 behauptet Schwan, nachdem er den Zusammenfall von äi und ei
bei Chrestien de Troyes belegt, dafs die Lautung beider Ende des 12. Jahrli.
oT gewesen sei. Diese Datierung ist entschieden falsch: noch im 16. Jahrh,
bestand der Nasaldiphthong, vgl. schon Nagel, die metr. Verse Jean Baifs
(Leipzig 1878) S. 32 und Suchier Literaturblatt 1880 S. 23, jetzt auch in Gröbers
Grundrifs S. 582, 588.
^5 296. Bei oi hätte — wie dies sonst, /,. B. bei u ie etc., geschieht —
auch erwähnt werden dürfen, dafs im ältesten Französisch (z. B. Roland) oi vor
Nasal noch assoniert zu oi vor oralen Konsonanten , dafs demnach damals
noch oi, nicht öi gesprochen wurde [Joint : dolor etc.).
Kapitel IX (Die vortonigen und nachtonigen Vokale im Hiatus) kann
bei Benutzung von Hofsners Freiburgcr Dissertation (1886) ,,Zur Geschichte
der unbetonten Vokale im Alt- und Neufranzös." in vieler Beziehung genauer
und richtiger gestaltet werden. So wäre der Besprechung der einzelnen Kom-
binationen im Anschlufs an Hofsners Aufstellungen S. 1 ff. zunächst die all-
gemeine Regel über das Verhalten jener Vokale voranzuschicken u. s. w.
Ich begnüge mich mit diesem Hinweis auf Hofsner.
?> 315,2 que qued qu' unterliegen bekanntlich besonderer Beurteilung, sind
daher besonders zu behandeln.
§ 317,1 Die Labialen schwinden nicht blofs vor tlexiv. s, sondern auch
vor t\ set =. sap(i)t, muet, recoit etc. Dafs die Palatalen vor s schwinden,
ist so allgemein ausgedrückt nicht richtig : vgl. verais lais suis fais duis etc.
sas steht entweder unter dem Einflufs des Cas. obl. sac oder unterliegt wegen
-cc- nicht dem gleichen Gesetz, wie verais etc. mit -c- (vgl. ses = siccus). —
Unter 4. sind Fälle wie dam Prianz jor(n)z etc. nicht erwähnt.
i; 321,3 werden die palatalisierten stimmlosen Verschlufslaute als Quelle
von ts angegeben, und dabei heifst es (im Hinblick auf die Beispiele pertica
und persica): „t s nur nach Konsonant". Diese Bemerkung dürfte in Rück-
sicht auf natica — nache, rasica — rasche unhaltbar sein. Im Übrigen
liefse sich §321 sehr vereinfachen: die unter 2. 3. 4. verteilten Fälle sind
doch z. T. (z. B. colche — perche — manche) durchaus gleichartig, hätten also
unter eine Regel subsumiert werden können u. s. w.
Auch § 322 kann Vereinfachung erfahren: so gehören doch z. B. Fälle
wie judicare (5) und vindicare (6) zusammen. Ein Teil der Beispiele unter 4.
mit vj bj hätte — unter Hervorhebung ihres besonderen Charakters — zu
den weiteren Beispielen mit vj bj unter (>. {changier sergant) gestellt werden
sollen. Dafs manches sonst noch hier zu streichen und zu ändern ist , geht
aus früher — besonders zu tj 149 — bemerktem hervor: so nagier -^ naticare,
plage (s. Meyer a. a. O. S. 279); statt s^dja — siege (4) mufs es sedicum —
siege heifsen, und das Wort gehört alsdann zu estage (5) u. s. w.
S 3-5'3 liätte das Datum des Übergangs von -arie : -aire -orie : -oire iu
Fremdwörtern genauer angegeben werden können ; Philipp de Thaun bietet die
ältesten beweisenden Reime, so dafs das Datum des Verf. — ,,seit der
Mitte des XII. Jahrh." — ein wenig zu spät gegrifl'en sein dürfte.
572 BESPRECHUNGEN. E. NEUMANN,
§ 326 ist naoh dem zu i^ 212 bemerkten zu berichtigen.
§ 330. Die hier besprochene Erscheinung des Übergangs von aushiutend
mouilliertem Nasal zu einfachem Nasal ist nicht erst Mitte des XIII. Jahrh.,
sondern schon für das XII. Jahrh. durch Reime belegbar. So hat z. B. Bran-
dan 235 plein : desdeign, M. Brut 16 estain {stagnurn) : arain (aeramen). —
2. wäre zu erwähnen gewesen, dafs Formen wie saine mit 71 statt n = signat
etc. Angleichung an die endungsbetonten Formen sind : gnl- : n [renner,
sener etc.), was Schwan freilich in § 198 zu erwähnen versäumt hat.
§ 33 r. Die Bemerkungen über Geschlechtswandel bei Substantiven
wünschte ich auf Grund von INIeyer, Schicksale des lat. Neutrum und Arm-
bruster, Geschlechtswandel im Französischen (Heidelb. Diss. 1889) in der
zweiten Auflage etwas ausführlicher. — Anm. 2. Wenn beim Rol. und Free
die Verse genau angegeben werden , warum nicht auch beim Ron und Re-
nart ? Es ist ganz gut den Studierenden auch durch derartige genaue An-
gaben an Exactheit als eine erste Forderung bei wissenschaftlicher Arbeit zu
gewöhnen.
§ 332. Wenn Schwan der Umschreibung von Genitiv und Dativ durch
die Präpositionen de und a gedenkt, obwohl diese Erscheinungen genau ge-
nommen in die Syntax gehören , so hätte er wenigstens auch das Fehlen von
de und a bei persönlichen Begriffen in Verbindungen wie // fils Charlon
u. dgl. erwähnen sollen. — Warum wird die Funktion des lat. Genitiv in
den (gelehrten) dem Latein entlehnten Formeln wie al tens anciennor etc.
Obliquus-Funktion und nicht Genitiv-Funktion genannt.^
§ 335,2. Bei der Verallgemeinerung des Gas. obl. Plur. auf -es auch
für den Nom. PI. bei den Femininen der i. Deklination {filles für beide Casus)
wird aufser dem Muster der Feminina der 3. Deklination auch wohl der Um-
stand mitgewirkt haben, dafs schon im Singl. auch der Nom. glei-ch dem Gas.
obl. lautet. — Den Satz ,,Ein keltischer Einflufs ist wohl nicht anzunehmen",
mag der Verf. in einer zweiten Auflage getrost streichen : er dürfte wohl kaum
im Ernste zu diskutieren sein.
§ 337,1. Warum s'\mula[n]s, aber stmulante, valja.nte aber servjtnter
Konsequenz wäre wünschenswert. — serjant fuugirt übrigens altfrz. wesentlich
als Substantiv (ij 469), das Part. Präs. von servir lautet servant. — Anm.
Juventus war nicht mit einem * zu versehen, da es ein gut lateinisches Wort
ist, das bei Virgil, Horaz, Lucrez und sonst zu belegen ist. — • ,,Man hat
podeste auch als volkslat. Anbildungen an die i. Deklination aufgefasst:"
dieser von Schwan, wie es scheint, nicht geteilten Auffassung möchte ich im
Hinblick auf die belegbaren Doppelformen juventas — juventa entschieden
den Vorzug geben.
?5 339' ;iVon der im i< 337 besprochenen Analogiewirkung [frühzeitige
Verallgemeinerung des Cas. Obl. Sgl. auch für den Nom.] sind ausgenommen
alle Substantive der lat. 3. Dekl., welche Personen bezeichnen." Das „alle"
dürfte wohl in Rücksicht auf mulier uxor, deren Nom. ja auch untergegangen
ist, nicht aufrecht zu erhalten sein. — Bei sire sähe ich gerne auch die
noch in den Strafsb. Eiden und Passion belegte Form sefijndre erwähnt. —
Zvl putain vgl. Suchier in Gröber's Grundriss S. 658** und zm Bertain Char-
lon etc. ebenda Gröber's sehr erwägenswerte Anmerkung. — Anm. 3 Zu
hoem durfte prozdoem so ohne weiteres nicht gestellt werden, da es ja erst
E. SCHWAN, (GRAMMATIK ÜICS ALTFRANZÖSISCHKN. 573
analogische Neubildung zu prozdome ist : zu ilein in seiner Zusammensetzung
nicht mehr verstandenen prozJcmie (= proz d'ome, vgl. Tobler's bekannte
Erklärung Ztschr. II 56S, Vermischte Beiträge S. 114) bildete man nach dem
Musler von Gas. Obl. honte, Nom. hoetn ebenfalls ein prozdoem als Nominativ.
!:j 340 Anm. Wenn von den im Nfrz. erhaltenen alten Nominativen
einige (wie sirc und suer) genannt werden, so hätten — um der falschen
Vorstellung vorzubeugen, dafs nur diese zwei erhalten seien — auch noch
weitere, wie etwa chantre, pdtre, peintre, traitre, coiitre, tnaire, pire, moindre
erwähnt werden dürfen.
§ 342 wäre wohl darauf hinzuweisen gewesen , dafs die sogen. Verall-
gemeinerung des Gas. Obl. auch für den Nominativ im Franz. zum Teil Folge
eines bestimmten Lautwandels ist. Da vom Ende des ji. Jahrhs. an z.B.
Nom. ans^oni. = aji lautete, und somit Nominativ und Obliquus vielfach
gleich lauten mufsten, so trat die Verwirrung ein, welche schliefslich zu einem
Siege der Gas. Obl. -Form überall führte.
i; 336. Was das Citat t; 55,1 neben tradidre bedeuten soll, ist mir
uiicrtindlich ; es liegt doch absolut keine dissimilatorische Tilgung eines Kon-
sonanten vor. traditor genügt übrigens nicht als Etymon von traitre: wie
Imperator cmperere hätte jenes tra'ixe nicht tra'iire ergeben müssen.. Irgend-
wo ist einmal — wenn ich mich recht erinnere von Rothenberg — tradictor
vorgeschlagen, das mir der Erwägung Mcrt erscheint. ~ Dafs sejor sich nach
p^jor gerichtet habe, ist nicht glaublich. S. jetzt darüber W. Meyer-Lübke,
Rom. Gram. I, i^ 634.
i; 360 Anm. i. Es ist nicht richtig, zu behaupten, dafs die Adjectiva
auf -el (-ale) erst im 14. Jahrh. ein analogisches P'emininum -ele zeigen:
Philipp de Thaun hat in seinem Gomjioz z.B. oft uele = aeqiialis (270, 1380,
171 2, 22O0, 3234 etc.). — Hier hätten auch die v; 366 berührten Adjective
auf -eis (-ensem) erwähnt werden sollen, die ja auch früh und allgemeiner
feminine Neubildung auf -eise aufweisen (curteise Karls Reise 71O, 725;
franceise Rol. 396 ; Phil, de Thaun, Gomp. 361, 796, 991, I013, 1061, I096 etc.).
— Dafs die Adjectiva und Pariicipia auf -aiit Femininformen auf -atite häu-
figer erst im 15. Jahrh. aufweisen, ist auch nicht ganz richUg : sie sind ver-
hältnifsmäfsig häufig schon in Denkmälern des 12. Jahrh. zu treffen , so im
Gonipoz (9 X), im OPs. GPs. — Überhaupt bedarf das Kapitel über die
Geschlechtsbildung der Adjektive einer Neubearbeitung, da manches Wichtige
übergangen ist. Schwan erwähnt mit keinem Wort der masculinen analogischen
Neubildungen noir entir statt *«o/Vif *entire: s. meine Bemerkung Litblalt.
