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Full text of "Zeitschrift für romanische Philologie"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


EOIANISCHE  PHILOLO&IE. 


HERAUSGEGEBEN 


Dr.  GUSTAV   OKOBER, 

PKOFESSOR    AN    DER    UNIVERSITÄT    STRASSBURG    i.  E. 


1890. 


XIV.  BAND. 


HALLE. 

MAX    NIE  M  E  Y  E  R. 

IÖ91. 


Sc/  /^ 


INHALT. 

Sfite 
J.  WiKPRECHT,  Die  lateinischen  Homilien  des  Haimo  von  Halbeisladi 

als  Quelle  der  altlothringischen  Haimo-Überset/.ung  (29.  8.  8q)  i 
E.  Gessnek,    Die  liypothelische  Periode    im   Spanischen    in  ihrer  Enl- 

wickelung  (15.  9.  89) 21 

Ch.  BoxxiEK,    Etüde   critique   des   Charles   de    Douai   de  1203    ä   1275 

(4.  6.  89) ■    .     66.  298 

G.  SCHIAVO,  Fede  e  Superstizione  nell'antica  poesia  francese  (22.  6.  90)  89.  275 

E.  GoRRA,  Fonetica  del  dialetto  di  Piacenza  (3.  11.  89) 133 

G.  OsTERHAGE,  Studien  zur  fränkischen  Heldensage  (9.  12  89)  .  .  .  344 
C.  Salvioxi,    Per    la    fönte    della  Sequenza    volgare    di  Santa  Eulalia 

(30.  4.  90) 371. 

A.  HoRNiXG,  Zur  Lautgeschichte  der  ostfranz.  Mundarten  (20.  2.  90)  .  376 

L.   Gauchat,  Le  patois  de  Dompierre  (Broyard)  (16.  8.  90)     ....  397 

TEXTE. 
O.  ScHtTLTZ,  Der  provenzalische  Pseudo-Turpin  (4.  9.  90)         ....       467 
A.  Schmidt,    Aus    altfranz.  Handschriften    der    Gr.  Hofbihliothek    zu 

Darmstadt  (24.  2.  90) 521 

VERMISCHTES. 

1.  Zur  Litteraturgeschichte. 

V.  Crescini,  Azalais  d'Allier  (4.  9.  89)     ... 128 

G.  Baist,  Die  Todienbrücke  (10.  2.  90) i.Sq 

C.  AppeI-,  Zu  Guillem  Ademar,   Grimoart  Gausniar    und  GuiUcm  Gas- 

mar  (23.  9.  89) 160 

E.  KOPPEL,  Ist  Bice  Portinari  Dante's  Beatrice?   (12.  11.  89)       ...        169 

2.  Handschriftliches. 

G.  BiN'z,  Zum  Evangile  des  femmes  {18.  II.  89) 172 

3.  Textkritisches. 

H.  SucHiER,  Zu  Aucassin  (tateron,  so'iste)  (25.  11.89) '75 

\.    Wortgeschichtliches. 
H.  Schuchardt,  Wortgeschichtliches  (22.  11.  89;    19.  2.  90;    20.  3.  90; 

30.3-90) 175 

G.   Bai.st,   Manera  (lO.  2.  90) 183 

D.  Behrens,  Etymologisches  (4.  lo.  89) 363 

BESPRECHUNGEN. 
H.  Andresen  :    A.Thomas,    Podsies    complctes    de  Bcrtran  de  Born 

(2.9-89) '«5 

A.  Horning:  N.  du  Puitspelu,  Dictionnaire  Etyniologiquc  du  Patois 

lyonnais  (28.  12.  89) 218 


IV 


G.  Baist  :  Lcopoldo  deEguilaz  yYanguas,  Glosaiio  etimolögico  de 

las  palabras  espanolas  (lo.  2.  90)     .    ^ 223 

H.  R.  Lang:  A.  Kressner,  Bibliothek  span.  Schriftsteller  (26.  10.  89)  226 
W.  Rudow:    I.  U.  larnik  si  A.  Bärseanu,    Doine  ^i  Strigäturi    din 

Ardeal;  Fl.  Mari  an,  Descäntece  poporane  romäne  (3.9.89)  228 

—  M.  Schwarzfeld,  Poesiile  populäre  Colectia  Alecsandri  (5.1.  90)  235 

—  A.D.  Xenopol,  Storia  Rominilor  din  Dacia  Traiaha  (3.9.  89)  242 

H.  SuCHiER  :  J.  Bedier,  Le  Lai  de  l'ombre  (5.  4.  90) 244 

A.  Gaspary:  Giornale  Storico  della  Letteratura  Italiana  XIV,  i  —2.  3  ; 

XV,  I — 2  (30.  9.  89;  20.  12.  89;   I.  5.  90) 246 

—  II  Propugnatore  N.   S.  Vol.  II,    parte  I,    fasc.  i — 2.  3;  parte  II, 

fasc.  4  (15.  10.  89;   20.  II.  89;  28.  I.  90) 255 

W.  Meyer,  A.  Tobi.er:  Romania  No.  72,  XVIIIe  annee,  1889  Octobre; 

No.  73,   XIX»'  annee,    1890  Janvier  (16.  3.  90;   27.  4.  90)        .  260 

W.  Meyer:  Archivio  Gloltologico  italiano  (25.9.89;  27.4.90)      .     .  263 

II.   R.   Lano  :    Joäo    Ribeiro,   Grammalica  portugueza  (15.  10.90)    .  54O 

V.  Reinhardtstöttner  :  W.  Storck,  Luis'  de  Camoens  Leben  (25. 10.  90)  542 

F.  Neumanx:  Ed.  Schwan,  Grammatik  des  Altfranzösischen  (30.  1.90)  543 

W.  Foerster,  Nachtrag  zu  Zeitschrift  XIII 264 

V.  Crescini,  iSTachtrag  zu  Zeitschrift  XIV 265 

C.  Salvioni,  Poscritta  a  p.  371    (10.  10.  90) 586 

O.  Schultz,  Nachtrag 586 

J.  K. :  Berichtigungen  zu  J.  Kassewitz,  Die  franz.  "Wörter  im  Mittel- 
hochdeutschen   587 

Gr.,  Neue  Bücher        266 

W.  List,  Register 588 

Bibliographie  1889. 


Die  lateinischen  Homilien  des  Haimo  von  Halberstadt 
als  Quelle  der  altlothringischen  Haimo-Übersetzung. 

In  seinem  Aufsatz  über  die  altfranz()sischen  Bibelübersetzungen 
(Ztschr.  f.  rom.  Phil.  1884,  S.  425  ff.)  hat  Professor  Suchier  über 
die  im  Ms.  No.  2083  der  Arsenalbibliothek  zu  Paris  erhaltene, 
altlothringische  Übersetzung  einer  Auswahl  der  Predigten  des  Haimo 
gehandelt  und  bemerkt,  dafs  die  Auswahl  dieser  Predigten  nicht 
erst  vom  Übersetzer  gemacht,  sondern  bereits  in  einer  lateinischen 
Handschrift,  die  der  Sorbonne  angehörte  und  verloren  gegangen 
ist,  vorgelegen  hat. 

A.  a.  O.  hat  Professor  Suchier  auf  die  Unhaltbarkeit  der  An- 
sicht Bergers,  der  Verfasser  dieser  Homilien  sei  „Aymon  religieux 
de  Savigny,  mort  en  1175"  gewesen,  angesichts  der  Thatsache  liin- 
gewiesen,  dafs  dieselben  in  Münchener  Handschriften  aus  dem 
XL  Jahrh.  überliefert  sind. 

Es  ist  die  Aufgabe  der  vorliegenden  Arbeit ,  eine  Unter- 
suchnng  über  die  Vorlage  dieser  altlothringischen  Haimo-Über- 
setzung und  die  Behandlung  der  Vorlage  von  Seiten  des  Über- 
setzers anzustellen. 

Die  Arbeit  wurde  mir  durch  die  Güte  des  Herrn  Professor 
Suchier  ermcjglicht,  der  mir  die  von  ihm  angefertigte"  Abschrift  des 
oben    genannten  Manuskripts    freundlichst  zur  Benutzung    überliels. 

Es  möge  mir  gestattet  sein,  Herrn  Professor  Suchier  dafür  so- 
wie für  die  mannigfachen  Ratschläge,  die  er  mir  bei  meiner  Arbeit 
zu  Teil  werden  liefs,  auch  an  dieser  Stelle  meinen  Dank  auszu- 
sprechen. 

I.    Die  benutzten  Texte.' 
P)enutzt  wurden   folgende  5  Texte : 

I.  3  der  Königlichen  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München 
angchörige  Handschriften. 


'  Für  unseren  Zweck  waren  nicht  zu  verwerten : 

1.  Handschrift  No.  14030  der  Kgl.  Hof-  und  Slaatshibliothei;  zu  ^Slüii- 
chen,  die  nur  die  Pars  aestivalis  der  Trediglen  enthält. 

2.  D.  Haymonis  episcopi  Halhcrstattensis  Homeliac  in  Evangelia  donii- 
nicalia  per  totius  anni  circulum  etc.  Köln,  1531;  cd.  Ouentell.  Es  enthält 
die  dem  Haimo  Ilirsaugiensis  zugeschriebenen  Homilien,  die  früher  oft  mit 
den   Homilien   unseres  Haimo   verwechselt   wmd.n. 

/i-itHclir.  f.  lüiii.  l'liil.  XIV.  I 


2  J.  WIEPKECHT, 

a)  Ms.  No.  18227,  Pergamenthandschrift  in  Quart,  aus  dem 
Kloster  Tegernsee  stammend,  geschrieben  um  die  Mitte  des  ii.Jahrh. 
von  Ellinger,  Abt  von  Tegernsee.  (T).  'Die  Handschrift  enthält 
die  Stücke  2 — 8,  10 — 13  auf  den  Blättern  1591"  —  2\o^  in  fort- 
laufender Reihenfolge,  Stück  15  auf  den  Blättern  227r — 22gv,  Stück 
17   auf  den  Blättern  238'' — 2411'. 

b)  Ms.  No.  21536,  Pergamenthandschrift  in  Folio  aus  dem 
f^nde  des  11.  oder  dem  Anfang  des  12.  Jahrb.,  aus  dem  Kloster 
Weihenstephan  stammend.  (W).  Es  enthält  die  Stücke  im  ersten 
Bande  und  zwar  die  Stücke  i^ — 13  auf  den  Blättern  I53r  —  igiv  in 
fortlaufender  Reihenfolge,  die  Stücke  14.  15  auf  den  Blättern 
und   202V — 204V,  die  Stücke  16.  17   auf  den  Blättern   21  n' — 214V. 

c)  Ms.  No.  17087,  Pergamenthandschrift  in  Folio,  aus  dem 
Kloster  Scheftclarn  stammend ;  nur  wenig  jünger  als  das  vorher- 
gehende, vielleicht  noch  demselben  Jahrzehnt  angehörig  (S).  Es 
trägt  die  Bemerkung:  Soror  Irmengart  scripsit.  Enthält  die  Stücke 
I  — 13  auf  den  Blättern  157^' — igoi"  in  fortlaufender  Reihenfolge, 
die  Stücke  14.  15  auf  den  Blättern  2iov — 2i5r,  die  Stücke  16.  17 
auf  den  Blättern  220i'  —  222'^,  Stück  16  ist  durch  das  Fehlen  zweier 
Blätter  verstümmelt. 

Die  Handschrift  enhält  die  Stücke  in  derselben  Reihenfolge 
wie  die  vorige. 

2.    2  gedruckte  Ausgaben: 

a)  D.  Haymonis  Homiliarum  nunc  tertio  diligentissime  excu- 
sarura  Pars  Hyemalis.  Ex  officina  Eucharii  Cervicorni.  K()ln  1534. 
(H).     In   der  Vorrede  nennt  sicli   Hittorpius  als  Herausgeber. 

b)  die  Homilien  Haimos  in  der  Ausgabe  von  Migne,  Patro- 
logia  latina  Band  118,  der  die  Ausgabe  von  Johannes  Prael,  Köln 
1536  abdruckt.     (M). 


II.    Die  beiden   Redaktionen   der  lateinischen   Homilien- 
sammiung  des  Haimo. 

Nach  der  Anzahl  der  in  den  Sammlungen  der  lateinischen 
Homilien  des  Haimo  enthaltenen  Predigten  sind  2  Redaktionen 
(A  und  B)  derselben  zu   unterscheiden. 

Der  Redaktion  A  sind  diejenigen  Texte  zuzuweisen,  die  nicht 
sämtliche  in  der  altlothringischen  Übersetzung  (F)  wiedergebene 
Stücke  enthalten.     Es  sind  dies:  T,  H  und  M. 

Zur  Redaktion  B  sind  zu  rechnen  diejenigen  Texte,  in  denen 
sämtliche  1 7  Stücke  vorhanden  sind,  welche  F  aufweist :  W,  S  und 
die  lateinische  Vorlage  von  F,    die    wir    mit  V  bezeichnen    wollen. 

Die  Stücke,  die  den  Texten  T,  H  und  M  gemeinschaftlich 
fehlen,  sind    i.  Q.    14. 

Aufserdem  fehlt  in  T  Stück  16,  in  H  und  M  Stück  17. 

Bei  der  Redaktion  B  sind  die  Stücke  i.  9.  14  der  „Expositio 
Haiinonis  in   Epistolas  Pauli  (Migne,  Patrologia  latina  117,  882.  740. 


DIE  LAT.   HOMILIEN   DES  HAIMO  VON   HAI.BERSTADT.  3 

569)"  entnommen  und  den  Homilien  des  Ilaimo  eingefügt  und 
zwar  die  Stücke  i  und  14  mit  genauer  Wiedergabe  des  Textes, 
Stück  9  aber  in  freier  Bearbeitung  und  l'.rweiterung. 

]*',s  ist  anzunehmen ,  dafs  praktische  Gründe  die  Vermehrung 
der  Homihen  veranlafst  haben. 

Die  drei  hinzugefügten  Predigten  sind  für  wichtige  Tage  des 
Kirchenjahres  bestimmt  (so  g  für  den  Pahriensonntag,  14  für  den 
Donnerstag  vor  Ostern). 

Da  sich  nun  für  viele  andere  Sonntage  2,  ja  zuweilen  sogar 
3  Predigten  vorfinden ,  so  wird  der  Wunsch  rege  geworden  sein, 
auch   für  jene  wichtigen  Tage  mehrere  Predigten  zu  besitzen.' 

III.    Verhältnis  der  lateinischen  Texte  zu  einander. 

Aus  der  Vergleichung  der  beiden  gedruckten  Ausgaben  H  und 
M  ergiebt  sich,  dafs  die  Praelsche  Ausgabe,  die  in  ihrer  Vorrede 
keinerlei  Angaben  über  benutzte  Handschriften  oder  gedruckte 
Texte  der  Homilien  des  Haimo  enthält,  nichts  als  ein  mangel- 
hafter Nachdruck  der  Hittorpschen  Ausgabe  ist,  der  sich  von  dieser 
durch  nichts  Anderes  als  eine  grofse  Reihe  von  Entstellungen  und 
Auslassungen  unterscheidet. 

Migne  hat  die  Praelsche  Ausgabe  ohne  jede  Kritik  abdrucken 
lassen,  wie  die  hier  folgenden  Abweichungen  des  Textes  INI  vom 
Texte  H  in  der    11.  Predigt  beweisen: 

M  359  sed  quidem  leprosus  fuerat;  H  quia  pridem.  M  362 
impudentia  vinctus;  H  victus.  M  360  dicendum  est  autem  quia 
si  alii  discipuli  indignati  sunt ;  H  dicendum  est  autem  quia  si  alii 
discipuli  indignati  sunt,  causa  utique  pauperum  indignati  sunt. 
M  363  Expletis  solemniis  Paschae,  transit  Dominus  ad  sacra- 
menta  novi  Paschae  demonstranda ;  H  Expletis  solemniis  veteris 
Paschae.  M  366  Contristabatur  .  .  .,  his  causis  contristatur  Do- 
minus; H  contristabatur.  M  367  Ut  in  ore  duorum  vel  trium 
stet  orane  verbum ;  H  duorum  vel  trium  testium  (V.  Mos.  XIX  15). 
M  370  et  iterum  negavit  cum  juraraento;  H  negavit  eum  cum 
juramento.  M  371  et  illorum  qui  arguebant  et  illorum  qui 
arguebantur;  H  illius  qui  arguebatur.  M  371  primum  deductus 
est  ad  Annam,  deinde  ad  Caipham,  qui  principatum  inter  pontifices 
gerebant  eo  tempore;  H  gerebat  (cf.  Evang.  Joh.  XVIII  13). 
M  373  Memoriam  enim  Judaei  liberationis  suae  de  Aegypto  hanc 
habebant  consuetudinem;  H  Memores.  M  373  aut  pro  futurorum, 
vel  etiam  pro  cautela  aliorum;  H  pro  scienlia  futurorum.  M  373 
Non  est  mirura  Judaei  quiete  et  pace  carent;  II  si  Judaei. 
M  377  qui  i)raeterierunt  vitam;  H  viam.  Die  Ausgabe  H  ist,  wie 
Hittorr)  in  seiner  an  Andreas  Boelgen,  „Veteris  montis  Abbas", 
gerichteten  Vorrede  bemerkt,  mit  der  Beihülfe  des  Verlegers  Eu- 
charius  Cervicornus  auf  Grund  zweier  Handschriften  veranstaltet, 
deren  eine  dem  Abt  Boelgen,  die  andere  dem  Abt  Petrus  Drols- 
hagius    von   Heisterbach    angeh(')rte.      Er  bezeichnet    beide   als  „co- 

I* 


4  .1.  WIEPRECHT, 

dices  vetustissimi"  und  hebt  besonders  die  Ileisterbacher  Hand- 
schrift als  „Codex  niirae  vetustatis"  rühmend  hervor.  Ül)er  seine 
Thätigkeit  bei  der  Herausgabe  spricht  er  sich  in  dieser  Weise  aus: 
„In  qua  re,  nc  mea  negügentia  quisquam  impediretur,  nee 
labori ,  nee  impensis  peperci ,  donec  bonis  auibus ,  quantum 
licuit    citissime    in    lucem    euolaret:    sie    meo    officio    satis     factum 

existimans, Huic     conatui    etiam    id    calcar    addidit ,    quod 

uidebam  studiosis  quibusque ,  ut  caetera  Haymonis ,  ita  hoc  opus 
maxime  gratum  fore:  ....  Caeterum  cum  in  plerisque  locis  opus 
oftenderim  ordine  perturbatum ,  in  plerisque  membrls  mutilum. 
ac  lacerum ,  in  Omnibus  fere  orthographiae  maculis  conspersum, 
intricatis  inuolutum  iuncturis,  uersibus  aut  male  conjunctis,  aut  per- 
peram  diuisis,  tradidi  opus  ipsum  Euchario  fideli  typographo,  ea 
cura  castigandum,  qua  solet  in  similibus  rationem  habere  nominis 
sui.  nie  ....  non  conquieuit ,  donec  opera  et  diligentia  fretus 
humani  cuiusdam  iuxta  ac  docti  uiri  I^.  Johannis  Canther,  tandem 
nancisceretur  exemplar  mirae  vetustatis  a  uenerando  patre  D.  Petro 
Drolshagio  abbate  in  Heysterbach ,  cujus  collatione ,  cum  esset  a 
mendis  sat  repurgatum,  facile  restituit,  quod  in  tuo  desiderabatur." 
Am  Schlufs  seiner  Vorrede  bemerkt  er:  „quicquid  ubiuis  fragmen- 
torum  huius  uiri  in  antiquis  homiliarum  collectaneis  reperitur,  per 
omnia  nobiscum  consonat.  Consonant  decem  illae  homiliae  ex 
ueteri  quodam  Parisiensi  codice."  Man  mufs  sagen,  dafs  die  Aus- 
gabe Hittorps  den  Erwartungen,  die  man  nach  den  Worten  der 
Vorrede  an  sie  knüpfen  kann,  vollständig  entspricht:  Wir  haben 
hier  einen  sehr  guten  Text,  der  nur  wenig  Fehler  aufweist. 

Fehler  in  H  (M). 
M  331,  H  sed  nee  ingratus  Dominus  beneficium  suae  prae- 
dicationis  subtrahit ;  TWS  ingratis;  (F  gr  Mais  ne  sostrait  mie  fioslre 
sires  lo  henefice  de  son  pretche?7ieiii .  nes  a  ceos  ki  greit  ne  l'eti  savoietit). 
M  347,  H  secundum  Mariam  dixi  parentes  non  secundum  virile 
seraen;  TWS  duxit.  (Von  Maria  vorher  nichts  erwähnt);  (F  25r 
Pareni  di  ju  selonc  la  btenav?-eü  Marie).  M  347,  H  Temporalia 
perdere  noluerunt  et  vitam  aeternam  non  cognoverunt;  TWS 
cogitaverunt;  (F  25V  et  a  la  vie  permenant  ne  pensutti  mies).  M  353, 
11  Mons  Oliveti  non  longe  ab  Hierusalem  distat,  sicut  in  libro 
Antiquorum  invenimus;  TWS  in  libris;  (F  39V  si  cum  nos  trovons 
ens  livres  des  anciens).  M  387,  H  Non  aequalis  factus  Divinitati,  sed 
conscius  aeternitati;  TWS  consocius  aeternitati ;  (P"  75r  mais 
conpanz  en  Pelerniieit).  M  388,  H  De  tali  quippe  hora  Dominus 
se  ministrum  facere  et  appellare  dignatus  est;  TWS  de  tali  quippe 
opere;  (F  75V  de  teil  oyvre).  M  388,  H  Nam  his  verbis  ab  infirnii- 
tate  nostra  rapuit  nos  ad  infirmitatera  suam;  TWS  ad  fumi- 
tatem  suam;  (F  76r  a  la  seie  fartneit).  M  394,  H  Sunt  quidem 
multa  ejus  genera,  sed  in  Omnibus  herbae  praebent  indicium, 
quod  preciosius  est;  TWS  .  .  .  sed  omnia  herbae,  praeter  in- 
dicum,  quod  preciosius  est;    (F  82r  Maitites    inanieres  voirement  sunt 


DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON  HALBERSIADT.  5 

/urbis  fors  k'cn  fnde  .  />•(■  p/us  est  precioiis).  I\I  381,  H  vcnit  ipse  Filius 
Dci,  per  quem  creatus  est,  Bethaniam  ad  liberandum;  TVVS  ad 
liberandum  Lazarum;  (F  68v  vinl  davaiü  seix  jors  de  paskes  li  filz  den 
en  Bethanie  por  Ini  delivrer  per  cui  il  estoü  creez  sie!).  M  359,  U 
proprio  filio  suo  non  pepercit  Deus,  sed  pro  omnibus  tradidit  illum 
TWS  pro  nobis  omnibus  (R(")m.  VIII  ^2)\  (F  44V  anz  lo  Irait  por 
noz  toz).  I\I  359,  H  qui  dicitur ;  TWS  dicebatur  (Alatth.  XVI  3). 
(F  45r  ki  avoit  iiiim  Gjv/üs).  M  361,  H  et  quod  hoc  fecit  in  me- 
moriam  ejus;  TWS  quod  haec  fecit;  (F  47r  ke  ccste  at  fait).  M 
365,  Ti  Non  autem  frustra  in  monte  aliquando  orabat  et  aliquando 
in  valle:  In  monte  etenim  orat;  TWS  non  autem  frustra  in  monte 
orat;  (F  51V  Et  nc  mies  por  niani  oret  a  hl  fie/'e  nostrc  sires  cl  mont\ 
,AI  367,  H  Surgite,  eamus.  Ecce  appropincjuab  it  qui  me  tradet); 
TWS  appropinquavit  (Matth.  XXVI  46);  (F  53V  Cil  aprocheret  ki 
ine  traieret).  M  36g,  H  Petrus  autem  sequebatur  a  longe;  TWS 
eum  sequebatur  (Matth.  XXVI  58);  (F  55V  Et  Pieres  lo  sevoit  a  fonz). 
INI  369,  H  Sed  falsus  testis  est  qui  verba  alio  sensu  interpretatur; 
TWS  qui  verba  aliorum  aHo  sensu  interpretatur;  (F  56r  Mais  /als 
tesmonz  est  ki  altrtii  paroles  mat  cn  nitre  sen).  M  370,  H  Alii 
autem  pahnas  in  faciem  ei  dederunt;  TWS  in  faciem  ejus  (Matth. 
XXVI  67);  (F  57r  lo  battoient  a  facieies).  M37i,H  et  vinctum 
duxerunt  eum;  TWS  adduxerunt  eum  (Matth.  XXVII  2);  (F  58r 
.SV  Panwncrent  loicit).  M  379,  LI  F^t  multa  corpora  sanctorum  ([uae 
dormierant  surrexerunt;  TWS  qui  dormierant  (Matth.  XXVIl  52); 
(F  65V  Et  maint  saint  cors  ki  estoient  endormit  releverent).  Da  der 
Text  H  (M)  weder  mit  einem  der  Texte  TWS  noch  mit  dem  über- 
einstimmenden Text  von  TWS  Fehler  gemeinschaftlich  hat ,  so 
ergiebt  sich,  dafs  der  in  H  (M)  vorliegende  Text  auf  Handschriften 
z.urücUgeht,  die  einer  anderen  Klasse  der  Überlieferung  angehören 
als  TWS. 

Die  Texte  TWS,  die  nur  wenig  von  einander  alnveichen ,  er- 
weisen sich  durch  eine  Anzahl  gemeinschaftlicher  Fehler  als  mit 
einander  verwandt. 

Gemeinschaftliche  Fehler  in  TWS. 
TWS  Non  admonet  ergo  Dominus  sui  gloriam  corporis, 
qua»;  tunc  temporis  non  erat,  sed  potius  spiritualem  vigiliam  mentis; 
M  366,  H  vigiliam  corporis;  (F  52r  Xes  soinont  mies  nosire  sires 
veillier  per  cors).  TWS  Verumtamcn  dico  vobis,  id  est  ab  hac  hora 
sive  tempore  meae  passionis  videbitis  id  est  intelligetis  et  cre- 
ditis;  M  370,  H  Verumtamen  dico  vobis,  amodo,  id  est  ab  hac 
hora  sive  tempore  meae  passionis  videbitis  id  est  intellegetis  et 
credetis ;  (F  56V  Mais  totevoies  vos  di  .  ke  /res  or  en  avant .  c'est  des 
ceste  höre .  ou  des  lo  lenz  de  ma  passion  veiroiz  .  c'est  entenderoiz  et  croi- 
roiz  lo  fil).  TWS  quando  ad  vesperara  immolabatur;  M  361,  M 
agnus  immolabatur;  (F  47V  tjuant  om  sacrifinnd  l'uiguel  a  vespre). 
TWS  (juia  primum  dicebat  significativum  Pascha  consummari  ac 
deinceps  Pascha    verum    induci;    .M  363,  II    (|uia    primum  decebal ;    . 


6  J.  WIEPRECHT, 

(F  49V  /■'//  covenoit  primiers).  TWS  ubi  reorum  capita  clcLrun- 
cabuntur;  M  376,  H  detruncabantur.  TWS  cum  servatores  ser- 
nionum  tuorum  Abrahae  et  prophetis  praesumis;  M  333,  H  prae- 
ferre  praesumis ;  (F  1 1  r  quant  tu  oses  preisier  les  vvardeors  de  /es 
paroles  davant  Abraham  et  les  prophetes).  TWS  cum  Dominus  in 
cruce  pependisset  et  jam  spiritum  amisisset;  M  354,  H  emisisset ; 
(F  40r  ei  il  ot  reudtiif  l'espir).  TWS  sed  composito  nomine  fit 
Osanna  per  interjectionem  unius  vocalis  de  medio ;  M  357,  H 
per  elisionem  unius  vocalis  (F  43V  fehlend).  TWS  non  solum  de 
radice  confectum  verum  etiam  quod  preciosius  esset;  M  3Q4,  \\ 
quo  pretiosius  esset;  (F  8iv  por  ceu  ke  plus  preciols  ftisi).  TWS 
visibiliter  premat  dentibus  sacramentum  corporis  et  sanguinis  Christi, 
sed  magis  tanti  regis  sacramentum...  M  349,  H  tantae  rei. 
(F  27V  lo  sacrement  de  si  graut  cJiose).  TWS  Ego  itaque  humi- 
liatus  vivo  propter  patrem,  ille  relictus  vivit  propter  me;  M  34g, 
H  rectus;  (F  28r  eil  est  droiz  .  se  vit  por  mi).  TWS  et  furorem 
sceleratorum  latendo  potius  devitarent;  M  348,  H  potius  devitarent, 
quam  se  ostendendo  magis  accenderent;  (F  2  6v  et  il  se  vvardent  de 
la  forsennerie  de  la  male  gent  repoiiant).  TWS  hie  est  enim  sanguis 
novi  testamenti;  M  364,  H  sanguis  meus  novi  testamenti  (Matth. 
XXVI  28);  (F  50r  eist  est  li  sans  del  novel  testament).  TWS  tertio 
tradidit  eum  Judas,  Judaei  tradiderunt  eum  Pilato;  M  359,  H 
tertio  tradidit  eum  Judas  Judaeis,  Judaei  tradiderunt  eum  Pilato ; 
(F  44V  Tieree  foiz  lo  trait  Judas  as  Geus).  TWS  accessit  ad  eum 
mulier  habens  alabastrum  unguenti ;  INI  359,  H  unguenti  pretiosi 
(Matth.  XXVI  7);  F  45V  /■/  avoit  alabaistre  d'oignement).  TWS  quid 
molesti  estis  muH  er  i?,  M  360,  H  huic  mulieri  (F  46r  de  eeste 
femme?)  (Matth.  XXVI  7).  TWS  ubicunque  praedicatum  fuerit 
Flvangelium  istud  in  Universum  mundum;  M  395,  H  in  uni- 
verso  mundo  (cf.  Marc.  XIV  9).  TWS  cum  esset  Bethania;  M  393, 
H  Bethaniae.  TWS  nemini  licebat  nisi  potentem  et  divitem 
ad  praesidem  introire;  M  379,  H  nisi  potenti  et  diviti.  TWS  in- 
ientes  consilium ;  M  359,  H  ineuntes  consilium.  TWS  redi- 
merat;  M  369,  H  redemerat.  TWS  Numquid  potestatem  non  ha- 
bemus  circumducendo  sorores  nostras ;  M  37g,  H  circumducendi 
(cf.  I.  Corinth.  IX  2).  TWS  factus  oboediens  usque  ad  signum 
crucis;  M  34g,  H  usque  ad  lignum  crucis;  (F  28r  devint  obediens 
de  ci  al  sigtie  de  la  croix).  Von  den  Texten  TWS  gehen  W  und 
S  auf  dieselbe  Vorlage  zurück.  Beide  haben  dieselbe  Anlage 
und  denselben  Text.  Die  Abweichungen  beider  Texte  sind  un- 
bedeutend und  an  Zahl  sehr  gering.  So  sind  in  den  Stücken  6, 
7,    10,    II    nur  die  folgenden  enthalten: 

S  surget  Christus;  W  resurget  Christus.  W  excusant  quidam 
Petrum  apostolum ,  quod  non  negaverit  Christum  dominum  sed 
potius  hominem ;  S  fehlend.  W  Pontio  Pilato ;  S  Pontio  Pilato  prae- 
sidi.  W  quia  sicut  dixi ;  S  quia  sicut  dixit.  W  de  solio  caelo ; 
S  de  solio  suo.  Die  enge  Zusammengehörigkeit  der  Hss.  W  und  S 
wird  weiterhin  bestätigt  durch   eine  Iveihe  gemeinschaftlicher  Fehler. 


DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON  HALBERSIADT.  7 

Geineinschaflliclie  Fehler  in  W  und  S. 
WS  Num  lex  vestra  judicet  horainera,  nisi  audieril  ab  ipsa 
prius;  M  346,  T  ab  ipso  prius  (cf.  Ev.  Johannes  VII  51);  (F  25r 
s'ü/e  ne  Vot  primiers  de  lui).  WS  quem  Christus  consiluit  nee 
aperte  ostendit.  M  352,  T  non  siluit ;  F  30V  de  cui  Criz  jie  sc 
taut  mies).  WS  dixit  unus  ex  discipulis  suis;  M  383,  T  ejus. 
WS  Polens  est  nos  Dominus  de  Camino  ignis  ardentis  et  de 
manibus  tuis  o  rex  liberare.  —  et  si  in  animo  morerentur; 
M  332  T  et  si  in  Camino  morerentur  (F  lov  Et  s'i7  fussent  morl 
t'ti  la  fornaise).  WS  facis  mirabilia  et  abscondis  te;  M  340, 
T  sed  abscondite ;  (F  i8v  faiz  merveilles  7nais  en  repost).  WS  ut 
discipuli  tui  videant;  M  340,  T  videant  opera  tua,  quae  facis; 
(F  i8r  porceu  ke  tei  disciple  voient  assi  tes  oyvres).  WS  Respectus  Do- 
mini misericordiam  illius  designat,  qua  Petrum  dubitantem  respexit 
et  in  fide  confirmabit;  M  371  confirmabat;  T  confirmavit ;  (F  57V 
et  il  lo  comfarmeit  en  foit).  WS  per  significationem  enim  illum 
Jhesum  in  munda  syndone  involvit ;  M  380  ille  Jesura;  T  Domi- 
num Jhesum  ;  (F  67r  Pe?-  significhance  envolopet  eil  Jhesum  en  mit 
linge).  WS  de  quorum  pretio;  M  361,!'  decorum  pretium ; 
(F  47r  bei/  preis).  WS  quia  ego ;  M  370,  T  quia  ego  süm;  (F  56r 
ke  jel  sois).  WS  in  montem  educto  OHvarum ;  M  399,  T  educit; 
(F  87r  moinet).  WS  Deus  in  noraine  tuo  salvum  me  fac;  M  330,  T 
...  et  in  virtute  tua  judica  me  (F  8v  et  en  ta  vertuit  me  Juge).  WS 
si  sermo  Dei  factus  est  ad  homines;  M  345,  T  .  .  .  ipsum  verbum 
Dei  quidem  apud  Deum  quomodo  non  est  Deus?  Si  per  sermonem 
Dei  tiunt  homines;  (F  23V  Se  li  parole  deu  fut  faite  as  hommes  . 
ensi  k'il  fussent  deu  apeleit .  li  parole  mismes  deu  .  qui  est  eii  aiers  deu  . 
coment  71  est  deus?  Se  per  la  parole  deu  sunt  devenuit  li  homnic  deu). 
WS  nee  ea  tantum  pertinent  ad  corporalia ;  M  388,  T  .  .  .  quae 
ad  misericordiam  pertinent  corporalem;  (F  75V  k'a  corporel  pitiet 
apartienent).  WS  Heli.  Heli.  Lamazaptani;  M  378  Eli.  Eli. 
Larama  sabachthani ;  T  Heli.  Heli.  Lama  zeptani ;  (F  64V  Hely 
hely  lamazabaclani).  Wie  wir  in  W  und  S  eine  Anzahl  gemein- 
schaftlicher Fehler  konstatieren  konnten,  die  T  nicht  aufweist,  so 
konnten  wir  auch  in  T  eine ,  allerdings  nicht  grofse  Zahl  von 
Fehlern  notieren,  die  sich  in  den  anderen  Texten  nicht  finden. 
Wir  müssen  daher  zwar  T  W  S  einer  Klasse  der  Überlieferung 
auf  Grund  der  gemeinschaftlichen  Fehler  in  TWS  zuteilen,  aber 
T  zu  einem  Zweige,  W  und  S  zu  einem  anderen  Zweige  dieser 
Klasse  rechnen. 

Fehler  in  T. 
T  novissirao  festivitatis  illius  diei;  INI  337  WS  die;  (F  15V  al 
düirien  jor  de  ceste  feste).  T  Postquam  coenavit  dedit  eis  panem 
et  vinum  in  mysterio  videlicet  corporis  et  sanguinis,  eins;  M  363 
W  .S  corporis  et  sanguiiu's  sui.  T  ijui  inebriantur,  nocte  ine- 
briabuntur;  M  365  WS  nocte  inebriantur;  (F  5ir  per  noit 
devienent  j'vre).       T    recedant    a     ridc     Christi     i-l    loganlur,     illum 


8  J.  WIEPRECHT, 

necare;  M  367  WS  illum  negare;  (F  53r  c/  k'il  nes  covigiiet  hii 
renoier).  T  cum  juraraento;  M  370  WS  cum  juramento  quia  non 
novi  hotninem ;  {F  57r  Gl  desnoieit  davaiit  toz  et  se  dist  Ne  jii 
sai).  T  in  futuro  regnat  cum  Christo;  M  388  WS  in  futuro  sae- 
culo;  (F  75V  en  l'aire  seul").  T  Et  ex  simplici  scri  p tu ra  Domini 
ambitio  divitum  condemnatur,  qui  nee  in  tumulis  possunt  carere 
divitiis ;  i\lWS  ex  simplici  sepultura;  (F  logr  de  la  simple  sepul- 
iure  nostre  signor  est  cotidempeie).  T  digni  visioni;  M  37g  WS 
digni  visione.  T  misit  ad  Hierusalem,  M  354  WS  misit  Hieru- 
salem.  T  monumentum  quod  exciderat  de  petra ;  M  380  WS  in 
petra  (Alatth.  XXVII  60).  T  me  au'em  semper  non  habetis;  M  360 
WS  habebitis  (Matth.  XXVI  11);  (F  46V  ?nats  moi  naveroiz  vos  mies). 
Für  die  gute  Überlieferung  des  Textes  in  T  W  S  haben  wir 
2  Indicien: 

1.  Die  geringe  Anzahl  der  Fehler  in  diesen  Texten. 

2.  Die  wenigen  Abweichungen  der  Texte  T  W  S  von  einander, 
trotzdem  die  Texte  T  und  W  S  zwei  verschiedenen  Redaktionen 
angehören,  einem  Umstände  aus  dem  sich  schliefsen  läfst,  dafs  der 
Text  in  TWS  in  einer  Gestalt  erhalten,  wie  er  vor  der  Veran- 
staltung der  Redaktion  B  vorhanden  gewesen. 

Die  Vorlage  V. 
Da  die  altlothringische  Haimo-Übersetzung  an  den  Stellen,  wo 
die  lateinischen  Texte  Varianten  zeigen,  teils  die  Lesart  von  II 
(M),  teils  die  von  TWS  wiedergiebt  und,  mit  Ausnahme  von  4 
Stellen ,  keinen  der  Fehler,  die  in  den  lateinischen  Texten  ent- 
halten sind,  gleichfalls  aufweist,  so  mufs  der  Text  V 

1.  ein  sehr  guter  gewesen  sein, 

2.  einer  Klasse  der  Überlieferung  angehört  haben,  die  eine 
Mittelstellung  zwischen  den  Klassen  der  Texte  H  (M)  und  TWS 
einnimmt.  Aus  den  Texten  H  (M)  einerseits  und  TWS  anderer- 
seits läfst  sich  die  Gestalt  der  Vorlage  unter  Zugrundelegung  der 
Übersetzung  leicht  rekonstruieren. 

Varianten  der  Texte  H  (M)  und  TWS  und  die  bezügl. 
Übereinstimmungen  in  F. 

Zum  Beweise  für  die  Angabe,  dafs  an  den  Stellen,  wo  H  (INI) 
und  TWS  Varianten  zeigen,  F  teils  die  Lesart  von  H  (M),  teils 
die  von  TWS  wiedergiebt,  führen  wir  hier  die  bedeutenderen  Ab- 
weichungen von  H  (i\l)  und  TWS  im  Stücke  11,  das  die  relativ 
meisten  x\bweichungen  enthält,  an  mit  Hinzufügung  der  entspre- 
chenden Stellen  in  F. 

M  359  debuerant  se  praeparare,  TWS  debuerant  cultum  prae- 
parare,  F  45r  se  dovoient  atorneir.  M  35g  recte  exsequendum  putabat 
evangelista,  TWS  Recapitulat  evangelista ,  F  45r  Li  ewangelistes 
recontet.  M  364  sanguis  hircorum  et  vitulorum,  TWS  sanguis  hir- 
corum  et  taurorum,  F  50r  //  suiis  des  bös  et  des  toreis.  M  365  qui 
requircnt  eum,  TWS  qui  requirunt  cum,  F  50V  ki  lo  rcqtäereiit.    INI  365 


DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON  HALBERSl ADT.  g 

l'A  vitientes  eum  adoraverunt,  TWS  et  viclentcs  cum  adoraveriinl, 
quidam  autem  dubitaverunt,  F  51V  d  qiiant  il  lo  virenl  se  Vaorereni, 
»Ulis  li  alqiuint  doiierent.  M  365  In  monte  etenim  orat,  ut  tempore 
humilitatis  nostrae,  TWS  In  monte  etenim  orat,  ut  nos  ea  quae  coe- 
lestia  sunt,  petere  debere  insinuet.  In  valle  autem  orat  ut  tempore 
orationis  nostrae,  F  51V  orel  a  la  fieie  twstre  sires  el  monl  .  porceii  k'il 
nos  e nsaig tiet  a  qicerre  /es  celestials  choses  .  et  en  valleie  orel  .  por  ceii 
k'il  nos  ensaignet  quanl  nos  orons.  M  367  signa  magicis  artibus 
patrasse,  TWS  signa,  quae  fecerat,  magicis  artibus  patrasse,  F  53V 
oust  fait  les  mirades  Wil  ai'oit  fait  per  enchanlerie.  M  367  in  hora 
passionis  suae,  TWS  in  hora  comprehensionis  suae,  F  53V  qiianl 
oin  lo  penroit.  M  369  stultum  est  ergo,  cum  gladiis  me  quaerere, 
TWS  stultum  est  ergo,  cum  armis  me  quaerere,  F  55r  Porceii  est 
fole  chose  de  moi  querre  a  armes.  M  36g  Uli  dixerunt,  TWS  illi  enira 
dixerunt,  F  56r  car  eil  dissent.  M  370  vestimenta  sua  scinderent, 
ut  ex  scissione  vestimentorum  dolorem  cordis  ostenderent,  TWS 
vestimenta  sua  scinderent,  ut  ex  significatione  vestimentonim  dolorem 
cordis  ostenderent,  F  56V  se  trenchievent  lor  vesttire  por  ceu  ke  per 
ceu  mostressent  la  dolor  de  lor  euer.  M  370  iterum  negavit  eum, 
TWS  iterum  negavit,  F  57r  Cil  desnoieit.  M  371  Et  hoc  notandum 
est  quia  gallo  cantante  Petrus  ad  poenitentiam  redit  quia  videlicet 
cjuando  per  negligentiam  corporis  delinquimus,  TWS  Et  hoc  no- 
tandum est  quia  gallo  cantante  Petrus  ad  poenitantiam  rodiit  quia 
videlicet,  qui  per  negligentiam  corporis  delinquimus,  F  58r  A7  ctu 
fait  a  notteir  .  ke  quant  li  jas  chatiteit  .  sainz  Pieres  repaireit  a  peni- 
tence  .  por  ceu  ke  7ios  ki  per  negli*^ence  de  perice  avons  pechiet.  M  371 
laboraverunt,  T  W  S  vigilaverunt,  Y  ^^\  veillerent.  M  372  quid  mer- 
uerunt  qui  discipulum  ad  traditionem  sanguinis  magistri  provo- 
caverunt?,  TWS  quanto  magis  illi  peccaverunt  qui  sanguinem  justum 
emerunt  et  discipulum  ad  traditionem  sanguinis  magistri  provoca- 
verunt,  F  58V  cum  plus  ptcherent  eil,  ki  lo  juste  sanc  achater cnt  .  et 
lo  disciple  provocherent  de  vendre  lo  sanc  de  son  ?uaistre?  M  373  (quia 
non  suo  arbitrio)  eum  morti  adjudicabat,  TWS  eum  adjudicabat, 
F  58V  por  ceu  k'il  nel  jugievet  mies.  M  374  Si  autem  legatur  per 
unum  r  et  per  duo  bb,  TWS  Si  autem  legatur  per  unum  r,  F  6ov 
l\[ais  s'om  lo  leist  per  une  sole  r.  M  375  quod  prim.o  homini  dictum 
est,  TWS  quod  primo  parenti  dictum  est,  F  61  v  k\il  primier  peire 
avoit  esteit  dite.  M  375  Ut  faciat  opus  suum  alienum  est  opus  ejus  ut 
operetur  opus  suum,  peregrinum  est  opus  ejus  ab  eo,  TWS  Ut  faciat 
opus  suum  peregrinum  opus  ab  co,  F  bzx  kar  porceu  kil  ovrest  son 
qyvre  estrainge  est  son  oyvre  de  lui.  M  375  Unde  bene  Cyrenaeus  fuisse 
dicitur,  TWS  Unde  bene  Cyrenaeus  legitur  fuisse,  Y  Ö2v  Dont  otn  leist 
bien  k'il  fut  Cireneus.  I\I  376  vel  ubi  abundavit  delictum,  TWS  vel 
ubi  abundavit  peccatum,  F  tlv  Du  lai  ou  habondet  pechiez.  M  376 
Et  dederunt  et  bibere  vinum,  TWS  Et  dederunl  ei  vinura,  F  63r 
■SV  li  donerent  vin  boivre.  M  377  vel  arctioris  vitae,  TWS  vel  altioris 
vitae,  F  63V  ou  plus  estroile  vie.  M  377  sed  cjuia  alios  salvos  fecit, 
TWS  sed   cjiii   alios  salvos   fecit,    V  t\x   mais   ki  Ics  altres  at  fait  sals. 


lO  J.  WIEPRECHT, 

M  380  In  cujus  aquilonari  i)arle,  TWS  lu  cujus  acquilonari  lalcre, 
F  öyr  En  la  pailic  ki  est  vers  Ardainc.  M  380  quod  furto  mulierum 
vel  discipulorum  sublatum  fuisset  corpus  Jesu,  TWS  quod  furto 
mulieris  vel  discipulorum  sublatum  fuisset  corpus  Domini,  F  öjr  kc 
les  femmes  01/  li  disciplc  aussent  embleit  lo  cors  nostre  signor.  Wit> 
aus  den  Beispielen  von  Textverschiedenheit  zwischen  M  (H)  und 
den  Handschriften  TWS  hervorgeht,  bei  denen  F  meist  der  Lesart 
von  TWS  folgt,  läfst  sich  aus  M  (H)  allein  kein  klares  Bild  der 
Vorlage  V  gewinnen.  Da  TWS  in  der  Lesart  meist  mit  F  über- 
einstimmen, so  sind  sie   für  uns  von  grofsem   Werte. 

Bei  der  Vergleichung  von  F  mit  dem  lateinischen  Texte,  die 
zur  Aufsuchung  der  Abweichungen  beider  angestellt  wurde  und 
deren  Resultate  das  nächste  Kapitel  enthält,  sind  infolgedessen 
nicht  nur  H  und  M  benutzt,  sonderi\  auch  TWS  herangezogen 
worden. 

IV.    Abvveichungen  der  altlothringischen   Haimo-Über- 
setzung  von  ihrer  Vorlage. 

Der  altlütliringische  Übersetzer  der  Homilien  des  Haimo  hat 
bei  seiner  Arbeit  den  Text  der  Vorlage  im  Allgemeinen  unan- 
getastet gelassen  und  in  möglichst  genauer  Weise  wiederzugeben 
versucht. 

Das  letztere  tritt  namentlich  bei  der  Wiedergabe  der  einzelnen 
Worte  hervor,  die  häufig  mehr  eine  künstliche  Umbildung  der  latei- 
nischen Worte  zu  französischen  als  Übersetzung  der  betreffenden 
Worte  ist. 

Ja,  es  findet  sich  sogar  an  einzelnen  Stellen  eine  wörtliche 
Übersetzung  vor,  wo  der  Übersetzer,  um  logisch  zu  verfahren,  den 
Text  hätte  ändern  müssen: 

M  365  Scandalon  enim  graece,  latine  dicitur  offensio  sive 
impactio  pedum,  F  5 1  r  Escaiidle  eu  Greu  .  en  Laiin  dist  om  corroz 
.  ou  ahurtemenl  de  piez.  Von  eigentlichen  Fehlern  ist  die  Über- 
setzung fast  vollständig  frei. 

Als  Fehler  enthaltende  Stellen  seien  angeführt: 

^^  373  Memores  enim  Judaei  liberationis  suae  de  Aegypto, 
hanc  habebant  consuetudinem  ut  in  die  festo  unum  vinctum  a 
morte  eriperent  in  memoriam  suae  liberationis  de  Aegypto;  Y  6or 
Li  Geil  remenbrant  de  tor  delivrement  d' Egipte,  avoient  ceste  costume 
k^il  delivrevent  a  jor  de  feste  un  prison  de  mort  .  en  la  reinenbrance  de 
son  delivrement  quant  il  furent  delivreit  d'Egipte.  M  374  sed  quia 
rebellionis  crimen  mihi  contra  Caesarem  impingitur,  vos  videritis, 
F  6ir  ceu  vairoiz  vos  (Matth.  XXVII  24). 

Das  zugesetzte  ceti  in  F  beweist,  dafs  der  Übersetzer  die 
Worte  vos  videritis  unrichtig  aufgefafst  hat. 

M  356  Discite  a  me;  F  4ir  Aprenneiz  a  moi. 

Bei  einigen  Stellen  mufs  es  dahingestellt  bleiben,  ob  man  es 
mit  Fehlern  und  Ungenauigkeiten  der  Übersetzung  oder  der  Vor- 
lage zu  thun  hat : 


DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON   HALBEKSTADT.  I  I 

IM  339  Alabastrum  genus  est  marmoris  pretiosi,  variis  colo- 
ribus  intertincti,  quod  ferunt  medici  Optimum  esse  ad  unguenta 
incorrupta  servanda;  F  45r  dont  li  Gen  dient  k'il  est  molt  boens  por 
oignemenz  Twardeir  ke  neu  enpeireiit.  M  374  abba  liebraicc;  F  6ov 
(irba    en  Hebreu. 

Als  in  gewisser  Beziehung  zu  den  Ungenauigkeiten  der  Über- 
setzung gehörend,  kann  hier  angeführt  werden : 

Wiedergabe  lateinischer  Worte  durch  franz()sische,  deren  Be- 
griff weiter  als  der   Hegril'f  jener  ist  und   umgekehrt. 

M — (W  i64d)  persequenliura,  F  ^2v  des  a7iemins.  M  367  per- 
secutorura,  F  53r  de  la  male  gent.  M  365  hymnum  Deo  canamus, 
F  50V  rettdotis  graice  a  den.  M  364  Caerimonias,  F  50V  offrandes. 
M  383  corpus  raeum  tangere  non  potuit,  F7ir  ne  poreit  oindre 
iiion  cors.  M  397  venit  cum  duodecim,  F  84V  s'asembJeit  avoc  les 
doze.  M  397  facti  sui,  F  84V  de  son  pechiet.  Von  sonstigen  Ab- 
weichungen, die  als  Ungenauigkeiten  bezeichnet  werden  können, 
ist  die  Übersetzung  auch  an  den  schwierigeren  Stellen   frei. 

Dieser  Umstand  gereicht  als  Beweis  von  Sprachkenntnis  und 
Aufmerksamkeit  des  Übersetzers  bei  seiner  Arbeit  diesem  allerdings 
zum  Lobe,  ist  aber  auch  zum  Teil  auf  den  engen  Anschlufs  der 
Übersetzung  an  ihre  Vorlage  und  den  sehr  klaren  Stil  des  latei- 
nischen Textes  zurückführen. 

Änderungen. 
So  sehr  sich  der  Übersetzer  im  Allgemeinen  an  den  Text 
seiner  Vorlage  hält  ,  hat  er  doch ,  offenbar  aus  Rücksichtnahme 
auf  den  Bildungszustand  des  Laienpublikums  seiner  Zeit,  in  einer 
grofsen  Anzahl  von  Fällen  teils  gröfsere,  teils  geringere  Änderungen 
vorgenommen. 

A.    Änderungen  in  bezug  auf  den  Inhalt. 
I.    Hinzufiifjungen. 

I.    bei  Bibelcitaten. 

Der  Verfasser  der  Homilien  pflegt  von  den  Kapiteln  der  Evan- 
gelien, die  er  seinen  Predigten  zu  Grunde  legt,  nur  die  Verse  zu 
eitleren,  über  die  er  sich  in  der  .'Auslegung  weiter  verbreitet.  Der 
Übersetzer  begnügt  sich  damit  nicht,  sondern  fügt  häufig  die 
zwischen  zwei  Citatcn  ausgelassenen  Verse  hinzu.  Die  Hinzu- 
fügung von  Bibelversen  tritt  besonders  im  Stücke  XI,  das  von  der 
Passion  Christi  handelt,  hervor. 

M  369  Novissime  autem  venerunt  duo  falsi  testes,  F  55V  FA  li 
princes  des  presies  et  toz  li  conciles  <]uaroient  fals  tesmoignaige  encontre 
Jhestim  .  porceu  Uil  lo  livressent  a  ?noil.  Se  n'en  irovercnt  mies  .  ja  soit 
cell  qiic  maint  fals  tesmon  i  venissent.  A  dairiens  vinrent  diii  fals 
tesmon.  M  370  f.  Et  iterum  negavit  cum  juramento,  quia  non  novi 
hominem,  F  57r  f.  Cil  desnoieit  davant  toz  et  se  dist  Ne  jti  sai  .  ne  ja 
nentent  ceii  kc  tu  dis.  Si  usseit  fuers  davant  la  cort  .  se  chanleit  li 
jas.      La  pai  ii.v  t/idiiit  une  altyr  aneete  fat  veiit  .  se  dist  a  ceos    ki  lai 


12  J.  WIEPRECHT, 

entor  csleivenl  .  car  eist  est  de  ceos.  Lo  parax  nn  pctit  apres  dissent  a 
Pieron  eil  ki  lai  esteivent  vraienicnt  tu  es  de  ceos  .  car  tu  es  assi  Ga- 
lileus.  Et  eil  eneomencet  exeommunier  et  jurier  .  ke  ju  ne  sai  ke  eist 
hom  soit  ke  vos  dites.  Maintenaiit  lo  parax  chaftteit  li  Jas.  M  37g 
Inter  quas  erat  Maria  Magdalena,  F  66r  Entre  les  quels  estoit  Marie 
3Iagdalcne  .  et  Marie  li  vieire  Jaeobi  et  Joseph  .  et  li'  meire  les  fils 
.Zebedei. 

2.    Hinzufügungen  zur  Verdeutlichung  des  Textes. 

M  363  fehlend,  F  4gr  Li  altre  disoient  suis  je  eeu  sire  .  eist  por 
sa  malvaise  eonscienee  cuverre  dist.  Suis  Je  ee  maistres?  M  355 
fehlend,  F  4ir  A  kai  om  doit  dire  ke  tiostre  sires  at  mestier  des  dous 
beestes  per  signifieation  eest  de  dous  peules.  M  37g  Arimathia  ipsa  est 
Ramathaim  civitas  videlicet  Elcanae  et  Annae,  F  66v  Arimatie  est 
Ramaiaim  .  li  eiteiz  dont  Elchana  et  Anna  furenl  li  peires  et  li  meire 
Saint  Samuel.  M  37g  Dicta  autem  Magdalene  a  ]\Iagdalo  castello, 
F  66v  Et  Magdalene  ot  nom  .  por  le  chastelat  Magdalom  dont  elc 
fut.  M  350  Quid  manducat  et  bibit,  hoc  est,  si  manet  et  manetur, 
si  habitat  et  inhabitatur,  si  haeret,  ut  non  deseratur,  F  28r  Qui 
mainjut  et  boit  .  ccst  s'il  maint  en  deu  et  deiis  en  lui  .  s^il  habitet  en 
deu  .  et  deus  eti  lui  .  s'il  se  tient  a  deu  et  deus  fiel  laisset  mies.  M  — 
(W  i34d)  Crux  quippe  a  cruciatu  dicitur,  F  36r  Car  eroix  dist  om 
porceu  li'ille  erueict  .  e^est  tormcntct. 

II.    Auslassungen. 

1.  Auslassungen  bei  Bibelcitaten. 

Auslassung  von  Bibelcitaten,  die  der  lateinische  Text  enthalt, 
findet  sich  in  der  Übersetzung  selten. 

M  362  At  Jesus  dixit:  Ite  in  civitatera  ad  quemdam,  et  dicite 
ei :  Magister  dicit,  Tempus  meum  prope  est,  apud  te  facio  Pascha 
cum  discipulis  meis';  F  47V  Et  Jhesus  dist  a  ols.  Aleiz  en  la  citeit 
a  im  homme.  M  347  Unus  autem  ex  ipsis  Caiphas  nomine,  cum 
esset  pontifex  anni  illius,  dixit  eis.  Vos  nescitis  quidquam,  nee 
cogitatis  quia  expedit  vobis  ut  unus  moriatur  homo  pro  populo 
et  non  tota  gens  pereat.  Hoc  autem  a  semetipso  non  dixit  sed 
cum  esset  pontifex  anni  illius  prophetavit,  F  25V  Et  uns  d^ols  ki 
Cayfas  avoit  nom  ki  estoit  eveskes  de  cel  an  profeileit.  Vielleicht 
beruht  die  letzte  Abweichung  auf  einem  Versehen  des  Übersetzers, 
welches  dadurch  entstanden  sein  kann,  dafs  derselbe  beim  Lesen 
des  lateinischen  Textes  von  dixit  eis  auf  prophetavit  übersprang  und 
dadurch    die   angeführte  Stelle  ausliefs. 

2.  Auslassung  erklärender  Bemerkungen. 

Der  lateinische  Text  enthält  sehr  viele  weitschweifige,  gramma- 
tische Erklärungen.  Da  der  Übersetzer  bei  seinem  Publikum  weder 
Interesse    noch    Verständnis    für    derartige    Erörterunsfen    erwarten 


*  Interessant  ist  die  Hinzufiigung  eines  gereimten  Satzes  auf  Blatt  4V 
ke  li  nohlesce  de  la  char  ne  valt ,  ou  li  fioölesce  del  euer  fall.  (Einziger  Fall 
dieser  Art.) 


DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON  HALBEKSTADT.  I3 

küunto,  SD  reduzierte  er  dieselben  durch  Kürzungen  und  Aus- 
lassungen, so  weit  als  es  irgend  anging. 

M  384  f.  Notandum  sane  quod  osia,  verbuin  1  lebraicuui,  com- 
positum est  ex  duobus  corruptis  et  integro :  salva  naraque  sive  sal- 
vifica  apud  Judaeos  dicitur.  Na  vero  interjectio  deprecantis,  quo- 
modo  apud  Latinos  interjectio  est  ciolentis  heu ,  et  interjectio 
admirantis,  papae.  Denique  in  Psalmo,  ubi  septuaginta  interpretes 
transtulerunt:  „O  Domine,  salvum  me  fac",  in  Hebraeo  scriptum 
est:  Anna  adonai  osiana,  quod  interprcs  noster  Ilieronymus,  dili- 
gentius  elucidans,  ita  transtulit :  „Obsecro,  Doraine,  salva,  obsecro". 
Idem  namque  significat  o  per  iaterjectionera  obsecrantis,  quod  ob- 
secro, Domine,  per  ipsum  verbum  obsecrationis.  Osanna  itaque 
salva  obsecro  significat,  consumpta  littera  vel  vocali,  quae  verbum 
prius  interminat,  cum  perfecte  dicitur  osi,  per  virtutem  litterae  vo- 
calis  aleph,  a  qua  verbum  sequens  incipit  anna,  quod  metrici  in 
verbis  scandendis  synaloephen  vocant,  quaravis  illi  scriptara  litteram 
scandentes  transiliant;  in  hoc  autem  verbo  osanna,  iot  littera  nee 
saltem  scribatur,  sed  sensu  loquentium  salvo,  funditus  intermittatur ; 
F  jzr  A  7iotteir  fail  .  /{^osanna  esl  uns  vioz  Hebreus  .  ki  est  J'aiz  de 
dous  moz  .  d\in  cntier  ei  d'im  corrinnpuü.  Car  per  cest  mot  dieiit  li 
Hebreu  .  salve  ou  fai  salf .  et  osamia  est  uns  moz  de  priere.  Car 
osanna  signifiet  ju  te  prei  ke  tu  me  salve.  M  378  El  enim  dicitur 
Deus,  i  meus :  lamma  ut  quid?  sabachthani  dereliquisti  me;  F  65r 
Cest  a  dire.  Mes  deus  .  mes  deus  .  por  kai  7/1^ as  tu  laissiet?  Zu- 
weilen vertauscht  der  Übersetzer  ein  Fremdwort  mit  einem  be- 
kannten Worte  und  läfst  die  in  diesem  Falle  entbehrliche  Erklärung 
des  Wortes,    die  sich   im.  lateinischen  Texte  findet,  aus. 

M  362  in  paropside.i  Paropsis  vas  est  quadratum,  dictum 
quod  sit  paribus  absidibus,  id  est  aequis  lateribus.  Est  autem  vas 
escarum,  quod  Marcus  evangelista  catinum  appellat,  quod  est  vas 
fictile;  F  48V  eti  l^esquelle.  M  342  In  illo  tempore  facta  sunt  en- 
caenia  Hierosolymis.  P'ncaenia  autem  vocabatur  solemnitas  dedi- 
cationis  templi,  quam  populus  Dei  ex  antiqua  patrum  traditione, 
per  annos  singulos  celebrare  consueverat;  F  20r  E71  icel  te7is  ßst 
07/1    dedication    e7i  Jhertisale77i.     Ein  ähnlicher  Fall  ist: 

M  374  Cohortem  universam  congregaverunt.  Cohors  erat  apud 
Romanos  milites  triginta;    F  6ir  s'ase77ib/erent  a  lui  trente  Chevaliers. 

3.  Auslassung  eines  Begriffes,  bezügl.  Satzes  bei 
mehreren   koordinierten  Begriffen  oder  Sätzen. 

M  344  una  est  aeternitas,  perfecta  aequalitas,  dissirailitudo 
nulla,  Y  2  2\  tme  eterniteit  per  feite  equaliteit.  M  335  sum  quippe 
praesentis  temporis  verbum,  nee  praeteritum,  nee  futurum  sonat,  sed 
semper  praesens ;  F  1 3V  Car  ju  sois  sig7iifiet  ades  ceu  ke  p/esenz  est 
.  ne   mies    ceu  k'avenir  est.     M  344   Ideo  Deus  I'ater,  ideo  gignendo 

'  Hervorgehoben  zu  werden  venlient  die  gcschickle  Übersetzung  von 
Fremd  Worten,  z.  li.  M  362  Ltionia  iiebriiicae  lini^uuf  tat,  V  48r  II  est  propre 
zostutne  del  lig>iiti;e  des   Jlebretis. 


14  .[.  WIEPRECHT, 

dedit,  ut  Dens  esset,  gignendo  dedit  ut  aequalis  esset;  F  22r  Porceu 
deiis  li  peires  done.l  al  fil  e^igenranl  qu^i/  Just  cvvals.  M  —  (W  1 04b) 
(juia  de  insipiente  efficitur  sapiens  et  de  fiidocto  prudens ;  F  34r 
ca7-  de  sot  devietit  saiges. 

4.  Auslassungen  von  Stellen,  die  der  Übersetzer 
jedenfalls  für  unwichtig  und  nebensächlich    gehalten  hat 

Die  Zahl  der  fehlenden  Stellen  ist  nicht  unbedeutend.  Wenn 
man  nicht  annehmen  will ,  dafs  dieselben  bereits  in  der  Vorlage 
gefehlt  haben  oder  vom  Übersetzer  aus  Versehen  ausgelassen  sind, 
so  läfst  sich  für  das  Fehlen  derselben  kaum  ein  anderer  Grund 
als  der  obige  angeben. 

Hier  brauchen  nur  wenige   Beispiele  angeführt  zu   werden. 

M  339  Quaerit  aliquis  forsitan ,  baptizati  in  Christo,  et  in 
charitate  praeceptorum  ejus  viventes,  quare  omnium  gentium  unguis 
non  loquantur,  dum  certum  est,  spiritum  sanctum  eos  accepisse? 
Quia  ipsa  Ecclesia,  quae  est  corpus  Christi  omnium  gentium  Unguis 
loquitur;  F  lyr  fehlend.  M  355  Quid  totüm?  Ut  Dominus  propter 
animalia  adducenda  discipulos  in  civitatem  mitteret  ut  vilibus  ani- 
malibus  in  civitatem  regiara  portaretur;  F  4IV  fehlend.  M  363 
Ipse  enim  dixit :  Ego  sum  veritas.  Dum  fraternam  caritatem  aliqua 
fractione  violant,  quid  aliud  quam  Christum  tradunt;  F  48V  fehlend. 
M  364  Si  enim  solum  vinum  sine  aquae  permistione  oftertur,  possit 
talis  esse  intelligentia,  quod  nos  absque  adjutorio  Christi  et  passione 
salvari  possemus;  F  49V  fehlend.  M  364  Hie  est  novi  testamenti 
sanguis  ad  differentiam  veteris  testamenti  dicit;  F  50r  fehlend. 
M  385  Per  hoc  quod  Patri  aequalis  est,  nos,  ut  essemus,  creavit, 
per  hoc  quod  nobis  est  similis,  ne  periremus,  redemit;  F  72V  Per 
ceu  per  kai  il  est  seviblanz  al  peire  .  nos  creel  il .  per  ceu  per  quai  ü 
est  semblanz  a  nos  .  nos  rachateit  il.  M  379  sed  quia  olim  sancta 
fuisset  propter  cultum  unius  Dei ,  nomine  scilicet  pristino  perma- 
nente ;  F  66r  viais  porceu  quHlle  avoit  esteit  saittte  .  et  li  anciens  nons  li 
estoit  remeis.  M  445  Ne  propter  opera  diaboli,  quae  pertrahunt  in 
interitum,  apertum  nobis  iter  regni  coelestis  nos  ipsi  claudamus ; 
F  1 2 1 V  ke  nos  ?nismes  ne  nos  cloions  la  voie  del  regne  des  ciels  .  per 
les  oyures  lo^  diavle. 

B.    Änderungen  in  bezug  auf  den  Ausdruck. 

a)   Bei  Einzelbegriffen. 
I.    Hinzufügungen. 

1.  Hinzufügung  von  Adjektiven. 

Gewöhnlich  nur  bei  Namen  von  Heiligen  vorkommend,  sonst 
selten. 

M  327  apostolus  Petrus,  F  5r  sainz  Pier  es  li  apostles.  M  334 
Johannes,  F  1 2v  saiTit  Johans.  M  347  Mariam,  F  25r  la  hieuavreie 
Marie.  M  Bd.  117,  882  cum  sanguine,  F  iv  a  tot  sanc.  M  337 
multitudinem,  F  15V  grant  muliitudijie. 

2.  FHnzufügungen  von  Adverbien: 

M  330  pater  mens    misit    me,    F  6r    niais    nies  peires    nienvoiai 


niE  LAT.  HOMILIEN   DES  HAIMO  VON   HALP.ERSTADT.  I5 

Siii.  M  38g  Turba  autein  cjuae  slabat,  V  yOv  Or  li  lorbe  ki  lai 
eskivit.  M,  I^d.  117,  883  cxposiiit  ipse  dicens,  F  2x  espouul  il  apres 
disanz. 

3.  Hinzu  füg u  11  g  von   Pronomini  Inis. 
«)  Possessiva : 

M,  Bd.  I  17,  883  per  proprium  sanguinein,  F  2v  /;(/'  son  propre 
sanc.  M331  Spiritus  Domini,  Y  '6\  li  espiriz  nostre  siguor.  (Heider 
Übersetzung  von  Dovihius  ist  durchweg  das  Possessiv  Pron.  iiostre 
hinzugefügt).  I\I  366  post  resurrectionom,  F  50V  apres  sa  resur- 
rection. 

ß)  Demonstrativa: 

M  331  Ego  non  quaero  gloriara  meam,  est  qui  quaerat  et 
judicet,  F  8v  Ju  ne  quier  ini''\  ma  g/ore  .  il  esl  ki  la  qiiierl  et  ki 
jaget.  M  359  et  quia  multum  dilexit,  F  45V  et  porceu  Kele  Pamett 
molt.  M  367  oravit  autera  non  pro  sc,  F  53V  Poreit  nc  wies  por 
soi.  M  377  et  dixerit  non  a  Romanis  sed  potius  a  Judaeis  dictum 
fuisse,   V  65r  et  dire  .  ke  li  Gtu  lo   dissent. 

4.  [Jinzufügung  von  Personennamen  zu   Appellativen. 
M  402     doctor  egrogius,  F  gov    li   tiobles  preichieres  sainz  Pols. 

Der  angeführte  Fall  ist  selten.  Erwähnt  möge  an  dieser  Stelle 
werden  die  einige  Male  vorkommende  Vertauschung  des  Namens 
mit  dem  Appellativum. 

M  360  dicens  cum  eodem  Johanne,  F  47r  disant  avoc  cel  mismes 
apostle.  M  364  in  utero  Mariae,  F  5or  el  venire  de  la  virgine.  M 
343  contra  Augustum,  F  2ir  encontre  Vempereor.  Auch  der  um- 
gekehrte Fall  zu  1,  4  läfst   sich  nachweisen: 

M  403  adversum  Futychianos,  I''  giv  enco7itre  les  herites  Kiiticiens. 

\\.    Auslassungen. 

1.  Auslassung  von   Adjektiven. 

iNl,  Bd.  117,  883  semetipsum  obtulit  immaculatum,  F  2v  soi 
7>iismes  offrii.  M,  Bd.  117,  884  unigenitus  Def  Filius,  F  .3V  // 
filz  deu.  M  378  sacramenta  coelestia,  F  65V  li  saerement.  M  — 
(W  2i2d)   haec  sacratissima  nox,  F  123V  ccste  noiz. 

2.  .\uslassung  von   Adverbien. 

M,  Bd.  117,  88]  et  quia  fortassis  poterant  dubitare,  F  3V  Et 
porceu  ke  puienl  doteir.  M  345  Et  legem  appellavit  Dominus  gene- 
raliter,  F  2  3r  Et  loi  apelel  nostre  sires.  M  353  donec  ibi  pateretur 
et  ibi  resurgeret,  F  3Qv  iant  k'il  J'ut  peneiz  ei  releveiz.  M  378  Im- 
pleta  est  hie  prophetia,  F  64V  se  J'ut  eniplie  li  profecie.  Vi  388 
ad  nostram  rursum  inlirmilatem  temperavil,  F  75V  a  nostre  ßavoteit 
a  tanipreit. 

3.  Auslassung  von   l'r  onomini  bus. 

Nur  selten  stattfindend,  wie  sich  schon  von  vornherein  aus 
dem  Bestreben  des  Übersetzers  nach  möglichst  deutlichem  .\us- 
druck  ergiebt. 

M  236   jior  eorum   prophctas,     )■"  i  ^r  par  les  prophctes.      M  358 


l6  J.  WIEPRECHT, 

ut  transcat  de  hoc  mundo  ad  patrem,  F  44r  X''//  trespast  del  vmnde 
al  peire. 

4.  Auslasssung  von  Konjunktionen. 

M,  Bd.  117,  882  pontifex  futurorum  bonorum  autem,  F  iv 
Eveskes  des  biens  k'avenir  estoiejit.  M,  Bd.  117  882  Tabernaculum 
autem,  F  2x  Li  tabernacks.  M  t^t^t^  Ad  quod  etiam  respondendum, 
F  lov  A  kai  oni  doü  dire.  M  359  Est  etiam  alabastrum,  F  45V 
Alabaslre  est.  M  365  Scandalon  enim  graece,  F  5ir  Escandle  eji 
Greu.     M  387   Si  quis  me  non  sequitur,  F  j^r  Qui  tie  jne  seut  mies. 

5.  Weglassung  des  verbum  finitum  beim  Infinitiv  und 
Umwandlung  des  Infinitivs  in  das  Verbum  finitum. 

M,  Bd.  117,  884  Leges  humanas  hie  videtur  apostolus  tangere, 
F  3v  Les  humaines  lois  lochet  ci  li  apostles.  M  328  non  quod  ipse 
per  naturam  malus  esse  possit,  F  6r  ne  mie  porceii  kil  soit  mals  per 
nature.  Auf  dasselbe  Prinzip  zurückgehend:  Umwandlung  eines 
Nebensatzes  in  einen  Hauptsatz  durch  Weglassung  des  regierenden 
Verbs : 

M  377  Hoc  non  Judaeos,  sed  Romanos  intelleximus  dixisse, 
F  65r  Ceu  ne  dissent  mies  li  Geu  mais  li  Romain.  M  382  quod 
unguentum  ex  nardo  pistika  dicitur  esse  confectum,  F  7or  Et  eil 
oingnemenz  fut  faiz  de  nart  pistike. 

6.  Weglassung  des  Appellativums  bei  Personen- 
namen (selten). 

M  364  Petrus  apostolus,  F  50V  sai?iz  Pieres. 

III.    Verbreiterung  des  Ausdrucks. 

In  der  Übersetzung  ist  als  durchgehender  charakteristischer  Zug 
das  Bestreben  nach  möglichst  deutlichem  Ausdruck  der  Gedanken 
ausgeprägt.  Eins  der  Mittel,  durch  den  dieser  zu  erreichen  ver- 
sucht wird,  ist  die  Verbreiterung  des  Ausdrucks.  Da  jedoch  der 
Übersetzer  im  Allgemeinen  einer  Wiedergabe  des  Textes  in  der 
einfachsten  Weise  den  Vorzug  giebt,  so  sind  die  Beispiele  für  die 
einzelnen  Fälle  von  Verbreiterung  des  Ausdrucks  weniger  zahlreich 
als  die  unter  IV  behandelten  Fälle  von  Vereinfachung. 

I.    Umschreibungen. 

d)  Umschreibung  eines  Adjektivs  durch  einen  Relativsatz. 

M,  Bd.  1 17,  882  futurorum  bonorum,  F  i  v  des  biens  k'avenir  estoient. 

M,  Bd.  117,  884  mortem  suam  indebitam,  F  3V  sa  mort  k'il 
ne  duit  mies  soffrir.  M  331  nee  ingratis  subtrahit,  F  gr  ne  sostrait 
mie  a  ceos  ki  greit  7ie  Pen  savoient. 

ß)   Umschreibung  eines  Adjektivs  durch  einen  Finalsatz. 

M  359  ad  unguenta  incorrupta  servanda,  F  45V  por  oignerncnz 
vvardeir  ke  fi'eft  enpeirent. 

y)  Wiedergabe  eines  Adjektivs  durch  einen  genetivus  cjualitatis. 

M  328  durus,  F  5v  de  dur  euer. 

ö)  Wiedergabe  einer  präpositionalen  Wendung  durch  einen  Satz. 

M  362  sine  denominatione,  F  48r  nen  nomment  mies  certe- 
nement,     M  445   cum  omni  sollieitudine,  F  I2iv  quant  ke  nos  poons. 


DIE  LAT.  TIOMILIKN   DES  HAIMO  VON  HALBERSTAT>T.  IJ 

f)  Wiedergabe  eines  Abstractums  durch  einen  Infmiliv. 

M  —  (\V  163c)  ad  ipsius  Christi  imitationcm  provoranlur, 
F  32r  /•'//  semoiit  densevre  (hisl.  M  372  ad  traditionem  sanguinis 
luagistri  provocaverunt?,  F  58V  provochercnl  de  vendre  lo  sanc  de  son 
maislre  ? 

2.  Wiederholung  von   Worten. 

M  —  (W  165b)  veniens  evangeh'zavit  pacem  his  qui  longe 
erant  et  his  qui  prope,  F  37r  se  vini  s' aiionce.it  paix  a  ceos  ki  lonz 
estoient  .  et  paix  a  ceos  ki  pres  cstoient.  M  381  primo  venit  Betha- 
niam  deinde  etiara  Hi(Tosolyraam  .  .  .  Ilierosolymam  quidcm  ut  ipse 
ibi   morerctur,  F  68r   En  Jherusalem    vint  voirement  poj-  morir. 

3.  (rebrauch  von  Substantiven  an  Stelle  von  Prono- 
m  i  n  i  b  u  s. 

M,  Bd.  117,  883  per  illum,  F  2v  par  cel  sanc.  M  —  (W  i64d) 
per  quod  primae  praevaricationis  mortui  jacebamus,  per  lignura 
reconciliationis  ad  vitam  revocaremur,  F  36r  porceu  ke  7tos  qui  cheut 
estiens  per  lo  fiist  de  prevarication  ,  fuss^ens  releveit  per  lo.  Just  de  recon- 
ciliemeiit.  M  360  potuit  enim  istud  venundari,  F  46r  car  cest 
flignaiietit  pulst  am  vendre.  Hinzufügung  des  Substantivs  ?um  Pro- 
nomen : 

M   —  (W  212b)   hanc-,  F  123  ceste  noit. 

IV.     Vereinfachungen  des  Aus  drucks. 

I.  Vereinfachung  lateinischer  Redewendungen  und 
Umschreibungen.  Feiner  der  am  häufigsten  vorkommenden 
Fälle  von  Abweichung. 

Da  bei  diesem  die  Individualität  des  Übersetzers  am  meisten 
hervortritt,  so  eitleren  wir  eine  gröfsere  Anzahl  von  Beispielen. 

M  329  ut  nullus  Judaeorum  familiariter  colloquium  habere 
dignaretur  cum  eis,  nee  convivium  participare,  F  7r  ke  Jiuls  Geus  nc 
daignest  a  os  nes  belement  parlelr  .  ne  maingier  avoc  os.  ]\I  32g 
Quemcunque  autem  Judaei  improperio  lacessere  vole'bant,  F  7r  quant 
II  Gen  vololent  aticucn  hommc  laldangler.  M  t^t^2  se  suamque  suboiera 
conditioni  mortis  substravit,  F  gv  sc  dampnelt  a  inort .  et  sol  et  son 
esclatte.  M  2^}^'^  testimonia  perhibent  de  me,  F  I2v  nie  iesmolgnent. 
M  335  feile  invidiae  comraoti,  F  I3r  lull  alrlet.  M  —  {W  165c)  luce 
clarius  patet,  F  37V  ceu  seit  hom  bleu.  M  358  in  hac  celebritate 
festivitatis,  F  44r  a  ceste  feste.  M  360  et  misericordiara  potcritis 
eis  impendere,  F  46r  se  lor  poez  bien  faire.  M  362  ne  impudentia 
victus  in  barathrum  negationis  incideret,  F  48V  ke  de  honte  nel  des- 
nolet.  M  365  quod  scandalum  essent  passuri,  F  5  ir /(■'//  seront  escan- 
dallzlet.  M  366  blandientis  alfectu ,  F  52r  doucement  et  plement. 
AI  368  ut  dicamus:  „Amice,  ad  quod  venisti?"  ut  interrogantis  modo 
legatur,  F  54r  ke  nos  dlsons  dcmandant .  amlns  a  kal  es  tu  veniilz. 
M  378  transeamus  ab  his  locis  vel  sedibus,  F  65r  alons  nos  en  de 
cl.  M  395  futuras  impii  conturaelias  tacendo  praeteriit,  F  83r  dct 
blasine    del   fallvn  se  taut.      J\l  396   lavairuni    gratiae,     F  84r  lo    hap- 

ZeitBchr.  f.  roin.  Phil.  XIV.  2 


l8  J.  WIEPRECHT, 

tisme.  M  397  et  interdicentibus  cibos  ori  suo,  F  85r  et  laissievent 
lo  maingier.  M  3Q7  a  proditione  retrahit  pedem,  F  85r  se  retraisl 
de  hl  (raison.  M  397  in  exemplum  Judae,  F  85r  cum  Judas. 
M  406  furore  superatos,  F  95r  airiez.  M  —  (W  212b)  Significans 
electos  suos  inter  pericula  persecutionum  fructum  bonis  operibus 
insudandum,  F  I2  2v  signifianz  ke  sei  esleit  .  se  doieni  travillier  en 
bones  oyvres  entre  les  periz  des  persecutions.  An  Stelle  der  Um- 
schreibungen für  Appellativa  setzt  der  Übersetzer  das  einfache 
Appellativura. 

M  356  in  numerum  coelestium  civium,  F  42r  a  la  conpaignie 
des  engles.  M  358  israheliticura  populum,  F  44r  les  Geus.  jNI  378 
ministri  iniquitatis,  F  64V  //  Geu.  M  406  maligni  spiritus,  F  94r 
del  diavlt. 

2.  Zusammenziehung  von  Synonymen  (sehr  häufig). 

M  331  quia  justum  et  aequum  est,  F  9r  car  droiz  es/. 
M  334  Sed  si  ejus  opera  diligenter  inspicimus,  et  ea  spiritualiter 
consideramus,  F  I2v  Mais  se  nos  esvvardons  bien  et  spiritelment 
ses  oyvres.  ]\I  348  continuo  subjecit  et  dixit ,  F  27r  se  dist 
viainte7iünt  apres.  M  —  (W  164b)  Peritorum  raedicorum  dicunt 
esse,  ut  variis  morbis  contraria  opponant  antidota,  srilicet  ut 
calida  frigidis,  et  frigida  calidis  curent,  F  34V  Om  dist  ke  li  saige 
meie  vvarissent  diverses  cnferteiz  per  contraires  medicines  .  c'est  les 
froides  per  les  chaudes  .  et  les  chaudes  per  les  froides.  M  353  nocte 
ibi  consumebant  et  comedebant,  F  39V  i  despendoient.  M  355 
mox  remittuntur  non  in  daemonacum  servitum  sed  in  liberum  arbi- 
trium  rediguntur,  F  4IV  viaintenant  les  laisset  om  .  ne  mies  al  servise  lo 
diavle  ?nais  a  lor  franche  volenteit.  M  361  Praedicatur  ergo  inter 
alia  miracula  Salvatoris  etiam  Mariae  benevolentia,  et  ejus  devotio 
ab  Omnibus  laudatur,  F  47r  Or  entre  les  altres  miracles  del  salvaor 
s^est  assi  loeie  li  hone  volenteiz  Marie  et  sa  devocions.  M  396  Ubi 
est  diversorium  et  refectio  raea?,  F  84r  Ou  est  ina  refections?  M, 
Bd.  117,  570  nostris  doctoribus  et  magistris,  F  i  lov  ki  nostre  maistre 
furejit. 

3.  Unterlassung  der  Wiederholung  desselben  Wortes. 
M  363  Solemniis  expletis  veteris  Paschae   transit  Dominus  ad 

sacraraenta  novi  Pasrhae  demonstranda,  F  49r  Quant  nostre  sires  ot 
fait  la  sollempniteit  del  viez  paskes  .  se  vat  avant  por  mostrer  les  sacre- 
menz  del  novel.  M  368  Ea  temeritate  qua  alium  punis  vel  judicas, 
necesse  est,  ut  eadem  temeritate  a  Domino  puniaris ,  F  54V  kar 
per  cele  mismes  baldise  ke  tu  tor?nentes  ou  juges  altrui .  tormenterat  da- 
medeus  toi.  M  387  Non  enim  rex  Israel  Christus  ad  exigendum 
tributum,  sed  rex  Israel  qui  mentem  regat,  F  72V  Car  Criz  n'est 
mies  roi  d^ Israel  por  detnandeir  treu.  .  .  .  7?iais  por  ceu  qtiil  govcrnet 
les  ainjnes. 

4.  An  Stelle  zweier  verschiedener  Worte  zweimaliger 
Gebrauch  desselben  Wortes. 

M  328  verbura  Dei  audire  contemnit,  vel  si  cum  aure  corporis 
audierit ,    illud    nullo    studio    vel   labore    in    opere    mittere  conatur, 


DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON  HALREKSTADT.  IQ 

F  5v  ne  de  la  parole  den  nat  eure  et  s'il  l'ol  n'a/  eure  del  maire 
en  oyvre.  Äl  390  Quid  est  ergo,  ait  quispiam,  quia  cHabolus  de 
credentium  cordibus  ejicitur  foras?  jam  fidelium  neminem  tentat? 
F  78r  Or  dist  aneuens.  Des  ke  li  diavles  est  gitiez  des  cuers  des  feols. 
tie    temptet  il  mais  ?tul  feol  honune  ? 

5.    Positiver  Ausdruck  an  Stelle  des  negativen. 
M  2i})  I   mortem  tamen  corporis    non  evadent,    F  gv    morir    /es 
convenrat. 

b)  Bei  Sätzen. 

1.  Umwandlung  von  passivischen  Konstruktionen  in 
aktivische. 

Eine  der  häufigsten  Änderungen,  da  fast  jede  passivische  Kon- 
struktion in  eine  aktivische  umgewandelt  ist. 

^i  iö^  Qui  ^b  hominibus,  injuste  est  judicatus,  F  gr  ke  li 
komme  jugerent  a  tort.  M  33 1  congregabuntur,  F  gr  s  asainbleront. 
^^  Zi^  Nimium  extolleris,  superflue  elevaris,  ultra  modum  eri- 
geris,  F  iir  Trop  t'orgoilles  .trop  t'eslieues  .  oltre  mesure  Vessauces. 
M  —  (W  164b)  sed  homo  assumptus  est  a  Domino,  F  34r  //w/j-  deus 
pr ist  P komme.  M  373  Et  cum  accusaretur  a  principibus  sacerdotum 
et  senioribus,  nihil  respondit,  F  5gr  Et  qmmt  li  princes  des  presles 
et  li  veil  komme  V acctiseivent  .  ne  respondeit  ?iiaut. 

2.  F^lliptischen  Sätzen  ein  Prädikat  hinzugefügt. 

M  330  Custos  quid  de  nocte,  custos  quid  de  nocte?,  F  jv 
Vvarde  ke  vois  tu  per  noit  .  war  de  ke  vois  tu  per  noit?  M  367 
Summa  dementia  infelicis  judae !,  F  54r  Trop  fut  granz  li  forsen- 
nerie  del  malavrous  Judas.  M  368  Si  rex,  quomodo  servus?  Quo- 
modo  enim  rex  et  servus?,  F  54V  S''il  est  rois  .  comeut  est  serianz? 
Car  coment  puet  il  cstre  rois  et  serianz.  M  —  (W  213c)  O  mira 
pietas  Salvatoris,  mira  benignitas,  F  125V  O  cum  granz  et  cum  mer- 
villouse  est  li  pitiez  et  li  douceors  de  nostre  salvaor. 

3.  Rhetorische  Frage  durch  positiven'  Satz  wieder- 
gegeben. 

M  382  Quid  enim  per  unguentum  nisi  honus  odor  opinionis 
insinuat?,   F  70r  Li  oygnemenz  signifiet  l'odor  de  bune  renomeie. 

4.  Umwandlung  unpersönlicher  Ausdrucksweise  in 
persönliche. 

M  —  (VV  164  c)  unde  et  in  lege  praecipitur,  F  35r  Dont  deus 
comandet  en  la  loi.  j\[  —  (\V  165a)  Factum  est  maledictum,  F  36r 
//  fut  pnr  nos  maldiz.  AI  406  de  hoc  dicitur,  F  g4r  De  cestui  dist 
li  escriplure.  jM  —  (W  2i2d)  Quod  autem  in  lectione  evangelica 
dictum   est,   ¥  I2  2v  Mais  ceu  ke  li  leizons  de  la  seinte  evvangeilc  dist. 

5.  Vereinfachung  des  Satzbaus. 

An  einigen  Stellen  vereinfacht  der  Übersetzer  den  .Satzbau 
dadurch,  dafs  er  Worte,  besonders  Personenbezeichnungen,  die  im 
Lateinischen  im  Ablativ  mit  oder  ohne  Präposition  stehen,  zu  Sub- 
jekten macht  und  dadurch   die  Konstruktion    des  Satzes  verändert. 

2* 


20       J.  WIEPRECHT,    DIE  LAT.  HOMILIEN  DES  HAIMO  VON    HALBERSTADT. 

M,  Bd.  117,  884  quod  a  Christo  accepimus,  F  3v  ke  Criz  nos 
at  doneit.  M  327  vos  ex  patrc  diabolo  estis,  F  4V  li  diavie  est  vostre 
peire.  M  354  et  hostias  et  sacrificia,  quae  in  die  a  popiilo  acci- 
pi(ibaiü,  F  3gv  et  les  oß'randes  et  les  sacrefices  ke  li  peules  lor  dotieivel. 
M  37g  ut  ostendatur,  quia  aliter  a  praefecto  corpus  Domini  non 
poterat  impetrare,  F  66v  porceu  qiCil  rnostrcst  kUiltremenl  ne  li  otriast 
ja  li  si'res  lo  cors  7iostre  sig7ior.  M  380  se;ptima  autem,  quae  nunc 
est,  post  Domini  adventum  in  aniraa  cum  Domino  requiescimus, 
F  67V  mais  a  la  septisme  ki  or  est  apres  V aveiiemetil  uostre  signor  . 
reposent  tioz  ainmes  avoc  tiostre  signor. 

6.    Verbindung  von  Sätzen. 

Anführungen  in  direkter  Rede  pflegt  der  Übersetzer  meist 
(hirch  eine  Form  des  Verbum  dire  mit  dem  Vorhergehenden  zu 
verl)inden.  Im  Lateinischen  findet  entweder  gar  keine  Verbindung 
statt  oder  eine  solche  in  elliptischer  Weise  durch  iterum  oder  eine 
Personalbezeichnung, 

M  345  Nonne  scriptum  est,  F  2  3r  Or  dist  Jhesus  .  Doris  nest 
il  escrit.  M  361  Quid  vultis  mihi  dare?,  F  47r  se  dist  a  o/s.  Que 
me  voloiz  vos  dotier.  M  361  Ubi  vis,  F  47V  Se  dissent  oii  mje/s  tu  . 
M  327  et  iterum,  F  5r  et  li  psalmistes  dist.  M  328  et  iterum,  F  5V 
se  dist  lo  parax.  M  331  Et  Apostolus,  F  gr  Et  li  eipostles  dist. 
M  —  (W  i64d)  Et  Jeremias,  F  Ttb"^'  Et  jheremies  dist.  M  357 
Turba  autem  quae  praecedebat  et  quae  sequebatur,  I*'  43V  Et  les 
torbes  ki  darant  aleivent  .  et  ki  lo  sevoieyit  .  escrievent. 

J.  WiEPRECHT. 


Die  hypothetische  Periode  im  Spanischen 
in  ihrer  Entwickelung. ' 

Die  hypothetische  Periode  im  Romanischen  berulil  zwar  auf 
der  lateiiu'schen,  hat  aber  einiije  besondere,  allen  romanischen  Idiomen 
gemeinsame   Züge  aufgenommen,  die  sie  von  dem  lateinischen   Ur- 

■  A  b  k  ü  r  z  u  u  g  e  n  : 
Abencer.  (2.  Hälfte  des    l<>.  Jaliih.)  —   Ilistoria  del  Abencerraje   y  la  lierniosa 

Jarifa :  Biblioteca  de  Autorcs  Espaiioles,  Band  3. 
Ador.   (13.  Jahih.)  —  Adoracion   de  los  santos  Reyes :   Bibliot.  Band  57. 
Alex.   (13.  Jahrh.)   —  El  Libro  de  Alexandre:   Bibliot.  Band  57. 
Alfav.  (Ende  des   16.  Jahrh.)  —  Maleo  Alenian,  Aventuras  y  Vida  de  Guznian 

de  Alfarache :  Bibliot.  3. 
Amadis  (c.  1500)  —  Amadis  de  Gaula :  Bibliot.  40. 
AOnc.  (14.  Jahrh.)  —  Poema  de  Alfonso  Onceno :  Biblot.  57. 
Appol.  (13.  Jahrh.)  —  Libre  de  Appollonio:  Bibliot.  57. 
Ayora  (i.  Hälfte  des   lö.  Jahrh.)    —    Cartas    de  Gonzalo  Ayora    (nach  Briefen 

Icitiert):  Bibliot.  13. 
Berceo,  Vida  del  glorioso  confesor  Santo  Domingo  de 
Silos 
„       Historia  del  Senor  San  Millaii 
tt^acr.      I  „       Del  Sacrificio  de  la  Misa 

BLaur.     '  „       Marlirio  de  San  Laurencio  Bibliot. 

BLoor.      I   (13.  Jahrh.)    -    Berceo,  Loores  de  Nueslta  Sei^ora 
BSI.  I    Berceo,  de  los  signos  que  aparescerän  ante  del  juicio 

BMI^;.        I  „       Milagres  de  Nuestra  Sefiora 

BDV.        I  „       Duelos  que  hizo  la   Virgen   Maria 

BSG.        J  „       Vida  de  Santa  Oria 

Cabal.  (l.  Hälfte  des    I4.  Jahrh.)  —   Don  Juan   Manuel,  Libro  del  Caballero  y 

del   P2scudero :   Bibliot.   51. 
Cart.  Mar.  (2.  Hälfte  des   18.  Jahrh.)    —    Cadahalso,    Cartas    .Marruecas    (nach 

Briefen   citierl):   Bibliot.    13. 
Caza  (I.  Hafte  des   14.  Jahrh.)    —    Don  Juan    Manuel,    El   Libro    de    la   Ca^a, 

herausgeg.   von   Baisl,   Halle    1880. 
Cclestina  (c.  15O0)   —  Celeslina,  Tragi-Comedia  de  Calislo  y  Melibea :   Bibl.  3. 
<;iireslom.   (10.  Jahrh.)   —   Booch-Arkossy,    Spanische    Chrestomathie,    Leipzig 

'857. 
Ciil  —   Poema  del  Cid,  herausgeg.   v.    Vollmöller. 

Cid  Tr.  (rg.  Jahrh.)  —  Antonio  de  Trueba,  El  Cid  Campeador,  ],eip/.ig  i8(jI. 
Clarco  (Mitte  des    16.  Jahrh.)  —   Los  Amores  de  Clareo  y   Florisea  :   Bibliot.  3. 
Clemencia  (19.  Jahrh.)  —  Eernan  Caballero,  Clemencia,   Lei])zig   kS(>o. 
Comp.  Joe.  (19.  Jahrh.)  —  Herrmann :  (^omposiciones  Jocosas  en  I'rosa,  Leip/.ig 

i86r. 
Conq.  (wohl    14.  Jahrh.)  —  La  üran  Conquista  de  Ultramar:   Bibliot.  44. 
Crilicon  (Mitte  des   17.  Jahrh.)   —   Lor.  Gracian,  El  Criticun,  Madricl  i(j04. 


22  E.  GESSNEK, 

bilde  unterscheiden.  Dann  haben  wieder  die  einzelnen  romanischen 
Sprachen  innerhalb  des  ihnen  Gemeinsamen  ihre  speziellen  Eigen- 
tümlichkeiten ausgebildet,  welche  mitunter  geeignet  waren,  das 
(lepräge  der  lateinischen  Periode  'in  ihrer  äufseren  Gestalt  fast  bis 
zur  Unkenntlichkeit  zu  verwischen.  Dies  gilt  namentlich  von  den 
Idiomen,  die  den  lateinischen  Indic.  Plusquamp.  in  das  hypotheti- 
sche Satzgefüge  aufgenommen  haben.  So  eröffnet  eine  jede  der 
romanischen  Sprachen  auf  dem  Gebiete  der  konditionalen  Periode 
der  Beobachtung  ein  recht  ergiebiges  Feld.  Die  folgende  Abhandlung 
unternimmt  es  nun,  von  dem  Entwickelungsgange ,  den  dies  wich- 
tige Sprachgebilde  im  Spanischen  genommen  hat,  ein  Bild  zu  ent- 
werfen. 

Die  lateinische  Grammatik  unterscheidet  drei  Arten  von  hypo- 
thetischen Sätzen.  Von  diesen  ist  die  zweite,  der  sogenannte  po- 
tentiale  Fall,  von  verschwindenden  Überresten  abgesehen,  überhaupt 
nicht  in  das  Romanische  übergegangen.  Der  Fall  der  Realität 
bietet  wenig  Bemerkenswertes.  Der  ungleich  wichtigste  und  inter- 
essanteste, zugleich  aber  auch  der  durch  die  zahlreichen  sich  da- 
bei aufdrängenden  Fragen  schwierigste  Fall  ist  der  der  Irrealität. 
Mit  diesem  will  ich  beginnen. 


Enxpl.  (14.  Jahrh.)  —  El  Libro  de  los  Enxemplüs:  Bibliot.  51. 

FGerd.  (Mitte  des  18.  Jahrh.)  -—  Isla,   Historia   del  Famoso   Predicador  Fray 

Gerandio  de  Campazas,  herausg.   v.  Lidforss,  Leipzig    1885. 
FJuzgo  (13.  Jahrh.)  —  Fuero  Juzgo  en  Latin  y  Caslellano,  Madrid  1815. 
Gaviola  (19.  Jahrh.)  —  Fernan  Caballero,  La  Gaviota,  Leipzig   1860. 
Guar.  Civ.  (Ende  des   16.  Jahrh.)  —  Perez  de  Hita,    Guerras  ('iviles  de  Gra- 
nada: Bibliot.  3. 
Guzinan  (Mitte  des   15.  Jahrh.)  —  Perez  de  Guzman,  Generaciones,    Semblan- 

zas  e  Obras  de  los  excelentes  Reyes  de  Espaila:  Bibliot.  68. 
LazarM.  (i.  Hälfte  des   16.  Jahrh.)  —  Hurt,    de    Mendoza,    Vida  j 

de  Lazarillo  de  Tormes 
LazarLic.  (Mitte  des   16.  Jahrh.)  —  Segunda  Paite  de  Lazar.  de    l   ui  1:  ,,     -, 

Tormes  por  incierto  autor  (  '   ■'■ 

LazarL.  (Anfang  des  17.  Jahrh.)  —  Segunda  Parte  de  Lazar.  de 

Tormes  por  H.  de  Luna  j 

MEgipc.  (13.  Jahrh.)  —  Vida  de  Santa  Maria  Egipciaca :  Bibliot.  57. 
Patr.  (I.Hälfte  des   14.  Jahrh.)    —    Don    Juan    Manuel,    Libro    de  Palronio : 

Bibliot.  51. 
Patran.    (2.  Hälfte    des    16.  Jahrh.)    —    Juan    de    Timoneda,    El    Patraiiuelo: 

Bibliot.  3. 
Pulg.  Letr.  (2.  Hälfte  des   15.  Jahrh.)  —  Letras  de  Fernando   de  Palgar  (nach 

Briefen  citiert):  Bibliot.  13. 
Quij.  —  Cervantes,   Don  Quijote,  Paris  Baudry  1845. 
RPal.  (c.  1400)  —  Lopez  de  Ayala,  Rimado  de  Palacio :   Bibliot.  57. 
Roiz  (Mitte  des   14.  Jahrh.)  —  Joan  Roiz,  Arcipreste  de  Fita:  Bibliot.  57. 
Selva  (2.  Hälfte  des   16.  Jahrh.)  —  Jeron.  de  Contreras,  Selva    de  Aventuras : 

Bibliot.  3. 
Solis  Cart.  (2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.)    —    Cartas    de    Don    Antonio    de    Solls 

(nach  Briefen  citiert):  Bibliot.  1 3. 


DIE  HYPOTHETISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  2^ 

I.    Der  irreale   Fall. 

Die  gröfste  Schwierigkeit,  die  sich  hier  zeigt,  liegt  in  dem  Um- 
stände, dafs  für  die  Darstellung  einer  auf  die  Gegenwart  oder 
Zukunft  bezogenen  Vorstellung  Zeiten  der  Vergangenheit  zur  Ver- 
wendung kommen.  Die  Erklärung  dieser  auffallenden  P>scheinung 
ist  in  verschiedener  Weise  versucht  worden.  Man  hat  zu  diesem 
Zweck  einen  eigenen  Modus  der  Nichtwirkliclikcit  angenommen, 
indem  man  meinte,  die  Präterita  wären  ursjirünglich  nicht  eigent- 
liche Zeiten  gewesen,  sondern  hätten  zunächst  dazu  gedient  das 
Unwirkliche  auszudrücken,  und  zeigten  diese  ihre  erste  Bedeutung 
noch  in  der  irrealen  Periode.'  Das  Unbefriedigende  dieser  Ansicht 
liegt  darin,  dafs  man  damit  dem  Präteritum  eine  sonst  nicht  nach- 
weisbare Funktion  beilegt  lediglich  zur  Erklärung  einer  einzig  und 
ohne  Analogie  in  der  Sprache  dastehenden  Erscheinung,  wie  es  die 
hypothetische  Periode  ist.  Andere  Forscher  halten  an  der  tempo- 
ralen Bedeutung  des  Präteritums  fest  und  versuchen  eine  Deutung 
bald  in  dieser,  bald  in  jener  Weise.  Kühner  in  seiner  ausführ- 
lichen Grammatik  der  griechischen  Sprache,  2.  Auflage,  II  S.  972 
sieht  in  dem  bedingenden  Satze  {ti  il/^ov)  ein  in  der  Vergangenheit 
Wirkliches,  das  einem  in  der  Gegenwart  nicht  Wirklichen  entgegen- 
gestellt wird.  „Der  in  dem  Bedingungssatze  ausgedrückten  ver- 
gangenen Erscheinung  oder  Wirklichkeit  steht  eine  andere,  entweder 
wirklich  ausgedrückte  oder  aus  dem  (Jedankenzusammenhange  zu 
ergänzende  Erscheinung  oder  Wirklichkeit  entgegen,  welche  gerade 
das  Gegenteil  jener  vergangenen  Erscheinung  oder  Wirklichkeit 
enthält,  z.B.  wenn  du  etwas  hattest,  so  gabst  du;  nun  aber  hast 
du,  wie  ich  weifs,  nichts  gehabt;  aus  diesem  Gegensatz  wird  nun 
auf  die  Unwirklichkeit  der  einen  wie  der  andern  Handlung  ge- 
schlossen." Aber  indem  Kühner  das  für  die  Gegenwart  Verneinte 
aus  der  Vergangenheit  folgert,  ist  er  gezwungen  für  diese  eine  An- 
nahme zu  machen,  die  doch  blofs  auf  einer  willkürlichen  Fiktion 
beruht.  Mätzner  in  seiner  Syntax  der  neufranz<)sischen  Sprache 
I  8g  erklärt  das  Präteritum  aus  dem  Gegensatze  zwischen  der  auf 
die  Gegenwart  oder  Zukunft  des  Redenden  bezogenen ,  aber  zu- 
gleich in  dieser  Gegenwart  oder  Zukunft  nicht  zur  Existenz  ge- 
langenden Bestimmung.  „Nichts  ist  also  natürlicher,  als  dafs  das- 
jenige, dessen  Realisierung  der  Ciegenwart  und  Zukunft  voraus- 
sützlich  nicht  angehört,  wenn  es  im  Widerspruch  damit  dennoch 
als  gesetzt  erscheinen  soll,  in  der  Form  der  werdenden  Vergangen- 
heit erscheint,  deren  veranschaulichende  Natur  den  Widerspruch 
tler  gesetzten  und  zugleich  nicht  realisierten  Existenz  um  so  greller 
macht."  .^uch  diese  Deutung  leuchtet  nicht  ein.  Das  im  Wider- 
spruch zu  einer  vorhandenen  Irrealität  gesetzte  Ciegenteil  kann 
doch  nur  ein  Akt  des  gegenwärtigen  Denkens  sein,  und  man  sieht 

'  V;,'].  die  vorircfllichc  Abhandluiif;  von  Koppin:  Giebl  es  in  der  ;jric- 
chisclien  Sprache  einen  modus  irrealis?  in  der  Zeitschrift  für  das  Gymnasial- 
Wesen,   1878,  Januar  und   Februar. 


24  E.  GESSNER, 

nicht  ein,  mit  welchem  Rechte  für  eine  diesem  angehörige  Vor- 
stellung das  Präteritum  in  Anspruch  genommen  wird.  Es  scheint 
fast,  dafs  bei  diesem  Erklärungsversuch  der  oben  erwähnte  Begriff  der 
Irrealität  sich  durch  eine  Hinterthür  wieder  einschleicht,  um  unter 
etwas  anderer   Firma  das  präteritale  Tempus  zu  decken. 

Vor  allem  wird  man  bei  einer  Erklärung  der  Sache  auf  den 
Modus  der  Irrealität  verzichton  müssen.  Dieser  ist  eine  blofse,  der 
thatsächlichen  Grundlage  entbehrende  Annahme.  Offenbar  hat  das 
Präteritum  in  der  konditionalen  Periode  keine  andere  als  seine  ge- 
wöhnliche Bedeutung  eine  Vergangenheit  auszudrücken ,  also  rein 
temporalen  Sinn.  Das  zeigt  sich  so  recht  einleuchtend  gerade  in 
der  romanischen  Periode  des  Unwirklichen  mit  ihrem  Imperf.  Fut. 
(Konditionale)  im  bedingten  Satze.  Ohne  einen  festen  und  klaren 
Punkt  in  der  Vergangenheit  würde  dieses  Tempus  völlig  in  der 
Luft  schweben  und  auf  seine  Funktion  das  vom  Standpunkte  der 
Vergangenheit    aus    Zukünftige    zu    bezeichnen    verzichten    müssen. 

Indem  ich  nun  zu  dem  Versuche  schreite,  das  Auftreten  prä- 
teritaler  Zeiten  in  der  hypothetischen  Periode  zu  erklären,  gehe  ich 
mit  Koppin  von  dem  irrealen  Wunschsatze  aus,  als  der  einfachsten 
und  wohl  ursprünglichsten,  der  vollständigen  Periode  zu  Grunde 
liegenden  Satzform. 

Bei  dem  irrealen,  wie  überhaupt  bei  jedem  Wunsche  wirken  zwei 
Faktoren :  das  naive  Begehren  und  der  urteilende  Intellekt.  Der 
Wunsch  in  seiner  reinsten  und  ursprünglichsten  Natur  ist  ein  in- 
stinktives Begehren,  das  nach  der  Erreichbarkeit  oder  Unerreich- 
barkeit nicht  fragt;  er  zieht  alles  in  seinen  Kreis,  an  dessen  Besitz 
ihm  gelegen  ist,  ohne  zu  untersuchen,  ob  dieser  Besitz  möglich 
oder  unmöglich  ist.  Die  Entscheidung  hierüber  fällt  dem  sich  alsbald 
meldenden  Intellekt  zu ;  dieser  hat  zu  erkennen ,  ob  der  Wunsch 
mit  den  realen  Verhältnissen  vereinbar  ist  (möglicher  Wunsch),  oder 
ob  er  mit  diesen  in  einem  unlösbaren  Gegensatze  steht  (unmög- 
licher Wunsch).  Indem  nun  der  Intellekt  den  Wunsch  vor  sein 
Tribunal  zieht  und,  wie  das  bei  dem  irrealen  natürlich  der  Fall  ist, 
seinen  Widerspruch  mit  der  Realität  erkennt,  bricht  er  den  Stab 
über  ihn  und  wirft  ihn  zu  den  Toten,  d.  h.  der  Gedanke  ist  nur 
noch  ein  Gewesenes,  die  sprachliche  Darstellung  desselben  kann  nur 
durch  das  Präteritum  erfolgen.  Der  irreale  Wunsch  „wenn  ich  doch 
reich  wäre"  stellt  sich  also  in  seinem  ganzen  Verlaufe  etwa  in 
dieser  Form  dar :  „wenn  ich  doch  reich  - —  ach,  ich  war  es  einen 
kurzen  Augenblick  in  meiner  blinden  Vorstellung,  aber  ich  erkenne 
dafs  ich  es  nicht  hin."  So  erklärt  sich  mir  die  Vergangenheit  bei 
einem  Gedanken,  der  auf  den  ersten  Blick  einzig  der  Gegenwart 
anzugeh()ren  scheint.  Das,  was  darin  vergangen,  ist  die  lebendige 
Vorstellung  des  Besitzes,  ist  ein  so  schnell  Vorübereilendes,  so  un- 
mittelbar durch  den  Intellekt  Beseitigtes  und  somit  der  Vergangen- 
heit Überwiesenes,  dafs  es  sich  der  Erkenntnis  fast  unwillkürlich 
entzieht.  Was  nun  die  Zeit  betrifft,  durch  welche  diese  Vergangen- 
heit zum  Ausdruck    gelangt ,   so    bedienen    sich   alle    Sprachen   mit 


DIE  HYPOTHETISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  2$ 

Recht  dazu  des  Imperfekts.  Denn  wenn  auch  der  Gedanke  der 
Vergangenheit  überantwortet  ist,  so  wird  er  trotzdem  auf  die  Gegen- 
wart bezogen  und  bh='il)t  mit  dieser  in  einem  idealen  Zusammen- 
liange;  er  nimmt  also  in  durchaus  angemessener  Weise  die  Gestalt 
einer  noch  unvollendeten  dauernden  Handlung  an,  wie  das  Präsens 
das  in  der  Gegenwart  Unvollendete,  im  Augenblick  des  Sprechens 
noch  Dauernde  zur  Anschauung  bringt. 

Gegen  diese  Auffassung  kann  nun,  wie  es  scheint,  der  Ein- 
wand erhoben  werden  ,  dafs  ja  der  irreale  Wunsch  die  deutliche 
Erkenntnis  seiner  unmcjglichen  Erfüllung  von  vornherein  schon  in 
sich  schliefst;  der  Wunsch  z.  B.  „wenn  doch  mein  Ereund  noch 
lebte"  hat  das  Wissen  dafs  er  gestorben  ist  zur  notwendigen  Vor- 
aussetzung. Das  ist  auch  ganz  richtig.  Der  Wunsch  beruht  immer 
auf  einem  Mangel  und  auf  der  Erkenntnis  dieses  Mangels,  der 
irreale  Wunsch  auf  der  Erkenntnis ,  dafs  der  Mangel ,  wenigstens 
für  den  Augenblick,  unabwendbar  ist.  Aber  diese  Erkenntnis  ist 
eben  Sache  des  hitellektes,  den  Wunsch  läfst  sie  unberührt;  dieser 
die  realen  Verhältnisse  ignorierend  geht  seine  eigenen  Wege  und 
bedarf  der  Rektifikation  durch  den  Verstand,  hi  dem  Verlangen 
den  Ereund  noch  am  Leben  zu  wissen  will  ich  mich  gerade  der 
unfreundlichen  Wirklichkeit  entziehen  ;  ich  beseitige  sie  in  dem  in- 
stinktiven Verlangen  meines  Herzens  (meinetwegen  mit  Hilfe  einer 
Selbsttäuschung,  man  braucht  diesen  Ausdruck  nicht  zu  scheuen); 
ich  hebe  sie  für  einen  flüchtigen  Moment  durch  die  Vorstellung 
des  noch  Lebenden  auf,  bis  der  unerbittliche  Intellekt  sie  als  nichtig 
erweist  und  der  Wirklichkeit  wieder  zu  ihrem  Rechte  verhilft, 
(jerade  in  diesem  Auflehnen  gegen  eine  unfreundliche  Realität 
liegt  das  Wesen  des  irrealen  W'unsches  (der  Gedanke  „ach,  dafs 
du  noch  lebtest"  kann  nicht  lebendiger  in  mir  sein  als  in  dem 
Augenblicke,  wo  ich  den  leblosen  Körper  des  eben  Geschiedenen 
vor  mir  sehe),  und  das  Charakteristische  seiner  sprachlichen  Dar- 
stellung Ist,  dafs  dabei,  da  der  Wunsch  noch  vor  seiner  vollen  Ent- 
faltung abgethan  ist,  eben  diejeiuge  Zeilsphäre  zur  Anschauung  ge- 
langt, in  welche  der  Gedanke  von  dem  prüfenden  Verstände  ver- 
wiesen wird.  Überhaupt  giebt  es  für  das  naive  Verlangen  des 
Herzens  im  (irunde  nichts  Unmögliches.  Denn  da  ihm  die  Unter- 
suchung, ob  eine  Sache  erreichbar  oder  nicht  erreichbar  ist,  fvrn 
liegt,  so  kann  auch  nichts,  was  in  seinen  Gesichtskreis  tritt,  von 
vornherein  als  unraijglich  erscheinen.  Immer  ist  es  erst  der  Intellekt, 
fler  die  Entscheidung  fällt.  Wo  kein  Intellekt,  da  ist  auch  kein 
unmöglicher  Wunsch.  Das  unmündige  Kind  verlangt  sell)sl  nach 
dem  .Monde  und  begreift  nicht,  warum  man  ihm  denselben  ver- 
weigert; sein  Verstand  sagt  ihm  noch  nicht,  dals  sein  Regehren 
ein  unmögliches  ist.' 

'  Koppin  in  der  oben  ant;c;icbencn  Abiiani-iluny  tiklärl  das  PiaclLiiliini 
in  dem  irrealen  Wunschsatz  in  anderer  Weise.  Er  ^clil  von  dem  auf  Ver- 
gangenes bezogenen  Wunsclie  aus  {t't'(}t  nij  (Inl'hcit-)  und  ycwinnl  die  Deu- 


20  E.  GESSNER, 

Mit  dem  auf  Vergangenes  gerichteten  Wunsche  verhält  es  sich 
natürlich  wie  mit  dem  gegenwärtigen.  Von  dem  Standpunkt  der 
Vergangenheit  aus  angesehen  gab  es  in  dieser  einen  Moment 
rellexionslosen  Begehrens,  der  durch  den  Verstand  schnell  beseitigt 
wurde.  Dieser  Vorgang  kommt  in  der  Gestaltung  „wenn  er  doch 
gekommen  wäre"  zur  Anschauung.  Aber  der  unerfüllte  Wunsch 
kann  von  der  kühlen  Reflexion  auch  schlechtweg  als  ein  in  die 
Vergangenheit  fallendes  Unreales  aufgefaist  werden,  wobei  das  da- 
malige Begehren  übergangen  wird.  Dafür  hat  die  Sprache  den 
Ausdruck  gefunden  „wenn  er  doch  gestern  kam". 

So  enthält  denn  nach  dem  Gesagten  auch  der  irreale  Wunsch 
ein  Moment  instinktiven  Verlangens,  wo  die  Frage  nach  der  Er- 
füllbarkeit unerörtert  bleibt,  also  die  Möglichkeit  der  Verwirklichung 
zunächst  nicht  ausgeschlossen  ist.  Freilich  ist  dieses  Stadium  von 
kurzer  Dauer;  es  währt  nicht  länger  als  die  Vorstellung  braucht, 
um  den  Weg  vom  Herzen  zum  Kopfe  zurückzulegen ;  der  erbar- 
mungslose Intellekt  säumt  nicht,  sein  vernichtendes  Urteil  auszu- 
sprechen. In  jedem  irrealen  Wunsche  ist  demnach  ein  wenn  auch 
noch  so  schnell  vorübereilender  Augenblick  des  Möglichen  vor- 
handen ,    in    dem    u///huu  dives   essein  liegt    als  schnell    überstiegene 


tung  des  Aorists,  indem  er  sa<;;t,  dafs  das,  was  der  Vergangenheit  angeluht 
und  als  solclies  bereits  der  Gegenstand  unseres  Wissens  ist,  nur  im  Gegensatz 
zu  seinem  realen  Status  (die  Zeit,  die  diesen  realen  Status  angiebt,  ist  eben 
der  Aorist  dntr^art)  gewünscht  werden  kann  (S.  IIO).  Anders  liege  nun  die 
Sache  bei  dem  die  Gegenwart  oder  Zukunft  betreffenden  Wunsche.  Hier 
stehe  nicht  diejenige  Zeit,  welcher  die  gewünschte  Handlung  ihrem  realen 
Status  nach  angehört,  sondern  obschon  sie  diesem  nach  in  die  Gegenwart  ge- 
höre und  für  diese  Zeitstufe  ausgesprochen  sei,  stehe  dennoch  das  Imperfekt. 
Letzteres  rechtfertigt  er  nun,  indem  er  sagt:  „ist  auch  freilich  die  gewünschte 
Handlung  ihrem  realen  Zeitraum  nach  noch  nicht  bereits  vergangen,  so  ist  sie 
doch  wenigstens  abgethan,  die  Entscheidung  über  die  Sache  ist  bereits  ge- 
fallen, und  diese  Entscheidung  wurzelt  natürlich  in  der  Vergangenheit,  nicht 
minder  zugleich  die  über  dieselbe  von  dem  Wünschenden  bereits  gewonnene 
Erkenntnis.  So  nimmt  die  für  die  Gegenwart  gewünschte  Handlung,  deren 
Unmöglichkeit  bereits  entschieden  ist,  in  leicht  verständlicher  Weise  ein  Mo- 
ment der  Vergangenheit  in  sich  auf,  und  dieses  allein  ist  es,  was  durch  das 
Präteritum  zum  Ausdruck  kommt"  (S.  I  1 2).  Diese  Erklärung  nun  hat  doch 
etwas  sehr  Gesuchtes  und  Bedenkliches.  Zunächst  fällt  die  verschiedene  Be- 
handlung des  auf  Vergangenes  und  des  auf  Gegenwärtiges  bezogenen  Wun- 
sches auf,  da  sich  doch  beide  ohne  Zweifel  in  derselben  Weise  müssen  er- 
klären lassen.  Während  bei  jenem  das  Moment  der  Vergangenheit  einfach 
in  dem  realen  Status  der  vergossenen  Handlung  liegt,  mufs  es  bei  diesem  aus 
einer  in  der  Vergangenheit  liegenden  Entscheidung  über  die  Sache  gewonnen 
werden.  Allerdings  gehört  in  deni  Wunsche  ffö-f  tzt.  t'C.t],  tl'9-e  TiXovoioq 
t]v  die  Entscheidung  über  das  Leben  des  andern,  über  meine  Vermögenslage 
der  Vergangenheit  an ;  aber  wenn  ein  darauf  bezüglicher  Wunsch  in  meinem 
Herzen  aufsteigt,  so  tritt  doch  dabei  jener  Punkt  der  Vergangenheit  schwer- 
lich in  meine  Vorstellung  ein,  ebenso  wenig  wie  ich  bei  einem  vergangenen 
Wunsche  an  den  Augenblick  denke,  der  über  die  vergangene  Thatsache  ent- 
schieden hat.  Wenn  es  sich  dort  um  die  vergangene  Thatsache  allein  han- 
delte, so  kann  es  sich  hier  lediglich  ebenfalls  nur  um  den  gegenwärtigen  Zu- 
stand handeln,  nicht  um  den  in  der  Vergangenheit  liegenden  Augenblick,  seit 
welchem  dieser  Zustand  existiert. 


DIK  HVI'OrHKTISEHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN'.  2"} 

Vorstufe  ein  utinara  dives  sim.  Und  da  ist  es  denn  kein  Wunder, 
wenn  der  Dichter  in  seinem  lebendigen  Empfinden  den  Wunsch 
so  gern  auf  der  Etappe  des  freudig  pulsierenden  Lebens,  des  kräf- 
tigen Begehrens  festhält,  statt  ihm  jene  Eorra  zu  geben,  die  das 
unter  dem  Hauche  des  Intellektes  vernichtete  Dasein  zeigt.  O  mihi 
praeterilos  referat  si  Juppikr  aniios  ruft  bei  Virgil  der  greise  Euan- 
der,  als  die  heftig  erregte  Empfindung  ihm  den  Wunsch  nach 
dem  Besitze  seiner  jugendlichen  Kraft  im  Herzen  entzündet ;  aber 
wie  schnell  die  Illusion  dahin  geht,  das  bezeugen  die  resignierten 
Worte,  mit  denen  er  fortfiihrt:  iion  egn  nunc  dulci  ampkxti  divel- 
Urer  usquain,   Xale,  tuo. 

Von  dem  irrealen  Wunsche  zur  irrealen  Periode  ist  kein  weiter 
Weg.  Der  Unterschied  zwischen  beiden  liegt  nicht  darin ,  dafs 
sich  bei  letzterer  an  eine  Voraussetzung  eine  bestimmte  Folge 
knüpft ,  denn  diese  liegt  unausgesprochen  meistens  auch  in  dem 
Wunsche,  sondern  vielmehr  in  dem  Umstände,  dafs  es  sich  dabei 
um  einen  Akt  ruhiger  Reflexion  handelt,  nicht  wie  dort,  um  einen 
Akt  reflexionslosen  Begehrens.  Im  ül)rigen  ist  hier  eine  sehr  grofse 
^lenge  von  Schattierungen  denkbar.  Der  in  der  irrealen  Periode 
ausgesprochene  Gedanke  steht  dem  Wunsche  bald  sehr  nahe,  bald 
liegt  er  weitab  davon  in  dem  Gebiete  des  abstrakten  Denkens. 
„Wenn  ich  es  hätte,  würde  ich  es  dir  augenblicklich  geben"  läfst 
deutlich  genug  den  Wunsch  erkennen  „ach ,  wenn  ich  es  doch 
hätte ,  wie  gern  würde  ich  es  dir  geben."  Der  Gedanke  „wenn 
nicht  Regen  und  Sonnenschein  wäre,  würden  die  Früchte  nicht 
gedeihen"  schliefst  ihn  dagegen  aus  und  erscheint  als  Akt  reinen 
Denkens.  Aber  für  wie  vielfache  Abstufungen  auch  nach  dieser 
Seite  in  der  irrealen  Periode  Raum  ist.  der  Vorgang  in  der 
Seele  des  Redenden  ist  immer  derselbe.  Stets  handelt  es  sich 
um  eine  Wirklichkeit,  die  ich  in  meinem  Geiste  aufzuheben 
suche.  Zu  diesem  Zwecke  bilde  ich  eine  Annahme,  deren  Ver- 
wirklichung die  entgegengesetzte  Realität  herbeiführen  raufs.  Ich 
will  in  dem  eben  angeführten  Beis[)iele  das  Gedeihen  der  Früchte 
aus  irgend  welchem  (»runde  in  mir  aufheben  ;  um  dies  zu  erreichen 
mache  ich  die  Annahme  des  fehlenden  Regens  und  Sonnenscheins, 
die  jene  Realität  besei:igt  und  die  entgegengesetzte,  das  nicht  Ge- 
deihen, an  ihre  Stelle  setzt.  Dafs  es  sich  hierbei  nur  um  eine 
subjektiv  gesetzte,  nicht  um  eine  objektive  Wirklichkeit  handeln 
kann,  ist  selbstverständlich.  Das  Resultat  dieser  ( )peration  nun  ist 
dasselbe  wie  beim  Wunsche.  Der  prüfende  Intellekt  stellt  die  vor- 
handene Wirklichkeit  sogleich  wieder  her,  indem  er  die  ihre  Be- 
seitigung anstrebende  Vorstellung  als  nichtig  erkennt  und  verwirft, 
so  dafs  sie  nur  noch  als  eine  im  Geiste  einen  .-\ugenblick  vor- 
handen gewesene,  also  vergangene  erscheint.  Der  geschilderte  Vor- 
gang mag  auf  den  ersten  Blick  in  solchen  Fällen,  wo  es  sich  um 
einen  Prozefs  des  Denkens  handelt,  weniger  natürlich  erscheinen 
als  bei  dem  Wunsche;  denn  bei  diesem  kann  das  kräftigt-  rellexions- 
lose   Verlangen    ein   Hinwegsetzen   über    die  realen   X'erhältnisse  er- 


20  K.  GKSSNRK, 

kliirlicli  machen ;  hier  scheint  das  bewufste  Denken  einen  .solchen 
Versuch  auszuschliefsen.  Und  doch  ist  dies  nicht  der  Fall.  Wie 
der  Wunsch  einen  empfundenen  Mangel  zu  beseitigen  strebt,  so 
will  das  Denken  in  der  irrealen  Periode  eine  nach  irgend  welcher 
Seite  hin  unbequeme  Thatsache  in  sich  aufheben.  Der  Unter- 
schied ist  nur  der,  dafs  statt  des  blinden  Verlangens  im  Wunsche 
hier  der  bewufste  Wille  eintritt,  der  von  dem  Intellekt  als  ein  un- 
berechtigter erkannt  und  zurückgewiesen  wird. 

Die  romanische  Periode  der  Irrealität.  Die  lateinische.' 
Formel  für  die  irreale  Periode,  st  haberem  darem,  ist  zwar  in  das 
Romanische  übergegangen ,  ist  jedoch  bei  weitem  nicht  der  ge- 
wöhnliche Ausdruck  derselben ;  sie  hat  hier  bald  nach  dieser,  bald 
nach  jener  Seite  wichtige  Änderungen  erfahren.  Was  die  romani- 
sche Periode  am  wesentlichsten  von  der  lateinischen  unterscheidet, 
ist  die  Verwendung  des  Iraperf.  Fut.  {^je  donnerais)  in  dem  be- 
dingten Satze,  während  in  dem  bedingenden  sich  nach  dem  über- 
wiegenden Gebrauche  der  Konj.  Imperf.  erhalten  hat.  Eine  mehr 
scheinbare  als  wirkliche  Ausnahme  hiervon  macht  nur  das  Franzö- 
sische, wovon  nachher  die  Rede  sein  soll. 

Neben  dem  Imperf.  Fut.  erscheint  in  einigen  romanischen 
Sprachen  im  Folgesatz  auch  die  aus  dem  lateinischen  Indikativ 
des  Plusquamperfekts  gewonnene  Zeit,  also  ebenfalls  ein  indikatives 
Tempus.  Dieses  Auftreten  des  Indikativs  in  dem  bedingten  Satze 
statt  des  lateinischen  Konjunktivs  hat  nun  allerdings  zunächst  etwas 
Befremdendes,  dem  man  dadurch  zu  begegnen  versucht  hat,  dafs 
man  diesen  Zeiten  für  die  hy})Othetische  Periode  einen  modalen 
Charakter  beilegte. i     Indes    scheint    es  doch,  als  thue  man,  in  der 


'  Dies  ist  die  Ansicht  von  Foth :  die  Verschieliun«;  lateinischer  Tem- 
pora in  den  romanischen  Sprachen,  in  Böhmer:  Romanische  Studien  Heft  8. 
Er  erklärt  den  Gebrauch  des  Imperf.  Fut.  dadurch,  dafs  dasselbe  nicht  blofs 
die  Zukuft  vom  Standpunkte  der  Vergangenheit  aus  bezeichne,  sondern  gemäfs 
seiner  Bildung  aus  habere  mit  dem  Inllnitiv  noch  den  Nebenbegriff  des  mit 
Gewifsheit  oder  Notwendigkeit  Eintretenden,  des  billigerweise  zu  Erwartenden, 
fast  das  lateinische  liebere  ausdrücke  (S.  26  f),  dieser  Begrifl'  des  Müssens  sei 
aber  für  die  hypothetische  Periode  notwendig,  denn  er  verknüpfe  die  beiden 
Glieder  derselben  auf  das  engste  mit  einander  (S.  267).  Aber  wie  erklärt  sich 
dann  das  spanische  und  portugiesische  Plusquamperfekt,  dem  doch  ein  solcher 
Begrifl"  der  Modalität  nicht  beiwohnt?  Denn  die  von  Foth  (S.  277)  gegebene 
Deduktion  ist  doch  zu  gewunden  als  dafs  man  sich  ihr  anschliefsen  könnte. 
Dann  scheint  es  mir  aber  auch  sehr  unwahrscheinlich,  dafs  das  Imperf.  Fut., 
wenn  man  auch  infolge  seiner  Entstehung  eine  ursprüngliche  Bedeutung  der 
Notwendigkeit  darin  anzunehmen  hat,  diese  so  lange  gewahrt  haben  sollte, 
zumal  das  analog  gebildete  Futurum  den  rein  temporalen  Sinn  von  den  älte- 
sten Zeiten  an  so  unzweideutig  erkennen  läfst.  Auch  Thielemann  (Wölfflin  : 
Archiv  für  lat.  Lexikographie  und  Grammatik  II)  kommt  in  seiner  sehr  sorg- 
fälligen Untersuchung  S.  180  f.  zu  dem  Resultat,  dafs  sich  bei  habere  mit  dem 
Lnfmitiv  die  reine  Futuralbedeutung  schon  in  der  2.  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts, 
zunächst  auf  afrikanischem  Boden,  nachweisen  lasse.  Und  S.  187  giebt  er 
sogar  ein  sehr  altes  lateinisches  Beispiel  einer  vollständigen  konditionalen 
Periode:  sanare  te  habebat  deiis,  si  confitereris,  Gott  würde  dich  heilen,  wenn 
du  bekanntest. 


DIR  HYPOTHETISCHE  IM'.RIODl'.  IM   SPANISCHEN.  2Q 

lateinischen  Gestaltung  befangen,  der  Sachr  dadurch  Zwang  an; 
vielmehr  deuten  die  von  den  Romanen  für  den  Hauptsatz  ge- 
wählten Zeiten  unverkennbar  an,  dafs  ihm  die  Folge  als  eine  reale 
erschien.  Zunächst,  wenn  diese  für  ihn  einen  modalen  Charakter 
gehabt  hätte,  müfste  es  doch  Wunder  nehmen,  dafs  er  diesen  nicht 
durch  den  Konjunktiv  zum  Ausdruck  brachte,  der  ihm  durch  das 
Lateinische  geradezu  gebieterisch  aufgedrängt  wurde.  Wie  kam  ferner 
der  Spanier  dazu,  sich  des  Plusquamperfekts  im  Folgesätze  schon  zu 
einer  Zeit  zu  bedienen,  wo  eine  andere  Bedeutung  als  die  rein 
temporale  sich  nicht  nachweisen  läfst  .■'  Die  so  konsequente,  allen 
romanischen  Sprachen  gemeinsame  Wahl  indikativer  Zeiten  für  den 
bedingten  Satz  zwingt  zu  der  Annahme,  dafs  hier  ein  Reales  ge- 
dacht wurde.  Und  das  ist  auch  verständlich.  Wenn  es,  wie  oben 
ausgeführt  worden  ist,  bei  der  irrealen  Periode  darauf  ankommt 
eine  vorhandene  Wirklichkeit  zu  beseitigen,  so  kann  dies  nur  da- 
durch geschehen,  dafs  man  ihr  eine  andere  Wirklichkeit  entgegen- 
stellt ,  die  in  diesem  Pralle  freilich  nur  in  der  lebendig  erregten 
Vorstellung  existieren,  nur  subjektiv  sein  kann.  Und  da  dieses  als 
wirklich  Vorgestellte  aus  einer  Annahme  gefolgert  wird ,  so  gilt 
dem  Geiste  auch  das  in  der  Annahme  Gesetzte  als  ein  Wirkliches, 
denn  Reales  kann  sich  nur  aus  Realem  ergeben.  Auch  liegt  in 
dem  Umstände,  dafs  die  Annahme  von  dem  Intellekt  deshalb  ver- 
worfen wird,  weil  sie  mit  den  realen  Verhältnissen  in  Widerspruch 
steht,  ein  Beweis,  dafs  vor  dieser  Erkenntnis  ein  kurzer  Moment 
der  Realität  in  ihr  vorhanden  gewesen  sein  mufs.  Gerade  so  ver- 
sucht in  dem  irrealen  Wunsch  das  heftige  Verlangen  den  mangeln- 
den Besitz  durch  das  Setzen  des  vorhandenen  Besitzes  zu  besei- 
tigen. Da  sich  nun  die  Folge  nur  an  den  vom  Intellekt  noch  nicht 
verurteilten,  also  als  real  vorgestellten  Gedanken  knüpfen  kann,  so 
ergiebt  sich  diese  selber  als  eine  reale,  die  mit  Recht  im  Indikativ 
zur  Anschauung  gelangt.  Anders  das  Lateinische;  dieses  drückt 
durch  den  Konjunktiv  gerade  die  Unwirklichkeit  aus,  welcher  mit 
der  beseitigten  Bedingung  ja  auch  die  Folge  notwendig  anheimfällt ; 
es  erscheint  hier  gewissermafsen  das  P^ndresultat  der  ganzen  geisti- 
gen Operation,  nicht  wie  in  der  romanischen  Periode  ein  gewisser 
vor  der  fallenden  Entscheidung  liegender  Zeitfjunkt. 

Wenn  sich  somit  der  Indikativ  für  den  P'olgesatz  erklärt,  so 
bleibt  die  weitere  Frage,  warum  der  Romane  gerade  das  Imperf. 
Fut.  wählte.  Auf  den  ersten  Blick  scheint  sich  dies  in  natürliclxT 
Weise  so  zu  lösen ,  dafs  die  logische  Folge  als  eine  zeitlichi-  auf- 
gefafst  und  also  das  sich  aus  der  Annahm« ;  Ergebende  als  das 
zeitlich  später  lüntretende  und  also  in  Bezug  auf  jene  als  das  Zu- 
künftige aufgefafst  wurde  (.Mälzmr,  Syntax  I  ioq).  Allein  die 
Sprachen  pflegen  die  Folge  in  der  hypothetischen  Periode  sonst 
nicht  so  aufzufassen,  Bedingung  und  l-'olge  fallen  in  der  Auflassung 
zusammen,  diese  ist  in  jener  von  vornherein  als  nu't  enthalten  ge- 
dacht; und  di<:  Folge  wird  als  das  zeitlich  Spätere  nur  dann  kennt- 
lich gemacht,    wenn   ihr   l'.inlreleu    als  ein   wirklu;li    erst  zukünftiges 


30  E.  GESSNER, 

bezeichnet  werden  soll.  So  sagen  wir  „wenn  ein  Gott  ist,  so  straft 
er  auch  die  Frevel  der  Menschen",  aber  „wenn  ein  Gott  ist,  so  wird 
er  diesen  Frevel  strafen",  und  in  irrealen  Sätzen  „wenn  ich  es 
hätte,  gäbe  ich  es"  wie  lateinisch  si  haberein  dareni.  Von  diesem 
Gesichtspunkt  aus,  sollte  man  nun  meinen,  hätte  sich  in  der  roma- 
nischen Periode  die  Folge,  wenn  diese  nicht  eine  erst  später  ein- 
tretende, sondern  mit  der  Bedingung  zusamrnenfallende  ist,  im  In- 
dikativ des  Imperfekts  darstellen  können.  Und  in  der  That  zeigt 
sich  auch  dieses  Tempus  im  Spanischen  nicht  ganz  selten  (natür- 
lich abgesehen  von  dem  auf  ganz  anderer  Linie  stehenden  Indik. 
Imperf.  der  Hilfsverben  müssen  und  können,  vgl.  weiter  unten); 
aber  der  ganz  allgemeine  und  überwiegende  Gebrauch  hat  sich 
doch  für  das  Imperf  YvA..  entschieden ,  und  wie  ich  glaube  mit 
gutem  Recht.  Wenn  nämlich  die  Folge  auch  naturgemäfs  an  eine 
der  Vergangenheit  überwiesene  Bedingung  anknüpft,  so  hat  sie 
doch  einen  klaren  Bezug  auf  die  Gegenwart  des  Sprechenden,  und 
um  diesen  idealen  Zusammenhang  mit  dem  Jetzt  anzudeuten,  gab 
es  schwerlich  eine  geeignetere  Zeit  als  diejenige ,  welche  von  der 
Vergangenheit  in  die  Zukunft  verweist ;  denn  in  dieser  Richtung 
liegt  die  Gegenwart;  diese  ist  von  der  Vergangenheit  aus  angesehen 
ein  Zukünftiges.' 


'  Eine  andere  Erklärung  für  das  Auftreten  des  Imperf.  Fat.  im  Folge- 
satz giebt  Burgatzcky :  das  Impeif.  u.  Plusquamp.  des  Futurs  im  Altfranzö- 
sischen, Greifswalder  Dissert.  1885.  Er  geht  von  dem  Imperf.  Fut.  in  realen 
Bedingungssätzen  aus,  wenn  diese  von  dem  Präteritum  eines  Verbs  des  Sagens 
abhängen  (li  Venicien  distrent  que  se  ü  i  aloent,  li  coranz  de  Paigue  les  en- 
menroit  contreval  le  Braz)  und  meint ,  dafs  dieses  Tempus ,  nachdem  es  in 
solchen  Sätzen  durch  den  häufigen  Gebrauch  als  konditional  gefühlt  worden, 
auch  in  den  Hauptsatz  irrealer  hypothetischer  Satzgefüge  der  Gegenwart  und 
Zukunft  eingetreten  sei,  in  denen  in  der  ältesten  Zeit  bis  zum  12.  Jahrh.  der 
Konjunktiv  Imperfecti  in  beiden  Gliedern  allein  geherrscht  habe  (S.  14).  Diese 
Ansicht  nun  läfst  sich  vielleicht  nicht  direkt  widerlegen ,  aber  sie  hat  sehr 
vieles  gegen  sich.  Zuerst  fehlt  es  nicht  an  Beispielen  dafür,  dafs  das  Imperf. 
Fut.  in  der  irrealen  Periode  im  Franz.  sehr  alt  ist ;  das  Fragment  von  Valen- 
ciennes  gewährt  sogar  den  Fall  einer  vollständigen  Periode  (e  io  ne  dolreic 
de  tanta  niilia  homiiium,  si  perdict  erent);  andere  alte  Denkmale  zeigen  das 
Tempus  in  unvollständigen  Perioden,  so  das  Lied  auf  Eulalia  in  der  Form 
sostendreiet,  die  Burgatzcky  gegen  Foth  ausdrücklich  für  die  irreale  Periode 
in  Anspruch  nimmt.  Ich  will  ferner  kein  besonderes  Gewicht  darauf  legen, 
dafs  es  einigermafsen  auffallen  kann,  warum  nicht,  falls  man  B.'s  Meinung 
adoptiert,  mit  dem  Imperf.  Fut.  im  Hauptsatze  auch  in  dem  Nebensatze  so- 
gleich der  Indik.  Imperf.  mitauftrat,  den  die  reale  Periode  bei  Abhängigkeit 
von  Verben  des  Sagens  immer  aufweist,  und  warum  die  Änderung  sich  zu- 
erst nur  in  dem  bedingten  Satze  vollzogen  hat.  Aber  darauf  mufs  doch  vor 
allem  hingewiesen  werden,  dafs  andere  Sprachen,  wie  das  Spanische  und  Por- 
tugiesische,  in  der  ältesten  Zeit  gar  kein  anderes  Ternpus  für  den  Folgesatz 
der  irrealen  Periode  kannten  als  das  Imperf.  Fut.  Soll  man  hier  etwa  auch 
ein  Durchgehen  durch  die  reale  Periode  annehmen?  Augenscheinlich  ist  B.'s 
Blick  in  dem  Franz.  befangen,  für  das  es  ihm  darauf  ankam,  den  Ersatz  des 
ursprünglichen  Konj.  Imperf.  durch  das  Imperf.  Fut.  zu  erklären.  Am  be- 
denklichsten jedoch  erscheint  mir  B.'s  Hypothese  einer  Vermischung  der 
realen  und  der  irrealen  Periode.  Es  ist  schwer  anzunehmen,  dafs  das  Sprach- 
gefühl zwei  so   grundverschiedene   Verhältnisse    mit   einander  verwechselt    und 


DIE  HYPOTHETISCHK  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  3I 

Es  ist  oben  S.  28  bemerkt  worden,  dafs  sich  das  Franz.  in 
der  Gestaltung  der  irrealen  Periode  von  den  anderen  romanischen 
Sprachen  entfernt.  Dies  ist  in  doppelter  Hinsicht  der  Fall,  einmal 
in  dem  in  der  ältesten  Zeit  und  teilweise  noch  heute  üblichen  Ge- 
brauch des  Konj.  Imperf.  (Plusquamp.)  im  bedingten  und  dann  in 
dem  Gebrauch  des  Indik.  Imperf.  (Plusquamp.)  im  bedingenden 
Satze.  Was  den  ersten  Punkt  betriftt,  so  ist  allerdings  die  Formel 
si  feusse,  Je  donttasse  in  den  ältesten  Denkmalen  die  durchaus  herr- 
schende.i  Aber  wohlgemerkt,  dies  gilt  nur  von  der  vollständigen, 
geschlossenen  Periode.  Sobald  diese  durchbrochen,  sobald  der 
Bann  des  Lateinischen,  unter  dem  die  volle  altfranz.  Periode  liegt, 
gelöst  ist,  zeigt  auch  das  Altfranz,  die  unverkennbare  und  unwider- 
stehliche Neigung,  das  Imperf.  Fut.  wie  die  verwandten  Idiome  in 
der  hypothetischen  Periode  zur  Verwendung  zu  bringen.  Schon 
die  ältesten  Denkmaie  weisen  es  in  der  unvollständige  Periode  auf 
(sosletidreüt,  Eulalia  16;  ?}iorir  volria,^oc.i\\\\xs  117).  Dann  aber  tritt 
es  auch  bald  in  vollständigen  Perioden  auf;  zunächst  noch  mit 
gewahrtem  Konj.  Imperf.  im  bedingenden  Satze  2;  bald  aber  auch 
neben  dem  heute  allein  gestatteten  Indik.  Imperf.  im  Nebensatze,  so 
dafs  das  Satzgefüge  sich  ganz  in  der  heutigen  Form  darstellt. 
Schon  im  Villehardouin  stufst  man  auf  zahlreiche  Fälle  dieser 
modernen  Gestaltung,  im  Joinville  ist  sie  bereits  die  fast  ausschliefs- 
lich  beobachtete  Regel,  und  mit  dem  16.  Jahrh.  etwa  ist  sie  zur 
Herrschaft  gelangt,  wenn  sich  auch  die  alte  Konstruktion  mit  dem 
Konj.  Imperf.  in  der  populären  Ausdrucksweise  noch  erhält.''  So 
hat  sich  das  Französische  schwerer  als  die  anderen  romanischen 
Sprachen    von     den    Fesseln    des    Lateinischen    befreit ;    trotz    der 


das  eine  auf  das  andere  übertragen  haben  soll.  Wenn  die  abhänginge  reale 
Periode  in  ihrer  äufseren  Gestaltung  im  Franz.  und  in  anderen  romanischen 
Idiomen  mit  der  irrealen  zusammenfalh,  so  liegt  das  in  den  syntaktischen  Ge- 
setzen dieser  Sprache,  nicht  da  wo  B.  es  sucht.  Das  Spanische  beweist  sehr 
deutlich,  wie  das  Sprachbewufslsein  beide  Perioden  zu  scheiden  weifs;  si 
tengo,  dare  giebt  heute  und  gab  von  den  ältesten  Zeilen  an  bei  Abhängigkeit 
von  einem  präteritalen  Verb  nur  si  tenia,  darin,  nicht  si  tuviese,  darin,  die 
Form  der  irrealen   Periode.     Vgl.  unten  beim  realen  Fall. 

'  Vgl.  für  das  Altfranz,  die  eingehende  Untersuchung  von  Klapperich : 
historische  Enlwickelung  der  syntaktischen  Verhältnisse  der  Bedingungssätze 
im  Altfranzösischen  in  P'ranzilsische  Studien  III  4. 

'-'  Klapperich  S.  18.  Besonders  lehrreich  sind  die  Stellen  in  Über- 
setzungen, wo  sich  trotz  des  lalcin.  Konj.  Imperf.  das  Imperf.  Fut.  Bahn 
bricht:  si  tn'en  dunasses  mit  de  (es  deniers,  ne  metereie  inain  sur  le  fiz  U 
rei  {si  appenderes  .  .  nequaquatn  mitterem),  Livres  des  Rois  ed.  Le  Roux  de 
Lincy  S.  187.  .SV  mort  l'eusse,  ä  niort  vie  tourner oit ;  kar  ne  serreit 
pas  ceted  al  rei  {si  fecissem  .  .  latere  potuisset),  ib.  Ebenso  in  der  so  sklavi- 
schen Übersetzung  der  Dialoge  des  Papstes  Gregor :  si  ie  .  .  volsissf  tenir, 
celes  .  .  ne  receue roit  {si  tenere  voluissem,  non  susciperet),  Dialoge  Gregoirc 
lo  Papc  ed.  Försteer  S.  8,5.  Et  quant  il  .  .  eust  eure,  iceaz  ne  troutroil 
tnie  (dtimque  ciiraret,  .  .  illos  non  inreniret).  ib.  S.  62,11.  Daher  auch  im 
Gregoire  das  wohl  stän<lige  volreie  für  lat,  vel/em  (S.  52,14  etc.). 

^  Klapperich  S.  22.  Vogels:  Der  syntaktische  Gebrauch  der  Tempora 
und  Modi  bei  Pierre  de  Larivey  in  Böhmer,  Roman.  Studien  V  489. 


32  E.  GESSNER, 

auch  in  ihm  ganz  unverkennbaren  Neigung  für  das  Imperf.  Ful.  im 
Folgesatz  hat  es  sich  doch  in  der  geschlossenen  Periode  lange 
nicht  von  seinem  lateinischen  Vorbilde  losmachen  können.  Es  ist 
nun  belehrend  zu  sehen ,  wie  sich'  dieselbe  Erscheinung  auch  bei 
der  auf  Vergangenes  bezüglichen  Periode  wiederholt.  In  der  älte- 
sten Zeit  wurde  diese  bekanntlich  in  der  Regel  durch  dieselben 
Zeiten  dargestellt,  die  für  die  Periode  der  Ciegenwart  dienten.  Als 
man  nun  später  aber  die  zusammengesetzten  Tempora  zu  ver- 
wenden anfing,  hätte  die  so  stark  hervortretende  Vorliebe  für  das 
Imperf.  Fut.  zum  Gebrauche  des  Plusquamp.  Fut.  im  bedingten 
Satze  führen  müssen.  Aber  gegen  diese  Zeit  bekundet  die  Sprache 
lange  eine  unverkennbare  Abneigung.  Wie  in  der  ältesten  Zeit 
die  Periode  der  Gegenwart  den  Konj.  Imperf.  in  beiden  Gliedern 
aufweist,  so  in  dieser  Epoche  der  Sprache,  dem  15.  und  16.  Jahrb., 
den  Konj.  Plusquamp.  in  beiden  Sätzen  der  auf  die  Vergangenheit 
bezogenen  Periode,  ein  Beweis,  wie  sehr  auch  hier  das  Franz.  in 
den  Banden  des  Lateinischen  lag.  Im  Joinville,  im  Petit  Jehan  de 
Saintr6,  in  den  Quinze  joyes  de  mariage  kennt  die  reine  mit  si 
gebildete  vollständige  Periode  der  Vergangenheit  keine  andere  Ge- 
staltung als  si  feusse  eti,  feusse  chmni\  auch  im  Montaigne  und  im 
Heptameron  verhält  es  sich  schwerlich  anders,  und  dafs  auch  das 
17.  Jahrb.  an  dieser  Form  noch  festhielt,  lehrt  Haase:  Französi- 
sche Syntax  des  17.  Jahrhunderts,  S.  loi  f.  Nur  wenn  diese  strenge 
Form  in  irgend  einer  Weise  durchbrochen  wird ,  sei  es  dafs  die 
Periode  unvollständig  ist,  oder  dafs  Mischung  aus  Gegenwart  und 
Vergangenheit  vorliegt  oder  anderweitige  Änderungen  eintreten, 
läfst  sich  das  Plusquamp.  Fut.  zuweilen  im  Konsekutivsatze  antreffen. 
Beispiele  aber  der  modernen  Fügung  si  favais  eu,  faurais  doruie 
sind  in  der  alten  Sprache,  wenn  auch  nicht  unerhört,  so  doch  sehr 
selten  {t7-op  nie  serrcit  mal  avenu  S''il  aveient  por  mei  eit  Mal,  dont 
il   receussent   mort,    Vie    de    Tobie  v.  7  7 1    in    Herrig,    Archiv,    Band 

62,375  f-). 

Die  zweite  auffallende  Erscheinung  in  der  franz.  Periode  der 
Irrealität  ist  der  Gebäauch  des  Indik.  Imperf.  (Plusquamp.)  im  be- 
dingenden Satze.  Dieselbe  Eigentümlichkeit  zeigt  auch  das  Pro- 
venzalische  und  das  Catalanische.  Dafs  sie  im  Französischen  schon 
ziemlich  früh  auftritt,  ist  schon  bemerkt  worden;  vgl.  auch  Klap- 
perich S.  18.  Der  Grund  zu  dieser  bedeutsamen  Änderung  scheint 
in  der  That  ein  mehr  äufserlicher  gewesen  zu  sein ,  der  auf  das 
Bedürfnis  beide  Glieder  der  Periode  mit  dem  gleichen  Modus  aus- 
zudrücken zurückgeführt  werden  kann.i  Denkt  man  an  die  innere 
Verwandtschaft,  welche  die  beiden  Glieder  der  Periode  trotz  ihrer 
Verschiedenheit  als  Voraussetzung  und  Folge  mit  einander  haben, 
so  erscheint  es  erklärlich ,  dafs  der  Indikativ  im  Haäptsatze  auch 
den  im  Nebensatze    herbeiführte.     Nicht    ohne  Einilufs    raas:    dabei 


•  Vgl.   L.  Toblcr  in  Zeitschrift  für  Völkerpsychologie  II  49.     Foth  S.  279, 
280  Anm. 


DIE  HYPOTHKTISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  ^^ 

die  reale  Periode  mit  ihren  indikativen  Zeiten  in  beiden  Gliedern 
gewesen  sein;  si  j'ai,  je  Jonnerai  konnte  leicht  Veranlassung  zu 
einem  si  favais,  je  donnerais  werden. 

Periode  der  Irrealität  im  Spanischen.  Im  Spanischen 
und  in  einigen  anderen  romanisclien  Idiomen  ist  das  Plusquamp.  i ' 
für  die  irreale  Periode  herangezogen  worden,  aber  in'rgend  hat  es 
einen  so  tief  eingreifenden  Einllufs  darauf  ausgeübt  wie  in  der 
spanischen  (portugiesischen)  Sprache.  Die  überaus  wichtige  Rolle, 
die  es  hier  spielt,  n(')tigt  zu  einer  eingehenden   Betrachtung. 

Sollte  das  Plusquamp.  i  in  die  hypothetische  Periode  eintreten, 
so  liegt    die  Vermutung    nahe,    dafs  es  seinen  Einzug    zunächst  in 

'  Diesen  Kamen  gebe  ich  dem  aus  dem  latein.  Indik.  Plusquamp.  ge- 
wonnenen Tempus  {amara,  aus  amaveram)  zum  Unterschiede  von  den  durch 
Zusammens'itzung  entstandenen  Formen  habia  aniado  (Phisquamp.  2)  und  hiiöe 
amado  (Plusquamp.  3).  Zu  ihm  gesellt  sich  dann  noch  eine  nach  Analogie 
der  übrigen  zusammengesetzten  Zf-iten  aus  dem  Plusquamp.  I  von  habere  mit 
dem  Partie,  gebildete  Zeit  hubiera  amado,  die  ich  das  zusammengesetzte  Plus- 
quamp. I  nenne.  Dieses  lat.  Plusquamp.  ist  in  alle  romanischen  Sprachen 
übergegangen ,  doch  nicht  in  allen  hat  es  dieselbe  Lebensfähigkeit  bewiesen 
und  dieselbe  Bedeutsamkeit  erlangt.  Das  Franz.  kennt  es  nur  in  den  ältesten 
Denkmalen.  Auch  im  Italienischen  hat  es  nur  ein  kurzes  Dasein  gehabt. 
Dagegen  tritt  es,  besonders  in  der  hypothet.  Periode,  im  Provenzalischen  und 
Catalanischen,  namentlich  aber  im  Spanischen  und  Portugiesischen  sehr  stark 
in  den  Vordergrund.  Auch  aufserhalb  der  Periode  findet  es  in  den  genannten 
Sprachen  seine  Verwendung,  jedoch  in  den  südwestlichen  Idiomen  in  ungleich 
höherem  Mafse  als  im  Provenzalischen  und  Catalanischen,  wo  sein  Gebrauch 
ein  ziemlich  beschränkter  ist.  Dem  Umstände,  dafs  das  Tempus  vorzugsweise 
in  der  konditionalen  Periode  angewendet  wird,  verdankt  es  die  verschiedenen 
Namen,  die  ihm  die  Grammatiker  gegeben,  und  die  Stellung,  die  sie  ihm  in 
dem  Schema  der  Konjugation  zuweisen.  Meistens  wird  es  zum  Konjunktiv 
gerechnet  und  bald  als  Konditionale,  bald  als  Preterito  imperfecto  oder  als 
Posterior  subjuntivo  u.  s.  w.  bezeichnet.  Ich  betrachte  den  Namen  Plusquam- 
perfekt, wenigstens  für  das  Spanische  und  Portugiesische,  für  den  angemessen- 
sten ,  nicht  nur  wegen  seiner  Abstammung ,  sondern  noch  mehr,  weil  das 
Tempus  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  eines  für  die  Vergangenheit  Ver- 
flossenen in  dem  Altspanischen  aufserordenilich  gewöhnlich  ist  und  sich  darin, 
wenn  auch  in  engeren  Grenzen,  bis  auf  den  heutigen  Tag  erhalten  hat.  Noch 
mehr  ist  dies  bekanntlich  im  Portugiesischen  der  Fall ;  hier  ist  seine  Ver- 
wendung als  präteritales  Tempus  aufserhalb  der  hypothetischen  Periode  noch 
jetzt  eine  recht  erliebliche  (wer  sich  davon  überzeugen  will,  lese  nur  die  ersten 
Seiten  von  Herculano's  Monasticon).  Mit  Recht  führt  daher  auch  Braga  in 
seiner  Grammatica  Portugueza  die  in  Rede  stehende  Zeit  unter  dem  Namen 
Preterito  mais  que  perfeilo  ein.  —  Was  das  zusammengesetzte  Plusquamp.  i 
anlangt,  so  zeigt  es  sich  schon  sehr  früh  innerhalb  und  aufserhalb  der  h\po- 
ihctischen  Periode.  Im  Grunde  ist  es  für  die  alte  Sprache  eine  völlig  über- 
flüssige Bildung,  denn  das  einfache  Plusquamp.  genügte  durchaus  zur  Be- 
zeichnung dessen,  was  damit  ausgedrückt  werden  sollte.  Ein  Recht  der  Exi- 
stenz gewann  das  Tempus  eigentlich  erst  in  späterer  Zeit,  als  die  Sprache  in 
dem  Bestreben,  Gegenwart  und  Vergangenheit  in  der  hypothetischen  Periode 
durch  die  Wahl  einfacher  und  zusammengesetzter  Zeiten  kenntlicher  zu 
machen,  das  einfache  Plusquamp.  i  auf  die  Sphäre  der  (iegenwart  beschränkte, 
so  dafs  nun  das  zusammengesetzte  sowohl  für  die  Darstellung  der  Vergangenes 
ausdrückenden  hypothet.  Periode,  als  auch  aufserhalb  derselben  als  Konj. 
Plusquamp.  eine  zwar  nicht  unintlii-hrlich"- .  ili«r  .In.  )i  h,  ., ,  liti..i.-  Stellung 
gewann. 

ZbitHchr.  f.  roiii.  l'liil.  \\\ .  • 


34  E.  GESSNER, 

die  aul  Vergangenes  bezogene  Periode  und  zwar  in  den  bedingten 
Satz  derselben  gehalten  hat,  da  ja  der  Romane  für  diesen  überhaupt 
nur  indikative  Zeiten  verwendete.  Freilich  kommt  dabei  die  Dar- 
stellung des  von  der  Vergangenheit  aus  Zukünftigen  in  Wegfall ; 
allein  es  ist  verständlich,  dafs  bei  einem  Gedanken,  welcher  der 
unmittelbaren  Gegenwart  des  Sprechenden  entrückt  ist,  das  Be- 
dürfnis hierzu  sich  weiu"ger  fühlbar  machte.  Bedingung  und  Folge 
fallen,  namentlich  aus  der  Entfernung  angesehen,  in  dem  Geiste  des 
Redenden  so  sehr  zusammen,  dafs  sie  sich  der  Behandlung  mit  dem- 
selben Tempus  nicht  ernstlich  widersetzen.  Schon  das  Latein  hatte 
diesen  Weg  in  einzelnen  Fällen  eingeschlagen  [l-'erierat  Imperium,  st 
Fabius  iatittmi  ausus  esset  quanium  ira  siiadebat.  Me  trunciis  illapsus  ce- 
rebro  Sustulerat,  nisi  Faimiis  idum  D extra  levasset).  Die  Sache  verhielt 
sich  nun  auch  in  der  That  so:  die  ältesten  Beispiele  im  Spanischen 
weisen  das  Plusquamp.  i  nur  in  dem  Folgesatze  der  irrealen 
Periode  der  Vergangenheit  auf.  Aber  dabei  blieb  es  nicht,  das 
Tempus  dehnte  seine  Befugnis  in  der  konditionalen  Periode  immer 
mehr  aus.  Indem  es  zunächst  auch  den  Folgesatz  der  auf  die 
Gegenwart  gehenden  Periode  für  sich  in  Anspruch  nahm,  schuf  es 
eine  weitere  nicht  unerhebliche  Neuerung.  Einmal  verzichtete  die 
Sprache  nun  auch  für  die  Gegenwart  auf  die  deutliche  Bezeichnung 
des  Zukünftigen,  wie  sie  in  dem  bisher  allein  üblichen  Imperf.  Fut. 
lag;  und  in  Bezug  hierauf  kann  auf  die  oben  S.  30  gemachte  und 
später  zu  begründende  Bemerkung  hingewiesen  werden,  dafs  dem 
Spanier  die  Darstellung  der  Folge  als  eines  von  der  Vergangenheit 
aus  Zukünftigen  weniger  unerläfslich  zu  sein  schien.  Dann  aber 
wurde  durch  diesen  Gebrauch  das  Plusquamp.  i  auch  seiner  ur- 
sprünglichen Zeitsphäre  entrückt,  um  eine  einfache  Vergangenheit 
auszudrücken.  Aber  dies  Letztere  wenigstens  ist  keine  eigentliche 
Neuerung;  diesen  Übertritt  hatte  die  Zeit  bereits  vollzogen.  Voll- 
kommen entbehrlich  neben  den  beiden  anderen  Plusquamp.  mufste 
sie  sich  schon  sehr  früh  dazu  hergeben ,  auch  das  Vergangene 
schlechtweg  zu  bezeichnen  und  somit  das  Perfekt  und  Imperfekt 
zu  vertreten.  Vereinzelt  treten  Beispiele  dieses  Gebrauches  schon 
im  Berceo  und  im  Poema  del  Cid  auf,  öfter  im  Fuero  Juzgo,  häufig 
dann  im  14.  Jahrh.  Einen  ungleich  schwereren  Eingriff  in  seine 
Natur  dagegen  erlitt  unser  Tempus  durch  seinen  Übertritt  in  den 
bedingenden  Satz  der  irrealen  Periode,  denn  damit  mufste  es  sich 
die  Verweisung  in  den  Konjunktiv  gefallen  lassen.  Auf  den  ersten 
Blick  erscheint  es  zwar  vielleicht  natürlicher,  es  in  diesem  Falle 
als  eine  indikative  Zeit  zu  fassen  und  an  einen  ähnlichen  Vorgang 
zu  denken,  wie  er  in  dem  franz.  st  favais  zu  Tage  tritt.  Aber  im 
Spanischen  ist  das  Gefühl  für  den  Konjunktiv  im  Nebensatze  der 
irrealen  Periode  zu  fest  begründet,  als  dafs  man  so  leicht  ehie  Er- 
schütterung desselben  annehmen  dürfte.  Während  das  Französische 
früh  und  leicht  auf  den  Konjunktiv  im  «-Satze  verzichtete,  ist  dem 
Spanier  das  Gefühl  für  diesen  Modus  stets  lebendig  geblieben  und 
findet  noch    heute  in    der    typischen   Formel  si  tttviese  daria  seinen 


DIE  HYPOTHETISCHK  I'ERIODK  IM  SPANISCHEN.  35 

Ausdruck.  Das  Plusquamp.  i  im  «-Satze  wurde  wohl  ohne  Zweifel 
direkt  als  Konjunktiv  gefühlt;  denn  nur  so  wird  es  begreiflich,  dafs 
dasselbe  im  Laufe  der  sprachlichen  Entwickelung  auch  aufserhalb 
der  hypothet.  Periode  ohne  weiteres  ganz  allgemein  die  Bedeutung" 
des  Konjunktivs  annehmen  konnte,  eine  Bedeutung  die  bei  dem 
Plusquamp.  i  vor  seinem  Eintritt  in  dieselbe  nicht  nachweisbar  ist. 
Fragt  man  nun,  wie  sich  der  Übertritt  des  Plusquamp.  i  in  den 
bedingenden  Satz  erklären  lasse,  so  ist  eine  Antwort  schwer;  viel- 
leicht führte  das  Gefühl  für  die  verwandte  Natur  der  beiden  die 
Periode  bildenden  Glieder  zu  einer  auch  äufserlich  gleichen  I^e- 
handlung  derselben. 

Anmerkung.  Auch  die  anderen  romanischen  Sprachen, 
vornehmlich  das  Provenzalische  und  das  Catalanische,  kennen 
das  Plusquamp.  i  in  der  hypothet.  Periode.  Bemerkenswert 
dabei  ist,  dafs  sich  dasselbe  im  Provenzalischen  schon  sehr 
früh  als  Zeit  der  Gegenwart  einstellt,  so  dafs  ein  allmähliches 
1  lerabsteigen  aus  der  Sphäre  der  Vergangenheit  wie  im  Spa- 
nischen kaum  nachzuw-eisen  ist.  Schon  in  der  aus  dem 
II.  Jahrb.  stammenden  Übersetzung  des  Evangeliums  johannis 
und  in  anderen  dem  12.  Jahrb.  angehcirenden  Schriftwerken 
erscheint  es  in  der  Periode  der  (iegenwart  {st  vös  7ne  arnassdz, 
vos  certas  esjauviraz:  si  düigcreiis  nie,  gatider etis  ulique, 
Bartsch  Chrestomathie,  2.  Ausgabe  S.  11,45.  ^'^  ^"'-^  fossäz 
(kl  iniin,  lo  münz  aniera  zo  que.  era  so:  si  dt'  mundo  fuissetis, 
mundus  quod  suum  erat  diligcret,  ib.  13,4.  Agren  pechat : 
haberent  peccatum,  ib.  13,15).  Was  das  Catalanische  betrifft, 
so  ist  in  der  von  mir  genauer  durchgesehenen  Chronik  des 
Muntaner  für  die  Periode  der  Gegenwart  si  icnia  darin  die 
durchaus  übliche  Form;  in  der  das  Plusquamp.  i  aufnehmen- 
den Gestaltung  bezeichnet  dieses  ganz  überwiegend  die  Ver- 
gangenheit; nur  verhältnismäfsig  selten  dient  es  auch  zum 
Ausdruck  der  Gegenwart,  am  häufigsten  noch  in  der  unvoll- 
ständigen Periode.  Hervorzuheben  ist  aber  vor  allem,  dafs, 
so  weit  wenigstens  meine  Erfahrung  reicht,  das  Provenzalische 
und  das  Catalanische  den  verhängnisvollen  Schritt  das  Plus- 
quamp. I  in  den  bedingenden  Satz  zu  ziehen  überhaupt  nicht 
gethan  haben.  Für  das  Italienische  bezeugt  Foth  S.  279  das- 
selbe, und  auch  im  ältesten  Französisch  wird  es  sich  nicht 
anders  verhalten  haben  (vgl.  Passion  38c:  melz  li  fura  non 
J'usses  naz).  Damit  hängt  denn  auch  zusammen,  dafs  dieses 
Tempus  in  den  genannten  Idiomen  aufserhalb  der  hypothet. 
Periode  niemals  die  Geltung  eines  Konjunktivs,  wie  so  ge- 
wöhnlich im  Spanischen  und  Portugiesischen ,  angenommen 
hat,  sondern  auf  die  Sphäre  des  Indikativs  angewiesen  bleibt. 
Überhaupt  tritt  im  Provenzalischen  und  Catalanischen  das 
Plusquamp.  i  im  Gegensatz  zum  Spanischen  und  Portugiesi- 
schen nur  in  mäfsiger  Weise  aufserhalb  der  l^edingnngs- 
periüde  aul. 


30  E-  GE5SNER, 

Was  nun  das  Erscheinen  und  allmähliche  um  sich  Greifen  des 
Plusquamp.  i  in  der  spanischen  Periode  spezieller  angeht,  so  ist 
schon  bemerkt  worden,  dais  es  in  den  'ältesten  Denkmalen  zunächst 
ausschliefslich  in  dem  Konsekutivsatze  der  Periode  der  Vergangen- 
heit auftritt  So  in  Cid,  Berceo,  Appolionio.  Aber  schon  sehr 
früh  erscheint  es,  zunächst  ebenfalls  nur  für  die  Vergangenheit, 
bereits  auch  in  dem  Konditionalsatze.  Die  ersten  Beispiele  finde 
ich  in  dem  Alex.  Nachdem  es  sich  so  der  beiden  Glieder  der 
Periode  der  Vergangenheit  bemächtigt  hat,  verdrängt  es  bald  die 
anderen  Tempora  und  wird  aUmähüch  die  herrschende  Zeit  für 
diese  Periode,  sowohl  in  ihrer  vollständigen  wie  in  ihrer  unvoll- 
ständigen Form.  Denn  gegen  das  Plusquarap.  Fut.  hat  der  Spanier 
lange  eine  entschiedene  Abneigung  bewi--  auch  dem  Plus- 

quamp. Konj.  im  Nebensatze   ist  er  wenig  So    geschieht  es, 

dafs  das  einfache  Plusquamp.  i  schon  im  14.  jahrh.  in  stärkerer 
Weise  hervortritt  und  dafs  es  in  den  folgenden  Jahrhunderten  seine 
Herrschaft  inomer  mehr  befestigt.  In  Roiz,  R  Pal.,  Guzman,  Ayora, 
Pulg.  Letr.,  Celestina  gebietet  es  so  gut  wie  unbeschränkt  über  die 
auf  die  Vergangenheit  bezogene  Periode.  Denn  das  zusammen- 
gesetzte Plusquamp.  i  ist  in  der  alten  Zeit  immer  nur  wenig  zur 
Venvendung  gekommen ;  viele  Denkmale  kennen  es  überhaupt  nicht. 
\\'ährend  es  im  ganzen  Berceo  vielleicht  nur  viermal,  im  Appol. 
zweimal,  etwas  häufiger  im  Alex,  vorkommt,  ist  es  im  Cid,  Roiz, 
Guzman  gar  nicht,  in  anderen  älteren  Schriftstücken  vereinzelt  vor- 
handen; kurz  es  schwindet  immer  mehr  zu  Gunsten  des  einfachen 
Plusquamp.  i. 

Während  dieser  ganzen  Zeit,  etwa  bis  zum  Ausgange  des 
15.  Jahrb.,  ist  das  Plusquamp.  i  in  der  Periode  der  Gegenwart 
selten.  Der  Übertritt  in  diese  scheint  sich  erst  im  14.  Jahrh.  zu 
vollziehen,  also  später  als  der  in  das  ko:   '  -  Glied.     Im  Cid, 

Berceo,  Alex.,  M  Flgipc,  Ador.  läfst    sich  noch    nicht  ge- 

wahren, erst  im  Roiz  tritt  er  ganz  vereiuzdi  auf.  Namentlich  in 
der  geschlossenen  Periode  der  Gegenwart  vermag  das  Tempus 
gegen  die  übermächtige  alte  Formel  si  /miese  daria  nicht  aufzu- 
kommen;  zwar  begegnet  man  ihm  in  den  Werken  des  Juan  Ma- 
nuel, in  Roiz,  R  Pal.  und  andern  Werken,  aber  immer  nur  im 
ganzen  selten.  Mit  der  Zeit  jedoch  gewirmt  es  mehr  Boden  und 
bemächtigt  sich  nach  und  nach  der  ganzen  Periode  der  Gegen- 
wart Einige  Fälle  dieser  Gestaltung  si  tiivUra  dura  für  die  Gegen- 
wart finden  sich  schon  in  Pulg.  Letr.,  nicht  selten  dann  in  der 
Celestina.  Besonders  aber  wird  sie  von  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh. 
an  eine  ebenbürtige  Nebenbuhlerin  jener  ältesten  Form.  In  Guer. 
Civ.  ist  sie  das  fast  ausschhefsliche  Schema  für  die  Periode  der 
Gegenwart ;  im  Alfar.  wiegt  sie  vielleicht  vor ;  im  Quij.  und  in  Cart 
Mar.  erscheint  sie  neben  si  heviese  daria  als  gleichberechtigt; 
im     Criticon    und    in    SoUs    Cartas    ist    sie    die    Hauptform;     im 


DIE  HYPOTHETISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  37 

FGerd.  findet  sie  sich  häufig,  obwohl  hier  si  iuvüra  darin  gewöhn- 
hcher  ist. 

Wenn  somit  in  dieser  Epoche  si  tuviera  diera  sich  in  starker 
Weise  der  Periode  der  Gegenwart  bemächtigt  hatte,  so  blieb  doch 
daneben  diese  Formel  auch  für  die  Vergangenheit  zunächt  noch 
vorwiegend  in  Gebrauch.  Ganz  entschieden  ist  dies  z.  B.  in  Alfar. 
der  Fall,  fast  nicht  weniger  in  Quij.  und  Criticon.  Dieser  Um- 
stand nun,  dafs  dasselbe  Schema  unterschiedslos  zum  Ausdruck 
der  Vergangenheit  und  der  Gegenwart  diente,  führte  zu  der  ebenso 
interessanten  wie  begreiflichen  Erscheinung  des  Wiederauflebens  des 
zusammengesetzten  Plusquamp.  i,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs 
diese  Bildung  sich  fortan  nicht  nur  eines  frölicheren  Gedeihens, 
sondern  auch  einer  besseren  Berechtigung  als  früher  erfreute.  Der 
indifferente  Charaker  des  einfachen  Plusquamp.  i,  in  dem  Gegen- 
wart und  Vergangenheit  zusammenfiel,  mufste  leicht  das  Bedürfnis 
erzeugen ,  diese  Zeitsphären  in,  einer  äufserhch  erkennbaren  Weise 
auseinander  zu  halten,  und  hierzu  war  die  Wiedereinführung  des 
zusammengesetzten  Plusquamp.  i  ein  vortrefl^liches  Mittel.  Man 
gelangte  so  im  Laufe  der  Zeit  naturgemäfs  dazu ,  das  einfache 
Plusquamp.  auf  die  Gegenwart  einzuschränken  und  in  dem  zu- 
sammengesetzten einen  deutlichen  Ausdruck  für  die  V^ergangenheit 
zu  gewinnen.'  Besonders  machte  sich  dieses  Bedürfnis  deutlicherer 
.Scheidung  für  die  aus  Gegenwart  und  Vergangenheit  gemischte 
Periode  fühlbar,  und  so  ist  z.  B.  bereits  in  Quij.  die  Bezeichnung 
der  Vergangenheit  durch  das  zusammengesetzte  Tempus  in  solchen 
Perioden  die  weitaus  überwiegende  Regel.  Es  ist  jedoch  wichtig 
zu  bemerken,  dafs  die  damit  eingeführte  Änderung  auch  hier  sich 
nur  allmählich  vollzog.  Bei  Perioden,  deren  beide  Glieder  Ver- 
gangenes ausdrücken ,  ist  zunächst  Verwendung  der  zusammen- 
gesetzen  Zeit  in  beiden  Sätzen  das  ungleich  Seltnere ;  man  be- 
gnügte sich  damit  die  Vergangenheit  nur  in  dem  einen  Gliede 
kenntlich  zu  machen,  indem  man  die  richtige  .\ufi;assung  dem  Ver- 
ständnis des  Hörers  überliefs.  Dafs  sich  nach  diesem  ersten 
.""Schritt  ein  Eintreten  des  zusammengesetzten  Tempus  bald  in  beiden 
Teilen  der  hypothet.  Periode  entwickeln  mufste,  ist  natürlich  und 
war  nur  eine  P'rage  der  Zeit.  Diese  weitere  Entwickelung  liefs 
denn  auch  nicht  lange  auf  sich  warten.  FGerd.  und  Cart.  Mar. 
lassen  bereits  das  selten  verletzte  Gesetz  erkennen,  die  Vergangen- 
heil  in  der  hypothet.  Periode  durch  zusammengesetzte  Zeiten  aus- 
zudrücken.    Dies  ist  das   moderne  Prinzip.     Eine  natürliche  Folge 


'  Beobachten  läfst  sich  dieses  stärkere  Heranziehen  des  zusammcH- 
^:esei/ten  Plusquamp.  etwa  von  der  /weiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  an.  Inter- 
essant ist  z.B.  ein  Vergleich  des  Lazar.Nf.  (erste  Hälfte  des  16.  Jahrh.)  mit 
seiner  Fortsetzung  von  Luna,  die  gegen  Endedicses  oder  wohl  richtiger  in  ilcn 
Anfang  des  17.  Jahrh.  fällt.  In  jenem  ist  si  tuviera  diera  die  einzige  Form  der 
auf  di'-  Vergangenheit  bezüglichen  Periode;  in  dieser  ist  sie  es  nur  noch  ganz 
vereinzelt:  der  Regel  nach  ''-"  i"  <i">"-.  il>-r  l.ii.l.  n  (i)i,i!.r  1..  .'i^i  nun  n- 
gesetzte  Plusquamp.  ein. 


36  te.  GESSNER, 

Was  nun  das  Erscheinen  und  allm;ihliche  um  sich  (ireifen  des 
Plusquamp.  i  in  der  spanischen  Periode  spezieller  angeht,  so  ist 
schon  bemerkt  worden,  dafs  es  in  den  ältesten  Denkmalen  zunächst 
ausschliefslich  in  dem  Konsekutivsatze  der  Periode  der  A'^ergangen- 
heit  auftritt.  So  in  Cid,  Berceo,  AppoUonio.  Aber  schon  sehr 
früh  erscheint  es,  zunächst  ebenfalls  nur  für  die  Vergangenheit, 
bereits  auch  in  dem  Konditionalsatze.  Die  ersten  Beispiele  finde 
ich  in  dem  Alex.  Nachdem  es  sich  so  der  beiden  Glieder  der 
Periode  der  Vergangenheit  bemächtigt  hat,  verdrängt  es  bald  die 
anderen  Tempora  und  wird  allmählich  die  herrschende  Zeit  für 
diese  Periode,  sowohl  in  ihrer  vollständigen  wie  in  ihrer  unvoll- 
ständigen P^orm.  Denn  gegen  das  Plusquamp.  Fut.  hat  der  Spanier 
lange  eine  entschiedene  Abneigung  bewiesen  und  auch  dem  Plus- 
quamp. Konj,  im  Nebensatze  ist  er  wenig  hold.  So  geschieht  es, 
dafs  das  einfache  Plusquamp.  i  schon  im  14.  Jahrh.  in  stärkerer 
Weise  hervortritt  und  dafs  es  in  den  iulgenden  Jahrhunderten  seine 
Herrschaft  immer  mehr  befestigt.  In  Koiz,  R  Pal.,  Guzman,  Ayora, 
Pulg.  Letr.,  Celestina  gebietet  es  so  gut  wie  unbeschränkt  über  die 
auf  die  Vergangenheit  bezogene  Periode.  Denn  das  zusammen- 
gesetzte Plusquamp.  i  ist  in  der  alten  Zeit  immer  nur  wenig  zur 
Verwendung  gekommen ;  viele  Denkmale  kennen  es  überhaupt  nicht. 
Während  es  im  ganzen  Berceo  vielleicht  nur  viermal,  im  Appol. 
zweimal,  etwas  häufiger  im  Alex,  vorkommt,  ist  es  im  Cid,  Roiz, 
Guzman  gar  nicht,  in  anderen  älteren  Schriftstücken  vereinzelt  vor- 
handen ;  kurz  es  schwindet  immer  mehr  zu  Gunsten  des  einfachen 
Plusquamp.  i. 

Während  dieser  ganzen  Zeit,  etwa  bis  zum  Ausgange  des 
15.  Jahrh.,  ist  das  Plusquamp.  i  in  der  Periode  der  Gegenwart 
selten.  Der  Übertritt  in  diese  scheint  sich  erst  im  14.  Jahrh.  zu 
vollziehen,  also  später  als  der  in  das  konditionale  Glied.  Im  Cid, 
Berceo,  Alex.,  M  Kgipc,  Ador.  läfst  sich  derselbe  noch  nicht  ge- 
wahren, erst  im  Roiz  tritt  er  ganz  vereinzelt  auf.  Namentlich  in 
der  geschlossenen  Periode  der  (Gegenwart  vermag  das  Tempus 
gegen  die  übermächtige  alte  Formel  s/'  iuviese  daria  nicht  aufzu- 
kommen ;  zwar  begegnet  man  ihm  in  den  Werken  des  Juan  Ma- 
nuel, in  Roiz,  R  Pal.  und  andern  Werken ,  aber  immer  nur  im 
ganzen  selten.  Mit  der  Zeit  jedoch  gewinnt  es  mehr  Boden  und 
bemächtigt  sich  nach  und  nach  der  ganzen  Periode  der  Gegen- 
wart, lünige  Fälle  dieser  Gestaltung  si  iuviera  diera  für  die  Gegen- 
wart finden  sich  schon  in  Pulg.  Letr.,  nicht  selten  dann  in  der 
Celestina.  Besonders  aber  wird  sie  von  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahrh. 
an  eine  ebenbürtige  Nebenbuhlerin  jener  ältesten  Form.  In  Guer. 
Civ.  ist  sie  das  fast  ausschliefsliche  Schema  für  die  Periode  der 
Gegenwart;  im  Alfar.  wiegt  sie  vielleicht  vor;  im  Quij.  und  in  Cart. 
Mar.  erscheint  sie  neben  si  Iuviese  daria  als  gleichberechtigt; 
im     Criticon     und    in     Solls    Cartas    ist    sie     die    Hauptform ;     im 


DIE  HYPOTHKTISCHK   I'EKIODK  IM  SPANISCHEN.  37 

I""Gerd.  lindet  sie  sich  häufig,  obwohl  hier  si  tuviera  darin  'g^.\sb\\\\- 
1  icher  ist. 

Wenn  somit  in  dieser  Epoche  si  tuviera  diera  sich  in  starker 
Weise  der  Periode  der  Gegenwart  bemächtigt  hatte,  so  blieb  doch 
Lhmcben  diese  Formel  auch  für  die  Vergangenheit  zunächt  noch 
vorwiegend  in  Gebrauch.  Ganz  entschieden  ist  dies  z.  B.  in  Alfar. 
der  Fall,  fast  nicht  weniger  in  Quij.  und  Criticon.  Dieser  Um- 
stand nun,  dafs  dasselbe  Schema  unterschiedslos  zum  Ausdruck 
der  Vergangenheit  und  der  Gegenwart  diente,  führte  zu  der  ebenso 
interessanten  wie  begreiflichen  Erscheinung  des  Wiederauflebens  des 
zusammengesetzten  Plusquamp.  i,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs 
diese  Bildung  sich  fortan  nicht  nur  eines  frölicheren  Gedeihens, 
sondern  auch  einer  besseren  Berechtigung  als  früher  erfreute.  Der 
indifferente  Charaker  des  einfachen  Plusquamp.  i,  in  dem  Gegen- 
wart und  Vergangenheit  zusammenfiel,  mufste  leicht  das  Bedürhiis 
erzeugen ,  diese  Zeitsphären  in^  einer  äufserlicli  erkennbaren  Weise 
auseinander  zu  halten,  und  hierzu  war  die  Wiedereinführung  des 
zusammengesetzten  Plusquamp.  i  ein  vortreffHches  Mittel.  Man 
gelangte  so  im  Laufe  der  Zeit  naturgemäfs  dazu ,  das  einfache 
l^lusquamp.  auf  die  Gegenwart  einzuschränken  und  in  dem  zu- 
sammengesetzten einen  deutlichen  Ausdruck  für  die  Vergangenheit 
zu  gewinnen.  1  Besonders  machte  sich  dieses  Bedürfnis  deutlicherer 
Scheidung  für  die  aus  Gegenwart  und  Vergangenheit  gemischte 
Periode  fühlbar,  und  so  ist  z.  B.  bereits  in  Quij.  die  Bezeichnung 
der  Vergangenheit  durch  das  zusammengesetzte  Tempus  in  solchen 
Perioden  die  weitaus  überwiegende  Regel.  Es  ist  jedoch  wichtig 
zu  bemerken,  dafs  die  damit  eingeführte  Änderung  auch  hier  sich 
nur  allmählich  vollzog.  Hei  Perioden,  deren  beide  Glieder  Ver- 
gangenes ausdrücken,  ist  zunächst  Verwendung  der  zusammen- 
gesetzen  Zeit  in  beiden  Sätzen  das  ungleich  Seltnere;  man  be- 
gnügte sich  damit  die  Vergangenheit  nur  in  dem  einen  Gliede 
kenntlich  zu  machen,  indem  man  die  richtige  Auifassung  dem  Ver- 
ständnis des  Hörers  überliefs.  Dafs  sich  nach  diesem  ersten 
Schritt  ein  Eintreten  des  zusammengesetzten  Tempus  bald  in  beiden 
Teilen  der  hypothet.  Periode  entwickeln  mufste,  ist  natürlich  und 
war  nur  eine  Frage  der  Zeit.  Diese  weitere  Entwickelung  liefs 
denn  auch  nicht  lange  auf  sich  warten.  FGerd.  und  Cart.  Mar. 
lassen  bereits  das  selten  verletzte  Gesetz  erkennen,  die  Vergangt-n- 
heit  in  der  liypothet.  Periode  durch  zusammengesetzte  Zeiten  aus- 
zudrücken.    Dies  ist  das   moderne  Prinzip.     Eine  natürliche  Folge 


'  Beobachten  läfst  sich  dieses  stärkere  Heranziehen  des  zusanimen- 
^,'eselzten  Plusquamp.  etwa  von  der  /.weiten  Hälfte  des  16.  Jahrh.  an.  Inter- 
essant ist  z.  B.  ein  Vergleich  des  LazarM.  (erste  Hälfte  des  16.  Jahrh.)  mit 
seiner  Fortsetzung  von  Luna,  die  gegen  Endediescs  oder  wohl  riclitiger  in  den 
Anfang  des  17.  Jahrh.  fällt.  In  jenem  ist  si  tuviera  diera  die  einzige  Form  der 
auf  die  Vergangenheit  bezüglichen  Periode;  in  dieser  ist  sie  es  nur  noch  ganz 
vereinzelt;  fier  Regel  nach  tritt  in  oinein  der  beiden  Glieder  das  zusanimcn- 
geseiztc  Plusquamp.  ein. 


40  E.  GESSNEK, 

in  vielen  Fällen  die  Sache  einfach  genug  dadurch,  dafs  der  Redende 
in  seinem  Berichte  sich  so  lebhaft  in  die  Vergangenheit  versetzt, 
dafs  er  auch  bei  einer  aus  der  Erzählung  heraustretenden  und  von 
seinem  gegenwärtigen  Standpunkt  gemachten  Bemerkung  den  Boden 
der  Vergangenheit  nicht  vcrläfst.  Die  in  den  Bericht  einer  ver- 
flossenen Begebenheit  eingestreute  Bemerkung  „wenn  er  damals  so 
und  so  gehandelt  hätte,  würde  er  die  Gefahr  vermieden  haben" 
wird  unter  diesen  Umständen  zu  einem  „wenn  er  (jetzt)  so  und 
so  handelte,  würde  er  die  Gefahr  vermeiden".  Diese  Darstellungs- 
weise entspricht  auch  sehr  wohl  einer  mehr  kindlichen,  naiven,  nach 
der  Seite  der  Reflexion  weniger  entwickelten  Anschauungsweise 
jugendlicher  Völker.  Das  häufige  altfranz.  lor  veissiez  (altspan.  ve- 
riades,  vierades),  da  hättet  ihr  sehen  können,  ist  ein  recht  bezeich- 
nendes Beispiel  für  dieses  lebendig  der  Vergangenheit  hingegebene 
Denken.  Aber  auch  von  solchen  Fällen  abgesehen  erscheint  es 
mit  dem  Wesen  eines  ungebildeteren ,  natürlicher  und  unmittel- 
barer empfindenden  Volkes  wohl  vereinbar,  wenn  der  Redende  es 
mit  der  strengen  Bezeichnung  der  Zeit  weniger  genau  nimmt.  Der 
Hauptzweck  der  irrealen  Periode  besteht  darin ,  eine  Vorstellung 
als  mit  der  Wirklichkeit  im  Widerspruch  befindlich,  etwas  als  un- 
wirklich oder  unmöglich  zur  Anschauung  zu  bringen.  War  das 
erreicht,  so  konnte  der  Sprechende  das  Übrige  dem  Verständnis 
seiner  Zuhörer  überlassen,  er  konnte  sicher  sein,  dafs  diese  den 
Gedanken  in  die  richtige  Zeitsphäre  einordnen  würden.  Wie  man 
aber  hier  auch  deuten  möge,  die  Thatsache  ist  vorhanden,  in  allen 
romanischen  Sprachen  und  so  auch  im  Spanischen  ist  für  die 
älteste  Zeit  nichts  üblicher  als  der  Ausdruck  der  Vergangenheit 
in  der  konditionalen  Periode  durch  die  Tempora  der  Gegenwart. 
Speziell  dem  Spanischen  und  noch  mehr  dem  Portugiesischen  wohnt 
diese  Neigung  so  tief  inne,  dafs  sie  auch  heute  noch  nicht  völlig 
überwunden  ist ;  Perioden  der  Vergangenheit,  in  denen  die  Ver- 
gangenheit nur  in  dem  einen  Gliede  zum  Ausdruck  kommt,  während 
in  dem  andern  die  bequemere  und  kürzere  Zeit  der  Gegenwart  für 
ausreichend  erachtet  wird,  sind  bei  modernen  Schriftstellern  durch- 
aus nicht  unerhört.  Auch  die  oben  S.  37  besprochene  Erscheinung, 
dafs  die  mit  dem  Plusquamp.  i  gebildete  Periode  si  tuviera  dura 
lange  ohne  Unterschied  sowohl  die  Gegenwart  als  auch  die  Ver- 
gangenheit angab,  wird  hier  in  Erinnerung  zu  bringen  sein. 

Ich  gebe  nun  Beispiele  für  die  in  Rede  stehende  Eigentüm- 
lichkeit. Zugleich  ziehe  ich,  um  auf  diesen  Punkt  nicht  mehr 
zurückkommen  zu  müssen,  auch  die  aus  Gegenwart  und  Vergangen- 
heit gemischte  und  die  unvollstihidige  Periode  hierher.  Eine  ge- 
wisse Schwierigkeit    bietet  für  die    zu  wählenden  Stellen   das  Plus- 


schiebimg der  Zeitsphäve  aus  der  Vergangenheit  in  die  Gegenwart  anuininil 
(S.  260).  Dies  ist  gewifs  unrichtig  und  beruht  auf  einer  unklaren  Auflassung 
der  hypothet.  Periode.  Das  Imperf.  B^it.  hat  in  dieser  wie  überhaupt  immer 
und  überall  durchaus  präteritalen  Sinn. 


niK  HVI'OrHETISCHE   I'KKIODK  IM  SPANISCHEN.  4I 

quanip.  i.  Soll  man  es  als  Zeit  der  Vergangenheit  oder  der 
Gegenwart  ansehen  ?  Für  die  letztere  wird  man  es  erst  etwa  von 
der  Mitte  des  i8.  jahrh.  in  Anspruch  nehmen  dürfen,  für  die  erstere 
nur  in  den  ersten  Jahrhunderten,  ungefähr  bis  zur  zweiten  Hälfte 
lies  15.  lahrh.;  in  der  mittleren  Zeit  mufs  es  unberücksichtigt  blei- 
ben, wenigstens  in  demjenigen  (iliede  der  Periode,  wo  es  auf  cVn: 
Entscheidung  ob  Gegenwart  oder  Vergangenheit  ankommt. 

a)  Vollständige  Periode. 

I.    Beide  Glieder  drücken  Vergangenes  aus. 

(i)  In    beiden    Gliedern    stehen    Zeiten    der    Gegenwart.     Dies 

giebt  die   Formel  si  tuviesc.  daria,    in  den    ältesten  Quellen  die  fast 

absolute  Regel,    die    nur    selten    einmal    eine    andere    Konstruktion 

aufkommen  läfst. 

Trobaronlo  con  alma  ii legre  i  sin  danno,  Xoji  serie  tan  vicioso  si 
iflgtäese  eii  vanno,  BMlg.  i52ab.  -5V  los  judios  descreidos  non  se- 
guiesen  la  sombra  de  las  anloyancas  de  la  vcrdad,  .  .  non  crucißgarie>i 
al  sennor  de  la  gloria,  FJuzgo  i8Qb  ob.  Xunca  oya  razon  qiie  en 
coracoti  nun  ienia,  Sil  mas  demostrassen  el  mas  apre?ideria,  .\lex. 
i8bc.  Vgl.  Mlg  i02cd;  344b;  BSil.  122c;  BMil.  43c;  Appol. 
iijcd;  jMEgipc.  436;  Guzman  7i3b,48;  ein  späteres  Beispiel  si 
algunos  concurriessen  </  oirlos,  no  seria  ciertamente  para  dexarse 
persuadir,  FGerd.  I  go. 

ß)  Nur  das  eine  Glied  weist  das  Tempus  der  Gegenwart  auf, 
das  andere  hat  in  irgend  welcher  \\'eise  die  Bezeichnung  der  Ver- 
gangenheit. 

aa)  Die  Gegenwart  erscheint  in  dem  bedingenden  Satze  als 
Konj.  Imperf.  oder  modern  als  einfaches  Plusquamp.  1. 

Sabtt  bien  que  si  ellos  le  viessen,  noji  escapara  de  miierl.  Cid 
2774.  Si  ante  lo  sopiessen  lo  que  depues  sopieron,  Non  li  ovieran 
fccho  esso  qne  li  fifieron,  BMIg  I48cd.  Vgl.  Cid  1950;  2760; 
BMlg.  564d;  BMil.  288d;  Alex.  389cd;  721b;  i6"i6abc;  spätere 
Fälle  Clareo  440a,  4  {ä  quien  ella  no  consciera  atmque  le  tornase  d 
ver);  Guar.  Civ.  5553,68;  684b  ob.  Modern:  s;  no  corriera  ä  giia- 
rccerse  tras  el  tronco  de  un  roble  .  . ,  hiibiera  acabado  con  el,  Cid 
Tr.  33  u.  Si  no  tejniera  asustarä  sit  prima  .  .,  le  kubier a  dado  un 
ciiartn  conato  de  vahido,  Galdos,  Fontana  de  Oro,  Ausgabe  Brock- 
haus S.  288  ob. 

(://9)  Die  Gegenwart  erscheint  in  dem  bedingten  Satze  als 
Imperf.  Fut.  oder  modern  als  einfaches  Plusquamp.  I. 

.Sy  dü)i  Adavi  oviesse  de  tat  fructo  comido.  De  tan  mala  nianera 
non  Serie  de{ibido,  BMlg.  I5bc.  Qui  la  toviesse  finia,  segiin  oy 
eaniar.  De  nengtina  postema  non  podria  ßnar,  Alex.  94cd.  Für 
spätere  Zeit:  es  posible  que  sea  tan  pobre  hombre,  que  no  advicrta 
que  el  Ave  Maria  es  una  oracion  que  se  reza  li  la  viisina  J'irgen, 
y  que,  si  Santa  Ana  se  la  huviera  ensenado,  la  enseiiaria  d  ijue  se 
rezasse  ä  si  misma  ?,    F(ierd.  I   158  unl.    Vgl.  ib.  11  236,8.     Modern; 


42  E.  GESSNKK, 

.  .  )■  huhiesen  perdido  fni  alma,  si  Dios  no  me   cm'iara  con  la  »merk 
Uli  aviso  de  la  eternidad,  Clemencia  192. 

2.    Die   Periode  ist  aus   Vergangenheit  und  Gegenwart  geuiisciit. 
Das   auf   die    Vergangenheit    bezogene    Glied     ist    durch    eine 
Zeit  der  Gegenwart  ausgedrückt,  so  dafs  das  Satzgefüge  äufserlich 
die  Gestalt  einer  Periode  der  Gegenwart  erhält. 

Quando  non  lo  leyesse,  defir  7ion  lo  qtierria,  wenn  ich  es  nicht 
gelesen  hätte:  BSil  73c  La  ciial  si  atitc  de  agora  tio  conosciese y 
no  sinticse  ins  saludahles  olores,  fto  podria  creer  que  carc$cicseti  de 
cngano  ins  palabras,  wenn  ich  nicht  kennen  gelernt  hätte :  Ce- 
lestina  523,20.  Vgl.  BSil.  431c;  BLoor.  Q/ac;  BMlg.  544ab ; 
Appol.  551  cd. 

b)  Unvollständige  Periode. 

1.  Konsekutivsatz.  Er  wird  durch  das  Imperf.  Ful.  oder 
modern  durch  das  einfache  Plusquamp).  1  ausgedrückt. 

Vidicron  qiie  viniera  esto  por  la  G/oriosa,  Ca  ofri  non  podrie 
fa(er  iantannna  cosa,  ein  anderer  hätte  nicht  machen  können : 
BMlg.  Il4ab.  E  tanto  havie  el  cuerpo  genfor  Qiie  iin  fijo  de  empc- 
rador  La  prendria  poi  uxor,  MEgipc.  251.  Vgl.  BSil.  jd;  20b; 
BMil.  34c;  BDV.  17c;  Appol.  45d;  Alex.  31c;  Conq.  220b  ob. 
Spätere  Beispiele :  si  no  lo  ptido  haeer  ciiando  sano  y  bueno,  como 
lo  haria  molido  v  casi  deshccho?  wie  hätte  er  es  thun  können : 
Quij.  17  ob.;  FGerd.  I  g8  [persuadiria),  99  {basiaria).  Modern: 
no  pensara  de  In  juicio  qiie  te  expresases  asi,  i':h  hätte  nicht  ge- 
dacht, Clemencia  179.  Je  la  ciial  no  se  nioslrö  ella  tan  sentida 
eomo  (i  su  honra  conviniera,  wie  es  sich  geziemt  hätte:  Crestom. 
376  unt.  Daher  das  so  häufige  veriades,  später  rderais,  und  ähn- 
liches: AI  caigar  de  las  archas  veriedes  gozo  tanto.  Cid  I70'>  ih. 
697;  726;  Conq.  245b  ob.;  248b  ob.  {oiriades);  Alfar.  2 15a,  54. 
Modern :  oiriais  alli  la  peroracion  contundente  del  oficial  primero, 
Galdos,  Fontana  de  oro,  5  ob. 

2.  Konditionalsatz  und  das  vergleichende  como(qne)  si. 
Die  zur  Verwendung  kommende  Zeit  ist  der  Konj.  Imperf.  (ider 
modern  das  einfache  Plusquamp.  i    neben  dem  Konj.  Imperf. 

Abinie  en  el  jnego,  fazie  tan  aguisado,  Como  si  fuesse  de  pequenyo 
hi  criado,  wie  wenn  er  von  Jugend  auf  darin  geübt  worden 
wäre,  Appol.  I45cd.  Visticronlo  niuy  bien  pannos  de  grand  valia, 
Como  si  fliese  doetor  en  filosofia,  Roiz  43ab.  Vgl.  Appol.  59 id; 
Alex.  27c,  76c;  LazarL.  1143,57  [si  ?ni  dicha  6  desdicha  no  orde- 
nase).  Modern :  respondiö  en  voz  inmutada  y  tan  queda  como  si  ä 
si  misma  quisiese  ocultar  la  cmocion  qiie  la  dominaba,  Clemencia 
193  ob.  Alli  Clemencia  desheclui  en  lägrimas,  apretnba  entre  las 
suyas  las  muertas  manos  de  su  Padre,  como  si  quisiera  comunicarle 
por  siis  porös  su  propia  vida,  ib.  175. 

Anmerkung.     Die    angeführten  Beispiele  liefern  den   Be- 
weis, dafs  die  Tempora  der  Gegenwart  sich,  wenn  auch  natür- 


DIE  HYrOTHKTlSCnF.  PKKIODK  IM  SPANISCHEN.  43 

lieh  weniger  häufig,  besonders  in  unvollständigen   und  in  den 

aus  Gegenwart    und  ^'^ergangenheit    gemischten    Perioden    bis 

auf  den  heutigen  Tag  erhalten  haben.     Noch  stärker  ist  dies 

der  Fall  im  Portugiesischen,  wo  sogar  die  vollständige  Periode 

der  Vergangenheil  noch  jetzt  unbedenklich  in  dem  Gewände 

der  gegenwärtigen  erscheint. 

Se  OS  que  o  acaiavam  como  um  predestinado  soubessem  qiiäo  tiegra 

era  a  predeslinacäo  do  poeta,   por  Ventura    ijue    essa    especie  de  cidlo 

de  que   o  cercavam  se  converteria  ein  cotnpaixäo,  ou  anles  eni  terror, 

Herculano,  Monasticon,  Ausg.  Brockhaus,  S.  1 2  unt.     Ao  primeiro 

aspecto  sentirieis    atiraccäo   para  o  mais    velho ,    e    repellir-vos-hia  o 

mais  mofo',  »las  se  reparasseis  attentameiile  Jios  olhos  dos  dous  7nongcs, 

OS  affedos  se  vos  irocariani,   ib.  II  13.      Quando  el-rei,  nas   continua- 

das  jornadas  que  0  ohrigava  a  fazer  pclo  reino  a  guerra  com   Cas- 

ielia,    ra  easualmetite  pousar  a  Alcobafa,  quem    visse  0  apparaio  com 

que    era  hospedado    diria  que  0  vwnarcha    recebia   gasalhaih    de    um 

principe  seu  igual,  ib.  I  254.     Se  a  lingua  poriugueza  seguisse  a  sua 

evolufdo    natural,    chegaria    indtibilavelmente    a    essa    contracfäo    das 

palavras,    que  tanto    distingue  a  lingua  franceza,    wenn    siö  gefolgt 

wäre,  wäre  sie  gelangt,   Braga,  Manual  da  Ilistoria  da  I.itteralura 

Portugueza,  S.  iio. 

Nach  Erledigung  dieses  Punktes  erübrigt  nun,  die  verschiedenen 
Gestaltungen  der  auf  die  Vergangenheil  bezogenen  Periode,  inso- 
fern dazu  wirkliche  Tempora  der  Vergangenheit  dienen,  zur  An- 
schauung zu  bringen.  Dafs  hier  das  einfache  Plusquamp.  i  eine 
wichtige  Rolle  spielt,  ist  nach  der  obigen  Auseinandersetzung  selbst- 
verständlich. Vorher  jedoch  eine  das  Pluscjuarap.  Fut.  und  den 
Konj.  Plusquamp.  angehende  Bemerkung. 

Diese  beiden  Formen  sind  gerade  in  der  ältesten  Zeit  häufiger 
anzutreffen,  treten  dann  aber  in  dem  Mafse  zurück,  als  das  einfache 
Plusquamp.  i  sich  der  konditionalen  Periode  bemächtigt,  so  dafs 
es  einen  ziemlich  langen  Zeitraum  giebt,  wo  sie  fast  verschöllen 
sind.  Namentlich  gilt  dies  von  dem  Plusquamp.  Fut.,  gegen  welches 
die  Sprache  lange  eine  entschiedene  Abneigung  bekundet.  Der 
Konj.  Plusquamp.  läfst  sich  eher  einmal  beol)achten.'  F.rsl  später 
als  man  die  strenge  Fessel  des  si  tuvicra  diira  für  die  Periode  des 
Vergangenen  zu  losen  begann,  kommen  beide  Zeiten  wieder  in  .\uf- 
nahrae  und  zwar  der  Konj.  Plusquamp.  früher  und  häufiger  als  das 
Plusquamp.  l'ul.      Man    sieht  also,    es    verhält    sich    damit    ziemlich 


>  Das  Plusquamp.  tut.  Uomnit  in  Roiz ,  RVal,  Celesiina ,  LazaiM., 
LazarL.,  Clarco,  Selva,  Palran.  überhaupt  gar  nicht  vor ;  selbst  die  Cart.  Mar. 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  zeigen  es  noch  nicht  in  einem  ein/igen 
Falle.  Auch  in  dem,  was  ich  von  Quij.,  Alfar.,  Criticon,  FGcrd.  für  die  Be- 
obachtung der  hypothetischen  l'eriode  gelesen,  habe  ich  es  nicht  angetroffen. 
Nur  ganz  vereinzelt  tritt  es  hin  und  wieder  einmal  auf.  Nicht  viel  besser 
steht  es  rnit  dem  Konj.  Plusquamp.  In  den  meisten  der  eben  genannten 
Schriftwerke  fehlt  er  ebenfalls  gänzlich  ;  so  in  Roiz,  RPal.,  Lazarl,.,  LazarM., 
Selva;    selten   ist  er  in  Celcslina,  zuweilen   in  Ciarc.i,   s.ln    -,iliiii  .uu  h  in  Ouij. 


44  K-  GKSSNKK, 

genau  wie  mit  dem  zusammengessetzten  ^Plusquamp.  i  (vgl.  oben 
S.  36);  das  einfache  Plusquamp.  i  hatte  eben  während  einiger  Jahr- 
hunderte alle  andern  Tempora  verdrängt  und  beherrschte  fast  ab- 
solut die  Periode  der  Vergangenheit.  So  geschieht  es  denn,  dafs 
in  dieser  die  zusammengesetzten  Zeiten  gerade  in  den  früheren 
Jahrhunderten  häutiger  auftreten  und  dafs  sie  im  15.,  16.,  ly.Jahrh. 
beinahe  ganz  in  Wegfall  kommen,  um  erst  von  dieser  Zeit  an  sich 
zunächst  allmählich,  dann  aber  immer  entschiedener  wieder  zur  Gel- 
tung zu  bringen. 

Si  hubiese  tenido,  habria   dado. 

Si  7ion  fuesse  Szagrio  ian  adelante  ido,  Si  ovicssc  sii  Icugua  itn 
p'oco  reienido,  Non  seria  ennci  ira  dcl  Cn'ador  caido,  BRllg.  /Oabc. 
Vgl.  BDV.  5gabc;  Alex.  236CCI.  Modern  sehr  gewöhnlich:  si  no 
hubieseis  pensadu  en  c//o,  yo  os  lo  habria  j-ccordado ,  y  os  hiibiesc 
rogado  qiie  lo  bicierais,  Clemencia  156. 
Si  hubiese  tenido,  hubiera  dado. 

Si  mtierta  vie  oviessen,  ovieranme  guarida,  BDV.  I7d.  Bacus  ^c 
non  oviesse  el  sii  Inga}-  dexado,  Nöti  oviera  el  regno  de  Yndia  ga- 
nado,  Alex.  234cd.  Vgl.  Enxpl.  4783,30;  Alex.  221  Sab.  Modern 
nicht  ungewöhnlich :  para  sacudir  el  yugo  que  jamas  los  hubiera 
oprifuido  si  hubiesen  maftienido  d  rigor  de  las  cosiumbres  de  sus 
antepasados,  Cart.  Mar.  4,1 13.  Vgl,  ebenda  35,76;  86,14;  Comp. 
Joe.  224  unt.;   227    unt.;  2^,2   unt.;  256  ob. 

Si  hubiera  tenido,  habria  dado.  Ein  altes  Beispiel  steht 
mir  nicht  zu  Gebote.     Modern : 

La  inmovilidad  dcl  rio  era  ial,  que  habria  parecido  helado,  si  710 
le  hubiera  hecho  sonreir  de  cuando  e?i  cuando  la  cariaa  dcl  ala  de 
un  pdjaro,  Gaviota  160.     Vgl.  ebenda  214. 

Si  hubiera  tenido,  hubiero  dado.  In  den  alten  Quellen 
selten,  seit  Mitte  des  16.  Jahrh.  häufiger,  modern  neben  si  hubiese 
tenido,  habria  dado  die  gewöhnliche  Form. 

Fuera  mal  cscorrido  si  lo  ovieran  fallado,  Alex.  934<i.  ^SY  ho- 
bieras  buscado  mis  tripas,  hobieras  fallado  peso  de  ttna  onza  de  ja- 
einto,  Expl.  460b,  15.  3Ias  si  hubiera  salido  el  capitan  6  algun  va- 
Icnton,  les  hubiera  dado  mas  cuchilladas  que  arenas  hay  en  el  mar, 
LazerL.  ii2b,46.  Vgl.  Selva  490b,4i;  Guer.  Civ.  667b  Mittel 
Quij.  377  unt,;  Criticon  22a,  14;  Cart.  Mar.  3,101;  7,175.  Moderne 
Beispiele  unnötig. 

Si  hubiese  tenido,  dicra.  V(jrzugsweise  in  alten  Schriften 
vorkommend. 

Mucho  mas  li  valicra,  si  se  fuesse  qucdado,  BMIg.  73 id.  Si 
cstonce  fuesse  muerto  nol  deuiera  pesar,  Apj)ol.  3d.  Fl  regno  de 
Felipo  fuera  muy  mal  traydo  Si  non  fuesse  cl  infante  tan  ayna 
venido,  Alex.  I73ab.  Vgl.  BSÜR  i52ab;  Appol.  533d;  Alex. 
342cd;    5i4d;    Enxpl.  4783,34 

Si  hubiera  tenido,  diera.  Alt  selten,  von  der  Mitte  des 
16.  jahrh.  an  häufiger. 


DIE  HYPOTHETISCHE   I'EKIODE  IM  Sl'ANlSCHKN.  45 

Si  /o  oiiiera  fecJio  non  fueia  engajinado,  Alex.  12740.  Nol  esto- 
diera  bien  se  al  ouiera  fecho,  ib.  1613CI.  Si  no  me  hubieran  hur- 
iado  la  capa,  yendo  cnbierUi  co7i  ella,  ?i(>  echärati  de  ver  si  esiaba 
safio  de  mis  dedos  ptiJgares,  Alfar.  205t), 26.  Vgl.  Clareo  46oa,52  ; 
LazarL.  ii6b,63;  1173,62;  (hier.  Civ.  634b  ob.;  667b  Mitte; 
Quij.  227   unt.;  406  ob. 

Si  tuviera,  habria  dado.      Seltene   Form. 

Lo  aial,  si  los  suyos  lo  supieran,  le  habrian  liecho  pedazos,  (hier. 
Civ.  674b  Mitte. 

Si  iuviera,  hiibiera  dado.  In  der  alten  Zeit  selten,  in  Cid 
und  Berceo  nicht  vorkommend;  von  der  Mitte  des  16.  Jahrli.  an 
häufig. 

Ouierale  por  poco  lo.  cabeca  corlada,  Sy  alargara  el  braco  ijuanto 
una  pulgada,  Ale.x.  I077cd.  Si  supiera  aiando  mozo  lo  que  agora 
se,  oiramenle  hobiera  vivido,  Pulg.  Letr.  1,97.  Mticho  fnas  cierlo  tue 
hubiera  placido,  si  antcs  que  se  tratara  el  casamieiito  me  dieras  parte 
dello,  Patran.  i64b,2g.  Vgl.  LazarL.  1143,19;  119a  unt.;  iigb,58 
(vgl.  oben  S.  37  Anm,);  (nierr.  Civ.  6143,32;  626a  unt.;  Quij.  177 
ob.;    188   unt.;  336  ob. 

^V  tuviera,  diera.     Zwar  nicht  in   Cid  und  Berceo,    die  den 

bedingenden  Satz   durch   den  Konj.  Imperf.  darstellen   (oben  S.  41/3, 

a«),     sonst    aber     von    früh    an    überaus    gewöhnlich    bis     in    das 

17.  Jahrh.    hinein;    einzige    Gestaltung    in    Roiz,    R  Pal.,    Cuzman, 

Ayora ;    ganz    gewöhnlich    noch    in   Quij.,    der  z.  B.    in    den    ersten 

vierzehn  Kapiteln   (etwa    der  elfte  Teil    des    Ganzen)  keine    andere 

Form   kennt;   nicht  minder  üblich  im  Criticon;  erst  im  Verlaufe  des 

17.  Jahrh.  allmählich    zurücktretend.     Jünige    ältere    Beispiele  sind: 

Se  podiera  Nicholao,    repenlirase   de  grado,  Alex.  1 24d.     Pero  a 

don   lulotas  fizieral   mal   depuerto,    Si  non  fuera  Juneas    quel  loiio 

graut  tuerto,  ib.  991  cd.      Quisiera   jutieho   de  grade,  si  pudiera ,  ser, 

que  los  partiese  el  Papa,  Patr.  3Q6b,38.      Vgl.  Alex.  I488cd;    1550c; 

Patr.  4i3b,i6;  Enxpl.  448b,46 ;  478b,45. 

Si   hubiese    tenido,     hubiese  dado.      Bei  der  oben   S.  39   ob. 
berührten  Abneigung  dos  Spanischen  gegen  den  Konjunktiv  im   be- 
dingten Satze  ist  diese  und  die  folgende  Form  durchaus  autlällend ; 
sie    scheint  nur    modern    bei    einigen  Schriftstellern    vorzukommen.' 
Con    esla    exclamacioi    se    hubiese    vendido  <i  si  misma,    si  auu  le 
hubiesen  quedado  dudas  al   l'izamde,  Clemencia  257  ob. 

.SV  hubiera   tenido,  hubiese  dado. 
Si  hubieran  querido  casarse,  se  lis  hubiese  oeurrido  </'  ellos  dntes  que 
d  ti,  Clemencia  159  ob.     .SV  no  hubieran  sabido  que  era  lo  suyo  lo 
que  ardia,  se  lo  hubihemos  ocultado,   il).    162   unt. 


'  Den  Konj.  Plusquainj).  im  Konsekutivsal/c  liahc  iili  last  nui  in  Clt- 
mencia  nclroffen ,  dort  aber  trill  er  sehr  oft  auf;  vj^l.  weiter  unten  bei  der 
fjemischten   und  der  unvollst.'indinen  Periode. 


46  E.  GESSNEK, 

3.    Periode,    in    der    das    eine  Glied  auf   die  Gegenwart,    das  andere  auf  die 
Vergangenheit  bezogen  wird  (gemischte  Periode). 

Hier  und  bei  der  nachher  zu  behandehiden  unvollständigen 
Periode  wird  man  neue  Erscheinungen  nicht  zu  erwarten  haben ; 
es  kommt  nur  auf  einige  Beispiele  zur  Anschauung  an.  Im  übrigen 
halte  man  sich  gegenwärtig,  was  über  die  in  der  alten  Zeit  häu- 
figeren, dann  aber  zu  Gunsten  des  einfachen  Plusquamp.  i  zurück- 
tretenden und  erst  wieder  seit  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrh. 
stärker  in  Betracht  kommenden  zusammengesetzten  Tempora  gesagt 
worden  ist.  Insofern  die  Vergangenheit  durch  Zeiten  der  Gegen- 
wart ausgedrückt  wird,  vgl.  oben  S.  42. 

a)   der  Nebensatz  drückt  Vergangenheit,  der  Hauptsatz  Ciegen- 
wart  aus  {si  habuissem  darem). 
Si  hubiese  tenido,  daria. 

Serie  Cannas  por  sietnpre  rica  c  arribada,  St  elli  iion  oviesse  la 
sej'ia  cmiviada,  BSil.  45cd.  Tanio  que  si  yo  no  lo  iiubiese  visto,  no 
lo  creeria,  Celestina  53b,25.  Si  cojiociendo  lo  corto  de  su  juvenhid 
hubiese  mirado  las  cosas  sölidas,  se  hallaria  <i  cierlo  tiempo  colocado 
en  algmia  clase  de  la  repüblica,  Gart.  Mar.  82,12g.  Vgl.  BMlg. 
Siyac;  BSJ.  34ab;  Alex.  284c;  Lazarlnc.  g4b,46. 
Si  hubiese  tenido,  diera. 

Si  aquella  que  alli  esid  en  aquella  catna  me  hubiese  ä  mi  creido, 
jamas  quedara  esta  casa  de  noche  sin  varon,  Celestina  5 5b,  15.  .SV 
yo  hubiese  sido  muchos  siglos  hä  nn  honibre  de  es  tos  insignes,  y  re- 
sucitase  ahora  ä  recoge)-  los  frutos  del  7iombre  que  deje  aun  perma- 
nente,  sintier a  mucho  oir  estas  o  semejantes  palabras.  Gart.  Mar. 
28,56. 

Si  hubiese  tenido,  diese.     Sehr  selten. 

Asi  la   (vida)  fenesca  yo  sirvierido  ä  Dios,    que  si  della  fuese  ya 
salido,  no  la  tornase  d  tomar,  aunque  me  la  diesen  con  el  ducado  de 
Borgona,  Pulg.  Letr.  12,34. 
Si  hubiera  tenido,  daria. 

Ya  estarias  vengada ,  si  las  limosnas  del  emperador  no  nos  hu- 
bieran  atado  las  manos,  Alfar.  248b,  14.  Mira,  Sancho,  yo  bien  te 
senalaria  salario,  si  hubiera  hallado  en  alguna  de  las  historias 
de  los  Caballeros  andantes  ejemplo  que  lyie  desciibriese  .  .  Quij.  357 
unt.  Cuanto  mas  benemeritos  de  si  mismos  serian,  si  nos  hubieran 
dado  una  obra  de  esta  especie.  Gart.  Mar.  16,52. 
Si  hubiera  tenido,  diera.  Sehr  gewöhnlich. 
Don  Ulan  dijole  que  .  .  se  toviera  por  mal  aventurado ,  si  le  ho- 
biera  dado  parte  de  las  perdices,  Patr.  38ob,2g.  Habeis  de  säber 
que  el  amor  de  siiyo  bueno  fuera ,  si  por  vosotros  no  hubiera  sido 
vuelto  en  otro  gener 0  de  ser  malo,  Selva  48 7a,  15.  No  nie  puedo 
persuadir  que  haya  hoy  en  la  tierra  quien  favorezca  viudas,  ampare 
doncellas,  .  .  .  y  no  lo  creyera  si  en  vuesa  7nerced  no  lo  hubiera  visto 
con  mis  ojos,  Quij.  3g7  Mitte.  Vgl.  Gelestina  50a,  10;  Glareo  455b, 
28.  Quij.  II  unt.;  24  Mitte;  3g  Mitte;  420  unt.;  Griticon  26b,i; 
FGerd.  1  7  Mitte. 


DIE  HYPOTHETISCHE  PEKIODK  IM  SI'ANMSCHEN.  47 

St  tuviera,  daria. 

Si  a  vos  sirviera,  vos  habriades  dello  duelo,  Roiz  1547b.  P01 
qui  jugasle  el  caballo,  iahur,  hellaco  ?  Qtic  si  por  ;///  no  fuera, 
estarias  tu  viJ  ahorcado,  Celestina  6ia,ig.      Vgl.   LazarL.  ii2b,45. 

Si  luviera,  diera. 

Si  de  otra  guisa  me  lo  dijierades,  hien  cuidara  que  lo  dijierades 
por  me  probar,  Patr.  3733,21.  De  todo  esio  me  tengo  yo  la  cnlpa, 
que  si  tomara  el  consejo  de  aquella  que  bien  tue  quiere  .  .  .,  710  me 
viera  agora  entre  dos  paredes  sola,  Celestina  643,38.  Todo  eso 
fuera  bien  excusado,  respondiü  D.  Quijote,  si  d  mt  se  me  acordara 
de  hacer  utia  redoma  del  bälsatno  de  Fierabras,  Quij.  37  unt.  Vgl. 
Patr.  3943,47;  Pulg.  Letr.  4,44 ;  6,52;  Clareo  4556,26;  Alfar. 
2183,36;  Quij.  462  Mitte  (übrigens  seilen  in  Quij.  nach  dein 
S.  37   Gesagten). 

b)  der  Nebensatz  drückt  Gegenwart,  der  Hauptsatz  Vergangen- 
heit ans   {si  haberem  dedissem). 

Si  tuviese,  habria  dado. 

Se  nos  aqueste  rio  podiessemos  passar,  Como  quier  que  podiessemos 
a  la  ysla  entrar,  Auriemos  a  Poro  buscado  graul  pesar,  Alex. 
i839abc. 

Si  tuviese,  hubiera  dado. 

Pues  si  bien  entendiesedes  el  sujeto  de  lo  que  habeis  oido,  cou  mas 
razon  os  hubierades  holgado,  Selva  4803,50. 

Si    tuviese,    hubiese    dado.      Über    d3s    Ungewöhnliche    des 
Konj.  Plusqu3mp.  vgl.   S.  45  Anm. 

No  hubieses  hecho  eso  si  yo  tuviese  padre  ä  hermano,  Cleruen- 
ci3  218. 

Si  tuviese,  diera. 

Si  de  tan  rehez  omne  ßncasseti  escarnidos,  Alucho  ?naes  lis  valiera 
que  Jion  fuesseti  7ias(idos,  BMil.  2o6cd.  .SY  lal  no  fuese,  no  entrara 
acä  por  fuerza  de  armas,   Amsdis  68a. 

.SV  tuviera,  hubiera  dado. 

Sefiora  mia,  si  yo  no  os  quisiera  mas  que  d  mi,  no  hubiera  hecho 
este  sentimiento,  Abencer.  5iol),2  2.  Si  fueras  caballero  cojno  no  lo 
eres,  yo  hubiera  castigado  tu  sandez  y  atrevitniento,  Quij.  32  oben. 
Vgl.  Guer.  Civ.  5223,21;  FGerd.  I  118;  C3rt.  Mar.  48,12. 

Si  luviera,   diera. 

Si  los  que  asi  erraron  contra  vos  Jueran  tales  como  .  .  .,  )ivn  fi- 
cieran  lo  que  ficieron,  P3tr.  4 13b,  17.  Vgl.  Patr.  414I),  (2;  Pulg. 
I,<tr.  6,63. 

B.     Unvollständige   Periode. 

I.     Periode   der   Gegenwart. 

;i)    i\.  i>  ii-^eku  ti  vsatz. 

Daria.      Vun    den   ältesten   /eilen    Im's  anl    den    heuligen    Tag 
in    (iebrauch. 


48  E.  GESSNER, 

Diera.  Kommt  im  Cid,  Berceo,  AppoL,  Alex,  noch  nicht 
vor;  erst  mit  dem  14.  Jahrh.  erscheint  es,  zunächst  selten;  seit 
dem    1 6.  Jahrh.  häufig.     Einige  alte  Beispiele  sind : 

Qtie  yo  dexe  a  Orabuena  la  que  cobre  anlanno  ?  En  dexar  yo  a 
ella  7-ecibiera  grand  damto,  Roiz  1670b  (das  älteste  mir  bekannte 
Beispiel  im  Konsekutivsatz  der  Periode  der  Gegenwart,  zugleich 
das  einzige  in  Roiz).  Suphfluo  y  demasiado  fuera  poner  01  leUas 
/(lies  dos  autos,  riqueza  e  lisonjas,  Guzraan  704b,25.  Yo  (juisiern 
que  mi  priino  Lope  Sanchez  y  yo  furramos  despues  de  tnanana  a 
Francia,  Ayora  1,126. 
Diese.     Selten. 

Yo  ie  cerlifico  no  diese  mi  parte  por  media  marco  de  oro,  por  mal 
que  la  vieja  la  reparta,   Celestina  48b,ig.      Por  Dies  creo  que  fuese 
cojHO  im  gatno,  seguii  el  temor  tengo  de  estar  aqui,  ib.  52b,30. 
b)    Konditionalsatz     nebst    dem    vergleichenden     como 
(<jue)  si. 

Diese.  Die  von  jeher  bis  jetzt  gewöhnliche  Form. 
Diera.  Der  öfter  erwähnten  Entwickelung  gemäfs  in  den 
ersten  Jahrhunderten  nicht  vorhanden ;  dann  führt  sich  das  Tempus 
allmählich  ein  und  erweitert  im  Laufe  der  Zeit  seinen  (Gebrauch 
dergestalt,  dafs  es  in  einzelnen  Werken  wie  Selva,  Patran.  den 
Konj.  Imperf.  fast  verdrängt. 

Pues  me  fio  en  ins  manos,  pues  quise  cumplir  tu  voluntad,  tio 
sea  de  peor  condicion  por  ser  piadosa  quesi  fuera  esquii'a  y  sin 
7nisericordia,  Celestina  58a  unt. 

2.    Periode  der  Vergangenheit. 

Insofern  die  Vergangenheit  durch  Zeiten  der  Gegenwart  aus- 
gedrückt wird,  vgl.  oben  S.  42. 

a)  Konsekutivsatz. 

Habria  dado.     Nur  alt  oder  modern. 

Recudioli  Lucillo  como  bien  acordado:  Yo  fecho  avrie  esso  de  muy 
buen  grado,  BLaur.  8  2  ab.  Quisiera  su  offrenda  aver  hy  offrecido, 
E  avrie  de  su  grado  daquella  agua  bevido,  Alex.  Il27cd.  Vgl. 
l^Mlg.  sSgd;  5gob ;  Appol.  604c.  Moderne  Beispiele  sind  er- 
läfslich. 

Hubiera  dado.  In  alter  Zeit  nicht  häufig;  erst  in  den 
mittleren  Jahrhunderten  mehr  hervortretend  und  heute  neben  dem 
vorigen  die  gewöhnliche  Form. 

Por  poco  le  ouiera  la  cahega  cortada,  Appol.  37 7d.  Si  710  7ion 
77ie  ouiera  a  yantar  conbidado,  ib.  5 1  gd.  Por  poco  ge  ouieraii  fecho 
77ial  trebejo,  Alex.  ig2c;  ib.  465cd.  Vgl.  für  später  Clareo  464a,4i; 
Guer.  Civ.  54gb,43 ;  Alfar.  24ob,4o ;  Cart.  Mar.  (hier  schon  so  gut 
wie  Regel)   7,107;   16,67;  20,8. 

Hubiese  dado.     Ungewöhnlich,  vgl.  oben  S.  45  Anm. 

Por  lo  de7/ias  se  hubiese  creido  que  la  casa  estaba  deshabitada, 
Chrestom.  500  ob.      D071   Galo    se   puso    tan    aiicho ,    que    en    aquel 


DIE  HYl'OrHETISCHF.  PKRIOKK  IM  SPANISCHEN.  4Q 

mommto  no  sc  hubüsc  cambiado  f>or  un  Rothschild,  Cleim-ncia  250. 
Vgl.  CleuKMicia  212  IMiltr ;  2ioMilt»';  249  iMillo;  25O  .Miiu-; 
158  unt.;  269  uiu. 

Dilta.  Von  früh  an  durch  alle  Jahrhunderte  sehr  gebräuchlich 
bis  in  die  neue  Zeit,  wo  das  Tempus  in  die  Gegenwart  gerückt  ist. 
Esla  lid  en  Toledo  hi  ßzieradts,  mas  tion  quisiesles  vos.  Cid  3597. 
üuicra  hy  contida  por  poco  ^tiint  mazdla,  Monirro  lodol  mtmdo  del 
rio  la  querella,  .Mex.  838cd,  bemerkenswert  wegen  des  Wechsels 
von  einfachen  und  zusammengesetzten  I'lusquamp.  i  in  demselben 
Sinne.  Für  die  folgenden  Jahrhundertc  sind  Beispiele  für  den 
so  gewöhnlichen  Gebraucii  überllüssig. 

b)  Konditionalsatz  nebst  dem  vergleichenden  como 
(que)  si. 

Hubicra  da  da. 

Ansi  como  si  por  su  boca  lo  hobicra  confesado,  dicron  sentencia  que 
lo  dcscabezasen,  Enxpl.  454b,53.  Asi  lo  disimuli'i  como  si  no  lo  hu- 
biera  senlido,  LazarM.  79b,24.  Daiido  cuchilladas  y  reveses  </  todas 
partes,  eslando  tan  despierto  como  si  nunca  hubicra  dotmido,  Quij. 
27  ob.  De  una  conversacion  muy  provechosa  que  un  Beneficiado  del 
Lugar  tta'o  con  Fray  Gerundio ,  si  Fray  Gerundio  huviera  sabido 
aprovecharse  de  ella,  FCJltiI.  1  109.  Überschr. 
Hubiese  dado. 

Probü  commo  ton  bono  fö  de  tat  pafien(ia,  Commo  si  lo  oviesse 
priso  en  penitenfia,  BSil.  256cd.  Perdio  mal  talento  e  lorno  tan 
pagado,  Cucmo  se  ya  ouiesse  todo  esto  recabdado,  Alex.  75cd.  Todos 
nos  hablaban  tan  amorosa  y  agraciadamente,  como  si  grau  tiempo 
nos  hubiesemos  criado  juntos,  Clareo  44ib,63.  Luego  al  puntu  que- 
doban  sanos  de  sus  Ilagas  y  heridas,  como  si  mal  alguno  no  hubiesen 
tenido,  Quij.  lO  ob. 
Diera. 

Seredes  seguro,  cumc  fuc  et  gallo,  si  esttnura  en  el  primer  drbol, 

Patr.  381b,  19.      Fallaron    la  seilal  del  fuego  en  las  piedras  ante  el 

altar,    asi   como  si  alli  el  cuerpo    de   aquella    mujer  fuera    quemado 

(on  fuego  corporal,    Knxpl.  490a,42.     .Später    äufserst  gewohnlicli. 

Indem  ich  diesen  Teil  der  Untersuchung  abschlii-fse,  fasse  ich 

da.s   Krgebnis    derselben    kurz    zusammen,    um    in   wciu"gen   Worten 

ein   Uild  von  der  Kntwicklung  der  irrealen  Periode  in   ihn-n  llaiipl- 

erscheinuugen  zu  geben. 

Kür  die  Periode  der  Gegenwart  ist  si  luviese  daria  die  älteste 
bis  heute  lebendige  Form.  Kr.si  mit  dem  Enile  des  14.  Jahrh. 
tritt  danelK?n  //  litviera  diera  auf.  Allni.ihlii  h  erstarkend  wird  dieses 
von  der  zweiten  Hälfte  des  lO.  Jahrh.  bis  weit  in  das  18.  Jahrh. 
hinein  aufserordrnllich  gebräuchlich  un<l  verdrängt  in  einzelnen 
.Schriftstellern  fast  die  ältere  Gcn>taltung.  Dann  weicht  es  wieder 
etwas  zurück,  erhält  sich  aber  bis  auf  diesen  Tag  neben  si  tuviese 
daria  in  gleich«r  Herechtigung.  Die  aus  beiden  gemischte  Periode 
si  tin<iese  diera  ist  nickt  häulig ;    be'iebter    ist    si  tmiera  daria,    das 

/«iuobr.  r.  roiD.  IMiil.  XIV.  , 


50  E.  GESSNER, 

namentlich  von  einzelnen  Autoren  stark  bevorzugt  wird.  S/  iiiviese 
diese  ist  selten,  wie  überhaupt  der  Konj.  Imperf.  und  Phis(]uanip. 
im  Konsekutivsatze  dem  Spanischen  widerstrebt. 

Die  Periode  der  Vergangenheit  wird  in  den  ersten  Jahr- 
liunderten  vorwiegend  durch  Zeiten  der  Gegenwart  ausgedrückt, 
ein  Zug,  den  das  Spanische  mit  allen  anderen  romanischen  Sprachen 
in  ihrer  ältesten  Periode  gemein  hat  und  der  in  ihm  selbst  heute 
noch  nicht  V(Jllig  geschwunden  ist.  Daneben  trifft  man  jedoch 
auch  Fälle,  wo  die  Periode  mit  wirklichen  Zeiten  der  Vergangen- 
heit {liabria,  huhiera,  hubiese  dado)  gebildet  wird.  Und  zwar  sind 
diese  gerade  in  der  alten  Zeit  häufiger;  sie  treten  dann  während 
einiger  Jahrhunderte  sehr  entschieden  in  den  Hintergrund  (nament- 
lich das  Plusquamp.  Fut.  ist  fast  gänzlich  verbannt),  um  erst  wieder 
etwa  vom  Ende  des  i6.  Jahrb.  an  sich  mehr  zur  Geltung  zu  bringen 
und  nach  und  nach  zu  ihrer  heutigen  dominierenden  Stellung 
zu  gelangen.  In  dieser  mittleren  Zeit  ist  die  Periode  der  Ver- 
gangenheit fast  ausschliefslich  im  Besitze  des  einfachen  Plusquamp.  i 
{si  tuviera  diera).  Seiner  Bildung  entsprechend  hat  dieses  Tempus 
von  den  frühesten  Zeiten  an  diese  Funktion  ausgeübt ,  zuerst  im 
Konsekutivsatz,  sehr  bald  (Alex.)  jedoch  auch  schon  im  Konditional- 
satz ;  dann  verdrängt  diese  kurze  und  bequeme  Form  sehr  schnell 
alle  übrigen  und  wird  im  15.  und  16.  Jahrh.  beinahe  allein  für  die 
auf  Vergangenheit  bezogene  Periode  verwendet.  Erst  gegen  Ende 
des  16.  Jahrh.  tritt  allmählich  eine  Änderung  ein,  die  auf  das 
Bedürfnis  die  Periode  der  Vergangenheit  von  der  der  Gegenwart 
äufserlich  in  kenntlicher  Weise  zu  scheiden ,  zurückzuführen  ist. 
Von  da  an  erscheinen  die  zusammengesetzten  Zeiten  wieder ;  am 
schwersten  vermag  sich  das  Plusquamp.  Fut.  Bahn  zu  brechen.  Das 
moderne  Prinzip  für  die  Bildung  der  Periode  der  Vergangenheit 
kann  als  in  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrh.  durchgesetzt  be- 
trachtet werden.  Von  da  an  darf  man  auch  das  einfache  Plus- 
quamp. I    als  reine  Zeit  der  Gegenwart  ansehen. 

Bemerkungen  zur  irrealen  Periode. 

A.  Relativsatz  statt  des  bedingenden  Satzes.  Es  ist  eine  be- 
kannte Eigentümlichkeit  sehr  vieler  Sprachen  und  so  auch  des 
Spanischen,  den  bedingenden  Satz  der  konditionalen  Periode  durch 
einen  relativen  zu  ersetzen  (wer  ihn  sähe,  würde  sagen  =  wenn 
jemand  ihn  sähe,  würde  er  sagen).  Man  könnte  solche  Satzgefüge 
hypothetische  Zwitterperioden  nennen ;  denn  sie  stellen  zwar  den- 
selben Gedanken  dar  wie  die  hypothetische  Periode,  verzichten 
aber  dabei  auf  das  deutliche  Wechselverhältnis  von  Bedingung  und 
Folge;  der  bedingende  Satz  büfst  in  dieser  relativen  Form  seine 
gröfsere  Selbständigkeit  ein  und  tritt  als  untergeordnete  Bestimmung 
in  den  Hauptsatz  (der  ihn  Sehende  würde  sagen).  Für  die  Be- 
handlung derartiger  Bildungen  im  Romanischen  ist  es  wichtig  dies 
festzuhalten.     Indem    also    auf   diese  Weise    der   konditionale    Satz 


DIE  HYPOTHETISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  5  I 

geopfert  wird ,  entschwindet  dem  .S[)ra(hgefühl  leichter  der  im 
eirunde  so  ganz  verschiedene  Charakter  der  beiden  den  Gedanken 
darstellenden  Sätze  und  damit  das  Bewul'stsein  der  verschiedenen 
ihm  zukommenden  Zeiten.  So  geschieht  es,  dafs  der  Relativsatz 
in  Bezug  auf  das  Tempus  von  dem  Hauptsatze  angezogen  sich 
diesem  assimiliert  und  in  seine  Zeitsphäre  hineingezogen  wird  {qui 
h  verrait,  diraii  statt  si  on  le  voyait,  oii  dtrait).  Aus  dieser  eigen- 
tümlichen Zwitternatur  solcher  Satzbildungen  erklären  sich  nun  auch 
die  verschiedenen  Methoden ,  die  die  romanischen  Sprachen  in 
ihrer  Darstellung  befolgen.  Entweder  nämlich  halten  sie  den 
eigentlich  konditionalen  Sinn  des  Relativsatzes  fest  und  konstruieren 
ihn  in  Bezug  auf  Tempus  und  Modus  wie  den  bedingenden  Satz, 
oder  aber  sie  behandeln  ihn,  was  das  l'empus  betrifft,  ganz  wie 
den  Hauptsatz.  Im  Französischen  sind  beide  Konstruktionen  ver- 
treten ;  die  ältere  Zeit  bevorzugte  noch  den  Konj.  Imperf.;  doch 
tritt  daneben  schon  früh  das  Imperf.  Fut.  auf,  welches  dann  später 
die  allgemeine  Regel  wurde.  Das  Provenzalische  verhält  sich 
ebenso ;  der  Relativsatz  hat  entweder  das  Imperf.  Fut.,  oder  ent- 
sprechend der  Konstruktion  des  bedingenden  Satzes  den  Indik. 
oder  den  Konj.  Imperf. ,  denn  die  beiden  Hauptformen  für  die 
Periode  der  Irrealität  sind  hier  si  tcnia  daria  und  si  ttiviese  dieraA 
Genau  so  ist  es  auch  im  Catalanischen ,  das  sich  für  die  irreale 
Periode  derselben  Darstellungsweisen  bedient  wie  das  Provenza- 
lische.2 

Sehr  beachtenswert  den  erwähnten  Sprachen  gegenüber  ist 
nun  das  Verhalten  des  Spanischen.  Hier  ist  es  bis  auf  den  heu- 
tigen Tag  feste  Regel ,  dem  Relativsatze  seine  eigentliche  kondi- 
tionale Bedeutung  zu  wahren  d.  h.  ihn  ganz  ausschliefslich  mit 
dem  Konj.  Imperf.,  daneben  später  auch  mit  dem  gleichwertigen 
Plusquamp.  i  zu  bilden;  Assimilation  mit  dem  Hauptsatze,  also  das 
hnperf.  Fut.,  kommt  meines  Wissens  nicht  vor. 

E  qui  al  quisiesse  Serie  su  ocasion,  Cid  3460.  Qtii  ende  lo  ca- 
miasse  Serie  loco  lollido,  BSil.  139c-.  0?>me  que  hi  morasse,  nunqiia 
perdrie  et  viso,  BMlg.  I4d.  Nunca  qui  las  ouiesse  carria  en  mes- 
qui7idai,  Alex.  8ld.  Tod  ombre  que  lo  cnbriesse  non  seria  tan  can- 
sado,  Que  non  folgasse  con  el  en  su  vir  lud  tornado,  ib.  91  cd.  Quien 
con  ella  luchase,  tion  se  podria  bien  fallar,  Roiz  984c.  Quien  qui- 
siese  fablar  en  esias  tres  tnäneras  complidamcn/e,  habria  manera  asaz 
para  facer  un  libro,    Patr.  438a, 39.     Segunl   Icy  de  Partida   caeria 


*  E  quem  dirin  mcn  partis,  l'arinm  morir  des  era,  Bartsch,  Chrestom. 
44,24.  E  qui  be  l  volria  lauzar,  D'un  an  no  y  poivia  venir,  Willi,  v.  Poi- 
ticrs.  Qü'esquers  semblaria  d'auzir,  Qui  us  volia  la  faizon  dir  Ni  la  ri- 
queza  que  lai  es,  Jaufrc.  {)i  ben  nun  los  cresia  non  seria  crestians  be, 
Sancla  Agnes.  —  No  pogra  sonar  mot  qui  Ih  des  XV  regnutz,  I'ierabras. 
A  re  no  degr^om  melhs  fugir   Com  mal  senhoriu  qui  pogucs,   Pcire   Vidal. 

'■'  Queiis  dire'r    Que  qui  comptar  vos  ko  volria  tot,  seria  cosa  qur  allon- 
garia  la  mia  materia,  Muntaner.    E  qui  tot  ho  volia  comptar,  seria  tant  llonga 
escriptura,  que  tot  hom  sen  enujaria  de  oyr,  ib.      E  quim  donas  gran  cosa, 
■  yo   nom  aturura   que  a   eil  no  vingues,  ib. 


52  E.  GESSNER, 

e}i  iraygion  El  qiie  lo  encuhriese  un  punlo  iiin  saso?i,  RPal.  2 87 cd. 
Quien  lo  qum'ese  hacer  habria  meiiestef-  teuer  la  pmdola  mas  delgada 
V  el  ingenio  mos  soiil,  Clareo  4533,60.  Caeria  eti  mal  caso  el 
Caballero  atidajite  (/ne  otra  cosa  hiciese,  Quij.  5 1  unt.  i  n  Predi- 
cador  Apostölico  que  stibiesse  d  la  Cathedra  del  Espiritu  Santo  con 
el  unko  fin  de  enamorar  d  los  oyentes  de  la  virtud,  se  avergonzaria 
de  esos  afectados  adornos,  FGerd.  1  8g.  Sucede  al  pie  de  la  letra 
d  qide?i  los  profiere,  como  sticederia  al  que  resiicitase  hoy  eti  Paris 
liablando  galo,  Gart.  Mar.  83,65.  AI  contrario,  expresarla  mejor 
wia  idea  la  persona  ä  quien  no  sujetase  esta  regia,  Clemencia  208. 
Fälle  mit  dem  Plusquamp.  i:  recebi  tanta  alteracion  de  placer, 
que  cucilqtiier  que  me  viera  ine  lo  conosciera  en  el  rostro,  Celestina 
2ga,4i.  Siibese  por  la  calle  arriba  con  tan  gentil  semblante  y  con- 
tinente,  que  quien  no  le  conociera  pensara  ser,  muy  cercano  pariente 
al  conde  de  Ar  cos,  LazarM.  853,55.  Como  sabia  que  le  escuchaba 
SU  a?nigo  Anselmo,  decia  cosas  que  el  que  le  oyera  le  tuviera  mncha 
mas  Idstima  que  ä  Camila,  Quij.  212  ob. ' 

B.  Indikativ  Imperf.  statt  Imperf.  Fut.  im  bedingten  Satze.  Es 
sind  hier  zwei  Fälle  zu  unterscheiden,  insofern  nämlich  dieser 
Tempuswechsel  die  Hilfsverben  müssen,  können,  wollen  und  inso- 
fern er  andere  Verba  betrifft. 

I.  Müssen,  kcninen,  wollen.  Hierbei  handelt  es  sich  um 
einen,  allgemeinen  romanischen  Gebrauch,  der  sich  unmittelbar  an 
das  Lateinische  anschliefst.  Dem  Römer  galt  als  das  nicht  Wirk- 
liche die  in  dem  von  müssen  abhängigen  Infinitiv  ausgedrückte 
Handlung,  nicht  das  Müssen  selbst.  In  diesem  sah  er  ein  objektiv 
Wirkliches,  ein  allgemeines  Gesetz,  das  zwar  auf  einen  speziellen 
Fall  bezogen  wird ,  deshalb  aber  nicht  seinen  allgemein  gültigen 
Gharakter  einbüfst ;  dieser  aber  kann  nur  im  Indikativ  seinen  Aus- 
druck finden.  Der  Satz:  si  ulla  in  te  pietas  esset,  patris  eum  loco 
colere  debebas  drückt  demnach  aus :  „wenn  du  einige  Pietät  be- 
säfsest,  so  würdest  du  ihn  wie  einen  Vater  ehren,  denn  jeder 
pietätvolle  Mensch  mufs  so  handeln."  Bekannt  ist  übrigens,  dafs 
sich  das  Lateinische  von  diesem  allgemeinen  Prinzip  sehr  wohl 
entfernen  kann,  indem  es  den  Begriff"  des  Müssens  seiner  Allgemein- 
heit entkleidet  und  ihn  als  die  im  Infinitiv  ausgedrückte  Handlung 
modifizierend  und  auf  diese  eingeschränkt  vorstellt  [haec  si  diceret, 
tamen  ignosci  non    oporteret,    Madvig  Lat.  Sprachlehre  §  348c). 

Der  lateinischen  Auffassung  schliefst  sich  wie  das  Romanische 
überhaupt,  so  auch  das  Spanische  in  zahlreichen  Fällen  an,  indem 
es  das  Imperf.  Fut.  der  genannten  Hilfsverben  in  der  hypothetischen 
Periode  durch  den    Indik.   Imperf.  ersetzt.     Zwar  besafs  es  in  dem 

^  Auch  im  Portugiesischen  ist  der  Konjunktiv  Regel:  quem  tivesse  re- 
parado  em  Fr.  Vasco  perceberia  facüniente  que  na  sua  alma  se  passava 
tambem  alguma  cousa  extraordinaria,  Herculano,  Monast.  1 246.  Quem  o 
visse  passear  de  Ufn  para  outro  lado  da  estreita  cella  .  .  .,  suspeitaria  facil- 
?nenie  que  o  agitavam  petisamentos  encontrados  e  violentos,  ib.  I  262. 