1888 S. 174. Aus der Fassung der Anmerk. zn § 364 mufs man schJiefsen,
dafs Schwan den Unterschied zwischen m. noir im. noire für einen ursprüng-
lichen, lautgesetzlichen iiält. Auch die anal. Verallgemeinerung der Feminin-
form fürs Masculinum wie ferme , large, roide (gelegentlich sogar froide,
Ltbl. VI 289), sage, rouge, louche, vide u. s. w. scheint der Verf. nicht zu
kennen: sonst hätte er ij 367 roides (rigidus) wohl nicht ohne einen Hinweis
auf das gesetzmäfsige und gewühnliciiere roit und ohne Erklärung passieren
lassen. Auch feminine Neubildungen nach dem Äluster des Masculinunis
wie dine st. digne nach dins, malvaise st. malvace {male vatia : malvace =
platea : place) nach malvais, antie st. antive nach antis (s. meine Bemerkung
Ltbl. 1883, Sp, 17) etc. waren ebenso zu besprechen wie die ganz gleichartigen
574 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
Neubildungen des Cas. Obl. aus dem Nominativ, die g 341 verzeichnet sind
(noi = nivem etc.). S. auch oben S. 563.
§ 364 Anm. Statt entiers wäre wohl die ursprünglichere Form entirs
zu nennen, das wegen des folgenden yKons. erst zu entiers wird wie virge
: vierge, cirge : cierge u. s. w.
§ 365- frais — fraiche hätte wegen der erst aus dem Femininum neu-
gebildeten Masculinform frais auch wohl eine Bemerkung in dem Kapitel
über die Geschlechtsbildung der Adjectiva \txA\tn\.: frescu — fresca müssen
lautgesetzlich freis, frois — fresche ergeben; aus dem Femininum fresche
bildete man dann ein neues Masculinum fres (geschrieben später frais) : es
ist also ein ähnlicher Ausgleich wie der bei den inchoativen Verben zwischen
Präs, Ind. und Conj. : conois — *co}iosche, nais — *nasche zu conois — conoisse,
nais — naisse.
§ 374. Der Widerspruch valjz.nte, potjAnte - adventnte ist zu beseitigen.
§ 377- inieldre, inieh werden in grammatischen Darstellungen fast immer
unbedenklich gleich melior, melius gesetzt, ohne dafs die sich dabei bietende
Schwierigkeit aufser bei Waldner S. 30 beachtet wurde. //, das vor einen
Konsonanten zu stehen kommt, entwickelt il (mit paras. i) : vgl. merveilt Rol. 571
in einer i?/-Tirade, Phil, de Thaun's Compoz 1073: poeit. Danach mufs melior
melius zunächst ein mcildre meilz ergeben und dieses dann wie leü : lit ein
*mildre *milz, Formen die bekanntlich nicht vorkommen ; vgl. die ganz
parallele Entwickelung von tii vor Konsonant zu in in senior : seindre (Passion
105 a), von ndi^ vor Konson. zu ind in grandior : graindre. Einem mieldre
mielz würde genügen ein *melor, *melus ; sind diese vielleicht nach dem
Muster von menor 7nenus gebildet? — Für meins umgekehrt ein *minius an-
zusetzen, wie W. Meyer-Lübke Zeitschr. f. nfrz. Spr. u. Litt, x^ 278 will,
ist jedoch unnötig: vHniis : meins wie svnus : seins. — Da es lat. pejor mit
e heifst, so hätte pt^jor hier oder irgendwo in der Lautlehre eine Notiz
verdient. —
§ 378 hätte auch sordois = sordidius erwähnt werden können. — Für
joindre würde ich junior als Basis einem jövenior vorziehen, nur dass junior
sein ü in naheliegender Weise nach jüvenis zu u umgewandelt hat.
§ 382 Anm. Wegen piiis s. zu 39,2. Schwan hätte auch ainz (antius)
nennen dürfen.
§ 383. 2. fehlt die Feminin -Form does. — 3. lies statt ,,analogischen
Plural" „analogischen Nominativ".
§ 384. Zur Erklärung der Übertragung des Femininum ambe- aus
ambedoiis auf das Masculinum amhedui ambedous hätte darauf hingewiesen
werden können, dafs wegen des seltenen Vorkommens des Simplex ambe
(masc. am nur in der Passion) die Composition ambedoiis nicht mehr als
solche empfunden wurde.
§ 386 Anm. korr. den Druckfehler dekimus.
S 395- I- heifst es: „an seine Stelle (el ■= ille) ist schon in den älcesten
Texten der Nom. plr. getreten." Schwan meint etwas ganz richtiges ; allein
so, wie er es ausdrückt, ist die Thatsache nicht recht begreiflich. ^Man darf
nicht sagen, dafs eine Pluralform für eine Singularform eintritt; das wäre vom
Standpunkte der Syntax aus schwer zu erklären; wohl kann man aber sagen,
die Singularform {el) hat analogischnach der entsprechenden Pluralform {il) i
E. SCHWAN, GRAMMAIIK DES AT.TFRANZÖSISCHEN. 575
angenommen. — 3. Für iei ist mir Tliomas' Erklärung; Rom. XII 332 immer
noch die plausibelste. Da aber Iei lautgesetzlich li ergibt {leit : lit, petz
: piz etc.), so durfte Schwan unter 4. nicht sagen, /ei verschwinde seit Mitte
des 12. Jahrhs. und die satzunbetonle Form li trete an seine Stelle.
§ 397. 3. würde ich die Angabe ,,3. Viertel des 12. Jahrhs." als Datum
für das Alexiuslied nur für einen Druckfehler halten, wenn es nicht auch
§ 423 hiefse „in der 2. Hälfte des 12. Jahrhs. (Alexius)" und i; 425 „Alexius-
lied (drittes Viertel des 12. Jahrhs)." Dies Datum würde selbst für die
Niederschrift der Lamspringer Hs. zu spät gegriffen sein (Anfang oder
Mitte des 12. Jahrhs), geschweige denn für das ja dem 11. Jahrh. noch an-
gehörige Original. — 4. Bezüglich der falschen Datirung des Übergangs von
als : aus u. s. w. s. zu § 212.
§ 403 stehn die Überschriften für gite — guei ,,satzbet." „satzunbet."
falsch, —
§ 406. 2. 3. Betrefts der Erklärung von tnien, tuen, suen schliefst sich
Schwan meiner Auseinandersetzung Zeitschr. VIII S. 248 (Literaturblatt 1882,
468) eng an. Er hätte aber bei der Reproduktion meiner Ansicht sorgfältiger
verfahren sollen. Was er über 7nien sagt, ist richtig, wenn es auch vielleicht
etwas geschickter hätte ausgedrückt werden können. Was Schwan dagegen
über tuen suen sagt, ist in Folge der Vernachlässigung eines Moments, das
ich a. a. O. deutlich hervorgehoben habe und das Schwan bei 7nien auch erwähnt,
falsch, tnvum sozmm entwickeln nicht regelmäfsig und direkt tuen suen, sondern
wie nnvum : nuef hätten tovum sovum : *tuef *suef werden müssen. Wie
für mien von m^m so ist für tuen suen von dem wieder verallgemeinerten
satzunbetonten Obliquus tom snm auszugehen, die dann satzbetont tuon suon
ergeben mufsten. — Die unter 5. aufgestellte Form *tous = tovus ist un-
möglich, tövus kann nur *tuos *tues ergeben, wie ngvus ein nuos nues,
opus ein ues etc. *tpus könnte sich nur aus betontem tüus entwickeln wie
dpus aus dtios. Ich ziehe für toe sne tüa sua als keinerlei Schwierigkeilen
bietende Basis vor.
§ 407. Neben Nom. Sgl. fnes tes ses hätten die nicht seltener nach
Analogie des Plurals ;««' ti si gebildeten Formen mis tis sis' Erwähnung
ftnden dürfen. — to?i son werden gleich unbetontem tovum sovum gesetzt;
neben satzbetontem tovum sovum sind aber älter lateinisch ja schon tüum
sUum die satzunbetonten Formen (= denuo ; noium, impluit : plovit etc.),
wie ich dies a. a. O. (besonders Ltbl. 1882,468) deutlich betont habe. Also
ist für ton son von tuum suum wohl auszugehen. Oder aber man gehe von
den späteren durch Synicese aus tovum sitvum entstandenen Formen toni som
aus (Gröber in seiner Ztschr. III 157; Huemer, de Sedulii^ vita com. Vindob.
1878 S. 113), die auch als satzunbetonte Formen ton son ergeben konnte»,
während sie satzbetont tuen suen entwickeln. — Der Obliquus Sgl. men
wird unter 2. als nicht erhalten bezeichnet: das ist nicht ganz zutreffend, er
fmdet sich z.B. in der Lamspringer Hs. des Alexiuslicdes 91«. — BetrciVs
der Entwickelung von satzunbelontem mea : rnia : ma (3.) vgl. meine Be-
merkung oben zu § 16. 17. Warum ta sa an ma angebildet sein sollen, sehe
ich nicht ein : wie satzunbetontes mia zu ma, so tiia sua zu ta sa. — In
diesem ij hätte übrigens noch bemerkt werden können, dafs das Femininum
des Possessivums vor vokalisch anlautenden Wörtern afrz. gewöhnlicli ma
576 P.ESPRFXHUNGRN. F. NEUMANN,
ta sa bezw. w' /' j-' lauten , und dafs die nfrz. Verwendung der masculinen
Form »10)1 ton son in dieser Stellung afrz. erst verhältnifsmäfsig selten vor-
kommt: St. Bernard allerdings hat derartige Femin. mon ton son oft, sonst
jedoch erst vom 14. Jahrh. an häufiger (s. Gessner, Pron. I 21).
§408. Zu nostre vostre bemerkt Schwan unter 2.: „ Die satzunbetonten
Formen haben im Franzischen die gleiche Form wie die satzbetonten".
Dies entspricht nicht ganz den Thatsachen. Die satzunbetonte Form des Cas.
Obl. des Plurals war überall «02 nos, nicht blos im Pikardischen und Ost-
französischen wie Schwan in der Anm. will: vgl. Alexius 105c, 124p. —
^5 409. Afrz. mainz auf got. manags zurückführen zu wollen , sollte
man jetzt doch aufgeben, nachdem Thurneysen, Keltoromanisches S. 105 — 107
den keltischen Ursprung i*7tiant'i „grofse Anzahl"), wie ich glaube, über-
zeugend nachgewiesen hat.
§ 411 wäre für den Anfänger die Bemerkung vielleicht am Platze, dafs
beaucoup im Sinne von niolt noch nicht altfranzösisch ist.
§ 412. chasque gleich quisque zu setzen, geht nicht an; es ist Rück-
bildung aus dem § 409 erklärten chascun. Chasque ist übrigens altfranzösisch
sehr selten (St. Bern., CPs.) und wird erst im 16. Jahrh. wirklich üblich:
das hätte erwähnt werden müssen.
§ 414. Wenn § 67 Anm. mit Recht gesagt wird, el könne nicht auf
alru zurückgehen, sondern setze alu voraus, so mufs es den Studierenden
verwirren , wenn hier wieder el = alju gesetzt wird.