DIR  HYPOTHETISCH !<:  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  53 

Imperf.  Fut.  schon  eine  indikative  Zeit;  aber  sollte  das  allgcmeiuc, 
sich  auf  alle  ähnlichen  Fälle  erstreckende  (iesetz  zum  Bewufstsein 
gebracht  werden,  so  war  dieses  Tempus  doch  unbrauchbar,  weil 
es  nur  die  aus  einer  bestimmten  Bedingung  sich  ergebende ,  also 
einzelne  Folge  bezeichnet;  das  allgemeine  Gesetz  aber  kann  sich 
nicht  aus  einem  Besonderen  ergeben.  Daher  trat  der  Indik.  Im- 
perf. ein,  niemals  jedoch  eine  zusammengesetzte  Zeit;  und  in  der 
That  war  diese  auch  entbehrlich,  denn  das  allgemeine  Gesetz  um- 
fafst  die  Vergangenheit  ebensowohl  wie  die  Gegenwart  und  die 
Zukunft. 

Noch  ist  zu  bemerken ,  dafs  im  Spanischen  dieser  hidik.  Im- 
perf. bei  dem  Begriffe  „müssen"  aufserordentlich  häufig  ist,  nament- 
lich in  der  alten  Zeit,  doch  auch  bis  auf  den  heutigen  Tag. 
Seltner  läfst  er  sich,  abweichend  vom  Latein,  bei  „können"  beob- 
achten ;  sehr  selten  kommt  er  bei  „wollen"  vor,  wo  auch  latei- 
nisch  der  Konjunktiv  die  Regel  ist. 

Müssen:  deber,  haher  de,  ser  menesler  u.  s.  w.  Menazasme  a 
luerto,  yo  digiendo  derecho,  Noii  devies  por  tal  cosa  de  mi  aver  des- 
pecho,  BSil.  I45bc.  Madre,  si  tu  quissiesses  e  fuesse  tu  planer,  En 
mi  esti  ludicio  fton  dehie  perecer,  BMIg.  ySÖcd.  Si  et  tu  mal  su- 
pieses  dcuies  auer  dolor,  Appol.  ögd.  In  Appol.  ist  der  Gebrauch 
des  Indik.  Imperf.  fast  die  Regel,  im  Berceo  das  Überwiegende 
neben  dem  seltneren  Imperf.  Fut.  El  omne  que  non  ha  de  coydi 
a  exir,  Qtumto  mas  po.diesse  se  deuie  encobrir,  Alex.  1 46oab.  Tienai 
algunas  cosas  preciadas  e  de  qucrrer,  Que  non  les  ponen  honra,  la 
quäl  debian  haher,  Roiz  I364cd.  No  hay  niFio  ni  viejo  en  toda 
la  ciudad  que  no  lo  sepa ;  hahiale  yo  de  ignorar?  Celestina  2ib,5. 
Buenos  homhres,  vosotros  nunca  habiades  de  rogar  por  un  hombre  en 
quien  Bios  tan  senaladamente  se  ha  senalado,  LazariM.  89a,63.  Asi 
las  damas,  que  -uvimos  libres,  no  hahiamos  de  dar  cridito  d  vuestras 
palabras  y  proniesas,  Guer.  Civ.  52  7b,3l.  Los  historiadores  que  de 
menliras  se  valen,  habian  de  ser  quemados  cömo  los  que  haeen  moheda 
falsa,  Quij.  343.  Advertid  que  los  que  auian  de  ser  cabe^as  por  su 
prudencia  y  saver,  essos  andan  por  et  sueto,  Criticon  483,20.  C aer- 
sete  debia  la  cara  de  vergüenza  de  haberte  incomodado  con  tu  madre, 
Gaviota  17.  La  i/ue  le  sigue  que  debia  ir  en  descenso  oeupa  los 
cuartos  segundos  y  terceros.  Comp.  joc.  44. 

Können.  Todos  los  sus  miraglos  qui  los  podie  contar?  BSil. 
384a.  Quien  todos  los  lenguages  quisies  aprender,  Alli  podie  tod 
omhre  certedumhre  saber,  Alex.  1359b.  l'n  ßlöso/o  fuc  que  dijo, 
que  tan  delicada  e  fan  dulce  es  la  vision  ü  vista  de  Dios,  que  si 
todas  las  cosas  podiese  home  haber  e  non  hohiese  esta  vision,  que  non 
podia  ser  bienaventurado,  ante  serie  mezquino,  Knxpl.  48Qa,44.  Afu- 
chos  en.xiemplos  drstos  podia  aqui  desir,  RPal.  167a.  Por  nombre 
tan  Santo  conto  esle  libro  tiene,  se  podia  perdonar  su  ignorancia, 
Quij.  21  unt.  Con  este  surtido,  que  podia  7'enderse  en  cualquhr 
libreria  ä  precio  hecho,  se  quitaria  uno  el  trabajo  de  escribir  una 
nsma    de  papel,  Cart.  Mar.  89,8.     Vgl.  Cabal.  243a,i5;    Quij.  50 


54  E.  GESSNER, 

unl.;    iq6  Mitte;    348  Mitte;    630  ob.;    FGerd.  1  2 1  ob.;  2;^  mit.; 
Clemencia  25g  unt. 

Wollen.  D/xo  Sancto  Domingo:  yo  al  queria,  Que  aqiii  vos 
Jijicassedes  fastal  terce?-o  dia,  BSil.  5l4cd.  Flaqiicciö  el  demonio, 
perdiö  toda  poiengia,  Ya  querie  secr  fuera  si  li  diessen  li(en(ia,  ib. 
6g 7 d.  Muchos  homes  dicen  ä  otros  que  noti  fagan  tal  cosa,  ca  los 
homes  qticrian  giiar  darlos  de  I/o  et  non  les  razonaii  ä  que  es,  Cabal. 
252a,40. 

2.  Von  diesen  Hilfsverben  abgesehen  ist  es  jedoch  im  Spani- 
schen nicht  ganz  ungewöhnlich,  das  hnperf.  Fut.  in  dem  bedingten 
Satze  durch  den  Indik.  Imperf.  zu  ersetzen.  Die  Beispiele  sind 
nicht  übermäfsig  häufig,  doch  aber  in  genügender  Anzahl  vor- 
handen, um  eine  gewisse  Neigung  der  Sprache  dazu  erkennen  zu 
lassen.  Namentlich  die  vertrauliche  Rede  scheint  leicht  zu  diesem 
Tempus  zu  greifen. 

Nunca  blanca  ganc  en  que  no  tiiviese  su  iniiad;  pero  no  vivia  yo 
•enganada  si  mi  fortuna  quisiera  que  ella  nie  durara,  ich  würde 
nicht  leben,  Celestina  iga,l.  Esla  es  la  fortiia  que  enire  ellos  se 
tiene  .  .  .y  gudrdase  en  tanta  nianera .  que  se  tenia  por  grmi  igno- 
minia  si  trayetido  luio  hablasen,  man  würde  es  für  eine  grofse 
Schande  halten,  Lazarinc.  104b, ig.  Porque  era  imposible  que  si 
esto  asi  no  Juera,  que  estas  inis  Idgrimas  no  ablandasen  tu  tan  duro 
corazon,  es  wäre  unmöglich,  dafs  meine  Thränen  nicht  dein  Herz 
erweichten,  Clareo  4.62a, 34.  Quando  bieti  no  hiciessedes  otra  cosa 
que  despertar  a  otros  a  hazerlo,  haziades  harto,  wenn  ihr  auch 
nichts  anderes  thätet,  würdet  ihr  genug  thun,  Diälogo  de  las 
lenguas  S.  8  Si  eso  ßiese  verdad,  eso  bastaba  Para  iriunfar  cn 
Roma  de  Numancia,  Cervantes,  Numancia  IV  esc.  2.  Si  los  palos 
que  ine  disron  eyi  estos  viajes  se  hubieran  de  pagar  ä  dinero,  aunque 
no  se  tasaran  sino  ä  cuatro  niaravedis  cada  imo,  en  otros  den  escudos 
no  habia  para  pagarme  la  mitad,  Quij.  345.  Si  pudicse  andar  tan 
vivo  como  äntes,  la  echaba  ä  Vd.  de  cabeza  d  la  calle,  Clemencia 
140.  Vgl.  Pulg.  Letr.  15,4  {incurria);  Celestina  5ga,4Ö  (eras); 
LazarM.  823,26  (letiiades);  Guer.  Civ.  568a, 65  {estaba);  Quij.  353 
Mitte  [merecian);  ib.  350  unt.  [tenias);  Criticon  12a, 20  [destruia); 
ib.  iga,26  {avia);  Cart.  Mar.  27,13  {era);  FGerd.  I  13g  oben 
(atrevid);  Clemencia  g  ob.  {bastaba);  ib.  115  Mitte  {era);  ib.  151 
unt.  {tenia  cuenta);  Comp.  joc.  41  unt.  {cogian);  ib.  86  Mitte 
{bastaba). 

C.  Auch  im  bedingenden  Satze  stellt  sich  zuweilen  der  hidik. 
lmj)erf.  ein,  doch  ist  dies  überall  nur  selten. 

Cd  si  niuy  tiertia  era,  Muy  ligera  podrä  quebrantar  eti  la  car- 
rera,  RPal.  651  cd.  Dijele  el  sueFio  y  la  soltura  .  .  .,  covio  viviria 
siempre  pobre  y  baldonado  si  no  mudaba  el  consejo,  Celestina  i8b,35. 
Si  al  estilo  anadia  el  traje  y  ademänes  correspond/entes ,  todos  los 
desocupados  irian  ä  verlo  por  curiosidad,  Cart.  Mar.  88,68.  S'  ese 
bien  me  habian  de  quitar,    mas  quiero    el   mal  que    tengo,    Abencer. 


DIE  HYPOTHETISCHR  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  55 

50ga,  1 8 ;  Quien  havia  de  ser  Predicador,  st  /odds  ias  7ioticias  se 
havum  de  cnconlrar  en  los  libros?,  FGerd.  I  156.  Die  beiden 
letzten  Stellen  sind  vielleicht  weniger  beweisend,  da  haber  de  mit 
Infinitiv  auch  sonst  die  Neigung  verrät  in  den  Indikativ  zu  treten, 
selbst  wenn   die  Konstruktion  den   Konjunktiv  verlangt. 

D.  Der  Indik.  Imperf.  in  der  auf  die  Vergangenheit  bezogenen 
Periode.  Wie  dem  Deutschen  ist  es  auch  den  romanischen  Idiomun 
in  bald  höherem  bald  geringerem  Grade  eigen,  in  der  Vergangenes 
ausdrückenden  Periode  statt  den  zusammengesetzten  Zeiten  den 
Indik.  Imperf.  entweder  in  beiden  oder  nur  in  einem  Gliede  ein- 
treten zu  lassen  (wenn  ich  es  hatte,  gab  ich  es ;  .$■/  letiia  daba  = 
si  hiibiese  letiido,  hahria  dodo).  Die  Erklärung  der  Sache  ist  nicht 
schwer.  Die  für  die  Vergangenheit  gebildete  Annahme  und  die 
sich  daraus  ergebende  Folge  erscheinen  dem  das  fern  Liegende 
ruhiger  ansehenden  Sinne  in  drra  Lichte  einfach  vergangener 
Tliatsachen. 

Das    Spanische    folgt    auch    hier    dem    allgemeinen    Zuge    der 
Schwestersprachen.     Der  Indik.  Imperf.  in  dem    angegebenen  Sinne 
ist    spanisch    durchaus    nicht    ungewöhnlich ;    seitner    allerdings    er- 
scheint er  in  beiden  Gliedern  des  Satzgefüges  zugleich ;  vorwiegend 
steht    er,    namentlich    in  der    älteren  Sprache,    im  Folgesatz,    ohne 
dafs  jedoch    sein   .\uftreten    im  Bedingungssatze  ausgeschlossen  ist. 
Besonders    der  Begriff  „müssen"  unterliegt    oft    dieser    Behandlung. 
Beispiele  mit  ,, müssen":  Xon  hn  deviemos  totnar  por  varrogatias, 
Si  HÖH  fuessemos  rrogados,    Cid  2759.     Fijo,  ä  nit  debiedes  dehnte 
vos  levar,  BDV.  128b.     l'o  non  vos  podria  responder  nin   vos  res- 
poudi  laji  cumplidamente  como  era  mesler,  Cabal.  2563,48.    Si  tuvieras 
numotia  del  pasado  amor  que  le  luve,  la  primera  posada  qtte  lomases, 
venido    nucvamenie    en    esta  ciitdad,    habia    de  ser  la  niia,    Celestina 
323,38.     El  poeia  puede  contar  6  canlar  las    cosas  no  como  fueron, 
sitio  como    debian   ser,  y  el  historiador  las   ha    de    escribir   tio    como 
debian  ser,  sino    como  fueron.    Quij.  341.     Vgl.  Cid  3297;   BLoor. 
115c;  RPal.  199b;  Patr.  4093,44 ;  Celestina  38b,8 ;  Patran.  153a, 
35.  —  Anderweitige    Beispiele:    Li-vaba  gratit   lazerio,    vivie   vida 
lazdrada,  Si  la  muerte  li  viniesse,  tetiies  por  veniurada,  BMil.  i  77cd. 
Sdo  que  la  podiesse  soniiar  tina  vegada,    Teniase  por  guarida  e  por 
muy    confortada,    BSOR.  l86cd.      Con    grandes    higrimas,    sin    mas 
pensar,  se  iba  ü  lanzar  en  la   mar,  si  no  fuera  detenido  de  aquellos 
que    iban     con    el ,    Clareo   4363,27.       .SV   al    cabo    de    tanto    tiempo 
volviera    sin    blanca  y  sin  el  jumenio  ä  mi  casa,    negra    Ventura  me 
esperaba,   Quij.  345.     .SV  tal   era  su  intencion ,    lo    hubiese    llevado  d 
cabo,    Clemencia  177.      Vgl.  BLoor.  59c;    BMlg.  844ab;    MFgip. 
994;  Alex.  113b;  Pulg.  Letr.  23,61;  Celestina  603,19;  Selva  488I) 
unt.  (f7-<2  res/ituirlas);    Guar.  Civ.  56lb,38 ;    6033,61;    Quij.  33   {si 
se  acertaban);  FGerd.  I  88   (podia). 

K.  Das  historische  Perfekt  im  Folges3tze.  Selten  ereignet  es 
sich,  dafs  das  historische  Perfekt  (defini)  statt  des  Pluscjuamp.  Fut. 
im  bedingten   Sat/,--   «Irr   irnaltMi   Periode  angetrolTen   wirtl. 


56  E.  GESSNER, 

Aule  que  pariesses  afogar  mc  deviste,  Appol.  53 id.  Si  non  la 
desper lassen,  cuidö  seer  folgada,  BSOR.  1390!.  Por  eslo  Jonatas  de 
muerie  fue  nidgado,  Si  el  pueblo  non  oviera  por  el  mucho  7-ogado, 
RPal.  logcd.  Corno  d  mi  me  sucediö,  si  Dios  la  verdad  no  decla- 
rara,  Selva  492b,28.  Este  suelo  donde  mella  Piido  hacer  el  llanto 
mio  A  no  ser  tan  duro  y  frio,  dieser  Boden,  den  meine  Thränen 
hätten  aushöhlen  können,  wenn  er  nicht  so  hart  wäre  wie  je- 
mand .  .,  Amantes  de  Teruel  II,  sc.  6.  El  caräcter  se  ie  oculta 
De  la  edad  en  que  naclsie\  Tu  en  oira  vivir  debisle  Mas  inocente  6 
mas  culia,  du  hättest  in  einem  anderen  schuldloseren  Zeitalter 
leben  sollen,  ib. 

F.  Das  Imperf.  Fut.  im  bedingenden  Satze.  Wohl  in  allen 
romanischen  Sprachen  findet  sich  hin  und  wieder  einmal  die  Kon- 
junktion si  mit  dem  Imperf.  Fut.  verbunden.  Diese  Erscheinung 
ist  in  verschiedener  Weise  gedeutet  worden.  Mätzner  (Syntax  I 
iio)  meint,  dafs  diese  Konstruktion  an  und  für  sich  nichts  Auf- 
fallendes habe;  denn  es  sei  nicht  abzusehen,  warum,  wenn  einmal 
im  hypothetischen  Satzgefüge  bei  Beziehung  auf  die  Gegenwart  des 
Redenden  von  dem  Standpunkte,  welcher  nicht  der  des  Redenden 
ist,  ausgegangen  werden  durfte  (wie  z.B.  vom  Imperf.),  nicht  auch 
hätte  von  dem  Fut.  der  Vergangenheit  ausgegangen  werden  dürfen. 
Diese  Ansicht,  an  welcher  auch  Foth  S.  267  und  Burgatzcky  S,  16 
keinen  Anstofs  nehmen,  beruht  auf  einem  Verkennen  des  Wesens 
der  irrealen  Periode  und  des  im  Anfange  dieser  Abhandlung  dar- 
gelegten Verhältnisses  zwischen  Haupt-  und  Nebensatz.  Wie  sollte 
sich  auch  das  Imperf.  Fut.  erklären,  wenn  nicht  ein  Boden  der 
Vergangenheit,  von  dem  aus  sich  der  Blick  in  die  Zukunft  wenden 
kann,  gewonnen  ist?  Irrtümlich  ist  es  auch,  wenn  INIätzner  sich 
zur  Begründung  seiner  Annahme  auf  das  spanische  Plusquamj).  1 
in  Sätzen  wie  si  hcviera,  diera  beruft ;  mit  diesem  Temjius  hat  es, 
wie  man  gesehen,  eine  völlig  andere  Bewandnis.  Mehr  Berech- 
tigung hat  die  Meinung,  dafs  die  Verbindung  von  si  mit  dem  Im- 
perf. Fut.  dann  eintritt,  wenn  der  Nebensatz  zugleich  im  Verhältnis 
eines  Hauptsatzes  zu  einem  andern  versteckten  Nebensatze  steht 
(Ayer,  Gram,  comparee  de  la  langue  fran9.  §  452.  Holder,  Gram, 
der  franz.  Spr.  S.  449  Anm.).  Aber  diese  Erklärung  läfst  sich  nicht 
überall  anwenden,  und  es  bleiben  Beispiele  genug  übrig,  die  einer 
Deutung  harren.  Ich  sehe  in  solchen  Fällen  nichts  anderes  als 
eine  sprachliche  Untugend,  deren  wir  uns  auch  im  Deutschen 
schuldig  machen,  wenn  wir  sagen  „wenn  ich  es  thun  würde"  statt 
„wenn  ich  es  thäte".  Die  irreale  Periode  ist  ein  recht  kompli- 
ziertes, durchaus  nicht  leicht  verständliches  Sprachgebilde;  die 
beiden  Glieder  desselben  haben  dadurch,  dafs  sie  als  eng  mit 
einander  verbunden  und  sich  gegenseitig  erfordernd  und  meist 
zeitlich  zusammenfallend  dem  Geiste  vorschweben,  und  dafs  beide 
in  affirmativer  Form  doch  ein  Negatives,  nicht  Wirkliches  bezeichnen, 
so  viel  innerlich  Verwandtes,  dafs  es  nicht  verwunderlich  erscheint, 
wenn    das    getrübte  Sprachgefühl    ihren  inneren  Unterschied    über- 


DIE   llVrOTHRTlSCHK  PEKIOOE   IM  SPANISCHEN.  57 

sehend    sich   ijelegentlicli    einmal   in   ihrer    sprachh'chen   Behandlung 

vergreift. 

Im  Spanischen  sind  Beispiele  dieser  Konstruktion  sehr  selten. 
A  quäl  parle  van  ho  quc  omnes  son  ?  Si  me  podria  con  cllos  hir 
Graut  lalaule  daqui  ssalltr,  MKgipc.  299.  Pues  si  esto  fariamos 
por  omes  como  uos  vivos,  Muy  mas  debemos  faserlo  por  laulos  e  tan 
esquivos,  Reiz  I556ab.  Pucs,  si  un  Maestro  y  un  Predicador  haria 
mal  eti  censurar,  y  viucho  peor  en  dar  reglas  de  cortar  ni  de  coser 
ä  un  Zapatero;  serä  lolerable  que  un  Zapalero  se  tnela  en  dar  reg  las 
de  predicar  a  los  Predicadores?  FGerd.  I  85.  V  si  no  argüiria 
bieji  el  que  dixesse  ,  .  .,  larnpoco  arguvö  bien  cl  Hermano  Fray  Gc- 
rundio,  ib.  158.  In  den  drei  letzten  Fällen  kann  man  den  si- 
Satz  als  Folge  einer  versteckten  Bedingung  betrachten. 

Cr.  Die  mit  vergleichendem  cö?no,  que  gebildeten  Konditional- 
sätze der  Unwirklichkeit  bedürfen  keiner  besonderen  Fj-örterung ; 
ihre  Behandhnig  ist  dieselbe  wie  die  des  gewöhnlichen  bedingenden 
Satzes  der  irrealen  Periode ;  sie  sind  daher  auch  oben  gelegentlich 
miterwähnt  worden.  Hier  mag  nur  bemerkt  werden,  dafs  como  si 
auch   durch  cual  si,  lo  mismo  que  si,  como  que  vertreten  wird. 

Cual  si.  Cual  si  fucra  de  piedra,  sin  mas  mencarse  lo  dejö  alli 
mucrto,  Alfar.  zwh,!"].  Por  un  dia  rcinö  una  complcta  y  muslia 
calma,  cual  si  los  eletnenlos  se  pr eparasen  y  lomasen  alicnlo  para  sii 
intnensa  lucha,  Clemencia  81. 

Le  mismo  que  si.  Lo  mismo  rnc  he  (juedado  quc  si  me  hubicra 
caido  un  rayo    Kotzenberg,  Grammatik  S.  417. 

Como  que.  Die  Formel  ist  durch  alle  Jahrhunderte  gebräuch- 
lich gewesen.  Sie  ist  wohl  auf  ursprünglich  relatives  que  zurück- 
zuführen ,  wie  schon  die  überwiegende  Konstruktion  mit  dem 
Indikativ  andeutet. 

Indikativ.  A^or  en  vuino  Icuaua,  Commo  que  yua  a  cafar,  Aünc. 
264ab.  lutnzo  una  saeta  contra  cl  cielo,  commo  que  se  querie  vengar 
de  Dios,  Knxpl.  487a  unt.  Alzö  la  espada  como  que  lo  queria  ferir, 
Araadis  68b  ob.  Leyendo  en  su  manual  como  que  decia  alguna 
devota  oracion,  en  mitad  de  la  leyenda  alzö  la  mano,  Quij.  1 2.  Los 
pajaritos  cantaban  tan  alegres  como  que  ignoraban  que  existia  la 
pölvora  y  las  redes,  Clemencia  78.  Vgl.  Fnxpl.  494a, 22;  Guer. 
Civ.  550a,53;  5713,38;  Alfar.  233l),66;  Quij.  10;  209;  623; 
FGerd.  I  64. 

Konjunktiv.  Mi  compancru,  lornando  amarillo,  comtnzö  <i  tcmblar 
como  que  adeviuase  algun  mal,  Clareo  4503,9.  l\ntonces  vieron  como 
salia  por  el  suelo  de  la  cämara  rodando  un  libro  como  que  viento 
lo  llevase ,  Amadis  50b.  Parece  que  me  Inder on  douacion  de  la 
liberlad,  y  como  que  me  la  hallara  en  la  calle ,  quede  muy  aUgre, 
Alfar.  411b  unt.     Vgl.  .Mfar.  276b  Mitte. 

H.  .\uch  statt  der  gewcihnlichen  Konjunktion  des  li\i.utlieli- 
schcn  Satzes  si  treten  manchmal  andere  Partikeln  ein.  Wenn  man 
zuweilen  einem  por  si,   para  si  begegnet ,    so  erklärt  sich    dios  aus 


58  E.  GESSNER, 

der  Gewohnheit  des  Spaniers,  Nebensätze  unter  die  Herrschaft  einer 
im  Hauptsatze  enthaltenen  Präposition  zu  stellen. 

Este  debdor  tetiia  un  hordon  cavado  de  denlro  i:  Ueno  de  oro,  c 
Icväbalo  coiisigo  para  si  alguna  cosa  hobiese  menester,  er  trug  ihn 
bei  sich  für  den  Fall  wenn  .  .  .,  Enxpl.  487a,  12.  FA  rey  mandö 
que  saliesen  den  caballeros  armados,  qiie  fuesen  en  guarda  de  Maliquc 
Alübez,  por  si  estuviese  puesta  algtma  emboscada  de  erislianos,  Guer. 
Civ.  528b,48.     Vgl.  Guer.  Civ.  569b,62  ;  62gb  unt. 

Auch  cua?tdo  nimmt,    wie  franz.  quand,    nicht    selten    konditio- 
nalen  Sinn  an.      Quando    non  lo  leyesse,  defir  non  lo  querria,  BSil. 
73c.     Dijo    que  asi  se  Jtaria ,    v  que    cuando  los  que    alli  eshiviesen 
HO    üsdseu ,    que    el  nie  prometia    seguirme,    Lazarinc.    g5a,3i.     Si 
ainarüi,  respondiö  la  herinosa    Vitoria,  cuando  yo  iuviese  vitencioft  de 
casanne,  Selva  500a, 65.     Vgl.  Lazarinc.  io8b,  unt.;   Quij.  202  unt. 
Die    ältere  Sprache    zieht    auch  das  Ortsadverb    donde  für  den 
konditionalen  Satz    heran.     Das  Altfranzösische    kennt    diesen    Ge- 
brauch von  oü  gleichfalls  in  bescheidenem  Mafse. 

Donde  esto  no  hiciesemos,  cayeramos  eji  mal  easo  >ios  c  todos  los 
olros  Grandes  de  vuestros  Regnos  que  vueslro  servieio  derechamenk 
aniamos,  Crönica  de  Don   Juan  Segundo  S.  549b.  1 

Auch  que  (eigentlich  gesetzt  dafs)  zeigt  sich  hin  und  wieder, 
wo  man  das  einfache  si  erwarten  würde. 

Soltariemos  la  ganancia  que  nos  diesse  el  cabdal.  Cid  1434.  Xo, 
dijo  el  Caballero,  nias  que  lo  fuese,   que  seria  por  ende?   Amadis  l6a. 

I.  Dem  irrealen  Bedingungssatze  entspricht  in  der  Darstellung 
das  konzessive  Satzgefüge  der  Unwirklichkeit ;  denn  auch  hier  ist 
Bedingung  und  Folge  vorhanden,  wenn  auch  in  einer  ganz  andern 
Wechselbeziehung :  der  im  Hauptsatze  ausgesprochene  Gedanke  ist 
nicht  die  Folge  der  ^Annahme,  sondern  drückt  etwas  aus,  das  über- 
haupt stattfindet  und  auch  stattfindet  trotz  einer  Voraussetzung,  die, 
wenn  verwirklicht,  dasselbe  aufheben  zu  müssen  scheint. 

Die  hauptsächlichen  im  Spanischen  für  dieses  Verhältnis  ge- 
bräuchlichen Partikeln  sind  cuando,  aun  cuando,  aunque,  zu  denen 
sich  noch  eine  ganze  Anzahl  anderer  teils  seltnerer  teils  veralteter 
gesellt.  Der  Modus  ist  wie  bei  dem  hypothetischen  Satz  durchaus 
der  Konjunktiv  oder  das  gleichwertige  Plusquamp.  i.  Wenn  das 
Franz.  nach  qucind,  quand  meme  das  Imperf.  (Plusquamp.)  Fut.  setzt, 
so  ist  dies  nach  dem  in  Bemerkung  A  aufgestellten  Gesichtspunkte 
zu  beurteilen. 

Cuando.  Cuando  yo  quisiese  olvidarrne  de  los  garroiazos  que  me 
hau  dado,  no  lo  consent it  ian  los  cardenales  que  aun  se  esidn  frescos 
en  las  costillas,   Quij.  341.      7''enia  ianio  empaeJw  como  mia  doncdla. 


'  Natürlich  beschränkt  sich  dieser  Gebrauch  von  donde  nicht  auf  die 
irreale  Periode.  Do  la  muger  olvidares,  ella  te  olvidard,  Roiz  6630.  Do 
estas  tres  guardares,  non  es  tu  obra  vana,  ib.  447d.  V^d.  ebenda  96c;  197b; 
384d;  iii3d.  Daher  das  nicht  seltene  donde  no,  wo  nicht,  Clareo  4343,51; 
Guer.  Civ.  559b, 71 ;  Quij.  16;  44. 


niE  HYPOTHETISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  59 

r  cuando  fitcra  imiv  homhre,  nie  avcrgonzara  de  su  vergiittiza,  Al- 
fa r.  228b. 

Auii  cuando,  Es  cl  pcrdon  virtud  tau  noble  y  generosa,  (jiie  pur 
eso  solo  se  praclicaria  nun  cuando  no  fuese  un  deber  cn'sliano,  Cle- 
mencia  227.  Aun  cuando  eslo  se  pudiera  hacer  con  la  facilidad  qiie 
se  dccia,    era  imposihle   salir  bien  de  aqiiel  irance,    Guer.  Civ.  66ob. 

Cuando  bien.  No  querria  hahlar  en  ella,  quando  bien  a  tni  nie 
Juesse  muy  sabrosa,  Dial.  de  las  lenguas  S.  7.  Quando  bien  no 
hiziessedes  otra  cosa  .  .  .,  haziades  ario,  ib.  8. 

Atinque.  No  la  lornase  ä  tomar,  aunque  nie  la  diesen  con  el 
ducado  de  Borgona,  Pulg.  Letr.  12,36.  Xon  fablaron  ningunas 
razoties  entre  si,  nin  hobo  tiempo  aunque  lo  quisieran  fazer,  Patr. 
3983,28. 

St.  Si  los  otros  sus  fradres  lo  quisiessen  sofrir,  Ell  de  la  eglesia 
nunqua  querria  e.xir,  BSil.  giab.  A^o  nie  a/revere  ä  forjar  ni  sus- 
tentar  una  nieniira,  si  me  fuese  en  ello  la  vida,   Quij.  212. 

.SV  biefi.  Aquel  es  de  tni  iierra  cuyas  virtudcs  7ne  conientan,  si 
bien  sea  nacido  en  Polonia,  Dial.  de  las  lenguas  164.  Zwar  kein 
irrealer  Satz  ;  aber  es  versteht  sich  von  selbst,  dafs  die  hier  auf- 
geführten Konjunktionen  auch   für  andere  Konzessivsätze   gelten. 

Ann  si.  Aun  si  ganase  el  imperio  de  Fr  angin,  Non  serie  mas 
alegre,  Appol.  548bc.     Vgl.  BMlg.  689c. 

]\[as  que.  Acd  traemos  plata  para  pagarlos,  mas  que  Juesen  de 
oro,  Clemencia  91.     Vgl.  ib.  130;  FGerd.  I  84. 

Porque.  Otro  procurador  non  me  viandes  buscar.  Cd  porque  lo 
buscasse  no7i  lo  podrie  irovar,  BMlg.  797cd.     Vgl.  ib.   754a. 

Aun  porque.  Aun  porque  quisiesse,  non  terria  que  dar,  BSil. 
176c.     Vgl.  BMlg.  235ab. 

Puesto  que.  Puesto  que  salgas  con  ella  como  deseas,  no  lias  de 
queiar  ni  mas  ufano ,  ni  mas  rico  que  estds  ahora,  Quij.  193. 
Vgl.  ib.  195.  . 

Que.  Selten.  Senor,  justo  es  lo  que  demandais,  e  que  lo  no 
fuese,  conociendo  vuestra  mesura,  lo  haria  de  grado,  Aniadis5ib. 

K.  Sehr  leicht  verbirgt  sich  der  Konditionalsatz  der  hypothe- 
tischen Periode  unter  anderer  Gestalt  (mit  deinem  Beistande  würde 
es  gelingen  =  wenn  du  mir  beiständest).  Dies  geschieht  in  sehr 
verschiedener  Weise.  Bald  versteckt  sicli  die  Bedingung  unter 
einer  Substantiven  Satzbestiinmung,  bald  unter  einem  Infuiitiv  oder 
einem  Partizip,  bald  auch  kleidet  sie  sich  in  die  Form  konjunktio- 
naler  oder  unabhängiger  Sätze.  Ks  handelt  sich  bei  diesem  Punkte 
um  eine  allen  Sprachen  mehr  oder  weniger  geläufige  Ausdrucks- 
weise. Das  Spanische  bietet  hier  kaum  besondere  Züge;  die  Sache 
kann  daher  kurz  abgemacht  werden. 

Präposition  mit  Komplement.  jYon  falsarie  su  dieho  por  aver 
monedado,  BSii.  7d.     Qui  fuera  hecho  sin  ella?,  Gelestina  53b. 

Infinitiv.  La  muger  sin  verguenza  por  darle  diez  Toledos  Ä'on 
dexaria  de  fager  sus    antojvs    aredo<-,    Roiz  445cd.     .Sehr  gewöhn- 


6o  K.  (iESSNEK, 

lieh,  wie  im  Französischen,  der  Infin^  mit  d:  <i  no  volvcrlc  la 
tspadii  tn  tl  Camino,  aqucl  solo  golpc  fiiera  baslantc  para  dar  fin  d 
SU  rigorosa  contienda,   Quij.  35. 

Partizip,  Gerundium.  Del  mundo  mc  qucjo,  porqtie  tio  mc  dando 
vida,  no  engendrara  en  el  ä  Melibea;  no  nascida  fio  amara,  hätte 
sie  mir  nicht  das  Leben  gegeben,  wäre  sie  nicht  geboren  worden, 
Celestina  74b. 

Konjunktionale  Sätze.  IJäufig  tritt  für  die  Bedingung  ein  Satz 
mit  „aber"  ein.  Bien  quisieran  los  de  fuera  a  las  amenas  sohir, 
Mas  bien  gelo  sabien  los  de  dentro  refferir,  Alex.  I075ab.  Vgl.  ib. 
1002;  Ayora  1,88.  Auch  ein  mit  „als"  eingeleiteter  Temporal- 
satz steht  statt  des  negativen  Bedingungssatzes.  Ya  quisieran 
abrazarse,  cuando  enirö  por  el  jardin  don  Roilrigo,  jVlfar.  208a. 
Vgl.  für  das  rVanzösische  Klapj)erich  S.  48.,  Provenzalisch:  Fie- 
rabras386;  492;  501.  Spezieller  spanisch  ist  der  Gebrauch  von 
salzH)  que,  salvo  porqtie  als  Ersatz  des  konditionalen  Satzes.  Mucho 
mas  k  diria,  salvo  que  Tum  me  atrevo,  ,Roiz  41  id.  No  es  diibda 
que  lo  hicieran ,  salvo  por  que  Fernan  Alvares  les  es/orzö  mucho, 
wenn  er  ihnen  nicht  stark  zugesetzt  hätte,  Cronica  de  Don  Juan 
Seg.  522a.     Vgl.  Pulg.  Letr.  27,3;  (iuzman  69Qb,45.' 

Selbständige  Sätze,  in  konditionalem  und  in  konzessivem  Sinne. 
No  fuera  el  pobre,  y  casarase  con  Quileria,  wäre  er  nicht  arm,  so 
würde  er  die  Q.  heiraten,  Quij.  41g.  Quisiera  teuer  cien  ojos  y 
den  nianos  para  poder  satisfacer  curiosidades  del  alma,  y  no  pudiera, 
Criticon  I4b,40.  Fuera  oira  la  que  tal  consejo  me  da,  y  ya  mi  mano 
Ic  hubiera  arrancado  la  lengua.   Cid  Tr.  3g. 

L.  Endlich  ist  noch  die  Verkürzung  des  konditionalen  Satzes 
zu  erwähnen.  Sie  ist  allen  Sprachen  gemeinsam,  doch  hat  hier 
das  Spanische  einige  eigentümliche  Wendungen. 

Die  Fähigkeit  den  Bedingungssatz  mit  Auslassung  eines  vorher- 
gehenden Verbs  durch  si  no  {cuando  no,  donde  no)  darzustellen  teilt 
das  Spanische  mit  vielen  anderen  Sprachen. 

Fo  esio  quiero  quanto  querer  lo  debo,  Si  non,  de  mi  faria  a  los 
demonios  cebo,  BSil.  I02ab.  Notificado  que  .  .  .  le  daria  ä  su  hija 
por  mujer,  cuando  no,  que  le  cortaria  la  cabeza,  Patran.  145a, IQ. 
Dentro  de  treinta  dias  Iiabeis  de  dar  caballeros  que  os  deßetuidn; 
donde  no ,  se  procederä  contra  Z'os  conforme  d  la  ley,  Guer.  Civ. 
55gb  unt. 

Sehr  gewöhnlich  ist  ferner  im  Spanischen  der  übrigens  auch 
anderen    romanischen    Idiomen  2   nicht    unbekannte    Gebrauch    des 


*  Ähnlich  im  älteren  b'ianzösisch  sans  que  mit  dem  Indikaüv.  Jl  braqua 
si  a  propos  une  colluurine,  que,  sam  ce  que  ledict  Marquis,  voyatit  »lettre 
le  feu,  se  lansa  a  quartier,  il  fut  tenu  qii'il  en  avait  dans  le  corps,  Mon- 
taigne ed.  Dezeimeris  I  29.  Sans  que  mo7i  bon  geiiie  au-devant  vi'a  poussc, 
Dijä  tout  f/ioti  bonheur  eüt  ete  renverse,  Moliere,  l'Etourdi  I  II. 

-  Französisch :  se  pnnr  tioiis  n^ert,  tost  faroit  compare,  Auberon  ed. 
Graf  1473.     ^^  '^^  ti'estoit  pour  la  craincte  de  Dien,  je  t^assomerois  de  cotips 


DIE  HYPOTHETISCHR  PERIODF.  IM  SPANISCHEN.  6l 

unpersönlichen    s^r  por,    ser  porqiu,    um    ein   Vorhinderndes    auszu- 
drücken. 

Si  por  elld  noii  J'uesse,  laznamos  amoriidos,  wenn  es  nicht  an 
ihr  läge,  weiui  sie  es  nicht  verhinderte,  BMlg.  621c.  Vgl.  Appol. 
519h;  Alex.  5i8cd;  Celestina  6ia,2o;  Quij.  468  Mitte,  —  Si  iw 
fuera  porqtie  toda  esia  histona  es  de  coscorroties,  armas  y  bataUas, 
tratariamos  de  propösito  de  los  eslremodos  omores  de  oiiibos,  CiUf^r. 
Civ.  62ga  unt.      Vgl.  Quij.  64  ob.;    174   unt. 

Was  nun  dieser  Konstruktion  im  Spanischen  ein  charakte- 
ristisches Gepräge  verleiht,  ist  cjje  Auslassung  von  ser,  wodurch  die 
gleichbedeutenden  Wendungen  si  no  por ',  .$•/  110  porqtie  entstehen. 
Letzteres  wird  stets  mit  dem  Indikativ  verbunden. 

Estmian  en  gran  coyta  e  en  fiero  pesar,  Si  iion  por  el  posfafo 
ya  se  querien  tornar,  Alex.  676cd.  Que  biien  inanjar,  si  iion  por 
el  escotar !  welch  prächtiges  Mahl,  wenn  das  Zahlen  nicht  wäre, 
Roiz  g  I  Bd.  Fuera  el  viucrto  ö  preso,  si  non  por  im  Caballero  que 
le  acorriö  con  su  caballo,  Conq.  241a  unt.  Si  no  por  el,  los  olros 
dos  no  hubieran  contado  el  lance,  Cart.  Mar.  7,106.  Vgl.  Alex.655d; 
AOnc.  2285cd  (wo  pasaran  statt  pasaron  zu  lesen);  Roiz  io8ocd; 
Pulg.  Letr.  4,55.  —  Si  7ion  porque  esiaba  preso  e  bien  legado,  Farie 
vialos  trebeios,  luego  desaborado,  BSü.  628ab.  Dize  Don  iohan  que 
sinon  porque  de  tienpo  aca  les  llaman  neblis  .  .  . ,  que  el  por  una 
natura  los  judgaria,  Gaza  13,26.  Älas  razones  destas  le  diria,  sino 
porque  la  prolijidad  es  enojosa  al  que  oje,  Celestina  25b, 35.  Vgl. 
BSil.  404cd;  Alex.  435bc;  5gocd;  AOnc.  64Qcd ;  Conq.  33gb; 
251a;  FJuzgo  S.  Vb;  (nizman  701b. 

Gleiche  Bedeutung  hat  endlich  auch  sino  que  mit  dem  Indikativ, 
das  ebenfalls  durch   Ausfall    von  ser  zu  erklären    ist  (vgl.  Muntaner 
.S.  441    e  dich  vos  que,    si  no  fos  quell  hauia  aquests  richs  homens  ab 
dnltres  honrrals  per  capdellar,  eil  7iou  soßerra,  nias  no  podia  als  /er). 
Mas  OS  diria  desto ,    sino  que   pienso    que    querriades    mas  cuairo 
remedios  de  idiolas  que  cinco  consuelos  de  ßlüso/os,   Pulg.  Letr.  8,38. 
Que  es  eslo,  desvariado?    Riirnie  querria,    sino  que  no  fmedo,    Cele- 
stina 38a, 26.    Vgl.  Celestina  7  2b,45  ;  Lazarinc.  104a, ig;    1043,63; 
iogb,8. 


II.    Der  reale  Fall. 

Über  ihn  ist  wenig  zu  sagrn  ;  das  .Spanische  zeigt  hirr  keine 
besondere  Erscheinungen ;  eine  Aufzählung  der  verschiedenen  Kom- 
binationen,   die   bezüglich   der  /«'iten    fler  beirlen   die   reriode    bil- 

lä  oii  tu  es,  Heplamcron  III  119.  i'rovcn/aliscli :  E  si  no  fos  pel  rey,  car 
aychi  es  prezen,  Vos  fonttz  hen  batulz  per  lo  cors  Siin  l'ist'n.  I'"i<Tahr;is  3831. 
V<;1.  ebenda   3871. 

'  n.TluT  die  W'eiidimj,'  si  fin  />.'/•  piicii,  die  den  Sinn  vnn  ,,l>einalie"  an- 
nimmt, /..  H.   Al(\.  i;.«';   ii3l»- 


62  E.  GESSNER, 

denden  Glieder  möglich  sind,  erscheint  also  überflüssig.  Beachtung 
verdient  jedoch  der  Fall,  wo  der  reale  Satz  unter  der  Abhängig- 
keit von  einem  Zeitwort  in  die  Vergangenheit  übertritt  (wenn  er 
es  hat,  wird  er  es  geben ;  er  versprach  dafs,  wenn  er  es  hätte,  er 
es  geben  würde). 

Für  das  Spanische,  wie  für  andere  romanische  Idiome  i  ist  es 
Gesetz,  dafs  bei  einer  solchen  Abhängigkeit  das  Präsens  des  be- 
dingenden Satzes  zum  Indik.  Imperf.  wird.  Auf  den  ersten  Blick 
freilich  scheint  hier  in  der  spanischen  Sprache  eine  grofse  Willkür 
obzuwalten,  insofern  man  in  solchen  Sätzen  sehr  oft  auf  den  Konj. 
Imperf.  anzutreffen  glaubt;  allein  dies  ist  in  Wirklichkeit  nicht  so. 
Der  Spanier  nämlich  konstruiert  bekanntlich  die  Konjunktion  s/, 
wenn  es  sich  um  etwas  Zukünftiges  handelt,  mit  dem  ihm  eigenen 
Konj.  Fut.  Die  Sätze  st  tiene,  dard  und  si  .tuviere,  dard  unter- 
scheiden sich  so,  dafs  der  letztere  das  Haben  als  ein  zukünftiges 
auffafst,  während  es  in  dem  ersteren  ganz  allgemein  ohne  zeitliche 
Beimischung  gedacht  wird.  Da  nun  die  dem  Konj.  Fut.  ent- 
sprechende Vergangenheit  der  Konj.  Imperf.  ist,  so  ergeben  sich 
ganz  folgerecht  die  beiden  Sätze  dijo  que  si  tenia  daria  und  dijo 
qiie  si  iuviese  daria.  Der  Konj.  Imperf.  ist  also  in  diesem  Falle 
eine  durch  die  spanische  Syntax  notwendig  werdende  Zeit ,  die 
mit  dem  Konj.  Imperf.  der  irrealen  Periode  nichts  zu  schafi'en  hat. 
Beispiele  für  beide  Konstruktionen  sind  ungemein  zahlreich. 
Wenn  sich  dabei  manchmal  der  Konj.  Imperf.  in  Fällen  zeigt,  wo 
der  Indikativ  dieser  Zeit  zu  erwarten  wäre,  so  ist  dies  aus  der 
Vorliebe  des  Spaniers  für  den  Konj.  Fut.  zu  erklären,  den  er  leicht 
auch  da  setzt,  wo  der  Begriff  der  Zukunft  sehr  in  den  Flinter- 
grund tritt. 

Indik.  Imperf.  Respondiüle  que  poco  seso  decia,  si  por  esta  razon 
queria  alotigar  el  casamiento,  Patr.  38ga,7.  Diciendo  que  cesase  mi 
habla  y  me  quiiase  si  uo  queria  hacer  ä  sus  servidores  verdugos  de 
mi  posirimeria,  Celestina  29b  ob.  Maese  Nicolas  decia  que  si  al- 
guno  se  le podia  comparar,  era  D.  Galaor,  Quij.  2.  Vgl.  Roiz  38ab; 
Patr.  379b,55  ;  LazarM.  89a,56 ;  Patran.  1403,42;  (juer.  Civ. 528b, 
61;  Quij.  14  ob.;  426  Mitte. 

Konj.  Imperf.  Assil  dieran  la  fe  e  geh  auien  iurado,  Que  si 
antes  las  catassen  que  ftiessen  periurados,  Cid  163.  A  Dios  e  al 
confessor  rogaha  e  difia  Que  si  h  detid  librasse  ntmqiia  vialo  seria, 
BSil.  750cd.     Dijome  que  si  falta  hubiese  yo  lo  veria,  Alfar.  234b, 


'  So  im  Franz. ,  Provenz. ,  Catalan.  Abweichungen  davon  kommen 
schwerlich  vor  und  beruhen  dann  auf  irgend  einem  besonderen  Umstände.  So 
führt  namentlich  in  Übersetzungen  aus  dem  Latein  der  lateinische  Konjunktiv 
leicht  auch  den  Konjunktiv  im  Romanischen  herbei ,  z.  B.  quar,  il  aiioit  dit 
ke  ü  lur  tolroit  la  communion  se  eles  fi'aniendassent  lur  consiumes  et  luv 
paroles  {eas  quippe  se  communione  priuare  dixerat,  nisi  mores  suos  et  verba 
corrigerent),  Gregoire  ed.  Foerster  S.  90,13.  "Juranz  ke  il  n'en  riroit  pas, 
se  il  ne  resuscitast  son  filh  {/tirans  quod  non  recederet,  nisi  eitis  filium  re- 
suscitaret),   ib.  99,16. 


DIE  HYPOTHF.TISCHR   PKKIODK   IM   SIWNISCHEN.  63 

67.  Vgl.  Alex.  150:1!) ;  24811;  Celestina  54b,32  ;  Guer.  Civ.  54^1), 
21]  Quij.  12  ob.;  331  iint.  Statt  des  Konj.  Imperf.  kann  auch 
das  riusquarap.  i  eintreten.  Aw  Jhi,  pensc  si  niirora,  por  vaüiira 
seria  acusado  de  ladroituio,  Lazarinc.  g5a  ob.  Vgl.  Alfar.  20ib,2 ; 
2ioa,42. 

Hier  mag  noch  der  im  Spanischen  wie  in  allen  Sprachen 
nicht  unüblichen  Vermischung  von  realer  und  irrealer  Periode 
Erwähnung  geschehen.  Die  Erscheinung  ist  eine  weitgreifende. 
Will  man  sich  nicht  zu  sehr  in  Einzelheiten  verlieren,  so  scheinen 
folgende  zwei   Gesichtspunkte  die  wichtigsten   F;ille  zu  umfassen. 

1.  Der  bedingende  und  der  bedingte  Satz  stehen  nicht  in 
unmittelbarer   lieziehung  zu   einander. 

In  diesem  Falle  wird  eine  l'hatsache  mit  einer  irrealen  An- 
nahme in  der  Art  vereinigt,  dafs  der  dieser  Annahme  entsprechende 
Konsekutivsatz,  welcher  erst  die  innere  Verbindung  mit  dem  That- 
oächlichen  herzustellen  hätte,  unterdrückt  und  statt  seiner  der 
dieses  Reale  enthaltende  Gedanke  in  die  l'eriode  hineingezogen 
wird.  Es  liegt  somit  eine  Attraktion  vor,  indem  das  lebhaft  erregte 
Denken  die  Folge  überspringend  zu  dem  Gedanken  forteilt,  der 
ihm  besonders  wichtig  ist.  Vgl.  Tobler  in  Lemcke,  Jahrbuch  X 
251    zu  V.  1777. 

Si  bleu  lo  mkndiessedes,  sodes  bien  escapados,  wenn  ihr  es  richtig 
ansähet,  so  seid  ihr  gut  fortgekommen  =  wenn  ihr  es  richtig 
ansähet,  würdet  ihr  zugeben  dafs  ihr  gut  fortgekommen  seid, 
BMil.  276a.  Todo  es  in  ■  provecho ,  si  lu  lo  enUtidiesses,  HSil.  431a. 
Ca  si  lo  bien  enietidiesses,  miuho  ie  escarnefen ,  Alex.  36od.  Ann 
cuatido  se  arrasaran  toda  la  muralla  y  las  casas,  qiie  por  la  inayor 
parle  esiaban  arrimadas  ä  ella,  desde  alli  abajo  habia  una  allura 
lau  grande  de  peüa  lajada  y  pelada,  que  no  sc  podia  balir,  Guar. 
Civ.  654b.  Ann  en  isla  gaile  brtila  puso  Dios  dones  de  precio,  si 
supiesen  aprovecharsc  dellos,  Alfar.  2l4b,6i. 

2.  Der  bedingende  und  der  bedingte  Satz  werden  unmittel- 
bar auf  einander  bezogen.  Das  Tempus  der  Realität  erscheint 
bald  in  diesem  bald  in  jenem  Gliede  der  Periode. 

a)  der  bedingende  Satz  ist  irreal.  Die  mit  Lebendigkeit  V(ir- 
gestellte  Folge  erscheint  dem  Redenden  als  ein  Wirkliches  und 
kleidet  sich   ilmi  in   den   Modus  der  Realität. 

El  home  que  lodas  las  pudiese  conoscer  verdaderamenle  que  podrä 
obrar  con  ellas  cosas  tnuy  aprovechosas,  Cabal.  2523,18.  Estoy  tan 
loco  del  ardienle  fuego  que  tl  amor  en  mis  entratlas  ha  pueslo,  que 
7ne  pottgo  al  estremo  de  la  viuerle,  si  Dios  no  nie  socorriese,  Selva 
482^,20.  Si  la  rapides  de  estilo,  vidubilidad  de  lengua,  torrenle  de 
voces  .  .  forniasen  un  orado  rperjecto,  ninguno  paede  serlo  lanlo,  Carl. 
Mar.  10,12. 

b)  der  bedingte  Salz  isl  irreal.  In  diesem  l''alk;  giebl  sieh 
die    Annahme    als    ein     bestimuil     zu     l.ruarleudes,    mit    Sicherheit 


64  E.  GESSNER, 

Vorausgesetztes,  lebhaft  Vorgestelltes    und  stellt  sich    somit   im  In- 
dikativ dar. 

Vo  non  ternia  que  soe  fijo  darssamario,  Sil  tion  fago  que  prenda 
de  mi  un  mal  escarnio,  Alex.  I33cd.  Si  vos  queredes  dejar  viiesiro 
estado  el  lotnar  vida  de  örden,  non  podriades  excusar  que  non  vos 
acaedesen  dos  cosas,  Patr.  37 3a, 2g.  Si  J1171I0  con  mi  senor  lo  veis, 
ti  duro  podriades  conocer  cudl  es  el  uno  6  el  oh-o,  Amadis  62a.  Aö 
me  Ilamaria  yo  Reinaldo  de  Montalban,  si  no  me  lo  pagare  11  pesar 
de  todos  sus  encantamentos,   Quij.  25. 


III.    Der  Potentiale  Fall. 

Dieser  Fall  im  Sinne  und  Umfange  des  lateinischen  Gebrauches 
ist  nicht  in  das  Romanische  übergegangen ;  dahin  gehörige  Sätze 
werden  der  realen  oder  überwiegend  der  irrealen  Periode  über- 
wiesen. Mit  einem  gewissen  Rechte  können  jedoch  für  das  Spa- 
nische diejenigen  bedingenden  Sätze  hierher  gezogen  werden,  in 
denen  si  mit  dem  Konj.  Fut.  dem  deutschen  „sollen"  entspricht 
(wenn  er  kommen  sollte),  wo  es  sich  also  um  etwas  Mögliches, 
Wahrscheinliches,  Erwartetes  handelt ,  etwa  dem  griechischen  h\r 
mit  dem  Futurum  (Imperativ)  im  Hauptsatze  entsprechend.^ 

Diese  Bedeutung  des  Konj.  Fut.  ist  im  Spanischen  sehr  ge- 
wöhnlich. Im  Hauptsatze  steht  entweder  das  Präsens,  Futurum 
(Iniperativ),  oder  das  Imperf.  Fut. 

a)  Präsens,  Futurum  (Imperativ)  im  Hauptsatz. 

E  si  me  dijeres  que  estäs  ahi  encerrada ,  digoie  que  asi  lo  estdn 
aca  las  huenas,  Pulg.  Letr.  23,32g.  Si  esto  no  hastare,  ven  matiana 
por  ella  muy  secretamenle,  Celestina  253,37.  Mas  hare  por  tu 
doliente,  se  menester  fuere,  en  pago  de  lo  sufrido,  ib.  253,54.  Vgl. 
Solls  Cartas  10,30;  Cart.  Mar.  58,28. 

b)  Imperf.  Fut.  im  Hauptsatz.  Der  Gedanke  gewinnt  dadurch 
eine  bescheidenere,  höfUchere,  zurückhaltendere  Form. 

Aquesia  tal  escala  deues  bien  comedir,  Ca  si  fuere  7nuy  corta 
podrias  tu  fallir,  RPal.  65gbc.  Crev  habreis  alguna  paciencia  en  ese 
irabajo  do  esiais ;  e  si  no  la  hobieredes,  no  sabria  pör  agora  deciros 


'  Der  Konj.  Präs.  (Perf.)  in  diesem  Falle,  wie  überhaupt,  ist  spanisch 
sehr  selten,  doch  fehlen  die  Beispiele  nicht  ganz.  Vgl.  Cid  1072;  Appol.488c; 
Celestina  24b, 27;  62b,i6.  Häufiger  ist  er  im  Allfranz.  Vgl.  darüber  Klappe- 
rich S.  II  und  25.  Die  dort  beigebrachten  Beispiele  könnten  ohne  Mühe 
nocli  vermehrt  werden.  Selbst  in  späterer  Zeit  fehlen  sie  nicht  {le  couvent  par 
nous  vous  fall  assavoir  que  s^iulcune  malle  vueillance  ou  nouvelle  en  ad- 
viengne,  ü  s'en  exeusera  et  deschargera  du  tout  sur  vous,  Jehan  de  Saintre. 
Comme  si  cete  gener euse  ieunesse ,  desdaignant  tout  autre  ioug  que  de  la 
vertu  /nesmes,  on  luy  aye  deu  fournir  seulement  des  mäistres  de  vaillance, 
priidence  et  iustice,  Montaigne).  Wie  bekannt,  hat  sich  dieser  Konjunktiv 
im  Französischen  bis  heute  in  einem  zweiten,  mit  que  angereihten  Konditional- 
sätze erhalten;  das  Altfranz,  unterdrückte  dieses  que  gewöhnlich;  vgl.  Klap- 
perich  S.  59  f. 


DIE  HYPOTHETISCHE  PERIODE  IM  SPANISCHEN.  65 

otra  consolacion,  Pulg.  Letr.  19,12.  Si  el  falcon  fuere  doliente  0 
flaco  0  muy  ??iagro,  tiunca  podria  fazer  biien  buelo  nin  ca^Air  commo 
deue,  Caza  34,24.  Vgl.  BSI  lab;  Appol.  358h;  Palr.  378b,i5 ; 
Alfar.  232a  ob. 

Statt  des  Konj.  Fut.  tritt  aber  in  beiden  Fällen  aucli  sehr  ge- 
wöhnlich der  Konj.  Iraperf.  ein. 

a)  Präsens,  Futurum  (Imperativ)  im  Hauptsatz. 

Si  6'/  7ne  cometies,  el  lenarä  el  prez,  sollte  er  mich  angreifen, 
Alex.  649c.  Si  o'i'ies  lugar  e  tiempo  por  qiumto  de  dos  oia  Deseavos 
fiiuc/io  T.ter  et  conocer  vos  querria,  Roiz  63 1  cd.  Si  los  pidiese,  harik 
creer  que  los  ha  comido,  sollte  er  danach  fragen,  Celestina  393,44. 
Ctiäles  vencerän,  si  lucha  fmbiese?  Clemencia  178.  Vgl.  BSil  3861! ; 
Roiz  797ab;  Caza  27,7;  Cid  135 1;  Cart.  Mar.  8,105. 

Wie  leicht  hier  der  Konj.  Fut.  und  der  Konj.  Imperf.  für  ein- 
ander eintreten,  zeigen  folgende  Stellen : 

Olrosi  consejovos,  que  si  alguno  feciese  por  vos  alguna  cosa  que 
vos  cunipla ,  et  despues  non  federe  todo  lo  que  vos  querriades ,  que 
por  esto  tiunca  le  desconozcades  el  bien,  Patr.  4023,9.  Gomo  debe 
Jacer,  si  fuere  iimy  rico  d  abondado,  e  como  cuando  (=  si)  lo  iiou 
fuese  iaiito,  6  cuaiulo  hobiese  desto  algima  jnengua,  Cabal.  2373,56. 
Vgl.  Appol.  255d  und  256d;  Guer.  Civ.  677a  (cuando  esluviesen 
durniiendo,  si  durmiereu). 

b)  Imperf.  Fut.  im  Hauptsatz.  Dann  also  fällt  der  potentiale 
Fall  in  der  äufseren  Erscheinung  mit  dem  irrealen  gänzlich  zu- 
sammen. 

Si  tu  por  mi  denuasses  una  missa  catitar,  Vo  sano  e  guarido 
cuidaria  tornar,  BSil.  476cd.  Si  Ahi  quisiese  que  alcanzase  victoria 
de  tan  buen  caballero,  todas  las  glorias  del  serian  viias,  (iuer.  Civ. 
5i9b,29.  Fernere  Beispiele  dieser  häufigen  Konstruktion  sind 
unnötig. 

K.  Gessner. 


/elt»uhr.  1.  rom.  Phil.  XIV. 


Etüde  Critique  des  Chartes  de  Douai  de  1203  a  1275. 

(s.  Zeitschrift  XII I  431.) 

Herne  partie : 

Caracteristique  des  Chartes  de  Douai. 

Experience. 

En  effet,  quoiqu'on  ait  pu  dire  sur  les  avantages 
qu'il  y  a  pour  l'experimentateur  de  n'avoir  pas 
d'idees  precon9ues ,  il  est  demontre ,  par  des 
exemples  innorabrables ,  qu'on  laisse  souvent 
echapper  les  phenomenes  qu'on  ne  s'attendait 
pas  ä  rencontrer,  et  que  l'observation  est  bien 
plus  intense  et  bien  plus  fructueuse  quand  le 
Chercheur  sait  d'avance  ce  qu'il  doit  trouver  et 
qu'il  s'acharne  ä  le  trouver  malgre  de  premiers 
insucces. 

Marey.  (Revue  scientitique.  3.  Juillet  86. 
P-3)- 
Dans  les  Recherches  que  nous  avons  faites  prccedemment,  soit 
avec  l'aide  du  patois,  soit  par  la  simple  Observation  du  pheno- 
mene  des  doubles  formes,  nous  avons  ete  amenes  a  cette  conclu- 
sion  que  les  Chartes  ne  representaient  pas  le  langage  vulgairc.  — 
Nous  sommes  donc  conduits  logiquement  a  la  seule  explication  des 
Chartes  qui  reste,  et  qui  consiste  a  y  voir  le  produit  d'un  scribe, 
et,  par  suite,  de  l'Ecole  a  laquelle  il  appartenait. 

On  nous  objectera  que  cette  idee  est  aussi  hypothetique  que 
Celle  que  nous  combattons ;  nous  repondrons  a  cette  objection  en 
etablissant  une  experience  pour  contröler  notre  idee  prcconcue. 

De  l'observation  des  Chartes  I'idee  nous  est  venue  qu'elles 
n'ctaient  que  l'expression  des  habitudes  d'un  scribe  qui  devait  y 
mettre  les  formes  de  la  languc  qu'il  avait  apprise  quelque  part; 
disons,  pour  preciser,  dans  une  Ecole. 

Cette  idee  et  ce  raisonnement  nous  poussent  a  „instituer" 
l'experience  suivante.  Nous  allons  contröler  les  Chartes  de  Douai 
par  les  Chartes  de  Tournai,  du  Ponthieu  et  de  Saint- Quentin, 
dans  l'esperance  de  voir  se  degager  le  caractere  probable  du  scribe, 
caract^re  qui  sera  forme  des  ressemblances  et  des  differences  qu'il 
aura  avec  les  autres  scribes.  Quand  nous  voudrons  connaitre  la 
langue  qu'il  pref^rait  6crire,  nous  noterons  les  formes  qui  sotil 
le  plus  /tprt'scnh'es    dans    ses  Chartes,    et  nous  les  contrölerons  par 


KTUÜK  CKITUJUE  DES  CHAR  lES  DK  DOUAI.  67 

les  formes  des  Scribes  precitcs  et  par  les  traits  reconuus  pirards, 
qui  ont  ete  etablis  ;\  l'aide  des  manuscrits  et  des  Chartes.  Si  notre 
experience  est  bien  faite,  eile  devra  nous  permettre  de  coiUiöler: 
„ce  sera  une  Observation  provoquee  dans  im  bui  de  controle.'' 

II   nous  fallt  avant  tout  vcrifier  nos  Instruments  de  contrnle. 

Caracteres  gcncraux  des  Chartes. 

Nous  devons  etudier  en  premier  lieu  leur  origine. 

Nous  sommes  ici  sur  un  terrain  solide.  Les  Chartes,  la  plupart 
du  temps ,  nous  donnent  une  date  et  un  emplacement  pr^cis ,  ce 
qui  les  ditTerencie  des  manuscrits  litteraires,  oü  la  date  et  l'origine 
sont  souvent  si  difliciles  a  determiner.  (Cf.  Etüde  sur  St.  Leger,  oii 
M.  Suchier  cnumcre  les  diflerentes  opinions  sur  l'origine  de  ce 
porme). 

M.  Raynaud,  apres  M.  de  Wailly,  insiste  sur  ce  point  „Les 
Chartes,  dit-il,  presentent  la  langue  vulgaire  .  .  .  a  une  epoque  et 
dans  une  localite  determinees  (p.  53)  et  M.  Neumann  voit  .en  elles 
„des  raateriaux  dates  et  localises  avec  precision." 

II  en  resulte  que  les  Chartes  de  ]\L  d'Herbomez  proviennent 
de  Tournai,  celles  de  ^L  Neumann  de  Saint-Quentin,  Celles  de  j\L 
Raynaud  du  Ponthieu  et  les  nötres  de  Douai. 

Voila  la  provenance  etablie ;  mais,  si  nous  voulons  savoir  plus 
particulierement  le  fonds  d'oii  elles  proviennent,  voici  d6ja  l'incer- 
titude  qui  commence.  M.  d'Herbomez  les  a  „choisies"  au  milieu 
,,d'actes  d'interet  prive"  qui  se  trouvent  reunis  dans  les  Archives 
(Je  Tournai.  —  De  meme,  M.  le  Proux  a  puise  ses  Chartes,  sauf 
deux ,  dans  les  Archives  communales  de  Saint-Quentin ,  mais  il  a 
deja  des  indications  plus  pr^cises.  —  Sur  ses  50  Chartes  (car  la  charte 
fran^aise  de  1257  ne  compte  par  pour  nous)  la  rnajorite  provient 
des  Archives  municipales  de  Saint-Quentin  et  sont  'des  Chartes  de 
Chirographe,  traitant  de  ventes,  d'acquisitions,  qui  ont  du  rtre  faites 
dans  la  ville  mc'-me.  Remarquons  en  passant  que  ces  Chartes  ont 
beaucoup  plus  d'aflinite  avec  le  patois  moderne  que  les  autres. 
Une  dizaine  au   plus  appartient  a  des  fonds  difterents. 

Nos  Chartes  de  Douai  sont  de  raeme  presque  toutes  des 
Chartes  chirugraphaires ,  ccrites  a  Douai  (sauf  une  exceplion,  la 
Charte  IX  ä  üaisnain)  —  Mais,  au  contraire  des  irois  autres 
recueils,  les  Chartes  qu'a  employees  M.  Raynaud  sont  loin  il'ol'lrir 
une  pareille  identite  de  provenance:  il  les  a  recueillies  a  la  biblio- 
iheque  et  aux  .\rchives  Nationales  et  enlin  aux  Archives  de  l'I  lolel- 
Dieu  d'Abbeville.  —  II  ne  nous  indique  pas  si,  dans  ces  dilVercnls 
fonds,  on  reconnait  la  meme  ecriture,  cm  si  ce  sont  dilTerenls 
scribes  qui  ont  ecrit  ces  Chartes. 

II  nous  faut  maintenant  nous  demander  qutl  degre  de  conliance 
nous    devons    accorder  a  ces  Chartes,    au    point  de   vue    de    l'ori- 
gine.    Si  elles  provcnaient  toutes  (dans  chacun  d(;s  .)    rectueils,  bien 
■   enlendu)   d'uii    niiiinr   fonds,   la  certiludc   scrail   plus  grandc,  el   l'on 


Ö8  CH.  BONNIER, 

pourrait  rechercher  quels  etaient  les  Scribes  de  cette  6poque  dans 
las  comptes  de  la  ville  ou  de  l'etablissement  reh"gieux  ou  civil  dont 
il  serait  question.  Au  moiiis  l'on  pourrait  admettre,  si  ces  ren- 
seignements  faisaient  dcfaut,  que  dans  un  meme  fonds,  a  de  courts 
intervalles,  un  meme  scribe  aurait  pu  transcrire  plusieurs  Chartas 
de  suite.  Mais ,  dans  des  Chartes  de  diverses  provanances ,  de 
fonds  differents,  comment  s'orienter?  Nous  voyons  ici  un  avantage 
que  les  Manuscrits  tant  decrics  ont  sur  les  Chartas.  Las  Scribes 
des  Manuscrits  litteraires  peuvent  etre  moins  fideles  pour  la  langue, 
pour  l'orthographe,  comme  le  dit  M.  Raynaud,  mais,  au  moins,  on 
a  devant  sei  une  personnalite ,  quelque  chose  de  tangible,  a  qui 
on  peut  appliquar  une  critique  precise;  parfois  meme  on  a  le  noni 
du  scribe.  La  Critique  de  taxtes,  teile  que  l'a  ctablie  M.  Gaston 
Paris  pour  les  textes  romans  dans  son  Alexis,  serait  donc  impos- 
sible  avec  les  Chartes. 

Une  autre  cause  d'incartitude  est  la  fa^'on  meme  dont  on  a 
recueilli  les  Chartes.  M.  d'Herbomez  (p.  2)  dit  a  ce  propos:  „Nous 
avons  donc  chohi,  parmi  plus  de  douze  cents  du  Xllle  siecle,  les 
soixante  Chartes  que  nous  editons  aujourd'hui."  De  meme,  M. 
Raynaud  (p.  i):  „Entre  les  nombreux  documents  du  meme  age  que 
nous  avons  compulses  .  .  .  nous  avons  du  forcement  restreindre 
notre  choix  qui,  du  reste ,  a  toujours  ete  subordonne  a  l'/wAvv/ 
philulogique." 

Mais  cet  interet  philologique  est  diametralement  ojjpose  u 
rinteret  que  l'on  peut  avoir  a  rechercher  quel  etait  le  scribe.  — 
11  y  a  ici  une  dift6rence  importante  entre  les  Chartes  telles  que 
M.  le  Proux  et  nous  les  avons  recueillies  et  Celles  de  M.  Raynaud 
et  d'Herbomez.  Aux  premieres  s'attache  une  certaina  vraisemblance, 
qui  est  bas6e  sur  une  serie  continue  allant  d'une  date  a  une  autre, 
et  qui  peut  autoriser  la  conjecture,  qu'alles  provenaient  d'un  meme 
scribe.     Voila  donc  deux  causes  d'incertitude  pour  l'origina. 

Date. 

Si  nous  passons  a  la  date  de  ces  Chartes,  nous  trouvons  qu'il 
y  a  peu  de  methode  scientitkjue  a  observer  dans  son  choix.  M. 
Raynaud  indique  qu'il  a  choisi  avec  Intention  l'epoque  de  ses 
Chartes : 

„Notre  plus  ancienne  Charte,  dit-il ,  est  de  1254  et  nous 
nous  arretons  au  miliau  du  XlVe  siecle ,  cpoqua  ;\  laquclle  la 
centralisation  royale  commence  a  penetrer  dans  les  provinces,  et 
oü  les  pieces  souvant  r6dig6es  par  des  scribes  etrangers  ne  pre- 
sentant  plus  les  mcmes  garanties  de  verite  locale  „ —  C'6tait  la 
seula  vraisemblance  qui  le  guidait,  et  ses  successeurs  l'ont  imite  .  .  . 
Par  ordre  d'anciennete,  voici  les  dates:  „Chartes  de  Douai,  qui 
vont  de  1203  a  1275,  Celles  de  Tournai  de  1207  a  1292,  cellas 
de    Saint-Quentin    de    I2i8;\  1250,    Celles    du    Ponthieu    de    1274 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHAKTES  DE  DOUAI.  69 

Kn  resume,  on  voiL  qiie  les  Charles,  daiis  cc  qu'elk-s  onl  de 
plus  sür,  c'est  a  dire  dans  leur  origine,  prcscntent  bimi  des  dilTi- 
cultcs  a  ceux  qui  veulent  las  caractenser. 

Ces  considerations  faites  sur  las  instruments  de  controle  que 
nous  allons  employer,  nous  passons  ;\  la  Caracteristicpie  du  Scribe. 

Scribe. 

La  prämiere  question  que  l'on  a  ;i  se  poser  est  la  suivaiite : 
A-t-on  a  faire  a  un  seul    scriba  ou  a  plusieurs? 

Jusque  maintenant  ceux  qui  nous  ont  precede  dans  ces  etudes 
out  laisse  cette  question  de  c6t6.  —  Elle  a  son  importance;  je 
dirai  plus :  c'est  de  l'incertitude  oü  nous  somraas  sur  ce  sujet  que 
resulte  la  presque  non-valeur    scientifique  des    etudes  de  ce   genre. 

Se  basera-t-on  sur  la  date  das  Chartas?  On  n'aura  qu'une 
vraisemblance  mais  bien  faible.  —  Si  les  Chartes  vont  de  1203  ;\ 
1275,  comme  celles  de  Douai,  il  est  probable  qu'il  y  a  eu  deux 
scribes,  a  moins  d'admettre  qu'un  seul  scribe  pendant  72  ans  ait 
iranscrit  des  Charles.  —  Pour  las  Chartes  du  Vermandois,  ■  il  serait 
plus  vraisamblable  qu'il  n'y  en  eüt  ([u'un. 

Aura-t-on  au  moins  una  preuve  par  la  changemant  d'ecriture? 
11  n'en  est  pas  de  mcme  que  pour  les  Manuscrits  litteraires  oü  l'on 
peut  conjecturer  d'apres  les  ecritures :  les  chartes  variant  d'ecriture 
d'un  jour  ;\  l'autra,  souvent  aussi  a  des  dates  ditlrrentes  on  ren- 
contre  la  merae  ecriture. 

On  ne  possede  donc  aucun  criteriura. 

Nous  sommes  par  suite  incertains  sur  ce  point,  le  plus  important. 
Si  l'on  adraettait  l'hypothese  que  chaque  Charte  fiit  d'une  main 
differente,  hypothese  aussi  vraisemblable  que  les  autres,  les  travaux 
sur  las  Chartas  n'auraient  plus  aucune  valeur.  —  Ce  serait  une 
vraie  „Schreibermischung"  encore  j)lus  difticila  a  expliquer  que  la 
„Sprachmischung''. 

Cependant  nous  admattons  qu'il  n'y  a  eu  qu'un  scribe,  pour 
deux  raisons.  —  La  prerai^^ra  est  que  nos  devanciars  en  ont  l'ait ' 
autant ,  et  qu'en  nous  plavant  sur  la  m^-me  terrain  qu'eux,  nous 
pourrons  experimenter  si  leurs  conclusions,  merae  basees  sur  cette 
condition  hypothctiiiue,  sont  acceptables.  —  La  seconde  raison  est, 
y  eut-il  plusieurs  scribes,  les  conclusions  que  nous  aurons  obtenucs 
seront  aussi  bonnes  et  aussi  legitimes.  —  Au  lieu  de  ni,'  s'applicjuer 
([u'a  un  seul  scribe,  cela  s'appliiiiiiTa  a  plusieurs,  mais  toujours  a{)par- 
tenant  a   une  mrmt-  Ecole. 

(."etle  questi(jii  tranchee,  nuus  ptjuvons  cumnu-ncer  le  contrüle. 
Adraettons  avanl  tout  ciu'enlre  diflerentes  forraes  adoptees  par  les 
scribes,  ce  sera  la  statistique  qui  decidera. 


'   Leurs   aflirmalions  Ic  prouvcnt    du  moins.  —  Ou    s'ils  nc  se    sonl  pas 

OCCUpc'S  de    cette    qUCSlioH      iK  mit   rli-   sin'Milii'irnicnl    IkikIIs    de    s'.iViMlunl    a\w-'\ 

sur  uu  terrain  inconnu. 


yO  CH.  KONNIRK. 

MM.  Raynaud,  Neumarm  et  d'Herbojnez  en  avaient  deja  fait 
usage,  comme  nous  l'avons  montre  plus  haut,  mais  dans  le  but  de 
dcterrainer  le  Dialecte  que  represeiitaient  les  Chartes.  —  Nous 
pouvons  poser  en  axiome :  „que  les  formes  les  plus  representees 
sont  Celles  qui  appartiennent  au  scribe  et  a  son  dialecte.  Ceci  a 
l'air  d'une  naivete,  mais  il  est  necessaire  pour  notre  these  de  partir 
de  cette  proposition. 

M.  Raynaud  (p.  88)  est  d'un  autre  avis :  „si  le  meme  mot,  dit- 
il,  se  trouve  ecrit  dans  une  meme  Charte  tantöt  avec  une  forme 
picarde,  tantöt  avec  une  forme  frant^aise,  ce  n'est  pas  que 
le  scribe  put  arbitrairement  choisir  entre  deux  orthographes  pour 
representer  le  meme  son,  mais  c'est  qu'il  avait  ä  lutter  contre  des 
influences  dialectales  autres  que  Celles  du  pays  oü  il  ecrivait:  ne 
dans  Xlle  de  France  et  force  de  copier  des  Chartes  pkardes,  ou 
bien  picard  d'origine  et  s'occupant  d'ordinaire  ä  transcrire  des 
manuscrits  litteraires  frangais,  le  scribe  trouvait  sous  sa  plume  des 
formes  etranglres  qu'il  ecrivait  involontairement." 

M.  Raynaud  entend  par  ces  formes  etrangeres  les  formes 
etrangeres  au  pays  oü  ecrivait  le  scribe ;  nous  avons  vu  plus 
haut  avec  le  contröle  du  patois  (]ue  les  formes  etrangeres 
etaient  plus  representees  que  les  formes  du  pays  meme  oü  ecrivait 
le  scribe.  —  Nous  verrons  plus  loin  les  formes  preferees  du  scribe. 
Corame  le  dit  JNI.  Raynaud,  „le  scribe  qui  redigeait  une  Charte 
avait  cependant  une  raison  plutöt  qu'une  autre  pour  ecrire  un  mot 
de  teile  ou  teile  fa9on ;  c'etait  soit  la  prononciation,  soit  l'etymo- 
logie,  soit  un  souvenir  qui  le  faisait  se  d6cider  pour  une  forme  de 
preference  u  une  autre  (p.  88)."  —  C'est  la  statistique  qui  nous 
raontrera  cette  raison :  nous  l'emploierons  donc,  mais  avec  precau- 
tion,  c'est  a.  dire  en  ne  donnant  la  preeminence  a  une  forme  que 
quand  eile  l'emporte  de  beaucoup  sur  une  autre,  et,  dans  le  cas 
oü  il  y  aura  presque  balancemeiit  de  chiflres,  nous  ne  d6ciderons 
rien,  non  plus  que  quand  la  forme  sera  trop  peu  representee. 

Nous  jüignons  a  nos  Chartes,  dans  cette  etude ,  los  Chartes 
du  Ponthieu,  de  Tourna)'  et  du  Vermandois,  quoicjue  MM.  Ray- 
naud, d'Herbomez  et  Neumann  ne  se  soient  pas  occupcs  de  la  Ca- 
ract6ristique  de  leurs  Chartes. 

Nous  allons  proceder  du  general  au  particulier. 

Matiere  des  Chartes.  —  Diplomaticjue. 

Les  Chartes,  employees  par  M.  Raynaud,  traiteut  en  general 
de  sujets  plus  eleves  que  les  autres.  La  plupart  du  temps  dies 
sont  faites  pour  des  Chevaliers ,  ecuyers  ou  Gens  d'eglise.  Plus 
rarcment  nous  avons  a  faire  avec  le  Maire  et  les  Echevins  d'Ab- 
beville. 

11  en  est  autrement  pour  les  Chartes  de  lournai:  ce  sont  des 
transactions  de  Bourgeois  ä  Bourgeois,  ou  de  Paysans  ä  Bourgeois 
devant  les  Echevins.  —  Tres-rarement  apparaissent  la  Noblesse  ou 


ETUIMi;  CKITIQUK  DKS  CHARTRS  DR  DOUAl.  ~  I 

le  Clergc.  —  II  en  est  de  mrmc  pour  les  Cliartes  tlu  \'ermandois, 
i|ui  trailent,  comme  le  dil  M.  le  Proux,  de  „ventes,  ac(iiiisitions, 
affaires  de  vie  courante."  —  Kniin,  pour  nos  Charles  de  Douai,  ce 
sont  le  jjlus  souvent  des  prets  d'argent,  des  Testaments,  des  Ventcs 
faites  entre  bourgcois  ou  paysans.  Nous  ne  voyons  apparaitre  qiu; 
six  fois  des  Chevaliers  et  des  nobles,  deux  fois  des  Gens  d'cglise 
et  une  seule  fois  le  Roi  d'Angieterre ,  pour  une  sorame  dont  il 
etait  redevable  ;\  Jacqueme  Boignebroke,  bourgeois  de  Douai  (LIX). 
En  resuine,  sauf  ies  Chartes  de  M.  Raynaud,  les  autres  prü- 
sentent  jusqu'ä  un  certain  point  des  garanties  de  fidclite,  au  moins 
pour  leur  objet ;  elles  s'adressaient  ;\  des  bourgeois  et  a  des  gens 
de  basse  condition,  et  traitaient  de  questions  tres  terre-a-terre. 

Nous  allons  passer  ensuite  ;\  la  Diplomatique. 

Celui  qui  a  transcrit  les  Chartes  de  Douai  avait  appris  quelque 
part  ;\  ecrire  et  a  transcrire  des  Chartes:  voila  qui  est  certain.'  — 
Nous  allons  donc  faire  la  statistique  des  formules  diplomatiques  de 
nos  Chartes. 

a)  Formules  du  Commencement  (ou  d' Adresse). 

Nous  en  avons  plusieurs: 

i".    Co  sacent  tot  eil  ki  or  sunt  et  ki  auenir  sunt  que  .   . 

2".    Sacent  tout  eil  ki  or  sunt  et  ki  auenir  sunt  que  ,   . 

Ce  sont  les  deux  le  plus  represent^es :  la  premiere  20  fois,  la 
soconde  61.  —  Les  autres  formules,  qui  ne  sont  que  des  variantes 
comme:  „Ce  sacent  toi  eil  ki  res  lettres  verronl",  ou  :  „saeeiit  tout  eil 
ki  ces  lettres  uerront"  sont  en  petit  nombre,  si  raelangees  que  Ton 
ne  peut  en  faire  la  statistique. 

Nous  pouvons  donc  conclure  que  la  seconde  formule  etait 
Celle  que  le  scribe  avait  apprise  et  qu'il  ecrivait  le  plus  souvent, 
rar  eile    est  trop  representee  pour  ne  pas  avoir  cette  signitication. 

Nous  devons  signaler  aussi  le  melange  des  ^  raots  letres  et 
cscrit.  —  Un  fait  plus  remarquable  est  le  melange  des  Formules  : 
„qui  cest  escril  verroui'-  et  „ki  sont  et  auenir  sont",  melange  qui 
se  presente  5  fois.  —  Si  nous  essayons  de  dater  chronolo- 
giqueraent,  nous  pourrons  dire  que  la  premiere  formule  d'adresse 
se  presente  plus  frequemment  dans  les  premieres  Chartes  (1203-I- 
1225)  et  que  la  seconde  domine  detinitivement  a  partir  de  .Mai 
1255  juscjuVi  la  lin,  avec  des  periodes  ou  eile  se  presente  sans  In- 
terruption (XLIV  +  LI)   et  (LXXVl  +  Cl). 

Nous  allons  passer  maintenant  aux   F(jnnules  de   Date. 

a)   de  lemps. 

Nous  en  trouvons  deux,  niais  prescpie  aussi  represenlees  l'unc 
que  l'autre : 

l",    ( 'e   fu   fait  en    l'an   de   rincarnation    notre   segiieur. 

2".  Ce  fu  fait  en  le  hale  devant  cskevins  —  en  Tau  de  .  .  . 
avec  la  date  du  lieu),  ijui  st;  Irouvcnt    16  et    17  fois. 

'  Ceci,  nous  rcspeions,  scra  adiiüs  luC'me  par  ceiix  <|iii  nc  |).irta^t.iil  y.xs 
nos  Uicorics. 


72  CH.  HONNIEK, 

Nous  ne  mentionnons  par  les  autres  formules  trop  peu  reprc- 
sentees. 

Pour  la  maniere  de  dater  Tann^e,  on  ne  peut  rien  dccider, 
car  l'annee  de  l'incarnation  n'est  indiquee  que  57  fois.  —  Dans  la 
premiere  Charte  seulement,  eile  est  6crite  en  latin:  „al  an  del  incar- 
nation  millesimo  ducentesimo  tertio."  Autre  part,  on  se  contente 
de  donner  la  date  de  l'annee.  —  Le  mois  est  indique  gene- 
ralement. 

b)   de  lieu. 

Pour  la  date  de  lieu,  eile  est  negligee  le  plus  souvent  (79)  et 
quand  eile  est  marquee,  il  s'agit  surtout  de  la  Halle  de  Douai,  la 
halle  des  metiers,  oü  les  actes  se  passaient  devant  les  Echevins.  „En 
pleine  hale,  dans  le  hale".  —  Deux  fois  seulement,  il  y  a  exception: 
pour  la  Charte  IX  qui  est  ecrite  ä  Gaisnaing,  et  pour  la  Charte 
XLV,  qui  est  faite  ä  Douai,  mais  dans  Xenclostre  Saint  Arne. 

Si  nous  comparons  avec  les  autres  scribes,  njus  voyons: 

Que  le  scribe  du  Ponthieu  date  par  l'Ircarnation  et  aussi  par 
Tan  de  gräce,  —  Les  scribes  de  Tournai  et  du  Vermandois  emploient 
generalement  l'annee  de  l'incarnation. 

On  peut  donc  en  conclure  que  les  scribes  de  Tournai  et  de 
Saint-Quentin  etaient  plus  corrects  et  plus  fideles  a  leurs  formules 
d'Ecole  que  ceux  du  Ponthieu  et  de  Douai. 

Terrainons  cette  revue  par  deux  details,  qui  ne  sont  pas  d'une 
grande  importance,  mais  peuvent  contribuer  a  fixer  la  physionomie 
du  Scribe. 

a)  La  premicre  personne  du  pronom  personnel  n'est  reprcscntce 
que  12  fois  dans  nos  Chartes;  on  y  parle  le  plus  souvent  a  la 
troisieme  personne.  Dans  les  autres  Chartes,  eile  est  beaucoup  plus 
representee,  surtout  dans  les  Chartes  du  Ponthieu. 

b)  Nous  avons  dit  plus  haut  que  nos  Chartes  etaient  des 
Contrats  Chirographaires,  en  deux  parties,  dont  l'une  restait  cntre 
les  mains  du  Contractant  et  l'autre  a  l'Echevinage. 

Le  mot  Chirographe  est  represent^  dans  nos  Chartes  de  diverse 
fayon:  les  formes  les  plus  frequentes  sont:  „Cirographe"  et  en- 
suite  „Cirographum".  —  La  forme  latine  se  presente  tres-souvent 
{2:^  (Cirographum,  Cyrographum,  Cirografum,  Cirographus,  Chiro- 
graphum)  mais  a  des  places  si  eloignees  les  unes  des  autres  qu'elle 
ne  peut  servir  de  criterium.  —  Nous  n'en  trouvons  pas  dans  13 
Chartes:  est-ce  oubli,  ou  les  Chartes  n'etaient-elles  pas  Chirogra- 
})hairej»?  —  Enfin,  ce  mot  est  3  fois  ecrit  en  caracteres  fantaisistes, 
et  6  fois  abrege. 

Nous  ne  pouvons  en  conclure  que  ccci :  le  scribe  preferait  la 
forme  „Cirographe".  Nous  ne  trouvons,  de  plus,  Chirografc  que 
tout  a  la  fin,  ainsi  que   Chirographiwi. 

Nous  ne  venons  d'etudier  que  les  cötes  tout  exterieurs  des 
Charles:  avec  l'examen  de  la  Graphic,  nous  pouvons  esp^rer 
penetrer  plus  avant  dans  sa  personnalitc. 


ETUDK  CKiriQUF.  DES  CHARTKS  DK  IJOUAl.  "]  T, 

Graphic. 
Nous  posons  en  fait  que,  dans  Tabrcviation  plus  eine  partout 
ailleurs,  le  scribe  devait  suivre  une  methodc.  La  plus  interessante 
question  a  examiner  est  celle  des  abreviations  latines;  car,  nos 
Chartes  etant  las  plus  anciennes  de  toutes,  il  doit  s'y  trouver  plus 
d'anciennes  habitudes  des  scribes.  —  Nous  avons  deja  vu  plus 
haut  que  la  forme  latine  de  Chirographe  est  repr6sentee  tres- 
souvent. 

II  semble  logique  que  ce  soient  les  mots  qui  representent  des 
monnaies,  des  mesures,  qui  soient  surtout  conserves  sous  la  forme 
latine.  En  effet,  ce  devaient  etre  les  premiers  qu'on  eut  appris  ä 
abrüger  au  scribe  dans  l'ecole  oii  il  etudiait,  a  cause  justement  de 
leur  difficulte,  et  il  ne  les  oubliait  jamais.  —  De  plus,  il  ne  faut 
pas  oublier  qu'a  cote  des  Chartes  du  treizieme  siecle  en  langue  vul- 
gaire  existaient  de  nombreuses  Chartes  latines,  des  Comptes,  des 
Inventaires,  transcrits  en  latin,  oii  les  mots  denier,  soii,  livre  etaicnt 
reprcsentes  presque  a  chaque  ligne.  Pour  toutes  ces  raisons,  nous 
ne  nous  etonnerons  pas  de  voir  ces  mots  toujours  abrcgcs  commc 
des  mots  latins. 

soll.  Le  mot  sou  est  represente  par  deux  abreviations:  sui  et  j"  (8 
sur  lo).  On  peut  se  demander  toutefois  si  f  ne  repre- 
sentait  pas  sous  ou  saus,  formes  vulgaires. 
livrc.  Mais  on  ne  peut  avoir  le  raeme  doute  pour  le  mot  livrc,  qui 
est  abrege  par  tih  (30),  11)  (6),  //y,  A  La  notation  ///>  est 
representee  30  fois,  th  huit  fois:  nous  ne  trouvons  qu'unc 
fois  tes  et  /.  On  ne  rencontre  pas  ce  mot  non  abrege. 
Notons  en  passant  la  notation  chiffree  de  l'annee  en 
latin,    qui  ne   se  trouve  que  dans    la    premiere  Charte:    w, 

cc,    llj. 

iniiül.  Le  mot  iiiuid  est  tantöt  abrege,  tantot  pas,,  mais  son  abrc- 
viation  latine  est  /«,  qui  ne  peut  se  resoudre  ni  par  inui, 
ni  par  moi. 

niiiit.     Ici   le  doute  est  permis,    car    les    abreviations    sont    les    sui- 

vantes :  vi  et   m  ,  et  nous  trouvons  iiiarc  et  iiiarcs. 
sollt.     L'Abreviation    de   Ja    troisienie    personne    du    verbc    etre:  f, 
peut  se  resoudre,  d'apres  les  exemples,  aussi  souvent  sunt 
que  sont. 

Signaions  enlin    l'abrciviation  de  Jesus :    /hu.     Le   signe 
5  pourrait  signilier  demi   (I  5)  :  (LXXV  4)  =  3   livres  et  ^. 
.-\pres  les  abreviations  latines,  nous  rencontrons  les  abreviations 
vulgaires. 

Signaions  d'abord  quelques  graphies  ijue  nous  n'avons  pu 
nous  expliquer:  le  mot  Rasure  est  represente  par  le  siLnir  R^»: 
nous  trouvons  le  mot  et  representt-  [)ar  d'autres  signes. ' 


'  Xous  n'in^li<|uon^  j):!?.  ici  ces  sii,'ncs,    iroj)  difticilcs   ;\   rc|)roiluirf  pour 
la  lypographic. 


74  CH.  HONNIER, 

Dans  les  trois  autres  scribes,  la  lettre  .v  est  employee  unique- 
nient  coinme  abreviatiou  de  us,  mais  le  nötre  l'emploie  {xnir  repre- 
srnter  le  son  particulicr  es.  —  Ex.:  cxeptions  (2  fois). 

Pour  les  abreviations  ordinaires,  nous  ne  les  notons  pas.  — 
Mais  nous  avons  pris  pour  methode  de  resoudre  les  abreviations 
par  la  forme  entiere  du  mot  la  plus  represent6e.  —  Cela  est  trcs- 
arbitraire,  nous  en  convenons  volontiers,  car  ce  n'est  pas  une  raison 
parcequ'un  mot  se  trouve  repr6sente  le  plus  souvent  dans  une 
forme  pour  que  teile  abreviation  isolee  la  represente. 

Notons  enfin  que  nous  nous  trouvons  en  presence  d'un  me- 
lange  d'abrcviation  pour  le  mcme  mot.  —  Ce  melange  est  encore 
plus  surprenant  que  pour  la  langue,  car  les  abreviations  etaient 
comme  raecaniques  chez  le  scribe:  c'etait  le  fond  de  son  mutier, 
ce  qu'il   devait  savoir  par  cceur: 

Charte. 

VI.         sol  et  ^" 

XXVII.  sol  et  ,v" 

XLVII.  srt  et  sä  (setier  ?) 

LXIX.    £.77  et  coine. 

Nous  trouvons  des  contradictions  comme  iiumsigfi  abrege  et 
a  cöte  sigfieur. 

Nous  allons,  pour  terminer,  classer  methodiquement  los  autres 
abreviations  qui  n'ont  plus  rien  d'interessant. 

La  barre  suscrite  qui  represente  ordinairement  la  nasale,  est 
employ6e  dans  nos  Chartes  pour  toute  espece  de  notation:  Kx. 
quanq(es),  Aum(ans),  Coiaum(ent),  escheO(ins),  esteuen(es),  par"(esis), 
deii(iers),  dois(iens),  aü(aine),  s(ont). 

L'abreviation  de  la  liquide  r  combinee  avec  une  voyelle  (rc 
ou  ra,  er  ou  ar)  est  representee  par  le  signe  suivant:  p^merain, 
Eng>ans,  B^nars,  mais  quelquefois  aussi  par  une  simple  barre  hori- 
zontale :   Ex.:  Roiji,  tmine. 

Nous  trouvons  les  abrevations  ordinaires  de  per,  pro,  prae. 

11  est  interessant,  enfin,  de  noter  les  mots  cjui  sout  le  plus 
souvent  abreges.  —  Nous  trouvons  que  et  ses  derivcs;  sou,  muid, 
demi,  marc,  rasiere,  premier,  Chevalier,  livre,  paresis,  cent,  douisiens, 
notre,  segneur,  artisiens,  Jesus,  denier,  sont,  par,  per,  i)ro,  comme, 
cinquante,  Incarnation,  echeuins,  et,  saint. 

Nous  avons  donc,  en  majorite,  les  mots  qui  se  trouvent  dans 
le  Formulaire  du  scribe. 

11  s'agit  de  determiner  aussi  la  signification  „que  les  divers  scribes 
des   Chartes  oni  attrihuee  mix  letlres'^. 

o,  e  n'ont  rien  de  particulicr. 

/.  Pour  l'emp'oi  de  l'i  ou  du  j;  au  commencement  des  mots, 
le  j   domine. 

iustice  (i),   justice   (2),  Jehan   (20),  iehan   (i),    ior   (i),   jor  (3). 

Ordinairement  le  scribe  ne  met  pas  de  point  sur  1'/;  cependant 


ETLDK  CKiriQUK  HKS  CMARIKS  DK  DOUAI.  75 

noiis  en  Irouvons  un  iiuir()ur  daiis  K)  inols:  un  daus  hi  secondc 
Charte  cl    i8  a  partir  du   mois  de  DL-cembre  1232   (XXVIll). 

L'«  Ol  le  V  sout  confondus. 

L'\  est  une  fac^on  de  raarquer  l'i  final  oii  simplrmeiil  iiu  i 
daiis  n'importe  quelle  positiou : 

Ex.:  Cysoing,  Symous,  Gylain,  i\Ia\,  S}inoii,  Hrussyoii,  Cyro- 
graphe,  aydior,   Douay,  Devyoel,  Nicolay,   Symier,   Quincy. 

Consoniics. 

Le   C. 

Eskieuins  (43),  Escheuins  (37),  Esceuins   (i). 

Pour  ^  on  a  :  g,  gh,  j. 

Pour  q,  on  a  qu,  k,  c. 

(74)  qu.  (330)  1<,  (20)  c. 

Pour  V  et  IV. 

wuide  —  Wide,  wil  (17),  vuide  (i). 

Nous  ferons  le  resume  methodique  de  ces  Caracteres  diplo- 
matiques  et  pal^ographiques  dans  le  portrait  (un  peu  vague)  du 
scribe,  qui  se  trouvera  ä  la  fin,  mais  nous  ne  pouvons  tarder  a  montrer 
combien  peu  de  renseigneinents  nous  offrent  les  Chartes. 

Elles  manquent  d'interet ,  et  c'est  surtout  leur  caractcre  de 
n'en  avoir  pas.  —  Leur  raatiere  etait  tres-peu  variee,  et  le  scribe 
ne  pouvait  se  manifester  ;\  cause  du  manque  d'occasion.  —  Qu'on 
le  corapare  par  exemple  avec  un  scribe  d'un  manuscrit  litteraire, 
corame  celui-ci  devait  appliquer  son  intelligence  a  resoudre  des 
problemes  complexes  de  phonetique,  de  syntaxe  et  de  metriquc.  — 
Notrc  scribe  au  contraire  trouvait  toujours  le  merac  contrat  devant 
Uli,  applicjuait  Ics  meines  formules,  n'avait  que  les  noms  a 
changer.  —  Or,  plus  la  besogne  est  facile,  moins  l'liomme  se  pi.T- 
fectionne  et  se  diffirencie. 

En  etudiant  sa  langue,  en  faisant  l'etude  des  formes  plipne- 
tiques  et  flexionnelles  qu'il  alfectionnait,  nous  pouvons  csperer 
irouvcr  des  Caracteres  plus  precis  de  sa  physionomie. 


Etüde  des  formes   Phonetiques  des  Chartes  de   Douai. 

jusque  raaiiitenant  on  a  pris  les  Chartes  coinrae  base  d'etudi's 
LÜalcctales.  —  On  a  compare  les  formes  cjui  s'y  trouvaient  avec  le 
latin,  comrae  M.  d'IIerbomez;  avec  le  Eran(,ais,  comrae  M.  Ray- 
naud, en  suivant  soit  la  methode  ascendante,  soit  la  methodi-  des- 
ct-ndante.  —  Prenant  pour  principe  cpie  les  Chartes  representaient 
la  langue  vulgaire  dans  toute  sa  purete,  ils  ne  pouvaient  agir 
autrement. 

Pour  nous,  qui  ne  voulons  ici  qu'etudier  le  scribe,  notre  me- 
thode sera  differente.  —  Nous  emploierons  la  methode  compara- 
tive,  et  nous  prendrons  pour  jjase  les  resultals  que  Ton  a  acquis 
jusque  niaiiilenant   par   l'etude  des  te\tes  pour   les  tlialei.les  et   nuus 


76  CH.  P.ONNIKR, 

leur  comparerons  ce  qui  se  präsente  daps  nos  Chartes,  et  aussi 
dans  Celles  du  Ponthieu,  du  Verraandois  et  de  Tournai. 

Nous  avons  vu  plus  haut  les  raisons  qui  nous  empt^chaient 
de  voir  dans  les  Chartas  une  source  scientifique  pour  l'etude  des 
dialectes;  ces  raisons  sont:  i".  les  Doubles  formes  qui  se  presen- 
tant  an  trop  grande  abondance  pour  les  memes  mots;  2'\  les  In- 
certitudes  de  Graphie ;  3'*.  la  Comparaison  avec  le  patois,  qui  nous 
a  montre  combien  peu  de  formes  vulgaires  existaient  dans  les 
Chartes ;  4",  enfin  le  caract^re  administratif  et  savant  de  ces 
Chartas,  qui  ne  devaient  pas  c^tre  comprises  par  les  gens  pour  qui 
on  les  ecrivait. 

Mais,  si  nous  voulons  etudier  le  caractere  du  scribe,  tout  prend 
un  autre  aspect.  —  Nous  devons  noter  tout  ce  qui  se  präsente  de 
particulier  dans  les  Chartes ,  au  point  de  vue  des  formes ;  en  un 
mot,  il  s'agit  de  savoir  a  quelle  6cole  appartenait  notre  Scribe, 
et,  si  nous  ne  pouvons  lui  donner  un  nom,  indiquer  au  moins  la 
langue  qu'elle  enseignait. 

Par  quel  moyen  y  arriverons-nous?  par  le  meme  cjue  nous 
avons  employe  precedemment,  par  la  statistique,  avec  le  meme  prin- 
cipe indiquc  plus  haut. 

II  nous  reste  donc  ;\  determiner  les  formes  les  plus  reprc- 
sentees  dans  nos  Chartes  et  sur  un  territoire  dit  picard ,  oii  se 
trouvent  les  villes  de  Tournai,  d'Abbeville  et  de  Saint-Quentin. 

M.  H.  Suchier,  le  maitre  par  excellence  dans  la  science  des 
Dialectes,  a  dress6  dans  son  „Aucassin  (p.  56)  et  dans  son  etude 
sur  le  Dialecte  du  poeme  de  Saint  Leger,  d'aprcs  la  comparaison 
des  poemes  et  des  Chartes,  en  un  mot  d'apres  des  textes,  le  tableau 
des  principaux  caracteres  picards.  —  Nous  n'avons  qu'a  comparer 
les  formes  predominant  dans  nos  Chartes  et  dans  celles  de  MM. 
Raynaud,  le  Proux  et  d'Herbomez ,  avec  celles  qu'a  indiquees  M. 
Suchier,  et  nous  aurons  sürement  la  langue  qua  ces  differents 
scribes  avaieut  apprise. 

M.  Suchier,  dans  son  etude  sur  le  „Leodegarlied",  divise  les 
traits  })icards  en  cleux  parties:  i".  les  traits  j)honctiques  et  flcxion- 
nels  qui  ne  se  trouvent  que  dans  Ic  picard ;  2".  ceux  qu'il  partagc; 
avec  les  autres  dialectes,  comme  le  Walion  et  le  Lorrain.  —  Nous 
suivrons  le  meme  plan. 

1.    'l'raits  propres  au   Picard  seul. 

a)  t  (ou  d)4-s  a  la  finale  arrive  tres-vite  en  Picard  a  s,  tandis 
que  les  autres  dialectes  ont  /z. 

Dans  les  Chartes  de  Douai,  nous  ne  trouvons  pas  la  graphit; 
£,  ni  dans  les  participes  presents,  ni  dans  les  adjectifs  ou  substantifs: 
il  n'y  a  pas  d'exceptions.  Dans  les  Chartes  de  Tournai,  il  en  etait 
de  meme. 

Nous  ne  trouvons  que  c/imz  {ce/i/'\-s  XXXIV  89)  dans  celles 
du  Ponthieu. 


RTUDF.  CRITIQUE  DES  CHAKTKS  DE  DOUAl.  77 

Dans  les  Chartcs  du  \'erraancl()is,  iious  trouv<Mi.s  dekiz,  aveiz. 

b)   c-f-'i  originaire. 

11  conserve  en  picard  sa  forme  latinc  ainsi  que  sa  grapliie,  dil 
]\I.  Suchier  (Aucassin  56),  —  Devant  e  venant  de  a,  il  conserve 
aussi  le  son   latin,  mais  il  est  ecrit  iju,  k,  plus  souvent  c. 

M.  Tobler  (Dis  dou  vrai  aniel)  a  exposc  cette  loi: 

c-j-a,  o,  u  =  c  (ou   doit  rtre  lu  <•);  c-l-e'"*,  e,  i  =  eh. 

a)  c-j-a,  o,  u. 

Les  Chartas  de  Douai  donnenl  la  j)reference  a  la  (iraphie  c. 
II  en  est  de  meme  i)our  le  Ponthieu  (Ex.:  pour  Douai  =  cangeor 
(I  2),  connenence  (1  5),  reconuc  (I  6),  cors  (IV  28),  capons  (VI  5)  et 
Tournai  et  Saint  Quentin.  —  Cette  cpieslion  n'a  jamais  ete  con- 
troversee. 

b)  c  +  e<=^>,  i. 

Les  Charles  de  Douai  ont  la  graphie  k  en  majorite.  Par 
exemple  pour  le  mot :  scabhiiis,  qui  se  prcsente  dans  presque  toutes 
les  Chartes,  on  a  esküiän  en  majorite,  mais  une  forte,  minorite 
(X Escheiiin.  —  II  en  est  de  nieme  pour  Tournai  et  le  Vermandois. 

Les  Chartes  du  Ponthieu,  au  contraire,  ont  toujours  la  graphie  /■. 

II  ne  nous  appartient  pas  de  decider  ce  qui  se  cachait  derriere 
ces  graphies:  si  ch  etait  la  meme  chose  que  /:,  comme  le  pense 
M.  Raynaud :  si  c'etait  un  signe  diacritique,  signifiant  que  ch  est 
un  autre  c  que  c  sans  h  (Romania  I  294,  Gaston  Paris),  TSH(f) 
comme  le  pense  M.  Lücking,  ou  le  son  y  comme  M.  Schuchardt 
(Romania  IV  282)  ou  enfin,  comme  le  dit  M.  Suchier  (Leodegarlied 
p.  287)  „un  c  dur  qui  etait  sur  le  point  dt>  devenir  'FSH,  mais  qui 
n'avait  pas  franchi  le  derniere  Station." 

Toutes  ces  opinions  peuvent  etre  justes,  mais  elles  ont  autant 
dt;  chances  d'etre  fausses,  n'etant  pas  basees  sur  la  langue  vulgaire. 
—  En  comparant  avec  le  patois,  on  peut  dire  qu'a  -Pheure  qu'il.  est, 
a  Douai  (;t  dans  les  environs,  le  c  est  dur,  et  l'on  no  peut  crcire 
qu'il  s'etait  afiaibli  au  13^  siecle  pour  redevenir  dur  a  l'epoque  actuelle. 

II  en  est  de  meme  pour  g  devant  a  ou  e   (a). 

Nous  avons  dans  les  Chartes  de  Douai  devant  a,  o,  u  et  meme 
e  (a)  la  graphie  g  en  majorite.  et  aussi,  mais  moins  souvent  gh. 
Nous  pouvons  comparer  gh  ;\  ch.  Kn  eilet,  etant  donne  qu'on  ne 
s'appuie  pas  sur  le  langage  vulgaire ,  pourquoi  quand  ch  a  le 
son  chuintant ,  gh  n'aurait-il  pas  represente  un  aflaiblissemenl 
equivalent  ?  Si  les  scribes  etaient  logiques,  //  devait  avoir  la  meme 
signification  pres  de  c  que  pres  de  g. 

Kxemples:  g-f-a.  (javerüU  i^'^W  2),  hcr/ugtufcs  {XIX  12),  (roy 
(XXI  5).   Gomialiers  (XXXVI  2). 

g^-e(a).  cangeor  (I  2),  herbcgü  (XXXIl  5),  houlcugiers  (LVIII 
2),  emoagier  (LXXII  g),  hieberghies  (CI  8). 

11  en  est  tle  meme  dans  les  Chart«;s  d<-  Tournai,  mais  pour 
^4~''»  '  i'  y  'i  "fi^  exceplion  ä  propos  du  niol  Oonrgcois,  (!;crit  tautul 
boijuis,   lantüt   /migiiis. 


■Jö  CH.  BONNIER, 

Dans  les  Chartes  du  Ponthieu ,  on^  a  toujoiirs  g.  A  Saint- 
Queiitin,  comme  a  Tournai,  oii  a  l'exception  botiriois  (XXXVI  6) 
et  bourgois. 

Pour  le  son  g,  nous  pouvons  dire  qu'il  conserve  presque  tou- 
joiirs sa  graphie,  mais  le  Scribe  du  Ponthieu  le  note  toujours  avec 
plus  de  rigueur  que  les   autres. 

3.  c-f-e,  i  latin,  ainsi  que  t. 

Nos  Chartes  de  Douai  conservent  ordinairement  c  comme 
graphie:  Ex.:  Ponciel  (XCIII  3),  ciunc.  (L  g),  cinqiioiUe  (XVI  35). 

Cis,  eil,  pourciaus,  couuenence  se  presentent  beaucoup  plus  sou- 
vent  que  chius,   couuenenche,  quitajiche. 

Dans  les  Chartes  du  Ponthieu,  c'est  ch  qui  domine  de  beaucoup, 
quoiqu'on  se  füt  attendu  au  contraire. 

Le  c  domine  dans  le  scribe  de  Saint-Quentin.  —  A  Tournai, 
il  y  a  balancement  de  c  et  ch. 

Nous  voyons  donc  ici  que  les  scribes  de  Saint-Quentin  et  de 
Douai  fönt  predominer  c,  contre  celui  du  Ponthieu  qui  raet  toujours 
ch.  —  Le  scribe  de  Tournai  met  egalement  les  deux  graphies. 

II.    Traits  communs  au  Pi(^ard  et  au  Wal  Ion. 

4.  Changement  de  ivus  en  iu. 

Nous  n'avons  qu'un  exemple :  baiUivus,  qui  donne  bailliu,  dans 
nos  4   sources:   cela  ne  suffit  pas. 

5.  Les  Dialectes  picards,  dit  M.  Suchier,  repr6sentent  par 
au  et  eu  la  diphthongue  oti  (avec  un  0  ouvert)  du  nor- 
mand  et  du  francique. 

Chartes  de  Douai :  nous  trouvons  le  mot  trau  (LXVIII)  quatre 
fois  dans  la  meme  Charte  (On  ne  peut  pas  croire  que  ce  soit 
trati  de  traugum  qui  se  serait  conserv6,  car  dans  les  langues  ger- 
maniques  l'o  existe  d6ja).     Nous  avons  aussi  ot  (de  (h)abuit). 

Chartes  du  Ponthieu  :  nous  ne  trouvons  pas  le  mot  trou. 

Chartes  de  Tournai :  nous  avons  ol  (XXXII  6)  mais  euiuml 
(XV  4).  Les  Chartes  du  Vermandois  offrent  beaucoup  plus 
cl'exemples:  eut^  eurent  (I)   et  sans  exception. 

En  presence  de  ce  petit  nombre  d'exemples,  nous  ne  pouvons 
rien  decider.  Cependant  le  scribe  du  Vermandois  semble  ecrire 
plus  rigoureusement  la  notation  eu  (lue  les  scribes  de  Douai  et  de 
Tournai. 

6.  O  ouvert  devant  /,  qui  se  vocalise   («)  devient  au. 
Nous  trouvons  dans    les  Chartes    de  Douai  les    formes  rvaura, 

vaura,  mais  aussi  volront.  Elles  se  balancent  en  nombre.  Mais, 
pour  le  mot  niol(i)nariufm)  nous  n'avons  que  des  formes  en  ol  et 
ou,  pas  en  au. 

Ex.:  mounier  (II  11),  volra  (VII  14),  vaura  (X  16). 

Dans  les  Chartes  du  Ponthieu,  la  notation  au  est  en  majorite. 
Seiile  exception   pour  le  mot  sous. 

La  meme  Ciraphie  se  presente  dans  les  Charti;s  de  Tournai, 
mais  011   a  aussi  7'olra. 


ETUDK  CRFTIQUE  DES  CIIAKIES  DK  DOUAI.  7Q 

Pour  Saint-Queiitin,  noiis  avons  balancrmeiil  des  formes  7'oii- 
roünt  et  vauroient.      On   n'a  pas  saus,  raais  sous. 

11  y  a  donc  dans  les  trois  scribes  de  Douai,  Tournai  et  Saiiil- 
Quentin  hesitation  entre  les  sons  o},  oit  et  <?//.  Lc  scrilie  du  l'oii- 
thieii   niet  au  presque  toujours. 

7.  iau  et  (7«  (allus,  ellus)  arrivent  a  i'a  eii  picard  et  en 
wallon ,  niais  surlout  dans  les  textes  plus  j)ri)clies  de 
nous. 

Nous  avons  dans  nos  Chartes  toujours  au  et  iau,  jamais  ia. 
II   en  est  de  meme  dans  les  trois  autres  sources. 

Cependant  pour  ,,ad  illos"  nous  rencontrons  souvent  la  forme 
as  au  Heu  de  aus. 

Dans  les  Chartes  de  Tournai,  as  l'emporte  sur  aus. 

Dans  les  Chartes  du  Vermandois,  il  y  a  balancement. 

Dans  les  Chartes  du  Ponthieu,  on  voit  tres  rarement  as. 

Nous  avons  de  menie  gues  (quels)  mais  deux  fois  seulement,  a 
Douai  (XXIX  4,  5).  Dans  les  Chartes  du  Ponthieu,  nous  trouvons 
lestjuis,  asques,  its.     De  meme  ä  Saint-Quentin  et  a  Tournai. 

Mais  les  quatre  scribes  emploient  plus  souvent  les  formes  als 
ou  aus,  eis  ou  eus. 

8.  Le  w,  dans  les  mots  d'origine  germanique,  est  con- 
serve  sauf  de  rares  exceptions. 

Dans  nos  Chartes  de  Douai.  Ex:  Wautiers  (11  21),  Wasiejs 
(III  9),  Werin  (V),  Willaumes  (VIII  2),  iverps  (XXXll  au  dos.),  e,i- 
tvagier  (LXXII  9). 

De  meme  chez  les  trois  autres  scribes. 

g.    Le  /  isole  a  la  fin  des  mots  est  reste    dans  le  Picard, 

wallon  et  Lorrain,  surtout  derriere  u,  ä  une  epoque  oii 

il  etait  torabe  dans  les  autres  Dialectes. 

Pour  e   (a)-|-t,    nous    avons    dans    nos  Chartes,  bleu,  kl  (II  10. 

XXI  7)   7  fois  contre  une  seuie   fois  blt.     Pour  les  participes  passes 

en  atum,  nous  avons  36   fois  el,  contre  10  fois  e  (Ex.:    noineit,  nonii 

(ill  5),  utriet  (II  2^'^,  mais  olroie  (XVII  2).  —  Pour  ulum,  nous  avons 

10  fois  vendul  contre  2  fois  vendu.      Ex.:   vmdul  (II  2),  vendut  (XIX  l). 

Les  Chartes  du  Vermandois,  au  contraire,  donnent  la  preferenci' 

aux   formes  sans  /,  excepte  pour  ut,   ou  /  est  en  majorite  conservt'-. 

Dans    les  Chartes    du   Ponthitni,    il   en  est  de    meme    pour    les 

participes  passes  de  la  premiere  conjugaison,  mais  les  formes  en  // 

l'cmportant  sur  les  formes  en  ut. 

Les  Chartes  de  Tournai   suivent  l'exemple  de  Celles  de  Douai. 
Ainsi,  nous  trouvons  les  scribes  de  Douai  et  de  Tournai  gardant 
toujours  (ou  presque)   le  /  final ;    le  scribe    de  Saint-Quentin    lu;  le 
(Mjnserve  plus  que  pour  ulum  et  le  scribe  du   Pitulhicu   d(jniie   par- 
tout la  preference  aux  formes  sans  /. 

10.  Dans  le  groupe  bl  (pl)  1«-  l'icard,  l«-  Wallon  »-l  le 
Lorrain  changenl  //  en  v:  ccliii-ci  pml  sc  vocalisr-r  «-l 
disparailrc. 


8o  CH.  BONNIER, 

Dans  les  Chartes  de  Douai,  oii  a  en  g6neral  des  formes  en 
auks  (on  ne  sait  si  c'est  v  ou  ti). 

Ex.:  sauumle  (VI  4),  pesnaiik  (XLV  7),  ospilaul  (XXVI  2)  je. 
mais  meuhles  (XL VI  13). 

Dans  les  Chartes  du  Ponthieu,  011  a  en  majorite  les  formes 
en   nie. 

Le  scrihe  de  Tournai  hesite,  et  les  formes  oü  h  est  reste, 
sont  presque  aussi  frequentes  que  les  formes  en  u  011  en   v. 

II   en  est  meme  pour  celui  de  Saint-Quentin. 

Nous  voyons  ici  reunis  les  scribes  du  Ponthieu  et  de  D(iuai 
contre  ceux  de  Tournai  et  de  Saint-Quentin. 

11.  Un  trait  commun  au  Picard,  au  Wallon  et  au  Lorrain, 
est  le  Changement  de  iee  en  ie. 

Ce  Changement  est  en  majorite  dans  nos  Chartes:  si-mencies 
(II  12).  —  traueUes  (VI  10),  emp/aidies  {id.)  paiie  (avec  un  accent 
sur  le  dernier  /  (LXXII  9)  2c. 

11   en  est  de  meme  dans  les  trois  autres. 

1 2.  Dans  la  troisieme  personne  du  pluriel  du  parfait  de 
l'indicatif,  quand  i-  se  rencontre  avec  r,  le  normand  et 
le  francique  ont  eu  le  groupe  sir  (^pristrefit,  7nislreiii), 
le  Picard,   Wallon  et  Lorrain  ont  supprime  Vr. 

11  est  un  fait  remarquable :  les  Chartes  de  Douai  n'emploient 
presque  pas  le  parfait  defini,  mais  preferent  employer   l'auxiliaire. 

Les  trois  autres  scribes  l'employaient  et  ils  ont  eu  en  majorite 
des  formes  en   ise7ii. 

13.  Les  lettres  d'appui  <•/  et  />,  qui  en  Normand  et  en 
Francique  se  trouvent  d'ordinaire  entre  les  groupes 
1-r,  n-r,  m-1,  manquent  en  picard. 

Nos  Chartes  conservent  ce  caractere.  (Voir  plus  haut  les 
exemples :  vawa,  volra,  volrotil,  vauroni,  Devenres  (Sept.  1 248.  1 8). 
—  II  en  est  de  meme  pour  les  trois  autres. 

14.  a  nasal  et  e.   nasal   entraves. 

Le  Picard,  dit  M.  Suchier,  ainsi  que  le  wallon,  ont  conserve 
chaque  son  pur,  et  fait  venir  plutöt  ?  de  ä  que  le  contraire. 

Dans  nos  Chartes  a-j-n  =  an,  e-(-n  =  en  ainsique  i-j-n. 

a  Ex.:  ans  (I  4),  atuijit  (I  10)  2C. 

t' P^x.:  cenl  (VI  21),  despendre  (XI  5),  Coimmice  (I  10)  mais  cv- 
utiianc/ie. 

Nous  n'avons  donc  d'exception  que  pour  e-f-n  entrave: 

Le  scribe  du  Ponthieu  montre  les  exceptions:  en  (annum), 
pilfuchiets.  —  Genvier  ne  compte  pas,  si  comme  le  pcnse  M. 
Suchier,  par  la  coraparaison  avec  l'italien ,  il  vient  d'un  primitif 
roman,  ou  ä  etait  d6ja  passe  ä.  e. 

II  en  est  de  meme  pour  le  scribe  de  Saint-Quentin:  ennees, 
JeJien,  mais  Jelian  et  annees  beaucoup  plus  souvent. 

Les  memes  exceptions  se  rencontrent  chez  le  scribe  de 
Tournai. 


ETUDK  CRITIQUE  DES  CHARTKS  DE  DOUAl.  öl 

15.    Traitement  de  la  terininaison  ore(m). 
u)   Dans  les  Charles    de  Douai,    la    notation   lur  l'emporte  de 
beaucoup    (40)    sur    les    autres     notations    or  (3),    eor  (i),    ere  (7), 
uer   (i). 

Pour  le  inot  si^niorem,  nous  avons  la  statistique  suivante: 
segneiir  (VI  50),  signer  (LXIX  10),  segtiuer  (XXIX  8),  s-gnor  (LXlll  lü). 

17  3  2  '  I 

et  pour  le  mol  illor(um). 

kur  (VI  38),  lor  (VI  38). 
9  3- 

Dans  les  Chartes  du  Punthieu ,  la  forme  ue  i'emporte  sur 
d'autres  graphies  ur,  our. 

Dans  Celles  de  Tournai,  or  remporte  sur  eidr. 
De  raeme  dans  les  Chartes  de  Saint-Quentin. 
b)  Le  ö  est  aussi   traite  dift'eremmenl  par  le  scribe. " 
Dans  les  Chartes  de  Douai,  nous  avons  comme  pr^dominante 
la  notation  ue  (22),  puis  oe  (20),  puis  eu  (7)  et  e  (5). 
Devant  /:  ve/t  (XXVII  9),  veut  (XXV),  vielt  (LX  1 3). 
/:  noef  (XXIII  5). 
r:  suer,  seur  (LXI  5). 
V.  Tioeue  (XXX VIII  3),  ?ineue  (2). 
c:  auoec  (8)   VII,  auec  (7.)  XII. 

Dans  les  Chartes  du  Ponthieu,  il  y  a  differentes  formes:  oe,  eu. 

Chartes  de  Tournai;  on  en  compte  plus:  0,  ou,  ue,  eu,  oe,  01, 
oie,  10,  ui,  mais  la  forme  üe  l'emporte. 

Chartes  du  Vermandois :  ue,  eu,  oe,  mais  e :  la  forme  ue  l'em- 
porte. 

Le  scribe  du  Ponthieu  n'a  pas  la  forme  t/e,  et  le  scribe  de 
Tournai    seul   a   les   formes  ou,  _o,  ui,  io. 

16.  En  Picard,  /  et  /  (mouillee)  se  consfervent  derriere  /, 
sous  la  forme  vocalisce,  tandisqu'elles  tonibenl  en  Nor- 
mand  et  en  Francique. 

Chartes  de  Douai:  Nous  avons  les  formes  y/7/«i  et  eeee  i/le-\-s 
(ou   illos). 

{^)fi/s  (Vg)  et  (9)>.  (VI  46). 
mais  (9)  cils  (XXXIX  7)  et  (16)  cius  (XLVII  11). 
II  y  a    donc     hcsitation    pour    le    scribe    de    Douai    entre    les 
formes  ins  et  iis.     II  en  est  de  meme  a  Tournai. 

Chcz  le    scribe   du   Ponthieu,    il  y  a  deux  notalions  ///  et  ieus. 
Kii   Vermandois,  on  a  toujours  ßus  et  cius. 

Nous  devons  maintenant  soumettre  nos  sources  aux  traits  par- 
tif  uliers  du  Wallon,  car  deux  d'entre  elles,  Celles  de  Douai  et  de 
Tournai,  se  trouvent  a   la  limite  (geographitiue)  «les  deux  «ontrecs. 

17.  Kn  Wallon,  on  a  pour  ./  latin  et  libre  tonique  le  re- 
>,ultat  ei. 

/.filsolir.  f.  ri.iii.  l'lill.  XIV.  h 


ö2  CH.  BONNIER, 

Les  Chartes  de  Douai  ont  cette  graphie.  Par  exemple,  pour 
le  mot  ble. 

Nous  avons  trois  fois  bkit  (XXI  7)  —  4  fois  biet  (II  10,  XLV 
3)  et  ble  (XL VI  6). 

On  a  aussi  no)nei  (I  14)  et  nomeit  (III  5)  mais  les  formes  en  e 
sont    plus  nombreuses    (volenle,  agiler,  creante,  quele,  acaie,    Ihire). 

Chez  le  scribe  du  Ponthieu   on  a  toujours  e. 

Chez  le  scribe  de  Tournai,  on  a  le  plus  souvent  e,  mais  assez 
frequemment  ei  (plus  souvent  qu'a  Douai). 

Enfin,  fait  curieux  qui  montre  que  le  scribe  de  Saint-Quentin 
se  rapprochait  plus  des  scribes  vvallons  que  ceux  de  Douai  et  de 
Tournai  plus  rapproches  geographiquement ,  le  scribe  de  Saint- 
Quentin,  disons-nous,  met  aussi  souvent  ei  que  e. 

6  jtireis,  5  ju7-e. 
Terrainaison  de  l'infinitif  are  =  eir  (4),  er  (i). 

du  parfait  erent  (6),  eiretii  (6). 

On  a  les  mots:  freire,  peire. 

1 8.  Quant  aux  Caracteres  wallons : 
Imparfait  en  eve,  suppression  de  17,  troisieme  personne  pluriel 
du  parfait  en  arent;  nous  n'en  avons  pas  trouve  d'exemples  dans 
nos  4  recueils  de  Chartes :  elles  ont  l'imparfait  en  oie,  conservent  17 
<lans  aiitre  ou  eaus  (seule  exception :  as),  ont  la  troisieme  personne 
pluriel   du  parfait  en  eretil. 

ig.    Un  trait  wallon  est  ei  venant  de  e-|-i. 
oi  venant  de  ö-|-i. 

On  a  peu  d'exemples  des  mots  de  cette  classe  dans  les 
Chartes. 

Signaions  pourtant  dans  Celles  de  Douai  dis  (decem)  et  nti 
(medio)  zvil  (LXXXVII  i.  2). 

Les  autres  recueils  ont  de  meme  i  et  ui. 

On  voit  donc  en  resume  que  sauf  pour  ei  venant  de  a,  nos 
Chartes  n'ont  rien  de  commun  avec  les  traits  particulierement  propres 
au  Wallon.  —  Signaions  de  plus  que  nulle  part  nous  ne  trouvons 
la  notation  ///  pour  17  mouillee. 

20.  Pour  les  formes  du  futur,  il  est  une  graphie  parti- 
culiere  au  Wallon :  ce  sont  les  formes  en  ra  aulieu 
de  era. 

Chartes  de  Douai:  on  a  une  faible  majoritc  pour  les  formes 
en   ra. 

Ex.:    dura,  kerra,  auroient,  rendroH;  mais:  duera,  atiera,  r  ender  oi/. 
Les  Chartes  du  Vermandois  ont  les  formes  ra  en  majorit6. 
De  meme  pour  Tournai  et  le  Ponthieu. 

2 1 ,  Traitement  de  j  dans  je 

Nous  avons  dans  nos  Chartes  de  Douai  les  trois  formes: 
iou   (7),  io   (4),  ie  (2) 
(Ui),     (I17). 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAl.  83 

La  forme  iou  Teraportc' ,  et  cela  aussi  bien  dans  las  formes 
atones  que  toniques. 

En  Ponthicu,  on  a  iou  et  ie. 

A  Tournai,  le  scribe  prefere  iou  (15)  u  ie  (5)  i  io  (i). 

De  ineme  ä  Saint-Quentin. 

22.    La  forme  le  de  l'article  feminin  est  picarde. 

Les  Chartes  de  Douai  n'ont  jaraais  la  mais  toujours  Ic  au  cas 
regime. 

II  en  est  de  meme  dans  Celles  du  Ponthieu. 

En  general  le  est  })rcfcre  par  le  scribe  de  Tournai,  mais  il 
y  a  7   fois  la. 

A  Saint-Quentin,  on  a  en  general   le,  mais  deux  fois  la. 

Ici  les  scribes  de  Douai  et  du  Ponthieu  se  differencient  de 
Tournai  et  de  Saint-Quentin. 

Pour  terminer  cette  revue  des  formes,  nous  allons  dresser  un 
tableau  comparatif  de  la  langue  des  quatre  scribes,  avec  leurs  dift'e- 
rences  et  ressemblances.  —  Pour  confirmer  notre  theorie,  une  com- 
paraison  du  patois  des  quatre  endroits  oü  ont  6t6  ecrites  les 
Chartes  nous  prouverait  quelle  difference  il  y  a  entre  les  deux 
genres  de  sources.  —  Mais  l'ailiance  des  scribes  (iloignes,  la  dis- 
cordance  de  scribes  voisins  est,  a  defaut  du  patois,  une  preuve  de 
la  vraisemblance  de  notre  opinion. 


Ressemblance  et  Differences  des  Graphies  des  scribes. 
I.    Accord  des  4  scribes. 

1.  La  Notation    w    pour    les    mots    d'origine    gerraanique     est 
conservee  presque  sans  exception. 

2.  L  mouillee  n'est  jamais  represent^e  par  ///. 

3.  ?-}-?'  et  y-j-i  aboutissent  a  /  et  «/,  et  non  u  ei  et  oi. 

4.  t  (d)-\-s  finale  =  en  general  s  et  non  2. 

5.  ä  et  ^  entraves    conservent  chacun  leur    nolation,    presque 
sans  exception. 

6.  i(e  aboutit  a  ie. 

7.  Pour   les    formes  du   futur,    on   a  plus    souvenl  ra  quo  era. 

8.  Les  lettres  d'appui  d  et  l>  (m-1,  n-l,  d-r)   iie    sont  pas  em- 
ploy6es. 

2.    Accord  de  3.  scribes 
(P  =  Ponthieu;  D  =  Douai;  T  =  Tournai;  V=  Verraandois). 

1.  orem  est  le  plus  souvent  (jcrit  eur  (PDV). 

2.  a  lonique    libre    aboutit  a  e,    mais    graiide    minorite    de    ei 

3.  ü  loni(jue  ;=  ue  ( I'VD).       De    plus     lournai  u  vu,  o,  ui,  to. 

4.  ö-\-l.     II  y  a  hesitation  entre  les  graphies  ol,  on,  au  (DTV). 

5.  c-\-e  (a)  =  k  en  majorite  (D).  —  II  y  a   hesitation  entre  c, 
eh.   qu,  k   (TV). 

0* 


84  CH.  BONNIER, 

6.  g-\-a,  0,  n  et  g-{-e  fa),  e,  i  =  presque  toujours  g,  mais 
qui'lquefois  gh  et  j  (DTV). 

7.  /  et  /'  apres  /  =  hcsitation  entre  les  graphies  ih  et  ins 
(DTV). 

8.  je  =^  jou  en  majorite  (DTV). 

9.  article  feminin ,  cas  regime  =  /(•,  mais  dt;s  exceptiuns  la 
(PTV). 

3.    Accord  de  deux  scribes. 

1.  i-\-a,  0,  u  =  (jraphie  c  en  majorite  (DP). 

=  hcsitation  entre   les  graphies  c,  k,  tju  (VT). 

2.  /  final  isol6  en  roman  est  conserve  en  majorite   (DT). 

3.  bl  (pl)  =  u/es  (DP). 

=  balancement  entre  les  Graphies  i/,  ul  (TV). 
j.    c-\-e,  /=  Graphic  c  en  majorite  (DV). 

4.    Un   seul  scribe. 

1.  Douai  a  toujours  la  forme  Ic. 

2.  t  final  tombe  (P). 

3.  a  libre  =  e  sans  exception   (P). 

4.  c-\-e  (a)  =  toujours  k  (P). 

5.  g^a    0    u  _  ^ 

ou  e  (aj  i         t>    \   r 

6.  <)  +  /=  au  (P). 

7.  II  =  oe,  eu  (P). 

8.  /  =  ms,  jamais  ils  (P). 

g.    fejgo  =  ie  en  majorite   (P). 

10.  /  final   n'est  conserve  en  majorite    qiie  pour  utum  (V). 

11.  a  =  et  presque  balance  avec  e  (V). 

12.  ore??i  =  or  (T). 

III.    C  o  n  c  1  u  s  i  o  n. 

Nous  avons  dit  })lus  haut  (}ue  nous  cherchorions  les  caracteres 
du  scribe  et  par  suite  l'ecole  ou  l'enseignement  qu'il  avait  suivis, 
en  comparant  ses  Charles  avec  Celles  des  territoires  voisins  et  ce 
c|ii'on   sait  generalement  des  Caracteres  dits  Picards. 

La  Comparaison  est  faite:  voyons  en  le  resultat, 

Scribe  et  son  F.cole. 

Diplomatique. 

Sa  formule  d'adresse  etait: 

„Sacent  toiit  eil  ki  or  sunt  et  ki  auenir  sunt  (jue",  mais  ce- 
pendant  ii  lui  adjoignait  parfuis :  „Co  sacent  tot  eil  ki  or  sunt 
et  ki  2c." 

Sa  formule  pour  dater  est :  „Ce  fu  fait  en  l'an  de  l'incarna- 
tion."  —  II  neglige  le  plus  souvent  de  dater  par  le  Heu;  quand  il 
le   fait,  il   nous  indique  l'endroit  ou   il   redigeait  ses  Contrats :   dans 


ETLDE  CKITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  85 

ia  halle  des  metiers  de  Douai,  devaiit  les  Kclievins.  II  iic  sc  dc- 
place  que  deux  fois. 

11  datait  par  l'annee  de  rincarnation. 

II  fait  parier  les  contractants  a  la  troisiruie  j)ersonnc ,  i-t, 
comrne  ce  sont  des  contrats  Chirographaires ,  il  met  ordinairement 
Ic  mot   Cirographe. 

Graphie. 
En  ce  qui  concerne  les  abreviations ,  il  nous  faut  reraarqui-r 
qu'il  avait  encore  Thabitude  de  certaines  abreviations  latines.  — 
Ses  abreviations  vulgaires  resserablent  a  Celles  des  autres  scribes 
de  la  contree :  sa  personnalite  se  pr^cise  dans  certaines  abreviations 
faiitaisistes,  que  nous  avons  not^es  plus  haut,  et  qui,  si  elles  etaicnt 
plus  nonibreuses,  seraient  vraiment  une  bonne  caracteristique.  Kn- 
lin,  de  merae  qu'il  a  m^lang^  les  formes,  il  m^lange  aussi  ses  abre- 
viations et  se  contredil. 

Langue. 

Nous  pouvons  conclure  ici  legitimemenl  de  la  Grajjliio;  (elablic 
par  la  stalisticjue),  a  une   langue  enseignce. 

Le  scribe  de  Douai  se  rencontrait  avec  les  scribes  du  l'on- 
ihieu,  de  Tournai  et  de  Saint-Quentin  sur  les  points  suivants,  ce  qui 
signifie  que  leurs  Ecoles  avaient  ceci  de  commun : 

1.  II  avait    conserve  le  n;  dans  les  mots  d'origine  gennaniquc. 

2.  II  ne  connaissait  pas  la  graphie  ///  (ilh)  pour  represcnlt-r 
17  mouillee,  ce  qui  est  un  caractere  dit  wallon. 

3.  II  se  separait  de  ce  dialecte  par  sa  fagon  d'ecrire  les  luots 
Oll  se  trouve  e-\-i  (decem,  medium)  avec  un  /  et  non  ci,  et  les 
mots  oü  se  trouve  Xd-\-i  avec  ui  (octo,  nocere). 

4.  Le  z  que  les  scribes  franciques  et  normands  ecrivaient  jiour 
/  (d)-\-s,  il   le  remplayait  ])ar  s. 

5.  11  sejjarait  dans  la  graphie  les  voyelles  nasales  cntravees 
u  et  e. 

6.  Jic  (venant  di-  y-f-ala)  al)i)Utissait  chez  lui  ;\  ic,  qu'il  ecrivail 
//<■,  mais  en  accentuant   le  dernier  /  (=  iie). 

7.  Le  futur  (r  +  ^ibet,  il  l'ücrivail  ra  ou  //(/,  presque  janiais  oa. 

8.  Knfin  dans  les  mots  oii  ni-l,  n-1,  1-r  se  rencontrent  par  la 
chi'ite  d'une  voyelle,  il  n'introduisait  pas,  comme  les  scribes  nor- 
mands et  franciques  les  Icttres  d  et  />  comme  lettres  d'appui. 

11.  II  s'accordait  avec  les  scribes  du  Vcrinandois  it  de  Tournai 
sur   les  points  suivants : 

g.  11  rendait  le  son  laiin  orein  le  plus  souvcnt  par  la 
graphie  cur. 

10.  Comme  dans  les  lextes  wallons,  il  avait  une  grandr  tcu- 
danc«'  ä  i'crirc  le  rcsultat  tle  </  libre  =  ii\  mais  ( ependanl  la 
tiraphie  <    domine   plus  encore  a  Douai  qu'a  Saint-Quentin. 

11.  II  rendait  v  par  la  graphi(;  uc,  mais  il  n'avait  pas  l'abon- 
dance  de  Graphics  qui  caraclcrise  le  scribe  de  Tournai. 


86  CH.  BONNIER, 

12.  Pour  rendre  o-f-l»  ü  ecrivait  ol,  ou,  au. 

13.  Pour  les  gutturales  c-{-c(a),  'il  rendait  le  son  par  la 
graphie  k. 

14.  Le  ^  latin  devant  a,  o,  u,  ou :  e  (a)  i,  il  l'ecrivait  le  plus 
souvent  g,  mais  assez  frequemment  il  employait  la  graphie  gh  et 
quelquefois  / 

15.  Quand  /  et  /  mouillce  se  trouvaient  derriere  /,  il  hesitait 
entre  les  graphies  i/s  et  m. 

16.  Pour  le  pronom  personnel  (e)go ,  tonique  ou  atonc,  il 
employait  de  pr^ference  la  forme  jou. 

III.  II  etait  d'accord  avec  le  scribe  du  Ponthieu  pour : 

17.  c-\-a,  6,  u:  il  employait  le  plus  souvent  la  forme    avec  c. 

18.  bl,  pl:  il  ecrivait  ii  (ou  v)les. 

II  etait  d'accord  avec  le  scribe  de  Tournai. 

19.  pour  la  conservation  du  /  final. 
Et  avec  celui  de  Saint-Quentin: 

20.  pour  la  graphie  c  pour  le  c  latin  devant  c,  i. 

IV.  II  se  differenciait  des  trois  autres  scribes  en  deux  points : 

21.  II  avait  toujours  la  forme  le  pour  l'article  feminin  au  cas 
regime. 

22.  II  employait  la  lettre  .v,  non  seulement  pour  l'abrcviation 
du  HS,  mais  dans  excepiion  (LV  i). 


R  e  s  u  ra  6. 

Apres  nous  etre  convaincu,  dans  un  precedent  travail,  que  la 
langue  des  Chartes  ne  pouvait  pas  representer  fidelement  la  langue 
vulgaire  du  13^  siccle,  par  la  raison  qu'elle  n'avait  presque  rien 
de  commun  avec  la  langue  actuelle,  et  que  les  sons  des  deux  langues 
n'avaient  pas  pu  suivre  une  evolution  identique,  nous  sommes  passe 
a  l'examen  de  ces  Chartes  en  elles-memes. 

Le  caractere  principal  de  ces  Chartes  a  ete  le  melange  des 
formes  que  nous  avions  dejä  etudie  precedemment  en  le  com- 
parant  avec  celui  qui  existe  dans  le  patois;  etude  qui  nous  avait 
amenc  a  cette  conclusion  que  les  formes  vulgaires  etaient  les  raoins 
representees.  —  La  theorie  de  M.  Schuchardt  sur  la  „Sprach- 
mischung" nous  a  contraint  de  reexaminer  cette  question,  et  nous 
avons  vu  que  les  formes  etaient  trop  m61angees  dans  les  Chartes 
pour  qu'on  les  put  considerer  comme  des  representantes  du  me- 
lange qui  existe  dans  le  patois. 

Ce  premier  caractere  observe  nous  a  amenc  a  faire  l'experiencc 
suivante : 

Etant  donne  que  les  Chartes  ne  sont  pas ,  pour  nous ,  des 
reproductrices  de  la  langue  vulgaire,  elles  doivent  etre  le  produit 
d'un  scribe,  et  par  suite  de  l'Ecole  ou  avait  6t6  ce  scribe.  Nous 
avons  compare  dans  ce  but  nos  Chartes  dans  leurs  caracteres  diplo- 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  87 

matiques,  paleographiquos  et  linguistiques  avec  les  Charles  du  Pon- 
thieu,  de  Tournai  et  de  Saint-Quentin,  et,  specialement  pour  la 
langue,  avec  les  traits  linguistiques  reconnus  picards. 

Nous  avons  devant  les  yeux  le  rcsultat  de  cetle  exjxirience, 
d'oü  nous  tirons  les  conclusions  suivantes : 

Si  la  physionomie  du  scribe  ne  parait  pas  assez  forteraent 
dessince,  du  moins  ä  quelques  caracteres  on  le  voit  se  distinguer 
des  scribes  voisins ;  et  nous  avons  montr6  que  ce  manque  ou  cette 
penurie  de  renseignements  provenait  des  Chartes  elles-memes,  do- 
cuments  oü  le  scribe  ne  pouvait  se  manifester. 

II  nous  apparait  ensuite  corame  ayant  des  points  de  ressem- 
blance  avec  les  scribes  des  environs :  nous  pouvons  en  conclure 
que  les  ecoles  oii  les  scribes  apprenaient  leur  art  dans  le  nord 
de  la  France  se  ressemblaient  par  beaucoup  de  points,  mais  des 
contradictions  comrae  celle  que  nous  avons  signalee  pour  le  scribe 
du  Vermandois,  qui  a  un  trait  que  nous  rencontrons  dans  les  textes 
wallons,  nous  montrent  que  des  scribes  de  pays  etranger  pouvaient 
aller  d'une  ville  a.  l'autre. 

Comment  expliquer,  de  plus,  que  le  scribe  de  Douai  s'accorde 
tantöt  avec  celui  du  Ponthieu,  tantöt  ait  des  caracteres  opposes  ä 
«'eux  du  scribe  de  Tournai  qui,  si  l'on  considerait  les  dialectes, 
devrait  etre  le  plus  rapproche  de  lui. 

Toutes  ces  questions  doivent  embarrasser  ceux  qui  veulent  voir 
derriere  les  Chartes  un  dialecte,  car  il  semblerait  6tonnant  que  le 
meme  phenomene  se  produisit  de  nos  jours. 

Ce  n'est  qu'une  hypothese  que  nous  avan^ons ,  niais  cette 
supposition  deviendrait  une  v6rite  scientifique  si  on  etudiait  los 
Chartes  de  l'ancienne  France :  on  les  verrait  se  separer  en  groupes 
par  affinites  non  de  langue,  mais  d'ecole. 

La  raison  qui  nous  a  fait  faire  cette  exp6rience  est  surtout 
l'envie  de  resoudre  un  probirme,  qui  est  d'une  grande  imj)ortance. 
Si  nous  n'y  avons  pas  reussi,  d'autres  seront  plus  heureux  et  hotre 
travaii  n'aurait  pas  üte  inutile  si  un  partisan  de  la  doctrine  adverse, 
qui  veut  voir  dans  les  Chartes  des  reproductrices  du  langage  vul- 
gaire,  nous  convainquait  par  des  preuves  de  l'erreur  de  notre  theorie. 

Methode  j)0ur  la  publication   des  Charti'S. 

( hl  peut  dire  qu'il  y  a  unanimite  chez  tous  ceux  qui  ont 
publie  des  Chartes  au  point  de  vue  linguistique  dans  le  regret 
d'etre  force  de  publier  les  Chartes  a  la  manierc  ordinaire. 

M.  le  Proux  (p.  440)  a  ete  le  plus  hardi  dans  cette  theurie, 
quand  il  a  dit :  „l'Ideal  en  ce  genre  serait  une  publication  toute 
en  fac-siraile"  et  il  en  denn»-  la  raison.  „Pour  nioi,  dil-il,  des 
textes  presentes  comnie  s])ecimens  du  langage,  doivent  reproduire 
la  physionomie  exacte  et  le  caraclere  graphicjue  des  Chartes  elles- 
mt'mes".  M.  Oaston  Paris  exprimait  la  meme  opinion :  „II  est 
regrettable  qu'on  ait  resolu  les  abreviations  uu  du  niuins  qu'on 
n'ait  jias  indiquo   leur  jjrescnce." 


88  CH.  BONNIER,    ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI. 

Depuis  M.  Raynaud  jusqu'a  M.  d'Herbomez  on  a  toujours  ete 
en  augmentant  dans  cette  voie:  on  a  supprime  l'accentuation,  puis 
on  a  iudiqu6  la  place  des  abr6viations. 

A  plus  forte  raison  nous  qui  etudions  le  scribe  lui-meme  et 
ses  habitudes  ne  pouvons-nous  changer  le  caractere  des  Chartes 
qui  servent  de  base  ä  cette  etude.  Apres  avoir  vu  par  exemple 
que  le  scribe  ne  mettait  pas  de  points  sur  l'i,  on  ne  peut  en 
mettre  dans  les  Chartes:  de  meme  on  ne  peut  remplacer  Xu  par 
le  Vy  dans  l'incertitude  oü  on  est  sur  la  valeur  de  ce  signe,  et  quand 
c'est  justement  un  caractere  de  ce  scribe  de  Douai  de  marquer 
toujours  u,  et  ainsi  pour  d'autres  exemples.  —  La  difficulte 
qu'eprouvera  l'imprimeur,  pour  etre  un  peu  plus  grande,  n'est  pas 
cependant  insurmontable. 

Charles  Bonnier. 


Fede  e  Superstizione  nell'  antica  poesia  francese. 

Prefa  zi  one. 

Lo  Schröder,  tre  anni  or  sono,  pubblicava  uno  studio  sopra 
la  Fede  e  la  Superstizione  neue  poesie  antico-francesi,  che,  per 
quanto  voglia  dirsi  incompleto,  presenta  pur  sempre  il.  vantaggio 
di  dare  cjuasi  una  specie  di  prontuario  intorno  a  questo  soggetto, 
cosi  importante  a  chi  indaghi  1'  intimo  spirito  di  una  eta  bizzarra, 
e  alla  nostra  tanto  strettamente  connessa,  com'  c-  il   Medio-Evd.i 

Nella  RomaniaXV  480  furono  notati  i  principali  difetti  di  questo 
lavoro,  e  fu  osservato  che  1'  autore  aveva  trascurata  una  fönte  im- 
portantissima,  i  Fabliaiix. 

Dai  Fabh'aux  appunto  io  cercai  di  trarre  un  nuovo  contri- 
buto  a  quest' ordine  d'indagini,  per  compiere  la  lacuna  avvertita 
nella  Memoria  dello  studioso  tedesco. 

]Ma,  oltre  i  Fabliaux,  c'  c  un'  altra  fönte  piii  importante  degli 
stessi  poemi  epici  e  cavallereschi,  per  il  materiale,  che  offre  alle 
nostre  ricerche,  vogliam  dire :  i  Contes  Devots,  i  Dits^  e  tutte  quelle 
altre  opere  di  genere  affatto  popolare,  che  stanno  a  parlarci  delle 
idee  religiöse  e  superstiziose  della  Francia  medievale ;  opere 
che ,  per  quanto  possano  trarre  1'  origine  loro  da  vecchie  rac- 
colte  agiografiche,  redatte  in  latino,  non  per  questO'  rifleltono  meno 
il  carattere  di  chi  le  ha  scritte,  e  quindi  anche,  in  gran  parte, 
le  idee  del  tempo  in  cui  furono  coraposte.- 

Ecco  pertanto  la  fonti  delle  quali  mi  sono  servito. 

1.  L.  A.  ■=■  Legrand  d'Aussy,  Fabliaux  ou  Contes.    Paris,   1779.    Vol.  4. 

2.  B.  M.  =  Barbazan  Meon,  Fabliaux  et  Contes.    I^aris,   1808.    Vol.  .}. 

3.  AI.   =  M6on,    Nouveau    Recueil  de   Fabliaux    et    Contes.     Paris,     1S23. 

Vol.  2. 

4.  yjT  =  A.  Jubinal,    Jongleurs    et   Trouveres,     Paris,   1835.      ^ ^^-  '• 


'  R.  Schröder,  Glaube  und  Aberglaube  in  den  altfranzüsisclicn  Dich- 
tungen. Ein  Beitrag  zur  Kulturgeschichte  des  Mittelalters.  Krlangcn,  Dci- 
chert,   1886. 

*  Non  si  puö  dire  che  lo  Schröder  abliia  Irascur.ito  inttraniantc  cjuesta 
fönte,  ma  k.  pur  vero  che  non  la  consultö  con  tutta  la  diligenza  necessaria; 
mentre  infatti  sottopose  ad  esanie  cjualche  vita  speciale  di  santi,  ne  lasciö  la 
maggior  parte,  e  delle  raccoltc  studiate  da  nie,  non  inostra  di  coiisiderarc  che 
il  Nouv.  Rec.  de  Contes  etc.,  publ.  p.  A.  Jubinal,  e  solo  per  attingerc  al  Dit 
de  Flourence  de  Romme.     Cfr.  Schröder  op.  eil.  pp.  2--0. 


rjO  G.  SCHIAVO, 

5.  jfMjs   =   A.  Jubinal,    j\lysteres    inedits    du    XV.   siec/e.      Paris,    1837. 

Vol.  2. 

6.  yCD  =  A.  Jubinal,  Nouveau  Recueil  de  Contes,   Dits,  Fabliaux.    Paris, 

1842.     Vol.  2. 

7.  OCR  =  A.  Jubinal,   Oeuvres  completes  de  Rutebeuf.     Paris,  Saul   Dafhs, 

1874.     Vol.  3.1 

8.  RGF  ^:^  Recueil  gencral  et   complet   des  Fabliaux  —  sei  volumi,    1' ul- 

timo non  pubblicato  ancora,  il  P  a  cura  di  Anatole  de  Mon- 
taiglon  —  Paris,  1872;  gli  altri  a  cura  di  Anatole  de  Mon- 
taiglon  e  di  Gaston  Raynaud,  successivamente  1877,  1878, 
1880,    1883. 

Non  intendo  cosi  di  avere  consultate  proprio  tutte  le  fonti 
possibili,  come  d'altra  parte  dichiaro  che  il  mio  lavoro  non  e  che 
im  contributo  di  ricerche  nuove  all'  ampio  tema,  che  non  potrebbe 
cosi  presto  esaurirsi. 

Aggiungo  pure  che,  limitandomi  appinito  a  dare  uu  quadro  bene 
ordinato  di  ciö  che  le  fonti  consultate  offrono  in  riguardo  al  tema, 
non  intesi  di  illustrare  comparativamente  le  narrazioni,  le  imagini, 
i  concetti  insieme  raccolti. 

Ciö  premesso,  credo  giusto  e  convenevole  dare  qualche  cenno 
sul  libro  dello  Schröder. 

II  lavoro  e  diviso  in   1 2  capitoli : 

Dio  —  il  Culto  di  Maria  —  /  Saiiti  —  gli  Angeli  —  Piirga- 
torio  e  Paradiso  —  //  Diavolo  —  V Inferno  —  rAnlico  Testamenlo 
neue  poesie  oilaniche  —  Fate,  Giganii,  JVani  elc.  —  /(/  Supcrslizione 
nei  vari  campi  della  natura  —  //  Giudizio  di  Dio  —  la  Fede  dci 
Pagani. 

Lo  Schröder  trova  (c.  1)  raro  il  concetto  di  Dio  Trino  nelle 
opere  da  lui  consultate.  Dio  Padrc  si  presenta  invece  specialraente 
come  giudice  e  vendicatore  che  punisce  i  malvagi,  abbatte  i  ne- 
raici,  sostiene  i  suoi  fidi,  comparisce  di  rado,  fa  compiere,  general- 
raente  dagli  angeli,  i  suoi  voleri.  Dio  Figlio  non  risponde  ancora 
all' idea  nuova  di  un  Dio  misericordioso  che  muore  per  gli  uomini; 
avveniraenti  prodigiosi  accorapagnano  e  seguono  la  sua  venuta  e 
la  sua  morte.  Non  si  fa  menzionc  dell'infanzia  di  lui,  ma  si  tro- 
vano  invece  accenni  ai  fatti  principali  della  sua  vita. 

La  fede  esagerata  nella  Vergine  (c.  II)  converte  il  culto  di 
lei  in  vera  idolatria;  illimitata  la  potenza  a  lei  attribuita  presso  il 
trono  di  Dio ;  continua  la  protezione  che  accorda  a  quanti  ricor- 
rono  al  suo  aiuto.  INIa  tuttavia  questo  capitolo  lascia  non  j)OCO  a 
desiderare:  e  troppo  scarso  di  notizie  dirette. 

Per  gli  antichi  poeti  (c.  III),  come  Carlo  imperatore  e  circon- 
dati  dai  suoi  pari,  cosi  Dio,  in  cielo,  e  circondato  dai  suoi  santi 
che    tratta  affatto    famigliarmente.     I  santi    intercedono   presso  Dio 


*  Non   pofei  valermi    della    piii  recente  edizionc    curala    dal  Kressner 
(Wolfenbüttel,   1885). 


FEDE  E  SUPERSTIZIONK  NKLL'  ANTICA  POESIA  EKANCESE.  QI 

pei  peccatori,  talvolta  scendono  sulla  terra,  fanno  miracoli,  i  malali 
traggono  continuaraente  a  visitarne  il  sepolcro.  Profonda  e  radicata 
la  fede  nelle  loro  reliquie.  Qui  lo  Schröder  oflfre  una  lista  dei 
nomi  di  santi  iiicontrati :  lög  maschili,  25  femminili.  S.  Dionigi  <■ 
ricordato  piü  spesso  d'  ogni  altro;  molto  celebri  sono  pure  S.  Giorgio 
e  S.  Martine. 

Gli  Angeli  (c.  IV)  appariscono  bianchi  come  neve,  gettano 
tutto  d'  intorno  luce  vivissima.  Non  si  mantiene  serapre  la  distiii- 
zione  fra  angeli  e  arcangeli;  dei  setti  arcangeli  biblici  si  ricordano 
solo  Gabriele,  IMichele  e  Rafaele. 

La  fede  popolare  nel  Purgatorio  (c.  V)  non  doveva  essere 
molto  radicata:  le  opere  consultate  dallo  Schröder  accennano  solo 
di  rado  a  questo  regno  intermedio. 

D'  altra  parte  molto  scarsi  gli  esempi  di  miscredcnza  o  in- 
differenza  per  ciö  che  riguarda  il  Paradiso.  Ma  invano  si  chiedc- 
rebbe  allo  Schröder  come  gli  antichi  poeti  francesi  si  ügurassero 
questo  luogo  beato :  egli  non  vede  che  il  Paradiso  della  leggenda 
di  S.  Brandano,  non  procede  per  via  di  raffronti  con  alfri  luoghi 
che  possano  condurre  a  una  sintesi  compiuta. 

II  Diavolo  (c.  VI)  apparisce  come  lo  spirito  dei  male  dai  nomi 
stessi  che  gli  si  da nno  :_/<?/  anemis,  malvais  ledere,  aversier  Salhanas 
etc.  Gli  dei  pagani  si  trovano  spesso  nominati  come  deraoni. 
Varie  le  maniere  di  rappresentare  il  diavolo;  per  lo  piü  e  descritto 
nero,  bruttissimo,  cornuto,  caudato.  Qualche  volta  apparisce  sotto 
forma  umana  per  conseguir  meglio  il  suo  intento ;  contro  di  lui, 
mezzo  efficacissimo  di  difesa  il  segno  della  croce  e  il  pronunciare 
i  nomi  di  Gesii  e  di  Maria.  Lo  Schröder  porta  poi  un  esempio 
di  lotta  fra  angeli  e  demoni ,  aggiunge  che  queste  battaglie  sono 
frequenti,  ma  si  potrebbe  desiderare  che  ci  offrisse  degli  altri  passi. 
Lo  spirito  maligno  puo  anche  inlrodursi  in  un  corpo  umano  o  di 
un  animale.  II  giorno  poi  dei  Giudizio  Universale  verra  l'Änti- 
cristo  a  ricevere  le  anime  destinate  all'  Inferno. 

E  r  Inferno  c  appunto  il  regno  dei  demoni  (c.  VII).  Nella 
descrizione  di  esso  non  si  sanno  scoprir  bene  gli  elementi  ger- 
manici;  c' c  qualche  ricordo  della  fede  pagana.  Cerbero  e  nominato 
una  volta;  si  accenna  a  corrente  un'odiosa,  come  sovrani  infernaii 
si  presentano  Belial,  ßelzebuh,  Baratron,  Mahonut. 

Molti  luoghi  fanno  vedere  che  la  coiicezione  principale  del- 
r  Inferno  e  di  una  paludc  lurida  e  puzzolente;  si  ricorda  inoltre 
un  gran  fuoco ,  la  piü  larga  e  miiiuta  descrizione  delle  penc  in- 
fernali  ci  e  data  dal  racconlo  di  S.  Hraiidano.  1  demoni  croci- 
figgono,  sferzano,  irapiccano;  i  dainiati,  ora  ardono  nel  fuoco,  ora 
intirizzrsicono  di  gelo ,  sempre  oppressi  dal  piü  grande  di  tulti  i 
lorraenti,  quello  di  assistere  alla  gioia  dei  beati  nel  cielo.  Dali'  in- 
ferno  fu  liberato  un  solo,  Traiano,  per  K;  preghicre  di  S.  Ciregorio. 
Tutti  gli  infedeli,  in  genero,  vi  sono  dannati:  fra  loro  Maometto, 
Pilato  e  Nerone. 


92  G.  SCHIAVO, 

In  questo  capitolo  si  potrebbe  desiderare  una  disposizionc 
migliore  del  materiale  raccolto ,  cosi  che  1'  analisi  preparasse  la 
sintesi. 

Abbastanza  frequenti  le  allusioni  agli  avvenimenti  dell'  antico 
Testamente  (c.  VIIl),  Si  ricorda  spesso  1'  opera  della  creazione, 
la  caduta  di  Adamo,  i  fatti  che  seguirono :  Noe  salvato  nell'  arca, 
il  sacrificio  di  Isacco,  le  piaghe  d'  Egitto,  la  lotta  di  David  contro 
(iolia,  la  guarigione  di  Tobia,  tutti  ricordi  staccati,  senza  un'intima 
connessione  fra  loro. 

Forse   era  inutile  aprire  im   capitolo  per   cosi  poco. 

II  culto  degli  antichi  Celti  pei  fiumi,  le  roccie,  le  montagne 
(cap.  IX)  non  iscompare  dinanzi  alla  fede  Cristiana,  ma  solo 
si  trasforma.  I  boschi  specialmente  sono  abitati  da  fate  ora  avverse, 
ora  benigne  all'  uomo ,  da  giganti ,  da  nani ,  da  draghi.  Le  fate 
vestono  di  bianco ,  portano  sul  capo  una  Corona ,  hanno  i  capelli 
d'oro,  bellezza  sovrumana,  voce  soavissima,  predicono  il  futuro. 
La  loro  potenza,  piü  che  in  se  stesse,  sta  specialmente  in  un 
oggetto  che  portano  seco;  tengono  pure  fra  gli  uomini  i  loro  fa- 
voriti,  li  trascinano  spesso  in  un' isoletta  lontana ,  per  lo  piü  nel- 
r  isola  di  Avalen.  Luoghi,  in  cui  piü  spesso  si  incontrano,  sono  i 
boschi  o  le  sorgenti:  ivi  si  portano,  la  notte,  i  neonati,  per  inten- 
dere  le  profezie  che  le  fate  pronuncierebbero  sopra  di  loro.  Piü 
che  quali  streghe,  passano  per  esseri  benigni;  credono  in  Dio  e 
nella  legge  di  Cristo. 

Morgana  e  la  loro  regina ;  Auberon,  figlio  suo,  il  loro  re,  seb- 
bene  siä  un  nano ;  a  lui  non  si  attribuiscono  che  buone  azioni. 
I\Ia  non  e  dovunque  diffusa  la  credenza  in  questo  strano  perso- 
naggio,  nato  prima  che  Gesü  venisse  al  mondo,  e  che  andrebbe  al 
cielo,  quando  fosse  stanco  di  vivere. 

Neil'  antica  poesia  francese  si  introdusse  inollre  la  saga  ger- 
manica del  famoso  fabbro  Wielant  o  Galant.  Le  spade  piü  famose 
escono  dalla  sua  officina:  esse  non  sono  molte,  solo  due,  secondo 
alcuni  luoghi,  solo  nove,  secondo  alcuni  altri:  Durlindana  fra  queste. 
Wielant  poi  e  nato  da  una  fata;  lavora  in  una  oscura  grotta  del 
mare ;  ha,   come  aiutanti,  due  fratelli  ed  altri. 

Quali  nature  diaboliche  appariscono  i  Giganti ;  non  si  appog- 
giano  a  Dio,  ma  all'  Inferno,  di  aspetto  orribile,  hanno  gli  occhi 
rossi,  Corona  sul  capo,  sono  armati  di  clava,  o,  come  i  nani,  di 
frusta. 

Si  riguardano  inoltre  come  esseri  diabolici  i  serpenti,  il  loro 
alito  e  velenoso,  dalla  bocca  gettano  fuoco.  Se  hanno  le  ali,  si 
dicono  draghi. 

Lo  Schröder  nota  poi  1'  alta  importanza  data  ai  sogni.  In 
cssi  i  traditori  appariscono  sotto  1'  aspetto  di  leoni,  leopardi,  draghi, 
grifoni,  aquile  e  lupi.  11  cane  ora  r  simbolo  di  fedelta,  ora  d'in- 
fedelta. 

Codesto  e  forse  il  capitolo  meglio  condotto  e  il  piü  interes- 
sante. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NEU.    ANTICA  I'OESIA  FRANCESE.  Q3 

Grande  il  valore  dell'  Astrologia  (c.  X);  la  qualitä  fisica  di 
una  Stella  o  di  una  costellazione  inrtuisce  sulle  qualita  fisiche  e 
raorali  di  un  uomo.  I  sogni  si  possono  interpretare,  nella  quäl  cosa 
sono  valenti  i  romiti;  la  magia  passa  per  una  scienza  iinporlantissima, 
che  non  ^  per  tutti,  ma  che  si  puo  apprendere  e  non  ripugna  alla 
religione.  Quindi  la  fede  di  {)oter  richiainare  in  vita  gli  estinti  o 
di  scongiurarli,  la  negromanzia,  quindi  la  fede  negli  incantesimi. 
La  malattie  derivano  appunto  da  raali  incantamenti,  e  per  forza 
magica  devono  perciö  sranire,  specialraente  davanti  le  secrete  virtu 
di  molti  metalli  e  pietre  preziose,  che  non  sempre  hanno  tuttavia 
questo  potere  raeraviglioso. 

Gli  astri  poi  influiscono  sulla  forza  stessa  delle  pietre,  di  cui 
i  cavalieri  adornano  1'  elsa  della  spada  e  le  donne  i  braccialetti. 
K  nel  secolo  XIII  appariscono  appunto  dei  libri  sulle  pietre  utili, 
i  famosi  Lapidari.  Come  1 2  sono  i  segni  dello  zodiaco ,  1 2  i 
mesi,  12  gli  apostoli,  12  le  mistiche  virtü  di  Gesü,  12  le  stazioni 
della  sua  passione,  cosi  12  sono  le  pietre  che  portava  sul  petto 
il  pontelice  dei  Giudei,  e  di  cui  la  Cristianita,  fino  dai  [)rimi  suoi 
tempi,  pote  impadronirsi. 

Vi  hanno  poi  dei  corni  magici;  faraoso  quello  d'  Orlando,  tulto 
tempestato  di  pietre  preziose,  e  che  suona  come  60000  corni  in- 
sieme.  Ma  il  corno  di  Elia  e  piu  potente  ancora,  e  sopra  ogni 
altro  quello  di  Auberon,  che  si  fa  udire  per  tutta  la  terra. 

La  fede  saldissima  che  Dio  soccorra  1'  innocente  e  faccia  trion- 
fare  la  giustizia  (c.  XI),  si  riÜette  ancho  nelle  opere  consultate  dallo 
Schröder.  Ecco  1'  origine  dei  duello,  come  un  giudizio  diritlo  di 
Dio:  le  battaglie  stesse  si  svolgono  per  far  trionfare  il  diritto  difeso 
dal  cielo.  Un  cavaliere  innocente  ha  tanta  fede  nel  soccorso  di 
Dio  che  si  hatte  anche  contro  due  o  tre :  1'  aramalato  delega  un 
sostituto.  L'  accusato  nega  con  giuramento  ogni  valore  all'  accusa, 
e  getta  il  guanto  di  sfida.  Pei  due  contendenti  stanno  dei  malleva- 
dori,  quelli  dei  vincitore  possono  andarsene  liberi,  quelli  dei  vinto 
si  tengono  in  carcere.  L'  innocente  prega  Dio  e  gli  si  raccomanda, 
r  empio  confida  solo  nella  sua  forza.  (ieneralmente  il  colpevoK-, 
o  il  vinto,  c  condannato  a  morte;  cosi  pure  i  suoi  mallevadori.  — 
Scarse  le  allusioni  a  un  altro  genere  di  giudizio  di  Dio,  comi>  la 
prova  dei  fuoco. 

La  idea  che  il  popolo  avcva  dclla  fede  dei  Pagani  (cap.  XU), 
coraprendendo  sotto  questo  nome  specialraente  i  Maomettani,  non 
rispondeva  carte  alla  realta.  Grandissimo  il  nuraero  degli  dei, 
Apolin,  Tervagant,  Jupiter:  a  capo,  Maometto.  Seguono  in  ordine 
molti  altri.  Le  loro  statue  sogliono  farsi  d'  oro  e  di  pietre  pre- 
ziose, ardono  dinanzi  a  loro  candele  su  grandi  candelabri,  trt;  di 
questi  celebratissimi,  due  alla  Mecca,  uno  a  Costantinopoli.  Le 
candele  sopra  di  essi  ardono  serapre,  essendosi  accese  la  notte  che 
Gesü  nacque  in  Betlerarae,  percio  i  Cristiani  aspirano  a  possederli. 
Ma    so    (|upsli    odiano   i    maoinrtiani ,  costoro  non    odiano    nicno    i 


94  G-  SCHIAVO, 

cristiani ;  tuttavia  si  potrebbe  dire  che  nei  cristiani  1'  odio  e  piü 
intenso.  Essi  Hanno  inventato  una  brutta  istoria,  per  cui  Maometto 
sarebbe  morto  della  morte  piü  obbrobriosa,  caduto  briaco  su  un 
mucchio    di  letame,  e  divorato  dai  maiali^' 

Non  mi  si  mova  rimprovero  se  del  libro  dello  Schröder  ho 
dato  un  riassimto  forse  un  po'  troppo  largo ;  cosi  non  ci  sarä 
bisogno  di  rimandare  continuamente  all'  opera  consultata,  e  il  mio 
studio,  procedendo  piü  libero ,  potra  riuscire  meno  noioso  e  pe- 
sante. 

Avverto  tuttavia  alcune  cose.  Potro  raantenere  benissimo  i 
primi  4  capitoli,  come  !i  ha  disposti  lo  Schröder :  cosi  pure  il  V, 
VI  e  VII,  ma  invertendone  1'  ordine. 

Lo  Schröder  poi  non  tenne  conto  di  una  cosa,  secondo  me  im- 
portantissima ;  non  ricercö  quäle  risulti  il  concetto  dell'  anima  umana 
dalle  opere  da  lui  consultate,  e  fece  male,  perche,  come  vedremo, 
questa  indagine  e  del  piü  alto  valore.  Percio,  naturalmente  senza 
uscire  dalle  fonti  da  me  studiate,  tratterö  in  un  capitolo  speciale 
delVAm'ma  e  della  Vüa  futura.  "^^vX^ Antico  Testamento  e  sul  Giudizio 
di  Dio  avendo  trovato  pochissimo,  mettero  quanto  ho  potuto  rac- 
cogliere  in  appendice  al  capitolo  1°.  Ne  aggiungero  un  capitolo 
speciale  sulla  Fede  dei  Pagani;  solo  vi  accennerö  al  capitolo  VI. 
Radunero  in  un  tutto  le  varie  superstizioni,  con  le  distinzioni  che 
saranno  piü  opportune. 

Mio  studio  principale  sara  pertanto  di  disporre  tutto  quanto 
ho  raccolto,  in  modo  che  la  sintesi  scaturisca  spontanea  dall'  analisi 
piü  rigorosa  e  paziente. 

II  lavoro  riuscira  quindi  diviso  in  g  capitoli: 

I.  Dio. 

II.  II  Culto  di  Maria. 

III.  I  Santi. 

IV.  Gli  Angeli. 
V.  II  Diavolo. 

VI.  L'Anima  e  la  Vita  Futura. 

VII.  Purgatorio  e  Paradiso. 

VIII.  Inferno. 

IX.  Superstizioni  Varie. 

Di  questi  capitoli,  quello  che  si  riferisce  alla  credenza  nel 
Diavolo,  fu  gia  pubblicato  come  saggio  dell'intero  mio  studio  2,  ed 
ebbe  cosi  incoraggianti  accoglienze,  che  mi  sono  indotto  a  riaccora- 
pagnarlo  agli  altri,  dai  quali  lo  avevo  staccato. 

Obbligo  di  giustizia  e  sentimento  di  riconoscenza  mi  impon- 
gono  inoltre    di    ringraziare    affettuosamente    1'  ottimo  maestro    mio, 


'  Sopra  il  modo  della  morte  di  Maomello,  cfr.   A.   D'Ancona  La  leg- 
genda     di  Maometto  in   Occidente,  Giorn.   Stör,  della  Lett.  ital.  XIII  202  ff. 

-  Atti  del  R«'.  Ist.  Venelo  di  Scienze,    Lettere    ed  Arti,    T.  VII,  S.  VI. 


FEDE  V.  SUPERSTIZIONE  NET.T.'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  95 

il    prof,    Vincenzo  Crescini,    per  la  preraura  vivissima,    con  ciii 
volle  aiutarmi,  per  i  consigli,  di  tnii  mi   fu   largo  o  cortcse  sempre. 


I.    Dio. 

Die    Trino  e  ricordato  rarissimamente.     Alerlino    proinette    al 
villano  ricchezze,  purchr  ogli  onori   la  S.  'Irinitä  : 

Se  je  t'avoie  jii  de  povrele  ti^i6, 
*  Serviroies-tu  la  sainte  Triniic? 

JCD  /o  st.  \2  V.  2 — 3  /.  130. 

Dio  Padre,  Figlio  e  Spirito  Santo  r  invocato  distiiUamente   da 
Rutebeuf : 

Or  prions  au  Roi  glorieux 
Et  ä  son  chier  Fil  precieux 
Et  au  saint-Esperit  ensemble. 

OCR  /"  La  Nouvelle  Complainte  J'  OM.t.  357 — 9. 

Cosi  pure  in  quest'  altro  luogo : 

En  non   de  Dieu  l'esperile 
Qui  treibles  est  en  unite 
Puisse-je  commencier  ä  dire     etc. 

OCR  Les  ordres  de  Paris  p.  187  t.  I — 3. 
A  Deu  et  ä  seint  Esperite 
La  commant  et  au  Sauveor 

RGF  V.  F".     F.  CV  p.  161   V.  116— 7. 

Occorre    qualche  volta  lo  scongiuro  elittico  par  xaintc    'l'riniti-, 
tal'  altra  si  nomina  solo  lo  Spirito  Santo : 

Foi  que  je  doi  seint  Esperite,     RGF,  IV  F.  LXXXVI  p.  261   v.  82. 
Si   m'aist  li  sainz  Espeiites  „  /■".  LXXXVI II  p.  270  v.  266. 

I  Fabliaux,  intorno  a  Dio,  ci  dainio  poco  piu  che  delle  escla- 
niazioni,  degli  scongiuri : 

....  par  le  euer  Dieu     RGF  I"  F.  XVI  p.  179  v.  49. 
i'ar  l'ordre  De  ...   .  ,,  „  p.  180  v.  59. 

.  .  .  se  Diex  m'ait  ,.  „  „     v.  4.6. 

J'ar  Dieu  qui  fist  et  mer  et  omlf     RGF  II 1''  F.  LXV  p.  83  ?-.  78. 
....  par  sainte   patrenoslre  ,,  „  p.    83    v.   51;     //'" 

/'".  LXXXIV  p.  241   V.  434. 

Dio  si  trova  ricordato  insierae  con  qualche  santo : 

Dieu  et  saint  Ladre  d'Avalon       RGI-',   II"  F.  XXXI V  p.  47  v.  25. 
Si  m'ait  Diex  et  sainl  Remis         „         ///"  F.  LXII  p.  83  v.  f;i. 
Gli  L'scnipi  si  potrebhcro  portare  a  diecinc. 

Si  saluta  in   nome  di  Di<K 

A    iJitu   voisics   vous,  daine  amic, 
qui.   Vous  >/arl, 


96  G.  SCHIAVO, 

Consaut  et  ait  et  regart 

Kt  vous  doinst  boine  destinee 

RGF,  //«  F.  XXXIV  p.  88  v.  1966. 

eil  Dieu  voüs  saut 

Olli  sor  loz  hommes  puet  et  vaut! 

RGF.  IV  F.  LXXXIV p.  231   ?'.  121  -2. 
Cil  Dien  qui  fist  le  firmament 

Vos  do'i'nst  hon  jor 

RFG,    V"  F.  CXXIII  p.  116  V.  40. 
Cil  qui  fist  toute  creature 
Vous  otroit  grant  bone  aventure 
Par  sa  doucor  et  par  sa  grasse. 

RFG,   IV"  p.  34  V.  187—89. 

Ma,  qualche  volta,  si  invoca  anzi  che  la  benedizione,  la  raale- 
dizione  di  Dio: 

Que  Diex  maudie  vostre  chiere.     RGF,  11^  F.  XXXIV p.  78  v.  1170. 
De  Diex  soit-ele  maleoite     RGF  II"  F.  XXXVI  p.  121   w.  205—6. 
Dieus  confonde  le  cors  Jouglet.     RFG  IV"  F.  XCVIII  p.  I2t   v.  267. 

Cosi ,  in  queste  esclamazioni  e  nei  saluti  in  nome  di  Dio, 
come  d'  altro  canto  nelle  imprecazioni ,  si  ricorda  Dio  quäle  po- 
tente Creatore  del  mondo  e  dei  viventi,  e  che  puo  vendicare  o 
punire. 

Ma  il  Dio  terribile  e  giudice  severo,  si  trova  invece  continua- 
mente  nei  Contes  Dtvots  e  in  altre  opere  di  genere  sacro.  Un 
esempio  chiarissimo  della  fermezza  di  lui  nei  punire  i  malvagi  si 
ha  nei  DU  de  Florence  de  Rome  {JCD  P),  in  cui  Dio  stesso  annuncia 
a  Florence  che  i  suoi  traditori  pagherebbero  il  fio  dei  torti  a  lei 
fatti  soffrire.  La  donna  infelice  qui  si  mostra  piii  demente  di  Dio, 
dichiara  che  non  vorrebbe  vederli  puniti  a  nessun  patto,  e  prega 
che  a  loro  sia  riraessa  ogni  colpa ,  ma  il  giudice  irremovibile  non 
cede,  anzi  1'  amraonisce  di  non  dir  cosi  fatte  follie. 

E  irremovibile  onnisciente,  Iddio  ci  appare  anche  da  questi 
passo : 

Diex  qui  les  repostailles  voit 

Et  qui  les  cuers  des  genz  connoist, 

A  qui  l'en  ne  puet  rien  auibler, 

Ne  par  fuir,  ne  par  celer, 

De  nos  preuz  nos  semont  et  prie ; 


Et  Dame  Diex  ilec  prendra 
De  nos  meffez  vengance  aperte. 

M II".     De  la  Damisele  qtii  ne  vot  encuser  son  anii 
p.   129,    V.   I  S£g. 

Una  prova  evidente  che  Dio  c  severo  e  non  transige  in  fatto 
di  cio  che  gli  compete  come  possesso  sicuro ,  si  ha  nei  Dii  d^un 
Her  mite  qui  mist  s'aine  en  plege  potir  cele  an  J'evre  {ISl  II"  p.  427  sgg.). 


PEDE  E  SUPERSTIZIONR  NRIJ,   ANIICA   POESIA   l'KANCKSR.  g7 

II  fabbro  t-  caritalevole,  il  romito  prega  Dio  di  arricchirlo,  pcrch^ 
cosi  farebbe  del  bene  ancora  raaggiore;  Dio  esige  da  lui  1' anima 
sua  in  peguo  di  quella  del  fabbro,  che  potcva  andare  dannato,  cor- 
roinpendosi  per  la  ricchezza. 

Del  resto,  senza  fermarci  piii  a  Umgo,  notiaiuo  che  Dio,  nelle 
opere  vedute  da  noi,  come  nel  Dil  de  Floiirence  o  (^<&V! Anpereriz  e 
nel  Dil  de  la  Damisele  <jut  Tie  vot  encuser  son  anii,  fa  sempre  pagare 
a  caro  prezzo  le  opere  malvagie,  i  torti  recati  agli  innocenti. 

Dio,  giudice  severo,  appariscc  anche  nelle  descrizioni  del  giu- 
dizio  universale,  come  vedremo  al  cap.  VI". 

Ora  pertanto,  se  Dio  sta  a  punire  i  malvagi,  egli  deve  esser 
teinuto.  11  padre,  che  apprende  al  tiglio  la  sua  morale  pratica,  gli 
consiglia  spesso  di  temere  Iddio,  lo  avverte  poi  anche  che  il  li- 
more  di  lui  fa  coraggiosi : 

Se  tu  criens  Dieu  et  toi  crienbiont 
Totes  les  choses  de  cest  mont, 
Et  se  tu  ne  criens,  tu  crienbras 
Totes  les  riens  que  tu  verras. 

BM.     Le  Castoiemetit  d'uu  pere  a    aov   Fils.^ 

A  questo  passo  fa  riscontre  il  seguente : 

Qui  ainme  Dieu  et  sert  et  toute 
Volentiers  sa  parole  escoute, 
Ne  crient  maladie,  ne  mort, 
Qu'ä  lui  de  euer  ameir  s'amort ; 
Temptacions  li  cemble  vent. 

OCR.      La    Cumplainte    dou    Conti'    Je    Poitiers.      /" 

/.    55     Z/.    I    Sg^r, 

K  il  buon  padre  dice  altrove  al  liglio  che  il  limon;  di  Dio  i- 
inizio  di  sapienza  [BMW  p.  40 — i  v.  13  sgg.),  avvertinu-iili)  clu'  si 
trova  espresso  anche  in   questi  altri  versi : 

As  saiges  dit  et  fet  savoir 
Li  tres  bons  livres  de  savoir 
Que  la  poor  de  Dieu  commence 
L'inicion  de  sapience. 

M 11^.     De  r Anpeieriz  de  Rome  p.  I    ?■.  i      4. 

-Ma  Iddio  non  si  considera  poi  sempre  con  sacro  terroro,  e 
gia  vedemmo  che  in.  nomc  di  lui  si  saluta  e  si  augiira  il  bene. 
Cosi  pure  e  detto  buoiuj  da  Ouiot  de  Vaucres.son,  sebbene  coslui 
lanicnti  il  poco  raccolto  d' uva  in  quell' anno : 

Biaus  sire  Diex,  rois  deljoncre.     RGF  11^  {>.  140  v.  1. 
Altrove : 

Li  roys  ile  ciel  nostre  do^  pere,     BAI  l"  p.  270  v.  11. 

•  Per  l'origine  di  codesla  raccoUa  di  racconti  nioiali  si  vejjjjn  l:i  belli 
prefazione  di   G.   Paris  alla   sua  edizione   ild   Lai  de  l'Oiselet,   Maris  1S84. 

ZeitNciir.  l.  ruiii.   I'liil.  XI\' 


g8  G.  SCHIAVO, 

Cosi  pure  in  altri  liioghi ,  ma  a  rae  basti  notare  un  passo  in 
cui  si  trova  quel  ravviciiiamento  di  Dio  coli'  Araorc  che  fu  comune 
ai  poeti  medievali.^  11  grazioso  uccellino,  dopo  aver  raccomandato 
ai  cavalieri  e  alle  dame  di  onorare  il  Signore,  continua : 

Dieus  et  Amors  sont  d'un  acort. 

Dieus  aime  onor  et  cortoisie, 

Et  tine  Amors  ne  le  het  mie ; 

Dieus  het  orgueil  et  fassete, 

E  Amors  les  tient  en  vilte  ; 

Dieus  escoute  bele  proiere, 

Amors  ne  la  met  pas  arriere  ; 

Dieus  convoite  sor  tot  largece, 

II  n'i  a  nule  male   tece. 

Le  Lai  de  V  Oiselet. —  Ed.  G.  Paris  p.  82 — 3  v.  1 54 — 162. 

Dio,  del  resto,  non  si  ricorda  sempre  con  rispetto  o  con  amore. 
Un  curioso  confronto  di  due  passi  puö  darci  inoltre  un  chiaro 
esempio  della  dift'erenza  che  separa  la  poesia  religiosa  dalla  pro- 
fana.  Nella  Btble  au  Setgtior  de  Berze  [BM II)  si  dice  che  Dio, 
redento  il  mondo,  volle  dividere  la  societa  in  tre  ordini,  quello  dei 
sacerdoti,  quello  dei  cavalieri,  e  quello  dei  lavoratori  (p.  399 — 400 
V.  179-  86).  In  un  Fabliau  {RGFlll  p.  175,  F.  LXXVII  Des 
pulains  et  des  hrheors)  si  ripete  interamente  la  stessa  idea,  ma,  con 
satira  atroce  e  terribile,  si  iramagina  che  Dio,  credendo  di  avcro 
ordinato  ogni  cosa  pel  meglio,  stia  per  partire,  quando 
Une  torbe  de  Iricheors 
Si  con  putains  et  lecheors  v.  15 — 16 

si  fa  a  gridare  verso  di  lui  perche  la  avesse  dimenticata.  Dio  si 
rivolge  a  S.  Pietro  per  domandargli  chi  mai  sia  quella  gente  che 
si  lamentava  con  lui;  messo  a  cognizione  di  tutto,  assegna  ai  preti 
quelle  povere  donne,  sotto  comando  di  nutrirle  e  vestirle  molto 
bene,  e  i  buffoni,  adulatori  o  cortigiani,  che  si  voglia  dire,  ai  cava- 
lieri, sotto  la  stessa  raccomandazione.  L'  autore  conchiude  che  i 
preti  saliranno  al  cielo,  giacchfe  ottemperano  con  ogni  premura  al 
volere  divino,  ma  i  cavalieri  andranno  all'inferno,  perche  non  lo 
adempiono.     Dio  non  fa  certo  la  piü  bella  figura. 

I  Fabliaux  ci  offrono  inoltre  espressioni  non  troppo  riverenti 
verso  Dio : 

For  le  cul  Dieu RGF I^  F.  XIX  p.  208  v.  318,   p.  209  v.  330, 

p.  112,  ^'-  469- 

E  basti  questa ,  che  a  volere  non  si  finirebbe  gia  cosi  presto. 
Si  aggiungano  le  strane  e  impudenti  mescolanze  di  nomi  sacri  alle 
cose  piü  turpi.  Chi  ne  volesse  una  prova  veraraente  edificante 
potrebbe  leggere  il  Fabl.  XXI,  RGFV\ 


'  A  proposito  di  questo  avvicinamcnto  di  Dio  con  Amore,  il  Boccaccio 
si  serve  della  figura  di  Venere  a  simboleggiare  Dio.  Vedi  V.  Crescini. 
Contributo  agli  studi  sul  Boccaccio.     Torino  1887  p.  96. 


l'EDH  E  SUPERSTIZIONK  NELL'  AN  IICA   l'OESIA   FKANCESE.  QQ 

Cn'slo  c  norainato  molto  piu  spesso  nei  racconti  sacri  che  nei 
Fabliau\ ;  in  questi  ultinii  non  r  che  invocalo,  corae  r  invocato  Dio : 

Par  Dieu,  le  hl  Marie     RGF  //«,  XXXIl' p.  71   v.  756. 
A  Dieu,  le  lil  sainle  Marie     RGF  IP\  XXXIV  p.  78  v.  966. 
....  par  le  Sauveor     RGF  I^.  XXIII  p.  252  v.  210. 
Foi  que  devez  au  Sauveor     RGF  11^,  LIII  p.  264  v.  164. 
Jla!  par  la  crois  au  Sauveor     RGF  IV",    CHI  p.  152  t'.  66. 

A  Gesu  si  raccoraanda,  in  nome  di  Gesu  si  saluta,  si  ringrazia, 
si  giura : 

Que  Jhesucriz,  li  filz  Marie 

Gart  marcheanz  de  vilonie.     RGF,   II"  p.  128  v.  143 — 4. 

Uue  Jhesucriz,  li  filz  Marie 

Doinst  au  marcheanz  bone  vie. 

RFG,  II"  p.  129  V.  167—8. 
A  Jhesu  vous  commant    RFG,  IV  p.  243  v.  473. 
Ge  vos  commant  i  Jesu  Crist       RGF,  IV"  p.  277  t.  64. 
Li  sire  qui  de  la  Virgine  nasqui, 
Et  deigna  pur  nus  morir 

Vous  rende,  dame,  cest  venir      RGF,  II"  p.  224  v.  270. 
Entre  eles  .III.  Jhesu  jurerent     RGF,  I"  p.  168  ?•.  4. 

Nei  Fabhau  di  Martin  H apart,  che  e  piuttosto  im  Conte 
Devot,  si  accenna  a  Gesu  giudice.  S.  Michele  difatti  pesa  dinanzi 
a  Gesu  il  bene  che  il  leguleio  avcva  fatto,  e  1'  anima  pun  sahre  a 
Dio  (RGFIPp.  177). 

Si  incontra  invece,  molto  piü  frequentemente  che  nei  Fabhaux, 
nei  Contes  Devots,  nei  Dits  etc.  Qualche  volta  ci  appare  in  atto 
severo  e  duro  verso  gli  uomini,  ma  ben  piü  spesso  invece  in  tutta 
la  sua  mansuetudine.  Si,  lo  Schröder  ha  ragione :  Cristo  si  pre- 
senla  piü  che  altro  come  il  dio  rigido  e  adirato  '  che  si  coramove 
solo  per  le  preghiere  di  Maria;  ma  bisogna  tener  conto  di  luoghi 
molto  importanti  in  cui  si  mostra  in  tutta  la  sua  bellezza  la  mite 
natura  di  lui. 

Gesu  ha  compassione  della  povera  doima  che  il  marito  ab- 
bandonö  al  furore  del  raare.  Ella  da  gran  tempo  non  vetleva  il 
marito  ed  i  fi^i ;  Gesü  volle  procurarle  questo  conforto: 

Mais  le  douz  Jhcsu-Crisl  tjui  sur  lous  a  ])uissancc 
Vout  monstrer  ä  la  dame  belle  senefiance; 
Car  bien   sout  qu'ot  soutlorie  cruele  j)enitancc. 

JCD  /".      Li  DU  des  Amh^s  sf.  181   v.  2—4  /.  29. 

E  Gesü  .stesso,  per  una  voce  misteriosa,  la  avvisö  che  fra  l)reve 
li  abbraccierebbe. 

Troviamo  altrove  queste  espressioni: 

'  Schröder  op.  eil.   p.  ji. 


lOO  Ct.  SCHIAVO, 

Li  filz  la  Vierge  pure  et  monde 


Li  aignieaux  Diex 

Li  dolz  aigneax,  li  dolz  Salveires. 

BM I".     S.   Leocade  p.  .280  7/.  320— 30. 

Gesü  e  rassomigliato  alla  vigna,  che  da  vino  soave  e  squisito,  nel 
Mnrlyre  de  saint  Baccus  {/CD  P)  e  a  lui  si  rivolge  la  preghiera 
(leir  autore. 

Ne  cotesto  solo  e  il  luogo  in  cui  direttamente  si  preghiGesa: 
sarebbe  anzi  lungo  il  portarli  qui  tutti.  Si  noti  che  per  lo  piii  in 
queste  invocazioni  si  ricordano  specialmentc  gli  alti  della  sua  bonla 
e  clemenza,  finche  visse  vita  d'  uomo.  Basti,  ad  csempio,  questo 
passo: 

Sire.  Diex,  qui  resuscitas 

Saint  Lazaron,  et  perdonas 

La  Magdelene  ses  pechiez, 

Quant  ele  plora  b.  tez  piez, 

Et  que  feis  de  l'eve  vin 

Aus  noces  Saint  Archedeclin  *, 

Aiez  de  moi  merci,  biaus  Sire, 

Et  ne  monstrez  vers  moi  vostre  ire. 
BM  I^.     La  Bible  au  Seignor  de  Berze  /.  419  v.  801 — 8. 

Ma  un  fatto  importantissimo  puo  spiegarci,  meglio  d'ogni  altro, 
come  Gesü  si  considerasse  pietoso  e  mansueto.  Abbiamo  due 
redazioni  di  un  racconto,  molto  diverse  nei  particolari;  vogHo  dire 
il  DU  de  Florence  de  Romme  {JCD  P)  e  quello  de  VAnpereriz  de  Rome 
[M  IP).  Mentre  nel  Dit  de  V Anpereriz,  costei  si  vota  specialmente  a 
Maria,  e  Maria  la  custodisce,  la  preserva  da  ogni  pericolo,  la  mette 
in  grado  di  far  miracoli,  di  guarire  i  suoi  traditori,  di  costringerli 
a  confessare  tutto  il  male  a  lei  fatto ;  nel  DU  de  Floretice,  per  con- 
trario, tutta  questa  parte  spetta  a  Gesü. 

A  lui  Florence  si  vota: 

Et  voua  ä  Jhesu-Crist  que  jamais  en  sa  vie 
N'auroit  ä  homme  nul  charnelle  compaignie, 

yCD  /»  p.  89  St.  5  V.  1—2. 

A  Gesü  ricorre  contro  la  violenza  del  fratello  di  suo  inarito, 
e  Gesü  la  libera  dopo  che  ella  si  e  votata  a  castitä  per  sette  anni; 
fmalmente  se  la  povera  perscguitata  opera  miracoli,  lo  puo  solo  per 
amore  di  Gesü  verso  di  lei.  Difatti  1' imperatore,  ferito  alla  testa 
da  un  quadrello,  viene  a  lei,  senza  averla  riconosciuta,  e : 

Jliesu-Crist  pour  Flourence  beles  vertus  y  fist, 
Car  la  pointe  du  fer  du  dolerenz  quarrel 


*  Dal  gieco  i((j/iT(jixkn'0^.     Cfr.  Schröder,  op.  cit.  p.  i; 


FEDIC  E  SUl^EKSJl/lONlC   NKLL"  ANllCA   TOIiSIA  VKANCESK. 


Sailli  hors  sanz  main  metre.     T^e  miracle  fu  bei. 

st.  172  V.  I  —3  /).  116. 

E  gli  esempi  dell'  amorc  di  Gt'Sii  verso  i  suoi  devoti  sonu 
luoltissimi  :  i  romiti,  i  frati,  k'  raonache  si  raccomandano  continua- 
ruente  non  tanto  a  Maria,  quanto  a  Gesu,  che  non  li  abbandona. 
Basti  a  noi  ricordare  il  brutto  caso  successo  a  un  buon  romito, 
accusato  da  una  fanciulla  di  averla  fatta  luadre.  L' accusa  i-  falsa: 
il  romito ,  battuto  ingiustamente  ed  ofteso ,  perdona  per  amor  di 
Gesü.  La  fanciulla,  al  momento  di  partorire,  sta  per  soccombere, 
confessa  che  1'  avea  tradita  un  suo  amico ,  manda  a  chiamare  il 
romito  e  gli  chiede  perdono ,  riconoscendo,  nella  stretta  terribile 
che  r  avea  presa,  il  castigo  di  Dio.  Appena  confessato  il  suo  in- 
ganno,  ella  e  libera  e  sana  {M  II  De  Li  Damoisele  gut  ne  vol  en- 
cuser  sott  ami).^  Ma  non  solo  ciu :  Gesu  veglia  anche  sopra  i  suoi 
devoti,  per  farli  migliori  o  toglierli  in  ogni  modo  al  pericolo  di  mon- 
tare  in  superbia.  Ce  ne  da  una  bellissiraa  prova  il  fatto  seguente.  Zo- 
zima,  buon  romito,  che  dovra  poi  ritrovare  S.  Maria  Kgiziaca  e  sommi- 
nistrarle  l'Eucarestia  prima  che  ella  mussia,  un  bei  momento  s'  era 
persuaso  seco  stesso  di  aver  fatto  quanto  puö  meglio  un  mortale, 
e  se  ne  compiaceva  non  senza  un  po'  di  vanita.  Gesü  temette 
per  lui,  gli  mando  un  angelo  per  fargli  conoscere  che  al  mondo 
c'  era  qualcuno  migliore  di  lui  [OCR  II  La  V'ü  Samte  Marie 
r Egiplianne  p.  284  v.  563 — 81). 

E  un'  altra  prova ,  che  vale  anche  a  mostrarci  quanto  Gesu 
sia  tenero  del  rispetto  che  gli  deve  il  mortale,  ci  e  data  da  questo 
rairacolo.  Un  frate  ha  in  animo  di  derubare  il  raonastero  e  fug- 
gire,  tuttavia  compie  egualmente  il  sacrificio  della  messa.  Gesü 
scende  dal  cielo  proprio  nel  momento  che  il  frate  innalza  1'  ostia, 
la  leva  di  mano  al  ministro  sacrilego: 

Si  come  l'oiste  sainte  prist 
Et  par  devant  soi  la  hausa, 
Li  Fiuz  de  la  Virge  lensa 
Sa  main  et  l'oiste  sainte  prist 
Kt  en  sa  main  destre  la  mist. 

Lo  ha  fatto  per  punire  il  monaco?  no,  per  convertirlo.  Di 
fatto  il  frate,  al  chiaro  segno  del  cielo,  si  penti  subito  di  cuore  e 
allora : 


'  E  probabilmcnte  un  ricordo  dtl  miracolo  operato  da  Dio,  per  salvarc 
r  onorc  di  S.  Jean  Bouche  li'or.  La  figlia  di  un  re  che  aveva  avute  col- 
r  amante  troppo  intime  relaziuni,  accusö  S.Giovanni  di  seduzione,  onde  questi 
fu  punito.  ila ,  j)el  torlo  fatto,  la  giovane  dove'  per  7  aiini  giaccre  a  lelto 
fra  mille  dolori ,  tinclK:,  richianiato  il  santo,  per  ptcghiera  di  lui,  ella  si 
sgravö  linalmenle  di  un  fanciullo  di  7  anni.  ("fr.  Schröder,  op.  cit. 
p.  50,  nota. 


102  G.  SCHIAVO, 

Li   enfes  l'oiste  li  lendi 

Pour  la  promesse  qu'il  ot  feie, 

El  pour  sa  conscience  neig. 

ü///".     Du    Clerc  Golias    qui  volt    rober    s\ibaie, 
p.  453 — 4,  V.  190 — 4  e  220 — 2. 

In  tutli  codesti  luoghi ,  e  non  ho  scelto  che  i  piii  nolevoli, 
Gesn  ci  appare  adunque  tutt'  altro  che  il  re  del  Cielo  inflessibile 
e  rigido,  ma  il  conforto,  la  guida,  1'  amico  dell'  uomo.  Anche  sc 
si  invoca  il  suo  sdegno  contro  qiialcuno,  e  pin  che  altro  pel  bene 
comune.  Cosi  Rutebeuf  e  nella  Complatnte  de  Sat?jte  Eglise  {OCR 
11),  e  piü  ancora  in  quell'  altra  poesia  ardente  di  zelo  religiöse  e 
di  sdegno  altissimo  contro  i  vizi  dei  prelati  che  la  Chiesa  prosti- 
tuirono,  poesia  in  cui  quegli  si  mostra  cosi  incisivo,  acuto,  potente, 
da  trasfondere  nel  lettore  tutto  il  fuoco  dell'  accesa  anima  sua : 

S'en  ai  le  euer  taint  et  piain  d'ire 

Quant  je  la  vois  en    tel  point  mise. 

Ha,  Jhesus-Criz!  car  te  ravise 

Que  la  lumiere  soll  esprise, 

C'on  a  estaint  por  toi  despire. 

OCR  II,  De  Samte  Eglise  p.  45—6  v.  5—9  sgg. 

Dato  qiiesto  puro  ideale  di  amore,  di  rassegnazione,  di  sacri- 
ficio ,  dato  questo  uomo  che  muore  per  redimere  gli  uomini ,  e 
naturale  che  la  storia  della  sua  passione,  dei  suoi  dolori  e  della 
sua  morte  si  ricordi  con  un  senso  di  infinita  tristezza,  Non  c'  e 
bisogno.  di  ricorrere  ai  Misterii  per  trovar  larghi  accenni  ai  fatti 
principali  della  sua  vita;  senza  volere  portar  innanzi  tutti  i  luoghi 
in  cui  se  ne  parla,  notiamo  che  non  una  volta  la  Vergine  si  rivolge 
a  Gesü  per  impetrarne  la  grazia  in  favore  di  chi  ricorre  a  lei,  che 
non  ricordi  d'  essergli  madre  e  d'  avere  crudelmente  sofferto  nel 
vederlo  patire  e  morire.  Aggiungiamo  che,  anche  quando  i  mortali 
si  rivolgono  a  lui,  mettono  sempre  innanzi  i  meriti  suoi  intiniti 
per  costringerlo  in  certo  modo  ad  esaudirli,  sia  pure  che  se  ne 
riconoscano  indegni.  Perfino  impartendo  1'  Kucarestia,  si  ricorda 
quanto  Gesü  fece  per  gli  uomini  e  come  egli  sia  il  vero  figlio 
di  Dio ;  per  non  ricordare  che  un  eserapio  chiarissimo ,  segue 
questo  costume  lo  stesso  Zozima,  comunicando  S.  Maria  Egiziaca 
(op.  cit.  p.  301 — 2). 

INIa  se  Gesü  mori  per  l'unianila,  quanto  tristi  devono  esser 
stati  i  Giudei !  Quindi  1'  odio  contro  di  loro  che  si  manifesta  ogni 
qualvolta  accada  di  nominarli ;  i  Giudei  sono  dannati  nell'  Inferno 
a  eterna  impiccagione  [BAI  S.  Leocade,  I  p.  282  v.  370),  i  Giudei 
sono  di  dura  cervice.  Riportero  due  passi,  il  primo  a  dimostrarc 
fin  dove  quest'  odio  sapesse  spingersi,  1'  altro  a  dare  insieme  il  luogo 
in  cui  si  parla  piü  distesamente  che  altrove  dei  fatti  che  accom- 
pagnarono  la  vita  e  la  morte  del  Redentore.  L'  autore  di  una 
strana  rassoigna  del  signilicato  di  ogni  leltera  dell'  alfabeto,  lunga 
e  noiosissima  tirata,    arriva  finalmente  alla    lettera  Y.     Questa  e  la 


FEDE  E  SUl'ERSTl/lONK  NELL    ANIICA   I'OESIA  FKANCESE.  IO3 

lettera  piü  antipatica  che  egli  abbia  incontrato  e  ne  da  subito  la 
ragione.  Vedete,  ci  avverte  il  brav'  uomo,  questa  lettera  fu  inven- 
tata  dai  Giudei,  che  avevano  il  costume  di  introdurre  nella  loro 
Hngua  lottere  Greche  e  Caldee,  per  indicare  con  esse  Gesü,  ofl'en- 
derlo  cosi  senza  che  egli  potesse  capire  il  vero  signilicato  de!  segno 
con  cui  lo   indicavano : 

Quant  li  Juys  orent  Dieu  pris, 
Qui  sovent  ert  par  aus  repris, 
Si  metoient  en  lor  ebrieu 
Lettres  de  Caldieu  et  de  Giieu, 
Et  cuidoienl  que  Dame-Dieux 
Ne  seust  ce  entendre  d'els, 
Tant  estoient  fol  et  estout; 
Mes  Dame-Diex  entendoit  tout. 

yCD  II.     La  Senefiance  de  l.'J,  B,  C  p.  287  jY.  29 
V.  5—12. 

L'  altro  passe  si  incontra  nella  storia  di  S.  Leocade.  Piglian- 
dosela  coi  Giudei,  1'  autore  li  dice  piü  duri  di  pietra  dura,  dacche 
non  vollere  riconoscere  la  venuta  di  Cristo,  quando  pure  tutto  il 
mondo  1'  aveva  riconosciuta : 

II  sont  plus  dur  que  piene  dura, 

II  sont  plus  dur  que  acier  ne  fers, 

Li  ciel,  la  mer,  la  terre,  enfers, 

Nes  li  caillou,  les  pierres  dures, 

Et  totes  autres  criatures 

A  lor  Criator  s'assentirent, 

Et  sa- venue  bien  sentirent.     p.  278 — 9  ?'.  242  sgg. 

Continua  dicendo  che  si  accorsero  i  cieli  della  sua  venuta 
quando  mandarono  la  loro  Stella  che  aprisse  ai  magi  la  via;  il  raare 
che  per  lui  fu  queto  e  che  lo  sorresse,  e  la  terra,  tanto  spaventata  per 
la  sua  morte  che  tremo  tutta  e  fremi-.  La  Luna  c  il  Sole  poi  sc 
ne  accorsero : 

yuar  de  sa  Seinle  Passion 
Orent  si  grant  compassion, 
Que  luit  en  furent  noir  et  tainl 
Et  lor  clartez  tote  en  estainl ; 

I.f  ]>i<nre  e  ie  roccie  inoltre  ebbero 

tel  tristece 

Tel  angoisse  et  tel  destrece, 
Qu'escarlelerent  et  j)artiient 
Et  esinirent  et  fendircnt. 

Perfino  1'  Inferno  riconobbe  la  venuta  di  Cristo,  lasciando  uscire 
Ie  anime  oppresse. 

Kcco  aduncpu;  coine  un  riassunto,  datoci  dallo  stesso  poeta, 
dcj   falti  piü    notevoli    che    accompagnarono  la  vila  (>  la  morte  dcl 


I04  G.  SCHIAVO, 

Salvatore.  Ma  non  sono  i  soli.  Lo  Schröder  nota  giustamente  che 
la  storia  della  Redenzione  c  trattata  con  predilezione  in  tutti  i 
generi  e  in  tutti  i  periodi  dell'  antica  letteratura  francese  i ;  senonche, 
non  avendo  io  ritrovato  nelle  opere  da  me  consultate,  piü  di  quanto 
rinvenne  lo  Schröder,  non  stimo  opportun©  aggiungere  qui  le  mede- 
sime  cose.     Mi  limiterö  pertanto  a  notar  solo  le  principali. 

Nei  Misten  che  riguardano  la  storia  di  Gesü,  pubblicati  dal 
Jubinal,  e  che  sono :  la  Nativüe  de  N.  S.  Jhesu-Crist  —  le  Geu  de 
irois  Roys  —  la  Passton  de  Notre  Seigneur  —  la  Resurredion  de 
Nostre  Seigneur  (JMys  11),  si  narra  e  si  rappresenta  la  vita  di 
Gesü,  ma  anche  qui  dall'  avvenimento  solenne  della  sua  nascita,  si 
salta  senz'  altro  a  quello  non  meno  solenne  della  sua  morte,  aggiunti 
i  soliti  fatti  piü  comuni,  come  la  conversione  della  Maddalena,  la 
Resurrezione  di  Lazzaro,  1'  ultima  cena,  il  tradimento  di  Giuda,  la 
ascesa  al  Calvario,  la  sepoltura  di  Cristo  per  Nicodemo,  il  miracolo 
operato  su  Longino,  quindi  la  discesa  all'  Inferno, 2 

Noto  piuttosto  che  nel  mistero  della  Nativitä  (JMys  II  p.  i — 78) 
si  ricorda  che  lo  sposo  dato  a  Maria,  le  era  stato  scelto  dal  cielo. 
Dio  stesso  mandö  1'  angelo  Michele  ad  annunziare  al  vescovo  di  Na- 
zareth  di  raccogliere  il  popoio,  e  di  scegliere  per  marito  alla  don- 
zella  quello  il  cui  bastone  improvvisamente  rinverdisse.3  Lo  Schrö- 
der poi  avverte  che  tra  i  segni ,  i  quali  preannunciarono  e 
accompagnarono  la  venuta  del  Messia,  si  ricordano  questi :  Socrate 
era  raorto  per  non  aver  creduto  agli  idoli,  ma  a  un' unico  Dio;  in 
Egitto  una  statua,  rappresentante  la  Vergine,  con  in  braccio  un 
fanciullo,  resto  in  piedi  all'  apparire  della  sacra  famiglia,  mentre  le 
altre  statue  di  idoli    caddero    infrante;    in  Roma    c' era    un   tempio 


^  Schröder,  op.  cit.  p.  14. 

"^  II  giorno  in  cui  Cristo  mori  e  ricordato  con  venerazione  anche  nei 
Fabliaux,  e  rispettato  fin  dai  ladroni.  Anzi  costoio  osservano  qualunque  Ve- 
nerdi,  evidentemente  in  omaggio  a  Gesü.  Alcuni  ladroni  per  es.  avevano 
nascosto  un  prosciutto :  uno  di  loro,  la  sera  del  Giovedi,  propose  di  andarlo 
a  levare,  per  mangiarne  un  pezzo,  1' indomani  essendo  vietate  le  carni  {RGF 
V"  p.  126  V.  329 — 31). 

II  Venerdi  Santo  i  buoni  cristiani  vanno  a  messa.  Ce  lo  ricorda  il  Fabl. 
Du   Prestre  qui  dist  la  Passion  {RGFX  F.  CXVIII). 

Cosi  nel  Dit  du  Chevalier  au  Barizel  {BMW)  si  ricorda  con  orrore 
che  il  cavaliere  aveva  ordinato  di  grasso  ai  suoi  cuochi  il  Venerdi  Santo. 
Questo  giorno  si  dice  spesso :  le  graut  Vendredi,  le  V'endredi  ahorree,  le 
jour  de  la  croix  ahorree  etc. 

3  Tradizione  piuttosto  comune.  Secondo  il  Viiali  {Vita  ed  opere  di 
S.  Giuseppe ,  Roma,  Saraceni,  IIa  ediz.  1885,  Libro  1"  c.  XXI,  p.  226  sgg.), 
essa  c  antichissima  e  appoggiata  da  alcuni  Padri  e  da  molti  dottori  e  Scrit- 
tori  sacri.  Essa  narra  che  il  sommo  sacerdote  degli  Ebrei  (749  di  Roma), 
ispirato  da  Dio,  rinnovö  la  prova  che  aveva  fatto  Mose  nel  deserto,  trattandosi 
di  dare  il  sommo  sacerdozio  ad  Aronne.  Cosi  furono  deposte  nel  tempio 
delle  verghette  aride  e  secche  di  mandorlo,  e  la  mattina  seguente  solo  quella 
di  Giuseppe  aveva  germogliato  e  dato  vaghissimi  fiovi. 

Rafiaello  stesso  nel  suo  ,,Sposalizio"  tenne  conto  di  questa  tradizione. 


FEDE  K  SUI'EKSII/.IONK  NM  I.    ANIICA   POKSIA   FKANCKSK.  I05 

che  sarebbe  rimasto  intatto  finchc  una  Vergine  avessc  parlorito  im 
figlio.' 

Or  bene,  nella  Na/ivi/c'  ricordata,  si  presenta  Cesarc  con  un 
suo  sacerdote  che  trova  scritte  sul  piedestallo  della  statiia  di  Giovc 
queste  luisteriore  parole: 

Dum   Virgo  nialer  pariel 
Ista  ymago  corruet.  — 

E  la  statua  cadde  di  fatto,  e  le  parole  sparirono  al  raomento  della 
nascita  del  Salvatore. 

Cosa  affatto  singolare  e  invecc  quella  di  aver  dato  alla  Ver- 
gine, nel  momento  del  parto,  una  specie  di  levatrice,  certa  Hoiic- 
slasse  che  e  la  prima  ad  accogliere,  con  gioia  infinita,  fra  le  sue 
braccia,  il  divino  fanciullo. 

Le  Geti  de  trois  Rots  (JINIvs  II  p.  79 — 138)  ci  da  anche  il  nome 
dei  re,  fedele  alla  tradizione  cristiana  e  popolare:  Melchion  (Mil- 
chiorre),  Baliazar  (Baldassare)  e  Jaspar  (Gasparo).  Li  dice  inoltre 
guidati  dalla  Stella  di   Balaam,    anche  in  ein    non    alterando  nulla.- 

Ma  dove  altera  e  inventa  (!■  nel  raccontare  come  questi  tre  re 
movessero  1'  uno  all'  insaputa  dell'  altro  e  separataraente  verso  il  luogo 
a  cui  la  Stella  li  conduceva,  nel  dichiarare  che  questi  tre  re  erano 
stati  continuamente  in  guerra  fra  loro,  ma  che,  incontratisi  nel 
comune  pensiero  di  onorare  il  re  de'  re,  s'erano  rappattumati,  diven- 
taudo  amici. 

Or,  bene,  Cristo  e  morto ;  una  tradizione  speciale  ricordera  ch(^ 
alcune  goccie  del  sangue  suo  furono  raccolte  dal  buon  Giuseppe 
d'Arimatea;  nelle  opere  nostre  si  ricorda  invece  che  la  croce  su 
,cui  mori  non  andö  smarrita:  essa  sta  nel  tempio  di  Gerusa- 
emme,  e  i  Cristiani  il  di  dell'  Ascensione  si  recano  anche  da  lon- 
tani  paesi  ad  adorarla.  La  stessa  Maria  Egiziaca  era  venuta,  su 
una  nave,  dall'  Egitto  con  molti  pellegrini  diretti  con  questo  tine 
a  Gerusalemme : 


'  Schröder,  op.  cit.  pag.  15,  nota. 

■^  Cfr.  Matteo  c.  II".  A  proposilo  di  profezie  e  di  profeti  si  avvcrla 
che  nci  misteri  dati  dal  Jubinal  inlorno  a  Gesü,  comc  fondo  al  quadio  ge- 
nerale si  rappresenla  rinferno.  I  ileiiioni  si  corrucciano  conlinuanienlc  alle  pro- 
fezie che  vanno  fra  loro  scambiandosi  nel  Limbo  i  vaii  profeti,  Arnos,  Elias, 
Isaia,  Daniele ,  poi  lo  slesso  Giovanni  Batlista,  suUa  \  icina  liberazionc  dalle 
loro  pene. 

Inoltre  1'  auloritä  della  Sibilla  dagli  stessi  profeti  viene  citata  conie 
pegno  sicuro  che  il  Redentore  doveva  comparirc.  Lo  dice  lo  stesso  Arnos 
ad  Elia:  Hdlie,  suz  l'auctoritc 

Devons  entendre  Scbile 
Uui  fut  roync  nioult  nobile, 
Et  dist  qu'uns  nestroit  de   fainnie, 
Sans  corrupcion,  sans  ditTanie. 

La   Nativitt!  p.  1 4  ?'.  1 5  j^^y- 
Ouanto  fosse  comune  la  credenza  nelle  Sibille,  o  nella  Sibilla,  nel  Medio  Kvo 
apparisce  dal   verso  del   J)ies  irae:    Teste  DaviJ   cum   Sybilla.   -      Vedi   anche 
JMys.  II,   Xolfs  p.  38 1. 


I06  G.  SCHIAVO, 

Le  jors  vint  de  l'Acenssion : 
La  gent  ä  grant  porcession 
Aloit  aorer  la  croiz  sainte 
Qui  dou  sanc  Jhesu-Crist  fu  tainte. 
OCR  II.      La    Vie  Sainte  Marie  V Egiptianne  p.  l~jQ  v.  l8l — 4. 

Secondo  una  nota  leggenda,  la  croce  fu  fatta  del  legno  del- 
r  albero  fatale,  per  cui  avean  peccato  i  primi  parenti.  Nella  Xa- 
tiviU  di  N.  S,,  Dio  stesso  per  mezzo  di  Rafaele  manda  a  Set,  figlio 
di  Adamo,  un  ramo  dell'  albero  da  plantar  sulla  tomba  del  padre 
(JMys  II,  19,  V.  17 — 25).  Qui  Iddio  non  annuncia  che  da  quel 
ramo  dovra  tagliarsi  piü  tardi  il  legno  per  innalzare  la  croce  a 
Gesü,  ma  dal  contesto  si  capisce  benissimo  che  a  ciö  volevasi  al- 
ludere.i 

Ed  ora,  dopo  aver  parlato  di  Dio,  come  si  presenta  nelle 
opere  da  noi  consultate,  vediamo  di  riepilogare  in  poche  linee, 
cerchiamo  di  dare  come  in  un  tutto  il  concetto  di  Dio  quäle  si 
manifesta  alla  mente  dei  nostri  poeti,  servendoci  dello  studio  fatto 
da  noi  e  dallo  Schröder. 

La  rappresentazione  di  Dio  non  puo  essere  che  aftatto  volgare 
e  spesse  volte  rozza.  Cio  apparirä  ancora  meglio  dal  seguito 
delle  nostre  ricerche,  quando  verremo  a  parlare  del  Paradiso.  Tut- 
tavia,  comunque  i  nostri  poeti  si  raffigurino  Iddio,  sta  il  fatto  che 
egii  e  concepito  specialmente  come  forte,  potente,  eterno  custode 
della  legge ,  rigido  e  inflessibile  giudice.  Bisogna  venire  a  Dio, 
considerato'  come  il  Figlio  amoroso  che  e  morto  per  gli  uomini,  se 
si  vuole  incontrare  presso  di  lui  la  dolcezza  e  la  carita  tutta  pro- 
pria  della  nuova  Fede.  Tuttavia  questo  carattere  non  si  presenta 
sempre  in  tutta  la  sua  chiarezza ;  notammo  difatti  come  lo  Schröder 
trovi  predominante  1'  idea  di  un  Cristo  adirato  e  severo. 

Cio  e  quanto  dire  che  il  concetto  di  un  Dio  pietoso,  com- 
passionevole  e  benigno  non  si  forma  cosi  presto  negli  antichi  poeti 
francesi,  ma  si  svolge  poco  a  poco,  precisamente  come  grado  grado 


*  Mussafia:  Sidla  Leggenda  del  Legno  della  Croce,  Rend.  dell'Accad. 
di  Vienna,  63,  pp.  165  sgg. 

Cfr.  anche  G.  Paris,  La  litt.  fr.  au  Moyen  age,  pp.  203,  267.  Lo 
Schrödei'  poi  ricorda  due  tradizioni  sopia  un  albero  egualmente  impor- 
lante  (op.  cit.  p.  133).  Cosi  in  un  Fabliau  troviamo  ricordala  la  santa  lagrima 
che  nostro  Signore  pianse  su  Lazzaro,  onorala  al  moiiastero  della  S.  Trinitä 
di  Vendome,  ove  appunto  era  stata  portata,  secondo  la  leggenda.  Si  tralta 
in  questo  Fabliau  \rGF  IV,  F.  XCIV  p.  81,  v.  412 — 18)  di  una  donnina 
asluta  che,  sorpresa  dal  marito  in  uno  dei  consueti  momenti  un  po'  imbaraz- 
zanli,  lo  persuade  che  egli  stava  perdendo  il  senno  e  lo  consiglia  a  votarsi 
alla  Santa  Lagrima :         Sire  voes  vos  a  Vendosme 

Que  li  oeil  vos  sont  ennubli; 

Ne  le  metez  mie  en  oubli, 

Ne  requerez  respit  ne  terme, 

Mais  alez  ä  la  seinte  Lerme  : 

Bien  sai,  quand  vos  1'  aoroiz  veüe, 

Oue  Diex  vos  rendia  la  veüe. 


FEDE  E  SUPEKSriZlONK  NEI.L'  ANTRA   POESIA  EKANCKSE.  lOJ 

entrano  nel  popolo  i  sentimenti  nuovi  del  perdono  e  della  carita 
pel  prossimo. 

Aggiungiamo  ora,  quasi  appendice  a  questo  capitolo,  il  poco 
che  potemmo  trovare  intorno  aWAfif/'co  Testamenio  e  al  Giudizio 
di  Dio. 

Si  puo  dire  che  tutto  quanto  si  riferisce  ai  fatti  dell'  Antico 
Testamento  si  trova  raccolto  nei  Misteri  di  N.  Signore.  Tanto  nella 
XativiU  che  nel  Geu  de  trois  Roys,  nella  Passion  e  nella  Risurredion  •, 
si  presentano,  come  notammo,  i  profeti  che,  aspirando  alla  prossiina 
liberazione,  ricordano  la  caduta  dei  prirai  genitori. 

Inoltre  appariscono  Adamo  ed  Eva  che  rimpiangono  ancora  il 
loro  fallo,  ed  c  a  notare  che  tanto  nella  yativitc  che  nella  Resur- 
redioit,  si  comincia  proprio  ab  ovo,  si  rappresenta  la  creazionc  di 
Adamo  ed  Eva  nel  Paradiso  Terrestre,  la  disobbedienza  commessa, 
la  cacciata  dal  luogo  beato,  quindi  le  fatiche  che  devono  sostenere 
in  pena  del  loro  peccato.  Questa  triste  istoria  della  caduta  del- 
r  uomo  da  uno  stato  di  felicita  a  quello  di  dolori  e  .  di  stenti, 
deve  avere  maggiormente  agitato  e  commosso  le  menti  del  popolo ; 
ci  e  ricordata  percio  anche  in  altri  luoghi.  Si  avverte,  per  es.,  che 
la  gola  fu   il  peccato  per  cui  1'  umanila  cadde  in  perdizione : 

Glouteiie 

Qui  le   monl  a  en  sa  baillie  : 
Ceste  tist  premerain  jadis 
Geter  l'onrae  de  paiadis 
Uuant  il  menja  le  fruit  niortal 
Por  quoi  sot  le  bien  et  le  inal. 

yCD  II,   Moralites  siir  six  vers,  p.  30 1,  st.  10. 

Nella  Bible  au  Seignor  de  Berze  {JCD  II)  si  ricorda  che  se 
Adamo  ed  P^a  non  avessero  peccato.  Ja  niis  en  Enfer  n^  en  en- 
'Irast  invece  Dio  vide  necessario  il  suo  sangue  per  redimere  il 
mondo,   condotto    a    perdizione  Por  une  pomme  malastroue  (p.  398). 

Si  incontra  piii  di  rado  il  ricordo  degli  angeli  ribelli.  .  Nel 
IMistero  della  Xaliviti ,  e  piu  ancora  in  quello  della  Rcsurrcclion, 
vedremo  a  suo  luogo  come  i  demoni  rimpiangano  la  perdita  fatale 
del  Paradiso,  ma  fuori  di  questi  passi  non  mi  venne  fatto  di  ritro- 
varnc  un  cenno  che  nelle  jMoralitcs  sitr  six  Vers.  —  Orgoglio  e 
quello  che  insegna  ogni  vizio: 

Primes  fisl  les  angies  pecliiei 

Orguex  et  dou  ciel  Irebouchiei, 

Puis  a  el  monl  seine  mainl  mal.    /.  301   st.  9. 

Bisogna  ricorrere  alla  Bible  au  Seignor  de  Berze,  per  avere  due 


'  Non  Iio  polulo  consultare  il  Mislero  ilella  Resurrection  du  Saiiveur 
elc.  cdil.  dal  Jubinal,  J'aris,  1834.  Ma  d' allra  parle  nullu  di  nuovo  avrci 
Irovalo,  perchc  esso  aderisce  completamenle  al  icsto  evangelico,  nel  ripor- 
tato  in  martnne  nel  codice  (Ved.  D'A  n  rnn.n,  Or/^.  '/''/  Teatro  in  Ita/ia 
I  68). 


I08  G.  SCIIIAVO, 

allri  ricordi  del  Vecchio  Testamento.  L'  autore,  per  dimostrare 
come  non  si  debba  far  nessun  conto  della  vita  a  noi  assegnata, 
porta  1'  esempio  di  Mathusalem  che  stabili  di  non  fabbricarsi  nes- 
suna  casa ,  dopo  avere  saputo,  per  rivelazione  divina ,  che  egli 
vivrebbe  soli  novecent'  anni,  e  quello  di  Giona  profeta  che,  volendo 
fuggire  la  morte  a  cui  temeva  di  andare  incontro,  se  fosse  arrivato 
a  Ninive ,  venne  poi  a  cadere  nel  ventre  di  una  balena  [BM 
p.  410 — II  — 12   V.  529 — 612). 

Sono  frequenti,  per  contrario,  le  allusioni  agli  avvenimenti  del 
Testamento  Nuovo.  Giä  il  passo  riportato  dalla  storia  di  S.  Leo- 
cade  ce  ne  da  una  prova :  aggiungiamo  che  nei  Misteri  intorno  a 
Gesü  compariscono  continuamente  la  Maddalena  e  le  altre  donne 
pie  che  piansero  sugli  strazi  sofferti  dal  Redentore :  gli  Apostoli 
pure  intervengono,  specialmente  Giacomo,  Pietro  e  Giovanni.  Rute- 
beuf  poi  nei  suoi  Compianti  si  riporta  continuamente  ai  fatti  del 
Nuovo  Testamento,  specialmente  ai  martirii  dei  santi  e  degli  apostoli 
per  amore  di  Gesü,  cercando  di  ridestare  nello  spirito  dei  Cristiani 
1  ardore  per  le  Ciociate. 

{pCR\.  La  Co?nplain/e  d'Üufre-Mer  p.  107 — 8  v.  i  sgg. ;  La 
Nouvelle  Complainte  d'O.  M.  p.  144,  v.  344 — 51;  Li  diz  de  la  Voie 
de   Tunesl,  p.  161  v.  5 — 12   e  altrove).' 

Nei  misteri  piü  specialmente  riguardanti  gli  apostoli  e  i  primi 
martiri  si  continua  pure  il  vivo  ricordo  dei  fatti  che  seguirono  a 
Gesii,  ma  di  cio  parleremo  al  cap.  IV. 

Quanto  al  Giudhio  di  Dio  siamo  davvero  stati  poco  avventurati 
nelle  nostre  ricerche.  La  ragione  e,  del  resto,  evidente :  lo  Schröder, 
consultando  la  poesia  epica  e  cavalleresca  (cap.  IX  p.  135 — 50), 
poteva  trovare  larghissimo  materiale:  io  non  rinvenni  che  un  solo 
caso,  strettamente  parlando,  tanto  che  si  potrebbe  anche  trascurare. 
Ma  nulla  credendo  inutile,  lo  aggiungo.  Esso  ci  e  dato  nel  Dil 
des  AneFes  {/CD  1),  La  moglie  sedotta  e  sorpresa,  non  riconosce 
piii  il  legittimo  sposo.  II  giorno  del  combattimento  si  portano  le 
reliquie  dei  santi:  prima  giura  il  marito  che  quella  era  sua  moglie; 
costei,  pentita  e  confessa,  giura  esser  quello  il  suo  sposo.  Allora 
le  parti  si  invertono;  il  seduttore  riconosce  che  non  era  dessa  la 
donna  sua,  ma  egli,  che  per  sedurla  aveva  fatto  di  tutto,  la  accusa 
di  averlo  sedotto.  Giura  il  perfido,  ma  questa  volta  sono  contro 
di  lui  Dio  stesso  e  S.  Giacomo,  a  cui  appunto  si  erano  diretti  in 
pellegrinaggio  i  due  sposi  e  il   cavalier  seduttore : 

1  Notiamo  che  Rutebeuf,  nel  suo  feivore,  cade  perlino  nell' ascetico. 
Cosi  in  questo  luogo : 

Ce  dit  eil  qui  por  nos  out  asseiz  honte  et  lait : 
,,N'est  pas  dignes  de  moi  qui  por  moi  tot  ne  lait" 

Li  diz  de  la    Voie  de   Times,  I  p.  165   v.  8  t — 2. 

Lo    stesso    pensiero    e    svolto    ancora    piv.    largamente    nella  Nouvelle   Conipl. 
d'Ontr.  Mer,  p.  134  v.  q8 — 102;  cosi  pure  nella    Complainte  d'  Outre-Mer. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NEU.'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  I  Og 

A  celui  qui  out  tort  avint  tel  mescheance 

Oue  quant  il  fu  el  champ  son  cheval  n'ot  puissance 

D'aler  cncontre  l'autre.    C'estoit  <jrant  demonstrance      etc. 

p.  14,  st.  85—6. 

L'  altro  allora  gli  fu  .subito  addosso  coUa  .spada  e  lo  obbligo 
a  confessare  tutta  la  sua  colpa.  II  seduttore  fu  preso  e  gettato 
in   prigione. 

Kgualmente  un  tentativo  di  Giudizio  di  Dio,  non  una  vera  e 
propria  sfida  compiuta ,  ci  offre  il  Dit  de  la  ßorjoisse  qici  Jii  grosse 
de  son  fil  {M  II). 

Difatti,  qui  il  demoiiio  che  accusa,  trasforraato  in  raedico,  la 
vedova  incestuosa,  provoca,  per  sostenere  cio  che  disse  all'  impera- 
tore,  una  specie  di  Giudizio  di  Dio.  Propone  che  si  accenda  un 
rogo,  e  che  dentro  sia  gettato  egli  stesso :  se  poi  non  brucia.sse, 
fosse  po.sta  tra  le  fiamme  la  vedova : 

Fetes  un  feu,  si  m'i  getez 

Se  je  n'i    ar,  si  li  nietez.     p.  403  ?-.  229—^30. 


II.    II  Culto  di  Maria. 

Lo  Schröder  nota  giustamente  ch^  il  culto  di  Maria  doveva 
estendersi  specialmente  in  Gallia,  fra  un  popolo  che,  mi.sto  di  ole- 
menti  germanici  e  romanzi ,  univa  1'  ardente  fantasia  e  1'  estro 
dei  Latini,  coli'  intimo  .sentimento  e  col  profondo  ossequio  per  la 
donna  dei  Germani.' 

Le  opere  da  noi  consultate  ridondano  di  lodi  alla  Vergine ;  i 
rairacoli  che  a  lei  si  attrihuiscono  sono  moltissirai;  la  venerazione, 
l'amore,  che  per  lei  si  nutre,  la  fede  nella  sua  potenza  e  nella 
sua  bontä,  si  raanifestano  ogni  momento. 

I  Fabliaux  ci  presentano  qualche  luogo  in  cui  la  puri.ssima 
fra  le  vergini  non  si  nomina  col  rispetto  consueto-,  ma  ben  di  raro, 
anzi  piii  raramente  ancora  che  non  si  faccia  con  Dio. 

All'  incontro  ci  danno  essi  pure  esempi  di  venerazione  per  lei : 

foi  que  doi  Sainte  Marie  liGF.  //o  F.  XXXVl  p.  119  v.  160. 

Saintc  Marie,  aie,  aie     RGF IV  F.  LXXXVIII  p.  279  v.  135. 

Diex  et  saint  Ladre  d'Avalon 

Reclama,  et  sainte  Marie 

Que  vraie  conseil  et  vraie  aie 

Li  envoiast  prochainement. 

RGF  II,  F.  XXXIV.  p.  47  V.  24. 

'  Schröder,  op.  cit.  p.  27. 

-  .  .  .  por  le  cul  sainte  Marie.  RGF  1  F.  XIX  p.  214  v.  489.  Tal- 
volta  il  nome  di  Maria  si  ricorda  fre  le  cnse  piü  lurpi.  —  Cfr.  RFG  11, 
F.  LXXXIV   p.  235   V.  22f;   c   in   qualche  allro  luüfjo. 


I  lO  G.  SCHIAVO, 

La  vedova,  piangendo  la  morte  del  marito,  sfoga  in  una  calda 
apostrofe  alla  Vergine  il   suo  dolore : 

Duke  Dame,  sainte  Marie, 
Com  sui  dolent  et  esmarie      etc. 

RGF,  II,  Fab.  XLIX  p.  198  -v.  15  sgg. 

Si  tralta  di  un  giuUare  che,  in  contra tosi  in  re  Artu,  invece  di 
adularlo,  gli  da  dei  consigli  buoni,  sebbene  in  una  forma  tutta 
jiropria  del  carattere  suo  allegro  e  spensierato?  Ebbene,  fin  dal 
principio  del  Fabliau,  si  prega  la  Vergine  di  mandar  sempre  uomini 
iVanchi  e  sinceri  al   re,  che  sappiano  dare  buoni  consigli: 

Prions  la  doulce  benoiete  Marie 

Qua  des  Engleis  ele  eie  merci, 

Prions  que  ele  vueille  semoigner 

Cil  tregetours  ä  sermoner 

Et  ä  nostre  sire  donner  conseil 

Tiel  come  le  loiax  menestrel. 

RGF,  II  F.  411,  p.  242  V.  15  —  20. 

Ma  per  incontrare  la  donna,  in  cui  tutte  le  virtü ,  tutte  le 
grazie  e  la  bellezza  piü  pura  armonicamente  vengono  come  a  rac- 
coglicrsi  in  una  sintesi  unica  ed  intera,  per  trovare  la  santa  che  e 
sopra  tutti  i  santi  e  sopra  gli  angeli,  rdiixiliimi  peccalorum,  la  regina 
del  cielo  che  discende  sulla  terra  a  confortare  1'  uorao ,  bisogna 
uscir  dai  Fabliaux. 

Ave,  roine  coronee, 

Com  de  bone  eure  fus  nee, 

Oui  Dieu  portas,  — 
OCR  II.     UAve  Maria   RiäeheuJ  p.  143  ?•.  34  — 36. 

Si  ricordera  con  ontusiasmo  la  sua  concezione: 
Tu  iez  et  vierge  et  fille  et  mere. 
Vierge,  enfantaz  le  fruit  de  vie  *; 
Fille,  ton  fil,  mere,  ton  peire  ; 

OCR  II,  Les  IXJoies  Nostre-Datne,  p.  153  v.  3—6. 

E  Maria  e  il  giglio  su  cui  Die  riposa,  il  rosaio  che  mette 
rose  bianche  e  vermiglie  {OCRW,  V A.vc  Maria  p.  146  v.  115 — 20), 
il  cielo  che  da  luce  al  mondo,  il  porto  di  nostra  speranza,  dolce 
rim(>dio  di  morte  amara  (Les  IX  Joies,  p.  153 — 4).  Giä  quanto 
ella  fosse  eccclsa  sopra  ogni  creatura  apparve  a  S.  Giovanni  che  la 
vide  coronata  di  12  stelle,  il  sole  sopra  il  capo,  sotto  i  piedi  la 
luna,  Maria,  fontana  di  nostra  vita,  tortora  che  gli  amor  suoi  non 
muta,  aquila  e  fenice  che  dal  sole  riceve  giovinezza  perenne,  esempio 
della  Trinitä ,  superna  regina ,  rocca  inespugnabile  (Les  IX  Joies 
p.  157  V.  89  sgg.). 


»  Quanta    somiglianza    col    verso    di   Dante:    Vergine  madre,    figlia  del 
tuo  tiglio! 


FEDE  E  SUPERSTIZIONTE   NELL    ANTICA  POESIA   FRANCESE.  I  I  1 

Da  lei  nacque  il  dolce  bambino  che  doveva  liberare  il  mondo, 
Maria  deve  invocare  il  navigante  nelle  procelle ,  chu  Maria  c  la 
Stella  del  mare,  e  nave  e  riva.  (Les  IX  joies  p.  155 — 56  v.  49 — 56, 
e  V.  57—64)- 

A  Maria  ricorra  lidente  il  peccatore  che 

Qui  de  euer  s'escrie 
Et  merci  11  crie 
Merci  trovera : 
Ja  n'uns  n'i  faudra, 
Qui  de  euer  la  prie. 
OCR  II,    Une  Chanson  de  Nostre  Dame  p.  150  7'.  32-36. 

Chi  solo  ne  proferisca  il  nome,  sara  libero  da  tiMitazioni : 
Quand  son  doulz  non  reclaimmenl  pdcheour 
Et  il  dient  son  Ave  Maria 
N'ont  puis  doute  de  maufei  tricheour, 
Qui  mout  doute  le  bien  que  Marie  a. 

Une  Chanson  etc.  p.  150  t.  rg — 22. 

Tale  appare  Maria  in  tutte  Ic  opere  che  celebrano  le  lodi 
sue.  Rutebeuf  ci  ha  servito  a  meraviglia,  in  lui  esscndo  come 
raccolto  tutto  quanto  troviamo  sparso  qua  e  la :  presenta  egli 
inoltre  il  vantaggio  immenso  che  1'  autoritä  sua  non  puö  esser  sos- 
petta.  Noi  dobbiamo  ritenere  pure  e  sincere  queste  lodi  di  lui  a 
Maria,  come  forti  e  sincere  suonano  le  sue  terribili  invettive  contro 
la  corruzione  del  clero. 

Che  se  ai  passi  citati  di  Rutebeuf,  aggiungiamo  come  dagli 
anirai  ardenti  dei  suoi  devoti,  ella  sia  paragonata  al  carbonchio 
ardente  •  che  accende  di  grazia  e  d'  amore,  si  avra  una  lista  com- 
pleta  dei  nomi  che  si  danno  a  Maria. 

Quindi  ritornerä  a  lode  di  ognuno,  e  sopra  tulti  dei  re,  ono- 
raro  Maria  e  volerla  onorata. 

Re  Artü  non  e  lodato  meno  come  forte  guerricro  che  come 
devoto  a  Maria : 

La  Vierge  doii  eslre  honnouree, 
De  tous  et  en  toute  contr^e, 
De  roys,  princes,  conles  et  dus ; 
MouU  l'onnoura  li  rois  Artluis, 
Aussi  le  fist  li  rois  Lois, 
JCD.  II»  p.  [99  V.  1  —  6.     Du  Roy  Arthiis  et  de  Saint   loys. 


Escliarboucle  luisant  qui   cuers  plains  de  dolours 
Enlumes  de  grace,  fort  chastel,  ferme  lours, 
Oii  touz  desconfortez  doivent  aler  secours 

JCD  I,   Florence  de  Rome  p.  98,  st.  63  ?'.  2—4. 
Vous  estes  rescharboucle  qui  puet  enluminer 
Les  cuers  des  fins  amans  qui  vous  veulenl  amer 

JCD  J .    Le   DU  Je  tyoi.\    C)ianiiine<  p.  277,   st.  77  v.  3 — 4. 


112  G.  SCHIAVO, 

Re  Artü  ebbe  guerrc  molte,  ma  egii  onoro  sempre  la  Vergine, 
fido  in  lei ,  e  nel  suo  scudo  ne  iiso  portare  1'  immagine.  Maria 
ncm  lo  abbandono,  si  che  egli  vinse  per  lei  e  per  volere  di  Dio, 

En  son  escu  avoit  l'ymage 

De  la  puissant  et  de  la  sage, 

C'est  de  la  pucele  Marie, 

Pour  ce  que  li  fust  en  a'ie. 

Et  si  fu-ele  ta  piteuse : 

Moult  eut  victoire  merveillease. 

Li  fait  Arthus  sont  merveiables 

Si  qu'aucun  les  tiennent  ä  fables  ; 

Mes  Diex  et  sa  mere  Marie 

Font  moult  de  fais  quant  on  les  prie.     />.  200  ?'.  3  t — 40. 

S.  Luigi? 

Quant  Saint  Lo'is  chanter  vouloit 

De  Dieu  ou  de  sa  mere  chantoit ;       />.  201  v.  49     50. 

Un  suo  sondiere  canta  certe  canzoni  non  troppo  edificanti:  il 
re  Santo  gli  proibisce  di  cantare  cosi,  e  gli  fa  ap[>rendere  l'Art- 
Maris  Slella.    AI  garzone  non  garbava  troppo, 

Mes  obeir  li  convenoit, 

Dont  il  et  li  gracieus  roys 

Souvent  chantoient  ä  haute  vois 

Ce  que  savoient  de  la  Royne 

Dame  Marie p.  201  v.  54  sgg. 

Quindi  non  meravigliamoci  se  Maria  verra  perfino  preposta  a 
Dio  stesso.  II  demonio  ofFre  ogni  bene  a  un  cavaliere  se  questi :  rinunci 
a  Dio  e  a  tutti  i  santi;  or  bene,  costui  a  Dio  rinuncierebbe  pure, 
ma   non  niai  alla  Vergine. 

Ce  ne  ferai-je  ja, 

(Jue  je  renoie  cele  qui  le  cors  Dieu  porta, 
Qui  la  perte  du  monde  par  son  corps  restora, 
Et  la  pais  et  l'amor  de  son  Fil  nous  donna. 

yCD  /".     Le  DU  du  Chevalier  et  V  Escider,  p.  121  si.  20. 

E  non  a  torto  si  dice  Maria  bella  e  splendente;  quand' ella 
appare  ai  mortali  spande  luce  tutto  d'  intorno ,  spesso  gli  angeli 
r  accompagnano,  ma  ella  rifulge  in  mezzo  a  loro,  bianca  come 
giglio,  o  coronata  di  fiori  e  di  pietrc  preziose,  coperta  di  fulgide 
vesti : 

Lors  s'apparut  ä,  lui  la  Virge  Dieu  Marie, 
Qui  des  anges  avoit  moult  bele  compaignie, 
Clers  luisans  comme  flambe,  et  la  Virge  Marie 
Comme  soleil  sus  lune  par  dessus  eulz  tlambie. 

yCD  I ,   Le  Dit  de  iij  Chevaliers  p.  148  st.  24. 
La  douce  Nostre-Dame  de  sains  cieus  descendi, 
D'anglcs  avecques  lui  moult  belle  compaignie; 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTFCA  PORSIA  PRANCESE.  I  13 

Devanl  Felix  s'asemblent 

Tous  li  cieus  eslincele  de  la  hiaute  de  li. 
yCD  I.     Des  trois  Chanoines  p.  2']b  st.  66  v.  4,  st.  67  v.  I — 3. 

II  inonaco    sagrestano  e  l'araante  sua  sono  in  carcere :  a  Inro 
apparisce  la   Vergine,  e 

De  la  tjranl  clarte  souveraine 
Fu  si  toute  la  chartre  plaine, 
Que  la  gent  qui  furent  humain 
Ne  porent  movoir  pie  ne  main. 
OCR:  <■  BM  p.  136 — 7,  V.  529 — 65.     Du  Smicretain  et  de  la 
Farne  an    Chevalier. 

Air  imporatrice,  ahbandonata  sul  nudi:»  scoglio,  appare  la  ^\'l■- 
gine  : 

Si  trc's  clere,  ce  li  est  vis. 
De  la  clarte  de  son  der  vis 
Tote  la  mers  est  esclarie. 

M  IL   De  PAnpereriz  Je  Rome,  p.  70  v.  2204 — 7. 

AI    cavaliere    clie    la  Vergine  toglie    all'  amore    forsennato  per 
Ulla  (lama  e  volgc  al  suo,  ella  apparisce  projmo  di  aspctto  di  sposa : 

Isnelement  s'est  demonstree 
D'une  couronne  couronnee, 
^^laine  de  pierres  precieuses, 
Si  flamboianz,  si  glorieuses, 
Pour  peu  li  oel  ne  Ten  esduiscnt. 
Si  ve.stimenl  ausi  reluisent 
Et  rcsplendissent  com  la  raie 
Olli  au  matin  en  este  raie, 
Tanl   par  a  bei  et  der  le  vis, 
Que  buer  fu  nes,  che  li  est  vis, 
Qui  s'i  peust  ass^z  mirer. 
Uns  Miracles  de  Nostre-Dame.      BM  I  p.  354  v.  184^94. 

Perfino    il  buoii  vescovo  lldefonso,    dormendo,  la  vide  seduta, 
splendento  di  bellezza,  sulla  cattera  della  Chiesa. 

Et  fu  tant  bele,  c'est  la  somc, 
Nel'  saroil  dire  langue  d'dnie, 
En  sozrianl  ä  bele  chiere, 
Plus  blanche  assez,  ce  li  est  vis, 
Oue  ne  snnt  ncf,  ne  llor  tle  lis. 

JIM  I,   S.   Leocade  p.  2t)0  r.  61c;  — 19. 

Cosi  al  inonaco  lebbroso,  guarilo  da  lei, 

s'aperl  blanche  et  llorie 

Plus  <|ue   n'esl  llor  (|u'a  cspanie 
La  rousenl  rouscc  de   May. 

BM  II.     Miracle  de  Nostre-Dame,  ijiii  sunt  im  Mtdne 
p.  431  V.  95-97' 
Zeltachr.  f.  roiu.  Phil.  XIV.  {J 


114  ^-  SCHIAVO, 

II  monaco  risanato,  descrivendone  poi  la  suprema  bellezza,  dice 
che  se  in  cielo  non  ci  fosse  altro  splendore  che  (|uello  che  omaiia 
dal   volto  di  lei,  gia  troppa  sarebbe  la  luce: 

tant  est  plaine  de  biaiite, 
Oiie  si  n'avoit  autre  claite 
Em  Paradis  que  son  der  vis, 
S'est-il  trop  clers,  ce  m'est  avis. 
De  biaute  n'a  nule  pareille. 
Ce  ne  fu  mie  grant  merveille 
Se  Diex  sa  Mere  en  deigna  fere. 

/.  434  7'.  171— 77.» 