Das Kapitel XV Flexion der Verba {§415 bis zum Schlufs) bietet in
einzelnen Partien vielleicht mehr als irgend welche anderen Veranlassung zu
Ausstellungen. Trotzdem mufs ich mich über dieses Kapitel am kürzesten
fassen, weil die Erörterung vieler Differenzpunkte einen breiteren Raum
fordert, als ich hier in Anspruch nehmen darf. Indem ich die Erledigung
derartiger Fragen mir für andere Gelegenheit vorbehalte, stelle ich einiges
von dem zusammen, dessen Besserung und Berichtigung mir besonders wichtig
erscheint und dessen Besprechung auch auf kleinerem Räume sich erledigen
lässt. —
§ 417. „Die übrigen Personen [des Imperativs aufser der 2. Sgl.] sind
dem Indicativ, bei den Hilfsverben dem Konj. Präs. entlehnt." Blofs bei
den letzteren.? Vgl. sachiez u. a.
In den folgenden einleitenden allgemeineren Paragraphen (§ 422 ft.) fehlt
manche wichtige Erscheinung: manches vor allem, was später bei den einzelnen
Konjugationen und selbst bei einzelnen Verben fortwährend wiederholt wird,
hätte hier vorweg im Zusammenhang erledigt werden können. So hätte
§ 422, wo von I. 2. Plur. Präs. Ind. gehandelt wird, vor allem die Thatsache
der Accentverschiebung in der 3. Konjugation {vendimus, venditis) als Ana-
logiebildung nach der Accentuation der übrigen Konjugationen (amdmus
amdtis, 7nanemus, tnanetis u. s. vv.) Erwähnung finden müssen. Dadurch hätte
sich Schwan eine Reihe Anmerkungen in späteren speziellen Teilen gespart:
z. B. 490,1 bei duire; ,,Die i. 2. Plur. Präs. sind analogisch zu den schwachen
Verben [Schwan spricht übrigens sonst nicht von „schwachen" Verben] vom
Stamme der endungsbetonten Formen gebildet" ; vgl. auch § 509,2 u. s. w.
Wenn Schwan dann in § 422 die i. Pers. Plur. Präs. auf -ons mit Recht auf
die analogische Einwirkung von so7is = siimus zurückführt, so hätte er doch
E. SCHWAN, GRAMMATIK DKS Al.TFRANZÖSISCHEN. 577
auch gleich bemerken sollen, dafs dieses analog, -ofis dann auch im Conj.
Präs., Conj. Plusquampfect., sowie im Imperfekt -lons erscheint. Ob man nun
aber das Recht hat auf Grund der vorstehenden Erklärung gallolaleinische
Substrate wie bebiimus (512) veTjkünms (534) vedötnus (ij 479; i; 480 steht
dann wieder als vlat. vetihnus), u. dgl. m. zu konstruieren, wie Schwan das thut,
ist mir im Hinblick auf die dialektisch erhaltenen -ains, -ins, auf prov. -ein
etc. mehr als zweifelhaft : die Übertragung von sons her dürfte wohl erst
französisch sein. Wenn der Verf. in der Anm. schreibt, „Spuren der ur-
sprünglichen, aus den vlt. Vorlagen entstandenen Formen finden sich
nicht mehr", so hat er im Augenblicke wohl nicht an faivtes, dimes gedacht
(s. o. zu i^ 18). — Für die 3. Plur. auf -ent = -unt, -ent die Analogie der
I. Konjugation {-ant) in Anspruch zu nehmen, ist gänzlich überflüssig, da ausl.
-nt den vorhergehenden Vokal stützt, dergestalt, dafs -ant und -ent -unt das
gleiche ergeben müssen. Hiernach sind die fortwährend in den folgenden
Kapiteln sich wiederholenden Bemerkungen über das e der 3. Plur." -ent samt
und sonders zu streichen, so 455,3, 462,4, 467,2 u. s. w., und der so gewonnene
Raum kann für eine Reihe fehlender, aber wie ich glaube nötiger Bemer-
kungen verwertet werden. — "Wenn Schwan für die 2. Plur. Präs. der 2. bis
4. Konj. wieder vlat. Substrate wie vedatis konstruiert, so gilt in dieser Be-
ziehung wohl das gleiche, was ich soeben über Formen wie vedomus gesagt
habe : in Rücksicht auf die dialektisch ja noch lange vorkommenden Formen
auf -eiz -oiz -iz wird auch hier die Annahme einer erst französischen Anbil-
dung viel für sich haben. Übrigens erstreckt sich die Verallgemeinerung von
-ez auch wieder nicht blofs auf 2. Plur. Präsr Ind., sondern auch auf Conj.
Präs., Conj. Plusquamperf. Nach dem hier über -07is -ez bemerkten ist der
§ 423 teilweise zu berichtigen. — In der Anm. zu 2. hätte neben dites, faites
auch estes erwähnt werden können ; was dagegen traites anlangt, so wäre ich
für einen Beleg sehr dankbar.
§ 424. Die Bemerkungen über das Imperfekt sind nicht ganz genau. Aufser
habeani wirkten als Muster auch die Imperfecta aller übrigen Verba mit stamm-
auslautender Labialis, die ja allesamt das b von -ebam durch Dissimilation
verlieren mufsten ; zum Teil häufig gebrauchte Verba wie z.B. debea. Zu-
nächst wird im ältesten Altfranzösisch auch -eie wohl auf die 2. 3. 4. Kon-
jugation beschränkt gewesen sein, und die hernach allerdings nur noch auf
enger umschriebenen Gebieten anzutreffenden -oe, -eve = -abatn werden in
jener Zeit noch weitere Verbreitung gehabt haben, bevor sie durch das ana-
ogische Übergewicht der sämtlichen Verba 2. 3. 4. Konjugation beseitigt
wurden. — In der Anmerkung werden Imperfecta wie chanteve als ostfranzö-
sisch , Imperfecta wie chantoe als normannisch bezeichnet : den Belegen nach
ist die erstere Bezeichnung entschieden zu weil, die letztere zu eng (vgl. für
•oe die Arbeiten von Görlich über die westfranz. Mundarten).
§ 425. Dadurch das Schwan lat. sit fälschlich als sU statt als s'tt auf-
fafst, verwickelt er sich hier und bei Besprechung anderer damit im Zu-
sammenhang stehender Erscheinungen in Schwierigkeiten (vgl. auch i:| 442,5),
aus denen sich herauszuwinden ihm natürlich nicht gelingen konnte. In dem
Paradigma des Conj. Präs. von esse ist seie seies seit unzweifelhaft = slam
Sias Sit, worin eine gleiche Verschmelzung zweier Paradigmen (siarti, sias
\_siat']-\-[^sim sis"] sit) vorliegt, wie z. B. im deutschen ic/i bin, du bist, er ist.
57^ BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
Dafs sich von dem ursprünglichen Paradigma sim sis sit gerade die 3. Person
allein erhielt und nicht auch von dem analogisch neugebildeten Paradigma
siam etc. entnommen wurde , hat seinen Grun^i darin , dafs die 3. Sgl. als
Befehls oder Wunschformel („es sei") wohl von allen 6 Konjunktivformen die
relativ häufigst gebrauchte ist ; relativ häufigst gebrauchte Wörter und Formen
pflegen ja bekanntlich weniger analogischen Einwirkungen nachzugeben (vgl.
faimes faites, dimes dites). Also die Einsilbigkeit von seit und sein Diph-
thong machen bei Herleitung aus sit keinerlei Schwierigkeit; zu erklären wäre
nur — worauf ich hier aber diesmal nicht weiter eingehen will — , dafs das
ausl. isolierte / wie ein festes behandelt wird. Ist so seie seies seit in bester
Ordnung, so erklärt sich danach vieles andere ganz ungezwungen : nach dem
Conj, Präs. des Hilfsverbums esse richtet sich der von avoir, und so wird
aus aie aies aiet ein aie aies ait: das tertium comparationis ist hier die gleiche
Funktion (ebenso piiist etc.). Ferner gestaltet sich nach seie seies seit das Imper-
fekt esteie esteies esteiet, aveie aveies aveiet zu esteie esteies esteit, aveie aveies
aveit und danach die weiteren Imperfecta: das tertium comparationis ist in
diesem Falle von Analogiewirkung der in einzelnen Formen schon von Haus
aus gleiche Ausgang {-eie, -eies); daher wird z. B. im Nordosten portevet wegen
des ungleichen Ausgang nicht von der Analogiewirkung ergriffen, westliches
portot wohl erst auf dem Umwege über die zunächst umgestalteten aveit, ven-
deit, perdeit etc. Der Conj. Präs. seie seies seit wirkt dann auch auf den
Impf. Conj. aller Verba resp. auf dessen 3. Pers. Sgl., indem das ältere -asse
-asses -asset ^, -isse -isses -isset zu -asse -asses -ast, -isse -isses -ist umgestaltet
wird. Schwan läfst § 426 in Folge seiner falschen Auffassung von seit die
isolierte Stellung der 3. Pers. Sgl. chantast vendist (ohne e) unerklärt, nimmt
nicht einmal daran Anstofs, dafs die analogische Erweiterung durch e nur in i
2. nicht auch in 3. erscheint. — In der Anmerkung wird esteiet Rol. 979 als.
gesichert bezeichnet: das ist jedoch auf Grund von Th. Müllers Bemerjiungen
zur genannten Stelle sehr anzuzweifeln.
§ 426. Für die 3. Plur. chantassent etc. ist nicht nötig Analogiebildung
nach vendtnt fasstnt etc. anzunehmen : nt stützt das e (vgl. oben). ,,Die
Analogie lag um so näher, als auch die beiden anderen Pluralendungen über-
einstimmten: -iens -iez^' [chantassiens chantassiez und Conj. Präs. vendiens
vendiez etc.). Das ist falsch : die älteren Formen dieser Endungen sind so-
wohl im Conj. Präs. als im Conj. Imperf. -ons -ez. Dies ist freilich von
Schwan verkannt worden (vgl. jedoch u. a. die Angaben bei Willenberg Rom.
Stud. III 373 ff.); daher sind i. 2. Plur. in diesen Konjunktiven durch die ganze
Konjugation hindurch falsch angesetzt. -iens -iez sind erst sekundäre Neu-
bildungen. — § 426,2 nimmt Schwan in gerader Umkehrung der hier oben
dargelegten Verhältnisse an, dafs nach dem Muster von chantast *seiet und
aiet zu seit und ait geworden sei. Dieser Eiklärungsversuch fällt ohne weiteres
vor der Thatsache, dafs sich dabei absolut nicht erklären liefse, warum chan-
tast etc. nur und gerade auf diese zwei Konjunktive einwirkte und nicht auch
• Dafs die Analogiewirkung, von der § 426,1 die Rede chantasse statt
chantas nach dem Muster von Conj. Präs. fac^ vend^ etc.), sich ursprünglich
auch über die 3. Pers. erstrekte , zeigen die Formen der Eulaliasequenz per-
desse, auisset.
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 579
auf andere. Der 2. in dem gleichen ^ von Schwan vorgetragene Erklärungs-
versuch ist ebenfalls verfehlt: or u. s. w. ist die a n te v ok al i sc h e satz-
unbetonte Nebenform von ore, also 0/' : seit ait entstehen aus seiet aiet mit
auslaut. t, also kann keine Apostrophierung stattfinden.
§ 428 sollte es partefite statt partjente lauten.
§ 429 und 430 werden ganz unhaltbare Erklärungen u. a. von vois einer-
seits, vont fönt ont estont andererseits vorgetragen, vo- von vois darf nicht
von prov. vau getrennt werden, ebenso wenig wie frz. esto in estois von prov.
estau. Ebenso müssen die genannten 3. Pers. Plur. stets mit prov. fau(n)
(Harnisch, altprov. Präs.- und Impf.-Bildung S. in) au (ebenda S. 129) estau
(ebenda S. 48) zusammengehalten werden ; die Erklärung der prov. Formen
(s. Harnisch) gilt auch für die französischen. Jede Erklärung, die diesen Zu-
sammenhang zwischen den frz. und prov. Formen vernachlässigt — und das
thut die Schwansche — ist daher ohne weiteres zurückzuweisen: dafs zur Er-
klärung von prov. vau die T. Sgl. Präs. Ind. von Verben wie crescere etc.,
von prov. ya«, estau, au die Form son [sunt), die Schwan §430 anzieht,
nichts nützt, braucht nicht ausgeführt zu werden. Aber ganz abgesehen davon
ist die Schwansche Erklärung von vois auch vom blofs französischen Standpunkt
unhaltbar. Es läfst sich in keiner Weise begreifen oder auch nur als wahr-
scheinlich erweisen, dafs der Lautkomplex ois von crois conois analogisch auf
vai übertragen hieraus ein vois mache : man wird für eine solche analogische
Übertragung vergebens nach der Veranlassung, nach dem tertium compara-
tionis suchen. Dafs das ausl. -s von solchen l. Pers. Sgl. Präs. wie crois her
als charakteristischer Auslaut der i. Pers. übertragen wurde, das ist schon
eher verständlich. Crois kann übrigens schon deswegen nicht als analogisch
wirkendes Muster angezogen werden, weil vois auch in Texten vorkommt die
statt crois ein creis haben (z. B. Marie de France u. a.). — Auf sonstige zum
mindesten noch diskutierbare Aufstellungen der § 429. 430 niufs ich mir
versagen hier einzugehen. Nur sei bemerkt , dafs nach dem Fallen der Er-
klärung von fönt, ont etc, nach sont auch der Schlufs des § 422, l selbstverständ-
lich, wenigstens zu einem Teile, fällt.
!^ 431 wird die Umgestaltung von inesis etc. zu mi'is nach dem Muster
von veis besprochen. Dafs der Grund hierfür in dem Umstände zu erblicken
ist, dafs von einem gewissen Zeitpunkte an Formen der j-Perfecta mit den
entsprechenden Formen von vidi zusammenfallen (misl^ons. = -vi, mi(s)t ■=-vit
etc.), das wird erst § 475 bemerkt : derartiges störendes und dem Anfänger
das Verständnis erschwerendes Auseinanderreifsen von zusammengehörenden
Bemerkungen ist in der Grammatik an sehr vielen Stellen zu rügen ; eine
Kontrole nach dieser Richtung ist vor der zweiten Auflage dringend anzu-
raten. Die hier besprochene Erscheinung ist übrigens älter als Schwan an-
giebt: schon vor dem 13. Jahrh. z. B. im App. der Lamspringer Hs. des
Alexiusliedes findet sie sich [^\0: fe'isse).
§ 432. Wie der Verf. Formen wie raembeit, raitnbez als „ursprüng-
liche" Formen bezeichnen kann, ist mir unerfindlich : das b ist doch aus dem
Infinitiv raembre erst übertragen. Bei Risop Ztschr. VH 59, woher die zwei
Beispiele den Angaben „Marie de P>ancc" ,,Joinville" gemäfs wohl entnommen
sind, sind sie zudem richtig gedeutet.
Zeltsolir. f. roiii. I'tiil. XIV. yj
580 BESPRECHUNGEN. F. NRUMANN,
Die § 433 2. Hälfte des 14. Jalnh. datierte Erscheinung wird § 455 als
erst mit dem 15. Jahrh. eintretend bezeichnet. — Dafs bei Umgestaltung von
I. Präs. Ind. der i. Konjugation chant {cantd) rchante die Formen des Kon-
junktivs der frz. 2. und 3. sekundären Konjugation -e, -es, -e mit eingewirkt
haben , ist wenig glaublich. Dagegen haben diese Formen wohl in erster
Linie gewirkt um den Conj. Präs. chant chanz chant zu chante chantes
chantet umzugestalten, was § 434 mehr, als geschehen ist, hätte hervorgehoben
werden müssen. — Für die Kapitel ,, Ausgleichung des Stammvokals" (§ 437.
438) und „Ausgleichung des folgenden Konsonanten" (§ 439) könnten in der
zweiten Auflage noch manche treffenden Bemerkungen von Behrens und Risop
verwertet werden : die hier besprochenen Erscheinungen scheinen mir doch zu
wichtig, um so kurz abgethan zu werden, wie es durch Schwan geschieht.
In §441 müfsten die Wandlungen, die das Paradigma von adjutare
nach und nach erfährt, etwas näher besprochen werden, da sie dem Anfänger
nicht so ohne weiteres klar sein werden : giebt doch Schwan oft und wieder-
holt Erklärungen , wo viel einfachere und durchsichtigere Verhältnisse vor-
liegen. So müsste der in der Lautlehre nicht erwähnte gesetzliche Wandel von
aiüdet (so mit i und nicht mit / sollte man schreiben s. Suchier, Ztschr. III 463)
zu a'iudet : a'ide(t) erklärt werden : einen Fingerzeig für die Erklärung des
Übergangs von iü : i(u) giebt eine Bemerkung Suchiers Ztschr. III 626 (zu
515): die Accentverschiebung vollzieht sich nach gleichem Prinzip wie die von
lüi : lui, -iolus : iSlus (s. o. zu § 16. 17). Dann wäre neben aide zunächst die
lautgesetzliche Weiterentwickelung a'ie {vide : vie) zu stellen gewesen. Und
nun wäre der in zwiefacher Weise sich äufsernde Einflufs der endungsbetonten
Formen aidons etc., zu erörtern. Zunächst äufsert sich derselbe nur darin,
dafs das in den letzteren erhaltene d wieder auf jene übertragen wird: ate
wieder zu aide (beides nebeneinander in Gebrauch), und dies hätte ganz in-
struktiv verglichen werden können mit der völlig parallelen Übertragung des
j von Formen wie manjier auf Formen wie manjue statt mandue. Der zweite
analogische Schritt führt alsdann zur Übertragung auch der sonstigen Stamm-
gestaltung in den endungsbetonten Formen auf die stammbetonten ; ^\de etc.
nach aidons etc., ganz parallel wieder einem mange etc. Man ersieht aus
dem vostehenden , dafs es falsch ist, wenn Schwan Formen wie Conj. Präs.
ait für aiut als analogisch bezeichnet.
§ 442 ff. Die Hilfsverba estre und avoir für sich zu behandeln , ist in
der Syntax wohl am Platze, in der Formenlehre nicht. — Für sum wäre der
unregelmäfsige Abfall des -m (vgl. rien) zu erklären gewesen : Muster für so war
wohl das auslautende -o der i. Sgl. Präs. Ind. in sonst allen Verben, ein Muster
das im Italienischen ja ebenfalls zu einer Umgestaltung von sum : sotio geführt
hat. Das alsdann hinzugefügte i ist sicher eher dem Muster von ai zu ver-
danken, als dem des Perf. fut: die gegenseitige Beeinflussung zwischen For-
men der beiden Hilfsverben wird ja noch sonst beobachtet (s. o. über Conj.
Präs. 3. Sgl.). — Unter 6. hätte vielleicht Erwähnung verdient, dafs die
ursprünglichen, noch nicht analogisch umgestalteten Formen der i. Plur
noch gelegentlich vorkommen : z. B. seum bei Benoit.
§ 443,2 wird für das Imperfekt esteit der alten unhaltbaren und daher
auch seit langer Zeit aufgegebenen Krklärung als Imperf. von ester {stare) der
E. SCHWAN, GRAMMATIK DES ALTFRANZÖSISCHEN. 58 I
Vorzug gegeben. Sehr mit Unrecht : stabat ergiebt im Westen enlsprechcnd
■portot amot etc. estot, im Nordosten entsprechend portevet amevet etc. estevet.
Nun heifst aber das Imperf. von estre in Texten mit portot etc. nie estot
sondern esteit , in Texten mit portevet etc. nie estevet sondern estoit: so hat
das Alexiuslied demandout ahtr esteit, Beno'it es^ardot {: pot), mandot {: pot),
gitot (: sot), amot {: ot) u. s. \v. aber esteit (: aveit); andrerseits haben Gre-
gors Dialoge alevet, lassevet etc. aber stets astoit. Es ist also evident, dafs
stobat nicht die Basis des Imperf. von estre sein kann. — Besser ist daher
die von Schwan nur zweifelnd vorgetragene Erklärung von esteie als analo-
gische Bildung: estre — estoie =^ inettre — tnetoie. Freilich wird man fragen
dürfen, warum sich estre mit seinem Imperfekt nicht nach Verben wie naistre,
conoistre etc. gerichtet hat, die doch wegen str noch commensurabler waren
als metre. Ich möchte daher das von Waldner a. a. O. S. 16 schon erwähnte
existebat nochmals zur Erwägung stellen. Lautlich entspricht estoie genau
(i:s Kons. ' ■ s vgl. laschier = laxicare u. s. w.); das — übrigens in der
späteren Latinilät belegbare — Herabsinken der Bedeutung zu der allgemeinen
von esse begreift sich bei diesem Verbum ebenso leicht wie bei stare ma-
uere u. a.
i; 444,2. Das -mes der i. l'lur. von J^erfeklen wie fumes, valumes,
deumes, veimes etc. wird nicht blofs der Analogie von sommes, das ja selbst
analogisch, sondern mehr noch derjenigen der schwachen Perfecta -ames {=
-ammus), -imes (■= -imtnus) zu danken sein: nach der l. Fers, richtete sich
dann die 2. : so zu -ames ein -astes (statt a[s]ts), zu fumes ein fustts (vgl.
prov. fotz) etc., wie man im Präsens zu faimes ein faitts (st. faiz), zu dimes
ein ditts (statt diz, s. u. zu § 483) oder wie man umgekehrt zu estes ein esmes,
zu -astes ein -asmes bildete u. s. w. — 3. ist zu streichen : e ist durch nt ge-
stützt, also bedarf es der Annahme irgendwelcher Analogiewirkung nicht.
!^ 445. esterai neben estrai braucht nicht unbedingt auf ester zurück-
geführt zu werden: esterai kann sich vielmehr zu estrai verhalten, wie ven-
derai zu vendrai. — Der Anfänger wird in diesem § eine Erklärung für den
Abfall des es in [esjsere äbjo = serai vermissen , da dies doch keine ge-
wöhnliche Erscheinung ist. Das Verhältnis von estrai zu serai scheint Sohwan
überhaupt zu verkennen. Es ist nicht zu verstehen , warum estrai eine erst
französische Neubildung zu estre sein soll nach Analogie der franz. 2. Kon-
jugation: essere habeo ergab ebenso gut ein estrai wie crescere habeo ein
creistrai, cognoscere habeo ein conoistrai, exire habeo ein eistrai u. s. w. Also
wenn irgendwo etwas besonderes zu erklären ist, so ist dies nicht bei estrai
sondern bei serai der Fall. Die vielfach beliebte Zurückführung auf sedere
habeo niufs in Rücksicht auf das Provenzalische abgewiesen werden. Ich
glaube nun, dafs beides — serai und estrai — auf essere habeo zurückfülvrbar
ist: und zwar geht, wie wir sahen, estrai direkt lautgesetzlich darauf zurück,
während serai in Folge analogischer Einwirkung sich vom gesetzlichen Wege
entfernt hat. Esserabjo glich sich durch Beseitigung des vokal. Anlauts
an die mit s anlautenden Formen (jk//i, stitmis, sunt, siam etc.) an (daneben
wirken Doppelformen wie csposu — sposu) und wurde zu serabjo: daneben
blieb, wie oft, die nicht analogisch umgestaltete Form esserabeo bestehen.