]Ma  se  i  devoti  la  lodano  e  la  dicono  bella  sopra  gli  angeli  e 
i  saiiti,  ne  hanno  ragione :  ella  e  ancora  la  piii  potente  fra  tutti 
nel  cielo.  Gesü  puo,  non  per  desiderio  di  Vendetta  sugli  empi, 
si  solo  per  criterio  di  giustizia,  resistere  alle  preghiere  di  tutti  i 
santi,  ma  non  di  Maria.  Ne  abbiamo  un  esempio  evidente.  Muore  un 
monaco,  in  vita  sua  non  troppo  illibato,  Senza  confessione ;  i  demoni 
ne  portano  1'  anima  seco.  Ma  non  hanno  fortuna.  S.  Pietro,  di 
cui  il  monaco  era  stato  molto  devoto,  prega  Gesü  a  liberare  il 
povero  frate.  Non  riesce :  allora  fa  pregare  Iddio  dagli  arcangeli, 
dagli  angeli,  dai  santi,  dai  confessori,  dai  martiri,  insomma  com- 
move  tutto  il  Paradiso,  ma  inutilmente.  x\lla  line  ricorre  alla  Ver- 
gine,  che  riesce  nello  scopo :  anche  stavolta  la  via  del  giusto  non 
1'  avrebbe  permesso,  ma  si  cerca  un  mezzo  ripiego  :  1'  anima  ritorni 
nel  corpo,  viva  ancora  sulla  terra,  si  penta  {AI  11.  Du  Maine  qiicunoil 
S.  Pierre).  Ma  non  basta:  perfino  1' in  fern  o  riconosce  nella  Vergine 
una  potenza  illimitata.  II  diavolo,  molto  destramente,  fa  che  un 
povero  sciocco  si  uccida  per  certo  peccato  commesso  mentre  era 
diretto  a  S.  Giacomo  di  Gallizia ;  1'  anima  dovrebbe  adunque  esser 
sua,  alcuni  demoni  accorrono  difatti  e  la  portano  con  se,  ma,  via 
facendo,  incontrano  S.  Pietro  e  Giacomo  che  la  contendono  a  loro. 
I  due  santi  offrono  ai  demoni  di  appellarsi  a  Maria,  ma  costoro 
non  vorrebero  a  nessun  patto,  che  riconoscono  di  non  avere  nemi- 
co  di  lei  piü  terribile  e  parziale,  tanto  che,  dicono  essi, 

.     nous  n'osomes  contredire 
Nus  jugemens  qu'elle  nous  face, 


'  Tuttavia  non  proprio  sempre  discende  fra  gli  uomini  in  tanto  splen- 
dore. Talvolta  prende  1'  aspetto  di  qualcuno  dei  suoi  devoti.  Cosi  nel  Dif 
du  Chevalier  qui  ooit  la  Messe  et  Notre-Dame  estoit  pour  lui  au  tornoiment 
{BMI),  la  Vergine,  combattendo  e  vincendo  per  lui,  ne  assume  la  figura; 
nel  Dil  du  Povre  Chevalier  [JCD  I)  si  presenta  al  cavaliere,  affatto  identica 
alla  donna  sua;  nel  Dil  de  la  Soucreteine  {MW)  per  piii  di  due  anni  dis- 
impegna  gli  uffici  di  una  monaca  sagrestana,  gettatasi  nel  mondo,  ne  alcuno 
puö  accorgersi  dello  scambio. 

Qualche  altra  volta ,  pur  facendo  che  ella  apparisca  ai  mortali  nel  suo 
vero  aspetto,  non  si  descrive  menomamente  la  sua  bellezza,  ma  questi  luoghi 
sono  rarissimi. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONK  NKLL    AN  IICA   l'OESIA   FKANCESE.  II3 

Ne  de  riens  qu'elle  iious  mcfl'ace 

Ne  nous  veult  onques  Dicx  droit  fere. 

AI  II,   De:  Cehii  qtii  se  tiia  par  raiiiottesteniriü  du 
Dyable  p.  151  v.  142 — 5. 

Siamo  cosi  venuti,  cjuasi  inconsciaraente,  a  veder  la  \'^ergiiu' 
in  lotta  coi  demoni.  Si  puo  Stabilire ,  senza  tema  di  esageraro, 
che,  quante  volle  Maria  compie  un  miracolo ,  1'  opera  sua ,  piii  o 
meno  direttamente ,  si  volge  contro  1'  eterno  nemico  dell'  uoino. 
Noi  vogliamo  tuttavia  esporre  per  primi  quei  miracoli  in  cui  la  Ver- 
gine  si  mostra  direttamente  in  contrasto  coI  diavolo;  cosi  1' impor- 
tanza  di  questa  lotta  riuscira  ancora  piü  chiara.  II  diavolo  e  astuto, 
r  uomo  e  debole  e  facilmente  puo  essere  sopraffatto ;  egli  aveva 
quindi  bisogno  di  un  aiutu,  di  una  potenza  da  opporre  ad  una 
forza  per  lui  invincibile.  Le  antiche  religioni  trasformeranno  le  deita 
malefiche  in  deita  benefiche,  o  cercheranno  di  placarle  con  sacri- 
fici ;  la  nuova  religione  non  conosce  transizione  di  sorta  fra  il  bene 
cd  il  male.  Lo  spirito  maligno  si  scateni  pure  cou  tutta  la  rabbia 
sua  contro  il  mortale :  questi  c  piü  grande  di  lui ,  ha  saputo ,  ha 
potuto  trovargli,  nel  regno  stesso  del  bene  e  della  virtii,  un  osta- 
colo,  un  nemico  insuperabile. 

Una  madre  incestuosa  sta  per  dare  alla  luce  il  frutto  doila  colpa 
coramessa  col  figlio  suo ;  e  tuttavia  devotissima  di  .Maria,  il  denioiiio 
la  incaiza  perchc  ella  uccida  il  neonato; 

Mais  la  Vierge  Marie,  qui  pour  ses  aniis  veille, 
Pour  li  bri«ment  secourre  s'esmout  et  appareille. 

JCD  I,   Li  Dil  du  Buef,  p.  51  st.  52  v.  3 — 4. 

La  donna  infelice,  fra  le  doglie  del  parto,  il  riniorso  e  la  ver- 
gogna,  smania  e  delira  sotto  la  tentazione  diabolica,  nia  ecc(3  la 
Vergine : 

Anemi,  va-t'en  sanz  nul  respit! 

Va-t'en  en  sus  de  li,  anemi  Sathanas  ! 
Elle  n'aproche  james  I  fui-t'en  isnel  le  pas! 

P-  5'   ■'^-  54  1'-  /''•   >■''•  55  ^-  •  — -■ 
E  il  demonio  fugge  precipitoso. 

Si  tratta  dello  stesso  faito,  raccontato  con  alcunc  difterenzc 
di  particolari?  Sta  sempre  tuttavia  il  fondo  comune:  una  madre 
incestuosa  e  la  Vergine  che  la  libera  dall'  odioso  nemico.  Nelle  altre 
due  redazioni  di  questo  truce  drarama',  il  demonio  riesce  nell' in- 
tento  di  fare  uccidere  dalla  madre  il  neonato,  poi  si  irasforma  in 
un  bravo  medi<:o,  acquista  celebrita, ,  e  la  accusa.  Ma  egli  e  vinto 
anche  qui,  la  Vergine  fa  che  la  donna  accusata  si  coiifessi ;  viene 
il  giorno  della  prova ,  il  demonio  dichiara  di  non  riconoscerla  piü, 
e  sparisce. 

*  Ld  DU  de  la  Bourjosse  de  Romme,  JCD  i .  I >u  Senntitii  ,/,  /\iini,- 
DU   de   la   Borj'uise   qui  fu  grase  de  son  fil,   AI  II. 


IIb  G.  SCHIAVO, 

Nel  Dit  du  Favre  Chevalier  {JCD  I),  quando  il  cavaliere  devc, 
secondo  il  patto,  condurre  al  demonio  la  donna  sua,  la  Vergine, 
per  compassione  della  sua  devota,  prende  le  sembianze  di  lei,  si 
fa  condurre  dal  povero  uomo  al  luogo  stäbilito,  lo  incoraggia,  via 
facendo,  a  bene  sperare.  Quando  il  demonio  la  vede,  grida  subito 
al  cavaliere : 

Hostes-moi  ceste  fame  que  tu  m'as  amenee, 
Car  ce  n'  est  pas  la  danle  que  tu  as  espousee. 
Seuv  toute  riens  la  lie  :   tu  m'as  ta  foy   faussee. 

p.  142  st.  290  T.  2 — 4. 

Un  sagrestano ,  frate  in  un  convento ,  innamora  di  una  bella 
donna  che  ogni  mattina  va  alla  chiesa  a  udir  niessa.  La  donna 
innamora  di  lui,  stabiliscono  di  fuggire  assieme  una  notte :  il  frato 
portera  via  quanto  puo  dal  convento,  la  donna  tutto  quanto  ella 
trovi  di  prezioso  in  casa.  Cosi  fanno,  ma  sul  piü  bello  sono  sco- 
perti,  per  opera  del  demonio,  sono  gettati  in  carcere,  il  frate  come 
ladro,  la  donna  come  ladra  e  come  infedele  al  marito.  Ma 
si  rivolgono  entrambi  alla  Vergine,  ella  discende  dal  cielo ,  entra 
nel  carcere  e  questa  volta  non  costringe  solo  alla  fuga  il  demonicj, 
ma  lo  obbliga  a  servire  a  lei. 

Lungo  tutto  il  racconto  si  osserva  che  tanto  la  moglie  infe- 
dele, quanto  il  sagrestano  erano  stati  condotti  al  mal  passo  dal 
demonio:  ciascuno  di  loro  ne  aveva  uno  sempre  vicino.  Cosi  i 
due  diavoli  si  trovavano  presso  di  loro  quando  la  Vergine  entro 
nel  carcere,  ragione  per  cui  ella  pote  costringerli  a  una  buona 
azione: 

Les  maufez  tint  enchaenez 

Qui  ses  ganz  ont  si  mal  menez ; 

Tant  d'amor  lor  commande  ii  feie 

Comme  il  ont  fet  de  contreie. 

Cil  ne  l'oserent  refuser, 

Ne  ne  s'en  porent  escuser. 

BM IV.     Du   Soucretain  et  de  la  Fame  au  Che- 
valier, p.  136  V.  71 — 6.' 

E  ciascuno  dei  due  demoni  dove  riportare  la  vittima  propria: 
1'  uno ,  la  donna  al  suo  letto ,  vicino  al  marito ,  senza  destarlo ; 
l'altro,  il  frate,  nel  suo,  senza  destare  i  monaci.  Cosi  pure  dove 
rimettere  al  posto  di  prima  quanto  avevano  rubato  il  frate  e  la 
donna,  Non  basta:  essi  dovettero  poi  rimanere  nel  carcere  in 
cambio  dei  due  colpevoli,  finche  la  mattina  i  frati  venuti  sul  luogo, 
ebbero  a  constatare  il  miracolOvSO  evento.i 

Lo  Schröder  nota  (p.  34)  che  la  Vergine  puo  strappare  le 
anime  giä  in  potere  del  demonio,  e  ricorda  il  famoso  miracolo 
di  Teofilo.     Questo  e  uno  dei  piii    begli  esempi  del  potere  di  lei. 


*  Vedremo  al    cap.  V  un  racconto  molto    simile  a  questo,    D^uji  Moitu 
qui  contrejisl  V  Ymage  de   Deable. 


FEDE  E  SUI'EKSTIZIONE  NELL    ANTICA   POESIA   FRANCESE.  I  I7 

Si  poteva  aggiungere  tuttavia  che  qui  il  demnnio,  costretto  a  com- 
parire  dinanzi  alla  Vergine,  non  cede  cosi  facilmente:  egii  aveva 
un  contratto  scritto,  e  quindi  nega,  siille  prime,  di  consegnare  la 
preziosa  cedola : 

Je  In  vous  lende!      

J'aim  miex   assez  que  Ten   me  pende. 

OCR  II  p.  259  V.  82—3. 

Y.  non  cede  che  alla  uiinaccia  della  Vergine  di  schiacciargli 
il   ventre : 

Et  je   le   foulerai  la  pance.         /.  259  v.  88. 

Ma  nella  lotta  continua  contro  il  demonio ,  la  Vergine  non 
cede  un  istanle.  La  vedemmo  costringere  i  demoni  ai  suoi  voleri, 
perfino  a  far  del  bene;  ma  chi  avrebbe  pensato  mai  ch'ella  appro- 
fittasse  appunto  del  demonio  e  delle  sue  arti  malvagie,  per  farsi 
innalzar  quelle  statue  che  al  demonio  stesso  fanno  tanto  spavento  ? 
Eppure  e  cosi.  I  pagani  solevano  innalzare  statue  ai  loro  dei ; 
la  Chiesa  non  permetteva,  nei  suoi  primordi,  di  erigerne  ai 
suoi  santi.  Se  non  lo  sapessimo,  ce  lo  apprenderebbe  il  racconto 
miracoloso  De  Cehn  qui  espousa  /'}'miigc  de  pierre  (.1/ II  P..293  sgg.). 
Papa  Gregorio,  per  raeglio  combattere  la  fede  pagana,  ormai  in 
gran  parte  abbattuta,  fa  gettar  tutti  gli  idoli  nel  Colosseo,  mal- 
conci,  mutilati,  oggetto  di  scherno  da  parte  di  quanti  si  raccoglie- 
vano  neir  antico  edificio,  specialmente  di  giovani  che  la  accorrevano 
a  lottare  fra  loro.  Uno  di  questi  un  giorno,  per  esser  piii  libero, 
pensa  di  levarsi  1'  anello,  e,  veduta  una  di  quelle  statue ,  rappre- 
sentante  una  donna,  glielo  melte  in  dito,  scherzosamente  dicendole 
che  cosi  la  sposava.  Tornato  a  prenderlo,  con  (jrrore  si  accorge 
che  la  statua  avendo  stretto  il  dito,  era  impossibile  levarle  l'ancllo. 
Ritorna  tuttavia  a  casa,  nascondendo  a  tutti  il  caso  stranissimo,  raa 
quando  la  notte  gli  venne  desiderio  di  avvicinare  la  moglie,  ecco  la 
statua  frapporsi  a  loro,  reclamando  i  suoi  diritti  di  sposa.  Se  il 
raarito  volle  liberarsi  dalla  odiosa  compagnia  dovette  scostarsi  .dalla 
moglie.  II  di  seguente  si  fa  venire  il  prete  con  1'  acqua  benedetta 
c  la  Stola,  il  marito  si  accosta  alla  sua  donna,  cd  ecco  di  nuovo 
la  statua  coraparir  d'  improvviso.  II  prete  benedice  e  getta  acqua 
Santa,  ma  la  statua  risponde  che  non  cessera  mai  di  comparire, 
finche  il  giovane  si  ostinerä  a  sconoscere  i  suoi  doveri  verso  di  lei. 
Intanto  il  prete: 

<Juanl  le  deable  oi  parier 

Ne  s'i  osa  plus  arester      />.  301    z.  57 — 5h. 

La  donna  si  separo  dallo  sposo  e  1'  immagine  scomparve.  La 
cosa  tir«S  innanzi  finche,  neppure  il  pai)a  sapendo  scioglier  1'  enimma, 
il  marito  sfortunato  ricorse  a  un  buon  romito  che  lo  consigliö  a 
votarsi  con  preghiere  alla  Vergine,  che  gli  avrebbe  mandato  con- 
siglio. 

Cosi  fece  il  giovane  sposo:  dopo  un  anno  la  Vergine  gli  ap- 
parve  in   sogno  bclla,    sploiidrntf ,    si   rivolse  a  hü  c.  gli  imposc  di 


I  l8  G.  SCHIAVO, 

(arlc  farc  una    immagiiie  che  le    somigliasse    perfettamcnte,    con  in 
braccio  un   bambino  (p.  304 — 5  v.  357 — 80). 

11  pover'  uomo  si  leva  il  mattino  coUa  piü  bella  inlenzioiic  di 
ottemperare  al  comando,  ma  una  legge  vietava  rigorosaraente  di 
innalzare  statue  sia  d'uomini,  sia  di  donne;  il  papa,  consultato, 
proibi.  La  notte  seguente  riappare  la  Vergine  al  suo  devoto,  irata 
questa  volta  e  minacciosa.  II  papa  non  cede  ancora.  Maria  si 
mostra  una  terza  volta  all'  infelice  sposo,  lo  rimprovera  e  gli  pro- 
mette  castighi;  il  papa  cede  finalmente,  e  colui  fa  lavorare  una 
bella  statua  rappresentante  la  Vergine ,  come  a  lui  era  apparsa  e 
col  bambino  fra  le  braccia. 

La  statua  e  posta  sull'altare  dedicato  a  Maria,  ed  ogni  giorno 
il  popolo  e  il  devoto  suo  ne  ascoltano  la  messa.  Un  bei  mattino 
la  statua  improvvisamente  scompare,  tutti  piangono,  pregano  la  Ver- 
gine a  non  volerli  abbandonare,  finalmente : 

L'ymage  devant  touz  revinl 

Et  sa  main  destre  close  tinl : 

Si  virent  tuit  qii'el  mestre  doli 

De  la  main  un  anel  avoit. 

En  esjoissent  s'esbahirent 

Du  miracle  apert  que  tuit  virent, 

Dont  maint  mescreant  s'amenderent, 

El  ä  la  loi  Dieu  se   doneienl.     p.  30g — 10  v.  535 — 41. 

II     papa     consiglin    il    giovine    a    levare     1' anello ,    P  imraagine 
apri  subito   la  mano,  e  quegli  pote  riavvicinare  la  donna  sua,  che: 
Li  malfez  ne  li  covut  seure, 
Qui  bien  sept  ans  tvavaillie  l'ol.      p.  310  z'.  564 — 5. 

In  questo  modo  la  Vergine  seppe  volgere  tutta  a  suo  pro- 
fitto  r  arte  del  demonio.i 


1  E  curioso  che  di  questo  stesso  miracolo  abbiamo  una  ledazione  molto 
diversa  nel  Dit  du  Varlet  qui  se  maria  ä  Nostre-Dame ,  dont  ne  volt  qii'ü 
hahitast  ä  autre  {BMW).  Oui  non  si  svolge  il  fatto  in  Roma,  ma  in  un 
villaggio  qualunque;  a  quanto  si  puo  dedune,  un  villaggio  di  Francia;  qui 
non  si  tratta  nc  di  idoli,  ne  di  papa,  ma  il  fatto  corre  molto  liscio.  Dinanzi 
una  vecchia  chiesa  sta  una  bella  immagine  della  Vergine  per  raccogliere  i 
denari  che  i  pii  passeggeri  volessero  oftVire  al  rialtamento  della  chiesa  stessa. 
Li  d'  intorno  si  radunano  spesso  dei  giovanetti  a  giuocare;  uno  di  loro,  per 
esser  piü  libero,  si  leva  1'  anello,  va  per  posarlo  sul  muro,  vede  la  bella  im- 
magine, si  getta  ginocchi,  dichiarando  di  non  volere  altra  sposa  che  Maria,  le 
mette  in  dilo  1' anello,  come  pegno  d'amore.  Improvvisamente  1' immagine  ri- 
piega  il  dito ,  nessuno  potrebbe  aprirglielo  ])üi.  11  giovanc  grida ,  la  genle 
accorre ,  tutti  lo  consigliano  a  farsi  frate.  Ma  il  poveretto  aveva  un'  amica 
molto  bella,  piii  ancor  dell'  immagine;  1'  anello  era  un  dono  di  lei.  Eglidimentica 
presto  1'  avventura  corsa,  e  pensa  bene  di  far  dell'  amante  la  riioglie  sua.  Si  cele- 
brano  splendide  nozze,  ma  quando  egli  fu  a  letto  colla  donna  sua,  Ne  li 
sovint  de  nul  delit,  e  si  abbandonö  al  sonno.  (tH  ])arve  di  vedere  intanto  la 
Vergine  frapporsi  a  lui  e  alla  moglie,  mostrandogli  1'  anello  e  rimproveran- 
(lolo ;  si  desta,  va  tastando  per  il  Ictlo,  non  Irova  T  innnagine,  ])cnsa  di  essere 
stato  ingannato  da  un  sogno  fallace.  Rimprovera  a  se  stesso  la  sua  stordi- 
taggine  di  non  avor  sa]nilo  godore    della  donna  sna,    ma  la   Vergine  gli  riap- 


FEDE  K  SUIMCKSIIZIONE   NKLL    ANTICA   PORSIA   FKANCESK,  I  IQ 

Ma  non  occorre  che  la  Vergine  si  trovi  seiiipre  in  contatlo 
col  dcmonio  per  conibatterlo:  ella  puo  sconfiggerlö  anchc  seiiza 
ch'  ei  si  j^resenti. 

Nel  Dit  de  la  Borjoise  de  Narbonne  {/CD  11),  il  figlio  clella 
buona  donna  tanto  devota,  trova  a  corapagno  il  demonio  che  lo 
fa  peggiore,  finchc  lo  conduce  al  mal  passo  di  riibare  iin  caHce  ii^ 
chiesa,  esser  colto  in  flagrante  e  condannato  alla  forca.  Dopo  ciö, 
de!  demonio  non  si  fa  piu  parola,  ma  si  narra  della  madre  infelicc 
che  prega  la  Vergine  pel  tiglio  vicino  all'  ora  suprema.  INIaria  di- 
scende  dal  cielo  a  confortarla,  le  proraette  la  liberazione  di  lui, 
ed  ecco  il   miracolo: 

A  la  justice  vinl  la  glorieuse  errant  ; 

La  corde  estoit  ja  mise  ens  el  col  son  enfant. 

Estes-vous  .1.  branden  de  fcu  ardant  chcant ; 

Les  gens  s'esparpeillierent,  de  paour  vont  criant. 

La  Virge  a  l'enfant  par  la  main  combie; 

Les  Cordes  li  desneue  el  si  l'a  deslie.    J>.  41  st.  '^\e  52  v.  12. 


Quindi : 

e  poi: 


Les  clüches  de  la  ville  par  elles  si  sonnercnt      st.  53  v.  2  p.  41; 

Le  peuple  vit  la  mere  le  roy  Jhesu  puissant 

Monier  en  paradis ^-4'   •''(•  54  i'.  i  —  2. 

Cosi  pure  nel  Du  dt-  V Anpcreriz  de  Roiiit  (J/II),  It  il  demonio 
la  prima  origine  di  tutti  i  mali  softerti  dall'  infelice  perseguitata ;  il 
trionfo  di  lei  sopra  i  suoi  nemici,  per  opera  di  Maria,  nun 
sarä  che  la  vittoria  della  Vergine  contro  le  arti  malvagie  dello  spirito 
ingannatore. 

E  la  Vergine  soccorre  la  pcnera  monaca,  sua  divota,  secondo 
il  Dil  de  PAbaesse  (jiii  Ju  grosse  (J/II).       Klla    era   tanto    but)na,  il 


pare  in  atto  minacioso,  lo  dice  rinnegato  e  spergiuro,  lo.  avverle  che  sarebbe 
caduto  in  Inferno.  II  poverello  non  sa  piii  resislere,  balza  di  lello;  senza  che 
nessuno    se  ne  avvegga,  lugge,  si  fa  monaco,  resta  fädele  a  Maria. 

Come  si  vede,  le  dilTerenze  fra  Funa  e  l'allra  redazione  sono  grandissime. 
Xella  prima  si  iralla  di  spiegare,  in  cerlo  modo,  come  sia  sorio  il  costume  di  in- 
nalzare  immagini  a  Maria,  e  si  dii  a  questa  consueludine  un'  origine  aflallo  so- 
prannaturale ;  nella  seconda  non  si  manifesla  che  un  lentalivo  di  allrarre  sempre 
nuovi  fedeli  al  culto  della  Vergine.  Ouando  si  sappia  che  quesla  seconda 
redazione  i-  opera  di  un  Rencdeltino  ,  (Jautii-r  Je  Coiiisi,  frate  di  S.  Mcdanl 
de  Soisson,  priore  poi  a  Vi  sur  Ainc,  luoghi  che  vedremo  tanto  faniosi  per 
una  bella  compagnia  di  corpi  sanli  (v.  c.  III);  quando  si  aggiunga  che  l'aulorc 
esordisce  in  lono  proprio  dcclamalorio  (Tenez  silence,  hone  gcnle,  —  Un 
miracle  qui  nioull  esl  gcnl      -   Dire  vous  veil   el  rcciter,  Por  les  pech^ours 

exciter  (v.  i — 4);  quando  si  osservi  ancora  che  nella  chiusa  si  consiglia  a  la- 
sciar  lulle  le  Marie  lerrestri,  per  següire  una  sola,  nialedicendo  pertino  al 
malrimonio,  non  si  poträ  vedere  in  (pieslo  miracolo  che  uno  tlegli  attcntali 
piii  ardili  all' amorc  c  alla  gioia  umana ,  condannali  come  beni  salanici ,  uno 
degli  esempi  piii  efficaci  del  fcroce  asceiismo  mc<iievalc.  Tullo  tr;uli>ce  in 
quesla  seconda  redazione  una  copia  alurata  della  prima,  men"  rrndelc,  seb- 
bene  piii  sciocra. 


I20  G.  SCHIAVO, 

diavolo  venne  a  tentarla,  le  prese  Capriccio  di  amare  un  giovinotto, 
il  convento  si  accorse  che  in  lei  era  avvenuto  qualcosa  di  anor- 
male, il  vescovo  ne  fu  avvisato  e  venne  sul  luogo  per  constatare 
r  accusa.  L'  abbadessa,  a  tale  nuova,  si  g'etto  in  ginocchio  dinanzi 
uu'  immagine  di  Maria,  prego,  scongiuro,  pianse  tanto  che  la  Ver- 
eine le  apparve,  e,  rimproveratala  alquanto,  si  presto  poi  a  soc- 
corerla.     L' abbadessa  cadde  come  in  un  dolce  sopore,  e: 

La  Mere  Dieu,  par  sa  puissance, 
D'un  vallet  li  fist  delivrance, 
Qu'onques  cele  n'en  traveilla, 
Ne  tant  ne  quant  ne  s'esveilla. 
La  Dame  un  ange  avec  li  ot, 
.   Voir  deus,  et  par  Tun  tantost 
L'enfant  d'ilecques  envoia 
A  un  hermite /.  320 — i   v.  217  —  24. 

Per  mezzo  degli  angeli  stessi  impuse  al  romito  di  nutrirlo 
per  quattro  anni,  poi  di  metterlo  agli  studi :  miracolosamente  fa  che 
una  cerva  ripari  al  romitaggio  e  si  ferrai  ad  allattare  il  bambino. 
Intanto  il  vescovo  manda  cinque  raonache,  fra  le  piü  avverse  alla 
badessa,  sotto  la  direzione  di  un  arcidiacono  a  esaminare  in  tutti 
i  sensi  il  corpo  dell'  infelice ;  la  prova ,  e  negativa ,  il  vescovo  ne 
manda  altre  cinque,  ma  coUo  stesso  risultato.  La  monaca  tuttavia 
si  confessa:  quindi  vive  una  vita  di  privazioni  e  di  mortificazione 
continua,  e  muore  da  santa.  Santa  vita  conduce  pure  il  figlio 
suo,  che,  fatto  prete ,  viene  eletto  vescovo ,  alla  morte  di  qucUo 
che  aveva  potuto  constatare  il  miracolo.  Cosi  anche  qui  la  Ver- 
gine  dalle  arti  diaboliche  fa  scaturire  il  bene :  anziehe  lasciare 
un'  anima  in  potere  di  Satana,  ne  conquistö  due  al  Paradiso. 

II  diavolo  potra  tentare  egualmente  un'  altra  monaca  devota 
a  Maria,  trarla  a  fuggir  dal  convento  e  a  vivere  per  due  anni  dis- 
soluta  fra  la  crapula  ed  ogni  vizio,  trastullo  di  chi  voglia  goderla; 
r  ora  del  rimorso  verra  iinalmente ,  la  povera  monaca  tornerä  al 
suo  convento,  e  confessata  a  un  abate,  non  temera  di  esporsi  alle 
beffe  di  ognuno.  Ma  quäl  meraviglia  la  sua,  quando  avvicinatasi 
all'uscio  del  monastero,  vede  aprirlo  una  donua.  a  cui  confessa,  chi 
ella  fosse,  e  da  cui,  avendola  richiesta  del  luogo  ondc  venisse  c  del 
nome,  s'ha  (juesta  risposta: 

Je  sui  la  Mere  Dicu   Marie, 
A   qui  tu  as  moult  mal  merie 
La  grant  bonlö  que  je   t'ai   fetc ; 
Droiz  est  que  devant  toi   la  niete. 
J'ai  ci  esle  ta  chevechierc, 
Ta  bajasse,  ta  maregliere, 
D'uis  ouvrir  et  de  sainz  soiier, 
El  de  tes  lempes  alumer, 
Et  si  ai  fet  l'autre  servise 
En  la  maniere  et  cn  le  guise 


FEDK  E  SUI'KKSri/lONli  NKI.I,    ANIKA   l'OESIA   FKANCESK.  IJI 

Que  tes  ordres  fere  le  doit, 
Si  que  nus  rien  n'i  amendoil', 
Et  que  de  moi  par  nia  vertu 
Cuidoit-l'en  que  tusses  tu ! 

M  II  p.  169  2/.  477— 90.     De  hl   Soucretcine. 

Ma,  giä  lo  disse  lo  stesso  Rutebeuf,  e  con  lui  lo  ripetono  in  coro 
Lutti  i  fedeli:  al  solo  nome  di  Maria  il  demonio  ftigge,  le  tentazioni 
svaniscono. 

Un  povero  cavaliere  cede  per  duecento  lire  la  sua  figlia  bcl- 
lissima  a  un  canonico  che  arde  per  lei  d'  impuro  amore.  La  fan- 
ciulla  aveva  votata  la  sua  castita  a  Gesi^:  costretta  a  entrare  nel 
letto  stesso  del  canonico,  c  richiesta  da  lui  del  norae  suo.  Maria, 
ella  rispose ;  ein  fu   la  sua  salute,  perchc 

(Juant  le  chanoinne  entent  Ic  dous  noii  de   Marie, 

Tanptacion  se  fu  tantost  de  li  partie 

l'üur  Taniour  Nostrc-Dame,  qui   est  nelc  et  polie, 


11   saut  sus  et  se  vest.     l^n  sergant  apella  ; 
Au  Chevalier  sa  tille  doucement  envoia. 

yCD  I  p.  177  st.  30—  I . 

La  Vcrgine  poi,  in  ricompensa,  libera  da  morte  il  suo  devoto, 
caduto  in  un  tiume,  facendolo  portare  da  gli  angeli  neila  sua 
stanza  e  metterlo  a  letto  (p.  17g  st.  3g — 40). 

A  questa  seconda  classe  di  rairacoli  della  Vergine  si  puo 
riportare  anche  quello  di  aver  fatto  conoscere  a  un  cavaliere,  suo 
devoto ,  che  ne  fosse  dell'  anima  di  un  suo  araico ,  morto  empio 
peccatore,  senza  confessione.  I\gli  aveva  pregato  specialmcnte  Dio 
di  volergli  far  sapere  qualcosa  in  proposito,  ma  la  Vergine  disccsc 
ella  dal  cielo,  gli  ordino  di  mcttersi  a  cavallo,  che,  per  via,  ajjpren- 
derebbe  tutto  quanto  cercava.  Cosi  fu:  in  un  bosco  incontro  un 
diavolo  •  che  portava  seco  T  anitna  dell' amico  estinto.  {JCD  II, 
Le  Dil  de  ij  Chevaliers). 

Ma  non  sempre  occorre  questa  lotta ,  piü  o  meno  dirella; 
abbiamo  alcuni  casi  in  cui  Maria,  opcrando  prodigi,  non  raira 
specialraentc  ad  abbattere  1'  antico  avversario,   bensi  piuttosto  a  soc- 

'  E,  nel  fondo,  lu  stesso  racconlo  dato  dal  Lej^rand  [^LA  IV  p.  54  s^'g.). 
Solo  c  a  notare  che  cpii  la  monaca,  j^iovane  di  vciit'  anni,  stabilisce  di  fuggir 
coli' anianle,  che  c  un  prete;  ma  per  hen  duc  volle,  passando,  prima  di  uscire, 
dinanzi  un' immayine  della  Vergine,  a  cui  recitu  un' Ave ,  irovö  poi  alla 
porla  una  donna  ciie  in  alto  di  minaccia  la  cüslrinse  a  tornare.  II  ter^o 
giorno  riusci  a  fuggire,  evitando  di  vedere  la  sacra  immagine.  Visse  dieci 
anni  nel  mondo,  poi  lornö  a  penitenza. 

In  un'altra  redazione  {LA  IV  p.  58 — 59)  la  monaca  e  scdolta  da  un 
nipote.  della  badessa,  ma  non  consenle  a  fuggire  che  dielro  promessa  di  malri- 
monio.  E  arreslata  anche  c|ui  alla  porla  da  una  donna  ignota,  ma  fuggita  fmai- 
menle,  si  marita  coli'  amanle,  ed  ha  figii,  ma  dopo  30  anni  ritorna  al  convento 
penlita,  c  lo   '.posn   si   fa  inonaco. 


122  G.  SCHTAVO, 

correre  chi  sia  vittima  di  qualche  inganno,  o  le  sia  caro ,  per 
devozione  a  lei.  Cosi  nel  Dit  de  la  Roine  que  Xostre-Dame  delivra 
etc.  {M  II  p.  256  sgg.),  si  tratta  di  una  povera  donzella,  vilmente 
tradita.  II  re  d' Egitto  !' aveva  chiesta  in  isposa:  una  notte,  prima 
ancora  che  le  nozze  si  celebrassero ,  egii  dovea  passcire  seco  lei 
qualche  ora  felice ;  ma  il  siniscalco ,  suo  confidente,  lo  dissuase  dal 
recarsi  al  convegno.  Allora  il  re  vide  che  avrebbe  commessa  un'azione 
indegna,  e  dette  al  siniscalco  la  chiave  di  una  porta  segreta, 
da  riportare  alla  donzella.  Colui  aspetta  invece  che  la  notte  fis- 
sata  sia  giunta,  ed  entra,  non  conosciuto,  fra  le  tenebre,  dalla  don- 
zella. Ella,  credendolo  il  suo  amato,  gli  si  concede,  ma  accortasi 
poi  deir  inganno,  tratta  dal  fodero  la  spada  di  lui,  gliela  iramerge 
nel  euere ,  e  coli'  aiuto  di  una  sua  cugina ,  ne  getta  in  un  pozzo 
il  cadavere.  11  siniscalco  non  si  trova  piii ,  le  nozze  si  cele- 
brano,  ma  la  povera  giovane  prega  1'  amica  di  passare  le  prime 
ore  della  notte  col  re.  Quella  acconsente,  poi  non  vuol  piü 
levarsi,  per  farsi  cosi  conoscere  dal  re  e  a^verlo  a  sposo;  la  povera 
giovane,  disperata,  appicca  il  fuoco  al  letto,  fugge  col  re,  menlre 
1'  altra  arde  miseramente.  Le  cose  procedono  a  lungo  ignorate, 
finchc  la  nuova  regina,  tormentata  dai  rimorsi,  volle  confessarsi  al 
sacerdote  di  una  chiesa  che  ella  aveva  innalzata  a  Maria.  Costui 
perfidamente  la  minaccia  di  narrar  tutto  al  re,  se  ella  non  cedesse 
alle  sue  voglie:  dietro  rifiuto  da  parte  di  lei,  egli  mantiene  la  parola; 
e  la  regina  e  condannata  a  morte.  Ma  la  Vergine  non  la  abban- 
dona.  Un  buon  romito,  che  abitava  poco  lunge,  la  notte  antece- 
dente  al  di  del  supptizio,  ebbe  avviso  dal  cielo  di  trascinarsi,  seb- 
bene  decrepito,  alla  corte  del  re,  che  un  bei  miracolo  doveva  com- 
piersi  per  la  sua  venuta.  Di  fatti  la  regina  fu  condotta  dinanzi 
al  romito,  legata  le  mani,  bendata  gli  occhi,  ma  appena  fu  alla  sua 
presenza ,  caddero  i  legami  e  le  bende,  vennero  a  lei  dal  cielo 
una  veste,  un  velo  ed   un  breve  che  spiegava  ogni  cosa. 

Mes  Diex  la  deslia  tantost 

Oue  11  sainz  hom  veue  l'ot  '^, 

Et  un  autie   cas  li  avint, 

yu'un  vestement  de   sainz  ciex   vint, 

Et  un  voll  qu'il  mist  seur  son   chiel. 

Desus  le  voll  avoit  un  bricf 

Uui   devisoit  son  evrement.  /.  275   v.  611  — 17, 

11  re  ebbe  cosi  a  riconoscere  nella  moglie  la  prediletta  del 
cielo,  il  prete  fu  arso,  dispersi  i  parenli  del  siniscalco,  e  la  cosa 
terrainö  ottimamente. 

Quanto  poi   Maria  sia  tenera  dei   suoi  devoti,.ci  appare  anche 


'  Giacchi:  cade  in  acconcio,  notiamo  clic  quando  la  Vergine  o  i  santi 
Dpciano  niiracoli ,  li  opciano  per  conressidnc  divina ;  ciö  si  rilieva  (|ui  e  in 
tulli  j»li  escnipi  rirordali  e  che  rirorderemo,  ipiando  piii,  quando  mcno  espli- 
citamente. 


FliDE  E  SUPKRSTI/IONK  NEM.    ANIICA  POESIA   FRANCKSE.  1  2  T, 

dal  /?//  (hl  Chevalier  qui  ooit  la  Messe  et  Notre-Dame  estoit  pour  lui 
au  lontoiment  {Bi\fl,  p.  82  sgg.). 

11  cavaliere  fa  per  andare  al  torneo  ;  passa  dinanzi  una  cliicba, 
odo  che  vi  si  canta  una  messa  in  onore  di  INIaria,  e  vuole  fermarsi 
ad  assistervi.  Lo  sondiere  lo  invita  a  partire,  che  la  sua  mancanza 
al  torneo  sarebbe  stala  una  vilta ,  raa  inutilraente ,  perchc  egli 
vuole  Star  li  a  pregare,  e  ci  sta  finche  sono  dette  tutte  le  messe  di 
(juella  mattina.  Intanto  ha  luogo  il  torneo :  quando  il  cavaliere 
esce  di  chiesa,  quello  c  giä  chiuso.  Per  via  si  incontra  nei  carapioni 
che  si  erano  battuti :  ognuno  lo  ricolma  di  lodi,  alcuni  si  fanno  a 
lui  prigioni,  riconoscendo  il  suo  alto  valore. 

Allora  egli  comprese  di  che  si  trattasse,  comprese  che  la  Ver- 
ginc  avcva  combattuto  per  lui. 

Lors  ne  fu  plus  esbahis, 

Car  il  a  entendu  tantost 

Que  cele  fu  pour  lui  en  l'ost 

Pour  qui  il  fu  en  la  chapelle. 

Les  barons  bonement  appelle, 

Et  leur  a  dit,  or  m'escoutez, 

Tuit  ensemble  par  vos  bontez 

Car  je  vous  dirai  tel  merveille 

C'onques  n'oistes  lor  pareille.  /.  85  v.  76  s^£. 

Non  nieravigliamoci  se  egli  conchiuderä. : 
Fox  resoroie  se  retournoie 

A  la  mondaine  vanite  :  P-  ^S  ^'-  9^ — 7- 

e  si  fa  monaco. 

A  costui  r  onore,  ad  altri  la  Vergine  salva  la  vita.  Un  buon 
giovanetto,  a  lei  devoto,  per  una  sciocca  calunnia  del  maestro  suo, 
e  condannato  a  morire  da  un  re  d'Egitto,  che  lo  amava  prima  mol- 
tissimo,  come  figlio  di  un  suo  siniscalco  fedele.  Doveva  entrare  in 
un  bosco,  e  cercarvi  un  uomo,  a  cui  il  re  aveva  imposto  di  accen- 
dere  un  gran  fuoco,  e  di  gettarvi  dentro  chi  venisse  a  lui  in  norae 
suo.  Ma,  via  facendo,  entra  nella  chiesa  di  un  eremo,  dove  si 
celebrava  la  messa;  entra,  recitando  le  lodi  di  Maria.  Intanto, 
raentre  il  romito  corapie  suU'  altare  il  sacrificio,  discende  un  biauco 
colombo  con  un  breve  nel  becco,  che  esso  lascia  cadere  ai  piedi  del 
Santo  uomo.  Costui  lo  raccoglie:  il  breve  gli  intiraa  di  non  lasciar 
partire  il  giovinetto  prima  che  il  mezzogiorno  fosse  passato.  II  re 
raanda  intant(j  al  bo.sco  il  maestro  stesso,  per  saper  qualche  cosa : 
ma  (juello  del  fuoco,  visto  1'  uomo  che  doveva,  secondo  lui,  essere 
la  vittima  designata,  lo  prendo,  lo  gctta  nel  rogo.  Cosi  la  virtu 
r  salvata  c   punito    il   tradimento   (.1/  II.      /J//  Jih  au  Seneschal). 

Maria  .salva  ancora  la  vita  a  un  monaco  suo  devoto.  Quando 
si  oss'crvi  »he  que^to  miracolo  (•  opera  (W  (niii/iir  de  Oiitisi ,  il 
Benedettiui)  di  .^.  .Mt'flard,  si  pin'i  spcraif  i|i  iitlii  ccrlo  t|ualci)sa 
di  bunno' 


124  G.  SCHIAVO, 

Ormai  il  raonaco  dovrebbe  soccombere:  la  lebbra  ne  copre 
liitlo  il  corpo,  i  confratelli  lo  Hanno  lasciato ,  ma  la  Vergine  non 
vuole  che  il  suo  devoto  muoia  di  una  morte  cosi  orribile.  Discende 
dal  cielo, 

Moult  doucement  les  lui  s'apuie, 

Toutes  ses  plaies  li  essuie 

D'une  toaille  assez  plus  blance 

Que  noif  negie  n'est  sor  brenche: 

Moult  doucement  s'en  entremet, 

Sa  blanche  main  polie  met 

Desor  son  front  moult  doucement,     etc. 

^i  II,  Miracle  de  Nostre-Dame  qui  ^ari  un    moiiic 
de  son  let.  p.  431 — 32,  v.  103 — 109. 

Non   basta:   clla  fa  ben  di  piu: 

La  douce  Dame,  la  piteuse, 

Txait  sa  mamelle  savourese, 

Se  li  boute  dedenz  la  bouce, 

Et  puls  moult  doucement  li  touche 

Par  sa  dolor,  et  par  ses  plaies.     p.  432 — 33  v.  124-28. 

11  raonaco,  senza  piii  attendere,  si  desta  come  da  un  sonno ; 
balza  da  letto,  con  sorpresa  di  alcuni,  con  spavento  di  molti,  guarito 
completamente. 

La  vergine  soccorre  inoltre  una  donna  piü  infelice  che  colpe- 
vole,  discende  dal  cielo  a  nascondere  la  vergogna  di  qualche  pia 
devota, '  e,  come,  per  le  preghiere  di  una  madre  sventurata,  a  lei 
carissima,  tronca  all'  umana  giustizia  il  suo  corso  [le  DU  de  la  Boi- 
joise  de  Xarboime),  cosi  arriva  perfino  a  liberar  dalla  forca  un  la- 
drone  terribile  a  tutti,  e  del  resto  un  po'  curioso ;  che  non  andava 
una  volta  a  rubare  senza  invocar  1'  aiuto  di  jNIaria.  (J/  II.  Du 
Larron  qui  se  commatidoit  a  Xostrc-Dame  toutes  les  fois  qu'il  aloii 
einbler). 

Preso  e  condannato  al  laccio,  prego  tanto  la  buona  patrona 
che  la  costrinse  a  salvarlo : 

Cele  qui  nus  des  siens  n'oublie, 

Moult  errament  vint  en  s'a'ie  ; 

Les  blanches  mains  suz  ses  piez  tint, 

Qui  ne  soufti  douleur  nc  poine.     /.  444  v.  33 — 37. 

II  di  seguente,  venuti  i  carnefici  per  seppellirlo,  si  meravigliarono 
di  trovarlo  ancora  sano  e  salvo ;  fecero  per  ucciderlo  a  colpi  di 
spada,  ma  non  poterono  in  nessun  modo  fargli  danno, 

Car  encontre  tenoit  ses  mains 

La  Mere  au  Roi  qui  tout  cria.  /.  445  v.  56 — 7. 

11  miracolo  fu  a  tutti  palese,  tanto  piü  che  il  ladrone  stesso 
lo  confessö  loro.  Liberato  cosi  per  amore  della  Vergine,  volle  ser- 
virla  degnaraonte,  si   fece  frato.  p  niori   poi   da  giusto. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONK  NELI/aNTICA  POESIA  FKANCESE.  I25 

Cosi  anche  qui  abbiarao,  per  opera  di  Maria,  la  redenzione 
morale  d'  im  peccatore  che  la  giustizia  umana  aveva  condaimato 
all'  estremo  supplizio. 

Ma,  se  la  Vergine  ha  cura  della  vita  corporale  di  un  iiomo, 
non  ne  avra  ancor  piii  della   spirituale? 

Un  povero  cavaliere,  innaraorato  perdutamente  di  una  bellis- 
sima  donzella  sdegnosa  c  superba ,  ia  per  lei  raille  pazzie ,  corre 
giostre  e  tornei,  cerca  di  tutto  per  commoverla,  ma  sempre  invano. 
La  sua  passione  non  lasciandogli  piü  bene,  ricorre  fmalracnte  a  un 
abate  chiedendogli  consiglio ;  costui  promette  sollievo  ai  siun 
dolori  se,  per  un  anno,  reciti  ogni  giorno  150  volte  l'Ave  Maria, 
II  cavaliere  si  assoggetta  alla  prova :  un  anno  dopo ,  passando, 
mentre  e  caccia  in  un  bosco,  dinanzi  una  vecchia  cappella  dedicata 
alla  Vergine,  si  inginocchia  a  recitare  le  ultime  150  Ave-Maria.  K 
allora  gli  appare  la  regina  del  cielo,  abbigliata  da  sposa ,  ricca- 
inente  vestita,  beliissima,  ammagliante.  „To  sono  quella,  gli  dice, 
c;he  devo   farti  riavere   1'  amica : 

ür  pren  garde,  que  tu  feras, 
Cheli  que  tu  miex  ameras 
De  nous  deus  aras  ä  amie. 
I>M  I,     Uji  Miracles  de  Nostre-Danie  p.  31^4  ?'.  213—1;;. 

11  cavaliere  dichiara  che  ella  c  inlinitamento  piii  holla;  la  Ver- 
gine gli  promelte  di  conibrtarlo  dell' amor  suo  in  cielo  ove  cgli 
r  avrebbe  sempre  amica  fedele,  ma  a  un   patto: 

.     .     .     il  convienl,  n'en  doutes  niic, 
C^'aute.s  com  tu  pour  l'autre  amie 
As  fait,  eilest  an  faches  pour  moi : 
Onques  ne  fai  autre  tournoi 
Pour  moi,  n'autres  Chevaleries, 
Chent  et  cinquante  salus  dies, 
Jusc'ä  un  an  saus   passer  jour, 
S'estre  veus  sire  de  m'amour.  p.  354  7'.  228  —  36. 

Cosi  egli  si  fa  frate :  un  anno  dopo  muore,  e  Maria  discende 
per  recarselo  in  cielo. 

II  rairacolo  del  Cavaliere  che  stette  a  udir  le  messe ,  mentre 
la  Vergine  si  batteva  per  lui,  e  questo  or  ora  esaminato,  mirano  allo 
stesso  fine,  a  volgere  cioe  all'  ascetismo  piii  rigide  coloro  che  nieno 
lo  amavano:  i  cavalieri.  Cio  appare  tanto  piu  evidente  quan<lo  si 
osservi  che  del  Miracle  de  Nostre  Dame,  abbiamo  un'  altra  redazione 
{I^A  IV  p.  34  sgg.  Dil  Bourgeois  qui  iiima  une  Jame),  in  cui  si  tratta 
invece  di  una  vedova  giovane  e  belissima,  raa  che  non  vuole  pas- 
sare  a  seconde  nozze,  e  di  un  borghese  ricco,  di  lei  perdutamente 
innamorato,  Costui  non  riuscendo  a  commoverla,  ricorse  a  un  Giudco 
che  se  la  intendeva  col  diavolo,  ma  tuttavia  non  volle  rinunciare 
alla  Vergine.  Pentito  e  addolorato,  stava  un  di  piangendo  in  chiesa 
dinanzi  un'  immagine  di  lei ,  la  pregava  o  a  volergli  concederc! 
r  amore   della  sua  bella  o  a  Iure  in    modo   ch'  egli   non   1'  amasse   piü. 


126  G.  SCHIAVO, 

L'  immagine  annui  del  capo ,  il  borghese  non  se  ne  accorse ,  ma, 
per  caso  trovandosi  allora  in  chiesa  la  vedovella  sdegnosetta,  in 
virtii  del  miracolo,  vide  nel  borghese  il  protetto  dal  cielo,  e  gli  di- 
chiaro  d'esser  pronta  a  concedergli  la  sua  mano.  Cosi  i  due  sposi 
vissero  vita  lieta  e  felice. 

Egualmente,  se  Maria  Egiziaca  diventa  santa,  lo  deve  in  gran 
parte  alla  Vergine. 

Ella  difatti  puo  entrare  in  chiesa  solo  dopo  1'  ardente  sua 
preghiera  a  Maria,  e  se  si  decide  sul  luogo  da  scegliere  per  con- 
durvi  mia  vita  casta  e  ritirata,  non  fa  che  seguire  il  consiglio 
di   Iri. 

Une  voiz  o'i  ä  delivre 
Qui  li  dist  „De  ci  partiras, 
Au  moustier  Saiut-Jean  iras,     etc. 
OCR  II.     La    Vii'   Sainte  Marie  V Egiptianne,  p.  276  t'.  350—64. 

Maria,  d'  altra  parte,  gradisce  i  doni  che  a  lei  fanno  i  devoti ; 
cio  appare  evidente  dalla  storia  di  S.  Leocadia.  lldefonso,  il  buon 
vescovo  di  Toledo,  ama  fervidamente  la  Vergine;  ella  si  mostra  a 
Uli  una  notte,  e  un' altra  ancora  per  ringraziarlo  di  im  lii)ro  fhc 
egli  aveva  dedicato  a  lei,  celebrandone  le  lodi: 

De  cel  livre  tel  gre  li  sot 

La  douce  Dame  gloriose 

La  douce  Virge,  la  pitose, 

Que  devant  lui  une  null  vinl, 

Entre  ses  braz  le  livre  tint, 

Molt  doucement  l'en  mercia, 

Et  vers  lui  moll  s'umelia.     i)  J/  /.  p.  289  v.  598 — 604. 

Ma  ella  fa  anche  di  piii:  vuole  rimunerare  T  araico  del  dono 
a  lei  oflferto,  onde  gli  appare  una  notte  seduta  su  una  cattedra  in 
chiesa  dicendogli: 

Beax  tres  dolz  chiers  amis 

Cest  aube  ci  qui  tant  est  bele, 

De  Paradis  t'ai  aportee : 

Garde  que  seit  si  bien  gardee, 

Que  nus,  fors  toi,  ne  la  reveste, 

Tant  soit  halz  jors,  ne  alte  feste. 

Beax  dolz  amis,  mais  ge  te  di 

Qu'ä  ma  messe  le  samedi 

En  Tenor  de  moi  la  revestes 

A  mes  vigiles,  ä  mes  festes.  p.  290  v.  620  sgg. 

Aggiunge  che  sulla  cattedra,  ove  ella  sedeva,  non  salisse  che 
egli  soltanto,  che  qualunque  osasse  trasgredire  i  suoi  comandi, 
morrebb(>  improvvisaraente ;  e  cosi  avvenne  di  fatti  al  vescovo  suc- 
cessore. 

Dunque ,  dopo  l'  esarae  delle  fonti  nostre ,  e  dopo  lo  studio 
dello    Schröder,     possiamo    conchiudere:     Maria    neu' antica    poesia 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANllCA  POBSrA  FRANCESE.  l  2J 

francese  ci  appare  come  la  potente  regina  del  cielo ,  a  cui 
Dio  non  sa  negare  quanto  ella  chiegga,  sia  giusto  od  ingiusto  il 
concederlo.  K,  d' altra  parte,  l'ostacolo  piü  forraidabile  che  il  dia- 
volo  incontri  nelle  sue  imprese  contro  il  cielo,  1'  amica  fedele  del- 
l'uomo,  la  speranza  piü  sicura  degli  iiifelici  e  dei  peccatori.  11 
culto  della  Vergine  bella  c  pietosa  decade  talvolta,  per  le  esagera- 
zioni  a  cui  fu  portato ,  diventa  im'  idolatria ,  da  nel  gofib  e  nel 
ridicolo.  Ma  ad  ogni  modo,  fuor  che  in  pochi  casi,  anche  1'  antica 
poesia  francese,  nella  venerazione  a  Maria,  ci  da  nel  fondo,  il  culto 
della  donna  idealizzata  nella  sintesi  piü  pura  e  piü  bella  di 
tutte  le  virtü  e  di  tutte  le  grazie.  Curioso  contrasto!  si  maledice 
ancora  alla  donna  terrena,  se  ne  disconoscono  generalinente  i  sacro- 
santi  diritti,  nella  sua  virtü  non  ha  fede  quasi  nessuno,  ma  si  credc 
a  una  donna  ideale,  raadre,  eppur  vergine,  apoteosi,  diro  cosi,  della 
castita   femniinile. 

(Si  conlimia.) 

(1.    ScillAVO. 


Azalais  d'Altier. 

Lo  Schultz,  nello  studio  cosi  ben  fatto  su  le  poetesse  proven- 
zali,  giunto  a  Clara  d'Anduza,  tocca  necessariamente  della  storia 
d'am(3re,  che  fu  tra  costei  ed  Ugo  ch  sain  Circ,  secondo  la  re- 
dazione  della  biografia  del  trovatore,  che  ci  fu  trasmessa  nel  codice 
laurenziano  42,  PI.  41  [P).  Si  sa  che  storia  sia  stata :  un  bei  giorno 
si  pose  tra  gli  amanti ,  invidiosa  quant'  era  avvenente ,  madonna 
Ponsa,  che  seppe  adescare  il  volubile  poeta,  rubandone  a  Clara 
l'intendimento  e  le  canzoni.  Ma  come  Ugo  fu  tutto  di  lei,  Ponsa 
non  attese  le  promesse  dolci,  con  che  lo  avea  sedotto ;  ond'egli 
se  ne  stanco,  e  itosene  corruccioso  ad  un'amica  di  Clara,  tanto 
pregö,  che  quella  s'  indusse  a  cercare  ch'  egli  riavesse  la  grazia 
della  dama  d'Anduza.  La  pace  fu  fatta,  ed  Ugo  effuse  la  piena 
del  gaudio  in  una  canzone,  che  volle  inviare  a  „n'Alazais  d'Autier".' 
Chi  era  costei?  e  come  entrava  negli  amori  del  trovatore?  Lo 
Schultz,  non  ne  sa  nuUa.  Or  bene,  io  richiamero  l'attenzione  di 
lui  e  degli  altri  compagni  di  studio  sopra  il  .'icihä,  che  chiude  il 
canzoniere  provenzale  della  Marciana  (F).  Si  tratta  di  una  lettera 
(hretta  da  Azalais  d'Altier,  la  stessa  cui  Ugo  mando  la  canzone, 
ad  una  Clara,  come  ci  mostran  gli  Ultimi  versi,  ove  Azalais  prega 
che  quella  orraai  sia  benigna  all' amante,  e   soggiunge: 

anz  li  sias  fina  et  clara, 

qel  7ioms  nil  senblanz  nous  desmenta. 
Ognun  vede  che  questa  Clara  dev'essere  la  dama  d'Anduza, 
l'amante  di  Ugo  di  sain  Circ.  La  lettera  ci  rappresenta  in  diversa 
forma  la  situazione,  ch'e  pure  in  due  altre  coraposizioni  della  rac- 
colta,  diremo  cosi,  femrainile  dello  Schultz:  una  pietosa  interme- 
diaria,  volgendosi  ad  un'amante  irata,  la  esorta  a  perdonare  al  col- 
povole  amico.2  Di  prima  giunta  si  crederebbe  che  la  lettera  fosse 
da  riferire  alla  fase  principale,  teste  accennata,  della  storia  amorosa 
di  Ugo  e  Clara;  ma  tra  la  narrazione  del  biografo  e  i  dati,  che 
rivelansi  dai  versi  di  Azalais,  non  c'^  perfetta  rispondenza.  II  bio- 
grafo dice  che  il  trovatore,  volendo  riacquistare  le  grazie  deH'araante, 


1  Hist.  litt,  des  Tr.  2,177—81;  Diez,  L.  u.  IV.  der  Tr.'^  337—40; 
ilerrig,  Archiv  ^0,zt,^;  Chabaneau,  Les  biogr.  des  Tr.  p.  52;  Schultz, 
Die  prov.  Dicht.,  p.  15.     Per  la  canz.,   Gr.  457,4. 

^  Schultz,  pp.  25,  29.  Cfr.  anche  p.  19  (Alamanda);  e  4"  razos  dei 
sirvcntesi  di  ßerlvaa  de  Born  in   Chabaneau,  dj).  cit.,   p.  19. 


AZALAIS  D  ALTIER.  I  29 

„anet  s'en  a  una  amiga  de  madorana  Clara":  dalla  lettera  invece 
risulta  che  Azalais  non  aveva  raai  veduta  la  poetessa  d'Anduza. 
Inoltre,  s'e  rammentato  ora  che  fu  Ugo  a  lasciare  Clara  per 
ahra  donna:  al  contrario,  Azalais  terae  che  Clara  vogUa  liberarsi 
deH'amico,  senza  averne  alcun  grave  raotivo.  lo  penserei  dunque, 
che  la  lettera  fosse  scritta  in  un  periodo  prccedente  di 
questo  romanzetto ,  in  occasione  di  una  di  quelle  guerriciuole, 
che  tratto  tratto  turbavano  1'  idillio  filato  dal  trovatore  e  da 
Clara.  Peru  che  il  biografo  dice,  prima  di  venire  all'  episodio 
di  madonna  Ponsa:  „lonc  teraps  duret  lors  amors;  c  majtias 
guerras  e  inantas  patz  fet-on  nitre  lor."  Cosi  Clara  c  Azalais  saran 
divenute  amiche;  e  quando  si  sara  trattato  dell' altra  maggior 
guerra,  Ugo  niemorc  de'  buoni  uffici  anche  prima  prestali  dalla 
corapiacente  Azalais,  di  nuovo  avra  pensato  di  ricorrere  a  lei,  come 
ad  intermediaria  gia  felicemente  provata ;  poic;hr  c-  ben  giusto 
imaginäre  che  la  riconciliatrice  pure  nella  peggiore  scissura  sia 
stata  Azalais,  se  fu  a  costei  che  Ugo  volle  ne  andasse,  prima  che 
altrove,  la  festosa  canzone,  inspiratagli  dalla  gioia  di  avere  rigua- 
dagnato  il  favor  di  Clara. 

IIo  detto  che  la  lettera  e  nel  cod.  provenz.  della  JVIarciana : 
aggiungevo  che  occupa  il  f.  149  di  esso.  Si  sa  che  la  parte  lirica 
del  codice  fu  diplomaticamente  riprodotta  dal  Grüzraacher :  questi 
ha  giudicate  illeggibili  alcune  poesie,  non  esclusa  la  tanto  nota  ro- 
manza  di  Guglielmo  VII  di  Poitiers,  che  l'Heyse  aveva  gia  alcuni  anni 
prima  pubblicata  proprio  di  sullo  stesso  cod.  (f.  148b).'  Cosi  il  Grüz- 
macher  non  ha  saputo  decifrare  la  nostra  lettera:  l'ha  invece  letta 
e  trascritta  il  Bartsch,  che  ne  ha  fatto  cenno  nel  GrundrJssP-  Cu- 
rioso  e  pero  che  egli  l'abbia  citata  come  domnejaire  anonimo,  mentre 
fin  da'  primi  versi  l'autrice  si  nomina.  Non  so  poi  che  il  Bartsch 
stesso  l'abbia  pubblicata;  ne  trovo  il  nome  della  nostra  poetessa 
nella  lista  degli  autori  provenzali,  che  segue  alle  biografie  dei  tro- 
vatori  edite  dallo  Chabaneau.  La  scrittura  sembra  la  stessa  del  vers 
del  conte  di  Poitiers  e  delle  altre  liriche  qua  e  la  inserite  nel  co- 
dice a  riempiere  i  vuoti  lasciati  dalla  mano  piu  antica,  del  sec. 
XIII  (si  raramenti  che  il  cod.  porta  la  data  1268),  cui  si  deve  il 
piu  di  questa  raccolta.  La  mano  piu  tarda  e  della  fine  del  300 
o  del  principio  del  400.^  AI  pari  delle  liriche,  che  sono  in  questo 
codice,  la  lettera  e  stesa  in  linee  di  prosa. 

La  forma  metrica  h  la  piu  comune  dei  saliitz:  ottosillabi  rimati 
a  coppia.     S'e    accennato    che   il  Bartsch    considera    questa  poesia 


'  Herrig,  Archiv  36,  455.    Ileyse,  Rom.  Ined.  8  — 12. 

*  Bartsch,  Beiträge  zu  den  rom.  Lit.,  Jahrbuch  für  rom.  u.  engl.  Lit. 
11,60 — 61;  Gr.  p.  41.  Anche  il  Suchier  ha  ricopiato  il  noslro  sa/ut,  nia 
nemmen  egli  l'ha  fatto  conoscere.  Ne  ha  imilalo  il  principio  nella  gra/.iosa 
lettera    in    versi    provenzali    diretta    al  prof.    Chr.    Schlüter    {Marien i^ebete, 

P-  5). 

3  Bartsch,  Beiträge  cit.;  Gröber,   Liedersamm/.  der  Tr.,   Rom.  SluM. 

9.  596. 

ZeiUchr.  f.  rom.  Phil.  XIV.  o 


130  V.  CRESCINl, 

un  do?imeJaire ,  ma  allora  s'ha  a  dir  troppo  rigorosa  la  definizione 
del  donmejaire  da  lui  data  seguendo  il  Raynouard  {Choix  II  258). 
Infatti  la  nostra  lettera  finisce,  ma  non  coraincia  con  Dojuna.^  Nel 
dare  i  pochi  versi  di  Azalais  m'attengo  alle  sollte  norme :  riproduco 
quanto  piü  fedelmente  il  ms.,  ma  sciolgo  i  nessi,  compio  le  abbre- 
viature,  distinguo  al  modo  nostro  u  da  v,  i  da  j:  dove  aggiungo 
adopero  il  corsivo ;  se  altrimenti  correggo  e  modifico ,  in  nota 
oflro  la  precisa  lezione  del  codice. 

(fol.  149")         Z'anz  salutz  et  tantas  amors, 

et  tanz  bens  et  tantas  honors, 

e  tantas  finaj  amistaz, 

e  tanz  ganz  com  vos  volriaz, 
5     et  tanz  ris  et  tant  d'  alegrier, 

vos  tramet  n'  Azalais  d'Altier ; 

a  vos,  donna,  cui  ilh  volria 

rtiais  vezer  qe  ren  qel  mon  sia  : 

qe  tant  n'  ai  auzit  de  ben  dir^ 
10     a  ceilh  qeus  es  hom  et  servire, 

qe  per  lo  ben,  qu'  el  me  n'  a  dich, 

ai  tant  inz  e  mon  cor  escrich 

vostre  senblant,  qe  sius  vezia, 

entre  müh  vos  conoisseria. 
15     et  die  vos  ben  aitan  en  ver 

qez  anc  donna,  senes  vezer, 

non  amei  tan  d'  amor  coral ; 

et  die  vos  ben,  si  deus  mi  sal, 

quez  el  mon  non  es  nulla  res, 
20     q'eu  penses  qez  a  vos  plagues, 

qi?zeu  non  fezes  volenti(?ra, 

senes  mant  e  senes  preguit'ra. 

etz  ai,  donna,  trop  gran  desire, 

quez  eu  vos  vis,  aus  pogues  dire 
25     tot  mon  cor  et  tot  mon  voler, 

et  pogues  lo  vostre  saber. 

aras,  donna,  es  enaissi. 

r  autre  jorn  s'  en  venc  zai  a  mi 

lo  vostr'  amicx  tristz  et  ma?v-iz, 
30     com  hom  enchausatz  e  faiditz, 

e  dismi  q'en  ditz  ez  en  faitz 

es  vas  vos  mespres  e  forfaitz, 


6  quos  o  auos.      12  &mo.       22   priguira.        24  &us.        29  trislrz    &   '.naiz. 
31   dixis     0  digi  (?). 


•  P.  Meyer,    Le    salut    d'Ainour  dans    les    Litt.  fr.  et  prov.,   Bibl.    de 
l'Ec.  des  Chart.  28,  131. 


A/ALAIS  IJ  ALTIEK.  I  3  I 


segon,  donna,  qe  vos  dizes, 
q'  eu  non  cuidera  q'el  disses, 

35     ni  q'  elh  a  nuilh  jorn  de  sa  vida 
fazes  vas  vos     .... 

.  anz  q'  el  vos  obezis 
niais  qe  nuilla  ren  q'  elh  anc  vis. 
pero,  donna,  si  vos  cuidatz 

40     q'eu  n'  aj'  esmai,  ben  es  vertatz ; 
qe  vos  aves  ben  tan  de  sen, 
de  valor  et  d'esengnamen, 
qe  si  lo  tortz  granz  noi  fos, 
ja  noilh  trobaras  occaisos, 

45     per  quel  feses  de  vos  partir, 
ni  aissi  desirant  languir; 
ni  non  podes  jes  per  raizon 
azirar  lui  per  1'  ucaison, 
q'  eu  sai,  ei  elh  e  vos  sabes. 

50     pero  s'  auzire  lo  voles, 

vostra  sera  la  perda  el  danz, 
et  pois  per  totz  los  finz  amanz 
deures  en  eser  meinz  prezada 
per  totz  tenij)s,  ez  uchaiso^zada. 

55     ez  aquilh  qe  non  o  sabran, 
cuidaran  si  qe  per  talan 
d'  autrui  amar,  vos  1'  azircs, 
et  de  vos  amar  lo  lunges : 
ez  intrares  in  folla  bruda, 

60     si  est  per  canzaritz  tenguda, 
q'  esqern  fai  de  si  mal  retraire 
Brizeida,  qar  ilh  fo  cangiaire 
SOS  cors,  qar  laisel  Troilus 
per  amar  lo  fil  Tideüs. 

65     autressius  er  en  mal  retrach 
sius  partes  de  lui  sens  forfach ; 
qeus  vol  eus  desira  eus  ama, 
tant  q' en  moren  n' art  e  n' adama. 
e  s'atra  donna  l'agues  mort, 

70     eu  cuidera  qe  molt  grau  tort 
vos  agues  fait,  si  m'  aiut  dieus, 
qar  eil  es  miclls  vostre  qe  sicus. 
f.  149''.     e  s'  el,  donna,  per  sobramar 
vos  fez  de  ren  vostre  pesar, 

75     amors  o  fez,  e  non  gens  elh ; 
per  q^2  eu  conosc  ben  qez  elh 


34  diesses.  36 — 37  fazes  uas  uos  ameus  0  anzeus  (?)  obezei  o  obezes  (?). 
40  qeu  naiamai\  44  occaisons.  51  sera]  er.  59  brnida.  66  scnes.  67 
&US  d.  &US  a.     70  cn. 


132  V.  CRESCINI, 


non  deu  perdre  vostra  paria, 

ni  1'  amor  qe  de  vos  avia ; 

ni  nulla  donna  non  es  bona 
80     pois  q'estra  ni  toi  zo  qe'  dona. 

eras  qon  q'el  sia  estat, 

o  per  la  vostra  volontat, 

o  per  lo  tort  qeus  a  «gut, 

vel  vos  aissi  mort  et  vencut, 
85     qez  el  non  dorm,  ni  non  repausa, 

ni  el  mond  non  es  nulla  causa, 

qe  jal  puesca  donar  conort, 

si  doncs  ab  vos  non  troba  acort  : 

per  q'  eu  vos  prec  per  gran  merze, 
qo     qe  vos,  tot  per  amor  de  me, 

li  perdones  el  finiscatz 

los  tortz,  don  vos  l'ucazonatz; 

ez  eu  faz  vos  per  lui  fianza, 

qe  ja,  en  diz  ni  en  senblanza, 
95     non  faza  nul  temps,  ni  non  diga 

ren  per  qel  sias  enemiga, 

et  nol  sias  omais  avara, 

anz  li  sias  iina  et  clara, 

qel  noms  nil  senblanz  nous  desment  a : 
100     e  prec  Amor  qeus  o  cosenta, 

bona  donna. 


77  den.     78  avia]  ama. 

Note. 

V.  6  Altier  —  nella  canz.  di  Ugo  di  s.  Circ  {Gr.  457,4)  Autier  —  e  un 
comune  del  dipart.  della  Lozere,  circ.  di  Mende,  cant.  di  Villefort,  a  non 
molta  distanza  da  Anduze  (Anduza),  ch'  era  il  paese  di  Clara. 

V.  44  trobaras  puö  essere  esempio  del  cond.  in  -ara ;  ma  vv.  34,70 
cuidera. 

Vv.  61 — 64.  Qui  s'accenna  all' episodio  notissimo  del  Rom.  de  Träte, 
agli  amori  di  Briseida  e  di  Troilo ,  che  quella  dimentico  per  Diomede :  sarä 
dunque  da  aggiungere  questo  agli  altri  esempi  di  allusioni  provenzali  alla  leg- 
genda  di  Troia  (Birch-Hirschfe  1  d,  Lieber  die  den  frov.  Tr.  des  XII.  und 
XIII.  Jahrh.  bekannt.  Ep.  St.,  pp.  8  — 12).  Un  altro  accenno  trovadorico  a 
storia  troiana  e  pur  nel  saliit  di  Arn.  de  Maruelh  pubbl.  dallo  Chaban  eau  , 
Revue  des    lang.  rotn.  20,53 — 59,  v.  151. 

V.  Crescini. 


Fonetica  del  dialetto  di  Piacenza. 

N  o  t  i  z  i  e  B  i  b  1  i  o  g  r  a  f  i  c  h  e.  —  Per  questo  studio,  che  prende 
ad  esarue  il  dialetto  che  si  parla  ai  nostri  giorni  nella  citta 
di  Piacenza ,  abbiamo  soprattutto  attinto  alla  voce  del  popolo. 
Tuttavia  ci  furono  di  valido  aiuto  anche  gli  scrittori  vernacoli  e  i 
compilatori  di  vocabolarii  e  di  raccolte  dialettali.  Non  ripeteremo 
qui  le  notizie  bibliografiche  data  dal  Biondelli  nel  suo .  Saggi'o  sui 
Dialetti  gallo-ilalici  (Milano  1853,  p.  315  e  sgg.,  e  p.  433  e  sgg.), 
raa  ad  esse  aggiungeremo  quelle  che  ci  fu  dato  raccogliere  nella 
Bibliotcca  Comunale  di  Piacenza.  Due  grossi  volumi  manoscritti, 
recenteraente  acquistati,  contengono  molte  poesie  del  migliore  tra 
i  mediocrissirai  verseggiatori  piacentini,  Carlo  Bongilli,  che  fiori  dal 
1820  al  1840  circa,  e  parecchi  componimenti  vernacoli  che  videro 
la  luce  neH'almanacco  popolare  la  Piligreitia,  di  cui  non  ci  fu  dato 
vedere  nessun  numero  a  stampa.  Meritano  tali  scritture  una  men- 
zione  particolare  non  solo  perch^  inedite  la  maggior  parte ,  raa 
perche  la  grafia  vi  e  molto  corretta ,  e  costante  la  cura  di  ripro- 
durre  fedelmente  la  pronüncia.  Delle  altre  scritture  rimaste  ignote 
al  Biondelli  che  ci  fu  dato  esaminare  ricorderemo  le  poesie  di 
Vincenzo  Capra ,  per  tacere  di  quelle  che  su  fogli  volanti  conti- 
nuano  a  stamparsi  ogni  giorno.' 

Altri  materiali  offrono  i  Vocabolarii.  Del  Conte  Carlo  Anguis- 
sola  esiste  inedito  un  Dizionario  piacentino-tosca7io'  (1826),  che  noi 
potemmo  esaminare  mercc  la  cortesia  del  conte  Giuseppe  Nasalli, 
al  quäle  rendiamo  qui  le  piü  vive  grazie.  Esso  non  manca  di 
pregi ,  raa  non  puo  essere  ciecamente  adoperato  dal  linguista, 
perche  la  grafia  vi  e  spesso  incostante  ed  erronea.'-  Dell'Anguis- 
sola  esistono  in  Biblioteca  anche  le  Effemeridi  ttieditc,  raa  esse  ser- 
virono    poco    all'uopo    nostro,  perchi-    sono    scarsc    le    parole    e    le 


*  Poesie  dialettali  possono  leggersi  anche  nei  mss.  30,  310,  310  bis  del 
Lascito  Pallaslrelli. 

'  Basti  notare  le  forme  azzalin  accanto  a  cantaina,  dintr,  simpr,  cimozza 
allato  a  simozza.  DeirAu;;iii.ssola  esiste  anche  La  Grineide  inedita ,  che  6 
una  Serie  di  tredici  sonelti  non  privi  di  salc,  ma  scritti  in  iin  piacentino  non 
molto  puro,  come  provano  le  forme  d'infmito  atnazzar,  spcrar,  ed  altre  conie 
Volpin  allato  a  Volpuin,  ßnistrin  accanto  a  birickain.  (^uesta  diversil^  nella 
scritlura  fa  fede  dclla  tcnden/.a  clic  avcva  l'autore  di  srostarsi  dalla  pura  par- 
lata  del   volgo. 


134  E.  GORRA, 

frasi  dialettali  che  contengono.  Francesco  Nicolli,  oltre  al  Catalogo 
ecc.  (1832)  menzionato  dal  Biondelli,  scrisse  un'opera  intorno  al- 
V Elünologia  da  nojui  di  luogo  degli  stall  diixali  dt  Paj-ina,  Piacenza  e 
Guastalla  (Piacenza  1833,  2  volumi),  la  quäle  contiene  poche  cose 
buone  in  mezzo  a  molte  aberrazioni ;  wWArcheologia  universale  par- 
mensc  piaccntma  e  guastallese  (Piacenza  1834),  libro  farraginoso  e 
privo  d'ogni  valore  linguistico,  che  potrebbe  perö  servire  a  chi 
volesse  studiare  i  nomi  locali  delle  regioni  di  cui  si  occupa,  e  una 
Filologia  piaceiilina  e  parmigiana  inedita  (Ms.  4  Lascito  Pallastrelli), 
la  quäle  deve  aver  servito  all'autore  per  la  compilazione  del 
SUD  Calalogo ,  ma  che  egli  dev'esser  sempre  andato  arricchendo 
anche  depo  la  pubblicazione  di  questo,  perche  ne  e  pifi  ricca  di 
voci  e  perche  spesso  vi  sono  citate  le  Etimologie  pubblicate  dopo 
il  Calalogo  slesso.  Tre  edizioni  ottenne  il  Vocabolario  piacentmo-ilaliafw 
di  Lorenzo  Foresti  (1836,  1855,  1883),  ma  e  soltanto  dell'ultima 
che  noi  vogliamo  occuparci.  L'autore  nello  scrivere  l'opera  sua  si 
propose  uno  scopo  eminentemente  pratico,  vale  a  dire  volle  regis- 
trare  quasi  soltanto  quelle  voci  che  piü  si  scostano  dalla  lingua 
letteraria,  tralasciando  quelle  alle  quali  ognuno  puo  facilmente  trovare 
il  corrispondente  italiano.  Ma  se  questa  parsimonia  e  da  un  lato  un 
pregio  dell'opera,  diventa  pero  un  difetto  grave  per  chi  abbia  bi- 
sogno  di  conoscere  il  riflesso  popolare  degli  etimi  comuni  al  tos- 
cano ;  e  d'altra  parte  non  c  un  glossario  che  l'autore  scrisse, 
perche  troppo  ricco  di  quelle  voci  ch'egli  appunto  s'era  proposto 
di  tralasciare.  Tal  disegno  dell'opera  si  trovava  giä  nelle  prime 
edizioni;  quest' ultima  fu  arricchita  di  molti  voci  e  di  nuovi  segni 
grafici  che  meglio  servano  a  riprodurre  la  pronuncia.  Ma  la 
grafia  adottata  non  e  scevra  di  gravi  mende.  Innanzi  tutto  non  e 
contraddistinto  il  suono  nasale,  che  ha  tanta  importanza  nel  nostro 
dialetto ;  inutile  invece  ci  sembra  la  distinzione  fra  ä  ed  ä,  come 
quella  fra  e  ed  e,  0  ed  ö.  Ue  non  ha  precisamente  il  suono  del- 
Veu  francese,  e  quindi  non  e  identico  a  quello  dell'Ä  L'o  non 
esprime  un  suono  ou,  ma  il  suono  nasale  francese  on.  Una  in- 
conseguenza  nell'uso  dei  segni  si  nota  in  tutti  gli  infiniti  della 
prima  coniugazione,  la  cui  vocale  tonica  doveva  essere  indicata 
non  con  ä  ma  con  d.  L'accento  tonico  si  confonde  spesso  coi 
segni  grafici,  come  per  es.  in  addbb,  adöss  ecc.  La  voce  adess  della 
Tabella  si  riscontra  nel  testo  scritta  adess,  e  l'atona,  ad  es.  di  gäbbä, 
porta  erroneamente  il  segno  della  tonica.  In  gravi  errori  puo 
indurre  anche  la  tendenza  alla  grafia  etimologizzante ,  poiche  il 
popolo  non  pronuncia  servizi  ma  sarvizi,  non  canestrella  ma  canas- 
trella,   non   vedariar  ma  solamente  vadaridr  ecc^ 

Oltre  ai  saggi    dialettali    editi    dal  Biondelli,    che  noi    riscon- 
trammo  sui   manoscritti ,    e    molto  notevole  quello  pubblicato   dallo 


'  Altri  Studiosi  piacentini  pubblicarono  brevi  lavori  intorno  al  proprio 
dialetto,  ma  essi  sono  informati  aj^li  antichi  metodi  e  mancano  quindi  di  ogni 
valore  scientifico. 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA.  135 

Zuccagni  -  Orlandini  nella  sua  Raccolia  dt  diaklti  italiani  (Firenze 
1864,  152 — 1Ö3),  sebbenc  non  sia  privo  d'errori  e  d'incongruenze'; 
meno  importante  c  quello  del  Papanti,  I  parlari  üaliani  in  Cer- 
ialdo  (Livorno  1875,  357). 

Chiudiamo  questi  cenni  col  rendere  pubbliche  grazic  al  chiar. 
sign.  Avv.  RalTaele  Gemmi,  Bibliotecario  della  Comiinalc  di  Piacenza, 
alla  cui  dottrina  e  corlesia  dobbiamo  la  maggior  parte  delle  notizie 
bibliografiche  da  noi  esposte,  e  all'ottimo  prof.  Carlo  Salvioni  del- 
rAccademia  di   INIilano,  che  ci   lu   largo  di  aiuti  e  di  consigli. 

Grafia  eSuoni.  —  Per  d,  ä,  e,  ö,  d,  T,  ü,  ü,  ü  [ü),  n,  i,  ^,  g 
vedi  Archivio  glottologico  iialiano  deirAscoli,  I,  p.  XLIII  e  sgg.  Con  ^  e 
o  indichiamo  i  suoni  aperti  di  <?  e  di  0.  e  con  s  il  suono  sibilante 
sordo  {ss,  g).  \J'e  indica  un  suono  che  partecipa  dell'a  e  deir«^ 
francese  di  peu^  ma  volgente  piü  a  questo  che  a  quello;  e  Man  \x\\ 
dittongo  il  cui  primo  elemento  partecipa  dell'ß  e  dellVz^  di  coeiir, 
con  qualche  prevalenza  dell' elemento  vocalico  a,  come  provano 
anche  le  grafie  degli  scrittori.- 


Vocali  toniche, 
A. 

I.  In  sillaba  aperta  e  riuscito  finale  si  riduce  di  regola  ad 
d  :  viazddda  sost.  da  miscitare,  cäntdda,  midga  armeniaca,  mdga 
rancore,  Idg,  dla,  sdl.  vidi,  anitiidl,  mdr,  anidr,  rdr,  pdri,  ndz  naso, 
pdz  pace,  dürdz,  rdva,  cdv  chiave,  fdva ;  Iddar  e  Iddra  -^  mdgra, 
sndvra',  prd  prato,  sird,  ghid  pungolo  *aculeata;  caritd,  misld 
immagine  di  santo  *majestate-;  -d  =  -äto-  -ata,  -d  ==  -äre, 
-dva  =  -ab am  ecc.  —  Inoltre  in  parole  sdrucciole  o  State  sdruc- 
ciole :  sdgma,  dzna  asina,  mdzna  macina,  tdvla,  cdvga  chiavica,  sal- 
vddag  selvatico,  aliddga  lugliatica,  uva,  fänldzma,  spdzatn  spasirao.  — 
Anche  riducesi  ad  d  l'ä  dei  nessi  -äl  +  cons.,  -är-f-cons.  {eccet- 
tuati   -all-,  -arr-):  nid/va,  sdlva  salvat,  sdls,  zbd/s,  e,  con  1  caduto, 


'  Valgano  come  esempi  viage,  jersira,  gnent,  per,  de  la,  pernis,  pirucche, 
pever,  fin,  la  tova  brocca.  Siano  qui  ricordali  anche  gli  Eserchii  in  dialetto 
piacentino  (Piacenza  1872)  di  C.  Berta/.zoni.  Una  raccolta  di  voci  piacenline  face 
anche  il  Conle  P.  Selvatico,  giä  Bibliotecario  della  Comunale  di  Piacenza,  c 
una  nota  del  Pallastrclli  reca  :  „Taverna  ha  fatlo  la  serie  in  dialetto  piacen- 
tino dei  nomi  delle  arti,  mestieri  e  utensili  o  foise  tento  questo  lavoro."  Una 
copiosissima  raccolta  di  proverbi ,  sentenze ,  motti  piacentini  ha  condolto  a 
lermine  l'avv.  R.  Gemmi,  ed  e  da  augurarsi  ch'egli  si  decida  linalmente  a  ren- 
derla  di  pubblica  ragione. 

*  Anguissola :  bain,  birichain,  dottraina  ;  Bongilli :  dastaei,  baei  bei  bat 
bene,  daifi  dentro,  saimpar  scmpre ;  Capra  e  i  piii  recenti :  Pirei,  seint, 
seimpr.  La  gratia  che  meglio  riproduce  la  pronuncia  C-  quella  adottata  dal 
Bongilli. 

^  Non  interamcnle  assimilato  c  taj'iit/ar  tealro. 


136  E.  GORRA, 

cdd  caldo,  di  (accanto  ad  dlt)  alto ',  dtar  altro,  sdvta  salvia;  Idrg, 
cdrla,  bdrba,  cdrati  carne,  ärzan  argine.  —  Lo  stesso  d  risponde 
all'ä  delle  desinenze  latine  -älio-,  -älli,  e  ein,  ritengo,  per  In- 
fluenza regressiva  dello  j:  viarmdja,  niddja  *metallea,  dj  aglio; 
cavdj  cavalli,  gdj  galli;  qui  anche  tndja  tenaglia. 

2.  Rimane  inalterato  nei  seguenti  monosillabi:  ca  casa,  fa 
facit,  sta,  da,  va,  sa,  al  g'a  egli  ha-,  üi  jam,  dfml  solamente  non 
magis,  /a;  nelle  voci  verhali /ag  io  fo,  s/ag,  vag,  trag,  dag"^,  e 
nel  proparossitono  sdlaz    salice.4 

3.  Anche  la  posizione  protegge  di  regola  l'ä:  labbar  labbro, 
sabbia,  rabbia,  bracc  can  bracco,  vacca,  spüdacc  sornacchio,  qitacc 
quatto,  staffa,  sgaff  schiaffo,  cavall  e  cavala,  ga/l,  stala,  sappa,  zappa, 
al  cappa  acchiappa,  carr,  barra,  casca  egli  casca,  frasca,  rasca  egli 
raschia,  /«^Jt' maschio,  gross,  zdass  setaccio,  inatt,  galt;  e  qui  vadano 
pure  gala,  st'gala  cicala  e  parga/a  specie  di  pero  (v.  n.  98);  -aneo-: 
?)iünidna,  cavdäna  strada  coltivabile  che  sta  a  un  lato  dei  campi 
*capitanea. 

4.  E  triplice  l'esito  del  suffisso  -ario-  (-«r,  -dr,  -dri):  camarer, 
cändler,  era  aja ;  grandr,  calsüldr,  lldr  telajo,  cücdr  cochleario-; 
cfinirdri,  lämbddri  lampadario,  äiiliqiidri.^  Ha  ragioni  proprie  ge^ra 
glarca    (cfr,  milan.  gpa,  piemont.  gaird). 


5.  L  u  n  g  o.  —  In  sillaba  aperta  di  regola  (?  =  e :  cändela, 
iela,  red  rete,  seda^  segret,  tnimeda,  vmier  *muliere-,  mcz  raese ; 
de'biil,  dtbit;  vüre  e  vre  volere,  püde\  me,  le. 


'  Nell't'  del  rustico  _/V//  alto  riconosceremo  l'influsso  dello  7'  (v.  n.  93; 
cfr.  ieut  nei  dialetti  gallo-italici  della  Sicilia,  Morosi  Archivio  glottologico 
ital.  VIII  409). 

'^  E  quindi  nella  terza  singulare  del  futuro  deU'indicativo. 

^  Cfr.  Mussafia  Beilrag  zur  Kunde  der  nord.  Mund.  pp.  20 — 21  e  Dar- 
stellung der  rom.  Mund.  §  261;  Salvioni  Arch.  glott.  IX  229. 

*  Si  tace  dei  proparossitoni  non  assimilati  come  prdtic,  dbit,  stumätic, 
o  assimilati  sollanto  in  parte  come  armdtag  puzzo,  '  aromatico ',  di  fronte  a 
salvädag,  fürmdj  *formatico-.  —  Non  popolare  e  cap  capo,  e  formati  sul- 
le  voci  arizotoniche  possono  ritenersi  scap  io  iendo  e  fesso,  e  crap  fesso 
(cfr.  n.  98). 

*  Nel  vitueria  vettovaglia  citato  dal  Foresti  abbiamo  una  special  risolu- 
zione  di  -  a  r  i  a  (cfr.  cativeria,  lavoreri  ecc).  Qui  notiamo  anche  l'esito  di 
-äneo-  in  Jilen  fdare  delle  viti  Arch.  glott.  VIII  353,  castina  castanea, 
termine  rustico  (cfr.  Mussafia  Beitrag  42,  Ascoli  Arch.  I  276  e  414;  Nigra 

■Ibid.  III  7;  Ceci  Ibid.  X  168  e  specialmente  Salvioni  Ibid.  IX  1940.),  e 
quello  di  -äsea  in  srcza  cerasea.  Per  guer  guari  v.  Ascoli  Arch.  II  113 
e  133  n.  —  Anche  nel  piacentino  i  soliti  grcv  ed  alegar,  e  anche  il  rustico 
crbiü  albero,  che  e  pure  esempio  molto  difFuso  (cfr.  Ascoli  Arch.  I  276  n., 
il  113).  Esempio  illusorio  di  ^  da  a  e  beg  verme  Flechia  Arch.  II  36. 
'L'avoe  causidico  citato  dal  Foresti  e  la  voce  francese.  Un  piccolo  problema 
ci  offre  invece  pic//a  piastrella ,  in  cui  e  forse  da  xedcre  pela  da  pila  (cfr. 
Salvioni  La  storia  di  Apollonio  di  Tiro,  Bellinzona  1889,  Lessico)  con 
immistione  di  'piano',  'piatto',  ne  farebbe  ostacolo  il  doppio  /,  pel  n.  98. 
Pel  solito  pwna  pialla  v.  Beitr.  88.  In  mnrcia,  iircia  marcia  via!  va  via!  e 
in  vurda,  tirda  guarda !   abbiamo  alterazioni   specifiche  dell'imperativo. 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA.  137 

6.  Ma  ^  da  e  in  r^  rcx,  tr<^  tres,   femminile. 

7.  E  /  da  e  nei  soliti:  sira  sera  e  cera,  bütiga,  maislar  rnae- 
stro-,  sil  sebo-;  bida  beta.^ 

8.  In  posizione  t-'  da  e :  becc  becco,  l'ecc  io  lecco,  st'ecc  stecco, 
melga  melica,  siella,  b'erla  donnola  *bellula,  d'ezda,  de-j-excitat, 
cr'ess  cresco  e  crescere,  cr'etta  fidanza  *crOdita,  f'ella  fetta  Dicz 
EW.  5a  ed.  137,  jt'e-y/ schietto,  r'ezzW  sagrato,  orezzo. 

Ai  quali  eserapi  ne  andranno  aggiunti  altri  con  e  da  ö  fuor  di 
posizione,  quali  i  proparossitoni  originarii  ir'edaz  tredici,  sedaz  sedici, 
c'erag  clerico-,  e  cr'ed,  cr'eda  credo  credit.2 

9.  Brave,  e  =  6.  In  sillaba  aperta:  vieda  mieta,  scda 
sedet,  nega  negat,  prega,  pegura,  fei,  mel,  zel  gelo,  jar  heri, 
tcvad  tiepido,  daz  dieci,  pe  piede.  In  posizione:  Pcdar  Pietro, 
inireg  intiero,  mej  mclio-,  pell,  svelt,  pel  petto  delle  vacche, 
ßnestra'^,  ncspid ,  ess  vcss  jcss  essere,  mezz  vaüdio-;  püslerla, 
atravers,  iers  terzo,  meral  medo,  Tnvcrafi,  perd  perdo  e  perdere, 
verum  verme,  nc'rav  nervo,  cverc  coperchio,  verl  aperto,  perla, 
azerb  acerbo ;  anell,  cürtell  e  cüriela,  uzell  uccello,  zmell  geraello, 
päd  (da  A 

r 

Isla,  nell'iato  troviamo  /  da  6  in  mi'a  pron.,  züdio  giudeo ,  in 
fräse  imprecativa. 

10.  e  da  e  ci  offrono  i  proparossitoni  zenar  genero ,  /enar 
tenero,  rezga  resecat^  ri'mga  *remicat  per  rümicat,  il  cui  e 
sorto  dapprima  nelle  voci  arizotoniche  c  passalo  poi  alle  rizotoniche, 
e  /rema  tremit,  pr'ema  premit. 

11.  Sono  eserapi  di  j?  da  e  di  posizione  zvvV,  sp^fi,  lerra, 
s^lla,  b^ll,  fi^sta,  iimpcsta,  s^ll,  risp^tiß 


•  Diverso  e  il  caso  di  i  in  tri  tres  masch.  da  *trei^  (cfr.  n.  31). 
Vedi  poi  nella  flessione  la  risoluzione  dclle  uscite  verbali  -ebani,  -ere, 
-elis  ecc. 

'•*  II  conlado  ci  ofTre  anche  esempi  di  ^i  da  e  negrinfiniti  av^i,  pudci, 
laiei  tacere.  Nella  provincia  sono  due  borgate  dette  dal  volgo  Sarei  C er- 
rät um  e  Carpanci  Carpaneto.  —  Aggiungeremo  qui  i  soliti  esempi  di  ti,  u 
da  c  per  effetto  assimilalivo  di  suono  labiale  che  segue:  fnmna  femina, 
sumna  seminat,  e  anche  riimla  sebbene  da  re  +  molere  Beitr.  93,  Ascoli 
Arch.  I  313;  biastüma  blasphcmat,  Tndüniia  vindemiat,  che  ripetono 
il  loro  ü  dalle  voci  arizotoniche  del  verbo ,  come  da  quesle  ripetono  il 
loro  a  le  altre  voci  verbali  idra  serräl,  tänta  lentat,  slänta  stenta  (cfr. 
Beitr.  51  n,  Ascoli  Arch.  IV  1 26  n.).  Var  verso  c  seniprc  in  proclisi :  var 
mc  verso  me  (cfr.  n.  69). 

^  Ma  mn^slra  mineslra. 

*  Fanno  eccezione  i  femminili  s'iircUa,  Jan^lla,  gainqlla,  fritqlla,  assqlla 
ascella,  iitch^lla  loquela,  vclia   vela  (cfr.  S.ilvioni   Arch.  IX  199  n.). 

■'•  Le  forme  risea  egli  arristhia ,  rised  arrischiare  saranno  dottc;  cfr. 
anche  i  corrispondenti  milanesi. 

"  Nelle  voci  verbali  crap  crepo,  mniiirn  macerat  1'«/  provicnc  dalle 
voci  arizotoniche  (cfr.  n.  98). 


1.^8  E.  GORRA, 


I. 


12. 


Lungo.  —  Intatto ;  in  sillaba  aperta :  lid  lite,  cridä 
quiritat,  irida  tri  tat,  fidag,  fig,  nm/'g,  sü/i7,  diz  dicit,  cativ,  dt 
die,  man';  -/=-]re  -ito-  -itis;  in  posizione:  mt//,  spilla,  villa, 
visi,  /rät,  lim  libbra,  vifia. 

13.  Riduzione  speciale  di  un   1  riuscito  finale  offrono  acsc  -sie, 
■  che  -hie,  le  illic,  de  dies.^         ^ 

14.  Breve.  —  ?  =^  !•  Iri  sillaba  aperta:  scd  site-, /ed, 
frega  fricat,  brcga  briga  con  \  germanico,  pcl,  per,  büter  bu- 
tyro-,  bcv.  In  posizione:  vedar  vitro-,  negar,  famej  famiglio, 
smeia  simlliat,  püler  puledro,  vera  viria,  feram,  serca  circat, 
(Jrpag  erpice,  verd,  pe'var  pepe,  zncvar  ginepro,  pcza  pece. 

15.  Ma  numerosi  sono  gli  esempi  di  e  da  i  in  posizione 
latina  o  romanza :  vl'dd  video,    ms'emma    insimul,  s'enar  cinere-, 

fr'edd,  secc,  p'enna,  vesc  vescovo,  fresc,  r'esca  arista,  tfidesc  tedesco, 
cresp,  vessa  vicia,  fressa  frlctia,  pess  pTsce-,  tressa  treccia  tri- 
chea,  less  lesso,  elixo-,  messa,  cresta,  nü'tt  mittere,  nelt,  sajetta, 
malad'ett  (ma,  colla  solita  distinzione ,  diu),  slr'ett,  i'etta  mammella, 
?«^'Ä/a  miscitat;  -ifsco-:  Fränsesc;  -fssa:  badessa,  cüntessa;  -fstro-: 
cavesiar  capestro ;  -rt j o -:  car'essa  q.ci.x&li^.,  ligressa,  bascav'ess  scam- 
polo  *bis  +  capitio-;  -6tto-  {=  ftto-):  crav'ät  capreüo ,  careii 
earretto ;   -ismo-:  batieiz  battesimo. 

16.  Esempi  di  i  da  i  sono:  in  sillaba  aperta  i  soliti:  via,  per 
es.  va  via!  sia;  inoltre  liga  ligat,  slria  striga,  did  digito-  (cfr. 
Ascoli,  Arch.  I  22  —  2;^^,  D'Ovidio  Grundriss  der  rem.  Phil,  hrsgg. 
V.  G.  Gröber  I  507);  in  posizione:  sicca  sit'la,  üricca  auric'la,  ca- 
vicca  se  da  elavic'la,  nei  quali  esemplari  e  da  notare  l'attiguita 
del  suono  palatino  all'/.-  Inoltre  diil  detto,  miss  misso-,  pist  pisto-, 
7nisL  mlxto-,  ßsca  fist'lat,  visc  visc'lo-;  -inio-:  malin,  ruadrina, 
gramiM,  ma  per  cavi  capillo-  v.  Salvioni  Arch.  IX  201. 

17.  ^  da  1  di  posizione  danno  It^n  legno ,  c(^sia ,  adess  se 
da  ad -ipso-   (cf.  D'Ovidio  Grundriss  I  505  —  506),  g^'ss.'^ 


'  f7  =  i  dinanzi  o  dietro  suono  labiale  occorre  nei  rustici  prütn  e 
prüma  primo,  -a,  süma  cima,  süntmia  scimmia,  e  va.  fübbia  fibla;  inoltre  in 
spügla  spigolat,  ,dairinf.  spügld,  e  in  vümna  vimine ,  da  vümnd  viminata  (v. 
n.  42).  —  h  =  1  ci  offrono  sthbbia  slTp'la,  e  stombal  stim'lo  (cfr.  per  tuUi 
-  Beilr.  57 — 58,  105;  Ascoli  Arch.  I  174,  256;  Ni<,Ma  Ibid.  III  10).  Per  calüzna 
caligine  v.  Beitr.  41.  Fränghl  fringuello  fu  cstratlo  da  un  *frängHlaei  frin- 
guellino,  a  norma  del  n.  38.  In  una  carla  latina  del  I140  si  legge:  Hotno- 
deus  fraftguellus  [Heg.  Magnum  del  Comune  di  Piacenza,   f.  l6n). 

*  Per  niisc  e  cavicc  cfr.  D'Ovidio  Grundriss  I  506.  Qui  andrä  forse 
anche  rigga  lamina  di  ferro,  se  pure  da  regula  e  non  da  rigula  (cfr.  ital. 
riga).  Tale  spiegazione  potrebbe  forse  darsi  anche  dell'/  di  ticY  tetto  e  di 
ticc'a  tegghia  (cfr.  n.  84  n.). 

^  Trasposizione  d'accento  si  ebbe  in  meistar  e  meinstar  magistro-. 
La  Serie  cnst  questo,  custa,  cnll  quello ,  c'üUa  rapprcsenta  la  contrazione  di 
-ue-  fuori  d'accento;  mentre  i  plurali  quisti  e  chisti,  qtäj  c  qiiilli.  chilli  sono 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA.  I39 

O. 

18.  L  u  n  g  o.  —  ü  ^^  Ö.  In  sillaba  aperta :  nvüd  nipote,  siil 
so\e,  püm,  n  fi m  uome,  uro,  viii  vocg,  gü/üc ;  pascadür,  cassadür;  bun- 
ddnsiuz  generoso,  mürfii  amante;  in  posizione:  cübhia  pariglia  di  cavalli 
cöpula,  iirdan  ordine, /tcrma,  cürt  coxia,  iürta,  müstar  inönstro-, 
cünüss  cognösco,  scüi  abscönso-,  lüza  tönsat,  jr/>2<i  sponso-, 
SM  *deösum;  -orio-:  rflcV<r  ra so rio-,  w/j-z'^/a  messe) ria,  falce,  ür- 
didür  orditojo. 

19.  0  =  0  in  nn  no,  in  tiiös,  so  suös,  do,  sto,  oral  orulo-, 
pioppa  pioppo. 

20.  ö  =  ö  in  tröja  (cfr.  Salvioni,  Fon.  Milan,  p.  43  e  D'Ovi- 
dio  Grundriss  1  521  n.),  Höd  nodo.  In  tiiJi  nös  si  ha  il  dittonga- 
mcnto  che  suol  produrre  siill'ü  la  nasale  seguente  (v.  n.  32d;  cfr. 
il  lombardo  nun  Ascoii  Arch.  VIII  107,  D'Ovidio  Ibid.  IX  56— 
57  n.      A  Fiorenzuola  d'Arda  nd,  come  vd  uno). 

21.  Breve.  —  In  sillaba  aperta  ö  =  (5:  möd  modo,  cröda 
cade  *corrötat,  röda  ruota,  fög,  log,  mala  macina,  föra  fuori,  cöz 
cuocere,  cöv  covone,  bö  bue  e  buoi ;  -6I0-:  tiinsöla  nocciuola,  arbiö 
*alve61o-,  chinö  *cuneölo-.  Inoltre  nei  soliti  nöra  riuora,  piöva 
pluit,  scöd  scuotere  e  scotolare,  e  nelle  voci  rizotoniche  dei  verbi 
irüvä  e  7iudn  nuotare.' 

22.  II  piacentino  ci  offre  anche  esempi  di  0  da  ö  in  sillaba 
aperta:  brod,  scola,  sali  liscio  sölido-,  coma  chioma,  limnzna.  INIa 
TApennino:  brödu,  scöla,  söli  (v.  n,  seguente). 

2-^,.  Nella  posizione  il  piacentino  di  citta  non  ama  il  dittongo: 
occ  occhio,  birocc  biroteo-,  oH,  coli,  son  sömnio-,  scopp  schioppo-, 
bosc,  oss,  pgsl,  nqtt\  -öceo-:  iniscoss  miscuglio ;  -Otto-:  inascolt 
raaschiotto;  colga  corica,  vota  volta,  sod  sol'do-,  orb,  morbi  mör- 
bido-,  torc  torchio,  cor  da,  cor  an  corno,  zmorsa  *ex4-n3Örtiat, 
torsa  törcea  ecc. 

24.  I\Ia  non  sono  pochi  gli  esempi  di  ö  da  ö  di  posizione,  i 
quali  abbondano  spccialmente  nel  contado  e  piii  ancora  sulla  mon- 
tagna :  sikla  zoccolo,  födra  fodera,  vbd  vuoto  Flechia  Arch.  IV 
370 — 371,  tögg  e  tö  tolgo  e  togliere,  vl'ij  voglio,  föja  fölia,  a  möj 
in  molle ,  imm  ranno,  dljja  döiia,  löj  loglio,  söj  bigoncio  solio-, 
zarviöj  germoglio,  löja  noia,  Tncö  -\\bd\ü-,  böss  bosso,  päss  possum, 
^ös/w«  bozzima ,  pözz  pödio-,  övra  opera.  Esclusivamente  al  con- 
tado appartengono  arlüj  orologio,  öä'  occhio,  ////  olio,  .V'v7  sdiuic 
e  sogno,  cüssa  coscia,  coli  cotto,  /////  tolto. 


i  regolari  conlinualori  di  un  -ut;'-  di  pluralu  ridollu  ad  -ttl-  per  Tinllusso  dul- 
l'-i  d'uscila. 

•  Anche  qui  11  od  ü  da  ö  nei  soliti:  fnra  foral,  viil  e  vula  volo  e 
volat,  sti'ima^ ;  li'iran  torno,  Tuturan,  stiiran  Storno,  fiiran  forno,  cii/p 
colpo;  uss  uscio,  cüz    consiio  e  consucrc. 


MO  E,  GORRA, 

U. 

25.  Lungo.  —  ü  =  ü.  In  sillaba  aperta:  scüd,  süg  sugo, 
dür,  zgüra  risciacqua  *ex  +  curat,  ///~  fu«ü,  mcüiafi  *incudjine-, 
fiäficü  dai  larghi  fianchi,  travarsü  dalla  larga  schiena;  film,  Ulm 
lume,  piilma,  ümid.  In  posizione  latina  o  roraanza:  brilna  prugna, 
fuilsc  muschio,  lüss  lücio-,  agüssa  acütiat,  büst,  siltt  *ex-|-sücto-, 
carjialilss  Beitr.  41,  pillga  *pulica,  rilzna  aerügine-;  c  qui  vadano 

■pure  7nüll  mulo  e  7nütt  muto  (cfr.  n.  98). 

26.  ö  da  ü  aU'uscita  ci  offrono  pö  plus,  j-J^süsum  e  vö  vos 
(cfr.  il  lomh.  vil,  che  e  pure  di  Fiorenzuola). 

27.  Breve.  —  ?/ =  u.  In  sillaba  aperta:  giila,  cüva  cübat, 
züv*]Vigvo-,  güvan  jüvi^ne-,  tndfiva  -flbi,  crüz  crOce-,  iiia  q  tüva, 
süa  e  süva,  du  due  femm.,  gümad  gomito.  In  posizione:  bücca, 
cudga  *cut'ca,  sagidl  satüllo-,  culam  colmo,  culpa,  slüppa,  sürd, 
siürpia  *extürpiat,  lürr,  cürsa,  crusta,  russ  rosso,  rü//  rüpto-, 
püvar  pulvere-. 

28.  Ma  0  da  ü:  aU'uscita  in  io  tuo,  so  suo  D'Ovidio  Arch. 
IV  408,  IX  41,  Flechia  Ibid.  VII  123  n.;  in  posizione  in  vargona 
D'Ovidio  (jrundriss  517,  miolla  mediilla,  znocc  genüc'lo-,  porc 
nella  fräse  figüra  porca  e  sporc  sudicio,  che  sara  spürco  contaminato 
da  porco  (cfr.  Arch.  IX  248  n.).i 

Dittonghi  tonici. 

2g.  Au,  latino  o  romanzo:  nra  aura,  venticello,  fola,  lodla 
allodola,  al  sora  *exaurat.  Dittongo  secondario:  toUa  latta'^tabula, 
mota  fango  maltha,  topa  talpa,  /o  fagus  Ascofi  Arch.  X  98,  änl 
chiodo  Flechia  Arch.  II  334  e  D'Ovidio  Grundriss  500.  Anche 
qui  il   solito  riflesso  dell'au  di  cauda  in  cüa. 

In  parole  non  popolari  il  dittongo  suol  risolversi  o  per  dv: 
apldvz  applauso,  cdvza  causa;  o  coU'immettere  fra  i  due  elementi 
che  lo  compongono  un  v  che  estirpi  lo  iato :  Idviir  lauro,  Mdvür 
Mauro,  Pdvfd  Paolo,  cdviXl  cavolo. 

30.  (,'  =  ä-i:  cänte  cantatis,  salte;  asse  ad-satis;  ändc  io 
andai ;  ici  fe  tu  fai. 

31.  /  =  e-i:  si  siete ;  vdi  videtis,  tazi  tacetis  ecc. 

Influenza  della  nasale  sulle  vocali  toniche. 

2^2.  Nell'esporre,  neue  pagine  precedenti ,  le  vicende  della 
tonica  piaceiitina,  abbiamo  omesso  di  parlare  delle  speciali  altera- 
zioni  cui  essa  va  soggetta,  seguita  che  sia  da  nasale.  L'importanza 
del    fenomeno,    che  non  c  solo  del    piaccntino,  ma  che  in  esso  ci 


'  La  montagna  ha  zcnöccu  ginocchio,  e  comune  alla  cittä  e  piöcc  *pe- 
düculo-.  —  ü  da  li  di  posizione  si  ha  nei  soliti  cürt  corto,  pürga  sost.  e 
verbo,  gücca  ago,  ?nücr  mucchio,  ciicümar  citrioki. 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA.  I  4  I 

pare  abbia  una  esplicazione  maggiore  che  non  negli  altri  dialetti 
gallo-italici,  ci  ha  indotto  a  raggrupparc  insieme,  in  un  sol  capitolo, 
tutte  le  alterazioni  dflla  tonica    che    son   promosse  dalla  nasale  (v. 

n.  57   e  59); 

a)  A  dmanzi  a  n  e  a  m  di  sillaba  chiusa  si  riduce  ad  ä:  pä  pane, 
cä,  dmä  de-mane,  riul,  pramiä  parmigiano,  femra.  säna^,  taiia,  pram- 
zäna;  säni'^,  iäni,  ciinläiil,  ändClml  andando;  camp,  lämp,  gämbii; 
anijtl,  (ja?igüla  glandola,  mäntai  niantice ;  gambar,  lambda  lampada, 
sfinamhula. 

Ma  l'a  rimane  intatto  (senza  nasahzzazione):  i"  nei  proparossi- 
toni  origmarii,  dov'esso  era  od  c  tuttavia  in  sillaba  aperta:  cätiva 
canapa,  änina  anima,  dura  anitra,  manag  raanico,  inänga  manica, 
dnai  anice;  cdmra  camera,  avnfila  tarlo;  2^  dinanzi  a  n  gcminato: 
atm  anno,  patin,  dann,  inanna,  catma. 

b)  E  ed  i,  di  qualunque  provenienza  siano,  si  riducono  dinanzi 
a  n  e  a  m  di  sillaba  chiusa  ad  aeT:  srai'T  sereno,  irail  terreno,  ovailna, 
qiundzailjia  quindicina;  (^ötTbene,  saema  ccna,yi7t^7  fieno;  sa'elni  sen- 
tire,  «/ae^Tw/dente,  jvatv««/ vendere,  testamaiuni;  dzaeTmbar  dicemhre,  ia'nmp 
tempo,  saeimpar;  vizael  \\clno-,  faa  fino-,  va'el  smo,  chaiFina  cllnat, 
spaeina,  faraana ;  didaa  ditino,  maznaa  diminutivo  di  raacina,  ma- 
ta'elna;  saeJ  'SÄwo-;  lai'Tngva,  bai'mda,  saancu  cinque,  tradlnla,  ma- 
zeing  maggese;  paeJndüla,  la'emdna  lendina;  taampura,  ia'fimpra  tem- 
perat,  aandaz  indice,  novo  (cfr.  loinb.  mdes),  sailngüra  zingara, 
saeinija  cing'la,  praemsip  principe;  sailmplis,  taampan  timpano, 
timballo. 

Ma  se  precede  suono  palatino  o  palatile,  allora  l'(/<?7si  puo  restrin- 
gere  in  i:  sempre  in:  pji  pleno-;  pasjinsa  pazienza,  sjTnsa  scienza, 
hlijmt  boUente,  irunil  sudicio,  per  trupnt  da  tröja,  zgalnt  part.  pres.  da 
zgai  e  zgaji  gridare ;  lapnt  tagliente ,  sliidjTnl  soprastante  ecc.  (v. 
n.  104);  füjuia  foglina ,  zii  e  ziJyia  diminutivi  di  zio  e  zia  ecc; 
iiint  niente,  ecc;  7i<«r  Antonino,  gum  maialino,  da  gon  ecc;  uccT, 
dim.  di  occhio,  picci  piccino,  ijvii  gente,  sarijini  sergente,  (iin(fJ  da- 
merino  ecc;  ma  lüzaelnt  ecc.  (v.  75). 

Ma  le  condizioni  che  sottraggono  l'a  alla  nasalizzazione,  sot- 
traggono  pure  l'e  e  l'i  al  dittongamento:  zenar  genero,  tmar  tenero, 
cr'imaz  cremisi,  sänaz  un  sornmesso ,  misura,  ri'mga  *remicat  (v. 
n.  10);  si'nar  einer e-,  pinula  pillola,  shnaz  cimice ;  crinna  piccola 
scanalatura,  pi'nna. 

c)  o,  qualunque  sia  la  quantila  sua,  davanti  a  nasale  si  riduce 
ad  v\  bu  buono,  sd  suono,  cappd,  lissü,  cürDno,  padrdna;  pdnt  pönte-, 
mdnt,  prvni,  cZntra,  brdnz,  cvnca,  cumpra ;  gdndfda,  cl^ndul  ciondolo ; 
7tdtnbal  *lonibulo-,  tdmbüla. 

Ma,  nelle  condizioni  citate  per  a  c  ed  i,  ad  u-f-nas.  risponde  // 
od  0,  senza  nasalizzazione:  ///////i,'«?  inönica,  betunga  erba  l)elonica ; 
pümza  poraice,  dasiümga  stomaca  (verbo);  donna,  cülonmt. 

*   V.  per  la  pronuncia  n.  5g. 
=*  V.  n.  59. 


14^  E.  GORRA, 

d)  u  davanti  a  nasale  si  dittonga  in  in  :  vöt  uno  e  suoi  com- 
posti :  prln  per  uno,  quärcUn  e  qudidöl  alcuno  e  alcuni,  a7i':öl  nessuno ; 
inoltre  Unna  luna ,  dnna  cuna,  ^^/cw  digiuno,  fürtöTna ,  al  Cmln  it 
Comune. 

Ma  in  posizione  da  lo  stesso  riflesso  di  o:  hzdnl  bis-f-üncto-, 

pont  puncto-,  imojit  -emüncto-,  ariwnsia  renüntiat;  tronc  trün- 

co-,  ;«5«^  mundo-,  sTmza  axüngia;  pidmb  plüiubo-,.  dmhra  ümbra; 

.dmja    üngula,    sponz    pOngere:    romp    rümpere,     rdmpaii    rom- 

p  o  n  o. ' 

E  anche  qui  normalraente:  innga  tonaca,  ümda  umida;  vi'mna 
una,  prünna  per  una,  ansihina  nessuna.  (Per  le  nasali  atone  v. 
Aggiunte). 

Vocali  Atone. 

2,2^.  Frequente  l'aferesi,  specialmente  di  a  e  di  e:  d^ss  allato 
ad  ad^ss,  diiccd  adocchiare.  Iura  allora,  rüvd  arrivare,  piiit  appetito, 
sassa'ei  assassino,  pTndissi  appendice,  baiä  abbaiare,  häjidfmä,  bündänsa, 
ghid  pungolo,  bniiga,  h'gria,  Lissändar,  lodla  allodola,  marasca^  ristü- 
cratic,  ri'sca  arista,  sonza  axungia,  spdrz  e  spdraz  asparago,  sprella 
'asperella',  strolag,  vert  aperto,  vi  avuto,  zerb  acerho  •,^dücas/d,  limozna, 
pataffia  macchia,  da  '  epitaffio  ',  7-izia  eresia,  vesc  e  ve'scüv,  razai'T  fan- 
ciullo,  se  da  heres  Caix  Studi  di  etimologia  romanza  n"  478,  cü- 
Iwnia  economia;  nel  prefisso  ex-:  sürd  lasciar  evaporare  il  sudore 
*exaurare,  sütt  *exsucto-,  spaltd,  jr/^r/ in  buona  salute,  'esperto'; 
extra-:  stravacd  rovesciare,  siravöd  -vuoto;  —  läja  noia  *inodia, 
nlnsä  sfe  da  initiare  (v.  n".  92,  94),  fiürättt  ignorante,  rflndätia 
rondine,  stü  isto-,  lahä  italiano;  —  ni  vota  ogni  volta,  rezz  il  sa- 
grato  'orezzo',  scür;  —  bfiraei  uberino,  bübba  *upüpa,  na  donna 
una  donna. 

34.  Frequentissima  e  l'elisione  delle  atone  interne,  spe- 
cialmente di  e  e  di  i.  Etlisse  di  prima  protonica  —  di  a:  gleit 
solletico  Flechia  Arch.  II  323,  zndr  januario-;  —  di  e  primario, 
oltre  che  nei  casi  di  cui  al  n.  36,  in  bdd  pedone,  bzd  pesare,  dga?}i 
tegarae,  dmä  de-mane-,  dzaeimbar  dicembre,  dz'öi  digiuno,  frd 
ferrato,  inferriata,  fla'eina  fettina,  mddja  medaglia,  vidänl  mietitore, 
mzddar  mezzadro,  mzdda  mesata,  Xe'ngd  e  annegato,  «OT<<f  n  e  p  o  t  e-, 
pcd  beccare  e  peccare,  pla'elna  dimin.  di  pelle,  pjiell  pennello, 
psaei  piedino,  psiga  vescica,  plill  appetito,  schaeJ  zecchino,  sla'elna 
.  dirainutivo  di  sella ,  spcds  specchiarsi ,  sprella  asperella ,  sra'el 
sereno,  sreza  cerasea,  stcd  steccare  stld  stellato,  sttnäna  settimana, 
zdass  setaccio ,  zgd  segare ,  zgüra  scure,  zld  gelare ,  z?}iell  ge- 
mello,  zzael  sesino,  tldr  telaio,  llo  telone,  tndja  tenaglia,  trael  ter- 
reno,  tsddar  tessadro,  vcd  vecchione,  vlüd  velluto,  vfä  venire,  vritd, 
vtüra  vettura;    di    e    secondario:    mnd  menare,    ynsdl  messale,    anld 


*  Eccezione    fanno    öindai    undecim,    per    influenza  di  vöi  (cfr.  lomb. 
vündez),  cölnt  conto  (cfr.  lomb.  cünt)  e  autöt  auUinno  (lomb.  autün). 


FONETICA  DEL  DIALEITO  Ol  l'IACENZA.  143 

nettare,  nv<t  nevarc,  pia,  plnz,  pso  accrescitivo  di  pesce,  scä  seccare, 
snd  accresc.  di  segno;  —  di  i:  brclla  birreto-,  inc  dvii  mi  pare, 
dziva  dicebam  -at  ecc,  mn^stra,  vinüd  minuto,  aggettivo,  pttiss 
*pittacio-  Caix  Studj  n"  448,  vdiva  videbam  ecc,  hiönl,  dzarlür, 
diiUal  un  disutilaccio,  Iscvad  *dissipido-;  —  di  o:  c?nänd, 
cnic  corae  (cfr,  Salvioni  Arch.  IX  255),  andr  comarc,  criissi 
corruccio,  vre  volere,  cnunsd,  cmTnsipiä  corainciare,  crüdd  cadere, 
delle  frutta  e  dei  fiori  *cum-j-rotare,  cse.  cosi;  —  di  u:  psügd 
buzzicare. 

35.  Ne  meno  frequente  c  Tctlissi  di  seconda  protonica  —  di 
a:  öassmaeT  specie  di  uva,  da  balsamo,  parmür  in  causa,  'per 
amore'  Ascoli  Arch.  I  21Q  n.,  dastümgä  '&\xycas,caxQ,  sbavid  sbavaz- 
zare ;  —  di  e  primario  o  secondario :  iihdi  obbedire,  hactailna  bac- 
chettina,  cadmiss  catenaccio,  cadnil  porta  catene  da  camino,  adsadfss 
adesso-f-adesso,  vialdisid,  rfimnd  numerare,  con  metatesi  reciproca, 
bändelt  benedetto,  cänd/er,  lündc  lunedi,  qiiindzaeJna  quindicina,  cün- 
ftüra,  inzmis  ingegnarsi,  caplä,  capldr,  cargaeT  da  carcga  sedia;  piw- 
släna  porcellana,  rnarfld  martellare,  sarvcll  cervello,  pfissid  posses- 
sione,  rastld  rastrellare,  sizlä  cesellare;  -ello-  caplaei  cappellino, 
</«A;(7  anellino,  cürtld  coltellata ;  -etto-  cartalu  carrettino,  cravtai'T 
caprettino ;  —  di  i :  Tndvind,  ürana  da  uricca  orecchia,  cargd  cari- 
care,  arjtiella  noccxoXo  *aniraella,  nijwi*' usignuolo,  />2<i-/a  positare, 
ruzgd  rosicare,  iuzgd  tossicare,  viaznd  macinare,  azndda  asinata,  in- 
cavcd  *inclaviculare,  cavdu  alare  *capitone-,  cavddl  cappezzolo; 
'-igiano-':  pramzä  parmigiano,  hurgzä  borghigiano ;  —  di  o :  ciügd 
coricare  collocare,  cumdä  accomodare,  räntld  rantolare,  arlo(j(j 
orologio,  armätag  puzzo,  da  aromatico,  lavrer  cane  leporario-, 
lavroti  lepratto,  savri  sapörito;  nei  diminutivi  e  accrescitivi:  tavlail 
tavolino,  diavlass  diavolaccio,  ecc. 

3Ö.  AI  nesso  risultante  dalla  sincope  si  rimedia  col  premet- 
tervi  un  a,  il  che  avviene  di  regola  quando  la  voce  incomincia 
per  liquida:  atcd  leccare,  alst'a  lisciva,  alne.ra  legnaia,  alvd  levare, 
alze'r  e  aldze'r  leggiero;  prefisso  re-:  urbdlza  botola,  arbatl  ribat- 
tere,  arcalzd  rincalzare  ecc;  arlichia  reliquia,  arvaeina  rovina,  arzä 
Reggiano;  —  angd  annegare,  ansät  nessuno,  antd  nettare.^ 

37.  Nc  rari  sono  gli  esempi  di  etlissi  di  postonica  interna, 
specialmente  di  i;  —  di  a:  lämbda  lampada,  cdnva  canapa,  spdrz 
accanto  a  spdraz  asparago ;  —  di  e :  födra,  camra,  vipra  e  lipra, 
passra,  ie'ssra,  biizra  buggera,  lottra,  l'wra  opera,  iilsra  ulcera;  —  di 
i:  cudga  cnti ca,  perdga  pertica,  f/ie/ga  melica,  pü/ga  *pulica,  fumna 
femmina,  laeTndna  lendina,  iünga  tonaca,  da  tunica,  münga  raonica,  be- 
iünga  erba  betonica,  mänga  manica,  lüganga  salsiccia  *lucanica,  anma 

'  II  Nicolli,  Catalogo,  cila  anche  le  forme  Alzia  Lucia,  arbüst  robusto, 
armitr  rumore,  ma  a  noi  non  fu  dato  nc  di  leggerle  altrove,  n6  di  udirlc.  — 
II  fenomeno  h  qui  meno  frequente  che  nel  romagnolo.  —  Talvolla  alla  sincope 
si  rimedia  anche  col  lasciar  cadere  la  consonanlc  iniziale :  ili  venire,  per  *vni. 


144  E-  GORRA, 

änra  anitra,  nasta  odorato  dei  cani  *nasita,  süzda  soccita, 
quarezma ,  creztna ,  bözma  bozzima ,  limoina ,  dzna ,  calüzna ,  cretta 
*credita,  grdvda  gravida ,  cdvga  chiavica;  —  di  o:  rümla  da 
re-j-molere,  büssla  bussola,  brizla  briciöla,  idvla  tavola  e  vedva 
vedova. 

38.  Anche  il  piacentino,  come  il  roraagnolo  1,  raostra  una 
spicxata  predilezione  per  la  vocale  atona  a.  Esso  tende  quindi 
non  solo  a  conservare  l'a  originario,  ma  anche  a  risolvere  in  a 
ogni  e  od  i  atono. 

a)  a  da  e  di  prima  protonica :  nahhid  accresc.  di  nebbia,  bacco 
accresc.  di  becco,  spaca  dimin.  di  specchio,  sadio  sediolo,  radaana 
dimin.  di  rete,  viadgö  medicastro,  madzaeTiia  medicina,  tajäiar  teatro, 
bialael  tegamino,  da  'biella',  malgd  accresc.  di  raelica,  palpinana 
da  Perpignano,  svaliessa  da  svelt,  Gialtrüda  Geltrude,  bandät  bene- 
detto,  gaitrai'T  dimin.  di  genere,  tanra'el.  tenerino,  dars^.tt  diciasette, 
tasio  accresc.  di  testa,  fastaeina  festina,  vastaluna  vestina,  bastio  bes- 
tione,  rastd  restare,  hiastd  innestare,  dastai'i  destino,  caziöla  chie- 
suola,  dazdoit  diciotto,  daznöv  d"ciannove,  dazdd  destare,  razdür  reg- 
gitore,  razgd  re  +  secare,  crazmd  cresimare,  lattaeT  lettino,  pratd 
accresc.  di  prete,  chiaiael  quietino,  7mblaUd  imbellettare,  Intavdi  in- 
tiepidire,  lavrott  lepratto.  lavrcr  levriere  2;  saraei  sereno,  accanto  a 
sraeT,  sard  serrare,  arbetta,  cvarcd  coperchiare,  mar  cd  mercato, 
pardd,  bargafnoit,  cargd  chiericone,  vargona,  sargmt,  marlott,  par- 
laelna  perlina,  Barndrd,  parniza  pernice,  varniza,  arpagd,  sarpaeJni, 
tarsarö  terzaiuolo,  tnvarsd  rovesciare,  jarsira,  bartavclla  vertovello-, 
/>ör/ö^<7  perticone ,  sarvell  cervello,  narvd ,  sarvissi ,  farvd  da 
febbre;  par-  =  per-:  par  fd  per  fare,  parfpt,  e  qui  anche 
/>ar/ci«</  profondo,  spar/ündd ,  parfüm,  parsütt  prosciutto ;  int  er-: 
mtarmczz,  tarnagd  puzzare  *inter-f-necare;  tarbiä  trebbiano, 
cardaetnsa  credenza ,  armadio ,  tarzaant  trecento ,  pargd  pregare 
(cfr.  no.  96). 

/?)  ß  da  e  di  seconda  protonica:  Giüzappael,  ßnastro,  mazard 
macerare,  mataridl,  lizarö  leggero,  accanto  a  lizrö,  tazarq  tacerö, 
tazarev  accanto  a  lazrö  tazre'v  ecc,  difaraeint ,  läntamo ,  dzartür 
disertore,  libarid,  divartis,  lüzarld  lucertone,  cünsarvd  e  Fränsascael 
Franceschino,    cüntassa'elna. 

y)  a  da  i  di  protonica:  balänsa  bilancia,  salappa  cilappa,  sal- 
vddag,  rnsalgd  selciato,  sänijüll  singulto,  mastürd,  dasprd;  dazmTngd 
.  dimenticare,  dasfd,  dasped;  bascavi'ss  scampolo,  bascotl,  bar  Hirn,  zbar- 
liizd;  -ar-  =  -ir-  in  Vargifiia,  marinell  dito  mignolo  *mini- 
mello-,  marrndja,  martell  \egno  myrtello-;  bargüz  hrigoso;  — vad- 
raeina  vetrina,  vadi  videtis,  accanto  a  vdi  ecc,  sanrö  accresc. 
di  cenere,  pascadür,    Tncraspd,    tn^assd  ingessare,   mazdd  miscitare, 


»  Cfr.  Mussafia,  Darstellung  ecc.  §  125. 

"^  II  Nicolli  op.  cit.  riporta  anche  samnd  Seminare,  spaddl  spedale,  abrei 
e  abrdll  ebreo;  Atah     Italia,  crastiä  cristiano,  master  mestiere. 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACRNZA.  I45 

straüan  dirain.  di  strctto,  mattiva  ecc.  mittebam,  Impavrd  coprir 
di  pepe,  pavnri'Tmj  erba,  pavrö  peperone;  sarai  ccrcare,  vardd  da 
verde ,  sfardi  raffreddare ,  svargassa  colpir  con  vcrghe ,  furgd 
fricar  e. 

6)  n  da  e  di  postonica:  ölndaz  undecim,  dhdai  dodici,  ccc. 
fino  a  j<"(/r/c' sedici ;  slraeitizas  stringere-|-se,  ;«(7/<^/^  mettersi,  bürhar 
burbero ,  libar,  piffor,  vcspar,  t'eiiar  tenero ,  i'enar  genero ,  scnnr 
cenere,  yniar  genere,  pcvar  *pipere-,  sizar  *cicere-,  Idtar  lottere, 
caddvnr,  povar,  (JHvan  juvene-  (raa  nei  feraminili  e  nei  derivati  Va 
cade:  povra,  ianra'el  tenerino,  tncadavri). 

8)  Diffusissimo  c  Va  da  i  in  postonica  interna :  per  sag  persico, 
manag  manico,  cerag  cherico,  portag  portico,  dazmc'slag  domestico, 
aggett.;  milntaz  mantice,  pölaz  pollice,  ürt'vaz  orefice,  sä/az  salice, 
cdmaz  camice ,  simaz  cimice ,  dttaz  anice;  Icvad  tiepido,  tsc'vad; 
Tticüzan  *incudjine-;  dzütal  un  disutilaccio,  üial  (Nicolli);  üllam, 
lüsln'ssani,  dllam  attimo  (Nicolli);  ürdan  ordine,  pclfan ,  drian; 
dzan  asino,  frdssan ;  salvddag ;  güniad  gomito.  -  Inoltre  nellc  se- 
conde  persone  singolari  d'  imperativo :  cr'cdam  credimi ,  möval 
muoviti.2 

3g.  Si  altera  in  a  anche  1'^  vocale  irrazionale-*:'  niediocar, 
sdcar,  alc'gar,  mdgar,  utübar  ottobre,  dzainmbar,  sdvar  saure,  dtar 
altro,  mhstar,  Iddar,  pddar.  finc'siar  finestrc,  squddar  squadro,  e 
cosi  tutti  i  plurali  femminili  che  terminano  in  Muta-f-r;  inoltre 
coran  corno,  Infcrati,  gurati  giorno,  vidram  marmo,  vc'ram,  cnlam 
colmo,  filam  olmo ;  mfcatirzam,  rümatizam ;  tie'rav  nervo,  sc'rav  serve, 
se'lav   sehe. 

40.  Sono  casi  sporadici  di  i  da  a  protonico  interno :  dami- 
scha'dlna  o  mischaelna  prugna  damaschina,  ligilr  ramarro,  se  da  'hin- 
guria '  Caix  n**  378,  e  in  vicinanza  di  palatina:  cicard  chiacchie- 
rare  (cfr.  iacra  chiacchiera).  In  viincra,  viisid  immagine  di  santo 
*majestate-  e  Ghuitä  Gaetano  r*ei  si  c  contratto  in  z'.^ 


'  I  feminili  corrispondenti  sono  mdnga,  tt'vda,  ültma  ecc. 

'•*  Rari  sono  gli  esempi  di  a  da  o,  u  in  sillaba  protonica :  sparpüiit 
sproposito  (v.  anche  n.  38a);  piü  frequenli  in  postonica:  nei  suffisso  -ulo-:  röial 
rosulae,  söccal  zoccoli,  buccal  orecchini  bucculae,  hrügal  foruncoli  *bul- 
luculae,  U'\dal  allodole,  muffal  specie  di  guanti,  nüvnl  nuvole  (i  singolari 
•  orrispondenti  sono  röila  rosa,  söcla  ecc);  vifdav  viduae;  numbal  lombulo-, 
süfal  zufolo ;  nüval  nuvoloso  nubilo-,  strolag  astrologo ,  Jdciim;  liivii/ 
rovere  robure-,  snlfar  sulfure-;  nei  gerundio  cui  si  unisca  un  pronome 
ciiclitico:  vedaeltidam  vedendomi,  s~ntae~ndat  sentendoti;  nella  scconda  plu- 
rale  d'iniperalivo  pure  in  unione  con  prononii  enclilici :  baihmas  baciamoci, 
Inündumas  intendiamoci ;  nella  desinenza  verbale  -unt  della  IIT  e  IV  coniu- 
gazione:  rötnpan  rompono,  diian  dicono,  dorman  dormono.  -ar-  ila  ru-  in 
barnö  dimin.  di  prugna;  a  da  u  in  gargaid  gola,  da  gurges  (v.  n.  91). 

•*  Crf.  Mussafia  Darstellung  ecc.  §§93 — 96. 

''Anche  qui  /wt/r/a  e /«t/rfytf  Andrea,  con  immislionc  del  prelisso  in- 
(cfr.  Ascoli  III  443).  Esempi  analoghi  sono:  ~ngüria  cocomero,  accanlo  ad 
iltigüiia,  7mbisi(f   ambizione.     Oui  si  ricordino    anche  Inmitä  iniilarc,    Ttdiiciif 

Zi'itüclir.  f.  roin.  Tliil.  XI V.  in 


146  E.  GORRA, 

41.  E  invece  normale  1'/  da  e  che  si  trovi:  i^  nell'iato : 
galioit ,  aridl  giulivo  *leale-,  sim  senior e-,  fort-V/  beato ,  miolla 
medulla,  criänsa,  piöcc  *pedüculo-,  lio  leone,  so  ja  so  io?; 
20.  in  vicinanza  di  palatale:  Giröm  Jeronimo,  nnpinds  impeg- 
narsi,  par  Vavin  per  l'avvenire;  30.  davanti  a  nasale:  /;/;/(~  be- 
none,  al  rino  le  reni,  dazrinds  rompersi  le  reni,  trinüss  peggiorativo 
di  terreno,  timpg'sta,  twipe'ri  bufera,  ilmprd  temperare,  llmpi  empiuto, 
pTndissi  appendice,  difindwa,  mündiva  intendebam,  tmdaeina  ten- 
dina,  mindd  emendare,  cardinso  armadio,  atttnsid,  pTnsd  pensare, 
pinser,  dvinid  diventare,  sttnid,  pTntis  pentirsi,  stntcr,  tazintd  tacere 
Beitr.  114,  smtiva,  örc-ftt/rt  risciacquare  *recentare,  rfT/z/ö  morsicone, 
brintür  brentatore.i  Inoltre  sicilr,  sicüra,  sidiva  sedebam  ecc, 
pigüro  pecorone,  angil,  piligraeT,  Lissändar,  Tirizai'T,  C7-isiiv,  dizaana 
diecina,  viild,  lizrö  leggero,  sizld  cesellare.^  Rimane  poi  intatto  l'i 
originario  davanti  a  nasale:  spino  allato  a  spai'ma  spina,  ß?u'  a 
füi'T  finire  e  fine  ecc. 

42.  Per  l'attiguita  di  consonante  labiale,  a,  e,  i  riduconsi  a 
vocal  labiale  nei  seguenti  esempi:  hmiibdz  bambagia,  sümdri,  mür- 
lüs  (contado)  merluzzo,  accanto  a  mai-lüss,  biilso  staggio;  e  in  po- 
stonica:  Bdrbüra,  zevül  cefalo;  —  sünmd  Seminare,  diivc  deberc 
in  tutte  le  sue  voci  arizotoniche,  büviva  io  beveva  ecc. ,  büvro 
beverone  dei  maiali,  büraei  uberino,  biasfümd  bestemmiare,  »liaidga 
armeniaca,  nel  contado,  mdÜ7nid  vindemiare  Nigra  Arch.  III  21; 
—  raslübbid  da  *stup'la,  strmibld  stimolare,  e  in  postonica:  ätium 
attimo,  ncspid,  semfila  farina  Canello  Arch.  III  334 — 335;  siüvdj 
stivali ,  fübbid  fibulare,  spüg/d  spigolare,  lü?nal  maiale  (rustico) 
vümnd  viminata,  sümd  cimare  (cfr.  per  tutti  il  n.  13  n.),  Püfäni 
Epifanio,  Püfania,  pünäta  pentola  *pineata,  büzöna  (e  bi'gna,  cfr. 
pel  toscano  Canello  Arch.  III  341),  vizübüi  (Capra),  fiiidvfd  fitta- 
bile,  Tnipüssibül,  passäbül  e  mizerabül  (Nicolli).  —  Inoltre  in  piü- 
nctla  oroscopo ,  piund  piallare,  bastünddag  pastinaca,  /n7?i  faina 
Nigra  Arch.  III  10,  scändül ,  saangnra  vecchia  strega,  zingara ; 
piüvida  pipita,  da  *püvida,  süßd  zufolare,  rüvd  arrivare  (nel 
contado). 

43.  o  atono  si  riduce  sempre  ad  ü  {n):  üdür  odore,  fiaj 
dimin.  di  occ,  uvarö  da  öv  novo,  nulndass  da  mond.  Esempi  di  ü 
da  o  interno  sono :  büdidl  hoteWo-,  cilcd  accoccare  Caix  Studj 
n"  136,  j/«r?ü  storione,  cüzi  cnciio,  cüzael  cngmo,  cüzaetna  coquina, 
filzig  viülaei,  scürid  frusta  *ex-|-coriata,  üztnara'el  rosmarino ;  e 
vicino  a  palatale:  cücdr  cucchiaio,  cünd  cognato.  i  per  -io-  pure 
vicino  a  palatale  ci  offre  cicüldt  cioccolato. 


illusione,  vmpnteca  ipoteca,  Indea  volto  (contado),  Ingi'trd  augurare,  Jmharidg 
ebriaco-,  Tnzibi  esibire,  Ingudl  eguale,  instihiasw  oslinazione,  Impüniö  oni- 
nione,  Tnguaelnt   unguento. 

'  Aväntur  avventore  farebbe  eccezione,  ma  forse  il  primo  a  vi  ha  cliia- 
mato  il  secondo. 

-  Piuttosto  contiazione  di  ie  in  i  si  aviii  in  pitänsa  pictanza,  palz  *pa- 
je  nse-. 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA,  147 

44.  Esemplari  di  /  da  u  sono:  cJuTiö  ^cuneulo-,  binö  forun- 
oolo  Diez  Et.  \V.  73,5"  ediz.,  fiTnsö/a  nocciuola,  e  nell'iato :  Itins 
bifolco,  accanto  a  /»'ft/s  se  da  hubulci,  pivell  se  da  puello-. 

45.  Atone  all'uscita.  —  Di  regola  incolume  l'a  dapper- 
tutto.  Cade  nei  participii  pcrfetti,  i  quali  hanno  il  femrainile  uguale 
al  maschile,  ma  dove  potrebbe  anclie  trattarsi  della  contrazione  di 
-äa:  viäii^ä  =  -äto-  -ata,  e  nei  norai  propra  in  -ina:  Rüzail 
Rosina. 

E  cade:  fcd,  sed  sete;  //  donn  le  donne,  ü  scrav  le  serve, 
alegar  allegre;  manyd  mangiare,  idz  tacere,  lez  leggere,  sa'cini  sen- 
tire;  cäntäss  cantassem,  taziss,  mätujariss  =^  -issem;  saancü 
quinque,  s(^l/,  tiöv  nove  ecc. ;  7ndl  male,  bail  bene,  finalmallnt. 

I  permane  in :  cavdj  cavalli  ecc. ;  müj  muli  ecc. ;  fradcj  ecc; 
sccüi  secoli  ecc;  ne  rimangono  le  traccie  in  fe,  sie,  de,  tre,  se, 
gh'e,  ve  tu   fai,  stai  ecc;  parle  voi  parlate  (v.  n.  30). 

o  di  regola  cade.  Rimane  in  slü  isto-,  e  si  tratta  di  voce 
proclitica.  Ne  restano  le  vestigia  in  co  capo,  caü  addio, "da  'schiavo'. 
E  'sub  judice'  se  do,  fo  ecc.  si  ripetano  da  *dago  ecc. 


Dittonghi  atoni. 

46.  A  u.    Aferesi :  scül/d,   GüslaüT. 

47.  Ell.  //  da  eu:  Üfhnia,  Üichbi.  —  ü  da  cu:  rumatizam 
roumatisirio. 

Co^isonanti  Continue. 

J- 

48.  Iniziale  —  intatto :  y?°^i/(7t7  Giuseppino,  Jäcavi  e  Jä- 
chm;  —  (/ =  j:  f//is/  ju\io-,  fjüzwi  juvcnc-,  (jüiepp',  —  ^=j- 
za  jam,  zi'ig  joco-,  ziiv  *jugvo-,  ziird  jurarc,  zncvar  juniparo-, 
zndr  Januar  io-,  zdncla  correggia  pe'   buoi   As  coli  Arch.  1  303. 

49.  I  n  t  e  r  n  o  —  c  =  j :  dziuui  d  e  -f- j  f  j "  '^  '^ ''  '^' »  ^(/cWvXi^  mag- 
gese,  pezi  pejus,  Inilül  stanga  bajulo-  Beiir.  36,  Caix  Sludj 
n".  180.' 

50.  J  implicato. 

«)  Ij:  dj  allio-,  cavdj  cavalli,  h^j  belli,  fradcj,  vuldja  *.mo- 
tallca,  mija  mi\  10-,  pd ja,  vöja,  w/?//«/ *molleare,  y/rV  figliuoli,  nmi't'r 
*mulicre-,  pnstid  i)OStigliono,  pajass,  niinr  meliore. 

,:/)  nj:  vitia,  riänca  neanche ,  Ttlnt  nientc-,  sinnr,  Ihvi  ,  mun- 
lana,  cavdi'nia  (v.  n.  3),  chdim  pomo  cotoneo-,  Ttm  Antonio,  pa- 
drih,  madrina. 

-/)  rj :  V.  n.  4. 

d)  mj :  di  regola  intatto;  socondario  in  miolla  medulla. 

f)  dj:  il  rillesso  di  un  dj  seriore  r  _v :  .V''///<7/// dianianlc,  (fdvul 
diavolo,    mcrijäiui    la  nicridiana,    (jnlv'ja  Dio    Io  voglia !,    (jnsst}  Dio 

IG* 


148  £■  GORRA, 

sa!    ecc;  per  l'antico  dj:  6ü  *deosum;  rö;;;' radio-,  7nrzz,  mcüzan; 

—  cadde  il  d  in  löja  noia  *in-|-odia,  Tficö  -ho die-,  jiUa  adjutare. 

Tj)  cj:  brass  braccio,  fassia  faccia. 

{)•)   tj:  cmifidaansa,   bündänsa,  li7isl'>  *linte61o-,  sarvissi,   a/li'ssa; 

—  s  =  -tj-:  dasprczi  offesa,  nüränlizia  ignoranza  (contado). 

C)  stj:  il  riflesso  popolare  e  sc:  besca  bestia,  bascd  bestione 
(cfr.  il  beschia  dell'Arch.  II  449),  brnsca  spazzola  brostia,  ecc. 
Anche  qui  üss  hostio-. 

y)  sj:  ceza  chiesa,  Bidi  Biagio,  y'öiw  i'd^inolo,  parzö  prigione 
prehensione-,  cazera  luogo  dove  si  fa  il  cacio,  da  caseo-,  bdz 
basio-. 

2)  v]:  füppd  da  fovea  Beitr.  116,  Ascoli  Arch.  I  414,  510. 

L. 

51.  r  =  1.  Iniziale:  na^'w«  *luscini61a;  interno:  wr  volere, 
vriva  ecc.  volebam  ecc,  drbi  truogolo  alveö-,  quarc  qualche, 
arcqva,  sürc  solco,  marvdz  malvagio,  carcdh  calcagno. 

52.  «  =  1.  Iniziale:  ?tilia  (e  liiia)  fango,  se  da  *liquida; 
interno :  cnniüra  coltura  dei  campi ,  crininrael  uccello  che  sta 
sulle  zolle,  bändoria  baldoria,  gimd  e  guno  sorso,  accanto  a  giüo 
da  gola,  bd7i(ja  e  bonza  vaso  dei  ramieri,  bolgia,  mdjiz  mungere. 

53.  Dileguo  di  1  interno:  dinanzi  a  dentale:  cdd  caldo,  säd 
saldo,  ascüd,  mado  pastone  da  maltha  Flechia  Arch. IV  37,  sod  soldo, 
gdd  giallo,  dtar  altro,  vota  volta,  vüia)-  oltre,  dt  (e  dU)  alto,  said  e 
sdt  (e  sdlid,  sdll),  tot  tolto,  cütar  coltro,  scüta  ascolta  tu,  piita  polen- 
tina,  patona  polenta  di  castagne,  da  *paltona,  lat.  pultis  Caix  Studj 
n'\  442  ;  dinanzi  a  sibilante:  düs  dolce,  biüs  accanto  a  biids  bifolco ; 
dinanzi  a  labiale:  sufrael  fiammifero,  da  solfo,  scafaroit  accanto  a 
scalfarott  Beitr.  103,  cüpd  *accolpare  Caix  Studj  i  t,"] ,  papiJiäna  (e 
palptnänd),  sdvia  (e  sdlvia),  saviella  salvietta,  püvar  polvere ;  *-ölo- 
arbiö  truogolo  *alveölo-,  chinö,  fiö  (v,  anche  n.  50a). 

54.  L  implicato. 

a)  pl:  pö  plus  (cfr.  Ascoli  Arch.  I  loi  n.),  pigd  plicare, 
sanuipi  simplo-. 

/3)  cl:  iniziale:  rä»/^' chiamare,  cdr  chiaro,  tv/z'chiave;  interno: 
firura  orecchia,  cavicca,  masc  masculo-,  miscd;  ma  itidja  *te- 
nac'ia. 

7)  gl:  (jända,  säfujütt  *singluto-,  f/ass,  str/(/(ja  striglia,  dfif/a 
*u  n  g'  1  a. 

6)  tl:  sü'ta  *sit'la,  v^cra,  scgpp;  ma  saiVd  e  scürld  scuotere 
*crotlare  Ascoli  Arch.  I  59  n. 

fc)  i\:  fracca  quantitä,    moltitudine,  se  da  flaccare  Beitr.   59. 

R. 

55.  Cade  all'uscita  piacentina  dell'infinito  dei  vcrbi:  mdtiijd, 
tdi  taccre,  durom  dormire,  mär  morire.     Inoltre  inyiV  fuori;  ncl  nesso 


FONETICA  DEL  DIALETIO  DI  PIACENZA.  I49 

str  in  tioss  nostri,  vnss,  mussä  mostrare,  delle  vergogne;  nella  voce 
d'imperativo  väi/a  guarda!  se  pure  non  v'ha  inlliiito  'vcdi-re'  o 
'  badarc '. 

56.  /=r:  fra  vocali :  ma/üssr'r  mediatore  Flechia  Arch.  II 
II  363 ;  dinanzi  a  consonante :  ibdlhi  barbio,  pcsce,  palpignana  da 
Perpignano  (cfr.  n.  53).' 

]M. 

57.  Semplice,  fra  vocali,  o  finale,  si  pronuncia  come  se  fosse 
geminato ;  quindi  äima  o  aimma  clamat,  füm  o  fümm  furao.  Se 
gli  segua  originariamentc  consonante  fa  assumere  un  suono  nasale 
alla  vocale  che  gli  prccede:  gamba,  tromba   (v.  n.  "^2^  5g  e  Aggiunte). 

58.  «  =  m  iniziale:  ucspül  mespilo-,  riiss  livido,  raezzo  *mitio-; 
all'uscita  latina :  so  sum,  cd  cum.2 

N. 

59.  Nei  casi  di  cui  al  n".  t^i,  esso  fa  assumere  alla  vocal 
precendente  un  suono  nasale  (che  va  col  tempo  sempre  pin  affie- 
volendosi)  se  mediano;  all'uscita  si  riduce  a  un  semplice  strascico 
nasale.  Per  esprimere  questa  differenza  nella  pronuncia  abbiamo 
solo  nel  primo  caso  mantenuto  il  n  (o  il  m).  Perö  nei  femminili 
in  ^n^'  lo  strascico  nasale  d'uscita  del  maschile  permane ,  ma  il 
;/  ricompare,  e  nel  singulare  si  unisce  alla  sillaba  seguente,  quindi 
sd  sano,  femm.  sätia  cioe  sä-\-na,  e  cosi  tätia  tana,  Idna  lana,  bona, 
pjlna  piena,  lölna  luna  •',  e  al  plurale:  //  iän  le  \.?Lne,  pj7n  piene, 
/'ac7n  fini,    cioe  //  tä-\-n,  il  pj7-{-n. 

60.  Cade,  iniziale,  in  änchaeT  tela  nanchina ;  interno  in  siür 
seniore-,  lüdria  lontra  Beitr.  74 — 75. 

61.  /=  n  interno:  cülumia  economia  (cfr.  pero  n.  92).' 

V. 

62.  b  =  \:  iniziale:  bartavoüa  vertovcll'o-,  biöla  bigoncia, 
'veggia-f  uolo'  Beitr.  120,  bdiia  *vasea  Ca  ix  Studj  187,  bazloit, 
baililla  e  baziöla  mento ,  briigla  se  da  *verrucula  Ca  ix  Studj 
n".  224,  V.  n.  92,  balcd  dimininuire,  sceraare,  valicare;  e  con  b  rin- 
forzatoin/,  per  cfTetto  della  sorda  seguente:  psiga  vescica.  In- 
terno: drbi,  ärbiö  truogolo,  zbiM  svignare,  cfmiiibia  da  *coniugia 
*coniuvia  Flechia  Arch.  III  132 — 133. 

63.  g   =v    :    iniziale :    guniitd    vomitare ;    interno :    üga    uva, 


'  Un  esempio  di  ss  da  rs  ci  ofTrirchbe  Tmbi'issd  chiuderc  un  vaso  capo- 
volgendolo,  da  invorsare  (v.  perö  Ascoli  Arch.  I  60). 

-  Esempi    di  m  sviluppatosi    dävanli    a    labiale    oflrono  i  sülili     strStnb 
strabo-  e  lämbrihca. 

.  •*  Nc  {,'li  scrillori  vcrnacoli,  nc  i  vocabolari  conlrassegnano  il  suono  na- 
sale ;  lultavia  l'Auguissola  nel  suo  Vocabolario  incdilo  scrivc  :  pjin-ua,  pion- 
?ui,  lun-na  ecc. 

*    Tiirli  c  Inrlid'ur  proverranno  da  tornire  o  da  lornulirc  ? 


150  E.  GORRA, 

spagheU  tinxore,  da.  pavor,  pagüra,  2l>agüh',  sag ü// satoWo  *savullo-, 
st'gfäa  cipolla  (cfr.  n.  94). 

64.  /=v:  iniziale:  Hpra  (e  viprd)  Flechia  Arch.  II  358; 
interno:  (jügüla  *jujuva  =  jujuba  Flechia  Arch.  III  172;  al- 
l'uscita  forse  sä  sego  *sevo-   (v.  n.  7). 

65.  ^y  =  SV  iniziale   in  sfi'ila  civetta.i 

66.  Dileguo  di  v :  Tndümiä  vendemmiare ,  ürda  (accanto  a 
vürda)  guarda !  v.  n.  4n. ;  viända  carne,  da  vivanda,  vesc  allato 
a  ve'scüv ,  pgr  povero ,  in  proclisi,  scrüa  donna  scaltra,  allato 
a  scrüva ,  bfu  e  htm  bevuto ,  da  eh  da  venire  (Bongilli) ,  ändd  id 
andar  via,  al  n'iU  egli  non  vuole  (e  al  na  völ),  al  n^ürdv  ei  non 
vorrebbe,  a  g'öl  ci  vuole,  ecc,  stüd  e  sülvd  '  stufato ',  lo  stracotto, 
sMa  stufa,  s/üo  stufaruola,  süar  (e  süvar)  sopra.  —  II  nesso  vr  si 
riduce  a  r  nel  futuro  e  condizionale  del  verbo  'sapere':  saro  sapro, 
sarev  saprei,  ecc,    e   del  verbo  *  avere ' :  g'aro  avrö,  g'arev  avrei. 

F. 

67.  27  =  f  interno:  ürc'vaz  orefice,  Slc'van,  ravanrll  rafano, 
scrüva  scrofa  ecc.   (v.  n.  precedente). 

S. 

68.  Iniziale  e  caduto  in  pdnga  spugna  öJiöyyoQ. 

6g.  Cade  all'uscita  latina;  ma  anche  nel  piacentino  ne  ri- 
mangono  le  traccie  in  sei  sex,  sc  pur  non  c  foggiato  su  d(p,  e  in 
sisla  sii  tu,  in  fräse  imprecativa  (cfr.  As  coli  Arch.  II  418  n.,  Sal- 
vioni  Fönet.  Milan,  p.  223  n.).  In  strazüra  fuor  d'ora,  e  strazür- 
difidri  v'e  fusione  di  extra-  e  di  trans-  Flechia  Arch.  III  14g. 
All'uscita  piacentina  cade  in  var  verso  (cfr.  Ascoli  Arch.  III  272, 
n".  74 ;  cfr.  n.  8  n.). 

70.  jj=:=-sce-,  -sei-:  cri'ss  crescere ,  fass  fascio,  asst^'lla 
ascella. 

Consonanti  Esplosive. 

C. 
Dinanzi  ad  a,  o,  u. 

71.  Iniziale  scade  sovente  a  g:  gavdö  (e  cavdd)  alare  *capi- 
tone-,  gümbind,  gdbüla  inganno  e  cabala,  gabüz  che  risale  a  Ca- 
put Beitr.  62,  gärd  cardo,  gauu^lla  *camer'la;  nel  nesso  er-: 
graeingul  gx^.v(\\^w?i,  da  cxin^i,  gradzii IIa  graticella,  gravalo  crabone-; 
nel  nesso  sc:  zgablae'T,  c^j^czM  masticare,  c^^/iVv/ risciacquare  *ex-|-cu- 
rare,  zgüra  scure,  zgardüssd  cardare  e  carminare,  s^^^azcV/«  da  scdja. 

72.  Interno  fra  vocali  degrada  di  regola  a  g\  zog  giuoco,  fög, 
lüg,  cnntneg  con  meco,  fig,  fidag,  vnbaridg  ecc,  psiga  vescica,  viadgd 


'  sg  da  sw  ci  offie  sguissar  monello,  cioc  svizzero. 


FONETICA  DEL  DIALE T TO  DI  PIACENZA.  I  5  I 

medicare,  pargd  pregare,  lüganga ,  zgd  secare,  Tnsalgd  selciato, 
pü/ga  *pulica,  mi'/ga  melica  ecc. ;  gr  =  er  interno:  mdgar  c 
mdgra,  sdgra  dies  Sacra. 

73.  -CS-:  /(? j.w' 1  a X a r e ,  ftss,  Lissändar,  frdssan,  fossag  io^'^ico, 
sam  sciame ;  —  ('Zijl'Tnipi,  ezäm. 

Dinanzi  ad  e,  i. 

74.  Si  riduce  a  j'  (f)  iniziale:  sira  cera,  saana  cena,  smar 
cenere,  sizar  cece,  scrc  cerchio,  scd  codere,  snd  cenare;  ma  cin- 
tc'zim  centesirao  e  in  altre  voci  dotte ;  —  dopo  consonante :  pnr- 
sell  porcello,  pürsläna  porcellana,  prnislpi,  düs  dolce. 

75.  I\Ia  piu  spesso  si  riduce  a  i\  pdi  pace,  idz  tacet,  niii, 
Cruz,  sd/iiz,  diz  dicit,  dudoz  dodici,  ardüz  reducere,  uzell,  düzacinf, 
cöz  cuocere,  cüzaeTna  cucina,  niazard  imbibire,  'raacerare',  fürndza, 
lüzaeint  lucente,  razanrll  schiantolo  racemo-  Caix  Studj  n"  114, 
laza'elna  ascella  lacinia  Beitr.  72,  li'derta,  mü/zael  morbido, 
'mollicino'  Beitr.  80,  vTndzell  venticello,  vzinänsa,  zerb  acerbo, 
aizJnld  risciacquare  *rec:entare;  —  dietro  consonante:  slorz 
torcere ,  s/razz  fragile ,  da  fracido ,  fradicio  (cfr.  lose,  sozzo  = 
süccido-).^ 

Qv. 

76.  ch  ik)  ==  qu:  cht,  chiet ,  lüch^lla  loquela,  arlichia,  chisii 
questi   (piur.),  chilli  quelle  (e  quisti,  qiaUi). 

'j-j.    ^6'  =  qu:  acva  aqua,  pascva. 

78.  Rimane  intatto  in  qtudlar,  quatördaz,  quacindaz,  qiiddar  ecc; 
e,  finale,  in  sa'ancü  cinque. 

G. 
Davanti  ad  a,  o,  u. 

79.  Si  dilegua  in  stria  slriga,  ksiä  agostano,  dna  doga,  mia 
(e  viigd),  zkv  *jugvo-  Ascoli  Arch.  1  gi,  lemm  legurae  Flechia 
Arch.  II  58  n.,  fo  fagus,  sia  porca  di  terra,  che  il  Flechia  '  deriva 
da  un  'sega'  Arch.  III  128  (cfr.  per  IV  n.  41).  Per  vajd  [ilndd  a 
t'<y<J  andare  a  zonzo)  da  vagus  'vagone'  v.  Flechia  Arch.  III  i6g. 

80.  gv:  la'cingva  lingua,  Ingvannl  unguento ;  —  all'uscita  pia- 
cenlina  si  riduce  a  gü\  sängu  sangue   (cfr.  sai'Tncu,  n".  78). 

Davanti  ad  e,  i. 

81.  :'=<)::  iniziale:  zld  gelare,  znorr  ginocchio,  zi'nar  genero, 
zinziva  gengiva ;  —  interno :  rüzna  ruggine ,  Tnim  ingegno ,  lez 
litggere,  accnrzas  accorgersi,  piiliii  piangere ;  ma  Ungil ,  (irgTnl, 
vfrgina  e  cosi   in  allrc  parole  dotte. 

82.  Dilesru"  :   "/'>V/,;;-  .■   in.riiK/.ir  m  :i  ■■  i-i  fi-     ■..li:'//.!  ^anilla. 


'  Dileguo  di  c  fra  vocali  nci  solili  viU  *vocito-,  di  dicerc.     Per  fa- 
cerc  V.   Asiiili    An-h.  I  81. 


152  E.  GORRA, 

T. 

83.  Tra  vocali  scade  di  regola  a  d:  büdoll ,  padella,  pnde 
potcre,  spädfda,  idass  setaccio,  bida  bcta-,  stuia,  pr^'da,  idella  si- 
tella;  dr  =  ix:  päda?-,  mddar  (e  pnr,   mar),  vr'dar  vetro,  Iddar. 

84.  Cade  nelle  uscitc  verbali :  «w/r' andate,  j'?«// sentite ;  nelle 
desinenze  -ato-:  pro,  sid\  -ato-:  caräd;  -ito-:  nifij'i.  Inoltre  in 
azf  aceto,  se  sete  (accanto  a  S{'d)A 

D. 

85.  Non  e  raro  il  dileguo  di  d  fra  vocali:  nid  *nidata,  piöä: 
pidocchio,  malett  maledetto,  miolla  midoUa,  Pa  ilt  egli  ha  detto, 
wor^/  morbi[d]o-,  pe  pe[d]e-:  nel  nesso  -dr-:  carega  scranna 
accanto  a  cadrega),  pdr,  mar  padre  e  madre  (v.  n.  83),  püler  pu- 
ledro,  e  änra  anitra,  di  fronte  al  rustico  nddra. 

86.  /  =  d  fra  vocali :  sigala  cicala,  Gilio  Egidio  (cfr.  B  i  a  n  c  h  i 
Arch.  IX  434;  Romania  VI  309;  Biadene  Studj  di  fil,  rom.  1 
228  n.). 

P. 

87.  /^  =  p  iniziale :  hi'da  pula,  büh  hoX^o  pul  so-,  baslünddag 
pastinaca;  zb  =  sp:  zbagüli  sgomento,  che  risale  a  pavito-  Caix 
Studj  37,  zbarld  sparare,  ibürgds  sornacchiarc  *ex-j-purgare. 

88.  11  riflesso  normale  di  p  fra  vocali  e  v\  caveslar  capestro, 
dvin  ape,  luiva,  te'vad,  cavi-,  riva,  savö,  save,  pe'var  pepe,  savür,  savri 
saporito,  cverc  coperchio,  ainva  canapa,  nvild  nipote,  övra,  pavro, 
cavsril  capezzale ;  z»r  ^  p  r  fra  vocali :  crdva  capra,  cravell,  znevar 
ginepro,  derav  *de-|-aperire,  snvar  (e  siiar^  sopra  (cfr.  As  coli 
Arch.  I  103). 

B. 
8g.    Fra  vocali  degrada  a  j»:   avi  habere,  <7z^/y/ abete,  galavro 
calabrone,  trdv,  -dva  =  -ab am. 

90.  Cade  nel  nesso  -br-  in  lira  libra.- 

Accidenti  Generali. 

91.  Assimilazione  progressiva  tra  vocali  puo  ve- 
dersi ,  raalgrado  il  n".  38,  in  larainotl  terrcmoto,  maladctt,  cur  alier, 
carnavdi,  il  Bandallaan  le  Benedettine,  basalicö,  manascdlc,  gargaid 
gorgozzule,  'gurges';  in  barbaslell  lo  Schneller  vede  l'inlluenza  di 
barba  (cfr.  Beitr.  2)2)-  —  Assimilazione  regressiva  tra  vocali: 
pataffia  raacchia,    da    epitaffio.    —    Assimilazione    tra    conso- 


*  Per  l'esito  della  combinazione  str-  v.  11.  55.  Donde  ticc  tetto  e  ticca 
tegghia?  (cfr.  n.  16  n.). 

^  Etimologia  popolare  c  il  rustico  vdgamd>id  vagabondo,  e  forse  su  di 
esso  fu  foggialo  mnrimdnd  moribondo.  (Cfr.  perö,  pel  catalano,  Parodi 
Rcnd.  dci  Lincci   VIII  198). 


FONETICA  DEL  DIALETTO  Dl  PIACENZA.  153 

nanti  attigue:  crctla  fidanza  *credita,  parpella  palpebra  *pal- 
pet'la,  vurrä  vorrä;  pr r dg a  ^erixcdi,  cu'iga  cni\c?L,  vTiKizi'f/ \cn\.\r{A\o, 
pilndiell  poiiticello,  bd<)  pedone,  hid  pesare,  lämbdnri,  dgain  legaim-, 
pcd  beccare,  psi'ga,  :diiss  setaccio,  :gd  segare,  s/i'/Za  civetta  (v.  n.  65), 
Tmban'ng,  Tmblalld,  Fäm  passd  l'anno  passato,  7m  pdi  in  pacc.  — 
Assimilazi one  transultoria  tra  consonanti:  durd  tordo  (cfr. 
Ascoli  Arch.  I  526),  tjdugüla  glandola,  drbra  pioppo  *albula,  lünsö 
lenzuolo,  «7>W(7"  allato  a  Ivisd  spezzare,  änsäna  alzana,  pänlän,  7iaamp 
allato  a  laeimp  erapire  (v.  n.  95),  tnündbael  molto  bene,  citato  dal 
Flechia  Arch.  II  340. 

Q2.  Dissimilazione  tra  vocali:  palmd  polmone  Ascoli 
Arch.  I  505,  scarpid  scorpione.  —  Dissimilazione  tra  conso- 
nanti attigue:  annella  nocciolo  *an'mella,  manuell  dito  mig- 
nolo  *rain'ruello-,  marmdja;  b'cnla  e  berla  donnola  *bellula; 
dars^il  'dcz'-j-sette ';  dnnza'ema  'dod'cina'  (v.  pero  n.  94).  —  Dissi- 
milazione transultoria  tra  consonanti:  r-l  =  1-1:  cürlell, 
briigla  foruncolo  *bullucula  (v.  n.  62),  sfrarjell  gran  quantita, 
da  flagello ,  aridl  giulivo,  da  leale-,  I'üriän^lla  Pollicin(>lla, 
parpella  *palpe'tla,  ümbrigid  umbiliculo-,  nmbarsnl  umbili- 
ciale-,  caramdl  calaraaio ;  —  ;/-/ =  1-1 :  numbal  lombulo-,  pinüla 
j)illola;  d-l  =  1-1:  lüdln  ululare,  fidell  specie  di  pasta  *filello-;  — 
il  1  cade  per  dissimilazione  in  cavicca  *clavic'la,  faii^lla,  gnmisrll 
*glomicello-;  —  J-n  =  n-n :  lomma  nomina,  lümind  Ascoli 
Arch.  I  263,  sänt^  Anlulai'i  S.  Antonino,  BulmaeT  Bonomini,  iTnsa 
sc  da  *in-}-in'tjare  (v.  n.  94);  —  d-n  (m)  =  n-n  (m):  dma  sola- 
mente  non-f-magis,  dsöT  nessuno  (cfr.  il  provenzale  degus);  — 
l-m  ^  n-m :  cidfania,  lümal  maiale  'animale'  (tusüco),  ßlthfania  = 
*ßnosomia  fisonomia,  Girülam  (e  Girn?n);  —  /-;-  ;=:  r-r:  galavru  cra- 
brone-,  Giallrüda,  Ricaldo,  culdiidar  coriandro,  pianta;  —  r-l  ^ 
r-r :  inrtla  tortora,  ruval  rovere,  cränfil  cremore ;  —  il  r  cade  per 
dissimilazione  in  pistindr  prestinaio ,  donde  pislaei  jirestino ,  spüri 
prurire,  rastell  rastrello. 

93.  Prostesi  di  vocale:  di  a  dinanzi  a  j  impuro  (cfr. 
Arch.  I  109):  ascoli  scuole,  aslo  sto,  as/ors  sforzo ,  asci'tl  schietto, 
aspi'z  spese  ecc,  quando  preceda  parola  che  termini  in  consonanto  (v. 
n.  36).  —  Prostesi  di  consonante:  di  j:  jer  heri  (v.  pero 
D'Ovidio  Arch.  IX  53),  iess  essere  Ascoli  Arch.  1  256  n.,  iell 
alto  (cfr.  n.  i  n,  e  ev7/  di  Val  d'Intragna  .*\rch.  I  256);  —  di  z\ 
davanti  a  vocal  labiale:  röT  uno,  voll  otto,  vu/ar  oltre,  e  vrss 
essere;  —  di  j:  sqtidz  quasi,  sgirrs  guercio,  sgazza  gazza,  sdfir- 
drvla  da  tordo-,  =  ex-  rinforzalivo  o  peggiorativo :  sgalavfrna 
piovvigina,  da  caligo  +  hiberna  Beilr.  38  n.,  ecc;  —  di  (j  nel 
rustico  i'pistar  cstro.  Per  drrbga  erpcte  v.  .Salvion i  Fon.  Milan, 
p.   268." 

94.  Epentesi  di  vocale:  di  a  fra  Ahila-{- Liquida:  cavariö 
strumento  di  legno,  da  'caj)riolo',  cavarid,  vadariü  vetriolo,  gravalo 
crabrone-,  mitaria  mitria,  fimbariuz  ombroso,  di  cavallo,  pariur 
jiriore,  tmbaring,  patarintU  sparavi  r  giacchio  ;    di  /':  piuvida  *puvida 


154  E-  GORRA, 

(v.  n.  42).  —  Epentesi  di  consori^ante:  di  y_per  estirpare  lo 
iato :  tajdtar  teatro,  ideja,  saj'etta^  Indreja  (e  Itidrea);  —  di  z; 
pure  di  iato :  cüva  (e  cüa)  coda,  cävül,  Idvür  lauro,  parsüvdz  persuaso, 
Pdvül,  Mdvür,  sdvar  sauro,  äncüva  acciuga,  balavüstra,  (jezüvitta,  bavül, 
havütia,  crüvait  croato,  ristdvar  ristauro,  V e  vüra  egli  e  ora,  vedva 
vidua,  stdtuva,  t?-idüv,  cunlmfw,  tüva  (e  lud),  süva  (e  süd).  Sara  esempio 
illusorio  piöv  pluere  Ascoli  Arch.  I  34;  —  di  b:  siombal  ^\m^o\o 
*stim'lo,  cämhrds  quagliarsi  *camerare-f-se;  —  di  </  in  aldzer 
allato  ad  aUer  leggero  ';  —  di  /:  scibna  ant.  alto  ted  scöma,  vi- 
cosiar,  gogia  e  magogla;  —  di  r:  h-fcnd  tuonare,  tro,  sndvra  €\x\?l^q 
(cfr.  il  milan.  setidvra,  con  immistione  di  ginepro),  früstani  fustagno, 
früsta,  parvostar,  varnarde  venerdi,  e  forse  anche  cartialüss  gorgoz- 
zule,  da  'canna'  Beitr.  41;  —  di  n'.  davanti  a  sibilante :  7unsöla 
nocciuola,  meJnstar  maestro,  rnnsn")  {q  rüssnö)  usignuolo,  n7nsd  ta.g- 
liare,  se  da  *nitjare,  v.  n.  92;  davanti  a  gutturale:  ängmia  agonia, 
äncona  nicchia,  da  £ix(6i>,  mängand  (e  tnagand),  marlngo  falegname 
Flechia  Arch.  II  364;  davanti  a  dentale:  Ghintä  Gaetano,  gvintd 
tener  d'occhio  alcuno  per  aggredirlo  o  danneggiarlo,  se  da  gua- 
tare ;  davanti  a  palatale :  äncuva  acciuga  {p.  pero  n.  40  n.),  Itnger 
leggero  (rustico),  x\scoli  Arch.  150  n,  /w/^^'ö  ragione  (Capra),  rä}ind 
e  rß««?  accresc.  e  dimin.  di  raii  ragno,  ränna  (e  raiid)  rana. 

95.  Elementi  concresciuti:  Articolo :  /  in  la  luvatta  l'o- 
vatta,  lasaraa,  pomo  che  risale  ad  acerola  Caix  Studj  n".  374,  al 
lüssar  V\i^?,a.xo  ,  al  lagüzai;7  Vagozzino  ,  al  länlcör  Vanticuore,  malore, 
al  lam  l'amo.  Pronome:  lüdld  ululare,  lacTmp  empire,  linsd  se  da 
*in'tjare  v.  nn.  92,  94,  läiisd  ansare  Beitr.  69. 

96.  Metatesi  —  nella  stessa  sillaba  crov  corvo,  dnwi  dor- 
mire,  frem  fermo,  sparposil,  scnrld  crollare,  fürmaant,  cardaeinsa, 
larmd  tremare,  iarzailnt  trecento,  pargd  pregare,  parzünia  prigionia, 
parsipissi,  partrza  pretesa,  bargfizhxigo^o,  (/«rt</ö/7rtt7  quadrettino;  — 
da  sillaba  a  sillaba:  preda  pietra,  cadrr'ga,  crümpd  comprare,  drüvd 
adoperare,  crdva  capra,  Jreva  febbre,  crastd  castrare,  dei-av  *de  + 
aperire,  ('()7na  *cora'la,  zgün/d  conflare,  capd  *cap'lare,  sän- 
(jütl  *singluto-,  piopp,  cqpa  piccolo  mucchio ,  macchia  d'erba 
*cop'la;  /--/  =  1-r:  rigidisia  liquirizia;  l-v  =  v-1 :  faliva  favilla 
Flechia  Arch.  II  342;  ?«-/=l-m:  parsänül  petro-selinon;  r-d 
=  d-r :  marüd  maturo ;  inoltre :  naröncül  ranuncolo,  riwina  nume- 
rare,  baii'cca    bacchetta,  laccitt  (e  lattiä),  vigilatüra  villeggiatura. 

97.  Rammollimento  di  consonante:  oltre  ai  soliti,  rafia 
e  ränna  rana. 

98.  Raddoppiamento  di  consonante:  galla,  sigalla,  pargalla 
(v.  n.  3)  e  alcuni  altri  in  -ala,  milla  mila,  vdla  vela,  tedtar  o  tajdliar 
teatro,  anndltag  puzzo,  *  aromatico ',  cap  o  capp  capo,  crapp  fesso, 
ed  altri  (Cfr.  Rönsch  Itala  und  Vulgata,  2a  ed.,  460). 


1  Per  d  di  mdal  'nel'  v.   Ascoli  Arch.  II  404. 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA.  I55 

99.    Dileguo  —  di  vocali,  v.  nn.  33—35,   37,  45;  —  di  con- 
sonanti,  nn,  53,  55,  60,  66,  68,  69,  7g,  82,  84,  85,  90,  92. 


Note  Morfologiche. 

100.  Articolo.  —  Determinato.  Maschile,  singolarc,  davanli  a 
consonante  al,  davanti  a  vocalo  /';  plurale  /,  /'.  Femrainile  sing. 
la,  /',  plur.  /'//,  y.  al  risale  probabilmcnte  ad  '  el',  a  norma  del 
n.  38;  il  femm.  plur. ///  e  foggiato  su  chill,  chilli  t]uclle,  agg.  c 
pron.  Preposizione  articolata :  pt-'al  e  per  /'  per  il,  7n  dal,  Tiid/a  ncl, 
nella ;  la  preposizione  da  ha  usurpato  il  posto  di  di.  —  Indetermi- 
minato.  Masch.  ilu,  ün,  hna ;  aggettivo  numerale  e  pronome  vö7 
e    vüniia. 

10 1.  Nome.  Terminano  in  a  raolti  nomi  della  terza  decli- 
nazione    passati    nell'analogia    della   prima :    butia  botte,   seza  sicpe, 

furnnza ,  p^sta ,  pumza  pomice ,  radiza ,  na  cäntdnta  una  cantante ; 
gli  aggettivi  duha,  forta,  grätida,  vergina ;  abündänia,  ändänla  [roba 
dnddnta)  sciupata,  usata,  qiiänta  donn,  tänla  voi\  i  plurali  dei  nomi 
maschili  della  prima  declinazione :  i  pücta,  i  papa,  i  prüfe ia ,  e 
quindi  /  rnfd'etta  gli  arrotini.  In  alcuni  nomi  di  misura  Xa  h,  la 
desinenza  del  maschile :  ün  dida  un  dito,  che  e  primitivamente  la 
forma  specifica  del  plurale.  —  Scambio  di  genere  si  ha  in :  la  snl 
il  sale,  la  sülfra  (e  al  sül/ar),  la  son  il  sonno;  /In  simaz  una  cimicc, 
Sono  femminili  cdd  caldo,  fri'dd,  rid,  son  nelle  frasi  ima  cdd  un 
caldo,  fma  fri'dd,  una  rid  un  ridere,  Ü7ia  son  un  sonno,  ma  al  cdd, 
al  fri'dd  ecc.  — ■  11  plurale  dei  nomi  maschili  riesce  uguale  al  sin- 
golare ;  e  cosi  anche  quello  dei  femminili  che  si  mantengon  fedeli 
alla  III  declinazione  latina :  la  mddar  ill  tnädar;  ma  i  femm.  in  a 
perdono  al  plurale  la  loro  desinenza:  la  donna,  ill  donn,  la  srrva, 
ill  sipav.  —  In  alcuni  nomi  il  positivo  cedette  il  posto  al  dimi- 
nutivo,  comc  la  rözla  la  rosa.  —  La  forma  antica  del  plur.  por- 
tata  al  sing,  e  in  atJiiz  amico  e  amici,  fönz  fungo  -e  funghi  ecc. 

102.  Aggettivo  numerale.  Flessione:  vöi,  vünna;  du 
due,  maschile,  du  duae,  ///  tres,  masch.,  tro  femm. 

103.  l'ronome.  —  Personale.  Siamo  suppergiu  alle  con- 
dizioni  del  romagnolo ' ;  piii  esteso  e  nel  piacentino  l'uso  del  pro- 
nome a"^-,  che  si  preraette  a  tutte  le  persone  dei  verbi,  fuorche  alla 
terza  plurale;  csso  si  unisce  anche.  al  pronome  enclitico,  e  quindi: 
ine  fag  iü  faccio  i;  ////.'  (/  f^gf  l^l  fü  c  /(■  at  fc,  Uli  Ja  e  li'i  al  fi, 
al  pddral  dziva  e  al  pddar  la  diiva  il  padre  diceva ;  ma  /  diian 
essi  dicono,  ///  biss  i  g'ann  al  vilall  le  biscie  le  ci  hanno  il  veleno. 
L'obli(|uo    dei    |)ronorai    personali  e  ;«.  /,  s,  g,  s,  n,  v,  g.     Se   non 


'    V.    M  U  .1  ^)  .1  1  l.i    iJ.ii  ^iLiiun;^    in  *  .    y-    :..\  ^    c    >^);. 

-  Sulla  sua  orijjinc  v.  Salvioni,    Ncl  25"  anniversario    calledralicü    di 
J.  G.   Ascoli    IS   n.:   «  li .   anche   Ü'Ovi.li..    \i.l.    I\   -(., 


156  E.  GORRA, 

aderiscono  encliticamente  ad  altra  parola,  s'appoggiano  enclitica- 
raente  o  procliticamente  al  medesimo  pronome  a,  e  per  cio  tro- 
viamo  le  forme  atn  via,  at  ia  ecc.  Accuyativo :  le  la-m  völ  ella  la 
mi  vuole,  la  na-m  völ  la  non  mi  vuole,  a^n  v'edat  mi  vedi  tu?,  al 
tna  völ  egli  mi  vuole.  Dativo :  idem.  II  g  pero  serve  solamente 
pel  dativo  nel  singulare:  al  völ  ca  ga  scriva  egli  vuole  che  gli  (le), 
scriva;  ma  al  plurale  =  nos,  nobis  (cfr.  il  tosen):  al  ga  cürra 
dre  egli  ne  corre  dietro,  al  ga  völ  bazd  egli  ne  vuol  baciare.  Ma 
di  nuovo  solamente  al  dativo  nella  terza  plurale:  ai  Mmddar  an 
s'ag  credda  viiga  ai  bugiardi  non  ci  si  crede  mica ,  me  an  ga  bdd 
miga  io  non  bado  loro,  par  quänt  me  gabia  ditt  per  quanto  io 
abbia  detto  loro.  —  Ne  (lat.  inde):  avessan  aversene,  vürhi  volerne, 
cM  n'In  dziv  cosa  ne  dite  voi?  —  Questo  pronome  a  si  unisce 
anche  al  pronome  -I0-:  lü  al  la  völ  lui  egli  Io  vuole,  le  al  la  diz 
lei  ella  Io  dice ;  e  al  plurale :  lü  al  ja  völ,  le  al  ja  diz,  dove  si 
vede  che  il  pronome  personale  di  terza  persona  singolare  maschile 
e  quello  femminile  possono  coincidere.  —  Dimostrativo.  Iste 
ecc.  Aggettivo:  slü  sta  sl'  iste,  sll  slj'  isti;  sla  sl'  ista;  s/ill  slj' 
istae;  pronome:  ,cüsl  hie,  cüsla  haec,  cktslt  e  quisti  hi,  chilli 
e  quillt  hae.  —  cüU  cV  quello,  chi  f/y '  quelli ,  da  cP  quella, 
chill  chj^  quelle,  aggettivo ;  pronome :  cüll  quegli,  qui  quij  coloro, 
cülla  quella  chilli  quilli.  —  Possessiv o.  Maschile  agg. :  7ne  mio, 
io  tuo,  so  suo,  nosiar  e  noss,  vostar  e  voss,  so  loro ;  pron. :  al  me 
il  mio,  al  io  il  tuo  ecc.  Femminile:  agg.:  me  mia,  /o,  so,  tioslra 
e  nossa,  voslra  e  vossa,  so  loro ;  pron.:  la  mia,  la  tiia,  itiva  ecc. 

104.  Verbo.  Avere.  Inf.  [ave),  avf,  vi.  Le  persone  di 
questo  verbo  sono  spesso  accompagnate  dal  pronome  g:  Indicativo. — 
prescnte :  7ne  g'o  io  ho,  lei  g'o,  lülga,  nöi  güm  o  g'üma,  vö  gh'i,  lür 
i  g'än.  —  imperfetto :  tue  g'dva ,  iel  g'dv,  Uli  g'dva ,  nöi  g'dvam  o 
g'av'?na,  vö  g'av'va,  lür  i  g'dvan.  —  futuro:  me  g'aro,  iel  gare,  lül 
g'arä,  nöi  g'arwn,  vö  g'ari,  lür  i  g'arä.  ■ —  Congiuntivo.  —  presente  : 
che  nie  g^ abbia;  —  imperf. :  che  me  g'aviss,  che  nöi  g' avissam  o 
g'avissma  —  Condizionale :  g'arev  o  g'ariss  io  avrei,  g'arcvnia  o 
g'arissma  noi  avremmo. 

Essere.  Inf.  ess,  vcss,  iess,  iss.  Part.  perf.  sld.  Indicativo.  —  pres. : 
so,  e,  e,  siun  p  süma,  si,  j'en  sunt.  —  imperf. :  la  prima  persona 
sing,  ha  il  solito  s-  analogico:  me  s'era  io  era.  —  Congiuntivo- 
pres. :  sia,  sii,  sia,  süma,  si,  sian,  E  da  notare  che  accanto  alla  prima 
del  singolare  si  trova  la  forma  sippia,  forma  analogica  sul  congiuntivo 
di  'habere',  e  che  la  seconda  del  plurale  si  confonde  coUa  corrispon- 
dente  del  verbo  'sapere':  che  vö  sappie  che  voi  siate  (e  sappiatc); 
anche  accanto  alla  prima  plurale  si  trova  sappiuma  siamo  e  sappiamo. 
Questo  si  spiega  dal  fatto  che  '  sapere '  ed  '  essere '  s'incontravano 
in  alcune  voci,  come  ad  esempio  nel  futuro  e  nel  condizionale  (v. 
n^*.  66),  e  da  cio  nacque  la  confusione  in  altre.  —  Cong.  imperf. : 
fiss,  fiss,  fiss,  fissäm  o  fissvia,  fissav  o  fissva,  fissafi.  —  Condizionale : 
me  sarev  o  sariss  ecc.   (come  'habere'). 


FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA.  I57 

Verbi  regolari.  —  Presente  —  Indicat. :  la  prima  e  la  seconda 
persona  del  singulare  sono  prive  di  desinenza:  nie  miinij,  iet  sailnl; 
la  terza  finisce  in  a  per  ogni  coniugazione,  e  vorra  dire  che  la 
la  ha  attralto  le  altre,  la  prima"  plurale  in  /////,  ünia  ';  la  seconda 
plurale  in  e  od  /  nella  la,  in  /neue  altre;  la  terza  plur.  esce  sempre 
per  -an,  desinenza  che  potrebb'essere  di  ragion  fonetica  anche  in 
quanto  risponda  ad  -unt  (cfr.  n.  38^  n.  2).  —  Congiunt. :  la  sing, 
-ö,  2a  ^  indic,  3^-6/,  il  plur.  come  nell'indicat.  —  Condiz. :  la 
sing.  viäiKJrev  e  riiilntjnss,  tazrev  e  lazriss  ecc. 

Imperfetto.  —  Indicat.:  la  sing.:  -dva, -Iva, -iva,  -i'va;  2a  sing: 
-dv,  -i'v,  -IV,  -iV ;  3a  sing,  come  la  la;  la  plur. :  äva?n  e  a'v/no  (cfr. 
'habere').  —  Congiunt.:  -dss,  -i'ss,  -iss,  -/'ss  pel  singolare;  plur.: 
-dssam  e  -dsstna,  -dssav  e  -dssva,  -dssan. 

Perfetto.  —  Tende  a  scomparire  e  percio  e  poco  usato.  Qui 
riportiamo  le  forme  che  abbiamo  raccolte  negli  scrittori.  —  Perfetto 
debole:  la  coniug. :  Inamtrc  incontrai  e  incontro,  raslc,  andc,  caschc, 
passe,  lave,  piäntc,  cmlnsc  cominciai,  am  lucchc  mi  tocco,  cüstc,  al 
rüzf  vocio;  3a  plur.:  sgubb('nu  sgobbarono,  Iraltcnn  trattarono,  prvi- 
sipienn  principiarono,  cämhiciin.  Inoltre  risprmdi  rispose,  al  dzi  ei 
disse,  Sinti  io  sentii.  Notevoli  sono  hüvass  io  trovai,  fiss  io  fui  ecc, 
vale  a  dire  Io  scambio  dell'  imperfetto  congiuntivo  col  perfetto 
indicativo,  promosso  senza  dubbio  dall'incontro  di  alcune  altre  voci 
(-äste,  ecc).  —  Perfetto  forte:  ^//w  dixi  dixit,  cürs  corsi  corse,  y"e 
feci  fecit,  vist,  ioss  tolsi  tolse,  voss  volli  volle,  sie  stetti,  vailns 
venne,  fniss  mise,  /}>/«  fecero,  däin  diedero. 

Infinitivo :  indntjd,  Idz  tacere,  lez  leggere,  sailnt  sentire ;  ma 
pndt'  e  püdi,  vre  e  vri,  avc,  avi,  finl  finire  ecc. 

Participio  perfetto  -d,  -/,  -/,  -/.     Forte:  arnidst  (e  armani). 

Participio  presente.  Notiamo  alcuni  participii  della  priraa  coniu- 
gazione entrati  nell'analogia  delle  altre:  sciUaanl  che  scotta,  hras- 
saeinl  gior.:aliere ,  da  'braccia',  cülaanl  che,cola,  hazpnl  da  bizid, 
il  punger  delle  api,  zgüjTnl  che  fa  scivolare,  'zgüjä!,  plaelnt  che  pela, 
j///«^>«/ soprastante  (cfr.  Ascoli  Arch.  I  544,  II  133,  458);  —  della 
seconda  e  terza  entrati  nell'analogia  della  prima  sono:  ardnd  hae- 
rentem  o  adhaerentem  Beitr.  94,  preiiiniänl  presuntuoso. 

Gerundio :  Citiamo  il  rustico  ridänd  ridendo. 

Noteremo  inline  le  forme  verbali:  vag  (e  vo), /ag  (&  fo),  dag 
(e  do),  slag  (e  sin),  Irag  (e  Iro)  getto,  foggiate  su  dig  Ascoli 
Arch.  I  82  n.  Inoltre  lag  tolgo  che  si  coniuga  nel  modo  segucnte: 
Indic.  pres. :  li'ig,  lii,  löz,  tudum,  liidi,  lözan;  impcrf. :  liidiva  ecc;  fu- 
luro :  tudrö,  litdri',  Ihdrd  ecc.  —  Cong.  pres. :  tUgga,  lUgg  ecc ;  ini- 
perf.:  liidiss.  —  Condiz. :  indrcv  ecc.  Kicordercmo  anche  [><il  puü 
foggiato  SU   vi'd  vuole.     Cliä    notammo    che    il   fuluro    dell'indicativo 


•  Per  la  gencsi  di  (|ucstn  desinenza  rimandiamo  al  Meyer  finindriss  I  538 
c  al  Sucliier  liiid.  61 1. 


158  E,  GORRA,    FONETICA  DEL  DIALETTO  DI  PIACENZA. 

e  il  condizionale  del  verbo  *  sapere '  sono  identici  a  quelli  dcl  verbo 
'essere'  (v.  n.  66  e   104).! 

105.  In  declinabili.  Favorito  anche  qui  il  conservarsi  e  il 
prodursi  deU'a  finale  degli  indeclinabili :  contra,  Ins'ema,  fora,  piim, 
Tndfiva,  vlüntcra,  dmca,  änca,  nanca,  faana  fino,  siciira,  Fe  vcra,  jcr 
pässa  ieri  l'altro,  süUa  sotto. 


1  Sono  frequenti  negli  scrittori  le  forme  higna  bisogna  (cfr.  n.  42)  e  mUi 
convicne,  midva  conveniva,  tnidra  converrä. 

Egidio  Gorra. 

A  g  g  i  u  n  t  e. 

n".  7.  —  Per  stl  cfr.  il  bolognese  sejj  pure  irregolare  (Vedi  Gau- 
denzi,  I  suoni,  le  forme  e  le  parole  deU'odierno  dialetto 
della  citta  di  Bologna.     Torino  i88g,  p.  6). 

n".  13  n.   —  Per  /rä?tgfd   cfr.  il  ho\ogrie?,e  ß'angiiael  (Ibid.  p.  24). 

n".  38£  n.  2.  —  Neil'«  di  postonica  dei  plurali  femminili  potrebbe 
forse  anche  vedersi  la  vocale  irrazionale  anziehe  un  nor- 
male succedaneo  dell'ü. 

n".  45  bis  (cfr.  n.  ^2).  —  Aggiungeremo  alcune  notizie  suUe  vocali 
nasale  atone.  11  suono  nasale  della  tonica  permane  nell'atona 
solo  quando  alla  consonante  nasale  segua  originariamente 
un'altra  consonante.  Quindi  säfit  e  säniificd,  ätigü  e  ängüaei, 
camp  e  campana,  lambda  e  lämbddri,  sallnt  e  sintiva  (cfr.  n.  41), 
mcraspd,  ta'e'imp  e  iimpürdl,  mZmt  e  inäntana  (cfr.  n.  43), 
compra  e  cumprdva,  un  cä,  bzont  e  hzuntd  ungere,  dmhra  e 
fimbrüi',  ma  pa  e  panaltc'r,  ina  e  manctta,  una  donna,  sran 
e  sri7tä  rasserenare  (cfr.  n.  41),  bael  e  bind  benone,  so  e 
sünd  suonare,  löifia  e  lündtic,  ifiamürd ,  inastd  innestare; 
prmniä  parm(i)giano,  ganraeJ  gen(e)rino,  tanran  ten(e)rino, 
sanrd  da  cen(e)re,  ansöi  n(e)ssuno,  antd  n(e)ttare,  dastümgd 
-stom(a)care,  lünde  lun(e)di,  urdan  ordin(e),  gfivan  giovan(e). 

n".  10 1.  —  Scambio  di  genere.  Aggiungi  la  viel  il  miele,  la  fcl 
il  fiele,  la  Ulm  il  lume  (lucerna),  pei  quali  tutti  v.  ]\Ieyer, 
Die  Schicksale  des  lat.  Neutrmns  im  Rom.  pp.  10,  17,  99. 
Inoltre  la  güssa  il  guscio,  la  buccia;  al  pcgür  il  maschio 
della  pecora  (Ibid.  46). 


VERMISCHTES. 

I.    Zur   Litteraturiies  Chi  eilte. 

I.    Die  Todtenbrücke. 

Den  von  Gaston  Paris  Romania  XII  508  über  die  Schwert- 
brücke im  Lancelot  gegeben  Nachweisen  kann  ich  zwei  neue  hin- 
zufügen, von  welchen  der  eine  mehr  für  orientalisch-römischen,  der 
andere  für  keltischen  Ursprung  der  Tradition  zu  sprechen  scheint. 

Noch  einige  Jahre  vor  Gregors  d.  Gr.  Dialogen  findet  sich 
das  Hemmnis  des  Todtenweges  bei  Gregor  v.  Tours,  Hist.  Franc. 
^^  ö3-  Sunniulf,  Abt  von  Randan  um  570,  schaut  die  Brücke  im 
Traum  über  dem  Feuerstrom  der  Verdammten,  so  schmal  dafs  sie 
kaum  einem  Tritt  Raum  giebt;  wer  ad  distringe7idum  conimissum 
gregem  fuerit  ignavus  stürzt  hinab,  der  Strenge  gelangt  in  das 
weifse  Haus  auf  der  anderen  Seite.  Die  Beschränkung  auf  die 
Geistlichkeit  ist  eine  Umbildung  die  individuell  sein  wird,  zeigt 
aber  immerhin  eine  bemerkenswerte  Entfernung  von  dem  Gesicht 
des  römischen  IMiles. 

Die  Tundalusvision  ist,  wie  ich  Ztschr.  f.  rom.  Phil.  \T  125  an- 
gemerkt habe,  von  den  Dialogen  unmittelbar  abhängig,  .\nders 
die  etwa  dem  g.  Jahrh.  angehörige  des  Adamnan.'  Sic  eiithält 
keine  der  bei  Gregor  vorliegenden  bezeichnenden  Einzelheiten  und 
entwickelt  die  Idee  der  Brücke  in  eigenartiger  theologischer  Aus- 
malung: für  die  Guten  breit,  die  Reuigen  erst  schmal  dann  breit, 
die   Verstockten  erst  breit  dann  schmal. - 

Wo  der  Glaube  an  ein  Todtenreich  ausgebildet  war  lag  es 
nahe  genug  dasselbe  durch  einen  Flufs  abgeschieden  zu  denken. 
Brücke  und  Kahn  sind  uralte  Verkehrsmittel :  je  nach  der  örtlichen 
Anschauung  mufste  durch  eines  oder  das  andere  die  Verbindung 
hergestellt  werden.  Der  gleiche  mythologische  Gedanke  tritt  daher 
unabhängig  an  verschiedenen  Stellen  auf.-'     Es  ist  also  an  sich  sehr 


'   0  Jjonov.in,  Grammar,  440.     /.iilm/i  Iki    W  imiisili,  liish    1  cxl^^  I  105. 
-  Danach  w(j1i1  tlic  Oenusvision,  Mij^nc  180,  996. 
•'  Vjjl.  auch  Piclcl,  Orifjincs  III-  255. 


l6o  VERMISCHTES.     I.    ZUR  LITTERATÜRGESCHICHTE. 

wohl  möglich  dafs  er  selbständig  keltisch  ist,  in  Urverwandtschaft 
mit  dem  Mythus  der  Zendavest  oder  ohne  solche;  ja  sogar  dafs 
ihn  die  irischen  Pilger  des  6.  Jahrh.,  welche  nach  den  Erzählungen 
der  beiden  Gregore  schon  etwas  vor  Colümban  nach  Gallien  und 
Italien  kamen,  dahin  gebracht  hätten.  Doch  wird  auf  dem  in  der 
Kaiserzeit  von  orientalischen  Religionsanschauungen  durchtränkten 
l?oden  Roms,  was  Muhamedaner  und  Juden  glauben,  auch  aus  dem 
Morgenlande  gekommen  sein.  In  der  That  spricht  für  den  um- 
gekehrten Gang  der  Übertragung,  neben  der  hier  wenig  gewichtigten 
Priorität  der  Überlieferung,  die  Erwägung  dafs,  von  Irland  aus 
betrachtet,  das  Jenseits  als  Insel  gedacht  werden  dürfte.  So  erscheint 
es  durchaus  auch  in  den  von  Zimmer  Zeitschr.  f.  d.  A.  ;^2  und  33 
analysierten  Fahrten.  Bekanntlich  hat  die  frühmittelalterliche  Dar- 
stellung der  Scheidung  zwischen  Guten  und  Bösen  durch  die  Wage 
einen  ganz  ähnlichen  Weg  gemacht.  Ägyptischen  Ursprungs,  wurde 
sie  dem  Seelenführer  Mercur  in  die  Hand  gegeben.  Als  sie  das 
Christenthum  {cfr.  Job.  31,6  Daniel  5,27)  übernahm  trat  Michael  an 
jenes  Stelle ,  der  erste  unter  den  Boten  Gottes ,  der  als  solcher 
mit  Flügeln  und  Stab  ausgestattet  ist. 

Alle  dem  gegenüber  dürfte  zu  betonen  sein,  dafs  die  Trennung 
der  Todten  in  Seelige  und  Verdammte,  des  ursprünglich  einen 
Todtenlandes  in  eine  höhere  und  niedere  Region,  bei  Chretien 
spurlos  fehlt.  Der  Gang  über  die  Brücke  fügt  sich  sehr  gut  zu 
jener  vorgeschrittenen  und  jungen  religiösen  Idee,  ist  aber  an  sich 
jedenfalls  älter:  die  Lebenden  können  den  Weg  nicht  betreten 
(N^aitiz  par  komme  ne  fu  passez),  nur  die  Schatten.  Ich  sehe  also 
hier  einen  wurzelächten  Zug,  nicht  spätere  Verdunkelung.  Gaston 
Paris  schlofs  mit  Recht  aus  der  von  ihm  nachgewiesenen  Ver- 
breitung auf  eine  alte  keltische  Tradition ;  hier  ist  die  Bestätigung 
durch  den  Inhalt  gegeben.  Der  Insel  Avalon  gegenüber  mag 
darauf  hingewiesen  sein  dafs  auch  bei  den  Griechen  auf  engem 
Raum  Ocean  und  Acheron ,  zwei  ganz  verschiedene  Vorstellungen 
sich  zur  Seite  laufen.  Die  Überlieferung  in  den  Dialogen  ist  orien- 
talisch ;  ihr  schliefsen  sich  die  irischen  Visionen  an,  aber  auf  Grund 
des  einheimischen  Volksglaubens,  der  im  Lancelot  zu  Tage  tritt. 

G.  Baist. 


2.    Zu  Guillem  Ademar,  Grimoart  Gausmar 
und  Guillem  Gasmar. 

Auf  das  Verhältnis  dieser  drei  Trobadors  zu  einander  noch- 
mals zurückzukommen  vcranlafst  mich  der  Aufsatz  Zenkers  in  dieser 
Zc^itschrift  XIII  294  ff.,  da  mich  seine  Ausführungen  trotz  der  Be- 
stimmtheit, mit  der  mein  Irren  dort  behauptet  wird,  nicht  von  der 
Richtigkeit  der  Annahmen  Zenkers  überzeugen  konnten.  —  Zenker 


G.  HAIST,    DIE  TODTENHRl'CKE.  l6l 

Stützt  sich  beim  Beweis  der  Identität  der  drei  Dichter  zunächst 
auf  die  Trobador-Satire  Peire  d'Alvernhes,  in  der  er  Str.  7  und  8 
für  interpoliert  hält.  Kr  glaubt  nachweisen  können,  dafs  dir  achte 
Strophe  die  in  IIs.  CR  von  Peire  Bremon,  in  /  von  Arnaut  Daniel 
handelt,  in  beiden  Fassungen  unecht  sei  und  dafs  die  Peire-Bremon- 
strophe  der  anderen,  aus  der  Satire  des  Mönchs  von  Montaudon 
entlehnten  Strophe  erst  nachgedichtet  ist.  Hiervon  ausgehend 
schliefst  er,  dafs  die  von  Grimoart  Gausmar  oder  Elias  Gausraar 
handelnde  7.  Strophe  bei  Peire  d'Alvernhe  ebenfalls  der  Guillem- 
Ademarstrophe  des  Mönchs  nachgedichtet  sei,  u.  s.  w. 

jene  Peire-Bremonstrophe  könnte  nun  in  der  That  nicht  ur- 
sprünglich sein,  wenn  dort  von  dem  späten  Trobador  P.  B.  Ricas 
novas  die  Rede  wäre,  wie  Z.  für  bewiesen  hält.  Er  stützt  sich  dabei 
darauf,  dafs  die  Vorwürfe,  welche  dem  Peire  Bremon  in  jener  Str.,  und 
die,  welche  ihm  in  einem  Sirventes  Sordels  gemacht  werden,  die  glei- 
chen seien:  „es  heilst  in  der  Satire,  der  Graf  von  Toulouse  habe 
P.  Bremon  mit  Recht  übel  behandelt,  und  dem  P.  Bremon  Ricas  novas 
hält  Sordel  in  dem  Sirventes  Verz.  437,20  Str.  4  vor,  der  Graf  von 
Toulouse  sei  ihm  richtig  begegnet,  indem  er  ihn,  der  seinem  Herrn 
die  Treue  gebrochen,  nach  Marseille  zurückgeschickt  habe"  (Zeit- 
schrift XIII  295).  Hätte  Z.  sich  nicht  begnügt  diese  Worte  von 
Schultz,  Zeitschrift  Vn  211,  einfach  zu  entlehnen,  sondern  hätte  er 
die  prov.  Texte  nebeneinander  gestellt  {Satire :  E  Peire  Bremoiis  se 
bayssei,  Ptis  que '  l  coms  de  Toloza  '  l  det  Qiianc  no  soayiet  d'avmen ; 
bei  Sordel,  Str.  6,  nicht  Str.  4  wie  Z.,  zwei  Zahlen  bei  Schultz  ver- 
wechselnd, sagt:  Getil  fa  saubut  lo  valenz  coms  onrar  De  Toloza,  st 
CO  ■  ///  taing  ni '  s  cove,  C^a  Marseilla  Va  fait  azaut  iornar.  Per  que 
laissel  soji  seignor  e  sa  Je)\  so  würde  er  gesehen  haben,  dafs  in  der 
Satire  nicht  nur  nicht  vom  „mit  Recht  übel  behandeln"  die  Rede 
ist,  wie  Schultz  (der  den  ganzen  Punkt  nur  beim  Vorbeigehen  in 
einer  Anmerkung  berührt)  sich,  ich  weifs  nicht  weshalb,  ausgedrückt 
hat,  sondern  dafs  die  Worte  gerade  einem  Bezug  auf  einen  gleichen 
Vorgang  widersprechen.  Jener  Beweis  der  Identität  beider  Peire 
Bremons  scheint  mir  also  zu  schnell  erbracht.  Ob  nun  jener  P.  B., 
wenn  er  nicht  Ricas  novas  ist,  der  andere  uns  bekannte  sein  kann, 
lasse  ich  jetzt  dahingestellt,  denn  es  ist  insofern  von  minderer  Be- 
deutung, als  der  Name  Peire  Bremon  selbst  in  der  Satire  nicht 
feststeht.  Z.  hätte  bei  seinen  Annahmen  von  Entlehnung  und 
Naraensunterschiebung,  meine  ich,  gröfseres  Gewicht  auf  die  Über- 
lieferung der  Gedichte  legen  sollen,  wozu  ihm  freilich  das  Material 
nicht  zur  Hand  gewesen  sein  mag.  Auch  mir  liegt  das  Material 
der  Satire  nicht  ganz  vollständig  vor ;  doch  fehlt  mir  von  den  8 
Handschriften,  die  sie  überliefern,  nur  A'  das  nebeln  DI  leicht  zu  ver- 
schmerzen ist.  Da  der  Text  zu  den  meist  besprochenen  der  prov. 
Litteratur  gehört,  gebe  i(  h  ihn  hier  nach  den  anden-n  7  Hand- 
srhriffen: 

Hss.  A  214,   C  183,  D  iq8,  /  ig5,  N'-  56,  R  6,  a  127. 

Zeitoühr.  r.  rmii.  I'liil.  XIV.  11 


102 


VERMISCHTES.     I.    7.UK  LlTTF.RATURORSCHICFlTE. 


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C.  ArPl'L,    DREI  TKOBADORS.  1O7 


per  iina  busla  cui  s'alcn  c  dilz  cjc  si  de  re  •  1   (.lesiuenl 

90  c'a  plus  aniple  con  il'un  cabes  ni  la  pol  tener  en  cscos 

e  fora  •  il  meils  pesqes  ab  rct  qe  lantas  dara  dels  dos 

en  mar  caii  non  la  movo  lo   venl.  caxes  a  mal  pas    plus  nun   prent. 

Ä/-.  13.  ^fr.  16. 

E-1  dotzes  US  clergalz  Peirols  105  El  .XV.  es  P.  Vidals 

ab  cara  maigra  secs  musols  gabaires  messongiers  e  fals 

95  e  can  vol  chantar  va  lossent  e  no  i  qeiratz  gola  de  sen 

c'aissi  n'es  esclarzitz  lo  sols  per  so  a  pres  .c.  colps  le  pals 

c'a  totz  vos  en  penria  dols  qe  amic  no  i  ac  nuils  corals 

tan  fa  lag  son  captenemeni.  de  lai  sa  foudatz  non  dizcnl. 
S(r.  15. 
E'n  G.  Faiditz  fai  chanzos 
100  de  si  donz  no  potelz  pelos 

Wir  sehen,  dafs  C-R  und  ADIN'-  je  eine  Gruppe  bilden,  elcnen 
a  als  einzelne  Hs.  gegenübersteht,  indem  es  bald  an  den  Lesungen 
von  CR,  bald  an  denen  von  ADIN'-  teilnimmt.  Der  Verdacht  ist 
zunächst  nicht  ausgeschlossen,  dafs  der  an  sich  nicht  viel  Vertrauen 
erweckende  Text  von  a  aus  zwei  oder  mehr  Hss.  der  jWIX-  und 
der  C7?-gruppe  zusammengewürfelt  sei.  Gerade  die  uns  interessie- 
rende Strophe  scheint  mir  dagegen  zu  sprechen.  Hätte  der 
Schreiber,  der  das  Bedürfnis  fühlte,  auch  Folquet  de  Marselha, 
Peirol,  Gaucelm  Faidit  und  Peire  Vidal  unter  den  Verspotteten 
zu  sehen,  entweder  Arnaut  Daniel  oder  Peire  Bremon  vor  Augen 
gehabt,  so  würde  er  gewifs  einen  von  beiden  oder  beide  genommen 
haben.  Anstatt  dessen  bringt  er  einen  Namen ,  der  uns  ebenso 
unbekannt  ist  wie  vier  aridere  im  Gedicht  Peire  d'Alvernhes.  Wenn 
aber  Z.  vermutet,  dafs  P.  de  Monzo  aus  P.  Bremon  se  (baysscl) 
entstanden  sei,  so  ist  doch  noch  wahrscheinlicher,  dafs  umgekehrt 
der  bekannte  Name  P.  Bremon  dem  unbekannten  P.  de  JNIonzo 
untergeschoben  ist.  Und  für  die  Autorität  von  a  spricht  ferner,  dafs 
hier  die  in  allen  Strophen  stehende ,  nur  bei  P.'  ß.  vermifste  Zahl 
des  Trobadors  sich  findet:  Ab  P.  de  Monzo  so  .V//.;  und  hier 
findet  sich  ja  nun  auch  die  Erklärung,  weshalb  die  Strophe  auf 
Peire  Bremon  mit  der  auf  Arnaut  Daniel  gleichen  Reim  zeigt,  was 
Z.  für  Nachdichtung  der  Peire-Bremonstrophe  nach  der  anderen 
geltend  machte.  So  scheint  mir  denn,  dafs  in  dieser  Strophe  die 
IIs.  a  das  meiste  Vertrauen  verdient  und  dafs  für  Z.  hier  nichts 
zu  gewinnen  ist. 

Daraus  nun,  dafs  die  (nur  in  der  Vorlage  für  CA'  stehende) 
1'.  Bremonstrophe  der  Arnaut-Danielstrophe  des  Mönchs  von  Montau- 
don  nachgedichtet  wäre,  schlofs  Z.,  dafs  die  vorhergende,  allen 
Hss.  gemeinsame  (iausmarstrophe  bei  Peire  d'Alvenihe  der  Guillem- 
Aderaarstrophe  beim  Mönch  nacligedichtet  sei,  da  auch  diese  beiden 
wie  (aus  jetzt  versländlichem  Grunde)  jene,  untereinander  gleiche 
Reime  z<;igen ;  ein    Schlufs,  der  an  sich  anfechtbar  ist.     Wir  sehen 


l68  VERMISCHTES.     I.    ZUR  LITTERATÜRGESCHICHTE. 

nun,  dafs  auch  das  unabhängige  a  Gratfioart  Gausmar  hat,  wie  A 
DIN'-;  auch  CR  hat  Gmismar  wenn  auch  mit  anderem  ersten  Namen. 
Es  scheint  mir  so  durchaus  geboten  an  dem  Überlieferten  fest- 
zuhalten und  nicht  Ademar  für  Gausmar  einzusetzen.  Die  Überein- 
stimmung des  Reimes  aber  erklärt  sich,  wenn  wir  sie  nun  einmal 
doch  nicht  für  rein  zufällig  halten  wollen ,  durch  das  Vorbild, 
welches  die  Gausmarstrophe  der  Ademarstrophe  geliefert  hat,  nicht 
umgekehrt. 

Was  nun  Guillem  Gasmar  angeht,  den  Zenker  ebenfalls  für 
identisch  mit  Guillem  Ademar  hält,  so  ist  uns  dessen  Tenzone  mit 
Eble  in  8  Hss.  überliefert:  ACDEGIKL,  von  denen  mir  Ä' wieder 
nicht  zu  Gebote  steht.  Von  den  anderen  haben  ADGIL :  Guillem 
Gasmar,  und  zwar  je  dreimal:  in  der  Überschrift,  v.  lo  und  v.  28 
(nur  G  scheint  keine  Überschrift  zu  haben);  C  hat  Guillem  Guays- 
mar  v.  10  und  28,  en  Gay  mar  in  der  Überschrift;  E  hat  Guillem 
Gaimar  in  v.  10  und  28;  also  kein  einziges  mal  ein  wesentliches 
Schwanken.  Auch  hier  scheint  mir  durchaus  verboten  von  der 
Überlieferung  abzuweichen.  Grimoart  Gausmar  einzuführen ,  wie 
Chabaneau  will,  verhindert  schon  das  Versmafs,  und  Guillem  Ade- 
mar macht,  auch  abgesehen  von  der  Überlieferung,  das  Versmafs 
wenigstens  bedenklich.  Natürlich  ist  mir  keineswegs  unbekannt, 
dafs  neben  dreisilbigem  Azemar  auch  zweisilbiges  Aimar  vorkommt ; 
immerhin  ist  die  dreisilbige  Form  die  weit  gebräuchlichere,  die  auch 
Guillem  selbst,  Grdr.  202,3  v.  62  auf  sich  anwendet,  und  die  Fälle 
von  zweisilbigem  Aimar  mögen  sich  bei  kritischer  Gestaltung  der 
Texte  wohl  noch  weiter  verringern,  wie  denn  der  Vers,  den  Z. 
a.  a.  O.  S.  296  wählt  um  zweisilbiges  Aesmar  zu  belegen,  nur  in 
2  Hss.  von  den  sechs,  die  ich  vergleichen  kann,  Senher  navmar 
(C)  bez.  Segner  naesmar  (G)  beginnt.  E  hat  Senher  nazcmar,  DIM 
Ennazemar  bez.  En  afeviar. 

Wird  so  Guillem  Gasmar  oder  Gaismar  durch  alle  Hss.  be- 
stätigt, so  steht  die  Bestimmung  de  Saignas  bei  Eble  dagegen  allein 
in  A,  nicht  einmal  in  DI,  die  doch  mit  A  zusammenzugehen  pflegen. 
Dieser  Name  ist  also  nicht  sicher,  und  wenn  man  seine  Hinzufügung 
der  Willkür  des  Schreibers  von  A  anrechnet,  steht  nichts  im  Wege 
den  Eble  der  Tenzone  mit  Eble  d'Uisel  zu  identifizieren,  wie  Z. 
will.  Mit  der  Unsicherheit  des  Namens  de  Saignas  fällt  aber 
andererseits  der  Grund  weg  den  Eble  de  Sanhas  in  Peires  Satire 
mit  Eble  d'Uisel  gleich  zu  stellen.  Wir  werden  sie  nach  wie  vor 
getrennt  halten  müssen.  Und  mit  alle  dem  fällt  denn  auch  die 
Datierung  des  fraglichen  Streitgedichts  (Z.  „die  prov.  Tenzone" 
S.  86),  bei  deren  Gelegenheit  ich,  wie  mich  Z.  belehrt,  seine  Mei- 
nung falsch  verstanden  habe. 

C.  Appel. 


C.  APPEL,    DKEI  TROHADORS.  1 69 

3.    Ist  Bice   Portinari   Dante's  Beatrice? 

Der  Zwist  zwischen  den  Realisten  und  Allegoristen  betreffs 
Dante's  Beatrice  ist  noch  keineswegs  beigelegt.  In  Italien  hat  die 
allegoricüä  assoluia  in  diesem  Jahrzehnt  zwei  entschiedene  und  be- 
deutende Vertreter  gefunden  in  Rcnier '  und  Bartoli  2,  deren  Aus- 
führungen in  Deutschland  Gaspary  •'  entgegen  getreten  ist.  Meine 
Sympathien  und  Überzeugungen  sind  vollkommen  auf  Seite  der 
Realisten,  die  in  Dante's  Beatrice  ein  Wesen  von  Fleisch  und  Blut 
sehen.  Um  so  mehr  habe  ich,  wie  wohl  die  meisten  Verfechter 
dieser  Anschauung,  bedauert,  dafs  wir  für  unsere  Überzeugung, 
dafs  Dante's  Beatrice  in  der  von  Boccaccio"*  zuerst  genannten 
Bice  Portinari  zu  erkennen  ist,  keinen  thatsächlichen  Beweis 
führen  konnten.  Es  war  mir  deshalb  eine  grofse  Freude,  wie 
sich  mir  die  Möglichkeit  zeigte,  eine  faktische  Verbindung  zwischen 
Dante's  Beatrice  und  der  historischen  Bice  Portinari  herzustellen. 
Zur  Begründung  dieser  Möglichkeit  habe  ich  zwei  vielbesprochene 
Eigentümlichkeiten  Dante's  in  Kürze  zu  berühren. 

Dante's  Vorliebe  für  die  Zahlen  drei  und  neun  ist  bekannt.^ 
In  dem  Büchlein,  welches  uns  die  Geschichte  seiner  Liebe  erzählt, 
in  der  „Vita  Nuova",  dominiert  die  Zahl  neun.  Gegen  das  Ende 
seines  neunten  Jahres  erblickt  Dante  zum  ersten  Male  die  im 
Anfang  ihres  neunten  Lebensjahres  stehende  Beatrice  (cap.  II). 
Dann  vergehen  neun  Jahre,  bis  er  sie  wiedersieht  und  sie  ihn  in 
der  neunten  Stunde  des  Tages  mit  einem  süfsesten  Grufs  be- 
glückt (cap.  III).  In  der  folgenden  Nacht  hat  er  in  der  ersten 
Stunde  der  neun  letzten  Stunden  der  Nacht  die  Vision  von  Amore, 
der  Madonna  mit  dem  glühenden  Herzen  des  Dichters  speist 
(caf).  III).  Dante  verherrlicht  in  einem  Serventese  die  sechzig 
schönsten  Frauen    der  Stadt,    in  welcher  Beatrice  wohnt,    und    der 


'  cf.  Giorn.  Stör.  Lcit.  It.  II  (1883)  P-  379  ^-  in  eiiver  Besprechung  der 
drei   Ausgaben   der   Vila  Nuova  von   Ancona,  Giuliani  und  Luciani. 

-  cf.  Storia  della  Lettcralura  Iialinna  IV  (Firenze  1881)  p.  171  fi".;  V  (ib. 
1884)  p.  52  (T. 

^  cf.  Geschichte  der  italienischen  Literaturl  (Berlin  1885)  p.  239  fl".  und 
Anhang  p.  5 1 2  f. 

*  cf.  Vita  di  Dante  (Teste  Crilico  di  Francesco  Macri-Leonc,  Firenze 
1888)  p.  14;  Comento  sopra  la  Commedia  (Opere  di  G.  B.  vol.  V,  Firenze 
1724)  Cap.  II  p.  112. 

*  cf.  Bartoli  IV  173  fT.,  V  53  Anm,  2,  Von  den  an  letzter  Stelle  citierten 
zwei  Schriften  des  I'rofessors  Aniato  Amati  habe  ich  mir  nur  die  eine  ver- 
schaflen  können :  Dei  rapporti  di  alcuni  passi  Jella  Vita  Nuova  coUa  Divina 
Commedia ;  Rendiconli  de!  Reale  Istituto  Lombardo  di  Scienze  e  Lettcre, 
Serie  II  vol.  VIII  p.  234  fl'.  (Milano  Napoli  1875).  Amati  berührt  hier  die 
Neunzahl  in  der  VN.  und  führt  aus,  dafs  dieselbe  in  doppeltem  Sinn  zu 
deuten  sei,  historisch  und  mystisch.  Von  seiner  zweiten  von  Bartoli  citierten 
Schrift:  //  ternario  »eile  opere  di  Dante  —  nach  Bartoli  in  den  Atti  del- 
TAteneo  di  Bergamo,  niarzo  1875,  veröffenllichl  —  spricht  Amati  p.  235 
Anm.  4  als  im  Druck  befmdiich,  indem  er  bemerkt,  dafs  er  in  Dantes  Werken 
ca.  300  ternarj  gefunden   habe. 


I/O  VERMISCHTES.      I.    ZUR   LITTERATURGESCHICHTE. 

Name  der  Geliebten  läfst  sich  in  dieses  Serventese  nur  an  neunter 
Stelle  einfügen  (cap,  VI).  Die  dritte  Erscheinung  Amore's  erfolgt 
in  der  neunten  Stunde  des  Tages  (cap.  XII).  Der  Dichter  er- 
krankt, und  am  neunten  Tage  seiner  'Krankheit  hat  er  die  ge- 
waltige Vision,  welche  ihm  den  Tod  der  Geliebten  verkündet 
(cap.  XXIII).  Beatrice  stirbt  in  der  ersten  Stunde  des  neunten 
Tages  des  Monats,  im  neunten  Monat  des  Jahres  nach  syrischer 
Rechnung,  in  dem  jähre  des.  13.  Jahrhunderts,  in  welchem  die 
vollkommene  Zahl  (10)  neun  mal  vollendet  war  (am  9.  Juni  1290). 
Für  diese  zwischen  der  Geliebten  und  .der  Zahl  neun  bestehende 
Verbindung  giebt  Dante  zwei  Erklärungen :  ein  Grund  könnte  sein, 
dafs  alle  neun  Himmel  bei  ihrer  Erzeugung  harmonisch  zusammen 
wirkten ;  der  tiefer  liegende  Grund  aber  sei ,  dafs  die  Geliebte 
selbst  eine  Neun  gewesen  sei,  ein  Wunder,  dessen  Wurzel,  wie 
drei  die  Wurzel  von  neun  ist,  die  wunderbare  Dreieinigkeit  sei 
(cap.  XXX).  Dieses  seltsame  Herrschen  der  Zahl  neun  liefert  den 
Allegoristen  eines  der  mit  gröfstem  Nachdruck  betonten,  plausi- 
belsten Argumente  gegen  die  historische  Auffassung  der  Vita  Nuova. 
Nicht  minder  auffällig  ist  Dante's  Neigung,  Zahlen  und  Buch- 
staben in  rätselvolle  Verbindungen  zu  bringen  —  Zahlen  durch 
Buchstaben,  Buchstaben  durch  Zahlen  auszudrücken.  Der 
erste  Fall  liegt  uns  vor  in  den  Buchstaben  I  und  M,  welche  die 
Zahl  der  guten  und  schlechten  Eigenschaften  des  Ciotto  di  Jeru- 
sakmme  angeben  1  —  der  zweite  in  den  Zahlen  fünfhundert  zehn 
und  fünf  {DXV),  welche  den  Führer,  den  DVX,  der  Zukunft  pro- 
phezeien.2  Auch  mit  Buchstaben  allein  operiert  Dante  nicht 
selten.  Schneller  als  je  O  oder  /  geschrieben  wurde,  verbrennt 
der  von  der  Schlange  durchbohrte  Sünder  3;  sieben  P  schreibt  der 
Engel  am  Thor  des  Fegefeuers  mit  der  Schwertspitze  auf  Dante's 
Stirnc*;  in  dem  Himmel  des  Jupiter  bilden  die  Seelen  der  Ge- 
rechten die  Buchstaben  der  Worte:  Diligite  justiiiam  <]ui  jiidicatis 
terram,  und  der  Dichter  giebt  genau  an,  wie  viel  Buchstaben  dieser 


'  Par.  XIX  127  ff.: 

Vedrassi  al  Ciotto  di  Jerusalemme 
Segnata  con  un  I  la  sua  bontate, 
Ouando  il  contrario  segnerä  un  emme. 

2  Purg.  XXXifl  43  ff. : 

un  Cinquecento  diece  e  cimiue, 

Messo  di  Dio,  anciderä  la  fuja 

Con  quel  gigante  che  con  lei  delinque. 

3  Inf.  XXIV  100  ff. 

Ne  O  si  tosto  mai  ne  I  si  sciisse 
Com'ei  s'accese  ed  arse,  e  cener  tutto 
Convenne  che  cascando  divenisse. 
*  Purg.  IX  1 1  2  f. 

Sette  P  nella  fronte  mi  descrisse 

Col  punton  della  spada 

ib.  XII  121  ff.  Rispose:  "Quando  i  I',  che  son  rimasi 
Ancor  nel  volto  tuo  presso  che  stinti, 
Saranno,  come  Tun,  del  tutto  rasi  .  .  . 


K.  KOKIM'EL,   ISl'  MICl-:  I'OKIIMAKI    DANIES  lUiA  IKICK.  IJI 

Satz  enthält:  fünf  mal  sieben  Vokale  und  Konsonanten.'  Mit 
den  Buchstaben  des  Namens  der  Geliebten  endlich  —  man  darf 
wohl  sagen  —  spielt  er,  wenn  er  erklärt,  dafs  schon  B  (Variante: 
/)'/,"■)   und  ICE  genügen,  ihn  mit  Ehrfurcht  zu  erfüllen.- 

In  Berücksichtigung  dieser  Eigentümlichkeiten  Dante's  scheint 
es  mir  sehr  beachtenswert,  dafs  sich  der  uns  überlieferte  Name 
der  (leliebten  Dante's  vermittelst  seiner  Buchstaben  in  den  ge- 
heimnisvollen Kreis  der  Zahlen  drei  und  neun  ziehen  läfst.  Durch 
folgende  drei  Erwägungen : 

1.  Der  Familien-Name  der  Jungfrau:  Porltnari  enthält  neun 
Buchstaben. 

2.  Der  Name  Bice  —  oder  Beatrice  —  Portinari  enthält  /, 
den  neunten  Buchstaben  des  Alphabets,  drei  mal. 

3.  In  dem  einzigen  Gedicht,  in  welchem  die  (ieliebte  ohne 
Glorienschein ,  als  das  von  der  Sehnsucht  des  Dichters  begehrte 
Weib  erscheint,  in  dem  Sonett :  Guido,  vorrei,  che  tu  e  Lapo  ed  io, 
spricht  Dante  selbst  von  ihr  als  Moima  Bice."^  Monua,  die  übliche 
den  Frauennamen  vorgestellte  Bezeichnung,  geht  mit  dem  Namen 
eine  so  enge  Verbindung  ein,  dafs  sie  gleichsam  zu  ihm  gerechnet 
wird,  wofür  Boccaccio  im  „Decamerone"  viele  Beispiele  bietet. ^ 
Momia  Bice  enthält  neun  Buchstaben. 

Dante  hatte  für  Zahlen  und  Buchstaben  ein  scharfes  Auge; 
er  liebt  es  die  kühnsten  Gebilde  seiner  Phantasie  auf  dem  Boden 
der  Wirklichkeit  zu  bauen.  Die  erwähnten  Zahlenverhältnisse  der 
Buchstaben  des  Namens  der  Geliebten  sind  ihm  gewifs  niclit  ent- 
gangen. In  ihnen ,  verbunden  mit  dem  Datum  von  Bcatricens 
Todestag,  an  dem  nicht  zu  rütteln  ist  —  denn  was  hätte  den 
Dichter    bei    freier  Erfnidung    abhalten    können ,    den  Todestag    in 

'  l'ar.  XVIII  76  IT. 

Si  (lentro  ai  liimi  sante  cieature 
Volitando  cantavano,  e  faciönsi 
Or  D,  or  I,  or  L,  in  sue  lij,'ure. 
ib.  88  fl'.     Alosträrsi  dunque  in  cinque  volle  seile 
Vocali  e  consonanti ;  ed  io  nolai 
Le  parli  si  come  mi  parver  dcUe. 
Diligite  justitiam,  priniai 
Für  vcrbo  e  nomc   di   lullo  il  dipinlo  ; 
Oui  judicalis  terram,  für  sezzai. 
•«  I'.ii.  VII  13  n. 

-Ma   quella  rivcrenza  che   s'indonna 
Di  tuilo  mc,  ]nir  per  IJc  e  per  ICE. 
Mi  riclünava  com  l'uoni  ch'assonna. 
^  V.  9  (1.  K  Munna  Vanna  e  Monna  Bice  poi, 

("on   «juella  cli'c  sul  nuniero  del  Irenta, 
Con  noi  ponessc  il  buonu  incanlalure;   cf.   VN.  XXIV. 
*   cf.  Giorn.  III  Nov.  IV  La    vioglie ,    che    monna    Jiabettn    area    nomc; 
VI,  III   una  gioviine  donmi ,    il  cui  nome  fu    monna  Nonna  </«•'   Pttlci;    VII, 
X  tina  sua    donna    chiamata    monna   Mita;     VIII,  II  una ,    che    aveva    nome 
monna   ßelcolore. 


172  VERMISCHTES.     II.    HANDSCHRIFTLICHES. 

den  neunten  Monat  des  gewöhnlichen  Jahres  zu  setzen?  — ,  in  diesem 
Zusammentreffen  von  Äufserlichkeiten  mag  Dante  die  erste  An- 
regung gefunden  haben,  die  Zahl  neun  eine  so  bedeutende  Rolle 
in  der  Geschichte  seiner  Liebe  spielen  zu  lassen ,  indem  er  zu- 
gleich die  Möglichkeit  der  tiefsinnigen  Deutung  dieser  Zahl  er- 
kannte. 

So  wendet  sich  eine  der  von  den  Allego risten  mit  Vorliebe 
geführten  Waffen  gegen  sie  selbst,  und  die  Lösung  des  Rätsels 
der  Neunzahl  liefert  uns  das  vermifste  Band  zwischen  der  Beatrice 
der  Vita  Nuova  und  Bice  Portinari. 

Emil  Koeppel. 


II.   Handschriftliches. 

Zum  Evangile  des  femmes. 

Vor  einigen  Tagen  fand  Herr  Oberbibliothekar  Dr.  Sieber  in 
einem  Convolut  Amerbachscher  Papiere ,  das  sich  im  Besitze  der 
Universitätsbibliothek  in  Basel  befindet,  eine  bis  jetzt  unbekannte 
Handschrift  des  Evangile  des  femmes.  Da  mir  dieselbe  für  die 
Feststellung  des  Wertes  der  übrigen  Handschriften  nicht  unwichtig 
zu  sein  scheint,  möchte  ich  mir  erlauben,  sie  hier  näher  bekannt 
zu  machen. 

Das  Manuskript  besteht  aus  6  Papierblättern  in  8".  Die  Schrift 
weist  etwa  auf  die  Zeit  von  1450 — 1470.  Die  erste  Seite  ist  quer 
überschrieben  mit  dem  Titel  Lcuarigille  des  femmes.  Seite  2  ist  leer. 
Auf  S.  3  beginnt  der  Text;  von  den  14  Strophen  des  Gedichtes 
stehen  je  2  auf  einer  Seite  und  zwar  sind  die  Verse  der  Quatrains 
abgesetzt,  d.  h.  jede  Strophe  ist  achtzeilig  geschrieben.  Die  3 
letzten  Seiten  sind  wiederum  leer.  Den  Text  drucke  ich  genau, 
nur  mit  Auflösung  der  wenigen  Abkürzungen,  ab,  indem  ich  die 
beiden  Vershälften  auf  eine  Linie  setze. 

[1]    Leuuangile  des  femmes         vous  vueil  cy  raccompter 
Moult  graut  prouffit  en  vient         qui  le  veult  accouster 
Cent  ans  de  vray  paidon         y  pouues  conquester 
Que  gente  pucelle         apporta  doultre  mer. 

[2]    La  maniere  des  femmes         si  est  moult  sainte  et  digne 
Selon  se  que  noz  racompte         Marie  de  compiegne 
Femme  ne  pence  mal         ne  nonnain  ne  beguine 
Ne  que  fall  le  regnart        qui  prant  une  geline. 

[3]    Nest  pas  droit  ne  rayson         que  des  femmes  mesdie 
Saiges  sont  et  apprinses         de  moult  grant  courtoisye 


G.  HIN?,    ZUM   F.VANnil.K  DES   KEMMKS.  173 

Car  ad  ce  quellcs  dyenl  fol   est  (|ui  ny  st  fye 

Conime  le  bergier  au  loup  tiui   la   berbis  es])ie. 

[4]    Qui  diroit  mal  des  femmes         ce  seroit  granl  nierueilles 
Car  quam  vienl  a  bien  faire         chascune  sy  sapparcille 
Et  aussi   saifjenient  se  pouruoit  et  conseille 

Comme  le  papillon  qui  sart  a  la  chandelle. 

[5]    Homnie  qui  se  fie  en  femme         comnie  aroit  il  mesaize 
Cest  ung  medecine         cjui  tous  les  maulx  apaise 
Oll  en  puet  aussi  bien         estre  asseur  et  ayse 
Que  dun  morceau         destouppe  en  ung  ardanl  fornesc. 

[(>]    Grant  merueille  est  de  femme         oncques  teile  iien  fut 
De  tout  bien  entreprendre         ont  tousiours  larc  landu. 
Par  leur  science  sont         maint  liomme  et  secourru 
Tout  et  ainsi  que  loseau         qui  est  prinz  au  glue. 

[7]    Moult  de  bien  a  en  femme         prouffil  lionnesteste 
Saiges  sont  et  secretes         et  plaines  de  bonte 
Car  on  peut  aussi  bien         garder  leur  amytie 
Que  Ion  pourroit  garder         ung  glasson  en  este. 

[8]    Hz  sont  aucuns  gens         qui  sen  plaignant  si  fort 

Mais  il  me  semble  bien         quilz  ont  de  ce  grant  tort 
Car  on  y  trouve  autant         de  bien  et  de  confort 
Quon   fait  en   une  serpent  qui   en  trayson  mort. 

[9]    Se  on  se  fie  en  femme         ce  nest  pas  merueille 

Quant  est  de  loyaulte  il  nest  chose  pareille 

Et  si  Celle  aussi  bien  cela  quon  luy  conceille 
Comme  celuy  i\m  chantc         en  une  sourde  oreille. 

[10]    Sur  tout  riens  est  femme         damiable  talant 

Tousiors  eile  vieult  faire         ce  que  on  luy  deflanl 

Or  dist  or  propose         or  vuelt  or  se  rcpent 

En  son  propos  se  ticnt         comme  le  cocliet  au  vent. 

[11]    Oncques  il  nama  bien  qui  les  femmes  na  chier 

Leur  vertu  et  leur  grace  sont  grandcment  a  priser 

On  les  peut  aussi  bien  reprendre  et  chaslier 

Que  Ion  pouroit  la  mer  düng  panier  espuiscr. 

[12]      Doulce    cllOSt    Ol    ili:    Iciuilics  cl    en    (li/.    (.1    eil    l.ill/. 

Nc  sont  mye  riottcuses         et  nont  point  trup  de  |ilail 
Quant  clles  sont  csmcus         si  doulccment  fönt  paix 
Tout  ainsi  que  Ic  cinge         feroit  pour  les  mauvailz. 


174  VERMISCHTES.     III.    TF.XTKRITISCHES. 

[13]    Moult  a  de  bicn  en  femmes  mais  il  est  trop  reclus 

Ne  trouuer  ne  cognoistre  ne  le  poura  ja  nulz 

Leur  science  resamble         la  mayson  dedalus 

Quant  on  y  est  entre         on  ne  scet  trouuer  luys. 

[14]  Qui  conseil  vieult  avoir  bon  seur  et  certain 
A  femme  laille  querre  siz  nyra  mie  en  vain. 
Leur  conseil  est  si  bon  et  au   soir  et  au  matin 

Ja  homme  ne  sera  honny  si  femme  ny  mest  la  main. 

Explicit. 

Bei  einer  Vergleichung  der  Lesarten  der  Basler  Fassung  mit 
den  bis  jetzt  bekannten,  fällt  sofort  die  grofse  Übereinstimmung 
mit  der  von  Mall  (cfr.  diese  Ztschr.  I  337  ff.,  VIII  44g  ff.)  bevorzugten 
Handschrift  D  auf.  Nicht  nur  stimmen  von  den  14  Strophen  von 
b  —  so  möchte  ich  die  Basler  Handschrift  bezeichnen  —  13  mit 
denjenigen  von  D,  wenn  auch  in  etwas  veränderter  Reihenfolge 
überein ;  auch  im  einzelnen  bestätigt  b  die  Lesarten  von  D  fast 
durchweg.  Unmittelbar  mit  einander  in  Beziehung  stehen  können 
die  beiden  freilich  wohl  nicht.  Einmal  hat  b  im  ganzen  jüngere 
Sprachformen,  was  allerdings  bei  dem  geringen  Alter  der  Hand- 
schrift begreiflich  ist,  sodann  fehlt  die  Strophe  D3,  während  b,(,, 
die  in  D  nicht  vorhanden  ist,  offenbar  einer  späteren  Interpolation 
zur  Last  fällt,  welche  auch  die  andere  Gruppe  von  Handschriften 
aufweist ;  ferner  machen  es  Abweichungen  im  Wortlaut  unmöglich, 
direkte  Benutzung  der  einen  Handschrift  durch  die  andere  anzu- 
nehmen. Andererseits  aber  scheint  b  an  einzelnen  Punkten  einen 
ursprünglicheren  Text  bewahrt  zu  haben  als  D ,  so  namentlich 
b;^  =  D-j  Vers  4  (jui  la  berhis  espie,  das  bei  gutem  Reim  besser  in 
den  Zusammenhang  pafst.  Vielleicht  ist  auch  in  bg  =  D,i  die 
Lesart  comvie  celuy  qui  chante  en  wie  soiirde  oreille  derjenigen  von 
D  vorzuziehen ;  ob  in  b,  =  Dj  que  geilte  pucelle  apporta  doultre  mer, 
wo  also  Marie  de  Compiegne  nicht  mit  Namen  genannt  wird,  älter 
ist  als  Marie  de  Compiegne  le  conquist  oiilre  me?\  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden. 

Es  ist  mir  leider  nicht  möglich,  näher  auf  die  Untersuchung 
der  Fragen  einzugehen,  die  sich  für  mich  an  die  Auffindung  der 
Basler  Handschrift  anknüpfen.  Ich  hielt  es  aber  für  der  Mühe 
wert,  den  Fund  anzuzeigen,  in  der  Meinung,  es  sei  dies  eine  solche 
von  pi  unabhängige  Handschrift,  von  der  Mall  (Ztschr.  VIII  455) 
Fortschritte  in  der  Erkenntnis  von  dem  Gedichte  selbst  und  den 
damit  verbundenen  Fragen  erwarten  zu  dürfen  glaubt. 

G.  BiNZ. 


H.  SIXHIF.K,    /.V  AUCASSIV.  175 

III.    T  0  X  t  k  r  i  1  i  s  rh  «^  s. 

Zu   Aucassin   [latt-roti,  so'/sl,'). 

Aucassin  14,20  haben  bisher  alle  Herausgeber,  auch  der  unter- 
zeichnete, le  üiliion  de  sa  mainek  gelesen.  Dafs  caleron  hier  Brust- 
warze bedeutet,  darüber  läfst  der  Zusammenhang  keinen  Zweifel ; 
es  fragt  sich  nur  wie  das  Wort  zu  dies(*r  Bedeutung  kommt.  Denn 
es  ist  ein  semel  dictum ,  für  welches  auch  Godefroy  keine  zweite 
Stelle  beibringt.  In  der  ersten  Aullage  meiner  Ausgabe  vermutete 
ich,  das  Wort  sei  eine;  Ableitung  von  cattus,  inid  dachte  bei  dem 
Bedeutungsübergang  daran  dafs  die  Blüten  mancher  Pflanzen,  wie 
der  Weiden,  in  Deutschland  Kätzchen  heifsen.  Eine  andere  Er- 
klärung schlug  Mussafia  vor  (Ztschr.  III  267),  der  das  Wort  für 
eine  Ableitung  von  caput  halten  möchte.  Doch  spricht  dagegen 
dafs  das  Suffix  eron  schwerlich  in  die  Zeit  hinaufreicht,  wo  man 
in   Frankreich  noch  caput  capitis  deklinierte. 

Das  Rätsel  wird  gelcVst  durch  einen  glücklich  (ledanken  Hugo 
Andresens.  Derselbe  schreibt  mir,  nach  seiner  Ansicht  sei  vielmehr 
taUron  zu  lesen.  Die  grofse  Ähnlichkeit  zwischen  c  und  /  in  den 
Handschriften  des  XIII.  Jahrhunderts  ist  ebenso  bekannt,  wie  die 
Neigung  der  Sprache  den  Vokal  in  der  ersten  vortonigen  Silbe  in 
a  umzusetzen  [paresse,  balance,  chactni).  Dieses  taleron  gehört  nach 
Andresen  zur  Sippe  ielta  Zitze.  Das  Wort  dient  im  Franz<)sischen 
noch  jetzt  zur  Bezeichnung  einer  Pilzart  {itleron),  und  im  Deutschen, 
wo  mundartlich  Pi(Z  für  Brustwarze  gesagt  wird ,  heifst  der  selbe 
Pilz  Friuimpicz.  Damit  wird  die  Richtigkeit  von  Andresens  Con- 
jectur  evident. 

Ich  benutze  die  Gelegenheit,  um  einen  zweiten  Punkt  zur 
Sprache  zu  bringen ,  das  Wort  so'isle  societatem  betreffend.  Von 
anderer  Seite  werde  ich  gefragt,  weshalb  ich  so'fsic  als  dreisilbiges 
Wort  ansetze.  Die  Form  ist  freilich  ungewöhnlich ;  allein  auf  Drei- 
silbigkeit deuten  die  Schreibungen  soieske  (bei  Roquefort)  soesic 
soieste  soyesU  soiheste  (sämtlich  bei  Du  Gange,  Artikel  soestes  sorsliira) 
hin.  Das  Wort  mufs  wohl  ein  Lehnwort  sein,  da  sich  seine  Form 
mit  den  Erscheinungen  des  allgemeinen  Lautwandels  nicht  verträgt. 
Die  noch  heute  übliche  Form  socu'te ,  die  Littre  erst  aus  dem 
I  j.  Jahrhundert  belegt,  findet  sich  bereits  Amis  1000. 

H.    SUCHIER. 


IV.    >\  o  r  1  1;  e  s  (•  li  i  r  li  1  I  i  c  li  c  s. 

I.    Span.  Jin<^iu. 

In  dm  Zi-itungen  winl  iu;ui;rdings  vielfach  von  der  asiatischen 
/><7/i,'w<-k rankheit  gc^sproclum,  wc'lche  den  .Sach-  und  Sprachwörler- 
büchcrn  im  Allgemeinen  noch  frcnnl  L'cblicben  zu  sein  scheint.     \'er- 


176  VERMISCHTES.     IV.    WORTGESCHICHTLICHES. 

schiedene  Herleitungen  dieses  Ausdrucks  treten  dabei  ans  Licht,  die 
meisten  ganz  abenteuerlich,  z.  B.  >>  engl.  Aden  ague.  Eine  einzige 
kommt  der  Wahrheit  nahe,  die  >>  engl,  dqitdy.  In  '  Hobson-Jobson ' 
(1886)  S.  789  heifst  es  unter  ^/^«_g-//^ :  "The  term  is  of  West  Indian, 
not  East  Indian,  origin,  and  has  only  become  known  and  familiär 
in  India  within  the  last  15  er  18  years.  The  origin  of  the  name 
which  seems  to  be  generally  accepted  is,  that  owing  to  the  stiflf 
unbending  carriage  which  this  fever  induced  in  those  who  suffered 
from  it,  the  negroes  in  the  W.  Indies  gave  it  the  name  of  'dandy 
fever ';  and  this  name,  taken  up  by  the  Spaniards,  was  converted 
into  dengy  or  detigue"  Ob  der  Ausdruck  dandy  fever  in  Westindien 
wirklich  vorkommt  oder  sein  Vorkommen  nur  vermutet  wird,  weifs 
ich  nicht ;  jedenfalls  ist  das  westind.-span.  dengue  nicht  daraus  ver- 
derbt. Macias  Dicc.  cub.  (1888)  führt  dengue  nicht  nur  in  seiner 
allgemein  spanischen  Bedeutung,  sondern  auch  in  der  eben  er- 
wähnten, an:  "Tenemos  una  [significacion  metaförica],  que  omiten, 
todos  nuestros  autores,  menos  Ä'rmas:  cierta  afeccion  catarral  acom- 
panada  de  calentura,  como  en  la  epidemia  de  1828."  Dazu  die 
„kritische"  Bemerkung :  "  xVrraas  la  cree  introducida  por  la  gente 
de  mar,  y  siendo  asi,  la  acepcion  fundamental  serä  estotra :  "  Uno 
de  los  nombres  que  dan  ä  los  barcos  con  que  se  pesca  la  sar- 
dina  en  la  costa  de  Cantabria."  Dengue  als  Bezeichnung  für  ein 
Fahrzeug  ist  mir  sonst  unbekannt,  falls  es  nicht  dasselbe  wie  span. 
dinga,  port.  dengtiim,  worunter  aber  eine  asiatische  Art  von  Fahrzeugen 
verstanden  wird  (s.  Ztschr.  XIII  50g).  Vielleicht  ist  "  los  barcos "  zu 
bessern  in  "las  redes"  (s.  unten).  Man  sieht  nicht  ein  was  eine 
„Barke"  mit  „Ziererei"  oder  „Fieber"  zu  thun  hat.  Dafs  eine  ge- 
wisse Art  Fieber  den  Namen  „Ziererei"  erhalten  habe,  das  ist  sehr 
wohl  denkbar  {dengue  wird  erklärt  als  "melindre  mujeril  que  consiste 
en  afectar  delicadezas,  males  y,  ä  veces  disgustos");  näherer  Auf- 
schlufs  aber  wäre  erwünscht. 

Ich  sah  mich  bei  dieser  Gelegenheit  nach  dem  Ursprung  von 
Span,  dengue,  „Ziererei"  um.  Diez  bezieht  es  auf  deftegare,  was  in 
formeller  Hinsicht  ein  geringes ,  in  begrifllicher  aber  ein  sehr 
schweres  Bedenken  erweckt.  Wohl  kann  „Ziererei"  zu  der  Bedeu- 
tung „Verweigerung"  kommen ;  aber  auch  umgekehrt  „Verweigerung" 
zu  der  von  „Ziererei"  und  weiter  zu  „Zierrat",  „Frauenmäntelchen 
mit  langen  Zipfeln",  „Sardellenzugnetz"  ?  In  den  romanischen,  den 
germanischen,  auch  den  slawischen  Sprachen  findet  sich  ein  laut- 
nachahmender Stamm  dand-,  dhtd-,  dond-,  welcher  eine  Hinundher- 
bewegung ausdrückt  („baumeln",  „schaukeln",  „schlenkern"  u.  s.  w.), 
so  franz.  dandiner,  rumän.  dändarii,  engl,  dandk,  deutsch  tändeln, 
oberd.  dantern  —  tosk.  dindellare,  friaul.  dinduhi,  bearn.  dindoukya, 
tschech.  dyndali,  poln.  dyndac  —  ital.  dondolare  (franz.  dodiner,  engl. 
düddle),  wovon  dann  Substantiva  mit  den  Bedeutungen  „Gehänge", 
„Baumel",  „Franze",  „Spielerei"  u.  s.  w.  abgeleitet  sind,  z.  B.  ital. 
diiiderlo,  dondolo,  sard.  dindalö.  Für  das  zweite  d  tritt,  vermittelst 
Dissimilation ,   zuweilen    ein  g  auf,  z.  B.   bearn.   dingouleya    (>    <//«- 


H.  SCHUCHARDT,   DENGUE,    MIMUS,    MOMUS.  177 

doulcya) ,  dhigue-chuigue ,  sizil.  dangaliari ,  engl,  datigle  (>»  dandlc). 
Daher  auch  span,  dingolondangös,  "adornos  cargados  y  ostentosos 
en  los  trajes  de  las  mujercs"  und  unser  dcngtie  (vgl.  pelmdengue, 
pt-rendengut).  Vgl.  Borao  Dicc.  arag.2  252 :  " guilhidnjes  n.,  adornos 
superfluos  6  inipropios,  en  el  traje  de  la  niujer:  Rosal  define  dhi- 
gcmdiijts  por  dijcs ,  de  donde  probablemente ,  se  ha  derivado  la 
voz  guilindujes.'" 

2.    JSlitmis,  inoinus. 

Höchst  wunderlich  kommt  mir  die  Diez'sche  Herleitung  des 
sp.  pg.  mimar  und  des  it.  viimma  von  lat.  viinimus  vor.  Tosk.  viimmo 
ist  Kinderwort  für  himbo  und  läfst  sich  ohne  Weiteres  daraus  er- 
klären ;  doch  lehnt  es  sich  vielleicht  an  ma?nma  an,  von  dem  in  der 
Lombardei  und  in  Piemont  eine  Verkleinerung  711(711171,  -im,  „Brust- 
warze", „Mama"  vorkommt  (vgl.  tschech.  7nwn7tko,  „Wickelkind").  In 
ital.  7iii7ncUa,  „junge  Buhlin"  hat  aber  wohl  das  mlat.  7ni7na,  „Land- 
streicherin", 77iimarüÜ7e,  „unzüchtige  Geberden"  oder  „freche  Worte" 
Priminius  Arch.  f.  lat  Lex.  u.  Gr.  1  262,  III  261  mgr.  fiifiäj:,  „Buh- 
lerin",  fiific'cQioi',  „Bordell",  hineingespielt.  Und  noch  reichere 
Lebensentfaltung  dürfen  wir  von  einem  Worte  erwarten  bei  dem 
zwischen  Sinn  und  Klang  eine  starke  Beziehung  stattfinden  mufs, 
dafs  es  da  wo  es  kaum  eingepflanzt  worden  ist,  schon  wieder 
Schöfslinge  treibt  (so  franz.  77n7ne7-,  port.  77ii/7iar,  deutsch  77U7>ie7i,  engl. 
lo  vii7nic,  magy.  i/umehii,  welche  keine  Fortsetzung  jenes  77U77ia7-e  sind 
von  dem  DG.  ein  Beispiel  aus  dem  14,  Jahrh.  beibringt  und  das 
wiederum  nicht  das  gr.  ^ifitlv  fortsetzt,  sondern  von  7ni77ms  ab- 
geleitet ist).  Ich  sehe  in  dem  sp.  pg.  7/117)10  nichts  anderes  als  das 
lat.  7)117/1115'.  „Geberdenspiel",  „Nachäftung",  „Äfferei",  „Ziererei", 
„Liebkosung",  daher  dann  das  Vb.  sp.  //liz/iar,  pg.  az/iimar  (vgl. 
"  mii/ia  i.  7/iimatio  bestiarum "  arab.-lat.  Glossen  bei  DC).  Endlich 
scheint  i/iimtis  im  Romanischen  auch  begrifflich  ein  anderes  Wort 
beeinflufst  zu  haben.  Gr.  ^oj//oc,  „Spott",  „Tadel"  lebte,  von  dem 
mo7/ieriu//i  Commodians  abgesehen,  im  Latein  fort  und  ging  auch 
dem  Romanischen  nicht  verloren:  arag.  7/107/10,  //io//ie/-o,  „spöttisch", 
„Spötter",  7710//IUS,  „spöttische  Geberden".  Mit  diesem  Worte  stiefs 
nun  7/nmo  zusammen ,  und  beide  schienen  Brüder  zu  sein ,  jenes 
der  gröfsere,  gröbere,  dieses  der  kleinere,  feinere.  Mii/iiis  und 
i/io7/itis  stehen  in  den  Wbb.  öfter  nebeneinander.  Im  Ganzen 
schliefst  sich  die  Bedeutung  von  sp.  pg.  7/107/10  an  die  ältere  Be- 
deutung von  7/imo  an :  „PossenreiPser"  (diesen  Sinn  hat  auch  ngr. 
Hojfioq)  und  „Possenspiel",  „Nachälfung";  aber  es  ist  ihm  auch  auf 
seinem  weiteren  Wege  gefolgt:  pg.  7/10//10  kommt  im  Sinne  von 
„Ziererei"  vor,  sp.  i/ior/ios  in  dem  von  „Liebkosungen"  {//aar  //10//10S 
ii  u/ia  senora,  „einer  Dame  den  Hof  machen").  So  erklärt  es  sich 
auch  dafs  der  (iott  Momus,  der  vor  Ärger  platzte  (und  noch  die 
französischen  Renaissanceschriflsteller  nannten  nach  ihm  einen  Neider 
und  Verläumder  //loz/n),  in   neuerer  Zeil   mit   der  lustigen  Schcllen- 

ZeiUolir.  f.  roiii.  l'liil.  XIV.  i^ 


178  VERMISCHTES.     IV.    WORTGESCHICHTLICHES. 

kappe  dargestellt  wird.  Freilich  hat  das  Wort  momus  noch  eine 
zweite  Begegnung  erfahren ,  und  zwar  mit  einem  germanischen 
Worte;  altfr.  momer  [monier ie)  ist  =  sich  vexmiwimen  [Munwierei). 
Monier,  wie  das  allgemein  und  auch  von  Diez  geschieht,  schlecht- 
weg aus  dem  Deutschen  herzuleiten*  das  geht  nicht  an,  da  es  sich 
von  sp.  pg.  niomo  nicht  trennen  läfst.  Ich  denke  dafs  eine  gegen- 
seitige Angleichung  stattgefunden  hat.  Keinesfalls  darf  übersehen 
werden  dafs  dasjenige  Wort  von  dem  man  für  das  Deutsche  aus- 
geht ,  kein  ausschliefslich  deutsches  ist.  Eine  künstliche  Schreck- 
gestalt (für  Kinder)  wird  in  den  verschiedensten  Sprachen  durch 
Doppeltsetzung  eines  dumpfen ,  Schrecken  einflölsenden  Lautes 
bezeichnet,  und  dieser  pflegt  zu  bestehen  aus  einem  Labial  und 
einem  dunkeln  Vokal,  so  deutsch  Mumum ,  magy.niunius,  rumän. 
nion/äie,  ngr.  fiafiovvafcj,  südsard.  mommöi  (lomb.  Mdd.  niomo,  „Teufel", 
niömo,  „häfslicher,  lächerlicher  INIensch";  vgl.  ven.  niomu,  „Drohung") 
—  deutsch  Wauwau  —  poln.  boho,  kymr.  hivbach  —  port.  papäo  u.  s.  w. 
Wiederum  hat  seitens  solcher  mit  m  anlautenden  Wörter  das  orien- 
talische mumia  u.  s.  w.  gelegentlich  Umdeutung  erlitten  oder  bei 
ihnen  Umformung  hervorgerufen,  so  it.  far  k  ?nunimie ,  „Kukuk 
spielen".  Ich  gedenke  schliefslich  noch  der  beiden  Wörter  welche 
mich  zu  dieser  kleinen  Untersuchung  angeregt  haben :  mojnu, 
„stumm"  im  Malaioportugiesischen  wie '  es  im  vorigen  Jahrhundert 
zu  Batavia  gesprochen  wurde,  und  ?ndmo,  „Popanz"  im  Malaiischen 
von  Batavia ,  welches  nicht  wenige  portugiesische  Elemente  ent- 
hält. Dafs  sie  auf  port.  ?7w?no  zurückgehen,  ist  zu  bezweifeln ;  aber 
ganz  zufällig  ist  deshalb  diese  Übereinstimmung  nicht  zu  nennen,  so 
wenig  wie  die  zwischen  engl,  muni,  „stumm"  und  io  mumm,  „ver- 
mummen". 

Ich  sehe  erst  jetzt  dafs  Gaster  Zeitschr.  III  473  rum.  momi 
„reizen",  „locken",  verführen"  zu  griech.  fimne.VBLV,  „tadeln", 
„höhnen",  „verspotten"  stellt;  der  Bedeutungsübergang  würde  dem 
obcMi   für  das  span.  niomo  nachgewiesenen  entsprechen. 


3.    IMalandria. 
Mistrals  Vers: 

Aqui   que  de  pertout  s'adus  li  7naJandrous 

führt  mich  auf  den  Vers  im  Leben  des  hl.  Alexius : 

Nul  n'en  i  at  qui   'n  alget  malendos 

und  auf  die  Anmerkung  von  Gaston  Paris  dazu ;  und  neben  dieser 
Anmerkung  finde  ich  "lat.  malandrial"  mit  besonderem  Bezug  auf  die 
"  forme  secondaire "  malajidre  >>  ??ialand  <;  mahn.  Das  hatte  ich 
damals,  bald  nach  Empfang  des  schönen  Buches,  hinzugeschrieben, 
mit  der  Absicht  die  Sache  zu  verfolgen;  ich  bin  nicht  dazu  ge- 
kommen und  gebe  nun  bei  dem  erneuten  Anstofs  das  was  ich  im 
Augenblicke  gerade  hierüber  finden  kann. 


H.  SCHUCHARDT,    MALANDRIA,    GILET.  I7Q 

Der  Vater  der  Dichtkunst  sagt: 

To  fihXui'  (Sq  Villi  ufKfixffMaai;. 

Was  hat  man  unter  dem  „Schwarz  der  Eiche"  zu  verstehen  ?  Die 
Einen  —  Aristarch  ist  unter  ihnen  —  sagen :  die  Rinde  des 
Baumes,  die  Andern :  das  INIark  des  Baumes,  und  jede  dieser  An- 
sichten hat  etwas  für  sich.  Mit  der  letzteren  läfst  es  sich  bestens 
vereinigen  dafs  man  die  Stücke  des  eingesalzenen  Thunfisches 
^lEXäi'ÖQva  ifitXar  (Jpüo^' war  zu  einem  Worte:  ^i^Xc'cvdQii ov 
geworden)  nannte;  zwischen  ihnen  und  der  Eichenrinde  besteht 
nicht  die  geringste  Ähnlichkeit.  Dieses  Wort  ist  ins  Latein  über- 
gegangen :  inelanJiya.  Davon  kann  nun  ein  anderes  lat.  Wort, 
malandria  (ebenfalls  Plur.)  oder  malandriac  nicht  verschieden  sein ; 
aber  es  verlangt  dafs  das  „Eichenschwarz"  als  „Eichenborke"  erklärt 
werde.  Einer  solchen  nämlich  läfst  sich  die  krankhaft  zerklüftete, 
krustige,  mit  Auswüchsen  bedeckte  Haut  von  Tieren  und  Menschen 
vergleichen  (bezeichnet  doch  auch  Galle  ähnliche  pathologische 
Erscheinungen  bei  Pflanzen  und  Tieren).  Jenes  lat.  ■  Wort  nun 
(dessen  mal-  >>  viel-  sich  ebenso  erklärt  wie  das  von  it.  vialmconia ') 
bedeutet  nach  Georges:  „Blasen  (Blattern)  am  Halse,  vielleicht  Aus- 
satz ,  Räude"  (dazu  das  Adj.  malandriosus);  es  handelt'  sich  be- 
sonders um  Pferde.  Daher  kommt  nun  sp.  malandi-ta,  it.  inalandra, 
fr.  inalandre,  südfr.  ?nalandro  als  Ausdruck  für  die  bei  uns  „Mauke" 
genannte  Pferdekrankheit.  Fr.  iJialandre  heifst  auch  „fauliger  Knor- 
ren im  Holz",  was  uns  einigermafsen  an  Homer  erinnert,  und  für 
Franz.  und  Span,  wird  noch  die  Bedeutung  „Aussatz"  angegeben. 
Im  Logud.  ist  mahmdra  „Druckwunde"  (der  Lasttiere),  in  gewissen 
nordfr.  Mdd.  malandre  „Geschwür",  „Blatter",  im  Südfr.  malandro 
„Schafpocken",  hier  aber  auch  „chronische  Krankheit",  „auszehrende 
Krankheit",  und  einen  noch  weiteren  Sinn,  nämlich  den  von  „Krank- 
heit" schlechtweg  hat  malandre  in  andern  nordfr.  Mdd.  Das  lat. 
vialum  mischte  sich  erst  in  die  Wortform  ein  und  führte  dann  die 
Verallgemeinerung  des  Wortsinns  herbei :  -andra  wurde  als  eine 
ableitende  Endung  empfunden.  Und  da  als  eine  solche  auch  das 
-an(tio)  von  it.  malanno,  südfr.  rnalan,  „Unglück",  „Elend"  >  lat.  malus 
anmis  empfunden  wurde,  so  ist  es  begreiflich  wie  dies  Wort  zum 
Teil  die  des  andern  angenommen  hat:  südfr.  nordfr.  Mdd.  malan, 
„Grind",  „Schorf"  u.  s.  w.,  altfr.  malan,  „Aussatz",  „Geschwür".  Es 
hätten  sich  beide  Wörter  auch  formell  mischen  können:  mahnd, 
aber  wo  kommt  diese  von  G,  Paris  angeführte  Form  vor?  ]\Ialendus 
ist  nicht  auf  ein  Subst.  *malend  zu  beziehen ;  es  geht  auf  lat.  ma- 
landriosHS  zurück  und  Mireio  ist  in  diesem  Punkte  altertümlicher 
als  das  Alexiuslied.  Das  -r-  wurde  hier  unterdrückt  wie  es  in 
fr.  filandres,  südfr.  petandro  hinzutrat;  vgl.  altfr.  malingeux  neben 
malingre  (inalingreux) . 


'   In   Isiilovhss.  liest  man   maltDuhin,  //uilunJicn    da   wo    von  Tlninfiscli- 
slückcn  die  Rede  ist. 

12» 


l8o  VERMISCHTES.     IV.    WORTGESCHICHTLICHES. 

4.  Franz.  gilet. 
Ich  komme  noch  einmal  (s.  Zschr.  V  100)  auf  dieses  Wort  zurück, 
dessen  Zusammenstellung  mit  span.  gileco^  —  es  war  mir  entgangen 
dafs  schon  M.  Müller  (und  nicht  erst  er)  sie  gemacht  hatte  —  auch  in 
der  gegebenen  kürzesten  Form  mir  durchaus  zu  genügen  schien  um 
die  an  sich  ja  nicht  unwahrscheinliche,  aber  doc:h  jedes  bestimmten 
geschichtlichen  Zeugnisses  entbehrende  Herleitung  von  Gilles  aus 
den  Wörterbüchern  zu  verdrängen.  Der  Einspruch  G.  Paris'  (Rom. 
X  444),  der  sich  auf  das  verhältnismäfsig  späte  Auftreten  von  gilet 
im  Franz.,  d.  h.  in  der  Schriftsprache,  stützt,  hat  mich  sehr  über- 
rascht. Dafs  gilet  eine  unmittelbare  Fortsetzung  des  span.  gileco 
sei  {gilet  >»  gileco,  wie  ich  jetzt  schreiben  würde),  meinte  ich  mit 
dem  vieldeutigen  Gleichheitszeichen  gerade  nicht  und  meine  es 
heute  noch  weniger.  Das  türk.j't'M-',  griech.  yslt'KL,  rum.  ilic  u.  s.  w. 
("gilet")  hat  sich  bei  den  Romanen  des  Mittelmeers  meist  mit 
einer  romanischen  Endung  festgesetzt :  span.  gileco,  Jaleco,  chaleco,  -a 
^ox\..  jaleco,  -a,  lingua  franca  dgileko  (im  "  Dict.  de  la  1.  fr."  Mars. 
1830  unter  "gillet"),  ita\.  giulecco,  sizil.  gileccu,  cileccu,  sa.rd.  gileca/, 
nizz.  gileco  (bei  Mistral  unter  "  gilet ");  es  scheint  aber  auch  dafs 
das  Wort  durch  Unterdrückung  des  /.'  angepafst  worden  ist:  sizil. 
sard.  gile  (gleichbed.  mit  gileccu),  welches  wohl  kaum  auf  fr.  gilet 
zurückgeht,  so  jedenfalls  fr.  gilet  selbst! 

5.  Span.  port.  tomar. 
Diez  ist,  was  sich  aus  seinen  Anfängen  erklärt,  der  Herleitung 
romanischer  Wörter  von  germanischen  ein  wenig  zu  sehr  geneigt. 
Dem  span.  port.  toz/iar  möchte  er  gotische  Herkunft  zusprechen. 
Warum  gedenkt  er  hier  nicht,  auch  nicht  in  ablehnender  Weise 
—  wie  er  in  ähnlichen  Fällen  zu  thun  liebt  —  eines  lautlich  sehr 
nahestehenden  Wortes?  Ich  meine  jenes  romanische  A-verbum 
lo?/ii-  (twnb-),  tom-  (tum-),  welches  nicht  nur  „fallen",  sondern  auch 
, (fallen  machen"  bedeutet  und  zwar  gerade  in  den  Sprachen  der 
r}renäenhalbinsel  selbst  (tumbar,  tombar').  Der  transitive  Sinn  hat 
sich  vielfach  modifiziert,  so  südfranz.  iownba  i.  „ausgiefsen",  2. 
„unterkriegen",  „herumbringen"  (vaincre,  persuader,  flechir)  und  da- 
neben tuma,  „mit  den  Hörnern  oder  dem  Kopfe  stofsen",  Schweiz,  touma, 
tema,  „ausgiefsen",  sard.  faljtumbare,  -ai  i.  „mit  den  Hörnern  stofsen", 
2.  „herumbringen"  (indurre,  piegare).  Können  wir  nicht  von  irgend 
einer  dieser  transitiven  Bedeutungen  zu  der  von  span.  port.  tomar 
(das  eine  mundartliche  Nebenform  von  tumbar,  tombar  sein  würde, 
wie  südfranz.  tuma  von  toumbd)  gelangen?  So  wäre  z.  B.  „nieder- 
werfen" im  kriegerischen  Sinn  zugleich  "  nehmen  ",  und  man  dürfte 
dabei  auf  jenen  noch  stärkeren  Bedeutungsübergang  obstare  -<  fr. 
olcr  verweisen ,  der  entsprechende  Lebensverhältnisse  voraussetzt. 
I\lan  vergleiche  auch  span.  tumbar,  „im  Scherze  überraschen  und 
dadurch  böse  machen"  mit  span.  port.  tomar,  „befallen",  „über- 
fallen." 


H.  SCHUCHAKDT,    TOMAK,    MAUVAIS.  löl 

6.    Fianz.  mauvais;  ahhanz.  mauvt'. 

Körtings  neuestes  Unternehmen  ist  ein  ganz  besonders  ver- 
dienstvolles; es  läfst  uns  übersehen  was  wir  heutigentags  über  den 
Ursprung  der  romanischen  Wörter  wissen  und  nicht  wissen,  und 
regt  uns  so  aufs  Lebhafteste  zu  weiterer  Forschung  an ,  auch  da 
oder  vielmehr  gerade  da,  wo  uns  „vorläufige  Beruhigung"  empfohlen 
wird.  Ich  habe  mich  als  ich  unterwegs  das  erste  Heft  durch- 
blätterte, u.  A.  durch  den  Artikel  1026)  beunruhigt  gefühlt,  obwohl 
auch  ich  der  Gröberschen  Herleitung  des  franz.  mauvais  vor  den 
andern  bisherigen  den  Vorzug  gebe.  Es  tauchte  in  mir  so- 
fort der  Eigenname  Bonifälius  auf  —  die  Schreibung  mit  /  hatte 
ich  schon  in  einer  meiner  Doktorthesen  als  die  richtige  verfochten  — , 
welcher  von  bomivi  fatum  abgeleitet  ist  und  soviel  wie  „Glück- 
seliger" besagt.  Ihm  gegenüber  läfst  sich  ein  *mali/atitis,  „unselig" 
annehmen  ;  der  Übergang  „glückselig"  <  „gut"  und  „unselig"  < 
„schlecht"  erregt  keinerlei  Bedenken  (man  vergegenwärtige  sich 
die  heutige  Verwendung  von  franz.  malheureux)  und  wird  überdies 
hier  durch  die  seit  dem  frühesten  iNIittelaller  herrschende  Schrei- 
bung Bcnifacius  und  Deutung  „Wohlthätiger"  geradezu  bestätigt. 
Mein  Grofsvater  Bridel  sagte  von  einem  seiner  Vorfahren,  Boniface 
Bridel,  durch  dessen  Schuld,  zu  Anf.  des  16.  Jahrb.,  die  Vermögens- 
verhältnisse  der  Familie  zerrüttet  wurden,  er  hätte  eher  Maliface 
heifsen  sollen.  In  -^malifatius  wurde  f  zxa  v  ehe  vortoniges  ^  >  / 
schwand,  und  v  blieb  dann  durch  Anlehnung  an  /  geschützt.  Das 
ital.  malvagio  würde  als  eine  aus  Frankreich  in  früher  Zeit  ein- 
gewanderte Form  zu  betrachten  sein.  Diesem  Reiseeinfall  vermag 
ich  nun  einiges  Stützende  und  Ausführende  aus  Büchern  hinzu- 
zufügen. Ob  ich  die  Vok.  III  317  (1868)  gegebene  Herleitung  des 
Namens  Bvnifatius  von  fätiim  aus  Eigenem  oder  aus  Fremdem  ge- 
nommen habe ,  weifs  ich  nicht  mehr ;  schwerlich  war  mir  die  Be- 
merkung von  Pott  in  der  Zeitschr.  f.  vgl.  Sprchf.  VI  247  (1857)  da- 
mals gegenwärtig.  Bergk  hat  Phil.  XXVIII  447  (i'Sög,  aber  schon 
1864  geschrieben)  ebenfalls  das  Richtige  gesehen;  vgl.  auch  R.  P. 
C.  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  XXIV  132  (i86g).  Am  Ausführlichsten 
handelt  über  den  Namen  Bvnifalms  ein  Aufsatz,  dessen  Nachweis 
ich  Herrn  Dr.  K.  E.  Georges  verdanke:  Robert  Mowat,  'De  l'ele- 
ment  africain  dans  l'onomastique  latine '  in  der  Revue  archeol.  n. 
s.  XIX  2H  fl".  (i86g).  Unter  den  Belegen  für  die  Länge  des  a 
vermisse  ich  hier  den  Vers  des  Sidönius  Apollinaris:  'quorumunus 
Boiiifaliura  secutus '.  Wenn  man  auch  in  s[)äterer  Zeit,  im  Wider- 
spruch mit  der  angenommenen  Herkunft  des  Namens,  Ilonißicius 
mafs,  so  erklärt  sich  das  daraus  dafs  er  sonst  nicht  wohl  im  Vt-rs 
angebracht  werden  kcjnnte.  Mit  dt-m  thüringischen  Bischof  Boni- 
facius  setzte  übrigens  Mowat  den  italienischen  Namen  des  Zungen- 
oder Kehlkrautes  (einer  Art  des  alexandrinischen  Lorbeers)  botii- 
facia  =  bislingtia  in  Zusammenhang.  Das  Wichtigste  ist  nun  aber 
dafs  malifalius  wirklich  vorkommt,  obwohl  nn-ini-s  Wissens  in  keinem 


IÖ2  VERMISCHTES.     IV.    WORTGESCHICHTLICHES. 

Wörter-  oder  Namenbuch  verzeichnet,  und  zwar  als  Adjektiv,  nicht 
als  Eigenname,  was  ja  auch  schwer  begreiflich  wäre,  wie  ich  aber 
Vok.  I  155  leichtsinniger  Weise  behauptet- habe  (wo  auf  das  „z.B." 
kein  Gewicht  zu  legeij  ist)  und  wie  mir  Corssen^  I  56  f.  zugleich 
mit  der  von  mir  später  widerrufenen  Herleitung  Bonifatius  ^'^Bojii- 
fadius  nachgeschrieben  hat.  Die  Inschrift  der  Fabrettischen  Samm- 
lung auf  welche  ich  mich  an  der  ersteren  Stelle  beziehe,  lautet 
vollständig:  "Urbice  orfane  et  malifatie  q.  vix.  ann.  XXIII  in  pace", 
der  verwaisten  und  unglückseligen  (etwa  =  span.  malogradä)  Ur- 
bica.  Schon  Fabretti  hatte  malifatia  als  "  quasi  morti  per  male- 
ficium  adacta "  gefafst.  Mowat,  zunächst  durch  Corssen  auf  diese 
Inschrift  aufmerksam  gemacht,  hat  sie  nachgeschlagen  und  ab- 
gedruckt. Er  merkt  dazu  an  (S.  240  ff.):  "C'est  donc  bien  la  meme 
idee  que  nous  devons  voir  dans  bonifatius,  en  tant  que  corr61atif 
de  malifatiiis.  L'un  et  l'autre  me  paraissent  resulter  de  la  synthe- 
tisation  adjectiv6e  de  locutions  oü  le  faiinn  entre  tantöt  avec  le  sens 
metaphysique ,  comme  dans  ce  passage  d'une  inscription  (Anm.  i: 
Gruter,  p.  661,  n"  6,  et  Orelli,  n*>  4748.  —  Cfr.  Petron.  Satyr.  42: 
"At  plures  medici  illum  perdiderunt,  irao  magis  malus  faius"): 
"fructum  alium  meritorum  suorum  reportare  fatus  (sie)  7nahis  ne- 
gavit";  tantot  avec  le  sens  personnificatif  de  la  divinit6  a  laquelle 
s'adressait  la  formule  invocatoire  Fato  Boiio  inscrite  sur  certains 
ex-voto."  Von  dem  Bonwn  Faium  oder  Faitmi  Bonum  ist  dann 
S,  243  f.  des  Weiteren  die  Rede.  S.  242  fährt  Mowat  fort:  "Je 
me  borne  ä  remarquer  que  ce  genre  de  construction  synthetique 
rend  compte  de  la  presence  de  Xo  dans  la  deuxicme  syllabe  de 
Bovo<fäxia  qu'on  lit  sur  une  epitaphe  grecque.  Au  surplus, 
l'analogie  des  exemples  ne  me  fait  pas  d6faut;  M.  E.  Le  Blant  a, 
de  son  c6t6,  demontre  que  le  nom  d'homme  ^crit  Bonoememortus, 
Bonememorius,  et  meme  Bo7ioinemorius,  devait  provenir  de  l'apposition 
bo7iae  memoriae  si  frequente  en  cj)igraphie.  C'est  en  vertu  du  meme 
proccdc  que  je  rattache  aux  qualifications  divines  Alma  Dea,  Bojia 
Dea,  le  nom  de  femme  Abnadea,  le  nom  d'homme  Bonadeus  porte  au 
XlVe  siecle,  c'est-a-dire  en  plein  christianisme,  par  un  6veque  de 
Modcne ;  tout  extraordinaire  que  ce  dernier  fait  puisse  paraitre, 
on  s'en  6tonnera  moins  si  Ton  songe  que  Dea  Morosini,  femme  du 
doge  Nicolas  Trovo,  morte  en  1478,  porta,  sans  qu'on  en  fut 
scandalisc,  le  prenom  de  Deesse;  ainsi  l'atteste  son  epitaphe  placee 
dans  une  des  principales  cgliscs  de  Venise.  A  une  epoque  en- 
core  plus  recente,  la  latinisation  du  nom  de  Michel  de  Nostre- 
Dame  en  Nosiradamus  est-elle  autre  chose  que  la  contrefa<,-.on  du 
proccde  grammatical  dont  je  viens  de  reunir  quelques  echantillons? 
Ea  significatiön  que  j'adopte  pour  Bonifaiiiis  va  se  trouver  con- 
firmee  par  des  preuves  afferentes  a  la  provenance  ethnique  de  ce 
nom;  par  la,  j'entends  qu'il  n'est  pas  indigene  dans  la  nomen- 
clature  latine;  tout  concourt,  au  contraire,  a  lui  assigner  une  ori- 
gine  punique,  si  l'on  en  jugc  par  le  nombre  relativement  tres-con- 
sidcrable  d'iiidividus  qui  l'ont  portc  dans  l'Afrique  romaine".    Gegen 


G.  HAISr,    MANEKA.  183 

Alles  dieses  regen  sich  Einwände  und  Bedenken  :  das  0  von  liovo- 
(fi'cTia  wie  von  Bonomcmorius  ist  wohl  der  assimilierenden  Ein- 
wirkung des  folgenden  Labials  zuzuschreiben;  Bona c nie moriiis  ist 
kein  Eigenname,  auch  nicht  Le  Blant  zufolge  (vgl.  Vok.  I  176); 
wenn  Boni/alius,  welches  allerdings  in  Afrika  besonders  beliebt 
gewesen  zu  sein  scheint,  die  Nachbildung  eines  afrikanischen 
Namens  war,  wie  Hifst  sich  dann  das  Adjektiv  malifatius  darauf 
beziehen  ?  u.  s.  w.  Darauf  kann  ich  vorläufig  nicht  eingehen ;  ich 
gestehe  dafs  mir  die  Bildung  honifatius  noch  in  einiges  Dunkel 
gehüllt  ist,  besonders  wenn  ich  sie  neben  die  durch  die  Glossen 
bezeugte  bonifaius  {EVfioiQO:;)  stelle ,  wie  das  schon  von  O.  Jahn 
Ben  d.  säch.  Ges.  d.  W.  XIII  361  (1861)  geschehen  ist.  Handelte 
es  sich  nur  um  Eigennamen  (auch  Bdnifalus  und  daraus  abgekürzt 
Bonifas  dürfte  bestanden  haben,  wenngleich  ich  jenes  in  der  von 
L.  Renier  Rev.  arch.  XI  446  [1854]  angeführten  Inschrift  nicht 
wiederfinde),  so  könnte  man  ans  gr.  Evxvjfriq,  Evxv)(^ioq  er- 
innern. Aus  diesem  bonifaius  schliefse  ich  auf  ein  *mali/aius  < 
span.  tnalvado  prov.  malval,  altfranz.  maiive.  Malus  faius  ergiebt  alt- 
franz.  tnau/'t. 

H.    SCHUCHÄRDT. 


l\faüera 


stellt  W.  Meyer  Zeitschr.  XI  256  und  vor  ihm  die  span.  Akademie 
zu  golh.  manna.  Es  ist  richtig  dafs  gascogn.  7)iafie  für  urspr.  «« 
spricht,  nicht  so  pg.  7)tamnha,  das  ganz  regelrecht  von  *niauhinha 
kommen  könnte.  Die  Verbreitung  ist  dem  germanischen  Etymon 
wenig  günstig.  Das  von  M.  vernachlässigte  Baskische  bietet  mandoa 
Maulesel ,  bearn.  auch  unfruchtbar  vom  Tier  und  als  Schimpf  von 
der  Erau.  Wir  werden  dadurch  unmittelbar  auf  das  bekannte  lat. 
mannus  geführt,  das  eben  den  Maulesel  bezeichnet,  in  der  späteren 
Latinität  durch  burricus  •  verdrängt  ward.  Im  ßaskischen  gehört 
das  Wort  zu  den  ältesten  lateinischen  Eindringlingen;  die  der 
Sprache  fehlende  Geminanation  ist  behandelt  wie  bei  spanisch- 
italienischer Entlehnung:  pendon-pmnone ,  päuiola  zu  pennolina.  Zu 
maiiera  (Suffix  wie  bei  cordero)  stelle  ich  auch  catal.  dialektisches 
matter  zahm.  Es  ist  hier  nn  nicht  ausschliefslich  zu  ny  geworden ; 
ein  Teil  des  Gebietes  hat  von  Anfang  die  provenzalische  Behand- 
lung geteilt,  ein  anderer  die  spanische,  welche  unter  dem  Einilufs 
des  Verkehrs  allraälig  vorwog.  Heute  noch  ist  ohum,  oinam,  cana- 
t'tT«  auch  nach   dem  Wi^rtcrbudi    lililicIuT   als   iiiuviim    u\\^\  Lanwuirii. 


'  Heute  der  Esel,  weil  als  Dimin.  zu  butro  empfunden,  während  das 
Suffix  ursprünglich  eine  Dimensionsvcrschiebuny  auch  nach  der  entjjegen- 
geselzlen  Richtung  bezeichnet  liaben  nmfs;  vyl.  span.  vicjote  gej^en  franz. 
vieiliot  u.  a. 


184  VERMISCHTES.     IV.    WORTGESCHICHTLICHES. 

cana  als  Elle  gegenüber  caiia  von  der  Buchsprachc  aufgenommen,  und 
wenn  jetzt  nur  daiij',  mty  geschrieben  wird  ist  alt  dan,  dam,  an 
häufig  genug.  Son  gilt  ausschliefslich  wobl  in  Folge  der  Abwesen- 
heit anderer  vokalgleicher  Worte ;  neben  dotta  steht  auch  donya,  don 
ist  spanisch ,  ein  Unterschied  zwischen  lat.  mn  und  ««  auch  hier 
nicht  erweisbar.  Manero  (als  ant.  bei  der  Acad. ;  ob  belegt  ?)  und 
7nanmho  sind  vor  Isidor  gebildet,  da  dieser  das  Stammwort  als 
volkstümlich  nicht  mehr  kennt. 

G.  Baist. 


BESPRECHUNGEN. 


Poesies  completes  de  Bertran  de  Born ,  publices  dans  le  texte  original 
avec  une  introduction ,  des  notes ,  un  glossaire  et  des  extraits  incdits  du 
cartulaire  de  Dalon  par  Antoine  Thomas.  Toulouse,  Privat,  1888.  LH, 
212  S.    8". 

Das  Verdienst  dieser  neuen  Ausgabe  besteht  zunächst  in  einer  besseren 
und  übersichtlicheren  Anordnung  der  Lieder.  Der  Herausgeber  hat  sie 
in  drei  Abteilungen  zerlegt :  die  erste  Abteilung  umfafst  die  politischen  Ge- 
dichte (27  Lieder),  die  zweite  die  Liebesgedichtc  (7  Lieder),  die  dritte  die 
Gedichte  vermischten  Inhalts  (8  Lieder).  Alle  sind,  soweit  es  anging,  chrono- 
logisch geordnet.  Man  kann  sich  mit  dieser  Einteilung  einverstanden  er- 
klären. Als  grofser  Vorzug  der  neuen  Ausgabe  vor  der  von  Stimming  ist 
ferner  anzusehen,  dafs  die  razos  den  Liedern,  auf  die  sie  sich  beziehen,  un- 
mittelbar vorgedruckt  sind.  Dafs  dies  Verfahren  das  einzig  richtige  ist ,  hat 
Bartsch  seiner  Zeit  (Ztschr.  IH  412)  in  überzeugender  Weise  dargelhan.  Vielen 
Gedichten  —  manchmal  schien  es  unthunlich  —  hat  der  Herausgeber  eine 
kurze  Notiz  über  die  Zeit  und  Veranlassung  der  Entstehung  beigefügt.  liier 
stützt  er  sich  meistens  auf  die  scharfsinnigen  Untersuchungen  von  Cledat  (Du 
röle  historique  de  Bertrand  de  Born),  ohne  jedoch  dessen  zuweilen  recht  kühnen 
Hypothesen  blindlings  zu  folgen.  Vier  Gedichte  bei  Stimming  (6,  22,  42  und 
I),  die  in  einigen  Handschriften  Bertran  de  Born  zugeschrieben  werden,  .aber 
von  ihm  nicht  herrühren  können,  wie  Cledat  a.  a.  O.  94  und  95  gezeigt  hat, 
sind  von  Thomas  mit  Recht  nicht  mit  aufgenommen  worden. 

Dem  Text  der  Lieder  geht  eine  knapp  gehaltene,  aber  völlig  genügende 
Einleitung  vorher,  in  der  der  Verfasser  unter  Fernhaltung  aller  legendenhaften 
Ausschmückung  uns  das  Bild  des  Dichters  so  vorzuführen  sucht,  wie  es  uns  aus 
seinen  Gedichten  entgegentritt,  die  ja  fast  die  einzige  Quelle  seines  Lebens  und 
Wirkens  ausmachen.  Im  Anhang  teilt  Thomas  Auszüge  aus  Urkunden  der 
Abtei  Dalon  mit,  die  sich  auf  Bertran  de  Born  beziehen,  und  läfst  am  Schlufs 
seiner  Ausgabe  ein  Glossar  folgen,  das  auch  die  in  den  Liedern  vorkommenden 
Eigennamen  enthält. 

Was  den  Text  selbst  anlangt,  so  sagt  der  Herausgeber  in  der  Vorrede, 
dafs  derselbe  mit  dem  von  Stimming  im  Allgemeinen  übereinstimme ;  zuweilen 
habe  er  eine  Lesart  aufgenommen,  die  Stimming  unter  die  Varianten  verwiesen, 
seltener  eine  eigene  Konjektur  in  den  Text  gesetzt.  Nur  im  letzteren  Fall 
habe  er  die    handschriftliclie  Lesart   in    einer  Anmerkung    angegeben.     Gegen 


l86  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

dies  Verfahren  läfst  sich  im  Prinzip  nichts  einwenden.  Eine  aufmerksame 
Vcrgleichung  der  Texte  beider  Ausgaben,  wie  sie  weiter  unten  folgt,  und 
die  mir  bei  einem  so  wichtigen  Denkmal  wie  die  Gedichte  Bertrans  de  Born 
doppelt  unerläfslich  schien,  zeigt  nun  aber,  dafs  Thomas  seinem  löblichen 
Vorhaben  keineswegs  treu  geblieben  ist;  er  hat  vielmehr  auch  an  vielen  Stellen, 
wo  eine  handschriftliche  Grundlage  gar  nicht  vorhanden  war,  eine  Änderung 
eintreten  lassen,  ohne  dieser  Änderung  auch  nur  mit  einem  einzigen  Worte  zu 
gedenken.  Für  diesen  Mangel  an  Gfenauigkeit  und  Gründlichkeit  vermögen 
weder  die  vortrefflichen  Textverbesserungen  noch  auch  die  mannigfachen 
höchst  willkommenen  Aufklärungen  über  Personen  und  Örtlichkeiten ,  denen 
wir  in  der  neuen  Ausgabe  begegnen ,  in  genügender  Weise  zu  entschädigen. 
In  Betreff  der  historischen  und  besonders  der  geographischen  Nachweise  ist 
die  neue  Ausgabe  der  von  Stimming  weit  überlegen,  während  es  andererseits 
bei  der  Vergleichung  beider  Texte  so  recht  ersichtlich  wird,  wie  trefflich  trotz 
mancher  Versehen  der  vom  ersten  Herausgeber  hergestellte  Text  ist,  so  dafs 
dem  neuen  Herausgeber  oft  nichts  Anderes  übrig  blieb  als  denselben  einfach 
wieder  abzudrucken.  Dies  gilt  nicht  etwa  blofs  von  leicht  verständlichen 
Stücken,  wie  z.B.  den  beiden  Klageliedern  26  (bei  Thomas  S.  24)  und  41 
(S.  28),  ferner  4  (S.  84)  und  19  (S.  122)  sondern  auch  von  schwieligeren  Ge- 
dichten wie  37  (S.  103)  und   12  (S.  iio). 

Die  Einrichtung  des  Glossars  ist  nicht  eine  solche  wie  man  sie  von 
einem  umsichtigen  Herausgeber  zu  verlangen  berechtigt  ist.  Alle ,  die  die 
Lieder  Bertrans  de  Born  in  der  neuen  Ausgabe  lesen  wollen  und  die  nicht 
zugleich  die  Ausgabe  Stimmings  neben  sich  haben ,  dessen  Glossar  bekannt- 
lich mit  grofser  Sorgfalt  abgefafst  ist,  werden  dem  Veranstalter  derselben 
wenig  Dank  wissen,  dafs  er  nur  bei  Eigennamen ,  nicht  aber  bei  den  andern 
Wörtern  auf  die  betreffenden  Stellen  im  Texte  verwiesen  hat.  Hierzu  kommt, 
dafs  man  eine  Reihe  von  Wörtern  und  Ausdrücken  dort  vergebens  sucht.' 
Schon  Chabaneau  in  seiner  Anzeige  der  Ausgabe  von  Thomas  (s.  weiter 
unten)  hat  auf  die  Mangelhaftigkeit  des  Glossars  hingewiesen  und  mehrere 
Wörter  namhaft  gemacht ,  die  dasselbe  nicht  aufführt  oder  bei  denen  doch 
eine  nähere  Erklärung  vermifst  wird.  Ich  führe  noch  folgende  an,  indem  ich, 
wie  auch  weiter  unten  bei  Betrachtung  der  einzelnen  Lieder  die  erste  Ab- 
teilung nach  Chabaneau's  Vorgang  mit  A ,  die  zweite  mit  B ,  die  dritte  mit 
C  bezeichne  und  die  Nummer,  die  das  betreffende  Lied  bei  Stimming  trägt,  in 
Klammern  setze :  se  metre  en  gratis  A  X(2Ö),  34  ,,sich  bemühen,  bedacht  sein"; 
esser  a  dire  XVI  (5/),  II  „mangeln";  nols  =z  no  los  XVIII  {40),  38;  getar  a 
non-cura  C  V  (27),  37  „verachten".  Bei  restar  ist  die  A  XVII  (2),  44  passende 
Bedeutung  nicht  angegeben,  ebenso  wenig  bei  devinar  die  C  I  (7),  23  in  Be- 
tracht kommende  (s.  weiter  unten  zu  den  beiden  Stellen),  noch  auch  bei  segle 
die  Bedeutung  „Zeit,  Leben",  die  das  Wort  A  XXVI  [25),  19  hat.  eus  wird 
zwar  aufgeführt,  aber  nur  als  eu  vos,  eine  Erklärung,  die  C  VI  {39),  42  nicht 
in  Betracht    kommt,    während   lai  zwar    sowohl    als    la  als    auch  als  la  i  er- 


'  Zu  erwägen  ist  auch ,  ob  nicht  bei  Abfassung  des  Glossars  zugleich 
die  beiden  Biographien  sowie  die  razos  wenigstens  in  der  Weise  zu  berück- 
sichtigen wären,  dafs  die  dort  vorkommenden  Orts-  und  Personennamen  auf- 
genouunen  würden. 


A.  THOMAS,    BERTRAN  DE  BORN.  .187 

klärt  wird,  ohne  dafs  wir  jedoch,  da  die  Verweisungen  auf  die  Stellen  ja 
fehlen ,  erfahren ,  was  nach  des  Herausgebers  Ansicht  hii  C  VI  [SO),  8  be- 
deutet. 

Indem  ich  mich  nun  zur  Betrachtung  des  Textes  selbst  wende,  bemerke 
ich,  dafs  wo  im  Nachfolgenden  auf  Tobler  verwiesen  wird,  dessen  von  Slim- 
ming  in  den  Anmerkungen  mitgeteilte  Verbesserungen  gemeint  sind ;  wo  auf 
Suchier ,  dessen  Anzeige  von  Stimmings  Ausgabe  im  Literaturblatt  1880 
S.  140  fl".  Häufig  angeführt  sind  ferner  die  beiden  ausführlichen  Artikel  von 
Chabaneau ,  der  eine  über  Stimmings  Ausgabe  ,  der  andere  über  die  von 
Thomas.  Ersterer  erschien  in  der  Revue  des  langues  romanes  IV«  serie, 
tome  premier  (1887)  p.  603  ff.,  letzterer,  den  ich  schon  erwähnte,  ebd.  tome 
deuxiöme  (1888)  p.  200  ff.  Sie  sind  der  Kürze  wegen  mit  IV  i  und  IV  2  be- 
zeichnet worden. 

A  I  {23),  2  haben  mehrere  Hss.  na  raimon,  dsgl.  IV  {13),  7  und  XXIV  (6'), 
51  einige  Hss.  na  enrics  bzw.  naenrris,  ebenso  C  III  {16),  22  und  29  die  einzige 
Hs.,  die  das  Gedicht  bietet,  na  tempra,  na  tempre.  An  sämtlichen  Stellen 
ist  von  einer  männlichen  Person  die  Rede.  Es  könnte  nun  unbeschadet  der 
Richtigkeit  des  Verses  en  Rai77ion,  en  Eyirics,  en  Tempra  gelesen  werden  ; 
allein  vielleicht  ist  es  doch  möglich  der  Schreibung  der  Handschriften  gerecht 
zu  werden,  ohne  gezwungen  zu  sein  mit  Stimming  na  Raimon,  na  Enrics,  na 
Tempra  zu  lesen.  Was  den  ersten  Namen  anlangt,  so  sucht  sich  Thomas  dadurch 
zu  helfen,  dafs  er  n^Arramon  setzt:  letzteres  sei  die  gascognische  Form  des 
Namens  Raimon.  Dieser  Notbehelf  wird  Niemand  befriedigen.  Sehen  wir 
uns  nun  aber  die  Hss.  an,  so  nehmen  wir  wahr,  dafs  nur  vier  von  acht  na  {en) 
Raimon  haben,  C  hat  narramon,  JK  na  ramon,  F  en  ramo?i.  Da  wir  über 
den  Herrn  von  Esparron  sonst  nichts  wissen,  so  sind  wir  berechtigt  ihn  ebenso 
wohl  n'Aratnon,  n'Arramon  als  en  Raimon  oder  gar  na  Raimon  zu  nennen. 
Aramon  aber  würde  dem  ahd.  Namen  Arimund  Aratnund  entsprechen.  Vgl. 
Förstemann  I  629  und  Il6  (ebenso  Hadahald  neben  Hadibalt  ■=  Hathubahl 
ebd.  642 ;  Hadawich  neben  Hadiwih  =  llathu-wic  647.  Das  verhältnismäfsig 
seltene  Vorkommen  von  Aramon  wird  die  Verwechslung  mit  dem  häufigen  Rai- 
mon herbeigeführt  haben,  die  um  so  leichter  eintreten  konnte,  wenn  sich  na 
von  ratnon  getrennt  hatte :  na  ramon  statt  n'aratnon.  Was  den  zweiten  Namen 
anlangt,  so  setzt  Thomas  n'Aenrics  n'Aenris  und  erklärt  diese  Form  als 
die  ursprüngliche.  Eine  dreisilbige  Form  des  Namens  Heinrich  ist  allerdings 
berechtigt.  Er  lautet  ursprünglich  Haganrich  und  aus  diesem  entwickeln  sich 
die  von  Foerstemann  I  592  angeführten  Formen  Haeinricus,  Aianrich,  Eenrich, 
Eihenrich.  Aenrictis  steht  ferner  in  den  documents  historiques  p.  p.  Leroux, 
Molinier  et  Thomas  I  67;  nai  henrics,  nainrics  verzeichnet  Stimming  S.  305 
als  Schreibungen  der  Hss.  F.  und  M.  —  Der  sonderbare  Name  Tempra  Tempre 
kommt  noch  in  zwei  anderen  Gedichten  Bertrans  vor:  A  IX  (,W),  47  («a 
Tempres  na  Tempre!)  und  B  V  (.36'),  89  {na  Tempra).  An  den  beiden  letzten 
Stellen  ist  es  zweifelhaft  ob  er  einen  Mann  oder  eine  Frau  bezeichnet;  allein 
nichts  hindert  uns  auch  hier  wie  C  III  (iÖ)  Ersteres  anzunehmen.  Versländ- 
lich ist  der  Name  nur,  wenn  wir  ihn  als  Verstecknamen  auffassen  und  in  ihm 
das  Substantiv  tempre  ■=■  frz.  trempe  erblicken ,  so  wenig  geeignet  es  auch 
zur  Bezeichnung  einer  Person  sein  mag.  Neben  tempre  ist  auch  alempre  in 
derselben    Bedeutung    üblich;    s.  Raynouard  L.    r.  5,318.     Möglicher    Weise 


l88  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

haben  wir  darum  an  allen  vier  Stellen  zu  lesen  n^ Atempre.  Zu  Tenipra  für 
Tempre  mag  ein  Schreiber  durch  das  vorhergehende  na  veranlafst  worden 
sein,  —  Der  hier  genannte  Herr  von  Esparron  Jst  zwar,  wie  schon  bemerkt 
wurde,  eine  sonst  nicht  weiter  bekannte  Persönlichkeit,  indessen  hat  Schultz 
(Ztschr.  IX  127)  darauf  hingewiesen,  dafs  die  Esparron  eine  altadlige  und  oft 
erwähnte  Familie  waren,  die  ihren  Namen  von  ihrem  Besitztume  Esparron  im 
Arr.  Gap  (Dep.  Hautes- Alpes)  führte.  —  13  ATolosa  pari  Montagtit  ist  die 
•  schon  von  Bartsch  (Ztschr.  III  423)  empfohlene  und  von  Thomas  aufgenommene 
richtige  Lesart.  Letzterer  nimmt  aber  doch  an  dem  Ausdruck  Anstofs ,  ob- 
wohl er  nichts  Befremdendes  hat.  Toulouse  liegt  von  Autafort  ausgerechnet 
pari  Montaigut  (Dep.  Tarn-et-Garonne ,  Arr.  Moissac)  „jenseits  von  Mon- 
taigut,  über  Montaigut  hinaus".  —  V.  17,  wo  die  Hss.  sehr  von  einander  ab- 
weichen, hat  Thomas  die  von  M  gebotene  Lesart  aufgenommen.  Sie  ist  zwar 
verständlich,  aber  schwerlich  die  ursprüngliche.  Bartsch  (a.  a.  O.  423)  glaubt, 
dafs  17  und  18  beide  Male  jairem  zu  lesen  sei,  was  wenig  glaubhaft  er- 
scheint. Vielleicht  E  nos  lor  trairem  de  viro ,  worauf  JK.F  führen.  — 
Gleiche  Unsicherheit  besteht  in  Betreff  des  38  vorkommenden  Namens.  Die 
Handschriften  haben  Mon  Albio,  Mon  Albeto,  Alon  Arbezo.  Letztere  Lesart 
setzt  Thomas  in  den  Text  und  sagt,  Montauberon  vor  Montpellier  sei  damit 
gemeint,  was  schwerlich  richtig  ist.  Im  Glossar  fehlt  der  Name.  —  42  setzt 
Thomas  frairel  rei  (=  fraire  lo  rei)\  allein  die  Lesart  der  besseren  Hss. 
frair  del  rei  ist  zu  belassen,  wie  schon  Chabaneau  anmerkt,  IV  2  p.  202. 
Die  Änderung  des  Herausgebers  fällt  um  so  mehr  auf,  als  er  IV  {IS),  5  und  XI 
(S2),  20  frair  und  IV  (IS),  5  pair  unangetastet  gelassen  hat.  Die  Formen 
frair  und  pair  sind  bei  Bertran  freilich  nirgends  durch  den  Reim,  wohl  aber 
an  den  drei  eben  angeführten  Stellen  durch  das  Metrum  gesichert. 

II  (44).  In  der  razo  zu  diesem  Liede  ist  Zeile  g  statt  En  Richartz  mit 
Stimming  (Zeile  10)  zu  schreiben  Ä'w  (==  E  en)  Richartz,  wie  15  richtig  stein. 
Ebenso  ist  En  in  E^n  zu  verbessern  razo  zu  A  VIII  {2t)  Zeile  4;  zu  XI  {S2), 
15,32,34,39;  zu  XXIV  (S),  3  ;  zu  B  V  (.%'),  8  ;  dsgl.  Lied  A  XXIV  (<S'), 
39.  Richtig  steht  E'n  in  der  razo  zu  B  I  (.i)V),  3.  —  Die  Reihenfolge  der 
Strophen  in  diesem  Liede  ist  bei  Thomas  etwas  anders  als  bei  Stimming: 
12453678  statt  12345678.  Diese  Anordnung  halte  schon  Stimming  selber 
S.  216  als  die  vielleicht  empfehlenswertere  erkannt.  —  V.  5.  In  dem  Aus- 
druck Pou  e  la  mealha  ist  mealha ,  wie  Thomas ,  Raynouard  und  Stimming 
berichtigend,  hervorhebt,  nicht  das  frz.  moelle,  sondern  das  frz.  ?naille  (kleine 
Kupfermünze).  Pou  e  la  mealha  d.  h.  Alles  was  ich  an  Lebensmitteln  und 
Geld  besitze.  —  16  {23).  se  tartalhar  heifst  „in  zitternder  Bewegung  sein"; 
Thomas,  dem  Chabaneau  IV  2  p.  202  beistimmt  „se  debattre";  s.  Diez  E.  W. 
'{tartagliare).  —  22  {29)  ressolli  gehört  nicht  zu  ressolvre,  wie  Stimming  an- 
nimmt, sondern  nach  Chabaneau  (IV  l  p.  611)  und  Thomas  zu  einem  Verbum 
ressollar  „wieder  besohlen",  das  hier  wie  auch  retalhar  in  derselben  Zeile 
in  übertragenem  Sinne  gebraucht  ist.  —  23  {30).  Die  Erklärung,  die  Stimming  und 
Thomas  von  calh  geben  (i.  Sing.  Prs.  Ind.  von  calhar  =  it.  qiiagliare  cagliare 
„gerinnen",  hier  aber  transitiv  gebraucht  ,, gerinnen  machen,  zusammenhalten") 
scheint  annehmbarer  als  die  von  Chabaneau  (IV  i  p.  611)  aufgestellte,  der  zu- 
folge calh  lat.  caleo  entspricht.  —  29  {15)  fort  batalh  stimmt  besser  zum  Fol- 
genden als  fol  batalh ,    wie  Stimming  hat ,   allein  die  erstere  Lesart  wird  nur 


A.  THOMAS,    HER  IRAN  DE  HÖRN.  I  89 

von  M  geboten  und  ist  darum  nicht  unbedenklicli ,  während  drei  Zeilen  da- 
rauf Mais  per  savt  e  per  musart  bei  Stimming  sicher  irrtümlich  ist.  Thomas 
ist  hier  mit  Recht  dem  befriedigenderen  Text  von  AM  gefolgt :  Pero  per  fol 
(bric)  e  per  musart.  —  44.  Bei  fnalh  wird  schwerlich ,  wie  Chabaneau  IV  2 
p.  202  annimmt,  an  das  Maillespiel  zu  denken,  die  Wendung  vielmehr  durch 
den  Reim  hervorgerufen  sein.  —  45.  Eine  Reminiscenz  an  das  Schlachtrufs 
Renaud's  von  Montauban  liegt  bei  Baiart  schwerlich  vor,  wie  Thomas  mit 
Recht  meint.  Pferdenamen  wiederholen  sich,  zumal  solche,  die  sich  auf  die 
Farbe  gründen,  wie  Baiart,  Blanchart,  Ferrant,  Morel  u.  a.  m. 

III  {SB).  In  der  razo  Zeile  8  hat  auch  Thomas  wie  Stimming  alqual  ei 
avia  toltas  las  rendas  de  las  caretas.  Allein  Bartsch  (Ztschr.  III  415)  be- 
merkt, dafs,  da  F.  tolto  totas  habe,  anzunehmen  sei,  dafs  die  richtige  Lesart 
laute :  toltas  totas  und  toltas  in  JK  wegen  der  Wortähnlichkeit  mit  totas  ge- 
fallen sei.  —  Gegen  einige  Änderungen ,  die  Thomas  in  dieser  razo  hat  ein- 
treten lassen,  wird  nichts  einzuwenden  sein:  Ciarens  (vgl.  V.  9  des  Liedes) 
Zeile  18,  quatre  gran  baro  19,  Engolmes  20;  Stimming  Clarensa  (Z.  21), 
gran  quatre  baron  (22),  Engolmesa  (23).*  Allein  e  lauzan  lo  setihör  de  Puoi 
Guilhem  etc.  Zeile  20  konnte  stehen  bleiben  (Thomas  los  senhors);  vor  Allem 
aber  plus  prosperos  (Stimming  Z.  18),  das  Thomas  ohne  zwingenden  Grund 
in  plus  pros  (15)  verändert  hat.  Nach  el  senher  de  Taunai  25  {29)  fehlt  bei 
Thomas  el  vescoms  de  Siorai  el  senher  de  Talhaborc.  —  Was  das  Lied 
selbst  anlangt,  so  sind  die  Abweichungen  nicht  bedeutend :  V.  32  hat  Thomas 
auf  Grund  von  AC  das  gewifs  richtige  otnenes  aufgenommen ,  das  aber  hier 
wohl  eine  konkretere  Bedeutung  (Land,  Landbesitz)  hat,  wie  Chabaneau  IV  2 
p.  202  bemerkt.  —  V.  41  hat  Thomas  si  paireja  in  den  Text  gesetzt  statt  si 
panteja.  Das  Verbum  pairejar,  das  von  drei  Handschriften  geboten  wird, 
und  keine  andere  Bedeutung  haben  kann  als  die  ihm  von  Cledat  (Du  röle 
historique  de  B.  de  Born  p.  45)  und  Thomas  (schon  Ecole  des  chartes  XL 
476  bei  Besprechung  des  genannten  Buches  von  Cledat)  gegebene  „seinem 
Vater  nachahmen",  ist  in  der  That  besser  am  Platz  als  pantejar  „keuchen, 
Angst  haben".  Doch  ist  das  Wort  sonst  noch  nicht  nachgewiesen.  —  Ciarens 
V.  9  ist  von  Thomas  verifiziert  worden  (=  Clerans),  dsgl.  Granhol  ebd.  (= 
Grignol),  Gavardas  18  (=  Gavardan,  früher  kleine  Vizgrafschaft  in  der  Gas- 
cogne,  östlich  von  der  Vizgrafschaft  Marsan  gelegen)  und  Aics  20.  Unter 
letzterem  ist  nicht,  wie  Stimming  annimmt,  Aix  zu  verstehen,  sondern,  wie 
Thomas  schon  in  seiner  Anzeige  von  Stimmings  Ausgabe  (Ecole  des  chartes 
XL  478)  bemerkt,  das  im  Westen  der  Gascogne  im  Dep.  Landes  gelegene 
Dax ,  früher  Acqs  geschrieben ,  lat.  ad  Aquas.  Wegen  der  eigentümlichen 
Bildung  vgl.  Ouicherat,  de  la  form.  fr.  des  anc.  noms  de  lieu  p.  25.  —  Die  Lage 
der  Feste,  die  bei  Bertran  35  Clarasvals  heifst,  ist  bereits  von  Cledat  a.  a.  O. 
44  bestimmt  worden.     Wir  haben  sie  in  der  Nähe  von  Chätellerault  zu  suchen, 


*  Die  Vergleichung  besonders  der  umfangreicheren  razos  in  den  beiden 
Ausgaben  Bertrans  wird  leider  dadurch  sehr  erschwert ,  dafs  Tiiomas  es 
versäumt  hat  den  Abdruck  dersell)en  wie  (loch  Stimming  gelhan  mit  fort- 
laufenden Ziffern  zu  versehen  ,  die  auch  abgesehen  von  diesem  Zwecke  nötig 
gewesen  wären  der  etwaigen  Verweisungen  wegen.  HolTenllich  wird  der 
Herausgeber  diesem  mifslichcn  Übelslande  bei  einer  zweiten  Aullage  ab- 
helfen. 


igO  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

etwa  neun  Meilen  nordöstlich  von  Poitiers  ,  dort  wo  noch  heutzutage 
Scorbe-Clairvaux  liegt.  Chätellerault  sowie  auch  die  34  genannten  Mirebeau 
und  Loudun  gehörten  zu  Anjou  und  deshalb  eben  mufste  Heinrich  der  Junge 
den  Bau  der  Feste  übel  vermerken,  denn  Anjou  betrachtete  er  als  sein  väter- 
liches Erbe.  In  MatafeUo  40  haben  schon  Cledat  (a.  a.  O.  44)  und  Thomas 
(Ecole  des  chartes  XL  478)  das  heutige  Mateflon  in  Anjou  erkannt,  bei 
Seiches  im  Dep.  Maine-et-Loire,  Arr.  Bauge.  Dafs  der  Nanie  sehr  bezeichnend 
für  eine  Feste  sei,  bemerkt  mit  Recht  Thomas.'  Er  kommt  übrigens  oft  vor. 
Hugo  de  Mathafelo7te  und  sein  Sohn  Theobaldus  nahmen  an  dem  weiter  unten 
zu  XV  (5S),  17  erwähnten  Kampf  bei  Alen9on  Teil;  s.  die  dort  angeführte 
Chronik  von  Anjou  Seite  146 — 7.  Ein  Thebaldus  de  Matefelon ,  kaum 
derselbe  wie  der  eben  genannte ,  erscheint  in  dem  Verzeichnis  der  militum 
ferentium  bannerias  tempore  Phüippi  II.  regis  (d.  h.  Philipp  Augusts)  bei 
Duchesne,  Hist.  Norm,  scriptores  antiqui  p.  1033  D. ;  ferner  ein  Herr  von  Mate- 
felon als  Mitunterzeichner  eines  vom  3.  April  1344  datierten  Urteilsspruches 
Philipps  VI.  von  Frankreich,  durch  welchen  mehrere  normannische  Grofse  wegen 
verräterischen  Einverständnisses  mit  den  Engländern  zu  Schleifung  und 
Enthauptung  verurteilt  wurden;  s.  Histoire  de  Saint  - Sauveur - le -Vicomte 
p.  99.  Ebenda  p.  266  bzw.  268  werden  Pierre  und  Juhez  de  Mathefelon 
unter  den  Edelleuten  genannt ,  die  bei  der  Belagerung  von  Saint-Sauveur  im 
Jahre  1375  zugegen  waren.  Im  Chevalier  au  cygne  kommt  derselbe  Name 
Matefelon  zur  Bezeichnung  einer  (wohl  fingierten)  Örtlichkeit  in  Syrien  vor 
(V.  9818),  dsgl.  verwendet  Huon  de  Mery  ihn  allegorisch  in  seinem  Tour- 
noiement  Antecrist  (bei  Stengel  A.  und  A.  LXXVI  S.  70):  ...  de  doiiz  afere 
Est  li  dars:  amours  le  ßst  fere  El  chastel  de  Mate-felon ,  Car  mis  n'a  le 
euer  si  felon  .  .  .  SHl  sentoit  le  dart  .  .  .  QuHl  ne  fust  douz  et  atemprez. 
—  41 — 46  fafst  Thomas  als  eine  einzige  Tornada  auf.  Eher  empfiehlt  es  sich 
blofs  4r — 44  zusammenzufassen  und  45 — 46  für  sich  folgen  zu  lassen.  So 
Chabaneau  IV  i  p.  609  und  IV  2  p.  202. 

IV  {13).  Die  razo  zu  diesem  Liede  spricht  von  einer  Reise  des  jungen 
Königs  Heinrich  nach  der  Lombardei ,  um  hier  des  Turnierens  und  anderer 
Kurzweil  zu  pflegen.  Allein  wie  bereits  Cledat  48  vorgeschlagen ,  setzt 
Thomas  Normandia  statt  Lombardia ,  indem  er  mit  Recht  vermutet ,  dafs  es 
sich  hier  um  einen  Fehler  der  handschriftlichen  Überlieferung  handelt.  —  V.  7 
des  Liedes  wegen  n'Ae?t7-ics  s.  weiter  oben  zu  I  2.  —  17  ist  die  Lesart  der 
Hss.,  die  Stimming  unangetastet  gelassen  hat,  keineswegs  sinnlos,  wie  Thomas 
meint,  jfa  per  dar  mir  non  er  de  Coberlanda  Reis  dels  Engles  ist  =  ya  per 
dorniir  non  er  reis  dels  Engles  de  Coberlanda.  Vgl.  die  Wortstellung  A  V 
(Stimming  14),  49.  Diese  Stelle  bedarf  also  keiner  Änderung.  Wohl  aber 
V.  21,  wo  Thomas  die  Lesart  von  A  in  den  Text  gesetzt  hat:  ni  sera  ducs 
statt  ni  ducs  clainatz.  —  Unter   Canda  19    versteht  Thomas  Cande,    allein  es 


*  Ebenso  nannte  Heinrich  I.  von  England  eine  im  Jahre  11 19  neuerbaute 
Feste  Mate-putain,  wie  Ord.  Vitalis  IV  395  berichtet;  und  Richard  Löwen- 
herz erbaute  auf  seinem  Zuge  nach  Sicilicn  II 90  bei  Messina  ein  Schlofs,  dem 
er  den  Namen  Mate-grifon  gab ;  s.  Benedict  von  Peterborough  ed.  Stubbs  II 
138.  Ein  Befestigungswerk  Mata-hou  kommt  in  der  Albigenserchronik  vor 
ed.  P.  Meyer  V.  9494. 


A.  THOMAS,    RERTRAN  DE  BORN.  1  Q  I 

ist  wohl  Candes  gemeint,  früher  Cancle  geschrieben,  das  besser  zu  Monsaurel 
=  Montsoreau  stimmt.  Beide  Örter  liegen  an  der  Mündung  der  Vienne  in  die 
Loire.  —  28  Stimming;  anz  asetga  eis  aranda;  Thomas:  anz  assetja  eis  a 
randa.  Beides  schwerlich  richtig.  Es  ist  vielmehr  zu  lesen :  Anz  assetj'als 
(=  assetja  los)  a  ra>nia.  —  "Was  Thomas  31  in  den  Text  gesetzt  hat  ist 
sicher  unrichtig:  El  reis  torneja  ah  cels  de  Garlanda ,  da  der  Sinn  einen 
Konjunktiv  verlangt.  Besser  Stimming :  El  reis  tornei  lai  ab  cels  de  Gar- 
landa, allein  Chabaneau's  Emendalion  (IV  2  p,  203)  verdient  den  Vorzug:  El 
reis  tor?iej'  ab  aicels  de   Garlanda. 

V  (i4),  7 — 8.  Tost  Vagral  reis  jovcs  matat  Sil  coms  nol  n''agiies  en- 
senJiat ,  wie  Stimming  und  Thomas  haben,  ist  schwerlich  richtig  „schnell 
würde  ihn  (Richard)  der  junge  König  (Heinrich)  besiegt  haben,  wenn  der 
Graf  (Richard)  ihn  (Heinrich)  nicht  darin  unterwiesen  hätte".  Das  ist  nur 
einigermafsen  verständlich,  wenn  wir  annehmen,  dafsBertran  sagen  will :  Heinrich 
ist  von  Richard  im  Spiele  unterwiesen  worden  und  dieser  läfst  sich  (als  Lehrer 
dem  Schüler  gegenüber)  nicht  so  schnell  besiegen.  Chabaneau  (IV  2  p.  203) 
conjiciert  sehr  gut:  Sil  coms  nos  n^agues  ensenliat  „wenn  der  Graf  sich  nicht 
darin  unterrichtet  hätte.  —  18  rnas  sos  cors  nolh  erra  (besser  non  Verra  mit 
Stimming)  „aber  sein  Lauf  führt  ihn  nicht  irre",  er  wird  eben  der  wütende 
Eber  sein.  Stimming  hat  die  Stelle  ganz  richtig  verstanden,  wie  aus  seiner 
Anmerkung  hervorgeht ,  giebt  aber  im  Glossar  nicht  die  hier  passende  fakti- 
tive  Bedeutung  von  errar  an.  Auch  bei  Thomas  findet  sich  unter  errar  nur 
die  Bedeutung  „se  tromper"  verzeichnet.  — -  25  sind  li  guazan  nach  Stimming 
„die  Bauern".  Thomas  in  den  Nachträgen  vermutet  scharfsinnig,  dafs  zu  lesen 
sei:  li  Guizan  „die  Aquitanier"  vgl.  VI  (,2(i),  63.  —  32.  Statt  per  etnndat  ist 
besser  mit  Chabaneau  IV  2  p.  203  zu  lesen  per  [rjenvidat  ,,für  überboten". 
Dafs  dies  die  ursprüngliche  Lesart  sei,  meinte  schon  Stimming  selbst  (s.  die 
Anmerkung  zu  der  Stelle).  -—  Da  in  der  sechsten  Strophe  der  zu  Anfang  des 
Gedichtes  vorkommende  Vergleich  mit  einem  Spiele  wieder  aufgenommen 
wird,  ist  34  statt  l'estatgier  zu  lesen  Vescachier  ,,das  Schachbrett"  (so  Cha- 
baneau IV  I  p.  606  und  Thomas  in  den  Nachträgen)  und  unter  den  pezos  de 
Valia  sind  die  pions  (, .Bauern  im  Schach" ;  so  schon  Chabaneau  ebd.)  und 
zugleich  die  pictons  „Fufssoldaten"  aus  der  Grafschaft  Anjou  zu  verstehen. 
Valia  ist  von  Thomas  klargestellt  worden.  Valee  heifst  ein  Teil  von  Anjou 
an  den  Ufern  der  Loire  von  der  Touraine  an  bis  zu  den  Ponts-de-Cd.^  Dieser 
Nachweis  ist  um  so  willkommener,  als  durch  denselben  auch  mehrere  Stellen 
in  den  normannischen  Chroniken  von  Wace  und  Benoit  Aufklärung  erhalten. 
Wace,  Rou  IS.  180  V.  3925  sagt:  Flamenc  crient  „Arras"  e  Angevin  „  Valie"; 
Benoit  II  S.  215  V.  21694  »Valie"  crient  tiiit  enßn  Quens  Geofrei  e  si  An- 
gevin; dsgl.  III  S.  121  V.  35245  IT.:  Li  qiiens  d' Anjou  Gefrei  Martel  Qui 
de  l'ovraigne  esteit  mult  bei  I  vint  od  riclie  compaignie  E  od  ses  archers 
de  Valie.  —  Zu  den  Schlachtrufen  41:  Ar  rat,  Monjoi,  Deus  aia  vergleicht 
Cledat  passend  die  aus  dem  Rou,  ebenso  Thomas.  —  Da  prezat,  das  56  steht, 
in  derselben  Strophe  V.  59  noch  einmal  erscheint ,  so  ist  vielleicht  an  der 
ersteren  Stelle  mit  Chabaneau  IV  i  j).  606  lauzat  zu  lesen.  —  76.  Ebenso  sagt 

'   Der  Name    Valeia    begegnet   u.    a.     in    der  Chronik    von  Anjou    (s.   zu 
XV  17)  Seite  88  und  91. 


ig2  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

Faulet  von  Marseille  Lo  plus  ardit  de  Bure  tro  en  Alamanlia;  s.  Revue  des 
langues  romanes  III  7,  279  und  Levy  zu  dieser  Stelle.  Stimming  selber  führt 
die  Stelle  schon  an  (S.  260),  ohne  jedoch  wie  es  scheint  die  Übereinstimmung 
mit  Bertran  bemerkt  zu  haben.  —  75 — 6  bilden,  wie  Chabaneau  bemerkt  (IV 
2,  p,  203)  eine  zweite  Tornada  und  sind  darum  von  den  beiden  vorhergehenden 
Versen  zu  trennen.  —  Einigen  Änderungen ,  die  Thomas  mit  dem  nur  von 
einer  einzigen  Hs.  gebotenen  Text  vorgenommen  hat,  wird  man  beistimmen 
können :  6  Del  quäl  dels  ßlhs,  Stimming :  Dels  quals  dels  filhs  (hier  scheint 
der  Plural  dels  filhs  den  Fehler  Dels  quals  veranlafst  zu  haben);  38  Mas  de 
lai  lor  er  afinat,  Stimming :  Mas  de  sai  lur  es  afinat.  Letzteres  kann  nicht 
richtig  sein,  da  ein  Gegensatz  zu  der  vorhergehenden  und  den  folgenden 
Zeilen  vorliegt,  er  für  es  in  der  nämlichen  Zeile  ist  weniger  sicher.  —  V.  t6 
scheint  es  natürlicher,  mit  Thomas  aiic  statt  qu^anc  zu  lesen  als  15  mit 
Stimming  ni  in  crei  zu  verändern.  Eine  unnötige  Änderung  hat  Thomas  23 
und  36  eintreten  lassen,  wo  der  Text  von  Stimming  nichts  zu  wünschen  übrig 
läfst.     Auch  Monjoi  42  konnte  (als  prov.  Form)  bleiben. 

VI  {26).  In  der  razo  zu  diesem  Liede  fehlt  etwas  in  dem  Abdruck,  den 
Thomas  giebt,  nämlich  die  Worte  e  lo  reis  joves  ad  el  tnelhs  qu'a  konie 
del  man.  —  Die  Änderung  des  handschriftlichen  ni  V.  54  des  Liedes  in  neis 
erscheint  wenig  gerechtfertigt,  während  im  folgenden  a  garan  gewifs  richtig 
ist  statt  agaran  bei  Stimming.  a  garan  heifst  hier  ,, behutsam,  sorgsam",  vgl. 
Raynouard  L.  r.  3,423.  So  auch  Thomas  im  Glossar.  —  74 — 76  lauten  bei 
Stimming  und  Thomas ;  Non  pretz  un  besan  Nil  colp  d  hin  aiglan  Lo  mon  ni 
cels  quei  estan.  Beide  scheinen  an  dem  „Schlag  einer  Eichel"  keinen  Anstofs 
genommen  zu  haben,  wiewohl  der  Ausdruck  doch  sonderbar  genug  ist.  Nun 
bieten  aber  statt  colp  drei  Hss.  cop  d.  h,  die  Masculinform  von  copa  ,, Schale" 
(s.  Diez  E.  W.  unter  coppa).  Nil  cop  dUm  aiglan  heifst  demnach  „noch  das 
Schälchen,  das  Näpfchen  (frz.  cupule)  einer  Eichel". 

VII  {41),  12  hat  der  Dichter  mort  Vi-aA  mortal  absichtlich  neben  einander 
gestellt :  Trop  an  agut  en  7nort  mortal  guerrier.  Vgl.  XI  62  :  El  n^enviet 
per  mar  marritz  La  domna  eis  Grecs  que  ac  traitz;  XII  29  Que  de  sos  pres 
pres  esmenda  Del  rei;    B  VI  7  Qu'aitan    volgra    volgues   mon  pro  na  Lana 

Com  lo  senher  de  Peitau.  —  17  setzt  Thomas  Estouta  mortz,  wie  Suchier 
conjiciert  hat.>  Bartsch  stellt  im  Glossar  zu  seiner  Chrestomathie  estenta,  wie 
C  hat  (T  senta)  und  welcher  Lesart  er  gefolgt  ist,  zu  estendre,  und  übersetzt 
es  mit  ,, gewaltig",  ursprünglich  also  „ausgestreckt ,  ausgebreitet"  {extenta). 
Auch  Chabaneau  IV  i  p.  610  fafst  estenta  als  extenta,  aber  in  der  Bedeutung 
„ausgereckt,  mager,  entfleischt".  Einer  ganz  andern  Erklärung  zufolge ,  die 
Delius  vor  Jahren  zu  geben  pflegte,  ist  estenta  als  Partizip  von  estenher  auf- 
zufassen, „erloschen,  bleich". 

VIII  {;il).  Zeile  4  der  razo  hat  Thomas  statt  virar  bei  Stimming  das 
einzig  richtige  7«/-a^  eingesetzt  auf  Grund  dessen  was  Bartsch  (Ztschr.  III  414) 


^  Diese  Lesart  scheint  auch  der  Verfasser  der  schwungvollen  französi- 
schen Übersetzung,  die  Cledat  (Du  role  historique  de  B.  de  Born  53)  von  dem 
Klageliede  milleill,  für  die  richtige  zu  halten ;  wenigstens  lautet  der  Anfang 
der  dritten  Strophe  bei  ihm :  Cruelle  mort,  ä  fiotre  hu7neur  chagrine  Vante 
tes  coups. 


A.  THOMAS,    IIKKIRAN   DE   MORN,  193 

bemerkt  halle ,  sowie  6  Ghiiei  stall  (liime!.  Die  letztere  Verbesserung  war 
bereits  von  Chabaneau  gemacht  worden  (Re%'ue  d.  1.  r.  III  2  p.  86).  Gimel  ist 
noch  heutzutage  ein  icleiner  Ort  in  Limousin ,  nicht  weit  von  TuUe  gelegen. 
Ugo  de  Uimello  kommt  in  einer  der  von  Thomas  mit  Bezug  auf  Bertran  de 
Born  im  Anhang  mitgeteilten  alten  Urkunden  S.  i6o  als  Zeuge  vor;  in  späterer 
Zeit  scheint  die  adlige  Herrschaft  Gimel  in  den  Besitz  der  Herren  von  Len- 
tillac  übergegangen  zu  sein ;  wenigstens  wird  sie  als  zu  deren  Besitztümern 
gehörend  in  dem  1698  verfafsten  Memoire  sur  la  gendralite  de  Limoges  auf- 
geführt, das  in  den  bereits  genannten  Documents  historiques  p.  p.  Leroux  etc. 
t.  II  p.  149  ff.  abgedruckt  ist.  —  9  (lO  bei  Stimming)  ist  un  comte  de  Gas- 
conha  Apposition  zu  eu  Centolh  d'' Estairac  und  darum  wohl  von  Thomas  in 
Klammern  gesetzt,  was  jedoch  kaum  nötig  war,  ebensowenig  wie  die  Ände- 
rung des  handschriftlichen  Estarac  Estairac  in  Astarac  (Grafschaft  im  Süd- 
osten der  Gascogne).  Richtig  ist  dagegen  wieder  Engolesme  7  statt  Engo- 
leima.  —  V.  i  des  Liedes  hat  Thomas  mit  Recht  die  von  Bartsch  a.  a.  O.  424 
vorgeschlagene  Änderung  aufgenommen.  —  15  ist  das  handschriftliche  und 
von  Stimming  bewahrte  Ni  zu  belassen ,  wie  auch  Chabaneau  bemerkt  IV  2 
p.  203.  —  27  und  55  ist  Thomas  M  gefolgt ,  an  der  ersteren  Stelle  ohne 
zwingenden  Grund,  an  der  letzteren  mit  Recht,  da  mar  ja  Femininum  ist.  — 
V.  24  scheint  E'n,  wie  Stimming  hat  (=  E  en)  natürlicher  als  En,  ebenso  35 
Qn'en  (Stimming)  besser  am  Platze  als  das  von  nur  wenigen  Handschriften 
gebotene,  aber  von  Thomas  aufgenommene  En.  Letzterer  läfst  auf  das  erste 
Geleit  noch  ein  zweites  an  den  Spielmann  Papiol  gerichtetes  folgen,  das,  da 
es  sich  nur  in  A  vorfindet,  Stimming  in  den  Text  aufzunehmen  Bedenken 
tragen  mufste.  —  Zu  V.  55  bespricht  Chabaneau  IV  i  p.  607  die  Form  esto, 
in  welcher  er  mit  Recht,  wie  schon  Diez  Gr.  II  205  gethan  hatte,  eine  An- 
bildung  an  die  entsprechende  Konjunktivform  do  von  donar  erblickt,  und 
führt  als  eine  weitere  Form  des  Prs.  Conj.  von  estar  die  Bildung  eston/a  an, 
die  gleichfalls  durch  Analogie  von  donar  entstanden  ist.  Es  liegen  demnach 
fünf  verschiedene  Formen  vor:  estei,  estia,  esteja,  esto,  esto7ija.  Drei  von 
diesen  Formen,  die  erste,  zweite  und  vierte,  sind  bei  Bertran  durch  den  Reim 
gesichert:  A  XIII  {11),  20,  XVI  (.77),  5,  bezw.  B  VII  (.«/),  60  und  A  VIII  {21), 
55.  Die  vier  ersten  werden  schon  von  Diez  a.  a.  O.  angeführt.  —  82  ist  statt 
Si  Dieus  e  sains  m^anpar,  wie  Stimming  hat,  entweder  zu  lesen  :  Si  Dieus  lo 
sains  m'anpar  oder  nüt  der  Hs.  F  Si  Dieiis  e  fes  »i'ampar.     So  Thomas. 

IX  {3lj),  5  ist  wegen  der  Unsicherheit  der  Bedeutung  von  passada  (s.  Stim- 
ming Ztscbr.  IV  432)  besser  auf  Grund  von  ADJK  zu  lesen:  E  sis  /an  vas 
vos  estrada  „und  balmen  sich  zu  dir  einen  Weg".  —  14.  corellia  oder  que- 
rrela,  wie  die  Hss.  haben ,  giebt,  wie  Thomas  ganz  richtig  bemerkt,  keinen 
Sinn.  Er  setzt  coralha  mit  der  Bedeutung  „Brust".  Vgl.  zu  C  IV  (Vi),  7. 
Der  Sinn  läfst  nichts  zu  wünschen  übrig.  Chabaneau's  Änderung  (IV  2  p.  203) 
Avem  coralha  prestada  scheint  nicht  n(itig.  —  20  Colombier  weist  Thomas  als 
Weiler  bei  Turenne  nach.  —  34.  In  salavier  salabier  der  Hss.  vermutet  Thomas 
den  Namen  der  Stadt  Salisbury,  altfrz.  Salesbieres,  Salebiere,  und  setzt  E  osas 
de  Salabier.  —  42  Stimming  /«'»,  Thomas  mi.  Letzteres  ist  natürlicher.  — 
Die  Verse  43 — 49  fafsl  Stimming  als  zwei  Geleite,  Thomas  als  eine  siebente 
Strophe  auf;  letzterer  nimmt  dann  als  Geleit  die  vier  an  Papiol  gerichteten 
Verse  auf,  die  nur  M  bietet.  —  47  conjiciert  Chabaneau  IV  2  p.  204  genseis 
Zeit»chr.   f.  roiu.  Ihll.  XIV.  j  , 


194  BESPRECHUNGEN.      H.  ANDKESEN, 

statt  genser.  Unter  Aufnahme  dieser  Conjectur  ist  zu  übersetzen :  „Herr 
Tempre  sagt  mir  auf  schönere  Weise  zu ,  der  (oder  da  er)  mir  durch  seinen 
Boten  die  Meinung  der  Welt  verhehlt  hat".  -  Worauf  sich  dies  bezieht  ist 
'reilich  dunkel.     Wegen  des  Namens  Tempre  s.  zu  A  I  {23),  i. 

X  {20).  Razo  Zeile  4  ist  com  so  fossa  causa  qu'en  Bertrans  nach  dem 
was  Bartsch  a.  a.  O.  414  darüber  bemerkt  hatte,  die  richtige  Lesart.  —  Nach 
tals  Z.  18  fehlt  etwas.  Stimming  (,2i):  en  loqual  era  tats  ora  e  tals  poinz, 
Thomas :  en  loqual  era  tals  pointz.'^  Noch  an  mehreren  anderen  Stellen  weicht 
der  Text  bei  Thomas  von  dem  bei  Stimming  ab,  ohne  dafs  erkennbar  wäre, 
aus  welchem  Grunde  geändert  ist  und  ohne  handschriftliche  Grundlage:  19  ni 
iVastroloynia,  20  E  Costantis,  25  el  el  coms  Richartz,  39  auziron  e  viron  ; 
Stimming  22  e  d'astrolümia,  23  E'n  Costantis,  28  el  coms  Richartz  (33  haben 
beide  el  el  coms  Richartz  =  el  e  lo  cotns  Richartz),  42  auziron  so  e  viron. 
An  zwei  anderen  Stellen  aber  war  eine  Änderung  geboten,  nämlich  33  und 
42  (Stimming  36  und  46),  wo  Thomas  ohne  Zweifel  richtig  verbessert  hat.  — 
Was  das  Lied  selbst  anbetrifft,  so  hat  Thomas  nur  an  wenigen  Stellen  ge- 
ändert ,  allein  auch  zu  diesen  Änderungen  lag  kein  genügender  Grund  vor. 
Die  Änderung  V.  30  E  ja'b  (so  besser  mit  Tobler  statt  E  fab)  mi  per  fort 
in  Ja  ab  mi  per  fort  ist  um  so  weniger  am  Platze  als  der  Stimmingsche 
Text  ja  ganz  verständlich  ist  und  das  was  Thomas  dafür  gesetzt  hat ,  von 
keiner  Hss.  geboten  wird.  V.  34  ist  er  A  gefolgt ,  man  weifs  nicht  recht 
weshalb.  —  tal  enans  4  wird  Druckfehler  sein  für  tals  enans.  Anzumerken 
ist  noch,  dafs  auch  die  p.  207  angegebene  Änderung  von  sai  in  ai  V.  5  nicht 
nötig  ist,  obwohl  sie  durch  CE  (1.  ai  tan  statt  aita7i)  gestützt  wird.  —  Wer 
unter  tt'Amblartz  II  zu  verstehen  ist,  bleibt  zu  untersuchen.  Vielleicht  ist 
damit  der  in  den  Urkunden  von  Dalon  (bei  Thomas  p.  158)  genannte  Am- 
blardus  d'Anz{?)  gemeint.  —  19.  Dafs  partz  nicht  zu  partir,  sondern  zu 
parcer  gehört,    bemerkte    zuerst   Suchier,    später    Chabaneau  IV  l,  607.      Die 

I.  Sing,  parc  steht  XIX  [29),  11. 

XI  (32).  In  den  Worten,  die  in  der  razo  vor  der  Anrede  des  Königs  an 
Bertran  stehen,  stimmen  die  beiden  Texte  nicht  mit  einander  überein.  Stimming 
hat:  el  reis  lo  receup  tnolt  mal  el  reis  Eiirics  sil  dis,  Thomas  ;  el  reis  lo  receup 
fnolt  mal  e  silh  dis. —  Z.  20  nulls  temps  und  22  vers  brauchte  nicht  in  nul  temps 
(18)  und  ver  (20)  verändert  zu  werden.  —  La  comtessa  d'Atnillau  (40)  ist  eine 
richtige  Verbesserung  von  Thomas,  die  er  schon  in  seiner  Anzeige  vonStimmings 
Ausgabe  (Ecole  des  chartesXL  p.  478)  gemacht  hatte.  Gemeint  ist  das  heutige 
Millau  in  Rouergue.  Der  lateinische  Name  lautet  Amiglavum,  daher  die  drei- 
silbige prov.  Form.  Indessen  auch  die  Form  mit  unterdrücktem  Anlaut, 
Melhau,  findet  sich  bei  Bertran,  und  zwar  in  dem  Lied  selber,  zu  dem  die 
vorliegende  razo  gehört,  V.  13.  Derselbe  Name  kommt  in  Stimmings  Ausgabe 
42,5  vor  (das  Gedicht  ist  nicht  von  Bertran  de  Born),  wo  jedoch  schwerlich, 
wie  Thomas  in  der  eben  genannten  Besprechung  sagt,  Amelhau  zu  lesen  sein 
wird.  —  V.  9    des   Liedes   hat   Thomas    der   Lesart    von    DFJK    den    Vorzug 


'  Zu  dem  in  der  razo  berührten  Aberglauben,  dafs  es  nicht  gut  sei,  ein 
Werk  am  Montag  zu  beginnen  (aus  dem  sich  Bertran  freilich  nichts  macht ; 
s.  das  Lied  V.  25  ff.)  s.  Chabaneau  in  der  Rev.  d.  1.  rom.  III  9  (1883)  p.  165, 
sowie  in  Betreff  des  Glaubens  an  gefährliche  Tage  überhaupt  P.  Meyer  zu 
Flamenca  p.  335   und  im   Ebert-Lcmckeschen  Jahrbuch  VII  49. 


A.  THOMAS,    HKKTKAN  DE  HOKN.  1^5 

gegeben  ;  mit  gutem  Grunde,  da,  wie  er  anmerkt,  derselbe  Gedanke,  dafs  der 
König  von  Aragon  durch  Geld  bestochen  sei ,  in  dem  folgenden  ebenfalls 
gegen  ihn  gerichteten  Sirventes  Strophe  8  wiederkehrt.  —  Auch  25  ist  eine 
richtige  Verbesserung:  (Ju'a  Vi/atnur  En  Tohal  tetion  per  perjur  ,,denn  zu 
Villemur  in  Toulousain  halten  sie  ihn  für  meineidig"  nicht  e'nTolsal,  wieStimming 
hat.  Denn  Tolsa  ist  keineswegs  dasselbe  wie  Tolosa  ;  andererseits  liegt  aber 
Villemur  im  comitatus  Tolosanus  und  zwar  einige  Meilen  nordöstlich  von 
Toulouse.  —  Die  Bedeutung  von  dehurar  V.  16  ist  unsicher.  Stimming : 
,, krumm  biegen,  einschüchtern";  Thomas:  „renverser"  mit  Fragezeichen.  Cha- 
baneau  IV  l  p.  609  denkt  an  depur  von  depurar.  —  28  Castrasoritz  ist  die 
spanische  Stadt  Castrojeriz,  aus  dem  latein.  Castrum  Caesaris  unter  deutlicher 
volksetymologischer  Anlehnung  an  son'tz  ,,Maus".  —  49  Besandunes  ist  der 
Gau  von  Besaudun,  latein.  Bisuldunum,  jetzt  Besalu  in  Catalonien.  Vgl.  Diez, 
L.  U.Werke  d.   Tr.  602,    Mila  y  Fontanals,    de    los    trovadores    en    Espaiia 

P-  325- 

Xn  (35).  In  der  razo  haben  Stimming  (4)  und  Thomas  (3)  si  ios  volc 
retraire;  allein  es  ist  eher  mit  JK  zu  lesen:  si  lol.  Vgl.  Bartsch  a.a.O. 
S.  415.  — •  Beide  setzen  Castellotz  (7  bzw.  6),  allein  Castellot  der  Hss.  konnte 
bleiben.  —  fronteressa  de  Sarazis  7  ist  eine  gute  Emendation  des  neuen 
Herausgebers.  Chabaneau  hatte  dasselbe  conjiciert  IV  i  p.  dos^:  —  20 — 21 
lui  e  un  seu  companho,  e  Artusetz  el  seus  companhz;  Stimming  (23)  lui  et  iin 
son  companhon.  Et  Artusetz  et  us  sos  companhs.  —  Lied  V.  13  1.  Per  qu^es 
dreitz,  da  sonst  der  Vers  zu  lang  ist.  —  19  ist  unter  Castellot  wahrscheinlich 
das  heutige  Castellote  in  Aragon  zu  verstehen.  Es  liegt  in  der  Provinz 
Teruel,  am  Guadalope.  —  40.  Statt  Qiieti  ist  vielleicht  mit  Chabaneau  IV  i, 
p.  609  Queu  (Quel  ^  Que  lo)  zu  lesen.  —  43  hat  Stimming  Fotts  Ebraus, 
Thomas  Fontebraus.  Letzteres  ist  allein  richtig:  Fontebrau  (=  Font  Ebrau) 
in  der  razo  (Stimming  Zeile  41,  Thomas  38)  mit  Flexions-s.  —  ,,Die  Alte, 
welche  Fontevrault  erwartet",  ist  Heinrichs  IL  Gemahlin  Eleonore,  die  dort 
1204  starb.  Vgl.  Thomas  zu  der  Stelle.  —  50  scheint  die  handschriftHche 
Lesart  AI  prim  quel  vi  j'oves  reiaus  mit  Thomas  belassen  werden  zu  müssen, 
so  auffallend  auch  der  Nominativ  ist.  Zur  Not  liefse  sich  konstruieren:  „sobald 
als  er  (Alfons)  ihn  (Peire  Rois)  als  königlicher  Jüngling  erblickte",-  wobei 
nicht  qutl  vil  mit  Chabaneau  IV  2  p.  204  zu  setzen  wäre.  —  53 — 4  enthalten 
ein  Wortspiel,  das  den  Herausgebern  nicht  aufgefallen  zu  sein  scheint,  zwi- 
schen badalhar  und  batalha  :  Reis  que  badalh  ni  s\'stenda  Quant  au  de  ba- 
talha  parlar  Sembla  o  fassa  per  vanejar  O  qu'en  armas  na  s^entenda.  — 
58  <■  rt  Laraus  steht  in  keiner  Hs.  Stimming:  ni  a  Laraus,  das  zu  belassen 
war.  —  62  afanar  mit  dem  Accusaliv  wird  richtig  erklärt  von  Thomas:  ,,mit 
Mühe  gewinnen,  abarbeiten". 

Xlli  (11).  V.  7  und  8  hat  Thomas  wohl  daran  gethan  der  Lesart  von 
JK.d  zu  folgen,  die  bei  weitem  den  Vorzug  verdient.  —  \1  E  mos  Rassa  ist 
eine  auf  Grund  von  A  aufgestellte  etwas  kühne  Konjektur,  auf  die  auch  Cha- 
baneau IV  I,  p.  605  gekommen  ist,  der  noch  weiter  ändern  und  lesen  möchte: 
E  mos  Rassa  s'es  accordatz  Socorr'al  rei  E  non  a  negun  dels  comtatz.  Jeden- 
falls gewinnt  die  Stelle  durch  diese  Konjektur  (E  mos  Rassa)  bedeutend  an 
Klaihcit.  So  wie  Stimming  sie  bietet  kann  sie  unmöglicli  richtig  sein.  — 
Statt  adrei,  wie  Siimiuing   V.  13   hat,    -.el/t  Thomas   gewifs   richtig  a  drei  „\n 

'3* 


ig6  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

rechter  Weise,  so  wie  es  sich  gebührt";  vgl.  XVI  (ö'i),  43.  —  15  Stimming : 
Del  pauc  rei  de  Terra  Menor,  Thomas :  Del  pauc  rei  de  Terra  Major. 
Letzteres,  das  die  Lesart  von  JKd  ausmacht,  verdient  den  Vorzug,  da  durch 
den  Gegensatz  zwischen  pauc  rei  (König  Philipp  August)  und  Terra  Major 
(Frankreich)  die  Ironie  noch  feiner  wird.  —  19  sind  die  Hss.  verderbt,  aber 
Thomas  hat  durch  eine  vorzügliche  Emendation  den  Vers  verständlich  zu  machen 
gewufst:  Pols  veticutz  los  a  ves  Ar  atz.  Fast  ganz  ebenso  konjizierte  Cha- 
baneau  IV  i,  p.  605.  —  Aus  V.  44  geht  hervor,  dafs  auch  40  mei  frair,  wie 
Thomas  hat ,  das  Richtige  ist.  Bertran  hatte  ja  auch  zwei  Brüder :  aufser 
Constantin  noch  Itier;  s.  Thomas  zu  Vers  40.  Indessen  bedarf  die  ganze 
Stelle  noch  der  Berichtigung.  Chabaneau  IV  2  p.  204  stellt  die  sehr  annehm- 
bare Vermutung  auf,  dafs  unter  Pautre  meitatz  42,  das  nur  Subjekt  des 
Satzes  sein  kann,  Constantin  zu  verstehen  und  outra  autrei  ,, wider  Zuge- 
ständnis, trotz  seines  Zugeständnisses"  für  autre  autrei  zu  lesen,  demgemäfs  die 
ganze  Stelle  folgendermafsen  zu  gestalten  sei:  Quels  dons  que  mei  frair  trCan 
jtiratz  E  outra  autrei  Vol  retener  Vautre  meitatz.  —  45  ist  die  Lesart  von 
Stimming  unsicher  :  Ges  per  lezidor  doblador.  Thomas :  Gesperlegidors  d^orador. 
Im  Glossar  wird  legidor  als  ,, Leser",  orador  gar  nicht  erklärt.  Chabaneau 
vermutet  IV  l,  p.  605  Ges  per  lezidor  s  d^obrador,  IV  2  p.  204  Ges  per  lezeros 
d\->brador.  Die  letztere  Emendation  verdient  vor  allen  anderen  den  Vorzug. 
—  56  dizon,  wie  Thomas  auf  Grund  der  Hss.  statt  ditz  hom  in  den  Text  ge- 
setzt hat,  findet  seine  Stütze  in  dizon  54.  —  57  Papiols  e  tu  vai  viatz  liest 
Thomas  richtig  mit  Suchier.  —  58  und  62  nimmt  er  Toblers  treffliche  Ver- 
besserungen in  den  Text  auf. 

XIV  {34).  Razo  Zeile  17  1.  si'n.  —  Statt  del  castel  de  Montron  e 
d^Agen  quelh  avian  taut  bei  Stimming  Zeile  21  hat  Thomas  (19)  dels  castels 
de  Nontron  e  d^Agen  quelh  avian  toltz.  Im  Lied  selber  (32)  hat  auch  Stim- 
ming Nontron.  Die  Hss.  aber  der  razo  bieten  übereinstimmend,  die  des 
Liedes  zum  Teil  Montron.  Nontron  (die  bekannte  Stadt  in  P^rigord)  wird 
indessen  das  Richtige,  und  dafs  dafür  Montron  mehrere  Male  in  den  Hss. 
erscheint,  dadurch  zu  erklären  sein,  dafs  es  einen  Ort  dieses  Namens  in  der 
That  giebt.  Und  zwar  liegt  er  gleichfalls  in  Perigord,  im  Arr.  Perigueux. 
Die  Änderung  von  del  castel  in  dels  castels  war  hier  ebenso  wenig  nötig  als 
weiter  oben  (razo  zu  III)  die  von  lo  senhor  in  los  senhors.  —  22  hat  Thomas 
die  Lesart  der  Hss.  ohne  Grund  geändert;  besser  Stimming  (2Z^)valens  hotn 
e  larcs.  —  V.  5 — 6  des  Liedes  macht  der  neue  Herausgeber  auf  das  Wort- 
spiel aufmerksam  zwischen  aus  (von  ausar)  und  ausel  und  vermutet  zugleich, 
dafs  Bertran  sein  voler  dem  volar  der  Vögel  gegenüberstellen  will.  —  10 
nimmt  er  wieder  Toblers  Emendation  mit  Recht  in  den  Text  auf.  —  34 
Wegen  Momnaurel  s.  zu  XV  (5(9),  18.  —  Dafs  37  Folcaus  zu  lesen  ist,  hat 
Thomas  schon  Ecole  des  chartes  XL  478  bemerkt  und  zugleich  nachgewiesen, 
dafs  darunter  Foucaud  d'Archiac  (in  Saintonge)  zu  verstehen  sei.  —  las  patz 
39  konnte  bleiben.  —  43  ostasvalhs  ostasvaus  der  Hss.  ist  nach  Thomas  ent- 
stellt aus  Altasvaus,  Name  eines  Klosters  im  D6p.  Haute-Vienne,  heutzutage 
Tavai  d. —  44.  Die  Lage  von  Rosiers  ist  unsicher;  vgl.  Schultz,  prov. Dichterinnen 
S.  15.  —  47  la  terra  Saint  Aimon  wird  wohl  richtig  von  Thomas  als  das 
Land  des  heil.  Edmund  d.  h.  England  erklärt.  —  Unter  Tinos  50  ist  nach 
Th.  San  Pablo  de  Pinos   in    Catalonien    zu  verstehen.  —    52.  Th.  ändert  das 


A.  THOMAS,    RERTRAN  DE  BORN.  IQJ 

handschriftliclie  e  foii  bzw.  i-l  Jons  in  e  Seit  und  setzt  De  leis  qiie  te  Ca- 
brera  e  Seit  d'Uigel.  Allein  Chabaneau  IV  2  p.  204  macht  darauf  aufmerk- 
sam, dafs  fon  der  Hs.  vielleicht  a\^  fuit  zu  fassen  sei,  „Seu  d'Urjjel"  aufserdem 
den  Bischofsilz  des  Bistums  von  Urgel  bezeichne ,  der  nicht  gemeint  sein 
könne,  es  aber  ferner  auch  gewagt  sei  anzunehmen,  dafs  die  Form  ,,Seu  d'Urgel" 
schon  zu  Bertrans  Zeiten  gebräuchlich  war.  Aber  Fon(t)  iV  Urgel  bezeichne 
möglicher  Weise  eine  ()itlichkeit.  —  54  del ßn  joi  quem  trames  ist  die  Les- 
art von  C,  die  freilich  weit  besser  pafst  als  was  der  Text  von  Slimming  bietet. 
Neben  C  kann  nur  noch  M  in  Betracht  kommen.  —  ;«Vw  tarnet  55  steht  in 
keiner  IIs.;  ein  Grund  zur  Ä'nderung  lag  nicht  vor.  —  57  vermutet  Thomas, 
dafs  statt  Gauceran  Durtz  (eine  sonst  nicht  weiter  bekannte  Persönlichkeit) 
zu  lesen  sei:  Gauceran  d'Urtz.  Vielleicht  kommt  Urt  im  Arr.  Bayonne  in 
Betracht  oder  Urtg  y  Vilar  in  der  Diöcese  Urgel. 

XV  {28).  Zu  Anfang  dieses  Liedes  hat  Thomas  die  sehr  abweichende 
Lesart  von  CRT  aufgenommen.  Allein  der  Text  bei  Stimming  scheint  doch 
den  Vorzug  zu  verdienen  (unter  Tilgung  des  Kommas  nach  <?,  wie  Suchier 
bemerkt),  da  bei  Thomas  das  Bild  verloren  geht  und  der  Ausdruck  „es  ist 
mir  lästig  eine  Treppe  hinabzusteigen"  ohne  weitere  Beziehung  sehr  trivial 
erscheint.  Slimming  hat  die  Stelle  ganz  richtig  erklärt,  wie  mich  dünkt:  das 
Hinabsteigen  behagt  Bertran  nicht,  er  will  in  die  Höhe.  Eine  ganze  andere 
Erklärung  der  Stelle  giebt  Chabaneau  IV  1,  p.  609;  vgl.  IV  2,  p.  205.  — 
Vers  5  ist  die  Interpunktion  nach  affan  zu  tilgen.  —  8  Molierna  ist,  wie 
Thomas  zeigt,  das  heutige  Mouliherne  in  Anjou,  im  Dep.  Maine-et-Loire, 
Arr.  Bauge.  Gemeint  ist  mit  dem  Herrn  von  Mouliherne  vermutlich  der  König 
Heinrich  II.  von  England  (Thomas),  nicht  Richard  Löwenherz  (Stimming),  der 
vielmehr  V.  il,  ebenfalls  umschrieben,  genannt  wird.  —  9  scheint  es  unnötig 
mit  Thomas  A  zu  folgen ,  während  22  bei  Stimming  der  Besserung  bedarf. 
Thomas  hat  die  Lesart  von  T  aufgenommen;  allein  es  scheint  natürlicher  ein- 
fach zu  lesen:  Pois  quan  intra  la  Jreidor.  Der  Fall  dafs  der  c.  obl.  als  No- 
minativ gebraucht  ist,  kommt  ja  bei  Bertran  auch  sonst  vor ;  s.  zu  A.  XVIII 
{40),  5.  —  17  Zu  dem  von  Bertran  genannten  Berlai  (ahd.  Berleih,  lat.  Ber- 
laicus;  vgl.  Foerstemann  I  226)  von  Montreuil  ist  zu  bemerken,  dafs  mehrere 
dieses  Namens  im  12.  und  13,  Jahrh.  als  Gegner  der  englischen  Herrschaft 
auftreten.  Schon  unterm  Jahre  1098  kommt  bei  Ord.  Vitalis  (IV  48)  Berlais 
de  Mosterolo  als  Widersacher  Wilhelms  des  Rothen  vor,  als  dieser  seinen 
Kriegszug  nach  Maine  unternahm.  Derselbe  Berlai  nahm  an  dem  Kampfe 
bei  Alcn^on  im  Jahre  11 18  Teil,  in  welchem  Heinrich  I.  von  England  gegen 
Fulco  den  Jungen  von  Anjou  unterlag;  vgl.  die  Chroniques  d'Anjou  p.  p. 
Marchegay  et  Salmon  I  149.  Besonders  hartnäckig  war  der  Kampf,  den  Hein- 
richs I.  Schwiegersohn  Gottfried  der  Schöne  von  Anjou  um  die  Mitte  des 
12.  Jahrh.  gegen  Giraud  Berlai  von  Montreuil  zu  fuhren  hatte,  wie  aus  dem 
ausrührlichen  Berichte  Johanns  von  Marmoulier  hervorgebt,  des  Verfassers  der 
Geschichte  Gottfrieds  des  Schönen.  Vgl.  ebd.  S.  282  ff.  Derselbe  zeigt  uns 
den  Besitzer  von  Montreuil  als  einen  ungemein  kühnen  und  kriegslustigen 
Baron,  der  sich  mitten  im  Frieden  gegen  Gottfried  empörte,  von  diesem  in 
seiner  Feste  lange  Zeit  b<.lagtri  wurde,  sich  zwar  endlich  ergeben  mufstc,  auf 
Verwendung  des  französischen  Königs  jedoch  seine  Besitztümer  zurückerhielt 
und  nicht  lange  n.-iihher   auf«  Neue   /u   din  Waffen  griff,   naclulim   i-r,  um  sich 


igS  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

die  Mittel  zum  Kriegführen  zu  verschaffen,  die  in  der  Umgegend  von  Mon- 
treuil  liegenden  Kirchen  und  Klöster  beraubt  hatte.  Er  fiel  endlich  zum 
zweiten  Mal  in  die  Hände  Gottfrieds ,  der  ihn  ^amt  seiner  Frau  und  seinen 
Kindern  gefangen  nach  Saumur  bringen  liefs.  Dafs  Bertran  diesen  zuletzt  ge- 
nannten Berlai  von  Montreuil  im  Sinne  hat,  dürfen  wir  demnach  als  fest- 
stehend annehmen.  Der  heutige  Name  der  alten  Feste  Montreuil-Bellay, 
einige  Meilen  südlich  von  Saumur,  bewahrt  die  Erinnerung  an  die  einstigen 
Besitzer.  —  1 8  Der  hier  genannte  Guilhem  de  Montnaurel  führte  seinen  Namen 
entweder  von  Montmoreau  im  Dep.  Charente  oder  von  dem  gleichnamigen 
Orte  im  Dep.  Dordogne;  vgl.  Thomas  zu  XIV  34/  —  26.  Nach  Thomas  ist  unter 
Cruissa  Croissa  der  Ort  Creysse  zu  verstehen,  bei  Martel,  und  unter  Mirandol 
ein  Schlofs  ebenfalls  bei  Martel  gelegen.  —  Nach  der  vierten  Strophe  folgt  bei 
Thomas  eine  Strophe  mehr,  die  zuerst  Chabaneau  bekannt  gemacht  und  mit  den 
nötigen  Erklärungen  begleitet  hat  (Revue  d.  1.  rom.  III  li,  p.  235).  Zweifel- 
haft bleibt  Beirmes  in  der  zweiten  Zeile ,  worin  Thomas  Benauges  sieht. 
Botenan  ist  nach  Chabaneau  der  prov.  Name  eines  Schlosses  Boiitavant  im 
Vexin.  Dunkel  ist  in  derselben  Zeile  die  Prophezeiung  Merlins,  V.  40.  — 
44  fafst  Stimming  (36)  gran  als  gram  „betrübt,  trübsinnig",  während  Cha- 
baneau IV  I,  p.  609  der  Ansicht  ist  dafs  gran  hier  ^  gr andern  sei,  das  auch 
sonst  öfter  mit  flac  verbunden  vorkomme.  Derselben  Meinung  scheint  Tho- 
mas zu  sein,  wenigstens  führt  er  im  Glossar  gran  nur  in  letzterer  Bedeu- 
tung an. 

XVI  {31).  In  der  razo  2  hat  Stimming  s'il,  Thomas  eil;  zu  lesen  ist 
jedoch,  wie  schon  Suchier  bemerkt,  si  mit  F.  —  6  konnte  era  bleiben.  — 
7  Die  schon  früher  (Ecole  des  chartes  XL  478)  von  Thomas  hergestellte  rich- 
tige Lesart  Sevra  bietet  F  Zeile  13  (Stimming  15).  —  11  hat  Thomas  que 
dt'fendian  que  la  batalha  non  era  verändert  in  que  defendian  que  la  batalha 
non  fos.  Allein  era  ist  zu  belassen :  „welche  verhüteten ,  dafs  die  Schlacht 
stattfand".  —  18  d' Aquitanta,  Stimming  (20)  de  Quitania.  Letzteres  konnte 
bleiben.  —  loquals  19  scheint  Druckfehler  zu  sein  für  loqual.  —  Nach  l'aiga 
24  hat  Thomas  per  passar  outra  unterdrückt ,  das  aber  keineswegs  deshalb 
weil  es  gleich  darauf  noch  einmal  kommt ,  ein  Versehen  zu  sein  braucht.  — 
31  comensa  far  apelar  richtig  mit  Bartsch  (Ztschr.  III  414).  —  35  <?  del  vas- 
salatge  qu^ei  fazta  a' n  Richari  ist  sicher  unrichtig,  da  König  Philipp  Augu'^t 
ja  als  Oberlehnsherr  Richards  und  dieser  als  dessen  Vassall  anzusehen  ist. 
Vielmehr  ist  die  Lesart  bei  Stimming  die  richtige:  e  del  vassalatge  quelh 
fazia  en  Richartz  ,,und  in  Betreff'  des  Vassallendienstes  den  ihm  (dem  Könige 
Philipp  August)  Herr  Richard  leistete."  —  41  ist  die  Einschiebung  des  e 
vor  conselheron  eine  gewifs  richtige  Verbesserung.  —  52  1.  E^n  Bertrans.  — 
54  en  la  guerra  dels  dos  reis  konnte  bleiben.  —  V.  3  des  Liedes  1.  quant 
er  (Druckfehler).  —  16  qu^om  li  grei  „den  man  ihm  für  gut  befinde,  zugestehe, 
bewillige".  Der  König  soll  den  Frieden  diktieren,  meint  der  Dichter,  und 
sich  nicht  aufdrängen  lassen.  —  In  der  dritten  Strophe  setzt  Thomas  nach 
riquesa  V.  17  einen  Punkt  und  liest  20  £u  no  cuit  ges.  Allein  eu  bietet 
keine,  non  nur  eine  Hs. ;  auch  ist  die  Stelle  bei  Stimming  durchaus  verständ- 
lich, wenn  wir  auch  wohl  besser  statt  cuges  mit  Tobler  cug  ges  zu  lesen 
haben  (vgl.  cuich  ges  in  AB).  —  29  war  Thomas  mit  Rücksicht  darauf  dafs 
es   sich  ja   um   eine  bekannte  Pcrsc'inlichkcit  (G'jtcrri)    aus    Raonl    de  Cambrai 


A.   THOMAS,    ÜERTKAN  DK  HOKN.  199 

handelt ,  berechtigt  Lo  sors  Guerics  in  den  Text  zu  setzen ,  obwohl  keine 
Hs.  diese  richtige  Lesart  bietet.  Eine  Vergleichung  der  Lesarten  läfst  er- 
kennen, dafs  die  Verderbnis  des  Namens  früh  begonnen  hat  und  besonders 
dadurch  gefördert  wurde,  dafs  statt  gueric  sich  gtienric  einschlich.  —  42  Tho- 
mas setzt  statt  glesa  auf  Grund  dreier  Handschriften  gresa ,  ohne  jedoch 
im  Glossar  zu  bemerken  was  er  darunter  versteht.  Nach  Chabaneau  IV  2 
p.  205  entspricht  gresa  hier  der  Bedeutung  nach  dem  fr.greve;  vgl.  die  razo 
(6):  soöre  la  riba  d'un  flum.  Raynouard,  Suchier,  Bartsch  (Chrest.)  und  auch 
Chabaneau  IV  i  p.  609  fafsten  glesa  als  ,, Scholle,  Feld  (fr.  glebe).  —  43  a 
i/r«  scheint  natürlicher  als  adrei,  wie  Slimming  hat,  der  es  als  Adjektiv 
zu  sirventes  auffafst.  —  44  haben  mehrere  Handschriften  Crespin  für  Crespi. 
Anlehnung    an    den    Personennamen    Crespin  {Crispinus). 

XVII  (2).  In  der  razp  Zeile  8  fehlen  \i2ic\\.  perdet  die  Worte  per  viutat. — 
9  Slimming :  del  cor  Enric,  Thomas :  lo  sor  Gueric  auf  Grund  von  F  und  A  XVI 
29.  —  Ebd.  l'oncle  de  Raols  del  Cavibrais  bei  Stimming  war,  wie  Tho- 
mas es  thut,  zu  bessern  in  l'oncle  de  Raol  de  Cambrais,  ebenso  10  Raols  in 
Raol.  —  12  Besser  als  die  Emendation  von  Thomas,  der  guerra  nach  co- 
mensava  eingeschoben  hat ,  befriedigt  die  Konjektur  von  Bartsch  (Zlschr.  III 
413):  pois  comensava  ad  autre  rei  plait  per  terra.  —  13  hat  Thomas  ohne 
ersichtlichen  Grund  patz  ni  treva  in  treva  ni  patz  verändert.  —  35  Stimming: 
qu/eron  qitatre  fraire  gran  raubador.  Das  Wort  fraire  fehlt  bei  Thomas. 
—  Vers  2  des  Liedes  heifst  la  elesta  nach  Stimming  „das  Auserwählte,  der 
Glanzpunkt",  nach  Chabaneau  IV  i  p.  604  und  Thomas  ,,die  Ankündigung". 
Ersterer  verweist  auf  B  IV  (10),  51,  wo  eslire  in  der  That  mit  „ersehen,  ent- 
nehmen" zu  übersetzen  ist.  —  3  zerlegt  Thomas  das  handschriftliche  sescon- 
tenta  in  ses  contenta  und  liest  mit  Zuhülfenahme  von  CE  Del  novel  temps 
sens  contenta,  offenbar  eine  bessere  Lesart  als  die  bei  Slimming  do7t  lo  nous 
tetnps  s'escontenta.  Ein  Verbum  escontentar  ist  schwerlich  vorhanden.  — 
21  ist  unter  dem  senher  de  Roais  Philipp  August  zu  verstehen.  Selbstver- 
ständlich kann  Roais  hier  nicht  =  Edessa  sein,  wie  XXllI  (ß),  26  und  B  VII 
(S»)  23.  Aber  auch  Rouy,  wie  Thomas  vermutet,  kommt  wohl  nicht  in  Be- 
tracht ;  gemeint  scheint  vielmehr  Roaix  zu  sein,  bei  Vaison  im  heutigen  Dep. 
Vaucluse.  Auch  im  Chev.  au  cygne  20651  ff.  in  der  Erzählung  von  der  Er- 
oberung Jerusalems  kann  Edessa  kaum  in  Betracht  kommen.  Die  Stelle  lautet : 
Ly  uns  y  crie  Flandres,  ly  aultres  Normandie,  Et  ly  aultres  Hayyiau  et  ly  quars 
Picardie,  Et  Liege  et  Namurois,  sy  crie  on  Lotnbardie,  Toscane  et  Sesillois, 
Bouloigne  et  Rommenie,  Monj'oie  Saint  Denis,  Bertaigne  le  garnie  Et  Buil- 
lon  et  Rohays  et  Biauvais  le  jolie.  Da  hier  alle  andern  Namen  europäische 
sind,  so  würde  Rohais  als  Edessa  aufgefafst  sehr  auffallend  sein ,  wenn  auch 
letzleres  sonst  sehr  oft  in  dem  Werke  vorkommt.  In  der  Albigenserchronik  521 
handelt  es  sich  gleichfalls  wahrscheinlich  nicht  um  Edessa:  Mot  gonios  i  ars, 
mot  ebne  e  mot  gambais  {)ue  foron  faitz  a   Chartres,  a   Blaia    o  a  Roais.^  — 


'  Chabaneau  IV  2  p.  205  iiall  liatür,  dafs  an  der  vorlicgtudcn  Steile  bei 
Bertran  de  Boin  Kichanl  Löwenherz  geincinl  sei,  unter  Berufung  auf  einige 
prov.  Verse,  die  licwcisen,  liafs  auch  in  Englaml  ein  Roais  war;  alkin  die 
vierte,  fünfte  und  sechste  Strophe  zeigen,  ilafs  von  Philipp  August  die  Rede 
ist,  wie  Siiiiiiiiiii:'   liLiiRiUi. 


200  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

nol  22  steht  in  zwei  Handschriften,  trenchar  Z'i,,  ferir  2\  dagegen  in  keiner; 
auch  ist  der  Text  bei  Stimming  durchaus  befriedigend ;  ebenso  war  er  und 
ni  42  zu  belassen.  In  der  letzten  Zeile  des  Gedichtes  war  die  Änderung  eher 
berechtigt,  da  plus  auch  in  JK  fehlt.  —  26  Sais ,  alte  Form  (vgl.  Benoit, 
Chrouique  15095,  22571)  des  Namens  der  Stadt  in  der  Normandie,  die  heut- 
zutage Seez  lieifst.  —  44.  restar  hat  hier  die  Bedeutung  des  allfr.  retnanoir 
(das  oft,  wie  Tobler  im  Eberl-Lemckeschen  Jahrbuch  XV  249  bemerkt,  ,, unter- 
bleiben, Hindernis  finden"  heifst).  Qu'eu  sai  ben  qu'en  lui  non  resta  La 
guerra  ,,denn  ich  weifs  wohl,  dafs  an  ihm  der  Krieg  kein  Hindernis  findet". 
Diese  Bedeutung  findet  sich  bei  Thomas  nicht  angegeben.  —  51  ist  die  An- 
spielung unklar,  auch  keineswegs  sicher,  wie  Chabaneau  IV  i  p.  604  bemerkt, 
dafs  es  sich  um  Tarentaise  handelt,  da  die  Handschriften  abweichen. 

XVIII  [iO).  V.  5  hat  R  cal  dans,  C  cals  dans.  Der  Reim  läfst  dans 
nicht  zu,  allein  quah  dan,  wie  Stimming  und  Thftmas  lesen,  ist  dem  Sprach- 
gebrauch zuwider,  da  die  attributive  Bestimmung  mit  dem  Substantiv  über- 
einzustimmen pflegt,  daher  zu  lesen  ist :  quäl  dan.  Dafs  Bertran  auch  sonst 
dem  Reim  zu  Liebe  die  Deklinationsregel  hin  und  wieder  verletzt,  zeigt  Stim- 
ming zu  der  vorliegenden  Stelle.  Vgl.  auch  zu  A.  XXVII  {18),  16.  Beide 
Herausgeber  schieben  ferner,  um  den  um  eine  Silbe  zu  kurzen  Vers  herzu- 
stellen, ein  e  vor  quals  moriz  ein:  Del  rei  Felip  [e]  qiials  mortz  e  quäl  dan. 
Natürlicher  scheint:  Del  rei  Felip  quals  mortz  [es]  e  quäl  dan.  —  Wenn  es 
zu  Anfang  der  zweiten  Strophe  heifst,  dafs  Richard  Hasen  und  Löwen  erjagt, 
so  ist  dieser  Ausdruck  wohl  bildlich  zu  verstehen  und  der  Dichter  will 
sagen,  dafs  Richard  Alles  in  seine  Gewalt  bringt,  sowohl  was  schwach  und  furcht- 
sam als  was  stark  und  mutig  ist.  Das  handschriftliche  £  si  V.  8  hat  Thomas 
mit  Recht  belassen.  —  10  ist  der  neue  Herausgeber  mit  dem  was  die  Hand- 
schriften bieten  sehr  frei  verfahren.  Diese  haben  Enans  los  (las  C )  fai  dos 
e  dos  [doas  Q.)  remaner.  Thomas  setzt:  Enanz  los  fai  quetz  e  clis  retnaner, 
ohne  sich  jedoch  über  diese  starke  Änderung  auch  nur  mit  einem  einzigen 
Worte  auszusprechen.  Die  Mitteilung  dessen  was  die  Handschriften  bieten 
genügt  doch  nicht,  ebenso  wenig  wie  es  der  etwaige  Hinweis  darauf  dafs  der 
Ausdruck  quetz  e  clis  XXIV  (S),  20  vorkommt,  thun  würde.  Noch  auch  kann 
für  den  Mangel  irgend  welcher  Begründung  der  Umstand  entschädigen,  dafs  der 
Sinn  der  Stelle  in  Folge  der  Aenderung  nichts  zu  wünschen  übrig  läfst,  wie 
Chabaneau  IV  2  p.  205  bemerkt.  Letzterer  nimmt  indessen  mit  grofsem  Recht 
die  handschriftliche  Lesart  in  Schutz :  Enans  los  fai  dos  e  dos  remaner  „viel- 
mehr läfst  er  sie  je  zwei  und  zwei  bleiben",  kann,  wie  er  meint,  auf  Solche 
gehen ,  die  versprengt  worden  und  verhindert  sind  sich  zu  einem  gröfseren 
Trupp  zusammenzuschliefsen.  —  26  Stimming  pejuran,  Thomas  besser  mit  R 
perjurati.^  —  27  l'a,  wie  Thomas  hat  statt  a  las  auch  Chabaneau  IV  i 
p.  610.  —  32  Qitar  om  (Thomas)  ist  vielleicht  die  richtige  Lesart.  R  hat 
Quar  ain.  —  Wegen  des  Reimes y?örj  -.Jos  36  s.  Levy  zu  Guill.  Figueira  2, 
136  (S.  87).  -  38  Stimming  tions  {no  nos),  das  nicht  richtig  sein  kann.  Tho- 
mas tiols  (conjiciert  aus  nous  in  R).     Letzteres  pafst  gut,  setzt  aber  voraus,  dafs 


1  Verwechslung  beider  Wörter  kommt  auch  sonst  vor,  z.  B.  in  den 
Handschriften  der  Gedichte  des  Mönches  von  Montaudon ;  s.  die  Ausgabe 
von  Klein   (hei  Stengel   a.  a    O.  VII)  S.  28. 


A.  THOMAS,  BERTRAN  DE  BORN.  20I 

Bertran  no  los  im  Sinne  von  tio  lor  gebraucht  hat,  was  Thomas  freiHch  auch 
A  XXIV  13  annimmt.  —  39  setzt  er  gleichfalls  no/s;  hier  aber  konnte  notts 
bleiben.  —  30  ist  unter  dem  Man  pres  Saint  Sever  vermutlich  mit  Thomas 
Mont-de-Marsan  zu  verstehen,  heutzutage  eine  Stadt  von  fast  doppelt  so  grofser 
Einwohnerzahl  als  das  durch  seine  Benediktinerabtei  berühmte  Saint-Sever. 
Letzteres  liegt  südlich  von  ersterem,  beide  in  der  Gascogne,  im  heutigen  Dtip. 
Landes. 

XIX  (29).  In  der  razo  vermif>t  man  den  Satz  am  Schlufs  si  tost  com 
el  aiizi  etc.;  s.  Stimming  S.  113.  —  Zu  V.  1 1  des  Liedes  Mais  per  aisso  rn'eii 
sofrisc  e  m'en  parc  (v.  parcer,  s.  zu  X  19)  vgl.  Arn.  Daniel  ed.  Canello 
XVII  19;  Car  en  patz  prenc  l'afan  el  sofr'  el  parc  (aber  ebd.  27  ist  parc 
=  part).  —  13  Lizinhan  Lezinhan  (jetzt  Lusignan)  ist  die  gewöhnliche  prov. 
Form  (vgl.  A  III  25).  Auch  der  latein.  Te.xt  des  Benedict  von  Peterborough 
(ed.  Stubbs)  hat  fast  durchgehends  Lezinan  oder  Lezinnan.  Diese  Form  ent- 
stand in  Folge  Vermischung  von  Liciniac(um)  und  Licini(ac)um.  Eine  Millel- 
form  ist  Lizenun  in  der  Chronik  des  Robert  von  Torigni  II  98.  —  13  Rati- 
com  =^  Rancon  in  Limousin,  einige  Meilen  nördlich  von  Limoges.  —  Bei  der 
Stelle  17 — 19  Sil  reis  Felips  n'agues  ars  una  bar  ja  Denan  Gisortz  o  crebat 
un  estanc  Si  qu\i  Roani  entres  per  forsa  el  parc  ist  nicht  mit  Diez  (L.  und 
W.  der  Troub.  226)  und  Stimming  (S.  66  und  Glossar)  anzunehmen,  dafs  parc 
„Verschanzung"  bedeute.  Vielmehr  hat  Bertran  hier  ohne  Zweifel  den  Park 
d.  h.  Wildgarlen  bei  Ronen  im  Auge,  der  in  mittelalterlichen  Urkunden  öfter 
erwähnt  wird,  z.  B.  in  einer  um  I170  ausgestellten  Urkunde  Heinrichs  II. 
bei  Delisle,  cartulaire  de  Phil. -Auguste  N.  16  (Mem.  de  la  Soc.  des  Antiq. 
de  Normandie  XVI  p.  5),  dsgl.  von  Wace  im  Rou  5863.  —  Um  die  Worte 
Bertrans  „eine  Barke  vor  Gisors  verbrannt  hätte",  zu  verstehen ,  mufs  man 
sich  erinnern,  dafs  Gisors  an  einem  Flusse  liegt,  nämlich  an  der  Epte,  die  die 
Grenze  zwischen  normannischem  und  französischem  Gebiet  bildete.  Der  König 
mufste  also  erst  über  diesen  Flufs ,  um  in  die  Normandie  zu  gelangen.  — 
Die  auffallende  Schreibung  Giortz  Guiortz  mit  synkopiertem  s  ist  in  den  Hss. 
der  Gedichte  Bertrans  de  Born  die  gewöhnliche;  s.  Slimmings  Ausgabe  zu 
2,38;  14,40;  29,18;  31,12.  —  24  Sansonha  {Saxonia)  mit  eingeschobenem  n 
ist  eine  häufige  prov.  Form  (s.  die  Lesarten  in  Stimmings  Ausgabe  zu  diesem 
Verse  S.  313  und  die  razo  zu  19  S.  109),  die  vermutlich  in  Folge  Einflusses 
des  Namens  Sanson  entstand.  Thomas  hat  Saissonha  dafür  gesetzt.  —  26 
hat  Thomas  Unrecht  daran  gelhan  nicht  no'n  beizubehalten.  —  28  Das  n  vor 
Oc  e  No  bietet  keine  Hs.  und  ist  auch  wenig  am  Platze.  —  40  bisestar  ist 
seltsamer  Weise  von  Thomas  im  Glossar  mit  einem  Fragezeichen  versehen, 
obwohl  Suchier  das  Wort  bereits  in  durchaus  befriedigender  Weise  erklärt 
hat.  Vgl.  noch  Chabaneau  IV  i  p.  609.-  bissextus  heilst  geradezu  „Unglück"; 
s.  Ord.  Vitalis  IV  464,  V  66,  Du  M^til,  po6sies  populaires  latines  du  moyen 
äge,  Patis  1847  p.  170;  Du  Gange.  Allfranz,  bisseste  bissestre,  besistre  (s. 
Godcfroy);  noch  bei  Molicre  im  Etourdi  V  7  und  dialektisch  noch  heut- 
zutage gebräuchlich  (s.  Jaubcrt,  glossaire  du  centre  de  la  France)  in  der 
Form  bissetre,  die  offenbar  an  t-tre  angelehnt  ist.  Sogar  bicetre  kommt  vor, 
ebenso  geschrieben  wie  das  im  Mittelalter  viel  genannte  Schlofs  bei  Paris. 
Vgl.  Gönin,  lexiquc  compare  de  la  languc  de  Molicrc  p.  39.  —  42  Trainac,  jetzt 
TreigDac    in    Limousin    (so    Thabancau  IV  1  p.  609  und  Thomas),    nicht    eben 


202  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

weit  nördlich  von  Tülle.  Der  Ort  kommt  auch  in  einer  von  Thomas  p.  159 
mitgeteilten  Urkunde  der  Abtei  Dalon  vor  (Trakinac).  —  Zu  44  ist  die  von 
Stimming  angeführte  Bemerkung  Toblers  zu  vergleichen. 

XX  (.50).  V.  I  ist  unter  nostre  senher  nicht,  wie  Thomas  meint,  Christus 
zu  verstehen ,  sondern  doch  Richard  Löwenherz ,  wie  Stimming  unter  Ver- 
weisung auf  V.  10  richtig  angiebt,  da  sonst  V.  3  und  4  nicht  verständlich 
wären:  Qu'anc  mais  guerra  ni  cocha  nol  destreis  Mais  d'agtiesfa  si  ten  fort 
per  grevatz  ,,denn  nie  ging  ihm  Fehde  noch  Not  nahe ,  aber  in  Betreff 
dieser  ist  er  sehr  beunruhigt."  Der  Kriegszug  nach  dem  heil.  Lande  liegt 
ihm  sehr  am  Herzen,  destrenher  kann  doch  nicht,  wie  Thomas  im  Glossar 
angiebt ,  mit  „eprouver"  übersetzt  werden.  —  In  der  zweiten  Strophe  dieses 
Liedes  findet  sich  das  Wort /ri?/2  absichtlich  fast  in  jeder  Zeile.  —  19  kann 
qu'adreitz,  wie  Stimming  hat,  bleiben,  und  braucht  nicht  mit  Thomas  in  qu'a 
dreit  verändert  zu  werden.  —  Dafs  die  vier  Verse  19 — 22  kein  Geleit,  son- 
dern der  Anfang  einer  uns  nicht  vollständig  erhaltenen  dritten  Strophe  sind, 
bemerken  übereinstimmend  schon  Bartsch  (Ztschr.  III  410)  und  Chabaneau 
(IV  I  p.  609). 

XXI  {17).  V.  1 1  ist  statt  engema  zu  lesen  e  geina,  denn  genta  heifst 
„Pech",  wie  Chabaneau  (schon  Revue  d.  1.  r.  III  2  p.  86  und  dann  IV  i 
p.  607)  nachgewiesen  hat.  So  auch  Thomas  in  den  Nachträgen.  Vgl.  Du 
Cange  {gema)  und  Jauberta.  a.  O.:  gerne  „Pech,  dessen  sich  die  Schuhmacher 
bedienen".  —  25  wird  man  der  Conjectur  von  Thomas  dafs  statt  se  croizavan 
zu  lesen  ist  se  tarzavan,  beistimmen  können,  denn  vgl.  A  XXII  10.  —  35 
konnte  ai  bleiben. 

XXII  (4)  42.  Wegen  des  Arbre  sec  s.  (aufser  Stimming)  namentlich 
Scheler  zu  Bast,  de  Buillon  S.  238  zu  V.  209.  Er  wird  oft  erwähnt;  s.  Ray- 
nouard  1.   r.  2,112. 

XXIII  (.5).  V.  9  empfiehlt  sich  die  von  Thomas  eingeführte  Lesart  sehr 
wenig,  da,  wie  Chabaneau  bemerkt  (IV  2  p.  205),  bressoh  kaum  Subjekt  sein 
kann.  Es  ist  mit  Chabaneau  zu  lesen:  colj^  eis  meus  bressols.  Stimming: 
colgua  eis  meus  bressols.  —  Wenn  cols  12  als  zu  colhir  gehörend  aufgefafst 
wird,  wie  Stimming  und  Thomas  es  thun,  ist  ein  befriedigender  Sinn  aus  der 
Stelle  nicht  zu  entnehmen ,  wohl  aber,  wenn  wir  darin  mit  Chabaneau  (IV  2 
p.  205)  die  2.  Sing.  Prs.  Ind.  von  colre  erblicken:  Fatz  cors,  pus  ella  Ven- 
chanta.  Tu  t'o  cols  E  fas  i  que  fols  „albernes  Herz,  da  sie  dich  bezaubert, 
treibst  du  damit  Verehrung  und  du  handelst  darin  thöricht".  —  Zu  21 — 22 
bemerkt  Thomas  mit  Recht,  dafs  mit  dem  Herrn,  dem  Mantes  und  Moreuil 
(um  diesen  in  der  Picardie  im  heutigen  Dep.  Somme  gelegenen  Ort  handelt 
es  sich  höchst  wahrscheinlich)  gehören ,  nur  der  König  von  Frankreich  ge- 
meint sein  könne.  Weniger  klar  ist  was  der  Dichter  meint,  wenn  er  mit  Be- 
zug auf  ihn  V.  23 — 24  sagt  S''es  prims  de  tersols  Tornatz  ab  que  sai  no 
rest.  Stimmings  Erklärung  „hat  sich  zuerst  von  der  Jagd  losgerissen"  ist 
schwerlich  richtig.  Bei  Thomas  findet  sich  gar  keine  Erklärung  und  im 
Glossar  beim  reflexiven  tornar  nur  die  Bedeutung  ,,s'en  retourner"  angegeben, 
die  hier  nicht  pafst.  Dagegen  hat  sich  Chabaneau  IV  l  p.  604  mit  der  Stelle 
beschäftigt,  ohne  jedoch  zu  einer  befriedigenden  Erklärung  zu  gelangen,  was 
auch  nicht  möglich  war,   da  er  wie  Stimming  von   der    irrtümlichen   Annahme 


A.  THOMAS,  BERTRAN  DE  BORN.  203 

ausging;,  dafs  mit  dem  Herrn,  dem  Manles  und  RIorcuil  {gehören,  Richard 
Löwenherz  gemeint  sei.'  Seine  Übersetzung  „il  est  devenu  premier  de  lier- 
celets"  scheint  mir  sonst  das  Richtige  zu  treffen.  Bertran  will  sagen  ,, ge- 
setzt dafs  er  nicht  hier  bleibt  (aö  que  sai  no  rest),  was  immer  zu  fürchten 
steht  (Philipp  August  zögerte  ja  lange  bevor  er  sich  zum  Kreuzzug  enl- 
schliefsen  konnte),  hat  er  die  höchste  Stufe  von  Ruhm  und  Ehre  erstiegen 
unter  den  Grofsen  die  das  Kreuz  genommen  (die  hier  mit  Habichten  verglichen 
werden).  —  28  Araiis  vielleicht  =  Aram,  die  Heimat  des  Bileam  (4.  Mosis  23,7: 
De  Aratn  adduxit  me  Balac  rex  Moab)  oder  das  in  den  Kreuzzügen  oft  ge- 
nannte Schlofs  Härene  bei  Antiochia.  —  31  Statt  mazanta  liest  Suchier,  dem 
Thomas  folgt,  m'azanta  (=  m'adanta),  das  hier  die  Bedeutung  haben  soll  „es 
widert  mich,  ich  empfinde  Überdrufs".  Allein  dies  pafsl  sehr  wenig  zum 
Folgenden.  Chabaneau  (IV  l  p.  604)  sieht  in  mazantar  das  zu  tnazan  (V.  38) 
gehörende  Verbum,  das  er  mit  „erklingen  lassen"  wiedergiebt.  Die  Stelle 
bedarf  noch  genauerer  Untersuchung.  —  54  steht  zu  vermuten  dafs  die  urspr. 
Lesart  Nortenton  (aus  Northamtun)  gewesen  und  r  später  eingeschoben  ist. 
—  58  Coras  ist  dunkel.  Vielleicht  ist  zu  lesen:  Eboras  ^=  York ;  vgl.  el 
bore  in  C)  e  Cans.  —  Nach  V.  63  nimmt  Thomas  noch  die  (sehr  dunkeln) 
Verse  aus  M  auf.  Er  hat  den  Text  berichtigt,  allein  dieser  ist  trotzdem  noch 
recht  unklar.     Auch  wird  destols  im  Glossar  nicht  aufgeführt. 

XXIV  (6).  In  der  razo  Zeile  i  setzen  Stimming  und  Thomas  beide  ab 
en  Bertran  de  Born,  statt  con  Bertran  de  Born,  wie  die  Hs.  F,  die  allein 
diese  razo  hat,  bietet.  Allein  es  ist  mit  Bartsch  (Zlschr.  III  413)  einfach  ab 
Bertran  de  Born  zu  lesen ,  da  F.  auch  sonst  statt  ab  der  anderen  Hss.  ge- 
meiniglich con  oder  com  hat,  so  auch  Zeile  4;  s.  ferner  in  Stimmings  Ausgabe 
razo  zu  2,11;  31,14  und  40;  32,2  und  36;  33,6  und  9,  37,1  etc. —  Ebd.  elh 
ac  konnte  bleiben.  —  3  1.  E'n  statt  En.  —  Lied  V.  6.  Die  Form  ansessis 
ancessis,  die  an  ancessor  angelehnt  zu  sein  scheint,  ist  auch  sonst  häufig; 
s.  Raynouard  1.  r.  2,135  ""<^  Revue  d.  1.  r.  III  6  (1881)  p.  126  V.  9;  Suchier, 
Denkmäler  S.  311  und  554.  Unter  Anlehnung  an  haut  begegnet  das  Wort 
assassin  altfr.  in  der  Form  /taussast'n  (s.  Godefroy),  während  es  als  völlige 
volkselym.  Umdeutung  im  Chev.  au  cygne  7958  und  in  B.  de  Sebourc  I  S.  321 
auftritt:  hier  heifst  „der  Alte  vom  Berge"  /y  rojrs  Haus^ssis  bezw.  li  rois 
des  Haus-Asiis.  —  8  Stimming  intraretz  (Fut.),  Thomas  intreratz  (Cond.). 
Die  Lesarten  der  Hss.  machen  es  nicht  wahrscheinlich,  dafs  das  Cond.  hier 
das  ursprünglich  Richtige  ist.  —  10  1.  be  leu  (Druckfehler).  —  13  ist  eine 
unsichere  Stelle.  So  wie  Stimming  sie  bietet  Si  volon  c'aü  lor  remanha  ist 
sie  nur  verstandlich,  wenn  wir  annehmen,  dafs  ris  (U)  Subjekt  ist.  Thomas 
liest  unter  Zuhülfenahme  von  F  Si/s  platz  qu'oin  ab  lor  remanha,  wo  Sils  = 
Si  lor  wäre;  vgl.  A.  XVIII  38.  Chabaneau  (IV  i  p.  605)  conjiciert,  da  re- 
manha auch  V.  21  das  Reimworl  ist,  Si  volon  c'ab  lor  rei  n'anhu  (auf  iam 
gegründete  Form  des  l'rs.  Conj.  von  anar).     Eine  völlig  befriedigende  Emen- 


'  Dafs  dies  seine  Aiisu:lil  ist,  siliLiiii  wciugsU-ns  il.iiaiis  lici  voi/aij^L-liL-n, 
dafs  er  vermutet,  die  Worte  iVj  primi  de  tersols  tornatz  seien  eine  MKl- 
liche  Ausdrucksweise,  und  der  Sinn  der  Stelle :  ,,cr  hat  von  den  ilrei  Brüiicrn 
die  höchste  Stelle  eingenommen."  Die  drei  Brüder  siml  Heinrich,  Richard 
und   Gottfried  (Johann   kommt  als  zu  jung  nicht   in   Betracht). 


204  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

dation  ist  noch  zu  finden.  —  32.  Wej^en  sobrus  s.  Ztschr.  XI  359.  —  33  Be 
volgra  lo  mal  chausis  ist  eine  gute  Verbesserung  des  in  den  Hss.  unver- 
ständlichen Verses.  „Gern  möchte  ich,  dafs-er  das  Übel  wahrnähme"  (näm- 
lich das  Geschwür,  an  dem  Limousin  krankt).  —  39  1.  E^n  Guts.  —  In  die 
in  der  sechsten  Strophe  vorkommenden  Anspielungen  hat  Thomas  dadurch 
einiges  Licht  gebracht,  dafs  er  die  dort  genannten  Namen  Chanzis  und  Mal- 
niiros  aus  Urkunden  der  Abtei  Dalon  nachweist  (s.  S.  152,  153,  156,  159, 
160),  aus  welchen  hervorgeht,  dafs  dies  Nachbarn  von  Bertran  de  Born  waren. 
Auch  den  in  der  nämlichen  Strophe  genannten  Peiro  La  Cassanha  hat  Tho- 
mas durch  eine  Urkunde  derselben  Abtei  zu  verifizieren  vermocht  (s.  ebd. 
153).  Noch  heutzutage,  wie  er  dazu  bemerkt,  giebt  es  einen  Ort  La  Chas- 
sagne-Murgueix, —  51.  'WtgQXi.  n'Aenris  s.  zu  A  I  {23),  2.  —  53  hat  Thomas 
pert  conjiciert  statt  des  unverständlichen  prcs ,  wodurch  eine  befriedigende 
Lesart  hergestellt  ist.  pres  wird  sich  aus  dem  vorhergehenden  Verse  ein- 
geschlichen haben. 

XXV  (5).  V.  6  ist  das  Komma  nach  far  schwerlich  richtig.  —  13 
wird,  wie  drei  Hss.  bieten,  poiran  zu  lesen  sein.  —  15  hat  Thomas  das 
unpassende  mesprendre  durch  reprendre  ersetzt,  das  einen  guten  Sinn  giebt.  — 
20  tretaiis  =  (a)tretaus ;  s.  Chabaneau  IV  2  p.  206.  Ebenso  tertal  =  (a)tertal 
an  der  von  Stimming  angeführten  Stelle.  —  Der  auf  23  folgende  in  allen 
Hss.  fehlende  Vers  hat  vielleicht  folgendermafsen  oder  ähnlich  gelautet:  E 
hotnes  mortz  sobre  terra  estendre.  —  25  Unter  basclos  sind  Wegelagerer  zu 
verstehen;  vgl.  Baacli  et  ruptarii  qui  populum  et  terram  vastabant  (Du  Gange 
unter  Bascli).  Auch  Thomas  „routiers".  Vgl.  basdois  bei  Godefroy.  — 
Den  lückenhaften  V.  27  stellt  Thomas  folgendermafsen  her:  Sacs  [d'esterlis] 
e  de  motos.  In  Letzterem  sieht  er  das  frz.  moutons.  So  hiefs  im  Mittelalter 
eine  Art  frz.  Goldmünzen,  und  zwar  deshalb  weil  sie  das  Bild  eines  Lammes 
trugen,  daher  sie  auch  agnels  genannt  wurden.  —  V.  32  heifst  estendre  nicht 
„lenken",  wie  Stimming  angiebt,  sondern  ist  im  eigentlichen  Sinn  zu  fassen. 
Vgl.  Chabaneau  IV  i  p.  604  und  IV  2  p.  206,  wo  noch  eine  weitere  Stelle  die 
Bedeutung  des  Wortes  klarstellt. 

XXVI  {25)  5.  Der  Ausdruck  a  mueis  e  a  sestiers  zur  Bezeichnung 
einer  grofsen  Menge  ist  sowohl  prov.  als  altfr.  häufig ;  s.  Daurel  et  Beton 
V.  1128,  Albigenserchronik  7591,  9411,  Rou  II  771  zu  10894.  —  ^  konnte 
sa  benanansa  bleiben  und  brauchte  nicht  s'a  benanansa  geschrieben  zu  werden. 
—  13  und  C  II  flJ)  35  aratge=erraticus;  s.  Chabaneau  IV  I  p.  608,  Schultz 
prov.  Dichterinnen  zu  14,1  (S.  35).  —  aficatz  =  afizatz  22  ist  nicht  in  afiat 
zu  verändern,  wie  Thomas  gethan  hat.  E  per  caniis  non  anara  saumiers 
Jörn  afizatz  heifst  „und  auf  Wegen  (auf  den  Landstrafsen)  wird  nicht  ein 
Saumtier  einen  Tag  (d.  h.  „niemals")  ungefährdet  gehen";  vgl.  Chabaneau  IV 
2  p.  206. 

XXVII  {18).  Den  Aenderungen  von  Thomas  in  diesem  Stücke  wird 
man  beipflichten  dürfen;  so  20  7ii,  32  «0'«  dirai  statt  n'i,  non  dirai;  dsgl. 
der  abweichenden  Gestaltung  der  fünften  Strophe.  Die  bessere  Lesart  bieten 
hier,  wie  auch  Suchier  bemerkt,  meistens  schon  JKd.  —  10  gas  =  gaps;  so 
Suchier  und  Chabaneau  IV  l  p.  607.  —  12  chausa  de  fer  ist  schwerlich  ein 
Hufeisen  (Stimming),  vielmehr  eine  eiserne  Beinschiene  (Thomas:  javibüre); 
vgl.  Bartsch,  Chrest.  263,38.     Die  Bedeutung  von   randar  in  diesem  Verse  {tii 


A.  THOMAS,    ÜKKIKAN    DK   ItOKN.  205 

chatdsa  Je  /er  tion  randa  ist  jedocli  nicht  sicher.  Nach  Die/.  K.  W.  2O3  heifst 
randar  „schmücken,  putzen".  Letzleres  würde  passen :  „blank  machen,  vom 
Rost  reinigen".  —  16  besser  mit  drei  IIss.  5V.f  tals  In  fls  com  lo  comensamen; 
s.  zu  XVIII  5.  —  27  Unter  us  coms  de  Saint  Tomas  ist,  wie  Thomas  in 
annehmbarer  Weise  erklärt,  ganz,  allgemein  ein  englischer  Graf  zu  verstehen. 
Vgl.  la  terra  Saint  Aimon  XIV  47. 

B  I  (37).  Razo  Z.  4  brauchte  statt  Maeuz  nicht  Maeut  gesetzt  zu  werden. 
—  20  (Stiraming  22)  ist  der  Lesart  von  F  mit  Recht  der  Vorzug  gegeben  :  e  de 
bhismar.  —  26  war  proosamen  zu  belassen.  —  V.  12  des  Liedes  befriedigt 
der  Te.xt  weder  bei  Stimming  noch  bei  Thomas.  Das  Richtige  ist  Rassa, 
dompn'ai  qiies  fresc^e  fina,  worauf  die  Lesarten  von  vier  Hss.  hinweisen.  — 
35.  sonar  heifst  hier  eher  „anreden",  als  „sprechen",  wie  Stimming  und  Tho- 
mas angeben  ;  vgl.  Flamenca  557  fi".:  Vos  autreus  tenes  per  pagat  Si  donina 
es  de  bon  agrat  E  queus  sone  gent  eus  acuilla.  —  41  ist  statt  bttzatador,  wie 
beide  Herausgeber  lesen,  mit  vier  Hss.  zu  setzen  buzacadqr,  von  buzac  XVIII 
(40)14',  Ableitung  von  6mj<?  (französisch),  der  Bussard,  worunter  eine  niedrige 
Falkenart  zu  verstehen  ist ,  die  sich  zur  Beize  wenig  eignet  (s.  Thomas  zu 
der  letzteren  Stelle),  biizacador  bezeichnet,  wie  Thomas  sicher  richtig  an- 
giebt,  Einen  der  mit  Bussarden  jagt  (nicht,  wie  Stimming  meint,  einen  Lieb- 
haber von  Waldgeiern)  d.  h.  der  sich  mit  armseligem  Weidwerk  abgiebl,  im 
Gegensatz  zur  edeln  Beize,  die  mehr  Umsicht  und  Kunst  erfordert.  Dafs  dies 
die  Bedeutung  des  Wortes  ist,  geht  auch  aus  dem  Folgenden  hervor :  gaban 
de  volada  d'austor  , .spottend  über  einen  Habichtsflug",  d.  h.  sich  lustig 
machend ,  wenn  sie  einer  edeln  Beize  zusehen.  Mit  dieser  geben  sie  sich 
nicht  ab ,  weil  es  ihnen  an  Tüchtigkeit  und  Geschicklichkeit  dazu  mangelt ; 
noch  viel  weniger  aber  wollen  sie  mit  Krieg  und  Liebesdienst,  die  beide  ja 
Aufopferung  verlangen,  etwas  zu  thun  haben:  Ni ja  mais  d'armas  tii  d'amor 
No  parlaran  mot  entre  lorr  —  51  Stimming:  Mauris  (1.  Maurin)  ab  n'Algar 
son  senhor  Ten  hom  per  bon  envazidor,  Thomas :  Mauris  ab  n'Aigar  son 
senhor  Ac  guerra  ab  pretz  valedor.  Beide  Lesarten  stehen  sich  an  Wert 
ziemlich  gleich.  Thomas  hat  auch  Aigar  in  den  Text  gesetzt ,  obwohl  der 
Name  sich  in  keiner  Hs.  so  geschrieben  findet.  Allein  er  war  zu  der  Aen- 
derung  ebenso  berechtigt  wie  weiter  oben  XVI  29,  da  es  sich  ja  um  eine 
bekannte  Persönlichkeit  handelt.  —  55  konnte  die  Lesart  von  Stimming 
bleiben,  da  sie  nichts  zu  wünschen  übrig  läfst.  —  59.  Statt  de  la  Tor  ge- 
wöhnlich de  las  Tors.  So  sagt  Gaucelm  Faidit  mit  Beziehung  auf  das 
Löwenabenteuer  des  Golfier  de  Lastours  ^  (Raynouard  1.  r.  I  374):  Aissil  serai 
fis  ses  falsa  entresenhn  Cum  fol  leos  a'n  Golfier  d^  las  Tors,  Quan  l'ac 
estort   de    sos   guerriers    pejors.     Ebenso    de    las   Tors   an    der    von  Bartsch 


'  Busacius  kommt  auch  als  Beiname  vor.  So  hiefs  der  Sohn  Wilhelms  I. 
von  Eu.  Er  empörte  sich  gegen  Wilhelm  den  Eroberer  und  wurde  in  Folge 
dessen  verbannt,  erlangte  jedoch  später  durch  Heinrich  I.  von  Frankreich 
die  Grafschaft  Soissons.  Vgl.  Wilhelm  von  Jumicges  bei  Duchesnc,  Hisioriae 
Norm.  Script,  antiqui  277  C. 

*  Die  Bedeutung,  die  Chabancau  IV  l  p.  609  (irrtümlicher  Weise  schon 
zu  Stimming  27  angemerkt)  dem  Wort  gabar  an  der  vorliegenden  Stelle 
giebt,  ,,grofs  thun,  sich  rühmen"  ist  hier  nicht  am  Platze. 

'   Vgl.    1'.  M'  >•  I    in   der   Romania  VII  454. 


206  BESPRECHUNGEN.     H.  ANURESEN, 

Ztschr.  II  322  mitgeteilten  Stelle.  Lat.  Gulferius  de  Turribus  z.  B.  beiOrd. 
Vitalis  III  580.  Vgl.  auch  die  Urkunde  von  Dalon  bei  Thomas  S.  154  und 
155.  —  61  haben  die  Handschriften  Papiol  [PauiolM)  mo7i  chantar  recor 
(ricor  M).  recor  ist  nicht  =■  recort  mit  abgefallenem  t,  wie  Stinnning  meint, 
aber  auch  nicht,  wie  Chabaneau  IV  i  p.  610  und  Thomas  angeben,  ::=  recurrit. 
Die  Handschriften  haben  mon  chantar,  also  einen  c.  obl.  Es  wäre  nun  sehr 
seltsam ,  wenn  dieser  hier  in  der  Bedeutung  eines  Nominativs  stünde ,  so 
dafs  mit  Chabaneau  und  Thomas  zu  lesen  wäre :  7nos  chantars  recor,  weil 
man  dann  anzunehmen  hätte,  dafs  die  Kopisten  übereinstimmend  denselben 
Fehler  begangen  hätten,  der  um  so  mehr  auffallen  müfste,  wenn  eine  Zeile  vor- 
her der  richtige  Nominativ  mos  chantars  die  ursprüngliche  Lesart  ist.  (Doch 
wird  er  nur  von  A  geboten ;  E  und  M  weichen  ab).  Es  ist  deshalb  anzunehmen, 
dafs  recorre  an  der  vorliegenden  Stelle  faktitiv  gebraucht  und  mit  „befördern" 
wiederzugeben  ist.  Ebenso  steht  in  faktitiver  Bedeutung  revenir  „anregen, 
beleben"  A.  VI  (56'),  53  (nicht  :=  reparer ,  wie  Thomas  im  Glossar  angiebt), 
Bartsch  Chrest.  93,20,  Guilh.  Figueira  7,6,  Suchier,  Denkmäler  245  V.  134, 
Schultz  prov.  Dichterinnen  S.  23  (i,35);  „wiederherstellen"  Bartsch  Chrest. 
208,13,  reflexiv  207,1;  „wieder  gut  machen"  291,27;  tomhar  „werfen"  Stim- 
ming  Bertran  de  Born  I  37  (S.  222);  tornar  , .zurückführen"  Flamenca  247;  vgl. 
3103;  descazer  ,, zu  Fall  bringen"  Bartsch,  Chrest.  275,1 1,  366,11,  Albigenser- 
chronik   71.      Vgl.    Diez    Gr.  III  114,  Gaspary  Ztschr.  IX  425. 

II  (^16).  Razo  Zeile  8  hat  Stimming  Si  la  lauzava  [hom]  fort  en  comtan 
e  en  cha?itän.  Bertrans  enans  qu'el  la  vis  era  sos  a?nics.  Die  Einschiebung 
von  hotn  ist  nicht  am  Platze ;  s.  Chabaneau,  Revue  d.  1.  rom.  III  2  p.  86,  viel- 
mehr das  Subjekt  des  Satzes  Bertran.  Thomas  gestaltet  die  Stelle  folgender- 
mafsen:  Si  la  latizava  fort  en  Bertrans  en  comtan  e  en  chantan  enans  qu'el 
la  vis  [e]  era  sos  amics.  Allein  diese  Änderung  ist  zu  gewaltsam.  Wahr- 
scheinlich ist  zu  lesen:  Si  la  lauzava  fort  en  comtan  e  en  chanta7i  [en]  Ber- 
trans enans  qu'el  la  vis  [e]  era  sos  amics.  Der  Kopist  vergafs  das  en  vor 
Bertrans,  weil  er  durch  das  zweimalige  en  {en  comtan  e  en  cha7ita7i)  ver- 
wirrt war  und  liefs  aufserdem  eines  der  beiden  aufeinanderfolgenden  e  (e  era) 
aus.  —  9  Wegen  des  Ausdrucks  venir  a  marit  s.  Chabaneau  IV  i  p.  603.  — 
Bei  Thomas  folgen  in  der  razo  die  beiden  Strophen,  die  bei  Stimming  No.  i 
bilden  (S.  127).  V.  5  dieses  kurzen  Gedichtes  ist  noch  eine  unsichere  Stelle. 
Stimming:  SV«  ven  a  nos  el  cors  estej""  enceis,  Thomas:  S'en  ve7i  a  vos  el 
cors  estei  anceis,  Chabaneau  IV  r  p.  604:  S'e7i  ven  a  710s  ol  cor  estet  anceis. 
Die  zuletzt  angeführte  Emendation  verdient  den  Vorzug.  —  Guiscarda  wird 
auch  bei  Schultz,  prov.  Dichterinnen  (s.  S.  33  zu  6,2)  genannt.  —  Hinsichtlich 
des  Inhaltes  von  Lied  II  {15)  vgl.  die  merkwürdige  Ähnlichkeit  im  Ebert- 
Lemckeschen  Jahrbuch  V  159,2.  —  reirazar  22  scheint  ,, Hinterwurf,  Wurf  der 
hintennach  folgt"  zu  bedeuten  und  eine  Zusammensetzung  zu  sein  von  reire  (retro) 
und  azar  (fr.  hasard).  Das  Wort  kommt  nämlich  auch  bei  Arn.  Daniel  vor 
ed.  Canello  III  25  fl'.:  De  drudaria  Nom  sai  de  re  blasmar,  C'autrui paria  Tor7i 
ieu  671  reirazar  d.  h.  wohl,  wie  der  Herausgeber  annimmt  „acht'  ich  für 
nichts".  —  lo  reirazar  derrier  bei  Bertran  de  Born  ist  also  jedenfalls  ein  sehr 
schlechter  Wurf,  über  dessen  nähere  Beschaff"enheit  wir  freilich  nicht  unter- 
richtet sind.  Dafs  aber  auch  altfr.  hasard  einen  bestimmten  Wurf  im  Würfel- 
spiel bedeutet  zeigen  die  Stellen  bei   Littre.   —  23    SHeu  antra  dotnpna   tnais 


A.  IHOMAS,  HER  IRAN  DK  HOHN.  207 

dc-tnan  ni  enquit-r  brauclUf  niclil  vcriindcrl  l\\  werden,  ebenso  wenij,;  20  Metg' 
e  sirven  e  ji;iii/iis  e'  portier  um!  40  SinW  e  grua  et  aigrou  bianc  e  nur; 
Thomas  23  S'autra  Jotnna  inais  de  man  ni  cnqnier;  29  Meiste,  sirven  e 
gaitas  e  portier,  40  Cinhe,  grtta  e  aigro  blanc  e  nier.  —  32  1.  E  pois  non 
sapcfia  que  m'aj'a  »testier.  So  auch  Chabaneau  IV  1  |).  606  und  Thomas  in 
den  Nachlriifjen. —  gallinier  41  heifst  „auf  Hiilincr  gehend,  Hühner  jagend"; 
vgl.  37  anedier.  So  Chabaneau  IV  i  p.  606  und  Thomas.  —  Die  Interpunk- 
tion, wie  Thomas  sie  in  der  siebenten  Strophe  hat  eintreten  hissen,  ist  gewifs 
richtig:  er  setzt  nach  apoderar  ein  Komma,  dsgl.  nach  nier  und  fafst  41 — 42 
als  Frage  auf.  Dafs  es  sich  um  eine  Frage  handelt ,  geht  aus  der  Stellung 
von  volrai  hervor.  —  Die  unechte  Strophe ,  die  bei  Siimming  als  achte 
folgt,  hat  Thomas  nicht  mit  aufgenommen.  —  In  der  lel/.ten  Zeile  hat  Stim- 
ming  laissasetz,  Thomas  laissessetz.  Die  Form  mit  a  ist  jedoch  eine  durch 
häufiges  Vorkommen  berechtigte.  Vgl.  donassetz  A.  VIII  (Vi)  79  (wo  auch 
Thomas  nicht  geändert  hat),  anassetz  Raynouard  1.  r.  I  423,  talhasetz  Bartsch 
ehrest.  40,5,  pensassetz  111,1},,  a^nassetz  76,19,  Mönch  v.  Montaudon  ed.  Klein 
12,55.     Vgl.  Diez,  Gr.  II  204. 

III  (12).  Razo  Zeile  5  ist  statt  des  Perfekts  dis ,  das  freilich  wenig 
pafst,  das  Präsens  ditz  vom  Herausgeber  gesetzt  worden.  Zeile  8  ff.  hat  Tho- 
mas den  Text  in  sehr  glücklicher  Weise  emendiert.  Bei  Stimming  lautet  die 
Stelle :  E  penset  pois  qti''el  no7i  poiria  cobrar  negiina  quelh  pogues  esser 
egals ;  e  la  soa  domna  li  conselhet  qu'el  en  fezes  una  en  aital  guisa  etc.;  bei 
Thomas  dagegen :  E  penset  pois  qu'el  nd'n  poiria  cobrar  neguna  que  pogues 
esser  egals  a  la  soa,  don  cl  si  conselhet  qu'el  en  fezes  una  en  aital  guisa. 
Diese  Emendation  ist  offenbar  durch  die  richtige  Überlegung  veranlafst  wor- 
den dafs  es  sehr  wenig  wahrscheinlich  dünkt ,  dafs  Maeuz  von  Montignac 
selbst  den  Dichter  zu  seiner  domna  soiseubuda  veranlafst  haben  sollte.  — 
13  wird  gran,  wie  Thomas  mit  F  liest  und  schon  von  Suchier  vorgeschlagen 
war,  die  richtige  Lesart  sein.  —  V.  27  des  Liedes  liest  Stimming  Mi  donz 
na  Elis,  Thomas  Mi  donz  n'Aelis.  Ersteres  steht  in  Übereinstimmung  mit 
der  razo  Zeile  5 :  de  n'Elis  de  Monfort.  Nach  Diez  L.  u.  W.  d.  Tr.  185,  sowie 
Stimming  S.  20  und  254  hiefs  die  Edelfrau  EHse,  während  Thomas  sie  Alice 
nennt.  Beide  Namen  haben  etymologisch  nichts  mit  •  einander  zu  .  thun : 
ersterer  ist  eine  Abkürzung  von  Elisabeth,  letzterer  =  Adalaidis  (Documents 
historiques  p.  p.  Lerou.K ,  Molinier  cl  Thomas  I  66),  Adelidis  (Chronik  des 
Robert  von  Torigni  I  215,  Ord.  Vilalis  II  397,  III  18),  Adeliz  (R.  de  Diceto 
ed.  Stubbs  I  243).  Der  Name  ist  sehr  häufig  und  findet  sich  auch  in  lat.  Denk- 
mälern oft  in  der  Form  Aeliz;  so  bei  Robert  v.  Torigni  I  160,  R.  de  Diceto 
I  173  u.  a.  m. —  Aus  ACeJliz  entstand  wieder  mit  dem  Feminin-a  verschen  Alizii 
Alizia  Alissa  bei  R.  de  Diceto  I  342,  Gerv.  v.  Canterbury  ed.  Stubbs  II  381, 
sogar  Alesia.  So  nennt  wenigstens  Benedict  von  Pelerborough  gewöhnlich 
die  Schwester  Philipp  Augusts,  Alice,  die  mit  Richard  Lowenhcrz  verlobt 
war;  vgl.  II  29,  66,  70  fl'.  —  Neben  Aeliz  etc.  entstand  aus  Adalaidis  der  prov. 
gleichfalls  sehr  häufige  Name  Adalais  Azalais,  auch  Aladais  A/azais.  Letztere 
F"orm  tritt  schon  früh  auf;  s.  Bartsch  Chrest.  7,12,  21.  31  In  De  Cltales  la 
vescomtal  ist  vescomtal  schwerlich  als  Substantiv  zu  fassen  ..Vizgrälin",  son- 
dern als  Adjektiv  ■=■  fr.  vicomtal  „vizgräflich"  (vgl.  comtal  ,, gräflich"  A  I 
{23),  15).     Die   ,,Vizgräfliche    von  Chalais"  ist  der  Bedeutung  nach   freilich   so 


208  BESPRECHUNGEN.      H.  ANDRESEN, 

viel  wie  die  „Vizgräfin  von  Chalais".  —  37  1.  dara'n;  vgl.  Chabaneau  IV  I 
p.  605.  —  39  war  die  Aenderung  von  per  totz  in  per  tot  nicht  nötig.  —  4I. 
Audiart  ist  nicht  =  Hildegard,  wie  Thomas- angiebt,  sondern  ==  Aldigärt 
(Foerstemann  I  49).  Letzterer  Name  wird ,  wie  so  mancher  andere  altd.,  als 
Masculinum  und  Femininum  gebraucht  und  so  erklärt  es  sich  wohl  auch,  dafs 
Raimon  von  Miraval  und  sein  Gönner  sich  Audiart  nannten ;  s.  Diez  L.  und 
W.  d.  Tr.  380.  Gewöhnlich  ist  Audiart  freilich  Frauenname;  so  auch  bei  P.  Vi- 
dal  46,46  (s.  Bartsch  LXII)  und  Ponz  von  Capdolh  ed.  Napolski  S.  19  und 
27.  —  43  Quelh  estai  gen  liazos  heifst  „denn  Kleidung  (oder  Putz,  eig. 
Binden,  Schnüren)  steht  ihr  gut".  So  Chabaneau  IV  i  p.  605,  der  zwei  Stellen 
anführt,  wo  se  aar  mit  ,,sich  kleiden"  wiederzugeben  ist.  Vgl.  auch  Revue 
d.  1.  r.  III  n  (1884)  p.  227.  —  57  gran  ,,Gröfse".  So  schon  Suchier  und 
Chabaneau  IV  l  p.  606;  vgl.  Zeile  13  der  razo.  —  60  1.  besser  mit  Suchier  E 
nos  camhia   nis  muda.     So  drei  Hss. 

IV  (20).     V.  3  ist    dorn  (=  do  ?ni),    wie    Thomas    mit    JKd    liest,    die 
bessere  Lesart.  —  11   ist  nicht  ersichtlich ,    warum  Thomas  Lemozin    (Limou- 
siner) —  es  handelt  sich  um  den  Vokativ  —  in  Lemozis  verändert  hat.     Auch 
noi  16  konnte  bleiben  und  ama'ti  22.  —   V.  28  ist,   wie  schon  Tobler  bemerkt, 
ein  Semikolon  zu  setzen,  während  nach  29  jede  Interpunktion  entbehrt  werden 
kann.  —  29  braucht  no7i  nicht  als  no'n  gefafst  zu  werden.  —  Die  verdächtige 
Lesart  bei  Stimming  41   Guilhelms  e  Bertrans  fai  saher  hat  Thomas  dadurch 
in  glücklicher  Weise  beseitigt,  dafs  er  S.  157  einen  Wilhebnus  Bertrandi  aus 
einer  Urkunde    von    Dalon    als    Sohn   des   Geraldus    de  Born   nachweist.     Er 
liest    darum  41    Guilhelme  Bertran  fai  saber.     Ebenso    wie    neben    e/m    die 
Form    elme    (A  XXV  =  Stimming    5,  23,    Bartsch,    Chrest.  33,21,    Daurel  e 
Beton  1326)  ist  neben   Guilhelm  ebenso  wohl    Guilhelme  im  Prov.  üblich,  wie 
uns     am    besten    die  Albigenserchronik    lehren  kann ;    s.  das  Register  II  492. 
Der  Name  ist  hier  meist  nicht  ausgeschrieben,  doch  s.  z.  B.  V.  3053,  3931.  — 
Demgemäfs  setzt  Thomas  auch  V.  49  Guilhelme.  —  43  Stimming:  E  qui  pros 
er  esforss'en  se,    Thomas ;    E  qui  pros  es  esforseti  se.      Die  Aenderung  von 
er  in  es  scheint  nicht  ratsam:   esforsen  se  ist  wohl  Druckfehler  für  esforse'n 
se.    —    46    hat  Thomas     die  Konjektur  Toblers    in    den  Text    aufgenommen. 
Die    fünfte  Strophe   ist   um    zwei  Zeilen    kürzer    als    die  vorhergehenden.     Es 
fragt    sich    jedoch  ob  etwas  fehlt,    wie  dies  Chabaneau  IV  i  p.  605  annimmt. 
V  {38).     Bei  den  Namen  Maeuz  [Maeutz)  und   Tibors  kennen  die  razos 
nur  diese  Formen,  die  zugleich  im  c.  obl.  gebraucht  werden.    Thomas,  der  auch 
sonst  eine  etwas  genauere  Nominalflexion  durchgeführt  hat,  setzt,  wo  es  sich 
um  einen  c.  obl.  handelt,  Maeut,  Tiborc;  so  Zeile  2,  8,  27,  28 ;  5,  25,  26.     Über 
den  letzteren    Namen    (deutschen  Ursprungs)    s.  die  lehrreichen   Bemerkungen 
von  Schultz  zu  seinen  prov.  Dichterinnen  S.  13. —  Zeile  2  hat  Thomas  esditz 
bei   Stimming  in  esconditz  verändert,    dsgl.  9  esdich    in    escondit.     Allein    die 
handschriftliche    Lesart   ist    schwerlich    anzutasten,     esdig    heifst    „Widerruf" 
(s.  Bartsch  Chrest.  94,34  und  Raynouard  1.  r.  3,56)  und  diese  Bedeutung  pafst 
sehr  gut.    —    Zeile  6  ist  das  e  vor  de  valor    nicht  zu  unterdrücken.    —    8  1. 
E'n  Bertrans.  —    lo  degnes    wohl  Druckfehler    für  degues,    dsgl.   13  alegre 
für  alegra.  —  23  a  mantener  e  a  far  lo  concordi  auf  Grund  von  F  ist  offen- 
bar besser  als  was  Stimming  hat:  a  matitener  a  far  lo  concordi.  —  25   und   26 
konnte  das  Futurum  bleiben:  amara,  servira,  während  26  in  der  That  era  (F) 


A.  THOMAS,    HERTRAN   DE  HÖRN.  20y 

besser  ist  als  er.  —  27  hat  Stiniming  (29)  E  nui  domna  na  Tibors,  Thomas 
E  madomna  Tibors;  33  Stimming  (36)  e  la  promession  qii'ella  avia  faicit  ad 
el,  Thomas  e  la  promessio  (ju'e/a  avia  faita  ad  el.  Hier  ist  allerdings  an- 
zunehmen, (.lafs  der  Schreiber  von  den  beiden  aufeinanderfolgenden  a  in  faita 
ad  eins  ausgelassen  hat.  —  36  Slimming  (39)  Don  ßertrans  de  Born  fetz. 
Thomas  Don  Bertrans  fetz,  39  Slimming  {43)  dis,  Thomas  ditz.  Der  Schlufs 
der  razo  ist  nicht  mit  abgedruckt  worden,  wiewohl  er  doch  zu  dem  Lied  ge- 
hört {von  V.  34  an).  Hier  ist  gazanhs  Zeile  48  eine  sehr  gute  Ergänzung  von 
Stiniming.  —  V.  3  des  Liedes  ist  D'tai,  wie  Thomas  mit  fünf  Hss.  liest, 
sicher  die  beste  der  in  Frage  kommenden  Lesarten.  —  39 — 40  hat  Thomas 
der  von  Tobler  empfohlenen  Conjectur  den  Vorzug  gegeben :  E  vei  los  totz 
temps  garnitz  Coina  Vivian  d'estors.  Unter  der  hier  genannten  Persönlichkeil 
versteht  er  den  aus  Guill.  d'Orange  bekannten  Helden.'  Indessen  macht  Cha- 
baneau  IV  2  p.  206  darauf  aufmerksam,  dafs  die  meisten  Hss.  de  cors  haben. 
Vielleicht  ist  auch  hier  der  A  III  (33)  19  genannte  Vivian  oder  Vezian  von 
Lomagne  gemeint  (an  diesen  denkt  auch  Chabaneau  IV  i  p.  610)  und  in  cors 
steckt  ein  Ortsname.  Etwa  Cours  im  Arr.  Agen.-*  —  Zu  63  bemerkt  Cha- 
baneau IV  2  p.  206  richtig,  dafs  frezir  bei  Slimming  und  Thomas  irrtümlicher 
Weise  mit  „verringern"  übersetzt  sei;  es  heilst  jedoch  ,, erkalten"  (vgl.  Ray- 
nouard,  1.  r.  3,390).  —  75 — 76  ist  die  Lesart  von  Stiniming  zu  bewahren : 
Mas  eis  non  estrenh  correis,  Sol  c^ab  eis  s'en  an  Vargens  ,,aber  sie  drückt 
kein  Riemen,  wenn  nur  das  Geld  mit  ihnen  geht".  Das  Drücken  des  Riemens 
ertragen  sie  gern ,  wenn  nur  das  Geld  bei  ihnen  bleibt.  Chabaneau  IV  2 
p.  206  hält  dafür,  dafs  in  beiden  Versen  el  zu  lesen,  non  =  «0'«  zu  fassen 
und  zu  übersetzen  sei  „aber  er  zieht  darum  seinen  Gürtel  nicht  fesler  an", 
d.  h,  es  bekümmert  ihn  nicht.  Diese  Aenderung  scheint  mir  nicht  das  Rich- 
tige zu  Ireflen ,  wenn  auch  gegen  die  Erklärung  nichts  einzuwenden  ist.  — 
77  brauchte  s^en  nicht  in  en  verändert  zu  werden,  ebensowenig  81  der  Singular 
befag  in  den  Plural  befaitz.  —  Stimmings  Anmerkung  zu  V.  88  hat  Thomas 
wohl  übersehen ,  da  er  sonst  schwerlich  fesson  in  fezes  verwandelt  hätte. 
"Wegen  der  Sache  vgl.  auch  Levy  in  der  Revue  d.  1.  rom.  III  7  (1882)  p.  286 
und  IV  I  (1887)  p.  423.  —  89  zu  dem  Namen  Tempra  s.  zu  A  I  (23),  2.  — 
93  haben  die  Hss.  Papiol  ses  tan  arditz,  wofür  Slimming  setzt  Papiols,-  s'est 
ta?t  arditz,  Thomas  Papiols  s^es  tan  arditz.  Die  Form  es  als  2.  Sing,  kommt 
zwar  vor,  allein  es  liegt  auf  der  Hand,  dafs  von  den  beiden  unmittelbar  auf- 
einanderfolgenden t  sehr  leicht  eins  vom  Schreiber  vergessen  worden  sein 
kann  und  darum  zu  lesen  ist :  Papiols,  s'esftj  tan  arditz. 

VI  (19).  Die  razo  Z.  3  nennt  die  Fürstin  Eleina  (so  steht  bei  Stimniint; ; 
Thomas:  Elena)  oflenbar  nach  dem  Lied  selber  V.  7. — 5  1.  E'n  Richariz. 
C  Slimming:  si  l'aissis  lofic  temps  sa  seror  ist  nicht  recht  verständlich.  Tho- 
mas liest :  si  l'assis  lonc  sa  seror  „und  setzte  ihn  neben  seine  Schwester, 
liefs  ihn  zur  Seite  seiner  Schwester  Platz  nehmen."  Diese  Emendalion  läfst 
nichts  zu  wünschen  übrig  und  ist  um  so  besser  als  J  lonor  hat,  das  oflenbar 
aus  lonc  verderbt  ist,  ferner  aber  die  Stelle  so  genau  mit  dem  stimmt  was  im 


*  Sicher  ist  dieser,  wie  beiläufig  bemerkt  wenien  mag,  gemeint  bei  Arn. 
Daniel  ed.  Cancllo  XII  i  ", :         '••■   Anm. 

Zeluohr.  f.  rom.  P1UI.XJ.V.  14 


2  10  15ESPKECHUNÜEN.     H.  ANDKESEN, 

Lied  V.  27  bericlitel  wird :  E  tnos  senher  m^ac  pres  de  leis  ussis.  Zu  dem 
Ausdruck  vgl.  Peire  Rogier  ed.  Appel  2,46  (S.  43)  St  uns  s'i  prezenta,  Quel 
denk  lonc  se  assire,  Ges  no  m''espaue7ita.  — -9  Stimming  e  Valens,  Thomas 
e  tan  Valens.  Diese  Aenderung  war  kaum  nötig.  —  10  fehlt  bei  Thomas 
fort  vor  per  pagatz.  —  13  (Stimming  15)  setzt  Thomas  mit  F  dias.  —  Vers  7 
des  Liedes  wegen  Lana  s.  zu  V.  9  des  folgenden  Gedichtes.  —  In  der  ersten 
Zeile  der  dritten  Strophe  fallt  es  auf,  dafs  hier  nicht  die  vierte  Silbe  auf  ar 
ausgeht,  wie  in  der  ersten  Zeile  der  übrigen  Strophen:  disnar  :  sahidar  : 
esgar  :  parlar.  Letztere  Übereinstimmung  kann  kaum  ein  Zufall  sein.  —  Zu 
V.  31  E  de  solatz  ?ni  sembiet  Catalana  hat  schon  Stimming  auf  einige  weitere 
Stellen  verwiesen,  wo  gleichfalls  die  feinen  Umgangsformen  der  Catalanen  mit 
Lob  bedacht  werden.  Vgl.  noch  Chabaneau  IV  2  p.  206  und  Klein ,  Mönch 
von  Montaudon  S.  40.  —  V.  32  ^  d'acolhir  de  Fanjau  steht  Fanjau  nach 
Thomas  blofs  des  Reimes  wegen ,  während  Chabaneau  IV  i  p.  607  darin  eine 
Anspielung  auf  ein  Stück  bei  P.  Vidal  (Bartsch  S.  22)  sieht.  Gemeint  ist  die 
in  Languedoc  nicht  weit  nordöstlich  bei  Mirepoix  gelegene  kleine  Stadt  Fan- 
jaux  oder  Fanjeaux.  Die  Yoxxd  Fanjau  bei  Bertran  ist  ungenau;  die  richtige 
lautet  Fanjaus  (lat.  Fanum  Jovis;  vgl.  dijous  =  dies  Jovis).  Der  Ort  kommt 
öfter  in  der  Albigen serchronik  vor:  781,  1959,  2000,  215 1.  —  41.  Mit  dem 
Verstecknamen  na  Majer  (=  major  „gröfser,  vorzüglicher")  läfst  sich  der 
Versteckname  en  Plus  Lejal  vergleichen  bei  Ponz  v.  Capdolh  ed.  Napolski 
p.  67  und  Folquet  v.  Marseille  (Bartsch  Chrest.  124,  25),  ebenfalls  ein  Com- 
parativ.  Möglicher  Weise  haben  wir  mit  Stimming  S.  23  in  Majer  eine  An- 
spielung auf  den  Namen  Maeuz  =  Alathilde  —  so  hiefs  die  Fürstin  — 
zu  sehen. 

VII  (.9).  V.  9  schreibt  Stimming  Una  gaja,  lisa  Lena,  Thomas  Una 
gaja,  lisa,  lena,  fafst  also  lena  nicht  als  Helena,  sondern  als  Femininum  von 
len  {lenis)  auf.  Stellen  wie  Gienf  e  fresca,  blanca  e  lena  und  Estrenha 
vas  me  Son  cors  blanc,  gras  e  le ,  beide  von  Raynouard  im  1.  r.  unter  len 
angeführt,  könnten  die  letztere  Erklärung  als  die  einzig  richtige  erscheinen 
lassen.  Bei  dieser  Annahme  wird  man  jedoch  durch  das  na  Lana  in  dem 
eben  behandelten  gleichfalls  an  Mathilde  gerichteten  Liede  (V.  7)  in  grofse 
Verlegenheit  gebracht.  Dies  kann  kaum  etwas  Anderes  sein  als  eine  dem  Reim 
zu  Liebe  vorgenommene  Aenderung  von  Letta.  Da  auch  die  razo  zu  dem  letztern 
Gedichte  die  Fürstin ,  wie  wir  sahen ,  Eleina  nennt ,  so  wird  Stimmings  Er- 
klärung (S.  249)  wohl  die  richtige  sein.  Dies  wird  auch  Thomas  später  em- 
pfunden haben,  denn  im  Glossar  wird  nicht  nur  Lana,  sondern  auch  Lena 
als  Personenname  aufgeführt.  Aehnliche  Freiheiten  dem  Reim  zu  Liebe  be- 
gegnen ja  auch  sonst.  Vgl.  Suchier  Denkmäler  S.  535,  Schultz,  prov.  Dich- 
terinnen S.  32  zu  I  42.  cric  für  crec  steht  Bartsch  Chrest.  68,14,  vist  für  vest 
ebd.  erste  Ausgabe  66,50.  Vor  Allem  aber  ist  zu  bedenken ,  dafs  Bertran 
auch  sonst  mit  Namen  ziemlich  frei  verfährt:  IVoja  =  Troyes  A  XXI  {17), 
36,  ebenso  geschrieben  wie  die  Stadt  des  Priamos  ebd.  33;  Susest  :=  ?>visse\, 
Cans  =  Caen  XXIII  (5)  54  bzw.  58;  Corozana  =  Khorassan  B  VI  (i9),39.  Auch 
der  Name  der  Stadt  Arras  kommt  einmal  in  der  Form  Arrat  vor  A  V  {ü), 
41  statt  des  richtigen  Arratz  XIII  [U)  19.  Vgl.  Thomas  S.  21;  s.  auch  Ar- 
gentos  weiter  unten  Vers  31. —  Übrigens  gestattet  sich  Bertran  nicht  nur,  was 
Namen  anlangt,    sondern    auch  sonst  dem  Reim  zu  Liebe    mannigfache  Frei- 


A.THOMAS,    ISKKIKAN   DK  BORN.  211 

heilen.  So  seui  er  retena  24  des  vorliegenden  Gedichtes  statt  retenha  A  VI 
(5Ö)  25,  39.  An  mehreren  Stellen  ist  /  dem  Reim  zu  Liebe  abgefallen,  wie  in 
</r«^»  A  XIII  (/i),  13,  XVI  (.V/),  6,  43,  esplei,  destrei  ebd.  12  bezw.  19,  au 
B  VI  (i.'')  22  statt  Jifit.  espleit,  destreit,  auf.  Solche  Formen  erlaubt  sich 
auch  der  Mönch  von  Montaudon  im  Reim ,  worauf  schon  Suchier  im  Eberl- 
Lemckeschen  Jahrbuch  XIII  (1874)  S.  341  aufmerksam  machte.  Vgl.  die  Aus- 
gabe von  Klein  2,6;  5,18  und  23.  Ebenso  finden  wir  im  Reim  Abfall  des  ,v 
in  Fanjau  B  VI  (19),  32,  Alansei  für  Manseis  (gewöhnlich  Mances,  z.  B.  im 
G.  de  Rouss.  bei  Bartsch  Chrest.  36,3,  37,33  oAcx  Mancel  bei  Bertran  A  XI V= 
Stimming  34,42,  neufran/.  Manceaux)  A  XVI  (ßl),  26 ;  Orlei  für  Orleis  (sonst 
Orlhes,  gleichfalls  im  Gir.  de  Rouss.  bei  Bartsch  44,22  aus  Orlie(n)s)  ebd.  33, 
Francei  für  Franceis  aus  Frances,  ebd.  39,  Valei  für  Valeis  aus  Vales  ( Va- 
densis)  ebd.  44.  In  den  zuletzt  genannten  Fällen  ist  also  zugleich  e  zu  ei 
den  Reim  zu  Liebe  erweitert;  ebenso  in  sei  ebd.  18  und  mercei  },\,  wie  auch 
in  rei  A  X  {20),  8.  Vgl.  Stimming  zu  der  letzteren  Stelle,  wo  solche  Formen 
auch  bei  andern  Dichtern  nachgewiesen  werden,  ferner  Bartsch  Ztschr.  II  136 
und  Hofmeister,  spr.  Unters,  der  Reime  B.  v.  Vent.  (bei  Stengel  a.  a.  O.X)  S.  27 
und  28.  Aus  demselben  Grunde  gestattet  sich  Bertran  zuweilen  Auflösung  des 
auslautenden  /,  so  B  VI  (7.9)  in  ostau,  cabau,  rejau,  emperiau,  cristau  statt  ostal, 
cabal  etc.,  und  vor  Flexions-J  A  XXV  (.5)  in  taus,  caus,  tretaus,  venaus, 
maus,  aitaus  und  ebd.  XII  (.3.0)  in  cavaus,  vassaus,  coraus,  Fontebraus, 
rejaus,  maus  statt  tals,  cals  etc.;  s.  Stimming  zu  19,2.  Solcher  Formen  be- 
dienen sich  auch  Raim.  v.  Mirav.  (Bartsch  Chr.  149,20)  und  Jaufre  Rudel  ed. 
Stimming  III.' —  Es  ist  femer  /  dem  Reim  zu  Liebe  abgefallen  in  trepei  A  XVI 
(.^1)  >3  (vgl.  casla  fiir  caslar  bei  Meyer,  Recueil  174,5).  —  Nicht  selten  ge- 
braucht Bertran  französische  Formen  und  Endungen:  laje  C  I  (7),  9,  apaje  il, 
ent^uatge  25,  Frederis,  Enris  A  XXIV  (8)  49,  51,  enenii  XXII  {4),  23  (sehr 
auffallend:  amic  ni  enemi);  di  ebd.  37,  pais  XVII  (ii),  40,  50,  gas  XXVII 
(IH),  10,  estor  C  II  (//),  33  statt  laja,  apaj'a,  enguatja,  Frederics,  Enrics, 
emmic,  die,  patz,  gaps,  estorn.  Ferner  findet  sich  auch  complia  statt  com- 
plida  B  VII  (.9),  25.  Mehrere  dieser  Formen  hat  bereits  Suchier  zu  18,  20 
aufgeführt;  s.  auch  letzteren  im  Ebert-Lemckeschen  Jahrbuch  XIV  307,  wo  er 
vire  für  vira  als  bei  B.  v.  Vent.  im  Reim  auftretend  nachweist.  Auch  ver- 
zeichnet Stimming  zu  7,25  dieselbe  Form  bei  Folq.  de  Rom.,  dsgl.  ebd.  sal- 
vatge  für  salvatja  bei  Alb.  de  Sist.  —  Von  Thomas  S.  25  mit  Recht  als 
französisch  bezeichnet  ist  auch  poissan  A  VI  (2G),  36  und  XXIII  (.!>')  50,  wo- 
mit sich  valhans  in  der  Albigenserchronik  6121  vergleichen  läfst.  —  Die  gleich- 
falls frz.  Formen  (s.  P.  Meyer,  Flamenca  S.  260  zu  6617  und  Daurcl  et  Beton 
S.  XLI) /«/iV,  retenir,  mantenir  treten  bei  Bertran  de  Born  nicht  auf,  obwohl 
gerade  diese  von  anderen  prov.  Dichtern  öfter  im  Reim  gebraucht  werden,  z.  B. 
von  Guilh.  Anelicr  (s.  Ztschr.  II  131),  Malfrc  Ermengaud  (s.  ebd.  VII  406),  Arn. 

•  Wie  der  Herausgeber  zu  dem  letzteren  Gedicht  S.  36  anmerkt,  sind  diese 
Formen  den  Leys  zufolge  gascognisch.  Dialektisch  sind  auch  die  Perfektformen 
auf  c  statt  /  (vgl.  l'aul  Meyer  zu  Daurcl  et  Beton  LXIII),  die  manche  Dichter 
sich  gleichfalls  im  Reim  zu  Nutze  machen;  s.  Bartsch,  Denkmäler  S.  325  zu 
82,4,  dessen  Chrest.  261,39,  Ponz  de  Capdolh  ed.  Napolski  XXIII  26,  Revue 
des  langues  romanes  III  7  (1882),  p.  279;  Schultz,  prov.  Dichterinnen  8,1 
Vers  28  (S.  23). 

14* 


212  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

Daniel  III  15  [tejiei-  XVII  46),  Ponz  von  Capdolh  XXVII  21  und  41  {teuer  IV 
51).  Weitere  Belege  bei  Fichte,  der  Infinitiv  im  Prov.  S.  16.'  Als  Doppelt 
formen  (vgl.  Bartsch,  P.  Vidal  LXXVIII,  Hofmeister  a.  a.  O.)  sind  anzusehen 
paes  C.  VIII  (45),  43  —  pais  B.  VI  [19),  19.  Ebenso  gebraucht  der  Dichter 
der  Albigenserchronik  je  nach  Bedürfnis  des  Reimes  sowohl  ases,  mes,  promes 
als  auch  asis,  tnis,  promis,  s.  P.  Meyer  ebd.  II  p.  CIX,  ferner  Jaufre  Rudel 
in  demselben  Gedichte  (V)  platz  und  plai,  jenes  V.  21,  dieses  V.  45;  ja  Ponz 
V.  Capdolh  sogar  in  der  nämlichen  Strophe  dir  und  dire:  XXVII  23  bzw. 
34.  —  9  lisa  braucht  nicht  auf  geistige  Vorzüge  zu  gehen,  wie  Stimming  an- 
nimmt, sondern  heifst  ebenso  wie  in  dem  zuletzt  betrachteten  Liede  V.  35 
„weich,  glatt,  fein".  —  12  dijous  de  la  Cena  auch  im  Gir.  de  Rouss.  (bei 
Bartsch,  Chrest.  44,21).  Vgl.  auch  Godefroy. —  20 — 21  hat  Thomas  der  Lesart 
von  CET  den  Vorzug  geben  zu  müssen  geglaubt:  Mais  il  es  sobre  lor  mais 
Que  non  es  aurs  sobr^arena,  und  auch  22  das  Qu^eu  bei  Stimming  durch  E, 
wie  mehrere  Handschriften  haben,  ersetzt.  Bedenklicher  ist  es ,  einer  Lesart 
zu  folgen,  die  nur  von  einer  einzigen  Hs.  vertreten  ist,  wie  Thomas  es  32 
gethan  hat,  zumal  die,  von  Stimming  bleiben  konnte,  wenn  mal  =  ma  (mai) 
lo  auch  wohl  im  Ganzen  selten  vorkommen  mag.^  —  24  Stimming  und  Tho- 
mas: Ses  cuidar  que  notji  retena.  Besser  mit  Tobler  auf  Grund  dreier  Hss. 
Ses  cuidar  qii'ellam  retena.  —  31  ist  unter  Ar  gentos  die  Stadt  zu  verstehen, 
die  jetzt  Argentan  heifst,  im  südlichen  Teil  der  Normandie  an  der  Orne  gelegen. 
Hier  hielt  sich  die  Herzogin  Mathilde  vom  Sommer  I182  an  längere  Zeit 
auf.-*  Die  Form  Arge?itos  befremdet,  nicht  wegen  des  o,  da  die  ältere  Form 
Argento7i  [Argentotniim)  heifst,  aber  wegen  des  s.  Wahrscheinlich  hat  der 
Reim  auf  die  Anwendung  dieser  Form  Argentos  eingewirkt.  —  36  De  la 
Saissdm  defendia  ,,der  Sächsin  schützte  mich".  —  38  hat  Thomas  ni  für  «?'«, 
41  Anz  statt  E  in  den  Text  gesetzt.  Ersteres  bieten  zwar  vier,  letzteres 
zwei  Handschriften,  allein  an  beiden  Stellen  war  eine  Aenderung  nicht 
geboten.  —  48  empfiehlt  es  sich  mit  Chäbaneau  IV  2  p.  207  zu  lesen: 
Totz  lo  7nons  en  gensaria.  Weniger  gut  Stimming :  Totz  lo  nionz  n^agen- 
saria,  denn  der  Dichter  wird  das  Verbum  gensar,  das  schon  41  vorkommt, 
auch  hier  gebraucht  haben ;  noch  weniger  gut  Thomas :  Tot  lo  mon  en  gen- 
saria. —  63  konnte  apensos  bleiben.  —  61 — 65  sind  schwerlich,  wie  Chä- 
baneau IV  I  p.  605  vermutet,    der   Anfang    einer    sechsten    unvollständig    er- 


1  Anders  verhält  es  sich  mit  manir  bei  Ponz  v.  Capdolh  III  35,  rema- 
nir  bei  Levy,  Revue  d.  1.  rom.  IV  i  (1887),  433,  denn  diese  Formen  sind 
weder  frz.  noch  prov. 

2  In  der  Schrift  von  Hengesbach,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Inclination 
im  Prov.  wird  (S.  14)  aufser  der  vorliegenden  nur  noch  die  Stelle  aus  A.  Da- 
niel IX  45  der  Ausgabe  von  Canello  angeführt :  Mal  cors  ferms  fortz  Mi  fai 
cobrir  Mains  vers. 

3  Sie  war  ihrem  Gatten  Heinrich  dem  Löwen  gefolgt ,  als  dieser,  von 
Friedrich  Barbarossa  zur  Verbannung  verurteilt,  sich  nach  der  Normandie 
zu  seinem  Schwiegervater  Heinrich  IL  von  England  begab.  Der  Herzog 
selbst  unternahm  kurze  Zeit  nach  seiner  Ankunft  daselbst  eine  Wallfahrt  nach 
Santiago,  war  jedoch  schon  am  ersten  Weihnachtstage  1182,  als  Heinrich  II. 
Hof  in  Caen  hielt,  dort  wieder  zugegen.  Vgl.  Ben.  von  Peterborough  I  291. 
Mathilde  starb  schon  1189,  in  demselben  Jahre  wie  ihr  Vater,  erst  einige 
drcifsig  Jahre  alt.     S.  ebd.  II  72. 


A.  THOMAS,  BERTRAN  DE  KORN.  2  13 

haltenen  Strophe.  Das  Lied  schliefst  mit  diesen  Versen  wenigstens  gut  ab, 
obwohl  andererseits  freilich  zu  bedenken  ist,  dafs  sie  nur  in  C  und  E,  in 
letzlerer  Hs.  verslümmelt,  erhalten  sind. 

C  I  (?).  Mit  diesem  Gedichte  läfst  sich  Lied  6  des  Mönches  von  Mon- 
taudon  vergleichen ;  s.  Klein  in  seiner  Ausgabe  S.  47.  —  V.  3  folgt  Thomas 
M,  allein  der  Text  bei  Stimming  (C)  ist  vorzuziehen,  da  das  Verbum  laüsar 
>chon  in  der  vorhergehenden  Zeile  steht.  Dagegen  hat  Thomas  mit  Recht  5 
.iiipncs  in  den  Text  gesetzt.  —  V.  4  hat  C  aitans  d^efans  und  dies  konnte 
bleiben,  wie  Tobler  bemerkt.  —  8  bes,  wie  M  hat,  ist  die  bessere  Lesart. 
Vgl.  Chabaneau  IV  l  p.  605.  —  9  ist  auf  Grund  von  Toblers  trefflicher  Emen- 
dation  (so  auch  Chabaneau  IV  2  p.  207),  die  Thomas  mit  Unrecht  verlassen 
und  durch  eine  fast  unmögliche  Lesar  verdrängt  hat,  zu  lesen :  pux  c^a  pel  laje. 
Letzteres  steht  dem  Reim  zu  Liebe  für  laja,  wie  1 1  s'apaje  für  s'apaja  und 
25  enguatge  statt  enguatja ,  wie  Stimming  bemerkt,  der  noch  ähnliche  Be- 
lege namhaft  macht.  S.  weiter  oben  S.  211.  Der  Vers  lautet  auf  Grund  von 
M  (Suchier):  Per  vielha  tenc  domna  pus  c'a  pel  laje.  —  Chabaneau  IV  2 
p.  207  vermutet  dafs  der  Sinn  von  Vers  13  Vielha  la  tenc,  s^ama  dinz  son 
castel  sei:  wenn  sie  ihren  Gatten  liebt.  Vielleicht  will  der  Dichter  sagen: 
wenn  sie  sich  von  der  Gesellschaft  abschliefst  und  für  sich  lebt,  um  ungestört 
ler  Liebe  zu  fröhnen.  Die  gute  Sitte  verlangt,  dafs  sie  sich  zuweilen  zeige. 
—  14.  Das  Femininum  faitilha  verzeichnet  Diez  E,  W.  135  und  Gr.  II  331.  — 
Nach  devinar  23  ist  ein  Komma  zu  setzen.  Es  bedeutet  hier  „verläumden 
(so  Stimming),  schlecht  machen,  klatschen".  Diese  Bedeutung  findet  sich  bei 
Thomas  im  Glossar  nicht  angegeben.  —  27,  29,  31  wird  Joves  se  te,  wie 
Thomas  hat,  das  Richtige  sein.  C  hat  auch  so  an  den  beiden  ersten  Stellen. 
Dagegen  ist  nicht  ersichtlich,  warum  Thomas  28  E  es  joves  in  E  joves  es 
verändert  und  doch  26  und  32  die  ursprüngliche  Lesart  E  es  joves  bewahrt 
hat.  Mit  Recht  nimmt  er  dagegen  39  die  Lesart  von  M  auf,  die  schon 
Suchier  als  bessere  empfahl.  —  41  Stimming:  Mon  sirventesc  pbrV  e  vielh  e 
novelh ,  Thomas :  Mon  sirventesc  porta  vielh  e  novelh.  Vielleicht  verdient 
Toblers  Conjectur  den  Vorzug:  Mon  sirventesc  port  de  vielh  e  novelh.  —  42 
macht  Thomas  auf  die  Vermutung  Canello's  aufmerksam,  dafs  hier  mit  dem 
Spielmann  Arnaut  der  Troubadour  Arnaut  Daniel  gemeint  sein  könnte.'  — 
44  Stimming  :  Qu'ab  thezaur  jove  pot  [bonj  pretz  guazanhar,  Thomas  :  Qu'ab 
tesaur  pot  jove  pretz  gazanhar.  Die  letztere  Lesart  ist  jedenfalls  abzu- 
weisen, da  thezaur  jove  beibehalten  werden  mufs,  weil  es  einen  Gegensalz  zu 
thezaur  vielh  der  vorhergehenden  Zeile  bildet.  Vielleicht:  Qti'ab  thezaur 
jove  pogra  pretz  guazanhar. 

II  (//).  Die  Abweichungen  beider  Texte  sind  in  diesem  Gedichte  nur 
unbedeutend.  V.  9  liest  Thomas  auf  Grund  mehrerer  Handschriften  per  cam- 
panha,  34  maintz  vassals.  An  der  letzteren  Stelle  ist  der  Plural  offenbar 
besser  am  Platze  :  E  maintz  vassals  ensems  ferir.  Stimming  :  per  campanhas, 
maint  vassal.  —  '  5  -^  platz  mi  en  mon  coratge  ist  der  Vokal  von  mi  zu 
elidieren  ,  wenn  der  Vers  zu  Stande  kommen  soll.  —  32  1.  Escutz  (Druck- 
fehler). —  Die  nur  in  wenigen  Handschriften  enthaltene  sechste  Strophe  bei 
Stimming  druckt  Thomas  nicht  mit  ab,  auffallender  Weise  jedoch,  obwohl  er 
CS  selber  für  unecht  hält,  das  zweite  Geleit,  das  nur  T  bietet.  —  Statt  guer- 
rejiitz  53    sollte    m:in ,    wie    Thnm:is    tin<l    Chabaneau    IV  2  p.  207    bemerken. 


2  14  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

den  Conjunctiv  guerrejetz  erwarten.     Chabaneau  conjiciert    darum:  no  guerr^ 
ajatz. 

III  [16).  V.  7.  Stall  geh,  wie  Stimming  und  Thomas  schreiben,  hat  die 
einzige  Hs.,  die  das  Lied  bietet,  ges.  Allein  bereits  Raynouard  1.  r.  3,451  las 
gel.  —  12  asiata  „Wohnung".  So  Thomas  und  Chabaneau  IV  i  p.  6ü6.  Vgl. 
assiete  de  manoir  bei  Godefroy.  —  14  lata  von  Thomas  gewifs  richtig  er- 
klärt als  „Latte,  die  als  Einfriedigung  dient". —  17  hat  Thomas  die  schon  von 
Suchier  und  Chabaneau  (Revue  d.  1.  r.  III  2  p.  86  und  IV  l  p.  606)  in  Schutz 
genommene  Lesart  der  Hs.  mit  Recht  beibehalten.  Wie  letzterer  bemerkt, 
stellt  der  Dichter  hier  die  beiden  Söhne  des  Grafen  Elias  V.  von  Perigord 
einander  gegenüber.  —  23  ist  E  fatz  o  quofna  esparviers  die  richtige  bereits 
von  Tobler  empfohlene  Lesart.  —  25  ist  die  handschriftliche  Lesart  wieder- 
herzustellen :  Mas  ieu  con  sahus  aßcat  Desqu'en  lä  rota  m'dbata  Non  auria 
mit  ans  camjat  Qu' ieu  sivals  tot  Jörn  not  glata,  wörtlich  „aber  ich  wie  ein 
beharrlicher  Spürhund  würde ,  sobald  ich  mich  in  die  Rotte  stürze ,  nicht 
tausend  Jahre  gewechselt  haben ,  dafs  ich  dabei  nicht  wenigstens  allezeit 
kläffte".  Der  Dichter  vergleicht  sich  hier  in  einem  anschaulichen  Bilde  mit 
einem  eifrigen  Spürhund ,  der,  wenn  er  einmal  losgekoppelt  ist ,  sich  durch 
nichts  von  der  Spur  des  Wildes  abbringen  läfst,  und  stellt  sich  in  einen 
Gegensatz  zu  dem  bald  schlaff'  werdenden  Tempra,  den  er  mit  einem  leicht 
ermüdenden  Sperber  vergleicht.  Er  selbst  ist  so  zähe,  dafs  er  auch  wenn  er 
schon  tausendmal  den  Jahreswechsel  erlebt  hätte,  wenigstens  durch  Kläffen 
noch  anzeigen  würde,  dafs  er  noch  nicht  abgestumpft  sei.  —  Wegen  sahus 
=:it.  segugio  (Diez  E.  W.  290,  dazu  Baist  Ztschr.  VI  427),  altfr.  seuz  (Constans, 
ehrest.  S.  348)  s.  Ztschr.  XII  265,  Romania  XVII  625.  —  29 — 31.  Auf  das 
Wortspiel  zwischen  Lüuckata  {='Leuca\.e  inNieder-Languedoc,  im  heutigen  Dep. 
Aude)  und  Datniata  (=  Damiatte  in  Ober-Languedoc ,  einige  Meilen  westlich 
von  Castres)  haben  schon  Suchier  und  Chabaneau  (Revue  des  langues  romanes 
III  3  p.  281  sowie  auch  IV  i  p.  607)  hingewiesen.  Es  ist  klar,  dafs  Bertran 
bei  Lieuchata  an  die  Wörter  Ieu  und  cazer,  bei  Da?mata  an  damnatge  denkt 
und  sagen  will:  ich  bin  nicht  so  glücklich  daran  dafs  mir  Alles  was  ich 
wünsche  leicht  in  den  Schofs  fällt,  sondern  mufs  Schaden  und  Verlust  er- 
leiden. Suchier  kurz :  ich  bin  nicht  von  Treß'eleicht,  sondern  weile  in  Scha- 
denstadt. 

IV  (,24).  V.  I  ist  Mailoli,  joglar  malastruc,  wie  Thomas  hat,  die  dem 
Sprachgebrauch  angemessene  Lesart.  Vgl.  zu  A  XVIII  5. —  7  <rora/Äa  halten 
Stimming  und  Thomas  für  dasselbe  Wort  wie  das  weiter  unten  18  vorkom- 
mende coralha.  Allein  beide  Wörter  haben  nichts  mit  einander  zu  thun. 
Vielmehr  entspricht  coralha  an  der  ersteren  Stelle  dem  altfr.  curaüle  „Ab- 
fall, Kehricht"  (s.  Godefroy).  -viure  d'autrui  coralha  heifst  „vom  Abfall 
Anderer  leben,  von  dem  leben  was  Andere  übrig  lassen."  coralha  und  curaüle 
hängen  zusammen  mit  curar,  escurar,  franz.  eurer,  ecurer  ,, reinigen,  säubern, 
fegen."  Von  curaüle  ist  wohl  zu  unterscheiden  das  altfr.  oft  vorkommende 
coraille  ,, Eingeweide".  Letzteres  haben  wir  18  vor  uns:  coralha,  das  hier 
„Mut"  bedeutet.  Vgl.  A  II  {44),  14.  —  8  faisstic  kommt  von /als  „Last" 
und  hoitsl  darum  „lästig,  beschwerlich".  So  auch  Chabaneau  IV  i  p.  608.  — 
12  porc  gu'om  regarda  mühargos  heifst  „ein  finniges  Schwein,  das 
man    beschaut"    (Thomas:    „forc    gue    Pon    langueye").      mühargos    w/irtlich 


A.  THOMAS,    BERTRAN  DE  BORN.  2  15 

„voll  Hirsekörner  {*mi7iarwsus)";  vfjl.  fr.  j^rains  de  lepre  oder  ladrerie. 
Offenbar,  wie  die  Stelle  zeigt,  mit  inilhargos  identisch  ist  miUargeiix  bei 
Godefroy.  —  15  Qu'ieiis  hatte  schon  Stimming  selber  in  den  Anmer- 
kungen in  Qtiius  verbessert.  So  denn  auch  Chabaneau  IV  i  p.  608  und 
Thomas.  —  16  hat  Thomas  die  von  Stimming  mitgeteilte  Bemerkung 
Toblers  übersehen:  vers  der  Hs.  ist  beizubehalten.  —  23  setzt  Thomas  E 
a  major  cor  us  soiros.^  So  ist  die  Stelle  verständlich  „und  eine  Milbe  (die 
richtige  Bedeutung  hatte  schon  Tobler  nachgewiesen)  hat  ein  gröfseres  Herz". 

—  36 — 41  faCst  Stimming  als  zwei  Tornadas;  allein  wahrscheinlicher  dünkt 
es,  dafs  sie  eine  sechste  Strophe  ausmachen,  der  die  erste  Zeile  fehlt.  So 
Chabaneau  IV  i  p.  608,  und  Thomas,  der  auch  42  —47  nicht  als  zwei  Tor- 
nadas fafst.  —  41.  Thomas  nimmt  die  Ansicht  Toblers  auf,  der  zufolge  zu 
lesen  ist  non  Pempansetz.  Chabaneau  IV  i  p.  608  liest:  non  Ven  passetz,  in- 
dem er  auf  folgende  Stelle  des  von  ihm  herausgegebenen  altfr.  Roman  de 
Saint -Fanuel  (Revue  d.  1.  r.  III  14  p.  167  V.  417  ff.)  verweist:  Pomes  ot  de 
hone  nature,  Ce  nos  raconte  Vescripture ;  Ainc  Dex  ne  fist  si  dolerox,  Si 
malade  ne  si  lieprox,  S'il  en  eust  le  col  passe,   Qtie  maintenant  n'eust  sante. 

—  42  Unter  Planel  ist  vielleicht  Le  Plagnal  zu  verstehen  in  Vivarais,  im 
heutigen  Dep.  Ardeche,  Arr.  Largentiere.  Eine  Persönlichkeit  dieses  Namens 
(Rahnon  de  Planel)  gab  es  nach  Chabaneau  (IV  2  p.  207). 

V  (27).  V.  5  vint  e  trenta  scheint  Druckfehler  zu  sein  für  vint  o 
trenta,  wie  Stimming  hat.  —  7  1.  acaptar  (Druckfehler).  —  22  verdient  die 
von  Thoraas  aufgenommene  Lesart  von  R  den  Vorzug,  während  30  7ti  bei 
St.  ebenso  gut  ist  wie  o,  das  Th.  ohne  handschriftliche  Grundlage  eingesetzt 
hat.  Dagegen  bietet  dieselbe  Hs.  R  wieder  31 — 32.  eine  bessere  Lesart,  der 
Thomas  denn  auch  gefolgt  ist  und  mit  Rücksicht  auf  welche  er  28  vilas  ge- 
setzt hat.  Auch  Chabaneau  IV  i  p.  608  entscheidet  sich  für  R.  —  33  kann 
rassa  nicht  das  frz.  race  sein,  da  dies  Wort,  wie  Gröber  Ztschr.  XI  557  her- 
vorhebt, gleich  dem  mit  demselben  identischen  it.  razza,  neuprov.  raza,  span. 
raza  in  den  mittelalterlichen  Texten  der  romanischen  Sprachen  nicht  zu  finden 
ist.  Rassa  als  Beiname  Gottfrieds  von  der  Bretagne  (s.  die  zweite  Biographie 
bei  Stimming  S.  105,  bei  Thomas  S.  LH)  kommt  an  der  vorliegenden  Stelle 
nicht  in  Betracht  (vgl,  Stimming  S.  277).  Suchier  macht  .darauf  aufmerksam, 
dafs  rassa  bei  Du  Cange  in  der  Bedeutung  conjuratio  vorkomme.  Vielleicht 
ist  dies  Wort  hier  gemeint,  wenn  nicht  etwa  ras(s)a  als  Schreibfehler  für  raca 
(vgl.  aficatz  bei  Stimming  25,  22  statt  afizatz  durch  Verwechslung  mit  aficatz 
ebd.  «6,25)  anzusehen  ist.  raca  heifst  „schlechtes  Pferd"  (daher  das  frz.  racaille; 
s.  Diez  E.  W.  IIc.  —  37  hat  Thomas  unnötiger  Weise  getan  in  meton  ver- 
ändert, als  ob  ersteres  unrichtig  wäre.  Beides  ist  gebräuchlich:  getar  a  non- 
cura  steht  bei  Guilh.  Figueira  2,72  (s.  Levy  zu  der  Stelle  p.  85),  Rev.  d.  1. 
r.  III  6  p.  66,  metre  a  non-cttra  bei  B.  Zorzi  4;26  (p.  48),  7,48  (p.  57).  Ebenso 
sagt  man  getar  a  non-caler  (bei  Schultz,  prov.  Dichterinnen  IV  35  (S.  31), 
Rev.  d.  1.  r.  IV  3,  p.  107)  und  metre  en  non-caler  (ebd.  108,  Schultz,  prov. 
Dichterinnen  III  29),  auch  metre  en  non-calensa  (B.  Zorzi  4,48). —  39  Chabaneau's 
Conjeclur  (IV  2  p.  208)   Quar  Den  getan  a  non-curn   E  lejaltat  e  dreitura  A 

'  Die  Verderbnis  der  Hs.  Ez  as  major  cors  c'uns  soiros  entstand  da- 
durch  dafs  das  Sulijckl   in   ungewöhnlicher   Weise  naclislchl. 


2  I  6  BESPRECHUNGEN.     H.  ANDRESEN, 

dam  (ad  da»inu»i)  cuidon  contrafar  ist  geistreich  ;  doch  läfst  der  Text  bei 
St.  und  Th.  an  Verständlichkeit  nichts  vermissen.  Vgl.  Stimmings  Anmerk. 
VI  {ßi>).  In  der  ersten  Strophe  macht  Bertran  einem  vornehmen  Herrn 
Vorwürfe  dafs  er  einer  ihm  geneigten  Dame  nicht  mehr  Entgegenkommen 
zeigt:  er  selber  empfindet  Scham  darüber  al for  de  Catalonha  (v.  6)  „nach  der 
Weise  von  Catalonien,  nach  catalanischer  Art".  Bedenkt  man,  dafs  die  feinen 
Umgangsformen  der  Catalanen  berühmt  waren  (vgl.  weiter  oben  B  VI  31),  so 
darf  man  annehmen ,  dafs  Bertran  sagen  will :  ich  bin  betroffen  ob  eures 
Mangels  an  Liebenswürdigkeit  gegen  die  Dame,  wie  die  Catalanen  es  sind, 
wenn  sie  Jemand  sich  unfein  benehmen  sehen.  —  Zu  V.  2  hat  Thomas  die 
Anmerkung  Stimmings  übersehen,  da  er  sonst  wohl  nicht/«/,  das  alle  vier 
das  Gedicht  bietende  Hss.  haben,  in  faitz  verändert  hätte.  —  8  lai  ist  nicht, 
wie  Stimming  meint,  =  illac,  sondern  =  la  i  [illam  hie);  vgl.  Chabaneau  IV 
I  p.  610.  Der  Irrtum  Stimmings  hängt  damit  zusammen  dafs  er  fadiar  mit 
„sich  dumm  benehmen"  übersetzt.  Es  heifst  ,, vergebens  warten  lassen"  wie 
Thomas  im  Glossar  angiebt.  —  16  s'aturar  bedeutet  ,,sich  aufhalten,  zögern", 
wie  Chabaneau  IV  2  p.  208  bemerkt.  Diese  richtige  Bedeutung  findet  sich 
schon  bei  Stimming  angegeben.  —  21  —  24  lauten  in  den  Hss.  S'acsetz  boti 
cor  d'amar  [d'anar  A)  antrebeira  (antrebera  JK,  autrebera  D)  e  Dordonha 
De  regart  nous  daratz  (dara  D)  sonha  Ni  ja  noiis  degra  fuembrar.  —  Zu- 
nächst ist  wie  24  so  auch  23  ein  Conditional  am  Platze  und  demgemäfs 
setzen  Stimming  und  Thomas  beide  dera  in  den  Text.  Thomas  giebt  ferner 
21,  wie  mir  scheint  mit  Recht,  der  Lesart  von  A  d'anar  vor  der  von  DJK 
d'amar  den  Vorzug.  Grofse  Schwierigkeit  macht  jedoch  der  Anfang  von 
V.  22.  Stimming  denkt  an  den  Flufs  Ain ,  der  aber  wohl  kaum  in  Betracht 
kommt.  Chabaneau  (schon  Revue  d.  1.  r.  III  2  p.  86  und  dann  IV  i  p.  610) 
conjiciert :  Antre  Beira  e  Dordonha  De  regart  nous  deratz  sonha  und  ver- 
mutet in  Beira  den  Flufs  Vezere  unter  Heranziehung  von  veire  neben  vezer 
(=  videre).  Jedenfalls  hält  er  dafür  (vgl.  noch  IV  2  p.  208)  dafs  es  sich  nur 
um  einen  Flufs  handeln  kann.  Mit  den  Buchstaben  der  handschriftlichen 
Überlieferung  annährend  im  Einklang  bleibt  die  Emendation  von  Thomas: 
Anc  Ribairac  e  Dordonha,  die  sich  aufserdem  durch  den  Umstand  empfiehlt 
dafs  Riberac  im  Dep.  Dordogne  gelegen  ist,  freilich  noch  ziemlich  weit  ent- 
fernt vom  Flufs  Dordogne.  Es  fragt  sich  indessen,  wie  Bertran  dazu  kommen 
sollte,  Riberac  als  einen  Ort  zu  bezeichnen,  den  zu  passieren  Mühe  oder  gar 
Gefahr  mit  sich  bringt.  Über  einen  grösseren  Flufs  zu  kommen  wie  die  Dor- 
dogne, war  im  Mittelalter  immerhin  mühselig.  Aber  einen  wahrhaft  Liebenden, 
meint  der  Dichter,  würde  auch  ein  breiter  Strom  nicht  zurückschrecken.  Viel- 
leicht ist  demnach  zu  lesen:  S'acsetz  bon  cor  d'anar,  Autr' Ebera  e  Dordonha 
De  regart  nous  dera  sonha  „wenn  ihr  rechte  Neigung  zu  gehen  hättet,  so 
würde  ein  anderer  Ebro  (d.  h.  ein  Flufs,  der  ebenso  grofs  wäre  wie  der  Ebro) 
und  die  Dordogne  euch  keine  Sorge  vor  Gefahr  bereiten".  Der  Ebro  heifst 
zwar  sonst  ^^xos.  Ebre;  wenigstens  bei  A.  Daniel  XVI  45,  entsprechend  dem 
span.  Ebro  (lß?j()oq);  allein  daneben  kann  eine,  was  die  Betonung  der  zweiten 
Silbe  anlangt,  dem  lat.  Hiberus  näher  stehende  Form  bestanden  haben  (auch 
ital.  Ebro  und  Ibero);  und  was  die  weibliche  Endung  anlangt,  so  lassen  sich 
die  von  Diez  Gr.  IT  18  angeführten  Wörter  orta  (neben  ort  ^=  hortum),  rama 
(neben  ratn  =  ramtim)  u.  a.  m.  vergleichen.     Auch    findet    sich    bei  Ord.  Vi- 


A.  THOMAS,    BERTRAN  DE  BORN.  2  I  7 

talis  die  Form  Ebtira  V  20:  Ad  Fragam  duo  flumina  currunt,  ab  Herde 
Segra  et  Ebura  a  Caesaraugusta.  —  42  nimmt  Thomas  Suchiers  Emendation 
auf:  Qtii  s'onor  eus  (=  ipse)  abria.  Chabaneau  IV  i  p.  610  Qui  s'onor  ens 
(=  e  ftos)  abria.  —  43  haben  die  Hss.  car,  wofür  Suchier,  Chabaneau  (Revue 
d.  1.  r.  III  2  p.  86  und  IV  i  p.  610)  und  Thomas  gar  lesen.  Da  garar  ein 
so  gewöhnliches  prov.  Wort  ist,  so  wäre  es  sehr  auffallend,  wenn  die  Schrei- 
ber übereinstimmend  denselben  Fehler  begangen  hätten.  Vielleicht  ist  deshalb 
car  zu  belassen  und  als  im  Reime  für  cair  stehend  anzusehen,  das  der  Con- 
junctiv  Präs.  von  cairar  wäre  in  der  Bedeutung  „abrunden".  Diese  Bedeu- 
tung hat  wenigstens  das  Corhpositum  escairar  an  mehreren  Stellen  bei  Ray- 
nouard  1.  r.  5,11.  Sie  pafst  sehr  gut:  Cid  nostre  seither  car  Sa  pauca  lom- 
bardia  ,,dem  unser  Herr  (vermutlich  Richard  Löwenherz,  s.  Stimming  Ztschr. 
IV  435)  abrunde  seine  kleine  Lombardei".*  So  nennt  Bertran,  wie  Chabaneau 
rklärt  (TV  i  p.  610)  die  Vizgrafschaft  Limoges  vergleichsweise  im  Hinblick  auf 
das  Bündnis,  das  die  lombardischen  Städte  damals  gegen  Friedrich  Barbarossa 
geschlossen  hatten. —  46  s'ettbronhar  nach  Chabaneau  IV  i  p.  610  und  Thomas 
=:  s'enbroncar  „sich  ducken,  scheu  werden".  —  47  Stimming:  anz  resonha,  Le- 
mozin  fai  reserar,  Thomas:  anz  ressonha  Letnoges  faire  serar.  Keine  dieser 
beiden  Lesarten  befriedigt.  Einen  guten  Sinn  bekommt  die  Stelle  jedoch, 
wenn  wir  nach  Chabaneau's  Vorschlag  (IV  l  p.  610)  Limotgel,  wie  JK  haben, 
einsetzen :  anz  resonha  Lifnotgel  (=  Limotge  e  lo)  fai  reserar  „vielmehr  sorgt 
er  für  (wacht  er  über)  Limoges  und  läfst  es  wieder  schliefsen"  (d.  h.  mit 
Mauern  umgeben  oder  befestigen). 

VII  {43).  V.  4  konnte  correr  bleiben.  —  Wegen  congrenz  9  s.  Cha- 
baneau IV  2  p.  208.  —  Die  scharfsinnige  Conjectur  von  Thomas  dafs  V.  10 
statt  Lous  der  Yii,%.  Baus  Bos  zu  lesen  sei,  findet  ihre  Stütze  darin,  dafs  ein 
Boso  von  Turenne  bei  Bertran  vorkommt  (B IV  =  Stimming  10,50),  diese 
Persönlichkeit  aber  sehr  gut  in  den  Zusammenhang  pafst.  —  16  1.  mit  Tobler 
no  n^i  a  un. 

VIII  {45).  V.  2  nimmt  Thomas  Stimmings  Conjectur  lu  für  bo  auf,  wo- 
mit er  auch  wohl  das  Richtige  getroffen  hat.  Es  würde  sich  hier  also  um 
den  umgekehrten  Fehler  handeln  wie  V.  10  des  eben  behandelten  Stückes: 
dort  /  für  b,  hier  b  für  l.  —  4  haben  die  Hss.:  E  sei  po'gues  ueniar.  .Stim- 
ming conjiciert:  E  se  lo  pogues  revenjar,  Thomas:  E  sils  pogues  nulz  oin 
venjar.  Die  letzlere  Conjectur  ist  wenig  annehmbar,  da  es  der  ganzen 
Denkungsweise  des  Dichters  entspriclit  sich  selber  als  Rächer  hinzustellen; 
pogues  haben  wir  als  erste  Person  aufzufassen.  Vielleicht :  E  sei  [perdre] 
pogues  venjar  „und  wenn  ich  den  Verlust  rächen  könnte",  lo  perdre  auch 
A  XXVI  {25)  16.  —  II  nimmt  Thomas  Toblers  treffliche  Emendation  auf: 
la  rend(a)  ej  ces.  Derselbe  Ausdruck  auch  beim  Mönch  von  Montaudon  ed. 
Klein  13,56.  —  12  emendiert  Thomas  sehr  gut:  Quel  sens  deja  saber  guidar. 
—  13  hat  Thomas  gleichfalls  die  von  Tobler  hergestellte  richtige  Lesart  auf- 
genommen. Das  Gleiche  hätte  er  aber  auch  17  und  18  thun  sollen,  wo  Tobler 
mit  den  Hss.  liest:    A'egisme  sori  mus  rei  no    /c's  E  contat    tnas  non  comt  ni 


*  Bertran  wii^-^cht,  dafs  dur  Vizgrat  Aileniar  V.  von  Limoges  aus  unsichern 
Grenzverhältnissen  zu  einem  festen  und  unantastbaren  Besitzstande  gelangen 
möge. 


2l8  BESPRECHUNGEN.     A.  HORNING, 

bar.  —  28.  Unter  Berrautz,  wofür  er  Berartz  liest  und  Bauduis  versteht 
Thomas  zwei  Gestalten  aus  der  Sachsenchronik  von  Jean  Bodel ;  Berart  von 
Montdidier  und  Balduin,  den  Milchbruder  RolaJids.  —  33.  Statt  tornes,  das 
nicht  richtig  sein  kann ,  ist  vielleicht  cortes  zu  lesen ,  woran  auch  Thomas 
denkt.  —  a'n  Richart,  wie  Thomas  42  und  50  hat,  bietet  keine  Hs.  Stim- 
ming  a  Richart  bzw.  en  Richart.  Beide  Lesarten  konnten  bleiben.  —  47. 
Statt  senes  en  contar  hat  Thomas  die  schon  von  Tobler  aufgestellte  Con- 
jeclur  aufgenommen:  senes  enconträr.  Die  Stelle  ist  so  verständlich,  doch 
würde  senes  son  contar  ,,ohne  seine  Rechnung ,  ohne  dafs  er  ihm  Rechnung 
trägt",  der  handschriftlichen  Lesart  näher  kommen.  —  lais  s'enferar  a^%  scheint 
Druckfehler  zu  sein  für  lais  s'en  ferar,  wie  Stimming  hat,  was  um  so  eher 
vermutet  werden  darf  als  h\ok  ferar,  nicht  enferar  im  Glossar  verzeichnet  wird. 

H.  Andresen. 


N.  du  Puitspelu,  Dictionnaire  Etymologique  du  Patois  lyonnais 
(Vollständig  in  4  Heften,  ein  fünftes  in  Aussicht  gestelltes  Heft  soll  Gram- 
matisches enthalten).     Lyon,    Librairie  Generale  Henri  Georg,    1887 — 1889. 

Mit  seinem  nunmehr  zum  Abschlufs  gebrachten  Dictionnaire  Etymologique 
bietet  Puitspelu  allen  Freunden  der  Erforschung  lebender  Mundarten  eine 
willkommene  Gabe ,  für  die  wir  ihm  vor  allem  unsern  besten  Dank  aus- 
sprechen wollen.  P.  hat  den  Mut  gehabt,  um  den  ihn  mancher  Romanist 
von  Fach  beneiden  wird,  ein  etymologisches  Wörterbuch  zu  schreiben, 
und  wenn  auch  manches  Etymon  als  verfehlt  betrachtet  werden  mufs,  so  ist  doch 
in  zahlreichen  Fällen  das  Richtige  getroffen,  in  anderen  der  Weg  zur  Erkenntnis 
des  Wahren  angebahnt:  ich  verweise  nur  auf  die  wohlgelungenen  Artikel 
aclia,  attofayi,  barlet,  barletier,  bartavelle,  charneus,  gobille,  groUi,  niayiri, 
ragi.  Herr  P.,  der  Autodidakt  ist,  wenn  wir  nicht  irren,  aber  Autodidakt 
in  des  Wortes  bester  Bedeutung,  ist  unablässig  bestrebt,  sich  die  genaue 
Methode  der  heutigen  Forschung  anzueignen ,  und  in  dieser  Beziehung  be- 
kunden die  letzten  Hefte  einen  merklichen  Forlschritt  gegenüber  den  ersten, 
in  denen  noch  ein  allzu  reichlicher  Gebrauch  von  keltischen  Etymologieen 
gemacht  wurde.  In  einem  Anhange  teilt  der  Herr  Verfasser  nicht  nur  Nach- 
träge und  Berichtigungen ,  sondern  auch  Deutungsvorschläge  von  Böhmer, 
Chabaneau  und  Meyer-Lübke  mit.  Mit  den  folgenden  Bemerkungen  will 
Referent,  der  aus  Puitspelus  Schriften  seine  Kenntnis  des  Lyonesischen  ge- 
schöpft hat,  seinen  Lehrer  nicht  meistern,  sondern  nur  Zeugnis  ablegen  für 
das  Interesse,  mit  dem  er  das  Dictionnaire  Etymologique  gelesen  hat. 

Zu  aiva,  „qualit^,  race",  prov.  aib  war  vor  allem  Thurneysens  (Kelto- 
romanisches  S.  88)  Herleitung  von  keltischem  aibd  zu  erwähnen. 

amolü  kommt  von  einem  jetzt  bezeugten  (s.  Georges)  lateinischen 
molare. 

In  s'apraizi  „faire  le  paresseux"  pigritiare  entstand  der  sanfte  s- 
Laut  regelmäfsig  aus  intervokalischem  ty  vor  dem  Ton ,  oder  or  wurde  auf 
analogischem  Wege  durch  perezu  pigritiosus  hervorgerufen;    irz. paresseux 


N.  DU  PUITSPELU,    DICTIONNAIRE  ETYMOLOGIQUE.  2  I  Q 

ist  bekanntlich  eine  Ableitung  von  paresse.  Die  Betonung  des  Infinitivs 
apresi  statt  apresi  ist  durch  die  slammbetonten  Formen  des  Verbums  bedingt. 

assadö  „kosten",  nicht  von  ad  und  satum,  sondern  von  sado  sa- 
pi  dus. 

assetö  „sich  setzen"  ist  das  im  Osten  häufige  adseditare. 

averö,  in  der  Ardcche  avella,  „atteindre  ä,  aveindrc,  arrachcr"  leitet 
man  wohl  besser  von  avellere  als  von  adverrere  ab. 

bariöta  „brouette"  kann  nicht  ohne  weiteres  birota  sein,  da  t  ge- 
schwunden wäre.  Aus  birota  ist  zunächst  beroue  entstanden,  dann  mittels 
Suffix  otta  berouotta  oder  bariota.  In  der  letzten  Form  ist  /  an  Stelle  des 
im  Hiat  stehenden  «-Lautes  getreten;  cfr.  siou  sudorem. 

bochet  „pierre  formant  corbeau  dans  l'^paisseur  du  mur"  ist  m.  E. 
identisch  mit  bochet  „petit  bouc".     Ähnliche  Bezeichnungen  sind  sehr  häufig. 

bian,  biessi,  bie  ,, Birke"  sollen  keltische  Formen  sein.  Aber  konnten 
dieselben  nicht  aus  einer  Bildung  wie  byul  hervorgehen ,  dem  regelmäfsigen 
Vertreter  von  betulla  in  der  Franche-Comt6?  Die  Suffixe,  deren  Erklärung 
nicht  ganz  leicht  ist,  werden  ohnehin  nicht  keltisch  sein. 

cheire  „fallen"  kann  nicht  ohne  weiteres  auf  cader e  zurückgehen,  wie  das 
Schlufs-^  beweist.  Ein  vulgärlaleinisches  Substrat  c ädere  wird  man  aber  des- 
halb nicht  ansetzen  dürfen.  In  dem  Dialekt  von  Lyon  findet  ein  Übergang  vieler 
Verba  in  die  dritte  lateinische  Konjugation  statt,  ohne  dafs  man  jedoch  befugt 
ist,  die  entsprechenden  Substrate  schon  in  das  Vulgärlatein  zu  verlegen.  Dahin 
gehören  boudre  (nach  Puitspelu  von  bullere),  chandre  „echaufler"  von  c an- 
dere, fierdre  von  ferire,  ja  sogar  cuidre  cogitare  und  im  Jura  t'sir 
cacare.  Daher  ist  es  mir  wahrscheinlich,  dafs  auch  essure  „secher"  (im 
Jura  die  regelmäfsige  Form)  von  exsucare  und  nicht  von  ex sugere  kommt. 
An  Ableitung  von  exsuctum  ist  nicht  zu  denken,  da  t  nicht  geschwun- 
den wäre. 

cachi  „meurtrir"  ist  nicht  coactare,  sondern  coacticare,  vgl.  coiti 
coctare. 

chamba  „Bein"  ist  keineswegs  aus  dem  Provenzalischen  zu  erklären. 
Zu  dem  Gebiet,  in  dem  man  camba  statt  gamba  sagt,  gehört  nicht  nur  das 
Lyonnais,  sondern  auch  schon  der  Jura  und  die  Franche-Comt^ :  tsäb  sagt 
man  unmittelbar  südlich  vom  Welschen  Beleben  in  Befort. 

chandilhi,  nicht  von  einem  unmöglichen  candeleare,  sondern  von 
candiculare,  aus  candicula. 

chapon,  mit/,  erklärt  sich  nur  aus  capponcm,  nicht  aus  caput. 

charopa  ,,femme  de  mauvaise  vie"  und  dann  als  Schimpfwort  über- 
haupt soviel  als  charogne ,  soll  eine  ,,corruption  fanlaisiste"  von  charogne 
sein.  Sicher  ist  dies  jedoch  nicht.  Man  findet  karapi  in  der  Marne  Revue 
des  Patois  Gallo-Romans  I  207  Z.  24;  tsaropa  (personne  engourdie)  in  Vion- 
naz;  tseropa  (parcsseux),  tseropyondze  (parcsse)  in  der  Waal  (Odin,  Phono- 
logie  du   Canton  de  Vaud  S,  138A). 

chirat,  altlyonn.  chierrat  „Steinhaufe"  wird  vom  kellischen  kiirn  ab- 
geleitet. Ich  wage  die  Vermutung,  dafs  das  Etymon  einfach  capra  „Ziege" 
ist,  das  heute  chura,  chivra  lautet,  woraus  aber  bei  vortoniger  Stellung  des 
a  und  in  Verbindung  mit  dem  Suffix  ■«//  sehr  wohl  chirat  werden  konnte 
(zum  Schwund    des  v  vergleiche   noch  fira  febris).     Dafs   bu'sa  ,, Steinhaufe', 


2  20  BESPRECHUNGEN.     A.  HORNING, 

in  den  Vogesen  und  bokat  „Steinhaufe"  im  Melzischen  mit  busa  und  bokat 
„Bock"  identisch  sind  und  auch  chevre  als  Bezeichnung  für  einen  Heuhaufen 
vorkommt,  habe  ich  Zeitschrift  IX  500  gezeigt.  -  Chiratö  „grimper  par  dessus 
les  chirals"  erklärt  sich  dann  in  einfacher  Weise.  Es  hätte  ursprünglich 
„klettern  wie  die  Ziegen"  bedeutet. 

In  conchon  statt  cochon  wurde  n  nicht  vor  ch  eingesetzt.  Vielmehr 
rief  der  Nasalvokal  d  der  letzten  Silbe  den  Nasal  in  der  ersten  hervor.  Ahn- 
lich erklärt  sich  fonliotuiö  sidXi  foliön7tö  von  folium.  Zuweilen  genügt  ein 
nasaler  Konsonant,  um  den  folgenden  Vokal  zu  nasalieren:  so  Mondeleina 
Mir  Madalina  ,, Madeleine";  monzotta  s.  v.  masua  ;  manques  =  maques.  Auch 
glaube  ich  nicht  dd^is  j'anofi  „Knie"  auf  genonem  beruht.  Vielmehr  wurde 
die  Nasalierung  des  0  (aus  -uculus)  durch  den  vorhergehenden  Nasal  herbei- 
geführt. In  den  Vogesen  findet  man  znd  neben  znu,  und  im  Jura  zndy,  das 
die  Endung  -onem  ausschliefst.  Ahnlich  ist  im  Jura  ty^endy  =  qiienouille 
zu  erklären. 

corrati  ,,courtier",  Puitspelu  sucht  das  Diez'sche  curatarius  zu 
retten ,  indem  er  Beeinflussung  desselben  durch  courir  annimmt.  Er  hätte 
besser  das  Diez'sche  Etymon  vollständig  aufgeben,  vgl.  Ztschr.  XIII  325.' 

dem  igt  ,,demanger"  neben  deminji.     Die  Entnasalierung  des  i  ist  nach 

P.  sehr  selten.     In    demselben  Worte    kommt    sie  auch    in  den  Vogesen    vor, 

wo    man    neben    meü  auch  nieii   und    mizi    findet ,    s.    meine  Ostfrz.   Grenz- 

c 
dialekte  §  21. 

altlyonn.  deyntes,  deytes  „Leckerbissen,  Nachtisch"  ist  deynte  zu 
betonen  und  giebt,  wie  längst  anerkannt,  lat.  dignitatem  wieder. 

altlyonn.  tf/?^Ä?  ist  nicht  de  usque,  sondern  de  usque  ad,  das  früh 
zu  düskii  geworden  sein  mufs,  wo  dann  ursprüngliches  lateinisches  q  aller- 
dings wie  c  vor  a  behandelt  wurde;  auch  sonst  findet  man  afr.  dusche.  Der 
Ausdruck  „duchi  a"  ist  demnach  pleonastisch,  sofern  die  Präposition  a  zwei- 
mal darin  enthalten  ist.^ 

epid,  mit  betontem  a,  von  spica.  Betontes  7  im  Hiat  und  betontes  ü 
im  Hiat  wurden  in  vielen  Dialekten  des  Ostens  nicht  geduldet  (daher  ey  = 
le,  ow  =  i'ie  im  Wallonischen  und  in  den  Vogesen).  Daraus  erklärt  sich  die 
Accentverschiebung  in  epid  :  man  hätte  zwar  epiya  sprechen  können,  indessen 
empfand  man  auch  die  Aufeinanderfolge  der  beiden  z'-Laute  als  unangenehm. 
In  piva  pica  wurde  zur  Tilgung  des  Hiats  ein  v  eingesetzt. 

In  etregni  sternutare  kann  P.  die  Mouillierung  des  n  nicht  erklären. 
Sicher  ist  mir  indessen ,  dafs  man  zunächst  e(s)ternüa  sagte ,  dafs  darauf  das 
ü  im  Hiat  wie  in  gewissen  Dialekten  der  Vogesen  und  Burgunds  zu  i  wurde 
und  das  n  mouillirte.  Vgl.  parniö  und  parmiö  permutare  und  siou  su- 
dorem. 


^  Zu  meinen  Einwänden  gegen  curatarius  bemerkt  Paris  Rom.  18, 
629  „courtier  se  ratlacherait  ä  currere  ä  cause  du  sens  de  courtier  dans 
j)lusieurs  patois ;  mais  ce  sens  peut  tres  bien  s'y  etre  developp^  par  etymologie 
populaire."  Ich  hatte  vor  allen  zwei  lautliche  Bedenken  gegen  curatarius 
geltend  gemacht.  Wie  Paris  das  t  in  spätem  couratier  auflfafst,  sagt  er  nicht. 
Zu  den  analogen  Bildungen  ferratier,  clouatier,  puisatier  kommt  noch  coy- 
ratier  (marchand  de  cuir)   bei  Puitspelu  S.  455   s.  v.  essanours. 

^  (3habaneau  S.  454  denkt  ebenfalls  an  de  usque  ad,  nimmt  aber  die 
Zwischenstufen  dttsqiiia,  dusqitja,  dusrha  an. 


N.  DU  PUITSPELU,    DICTIONNAIKE  ETYMOLOGIQÜE.  22  1 

etresillon  m.,  „morceau  de  bois  qui  se  met  cn  travers  d'une  fouille, 
d'unc  baie  etc.  pour  lilayer".  In  Paris  braucht  man  tresillon  in  derselben 
Bedeutung.  Kann  nicht  von  trabs  kommen,  da  dergleichen  Ableitungen  vom 
Nominativ  bis  jetzt  unerwiesen  sind.  Das  lyoner  Patoiswort  stammt  wahr- 
scheinlich ,  wie  F.  meint ,  aus  dem  Französischen.  Man  darf  vielleicht  an 
I lerleitung  von  (res  trans  denken. 

fdi'na  kann  nur  fägina,  nicht  fagina  sein. 

farno  „mürir"  von  den  Früchten  ,,qui  murissent  dans  le  fruitier" 
=;rheint  mir  identisch  zu  sein  mit  farno  „faire  cuire  legcrement  au  fnur"  das 
1'.  von   furnus  ableitet. 

fer  s.  m.  soll  „bete  sauvage"  bedeuten  in  den  Versen 

(Per  quey),  villy  sorciry,  viu  dragon  des  enfers, 
vieu  fer,  villi  singy,  fourmilliry  de  ver. 
Ich  kann  in  dem  Worte  nicht  ferum  gleichbedeutend  mit  fera  „wildes  Tier" 
sehen,  da  ja  ferum  nach  dem  s.v.  fuirdu  Gesagten  zw  fiar  wird.  Bedenk- 
lich ist  auch,  dafs  das  Wort  heute  spurlos  aus  der  Sprache  verschwunden  ist 
und  dafs  die  verwandten  Dialekte  nur  fera  kennen.  Sollte  der  rätselhafte 
Ausdruck  nicht  einfach  das  Französische  ,,vieux  fer"  ,, altes  Eisen"  sein,  das 
als  Schimpfwort  gebraucht  wurde? 

fien,  phonet.  fiä  „Mist"  ist  nicht  fimus,  sondern  femus  (vgl.  afr 
felis  und  die  patois  der  Vogesen);  ähnlich  wurde  insemel  zu  insian.  Be- 
tontes em-|-Vokal  wird  somit  anders  behandelt  als  en  +  Vok.  und  als  im 
Auslaut  stehendes  em,  da  bene  und  rem  zu  be'  und  re  wurden.  Ja  selbst 
durch  w  +  Konsonant  gedecktes  e  scheint  zu  diphthongieren,  wie  tian 
tempus  neben  ve    ventus  lehrt. 

Als  Substrat  zu  herpi  ,,Egge"  ist  eine  Bildung  wie  hirpea  undenk- 
bar; herpi  ist  vielmehr  das  durch  das  Verbum  harpayi  beeinflufste  hersi 
herpicem.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  wallonisch-metzischen  liirp. 
Die  lothringisch-burgundischen  Formen  des  Wortes  beweisen ,  dafs  das  latei- 
nische Substrat  nicht  irpicem,  sondern   crpicem  lautete. 

An  der  Existenz  von  lazi  „Faulpelz"  ist  nicht  zu  zweifeln.  Auch  in 
den  Vogesen  sagt  man  in  derselben  Bedeutung  bd-lahi  (s.  meine  Ostfrz.  Grenz- 
dialekte Glossar  s.  v.).  Das  Etymon  ist  sicher  loisir  Heere:  lazi  statt  letzt  ist 
eine  dialektische  Form. 

melin  m.  „Mehlthau"  hängt  nach  meinem  Dafürhalten  mit  mehl(thau), 
mil(dew)  etymologisch  nicht  zusammen.  Wie  das  von  Puitspelu  citierte  ital. 
meligine,  neugriech.  ueQOjitXi  zeigen,  geht  es  auf  ein  lat.  melliginem  zu- 
rück.    (Zur  Endung  vgl.  afr.  calin  caliginem,  orin  originem). 

mit  an,  altlyonn.  wöy/i?«^  (das  t  hat  hier  keinen  etymologischen  oder 
lautlichen  Wert,  cfr.  Clddats  Revue  des  Patois  I  23).  Was  P.  über  das  Wort 
sagt,  ist  lesenswert,  doch  kann  ich  die  Richtigkeit  des  von  ihm  vorgeschlagenen 
Etymons  medietantem  nicht  anerkennen.  Den  Ausgangspunkt  jeder 
ferneren  Untersuchung  über  dies  Wort  mufs  die  Frage  bilden,  ob  es  nicht, 
zunächst  im  Osten,  eine  «--Form  gegeben  hat  (lat.  Grundlage  ^-w-l-Kons).  Da- 
für sprechen:  l.  das  Lothringische  mweto  (Ostfrz.  Grenzd.  Glossar)  in  Mund- 
arten, die  etymologisches  dn*:  durch  J,  *«*  durch  o  wiedergeben.  In  einer 
Paloiser/ählung    Lcs  Kedales  et  les   Voinraux  (Jacquol,   Rcmircmont,  1872)  in 


2  22  BESPRECHUNGEN.     A.  HOKNING, 

der  beide  Lautgruppen  auf  das  sorgfältigste  unterschieden  sind,  ist  das  Wort 
S.  9  moueto  geschrieben.  Haillant,  bei  dem  derselbe  Unterschied  durch- 
geführt ist,  schreibt  moetot,  Essai  sur  un  Patoi§  Vosgien  III  72.  2.  Im  Jura, 
in  Ortschaften,  in  denen  jedes  an,  auch  gedecktes,  zu  e  wird,  hörte  ich  das 
Wort  mit  der  Endung  ä,  die  hier  zunächst  auf  <?«*  hinweist,  mitä  in  Dele- 
mont  und  Moutiers,  mwatä  in  der  Nähe  von  Baume-les-Dames.  3.  Das  ait- 
lyonn.  moytent  (vgl.  auch  meitent  in  Cledats  Revue  des  Patois  I  42  Z.  3  v.  u.). 
4.  In  Vionnaz,  wo  aw^  zu  ä,  en^  zu  e  wird,  sagt  man  matte,  das  schon  Gil- 
lieron  (es  war  mir  dies  entgangen)  auf  medium  t  e  m  p  u  s  zurückführt.  Nicht 
gegen  dieses  Etymon  spricht  pic.  mitä,  obwob'  in  der  Pikardie  <?«*  im  all- 
gemeinen zu  e  wird,  denn  auch  t  e  m  p  u  s  macht  eine  Ausnahme  und  wird  zu 
tä  (s.  Revue  des  Pat.  Gallo-Rom.  I  108  Z.  22  und  33).  —  Sicher  steckt  in 
der  ersten  Silbe  des  Wortes  das  lateinische  medius  (vgl.  noch  im  Pato's 
von  Bourberain  motyä  mit  votyür  vectura  und  m.oyu  meliorem  Rev.  d. 
Pat.  Gallo-Rom.  II  186  und  53).  Für  medium  tempus  spricht  endlich 
auch  franz.  müan,  das  eine  zusammengesetzte  Bildung  zu  sein  scheint  wie 
mi-di,  mi-lieii.  Läge  ein  Substrat  wie  medietantem  zu  Grunde,  so  würde 
man  eine  andere  Behandlung  der  vortonigen  Vokale  erwarten,  etwa  moitan, 
wie  m  e  d  i  e  t  a  t  e  m  zu  moitie  wird.  Ich  bemerke  noch  ,  dafs  sich  nii  temps 
hl  der  Bedeutung  von  vtitan  bei  Roquefort  findet  ,,s'il  ne  fournist  de  reponse 
dedans  mi-temps  de  l'assise  prochaine."  —  Es  entgeht  mir  nicht,  dafs  dem 
vorgeschlagenen  Etymon  auch  gewichtige  Bedenken  entgegenstehen :  zwar  läfst 
sich  die  Ableitung  mitanier  wohl  erklären,  wenn  man  annimmt,  dafs  es  eine 
verhältnismäfsig  späte  Bildung  ist  (vgl.  printanier  von  printemps).  Schwerer 
fällt  ins  Gewicht,  dafs  es  in  Südfrankreich,  wo  <?«*  regelmäfsig  zu  /  wird,  eine 
Form  mitä  giebt  (vgl.  tneytä  in  der  Correze  Rev.  des  Pat.  GaHo-Rom.  I  129 
Z.  II).  Im  Bagnard  findet  sich  ?neta7iey  „second  berger"  neben  ve  ventus. 
Ich  halte  es  nicht  für  unmöglich,  dafs  die  «-Formen  in  den  zuletzt  genannten 
Dialekten  aus  dem  Französischen  stammen  oder  durch  franz.  mitä  beeinflufst 
wurden.  Giebt  man  dieses  nicht  zu,  so  vermag  ich  die  ä-Formen  neben  den 
auf  laf  i?M*   zurückführenden  nicht  zu  erklären. 

mouet,  phon.  mwc  ,,monceau,  tas"  ist  nach  P.  das  francische  7noie 
m  e  t  a ,  das  mwe  gesprochen  worden  wäre.  In  dem  Laut  e  hätte  man  fälsch- 
lich das  Suffix  et  itlus  wiedergefunden  (meta  selbst  wurde  im  patois  lyon- 
nais  zu  maya).  Ich  bin  der  Ansicht,  dafs  mouet  nicht  francisch,  sondern  ein 
echtes  aus  meta+ittum  zusammengesetztes  Patoiswort  ist,  dem  tnwa  \n  den 
Vogesen  genau  entspricht.  Der  Labial  scheint  von  Einilufs  auf  die  Gestaltung 
des  Anlautes  gewesen  zu  sein. 

nesi,  phon.  nezi  „faire  rouir  le  chanvre"  kann  nicht  von  naxa  kommen: 
sanftes  j  entwickelt  sich  im  Inlaut  nie  aus  x. 

niici,  2 silbig,  aus  nescia.  Da  ^  vor  folgendem  y  diphthongiert,  und 
zwar  gleichviel,  ob  dies  e  gedeckt  ist  oder  nicht,  so  ist  das  erste  i  lautgerecht 
entwickelt. 

paour  „rustaud,  homme  lourd  et  sot"  ist  doch  wohl  dtsch.  Ärtw^r.  Mit 
p  wird  es  auch  in  den  Vogesen  gesprochen  imd  im  Rätischen  pur,  pour  etc. 
(s.  Gärtner,  Rätorom.  Grammat.  S.  18). 

petras,  '^\oxi. petrd  ,,rustre,  gros  lourdaud ,  homme  sans  education" 
soll  von  (em)petre  kommen,  was  mir  äufserst  unwahrscheinlich  ist.     Ich    sehe 


^.  DU  l'UITSJ'ELU,    UICriONNAIRE  ETYMOLOGIQÜE.  2  23 

darin  eine  Weiterbildung  von /«VVr^,  a.h.  auch  peestre  von  pedester.  Nach 
Scheler  bedeutet  das  Wort  häufig  „vulgaire,  commun,  ch^tif".  Die  Endung 
as  ist  das  pejorative  Suffix   -aceus. 

pöussa  f.  „poussiere",  auch  proven^.  und  in  der  französ.  Schweiz  weit 
verbreitet,  kann  nur  Weiterbildung  eines  ursprünglichen  noch  im  Proven^a- 
lischen  erhaltenen /ö«/j  sein,  das  nach  Meyer-Lübkc's  Erklärung  ein  latein. 
Neutrum  p  u  1  v  u  s  wiedergiebt. 

poyl  ,,puits"  kann  nicht  von  puteus  kommen,  da /y  nicht  zu  jv»  wird. 
V^ielleicht  von  podium?     /  ist  arius. 

rataplana  f.  „chauve-souris"  ist  nicht  ,,souris  qui  plane",  sondern 
plana  ist  hier  Feminin  von  plan  und  bedeutet  „uni,  lisse,  chauve". 

raze X  „radeaux"  ist  wohl  eher  =  radeaux  mit  proven^alischem  Wandel 
von  </  zu  2  als  rase  11  um. 

r ei-petaret  ..mCde  du  hanneton"  und  ,.roitelel"  ist  nicht  rei-petit-rei. 
Petaret  ist  identisch  mit  petiro  ,, kleiner  Knabe"  in  den  Vogesen  (bei  Jouve 
ptero)  und  bis  auf  das  Suffix  mit  peterine  Pred.  Beruh.  92,28  :  et,  lothr.  o  ist 
Suffix  -ittus. 