Während nun letzlere laulgcselzlich zu esrai estrai forlschritt, konnte erstcre
nur serai ergeben (das unbetonte e, das in estrai als Vortunvokal im Wort-
37*
582 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
innern ausfiel, mufste in serai als Voilonvokal einer ersten Silbe erhalten
bleiben).
§ 447. Betreffs der Erklärung des nicht lautgesetzlichen Konjunktivs
aie (*rabia ergab rage) s. zu § 226. — Zur Verallgemeinerung der satzunbe-
tonten Formen as at und zum Untergang der satzbetonten Formen *es *et wird
auch wohl der Umstand beigetragen haben, dafs jene mit dem Stamm in den
endungsbetonten Formen (avons etc.) in besserem Einklang standen. — a aus
a( ist verallgemeinerte antekonsonantische Form. S. zu § 20. — Statt aiez
mufs es anez heifsen : Schwans Paradigmen verstofsen wie hier, so oft,
gegen Bartsch's Gesetz.
§ 448. 3. Der Satz: ,,Die Imperf.-Formen aviiens aviiez entsprechen
genau den vlt. Formen" {abeamus abeatis), ist durchaus nicht so gesichert,
wie Verf. zu glauben scheint: die zur Stütze angezogenen Beispiele beweisen
nichts, da in leone ; Hon es sich um ein Hiatus-^ in erster unbetonter Silbe
eines Wortes und nicht im Wortinnern handelt, während andererseits andien
Fremdwort ist. Es bleibt die Frage zu beantworten : warum hat sich der
Lautcomplex abeamus abeatis im vlt. Imperf. von habere anders entwickelt
als die gleichen Konjunktiv -Formen abeamus abeatis P Jene ergeben drei-
silbiges avi-ons avi-iez, diese zweisilbiges aions aiiez. Von Rechtswegen sollte
man solche zweisilbige Formen' auch im Imperf. erwarten: sie allein stehen
in Bezug auf die Reduktion von Hiatus-^ mit der lautgesetzlichen Be-
handlung von Hiatus-^ im Einklang. Allein beim Imperf. bewirkte die
Analogie der Formen mit betontem e {abea abc'as etc.) Erhaltung bezw.
Wiederherstellung des Hiatus-^ als silbebildend (ähnlich wie aider nach
aiue etc. gelegentlich zu aiuer umgestaltet wurde), dergestalt, dafs aus laut-
gesetzlich weiter entwickelten Imperfectformen wie abUimus abijitis wieder
ein abe-amus abe-atis hergestellt wurde. Das hier bemerkte gilt von allen
Imperf. der 2. — 4. Konj. vend'ions etc.
§ 449. Die Erörterungen über das Perfekt habui wie überhaupt weiterhin
die Darstellung der «z- Perfecta (§ 500 ff.) ist wenig glücklich: ein engerer
Anschlufs an Suchiers bekannte treffliche Darstellung im 2. Bande dieser
Ztschr. wäre diesen Kapiteln der Schwanschen Grammatik nur zu statten
gekommen. Alle meine Bedenken zu des Verf. Aufstellungen in diesen Ka-
piteln hier vorzubringen, würde zu weit führen. — Hier nur einiges. Es
fehlen hier und später die alten Formen out ourent etc., und demgemäfs auch
eine Erörterung darüber wie ot orent aus out ourent entstehen: s. darüber
meine Auseinandersetzungen Ztschr. VIII 373. Unter 2. wäre zunächst zu
bemerken gewesen, dafs in den endungsbetonten Formen gemeinfranzösisch
die Betonung habüisti habüimus habinstis durchgeführt wurde im Gegensalz
zum Nordosten, der die Betonung habüisti habulmus habuistis hat. In Rück-
sicht auf das erhaltene u der nordöstlichen Formen awis a-wimes awistes
hätte Schwan sich hüten sollen als lautgesetzliche Fortsetzungen der endungs-
betonten Formen *öes *üemes *öestes zu konstruieren : er möge seine eigenen
(richtigen) Bemerkungen §501 vergleichen, die mit dieser Konstruktion in
* Ich lasse im übrigen dahingestellt, ob sie gerade so oder nicht anders
lauten mufsten.
E. SCHWAN, GRAMMAIIK DES ALTl'KANVÖSISCHKM. 583
Widerspruch stehen. — Auf welchem Wege und warum die Perfecta mit o
wie nocui etc. mit denen der debut-Yi\a.%st gemeinfranzösisch (im Nordosten
bekanntlich nicht) in der 2. Klasse zusammenfielen, erfährt der Leser nicht
in ij 500, wo davon hätte gehandelt werden müssen. Es wird § 500 gesagt,
die zweite Gruppe umfasse die mit Stammvokal / oder e, e; o wird nicht
erwähnt, obwohl die Perfecta mit Stammvokal 0 bei Schwan ij 511 fi". in der
zweiten Gruppe neben debui u. s. w. figurieren; wz-Perfecta mit Stammvokal
i giebts [aber überhaupt nicht, und Schwans Liste §511 ff. weist natürlich
auch keine auf: man streiche also 5^ 500 i und füge o hinzu.
i; 450. Der Satz: „Aus avrai entsteht im 13. Jahrh. in Folge der
satzunbetonten Stellung aurai'^ ist unrichtig. Aus der Orthographie wird sich
für die ältere Zeit überhaupt kaum entnehmen lassen, ob aurai oder avrai ge-
sprochenwurde (die Lamspr. Hs. des Alexius schreibt übrigens aurai). Ander-
weitige Erwägungen (vgl. zu § 147) führen jedoch mit ziemlicher Sicherheit zu der
Annahme, dafs aurai das ursprünglichere sei, avrai dagegen das v erst wieder
analogisch aus Formen wie avoir avons avez u. s. w. erhalten habe. Wollte
Schwan eine in satzunbetouter Stellung entwickelte Form des Futurs von
avoir anführen, so hätte er arai nennen können; vgl. sore, satzunbetonte
Präposition mit Verlust des v = /, mit hochbetontem pauvrc, das v be-
wahrt.
J5 451. 3. wäre wohl die Bemerkung am Platze gewesen, dafs aiant
eigentlich altfz. noch nicht vorkommt, also höchst wahrscheinlich eine erst
frz. Neubildung ist; daher ist die Konstruktion eines ahjante ganz über-
flüssig. —
§ 452. Betreffs der vlat. Paradigmen der schwachen Perfecta cantai
renJ^i partii s. W. Meyers Bemerkung Zlschr. für nfrz. Spr. X** 279. Auch
W. Meyers bekannter Artikel über das Perfect, Ztschr. IX, 223 ff. ist für
das Kapitel über das Perfect bei Schwan nicht genügend verwertet. Ich
sehe von dem durch W. Meyer besprochenen hier ab und bemerke nur
noch folgendes. — Der Ausdruck: „Die Formen cantdruiit, rend(runt, partiriint
erklären sich durch die Zurückziehung des Tons auf die Stammsilbe'"
dürfte doch nur für renderunt zutreffend sein: in den beiden anderen For-
men handelt es sich doch nicht um die Stammsilbe. „Die Form rend(sti
wird durch afrz. rendies gefordert": dieser Satz mufs die falsche
Vorstellung erwecken als ob rendies die völlig lautgeselzliche Entwickelung
sei, während das ie = gedecktem e doch nur analogischer Natur sein kann.
t; 455. Im Konj. Präs. mufs die i. 2. PI. chantons chantez lanten (s. o.
zu tj 426), eine Korrektur, die fast überall, wo von l. 2. Plur. Konj. Präs.
die Rede ist, vorgenommen werden mufs (5^ 460, 466 u. s. w.). — Unter 5. hätte
ein einfacher Verweis auf Bartsch's Gesetz genügt.
§ 456. Schwan scheint anzunehmen, dafs beim Iniperf. der Vorläufer
des analogischen chanteie im Franzischen ein chanteve gewesen wäre : das
ist nicht sicher. Es ist hingegen viel wahrscheinlicher, dafs das Franzische
in diesem Punkte mit dem Westen stimmte und demnach chantoe hatte, be-
vor es die Analogiebildung chanteie durchführte.
§457. Nachdem y? 452 als vlat. Form der i. Plur. Pcrf. Ind. can-
tammus partimmus hingestellt sind, sollten diese Formen aucli hier und
584 BESPRECHUNGEN. F. NEUMANN,
§ 468 Statt cantavimus pariivimiis figurieren, um den Anfänger nicht zu ver-
wirren: gibt doch Scliwan auch in der i. Sgl. die vlat. Substrate cantai
fartii. — 2. Anm. Formen der 3. P. Plur. Perf. wie chantarent mit analog.
a sind nicht blofs wallonisch.
§ 459. Die Art und Weise, wie die Perfectbildung -dedi allmählich
an Terrain gewann , hätte besser veranschaulicht werden können : zuerst er-
streckt sie sich auf wirkliche Composita von do, dedi, dare : *rendo, veti-
do, perdo, dann auf scheinbare wie pendo *re&pondo u. s. \v. und erst in
letzter Linie werden Verba wie battre rompre toldre u. a. ergriffen.
§ 460, 2. Ob das vom Verf. konstruierte *seiveie = sekweba, *seivi
= sekwivi richtig ist, ist mir im Hinblick auf eival = aequalem zweifelhaft.
§462. Zum Konj. rendiest hätte wohl bemerkt werden können, dafs
das ie analogisch nach rendiet rendierent eindrang : vgl. die ursprüngliche
Form in perdesse der Eulaliasequenz.
§ 464. Es ist nicht richtig zu sagen, dafs die Gruppe der Verba auf
-tiere, -utuin zahlreich im Latein sei: es sind weder viele noch gerade häutig
gebrauchte. Es mufs daher noch weiteres angeführt werden, um zu erklären,
wie diese Bildung auf -utum schliefslich eine derartig weite Verbreitung
erlangen konnte, wie wir im Franz. beobachten: wenigstens hätte mit einem
Worte darauf hingewießen werden sollen, dafs der Weg zu dieser allgemeinen
Verbreitung zunächst wohl, über die Verba mit ///-Perfekten führte: val\xtum
debntmn etc. empfahlen sich als Participia zu Formen wie valnimus debüiinus
etc. wegen der Congruenz zu amatum arnnvif/ius, partxtuni part'wimus etc.
{5 469. Da vlat. *collire st. colligere unmöglich (s. o.), so fällt damit
auch die das Part. Präs. dieses Verbums betreffende Notiz §469, 5.
§ 470. Zum Conj. Präs. fenisse = üniscam war wohl die Bemerkung am
Platze , dafs die Form analogisch ist , statt *fenische : nur diese stimmt zu
dem Lautgesetz § 1 85 mit seinen Beispielen fresche, mousche etc. Dieselbe
Bemerkung war zu croisse (§ 516) coiioisse (^ 517) zu machen.
§ 476. Unter 2. hätte auch das i der i. Plur. veimes etc. erklärt
werden müssen.
§ 481. ^fi = feci ist nach dem, was oben zu S; 50 bemerkt ist, un-
richtig; ebenso feit =^ fecit § 489,2.