Silin,  so  an  scheint  mir  somnus,  nicht  somnium  zu  sein;  vgl.  das 
allerdings  nicht  lyonesische /ö?<aw  ponlem.  Auch  im  Rätischen  diphthon- 
giert das  o  von  somnus. 

tatina,  tona  ,,guepe",  das  nur  tiibana  sein  kann,  stellt  sich  zu /a««rt 
in  Val  Soana  (s.  Meyer-Lübkes  Grammatik  S.  497)  und  spricht  für  eine  ur- 
sprüngliche Betonung  täbanus  des  lateinischen  Wortes:  daraus  durch  Suffix- 
vertauschung  einerseit.s  lyon.  burgund. /^az^J  tabänum,  anderseits  franz. /«ow 
tabönem:  lat.  tabone  ist  jetzt  Arch.  f.  lat.  Lexic.  6,168  nachgewiesen. 

vequid  „voili".  Puitspelu  kann  sich  das  a  nicht  recht  erklären.  Ich 
verweise  auf  Philipon's  Deutung  Rev.  d.  Patois  Gal.  Rom.  1  261;  eine  andere 
versuchte  ich  Ztschr.  XII  581. 

A.    HORNING. 


Eguilaz  y  Janguas,  Leopoldo  de,  Glosario  etimolügico  de  las 
palabras  espanolas  (castellanas,  catalanas,  gallegas,  mallor- 
quinas,  portuguesas,  valencianas  y  vascongadas)  de  origen 
oriental  (ärabe,  hebreo,  malayo,  persa  y  turco).  Granada,  Imprenta 
de  la  Lealtad,   1886.     XXIV,  591  S.     8°. 

Dozy  selbst  halte,  wie  ich  von  seinem  Verleger  höre,  eine  dritte  Auf- 
lage seines  Glossaire  in  Aussicht  genommen.  Seit  1869  war  neben  seinem 
eigenen  Supplement  aux  dictonnaires  arabes  der  von  Schiapparelli  verölVent- 
lichle  Florentiner  Vocabulista  in  arabico  erschienen,  ein  Seitenstück  zu  Pedro 
de  Alcalä;  die  Druckbogen  von  Simoncts  Wörterbuch  der  lateinischen  Bestand- 
teile des  spanisch-arabischen  Dialekts ',  welche  einigen  Begünstigten  mitgeteilt 
worden  sind,  boten  mancherlei  wertvolle  Aufschlüsse. 

Auf  Grund  der  so  vervollständigten  Kenntnis  der  Ursprache  konnte  Eg. 
eine  Anzahl  gegebener  Etymologien  berichten,  eine  Reihe  von  neuen  hinzu- 
fügen.    Von  Nutzen  waren    ihm  handschriftliche  Vorarbeiten    zweier  Spanier, 

'  Ist  inzwischen  erschienen,  bei  viel  zu  weitgehender  allgemeiner  Tendenz 
ein  sehr  gelehrtes  und  lehrreiches  Werk, 


2  24  BESPRECHUNGEN.     G.  BAIST, 

Rosal  und  Alix ;  Guadix  und  Tamarid,  auf  welchen  Covarrubias  fufst,  wurden 
direkt  benutzt;  Covarrubias  selbst  und  Marina  haben  eine  kleine  Nachlese 
erjjeben.  Devic's  Bearbeitung  des  französischen  Materials  bot  weiteren  Zu- 
wuchs. Dagegen  sind  Hyrtl,  das  Arabische  und  Hebräische  in  der  Anatomie, 
und  manche  kleinere  hier  und  da  zerstreute  Beiträge  nicht  verwertet :  kein  Vor- 
wurf für  einen  Gelehrten  in  Granada.  Unter  den  neuen  Worten  sind  solche 
die  von  den  Wörterbüchern  gegeben  werden  und  die  der  heuligen  Sprache 
geläufig  sind,  wie  hato  *,  dessen  germanische,  dem  Verf.  unbekannte  Ableitung 
in  Wegfall  kommt,  da  es  nur  in  Spanien  heimisch  ist.  Andere  sind  aus 
Büchern,  aus  gedruckten  und  ungedruckten  Urkunden  entnommen,  wesentlich 
örtlich  bequem  erreichbaren  Quellen,  einiges  wohl  im  Zusammenhang  mit  der 
neuesten  Ausgabe  des  Diccionario  der  Academie.  Der  Zahl  nach  stehen  hier 
voran  die  einfachen  Transscriptionen ,  die  Dozy  grundsätzlich  ausschlofs, 
welche  aber  ein  gewisses  Interesse  beanspruchen.  Das  geringste  die  von 
Reisenden  gegebenen ;  sie  sind  nur  ausnahmsweise  für  die  Lautlehre  ver- 
wertbar, gehören  an  sich  ins  arabische  Wörterbuch.  Etwas  mehr  die  in  an- 
dalusischen,  maurische  Dingen  betrefl'enden  Dokumenten,  da  hier  und  da 
wenigstens  die  Möglichkeit  eines  thatsächlichen  Übertritts  in  die  Sprache  ge- 
geben ist. 

Praktisch  durchaus  angemessen  war  die  Au'"nahme  ausgesprochener 
Arabismen  einmal  aus  dem  Archipreste  de  Hita  und  Cervantes,  dann  der 
wissenschaftlichen  Alfonsos  X.,  welche  sicher  in  gröfserer  Anzahl,  als  bis  jetzt 
konstatiert  ist,  in  die  spätmiltelalterliche  Gelehrtensprache  übergegangen  sind. 
Nur  ist  die  Auswahl,  so  weit  sie  sich  kontrolieren  läfst,  eine  etwas  undurch- 
sichtig eklektische ,  auch  vom  subjektivsten  Standpunkt  aus.  Es  ist  nicht 
nur  von  Fällen  abgesehen  die  vielleicht  schwer,  sondern  auch  von  solchen 
die  leicht  zu  bestimmen  waren ,  oder  die  von  Devic  und  von  Dozy  im  Sup- 
plement bestimmt  sind,  die  bei  Clavijo,  Marmol ,  Cervantes,  Alfonso  X. 
vorliegen. 

Die  vermehrte  varia  lectio  ist  nicht  kritisch  gesichtet,  eine  Aufgabe  die 
ja  füglich  dem  Romanisten  von  Fach  überwiesen  werden  durfte;  es  kann  in- 
dessen nicht  verschwiegen  werden  dafs  die  sehr  unvollkommene  Zusammen- 
stellung unter  dem  nicht  immer  richtig  gewählten  Schlagwort,  und  die  Ver- 
nachlässigung der  Rückweise  bei  der  geringen  Brauchbarkeit  des  Index  jenem 
die  Aufgabe  unnötig  erschweren.  Auch  nicht  dafs  die  Citate  mehr  den  selb- 
sleigenen  Zettel,  als  die  Wortgeschichte  zu  geben  beabsichtigen.  Auch  so 
bleibt  es  dankenswert  dafs  Eguilaz  überhaupt  gesammelt  hat. 

Die  Beurteilung  des  Lautwandels  war  schon  bei  Dozy  eine  willkür- 
lichere als  bei  Engelmann;  hier  liegt  ein  weiterer  Rückschritt  vor,  mehr  noch 
in  den  Einzelartikeln  als  in  der  vorausgeschickten  Darstellung  der  ,, euphoni- 
schen" Umgestaltungen.  Eine  ausführliche  Untersuchung  dieses  Teils  der 
spanischen  Sprachgeschichte  werde  ich  demnächst  veröffentlichen,  und  damit 
auch  dem  Orientalisten  für  die  Zukunft  seine  Aufgabe  erleichtern.     Es  ist  hier 


*  Von  den  zur  Auswahl  gegebenen  Etymologien  hazz,  katd  und  katt 
ist  nur  die  ersterc  lautlich  zulässig,  zugleich  aber  vollständig  befriedigend. 
Eine  Nachlese  bleibt  auch  jetzt  noch  zu  halten ;  ich  führe  nur  an  dafs  sich 
raza  aus  arab.  ras  nachweisen  läfst. 


L.  DE  EGUILAZ  Y  JANGUAS,    GLOSSARIO  ETYMOLOGICO.  225 

Vieles  auszumerzen.  Zu  tilfjen  sind  ohne  weitere  Erörterung  als  lateinisch 
die  Artikel  valenc.  (und  catal.)  mesell  und  die  beiden  coto  —  der  Verfasser 
scheint  Diez  nicht  direkt  benutzt  zu  haben  —  ferner  pg.  cot6  (=  frz.  couteau), 
catal.  eyna  (mlat.  aenea,  inea,  Kessel,  danach  das  arab.  Wort  des  Florentiner 
Voc),  cerro,  exartia.  eral  (von  era),  und  andere.  Es  ist  hierbei  mehrfach  die 
Übertragungsfolge  lateinisch-arabisch-spanisch  angenommen,  welche  nicht  so 
beispiellos  ist  wie  man  glauben  könnte.  In  der  That  ist  Rückübernehmung 
romanisch-arabischer  Lehnworte  mehrfach  eingetreten;  ich  führe  hier  nur 
azufre  an ,  das  man  ohne  Weiteres  im  Supplement  aux  dictionnaires  arabes 
nachtragen  darf.  Um  die  Fälle  zu  unterscheiden  mufs  man  aber  die  Laut- 
gesetze kennen. 

Das  Gesagte  wird  ersehen  lassen  dafs  wir  hier,  trotz  der  zahlreichen 
Ausstellungen  die  auch  noch  nach  anderen  Richtungen  hin  zu  machen  wären, 
ein  stofflich  wichtiges,  dem  Romanisten  unentbehrliches  Hilfsmittel  vor  uns 
haben.  Nur  darf  man  nicht  annehmen  dafs  Dozys  Glossaire  ersetzt  sei ;  auch 
abgesehen  von  jenen  ausführlichen  gelehrten  Einzeluntersuchpngen ,  die  nicht 
schlechthin  kopiert  werden  durften.  Nicht  nur  auch  dafs  vielfach  die  Fassung 
hier  schwächlich,  dort  überzeugend  ist.  Es  sind  mehrere  Artikel  ganz  über- 
sehen :  alvarral,  ataragar,  azalato,  cabaya,  caftan.  Anderwärts  ist  eine 
falsche  Etymologie  gewährt,  die  richtigere  Angabe  Dozys  nicht  einmal  bemerkt : 
azarcon  i.  d.  Bedeutung  eines  Geschirrs,  pg.  alfeizar,  recua,  garrafa.  Die 
Citate  zeigen  schwere  Versehen.  Defremery  hatte  jambette ,  das  einigemale 
vorkomme,  von  ganbia  leiten  wollen,  Dozy  kennt  das  Wort  nicht,  bemerkt 
dafs  es  die  Spanier  jedenfalls  aus  Frankreich  erhallen  hätten ,  ist  aber  der 
Erklärung  nicht  abgeneigt.'  Eguilaz  schreibt  unter  Jambete  „v.  Ganibete"'  und 
behauptet  von  diesem  Defremery-Dozy  hätten  es  von  ganbta  statt,  wie  Scheler, 
von  knifr  leiten  wollen.  So  wird  für  adutaque  die  von  Dozy  gegebene  Ety- 
mologie gegen  denselben  aufgestellt.  Es  berührt  sich  das  schon  mit  jenen 
Fällen  in  welchen  auf  Grund  einer  stillschweigend  dem  Supplement  ent- 
nommenen Berichtigung  gegen  das  Glossaire  polemisiert  wird.-  Diese  stehen 
ihrerseits  im  Zusammenhang  mit  einer  höchst  bedauerlichen  Thatsache. 

Eguilaz  erhebt  S.  XIV  gegen  Engelmann  und  Dozy  die  Beschuldigung 
diese  hätten  sich  stillschweigend  den  gröfsten  Teil  der  von  ihren  spanischen 
Vorgängern  gegebenen  Etymologien  angeeignet.  Es  ist  das  absurd.  Engel- 
mann hatte  jene  in  dem  Vorwort  gewürdigt ;  bei  den  einzelnen  Artikeln  citiert 
er  sie  nur  dann  wenn  ein  sachlicher  Anlafs  gegeben  ist.  Er  legt  kein  Gewicht 
darauf  dafs  er  selbst  auch  so  manche  ganz  neue  Zusammenstellungen  bietet 
und  sucht  den  Wert  seiner  Arbeit  allein  in  der  erstmaligen  methodischen 
Sicherstellung  der  Ergebnisse.  Dozy,  wo  er  bemerkt  dafs  von  E.  etwas  Rich- 
tiges bei  Marina  oder  Covarrubias  übersehen  war,  weist  ausdrücklich  darauf 
hin.     Eguilaz  nennt  nun  bei   jeder  auch  noch  so   selbstverständlichen  Etymo- 

'  Es  gehört  zu  jambe,  die  Form  ist  rein  französisch,  und  auch  als  Lehn- 
wort müfste  span.  jambete  stehen. 

*  z.  B.  entnahm  Engelmann  für  Albihar  dem  \Vb.  der  Acadcmie  eine 
falsche  Erklärung.  Dozy  berichtigt  diese  Suppl.  I  121.  Alles  was  dort  ge- 
sagt ist  führt  Eg.  etwas  umgestellt  unter  der  schlcclit  gewählten  Form  Abiar 
gegen  Dozy  an,  und  hat  dabei  das  kleine  Mifsgeschick  dafs  er  auch  den 
Druckfehler  narcissus  tagetta  für  tacetta  mit  abschreibt. 

ZeU=olir.  f  rom.  Plill.Xi.V.  je 


2  24  BESPRECHUNGEN.     G.  BAIST, 

Rosal  und  Alix ;  Guadix  und  Tamarid,  auf  welchen  Covavrubias  fufst,  wurden 
direkt  benutzt;  Covarrubias  selbst  und  Marina  haben  eine  kleine  Nachlese 
ergeben.  Devic's  Bearbeitung  des  französischen  Materials  bot  weiteren  Zu- 
wachs. Dagegen  sind  Hyrtl,  das  Arabische  und  Hebräische  in  der  Anatomie, 
und  manche  kleinere  hier  und  da  zerstreute  Beiträge  nicht  verwertet :  kein  Vor- 
wurf für  einen  Gelehrten  in  Granada.  Unter  den  neuen  Worten  sind  solche 
die  von  den  Wörterbüchern  gegeben  werden  und  die  der  heutigen  Sprache 
geläufig  sind,  wie  hato  \  dessen  germanische,  dem  Verf.  unbekannte  Ableitung 
in  Wegfall  kommt,  da  es  nur  in  Spanien  heimisch  ist.  Andere  sind  aus 
Büchern,  aus  gedruckten  und  ungedruckten  Urkunden  entnommen,  wesentlich 
örtlich  bequem  erreichbaren  Quellen,  einiges  wohl  im  Zusammenhang  mit  der 
neuesten  Ausgabe  des  Diccionario  der  Academie.  Der  Zahl  nach  stehen  hier 
voran  die  einfachen  Transscriptionen ,  die  Dozy  grundsätzlich  ausschlofs, 
welche  aber  ein  gewisses  Interesse  beanspruchen.  Das  geringste  die  von 
Reisenden  gegebenen;  sie  sind  nur  ausnahmsweise  für  die  Lautlehre  ver- 
wertbar, gehören  an  sich  ins  arabische  Wörterbuch.  Etwas  mehr  die  in  an- 
dalusischen,  maurische  Dingen  betreffenden  Dokumenten,  da  hier  und  da 
wenigstens  die  Möglichkeit  eines  thatsächlichen  Übertritts  in  die  Sprache  ge- 
geben ist. 

Praktisch  durchaus  angemessen  war  die  Aufnahme  ausgesprochener 
Arabismen  einmal  aus  dem  Archipreste  de  Hita  und  Cervantes,  dann  der 
wissenschaftlichen  Alfonsos  X.,  welche  sicher  in  gröfserer  Anzahl,  als  bis  jetzt 
konstatiert  ist,  in  die  spätmittelalterliche  Gelehrtensprache  übergegangen  sind. 
Nur  ist  die  Auswahl,  so  weit  sie  sich  kontrolieren  läfst,  eine  etwas  undurch- 
sichtig eklektische,  auch  vom  subjektivsten  Standpunkt  aus.  Es  ist  nicht 
nur  von  Fällen  abgesehen  die  vielleicht  schwer,  sondern  auch  von  solchen 
die  leicht  zu  bestimmen  waren,  oder  die  von  Devic  und  von  Dozy  im  Sup- 
plement bestimmt  sind,  die  bei  Clavijo,  Marmol ,  Cervantes,  Alfonso  X. 
vorliegen. 

Die  vermehrte  varia  lectio  ist  nicht  kritisch  gesichtet,  eine  Aufgabe  die 
ja  füglich  dem  Romanisten  von  Fach  überwiesen  werden  durfte;  es  kann  in- 
dessen nicht  verschwiegen  werden  dafs  die  sehr  unvollkommene  Zusammen- 
stellung unter  dem  nicht  immer  richtig  gewählten  Schlagwort,  und  die  Ver- 
nachlässigung der  Rückweise  bei  der  geringen  Brauchbarkeit  des  Index  jenem 
die  Aufgabe  unnötig  erschweren.  Auch  nicht  dafs  die  Citate  mehr  den  selb- 
sleigenen  Zettel,  als  die  Wortgeschichte  zu  geben  beabsichtigen.  Auch  so 
bleibt  es  dankenswert  dafs  Eguilaz  überhaupt  gesammelt  hat. 

Die  Beurteilung  des  Lautwandels  war  schon  bei  Dozy  eine  willkür- 
lichere als  bei  Engelmann;  hier  liegt  ein  weiterer  Rückschritt  vor,  mehr  noch 
in  den  Einzelartikeln  als  in  der  vorausgeschickten  Darstellung  der  ,, euphoni- 
schen" Umgestaltungen.  Eine  ausführliche  Untersuchung  dieses  Teils  der 
spanischen  Sprachgeschichte  werde  ich  demnächst  veröffentlichen,  und  damit 
auch  dem  Orientalisten  für  die  Zukunft  seine  Aufgabe  erleichtern.     Es  ist  hier 


1  Von  den  zur  Auswahl  gegebenen  Etymologien  hazz,  katCi  und  kati 
ist  nur  die  ersterc  lautlich  zulässig,  zugleich  aber  vollständig  befriedigend. 
Eine  Nachlese  bleibt  auch  jetzt  noch  zu  halten;  ich  führe  nur  an  dafs  sich 
raza  aus  arab.  7-äs  nachweisen  läfst. 


L.  DE  EGUILAZ  Y  JANGUAS,    GLOSSAKIO  ETYMOLOGICO.  2  25 

Vieles  auszumerzen.  Zu  tilgen  sind  ohne  weitere  Plrörterung  als  lateinisch 
die  Artikel  valenc.  (und  catal.)  mesell  und  die  beiden  coto  —  der  Verfasser 
scheint  Diez  nicht  direkt  benutzt  zu  haben  —  ferner  pg.  cotö  (=  frz.  couteau), 
catal.  eytta  (mlat.  aenea,  inea,  Kessel,  danach  das  arab.  Wort  des  Florentiner 
Voc),  cerro,  exartia,  eral  (von  era),  und  andere.  Es  ist  hierbei  mehrfach  die 
Übertragungsfolge  lateinisch-arabisch-spanisch  angenommen,  welche  nicht  so 
beispiellos  ist  wie  man  glauben  könnte.  In  der  That  ist  Rückübernehmung 
romanisch-arabischer  Lehnworte  mehrfach  eingetreten ;  ich  führe  hier  nur 
azufre  an,  das  man  ohne  Weiteres  im  Supplement  aux  dictionnaires  arabes 
nachtragen  darf.  Um  die  Fälle  zu  unterscheiden  mufs  man  aber  die  Laut- 
gesetze kennen. 

Das  Gesagte  wird  ersehen  lassen  dafs  wir  hier,  trotz  der  zahlreichen 
Ausstellungen  die  auch  noch  nach  anderen  Richtungen  hin  zu  machen  wären, 
ein  stofflich  wichtiges ,  dem  Romanisten  unentbehrliches  Hilfsmittel  vor  uns 
haben.  Nur  darf  man  nicht  annehmen  dafs  Dozys  Glossaire  ersetzt  sei ;  auch 
abgesehen  von  jenen  ausführlichen  gelehrten  Einzeluntersuchpngen,  die  nicht 
schlechthin  kopiert  werden  durften.  Nicht  nur  auch  dafs  vielfach  die  Fassung 
hier  schwächlich,  dort  überzeugend  ist.  Es  sind  mehrere  Artikel  ganz  über- 
sehen :  alvarral,  ataragar,  azalato,  cabaya,  caftan.  Anderwärts  ist  eine 
falsche  Etymologie  gewährt,  die  richtigere  Angabe  Dozys  nicht  einnial  bemerkt : 
azarcon  i.  d.  Bedeutung  eines  Geschirrs,  pg.  alfeizar,  recua,  garrafa.  Die 
Citate  zeigen  schwere  Versehen.  Defremery  hatte  jambette ,  das  einigemale 
vorkomme,  von  ganbta  leiten  wollen,  Doxy  kennt  das  Wort  nicht,  bemerkt 
dafs  es  die  Spanier  jedenfalls  aus  Frankreich  erhalten  hätten,  ist  aber  der 
Erklärung  nicht  abgeneigt.'  Eguilaz  schreibt  unter  Jambete  „v.  GaHibete"  und 
behauptet  von  diesem  Defr6mery-Dozy  hätten  es  von  ganbta  statt,  wie  Scheler, 
von  knifr  leiten  wollen.  So  wird  für  adutaque  die  von  Dozy  gegebene  Ety- 
mologie gegen  denselben  aufgestellt.  Es  berührt  sich  das  schon  mit  jenen 
Fällen  in  welchen  auf  Grund  einer  stillschweigend  dem  Supplement  ent- 
nommenen Berichtigung  gegen  das  Glossaire  polemisiert  wird.-  Diese  stehen 
ihrerseits  im  Zusammenhang  mit  einer  höchst  bedauerlichen  Thatsache. 

Eguilaz  erhebt  S.  XIV  gegen  Engelmann  und  Dozy  die  Beschuldigung 
diese  hätten  sich  stillschweigend  den  gröfsten  Teil  der  von  ihren  spanischen 
Vorgängern  gegebenen  Etymologien  angeeignet.  Es  ist  das  absurd.  Engel- 
mann hatte  jene  in  dem  Vorwort  gewürdigt;  bei  den  einzelnen  Artikeln  citiert 
er  sie  nur  dann  wenn  ein  sachlicher  Anlafs  gegeben  ist.  Er  legt  kein  Gewicht 
darauf  dafs  er  selbst  auch  so  manche  ganz  neue  Zusammenstellungen  bietet 
und  sucht  den  Wert  seiner  Arbeit  allein  in  der  erstmaligen  methodischen 
Sicherstellung  der  Plrgebnisse.  Dozy,  wo  er  bemerkt  dafs  von  E.  etwas  Rich- 
tiges bei  Marina  oder  Covarrubias  übersehen  war,  weist  ausdrücklich  darauf 
hin.     Eguilaz  nennt  nun  bei   jeder  auch  noch  so    selbstverständlichen  Etymo- 

'  Es  gehört  zu  jambe,  die  Form  ist  rein  französisch,  und  auch  als  Lehn- 
wort müfste  Span,  jambete  stehen. 

*  z.  B.  entnahm  Engelmann  für  Albihar  dem  \Vb.  der  Acadcmie  eine 
falsche  Erklärung.  Dozy  berichtigt  diese  Sup])!.  I  lii.  Alles  was  dort  ge- 
sagt ist  rührt  Eg.  etwas  umgestellt  unter  der  schlecht  gewählten  Form  Abiar 
gegen  Dozy  an ,  und  hat  dabei  das  kleine  Mifsgcschick  dafs  er  auch  den 
Druckfehler  narcissui  tagetta  für  tacetta  mit  abschreibt. 

Zelt»ohr.  f  rom.  PUll.XlV.  je 


2  26  BESPRECHUNGEN.     H.  R.  LANG, 

logie  die  Namen  sämtlicher  Spanier  welche  sie  gegeben  haben  mit  Einschlufs 
der  vor  ihm  ganz  unbekannten  handschriftlichen  Arbeiten,  und  schweigt  dann 
von  dem  Gloss.  auch  da  wo  er  seine  arabischen  Belegstellen  aus  demselben 
herausschreibt.  Die  Artikel  bei  welchen  ein  Autorname  fehlt,  sagt  er,  huenas 
6  jnalas,  son  tnias.  Das  ist  unwahr;  über  hundert  solche  kommen  aus  dem 
Glossaire  oder  auch  dem  Supplement. 

G.  Baist. 


Bibliothek  spanischer  Schriftsteller,  herausgegeben  von  Dr.  Adolf 
Kressner.  Leipzig,  Rengersche  Buchhandlung.  Gebhardt  &  Wilisch. 
1885— 1889.     8". 

Diese  Sammlung,  von  der  bis  jetzt  acht  Bändchen  erschienen  sind,  ent- 
haltend :    I.  Cervantes'  Novelas  ejemplares,    II.  Calderons  La    vida    es  sueno, 
III.  Fernan  Caballero's   Novelle  Con    mal  y  co?i  bien   d   los  tuyos  te  ten,    IV 
und  VII.  Siebenundzwanzig   Kapitel    des    Do7i    Quijote,    V.  Calderons  El  al- 
calde  de  Zala?nea,  VI.  Hartzenbuschs  Los  amantes  de  Teruel,  VIII.  Lope  de 
Vega's  La  esclava  de  su  galan,  „verfolgt  den  Zweck,  das  deutsche  Publikum 
mit  den  hervorragendsten   Erscheinungen    der    spanischen  Litteratur    in    leicht 
zugänglichen  Ausgaben  bekannt   zu  machen".     Der  Herausgeber    scheint  sich 
die  Lösung  dieser  Aufgabe    nicht  eben    schwer  gemacht  zu  haben.     Die    bio- 
graphischen   und    einleitenden  Bemerkungen    berühren    nur    das  Äufsere,   und 
zeugen,  wie  die  Einleitung  zu  Calderons  La  -vida,    nicht  immer  von  selbstän- 
diger Bearbeitung.      (Vgl.  Krenkel    in    der    Vorrede    zu    seiner   Ausgabe    des 
Alcade).     In    den   Einleitungen    zu    Lope    de    Vega    und  Calderon    hätte    der 
Leser  wenigstens  in  Kürze    auf  die   besondere  Bedeutung,  die    das   klassische 
spanische  Drama  heute  noch    für  uns  hat,    den  Unterschied  der  zwischen  den 
beiden  Hauptvertretern  derselben  in  der  Schilderung  der  damaligen  spanischen 
Gesellschaft  etc.  besteht,  aufmerksam  gemacht  werden  sollen.     Der  Kommentar, 
der  „dem  Leser  Anleitung  zum  Verständnis  des  Textes  und  zur  richtigen  Auf- 
fassung der  Gedanken  geben  und  auf  eine  zutreffende  Übersetzung  hinweisen" 
soll,  verrät  nicht  genügende  Vertrautheit  mit  dem  spanischen  Sprachgebrauch, 
und  versäumt  zu   oft  die  lexikaHsche  sowohl    als    auch    namentlich    die    Sach- 
erklärung, die  gerade  bei  den  Dramatikern  des  17.  Jahrh.  geboten  war,  deren 
Werke    so  viele  Anspielungen    auf  die  Sitten  und  die  gesellschaftlichen  Ver- 
hältnisse Spaniens  enthalten.     Auch  wo  der  Dichter  aus  dem  seinem  Publikum 
geläufigen  Gedankenschatz    schöpft,  ist  dem  Leser   von  Wert    zu  wissen.     La 
esclava    III  446    ff.    wird    auf   das    bekannte    Sprüchwort    quien    calla,  piedras 
apana  angespielt;    Vida  I  253  scheint  die  Erzählung  vom  Weisen  unmittelbar 
der  Volkstradition  entnommen  zu  sein;  wenigstens  lebt  sie  in  einer  jetzt  noch 
populären    copla    fort    (cfr.  Marin,    Cantos  pop.  esp.  IV  197);    II  20  ft".    bezieht 
sich  Calderon  auf  den  Wunderglauben  seiner  Zeitgenossen,  und  5 1 1   auf  eine 
allen  Nationen  geläufige  Ansicht,  die  ihm  in  einem  Kinderreim  wie  dem  fol- 
genden vorschweben  mochte :    Quien  da ,  quien  da ,    ä  la  gloria  se  va ;    quien 
da  y  quita,  d  la  gloria   maldita.     Vgl.  denselben   Gedanken  schon  bei  Plato, 
Philebus  19  E  ;  Alcalde  III  501   war  die  Bedeutung  des  Sprüchworts  en  Castüla 


A.  KRESSNEK,    HIHLIOTHKK  Sl'ANlSCHER  SCHRIFTSTELLER.  227 

el  caballo  lleva  la  silla  durchaus  zu  erklären.  Von  andern  Stellen,  die  ent- 
weder gar  nicht  oder  unrichtig  erläutert  worden  sind,  mögen  nur  noch  fol- 
gende hervorgehoben  werden.  Novclas  ejetnplares  p.  2  heifst  es  zu  poca  mas 
edad:  „Vor  7nas  kann  statt  Adv.  mucho  und  poco  auch  das  gleichlautende 
Adjektiv  eintreten."  Es  findet  hier  einfach  Attraktion  durch  das  Geschlecht 
des  Subst.  statt,  die  nicht  auf  mas  beschränkt  ist.  Man  vergl.  noch  Esteb. 
Gonzalez  (Riv.  33,293»):  una  poca  de  a^ua;  Garduiia  (ib.l76'>);  luia poca  de fruta 
und  so  oft;  p.  16:  poner  como  nuevos  nicht  mifshandeln,  sondern  genauer  „bis 
auf  die  Haut  plündern",  ,,ganz  entblöfsen";  p.  55 :  Con  la  mano  en  la  mejilla 
eine  jetzt  nicht  mehr  gebräuchliche,  aber  dem  älteren  Spanischen  geläufige 
Redensart  für  ,, betrübt",  die  in  keinem  Wörterbuche  sich  findet,  hätte  erklärt 
werden  sollen;  p.  70:  piovano  bedeutes  nicht,  wie  es  den  Anschein  hat, 
„frommer  Mann",  sondern  ist  ein  hier  wohl  angebrachter  italienischer  Aus- 
druck für  „Pfarrer".  Vgl.  pieve  pi(e)viale.  —  Vida\  16:  Es  mag  in  diesem 
Falle  angehen,  arrugar  al  sol  el  ceno  de  su  frente  mit  ,,der  Sonne  die  Runzel 
seiner  (des  Berges)  Stirne  entgegenfalten"  zu  verdeutschen,  aber  ceno  bedeutet 
in  dieser  Verbindung  nicht  „Runzel",  sondern  „Braue",  wie  ■  deutlich  aus 
folgenden  Stellen  hervorgeht :  Este  monte  eminente  Cuyo  arrugado  ceno,  cuya 
frente  Es  däzica  coluna.  L.  Perez  (Riv.  9,254c);  Deste  rüstico  monte  la  espe- 
sura,  Cuyo  ceno  de  robles  coronado,  Amenazö  del  sol  la  lumbre  pura.  Purg. 
(Riv.  7,159c),  sowie  auch  aus  der  noch  heute  geläufigen  Redensart  _/>-««<://-  el 
ceno,  die  Brauen  zusammenziehen  (Vgl.  Engl,  to  knit  the  brow ;  the  brow  of 
a  mountain).  Damit  stimmt  auch  Baists  Ableitung  (Rom.  Forsch.  I  p.  134 — 5) 
von  (epijscynium,  oxvviov  AngQnhxzkWs;  55:  7>//«z'«ar  hier  nicht  „beendigen", 
sondern  „wahrnehmen",  „erkennen".  Vgl.  Lope,  Dineros  (Riv.  4i,68i^):  Alli 
apenas  se  termina  un  edificio ;  75:  Der  in  galeote  en  pena  enthaltene  Aber- 
glaube bedurfte  der  Erklärung;  II  514:  Hier  war  zu  bemerken,  dafs  das  Be- 
ziehungswort zu  lo  aus  dem  vorhergehenden  el  dar  zu  ergänzen  ist.  Vgl. 
z,  B.  P.  del  Cid  v.  2950:  Tienes  (el  Cid)  por  desondrado,  mas  la  vuestra  (sc. 
desonra)  es  mayor;  935:  Quien  in  Bezug  auf  Sachen  gebraucht  ist  nichts  un- 
gewöhnliches in  der  Sprache  des  17.  Jahrh.,  war  übrigens  schon  I  446  zu  be- 
achten; 952:  Restado,  schon  zu  Calderons  Zeiten  seltene  Nebenform  von  ar- 
restado  entschlossen,  kühn,  durfte  nicht  unerklärt  bleiben;  III  176:  Die 
Redensart  al  mejor  tiempo,  jetzt  veraltet  und  in  keinem  Wörterbuch  zu  finden, 
war  zu  übersetzen  (=  heutigem  d  lo  mejor);  802:  Der  Vorschlag,  toca  nach 
al  arma  zu  lesen,  rührt  von  Krenkel  her,  und  mufste  diesem  zuerkannt  wer- 
den. —  Amantes  de  Teruel  p.  4:  Tietnpo  hace  ya  nicht  = /öco  Äa,  sondern: 
vor  geraumer  Zeit.  —  Con  mal  p.  5 1 :  Rogar  por  las  almas  ist  nicht  :=^  r. 
para  1.  a.  —  Alcalde  II  823  ff. :  Guardar  in  diesem  bekannten  Sprüchwort  be- 
deutet „retten",  nicht  „aufbewahren".  Vgl.  das  Wortspiel  darauf  Encanto 
(Riv.  12,1251):  La  gala  del  nadar  en  tö  ixxd  perder  la  ropa;  III  600  ff.  war 
die  in  der  Stelle  enthaltene  Anspielung  auf  die  Folter  zu  erklären.  Vgl.  979 ; 
695  wird  solicita  wohl  aus  Versehen  falsch  durch  ,, gelingt"  wiedergegeben; 
881  bedeutet  qu^  mds  se  me  da  nicht:  was  wird  es  mir  denn  verdacht,  son- 
dern wie  gewöhnlich :  was  mache  ich  mir  denn  daraus.  —  Esclava  I  34  be- 
deutet el  centro  frio  ebensowenig  als  V'ida  I  1 50  ,,das  Herz",  sondern  „das 
kalte  Element".  Vgl.  die  Redensart  estar  en  su  centro,  in  seinem  Elemente 
sein;    II  428:  Ase    serd  justo    empleo  ,,so    wirds    schon  recht    sein,    dafs  mau 

15* 


230  BESPRECHUNGEN.     W.  RUROW, 

zwar  zu  den  Spottliedein  auf  die  Männer;  568  zu  III  2;  569  f.  sind  Liebes- 
beschwörungen; 571  Liebesgespräch;  572  f.  Segen  und  Verwünschung,  beide 
allgemein  gehalten,  also  zu  den  spruchartigen  "Hören ,  wenigstens  572;  573 
pafst  dem  Tone  nach  besser  zu  den  Beschwörungen. 

Ohne  auf  IV  und  V  einzugehen,  eilen  wir  nun  zum  zweiten  Hauptteil, 
den  Tanzliedern,  und  lassen  alle  Bedenken  beiseite,  die  gegen  diese  ganze 
Einteilung ,  welche  nicht  auf  dem  Wesen  der  Lieder,  sondern  nur  auf  ihrer 
Verwendung  beruht,  zu  erheben  wären.  Sie  zerfallen  in:  I.  scherzende, 
II.  spottende,  und  diese  wieder  in  i.  solche  gegen  die  Weiber,  2.  gegen  die 
Männer.  Nun  gehören  aber  verschiedene  weder  zu  I  noch  zu  II,  so  die  sehr 
ernstgemeinten  Liebesklagen  77,  84  u.  a.  Man  müsste  diese  also  —  wenn 
man  sie  nicht  zu  den  Doinen  gleiches  Tones  und  Inhaltes  rechnen  will  — 
für  sich  nehmen.  Alecsandri  teilt  (S.  323  seiner  Sammlung)  die  Tanzlieder  in 
solche,  die  von  allen  oder  doch  mehreren  Teilnehmern,  und  in  solche,  die 
von  einem  gewöhnlich  aus  dem  Stegreif  gesungen  werden,  also  Tanzreime,  in 
Süddeutschland  Schnadahüpfl  genannt.  Dies  würde  also  mit  obiger  Ein- 
teilung ungelähr  zusammentreffen ,  da  die  eigentlichen  Tanz-  (nämlich  Chor-) 
lieder  unseres  Wissens  sämtlich  von  Liebe  handeln,  denen  also  der  gröfste 
Teil  der  Hören  unserer  Sammlung  als  Tanzreime  gegenüber  zu  stellen  wären. 
Unter  den  scherzenden  (I)  wären  wieder  die  von  Liebe  handelnden  besonders 
zu  nehmen  —  bezw.  mit  den  Doinen  gleichen  Inhalts  I  8  zusammenzuordnen  — 
die  übrigen  handeln  vom  Wein ,  Gesang  und  Lebenslust  überhaupt.  —  Die 
spottenden  gegen  die  Weiber  (II  i)  würden  sich  nach  den  gerügten  Fehlern 
weiter  einteilen  lassen  in  Spott  über  1.  Faulheit;  2.  Trunk-,  Putz-  und  Hab- 
sucht, l^urz  Hang  zur  Schwelgerei ;  3.  Käuflichkeit  (nur  273),  4.  körperliche 
Mängel  /besonders  der  Reichen)  und  5.  Alter.  An  den  Männern  werden 
namentlich  Ungeschick ,  Trunksucht  und  Gewaltthätigkeit  getadelt.  6.  ist 
Selbstironie,  188  verspottet  die  Alten,  also  nicht  scherzend. 

Von  den  „Verschiedenen"  gehen  337  auf  die  Schwiegermutter ;  338  f. 
auf  alte  Weiber;  340  auf  den  verliebten  Alten;  341 — 354  gegen  den  Küster 
und  besonders  den  Popen  und  die  Seinen ,  342  und  345  bekommen  auch 
Richter  und  Schulze  ihr  Teil.  355 — 358  werden  einzelne  Ortschaften  ver- 
spottet. 359  die  Zigeuner,  360  die  Deutschen.  361  ist  ein  passender  Schlufs, 
obwohl  nicht  spottend,  sondern  scherzhaft : 

Ich  hab'  euch  gesungen ;  mir  machts  kein  Beschwer ; 
Und  wenn  ihr  noch  mehr  wollt,  so  sing'  ich  noch  mehr! 
Der  dritte  Hauptteil  oder  Anhang,  wie  man  will,  enthält:  i — 4  er- 
zählende Dichtungen,  5  und  6,  wie  oben  schon  gesagt,  lyrisch-erzählende,  zu 
denen  man  auch  8 ,  gleichfalls  Gespräch ,  stellen  kann ;  doch  ist  dies  mehr 
lyrisch.  7  ist  eine  B'abel,  9  und  10  Colinden  oder  Weihnachtslieder,  Legende 
oder  Heiligensage  mit  Bitten  am  Schlufs.  11  endlich  ist  ein  Trinkspruch 
mit  einem  Rätsel. 

Dafs  sich  von  den  Balladen  oder  rein  erzählenden  Dichtungen,  die  den 
Hauptteil  des  Alecsandri  ausmachen  und  auch  sonst  in  grofser  Zahl  gesammelt 
sind,  hier  nur  4  finden,  entschuldigen  die  Herausgeber  erstens  damit,  dafs  die 
andern  nicht  vollständig  überliefert  waren.  Aber  einmal  ist  es  sehr  schwer, 
wenn  überhaupt  möglich ,  zu  entscheiden  ,  ob  eine  erzählende  Volksdichtung 
vollständig  ist  oder  nicht  —  sofern  man   nie  wcifs,  ob  sie  überhaupt  zu  einem 


U.  lARNIK  SI  BAKSEANU,    DOINE  SI  STIGATURI  DIN  ARDEAL.        23  I 

abgeschlossenen  Ganzen  gediehen  ist  —  und  sodann  oder  eben  drum  sind 
hier  auch  Bruchstücke  von  Wert,  für  den  Genicfsenden  und  in  noch  höherem 
Mafse  für  den  Forscher,  der  vielleicht  irgendwo  das  Fehlende  findet.  Zweitens 
sollen  die  vollständigen  Balladen  gröfslenteils  schon  gedruckten  zu  sehr  ge- 
glichen haben.  Aber  ist  dasselbe  nicht  auch  bei  vielen  Stücken  aus  den 
ersten  beiden  Hauptteilen  der  Fall?  Wenn  wir  uns  der  Kürze  wegen  auf 
Alecsandri  beschränken ,  so  finden  wir  teils  fast  wörtliche ,  teils  wenigstens 
wesentliche  Übereinstimmung  zwischen  Doinen:  i  und  AI.  Do.  18;  7  Anfang 
und  AI.  Höre  36;  lO  Ende  und  AI.  Ho.  10,  v.  3  f.;  14  und  AI.  Ho.  43;  33 
und  AI.  Do. 66;  65  und  AI.  Do.  63  Anf.;  99  s.  AI.  S.  47  u.  383;  112  Ende  und  AI. 
Do.  116  Anf.;  139  Anf.  u.  A.  Do.  69,  144  ist  wesentlich  der  Schlufs  von  146; 
174  ein  Teil  von  AI.  Do.  37,  vgl.  A.  Bessarabische  Lieder  7.  204  s.  AI.  Anh.  i 
Ende;  216  und  AI.  Do.  65  mit  geringer  Abweichung;  244  Anf.  und  Ende  und 
A.  Höre  19 :  264  und  AI.  Do.  24,  der  Schlufs  ist  aus  207  gekürzt ;  270  Anf.  und 
A.  Bessarab.  Lieder  14;  273  Anf.  scheint  auch  schon  vorgekommen  zu  sein, 
doch  konnte  ich  es  nicht  wiederfinden.  295  und  A.  Ho.  37  Anf.  328  und  A. 
Do.  67  Ende;  339  =  437  Anf.  und  326,2 — 4;  371  und  Bessar.  Lieder  5;  387 
ausgeführter  als  A.  Do.  70  und  Bessar.  Lieder  8 ;  390  und  A.  Do.  69 ;  396 
vgl.  412  und  AI.  Anhang  l;  426  Anf.  zu  ergänzen  aus  AI.  Do.  6  Anf.  448 
vgl-  390  und  AI.  Do.  69.  568  ausgeführter  als  das  Lied,  das  AI.  zu  Bai.  17 
als  siebenb.  anführt.  576  und  A.  Do.  26  Anf.  605  und  A.  Do.  58  vgl.  634  f.; 
628  Anf.  vgl.  A.  Do.  72. 

Auch  mit  anderen  Sammelwerken  finden  sich  Berührungen,  so  512  wie 
Dorul  tinerimei  S.  128,  nur  mit  anderem  Schlufs. 

Tanzlieder  14  und  AI.  Do.  74  Anf,  151  vgl.  AI.  Ho.  5  Anf.  223  vgl. 
117;  246  und  A.  Ho.  40,  die  länger  ist.  308  vgl.  A.  Ho.  48;  311  kürzer  als 
A.  Do.  71   (v.  22  f.).     340  und  A.  Ho.  Vorwort. 

Im  dritten  Hauptteil  findet  sich  nur  2,  v.  68  ff.  =  Al.  Bai.  26,  IV  19  ff. 
Wir  haben  noch  eine  Menge  Stellen  angemerkt,  wo  i,  2  oder  mehr 
Verse  sich  in  übrigens  verschiedenen  Gedichten  finden ;  aber  es  würde  zu 
weit  führen,  sie  alle  aufzuzählen  und  mufs  daher  einem  gröfseren  Werke  vor- 
behalten bleiben ,  worin  wir  die  rum.  Volksdichtung  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  ihre  Quellen  zu  behandeln  gedenken. 

Soviel  über  Einteilung  und  Auswahl  der  Lieder,  woran  beide  Heraus- 
geber in  gleichem  Mafse  beteiligt  sind ;  wir  wollen  nun  das  besprechen  ,  was 
aufserdem  jeder  besonders  beigesteuert  hat.  Von  Bärseanu  rühren  die  sach- 
lichen Erläuterungen  her,  sowohl  die  am  Schlufs  der  Hauptteile  abgedruckten, 
als  die,  welche  Jarnik  im  Wörterbuche  bringt. 

Sie  sind  durchweg  dankenswert,  besonders  für  den  Fremden,  wie  sich 
von  selbst  versteht;  auch  der  weniger  mit  dem  rum.  Volksleben  Vertraute 
wird  kaum  eine  weitere  Erklärung  nötig  haben.  Wir  hätten  nur  zu  bemerken, 
dafs  die  Erzbrücken,  die  nach  der  67.  Anm.  zu  den  Doinen  das  Jenseits  sind, 
richtiger  als  der  Übergang  zu  demselben  zu  bezeichnen  wären,  wie  ja  auch 
da  steht:  An  der  kupfernen  Brücke  wird  meine  Seele  Rechenschaft  geben 
(Doine  382),  ehe  sie  nämlich  in  den  Himmel  kommt.  Die  3  Brücken  (von 
Kupfer,  Silber  und  endlich  Gold,  auch  Silber,  Gold  und  Edelstein,  Fundcscu 
2,  vgl.  Ispir.  21)  finden  sich  z.  B.  im  3.  Märchen  der  Sammlung  Fundescus, 
im   2.   der  Ispircscus ,    im    13.  der   Kremnil/.,    und    nocli    jetzt   breiten   die   Ru- 


2^2  BESPRECHUNGEN.      W,  RUDOW, 

mänen  Tücher  aus ,  über  welche  die  Leiche  getragen  wird,  und  nennen  dies 
a  face  podtirl ,  Brücken  bauen  —  einer  ihrer  uralt  heidnischen,  weil  ver- 
breiteten Bräuche.  Kremnitz  20  treten  an  Stelle  der  Brücken  Kupfer-,  Silber- 
und Goldwald,  schliefslich  aber  ein  Edelsteinstrom,  über  den  eine  unüber- 
schreitbare  Brücke  führt.  Ispir.  22  ein  Garten  mit  einer  Kupfermauer,  dann 
Silber-,  Gold-  und  Edelsteinwald  u.  s.  w.  In  den  Märchen  des  Westens 
findet  sich  ähnliches  genug;  vgl.  noch  Meyer,  Indogerm.  Mythen  I  150,  die 
Höllenbrücke  des  Koran,  Sure  l,  Saxo  Grammaticus  u.  s.  w. 

Der  Ursprung  dieser  Anschauung  ist  also  rein  mythisch  oder  dichterisch ; 
die  Unterscheidung  nach  den  Erzen  scheint  dagegen  auch  auf  priesterlichem 
Brauch  zu  beruhen  Avie  der  Totenpfennig :  je  näher  dem  Grabe  und  dem  Toten- 
richter, desto  gröfser  die  Furcht  und  demnach  desto  wertvoller  das  Opfer. 

Dies  beiläufig.  Aufserdem  scheint  die  letzte  Anmerkung  zu  den  Tanz- 
liedern verfehlt.  No.  360  heifst:  ,, Soviel  Hanse  mit  grofsen  Schuhen,  soviele 
Räuber;  soviele  Menschen  aus  dem  Walde,  lauter  gute  Gesellen."  In  der 
Erklärung  steht  nun ,  die  Rumänen  hätten  einen  Hans  (Sachsen)  bewogen 
aus  Furcht  mitzutanzen  und  obige  Verse  in  schlechtem  Rumänisch  zu  singen. 
Man  sieht  nicht  ein,  warum  der  Sachse  den  Rumänen  so  fürchten  soll,  dafs 
er  dessen  Hansnarr  wird.  Die  Verse  scheinen  vielmehr  ein  Spottlied  der 
Unterdrückten,  auf  denen  ja  die  Faust  der  Deutschen  schwer  gelastet  hat,  s. 
m.  „Rum.  Volkslieder"  S.  XX  f. 

Soviel  von  Bärseanu ;  nun  zu  Jarniks  Wörterbuch.  Über  die  Not- 
wendigkeit des  Wiederabdrucks  der  Stellen  in  einem  Sonderwörterbuch ,  das 
seinen  Quellen  angeheftet  ist ,  kann  man  streiten :  der  Verf.  selbst  begründet 
diese  Fälle  halb  entschuldigend  mit  den  Worten  König  Karls:  Das  Über- 
flüssige schadet  nicht!  auf  S.  VIII  und  IX  seines  Vorworts,  nachdem  er  S.  VII 
auf  den  Nutzen  hingewiesen ,  den  die  Anführung  der  Wörter  in  ihrer  Ver- 
bindung mit  andern  dem  Forscher  bietet.  Die  äufserste  Sorgfalt  der  Aus- 
führung bedarf  keines  Lobes;  sie  spricht  für  sich,  und  man  ist  sie  vom  Ver- 
fasser des  Wörterverzeichnisses  zu  Diez  nicht  anderes  gewohnt.  Nicht  also 
um  irgend  eine  Ausstellung  zu  begründen  ,  sondern  nur  um  zu  zeigen ,  dafs 
wir  das  Werk  gelesen ,  wollen  wir  bemerken  dafs  sest  für  seziit  und  andere 
dgl.  Formen,  die  hier  ebenso  häufig  wie  der  Schriftsprache  fremd  sind,  hätten 
besonders  aufgeführt  werden  können,  zur  Erleichterung  für  den  Anfänger: 
und  dafs  bei  hasna  die  Verweisung  auf  Cihac  fehlt;  er  hat  es  nur  unter  der 
Form  hazna,  s.  den  türk.  Teil.  Im  übrigen  ersparen  diese  Verweisungen  zwar 
viel  Nachschlagen ,  doch  scheint  Verf.  zu  bescheiden,  sofern  er  nicht  gewagt 
hat  auch  nur  einen  der  zahlreichen  Irrtümer  Cihacs,  die  ihm  nach  S.  XI  nicht 
unbekannt  sind,  zu  berichtigen  oder  bei  den  Wörtern,  die  dieser  nicht  hat, 
eine  Erklärung  zu  versuchen.  Deutschen  inbesondere  hätte  die  Erlernung  der 
auch  hier  zahlreichen  slavischen  Wörter  durch  Hinweis  auf  Verwandtes  oder 
Bekanntes  vielfach  erleichtert  werden  können.  So  bogat,  vgl.  bog  Gott  in 
Jüterbog,  eig.  Oster-  oder  Frühgott;  gornic,  vgl.  Tschernagora  (Montenegro) 
und  viele  Ortsnamen  in  Deutschland;  Gören,  Görike  u.  s.  w.  trosc,  polnisch 
trzaszkac,  Dreschen  u.  s.  w. 

Das  beiläufig ;  solche  Kleinigkeiten  können  das  Verdienst  der  sorg- 
fältigen Ausführung  nicht  schmälern.  In  einem  Punkte  scheint  uns  die  Ge- 
nauigkeit sogar  übertrieben  :  dafs  nämlich  auch  die  Abweichungen  der  Schreib- 


U.  lARNIK  SI  BARSEANU,    DOINE  SI  STRIGATURI  DIN  ARDEAL.       2;^^ 

weise  beibehalten  sind.  Wären  die  Gedichte  von  den  Verfassern  nieder- 
geschrieben ,  so  hätte  man  nichts  dagegen  einwenden  können ;  den  Schülern 
gegenüber,  welche  die  Sachen  aufgezeichnet  haben ,  scheint  diese  Rücksicht 
nicht  angebracht.  Die  von  den  ConvorbirT  literare  und  ihrem  Anhange  be- 
folgte lautgetreue  Rechtschreibung  wird  schliefslich  den  Sieg  erringen ,  und 
um  so  eher,  je  mehr  sie  angewandt  wird.  Unseres  Erachtens  hätte  dies  im 
vorliegenden  Werke  geschehen  können,  ohne  dafs  irgend  jemand  dadurch  be- 
einträchtigt würde  —  selbst  die  Akademie. 

Ebenso  wie  hier  erweist  sich  das  gute  Alte  als  siegreich  gegenüber  dem 
besseren  Neuen  in  dem  Brauche  der  bucureschter  Akademie,  die  Druck- 
bogen der  von  ihr  herausgegebenen  Werke  durch  eines  ihrer  Mitglieder 
durchsehen  zu  lassen,  statt  wenn  nicht  allein,  so  doch  nebenbei  vom  Ver- 
fasser, wie  Jarnik  es  S.  X  mit  Recht  als  wünschenswert  bezeichnet.  Eine 
Menge  Druckfehler  wäre  dadurch  vermieden,  die  Jarnik  mit  gewohnter  Sorg- 
falt z.  T.  im  Wörterbuch  am  Schlüsse  verbessert.  Nur  wenig  hat  er  übersehen : 
S.  II,  Z.  2  von  unten  mufs  es  heifsen  truful  statt  timpul.  S.  29,  Z,  5  von 
unten  m'ai  statt  mal,  wie  öfter.  S.  199  CD XXVI  statt  CDX.  S.  301  Z.  3 
busiiioc.  S.  332,  Anm.  16  intrebuinfatä  statt  interb.  S.  472  unten:  ve  ve(i 
supera  —  wenn  ve  nicht  etwa  in  der  Handschrift  fehlte.  S.  507,  Z.  2  chin 
statt  chiu.  S.  514,  v.  9  Cräciun  statt  Cärc.  Endlich  soll  es  415  unten  und 
S.  416,  Z.  2  ochinci  statt  des  gleichbedeutenden  ochü  heifsen;  das  Wort  war 
uns  unbekannt,  fehlt  auch  im  Wörterbuch.      S.  97,  Z.  17  1.  säruta  u.  s.  f. 

Somit  hätten  wir  über  die  Arbeit  der  Herausgeber  genug  geredet  und 
könnten  über  die  Lieder  selbst  wenigstens  noch  einige  Worte  beifügen.  Die 
Berührungen  mit  fremden  Liedern  wollen  wir  beiseite  lassen  und  nur  Proben 
geben.  Die  Wahl  macht  Qual:  fast  jedes  Lied  ist  in  seiner  Art  vollendet. 
Vielleicht  das  am  tiefsten  empfundene  ist  die  146.  Doine,  wo  das  Mädchen 
zunächst  wie  im  slavischen  Volksliede  des  Jünglings  Kleid  (Gürtel  und  Feder) 
werden  will;  dann  aber  noch  hingebender  seine  Leuchte,  um  sich  für  ihn  zu 
verzehren. 

Kürzer,  doch  nicht  minder  rührend  ist  336: 
In  dem  Teich  auf  freiem  Felde,  Über  den  die  Weide  hängt. 

Hat  ein  Mädchen  sich  ertränkt ; 
Rote  Schuhe  an  den  Füfsen,  Bis  zum  Gurt  ihr  Goldhaar  reicht, 

Keine  ihr  an  Schönheit  gleicht. 
Sprich  mir  nicht  davon  —  ich  weifs  es!     Denn  in  Zucht  und  Ehren  war 
Sie  mein  Lieb  ein  ganzes  Jahr, 
Was  sie  in  den  Tod  getrieben,    ist  nicht  gesagt;    nur   aus  „Zucht   und 
Ehren"  können    wir  Untreue    und  Reue  darüber  als  Grund  ihrer  That  ahnen. 
Aber  gerade  dieses  Geheimnisvolle  ergreift  um  so  tiefer,  und  wir  bemitleiden 
sie    wie    ihren  braven  Liebhaber.     Wer  das  Lied  einmal  gelesen  oder  gehört, 
der    wird    die    malerischen  roten  Schuhe    und    das    goldene   Haar    nicht    ver- 
gessen. 

Von  solchen  Liedern  gilt  446: 

Wer  die  Doina  sich  ersann,  War  betrübt,  ob  Weib,  ob  Mann, 
Dem,  der  sich  die  Doina  sang.  Tief  ein  Leid  das  Herz  durchdrang. 
Wer  die  Doina  sich  erfand,  Ach !  dem  war  das  Herz  verbrannt, 
Wie  auch  ich's  an  mir  empfand! 


234  BESPRECHUNGEN.     W.  RUDOW, 

Die  Kehrseite    des  Bildes    bieten    die  Tanzlieder.     Wie  witzig,  sinnlich 
und  dennoch  unanstöfsig  ist  21   (vgl.  Weber,  Demokritos,  Über  das  Naive): 
Liebchen  hat  mich  sehr  erfreut : 
Schweinerippchen  briet  sie  heut ; 
Hab'  sie  drauf  mit  Wein  begossen. 

Auch  mein  Schatz  ist  froh  und  satt; 
Denn  sie  afs  mit  mir  und  hat 
Dann  noch  Fleisch  von  mir  genossen. 
Eine    ebenso    schöne  und  feine  Sinnlichkeit   herrscht    in  69,  70,  71   und 
andern.    Wir  wollen  nicht  mehr  verraten,  sondern  mit  dem  Wunsche  schliefsen, 
dafs  auch  unsere  Landsleute    den    Dank ,    den    sowohl  Sammler   wie    Heraus- 
geber dieser  Schätze  in  so  reichem  Mafse  verdient  haben,  dadurch   abtragen, 
dafs  sie  das  Werk  lesen;  sie  können  sich  auf  keine  leichtere  und  angenehmere 
Weise  mit  dem  Rumänischen  vertraut  machen. 


Bei  dem  zweiten  ebenfalls  sehr  sorgsamen  und  reichhaltigen  Werke 
können  und  müssen  wir  uns  kürzer  fassen.  Die  gewöhnlichste  Form  der  von 
Marian  selbst  gesammelten  Zaubersprüche   ist  diese : 

N.  N.  ging  aus ,  frisch  und  gesund ,  da  wurde  er  krank  und  flehte  um 
Heilung.  Aber  niemand  hört  ihn  als  die  Mutter  Gottes,  die  ihn  fragt.  Da- 
rauf erzählt  er  in  fast  denselben  Worten  wie  vorher  sein  Unglück  und  wird 
erhört.  Stehend  sind  hier  (doch  auch  sonst)  die  Wendungen :  s'o  sinecat,  j'o 
manecat.  Ersteres  erklärt  der  Hrsg.  für  unsicher  (S.  7).  Sinecat  =  silit 
scheint  uns  Volksableitung;  S.  218  steht  daneben ;  j'o  suflecat;  hat  die  Ärmel 
aufgestülpt.  Auch  die  folgenden  Ausdrücke  des  Klagens  stimmen  oft  überein  ; 
ganz  stehend  ist  wieder  das  wunderschöne :  Cu  glas  mare  pdnä'n  ceriu,  cu 
lacrimi  pdnä'n  pament  (mit  lauter  Stimme  bis  zum  Himmel,  mit  Thränen  bis 
zur  Erde)  und  das  folgende:  niemand  sah  ihn,  niemand  hörte  ihn  u.  s.  w. 
Dieser  Art  sind,  l,  6,  7  m,  11,  12 11,  13,  17,  2211,111  (bes.  ausführlich),  261 — 
m,  28  V.  In  der  Ichform  (ich  ging  u.  s.  w.):  5,  16,  25 11.  —  Ähnlich  28,  nur 
ohne  Maria.  Dagegen  bescliwört  sie  23  die  bösen  Geister  (mit  schöner  Ein- 
leitung) vgl.  28 III  und  die  erste  der  Beschwörungen  Saulescus. 

Aufserdem  wird  die  Heilung  erbeten  oder  es  werden  vielmehr  be- 
schworen: 2  9  Jungfrauen. 

21 II  die  3  Sonnenschwestern,  111  die  3  Mäherinnen. 
9  9  Wölfe,  vgl.  Saulescu  8  die  9  Hindinnen. 

19 u  9  Morgenröten,  vgl.  die  9  Störche,  die  Geschwülste  entführt  haben, 
zu  151.  191,  2411  Cosma  Damin;  s.  Gaster,  literatura  popularä;  141  endlich 
soll    das   Wasser  den    Zauber  abspülen. 

Umgekehrt  werden  221  die  9  bösen  Elfen  gescheucht,  28 11 — iv  Borsa 
der  Alte,  Schwarzlippe,  Schwarzfliege  und  der  Waldmann,  die  Krankheits- 
bringer. 

Endlich  heilst  man  die  Krankheit  selbst  gehen  oder  heilen :  3,  4,  7 1  u. 
II,  8,  10,  151,  18,  191,  20  mit  eigentüml.  Erzählung,  211,  271,  rv,  v  mit  Er- 
zählung, 28 II,  29,  31,  241,  251. 

Besonders  merkwürdig  ist  noch  der  Eingang  von  15111:  Samca  (sonst 
böser  Geist)  hatte  9  Söhne ;    sie  sterben :    also  möge  die  Krankheit   vergehen. 


F.  MARIAN,    DESCANTECE  POPOKANE  ROMANE.  235 

Auf  den  reichen  mythischen  Gehall  können  wir  hier  nur  hinweisen ;  ihn 
erschöpfend  zu  behandeln,  würde  allein  ein  Buch  erfordern.  So  S.  79  ein 
Donnergott,  S.  100  die  ganze  Gesellschaft  aus  den  Märchen:  Krüppel  (sonst 
Däumling)  Langbart,  Drache,  Drachin  u.  s.  w.,  S.  114  eiserner,  S.  252  weifser 
Vogel ,  der  die  Krankheit  fressen  soll.  S.  242  tV.  der  Waldmann  und  seine 
Sippe  entspricht  völlig  den  Ghandarven  u.  s.  w.  s.  Meyer,  indogermanische 
Mythen  I.  S.  268  die  Fee  Morgane,  hier  Märgälina  genannt,  mit  ihren  beiden 
Gelährtinnen  u.  s.  w.  Das  meiste  ist  von  anderswoher  bekannt,  nicht  weniges 
aber  fanden  wir  hier  zum  erstenmale ,  so  Samen,  ein  böser  Geist,  vgl.  poln. 
samiec,  samca  Männchen ,  jedoch  mit  anderer  Endung,  worüber  später  mehr. 

Ganz  ähnlichen  Inhalts  wie  diese  von  Marian  selbst  gesammelten  sind 
die  folgenden  Zaubersprüche,  die  aus  Saulescus  Nachlafs  stammen ;  aufserdem 
aber  findet  sich  manches  eigentümliche:  9  Liebeszauberspruch,  10  Gebet  an 
den  hl.  Nicita  als  Schutzgeist,  li  f.  Regengebet,  entsprechend  dem  slawischen 
Brauche  der  Dodola  (Regenmädchen),  s.  Schwende,  Mythologie  der  Slawen 
(Aberglaube  und  Gebräuche). 

Dasselbe  gilt  von  der  dritten  Abteilung,  den  siebenbürgischen  Beschwö- 
rungen. Bemerkenswert  sind  hier  S.  331  die  9  Heldinnen,  die  mit  Lanze  und 
Pfeil  den  Kranken  verwundet  haben;  S.  339  heifsen  sie  die  Schönen,  S.  341 
die  Wald-  oder  Feldmädchen.  Sie  erinnern  an  die  nordischen  Walküren, 
wie  die  9  heilenden  Jungfrauen  (s.  o.)  an  Friggs  9  Begleiterinnen  im  Fiöl- 
swinnsmal  der  Edda.  Letzteren  entsprechen  S.  347  die  9  Brüder,  die  statt 
des  Paradiesbaumes  die  Krankheit  ausroden  sollen.  —  Mehr  als  alles  dieses 
aber  interessiert  uns  der  Pleilspruch  S.  345  :  Es  ging  Gott  mit  Petrus  auf  dem 
Wege  bis  zum  grofsen  Wasser.  Gott  ging  hinüber,  Petrus  konnte  nicht. 
„Geh,  Peter!"  „Ich  kann  nicht,  Herr!  Mein  Rofs  ist  gestrauchelt,  N.'s 
Hand  ist  verrenkt!"  —  „Besprich  es,  Peter!  —  „Ich  kann  nicht,  Herr!" 
Sprich  wie  ich  dich  lehre:  „So  füge  sich  die  Hand  wie  der  Zigeuner  (;= 
Schmied)  das  Eisen  schmiedet".  Wer  denkt  da  nicht  an  den  Merseburger 
Heilspruch  (S.  Mannhardt,  German.  Mythen  69  ff.).  So  knüpft  sich  das 
Fernste  an  das  Nächste,  der  vergleichenden  Volkskunde  eröffnet  sich  hier  ein 
schier  unabsehbares  Gebiet,  das  dem  der  es  bearbeiten  will,  die  reichsten 
Früchte  verspricht  —  nicht  zu  reden  von  der  Sprachwissenschaft,  für  die-  hier 
noch  ein  Scherflein :  a  se  frasui  wehklagen,  S.  208 ,  ist  poln.y>(z^///V  be- 
kümmern, versuchen. 

VV.  Rudow. 


M.  Schwarzfeld,  Poesiile  populäre  Coleclia  Alecsandri  sau  cum 
trebue  culese  si  publicate  canticele  populäre.     Jasi   1889. 

Schw.  weist  zunächst  darauf  hin,  dafs  das  Werk  Alecsandris  bisher  nur 
vom  künstlerischen  Gesichtspunkt  beurteilt  sei,  und  will  dem  gegenüber  auch 
den  wissenschaftlichen  zur  Geltung  bringen,  worauf  es  wegen  seiner  Wichtig- 
keit als  Quelle  unserer  Kenntnis  der  Denk-  und  Empfindungsweise,  sowie  der 
Sprache  und  selbst  Geschichte  des  Volkes  Anspruch  habe. 

Indem  er  die  letzte  Ausgabe  von  1866  mit  den  früheren  oder  mit  Alec- 
sandris Quellen   vergleicht,   lliidet  er  an  jener  hauptsächlich   auszusetzen,  dafs 


236  BESPRECHUNGEN.     W.  RUDOW, 

sie  eine  Menge  willkürlicher  Änderungen  enthält,  von  denen  kaum  ein  Gedicht 
verschont  geblieben  zu  sein  scheine.  Diese  Änderungen  lassen  sich  folgender- 
mafsen^einteilen : 

I.    Viele  Lieder  sind  fast  völlig  umgestaltet. 

Zur  56.  Doina  bemerkt  Seh. :  Die  Abneigung  gegen  den  Heeresdienst 
(bei  den  Ungarn)  habe  sich  hier  in  ein  unaussprechliches  Vergnügen  am  Dienst 
im  rumänischen  Heere  verwandelt,  und  in  einen  Hafs  gegen  die  Fremden, 
der  heute  Mode  sei. 

Aber  letzterer  findet  sich,  und  sogar  erklärt,  auch  sonst,  so  Bärseanu  und 
Jarnik,  Doine  596,  613,  639,  und  637  drückt  sogar  Freude  am  Dienste  aus. 
614  ist  übrigens  v.  9 — 12  des  Liedes  bei  Alecsandri  (Ausgabe  v.  1855),  der 
Fall  würde  also  unter  3  gehören.  Doch  dies  beiläufig:  jedenfalls  hat  Alecs. 
wenn  überhaupt  —  denn  wer  steht  dafür,  dafs  ihm  nicht  andere  Über- 
lieferugen  zu  Gehör  gekommen  sind?  —  im  Sinne  des  Volkes  geändert. 
Geradezu  unverständig  ist  der  Spott,  dafs  der  Rumäne  nur  nach  Alecs.  Rosen 
und  Veilchen  liebte,  s.  Jarnik  a.  a.  O.  Doina  142;  „Viorica,  viorea,  mdndra", 
564 :  döi  bujorJ  si  döl  baditi,  vgl.  den  häufigen  Eigennamen  Bujor.  Ebenso 
wird  der  Rumäne  nicht  nur  von  der  Mutter,  sondern  sogar  von  der  Liebenden 
„viteaz"  u.  dgl.  genannt,  s.  a.  a.  O.  492,  627. 

Dagegen  mufs  man  gestehen,  dafs  der  Schlufs,  den  Alecs.  der  40.  und 
der  76.1  Doine  hinzugefügt  hat,  nicht  recht  volksmäfsig  klingt,  was  weniger 
von  57  gilt.  Zu  Doine  72  (deren  ursprüngliche  Fassung  sich  auch  Jarnik  628 
findet)  fragt  Schw.  angesichts  der  grofsrumänischen  Gedanken,  die  Alecs.  hin- 
eingelegt hat ,  was  weils  der  Bauer  davon  ? 

Den  Schlufs  der  7.  Doine  erklärt  Schw.  für  handgreiflich  unvolkstüm- 
lich, weil  „chauvinistisch";  ich  freue  mich,  dafs  ich  mit  derselben  Ansicht, 
die  ich  S.  XXHI  der  „Rum.  Volkslieder"  geäufsert ,  recht  gehabt ,  obgleich 
ich  von  diesen  Überarbeitungen  nichts  ahnte.  Doch  ist  andererseits  nicht  zu 
leugnen ,  dafs  es  Räuber  gegeben  hat  auch  aufser  Karl  Moor,  die  mit  dem 
Armen  teilten,  so  der  bairische  Hiesel ;  und  die  Liebe  des  Volkes  zu  solchen 
begreift  sich  wohl. 

Das  folgende,  37.  Höre,  scheint  wieder  nicht  hierher  zu  gehören ;  denn 
Alecs.  hat  den  Schlufs  nicht  fortgelassen,  sondern  als  selbständiges  Lied  da- 
hinter abgedruckt,  nur  im  Anfang  leicht  geändert,  sodafs  die  Aufforderung 
zum  Ehebruch,  genauer  zu  seiner  Entschuldigung  fortfällt.  Schw.  wirft  auch 
hier  AI.  wieder  Schönfärberei  vor,    schwerlich  mit  Recht,  vgl.  32.  Höre  u.  a. 

Man  sieht,  die  „völlige  Umgestaltung"  beschränkt  sich  im  wesentlichen 
darauf,  dafs  Alecs.  den  vaterländischen  Gedanken  einigemale  schärfer  zum 
Ausdruck  gebracht  hat. 

Wir  sind  auf  diesen  schwersten  Vorwurf  näher  eingegangen ,  um  den 
Leser  selbst  urteilen  zu  lassen ;  bei  den  folgenden  können  wir  uns  kürzer 
fassen. 

2.  Alecs.  hat  viele  überflüssige  Zusätze  gemacht. 

3.  Er     hat    grundlos     mehrere     Gedichte     zusammengeschweifst.      Was 


'  Die  drittletzte  Zeile  hat  statt  des  sinnlosen  cu  gandul  nach  unserer 
Ausgabe  ca  g.,  was  ein  freilich  wenig  geschmackvoller  Anklang  an  die  Mär- 
chen ist. 


M.  SCHWARZFELD,    POESIILE  POPULÄRE  COLECTIA   ALECSANDRL       237 

übrigens  Doine  74  fehlt,  findet  sich  54,  Anfang.     Dieser  Punkt  ist  besonders 
schwierig;  wir  können  hier  nicht  näher  darauf  eingehen. 

4.  Er  hat  Stellen  ausgelassen,  die  keine  Wiederholungen  sind. 

5.  Er  hat  ganze  Sätze  und  einzelne  Wörter  geändert,  keineswegs  zum 
Vorteil  des  dichterischen  Wertes. 

a)  den  Sinn. 

Der  Zweck  war  übrigens  oft,  Derbheiten  zu  mildern;  und  in  der  An- 
führung der  22.  Doine  fehlt  v.  8.  Ebenda  zmei  statt  miei  kehrt  allerdings  den 
Sinn  um,  doch  findet  jenes  sich  oft  in  dem  Märchen  als  Bild  der  Tapferkeit. 
Auch  Doine  12,  „des  Busens  Blume"  findet  sich  Fundescu  S.  22. 

b)  Eigen-    und   Sammelnamen ,    worauf  schon  Densuschian    hingewiesen, 
öfter  wieder  im  vaterländischen  Sinn. 

c)  Auf  Tracht  und  Bräuche  des  Volkes  Bezügliches. 

d)  Einzelne  Wörter,  vereinzelt  völlig  unbekannte. 

e)  Selbst  Binde-,  Verhältnis-,  Umstands-  und  Fürwörter  (Partikeln). 

f)  Kürzung   und   Erweiterung    im    allgemeinen.     Besonders  sind   Eigen- 
schaftswörter gehäuft,  was  das  Volk  nicht  liebt. 

g)  Ganz  zwecklose  Änderungen. 

6.  Er  hat  Verse  eingeschoben  um  Anmerkungen  dazu  machen  zu  können. 
So  an  den  Vers  vom  luda  blestemat  die  Bemerkung,  dafs  die  Juden  das  Volk 
durch  den  Brantwein  zu  Grunde  richteten. 

Diese  Beschuldigung  sucht  Schw.  durch  die  Behauptung  zu  widerlegen, 
die  Volksdichtung  selbst  urteilte  über  die  Juden  nirgends  unvorteilhaft.  In- 
dessen ist  das  aufscr  in  dem  Märchen  Ispirescus  auch  im  4.  Fundescus  der 
Fall,  wo  der  Jude  das  todbringende  (Nessos)-IIemd  verkauft  (S.  52);  aber 
was  gehen  uns  heute  die  alten  Märchen  an?  Schw.  kennt  Ghicas  Briefe  (vgl. 
S.  38).  Nach  S.  XII  derselben  gab  es  vor  1830  so  gut  wie  keine  Juden  im 
Lande ,  nur  wenige  Hausierer  —  ganz  erklärlich ,  weil  die  Griechen  dort 
herrschten,  neben  denen  kein  anderes  Handelsvolk  aufkommt.  Nachdem  aber 
die  griechische  Herrschaft  gebrochen  und  Rufsland  wie  Österreich  die  Juden 
zum  Heeresdienste  heranzuziehen  angefangen  hatten,  begann  die  jüdische 
„Überschwemmung",  deren  Druck  Ghica  im  20.  Briefe  mit  sehr  beweiskräf- 
tigen Zahlen  schildert ,  wie  schon  C.  Negruzzi  in  seinen '  Briefen  hierüber 
klagt  (29). 

Die  neuere  Volksdichtung  stimmt  mit  ein ,  so  heifst  es  in  Dorul  tine- 
rimei  S.  251  in  „Criza  de  batü" :  Die  Beamten  diskontieren  ihr  Gehalt  aufs 
dritte  Jahr,  Und  die  Juden  spekulieren  .  .  .  Ähnlich  S.  260 :  Es  bleibt  nichts 
als  die  Gehaltsanweisungen  den  Juden  zu  vcrpflinden  u.  s.  w.  u.  s.  w.  Wir 
würden  hierauf  nicht  näher  eingegangen  sein,  wenn  es  nicht  nötig  gewesen 
wäre,  einmal  zur  Steuer  der  Wahrheit,  sodann,  um  begreiflich  zu  machen, 
wie  Schw.  den  angesehensten  Dichter  seines  Volkes  —  ich  meine  der  Rumänen, 
nicht  der  Juden  —  mit  so  unerhörten  Schmähungen  hat  überhäufen  können, 
wie  es  in  diesem  Werke  geschieht,  Alecs.  hat  hier  wie  sonst  die  Stimmung 
des  Volkes  nicht  gefälscht,  sondern  ihr  vielmehr  nur  Ausdruck  verliehen,  man 
könnte  seinem  Gegner  den  Vorwurf  der  Fälschung  mit  mindestens  gleichem 
Rechte  zurückgeben.  Wenn  er  im  folgenden,  bei  Doine  16  f.  wenig  Urteil 
zeigt,  so  teilt  er  diesen  Mangel  mit  den  gröfsten  Dichtern  wie  Byron ;  wenn 
er  meint,  die  Märchen  könnten  früher  gereimt  gewesen  sein,  so  ist  das  ebenso 


238  BESPRECHUNGEN.      \V.  RUDOW, 

gut  möglich  wie  bei  der  Mär  vom  hüriiin  Siegfried,  vgl.  die  chansons  de  geste 
in  der  „bibliotheque  bleue";  ehe  wir  ihm  endlich  einen  Vorwurf  daraus 
machten,  geschichtliche  Namen  eingetragen  zu'  haben,  müfsten  wir  erst  genau 
wissen,  ob  er  dies  wirklich  aus  sich  selbst  gethan. 

7.  In  den  erzählenden  Dichtungen  hat  Alecs.  geändert,  obgleich  er  ihnen 
hohen  geschichtlichen  Wert  beimifst. 

Allerdings,  aber  die  Änderungen  sind  durchweg  unerheblich,  meist  Aus- 
lassungen; nur  S.  52  f.  ist  das  r  in  Zorila  nebst  etlichen  Nam.en  fortgefallen; 
63  f.  sind  die  Lesi  (Polen)  in  Litfeni  (eig.  Littauer)  geändert.  Auch  scheint 
es  übertrieben ,  dafs  ein  Vers ,  der  eine  Schilderung  oder  dgl.  enthält ,  dann 
unecht  sein  müfste,  wenn  er  sich  nur  einmal  findet. 

8.  Er  hat  die  Wichtigkeit  einiger  Überbleibsel  des  Altertums  nicht  zu 
schätzen  gewufst. 

So  hat  er  allerdings  ein  polnisch  überliefertes  Lied  auf  Stefan  d.  Grofsen 
aus  dem  16.  Jahrhundert  weniger  treu  übersetzt  als  Hasdeu  und  als  jetziges 
Volkslied  ausgegeben. 

Andere  haben  es  ebenso  gemacht  und  damit  eine  wissenschaftliche  Be- 
handlung des  Stoffes  sehr  erschwert,  wo  nicht  unmöglich  gemacht. 

Wieder  wahr,  aber  wenn  S.  hieran  S.  1 1  Alecs.  ,, Fälschungen  im  vater- 
ländischen Sinne"  vorwirft,  so  schlägt  er  sich  selbst,  indem  er  S.  78  bemerkt : 
„Alecs.  lag  nur  der  künstlerische  Wert  der  Volksdichtungen  am  Herzen." 
Gewifs,  denn  Alecs.  ist  ein  Dichter ;  er  sah  deshalb  die  Volksdichtung  ebenso 
als  herrenloses  Gut  an ,  wie  Göthe  u.  a.  es  gethan ;  wenn  er  diese ,  einer 
Fürstin  zugeeigneten  „Findelkinder"  etwas  zustutzte ,  so  that  er  es ,  weil  er 
nicht  für  die  Wissenschaft  schrieb,  sondern  für  den  herrschenden  Geschmack. 
Die  Wissenschaft  ist  ihm  so  fremd ,  dafs  er  nicht  einmal  eine  brauchbare 
Kunstlehre  des  Schauspiels  gelesen  hat,  so  nötig  ihm  das  auch  gewesen  wäre, 
wie  ich  nachgewiesen.  1  Ein  billiger  Beurteiler  würde  ihn  als  das  nehmen, 
was  er  ist.  Herr  Schw.  weifs  davon  nichts,  oder  vielmehr,  er  will  davon 
nichts  wissen ,  denn  er  kennt  ja  die  ausführliche  Lebensbeschreibung  von 
Bengescu.     Er    tadelt   neben   dieser    geringen  Treue    der  Überlieferung  noch ; 

Die  Anordnung ,  die  mehr  eine  Unordnung  sei ,  (was  ich ,  freilich  be- 
scheidener, schon  im  Anfange  meiner  Arbeit  über  ,, Verslehre  und  Stil  der 
rum.  Volkslieder"  bemerkt,)  sowie  den  Mangel  der  Verszählung ; 

Die  Überschriften  als  wenig  bezeichnend ;  (weshalb  ich  gröfstenteils 
andere  gewählt;) 

Die  Anmerkungen;  in  denen  eines  wissenschaftlichen  Werkes  hätten 
declamatii  patriotice  nichts  zu  suchen.     S.  o. 

Nach  diesen  Lufthieben  gegen  einen  wissenschaftlichen  Alecs.  kommen 
noch  Betrachtungen  über  den  Kunstwert,  die,  wie  auch  schon  das  frühere, 
manche  feine  Bemerkung  enthalten.  Ja  —  wer  sollte  es  glauben !  —  Herr 
Schw.  kommt  hier  sogar  zu  der  Einsicht,  dafs  die  Änderungen  Alec.'s  doch 
einigen  Grund  hätten,  nämlich  den,  die  Volksdichtungen  dem  herrschenden 
Geschmacke ,  welcher  der  ganz  echten  nicht  günstig  wäre ,  etwas  anzupassen. 
Dafs   er   dies   „geschmackvoll"    gethan,    urteilt  Gaster    in    der   'Rum.  Volks- 


1  S.  „Unsere  Zeit"   1889,  Heft  11. 


M.  SCHWARZFELD,    POESIILE  l'OPULAKE  COELCTIA  ALECSANDRI.       23g 

lileratur'  „auf  alljj;emcines  Verlangen".     So   mächtig    sei    das  Vorurteil    gegen 
die  unverfälschte  Volksdichtung. 

Hiernach  könnte  es  scheinen,  dafs  das  Buch  gerechter  schliefst,  als  man 
hätte  erwarten  sollen;  dennoch  fafst  Schw.  sein  Urteil  im  letzten  Worte 
„drege-stricä"  (Einreifsbaumeister)  zusammen.  Wir  wollen  nicht  desgleichen 
thun ,  auch  nicht  Alecs.  von  den  ihm  gemachten  Vorwürfen  zu  entlasten  uns 
bemühen  —  das  hat  das  dankbare  rum.  Volk  schon  mit  seinen  Küssen  gethan ; 
denn  dieses  weifs  recht  gut,  welchen  Dank  es  dem  Dichter  gerade  für  die  Be- 
lebung des  Nationalgefühls  schuldet,  die  Schw.  ihm  vorwirft,  weil  er  letzteres 
nicht  kennen  will.  —  Wir  wollen  nur  zum  Schlufs  unser  Urteil  dahin  aus- 
sprechen, dafs  das  Buch  von  einer  ungewöhnlichen  Kenntnis  der  rum.  Volks- 
dichtung und  von  ebensoviel  Fleifs  wie  Scharfsinn  zeugt.  Um  so  mehr  ist 
zu  bedauern,  dafs  der  Verf.  den  Lärm  des  Rassenkampfes  in  die  friedlichen 
Hallen  des  Wissenschaft  hineingetragen  hat.  — 

Nachstehend  noch  einige  Quellen,  bezw.  Vorlagen,  die  Alecsandri  be- 
nutzt hat,  aus  cintece  nationale  adunate  de  O.  Dumitrescu.  2.  ed.  Bucu- 
resti   1859. 

cintece  nat.  54  fast  ganz  wie  das  von  Schwarzfeld  S.  49  zu  Alecs.  Bal- 
lade 41  gestellte;  nur  v.  15  lautet:  sa  nu  retnai  pagubaj  statt  se  nu  pätimesti 
ceras,  vielleicht  nur  verschrieben. 

Bedeutender    sind    die    Abweichungen    zwischen    dem    von  Schwarzfeld 
S.  47  f.  mit  Alecs.  Doine  50  und    dem  Schlüsse    von    Ballade  40    verglichenen 
und  eint.  nat.  54,  wo  statt  Schwarzfeld,  v.  5  ff.  steht: 
intristat  pe  ginduri  pus 
me  suiin  pe  deal  in  sus 
^i  ochiT  cänd'  mi  am  intors 
me  uitaTu  pe  vale  'n  Jos. 
vezuTü  oamenil  arind 
cu  plugurile  in  rind 
weiter  unten  fehlt  v.  19       vai!  reii,  ursitul  de  en! 
Schwarzfelds  v.  22 — l"),  fehlen. 
Schwarzf.  v.  34  ff.  heifst: 

^i  me  rugalü  de  boga^T 
cariT  aü  bot  si  arga^T 
se  mi  dea  biriT  intr'  un  ceas 
mi  dea  boil 

se  arü  ^i  eü  locu  d'un  pas. 
dar  in  zadar  m'am  rugat 
cä'n  seamä  nu  m'aii  bägat. 
(V.  35  si'n  .) 

atuncT  si  eu  me'ntorsciu 
si  intru  sinem  [i]  ziselü 
v.  42  f.  ebenso,  dann  fehlt  v.  44 — 49. 
51   und  'ö  statt  a.     50 — 55   ebenso. 

acestea  Jianü  zicea 
in  temni^  cCind  zacea 
s'in  lan^  c^nd  il  aducca 
de  lu  intreba  ^i  lü  muncea. 


240  BEPSRECHUNGEN.     \V,  RUDOW, 

Alecs.  Doine  32  steht    eint.  nat.  78  so  (das  Abweichende   ist  schräg  ge- 
druckt): 

supt  poale  de  codru  vefde 

mititel  foc  7ni  se  vede, 

mititel  si  potoltt, 

tot  de  voincl  ocolit. 

5     nu  still  zece,  \s'\au  cin[rz']  sprece 

fehlen  2  Zeilen. 

si  mis  frige  un  berhece 

un  berbece,  berbecel       1 

.      .,.,  ,  J   fehlt  bei  AI. 

sugator  si  mititel.  J 

si  nu  /'  frigi?  cum  se  frige 

10     Ci-lu  infige  [p]in  cerlige 

iniungeat  si  neiupuit        I 

,         ,  ,..       \  felilt  bei  AI. 
9a  un  purcelus  perlit      j 

s'tl  intoarce  dm  belciuge, 

ca  sä-7  fie  carnea  dulce, 

15     si  s3-l  alba  la  colnicT     1 

1  .    j-  _  .  _    /   fehlt  bei  AI.     Dafür  wird  bei 

de  merinda,  ca  voinici.  J 

ihm  ein  Überfall    durch    die    bewaffnete  Macht    geschildert.     Bei  Dumitrescu 

folgen  2  ganz    andere    Lieder,    die  Alecs.    zu    32,  v.  10  ff.    als    Schlufs    einer 

Fassung  bringt,  die  mit   vorstehendem  v.  5  (bis  auf  eine/  sprece),  v.  6,  9  (bis 

auf  dar)  und   10,   13  (aufser  /  in)  und   14  gemein  hat: 

subt  umbra  de  pädueel. 

voTnicel  mänincä  7mel  (AI.  din  el). 

si  beaü  vin  din  burdusel  (fehlt  bei  AI.). 

cintind  si  gräind  asfel.     (si  din  gurli  dicu  astfel). 

codr^,  codrif  infrunzit, 

codr<?  frumos  Inverzit!   (fehlt  bei  AI.) 

tine  me  'n  tine  ferit 

cu  frunzä  acoperit.     (fehlt  bei  AI.) 

codre  veT  avea  pecat  1 

cumva  de  m'el  da  legat         /  <f^'^'^"  ^^'  ^^'^^ 

ca  nimic  nu  ti-am  strieat ; 

nu  me  stiu  de  vinoveat  (si  nu  me  simt  v.  AI.). 

clVn  tine  de  c5nd  intraiü 

numai  o  kraka  talaiü 

armele  de-mi  atirnaiu 

si  la  umbra-tl  m'asezaiu  (fehlt  b.  AI.) 

le  as  fi  pus  codre  si j'os  (AI.  pe  gios) 

dar  p2mintu-i  umedos 

si  fierul  e  ruginos, 

isT  pTerde  lustrul  frumos.     (fehlt  bei  AI.) 

codr<?,  codr^  dusman  esti! 

tu  voTnicil  7  amägesti, 

11  aduni,  ii  prümestT,  (fehlt  bei  AI.). 

tu-i  predäl  lar,  nu-i  feresti.     (AI. :  si  de  dusmani). 


M.  SCHWARZFELD,    POESIILE  POPULÄRE  COELCTIA  ALECSANDRI.       24  I 


clt  e  codr«   de  frunios,  (AI.  cfil  estT,  codri) 

cu  frunza  verde  umbros;  (fehlt  bei  AI.) 

larna  putreze.f/<f  jos  (-scT  tu  gios  bei  AI.) 

si  voTniciT  sed  la  gros.     (AI.  zacii).     Das    letzte    auch    Alecs.    Bai.  39,3, 


V.  6  fl'. 

AI.  Doine  36. 
Spune,  mindro  mergT  nu   nicrgl? 


cänt.  nat.  48. 
Spune-mT 

ort  poteca  sli  mT  deslegi 
din  .  .  . 
spune-mT 
de  me  leT,  de  nu  me  Tel 


din  douä-una  se-tT  alegi 
spune,  mindro,  vre!  nu  vrel 
cä  colea  me  rögä  trei 

5  und  6,  7  und  8  wieder  gleichlautend. 

Hinter  v.  5  bei  AI.  steht :  se  fugim,  se  prebegim. 

Hinter  v.  7  bei  AI.  steht :  dusmanii  s'aQ  immul^t 


V.  9  bei  AI.     .   .   .   cu  treT, 
vorba  le  e  tot  de  noT. 


cu  doT  unde  sintu  cu  doT,  cu  treT 

vorba  de  noT  intre  ei 
dusmanii  tei  si  aT  rael. 
cä  unde  sänt  doT  cu  doT 
vorba  le  e  tot  de  noi 
se  ne  bage  in   nevoi 
toti  se  uTtä  ca  la  urs 

AI.  V.  II. 
se  ne  faca  z/r'un  neajunsu. 
stiT,  mindro,  c'am  pus  de  gind  ? 
sc  plec,  se  te  las  plingind. 
din  ochT  negri  lacramindu. 
s'o  se  'ncalec  pe  cal  murg 
mai  curend  ca  se  ajungii 
cätre  deal,  la  KImpu-Lung 
cätre  deal,  peste  Museal, 
se  trecö  Prahova  cu  elu 
farä  sc  me  ud  de  fei. 
se  me  duc  la  draga  mea 
J   care  me  lubeamü  cu  ea 
\  in  copilararia  mea. 
ca  nu's  cäine  se  o  uTtü 
cT's  voTnic  se  o  särut, 
cä  ea  dintru  'ntaiu  m'a  vrul. 
Alecs.  Doina  48  hat  mit  cSnt.  na^.  60  nur  den   Anfang  und  den    Grund- 
gedanken   gemein,     dagegen    weicht    Doina  49    von    eint.    na^.    51    nur    sehr 


si  fac  sfaturT  pe  ascuns 
se  ne  faca-un  neagiuns. 
vinä,  mindro  mal  curend 
cä  de  nu,  te  las  plängend. 
unde  n'am  dusmanT  de  fei 
cä  n'am  ce  'mpärti  cu  el. 


si  me  duc  peste  Muscel 


Alecs.  Doine  25,  v.  18  f. 


wenig  ab:  Alecs. 

V.  12  cänd  trecü  fe^isörele 

16  dacä  mi-ar  fi  fost 

20  cä  LeTcu|a-I 

23  puTca 

24  tot 

25  si  ca  et  se  vestejestc. 

Zeitschr.  f.  rom.  riiU.  XIV. 


cäntece  na^. 
sä  trecä  feti^ele 
cä  d'ar  fi  venit 
cä  Florica'T 

Iclea 

se 
nimenT  nu  le  mgrijeste 
V.  22  f.   wicdcrliDll. 

16 


242  BESPRECHUNGEN.     W.  RUDOW, 

Alecs.  Hora  22  ist  fast  ganz  eint.  nat.  52;  abgesehen  von  lelifo,  lelito, 
fä,  das  an  letzterer  Stelle  hinter  jeder  Zeile  steht,  dort  nur  hinter  den  beiden 
ersten,  steht  Alecs.  v.  i — 6  hinter  7 — 10,  v-.  2  unul  statt  una ,  v.  14  ca  un 
deget  s'un  inel,  das  Alecs.  statt  des  nicht  leicht  verständlichen  unifi  la  cinel- 
cinel  eingesetzt  zu  haben  scheint. 

Alecs.  Hora  36  ist  ebenso  fast  völlig  eint.  nat.  49.  Die  Verschieden- 
heiten der  Aussprache  v.  3,  6,  lO:  /'härägim;  18  Alecs.:  unul  spre-altul,  eint. 
unul  spre  alt';  doch  hat  letzteres  am  Ende  6  Zeilen  mehr.  Ball.  45,  vgl. 
Magazin  istoric.  2,  S.  56. 

Es  liefse  sich  noch  mehr  beibringen ,  so  ist  eint.  77  im  wesentlichen 
Alecs.  Bai.  27  (vgl.  Ball.  8);  indessen  würde  das  zu  weit  führen.  Wir  wollten 
nur  an  einigen  Beispielen  zeigen,  dafs  wenn  Alecs.  mehrere  Fassungen  eines 
Liedes  giebt,  dieselben  recht  gut  alle  echt  sein  können,  wenngleich  wir  ge- 
stehen, dafs  er  oft  selbst  geändert  hat  und  dies  besser  unterlassen  hätte. 

W.  Rudow. 


A.  D.  Xenopol,  Storia  Rominilor    din  Dacia  Traiana.     Jassi  1888  ff. 

Dieses  Werk  verdient  wegen  seiner  Gründlichkeit  und  seines  besonnenen 
Urteils  auch  hier  eine  nähere  Besprechung.  Der  Verfasser,  1843  geboren, 
studierte  von  1867 — 70  in  Wien,  worauf  er  sich  nach  Berlin  begab,  seine 
Studien  zu  vollenden.  Die  Weihrede ,  womit  er  die  Kationalfeier  zu  Putna 
am  Grabe  Stefans  des  Grofsen  am  15.  August  1871  eröffnete,  machte  ihn  im 
ganzen  Lande  bekannt,  er  stieg  von  Stufe  zu  Stufe;  schon  1876  war  es  Pro- 
kurator des  Gerichtshofes  und  Professor  in  Jassi,  wo  er  seither  namentlich  als 
akademischer  Lehrer  und  Geschichtsfchriftsteller  nach  verschiedenen  Seiten 
erfolgreich  thätig  ist. 

Die  „Geschichte  der  Rumänen",  sein  neuestes  und  umfangreichstes  Werk, 
teilt  er  in  folgende  Zeiträume  ein : 

1.  Alte  Geschichte,  von  513  v.  Chr. — 1290  n.  Chr.:  Gestaltung  des  ru- 
mänischen Volkskörpers. 

2.  Mittlere  Geschichte,  vom  Ursprung  des  rumänischen  Staates  bis  M. 
Basarab  und  Vasile  Lupu,  1290 — 1653:  Zeitraum  der  slawischen  Vor- 
herrschaft. 

3.  Neuere  Geschichte  bis  zum  griechischen  Aufstande  1821  :  Zeit  der 
griechischen  Vorherischaft. 

Der  erste  der  sechs  Bände,  der  uns  vorliegt,  behandelt  den  ersten  Zeit- 
raum, der  wieder  in  folgende  Abschnitte  zerfällt. 

1.  Die  Zeit  der  Selbständigkeit  bis  zur  Unterwerfung  durch  Trajan  106 
nach  Chr. 

2.  Dakien  unter  römischer  Herrschaft  bis  270. 

3.  Die  Rumänen  in  den  Gebirgen ,  wohin  sie  vor  den  eindringenden 
Barbaren  flüchten  mufsten ,  den  Goten,  Hunnen,  Gepiden ,  den  Avaren  und 
Slawen,  den  Bulgaren,  die  ihr  bisheriges  lateinisches  Christentum  durch  das 
griechische  verdrängten,  — 700. 


A.  D.  XENOPOL,    ISTORIA  ROMINILOR.  243 

4.  Der  zweite  Zeitraum  der  Barbarenstürme:  der  Ungarn,  der  Petsche- 
negen,    Cumanen  und  Tataren.     Anfänge  rumänischer  Staaten. 

Das  Ergebnis  des  ersten  und  am  wenigsten  bekannten  Abschnittes  ist: 
die  ältesten  Einwohner  des  Landes,  die  erwähnt  werden,  waren  weder  Kelten, 
wie  P'ranzosen  behaupten,  noch  Slawen,  wie  diese  wollen,  noch  Germanen,  so 
Grimm.  Doch  irrt  X.  wenn  er  den  Beweggrund,  der  allerdings  bei  den  Slawen 
nur  zu  deutlich  ist:  nämlich  die  Grenzen  des  eigenen  Volkes  möglichst  zu 
erweitern,  auch  bei  Grimm  voraussetzt.'  Vielmehr  war  das  erste  Volk,  das 
in  diesen  Gegenden  lebte,  die  Skythen,  ein  Reiter-  und  Jägervolk.  Durch 
ihre  Verwegenheit  und  Unbändigkeit  haben  sie  sich  zwar  weithin  gefürchtet 
gemacht ,  aber  darum  haben  sie  im  Land  wenig  Spuren  hinterlassen ,  weil  sie 
eben  beständig  umherschweiften.  Ungleich  wichtiger  sind  die  Daker  und 
Geten,  zwei  nah  verwandte  (eins  verstand  des  anderen  Sprache)  Völker,  die 
zum  grofsen  thrakischen  Sprachstamme  gehörten.  Dieser  stand  dem  Persischen 
sehr  nahe,  wie  Müllenhoff  aus  vielen  Eigennamen  —  den  fast  einzigen  Über- 
bleibseln -—  nachgewiesen  hat.  Dies  wird  durch  Übereinstimmung  in  den 
hervorstechendsten  Zügen  des  Volksgeistes  noch  bestätigt :  der  Glaube  an  ein 
gutes  und  ein  böses  Urwesen ,  an  das  Jenseits ,  vor  dem  das  Diesseits  ganz 
zurücktritt  u.  s.  w.  Im  Gegensatz  zu  den  Skythen  gingen  diese  Völker  schon 
im  3.  Jahrh.  v.  Chr.  zum  Ackerbau  über  und  erreichten,  teils  durch  eigene 
Begabung,  teils  durch  Berührungen  mit  Römern  und  Griechen  bald  einen 
hohen  Grad  staatlicher  Entwickelung.  Doch  waren  sie  der  römischen  Über- 
macht nicht  gewachsen ;  ihr  heldenmütiger  Verzweiflungskampf  unter  Dekebal 
gegen  Trajan  ist  bekannt.  In  die  fast  —  sicher  nicht  ganz,  wenigstens  von 
Weibern  und  Kindern  —  entvölkerten  Länder  wurden  nun  zahlreiche  römisch 
oder  griechisch  redende  Ansiedler  geschickt,  meist  aus  Asien,  doch  auch  aus 
Italien  und  selbst  Rom  wurden  sie,  besonders  durch  den  Goldreichtum  des 
Landes  angezogen.  Dabei  wurde,  wie  überall  im  Reiche,  die  römische  Sprache 
herrschend ,  in  der  sich  wenig  einheimisches  Sprachgut  erhielt ,  doch  zeigen 
die  aus  dem  Altertum  erhaltenen  Orts-  besonders  Flufsnamen,  dafs  die  thra- 
kischen Bewohner  nie  ganz  ausgestorben  sein  können,  vielmehr  von  Geschlecht 
zu  Geschlecht  sich  behauptet  haben.  Hieraus  leitet  X.  d^s  gute  Recht  der 
Rumänen  oder  Dako-romanen  (mit  Einschlufs  der  „unerlösten"  Siebenbürger, 
versteht  sich)  nicht  nur  auf  ihren  gegenwärtigen  Besitz,  sondern  auf  den 
ganzen  Norden  der  Balkanhalbinsel  her.  Dies  sei  der  Beruf  eines  Volkes, 
das  aus  der  Vermischung  zweier  so  aufserordentlich  tapferer  und  thatkräftiger 
Völker  hervorgegangen.  Er  würdigt  u.  E.  dabei  nicht  ausreichend  die  spätere 
Vermischung  mit  den  verschiedensten  fremden  Völkern,  die  in  der  jetzigen 
Bevölkerung  den  dakisch-römischen  Grundstock  sicher  überwiegen,  wie  der 
erste  Blick  auf  Sprache  und  Äufseres  zeigt.  Besonders  stark  ist  bekanntlich 
der  slawische  Einflufs;  das  lässige,  ja  träumerische  Wesen,  das  diesem  Volks- 
stamme eigen  ist,  findet  sich  auch  bei  den  Rumänen  deutlich  genug  und  wird 
z.  B.  von  I.  Ghica   bitter   getadelt.     Er,    C.  Negruzzi   u.  a.   sehen   mit  Recht 


*  Grimm  hielt  irrtümlicherweise  die  fielen  für  eins  mit  den  Goten,  ver- 
anlafst  durch  die  Schrift  des  Jordanis,  die  er  als  Tcnden/.werk  niciit  er- 
kannte. 

16* 


244  BESPRECHUNGEN.     H.  SUCHIER, 

hierin  den  Grund,  warum  die  Einheimischen  mehr  und  mehr  Fremden  weichen, 
namentlich  den  Juden. 

Der  vorliegende  Band  läfst  schon  zur  Genüge  erkennen,  dafs  X.  völlig 
unabhängig  von  der  freilich  vielseitigeren  „Kritischen  Geschichte  der  Rumänen" 
Hasdeu's  arbeitet;  beide  Werke  sind  so  verschieden  angelegt,  dafs  sich,  zu- 
mal jetzt,  nicht  entscheiden  läfst,  welches  den  Vorzug  verdient. 

W.  Rudow. 


Le  Lai  de  l'oinbre  public  par  Joseph  B edier.  Fribourg  [Schweiz]  1890. 
59  S,  4**.  [im  Index  lectionum  quae  in  universitate  Friburgensi  per  menses 
aestivos  anni  MDCCCXC  habebuntur]. 

Das  Lai  vom  Schatten  erfährt  hier  eine  neue  Ausgabe  auf  Grund  der 
sechs  erhaltenen  Handschriften  (ABCDEF),  von  denen  A  mit  den  Lesarten 
von  B  durch  Michel  1836,  F  durch  Jubinal  1846  herausgegeben  war.  Das 
Lai  verdiente  eine  kritische  Ausgabe  in  hohem  Grade:  es  schildert  uns  eine 
prächtige  Gesprächsscene  aus  dem  Leben  der  höfischen  Kreise  mit  allerlei 
Einzelzügen,  die  uns  zeigen  können,  wie  sich  feiner  Takt  und  zarte  Rücksicht 
im  Mittelalter  zu  äufsern  pflegte.  Der  Dichter  Jehan  Renart  —  er  hätte  wohl 
verdient,  auch  auf  dem  Titel  genannt  zu  werden  —  thut  sich  hierauf  nicht 
wenig  zu  Gute ;  denn  er  sagt  gleich  im  Anfang  je  vuel  mon  sens  emploier  A 
bien  dire  et  a  soploier  A  la  hautece  de  Veslit.  Die  Anmerkung  des  Heraus- 
gebers zu  eslit  scheint  mir  den  Sinn  nicht  zu  treffen.  Ich  möchte  die  letzte 
Wendung  etwa  erläutern  mit  "  aspirer  ä  la  hauteur  de  l'exquis ". 

In  der  Einleitung  giebt  Bedier  eine  treffende  Beurteilung  des  Gedichtes. 
Er  bestimmt  aus  einer  Stelle  die  Zeit  der  Abfassung  (um  1240)  und  klassi- 
fiziert mit  Einsicht  und  Methode  die  Handschriften,  die  in  zwei  Gruppen  zer- 
fallen, nämlich  AB,  C  und  DF,  E. 

Es  folgt  der  Text  des  Lai,  welcher  dem  Herausgeber  Gelegenheit  giebt, 
sein  bereits  an  den  Sagen  von  Tristan  und  Fierabras  bewiesenes  kritisches 
Talent  nach  einer  anderen  Richtung  hin  zu  erproben.  Der  Text  ist  mit  so 
gutem  Verständnis  hergestellt  dafs  ich  fast  nichts  daran  zu  ändern  finde.  Nur 
hinsichtlich  der  Interpunktion  schlage  ich  einige  Änderungen  ohne  Belang 
hier  vor. 

V.  184  Hinter  las  sollte  kein  Ausrufungszeichen  stehen,  da  es  das  Prä- 
dikat zu  dem  folgenden  Relativsatz  ist. 

243  Wenn  alle  Handschriften  en  chaaire  haben,  durfte  der  Artikel  nicht 
hinzugefügt  werden. 

305  Ist  hier  nicht,  trotz  der  Wortstellung  {Cil  se  hastent),  en  son  en- 
contre  besser  durch  Komma  abzutrennen  und  zum  folgenden  zu  ziehen  ? 

370  Vielleicht  stand  ursprünglich:  Se  deus  me  lait  veoir  Vendit  \A  hat 
lundit ). 

430  Das  Komma  zwischen  nos  und  Dames  ist  entbehrlich. 

463  Nule  dürfte  sich  auf  volente  459  beziehen. 

517  Das  Komma  zwischen  vos  und  retenes  sollte  fehlen.  Vgl.  Tobler, 
Verm.  Beitr.  S.  22  f. 


J.  BEDIER,    LE  LAI  DE  L  OMBRE.  245 

583  Nacli  der  Ansicht  des  Herausgebers  wird  z  mit  s  im  Reim  ver- 
mischt. Doch  scheint  es  dafs  der  Dichter  den  Unterschied  kannte.  An  der 
vorliegenden  Stelle  ist  DEF  der  Vorzug  zu  geben :  Por  quoi  ü  s'en  depart 
ensis,  wodurch  zugleich  ein  leonymischer  Reim  gewonnen  wird  (ensi's  :  pensis). 

584  Das  Semikolon  ist  zu  streichen,  da  das  absolute  venus  585  nicht 
Altfranzösisch  ist. 

616  Ein  Ausrufungszeichen  scheint  hinter  Cestui  richtiger  als  ein  Frage- 
zeichen. 

782  Eine  Conjectur  Tobler's  zu  diesem  Vers  (Vom  Verwünschen  S.  5) 
bestätigt  sich  nicht. 

871   Die  Rede  beginnt  wohl  schon  mit   Grans  mercisl 

Der  Dichter  verlegt  seine  Erzählung  in  die  "Marche  de  l'empire",  also 
an  die  Grenze  des  Deutschen  Reiches  nach  Lothringen,  und  der  Herausgeber 
sucht  die  Heimat  des  Dichters  in  dieser  selben  Gegend.  Er  bemüht  sich  auch, 
die  Sprachformen,  die  der  Dichter  gebraucht,  mit  dieser  Annahme  in  Ein- 
klang zu  bringen,  nur  mit  der  Einschränkung  dafs  der  Dichter  die  Schrift- 
sprache habe  schreiben  wollen  und  ungeschickter  Weise  seine  Mundart  habe 
einfliefsen  lassen. 

Ich  glaube  dafs  aus  der  Lokalisierung  der  Erzählung  gar  nichts  zu 
schliefsen  ist.  Will  man  eine  Vermutung  darauf  bauen ,  so  dürfte  eher  das 
Gegenteil  von  dem ,  was  hier  vermutet  wird ,  anzunehmen  sein.  Denn  eine 
Geschichte  wird  glaubwürdiger,  wenn  sie  in  der  Ferne  spielt,  wo  eine  Kon- 
trolle ausgeschlossen  ist. 

Prüfen  wir  kurz  die  vom  Dichter  angewandten  Sprachformen.  Er  ge- 
braucht amoit  135  neben  amot  883,  moi  neben  nii,  simpleche  54O,  aber  auch 
Stiche  (Ind.  von  sachter)  14,  no  vo,  aber  kein  -ie  für  -tee.  s  und  s  scheinen 
getrennt;  samis  303  könnte  saniitium  sein  oder  wie  der  Stoff  aus  Flandern 
stammen,  und  puis  puteum  neben  puiz  berechtigt  sein.  Ähnlich  scheidet  er 
e  und  ä  mit  einer  Ausnahme  [blanche  :  venche  vinca  282).  Dafs  er  ie  mit  e 
vermischt  habe,  sollte  der  Herausgeber  nicht  aus  dem  häufigen  Reim  siens  : 
sens  schliefsen.  Denn  er  selbst  hat  erst  diese  Vermischung  hervorgerufen ;  bei 
Michel  steht  statt  siens  das  Richtige  suens.  -ies  im  Impf,  ist  stets  zweisilbig 
(793  ist  or  zuschreiben),  aufser /ör/-:'/^  505.  810.  Dumpfes  e  im  Inlaut  ver- 
stummt nicht,  doch  steht  einmal  regti  743.  Der  Reim  coisse  :  angoisse  773 
ist  in  cuisse  :  anguisse  zu  ändern;  denn  coisse  existiert  nicht,  wie  Förster, 
Richars  li  biaus  S.  XIII,    richtig  bemerkt,     illos,  ecc'illos  lauten  eus,  ceus. 

Die  hier  vorliegende  Mischung  weist  in  die  Gegend,  wo  sich  das  Nor- 
mandische mit  dem  Picardischen  berührt;  ich  möchte  unsern  Dichter  etwa  in 
das  Departement  der  Oise  setzen.  Fast  die  selbe  Mischung  der  Sprache  zeigt 
Beaumanoir,  nur  dafs  Jehan  Renart  noch  rein  flektiert  und  überhaupt  noch 
eine  Anzahl  älterer  Formen  kennt,  die  bei  Beaumanoir  verschwunden  sind. 
Ich  mache  auch  auf  meus  (melius),  V.  284  im  Reime,  aufmerksam,  das  speziell 
aus  dem  Bcauvaisis  belegt  ist  (CEuvres  poetiques  de  Beaumanoir  I  S.  CXXXIV. 
Wegen  traveille  sei  auf  S.  CXLIV  verwiesen).  Vielleicht  darf  auch  an  die 
wörtliche  Übereinstimmung  von  V.  176 — 7  mit  Manckine  161 8  erinnert  werden 
(wenn  nicht  beide  Dichter  hier  einen  dritten  nachgeahmt  haben). 

Hieraus  ergiebt  sich  schon  dafs  ich  die  lautliche  Kritik,  die  der  Heraus- 
geber der  Sprache    angelhan  hat,    nicht    billigen  kann.     Ich  stehe    auch  piin- 


246  BESPRECHUNGEN.     A.  GASPARY, 

zipiell  auf  einem  anderen  Standpunkt,  da  ich  es  —  besondere  Fälle  ab- 
gerechnet —  nicht  für  erlaubt  halte,  die  Überlieferung  ganz  zu  verlassen,  um 
eine  willkürliche  Schreibung  an  die  Stelle  zu  setzen.  Bei  dem  Verfahren,  das 
ich  für  das  richtige  halte,  hätte  er  unberechtigte  Formen  wie  purent,  nace, 
cherchier,  cinq,  monstrer  für  peurent,  nasse,  cerchier,  eine,  moiistrer  ver- 
mieden. Der  von  Michel  herausgegebene  und  von  Bedier  zu  Grunde  gelegte 
Text  der  Handschrift  A  dürfte,  so  wie  er  überliefert  ist,  der  Sprache  des 
Dichters  aufserordentlich  nahe  stehen. 

Mit  diesem  Vorbehalt  darf  ich  die  Ausgabe  für  eine  treffliche  Leistung 
erklären,  und  spreche  die  Hoffnung  aus,  dem  ebenso  feinsinnigen  wie  metho- 
disch klaren  Herausgeber  bald  bei  ähnlicher  Gelegenheit  uneingeschränktes 
Lob  zollen  zu  dürfen. 

H.    SUCHIER. 


Giornale    Storico    della   Letteratura   Italiana.      Anno  VH,    Vol.  XIV, 
fasc.  1—2,  3.     Anno  VIII,  Vol.  XV,  fasc.  1  —  2. 

Adriano  Cappelli,  La  Biblioteca  Estense  neüa  prima  metä  de'  se- 
eolo  XV,  veröifentlicht  vollständig  das  Inventar  der  den  Este  gehörigen  Bücher 
von  1436,  von  welchem  P.  Rajna  (Romania  II  50)  den  die  französischen  Hss. 
betreuenden  Teil  bekannt  gemacht  hatte ,  und  schickt  einige  Notizen  über 
frühere  Büchererwerbungen  der  Este  vorauf. 

,E.  Costa,  //  Codice  Parmense  1081,  Schlufs  des  Abdrucks  der  un- 
edierten  Stücke  und  Index,  p.  35,  Z.  7  1.  Cattzon,  no-vellamente  s'e  partita 
Da  me  fortutia  ...  p.  43,  Z.  3  v.  u.  ehe  peecar  pensare  II  molto  eibo  e  vin 
farebbe  donna  „die  Unmäfsigkeit  würde  eine  Frau  auf  sündige  Gedanken 
bringen".  Interessant  ist  das  anonyme  Sonett  p.  44,  wo  die  berühmte  Liebes- 
frage Savarics  de  Mauleo  gestellt  wird  :  lo  riguardo  eostui  col  viso  lieto,  E 
p  oi  Valtro  trascino  con  la  mano,  E  a  l'altro  tento  il  pie  soave  e  piano  .   .  . 

G.  Sforza,  Un  Episodio  poeo  noto  della  vita  di  Aonio  Paleario,  macht, 
nach  ungedruckten  Dokumenten  des  Archivs  von  Lucca ,  die  Vorgänge  bei 
Berufung  Paleario's  auf  den  humanistischen  Lehrstuhl  in  Lucca  1546  genauer 
bekannt.  Als  er  bereits  von  der  Regierung  der  Republik  gewonnen  war, 
erhob  der  neue  Bischof  Kardinal  Bartol.  Guidiccioni  Einspruch  gegen  die  An- 
stellung dessen,  welcher  damals  bereits  als  Ketzer  verrufen  war.  Aber  Pa- 
leario bestand ,  trotz  der  Warnungen  der  Obrigkeit,  darauf,  zu  kommen  und 
seine  Rechtgläubigkeit  durch  die  That  zu  erweisen,  verschaffte  sich  auch  zur 
Beruhigung  der  Befürchtungen  empfehlende  Briefe  von  Bembo,  Sadoleto  und 
Sfondrato  an  Guidiccioni.  Einleitend  giebt  Sf.  eine  kurze  Geschichte  der 
reformatorischen  Bewegung  in  Lucca  in  den  40  er  Jahren. 

L.  Valmaggi,  Per  le  Fonti  del  Cortegiano,  weist  nach,  dafs  der  von 
den  Scherzen  handelnde  Teil  von  Castiglione's  Buch,  abgesehen  von  den  Bei- 
spielen ,  fast  ganz  aus  Cicero's  De  Oratore  stammt  und  oft  dessen  Lehren 
wörtlich  übersetzt. 

R.  Köhler,  Illustrazioni  Cotnparative  ad  aleune  novelle  di  Giov.  Ser- 
cambi,  I,  stellt  für  die  4.  von    Sercambi's  Novellen,    mit    der    bekannten   um- 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LETTERATURA  ITALIANA.  247 

lassenden  Gelehrsamkeit  des  Verfassers,  den  Vergleich  mil  ähnlichen,  be- 
sonders orientalischen  Erzählungen  an. 

A.  Solerti,  Dei  Manoscritti  dt  Torquato  Tasso  falsificati  dal  Conte 
Afariano  Alberti,  ausführliche  Darstellung  der  berühmten  Fälschung,  be- 
sonders auf  Grund  der  1848  unter  dem  Namen  des  neapolitanischen  Verlegers 
Mazzarini  erschienenen  Schrift.  Am  Schlüsse  das  Verzeichnis  der  %'on  Alberti 
gefälschten  Mss. ,  wie  es  sich  in  einer  Hs.  der  Communalbibliothek  zu  Ber- 
gamo findet. 

A.  D'Ancona,  Misteri  e  Sacre  Rappresentazioni ,  handelt  von  drei 
neuerdings  publizierten  grofsen  Mysterien,  zwei  französischen  und  einem  italie- 
nischen, aber  den  französischen  nachgeahmten,  nämlich  von  dem  Mystere  des 
Trois  Doms,  gegeben  in  Romans  1509,  wo  sich  der  Verfasser  eingehend  mit 
dem  Verfahren  bei  der  Vorbereitung,  der  Einrichtung  der  Bühne,  der  Auf- 
führung beschäftigt,  von  dem  Mystere  de  V Incarnation  et  de  la  Nativite,  ge- 
geben in  Rouen  1474,  und  von  der  Passione  von  Revello  in  Piemont,  welche 
Promis  herausgab.  Was  diese  letztere  betrifft,  so  sucht  D'Ancona  zu  zeigen 
(p.  172  f.),  dafs  das  Datum  (15.  Juli  1490)  am  Ende  sich  auf  die  Vollendung 
der  Abschrift,  nicht  des  Stückes  selbst  beziehen  müsse ;  denn  dieses  ward  am 
23. — 25.  April  gegeben,  und  nicht  nach  1490,  wo  die  in  der  Bittschrift  ge- 
nannte Gattin  des  Marchese  von  Saluzzo  schon  todt  war,  und  da  die  Ver- 
hältnisse der  Jahre  i486  bis  1490  wenig  für  ein  solches  Fest  geeignet  waren, 
so  möchte  er  die  Aufführung  eher  zwischen  1481  und  1485  setzen.  Allein, 
ob  das  Stück  wirklich  gegeben  worden  ist,  wissen  wir  nicht  bestimmt,  und 
wenn  die  Bittschrift  des  Marchese  Gattin  noch  als  lebend  nennt ,  so  konnte 
sie  bei  der  erst  noch  zukünftigen  Aufführung  schon  verstorben  sein ;  für  die 
Vorbereitung  mufste  man  eine  geraume  Zeit  in  Aussicht  nehmen.  Ich  halle 
es  also  für  recht  gut  möglich ,  dafs  das  Datum  das  der  Vollendung  des 
Buches  sei,  welches  dem  Marchese  mit  der  Bittschrift  fertig  überreicht  ward, 
und  dafs  man  dann  die  Aufluhrung,  wenn  sie  wirklich  stattfand,  in  den  April 
1491  setzen  müfste,  s.  Lit.  Bl.  f.  germ.  u.  rom.  Phil.  1889,  Col.  64.  Den  Ver- 
fasser vermutet  auch  D'Ancona  mit  Recht  in  dem  Fra  Simone,  der  als  Pre- 
diger fungiert.  Es  folgen  schätzbare  Bemerkungen  über  Versifikation,  Sprache, 
mundartliche  Bestandteile  (zu  viace,  viazo,  p.  183,  n.  2,  s.  Caix,  Studi  d'Etitn. 
p.  4),  eine  Zusammenstellung  der  Andeutungen  über  die  Bühneneinrichiung 
(die  Didascalia  Sia  Egypto  sopra  el  zafaldo  de  Lazaro  verstand  ich  anders, 
s.  Lit.  Bl.  ib.  Col.  63)  und  eine  Inhaltsangabe  mit  gelegentlichen  Ouellcn- 
bezeichnungen.  Was  sich  am  Ende  der  Hs.  findet,  halte  ich  nicht  für  nn 
frammento  di  una  Rappresentazione  di  Maddalena  e  Lazaro  (p.  202,  n.),  son- 
dern nur  für  einen  neuen  Anfang,  bestimmt  für  den  Fall,  dafs  man  den  dies- 
bezüglichen Teil  des  grofsen  Mysteriums  gesondert  darstellen  wollte  (s.  Lit. 
Bl.  ib.  Col.  64). 

VARIETA. 

A.  Graf,  Spigolature  per  la  leggenda  di  Maomctto,  leih  aus  einem  Ms. 
von  Turin  eine  seltsame  altfrz.  Erzälilung  in  Versen  über  Mahomels  Aufent- 
halt in  Rom    mil    und  eine  Stelle    aus    Collcnuccio's    Geschichte  von  Neapel. 

R.  Renier,  Per  la  Cronologia  e  la  Composizione  del  Libro  de  natura 
de  amore  di  Mario  Equicola.  Das  Studium  der  in  der  Universitätsbibliothek 
von  Turin  vorhandenen  Hs.  des  Werkes  hat  dem   Verf.  sehr  interessante  Re- 


248  BESPRECHUNGEN.     A,  GASPARY, 

sultate  ergeben.  Es  ist  der  erste  Entwurf  der  italienischen  Übersetzung  des 
ursprünglich  lateinisch  abgefafsten  Buches;  zahlreiche  Änderungen,  Streich- 
ungen und  Zusätze  selbst  von  ganzen  Seiten  hat  dort  ein  anderer  vor- 
genommen. Es  ist  dieses  Mario's  eigene  Hand,  dagegen  die  Übersetzung  selbst 
nicht  von  ihm,  sondern  von  einem  Neffen.  Ferner  geht  aus  mehreren  An- 
merkungen hervor,  dafs  Mario  das  Buch,  d.h.  den  lateinischen  Text,  schon 
1495  verfafste,  als  er  sich  anschickte,  seinem  damaligen  Herrn  Sigismondo 
Cantelmi  in  den  Krieg  nach  Neapel  zu  folgen,  dafs  1509  die  Übersetzung 
gemacht  ist  und  1511  die  Korrekturen  (der  Druck  fand  erst  1525,  nach 
mancherlei  neuen  Änderungen ,  statt).  Auch  die  Dedikation ,  welche  Renier 
publiziert,  war  im  Namen  des  Neffen  abgefafst,  der  hier  mit  Lebhaftigkeit 
für  die  Theorie  Calmeta's  eintritt ,  dafs  die  italienische  Litteratursprache  die 
römische  Hofsprache  und  nicht  das  Toskanische  sei.  Zu  Anfang  seines  Ar- 
tikels sammelt  Renier  die  sicheren  Daten  der  oft  sehr  entstellten  Biographie 
Equicola's. 

A.  Saviotti,  Di  titt  Codice  musicale  del  Secolo  XVI,  beschreibt  die 
Hs.  1193  der  Biblioteca  Oliveriana  von  Pesaro,  teilt  eine  Anzahl  Lieder 
daraus  mit  und  giebt  zu  ihnen  Vergleiche  und  Erläuterungen. 

R.  Wendriner,  II  Ruffiano  del  Dolce  e  la  Piovana  del  Ruzante,  weist 
nach ,  dafs  Dolce's  Stück  nicht  direkt  aus  Plautus'  Rudens  stammt ,  sondern 
aus  Ruzante's  Piovana,  aus  der  es  sogar  einen  Druckfehler  der  Ausg.  1558 
aufnahm. 

F.  Novati,  Per  la  Biografia  di  Benvenuto  da  Imola,  zeigt,  durch  einen 
Brief  Coluccio  Salutati's,  dafs  Benvenuto  Juli  1381  noch  nicht  den  Commentar 
zur  Komödie  veröffentlicht  hatte,  dafs  sein  angeblicher  Brief  an  Petrarca, 
wonach  er  ihn  schon  1373  vollendete,  apokryph  ist,  und,  vermittelst  eines 
Schreibens  P.  P.  Vergerio's,  dafs  Benvenuto  im  Juni  1390  in  Ferrara  starb;  ob 
aber  gerade  den  16.,  scheint  mir  nicht  sicher,  da  doch  wohl  das  heri  in  Ver- 
gerio's Brief  zu  audivi  gehört  (p.  267).  Ferner  wird  (p.  263)  die  prima  can- 
tica  Datitis,  deren  Erklärung  er  Coluccio  sandte,  nach  Dante's  eigener  Rede- 
weise das  ganze  Inferno  sein,  nicht  dessen  erster  Gesang. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA ;  Morpurgo,  El  costume  delle  donne 
(Gorra  illustriert  das  Gedicht  durch  Vergleichung  mit  franz.  und  ital.  mittel- 
alterlichen Sittenlehren  für  Frauen;  der  Strom  der  Gelehrsamkeit,  den  der 
Verf.  bei  Gelegenheit  dieser  Gemeinplätze  ausgiefst,  ist  etwas  breit). 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO. 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI:  A.  Gaspary,  //  Giuseppe  del 
CoUenuccio  rappresentato  a  Ferrara  nel  I504'  —  Vitt.  Rossi,  Ancora  di 
Doniizio  Brocardo,  Berichtigung  zu  Giorn.  XIII,  445.  —  Polemica  (Gaspary 
und  Macri-Leone). 

CRONACA  (p.  320  ff.  kurze  Anzeigen  neu  erschienener  Bücher). 
Anno  Vn.     Vol.  XIV,  fasc.  3. 

F.  Tocco,  //  Fior  di  Rettorica  e  le  sue  principali  redaziotii  secondo  i 
codici  fiorentini,  gelangt  durch  das  Studium  der  zahlreichen  florentinischen 
Mss.  zu  dem  Resultate ,  dafs  von  den  beiden  bekannten  Redaktionen  des 
Fiore  die  eine,  Fra  Guidotto  beigelegte,  welche  verwirrt  und  widerspruchsvoll 
in  der  Anordnung  ist,  die  ältere  und  ursprüngliche  sein  muss,  und  die  andere, 
Bono  Giamboni  zugeschriebene,  eine  ordnende  und  regelnde  Bf^arbeilung,  und 


GIORNALE  STOKICO  DELLA  LETTERATURA  ITALIANA.  24g 

weist  noch  drei  andere  bisher  unbekannte  Bearbeitungen  des  Buches  Gui- 
dotto's  nach,  von  denen  die  eine,  überhaupt  die  vollkommenste  Redaktion, 
sich  in  der  Hs.  Ashburnh.  975  und  in  Gadd.  65  findet.  An  der  Autorschaft 
Guidotto's  für  den  ältesten  Text  und  der  Giamboni's  für  den  zweiten  zu 
zweifeln,  sieht  T.  keinen  Grund. 

A.  Luzio,  Nuove  Ricerche  sul  Folengo ,  Schlufs.  Im  Oktober  1530 
übergab  Teofilo  Folengo  seinem  Verwandten  Francesco  die  Umarbeitung  des 
Baldtis,  im  Begriffe,  mit  seinem  Bruder  Giambattista  nach  dem  Cap  der  Mi- 
nerva ,  der  Punta  della  Campanella ,  südlich  von  Sorrento  zu  gehen.  Hier 
lebten  sie  als  Einsiedler;  es  war  ihre  Bufse,  die  Bedingung  für  ihre  Wieder- 
aufnahme in  das  Kloster,  wie  Luzio  (p.  368)  aus  einer  Stelle  der  Widmung 
vor  der  Hutnanitä  del  FigUtiolo  zeigt.  Er  weist  ferner  auch  eine  Beziehung 
zu  Vittoria  Colonna  während  des  dortigen  Aufenthaltes  nach.  Hier  schrieb 
Teofilo  sein  Gedicht  der  Ifumanita  in  mönchisch  asketischem  Sinne;  1533 
ward  es  publiziert ,  und  im  folgenden  Jahre  erfolgte  die  Rückkehr  in  den 
Orden.  Eine  Zeit  lang  lebte  er  im  Brescianischen  und  ward  dann  1537  nach 
Sicilien  geschickt.  Für  die  letzten  7  Jahre  seines  Lebens  vermochte  L.  nichts 
zu  dem  bereits  Bekannten  hinzuzufügen. ^  Es  folgt  nun  (p.  373  ff.)  eine  Ver- 
gleichung  der  Alacaronea  von  15 17  in  nur  17  Büchern  mit  der  von  1521  in 
25.  Luzio  zeigt,  wie  in  der  letzteren  die  Kunst  des  Verfassers  sich  bedeutend 
vervollkommnet  hat,  wie  die  erste  Fassung,  wenn  auch  schon  reich  an  munterer, 
origineller  Erfindung,  doch  bedeutend  hinter  der  zweiten  zurücksteht,  wie  die 
Scenen  lebendiger,  die  Beschreibungen  anschaulicher  werden,  die  Dramatik  sich 
mehrt  durch  Zusatz  von  Reden,  und  wie  eine  ganze  Anzahl  der  wirksamsten 
Episoden  und  mancherlei  Digressionen,  in  satirischer,  aber  auch  in  schmeichle- 
rischer Absicht,  zugefügt  sind.  Er  bemerkt,  dafs  das  satirische  Element  erst 
in  der  zweiten  Fassung  zu  seiher  bedeutenden  Entwickelung  kommt.  Zu  weit 
geht  er  vielleicht,  wenn  er  (p.  379)  von  der  castigatezza  des  Verfassers  im 
Jahre  15 17  redet,  che  rifugge  da  ogni  accenno  licenzioso;  man  las  doch  auch 
damals  schon  z.  B.  von  der  Berta ,  die  vom  Zaune  kopfüber  herunterstürzt : 
Fecit  scoperto  soletn  tenebrare  qiiaderno,  cet.,  und  die  folgende  Invektive 
gegen  die  Frauen  scheint  mir  von  keinem  so  mönchischen  Geiste  inspiriert;  diese 
Schmähung  der  Treulosen  war  ja  ein  Gemeinplatz ,  und  der  Dichter  selbst 
nimmt  die  wenn  auch  wenigen  Ehrbaren  aus.  Aus  diesem  Verhältnis  der  beiden 
Redaktionen  meint  Luzio  schliefsen  zu  dürfen,  dafs  die  erste  im  Kloster  be- 
endet ward,  nachdem  ein  Teil  während  der  Studentenzeit  in  Bologna  abgefafst 
worden^;  es  habe  sich  in  die  ehemalige  lärmende  Heiterkeit  etwas  von  mön- 
chischem Geiste  gemischt;  dann  sei  die  Enttäuschung  gefolgt  und  hätte  die 
zweite  Fassung  mit  ihrem  beifsenden  Spott  auf  die  Mönche  hervorgebracht.  Die 
bedeutendsten  Unterschiede  weist  L.  auch  im  Style  nach.  Es  ist  lehrreich 
zu  sehen,  dafs,  wie  in  allen  wahrhaften  Kunstwerken,  so  auch  in  dieser  Dich- 
tung Folengo's  die  sorglichste  Arbeit    der  Feile  stattgefunden  hat ,    wie   will- 


'  S.  371,  n.  2  ist  der  Schlufs  aus  einigen  wenig  beweisenden  Stellen, 
dafs  Folengo  bis  zur  Flucht  aus  dem  Kloster  yion  partisse  mai  dal  manto- 
vano ,  wohl  übereilt.  Sicher  war  er  unter  Julius  II.  in  Rom,  s.  Orl.  V  27: 
Con  queüa  rabbia  che  utt  leon  tra'  cani  Vidi  cacciarsi  sotto  (Jiulio  a  Roma  .  . 

^  Vielleicht  liefsen  sich  damit  auch  die  Verse  Orl.  III  65  vereinigen, 
welche  ich  Ztschr.  XIII  590  angeführt  habe. 


250  BESPRECHUNGEN.     A.  GASPARY, 

kürlicli  auf  den  ersten  Blick  die  Form  erscheinen  mag ;  nicht  viel  Verse  sind 
es,  die  ganz  unberührt  blieben.  1 5 1 7  war  der  Verfasser  noch  zurückhaltender 
und  klassischer;  1521  tritt  er  kecker  auf  und  ersetzt  sehr  häufig  einen  latei- 
nischen Ausdruck  durch  den  der  Vulgärsptache  oder  des  Dialektes ,  was  die 
Komik  und  die  Gleichmäfsigkeit  der  Färbung  vermehrt.  Man  kann  daneben 
beobachten,  dafs  die  Lautverhältnisse  15 17  stärker  mantuanisch  und  1521  etwas 
mehr  toskanisiert  sind.  —  Diese  Vergleichung  der  allgemein  bekannten  Form 
von  Folengo's  Werk  mit  der  vorangegangenen,  schwer  erreichbaren  Redaktion 
fehlte  bis  jetzt,  und  Luzio  hat  mit  ihr  eine  empfindliche  Lücke  in  unserer 
Kenntnis  von  der  Entwickelung  des  Dichters  ausgefüllt.^  Mit  der  Moschaea 
und  der  Zanitonella  beschäftigt  er  sich  nicht,  weil  sie  erst  1521  erschienen; 
allein  die  Ausgabe  von  1517  enthielt  noch  zwei  Eclogen,  welche,  mit  starken 
Änderungen ,  die  erste  zur  7.  bei  Portioli ,  die  zweite  zur  6.  umgearbeitet 
worden  sind.  Diese  beiden  Eclogen  bilden  aber  auch  in  der  Ausgabe  von 
1521  ein  Ganzes  für  sich,  gehören  nicht  zur  Zanitonella,  wie  Portioli,  p.  41, 
mit  Unrecht  meinte.  In  der  alten  2.  Ecloge  gab  Pedralus  von  seinem  ver- 
storbenem Weibe  Bertolina  ein  grotesk  zärtliches  Porträt,  welches  Folengo 
1521  in  den  Baldus  aufgenommen  und  gegen  Ende  des  4.  Buches  Tognazzus 
in  den  Mund  gelegt  hat.  —  Auch  die  Ausgabe  von  1521  entsprach  nicht 
ganz  den  Intentionen  des  Autors,  da  sie  der  Buchhändler  nur  halb  nach 
dessen  Autograph  gemacht  haben  will.  Luzio  erklärte  es  auch  daraus  (p.  392), 
dafs  sich  in  ihr  manche  unvollständige  Verse  finden,  die  es  15 17  nicht  waren. 
Ich  halte  diese  halben  Verse  vielmehr  für  absichtliche  Parodierung  derjenigen 
in  der  Aeneis;  auch  die  Ausgabe  von  15 17  hat  deren  einige  (fol.  46  und  47 
der  ed.  1520),  und  die  von  1521  vermehrt  sie  wie  die  anderen  Elemente  der 
Komik.  Die  Ausgabe  von  Cipada,  welche  die  dritte  Redaktion  enthält,  ist 
jetzt  nur  in  einem  Exemplar  bekannt;  aber  sie  ward  1555  von  Boselli  in 
Venedig  reproduziert,  während  der  angebliche  Vigasus  Cocaius  (1552)  sie  zu 
Grunde  legte,  aber  vielfach  willkürlich  entstellte;  diese  Ausgabe  von  1552 
ward  dann  öfters  abgedruckt. ^  Dafs  man  des  Autors  definitive  Redaktion  so 
sehr  vernachlässigte,  beruht  nach  Luzio  wohl  darauf,  dafs  Francesco  Folengo's 
Vorrede  über  sie  eine  falsche  Meinung  erweckte,  als  ob  der  Autor  sie  reuevoll 
gereinigt  hätte.  Das  ist  aber  nicht  der  Fall ;  man  streute  einem  gewissen 
Teil  des  Publikums  oder  vielleicht  den  Pfaffen  Sand  in  die  Augen.  In 
Wahrheit  hat  die  Satire  eher  an  Schärfe  und  Kühnheit  zugenommen.  Und 
so  ist  der  Verfasser  auch  sonst  auf  dem  eingeschlagenen  Wege  fortgeschritten, 
hat  von  neuem  mit  realistischer  Ausmalung  erweitert,  hier  und  da  neue  Züge 

1  Die  Sorgfalt  von  des  Verfassers  Arbeit  kann  ich  bezeugen,  da  ich  vor 
einiger  Zeit  in  den  Besitz  eines  Exemplars  der  ersten  Redaktion  gelangt  bin. 
Es  ist  ein  solches  des  Abdrucks  von  1520;  jedoch  fehlt,  abgesehen  von  zwei 
Lücken  im  Innern,  das  letzte  Blatt  mit  dem  Datum ;  das  vorletzte  ist  CVIII 
statt  CXVIII  nummeriert,  wodurch  Molini,  der  solch'  Exemplar  ohne  das 
letzte  Blatt  vor  sich  gehabt  haben  mufs ,  zu  seiner  Notiz  einer  angeblichen 
3.  Ausgabe  vor  1521  mit  nur  108  Blättern  kam.  Ich  will  auch  bemerken, 
dafs  sich  ein  Exemplar  der  Ausgabe  von  1521  in  der  Bibliothek  des  Schlosses 
Fürstenstein  befindet. 

2  Auch  die  französische  Ilistoire  Maccaronique  de  Merlin  Coccaie, 
welche  P.  L.  Jacob  Bibl.  1859  neu  herausgab,  ist  Übersetzung  des  Textes  von 
Vigasus  Cocaius. 


GIORNALE  STORICO  DRLLA  LKTTERATUKA  IIALIANA.  25  I 

der  Komik  und  Siltenschilderung  hinzugefügt ;  die  dritte  Bearbeitung  hat 
3000  Verse  mehr  als  die  zweite.  Luzio  giebt  indessen  selbst  zu  (p.  417),  dafs 
Folengo  auch  öfters  des  Guten  zu  viel  gethan  hat,  dafs  er  weitschweifig  und 
flach  geworden  ist  und  an  manclien  Stellen  fa  desiderare  la  sveltezza  briosa 
della  Toscolana.  Der  von  ihm  p.  415  citierte  Passus  gegen  die  Sbirren  ge- 
nügt, um  sich  von  der  Richtigkeit  dieses  Urteils  zu  überzeugen ;  hier  hat  die 
Überladung  mit  Detail  der  Wirkung  des  Ganzen  geschadet.  Bei  einem  Werke 
wie  das  Folengo's  wo  kein  bedeutendes  Interesse  das  Ganze  durchdringt, 
sondern  der  Wert  in  den  einzelnen  Scenen  beruht,  liegt  die  Gefahr  nahe,  dafs 
mit  immer  weiterer  Ausführung  die  Proportion  verloren  gehe ;  schon  in  der 
Ausgabe  von  1521  fehlt  es  an  Längen  nicht.  Auch  sind  in  der  3.  Bearbeitung 
einige  wertvolle  Stücke  beseitigt  worden.  Die  Sprache  hat  gleichfalls  wieder 
einen  Fortschritt  zu  noch  gröfserem  Reichtum  an  Vulgarismen  gemacht  (jedoch 
sind  p.  415  gewisse  Varianten  der  Toscolana  vernachlässigt,  wo  sie  umgekehrt 
das  vulgäre  Wort  darbot).  Indessen  bleibt  natürlich  immer  die  Phrase  doch 
lateinisch ;  die  vulgären  Ausdrücke  sind  in  der  Minderzahl  gegenüber  den 
klassischen ;  das  ist  der  Charakter  des  Macaronismus ;  in  diesem  Widerspruch 
liegt  die  Komik.  Was  ich  bei  Luzio  vermisse,  ist  eine  Bemerkung  über  die 
Verwendung  des  korrekten  Lateins,  welche  bei  Folengo  stets  kunstvoll  und  wirk- 
sam geschieht.  Er  selbst  sagte  in  seiner  Apologetica  (bei  Portioli  I,  p.  LXXV), 
er  schreibe  korrekt,  wenn  er  von  Gott  und  den  Heiligen  rede,  und  so  sind  häufig 
ernstere  Stellen  von  Macaronismus  ganz  oder  fast  ganz  frei.  Hier  hat  er  denn, 
gegen  das  sonst  von  Luzio  nachgewiesene  System,  mehrfach  die  Form  in  der 
zweiten  Fassung  gegenüber  der  ersten  reiner  klassisch  gestaltet,  wie  man  bei 
Portioli,  II  50,  62,  67  sehen  kann.  Wie  mag  sich  also  in  dieser  Hinsicht  die  dritte 
Redaktion  verhalten  ?  Ist  diese  letztere  nun  im  Ganzen  die  vollkommenste  ? 
Man  kann  darüber  nicht  urteilen,  ohne  sie  vor  sich  zu  haben.  Luzio  meint 
es  in  der  That,  gesteht  doch  aber  selbst,  dafs  sie  auch  wieder  zuweilen  hinter 
der  älteren  Bearbeitung  zurückstehe,  und  wenn  er  daher  Recht  darin  hat,  dafs 
man  wohl  das  Werk  in  der  Gestalt  abgedruckt  sehen  mochte,  welche  nach 
des  Autors  Willen  die  definitive  war,  so  möchte  man  auch  die  zweite  Fassung 
nicht  entbehren  und  mufs ,  nach  wie  vor,  Portioli  dankbar  sein ,  dafs  -er  sie 
in  ihrer  Reinheit  allgemein  zugänglich  machte.' 

VARIETA. 

P.  Villa ri,  Una  Lettera  del  Savonarola  a  Lodovico  il  Moro.  Dieser 
Brief  vom  II.  April  1496,  der  den  Fürsten  in  Hinblick  auf  das  Italien  drohende 
Verderben  zur  Bufse  mahnt,  war  bisher  nur  aus  Lodovico's  Antwort  bekannt. 
Das  Autograph  kam  in  der  Sammlung  Morbio  bei  der  Versteigerung  in  Leipzig 
zum  Vorschein,  um,  ehe  es  verkauft  worden,  wieder  zu  verschwinden  ;  jedoch 
war  davon  eine  Phototypie  genommen  worden.  —  Flaminio  Pcllegrini, 
La  Chiose  all' Inferno  edite  da  F.  Selmi  e  il  Cod.  Marc.  Ital.  cl.  IX,  179, 
zeigt,  dafs  die  Glossen  in  einer  Pariser  Hs.  nicht,  wie  Selmi  meinte,  aus  den 
von  ihm    publizierten    stammen,    sondern    umgekehrt    das  Original    der  Chiose 


'  Portioli  selbst  in  seiner  soeben  erschienenen  neuen  Ausgabe  von  Or- 
landino  und  Chaos  {Maccheroniche  di  Merlin  Cocai,  vol.  HI,  Mantova,  1889, 
p.  CXV)  ist  nicht  geneigt,  der  Ausgabe  von  Cipaiia  vor  der  Toscolana  einen 
Vorrang  zuzugestehen. 


252  BESPRECHUNGEN.     A.  GASPARY, 

Selmi's  sind,  die  sie  verkürzen,  und  weist  in  dem  Cod.  Marc,  eine  Hs.  der 
ausfuhrlicheren  und  ursprünglicheren  Fassung  nach.  —  G.  Sforza,  Girolamo 
Gigli  e  r Accademia  degli  Oscuri  di  Lucca,  giebt  aus  dem  verlorenen  und  von 
ihm  selbst  wiedergefundenen  Register  des  Sekretärs  Giulio  Marchini  Nachricht 
von  Gigli's  Beziehungen  zur  Akademie,  als  er  ihr  171 7  seine  Ausgabe  der 
Opere  di  S.  Caterina  schenkte  und  dafür  zum  Mitgliede  ernannt  ward. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA:  V.  Crescini.  II  Cantare  di  Fiorio  e 
Biancifiore  (Gaspary).  —  Z.  Amaduzzi,  Undici  lettere  inedite  di  Veronica 
Gambara  (Renier,  Bemerkungen  über  Veronica's  Beziehungen  zu  den  Gon- 
zaga). 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO. 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI:  F.  Novati,  Dante  e  ü Petrarca, 
dafs  das  lateinische  Lobgedicht  auf  Dante,  welches  Mortis  nach  dem  Zeug- 
nisse einer  damals  im  Besitze  Morbio's  befindlichen  Hs.  Petrarca  beizulegen 
geneigt  war,  vielmehr  von  Benvenuto  von  Imola  herrührt. 

CRONACA,  Zeitschriften,  neue  Bücher. 

Anno  VIII,  Vol.  XV,  fasc.  1—2. 

G.  Volpi,  La  Vita  e  le  Rinie  di  Simone  Serdini  detto  il  Saviozzo. 
Der  Verf.  gründet  seine  biographischen  Nachrichten  vorzugsweise  auf  die 
interessanten  von  Appel  publizierten  Rubriken  der  Gedichte  Saviozzo's  in 
der  Hs.  Hamilton  500,  daneben  aber  auch  auf  andere  Dokumente.  Der 
Familienname  ist  nach  ihm  nicht  Forestani,  sondern  Serdini ;  die  Geburt  des 
Dichters  setzt  er  um  1360.  1388  und  89  ward  er  wegen  blutiger  Händel  zu 
hohen,  Geldstrafen  verurteilt,  und,  da  er  sie  nicht  bezahlte,  mufste  er  Siena 
verlassen,  war  1396  beim  Grafen  von  Poppi,  dann  kurze  Zeit  in  Florenz, 
kehrte  im  August  1400  nach  Siena  heim ,  war  1401  Prior,  stand  hierauf 
wahrscheinlich  im  Dienste  der  Malatesta  und  ward  endlich  Sekretär  des  Con- 
dottiere  Angelo  da  Lavello  gen.  il  Tartaglia.  Von  seinem  Herrn  ins  Ge- 
fängnis in  Toscanella  geworfen,  tödtete  er  sich  1419  oder  1420,  nachdem  er 
eine  disperata  voll  fürchterlicher  Verwünschungen  und  diabolischer  Ver- 
zweiflung gedichtet  hatte.  Weiter  handelt  Volpi  von  den  Liedern  dieses 
fruchtbaren  Dichters,  besonders  eingehend  und  treffend  von  den  politischen,  in 
denen  man  keine  prinzipiellen  Überzeugungen  suchen  mufs ,  und  stellt  mit 
Recht  Saviozzo's  Dichtung  im  allgemeinen  bezüglich  des  künstlerischen  Wertes 
nicht  hoch.  Es  folgt  eine  umfangreiche  Bibliographie,  eine  Darstellung 
des  metrischen  Baues  der  Poesien ,  und  am  Schlüsse  sind  drei  Gedichte  ab- 
gedruckt. 

F.  Macri-Leone,  La  Politica  di  Giovanni  Boccaccio,  findet  in  Boc- 
caccio nicht  den  entschiedenen  Guelfen  und  Parteigänger,  aber  doch  „den 
idealen  Ausdruck  der  florentinischen  Politik  des  14.  Jahrhunderts"  in  den 
demokratischen  Tendenzen,  in  dem  Hasse  gegen  die  Tyrannen.  Er  rühmt 
seinen  Freimut,  auch  im  Urteil  über  das  neapolitanische  Königshaus,  und  sucht 
zu  zeigen,  dafs  zwischen  den  Eclogen  III  und  VIII  einerseits  und  IV,  V,  VI 
andererseits  kein  eigentlicher  Widerspruch  bestehe.  Dieser  Nachweis  scheint 
mir  sophistisch;  dafs  Boccaccio  im  Briefe  an  Zanobi  da  Strada  und  in  Ecl. 
III  auf  Seiten  des  Ungarnkönigs  steht,  dem  er  mit  seinem  Herrn  Francesco 
Ordelaffi   sich    zu   folgen    anschickt ,    und   in  Ecl.  IV — VI    umgekehrt   lebhaft 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LETTERATURA  ITALIANA.  253 

gegen  jenen  und  für  die  Anjou  Partei  nimmt,  ist  nicht  zu  leugnen;  er  legt 
seine  AVorte  hier  anderen  Personen  in  den  Mund;  aber  er  wählte  sich  doch 
diese  Personen  selbst  zur  Äufserung  seiner  Meinung  oder  als  Sprachrohr 
seiner  Schmeicheleien.  Das  spätere  so  übertrieben  günstige  Urteil  über  die 
Königin  Johanna  erklärt  der  Verf.  aus  einem  wirklichen  Wechsel  der  Über. 
Zeugung.  Mit  der  Neigung  für  die  Dynastie  der  Anjou  verbindet  sich  natur- 
gemäfs  die  Feindseligkeit  gegen  die  deutschen  Kaiser,  und  während  Boccaccio 
seine  Vaterstadt  und  deren  Freiheit  liebt  und  preist,  urteilt  er  doch  streng 
über  die  unwürdigen  Bürger,  welche  das  Regiment  in  Händen  haben.  Dieses 
wird  hier  besonders  an  Ecloge  VII  und  IX  gezeigt,  welche  sich  auf  das  Ver- 
hältnis der  Florentiner  zu  Karl  IV.  beziehen.  Im  allgemeinen  hat  der  Ver- 
fasser den  Charakter  Boccaccio's,  der  ohne  Zweifel  ja  ein  braver  Mann  war, 
doch  in  gar  zu  idealer  Höhe  dargestellt. 

G.  Rua,  Intorno  alle  Piacevoli  Notti  dello  Straparola,  Bibliographie 
der  Ausgaben  mit  Bemerkungen  über  die  späteren  Verstümmelungen,  Unter- 
suchung über  gewisse  Quellen  der  Novellen,  über  das  Jahr  (1536),  in  welches 
der  Verf.  deren  Erzählung  setzt,  und  über  die  Rätsel.  Die  Illustration  der 
einzelnen  Novellen  soll  die  Fortsetzung  bringen. 

E.  Percopo,  Laudi  e  Devozioni  della  cittä  di  Aquila,  Fortsetzung 
(No.  XXXVni— XLVI). 

R.  Köhler,  Illustrazio7ii  comparative  ad  alcune  7iovelle  dt  Giov.  Ser- 
cambi  (zu  No.  121,   128,   141). 

VARIETA, 

Vittorio  Rossi,  Di  una  Rimatrice  e  di  un  Rimatore  del  See.  XV, 
Nachrichten  von  Girolama  Corsi  Ramos  und  deren  Bruder  Jacopo  Corsi,  so- 
wie von  ihren  Ende  des  15.  und  Anfang  des  16.  Jahrh.  entstandenen,  bisher 
unbekannten  Liedern.  Von  der  ersten  ist  unter  anderem  eine  anmutige  Bar- 
zelletta  {lo  son  fatta  villanella,  p.  190)  mitgeteilt,  von  letzterem  eingehender 
die  Poesieen  besprochen ,  welche  sich  auf  historische  Persönlichkeiten  und 
Ereignisse  beziehen. 

E.  Gorra,  Uautore  del  Pecorone,  bemerkt,  dafs  nicht  nur  die  Sprache, 
sondern  auch  die  florentinische  Herkunft  so  vieler  Personen  in  den  Novellen 
uns  bestimmen  mufs,  den  Verfasser  für  einen  Florentiner  zu  halten,  und  sucht 
dann  wahrscheinlich  zu  machen,  dafs  es  ein  Messer  Giovanni  di  Ser  Frosino, 
giudice  war,  welcher  1378  aus  Florenz  nach  Forli  konfmiert  wurde.  Ein 
Hindernis,  die  Vermutung  des  Verf.  zu  acceptieren,  bildet  dieses,  dafs  der 
Autor  des  Pecorone  sich  selbst  Ser  tituliert  und  so  auch  in  der  Überschrift 
des  Sonetts  von  Maestro  Francesco  (p.  232)  genannt  ist,  also  Notar  war, 
während  Gorra's  Giovanni  di  Ser  Frosino  Richter  war  und  an  allen  von  ihn 
citierten  Stellen  Messere  tituliert  ist.  Aus  jenem  zuerst  hier  publizierten 
Sonett,  in  welchem  der  Arzt  Francesco  da  Colligrano  Ser  Giovanni  mahnt, 
ihm  sein  Versprechen  zu  erfüllen  und  Getreide  zu  senden,  und  welches  bis 
heut',  abgesehen  von  seinem  Buche,  die  einzige  sichere  Spur  von  Ser  Gio- 
vanni's  Existenz  ist,  schliefst  G.  mit  Recht,  dafs  derselbe  nach  Florenz  heim- 
gekehrt war,  aber  nicht  ebenso  überzeugend  noch  anderes.  Meister  Fran- 
cesco sagt :  lo  non  vorrei  entrar  nel  pecorone  Per  troppa  fede  0  per  speranza 
dare  D'avere  d^oggi  in  domane  ad  aspettare  Quel  che  m'alunga  ognor  nostro 


254  BESPRECHUNGEN.     A.  GASPARY, 

(1.  vostro)  sermojie.  Das  heifst,  wie  ich  meine:  „ich  möchte  durch  mein  zu 
grofses  Vertrauen  und  eure  leeren  Versprechungen  nicht  zum  Narren  werden, 
nicht  ein  Narr,  wie  die  in  eurem  Buche",  "und  beweist  nicht,  dafs  dieses 
Buch  damals  noch  nicht  vollendet  war.  Gorra  entnimmt  aus  den  Worten 
ritrovandomi  io  a  Dovadola  .  .  .  nel  1378,  dafs  die  Vorrede  nicht  mehr  in  Do- 
vadola  geschrieben  sei  (p.  231)  und  er  glaubt,  wie  Landau,  die  Stelle  in  VII  2 
Egli  ebbe  in  Rotnagna  .  .  .  un  valente  signore  e  barone ,  il  quäle  ebbe  nome 
7>iesser  Galeotto  Malatesti,  che  fu  .  .  .  bezeichne  den  Genannten  schon  als 
todt,  so  dafs  der  Pecorone  nach  Jan.  1385  beendet  sein  müsse.  Aber  die 
Präterita  gestatten  bei  mittelalterlichen  Autoren  diesen  Schlufs  ohne  weiteres 
nicht  immer,  wie  SchefFer-Boichorst,  Aus  Dante' s  Verbannung,  p.  204  f.  zeigte. 
Jene  Novelle  spielt  nun  allerdings  frühestens  1378;  aber  XVIII  l,  wo  die 
Reihe  der  Kaiser  seit  dem  10.  Jahrh.  bis  auf  die  Gegenwart  aufgezählt  ist, 
wird  Karl  IV.  immer  noch  als  der  letzte  genannt,  so  dafs  also  das  Buch  1378 
nicht  blofs  angefangen,  sondern  auch  geschrieben  scheint. 

F.  Fla  mini,  Due  Canzoni  di  Andrea  da  Pisa  d'argomefito  storico; 
von  den  beiden  an  Filippo  Maria  Visconti  gerichteten  Gedichten  ist  das  erste 
auf  den  Tod  Braccio's  da  Montone  teilweise,  das  zweite  auf  die  Geburt  von 
Filippo  Maria's  Tochter  Bianca  ganz  abgedruckt. 

G.  Castelli,  Nuove  Ricerche  su  Cecco  d'Ascoli,  giebt  als  Resultate 
seiner  Forschungen  einige  Behauptungen,  ohne  sie  zu  beweisen,  und  teilt  eine 
biographische  Notiz  über  Cecco  aus  den  Papieren  Colocci's  mit,  welche  ge- 
ringen Wert  hat. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA:  L.  Donati,  Fottetica ,  morfologia  e 
lessicp  della  Raccolta  d'esempi  in  antico  veneziano  (Salvioni,  mit  begründetem 
Tadel;  aber  anstatt  so  eingehend  eine  nach  dem  Rec.  wertlose  Arbeit  zu 
prüfen,  wäre  es  erspriefslicher  gewesen,  die  Untersuchung  neu  zu  machen).  — 
G.  Gietmann,  Beatrice;  M.  Scherillo ,  Alcune  fonti  provenzali  della  Vita 
Nuova  (Renier;  Gietmanns  Buch  erntet  ein  Lob,  welches  es  nicht  verdient). 
—   Tasso,    Gerusaletnfne  con  comtnento  di  S.  Ferrari  (Solerti). 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO  (Anzeigen  von  Knust,  Geschichte 
der  Legenden  der  h.  Katharina  von  Alexandrien  und  der  h.  Maria  Aegyp- 
tiaca  ;  Macri- Leone,  La  Bucolica  latina  nella  letteratura  ital.  del  sec.  XIV; 
Castiglione,  Cortegiano  ed.  Rigutini;  Castellani,  La  stampa  a  Venezia;  Ora- 
zione  di  S.  Basilio  Magno  volgarizz.  da  Ant.  Ridolfi ;  Bracciolini,  Psiche  ecc. 
ed.  Menghini;  Goldmann,  Mabillons  Briefe  an  Cardinal  Leander  Colloredo ; 
Lednij,   Cronaca  dei   Vescovi  di  Todi). 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI:  A.  Gaspary,  Di  una  fönte  f ran- 
cese  del  Marino,  über  Benutzung  von  Cl.  Marots  Temple  de  Cupido  im  16.  Ges. 
des  Adone.  —  A.  Solerti,  Di  alcuni  manoscritti  di  T.  Lasso  e  di  altri 
autori,  Nachricht  von  denjenigen  Autographen  Tasso's,  welche  unter  den  von 
Muratori  in  der  estensischen  Bibliothek  aufgezählten  seitdem  verschwunden 
waren,  und  die  jetzt  Solerti  im  Besitze  der  Marchesi  Molza  in  Modena  v/ieder- 
geiunden  hat,  sowie  von  einigen  anderen  wertvollen  Hss.  dieser  Privat- 
sammlung. —  R.  Wendriner,  Ancora  del  Ruffiano  del  Dolce,  macht  be- 
kannt, dafs  es  von  diesem  Stücke  schon  eine  Ausgabe  von  1552  giebt,  welche 
zu  einigen  kleinen  Berichtigungen  bezüglich  eines  früheren  Artikels  in  Giorn. 
XIV  vcranlafst.  —  E.  Percopo,  A  proposito  delle  Ricerche  abruzzesi,  einige 


IL  PROPUGNATORE.  255 

Berichtigungen    zu    der  Arbeit    von  De  Bartholomaeis.    —    E.  Percopo,   A 
proposito  della  tomha  di   Virgilio,    mehrere  Zeugnisse    und  Äufserungen  über 
das  Virgilsgrab  aus  späterer  Zeit  zu  der  Schrift  Cocchia's. 
CRONACA.     Zeitschriften  und  andere  Publikationen. 

A.  Gaspary. 


n  Propugnatore,  N.  S.,  vol.  II,  parte  I,  fasc.  1—2.  Gennaio- Aprile  1889. 
Fase.  3.  Maggie -Giugno  1889.  Parte  II,  Fasc.  4.  Luglio-Agosto,  1889. 
C.  e  L.  Frati,  Indice  delle  Carte  di  Pietro  Büancioni,  publizieren  aus 
den  in  die  Communalbibliothek  von  Bologna  gekommenen  Papieren  des  1877 
gestorbenen  Bilancioni  den  Inde.x  der  lyrischen  Poesieen  des  13.,  14.  und 
grofsenteils  15.  Jahrb.,  welchen  der  Verf.  in  langjähriger  Arbeit  zusammen- 
gestellt hatte.  Heute  erfordert  natürlich  dieses  Verzeichnis,  in  dem  übrigens 
schon  damals  die  Angabe  der  Drucke  nicht  stets  vollständig  war,  manche 
Ergänzungen,  ist  jedoch  immer  noch  wertvoll  durch  reiche  Bibliographie  der 
italienischen  und  ausländischen  Hss.  und  würde  dem,  welcher  ein  definitives 
Liederverzeichnis  anlegen  wollte,  eine  vortreffliche  Grundlage  gewäihren.  Der 
erste  Abschnitt  des  alphabetisch  nach  Autoren  geordneten  Index ,  der  hier 
erscheint,  reicht  nur  bis  Arriguccio  und  füllt  schon  90  Seiten,  da  er  Dante 
und  Cecco  Angiolieri  mit  umfafst.  Indessen  hätte  Raum  gespart  und  das 
Ganze  übersichtlicher  gemacht  werden  können,  wenn  die  Citate  von  Mss.  und 
Büchern  nicht  immer  in  ganzer  Länge  wiederholt  worden  wären;  auch  andere 
Vereinfachungen  waren  nach  dem  Vorbilde  von  Bartschs  und  Raynauds  Ver- 
zeichnissen prov.  und  altfrz.  Lyrik  möglich. 

A.  Medin,  Ballata  della  Fortuna.  Der  Verf.  bemerkt  mit  Recht,  wie 
grofses  Interesse  eine  Untersuchung  über  die  Auffassung  der  Fortuna  im  Mittel- 
alter und  der  Renaissancezeit  und  eine  Feststellung  der  Entwickelung  in  der- 
selben haben  würde  ;  wer  diesen  Gegenstand  behandeln  wollte,  würde  freilich 
durch  die  ungeheure  Masse  des  Stoffes  in  Verlegenheit  gesetzt  werden.  Me- 
din selbst  bezeichnet  nur  in  den  Hauptzügen,  mit  Hervorhebung  einer  Anzahl 
charakteristischer  lateinischer,  französischer'  und  italienischer  Gedichte,  die 
Vorstellung,  die  man  von  Alters  her  ausgebildet  hatte  und  die  am  Ende  des 
Mittelalters  die  herrschende  war.  Auf  ihr  beruht  auch  das  Gedicht,  welches 
er  aus  einer  Magliab.  Hs.  veröffentlicht.  Frate  Stoppa's  Ballade  von  der  For- 
tuna ,  die  in  ihrer  Zeit  sehr  populär  war,  so  dafs  sie  z.  B.  Sacchetti  als  all- 
bekannt ohne  Autornamen  citierte,  ist  hier  von  einem  populären  Dichter  aus 
Florenz  zu  einer  neuen  Behandlung  des  Themas  in  18  Strophen  benutzt,  und 
an  diese  hat  der  Schreiber  des  Ms.  Zanobi  di  Pagolo  Perini  noch  21  Strophen 
gehängt.  Die  Ballade  hat  vor  der  Frate  Stoppa's  dieses  voraus,  dafs  sie  die 
Beispiele  des  Glückswechsels  aus  der  gleichzeitigen  Geschichte  entnimmt.  Zu- 
gleich hat  auf  den  V^erf.  Dante's  Darstellung  der  Fortuna  sichtlich  gewirkt. 
Nach  den  erwähnten  historischen  Thatsachen  schliefst  Medin    auf  Entstehung 


•  Die  Darstellung    der    Fortuna    und    ihrer  W'dhimng    im  Romun  de  la 
Rose  stammt  aus  Alanus'  Anticiaudian. 


256  BESPRECHUNGEN.    A.  GASPARY, 

im  Jahre  1407.  Anhang  l  giebt  aus  dem  unedierten  3.  Bande  von  Ghirar- 
dacci's  Historia  di  Bologna  die  Erzählung /des  Turniers,  welches  am  4.  Okt. 
1490  in  Bologna  aus  Anlafs  eines  Streites  über  den  Vorrang  von  Weisheit 
oder  Glück  mit  einem  Disput  zwischen  Sapienza  und  Fortuna  statthatte,  An- 
hang II  eine  rohe  Bearbeitung  von  Frate  Stoppa's  Ballade  aus  einer  venet. 
Hs.  von  Mitte  des  15.  Jahrh. 

G.  Mazzatinti,  Laudi  dei  Disciplinati  di  Guhbio ,  vollständiger  Ab- 
druck der  M.  gehörigen  Laudenhs.  des  14.  Jahrh.,  die  er  Giorn.  di  Fil.  Rom. 
III  85  fF.  bekannt  gemacht  hatte,  p.  153  ff.  publiziert  M.  ein  von  ihm  in  der 
Biblioteca  Sperelliana  zu  Gubbio  gefundenes  Scenarium  eines  geistlichen  Schau- 
spiels der  heil.  Mariano  und  Jacomo,  wie  er  annimmt  desselben,  welches  1447 
in  Gubbio  aufgeführt  wurde;  aber  die  Einteilung  in  Akte  und  Scenen  und  die 
Anlage  nach  der  Weise  des  klassischen  Dramas  (nicht  des  Mysteriums)  deuten 
auf  eine  spätere  Zeit;  die  Hs.  ist  aus  dem  16.  Jahrh.  In  dem  Texte  der 
Landen  1.  III  29  la  inorte  statt  Vamore  (cfr.  IX  5);  IV  21  dimandi  statt  ti 
tnandi;  22  ad  st.  da;  V  21  devea  st.  vedea;  IX  20  de  Porno  st.  dolemo;  X 
219  ella  St.  elli:  XIII  19  Fa  st.  Fia. 

T.  Casini,  Notizie  e  documenti  per  la  storia  della  poesia  italiana  nei 
sec.  XIII  e  XIV,  II:  Due  antichi  repertori  poetici,  Publikation  zweier  im 
15.  Jahrh.  in  Oberitalien  niedergeschriebener  Liedersammlungen,  hier  zunächst 
nur  ein  Teil  der  einen,  des  Cod.  Magliab.  VII  10,  1078,  volkstümliche  Balladen, 
wohl  noch  dem  Ende  des  14.  Jahrh.  angehörig  und  meist  in  Oberitalien  ent- 
standen.    Casini  hat  den  Gedichten  eingehende  Erläuterungen  beigegeben. 

G,  Di  Nisciä,  La  Gerusalemme  Conquistata  e  VArte  Poetica  di 
T.  Tasso.  Dieser  erste  Abschnitt  der  Arbeit  sucht  die  von  Cherbuliez  ge- 
äufserte  und  von  Mazzoni  verteidigte  Ansicht  zu  widerlegen  ,  dafs  Tasso  schon 
kurz  nach  Vollendung  der  Gerusaletnme  Liberata  ernsthaft  an  deren  Um- 
bildung im  Sinne  der  späteren  Conquistata  dachte.  Die  Änderungen,  die  der 
Dichter  damals  vornahm,  bezogen  sich  vielmehr  auf  die  noch  unvollkommenere 
Form  des  Werkes,  die  er  Scipione  Gonzaga  zur  Censur  gesandt  hatte ;  ihre 
Absicht  war,  die  künstlerischen  Fehler  zu  beseitigen,  ohne  den  Charakter  des 
Gedichtes  anzutasten,  und  ihr  Resultat  die  Gerusalemme  Liberata,  wie  sie  die 
1581  erschienenen  Ausgaben  bieten.  In  den  Briefen  versprach  er  allerdings 
viel  mehr,  um  seine  Censoren  zu  begütigen ;  aber  er  redete  damals  nicht  aus 
innerer  Überzeugung,  verhiefs,  sich  dem  Zwange  der  Zeiten  zu  bequemen,  um 
die  Druckerlaubnis  in  Rom  zu  erhalten,  und  schwerlich  würde  er  sich  ent- 
schlossen haben,  wirklich  so  grofse  Opfer  zu  bringen.  Der  Verf.  bezeichnet 
nach  den  Briefen  mehrere  Stellen,  welche  im  ursprünglichen  Ms.  verschieden 
waren,  und  eben  in  der  Ger.  Lib.  stehen  so  wie  sie  aus  der  Revision  hervor- 
gingen. Zwei  Mal  hat  der  Dichter  einen  Überbleibsel  der  älteren  Fassung 
zu  tilgen  vergessen,  der  nun  dem  Leser  ganz  unverständlich  bleibt.  Ja  für 
eine  dieser  Stellen  blieb  er  selbst,  von  Lombardelli  um  Erklärung  des  Rätsels 
gebeten,  die  Antwort  schuldig  {Lettere  II  398).  Ubaldo  und  Carlo  tödteten  da 
auf  der  Insel  Armida's  ein  aus  Menschen-  und  Tiergestalt  zusammengesetztes  Un- 
geheuer, welches  Thorwächter  des  Palastes  war.  Dafür  ward  dann  die  Episode 
des  fönte  del  riso  eingesetzt  {Lett.  I  134);  aber  die  Erwähnung  des  erschlagenen 
Ungeheuers  blieb  Ger.  XVI  35  stehen.  Hier  sind  uns  auch  die  ausgemerzten 
10  Stanzen,    die  den  Kampf  beschrieben,    erhalten  und  aus  einer  Hs.  in  den 


IL  PROrUGN ATORE.  257 

Varianten  zur  Gertisalenime  mitgeteilt  in  der  Ausgabe  von  Tasso's  Werken 
Venezia  1722.  —  Störend  ist  es,  dafs  der  Verf.  statt  Ckerbuliez  konsequent 
Cherbouliez  hat  drucken  lassen. 

MISCELLANEA:  T.  Casini,  Lauda  inedita  di  Mattco  Griff oiii,  aus 
Cod.  Rice.  1121,  an  die  Jungfrau,  beginnt:  Rcma  preciosa.  —  E.  Tcza,  Os- 
servazioni  di  uti  lettore,  III.  Sormonda,  Notiz  über  eine  1764  gedruckte  Tra- 
gödie Tommaso  Giuseppe  Farsetti's  von  Wilhelm  von  Cabestanh  und  dem 
gegessenen  Herzen,  im  Geschmack  <\txOrbecche.  —  IV.  Dantiana,  über  die  Form 
der  Schlangennamen  in  Ittf.  24,86  besonders  faree  gegen  lat.  pareas.  Der 
Lucere  aus  Florenz  bei  Giov.  Villani  (p.  309)  stammt  aus  einer  Redaktion  der 
I'afti  di  Cesare,  s.  Parodi  in  Studi  di  Fil.  Rom.  IV  485.  —  V.  Dolci,  dolci, 
von  einer  übertreibenden  Nachahmung  der  Repetition  von  Petrarca's  Dolci 
ire,  dolci  sdegni  in  italienischen  Terzinen  eines  Spaniers  des  16.  Jahrh.  — 
VI.  La  parola  Decameron,  vermutet,  wegen  der  Inkorrektheit  der  Bildung, 
dafs  dieser  Titel  gar  nicht  von  Boccaccio,  sondern  von  einem  Kopisten  her- 
rühre. —  VII.  /  cinque  canti  del  Camilii,  vom  Druck  dieser  Fortsetzung  der 
Gerusalemme  in  der  seltenen  Ausgabe  von  Mantua  1584,  und  andere  biblio- 
graphische Notizen  zu  Tasso. 

Fase.  3.     Maggio  -  Giugno   1889. 

F.  Fla  mini,  Versi  in  inorte  di  Giuliano  de'  Medici  (1478),  publiziert 
einen  volkstümlichen  Lamento  auf  Giuliano's  Tod ,  dessen  lange  vermifsten 
alten  Druck  er  in  der  Communalbibliothek  von  Siena  wiedergefunden  hat, 
lind  ein  Capitolo  auf  denselben  Gegenstand  aus  einer  Hs.  der  Marucelliana, 
wo  es  Luigi  Pulci  beigelegt  ist. 

F.  Pellegrini,  Di  un  ignoto  poema  dHtnitazione  Dantesca,  P'ortsetzung 
der  Arbeit  von  M.  Cornacchia  in  Propugn.  N.  S.  I  2**,  giebt  Analyse  und 
Proben  der  anderen  zwei  Bücher  des  anonymen  Poems,  in  denen  die  Seele 
zum  Leibe  redend  ihn  über  die  Tugenden  belehrt,  im  2.  über  die  theologalen, 
im  3.  über  die  kardinalen.  Auch  diese  Bücher  sind  zum  gröfsten  Teile  Vcr- 
sifikationen  lateinischer  theologischer  Traktate  und  bieten  noch  weniger  Inter- 
esse als  das  I.  Buch.  S.  376  1.  Dl:  manda  tosto  colui  che  raff'reni  Nella  tiia 
chiesa  tanta  simonia. 

G.  Taormina,  Di  uii  passo  controverso  neW  Orlatido  Furioso.  Es 
handelt  sich  um  XLII  8,  wo,  nach  Mitteilung  der  verschiedenen  Erklärungen, 
die  mit  wenig  Glück  versucht  worden,  der  Verf  vorschlägt,  nach  v.  5  stärkere 
Interpunktion  zu  setzen  und  nach  6  gar  keine  so  dafs  mit  5  der  Vergleich 
schliefst,  und  v.  6  sich  schon  auf  den  Angriff  Orlando's  gegen  Agraniante 
bezieht:  A  cid  lascio  alla  coda  .  .  .  giimse ,  d.h.  ,, gegen  den,  welchen  er 
hinter  sich  gelassen  hatte",  als  das  Rofs  mit  ihm  durchging.  Diese  Deutung 
ist  besser  als  irgend  eine  der  sonst  gegebenen ;  doch  gesteht  der  Verf.  selbst, 
dafs  immerhin  Ariosto  sich  dann  sehr  nachlässig  ausgedrückt  hätte. 

G.  Di  Niscia,  La  Gerusalemme  Conquistata  e  Parte  poetica  di  T. 
Tasso  (Fortsetzung),  führt  weitere  Briefstellen  zum  Beweise  dafür  an,  dafs  in 
den  ersten  Jahren  nach  dem  Drucke  Tasso  nur  an  eine  Feile,  nicht  an  eine 
Umgestaltung  des  Poems  dachte,  und  der  Gedanke  der  Conquistata  sich  erst 
später  (1585)  zeigt,  wonach  er  freilich  selbst  den  Schein  zu  erwecken  suchte, 
dafs  die  frühere  Gerusalemme  nie  recht  seinen  Absichten  entsprach. 
Zcitsclir.  f.  rolii.  l'liil.  XIV.  |t 


258  BESPRECHUNGEN.     A.  GASPARY, 

G.  Zannoni,  //  Macaroidos  di  Ber7iardino  Stefotiio ,  publiziert  nach 
den  in  Rom  befindlichen  Hss.  das  bisher  unbekannte  macaronische  Poem  des 
Jesuiten  Bernardino  Stefonio ,  welches  um  1595  entstanden  ist.  Der  Verf. 
schildert  in  diesem  Gedichte  mit  frischem  Humor  und  geschickter  Parodierung 
der  Aeneis  den  Kampf  des  Königs  Machero  an  der  Spitze  des  Volkes  der 
Pasten  gegen  Fasolus,  den  Anführer  der  Hülsenfrüchte;  um  die  Herrschaft  in 
Sicilien,  den  Sieg  des  ersteren  und  die  Feier  seines  Triumphes.  Diese  wunder- 
baren Begebenheiten  sind  dargestellt  als  ausgemeifselt  in  den  Käsewänden 
des  köstlichen  Palastes  von  König  Gnoccus  und  Madama  Frappa  am  Fufse 
des  Aetna. 

MISCELLANEA :  G.  Ferro,  Antiche  Iscrizioni  Veneziane  in  volgare, 
zeigt,  dafs  die  in  Monaci's  Crestomazia  p.  41  abgedruckte  angeblich  älteste 
Grabinschrift  in  venetianischer  Mundart  nicht  von  1249,  sondern  von  1269, 
ja,  nach  Cicogna's  Vermutung  vielmehr  wohl  von  1369  war,  und  publiziert 
selbst  eine  Anzahl  solcher  Inschriften  aus  dem  14.  Jahrh.,  die  älteste  von 
1310.  —  A.  Belloni,  Testi,  Tassoin  0  Marino P  stellt  fest,  dafs  das  an  Carlo 
Emanuele  von  Savoyen  gerichtete  Gedicht  gegen  Spanien  in  Vierzeilen :  Carlo, 
quel  generoso  invitto  core  sicher  von  Fulvio  Testi  ist,  da  es  sich  in  der  von 
ihm  selber  Carl  Emanuel  gewidmeten  Ausgabe  seiner  Rime  von  161 7  findet, 
und  zeigt,  dafs  der  Pianto  d'Italia  in  Oktaven:  Era  la  notte  e  V  pigro 
Arturo  avea,  unter  den  drei  Autoren ,  denen  man  ihn  zuschrieb ,  Marino , 
Tassoni,  Testi,  wenigstens  am  wahrscheinlichsten  gleichfalls  dem  dritten  zugehört, 
Marino  aber  ohne  guten  Grund  beigelegt  worden  ist. 
Parten,  Fase.  4.  Luglio- Agosto,  1889. 
M.  Barbi,  Degli  Studi  di  Vincetizo  Borghini  sopra  la  storia  e  la 
lingua  di  Firenze,  handelt,  auf  Grund  des  gedruckten  und  handschriftlichen 
Materials,  von  B.'s  Arbeiten  über  den  Ursprung  von  Florenz,  über  florentini- 
nische  Geschichte  und  Genealogie,  von  seinem  Studium  der  Trecentisten,  von 
der  Reinigung  des  Novellino  und  Decameron  und  der  Untersuchung  über  die 
Sprache,  die  nicht  zu  Ende  geführt  ward  und  zu  keinem  klaren  Resultate 
gelangte,    aber  im  Ganzen  sich  den  Ansichten  Varchi's  nähert. 

G.  Cecioni,  //  Secretiim  Secretortim  attribuito  ad  Aristotile  e  le  sue 
redazioni  volgari.  Der  jung  gestorbene  Verfasser  giebt,  nach  Bemerkungen 
über  alte  Übersetzungen  anderer  aristotelischer  und  pseudoaristotelischer  Schrif- 
ten, Nachricht  von  der  mittelalterlichen  Tradition  betreffs  der  Unterweisung 
an  Alexander,  für  die  er  einen  Zweifel  an  der  Echtheit  schon  in  einem  Ms. 
von  Ende  des  14.  Jahrh.  fand  (p.  80),  dann  eine  Bibliographie  der  Hss.  des 
latein.  Textes,  führt  franz.  und  span.  Bearbeitungen  an  und  kommt  zu  den 
italienischen,  giebt  auch  hier  eine  Bibliographie  der  Hss.,  unterscheidet  zwei 
Hauptredaktionen ,  vergleicht  dieselben  mit  dem  latein.  Texte  und  schliefst 
mit  einer  Inhaltsangabe  der  vollständigsten  und  breitesten  Version  nach  Cod. 
Magl.  XII  4. 

G.  Di  Niscia,  La  Gdrusalemme  Conquistata  e  VArte  Poetica  di 
T.  Tusso,  Fortsetzung,  über  Tasso's  und  seiner  Gegner  Theorie  der  Dichtung, 
besonders  die  Auffassung  der  Lehren  des  Aristoteles  bei  ihnen  und  ihren  Zu- 
sammenhang mit  dessen  Erklärer  Castelvetro. 

F.  Fl  amini,  Un  Triofifo  d^Amore  del  secolo  XV,  publiziert  ein  Ge- 
dicht in  Terzinen,  welches,  nach  der  Überschrift,  Antonio  Bonciani  auf  Bitten 


IL  PROPUGN ATORE.  259 

Lorenzo  Manetti's  für  dessen  Geliebte,  la  Diamante,  verfafste,  und  wo  diese 
Dame  erzählt ,  wie  sie  in  einer  Vision  im  dritten  Himmel  Lorenzo  als  den 
schönsten  und  vortrefi'Hchsten  Liebenden,  von  der  Venus  mit  einem  Demant- 
bikle  (Anspielunfj  auf  ihren  eigenen  Namen)  beschenkt,  triumphieren  sah  und 
demutvoll  bittend  ihre  glühende  Liebe  zu  ihm  äufscrt.  Einleitend  giebt  Fl. 
(p.  141  ft.)  interessante  Bemerkungen  über  die  bekannten  typischen  Schönheits- 
beschreibungen des  Mittelalters  und  deren  Fortsetzung  im  15.  Jahrh.,  wo  sie 
unter  petrarchischem  Einflufs  einen  zarteren,  weniger  sinnlichen  Charakter  er- 
halten. Zu  der  Bezeichnung  capelli  bianchi  u.  dgl.  als  einem  Element  der 
Schönheit  bei  der  Dame,  für  welche  Fl.  p.  144  mehrere  Beispiele  giebt,  will 
ich  noch  die  Stelle  von  Sabadino  degli  Arienti,  Porretaiie,  22  (bei  D'Ancona 
Poemetti  Popolari,  p.  463)  fügen  und  bemerken ,  dafs  dieser  Ausdruck ,  wohl 
für  ein  helles  Blond,  auch  altfrz.  war;  so  blanc  crin  in  Toblers  Mitth.  120,10 
und  250,10;  blanches  treces  in  Crestiens  Perceval  9481   und  9577. 

MISCELLANEA :  C.  Frati,  Appunti  dai  Regesti  di  Innocenzo  IV., 
sammelt  aus  diesen ,  zur  Fortsetzung  von  Scheffer-Boichorsts  dokumentari- 
schen Nachrichten  über  Jacopo  da  Morra ,  solche  aus  dem  Jahre  1 247,  und 
äufsert  die  Vermutung,  dafs  der  Dottatz  Proensals  nicht  während  Jacopo's 
Podestat  in  Treviso,  sondern  während  des  Capitanates  in  Spoleto  oder  des 
Vicariates  in  der  Marca  d'Ancona  und  wohl  am  wahrscheinlichsten  um  1244 
verfafst  sei,  für  Friedrichs  IL  litterarischen  Hof  oder  einen  der  von  diesem 
ausgegangenen.  Ferner  hebt  er  aus  jenen  Regesten  zwei  andere  Dokumente 
hervor,  eines  über  Richart  de  Fournival,  das  ihn  uns  schon  1246  als  Kanzler 
der  Kirche  von  Amiens  zeigt  (p.  173),  und  eines,  wo  noch  1250  ein  Lamber- 
tino  Buvalelli  als  lebend  genannt  ist;  indessen  nimmt  Fr.  mit  Recht  Anstand, 
diesen  mit  dem  Troubadour  zu  identifizieren;  ebenso  (in  einer  Anm.  p.  182) 
Casini.  Dieselben  Namen  kehren  ja  in  einer  Familie  oft  wieder.  —  F.  Fla- 
mini, Pulci  0  ßellincionir'  hat  von  dem  im  vorhergehenden  Hefte  des  Pro- 
pugn.  unter  L.  Pulci's  Namen  publizierten  Capitolo  auf  den  Tod  Giuliano's 
de'  Medici  nachträglich  bemerkt ,  dafs  dasselbe  in  den  Werken  Bellincioni's 
steht  und  dessen  Namen  auch  in  einer  Hs.  der  Brera  trägt,  weshalb  die  Autor- 
schaft zweifelhaft  bleibt.  Der  Druck  in  Bellincioni's  Gedichten  bietet  gegen- 
über dem  handschriftlichen  Texte  eine  Umarbeitung.  —  C.  Frati,  A  propo- 
sito  di  Andrea  Cappellano ,  giebt  mehrere  urkundliche  Nachrichten  von 
Andrea  Fieschi,  Sohn  Obizzo's  Grafen  von  Lavagna  und  Neffen  Innocenz'  IV., 
der  Kaplan  dieses  Papstes  und  dann  Alexanders  IV.  war,  und  publiziert 
namentlich  das  Testament  desselben  vom  14.  Juli  1262.  Kaplan  Innocenz'  IV. 
wird  der  Verfasser  des  Tractatus  amoris  nicht  blofs  in  dem  Incunabeldruck 
genannt,  sondern  auch,  wie  Fr.  (p.  203)  bemerkt,  in  dem  Compcndium  tuora- 
lium  notabilium  von  Geremia  da  Montagnone.  Fr.  sucht  wahrscheinlich  zu 
maclien,  dafs,  wenn  es  auch  nicht  dokumentarisch  feststeht,  derselbe  Andreas 
auch  Kaplan  des  Königs  von  Frankreich  gewesen  ist ,  wie  der  Autor  des 
Tract.  atti.  in  den  Hss.  und  Drucken  gewöhnlich  tituliert  wird.  Die  Chrono- 
logie scheint  ihm  für  diesen  gut  zu  passen ;  freilich  könnte  es  auflallen,  dafs, 
wenn  der  Traktat,  nach  G.  Paris,  gegen  1220  entstand,  dessen  Verfasser  noch 
nach  42  Jahren  seinen  Vater  am  Leben  halte  und  ihn  mit  zum  Erben  einsetzte. 

.\.    (iASI'AKV. 


26o  BESPRECHUNGEN.     A.  TOBLER, 

Romania.     No.  72,  XATIIe  annee,  1889  Octobre  und    No.  73,  XIXe  annee, 
1890,  Janvier. 
No.  72. 

A.  Mussafia,  Osservazioni  sulla  fonologia  francese.  La  formola  tj 
fra  vocali.  Als  Reflex  von  tj  wird  auch  nach  dem  Tone  is  mit  tönendem  j 
festgestellt,  so  dafs  also  -oise  die  lautgesetzliche  Entwickelung  von  -Jtia  dar- 
stellt. Für  mace  wird  mattea,  für  place  mit  Suchier  plattea,  für  piece  :  pccia, 
für  -i?r^  :  zaa  (Suftixverwecliselung)  angesetzt.  Statt  pecia,  dem  sich  ital.  /^zza 
kaum  fügt,  würde  ich  mit  Thurneysen  pettia  oder  vielleicht  petvia  vorziehen, 
da  mit  petvdcium  span.  pedazo  erklärt  würde.  Dieser  neuen  Lösung  der 
schwierigen  Frage  wird  man  nach  M.'s  glänzender,  alle  Einzelheiten  berück- 
sichtigenden Darstellung  wohl  allgemein  zustimmen  ,  wie  dies  schon  G.  Paris 
in  einer  noch  einige  weitere  Beispiele  bringenden  Anmerkung  thut.  Im  wei- 
teren weist  M.  nach,  dafs  überhaupt  die  Tonstellung  die  Behandlung  der  /- 
Gruppen  im  Französischen  nicht  beeinflufst.  Schwierig  liegt  die  Sache  bei 
vi,  hl,  wo  gougeon,  ayeul,  geole  nebeneinanderstehen,  deren  letztere,  wie  M. 
mit  recht  bemerkt,  aufser  Spiel  bleiben  mufs.  In  den  beiden  anderen  darf 
man  dagegen  vielleicht  lautgesetzliche  Vertreter  von  bi  bzw.  vi  sehen.  Nach 
dem  Tone  bleibt  im  Vulgärlateinischen  tonloses  Hiatus-z'  nach  Labialen  vo- 
kalisch, vor  demselben  wird  es  z\x  y:  cavia  aber  cavyola.  Aus  goöione  mutste 
also  entweder  gobyonc  oder  aber  govione,  govyone  entstehen.  Nehmen  wir 
ersteres  an ,  so  ergiebt  sich  ohne  weiter :  vy-L  wird  vulglat.  zu  yy  =:  frz.  /, 
hy'  bleibt  vulglat.,  wird  frz.  g.  Zum  Schlüsse  werden  die  Vertreter  von  -tio 
besprochen,  von  denen  palais,  pais,  pris  dieselben  Reflexe  zeigen,  wie  -tia, 
während  puiz  eine  unerklärte  Ausnahme  bildet.  Endlich  wird  für  das  2  in 
croiz  ein  Mittellaut  zwischen  demjenigen  in  destroiz  und  dem  j  in  pais  er- 
wiesen. Meyer-Lübke. 

[Die  Nebenform  servis  zu  servise ,  deren  Vorhandensein  Mussafia  be- 
zweifelt, ist  in  Ch.  Rol.  1406  überliefert,  wo  sie  freilich  mit  servise  vertauscht 
werden  durfte;  in  der  Prise  d'Orange  steht  sie  Z.  1355  in  der  Assonanz;  im 
Joufroi  2306  hat  Hofmann  serviz  im  Reime  z\x  esbäiz  an  Stelle  von  serj'anz 
eingeführt]. 

G.  Paris,  Hugues  de  Berzc.  Ausgehend  von  einer  ganz  besonders 
wenig  ausgereiften  Dissertation  von  C.  Engelcke  {Die  Lieder  des  Hugues  de 
Bregi,  Rostock  1886?)  erweist  der  Verfasser  die  Identität  des  von  Villehar- 
douin  als  Teilnehmer  am  vierten  Kreuzzug  erwähnten  Jüngern  Hugues  de 
Berze ,  des  Dichters  dreier,  Aufträge  an  Folquet  von  Romans  und  an  den 
Markgrafen  von  Monferrat  (Bonifaz  II.)  enthaltenden  Strophen ,  des  Dichters 
mehrerer  Lieder  und  des  Verfassers  der  bei  Barbazan  und  Meon  II  394  ge- 
druckten Bihle  und  stellt  zusammen,  was  diesen  Werken  und  jenem  Zeugnis 
sich  über  die  Lebensumstände  der  bemerkenswerten  Persönlichkeit  entnehmen 
läfst.  Jene  Strophen,  die  in  zwei  provenzalischen  Liederhandschriften  ver- 
unstaltet vorliegen,  werden  in  rein  französischer  Gestalt  vorgeführt.  Die  nur 
in  der  modeneser  Hs.  enthaltene  eine  Geleitstrophe  erscheint  mit  ihrer  Bezug- 
nahme auf  Wilhelm  von  Monferrat  und  Kaiser  Friedrich  II.  als  ein  späterer 
Zusatz. 

P.  Meyer,  Recettes  medicales  en  frangais  publiees  d^ apres  le  7nanuscrit 
23  dW£vreux.     Ans    der    nämlichen  Handschrift,    deren    dem    14.  Jahrb.    an- 


ROMANIA.  261 

gehörenden  Teile  Chassant  1857  den  Petit  vocahulaire  hitin-fiani;ais  du  XIII <■ 
siede  entnommen  hat,  ein  Werkchen,  über  dessen  Alter  niemand,  der  es  ge- 
lesen, mit  dem  Herausgeber  gleicher  Meinung  sein  konnte.  Die  Rezepte  ent- 
halten manches  für  den  Lexikographen  und  sonst  Bemerkenswerte,  nicht  allein 
in  ihren  Pflanzennamen,  deren  Bedeutung  durch  Joret  erörtert  wird. 

COMPTES-RENDUS.  Bourciez,  Precis  de  phonetique  fra7ifaise  [G. 
P.,  manche  Berichtigungen  und  anregende  Bemerkungen  über  lautgeschicht- 
liche Schwierigkeilen);  Nutt,  Studies  on  the  legend  of  the  Holy  Grail  (G. 
P.  erkennt  die  Bedeutsamkeit  des  Buches  an,  hebt  aber  auch  die  Mängel  in 
des  Verfassers  Vorbereitung  hervor);  L.  Hirsch,  Laut-  und  Formenlehre 
des  Dialektes  von  Siena;  S.  Pieri,  Note  sul  dialetto  aretino;  Bianco 
Bianchi,  il  dialetto  e  la  etnograjia  di  Cittä  di  Castello  (E.  G.  Parodi,  sehr 
eingehend,  mit  zahlreichen  eigenen  Aufseningen  über  den  Gegenstand). 

PERIODIQUES.  Zeitschrift  f.  rom.  Phil.  XIII  1  —  2.  —  Romanische 
Forschungen  III.  —  Bulletin  de  la  Societe  des  anciens  textes  frangais,  1888, 
No.  2.  —  //  Propugnatore.  Nuova  serie.  T.  I,  P.  \.  —  Giornale  storico 
della  leite ratura  italiana  No.  31 — 36.  —  Le  Moyen-Age,  T.  I,  T.  II  I — 6.  — 
Zeitschrift  f.  d.  Realschulw.  X/F257 — 270. —  Gott.  Gel.  Anz.  1889  No.  4. — 
Litterar.  Centralbl.  1888,   Sept.— Dez. 

CHRONIQUE. 

Notizen  über  Charles  Nisard ,  den  am  16.  Juli  1889  verstorbenen  Ver- 
fasser der  Histoire  des  livres  populaires  und  der  Curiosites  de  l'etymologie 
franqaise,  den  Bruder  des  ein  Jahr  zuvor  gestorbenen  Desire  Nisard,  —  über 
einige  von  P.  Meyer  in  England  gemachte,  wichtige  Funde,  —  über  Michault 
Taillevent  und  Piere  Michault,  —  über  Armbruster,  Geschlechtswandel  im 
Französischen,  —  über  Engländer,  der  Imperativ  im  Altfranzösischen,  —  über 
Schwarzfelds  Schrift,  die  bezüglich  der  Alexandri'schen  Sammlung  rumäni- 
scher Volkslieder  so  überraschende  Aufschlüsse  giebt,  über  D'Ancona,  Bea- 
trice, —  desselben  Abhandlung  über  die  Bearbeitung  von  B.  Latini's  Tresor 
in  Versen ,  —  über  Ehrichs  Dissertation  über  Rabelais ,  —  über  Novati's 
Studi  critici  e  letterari,  — über  Rua,  Di  alcune  novelle  inserite  nelV  Esopo 
di  Fraitcesco  del  Tuppo  u.  a. 

No.  73. 
P.  Meyer,  Des  rapports  de  la  poesie  des  trouveres  avec  celle  des 
troubadours.  Lesenswerte,  wohl  geordnete  Zusammenstellung  sicherer,  übrigens 
zum  gröfsten  Teil  wohl  bekannter  Thatsachen.  Jeanroys  wichtiges  Buch  mit 
seinen  vielfach  abweichenden  Ansichten  ist  noch  nicht  berücksichtigt.  S.  1 1  A.  I 
hätte  auf  Gaspary,  Sizil.  Dichtersch.  S,  in  Bezug  genommen  werden  können. 
Die  S.  15  oben  als  der  Form  nach  zusammenfallend  hingestellten  Stücke  zeigen 
weitgehende,  doch  nicht  völlige  Übereinstimmung;  eher  durfte  S.  17  oben 
Raimons  v.  :Miraval  No.  7  mit  dem  hier  erwähnten  Sirvenles  in  Beziehung 
gesetzt  worden.  Zu  den  Belegen  für  den  Gebrauch  von  z//>t'/a/' kommen  einige 
weitere,  die  O.  Schultz  im  Literaturblatt  1887  Sp.  445  angeführt  hat,  auch 
die  von  mir  im  Jahrbuch  12,206  besprochene  seltsame  Stelle  des  Glossars 
7692.  Dafs  sirventes  nicht  unmittelbar  von  servir,  sondern  von  Strien  komme, 
wie  S.  27  gesagt  wird,  hat  auch  Diez  ausgesprochen ;  ein  „Soldatenlied"  braucht 
es  darum  noch  nicht  zu  sein;  die  Bildung  des  Namens  läfst,  da  sirven  nicht 


202  BESPRECHUNGEN.     A.  TOBLER, 

blofs  den  mit  den  Waffen  Dienenden  bezeichnet,  sehr  verschiedene  Deu- 
tungen, ich  glaube,  sogar  die  der  Leys  d'amors,  zu.  Die  Stellen,  die  den 
Gebrauch  des  afrz.  serventois  erläutern  sollen,  beweisen,  wie  mir  scheint, 
nicht,  dafs  es  je  poesie  d'agremeitt  bezeichnet  habe.  „Müfsiges  Gerede" 
heifst  das  "Wort  auch  Ogier  Dan.  11178  und  11200;  Ch.  Sax.  I  199,  II  186; 
Barb.  u.  M.  I  363,215.  Auf  die  Stellen,  wo  das  Wort  eine  Art  Dichtung 
bedeutet ,  trete  ich  hier  nicht  ein.  Zu  den  Belegen  für  rotruenge  S.  39 
kommen ,  um  nur  bei  älteren  zu  bleiben ,  die  von  Diez  beigebrachten ,  ferner 
Poeme  moral  517b,  Joufroi  791,  Meon  I  57,  622.  Das  Wort  mit  rote  in  ety- 
mologischen Zusammenhang  zu  bringen  würde  Herr  Meyer  einem  andern 
schwerlich  erlaubt  haben.  —  Einen  willkommenen  Anhang  zu  dem  Aufsatze 
bildet  die  kritische  Bearbeitung  von  Pistoletas  Ar  agues  eu  mil  marcs  de  fin 
argen  nach  sämtlichen  (zu  gröfserer  Bequemlichkeit  wieder  einmal  mit  neuen 
Buchstaben  bezeichneten)  Handschriften,  wozu  die  vollständige  Mitteilung  der 
zahlreichen  Interpolationen  und  der  bisher  nur  teilweise  bekannten  altfranzö- 
sischen Bearbeitungen  des  Gedichtes  kommt.  Die  Einleitung  hätte  wohl  auf 
die  Gattung  der  plazers  Bezug  nehmen  dürfen,  die  nächst  verwandten  Wesens 
ist.  Von  solchen  Wunschgedichten  handelt  lehrreich  Uhland,  Schriften  zur 
Geschichte  der  Dichtung  und  Sage  III  266  ff. 

G.  Paris,  Henri  Je  Valenciennes.  Der  Verfasser  legt  im  einzelnen 
dar,  was  zu  Gunsten  der  schon  von  seinem  Vater  geäufserten  Ansicht  spricht, 
dafs  die  um  die  Mitte  des  13.  Jahrh.  als  Fortsetzung  zu  Villehardouins  Werke 
gefügte  Geschichte  Kaiser  Heinrichs  die  Auflösung  in  Prosa  eines  von  Henri 
von  Valenciennes  (zwischen  1210  und  1216)  in  Versen  abgefafsten  Werkes 
sei,  und  findet  die  von  P.  Meyer  im  Bulletin  de  la  Soc.  d.  a.  t.  1878  aus- 
gesprochene Vermutung  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  Henri  de  Valenciennes 
der  nämliche  Mann  sei,  der  in  einem  von  Meyer  in  Madrid  gefundenen  Ge- 
dichte sich  Henri  de    VVallentinnes  nennt. 

M.  Wilmotte,  Etudes  de  dialectologie  ivallonne  (Fortsetzung). 

MELANGES.  Philipe  de  Novare.  G.  P.  zeigt,  dafs  der  Verfasser  der 
Qiiatre  tenz  d'aage  d'ome  aus  Novarre  und  nicht  aus  Navarra  gebürtig  war. 

—  Rotruejige  en  quatrains.  In  England  geschriebenes  und  wohl  auch  ver- 
fafstes  Liebesgedicht  mit  Refrain,  das  P.  M.  darum  als  rotruenge  bezeichnet ; 
anhangsweise  aus  der  nämlichen  Handschrift  des  Brittischen  Museums  ein 
Abdruck  des  Gedichtes  Scribere  proposui  de  contemptu  mundano,  das  nach 
einer  Pariser  Hs.  bei  Du  Meril,  Poes.  pop.  lat.  du  m.  ä.  S.  125  zu  lesen  ist. 

—  Uauteur  du  Comte  d'Anjou.  Der  Verfasser  des  noch  nicht  gedruckten 
und  nur  durch  spärliche  Angaben  bekannten  Gedichtes,  von  dem  seit  kurzer  Zeit 
die  Pariser  Nationalbibliothek  zu  der  lange  besessenen  eine  zweite  ältere  Hs. 
hinzu  erworben  hat,  versteckt  seinen  Namen  in  drei  Zeilen,  aus  deren  jetzt 
berichtigtem  Wortlaut  G.  Paris  nunmehr  Jehan  Maillart  herausliest.  —  Le 
conte  des  Trois  perroquets.  Jan  te  Winkel  teilt  eine  niederländische  Version 
des  von  P.  Meyer  (Rom.  XVI  565)  behandelten  Märchens  mit.  —  Note  sur 
Pauteur  du  Contreblason  de  faiilces  amours.  E.  Picot  zeigt,  dafs  der  Name 
Charles  de  Croi,  der  sich  aus  einigen  Schlufsversen  des  15 12  verfafsten  Ge- 
dichtes herauslesen  läfst,  nicht  der  des  Dichters,  sondern  eines  Gönners  ist, 
während  man  in  Estrees,  was  die  Zeilenschlüsse  ergeben,  den  Beinamen  des 
Verfassers  zu  sehen  hat.     Der  Vorname  bleibt  uncrmittelt. 


ROMANIA.  263 

COMPTES-RENDUS.  Recueil  de  iiu'moires  phUologiques  prt'st'ntJ  a 
M.  Gaston  Paris  par  scs  elcves  siu'dois  (G.  1'.  {jiebl  genaue  Auskunfl  über 
jede  tler  gesammelten  Abhandlun<;en,  zu  manchen  wichtige  Nachlnige).  — 
Isidoro  del  Lwigo,  Dante  ne'  tempi  di  Dante  und  A.  Bartoli,  Sloria  della 
letteratura  italiana  VI  2  (N.  Zingarelli).  —  A.  Rubiü  y  Lluch,  El  renaciniiento 
cldsico  en  la  literatura  catalana  und  Menendez  y  Pelayo,  Discurso  leido  en 
la  Universidad  Central  (A.  Moiel-Fatio).  —  Le  Songe  de  Bernat  Metge, 
auteur  catalan  du  XV«  siede  p.  p.  jf.-M.  Guardia  (A.  Morel-Fatio). 

CIIRONIQUE.  Nekrolog  für  den  Marquis  de  Queux  de  Sainl-llilaire. 
Zahlreiche  kurze  Angaben  über  neuere  Erscheinungen  der  Fachlitteratur. 

A.    ToBl.ER. 


Archivio  Glottologico  Italiano  X  3. 

liianchi,  La  Declitiazione  nei  nomi  di  Itiogo  della  Toscana.  Dieser 
zweite  Artikel  steht  an  Wichtigkeit  dem  ersten,  Ztschr.  XI  282  besprochenen 
nicht  nach.  §  10  und  11  handeln  von  Ortsnamen,  die  im  zweiten  Teil  einen 
Genitiv  enthalten  und  aus  der  Longobardenzeil,  also  aus  dem  6. — 8.  Jahrb., 
oder  noch  später  stammen.  Während  bei  diesen  nur  eine  ungefähre  Alters- 
angabe möglich  ist,  giebt  es  eine  Reihe  anderer,  deren  Entstehungszeit  sich 
genau  feststellen  läfst,  wie  Cavialdoli  1027  u.  a.  Wenn  aber  der  Verf.  daraus 
schliefst,  dafs  der  Genitiv  bis  ins  9.  Jahrh.  in  der  reinen  Volkssprache  noch 
gelebt  habe,  so  dürfte  die  in  diesem  Schlüsse  liegende  Verallgemeinerung  zu- 
weit gehen.  Daraus  dafs  in  bestimmten ,  fast  erstarrten  Formeln ,  und  als 
solchen  können  bis  auf  einen  gewissen  Grad  die  Ortsnamen  gelten,  der  Ge- 
nitiv festbleibt,  folgt  seine  Lebensfähigkeit  noch  nicht,  es  können  hier  eben- 
sowohl analogische  Bildungen  nach  einem  alten  Typen  vorliegen,  wie  in  den 
afrz.  Gen.  plur.  auf  -or.  Den  sicheren  Genitiven  folgen  §  12  Namen,  die  auf 
schon  gebildeten  Familiennamen  nicht  gerade  auf  Genitiven,  beruhen.  Zweifel- 
haft ist  die  Existenz  von  Gen.  plur.,  abgesehen  von  niontelatego  =  inons 
laticum.  Namen  auf  -oro  können  schon  ihres  o  wegen  nicht  auf  -orum 
beruhen,  aber,  trotzdem  Nebenformen  auf  -ario  vorkommen,  so  bleibt  auch 
eine  Verknüpfung  mit  -arius  unmöglich.  Auch  an  cuora  =  aquariutn  ver- 
mag ich  schwer  zu  glauben ,  far  lo  gnorri  aus  *ignarius  ist  auch  mit  rr 
auffällig,  in  stiöro  aus  sextarius  bleibt  das  i  unerklärt,  daher  ich  doch  lieber 
bei  stajöro ,  einer  irrtümlichen  Betonung  des  alten  stdioro  vom  Plur.  stäiora 
bleibe,  vgl.  pugnöro.  —  §  l^j.  beschäftigt  sich  mit  den  Suffixen.  Das  ligu- 
rische  -asco  wie  das  keltische  -ago  sind  ganz  unbekannt,  dagegen  findet 
sich  das  etruskische  -rnna  mehrfach.  Suffix  -e  geht  stets  auf  Heiligennamen 
zurück:  Tomme  aus  Uojfiüg ,  Turpe  =  Turpes ,  Gtisme  =  xoüfxü^  u.  s.  w., 
das  e  könnte  aus  ai  entstanden  sei.  Wenn  der  Verfasser  diese  Erklärung 
wegen  erat  und  pietae  nur  zweifelnd  vorbringt,  so  ist  dagegen  zu  bemerken, 
dafs  pietae  jünger  ist ,  daher  sehr  wohl  sein  ae  behalten  konnte ,  uml 
dafs  crai  kaum  dem  volkstümlichen  Wortschatz  angehört.  -  Eine  ,,Appen- 
dice"  beschäft  sich  endlich  mit  den  longobardischcn  Eigennamen.  Aufser 
einem  reichhaltigen  Verzeichnis  der  Suffixe  und  der  Kurzformen  enthält  sie 
auch  Untersuchungen  über  wichtige  lautliclie  Fragen,  wie  die  Lautverschiebung, 
die  Behandlung  von  longobardisclicm  c  und  g  vor  <•,  /,  den  Accent,  die  ßil- 


264  W.  MEYER,    ARCHIVIO  GLOTTOLOGICO  ITALIANO. 

düng  der  Kurzformen  (germanische  Regel:  der  erste  Wortbestandteil  bleibt, 
z.B.  Gundo  aus-  Gunduald,  romanisch  etwa  seit  dem  Jahr  looo:  der  zweite 
bleibt,  z.  B.  Natido  aus  Ferdinandö),  die  Flexion  auf  -a,  -anis,  aus  der  mit 
Recht  barbano  erklärt  wird  und  scrivano,  puttana  hätten  erklärt  werden 
können.  Den  Schlufs  bildet  die  Erklärung  von  Allighieri  oder  Aldighieri, 
das  zutreffend  als  Hildigairi  gedeutet  wird. 

413 — 446.  F.  d'Ovidio,  Spigolature  7-omanze  dalle  pagine  dhin  lati- 
nista.  Anknüpfend  an  einem  von  E.  Cocchia  in  der  Riv.  fil.  das.  XV  ver- 
öffentlichten Artikel  bespricht  D'Ovidio  in  behaglich  plaudernder  Weise  eine 
Reihe  von  Punkten  der  lateinischen  Lautlehre ,  die  z.  T.  auch  für  die  roma- 
nische Grammatik  von  Wichtigkeit  sind.  Zunächst  wird  die  bisherige  Auf- 
fassung der  bekannten  Stelle  aus  Gellius  XIII  24  über  die  Betonung  Vdleri 
gegen  Cocchia  in  Schutz  genommen,  sodann  die  Frage  nach  der  Betonung 
der  viertletzten  Silbe  im  älteren  Latein  nicht  ohne  manche  Willkürlichkeiten 
und  Gewaltthätigkeiten  in  verneinendem  Sinne  beantwortet.  Äufserst  glück- 
lich ist  in  diesem  Abschnitt  der  Gedanke,  dafs  Form  und  Accent  der  Orts- 
namen oft  durch  die  Ableitungen  bedingt,  also  Teramo  von  Terarnano  = 
Interajmianus ,  Pah'rnio  von  Panormitanus  aus  gebildet  seien.  Die  Mög- 
lichkeit einer  derartigen  Beeinflussung  wird  zur  grofsen  Wahrscheinlichkeit 
erhoben  durch  den  Hinweis  darauf,  dafs  im  Altertum  der  Gebrauch  des  Ad- 
jectivums  an  Stelle  des  Ortsnamens  sehr  viel  häufiger  war  als  heute.  Der 
dritte  Abschnitt  behandelt  die  Qualität  des  a ,  der  vierte  die  Quantität  der 
Vokale  vor  j.  Das  übrigens  auch  schon  von  andern  ausgesprochene  Resultat 
ist,  dafs  die  Vokale  in  den  einen  Fällen  kurz,  in  den  andern  lang  waren,  dafs 
also  die  ursprüngliche  Quantität  erst  für  jedes  einzelne  Wort  gesucht  werden 
mufs.  Nicht  zutreffend  erscheint  mir  die  Ansetzung  von  pulejum ,  da  alle 
romanischen  Vertreter  e  bieten,  somit  nicht,  wie  D'Ovidio  S.  436  Anm.  i 
tliut,  für  puleggio  eine  Erklärung  des  e  nach  italienischen  Regeln  zu  suchen 
ist.  Endlich  der  letzte  Abschnitt  hält  die  Stelle  bei  Priscian,  wonach  vor  gii 
die  Vokale  lang  seien,  für  eine  spätere  auf  einem  Mifsverständnis  beruhende 
Interpolation,  und  nimmt  wieder  für  die  einen  Fälle  ursprüngliche  Kürze,  für 
die  andern  Länge  an. 

447 — 466.  Ascoli,  Noterelle.  I.  //  dialetto  Tergestino  weist  die 
Schrift  von  Zenatti  La  vita  communale  e  il  dialetto  di  Trieste ,  die  in  ziem- 
lich leichtfertiger  Weise  den  Arch.  Glott.  I  479,  III  469  gegebenen  Nachweis 
eines  friaulischen  Elementes  in  Triest  in  Abrede  gestellt  hatte ,  schlagend 
zurück.  2.  Pania,  wipa)iiare  wird  zu  dem  in  compagine  steckenden  Stamme 
pagin-  gestellt. 

468 — 482.     C.   Salvioni,  Indici  del  Volume. 

W.  Meyer-Lübke. 


Nachtrag  zu  Ztschi\  XIII. 
S.  538»  Z.  14  Schon    die  App.  Prob,  hat  itnbüicus,    d.  li.  etnbilTcus.    — 
S.  540,  Z.  3  allein]  1.  nicht.  —    S.  541,  Z.  14  da.ngier']  1.  dengier.  —   S.  542, 
Z.  3  V.  u.  Konsonanten]  1.   Vokalen.   —  S.  543,  Z.  15   dazu  Fufsnote :   Ebenso 


NACHTRAG.  265 

Harseim  Oxf.  Ps.  R.  Si.  inul  Ilorning  in  Bartsch,  Langue.  \V.  Meyers  Er- 
klärung Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XI  541,  der  Rom.  XVII  622,  XVIII  156  beistimmt, 
dafs  Heu  aus  lue-u  wie  vieiit,  iiteuz  aus  vuetit,  ueiiz  entstanden ,  ist  nicht  zu 
empfehlen,  da  hier  zuerst  regehnäfsig  vuelt,  uelz  bestanden,  während  gerade  die 
mit  H  gebundenen  Vokale  durch  das  ii  festgehalten  werden  (also  fagum  nur  /au, 
/(Ui,  aber  nicht /<?*«)  und  nie  diphthongieren.  —  S.  543,  Z.  17  und  19  sich 
das]  das  sich.  —  S.  544,  Z.  14  jp']  1.  joi,  pou,  pni;  das.  Z.  5  v.  u.  es]  1.  g; 
das.  Z.  4  V.  u.  g\  1.  es.  W.  F. 


Naehtraff  zu  Ztschr.  XIV. 
S.  130,  Z.  8  corr.   q'el.    --  S.  130,  Z.  21  corr.  qcs  cu.  —  S.  131,  Z.  43  corr. 
qe  si  lo  tortz  moiit  granz  noi  fos  o:  qe  si  lo  tortz  granz  non  i  fos.     V.  Ck. 


Neue  Bücher  und  Schriften. 

Recueil   de  Memoires  philologiques  presente  h  Mr  G.  Paris  par  ses 

(ileves  suedois  ä  l'occassion  de  son  cinquantieme  anniversaire.  Stockholm 
1889.    8".     260  SS. 

Zu  der  monumentalen  Festgabe,  welche  die  schwedischen  Schüler  G.  Paris 
zum  Zeichen  ihrer  Verehrung  am  9.  Aug.  1889  dargebracht  haben,  und  wo- 
mit sie  öffentlich  von  seinem  weitreichenden  Einflufs  als  Lehrer,  wie  von  seiner 
für  alle  Länder  bahnbrechenden  Forschung  Zeugnis  ablegen,  haben  acht  jüngere 
schwedische  Gelehrte  Beiträge  beigesteuert,  denen  hier  leider  nur  eine  kurze 
Anzeige  gewidmet  werden  kann,  trotz  des  Wertes  der  Untersuchungen. 

H.  Andersson,  macht  sich  in  Quelques  remarques  sur  l'amuissement 
de  l'r  finale  en  frang.  S.  I — ^9  die  "Verstummung  des  ausl.  r  durch  einen  mit 
z  oder  /  vergleichbaren  Reibelaut  verständlich,  der  in  franz.  Mundarten  vor- 
handen ist  oder  vorhanden  gewesen  zu  sein  scheint.  Die  Ausnahmen  fmden 
dabei  jedoch  eine  befriedigende  Erledigung  nicht,  und  doch  ist  ohne  ihre 
Berücksichtigung  eine  Lösung  der  Frage  nicht  möglich.  Zu  beachten  ist 
jedenfalls,  dafs  ausl.  r  blieb  hinter  a  0  u  ou  eu  oi  ui  und  hinter  e  eher  mer, 
fier  hier,  amer  cuiller,  wie  bei  enfer  fer  hiver  ver  und  bei  pair  clair  eclair, 
air  flair  vair,  und  nur  schwand  hinter  e  ic  {do7in-er,  boulanger,  leger; 
menuiser;  tnenuisier  sentier  jardinier  u.  dgl.);  also  mufs  im  e  die  Veranlassung 
zum  Schwund  des  r  gesucht  werden.  Da  derselbe  namentlich  auch  bei  i  ehe- 
dem weit  um  sich  gegriffen  hatte  (s.  Thurot  Prononciation  II  161  ff".)  wird  in  der 
beiden  Vokalen  gemeinsamen  Hebung  der  Vorderzunge,  die  die  sofortige,  zur 
Bildung  eines  Uvularen  r  gehörige  Rinnenbildung  der  hinteren  Zunge  erschwert, 
die  Ursache  der  Erscheinung  gegeben  sein.  —  In  boidangcr  sentier  u.  dgl. 
wurde  durch  den  vorausgehenden  palatalen  Engenlaut  das  Hervorgehen 
des  gesc bloss.  (,' aus  e  (vgl.  c/e?r)  =  altfrz.  altem  *ee  {ei)  für  lat.  «  bewirkt; 
bei  donner  u.  s.  w.  —  es  sind  sämtlich  Infinitive  der  i.  Konj.  —  wurde  die 
Umbildung  von  menusier  (Verb)  zu  menuisier  menuiser,  chang\qr  zu  chatiger 
—  mafsgebend,  also  Inf.  -e(e)r  analogisiert  nach  Inf,  (i)er;  auf  gleichem 
Wege  ergeben  sich  -ez  (2.  PI.),  -</  im  Partizip.,  das  wie  de  le  de  ble,  durch 
die  Stellung  des  e  im  Auslaut  sein  e  erhalten  konnte. 

S.-F.  Euren,  Exemples  de  r  adventice  dans  des  mots  frang.  Fälle, 
wie  fxonde  =funda,  couxte-pointe  =  culcita  p.,  encxe,  chartxe;  niouche-x-on 
zu  tnottche ;  Portiexs  =  Pictaviim  u.  a.,  zum  grofsen  Teil  vom  Verf.  selbst 
schon  (durch  Analogie)  richtig  erklärt ,  andere  nach  Geijer  Studier  i  fransk 
linguistik  gedeutet.    Um  eine  phonetische  Erscheinung  scheint  es  sich  in  den 


NEUE  BÜCHER  UND  SCHRIFTEN.  267 

etymologisch  sicher  gestellten  Wüitcin  nirgends  zu  handeln  ;  zu  gtutre  vgl. 
die  Ableitung  von  Iran  vastrapes,  Lagarde  in  Gütt.  gel.  Nach.  1886,  No.  4; 
zu  cle\  =  cU'f  Thurot,  Prononc.  II  147  au  lieu-r. 

P.  A.  Geijer,  Sur  quelques  cas  de  labialisatiüii  en  fran^ais,  S.  21 — 30; 
in  Wörtern  w'x^'yxxneau  ^  geinellus,  buvons  von  bibcre;  epowvanter  paventein; 
orange  n-aranga  u.  a.  Es  handelt  sich  um  eine  nicht  zur  Durchführung  ge- 
langte Lautneigung  der  Volkssprache,  wie  der  Verf.  fein  darlegt,  in  den  ge- 
sicherten, nicht  sehr  zahlreichen  z.  T.  von  G.  selbst  erklärten  Fällen.  Dafs 
sie  verschiedenen  Alters  sind ,  setzt  z.  B.  Mussafia's  Deutung  (Nord-ital. 
Mundart.)  von  affwbler  (f\b\ila  durch  fabila,  noch  snbula)  voraus.  Bei  -um 
aus  -ein  {e^=&  muet)  dürfte  wirklich  ein  mechanischer  Vorgang  anzunehmen 
sein,  da  nur  etwa  s&mer  auf  der  älteren  Stufe  verharrt ;  chalwmeau  stünde  für 
chaleineau  statt  chalz.rneau.  Hierher  gehört  auch  Jwmieges  —  Gcmeticuni. 
Bei  einigen  Wörtern  wirkten  zur  Umbildung  an  sich  wohl  andere  Faktoren 
mit,  während  der  Labial  selbst  nur  den  labialen  Vokal  hervorrief;  so  lag  ein 
Grund  zur  Änderung  des  Vokals  a  vor:  bei  lä.  lAmelle,  woraus  frz.  aAi/«^//^; 
/n/n/gfiün  war  begrifflicher  Einwirkung  durch  lumüre  ausgesetzt.  Könnte 
bxxvons  nicht  unter  Einflufs  von  bu,  lutrifi  unter  dem  von  lu  stehen.'  Duin- 
inage  entfällt  bei  etymologischem  Zusammenhang    mit  dominium. 

Ake  W:son  Muthe,  Observations  sur  les  composes  espagnols  du 
type  „aliaberto".  S.  31 — 56.  Reichhaltige  Sammlung  von  Beispielen  dieser 
gelehrten  Kompositionsform,  die  sich  mit  dem  Humanismus  in  Spanien  einstellt 
und  durch  ihn  herbeigeführt  wird. 

Ders.,  Romance  de  la  Tierra,  chaiisoii  pop.  astuiienne,  S.  57 — 62.  Aus 
dem  Volksmunde,  zählt  Eigenheiten,  die  zahlreichen  span.  Ortschaften  an- 
haften, auf. 

A.  Nordfeit,  Classification  des  niss.  des  Enfances  Vivien,  S.  63 — 10 1. 
Stützt  sich  auf  die  treftliche  diplomatische  Ausgabe  der  ersten  1422  Verse 
des  Gedichtes  von  Wahlund  u.  v.  Feilitzen  (Upsala  1886),  in  der  5  Hss.  voll- 
ständig abgedruckt  und  von  den  übrigen  die  Lesarten  mitgeteilt  sind.  Die 
starken  redaktionellen  Eingriffe,  denen  auch  dieses  Gedicht  in  den  verschie- 
denen Hss.  ausgesetzt  gewesen  ist,  haben  den  Verf.  nicht  gehindert,  ein  ein- 
leuchtendes Schema  für  die  Überlieferung  der  Enfances  Vivien  aufzustellen, 
auf  das  sich  mit  dem  von  Wahlund  zu  veröfltntlichenden  Rest  des  Gedichtes 
wird  die  Probe  machen  lassen.  Die  Untersuchung  ist  methodisch  und  gründ- 
lich und  enthält  interessante  Erhebungen  über  das  Verfahren  der  Redaktoren. 

C.  Wahlund,  La  Philologie  fran^aise  au  temps  jadis,  S.  103  — 174. 
[Auch  Sonderabdruck].  Wiederabdruck  der  seltenen  lat.  Antrittsvorlesung 
des  Prof.  der  franz.  Sprache  zu  Wittenberg  G.  Rabot  (1572)  in  den  Typen 
des  Originals,  mit  einem  Briefe  desselben  an  Calvin  und  dessen  Antwort  (W. 
kennt  3  Ex.  von  R.'s  Schrift,  eine  4.  besitzt,  wie  Herr  Bibliothekar  Dr.  List 
mir  nachweist,  die  hiesige  Universitäts-  und  Landesbibliothek),  sowie  der  Ab- 
handlung von  E.  Cordier:  Recherches  historiques  sur  les  obstacles  qu'on 
cut  ä  surmonter  ])our  epurer  la  languc  fran(,aise,  1806,  nebst  Nachrichten  über 
den  Verf.  Auch  diese  Schrift,  von  der  W.  nur  1  Ex.  kennt,  wurde  von  Herrn 
Dr.  List  auf  der  hiesigen  Bibliolliek  aufgefunden,  und  zwar  in  der  ein  Jahr 
älteren  Ausgabe  1805,  deren  Vorhandensein  Herr  W.  (S.  152  f.)  in  Zweifel 
zieht,  mit  folgendem  erweiterten  Titel:    Rccli.  liist.  sui  les  obstacles   (pi'n;/  a 


2  68  NEUE  BÜCHER  UND  SCHRIFTEN. 

eus  ä  surm.  pour  ep.  la  lang.  fran^. ,  et  conseils  piiises  dans  les  nu-iUeures 
sources,  afin  d'eviter  sa  corruption;  A  Paris,  cliez  Lamy.  .  .  .  An  1885,  8". 
60  SS.  Der  Verschiedenheit  des  Titels  der  Schrift ,  die  cap.  i  und  3  der 
Ausgabe  1806,  sowie  Anmerkungen  und  „Notes  historiques"  enthält,  entspricht 
eine  Verschiedenheit  der  „Table"  die  nicht  alle  in  der  Ausgabe  1806  in 
Aussicht  gestellten  Abhandlungen ,  dafür  aber  eine  grofse  Anzahl  anderer, 
verzeichnet.  Es  fehlt  in  der  Table  der  Ausgabe  1805  die  zweite  Abhandlung, 
die  6.  10.  12;  7  und  8  sind  umgestellt;  3.  4,  5  scheinen  in  der  Table  von 
1805  unter  den  Titeln:  „Progres  de  la  langue  fran9.  depuis  la  reunion  des 
Francs  avec  les  Gaulois  jusqu'au  l8e  s."  (3.  Abhlg.)  zusammengefafst  zu  sein. 
In  der  Table  von  1806  fehlen  dagegen  Abhlg  4 — 22,  27 — 30,  die  von  all- 
gemeiner Grammatik  und  Geschichte  handeln  sollten,  nämlich :  4.  Les  philo- 
sophes  cultivent  la  langue  proprement  dite,  les  orateurs  et  les  poetes  embe- 
lissent  le  langage.  5.  Definition  generale  de  la  Grammaire.  6.  Par  la  Gram- 
maire  les  Grecs  entendaient  premierement  l'art  de  bien  lire ,  de  bien  ecrire, 
et,  par  consequent,  l'art  de  parier  correctement.  7.  Ce  serait  une  erreur  de 
croire  qu'il  suffit  de  savoir  la  Langue  Fran^aise  par  habitude ,  pour  l'ecrire 
correctement.  8.  La  Grammaire  difere  de  la  Lögique  et  de  la  Rhetorique, 
relativement  ä  la  peinture  des  idees.  9.  Idee  qu'on  avait ,  ;\  Athenes  et  ä 
Rome  d'un  maitre  de  Grammaire.  10.  Avantages  de  l'etude  des  Synonymes. 
II.  Utilite  de  la  Prosodie.  12.  Regles  les  plus  gdnerales  sur  la  prononciation, 
et  qui  sont  le  plus  en  usage.  13.  L'art  de  bien  lire.  14.  Declamation.  15. 
Rapport  entre  les  moeurs  et  le  langage  d'une  nation.  16.  De  la  melodie  ora- 
toire.  17.  Styles.  18.  Pensees.  19.  Naturel  en  matiere  de  pensees.  20.  Af- 
fectation  dans  les  pensees.  21.  Des  divers  genres  d'eloquence.  22.  La  Poesie 
a  sa  marche  et  sa  langue  particuliere.  —  27.  Avertissement  pour  arreter  les 
progres  des  locutions  ignobles  et  barbares,  introduites  ä  la  place  des  expres- 
sions  employes  dans  les  beaux  temps  de  la  politesse  fran^.  28.  Source  de  la 
corruption  des  Langues.  29.  L'ambition  d'un  chef  de  la  republique  des  lettres 
a  quelquefois  suffi  pour  detruire,  en  peu  de  temps,  plusieurs  siecles  de  travaux. 
30.  Goüt  par  rapport  ä  la  lecture  des  auteurs,  et  ä  la  composition. 

J.  Vising,  Les  debuts  du  style  frangais,  S.  175 — 209.  Eine  mit  Geist 
ausgeführte  Erhebung  über  den  syntaktischen  und  stylistischen  Ausdruck  der 
Denkmäler  vor  dem  Rolandslied,  des  Rolandsliedes  selbst,  des  Cliges  und  des 
Villehardouin,  bei  welchem  V.'s  Charakteristik  die  schriftstellerische  Persön- 
lichkeit treffend  herauszuheben  weifs. 

F.  Wulff,  Un  chapitre  de  phonetique  andalouse,  S.  211 — 260  mit  2 
Übersichten.  Phonetische  Umschrift  eines  castil.  Textes  nach  andalusischem 
Vortrage  in  Verbindung  mit  einer  Darlegung  eines  neuen  diacritisches  Al- 
phabetes, bei  dem  liegende  und  stehende  latein. ,  sowie  griech.  Buchstaben 
in  aufrechter  und  umgekehrter  Stellung  verwendet  und  die  Accente  u.  s.  w. 
durch  Interpunktionszeichen  hinter  den  tontragenden  Lauten  eingefügt  werden, 
—  ein  durchaus  harmonisches,  leicht  anwendbares  System  von  etwa  180 
Zeichen,  das  den  weitgehendsten  Bedürfnissen  in  Bezug  auf  Lautunterschei- 
dungen —  worin  Verf.  ein  Meister  zu  sein  scheint,  gerecht  wird.  Lehrreich 
ist  W.'s  Beschreibung  der  andal.  j-Bildung  und  seine  Bemerkungen  zur  Ver- 
stummung des  frz.  j-f-Kons.  Seine  Auffassung  des  Vorganges,  als  eines  suc- 
cessiven  Lautwandels,  ist  vom  phonetischen  Standpunkte  tadellos;  das  ändert 


NEUE  BÜCHER  UND  SCHRIFTEN.  26q 

freilich  nichts  an  der  Thalsache,  dafs  für  die  gebihlete,  litteravische  Sprache  des 
12.  Jalirh.  in  Frankreich,  wie  der  Reim  beweist,  dieses  j  schon  kein  .v  mehr 
war,  und  überhaupt  nicht  mehr  als  Artikulation  zählte. 

Extraits  de  la  Chanson  de  Roland  et  de  la  Vie  de  s.  Louis  par  Jean 
de  Joinville  p.  p.  G.  Paris.  2»  cd.  Paris  1889.  Ilachette.  16".  XI, 
262   SS. 

Das  lehrreiche  Büchlein  hat  in  Folge  seiner  geschickten  Anlage  den 
erwarteten  Erfolg  gehabt,  und  liegt,  nachdem  es  kaum  veröfl'entliclit  war,  in 
zweiter  erweiterter  und  berichtigter  Ausgabe  vor.  Die  sprachliche  Darstellung 
des  Rolandstextes,  der  kein  kritisch  abschliefsender  sein  soll,  ist  von  Inter- 
esse, das  Glossar  und  die  Lautlehre  sind  es  durch  manche  Etymologie  und  Auf- 
fassung, für  die  sich  G,  P.  entscheidet,!  nicht  minder.  —  Wird  Obs.  gram.  §  19 
i  im  gelehrten  pitiet  quitier  dem  Einllufs  des  e  in  pietatem  quiettim  mit 
Recht  zugeschrieben  (vgl.  coi  =  quietus),  wenn  doch  t  in  gelehrten  Worten 
überhaupt  bleibt,  vgl.  38 .''  Ist  das  analogisierte  dornst  27  an  seinem  Platze  ? 
38  „t  s'mtercale  entre  n  et  r  dans  veintre";  warum  dann  nicht  veitiAre ,  wie 
ten-A-re  ?  Glossaire.  Für  Azzel-in  liegt  deutsches  Ezz\\  näher  als  Azzo ;  kann 
man  zweifeln,  dafs  ahan  (wie  afa7i)  das  keuchende  Athmen  des  schwer  Ar- 
beitenden wiedergiebt  ?  Ist  für  aighmt  nötig  statt  *aculentum  :  aquilentum 
(vgl.  7n3.\gre  :  macrem  etc.,  aigu  =^  acutus)  vorauszusetzen?  Ist  apareilier 
nicht  einfach  von  pareil  gebildet,  da  ein  pariculare  allgem.  romanisch  fehlt? 
Cliapleier  =  chaph'-\-~icarc;  dafs  das  unbetont.  Ica-re  betont,  frz.  (etc.)  eie-r  er- 
geben konnte  hat  man  bestritten.  Chief ;  captim,  wäre  nicht  besser  capu  ? 
Comant  :  come-\-tnde;  aber  inde  (=  frz.  en),  in  deinde  subinde,  heifst  ,,von  da"; 
verträgt  sich  dieser  Begriff  „da"  mit  dem  der  Art  und  Weise  ?  Croissir ; 
bestehen  gegen  kraustjan  Diez  I  Bedenken?  Ist  dolent  =  „dolentxxm  für  do- 
lentem",  dolz  =^  „dulcinm  für  dulce?n"  nicht  irreführend?  Ist  statt  embracicr 
*imbrachiare ,  das  nicht  nachgewiesen ,  nicht  deutlicher  zu  sagen,  mit  in  aus 
braz  brachiu?n  (wie  bei  efirengier  S.  128),  um  die  franz.  Neubildung  anzu- 
zeigen? 

Derselben  hübschen  Sammlung  älterer  und  neuerer  franz.  Schriftsteller 
von  Hachette  gehören  ausgewählte  Werke  von  Boileau,  Condillac,  Corneille, 
Joinville,  Leibnitz,  Moliere,  Racine,  Voltaire  u.  a.,  von  tüchtigen  Herausgebern 
erläutert,  an;  dazu  kamen  neuerdings  La  Bruyeres  Caracteres  von  Servois 
(nach  dessen  grofser  Ausgabe)  und  Rebell iau  (1890),  ausgestattet  mit  nütz- 
lichen Anmerkungen  und  einen  Sachverzeichnis  zum  Texte. 


G.  Camus,  1  Codici  francesi    della    regia  Biblioteca  Eslcnse,    Mo- 
dena   1890.    8".    74  SS.     (Extratto  dalla  Rassegna  Emiliana,  Anno  II). 

Herrn  C,  dem  bereits  mehrere  Veröffentlichungen  aus  der  Estens.  Bi- 
bliothek zu  danken  sind  (s.  Ztschr.  XIII  346),  erwirbt  sich  ein  neues  Verdienst 
durch  seine  sorgfältige  Beschreibung  des  Inhaltes  der  19  franz.  Hss.  des  13. 
bis  15.  (bes.  14.  und  I5.)jahrh.  und  der  56  Nummern  des  16.— 18.  Jahrh. 
(meist  geschichtliche  Materialien);  wenn  sich  auch  unter  der  ersten  Gruppe 
meist  anderweitig  bekannte  Tc.\tc  (vorwiegend  Didaclisches  in  Prosa,  jedoch  auch 
eine  van  Hamel  unbekannt  gebliebene  Hs.  des  Roman  de  Ca  rite  des  Rcnclus 
de  Molicns)   vorrmdcn,   so  wird  docii  ;luc1i   auf  vieles  von  «Icni  Verf.   /.mn  ersten 


270  NEUE  BUCHER  UND  SCHRIFTEN. 

Male  aufmerksam  gemacht,  und  wurde  mancher  Text  von  ihm  zuerst  erkannt; 
seine  Angaben  und  Auszüge  sind  durchaus  geeignet  den  Wert  der  Über- 
lieferung im  einzelnen  Falle  zu  bestimmen. 

W.  C.  Lane,  The  Dante  collections  in  the  Harvard  College  and 
Boston  public  libraries;  Cambridge  1890,  Lex.  8".  114  SS.  [Biblio- 
graphical  Contributions  ed.  by  J.  Winsor  No.  34]. 

Alphabetisches  Verzeichnis  und  Materienübersicht  über  die  auf  mehr  als 
1200  Bände  sich  belaufende  Dantesammlung  zu  Boston  (darunter  2  ehemals  im 
Besitze  des  Baron  S.  Kirkup  befindliche  Hss.  der  Div.  Com.),  —  Ausgaben, 
Übersetzungen  der  Werke  D.'s ,  Schriften  über  dieselben  und  Bildnisse 
D.'s  — ,  deren  Benutzung  durch  den  Katalog  erleichtert  werden  soll.  Die 
Dantegesellschaft  in  Cambridge,  in  deren  Auftrag  der  Katalog  verfafst  ist, 
stellt  denselben  allen  denen  zur  Verfügung  (sowie  den  Bericht  über  ihre  Ver- 
handlungen), die  Schriften  zur  Dantelitteratur  der  Gesellschaft  überweisen. 


P.  Marchot,  Vocables  Couvinois  e  tude  etymologique.     Lüttich  1890. 
8».     15  SS. 

Vom  Verf.,  einem  Schüler  Wilmottes ,  selbst  gesammelte  Wörter  der 
Mundart  von  Couvin  (ca.  150),  deren  etymologische  Deutung  z.  T.  in  An- 
schlufs  an  Sigart  und  Grandgagnage  gegeben,  z.  T.  selbständig  und  öfter  glück- 
lich gefunden  wird,  und  im  Rest  der  Fälle  jedenfalls  Beachtung  verdient. 


H.  Laramens,    S.  J.,    Remarques    sur    les    mots    fr  an  9.    derives    de 
l'arabe,   1890.    8".     52  und  314  SS. 

Das  aus  der  S.  Josephs  Universität  zu  Beirut  hervorgegangene  und  von 
der  Katholischen  Druckerei  daselbst  verbreitete  Buch  soll  hier  nur  den  des 
Arabischen  kundigen  Romanisten  zur  Kenntnis  gebracht  werden,  da  es  mög- 
licherweise nicht  für  Jeden  leicht  erreichbar  ist.  Der  Verf.  ist  mit  den  Ar- 
beiten Dozys,  Engelmanns,  Devics,  Eguilaz'  wohl  bekannt,  berichtigt  hier  und 
da  Narducci,  verfällt  aber  selbst  bisweilen  in  den  Fehler  die  näher  liegende 
lat.  oder  sonstige  Grundlage  zu  mifsachten  oder  ihre  Ansprüche  zu  unter- 
schätzen z.  B.  bei  allez  imp.,  bärge,  cabbe,  danie-jeanne,  degre,  epicerie,  giiider 
u.  a.  Wenn  aber  der  Verf.  auch  bisweilen  irrt  und  mehr  die  Bedeutung  als 
die  Form  bei  seinen  Ableitungen  betont ,  so  ist  das  Buch  doch  wegen  der 
Belege,  die  es  bietet,  nützlich,  und  nach  der  Art,  wie  die  streitigen  Punkte 
besprochen  werden  als  wissenschaftliche  Leistung  zu  würdigen. 


Ouvrages  de  Philologie  romane  et  textes  d'aneien  fran9ais  faisant 
partie  de  la  bibliotheque  de  M.  C.  Wahlund  ä  Upsal.  Liste  dressce 
d'apres  le  Manuel  de  litt.  fran^.  au  moyen  äge  de  M.  G.  Paris.  Avec  4 
appendices  et  12  tables  alphabetiques.     Upsala  1889.     Lnpr.  de  l'Universite. 

8".    22  und  243  SS. 

Herr  W.  hat  den  Wunsch  seine  aufserordentlich  reichhaltige  romanisti- 
sche Bibliothek  seinen  Seminarschülern  und  den  Romanisten  im  weiteren 
Kreise  zugänglich  zu  machen  und  legt  zu  diesem  Zwecke  hier  ein  Verzeichnis 
zunächst  der  in  seinem  Besitz  befindlichen  Ausgaben  (nebst  Erläuterungs- 
schriften) von    altfranzösischen    erzählenden  Dichtungen    (geordnet,    wie  sie 


NEUE  BUCHER  UND  SCHRIFTEN.  27  I 

von  G.  Paris  a.  a.  O.  vorf;efuhrt  werden)  sowie  seiner  romanisüschen  Sammel- 
werke (in  beiden  Abteilungen  nicht  wenige  Seltenheiten)  vor.  Einen  erhöhteren 
Wert  erhält  das  Buch  noch  durch  bibliographische  Beigaben,  durch  eine  chro- 
nologische Übersicht  der  Ausgaben  allfranzösischer  Texte  (von  1668  an),  der 
Abhandlungen  des  Seminars  zu  Upsala  zu  Texten  des  Verzeichnisses ,  durch 
Vorfiihrung  der  mit  Glossaren  versehenen  Ausgaben  (ca.  lOO),  der  altfrz.  Hss., 
auf  denen  die  Ausgaben  beruhen  (eine  hier  seit  längerer  Zeit  in  gröfserem 
Umfange  in  Angriif  genommene  Arbeit),  der  datierten  Hss.,  und  der  mit 
Facsimiles  versehenen  Ausgaben ,  sowie  der  Herausgeber  und  Verfasser  von 
Einzelschriften ;  am  Ende  ein  alphabetisches  Verzeichnis  der  altfranzösischen 
Texte,  die  das  Buch  vorführt.  Es  ist  durch  diese  Beigaben  geeignet  weit  über 
seinen  nächsten  Zweck  hinaus  zu  belehren  und  Nutzen  zu  stiften. 

Le  Lai  de  Tombre  p.  p.  J.  B edier,  Fribourg,  1890.  Extr.  de  l'Index 
lectionum  quae  in  Univers.  Friburg.  per  menses  aest.  anni  1890  habebuntur. 
4".     58  SS. 

Eine  stattliche  Beigabe  zu  dem  ersten  Vorlesungsverzeichnis  der  neuen 
Schweizer  Universität,  an  der  der  Romanistik  eine  würdige  Stellung  ein- 
geräumt ist  und  rom.  Sprache  und  Litteratur  durch  einen  Professor  des  Italie- 
nischen ,  und  zwei  für  französ.  und  roman.  Sprachgeschichte  und  Litteratur 
(Bedier  und  Rabiet)  vertreten  wird.  Die  Ausgabe  des  Lai  ist  eine  allen  An- 
forderungen der  Methode  entsprechende  (nach  6  Hss. ;  entgangen  ist  dem 
Herausgeber  Bibl.  nat.  No.  1553  fol.  493  f.  s.  Cat.  des  Mss.  fran9.  I  251;  zu 
Hs.  C  gehörig!);  B.  setzt  die  geistreiche  Dichtung  in  den  Anfang  des  13.  Jahh., 
und  erkennt  in  dem  Verf.  Jean  Renard,  einen  Dichter  der  östlichen  Mundart, 
der  im  Centrum  Frankreichs  geschrieben  haben  soll. 


P.  Rajna,  Le  Corte  d'Amore.     Milano  1890,  Hoepli.     8".    20  u.  100  SS. 

Ein  schmuckes  Büchlein ,  gewählt  in  der  Ausstattung  M'ie  in  der  Dar- 
stellung, das  in  launigem  Tone  und  mit  der  R.  eigenen  anschaulichen  Bild- 
lichkeit der  Frage  über  die  Liebeshöfe  und  Liebesgerichtshöfe  näher  tritt,  — 
ursprünglich  ein  vor  5  Jahren  verfafster,  dann  im  vorigen  Jahre  zu  Mailand 
gehaltener  Vortrag,  der  hier  durch  z.  T.  sehr  wichtige  gelehrte  Anmerkungen 
erweitert  erscheint  — ,  und  die  Liebeshöfe  als  Tribunal  verneint,  aber  ein- 
räumt, dafs  man  allerdings  das  Recht  der  Liebe  und  Fragen  der  Liebe  be- 
sprochen ,  auch  wohl  Damenkreisen  vorgelegt  habe ,  die  hier  oder  dort  in 
Nordfrankreich  dem,  was  man  heute  unter  Hof  versteht,  geglichen  und  die 
Anschauungen  der  Beteiligten  zur  Geltung  gebracht  haben  könnten.  Das  Buch 
ist    ebenso  anmutig  geschrieben  wie  belehrend. 

V.  de  Bartholomaeis,  Di  un  codice  senese  di  sacrc  rapprescnla- 
zioni;  nota,  in  Rendiconti  della  R.  Accademia  dei  Lincei,  Classc  di  scienzc 
morali,  stör,  et  filol.,  vol.  VI,  i"  sem.,  fasc.  8.     S.  314  IT. 

Hs.  15.  Jahrh.,  enthält  das  schon  bekannte  geistliche  Drama  von  Vilcl 
sagginato,  ein  unbekanntes  von  der  h.  Catherina  für  drei  Tage,  und  ein  anderes 
von  der  Geburt  Christi  (Prophelicn,  Anbetung  der  Hirten  und  der  Magier)  alle 
in  8  rimc  und  mit  z.  T.  ausführiiciien  Bühnenanweisungen  versehen.  B.  giebl 
Auszüge  und  teilt  den  Inhalt  niil. 


272  NEUE  BÜCEHER  UND  SCHRIFTEN. 

Ders.,  Ricei'che  Abruzzesi.  Comunicazioni  all'Istituto  storico 
italiano.  I— V.  Estr.  dal  Bullettino  No.  8.  (Roma  1889).  8«.  roi  SS. 
Beschreibung  von  61  Hss.  des  Minoritenconvents  zu  Capistrano ,  meist 
des  14.  und  15.  Jalirh.,  neben  theologischen  und  juristischen  Schriften  in  lat. 
Sprache  des  Mittelalters,  auch  einige  antike  Litteraturwerke,  sowie  einige  ital. 
Dichtungen  (z.  B.  No.  33)  enthaltend ,  von  denen  Lauden  mitgeteilt  werden ; 
ferner  Inhaltsangabe  über  eine  Hs.  des  Convents  von  Sant' Angele  d'Ocre  mit 
einer  mundartlichen  ital.  Übertragung  des  Speculum  vitae  contemplalivac  des 
h.  Bonaventura  u.  a. ;  aufserdem  Mitteilung  eines  ital.  Gedichts  über  Christi 
Leidensgeschichte  in  4  zeil.  einreimiger  Strophe  aus  einer  Corsinianischen  Hs., 
sowie  wichtige  und  interessante  Erörterungen  über  den  Zusammenhang  von 
Lauda,  Predigt  und  geistlichem  Drama  im  Gebiet  der  Abruzzen  u.  a.;  S.  87 
u.  f.  ein  eigenartiges  lat.  Scenarium  zu  einer  lat.  Passion  Christi,  mit  latein. 
Versen  versehen,  Hs.   14. — 15.  Jahrh. 


Italienische  Dichter  seit  der  Mitte  des  18.  Jahrh.  Übersetzungen  und 
Siudien  von  Paul  Heyse.  Bd.  I.  H.  HI.  Berlin,  1889,  Hertz.  8«.  16, 
406;  8,  374;  9,  336. 

Das  gebildete  deutsche  Publikum  hat  allen  Grund  H.  für  die  Vereinigung 
seiner  Arbeiten  über  ital.  Dichter  des  18.  Jahrh.  und  seiner  Übertragungen 
von  Werken  hervorragender  Dichter  seit  Parini  dankbar  zu  sein,  und  es  kann 
kein  Zweifel  darüber  bestehen ,  dafs  der  Weg  der  Anschauung ,  auf  dem  er 
den  Leser  zum  Verständnis  von  Art  und  Geist  ital.  Dichtung  seit  ihrer  Er- 
hebung um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrh.  zu  führen  unternimmt,  ein  sicherer 
zum  Ziele  führender  ist,  als  die  treffendsten  litt.  Charakteristiken,  Portraits 
und  räsonierenden  Darstellungen  der  litterarischen  Entwickelung  Italiens. 
Dafs  er  nicht  nur  meisterhaft  fremde  Art  in  deutschen  Versen  wiederzugeben, 
sondern  dafs  er  auch  zu  charakterisieren  versteht,  zeigt  das  aus  einem  vor  35 
Jahren  gehaltenen  Vortrag  über  V.  Alfieri  mitgeteilte  Bruchstück  das  zum  Besten 
gehört,  was  in  Deutschland  über  A.  geschrieben  worden  ist,  die  Charakteri- 
stik des  Satirikers  Alfieri ,  der  Vortrag  über  V.  Monti ,  dem  sich  eine  Reihe 
kritischer  Analysen  von  Dichtungen  M.'s  anschliefsen,  u.  a.  m.  Der  erste 
Band  enthält  mit  kurzen  Einführungen  noch  Foscolos  Gräber,  sowie  Manzonis 
Heilige  Hymnen  und  einige  weitere  Gedicht  desselben.  Bd.  II  bietet  H.'s 
Leopardiübersetzung  vom  Jahre  1878  mit  der  Abhandlung  über  L.'s  Welt- 
anschauung; Bd.  III  die  Satirendichter  Giusti  (nach  H.'s  Buch  von  1878) 
Guadagnoli  und  Belli  (von  letzterem  30  Nummern,  mit  Biographie  und  Cha- 
rakteristik); —  wenigstens  zu  weltlitterarischer  Bedeutung  gelangte  Italiener 
sind  somit  in  der  Sammlung  vertreten.  Nicht  ein  Ganzes  der  Litteratur  und 
ilue  Haupterscheinungen  im  Zusammenhang  führt  sie  vor,  aber  eine  Einsicht 
und  genufsgewährende  Ergänzung  zu  einem  würdigen  Buche  über  die  letzten 
beiden  Jahrhunderte  der  ital.  Litteratur,  das  die  Zukunft  noch  bringen  soll, 
wird  sie  immer  bleiben. 


F.  Sabatini,    II  Volgo    di   Roma;    raccolta    di    tradizioni  e  costu- 
manze  popolari.     Roma  1890,  Löscher.    8".     78  SS. 

Diese    neue  verdienstliche  Publikation  S.'s,    scheint  bestimmt  in  zwang- 
losen Heften  Beiträge  zur  römischen  Volkskunde  zu  bringen,  und   vereinigt  in 


NEUE  BÜCHER  UND  SCHRIFTEN.  273 

ihrem  ersten  hübsch  ausgestalteten  Hefte  mit  einem  Beitrag  zur  Puppen- 
komödie (von  Chiappini),  zwei  Abhandlungen  über  die  Lyrik  im  röm.  Volkslied 
(vom  Herausgeber)  und  über  röm.  Melodien  (von  Parisotti),  sowie  drei  röm. 
Lieder  aus  dem  Volksmunde  mitgeteilt  und  erläutert  von  Menghini.  Derselbe 
Herausgeber   begründete    eine 

Rassegna  di  Letteratura  popolare  e  dialettale    (direita    da   Menghini, 

Parisotti,  Sabatini), 
deren  erste  Nummer  im  Januar  1890  erschien.  Das  kritische  Monatsblatt  ist 
bestimmt  über  die  Litteratur  zur  Volkskunde  (in  welchem  Umfange  ist  nicht 
ausdrücklich  gesagt,  offenbar  sind  aber  die  aufserromanischen  Länder  mit  ins 
Auge  gefafst),  durch  sachliche  kritische  Besprechung  und  Übersichten  über  neu 
erschienene  Schriften  über  Volkssprache,  -Litteratur  und  -Bildung  eingehend 
und  schnell  zu  unterrichten.  Möge  dem  nützlichen  Blatt  eine  allseitige  Unter- 
stützung nicht  fehlen.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  es  erlaubt  aufmerksam  zu 
machen  auf  eine  der  am  besten  geleiteten  folkloristischen  Vierteljahrsschriften, 
auf  das  in  Deutschland  noch  wenig  verbreitete 
Archivio   per    lo    studio   delle   tradizioni   popolari  von  G.  Pitrc  und 

S.  Salomone-Marino.  Palermo,  Clausen  , 
wovon  der  8,  Jahrgang  im  Jahre  1889  (8".  595  SS.)  abgeschlossen  wurde, 
der  aufserordentlich  inhaltreich  und  zu  zeigen  geeignet  ist,  wie  es  dieser 
Zeitschrift  am  besten  gelang ,  den  internationalen  Charakter  der  auf  die 
Volkskunde  gerichteten  Studien  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Überwiegen  auch 
unter  den  Novellen,  Legenden  und  Geschichten,  den  Beschwörungen, 
Heilmitteln  und  Aberglauben,  den  Gebräuchen,  Sitten  und  Gewohnheiten, 
den  Sprichwörtern  und  Ausrufungen ,  den  Liedern  und  Gedichten ,  den 
Kindergesängen  und  Spielen,  den  Rätseln  u.  s.  w. ,  die  der  Band  enthält, 
die  Beiträge  aus  Italien ,  das  aber  mit  fast  allen  seinen  Provinzen  und 
vielseitig  vertreten  ist,  so  begegnen  doch  auch  und  z.  T.  umfängliche  Mit- 
teilungen aus  Deutschland,  Schweden,  Frankreich,  Spanien,  Portugal,  Alba- 
nien, Türkei,  Amerika  und  selbst  aus  Japan,  Java  und  den  Philippinen,  He- 
bräisches und  Annamilisches  u.  s.  w. ,  sodafs  eine  gröfsere  Mannigfaltigkeit 
volkstümlichen  Stoffes  gar  nicht  denkbar  ist.  Dafs  das  Archivio  nicht  vor- 
zeitigen vergleichenden ,  und  auf  Ursprung  und  Entstehung  folklorischer  Er- 
scheinungen gerichteten  Untersuchungen  Raum  gönnt,  ist  nur  als  ein  Vorzug 
der  Zeitschrift  unter  den  vielen  ähnlichen  zu  betrachten.  Auch  die  Be- 
sprechungen von  Schriften  zur  Volkskunde  und  die  bibliographischen  Über- 
sichten zeichnen  sich  durch  die  Richtung  auf  das  Ganze  aus,  und  dafs  unter 
den  Mitarbeitern,  aufser  den  Herausgebern ,  sich  Gelehrte  wie  A.  d'Ancona, 
Finamore,  Gianandrea,  G.  Lumbroso  u.  a.  befinden,  kann  nur  das  Vertrauen 
in  den  Wert  der  Materialen,  die  die  Zeitschrift  sammelt,  und  zu  ihrem  würdigen 
Forlgang  erhöhen.  Auf  einzelne  Beiträge  hier  einzugchen  oder  sie  auch  nur 
namhaft  zu  machen,  verbietet  der  Raum. 

Bullettino  della  Societk  dantesca  italiana.    1890.   No.  i.    Fircn/-    is<(> 
8».    67  SS. 

Organ  der  am  31.  Juli  1888  gegründeten  nationalitalienischen  iJ.inu- 
gesellschaft,  die  sich  die  Aufgabe  stellt,  mit  Unterstützung  von  Provinzal- 
danlcvereinen  aufscrhalb  Florenz  das  Stuilium  des  Lebens,    der  Zeit  un-l  der 


2  74  NEUE  BÜCHER  UND  SCHRIFTEN. 

Werke  Dantes  zu  befördern ,  und  sich  unter  den  Schutz  des  Königs  von 
Italien  gestellt  hat.  Das  Bullettino  enthält  die  Satzungen  der  Gesellschaft,  ein 
Mitgliederverzeichnis,  die  Geschichte  der  Gründung  des  Vereins,  Berichte  über 
seine  Verhandlungen  und  namentlich  über  die  nächste  Aufgabe,  die  zu  lösen 
gesucht  werden  soll ,  die  Herstellung  einer  kritischen  Ausgabe  der  Werke 
Dantes,  in  erster  Linie  der  Göttl.  Comödie.  Der  aus  Bartoli ,  A.  d'Ancona 
und  del  Lungo  bestehende  Ausschufs  empfahl  das  von  Monaci  und  Bartolj 
eingeleitete  Verfahren  für  Gewinnung  einer  Grundlage  für  die  kritische  Aus- 
gabe (Prüfung  sämtlicher  Hss.  auf  150  Sinnesvarianten  hin,  —  von  C.  Taeuber 
übrigens  bereits  ebenfalls  ins  Werk  gesetzt,  was  in  irrtümlicher  Auffassung 
S.  25  in  Abrede  gestellt  wird),  und  die  Inanspruchnahme  junger  Kräfte  für 
diese  vorbereitende  Arbeit,  der  die  Unterstützung  des  Auslandes  jedenfalls 
auch  zu  Gute  kommen  wird.  Nächstdem  bietet  das  Bullettino  Vorschläge  für 
Organisation  der  Arbeiten  in  den  Zweigvereinen  der  Provinz,  eine  Übersicht 
über  Büchergeschenke  und  den  Anfang  einer  Bibliografla  Dantesca  für  das 
Jahr  1889  von  M.  Barbi  (A — D.),  die  in  eingehendster  Weise  ihren  Gegen- 
stand behandelt,  und  im  Bull,  fortgeführt  w«rden  soll,  das  bestimmt  ist  aufser 
Vereinsnachrichten,  auch  Beiträge  zur  Danteforschung  wissenschaftlichen  Cha- 
rakters aufzunehmen.  Wir  wünschen  der  Vereinsschrift  und  den  Unter- 
nehmungen der  illustren  Gesellschaft  den  gedeihlichsten  Fortgang. 

Revue  celtique.     Vol.  X,  4;  Octobre  1889. 

J.-F.  Cerquand,  Taranous  et  Thor  {fin.),  —  Kug-  Bernard,  La  Creation 
du  Monde  {suite).  —  M.  Nettlau,  Irish  texts  in  Dublin  and  London  mss.  — 
H.  Gaidoz,  Le  Debat  du  corps  et  de  l'dme  en  Lrlande.  —  E.  Hogan,  A  puzzle 
in  Irish  parsing. 

MELANGES:  J.  Loth,  Gzvyr,  Goar,  —  J.  Lotli,  Eguetou.  —  J.  Loth, 
Fec'h,  fi  ==  c^hwec'h,   c'hwi. 

BIBLIOGRAPHIE :  J.  Rhys ,  Lectures  on  the  origin  and  growth  uf 
1-eligion  as  illustrated  by    Celtic  heathendom. 

CHRONIQUE. 

Table  des  principaux  niots  eiudies  da/is  le  tonte  X,  par  E.  Ernaut. 

Errata  du  tome  X. 


Fede  e  Superstizione  nell'  antica  poesia  francese. 

(v.  Zlschr.  XIV  89). 

III.    1  Sanli. 

Lo  Schröder  nota  a  ragione  che  „il  ciilto  dci  santi  e  con- 
giunto  strettamente  con  quello  di  Maria,  tanto  per  cio  che  con- 
cerne  le  forme  esterne  che  adotta,  quanto  se  si  contempli  dal  punto 
di  vista  del  dogma  cristiano."  1 

Avvertiamo  subito  percio  che,  sopra  i  santi,  noi  trovammo 
molto  poco  che  anche  lo  Schröder  non  abbia  notato  nelle  sue 
fonti ;  tuttavia  il  risultato  dei  nostri  studi  gioverä  almeno  a  con- 
validare  ancora  di  piü  quanto  egli  ha  detto. 

.§1.  /  Fabliaux  anche  qui  ci  danno  scarsi  documenti;  tuttavia 
possiamo  in  qualche  modo  raccogliere,  dalla  frequenza  maggiore 
o  minore  con  cui  si  invocano,  quali  fra  i  santi  piü  comunemente 
appariscano,  e  dovessero  essere  cosi  piü  famosi.  Si  nomina  abba- 
stanza  spesso  S.  Simone : 

.     .     .     .     par  Saint  Symon     RGF,  F.  XVI  v.  I  p.  \Z-,  v.  \z  t  F.  XXXIII 

V.  II  p.  37  V.  194. 
foi  que  je  doi  ä  saint  Symon       „       F.  XXXI  v.  II p.  36  v.  191. 

Piü  di  frequente  S.  Pietro  e  Paolo : 

Fol  que  je  doi  saint  Pol  l'apostre     RGF,  F.  LXXX  v.  III  p.  195  v.  84.  ' 

Foi  que  je  doi  saint  Piere  et  saint  Pol     RGF,  F.  LXVII  v.  II p.  90  v.  68. 

Alez,  ä  saint  Pare  l'apostre 

.     .     .     .     je  vous  commant.     RGF,  F.  LXXIV,  v.  II p.  165  v.  174 — 5. 

Estormis  en  jure  S.  Pol.     RGF,  F.  XIX,  I  p.  209  v.  341. 

11  jura  saint  Pol  ...  .     RGF,  F  XXXII,  II  p.  28  v.  125. 

Piü  di  frequente  ancora  S.  Martino : 

Par  saint  Martin  ....         RGF,  F.  XVII,  I p.  191   v.  95;     F.  XLVIII.   II 

p.  195  V.  67;  F.  CV,  IVp.  159  T.  44. 

Pour  saint  Jake  et  pour  saint  Martin,  RGF,  v.  II  F.  XXIV p.  88  v.  1263. 

.     .     .     .     foi  que  je  dois  saint  Martin         RGF,  F".  XXIII,  I p.  249  t'.  114; 

RGF,  F.  LXXVII,  III p.  179  V.  340. 

Foiz  que  vous  devez  Saint  Marlin     RGF,  F.  LVIII,  III  p.  \o  v.  148. 

.     .     .     .     por  le  costez  saint  Marün     RFG,  F.  LXXXIV,  IVp.  242  v.  469. 

•  Schröder,  Op.  eil.  p.  37. 
Zeitachr.  f.  rom.  Phil.  XIV.  ijj 


276  G.  SCHIAVO, 

Si  ricorda  anche  un  luogo  in  cui  si  onorava  S.  IMartino : 
Sains  Martins  qu'om  aore  ä  Sens     RFG,  F.  XXXIV,  II  p.  74,  v.  852. 

Altrove  S.  Martino  si  dice  il  hollotte ,  per  la  festa  della  sua 
Traslocazione  che  cade  in  Luglio.  Si  ricorda  di  fatto  che  un 
certo  avvenimento  ebbe  luogo : 

.     .     .     .     entor  la  saint  Martin 
Le  boillant,  que  gibiers  aproche. 

RFG,  F.  LVII,  III  p.  35  v.  1—3. 

Altri  santi  ricordati  abbastanza  frequentemente  sono:  S.  Gille^, 
S.  Nüholas'^,  S.  Thomas'-^,  S.  Amanf^,  S.  Denise'^,  S.  Jorge ^,  S  Gcr- 
main ',  S.  Omerfi  Spesso  si  nominano  tutti  i  santi  insieme  e  tal- 
volta  dope  invocatili  cosi,  sc  ne  specificano  alcuni,  o  si  citano 
quelli  di  una  data  localitä. 

Puis  jure  les  sainz  d'Engleterre, 

Ceus  de  France  et  ceus  de  Bretaigne.     RGF,  1°  F.  XIX p.  211  v.  408 — 9. 

Par  toz  les  Sains  que  l'en  aeure.        RGF,  1°  F.  XXIII p.  250  v.  155. 

.     .     .     .     sus  Sains  vous  plevis.  „      11^,  F.  XXXII p.  29  v.  150. 

.     .     .     .     sor  Sainz  les  juerrai.  „      /F"  F.  LXXXIVp.  240  z'.  401. 

Tant  qu'il  jurent  sor  lor  vie, 

Seur  la  croiz  et  seur  le  sautier, 

Et  seur  toz  les  sainz  du  moustier.     RGF  IV^  F.  CVI  p.  197  v.  942 — 4. 

Par  tous  les  sains  qui  sont  ä  Romme 

Et  par  Saint  Pol  et  par  saint  Pierre     RGF  11*^,  XXXIV p.  88  v.  1254. 

Formula  di  maledizione: 

Tout  li  cors  saint  qui  sont  ä,  Romme 
Puissent  le  vostre  cors  confondre ! 

RGF,  II 0  F.  XXXIV p.  79  V.  199. 

Ai  corpi  santi  accenna  perfino  quel  hello  spirito  che  e  il  giul- 
lare  di  Ely,  incontratosi  in  re  Artü.  II  re  gli  domanda  se  il  suo 
cavallo  sia  sano ;  il  giullare  scherzando  sul  vocabolo  seitiz ,  che 
tanta  puö  voler  dire  santo  che  sano,  risponde  che  il  suo  cavallo 
non  e  santo ,  perche  allora  i  monaci  ravrebbero  rinchiuso  in  un 
sacrario : 


1  RGF  IP,  F.  XXXIV  p.  70  V.  718,  F.  XXXVI  p.  118  v.  138,  IV, 
F.  LXXXA'III,  p.  280  V.  152;  P,  F.  XXVIII  p.  310  v.  183. 

2  RGF,  IP  F.  XXXIV  p.  91  V.  1344,  IVo  F.  CVI  p.  26  v.  56—7,  CXIX 
p.  87  V.  113,  p.  88  V.  142. 

3  RGF.  IP  F.  XLVII  p.  179  V.  25  p.  179  V.  39 ;  V«  p.  96  v.  35. 

*  RGF,  P  F.  XIX  p.  201  V.  105,  p.  216  V.  557;  IVo  F.  XCVIII  p.  118 
V.  180. 

5  RGF,  P  F,  XXVIII  p.  312  V.  243;  IP  F.  XXXV  p.  100  v.  248,  p.  107 
V.  470. 

6  RGF.  P  F.  XXVIII  p.  19  V.  323. 

'  RGF,  IIP  F.  LXXX  p.  200  V.  90,  F.  LXXXIII  p.  225  v.  84;  IV 
F.  XCVIII  p.  123  V.  328;  V  F.  CXX  p.  97  V.  70. 

8  RGF,  IP  XXXV  p.  103  V.  329,  IVo  F.  XCVIII  p.  121  v.  284  ;  F.CIV 
p.  157  V.  87. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  277 

Seintz  n'est  il  mie,  ce  sachiez  bien; 
Car  se  il  fust  seinz  ne  fu  pas  mien, 
Lcs  noirs  moynes  le  m'eussent  toleyt 
Pur  mettre  en  ferte,  come  s'en  serreit, 
Auxi  conie  autres  seintz  cors  sunt, 
Par  tot  le  universe  mount 
Par  perdun  receyvre  et  penance  fere 
A  tote  gent  de  la  terre 
RGF 11^,  F.  LII^p.  245  V.  105—12.     Le  Roi  iV  Äugle - 
terre  et  le  yongleur  d'Ely. 

E  apptmto  per  ottenere  perdono  dei  loro  peccati  o  per  otte- 
nere  qualche  grazia  speciale,  mcjlti  vanno  in  pellegrinaggio  alla 
Tomba  dei  santi  piü  famosi,  a  S.  Giacomo  specialmente.' 

Quanto  sia  famoso  questo  pellegrinaggio  appare  dal  Dil  des 
Anelts  {/CD  I),  in  cui  si  racconta  che  la  sposa  infedele,  pentita 
e  divenuta  ricca ,  volle  fondare  vn\  ospizio  pei  pellegrini  che  di 
Francia  si  dirigevano  in  Ispagna.  II  marito  li  lei,  giunto  a  S.  Jago, 
offri  coi  figli  doni  al  santo: 

Bien  firent  leur  ofiVendes  et  ce  que  fere  durent 

p.  29  st.  180  V.  2. 

K  gli  offre  denari  anche  il  cavaliere  ricordato  nel  Fabl.  c/u 
ProvGst  ä  Aumtichc. 

Tant  va  pur  piain  et  par  boschage, 
Oue  au  Baron  saint  Jaques  vint. 

BM,  IV  p.  187  V.  28—29. 

Quanto  comune  fosse  il  costume  di  andare  in  pellegrinaggio 
a  qualche  santuario  famoso  ci  appare  specialmente  dal  Fahl,  du 
Chevalier  ä  la  robe  vermeiUe.  La  mogiie  confonde  talmente  la  testa 
al  povero  marito  che  ormai  lo  ha  persuaso  aver  egli  perduto  senno 
e  memoria,  lo  consiglia  a  votarsi  a  qualche  santo,  ed  egli  lo  pro- 
mette  di  cuore: 

Diex  ,,dist  la  dame"  vous  consaut 

Et  de  sa  destre  main  vous  saint ; 

Quar  vous  vouez  ä  .1.  bon  Saint 

Et  si  i  portez  vostre  offrande, 

Que  Diex  ia  memoire  vous  rende. 

Dame,  „dist  il"  et  je  me  veu 

A  Diex  et  au  baron  Saint-Lcu, 

Et  s'irai  au  baren  saint  Jaquc, 

Et  saint  Eloy  et  saint  Romaclc. 

Sire,  Diex  penst  de  vous  conduirc ; 

'  Si  trova  talvolta  la  fräse:  aler  en  oroisons  per  dire:  andare  in  pelle- 
grinaggio. 

Cosi :  Uns  preudon     .... 

Voloit  en  oroisons  alor     BM,  II' p.  92  v.  i — 2. 
Si  aloicnl  cn  oroisons     BA/,   IV  p.  1287'.  17. 

18* 


278  G.  SCHIAVO, 

Revenez  vous  en  par  Estuirei, 
Par  monseignor  saint  Sauveor; 
Iluec  vont  li  bon  pecheof, 
Et  ci  revenez  par  lä  terre 
Monseignor  saint  Ernoul  querre. 

RGF,  III  F.  LVII  p.  44—5  V.  276—90. 

§  2.  Ma  noi  abbiamo  notato  che  non  serapre  i  Fabliaux  ci 
ricordano  con  rispetto  il  nome  di  Dio  e  della  Vergine.  Ora  come 
si  comportano  verso  i  Santi?  A  dire  il  vero,  un  po'  peggio 
ancora. 

Gli  esempi  non  sono  molti,  e  vero,  ma  non  per  questo  sono 
per  noi  senza  iraportanza. 

Gia  nel  Fabl.  JJes  piäuhis  et  des  Lecheors'^-,  S.  Pietro  non  ha 
forse  una  parte  troppo  bella;  potere  istruire  Gesü  sulla  condizione 
di  quei  poveri  infelici,  come  se  egh,  in  materia,  ne  sapesse  ancor  piü 
di  Dio,  non  e  troppo  onore  per  un  santo!  Ma  al  povero  S.  Pietro 
se  ne  attribuiscono  di  piu  curiose.  Basta  leggere  il  Fabl.  de  Saiftt 
Pierre  et  de  Jongleur,  per  ridere  ancora  oggi,  col  trovero  arditissimo, 
forse  piü   di   S.  Pietro  che  del  giullare.3 

Questo  eterno  custode  delle  porte  del  cielo  discende  un  bei 
giorno  in  cui  tutti  i  demoni ,    perfmo    masiro  Liicifero ,    sono  usciti 


*  Forse  ho  trovato  in  questo  passo  la  spiegazione  di  un  luogo  di 
Rutebeuf,  rimasto  oscuro.  Nella  Desputizon  dou  Croisie  et  dou  Descroizie 
{OCR\)  il  non  crociato  ride  di  coloro  che  vanno  qua  e  lä  in  pellegrinaggio, 
fra  gli  altri  luoghi  ä  Roume  ou  en  Estiire  (p.  152  v.  93).  II  Jubinal  nota,  a 
questo  luogo ,  di  non  capire  bene  il  passo  in  questione ;  o  Rutebeuf,  dice 
egli,  ha  voluto  accennare  a  un  santuario  di  cui  non  sappiamo  notizia,  o  ha 
confuso  le  Asturie  colla  Gallizia,  volendo  ricordare  S.  Giacomo  di  Compo- 
postella,  confusione  che  poteva  esser  facile  in  quei  tempi. 

Se  dobbiamo  dir  la  veritä,  in  tutti  gli  altri  luoghi  in  cui  Rutebeuf 
ricorda  S.  Jago,  lo  pone  in  Gallizia ;  inoltre  codesto  era  un  santuario  troppo 
spesso  frequentato  dai  pellegrini,  perche  potesse  confondersi  il  sito  dove 
sorgeva. 

Ora,  le  parole  della  moglie  al  marito,  verrebbero  a  riconfermare  il  fatto ; 
qui  non  c'e  pericolo  di  prender  l'Asturia  per  la  Gallizia,  perche  S.  Giacomo 
e  ricordato  sopra ;  qui  si  accennerebbe  appunto  a  un  santuario  in  Asturia,  a 
un  luogo  sacro  a  S.  Salvadore, 

Ma  noi  abbiamo  un  bei  cercare ;  le  carte  e  i  dizionari  geografici  non  ci 
indicano  in  Asturia  nessun  paese  che  si  chiami  cosi.  Di  S.  Salvador  la  Spagna 
e  ricchissima.  Per  ricordarne  alcuni  piü  vicini  alle  Asturie,  si  notino;  S.  Sal- 
vador in  Gallizia,  quasi  sul  confine  delle  Asturie,  oggi  Castro  D'Oro,  sul  Rio 
de  Toz;  S.  Salvador  nel  regno  di  Leone,  provincia  di  Palencia,  prossimo 
anche  questo  al  confine  colle  Asturie ;  Saint  Sauveur  de  Leres ,  abbazia 
d'uomini  dell' ordine  di  S.  Benedetto,  della  congregazione  di  Valladolid, 
in  Gallizia.  (Vedi  =  Dictionnaire  de  M.  Bruzen  de  la  Martiniere, 
„S.  Sauveur"). 

Ora,  a  dir  vero,  non  sembra  che  ne  il  Fabliau,  ne  il  passo  di  Rutebeuf 
possano  riferirsi  a  questi  luoghi;  tuttavia,  se  l'accenno  del  non  crociato  ha 
qualche  relazione  con  quello  della  moglie  al  märito,  o  qualcuno  dei  tre  S. 
Salvadori  spettava  allora  all'Asturia,  o  in  questa  regione  v'era  un  santuario 
che  oggi  non  si  sa  piü  dove  trovare. 

2  Ved.  cap.  P. 

3  RGF,  IV  F.  CXVII  p.  65  sgg. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELr/ANTICA  POESIA  FRANCESE.  279 

sulla  terra  alla  caccia  di  anime,  non  lasciando  che  un  povero  giul- 
lare  a  custodirle  e  a  tenervi  acceso  sotto  il  fuoco.  E  S.  Pietro 
coglie  l'occasione  per  entrare  nelPInfemo,  e  trar  via  seco  tutte  le 
anime  ivi  dannate.  II  faceto  giuUare  non  risparmia  nulla,  ha  proprio 
giurato  di  ridere  e  farci  ridere  anche  sul  santo,  fondamento  della 
nuova  fede,    S.  Pietro  si  presenta  come  un  bei  giovinotto,  elegante : 

Droitement  en  enfer  entra, 

Mout  estoit  bien  appereilliez ; 

Barbe  ot  noire,  grenous  treciez, 

En  enfer  est  toz  seus  entrez, 

.1.  berlenc  aporte  et  .111.  dez.    p.  69  v.  130 — 34. 

Oflfre  al  giullare  di  giocar  con  lui  ai  dadi,  egli  raetterebbe 
delle  belle  sterline,  il  cuoco  infernale  altrettante  anime.  E  li  giuo- 
cano  molto,  sempre  con  pleno  successo  del  santo,  fino  a  un  punto 
in  cui  il  giullare,  accusandolo  di  adoperare  dei  dadi  falsi,  nasce 
tra  loro  un  vivace  diverbio  in  cui  l'uno  dispensa  aH'altro  titoli 
onorifici  quali  sanno  darsi  i  monelli  se  vengono  a  zuffa  sulle  vie, 
Ma  non  basta,  dalle  offesse  si  viene  a  una  vera  e  propria  rissa,  in 
cui  S.  Pietro   e  veramente  ridicolo : 

Cil  (il  giullare)  saut  sus  por  les  denicrs  prendre 

Et  Saint  Pieres,  sauz  plus  atendre, 

Les  vous  aert  par  los  illiers, 

Et  eil  lest  cheoir  les  deniers, 

Qui  mont  avoit  le  euer  man ; 

Si  l'a  par  la  barbe  saisi, 

Mout  forment  ä  lui  le  tira, 

Et  sains  Pieres  11  deschira 

Toz  ses  dras  jusques  el  braiel. 

Finalmente  il  giullare  capisce  che  egli  si  sarebbe  opposto  in- 
vano  a  S.  Pietro,  piü  forte  e  piü  grande  di  lui,  si  rappacificano, 
giuocano  ancora  e  il  giullare  perde  tutte  le  anime^  che  S.  Pietro 
si  trae  dietro  nel  cielo,  per  poi  ricevervi  a  braccia  aperte  ancTie 
il  giullare,  privato  del  suo  ufficio  da  mastro  Lucifero.  In  veritä, 
chi  parla  cosi  dei  santi  e  dei  dogmi  della  vita  futura  non  mostra 
di  crederci  troppo. 

Forse  ancora  piü  finamente  e  giuocato  nel  Fab.  Du  Vilain 
qui  conquist  Paradis  par  plait ',  ma  non  solo  lui ,  anche  S.  Tom- 
raaso,  S.  Paolo,  e,  sotto  un  certo  rispetto,  Dio  stesso.  L'anima  di 
un  villano  si  arrampica  su  fino  al  cielo,  seguendo  la  via  tenuta 
da  S.  Michele.  Ma  S.  Pietro  la  ritiene  fuori  della  porta,  dichia- 
randogli  che  di  villani  non  sapevano  che  farsi  in  cielo.  II  vil- 
lano   non  si  perde  d'amino ,    senza  tanti   riguardi  gli  risponde   che 

'  RGF,  IV  I  sgg.  —  I  villani  non  sono  generalmentc  troppo  amali  dagli 
scriiiori  medievali,  specie  dai  troveri  e  giullari.  La  ragione  c  chiara;  essi  non 
spendevano  certo  un  denaro  per  farsi  cantare  delle  novelle  o  per  ascoltare 
delle  poesie.  Cfr.  F.  Novati,  Carmina  Med.  Aevi,  Firen/.c  1883  pp.  25  sgg. 
Qui  tuttavia  abbiamo  un  cscmpio  in  contrario. 


28o  G.  SCHIAVO, 

villano  piü  di  lui  non  c'era ,    che    egli  era  stato  sempre    piii    duro 
di  pietra  dura,  che  Dio  fu  pazzo  quando  lo  face  suo  apostolo,  per 
vedersi    poi  rinnegato    da  lui    ben    tre    volte.     Conchiude    anzi    col 
volere  egli  stesso  cacciar  via  S,  Pietro : 
Alez  fors,  or  tost,  desloiaus, 
Quar  je  sui  preudons  et  loiaus.    p.  lo  v.  40 — i. 

S.  Pietro  ne  ha  avuto  abbastansa,  va  a  trovar  S.  Tommaso  che 
ricorda  al  villano  non  esser  quello  il  luogo  per  lui.  Ma  il  villano 
sa  rispondergli: 

Thomas,  Thomas,  trop  es  isneaus 

De  respondre  comme  legistres;      ^.211  v.  60 — i. 

non   siete  voi  che,  per  credere,  voleste  toccare? 

Faus  i  fustes  et  mescieanz.     p.  211  v.  69. 

Viene  S.  Paolo  che  vuol  cacciar  via  il  villano  baldanzoso ,  il 
quäle  anche  per    lui    avra    pronta    la    risposta. 

„Non  vi  accendete  tanto,  voi  foste  orribile  tiranno,  giammai  ne 
verrä  uno  cosi  crudele, 

Seinz  Etienes  le  compava 

Oue  vous  feistes  lapider."   p.  l\i  v.  86 — 87. 

Ed  anche  S.  Paolo  ne  ha  avuto  abbastanza  e  torna  indietro ; 
riconoscono  ormai  i  tre  santi  che  il  villano  aveva  guadagnato  il 
paradiso  e  vanno  a  reclamare  presso  Dio.  II  villano  non  si  spa- 
venta  neppure  innanzi  a  lui,  egli  sostiene  di  avere  pieno  diritto 
di  restare  dov'era;  „io  non  ho  ucciso  nessuno,  io  non  vi  ho  rinne- 
gato, gli  dice,  ho  creduto  a  voi  senza  vedervi ;  invece  diedi  pane  e 
alloggio  ai  poveri,  li  scaldai  al  mio  fuoco,  li  vestii,  morii  confessato. 
Chi  passa  cosi  ad  altra  vita,  Dio  gli  perdona  i  peccati,  almeno  si 
dice."  E  Iddio  non  sa  dargli  torto,  risponde  che  egli  si  era 
guadagnato  il  Paradiso ,  dacche  la  scuola  da  lui  frequentata  gli 
aveva  appreso  bene  a  parlare,  a  discutere  e  a  vincere;  in  breve, 
dacche  il  naturale  buon  senso  del  villano,  rozzo  finche  si  voglia, 
ma  non  imbecille,  aveva  trionfato  completamente : 
Tu  as  este  ä  bone  escole 
Tu  sez  bien  conter  ta  parole 
Bien  sez  avaut  metre  ton  verbe.    p.  214  v.  151. 

§  3.  Ma  se  noi  usciamo  dai  Fabliaux  ci  troveremo  subito  in 
buona  compagnia  di  santi  e  di  sante,  di  romiti  e  di  asceti,  d'ogni 
etä  e  condizione.  —  Si  ricordano  specialmente  i  martiri.  —  Rute- 
beuf  stesso,  inveendo  contro  i  vizi  dei  prelati  oppone  loro  l'esempio 
dei  santi  che  soffrirono  e  morirono  per  guadagnarc  l'amore  di  Dio. 

Je  tien  bien  ä  fol  et  ä  nice 
Saint  Pol,  saint  Jaques  de  Galice, 
Saint  Bertelemien  et  saint  Vincent, 
Qui  furent  sanz  mal  et  sanz  vice, 
Et  piirent,  sanz  aulre  delice, 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  28  I 

Martirez  pour  Dicu  plus  de  cent. 
Li  Saint  preudome  qu'en  musant 
Aloient  au  bois  porchaceant 
Racines  en  leu  de  vice.*     etc. 

OCR  II.     De  Sainte  Eglise  p.  46  v.  25 — H. 

Quindi  i  fatti  principali  che  seguirono  la  morte  del  Reden- 
tore e  accompagnarono  la  diffusione  della  nuova  dottrina,  in  una 
parola,  gli  Actus  Apostolonwi,  inessi  in  dramma,  rappresentati  dinanzi 
un  popolo  avido  di  commozioni ,  disposto  ad  accogliere  col  piii 
grande  favore  questo  genere  di  divertimenti. 

Ma  non  si  esporrä  nudamente  la  storia  del  martire;  qualche 
volta  si  andrä  introducendo  discussioni  teologiche ,  sempre  fidi 
anche  in  cio  al  carattere  del  santo ,  che  non  muore  senza  com- 
battere  per  la  sua  fede.  Cosi,  narrando  la  morte  di  S.  Stefano,  si 
immagina  che  Anna  e  Caifas  movano  a  lui  obbiezioni  sulla  ver- 
ginitä  di  Maria,  e  gli  argomenti  portati  da  loro,  pur  non  essendo 
che  quelli  del  buon  senso,  non  cessano  per  questo  d'essere  un  po' 
piii  forti  delle  ragioni  esposte  dai  santi.2 

Nel  mistero  della  Cotiversion  Saint  Pol'^,  Saullo  si  presenta 
como  il  fiero  nemico  dei  Cristiani  che  si  dirige  a  Damasco  per 
farne  scempio ;  ma  ecco  Gesü  costringerlo  a  convertirsi  per  la  luce 
che,  abbagliandolo,  lo  fece  cadere  di  sella.  Per  meglio  propagare 
la  fede  di  Cristo,  non  per  viltä,  egli  si  nascose  fuggendo  i  Giudei, 
e  qui  compariscono  S.  Barnaba,  S.  Andrea,  S.  Giacomo  il  maggiore, 
S.  Giovanni,  S.  Tommaso,  S.  Giacomo  il  minore,  S.  Matia,  che  rac- 
contano  fra  loro,  ringraziandone  Iddio,  la  miracolosa  conversione 
di  Saullo,  il  quäle  stabilisce  di  correre  altre  terre  con  S.  Pietro  per 
propagare  la  legge  di  Cristo. 

Abbiamo  cosi  le  Martyre  de  S.  Pieire  et  de  S.  Paul^,  Simon 
mago  che  si  oppone  alla  predicazione  dei  due  apostoli ,  la  sua 
caduta,  la  sua  morte,  la  conversione  di  molti  pagani,  l'incarcera- 
zione  e  il  martirio  dei  due  apostoli  per  Vendetta  dr  Nerone,  sopra 
tutto  adirato,  perche  essi  erano  stati  la  causa  della  line  infelice  del 
suo  mago  prediletto. 

Ma  una  osservazione  notevole  si  puo  fare  in  questo  mistero; 
il  popolo  portando  il  suo  spirito  nella  storia  dei  fatti  immagina 
che  Nerone,  il  giurato  nemico  del  Cristianesimo,  si  uccida  per  dis- 
perazione,  dopo  consumato  il  sacrificio  dei  due  principali  ap9StoIi. 
Di  fatti  Pietro  e  Paolo  gli  compariscono  in  atto  minaccioso ,  un 
SUO  sgherro  lo  avverte  che  i  Romani  veniano  in  cerca  di  lui  per 
ucciderlo,  egli  dichiara  che  non  avrebbe  aspettato  la  morte  da  loro 
e  si  uccide. 

Ma,  passando  per  la  Grecia,  S.  Paolo  aveva  convertito  Dionigi 
Areopagita.     Eccoci   pertanto  il  mistero    della   Cotiversion  S.  Denisfi 

*  Lo  stesso  pensiero  nel  Diz  des  Reglcs  I  p.  226  v.  49 — 54  c  nel  Diz  de 
Puille  I  p.  172  V.  25 — 28. 

-•  JMys.  \.  i  JMys.  L  ♦  JMy^.  1.  '   JMys.  \. 


282  G.  SCHIAVO, 

Si  presenta  S.  Paolo  che  disputa  coi  filosofi ;  il  mistero  fedele 
anche  qui  agli  Achis  Apostolorum  '  ma  piü  ragionevolmente  di  questi, 
fa  che  Paolo  prima  di  discutere  suUa ""  trinitä  di  Dio,  entri  nella 
questione  dell'anima,  come  di  fatti  sarebbe  verosimile,  essendo  co- 
desto  il  problema  piü  importante  e  vitale;  passa  poi  a  toccare,  ma 
molto  in  breve,  l'argomento  dell'immortalitä  dello  spirito.2 

Dionigi  si  presenta  come  uno  dei  filosofi  contradditori ;  a  un 
certo  punto  S.  Paolo  gli  chiede  conto  di  un  altare  che  essi  avevano 
dedicato  al  Dio  ignoto,  e  lo  assicura  che  questo  Dio  era  appunto 
quello  che  egli  era  venuto  a  far  conoscere.^ 

S.  Dionigi  si  dichiara  vinto  alle  ragioni  di  S.  Paolo  e  lo  invita 
a  pregar  Dio  di  farlo  uno  dei  suoi  discepoli. 

Quindi  S.  Paolo  ridona  la  vista  miracolosamente  a  un  povero 
cieco  ^  e,  hello  e  guarito,  lo  manda  a  Dionigi,  che  riconoscinto  il 
miracolo,  non  tarda  piü  un  momento  a  convertirsi,  facendosi  bat- 
tezzare  subito  colla  moglie  Damaris,  i  figli  e  pochi  altri. 

Paolo  lo  nomina  quindi  vescovo  di  Atene  e  lo  lascia  in  Grecia 
a  predicare  la  fede  Cristiana. 

Eccoci  pertanto  al  Marlyre  de  S.  Denis  et  de  ses  compagnons.^ 
Dionigi,  presentendo  che  Pietro  e  Paolo  dovevano  correre  in  Roma 
l'estremo  pericolo ,  viene  egli  pure  per  dividerne  la  sorte.  Ma 
S.  demente,  primo  papa,  lo  persuade  a  dirigersi  invece  in  Francia 
a  predicarvi  la  buona  novella.*^ 

In  Francia  S.  Dionigi  trova  i  soliti  contradditori,  si  disputa  a 
lungo  sul  mistero  della  Trinitä,  segue  la  rappresentazione  dei  sup- 
plizi  fatti  subire  a  Dionigi,  a  Rustico  ed  Eleuterio ;  sono  battuti  a 
sangue,  gettati  in  un  carcere.  E  S.  Dionigi  e  posto  sopra  una 
graticola,  ma  per  quanto  si  avvivi  sotto  il  fuoco,  egli  non  muore, 
e  gettato  fra  bestie  feroci;  ma  qui  si  rinnova  il  miracolo  di  Daniele 
nella  fossa  dei  leoni ,    le  belve    da  tre  giorni    digiune ,    non    osano 


*  Act.  Afost.  cap.  XVII  V.  i8:  Ouidam  autem  Epicurei  et  Stoici  philo- 
sophi  disserebant  cum  eo  etc. 

'^  ^    proprio    tulto    l'inverso    che    negli    Actus;    ved.    cap.  XVII,  v.  31. 

3--  33- 

^  Anche  qui  gli  Actus  sono  seguiti  colla  maggior  fedellä.  Cap.  XVII 
V.  22):  Stans  autem  Paulus  in  medio  Aieopagi,  ait:  „Viri  Athenienses,  per 
omnia  quasi  superstitiosiores  vos  video ;  v.  23)  Praeteriens  enim  et  videns 
simulacra  vestra ,  inveni  et  aram ,  in  qua  scriptum  erat :  Ignoto  Deo.  Quod 
ergo  ignorantes  Colitis,  hoc  ego  annuntio  vobis". 

■'  La  conversione  di  Dionigi  e  analoga  a  quanto  si  trova  al  cap.  XVII 
V.  34  degli  Actus,  ma  il  miracolo  di  S.  Paolo  sul  cieco  e  una  invenzione  del- 
l'autore.  Tuttavia  il  poeta  non  inventö  neppure  dei  tutto  il  miracolo,  ma  non 
fece  forse  che  invertire  a  suo  uso  e  consumo ,  allerando  nel  senso  che  gli 
parve  opportuno,  un  miracolo  per  cui  S.  Paolo  non  diede,  ma  tolse  la  vista, 
beuche  temporariamente,  al  mago  Elima  o  Bariesu,  punendolo  cosi  perche  si 
opponeva  alla  conversione  dei  proconsole  dell'isola  di  Cipro,  Sergio  I'aolo 
(cfr.  Actus  Apost.  XIII  3  ß  sgg. 

5  JMys.  I. 

•^  ^  noto  che  la  confusione  dei  due  Dionigi ,  l'Areopagita  e  il  vescovo 
di  Parigi ,  in  un  Dionigi  unico,  si  formö  assai  per  tempo.  fe  da  notarsi  tut- 
tavia che  gli  antichi  Älartirologi  della  Gallia  non  confondono  i  due  martiri. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL' ANTICA  POKSIA  FKANCESE.  283 

assalirlo.  E  gettato  in  una  fornace  ardente  e  anche  qui  Dio  lo 
salva  ancora:  gettato  nuovamente  in  carcere  con  Rustico  ed  Eleu- 
terio,  Gesü  stesso  viene  a  communicare  il  suo  chevalier  loyal;  ormai 
il  destino  si  deve  compiere,  Dio  aspetta  i  tre  martiri  in  cielo,  gli 
sgherri  possono  questa  volta  decapitarli ,  gli  angeli  ne  portano  le 
anirae  seco. 

]\]a  il  corpo  di  S.  Dionigi  c  portato  dagli  angeli  stessi  a  Letrc^e, 
per  quello  degli  altri  due  martiri  pensera  una  pia  donna,    Catulla. 

Qui  tuttavia  non  finisce  il  mistero ,  bisognava  dichiarare  che 
restavano  dei  documenti  a  provare  l'autenticita  dei  fatti  narrati. 
A  questo  scopo  si  introducono  altri  due  santi,  S.  Antonino  e  S.  Sen- 
tino  (S.  Anthonin  et  S.  Senctin).  S.  Dionigi  aveva  giä  raccomandato 
a  loro  di  scrivere  della  sua  vita  e  della  sua  morte ;  mentre  essi 
erano  in  via  alla  volta  di  Roma  per  recare  al  papa  il  libro  com- 
posto  insieme  intorno  al  martire,  S.  Antonino  ammala  in  un'osteria, 
muore,  Toste  ne  getta  il  corpo  in  una  fossa,  mentre  S.  Sentino  gli 
aveva  lasciato  molti  denari  per  assisterlo  e  sepellirlo  onorevohnente, 
in  caso  di  morte.  Qui  avviene  che  S.  Sentino,  avvisato  da  un  an- 
gelo  dei  sacrilegio  commesso  dall'oste,  risuscita  S.  Antonino,  l'oste 
si  converte,  i  due  santi  continuano  la  loro  via.i 

E,  giacche  siamo  fra  i  misteri,  veniano  a  S.  Genoviefta-,  a 
questa  specie  di  Cassandra  dei  Cristiajiesimo,  come  la  dice  il  Bartoli/* 

II  mistero  si  apre  presentando  la  madre  che  si  sgrava  della 
preziosa  fanciulla  e  gli  angeli  che  cantano  un  salmo.  Poi  si  rap- 
presentano  i  vescovi  che  vengono  a  trovarla,  S.  Remis,  S.  Germano, 
S.  Loup.  Ma  entriamo  senz'altro  nella  lunga  serie  di  miracoli  che 
accompagnano  la  vita  della  santa  predestinata. 

Si  rappresenta  per  primo  „Comment  la  mere  saincte  Gene- 
vieve  (devint)  aveugle  pour  qu'elle  li  doima  une  bufe,  et  comment 
Dieu  ly  rendi  la  veue  par  lez  prieres  et  merites  de  la  dite  vierge 
sa  fiUe"  (p.  176).  Tutta  questa  faccenda  perche  la  santerella  vo- 
leva  andare  alla  chiesa  e  la  madre,  quel  giorno  'desiderava  che 
restasse  in  casa  ad  attendere  alle  sue  faccende.  Segue  „Comment 
sainte  Celine  de  ÜNIeaulx  s'acompaigna  a  madame  sainte  Gcncvieve, 
et  comment  sainte  Geneviuve  guarit  la  chamberiere  de  la  dite 
sainte  Celine,  qui  avoit  este  .11.  ans  malade"  (p.  i8i). 


*  S.  Antonino  e  S.  Sentino,  furono  entrambi  due  martiri ;  il  I"  martire 
di  Pamiers  in  Languedoc,  di  cui  era  guardato  come  patrono  tin  dal  sccolo 
VIII. 

S.  Sentino  fu  il  I"  vescovo  di  Meaux.  Di  lui  non  si  sa  altro  se  non  che 
fu  discepolo  di  S.  Dionipi  e  il  primo  a  s])ar{,'ere  la  nuova  dottrina  in  codesta 
citiä,  in  cui  e  onorato  il  22  Seitenibre.  Tattavia  il  Mariirologio  Gallico  lo 
d;\  come  morto  a  Parifji  insieme  con  S.  Antonino,  martiri  dcllo  fcde.  —  Non 
si  sa  dei  resto  se  la  vita  di  Dionigi  si  a  stata  veramente  deltata,  la  prima  volta 
da  loro,  sebbene  conlemporanci  seil' apostolo  delle  Gallie  —  (Cfr.  Diction- 
naire  des  Sciences  Ecclesiastiques  par  /'.Idöf'  G'laiie,  Paris  i8()8)  — 
voci  S.  Antonin  e  S.  Senctin. 

-'  JMys.  I. 

•'  Bar  toi  i,   Storia  della   Letter.  Ital.  I,  c\\t,  Legffende. 


284  G.  SCHIAVO, 

Quindi  „Comment  par  ses  prieres  Nostre-Seigneur  garda  la 
cito  de  Paris  que  les  Hondres  venoient  destruire"  (p.  188)  S.  Geno- 
vieffa  ottiene  appunto  per  mezzo  di  Maria  che  Dio  si  intenerisca 
verso  i  Parigini  peccatori,  che  si  meritavano  il  castigo  degli  Unni. 

Poi  ammala  a  Parigi ,  per  tre  giorni  non  da  alcun  segno  di 
vita  e  „lors  son  propre  ange  print  l'esperit  de  eile  e  le  mena 
apres  fu  garie  et  lä  receut  l'esperit  de  prophecie"   (p.  208). 

Segue  appunto  un  miracolo  compiuto  per  ispirito  profetico. 
Una  monaca  viene  a  lei  e  si  dice  vergine  di  pii  sentimenti  e  di 
costumi  intaminati  e  puri ;  cio  non  era ,  e  la  santa  „remplie  de 
Seint-Esperit  ly  nomme  celuy  qui  l'avoit  deffloree,  et  quant  et  011 
ce  fu  fait"   (p.  2i6).i 

Un  bei  giorno,  un  giovinetto,  non  bettezzato  ancora  e  fatto 
cadere  in  un  pozzo  e  affogato  dai  diavoli  che  ne  portano  l'anima 
seco.  S.  Genovieffa  ottiene  da  Dio  che  l'anima  ritorni  entro  il 
corpo.  „Cy  apres  est  comment  .1.  enfant  noiez  fut  resuscitez  por 
les  prieres  madame  sainte   Genevieve"   (p.  231). 

Altro  miracolo  quello  di  aver  riconciliato  servo  e  padrone 
„Comment  madame  sainte  Genevieve  pria  ung  borgois  d'Orliens 
qu'il  pardonnast  ä  son  varlet  son  meffait;  le  n'en  voult  riens  faire. 
Elle  pria  Dieu;  il  fu  malades  et  lendemain  vings  a  la  Vierge  pardon 
demander.     Ainsy  furent    en  acourt"  (p.  246). 

Sulla  tomba  di  S.  Dionigi,  Eleuterio  e  Rustico,  i  fedeli  avevano 
innalzato  una  cappella,  col  tempo  caduta  in  rovina.  Ora,  per  con- 
siglio,  di  S.  GenovielTa  si  innalzo  una  chiesa  che  doveva  poi  essere 
visitata  continuamente  dai  devoti.  (Ciö  nel  469,  secondo  la  tra- 
dizione),  Ma  ecco  come  la  leggenda  porto  anche  qui  il  suo  con- 
tributo.  Una  chiesa  innalzata  a  dei  santi,  per  opera  di  una  santa 
specialmente,  non  doveva  sorgere  come  qualunque  altro  edificio,  ci 
voleva  qualche  fatto  miracoloso,  ed  eccolo :  ,,Cy  apres  est  comment 
madame  sainte  Genevieve  fist  faire  une  6glise  ä  Lectree ,  suz  les 
Corps  sains  de  mon  seigneur  saint  Denys  et  sez  compaignons;  et 
dez  miracles  de  la  chaux  et  du  vin  que  Nostre-Seigneur  y  fist  par 
les  prieres  de  la  dicte  Vierge,  et  par  les  merites  des  diz  glorieus 
martyrs"  (p.  252). 

Miracolosamente  si  trova  della  calce,  gli  operai  si  accingono 
al  lavoro,  ma  a  un  certo  punto  essi  bruciano  dalla  sete,  S,  Geno- 
vieffa si  mette  in  orazione,  prega  Dio,  che  altra  volta  muto  l'acqua 
in  vino,    a  portare    anche    in  questo    caso  il   suo    aiuto,    acciocche 


'  Non  e  senza  importanza  il  notare  che  la  monaca,  pur  confessa,  non 
cede  cosi  facilmente,  anzi  nel  suo  peccato  vede  il  destino  che  al  mal  la  trasse: 
Mez  c'est,  ce  croy  ma  destinee.  —  II  convenoit  que  je  pechasse  —  p.  220 
V.  8—9. 

E  piü  audacemente  ancora : 

Dieu  savoit  que  pecheroye, 
Comment  garder  donc  m'en  paroye 
Quant  il  le  savoit  sanz  faillir?     p.  220  o.  25 — 27. 
Si  confrontino  queste  parole  con  quelle  del  Contrasto  di  Satana  colle  Vergine 
e  coi  versi  di  Peire  Cardenal,  altrove  esaminati. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  285 

gli  operai  senza  mormorare,  conducano  avanti  la  fabbrica.  II  mira- 
colo  naturalmente  si  compie  e  il  vino  c  tanto  buono  che  mai  ne 
fu  bcvato  di  simile. 

Y.cco  un  altro  miracolo,  scbbene  piuttosto  meschino  „Cominent 
madame  sainte  Genevieve  aloit  une  fois  la  nuit  des  Pasques  veillier 
Oll  lumbel  saint  Denys  a  Lectree,  et  le  cierge  que  une  de  sez  pu- 
celles  portoit  estaint.  Lors  sainte  Genevieve  le  print  et  tantost  il 
raluma,   et  dura  ardant  jusques  a  Seint  Denys  de  Lectree"   (p.  276). 

Manca  tuttuvia  la  fine  di  questo  miracolo  da  cui  pare  che  i 
diavoli  siano  slati  gli  autori  del   brutto  scherzo. 

Manca  cosi  pure  il  principio  di  un  altro  miracolo,  quello  dei 
folli ,  ma  dal  complesso  si  ricava  che  la  santa  guari  miracolosa- 
mente  sei  folli ,  scacciando  da  loro  i  demoni  che  li  tormentavano 
(p.  278— 81). 

Con  un  altro  miracolo  S.  GenoviefTa  guarisce  alcuni  malati  fra 
cui  un  cieco,  un  idropico,   un  gobbo   (p.  281 — gi). 

Finalmente  „Cy  apres  est  de  une  famc  k  qui  madame  Ge- 
nevieve rendi  la  veue  que  eile  avoit  perdue  pour  ce  qu'elle  avoit 
emble  le  soulers  de  la  dicte  Vierge"  (p.  291)  —  Come  si  vede, 
la  vena  inventiva  anche  nel  creare  miracoli  si  essicava  dopo  tanti 
che  ne  avea  escogitati ,  il  mistero  si  chiude  collo  stesso  miracolo 
con  cui   si  apre,  mutate  soltanto  le  circostanze. 

Di  Genovieffa  parlammo  forse  toppo  a  lungo ,  ma  il  fatto  e 
che  si  puo  dire  ella  compendi  in  se  stessa  i  miracoli  che  di  solito 
si  attribuiscono  anche  agli  altri  santi  che  occorrono  nelle  opere 
nostre. 

Cosi,  se  S.  Genovieffa  puo  cangiare  l'acqua  in  vino,  pei  meriti 
d'Elisabetta  d'Ungheria  Dio  fa  che  il  poco  vino  che  ella  puo  oflfrire 
ai   suoi   poveri  infcrmi,  non  scemi  per  quanto  ne  bevano: 

A  la  table  lor  fu  remis 

Une  poz  qui  n'estoit  pas  demis 

De  vin  ;  si  lor  porta  h  boire: 

Si  pou  i  Ol,  ne  l'ose  menloivre, 

Ales  Diex,  ä  cui  riens  n'esl  cele, 

Cui  luit  secre  sont  rcvöle, 

A  cui  nul  euer  ne  sont  couvcrt, 

I  ouvra  si  ä  decouvert, 

Que  chascuns  but  tanl  comme  il  pol 

Et  s'en  remesl  aulanl  au  pot, 

Quant  chascuns  ot  assez  bt-u, 

Comme  au  conimcncier  ol  cu. 

ÖCVv",    //  p.   343 — 4   V.   901—12.      La    Fit;    Sainte 
Etysabdl,  fiUe  au  Roi  de  Hongrie. 

§  4.     IMa  tra  i  santi  occupano  un   luogo  eminente  i  romiti, 
Talvolta  essi  sono  superiori  al  pai)a  raedesirao.     Gia  vedcmmo 
nel   Dil  de  celui  </ui  espoiiso  /' }'tnage  de  Pierre,    corae  non  sapendo 


2  86  G.  SCHIAVO, 

il  papa    spiegare    il    caso    stranissimo,    il    borghese    di   Roma    siasi 
rivolto  a  un  santo  romito  che  Seppe  consigliarlo  oltiraamente. 

Un  esempio  ancora  piü  chiaro  ci~e  dato  dal  Dit  des  trois 
Chanoincs  {JCD  p.  266  sgg.).  11  vescovo  non  sa  decidersi  ad  assol- 
vere  un  cavaliere  che ,  piü  coraggioso ,  o  meno  avveduto  di  Gug- 
lielmo  IX. ,  conte  di  Poitiers,  aveva  tagliato  la  testa  a  un  prete 
mentre  diceva  messa.  Mandate  al  papa,  neppur  questi  osa  assol- 
verlo,  prega  consiglio  da  Dio,  e  un  breve  cade  del  cielo  per  indi- 
care  al  cavaliere  il  da  farsi.  Egli  doveva  dirigersi  ad  Antiochia 
ove  un  tal  Bonifacio  viveva  vita  santa  e  ritirata,  li  saprebbe  come 
dovesse  comportarsi  per  ottenere  perdono,  II  cavaliere  parte,  seb- 
bene  a  malincuore,  ma  Bonifacio  lo  manda  a  un  suo  compagno  in 
Gerusalemme,  certo  Dieudonn^  Neppur  costui  puo  nulla,  ma, 
sempre  dietro  consiglio  divino,  fa  ritornare  in  Francia  il  cavaliere 
a  cercare  di  certo  Feiice,  amico  suo  e  di  Bonifacio,  uno  dei  tanti 
che  per  guadagnarsi  il  Paradiso ,  vagavano  per  le  vie  delle  cittä, 
raalvestiti  e  peggio  nutriti.  Costui  si  aggirava  per  le  strade  di 
Besani^on ,  ludibrio  di  tutti ,  bersaglio  alle  beife  e  agli  insulti  dei 
monelli,  e  per  otto  aniii  interi  non  si  era  sostentato  che  di  quel 
poco  ch'egli  poteva  togliere  ai  cani. 

Quant  il  vouloit  mengier,  il  le  toloit  aus  chiens.     p.  269  st.  22  v.  4. 

II  cavaliere  si  meraviglia  che,  se  ne  vescovo,  ne  papa,  ne  gli 
altri  due  santi  aveano  potuto  giovarlo,  costui  valga  piü  di  loro. 
Ma  Feiice  indovina  perfino  il  suo  pensiero.  Qui  segue  una  serie 
di  miracoli  proprio  curiosi ;  Feiice  prega  la  notte  la  Vergine  in  una 
chiesa,  ma  si  addormenta  e  Maria  discende  a  mettergli  sotto  il 
capo  un  origliere.  Gli  appare  poi  nuovamente  e  gli  intima  di 
condurre  il  cavaliere  alla  tomba  del  prete  ucciso,  di  scongiurarlo, 
di  imporgli  che  egli  stesso  assolva  il  suo  uccisore. 

Feiice  adempie  il  comando  di  Maria  in  presenza  di  molto 
popolo  ;  tutti  ammirano  il  miracolo  e  riconoscono  allora  l'alta  virtü 
del  santo  che  si  ritira  in  un'abbazia,  per  essere  poi  eletto  vescovo 
di  Besan(;on,  finche  muore  nello  stesso  punto  che  i  suoi  due  amici 
lontani,  entrando  cosi  assieme  in  Paradiso. 

Le  predilezione  di  Dio  per  questi  solitari  ci  appare  inoltre  da 
altri  fatti, 

II  cavaliere  malvagio  ed  empio,  forte  del  suo  castello  inespug- 
nabile,  che  non  teme  ne  Dio,  ne  uomini,  non  si  converte,  non  si 
pente  dei  suoi  peccati  che  un  buon  romito  riesce  a  farsi  raccontare 
e  che  l'altro  si  diverte  a  confessargli  solo  per  tormentarlo  ,  tanto 
erano  orribili  solo  ad  udirli.  II  romito  gli  ofifre  vari  generi  di 
penitenza,  che  il  peccatore  rifiuta,  acconsentendo  finalmente  a  por- 
targli  piena  d'acqua  del  ruscello  vicino  una  secchia.  Ma,  per 
(juanto  faccia,  non  riesce  ad  attingerne  solo  una  goccia.  Si  adira, 
bestemmia,  tutto  inutile ;  allora  giura  di  non  voler  tornare  prima  di 
aver  soddisfatto  alla  sua  parola  di  cavaliere,  anzi  promette  di  non 
darsi  pace,  nc  di  lavarsi,    ne  di  radersi  la  barba,    ne  di  aver  cura 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'ANTICA  POESIA  FRANCESE.  287 

del  proprio  corpo ,  fino  a  che  non  avesse  riempiuta  la  sccchia. 
Cosi  parte,  solo  e  nudo,  vivendo  di  accattonaggio,  fuggito  e  temuto 
per  l'orribile  aspetto  che  avcva,  fra  niille  patimenti  dopo  un  anno 
ritoma,   colla  sua  secchia,  ma  vuota  ancora. 

II  romito  nol  riconosce  piü,  tanto  c  mutato.  Non  c  pcntito 
ancora,  il  santo  uomo  prega  Iddio  di  non  lasciar  morire  cosi  quel- 
Tempio  caparbio ,  Die  esaudiscc  la  prece ,  un  profondo  penti- 
mento  e  dolore  spetra  quel  cuore,  invecchiato  ncl  male;  piange  dirot- 
tamente,  le  lagrinie  bastano  a  rierapire  la  secchia,  anzi  ne  avanzano 
ancora,  E,  pochi  momenti  dopo  il  cavaliere  esala  l'anima  orinai 
perdonata,  gli  angeli  discendono  dal  cielo  per  recarla  a  Dio  (/)« 
ChcvaUer  au  Barizcl.      BM,  I  p.  208  sgg.). 

11  figlio  del  siniscalco  che  abbiamo  veduto  salvato  da  morte 
per  opera  della  Vergine  (v.  cap.  II),  non  volle  piii  tornare  fra  gli 
uomini ,  ma  si  ritiro  in  un  ererao.  Gesii  gli  faceva  portare  dal- 
l'acqua  del  fmme  vicino  una  mela  saporitissima ,  che  bastava  a 
saziarlo.  Allo  stesso  romitaggio  venne  poi  l'amico  suo,  il  figlio 
del  re  d'Egitto ,  non  volendo  piu  partire  di  la ,  e  finalraente  il  re 
stesso  che  era  venuto  per  levarlo,  lascio  il  regno  al  fratello,  i  suoi 
beni  ad  ospitali  e  a  conventi,  edifico  un  eremo  ampio  e  bellissimo 
e  vi  raccolsc  tutti  i  romiti  che  vagavano  pei  boschi  aU'intorno  {JMW., 
Du  Filz  au  Seneschal,  p.  331  sgg.). 

Una  Santa  romita  faraosissima  c  S.  Maria  Egiziaca.  Questa 
nuova  Maddalena,  prima  ostinata  peccatrice  fino  dai  12  anni,  poi 
convertita  per  miracolo  della  Vergine  e  di  Gesu,  presenta  uno 
degli  eserapi  piii  vivi  del  feroce  ascetismo  medievale  {OCR  II,  La 
Vie  samle  Mai-ie  P Egiptianne,  p.  263  sgg.).' 

Rutebeuf  descrive  largamente  le  virtü  di  questa ;  parla  della 
vita  turpe  che  aveva  condotta  e  della  sua  conversione,  della  lotta 
sostenuta  contro  il  demonio  per  ben  17  anni,  della  sua  penitenza 
per  40,  vivendo  sempre  fra  mille  privazioni,  castigando  la  sua 
carne,  sostenendosi  di  sole  radici,  girando  pel  bosco  nuda,  espo- 
nendo  il  corpo  alle  intemperie  e  agli  insulti  delle  spine  e  dei 
pruni.  Ma  con  lei  si  ricorda  Zozimo,  altro  romito  spietato  verso 
se  medesimo ,  e  tutta  una  lugabre  schiera  di  solitari ,  veri  monaci 
della  Tebaide ,  che  lungo  il  Giordano  vanno  scontando  i  peccati, 
o  si  preparano  alla  vita  eterna  con  astinenze  e  faticosi  sacrifici 
d'ogni  maniera. 

Zozima  si  incontra  in  i\Iaria  che  fugge  dinanzi  a  lui,  ella  lo 
prega  di  portargli  l'anno  vegncnte  l'Eucarestia,  quando  fosse  gua- 
rito  da  una  malattia  che  doveva   sorprenderlo.     Questo  vaticinio  e 

1  La  Vita  di  questa  santa,  in  cui  si  parla  cüntemporanemente  anche  di 
Zozimo  o  Zozima,  che  voglia  dirsi,  si  attribuisce  a  S.  Sofronio ,  patriaica  di 
Gerusalemme,  ma  si  crede  di  aulore  piü  antico  (Bollandisti,  2  Aprile).  — 
Ad  ogni  modo  si  pu6  dire,  senza  icma  di  esagerazioni ,  che  Rutebeuf  non 
fece  se  non  trailurre  in  versi  l'opcra  latina,  quäle  sia  stata  (molto  probabil- 
mente  quella  perduta)  egli  non  vi  aggiunge  quasi  nuUa  di  sno.  —  Secondo  la 
Iradizione,  Maria  Egiziaca  screbbe  raorta  il  421. 


2ÖÖ  G.  SCHIAVO, 

forse  invenzione  di  Rutebeuf,  come  pure  l'estasi  in  cui  la  santa  fu 
rapita  mentre  pregava  alla  presenza  di  Zozimo  (p.  294  v.  864 — 77). 
L'anno  seguente  fu  comunicata,  dopo  un  altro  anno  Zozimo  torno 
e  trovo  morta  la  santa,  come  aveva  ella  stessa  predetto;  un  leone 
venne  in  aiuto  di  lui,  per  scarvarne  la  fossa. 

Troviamo  cosi  un'altra  santa,  che  se  non  g  una  romita,  vive 
tuttavia  come  tale,  anche  tra  il  fasto  della  Corte.  E  S.  Elisabetta, 
figlia  di  Andrea,  re  d'Ungheria  e  di  Gertrude,  fin  dalla  nascita 
(anno  1207)  promessa  sposa  a  Ludovico,  figlio  primogenito  del 
langravio  di  Turingia,  d'Assia  e  d'altri  stati,  Ermanno.  Rutebeuf  ne 
racconta  la  lunga  istoria  (öC/?IIp.  310 — 38g);  ricorda  di  averla 
tratta  dalla  vita  latina  (probabilmente  quella  di  prete  Corrado ,  il 
confessore  di  lei).  Ne  loda  lo  spirito  di  caritä  che  l'animava ,  il 
disprezzo  per  la  pompa  e  pel  fasto  della  corte,  le  dure  astinenze  a 
cui  si  sottometteva.  Ma  dove  troviamo  a  dolerci  di  lui  e  dove 
la  nostra  coscienza  sorge  a  protestare  e  dove  appunto  ci  riesce 
amara  la  lettura  di  queste  vita  e  nel  vedere  come  Rutebeuf,  quasi 
compiacendosi,  si  fermi  a  notare  che  la  santa,  per  amore  esagerato 
verso  Dio,  dimentico  perfino  l'amore  di  madre.  Lo  dice  Elisabetta 
quando  dal  suocero  e  cacciata  dal  suo  castello : 

Mez  enfanz  aim  pou  plus  d'ainsis 

Que  les  enfanz  ä  moi  voisins; 

A  Dieu  le  doing,  ä  Dieu  le  lais, 

Face  en  son  plesir  desormais.     f.  358  v.  1331 — 34. 

E  piü  sotto : 

Je  n'aim  fors  Dieu  tant  seulement, 

Mon  Creator,  mon  sauvement.    p.  358  v.  1339 — 4°. 

Essendole  tuttavia  rimasto  il  figlio  piü  giovane,  lo  allontana  da 
sc,  perche  non  le  impedisca  di  pregar  Dio : 

.1.  enfant  ot  petit  et  tendre, 

Des  ses  enfanz  trestout  le  mendre, 

Qu'ensus  de  li  fist  esloingnier, 

Qu'ele  doutoit  ä  porloingnier 

Ses  prieres  por  cel  enfant; 

Por  ce  le  revenir  li  deffant.     p.  377  v.  1855 — 60. 

In  veritä,  noi  non  potremmo  che  malediro  una  madre  che  si 
ispirasse  a  simili  esempi  di  pietä  religiosa,' 


'  Nelle  opere  da  noi  consultate  non  e  raro  il  caso  di  incontrarci  in  un 
fanatismo  funesto.  Giä  qua  e  lä  ne  trovammo  alcune  testimonianze  e  ne  tro- 
veremo  in  seguito,  tralasciando  tuttavia  di  raccoglierle  insieme,  trcppo  facile 
essendone  di  per  se  stessa  la  sintesi. 

Pure  una  sola  ancora,  notiamolo  a  nostro  conforto,  ci  si  presenta  con 
caratteri  cosi  foschi.  Essa  ci  e  data  dal  DU  du  Chevalier  qui  devint  hermite 
(JCD  I).  Si  tratta  di  un  cavaliere  che,  empio  dapprima,  poi  mistico  a  un 
iralto,  pensa  di  abbandonare  il  mondo,  e,  colla  moglie,  si  ritira  presso  un  buon 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FKANCESE.  28  Q 

Un  Santo  romito,  che  e  uno  dei  tanti  Luigi  Gonzaga  del  Medio 
Evo,  si  presenta  in  Fiacre  {JMj's.  II,  p.  304 — 353).  Lascia  la  sua 
terra,  l'Irlanda,  fuggendo  la  famiglia  che  voleva  sposarlo  ad  nna 
beUissima  fawciulla.  Säle  una  nave  che  lo  co^duce  in  Francia,  li 
s'incontra  in  un  altro  Santo,  S.  Farone,  che  gli  assegna  a  dimora 
un  luogo  isolato  nella  foresta  di  Breuil.  Ma  la  donzella  a  lui 
promessa  non  si  dimentica  di  lui,  sale  la  nave  che  lo  avea  allon- 
tanato  del  suo  paese,  si  fa  condurre  al  luogo  ove  egli  era  disceso. 
S.  Fiacre  dal  suo  romitaggio  vede  la  donzella,  la  riconosce,  prega 
Iddio  di  cangiarlo  cosi  da  non  essere  da  lei  conosciuto.  II  mira- 
colo  si  compie,  giacchc ,  entrata  la  donzella  nel  romitaggio,  crc- 
dendo  di  trovarvi  il  promesso  sposo,  vede  un  uomo  da  quello 
aft'atto  diverso,  parte  sconsolata,  mentre  l'asceta  ringrazia  fervidamente 
il  cielo  del  soccorso  prestatogli.i 

Intanto  Iddio  pensa  di  trarre  a  sc  l'anima  santa  del  penitentc; 
Michele  e  Gabriele    vengono  a  S.  Farone    per    avvisarlo  di  portare 

romito,  che  avva  cosi  buona  compagnia  da  staie    allcgro.     I  diie    genitori  ab- 
bandonano  i  figli,  istituendoli  eredi  di  quanto  avevano. 

Ora,  tornando  a  noi,  saremmo  ben  fiiici  se  potessimo  provare  che  Rute- 
beuf  non  sentisse  come  scriveva.  Sta  il  fatto  che,  tanto  la  vita  di  Maria  Egi- 
ziana  ,  quanto  codesta ,  furono  scritte  da  lui  per  incombenza  ricevuta;  sta  il 
fatto  che  egli  si  attenne  piü  che  ad  altro  alle  opere  latine,  e  si  accontentö 
quasi  sempre  di  tradurle  in  versi ;  ma  e  pur  vero ,  d'altra  parte  che  egli  si 
ferma  con  predilezione  a  notare,  come  meriti  bellissimi  di  una  santa,  queste 
che  noi  dircmmo  aberrazioni  del  senso  morale ;  e  pur  vero  ancora  che  Ru- 
tebeuf  nomina  anche  altrove  colla  fede  piü  pura  e  sincera,  l'Egiziaca: 

Je  sai  une  fisicienne 

Que  ä  Lions,  ne  ä  Viene, 

Ne  tant  comme  li  si^cles  dure, 

N'a  si  bonne  serurgienne. 

N'est  plaie,  tant  soit  anciene 

Qu'ele  ne  netoie  et  oscure 

Puis  qu'ele  i  veut  metre  sa  eure. 

Ele  espurca  de  vie  obscure. 

La  b^noite  Egypjiene  ;  (sott.  es() 

A  Dieu  la  rendi  nete  et  pure : 

Si  com  c'est  voirs,  si  praingne  en  eure 

Ma  lasse  d'äme  crestienne !  etc. 
OCJ?  I,  p.  41  V.  49  sgg.  La  Mort  o  la  Repentance  Rtitebeuf. 
Senonche,  si  potrebbe  osservare ,  codeste  sono  opere  scritte  da  Rute- 
beuf  verso  la  fine  di  sua  vila  e,  specialmente  per  la  Vie  Seinte  Elysabel,  la 
cosa  h  quasi  fuor  di  dubbio  (la  composc  il  1255  o  il  1271).  Ma  si  noli  tut- 
tavia  che  pensieri  simili  a  quelli  esposti  in  quest'ultima  si  irovano  esprcssi 
altrove  e  mollo  spesso.  Giä  osservammo  appunto  come,  per  incitare  i  Cro- 
ciati  alle  imprcse  in  Terrasanta,  egli  non  tema  di  cadere  nell'ascetismo,  prc- 
dicando  ai  figli  di  abbandonare  i  genilori,  ai  genilori  di  abbandonare  i  figli, 
giacchi  Dio  lo  voleva,  avendo  detto  Gesii  che  per  amor  suo  si  doveva  rinun- 
ciare  a  tutto  (Ved.  Cap.  II  §  2). 

Noi  tuttavia  ci  limitiamo  a  nolar  questi  falti ,  persuasi  che  una  mono- 
grafia  veramente  sicura  e  crilicamenle  assodata  intorno  al  grande  irovero, 
manchi  ancora  agli  studiosi. 

1  La  vita  di  questo  santo  presenta  delle  somiglianse  con  quclla  «H 
S.  Egidiu  e  di  S.  Alessio ;  vtd.  per  enlrambe  Schröder,  op.  citala  p.  49 — 50. 


290  G.  SCHIAVO, 

al  Santo  l'Eucarestia.  S,  Farone  muore  comunicato ,  gli  angeli  ne 
portano  l'anima  al  cielo. 

Non  si  sa  del  resto  capire  come  xjuesta  scipita  istoria  abbia 
potuto  farsi  soggetto  di  un  dramma ;  certo  anche  allora  doveva 
essere  noiosissima,  giacche  e  interpolata  da  una  farsa  (p.  ^lo^ — 43) 
che,  tuttavia  non  e  migliore  del  resto. 

§  5.  Abbiamo  veduto  alcuni  santi  operar  miracoli  durante  la 
loro  vita;  ma  piü  comunemente  li  compiono  dopo  morte. 

La  lunga  storia  di  S.  Leocadia  e,  nel  fondo,  tutta  una  rubrica 
di  miracoli  di  lei  e  di  altri  corpi  santi,  rubrica  intercalata  da  con- 
tinue  allusioni  a  fatti  recenti  o  da  satire  acerbe  contro  le  immo- 
ralitu  di  ordini  sacri  e  profani ;  predicozzo  sconnesso  e  noioso  di 
un  frate  freneticante  come  dev'esser  stato  quel  Gautier  de  Coinsi 
che  ormai  ci  e  noto  abbastanza.' 

S.  Leocadia  era  prima  onorata  a  Toledo.  Un  giorno,  alla  sua 
festa  erano  intervenuti  vescovi,  abati  e  clero  minore,  principi  e  per- 
fino  un  re  di  Spagna.  Ildefonso ,  vescovo  di  Toledo ,  l'amico  e 
devoto  piii  fedele  di  lei  ne  celebrava  con  entusiasmo  le  lodi, 
quando  la  santa  usci  dalla  tomba  e  si  lascio  abbracciare  a  longo 
dal  buon  prelato,  alla  presenza  del  popolo,  piangente  per  tenerezza. 
Per  varii  accidenti  avvenuti,  il  corpo  santo  di  lei  fu  portato  via  dalLi 
Spagna,  e  coi  corpi  di  S.  Medard,  S.  Sebastiano  e  S.  Gregorio  resto 
a  lungo  nella  valle  di  Soissons,  di  la  fu  rubato  e  portato  a  Vi  sur 
Aine,  ove  ella  opera,  per  virtii  di  Dio,  miracoli  bellissimi,  special- 
mcnte  guarendo  le  donne  da  un  male  fellone  che  l'autore  non 
indica,  ma  che  eile  sapranno  bene  quäle  esser  dovesse : 

....  Diex,  com  par  sa  bone  amie, 
I  fait  miracles  jor  et  nuit. 
Dames,  dames,  ne  vos  anuit, 
Sachiez,  se  s6u  ne  l'avez, 
Del  felon  mal  qua  vos  savez, 
Est  la  Virge  fuisicienne; 
Mainte  malade  crestienne 
Garist  par  an  la  Virge  et  eure, 
Bien  esprovee  avous  sa  eure. 

BAI,  I p.  338  V.  2074—82. 

E  la  fama  dei  miracoli  vi  attrae  molta  gente,  che  porta  can- 
dele  e  denari  in  gran  copia. 

Par  Ics  grans  maus  qu'a  amortiz, 
Done  nos  a  maint  beaux  tortiz^ 
Mainte  rouele,  maint  blau  cierge, 
En  11  avons  bone  concierge; 
Maint  Parisi,  mainte  roele 


^  Ved.  cap.  II ;  D'un  moine  qui  Nostre-Dame  garit  de  son  let  —  Du 
Varlet  qui  esposa  Nostre-Dame  —  De  l'Ampereriz  de  Romme. 

2  L'autore,  prima  frate  di  S.  Medard,  era  poi  passato  priore  del  convento 
di  Vi  sur  Aine. 


FEDE  E  SUPRRSTIZIONE  NELL'  ANTICA  l'OESIA  KKANCKSE.  20I 

D'autre  Roie  nos  aroelc. 

Plus  gaagne   —  ele  de  chandoiles 

Que  ne  face  nostre  Apostoiles, 

Ou  grant  moustier  ä  seint  Maart  (Mcdavd) 

Au  bien  voir  dire  qui  s'aart 

Por  son  non  essaucier  et  croistre.    p.  338  v.  2083 — 93. 

La  confessione  in  bocca  al  priore  c  preziosa :  dichiararci 
egli  stesso  che  i  monaci  di  S.  Mcdard  dcbbano  bruciare  di  rabbia 
per  non  guadagnare  come  il  convento  dove  era  lui !  ^ 

Altro  corpo  santo  che  o})era  miracoli  e  qiicllo  di  S.  F.Ugio  a 
Parigi. 

.  .  .  le  moustier  a  un  cors  saint, 
Saint  Eloy,  ou  malade  et  sain 
Vont  souvent  nus  piez  et  deschaus, 
Qu'il  ert  mires  et  mareschans 
De  mainte  cruel  maladie  : 

yCD,   II.     Le  DU  de  Aloustiers  p.  104  ?'.  70  sgg-, 

Cosi  pure  il  corpo  di  S.  Klisabetta : 

Chascuns  de  la  dame  pada 

Et  des  miracles  que  par  la 

Fesoit,  de  crontrez  redrecier, 

De  sours  o'ir,  fol  radrecier, 

De  malades  doner  sante, 

D'autres  vertuz  ä  grant  plante.    OCR  II p.  313  v.  49 — 54. 

INIa  non  solo  i  corpi  dei  santi  che  poi  verranne  canonizzati, 
ma  anche  di  coloro  che,  dopo  una  vita  di  penitenza  rigidissima, 
saranno  assunti  in  cielo ,  possono  guarire  da  malattie.  Cosi  i  tre 
corpi  santi  dei  tre  infehci  che  per  placar  l'ira  di  Dio  si  sottoposero 
ad  aspri  tormenti,  secondo  le  Dil  du  Biief.  II  contadino  che  li 
aveva  albergati  la  sera  in  cui  raorirono,  aveva  due  figlioletti,  l'uno 
storpio  tutto  mal  messo  della  persona  e  l'altro  cieco,  ma  appena 
furono  portati  dinanzi  ai  tre  corpi  santi,  guarirono  tosto : 

Sitost  com  les  enfans  sont  devant  les  cors  sains, 
Par  les  vertuz  de  Dieu  furent  garis  et  sainz. 
Les  cloches  de  l'eglise,  de  ce  soiez  certains, 
Sonnerent  tout  per  elles  sanz  metre  piez  ne  mains.- 

JCD  I p.  69  St.  178. 

Con  religiosa  premura  si  raccolgono  poi  le  ossa  dei  santi  o 
si  conserva  qualcosa  che  abbia  loro  appartenuto. 

Quando  S.  Leocadia ,  abbandonate  le  braccia  dei  vescovo, 
stava  per  discendere    nel  suo  sepolcro,    lldefonso  cerca    di    tratte- 


*  Vedremo    poi    al    cap.  V  conie  >.  ^<.l)astiano    e    S.  Gregorio,  portati  a 
Soissons  abbiano  fatto  fuggire  un  demone  orribile. 

*  Anche  nel  Dit  de  la  Borjosse  de  Komme,  dopo  il  miracolo  della  Ver- 
gine  le  campane  suonarono  per  s6  stesse. 

Zoltsehr.  1.  rom    Plill.  XIV.  ig 


2g 2  G.  SCHIAVO, 

nerla  a  sc,  grida  intanto  che  gli  si  porti    un  coltello,    che  ahneno, 
se  ella  fugge : 

....  n'en  retiegne  aucune  chose 

Por  metre  en  or  ou  en  argent.    p.  275  v.  148  —  50. 

II  re  stesso  discese  dalla  cattedra  per  stendergli  un  coltello 
e  Ildefonso : 

En  trancha  ce  qu'en  pot  avoir, 

Mais  nel'  donast  par  nul  avoir  p.  275  -i).  173 — 4. 

E  si  conserva  perfino  il  coltello  che  aveva  servito  a  tagliare  un 
pezzetto  di  panno  del  vestito  di  lei: 

L'arcevesque,  sanz  demoree, 

En  uu  vaissel  d'or  et  d'argent 

Tot  en  apert  voiant  la  gent 

Mist  ce  qu'il  avoit  de  s'amie, 

Nes  le  costel  ne  volt-il  mie 

Au  Roi  rendre  quant  il  requist, 

Ainz  l'enserra  molt  tost  et  mist 

En  son  tresor,  en  son  sacraire ; 

Encor  en  fönt  halt  santuaire 

Cilz  et  celes  de  la  contiee.  p.  276  v.  184 — 93. 

Quanto  poi  fosse  il  desiderio  di  possedere  qualcosa  che 
avesse  appartenuto  a  un  santo,  ci  e  descritto  largamente  da  Rute- 
beuf.  Quando  Elisabetta  d'Ungheria  mori,  una  gran  folla  di  po- 
polo  accorse  intorno  a  lei  per  portar  via  qualche  pezzo  del  suo 
vestito  o  una  ciocca  di  capelli,  anzi  si  arrivö  fino  a  tagliarle  le  dita 
dei  piedi  e  a  levarle  le  unghie  delle  mani,  cosicche  in  breve : 

Toute  l'eussent  derompue 
Qui  ne  lor  6ust  desfondue. 

OCR  II.    p.  383  V.  2033-4. 

Ne  si  mettevano  in  arredi  preziosi  solo  alcune  reliquie  di 
santi,  ma  anche  i  corpi  interi.  Cosi  quello  di  S.  Leocadia  fu  posto 
in  un  ciborio ,  come  i  corpi  di  S.  Medard ,  S.  Gregorio ,  S.  Se- 
bastiano : 

La  (nella  valle  de  Soisson)  fu  grant  tans  en  no  cyboire. 

Les  Saint  Maart,  les  Saint  Gregoire, 

Et  delez  Saint  Sebastien. 


Richez  saffirz  et  riche  game 

Assist  et  mist  {Loeis  li  pius)  en  no  ciboire, 

Quant  i  mist  li  et  Seint  Gregoire 

Et  le  martir,  le  bon  preudome 

Qui  fu  gonfenoniers  de  Rome  (S.  Sebastiano).    p.  328  v.  1765  sgg. 

E  le  reliquie  dei  santi  si  muovono  solo  in  occasioni  solenni  e 
accompagnate  da  lunga  processione.     Cosi,  quando  la  moglie,    giä 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL    ANTICA  POESIA  FKANCESE.  293 

fatta  monaca,  ebbe  avviso  dal  cielo  che  il  suo  sposo  si  avvicinava 
all'ospizio  da  lei  fondato,  gli  mando  incontro  i  preti  del  paese  in 
buoii  nuraero  che: 

Chässes  et  saintuares  devotement  porlerenl 

Et  loet^es  de  Dieu  gracieuses  chanteient. 

yCD  I,  p.  30  st.  180  V.  3—4.      Le  DU  des  Aneles. 

Le  reh'que  dei  santi  si  portano  inoltre  siil  luogo  del  combat- 
timenlo   in  cui  Dio  sta  a  giudicare : 

On  aporta  les  sains  pour  eulz  faire  jurer.     {Ibid.  p.  12  st.  99  v.  2). 

Ma  dai  copi  sanli   emana  inoltre  luce  vivissima. 

Nel  Dit  de  BueJ\  il  contadino  che  aveva  albergati  i  poveri 
penitenti  gia  moribondi,  manda  loro  la  fantesca  con  acqua  e  pane, 
miracolosamente  trovato;  ella  vede  di  dentro  tanto  chiarore  che 
ritorna  spaventata  credendo  si  tratti  di  incendio;  accorrono  il  con- 
tadino e  la  moglie,  non  possono  entrare,  giacche  la  porta  si  aprirä 
solo  dinanzi  al  papa,  si  accorgono  che  quello  non  era  fuoco ,  e 
difatti  trovano  poi  i  tre  corpi  santi  lucenti  come  oro : 

Les   .iij.   cors  sains  trouvcrent  luisanz  plus  que  fin  ors. 

yCD  I,  p.  69  st.  77  V.  3. 

Altri  corpi  santi  spargono  invece  un  odore  soavissimo.  Tale 
quello  di  S.  Elisabetta  d'Ungheria: 

Quatres  jors  fu  li  cors  sor  terre 
Con  ne  le  muet  n'on  ne  l'enterre, 
Une  odor  si  douce  en  issoit 
Qui  de  gränt  odor  remplissoit 
Toz  cels  qui  entor  li  venoient 
Qui  envis  la  biere  lessoient. 

OCR.  II p.  383  V.  2017—22. 

Altri  invece  hanno  tutte  le  virtii. 

Zozimo,  pregando  Iddio  di  fargli  rinvenire  il  corpo  dclla  Santa 
amica,  si  accorge  di  averlo  vicino  pel  soave  odore  e  per  la  viva  luce 
che  ne  uscivano: 

En  grant  clarte,  en   grant  odor 

Vit  cele  oü  tant  avoit  d'amor.  OCR.  II p.  305  v.  \  176 — 77. 
S.  Leocadia  quändo  sorse  dalla  tomba, 

De  sa  beaute,  ce  lor  fu  vis, 
Tote  l'Yglise  enlumina, 


Une  odor  vint   lant  odoranz 
Dou  sepulcre,  quant  il  ovri, 
Que  li  doz  Diex  bien  descovri 
Que  molt  ert  Sainte  et  glorieuse 
Note,  esmercc  et  pr^cicuse. 

19* 


294  G.  SCHIAVO, 

§  6.  Brevemente  riassumendo,  dallo  studio  dello  Schröder  e 
dal  nostro  risülta  che  i  santi  sono  i  mediatori  degli  uomini  presso 
Dio.  Compiono  miracoli  in  vita,  di  piü  ancora  dopo  morte,  guaris- 
cono  specialmente  da  malattie  ihcurabili,  ragione  codesta  per  cui 
i  hioghi  in  cui  se  ne  conservano  le  reliquie  sono  frequentati  con- 
tinuamente  dai  pellegrini.  In  cielo  godono  le  gioie  piü  pure, 
mentre  sulla  terra  hanno  gia  rinunciato  ad  ogni  piacere  o  per  ri- 
parare  ai  peccati  loro  o  per  meglio  guadagnarsi  l'amore  di  Dio. 

La  fede  in  loro  esagera  an  che  qui  e  da  spesso  nel  goffo,  fa 
creare  miracoli  che  oggi  ci  fanno  sorridere,  fa  stimare  come  virtü 
e  come  doni  supremi  del  cielo  certe  aberrazioni  del  senso  morale 
che  sono  assolutamente  funeste.  L'odio  ai  diletti  della  vita,  il 
disprezzo  per  tutto  quanto  e  iwiano,  sono  lodati  e  consigliati  come 
mezzo  sicuro  per  ragg lungere  la  gloria  del  cielo,  se  la  societä  avesse 
seguite  le  massime  di  certi  santi  e,  piü  ancora,  di  certi  scrittori 
delle  loro  vite,  avrebbe  dovuto  mutare  il  mondo  in  un  vasto 
cenobio. 


IV.    Gli  Angeli. 

I  Fabliaux  non  ce  fanno  quasi  parola,  se  si  eccettui  quello 
du  vihiin  qui  conqxiist  Paradis  par  plaii ',  in  cui  si  nomina  S.  Michele, 
che  porta  un'anima  al  cielo,  e  quello  de  deux  Borg'ois  et  d'un 
vilam'^-,  in  cui  si  ricordano  S.  Michele ,  e  S.Gabriele,  come  quelli 
che  aprono  le  porte  del  cielo.'^ 

§  I.  Invece  nelle  opere  di  genere  sacro  gli  angeli  ricorrono 
continuamente ,  in  cielo  occupano  i  seggi  piii  alti ;  S.  Simone  e 
Giuda ,  portando  gli  ordini  di  Dio  ai  celesti ,  prima  di  tutto  ven- 
gono  presso  gli  angeli.4 


1  RGF,  IV  F.  LXXXI. 

2  BM,  vol.  II. 

3  Non  e  veramente  un  Fabliau,  ma  un  racconto  sacro  la  storia  di  Martin 
Hapart  (RGF,  II  F.  XLV).  Del  resto  questo  e  l'unico  luogo,  nelle  opere  da 
noi  consullate ,  in  cui  si  nomini  un  angelo  con  disprezzo,  e  l'angelo  qui  e 
nienlemeno  che  S.  Michele.  Alla  moglie,  che  va  dicendone  tante  belle  cose, 
il  marito  incredulo  e  scettico  o  risponde  che  e  folle  la  gente 

D'aler  Saint  Michiel  aurer, 
Quar  in  n'i  a  de  li  noient : 
El  n'i  a  riens  que  un  raoustier    [il   monastero    e   chiesa    del  Älonte 

S.  Michele). 
Et  une  grant  ymage  d'argent ; 
Saint  Michiel  n'est  c'un  pou  de  vent. 

Dieu  le  crea, 
Ne  char  ne  sanc  ne  li  donna, 
Fors  les  eles  dont  il  vola.     p.  173  v.  57 — 64. 
''  Occorre  di  raro  la    distinzione  fra  Angeli  e  Arcangeli,  e  indifferente- 
mente  si  ricordano  Michele,  Rafaele  e  S.  Michele    ora  coH'uno,    ora  coll'altro 
appellettivo.     Solo  nella  Cofirt  de  Paradis,  troviamo  nominati    seperatamente 
Angeli,   Araongeli,  Cherubini  e  Serafini  (p.  35 — 36). 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  AN  HCA  POESIA  ERANCESE.  2g5 

Ell  une  chambre  ez  les  entrez, 

Toz  les  Angles  i  ont  trovez, 

Qui  ä  merveilles  furent  bei; 

Devant  aus  toz  saint  Gabriel, 

Qui  le  salu  Dieu  aporta, 

Qui  puis  mainte  arme  conforta, 

Saint  Michiel  avoec  lui  estoit, 

L'uns  l'autre  par  la  main  tenoit ; 

Si  vont  jouant  par  ses  biaus  Heus,         etc. 

BM,  III p.  130— I  V.  11 — 85.      La   Cour  de  Paradis. 

Da  questo  passo  sembrerebbe  che  Gabriele  fosse  sopra  tutti  gli 
Angeli,  ma  ad  ogni  modo  in  tutti  gli  altri  luoghi  Gabriele  e 
Michele  ci  si  presentano  come  eguali  in  potenza  ed  in  gloria,  e  in 
tutti  i  misleri  quando  Dio  li  manda  presse  gli  uomini  rivolge  loro 
la  parola,  senza  accennare  ad  alcuna  distinzione.  Piuttosto  si  puö 
dire  che  dei  tre  angeli  ricordati  nelle  opere  nostre  (Michele,  Ga- 
briele e  Rafaele),  Michele  c  quello  che  occore  piii  frequentemente 
d'ogni  altro,  piü  raro  di  tutti  invece  Rafaele. 

INIessaggeri  di  Dio  agli  uomini ,  essi  discendono  per  confor- 
tarli  nelle  sventure  o  per  portare  i  comandi  avuti. 

Cosi  nel  Dit  du  Buef,  al  papa,  che  chiede  luce  dal  cielo,  un 
angelo  porta  la  risposta ;  un  angelo  viene  pure  a  Bonifazio  e  a 
Dieudonne  nel  Dit  des  trois  Chanoinnes ,  per  metterli  a  parte  del 
volere  divino,  e  via  via  insomma  appariscono  continuaraente  a  santi, 
a  santc,  a  romiti,  a  tutti  coloro  che  da  Dio  invochino  efficace- 
mente  consiglio   ed  aiuto.  . 

Abbiamo  anche  esempio  di  un  angelo  che  per  ritirare  un  ro- 
mito  dal  male,  in  cui  avrebbe  potuto  cadere,  veste  forma  umana  e 
si  accompagna  a  lui  sotto  l'aspetto  di  un  valleto : 

Un  vallet  vit  (il  romito)  qui  vint  le  trot 
En  sa  main  tint  un  <,'lavelot. 
Et  fu  moult  biax,  moult  alignez. 
Jusqu'en  mi  jambe  secorciez, 
Bien  fu  vestuz  comme  sergenz, 
Biau  fu  de  vis  et  de  cors  genz; 
Bien  semble  que  fust  ä  riebe  homme. 

M,   II p.  217 — 18  v.  53 — 59,     De  r Etmite  qui  s'atu»i- 
paigna  ä  V Afige. 

%  2.  Gli  Angeli  poi  accompagnano  quasi  sempre  la  Vergine 
quando  ella  discende  fra  gli  uomini,  e  spargono  luce  vivissima. 
Cosi  nel  Dit  du  Buef  {JCD  I)  la  stanza  in  cui  entra  la  Vergine  r 
tutta  illuminata  da  lei  e  dagli  angeli  suoi;  cosi  nel  DU  que  on 
dämme  respoti  {/CD  I),  il  canonico  che  sta  per  affogare  e  salvato 
da  Maria  e  dagli  angeli  che  discendono  con  lei  e  che  lo  portano 
nel  suo  letto;  nel  Dit  des  trois  C/miioines,  gli  angeli  accompagnano 
la  madre  di  Dio  che  apparisce  a  Feiice  {JC/)\).,  in   breve:   la  regina 


296  G.  SCHIAVO, 

del   cielo   c  pure    la    loro    regina  e  solo    essi  e  le  vergini    possono 
toccare  il  suo  letto  prezioso: 

Je  croi  que  son  saint  lit  n'atoschent 
Fors  seulement  angles  et  puceles. 

BM,  I.     S.  Lcocade  p.  341  v.  2216 — 17. 

§  3.  Ma  rufficio  principale  degli  Angeli,  dopo  quello  di  recare 
i    comandi  di  Dio,  e  di  portare  al  cielo  le  anime  dei  giusti. 

Cosi  vengono  a  levare  quelle  dei  tre  penitenti  iiel  Dit  du  Btief: 

Granz  congiegation  d'anges  s'appareillierent 

Qui  les  ämes  des  iij.  en  paradis  porterent. 

Et  o  douz  Roy  de  gloire  tantost  les  presenterent. 
Moult  gloriousement  les  sainz  anges  chantoient 
Te  Deum  laudanius,  et  giant  feste  faisoient 
Quant  les  ämes  des  iij.  em  paradis  portoient: 
Devant  le  Roy  de  gloire  errant  les  presentoient. 

p.  68  st.  169  V.  2 — 4  st.  170. 

Egualmente  avviene  per  l'anima  del   Cavaliere  pentito: 

Si  tost  com  l'ame  se  destake 
Du  cors,  et  ele  an,  est  issue, 
Li  Saint  Angle  l'ont  recheue 
Qui  au  cors  estoient  venu,         etc. 
BM,  I.     Du  Chevalier  au  Barizel  p.  239  t».  938 — 41. 

>  Anche  nel  DU  du  bon  William  Lo7igespce  {JCD  II)  gli  Angeli 
portano  seco  le  anime  dei  cristiani  morti  per  la  fede  di  Cristo,  mentre 
i  demoni  portano  all'Inferno  quelle  cadute  in  loro  servigio.  Qtianto 
poi  fosse  comune  questa  fede  che  gli  angeli  accorressero  a  pren- 
dere  le  anime  dei  giusti,  apparisce  anche  dal    Q-edo  ddVUsuraio. 

L'autore  chiude  appunto  pregando  Iddio  di  preparare  a  lui  ed 
ai  lettori  una  sorte  migliore  di  quella  toccata  aH'usuraio,  mandando 
gli  Angeli  a  condurli  in  cielo: 

Mes  les  Angles  de  Paradis 
Nous  tramete  le  Roi  Celestre, 
Et  toz  nous  assi^e  ä  sa  destre. 

BM IV.     Le  Credo  ä  V  Usurier  ^.114  v-  248—50. 

§  4.  Abbiamo  veduto  che  specialmente  la  Vergine  c  abilissima 
nello  strappare  le  anime  al  diavolo  (cap.  II);  tuttavia  qualche 
esempio  di  lotta  fra  Angeli  e  demoni  trovasi  anche  nelle  opere 
nostre.  L'anima  del  cavaliere  pentito,  e  portata  via  dagli  angeli, 
e  vero,  ma  essa  fu  ben  fortunata  che  i  messaggieri  di  Dio  siansi 
aiitVettati, 

Car  li  anemis  l'atendoit 

Qui  tres  bien  avoir  le  quidoit 

Et  tous  en  quidoit  estre  tis 

Mais  il  s'en  va  tous  desconfis. 

Du   Chevalier  au  Barizel  p.  240  v.  945 — 8. 


FEDE  E  SUPEKSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  297 

Cosi  nella  Peine  cV Enfer,  angeli  e  demoni  si  contrastano 
un'aniraa  che  passa  pel  ponte  periglioso,  come  vedremo  piii  avanti 
(cap.  Vllio). 

Una  rissa  terribile  fra  angeli  e  demoni  c  descritta  nel  Mistero 
di  S.  Genovieffa ;  entrano  in  campo  S.  Michele,  Gabriele  e  Rafaele, 
il  primo  piü  temibile  di  tutti,  per  levare  ai  diavoli  un'anima  che 
si  erano  guadagnata  a  grande  fatica.  Ma  ragioni  speciali  che 
appariranno  in  seguito,  ci  sforzano  a  rimandare  al  cap.  V  una  piu 
larga  esposizione. 

Nel  racconto  di  Martin  Hapari,  narra  il  demone  scongiurato 
dal  chierico  che  essi  tenevano  in  poter  loro  il  corpo  di  Martino, 
mentre  l'anima  l'aveva  tolta  S.  Michele : 

Le  cois  tenon ; 
En  enfer  nous  entrebaton 
Pour  l'ame  que  perdue  avon, 
Son  lit  estoit  fait  en  meson, 
Mes  Michiel  le  nous  a  tolu; 

RGF,  II  p.  177  7A  149 — 53.* 
Gli  Angeli  parteciperanno  inoltre  al  Giudizio   Universale: 
Ou  grant  Juise  tot  verras^ 
Quanque  el  siecle  fait  auras; 
Li  Angles  les  tesmoigneront 
Et  tes  pechiez  descoveront, 
Quanque  auras  ici  cele. 

BJM,   II  p.  181  V.  7 —  1 1 .       Comment    on    doit  bien 
faire  por  s'atne  avatit  con  muire. 

(Si  continua). 


1  Siccome  i  demoni  non  avranno  certo  tenuto  il  corpo  di  Martino  per 
fargli  carez/e,  cosi  anche  qui  possiamo  dire  di  avere  un  caso  piuttosto  simile 
a  quello  toccato  a  Buonconte,  secondo  la  Divina  Commedia  (Purg.  V  109 — 29). 
Del  resto  ,  citando  il  luogo  dantesco,  il  Graf,  DcmdJiologia  Dantesca, 
aggiunge  „di  solito  non  c  data  al  demonio  facolti  di  offendere  i  corpi  di  chi 
muore  riconciliato  con  Dio"   —    Gior.  Stör,  della  Lett.  Ital.  IX  42. 

-  t  il  lilosofo  che  parla  all'anima  sua  medesinia. 

G.    SCHIAVO. 


Etüde  Critique  des  Ohartes  de  Douai  de  1203  a  1275. 

(s.  Zeitschr.  XIII  431    uud  XIV  66.) 

Chartes    de    Douai   au    13^  siecle. 
I. 

Co  sacent  tot  eil  qui  ces  letres  ueront  qzte  WiUamnes  de  Hornaig 
doit  a  Doucet  le  cangeor  e(  a  Werin  Mulet  et  a  Enghebrant  le  drapier 
Ixxxi  mia's  de  forment  11  soIj  pieur  de  melleur  a  vi  ans  a  rendre  cascutt 
an  xiii  muis  ceste  couenence  fu  faite  et  reconeue  en  le  sale  le  conte  a 
5  Valencienes  deuant  B.  de  Roecort  E  descallon  G  descallon  et  Esteuen  . 
de  Dedeig  et  eist  i  furent  come  justice  et  si  reconut  WiWaumes  de  Hor- 
naig ceste  dete  deuant  le  maieur  de  Freseig  et  pav  deuant  les  eskieuins 
de  Freseig  sor  lui  et  sor  le  sien  Et  si  le  reconut  WiUaumes  de  Hornaig 
et  dame  Freessens  se  ferne  par  deuant  les  eskieuins  de  Berbiere  et  han- 

10  non  de  berbiere  et  Jehan  platier  et  huon  le  moln^'r  si  fu  faite  ceste  coni- 
sansce  al  aubel  de  Corbehan  de  ceste  couenence  a  tenir  est  pleg  Enghe- 
rans  de  hamel  .  de  xx  mars  par  devant  les  eskievins  de  berbiere  qua  io 
ai  ci  nomes  et  si  reconut  W.  de  hornaig  ceste  dete  a  paier  par  devant 
Pieron  de  lambres  sor  tot  co  que  il  auoit  a  noiele  de  eo  est  hom  Maroie 

15  potins  et  Jehans  de  guise  Si  fu  faite  ceste  conissance  a  doai  a  le  maison 
simon  roussel  et  si  en  est  Pieres  de  lambres  pleges  et  hostages  comme 
sire  de  ceste  dete  paier  est  pleg  Waltols  d  obrecicort  de  xx  mars  Este- 
uenes  li  avoes  de  x  mars  et  Nicholes  li  avoes  de  x  mars  et  Nicholes  del 
Alaig  de  x  mars  et  Jehans  de  mauni  de  x  mars  et  henris  de  mauni  de  x 

20  mars  et  R  de  montegni  de  x  mars  Nicholes  de  sazwt  Aubin  de  x  mars 
B  de  marchete  de  x  mars  Band,  de  vilers  de  x  mars  ces  letres  furent 
faites  al  an  del  inearnation  millesimo  ducentesimo  tertio  el  mois  de 
feurier, 

II. 

Ci  sacent  tout  eil  ki  or  sunt  et  ki  avenir  sunt  que  iou  Rainiers  de 
Gorghechon  cheualiers  ai  uendut  a  Jehan  del  Cerf  et  a  Wagou  de  Saint 
Aubin  borgois  de  Dowai  viii  muis  de  tere  en  tous  preus  prendans  .  .  . 
a  vii  anea  le  mesure  de  dowai  et  li  tiers  pars  de  ces  .  .  .  tere  ne  doit 

I  I  ^^  {qtte),  Willlatifnes).  2  Z  {et).  3  sot  (.ra/j).  m°  (muts).  sol  {so ^s). 
4  XIII  c  {t'i  dcmi),  m".  5  Valencienes,  esteuefi(t'j).  6  Wills.  10  moln'' 
{er  r).  12  nv^   {mars).  11  m.cc.iil. 

II  3  jDoma).     4  \>x{eus)  endroit  effac^. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  299 

5  ne  (lisme  ne  terage  ne  rente  ne  service  et  leus  11  .  .  .  droile  uisnie  lou- 
chant  ces  viii  muis  de  tere  doivent  li  boigois  kaisim  .  .  .  me  tiere  et  a 
cest  prmieiain  aoust  que  nos  atendons  doivent  il  prendre  xvi  '^asieres 
de  biet  le  semure  ...  et  xvi  'B^asieres  de  marc  tout  auestit  a  prendre  en 
quel  liu  quil  uolront  de  toutes  mes  teres  ki  sunt  semencies  et  quant  ces 

10  p/vmiers  aous  sera  passes  il  doiuent  auoir  ces  vni  mwzs  de  tere  ki  devant 
sunt  nomet  por  faire  leur  uolente  dusques  adonc  qw«?  le  termes  serä 
passes  ki  deuant  est  nomcs  et  sil  auenoit  cose  que  li  borgois  deuant  dit 
estoient  a  estorse  ne  a  damage  dendroit  cest  uendage  et  ces  couenences 
io  leur  doi  rendre  et  restoier  quanq^/^j  il  i  auroient    de  damage  dusques 

15  a  leur  dit  et  de  ceste  couenence  est  pleges  et  ostages  Wautiers  de  Gen- 
laig  et  Gilles  de  symier  et  Robers  dartr^  et  Aumawj  de  Rouegni  [et]  et 
hues  de  markete  cheualier  et  Wautiers  de  Maucichort  et  Tieris  de  Aoay 
.  et  Gilles  de  Gorgechon  vallet  et  se  li  borgois  estoient  a  damage  den- 
droit les  couenences  ki  ci  deuant  sunt  nomees    tout   eist  leur  renderoient 

20  qMawquzV  i  aroient  de  damage  dechi  a  leur  dis  et  io  Rainiers  de  Gor- 
ghechon  cheva/zVrj  et  tout  li  plege  .  ki  deuant  sunt  momet  tout  eist 
leur  renderoient  quawquil  i  aroient  de  damage  dechi  a  leur  dis  et  io 
Rainiers  de  Gorghechon  c\i&\aliers  et  tout  li  plege  ki  deuant  sunt  nomet 
auonmes    toutes    ces    coses  ki  ci  devant  sunt  deuisees  encouenent  et  otriet 

25     a  faire  et  a  tenir  bien  et   loiaum^«^  par  deuant  escheuins  de  de   douuay 
heuvin  malet  et  symon  le  conestable  Ce  fu  fail  en  lan  de  lincarnation  mil 
CG.  et  x.Miu  ans  el  mois  de  feurier. 
Cyrographes. 

m. 

(Au  dos  est  ecrit):     Couenence  iakemon  le  cangeur. 

Ce  sacent  tout  eil  ces  letres    ueront  et  oront  que    Giles  li  canbiers 

de  fecain  doit  a  iakemon  le  cangeur  xii  \\\res  et  xu  so/s  a  le  feste  nostre 

dame  en   sielembre  le  premiere    que    nos    atendons    sil    ne    lui    paoit  ces 

5     deniers  au  ior  deuant  nomeit  il  a  en  couent  iakemon  a  rendre  et  a  aquiter 

de  tous    cous  et  de  tous  plais    iusque  a  sen  peaur    dit  de  cou  e  se  pleg 

Raimers    ricemers    de    fecain    nicoles    de    fenaing    Gerars     cheualiers     de 

Wasiers   ceste    couenence  fu  faite  par    deuant    eschieuins   bernart  de  Goi 

et  doucet  le   mounier  Ce  fut   fait   en   lan    de    lincarnation  nostre  segneur 

10     mil  et  cc  et  xxv  ans  el  mois  de  feurier. 

IV. 
Ce    sacent    tot   eil  ki  or  s«Mt  et.  ki  auenir    SMwt  .  que  Engt^rrans  de 
V^rgelas  et  Robe  de  le  Riue  furent  comc  eschev/'z/j-  la  steuenes  de  Bui- 
gnecort  uendi  a  Raol  le  Bloc  et  a  Jchan  de   niaucicort  xii  uiuis    de  lere 

5  endroit  efTacd.  t  (touchant).  7  p^merain.  q  (,que).  10  p'^miets.  12  q. 
14  quanq.  16  symis  dartr9.  Auiii  (uumans).  18  daiy  (Doayr).  27  q^ntjÜ. 
20  quant  (P).     22  chrs.  (chevaliers).     25   loiauni. 

III 3  h1).  s". 

IV  I  s  sunt(t).  Engl-ans  (Engerrans).  2  Vigelas  (kerge/as).  com 
(co/fiMd).     eschev"  (c-schevins). 


300  CH.  BONNIER, 

a  keusir  dedens  tote  le  tere  ke  steuenes  \.ient  dusqw^s  a  xvu  muis  u  xvii 
5  [xvii]  qz^arentaines  par  le  'B^ä.siere  a  tenir  dusq?/i?j  a  xvi  ans  les  preus 
prendaws  .  en  tel  maniere  que  steuenes  deuant  dis  a  cele  tere  acensie  v 
ans  XX  muis  de  ble  cascw«  an  et  xvi  muis  ^■ZMaine  et  steuenes  les  doit 
metr<?  .  en  tel  point  de  cele  acense  cometre  sires  Guifrois  et  me  sires 
Baud^^  de  quinci  et  Alars  li  maires  en  t%\.o\ent  et  eist  troi  ki    deurtwt  sunt 

10  nomet  les  doiuent  aussi  metre  en  tel  po?«t  Raol  le  bloc  et  Jehan  de 
maucicort  com  il  en  suni  et  Raols  et  Jehan  doiu^wt  lenir  ceste  cense  . 
en  tel  point  comme  il  est  dit  et  apres  les  v  ans  doiu^«t  il  auoir  cele 
tere  xi  ans  les  preus  pr^wdans,  et  en  cest  marchiet  les  doit  steuenes 
metre    hien  et  \o\aument  par    sen  segni?«r  et  par  ses    pers  par  le  loi  del 

15  pais  et  de  tot  ce  a  tenir  est  plege  Baud^j-  de  Quincj  et  Guifrois  de 
buignecort  et  Jehans  ses  freres  et  pieres  del  forest  cheualier  et  Alars  li 
maires  de  buignecort  et  phelipes  del  gardin  et  pieres  de  buignecort  et 
Wautiers  li  fils  Euelon  et  Anseris  de  Lanuin  et  se  eis  marchies  nestoit 
tenus    si  com  il  est  deuise   tot   eist  pl^g    se  döiuewt    me^re    deuers  Raol 

20  le  bloc  et  Jeha«  sil  nauoteni  loial  essome  de  lor  cors  en  prison  par  si 
quil  ne  se  poront  aler  nule  part  quil  ne  reuiegn^«^  dedens  le  ior  en  priso« 
deuers  aus  et  dous  dusques  a  tant  que  eis  marchies  seroit  tenus  hten  et 
loiaumi?«if  par  le  loi  del  pais  et  par  cest  marchiet  Raols  le  blos  et  Jehaws 
de    maucicort    doitent  rendre  a  steuenon    de    buignecort  Ix  b'wres  parex/j 

25  de  feste  tos  saüis  a  le  tos  sains  czsctin  ans  dusques  a  v  ans  deci  adont 
quil  n  aront  rendu  ccc  \ivres  par^sis  et  ces  deniers  doit  on  rende  a  \er- 
mes  qui  mis  i  sunt  a  handouin  de  quinci  et  a  Guifroi  et  a  Alart  le 
maieur  et  a  steuenon  par  aquiter  steuenon  de  ses  detes  la  u  il  les  doit 
et  puisque  Raols  et  Jeha«  zxoient  ces  deniers  paies  a  ces  111  qui  ci  deuawt 

30  ■i.ont  dit  par  tesmoignage  de  prodomwz^j  il  en  dioxvent  estre  quite  et 
steuenes  doit  aqwiter  tos  ces  plegs  qui  deuant  sunt  nomet  de  qManqwil 
lor  costeroit  dusques  a  Ior  plams  dis  et  eist  doi  escheuins  le  reconurent 
deuant  autres  escheuins  Bernart  de  Goy  et  deuant  le  meneier.  Ce  fu 
fait  en  lan  del  Incarnation  m  et  cc  et  xxv  ans  el  mois  de  maj. 

V. 

Au  dos  est  ecrit:  Ceste  Coueuence  est  Werin  le  maeur. 

Ce    sacent    tot    eil    ki    ces    letres     ueront    et   oront    que  Gerars    de 

Wasiers    Chevaliers  a  encouent  a  rendre  a  Werin    le    maeur    borgois    de 

douuai  X  \ivres  de  pzxesis  a  lan  renoef  le  p/'d?miers  que  nos  atendons  et  si 

puet  Werins    doner  c  ious    de    paxesis   por  le  sien    faire   auoir   en  quele 

5     maniere    que  ce  soit  que  Gerars    deuant    nomes    li    doit   rendre  auoec  le 

dete  deuant  nomee  et  tot  autre  tele  couenence  li  a  en  couenent  hues  de 

Wasiers    cheualiers   et  Alars  li  fils  Gerart  de  Wasiers  li  a  encouent  tele 

couenence  et  Bernars  de  le  mers  est  pleg  enuers  Werin  de  xv  Mvres  pzxesis 

4  ü.     5  qarentaines.     Rx  (rasiere),    dusq  (dusques).     6  prendä  (prendans). 

7  cas^.     daü  (auaine).       8  met  (metre).     Baut!  (ßaudes).      est.  (estoient).    met. 

{metrer'),     deu  (ant).      po  (int).      10  cö.     s"  doü  cese.     cöme.     ap.       17  doiü 

predans.        14  bn.     19  segii.     par.     Band.     18  Anseus.         19  c.     doiü.     met. 

V  I   par.  par". 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  3OI 

et    ceste    couenence    fu   üiite    par    deuant    escheuins  Robe    de  le  Riue  et 
10     Amant    de    Lens    en    lan    del  Incarnalion    niil    et  cc  et  xxviu  el  mois  de 
jenuier. 

VI. 

(Au  dos  est  ^crit)  Cest  Couenence  Oliuier  de  Dcuuioel  et  Jehan  sen  fiere. 
Ce  sacent  tot  eil  ki  ces  letres  ueront  et  oront  que  Jehans  de  le 
Vinchort  cheualiers  doit  a  Oliuier  de  Deuuioel  et  a  Jehan  sen  frere  borgois 
de  Dowai  quatie  vins  muis  dauaine  seche  et  sainaule  et  loiaument  ma- 
nouree  a  le  mesure  de  dowai  et  douse  vins  capons  a  quatre  ans  a  paier 
5  et  a  dowai  a  liuvrer  la  u  li  borgois  deuant  dit  uolront  Cest  a  sauoir  a 
cascune  feste  tous  sains  des  quatre  ans  deuant  nomes  xx  muis  dauaine 
et  a  cascun  Noel  apres  Ix  capons  et  se  Jehans  Chevaliers  deuant  dis  ne 
paoit  ces  quatre  uins  muis  dauaine  et  ces  ^^j^  capons  as  borgois  deuant 
dis    as    termines  ki  ci  deuant    suiit   deuise  il    leur  a  encouenent  a  rendre 

10  tos  les  cous  et  le  paine  et  les  damages  que  il  i  aroient  dusques  a  lor 
dis  auoec  le  dete  deuant  nomee  Et  se  Jehans  deuant  dis  cheualiers  ne 
autres  de  la  siue  part  en  plaidoit  ne  trauelloit  les  borgois  deuant  nomes 
a  le  crestiente  ne  en  autre  liu  dendroit  cestz  couenence  a  doner  et  a 
rendre  as  borgois    deuant    nomes  en    nom    de    paine    cent    mars  de  bone 

15  dete  et  de  loial  auoec  le  couenence  ki  ci  deseure  est  deuisee  et  tot  cou 
puent  li  borgois  prendre  a  lui  et  au  sien  par  tout  Tote  ceste  couenence 
a  Jehans  de  le  Vinchort  deuant  dis  creante  par  se  foi  fiancie  loiaument 
a  tenir  et  a  rendre  as  borgois  ki  ci  deuant  sunt  nome  si  est  a  sauoir 
que  Jehans  de  Cysoing   Chevaliers  est  pleges  et  detere  ces  J^J^  muis   da- 

20  uaine  et  de  ces^jj  capons  a  rendre  as  borgois  deuant  nomes  as  termines 
ki  ci  deuant  sunt  nome  par  tele  maniere  que  se  Jehans  de  le  Vinchort 
cheualiers  ne  laur  paoit  ceste  auaine  et  ces  capons  as  termines  ci  deuant 
deuises  Jehans  de  Cysong  cheualiers  a  encouenent  a  rendre  as  borgois 
deuant   nomes    ceste    auaine  et  ces  capons    as  termines  ci  deuant  deuises 

25  et  se  il  ne  le  faisoit  ensi  dedens  le  quinsaine  que  li  borgois  deuant 
nomes  diroienl  sour  leur  dit  que  il  seroit  semons  par  aus  u  par  autrui 
de  le  leur  part  il  lor  en  doit  tenir  et  faire  leur  creant  et  si  leur  iloit 
rendre  auoec  cou  quanque  il  diroient  par  leur  plaine  parole  quil  leur 
auroit  coste  en  quele  maniere  que  ce  fust  auoec  le  dete  ki  ci  deuant  est 

30  nomee  Et  toute  autele  couenence  leur  a  en  couenent  a  tenir  et  a  faire 
me  sire  Ours  de  fertin  et  Gilles  ses  fius  cheualier  com  a  me  sire  Jehans 
de  Cysoing  Chevaliers  deuant  nomes  toute  ceste  couenence  fu  faite  et 
otroie  par  deuant  escheuins  de  Dowai  hanot  cawete  et  Robe  de  le  Rive 
Ce  fu  fait  en  lan  del  Incarnation    nostre    segneur   mil  ans  et  cc  et  xxviii 

35      ans  cl  mois  de  jenuier. 

VII. 
Ce. sacent  tot  eil  ki  et  sunt  cl  ki  aucnir  sunt  que  Margrite  de  cauuenlin 
ki  fu    ferne  WaulifA'  lonc!<-  •!'•  'Vni-l'-'-in  dnit  n  j:uli<nii)n   le  c:ingcur  bor- 


VI  I    q.  6  m''  (muis).  8  imii^.  14   nv    (/«.;r.i). 


302  CH.  BONNIER, 

gois  de  Dowai  xviu  Vwre  v  so/s  mains  de  paresis  a  paier  a  le  fest  saint 
Remi  le  premiere  qua  nos  atendons  et  se  eist  denier  nestoient  paiet  a 
5  jachemon  le  cangeur  au  teimine  deuant  nome  Margerite  deuant  nomee  li 
a  encouenent  a  rendre  cascune  semaine  im  sois  paresis  por  paine  et  por 
despens  auoec  le  dete  ki  ci  deuant  est  nomee  et  si  iachemes  deuant 
dis  estoit  trauellies  u  ^wplaidies  a  plait  de  crestiente  dendroit  ceste  co- 
uenence  par  margritain  deuant  nomee  ni  par  autrui  de  le  suie  part  ele 
10  li  a  encouenent  a  rendre  quanque  il  li  .  ostenait  dusqua  sen  dit  de  tote  ceste 
couenence  est  pleg  enuers  iacliemon  Gossuin  li  maire  de  Cauuentin  et 
Lanvins  hanie  de  Cauuentin  et  tumas  de  buignechort  de  co  est  escheuins 
Robe  de  le  Riue  et  jachemes  li  blons  m.cc.xxvini  en  auril. 

VIII. 
Ce  sacent  tot  eil  ki  or  sunt  et  ki  auenir  sunt  que  Willaumes  Go- 
mers  doit  tenir  se  maison  en  es  le  point  que  or  est  tant  com  ele  dura 
ensi  et  sil  auenoit  cose  que  li  maisons  Willaumes  keist  ne  arsist  ancois 
que  le  maisons  jehans  toulet  Willaumes  li  doit  tote  se  tere  deliurer  deuant 
5  et  deriere  tot  outre  aligne  et  se  li  maisons  jehan  tolet  keoit  ne  arioit 
ancois  que  li  maisons  WillaM;«^  il  ne  puet  Willazime  greuer  ne  nuisir 
tant  que  li  maisons  Willaume  duera  et  se  jehans  toles  volsist  herbergier 
il  poroit  auoir  aise  el  noc  Willaume  tant  li  nos  dueroit  et  se  li  nos 
faloit  il  doiuent  anokier   ensanle  et  si  kerra    li    ewe  la  u  ele   kiet    ore  et 

lo  tant  com  Jehans  ne  uolra  nient  herbergier  Willaumes  doit  liurer  noc  en 
autel  point  que  ore  est  et  faire  pais  de  lewe  et  dendroit  le  celier  de 
quele  eure  que  de  le  maison  Willaume  defaura  Willaumes  ni  puet 
clamer  nule  autre  cose  que  ii  corbiaus  en  autel  point  et  en  autel  asens 
com  il  sunt    ore    par    eswart    de   preudommes    et  com  unt  li  preudomme 

1 5  eswarde  par  .xl.  sols  de  paresis  que  Willautne  done  a  Jehan  tolet  et  se 
Willaumes  uelt  son  comble  remuer  il  le  puet  remuer  sans  autres  panes 
remetre  et  de  tot  est  escheuins  Robe  de  le  Riue  et  Willaume  bonebroke. 

IX. 

Cirographes  (illisible). 

Ce  sacent  tot  eil  ki  cest  escrit  ueront  et  oront  que  li  Eskeuin  Dertin 
et  de  Gaisnaing  cest  a  sauoir  Steuenes  li  Rois  Nicole  maillars  Wautiers 
de  la  dehors  Pieres  Cardeuake  Wautiers  li  fils  segneur  Lambert  aiglins 
Alainiers  Willaumes  del  atrie  et  li  preudomme  de  Gaisnaing  cest  a  sauoir 
5  Bernars  de  Gaisnaing  Jehans  moreaus  Wautiers  li  carpentiers  Pieres 
lunars  Gilles  locepois  Wibers  Nicoles  de  hainau  Tumas  Wautiers  li  ues- 
ques  Raols  dasom  le  uile  Geruais  Robers  garbes  Symons  dasum  le  uile 
Adans  roseaus  Bauduins  hocars  Robers  li  lais  bauduins  loke  Wautiers 
de  tuilu  et  li  preudome  Dertin  cest  asauoir  Raols  de  Wasiers  Pieres  de 
10     Bauai   Gosars    li    feures  Jehans    li    clers  Gosuins  li  macons  Jehans  li  iils 


VII  3  tt).     sot.     6  s~.  10  e.  i.       12     lanvins. 

VIII  3  Will.  10  Will- 

IX  I   D'^tin.        3  segn. 


RTUDl'    CRTTIQUE  DES  CHARTES   DE  DOUAl.  3O3 

dame  mahaut  Wautievs  li  faukieies  En<jcnans  faukcs  Engenans  li  Maire 
Mahius  li  page  Steuenes  mallars  Reniers  li  fils  lambert  Pieres  li  brisieres 
Bauduins  li  fils  dame  Emain  de  Gaisnaing  ßertelmius  del  croket  Wautiers 
Rogiers    taille^os  Willaumes  Wiemaus  Jehans  del    atvie  Wautiers    li    fils 

15  Gylain  Jehans  li  cocus  Steuenes  Poule  unt  en  couenent  por  lor  dame 
labiesse  de  mauboege  a  Werin  le  maeur  borgois  de  Dowai  y jjj  1.  de  paiesis 
a  paiei"  a  1111  ans  cascun  an  a  11  tevmines  a  cascune  feste  tos  sains  c  Mvres 
et  a  cascun  grant  Qwaresmes  ce>it  Mvres  dusca  tant  que  li  yjjj  Mvres 
seront    paiet    se  li  abeesse  nes    paoit  as  termines    deuant  nomes  et  auoec 

20  tot  cou  li  eskeuin  D  ertin  et  Gaisnaing  et  tot  li  preudomme  ki  ci  deuant 
sunt  nomcil  unl  encoucnenl  a  aquiter  Werin  le  maeur  deuant  nomct 
dusques  a  scn  dit  de  tos  les  plais  de  crestiente  de  que  Werins  deuant 
dis  seroit  trauellies  ne  emplaidies  por  locoison  de  ces  deniers  ki  ci 
deuant  sunt  nomet  Et  auoec  co  se  eist  denier  nestoient  paiet  a  Werin  le 

25  maeur  as  termines  deuant  nomes  li  preudomme  ki  ci  deseure  sunt  nomet 
li  onl  encouenent  a  rendre  x  sols  de  paresis  le  semaine  de  cascuns  cent 
Mvres  ki  defauroient  de  sen  paiement  auoec  le  dete  ki  ci  deuant  est  nomee 
Toute  ceste  couenence  est  falle  et  louuee  deuant  eskeuins  de  Dowai  Robe 
de  le  Riue  oliuier  de  Dewioel  et  Amant  de  Lens  Ce  fu  fait  a  Gaisnaing 

xo     dehors   latrie  En  lan    del  Incarnation    mil  et  cc  et  xxxi  cl   mois  de  Mai. 


X. 

Cirographum. 

Ce  sacent  tot  eil  qui  or  sunt  et  cjui  auenir  sunt  que  tiebaus  le  car- 
boniers  done  et  otrie  a  se  fille  margeritain  tote  lesqueance  qui  li  eschai 
de  Jaglein  lamirant  se  taien  et  margerite  en  doit  esploitier  par  conseil 
deschieuiws  a  ceste  conuenencc  fu  pieres  li  petis  .  et  baude  de  harnes  . 
co/wme  eschieuin  en  lan  del  Incarnation  mil  et  cc  ans  et  xh  el  mois 
dauril. 

XI. 

Ce  sacent  tot  eil  qui  ces  letres  ueront  et  oront  que  tiebaus  doignies 
et  Jehan  qui  se  fille  a  doiuenl  xl  mars  del  paiement  de  doai  a  buon 
le  borsier  sor  eis  et  sor  tot  le  leur  et  puet  .  Ijues  prendre  le  leur  par  . 
tot  et  uendre  et  despendre  comme  le  sien  par  sen  piain  dit  A  ceste 
conuenence  fu  Gerars  li  morans  et  Robers  patins  comme  eschieuin  en 
lan  del  incarnation  mil  et  cc  ans  et  xlii  el  mois  de  decenbre. 

Cirographum. 

xn. 

Cirogra/Äc. 

Ce  sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Henris  daire  el  maroic 
se  ferne  onl    curle    clame  Pieron  Grifon    capelain    de   saint  ame   de  toute 


16  Dowai.        26  Hb.    (/iure-). 

X  5  eschievis. 

XI  2  m". 


304  CH.  BONNIER, 

lescheance  et  tout  laquest  ki  leur  pooit  eskeir  del  pere  et  de  le  mere 
5  Pieron  grifon  deuant  dit  de  lui  meesmes  por  viii  \ivres  de  paresis  ke  il 
en  doiuent  avoir  si  ke  pieres  Grifons  deuant  dit  en  peut  faire  se  uolente 
et  tel  deuise  com  il  uaura  faire  et  haities  et  malades  et  meesmement 
Robers  li  freres  Pieron  Grifon  a  curte  clame  Pieron  Grifon  ki  deuant 
est  noumes  de    toute   lescheance  et  de    tout   laquest    ki   li   pooit    escheir 

10  de  par  sen  pere  et  de  par  se  mer  et  de  par  Pieron  Grifon  sen  frere 
par  ensi  ke  Robers  ki  deuant  est  dis  le  doit  tenir  toute  se  vie  apres  le 
deces  Pieron  Grifon  sen  frere  si  ke  Pieres  Grifons  en  puet  faire  se  uo- 
lente et  tel  deuise  com  il  uaura  faire  sauf  cou  ke  Robers  doit  tenir 
toute  cele  escheance  et  tout  cel  aquest  ki  deuant  est  dit  toute  se  vie  Et 

15  a  Cd?ste  caitance  furent  com  escheuin  Bernars  Pilate  et  Gerars  li  morans 
ce  fu  fait  en  lan  del  incarnation  nostre  segneur  mil  cc  et  xhii  ans  el 
mois  de  septembre, 

XIII. 

Cirografe. 

Ce  sacent  tout  eil  qui  cest  escrit  uerront  et  orront  que  Gilles  daubri 
borgois  de  Wallers  a  donet  a  iretage  a  Mounart  del  markie  borgois 
de  douai  se  maison  ki  siet  en  le  rue  del  puc  filori  si  comme  il  le  tenoit 
5  Wide  et  herbergie  deuant  et  deriere  por  viii  mars  et  demi  diretage  sauf 
CO  que  Mounars  deuant  dis  doit  payer  awec  le  vies  rente  que  li  maisons 
deuoit  et  ces  viu  mars  et  demi  a  donet  Gilles  deuant  nomes  as  nonains 
de  sin  et  as  Malades  de  Douai  et  as  Cartriers  et  a  lostelerie  saiut  Jelian 
deuant  Saint  Piere  et  a  saint  Sanson  a  partir  autant  lune  de  ces  maisons 
10  con  lautre  et  co  a  il  laissie  et  donet  a  ces  maisons  deuant  dites  apres  le 
deces  de  lui  et  de  se  feme  et  ces  vm  mars  et  demi  puet  Monars  racater 
ou  escangier  en  liu  soufisant  par  le  conseil  deskieuins  et  ce  fu  fait  par 
deuant  eskieuins  Engherran  Brunamon  et  lakemes  li  blons  ce  fu  fait  en 
lan  del  Incarnation  nostre  seigneur  m.cc.  ans  et  xlun  el  mois  de  Mai. 

XIV. 
(Au  dos  est  ecrit).     Williaume  paskendare  conissance. 

Cyrograplium. 

Ce  sachent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Willaumes  Pasken- 
dare a  acate  a  Gerard  le  filier  u  mars  diretaige  et  une  piece  de  wide  tiere 
en  le  rue  saint  Jehan  a  ceste  conissance  furent  eskieuin  Rainniers  de  Goi 
5  et  Males  de  le  cuerville  ce  fu  fait  en  lan  del  incarnation  notre  signeur  mil 
et  deus  cens  ans  et  quarante  1111  el  mois  de  Nouembre. 

XV. 

Cirografe. 

Ce  sacent    tout  eil  ki  sont  et  ki    auenir    sont    ke  Jehans   ki  frere  fu 

Nicoion  Roussel  a  donnet  a  Pieron  sen  fil  e  a  Helecon  se  niece  111  mars 

diretage  a  prendre  seur   le    maison  Nicoion  Roussel    sen    frere  ki  fu  que 

5     Nicoles  Capeles  a  prise  a  iretage  et  a  prendre  seur   tout  lasenement  que 

15  z. 


ETUDES  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAl.  305 

Nicoles  capeles  cn  a  fait  et  cow/  a  il  tiancie  et  creante  pav  foi  et  il  et 
se  ferne  a  acuitt-  jusq^es  al  dit  des  eskieuins  ne  ne  querra  art  ne  engien 
ne  a  crestiente  ne  ailleurs  par  coi  Pieres  ses  fius  ne  las  deus  baisseletes 
deuant  dites  soient  ariere  de  cestui  cretage  et  de  le  parüe  as  deus  bais- 

10  seletes  a  Pieres  encouent  a  owrer  par  le  conseil  des  eskieuins  et  sil  aue- 
noit  chose  que  cius  Jehans  li  cuens  deuant  dit  auuriast  Pieron  sen  fil  ne 
les  baisseletes  deuant  dites  de  cestui  iretage  deuant  nomet  ne  il  ne  se 
ferne  ne  arme  de  par  eus  il  la  encouent  a  .  acuiter  par  deuant  eskieuins 
seur  lui  et  seur  le  sien  jusqi/^s  al  dit  des  eskieuins  et  ce  fu  fait  et  otroiet 

15  par  deuant  eskieuins  de  douai  Monart  del  marchie  et  Malet  del  ecorbille 
en  lan  del  Incarnation  noslre  seigneur  mil  cc  ans  et  xlv  el  mois  de 
feurier. 

XVI. 

Cirographum. 

Sacent  toul  eil  ki  cest  escrit  uerronl  et  oront  ke  Aliaumes  li 
canbiers  done  apres  sen  deces  a  Emelot  se  fdle  ke  il  a  de  Idain  ki  iadis 
fu  se  ferne  une  maison  ki  siet  en  le  couture  dencoste  le  maison  huon  le 
5  scieur  tout  en  si  com  ele  siet  uuide  et  herbregie  et  se  li  done  auoec  xl 
sols  dartisiens  cou  poet  Aliaumes  remwer  a  se  uolente  quand  il  uolra  cou 
est  fait  deuant  eschevins  Pieron  le  Petit  et  Gerart  Morant  en  lan  xlvn  el 
mois  de  Marc. 

XVII. 
Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Mehaus  de  Gaueriele 
a  done  et  otroie  et  werpi  apries  sen  decies  a  Rogier  de  gauriele  sen  lil 
le  moitiet  de'se  maison  et  de  sen  tenement  la  u  ele  maint  et  se  li  done 
5  encore  xx  ]iz'res  de  paresis  ke  campenois  ses  fils  dot  rendre  et  paier  se 
il  uelt  auoir  lautre  moitiet  de  celui  tenement  deuant  dit  et  si  il  ne  uoloit 
paier  a  Rogier  deuant  dit  les  xx  Mvres  de  paresis  mehaus  uelt  ke  Rogier 
deuant  nomes  ait  tout  le  senement  tot  quite  et  tot  deluire  a  tele  rente 
com  li  manages  doit  Ce  fu  fait  en  plaine  hale  deuant  escheuins  pieron 
10  le  petit  et  Gerart  Morant  et  Gerart  Heraut  en  lan  del  Incarnation  notre 
segneur  mil  cc  et  quarante  wit  el  mois  de  Mai. 

XVIII. 
Ce  sacent  tot  eil  ki  or  sunt  et  ki  a  uenir  sunt  que  Ticbaus  Goules 
si  conduist  sen  eschieuinage  et  en  plaine  hale  que  dune  piece  de  tere  ki 
iadis  fu  a  Huon  del  for  et  ki  siet  en  le  basse  rue  de  le  porte  deskercin 
que  il  le  saisi  et  par  iuslice  le  pr<^vost  de  Douai  ki  le  iustice  auoit  en 
5  cele  meisme  piece  de  tere  et  apres  le  saisine  Ticbaus  Goules  en  fu  mis 
en  tenance  et  cnuesteure  et  par  eschieuins  et  por  le  fons  de  le  tere  quil 
i  auoit  et  de  coi  il  en  cstoit  ariere  et  li  eschieuin  et  en  plaine  hale 
et  par  leschieuinage  quil  conduist  de  se  saisine  et  de  le  tenance  et  i  fu 
si   longement  corae  li  lois  de    le  uile  porte    on    dcluira  a  Tebaus  Goulet 

XV  10  aouurer(?)  ouvrer.  14  jus. 

XVI  6  sol.  6  reniuier. 


DO  CH.  BONNIER, 

I  se  tere  tot  si  com  el  estoit  et  uuide  et  hevbegie  come  le  siue  por  faire 
sc  uolente  et  a  co  si  fu  come  eschieuins  Oliuier  de  Deuioel  et  Lanuins 
Pilate  et  Gerais  Morans  et  Ricavs  taidns  et  si  fu  fait  an  lan  que  li 
Incarnations  ot  ni.  cc.xlvm  devant  el  mois  de  septembre  le  Deuenres  le 
Saint  Michil. 

XIX. 

Cirogr  .  . 

Ce  sacent  tout  eil  qui  cest  escrit  vcront  et  oront  que  Watiers  li 
cailiers  a  uendu  a  Ansiel  pelerin  unne  partie  de  se  maisou  qiä  siet  sur 
leue  dapers  le  pont  kafan  et  cele  partie  qiä  siet  sur  leue  deuers  le  pont 

.  kafan  a  il  uendue  a  Ansiel  pelerin  et  li  doit  aqwiter  a  ii  mars  de  rente 
et  a  retenir  a  moitie  closure  si  keme  li  closure  se  porte  et  de  cell  clo- 
sure  closure  duskes  a  le  boune  ke  par  teur  i  ont  a  sise  et  de  celi  boune 
duskes  a  le  cambere  (\in  siet  ou  mur  a  partir  le  siege  de  celi  canbere 
a  moitie  et  le  celier  doit  Ausiaus  auoir  a  iretage  si  auant  cum  li  lierbe- 

I  gages  dou  celier  se  porte  et  se  doit  Wautiers  li  carliers  auoir  ses  aises 
a  iretage  de  seure  le  celier  de  tant  que  deuers  se  partie  a  raounte  sains 
enpirier  mais  Watiers  li  carliers  ne  ses  oirs  ne  peut  faire  deseure  Le 
celier  de  coi  li  herbegages  soit  enpiries  en  sieng  et  se  dou  herbegage 
defaut  a  partir  parmi  lestele  deuant  a  coi  li  closure  se  tient  duskes  a  le 

I  boune  q-i  siet  en  le  court  ke  par  teur  ont  a  sise  et  de  celi  boun  duskes 
a  le  cambere  q«i  siet  ou  mur  a  partir  le  siege  a  moitie  et  se  poroit 
Ansiaus  rehebegier  le  celier  si  auant  ke  mon  saroit  kil  aroit  este  her- 
begies  a  cest  uuendage  et  ceste  reconnisance  fu  Ricars  Talons  et  Gerars 
li  morans  cum  eschieuin  en  lan  de  lincarnätion  m.  ans  et  cc  et  1  el  mois 

)     de  Genuier. 

XX. 

Cirograp//«?. 
(A  dos  est  ecrit):  Cest  contre  escrit 

warde  Gerars  heraus  par  erchieuinage. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Hues  li  neaus  a  uendu 

;     et  uuerpi  a  Druion  de  Carnin  se  maison  ki   siet  encoste  le   maison    celui 

Druion    wide    et   herbergie   ensi  ke  ele    siet  a  x  sols   de   par(?sis    et    a    vi 

sols   de  doisiens  de  rente  et  ensi  la  Hues  deuant  dis  en  conuent  a'  aquiter 

bien  et  loialment  dusques  au  dit  des  eschieuins  Gerart  le  morant  et  Gerart 

heraut  ce  fu  fait  en  lan  del  incarnation  notre  segneur  mil  cc  et  ciunquante 

D     mois  de  Jenuier. 

XXI. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  me  sires  Gilles  Broisse 

cheualiers  a  uendut  a  Oliuier  de  Deuioel  a  Ricart  Talon  et  a  Gerart  de 

Goy  borgois  de  Dowai  les  preus    de  xx  muis    de    terre  ki  sient  ei  teroir 

de  hasencort  li  quele  terre  est  acensie  a  loial  cense  Ixx  muis  de  bleit  et 

5     Ix  muis  dauaine   si  uallant  cm  a  vu  d^tfüers  ddiXiesiens  pieur  del  melleur 

XIX  2  qi . 

XX  CIROGRA   ...  6  par". 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  307 

cascune  rasiere  et  lauaine  seke  et  sainaule  loialment  nianouree  et  a  luiret 
a  Dowai   par    tout   la  u  li  deuanl    dit    borgois   nauronl  la  u  carete    pora 
carier  sans  mal  engien  et  a  deus  paiemens   cest  asauoir  le    pr<?niier  paie- 
nient  xl  niuis  de  hlet  et  xxx  muis  dauaine  a  le  feste  notre  dame  candele 
10     le  prifinicre    ki    uient  et  lautre  paiement  xxx  mtds   de  bleit   et    xxx  muts 
dauaine  a  le  feste  nostre  dame  candeler  en  siuant  apries  ki  ert  en  lan  cin- 
quante  deusisme   et  ensi  la  me   sires  Gilles    deuant  dis    en  couent  a  faire 
paier  ses  censeurs  et  sil  auenoit  cose  ke  li  censeur  ne  paoient  as  Borgois 
deuant  nomeis  les  Ix  et  v  muis    de    bleit  et    les  Ix  muis    dauaine    as    ter- 
1 5     niines  tout  ensi  com  a  deuant  est  deuiseit  et  li  borgois  deuant  dit  auoieut 
paine  cous  ne  damages  por  le    defaute    de    lor    paiement   me    sires  Gilles 
deuant  dis  lor  doit  rendre  tous  les  cous  tous  les  despens  et  tous  les  da- 
mages ke  11  aueroient  ne  leroient  en  qwele  maniere  ke  ce  fust  dusques  a  lor 
dis  u  dusques  au  dit  del  un  daus  trois  sans  autre  prouance  faire  et  tout 
20     cou  a  mesires  Gilles  deuanl  dis  en  couent  sor  lui  et  sor  le  sien  et  ke  li 
borgois    deuant    nomeit  le  puissent  prendre  a  lui  et    al  sien    par  tout  et 
uendre  et  despendre  comme  le  leur  et  se  me  sires  Gilles  deuant   dis  de- 
faloit  de  ces  couenences  ke  il  ne   les  tenist  bien  et  loialment    as  borgois 
deuant  nomeis  tout    ensi    com    deseure    est    deuiseit    me   sires   Henris  de 
25     mastaing  la  en  couent  a  faire  et  a  tenir  et  dusques  au  double  de  le  dete 
deuant  diie  et  me  sires  Pieres  de  Goelesin  cheualiers  la  encouent  a  faire 
et  a  tenir  as  borgois  deuant  nomeis  touten  autele  maniere  com  deuant  est 
deuiseit  sor  lui  et  sor  le  sien  et  li  borgois  deuant  dit  le  puissent  prendre 
a  lui    et  au  sien    par  tout  et  uendre  et  despendre   comme    le    leur  Et  se 
30     me  sires  Gilles  et  mesires  Pieres  .  deuant  nomeit  defaloient  de  ces  coue- 
nences   me    sires  Wis  de  Montegni    cheualiers    a    encouent    a    rendre    as 
borgois  deuant  dis  por  lor  cous  et  por  lor  damages  Ix  \ivres  de  artisiens 
et  ke  il  les  puissent  prendre  a  lui  et  au  sien  par  tout  comme  le  leur  Et 
me    sires    Broiars    descaillon    cheualier    a    encouent  a  metre    les    borgois 
35     deuant  nomes  en  1  mui  de  terre  la  u  il  mist  a  i  jour  ki  passes  est  Ber- 
nart le  cordwanier  por  dete  ke  il    deuoit  et  ke  li  borgois  deuant  dit  re- 
coiuent  les  preus  et  les  porfis  de  ce  mui  de  terre  deci.adont  ke  il  soient 
bien    paiet    de    ces  Ixx  muis    de    bleit    et  de    ces  Ix   muis  dauaine  et  de 
quanq  .  es  il  lor  cousteroit  ausi  deci  a  lor  dis  u  au  dit  del  un  daus  trois 
40     sans    autre    prouance  faire    A  totes  ces  couenences    furent  com  eschieuin 
Gerars    li  Morans  et  Jehans   li  feures    Ce    fu  fait  en   lan  del  Incarnation 
n-tre  segneur  mil  cc  et  Cinquanle  el  mois  de  feuerier. 

XXI  r. 

Saccnt  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  kc  Jehans  bouchc  a   ucndul 

et  werpit  a  Werin  doscr^j  le  manieur  une  rasiere  de  terre  pau  plus  pau 

mains    ensi    com    ele    siet    entre     le    moelin    de    uent     et    Dowai    a  dcus 

sols    de    doisietis    el  a  deus    capons   de   rcntc    et    a    disme    et    a    Icragc 

5     et    ensi    la    il  en    couent  a  aquilel    dusq«es    au   dit    des    eschieuins    Ces 

XXI  10  m.    m. 

XXII  4  do'is. 

ZeitHclir.  f.  roiii.  Phil.  XIV.  20 


308  CH.  BONNIER, 

werps  fu  fais  en  le  hale  deuant  eschieuins  Wicart  le    monnuer  et  Gerart 
le  Morant  ce  fu  fait  en  lan  del  incarnation  notre  segneur  mil  cc   et  ciun- 
quante  el  mois  de  Octembre. 
Cirographe. 

XXIII. 

Cirografum. 

Cou  sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Nicholes  li  piniers 
de  doewioel  a  assenee  demisiele  Marien  le  roine  le  demisiele  de  camp 
flori  sor  le  moitiet  de  se  maison  la  u  il  maint  et  sor  quan  kil  a  ki  se 
5  justice  par  eskeuins  en  tele  maniere  ke  demisiele  Maroie  li  deuant  dite 
le  puet  uendre  et  despendre  comwe  le  sien  desci  adont  ke  le  seroit 
plainement  paie  de  im  \ivres  iii  sols  niains  daxieste7is  ke  le  li  presta  la 
furent  com  eskeuin  sire  baude  de  doewioel  et  sire  bernars  pilate  cou  fu 
fait  en  lan  de  lincarnation  nostr^  sigaeur  m  et  cc  et  li  el  mois  de  decembre. 

XXIV. 
(Au  dos  est  ecrit)  Ceste  couenence  est  Gerart  de  Marellon. 
Sacent   tuit    eil   ki    sunt  et  ki  auenir   sunt   ke  Ricars  .  ^aions  a  re- 
cordeit  par    eschieuinage  ke  il  et  thumas  Cauweliers  furent  com  escheuin 
bien  a  .v.  ans  u  plus  la  u  demisiele  Oede  de  lens  dona  et  werpi  a  Gerart 
5     de    marellon  i  cortil    ki    siet    deuant   le    noef  moelin   por    demi    marc  de 
rente  par  an  et  une  maison  ki  siet  dautre  part  maison  Bauduin    de    dar 
la  u  thumas   de  fierin    li    peskieres    ni  est    port  i  marc    de    rente   par  an 
et  si  li  dona  ausi  aoes  Willaumes  sen  fil  demi  marc  diretage  ki   siet  sor 
le    maison  ki  fu  iakemon  roupie  ki  Gerars  meismes  tient  encoste  le  maison 
10     le  dame  de  aubi  et  eis  recors  fu  fais  par  deuant  eschieuins  lanvin    pilate 
et  Gerart  le  morant  en  lan  del  incarnation  notre  signeur  mil  cc  cinquante 
et  deus  el  mois  de  Genuier. 
Cirogr  .... 

XXV. 

Cirographum. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  que  leurens  boineue  de 
le  couture  doit  til  encouent  a  sohier  le  Waukier  a  lui  et  au  sien  xxv 
Mvres  de  Y>^xesis  et  ueut  et  otrie  eil  meesmes  leurens  que  li  deuant  dis 
5  sohiers  puist  prendre  a  lui  et  au  sien  et  uendre  et  despendre  coume  le 
sien  duskes  as  xxv.  Mvres  ki  deuant  sunt  dit  a  ces  couuenences  furent 
con  eskieuin  Gerars  li  Morans  et  Reniers  li  waukier  ce  fu  fait  en  lan  del 
incarnatzo«  nostre  segneur  m.  cc.  et  In.  el  mois  de  marc. 

XXVI. 
Ce  sacent  tout  eil   qui  sunt  qui  auenir  sunt  que  li  ospitaul   de  camp 
flori  a  acate  a  Jehan  le  clerc  le  fil  mahiu  dou  pre  i  rasiere  de  terra  qui 


XXIII  6  come.         7  lib.     art. 

XXIV  2  CO.         7  m. 

XXV  4  1^._       6  IIa.         8  incarnat. 

XXVI  2     R.' 


ETl'DE  CRITIQUK  DES  CHARTKS   OK   UOUAI.  3O9 

gist  de  la  labie  des  pres  lenanl  a  Ic  terre  Pieron  boisail  se  doit  a  labie 
des    pres  5  tasieres  de  ble  de    rente  et  xvni  Aeniers  Aonisiens  la  furcnt 
com  eskeuins  Gerars  li  Morans  et  Renieis  le  waukiers  ce  fu    fait    lan  de 
lincarnation  m.cc.lii  el  mois  dauoust. 
Cirogiaphe. 

XXVII. 

(Au  dos  est  ccrit).     (!!ouenence  est  Jakcmon   lonpecerise. 

Cirographe. 

Sacent  toul  eil  ki  siiiU  et  ki  aucnir  sunt  kc  Ermenlrus  de  le  mon- 
taigne  doit  et  a  encouent  a  Jakemon  loupecerise  vii  \ivres  1111  ^ols 
duxiesiens  a  rendre  et  a  paier  dedens  le  Noel  ki  iiienl  xxx  sols  et  a  le 
Penthecouste  apre?j  xxx  sols  et  a  le  saint  Remi  procaine  apries  xxx 
sols  et  al  Noel  apries  xxx  sols  et  a  le  Pasque  en  siuant  apries  xxm  sols 
et  ces  vii  Mvres  1111  so/j-  a  cele  Ermentrus  encouent  ensi  a  paier  au 
deuant  Jakemon  et  si  uelt  et  otrie  ke  il  les  puist  prendre  a  li  et  al 
sien  par  tout  et  uendre  et  despendre  cojiie  le  sien  en  loutes"  ces  coses  a 
Ermentrus  deuant  dite  reconciet  a  le  Uesueit  et  a  tous  priuileges  de  crois 
a  toutes  bares  a  toutes  aiues  de  loi  crestiene  et  de  sainte  Eglise  et  de 
loi  mundaine  et  a  toutes  les  coses  ki  aidier  ne  ualoir  li  pbroient  en 
contre  ces  couenences  ne  audeuant  dit  Jakemon  greuer  ne  nuire  a  toutes 
ces  couences  furent  com  eschieuin  Gerars  li  Morant  et  Reniers  li  Wau- 
kiers ce  fu  fait  en  lan  del  Incarnation  nostre  segneur  mil  cc  cinquante  et 
deus  el  mois  de  septembre. 

XXVIII. 
(Au  dos  est  ecrit).     Ces  pareus  letres  warde  Gerars  li  morans. 

Cirographum. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Wautiers  de  Barbastre 
doit  et  a  encouent  a  Willaume  le  candeller  xxviu  9,ols  de  pari?j-/j  et  uoel 
et  otrie  lou  meismes  Watiers  qwi  Willaumes  deuant  noumes  le  puist 
prendre  a  mi  et  au  mien  par  tout  u  ke  i  el  aie  et  boire  et  maingnier  et 
uendre  et  despendre  conme  le  sien  sans  autre  proüuance  faire  a  ces 
couenences  furent  com  eskieuin  gerars  li  morans  et  Reniers  li  Waukiers 
cou  fu  fait  en  lan  del  incarnat/ö«  nostre  segneur  mil  et  deus  cens  et  cin- 
quante et  deus  el  mois  de  decenbre. 

XXIX. 

Au  dos  est  ecrit:  Ce  sont  Gerard  de  Goi  letres. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  aüenir  sunt  ke  Driues  a  mis  en  saisine 

com  justice  Gerart  de  Goi  de  tout  le    ceuement  Gerart    ki  a  le  fdle  Gri- 

goire  de  bapaumes  li  ques    tenemens    siel    de    hors    le    bare    de   Ic    porte 

deskercin  ceste  saisine  fu  faite  en  le  hale  par  deuant  eskieuins  Gerarl  le 


4  R.     5  d  Dou. 

XXVII  4  lib.     sol  art.        5   s".     ap".  s".     }c.  7  lib. 

XXVIII  3   sol.     par".  g  incarnat. 
XIX  2  cö.          5    par. 


3IO  CH.  BONNIER, 

morant  et  Robiert    de   harnes    ce    fu    fait    en    lan  del  Incarnation  nostre 
segnuer  m.  cc.  et  hm  a  mi  marc. 
Cirographum. 

XXX. 

Cyrographe. 

Ce  sacent  tout  eil  ki  sont  ki  ces  letres  uerrorit  et  oront  ke  Jeliain 
de  le  montaigne  quite  a  Ermentrut  se  mere  deus  rasieres  de  t(?re  ki  sient 
deheurs  oscre  as  cortiels  de  saint  Aubin  parmi  vi  copes  de  terre  ke  Er- 
5  raentrus  done  a  Jehan  sen  fil  ki  sient  as  hauuil  a  faire  se  uolente  kil  le 
puet  uendre  et  despendre  se  besoins  le  touke  et  si  quite  Jehans  deuant 
dis  Ermentrut  se  mere  deus  heudes  ki  sient  a  le  montaigne  a  faire  se 
uolente  kele  les  puet  donner  la  u  ele  waura  parmi  cou  ke  Jehans  doit 
auoir  le  plache  et  le    maison   ki  siet   dacoste    les    deus    heudes   et   sest  a 

10  sauoir  ke  Jehans  dout  paiier  toute  le  rente  de  liretage  fors  un  quartier 
dauaine  ke  les  deux  heudes  doiuent  au  geule  cele  rente  doit  ermentrus 
paiier  et  se  Jehan  ne  paioit  le  rente  kil  le  couenist  ermentrut  paiier  ele 
se  doit  tenir  au  sien  de  tant  kele  paieroit  por  Jehan  sen  fil  et  ceste  co- 
uenanche  fu  faite  deuant  eskeuins  Oliuier  de  Deuwioel  le  Gerart  [/<?  ino- 

15  rant'\  lan  del  Incarnation  '^esus  crist  m  cc  et  ciuncquante  quatre  el  mois 
de  [mai]. 

XXXI. 

Cirographum   {illisible). 

Ce  sacent  tou  eil  (\ui  sont  et  (\in  auenir  sotit  que  Hernous  .  dostre 
doit  a  Huon  le  boursier  c  et  xi  sols  de  pareszs  que  hues  les  puet  prendre 
et  u<?«dre  et  despendre  come  le  sien  quanquü  li  costroit  dechi  a  sendit 
5  Sans  autre  prouuance  et  cius  Hernous  reno«ciet  a  le  crois  et  a  tous  pre- 
uileges  qui  aidier  li  poroient  por  de  lui  nuisir  et  cou  a  il  fianciet  a  tenir 
de  cou  est  eskieuins  Grars  li  morans  et  Robers  de  harnes  cou  fou  ou 
mois  de  septembre. 

Cest  en  lincarnasion  de  m.  c.  ans  et  hm  ans. 

XXXII. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Ces  werps  est  Watier  Roussiel  le  moelekinier. 
Sacent   tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Bandes  destrees  a  uendut  et 
werpit  et  doneit  a  hiretage  a  Watier  Roussiel  le  moilekinier  une  maison 
ki  siet  en  le  rue  de  Bielain  ki  fu  Engerran  camus  ensi  ke  ele  siet  uuide 
5     et    herbergie    deuant   et    deriere  a  vm  so/j  de    doisüns  et  vm  capons  de 
rente    p«r  an    ke  cele  maisons    doit  del  fons  de  le   Üere  et  por  1111.  mars 
diretage  ke  cils  Bandes  i  a  et  ensi  li  a  cils  Bandes    en  couent  a  aquiter 
dusques    au    dit    des  eschieuins    Ce  fu  fait  en  le    hale  deuant   eschieuins 
Gillon  Mulet    et  Willaumes    de  Lambres    en    lan    del    incarnation    nostre 
10     segneur  mil  cc  cinquante  et  quatre  el  mois  de  Septembre. 
Cirographe. 


XXX  3  tre.  15  Jhu.  (y^sus). 

XXXI  2  söI.         2  so.     par~.         4  üdre.     cöe.         5  renociet.         6  qui 

XXXII  5   s"   döis.  6   tre. 


ETÜDE  CRIITQUE  DES  CHAKIES  DE  DOUAI.  31  I 

XXXIII. 

Ce  sacent  toul  eil  ki  sont  ki  ces  letres  uerront  et  oront  Ke  Maroie 
dou  ploieic  meschine  me  dame  Annes  de  saint  Aubin  a  acate  las  preus 
de  VI  copes  de  terre  ki  sient  as  hauis  ke  on  lient  de  me  dame  labeesse 
des    pres  a  Jehan  de  le  montaine  vi  ans  preus    prendans  11  bles  et  deus 

5  tremois  et  sest  a  sauoir  ke  Jehans  doit  paiier  le  rente  de  le  terre  et  sil 
auenoit  chose  ke  Maroie  deuant  dite  auoit  ne  coust  ne  damege  en  ceste 
chose  kele  nen  portast  le  sien  en  pais  Maroie  se  doit  tenir  au  fons  de 
le  te^re  et  ensi  la  Jehans  encouent  loiaument  a  tenir  et  ceste  couenence 
fu    faite    deuant    eskeuins    Oliuier    de    Deuwoel   et  Gerat   le    morant    lan 

0  Incarnation  Jesus  rrist  m.  cc.  et  ciunquante  quatre  el  mois  de  Octembre. 
Cirographe. 

XXXIV. 

Sacenl  toul  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Jakemes  et   Gerars  del 

marchiet  ont  recordeit  ke  il  furent  com  eschieuin  en  lan  Im  isme  el  mis 

daoust  la  u  Jakemes  porceaus  saise  tout   le    tenement  et  tout  liretage    et 

tote  In  rente  Robert  del  berkin  ki    sient    deuens  le    porte  de  le  Noeuile 

5  por  le  rente  ke  cils  Jakemes  i  auoit  et  por  xiiii.  \ivres  de  pa.rests  ke  il 
i  auoit  de  arierages  de  se  rente  si  est  a  sauoir  ke  Baudes  destrees  et 
Gerars  del  marchiet  ont  recordeit  ke  il  furent  cow  eschieuin  la  u  Jakemes 
porceaus  fu  mis  en  uesture  de  cell  saisine  et  quant  cils  Jakemes  en  fu 
mis  en  saisine  il  en  mist  Jehans  painmoulliet  le  pere  et  Jehan  del  atrie  tout 

o  en  autel  point  co;«  il  en  estoit  de  cell  saisine  et  de  celi  uesture  tout  eist 
recort  furent  fait  deuant  eschieuins  Gillon  Mulet  et  Willaume  de  Lambres 
en  lan  del  incarnation  noire  segneur  mil  ce  et  cinquante  quatre  el  mois 
de  Octembre. 

5  Cirographe. 

Et  si  est  a  sauoir  ke  Jakemes  porceaus  en  fu  mis  en  uesture  lan 
Im  isme  le  Deuenres  apries  le  samt  Denis  et  Jehans  pains  moullies  et 
Jehans  del  atrie  en  furent  mis  en  tenure  le  demerkes  apries  le  lous  sains 
lan  Im  isme  en  le  hale  deuant  escheuins  Wicart  le  Monnier  Jehan  bona 
broke  Gillon  mulet  et  leur  compagnons. 

ü  Autra  ecriture: 

Cest  de  Jehan  pain  moulHet  el  de  Jehan  del  atrie  dendroil  liretage 
Robert  del   brekin. 

XXXV. 

(Au  dos  est  eerit:)  Ci  vverps  est  Willaume  del  aubiel. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ka  maroie  li  a  werpit  et 
doneit  a  hirelage  a  Willaume  del  aubial  se  maison  ki  siet  el  preit  deuant 
le  maison  Gerart  le  uerrier  ensi  ki  ala  siel  wide  et  herbergie  deuant  et 
5  darere^  por  .\vi  denürs  de  paxusis  diretage  par  an  Et  por  le  uies  rente 
cest  a  sauoir  xhi  deniers  doisiens  et  im  capons  et  ensi  li  a  cele  maroie 
en  couent  a  aquiter  dusques    au  dit  des  Eschieuins  ce  fu  fait   en  le  halc 

XXXIII  10  Jhu. 

XXXIV  5   lib.  par".         7   >    .  1      •    .  1:1  n..t. 

XXXV  5  dcre  den  pär. 


512  CH,  BONNIER, 

deuant    escliieuins  Gerart    le  Morant  et  Geravt    heraut    en  lan    del  incar 
nation  notre  segneur  mil  cc  liiii   el   mois  de  Decembre. 
Cirogr 

XXXVI. 

(Au  dos  est  ecrit):  Ce  sunt  letres  Willaume  le  candellier. 

Sacent  tout  eil  ki  ces  letres    ueront    et  oront    ke  Bauduins    li    gou- 

d aliers  ki  maint  dehors   le  porte  oliuet    doit  et  a  encouuent   a  Willaume 

le  candellior  x  Uvres  de    parasis  et  veut  et    otrie    eil    meismes    bauduins 

deuant  nomes  que  Willaumes  deuant  dis  le  pulst  prendre  a  lui  et  au  sien 

5     et  boire    et  mewgnier  et  uendre  et  despendre  coume  le  sien  dusques  as  x 

Yivres    deuant    dites  et  en  toutes    ces    couuen^wces    iou   Bauduins    deuant 

noumes    ai  iou  renoncie  a  tous  preuelieges  de     crois   que  iou  aie  ne    qi/e 

ie  poroie    auoir    a    toutes  öares    a    toutes  lestres    ki    sunt    ne    ki   poront 

estre    empetrees    otinies    ni    deunees    de    par   lapostoile    ne  de  par  legat 

lo     ne  de  par  autrüi  et  a  totes  les  cosses  ki  aidier  ne  ualoir  ne  poroient  ne 

au  deuant  dit  Willaume  greuer  ne  nuire  et  tout  ensi  co;«  il  est  ci  deuant 

deuiset  lai  iou  en    couent  a  tenir  et  a  emplir  bien  et  loialm^«;?  sans  mal 

engien  A  ces  couuenences   furent  com    eskieuin  Gerars  li  morani  et  Ro- 

biers    de  harnes    cou  fu  fait  en  lan  del  incarnation  nostre  signeur  mil  et 

deus  cens  et  liui  el  mois  de  decembre. 

Cirographuma. 

XXXVII. 
Ce  sacent  tout  eil  ki  sunt  et  qin  auenir  sunt  que  jordain  le  ba- 
tere  doit  a  huon  le  borsier  vi  Uvres  et  im.  sols  de.  pa.resis  que  hues  le 
puet  prendre  et  uendre  et  desprendre  conme  le  sien  et  quant  que  li 
costroit  de  si  a  sen  dit  sans  autre  porueance  et  eil  cordain  renoncoit  a 
5  le  crois  et  a  tos  preuilieges  qui  aidier  li  poent  por  celui  musir  et  cou  a 
il  iianciet  a  tenir  ce  fu  fait  deuant  eskeuins  gras  li  morans  et  robert  de 
Harnes  ce  fu  fait  en  lan  de  lincarnation  m.  cc.  Iv. 

XXXVIII. 

(Au  dos  est  ecrit :)  Ces  Werps  est  huon  de  balloel. 
Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  iehans  descarchin  a 
uendut  et  uierpit  a  huon  de  balloel  le  bateur  de  laine  une  maison  ki 
5  siet  en  le  noeue  rue  deuant  le  maison  Willaume  de  paskendale  ensi  com 
ele  siet  wide  et  herbergie  deuant  deriere  a  u  aols  de  doistens  et  i  marc 
diretage  par  an  et  ensi  la  cils  Iehans  encouent  a  aquiter  dusques  au  dit 
des  eschieuins  ce  fu  fait  en  le  hale  deuant  oscheuins  Renier  de  Goy 
Gillon  de  Doregni  et  bernart  catel  en  lan  del  incarnation  noire  segneur 
10     mil  cc  et  Iv  el  mois  de  Jenuier. 


XXXVI  3  lit).  (Iiures)  par"s  (paresü).       5  mgnier.         6  HD. 
neces.         7  que.     v.  ou  b  ?          11  cö. 

XXXVII  2  lit>.      sols.         3  par". 

XXXVIII  6  s".     dois. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTüS  DE  DOUAI.  313 

XXXIX. 

(Au  dos  est  ecrit.)  Cesle  couenence  est  de  Henr/s  le  cordouanier  et  de  iake- 

min  Manekin. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Jakemins  ki  fu  hls  Raoul 
manekin  a  counut  devant  eschieuins  ke  Henris  de  courtrai  li  cordouaniers 
5     li  a  paiet  Ix  so/s  de    paresü   lesquels  Raols    ses    peres  le  auoit    dones  et 
de  quoi  il  estoit  assenes  sor  une  maison  ki  siet  deuant  se  maison  Marien 
le  clert  ke  cils  Henris    tient  et  eil    assenement  a  quite  clameit  cils  Jake- 
mins deuant  eschieuins  Braudet  destrees  et  Bernart   catel  en  l'an  del  In- 
carnation  notre  segneur  mil  cc  et  Iv  el  mois  de  feuerier. 
Cirographe. 

XL. 

Sacent  tont  eil  qui  cest  escrit  ueront  et  oront  ke  i  .  .  (?)  einme  qtei 
fu  ferne  Biertremiu  as  femes  et  Aelis  se  fille  ont  reconeut  pur  de.uatU 
eskieuins  de  Douai  Grart  le  morant  et  Robiert  de  Harnes  queles  (/oiuent 
a  Brission  le  Barbeteur  de  Doiuoel  In  sois  de  pzresis  lesques  elles  doiu^«/ 
3  paier  au  deuant  dit  Brission  en  tel  maniere  sil  est  a  sauoir  au  Noel  et 
au  Marc  de  cest  an  qtii  ore  keurt  .\xvi  sols  au  Noel  et  au  Marc  de  lan 
apries  [apries]  xxvi  so/s  et  feur^«^  en  conuent  que  crois  ne  preuileges  .  .  . 
qui  i  fur^«^  com^  eskieuins  lan  del  incarnation  nostre  signeur  mil  cc  Iv 
ime  el  mois  de  Marc. 

XLI. 
(Au  dos  est  6crit.)     Cis  contre  escris  est  Thumas  de  Mons. 
Ce  sacent  tout  eil  ki  cest  escrit  uerront  et  orront  ke  Jehans  li  uie- 
leres  a  done  a  hiretage   a- Thumas  de  Mons  et  li  a  werpi  en  le  hale  une 
maison  ki  siet  en  le  basse  rue  deca  le  porte  deskiercin  deuant  le  maison 
5     Gowmer  le  mie  ki  fu  tout    ainsi    cowe  le  siet  deuant    et  deriere  wide  et 
herbegie  por  viii  sols  de  paresis  et  por  vi  coupes  dauaz"«^  et  por  vi  doui- 
siens  el  11  capons    de  renle  par  an  et  par  coruee  et  demie  par  an  de  vii 
tXeniers  et  maaille  de  pd^xests  par  cesti  rente  ki  ci  deuant  egt  nomee  li  a  Jehans 
li  uileres  iXtnant  dis   ewcouuent  a  aquiter    dusques    au    dit    des    eskieuins 
lü     cis    uierps    fu  fais    en  le    hale  par    deuant   Eskieuins    Jakemes   Pourciaus 
Bernart  Cateus  ce  fu  fait  lan  del  Incarnation  nostre    seigneur  mil  cc  I  et 
V  ans  el  mois  de  March. 
Cirografe. 

XLII. 

Ce  sacent  tout  eil  ki    sont  et  ki    auenir  sont    que  Grars  deustricort 

a    uendut    et    uierpi  a  Jehan  de  France  1.  fiert    diretage    sor    le    maison 

pieron  deustricort  sen  frere  ki  siel  en  le  rue  dou  gardin  dehors  le  porle 

vakerece  el  si  li  a  cius  Grars  deuant  dis    uendut   et  werpi    se   maison  ki 

5     siel  sor  le  gram  rue  dehors  le  porle  vakerece  el  tou  sen  lenement  si  ke 

XXXIX  5  s"  par".     9  notre. 

XL  4  s~  par".         5  doui.         8  s".  10  furenl.     coni. 

XLI  5  Gmer.         5  cö.       defl.         9  par".        10  e(n). 
XLII  2   ferH  (f ertön). 


314  CU.  BONNIER, 

il  siet  wis  et  heibregies  et  iine  heude  qui  siet  en  le  rue  dou  gardin  entre 
le  maison  celui  Grart  et  tous  li  tenemens  et  li  heude  xix  sols  et  vi  deniers 
de  Tpa.resü  par  tout  et  ensi  li  a  Gras  d^euant  dis  en  couuent  a  aquiter 
dusqttes  au  dit  des  eskieuins.  Ce  fu  fait  en  le  hale  deuant  eskieuins  bernart 
10  katel  et  sauualon  de  vergelai  en  lan  del  incarnation  nostre  segneur  m. 
cc.  Iv  el  mois  de  Marc. 
Cirographe. 

XLIII. 

(Au  dos  est  ecrit :)   Ceste  Couenence  est  Mahiu  le  pinier. 

Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Gillebers  li  piniers  a 
werpit  et  doneit  a  Mahiu  sen  fil  se  maison  ki  siet  a  Deuioel  deuant  le 
maison  Jehan  le  feure  a  tele  rente  ke  ele  doit  ce  Et  se  li  doune  ausi  tout 
cou  ke  il  a  ne  ke  il  auera  en  quoi  ke  ce  soit  et  par  tele  maniere  ke  cils 
5  Mahius  doit  li  ourer  Gillebers  sen  pere  et  Emmain  se  mere  tout  cou  ke 
besoins  leur  ert  de  boire  de  mangier  et  de  uestir  et  de  caucier  soufis- 
saument  et  sil  i  auoit  mil  debat  cils  Mahius  en  doit  ourer  par  le  consel 
des  eschieuins  ce  fu  fait  deuant  eschieuins  Gerart  le  Morant  et  Robert 
de  harnes  en  lan  del  Incarnation  notre-  segneur  mil  cc  et  Iv  el  mois 
10     de  May. 

XLIV. 

Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Melissens  de  le  braiele 
a  doneit  a  Amalri  sen  fil  sen  meis  ki  siet  en  le  braiele  maintenant  a  tenir 
tout  ensi  co;«  il  siet  wis  et  herbergies  deuant  et  deriere  a  vu  sols  vi 
5  deniers  pa.resis  de  rente  par  an  et  par  tele  maniere  ke  cele  Melissens 
doit  tenir  le  moitiet  del  mes  se  uie  et  ele  doit  paier  le  moitiet  de  le 
rente  a  cest  dou  furent  com  eschieuin  Gerart  li  morans  et  Gilles  li  alains. 
Ce  fu  fait  en  lan  del  Incarnation  notre  segneur  mil  cc  et  Iv  el  mois 
de  Mai. 

XLV. 

Sacent  tout  eil  ki  sont  et  ki  auenir  sont  ke  sire  Jehans  Pikete  a 
donne  a  loial  cense  le  despouUie  de  ix  rasieres  de  tiere  couertes  de  biet 
a  Huon  Castiel  a  Jehan  son  fiUastre  et  a  Eurart  denpi  chaskun  por  le 
cout  sil  est  a  sauoir  xiiii  rasieres  de  biet  por  le  semure  de  chascune 
5  rasiere  de  cel  biet  ki  sor  le  tiere  crois  si  le  doiuent  paier  sec  pesnaule 
bien  batut  et  bien  uanet  et  batut  de  win  et  auoir  tout  paiet  dedans  le 
Saint  Andriu  dedens  les  portes  de  Douai  u  sire  Jehans  uolra  la  u  charete 
puist  torner  et  sans  remesurage  de  tiere  et  les  voies  concees  ens  de  ceste 
pouenence  a  tenir  asenent  il  signor  Jehan  deuant  nous  deus  eskeuins 
10     Grart  Morant  et  Robiert    de   Harnes    sor    tous    lor    meubles    iretages    et 


7  s    8.      den  par .         9  dusq. 

XLII  7  par". 

XLIV  3  maintenS.      4  cö.       s .         5  den.     par .         7  co. 

XLV  4  r". 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  315 

chateus  a   faire  se    uolente    sil    defaloienl  de  ceste    coueiv//ce  et  Ic   sires 
Jehans    entenl    quil    ne  soil  mie    bien  seurs  plus  seurs  Icn    ilouieiU    faire. 
Ce    fu    fait   le  jor  de  le    pcnlecousle  en  lan  de   lincarnalion    mil  cc  el  Iv 
en  lenclostre  saint  anie. 
Cirographe. 

XL  VI. 

(Au  dos  est  ecrit.)     Ceste  couenence  est  Symon. 

Sacent  tout  eil  ki  sont  et  ki  auenir  sout  ke  Simons  li  clers  de  Can- 

teleu  a  done    acense  vi  ans  a  Gilon  Cramete    de    le    rue    dou    gardin  vi 

xasieres  de  tiere  ki  sient  derriere  le  capiele  pour  vu  Mvres  de  pare^jzj  par 

5     an  de  cense    et    pour  1111  xasieres  de  ble  et  n  x-x%ieres   dauaine    et  v  so/j 

de  parc-ivV  ke  li  tiere  doit  de  rente  par  an  et  si  est  asauoir  ke  li  pr^miers 

paiemens    eskiet  a  paier  a  le    saint  Remi   lan  Ivi  isme    et    de  Sain  Remi 

en  Sain  Remi  apreis  apreis  cascun  an  vn.  Xivres  iuskes  a  vi  ans  et  ces  vii 

Mvres  de  part'jw  deuant  dites  Giles  deuandis  a  Simon  deuant  noume  a  lui 

10     et  au  sien  kil  le  peut  prendre  et  uendre  et  despendre  comme  le  sien.    A 

ceste    couuenence    fu    comme    eschieuins  Jehans   Bonebroke    et  Gillies  li 

Alains  En  lan  mil  cc  et  Iv  el  raois  de  Julie 

XLVII. 

(Au  dos  on  lit :)  Cest  couuenence  Le  mone  de  Mons. 

Sacent    tout    eil    ki    sunt  et  ki    auenir  sunt    ke  Baudes    de  Harnes 

Robers  se  fius  et  Marote  se  fille  aussi  ont  uendu  et  werpit  hiretaulement 

a  Ameit  de  Mons  le  jouene  le  moiiiel  de  leur  maison  ki  siet  a  Deu«?/'poei 

de  la  le  pont  a  le  laigne  cest  a  sauoir  le  moitiet  de   celi   maison  ki  siet 

5     sor  le  ruele  des  mairiens  tout  ensi  come  ele  siet  wide  et  hebergie  deuant 

et  derriere  a  vi  mars  et  11  setiers  par  an  de  rente  et  le  uies  rente  kele  deuoit 

deuant  cest    a    sauoir  m  mars  1  setier  xxi  sols  .  et  vi  A^niers  de  T>o\siens 

et  111  capons  par  an  de  rente  et  si  est  a   sauoir  ke   cius    ameis   doit  des 

VI  mars  et  111  setiers  deuant  dis  racater  demi  marc  a  lauenant  de  .\v  mars 

10  le  marc  dedens  le  jour  de  le  Natiuite  saint  Jehan  Baptiste  le  preijiiere 
ki  uient  en  .i.  an  et  apreis  le  racat  de  celui  demi  marc  il  doit  racater  dou 
remanant  des  vi  ma/-s  et  111  setiers  deuant  dis  cascun  an  porsiuanment 
a  cascune  feste  de  le  Nativite  saint  Jehan  baptiste  1  marc  de  xv  mars 
le  marc  duskes  adont  ke  li  vi  mars  et  lu  iiertons  deuant  dit  seront  tout 

1 5  racateit  et  si  est  a  sauoir  ke  cius  ameis  u  eil  ki  cele  moitiet  de  celi 
maison  tenront  doiuent  auoir  leur  aises  au  Noc  de  celi  maison  ausi  auant 
ke  eil  ki  lautre  moitie  tenront  par  mi  cou  ke  cius  Ameis  u  eil  ki  se 
moitiet  tenront  doiuent  celui  noc  retenir  a  moitiet  et  auoec  tout  cou  cius 
Ameis  u  eil    ki    se    moitiet  de    cel    maison    tenront   doiuent    auoir  a  lous 

20  iours  parmi  le  court  Thunias  de  Mons  le  conduit  deiskes  ou  caneil  tout 
ensi  come  il  est  aujuur  de  hui  et  celui  conduit  doiuent  il  retenir  a  moitiet 


XLVI  4  K'   {nisu-rej.       4  Hb.   par.      5    K.       lu  [n'n/ir  aiu,f  i'criture). 
XLVII  3  Dehiocl.       5  cömc.     6  srt.       7  sei.     sol.     defi.  dois.       9  m". 
14  m".     fiert.         21   cnmc. 


3l6  CH.  BOiNNIER, 

ausi  come  dou  noc  deuant  dit  et  le  puent  et  doiuenl  refaire  et  retenir  ensi  ke 
ci  deuant  est  deuiseit  se  mestiers  est  parmi  le  court  Thumas  deuant  noumeit 
et  toutes  ces  Couuenences  ensi  ke  les  s\int  ci  deseure  deuisees  doiuent 
25  et  ont  encouuent  Bandes  Rob^rs  et  Marote  deuant  dit  a  aquiter  et  a 
warandir  a  Ameit  deuant  dit  duskes  au  dis  deskieuins  ce  fu  fait  en  le 
hale  par  deuant  eschieuins  Robert  et  Gerart  le  Morant  en  lan  del  In- 
carnation  notr^  signeur  mil  cc  Iv  el  niois  daoust. 
Cirographe. 

XLVIII. 

(Au  dos  est  ecrit)  Ceste  Couenence  est  Jakemon  Audegon. 
Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Jakemes  Audegons  fu 
mis  en  tenure  saus  tous  drois  en  1  marc  diretage  ke  il  auoit  sor  une 
5  maison  ki  siue  est  meismes  ki  siet  dehors  le  porte  des  weis  encoste  le 
mäison  Jakemon  le  til  solner  le  barbeteur  por  xxx  \ivres  de  paresis  ke 
Nicholes  li  potiers  Dorcies  li  deuoit  par  eschieuinage  ce  fu  fait  en  le  hale 
deuant  eschieuins  Bernart  pilate  Renier  de  goy  et  bernart  catel  et  si  fu 
com  justice  Jakemes  spinecoke  en  lan  del  incarnation  notre  segneur  mil 
10     cc  et  Iv  el  mois  de  septembre. 

XLIX. 

(Au  dos  est  ecrit:)  Cis  Werps  est  Driuon  le  Justice. 
Sacent    tout    eil    ki    sunt    et  ki    auenir    sunt  ke  Gerars   li  uerriers  a 
uendut    et   werpit  a  Driuon  le  justice    oliuier    de  Deuioel    se    maison  ki 
siet    deriere    le  moustier    saint  Albin    deuant    le    maison  Marien    laubaine 
5     ensi  Com  ele  siet  wide  et  herbergie  deuant  et  deriere  a  x  sols  de    paresis 
et    11    sols   de   Doisie«s   et  deus  capons  de    rente  par    an  et  ensi  li  a  cils 
Gerars  encouent  a  aquiter    dusques    au    dit    des  eschieuins  Ce  fu  fait  en 
le   hale  deuant  eschieuins  Gerart  le  Morant  et  Robt-rj-  de  Harnes  en  lan 
10     del  Incarnation  nostre  segneur  mil  cc  et  Iv  el  mois  de  Septembre. 
Cirographe. 

L. 

(Au  dos  est  ecrit:)  Ceste  couenence  est  segneur  oliuier  de  Deuioel. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Derius  li  tallieres  justice 
segneur  oliuier  de  Deuioel  doit  et  a  encouent  a  Oliuier  de  Deuioel  meismes 
X  Mvres  de  \>3.resis  lesquels  il  uelt  et  otrie  ke  Oliuiers  deuant  dis  puist 
prendre  a  lui  et  au  sien  partout  et  uendre  et  despendre  com  .  .  le  sien 
a  ceste  couenence  furent  co;m  eschieuin  Robers  de  harnes  et  Gerars  li 
morans  ce  fu  fait  en  lan  del  incarnation  notre?  segneur  mil  cc  et  cinquante 
ciunc  el  mois  de  Septembre. 

Cirographe. 


XLVIII  I  m"  (marc).  6  Ib.  par". 
XLIV  6  sols  7  Dois.  9  Robers. 
L  3  lib.   {livres).     par".  4  cö. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTKS  DE  DOUAI.  317 

LI. 

(Au  dos  est  ecrit.)     Cis  werps  est  Thumas  de  Cambrai. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  crestelos  ben  a  uendut 
et  werpit  a  Thumas  de  Cambrai   une    maison   ki  siet  a  le  Noeuile    en  le 
rue  de  le  fausse    posterne  ensi  ke    ele    siet  wide  et    herbergie    deuanl  et 
5     deriere  a  xvu  sous  de    paresis    de    rente    par    an  et  ensi  la    cils  crestelos 
eucouent  aaquiter   dusques    au    dit    des  Eschieuins    Ce  fu  fait   en  le  hale 
deuant  Eschieuins  Jehan  petit  diu  et  bernart  Catel  en  lan  del  incarnatlon 
nostre  segneur  mil  cc  et  Iv  el  mois  de  Octobre. 
Cirographe. 

LH. 

Ce  sacent  tout  eil  ki  sont  et  ki  auenir  sont  ke  maroie  gringe  a 
done  et  werpi  a  Jehan  de  Cambrai  le  baron  Margot  se  serereur  le  moitie 
de  se  maison  ki  siet  en  le  rue  de  bielaing  wide  et  herbregie  apres  le 
decies  de  Hauit  le  uiseuse  a  tel  rente  com  a  le  moitie  de  celi  maison 
5  afiert  et  ce  don  et  ce  werp  li  a  Maroie  Gringe  deuant  dite  en  couuent 
a  aquiter  duscaudit  des  Eskieuins  a  ce  don  et  a  ce  werp  furent  comme 
eskieuin  Jakemes  pourciaus  et  Bernars  kateus  Ce  fu  fait  lan  de  l'incar- 
nation  Nostre  segneur  m.  cc.  Iv.  el  mois  de  octembre. 
Cirographe. 

LIU. 

(Au  dos  est  ecrit:).     Cis    werps   est  Ermengart  de  ham  et  Roesselain  Cauvet 

le  co«pagnesse. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Gilles  miles  a  werpit 
et  doneit  a  hiretage  a  Ermengart  de  ham  et  a  Roesselain  Cauuet  le 
5  conpagnesse  le  maison  et  le  tenement  la  u  Fauconiers  et  Mahius  li  Car- 
boniers  mainent  tout  ensi  ke  tous  li  tenemens  siet  wis  et  herbergies 
deuant  et  deriere  por  trois  mars  diretage  et  por  le  uies  rente  Cest  a 
sauoir  11  sous  de  Doisüns  et  ensi  la  Gilles  Miles  encouent  aaquitet  dus- 
ques   au   dit    des   Eschieuins   Et   si    est    a   sauoir   ke  liquele  de  ces  deux 

10  demisieles  muire  ancois  tous  les  tenemens  deuant  dis  deuara  et  sera  ä 
celi  deles  deus  ki  demoura  en  vie  Tout  cou  fu  fait  en  le  hale  deuant 
Eschieuins  malet  de  le  Corbille  et  Bernari  Catel  en  lan  del  incar- 
nation  notz-f  segneur  nul  cc  et  Iv  el  mois  de  Deccmbre  le  dcmerqucs 
deuant  noel. 

15  Cirographe. 

LIV. 
(au  dos  est  ecrit:)  Cest  de  r.iukici    dtl   liirfi.ji. 

Cirographum. 

Sacent    tout    eil    ki    sunt    el    ki    auciiii    suiil  ke  ülarars  li   Alains  a 

werpit    et    dounet    a    iretagc    a    foukier    del    berfroi  le  maison  de  pierc   ki 

5      fu    Sakemon    l'ourcicl    ki    siel    en    le    rue    de    helaing    en  cosle  le  maison 


LI  5  s".     par". 

LIII  5  cöpagnesse.         8  s".     Dois    (Joisietis). 


jlS  CH.  BONNIER, 

Hanoi  Painmollier  ensi  con  ele  siet  wiude  et  herbergie  deuant  et  deriere 
dusques  al  dehors  del  perier  ki  siet  en  le  court  deriere  pour  vrai  mars 
diretage  par  an  par  maniere  ke  cius  Foukiers  empuet  et  doit  racater 
Trois  mars  de  xvi  mars  le  marc  sien   doit  racater  marc  et  demi  de  XXIIII 

10  mars  de  deus  le  nuit  del  Nouel  procaine  ki  uient  et  i  marc  et  demi 
XXIIII  mars  de  celui  Nouel  en  i  an  en  siuant  et  a  le  mesure  ke  on 
racatera  celui  iretage  tant  deuera  mains  li  maisons  deuant  dite  et  quant 
li  troi  marc  seront  racatet  li  maisons  deuant  dite  ne  deuera  ke  vi  mars 
diretage  par  an  et  si  est  a  sauoir  ke  Gherars  li  Alains  a  ses  aises  en  le 

15  maisiere  de  Piere  Aules  par  deuers  luj  si  condebaides  et  de  corbiaus  et 
degons  metre  sauf  cou  ke  il  ne  puet  mie  le  maisiere  enpirier  et  se  11 
empiroit  le  maisiere  il  le  doit  sourre  et  amender  Et  si  doit  li  maisiere 
de  Piere  porter  le  noc  ki  est  entraus  deus  et  Gherars  doit  liurer  le  noc 
et  retenir  a  tous  a  tous  iors  a  sen  coust  tant  ke  li  herbergages  duera  et 

20  si  doit  li  iretages  Gherart  .  deuant  dit  aquiter  liretage  Foukier  pour  VI 
mars.  de  quele  eure  ke  il  en  aroit  paiet  le  racat  et  ke  foukiers  en  aroit 
paiet  cou  ke  il  en  doit  racater  si  com  il  est  deuant  dit  ensi  ne  deueroit 
maisons  Foukier  ke  Vi  mars  diretage  par  an  parrni  cestui  racat  ki  deuant 
est  dis  et  sil  auenoit  cose  ke  ou  i  presist  depuis  wage  le  noeue  maisons 

25  ki  siet  sour  le  debout  del  fosset  Maugart  ki  est  de  celui  meesme  tene- 
ment  len  doit  aquiter  de  toutes  rentes  dusques  as  vi  mars.  ki  deuant  sunt 
dit  et  si  est  a  sauoir  ke  de  quele  eure  ke  il  defalist  ne  retenir  ne  le 
puet  on  de  le  base  cambre  ki  est  deriere  le  maison  Gerart  il  ne  puet  en 
celui    herbergier    ne    carpentage  faire  ains  doit  cascuns  reuenir  a  se  terre 

30  de  Gerart  et  de  Foukier  Cis  Werps  et  ceste  Couuenence  fu  faite  en  le 
hale  par  deuant  eskeuins  Bernart  Pilate  et  Baude  destrees  Ce  fu  fait 
en  lan  de  incarnation  nostre  segneur  mil  cc  et  Iv  el  mois  de  de- 
cembre. 

Cirographe. 

LV. 
Sacent    tout    eil    ki  sunt  £(  ki  a  uenir  sunt  ke  Yerbiaus  ki  fu  ferne 
Watür   as    vakes    a    assene   bien    et   localment   Brissijon    le  barbeteur  de 
Deuijoel  de  qz^arante  sols  de  paresis  que  ele  li  doit  de  bone  dete  . .  de 
loial    sour  deus  maisons  ei  le  tenement  de   ces   deus   maisons  ei  ele  a  en 
5     le   couture    en    le    rue   Nycholon    placlete    et    cest   assenement    et   ele    en 
conuent    a    tenir   ei   a    warandir    a    brissyon    deuant  dit  bien  et  loialment 
par    sairement    ei    par    foi    fiancie    et    il    renoncie    de  se  propre  uolente  a 
tous   priuileges   de    Crois    a    toutes    bares    a    toutes    exceptions   ei    a    tous 
autres    koses    ki    aidier   li    poroient   et  nuisir  a  Brissyon  deuant  nome  cis 
10     assenemens    fu    fais    par  deuant    eskieuins    de    Douay    grart   le    morant    et 
Robert    le    faure    cn   lan    de    le  incarnation  mil  deus  cens  ei  cinkante  sis 
ans  el  mois  de  Genuie?: 
Cirografe. 


LIV   12  ra[ca]tera. 

LV  2  Wat~.         3  qii.     par".  5  con  (^ou^)  ure  (P). 


ETUDl;:  CKITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAl.  3  IQ 

LVI. 
(au  dos  est  öcrit:)  Ce  sunt  letres  Jelian  b.mant. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  a  uenir  sunt  ke  Daniaus  li  fourniers 
doit  a  Jehan  Lamant  le  foulow  viii.  hvres  et  demie  de  p:irests  a  rendie 
et  a  paier  de  ces  piocaines  Pasques  en  11  ans  et  sil  auenoit  cose  ke  eist 
denier  nestoient  rendut  et  paiet  au  deuant  dil  Jelian  ou  a  sen  Coumanl 
dedens  le  t^-rmine  deuant  deuiset  Daniaus  ki  deuant  est  noumes  ueut  et 
otrie  ke  eil  Jelians  puist  prendre  a  luj  et  au  sien  par  tout  ou  que  il  ait 
et  uendre  ei  despendre  comme  le  sien  dusques  as  viii  livres  et  demie  ki 
deuant  sunt  dit  et  si  renonce  eil  Daniaus  et  a  renonciet  contre  cesti  dete 
a  tous  priuileges  de  crois  ke  il  ait  ne  ke  il  poroit  auoir  a  ceste  couue- 
nence  furent  con  Eskieuin  Gherars  li  Morans  et  Robiers  li  feures  Ce 
fu  fait  en  lan  del  incarnatiou  nolre  segneur  mil  cc  et  Ivi  el  mois  de 
feurier. 

Ci  ro  yra  phe. 

LVJI. 

Cirografe. 

Ce  sacent  tot  eil  q7/i  sunt  ei  q?n  auenir  sunt  qtec  Hucs  li  Borsiers 
done  a  Jehan  dou  castel  le  maison  ki  siet  entre  le  maison  Jehan  le  Grant 
et  Marien  daubi  a  I  marc  diritage  et  le  uies  rente  et  par  maniere  quil 
le  doit  racater  deuens  vi  ans  de  xii  mars  cascw«  an  les  xl  demers  de 
xl  soiis  de  paresis  et  sil  ne  le  faisoit  qwil  le  puist  prendre  a  lui  et  au 
suen  tot  par  tot  en  quel  leu  qwe  il  lait  et  qu\\  le  puet  uendre  et  des- 
p^wdre  comme  le  suen  et  qz^ant  qwil  li  costeroit  desi  a  sen  dit  sans  autre 
poz-veance  et  ce  a  il  fianciet  hien  et  loialment  a  tenir  deuant  eskeuins 
de  CO  est  eskeuins  Grars  li.  Morans  et  Rob^rj  li  feures  ce  fu  fait  en  lan 
de  lincarnation   nostre  seignuer  m.cc.lvi   el  mois  de  Marc. 

LVIII. 
(au  dos  est  ecrit;)    Ces  couuiscance  Wautier  le  cordouanier 
et  Daniel  le  Goudalier. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Jehans  Nokeis  li  bou- 
lengiers  a  a  fait  couuiscance  a  lui  et  au  sien  a  Wautier  le  cordouanier  et 
a   Daniel   le  Goudalier  de  XXI  livres  de  par<?j?j  et  ueut  el  otrie  li  deuant 
dis  Jehans  ke  Wautiers  et  Daniels  ki  deuant  sunt  noume  puiscent  prendre 
a    lui    et    au    sien    par    tout   ou  quil  lait  co    mc    le    Icur    et    noumeement 
sour    une    piece    de    terre    ke    eil    Jehans   a    a  le  mote  Julien  sor  lequele 
terre  eil   Jehans    a  XX  hures  de    paresis  et  sour  tout  cct  accucnu'///  ueut 
Jehans  .  ke  Wautiers  et  Daniels  ki  deuant  sunt  noume  [puiscent]  puiscent 
prendre  co/wme  le  leur  dusques  a  XXI  hurei   de  par^^in   ki  deuant  sunt  dil 
a   ceste    Couuiscance    furent    con    Eskieuin  Gherars  li  Morans  et  Robiers 


1.  5  Lu^wiiuc.  y   lil).  li    notre 

9  p,  (";•).     IjH. 
par".  l  I    cöine.     par(t'i'/i). 


LVI  2  foul. 

Ib.        p.T'. 

segn  CO    {eur). 

LVII  5   den. 
LVIII  5  lib. 

6   s~.      par" 
par'.          y   li 

320  CH.  BONNIER, 

li    feures      Ce    fii    fait  en  lan   del  incarnation  noire  segneur  mil  cc  et  Ivi 
el  mois  de  March. 
15  Cirogiaphe. 

LIX. 

Sacent  tout  eil  ki  ces  letres  nerront  et  orront  ke  [iou]  iou  fakemes 

boigne    broke   ai    werpi    et   otrie    a   Waubert  Baudatie   xvi  livres   dessus 

lesquels    deniers   li   Rois    de    engletere   me  deuoit  poiir  mi  et  li  ai  werpi 

et    mis    en    autel    point    cöme   iou    en   estoie  et  si  li  ai  en  couent  que  ie 

5     cesti    dete    nai    nendue  ne  fait  couenance  a  autrui  cowd"  a  lui  et  sil  aue- 

noit    cose    qne    nus    len    demandait    nient    de  par  mi  iou  lakemes  boigne 

broke    li    ai    encouent    a    aqwiter    sau    cou  que  se  li  dis  deuant  Waubers 

baudane  receuoit  les  xvi  livres  auant  que  il  les  doit  pour  mi  as  deuans 

dit   Waubers    les   mes   doit   rendre    et   len    doi    faire    seur    de    rendre  les 

10     deniers  au  terminne  que  il  les  doit  pour  mi  Et  sil  auenoit  que  li  deuans 

dis  Waubers  ne  les  receut  si  tempre  que  il  les  doit  pour  mi  je  li  deueroie 

rendre    et    as    termines  que  il  les  paiera  pour  mi  aces  couuenences  furent 

com  Eskeuin  sire  Geras  dou  Machiet  et  sire  Bernas  Cateus  lan  m.  cc.  Ivi 

aus  el  mois  dauril. 

LX. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  aueni'r  sunt  ke  Maroie  de  Hainnau  ki 
ferne  fu  Martin  le  carpentier  a  do«ne  a  rente  et  werpi  en  le  hale  a 
Renier  Grauel  le  Carpentier  se  maison  ki  siet  a  Barlet  ki  fu  Gillion  la 
laig  et  le  eort  ki  afiert  a  cell  maison  dedens  les  bonwes  ki  mises  i  sont 
5  por  le  desoiure  de  le  cort  et  del  gardin  et  cou  li  a  ele  don  .e  per  xxxv 
%o/s  de  paresis  de  rente  par  an  et  11  capows  et  par  teile  maniere  qwe 
cius  Reniers  deuani  dis  en  doit  racater  demi  marc  de  VII  livres  de 
piuests  dedens  11  ans  les  premiers  que  nous  atendons  et  ces  Vit  livres 
deuant  dites  li  a  il  en  couu^«/  a  lui  et  au  sien  et  uielt  que  ele  le  puist 

10  prendre  par  tout  u  qwe  il  lait  cöuie  le  sien  et  quant  il  auera  racate  ee 
demi  marc  il  le  doit  rabatre  et  ram^«rir  de  le  rente  deuant  nomee  et 
si  est  a  sauoir  que  Maroie  deua«t  dite  a  downe  a  rente  et  werpi  en  le 
hale  a  Nieolon  Carbonel  et  a  Jehan  le  cuuelier  de  Barlet  le  gardin  de 
celi   maison    ki   deuani   est    nomee    dehors  les  bones  tot  ainsi  com  ele  le 

15  tenoit  si  en  a  Nicoles  Carboniaus  les  deus  pars  encöwtre  lui  et  cou  lor 
a  ele  done  por  lii  sous  de  pareszs  de  rente  seur  tout  entre  nies  rente  et 
nouele  si  en  doit  Nicoles  Carboniaus  en  se  parüe  xxxiin  soiis  viu  deniers 
de  paresls  de  rente  par  an  et  Jehan  li  Cuueliers  en  doit  x^^I  sous  et 
IUI  dem'ers    de   paresis   par   an   si    en    doiuent  racater  demi  marc  dedens 

20  les  premiers  deus  ans  que  nous  atifwdons  de  Vll  livres  de  paresis  si  en 
doit  paier  Nicoles  les  deus  pars  et  Jehans  li  Cuueliers  le  tierce  pa;'t 
et  si  doit  rabatre  chascuns  deus  de  le  rente  deua«^  nomee  a  la  uen  . . . 
que   chascuns   paiera   dargi?«;;   et  ces  vii  livres  deuant  dites  li  ont  il  en- 


LIX  5  cö.         8  lib. 

LX    4    laig.      bönes.  6    sols.     par~.  7    deuant.  8   lib.     par" 

14  cö.  17  den.  18  s". 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  32  I 

couenf  a  aus  et  au  leur  et  uoelt'«^  qwe  ele  le  puist  prendre  partout  u 
25  qwil  laletii  cornme  le  sien  et  tout  cou  si  comme  il  est  deua«t  deuise  lor 
a  ele  en  couven(  a  aquiter  dusques  al  dit  des  eskieuins.  Cis  Werps  fu 
iais  en  le  hale  par  deuant  eskieuins  Baude  destrees  et  Bernars  Cateus 
län  del  incamation  nostre  seigneur  mccl  et  vi  ans  el  mois  de  may. 
Cirographe. 

LXI. 

Ca  sacent  tout  eil  ki  ore  sunt  et  ki  auenir  sont  ke  Nicholes 
dauwencin  a  vendut  5  marc  de  rente  a  vie  dor  ses  deus  maisons  ki  fu- 
rent  dou  tenement  Biernart  de  latrie  si  la  acate  Maroie  de  Prouvin  et 
Gillote  de  Prouvin  se  suer  par  manjere  ke  sc  li  une  muert  ke  li  autre 
5  le  doit  tenir  se  nie  de  cou  est  eskieuins  Biernars  katcus  et  Gherars  dou 
markiet  ce  fu  fait  en  lan  do  de  lincarnation  nostre  singneur  mil  el  cc  et 
Ivi  ens  el  mois  de  juin, 

Cirografe. 

LXII. 

Cirographe. 

•Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Picres  del  roet  a 
uendut  et  werpit  a  Willaume  Porcelet  deus  mars  diretage  ke  il  auoit 
sor  tout  le  tenement  Robert  le  Duc  ki  siel  deuant  le  capelete  el  maisei 
5  au  pisson  apries  deus  mars  et  demi  diretage  ke  cils  tenemens  doit  et 
ensi  les  a  Pieres  deuant  dis  enconent  aaquiler  dusques  au  dit  des  Echie- 
uins  et  sil  auenoit.  cose  ke  Pieres  deuant  dis  naquitoit  ces  deus  mars 
diretage  ensi  com  ci  deuant  est  deuiseit  Pieres  meismcs  et  mikils  minaue 
renderoient  cascuns  por  le  tout  au  deuant  dit  Willaume  xl  \ivres  de 
10  parests  et  ces  xl  hvres  ont  il  en  couent  a  als  et  au  leur  Et  ke  cils  Wil- 
lauraes  les  puist  prendre  a  als  el  au  leur  par  tout  comme  le  sien  tout 
cou  fu  fait  en  le  hale  deuant  eschieuins  Bernart  Catel  et  jawalon  de 
vergelai  en  lan  del  incamation  notre  segneur  mil  cc  et  cinquante  six  el 
mois   daoust. 

LXIII. 
(audos  est  ecrit;)    Cis  escr/;*  est  me  dame  magrnaz«. 
Sacent   tout    eil    ki    sunt   et    ki  auenir  sunt  ke  Pieres  li  patiniers  a 
uendu    a   ma    dame   Magritain    ki    fu    ferne    mon    signeur  Wagon   i    marc 
diretage    ki   siet  sor  le  maison  Margot  dautv/nes  deriere  le  puc  fillori  en 
5     coste    le    maison    Baude    de    do«s   ki    fu    si  iert  cis  mars  pris  apres  demi 
marc    et  xviii    douuisiens  et  11  capons  cou  li  doit  il  conduire  au  dit  des 
eskeuins   as    ces  couuenences  furent  con  eskeuin  Gherars  dou  Markiet  et 
Biernars  Cateus    ce    fu    fait    en    lan  del  incamation  nostre  s<fwgnor  mil  el 
cclvi  el  mois  de  octembre. 
10  Ci  ro  gra  phws. 


LXII  9  lib.     par".  11    lib.     co. 

LXIII    I    cscT.     mafTul.  2    -  .      s".  8  s'gnor.  10  Cirograph(/<)s. 


322  CH.  BONNIER, 

LXIV. 
(Audos  est  ^ciit:)  Ceste  quitance  est  Jehan  ki  a  Godessent  des  Lices 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Maioie  Moriele  a 
werpit  et  quite  clameit  a  Jehan  ki  a  Godessent  des  lices  se  maison  et 
le  tenement  ki  siet  dehors  le  porte  des  Weis  ki  fu  siens  et  ke  ele  deuoit 
5  tenir  se  vie  a  ceste  quitance  furent  com  Eschieuin-  Jehans  petis  dius  et 
Bernars  Catels  ce  fu  fait  en  lan  del  incarnation  notre  segneur  mil  cc  Ivi 
el  mois  de  Octembre. 
Cirographe. 

LXV. 

(Audos  est  ecrit:)  Cis  contre  escris  est  Simons  le  clerc  de  Canteleu. 
Cirografe. 

Sacent  tout  eil  ki  ces  letres  uerrowi^  et  onont  ke  Willaumes  del 
gardin  li  ligi?;nes  teliers  a  uendut  et  werpit  en  le  hale  a  simon  le  clerc 
5  de  canteleu  1  marc  diretage  ki  siet  seur  le  mäison  Watier  Cauuet  dehors 
le  porte  vakerete  et  seur  tout  le  tenem^«^  si  com  il  le  tient  deuant  et 
deriere  wit  et  herbegie  cest  a  sauoir  tres  le  maison  simon  le  vakier  dus- 
ques  a  le  maison  Mikiel  le  boulengier  et  cou  li  a  il  uendu  apreis  xxi 
so/s  et  VI  de  pareszs  ke  tous  ci  tenemens  deuoit  deuant  et  ainsi  li  a  il 
10  en  couue«zf  aaquiter  dusques  al  dit  des  eskieuins  Cis  werps  fu  fais  en  le 
hale  par  deuant  eskieuins  Sawalon  de  Vergelai  et  Bernart  Cateil  lan 
del    incarnation   nostre    seigneur   mil    ccl  et  vi  ans  el  mois  de  Octembre. 

LXVI. 
(audos  est  ecrit:)  Cis  conireacrä  warde  E  li  moraw^. 
Sacent    tout    eil   ki    sont   et   ki    cest  escrit  veront  e  oront  ke  wis  li 
aliers   a    fait   asenement    Adan   le    Goudalier   de    xxnii   livres    de    iparests 
sour   li  et  sour  le  sien  a  paier  a  .    repere    de  Bar   et  sil  auenoit  cose  ke 
5     wis    deuant    dis   ne   les   eust    paies    a   Adan    u    a    se   cowmandise    i    puet 
prendre  et  despendre  tou  cou  kil  trueue  dou  sien  partout  com  .  e  le  sien 
et    a    ceste    asenement   furent  comme  eskieuin  Gras  li  Morans  et  Robiers 
li   Feures    en    lan    de   lincarnation    nostre    signer    m    et    cc    et   Ivl    a    le 
Tousains. 
lo  Cirographe. 

LXVir. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Lambiers  de  Nieilles 
doit  a  Huon  le  boursier  Ixii  sols  de  pavesis  de  boine  dete  et  de  loial  et 
de  sen  propre  catel  et  que  chius  Hues  le  puet  prendre  a  liii  et  au  sien 
en  quelconques  Hu  quil  lait  et  uendre  et  despendre  corne  le  sien  et 
5  qua .  kes  il  li  cousteroit  dusques  a  sen  dit  sans  nule  autre  proua«che 
faire  et  si  a  renowchiet  a  toutes  exeptions  de  crestiente  et  de  loi  mufi- 
daine   et   a   toutes   crois    et  a  toutes  autres  coses  ki  aidier  li  poroient  et 

LXV  4  lig"nes.         6  tenem.     c".         9  sol.     par".  10  encouue. 

LXVI   I   c~trescr.     morä.         2  lib.     par".         5  c~.         6  cöme. 

LXVII  2  sol.         4  cö.  5  qa.     prouäche.         6  renöchiet.     müdaine. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  323 

Iluon    deuant    dit   nuire    et    tout    cou    al    il    fianchiet  hün  et  loiaument  a 
tenir  a  ceste  cöwuenenche  furent  cofn  eskieuin  Grars  li  Morans  et  Robiers 
10     li    feures    ce    fu    fait   en   lan    del  incarnation  nostre  signeur  mil  cclv£  ans 
el  mois  de  Nouembre. 
Cirografe. 

LXVIII. 

(Au  dos  est  ecrit:)    Cest  contrescrit  warde  Gherars  li  morans 
par  Eskieuinage. 
Cirogiaphum. 

Sacent  tuit  eil  ki  sont  ki  auenir  sont  ke  Jehans  dou  trau  doit  et 
5  a  fait  couuiscance  a  lui  et  au  sien  a  Jehan  fil  huon  le  borsier  de  In 
livres  de  paresis  lesques  deniers  eis  Jehans  doit  auoir  rendus  et  paies 
dedens  le  mi  q^^aresme  procain  ki  uient  xxiii  livres  de  parests  et  a  le 
Saint  Remi  en  siuant  apres  xxvim  Xwres  de  p2ixesis  et  sil  auenoit  cose 
ke    eis  Jehans    dou    trau    ki    deuant   est    dis   nauoit  ces  deniers  rendus  et 

10  paies  a  Jehan  deuant  noumet  ou  a  sen  Caumant  dedens  les-  termines  en 
tele  maniere  con  il  est  deuant  deuiset  et  il  i  auoit  paine  coust  ne  da- 
mage  par  le  defaute  de  ces  paiemens  il  li  renderoit  dusques  au  double 
de  cel  dete  ki  deuant  est  dite  se  tant  li  coustoit  par  sendit  ou  par 
le  dit  de  sen  hoir  se  de  lui  estoit  defaillit  sans  autre  prouuance  faire  et 

15  uueut  et  otrie  eil  Jehans  dou  trau  ke  le  deuant  dis  Jehans  puist  prendre 
a  lui  et  au  sien  par  tout  ou  qu?7  ait  cowme  le  sien  dusques  a  tele 
couence  ki  deuant  est  dite  et  renonce  et  a  renonciet  eis  Jehans  dou  trau 
contre  cesli  dete  a  tous  priuilieges  de  crois  ke  il  ait  ne  ke  il  poroit 
auoir  et  tout  en  tele  maniere  con  il  est  ci  deuant  deuiset  et  contenut  et 

20  Jehans  dou  trau  en  couuent  et  fiancie  par  soi  bien  et  loialment  a  tenir 
et  a  emplir  et  sil  auenoit  cose  ke  Jehans  dou  trau  nauoit  ceste  couue- 
nence  faite  en  tele  maniere  con  il  est  deuant  deuiset  a  Jehan  ki  deuant 
est  noumes  par  deuant  les  Eskieuins  danhiers  dedens  les  Octaues  de  le 
Saint  Andriu    il    ueut    et  otrie  ke  Jehans  fius  Huon  le  Borsier  ki  deuant 

25  est  noumes  puist  prendre  a  lui  et  au  sien  dusques  a  cent  Wsres  de 
paresis  et  en  tele  maniere  i  a  eil  Jehans  dou  trau  encouuent  a  faire  cesti 
Couuenence  par  deuant  les  Eskieuins  derchin  se  il  en  Jehan  fil  Huon  le 
borsier  ne  demoroit  A  ceste  couuenence  furent  com  Eskieuz/n-  Gherars  li 
Morans   et   Robiers    li  Feures    ce    fu    fait    en    lan   del    incarnat/««    notre 

30     segneur  mil  cc  et  Ivi  el  mois  de  Nouembre. 

LXIX. 

Sacent   tout    eil    ki    sont    et    ki  cest  escrit  ueront  e  oront  ke  Tieris 

li   bureliers   a  fait   asenemet   a   Adan   le   Goudalier   de   xxviin   livr^j  de 

par<?jzj   li    'Aous    mains   sour   li   et    sour   le  sien  a  paier  au  repere  de  Bar 

et    sil    auenoit    cose  ke  Tieris    deuant    dis   ne  les    eut  paies  a  Adan  u  a 


8  lin.         9  cövenenche.  c". 

LXVHI  4   s~.          6  lib.  7  qoresmc  (ijuaresnie).        23   Eskieü.        25   c~ 

IIb.         27  c".     eskieu(«Mj).  28  c~.         29  incarnät. 
LXIX  3  lib.     par".     s". 

ZcitBolir.  f.  roni.  I'hl\.  XIV.  21 


324  CH.  BONNIER, 

5     se    cowmandise  i  puet  prendre  et  despendre  tou  con  kil  trueue  dou  sien 
par    tout  co^«  ele  sien  et  a  ceste  asenement  furent  cöwme  eskieuin  Grars 
li   Morans   et   Robiers    li   feures   en   lan  ^de   lincarnation  nostre  signer  m 
et  cc  Ivi  a  le  Tousains. 
Cirographe. 

LXX. 

Cirografe. 

Ce  sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  que  wis  li  ailliers  doit 
a  Huon  le  boursier  xii  mars  et  demi  et  que  il  les  puet  prendre  a  lui  et 
au  suen  et  vendre  et  despendre  comme  le  suen  et  quant  quil  le  costeroit 
5  il  li  rendroit  sans  autre  porueance  et  si  a  renowciet  a  le  crois  et  a  totes 
Bares  de  saint  eglise  qw/  aidier  li  puent  por  celui  Huon  nuisir  et  ce  a 
il  fianciet  bzVn  et  loiaument  a  tenir  de  cou  est  eskeuins  Grars  li  Morans 
et  Robert  li  feures  ce  fu  fait  en  lan  de  lincarnacion  J^su  crist  mcclvi 
el  mois  de  Nouenbre. 

LXXI. 

Sacent   tout    eil  ki  cest   escrit   ueront   et  oront  ke  demisiele  Agniez 

et  Maroie    se    suer   ki  furent  filles  mon  segneur  jehan  de  trehout  doiuent 

a   Gwillon    de  Biaumont   leur   cousin   uint  Wwres  de  ■^■xxesis  de  bone  dete 

et    de    loial   lesquels  den^rj  li  deuant  dis  Gil/es  doit  por  eles  a  Douai  a 

5     rendre    le    nuit    Saiwt  Martin    le    plus    p;'ocaine    ke    nous    atendons    et  ces 

uint   \\\i.res    doiuent   les    deus    demisieles    deuant    dites  rendre  et  paier  al 

dit    Gillon    dedens    cell   nuit  Saini  Martin    et    sil  auenoit  que  eles  ne  les 

paioient    dedens   le    t^/'mine    nome   ensi    que    deuise    est   tous  les  cous  et 

tous   les   damages   que   li    dis    Gilles    aroit    ne  fi?roit  en  quelco«ques  ma- 

10     niere    que     ce   fust  Par  le  deffaute  de    leur    paiement    eles    li    renderoiet 

auoec    le   dete    prmcipal   sor   sen   piain    dit   sans   altre    provance    faire  et 

cou    ont    eles    crcante    et   otryet    par    deuant    eskieuins    de    Douai   Girart 

Morant  et  Rob^;-t  le  feur<?  ce  fu  fait  en  lan  de  lincarnatww  no^re  segneur 

mcclvi  isme  apiies  le  saint  Martin. 

Chirografe. 

LXXII. 
Chou  sacent  tout  eil  ki  sont  ki  cest  escrit  uerront  et  oront  ke 
jakemes  de  Noiele  fait  assenement  sor  sen  mes  a  oscre  la  u  il  maint  et 
sor  celui  de  coste  tout  ensi  come  il  sieent  et  sor  tout  chou  kil  a  enterte 
et  hors  lerrc  a  me  dame  Agnes  ki  fu  feme  mon  segneur  Gossuin  de  saint 
5  Aubin  de  x  livres  de  parests  et  weit  Jakemes  et  otroie  ke  me  dame 
Agnes  deuant  dite  puist  faire  se  uolente  des  mes  deuant  nomes  uendre 
et  enwagier  tant  kele  sera  paiie  des  x  livres  de  paresis  deuant  nomes 
et    a    cest   asenement    et   a   ceste  conissance  furent  come  escheuin  Gerars 


LXIX  5  c    (mandise).         6  cö.     come.         8  Ivi  (?) 

LXX  7  bn  {ben).         9  Jhü. 

LXXI  3  G'illon  {Grillon?).         4   deü(^rj).     Giles  {Gilles). 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE    DOUAI.  325 

li    Morans    et    Robicis    li    feures    chou    fu    fait    lan    del    incarnalion  Jhesu 
[o     Crist  mcc  et  ciuncquante  vi  ans  el  mois  de  Decembre. 
Cyrographe. 

LXXIII. 
Ci  .  ographe. 

Che  sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Grars  li  molc- 
kiniers  a  encouent  bien  et  loialment  a  Drienon  le  p«rmentier  a  rendrc 
et  a  paier  bien  et  loialnrii?«^  dis  et  nuef  saus  de  paresis  les  ques  il  li 
5  doit  de  bone  dele  et  de  loial  dedens  le  saint  Remi  le  plus  pröcaine 
que  nous  atendons  et  tous  cous  et  tous  damaiges  que  il  aroie  ne  feroit 
pour  loquison  de  le  dete  deuant  dite  seur  sen  piain  dit  et  de  chou  li  a 
il  assenet  a  lui  et  au  sien  ou  que  il  lait  bien  et  loialmc«;'  et  a  renonce 
a  toutes  Bares  et  a  toutes  cessions  et  a  toutes  coses  ki  a  drienon  i\Q.\xant 
lO  dit  poroient  nuire  a  ceste  couenence  fur<?«t  comwze  Eskieuin  de  Douay 
Grai's  li  Morans  et  Robers  li  feures  che  fu  fait  en  lan  de  le  incarnatw« 
m  cc  et  Ivi  el  mois  de  Decendres. 

LXXIV. 

(Au  dos  est  ecrit:)  Ces  letres  sunt  Huon  le  boursier. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  me  sire  Euerars  daubi 
cheuaUVr  et  Frankes  daubi  doiuent  a  Huon  .  .  boursier  bourgois  de 
Douay  xxv  Wvres  de  par^JzV  et  ke  Hues  le  puet  prendre  a  aus  et  au 
5  leur  comme  le  sien  et  cankes  il  li  cousteroit  de  si  a  sen  dit  et  si  a  on 
renonchiet  crois  et  toutes  coses  de  sainte  glise  ki  aydier  leur  pueent 
pour  celui  nuisir  a  ces  couuenences  furent  comme  Esceuin  Gerars  li 
Morans  et  Robiers  li  feueres  ce  fu  fait  en  lan  del  incarnasion  nostre 
seneur  m   et  cc  ans  et  Ivi  el  mois  de  Dect?wbre. 

LXXV. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Ce  sunt  \Qires  Simo«  as  Caucereus. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Eurart  de  le  cambe  et 
Jehans  ses  freres  doiuent  et  ont  encouuent  a  aus  .  .  au  leur  a  Simo  .  as 
caucereus  vii  \ivres  .  et  S  (demi)  de  par(?ji>  a  rendre  et  a  paier  a  Pasques 

5  procaines  ke  nous  atendons  sans  engien  eest  a  sauoir  qw^  li  deuant  dis 
Eurars  doit  de  le  dete  deuant  noumee  Ixx  %ous  de  par«?.f  et  Jehans  ses 
freres  1111  \ivres  de  'pz.xesis  .  .  sil  auenoit  cose  ke  Eurars  et  Jehans  ki 
deuant  sunt  noumet  n  auoient  ces  deniers  rendus  et  paies  cascuns  se 
parlie  si  q«il  est  deuant  dit  a  Simo«    ou  a  sen    coumant    dedens   le  \er- 

10  mine  deuant  deuiset  il  uoelent  f^  otrient  ke  Simons  puist  prendre  a  aus 
et  au  leur  partout  ou  qwil  laient  coume  le  sien  dusques  a  tel  dete  ki 
deuant  est  deuisee  a  ceste  eouuenence  furent  com  Eskieu/V/^-  Ghcrars  li 
morans  et  'B^obiers  li  Feures  ce  fu  fait  en  lan  del  Incarnalion  nostre 
scgnor  mil  cc  et  Ivii  et  mois  .... 

1 5  Chirographe. 

LXXIII  3  p.         5  ,])caine. 

LXXIV  3  chev.         9  Dd-cembrc. 

LLXV  I   let.         4  S  (demi).         7.  8  ct.  12  c.         Eskieü. 

21* 


326  CH.  BONNIER, 

LXXVI. 

Ce  sacent  tot  eil  ki  sunt  q«i  auenir  sunt  que  Haude  a  Pols  Pieres 
scs  freres  douient  a  Huon  le  borsier  xxmi  mars  de  paresis  et  qwil  les 
puet  prendre  a  aus  et  aus  leur  et  vendre  et  despendri?  co?«  le  suen  et  si 
ont  renowciet  a  le  Crois  et  a  totes  Bares  de  Sainte  Eglise  qwi  aidier  lor 
5  puent  por  celui  Huon  nuisir  et  ce  ont  il  fianciet  hien  et  loiaument  a 
tenir  et  quant  qail  li  costeroit  il  li  rendroient  sans  autre  porueance 
de  CDU  est  eskeuins  Grars  li  Morans  et  Robers  li  Feures  ce  fu  fait  en 
lan  de  lincarnation  Jesu  crist  mcc  Ivu  el  mois  de  Mai. 
Cirografe. 

LXXVII. 

(Au  dos  est  ecrit;)  Cest  li  Couuenence  Nicoion  le  Grebt?rt  et  se  ferne. 
Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Nicoles  li  Grebers  et 
Margerite  de  sailli  se  ferne  ont  done  a  loial  cense  cest  an  toute  leur  tere 
5  kil  ont  el  teroir  de  sailli  a  Jakemon  dalleus  por  ix  mars  et  quatre  ra- 
sieres  de  bleit  a  le  mesure  de  Douay  caseune  rasiere  a  x  deniers  paresis 
pres  dou  milleur  et  por  viu  mars  et  11  rasiere  dauaine  a  le  mesure  de 
Douay  caseune  rasiere  a  11  deniers  .  pres  de  le  milleur  a  rendre  et  a  paier  a 
Nicoion  deuant  noumeit  et  a  se  feme  et  a  leur  commant  a  Douay  dedens 

10  les  murs  tout  la  u  Carete  puist  carier  dedens  le  Jour  Saint  Remi  pro- 
chain  ki  uient  le  premier  ke  nous  atendons  .  et  sil  auenoit  eose  ke  eist 
IX  mars  et  111  xasieres  danaine  nestoient  rendut  et  paiet  au  Jour  deua?it 
,dit  ensi  ke  deuant  est  deuiseit  et  cius  Nicoles  et  Margerite  se  feme  ou 
li   uns  daus  deus  se  de  lautre  estoit   defalit    en    auoit  paine    ne    coust  ne 

15  damage  por  le  defaute  de  sen  paiement  Jakemes  deuant  dis  leur  doit  et 
a  encouuent  a  rendre  tous  les  cous  tous  les  despens  et  tous  les  damages 
ke  li  aueroient  ne  feroient  en  quel  conke  maniere  ke  ee  fust  a  signeur 
de  tere  et  a  bailliu  et  a  piaist  de  crestiente  et  en  autre  maniere  et  quele 
kele  fust  iuskes  a  leurs  dis  u  iuskes  au  dit  de  lun  daus  deus  se  de  lautre 

20  estoit  defalit  sans  autre  prouuance  faire  auoec  le  dete  deuant  dite  et  de 
tout  cou  a  faire  et  a  tenir  sunt  Plege  et  dete  caseuns  por  le  tout  enuers 
Nicoion  et  Margeritain  deuant  noumes  Gobers  et  Pieres  li  frere  Jakemon 
deuant  dit  Raimbaus  destrees  et  Andeius  cars  de  vake  A  ceste  couue- 
nence furent  comme  eskieuin  Robi?^^-  li  Feures  et  Gerars  li  Morans  Ce  fu 
fait  en  lan  del  Incarnation   nostre    signeur   mil    deus   cens    CiunquaMi*^  et 

25     sis  el  mois  de  Juing. 

LXXVIII. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Cest  Cöwuenence  Jehan  le  boursier  si  le  varde 
Gras    Morans. 
Cyrographe. 

Sacent   tout    eil  qui  sont  et  qui  auenir  sont  que  Robiers    li    engles 
5     de  sour  le  fosse  a  en  conuenent  a  Jehan  le  boursier  xxxui  scus  sour  luj 


LXXVI  5  t)n.         8  Jhu. 

LXXVII  6  den{ers)  par'iesis).  7  aü(azW).  8  R'.     defi. 

17  fuH.         23  u.         24  Ciunq(a«^<?. 
LXXVIII  4  qi .     que. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CH AKTES  DE  DOUAI.  327 

et  seur  le  %ieii  et  quil  le  puisl  prendre  et  despendre  comme  le  szV«  a 
paier  a  nii  qu(zremme  et  sil  auenoit  cosse  q?/e  Jehans  deuant  dit  ne  fust 
paies  au  iour  con  i  a  mis  il  uoeut  et  otrie  qwe  chou  q«il  li  cousteroit 
qi/il  li  renderoit  desi  a  sen  plae«  dit  sans  au  Ire  prouuawce  sest  renoncies 
10  a  toutes  crois  et  a  tous  preuilleges  qwi  aidier  li  poewt  et  a  lui  Jehan 
nuisir  com  eskieuin  Geras  li  Morans  et  Robiers  li  Fieures  ce  fu  fait  en 
lan  de  lincarnassion  mil  cc  Ivii  el  mois  dot^wibre. 

LXXIX. 

(Au  dos  est  ecrit :)  Ceste  Couenence  est  ^elis  ki  fu  ferne 
Nicholon  Boute  uilain. 
Sacent     tout    eil    ki     sunt    et    ki    auenir    sunt    ke     steuenes    li 
liniersdoit   et   a    encouent  a  Aelis   ki    fu  ferne   Nicholon  boute    uilain  xii 
5     Mvres  de  par^-yzi-  .  de  bone    dete  et  de  loial    lesquels  il  a  encouent  a  lui 
et  au  sien    ke  Aelis    deuant   dite    les   p7«st    prendre  a  lui  et  au  sien  par 
tout  et  uendre  et  despendre  cöwme  le  sien   En  cou  il  a  renunciet  a  tout 
priuileges  de  crois  ke  il  a  ne  kil  poroit    auoir  a  loute    exception  a  totes 
bares    a    totes    aiues    de    sazVzte  Eglise    et    de    loi    mowdaine  a  toutes    les 
10     coses  ki    aidier    li  poroient  encontre    ces    couenences    ne   a  Aelis    deuant 
dite  peust  greuer  et  nuire  A  ceste  couenence  furent  com  eschicuins  Gerars 
li  Morans    et  Robers    li    feures  ce  fu    fait    en    lan   de    lincarnatzöw    notre 
segnt'wr  mil  cc  et  Ivu  el  mois  doctembre. 
Cyrographe. 

LXXX. 

(Au  dos  est. ecrit:)  Cest  Cowuenence  Huuo«  le  bousier. 
Sacent  tout  eil  \ui  sont  et  q?<z  auenir  sont  que  Jehans  de  Baralle  a 
en  conuent  a  Huuon  le  boursier  Ixni  1111  ^L^wiers   mains    de    ^^xesis   sour 
luj  et  sour  le  sien  quil  le    puist   prendre  et  uendre  et   despendre  partout 
5     comme    le  sien  et  quanques  il  li  cousteroit  desi  a  sen  piain  dit  san  autre 
prouuance   et   sa    chius  Jehans  deuan    dit  renonchiet  a  tous  preuileges  .  . 
a  toutes  crois  qwz    aidier  li  puisent  .  .  .  che  luj  Huuon    nuisir  et  ce  li  a 
il  fianchiet  p[ar]ar  foit  a  tenir.     A  ceste  couuenenche  furent  com  eskieuin 
Gerars    li    morans  et  Robiers    li  freures  et  ce  fu    fait    en   lan    de    1  Incar- 
I  o     nassion  nostre  signeur  Jhi?^  u  crist  m  cc  Iva  el  mois  de  Nouvembre. 
Chirographe. 

LXXXI. 
(Au  dos  est  ^crit :)  Cest  Couuenence  Huuon  le  Boursier. 
Chirographe. 

Sacent  tout  eil  qui  sont  et  (\ui  auenir  sont    que   Sohiers  li  Feurs  a 

en  couuenenl  a  Huuon  le  Borsier  1111  Mvres  de  ^zxesis  sour  luj  et  sour  le 

5     sien    qwil    le  puist   prendre  et   uendre    et   despendre    par    tout    comme   le 

7  q.  9  plä(2>/).     prouvä(«ce.  12   olL-(/«)bre. 

LXXIX  5  lib.  paf.         cr)(w/)me.         9  mö(//)daine  et.  II   cö(/«). 

LXXX  I   bou(r).  3  den'(f;-j).     par''(<?i/.f)  et.  7  q(//0-  'O  Jhu. 

{Jesu). 

LXXXI  4  lt>.     4  par". 


328  CH.  BONNIER, 

sien  et  sest  chiiis  soliiers  deuant  dit  fieenchiet  par  foit  que  tous  chous  et 
tous  Damages  qiiil  iaroit  quil  li  renderoit  sans  autre  prouuenche  et  sest 
chius  Sohiers  renonchies  a  tous  preuileges  et  a  toutes  crois  qwi  li  puisent 
aidier  et  ce  lui  Huuon  nuisir  a  ceste  Couuenence  furent  com  eskieuin 
10  Gerars  li  Morans  et  Robier  li  Feures  et  ce  fu  fait  en  lan  carnassion  nostre 
signeur  Jhestt  christ  m  cc  Ivii   el  mois  de  Novembre. 

LXXXII. 

(Au  dos  est  ecrit :)  Ce  sunt  letres  Bauduin  dascons. 

Sacent    tout  eil  ki  sont  et  ki    auenir    sowt  ke  Isabiaus  Canars  ki  lu 

ferne   Renier    de  sin  ki  iadis   fu    a    dounet  a  Bauduin   dascon   ki    se   fille 

ent  se  maison  ki  siet  en  le  rue  Pepin  si  con  ele  siet  wuide  et  herbergie 

5     et  se  li  a  dounet  quanke  ele  a  uaillant  en  toutes  uaillances   sauf  cou  ke 

cele  Isabiaus  a  dounet   apres  sen  dechies  as  Cateriers  xl  sous    de  par^jü 

et  si  peut    douner  pour  Diu  si  com  apres    sen  trespassement   ses  dras  ke 

ele  aroit  linges  et  langes  et  sen  lit    sour    qz/i  ele  giroit    et   par    mi   cestui 

don  li   deuant  dis  Bauduins  doit  cell  Isabel  pourueir  et  sostenir  soffiseau- 

TO     ment  tant  longement  ke  ele  aroit  le  rue  el  cors    et  liurer  v(?)  garcon  au 

baisele  ki  celi  Isabel    menroit    Et  con  li  a  eil  Bauduins    encouuent  a  lui 

et  au    sien  a  ces  dons  et  a  ees    couuenenees  furent   con   eskieum   gherars 

del  Markiet    et  Bernars    Cateus  ce    fu    fait    en    lan    del  Incarnatz'«?«    not/Y' 

segneur  mil  cc  et  Ivii  el  mois  de  Decembre. 

Ci  ro  gra  phum. 

LXXXIII. 
Sacent  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  (\ue  Euerars  de  sauenant  a  loet 
et  a  uierpit  com  testamenteres  damc  Ghillam  se  mere  a  labie  dou  uergiet 
111  mars    diretage  sient  sor  le  maison  ki  fu  Renaut    de    caus    ke  Jakemes 
li  hxuns  li  Jouenes  tient  par  maniere  ojie  ces  111  mars  diretage  doit  tenir 
5     me    dame    Maroie   daubi    et  receuoir  tant  zom  le  fille    me    dame  Marien 
deuant  dite    ki  est   rendue  au  uiergiet    uiuera  por  faire  cou  qui    est  con- 
tenut  eil    le    deuise  dame  Ghillam    deua;?t    dite    et    ees    111    mars    diretage 
auoit    donet   dame   Ghille    deuant  dite  en  se    deuise  a  1  abie  deuant  dite 
pör  Diu  et    pör  i,z.me  ensique  deua«^  est    dit  eis  wers  fu  fais  en   le    hale 
10     deuant    escheu/«s    Baude    destrees    et    Bernarj    katel    en    lan    del    Incar- 
nat/ö«  nostre  segneur  m  cc  et  Ix  el  mois  de  Jenuier. 
Ch/rographum. 

LXXXIV. 

(Au  dos  est  ecrit :)  Cest  contre  eserit  warde  B^rnars  Cateus. 
Sacent  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  o^ie  Euerars  de  saint  Vcnant  a 
loet  et  uierpit  com  testamenteres  dame  Ghillai«  se  mere  a  le  maison  des 


II  Jhu.  (Jhesu). 

LXXXII  2  s".         6  s~  par        7  e".        10  v(?).  13  Incarnät.       14  et. 

LXXXII  5   c"(om).  9  säe.  10  Incarnat.  12   Ch(i)rographum. 

LXXXIV  I   Bernars.         3  c~. 


ETUDES  CRITIQUE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  329 

Cartriers  ki   siet  deuant  nostre  Dame  1  marc   direlage  sen   sieiit  111   ficitt;/; 

5  sor  le  maison  Baude  Pietin  en  le  rue  au  cerf  et  1  üerlon  sor  le  maison  ki 
fu  Adam  le  mestre  en  lausnoit  et  cest  marc  diretage  aioit  dounet  dame 
Ghille  de  saint  uenant  en  se  deuise  por  Diu  et  por  same  por  faire  pi- 
tance    casc?<«  an  en  le  maison    des  Castri^rs  le  jor  com    fera   son    obit  a 

io  Saint  Piere  Et  ce  fu  fait  en  le  hale  par  deuant  Escheu/wi-  Baude  destrees 
et  Biernart  katel  en  lan  del  Incarnation  nostre  segneur  mil  cc  et  Ix  el 
mois  de  Jenuier. 

Ci  ro  gra  phe. 

LXXXV. 

Sacent  tout  eil  ki  sont  et  ki  auenir  sont  ke  Jehans  li  Couureres  et 

Englebours  li  obirese  doiuent  et  ont  en  couuenent  a  Jehan  deskiercin  et 

a  Huuon  d  Ontoit  vu  Mvres    de  parests  a  eus  et    au    leur   par   tout  u  kil 

laient  kil  le  puissent    prendre    et    uendre    et    despendre    comme    le  leur  a 

5     rendre  et  a  paier  a  le    saint  Remi    ki    uient  et  sil  estoient    sauf  et    paiet 

au  jour  ki  deuant  est  deuisset  de  le  dete  devant  noumee  et.li   deuant  dis 

Jehans  et  Huues  i  auoient   paine    coust   ne    damage  en  quelconques    ma- 

niere  ke  ce  fast  par  le  dife  faute  dou  paiement  il  li  doiuent  rendre  de  si 

a  leur  dis  sans  autre  prouuance  faire  et  sest  chius  Jehans  et.  Englebours 

10     deuant  dite  renonchies  a  tous    preuilleges    de    crois    et    toutes   iustices  ki 

aidier  li  puissent  et  le  deuant  dit  Jehan  et  Huuon  muissir  a  ceste  couue- 

nences  furent    com    eskieuins  Gerars  li  Morans    et  Robiers  li  Feures  che 

fu    fait    lan    de    lincarnasion    nostre    signeur  mil  cc  Ix  el    mois    dauril  le 

Demars  apries  Paske  florie. 

Ch 

LXXXVI. 
(Au  dos  est  ecrit;)    Cis  escris  est  Watier  Basin  de  Houtekerke. 

Sacent   eil  ki   sunt  et  ki  auenir  sunt  que  Watier  Tierin,  Willaumes 

de  Riuelde  Frumaus  de  Waterve  Pieres  li  Macecliers  destamfort  Mabile 

de    le  Verdinghe    et  Mahaus   destainfort    ont    uendut    et  werpit  a  Watier 

5     Basin  de  Houtekerke  le  maison  ki  fu  Watier  le  Plickein  ki  siet  a  le.  Nueue 

uile  en  le  rue  Willaume  de  Saint  Aubin  tout  ensi  coume  ele   siet  wuide 

et  hiebreghie  deuant  et  derriere  a  xiii  soks  de  pa.resis  de  rente  et  si  ont 

encouuent  tout  au  dit  descheuins  a  Watiers  Basin  deuant   dit  a  ce  werp 

faire  furens  eskeu/«.?  Bandes    destrees  et  Biernars  kateus  et  ce  fu  fait  en 

10     le  hale  en  lan  del  Incarnation  m  cc  et  Ix  el  mois  doctembre. 

Cirographe. 

LXXXVII. 
(Au  dos  est  6crit :)  Cis  escris  est  Jeha«  Rousiel  le  meuleskimer. 

Sacent    tout    eil   ki    sunt    et  ki  auenir    sunt  ke  Rogiers  Bourbotc  a 
doneit  a  rente  et  werpit  a  Jehan  Rousiel    le    moelekinier  sc  maison  tout 

[•-•j 
LXXXIV  4.  5  fiert(öw).     9  com.     Castrirs. 
LXXXV  3  paf'yests).         8  de.         9  doivent. 
LXXXVI  3  fort.         7  s"(öMi).     par  (esis).         9  eslvL-in/w.>;. 


330  CH.  BONNIER, 

sen  tenement  entirement  ki  sient  deheurs  le  porte  dArras  entre  les  heudes 

5     Eurart    de    Saint   Venant    qui    furent  Jehan    dou    puc  et  les   heudes  ausi 

celui    Eurart     dautre    part    ki     furent     dame    Margeritain   le    Courieresse 

tout  ensi  ke  cele  maisons  et    cius  tenemens  siet  wit  et   hebergies  deuant 

et  derriere  a  xix  sous  de  paresis  par  an  de  rente  et  tot  ensi  li  a  Rogiers 

deuant  dis  encouuent  a  aquiter  duskes  au  dit  des  eskieuins  ce  fu  fait  en 

10     le  hale  par  deuant  Eskieuins  Jehan  petit  Dex  et  Bernart  catel  en  lan  del 

Incarnation  nosire  signeur  mil  cc  et  Ix  el  mois  de  nouembre. 

Cirographe, 

LXXXVIII. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  e(  ki  auenir  sunt  que  Jehans  pains  mouUies 
a  werpit  et  dounet  a  rente  a  Jehan  le    grant  de  Valencienes    une  maison 
que  Jehans  pains  mouUies  auoit  dehuers  le  porte    olliuet  a  lentree  de  le 
rue  des  Bougres  sierant  le  maison  Ricouart  le  meulekinier  si  que  le  siet 
5     wuide  et  hiebreghie    deuant  et  derriere  a  ix   %ous    de    pzxesis  a  ii  capöwj 
par  an  sor  toutes    rentes  et  tout    ensi  zom  chi  deuant    est   deuisset  a  en- 
couuent Jehans  pains   moullies  a  aquiter  le   maison  deuant    dite  dusques 
al  dit  descheu7«j  et  a  Jeha«  le  grant  deuant  noumet.     Tout  chou  fu  fait 
en  le  hale  par  deua«/  escheuzwj   Gerart    dou  Markiet    Biernart    Catel   en 
10     lan  de  l'incarnation  m  cc  et  Ixii  el  mois  de  Jenuier. 
Ci  ro  gra  phum. 

LXXXIX. 