§ 482 hätte wohl erwähnt werden müssen , dafs die 3. Plur. Perf. Ind.
der i- Perfecta mit intervokalem tönenden -s- ursprünglich sdr entwickelten
(Pass. asisdrent, mesdrent, Leod. presdrent, reclusdrent , Steph. misdrent)
und dann erst analogisch nach distrent auch str annahmen. — Dafs despesis
(5< 482) desis {^ 483), dtiisis (§ 490) etc. dem es entsprechend ursprünglich ton-
loses j- haben mufsten und das tönende jerst der Analogie von presis etc.
verdanken, verdiente auch notiert zu werden.
ij 483. Für die Form dites , und ebenso für faites (i; 489), mufste be-
merkt werden, dafs sie nicht lautgesetzlich sind: gemafs plait vuit etc. wäre
*diz *faiz 'zu erwarten. Dites faites sind als Angleichungen an dirnes
faimes aufzufassen (s. o. zu § 444, 2). — Zum Imperfectum disoie (ebenso
zu faisoie § 489, duisoie § 490, gesoie § 518) mufste erwähnt werden,
dafs die lautgesetzlichen Formen disie faisie duisie wären (vgl. cire plaisir
etc. und fisient im Val. Fragm.), und disoie faisoie duisoie nach dem Muster
von vendoie perdoie avoie u. s. w. gebildet sind. — Zum Part. Perf. hätten
K. SCFIWAN, GRAMMATIK DKS ALTFRANZÖSISCHEN. 585
beneeit maleeit Erwähnung verdient als Belege der Fortsetzung von dictum.
Ebenso wäre § 485 beim Part. Perf. viis ein Hinweis auf die Fortsetzungen
von nnssus niissa in den substantivischen mes messe am Platze. (V'gl. i; 498,
wo Verf. ganz passend auf destroit verweist.) Dafs im Übrigen die Deutung
der Grundlagen von 7nis mise bei Schwan eine falsche ist, hat W. Meyer-
Lübke a. a. O. gezeigt.
§487. Für den Infinitiv escrire sowie für hoire {^ 512) wäre ein Hin-
weis auf § 147 Anm. am Platze.
§ 488. Unter 2. ist in der Fassung der Regel die 3. Plur. Präs. Ind.
(prenent) und Conj. Präs. (prenne) übersehen.
§ 489, 3. fair-ai plairni etc. sind nicht die lautgesetzlichen Futurformen:
diese müfsten nach Mafsgabe von enterin pelerin serit etc. farai plarai ta-
rai^ heifsen. Die hierhergehörigen Futura haben sich bis auf ferai an die
Infinitive angeglichen, daher plairai tairai etc. Da im Paradigma des Ver-
bums faire die endungsbetonten Formen mit fe- überwiegen (die endungs-
betonten Formen von Perf. Ind. und Conj. Imperf.) — faimes faites sind ja
stammbetont und der Conj. Präs. hat fas- — , so wurde /«s"- früh auch auf
das Imperf. (fesoie) und dann aufs Futur (ferai) übertragen, so dafs alle
endungsbetonten Formen bis auf die des Conj. Präs. fe- aufweisen. ■
§ 490. Wenn Schwan in der Lautlehre nicht die richtige Behandlung
der Gruppen üca üco verkannt hätte, so hätte hier die durchaus unklare
Besprechung der Formen von duire anders ausfallen müssen: s. Waldner S.S.
— destrukere war dem Anfänger zu erklären, ebenso trakere ^ 492.
§491 war mesis = masisti statt lautgesetzlichem masis zu erklären.
§ 492. Da die Formen traions traiez traioie vom Infinitiv trakere aus
betrachtet unregelmäfsig sind (vgl. faire duire — faisoie duisoie etc.), so
war eine Bemerkung dazu am Platze.
§ 495 durfte im Perf.-Paradigma i. Sgl. voil nicht fehlen, die ja häufig
genug vorkommt: vgl. OPs. 39, 72, 118. Die Bemerkung 2. „Inder 3. Pers.
Sgl. u. Plur. findet sich noch das lat. Perfekt auf -ui erhalten" ist daher
zu eng gefafst und steht zudem mit Schwan's eigenen Angaben § 502 nicht
im Einklang. 4. bedarf betreffs des Perf. eine Einschränkung.
§496 wäre sol (i. Sgl. Präs.) zu erklären gewesen, da die Form nach
Mafsgabe von salf (salvum) doch solf lauten müssen.
§ 497 war der Conj. plaigne zu erklären, da plangatn doch laulgesetz-
lich plange ergibt (vgl. lange etc.) ; h stammt aus den Formen mit ng vor
e, i\ plaignoie etc.
{5 499. Das nicht gesetzmäfsige ie von criembre mufste erklärt werden.
§ 509 sollten die Futurformen in umgekehrter Reihe stehen : vgl. zu
§ 147 und § 450.
§512. Es genügt wohl nicht, das n der I'ormen buvotis etc. blofs
auf die Einwirkung des folgenden v zurückzuführen : devous wird nicht zu
duvons. Bei buvons bewirkte den Übergang des Stammvokals zu « wohl
der Umstand, dafs er von beiden Seiten durch Labiale umgeben ist.
§ 513. Zu den Verben recevoir u. s. w. wäre doch wohl manches zu
bemerken gewesen: so wären z.H. die lürinitivc rei;oivre etc. zu erwähnen;
» Danach ist !:;492,2 zu berichtigen.
586 NACHTRÄGE.
die Formen recoif recoivent recoive wären zu erklären , da sie ja nicht auf
recipio, recipiunt, recipiam zurückgehen (ersteres mufste etwa recoi, letztere
*recechent *receche — vgl. sacke seche [sepia] ^- ergeben), sondern auf reclpo
reclpunt reclpam. Da ferner das e (7) nach c lautgesetzlich ein i ergibt (cire),
so ist auch das oi zu erklären : es handelt sich bekanntlich um Angleichung
an devoir boivre : devons bevons, devez bevez : doi boi, dois bois etc. =
recevo?is recevez ; recoi(f), recois recoit etc.
§ 527. mortuu stimmt nicht zu § 17. Die anal. Form muerge war
durch terge sorge etc. zu erklären und nicht einfach gleich niorj'a zu setzen.
§ 529. Die in Anbetracht des zu Grunde liegenden gedeckten 0 {ü)
unregelmäfsigen Formen queurs quetirt queurent waren zu besprechen; laut-
gesetzlich wäre ja cours etc., allein morons rnorez etc. : meurs tneurt = corons
corez etc. : ceurs ceurt.
Möge der Herr Verfasser die vorstehenden Bemerkungen zu seiner
Grammatik als ein Zeichen des lebhaften Interesses ansehen, das ich an der
Gestaltung der zweiten Auflage seines Buches nehme, und zugleich als Dank
für manche Belehrung.
Fritz Neumann.
Poscritta a p. 371.
Una vita di S*. Lucia che, insieme ad altre vite di Santi e ad altra
roba, e accolta nel cod. N 95 sup. dell'Ambrosiana, räcconta il supplizio del-
l'eroina, giä diciasettenne, ma figlia anch'essa di nobili genitori e immolata sotto
Diocleziano, in modo identico affatto a quello di Agnese e della nostra Eulalia :
prima l'attentato alla pudicizia, poi il fuoco, e in ultimo il ferro di cui perisce.
La quäl versione dev'essere diversa da quella che corre nella Chiesa, se come
tale si puö considerare quella che e accolta dal Butler e secondo cui, Lucia,
riusciti vani l'attentato al suo pudore e altri tormenti, sarebbe morta in car-
cere, coperta di piaghe. — Ora, e risaputo che dalla Francia medievale sono
venute all'Italia anche delle leggende agiologiche, e d'altra parte, il fatto che
la cittä di Metz possiede il capo della Martire, ci permette di credere che in
quel paese a Lucia deve o doveva venir tributato un particolar culto , e che
perö la sua leggenda vi potesse trovare una elaborazione speciale. Onde a
noi, certo senz'avere istituita all'uopo nessuna ricerca , vien fatto spontanea-
mente di chiedere: l°. se la leggenda di Lucia quäle ci e tramandata dal cod.
ambros. non derivi da una fönte francese; 2". se in questo paese, il triplice
martirio , inflitto nel modo e nell'ordine summentovati , non abbia finito per
entrare come un motivo obbligato nella biografia leggendaria delle fanciulle
vergini e martiri.
C. Salvioni.
Nachtrag.
Die Worte S. 472 unten „auch der Name der Stadt Milau [Aemilianum)
selbst kann füglich nicht anders erklärt werden" sind zu streichen.
O. Schultz.
J. KASSEWITZ, DIE FKZ. WÖRTER IM MlTTELHOCHDl'X'TSCHEN. 587
Berichtigungen zu
J. Kasse witz, Die Französischen Wörter im Mille lliocluleiiischen. Slrafs-
burg i. E. 1890.
pag. 23 Z. I V. o. 1. dtsch. ie. — p. 24 Z. 9 v. u. i. lal. e, 7. — p. 25
Z. 4 V. o. 1. lat. geschl. ?, 7. — p. 28 Mille 1. lat. 5, iL — p. 34 Z. i v. o. 1.
afrz. f- und so slehen öfter stall der diakritischen Zeichen Umschreibungen von
geschl., offen, weil der Druckerei leider jene diakritischen Buchstaben fehlten,
was ich den Leser zu entschuldigen bitte. — p. 61 Z. 12 v. o. 1. /laf. —
p. 63 Z. 9 V. u. 1. nominal. — p. 65 Z. 5 v. u. 1. kjder. — p. 66 Z. 7 v. o.
1. ei- ei. — p. 67 Z. 1 v. o. 1. bleu. — p. 72 Z. 12 v. u. \. e'i-(i-('e st. geschl.
ei. off. ei, off. ee. — ]). 73 Z. 9 v. o. 1. tabulct. — p. 74 Z. II ff. v. o. 1. frz.
ail. — p. 96 Z. 8 V. o. 1. iuy(e). — p. 113 Z. 9 v. o. 1. 7nusche st. »lussche.
J. K.
ZeitBchr. f. roin. l'liil. XI V. ?g
Sach- und Stellenregister.
Aberglaube, Glaube und — in ckr
allfianz. Dichtung 89 ff. 275 ff.
Alt französische Dichtung, Glau-
be und Aberglaube in der — 89 ff.
275 ff.
Andrea da Pisa 254.
Archivio Glottologicoltaliano
X 3, Besprechung 263.
Ariosto 257.
Arnaut Daniel l6l.
Artus, Roman d' — , Hs. 522.
Aucassin 14,20: 175.
Aymon religieux de Savigny i.
Azalais d'Altier 128 ff.
Beatrice s. Dante.
Benvenuto da Imola 248. 252.
Bertran de Born, Poesies completes
publ. p. A. Thomas. Toulouse 1888,
Besprechung, insbesondere Text-
verbesserungen 185 ff'.
Bibliothek spanischer Schriftsteller,
hrsg. von A. Kressner. Leipzig
1885—89, Besprechung 226 ff'.
Bice Portinari 169 ff.
Bilancioni, Pietro 255.
Boccaccio, Giovanni 252.
Bonciani, Antonio 258.
Camoens, Louis de 542. 543.
Cecco d'Ascoli 254.
C hartes de Douai de 1203 ü 1275,
Etüde critique des — , 2i'">c partie :
Caracteristique des Ch. de D. 66 ff".
Etüde des formes phonetiquesdes —
75 ff. Charles de D. au 13« siecle
298 ff.
Corsi, Jacopo 253.
Corsi Ramos, Girolama 253.
Dante, 251.252.270. Ist Bice Por-
tinari Dante's Beatricc ? 169 ff.
Dolce 248. 254.