(Au  dos  est  ecrit;)    Cest  li  qwitance  Gherant  le  kieure 
Jakemö«  le  catier  et  Raoul  danwier 
Cy  ro  gra  phum. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  que  Andrius  filloes  aquite 
5  et  quite  clame  pour  lui  et  pour  Rogier  de  dons  sen  neueut  Gherart  le 
kieure  de  Biernicourt  Jakemon  le  catier  de  Raisse  et  Raoul  danwier  des 
XXI  \ivres  et  iii  %ous  de  pzxesis  de  toute  le  couuenence  entirement  que 
Gherars  Jakemes  et  Raols  deuant  dit  counurent  et  eurent  en  couuent  a 
Andriu  et  a  Rogier  deuant  dis  pour  en  droit  les  xxi  Mvres  et  lii  %ous 
10  deuaw^  dites  a  ceste  quitanche  fur^«^  cowme  escheuin  oliuier  petis  Diex 
et  Bandes  de  Devyoel  en  lan  del  Incarnation  m  cc  et  Ixxm  el  mois  de 
feurier. 

XC. 

(Au  dos  est  ecrit:)  Cis  escris  est  Mikiel  le  po;zhier. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki    auenir    sunt  que  Jehawj    de  le  riue  a 

uendut  et  werpit  a  Mikiel   le  Ponhier  les   deus  maisons    quz7  auoit  en  le 

rue  de  le  Mote  si  keles  sient  wuides  et  hiebreghies  deuant  et  derriere  a 

5     11  capö«j   ^^  a  X  sous    de   pzxesis   par    an    sor    toutes    rentes  et  tout    ensi 

com  chi  deuiset  est  a  en  couuent  Jehans  de  le  riue  deuant  dis  a  aquiter 


LXXXXVII  7  %{sous)  pax{esis). 

LXXXVIII  9  escheü. 

LXXXIX  I   qi .      7  s"  par.     9  Üt).  ^'vres.s".       10  i-oxient)  c5(;«)me  et. 

XC  I   ponhier.         5  et  capons.     %{ou^)  pax{esis)  et.         6  Q(pin). 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARIES  DE  DOUAI.  33  I 

les  dous  niaisons  deuant  dites  dusques  al  dit  descheuwj  a  Mikiel  Ic  pon- 
hier  deuant  dit  Tout  chou  fu  fait  en  le  hale  ]iar  deuant    eskeu/«j  Jelian 
Painmoulliet  et  Biernart  Catel  en  lan  de  Hncarnation  m  cc  et  Ixiii  el  mois 
lo     de  Auril. 

XCI. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Cest  Lambiert  Pincedet. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Nicholes  de  Peule  dou 
veneriu  doit  et  a  encouuent  a  Lambier  Pincedet  oncle  le   ferne  Nicholon 
deua«/*  dit  Ixxv  'äous  de  ^izxesis  a  rendre  et  a  paier  dedens  le  mi    quai<?j 
5     me  procha/««?  que  nous  atendons  et  tout  chou  a  encouuent  Nicholes  de- 
uant dis  a  lui  et  au  sien  ke  Lambiers  A&want  dis  les  puist  prfwdre  a  lui 
et  au  sien  partout  u  kil  lait  et  uendre  et  despendre  coume  le  sien  dusques 
a  Ixxv  sols  deuant  dis    a    ceste  counissance    (urent  coume  Eskeuin  Gilles 
li    Alains    et  Simon   Males   en    lan    de   lincarnatiow  m  cc  et  Ixmi  el  mois 
lO     de  Juing. 

Ci  ro  gra  phum. 

XCII. 

(Au  dos  est  ecrit)  Cest  Couuenance   Saintain   de  Cambray. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir    sunt  ke  Williaumes    de  ßiarch 
a  uendu  a  Saintain    de  Cambray    se  maisonciele  ki  siet   entre    le  Ponciel 
de  le  ruele  Pepin  et  le  maison  Oedain  le  Jeosce    tout    ensi  ke  cele  mai- 
5     sonciele  siet  et  ke  cius  Williaumes  le  tient  au  jour  de  hui  a  i  fiertö«  et 
1  capo«  de  rente  par  an  sor  toutes    rentes  et  tout  ensi  com  ci  deuant  est 
deuiseit  a  Williaumes    deuant    dis    cell    siue    petite    maisonsiele   werpie  a 
celi  saintain  et  encouuent  a  aquiter   iuskes    au    dit   des    Eskieum^-   ce    fu 
fait  en  le  hale  par  deuant  Eskieuins  Jehan  petit  Diu  et  Simon  Malet  en 
lo     lan  del  Incarnation  notre  signeur  mil  cc  Ixv  el  mois  dauril. 
Ci  ro  gra  phe. 

XCIII. 
(Au  dos  est  6crit:)  Cis  werps  est  gillon  lalain. 
Sacent    tout    eil   ki  sunt    et  ki   auenir   sunt    ke  Jakemes    de  kieri  li 
clers  a  uendut  et  werpit  a  Gillon    lalain  i  ferto«    diretage   kil   auoit  tout 
auant  sor  les  maisons  Robert    deulin  ki  fu  ki    sient    en  le   couture  en  le 
5     rue  Jehan  placlete    encoste  le  four    et  ce  ferton    diretage    ensi  com  il  est 
ci  deuant   deuises  a  Jakemes  deuent  dis  encouent  a  aquiter  au  deuant  dit 
Gillon  dusques  au  tlit  des  Eschieuins  ce  fu  fait  en  le  hale  deuant  eschie- 
uins  Renier  de  Goi  et  B^rnars  Catel  en  lan  del  Incarnation  notre  segneur 
mil  cc  et  Ixvi  el  mois  de  Decembre. 
10  Ci  ro  gra  phum. 


8  escheu(z«j).         9  eskeu(j«j). 
XCII  4  s(ous).     par~(^jzj)  et. 
XCII  8  Eskieü(iMj). 
XCII  8  notre. 


32  CH.   HONNIER, 

XCIV. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Cest  quitance  Monsign^wr  Bauduin  Creton  Cheuah'er. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auehir  sunt  ke  Waubiers  Cauwete 
aquitet  et  quite  clamet  Monslgneur  Bauduin  Creton  cheuah'er  signetir 
d  estrumes  de  tous  marl^ies  de  toutes  couuenences  et  de  toutes  les  coses 
5  que  cius  mesmes  Bauduins  li  duit  ne  eut  onques  en  couuent  pour  Mon- 
signi?M/-  Grart  daubi  cheuß//<?r  a  ceste  quitance  furent  com  esliieuin  Re- 
niers  li  blons  et  Jehans  pikete  en  lan  del  Incarnation  notre  signeur  mil 
cclxviiu  el  mois  d  Octembre. 
Cirographe. 

XCV. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Cest  Couenence  Gilebiert  Belin  bourgois  darras. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Amans  li  Counestables 

borgois  de  Douay  doit  et  a  encouuent  a  Gilebiert  Belin  bourgois  d  arras 

Cent  h'vres  et  vin  sous  et  im  deniers  de  pa.resis  de  boine  dete  et  de  loial 

5     a  rendre  et  a  paier  a  celui  Gilebiert  et  a  sen  commant  a  Compigne  dedens 

le  feste  de  Compiegne    ki  iert  a  le    Miqz<rtresme  le  prämiere    ki  uient  en 

droit  painment  de  feste  ensi  com  li  uns  markeans  paie  lautre  en  celi  feste 

sans  engien   et  de  cou  est  pleges  et  respondans  por  celui  Amant  Jakemes 

Boulars  bourgois  de  Douay  et  se  on  paie  ceste  dete  par  deunnt  preud  . 

o     mes  on  en  est   quite    del    eskieuinage  a  ceste  Couenence    furent    com  es- 

kieuin  Gilles  Musars  et  Jehans  Pikete  en  lan  del  Incarnation  notre  signeur 

mil  cc  Ixviiii  el  mois  de  Juing. 

Ci  ro  gra  phe. 

XCVI. 

(Au  dos  est  ecrit :)  Cest  contre  escrit  warde. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  auenir  sunt  que  Jehans  Bonee  doit  et  a 
encouuent  a  Jehan  de  le  bassee  lim  sous  de  pa.rests  a  rendre  et  a  paier 
a  Jehan  de  le  bassee  deuant  dit  et  a  son  coumant  dedens  le  jour  Saint 
5  Remi  prochaz«  que  nous  atendons  et  ces  hü  sous  a  encouuent  Jehans 
bouee  denans  dis  a  lui  et  au  szen  en  tele  maniere  qne  Jehans  de  le 
basse  deuant  dis  les  puist  prendre  et  faire  prendre  a  lui  et  au  sien  par- 
tout et  kil  lait  (att  uendre  et  despendre  coume  le  sien  dusques  as  lim 
sous  denafts  dis  a  ceste  counissance  furent  coume  eskeuiwj  Willaumes  de 
Lamb/-es  et  sohiers  li  petis  en  lan  de  1  Incarnation  m  cc  et  Ixx  el  mois  de 
Juing  le  lundi  apries  le  jor  saint  pere  et  Saz?tt  Pol. 

Cirographum. 

xcvn. 

(Au  dos  est  ecrit:)  Cis  Wers  est  Simon  Capedoit. 
Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt    que  Wautiers    de   Hiersin 
a  uendut  et  werpit  a  Simon  Capedoit  toute  le  tiere  et  tel  droit  qml  de- 


XCIV  I   Chr.  {Chevalier). 
XCV  4  lit).  s".     par~.         6  Miqaiesme. 
XCVI  3  s~  {sous).     par".  lo  Lambres. 

XCVII  I   Simon.      . 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTtS  DE  DOUAI.  3 jj 

mandoit  ou  tenement  Simon    deuant    dii    ki    siet    joingnant    au  tcnement 

5     Watier    deuant    dit  en  le  rue  des  Bougres    tout  si    auant  et  ensi    que    li 

deseureur  de  le  uile  et  sermence  a  le  uile    de  deseurement    et  en  doune- 

rent  a  Watier  deuant  dit  et  tout  chou  quil  en  dounerent  a  celui  Watier 

a  cils  Wat/e?/"^  werpi  et  quite  a  celui  Simow  et  encouuent  a  aquiler  dus- 

ques  au  dit  des  Eskeuins  tout  chou  fu  fait  en  le  hale  par  deuant  Eskcuins 

10     Jakemö«    de  Landas  et  Rob^rj  le  blont    en    lan    del  Incarnalion  m  cc  et 

Ixxi  el  mois  de  Juin. 

Chi  ro  gra  phum. 

XCVIII. 

(Au  dos  est  ecrit:) 

ehest  Couuenanche  est  Neuelou  de  Caumont. 
Cirographe. 

Sacent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Jakemes  boulars  bour- 
5  gois  de  Douay  doit  et  a  encouuent  a  Neueion  de  Caumont  bourgois  de 
Pieronne  ^^  Mvres  xv  %ons  et  im  Anmers  de  par^jij  de  boine  dete  et 
loial  a  rendre  et  a  paier  a  celui  Nieuelon  et  a  sen  cowzmant  a  Douay  de- 
dens  le  jour  Saint  Martin  en  yver  le  prämiere  ki  uient  et  cou  est  pleges 
et  respondans  pour  celui  Jakemon  Jakemes  de  Landast  bourgois  de  Douay 
10  et  son  paie  ceste  dete  par  deuant  preudo;«mes  on  en  est  quite  del  es- 
kieuinage  a  ceste  couuenence  furent  com  eskieuins  Oliuiers  petis  Dieus  et 
Willaumes  Males, 
en  lan  del  Incarnation  notre  segn«</-  mil  cc  Ixxiii  el  mois  de  Juing. 

XCIX. 

Sachent  tout  eil  ki  sunt  et  ki  auenir  sunt  ke  Pieres  crespiaus  de 
Fedaines  el(?)  si  kil  säpele  ki  a  le  fille  Phelippon  lorfeure  aquitet  et 
quite  clameit  Phelippon  1  orfeure  de  toutes  detes  de  toutes  querieles  et 
de  toutes  couenences  queles  ke  eles  fussent  ke  il  li  peust  et  seust  de- 
5  mander  lui  ses  pleges  pour  lokison  dou  Mariage  et  por  les  couenences 
ke  Phelippes  eut  a  celui  Pieron  a  Oes  oedain  se  fille  ki  cils  Pieres  a  a 
ferne  a  ceste  Qxiitance  furent  com  eskieuin  Rikars  dou  Markiet  et  Johiers 
li  petis  en  lan  del  Incarnatiou  m  cc  et  Ixxmi  el  mois  de  Jenuier. 

Cirographum. 

C. 
(Au  dos  est  ecrit:)  Cis  werps  Robert  de  Dourges. 
Sacent  tout   eil    ki  sunt  et  ki    auenir    sunt    ke  Naimeris    li   Bruns  a 
uendu  et  werpi  a  Robiert    de  Dourges    se    maison   et  tout    sen    tenement 
entirement  ki  fu  Jakemon  le    brun  sen   pere  ki  siet  ou  petit  meis  Joing- 
5     nant  au    tenement   de    saint    Nicolay    dune    pari   au    tenement  Watier   de 
Goy  le  uiel  d'autre  part  tout  ensi    com   cele  Maisons  et  tous    cius    tene- 
mens  ke  fu  celui  Jakemon  le  Brun  siet  et  sestent  wis  et  hieberghies  de- 
uant et  derriere  a  u  sous  de  doisüns  mi  capons  et  i  mar,    il.-  r.ntc-  par 


XCVIII  3  HT).    den{ers).     paf{esis),  7  cri(i/t).  lü  prcudü(w)mes. 

XCIX  5  et.         7  quitance.         8  et. 
C  8  s(sols.     dois(iens). 


334  CH.  BONNIER, 

an  sour  toutes  rentes  et  tout  ensi  coia  clii  deuant  est  deuiseit  a  Nainieris 
lo  deuant  noumeis  le  maison  et  tout  le  tenement  deuent  dit  uendu  et  werpi 
a  celui  Robiert  de  Dourges  et  encGuuerft  a  aquiter  duskes  au  dit  des 
Escheuins  Jakemon  Pourciel  et  Jakemon  de  Landast  en  lan  del  Incar- 
nation  nostre  signeur  mil  cc  Ixxv  el  mois  de  Decembre. 
Caiographe. 


Chart  es, 

(Inventaire  des  Archives  de  Douai.     FF.) 
I.    Pret  fait  par  Doucet  le  Cangeor,  Werin  Mulet  Enghebrant   le  Drapier 
ä  Wümmes  de  Hornais.     Fevrier   1203  (pas  de  nom  de  Heu). 
II.    Vente  de  terres,  faite  par  Rainiers  de  Gorghechon,   Chevaliers,  ä  Jehan 
del  Cerf  et  ä  Wagon  de  Saint  Aubin,  bourgeois  de  Douai  (Feurier   1224 
p.  d.  n.  d.  1). 

III.  Pret  par  Jakemon  le  Cangeur  ä  Gilles,  le  Gambier  de  Fecain.    Fevrier 
1225   (p.  d.  n.  dl.). 

IV.  Acensement  de  terres  fait  par  Steuenes  de  Buignecort  ä  Raoul  le  Bloc 
et  ä  Jehan  de  Maucicort  par  devant  les  Echevins   de  Douai.     Mai  1225. 

V.    Pret  fait  par  Werin  le  maeur,  bourgeois  de  Douai,  h  Gerars  de  Wasiers, 

Chevalier.     Janvier   1228. 
VI.    Pret    fait    par    Olivier    de  Dewioel  et    Jehan ,    son  frere ,  bourgeois  de 
Douai,  ä  Jehans  de  le  Vinchort,  chevalier.     Janvier  1228. 
VII.  ,  Pret  fait  par  Jachemon  le  Cangeur,  bourgeois  de  Douai,  ä  Märgrite  de 

Cawentin.     Avril   1229. 
VIII.    Accord    entre    Willaumes    Gomers    et  Jehan  Tolet ,   au    sujet    de    leurs 
maisons  (p.  de  date   1220.  ^l?). 
IX.    Garantie  donnee   par   les  Echevins  d'(Erchin  ?)  et    de    Gaisnaing    et  les 
Prudhommes  de  ce  dernier  village  pour  une  date  contractee  par  l'Ab- 
besse    de    Maubeuge    vis-ä.-vis    de  Werin    le  Maeur.    —    a   Gaisnaing, 
dehors  l'atrie.     Mai   1231. 
X.    .X.  Donation  faite    par  Tibaus    li    carboniers    k    sa    fille,    Margeritain, 

de  ce  qui  lui  revient  du  cote  de  J(?)aglein  l'amirant.  Avril  1241. 
XI.  Pret  par  Buon  le  borsier  ä  Tibaus  d'Oignies  et  Jean,  son  gendre. 
Decembre  1242. 
XII.  Henri  d'Aire  et  Marie,  sa  femme,  et  Robert  Grifon,  donnent  quit- 
tance  i\  Pieron  Grifon  ^  de  ce  qui  leur  pouvoit  echeoir  du  pere  et 
de  la  mere  de  ce  dernier,  et  ce  moyennant  certaines  conditions. 
Septembre   1243. 

XIII.  Legs  fait  par  Gilles  d'Aubi,  bourgeois  de  Wallers,  ä  Mounart  del 
Markie,  bourgeois  de  Douai.     Mai  1244. 

XIV.  Achat  par  Willaumes  Paskendare  k  Gerarde  Filier  de  deux  marcs 
diretaige  et  d'une  piSce  de  wide  tiere,  en  le  rue  Saint  Jehan.  No- 
vembre   1244. 

1  Chapelain  de  Saint  Am6, 


ETÜDE  CRITIQÜE  DES  CHARTES  DE  DOUAI.  335 

XV.    Donation    faite    par  Jehan    lo    Cuens  a  Pieion,    son    fil,    et  ;\  Tlelccon 
sa  fille.     Fevrier   1245. 

XVI.    Legs  fait  par  Aliaumes  li  Canbiers  ä  Emelot,  sa  tiUe,  d'une  maison 

et  de  XL  sous  artesicns.     Mars   1247. 
XVII.    Legs  fait  par  Mehaus  de  Gavriele  h  Rogier  de  Gaveriele  et  i\  Cam- 

penois,  ses  fils.     En  pleine  halle.     Mai   1248. 
XVIII.    Saisie    d'une    piece    de    terra  et  investiture    faite  d'icelle  i\  Tiebaus 
Goules.    Halle  de  Douai.     Septembre  1248.     Vendredi  avant  la  Saint 
Michel. 
XIX.    Vente  par  Watier  li  Carliers  ä  Anseriel  Pelerin.    Janvier   1250. 
XX.    Vente  par  Hues  li  veans  ä  Driuon    de  Carnin  d'une    maison.     Jan- 
vier  1250. 
XXI.    Vente    par  Gilles  Broisse,    chevalier,   ä  Olivier    de  Dcwioel,    Ricart 
Taion,    Gerart    de  Goy,    bourgeois    de    Douai    des  „preus"    de    XX 
muis  de  terra.     Fevrier   1250. 
XXII.    Vente  par  Jehans  Bouche  ä  Werin    d'Osere,    le  maniöur,  d'une  ra- 
siere de  terre.     Octobra   1250. 

XXIII.  Nicholes  li  Piniers  de  Doewioel  donne  assenement  sur  sa  maison 
ä  Demisiele  Marien  le  roine.     Decembre   1251. 

XXIV.  Record  fait  par  les  Eschevins  Ricars  Taion  et  Thumas  Cauweliers 
au  sujat  d'une  donation  faite  par  Oede  de  Lens  ä  Gerart  de  Ma- 
rellon.     Janvier  1252. 

XXV.    Pret  fait  par  Sohier   le  Waukier  ä  Leurens  Boineve  de  le  conture. 

Mars   1252. 
XXVI.    Vente  par  Jehan  le  clerc  ä  l'hopital  de  Camp  flori.     Aout   1252. 
XXVII.    Pret  par  Jakemon  Loupeecrise  ä  Ermentrus  de  le  montaigne.    Sep- 
tembre  1252. 
XXVIII.  Pret  par  Willaume  le  candeller  ä  Watiar  de  Barbastra.     Decembre 
1252. 
XXIX.    Saisine  faite  par  Driues  sur  le  tenemant  da  Gerard  de  Goy.     Mars 

1254. 
XXX.    Accord    entre  Ermentrut    et  Jehan  de  le  montaigne ,    son  fils.     Mai 

1254- 
XXXI.    Pret  par  Huon  le  Boursier  k  Harnous  d'Osere.     Septembre   1254. 

XXVII.  Vente  par  Baudes  d'Estrees  d'une  maison  h  Watiers  Roussiel.  Fait 
dans  la  halle  de  Douai.     Septembre   1254. 

XXXIII.  Achat  par  Maroie  dou  Ploiaic,  maschine  me  dame  Annes  de 
Saint  Aubin,  des  preus  de  VI  copes  de  terra  ;\  Jehan  de  le  mon- 
taine.     Decembre   1254. 

XXXIV.  Record  fait  par  Jakamas  Cawete  et  Gerars  del  Marchiet,  anciens 
^chevins ,  d'une  saisine  qua  fit  Jakemes  Porceaus  des  proprietcs 
de  Robert  del  Berkin,  en  Aout   1253.     Octobra   1254. 

XXXV.  Donation  faite  par  Marie  ä  Willaume  del  Aubiel  d'une  maison. 
Fait  dans  la  halle  de  Douai.     Decembre   1254. 

XXXVI.  Pr6t  fait  par  Willaume  le  Candellior  i  Bauduins  li  Goudaliers. 
Decembre    1254. 


336  CH.  BONNIER, 

XXXVII.    Pret    par  Huon    le  Borsier    d'une    somme    d'argent  ä   Jordain    le 
batere   1255. 
XXXVIII.    Vente    par  Jehans   d'escarchin  h  Huon    de  Balloel    d'une  maison 
Faite  dans  la  halle  de  Douai.     Janvier  1255. 
XXXIX.    Quittance  donnee  par  Jakemins,  fils  de  Raoul  Manekin  ä  Henri 
de  Courtrai.     Fevrier  1255. 
XL.    Pret  par  Broission,  le  barbeteur  de  Devioel  ä  i  .  .  .  emme  et  Aelis, 

se  fille  d'une  somme  d'argent.     Mars  1255. 
XLI.    Donation  d'une  maison  par  Jehans  li  vieleres  ä  Thomas  de  Mons 
Faite  en  la  halle  de  Douai.     Mars  1255. 
XLII.    Vente    par  Geras    d'eustricort  ä  Jehan    de  France.     Faite    en    la 

halle  de  Douai.     Mars   1255. 
XLIII.    Donation    faite    par    Gillebers  li  Piniers    d'une    maison  ä  Mahiu, 

son  fils.     Mai   1255. 
XLIV.    Donation    par    Melissens    de    le  Braiele  ä  Amalri,  son  fils.     Mai 

1255- 
XLV.    Accensement    fait    par    sire  Jehans    Pikete    ä    Huon    Castiel,    ä 
Jehan    sen    fillastre  et  ;\  Evrart    d'enpi.     Fait  a  Douai,    en  l'en- 
clostre  Saint  Arne,  la  Pentecote  de  l'annee   1255. 
pour  G  ans 
XL  VI.    Bail  a  Cens  par  Simon  le  clerc  de  Canteleu  ä  Gilon   Cramete  de 

VI  rasieres  de  terre.     Juillet   1255. 
XLVII.    Vente  par  Baudes  de  Harne,    Robert,  son  fils,   Marie,  sa  fille,  ä 
Ameit    de  Mons,  le  jeune,  d'une    moitie  de  leur    maison.     Faite 
en  la  Halle  de  Douai.     Aout   1255. 
XLVIII.    Quittance    donnee  par  Jakemes  Audegons  a  Nicholes,  li  potiers 
d'Orcies.     Septembre   1255. 
XLIX.    Vente  par  Gerars  le  verriers  h  Driuon  d'une  maison,  faite  en  la 
halle  de  Douai.     Septembre   1255. 
L.    Pret    par  Olivier    de  Devioel  ä  Derius ,    li  tailleres ,    justice    du 
segneur  Oliuier  de  Devioel.     Septembre   1255. 
LI.    Vente  par  Crestelos  ä  Thumas  de  Cambrai  d'une  maison,  situ6e 

ä  la  Noeville.     Faite  en  le  halle  de  Douai.     Octobre   1255. 
LH.    Donation  faite  par  Marie  Gringe  a  Jehan  de  Cambrai,  son  bcau- 

frere  de  la  moitie  de  sa  maison.     Octobre   1255. 
Lin.    Donation    faite    par    Gilles    Miles    ä    Ermengart    de    Harn    et    ä 
Roesselain  Cawet ,    le  compagnesse ,  d'une  maison  et  d'un  tenc- 
ment.     Faite  en  le  halle,   le  Mercredi  avant  la  Noel,    Decembre 

1255- 
LIV.    Donation    par    Gherars     li  Alains  ä  Foukier    del    Berfroi    d'une 

maison  de  pierre.     Faite  en  la  halle  de  Douai,    decembre  1255. 
LV.    Ass6ment  fait  par  Yerbiaus,  femme  de  Watiers  as  Vakes,  ä  Bris- 

syon,  le  barbeteur  de  Doewioel,    pour  une  dette,  sur  deux  mai- 

sons  et  sur  leur  tdnement.     Janvier  1256. 
LVI.    Pret    par    Jehan    l'amant,    le    foulon,    d'une    somme    d'argent    k 

Daniaus  li  Fournier   1256. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES  CHARTF.S   DE  DOUAI.  337 

LVII.    Donation  par  Hues  li  borsiers  i\  Jelian  dou  Castel  d'une  maison 

Mars  1256. 

LVIII.    Jehans  Nokeis,  le  Boulenger,    reconnait   une    dette   de  21  liures 

parisis    contract^e    envers  Wautier   le  Cordonanier   et   Daniel  le 

Goudalier,  et  leur  offre  des  garanties  sur  ses  biens.     Mars  1256. 

LIX.    Donation  fait  par  Jakemes  Boignebroke  ä  Waubert  Baudane  de 

26.  livres,  quo  lui  devait  le  roi  d'Angleterre.     Avril   1256. 
LX.    Arrentement    fait   par  Maroie    de   Hainnau  ä  Renier    Gravel ,   le 

Carpentier.     Fait  en  la  balle  de  Douai.     Mai   1256. 
LXI.    Vente  par  Nicholes  d'Auwcncin  ä  Marie  de  Prouvin  et  Gillote 

de  Prouvin,  sa  soeur.     Juin  1256. 
LXII.   Vente    par  Pieres   del  roet  ii  Willaume  Porcelet  de  deux  marcs 
sur    tout    le    t^nement    de  Robert    le  Duo.     Faitc    cn    le    halle. 
Aout  1256. 
LXIII.    Vente    par  Pieres    li    patiniers  ä  Madame  Magritain,    femme  de 
monseigneur    Wagon    d'un    marc    d'heritage    sur   ie    maison    de 
Margot  d'Avennes.     Octobre   1 256. 
LXIV.    Quittance  d'une  maison  donnee  par  Marie  Moriele  i\,  Jehan,  ki  a 
Godessent  des  Lices.     Octobre   1256. 
LXV.    Vente  par  Willaumes  del  gardin,    li  ligernes  teliers,  b.  Simon  le 
clerc    de  Canteleu   d'un    marc    d'heritage    sur   le    maison  Walier 
Cawet  et  son  tiinement.     Faite   en  la  halle    de  Douai.     Octobre 
1256. 
LXVI.    Wis  li  Aliers  fait  Assenement  :\  Adan  le  Gondalier  de  24  livres 

Parisis.      i.  Novembre    1256. 
LXVII.    Pret  fait  par  Huon  le  boursier  d'une  somme  d'argent  ä  Lambiers 

de  Nieilles.     Novembre   1259. 
LXVIII.    Reconnaissance  d'une  dette  faite    par  Jehans  dou  trau  ;\  Jchan, 
fils  de  Huon  le  Boursier.     Novembre   1256. 
LXIX.    Assenement    fait  par   lieris    li    bureliers    sur    ce    qu'il    possedc  h 

Adam  le  Goudalier.     Toussaint  1256. 
LXX.    Pret  par  Huon  le  Borsier  d'une  somme  d'argent  i\  Wis  li  ailliers 

Novembre   1256. 
LXXI.    Pret  par  Gillon  de   Biaumont  ä  ses   cousines,  demoisellcs  Agnies 
et  Marie,  filles  de  monseigneur  Jehan  de  Tr^bont,  d'une  somme 
d'argent.     Apres  la  Saint-Martin.     Novembre  1256. 
LXXII.    Assdnement  fait  par  Jakemes  de  Noiele  sur  ses  biens  h  Madame 
Agnes,    femme    de    monseigneur    Gessuin    de   Saint- Aubin.      Dc- 
cembre   1256. 
LXXIH.    Pret  fait  par  Drienon ,    le  permentier,    ä  Gerars,    li  molekinicrs, 

de  dix-neuf  sous  de  paresis.     Ddcembre   1256. 
LXXIV.    Pret    par  Huon    le   Boursier,    bourgeois    de  Douai,    de    20  liures 
parisis  h  Everars  d'Aubi  et  Frankes  d'Aubi.     D<5cembre   1256. 
LXXV.    Pr6t  fait  par  Simons  as  Caucereus  de  VII  livres  et  demi  de  pa- 
resis h.  Everarl  de  le  Cambe  et  Jean,  son  frire  —   1257. 


340  CH.  BONNIER, 

Basse  rue  (XLI  3).     Rue  des  Vierges  (Douai). 

Bavai  (IX  3).     Nord  Arrt-  Avesnes.     C«"  Bavay. 

Berkin  (XXXIV  5).     Ruelle  du  Berkin  (Douai). 

Biarch  (XCIII  2).     Biache    Saint   Vaast.    Pas-de-Calais.      Arrt.  d'Arras.     C"" 

Vitry. 
Bielaing  (LH  4).     Rue  de  Bellain  (c.   s.  ä  Douai). 
Buignecort  (IV  3).     Nord  Arrt.  de  Douai.     C«»   d'Arleux  743  h. 
Campftori  (XXIII  3).     Rue  Fran^ois  Lemaire  3). 
Canteleu  (XLVI  2).     Pas-de-Calais  c'ie  de  Violaine. 

Capiele  (XLVI  4).     Pas-de-Calais.     Arrt-  Montrcuil  sur  Mer.     Cou  Hesdin. 
Carniyt  (XX  2).     Carnin-Nord.  Arrt.  Lille.     C'"'   de  Seclin. 
Caumont  (XCIX  2).     Caumont.      Pas-de-Calais.     Arrt.   tle  Montreuil-sur-Mer. 

Cu"  d'Hesdin. 
Cawentin  (VII  2).     Nord  Arrt.   de  Douai.     Co"  Arleux. 
Rue  au  Cerf  (LXXIV  5).     Rue  de  Paris  (Douai). 
Clari  (XXIV  7).     Nord-Arrt.  de  Cambrai.     C«"  de  Clary. 
Co7npigne  (XCVI  5).     Compiegne.     Oise.     Chef-Heu  d'arrondissement. 
Cysoing  (IV  27).     Nord  Arrt.   de   Lille.     Chef-Heu  de   C'>'i. 
Dewioel  (XXIII  2). 

Dons  (II  24).     Don  (Nord).     C»e  Annoeulin. 
Doregni  (XXXVIII  9).     Dorignies.     Nord.     C^e  de  Douai. 
Dourges    (CI    2).      Dourges.      Pas-de-Calais.      Arrt-    de    Bethune.      C»"    de 

Carvin. 
Dowai  (II  3).      Sous-piefecture  du  departement  du  Nord. 
Erchin  (IX  31).     Nord  Arrt.   de  Douai.     C""  Arleux. 
Estrees  (XXXI  2).     Nord  Arr*.  de  Douai.     C""  Arleux. 
Eustricort  (XLII   2).      Ostricourt.      Nord    Arrt-    de    Lilie.     C"»    de    Pont-ä- 

Marcq. 
Fausse  Posterne  (LI  3).     Rue  des  Ecoles  (Douai). 
Fecain  (III  2).     Nord.  Arrt.   de  Douai.    C""  d'Arleux. 
Fenaing  (III  8).     Nord.    Arr'.  de  Douai.     C^"'  Marchiennes. 
Fierin  (XXIV  8).     Nord  Arrt.  de  Douai.     Con  de  Douai. 
Forest  (IV  22)  le  Forest.     Pas-de-Calais.     Arrt-   de  Bethune.     C'>»  Carvin. 
Füsset-Maugart  (LIV  30).     Rue  des  Ferronniers  (Douai). 

Gaisnaing  (IX  2).     Nord  Arrt.  de  Douai.     Con  de  Douai. 

Rue  dou   Gardin  (XLII  4).     Rue  du  Petit  Pont  (Douai). 

Genlaig  (II  21).     Jenlain.     Nord  Arrt    de  d'Avesnes.     C""  le  Quesnoy. 

Goelesin  (XXI  44).      Goeulzin.     Nord  Arrt.  de  Douai.     Co"  d'Arleux. 

Gorghechon  (II  2).     (le)    Gorgochon.    Nord-C'ie  Faumont. 

Goy  (IV  44).      Gouy  (petit).     Pas-de-Calais.     Cne  Gouy-Saint-Andre. 

Grant  rue  (XLII  6).     Rue  Saint  Abin. 

Harn  (LIII  2).     Pas-de-Calais.     Arrt.  Bethune.     Co»  Norvent-Fontes. 
Harnes  (XXYI  8).     Pas-de-Calais.     Arrt.  Bethune.     C""  Lens. 
Hasencort  (XXI  5).     Nord  C"e  Aniche. 

Hauuil  (XXX  5).     Houtekerke  (LXXXVI  4).     Nord-Arrt.  Hagebrouck.    C«" 
Steenword. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES   CHARTES  DE  DOUAI. 


341 


Rue  Saint  Jehant  (XIV  4).     Rue  saint  Jean  (Douai). 

Kafan  (XIX  4).     Rue  de  la  Cloche  (Douai). 

Lambres  (XXXI  II).     Nord  Airt-  et  Canlon  de  Douai. 

Lens  (V).     Pas-de-Calais.     Arrt-  de  Bcthune.     Chef-lieu  de  Canlon. 

Lices  (LXIV).     Ruelle  au  Verjus  (Douai). 

Ruele  des  Mairiens  (XLVII  6).     Rue  du  gros-sommier. 

Markete  (II  23).     Marquette.     Nord.  Cne  de  Faumont. 

Mastaing  (XXII  42).     Nord.  Arrt-  Valenciennes.     Con  de  Bouchain. 

Mauhoege  (IX  20).     Maubeuge-Nord-Arrt-  Avesnes.     C'»»  Maubeugc. 

Maiicicort  (IV  4).     Monchecourt.      Nord  Arrt-  Douai.     C"»   Arleux. 

Moelin  de  vent  (XXII).     Rue  des  Moudreurs  (Douai). 

Montegni  (XXII  61).     Montigny  (Nord)  Arrt-  et  Con  Douai. 

Motejulien  (LVIII  9).     Rue  de  l'abbaye  de  Paix  (Douai). 

Saint  Nicolay  (CI  5).     Rue  de  Saint  Nicolas  (Douai). 

Nieilles    (LXVII   2).      Nielles-les-Ardres.       Pas-de-Calais.      Arrt-    St.    ümer. 

C<"i  Lumbres. 
Noeve  rue  (XXXVIII  3).     Rue  Jean  de  Gouy. 

Noiele  (LXXII  2).     Noyelles-sous-Bellone.     Pas-de-Calais-     Arrt-  Arras.    C"" 
Vitry. 

Rue  Nycholon  Placlete  (LV  6).     Rue  du  Bloc  (Douai). 

Oignies  (XI  2).     Pas-de-Calais.     Arrt-  Bcthune.     C""  Carvin. 

Orcies  (XLVIII).     Nord  Arrt-  Douai.     Co"  Orchies  (3757  li-). 

Ostre  (XXXI  2).     Rue  d'Ocre-C-O  (Douai).     Rue  St.  Albin.     Porte  d'Ocre. 

Paskendale  (XXXVIII  4).     Rue  Jean  de  Gouy  (Douai). 

Rue  Pepin  (LXXXII  4).     Rue  Pepin.     C-S.  (Douai). 

Pieronne  (XCIX  3).     Nord.  Arrt.  Lille.     Con  Cysoing. 

Prowin  (LXI  4).     Nord  Arrt-  Lille.     C«"  Seclin. 

Rue  del  Puc  Filori  (XIII  4).     Rue  du  Clocher  Saint  Pierre  (Douai). 

Quincy  (IV  ii).     Nord  Arrt-  et  Co"  Douai. 

Raisse  (XC  4).     Raches.     Arrt.  Douai.     Con  Douai. 

Rouegni  (II  32).     Rouvignies.     Nord  Arrt.  et  Con   Valenciennes. 

Sin  (XIII  9).     Nord  Arrt-  Douai.     C""  Douai. 

Sailli  (LXXVII  3).     Sailly  en  Ostreuent.     Pas-de-Calais.     Arrt-  d'Arras.     C"n 

Vitry. 
Valenciemtes  (LXXXIX  3).     Nord.    Chef  lieu  d'arrondissemcnt. 
Wallers  (XIII  2).     Nord  Arrt-   et  Con   de   Valenciennes. 
IVasiers  (III  9).     Nord  Arrt-  et  C^n  de  Douai. 


Bibliographie. 

Natalis  de  Wailly,  Observations  grammaticales  sur  les  Chartcs  fran(,-aiscs 
d'Aire  en  Artois  (Bibliothfeque  de  l'ficole  des  Chartes  XXXII  (1871). 
p.  291—320). 

Gaston  Raynaud,  Etüde  sur  le  Dialecte  picard  dans  Ic  Ponthieu  d'apr^s 
les    Chartes    des    XIII'--    et     XIV^    siiclcs    (1254  — [333).      (Bibliothdque    de 

22* 


34©  CH.  BONNIER, 

Basse  rue  (XLI  3).     Rue  des  Vierges  (Douai). 

Bavai  (IX  3).     Nord  Ant.  Avesnes.     C«"  Bavay. 

Berkin  (XXXIV  5).     Ruelle  du  Berkin  (Dou&i). 

Biarch  (XCIII  2).     Biache    Saint   Vaast.    Pas-de-Calais.      Ant.   d'Airas.     C<"' 

Vitry. 
Bielaing  (LH  4).     Rue  de  Bellain  (c.   s.  h.  Douai). 
Buignecort  (IV  3).     Nord  Arrt.  de  Douai.     C«"   d'Arleux  743  h. 
Campflori  (XXIII  3).     Rue  Fran^ois  Lemaire  3). 
Canteleu  (XL VI  2).     Pas-de-Calais  c'ie  de  Violaine. 

Capiele  (XLVI  4).     Pas-de-Calais.     Arrt-  Montreuil  sur  Mer.     Con  Hesdin. 
Carnin  (XX  2).     Carnin-Nord.  Arrt-  Lille.     Con  de  Seclin. 
Caumont  (XCIX  2).     Caumont.      Pas-de-Calais.     Arr*.   de  Montreuil -sur-Mer. 

Con   d'Hesdin. 
Cawentin  (VII  2).     Nord  Arrt.   de  Douai.     Con  Arleux. 
Rue  au   Cerf  (LXXIV  5).     Rue  de  Paris  (Douai). 
Clari  (XXIV  7).     Nord-Arrt-  de  Cambrai.     Con  de  Clary. 
Compigne  (XCVI  5).     Compiegne.     Oise.     Chef-Heu  d'arrondissement. 
Cysoing  (IV  27).     Nord  Arrt.  de  Lille.     Chef-lieu  de  Con. 
Dewioel  (XXIII  2). 

Do7is  (II  24).     Don  (Nord).     C"o  Annoeulin. 
Doregni  (XXXVIII  9).     Dorignies.     Nord.     C"e  de  Douai. 
Dourges    (CI    2).      Dourges.      Pas-de-Calais.      Arrt-    de    Bethune.      Con    de 

Carvin. 
Dowai  (II  3).     Sous-prefecture  du  departemcnt  du  Nord. 
Ercliin  (IX  31).     Nord  Arrt-  de  Douai.     Con  Arleux. 
Estrees  (XXXI  2).     Nord  Arrt-   de  Douai.     Con   Arleux. 
Eustricort  (XLII   2).      Ostricourt.      Nord    Arrt-    de    Lille.     Con    de    Pont-ü- 

Marcq. 
Fausse  Posterne  (LI  3).     Rue  des  Ecoles  (Douai). 
Fecain  (III  2).     Nord.  Arrt-   de  Douai.    Co«  d'Arleux. 
Fenaing  (III  8).     Nord.    Arrt-  de  Douai.     Con  Marchiennes. 
Fierin  (XXIV  8).     Nord  Arrt-  de  Douai.     Con  de  Douai. 
Forest  (IV  22)  le  Forest.     Pas-de-Calais.     Arrt-  de  Bethune.     Con  Carvin. 
Fosset-Maugart  (LIV  30).     Rue  des  Ferronniers  (Douai). 

Gaisnaing  (IX  2).     Nord  Arrt.  <ie  Douai.     Con  de  Douai. 

Rue  dou   Gardin  (XLII  4).     Rue  du  Petit  Pont  (Douai). 

Genlaig  (II  21).     Jenlain.     Nord  Arrt    de  d' Avesnes.     Con  le  Ouesnoy. 

Goelesin  (XXI  44).      Goeulzin.     Nord  Arrt-   de  Douai.     Con   d'Arleux. 

Gorghechon  (II  2).     (le)   Gorgochon.    Nord-Cno  Faumont. 

Goy  (IV  44).     Gouy  (petit).     Pas-de-Calais.     Cne  Gouy-Saint-Andre. 

Grant  rue  (XLII  6).     Rue  Saint  Abin. 

Harn  (LIII  2).     Pas-de-Calais.     Arrt.  Bethune.     Con  Norrent-Fontes. 
Harnes  (XXYI  8).     Pas-de-Calais.     Arrt-  B6thune.     Con  Lens. 
Hase7icort  (XXI  5).     Nord  C^'e  Aniche. 

Hauuü  (XXX  5).     Houtekerke  (LXXXVI  4).     Nord-Arrt-  Hagebrouck.    Con 
Steenword. 


ETÜDE  CRITIQUE  DES   CHARTES  DE  DOUAI.  34 1 

Rue  Saint  Jehant  (XIV  4).     Rue  saint  Jean  (Douai). 

Kafan  (XIX  4).     Rue  de  la  Cloche  (Douai). 

Lambres  (XXXI  ii).     Nord  Air*-  et  Canton  de  Douai. 

Lens  (V).     Pas-de-Calais.     Arrt.  de  Bethunc.     Chef-lieu  de  Canton. 

Lices  (LXIV).     Ruelle  au  Veijus  (Douai). 

Ruele  des  Mairiens  (XLVII  6).     Rue  du  gros-sommier. 

Markcte  (II  23).     Marquette.     Nord.  Cne  de  Faumonl. 

Mastaing  {XXII  42).     Nord.  Arrt-  Valenciennes.     C<i"  de  Bouchaiu. 

Mauboege  (IX  20).     Maubeuge-Nord-Arrt-   Avesnes.      C'^»  Maubeugc. 

Maucicort  (IV  4).     Monchecourt.     Nord   Arr'-  Douai.     C""  Arlcux. 

Moelin  de  vent  (XXII).     Rue  des  Moudreurs  (Douai). 

Montegni  (XXII  61).     Montigny  (Nord)  Arrt.  et  C«"  Douai. 

Motejulien  (LVIII  9).     Rue  de  l'abbaye  de  Paix  (Douai). 

Saint  Nicolay  (CI  5).     Rue  de  Saint  Nicolas  (Douai). 

Nieilles    (LXVII  2).      Nielles-les-Ardres.       Pas-de-Calais.      Arrt.    St.    Omer. 

C"»  Lumbres. 
Noeve  rue  (XXXVIII  3).     Rue  Jean  de  Gouy. 
Noiele  (LXXII  2).     Noyelles-sous-Bellone.     Pas-de-Calais-     Arrt-  Arras.    C"" 

Vitry. 
Rue  Nycholon  Placlete  (LV  6).     Rue  du  Bloc  (Douai). 
Oignies  (XI  2).     Pas-de-Calais.     Arrt-  Bethune.     Con  Carvin. 
Orcies  (XLVIII).     Nord  Arr*-  Douai.     C""  Orclnes  (3757  h.). 
Ostre  (XXXI  2).     Rue  d'Ocre-C-O  (Douai).     Rue  St.  Albin.     Porte  d'Ocre. 
Paskendale  (XXXVIII  4).     Rue  Jean   de  Gouy  (Douai). 
Rue  Pepin  (LXXXII  4).     Rue  Pepin.     C-S.  (Douai). 
Pieronne  (XCIX  3).     Nord.  Arrt.  Lille.     Con  Cysoing. 
Prowin  (LXI  4).     Nord  Arrt-  Lille.     Con  Seclin. 

Rue  del  Puc  Filori  (XIII  4).     Rue  du  Clocher  Saint  Pierre  (Douai). 
Quincy  (IV  ii).     Nord  Arrt-  et  C«"  Douai. 
Raisse  (XC  4).     Raches.     Arrt-  Douai.     C»"  Douai. 
Rouegni  (II  32).     Rouvignies.     Nord  Arr*.  et  Con  Valenciennes. 
Sin  (XIII  9).     Nord  Arrt-  Douai.     C""  Douai. 
Sailli  (LXXVII  3).     Sailly  en  Ostreuent.     Pas-de-Calais.     Arrt-  d'Arras.     C"" 

Vitry. 

Valenciennes  (LXXXIX  3).     Nord.    Chef  Heu  d'arrondisscmcnt. 
Wallers  (XIII  2).     Nord  Arrt-  et  C'>"  de  Valenciennes. 
IVasiers  (III  9).     Nord  Arrt-  et  C«"  de  Douai. 


B  i  b  ii  o  g  r  a  p  li  i  c. 

Natalis  de  Wailly,  Observations  grammaticales  sur  Ics  Chartes  fran(,-aiscs 
d'Aire  en  Artois  (Biblioth^que  de  TEcolc  des  Chartes  XXXIl  (1871). 
p.  291—320). 

Gaston  Raynaud,  Elude  sur  Ic  Dialectc  picard  dans  le  Ponthieu  d'apris 
les    Chartes    des    XIIP-    et     XIV"    siöclcs    (1254  — 1333).      (Bibliothiique    de 

22* 


342  CH.  BONNIER, 

l'Ecole  des  Charles  XXXVII  5 — 34,  317^ — 57  (paru    separenient  chez  Vieweg 
1876). 

Armand  d' IIerbo7nez,    Charles  fran^aises  ^du  Tournaisis  (1207 — 1292).  — 
(Memoires  de  la  Sociele  hislorique  et  litleraire  de  Tournai  (Vol.  17)    1883). 

Ffüz    Neumann,    Zur   Laut-    und    Flexions-Lehre    des   Allfranzösischen. 
Heilbronn.     Verlag  von  Geb.  Henninger.    1878.    in-8''. 

L.  Dechriste,    Souv'nirs    d'un   homme    d'Douai.      2e  Edit.     Douai    1863. 
Tomes  I  et  IL  —  Tome  III  (1870). 

Jules  Lepreux,  Les  Rues  de  Douai  d'apres  les  titres  de  la  ville.     Leon 
Crepin   1882. 

Internationale  Zeitschrift.    Teclimer-Leipzig.     Vol.  I.    Fase.  II  p.  308. 

F.  de  Cottignies  dit  Brüle-Maison.     Etrennes  Tourquennoises  et  Lilloiscs. 
le  Edition.     Tourcoing,  Lille,  A''anackere. 

Bovelle,  Liber    de   difterentia    vulgarium    Linguarum    et    gallici    sermonis 
varietate.     Parisis,  ex  off.  Rob.  Stephano   1533.     ih-4". 

Altenburg,  Versuch    einer    Darstellung    der    wallonischen  Mundart    nach 
ihren  wichtigsten  Lautverhällnissen.     Eupen   1880. 

Z<?  Proux,  Charles  fran9aises  du  Vermandois.     Bibliolheque    de  l'Ecole 
des  Charles   1874.     Vol.  35  p.  437. 

A.  Tobler,  Dis  dou  Vrai  Aniel.     Leipzig   1871. 

H.  Suchier,    Etüde  sur    le   dialecle  de  Saint-Leger  (Zeitschrift  für  roma- 
sche  Philologie  p.  255.   vol.  IL    1878. 

,  H.  Suchier,  Aucassin  et  Nicolette  —  2e  Edition  (p.  56  et  seq.). 

H.  Schuchardt,    Slawo-Deulsches   und   Slawo-Italienisches.     Nov.    1885. 
Graz,  Leuschner. 

H.  Schuchardt,  Über  die  Lautgesetze  gegen  die  Junggrammatiker.    Berlin, 
Oppenheim.     Decembre   1885. 

Table. 

Etüde  Critique  des  Charles  de  Douai. 

le.    Premiere  partie.  —  Recherches  sur  l'Antagnisme  des  Charles  et  du  Lan- 

gage  vulgaire. 

a)  These  soulenue  jusqu'ä  present:  les  Charles  representent  le  langage 
vulgaire  p.  432. 

b)  Antithese.  —  Critique  du  Melange  des  formes  dans  les  Charles 
p.  446. 

c)  Conclusion :  Les  Charles  ne  representent  que  les  habitudes  d'un 
scribe,  et  on  ne  peut  s'en  servir  qu'aprfes  les  avoir  controlees  par 
le  patois  p.  450. 

d)  Contröle  des  Charles  p.  462. 


Il>i  partie.     Caraclerislique  de  Charles  de  Douai  XIV  p.  66 — 69. 
a)  Le  Scribe  p.  69 — 70. 


ETÜDE  CKITIQUE  DES  CHAKTES  DE  DOUAI.  343 

b)  Diplomatique  p.  70 — 73. 

c)  Graphic  p.  73—75- 

d)  Formes  phonetiques  des  Charles  comparties  du  Vermandois ,  de 
Tournai ,  du  Ponlhieu  et  de  Douai.  —  Controle  ainenanl  par  la 
statistique  au  formes  les  i)lus  represenlees  ,  par  suite  prefürees ,  du 
scribe  p.  75 — 84. 

Conclusion  generale  p.  84 — 87. 

Methode  pour  la  publication  des  Chartcs  j).  87. 

Bibliographie  p.  87. 

Charles  publikes  p.  298   ä   343. 

Ch.  Bonnier. 


Studien  zur  fr^kischen  Heldensage. 
i. 

Auf  den  folgenden  Seiten  soll  versucht  werden  aus  den  ersten 
Anfängen  der  fränkischen  H^ldensaj^  .  neue  Beweise  für  die  mythi- 
schen Bestandteile  besonders  der  vier  Hauptschemata  einer  voll- 
ständigen chanson  zu  schöpfen.  Zu-  meinen  Bemerkungen  über 
das  2.  Schema,  Kampf  des  Heroen  gegen  einen  Verräter  (Ztschr. 
XII  365  ff.),  habe  ich  hier  nur  wenig  hinzuzufügen.  Ich  habe  ge- 
glaubt dafs  die  Buggeschen  Angriffe  gegen  die  Baiderepisode  durch 
die  Erwiderungen  von  Müllenhoflf  (Altertumskunde  V)  u.  a.  als  wider- 
legt betrachtet  werden  konnten  (vgl.  Golther  über  Bugge  Studien  III, 
Litteraturblatt  f.  germ.  u.  rom.  Phil.  i88q  No.  4).  Wenn  ich  darin 
gefehlt  habe,  so  ist  die  Korrektur  leicht.  Ich  werde  weiter  unten 
eine  Parallelle  dafür  bringen  dafs  eine  Urform  des  Baidermythus 
sich  wie  in  anderen  IVIythen  so  auch  im  germanischen  vorgefunden 
hat,  ein  wilder  Spröfsling  auf  den  christliche  und  antike  Elemente 
gesetzt  sein  mögen.  Auch  ein  böser  Gott,  wenn  auch  nicht  Loki 
geheifsen,  ist  nach  zahlreichen  Analogien  bei  Völkern  aller  Breiten 
auch  bei  den  Germanen  gefürchtet  worden ,  und  das  genügt  als 
Stütze  meiner  Hypothese.  Wenn  aber  auch  den  Germanen  weniger 
zugesprochen  werden  soll  als  sehr  vielen  afrikanischen  und  poly- 
nesischen  Völkerschaften ,  die  einen  mehr  oder  weniger  ausgespro- 
chenen Dualismus  der  Gottheiten  aufweisen,  und  die  Baiderepisode 
ganz  und  voll  eingeführt  wäre,  dann  \vürde  der  mythisch-religiöse 
Charakter  der  Ganelonsage  nach  meinen  Ausführungen  noch  immer 
bestehen  bleiben,  freilich  nicht  als  germanisch.  Es  wäre  dann  die 
Rolandsage  wie  ihre  Schwester  die  Siegfriedsage  aus  antiken  Ele- 
menten (Achilles)  und  christlichen  Legenden  zusammengesetzt.  Nun 
ist  aber  Achilles  wie  Adonis  stets  mit  Hackelberend-Odin  ver- 
glichen worden  und  von  der  christlichen  Lehre  dafs  Gott  seinen 
eingeborenen  Sohn  für  das  Heil  der  Menschen  geopfert  hat,  ist 
behauptet  worden  dafs  sie  ein  Vor-  oder  Zerrbild  habe  eben  in 
jenen  orientalisch-griechischen  Mythen,  welche  ich  XII  366  fif.  an- 
führte. Freilich  ist  ein  direkter  Beweis  von  dem  Vorhandensein 
des  Balder-Mythus  bei  den  Franken  nicht  zu  führen.  Ich  möchte 
indessen  auf  eine  Stelle  bei  Gregor  von  Tours  II  3 1  hinweisen. 
Bekanntlich  wird  den  Göttern  der  Alten  immer  mit  Nachdruck  Un- 
sterblichkeit beigelegt,   sie  heifsen  /^£ol  aftßQOTOi,  C,cövT6g  ad,  Di 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  345 

vHinoi  tah'S.  Nun  sagt  das  Volk  in  dem  angeführten  Kapitel  in 
direkter  also  wahrscheinlich  der  Quelle  entnommener  Rede:  Wir 
verlassen  die  sterblichen  Götter  u.  s.  w.  Wegen  des  mortales  glaube 
ich  dafs  Gregor  hier  nicht  die  antiken  Götter  mit  den  germanischen 
wie  sonst  oft  konfundiert  hat.  Wenn  nun  aber  Jemand  von  ger- 
manischen sterblichen  Göttern  reden  hört,  so  denkt  er  wohl  zu- 
nächst an  den  drastischsten  Fall  dieser  Art,  an  Balders  Tod,  der 
Untergang  der  Götter  in  der  sogenannten  Götterdämmerung  war 
wohl  weniger  allgemein  bekannt,  wenigstens  wenn  man  nach  dem 
Eindruck  unserer  Kenntnisse  urteilen  darf.  Besonderes  Gewicht 
ist  selbstverständlich  der  Stelle  nicht  beizulegen. 

Auch  von  dem  4.  Schema  ist  hier  nicht  viel  zu  sagen.  Einen 
Erklärungsversuch  jener  bekannten  Cantilene  von  der  gewöhnlich 
siebenjährigen  Fahrt  eines  Helden  nach  dem  Osten  könnte  man 
nach  Bugge  und  Golther  etwa  in  der  Erzählung  von  den  sieben 
in  einer  Höhle  schlafenden  Christen  finden,  die  später  wieder  zum 
Leben  erwachen  oder  noch  erwachen  sollen.  Der  Kern  der  Sage, 
die  besonders  aus  Gregor  und  Paulus  Diaconus  bekannt  ist,  findet 
sich  schon  bei  Plinius  und  im  Koran  (Gieseler  Kirchengeschichte  I,  2, 
S.  429  ff.).  Sie  beruht  nach  meiner  Ansicht  auf  einem  Sonnen-  oder 
Gestirnmythus  der  in  verschiedenen  Formen  in  den  verschieden- 
sten (iegenden  lokalisiert  sein  mag.  Die  Ähnlichkeit  mit  den  ger- 
manischen Versionen  ist  insofern  unverkennbar  als  das  Verschwinden 
in  einem  Berge  ziemlich  allgemein  als  Symbol  des  Todes  auf- 
gefafst  wird,  und  zwar  des  mythischen  Todes  von  dem  ein  Er- 
wachen gehofft  wird.  Darum  sind  die  betreffenden  Sagen  auch 
von  Schambach-Müller  (Niedersächsische  Sagen,  Anhang)  mit  den- 
jenigen die  hier  in  Betracht  kommen  zusammengestellt.  Anderer- 
seits ist  ja  der  langjährige  Kampf  eines  Heroen  von  diesem  Zauber- 
schlafe, nachdem  die  mythische  Grundlage  unkenntlich  geworden 
war,  recht  verschieden.  Es  ist  meines  Wissens  nur  ein  indirekter 
Versuch  gemacht  den  mythischen  Charakter  dieser  Episode  zu  be- 
streiten, worauf  ich  gleich  zurückkommen  werde.  Geschichtlich 
sind  diese  Fahrten  nicht  zu  erklären.  Man  würde  zunächst  an  die 
Kreuzzüge  denken,  aber  das  Alter  der  Childerichsage,  von  der 
gleich  noch  die  Rede  sein  wird ,  ganz  abgesehen  von  der  Ch.  de 
Roland ,  der  Pelerinage  und  der  Brandansage  belehrt  uns  eines 
besseren.  Dagegen  trifft  es  nicht  zu  wie  Rajna  Origini  272  Anm.  2 
meint,  dafs  man  auch  dem  Chlodowech  ein  solche  Fahrt  angedichtet 
habe.  Das  Hie  fertur  in  Oriente  fnisse  etc.  bezieht  sich  auf  das 
logische  Subjekt  in  dem  ganzen  Kapitel  (II  3g),  auf  den  Bischof 
Licinius,  das  beweist  X  31  No.  9.  —  Dafs  die  Sage  auch  nicht 
etwa  erst  zur  Zeit  der  Völkerwanderung  entstanden  ist,  kann  man, 
glaube  ich,  schon  aus  der  ganz  verschiedenen  Form  des  Hilde- 
brandliedes schliefsen.  Den  besten  Beweis  liefern  natürlich  die 
antiken  Beispiele,  Odysseus,  Herakles  besonders  auch  der  germa- 
nische Gott  bei  Tacitus,  Dionysos.  Das  Gegenstück  zu  diesem 
Mythus  ist  bekanntlich  nach  der  gewöhnlichen  Annahme   die  Sage 


340  G.  OSTERHAGE, 

von  einer  verbannten  Frau,  Genovefa,  Sibilla  u.  a.,  etwa  der  Idun- 
episode  in  der  Edda  entsprechend.  Im  c.  VIII  der  Origini  hat 
Rajna  die  mythische  Bedeutung  dieser  Episode  bestritten.  Ich  kann 
seiner  Ansicht  nicht  beipflichten.  Die  Erzählung  des  Fredegar  und 
Paulus  von  der  Verbannung  der  Gundiperga  ist  eben  vom  Mythus 
beeinflufst,  der  viel  älter  ist  und  dessen  frühere  Formen  in  den 
Erzählungen  von  den  Irrungen  der  Istar,  Aphrodite  (um  Adonis  zu 
suchen),  Persephone,  Leto,  welche  nirgends  einen  Ort  für  ihre 
Niederkunft  finden  kann,  noch  erkennbar  sind,  wenngleich  die  ger- 
manischen Formen  ihre  Eigentümlichkeiten  haben.  Ich  folge  der  An- 
sicht von  G.  Paris  Hist.  p.  432:  Tous  les  recits  de  ce  genre  semblent  avoir 
un  fondement  essentiellement  rnythique:  ih  parlent  sa7is  doute  de  Vepouse 
du  soleil,  captive  ou  mecomme  pendant  Ja  dtiree  de  Vhiver,  mais  rentrant 
avec  la  saisoti  nouvelle  dans  les  droits  qii'elle  7i\mrait  jamais  du  perdre 
(vgl.  die  Anm.  2).  Ein  wesentlicher  Punkt  ist  die  Geburt  eines 
Göttersohnes  der  den  riiello  tragen  mufs  in  der  Einöde,  das  trifft 
eben  zu  bei  Leto,  auch  bei  der  grofsen  Stammesmutter  Hagar  die 
von  Abraham  verstofsen  in  der  Wüste  irrend  den  Ismael  vom  Herrn 
neu  geschenkt  erhält.  Die  Studien  von  Grundvig,  dessen  Ansicht 
Rajna  bekämpft,  habe  ich  leider  nicht  benutzen  können ;  sie  werden 
von  Kennern  als  über  alles  Lob  erhaben  gerühmt.  Die  Zeit  von 
25 — 30  Jahren  genügte  vollauf  bei  der  Entfernung  der  Örtlichkeit 
um  die  Geschichte  der  langobardischen  Königin  bei  Fredegar  my- 
thisch inficiert  erscheinen  zu  lassen,  die  Sache  mag  sich  aber  auch 
wirklich  so  zugetragen  haben  ohne  auf  die  ältere  Sage  irgend 
welchen  Einflufs  zu  üben. 

Ich  komme  nunmehr  zu  dem  ersten  Schema.  Gregor  von 
Tours  II  2g  wird  erzählt  dafs  Chlodowech  nach  dem  Tode  seines 
christlich  getauften  ersten  Sohnes  der  Königin  Vorwürfe  macht  und 
ihr  die  Ohnmacht  ihres  Gottes  vorhält  (Greg.  T.  II  29  Deoriim 
7iostrortini  jtissione  cuncta  creanttir  ac  prudeunt,  Dens  vero  vester  nihil 
posse  vianefestatur ,  et  quod  magis  est,  nee  de  deorum  genere  esse  pro- 
batur).  Die  letzten  Worte  sind  höchst  beachtenswert,  da  sie  nach 
meiner  Meinung  unzweifelhaft  andeuten  dafs  auch  nach  Gregor, 
nicht  blofs  nach  Fredegar,  Chlodewech  einen  göttlichen  Ursprung 
seines  Stammes  annahm.  Auf  wen  sollen  die  Worte  sonst  wohl 
Bezug  haben  als  auf  ihn  selbst?  Dafs  Chlodowech  Heroen  gött- 
licher Herkunft  entsprechend  den  Wölsungen  kannte,  ist  wohl 
sicher,  doch  scheint  es  mir  fern  zu  liegen  gerade  in  diesem  Falle 
an  sie  zu  denken.  Es  scheint  mir  eben  nur  mögltch,  dafs  er  von 
sich  redet.  Offenbar  machten  ja  auch  die  Merovinger  nach  der 
Mitteilung  Fredegars  über  die  bestia  Neptuni  Anspruch  auf  göttliche 
Herkunft.  Wie  nahe  der  Gedanke  lag,  kann  man  abgesehen  von 
allen  anderen  einschlägigen  Thatsachen  schon  daraus  schliefsen, 
dafs  auch  in  christlicher  Zeit,  speziell  bei  Gregor,  Vorgänge  in 
fürstlichen  Häusern,  besonders  der  Tod  des  Herrschers,  durch 
Ilimmelserscheinungen  angekündigt  werden,  wie  bei  dem  Tode  des 
Gottessohnes    die  Sonne    sich    verfinsterte  u.  s.  w.     Man    vergleiche 


STUDIEN  ZUR  FRANK.   HELDENSAGE.  347 

dazu  die  Nachrichten  über  die  meteorischen  Phänomene  vor  dem 
Tode  der  Königin  Ranavalona  I.  von  Madagaskar  a.  1861  zusammen- 
gestellt bei  Gloatz,  Die  spekulative  Theologie  I  702  f.).  Dafs  wohl 
alle  afrikanischen  und  polynesischen  Völker  ihre  Herrscher  direkt 
vergöttern  oder  bei  etwas  vorgeschrittener  Kultur  ihnen  wenigstens 
göttlichen  Ursprung  zuerkennen  ist  bekannt  (vgl.  u.  a.  Bastian  H. 
Sage  13,  51,  54,  75,  102,  121,  Gloatz,  so  oft  von  einem  neuen 
Stamme  die  Rede  ist).  Um  von  den  z.  T.  künstlichen  Genealogien 
des  Altertums  zu  schweigen ,  bemerke  ich  nur  dafs  kein  germani- 
sches Herrschergeschlecht,  wie  es  scheint,  den  Glauben  an  eine 
übernatürliche  Herkunft  entbehrt  hat;  Amalern,  Balthen,  Mero- 
vingern  wird  sie  ausdrücklich  vindiciert,  bei  den  Karolingern  und 
den  Häusern  Bouillon  und  Anjou  ist  sie  leicht  zu  erkennen.  Wo 
sich  jene  Verdunkelungen  der  Gestirne  und  Ähnliches  bei  christ- 
lichen Schriftstellern  finden,  sind  sie  Reste  des  Heidentums,  es  sei 
denn  dafs  der  Autor  wagen  konnte  den  Tod  des  Heroen  etwa  mit 
Christi  Tode  zu  vergleichen,  was  bei  Gregor  ausgeschlossen  ist. 
Der  innere  Grund  des  heidnischen  Glaubens  dürfte  in  der  An- 
nahme der  Seelenwanderung  zu  suchen  sein  von  welcher  sich 
überall  Spuren  finden.  Wie  noch  jetzt  der  Volksglaube  den  Holz- 
hauer der  den  Sonntag  entheiligte  in  den  Mond  versetzt,  so  gab 
man  den  Verstorbenen  die  Gestirne  zum  Aufenthalt.  Dafs  Licht- 
effekte auf  Schlachtreihen  gedeutet  wurden  (besonders  wohl  das 
Nordlicht?)  ist  bekannt  (vgl,  u.  a.  Annales  Xantenses,  Pertz 
Scriptores  II  225  f.  Daher  rührt  die  Sage  dafs  nach  der  grofsen 
Hunnenschlacht  die  Geister  der  Gefallenen  den  Kampf  in  den 
Wolken  fortsetzten.  Wenn  die  Gestirne  also  vor  dem  Tode  eines 
Fürsten  sich  verdunkeln  so  bezeichnet  das  eben  die  Trauer  seiner 
göttlichen  Ahnen  die  vom  Himmel  auf  ihn  herabsehen. 

Die  Stelle  der  Germania  über  den  Mannus  spricht  für  sich 
auch  nach  der  Interpretation  von  Rajna  (Orig.  27).  Aber  auch 
wenn  Tacitus  nach  der  Art  der  Römer  einen  .deutschen  Helden 
Hercules  nennt,  mufs  ihm  doch  neben  dem  Kampfe  gegen  den 
Verräter  Eurystheus,  den  „Fahrten"  zur  Ausführung  der  zwölf 
Thaten  und  etwa  der  Omphaleepisode,  besonders  auch  die  gött- 
liche Abkunft  des  Heroen  vorschweben ,  und  Analoges  mufs  er  in 
der  entsprechenden  deutschen  Sage  gefunden  haben.  Ich  glaube 
hier  schon  darauf  hinweisen  zu  dürfen,  wie  tief  die  Urformen  das 
fränkischen  Epos  in  die  Urgeschichte  der  Menschheit  speziell  der 
Germanen  zurückgehen  und  wie  sehr  Holtzmann  das  Richtige  ge- 
troffen hat,  wenn  er  Germania  I  495  sagt:  „Aus  diesen  franzö- 
sischen Chansons  de  Geste,  können  wir  germanische  Sitten  und 
germanischen  Geist  viel  besser  kennen  lernen,  als  aus  allen  mittel- 
hochdeutschen Rittergedichten." 

Ein  gotliischcr  Herakles  ist  Tanausis ,  welcher  Westasicn  und 
Ägypten  erobert  haben  soll  (Jordanes  47).  lliinc  ergo  Tluinausim 
regem  Gothorian  morhnim  inter  7iumina  siti  popuH  co/uerunl  fügt  Jor- 
danes euemeristisch    hinzu   (vgl.   Bessc;l  in   Ersch    und   Gruber  „(>o- 


348  G.  ÖSTERHAGE, 

then").  Nebenbei  weise  ich  hier  auf  eine  Stelle  des  Jordanes  hin 
die  mir  grofse  Ähnlichkeit  mit  den  zahlreichen  Sagen  über  „berg- 
entrückte" Helden  und  Heroen  zu  haben 'scheint.  Statt  der  Berge 
erscheinen  in  der  sarmatischen  Tiefebene  naturgemäfs  Sümpfe, 
Niederungen  u.  s.  w.  Auf  dem  Zuge  von  Scandza  kam  das  Heer 
ad  Scylhiae  to'ras,  qtiae  lingua  eortwi  Oium  vöcaba?itur :  übt  delectatus 
magna  iihei'tate  j-egionum  et  exercitus  mediaetate  tratisposiia  pons  dicihir, 
Wide  ainnem  trajecerat,  mreparabilüer  corrtässe,  nee  ulterius  jam  cuidam 
licuit  ire  aut  redire  .  nam  ts  locus,  ut  fertia-,  ti'emidis  paludibus  vora- 
gine  circumjecta  concluditu?',  quem  utraque  confusione  natura  reddidit 
inpervium  .  verumtamen  hodieque  illic  et  voces  armejitorum  audiri  et  in- 
dicia  honiinum  dep7-aehendi  comineantium  attestationein,  qua7nvis  a  longe 
audientium  credere  licet  IV  27,  vgl.  Ztschr.  XI  336  f.  —  Die  berühmte 
uns  hier  interessierende  Stelle  über  die  Abstammung  der  Amaler 
von  den  Äsen  [Romanos  devincunt  —  unter  Domitian  —  .  .  magnaque 
potiti  per  loca  victoria  jam  proceres  suos,  quorum  quasi  fortuna  vince- 
bant,  non  puros  homines,  sed  semideos  id  est  Ansis  vocaverunt  XIII  78) 
wird  von  Allen  im  gleichen  Sinne  aufgefafst  (Grimm,  Bessel  I  75, 
S.  155,  Müllenhoflf  Jordanes  ed.  Mommsen  146,  Bugge,  Studien  I 
Einl.).  Nur  die  Annahme  Grimms  dafs  der  Stammheros  Gapt  = 
Gaut  und  damit  gleich  Geat,  einem  Beinamen  Odins,  sei  bezweifelt 
Müllenhoff  (Jordanes  143).  Als  Gegenstück  zu  den  Anthropogonieen 
im  Rigsmäl  und  in  der  Germania-Abstammung  der  Ingävonen,  Her- 
minonen und  Istävonen  —  erscheint  die  Sage  von  der  Herkunft 
der  Hunnen  (Jordanes  XXIV  121  f.):  Nain  hos  ut  refert  antiquitas, 
ita  extilisse  comperimus.  Filimer  rex  Gothorum  .  .  .  post  egressu 
Scandzae  insulae  jam  quinto  loco  tenens  priricipatum  .  .  .  repperit  in 
populo  suo  quasdam  magas  inulieres,  quas  patrio  sermone  Haliurunnas 
is  ipse  cogno7ni7iat,  easque  habend  suspectus  de  medio  sui proturbat  longeque 
ab  exercittc  suo  fugatas  in  solitudine?ti  coegit  errare.  Quas  Spiritus 
i7nmimdi  per  heriimim  vagantes  dum  vidissent  et  eorum  cojuplexibus  in 
coitu  miscuissoit,  genus  hoc  ferocissimuin  ediderunt  .  .  .  minutum  tetriwi 
atque  exile  .  .  .  Aus  diesen  drei  Adjektiven  schliefst  Bessel  a.  a.  O.  162 
dafs  die  Spiritus  immundi  wahrscheinlich  als  Zwerge  oder  Schwarz- 
elfen gedacht  seien.  „Döchalfar  .  .  würde  wörtlich  durch  genii  ob- 
scuri  übersetzt  sein,  aber  vom  christlichen  Standpunkte  Cassiodors 
aus  ist  der  biblische  Begriff  Spiritus  immundi  immer  noch  eine  sehr 
gute  Übersetzung."  Jedenfalls  ist  die  Abstammung  von  göttUchen 
oder  halbgöttlichen  Wesen  nach  dieser  Stelle  auf  Grund  der  all- 
gemeinen Analogieen  sicher.  Auch  die  Zauberinnen  sind,  wie  wir 
aus  den  INIitteilungen  über  die  Zustände  jetziger  halbcivilisierter 
Stämme  schliefsen  dürfen,  zur  Zeit  wo  noch  Menschenopfer  dar- 
gebracht wurden  (41)  ohne  Zweifel  als  halbgöttliche  Wesen  ge- 
fürchtet, geehrt  und  unter  Umständen  gehafst  worden. 

Von  der  Herkunft  des  Balthen  Alarich  wissen  \s\x  nur  dafs 
Jordanes  XXIX  146  ihm  eine  origo  inirifica  beilegt,  den  Inhalt 
dieser  Worte  mufs  man  sich  jedenfalls  aus  der  Merovingersage  oder 
etwa  aus  der  Erzähluns:  des  Paulus  Diaconus  über  den  König  La- 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  349 

missio  erklären :  es  scheint  mir  nicht  darin  zu  hegen,  dafs  auch  er 
parallel  mit  den  Amalern  von  den  Äsen  oder  „Halbgöttern"  her- 
kommen soll. 

Bei  den  Longobarden  hat  wegen  der  Vielheit  der  Dynasten- 
gruppen eine  Stammsage  sich  nicht  ausschliefslich  behaupten  können. 
Ihre  erste  Herrscherin  oder  wenn  man  genau  dem  Paulus  folgt  die 
Mutter  ihrer  ersten  Fürsten  ist  offenbar  eine  weissagende  germani- 
sche Priesterin  die  direkt  mit  den  Göttern  (Frea)  vorkehrt.  Dafs 
sie  vom  Geschlechte  der  Götter  ist  fügt  er  nicht  hinzu,  konnte  er 
auch  nicht  sagen,  da  er  die  ganze  Sage  ausdrücklich  als  lächerlich 
bezeichnet.  Die  Kindheit  des  Königs  Lamissio  erinnert  auffällig 
an  die  Erzählung  vom  Schwanenritter.  Paulus  hat  sie  rationalistisch, 
euhemeristisch  aufgefafst  und  dargestellt,  wodurch  sie  natürlich 
ihren  märchenhaften  Charakter  eingebüfst  hat.  Der  Redaktor  des 
Chevalier  au  cygne  stand  500  Jahre  später  der  Sage  viel  freier  und 
unbefangener  gegenüber  und  hat  ihr  ihre  Schönheit  wahren  können. 
—  Eine  nicht  unähnliche  Geschichte  wird  übrigens  im  Leben  des 
h.  Ludgerus  (Pertz  M.  G.  II  406)  von  dessen  Mutter  erzählt.  Die 
Urgrofsmutter  der  Heiligen,  von  Charakter  der  bösen  Grofsmutter 
im  Ch.  au  cygne  entsprechend  —  iii  furorem  conversa,  dojutnabahcr 
enim  illa  furibunda  in  iota  domu,  praefata  illa  ferox  —  will  ihre 
Enkelin  die  Mutter  des  Bischofs,  weil  aus  der  Ehe  des  Sohnes 
nur  Töchter  entspringen,  in  einem  Eimer  ertränken  lassen.  Die 
Kleine  hielt  sich  aber,  obwohl  sie  noch  nichts  Irdisches  genossen 
hatte,  am  Rande  so  fest  dafs  unterdessen  eine  Nachbarin  herbei- 
kam und  sie  rettete.  Hanc  ergo  fortitudinevi  tenerrimae  piiellae  ex 
divina  credimus  actum  praedestinatione,  eo  quod  ex  ea  duo  episcopi  fuis- 
setit  oriundi,  videlicet  Liutgerus  et  et  Hildigrimiis.  Der  Vorgang  hat 
in  jeder  Beziehung  Ähnlichkeit  mit  der  übernatürlichen  Herkunft 
der  Fürsten.  Desiderius  träumt  nach  der  Legende  der  h.  Julia 
kurz  vor  seiner  Wahl  zum  Könige,  als  er  unter  einem  Baume 
schlief  und  eine  Schlange  sich  um  sein  Haupt,  wand,  dafs  er  mit 
dem  Diadem  gekrönt  werde.  Die  Sage  hat  Ähnlichkeit  mit  der 
Gaydonsage  (Ztschr.  XI  14).  Dafs  die  Schlange  unter  allen  Breiten 
besonders  allerdings  in  den  afrikanischen  und  orientalischen  Reli- 
gionen aber  auch  im  Norden  als  heiliges  Tier  (sacer  in  seinem 
Doppelsinn)  galt  ist  mehr  als  bekannt.  Diese  Sagen  sind  indessen 
von  einem  allgemeineren  Gesichtspunkte  zu  betrachten  um  ihre 
gehörige  Beleuchtung  zu  erhalten.  In  allen  vorchristlichen  Reli- 
gionen finden  sich  mehr  oder  weniger  erhebliche  Spuren  des 
Glaubens  an  eine  Seelenwanderung  :  ein  in  der  lüitwickeiung  des 
Gottesbegriffes  neben  dem  Ahnenkult  und  im  Anschlufs  an  diesen 
höchst  wichtiges  Moment.  Nun  gehen  zwar  die  Seelen  der  ver- 
götterten Abgestorbenen  auch  in  andere  Tiere,  z.  B.  vielfach  in 
Krokodile  über,  ganz  besonders  aber  in  Vögel  und  Schlangen, 
offenbar  weil  die  ersteren  in  nächster  Beziehung  zu  dem  Allvater 
„Uranos",  die  letzteren  in  ebenso  naher  zur  gemeinsamen  Mutter 
„Gäa"  standen. 


350  G.  OSTERHAGE, 

Die  Erklärung  (Hist.  poetique  220)  zu  dem  Verse  Si  fu  la 
premerame  de  Pepin  el  de  Vange  (Doon  5)  ist  offenbar  faule  de  mieux 
gegeben ,  denn  befriedigen  konnte  die  Auffassung  der  Reali  wohl 
Niemanden.  Es  liegt  an  und  für  sich  nahe  und  scheint  auch  aus 
den  Worten  Eginhards  {pmissis  incognitis)  zu  schliefsen ,  dafs  es 
mehrere  Sagen  über  die  Geburt  Karls  d.  Gr.  gab.  Die  hier  vor- 
liegende dürfte  in  nächster  Verwandtschaft  stehen  mit  der  Erzählung 
der  Bibel  über  den  Engel  welcher  der  Sarah  erschien  und  über 
die  Geburt  des  Isaak  unter  Anlehnung  an  heidnische  Sagen  dieser 
Art  von  denen  wir  einen  Typus  im  Rigsmäl  haben.  —  Die  aus 
den  Reali  und  sonst  bekannteste  Version  über  Karls  Herkunft 
{H.  p.  224  f.)  ist  mit  dem  Eintreten  eines  Engels  leicht  zu  verein- 
baren. Sonst  scheint  mir  das  Wesentlichste  der  ganzen  Erzählung 
identisch  zu  sein,  wie  ich  schon  früher  (Über  einige  Ch.  de  G.  des 
Lohengrinkr.  i)  andeutete,  mit  der  Erzählung  von  dem  Zusammen- 
treffen des  Anchises  und  der  Aphrodite  auf  dem  Ida,  und  dem 
des  Königs  Oriant  mit  einer  Waldfee  in  einer  Version  des  Ch.  au 
cygne.  Andere  leicht  auszuscheidende  Elemente  sind  die  auf  Volks- 
etymologie beruhende  Erzählung  von  dem  „Karren"  und  das  Ein- 
greifen der  Verräter.  Der  Kern  dieses  letzteren  Moments  ist 
wieder  ein  adaptierter  mythologischer  Vorgang.  Der  Heros  wohnt 
gegen  seinen  Willen  bezw.  ohne  sein  Wissen  einer  Person  bei  die 
von  einem  mythisch-mystischen  Verlangen  getrieben  gerade  von 
ihm  empfangen  will.  Am  deutlichsten  tritt  das  hervor  in  der  be- 
kanntfen  Episode  des  Lancelot  (vgl.  P.  Paris,  Rom.  de  la  t.  r.  V.  308). 
Etwas  denaturierte  Beispiele  sind  Baud.  de  Sebourc  I  48  Elienor, 
im  Bastart  de  Bouillon  die  Synamondeepisode,  Belisent  im  Amis  uud 
Amiles ,  vgl.  auch  Rosamunda  im  Paulus  Diaconus  II  28.  Nicht 
vergessen  darf  werden,  dafs  bei  der  ganzen  Darstellung  eine  ge- 
wisse Decenz  gewahrt  werden  mufste.  Antike  Offenheit  wohnte  der 
Sage  ursprünglich  inne,  mufste  aber  verhüllt  werden.  —  Von  der 
einen  Darstellung  der  Jugend  Karls  hat  G,  Paris  H.  p.  anerkannt, 
dafs  sie  einen  Mythus  reflektiert.  Lhistoire  de  Venfance  de  Char- 
lemagne,  teile  que  la  raconte  la  chronique  de  Weihenstephan  (H.  p.  229), 
ressemble  trop  ä  celle  de  cent  autres  heros,  depuis  Krischna  jusqu^ä 
Roland,  pour  ne  pas  avoir  un  fond  mythique:  le  jeune  dieu  grandü 
dans  l'obsctD'tte,  le  plus  souvent  niiconnu,  expose  vietne  par  ses  parents, 
eleve  au  müieic  de  bergers,  de  paysatis,  reconnu  enfin  et  triomphant,  c'est 
sans  doute  encore  Vimage  du  solei'l  sortant  des  tenebres  de  Vhiver.  Si 
cette  partie  du  recii  de  la  chronique  bavaroise  etait  traduite  du  fran- 
gais,  comme  la  suite ,  il  faudrait  modifier  le  jugement  parte  plus  haut 
sur  notre  cpopee,  ?nais  il  est  ä  peu  prh  certain  qiSil  fi'eji  est  pas  ainsi 

(436). 

Hierzu  möchte  ich  Folgendes  bemerken.  In  der  Chronik  von 
Weihenstephan  finden  sich  ältere  und  jüngere  Teile  nebeneinander, 
sie  ist  eben  eine  Kompilation.  Es  ist  höchst  unwahrscheinlich  dafs 
der  Teil  welcher  die  Jugendgeschichte  Karls  erzählt  im  Wesent- 
lichen nicht  fränkischen  Ursprungs  sein  sollte.    Nur  tiefe  innerliche 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HF.LDKNSAGE.  35  I 

Verehrung  oder  allenfalls  Abneigung  konnten  solche  Züge  auf 
Karl  übertragen.  Von  der  letzteren  Alternative  ist  abzusehen,  weil 
das  Ganze  sympathisch  gehalten  ist.  Ich  glaube  daher  dafs  die 
Episode  fränkischen  Ursprunges  ist.  Dazu  kommt  dafs  sie  sich  auf 
das  Natürlichste  an  die  vorhergehende  Erzählung  anschliefst,  nach- 
dem einmal  die  falsche  Berta  in  den  Rahmen  eingefügt  war.  Vor 
allem  aber  scheinen  die  enfances  von  Karl,  Buovo  d'Antona,  Aiol, 
Doon,  schliefslich  Baudouin  de  Sebourc  und  auch  Perceval  so  viele 
verwandte  Züge  zu  bieten,  dafs  man  sie  als  zusammengeh()rig  gelten 
lassen  mufs.  Schöner  und  natürlicher  scheint  uns  das  Verbringen 
der  Kindheit  in  der  Tiefe  der  Wälder,  in  der  P^insamkeit  des 
Landes,  an  der  Brust  der  Mutter  Erde  von  wo  ewig  neue  Kraft 
in  die  höheren  Schichten  des  Lebens  dringt.  Aber  als  Sonnen- 
mythus scheint  mir  die  Version  älter  zu  sein  nach  welcher  der 
Held  bei  einem  feindlichen  Fürsten,  aus  dessen  Gewalt  er  sich  erst 
durch  List  oder  Gewalt  befreien  mufs ,  aufwächst.  Das  Durchein- 
ander der  Elemente  ist  überall  grofs ,  man  vgl.  nur  die  verschie- 
denen Phasen  des  Ödipusmythus.  Hier  verbringt  der  Held  doch 
auch  seine  Jugendzeit  an  einem  fremden  Hofe  unter  offenbar  nei- 
dischen Genossen.  Die  Änderung  der  Reali  wäre  schön  dadurch 
motiviert  dafs  Karl  noch  in  den  enfances  sich  eine  Gemahlin  er- 
obert, die  er  nachdem  der  Mythus  in  Romantik  übergegangen  war 
nur  an  einem  fremden,  feindlichen  Hofe  finden  konnte.  Nach  dem 
Gesagten  kann  ich  mich  nicht  überzeugen  dafs  wirklich  zwei  inner- 
lich verschiedene  Klassen  der  ciifances  anzunehmen  sind.  Nun  aber 
treffen  die  H.  p.  436  angegebenen  Kriterien  auf  Aiol,  Doon,  Per- 
ceval durchaus  zu  und  .  somit  auch  auf  die  allerdings  etwas  ab- 
weichenden Fälle  vom  Karl ,  Baudouin  und  Buovo.  Ich  glaube 
darnach  ohne  Übertreibung  Geburt  und  Jugend  Karls  im  Epos  als 
vom  Mythus  umhüllt  bezeichnen  zu  dürfen. 

Im  2.  Buche  c.  12  erzählt  Gregor  von  Childerich  dafs  er  auf 
sieben  Jahre  die  Herrschaft  über  die  Franken  verloren  habe  und 
unterdessen  in  Thüringen  unerkannt  durch  seine  kriegerische  Tüch- 
tigkeit sich  die  Liebe  der  Königin  Basina  erworben  und  nach 
seiner  Rückkehr  mit  ihr  den  grofsen  Sohn  Chlodowech  gezeugt 
habe.  Dafs  dieses  Kapitel  nicht  rein  geschichtlich  ist  haben  längst 
alle  Beurteiler  erkannt  (zu  den  bei  Rajna,  Origini  52  f.  angeführten 
ist  noch  hinzuzufügen  Giesebrecht  in  seiner  Übersetzung  II).  Rajna 
(Orig.  145)  hat  besondi;rs  die  Identität  dieser  Erzählung  mit  der 
entsprechenden  Episode  im  Floovent  nachgewiesen  und  sie  dadurch 
in  eine  unauflösliche  Kette  mit  allen  chansons  de  g.  gebracht, 
welche  dieses  Schema  aufweisen.  Ich  stimme  dem  von  R.  An- 
geführten durchaus  zu  und  füge  noch  einige  Anklänge  an  spätere 
Epen  hinzu.  Der  zurückbleibende  Vertraute  des  Childerich  den 
Fredegar  Wiomad  nennt  sendet  seinem  Herrn  ein  halbes  Gold- 
stück um  ihm  anzudeuten,  dafs  die  Rückkehr  m(')glich  ist.  Dieser 
Zug  hat  Ähnlichkeit  mit  den  Wiedererkennungen  geschiedener  Gatten 
durch   halbe   Ringe  von   denen   Schanibach-MüUer,   Niedersächsische 


352  G.  OSTERHAGE, 

Sagen  400,  402,  40g  eine  Reihe  von  Beispielen  geben  (Ztschr.  XI 
204).  Die  Trennung  des  Ringes  ist  eben  ein  Symbol  des  Winters. 
Ein  Ring,  wie  ein  Rad,  besonders  ein  glühendes,  oder  wie  der 
runde  Klotz  der  in  England  am  Weihnachtsabende  brannte  und 
von  dem  ein  Stück  bis  zum  nächsten  Jahre  aufbewahrt  wurde  sind 
Symbole  der  Sonne.  Besonders  deutlich  zeigt  sich  das  in  der 
Artussage,  z.  B.  im  Lancelot,  vvo  durch  den  Ring  der  Göttin  des 
Sees  jeder  Zauber,  schauerliche  Finsternis  mit  unheimlichen  Auge 
und  Ohr  erschreckenden  Erscheinungen,  die  Nacht  eben,  gehoben 
wird.  Das  Goldstück  dürfte  den  Ring  hier  vertreten.  Ich  habe 
schon  früher  (Ztschr.  XI  4  ff.)  solche  gewöhnlich  siebenjährige  Fahrten 
der  Helden  als  Reflexe  eines  Odinmythus  bezeichnet,  nach  Grimm, 
Schambach-Müller,  Prutz,  Mannhardt  u.  a.  —  Dieser  Wiomad  giebt 
nun  dem  Römer  Aegidius,  welcher  während  der  Abwesenheit  des 
Childerich  die  Franken  regiert  die  verrücktesten  Ratschläge  die 
jener  getreu  befolgt  und  die  ihm  natürlich  bald  die  Herzen  der 
Franken  gänzlich  entfremden.  Der  Redaktor  hat  wie  es  scheint 
das  Stulti  sunt  Romani,  sapienti  Franci  illustrieren  wollen  (Orig. 
56).  In  der  ganzen  Sache  kann  ich  nicht  umhin  bei  aller  Ver- 
schiedenheit im  Einzelnen  eine  gewisse  Verwandtschaft  mit  der 
Hamletsage ,  wie  sie  bei  Saxo  erscheint ,  zu  entdecken ,  noch  eher 
aber  wohl  mit  der  Gioneepisode  in  der  Spagna  rimata.  Gione 
stellt  sich  irrsinnig  [maito)  und  so  wirkt  er  während  der  Abwesen- 
heit des  Kaisers  in  dessen  Interesse  gegen  einen  Verräter  in  Paris 
der  ihm  Krone  und  Gemahlin  rauben  will,  bis  Karl  auf  dem  Zauber- 
rosse eines  Dämons  in  einer  Nacht  aus  Spanien  zurückkehrt.  Auch 
hier  komme  ich  wieder  auf  jenen  Odinmythus  (Ztschr.  XI  8  f.).  — 
Bevor  ich  auf  die  Besprechung  der  wichtigsten  Person,  der  Basina, 
übergehe  möchte  ich  noch  auf  den  Mythus  hinweisen  der  sich  in 
der  Sage  von  dem  Ringe  in  dem  Leichnam  der  Gemahlin  Karls 
von  dem  er  sich  nicht  trennen  kann  spiegelt.  Der  Kadaver  ist  die 
winterliche,  tote  Erde.  Der  Ring  im  Munde  ist  das  Ebenbild  der 
Sonne,  welches  sie  gewissermafsen  von  den  früheren  Umarmungen 
in  sich  trägt,  der  Keim  eines  zukünftigen  Lebens.  Karl  ist  an  die 
Stelle  des  Sonnengottes  getreten  der  ja  auch  im  Winter  die  Erde 
nicht  ganz  verläfst,  weim  auch  seine  Umarmungen  fruchtlos  sind. 
Dafs  die  Trennung  schliefslich  doch  erfolgt  ist  ein  die  Sage  ab- 
schliefsender  Zug  der  dem  Mythus  natürlich  fremd  war. 

Das  Volk  verlangte  Chlodowechs  Geburt  besungen  zu  hören, 
wie  die  des  Merow^ech ,  der  Amaler  bei  den  Gothen  u.  s.  w\  Die 
Träger  des  Gesanges  hatten  dazu  ein  Schema  zur  Verfügung, 
welches  von  der  früheren  Religion  geboten  wurde  und  schon  mit 
kleinen  Änderungen  oft  gedient  hatte,  ein  Prokrustesbett  dem  sich 
die  Gestalt  der  Basina  einfügen  mufste.  Das  w^ar  die  oft  variierte 
Werbung  des  Odin-Zeus,  in  seinen  Verjüngungen  als  Freyr,  Sigurd 
u.  a.  Das  ist  es  was  ich  im  Folgenden  wahrscheinlich  zu  machen 
habe.  —  Basina  hat  Aehnhchkeit  mit  der  Guiborc  in  der  Guil- 
laumesage.     Wie  diese  ist  sie  die  Gemahlin  eines  Fürsten,  während 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  353 

sonst  die  Heldinnen  dieses  Schemas  gewöhnlich  Jungfrauen  sind. 
Sie  ist  aber  auch  wie  Jene  eine  Zauberin ,  indem  sie  ähnlich  der 
Guiborc  in  der  Brautnacht  allerlei  Tiere  erscheinen  läfst.  Das  ist 
doch  schliefslich  der  Sinn  der  Erzählung  des  Fredegar,  denn  sonst 
könnte  sie  ja  gar  nicht  wissen  was  draufsen  vorgeht.  Dieser  Punkt 
ist  von  grofser  Wichtigkeit.  Wer  Zauberin  sagt,  sagt  Göttin.  Der 
Zauberer  stellt  sich  gewissermafsen  noch  über  seine  Götter  (vgl. 
XI  342).  Das  Hervorzaubern  ist  ein  Bild,  ein  Zerrbild  des  g(')tt- 
lichen  Schaffens.  Von  dem  Zauberer  verlangt  der  Polynesier,  der 
Neger,  der  Indianer  Regen,  Gedeihen  der  Früchte,  Gesundheit 
u.  s.  w.  Man  vergöttert  ihn  wie  die  Fürsten,  besonders  nach  dem 
Tode  in  dem  allgemein  verbreiteten  Ahnenkult.  Freilich  wird  er 
auch  oft  genug  getötet,  wenn  er  kein  Heil  schaffen  kann,  aber 
seiner  halbgöttlichen  Würde  thut  das  keinen  Eintrag.  Auch  den 
Fetisch  das  Symbol  der  Gottheit  zerbricht  man  wenn  er  das  Gebet 
nicht  erhört  hat,  wie  in  den  chansons  Karl  manchmal  das  Kreuz 
zerbrechen  will ,  wie  der  sarazenische  Fürst  mit  dem  Gotte  des 
Blitzes  Krieg  führen  will  Coronement  L.  5150". ,  wie  ja  auch  der 
Christ  Gott  flucht  i^Je  Vexhre  votre  Dieu,  Charles  i?i  Madame  Bo- 
varj').  Andererseits  suchte  man  des  Zauberers  oder  der  Zau- 
berin Kraft  in  sich  aufzunehmen  durch  Genufs  des  Fleisches  {Si 
qtiis  a  diabulo  decepius  credideril,  secundum  morem  paganorum ,  virum 
aliquem  aut  feminam  strigam  esse  et  homines  commedere, '  et  propter  hoc 
ipsam  incenderit,  vel  carnem  ejus  ad  commedendum  dederit ,  vel  ipsam 
commederit,  capitis  sentetitiae  punietiir.  Gap.  Paderbr.  6,  Pertz  I-egum  I 
48).  Religiöser  Kannibalismus  ist  noch  jetzt  sehr  verbreitet  (Gloatz 
956,  975.  988,  QQ4,  1Q31  u.  s.  w.).  Vielleicht  hat  er  überhaupt 
nur  religiösen  Ursprung.  Vor  allem  wünscht-  man  natürlich  der 
Kraft  eines  halbgöttlichen  Wesens  oder  eines  Symbols  der  Gottheit 
teilhaftig  zu  werden  (vgl.  Ztschr.  XII  370).  So  macht  denn  Saxo 
der  die  Gottheit  euhemeristisch  zu  erklären  sucht  den  Odin  zu 
einem  König  zugleich  und  zu  einem  Zauberer,  die  also  der  Gott- 
heit am  nächsten  stehen.  Hiermit  stimmen  auch  die  Ausführungen 
von  Grimm  M.*  861  ff.  Wie  die  Zauberer  und  Zauberinnen  dem 
Bittenden  subjektiv  hold  oder  unhold  sich  zeigten,  wurden  sie  ob- 
jektiv in  zwei  Klassen  eingeteilt,  edle,  weissagende  Frauen,  die  die 
schönsten  Sinnsprüche  geben,  Wala  und  Brunhilde  in  der  Edda, 
oder  in  böse,  dem  Riesengeschlecht  angehörige,  wobei  die  Über- 
gänge z.  T.  noch  sichtbar  sind  oder  wenigstens  durchschimmern, 
wie  selbstverständlich. 

Eie  J^pisode  Childerich-Basina  hat  aber  nicht  nur  Ähnlichkeit 
mit  dem  Cyclus  Guillaume  d'Orange  sondern  auch  mit  der  Er- 
zählung von  Odin  und  Rinda  bei  Saxo  (Holder  78  ff".).  Es  handelt 
.sich  vor  Allem  darum  dafs  die  in  der  Ferne  in  der  Verbannung 
erworbene  Basina  den  grofsen  Chlodowcch  gebiert,  wie  die  Rinda, 
Ruthenorum  regis  filia,  den  Rächer  des  Balder.  Gerade  die  Mo- 
mente aus  denen  Rajna  auf  die  Identität  des  Floovent  mit  Childe- 
rich  schliefst,    dafs  sie  beide    unerkannt  im  fremden  Lande  weilen, 


354  G.  OSTERHAGE, 

sicli  durch  ihre  Kriegsthaten  die  Gunst  des  fremden  Königs  bzw. 
der  betreffenden  Frauen  erwerben,  treten  bei  Saxo  markig  hervor : 
Oihinus  OS  pileo,  ne  culiu  proderetur,  obnub-ens,  predictiim  i-egem  sti- 
pejidia  vieriturus  accedit.  A  quo  magister,  militum  effeclus,  recepto  ex- 
ercilu,  pulcherrimam  ex  hosiibus  vidoriam  retiilit.  Quefti  rex  .  .  .  in 
primum  amicicie  gradum  adcivit  etc.  (78).  Auch  die  Edda  kennt 
um  das  gleich  zu  erwähnen  den  Vorgang,  Wegtamskwidha  11: 
Rindur  im  Westen  (!)  gewinnt  den  Sohn  u.  s.  w.  Rinda  zählt  zu 
den  Asinnen,  Gylfaginning  36.  Zwei  Einwände  gegen  diese  Gleich- 
stellui:ig  sind  leicht  zu  widerlegen.  In  der  Childerichsage  sind  zwei 
Momente  vereinigt  die  bei  Saxo  getrennt  sind  die  Verbannung  und 
Erzeugung  des  künftigen  Heros,  bezw.  der  Gewinn  seiner  Mutter. 
Simrock  hat  die  Trennung  bei  Saxo  zu  begründen  versucht,  indem 
er  sagt  erst  nach  dem  Wiederanfange  des  neuen  Lichtjahres  folge 
die  strenge  Kälte,  die  Verbannung  des  Odin,  die  Herrschaft  des 
UUerus.  Ich  halte  das  für  zu  künstlich  und  gewagt.  In  den 
Chansons  sind  die  beiden  Schemata  meist  getrennt ,  zuweilen  ver- 
einigt, wie  in  der  ersten  Fahrt  Karls  nach  Spanien.  Sie  werden 
offenbar  frei  verwandt.  Besonders  gern  tritt  die  Trennung  be- 
kanntlich nach  ganz  kurzem  ehelichen  Zusammenleben  ein.  Nach 
meiner  Ansicht  hat  Saxo  sie  getrennt  weil  er  in  seiner  weitläufigen 
Darstellung  beide  Motive  anbringen  wollte  und  weil  ihm  viele 
Fahrten  des  Odin  wie  des  Thor  vorschwebten.  Karl  macht  ja 
auch  drei  solcher  „Ostfahrten",  zwei  nach  Spanien  eine  nach  dem 
Orient.  Der  Unterschied  ist  ganz  harmlos.  Vielleicht  erscheint 
der  zweite  Einwand  erheblicher.  Die  fränkischen  Heroen  gewinnen 
ganz  ohne  Mühe  die  Liebe  der  Heldinnen ,  Odin  aber  mufs  zur 
List  (Verkleidung)  und  schimpflicher  Gewalt  greifen.  Darauf  ist 
zu  erwidern,  dafs  bei  Saxo  handgreiflich  die  Tendenz  vorwaltet 
den  Odin  in  jeder  Weise  zu  schmähen  und  dafs  ihm  diese  Ge- 
legenheit ihn  herabzusetzen  besonders  zusagen  mufste,  da  er  die 
Sache  mit  so  behäbiger  Breite  vorträgt.  Vielleicht  aber  liegen 
noch  andere  Gründe  vor.  Wenn  er  die  Verkleidung  Odins  als 
Mädchen,  welche  nach  Bugge  der  Neoptolemossage,  entnommen 
Sern  soll ,  verwerten  wollte ,  so  mufste  natürlich  eine  energische 
Weigerung  der  Geliebten  vorangehen.  Dann  zeigen  aber  auch  die 
Göttinnen  der  Edda  zwei  Seiten,  einmal  sind  sie  schwer  zu  ge- 
winnen, wie  Brunhilde,  dann  wird  ihnen  wieder  grofse  Leichtfertig- 
keit und  Neigung  zu  Buhlereien  vorgeworfen.  Es  kann  dies  direkter 
Redex  des  Mythus  sein,  der  in  Island  natürlich  etwas  andere 
Formen  annahm  als  bei  den  Franken  (Dahn,  Urgeschichte  1  125). 
Die  Identität  der  beiden  Sagen  kann  darnach  nicht  wohl  bestritten 
werden.  Sie  erstreckt  sich  besonders  auf  5  Punkte:  Aufentlialt  in 
einem  fernen  wilden  Lande,  Incognito  des  Hetoen,  überraschende 
Thaten  im  Kriege,  Erwerb  einer  Frau,  hohe  Bestimmung  des  Nach- 
kommen. Darnach  ist  die  Möglichkeit  ausgeschlossen,  dafs  die 
ganze  Erzählung  des  Saxo  antiken  Sagen  entnommen  ist.  Es  mufs 
wenigstens  ein  Stamm  auf  den  das  entlehnte  Reis  gepfropft  werden 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  355 

konnte  in  deutschen  und  nordischen  Sagen  vorhanden  gewesen 
sein.  Nebenbei  bemerkt  ist  das  bei  den  sämtlichen  von  Bugge 
besprochenen  Mythen  nach  meiner  Ansicht  der  Fall,  auch  bei  dem 
Baidermythus.  Übrigens  scheint  Bugge  selbst  zu  empfinden  dafs 
gerade  hier  seine  Beweisführung  nicht  ganz  stichhaltig  ist.  Was 
sich  aufser  diesen  wesentlichen  Teilen  in  der  Erzählung  des  Saxo 
findet,  also  besonders  die  Verkleidung  Odins  als  Weib  mag  antike 
Elemente  enthalten.  Wenn  aber  nach  Bugge  die  Verkleidung  zu 
den  ursprünglichsten  Gliedern  der  Sage  gehören  und  doch  das 
Ganze  entlehnt  sein  soll,  so  stände  man  allerdings  vor  einem  Rätsel. 
Aber  alle  Verkleidungen  Odins  als  Harbard,  im  Gespräch  mit 
Wafthrudnir,  alle  in  den  Epen  vorkommenden  Verkleidungen  können 
doch  nicht  gut  der  Neoptolemussage  entnommen  sein.  Gern  will 
ich  zugeben  dafs  Bugge  in  diesem  speziellen  Falle  Recht  hat  wenn 
man  die  Verkleidung  als  Mädchen  als  spätere  Zuthat  gelten  läfst. 
Jedenfalls  beruht  sie  aber  dann  auch  hier  nicht  darauf,  dafs  der 
Inhalt  des  Dares  und  Statius  seit  Jahrhunderten  den  Nordleuten  in 
Fleisch  und  Blut  übergegangen  war,  sondern  einfach  darauf  dafs 
der  gewandte  und  belesene  Saxo  sie  direkt  entlehnt  hat,  um  den 
von  ihm  immer  geschmähten  Odin  wieder  einmal  in  ungünstigem 
Lichte  erscheinen  zu  lassen. 

Eine  wichtige  Rolle  spielt  bei  Saxo  der  Rosthiophus  Phiniucus, 
besonders  wenn  nach  der  älteren  fränkischen  Sage  die  beiden 
Fahrten  zusammenfielen.  Er  prophezeit  Odin  dafs  er  von  der 
Rinda  den  Rächer  des  Balder  gewinnen  werde,  wirkt  also  als  Haupt- 
helfer in  Odins  Interesse.  Nach  Bugges  Angabc  hat  Propst  Fritz- 
ner diesen  finnischen  Rofsdieb  mit  dem  zauberkundigen  Basin,  der 
auch  Rosse  stahl,  zusammengestellt,  eine  Vermutung  der  ich  durch- 
aus beistimme  und  die  ich  von  anderen  Gesichtspunkten  beleuchten 
werde  (Bugge,  übers,  v.  Brenner  148).  Der  Diebe  die  mit  Heroen 
und  mit  (Jdin  so  vertraut  verkehren  kennen  wir  aufser  diesem  Rofs- 
dieb mehrere,  Maugis,  Basin-Elegast ,  den  halb^öttlichen  Galopin 
(Ztschr.  XI  338),  die  Diebe  in  Parise  la  duchesse  (XI  207).  Dafs 
sie  Windg()tter  sind  habe  ich  in  meinem  Aufsatze  über  Renaut  zu 
beweisen  versuclit.  Dazu  würde  passen  dafs  sie  gern  Rosse  stahlen, 
denn  die  wilde  Jagd  ist  ja  ihre  Domäne,  wobei  Rofsschenkel  aus 
der  Luft  herabgeworfen  werden.  Die  Winddämonen  sind  dem 
Gotte  des  Sommers,  der  Sonne  naturgemäfs  bald  freundlich,  bald 
feindlich,  daher  die  unklare  Stellung  der  vier  Haimonskinder,  des 
Basin-Elegast,  der  Kyklopen  gegenüber  dem  Sonnenhelden  Herakles. 
Die  R(ille  des  Basin  welcher  Karl  in  der  bekannten  Weise  rettet 
als  die  Pairs  ihn  ermorden  wollten  fasse  ich  folgendermafsen  auf 
Bei  Eintritt  der  schlimmen  Jahreszeil  suchen  ein  oder  mehrere  feind- 
liche Dämonen  den  Gott  des  Sommers  zu  töten,  zu  vertreiben 
oder  zu  verbannen.  Man  vergleiche  ägyptische,  griechische  und 
germanische  Sagen,  auch  Ztschr.  XII  366  ff.  Die  Wendepunkte  der 
Jahreszeiten  sind  in  unseren  Breiten  die  Perioden  der  Äquinoctial- 
winde,  welche  die  Sommerwärrae  entführen   und  wiederbringen,     hu 

ZeitMclir.  f.  roiii.  l'liil.  XIV.  23 


356  J.  OSTERHAGE, 

Mythus  retteten  darnach  die  Dämonen  der  Stürme  den  sommer- 
lichen Gott,  den  Himmelsgott  im  Allgemeinen,  vor  den  sein  Leben 
bedrohenden  winterlichen  Mächten,  die  in  der  Sage  als  böse  Väter, 
Brüder,  Vassalien  u.  s.  w.  sich  reflektieren.  Es  scheint  überall  ein 
Schwanken  zu  walten,  ob  man  diese  diebischen  Dämonen  freund- 
lich oder  feindlich  auflassen  sollte ;  Basin  galt  als  Karls  Feind,  denn 
nach  einer  Version  war  er  von  ihm  verbannt  worden,  wie  Maugis, 
und  der  finnische  Rofsdieb  war  sonst  als  Zauberer  und  Jötun  (nach 
Bugge)  wohl  auch  nicht  gerade  ein  Freund  des  Odin.  Die  Her- 
leitung des  Rostiophus  aus  Proteus  erscheint  Bugge  wohl  selbst 
etwas  gewagt,  was  bleibt  auch  schliefslich  noch  von  dem  griechi- 
schen Namen,  wenn  die  Volksetymologie  so  vollständig  gesiegt  hat? 
Dafs  der  Jötun  gerade  durch  Prophezeihung  Odins  Interesse 
fördert ,  mag  entlehnt  sein ,  wahrscheinlich  kommt  mir  diese  An- 
nahme bei  der  bekannten  Weisheit  der  Jötunen  nicht  vor. 

Die  Motivierung  der  Verbannung  des  Childerich  bei  Gregor 
und  Fredegar  gehört  wohl  auch  der  Sage  an.  In  gesellschaft- 
licher Beziehung  war  man  Fürsten  gegenüber  wohl  nicht  so  pein- 
lich. Macduff"  sagt  zu  seinem  Fürsten  you  may  convey  your  plea- 
stires  in  a  spadous  pknty.  Den  Negerfürsten  ist  überall  die  Poly- 
gamie gestattet.  Viele  Ethnologen  haben  ja  ein  jus  p7-imae  n.  bei 
halbcivilisierten  Völkern  zu  Gunsten  der  Fürsten  finden  wollen. 
Nach  Germ,  1 8  waren  die  Germanen  hier  auch  mehr  als  nachsichtig. 
Dafs  die  dem  Childerich  zur  Last  gelegten  Ausschweifungen  als 
Sage  aufzufassen  sind,  glaube  ich  annehmen  zu  dürfen.  Childe- 
rich und  sein  Sohn  Chlodowech  herrschten  an  der  Somme  und 
Maas  und  wenn  es  schon  an  sich  wahrscheinlich  ist  dafs  die  Franken 
ihre  Sagen  aus  ihren  alten  Sitzen  mitgebracht  haben ,  so  liegt  es 
besonders  hier  nahe  anzunehmen,  dafs  eine  diese  Fürsten  betref- 
fende Sage  in  ihrem  Stammlande  entstanden  ist.  Recht  eigentüm- 
lich scheint  es  mir  nun  dafs  an  der  Somme  und  Maas  auch  die 
ganz  ähnlichen  (Rom.  XIII  603)  Hugues  Capet  und  B.  de  Seboürc 
betreffenden  Sagen  lokalisiert  sind,  und  ich  habe  schon  gelegentlich 
angedeutet  dafs  die  Spanier  ihre  Don  Juan-Sage,  welche  soviel  ich 
weifs  erst  etwas  nach  der  Reformation  erscheint,  aus  dem  südlichen 
Belgien  entlehnt  haben  können.  Diese  Erscheinung  findet  eine 
durchaus  befriedigende  Erklärung  in  meiner  Ansicht  über  die  Sage 
von  den  Haimonskindern  (vgl.  die  Ausführungen  Ztschr.  XI  201  f.. 
Über  einige  eh.  des  Lohengrinkreise  10 — 13).  Ähnliche  Sagen 
finden  sich  freilich  auch  anderswo.  Dafs  aber  z.  B.  die  Lukretia- 
sage  von  den  hier  besprochenen  charakteristisch  verschieden  ist, 
wird  wohl  unbedenklich  zugegeben  werden,  ebenso  die  von  Frede- 
gar kurz  vorher  (III  7)  erwähnte  Beleidigung  des  Lucius  in  Trier 
durch  den  Imperator  Avitus. 

Ich  komme  zur  Erörterung  der  Hauptfrage,  ob  der  Gewinn  einer 
Frau  in  der  bekannten  eijrenartisfen  P'orm  als  Reflex  eines  Sonnen- 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  357 

mythus  angesehen    werden    darf,    und    ich    glaube    sie    bejahen    zu 
k()nnen. 

Alle  Religionen  —  die  drei  grofsen  expansiven  lasse  ich  aus 
dem  Spiel,  schon  weil  es  uns  hier  nur  auf  die  europäischen  an- 
kommt —  sind  Naturmythen.  Darüber  sind  Philosophen,  Theo- 
logen, Anthropologen  einig.  Ein  Zwiespalt  fängt  erst  da  an  wo 
die  einen  behaupten  dafs  die  Urreligionen  den  Zustand  des  Ab- 
falles von  einer  Uroffenbarung  bezeichnen ,  die  anderen  dagegen, 
dafs  die  Annahme  einer  ursprünglichen  Vollkommenheit  nicht  ge- 
rechtfertigt ist.  Ich  führe  PHeiderer  an,  welcher  nach  eingehender 
Würdigung  der  bekannteren  philosophischen  Systeme  über  die  Ur- 
religion,  über  den  Stoff  an  den  die  lünbildungskraft  die  religi()sen 
Gefühle  bei  ihrem  ersten  Auftauchen  anknüpfte,  bemerkt:  „es  kann 
offenbar  kein  anderer  sein  als  derjenige,  welcher  dem  Menschen 
auf  dieser  ursprünglichsten  Stufe  der  Natürlichkeit  überhaupt  allein 
zu  Gebot  steht,  die  äufsere  Welt,  die  sinnlich  wahrnehmbaren  Gegen- 
stände und  Vorgänge  der  Natur  .  .  .  Wie  wäre  es  daher  anders 
möglich  als  dafs  sein  Abhängigkeitsgefühl  sich  auf  die  sein  Inter- 
esse in  jeder  Beziehung  fesselnden  Gegenstände  und  Vorgänge  der 
Natur  richtete,  dafs  also  diese  Gegenstände  ihm  zu  Göttersyrabolen, 
diese  Vorgänge  zu  Göttergeschichten  oder  Mythen  wurden?" 
(die  Religion  II  8i).  Gloatz  (Spekulative  Theologie  1883  I  85  f.) 
giebt  kurz  folgende  Hauptentwickelungsstufen  des  religiösen  Be- 
wufstseins  an :  Vorwiegender  Ahnenkult  —  aber  immer  in  Ver- 
schmelzung mit  Naturmythen  —  bei  den  afrikanischen  Völkern, 
reichere  Mythologie  bei  den  Malayen,  Sonnen-  und  Ilimmelskult 
bei  den  Ostasiaten,  Gestirndienst  der  Westasiaten,  Himmelsmythos 
der  Indogermancn.  Die  Lektüre  dieses  Werkes  ist  allen  denen  zu 
empfehlen ,  welche  wie  Rajna  (Origini  8)  glauben,  dafs  die  Furcht 
keinen  grofsen  Einflufs  auf  die  Bildung  der  Religionen  gehabt 
habe.  —  Bastian  (Heil.  Sage  der  Poiynesier;  Einl.  bes.  S.  3)  nennt 
das  Werden  der  Mythen  „die  mikrokosmische  Wiedersch()pfung  des 
Makrokosmos".  Die  Annahme  einer  ursprünglichen  Vollkommenheit 
berührt  die  ethnologischen  Thatsachen  nicht.  Der  Hauptpunkt  ist 
der  Übergang  von  der  Religion  zur  Plpopee.  Rajna  behauptet  es 
läge  ein  Abgrund  zwischen  Mythus  und  Ej)opee  (10),  nach  meiner 
Ansicht  sind  Mythus  und  Epopee  ursprünglich  Eins,  bei  der  fort- 
schreitenden Entwickelung  des  GottesbegrifTes  gingen  sie  weiter  und 
weiter  auseinander  und  schliefslich  drang  der  reinere  GottesbegritV 
in  so  weite  Kreise  dafs  eine  I'.popee  überhaupt  nicht  mehr  mög- 
lich war  und  das  Kunstepos  ihre  Stelle  einnahm.  Der  Goltesbegriff 
wird,  wie  Rajna  erklärt,  die  Epopee  ist  aber  von  vornherein  ein 
abgeklärtes,  litterarisches  Gebilde,  welches  in  vorlitterarischer  Zeit 
im  (Gedächtnis,  später  in  der  Schrift  fixiert  ist.  Der  Mensch,  der 
Held,  ist  anthroporaorphisch  älter  als  seine  G()tter,  im  Epos  aber, 
welches  immer  das  Werk  eines  reflektierenden  Künstlers  ist,  er- 
scheint die  Gottheit  als  die  ältere  Macht,  der  Heros  als  ihr  Kind 
oder    Schützling.      Der    Mensch   versetzt    intellektuell    sich    in    den 

23» 


350  G.  OSTERHAGE, 

Makrokosmos,  er  schafft  sich  eine  neue  Sonne  indem  er  sie  über- 
legen und  handeln  läfst  wie  er,  neue  Naturmächte  indem  er  ihnen 
Selbstbewufstsein  beilegt.  Materiell  aber  versetzt  er  seine  Vorfahren 
vor  allem  aber  die  seiner  Fürsten,  in  die  kosmischen  Potenzen  oder 
in  die  Tierwelt ;  daher  belebt  sich  für  ihn  Himmel  und  Erde,  Wald, 
Gebirge  und  Flufs  mit  Geistern,  wohlthätigen  oder  bösen,  die 
letzteren  überwiegen,  je  tiefer  der  allgemeine  Stand  der  Entwicke- 
lung  des  Stammes  ist.  Die  Ahnen  aber  leben  weiter  wie  hier,  sie 
gebrauchen  Speise  und  Kleidung,  Waffen,  Diener  und  Frauen,  sie 
kämpfen,  lauern  ihren  Feinden  auf,  schützen  und  lieben.  Wenn 
also  ein  Dichter  einen  lebenden  Fürsten  besingen  wollte  so  konnte 
er  ihn  nicht  anreden  denn  als  Sohn  eines  Gottes  und  wenn  er  ihn 
nur  etwas  idealisieren  wollte,  so  mufste  er  ihn  doch  den  Sohn  des 
Sturmes ,  des  Flusses ,  bei  gröfserer  Devotion  Sohn  der  Sonne 
nennen,  wie  der  Hofpoet  von  Dahomey  seinen  Herrn.  Was  er 
also  auch  besang,  es  waren  religiöse  Handlungen ,  pries  er  seine 
Siege  so  waren  die  Feinde  Gegner  des  guten  Dämons  oder  seines 
Sohnes,  schwarze  Mächte ;  besang  er  seine  Herkunft  selbst  so  war 
seine  Mutter  Genius  einer  milden,  gütigen  Macht,  des  Mondes,  des 
Landsees,  des  ruhigen  Meeres,  vor  allem  aber  die  Erde  selbst,  Gäa 
die  ursprünglich  mit  dem  Überhimmel,  Uranus,  vereint  gedacht  wurde 
(Heil.  Sage  loo).  Die  polynesische  Aphrodite  Brilai  (ib.  109)  wohnt, 
wie  die  griechische  Göttern  und  Menschen  bei,  und  von  ihr  geht 
eine  „theogonische  Kosmogonie  und  zugleich  eine  Heroogonie"  aus. 
Für  die  afrikanisch-polynesischen  Stämme  fliefst  also  Mythus  und 
Epopee   ineinander. 

Aber  auch  in  den  indogermanischen  Epen  ist  Mythus  — 
Religion  und  menschliches  Handeln  aufs  innigste  verknüpft.  In 
keinem  Epos  wirkt  der  Held  mit  freier  Selbstbestimmung.  Stets  sind 
die  treibenden  Kräfte  übernatürliche.  Im  Homer  sind  es  die  Pfeile 
des  Apollo  und  die  Beratungen  der  Götter,  in  den  Nibelungen  die 
Thatsache  dafs  Siegfried  bei  der  Vermählung  der  Erunhilde  ge- 
wissermafsen  als  Heimdall-Rigr  auftritt  und  die  Erinnerung  an 
Odins  Bestrafung  der  Brunhilde ;  in  der  Ch.  de  Rol.  hat  der  ganze 
Zug  religiöse  Motive  —  das  ergäbe  sich  wenn  es  sonst  nicht  klar 
genug  gesagt  würde  schon  aus  den  Schlufsworten  wo  Karl  gegen 
seinen  Willen  geheifsen  wird  eine  ähnliche  Fahrt  zu  unternehmen  — 
und  im  Einzelnen  haben  die  Heroen  Schwerter  von  Gott,  wie  sie 
Odin  verschenkte,  ein  Engel  tritt  im  entscheidenden  Kampfe  auf, 
wie  eine  Walküre.  Der  Verrat  dürfte  auch  mythisch  sein,  er  läfst 
sich  jedenfalls  geschichtlich  nicht  erklären,  rein  menschlich  auch 
nicht  —  der  Versuch  den  ich  selbst  in  dieser  Beziehung  gemacht 
habe,  beruhte  auf  gänzlicher  Verkennung  des  Unterschiedes  der 
primitiven  und  modernen  Poesie,  der  Poesie  die  vom  Allgemeinen 
zum  Besonderen  geht  und  der  des  Cervantes  und  Shakespeare,  die 
umgekehrt  verfährt,  kurz  gesagt  der  des  Makrokosmos  und  des 
Mikrokosmos.  —  Dafs  diese  Bemerkungen  über  die  religiösen  Flaupt- 
motive  eines  Epos  richtig  sind,  wird  am  besten  bestätigt  durch  die 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  359 

Auffassung  welche  Virgil,  Tasso,  Milton,  Klopstock  deutlich  kund- 
geben. 

Und  wenn  nun  endlich  das  Epos  die  reine  Geschichte  wäre, 
dann  müfste  erst  recht  die  Verbindung  von  Religion  und  Herrscher- 
würde eine  enge  sein.  Überall  finden  wir  den  Zauberer  neben 
dem  Hcäuptling,  den  Priester  neben  dem  Könige.  AulYallen  werden 
uns  nur  solche  Perioden  in  der  Geschichte  wo  dieses  Band  zer- 
rissen wird,  sie  prägen  sich  wegen  der  ihnen  eigenartigen  Kämpfe 
dem  Gedächtnisse  mehr  ein,  aber  normal  sind  sie  nicht.  Nun  will 
ich  gern  zugeben  dafs  für  gewöhnlich  der  „Egoismus"  wie  Rajna 
irgendwo  bemerkt  in  der  Geschichte  das  bewegende  Moment  ist 
ist  und  der  Priester  nur  sekundiert.  Dabei  ist  aber  nicht  zu  über- 
sehen, dafs  der  Egoismus  wenigstens  als  luidämonisraus  von  dem 
abstrakten  Dogma  abgesehen  auch  in  jeder  Form  der  Religion  so- 
fern sie  von  iNIenschen  geübt  wird  eine  Hauptrolle  spielt,  und  dafs 
jedenfalls  in  einer  litterarischen  Darstellung  jedes  grofsen  Ereig- 
nisses wenn  sie  für  eine  gröfsere  Menge  berechnet  ist  der  Redaktor 
immer  den  allgemeinen  religiösen ,  philosophischen  Gesichtspunkt 
voransetzen  mufs  und  voransetzt,  der  natiole,  der  Stariames-  oder 
Racenegoismus  reicht  nie  ganz  allein  dazu  aus  die  mafslosen  Opfer 
neben  dem  erreichten  Resultate  als  begründet  hinzustellen  Darum 
ist  auch  in  der  ganzen  Geschichte,  d.  h.  in  der  Darstellung  des 
Geschehenen  die  Religion  das  wichtigste  Objekt  so  bald  die  Vor- 
gänge zeitlich  von  uns  hinreichend  entfernt  sind  dafs  unsere  per- 
sönlichen Interessen  in  keiner  Weise  mehr  berührt  werden ,  also 
nicht  bei  den  Griechen,  wiegen  der  Kunst,  und  nicht  bei  den 
Römern  wegen  ihres  Rechts,  oder  auch  der  Kirchengewalt.  Bei 
allen  orientalischen  Völkern  interessiert  uns  ihre  äufsere  Kultur  ge- 
wifs  auch,  aber  in  weit  höherem  Grade  ihre  Religion.  Die  religiö- 
sen Anschauungen  der  Veden ,  die  Reformation  des  Budha,  der 
Feuerkultus  und  Gestirndienst  sind  für  unser  Wissen  unendlich 
wichtigere  Objekte  als  alle  Kämpfe  der  Dynastieen,  und  die  Er- 
oberungen grofser  Provinzen.  Dafs  es  überall  berühmte  Krieger 
gab,  d.  h.  auf  die  INIenge  auch  äufserlich  fascinierend  wirkende 
Intelligenzen  offensiven  Naturells,  ist  selbstverständlich  für  uns,  und 
ist  von  dem  Augenblicke  ihres  Hinscheidens  an  als  das  minder 
Wichtige  aus  dem  Gedächtnisse  der  Menschen  langsam  aber  sicher 
entschwunden ;  nur  die  Namen  blieben  haften ,  die  die  Dichtung 
mit  dem  Göttlichen  in  Verbindung  brachte. 

Nach  diesen  allgemeinen  Bemerkungen  führe  ich  nun  auf 
Grund  der  Annahme  eines  Uranos-Gäaraythus  für  die  mythische 
Auffassung  der  besprochenen  Episode  folgende  Gründe  an.  In 
der  antiken  Mythologie  tritt  die  Bedeutung  der  Verbindungen  von 
Göttern  und  Göttinnen,  von  Heroen  mit  göttlichen  Wesen  oder 
Halbgöttern  u.  s.  w.  noch  ziemlich  klar  hervor.  Bald  wird  die  Braut 
erkämpft,  bald  durch  Gewalt  und  List,  bald  durch  List  allein  ge- 
wonnen. Ganz  ähnlicher  Art  wenn  auch  weniger  zahlreich  und 
kürzer  berichtet  sind  die  Liebeleien  Odins  auf  welche  in  der  l'xlda 


360  G.  OSTERHAGE, 

wiederholt  hingewiesen  wird.  Da  nun  die  Heroen  in  beiden  Ge- 
bieten von  den  Göttern  ihren  Ursprung  haben  so  sind  ihre  Kämpfe 
gegen  feindliche  Väter  oder  Brüder  in  deren  Gewalt  sich  die  ihnen 
geneigten  Schönen  befinden  wohl  ebenso  zu  erklären  wie  bei  den 
Griechen.  Der  historische  Name  wurde  in  das  feste  Schema  ein- 
gefügt und  kleine  Änderungen  vorgenommen;  übermäfsig  haben 
sich  die  Redaktoren  nicht  angestrengt.  Das  meiste  that  für  sie  die 
lebendige  Tradition  die  sich  besonders  in  zwei  Richtungen  erhielt. 
Die  Fürsten  haben  wie  aus  Täcitus  klar  hervorgeht  ein  ihnen  gern 
zugestandenes  Deflorationsrecht  oder  wenn  man  will  (Schmidt 
Ztschr.  für  Ethnologie  52  und  sonst)  ein  ihnen  aufgedrängtes  Onus 
dieser  Art.  Die  Beispiele  aus  halbwilden  Stämmen  sind  bekannt 
genug.  Sie  galten  eben  als  Nachkommen  jenes  allgemein  arischen 
Himmelsgottes  dem  auch  in  dieser  Beziehung  alle  Wesen  unter- 
than  waren.  Eine  zweite  Art  der  Tradition  erhielt  sich  in  den 
Frühlings-  und  sonstigen  Festen,  wo  die  Verbindung  eines  männ- 
lichen und  weiblichen  Prinzips  deutlich  durch  Menschen  symboli- 
siert wurde.  Hier  könnte  man  sehr  gut  nicht  nur  eine  Analogie 
sondern  die  wirkliche  Quelle  dieses  Schemas  suchen.  Diese  Jahres- 
feste sind  von  Mannhardt  (F.  u.  W.  K.  I)  im  4.  und  5.  Kapitel 
•S.  311 — 496  ausführlich  besprochen  worden  (vgl.  Ztschr.  XII  366). 
Überall  ist  wesentlich  ein  Paar  als  Symbol  der  Sonne,  des  Himmels, 
und  der  empfangenden  Erde,  meistens  auch  die  Vorstellung  von 
einem  Kampfe  in  milderer  oder  schärferer  Form  um  den  Besitz 
des  weiblichen  Symbols.  Diese  Feste  sind  in  ganz  ähnlicher  Weise 
durch  Jahrtausende  begangen  worden.  Es  ist  ja  gerade  der  Grund- 
zug des  IMannhardtschen  Werkes  dafs  er  die  heute  hoch  vor- 
handenen Erscheinungen  durch  die  Jahrhunderte  in  Verbindung 
setzt  mit  antiken  Sitten  und  Festen,  wobei  ja  selbstverständlich  viele 
Glieder  fehlen,  aber  die  Elemente  sind  so  einfach  dafs  man  solche 
Feste  auch  nach  halben  Andeutungen  unbedenklich  annehmen  darf. 
Die  französische  Kritik  hat  dies  auch  ausdrücklich  anerkannt  (z.  B. 
Revue  celtique  III  502  Gaidoz)  und  nur  beciauert  dafs  in  Frank- 
reich auf  diesem  Gebiete  so  wenig  geleistet  werde  und  dafs  Mann- 
hardt für  französische  Sitten  direkt  sammeln  mufste.  Ausdrückliche 
Zeugnisse  dafs  derartige  Feste  gefeiert  wurden  glaube  ich  in  den 
Kapitularien  zu  finden  (vgl.  auch  Gieseler  Kirchengeschichte  I  2, 
455  über  Concilienbeschlüsse  die  darauf  hinweisen).  Die  folgende 
Stelle  (vgl.  Ducange,  brunaticus,  maida)  scheint  sich  auf  den  Anfang 
des  neuen  Lichtjahres  zu  beziehen :  De  pravos  illos  homines  qiä 
brunaticus  colunt,  et  de  hottmtibus  suis  subtus  jnaida  cerias  incen- 
dunt,  et  votos  vovent .  .  .  (cap.  Longobard.  a  786.  Pertz  legum.  I  51). 
Ganz  besonders  aber  glaube  ich  hier  solche  Stellen  verwerten  zu 
dürfen  wo  von  spurcitiae  gentilitatis  (z.  B.  Pertz  I  33)  die  Rede  ist, 
oder  von  spurcalibus  in  Februario  (19),  weil  diese  Ausdrücke  doch 
immerhin  den  (Jedanken  an  geschlechtliche  Dinge  iiahe  legen; 
und  dafs  die  Frühjahrsfeste  zur  Zeit  der  Menschenopfer  weniger 
zart  gefeiert  wurden  als  heute ,    darf  man   wohl    annehmen.     Diese 


STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE.  36  I 

Volksfeste  an  den  W'entlepunkten  der  Zeiten  waren  wohl,  wenn  man 
nach  den  Gebräuchen  der  am  tiefsten  stehenden  Völker  schliefsen 
darf,  die  erste  instinktive  Regung  des  rehgiösen  Volksbewufstseins, 
sie  haben  sich ,  wie  aus  den  Überlieferungen  klar  erhellt  am 
zähesten  erhalten,  als  Erinnernng  an  die  gröfste  Kulturthat  vor- 
christlicher Zeit  an  die  Schöpfung  einer  Rehgion.  Ihr  Einflufs  auf 
alle  drei  Gattungen  der  Dichtung  ist  nach  meiner  Ansicht  evident, 
auf  die  Lyrik  unbestritten,  auf  die  Dramatik,  die  aus  ihnen  erwuchs, 
auf  die  Epik  in  den  beiden  Punkten :  Kampf  gegen  die  Verräter, 
Kampf  um  die  Fürstin. 

Was  nnn  die  von  Rajna  (O.  81)  wie  es  scheint  doch  zum  Be- 
weise für  die  von  ihm  aufgestellte  Behauptung  dafs  die  Heroen  sich 
eine  Frau  erobern  d.  h.  rauben,  aus  der  Geschichte  der  Longo- 
barden  entnommenen  Beispiele  angeht  so  sind  sie  alle  drei  wohl 
kaum  mit  unserem  Falle  zu  vergleichen.  Um  die  Theudelinde  für 
Authari  zu  werben  geht  eine  Gesandtschaft  nach  Baiern,  der  sich 
der  Bräutigam  unerkannt  anschliefst.  Das  erste  war  der  regel- 
rechte Weg  bei  fürstlichen  Heiraten,  Gregor  bietet  solche  Fälle 
ohne  alles  phantastische  Beiwerk  in  Menge  (u.  a.  IV  9,  25,  26,  27, 
28,  38,  VI  18,  34,  vgl.  IX  16,  20,  25).  Als  germanische  Fürsten 
auf  römischem  Boden  Herrscher  geworden  suchten  sie  sich  nicht 
nur  die  Rechte  sondern  auch  das  äufsere  Auftreten  der  Imperatoren 
anzueignen ,  was  mit  beinahe  greisenhafter  Nüchternheit  durch- 
geführt bei  den  Ehen  alle  Romantik  ausschlofs.  Die  sagenhaften 
Züge  bei  dem  Werben  um  die  Theudelinde  hat  Paulus  deutlich 
genug  den  Berichten  Gregors  über  Basina  und  Chlotilde  ent- 
nommen und  durch  kleine  Änderungen  die  Sache  des  Geheimnis- 
vollen und  Wunderbaren  vollständig  entkleidet.  Ebensowenig  geht 
der  Raub  der  Rosemunda  uns  hier  etwas  an.  Sie  hat  nicht  die 
mindeste  Ähnlichkeit  mit  den  Heldinnen  des  3.  Schemas.  Die 
ganze  Erzählung  des  Paulus  dreht  sich  überhaupt  nicht  um  sie  die 
als  kinderlos  hier  gar  nicht  in  Betracht  kommen  konnte,  sondern 
um  den  als  Becher  benutzten  Schädel  und  um  die  Rache  für  diese 
Entweihung  des  Todes  die  dem  Christen  allerdings  etwas  grauen- 
volles war.  Die  Erzählung  spiegelt  jedenfalls  alte  Sitte  wieder,  in 
Afrika  findet  sie  sich  noch  häufig  genug,  und  insofern  ist  sie  ja 
wertvoll,  aber  nicht  für  unseren  Fall.  Überhaupt  konnte  sich  eine 
solche  Sage  bei  den  Longobarden  nicht  festsetzen,  weil  ja  fort- 
während neue  Dynastien  aufkamen  und  durch  die  häufige  Kinder- 
losigkeit der  Konige  gefährliche  Unsicherheiten  in  der  Thronfolge 
eintraten.  Hätte  Theudelinde  einen  Chlodow^ech  geboren,  so  würde 
Paulus  wohl  im  Volksmunde  eine  bessere  Sage  über  ihre  Hochzeit 
gefunden  haben,  die  er  jetzt  mitteilt  ist  ein  Produkt  der  Gelehr- 
samkeit. —  Schon  in  den  ältesten  Zeiten  wurden  die  Werbungen  der 
Königssöhne  oder  Töchter  wie  die  Schwertleite  der  edlen  Jünglinge 
in  den  (iauversammlungen  mit  einer  gewissen  P'eicrlichkeit  begangen 
(Dahn,  Urgeschichte  I  8q,  vgl.  Könige  der  Germ.  1  18).  Aus  dieser 
Sitte  konnte  man  auf    eine  Verherrlichung  des  Frauenraubes  nicht 


362  G.  OSTERHAGE,    STUDIEN  ZUR  FRANK.  HELDENSAGE. 

wohl  gelangen,  am  wenigsten  auf  eine  so  komplizierte  eigentümliche 
Form  der  Eroberung  wie  sie  in  der  Siegfriedsage  vorliegt,  die  Kajna 
doch  auch  von  den  anderen  Fällen  nicht  -trennen  will  (Origini  80). 
Ich  bleibe  somit  auch  hier  bei  meiner  früher  (XI  4  flf.)  geäufserten 
Ansicht.  Die  Epopee  hat  fast  überall  einen  historischen  Kern,  der 
Helden  Name,  Kampf  und  Erfolg  sind  Thatsachen,  aber  die  Volks- 
sage hat  sie  mit  dem  Schimmer  des  Göttlichen  umgeben.  Ihre 
Abstammung  von  den  Göttern  läfst  sie  auch  für  ihre  Söhne  eine 
göttliche  Mutter  gewinnen,  ihre  Kämpfe  in  der  Nähe  sind  gegen 
finstere  Mächte  gerichtet,  in  der  Ferne  sind  sie  den  Fahrten  der 
Götter  ebenbürtig. 

G.    OsTERHAGE. 


Etymologisches. 

(Forts.  Ztschr.  XHI  404.) 

18.  franz.  inazelte 
verzeichnet  Littrc  mit  den  folgenden  drei  Bedeutungen:  i"  Me- 
chant  petit  cheval.  Also  nicht  eigtnitlich,  wie  in  deutschen  W(')rter- 
büchern  angegeben  wird,  Schindmähre,  Kracke,  worin  der  BegriiT 
der  Kleinheit  nicht  hervortritt.  2*^  Celui  qui  manque  de  force, 
d'ardeur.  30  Personne  inhabile  a  quelque  jeu  qui  demande  de  la 
combinaison  ou  de  l'adresse.  Diez  bringt  E.  W,  IIc  Frisch's  Her- 
leitung aus  deutschem  malz,  ungeschickt,  Klotz  „ein  matzicht  pferd, 
ein  matziger  kerl".  Littre  fragt  im  Dict.  „ÄInzet,  diminutif  de  tnaze, 
fourmi,  vient-il  de  l'allemand  Ameise,  fourmi?"  G.  Paris  (Rom.  III) 
erinnert  an  dial.  ital.  mazeta ,  Dirainut.  von  mazza,  Stock,  wozu 
sich  das  franz.  Wort  begrifflich  verhalten  würde,  wie  btu-do  Maul- 
tier zu  bourdon  Stab  etc.  Leichter  als  Frisch's  Etymon  dürfte  sich 
Littre's  lautlich  und  wohl  auch  begrifflich  rechtfertigen  lassen. 
G.  Paris'  Deutung  würde  ich  dann  unbedenklich  zustimmen ,  wenn 
auch  das  ital.  Wort  mit  der  Bedeutung  des  franz.  mazette  sich  nach- 
weisen liefse.  Hier  ein  anderer  Erklärungsversuch :  Der  erste  Be- 
standteil des  Diminutivums  mazeite  ist  deutsches  Gleise  (ahd.  meisa, 
mhd.  meise;  germ,  ei  ai==  frz.  a,  s.  Mackel,  Die  germ.  Elem.  p.  1 14  ff.), 
das  in  unerweiterter  Gestalt  heute  im  Bas  Valais  als  maize  (s.  Bridel 
Glossaire  und  Rolland  Faune  pop.  II  303)  erhalten  ist.  Mazette  be- 
deutet demnach  eigentlich  (kleine)  Meise,  eine  Bezeichnung  die  auf 
ein  kleines  schlechtes  Pferd  und  auf  einen  Schwächling  überhaupt 
übertragen  wurde.  Auch  das  mdtl.  deutsche  mlsker  (Diminulivum 
zu  mes,  die  Meise),  erinnere  ich  mich  öfters  in  ganz  gleicher  Be- 
deutung gehört  zu  haben.  Rolland  bemerkt  1.  c.  11  305  En  hol- 
landais  pimpelmees  signifie  en  meme  teraps  mesange  bleu  et  enfant 
delicat,  douillet.  Zu  weiterer  Empfehlung  gereicht  der  hier  ver- 
suchten Deutung,  dafs  mazette  und  mezette  (zu  mees)  neben  mesange 
in  französischen  Mundarten  auch  als  Bezeichnung  des  Vogels  vor- 
handen sind.  Rolland  Faune  II  303  verzeichnet  mit  dieser  Bedeu- 
tung „jnazette  f.  Les  Fourgs,  Tissot.  Mezette,  mesette,  mesette  f.  nor- 
mand,  Chesnon,  Le  Hericher,  Pluquct  (Montbeliard  mesote,  mesotte).*^ 
Die  von  Littre  unter  3"  gegebene  Bedeutung  des  schriftfranz(')sischeii 
mazette  läfst  sich  aus  den  an  erster  und  zweiter  Stelle  aufgeführten, 
vielleicht  aber  noch  ungezwungener  aus  der  von  mir  angenommenen 


364  D.  BEHRENS, 

Grundbedeutung  des  Wortes  selbst  ableiten.  On  dist  en  breton, 
bemerkt  Rolland  1.  c,  mit  Hinweis  auf  Sauve  (Prov.  et  dictons  de 
la  Bassc-Bretagne),  d'une  personne  etourdie :  eur  pennglaouUh  eo, 
c'est  une  mesang,  und  so  mochte  man  auch  anderwärts  die  Meise 
für  einen  „unbesonnenen"  Vogel  halteii,  woraus  sich  mazeite  = 
personne  inhabile  a  quelque  jeu  qui  demande  de  la  combinaison 
ou  de  l'adresse  erklären  läfst.  Von  ähnlichen  Übertragungen 
liefsen  sich  vergleichen  ital.  allocco  und  parm.  cid  =^  Paile  und 
Dummkopf  (s.  Diez  E.  W.  I  s.  v.  locco),  franz.  buloi-  =  Rohrdommel 
und  Tr)lpel,  dtsch.  Gimpel  =  Blutfink  und  einfältiger  IMensch.  — 
Zum  Schlufs  sei  hier  noch  an  die  von  Rolland  IV  1 2g  neben  jiia- 
zetie  verzeichneten  zahlreichen  im  verächtlichen  Sinne  auf  zu  kleine, 
zu  grofse,  zu  magere,  zu  schwache  oder  zu  alte  Pferde  angewandten 
Ausdrücke  erinnert. 

19.  Berry  sener,  cener 
=  verschneiden,  kastrieren  führt  Diez  E.  W.  I  285  mit  altfranzösi- 
schen semer  absondern ,  trennen ,  pr.  semar  verringern  u.  s.  w.  auf 
lat.  semis  (mtlt.  semus,  semare)  zurück.  Diese  Pierleitung  der  beiden 
Patoisausdrücke  befriedigt  nicht,  da  inlautendes  m  zwischen  Vokalen 
nicht  zu  7t  wird.  Ein  von  Diez  noch  gekanntes  in  Berry  gebräuch- 
liches semer,  das  mit  sener  gleiche  Bedeutung  haben  soll,  finde  ich 
sonst  nicht  erwähnt  und  dürfte  auf  einem  Irrtum  beruhen.  Jaubert 
bemerkt  im  Glossar  (mir  liegt  die  2.  Auflage  vor,  nicht  der  ver- 
mutlich von  Diez  benutzte  erste  Entwurf  des  Werkes  aus  den 
Jahren  1838  oder  1842),  dafs  sener  (d.  i.  offenbar  seminare)  die  Be- 
deutung des  Schrifranzösischen  semer  habe  und  verweist  unter  dem- 
selben Stichwort  für  sener  =^  chätrer  auf  cener.  Unter  cener  heifst 
es,  nachdem  noch  als  Nebenform  c'ner  (dans  l'Ouest)  verzeichnet 
ist,  v,  a.  Chätrer,  couper  un  cochon,  male  ou  femelle.  (Voy.  sener) 
On  fait  venir  ce  mot  du  grec,  y^aivco,  couper;  nous  devrions  par 
consequent,  I'ecrire  par  un  C.  (Voy.  Roquefort,  Gloss. ,  au  mot 
cenner).  —  Das  Etymon  dieser  Wörter  ist  weder  ycdvco,  noch,  wie 
Diez  will,  semare,  sondern  lat.  sanare,  das  mit  der  ursprünglicheren 
Bedeutung,  heilen,  pflegen  bereits  in  al franz.  Zeit  neben  sajicr  als 
sener  erscheint.  Das  unbetonte  e  erklärt  sich  aus  dem  ai  der 
starambetonten  Formen  des  Verbums  unter  der  Einwirkung  des 
Adjektivs  sain.  Die  Annahme  einer  Bedeutungsverändenung  von 
heilen,  pflegen  (zu  operieren  und  weiter)  zu  kastrieren  dürfte  nicht 
zu  gewagt  erscheinen.  Einen  ähnlichen  Übergang  kennt  auch  das 
Deutsche.  S.  Grimm,  Deutsches  Wörterbuch  s.  v.  luppen,  Hippen: 
2.  auf  gl  und  der  früheren  allgemeinen  Bedeutung  des  Subst.  lüppe 
[Gift,  Arznei  etc.]  hiefs  läppen  aber  auch  Arzneikunst  treiben  :  ahd. 
luppon  medicare  Graff  2,77;  teils  mit  Zaubersäften,  die  ein  Ge- 
schofs  vergifteten,  .  .  .  teils  auf  chirurgischem  Wege,  Hippen  bedeutete 
kastrieren:  spadonare  lubben,  luppen,  lyppeji,  lippen  (neben  die  geile 
usz  schnyden,  ?}iutichen)  Dief.  544^^,  was  sich  bis  heute  im  westfälischen 
lübbcn,    brem.  lubben   (brem.  wb.  3,92),    hoUänd.  lubben    verschneiden 


ETYMOLOGISCH  KS.  365 

erhalten  hat  .  .  .  Die  hier  von  mir  gegebene  Etymologie  des  radtl. 
franz.  senej-,  cener  ist  nicht  neu.  Schon  La  INIonnay  leitet ,  wie 
De  Chambure  im  Glossaire  du  Morvan  erwähnt,  sencr  aus  sanare 
ab,  mit  der,  ich  glaube  nicht  zutreffenden,  Begründung :  parce  que 
la  castration  est  un  remöde  contre  la  lepre  des  porcs.  De  Cham- 
bure teilt  1.  c.  s.  V.  se7ier  {cJiner\  c'fier)  weitere  Deutungen  mit,  die 
keine  Beachtung  verdienen '-  und  giebt  interessante  Notizen  über 
die  Verbreitung  des  Wortes  auf  roman.  Sprachgebiet.  Beachte  u.  a. 
poit.  vrt/zt'/-  chätrer,  fermer  une  plaie  a  l'aide  d'une  suture ;  ital. 
sanare  chätrer  et  guerir.  Vgl.  weiter  Mistral's  Tresor  nprov.  sana 
(chatrer,  en  Languedoc),  sanair  (chatreur  en  I.anguedoc),  die  zu 
lat.  sanare  gestellt  werden,  und  Rolland  Faune  pop.  V  220. 

20.  Afrz.  matifc. 
G.  Paris  weist  Rom.  V  367  Diez'  llerleitung  aus  inalefactiis 
zurück,  das  maiifait  ergeben  hätte.  Wie  man  aus  Godefroy's  Dict. 
jetzt  ersehen  kann,  kommt  zwar  in  späterer  Zeit  maiifait  neben 
maufe  vor,  doch  handelt  es  sich  hier  offenbar  um  volksetymolo- 
gische Angleichung,  so  dafs  Paris'  Einwand  voll  berechtigt  bleibt. 
Als  neues  Etymon  stellt  P.  vglt.  malus  faius  auf,  das  inschriftlich 
und  bei  Petronius  im  Sinne  des  kl.  lat.  maliim  fatiim  vorkommt. 
Maufe  habe  nicht  eigentlich  die  Bedeutung  von  le  diable,  sondern 
von  mauvais  esprit,  demon  malfaisant.  Das  einfache  falus  lebe  im 
Französischen  nicht  fort.  Sollte  nicht  das  zweite  Kompositions- 
element von  maufe  als  selbständiges  Substantiv  in  dem  von  Gode- 
froy  aus  Brandan  belegten  und  mit  demon  übersetzten  fcd  uns  er- 
halten sein? 

Cun  alouent  endreit  un  munt, 

Virent  un  f  e  d  dunt  pour  unt, 

Forment  fud  granz  icil  malfez, 

D'enfern  eisit  tuz  eschalfez. 

Mau  ist  versucht  dasselbe  Wort  noch  wiederzuerkennen  in 
dem  fc,  welches  in  den  Liv.  d.  R.  lat.  servus  und  vir  wiedergiebt. 
Die  einschlägigen  Stellen  werden  von  Godefroy,  der  noch  foid  aus 
einem  Te.Kte  des  14.  Jahrh.  wohl  mit  Unrecht  herbeizieht,  s.  v.  phc 
erwähnt :  E  uns  phe  fud  de  la  maigne  Saul  e  out  num  Siba  „erat 
autem  de  domo  Saul  servus  nomine  Siba"  Rois  p.  149.  Ib.  p.  115: 
Truverent  un  fe  de  Egypte.  —  Eine  llerleitung  aus  lat.  malus 
fatus  würde  ich  für  völlig  überzeugend  erbracht  erst  dann  halten, 
wenn    sich  der  Nachweis  führen    liefse,    dafs    malfe    die  Bedeutung 


1  ch  =  s,  wie  in  dieser  Mundart  sonst :  chiibre  =  sabre,  chaiichue  = 
sangsue,  chuler  =  franz.  siflfler  etc.  etc. 

■■'  Nicht  erwähnt  wird  auflallender  Weise  De  Monlesson,  der  ini  Vocab. 
du  Ilaul-Maine  s.  v.  sanditr  meint:  suiier  et  s'ineur  peuvent  encore ,  outre 
sanare,  avoir  saigner  pour  origine.  Dieses  Etymon  erscheint  von  Seilen  licr 
Bedeutung  annehmbar,  liefse  sich  aber  lautlich  nur  fiir  einen  Teil  des  Gebietes, 
auf  dem  unser  Wort  begegnet,  allenfalls  rechtfertigen. 


366  D.  BEHRENS, 

schicksalbcstimmendes,  dämonisches  Wesen,  nicht  aber  die  von 
Bösewicht,  Übelthäter  im  allgemeineren  Sinne  als  die  ursprüng- 
lichere zukommt.  Diez  trennt  im  E.  W.  II'c  phe  fe  der  Liv.  des  R. 
von  ?}ia/fe  und  sucht  erstere  aus  dem  Germanischen  zu  erklären, 
indem  er  ^Xinox d.  faedd-r  herbeizieht. 


2 1 .    franz.  accon 

ein  flacher  Kahn.  Littre  s.  v.  erwähnt  Menage's  Herleitung  aus 
actis,  die  er  mit  Recht  zurückweist,  ohne  eine  andere  an  ihre  Stelle 
zu  setzen.  Das  Wort  begegnet  auch  im  Provenzalischen.  Hier  als 
acouji  und  lacoun.  Mistral  verzeichnet  dazu  in  Klammer  lat.  laciinar, 
das  die  etymologische  Grundlage  nicht  sein  kann.  Wie  so  viele 
andere  franz.  SchifFerausdrücke  dürfte  auch  dieser  seinen  Ursprung 
im  Germanischen  haben.  Hier  bietet  sich  altsächs.  ?iaco,  ndl.  naak, 
altengl.  naca,  anord.  nokkoi,  got.  *naqa,  denen  ahd.  nahho  und  nhd. 
Nachen  entsprechen.  Ihrem  Begrifite  nach  stimmen  diese  Wörter 
mit  franz.  acco?i,  prov.  acoun  lacoun  überein.  Auch  in  Bezug  auf 
die  Form  stellt  sich  der  Annahme  ihrer  etymol.  Zusammengehörig- 
keit eine  ernstliche  Schwierigkeit  kaum  in  den  Weg.  Ich  habe  in 
dieser  Ztschr.  XIII  323  einige  Belege  für  den  Abfall  eines  wort- 
anlautenden n  im  Franz.  gegeben  und  den  Vorgang  erklärt  aus 
einer  Verwechselung  dieses  n  mit  dem  zu  einem  unmittelbar  vor- 
hergehenden syntaktisch  eng  verknüpften  Worte  gehörenden  aus- 
lautenden ;/.  Den  1.  c.  hierfür  gegebenen  Belegen  kann  ich  jetzt 
noch  die  folgenden  hinzufügen :  Berry  ingligent  statt  ningUgenl, 
lim.  oimchalent  statt  noiinchalent,  rh.  anfrage  statt  nau/rage,  rh.  Ar- 
boiines  statt  Narbotmcs.  Auch  adiiel,  asuel,  ader  (neben  nadinel  etc.) 
als  nprov.  Bezeichnungen  der  Blindschleiche  sind  hier  zu  nennen, 
wenn  Mistral's  Herleitung  aus  na  diuel ^  oder  nat  iiiel  (sans  yeux) 
richtig  ist.  Beachte  weiter  nprov.  cspoulo  espouro  cspoudo  neben 
nespoulo  mespoulo  etc.  Da  diese  Wörter  weibliches  Genus  haben, 
der  zugehörige  unbestimmte  Artikel  also  auf  o(a),  nicht  auf  ;/,  aus- 
lautet, werden  sie  erst  einer  Angleichung  an  die  von  Mistral  gleich- 
falls nachgewiesenen  masculinen  Bildungen  espoidü  espoiidie  (neben 
nespoidie,  mespoulie)  ihre  Form  verdanken.  Vgl.  noch  ital.  occone 
und  anchina,  auf  die  Caix  Studi  p.  129  hinweist.  Der  gleiche  Vor- 
gang ist,  wie  ich  vermute,  für  frz.  accon,  prov.  acoun  anzunehmen, 
wenn  nicht  dieses  Wort  bereits  vor  der  Aufnahme  ins  Romanische 
in  der  abgebenden  Sprache  sein  anlautendes  ;/  eingebüfst  hatte. 
Denn    auch    in    den  germanischen  Sprachen    fällt,    wie  bekannt,  « 


^  Mistral  verzeichnet  einige  Sprüche  aus  denen  hervorgeht,  dals  die  be- 
treft'enden  Wörter  vom  Volke  in  diesem  Sinne  verstanden  werden.  Vgl.  dazu 
Rolland  Faune  III,  woselbst  etwa  70  französische  und  provenzalische  Bezeich- 
nungsweisen des  Tieres,  die  zum  nicht  geringen  Teile  auf  volksctymologischer 
Umbildung  beruhen  mögen,  aufgestellt  werden,  p.  20:  Si  le  serpent  avait  des 
denls  I  Et  si  Vadeiix  avait  des  yeux  |  On  ne  verrait  betes  ni  gens  (Creux). 


ETYMOLOGISCHES,  367 

unter  dem  Einflufs  des  vorangehenden  Artikels  etc.  nicht  ganz 
selten  ab.  Kluge  erwähnt  im  Etymol.  Wörterbuch  s.  v.  Näher  engl. 
anger,  adder,  ndl.  avegaar,  aaf  ave  und  desgl.  unter  Nachen  ndl.  aak 
neben  naak.  Nprov.  lacoun  erklärt  sich  aus  der  in  prov.  und  frz.  Mund- 
arten gleich  häufig  begegnenden  Verschmelzung  des  bestimmten 
Artikels  mit  dem  zugehörigen  Subst.  {acoiai).  —  Du  Gange  belegt 
mtl.  naca:  rates  mediae  quantitatis,  quas  illi  ^'(7^^^  vocant  (Mona- 
chus  Altisiodorensis  p.  g6).  Ein  von  Kosegarteii,  W()rterbuch  der 
nieder!.  Sprache,  s.  v.  ak  gekanntes  franz.  aqiie  (Boot)  habe  ich 
sonst  nirgends  erwähnt  gefunden.  Wallon.  näke  (bateau  de  Meuse, 
venant  pour  le  grandeur  immcdiatement  au  dessus  de  la  nasale,  et 
servant  au  transport  de  marchandises  telles  quc  la  chaux  etc.)  ver- 
zeichnet Grandgagnage  im  Dict.  Etymol. 

22.  Franz.  fltt7-ir. 
Wie  aus  lat.  scandalum,  franz.  esclandre  so  ist  aus  \iX.fistula  mit 
geminierender  Epenthese  und  Dissimilation  der  Liquiden  franz. 
flestre  geworden.  S.  Godefroy  s.  v.  flestre  s.  f.,  flüt:  il  orent  moult 
cors  et  fretiaus  (Flagos,  flesires  et  estiveaus  (Ben.  Troies  .  .  .).  .S. 
ib.  s.  V.  fesire  eine  Form  flestre,  die  mit  der  Bedeutung  fistule,  ulcere 
mehrfach  nachgewiesen  ist.  Zu  lat.  fistula,  dafs  bekanntlich  aufscr 
Röhre  und  Rohrpfeife  ein  Hohlgeschwür  bezeichnet,  gehören  lat. 
fisiulesco  löcherich  werden  :  ligna^j/7//6'ja//// (Georges)  wwd  m.i\\..  fis tu- 
latus  =  fistula  seu  ulcere  laborans,  perforatus  (Du  Gange).  Sollte 
hierher  nicht  auch  franz.  flctrir  zu  stellen  sein ,  das  buchstäblich 
\?i\..  fistul-ire  entsprechen  würde.  hXiirz.  flestrir  bedeutet  im  eigent- 
lichen und  übertragenen  Sinne  welk  werden ,  schwinden ,  altfrz. 
festrir,  das  von  flestrire,  glaube  ich,  nicht  zu  trennen  ist  (beachte 
das  Subst. y/fj/r  neben  gleichbedeutendem  festre)  nach  Godefroy 
brandig  werden  (von  Wunden)  und  mit  Wunden  bedecken,  Bedeu- 
tungen die  ebenso  wie  die  des  tSxv..  flttrir  von  derjenigen  des  von 
mir  angenommen  Grundwortes  nicht  allzuweit  abliegen  und  aus 
derselben  sich  herleiten  lassen.  Wenn  neben  flestrir  im  Altfranz, 
einige  Male  flaistrir  mit  ai  vorkommt,  so  mag  das  auf  Anlehnung 
des  Verbums  an  das  Adjektiv  flaütre,  das  ich  mit  W.  Meyer  und 
Ullrich  (s.  hier  XI  254)  auf  ßaccidus  zurückführe,  beruhen,  wie  ich 
andererseits  glaube ,  dafs  das  Adjektiv  flaistre  durch  das  Verbum 
flestrir  nicht  unbeeinilufst  geblieben  ist.  Meyer  bemerkt  1.  c.  „flac- 
cidus,  woraus  *flaiste  .  .  .,  daraus  fla/stre,  nach  dem  Muster  der  Ad- 
jectiva  auf  -estre  =  -es/n's",  Ulrich  ib.  „Der  Eintritt  eines  r  nach  dem 
Nexus  st  kann  nicht  befremden,  vgl.  tristre^'.  Dagegen  läfst  sich 
bemerken,  dafs  die  grofse  Regelmäfsigkeit,  mit  der  /•  nach  /  in 
flestre,  flaistre  erscheint  [/laistc,  flest  haben  sich,  soweit  ich  sehe, 
nicht  ein  einziges  Mal  belegen  lassen)  zunächst  recht  auffällig  bleibt. 
Es  hat,  vermute  ich,  diese  Erscheinung  darin  ihren  Grund,  dafs 
sich  frühzeitig  das  Adjektiv  *flaisti:  an  das  begrifllich  sehr  nahe- 
stehendf!  Verbum  flestrir,  mit  etymologisch  berechtigtem  r,  sich 
angelehnt  hat.   —    Über  die  von  CJodcfroy  noch  verzeichneten  Verba 


368  D.  BEHRENS, 

ßastrir,  ßalrir,  ßatir  etc.  ist  Diez  E.  W.  IIc  [ßaller)  nebst  Anhang 
zu   vergleichen. 

2:^.    Norm.  ^6'/ 

s.  m.  foss6,  canal,  das  Godefroy  im  Dict.  verzeichnet,  weist  auf  alt- 
engl.  (angels.)  yf^ö/,  vaQ.  ßeei,  VQ.fleei  i^w  North-fleet,  F/eet-Sireei  eic, 
Skeat  E.  Dict.)  und  auf  niedd.  fleet,  vleet,  mniedd.  vlet,  viele  (vlite) 
(=  Flufs,  jedes  Rinnsal,  künstlich  oder  natürlich,  grofs  oder  klein, 
sowie  das  ablaufende  Wasser  selbst,  Flut.  Häufig  im  zweiten  Teile 
komponierter  Ortsnamen,  z.  R.  Elsvlele,  Wersvlele,  Zestervlck  u.  a. 
Schiller  und  Lübben  Mittelniedd.  Wörterbuch  s.  v.),  was  hier  be- 
merkt sei,  da  Joret,  Des  caractcres  et  de  Text,  du  pat.  norm.  S.  37 
das  franz.  Wort,  da  wo  es  als  zweiter  Bestandteil  normannischer 
Ortsnamen  vorkommt,  zusammen  m\\.  ßot,  flue,  ßeu,  fleur  zu  nord. 
ßxn,  schwed.y?ö  stellt. 

24.    sp.  pg.  lepe 

Stück  Rasen,  auch  piem.  com.  lepa  Moos,  Erdscholle,  in  Brescia 
lopa.  Diese  Angaben  macht  Diez  E.  W.  Hb  ohne  über  die  Her- 
kunft des  Wortes  sich  zu  äufsern.  Baist  vermutet  Rom.  Ztschr.  V 
558  als  P^tymon  rvjti):  so  viel  Erde,  Rasen,  als  der  Spaten  oder 
die  Hacke  mit  einem  Schlag  oder  Stich  aushebt,  ohne  uns  zu  sagen, 
wie  sich  beide  Wörter  lautlich  einigen  lassen.  —  Form  und  Be- 
deutung des  sp.  pg.  Wortes  erinnern  an  span.  lope  „oberste  Spitze, 
Ende  eines  Dinges,  Knopf  etc.",  das  Diez  E.  W.  I  s.  v.  toppo  mit 
ags.  engl,  lop  Gipfel,  Scheitel,  altfranz.  lop,  altn.  loppr  Haarbüschel, 
ahd.  zopf  (das  noch  erwähnte  gael.  kymr.  lop  ist  nach  Thurneysen 
entlehnt)  in  Verbindung  bringt.  Den  genannten  germanischen 
Wörtern  steht  eine  andere  Sippe  begrifflich  sehr  nahe:  engL  lip, 
Spitze,  Gipfel,  Ende,  nd.  ndl.  mndl.  mfläm.  norw.  schwed.  dän.  lip 
oder  lipp,  mhd.  zip/.  Zu  ihnen  gehört,  glaube  ich,  sp.  pg.  lepe,  wozu 
weiter  zu  stellen  sind  die  von  Mistral  verzeichneten  nprov.  tepe  masc. 
(gazon),  lepo  leipo  fem.  (motte  de  gazon,  gazon ,  pelouse,  herbe 
menue),  lepa  (gazonner),  Icpoiis  (gazonneux).  Die  Grundbedeutung 
des  Wortes  tritt  deutlicher  hervor  in  gleichfalls  nprov.  tepe  =  tertre, 
monticule,  somnit6  recouverte  de  gazon,  elevation  (s.  Mistral,  der 
u.  a.  auch  an  gerra.  lop  erinnert)  und  in  lepel,  lepe,  liipU  =  petit 
tertre,  sommet  de  montagne.  Vielleicht  gelingt  es  weiterer  Nach- 
forschung die  hier  versuchte  Herleitung  sicherer  zu  stellen  als  es 
das  mir  zur  Verfügung  stehende  Material  gestattet.  Erwähnt  seien 
noch  mdtl.  nordfranz.  leppe  (bürg.,  s.  Mistral  s.  v.  lepo)  und  aus 
schweizer  Mundarten  (nach  Bridel,  Gloss.)  leppa  s.  f.  =  Gazon,  ter- 
rain  gazonn6,  pelouse  (Alpes);  leppi  s.  m.  Pente  de  gazon  tres  glis- 
sante  (Alpes).  Das  von  Diez  herangezogene  lopa  (Brescia)  dürfte 
zu  germ.  lop  gehören. 


ETYMOLOGISCHES.  369 

25-  PS- gomo. 
W.  Meyer  fragt  hier  XI  256,  nachdem  er  im  Anschlufs  an 
ital.  ganasciiT  von  dem  Übergang  eines  tonlosen  vulgärlt.  c  in  a 
gehandelt  hat.  „Wie  verhält  es  sich  mit  port.  gomar  knospen,  g07na 
die  Knospe  ?  Die  Versuchung ,  gcmma  zu  Grunde  zu  legen ,  ist 
hier  sehr  grofs."  Ich  glaube,  dals  sich  beide  Wörter  in  befriedi- 
gender Weise  erklären  lassen  auch  ohne  die  immerhin  recht  ge- 
vi^agte  Annahme  eines  Wandels  von  vglt.  e  zu  0,  der  eingetreten 
wäre  zu  einer  Zeit,  in  der  die  gutturale  Media  ihre  Aussprache 
noch  gewahrt  hatte.  Die  Form  der  Substantiva  gomo  gommo  weist 
auf  gummian  (s.  Georges  giinwms  und  cununi),  dasselbe  Wort, 
welches  im  pg.  gonwia,  sp.  prov.  gotna,  ital.  gomma,  franz.  gomme  fort- 
lebt und  Gummi,  Baumharz  bedeutet.  Da  viele  Knospen  —  ich 
erinnere  an  die  der  Kastanien  —  eine  mit  klebrigen  Sekreten  aus 
dem  Pflanzensaft  bedeckte  Schutzhülle  tragen,  so  scheint  es  wohl 
erklärlich,  dafs  sie  vom  Volke  hiernach  benannt  worden  sind.  Der 
zunächst  auf  die  Knospen  bestimmter  Gewächse  angewandte  Name 
fand  dann  später  allgemeinere  Verwendung.  —  Im  Neupr.  belegt 
man  nach  Mistral  Knospen,  die  sich  zeigen,  nachdem  durch  irgend 
einen  Zufall  die  ersten  Triebe  entfernt  worden  sind,  mit  der  Be- 
zeichnung sado  retracho.  Das  Vb.  goiirna  hat  hier  neben  der  des 
franz.  gonuner  auch  die  Bedeutung  regorger,  refluer,  en  parlant  de 
la  seve  qui  s'extravase  au-dessus  de  la  virole  d'une  greftb.  Auquel 
ensert  gomno  =  la  seve  bouillonne  bien  sur  cette  greffe. 

26.  franz.  7nat 
in  den  Verbindungen  du  pain  mat  (schweres,  teigiges  Brod),  une 
päte  mate  stellt  Littre  zusammen  mit  ynat  =  matt,  glanzlos  etc.  zu 
pers.  ma/  in  schäch  mai,  was  sich  mit  Rücksicht  auf  den  begriff- 
lichen Inhalt  des  Wortes  schwer  rechtfertigen  läfst.  Dieses  weist 
vielmehr  auf  lat.  madidus,  das  Mistral  für  das  npirov.  mate,  welches 
noch  die  das  lat.  Wort  genauer  wiedergebende  allgemeinere  Be- 
deutung feucht  (moite,  humide)  hat,  als  Etymon  aufstellt.  Auch  in 
der  Bedeutung  des  an  die  Spitze  dieser  Ausführungen  gestellten 
franz.  mat  führt  Mistral  prov.  7nate  (fem.  j/iato),  das  er  einmal  (s.  v. 
7nate,  mato),  ich  glaube  mit  Recht,  mit  lat.  77iadidiis,  ein  anderes  Mal 
(s.  v.  mat,  77iate,  77iato)  im  Widerspruch  hiermit  mit  arab.  7/iat  etc.  in 
Verbindung  bringt.  Gegen  die  angenommene  lautliche  Entwickelung 
von  lat.  madidus  zu  franz.  viat  (fem.  77iate,  und  prov.  77iat  77iate  (fem. 
mato)  dürfte  sich  kaum  etwas  einwenden  lassen.  Ein  lautlich  ge- 
nau entsjjrechendes  Wort  (auf  '  didu7n),  das  ins  Französische  und 
Provenzalische  gedrungen  wäre,  finde  ich  nicht.  Nitidiwi  ergab 
franz.  7iete,  npr.  7ietc  und  7iet  (fem.  7ieto).  Die  franz.  Femininform  7/iate 
kann  aus  dem  Mascul.  neu  gebildet  worden  sein.  —  Vielleicht 
dürfen  wir  lat.  77iadidus  noch  wiedererkennen  in  altfrz.  /;/<//,  das 
Godefroy  mit  sorabre  (un  parlant  du  temps)  übersetzt  und  wofür 
er    das    folgende   Beispiel  aus  dem   15.  Jahrli,  citiert:    Et  a  estc  le 


370  D.  BEHRENS,    ETYMOLOGISCHES. 

temps  mat  et  pluvieux  moult  longueraent  el  les  gens  mal  avitailles. 
Aus  nfranz.  Mundarten  sei  erwähnt  mont.  maie,  das  Sigart  im  Glos- 
saire  mit  der  Bedeutung  moite ,  humide  neben  7ieiie  (des  deux 
genres,  s.  p.  50)  =  franz.  net  netle  auffuhrt.  Vgl.  dazu  Littrc  s.  v. 
motte  y  woselbst  madichis  als  Etymon  eines  wall. /;/<?/'  vermutet  wird 
mit  der  keineswegs  einwandsfreien  einschränkenden  Bemerkung 
madidus  avait  donne  made,  comme  rapidus  a  donne  rade. 

27.  it.  calafatare, 
sp.  cala/alear,  pr.  calafaiar,  calufater  etc.  kalfatern,  die  Fugen  und 
Näte  eines  Schiffes  mit  Werg  dichten  und  dann  mit  Pech  über- 
streichen, leitet  Diez  E.  W.  I  aus  dem  Arabischen  her.  Engelmann 
beanstandet  das  arab.  Etymon  1  und  bringt  lat.  calejectare  in  Vor- 
schlag, wogegen  Diez  mit  Recht  Einspruch  erhebt.  Hier  ein  Ein- 
fall ,  der  vielleicht  zur  Aufhellung  des  schwierigen  Wortes  etwas 
beitragen  kann:  calafatare  ist  =  cala-\-fatare.  Cala  ist  dasselbe 
Subst. ,  welches  im  Spanischen  die  „Wassertracht  eines  Schiffes" 
(d.  i.  nach  Bobrik,  Naut.  Wörterb.,  „die  Tiefe,  um  welche  ein  Schiflf 
im  Wasser  geht"),  im  Prov.  in  der  Form  calo  (s.  Mistral),  im  Fran- 
zösischen in  der  Form  cale  den  unteren  Schiffsraum  (nach  Littre 
s.  V. :  Fond  d'un  navire  ou  partie  la  plus  basse  qui  entre  dans 
l'eau,  et  qui  s'etend  de  la  poupe  a  la  proue)  bedeutet.  Fatat-e  be- 
gegnet im  Neuprov.  als  selbständiges  Wort  in  der  Form  faia  und 
bedeutet  etouper  (mit  Werg  verstopfen).  Ebenda  nach  Mistral  fata 
und  '  enfata  (wovon  gleichbedeutendes  empata  zu  trennen  ist)  =  en- 
velopper  de  chiffbns,  couvrir  de  compresses  une  partie  blessee,  bander 
une  plaie.  Cala-fatare  wäre  demnach  eine  Komposition  nach  Art 
der  von  Diez  Gram."' II  413  unter  3  a)  behandelten.  Die  beiden 
Kompositionselementc  cala  und  fatare  bleiben  auf  ihren  Ursprung 
hin  zu  untersuchen.  Ich  mufs  es  dahingestellt  sein  lassen,  ob  etwa 
cala  cale  mit  den  von  Diez  I  s.  v.  calare  behandelten  gleichlautenden 
Wörtern  gleichen  Ursprung  haben.  Das  Verbum  fata  führt  Mistral 
auf  das  Subst.  fato  der  Lumpen,  Lappen  (vgl.  it.  stoppare,  franz. 
etouper  —  stoppa,  etoupe  etc.)  zurück,  das  mit  den  von  Diez  E.  W.  IIb 
behandelten  span.  hato,  \)g.fato  auf  germanischen  Ursprung  weist. 
Feutrer  st.  fater  in  nfrz.  calfeulrer  beruht,  wie  Scheler  im  Anhang 
p.  716  bemerkt,  auf  Angleichung. 


'  Auch  in    Eguilaz  y  Yanguas'  Glosario  hat    calfatear  nicht    Aufnahme 
gefunden. 

D.  Behrens. 


Per  la  fönte  della  Sequenza  volgare  di  Santa  Eulalia. 

E  risaputo  che  il  racconto  del  raartirio  di  Saut' Eulalia,  quäle 
ci  si  offre  nella  sequenza  francese,  diverge  tanto  dalle  altre  narra- 
zioni,  che  dello  stesso  martirio  sono  giunte  fino  a  noi  (Diez,  Alt- 
rom. Sprachdenk.  15,  Koschwitz,  Comraentar  55  sgg.),  che  si  sarebbe 
quasi  tentati  di  credere  ad  una  Eulalia  diversa  dalla  •  spagnuola.^ 
Parecchi  e  validi  argomenti  devono  pero  distoglierci  dal  cedere  alla 
tentazione:  cosi  il  fatto  che  di  Eulalie  veramente  celebri  non  vi  ha 
che  la  iberica^,  l'accordo  nel  far  volare  al  cielo  la  santa  in   forma 


'  Dico  'spagnuola'  poiche  vita,  morte  e  miracoli  delle  due  Eulalie 
iberiche,  la  barcelloncse  cio(^  e  la  lusitana,  si  confondono  talmsnte  da  rendere 
legittimo  il  dubbio  che  le  due  eroine  sieno  in  origine  una  sola  e  stessa  per- 
sona; cfr.  Espana  sagrada  XXIX  287  sgg.,  302  sgg.,  AA.  SS.  Febr.  II  576. 

'^  C'e,  o  almeno  pare  ci  sia,  un' Eulalia  romana  di  cui  tocca  il  Diez  (o. 
c.  16)  riferendosi  perö  alla  Espaiia  sagrada  XXIX  305,  dove  se  ne  ragiona 
con  queste  parole :  "Algunos  martirologios  ponen  una  Santa  Eulalia  en  Roma 
sobre  el  dia  II  de  diciembre,  como  se  v6  en  Florentinio ;  y  si  esta  murio 
degollada ,  pudo  equivocarse  con  la  Espaiiola  el  genero  de  la  muerte."  II 
Florentinio  (Vetustius  occidentalis  ecclesiae  martyrologium ;  Lucca  1668)  poi, 
dopo  citato,  a  pp.  1025 — 26,  un  martirologio  nel  quäle  compare  un' Eulalia 
martirizzata  a  Roma,  soggiunge:  "Eulaliam  inter  Romanas  martyres  nume- 
ratam  alibi  non  invenio.  Nisi  cuius  reliquias  a  coemeterio,  sive  Calli.xti,  sive 
Priscillae  extractas  nostro  saeculo,  et  Antverpiam  allatas  ibidem  venerationi 
expositas  narrat  Bollandus  in  Actis  SS.  ad  diem  28.  Februarii."  E  gli  AA. 
SS.  parlano  infatti  di  questi  sacri  ossami,  fra  i  quali  si  trovavano  de'  fran- 
tumi  di  cranio  di  una  Eulalia  vergine  e  martire,  trasportati  da  Roma  ad  An- 
versa  a  metä  circa  il  sec.  XVII.  Ma  chi  poi  fossero  questa  Eulalia  e  i  suoi 
compagni  gli  AA.  SS.  non  ce  lo  sanno  dire :  "  De  ipsis  porro  Martyribus 
nihil  nobis  compertum,  nisi  ex  coemeteriis  Romanis,  quae  diximus,  extractas 
eorum  reliquias:  qua  vixerint  aetate,  quibus  suppliciis  fidem  testati,  sub  quibus 
tyrannis ,  plane  ignoratur.  Sunt  quidem  in  Martyrologiis  nonnuUi  Martyres 
iisdem  nominibus,  quibus  et  hi,  insignili ;  verum  eosdem  esse,  non  possumus 
nisi  temere  pronuntiare,  ncque  universim  omnes  esse  diversos";  e  piü  oltre : 
"nulla  Romae  Eulalia  adhuc  nobis  reperta". 

Un' altra  Eulalia  allega  dai  Martirologii  il  Florentinio,  pp.  309— 310, 
accompagnando  perö  la  citazione  con  queste  parole:  "An  vero,  quae  postremo 
recensetur,  Eulalia  Mispana  martyr  Barcinonensis  sit,  suspicari  ex  eo  licet, 
quod  hac  eadem  die  12  Februarii  aliqua  martyrologia  eandem  recolant  .... 
Diversam  tarnen  facile  credimus,  quod,  in  Italia,  et  cum  Italis  aliis,  adhuc 
obscuris  martyribus,  recolatur  die  duodccimi  Januarii.  Ferrarius  apud  Bol- 
landum  Uxenti  in  Salentinis,  Eulaliam  virginem  et  martyrcm  coli  refcrl,  quam 
Barcinonensem,  translatis  in  Italiam  reliquiis,  suspicatur.  At  Ferrarius  in  Ca- 
talogo  Sanctorum  Euleliam  vocat,  tarn  in  laterculo,  quam  in  nolationibus.    In 

Zeitsclir.  f.  rom.  Phil.  XIV.  24 


372  C.  SALVIONI, 

di  colomba ,  e  infine  e  sopratutto  il  rapporto  intimo  che  da  una 
parte  lega  la  sequenza  volgare  al  cautico  latino ,  che  nel  ms.  le 
precede,  e  dall'altra  questo  stesso  cantico  all'inno  di  Prudenzio,  che 
si  considera  come  il  piü  autentico  degli  atti  che  riguardano  la  Ver- 
gine  spagnuola. 

Le  diflferenze  che  corrono  tra  il  canto  di  Prudenzio  e  la  prosa 
francese.  consistono  in  cio :  a)  che  questa  fa  intervenire  come  giu- 
dice ,  anziehe  il  pretore ,  l'imperatore  Massimiano  stesso ;  b)  che, 
invece  dello  spirito,  fa  volare  Eulalia  stessa  al  cielo ;  c)  che,  se- 
condo  la  sequenza,  Eulalia  vien  prima  gettata  sul  rogo,  poi,  risul- 
tata  innocua  la  fiamma,  decollata  colla  spada.  Secondo  Prudenzio 
invece,  Eulalia,  dopo  subite  altre  torture  i,  vien  posta  sul  rogo  e 
vi  perisce. 

Le  due  prime  discordanze  non  si  puö  dire  che  sieno  di  una 
grande  portata:  che  la  mente  finisca  collo  scordare  l'esecutore 
de'  decreti  imperiah  e  solo  si  ricordi  di  colui  onde  i  decreti  stessi 
emanano,  e  cosa  assai  naturale,  poiche  e  su  costui  che  veramente 
la  responsabilitä  ricade ;  e  per  quant'e  del  volo  di  Eulalia  al  cielo, 
nulla  ci  vieta  di    credere    ad  una    maniera    spiccia  di    esprimere  il 


alio  vero  catalogo  Sanctorum  Italiae  Eueliam  iiotat  Virginem  et  Märtyrern 
Uxenti  in  Salentinis  die  12  Januarii,  idque  indice  tantum ;  ad  signatum  enim 
diem  nihil  invenire  licuit".  Quanto  in  queste  ultima  linee  afferma  il  Floren- 
tinio,  l'ho   dovuto  constatare  anch'io. 

Un'Eulalia  astigiana  e  ricordata  daU'Ughelli  (Italia  sacra  IV,  2aediz.,  333-4), 
e  gli  AA.  SS.,  Mart.  III  289,  cosi  ne  toccano  :  "  Passum  esse  hoc  die  S.  Se- 
cundum  in  urbe  Astensi  supra  diximus ,  cuius  urbis  ecclesia  dicitur  apud 
Ughellum  tomo  4  Italiae  sacrae  p.  473  et  474  (s'accenna  qui  alla  la  ediz.),  inter 
alios  Sanctos  Martyres  velut  primitias,  sponso  suo  Christo  obtulisse  S.  Eulaliam 
Virginem  et  Märtyrern ,  cuius  corpus  ad  ecclesiam  S.  Mariae-Novae  deferri 
mandavisset  Julius  III  Papa  anno  1553.  Huius  alibi  non  reperimus  ullam 
mentionem,  ut  vel  ideo  aliqua  iniecta  sit  suspicio,  num  forte  haec  S.  Eulalia 
ex  viginti  martyrologiis  adducta ,  sit  Astae  martyrii  laurea  coronata ".  —  Ri- 
cordiamo ,  per  ultimo,  una  Eulalia  vergine  e  martire,  'nulli  loco  attributa', 
che  si  menziona  p.  820  di  questo  stesso  vol.  degli  AA.  SS. 

Sono  dunque  queste  le  Eulalie  romane  o  italiane  i  cui  tratti  leggendari 
avrebbero  potuto  frammischiarsi  a  quelli  dell'Eulalia  spagnuola  o  anche  sosti- 
tuirvisi  affatto.  Ma  chi  vorrä  credere  a  ciö  se  tutte  sono  di  una  cosi  meschina 
importanza  che  appena  appena  se  ne  conosce  il  nome?  E  la  loro  modestia 
ha  poi  maggiore  risalto  dallo  scarso  culto  che  a  sante  di  quel  nome ,  quäle 
poi  si  sia  la  loro  origine ,  vien  reso  in  Italia.  Cosi  nei  due  cataloghi  del 
Ferrario  (Cat.  SS.  Italiae  in  menses  duodecim  distributus,  Milano  1613;  Cat. 
gen.  SS.  qui  in  Martyrologio  romano  non  sunt,  Venezia  1625)  non  e  ricordata, 
a  tacere  della  Ugentina  che  d'altronde  non  e  Eulalia  ma  Eulelia,  nessuna 
Eulalia.  —  Per  quant'e  dunque  di  questa  Santa ,  Roma  e  l'Italia ,  anziehe 
regalare  ad  altri,  non  avevano  che  da  farsi  regalare  esse  stesse. 
*  Prudenzio :  ....     carnifices  gemini 

Juncea  pectora  dilacerant 

Et  latus  ungula  virgineum 

Pulsat  utrimque,  et  ad  ossa  secat, 

Eulalia  numerante  notas. 
Cito  secondo    l'edizione    bodoniana    in  due  volumi  (Parma  1788),   la   migliore 
che  stia  a  mia  disposizione ;    cfr.  vol.  I  143  sgg.      Altri    tormenti  e  con  mag- 
giori  dettagli  sono  narrati  dagli  altri  fonti. 


SEQUENZA  VOLGARE  Dl  SANTA  EULALIA.  373 

pensiero,  appunto  come  la  madre  suol  dire,  del  bambino  raorlo  o 
di  cui  ha  sott'occhio  il  cadavere,  che  r  andato  cogh"  angioli  in 
paradiso.i 

Pill  grave  e  invece  il  dissenso  sul  terzo  punto.  Qui,  c  nclle 
torture  e  nell'ordine  con  cui  si  succedono ,  s'ha  veramente  del 
nuovo.2  Sennonche  le  stesse  torture ,  nello  stesso  ordine  e  collo 
stesso  esito,  si  narrano  di  un'altra  eroina  cristiana  la  quäle,  come 
piü  sotto  si  dira,  giä  aveva,  nelle  circostanze  generali  della  sua 
vita,  molto  di  comune  coUa  nostra.  E  questa  Sant'Agnese.  Anche 
costei  fu  dannata  al  fuoco ;  anche  costei ,  uscita  incolurae  dalla 
fierissima  prova,  venne  poi  decapitata.  —  Ma  la  concordanza,  che  qui 
risulta  evidente,  va,  a  mio  vedere,  ancora  piii  in  \ä.  La  vergine 
romana,  prima  che  per  il  fuoco  e  per  la  spada,  aveva  dovuto  pas- 
sare  per  un  supplizio  ben  piü  duro :  era  stata  rinchiusa  in  un  lu- 
panare,  dove  solo  la  grazia  divina  pote  far  si  che  il  di  lei  fiore 
rimanesse  indelibato  (AA.  SS.  Jan.  II  350  sgg.;  nel  racconto  di  Pru- 
denzio  I  297  sgg.,  manca  il  supplizio  del  fuoco).  Ora  io  credo  di 
ravvisare  questo  tratto  del  martirio  di  Agnese  anche  nella  sequenza 
volgare  di  Eulalia,  nei  versi : 

Melz  sostendreiet  les  empedementz^ 
Quelle  perdesse  sa  virginitet.     (16 — 17). 

I  versi  del  componimento  che  precedono  a  questi  non  contengono, 
e  vero,  nessuna  allusione  esplicita  ad  un  attentato  contro  la  pudi- 
cizia    della    vergine ,    attentato    di    cui    tacciono    del    resto    anche 


1  La  colomba,  del  resto,  era  giä  di  per  se  come  un  simbolo  dello  spirito. 
—  Non  mi  celo  tultavia  che  il  volo  al  cielo  della  salma  stessa  di  Eulalia  Irae 
conforto  dal  fatto  che  la  sequenza  omelte  il  miracolo  della  neve  mandata  da 
Dio  per  coprire  le  nude  e  inanimate  membra  della  vergine. 

2  Veramente  della  decapitazione  di  Eulalia  e  giä  parola  nel  venera- 
bile  Beda. 

3  Che  empedementz  dica  '  torture '  risulta  giä  chiaro  dal  contesto.  Non 
inutile  tuttavia  di  qui  ricordare  il  rapporto  etimologico  che  corre  (secondo  il 
Diez  cui  e  ora  contradetto  dal  Paul  Meyer  in  Romania  XVII  421)  tra  entraver 
e  travailler ,  e  di  constatare  che  l'evoluzione  ideologica  inversa  ci  6  poi  offerta 
in  gener  {gener  la  circulation  imf)edire  la  circolazione). 

*  Nell'atto  riprodotto  dalla  Espana  sagrada  (XIII  400 ;  cfr.  anche  Cata- 
logus  edd.  hagiographicorum  bibliothccae  regiae  bruxcUensis  I  261)  e  cilalo 
dal  Diez,  o.  c.  pag.  28,  Eulalia,  senza  che  sia  prima  parola  di  ofFesa  alcuna 
alla  sua  verginitä,  cosi  apostrofa  il  pretore :  "  Quid  persequeris  Christianos  et 
niteris  perdere  Virgines  Dei?  Dominus  me  docuit  in  veriiale  sua,  nee  aufercs 
(non  auferas,  come,  per  un  errore  di  stampa,  hanno  il  Diez  e  quindi  il.  Kosch- 
witz  o.  c.  p.  98)  a  me  castitalem  meam,  quia  non  seduces  adolescenliam  meam." 
E  il  pretore,  che  qui  si  chiama  Calpurnio  ed  ^  evidentenientc  stupito  che  una 
tanlo  tenera  fanciulla  nutra  un  si  curioso  limore,  gli  risponde:  "O  infantula, 
anlequam  crescas  florem  aetatis  luae  perdere  quaeris  "  ?  Dai  quali  passi  risulta 
chiaro  che  il  pretore  nuUa  intende  tramare  contro  la  virtü  di  Eulalia,  e  che 
costei  parlava,  anziehe  per  se,  per  Ic  vergini  cristiane  in  gcnere.  —  Della  cura 
gelosa  che  aveva  Eulalia  del  |)roprio  p\Klore  d  parola  anche  nella  vita  dclla 
Santa  (si  tratta  qui  della  emeritense)  che  c  riassunta  nel  6"  vol.  della  Anam- 
nesis  sive  commemoratio  sanctorum  hispanorum  di  J.  Tamayo  Saiazar  (Lione 
1651 — 59).     Ma    anche    qui    non    le    vicn    usata    violenza  nessuna:    "Cum  ad 

24* 


374  C.  SALVIONI, 

Prudenzio  e  gli  Atti*;  eppure  mi  par  evidente  che  ne'  versi 
citati ,  ne  io  saprei  come  altrimenti  dichiararli ,  si  accenni  ad 
un'oflfesa  di  tal  genere.  Forse  il  poeta",  il  quäle  si  dirigeva  a  un 
pubblico  gia  informato,  e  d'altronde,  costretto  com' era  dalle 
necessitä  speciali  del  suo  ritmo,  non  poteva  dilungarsi  troppo,  avra 
creduto  sufficiente  il  vago  e  generico  accenno  al  servizio  diabolico, 
che  si  trova  nel  3**  verso  {iioldrent  la  faire  diaule  seruir);  e  l'avrä 
creduto  tanto  piü  in  quanto  una  eccessiva  preoccupazione  della 
decenza  poteva  forse  sussurrargli  all'orecchio  che,  in  un  canto 
destinato  ad  edificare  i  fedeli,  su  certe  cose  e  su  certi  nomi,  per 
quanto  innocui,  era  meglio  scivolare  che  insistere. 

Ma  se  la  sequenza  veramente  sa,  come  io  ritengo,  di  un 
tentativo  contro  la  castitä  di  Eulalia ,  questo  doveva ,  assai  verosi- 
milmente ,  corrispondere  a  quello  che  ci  e  raccontato  di  Agnese. 
Ce  ne  rende  quasi  convinti  l'analogia  nelle  ulteriori  torture  delle 
due   eroine. 

L'Eulalia  della  sequenza  si  sarebbe  dunque  attribuito  l'intero 
martirio  di  Agnese.  Che  ciö  potesse  avvenire  parrä  ben  naturale 
a  chi,  famigliare  coi  procedimenti  soliti  della  leggenda ,  consideri 
le  analogie,  che  indipendentemente  da  ogni  ulteriore  contamina- 
zione,  giä  offriva  la  vita  delle  due  vergini :  ambedue  figlie  di  alti 
personaggi  romani,  ambedue  fanciuUe  'nondum  thoris  maritalibus  ha- 
biles'^  ambedue  immolate,  nelle  persecuzioni  de'  primi  secoli,  per 
la  fede  di  Cristo.2  Ci  voleva  di  piü  perche  la  leggenda  attribuisse 
poi  all'una  i  supplizi  dell'altra?  Che  nella  sequenza  nostra  la  con- 
fusione  avvenisse  a  favore  (o  a  discapito  come  la  si  prende)  di 
Agnese,    si  spiega  forse  da  cio,    che  nella  Francia  settentrionale 3, 


locum  passionis  extra  urbem  pervenisset  ipsa  se  exuens,  quaestionariis  tradidit. 
Sane  praecinctorium  tantummodo  sibi,  pro  pudoris  aspectu  ad  tegimen  sui 
femoris,  reservavit"  (p.  444);  ne  e  detto  in  seguito  che  gli  aguzzini  avessero 
la  curiositä  di  vedere  piü  di    quello    che  la  Santa   s'adattava  a  mostrare   loro. 

^  Questo  verso  del  cantico  d'Eulalia,  che  s'accompagna  nel  ms.  alla  se- 
quenza volgare ,  e  certo  una  reminiscenza  del  'jugali  vix  habilem  thoro'  di 
Prudenzio.  —  Circa  all'etä  delle  due  eroine,  Agnese  vien  indicata  come  tredi- 
cenne,  e  di  Eulalia  dice  Prudenzio:  "Tres  hiemes  quater  attigerat". 

2  Anche  qualche  tratto  miracoloso  e  comune  alle  due  fanciuUe ;  cosi 
quello  delle  chiome  che  ricoprono  le  nuditä  verginali  di  Agnese  quand'e 
spogliata  per  essere  condotta  al  lupanare  (AA.  SS.),  e  di  Eulalia  quando  sta 
sul  rogo  (Prudenzio).  V'ha  tuttavia  questa  differenza :  che  per  Agnese  il  mi- 
racolo  si  manifesta  nella  straordinaria  densitä  de  capelli,  e  per  Eulalia  nella 
fragranza  che  ne  spira.  —  II  tratto  leggendario  de'  capelli  miracolosamente 
e  straordinariamente  folti  e  di  parecchie  altre  sante ;  e  cosi  sono  di  tal  natura 
le  chiome  che  ricoprono  le  nude  ma  non  immacplate  carni  di  S.  Maria 
Egiziaca  nel  deserto. 

^  II  culto  di  Sant'  Eulalia  in  Francia  dev' essere  particolarmente  diffuso 
nella  regione  meridionale ;  il  che  si  capisce  pensando  alla  vicinanza  e  all'  im- 
portanza  dell'  Eulalia  barcellonese.  I  dieci  nomi  di  communi  francesi ,  che 
TEnciclopedia  di  Ersch  e  Gruber,  la  sola  fönte  ch'io  possa  in  questo  momento 
consultare,  fa  risalire  al  nome  di  Sant' Eulalia,  spettano  tutti  alla  regione  di 
lingua  d'oc,  avendosi  come  piü  settentrionali  quattro  communi  della  Dordogne, 
del  Cantal  e  della  Corr^ze. 


SEQUENZA  VOLGARE  DI  SANTA  EULALIA.  375 

la  vergine  romana,  straordinariaraente  csaltata  dalla  Chiesa  ed  cie- 
vata  a  lipo  della  fanciulla  cristiana  vergine  c  martire  a  un  tempo, 
avra  avuto  un  culto  e  una  notorieta  di  gran  lunga  superiori  al 
culto  e  alla  notorieta  di  Eulalia.*  Ma  questa  avra  avuto  anch'essa 
un  altare  o  una  cappella,  e  forse  piü  altari  e  piü  cappelle.  Orbene 
stando  cosi  le  cose,  era  ovvio  che  delle  popolazioni  le  quali  da 
una  parte  sapevan  d'Agnese  e  dall'altra  veneravano  nella  loro  par- 
rocchia  Eulalia ,  abbiano  creduto ,  nel  loro  devoto  fervore  per- 
qucsta,  di  megüo  glorificarla  attribuendole  gran  parte  dei  tratti 
dell'altra,  cioe  della  piü  luminosa.  II  poeta  trovava  poi  la  tradizione 
fatta  e  la  accoglieva  ne'  suoi  versi. 

^  La  venerazione  cattolica  per  S.  Agnese  doveva  poi  nella  Gallia  setten- 
trionale  avere  speciale  alimento  dalle  ossa  della  Santa,  che,  tutte  o  in  parte, 
si  credeva  e  si  crede  coli  di  possedere  giä  da  tempi  antichissimi  (AA.  SS. 
Jan.  II  335  sgg.). 

C.  Salvioni. 


Zur  Lautgeschichte  der  ostfranzösischen  Mundarten. 

Dieser  Artikel  ist  im  Wesentlichen  eine  Besprechung  dessen, 
was  W.  Meyer-Lübke  in  seiner  Grammatik  der  romanischen  Sprachen 
über  ostfranzösische  Mundarten  sagt.  Dafs  zumeist  nur  solche 
Punkte  zur  Sprache  gebracht  werden,  über  welche  Referent  anderer 
Ansicht  ist  als  Meyer,  liegt  in  der  Natur  der  Sache.  Es  ist  aber 
selbstverständlich,  dafs  die  gemachten  Ausstellungen,  auch  wenn  sie 
sich  als  begründet  erweisen  sollten,  dem  Werte  des  gewaltigen 
Werkes  keinen  Abbruch  thun  können.  Die  Bedeutung  der  neuen 
Grammatik  der  romanischen  Sprachen  liegt  darin,  dafs  sie  in  scharf 
umrissenem  Rahmen  die  ganze  bisherige  Forschung  zur  Darstellung 
bringt,  dafs  sie  der  Wissenschaft  besonders  durch  Heranziehen  der 
Mundarten  neue  Bahnen  weist  und  dafs  sie  überall  eine  Erklärung 
der  lautlichen  Erscheinungen  anstrebt.  Damit  ist  auch  schon  aus- 
gesprochen, dafs  in  vielen  Einzelfragen,  die  zum  Teil  von  Meyer 
zuerst  aufgeworfen  wurden,  die  von  dem  Verfasser  angenommene 
Lösung  nur  eine  vorläufige  sein  kann.  —  In  einzelnen  Fällen  (dies 
gilt  insbesondere  von  No.  i  und  2)  mufs  Referent  früher  vor- 
getragene Ansichten,  die  Meyers  Zustimmung  gefunden  hatten,  nun- 
mehr aufgeben. 

An  neuem  Material  liegen  vor:  die  Artikel  Wilmotte's  über 
das  Wallonische  (Romania  Bd.  17.  18.  19)  und  Lothringische  Mund- 
arten von  L6on  Z61iqzon,  Metz,  G.  Scriba  1889  (Ergänzungsheft  zum 
Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte  und  Alter- 
tumskunde). Die  Angaben  Z61iqzon's  werden  im  Wesentlichen  be- 
stätigt durch  weitere  an  Ort  und  Stelle  gemachte  und  noch  nicht 
veröftentliche  Beobachtungen  von  C.  This,  die  mir  freundlichst  zur 
Verfügung  gestellt  wurden  und  auf  die  ich  wiederholt  Bezug 
nehme. 

I.  e-\~y  und  g-{-r. 
Meyer-Lübke  nimmt  §  160  an,  dafs  f+j'  im  Wallonischen, 
Lothringischen,  Burgundischen  zunächst  nicht  wie  im  Francischen 
zu  üi  wurde,  sondern  dafs  hier  ^'-f-j/  sich  zu  ei  wandelte,  ohne  dafs 
Diphthongierung  des  ^  vor  z  eintrat  (zu  derselben  Ansicht  hatte 
ich  mich  Ostfranz.  Grenzdial.  S.  21  und  Zeitschr.  XI  4 1 3  bekannt, 
doch  dieselbe  Zeitschr.  XII  580    zurückgenommen).     Diese  Voraus- 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  377 

Setzung  ist  unrichtig:  dafs  ^'  vor  j-  auch  im  Osten  diphthongiert, 
erhellt  aus  den  altwallonischen  Formen  siez  sex,  egitese,  diemc  neben 
mei,  dcmeie  (Romania  XVII  556):  vor  der  Vereinfachung  des  Triph- 
thongs  hatte  sich  das  zweite  /  bereits  mit  s  zu  dem  Laute  "^  kom- 
biniert: so  erklären  sich  altwall,  sie-^,  die'^,  die  später,  als  pie  zu  pi 
wurde,  sich  zu  den  heutigen  Formen  s'f^,  dj-^  vereinfachten.  Auch 
in  der  Franche-Comt6  (s.  Goerlich,  der  J^urgundische  Dialekt  S.  53) 
finden  sich  siex,  diesme.  Hex.  Die  ursprüngliche  Triphthongierung 
auch  für  das  Lothringische  anzunehmen,  ist  man  um  so  mehr  be- 
rechtigt, als  nunmehr  feststeht,  dafs  m  aus  y-\-a-\-y  sich  auf  loth- 
ringisch-burgundischem  Gebiete  zu  ei  wandelt:  geist  jacet  Fred. 
Bernh.  51,17  setzt  notwendigerweise  ein  gieisi  voraus  {waWon.  giesi 
Rom.  17,583,  Z.  21  erklärt  sich  wie  oben  siez,  egliese),  und  auch  die 
Endung  iacum  wird  lothr.  burgund.  zu  ey,  resp.  ay  (s.  Zeitschr. 
XII  580),  das  ebenfalls  auf  früherem  iei  beruhen  mufs.  In  ähn- 
licher Weise  wurde  hier  lieit  lectum  u.  s.  w.  zu  leit;  über  die 
Qualität  des  e  in  lieit  s.  No.  4. 

Aus  dem  Gesagten  ergiebt  sich,  dafs  in  lothr.  y^ei  sex  beide 
y^  lautgerecht  aus  palatalem  j  in  sieis  entstanden  sind.,  Wenn  die 
Vertreter  von  secare  und  se quere  kein  y^  zeigen,  so  haben  hier 
die  endungsbetonten  Formen  die  Oberhand  gewonnen  über  die 
stammbetonten,  in  denen  sich  allein  ein  /  entwickeln  konnte;  süßdr 
sequere  findet  sich  übrigens  in  Ortschaften  des  Berner  Jura,  in 
denen  nur  palatales  s  z\i  s  wird. 

Was  die  Behandlung  von  o-\-y  {cfr.  Meyer  §191)  betrifft,  so 
kann  ich  zwar  für  die  Diphthongierung  des  0  vor  y  keinen  direkten 
Beweis  anführen,  doch  wird  dieselbe  durch  die  nunmehr  gesicherte 
Triphthongierung  des  Nexus  ^  -\-y  äufserst  wahrscheinlich.  Die 
thatsächlichen  Schicksale  von  o-\-y  werden  freilich  durch  die  An- 
nahme einer  Triphthongierung  nicht  berührt,  denn  wie  iei  zu  ei, 
so  wurde  uoi,  wenigstens  in  dem  gröfsten  Teile  des  Gebietes, 
wiederum  zu  oi  vereinfacht. 

Anmerkung.  Diez,  Gröber  Archiv  f.  tat.  Lexikogr.  4, 149 
und  Meyer  §  147  setzen  statt  des  klassischen  ostium  üstiura 
an.  Eine  Reihe  ostfranzösischer  Formen  scheint  eher  auf  (^stium 
zu  weisen.  1  Das  Lothringische  (Vy  (statt  des  erwarteten  üy)  wollen 
Gröber  und  Meyer  mit  zcet  just  um  rechtfertigen,  dessen  laut- 
liche Grundlage  indessen  verschieden  ist.  Bedenklicher  sind 
metz.  ox  (s.  This,  Mundart  von  Falkenberg  und  Z^liqzon  S.  20), 
lüttich.  üy  (statt  üy):  üy  findet  sich  m.  W.  nur  in  Malmiidy,  wo 
o-\-y  zu  ü  wird  (vgl.  Altenburg,  Eupener  Programm  II  10).  Auf 
o^y  weist  auch  seltenes  prov,  iieis,  auf  das  freilich  Gröber  kein 
Gewicht  gelegt  wissen  will.     Dafs  andererseits  üss  in  Val  Soana 


'  [Die  Mehrzahl  der  roni.  Sprachen,  altspan.  uzo,  prov.  uis,  rät.  isch, 
rum.  M.ra,  ital.  liscio,  friaul.  uss  u.  a.,  bieten  jedoch  aus  o-\-i  nicht  /.u  er- 
klärendes «  oder  ü  (i).    Hrsg.] 


37^  A.  HORNING, 

ü-\-jy  fordert,  verkenne  ich  nicht.  Wenn  üstium  für  den  Osten 
gesichert  wäre,  so  würde  man,  da  daraus  zunächst  nicht  ü^  wird, 
zu  dem  nicht  unwichtigen  Schlufs  berechtigt  sein,  dafs  im  Osten 
ü  nur  unter  der  Einwirkung  eines  /-Lautes  zu  ü  wurde,  dafs 
venu  ein  diphthongiertes  vennit  voraussetzt  (solche  Formen  sind 
im  Bernhard  zahlreich  überliefert):  in  ustium.  wäre  der  jz-Laut 
im  1  aufgegangen  und  deshalb  hätte  sich  kein  ü  gebildet. 

Ähnlich  wie  mit  ustium  verhält  es  sich  mit  dem  von  Gröber 
1.  c.  S.  134  angesetzten  tructa  {truiie)A  Lothring.  /rcEV  und  /reV 
in  Orten,  in  denen  o-\-y  zu  oe^  und  e^  wird,  weist  sehr  entschieden 
auf  eine  o+^-ßasis:  ein  z-Nachklang  bei  einer  Grundlage  ü-^y 
ist  sonst  im  Osten  unerhört  (fructus  und  fructa  giebt  immer 
Jrü,  früi).  Dazu  stimmt  auch  ital.  trgta.  Ob  trüjtiixv  Val  Soana, 
truite  im  Cat.  und  Portug.  französische  Lehnformen  sein  können, 
bleibt  noch  zu  untersuchen.  Nach  Meyer  §  128  ist  durch  Um- 
laut franz.  truite  aus  tructa,  ital.  troita  aus  troita  entstanden.  In- 
dessen  scheinen  die  Fälle  von  Umlaut,  die  Meyer  fürs  Französi- 
sche annimmt,  noch  wenig  gesichert. 

2.  Neu-Metzisches  i  aus  c-\-y  und  ü  aus  o-{-y. 
Das  Ergebnis  von  (^-\-y  ist  im  Neumetzischen  in  der  Regel  i, 
das  Ergebnis  von  q-\-y  in  der  Regel  iL  Nach  Meyer  §  60  ist  in 
Metz  i  vom  Centrum  her  eingedrungen,  also  dem  Francischen  ent- 
lehnt (dasselbe  hatte  ich  Ostfranz.  Grenzdial.  S.  21  angenommen); 
in  §  190  wird  auch  dem  ü  (angeblich  aus  üt)  ein  solcher  central- 
französischer  Ursprung  zugeschrieben.  Ich  bin  jetzt  der  Ansicht, 
dafs  diese  Erklärung  nicht  haltbar  ist.  Über  /  aus  ^-^y  ist  zu- 
nächst zu  bemerken,  dafs  es  sich  konstant  in  denselben  Wörtern 
in  allen  Ortschaften  findet,  die  zum  Metzischen  gehören  (unter 
Ausschlufs  eines  Wechsels  mit  e),  dafs  es  also  den  Charakter  eines 
Lautgesetzes  hat.  Auffäihg  ist  ferner,  dafs,  da  man  überall  yi-^ 
oder  sis  sex  (ähnlich  diyr_,  dis  decem)  sagt,  in  diesem  Worte  zwar 
der  Vokalismus,  nicht  aber  der  Konsonantismus  durch  das  Central- 
französische  beeinflufst  worden  wäre.  Entscheidend  sind  folgende 
Erwägungen:  man  sagt  überall  //  (vgl.  Zeliqzon  §  28;  nach  This 
sagt  man  ti  auch  in  Rangvaux,  Neufchef,  Malancourt,  Pierrevillers, 
Verneville,  Vitry  im  Nord-Nord- Westen  von  Metz)  aus  t^ctum 
(dazu  s.  Zeitschr.  XI  264  und  Meyer  S.  i  ig).  Nun  begreift  man 
wohl,  dafs  unter  Einflufs  des  Französischen  demc  zu  demi,  le  zu  li 
wurde  :  aber  wie  konnte  gleichzeitig  ursprüngliches  /('  zu  //  werden  ? 
Dafs  in  te  ebensogut  lat.  /  zu  Grunde  liegt,  wie  in  le,  wufste  die 
Sprache  ja  nicht.  Des  Weiteren  fallen  in  ganz  Lothringen  die 
Vertreter  von  Suffix    arius   mit    denen   von   §-\-y  zusammen:   ge- 


'  [Mir  schien  *trocta  der  überlieferten  Form  tructa  zu  fern  zu  stehen. 
Wie  will  man  es  erklären?  Aus  mittelgr.  r()«>;(T»/c;,  wo  doch  die  bezeichnete 
Sache  in  allen  romanischen  Ländern  heimisch  ist?     Hrsg.] 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  379 

meinlothringischem  ("(}'),  efj'Jf  (s.  No.  6)  steht  nun  wiederum  metz. 
/,  /r  gegenüber  (nach  This  in  Falkenberg  und  in  den  oben  S.  378 
genannten  Ortschaften  ;  dazu  Zcliqzon  §  7),  und  hier  läfst  sich  der 
z-Laut  nicht  aus  der  Einwirkung  des  Französischen  erklären.  End- 
lich wird  auch  iacum  gemeinlothr.  zu  efvj  (s.  Zeitschr.  XII  580), 
metzisch  aber  zu  i  [Lari  Lauriacum,  Fyceri  Floriacum,  serhi 
Carisiacum  bei  Zeliqzon  Gloss.).  Dies  alles  führt  zu  der  An- 
nahme, dafs  ursprüngliches  metz.  e  =  ^-\-y  =  arius  ^  iacum  auf 
rein  lautlichem  Wege  zu  z  weiterrückte.  Wenn  man  neben  demi 
konstant  mey  tiü  und  meist  de?ney  ur  findet  (nach  This  sagt  man 
demiy  ur  resp.  owr  neben  m^ymü  in  Pierrevillers,  Malancourt,  Ver- 
neville,  Rangvaux,  Neufchef,  Klein-Moyeuvre,  dagegen  detn^y  ur  in 
Vitry  und  Woippy),  so  ist  eine  doppelte  Erklärung  möglich:  ent- 
weder das  e  blieb  in  der  Verbindung  e-X-y  bei  weiblicher  Endung, 
oder  aber  e  entwickelte  sich  erst  wieder  in  dem  Nexus  iy,  nach 
dem  Lautgesetz  des  Metzischen,  dafs  betontes  i  im  Iliat  zu  ey  wird. 
Es  bleibt  noch  das  Pronom  fem.  Iry  (in  Falkenberg  /^),  das  viel- 
leicht auf  einem  alten  leie  beruht  und  in  diesem  Falle  wie  ineynü 
zu  erklären  ist.  Auch  in  einer  anderen  lothringischen  Gruppe,  in 
der  e  aus  ^-^-y  zu  ce.  wird,  macht  ley  diesen  Wandel  nicht  mit  (vgl. 
Ostfranz.  Grenzd.  S.  57  und  89  das  Pronomen  ley  mit  Ice  =  lec- 
tus.  Es  liegt  hier  also  ein  singulärer  Fall  vor,  der  einer  besondern 
Deutung  bedarf  und  die  oben  gegebene  Erklärung  nicht  in  Frage 
stellen  kann. 

Viel  einfacher  liegt  die  Frage  für  ü  =  o-\-y:  es  liegt  hier  gar 
kein  Grund  vor,  centralfranzösischen  Einflufs  anzunehmen:  in  nü 
noctem  ist  ü  aus  gemeinlothringischem  oe  hervorgegangen  (ähnlich 
metz.  ü  aus  gemeinlothr.  os  =  o-\-y.  metz.  y^ü  sebum  statt  lothr.  yae, 
yür  sequere  statt  yjxr).  Entscheidend  ist  die  Behandlung  von 
focus,  jocus,  die  in  ganz  Lothringen  im  Vokal  mit  den  Vertretern 
von  o-f-y  übereinstimmen  und  gemeinlothr.  _/(«,  zce  lauten,  metzisch 
aber  fü,  zu,  die  durch  Beeinflussung  durch  das  Centralfranzösische 
sich  nicht  erklären  lassen. 

Es  ergiebt  sich  aus  dem  Gesagten,  dafs  der  Vokalismus  des 
Neumetzischen  weiter  fortgeschritten  ist,  als  der  der  anderen 
lothringischen  Dialekte :  den  obengenannten  /  aus  c,  ü  aus  (v  lassen 
sich  noch  hinzufügen:  l.  eine  Gruppe  von  Wcktern,  in  denen  ge- 
decktes (^  zu  /  wird  (7;-/»,  prrs,  vgl.  Zeliqzon  S.  15);  2.  eine  Gruppe 
von  Wörtern,  in  denen,  allerdings  nicht  in  dem  ganzen  Gebiete 
des  Metzischen,  gedecktes  0  zu  0  wird  {nia  mottum,  vgl.  Zclicizon 
S.  2 1    und  This  Mundarten  von   Falkenberg  §  44). 

3.    Die  Schicksale  von  geschlossenen  (•. 
In  den  i5§  76,  107,  112  beschäftigt  sich  Meyer  mit  den  Schick- 
salen   von    e    im  Osten.     Was    zunächst    freies    ('    nach    Nichllabial 
betrilTt,  so  geht  M.  von  der  Thatsache  aus,  „dafs  im  Lothringischen 
a  und  0  neben    einander    gehen ,    letzteres  gehört  mehr  den   nörd- 


380  A.  HOKNING, 

liehen  IMundarten  an ,  ersteres  den  südlichen  ;  doch  zeigt  oft  die- 
selbe Ortschaft  für  das  eine  Wort  a,  für  das  andere  0.  Man  könnte 
das  0  aus  a  erklären :  zweierlei  spricht  dagegen  :  der  Mangel  von 
ä  im  Lothringischen  und  die  obgenannten  Mischungen.  Das  0 
geht  vielmehr  auf  01  zurück,  das  Grundlage  für  die  nördlichen 
Dialekte  (Nordlothringisch,  Wallonisch)  ist,  a  aber  auf  az  (z.  B. 
in  Vionnaz);  at  ist  die  Grundlage  im  Süden.  Mit  andern 
Worten,  es  kreuzen  sich  in  Lothringen  zwei  Dialektgruppen,  von 
denen  vorläufig  noch  keine  zum  Sieg  gelangt  ist."  Demnach  sucht 
M.  den  Ausgangspunkt  für  die  Weiterbildung  des  freiem  e  zu  a  im 
Süden,  zu  0  im  Norden.  Indessen  nimmt  er  §  112  für  die  Entwick- 
lung des  ('  zu  0  noch  ein  anderes  Centrum  aus :  es  ist  dort  von  zwei 
Centren  die  Rede,  einem  südöstlichen,  in  welchem  gedecktes  e  wie 
freies  zu  ot,  0  wurde,  und  einem  zweiten,  wohl  Metz,  in  welchem 
('   (gedecktes)  zu  c,   q,  a  wurde. 

Dieser  ganzen  Auflfassungsweise  gegenüber  mufs  ich  mich  ab- 
lehnend verhalten.  Dafs  ä  im  Lothringischen  fehlt,  ist  nicht  richtig. 
Der  von  mir  mit  d  bezeichnete  Laut  „ein  dem  0  nahe  stehendes 
rt"  ist  nichts  anderes  als  jenes  ä.  Auch  von  This  wird  mir  be- 
stätigt, dafs  er  oft  in  Verlegenheit  war,  ob  er  a  oder  0  schreiben 
sollte.  Was  ferner  das  Nebeneinanderbestehen  von  a  und  0  be- 
trifft, so  liegt  die  Sache  so,  dafs  in  den  Ortschaften  Lothringens, 
die  in  Frage  kommen,  a  oder  0  die  Regel  bildet:  wenn  in  ein- 
zelnen Formen  der  Vokal  um  eine  Schattierung  heller  oder  dunkler 
ist  (denn  blofs  um  eine  Schattierung  handelt  es  sich),  so  mag  die- 
selbe durch  die  umgebenden  Konsonanten,  durch  den  Affekt  des 
Redenden  oder  wie  immer  bedingt  sein.  Keineswegs  aber  be- 
rechtigt diese  Thatsache  zu  den  weitgehenden  Folgerungen,  zu 
denen  sie  Meyer  benutzt.  Etwas  anders  liegen  die  Verhältnisse 
auf  dem  Sprachgebiet  der  Franche-Corate:  als  typisch  wähle  ich 
Altmünsterol  an  der  Südwestgrenze  Elsafs-Lothringens.  Hier  wird 
gedecktes  e  im  allgemeinen  zu  0,  im  Hiat  aber  zu  u  [koru  = 
couri'oie,  menu  =  ?nonnate,  gru  =  craie)  und  in  der  i.  und  2.  sing, 
des  Imperf.  und  Conditionalis  zu  0  {z^vp  =j'av(u's).  Augenschein- 
lich haben  sich  hier  a,  u  und  p  nach  fester  Lautregel  ausgebildet 
und  lassen  sich  nicht  durch  die  Kreuzung  zweier  dialektisch  ver- 
schiedener Entwickelungsreihen  erklären.  Andererseits  zeigt  Zeliq- 
zon  S.  17,  dafs  in  unmittelbarer  Nähe  von  Metz  (im  Westen  und 
Südwesten)  nur  0  für  gedecktes  e  vorkommt  {a  findet  sich  im 
Süden  und  Südosten).  Nach  This  findet  sich  g  auch  in  den  im  Nord- 
Nord-Westen  von  Metz  gelegenen  Ortschaften  Rangvaux,  Neufchef, 
Vitry,  klein  Moyeuvre,  Pierrevillers,  Malancourt,  Verneville.  Dafs  g 
sich  auch  in  zwei  ausgedehnten  Strichen  findet,  die  an  der  lothring.- 
deutschen  Sprachgrenze  östlich  von  Metz  liegen,  hatte  This  schon 
früher  (Deutsch-Französische  Sprachgrenze  in  Lothringen  S.  36)  dar- 
gethan.  Man  ist  mithin  nicht  berechtigt,  Metz  zum  Centrum  einer 
ö-Entwicklung  aus  gedecktem  e  zu  machen :  mit  demselben  Rechte 
dürfte    man    es    zum    Centrura    einer  r)-Entwicklung    machen.      Ein 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  IMUNDARTEN.  38  I 

weiterer  Fehler  der  Meyer'schen  Untersuchung  liegt  darin,  dafs  er 
§  76  die  Lautverhältnisse  des  Südostens  (Waat,  Neuenburg  u.  s.  \v.) 
mit  denen  des  lothringisch-burgundischen  Gebietes  zusammenwirft, 
was  auf  seine  gesamte  Darstellung  einen  wesentlichen  Einflufs  ge- 
übt hat.  Der  Südosten  kennt  den  Wandel  von  gedecktem  o  zu  a 
und  0  nicht;  der  Wandel  von  freiem  c  zu  ai,  a  kann  dort  jung 
sein.  Für  das  Wallonische ,  das  ebensowenig  gedecktes  c  =  0,  <? 
kennt,  ist  wenigstens  altes  öz' =  freiem  f  gesichert.  Vorläufig  be- 
rechtigt nichts  zu  der  Annahme  eines  historischen  Zusammenhanges 
zwischen  jenen  lautlichen  Vorgängen  des  Südostens  und  denen,  die 
sich  im  Lothringisch-burgundischen  abspielten.  Aus  allen  diesen 
Gründen  halte  ich  die  Hypothese  einer  zweifachen  dialektischen 
Entwicklung  des  ^  zu  a  einer-,  zu  0  anderseits  für  das  Lothringisch- 
burgundische  für  unerwiesen.  Wir  sind  vor  die  Alternative  gestellt, 
dafs  e  entweder  zu  o(i)  und  dann  zu  a  wurde,  oder  dafs  es  durch 
^  sich  zu  a,  a,  0  umwandelte. 

Ich  neige  der  Ansicht  zu,  dafs  der  o-Laut  überall  der  ur- 
sprüngliche ist  und  dafs  der  a-Laut  aus  demselben  hervorgegangen 
ist.  Zunächst  stimmt  überall  (auch  in  Bourberain  und  in  der 
Franche-Comt6)  freies  e  nach  Nichtlabial  mit  gedecktem  e  in  der 
Klangfarbe  überein  (nur  das  Metzische  geht  mit  oe  aus  freiem  e 
nach  Nichtlabial  seinen  eigenen  Weg;  auch  ist  hier  von  beson- 
deren Fällen  wie  die  oben  aus  Altmünsterol  angeführten  abgesehen). 
Daraus  läfst  sich  überhaupt  auf  eine  einheitliche  Entwicklung  des 
freien  und  des  gedeckten  e  schliefsen  und  damit  hatte  ich  die 
Wahrscheinlichkeit  der  Diphthongierung  auch  für  gedecktes  e  be- 
gründet. Das  Metzische  weist  oe  aus  freiem  e  nach  Nichtlabial 
nicht  nur  da  auf,  wo  gedecktes  ^  =  0,  sondern  auch  in  Falken- 
berg, wo  gedecktes  e  ^  a.  Wäre  a  in  Falkenberg  in  gedeckter 
Stellung  ursprünglich,  so  würde  man,  bei  der  parallelen  Entwicklung 
von  freiem  e  nach  Nichtlabial  und  von  gedecktem  e,  als  Produkt  von 
freiem  ^  nach  Nichtlabial  a(t)  und  nicht  ce  (=  oi)  erwarten.  Dafs 
andererseits  der  Wandel  von  e  nach  Labial  zu  ive  (er  findet  sich 
auch  in  der  Franche-Comte)  oi  als  Vorstufe  voraussetzt,  ergiebt 
sich  aus  der  parallelen  Entwicklung  von  vocem  zu  w(^. 

Von  Wichtigkeit  für  die  Entscheidung  der  Frage  ist  die  Be- 
handlung von  ca pillos  und  illos  (das  erste  Wort  ist  in  der 
Franche-Comt6  und  Burgund  durch  pilus,  das  zweite  meist  durch 
illorum  ersetzt).  Capillos  wurde  in  ganz  Lothringen  zunächst  zu 
savou,  heute  meist  savu :  die  ältere  Form  wäre  in  sevoiv  bei  Metz 
(s.  Zeliqzon  S.  17  und  vgl.  mo7i'  multura  S.  22)  erhalten';  ähnlich 
savaw  in  Tannois  bei  Bar-lc-Duc  (vgl.  damit  hnv  lupus);  sow  in 
Falkenberg  ist  nicht,  wie  This  glaubte,  aus  savaw ^  sondern  aus 
iaz/«  entstanden  (ähnlich  doxi  paw  pavorem  dMS  pavti).  Entsprechend 
ist  illos  zu  (z)u,  (zj()u\   zaiv    geworden.     Es    liegt    also    durchweg 


*  Nach  This  sagt  man  sevn  in  Picrrevillers,  ii-vnw  in  Rangvaiix,  Klcin- 
Moyeuvre.    Vitry,  Malancourt,  Vernciville. 


382  A.  HORNING, 

eine  ö«-Basis  zu  Grunde.  Dieselben  Formen  treffen  wir  auch  in  den 
Gegenden,  die  gedecktes  e  zu  a  werden  lassen :  in  denselben  würde 
man  aber,  wenn  Meyers  Ansicht  richtig'  wäre,  das  Produkt  von 
a-^u  (a  =  e,  u  =  /)  erwarten,  also  sava  oder  savp  (vgl.  swq,  swp 
caballos).  Solche  Formen  sind  jedoch  nicht  nachgewiesen.  Ist 
dagegen  e  in  capillos  zunächst  überall  zu  0  geworden,  so  erklärt 
sich  das  o(u)  in  savfoju  auf  das  einfachste  unter  der  Voraussetzung, 
dafs  das  I(!J  überall  zu  u  wurde,  ehe  das  0  irgendwo  in  a  über- 
ging: o-\-l  wurde  zu  ou,  und  dies  vereinfachte  sich  zu  u.  Es  läge 
darin  ein  neuer  Beweis  für  das  hohe  Alter  des  Überganges  von  / 
zu  u,  den  die  neuesten  Forschungen  bekanntlich  in  eine  recht  frühe 
Zeit  hinaufrücken. 

Anmerkung  I.  Im  Lothr. /o  (tenips),  vo  [vent),  7nobr  {niemhre) 
hatte  ich  den  0  Laut  als  ursprünglich  durch  die  Labialis  hervor- 
gerufen zu  erklären  versucht.  G.  Paris  Romania  XVII  623  und 
Meyer  §  gi  nehmen  an,  dafs  en  zu  tiefem  nasalen  a  wurde  und 
dafs  der  Wandel  von  e  zw  a  sich  in  ähnlicher  Weise  erklärt  wie 
überhaupt  der  von  gedecktem  e  zw  a  (0).  Diese  Erklärung  könnte 
als  gesichert  betrachtet  werden,  wenn  überall,  wo  gedecktes  e  zu 
a  wird,  en^  zu  ä  oder  a,  überall,  wo  ersteres  zu  0  wird,  en^  zu 
0  oder  0  würde.  Dies  trifft  indessen  nicht  zu :  in  Bourberain, 
z.  B.,  wird  e  zu  0,  etik  aber  zu  ä.  Ergänzend  soll  hier  darauf 
hingewiesen  werden,  dafs  Einflufs  der  Labialis  auf  vortoniges 
enk  m.  E.  vorliegt  in :  vqre  oder  väre  {je  viendrai;  Ostfranz. 
Grenzd.  S.  lOi),  in  Strichen,  in  denen  vortoniges  enk  sonst  zu  ? 
wird.  Dasselbe  gilt  von  zäse  (ib.  Gloss.),  bei  Beifort  dzväse 
,, junges  Rind",  das  sicher  juv enc&Wn'ä  Jouvenceau  ist  (über  den 
Schwund  des  v  in  den  Vogesen  s.  Ostfrz.  Grenzd.  S.  80).  Dazu 
kommt  metz.  ?naid  und  ?}iotd  Kinn,  nioton  auch  bei  Haillant,  Essai 
sur  un  patois  Vosgien  III  82,  nipto  in  Tavannes  im  Jura,  monton 
in  Val  Soana  Archiv.  Glott.  it.  III  21.  —  Wenn  Meyer  bemerkt, 
dafs  minor  sich  meiner  Erklärung  entzieht,  so  erwidere  ich,  dafs 
in  diesem  Worte  z  wie  freies  i  behandelt  wird,  ähnlich  wie  im 
frz.  vioindre. 

Anmerkung  2.  Meyer  meint  §  iii,  dafs  j^ö^^  pesile  wohl 
mit  der  Sache  aus  dem  östlichen  Frankreich  stammt.  In  Ost- 
frankreich hat  das  Wort  die  Bedeutung  „Wohnzimmer",  „gute 
Stube".  Sollte  diese  Bedeutung  im  Francischen  nicht  ebenso 
alt  sein  wie  im  Osten?  Was  die  Form  betrifft,  so  sagt  das 
Lothringische  pol  oder  pal  (s.  jetzt  noch  Zeliqzon  s.  v.  pat),  und 
zwar  ist  die  Form  lautgerecht,  da  der  Labial  auf  gedecktes  e 
keinen  Einflufs  hat.  Im  Jura  hörte  ich  pivay,'  das  ein  älteres 
pw0f  voraussetzt:  das  s  hat  hier  das  folgende  /  in  derselben 
Weise  mouilliert,  wie  in  anderen  Gegenden  das  s  folgendes  n 
mouillierte  (ati  asinus  u.  s.  w.):  die  Beeinflussung  des  e  durch 
den  Labial  war  auch  hier  erst  möglich,  nachdem  ly  oder  y  ent- 
standen war.  Dafs  durch  dieses  prvcy  ursprünglich  francisches 
pel  zu  pzv^l  umgestaltet  worden  sei,  ist  nicht  eben  wahrscheinlich. 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  383 

Ein  Östliches  pivel  mufs  demnach  erst  noch  nachgewiesen  werden. 
§  270  zeigt  M.,  dafs  nach  Labial  e  aus  ai  auch  im  Francischen 
zu  ne  (iia)  wurde  {loona,  jamoiia):  sollte  nicht  auch  e  =  (lat.  e  und 
(•)  in  ähnlicher  Weise  behandelt  worden  sein?  So  würde  sich 
unser  po^le  erklären,  ferner  poele  aus  patella  (s.  Meyer  §  377, 
das  Ostlothringische  sagt  pd).,  vielleicht  auch  ?no€lle  statt  7)ieolle 
(s.  ib.  §386;  auch  diese  Form  ist  dem  Osten  unbekannt).  Aus 
der  Einwirkung  des  Labials  erklärt  sich  auch  /zva  z=  fouet  (vgl. 
dagegen  rouel)  und  vulgäres  pivät  ■=  poeie,  vielleicht  auch  ouaille 
(phon.  wouay)  statt  oiieille. 

Anmerkung  3.  Auch  noch  südlich  von  welschem  Beleben, 
im  Gebiete  der  Franche-Comte,  ist  die  Behandlung  von  freiem  a 
nach  Labialen  eine  andere  als  nach  den  übrigen  Konsonanten 
(dahin  ist  die  Bemerkung  Meyer's  §  107,  Z.  5  zu  berichtigen). 
In  Bart  bei  Montbcliard  sagt  man  z.  B.  fo  (toit),  do  (doigt),  so 
(soif),  aber  biva  (je  bois),  miua  (moi);  über  die  Lautverhältnisse  in 
Tavannes  im  Berner  Jura  s.  Ostfrz.  Grendz.  S.  36.  Doch  findet 
man  hier  diese  Behandlung  nicht  stets  und  überall  wie  im  Loth- 
ringischen :  lieben  Ortschaften  die  io,  do,  so  sagen ,  trifft  man 
solche,  die  twa,  dwa,  siva  sprechen.  Nach  Labial  hat  sich  hier 
in  der  Regel  der  Laut  -wa  entwickelt,  nicht  -wc :  dafs  derselbe 
erst  unter  francischem  EiiiHufs  entstanden  sei,  läfst  sich  nicht 
erweisen:  ich  glaube  vielmehr,  dafs  der  Wandel  von  (^  zu  a  gleich- 
zeitig mit  dem  von  ^?  zu  a  in  chanta  (aus  chant(>)  erfolgte. 

4.    Wandel  von  -icc  zu  ie. 

Meyer  bespricht  §  267  den  ostfranzösischen  Wandel  von  ite  zu 
/<?;  iee  sei  infolge  einer  Zurückziehung  des  Tones  zunächst  zu  iee, 
dann  zu  le  geworden,  „dies  scheint  die  einzig  mögliche  Erklärung 
zu  sein".  Dabei  nimmt  M.  keine  Rücksicht  darauf,  dafs  nach 
seiner  eigenen  Lehre  wenigstens  in  eineixi  Teile  des  Gebietes  iata 
zunächst  zu  ieie  werden  mufste.  §  436  führt  er  nämlich  aus,  dafs 
im  Nordosten,  Burgund,  Lothringen  und  Belgien  /,  d  nicht  ausfällt 
(vgl.  den  folgenden  Abschnitt),  sondern  zu  y  wird:  ata  ergiebt  eye, 
also  auch  iata  ieie:  dieses  ieie,  das  im  Bernhard  und  Ezechiel  oft 
neben  ie  erscheint,  ist  unter  allen  Umständen  gesichert  (der  Aus- 
druck Meyers,  meiner  Erklärung  zufolge  „wäre  ie-e  zu  iiie  geworden" 
wird  diesem  Sachverhalt  nicht  ganz  gerecht).  M.  wird  demnach 
zu  der  Annahme  geführt,  dafs  ie  einerseits  auf  icc,  anderseits  auf 
iiic  beruht.  Soll  nun  auch  in  dem  letzten  Falle  Zurückziehung  des 
Accentes  auf  das  erste  i  und  Verflüchtigung  der  folgenden  voka- 
lischen Elemente  stattgefunden  haben?  Mir  ist  dies  unwahrschein- 
lich :  ein  analoger  Wandel  dürfte  aus  der  romanischen  Lautlehre 
nicht  zu  belegen  sein.  Der  Meyer'schon  Auflassung  gegenüber 
halte  ich  an  der  Überzeugung  fest,  dafs  ie  in  ganz  Ostfrankreich 
auf  einer  Reduktion  des  Triphthongs  ici(c)  beruht,  die  ich  mir  so 
denke,  dafs  unter  der  Einwirkung  der  beiden  /'  das  geschlossene  e 


384  A.  HORNING, 

selbst  ZU  i  wurde  (aus  z'// entstand  z').i  Wenn  dagegen  ä'^// lectus 
östlich  zu  leit  wurde,  so  erklärt  sich  dies  daraus,  dafs  das  e  hier 
zunächst  offen  (in  Tannois  und  Bourberain  ist  es  bis  zu  a  fort- 
geschritten), folglich  die  Assimilation  des  e  an  die  beiden  i  aus- 
geschlossen war:  ein  ie^i(e)  aus  iata  wäre  deshalb  hier  wohl  zu  ei(e) 
vereinfacht  worden.  Nimmt  man  an,  dafs  das  Francische  das  e  in 
lieit  im  Gegensatze  zu  den  östlichen  Dialekten  früh  zu  einem  ge- 
schlossenen werden  liefs,  so  erklärt  sich  auch  hier  das  i  auf  dem 
Wege  der  Angleichung  des  e  an  die  beiden  i  des  Triphthongs : 
in  ähnlicher  Weise  würde  gist  jacet  aus  gi^ist,  gieist,  giiist 
entstanden  sein,  ebenso  2'=iacum.  Gegen  die  von  mir  vor- 
geschlagene Deutung  bemerkt  M.,  es  bleibe  fraglich,  ob  jenes  Hiatus- 
z',  das  allerdings  für  den  Norden  sicher  sei,  auf  dem  ganzen  Gebiete 
von  ie  aus  iee  sich  finde.  Es  läfst  sich  aber  noch  heute  nachweisen 
in  der  Pikardie,  in  dem  Wallonischen  und  Lothringischen  bis  zum 
Wälschen  Beleben ,  auch  im  Westen  bis  Tannois  bei  Bar-le-Duc. 
In  den  Dialekten  der  Franche-Comte  und  Burgunds  ist  es  heute 
geschwunden,  aber  die  Urkunden  aus  dem  13.  Jahrh.  kennen  es 
ebenfalls.  Nach  Görlich,  der  Burgundische  Dialekt,  fällt  im  Westen 
die  Grenze  von  ^2'=atum  mit  der  von  z'=iatam  zusammen, 
vgl.  S.  10  und  16.  Dafs  aber,  wo  ei  zu  atum  wurde,  einst  auch  eie 
=  atam  vorkam  (vgl.  ib.  S.  11)  ist  man  wohl  berechtigt  anzu- 
nehmen. Formen  wie  otroe  (f.  otroie),  desploer  (f.  desploier),  hraes  (f. 
braus),  plaes  (f.  plaies),  Roman.  VI  43  zeigen,  dafs  /  vor  e  früh 
ausfiel,  schliefsen  aber  die  Möglichkeit  nicht  aus,  dafs,  zur  Zeit  als 
iatam  zu  ie  wurde,  man  noch  ieie  sprach. 

Anmerkung.  Meyer  sucht  seine  Ansicht  durch  den  Hinweis 
auf  die  Schicksale  von  nie  necare  zu  stützen,  m.  E.  mit  Unrecht. 
Die  Behandlung  von  vortonigem  e  -\- y  -\-  Vokal  ist  eines  der 
dunkelsten  Kapitel  der  französischen  Lautgeschichte  und  kann 
vorläufig  zur  x^ufhellung  anderer  strittiger  Punkte  nicht  verwendet 
werden:  Während  im  Osten  z.  B.  iatam  überall  zu  ie  wird,  wird 
vortoniges  e-\-y-\-  Vok.  bald  zu  ey,  bald  zu  i  {^X^yä  =  asseyant 
wechselt  in  den  Vogesen  mit  ^X^ä). 

5.    Der  Wandel  von  /  zu  y. 

Bereits  im  vorigen  Abschnitte  wurde  erwähnt,  dafs  nach  Meyer 
§  456  intervokalisches,  nachtoniges  /,  d  in  Belgien,  Burgund,  Loth- 
ringen nicht  ausfällt,  sondern  zu  y  wird:  ata  ergiebt  eye,  üta  üye 
(dazu  kommt  ita  ==  iye,  eye  in  wallonischen  und  lothringischen 
Mundarten):  auch  §378  begegnen  wir  der  Bemerkung,  dafs/  im  Osten 
nicht  fällt,  sondern  zu  y  wird,  „sodafs  also  gar  kein  Hiat  entsteht". 
Indessen  bleibt  dabei  Verschiedenes  unaufg-ehellt.     M.  scheint  anzu- 


*  Der  Schreiber  von  Urkunden  aus  Douai  giebt  iatam  auch  durch  üe, 
und  zwar  versieht  er  das  zweite  i  mit  einem  Accent ;  vgl.  Zeitschr.  XIV  80 
und  85. 


ZUR   LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  385 

nehmen,  dafs  t  zwischen  allen  Vokalen  zu  j'  wird:  doch  ist  §  6i, 
wo  der  wallonisch-lothringische  Wandel  von  üta  zu  oiv  besprochen 
wird,  auf  jene  Lehre  kein  Bezug  genommen:  aus  uta  soll  über  i'ia 
üva  entstanden  sein,  von  üta  =  üye  ist  dort  keine  Rede;  üye  = 
üta  kommt  nun  allerdings  vor  (vgl.  Ostfrz.  Grenzd.  §  114  und  Zc- 
liqzon  §  51),  aber  es  ist  eine  verhältnismäfsig  junge  Neubildung 
mittels  des  INIasculin.  ü  {vädü,  vädiiy  nach  ufiie,  a?ney)  wie  die  That- 
sache  beweist,  dafs  man  in  denselben  Strichen  auch  schon  ein 
Feminin,  ü  und  umgekehrt  ein  Mascul.  ü}'  findet. 

Vortoniges  /,  d  soll  dagegen  nach  Meyer  §  443  nicht  zu  j' 
werden:  nun  sagt  man  allerdings  nue  natalis,  sue  sudare,  ?nue 
mutellus  u.  s.  w.,  aber  anderseits  findet  sich  m^yü  maturus  von 
Lüttich  bis  Tavannes  im  Jura.  Nimmt  man  für  T/iejü  Wandel  von  i 
zu  j>  an,  so  bedürfen  nue  u.  s.  w.  einer  besonderen  Erklärung ;  nimmt 
man  dagegen  einen  solchen  Wandel  nicht  an ,  so  bleibt  nichts 
anderes  übrig  als  das  Hiat-^-  wieder  einzuführen ,  das  ausgemerzt 
werden  sollte.  Im  Berner  Jura,  der  sprachlich  zum  Gebiete  der 
Franche-Comte  gehört,  ist  ata  zu  a  oder  ^,  üta  zu  ü  geworden, 
dagegen  findet  man  j'  an  Stelle  von  vortonigem  /:  pp  say^  porcus 
setatus  (Wildschwein)  hörte  ich  in  Delcmont,  ebendort  7}ip'ü  ma- 
turus, tiuay^  „Fichte"  in  Moutiers,  tay^  in  Sonceboz  (aus  taeda 
+ellum). 

Eine  weitere  Frage  betrifft  die  Ausdehnung  des  Gebietes,  in 
welchem  jenes  ;■  aus  /,  d  vorkommt.  Meyer  sagt  §  436:  „auch  im 
südöstlichen  Frankreich,  wo  sonst  Ausfall  die  Regel  ist,  findet  sich, 
wie  es  scheint  j',  vgl.  Bagnard  faya  fata,  -aye  ata,  Brian^on  geya 
=  lomb.  gheda."  Der  Ausfall  bildet  jedoch  hier  nicht  mehr  und 
nicht  weniger  die  Regel  als  z.  B.  in  den  lothringischen  Mundarten : 
ata  wird  auch  in  Vionnaz,  Torgon  und  in  den  Patois  der  Waat 
zu  ay,  ebenso  in  Vionnaz  moneta  zu  inoenaye,  feta  zm  faye,  meta 
zu  niaye  (die  beiden  letzten  Formen  auch  im  Bagnard  und  in  Lyon), 
dagegen  roa  rota,  poa  putare,  cawa  coda,  «öa.nodare. 

Aus  dem  Gesagten  ergiebt  sich  mir  das  Resultat,  dafs  auf 
dem  ganzen  Gebiete  y  für  /,  d  sich  nur  nach  den  Vokalen  a,  e,  i 
einstellt,  in  der  Regel  aber  nicht  nach  0,  u,  und  dafs  dabei  die 
Stellung  des  /,  d  vor  oder  nach  dem  Tone  nicht  in  Betracht  kommt. 
Dafür  das  ein  unmittelbarer  Übergang  von  /,  d  zu  y  stattgefunden 
habe,  ist,  soviel  ich  sehe,  ein  eigentlicher  Beweis  von  Meyer  nicht 
erbracht  worden;  denn  als  solcher  kann  die  Thatsache  nicht  gelten, 
dafs  die  Vorstufe  d,  die  das  y  voraussetzt,  sich  in  der  Gestalt  r 
in  S.  Fratello  findet:  krara  creta,  krairir  credere.  Die  I\hjglichkeit 
bleibt  bestehen,  dafs  zunächst  /  überall  ausfiel  und  dafs  sich  darauf 
nach  den  hellen  Vokalen  e  und  /  ein  z-Nachklang  entwickelte,  der 
sich  im  Hiat  zu  y  erweiterte.  Wie  das  y  in  aye  =  a  t  a  in  Vionnaz 
u.  s.  w.  zu  erklären  ist,  ist  eine  Frage  für  sich :  vielleicht  ist  auch 
hier,  wie  im  Lothringischen  ay  =  ata,  das  a  erst  aus  früherem  e 
hervorgegangen.  Für  den  Ausfall  des  /  spricht  ?ncvü,  das  neben 
mi^yü  vorkommt;  mit  letzterem  ist  sp^ü  sabucus  zu  vergleichen. 


386  A.  HORNING, 


6.    Das  Suffix  arius. 

Im  lothringisch-burgundischen  Gebiefe  fallen  die  vokalischen 
Elemente  von  arius  im  Klange  mit  denen  von  lat.  /+J'  zusammen: 
die  Grundform  ist  efyj,  e(y)r  (der  Bernhard  giebt  er  neben  ierY 
Weiterbildungen  derselben  sind  ff,  im  Metzischen  i  (s.  oben  Nr.  2), 
in  Bourberain  ay.  auch  in  Tannois  bei  Bar-le-Duc  sagt  man 
premay  (daneben  lay  lectum,  u.  s.  w.).  Wenn  Suchier,  Grundrifs 
I  575  bemerkt,  dafs  in  Dijon  arius  zu  eii-,  f.  eire  wird,  so  ist  diese 
Form  keineswegs  blofs  auf  Dijon  beschränkt,  sondern,  wie  gesagt, 
die  gemein  lothringisch-burgundische.  Verfehlt  ist  was  Goerlich, 
Der  burgundische  Dialekt  S.  37  über  arius  sagt.  In  den  urkund- 
lich am  häufigsten  belegten  Formen  ier,  iere  sieht  er  die  eigentlich 
dialektischen  (dies  ier  ist  jedoch  weiter  nichts  als  das  bekannte 
francische  Suffix,  das  bereits  den  Schreibern  der  Urkunden  ge- 
läufig war).  Die  selteneren  auf  er,  ere  (dies  ist  die  eigentlich 
dialektische  Bildung)  will  Goerlich  auf  folgende  Weise  erklären:  die 
gelehrten  Wörter  wie  contraire,  luminaire  hätten  menere  {e  aus  ai) 
neben  inetüere  entstehen  lassen.  Aber  wie  will  man  erklären,  dafs 
diese  ursprünglich  gelehrte  Bildung  in  allen  Patois  die  herrschende 
geworden  ist?  Dazu  kommt,  dafs  in  vielen  lothringischen  Patois 
aus  jenem  ai  nur  a,  nicht  e  werden  konnte;  aber  gerade  in  den 
Mundarten,  in  denen  a-{-i  zu  a  wird,  findet  sich  keine  Spur  von 
einem  Suffix  a  =^  arius.  Goerlich  weist  ferner  auf  die  gegen 
Ende  des  13.  Jahrhunderts  mehr  und  mehr  eintretende  Vermengung 
von  ie,  das  aus  lat.  a  unter  Einwirkung  des  Bartsch'schen  Gesetzes 
entstand,  mit  e  aus  lat.  a  in  offener  Silbe.  Diese  Vermengung  habe, 
wenn  ich  recht  verstehe,  neben  dem  Suffix  ier  noch  ein  Suffix  er 
hervorgerufen.  Aber  von  einer  derartigen  Vermengung  wissen  die 
Patois  bis  auf  den  heutigen  Tag  nichts:  in  denselben  fallen  die 
Vertreter  von  arius  weder  mit  dem  Produkt  des  betonten  a  in 
changier,  noch  mit  den  des  betonten  a  in  chanier  zusammen. 