Douai, Etüde crit. des Charles de
D. de 1203 ;i 1275 66 ff. 298 ff.
Du Puitspelu, Dictionnaire etymo-
logique du Patois Lyonnais. Lyon
1887 — 89, Besprechung, insbesond.
Verbesserungen dazu 218 ff.
Eguilaz y Yanguas, L. de, Glo-
sario elimol. de las palabras espaflo-
las de origin oriental. Granada
1886, Besprechung 223 ff.
Equicola, Mario 247. 248.
Etymologien, Romanische 175 ff'.
363 ff.
Eulalia, Santa s. Santa Eulalia.
Evangile des femmes, Text der
Basler Handschrift 172 ff.
Fede e Superstizione nell'antica
poesia francese 89 ff. 275 ff.
Folengo, Teofilo 249 ff.
Fränkische Heldensage, Studien
zur — 344 ff-
Französich, Handschriften: Basler
Hs. des Evangile des femmes 172.
^r. 2534, 3306 u. 3133 der Gr. Hof-
bibliothek zu Darmsladt (Histoire
du Saint Graal, Gui de Bourgogne
u. Hervis de Ales) 521 ff.
Texte: Evangile des femmes 172 ft".
Charles de Douai au 13«? -iecic 298 IV.
Bruchstücke der Chanson de gesle
,,Gui de Bourgogne" 522 ff".
Lautlehre : Abfall eines vi'ortanlaut.
n 366. Ve.stummung des ausl. r
266. Zur altfrz. Laut- u. Formen-
lehre 543 ff. Zur Lautgeschichte
der ostfranzös. Mundarten: e + Y
und o-fy 376. Neu-Mctzisches i aus
0-+-y und ü aus 0 + y 378. Schick-
sale von geschl. p 379 ff. Wandel
von -iee zu ie 383. Wandel von
l zu y 384. Das Suffix arius 386 ff".
Dens, focus, locus, jocus 389.
Wandel von o und o + y zu ü
390 ff. Die Weiterbildungen von
by, cy, fy, gy, py aus bl, cl, fl, gl,
pl in der Franche-Comte 392 ff'.
Diphthongierung von (^ und n vor
gedecktem r 394 ff. Le patois de
Dompierre (Broyard): Introduction
396. Transcription des sons 398 fl.
Phonologie, A. Voyelles toniques:
a 401 ff. e 418 ff. e 426 ff. i
432 ff. o 435 ff. o(u) 441 ff", u
446 ff. au 448. B. Voyelles atones.
SACH- UND STELLENREGISTER.
589
Devant la syllabe tonique : a 449 ff.
e. e (i) 452. i, 0 453. o (u), u
454. 'au 455. Apres la sj'llabe to-
nique : a 456 ff. e 460 ff", i, o (u) 463.
Lexikographie : Franz. Ortsnamen
339 ff.
Dialekte s. Lautlehre.
Giamboni, Bono 248.
Gigli, Girolamo 252.
Giornale Storico della Letleralura
Italiana, Anno VII, Vol. XIV, fasc.
i_2, 3. Anno VIII, Vol. XV,
fasc. 1 — 2, Besprechung 246 ff.
Giovanni, Ser 253.
Glaube und Aberglaube in der
altfranz. Dichtung 89 ff.275 ff.
Graal, Saint s. Saint Graal.
Grimoart Gausmar i6oft".
Gui de Bourgogne, Bruchstücke
der Chanson de geste — , Darm-
städter Hs. 522. Abdruck des
Textes 524 ff.
G uidotto , Fra 248.
Guillem Ademar i6off.
G u i 1 1 e m G a s m a r 1 60 ff.
Haimo von Halberstadt, Die la-
teinischen Homilien des — als
Quelle der altlothring. Haimo-Über-
setzung I ff.
Handschriften: Ms. No. 2083 der
Arsenalbibliothek zu Paris i. Ms.
No. 18227; Ms. jS'o. 21536; Ms.
No. 17087 der Münchner Hof- und
Staatsbibliothek 2. Nrs. 2534, 3306
"• 3133 'is'^ G*"- Hofbibliothek zu
Darmstadt 520 ff".
Heldensage, Studien zur fränki-
schen — 344 ff.
Henri de Valenciennes 262.
Hervis de Mes, Bruchstück der
chanson de geste — , Hs. der Darm-
städter Hofbibliothek 538.
Homilien, Lateinische — des Haimo
von Halberstadt i ff.
Hugues de Berze 260.
Jarnik si Bärseanu, Doinc si Slri-
gäluri din Ardeal. ßucuresci 1885,
Besprechung 228 ff.
Jehan Renart 244.
Inschriften, Venelianische 258.
Joinville, Jean de 269.
Italienisch, Dialekte: Fonetica del
dialetto di Piacenza 133 ff.
Lai de Tombre, Lc — public par
J. Bedier. Fribourg 1890, Be-
sprechung 244 fl.
Lateinische Homilien ilcs Haimo
von Halberstadt i fl.
Litt eraturge schichte. Zur ,
Die Todlenbrücke 159.
Lodovico il Moro 251.
Mari an, Fl., Descäntece poporane
romäne. Suceava 1886, Besprechung
234-
Merlin, Roman de — , Hs. der
Darmstädter Hofbibliolhek.
Moro, Lodovico il 251.
Mysterien, Franz. u. ilal. 247.
Paleario, Aonio 246.
Pecorone, Verfasser 253.
Peire Bremon 161.
Petrarca 252.
Piacenza, Fonetica del dialetto di —
133 ff-
Porlinari, Bice 169 ff.
Propugna tore , II — ■. N. S. vol.
II, parte I, fasc. I — 2. Gennaio-
Aprilei889, Fasc. 3. Maggio-Giugno
1889. Parte II, fasc. 4. LuL;lio-
Agosto 1889, Besprechung 255 ff.
Provenzalisch, Litteraturgesch. :
Drei Trobadors (Guillem Ademar,
Grimoart Gausmar u. Guillem Gas-
mar) 160 ff.
Texte: Pseudo-Turpin 467 ff.
P seu dO-Turpin , Der provenzali-
sche — 467 ff. Lat. u. franz. Te.\te
des P. 467. Quelle der prov. Über-
setzung 468. Alter der Hs. des
prov. Textes und dessen Verhältnis
zur lat. Vorlage 469 ff. Heimat des
prov. Denkmals 471. Zur Laut- u.
Formenlehre 473. Zur Syntax u.
zum Stil 474 ff. Abdruck des prov.
Textes 478 ff. Glossar 518 ff.
Rani OS, Girolama Corsi 253.
R ecueil de M^moires philologiques
present^ ä Mr. G. Paris par ses
cleves su6doi^ ä l'occassion de son
cinquantieme anniversaire. ' Stock-
holm 1889, Besprechung 266 ff.
R i b e i r o , J., Grammatica portugueza.
3. ed. Rio de Janeiro 1889, Be-
sprechung 540.
K<jland, Chanson de 269.
Romania, No. 72, XVIII« annce
1889, Octobreu.No. 73, XIX" annce
1890, Janvier, Besprechung 260 ff.
Rumänisch, Zur rumän. Geschichte
242 ff.
Rumänische V o 1 k s H e d e r 2 28 ff.
Rum. Zaubersprüche 234.
Ruzante 248.
Saint Graal Histoire du — , Hs.
(Xi). 2534) der (ir. Hofbibliothek z.
Darmstadl 521.
Santa Eulalia, Per la fönte della
Sequenza volgare di — 37' '^•
Sa vona rola 251.
38*
590
W. LIST,
Schwan, E., Grammatik des Alt-
französischen. Leipzig 1888, Be-
sprechung 543 if.
Schwarz feld, M., Poesiile populäre
Colectia Alecsandri sau cum trebue
culese si publicate canlicele popu-
läre. Jasi 1889, Besprechung 235 ff.
Sercambi, Giov. 246.
Serdini detto il Saviozzo , Simone
252._
Spanisch, Grammatik: Die hypo-
thetische Periode in ihrer Ent-
wickelung 21 ff.
Stefonio, Bernardino 258.
S t o r c k , W., Luis' de Camoens Leben.
Paderborn 1890, Besprechung 542.
S tra parola 253.
Superstizione, Fede e — nell'an-
tica poesia francese 89 ff. 275 ff'.
Tasse, Torquato 247. 254. 256.
257. 258. .
Urkunden, Französische — des
13. Jahrh. 298 ff.
Volkslieder, Rumänische 228 ff.
Xenopol, A.D., Storia Rominilor
din Dacia Traiana. Jassi 1888 ff".,
Besprechung 242 ff.
Zaubersprüche, Rumänische 234.
\Vortregi ster.
Italieniscli.
calafatare 370.
ilindellare 176.
dindulä 176.
dondolare 176.
gile (sizil. sard.) 180
gileccu (sard.) 180.
gileccu, cileccu (siz.'
180.
giulecco 180.
gomma 369.
malandra 179.
malanno 179.
malinconia 179.
malvagio 181.
mazeta 363.
mimetta 177.
mimma 177.
mimmo 177.
mommöi 178.
tepa 368.
Rnmäniscli.
dändäni 176.
doina 228.
ilic 180.
momäie 178.
momi 178.
strigaturä 228.
Französiscli.
accon 366.
aiglent 269.
apareilier 269.
cateron 175.
cener 364.
chapleier 269.
Chief 269.
dandiner 176.
dodiner 176.
embracier 269.
filandres 179.
flaistre 367.
flestrir 367.
flet (norm.) 368.
fleirir 367.
gilet 180.
gomme 369.
malan 179.
malandre 179.
malfe 365. 366.
malheureux 181.
malingeu.x 179.
malingre (malin-
greux) 179.
mal 369.
maufe 183. 365.
mauvais 181.
mauve 181. 183.
mazette 363.
mesange 363. 364.
mimer 177.
mitan 222.
moitie 222.
monier (momerie)
178.
öter 180.
poele 382.
semer 364.
sener 364.
servenlois 262.
societe 175.
so'iste 175.
taleron 175.
teteron 175 •
trempe 187.
truite 378.
virelai 261.
Provenzaliscli.
acoun 366.
(pat. lyonn.)
218.
amolö (pat. lyonn.) ess ue (pat. lyonn.)
218. 219.
Aramon 187. etregni (pat. lyonn.)
assadö (pat. lyonn.) 220.
219. etresillon (pat.
atempre 187. lyonn.) 221.
averö (pat. lyonn.) f^ina (pat. lyonn.)
2J9- 221.
bariöta (pat. lyonn.) f^rno (pat. lyonn.)
2I9- 221.
bian, biessi, bie(pat. fgr (pat. lyonn.)
lyonn.) 219. ^21.
bochet (pat. lyonn.) ßg^ / j lyonn.)
219- 221.
cachi (pal. lyonn.) ,
-,,Q ' gonia 369.
cafafatar 370. ^'"7* <I'''^'- ^>'°""-'
calhar 188. , '^'' .r
, u / . 1 \ lacoun 366.
cnamba (pat. Ivonn.) ^ ■ , ,
-,,(. ' lazi (P'il- lyonn.)
" ^' "> "} \
chandilhi (pat.
lyonn.) 219. malan 179.
chapon (pat. lyonn.) malandro 179.
21Q. malen dus 179.
charopa (pat. lyonn.) malvat 183.
219. mate 369.
cheire (pat. lyonn.) melin m. (pat.
219. lyonn.) 221.
chirat (pat. lyonn.) mitan (pat. lyonn.)
219. 221. 222.
corrati (pat. lyonn.) mouet (pat. lyonn.)
220. 222.
demigi (pat. lyonn.) «esi (pat. lyonn.)
220. 222.
deyntes, deytes (alt- "ieci (pat. lyonn.)
lyonn.) 220. 222.
dindouleya 176. pairejar 189.
düchi (altlyonn.) 220 paour (pat. lyonn.)
epiä (pat. lyonn.) 222.
220. peiandro 179.
escontentar 199. petras (pat. lyonn.
Esparron 188. 222.
WORTREGISTER.
591
piva (pat. lyonn.)
220.
pöussa (pat. lyoiin.)
223.
poyi (pat. lyiJiin.)
223.
rassa 215.
rataplana f. (pat.
lyonn.) 323.
raze.x (pal. lyonn.)
223.
rei-petaret (pat.
lyonn.) 223.
ressollar 188.
semar 364.
sirvenles 261.
suin, soan (pal.
lyonn.) 223.
tauna, töna (pat.
lyonn.) 223.
Tempra , Tenipre
187. 188.
lempre 187.
tepe 368.
v^quid (pat. lyonn.)
223.
Catalaulscli.
maner 183.
calafaiear 370.
ceiio 227.
dengue I 75 ff.
diuga 176.
dingolondangos 177.
empleo 228.
gileco 180.
goma 369.
hato 224.
malandria 179.
malograda 182.
malvado 183.
manera 183.
niimar 1 77.
minio 177.
moiiio 177. 178.
momo, moniero I 7
monios 177.
raza 224.
tepe 368.
lerminar 227.
tomar 1 80.
tombar 180.
tope 368.
tumbar 180.
BasMscli.
niandoa 183.
Poriugiesiscli,
amimar 177.
denguim 1 76.
gomo 369.
jaleco, -a 180.
maninha 183.
niimar 177.
niimo 177.
niomo 177. 178.
momu 178.
papäo 178.
tepe 368.
tomar 180.
Lateiniscli.
acus 366.
avellere 219.
Bonifatius 181 ff.
bonifatus 183.
burricus 183.
cadere 219.
calefectare 370.
caleo 188.
candeleare 219.
candiculare 219.
Caput 175.
cattus 175.
coactare 219.
coaclicarc 219.
, curatariiis 220.
denegare 176.
de usque ad 220.
exsucare 219.
exsugere 219.
fistula 367.
flaccidus 367.
gumnium 369.
lacunar 366.
madiduH 369.
malandria 178.
malandriosus I 79.
malefactus 365.
*malifatius 181 fi'.
*malifatus 183.
mahim 179.
malus falus 365.
niannus 183.
medietantem 221.
222.
medietatem 222.
medium tempus 2 22.
mima 177.
niimus 177.
minimus 177.
molare 218.
mOmus 177. 178.
nescia 222.
obslare 180.
oslium 377.
patella 383.
sanare 364.
sapidus 219.
semis 3^)4.
somniuni 223.
somnus 223.
.spica 220.
sternutare 220.
tübana 223.
tructa 378.
ustium 377.
, GiihCluscli.
yO.hy.i 180.
f(aitoira(^) 1 78.
//fA«»(!(»ra 179.
utitÜQioy 177.
fiifiüg 177.
fnf(i-iv 177.
f(ojfii:itiv 178.
fiwfiog 177.
rv7i>j 368.
[Jerianiscli.
meisa (alid.) 363.
meise (mhd.) 363.
Meise (nhd.) 363.
mimen (nhd.) 177.
Nachen (nhd.) 366.
naco (alHächs.) 366
nahho (ahd.) 366.
tändeln (nhd.) 176.
top (gcrm.) 368.
Wauwau (nhd.) 178.
EDgliSCll.
dandle 176.
dandy 176.
d angle 177.
doddle 176.
mimic, to- 177.
Keltiscli.
.iihü 218.
kam 219.
Slavlscö.
dyndac (poln.) 1 76.
dyndati (tschech.)
176.
mimclni (magy.) r 77.
mumus (magy.) 178.
l/all», Druck von Ehrhurdl Kanal.
Aus dem Verlage von MAX NIEMEYER in Hallo.
Bibliotheca Normannica. Denkmäler normannischer Litenitur und Spruclic
herausgegeben von Hermann Suchier.
Theil I. Reimpredigt, hrsg. von H. Suchier. 1871). 8. Jk 4,5U
Theil II. Der Judenknabe. 5 griechische, 14 lateinische und 8 französische
Texte. Herausgeg. von Eugen Wolter. 1879. 8. Ji \^m
Theil HI. Die Lais der Marie de France. Herausgeg. von Karl VVarnke.
Mit vergleich. Anm. von Reinh. Köhler. 188.5. 8. Ji 10,00
'Iheil IN'. Eneas. Herausg. von Salverdo de Grave.
(Unter der l'resae )
TlieiM'. La Clef d'Amors. Herausgeg. von Auguste Doutrepont.
1^90. S. .11. 6,00
Bischoff, Fr., Der Conjunctiv bei Chrestien. 1881. gr. 8. ^fi 3,60
Der MUnchener Brut, Gottfried von Monmonth in französischen Versen des
zwölften Jahrhunderts aus der einzigen MUnchener Handschrift zum ersten
Mal lirsg. von Konrad Hofmann u. Karl Vollmöller. 1877. 8. Ji 5,00
Canello, U. A., La vita e le opere de! trovatore Arnaldo Daniello. Edizione
critica, corredata delle varianti di tutti i raanoscritti, d' un' introduzione
storico-letteraria e di versione, note, rimario e glossario. 8. 1883. Ji 9,oO
Li Chevaliers as deus espees. Altfranzös. Abenteuerroman zum ersten Mal
herausgeg. von W. Förster. 1877. S. Ji 15, 0(»
Christian von Troyes sämtliche erhaltene AVerke. Nach allen bekannten Hand-
schriften herausgegeben von W. Förster. 8.
I. Band. Cliges. 1884.
Ausgabe auf Büttenpapier Ji-. 15,00, auf Druckpapier Ji lo,()(t
II. ,. Der Löwenritter. 1887.
Ausgabe auf Büttenpapier Ji 15,00, auf Druckpapier Ji 0,00
III. „ Erec und Enide. 1890.
Ausgabe auf Büttenpapier Ji 15,00, auf Druckpapier Ji 10,00
Cloetta, W., Beiträge zur Litteraturgeschichte des Mittelalters und der Ke-
uaisaancp. I. Komödie und Tragödie im Mittelalter. isOO. 8. Ji 4,00
Cohn, (ieorg. Die Suffixwandlungen im Vulgärlatein und im vorlitterarischen
Französisch. Nach ihren h^puren im Neufranz-ösischen. 1891. 8. Ji 8,00
Denkmäler der provenzalischen Litteratur, hrsg. von Prof. Dr. H. Suchier.
Bd. i. Mit einer Untersuchung von Paul Kohde: Ucber die Quellen der
Komanischen Welti-hronik. 188.3. gr. s. ./(^. 20,00
Li Dialoge Gregoire lo Pape. Altfranzösische Ueberset/.ung des XII. Jahr-
hundi-rt?i der Dialoge des Papstes (iregor, mit dem lateinischen Original,
einem Anhang: .■^ermo de Sapientia uiul Moralium iu Job frag-
raenta, einer grammatischen Einleitung, erklärendmi Aumerk. und einem
Glossar. Zum ersten Male herausgeg. von W. Förster. Bd. I: Text.
187(;. ^. Ji 10,00
Egbert von LUttich, Fecunda Katis. Zum ersten Male herausgegeben, auf ihre
IJiiellcu zuriukgcfuhrt und erklärt vt)n Ernst Voigt. 1889. ^. .//i 9,00
Horning, Ad, Zur Geschichte des lateiniaclicn c vor c und / im Romanischen.
l^^lt. ^. .Ä 3,G0
Joufrois. Altfranzösisches Ritterüjedielit zum ersten Male herausgegeben von
K. Hofniann und Fr. Muncker. 18SU. gr. 8. Ji 3,60
Knust, Herrn., Geschichte der Legenden der heil. Katharina von Alexandrien
und der heil. Maria Aegyptiaca nebst unedirteu Texten. 1890. 8. ./«^. 8,00
Margarethen ■ Legende, die altlombardische. Kritischer Text nach acht Hand-
schriften mit einleitenden Untersuchungen herausgegeben von Berthold
Wiese. 1890. 8. Ji 4,50
Meister, J. H., Die Flexion im Oxforder Psalter. Grammatikalische Unter-
suchung. 1877. 8. Ji 3,00
Meyer, ^V., Die Schickbale des lateinischen Neutrums im Romanischen. 1883.
8. Jk 3,60
Napolski, Dr. Max von, Leben und Werke des Trobadors Ponz de Capdiioili.
1880. 8. Ji 4,00
Odin, A., Phonologie des Patois du Canton de Vaud. 1886. 8. Ji 4,00
— Etüde sur le verbe dans le patois de Blonay. 1887. gr. 8. Ji 1,20
Philippson, E., der Mönch von Montaudon. Ein provenzalischer Troubadour.
.Sein Leben und seine Gedichte, bearbeitet und erklärt mit Benutzung
unedirter Texte aus den Vatican. Handschriften Nr. 3206, 3207, 3208 u. 5232,
sowie der estensischen Handschrift in Modena. 1873. kl. 8. Ji 2,50
Pietsch, Carl, Beiträge zur Lehre vom al f franz. Relativum. 1888 8. ,Ä 1,60
Rambeau, A., Ueber die als echt nachweisbaren Assonanzen des Oxtorder
Textes der Chanson de Roland. Ein Beitrag zur Kenntniss des air-
französischen Vocalismus. 1878. 8. ^ü 6,00
Riese, Jul., Recherches sur l'usage syntaxique de Froissart. 1880. 8. Ji 2,00
Sä de Miranda, Francisco de, Poesias. Edicäo feita sobre cinco Manuscriptos
ineilitos e todas as Edi^'öes impressas. Acompanhada de um Estudo sobre
o Poeta, Variantes, Notas, Glossario e um Retrato por Carolina Michaelis
de Vasconcellos. 1885. 8. .fi 30,00
Ausgabe auf holländ. Büttenpapier in stilvollem Halbfranzband Ji 45,00
Schuchardt, H., Ritornell und Terzine. 1875. 4. .ü 8,00»
Stimming, A., Bertran de Born, sein Leben und seine Werke, mit Anmer-
kungen und Glossar. 1879. gr. 8. Ji 10,00
— Ueber den Provenzalischeu Girart von Rossillon. Ein Beitrag zur Ent-
wickelungsgeschichte der Volksepen. 1888. gr. 8. Ji 10,00
— Der Troubadour Jaufre Rudel, sein Leben und seine Werke. 1888. 8.
Ji 1,60
Suchier, H. , Ueber die Matthaeus Paris zugeschriebene Vie de Seint Auban.
. . 1876. 8. Ji 2,00
Tuim, Jehan de, li Hy störe de Julius Cesar. Eine alttranzösische Erzählung
in Prosa. Zum ersten Male hrsg. von F. Sette gast. 1881. gr. 8. ,^9,00
Wirth, L., Die Oster- u. Passionsspiele bis zum XVL Jahrhundert. Beiträge
zur Geschichte des deutschen Dramas. 1889. 8. Ji 10,00
Zorzi, Der Troubadour, herausgegeben von E. Levy. 1883. gr. 8. Ji 2,40
PC
3
Z5
Bd.U
Zeltschrift für romanische
Philologie
PLEASE DO NOT REMOVE
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