Wie  soll  man  lothr.  burgund.  ey  arius  erklären?  Meyer 
nimmt  §  235.  522  an,  dafs  im  Französischen  das  masc.  arius  so 
früh  aus  air  (durch  Umlaut?)  zu  p-  wurde,  dafs  dieses  ^  die 
Diphthongierung  des  lat.  /  noch  mitmachte:  so  erkläre  sich  m. 
Premier  (und  durch  Anbildung  premiere).  Aire  aus  aria  dagegen 
hielt  sich  als  Diphthong  noch  lange,  nachdem  ai  in  arius  zu  (^ 
geworden  war:  so  erkläre  sich  i.vaire  und  durch  Anbildung  m.vair. 
Auf  diesem  Wege  läfst  sich,  wie  mir  scheint,  eine  befriedigende 
Erklärung  der  lothringischen  Formen  nicht  gewinnen:  das  m.  p- 
hätte  auch  lothr.  ier  ergeben  müssen,  das  fem.  aire  aber  wäre  in 
dem  Teile  des  Gebietes  zu  are  geworden,  in  welchem  a-\-i  zu  a 
wird.  Das  Lothringische  kennt  indessen  weder  ier  (von  der  Stellung 
nach  Palatal  sehe  ich  hier  ab)  noch  are,  weder  iere  noch  ar.  Der 
einzige  Ausweg  wäre,  ein  urfranzösisches  (also  vorlothringisches) 
p'r  anzusetzen,  das  francisch  (auf  welchem  Wege?)  zu  p-,  lothring. 
aber    durch    Diphthongierung    des    ^    zu   iei,    dann  zu  ei  geworden 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  387 

wäre  —  eine  Hypothese,    die  nicht  nur  sehr  kühn,    sondern  auch 
sehr  unwahrscheinHch  ist. 

Es  bleiben  zwei  andere  Erklärungsversuche.  Da  lothr.  eir 
=  arius  mit  dem  Produkt  von  (^-\-y  zusammenfällt,  so  hat 
maii  an  Suffix  ^rium  gedacht. '  Die  Existenz  desselben  ist  in- 
dessen sehr  fraglich.  Zu  dem,  was  Meyer  dagegen  geltend  macht, 
tritt  noch  folgendes:  In  allen  in  Betracht  kommenden  Sprachen 
wird,  so  weit  ich  sehe,  c  vor  dem  Suffix  behandelt  wie  c  vor  a, 
nicht  wie  c  vor  e,  i,  was  man  erwarten  würde,  wenn  erium  schon 
im  Vulgärlatein  vorhanden  gewesen  wäre:  man  vergleiche  span. 
nogiiera,  rät.  fMx^  falcaria,  kalt'^^ra  calcarium  (bei  Gärtner, 
Rätorom.  Gramm.  §  27),  fr.  berge?-,  rioyer,  fougere.  B  er  gier  sagt 
man  auch  im  Osten,  auch  murgfijer  „Steinhaufe"  (im  Bagnard  §  235 
murchyere,  in  Bourberain  ?nn'.rzay,  nirezi  im  Doubs  Rev.  d.  Patois 
Gallo-Rom.  I  134,  aus  müric(em)  -f-  Sirius;  alte  Belege  siehe  in 
Littre's  Supplement ').  —  Die  lothringischen  Vertreter  des  Suffixes 
lassen  sich  endlich  auch  aus  dem  von  Paris  vorgeschlagenen  iarium 
erklären:  daraus  entstand  zunächst  ieir,  das  sich  nach  dem  oben 
Nr.  I  Gesagten  zu  eir  vereinfachte.  Diese  Deutung  scheint  mir  die 
wahrscheinlichste  zu  sein.  Sie  giebt  auch  den  Schlüssel  zur  P>- 
klärung  der  neben  e(i)r  vorkommenden  Nebenformen  ie(r),  i,  erstere 
im  Bagnard  (Imrdjye  =  berger,  viurdzyere),  letztere  in  den  Vogesen 
(in  der  von  mir  mit  D  bezeichneten  Gruppe  sagt  man  preme,  aber 
busi).  Nach  einem  Palatal  vereinfachte  sich  nämlich  ieir  nicht  zu 
eir,  sondern  zu  ier,  oder  aber  der  Palatal  liess  nach  der  Verein- 
fachung des  Triphthongs  zu  ey  ein  neues  i  entstehen,  dem  nun 
der  zweite  /-Laut  weichen  mufste.  Dieses  ie(r)  wurde  später  zu  / 
in  allen  Dialekten,  die  pie  zu  pi  werden  liefsen;  das  Suffix  i  wurde 
endlich  auf  Wörter  übertragen,  denen  es  ursprünglich  nicht  zu- 
kam (so  erklären  sich  inaii,  pomi  in  gewissen  Dialekten  der 
Vogesen). 

Meyer  erhebt  §  522  gegen  die  Paris'sche  Deutung  den  Ein- 
wand, dafs  sie  die  provenyalische  und  südostfranzösische  Form  un- 
erklärt läfst.  Es  ist  indessen  kein  Grund  abzusehen,  warum  sämt- 
liche romanische  Vertreter  des  Suffixes  auf  iarium  zurückgehen 
sollten.  Gerade  im  Französischen  waren  infolge  der  Einwirkung 
des  Bartsch'schen  Gesetzes  die  Bildungen  auf  iarium  sehr  zahl- 
reich: warum  soll  dies  Suffix  nicht  in  einem  bestimmten  Gebiete 
des  Ostens  die  concurrierendcn  Formen  verdrängt  haben,  während 
sich  möglicherweise  im  Proven^alischen,  ja  im  Francischen  die  Schick- 
sale von  arius  anders  gestalteten?  —  Was  Meyer's  eigene  Erklä- 
rung von  arius  im  Südostfranzösischen  (§  238)  betrifl"t,  so  ist  sie 
mir  nicht  recht  klar  geworden.  Das  Produkt  des  Suffixes  stimmt 
dort  weder  zu  a-\-i  noch  zu  /-}-/  noch  zu  /;  wenigstens  entziehen 
sich    gerade    die    Wörter,    in    denen  auf  /  ein  r  folgt,    wie  ferus, 


*  Murices    mit    der    Bedeutung    „spitze  Sleinclien"    ist    .nus  Cato  über- 
liefert, s.  Arch.  f.  lat.  Lexic.  I  584. 


Zeitschr.  f.  rom.  I'liil.    XIV. 


25 


388  A.  HORNING, 

hcri.  Nach  §  238  wäre  arius  hier  in  sehr  früher  Zeit  zu  ^!(r) 
geworden,  das  sich  in  dem  gröfsten  Teile  des  Gebietes  wie  e  (?) 
weiter  entwickelt  hätte.  Unaufgehellt  blefbt,  warum  es  weder  mit 
a-\-i  noch  mit  lat.  /+J'  zusammenfiel.  Auch  hier  ist  die  Möglichkeit 
nicht  ausgeschlossen,  dafs  iarium-  zu  Grunde  liegt:  der  Triphthong 
iai  wäre  zu  at  {ei)  vereinfacht  worden,  während  freilich  lei  aus 
lateinischem  f-\-y  in  der  Regel  zu  ie  wurde;  doch  ist  sai,  sai  sex 
in  der  Waat  zu  berücksichtigen. 

7.     Deus  —  Focus. 

Dens  ist  in  einem  Teile  der  Vogesen  zu  d0'  geworden  {ihye 
ist  die  gewöhnliche  Schreibung  in  Jouve's  Noels).  In  Tavannes 
im  Jura  hörte  ich  d^;  dey  findet  sich  noch  im  Bagnard,  Roman. 
6,  377.  Dafs  jene  Form  alt  ist,  geht  aus  dem  von  Gcerlich,  Der 
Burgundische  Dialekt  S.  44  nachgewiesenen  dei  hervor  (daneben 
damede),  mit  welchem  eben  dort  fei  \fey)  feudum,  Mathey  und 
Mathe  Matthaeum,  Andrey  Andraeum  zu  vergleichen  sind.  Die 
von  Gcerlich  für  fei  gegebene  Erklärung  („in  dem  regelmäfsig  ent- 
wickelten fie  sei  ie  zu  e  reduciert  worden,  dem  sich  dann  ein  para- 
sitisches /  beigesellte")  ist  mir  unverständlich.  Ich  nehme  an,  dafs 
in  deu(m)  das  ti  (ob  durch  die  Mittelstufe  «?)  zu  y  wurde  und 
dafs  dieser  Wandel  ein  charakteristisches  Merkmal  sowohl  östlicher 
als  auch  nordwestlicher  Mundarten  ist  [ciei  ist  von  Gcerlich  auch 
in  nordwestlichen  Mundarten  nachgewiesen).  Ob  dieser  Wandel 
so  früh  erfolgte,  dafs  ^  vor  diesem  secundären  y  diphthongierte, 
um  darauf  die  Reduktion  zu  ey  mitzumache«,  ist  eine  Frage,  die 
schwer  zu  beantworten  sein  wird.  Dei  wurde  zu  de.  durch  Schwund 
des  y,  wie  ley  lectum  heute  in  Lothringen  fast  allgemein  zu  Ie 
geworden  ist.  Zu  de  bemerkt  Meyer  §  278  „da  zu  französischem 
pieus  der  Akk.  pel  lautete,  so  bildete  man  zu  dieus  den  Akk.  </(:•". 
Diese  nicht  eben  wahrscheinliche  Erklärung  fufst  auf  der  Voraus- 
setzung, dafs  de  eine  echt  acht  francische  und  keine  dialektische 
Form  war.     Ist  dies  sicher? 

Wie  deu(m)  wurde  meu(m)  behandelt,  das  in  der  That  in 
den  Vogesen  m^y  lautet  (ähnlich  das  Femin.).  Das  im  Bernhard 
häufig  vorkommende  und  noch  nicht  erklärte  F.  7neie  fasse  ich  als 
Anbildung  an  das  Mascul.  i7iey.  (Was  ich  über  deus,  meus 
Ostfranz.  Grenzdial.  §  33   sagte,  nehme  ich  hiermit  zurück.) 

Neben  d^y  kommt  in  gewissen  Strichen  Lothringens  und  der 
Franche-Comtc  auch  du  vor.  Dasselbe  entwickelte  sich  lautgerecht 
aus  einer  Vorstufe  dyce,  dyü.  Der  Wandel  von  ice,  resp.  iü  zu  ii 
{bü  =  bioehovem)  ist  gesichert  durch /»/iV^  plorare  in  der  Franche- 
Comte,   aus  pycere  und  durch  pürizi  =  pleurisie  (Zeliqzon,  Gloss.).' 

'  Meyer  nimmt  S.  187  für  östliches  ü  =  lat.  freies  o  eine  Vorstufe  üe 
(ihr,  üü)  an.  Meines  Erachtens  ist  die  Vorstufe  ice,  die  nicht  nur  für  Loth- 
ringen, sondern  auch  für  die  Franche-Comt6  in  B^age  kommt:  pure  sagt  man 
in    vielen  Orten    der  Franche-Comt6,    in  denen  pl  regelmäfsig  zunächst  zu  py 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  38g 

Die  Frage  ist  nur,  ob  jenes  djce  aus  dem  Francischen  stammt 
oder  ob  es  ein  dialektisches  Wort  ist,  das  in  ähnh'cher  Weise  auf 
dem  Nominat.  deus  beruht,  wie  dp'  auf  dem  Accusativ  deu(m). 
Die  Vergleichung  mit  melius,  das  in  Lothringen  und  in  der  Franche- 
Comte  mce  ergab,  ist  nicht  beweiskräftig,  da  das  ti  in  deus  älter  ist 
als  das  in  mens  =  melius  aus  /  entstandene,  vorausgesetzt  dafs 
f/Kf'  auf  ?/ieus,  meh  mit  vocalisiertem  /  beruht.  Ich  kann  Orbin  nicht 
zustimmen,  wenn  er  Phonologio  d.  Fat.  du  Cant.  de  Vaud  $5  108 
meint,  dyü  sei  die  richtige  mundartliche  Form,  während  er  das  in 
mehreren  Patois  vorkommende  dycc  auffafst  als  „la  forme  franc^aise 
du  mot  Substitute  ä  sa  forme  organique".  Nichts  ist  häufiger  und 
leichter  zu  erklären  als  eine  Trübung  von  cß  zu  ü  und  umgekehrt. 
Die  Frage  ist  nicht,  ob  dyai  oder  dyü  die  ächte  Patoisform  ist, 
sondern  wie  sich  beide  zu  östlichem  dey  verhalten.  In  Bourberain 
liegt  die  Sache  nach  Rabiet,  Rev.  des  Fat.  Gallo-Rom.  II,  48  wie 
folgt:  „dans  les  formes  accentuces  on  dit  pardye,  mais  dans  les 
formes  atones  päde,  suivi  toujours  d'un  autre  mot,  p.  ex.  pade  arv 
=  pardieu  oui^\  Da  indessen  in  jenem  Dialekt  r  vor  d  regelmäfsig 
fällt,  so  fragt  es  sich,  ob  wir  in  pardye  nicht  einfach  franz.  pardieu 
zu  sehen  haben.  Eine  sichere  Nominativform  endlich  ist  das  bei 
Zcliqzon  Gloss.  belegte  dyus  in  no  de  dyus,  das  ich  ebenfalls  irgend- 
wo gehört  habe. 

Ich  komme  nun  zu  focus,  locus,  jocus.  W'arura  die  I">- 
örterung  über  diese  Wörter  sich  unmittelbar  an  die  über  deus 
anschliefst,  soll  dem  Leser  sogleich  klar  werden.  In  Lothringen 
fallen  die  vocalischen  Elemente  von  focus  u.  s.  w.  durchweg  mit  dem 
Produkt  von  6-\-y  zusammen;  desgleichen  in  Bourberain,  wo  man 
yay  neben  fiay  noctem  sagt.  In  mehreren  von  mir  untersuchten 
Dialekten  der  Franche-Comtu  ist  das  Ergebnis  von  (/+>'  teils  rv- 
teils  ü  {iioi  noctem  neben  kü  corium),  während  durchweg  fü,  zu 
gesagt  wird.  Die  lothringische  Grundform  ist  fcey,  zcty.  Das  y 
kann  nicht  aus  dem  c  des  lateinischen  Substrats  entstanden  sein, 
was  ich  fälschlicherweise  Ostfranz.  Grenzdial.  §  85  angenommen 
hatte.  Man  mufs  vielmehr  von  dem  wie  immer  entstandenen  ge- 
meinfranzösischen you  ausgehen:  dasselbe  wurde  zu  /qy  genau  wie 
deu  zu  dey  wurde,  daraus  dann  weher  /cey, /cc, /^ü  wie  aus  noc- 
tem nqy,  nccy,  nee,  metz.  nü.  Dieser  Wandel  mufs  sehr  alt  sein, 
denn  schon  der  Bernhard  hat  Jeu,  feu  neben  veude  (vide),  während 
er  den  Wandel  von  freiem  0  und  freiem  0  zu  eu  nicht  kennt. 
Das  heute  neben  fcey  vorkommende  lothr.  fce  ist  demnach  in  ganz 
anderer  Weise  aus  foti  hervorgegangen  als  das  francische  feu. 

Die  Frage  ist  nun,  ob  die  so  eben  gegebene  Erklärung  auch 
auf  das  Südostfranzösische  ausgedehnt  werden  darf.  Meyer  meint, 
dafs  hier  von  fuek,  iuek,  guek  auszugehen  ist.  Dazu  bemerke  ich, 
dafs    m.   W.    das    k    dieser  Formen    nirgends  erhalten  ist  und  dafs 

werden  mufste.     Auch  pürizi  setzt  ein  pyürizi  voraus.     Anderes  ist  Ostfranz. 
Grenzdial.  §  80  beigebracht. 

25* 


390  A.  HORNING, 

man  erwarten  würde,  dafs  dieses  ue  aus  <>  sich  in  ähnlicher  Weise 
entwickelt  hätte  wie  sonstiges  freies  o.  Ich  nehme  an,  dafs  auch 
hier  die  Grundf  orm  foy  (aus  foti)  ist,  dafs  foy  durch  Diphthon- 
gierung des  0  zu  fuoy  wurde,  daraus  fuey  (vgl.  proveng.  uei  aus 
o+_r)»  fu^,  fua\  fii  mag  unmittelbar  2m[ /[u)oy,  fce  zurückgehen. 
Wenn  die  Vertreter  von  focus,  locus,  jocus  nicht  durchweg  zu 
den  andern  Wörtern  mit  g  -\-y  stimmen,  so  ist  zu  berücksichtigen, 
dafs  in  focus  u.  s.  w.  die  vocalischen  Elemente  im  Auslaut  stan- 
den und  dann  dafs  auch  andere  Wörter  auf  6-\-y  ihre  eigenen 
Wege  gehen  (vgl.  was  Meyer  §  192  über  noctem,  coxa,  octo 
sagt).  Man  vergleiche  nun:  im  Bagnard  /i/a,  dzua,  hia  mit  ivuey 
und  wa  ho  die  §  95;  im  Lyonesischen  jiii,  fue  mit  ue  ho  die 
(s.  Puitspelu  Diction.  Etymol.  %.  v.  huey),  vuey(t)  octo;  in  Jujurieux 
foa  mit  koa  coctum;  in  Valsoana  füa,  lila  (mit  betontem  ii)  mit 
üet  (betontes  ii)  octo  neben  uet,  dagegen  coyt  coctus,  7ioyt  noc- 
tem; in  Neuchätel  foii  mit  cou  coquit,  in  einer  anderen  Gruppe 
foue  mit  coiie,  in  einer  anderen  djiii  jocus  mit  miido,  f.  viiida;  in 
Freiburg  fil,  zu  mit  vüe  ho  die,  eile  coquit,  pü  [puis).  In  der 
Waat  ist  nach  Orbin's  Darstellung  die  Übereinstimmung  in  weit 
geringerem  Mafse  vorhanden. 

Blofs  nach  c  und  0,  nicht  nach  a  (vgl.  meiz.  ßnu  fagum) 
und  ö  ging  u  in  y  über.  Indessen  sei  die  Frage  aufgeworfen, 
ob  nicht  einzelne  östliche  Mundarten  jenen  Wandel  auch  nach  o 
kennen.  In  altlütticher  Urkunden  wird  orem  zu  oir,  ur,  our;  dois 
jzvvei"  ist  häufiger  als  doiis,  u.  s.  w.  (vgl.  M.  Wilmote,  Roman.  17, 
559  und  Suchier,  Grundrifs  I,  601).  Aus  der  Vorstufe  0/ ist  meines 
Erachtens  das  spätere  eu  hervorgegangen,  oi  selbst  konnte  sich 
aus  ou  entwickeln,  wie  dey  aus  deu.  Auch  der  Wandel  von  ou 
aus  freiem  lat.  ö  und  gedecktem  0  zu  (V.  in  gewissen  Dialekten 
der  Vogesen  könnte  in  der  bezeichneten  Weise  vor  sich  ge- 
gangen sein. 

8.  Der  Wandel  von  p  und  0 -\-y  zu  ii. 
Der  wichtigste  lautliche  Unterschied  zwischen  dem  Lothringi- 
schen und  den  Dialekten  der  Franche-Comte  und  Burgunds  (dieses 
Merkmal  ist  darüber  hinaus  bis  in's  Lyonesische  verbreitet)  ist  der, 
dafs  das  Ergebnis  von  freiem  betonten  0  mit  dem  von  o-\-y  zu- 
sammenfällt.' Dieses  Ergebnis  ist  in  manchen  Orten  u,  in  andern 
u  und  ii,  und  zwar  in  der  Weise,  dafs  beide  Laute  nebeneinander 
sowohl  in  Wörtern  mit  0  als  in  solchen  mit  o-\-y  zur  Verwendung 


'  Mit  Recht  bemerkt  Suchier,  Grundrifs  603,  dafs  das  Burgundische 
sich  durch  Besonderheiten  in  der  Formenbildung  kennzeichnet :  auf  eine  dieser 
Besonderheiten  sei  hier  hingewiesen:  in  allen  von  mir  untersuchten  Mund- 
arten jenes  Gebietes  lauten  die  i.  und  3.  Pers.  Plur.  von  avoir,  faire,  aller, 
savoir  ä,  fä,  vä,  sä,  in  den  Ortschaften,  in  denen  jedes  an  zu  e~  wird,  e~, 
fe,  ve,  se  ;  die  Möglichkeit,  jenes  ä  sei  ein  nach  a  vorgerücktes  o,  ist  aus- 
geschlossen, weil  ursprüngliches  o  nie  zu  e  wird. 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  OSTFKZ.  MUNDARTEN.  3g  I 

kommen.  Als  typisch  gebe  ich  die  Beispiele,  die  ich  mir  in  Alt- 
münsterol  (an  der  Südwestgrenze  auf  elsafs-lothringischem  Boden) 
aufgeschrieben  habe: 

u  haben:  jiüs  (nucem),  pavii  pavorem,  du  duo,  f.  due,  kue 
CO  da,  I.  sing,  ku  ich  nähe;  püs  Brunnen  gehört  vielleicht  auch 
hierher. 

ü  haben:  krü  crucera,  //;■  hora,  mirü  (miroir),  mm^isü  {mou- 
choir),  ts^tü,  f.  iis  (Sänger),  pü  (heureux),  malerü,  tsalü  (Hitze), 
mdtü  (Lügner),  frpü  (fr.  frileux),  äbosii  (Trichter),  parazü,  f.  Hz 
(faul).  Wahrscheinlich  haben  ü  auch  alle  nicht  erfragten  Wörter 
auf  crem,  orium  und  oriam.  Neben  du  „zwei"  ist  auch  franz. 
deux  üblich.  Es  kommen  also  neben  den  u  und  ü  auch  noch  ce- 
Laute  vor,  jedoch  wie  ich  glaube,  fost  ausschhefslich  in  französischen 
Lehnwörtern. 

Suchier,  der  übrigens  das  Zusammenfallen  von  o  und  o-\-y 
nicht  hervorhebt,  meint  Grundrifs  1  6oi,  dafs  die  Laute  <»  (^?/)  und 
ü  sich  aus  dem  mittelalterlichen  Diphthong  ou  erst  später  heraus- 
gebildet haben  und  weist  einen  Zusammenhang  mit  der  Schrift- 
sprache zurück.  Um  das  Nebeneinanderbestehen  von  u  und  ce  {ü) 
zu  erklären,  hureux  neben  oure,  und  in  einem  andern  Orte  coraigeu 
neben  heurouse  vermutet  er,  dafs  in  oure  und  heiirouse  die  Diph- 
thongierung zu  eti  durch  das  a  der  folgenden  unbetonten  Silbe 
verhindert  worden  sei  (eine  ähnliche  Ansicht  hatte  W.  Förster, 
Clig6s  S.  LVIII  geäufsert,  dagegen  Meyer  §  129).  Für  mich  sind 
hureu  und  coraigeu  französische  Lehnwörter,  heurouse  hat  sich  zu 
den  zahlreichen  Bildungen  auf  u,  f.  us  geschlagen.  Die  Hypothese 
Suchiers  erklärt  Jiüs  und  iir  nicht  (von  den  nachher  zu  erwähnen- 
den Lautverhältnissen  in  Bourberain  ganz  abgesehen).  Sie  würde 
ernstlich  nur  in  Betracht  kommen,  wenn  sich  in  einem  und 
demselben  Orte  zu  Masculina  auf  ü  {ce)  Feminina  auf  us  nach- 
weisen liefsen. 

Nach  Meyer  §  122  ist  eine  doppelte  Erklärung  möglich:  ent- 
weder ist  ü  die  Umgestaltung  eines  frz.  oß  (damit  lassen  sich  nicht 
alle  Erscheinungen  erklären)  —  oder  nir  aus  atorem,  eure  aus 
at oriam  ergaben  ü,  dieses  Suffix  wäre  dann  auch  an  Stelle  von 
u  aus  orem,  osum  getreten. 

Mit  diesem  zweiten  Deutungsversuche  hat  M.  meines  Erachtens 
auf  den  richtigen  Weg  gewiesen,  die  Sache  selbst  wird  man  etwas 
anders  auffassen  müssen. 

Es  fragt  sich  zunächst,  wie  man  das  Zusammenfallen  von  0 
und  p-{-y  verstehen  soll.  Es  scheint  mir  wahrscheinlich,  dafs  es 
eine  Zeit  gab,  in  der  das  Produkt  von  o-\-y  von  dem  von  o  ver- 
schieden war  und  wie  im  Lothringischen  ce  lautete:  dieses  ce  wäre 
durch  Trübung  zu  ü  geworden,  mirorium  (miroir)  hätte  juirar, 
niirüfr)  ergeben;  (ob  jenen  Bildungen  auf  ü  ein  .Substrat  atorium 
oder  nicht  vielmehr  einfaches  orium  zu  (irunde  liegt,  ist  noch 
nicht  ausgemacht).      Dieses    ü    wäre    dann    an    Stelle    von    u    aus 


392  A.  HORNING, 

orem,  osum  getreten;  den  Wörtern  auf  orem  schlofs  sich  in 
einigen  Orten  (doch  nicht  überall)  hora  ür  an.  Dafs  sich  du, 
ku  CO  da,  ku  „ich  nähe"  dieser  Einwirkung  entzogen,  ist  begreif- 
lich; in  71HS  wurde  das  y  zur  Bildung  des  s  verwandt,  deshalb 
blieb  11,  während  in  krü,  das  im  Osten  nie  mit  s  oder  y^  erscheint, 
das  y  mit  u  zusammenflofs;  pavu  nimmt  eine  Sonderstellung  ein: 
während  es  in  Allmünsterol  mit  u  auftritt,  zeigt  es  in  andern  Ort- 
schaften ü  {p^vü  in  der  Umgegend  von  Montbeliard),  und  zwar 
auch  in  solchen,  in  denen  die  Wörter  auf  p  und  p-\-y  sonst  nur 
mit  u  auftreten:  bei  diesem  Worte  mag  die  Labialis  v  mit  im 
Spiele  sein.  Während  in  Altmünsterol  Beeinflufsung  der  Wörter 
auf  orem,  osum  etc.  durch  die  auf  p-\-y  angenommen  werden 
mufs,  mufs  in  den  Ortschaften,  die  nur  u  kennen,  die  entgegen- 
gesetzte Einwirkung  der  Wörter  mit  o  auf  die  mit  p-\-y  voraus- 
gesetzt werden.  Denn  wenn  in  einem  Dorfe  des  Gebietes,  das 
heute  ü  aufweist,  das  ursprüngliche  Ergebnis  von  o-\-y  von  dem 
von  p  verschieden  war,  wird  man  mit  Fug  und  Recht  annehmen 
dürfen,  dafs  dies  einst  auch  in  den  benachbarten  (in  denen  heute 
nur  u  vorkommt)   der  Fall  ge\vesen  sein  wird. 

Eine  Bestätigung  der  vorgetragenen  Ansicht  finde  ich  in  den 
Lautverhältnissen  in  Bourberain.  Dort  werden  p  und  p-\-y  durch- 
w-eg  zu  u  mit  Ausnahme  von  kro  crucem,  das  nach  Rabiets  Aus- 
führungen wahrscheinlich  ein  francisches  Lehnwort  ist.  Daneben 
giebt  es  aber  ein  veraltetes  krü,  in  dem  Rabiet  ebenfalls  ein  fran- 
zösisches Lehnwort  sehen  möchte  —  eine  unwahrscheinliche  Mei- 
nung; krü  ist  vielmehr  das  einzige  Wort,  in  welchem  das  ursprüng- 
liche Produkt  von  p-\-y  erhalten  ist.  Die  Form  crou'i,  die  nach 
Rabiet  der  Patoisschriftsteller  Aime  Piron  regelmäfsig,  und  zwar  im 
Reime  mit  aupeti  (appetit)  braucht,  beweist,  dafs  in  dem  Nexus 
0  +  /  der  2-Laut  sich  lange  gehalten  hat,  dafs  demnach  das  Zu- 
sammenfallen von  p  und  p-^y  sich  nicht  durch  den  etwa  früh  er- 
folgten Schwund  des  y  erklären  läfst. 

g.     Die  Weiterbildungen  von   by,  cy,  fy,  gy,  py  aus 
bl,  cl,  fl,  gl,  pl   in  der  Franche-Comtc. 

Im  §  424  bespricht  Meyer  die  zum  Teil  recht  schwierigen 
Wandlungen  von  cy,  fy  u.  s.  w.  aus  cl,  fl  im  Ost-,  insbesondere 
im  Südostfranzösischen.  S.  349  wird  bemerkt,  dafs  py  in  der 
Franche-Comte  (Baume,  Montbeliard,  Eure,  Porrentruy)  zu  s  wird, 
auf  der  folgenden  Seite  lesen  wir,  dafs  kly  sich  in  der  Franche- 
Comt6  findet,  „dafs  sich  in  der  Franche-Comte  die  Reflexe  von  cl 
w^ie  diejenigen  von  fl,  pl  verteilen"  und  dafs  „bl  überall  mit  pl 
parallel  zu  gehen  scheine".  Ich  will  die  Glaubwürdigkeit  der  von 
M.  benutzten  Quellen  nicht  in  Zweifel  ziehen  (das  von  ihm  citierte 
Werk  Dartois  Coup  d'cjeil  sur  les  patois  de  la  Franche-Comte  ist 
mir  nicht  zugänglich).  Da  indessen  die  von  mir  untersuchten 
Mundarten    desselben  Gebietes  abweichende  Ergebnisse  liefern,    so 


ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER  ObTFkZ.  MUNDARTEN.  393 

teile  ich  dieselben  mit:  sie  werden  immerhin  zur  Klärung  dieser 
Fragen  beitragen.  Ich  schicke  voraus,  dafs,  soweit  meine  Beobach- 
tungen reichen,  pl  und  bl  durchweg  auf  der  Stufe  py,  bv  stehen 
und  dafs  ich  keine  Weiterbildungen  dieser  Nexus  (auch  nicht  zu  s) 
constatiert  habe. 

Ich  beschäftige  mich  zunächst  mit  cl,  fl:  beide  Nexus  wer- 
den in  Baume-les-Dames  selbst  und  in  den  davon  ,8  und  7  Kilometer 
entfernten  Ortschaften  Villars-Grclot  und  Bretynie  zu  ky,  fy.  kya 
(clair),  kyo  (clou),  fyam  (llamme),  J'yo  (fleur).  In  7"avannes  in  dem 
Berner  Jura,  der  sprachlich  zum  Gebiete  der  Franche-Comte  ge- 
h()rt,  werden  cl  und  fl  zu  ii  {^  klingt  wie  sanftes  deutsches  ch 
in  ich):  tyj^  (clef),  tyo  (clou),  /;f(n'^  (fleau),  /;^£r;- (fleur),  /;^ö/;/ (flamme). 
In  Moutier,  einige  Meilen  nördlich  von  Tavannes,  hndet  man  j^: 
ya  {clair  und  clef),  i_p  (clou),  göya  (gonfle)  —  in  Altmünsterol 
ebenfalls  y.  yf^  {clair  und  clef),  yj],  siiey  (souffle),  yam  (flamme). 
In  der  Umgegend  von  Montb61iard,  in  Bart  3'/2  Kilom.  und  in 
Etouvans  12  Kilom.  von  dieser  Stadt,  werden  cl  und  fl  zu  .v, 
ebenso  in  östlicher  Richtung  in  St.  Hippolyte  und  in  Vellerot  les 
Belvoir  10  Kilom.  von  Clerval:  sa  [clair  wwd  de/),  ^75(7  (enfle),  gdsa 
(gonfle),  sa?n  (flamme). 

Gl  in  glace  wird  zu  gy  in  den  Ortschaften,  in  denen  kl,  fl 
durch  ky,  fy  vertreten  sind,  also  gy(^'s,  in  allen  andern  zu  y, 
also  y^s. 

Die  Entwicklung,  die  cl  durchgemacht  hat,  ist  demnach  die 
folgende:  kly,  ky,  /r  (die  letzte  Stufe  ist  hier  nicht  vertreten,  wohl 
aber  in  Lothringen),  ty  (in  Folge  einer  Vergröberung  des  y  zu  y),  y, 
s,  in  Giromagny  statt  s  sy.  Besonders  interessant  ist  der  Wandel 
von  y  zvL  s  (in  einzelnen  Fällen  notierte  ich  auch  yy,  die  Artiku- 
lation beider  Laute  bedarf  genauer  Feststellung).  Die  Möglich- 
keit, dafs  ty^  einerseits  zu  y  wurde,  während  s  anderseits  durch  eine 
Mittelstufe  ts  aus  ty  oder  ly  hervorging,  halte  ich  für  ausge- 
schlossen. Einmal  ist  jene  Mittelstufe  ts  nicht  nachgewiesen,  ander- 
seits spricht  dagegen  die  Thatsache,  dafs  in  den  Ortschaften  um 
Montbeliard  und  in  Vellerot,  wo  cl,  fl  zu  i'  werden,  lat.  c(a)  noch 
ts  lautet.  Wäre  sa  (clair)  durch  tsa  gegangen,  so  hätte  auch  /*• 
aus  c(a)  die  Vereinfachung  mitmachen  müssen.  Dieses  Ergebnis 
s  =  älteres  y  ist  für  die  Lautgeschichte  des  Ostens  nicht  un- 
wichtig: m.  E.  ist  auch  lothr.  .v  aus  palatalem  j  aus  früherem  y 
hervorgegangen. 

Auf  welcher  Stufe  fl  mit  kl  zusammenfiel,  ist  nicht  recht  er- 
siclitlich.  Die  lothringer  und  neuenburger  Dialekte,  in  denen  cl 
=  ty,  kennen  dieses  Zusammengehen  noch  nicht.  ]\löglicherweise 
trat  es  ein,  als  ty  sich  zu  ty  und  gleichzeitig  jfr  zu y;f  vergröberte: 
die  Sprache  hätte  die  schwierige  Artikulation  fy  mit  ty  vertauscht. 
Unerklärt  bleibt  freilich,  warum  ly  und  py  den  Wandel  nicht  mit- 
machten. 

Was  gl  lietritTt,  so  ist  es  wohl  überall,  wo  ky  in  ty  über- 
ging,   zunächst    aus   gy  zu  dy  geworden   (auf  dieser  Stufe  steht  es 


394  A,   HORNING, 

in  Neuenburg  und  im  Südlothringischen):  die  Vereinfachung  zu  y 
scheint  gleichzeitig  mit  dem  Vorrücken  von  /)■  zu  /^  erfolgt  zu 
sein:  dj^  und  ;f  aus  gl  sind  iiicht  nachgewiesen. 

Es  würde  sich  vielleicht  empfehlen,  die  hier  besprochenen 
Erscheinungen  zu  einer  besonderen  Gruppe  zu  vereinigen  und 
sie  nicht,  wie  dies  Meyer  thut,  zusammen  mit  den  südlich  von  der 
Franche-Comtc  und  Neuenburg  vorkommenden  zu  behandeln,  die 
anders  geartet  sind  und  eine  andere  Erklärung  verlangen. 

lO.    Die  Diphthongierung  von  ^  und  o  vor  gedecktem  r. 

§  208  bespricht  Meyer  den  Wandel  von  0  vor  gedecktem  r 
im  Südostfranzösischen  zu  tia,  oa  u.  s.  w. :  kör  da  sei  zunächst  zu 
kd?'da  geworden,  dann  zu  korda,  kourda,  koarda,  kuarda.  Etwas 
unklar  bleiben  nur  die  Tonverhältnisse.  Im  übrigen  ist  die  Reihen- 
folge gesichert.  Dafs  der  Diphthong  zunächst  fallend  war,  be- 
stätigen meine  Beobachtungen  im  Berner  Jura.  In  Tavannes  und 
Montier  spricht  man  koavn  (corne),  koard  mit  betontem  0  und 
schwach  nachklingendem  a:  auch  in  Altmünsterol  hört  man  kueii, 
puert.  Ob  in  dem  von  Meyer  aus  Lavaux  angeführten  kuarda  das 
a  betont  ist  oder  ob  der  Ton  gleiehmäfsig  auf  beide  vokalische 
Elemente  verteilt  ist,  steht  dahin.  Sicher  ist  dagegen,  dafs  in 
lothringischem  pnot  porta,  wallonischem  ptii^i  der  Ton  auf  dem 
zweiten  Element  des  Diphthongen  ruht.  Soll  man  nun  annehmen, 
dafs  die  Entwicklung  von  0  zum  Diphthongen  im  Lothringischen 
und  Wallonischen  in  anderer  Weise  erfolgte,  als  im  Südostfranzö- 
sischen? Mit  der  Bejahung  dieser  Frage  bekennt  man  sich  zu  der 
Annahme  einer  doppelten  Diphthongierung  für  den  Osten  (einer- 
seits wäre  0  durch  oa  zu  ua,  uo  geworden,  anderseits  hätte  etwa 
eine  unmittelbare  Brechung  von  0  zu  iw,  ije  stattgefunden).  Viel 
wahrscheinlicher  ist  es,  dafs  der  Vorgang  der  Diphthongierung  sich 
überall  in  derselben  Weise  vollzog:  (0)  <?  wurde  zu  oa,  ua,  resp.  uo, 
u^:  dabei  fand  wenigstens  im  Lothringischen  und  im  Wallonischen 
ein  Übergehen  des  Tones  vom  ersten  auf  das  zweite  Element  des 
Diphthongs  statt. 

Mit  der  Entwicklung  von  0  vor  gedecktem  r  läuft  die  von  ^■ 
parallel.  Das  scheint  allerdings  gerade  in  Südostfrankreich  nicht 
der  Fall  zu  sein,  das  den  ungetrübten  <^-Laut  für  lat.  ^  in  der 
Regel  festhält:  doch  hat  vielleicht  hier  eine  Störung  der  ursprüng- 
lichen Lautverhältnisse  stattgefunden:  vgl.  iiä  nervus  in  Blonay, 
ne  in  Freiburg,  dessen  Zurückführung  auf  nervius  (bei  Meyer 
^  151)  fraglich  bleibt  (hätte  nervius  nicht  «i?rie  ergeben?);  aufser- 
dera  pyr  persus  und  vielleicht  dzyerla  gerula  im  Bagnard  S.  400 
und  412.  Wie  dem  auch  sein  mag,  im  übrigen  Osten  liegt  die 
Übereinstimmung  in  der  Entwicklung  von  0  und  e  klar  zu  Tagc^ 
wie  aus  fca  (fer),  i^ar  (terre)  im  Berner  Jura  erhellt  (vgl.  damit 
bei  Meyer '§  i6g  tearro,  peardre,  vear  in  Toulon),  ferner  aus  lothr. 
fy(^,  wallon._/;'fv.     Die  aus  dem  Jura   beigebrachten  Formen  beweisen. 


ZUR  LAUTGESCHICHTK  DER  OSTFRZ.  MUNDARTEN.  395 

dafs  sich,  wenigstens  im  Südosten,  zunächst  ein  fallender  Diphthong 
herausbildete,  fea-,  /i'^,  /<}{''•  die  Betonung  wurde  darauf  schwe- 
bend: infolge  eines  Tonwechsels  entstand  lothring.  wallonisches 
fy^.  Durchaus  ähnlicher  Art  ist  die  Diphthongierung  im  Obwal- 
dischen,  siarp,  iiarra,  im  Engadin  viervi,  infiern.  Meyer  scheint 
die  oben  für  o  abgelehnte  Erklärung  zu  befürworten,  wenn  er 
§  170  fenielro  in  der  östlichen  Creuse  mit  der  Bemerkung  er- 
klärt: „<'  wird  zu  langem  oflfenem  ^,  das  sich  dann  zu  ic 
bricht.'- 

In  denselben  Zusammenhang  gehört  meines  Erachtens  die 
§  143  besprochene  Brechung  von  geschlossenem  0  im  Westen  und 
Osten ;  dieselbe  beschränkt  sich  übrigens  nicht  auf  den  betonten 
Vokal.  Dem  frz.  ioia-  entspricht  in  der  Urngegend  von  Montb61iard 
tuOi  iu^,  tue,  in  Altmünsterol  frz.  mouchoir  mtuHsü,  frz.  morceaii 
muose,  rfiu^se.  Der  Ton  ist  schwebend,  das  letzte  vokalische 
Element  so  schwach  artikuliert,  dafs  ich  zweifelhaft  war,  ob  ich 
e,  e  oder  0  notieren  sollte,  während  ich  den  Laut  fast  nie  als 
einen  ö-Laut  auffafste.  Im  rätischen  Münsterthal  ist  das  zweite 
Element  betont:  es  wird  demnach  hier  derselbe  Tonwechsel  statt- 
gefunden haben,  den  wir  oben  für  lothr.  pupt,  ß^  annahmen.  Lothr. 
km  (court),  buöy^  (bourse)  will  M.  §  122  durch  Umstellung  der  Be- 
standteile des  Diphthongs  ou  erklären,  über  welchen  sich  ursprüng- 
liches p  zu  heutigem  0  entwickelte.  Es  fragt  sich  indessen,  ob 
die  Momente  der  Entwicklung  nicht  vielmehr  du,  00,  uö  sind  (ähn- 
lich wie  oben  bei  0),  wobei  an  eine  eigentliche  Umstellung  nicht 
zu  denken  wäre.  Nur  nach  Guttural  und  Labial  hätte  der  Diph- 
thong diese  Entwicklung  genommen,  während  er  nach  den  andern 
Konsonanten  zu  o  vereinfacht  worden  wäre. 

Endlich  sei  noch  darauf  hingewiesen,  dafs  man  heute  im 
Sprachgebiete  der  Franche-Comt6  vielfach  Formen  wie  pie  (pied), 
büe  (boeuf)  triflft.  In  diesem  e  kann  man  die  letzte  Spur  des 
zweiten  vokalischen  Elementes  des  reducirten  einstigen  Diphthongs 
sehen:  so  erklärt  Meyer  §211  üe,  büe  in  Sornetan.  Indessen 
wäre  es  auch  denkbar,  dafs  zuerst  vollständige  Reduktion  zu  /  und 
ü  erfolgte,  ohne  dafs  das  zweite  vokalische  Element  eine  Spur 
zurückliefs.  In  jenem  e  hätten  wir  dann  den  ersten  Ansatz  zu 
einer  neuen  Diphthongierung  zu  sehen,  die  wie  in  den  bereits  er- 
wähnten Fällen  mit  fallendem  Diphthong  anheben  würde.  In 
licvr  (lievre)  nel)en  /zVrr,  in  Gegenden,  die  in  allen  andern  Wör- 
tern den  Diphthong  ic  zu  /  vereinfachen,  hätte  sich  jenes  f  be- 
reits zu  ic  verdichtet. 

In  allen  bis  jetzt  erwähnten  Fällen  von  speciell  dialektischer 
Diphthongierung  ist  diese  Diphthongierung  gewifs  weit  später  er- 
folgt als  in  der  altromanischen  von  freiem  f  und  6  zu  le,  uo.  Die 
Frage  ist  von  Bedeutung,  ob  jener  altroraanische  Wandel  in  an- 
derer Weise  erfolgte  als  in  den  oben  besj)rochenen  Fällen  (dann 
hätt(!n  wir  zwei  verschiedene  Arten  der  Diphthongierung  anzu- 
nehmen) —  oder  ob  alle  Diphthongierungserscheinungen  auf  dem- 


396       A.  HORNING,  ZUR  LAUTGESCHICHTE  DER   OSTFKZ.  MUNDARTEN. 

selben  Wege  zu  erklären  sind  (zunächst  fallende  Form ,  dann 
unter  Umständen  Wechsel  des  Tones).  Die  hier  für  die  speciell 
östlichen  Erscheinungen  angenommene  Erklärung  unterscheidet  sich 
nicht  von  derjenigen,  die  Havet  für  freies  ^  und  0  gegeben  hat. 
Die  Havet'sche  Erklärung  ist  von  verschiedenen  Romanisten  an- 
gefochten worden ;  ich  habe  mich  ebenfalls  in  dieser  Zeitschrift  gegen 
dieselbe  ausgesprochen:  auch  Meyer  nimmt  sie  nicht  an.  Auf  S.  527 
stellt  er  die  Reihe  (\  ie  auf  unter  Ausschlufs  der  von  Havet  an- 
gesetzten Mittelstufen  /^,  /^,  iL  Es  fragt  sich  jedoch,  ob  die  hier 
aus  ostfranzösischen  Mundarten  besprochenen  lautlichen  Vorgänge 
der  Havet'schen  Ansicht  nicht  in  nachdrücklicher  Weise  zur  Em- 
pfehlung und  zur  Stütze  gereichen.  Davon  ganz  verschieden  ist 
die  Frage,  ob  in  lothr.  pi  (pied),  hü  (boeuf),  viu  (mois)  der  Mo- 
nophthong aus  einem  fallenden  oder  steigenden  Diphthong  pie 
oder  pie  u.  s.  w.  hervorgegangen  ist.  Ich  bin  noch  heute  der 
Meinung,  dafs  lothr.  pi  auf  eine  unmittelbare  Vorstufe  pie,  nicht /zV 
zurückgeht. 

A.  HORNING. 


398  L.  GAUCHAT, 

points  plus  avance  de  deux  g6nerations.  Enfin  les  patois  fribour- 
geois  dans  leur  ensemble  sont  plus  interessants  au  point  de  vue 
philologique  que  ces  patois  qui  menacent  de  s'6teindre. 

Dompierre  compte  ä  peu  prcs  650  habitants.  II  n'y  a  que 
deux  familles  allemandes,  neuf  personnes  en  tout.  Le  village  est 
situe  sur  la  ügne  de  chemin  de  fer  Morat-Payerne.  Mais  la  loco- 
motive  n'a  pas  amene  de  r6volution  dans  son  langage.  Le  franyais 
n'a  fait  qu'effleurer  ce  patois,  dont  le  vocabulaire  contient  neanmoiiis 
bon  nombre  d'expressions  fran^aises  äntroduites  par  l'ecole,  l'eglise, 
la  politique,  le  Service  militaire,  etc. 

Je  tiens  mes  materiaux  de  plusieurs  personnes,  mais  la  majeure 
partie  m'a  ete  fournie  par  un  jeune  homme  intelligent  et  devou6, 
nomme  Edouard  Verdon ,  äg6  de  quinze  ans  et  demi.  Son  pere 
etait  autrefois  syndic  de  Dompierre  et  ses  ancetres,  tant  qu'on  s'en 
souvient,  ont  toujours  vecu  dans  cet  endroit.  J'ai  aussi  visite  quelques 
localites  du  voisinage,  oü  j'ai  relev6  de  legeres  differences  patoises. 
II  va  Sans  dire  qu'un  pays  plat,  comme  les  bords  de  la  Broye, 
n'ofifrira  pas  la  meme  diversite  de  nuances,  que  les  dialectes  d'un 
pays  montagneux,  comme  par  exemple  le  Valais  ou  la  Savoie.  La 
base  d'operation,  c'est-ä-dire  un  plus  grand  ensemble  de  ces  patois, 
m'etait  fournie  par  le  livre  de  M.  Haefelin:  Les  patois  romans 
du  canton  de  Fribourg,  livre  toujours  excellent  comme  col- 
lection  de  materiaux ,  bien  que  la  methode  en  soit  surannee. 
Mon  etude  se  rapporte  a  celle  de  M.  Haefelin,  comme  une  coupe 
verticale  ä  une  coupe  horizontale.  Dompierre  est  compris  par 
INI.  Haefelin  dans  le  groupe  I ;  mais  en  comparant  les  formes,  on 
verra  que  Celles  de  Dompierre  coincident  tres  frequemment  plutöt 
avec  Celles  donnees  pour  le  groupe  II.  Ce  n'est  pas  lä  une  in- 
exactitude  de  M.  Haefelin;  mais  cela  prouve  que  toutes  ces  „fron- 
tieres  approximatives"  seront  toujours  des  fictions  arbitraires.  Ces 
lignes  qui  subdivisent  les  patois  en  groupes  sont  pareilles  ä  la 
raye  noire  qui  s6pare  dans  la  fantaisie  de  l'enfant  la  France  de  la 
Suisse,  et  tout  comme  une  chame  de  montagnes  ne  s'arrete  pas 
par  le  fait  qu'un  pays  y  trouve  sa  frontiere,  de  meme  les  faits 
phonetiques  ne  s'en  tiennent  pas  aux  frontieres  politiques.  II  n'y  a 
donc  que  la  topographie  des  faits  linguistiques  pris  isolement,  qui 
possede  une  realite   (voir  les  cartes). 

Transcription  des  sons. 

Je  regrette  beaucoup  de  ne  pouvoir  employer  un  Systeme  de 
transcription  dejä  connu ,  comme  par  exemple  celui  de  la  Revue 
des  patois  galloromans.  Mais  outre  que  celui-la  ne  me  satis- 
fait  pas  enticrement  (je  d6sapprouve  par  exemple  l'emploi  des 
signes  "  pour  d(isigner  la  qualite  des  voyelles),  j'ai  du  me  con- 
former  aux  materiaux  que  m'oflfrait  la  Zeitschrift  für  roman. 
Philologie.  A  d6faut  des  caracteres  voulus  j'ai  donc  dö  renoncer 
ä  tenir  compte  de  plusieurs  nuances  de  prononciation,  ainsi  je  n'ai 


AVWXCIIKS. 


l.echdhs: 


barba. 


laciicellu. 


flarama. 


Avenches 

Missy 

St-Aubin 

Doiupierre 

Domtlidier 

Lechelles 

Montagii}' 


\   hü  rba  \ 

i  bü'rla   I 

ba  rba  j 


\\\i<i.':  u  lüial  Oii- 
vert,  ita]ieu: 
casa.) 


Avenches   1  a  -^ 
_     .    ,  .       /  fva  ma 
St- Au  bin    ]■"' 

Missy  :  fldma 


ba  fha.  (avec  a  rmal  fenu6, 
ul.  Tran^criptiun 
des  soDSi 


la^i 


Z« 


()n  pcut  dünc  choisir  les  laiL«;  phonetiques  de  mani^re  a  faire 
croirc  ä  une  t()j)Ographie  des  dialcctes.  Mais  ce  serait  une  fausse 
conclusion,    cf.  la  carte  suivaute. 


AVKNCHES 


fratre. 


claTU. 


festa. 


St-Aubin 

Missy 

Avenches 

Dorapierre 

Doradidier 

Lechelles 

Monlagny 


fra  re 
frar? 

fra  re 


k'/ß.  Avenches 

kh  Missy 

l^lä  St-Aubin 

X"  


fttn 
(aussi  fi sa) 


*wartare 


corna. 


Avenches  )  , 

Missy  \  S^rdS^ 

St-Aubin  j  gardä 

Dompierre  i  /.  /-' 

Lechelles  ]  ....  . 

Domdidier  \  "      ,_' 

.,  \  vioeraa 

Mojitagny  j  ^ 


Avenches 

Missy 

St.  Aubin 

Dompierre 

Domdidier 

Lechelles 

Montagny 


{zü  =  ii  consonne) 


kgma  (St-Aub.  kp  rna) 


kwä  rna 
kwä  rna 


LE  PATOIS  DE  DOMI'IERKE.  399 

pas  distingue  /,  m,  w,  7v  sonores  des  rnemes  sons  sourds,  le  /  dans 
le  groiipe  ty^,  ne  correspond  pas  cxactcment  au  /  ordinaire,  ctant 
quelque  peu  palatalisc,  etc.  je  me  console  toutefois  en  me  disaiit 
que   je  n'ai  pas    entrepris    une  etude  de  phoncticiue  pure. 

I.    Voyelles. 

a,  voyelle  mixte  (cfr.  Passy,  Sons  du  fransais-  35),  est 
presque  toujours  long,  (franc^ais:  pas). 

ä  est  un  peu  plus  ferme  que  a,  la  languo  se  leve  et  s'avance 
(franc^ais  parisien :  raadame).     Ce  son  est  toujours  bref. 

a  se  prononce  avec  la  position  des  levres  de  0  en  baissant  la 
languc  jusiiu'a  la  position  de  a  (=  ä  sucklois  a  Stockholm  ou  a  dans 
l'anglais  all). 

e,  p  sont  fermes  (fr.  aime,  dos). 

^,  0  sont  ouverts  (fr.  tdte,   corps). 

e,  0  tiennent  le  milieu  entre  les  sons  fermes  et  ouverts ,  mais 
ils  ne  sont  pas  tres  constants  (cf.  §  88,    106). 

/,  u  sont  fermes  (fr.  midi,  nous). 

a,  e,  0,  u  en  syllabe  atone  finale,  ^  et  0  aussi  apres  a  tonique 
dans  les  groupes  ae,  a  0  ont  la  valeur  phonetique  de  ä,  e,  0,  u 
toniques,  mais  ils  sont  moins  fortement  articules,  etant  prononces 
avec  la  langue  moins  tendue,  comme  voyelles  inaccentu6es. 

^,  "  sont  encore  moins  articules  que  e,  0  inaccentues.  Ces 
sons  sont  tres  peu  distincts  ("  encore  plus  imperceptible  que  '). 
Nous  ne  les  rencontrons  qu'apr^s  a  dans  les  groupes  j'*,  a'^  (= 
ae,  ä'o  finals)  que  certains  patois  ont  deja  reduits  ä  U,  ce  qui  les 
rend  tres  sonores,  cet  a  reunissant  les  developpements  normaux  de 
ö,  ^,  e,  g  et  o  libres  du  latin  vulgaire.  Dans  *,  "  la  position  des 
organes  est  toujours  encore  celle  de  e,  0,  mais  les  cordes  vocales 
y  sont  moins  rapprochees  de  maniere  ä  ne  produire  que  peu  de 
voix.     Ils  sont  donc  sensiblement  differents  de 

3  qui  correspond  le  plus  a  un  ö?  detendu.  Oai  peut  l'appeler 
voyelle  neutre,  puisque  les  organes  de  la  bouche  s'y  trouvent  dans 
une  position  passive  (fr.  lever). 

ü   \   c        '     \   correspondent  a  i,  e,  ^    combines    avec    l'arron- 

O'  I  !   dissement  et  un  i6ger  allongement  des  levres  (fr. 

ce    ouvert    j    lune,  peu,  peur). 

ä,  7,  d,  voyelles  nasales,  se  distiguent  bien  des  voyelles  nasales 
fran^-aises.  ä  final  tonique  =  n  (avec  a  ferm^),  dans  toute  autre 
jjosition  il  y  a  simplement  un  a  nasalise.  Comme  a  est  bref,  la 
nasalite  y  est  peu  perceptible.  f,  D  sonnent  ordinairement  comme 
f.,  0",  nasalis6s.  e,  d  finals  posttoniques  ont  plutöt  la  valeur  de 
e  (J  simples.  Je  note  dans  raon  travail  simplement  3,  f,  d  pour 
ne  pas  trop  compliquer  ma  graphie.  II  faut  aussi  remarquer 
qu'apres  toutes  les  voyelles  nasales  precedant  une  consonne  (ainsi 
qu'en  liaison),  on  entend  le  son  transitoire  ?y,  r^sonance  nasale 
qui  est  formee  par  le  rapprochement  de  la  luette  et  du  dos  de  la 
langue.     Ce  son  n'est  pas  toujours  prononce    avec  la    memc   force 


fricalives  postdentales   (fr.  soupe,  rose). 


400  L.  GAUCHAT, 

d'articulation,  il  est  le  plus  faible  devant  m.  /j  est  le  mcme  devant 
toute  consonne,  seulement  devant  une  dentale  on  pergoit  apres  ij 
encore  une  n  tres  peu  sensible ,  devant  üne  labiale  on  entend 
;;/.     pyata  se  prononce  donc  r6ellement  p'^äifHa. 

QU,  ai,  p'  ont  valeur  de  diphtongues ,  l'intensite  de  l'accent 
repose  plutut  sur  la  premiere  composante  sans  que  la  seconde 
devienne  consonne  (cf.   Beyer,  Franz.  Phonetik  70). 

IL    Consonnes. 

p,  b,  t,  d,  /,  m,  n,  /,  v  ne  donnent  lieu  ä  aucune  remarque. 
{!),  d,  V  sont  sonores  comme  en  frangais). 

;-  est  linguale ,    cependant    on  entend    de  temps  en  temps    la 

prononciation  uvulaire  [q)   devant  une  autre  consonne,  ainsi  b^gna, 

scQyu  (Berne,  cercle).     Ceci  n'a  lieu  que   dans  une    prononciation 

rapide  et  negligee;  des  qu'on  fait  repdter  le  mot,  on  vous  prononce 

r  linguale. 

k  sourde    )  ,     .  ,       ,       ,r  •  •  n 

<-■   sonore    (   e-^P'o^ives  palatales  (fr.  ca,  qui,  ga,  gui,  etc.) 

/,    n    sont    /   et  11    mouillces  =^  /,  «    mcdiopalatales  -\-  le    son 
transitoire  y. 
s  sourde 
z  sonore 

V  "  }   fricatives  prepalatales  [fr.   chambre,  jambe). 

d-  spirante  interdentale  sourde   (th  sourd  anglais). 

y  sourde    \       .  .  ,•       ,       ,  ,-,-,-- 

■^  i   spirantes    mcdiopalatales ,    ont    dmcrentes    valeurs, 

y  sonore    )     '  *  '  ' 

comme  k,  g,  selon  qu'ils    se  trouvent  apres  p,  b  ou  /,  d  et  suivant 

les  voyelles  qui  suivent.     Apres  /,  d  les  sons  ;f,  y  ont    une    articu- 

lation  plus  prepalatale ;  iy^,  dy  se  rapprochent  donc  de  ts,  dz.     Ceci 

soit  dit   une    fois  pour  toutes;    je    suis  oblige  de  negliger  ces  dif- 

fcrences    dans  ma    graphie.     Apres    chaque    ;k    il   y   a    devant    une 

voyelle  y  comme  son  transitoire ;  je  ne  le  note  pas  non  plus. 

w  spirante  labiovelaire,  est  sourde  apres  p,  t,  k,  s,  qui,  autre- 
ment  est  sonore.  On  rapproche  les  deux  levres  l'une  de  l'autre  et, 
en  meme  temps,  le  fond  de  la  langue  et  la  luette  (fr.  roi  =  tiva). 

ZV  spirante  labiopalatale,  formte  en  rapprochant  les  levres 
l'une  de  l'autre  et  le  dos  de  la  langue  du  palais  dur. 

//  spirante  gutturale   (allemand :   haben). 

jj  voir  ci-dessus  (page  399). 

{?iy  est  donc  different  de  n  =^  n   postdentale -|-.r-) 

111.    Signes  et  abreviations. 

—  au-dessus  d'une  voyelle  ou  d'une  consonne,  signifie  que  cette 
articulation  est  prolongee.  Pour  les  consonnes  cela  arrive  quelque 
fois  apres  une  voyelle  breve.  Cette  longueur  d'articulation  est 
cependant  peu  prononcee   (le  plus  perceptiblc  dans  n,  /). 


LE  PATOIS  DE  DOMPIRRRR.  4O  I 

au-dessus  d'une  voyelle  en  signifio  la  l)ricvet6. 
accent  principal. 
accent  secondaire. 

Le  manque  de  l'accent  est  un  dcfaut  capital  dans  la  plu- 
part    des    ouvrages    sur    las    patois    parus   jusqu'a    prcsc^it. 
Passant  ä   l'autre  extreme  je  Tai  note  partout. 
<;   signitie  libre  (syllabe  ouverte). 
>   signifie  entrave  (syllabe  fermee). 
fy-.   signifie  „d6velopperaent  different  de". 
Gill.  Vionn.  =  Patois  de    la    commune  de  Vionnaz    (Bas-Va- 
lais)  par  J.  Gillieron.     (Bibliotheque  de  l'ecole  des 
hautes  6tudes,  4ome  fascicule). 
Ilaef.  =  Les  patois  romans  du  canton  de  Fribourg  par 

Fr.  Haefelin.     Leipzig,  Teubner  187g. 
Odin  Phon.  =  Phouologie    des    patois    du    canton    de    Vaud 

par   Alfred  Odin.     Halle,  Niemeyer  1886. 
Odin   Et.      ^  Etüde  sur  le  verbe  dans  le  patois  deBlonay. 

Leipzig  1887. 
Revue  Gill.  =  Revue  des  patois  galloromans. 
Revue  Cl.     ^  Revue    des    patois,  publiee  par    L.  Gledat.     Cette 
Revue    porte  depuis  1889   le    titre:    Revue    de  philo- 
logie  fran(,:aise  et  proven(;ale. 


P  U  O  N  ()  L  O  (\  I  E. 

A.    Voyelles  toniques. 
1.    :l. 

a  <[  =  a  (a  tonique  libre  persiste.) 

,^  I.  c)   devant  une  dentale. 

pratu  —  prä  paupertate  —  pürefa 

fratre  — -  /rare  veritate  —  v.^ria 

latro  —  lä're'^  illos  grados    —  re'grä'^ 

cantatis  —  tsOta  de  malu   gratu   —  mögra'^ 

patre  et  matre  —  pa  re  mar? 
s'appliquent  aujourd'hui  aux  animaux  (cf.  Cornu,  Phon,  du  Bagnard, 
Romania  VI  374);  pour  les  homraes  on  a  introduit  les  mots  fran- 
(^ais  per?  mer?.  Mais  le  souvenir  de  l'application  de  pa  re  ma  r? 
aux  etres  humains  n'a  pas  completement  disparu.  Une  famiile  de 
Missy  a  regu  le    sobriquet  alamfr,    depuis    qu'uii   de  ses    membres 

•  Remonte  au   nominalif  laiin  (voir  morpliologie  §  165). 
-  P'usion  de  l'arlicle  avec  le  substanüf  (conipare/.  §  82). 
^  Ne    s'emploic    qu'avec  des  pronoms :    mogra  ml-  mais  malgn[  (ici    on 
emprunte  Ic  mol  fian^ais)  lu  te'=  malgr6  le  icmps. 


402  L.  GAUCHAT, 

qui  etait  maitre  d'ecole  avait  chcrche  a  introduire  les  formes  fran- 
yaises,  en  grondant  les  personnes  qui  disaient  pa  re  mard.  On  se 
moqua  d'abord  de  lui  eii  lui  donnant  ce  "sobriquet;  mais  le  möme 
dialecte  finit  par  s'approprier  les  formes  savantes.  Le  sens  p6jö- 
ratif  de  pare  mara  =  male,  femelle  aura  contribue  a  ce  remplace- 
ment.i  Cette  anecdote  sert  a  illustrer  l'empietement  personnel  dans 
le  d^veloppement  de  la  langue.  Pour  le  son  e  comparez  le  cha- 
pitre  qui  traite  de  la  qualite  des  sons  e  ei  o  {%  io6).  A  cöte  de 
pure  ma  rd  le  patois  de  Dompierre  possedait  autrefois  avec  la  mcrae 
signification  les  formes  senyo  dona  =  seniore  domina  (seniore 
—  ^senya"  —  se7iyo^  plutöt  que  senior  — ■  senyo  cf.  §§  -^2,  105). 
Ce.s  mots  Gilt  moins  vieilli  dans  d'autres  villages,  lels  que  Avenches, 
Domdidier. 

%  2.       cantata  —  isätay? 

prob  ata  —  provayd  etc. 

*pippata  —  püpay?  (contenu  d'une  pipe,  d'un  van  etc.) 

*vannata  —  vana  y3 

*carrata  —  tseraye 

*palata  —  pald'y.t 

*matutinata  —  mat(,T)nay?. 
Les  mots  en  -ata  qui    n'ont  pas  de    sens  collectif,  presenteiit 
une  anomalie  remarquable. 

camin  ata  —  is3m?nu'   \ 

*contrata  —  kdlrü        \  ^.^^-^^.^^^ 

*rosata  —  rozd  i 

*cultrata  —  kütra  I  (coutre  de  la  charrue) 
Mrs.  Morf  et  Odin  expliquent  ces  formes  par  un  echange  des 
Suffixes  -atu  et  -ata,  malgre  le  genre  qui  est  reste  feminin  (Rom. 
XVI  285,  Odin  Phon,  23  n.  2).  Je  comprends  que  -atu  et  -ate 
etant  devenus  homophones  =  e(t)  en  ancien  franyais,  il  y  ait  eu 
une  confusion  entre  les  deux  suffixes,  ce  qui  fait  qu'on  dit  par  ex- 
emple  aujourd'hui  la  Franchecomte ;  mais  j'avoue  qu'un  behänge  de 
-atu  contra  -ata,  sans  6gard  au  genre,  me  laisse  un  peu  perplexe. 
11  est  vrai  que  c'est  le  meilleur  moyen  d'expliquer  le  son  0  dans  le 
patois  de  Vionnaz,  ainsi  la  pipo  (Gill.  Vionn.  25,  comp.  169  pour 
le  genre)  =  *pippa(t)u  —  "^pipao  —  p'pö,  comme  pra(t)u  =  prau 
en  retoroman,  et  ce  n'est  qu'avec  reserve  que  j'aimerais  proposer 
une  autre  explication.  Les  formes  de  l'ancien  lyonnais  d6montrent 
que  le  /  de  -ata  a  disparu  tres  tot,  ce  qui  causa  la  fusion  des 
deux  a  en  ä  (Revue  Cl.  1  14).  kütra  =  cultrata  etc.  ä  Dom- 
pierre peut  s'expliquer  de  la  meme  maniere.  Pour  Vionnaz  il 
faudrait  alors  supposer  le  d6veloppement  aa  ^  ä  =  0,  et  de  meme 
-atu  =  at  =  ä  =  ö  (pratu  — pra — pro  (y.  claru  —  dar  —  ö-(7. 


*  L'introduction  des  formes  fran9aises  „pöie,  m^re"  est  presque  gön^rale 
dans  les  patois,  cf.  pour  le  proven^al  Rev.  des  langues  romanesXXXI 
439  n. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE.  4O3 

naso  —  nas  —  nä,  t  etant  tombc  plus  tot  que  d'autres  con- 
sonnes).  A  Dompierre,  deux  classes  de  mots  formant  ensemble  un 
groupe  compacte  (a  Vionnaz  une  classe  seulement)  n'ont  pas  suivi  le 
developpement  gencral :  les  feminins  des  participes  et  les  substantifs 
an  -ata  au  sens  collectif.  La  ^a  ne  devint  pas  li,  mais  le  second 
a  se  conserva  gräce  ä  sa  fonction  comme  marque  du  feminin  et 
le  son  y  vint  efacer  l'hiatus  tout  en  changeant  le  second  a  en  9. 
Donc  aa  —  aya  —  aye. 

§  3.       *formaticu  —  friimadzu 

*aetaticu  —  adzu  (aticu  —  adigo  —  ad(i)j'o  etc.). 
§  4.     j3)  devant  les  labiales. 

sapit  —  sä  faba  — fava"^ 

tu  habes  —  t'ä  trabe  —  irä'^ 

ille  habet  — y9l  ä'^   cantabat  —  isäiave 
stabulu   —  erahyu. 
§  5.     y)  devant  v. 
clave  —  yä.  clavu   —   yü  (clavu  —  clau  — yji,    au  —  n  ^  76). 
§  6.     d)  devant  s. 

vas  —  vä  cercueil.       nasu  —  na. 
§  7.     g)   devant  r. 

claru  —  yü  *corrosare  —  krozü 

mare  —  ma^  (cf.  n.  2)      tonare  —  iunä 
avara  —  avä'ra  sonare  —  sunä,  flaircr 

levare  —  leva  arare  —  ara ,  labourer 

ructare?  —  rota  ^  gravare  —  gräva  ,  nuire 

fidare  — fyä  *se  inde  allarc  —  s'edala  ^ 

firmare  — /^/-ma  J'  merendare  —  viareda  ? 

*se  adbucculare  (§  118)  —  s^aboya^ 
*disjunare  —   dedzdna'^  {Roirx.VlW  gb). 

a  >  =:  a  (a  entrave  persiste). 
§  8.     a)  devant  une  dentale  ou  labiale. 
*quattro  —  kalru 
captia  —  tsdd-9. 


^  proDonce  y9lä;  cel  1  de  ille  ne  s'est  conserva  que  devant  habet,  est 
et  haben t  (voir  morph.  §  183). 

"^  ä  cöte  de  cette  forme  j'ai  recueilli  dans  ce  meme  village  les  formes 
faeva  et  meme  faevra.  Le  mot  designe  une  sorte  de  haricots  peu  commune 
dans  cet  endroit.  De  lä  vient  l'incertitude  dans  la  prononciation.  Les  sons 
ä  et  ä«  {fle)  sont  si  peu  diff6rents  que  les  Dompierrois  mfime  s'y  trompent 
dans  des  mots  peu  usites;  ainsi  on  m'a  indique  mare  —  ma«. 

^  =  poutre,  on  emploie  plus  souvent  pÜYia. 

<  (iructer,  avoir  le  hoquet.     On   s'attendrait  ä  la  terminaison  -Z  cf.  §  13. 

''  parier. 

^  Est  devenu  un  seul  mot,  comme  en  fran9ais  enfuir :  yy  rne  sü  edala 
=  je  m'en  suis  all(5. 

'  Souper. 

**  ^  baisser  le  corps,  tombcr  ä  terre  cf.  p.  405  n.  i;  aboyd  =  couchc 
sur  la  bouche,  ä  bouchon  cf.  Diez,  Gramm.  II'' 458. 

"  d^jeuner. 

Zeltsohr.  f.  rom.  l'lill.  XV.  26 


404 


L.  GAUCHAT. 


ß)  devant  s. 

pasquas  —  patye  as(i)nu  —  dnii 

bassu  —  bä  *casnu  —  isatiu,  chcne. 

quassat  —   käse 

§  g.     y)  devant  r. 

die  martis   —  de?na  arma  —  a  i-iiia 

parte  —  pa  *ablatii      lombardu      —      byä 


lobü  ,  mais. 

Anomalies: 

carru  —  isc,  raasc. 
carne  —  /jp,  fem. 
*garba  —  dzfrba 


*\vartat  —  vzv^rde 
carricat  —  ts^rdze 
all.  wäri?    —  viverti,  combien. 


Les  exemples  ne  sont  pas  nombreux,  mais  on  reconnait  bien 
que  ce  developpement  est  le  resultat  de  Tinfluence  corabin^e  d'uii 
son  palatal  (ou  w)  pr6cedent  et  de  l'r  suivante.  On  trouvera 
d'autres  exemples  pour  le  meme  developpement  devant  l'accent 
(§  84,  f).  Ces  formes  se  rangent  donc  plutöt  dans  le  groupe 
suivant. 


a  <<  sous  l'in  fluence  d'un  son  infecte  de  yod  precedent  =  i. 
§  10.       a)  devant  une  dentale. 

tsp-dztde 


mercatu   —  inartsi 
commeatu   —  kodz'i 
medietate   —   mciri  ' 
focaticu  —  foyj'dzu 
cado  —  Ist  zu 
cadit  —   tsJ 


carncatis  — 
marcatis  —  martsi'de,  etc. 
carricatu   —  isp-dzi 
sicca  tu   —  setsi' 
cambiatu   —  isädzi 
manducatu  —  mddzi ,  etc. 


—  ata  sous  I'influence 

d' 

un   son  palatal 

semble  avoir  subi  un  tout 

autre  developpement: 

masculin. 

feminin. 

*cuminitiatu( 

a) 

—    kdjue^i 

kdmeyä 

*dansiatu 

—  däd-i 

^^Xä^ 

collocatu 

—  kütsi 

külsä 

circatu 

—  ts^rtsi 

ts^rtsä 

*corticatu 

—  korisi 

korlsä 

fabricatu 

—  fordzi 

fordzä 

manducatu 

—  mddzi 

niddzä 

laxatu 

—  lesi 

lesä 

resecatu 

—  resi 

rem 

basiatu 

—  bezi 

beza 

*putiatu 

—  pweizi 

pw^izä 

adj  utatu 

—  ^idyi 

^idyä 

^  Les  types    amicitate  et  pietate  n'existent  malheureusement  pas  ä 
Dompierre. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE. 


405 


masculin.  feminin. 

*taliatu  —  tayi  tayä 

clariatu  —  Zf  ^'  Xf'-^^ 

jocatu  —  dziivi  dsüvyä    (aussi    dziljä) 

cruciata   —  krcizn  ,  carrefour. 

bucata  —  bü_ya,  lessive,  buee ,  malgre  le  dc- 
placemcnt  de  l'accent,  ce  n'est 
pas  buca  a  cause  de  Va. 

fr.  pochce   —  polsä 

b  r  a  c  h  i  a  t  a  =  irä'sä  ,  brassee. 
ffenre  feminin.    •    *hr einsät a  —  resa,  une  rincec,  c'est-a-dire  une 

pluie  qui  vous  trempe  jusqu'aux 

OS. 

buccata  —  dti/sä 

pugnata  —  pünyä 

*lactata  =  Igityä ,    ce    qui    reste    quand    on  fait 

du  beurre  =  babeurre. 
*excoriata    —    ekordzcf ,  fouet    (Diez  E.  W.  scu- 

riada). 

Toutes  ces  formes  feminines  ne  sont  cependant  pas  une  dero- 
gation  ä  la  loi  phonctique  sur  le  son  palatal ,  qui  agit  dans  ce 
patois  sur  l'a  libre  toujours  et  sans  aucune  exception.' 

11  y  avait  donc  anciennement  *fordzi a,  *mydzia,  *küts't'a'^  etc. 
Le  developpement  de  vi(t)a  —  vyä ,  parti(t)a  (subst.)  — pari-^ä  ^ 
servita  —  s^rvyä  etc.  nous  demontre  011  devaient  aboutir  ces 
formes :  le  patois  evite  ici  le  choc  des  deux  voyeües  en  re- 
poussant  l'accent  sur  la  derniere^,  la  premiere  .voyelle  se  con- 
sonnifie  et  se  fond ,  si  possible ,  avec  la  consonne  qui  pr^cede. 
C'est  ainsi  que  däd-yä  devient  däjä ,  kütsya  —  küisa ,  hezya  — 
beza,  laisyä  —  lesä  etc.  (voir  aux  consonnes  §  114,  134,  13g, 
141b). 


'  Pour  en  parier  tout  de  suite :  des  formes  comme 
*tu(t)are  —  tua  —  tyä  (tuer) 
fi(d)ar  e  —  fyä 

subflare  —  so'^a 

jacticulare?        —  dziya  ,  fr.  pop.  giclcr.    j    (Ici    les  groupes    cl, 

rasiculare  —  ray^a      ^  [  ^''  ^PP'^iy'^s  par    des 

strangulare         —  ei)-räya  \   consonnes,    se     sont 

maintenus   intacts  plus  longtcmps,    que  par  exemple  dans  vigilare  —  veyf , 

etc.  oü  Va  a  encore   subi  l'influence  de  yod)ne  fonl  pas  du  toul  exception.     Ce 

sont  lä  des  developpements  post(5rieurs  ä  l'action  perturbalrice  du  son  palatal. 

^  non  fordzi  9  cf.  §  95. 

3  Comp.'   en    bagnard :    capra  —  *tslvra  —  *tslüra  —  t'syi'ira  (Rom. 
VI  37'). 

26* 


406  L.  GAUCHAT, 

§  II.  Cette  influence  du  son  palatal,  qui  s'opere  dans  les 
cantons  de  Fribourg ,  Neuchätel,  Berne,  ainsi  que  dans  l'ancien 
frani^ais,  avec  une  r6gularit6  parfaite,  a  fort  embarrasse  les  linguistes 
par  des  exceptions  frappantes  dans  les  dialectes  des  cantons  de 
Vaud,  du  Valais,  dans  la  Savoie,  le  Val  Soana,  Val  d'Aosta  et 
dans  la  region  lyonnaise.  La  Romania,  tome  XVI,  r^unit  par 
une  rencontre  admirable  deux  ctudes  qui  expliquent  ce  phenomene 
d'une  maniere  tres  differente.  J'entends  E.  Phi lipon,  De  l'A  ac- 
centue  pr6ced6  d'une  palatale  (263 — 277)  et  H.  Morf,  Man- 
ducatum  —  Manducatum  (278 — 287).  Qu'on  me  permette  de 
presenter  ici  ma  modeste  opinion  sur  cette  controverse,  bien  que 
cela  ne  rentre  pas  strictement  dans  le  cadre  de  mon  travail. 

D'abord  il  faut  exprimer  le  regret  que  nous  ne  soyons  pas 
assez  avances  en  pure  phonetique  pour  decider  si  cette  infraction 
u  la  loi  du  son  palatal  est  admissible.  On  pourrait  toutefois,  a 
priori,  faire  des  r6serves  ä  la  loi  formul6e  par  M.  Philipon,  et  qui 
consiste  ä  dire  que  la  diphtongaison  n'a  eu  Heu  qu'ä  l'entrave 
(merca(to)s  —  marc/iies),  tandis  qu'elle  ne  se  serait  pas  effectu^e 
la  Oll  les  voyelles  sont  le  plus  exposees  au  changement  (mer- 
ca(tu)  —  marchi'ä).  On  pourrait  aussi  faire  valoir  a  priori,  que  si 
nous  trouvons  dans  deux  langues  un  genie  et  un  developpement 
aussi  uniformes  que  dans  les  patois  fribourgeois  et  vaudois,  nous 
devrons  faire  deriver  la  meme  forme  media  (Fribourg  =  feminin, 
Vaud  =  aux  deux  genres)  d'un  seul  et  meme  type  latin,  donc  de 
manducata,  puisque  manducatu  est  exclus  pour  les  patois  fri- 
bourgeois, quelque  surprenant  qu'en  soit  l'empioi  pour  le  sexe 
masculin  dans  les  cantons  de  Vaud,  du  Valais  etc.  Mais  ne  fai- 
sons  pas  trop  de  theorie ! 

M.  Philipon  distingue  en  premier  Heu  quatre  groupes  de  mots 
011,  Selon  lui,  le  son  palatal  n'a  pas  exerce  d'influence. 

a)  les  cas  obHques  sing.  masc.  des  participes. 

ß)  les  cas  sujets  plur.  masc.  des  participes. 

y)  le  sing,  du  feminin  des  participes  et  les  subst,  en  -ata. 

6)   le  sing,  des  substantifs  en  -ate. 

Quant  au  groupe  /,  il  n'y  a  pour  moi  aucun  doute ;  le  con- 
sonantisme  {niddzt  ur.  madzä)  n'admet  dans  les  cantons  de  Fribourg 
et  de  Vaud  (en  partie)  aucune  autre  explication  que  celle  de  M. 
Morf.  Cette  expHcation  est  aussi  appHcable  aux  autres  patois  qui 
prcsentent  la  meme  irregularit6  apparente  puisqu'elle  ne  s'oppose 
nullement  a  leur  g6nie  (M.  W.  Meyer,  en  contredisant  la  theorie 
de  Mrs.  Morf  et  Odin  (Literaturblatt  1886,  494.  Gramm, 
der  rom.  Spr.  226)  la  declare  inapplicable  au  dialecte  du  val  d'Aoste, 
d'ailleurs  peu  connu,  cf.  Ar  eh.  glott.  III  68).  M.  Philipon  a  malheu- 
reusement  laisse  de  cöte  la  question  des  consonnes.  Mais  les  formes 
citees  ne  laissent  pas  de  doute.  Excepte  ctiga  drecha  eveilla  (XVIII  siecle 
y),    oü    la    fusion  d!y  avec  la    consonne  precedente  s'est  peut-etre 


LE  PATOIS  DE  DOMriKRRE.  407 

dej;\  produite,  il  y  a  partout  un  i  devant  Xa  final.  Or,  d'oü  vien- 
drait  cet  i  par  exemple  dans  bajssia^  (XVII  siccle  y),  si  ce  n'ctait 
un  son  corrcspondant  ä  l'a  toniquo  latin  de  -ata  devenu  /par  l'aclion 
du  son  palatal  ? 

Quant  ä  a)  et  ß),  ces  gronpes  se  rangent  sous  y),  des  qu'on 
admet  avec  M.  Morf  qua  le  feminin  (manducata)  a  usurpc  la 
place  du  masculin.  Cette  Usurpation  n'est  pas  survenue  tout  cl'un 
coup ;  quelques  formes  en  i  (=  *ie)  sont  rest6es.  j'accorde  bien 
a  M.  Philipon  qu'elles  n'apparaissent  que  tres  tard  dans  les  docu- 
ments  (fin  du  XVIII  siecle).  Mais  l'emploi  d'une  forme  feminine  pour 
le  masculin  est  une  question,  pour  ainsi  dire,  de  predilection:  cer- 
tains  individus,  certains  patois  I'auront  adopt6  plus  tot  que  d'autres; 
ainsi  le  choix  des  docuraents  justificatifs  peut  etre  fortuitement 
fait  de  maniere  a  ce  que  d'ancienncs  formes  n'apparaissent  en 
Venture  que  plusieurs  siecles  apres  avoir  commence  d'etre  en  usage. 
Dans  son  etude  sur  le  patois  de  St-Genis-les-Oliieres,  M.  Philipon 
dit :  (Revue  Cl.  I  272)  „au  participe  passe,  l'analogie  des  infinitifs 
en  /  est  en  passe  de  troubler  la  derivation  etymologique,  et  l'on  a 
les  doubles  formes :  co7>wicja  et  cominci ,  molya  et  molyi.  La 
forme  primitive  en  ya  a  une  tendance  tres  marqu6e  a  ne  plus 
s'employer  qu'au  feminin."  Ne  faut-il  pas  plutöt  dire:  ä  ne 
s'employer  encore  qu'au  feminin?  J'avoue  d'ailleurs  que 
l'emploi  de  la  forme  feminine  molya  (qui  a  des  apparences  de 
masculin)  pour  les  deux  genres,  me  parait  tout  au  moins  aussi 
plausible  que  la  formation  analogique  d'un  nouveau  participe  mas- 
culin d'apres  l'infinitif  (qui  enleverait  la  distinction  entre  l'infinitif 
et  le  participe).  Si  l'on  voulait  faire  de  l'analogie,  n'aurait-on  pas 
plutöt  forme  un  nouveau  feminin  d'apres  le  masculin?  Plusieurs 
raisons  militent  au  contraire  ici  en   faveur  de  la  th6orie  de  M.  Morf. 

1.  Qu'en  lyonnais  il  n'y  a  toujours  eu  qu'une  forme  pour 
le  masculin  et  le  feminin  des  participss  en  question,  et  que  dans 
ces  formes  nous  trouvons  toujours  (sauf  quelques  exceptions  faciles 
ä  expliquer)  un  i  devant  1'^  final  qui  ne  peut  etre  qu'un  reste  de 
Xa  tonique    latin  devenu  i  sous  l'influence  du  son  palatal. 

2.  qu'apres    la    disparition    de  la  notion  des    cas  il  y  avait 

j^.       j   masc.  *letssie     .       \    masc.  kissies 
°'  I    fem.  leissia       ^      '  \    f6m.  leiss'ies ; 
l'uniformit^    du    pluriel    ne    pouvait  qu'engager  a  uniformiser    aussi 
le  singulier. 

3.  que  les  participes  non  infectes  de  yod  n'avaient  dcja  depuis 
longtemps  qu'u  n  e  forme  pour  le  masculin  et  le  feminin  du  singulier. 

canta(tu)      \     —    chanta    (aujourd'hui     ä    St-Genis-les- 
canta(t)a      (  Ollieres  sätö"). 

Ce  fait  dut  aussi  contribuer  a  uniformiser  les  genres  des  par- 
ticipes sing,  de  la  premifere  conjugaison  en  /. 

•  ä  moins  que  ce  ne  soit  bassyla  cc  qui  ne  fcrait  que  confirmcr  nolrc 
opinion. 


408  L.  GAÜCHAT, 

Restent  donc  trois  mots   qui,  d'apres  les  citations  de   INI.  Phi- 
lipon,  semblent    6branler  la  regle    du    soii  palatal,  savoir: 
mercatu,  m.  et  les  mots  du  groupe  S: 
pietate  f.  et  medietate  f. 

Le  premier,  qui  tient  de  pres  au  type  marcatu  (remarquez 
que  marcatu  a  aussi  pris  un  a  ä  l'atone)  a  pu  etre  entrain6  par  la 
regle  qui  mettait  ä  analogique  ä,  la  place  d'un  ancien  t  phonetique. 
Du  reste,  l'ancienne  forme  viarchi  est  citee  p.  26g  (XIX.  siecle). 
Si  c'est  une  forme  moderne,  comment  Mr.  Philipon  veut-il  l'ex- 
pliquer?  Par  l'anaiogie?  II  n'y  aurait  que  le  verbe  marcher, 
dont  j'invoque  l'infiuence  en  sens  inverse.  Pour  les  deux  derniers 
je  suppose  1  Etymologie  *pi etat a,  *medietata  (cf.  Rom.  XVI  284). 
II  y  a  partout  piAa,  meitia,  ce  qui  indique  -ata.  Le  type  *pietata 
ne  peut  pas  etre  conteste  en  pr6sence  de  la  forme  p^diya  (La 
Cöte,  canton  de  Vaud.  Odin  Phon.  147). 

M.  Philipon  ajoute  d'autres  faits  a  I'appui  de  sa  these,  mais 
ils  sont  peu  concluants.  cha  pour  cata  est  =  *<r/«ß  ou  il  s'est 
plutot  developpe  ainsi  en  proclise  (comparez  calore  —  tsala"  ä 
Dompierre).  L'etymologie  vide  ecce  hac  pour  veiquia  a  ete  rt^futee 
avec  droit  et  remplacee  par  vide  eccum  hic-|-habet=  veiqui-\^a. 
(Revue  Gill.  I  262).  Les  types  en  -iacum'  peuvent  s'etre  assimiles 
ä  ceux  en  -acum  (cf.  Revue  Cl.  I  26g).  Les  formes  vyä,  partyä, 
amyä  etc.  corroborent  justement  l'opinion  de  M.  Morf  (cf.  Morf 
280).  Enfin  les  types  oü  le  yod  ne  s'est  produit  qu'ä  „une  epoque 
relativement  recente"  n'ont  pu  subir  une  influence  qui  n'agissait 
plus  dans  la  langue. 

Par  contre  des  types  en  pal.4-atis  et  pal.-|-abat,  etc.  qui  ne 
sont  pas  mentionnes,  auraient  pu  jeter  quelque  lumiere  sur  la 
question.- 

§  12.     /3)   devant  une  labiale, 
capra  —  tsivra  carricabam  —  ts^rdzlvu 

adcaptat  —  atsite"^  carricabas  —  ts^rdzive 

marcabat  —  7}iartsive 

tsivra   n'est    peut-etre   pas    de    ce    patois  a  cause    du    son  ts.      La 


1  en  vaudois  ils  ont  correctement:  -i. 

2  Cornu,  Phon,   du  Bagnard  (Rom.   VI  372): 

laniatu  —  a;7d,  mais  , 

mercatu    —    ma  rtsyce 
L'un  des  deux  exemples,  sans  doute  le  participe,'  doit  etre  de  formation    ana- 
logique. 

3  pt  ne  ferait-il  pas  entrave  dans  ce  patois?  atsl'te  pourrait  etre  une 
forme  analogique  (cf.  §  93),  comme  la  forme  fran^aise.  II  faut  cependant 
comparer : 

cub(i)tu  —  kaodu  (plutot  que    cobdo  —  coud(o)  ä  cause  de  la 

voyelle  d'appui). 
tepidu     —  taedu    \   sont    moins     concluants.     Diphtongaison     en 
bibitis     —  ha  ede    \   antcpenulti^me? 
Latin:   ca-pto,  cf.   Seelmann,  Aussprache   des  Latein.  140. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE. 


409 


meme  irregiilarite  se  presente  dans  le  canton  de  Vaud  (Arch. 
glott.  111  X04,  Odin  Pl)on.  125,11.  2),  mais  pas  partout,  naturclle- 
ment  pas  dans  les  dialectes  qui  rt^produisent  c  devant  a  regulicre- 
ment  par  ts.  Dans  la  Gruyere,  il  y  a  aussi  tsl'vra,  ou  cabra  pour 
tsi'vra.  Le  mot  fran^ais  cabri  est  de  mi^me  une  anoraalie.  Je 
suppose  qu'en  achetant  leurs  chcvres  a  l'etranger,  les  Dorapierrois  en 
aient  aussi  adopte  la  d6nomination  etrangcre,  d'autant  plus  qu'on 
emploie  plus  frequemment  a  Dompierre:  la  brka,  mot  d'origine 
incertaine  (voir  Diez  E.  W.  IIa  becco). 

*adcapat  —  atsa  eve  est  du  a  une  fausse  analogie: 
leva   :  la  eve  =  atseva    :  atsa  eve  cf.   §  27. 

y)   devant  1.  scala  —  eisila 

§  13.      (J)  devant  r. 
laxare  —  lesl 
cruciare  —  kr^izi 
*putiare  —  pw^izt 
basiare  —  bezi 
*circare  —  ts^rtsi 
*adpropiare  —  aprotsi 
coUocare  —  kütst 
all.  lecken  —  letst 
cambiare  —  isädzi 
manducare  —  m?dzl' 
demanducare  —  demddzi 
*cuminitiare  —  hmed-'i 
adjutare  —  (^idyi 
cogitare    —    küdyt ,    avoir    l'in- 
tention,  essayer 


*taliare  —  iayi 
bajulare  —  bayi ,  donner 
*queto4-iare  —  ^Xf^2rz',  taire 
infixare    —    efstsi' ,    fixer    dans 
un  trou 
pacare  —  payi 
necare  —  n^yi 
precare  —  prp'l' 
locare  —  loyi 
*inbrancare    - 


'"concacare 


-    ebräts'i' ,    em- 
brasser 
köts'i ,  salir 
clariare  —  y^eiri 
declariare  —  dej^iri ,  declarer 
jocare  —  dzüvi  etc. 


Les  verbes  en  -icare  ont  un  double  developpement.  manicat 
LT.  cdrrical;  icat  porte  l'accent  lä,  oü  le  sentiment  de  la  composition 
est  rest6  vif. 

manicat  —   manaye,  d'oü  man^yl'  (inf.) 
de  meme:   adplicat  —  apyaye,  d'oü  ap-fj^yi ,  atteler. 

impHcat  —  epyaye,  d'oü  epxp'i' 

*placit-|-icat  — py^edaye,  d' o\\  pyed^yl' ,  plaider. 
D'autres  infinitifs  se  sont  developpes  spontan^ment: 

praedicare  —  pridzi 

carricare  —  ise.rdzi 

*immanicare  —  'inädzi 

*plumbicare  —  pyddzl' ,  tremper 

fabricare  —  fordzi 

*cavicare  —  Isuyl' ,  *caucare  ==  soigner,  p.  ex.:    tstiyi 
sa  säda 

*rumicare  —  rüdzt     \  , 

*rodicare  —   roudzi  ) 


'  ("es  deux    mots    sont  une  bonne  confirniation    de   Tarlicle  ronger  dans 
le  diel.  ötym.  de  Diez  (voir  IIc  rongcr).     Menage  deri\ait  Ic  mol  rongcr  de  ro- 


4IO  L.  GAUCHAT, 

*reprobicare?  —  raprodzi ,  reprocher;  cette  etyraologie  con- 

vient   inieux  ä  notre  patois,  cf.  adpropiare  —  apro\.%i . 

claudicare  —  Xoisl' ,  boiter  *corticare  —  kor  ist ,    6corcher 

masticare  ■ —   matsi  i  *bapticare    —    batsi,    le    type 

isole    de    baptizare    a    echange  son  suffixe    inusite  contre  -icare, 

comme  par  exemple  en  retoroman  bategiar. 

Les  sons  s,  z  non  infectes  de  yod,  n'ont  pas  agi  sur  Va;  ainsi 
passare  —  pasa  ,  *corrosare  —  kroza  .  Mais  comme  les  verbes 
en  -zt  sont  plus  nombreux  que  ceux  en  -za ,  je  ne  m'^tonnerais 
pas  qu'on  trouvät  dans  quelque  patois  la  forme  analogique  *krozt' . 
C'est  ainsi  que  l'ancien  franyais  batiser  a  subi  l'analogie  des  verbes 
nombreux  en  -isier  {croister,  prisier,  veisier,  puisür,  etc.).  On  dira 
en  faisant  un  verbe  nouveau :  ed9??iedzi'  (endiraancher)  et  non  -dzä . 
Le  verbe  allemand  blotze?i,  emprunte  assez  recemment  (ä  Sorne- 
netan,  Jura  bernois  b\otst' 9  k  cöi^  de  byä  ablatu,  Schindler,  Voka- 
lismus der  Mundart  von  Sornetan  19)  a  pris  ici  naturellement 
la  forme  byosl ,  pincer;  dans  les  patois  vaudois:  blyosi ,  blyose  {f)6xn. 
Phon.   22). 

katsi,  cacher,  ne  remonte  ni  ä  coactare  (cf.  adlactare  — 
al^iti)  ni  ä  coactiare  (cf.  directiare  —  dred-t)  mais  a  *cüac- 
ticare.  Pour  epatst ,  empecher,  depatst  depecher,  on  peut  donc 
supposer  *impacticare,  *dispacticare. 

§  14.     negare  —  nevwa  ,  cf.  negat  —  iiaevwe 

interrogare  —  etreva,  peut-etre  ^  interro(g)are  — 
intervare,  comparez  l'ancien  frangais  enterver.  11  y  a  aussi  la  forme 
savante  et^rodzi .  Quant  ä  nevwa  ,  je  ne  puis  me  l'expliquer.  Le 
V,  auquel  pouvait  se  joindre  un  iv  parasite,  est-il  une  consonne 
intercalee  pour  supprimer  l'hiatus?  te(g)ula  —  ^XP  la,  nodare  — 
iiyü  ne  presentent  pas  tout  ä  fait  les  memes  conditions. 

La  forme  latine  correspondante  serait  *neguare  (ou  *nevare) 
cf.  §§157,  158. 

§  15.  cara  —  tstra 

caru  —  tsl. 

Au  sens  figure  on  emploie  le  mot  fran^ais :  s(^r  anü .  Une 
forme  masculine  istru,  employee  rarement,  est  regard6e  comme 
une  faute  ä  Dompierre  meme.  II  s'agit  donc  bien  d'un  developpe- 
ment  phonetique. 

a  sous  l'influence  du  son  palatal,  ctait  autrefois  partout  dcvenu 

dicare;  la  forme  fran9aise  ne  peut  deriver  de  ce  type,  mais  bien  la  forme  patoise, 
qui  devait  elre  anciennement  rodrÄ';  l'analogie  de  verbes  comme  px^^a  — 
p'fä'ore  a  cree  la  forme  analogique  ra  odze  et  de  lä  on  a  forme  un  nouvel  infinitif 
analogique  roudzf  qui  correspond  tx  ra  odze  comme  smita  ä  sa  ote  (saltare). 
D'autre  part'la  forme  patoise  rddzl'  confirme  Diez  qui  derive  ronger  de  *ru- 
micare,  puisqu'ici  rddzl'  a  encore  le  sens  de  „ruminer".  Rom.  X  59  on 
propose  rodicare  —  *ron  dicare  —  ronger. 

1  Mais  masticat  change  en*matsicat  est  devenu  matspyeQ).  Puis 
l'analogie  a  cree  les  formes  matspyf  et  mä  tse. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIF.KKE.  4I  I 

*ie,  diphtongue  qui  suivit  iin  chemin  difTtrcnt  suivant  qu'on  accentua 
le  ou  i6. 


A  B 

i6  l'e 

1  I 

ye  19 

(Ainsi  Vionnaz  ;  Vallccdc  Joux)      (Ainsi  dans  le  ct.    de  Neuchätel 

par  exeraple  a  Ligniures) 

I 
i 

(Ainsi  Fribourg,  la  plus  grande  partie 

de   Vaud,  Lyonnais  etc.) 

Developpement  analogue  : 

*sie  zie 


sye,  zye  si  s,  zi  9 

I  (Lignieres) 

se,  ze  si,  zi 

(Vionnaz,  Joux)  (Fribourg) 

*tsie 

tse  tsi. 

Or,  la  meme  diphtongue  *ie  a  6t6  le  produit  de  1'^  <  latin 
(en  plus  ou  moins  grande  extension  selon  les  dialectes).  Ces  deux 
ü  se  sont  souvent  associes  et  ont  eu  dans  la  suite  le  meme  sort. 
Tel  est  le  cas  du  franc^ais ;  pie  :  marchie  rimaient  ensemble  en 
ancien  franc^ais.  Aujourd'hui  ils  se  sont  separes  de  nouveau  (en 
partie)  pour  des  raisons  qui  sont  ici  hors  de  question.  Dans  le 
canton  de  Neuchätel   il  y  a  encore  pid  :  mar  ist  9  (Lignieres). 

En  r6unissant  quelques  patois,  nous  remarquons  bientot  que  caru, 
cara  offrent  dans  leur  ddveloppement  une  grande  analogie  avec 
le  produit  de  ie  provenant  de  ^  latin.  Comparons  le  traitement 
de  caru,  cara  avec  celui  de  feru,  fera. 

j  Vionnaz:  tye       tycra  (Gill.  ig)    ex:  ^'^^'^rß  (154,  inllu- 

A.  ence  du  franc^-ais?) 

I  Vall6e  de  Joux:     Isc.       tscra  (Odin  22)  =  fyp,  (36) 
('Lignieres:  tstsr  tsi 3r  =  ft^r  [^/t^rl] 

I  St-Genis  (Lyon):  syer        ?  =  fyer        ?       (Revue 

Cl.  I,  273   II,  29) 
Dorapierre:  ise       /si ra  =  Jjc   [/j'c  rta'] 

Majeure  partie  du 

ct.  de  Vaud:       isä[r)  tsi  ra  =  fyä(r)  fira. 

Comme  on  voit,  les  formes  feminines  sont  partout  regulieres 
(sauf  les  formes  mises  entre  [  ]  qui  ne  sont  pas  decisives  comme 
formes  analogiques.)  Cherchons  la  cause  commune  qui,  dans  cer- 
tains  patois,  a  ecartc  les  masculins  du  traitement  regulier. 


B. 


412  L.  GxVUCHAT, 

Nous  avons  donc: 

r  are  ^  i  [kilisi  =  collocare) 
y  ara,  era  =  ira  {tsi ra,'fira) 
y  aru,   eru   =  ye  [ise  =  *isye,  fye). 
Or,    r  r  est   evidemment    tomb6e    de  l^onne  heurc  a  Tinfinitif, 
landis    qu'elle    est    restee    relativement  longtemps  dans  caru,  feru. 
(Cf.  en  franvais  eher,  ßer  ä  c6t6  de  coiichQX.)      Ainsi   l'ancien  ie  est 
devenu   le-i  en  syllabe  ouverte   {/'efrj,  ie-rd)  et  yc  en  syllabe  fermee. 
(Cf.  §  28.) 

Caru  et  cara  se  sont  toutefois  aussi  influenccs  rcciproqueraent, 
par  exemple 

a  Venoge:  ts«   <—  \.?>ira 

dans  le  Pays  d'Knhaut:   \kä(r)  — >   tsz/-rt.i 

%  \b.  Je  constate  finaleraent  l'irrcgularitc  de  deux  verbes  au 
radical  non  infecte  de  yod  qui  se  conjuguent  pourtant  comme  les 
verbes  en   -i\ 

*tirare  —  td7-i 
*virare  —   vdi-i . 
Les   „patois    de   Vionnaz,    St-Genis-Ies-Ollieres,    etc.    presentent    le 
meme  fait. 

mir  are  fait  ici  mira 

*cerare  d-ira . 

(Cf.  en  ancien  franyais  durier  (comme  de  *duriare)  mestirier,  irie 
etc.  L'ancien  espagnol  a  aussi  le  verbe  ciiriar  =  curar  (Rom.  X,  77, 
oü  M.  Cornu  explique  la  forme  phon6tiquement,  tandis  qu'on  ferait 
peut-ctre  mieux  d'expliquer  par  voie  d'analogie:  *cur/a  dans 
curzosus.  ciiriare  se  trouve  aussi  en  Sardaigne,  cf.  Ar  eh.  gl  Ott. 
X.  8n.  -urare  =  urä'  est  ici  regulier,  mais  par  exemple  ä  Bour- 
berain  (Cöte-d'Or)  il  y  a  *-urier  (Revue  Gill.  I,  246).) 


§  17.      a    combine    avec   un   yod  degage  d'un  c  ou  d'un 
suivant  =  e  (=  *ai). 
a)  en  syllabe  ouverte. 
a)    lacu  —  le 

veracu  —  v^re 

fac(e)re  —  fi^fs 

*plac(e)re  —  p%e' rd 

*trag(e)re  —  tre  r?,  arracher,  tirer 

acru  ßgru   \   2^ys,%\  d e^ru,  a  e^ra.     Pourquoi? 

*acra  —  c gra   ) 
(ec)cehac  —  se 

(il)lac  —  /e2j  mais  en  proclise  lei.     ys  l^t  sü  pa  zd°  = 
je  n'y  ai  pas  6te. 


'  Pour  —  iacu  cf.  Marli,  Motanyn  ,  Bü  si,  Me'si  (Missy),  Kudzi 
(Cugy)  etc. 

^  La  formulc  voyelle  loniquc  -\-  simple  consonnc  finale  est  trailec  comme 
syllabe  ouverte. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE.  413 

lacrima  —  le  grama,  signifie  seulement  les  larmes  qui  vous 
viennent  par  un  fort  vent  ou  Celles  d'une  personm;  chassi(.'use; 
autrement  on   emploie  le  mot  fran^ais  la  rma '. 

Le  mot  lac  est  remplac6  ici,  comme  ailleurs,  par  lac.liccllu 
—  lad^i.  Le  reculement  de  l'accent  est  r6cent,  d-  est  le  produit 
de  tc  cf.  radicina  —  rä'Q-ma,  pantice  — pdd-s.  Lc  suffixe  -eliu 
est  confirme  par  les  patois  vaudois,  qui  le  rendent  par  le  son 
caracteristique  ei  (Odin  Phon.  40  laQ^ei  comrae  novei  de  novellu). 
Qu'on  ait  remplace  le  primitif  per  un  diminutif,  ne  doit  pas  nous 
surprendre;  car  les  patois  favorisent  les  diniinutifs.  On  a  du  en- 
tendre  tous  les  jours  une  mere  disant  a  son  enfant:  volis  lacti- 
cellu;  l'enfant,  devenu  grand,  a  continue  a  dire  lacticellu.  (Com- 
parez  le  mot  franyais  petit-lait,  l'allemand  suisse  Milchli  =  riz 
de   veau). 

Je  n'ai  pas  d'exemples  probants  pour  -acu.  Grola",  Vn'ä'^  = 
Grolley,  Vevey;  c'est  peut-etre  -eto. 

§  18.     ß)  plaga  —  pxä'yp     1 

*fraga  —  fraya   \  Ici    la    voyelle    tonique  ne  s'est 
pacat  —  pdye      \ 
pas  fondue  avec  la  palatale  vocalisee. 

*acqua  —  tvw»  (non  aqua  parce  que  equa  fait  e gd) 
-TJW3  egale  -gua,  comme  dans  lingua  —  lä'vw?;  je  prends  donc 
comme  point  de  depart  un  type  *acqua  =  *aigua  (forme  pro- 
ventpale)  qui  devait  donner  */a  aivwa.  Cette  phase  de  l'article 
sans  elision  devant  un  mot  commengant  par  une  voyelle  doit  etre 
admise  pour  l'explication  du  mot  e  ht  =  oleu,  dont  le  d6velopp<> 
ment  est  ^videmment  celui-ci: 

/u  tie'lu  —  lu  "e  lii  —  lu  e  lu  —  /'  e  ht. 
Pour  ivwe  je  propose  une  serie  analogue: 

la  divw3  —   la  "j'vw^  —   la  i  vw3   —   l'i  mv?. 
J'avoue    que    cette    Hypothese   pourra   paraitre,  par  trop  hasar- 
dee,    d'autant    plus    que    la    diphtongue    ä'l   se    prete    moins    a    ce 
developpement  que  la  diphtongue  croissante  ue. 

§19.     7)pace  —  pe,    place t  —  p^c'- 

*putnace-(-a  —  piinezd,  punaise;  ici  reparait  l'ancienne  spi- 
rante  qui  terminait  probablemcnt  aussi  pace  etc. 

magis  —  ;//(',  plus,  davantage;  magis  (mais)  —  mä  a  cause 
de  sa  nature  proclitique.  yj  lc  rä  im;  ^=  je  n'ai  plus  rien,  cf. 
aussi  ,55  i6g. 

*tragit  —  tre  cx/    .^''^^       —  /a;   ces  dernicres  formes  irrc- 
facil   ) 

gulicres  ont  6t6  cr6(^es  par  la  ijhonetique  syntaxique,    par  exemple 

•  Le  mot  littüraire,  plus  noble,  ayant  pt5n(5tr<i  dans  le  dialecle,  a  icduit 
le  signification  de  l'ancien  mol  patois;  cf.  ce  qui  a  <ite  dil  sur  palre,  niatre 
au  §  I.  Un  auire  genre  de  doublets  est  repr^sentt^  par  man  teil  u  —  mät't' , 
nappe,  ä  cöt6  de  la  forme  mälii ,  qui  a  clti  emprunt^e  avec  la  cbose. 


414  I-  GAUCHAT, 

dans  la  locution  fa (et) male,  ou  elles  sont  dues  ä  Tanalogie.     (facie- 
bam   —  fazc,  facimus  —  *fase'  etc.)     Le  bagnard  dit  reguliere- 

ment:     braciu  —  hri,    facere  —  ftr?  =   .     ?^^\^  —  fi,     facitis 

(    facit 

—  ßde.     (Rom.  VI,  374.) 

aquila  —  ey3,  ne  s'emploie  que  comme  enseigne  d'auberge: 
a  reys  na'^  =  a  l'aigle  noir,  autrement  egh  =  mot  fran<;ais. 
acere  arbore  —  iZ9rabyu^   (*a2' protonique  =  ??) 
magide  —  ma^,  p6trissoire;  las  patois  environnants, 

qui  reduisent  ä*  ä  ä,  ont  mä,  cf.  *acru  —  ä'egru.     J'ignore  pour- 
quoi  ces  mots  n'ont  pas  suivi  l'evolution  generale, 

§  20.     b)   en  syllabe  fermee. 

a)    *trag(i)tis  —  ire  de,         *plac(i)tis  —  P'fS  de 

plac(i)tu  (part.)  —  pfe,  tractu  —  Ire. 
adlactat  —  alaete  est  analogique  d'apres  ahnti .  factu  — 
fa'',  facta  — faetd.  Ces  formes  ont-elles  subi  l'influence  des  par- 
ticipes  nombreux  en  -ecto,  comme  imiya^  vmya  etd  =  *veniecto? 
fac(i)tis  —  fa  de  peut  etre  refait  sur  la  3.  pers.  p-'/e'  :  pfß  de  = 
bd*^  :  bdede  etc.  =  /ä  :  fa  de.  Pour  factu  Avenches  a  la  forme 
reguliere  y^;  Domdidier,  Missy  ont  de  memey«''^;  St-Aiibin,  Mon- 
tagny-les-Monts,  Lechelles  ont  fä  (=  *fae). 

ß)  saccu  —  sä,     sacca  —  sä'/sp,  petit  sac. 
vacca  —  m/sp. 
cc  resiste  ä  la  vocalisation. 

y)  fasce  —  /e,    brassee  de  foin. 
*repascu  —  rppe,    repas. 
fraxinu  —  frdnu  lt.   laxat  —  le  se. 
Ce    n'est    guere    la    position    en  ant6p6nultieme  qui  a  fait  persister 
V a,  cf.  le gr9ma.    Est-ce  peut-etre  farnus  (Diez,  Gr.^  I,  16)  =  *farnic 

—  frdnii  ? 

6)  braciu   —   bre,  *scopaceu  —  ekove ,    evouvillon, 

*seraceu  —  hre ,  serac. 
facio  —  fe  zu         | 

placeo  —  pys'zu        formes  analogiques  =  *fe  -\-  zu  etc.    cf.  §  194. 
*tragio   —  ire  zu  J 

limacea?  —  bjna  sa  |        *glacia  —  y^s9  j  qui  doi- 

*facia  — fdd-9,  c6t6,  non  visage  :  ex;  *paleacea — pa-  !  ventleur 
faciam  (verbe)  — Ja  su  (=  *fäsd)  j       yesd  \   e  plutöt 

au  yod  qui  precede.     cf.  le  §  suivant. 


a  sous  l'influence  d'un  yod  suivant  =  e. 
§21.     d)  maju  —  nie  basiat  —  beze 

/iJ)*vadio  —  vc       radiu  —  ;f,  rais,  baton  de  roue. 
palatiu   —  pale ,  palais  (de  la  bouche). 


*  arbore  seul  a  donnd:   a'bru. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERKE.  415 

Les  mots  feminins  eurent  un  autre  dcveloppement : 
radia  —  ^«'jv,  ligne,  regle 
gratia  —  grad-a 
Par  contre:    *plattea  —  PX*^^^ 

radia  —  r^ya  dans:  la  r^ya  de  s?.  Marte 
=  arc-en-ciel.  Je  crois  que  ces  formes  sont  secondaires,  * plyaiha 
—  /X'"'^^'     Pour  r'vya  comparez   §  35. 

y)   sapio  —  sc  habeo  —  f'i 

cavea  —  *gabia  —  dzch,  cf.  it.  gahhia,  et  aussi 
le  d6veloppement  de  invidia  §  43. 

Anomalie:     *sabiu  —  sä  dzu. 
En  comparant  *gabia  —  dze  b<f  avec  *sabia  —  sa  dzo  nous  remar- 
quons    que  le  traitement  de  pi,  bi,  Ü  est  double:    l'influence  de  Vi 
sur    a    n'a    pas    lieu    quand    ces    groupes    se    fondent    en    un    son 


(mouill6).     anc.  fr.  sabiu  = 


saive 
sage. 
Ainsi  nous  avons: 

habeo  —  e  *sabiu  —  sa  dzu 

palatiu  —  pale  gratia  —  grä'd-a 

sapio  —  se  *plattea  —  *pya{)p  [Averxche?,:  py^tis) 

*gabia  —  dze'b?  *sabia  —  sadzy 

cf.   *seraceu  —  s^re  *facia  —  faQ-o 

braciu  —  bre  *limacea?  —  hma  sd 

*scopaceu  —  ekove     *glacia  —  *yä's9 

*paleacea  —  *payas9. 

Je  considcre  donc  le  changement  de  a  en  e  dans  Px^'^''^ 
y^ Sd,  payesd  comrae  secondaire,  produit  par  l'inlluence  du  yod  pre- 
cedent  {J)^  =  *ply)- 

A  l'appui  de  cette  opinion  je  cite  encore:  all.  blao  —  *bvavii 
—  bye'vu,  pale,  vastat  —  *vuä&-e  —  vwp'&e  (ixiL-me  influence  de 
u).  Ua  long  des  infinitifs  en  -clare,  -glare  de  claro,  clave  n'est 
pas  atteint  par  cette  influence. 

§  22.  Le  Suffixe  ariu  —  aria. 

,     •     .    (   d^,  der?  en  dcveloppement  normal 
-ariu,   -aria  devient   \     ,  '  ,  ,,-   n  ,,  ,        >    t  ■, 

(   z ,  t  r3  sous  rmliuence  d  un  yod  precedent. 

rosariu  —  rozd"  *febrariu  — fevra^ 

*prehensionariu — prezüna'^  *coquinariu   —  küzsna^ 

granariu  —  gitrnd"  fimariu   —  femä^ 

raortariu  —  morla^  pomariu  —  potna'^ 

operariu  —  ovrd^  semitariu  —  sädu' 

panariu   — pana"  pirariu   • — peru^ 

*tiliotariu   —  iiyotu''-,  tilleul 

*forestariu  —  foratd",  garde-forestier 

*calendrariu  —  kalädrd^,  alraanach 


'   maib  au  fulur  =  /.     canlarc- habeo  =  tsätfrl . 


4 1  6  L.  GAUCHAT, 

*papariu  —  papa^,  papier 

?  —  pata',  chiffonnier 

altariu  —  orta^,  autel 
limitariu  —  läda^,  seuil 
molinariu   —  rnona^  (avec  nasalisation  secondaire) 

?  —  hada'^,    signifie  vide,    {b6ant)  et  a  la  meine 

origine  qua  badare.     fem.  badaerd 

*carraria  — •  tsera  era,  route  pav6e 

*cannabaria  —  is(9)wvaer9,  chenevicre 

*betularia   —  byolaer^,  oseraye 

*tegularia  —  t-^olaer?,  tuilerie 

*petraria  —  p-'^eraerd,  carriere,  eboulis  de  pierres 

fr.  jarretiere  —  dz^rota  erd 

?  —   fohmaerd,  cheville  du   timon 

*matii  t  inaria  —  matma  erd,  matines 
*filaria  — f3ld er?,  fileuse 
o  1 1  a  r  i  a  —  ula  er9,  Ollieres 
*fumaria  —  furnaer?,  fum6e 
*bucandaria  —  büyädd ers,  buandicrc 

?  —  pätd erd,  porte  de  jardin 

*c  a  1  d  a  r  i  a  —  tsoiidd erd. 

*extraneariu  —  ed-rädzi  *cloccariu  —  ;fö/j,7' 

*aciariu   —  ad-i  *cereseariu   —  syryzi 

bouc-}-ariu  —  butsi ,  boucher  *vervecariu  —  b^rdzi 

*animalia -|-ariu-  (^rmav'i ,  pätre 

*formaticariu  —  fromadzt ,  fromager 

*falcariu  —  foulst ,  manche  de  faux 

*bolengariu  —  bolodzi 

*dominiariu    —  dddzt  ,  danger 

*leviariu  —  lai-dzi 

*extranearia  —  eO-rädzi  rd 
*leviaria  —  lardztra 
*precaria  —  pr^yird 
*gallinariä  —  dzdndyird,  poulailler 
*buccaria  —  botst  rd,  feux  aux  levres 

*cochlear<'  —  kuyi,  f.  =  *küyi .    On  voit  qu'ici  le  yod 
posttonique  n'entre  pour  rien. 
Anomalie s:    kotsa'',  noyer,  d^rive  directement  de  kptsa  {Diez 
cocca  2)    au    moyen    du    suffixe    d%     comme   poma",  pera",  gretd^ 
(cerise  douce  =  gre  td). 

quartariu  —  karli   (patois?) 

primariu    —   prumt .      Pourquoi?      Est    aussi    anomal 

dans  le  canton  de  Vaud,  a  Vionnaz  etc. 

scholare    —    eküli    (patois?)     peut-etre    nouvelle    deri- 

vation    au    moyen    du    faux    suffixe.     Ou 


LE  PATOIS  UE  DOMPIERRE.  417 

faut-il  supposer  que  le  dialecte  ait  emprunte  ces  forraes  au  franv^is 
ä  l'epoque  oü  celui-ci  accentuait  encore  ier  ? 

Puis  il  y  a  un  certaiii  nombre  d'eniprunts  au  fran(;ais  tels 
que:  ti3s?seni,  sale'f-u,  kdtrc'ru,  zävyc  (il  n'y  a  que  frora'^  qui  soit 
Sans  doute  patois.  7nä,  avrl' ,  mc,  ü  peuvent  etre  patois  ou  fran- 
<;ais,  les  autres  noms  de  mois  sont  emprunt^s)  orlozc ,  vi^.rze, 
barye  ra,  iabaiie  ra  etc. 

J'ai  citü  plus  d'exemples  qu'il  n'etait  n^cessaire  pour  prouver 
la  rcgularite  frappante  avec  laquelle  le  Suffixe  -ariu  est  traitc 
dans  ce  patois,  ainsi  que  dans  les  patois  vaudois,  valaisans,  etc. 
Dans  certains  autres  on  remarque  une  tendance  envahissante  de 
Tun  des  deux  Suffixes  ier,  air,  par  exemple  dans  le  dialecte  bres- 
san  (Revue  Cl.  I,  i6),  ä  St-Gcnis-les-Ollieres  (Revue  Cl.  I,  27g). 
A  Lignicres  (Ct.  de  Neuchätel)  la  forme  d^veloppee  apres  palatale 
me  semble  avoir  envahi  tout  le  domaine:  (sauf  erreur)  rozid,  rnoma, 
etr^dzid,  tsüdidr,  etc. 

II  importe  de  savoir  que  le  traitement  de  -ariu  est  diftcrent 
de  celui  de  (^riu,  qui  donne  r^gulierement  z'  par  exemple:  mini- 
steriu  —  m^Q-l' ,    *monisteriu  —  mo9-i'. 

II  est  vrai  qu'on  s'attendrait  ä  avoir  e  dans  la  classe 
semitariu  —  *semitairu  —  sädd^ 
comme    basiat         —  *baisat  —  beze; 

mais  celui  qui  s'occupe  intimement  des  patois  reconnait  facilement 
qu'on  n'ose  appliquer  des  regles  infaiilibles  aux  langues  Vivantes. 
En  effet,  tout  en  s'ctonnant  de  la  conscquence  avec  laquelle  les 
lois  phonetiques  agissent  dans  les  dialectes,  on  est  bien  oblige  de 
conc6der  ä  la  langue  un  reste  de  „caprice"  qui  vient  assez  souvent 
croiser  „rinfaillibilit6"  des  lois  phonetiques.  II  s'agit  avant  tout  de 
distinguer:  asia  n'est  pas  =  aria. 


a  combinc  avec  1  finale  ou  1  compliquee  =  o. 
§  23.     a)  avec  1  finale, 

caballu  —  Isevo  advalle  —  avü,  en-bas 

fallit  —  fü  male  —  /«ö 

valet  —  vö  nidale    —   «j'ö,    oeuf  qu'on 

tale  —  lö  laisse  dans  le  nid  pour  que 

sale    —   so,    genre    fem.      cf.  les  poules  pondent. 
VV.  Meyer,  Neutrum  17. 
ß)  avec  1   compliquee. 

cal(i)du   —  Isb  lalpa  —  /op^t 

f alce  —  fö  *aIlios  —  0  [ah  —  als  —  aus) 

salice  —  so  dzd  *maniscalcu  —  martso 

salvat  —  %ove  aliquid?    —     *?^X^^     quclque 

altru  —  r!  tru  chose 

*calceas  —  tsij  d-e,  pantalons  altu    —    lu},    f.   lüila;    IMissy, 

St-Aubin:  yö,yö'ia;    k  Dompierre  _;^ö  signilie  fort.     Quelle   en  est 
l'origine?     Est-ce   un   doublet  de  /ij5? 


41  8  L.  GAUCHAT, 

Cette    regle    est    observee    mcme    dans    les    emprunts:     animal 
—  ajiiinrn' ,    höpital  —  ep^lö  , 

saltat  —  sa  ote  est  forme  d'apres  l'iiif.  smta  . 

-f)  a  devant  1  simple  non  finale  persiste. 
ala  —  a  la  pala  —  pala. 

())   a  devant  1  mouillee  persiste. 
palea  —  payd  fermalias  —  f^rmaye,  fian(^ailles, 

a  combine  avec  une  nasale  =  ä. 
§  24.     La  nasale  elle-meme  est  completement  absorbee,  si  eile 
n'est  appuyee  par  une  voyelle  ou  consonne  suivante  {cf.  p.  399,  400). 
fame  — fä  annu  —  ä 

manu  —  mä  tabänu  —  iavä 

campu  —  isä  grande  —  grä 

vannu  —  vä  lavante  —  Iavä 

planu   —  pyä,  ala  pyä  =  it.  andar  piano 
stagnu  —  *stan(c)   (Diez  stancare)  —  ed-a 
jam  —  dzo ,    d'autres    disent    dzä ,    developpement   en 

proclise. 
*cannabu  —  isme'vu,  Montagny  et  Lechelles  ont 
Isofncvu,  qui  me  parait  la  forme  plus  ancienne  de  ce  mot.  L'accent 
s'est  ensuite  place  sur  Ve;  le  type  *canepum,  que  suppose  M.  Phi- 
lipon  (Revue  Cl.  II,  206)  ne  suffit  pas  ici.  Suffit-il  bien  ä 
St-Genis? 

flamm  a  —  y_at)ia  gentiana  —  dzäsä'na 

plana  —  p-^äna  die  sa(m)bati  —  desädu 

manica  —  niä'dz?  *camba    —    isäba ,    jambe 

s(epti)mana  —  snä'na  cf,    Schuchardt  Vok.  III, 

*granea  —  gradz?  35,  48. 

cane  —  ts~e  \   effet  combine  de  yod  pr^cedent  et  de 

exame  —  ese,  essaim    |   la  nasale. 
Cependant: 

*antianu  —  äfä  . 

plangere  —  pyjdr3  1 

plangit  —  p"^  \  ^w-|- consonne  ou  an  final  ==  am.  *plamt,  etc. 

ba{l)neu  —  be  ] 

Par  contre : 
*jangula  —  jan-gla  —  dzäya,  mensonge,  Diez  E.  W.  II  c  jangier. 
*extran-eu  —  ed-rädzu 
*barranea  —  bäranye,  balustrade 
ba(l)neat  —  banye. 

2.    e. 

< 

§  25.  ?  <  =  ae 

A  une  certain  epoque  ^  <  et  e  <,  ainsi  que  9  <  et  o  <  se 
sont  reuuis.     C'est  uu  fait  remarquablc.     Sous  ce  rapport  les  patois 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE.  4  IQ 

de  Fribourg,  Vaud,  Valais  (et  autres?)  occupent  une  position  ä 
part  dans  le  domaine  des  langues  roiuanes.  Cette  fusion  de  ^  et 
e  du  latin  vulgaire  n'a  cependant  pas  Heu  devant  toutes  les  con- 
sonnes,  comme  nous  le  verrons. 

a)  §  final  et  ^  devant  une  voyelle. 
[vse  combine  avec  lall,  zw]?  dans  ö  vivä^ !  =  oh  ouais !    oh  que  si! 
ju(d)a;u    —  dui^,    d6signe    les    anciens    H^breux;    pour    les  Juifs 
d'aujourd'hui    le    patois    emprunte    le    mot  fran(;ais :  zu/^,    feminin 
curieux:  züf^ss. 

m  (e)  u  m ,  m  (e)  a  —   mo,  nui  en  proclise. 

meüm  —  myd,  mien. 

mea  —  mays,   mienne  (dans    cette  position 

la  seconde  composante  de  l'ancienne  diphtongue  *ai  =  ^,  c  <;  est 
devenue  consonne). 

deu  a  eu  un  sort  pareil  u  celui  de  meum,  l'accent  s'est  de- 
place  et  nous  avons  ^/ivü ,  qui  est  devenu  un  mot  mi-savant  sans 
doute  sous  l'influence  du  latin  de  l'eglise.  Voilä  pourquoi  dj  n'est 
pas  devenu  dz,  comme  dans  diurnu  —  dzo  .'^ 

e(g)6  est  devenu  jv  (proclise). 

§  26.     |3)  devant  une  dentale. 

*deretro  —  dera^        *adretro  —  aj-u'^,  de  nouveau. 
medicu  —  mä'edzu 

Anomalies: 

Petru  —  p'/i^f'tt  petra  —  PX^'''^- 

Les  noms  propres  sont  peu  concluants ,  mais  devons-nous 
considerer  pyf  ra  comme  un  emprunt  fait  a  la  langue  litteraire?  A 
raon  avis,  non ;  le  patois  n'emprunte  gcneralement  pas  des  expressions 
qu'il  a  a  sa  portee  et  ici  l'influence  savante  ne  s'est  gu6re  non 
plus  fait  sentir.  Comme  emprunt  le  mot  aurait  aussi  plutöt  pris 
la  forme :  pxifrd,  cf.  tabaty^cr?.  Enfin  le  groupe  IV  des  patois  neu- 
chätelois  (Haefelin,  Kuhnsche  Ztschr.  XXI  491)  nous  oflfre  fei'vra 
(febre)  ä,  cöte  de  pi ra,  qui  n'est  6videmment  pas  emprunte.  Ce 
mot  subit  donc  un  traitement  anormal  dans  ces  patois. 

A  Dompierre  on  s'attendrait  a  la  forme :  *paera,  cf.  fä'evra  de 
febre;  mais  il  parait  que  cet  9  ne  s'est  pas  fondu  avec  e 
et  qu'il  faut  choisir  *piedra  comme  base  du  mot  patois.  II  est 
vrai  que  nous  n'en  sommes  guere  plus  avanccs,  car  *piedra 
aurait  du  devenir  *pira,  comme  *tsiera  —  tsi ra  (§  15)  ou  ca- 
thedra —  dz(^yi  raP-  Au  Heu  de  recevoir  l'accent,  la  premicre  com- 
posante de  ie  s'est  unie  h.  la  consonne  initiale  pour  former  le 
groupe  py.  *iera  —  tra  (X  *ptera  —  P'/^t^ra  me  rappelle  un 
developpement  analogue  que  j'ai  relevc  a  Lignieres ,  ct.  de  Neu- 
chätel:  9-f-c  y  fait  ü'y,  ainsi  focu  —  /ü'p,  jocu  —  diu?,  coxa  — 
ku3s,  oculu  —  ü'e,  mais  vocitu  —  wwd  {^vü 3d  —   {v)7vd'd). 

'  cf.  par  exemple  l'espagnol  Dios  c/",  Jornada. 

^  Je  vais  peut-6lre  trop  loin  cn  identifiant  a  priori  les  */f  de  ces  mols. 
ZciUclir.  f.  rom.  Phil.  XIV.  27 


420  L.  GAUCHAT, 

pede  —  pi  est  un  mot  ^nigmatique.  La  forme /J  se  retrouve 
dans  tout  le  canton  de  Fribourg  et  dans  le  canton  de  Vaud,  A 
Vionnaz  il  y  a  pyä ,  forme  pareillement  irr6guliere.  Dans  les 
dialectes  r6tororaans  pede  presente  aussi  des  anomalies ;  dans 
les  Grisons  il  y  a  pie7-a  —  ier  —  miedi  (medico)  cx^.  pei  (^  pedi?) 
(Ar eh.  g lütt.  I  i6).  La  forme  italienne  pie  s'explique  aussi  par 
une  forme  hypothetique  du  pluriel  *piei  =  *pedi  (Zeit sehr, 
f.  rom.  Phil.  IX  250).  On  est  ainsi  tente  de  eonsiderer  aussi 
notre  forme  patoise  comme  d^rivant  du  pluriel,  en  faisaut  valoir 
que  pes  designe  un  membre  oü  le  pluriel  est  le  genre  naturel 
(oeulus  s'est  aussi  d6velopp6  sous  la  forme  du  pluriel,  voir  §  55), 
d'autant  plus  que  pes  au  pluriel  a  jou6  un  grand  röle  comme 
mesure,  et  que  toti  s'est  aussi  developpe  sous  l'influenee  de 
IV  final  (voir  §67).  L'evolution  serait:  *pe(d)i  — */>/« — '^pyi  — 
pi,  analogue  ä  *deei  — *^dieis  —  dyi  et  lectu  — '^^lieit  — */)'/  — 
vi.  Mais  ce  qui  souleve  des  doutes,  c'est  la  persistanee  d'un  no- 
minatif  *pedi.  M.  Meyer  (Literaturblatt  1886,  494  et  s.)  prend 
pour  point  de  d6part  des  formes  patoises  la  forme  du  singulier 
'^pied  =  pye(d)  —  pya  (Vionnaz,  Vaud).  Dans  ce  cas  '^pieid)  — 
*pie  —  pi  rappeile  l'histoire  de  ie  issu  de  yä,  qui  devient  ie  —  i 
en  syllabe  ouverte  (ef.  §  15).  Le  dialecte  de  la  Vallee  de  Joux, 
qui  ne  connait  pas  le  reculement  de  l'accent  dans  les  syliabes 
ouvertes  iieir)  —  i(e),  iera  —  i(e)rd)  confirmerait  cette  opinion 
par  sa  forme  pye  (Odin  Phon.  36).  Le  patois  de  Dompierre  pos- 
sede  le  developpement  analogue:  cathedra  —  dz^yi' r9  [tere  — 
i(e)ri),  qui  ne  tient  pas  son  i  de  l'influenee  du  yod  precedent, 
comme  cera  —  cyera  —  d-i  ra ,  car  Blonay  (Vaud)  possede  la 
forme  dzaire  sans  le  yod,  qui  sert  ici  ä  supprimer  l'hiatus.  sedet 
n'existe  malheureusement  pas  dans  ce  patois,  öi//^  =  *adseditat 
ne  peut  etre  invoque,  parce  que  l'analogie  parait  y  etre  en  jeu. 
Seulement  on  se  demandera  pourquoi  1'^  de  pede,  cathedra 
(petra)  n'a  pas  fait  cherain  avec  e,  comme  dans  deretro,  me- 
dicu,  febre,  etc. 

§  27.     ^)  devant  une  labiale. 
*febra   —  faevra 

*lepora  —  lä'evra,  fem.   voir  §  166. 
tepidu  —  taedu,  cf.  p.  14  n.  i. 
crepat  —  kraeve. 

juni^pru  —  dz9na  evni;  pour  ce  patois  on  peut  aussi  supposer    e. 
(nebula  —  fiyola  {neola  —  iiyöld)  cf.  te(g)ula  —  iyß'la^ 
y)  devant  v. 

levat  —  Id  eve 

*greve  —  grä^i  adv.  =  difficilement. 

§  28.     d)  devant  r. 

Tandis  que  §  devant  une  dentale  ou  labiale  s'est  rencontr6 
avec  le  developpement  de  e  (apres  avoir  parcouru  la  phase  presque 
generale    n^olatine  ie   dont  "^pied,  ^piedra,    elc.    repr^senteraient    les 


LE  PATOIS  DE  DOMPIEKRE.  421 

derniers  vestiges?)  ^  devant  r  a  subi  un  developpement  special. 
^  devant  r  =  */e  qui  devient  '^'■^i(e)  —  i  en  syllabe  ouverte  (cf. 
§  15)  et  qui  est  repr^sente  par  yc  en  syllabe  fermee  ou  qui  l'^tait 
encore  recemment  avant  la  chute  de  la  consonne  finale. 

Ainsi:  fern  —  fyc  eram   —  y'i  ru 

heri  —  ye  eras  —  y'tre 

ferit  —  fy2  erat  —  yire 

*ferere  —  f}'^^^  erant   —  yt  i'ä 

Le  feminin  de  fy!:  :  fyerta  prouve  que  le  mot  est  vraiment 
patois ;  '^'^for  :  föria  =  ^/y^r  :  fyerta.  Le  son  y  de  yi  ru,  etc.  n'y 
est  pas  organique.  Haefelin  indique  comme  formes  communes  :  int, 
ire,  etc.  (Haef.  99).  Comme  a  Dompierrc  on  disait  fi ru  a  Cüt6  de 
i ru  pour  fetais  (pronom  facultatif),  on  prit  y'iru  pour  u  n  mot  et  on 
commenc^a  a  dire  yd  y'i'ru  et  yiru-yu  ä  la  forme  interrogative. 
Dans  le  patois  de  St-Genis-les-Ollieres  nous  rencontrons  les  formes : 
ler,  fier,  fiedre  i^fierdre)^y-  pi-ra,  fi-vra  (Revue  Cl.  II  29).' 


§  29.  §  >>  persiste. 

«)  devant  p. 

Septem   —  sä  (ti  =  *t-) 

ß)  devant  r. 

ferru  —  /z^'  terra  —  tt[ra 

herba  —  ^rba  *germinu  —  dzcrnu 

perdere  —  pedra  pertica  —  p^rts? 

persicu  — pe  f.  pijsa,  bleu  qui  tire  sur  le  noir,  violet  fonc6. 


Toutes  ces  formes  sont  sin- 
gulieres  et  fönt  penser  a  une 
ancienne  diphtongue^,  qui  se 
serait  de  nouveau  reduite  au 
son  primitif,  non  sans  laisser 
des  traces.     Ainsi  dans  sfdra 


cervu  —  d-e 

la(n)certu  —  läze 

cernere?  —  sfdra,  choisir 

cernit?  —  se 

nervu  —   nye 

die  mercuri  —  demtkru 
se,  läze  le  premier  el6ment  de  l'ancienne  diphtongue  '^ie  se  serait 
r6uni  avec  ^s,  *2  pour  former  les  sons  s,  z ;  *«/Wy^  —  nye.  ß-e 
n'est  peut-etre  pas  de  ce  patois.  demikru  enfin  permet  a  la 
rigueur  d'expliquer  par  le  meme  fait.  Devenu  die  merc(u)ri  sous 
l'influence  de  die  martis,  die  jövis,  etc.,  il  serait  d'abord  devenu 
"^demxerkru ,  puis,  la  premiere  r  etant  tombee  par  dissimilation, 
^demie-kru  serait  entr6  dans  la  categorie:  erat  —  '^üre  —  i' re 
(voir  §  28). 

serrat  —  su  re  est  forme  dapres  l'infinitif  rärä'. 

§  30.     7)  ^<devant  s  =  i. 
vespa  —  vwt  pa  bcstia   —  hii^? 

finestra   — fjm'ra'^  festa  — fi'da 

'  e  final  devient  e,  cf.  §  106. 

^  cf.  Zlschr.  f.  rom.  Phil.  XIV.  page  394  ci-dessus. 

3  Devant  r  on  entend  souvent  apr6s  de  longues  voyelles    toniciues  un  y 
ires  faible. 


42  2  L.  GAUCHAT, 

testa  —  tt  d-a  resto  —  7-1  stu 

*essere  —  yi'ra  adrestat  —  ari'd-e 

honestu  —  onid-u  vesperas  —  z^z'/r^ ',  la ceremonie 

vestit  —  vl'd-e  presbyter  —  pri  Q-e 

praestat  —  pred-e,  d'apres  l'inf.  preÖ-a 
praestu   —  pre  {.  presta,  pret,  anomalie  curieuse;    de 
mcme  ä  Vionnaz  prest?,  presta,  ou   011  s'attendrait  ä  preitd,  etc. 


§  31.  ?  combine  avec  c,  g  =  i  ^yi). 

a)  en  syllabe  ouverte. 

*deci  • — •  dyt  (17  =  dyiz  e  sä ta).  L'italien  dieci  =  *deci; 
pour  le  retoroman  il  faut  aussi  supposer  *deci  =  di'as  ^y-  decet 
=  d^za.  Or,  si  l'on  veut,  avec  M.  Odin  (Phon.  146),  deriver  cette 
forme  de  -''defcji,  on  peut  expliquer  le  2  de  la  liaison  par  l'analogie 
(d'apres  duz,  ir^iz,  etc.),  comme  il  faut  le  faire  pour  vwez  0  vin  (8)  väz 
oinu  (20).  Mais  la  forme  dyc  (Vall6e  de  Joux,  Vionnaz  Gill.  82) 
ne  peut  remonter  a  de(c)i.  Le  deplacement  de  l'accent,  tout  naturel 
dans  di(c)unt  —  dyo,  ne  Test  pas  dans  <///!  J'ai  deja  dit  (§  26)  que 
je  supposais  le  developpement  ^'dieis  —  dyl  {lei  =  yi) 
*veclu  —  vj'ß'u  (vm/ii  —  vfyjl'yii  —  vt'yu) 
integru  —  t'^'/f  •    integra  —   etyl'ra 

nee?  —  «17,  par  exemple  dans  l'expression  r.?  le  pu  7iyi 
d  frä  =  ]e  n'ai  pas  meme  un  franc  =  non  habeo  nee  unum 
francum,  mais:  7it  nie  ni  ie  =  ni  moi  ni  toi;  ici,  en  proclise, 
nyi,  difficile  ä  prononcer  (non  n)  pouvait  facilement  se  r^duire  a  tu. 

A  n  o  m  a  1  i  e  s : 
necat  —  7iaye  | 

precat  —  pra  ye  '    de  nev'i  ,  pi'p'J ,  st>yj'} 

secat  —  saye,  il   fauche     | 

Le  fran(,:ais  n'a  pas  fait  de  difterence:    *deci  —  ''■'dieis  —  dis, 
necat  —   '"^nieie  —  nie. 

Je  crois  que  les  formes  patoises  s'expliquent  le  mieux  par 
l'analogie.  Comme  il  y  avait  pyß'ye  (plicat)  a  c6t6  de  pyj^yi ,  ma- 
nn ye  (manicat)  a  cote  de  man^n ,  etc.,  on  a  cre6  nä  ye  de  n^yt . 
praedicat  —  pri  dze  est  aussi  analogique  (inf.  pridzl'),  La 
formation  reguliere  aurait  plutöt  did  p7-ä  edze,  comme  medicu  — 
7!ia'edzu. 

*sequcre  —  ''''sccre  —  sieü-e  —  sä  ed7-?'^.  *secit  — 
sü^.  Ces  formes  d'une  apparence  si  irreguliere  sont  cependant 
bien  explicables.  sy  s'est  d'abord  fondu  en  s\  seidre,  sei  se  sont 
alors  rencontr^s  avec  *^/  de  e  <^  i^leivra,  *j(?z' =  sitim)  et  ont 
abouti  ä  sä'edrs,    säP  comme  ceux-ci  a  la  evra,  sä^. 

*  hi  du  vi pre  =  l'aprös-midi    du  dimanche  ;  bo  vi  pru  est  la  salutation 
aprfes  midi. 

^  Le  t?  y  est  enlro  par  voie  d'analogie,  d'apres  ka  odrp,  todrp,    etc. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE.  423 

equa    —    {^g<^y    Qu     parait     avoir    rcsiste    ;\    la     vo- 
calisation. 

legere  —  yfrp  |  sont  des  formes  bien  Stranges, 
legit  —  r?  ^  >  Y  a-t-il  eu  chute  du  g  dans 
legitis  —  ye'de  j  '^/egre  de  mani^re  a  ce  que  ce 
verbe  füt  traitc  comme  ^ferere,  dont  la  conjugaison  est  complete- 
ment  egale?  Mais  le(g)re  n'aurait  pas  besoin  de  voyelle  d'appui ! 
y  initial  remonte  ä  */r.  A  cöte  de  etyi  il  existe  aussi  la  forme 
etye  ,  ce  qui  nous  fait  supposer  que  Vr  joue  peut-etre  ici  quelque 
röle.  Dans  la  serie  m  —  ye  —  yt  —  /  legere,  integ/-(u)  ont  pu 
s'ecarter  de  l'6volution  generale.  Alors  les  autres  formes  seraient 
analogiques,  ainsi  que  le  participe  pass6  ye  c^;  lectu  —  vi  (lit), 
qui  represente  l'evolution  normale.' 

secale  —  sao/a}  (Vionnaz:  sat7a  Gill.  174). 

ß)  en  syllabe  fermee. 

lectu  —  yi,  lit.  despectu  —  </('/>/,  employe  assez  sou- 
vent  =  *ät'pyi  (peut-etre  frani^ais).  *pectinu  —  pi'nyu,  dissimi- 
lation  de  *py/nyu,  comparez  la  forme  de  la  Vall6e  de  Joux  pyenu 
(Odin  Phon.  3g). 

malefectu?  —  ??ia/~i  f.  maftt»  =  fatigue  (voir  Glossaire 
du  doyen  Bride!:  mofaiki,  mafithi,  maffi,  un  des  noms  du  diable,  etc. 
Vionnaz:  mahye  Sjiv  ^=^* fy  p.  162,60].  Pour  le  franyais  7naiifc 
Vi..  G.  Paris  propose  Tetymologie  malefatus,  qui  ne  convient  ce- 
pendant  pas  a  ces  patois.    Rom.  V  367). 

Anomalies: 

sex  —  sä^  [sieis  —  sei(s)  —   sa*^,    cf.   §  31«  *se  quere). 
*pectoru  —  petru,  poitrine   d'un  aniraal,  par  exemple  d'un 
oiseau,  d'un  cheval.     Assimilation  de  la  palatale? 


§  32.    ^  sous  l'influence  d'un  yod  suivant  ■=  i  (=;  *i7 ). 
pretiu  —  pri  veniunt  —  vi  7tyd 

*pecia?  —  pi  Q-d  *tenio  =  ti'nyu 

venio  —  vi  nyu  *ceresia  —  sjrizj'- 

*cimeteriu  —  sim(3)tt  ru  (mi-savant) 

mi(ni) Sterin   ^  nnQ-'i  )    ce    n'est    pas    le     son    ^    qui 

*monisteriu  —  inodi   \      cause  1'/! 

mediudiurnu  —  midzi7 


'  11  est  remarquable  que  les  formes  verbales  (voir  facere  §  19,  legere 
§  31)  sont  los  plus  irrcgulicres,  phoneliquenieiU  parlanl.  Le  verl)e,  dans  ce 
palois,  parait  donc  essenticlknicnt  tlc  lormation  analo^M(iue  ou  souniis  ;\  la 
phoneliquc  synlaxique. 

-  sjrl'zp  —  fruit  aigrc  (rougc);  ifrr  fa  =  cerisc  conniuinc ,  douce ,  dc- 
rive  probablement  de  acre-j-itta,  malgre  la  signillcation.  l'a^^rrfa  =  la 
:;^re'fa.    (Comparez  Glossaire  Bridcl:  i^rctthe  (fr.  jiop.  vaudois:  griotte). 


424  L.  GAUCHAT, 

*mediu  nocte  —  mine 

*intermediu  —   etreml,  entre  deux,  parmi. 

neptia  —  nyiQ-d,  le  seul  mot  qiii  ait  conserv6  la  pre- 
miere  voyelle  de  l'ancienne  triphtongue ,  si  eile  a  r6ellement 
existe.  Dans  tous  les  autres  exemples  ce  son  peut  facilement 
s'etre  perdu. 

A  n  o  m  a  1  i  e  s : 

materia  —  mala  er 9  (mi-savant) 

maneria  —  inana  3i-e,  ne  sont  pas  des  emprunts  au 
fran^ais  (comparez  le  doublet  manyer3  et  mizerd),  mais  ont  pro- 
bablement  echang6  leur  suffixe  contre  -aria.  Ste-Croix  (Vaud)  a 
les    formes    rdgulieres  matird,  marii  ra  (Odin  3g). 

specias  —  espä'd-e,  epices  pour  la  soupe ;  ce  mot  est 
curieux  sous  plusieurs  rapports;  *spacias?     Je  ne   sais  qu'en  faire. 


%  %^.  ,  ,        (ä®  (syllabe  ouverte) 

?  devantl  =  |.    ^^y,,^^^^  ^^^^^^^^ 

a)  en  syllabe  ouverte. 

fei  —  fä^       \    les    monosyllabes     sont    traites     comme 
mel  —  ?)iä'    (     syllabes  ouvertes. 

caslu  —  sy^l  est  franyais.  gelat  —  dzale,  reduction 
de  dzä'ele  ou  analogique  d'apres  dzäla . 

ß)  melius  —  ?m,  a  suivi  plutot  le  developpement  de  § 
devant  yod  (§  ;^2).  Comparez  les  formes  du  canton  de  Vaud:  /nye, 
iril  LT,  bei,  be,  (5?'=  bellu. 

7)  en  syllabe  ferm6e. 

pelle  —  pl,  f6m.  vitellu  —  vt 

bo(t)elIu  —  bwi  martellu  —  marti 

bellu  —  bl^  *avicellu  —  ozi 

novellu  —  novi  castellu  —  fsad-i ,  etc. 

fr.  ri  de  au  —  ridyö .  Cette  forme  n'est  guere  fran- 
<;aise  a  cause  de  Vy\  Dans  les  patois  vaudois  et  a  Vionnaz  on 
trouve  aussi  comme  fr^quente  exception  a  la  transformation  regu- 
liere de  -ellu  la  forme  byö  (Gill.  Vionn.  30,  Odin,  Phon.  3g 
n.  4).  On  peut  considerer  ces  formes  comme  des  restes  d'une 
ancienne  d6clinaison  ä  deux  cas.  Rideau  est  un  mot  employ6 
de  prcference  au  pluriel ;  il  n'y  aurait  rien  d'extraordinaire  qu'il 
se  tut  perpetue  comme  pluriel.  On  pourrait  donc  reconstruire  la 
declinaison  comme  suit: 

sing.  plur. 

nominatif    bvö  (anc.   fr.  biaus)     bl 

regime    bi  byd  [ridyo)  (cf.  Contribiition  ;\ 

l'etude    du  suffixe  ellum,  Revue  Gill.  I  ^t,). 

'   sing,   o  bl  ozi'  ou  o  bll  ozi  ,  plur.  le  hiz  ozi' . 


LE  PATOIS  DE  DOMPIKRKE.  425 

En  choisissant  entre  ees  formes,  quelques  patois  vaudois  don- 
lu-rent  la  preference  ä  la  forme  bl ,  dans  d'autres  byq  seul  s'est 
conserve  a  cause  de  son  emploi  frequent  au  norainatif  singulier  et 
au  regime  pluriel. 

ecce  illos?  —  honfz)  sert  peut-etre  ä  corroborer  cette 
opinion ;  il  y  aurait  ici ,  en  proclise ,  la  conservation  d'une  plus 
anciemie  phase  [yf — *you).  ?11  et  eil  ne  different  peut-etre  pas 
dans  leur  developpement  phonetique.  Ana.  fran<;ais  ueaus  =  beaus 
Ainsi  de  (il)los  —  dels  —  dp(z)  nous  represente  sans  doute  dans  sa 
proclise  l'ancienne  forme  de  bi  ^=^*bei ,  ce  qui  serait  conforme  au 
developpement  de  bellu  dans  les  patois  vaudois. 

bellu   —  bei    ~  y   Odin   Phon.  39. 
De  meme  hoc  i  1 1  e  —  vw^ i  =  oui  ? 


b  e  1 1  a   —  bä'  a 

scutella  —   kdtäla  (cf.   §  133,  c) 
novella  —  fiovä  fa 

*ramella  —  r^ma  l  a,  lame  d'un  couteau.     Comme  dans 
a  la  t/~'  Isavp,  Va  atone  a  empeche  que  //  degage  un  i  {u)J     ä  =*  e. 

§  34-  ?  <C  devant  les  nasales  =  e. 

§  ]>  devant  les  nasales  =  ä. 

Ce  developpement  pr6sente  bien  des  abnormit^s,  particuliere- 
ment  dans  les  patois  fribourgeois  et  valaisans,  tandis  que  Vaud  offre 
en  general  un  developpement  assez  regulier. 

a)  syllabe  ouverte. 

A.  hene  =  be  venit  z'e 

die  veneris  —  deve  dru  teuer u  —  tß  dm 

*cremere  —   kredi-d  *cremit  —  kre 

venis  —  ve  generu  —  dz e  dru 

tremulu  —  trebjii 

B.  rem  —  rä 

[L'emploi  de  rem  est  plus  etendu  dans  ce  patois  qu'en  franyais- 
par  exemple :  e'd-3  rä  t'e  h  t'ä  t)(a  mö  isä  =  n'est-ce  pas  toi  qui  as 
tue  mon  chat,  ara  vo  rä  d  gale  tä' evru  a  nie  prei}ä  =  n'auriez- 
vous  pas  un  joli  livre  a  me  preter?  Comparez  l'emploi  de  nierit 
en  ancien  franc^ais:  nient  i  ala,  Diez  Gramm.  III  445,  Zeitschr.  f. 
rem.  Phil.  11  18,  et  pour  rien  =  pas  cf.  ib.  410  ce  ne  dot  ge  rien 
et  Flamenca,  ed.  P.  Meyer  5760  car  la  nueit  noii  ac  ren  doriHii\ 


'  Pour  *be\l  '^  *bia\is  comp.ircz  Schuchardt:  n  und  /  vcihindcn  sich 
mit  den  beiden  extremen  Vokalarlikulalionen  und  so  stehen  mundartlich  pmu 
paun,  \\\i:  ai(lJtro  au(l)tro  neben  einander  (Zt sehr.   f.  rom.   l'liil.  IV  122). 


426  L.  GAUCHAT, 

ß)  syllabe  fermee. 

A.  patientia  —  pa-^e  %■?  membru  —  me'brti 
conscientia  —  koyß  9-9  tempus  —  te 
encaustu    —  e,  tsti  exemplu  —  esepyii 

B.  gentes  —  dzä  sciente   —   esä ,  essient. 
formen  tu  — froma  calendas  —  isalä'de^,  noel 
dente  —  da  serpente  —  s^rpa ,  fem. 
vendere  —  vddrd  adv.  en   mente  —  -mä 
centu  —  ^ä  defendere   —  defä'dra 
sentire  —   sair9  defendit  —  defä' 

sentit  —   sä  extendere  —  ed-adrd 

*ventru   —  va  trii  incensu  —  äsd ,   probablement 

emprunte. 
On  voit  du  premier  coup  d'oeil,  que  la  regle  est: 
^  ■<  devient  e  —  e;  §  >>  reste  §  —  ä. 
Ce  qu'il  y  a  de  difficile,  c'est  d'expliquer  les  anomalies  relatees 
ci-dessus.  Quant  ä  rem,  qui  est  traite  comme  syllabe  fermee  (tandis 
que  fei  par  exemple  fait  y^^),  je  puis  seulement  dire,  que  rem 
se  trouve  tres  souvent  ä.  la  fin  de  la  phrase ,  tres  souvent  devant 
la  preposition  de,  donc  tres  souvent  en  entrave.  Dans  p atzen t/a, 
conscz'entz'a  le  yod  pr^cedent  ou  suivant  peut  avoir  caus6  le 
changement  de  (^  en  e  (*cadentia  —  tsad-^  a  peut-etre  subi  l'in- 
fluence  du  fran^ais).  encaustu  souleve  assez  d'autres  difficultes. 
Avec  quel  accent  notre  patois  l'a-t-il  reyu?  encäusto  donnerait 
etsu  (^n  confondu  avec  in  en  syllabe  protonique  =  e),  qui  de- 
viendrait  facilement  etsu  dans  ces  patois.  Ou  est-ce  encaustu, 
comme  en  fran^-ais?  membru,  tempus,  exemplu  ont  cela  de 
commun,  que  c'est  une  labiale  qui  suit  la  nasale.  Est-ce  cela 
qui   a    cause    l'anomalie? 

Le  chapitre  sur  e  devant  les  nasales  nous  conduit  aux  memes 
resultats.2 


3.   e. 

§  35-  e  <  =  ä-^. 

d)  devant  une  voyelle. 

via  —  vi.  Qu'est  devenue  l'atone?  Ce  mot  n'existe  que  dans 
les  locutions :  ala  la  vi  =  aller  loin  et  kor  la  vi  =  fuir.  Dans 
le     canton    de    Vaud    via    est  une    interjection    (Odin   Phon.  43). 


*  II  faut  peut-etre  supposer  *ca]andas  ä  cause  des  patois  vaudois  et 
valaisans  (Odin  Phon.  38,  Gill.  Vionn.  70). 

2  Ici,  comme  ailleurs,  il  aurait  ete  utile  de  traiter  ensemble  l'in- 
fluence  des  nasales  sur  e,  C  et  i,  surtout  parce  que  e  et  e  se  sont  souvent 
confondu.;  dans  notre  patois.  Je  ne  l'ai  pas  fait  pour  ne  pas  nuire  i\  l'har- 
monie  du  tout.  Le  lecteur  bienveillant  se  donnera  la  peine  de  faire  les  lap- 
prochements  necessaires. 


LE  PATOIS  DE  DOMriEKKE. 


Comparez  aussi  Revue  Cl.  I  33,1-:  P^d  q^te  est  de  las  la  vi  (sur 
un  papier  terrier  de  Meunay  datant  du  milieu  du  XIII.  si^cle).  Cet 
a  atone  parait  ctre  tombc  tres  tot ;  plus  tard  le  mot  serait  devenu 
v}'ä  comme  vi(t)a.i  Mais  pourquoi  n'est-il  pas  devenu  vea  en  latin 
vulgaire  (fr.  voie)  ? 


ß)  devant  une  dentale 
Site  —  sd^ 
vitru  —  vaerti 
creditis  —  kraede 
*viditis  —  vä  ede 
*p  o  t  e  t  i  s  —  pwa  ede 


*videre  —  va  ei'd 
vidit  —    vä*^ 
credere  —  kr a  er 9 
credit  —  krä^ 
par(i)ete  —  para^ 
t  o  n  1 1  r  u   —   tiinä  eru 
credo   —   krayu  1    Ici  Vi  de  la    diphtongue  primi- 

feta  — fä'ya,  brebis  >  tive  *ai   est   devenu  y  a    cause 
moneta  - —  viuna ya  j    de  l'hiatus. 
A  n  o  m  a  1  i  e  s : 

*cleta  —  X^y^'^'  «claie»  a  secher  les  noix. 
creta  —  g>'fy<^  seta  —  s^ya 

^I.  Odin  a  aussi  constate  des  abnormites  sur  ce  point  (Phon. 
35.     Voyez    aussi    Haef.  ig).      J'ajoute  les    formes    des    patois    du 

Lechelles, 
Montagny. 
fä'ya 
munaya 
greya 

seya 
i  I  I    * 

La  cause  de  ces    differences  m'echappe.      Cependant  le  deve- 
loppement  uniforme  de  feta  me   semble    etre   le  plus  concluant. 

§  36.     y)  devant  une  labiale. 
*f(l)ebilu  —  fdebyu  debes,  debet  —  ä^ä* 


voisniage. 

Avenches. 

Domdidier 

Missy. 

St-Aubin 

feta 

faya^ 

fä'ya^ 

faya^ 

fdya^ 

moneta 

numi'a 

muna  ya 

nmnaya 

muna'ya 

creta 

grl'a 

greya 

gria 

graya 

seta 

s'i'a 

seya 

sJ  a 

sa'ya 

*piperu  —  pä  evrti 
libru   —  idevru 
sepe  —  sä^,  haie 


b  i  b  e  r  e  —  ba  erd 
bibitis  —  baede 
*debetis  —  ddeie,  voir  §  igy. 
*debo  —  da  evic  recipere    —    rdsdedrf\    est-ce 

recipere  ou  recipere?  Pour  expliquer  les  formes  de  ce  verbe 
il  faut  recourir  au  dcveloppement  de  *sequere  =  ^(7't'(/r.?.  La 
ressemblance  de  quelques  formes  a  amene  une  confusion  enLre 
ces  deux  verbes ;  r^sd edrs  se  conjugue  aujourd'hui  tout  a  fait  comme 
un  compose  de  sä'edr^. 

sebu    —  sü ,  suif  (se(b)u  —  syu  —  sü)? 

*  La  forme  (vjya  f.  existe  pourtant  \  Courlepin,  011  eile  di-sif,'nc  le  ciel 
constelle  =  voie  lactce. 

-  Racine  celtique,  voir  Die/,  K.  W.  IIc  claic. 

3  cf.  syii  cn  lyonnais  (Revue  Cl.  II  29).  Je  prcfcrc  cncorc  celle  cx- 
plicalion  i  celle  quc  M.  Ascoli  donne  pour  la  forme  fran^aise  (Arch.  glolt. 


428  L.  GAUCHAT, 

6)  devant  v. 

nive  —  nä^ 

§  37.     s)  devant  s. 
mese  • —   nuV  prehe(n)su  —  prä^ 

pisu  —  pä^  tesa  —  /aeza 

tres  —  Irä^fzJ  *burgese  —  hordza^ 

*pesat  — paeze  p6sile? — payti,  salle  a  manger, 

c'est-ä-dire  chambre  de  inenage,  oü  se  trouve  le  poele  (voir  Diez 
E.  W.  IIc  poele).  Comparez  Talleinand  Stube  {siufa  =  poele).  Le 
mot  n'est  pas  regulier,  il  faudrait  *pa  elu  (Vionnaz :  paih).  Peut- 
etre :  *pailu  ■ —  ^paliii  —  pavii. 

-esimu.  L'histoire  de  ce  suffixe  est  encore  peu  cclaircie. 
quadragesima  —  kare'ma,  mot  peu  concluant,  car  il  peut  avoir 
subi  l'influence  savante. 

*tres-esimu  —   tr^izj'mii  *octesimu  —  viveiytinu 

*quattr  esimu  —  katri  mu  *novesimu  —  nouyimu 

*cinqu  esimu   — •   d-ctyiniu  *dec  esimu  —  dyizimu 

*sexesimu   —  s(^izi mu  iime  —  ddzi  mu 

*septesimu  —  sätyi  mu  20me  —  väiyjmti 

21  nie  vätyotyj.  7nu,  etc. 

II  va  Sans  dire  que  la  plupart  de  ces  formes  sont  analogiques ; 
surtout  parce  qu'elles  sont  peu  usitees.  Devant  s  l'e  entrave  ne 
s'est  pas  fondu  avec  ^;  ces  formes  n'ont  donc  pas  suivi  le  deve- 
loppement  de  festa  (§  30).  La  forme  commune  de  l'ancien  fran- 
(;ais'  n'est  pas  -icsme,  mais  (a  partir  de  10)  isme.  La  meilleure  ex- 
plication  en  est  celle  qui  fait  devenir  -esimu  =  -w>?zz^  sous  l'influence 
d'une  palatale  prec^dente.  Ici  on  peut  admettre  le  meme  ph6no- 
mene  (cf.  §  40):  d-etyimu,  s^'izi  ?mi,*die\zi tnu,  etc.,  les  autres  nombres 
se  sont  assimiles. 

§  38.     Q  devant  r. 
habere  —  äva'^  *fall6re  —  faya^ 

debere  —  deva^  *plovere  —  p-fova^ 

*sapere  • —  sava^  *vol6re  —  vola^ 

*potere  —  pwä*^,  de  *pova^  qui  se  dit  encore  dans 
ce  village  pour  «un  pouvoir,  une  possession»,  et  qui  est  la  forme 
commune   aux  dialectes  fribourgeois. 

vere  —  v^i;  äe  en  proclise  devient  at  et  ^i  {voir  Pho- 
nologie  syntaxiquc).  vere  est  de  nature  proclitique,  donc  v^i. 
ve  v^i  vw^Ui  sä  k'ekr/  =  viens  (voire)  regarder  ce  que  j'ecris.  Ce 
mot  s'est  meme  introduit  dans    les  patois    allemands    du    voisinage. 

X  260  et  s.).  En  etablissant  une  declinaison  hypoth^tique  *se  v,  *ad  sev, *de 
seuf  ce  savant  d6rive  la  forme  actuelle  de  l'ancien  ablatif.  Les  rnots  ne 
s'^tant  pas  developpes  isoldment,  mais  dans  leur  contexte,  il  est  tres  probable 
que  sebu  s'est  perp6tu6  non  pas  comme  nominatif  rarement  employe,  mais 
comme  ablatif  frequemment  employö  (chandelle  de  suif,  livre  de  suif,  etc.). 
Cette  excellente  id6e  de  M.  Ascoli  ouvre  une  grande  perpective,  mais  pour 
le  nioment  eile  me  parait  encore  peu  rcalisable. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIKKRE.  42Q 

On    dit  par  exemple  a  IMorat:  ■^inn  z'^«' =  viens    donc !    gi    vur  vei 
däz  =  donne-moi   cela! 
Fait  isol6. 

pero  —  p(vr3    (pirariu  — pcra%  Vionnaz  (i68):  pJr'f, 
Vaud:    p^re  prü    {Odin    Phon.  43).      I'"aul-il    penser    a    Tallcmand 

suisse  .  in  i 

§  3g.  Ce  son  ä^  (dans  le  position  paevru  \'e  est  un  peu  plus 
distinct)  tend  ä  se  reduire  ä  ä.  Un  peu  plus  a  l'ouest  on  trouve 
dejä  ä  pur  (St-Aubin).  Les  gens  qui  prononcent  encore  äc  y  pre- 
tent  par  cela  au  ridicule  et  ils  s'eflfbrcent  de  prononcer  ä,  quand 
ils  arrivent  dans  des  endroits  plus  avanc6s.  Tout  insignifiant  qu'il 
est,  c'est  lä  cependant  un  clement  du  developpement  des  langues. 
ä*  n'est  donc  pas  une  diphtongue  naissante.  Elle  remonte 
a  la  diphtongue  *ai,  comme  le  prouve  l'ensemble  de  ces  dialectes. 
Dans  la  position  proclitique  Tancienne  diphtongue  s'est  mieux 
maintenue  (comparez  outo  de  autumnu).  Qu'on  n'objccte  pas 
que  *ai  de  a  +  c  est  devenu  e.  Cette  objection  tombe  devant  le 
fait  qu'une  langue  peut  traiter  diflföremment  les  memes  sons,  quand 
ils  ne  sont  pas  contemporains.  On  n'a  qu'ä  penser  au  triple  deve- 
loppement du  son  au  dans  ce  dialecte. 

au    latin     —     u  (causa  —  isü  za) 
al    —    *a7i  —  p  (caballu  —  tsevp) 
9,  o  —  *au  —  äo   (nepote  —  ?ieva°) 


§40.     e  sous  rinfluence  d'un  yod  precedent  =  i. 
Les  exemples  ne  sont  pas  nombreux : 

cera  —  d-l'r?         pagese  —  pä'yi  (^=*paj't') 
mucere  —  ?>iü  zi  {ou  changement  de  conj.) 
racemu  —  me  ne  laisse  pas  reconr\aitre  si  le  yod  a 
agi,  puisque  in  fait  aussi  e  (cf.  esimu  §  37). 


§  41,  e  entrave  persiste.i 

a)   devant  une  dentale. 
*vidvu  —  vfvu  *male  nitidu   —  mon^ ,  sale. 

*cambitta  —  IsäbeJa,  janibon.      *male  nitida  —   mpnela 

ß)  devant  une  labiale. 

metipsirau  —  mi imi,  *meismo  par  di.ssiniilaüun,  uu  ce 
mot  a  suivi  le  developpement  de  esimu   (.^  37). 

adipse??  —  adi ,  toujours ;  cette  Etymologie  rae  parait 
insoutenable.  M.  Odin  propose  adisto  (Phon.  46).  Mais  outre 
le  sens  qui  ne  s'accomode  pas  ä  cette  supposition,  los  formes  vau- 


'  Le  qualitö  de  cd  e  dcpcnd  de  la  qualilu  de  la  syllabc,  voir  §  106. 


430  L.  GAUCHAT, 

doises:  adei,  ade,  adi  fönt  supposer  im  type  avec  9  (malgre  crista 
—  krei^a,  etc.,   qui  a  suivi  festa,    testa,    tempesta,  etc.).     N'ou- 
blions    pas  que  le  proven^al  rimait  ades  avec  ^,  cf.  Donatus  prov. 
ed.  Stengel  41,  4g. 
y)  devant  s. 
servissem  —  servesu  missu  —  w? 

capistru  —  tsevfd-ru  missa  —  7)1/80 

(*friscu    — fre  cx)   fasce  —  *fais    —   fe ,  frisca    —  frets?, 
pisca  —  petsi). 

crista    —    kreia,    plutot   emprunte,    on    s'attendrait    ä 
*kred-a  §  135. 
6)  devant  r. 
virga  —  v^rdzd.  *vir(i)da   —  v^rda. 

vir(i)de  —  ve  circulu  —  s^  riu 

circat  —  ts^t'tse. 


§  42.  e  +  c,  g  =  §<=. 

d(i)rectu  —  ö'rä«  nigru  —  nä^ 

tectu  —  /ä«  nigra  —  na  er 3 

rege  —  ra^  frigida  —  frä^ 

digitu  —  dä^  addirectu   —  adrä'e 

rigidu  —  rä^,    tsiztrp  ba  ==  tomber  raide  mort. 

strictu  —  ed-ra^  f.  ed-ra  etd 

Benedictu  —  bmä'^,  die  tu  part.  =  da,  dcelB,  analogie 
de  l'inf.  dars. 

c 

Les  participes  en  -ectu  sont  tres  frequents  dans  ce  patois. 
Ainsi  nous  avons:  niird^  (nourri),  sufra^  (souffert),  parla^  (parti), 
saya^  (sorti),  vdnya^  (venu),  korci"  (couru)   etc.  voir  §  193. 

plicat  —  pyßy^i  etc. 
Anomalies: 

siccu  —  j?  (voir  §  106)  f.  setsa  (cf.  saccu  —  sä,cc 
n'emet  pas  d'z). 

(soliculu)  =  seld°.  Ce  mot  s'est  change  en  *solu- 
culu.  Le  groupe  cl  se  d^veloppe  isol6ment  ä  c6t6  de  la  voyelle 
Sans  qu'il  y  ait  contact  plus  intime,  tenaculas  —  etmdye.  Ce- 
pendant  la  commutation  des  Suffixes  aculu,  eculu,  iculu,  oculu 
est  tres  familiere  aux  langues  romanes  (cf.  Rothenberg  De  suf- 
fixarum  rautatione  in  lingua  francogallica  7  et  s.).  Ainsi 
ranacula  est  devenu  *ranucula  —  rmpys  {=  rafwl-ya,  ly  faisant 
Position),  cornicula  est  devenu  *cornil-ja  —  kummy^,  de  merae 
*corbicula   —  kr^bay^.     *aurticula  —  orqyd. 

*pariculu  —  para^,  comme  rf  est  aussi  le  produit 
de  -ariu,  on  a  forme  un  feminin  analogique /»anT^r?.  ^r/?  ,  orteil, 
rcmonte  k  la  forme  du  pluriel :  articulos  —  arteTs  —  arte. 

pice?  —  pedzd.  Dans  le  canton  de  Vaud  nous  trou- 
vons  cette    mcrac  forme  a  cut6  de  la    formation    röguli^re  päi.    M. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERKE.  43  I 

Philipen  suppose  un  type  *pica  (Revue  Cl.  II  197).  Mais  cela 
est  inadmissible  vis-a-vis  de  pica  —  Pyß ^  piß-  Ce  n'est  pas  non 
plus  un  d6riv6  du  verbe  adpicare  —  apedzi ,  coller,  puisqu'au  con- 
traire  celui-ci  est  derive  du  substantif.  Le  type  ped(i)ca  suffirait. 
Pour  le  sens  il  faudrait  supposer  le  passage  de  «pi^ge»  a  «glue» 
et  de  la  a  «coUe'»  en  general.  Mais  cette  hypothcse  est  un  pen 
bizarre. 

fi'catu  — fedzu  est  impossible,  il  faut  supposer  une 
Iransformation  en  *fid(i)cu  (Rom.  VI  132). 

lege  —  IZi',  qu'on  trouve  dans  d'autres  villages  (par 
exemple  ä  Montagny-les-Monts,  Lechelles)  ne  se  dit  plus  ici,  le  mot 
savant  Iwä  etant  venu  le  remplacer.  A  Domdidier  la  forme  Irf  est 
encore  connue,  mais  Iwä  est  plus  usit6. 

Pour  vice  on  dX\.  yadzu.  Un  type  *vicaticu  ne  suf- 
firait pas  (cf.  focaticu  —  foyidzu).  C'est  donc  trcs  probablement 
le  mot  latin  viaticu,  qui  a  adopte  la  signification  de  «fois»,  comme 
M.  Gillieron  l'a  deja  suppos6  pour  le  patois  de  Vionnaz  (18,  60). 
La  rcduction  de  i)}'  ä  y,  il  est  vrai,  n'est  pas  aussi  familiere  au  patois 
de  Dompierre,  qu'a  celui  de  Vionnaz  (vita  —  vyä");  il  y  a 
cependant  aussi  *vidutu  —  %>7V  • —  yü  A  Pour  «voyagex  le  Broy- 
ard  dit  voyadzu,  mot  demi-savant,  que  lo  patois  a  du  introduire, 
lorsque  son  propre  mot  avait  perdu  sa  signification  primitive.  La  con- 
ception  «fois»  est  souvent  rendue  par  d'autres;  on  dit  par  exemple  en 
anglais  ti?)ie,  en  it.  volta,  en  hoUandais  kee?-,  mais  aussi  reis,  comme  ici. 
L'ancien  franc^ais  employait  aussi  voie  et  erre  =  iter  pour  «fois». 
A  Domdidier  j'ai  trouve  yadzu  avec  la  signification  suivante :  par 
exemple  quand  on  a  fauch6,  on  dira:  il  y  en  a  pour  un  yadzu,  deux 
yadzu  etc.  =  voyage;  ö  yä  dzu  de  fe.  On  eraploie  aussi  souvent 
kü  =  coup   pour  "fois  ". 

§43.      e   sous  influence   d'un  )0(1   suivant_=^i. 
Les  exemples  sont  peu  nombreux   et  peu  sürs. 

vitiu  —  vid-u,  vice. 

*camisia  —  issmizs 

dominu  Desideriu  —  ddddd'i ,  Domdidier. 

s  er  vitiu  —  servi  su  (patois?) 

invidia  —  eyi'd? 

quetiat  —  tyiü eze  est  forme  d'ajjres  l'inf.  tyj^izi' . 

feria  —  /aer9'!  Ce  n'est  pas  fer(i)a  ;\  cause  de  I'.' 
final,  comparez  le  ix.  foire,  non  fire. 

%  44.  e  de  van  t  \  =  ä^'. 

pilu  —  pa'^,  poil,  aussi  =  clieveu. 
tela  —  ta  ela 


^  Le  groupe  vy  est  d'aillcurs  plus  ancieii  dans  *vidiilu ,  viäticu,  que 
dans  viia,  oii  il  ne  s'est  pruduil  qu'apr6s  le  changemenl  d'accent.  Ce  fail 
explique  la  difference  de  irailemcnl  de  ces  mots. 


432  L.  GAUCHAT, 

*stela  —  ed-aela            candela  —  tsädä'ela 

paxillu   —  pasi ,  cep,  comme  de  *pax^llu. 

ille  — yoe(l),  17  s'est  conservSe  devant  est,    habet  et 
habent.     L'histoire  de  ce  mot  est  un   grand  problerae  de  la  philo- 

logie    roraane ,    je    n'essayerai  donc   pas    de  l'expliquer    pour     u  n 
patois. 


§  45.     e  <<  devant  les  nasales  =  e. 

e  >>  devant  les  nasales  =  ?  >  +  nas.  =  ä. 
d)  en  syllabe  ouverte. 
sine  —  se  *cinera  —  ye  dra 

fenu  —  Je  die    domenica —  deme  dz3 

plenu  —  pyß  *minat  —  mene 

avena  —  avc'na  vena  —  veno 

plena  —  py^ena. 
ß)  en  syllabe  fermee. 

A.  *cuminitiat  —  kdme  ^e  (coment/at  ou  de  k^med-'i) 
inter  —   e  tre,   developpement  en  proclise? 
*recumpensa  —  r^köpe  sa ,    contre    despensa  ■ — -  de- 

pdsa,  tous  les  deux  ne  sont  peut-etre  pas  patois. 
(  simplu  —  sepyii         1 
ou  syll.  ouverte       sim(u)lat  —  se'bye        \  e-|-nas.-}-labiale. 
I   *insimul  —  ed-e'byii    J 

B.  subinde  —  sova  cingula  —   d-ä'ya,  ceinture 
lingua  —  lä'vwa  repoenitere  —  rdpd  trs 
viginti  —  vä  findere  — fddrd 
triginta  —  träta  deexstinguere  —  deya  drd 
tingere  —  iä  drd                         prehendit  —  prä 

de  de  intus  —  dsdä  prehendere  pradrd 

inde  a  un  double  developpement.     On  dit : 

A.  ed  S  trd^  =  j'en  ai  trois  )    developpement  en  proclise,  cf. 
e  völ^.i  vo  =^  en  voulez-vous?     j   vindicare  —  vedzi , 

B.  <5aV/«^s5' =  donne-m'en  )     ,,     ,  -      ,• 
3öyzV.^..2a'=donnez-m'en   j   developpement  regulier. 

femina  —  flna  {==*fenna,  peut-etre  IV  n'a-t-il  jamais 
6te  nasal  dans  ce  mot,  nn  n'agissant  pas  sur  une  voyelle  prece- 
dente.  seminat  —  i-e'«^,  d'apres  send  covmne.  ttmd :  iö'ne,  manä 
:  me  ne. 


§  46.  i  «<^persiste. 

a)  devant  une  dentale, 
nidu  —  ni  servitu   —   s^rvt 

punite  —  püm'de  *ridere  —  rir^ 

ridet  —  rl. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE.  433 

Anoraalies: 

oblitat  —  a  obye,  d'apres    l'infinitif  ubya  \    analogie  de 
kroza    —  kraoze  et  de  beaucoup  d'autres. 

La  type  -ita  a  passe  par  i(t)a  a  yii ,  comme  uüus  l'avons 
(j6ja  mentionne  en  parlant  de  manducata  —  ^minlzia  —  tmdzyä 
—  niddzä  (§  1 1).  Ainsi  vita  —  vya ,  all.  hart-ita  —  ardya, 
hardie,  servita  —  s^rvya,  partita  (subst.)    —  parlyrä  . 

ß)  devant  les  labiales  et  v. 
cribru  —  kri'byu  i*cnbhi)  scribit  —  ekrl' 

scribere   —  ekrt  r?  vivere  —  vivrd 

all.  suisse  st  bo  —  siba,  emprunt  r6cent  =  ciblc. 

adripat  —  a  rve  de  l'inf.  arva . 

Devant  un  v  suivant  (rarement  devant  une  labiale)  cet  /  se 
change  souvent  secondairement  i   en  iL 

ripa  —  rüva  tardiva  —  iardüva 

libra  —  luvra  *pippa  —  pü  pa 

gingiva  —  dzädzüva  sibilat  —  subye 

Tous  les  patois  fribourgcois  participent  a  ce  changement  d'une 
maniere  plus  ou  moins  suivie.  On  peut  retrouver  la  meme  in- 
fluenae dans  les  trois  raots  suivants : 

tardivu  —  tardü    (cf.  Meyer-Lübke,  Gramm.  6i). 

rivu   —  rü ,  ruisseau. 

lixivu  —  läsu  ,  eau   de  lessive. 

Mais  la  forme  ryo  dans  d'autres  dialectes  (Gruyere,  Haef.  20, 
comparez  aussi  riö  en  dialecte  bressan  Revue  Gl.  I  17)  permet 
d'emettre  une  autre  opinion ,  c'est-ä-dire  qu'il  y  eut  le  develop. 
pement  tardi(v)u  —  *la)-dyu  —  *iardyü  ,  ri(v)u  ^ —  }yu  —  *>yu, 
lixi(v)u  —  /ä^yu  —  */äsu.  *tardyü  ^  **ryü  se  seraient  reduits  a 
iardu ,  rii  ,  le  premier  sous  l'influence  du  feminin.  Je  rappeile 
ici    r^volution    deu    —    dyü    se(b)u   —  sü . 

y)  devant  r. 

*tirat  —  ll're  nutrire  —  nürl' 

punire  —  pünl  ''^florire  —  y_o?-i 

d o r m i r e  —  drümi  *expavorire  —  epiv^iri ,  effrayer 

*subferire  —  süfri  *regaudire  —  rodzoyi 

*morire  —  jnüri  all.  frumjan  —  furni ,  tinir. 

'  Les  patois  plus  anciens    de  Missy,  Avenches  ont   encore  ti  vra,  rl  va. 


434  L.  GAUCHAT, 

55  47.  i  entrave  =  oe. 

villa  —  vdela  *ricca  —    roetsd 

*riccu   —   rdetsu  *micca  —  n-'oels?,  miche 

gallina  —  *ganilla  —  dzmcey^,  poule 

cornicula  —  cornilja  —  kiirndsya 

c(l)avicula  —  tsoev^y?,  cheville. 

vinea  —  voßnyd 

cf.  jeu  de  quilles  —  dzü  de  gceye. 

filia  —  fcBy^,  qui  existe  a  cote  du  mot  moins  usite 
bäseta.  Ce  dernier  mot,  qui  a  completement  remplace  filia  dans 
d'autres  patois,  par  exemple  a  Lignieres,  est  probablement  identique 
avec  le  mot  haisssele  de  Tancien  franc^ais ,  mot  d'origine  incertaine 
(Diez  E.  W.  bagascia).  On  pourrait  aussi  penser  ä  base' ,  base'la 
(Domdidier)  =  bas,  cf.  en  allemand:  die  Kleinen,  filiu  n'existe  pas 
dans  ce  patois.  On  dit:  vale  =  filius,  tandis  que  bivebii,  f. 
bweba  egalent  plutöt  le  latin  puer,  puella.  Ces  derniers  de- 
rivent  de  l'allemand  suisse  by^^b  =  Bube. 

dicere  —  d(xre  {=*disfe'?  dicit  —  dl) 

Puis  il  y  a  las  mots  en  -ina  qui  ont  redouble  l'n.  Pourquoi? 
tina  —  /(£na,  cuve.  *caminat  —  /sp/ncene  etc.  (voir  i  +  n).  Cet 
i  devant  nn  n'aura  Jamals  ete  nasalise ,  comme  Ve  dans  fe'na  — 
fem  ina.  Ces  mots  ont  en  outre  subi  un  d^placement  d'accent. 
Aussi :  tsößmdne,  meme :  lä  ioena.  (J'ai  peine  ä  croire  a  l'^volution 
que  propose  M.  Meyer- Lübke  (Gramm.  492):  ep'e?ia  —  epstia 
—  epma  =  Spina).  Le  changement  de  i  en  ce  ensuite  du  dedou- 
blement  de  Vn  fut  anterieur  au  deplacement  de  l'accent.  Ainsi 
des  patois  neuchätelois  ont  rasoin  (*radicina),  faroen  (farina) 
etc.  (Lignieres).  Haefelin  indique  (Kuhn  Ztschr.  XXI  310)  pour 
le  groupe  1  (de  Neuveville  ä  Neuchätel  le  long  de  Chaumont) 
famoen.noe ,  rasoen.nce.  Est-ce  fämcen.nce  ou  famcßn.noe?  Plutot 
le  dernier. 

mille  —  mil ,  traitc  comrae  syliabe  ouvcrte  (raono- 
syllabe). 


8  48.  i  +  c,  g  =  i. 

amicu    —  ami .     dicis,    dicit  —  di.      dicitis  —  d'i  ie. 
Mais  *di(c)emus    — dye.     di(c)unt  —   dyu.     dico   — •   dyn 
c^;  amicu  —  ami    est  analogique. 

pica  — Pyß ^  pie  grieche;  le  mot  patois  est  devenu 
raasculin  par  l'intermede  de  l'idee  «oiseau»,  ou  simplement  parce 
qu'on  peut^  oublier  le  genre  d'un  mot  peu  usit6.  urti(c)as  — 
tiX^  (*«r/jf(r  —  iiryj  —  u-^e,  ry  se  simplifie  facilement  en  ;f,  ainsi 
circulu  a  donne  sciu  =  *s^tr/_u  ä  Montagny.  Ou  est-ce 
*urcla?     Le    bagnard  a  ttr/yd  =  urii(c}ä    (Rom.  VI  379).     mica 


LE  PATOIS  DE  DOMPIF.KRF.  435 

—   ml,  par  t'xeraple    \\i inii  la  mi'   dou  pä' .       l'".sl-c('   jiatois?     Nous 
avons  dcja  vu  via  —  zu,  cf.  aussi  mercantia?   —  martsädi  f.,  qui 
ne    peuvent    gucre    avoir  ete    empruntcs.     illa    amica   —   Ja  tm'a, 
forme  nouvelleraeiit  d'apros  le  masculin. 
iculu,  voyez  §  47. 

.^  49.  i  devant  1   persiste. 

filu  — /'/  aprile  —  az^rj' 

subtile  —  süli ,    adroit,    habile;    f.    aiialogiquo   sü/y^cT, 
c^onime  ardl  :  ardyä",  servl  :  servyä" . 

Co  developpoment  n'a  rien  d'extraordinaire.    Je  le  traite  sciiU'- 
nient  a  part  pour  rester  fidele  a  ma    Classification   generale. 

§  50.  i  <<  devant  Ics  nasales  =  e. 

i  ">  devant  les  nasales  ==  ä. 
«)   syllabe  ouverte. 
lima  —  levia  fine  — Je 

vinu  —  ve  clino  —  -^e  nu 

V  i  c  i  n  u  —  V3ze'  m  o  1  i  n  u   —  mulc 

poledrinu  —  piidr?' ,  poulain. 


-ina    *radicina  —  rä'd-ma  vicina  —  Vivzma 

Spina  —  e pma  *matutinatas  ^ —  matdüe,   noel. 

coquina  —  kü'zma  vermina  —  v^rnmta 

famina   — fam^na  farina  — fartia  {*/ii' nnti) 

*cohortina  —  ku  rt?na,  tas  de  furnier. 
Mevinat  —  de'vdue. 
Pour  l'accent  cf.  §  209. 
/9)  syllabe  ferm6e.  ; 

quindecim  —  l'/ddze. 
Mais     *cinque  —  d-e,  Inlluence  du  c?     Proclise? 
liniu  -  le'dzu  \   ^^,^j^^  ^^,,^i,^, 
simiu  —  sedzu) 
On  voit  que  i   devant  les  nasales  s'est  fondu   avec  e. 


6.   o. 

§51.  9<=ä''. 

a)  devant  une  dentale. 
*potet  —  /»ö* 
Mais     commodu    —    k{y)mu  du  {=*ko;mudu\    la    coni- 
raode  =  kmpdi  est  du  fran^ais). 

rota  —  ruva.  L'ensemble  des  patois  suisses  nous  in- 
dique  qu'apres  la  chute  du  t  roa  devint  nvä  dans  quelques  patois 
fribourgeois    et    vaudois    (r)(liii   Phon.  }9).      A    Donipicrre    ii  y  eul 

/eilsolir.  f.  nun.  l'liil.  XIV.  28 


436  L.  GAUCHAT, 

prol)al)lemcnt   le   dcveioppemiMit:   roa   —   ?U(i  —  rü<i    —    nui   (ainsi 
Avenches,  Miss})  —  rü  va. 

ß)  devant  iine  labiale. 

opera  —  a  ovra  proba  • —  praova. 

y)  devant  v. 
ovu  — ■  ä"  bove  —  bä° ^=  bceuf  011  taureäu. 

novu  —  nä"  nove  —  nä" 

n  o  V  a   —  nciovwa  die  j  o  v  i  s  —  dedzU  " 

*plovet  —  pjü° 
groseille  de  jove  —  grmC l a  de  dzä°,  myrtillc. 

§  52.     (S)  devant  r. 

cor  —  kä°. 
Si  9  a  subi  un  d6veloppement  analogue  ä  celui  de  ^,  nous 
devons  nous  atlendre  a  des  anomalies  dans  ce  chapitre.  En  eftet 
soror  — ■  sera  — *suera^,  ce  qui  correspond  tout  ;\ 
fait  a  petra  —  *piera.  C'est-a-dire  que  9  <<  s'est  fondu  avec  o 
devant  les  dentales,  les  labiales  et  v,  mais  est  reste  ouvert  devant  r. 
cor  cependant  parait  s'etre  ecarte  de  ce  traitement  (parce  qu'il  etait 
monosyllabe?).     Malheureuseraent  les  exeraples  n'abondent  pas. 

*morit  —  nnvaere,  peut-^tre  *muere  a-t-il  developpe 
son  ('  comme  un  e  primitif,  tombant  ainsi  dans  l'analogie  de  pa- 
reto  —  para"  (voir  *sequere  §  31). 

foris  —  fm  a  cause  de  la  proclise,  cf.  Ic  fran^ais  hors. 


§  53.  9  entrave  persiste. 

tortu  —  td  porcu  —  pd 

*corna  —  kör  na  *scortea  —  ekosa 

forte  —  j^  \  j-^     1  .       -       -4 

:.c     ^  jr  'j  assez  rare,  on  dit  plus  souvent :  yo,  yo  ia 

*forta  — Joria^   )  '  , 

*corticat  —  körlse  *t6rquere  —  iodr? 

torquet  —  /ö  *cordere  —  ko  drd,  accorder. 

dormit  —  da  fenu  rechordu^ — r{/)ko  ,  regain. 

f9rma? — forma  *torca  —  ioris?,   torche. 

sorta  —  sörta. 
Sorte  —  so  est  un  mot  emprunte,  comiue  le  prouvent 
les  patois  qui  ont  dans  cette  position  regulicrement  une  diph- 
tongue.  Dejä  pour  t?  r  -f  cons.  j'avais  emis  cette  opinion  que  je 
supposais  des  formes  anterieures  avec  une  diphtongue,  qui,  par 
la  suite,  se  serait  de  nouveau  r^duite  au  son  primitif.  Ici  je  sup- 
pose  le  meine  fait.  11  n'y  a  pas  seulement  la  forme  sd^rla  := 
*suoria  qui    m'y    autorise,  mais  aussi    les  patois  voisins,  a  Test,  qui 


1  *stioro  a  pris  la  terniinaison  -a,  tout  comme  l'italien  sitora  (cf.  stra- 
niera  etc.). 

-  foenum  rechordum  ^=  fieno  dt  secondo  tas^Uo.  Arch.  glott. 
111  13.34. 


LE  PATOIS   DE  DOMI'IKRKE.  437 

out  ici  conservc  {larloul  rancicnuu'  diphtoiigiu'.  Une  lugt-rc  clc- 
vatioii  de  sol  scparc  ces  patois  (Montagny,  Leclielk^s)  de  la  plaine 
de  la  Broye.  Ces  patois,  parles  a  uiie  Heue  de  Donipierre,  s'ap- 
pellenl  dcjä  quoiulso  et  rentrent  donc  dans  la  subdivisioii  II  de  M. 
llaefelin.      Nous  y  rencontrons  les  formes  : 

INIontagny:    itva    {wä  =^*j{o),    hvä  r/ia ,  ekwä  sa ,   hvadrd,    twä 
(torquet),    dwa  ■,  kwarda    (chorda),  mivä    (morte),  sivarta. 

Lechelles:  kwarna,  ekwasa  etc.  mais  /zco"  (tortu,  torquet), 
oü  la  diphtongue  est  finale.  Dans  les  deux  patois  porcu  fait 
pzvf. 

(irolley,  situe  un  peu  plus  a  Test,  a  les  meraes  formes  que  Le- 
chelles [aussi  kua    (tortu)]. 

forma  n'a  pas  de  diphtongue,  ni  a  Montagny  ni  a 
Lechelles.  En  ancien  francais  ce  mot  rimait  en  o  (cf.  Bartsch  et 
Horning  Chrest.  §66). 

A  St-Aubin  (ouest)  la  diphtongue  a  pareillement  disparu, 
mais  nous  y  trouvons  les  formes  remarquables :  hTma,  eko7;sa,  tödry, 
dqrmu  (je  dors),  sprta,  7110  (morte).  A  Dompierre  on  entend  aussi 
de  temps  en  temps  o  dans  cette  position.  On  dit  souvent:  la  pörla 
pour  «on  a  heurte».  Cet  0  etait  peut-etre  aussi  ici  l'ancienne  phase 
des  mots  avec  9  entrave  devant  r,  apres  la  reduction  de  la  diph- 
tongue. Or,  ce  n'est  pas  le  son  ;-  qui  a  change  0  en  o,  mais  c'est 
peut-etre  Tinfluence  de  l'ancienne  demi-voyelle  iv. 


§  54.  9  >  devant  s  =  u. 

Comme  §  >  devant  s,  il   a  subi  un  developpement  anomal, 
fossa    —  fu  sa  composita    —    k^pi/iha,    chou- 

costa  —  kii  iha  nostru  —   iiu  ru  [croute. 

ossu  —  ü  vostru  —  Vit  rU 

posta  —  pü  sta  propositu  —  propu 

Le  mot  rosa  fait  ici  ruza.  Les  langues  romanes  ont  gen6- 
ralement  traite  ce  mot  comme  rosa.  Cependant  ici  rosa  aurait 
donn6  plutöt:  ra'oza,  comme  sposa  —  epa  oza.  Aurait-il  garde 
ici  son  9  ouvert?  Alors  il  prouverait  que  9  libre  devant  s  se 
change  aussi  en  //.  Pour  (^  devant  s  le  mot  es  —  i  presenterait 
un  developpement  analogue. 

Fait  isolc. 

grossu  —  grö  cx  ossu  —  ü.  Le  feminin  grpsa  ne 
vient  pas  non  plus  directement  de  grossa.  La  meme  singularite 
se  rencontre  dans  tous  les  patois  vaudois  (Odin  Phon.  51).  La 
prononciation  fran^aise  actuelle  nous  fournit  peut-etre  la  def 
de  ce  Probleme.  On  dit  aussi  differemment  os  et  grp,  c'est-a-dire 
que  grp  a  perdu  son  s  finale  plus  tot  que  ns  (au  sing.).  Le  meme 
fait  se  sera  produit  en  patois.  \'o  de  grossu  ne  se  trouvant  plus 
devant    .v,    lors(|ue    cette    consoime    produisit    le    chaugemenl  de  9 

2«* 


438  L.  GAUCHAT, 

en  //,  resta  iiUaclJ      Lc   feminin   est  forme  soiis  induenre  d( 
logie  (voir  jj  168). 


§  55-  9  +  c,  g  =  we. 

II  n'y  a  que  peu  d'exemples  qui  coniirment  cette  regle, 
qua  je  crois  neanmoins  devoir  formuler  ainsi,  partant  d'un  point 
de  vue  qui  erabrasse  le  developpement  de  ce  patois  en  general 
et  l'enserable  de  ces  dialectes.  Comme  e,  9  s'est  diphtongue  de- 
vant  yod. 

coquere  —  kwfiJ.      Ici    il    y    a   we    avec    e 
coquitis  —  kiv^de  ferme ,    parce    que  la 

CO  qui  t  —  kivc  diphtongue  s'y  trouve 

coctu  —  kwl  depuis   longtemps    en 

cocta  —  kw^td  syllabe  ouverte.    Dans 

les  autres  exemples  nous  trouvons  w(^  (zve),  parce  que  recemment  il 
y  avait  encore  une  consonne  finale,  ou  par  raison   d'analogie. 

octo  —  z'wf,  en  pause  ViVffp,  le  v  s'est  ajoute  a  ce 
mot  d'apres  le  meme  principe  qui  fait  souvent  dire  vow,  voiiak, 
vouais,  etc. 

Ce  7üe  etait  autrefois  une  triphtongue: 

f^-^-y  =  lei  —  je  —  vi  —  /. 
9+y  =  uet  —  we  —  ('. 
L'ancienne  phase  se  rencontre  encore  dans  le  mot  apud  hoc 
—  avwei,  qui  s'est  developpe  en  proclise.  Dans  cette  position  ivei 
n'est  pas  devenu  "auf.  Si  maintenant  ce  mot  vient  a  se  trouver 
sous  un  accent  prononc6 ,  on  dira  aviva'^,  par  exemple :  ve'd'n 
az;7£'ö'*  =  viens-tu  avec  (seil.  nous).  C'est  le  resultat  de  l'analogie: 
m^i  :  ;«ä*  =  inrwt^.i  :  avwä'^  {mei  voir  §  109).  La  forme  hvff^ 
appuie  aussi  l'opinion  que  la  tonique  contenait  anterieurement 
un  yod. 

Par  contre  nocte  -—  ne  nous  demontre  le  developpement  plus 
avance  de  {w)p.  Cette  reduction  de  jnve  a  ne  est  commune  a 
tous  les  patois  fribourgeois,  vaudois  et  valaisans  (de  meme  qu'a  St- 
Genis-les-Ollieres,  Revue  Cl.  II  44). 

oculos  —  zce   (lez    uc  a  ete    pris    pour    lc    zue    (com- 

bien  de  fois  n'entend-on  pas  dire,  par  exemple:  quatre  zyceX),  zu  est 

devenu    z    comme    s/j  —  ,v    dans  *suera  —  sera.     Le    son    CB    est 

probablement  du  a  \'s  finale  de  -clos;   Lcchelles,  Grolley  ont  z^ ."^ 

Tour  d'autres  exemples  cf.  le  §  suivant. 


*  Comparcz  Val  Soaiia  (Aich.  ^lo 1 1.  III  35):  i  e  j\i  aH'uscita  romanza 
soglion  rimanere  intatli :  nas,  tnejs,  ors,  g'rass,  oss,  ross,  toss.  Mais  il  y  a : 
gro  f.  ^rfossa,  de  meme:  pa  (negation)  '-J^ pas  (le  pas).  Ce  sont  lä  des  effets 
de  la  frequence  des  mots. 

-  La  forme  du  pluriel  a  triomphe  de  celle  du  singulier;  on  dit  o  z(£. 
(''est  un  ph^nomfene  fr^quent  dans  les  parlers  creoles,  cf.  /?sz>' =  l'rril,  zozemi 
=  l'oiseau,  zanimaux  =  l'animal  (ile  Maurice). 


LE  PATOIS  PK  nOMI'IKKKK.  .|39 

(■i)  locat    —    /uvt:    (inf.    /qvi').  Incii:       -     /i}{i)-\r ,    daiis 

Celle  Position  l'acccnt  semble  s'rtre  rctiro  sur  1'/^  jocal  —  dzifvc 
est  plutot  forme  d'apres  riiifinitif  dzüvl' .  co(iiio  —  hveyu  esl 
analogique. 

•f)  Entiii  noLre  patois  olTre  un  second  developpemeiil  de  o-f-'-'» 
g,  qui  parait  tout  anomal. 

f  o  c  u  —  fü  c  o  X  a  —  kü  s3 

locii    — yü  *vocitii  — vü  d  II,  vide. 

j  o  c  u  —  dzü  *v  o  c  i  t  a  —  vü  d  a 

cogitat   —  kil  dve,  il  essaye. 

Comparez  le  §  suivant,  on  il  y  a  doleo  —  dvif.  II  se  pour- 
rait  que  j'«  tut  ancienneraent  plus  generali  i//"  dzu  ^*Iyü  *dzrü'^ 
kus9  =  *coissel,  cf.  pi'il{e)dra  —  *poi{l)dra  —  püdral  §  68.  Ces 
mots,  qui  ont  presque  partout  des  apparences  irreguliere.s,  deman- 
dent  a  etre  etudies  chacun  pour  soi  et  dans  un  ensemble  plus  complel 
cjuc  ne  le  comportent  mes  materiaux.  Je  note  ici  quelques  divergences 
des  patois  voisins.  Avenches:  im  du,  käs,  kwaer?  (co quere). 
Domdidier:  avu    (apud  hoc).     Missy:  kü'sa,  znvl'du. 


%  56.    9  sous  l'influence  d'un  yod  suivant  =  we. 

a)         hodie  —  V7V^  coriu  —  kivf 

vha.    urguoli   —  orgiv^'^. 

oleu  —  elu  [hl  iiclu  —  Iw^  ehe  —  hi  ehi  —  fehc 
cf.  §  18). 

ß)     *inodiat  —  eniiye,     *podiat  —  pure,  il   monte.     puc-ye 

—  P'''{^)y^^  tout  comme  er  am  —  ie-ro  —  i(e)ni.  cf.  propriu  — 
püpru,  adpropiat  —  aprü'tse,  *repr Opiat.-'  —  rdpru  dze  (ou 
*reprobicat?).     akrü'ise  de  akrotsi ,  accrocher. 

y)         *pocsum    —  pu    (plutot    que    de    *poteo,    cf.    hodie 

—  vw^). 

poste(a)   —  pii  (==  *pois i).     *voleo   —  vu   i==*voil}) 
doleo  —  dyu,  deuil. 

Mais  folia  — f'iy^  _    \   /'>    iC»    dcveloppes    pour    eux, 

horologiu  — r9lodzu\   n'ont  pas  inlluence  la  voyelle. 


§  57-  *?  <  devant  1  =  äo. 

9  >  de  van  t  1  =  u  (0  +  '  'male). 

d)  syllabe  ouverte. 

mola  —  mao/a  molit  —  ma" 

colat  —  kä'ote  *rubeola  —  rodzaola 

*volet  —  vä^  *variola   —  7)rä  o/a 

Mais  schola  —  cku  la  (rai-savant?)        ?ola?  —  fäßyu  hi,  ha- 
ricot. 


440  L.  GAUCHAT, 

-olus.     liliülu  — pyii^ •     scuriolu      -   tl-/j'iiii .        linlcolu 
—  lä-^ü  ,  drap  de   lit,   linceul.     saltariolu?  —  souterü  ,  sauterelle. 
avioli  —  lez  ayü .      (filiol(u)   —    filiii    —   pvü). 
ß)  syllabe  fermee. 
*colpu  —  h7  involtu  —  <~m' 

*volta  —  vii'ia  (patois?)  involvitis   —   evtl' dt; 

involvit  —   ez'ie  involvere    —     evu  dr?,     tordre, 

par  exemple  une  corde,  peut  etre  forme  d'apres  las  autres  formes. 

CO  IIa  —  kfi la 
_De    merae     avec    ol    final:      collu    —    kii,      folle     —  fii, 
f,  kü  ra,  dont  j'ignore  l'origine. 
Anomalies: 

molare   —  ma  odrd 

coryla colyra  —  kä'odra,  noisetier. 

*pollicu  —  paodzii. 
Ces    raots    etant    devenus    moüdre ,    koudra ,  poudzii    ont-ils    fait 
chemin  avec  poti  de  *potat  an  developpant  ou  —  a  o'i 

solidat    —    Sil  de ,    deriva     de     l'inf.   süda  =   souder, 
adapter.      De    mema  coUocat  —  kiflse  de  kütsl' . 


§  58.    9  davant  les  nasales  =  ö. 
a)  syllabe  ouverte. 

bonu  —  bö^  sonat  —  sd'ne 

sonu  —  so  tonet  —  io'ne 

coma  —  kpma,  criniere.     Y  a-t-il    eu    *kd»ia'^     Je    ne 
saurais  le  decider.     bona  —  büna  a  tres    probablement  passe  par 
la  nasalisation :  bona  —  bouna  —  bü'na.     L'«    parait  etre  la  cause 
pour  laquelle  la  nasalisation  a  disparu. 
(3)  syllabe  fermea. 

ponta  —  pü  conflat  —  ^^^o  ye 

*comitu  —  ko  tu 
mn  est  devanu  ici  ««  (§  159);   devant  ce  groiipe  la  nasalisation 
n'a  peut-etra  pas  eu   Heu. 

domina  —  doTia,  mere,  mot  vieilli  (voir  i^  i). 
somnu  —  sonu 
Mais:  homine  —  omu.  On  peut  se  damander  si  ce  n'est 
pas  plutot  le  nominatif.  Mais  homo  aurait  perdu  son  o  atone  et 
serait  devenu  d  =  fr.  on.  Nous  avons  en  efifet  aussi  0  —  on  fran(;ais. 
D'autra  part  homine  devait  donner  *onu  (cf.  comite  —  ko  lu 
et  le  §  159,4).  J'incline  neanmoins  a  considerer  la  forme  omu 
comrae  forme  regime.  L'ancien  bressan  presente  les  formes  homen 
—  homine    (de  mema  termen  —  termine),    homens  —  homines 


'   en   liaison  bor]  et  bun.     cf.  aussi  b3iiozi ,  epervier. 


l.E  PATOIS  DE  nOMI'IEKKE.  44  I 

(Revue  C\.  I  25).  .M.  Philipon  sc  deinande  s'il  y  a  cii  cleplacemeiU 
d'accent.  Je  ne  le  crois  pas ;  hominc  a  eu  sa  syncope  rclativc- 
ment  tard  (cf.  en  retoroman :  htimens);  ainsi  le  singuli\>r  a  jm  faire 
ici  homin(e)   —  öme(n)  —  ömu. 


§  59-  9  <   =  ä". 

«)  devant  une  voyelle. 

du  OS  —  *dous  —  (//7(s) 

duas      —      du  ve  {due  —  düe  —  dilve  cf.   rota   ,^51). 

tuo   —  iyo] ,    . 

vi      =  tuo,  siw,  tien,  sien.      ct.   J;  174. 
S  U  O    so     )  „    '      „    >  >  .-5      /  -t 

tua  —  *tuva  —  t'fjK''-'^^   I   »^'^  erapruiUant  la  consonance 
sua  —  *süva  ■ —  süva    \   initiale  du  masculin.i 

^)  devant  une  dentale. 

nepote  neva"  votu  —  vä" 

nodu  —  iiyü'^,    nj  probablement  du    verbe  nya  — ■-  no{(i)a?-e. 
pro  de  —  prä'*,  assez. 
excutere  —  ekaord,  battre  le  ble. 
subcutit  —  seka",  il  secoue. 
coda  —  kuva  [koa  —  küa  —  kiiva). 
-/)  devant  une  labiale, 
cubitu  —  kaodu  {cL^  12  n.)  lupa  —  /aova 

lupu   —   /ä"  cupru  —  kä  ovru 

inscopat  —  ekä'ove,  il  balaye. 
ubi  — ji),  developpement  atone,  comme  le  franyais  y/r, 
le  yod  s'explique  peut-ctre  par  deubi,  dy  —  y  dans  video?  —  vä'jti, 
nidiare?  —  nayi  (nicher),  radia  —  rä'y?.  Mais  il  vaut  peut-etre 
raieux  d'expliquer  par  la  combinaison  frequente  illac  ubi  =  lat  y 
p  =  lai-yT). 

d)  devant  v. 

*juvenu   —     dzuvmu,    le    v    semble    avoir    perturbe    le 
developpement    normal.       On    peut    aussi  ranger  ce  niot  sous  y. 

§  60.     fc)   devant  r. 

plorat  — p-^ä'ore  honore  —  anä" 

demorat  —  dema  ote   bibi(t)ore  —  bevyä" 
meliore  —   ineya" 
*granditore   —  ^f^^^X'"'"'  g''^"<-leur. 
sectore   —  s^üa",  faucheur. 
illoru  —  lä",  comme  en  it.  =  leur,  eux. 
valore  —  vaya",  le  y  vient   du    verbe  vaya"  qui  le  tire 
des  formes  vä'yä,  etc. 


'  Ou   f;iul-il   rclrouvt-r  «lans  ly,    's  dcb  tiaces  tri:nc  aiiciennc  Jijjhloiiyue? 


442  I..  GAUCHAT, 

liora  — ■   dovia,   la  frrciueiice  de.s  moLs  eii   -rvv/  a  amciic 

ce  v\   lüvra ,  Ja  cvra,  lä'evra,  etc.       cf.  aura  —  tc'vra,  vent(§  150). 

pastore  —  paiha",  pätre. 

flore    —    'j^^ä",    fleur,    aiissi  =  creme. 

amore  n'existe  pas  dans  ce  patois. 

-  (  oko'      )   Sans    dift'erence ,    l'orii^ine  de    ce 

tr.  encore  — >  ~;t       ,         ^       ^     ■  o»-i 

(  oko  ra  )   mot  est  obscure.     b  il   y  a  un  o 

latin,  il  faiit  supposer  un  developpement  proclitique, 

tr.  peur  —  piva  er?,  pavore  n'en  peut  etre  l'origim'. 
matura  est  devenu  ma(t)ura  —  mU  ora,  ainsi  *pavura  (it.  pauni) 
serait  devenu  *paora,  mais  de  lä  a  pwa  en  il  y  a  encore  un  pas. 
morit  —  nnüä  ere  est  une  forme  trop  cnigmatique  pour  servir  ici 
de  comparaison.  La  finale  d  de  pivü  er?  semble  bien  indiquer  qu'il  y 
avait  autrefois  un  yod  dans  la  syllabe  tonique.  Or,  pour  le  Val 
Soana  on  a  propose  l'etymologie  *pavoria  (Arch.  glott.  Ill  12). 
Je  ne  sais  comment  on  parvient  de  pavore  a  *pavoria,  mais  cette 
Etymologie  me  parait  mieux  convenir  que  *pavura,  cf.  puteu  — 
p7vci'^  et  memoria  —   meimva  er?  (Domdidier). 

chandeleur  —  tsäde/a  oza,  comme  d'un  adjectif  can- 
delosa  seil,  festa. . 

C)  de  van  t  s. 
*crosu   —   Xv'ä"  (subst.)  *corrosat  —  krdoze 

zelosu  - —  dzald°  f.  -d oza  gratiosu  —  graya° 

sposu  —  epd°  cos(u)it  —  X'«",    inf.  analogique 

ka.  odr?. 
nos,  vos  —   7io(z),  vofz),  formes  proclitiques. 
o  <_    et  9  <;   se  sont    donc  confondus    dans  ce    patois  devant 
Ics  dentales,    les  labiales  et  v. 


§  61.  o  entrave  persiste. 

a)  devant  une  dentale, 
gutta — gola  *totta  —    td'la 

*tottu  —  io(tJ  muttu  —  mit 

*gutturu  —  gi'tru,  goitre. 

{i)  devant  une  labiale. 

desubtus   —  dezo   l/   ka  odu  est  proclitique. 
copula  —  kobya  rubeu  —  rodzu 

duplu   —  drobyu    {dro  hyul). 
Le  groupe  pl    semble  ici  faire    entrave,    tandis  qu'il    n'en    fait 
point  pour  e   (cf.  fdebyu). 

•  pöpulu  —  pü  byu,  peuplier.     Je  n'ai  aucune  expiication 
a  donner.     Le  mot  pour  peuple  n'existe  pas. 

/)   devant  v. 

pluvia  —  pfodz?. 


LE  rAiois  ni'-.  no.MiMKKRi;.  443 

§  62.      d)   dcvanl   r. 
1 11  r  r  e  —  A/  *F  r  i  l )  u  r  g  u  —  _/>/  I/o 

diurnu  —  dso  Grandeco  horte  —  grnko 

ursii   —   ö  luridu  —  lordu 

*bursa  —  bosa  {rs  =  .v  cl.  ir.  </os,  it.  dosso,  ^  I4')' 
*gurge  —  go,  un  L'ndroit  profond  dans  la  riviere. 
*gurga  —  ggrdz.f  *curbu  —  korbu,  courbe. 

currere  —  kör»  forfices  —  efo'se,  ciseaux. 

l'urnu  —  fö 

surdu  —  snrdu  (  =*sjiordu),  il  y  a  ici  parallclisnio 
avec  o,  c'est-ä-dire  que  o  est  devenu  ouvert  devant  r  +  cons.  II  y 
a  donc  la  meme  remarque  a  faire,  .savoir :  que  la  diphtongue  de 
*snordu  etait  probablement  dans  le  temps  commune  a  tous  les 
cxemples.     Grolley  a  partout  lüa. 

cur  tu   —   kü  f.  kü'rta  est  franc^ais. 

CO  horte  —  kurj,  par  exemple  /a  kii  r?  d'ö  isad-i ,  est 
pareillemetit    omprunte,   cf.   Cjrandcourt  —  gra  ko. 

Cucurbita  — -  küdra,  influence  d'un  ancien  yod?  A 
Vionnaz  il  y  a  kyccrda  (3g),  cu(c)urbita  —  kyor(h)da  — '  kifdra'i 

%  63.     t)  devant  s. 
crusta  —  krod-a  cos  tat  —  ko&j 

musca  —   mo  ts?  pentecosta  —  pätckod-a 

musta.-*  —   nuj ta  (n'est  pas  de  ce  patois), 
Par  contre :         gustu   —  gü 
augustu  —  II 
b  u  s  c  u  —  bü,  bois,  foret. 
gü,  ü  peuvent    etre    franc^ais,    mais    non    le    troisierae.     II   faut 
donc  admettre  quelque  inlluence  de  l's;   dans    les   autres    exemi)les 
s  s'etait  elidee  ou  fondue   avec  le  t  avant  d'exercer   son   influence. 
tusse  n'existe    pas  dans  ce    patois.     II  n'y  a  que  l'inf. 
tussire  —  tiTsi.     Pour    le  substantif   on    dit    par  exemple:  y^    lä 
In  fra"  (le  froid).  (cognoscere)  —  /wn'^"^;-^  =  *cognescere. 

§  64.  o  +  c,  g  =  wae. 

ivae  parait  etre  un  d^velopperaent  plus  avance  de  ive, 
comme  sieis  —  se  —  .vä'',  cf.  Haef.  28:  cruce  —  crd  au  ler 
groupe,  crä  au  2«,  cre  et  crä  au  36.  Ces  </,  ä,  e,  <?■  (transcription 
Haef.)  correspondent  aux  developpements  respectifs  de  e.  Considdrant 
buxu  —  bivä'',  etc.  nous  pouvons  reconstruire  l'ancienne  pro- 
nonciation  de  ce  mot  =  krwe .  Dans  tous  les  cas  l'explication 
de  j\I.  Odin  est  fausse  (Phon.  56)1,  j)uisqu'elle  n'explique  pas  tous 
les  exemples. 

*buxida   —   bji'ä'eih 
buxu  —  bivii",  buis. 

'  M.  Odin  propose    un  dcplacemcnl    de  Taccent :    cruce  —  cruge  — 
crüe    --  crue  —  cruTii. 


444  '■•  GAUCHAT, 

ivä't'  s'esl  rcdiiit    ä  ä'e  apres  certains  groiij)es  de   consonnes: 
cruce  —  krä'  [=*krwae). 
tructa    —  irai9,  truite,  ici  il  n'est  raste  quo  !'<?,    mais 
Vy  annonce  l'existence    antdrieure  d'un    -t' =  *yod    dans    la    syllabe 
tonique.     Avenches,  Domdidier  ont:  tra  et3. 
cruciat  —  krä'eze  (inf.  kr^izi). 

voce  —  vivct ,  c'est  le  mot  fran^ais  qui  est  venu  rem- 
placer  le  mot  patois  *vwü^.  Cette  forme  existe  encore  ä  Bar- 
bereche. 

nuce  n'existe  pas  non  plus.  Le  Broyard  dit:  koisa  {= 
*kotsa'  =  *coccata,  contenu  des  coquilles  ?  qui  deriverait  du 
type  cocca). 

[En  Position    atone  oi  de  o-}-c  n'est  pas  devenu    triphtongue, 
mais    s'est   contracte  en  ii,  du  moins  si  l'exemple   suivant  est  con- 
cluant:  vocinare  —  vüz3nd,  hennir]. 
Exceptio  ns: 
ju(g)u  —  dzä° 

parochia?  —  pfrots?,  cf.  bucca  —  bois^,  *clocca  —  -j^o  tsj. 
soluculu  —  sela°  ]  -clu  est  ici  tomb6.'  Dans  circulu  — 
genuc.ulu  —   dzdtia°   \  s^rjii  il  a  6te  retenu  par  l'r. 

peduculu  —  pfu    {p)iou   —  piü  '^  selou  —  se/ä'"}). 
*ranucula  — -  rdtiö^d    | 

'■"buttucula  —   boiöysS  ol-ja  comme  f9lia  — f'Jj^- 
*aurucula  —  oröya     J 

a(c)ucula  —  a  olyj,  ^ao  lyi  —  a  oly?,  cf.  maüra  —  mä  ora 
de  raatura.     Le    d^placement    de    l'accent  a-t-il  eu    pour  suite  le 
maintien  de  VI  dans  le  groupe  /v? 
Comparez   le  §  suivant. 


^  65.     o  sous  l'influence  d'un  yod  suivant  =  wae. 

puteu  —  pwä^ 

*p  u  t  e  a  t  —  p7üaeze  (inf.  pcc^izi') 
■■■'pavoria?   —  pwa  erd,  peur. 
Dans  pluvia  —  ptyl' dzd  le  yod  n'a  pas  agi,  parcc  qu'il  s'clait 
fondu  avec  le  v. 

\  plövya  —  p-^ dz9 
pluvia—  I  pfj^^y^  _  piuie  (franvais). 

De  meme:  '''rubeu  —  rodzu,  diluviu  —  delü  dzu  (mi-savanl), 
sum-)-i  —  Sit  (süi  protonique  =^  sü,  comme  vocinare  —  vüzmä), 
bu(t)iru   —  bifru^. 

tr9Ja    —  truyd'^    {true-yj  =  trit(e)-yi^). 


•  Cf.  le  fran^ais  genau  vis-ä-vis  de  l'ancieii  fran^ais  genouil. 
'^  Plus   usite :  gt/ >ui  (qui  rappelle  le  grec   yovr'j). 


LK   I'AIOIS   DI-    iMiMl'IKKKI'.  445 

1^  66.     -oriu. 

*lavatoriu    —  lavva°        ■•rasatoriu  —  roza" 

*miratoriu   —  mnya^      *tiratoriu  —  t.'iä°  {ry  =  r) 

*muccatoriu  — -  motsa",  mouchoir. 

*excrematoriu  —  ekrdmya",  t^cumoire. 

'^colatoriu  —  koyä'°,  passoire. 

imbuccatoriu?  —  ebofa",  entonnoir. 
Aiicienneraent:    ''razvd'"  etc.     Cet  y  est-il   le   yod    posttonique 
latin  ?     Je  crois  plutöt  qua  c'est  un  reste  de  l'a  latin. 
lava(t)oriu  —  laveoriu  —  lavya'^. 

vj  67.  toti  —  tu  La  formation  est  probablement :  to(t)i  — 
/(«)/ — tl  (cf.  les  formes  vaudoises  Odin  Phon.  47)  On  ne  peut 
guere  supposer  *totti.  Quant  a  la  conservation  de  l'i  du  pluriel, 
qui  aurait  du  toraber  avant  que  l'influence  du. yod  (i)  posttonique 
sc  fit  sentir,  je  ne  puis  en  parier  ici.  (Cet  i  parait  s'etre'  conserve 
plus  longtemps  que  d'ordinaire  dans  la  position  predicative ,  dans 
laquelle  se  trouve    toujours   le  mot  loti). 


§  68.  o  -<  devant  1  =  ao. 

o  >•  devant  1  =  ü. 
d)  syllabe  ouverte. 

gula  —  gä'ola,  developpement  regulier,  comrae  ula. 
solu  n'existe  que  comme  diminutif:  so/e    f.  soleta. 
tegula  —  tfZi  la  [qL  medulla  —  77iyo  la\.     nebula  — 
nyola.      betula  —  byo  la,    bouleau.      t'o    =  yö.     La   diphtongaison 
n'a  pas  lieu. 


ß)  syllabe  fermee. 

pullu   —  pii  ,  coq.         *})ulvera  — püvra 
*s  u  1  p  u  r  u   —  sü  pru       p  ü  1  e  d  r  a  —  pii  dra,   pouliche  ^■ 
tonitr  u ! 

*pols  +  a — pü  ihi,  poussiere  (pu  Ivus  neutre,  (Iruiid- 
rifs  371);  s  apres  1  =.*l,  cf.  falsa  — /pi)-a.  ol  —  oil  —  ü{l), 
comme  ^1  —  ei7  —  /(/)? 

Par  contra  satullu  —  sir,  qui  signilie  ivre  et  rassasie,  tloit  rtre 
fran(;ais.     De  meme   bulgaru   —  bu gm. 
A  n  o  m  a  1  i  e  s. 

dulce  —  da"   f.  ddoUa  =  masc.  *dols-\-a. 
ulmu  —  ortiiti  (1  =  r). 

j5  6q.  o  dtvaiit  les  nasales  :^  ö. 

a)  syllabe  ouverte. 
pulraone   —  piivio  polione   -     pozd    1.,  poison. 


446  L.  GAUCHAl, 

ralione   —   rezo  *pKssarone  —  pascro  ,  \\\o\\m-a\\. 

sanctione  —  säjo  *rauItone  —   mülo 

pavouc  —  päd' . 

non  —  nct  est  un  cas  de  developpement  phoncticiuc 
isolc,  cf.  it.  esp.  no.  holl.  ncai  (prononce  ;/('  t^  stccn  =  stipi).  A 
Rorae  j'ai  entendu  souvent  s  seule  pour  raffirlnation  si  (cf.  Schu- 
chardt  Lautgesetze  27). 

p  o  m  a  —  poma  (=  *poma  ^) 

Corona  —  kuruna        !   ^,       -  t,  ^^ 

^  !-       -  *kuro)ia,  etc.       i  cur    l  accent 

persona  — p^.rsuna     (     r    . 

perdonat  —  pa  rdune]       •  ^  -   y* 
[])  syllabe  fermee. 
m  u  n  d  u  —  /;/  d  du  u  n  d  e  c  i  ni  —  (~  dze 

autumnu  —  onto  secundu   —  scko    (rai-savant). 

\   reyd  ,  rond. 
rotundu  —   I   ^,^,,^'    j    adj.  =  rassasie. 

/    subst.  =  le  bord  d'un  gateau. 
summa  —  so'ma  i^somal:') 


longe  — ye,  *luen  {en<^  =  e) 

u~-  pugnu  — pwä,  pourquoi? 

punctu  —  p7ve  (patois?) 

puncta  —  pwd  t3     j 

jüngere  —  dzd dr?  __        ,  -^  ~\     ^ 

■         .  .v^  *dziicndre  Un  ^  =  d)   etc. 

junctu  —  dza  (         " 

juncta  —  dzä'/y       | 
ungula  —  ojyy  (un-gla). 


7.    11. 

i-  70.  u  <  =  ü. 

a)  devant  une  voyelle. 

grua?  —  grifva,  grue. 

ß)  devant  une  dentale. 

nudu  —  nü"  nutrit  —  niTre,  aussi  nü  rc 

nuda  —  niTva  [nu'Ja)  mutu  —  mudu 

crudu  —  krü^  *villutu  —  ve  lü,  velours. 

cruda  —  krifva  *vidutu   — yif 

*judicu  —  dzudzu         ^^  *saputu  —  sit 

Mebutu   —   dyü     f.  dyü'm  •■•volutu  —  volit 

*tuto  —  l'/ü   ),,,,..    ^         ,  ^  ,        '.- 

*.    ,     ,    iy~  {   d  apres  Imf.  tia  ,  tuer.  tyy  peut  ctre  phonetiquc. 

rem u tat  —  reinive  de  l'inf.  7-9mwd ,  öter. 
habutu  —  ä"  =*a7(  \   avec  deplacement  de  l'ac- 

habuta  —  doviva  =^ '''anva]   cent.   Faut-il  supposer  *</« 
=  *ä'o  .•'     Je  ne  le  crois  pas. 


LE  PATOIS   DI'.  DÜMi'lKKKK.  447 

*venduta  —  vädyiT        baUula    —   halyä",  l'Ic. 
y)  devant  une  labiale, 
cupa  —  kifva 
■""'uberu  —  Urvru,  tctine  de   la  vachc  cf.  §  82. 

1:5  7  I .     (3)  d  e  V  a  n  t  r. 

securu  —  si'fr.i  \  Ces  formes  sont-elles  patoises?  a'«~;'.7 
puru  —  piFr?  1  sans  doute.  Ce  qu'il  y  a  de  cu- 
secura  —  sü  rd  rieux ,  c'est  que  l'r  finale  sc  soit 
duru  —  dif  conservee,  sauf  dans  r/«,  cf.  muru — 

dura  —  difra  )  mu  .  d  fonctionne  ici  comme  voyellc 
d'appui. 

jurat  —  dzü  rc  raciisura   —  mezura. 

Mais  induro  —  eduru,  je  supporte,  inf  ediira;  le  son  ü 
n'apparait  jamais  dans  ce  verbe,  tandis  que  nutrire  a  une  conju- 
gaison  presque  double,  c'est-ä-dire  que  toutes  les  formes  peuvent 
se  dire  avec  ti  ou  ü,  except6  Celles  qui  ont  un  /  tonique ,  ou  i! 
ne  peut  y  avoir  que  ü  ä  l'atone :  inf  tiüri  2.  p.  pl.  nürj'de.  Cf. 
15  88  J. 

i  neurat  —  ekii  rc ,  inf  ekura,  ecurer,  n'a  j'aniais  //. 
Cette  pcrsistance  de  l'ancien  u  est  un  fait  remarquable.  On  trouve 
quantite  d'exemples  pour  le  maintien  du  son  originaire  ä  l'atone 
(voir  §  go).  Ainsi  on  peut  voir  dans  ekure,  edu  7-e  des  formes 
analogiques  et  r6tablir  la  conjugaison :   ekura   c^    ekif  re. 

Soloduru  —  sald ovru,    *so]ouro  — *sol6u^ro   —  sala  0- 
vru,    Soleure.     maturu  —  771W  {*m(iür),  matura  —  md'ora;    cette 
foniie  rae  semble  remonter  plutöt  a  ^niaüra  qu'ä  *maüra,  ainsi  qu'a 
Vitnmaz    mordod   remonte    plutöt  a  morduflja  qu'a  mordii{t)a. 
cinctura  —  yß  Isi3,      tinctura  —  lä'tsr?, 
pastura  —  pa  0-ura,  fourrage, 
pasturat  —  pad-ure,  il   pait,  ont  rctire  l'accent. 

t)  devant  s.  '  • 

jus  —  dzif  desu(r)so  —  desiT. 

plus  —  pya  a  cause  de  la  proclise.  On  entend  sou- 
vent  aussi  p)[^,  souvent  meme  pce. 


§72.  u>  =  u(?). 

putidu  —  pu  purgo  —  pu  rdzu,  dius,%i  piT nhn 

putida  —  pü'ta  justu   —  dzitstu. 

nuptias  —  nzld^e;  Selon  l'ingenieuse  supposition  de  M. 

G.  Paris,  la  voyelle  tonique   de  ce  mot  se    serait    assirailee  a  celle 

de  nyvus  (Rom.  X  397). 

i^  73-  ,  1^  +  ^  =    '• 

Verruca  —  v^rüva  (verruta.-'). 
carruca  —  tsfri  (==  *ts('riii.>  ^). 


44^  L.  GAU  CHAT, 

.saml)ii(m  —  sä",  siireau,  a  [»crdu  suii  ni,  cf.  c^i.  sd/iiuo, 
\}TOV.  süi/r  et  anc.  (r.  seu,  d'oii  sac-r-eau  —  siiremi,  cf.  Rom.  VI  131. 
*sait  est  devenu   so".      fugio  —  fii'yn  (patois?). 


i^  74.  u  devant  1  =  ü. 

culu  —   ku  —  dos.        *pulica    —  pifdz:^ 
mula   — mula  nullu  —  )iu  l 

nul  la  —  ntT/a. 


%  75.  u  devant  une  nasale  =  o. 

u  s'est  donc  ici  confondu  avcc  o. 

die  lunse  —  delo  commune  —  hmo 

pruna  —  prö'tia  jejunu  - —  tku 

pluma  —  p-^o  ma  fumat  —  fo7ne 

ne(c)unu  —  7iyT> 
\  0  =  article. 
"'^"  (  J^'"*  ==  adj-  nuraeral,  ce  yod  s'cst  ajoute  d'abord 
dans  des  locutions  comme  *ed  ey  ü  =  j'en  ai  un,  etc.  et  surtout  dans 
la  combiiiaison  avec  d'autres  nombres.  viginti  et  unu  —  väijp 
(vSl  e  du,  7.'ät  e  irTf,  etc.).  triginta  et  unu  —  iräl-^o  •  centu 
et  unu  —  d-äyu  ,  etc. 

j    ona     =  article. 
una  y  yena  =  adj.  numeral,  e  a  cause  du  3'od. 

Quelques  mots  en  -una  ont  reperdu  leur  nasalite : 
fortuna  —  fdrttma. 
luna  —  lü'na  (aussi  /(/  lima) 
*communa    —    hmi'ma  avec  accent  variable. 
Nous    avons    donc:    b9na  (^;  persona    v    fortuna  =  hu  na, 
p^rsuna,    fortuna.     C'est  la  nasalisation  qui  a  produit  cette  coin- 


cidence. 


^inc[l]umine  —  eycenu,  enclume. 


8.    au. 

au  <  =  u. 
§  76.     a)  devant  une  dentale, 
gaudiu   — ■  dzü yu  *äudire  —  u  rs 

gabata  —  dzu  la  (*gauta).         claudit  —  iü 
claudere   —  X"''^'  enclore,  palissader. 
*gäudere  —  dzür3,  jouir,  par  exemple  d'une  possession. 
aut  ne  s'est  conserve  qu'ä  l'atone:  qu  be  =  ou  (bien). 
j3)  devant  une  labiale. 

*pauperu  — puru,  le  z»  a  et6  absorb6  par  Vu  prccedent. 
*]aubja  • — •  lüyp,  tribune  oii  Ton   chante,  ou  =  chaire. 


I.R  FATOIS   DK  DOMI'IKKKK.  44Q 

y)   <l(>vant   r. 

aiira  —  f/'vni,   veni,  7'  parasite  cf.   i^^  6o,  150. 
taura  —  /n'fa  dans  d'autres  villagcs,    ici  on  dit  nu' dz^ 
=  genisse,  mot  parent  de  l'esp.  ffiozc 

auru  —    d,  St-Aubin  = /*,  Montagny  =  z«;«,    Lechelles 
=  wo'.     C'est  donc  bien  patois.     11  faut  supposer  que  aur(ii)  soit 
devenu  or  (y^  aura  =  oura.     lu  ivo  —  lu"'n  —  Vo. 
ö)  devant  s. 
causa  —  isü'za  pausat  —  pu  ze 

Villa   Ropausu  —  välarpu    *ausat  — fi'ze  (Lechelles:  vuze). 


§  77-  au  >  =0. 

fabrica   —  fdrdzj. 


.^  78.  au  devant  c  =  u. 

raucu  —  rü  isu  pauco    — •  pü 

rauca   —    7u  ts3  *cavicat  —   Isu ye 

avica  —  uv3. 


^  7g.  au  devant  1  =  u. 

caule  —  tsii. 


§  80.  au   devant  une  nasale  =  o. 

a(v)unculu  —  ^X"- 


B.    Voyelles  atones. 

'■'  a  m  i  c  i    t  ä   t  i   b  u  s 


m 

CD 

c« 

c« 

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■v: 

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1.    Devant  la  syllabe  tonique, 
a)  Dans    la    syllabe    initiale. 
>5  81.     La  voyelle  de  la  syllabe  initiale  persiste. 
La  syncope   n'y   est  que   tres   rare,  par  exeinple :   (l(i)re(:tu 


450  L.  GAUCHAT, 

drrf,  (a)blatu  —  hva  (qui  s'explique  probablemenl  par  *ill'a- 
blata,  cf.  en  it.  lu  biada ,  en  anc.  fr.  blee),  (il)lu  —  lu,  exeinples 
comrauns  a  la  plupart  des  parlers  neo-latins. 

se(pti)mana  —  snä'na  {*s^f?i  —  *sm  —  sn).  Toutes  les 
voyelles  de  la  syllabe  initiale  se  r^duisent,  dans  certaines  conditions, 
au  son  ^.  Celui-ci  est  facilement  absorbe  par  le  voisinage  de 
consonnes  sonores.  Ainsi  veritate  —  Vc>r/ä'  —  vr/a,  conamodu 
—  kpmn  du  —  kmü  du,  etc. 

L'apherese  est  tres  frequente  dans  les  noms  propres.  C'est 
un  trait  bien  dialectal,  quoique  presque  tous  les  noms  propres 
soient  ici  enapruntes  au  franc^ais.     Voici  quelques  exemples : 

{I)zidör,  {Ale)sadr?,  [A)drie ,  [Clo)tid<->,  {Mar)grit9,  {]Mar)gotd 
=  Elisabeth,   {He)lfn,  {U7-)sitl,  etc. 

§  82.  De  l'adjonction  de  l'article  au  substantif  il  est  resultc 
quelques  quiproquos,  apparaissant  tantot  sous  la  forme  d'aphcrese, 
tantöt  sous  la  forme  d'epithese. 

A.  l'a  —  ?m  a  pl.  le  vu  e  (amica). 
Va  —  brdmRb   (all.  Habennehl). 

Pa  —  tseta  (*hapja-j-itta  =  hache). 
*/'ö  —  rslo  dzo,  a  present :  ///  r<)lo  dzu. 
■^/es  —  (es)htä^fe  (la  vaisselle)  est    devenu  '^•'lefsj  hUä  l  e, 
d'oü  la  lalala  (l'^cuelle). 

B.  /|^  ^rä(gradi)|  [/Vo-;v7'  sing.  =  l'escalier. 
Utmäve            Pluraliatantum  )^.,^,,,-,,,  sing.=  la  tenaille. 

^    j.  "  \    sont  devenus  1       .j.   '    .  , 

le  fo  se  I  V^Jo  -f^  smg.  =  les  ciseaux. 

071  ä  yä  ö  ayä  masc,  gland.  (cf.  la 

gyä  ci  Montjean,  Mayenne,  Revue  Gill.  I  173). 
rifvrii  —  lu  litvru  (über,  t^tine). 
l'ä'vive  —  lu  lä'vzve  (anguittu,  orvet), 
cf.  k\z  uc  §  55.     Vdivivs  §  18. 

§  83.  Dans  certains  mots  la  chute  d'une  consonne  mediale  a 
produit  une  fusion  de  l'initiale  avec  la  tonique;  par  exemple : 
ae(t)aticu  —  andzu  —  ü  dzu ,  ne(b)ula  —  nyola  (cf.  §  68),  bo- 
(t)ellu  —  btm,  vi(t)ellu   —   vii  ■ —  vi,  ne(c)unu   —  71yd,  etc 


1.   a. 

84.  a  persiste  ordinairement. 

tabanu  —  tava  *aciariu  —  ad-i 

rastellu  —  rad-i  bajulare  —  bayt 

advalle  —  avö  cantare  tsäta    (an  —  a). 

*dansiare  —  däd-i ,  etc. 
ma(n)ducare   —   7n:>dzi'     dema(n)ducarc  —  de7nadzi . 


IJ-:  PATOIS  DE  DOMMERRF..  45  I 

Gas  oü  a  est  remplace  par  d'autres  sons : 
a)  devant  une  nasale-|-voyelle  a  devient  souvent  ?. 
*ranucula  —  rsnpys        *ganilla  —  dz^ncey? 
*caminare   —  tsdmma  . 
Aiissi  devant  z:   racerau  —  r3ze . 

amare  —  äma  ,  nous  trouvons  souvent  ä  pour  ä  aux 
syllabes  protoniques.  Comme  cette  prononciation  n'est  pas  con- 
stante,  on  trouvera  aussi  une  notation  inconstante  dans  mes  ex- 
emples. 

/^)   ratione    —   rezo    (franyais?). 

laxare   —  lesi      \     probablement     d'aprcs    les     formes 
basiare  —  bezi    I    fortes. 
(ad)lactare  —   (a)kiti  adjutare  —  <^idyi 

*lactata  —  ^^^^yß"        satione  —  s?lzu 
*clariare  —  X?'^''        faciebam  — f^^f 
faciente   —  J^  zä. 
y)  *granariu  —  gurfta'^ 

*animalia-|-ariu  —  ^xmayl',  berger. 
*talpone  —  d(^xbo  ,  taupe. 

6)  al  >  =  ou. 

*salsitia   —  s6us9S3  {*sousasp). 
caldaria  —  tsouda  er? 
falcariu  —  foulst  ,  manche  de  la  faux. 
cai{i)dare  —  Isouda  ,  chauft'er. 
saltare   —  souta . 
Mais:  salvare  —  sova    est  refait  sur  les   formes  fortes. 
altiare  —  öd-i    sur  hö'. 
fallere  habebat  — fnd?r     |    ,,       ,     j, 
salire  habeo  —  .m^;/     ^     U  apres  *volere  habeo 
valere  habeo   —   vüd,i         |  ~  viidn -^ 
altariu   —  orta", 

i)  ca  <  =  tse. 

caballu     —  tsevo  capistru  —  isev^d-ru,  licol. 

Cet  e  devient  9  devant  les  nasales  et  parfois  devant  v. 

*caminu  —  Issnu         c(l)avicula  —  *is9vcey? 

*camisia  —  is^mi'z?     gabella?     -  dzsva'I'a,  fagot;  on 
payait  en   fagots  certaines    contributions  sous  l'ancien  regime. 
11  y  a  cependant  quelques  exceptions: 

calore   —   Isalä"         \   1   semble  d6truire  cette  inHuence 

calendas  —  tsaldde\  du  c;  cf.  les  mots  franvais: 
cheval  ex.  chaleur. 

ca  >  =  tsa. 
*cappella  —  Isapala      castellu  —  tsaü-i 
castrare  —  tsad-ra  castaiiea  —  /sdfhd'fiy.». 

/bitauhr.  f.  rom.  Pliil.  XIN'.  ig 


452  L.  GAUCHAT, 

car  >  —  tser. 
carricare  —  ts^rdzi  carboue  —  Is^rbo 

*carduone  —  ls<^rdo        *carra"ria  ==  ts^ra  ei\^ 
carruca  —  ts^ri  [=*/s^ri). 


2.    e. 

§  85.  a)  §  persiste  =  e. 

nepote  — -  neva"  crepare  —  krevü 

februariu  — ■  fevrä^  negare  — neviiüä  ,  etc. 

re  devient  toujours  ;v. 
On  fait  dans  ce  patois  un  emploi  tres  fr^quent  de  cette  particule 
pour  designer  l'action  r6p6tee.  Ainsi  ye  r?dekuhri  tue  tsfd-e  = 
j'ai  de  nouveau  d6chir6  mon  pantalon.  r?  =  de  nouveau  s'einploie 
mßme  isolement,  par  exemple :  hma  !  vo  sf  de  r3  ekd !  =  Comment ! 
vous  etes  de  nouveau  ici ! 

genuculu  —  dzdna". 

ß)  ^-j-nasale  >  ^  a. 

gentiana  —   dzäsäna  mentone  —   mätd' 

pentecosta  —  pätekod-a      tempesta  —  iäpid-a 

Cf.  se  adconventare  —  s'akoväla,  s'engager  chez  quelqu'un. 

y)  vestire   —  vl'd-~i   1 

venire   —  in'tti     \  d'apres  vl'd-ti,  vl'nyu,  11  nyu,   etc. 

*tenire  —  ti ni    \ 

prae(d)icare  —  pridzi' . 
d)  *sectore  —  s^üa°  *medietate  —  nieitt . 

Mais:  messione  —  meso  . 

f)  ?r  =  ar  est  assez  frequent. 

mercatu  —  martsi 
serrare  —  sära ,  mettre  de  cöte. 
merendare  —  mareda ,  souper. 
*seracula  —  saräys,  serrure. 
*sternuire   —  ed-arni ,  6ternuer. 
*ermosina  —  armona,  aussi  ^rmo  na. 
de  meme  gelare  —  dzäla    {a  =  ä). 


§  86.  3.    e  (i)  =  e. 

a)  sperare  —  esper a    (frani^ais  ?) 
villutu   —  ve'/ü  {=^*velir) 
descendere  —  desddrd  (de  toujours  =  de). 
pirariu  —  pera^      imagine  —  ema  dz? 
Mais:   zelosu  —  dzala  „,     *pigritiosu — pareza" 
*circare  —  Is^rtsi   [er  =  ^/'). 


LE  PATOIS  DE  DOMPIEKRE.  453 

ß)  e  <<  devant  une  nasale  ou  s  =  3. 

finestra  —  fmira       vin(d)emia  —  vdne' dz3 
*minare  —   inma         vicinu   —  vjze' . 

"f)   *adprovitiare  —  aprov^izl' ,  apprivoiser.' 
plicarc  —  pyj^ivi ,  d'apres   les  formes  fortes. 

6)  en  >  =-:  e. 

in-   toujours  =  ~e. 
vindicare  —   vedzt  . 
Mais:   limitariu   —  lädd^,  seuil. 

semitariu   —   sädd^,  sentier. 


§87.  4.    i  =  i. 

ö)  hibernu  — -  ivi 

r(u)inare  —  rind 

ß)  devant  /,  r,  j',  3  =  3. 

f  i  1  i  o  1  u  —  ßyi''  f i  1  a  r i  a  —  ßla  erd 

*miratoriu  —  nurya'^     limacea?   —  bma  S3 
*virare  —  V3ri'  visaticu  —  v?zd  dzii. 

7)  primariu  —  prwmt 

sibilare   —  sübya ,  d'apres  subye. 


.^  öö.  5.  O  =  o. 

«)  rosariu   —  rozd*  probare  —  prova 

roseUu  —  rozi  *volere   —  volu  ^ 

monisteriu  —  7tio{^i        oblitare  —  obyd 
*potere   —  povd\    une  possession,  un   droit. 
Gas  isoles: 

profundu   —  prt'vd  rutundu   —  )cyu' . 

ß)  devant  r,  f/i,  n  9  devient  facilement  u. 

cornicula  —  kurnobys  portu  Albani  —  purabä 

Corona  —  kii  ruTia  tonitru  —  tunaeru 

tonare  —  (und  moneta  —  mundya 

*formaticu   — friimddzu  {ya.2i\%  frotnd). 

7)  V'  =  ou. 

ra  o  1  i  n  a  r  i  u  —  mdnd ^  [=^  ^mound^) 

molare   habeo   —  moudj't  . 
iMais:         solidatu   —   südd,  soldat. 

*volere   habeo   —  vxxdri . 

6)  9  devient  ü  toutes  les  fois  que  la  syllabe  tonique  a  i. 
j  o  c  a  r  e  —  dzüvi  collocare   —  külsi 


'   Ou   Selon    M.  G.  Paii»    de    a  d  p  i  1  \  a  U  a  r  c  r 

29^ 


454  L-  GAUCHAT, 

dormire  —  drürni  *morire  —  muri 

dormite  —  drumide.  Toutes  les  autres 
formes  faibles  de  ce  verbe  ont  u,  par  exemple:  drttnwsd  (part.  pr.), 
drumd^  (part.  pass.)  etc. 

Quelques -uns  de  ces  cas  pourraient  peut-etre  s'expliquer 
autrement,  mais  la  regle  n'en  existe  pas  moins.  Ce  sont  lä  des 
exemples  frappants  de  ce  qu'on  a  appele  peu  heureusement  „Vokal- 
steigerung", c'est-a-dire  la  d6termination  du  developpement  d'une 
voyelle  par  la  nature  d'une  voyelle  suivante  (i,  u). 

g)  commeatu   kodzi  bonitate  - —  botä  . 

§  8g.  6.    o  (u)  =^  o. 

a)     subinde   —  s^vä  *florire  —  yori 

potione —  pozd  cubare  —  kovd 

plorare  —  pyj^i'd  mustarda  —  mod-ä  rda 

costare  —  kod-a  . 

ß)  devant  m  =  3. 

fr.  comment  —  hjnä 

*cuminitiare  —  kdme&t . 
De  raeme  scutella  —    hiala,  mot  tres  irregulier. 
Cas  isol6s:       *soluculu  —  s&ld" 

*cooperare  —  kr\\.vd ,  couvrir. 

,  y)  ol  =  ü. 

coltellu  —   küit  *multone  —  müio 

*pullicinu   —  püdze,  poussin. 
*cultrata  —  küirä' ,  coutre  de  la  charrue. 
*bullicare  —  büdzt 
*poledrinu  —  pildre ,  poulain. 
cf.  *ascultare  —  aki'itd 
Mais:    *tollone  —  iuld,  sorte  de  bidon  en   ferblanc. 

*ollitta  —  gule'ta,  jatte. 
6)  *vocinare?  —   vüzdna ,  hennir. 

k)  *cohortile  —  kürti ,  jardin.  \  voir    §  88  6    (coltellu, 

subtile  —  süii,  adroit,  fin.    )    buUicare  ci-dessus). 
cf.  *readcurtiare  —  raküsi  et  nutrire  au   §  suivant. 


§  90.  7.    u  =  u.' 

purgare  —  ptirdzi    (aussi  pürdzi') 

1  Gelte  r^gle  permet  de  considerer  le  mot  gatois  kru yu,  kruy3  = 
mauvais ,  mechant  comme  doublet  de  krü ,  krü'va  =  cru  de  crudus. 
crudus  ayant  au  figure  sa  place  devant  le  substantif,  la  phonetique  syn- 
taxique  a  par  exemple  pu  dövelopper :  d  kru  V  ä  bru  o'-  la  tse  krüva. 
M.  Ascoli  cite  aussi  un  double  developpement  de  crudus  dans  le  dialecte 
milanais:  crüd  (_^,  crüf  ==■  „diwe.  diverse  condizioni  morfologiche"  (Arcli.  glott. 
X  268  n.). 


LE  PAIOIS  DE  DOMPIERRE.  4.55 

purgata  —  ptirdza'  (raasc. /ürr/sl'). 
perusliilare   —   bwla  (remu(t)are  —  rdiniva  ,  öter). 

in  curare  —   ekura  ,  ecurer.  nutrisc  +  ante  —  nurdsd 

impf,  de  nutrire  —  mirsf.  Toutes  les  forraes  de  ce 
verbe  peuvent  avoir  //  ou  // ,  sauf  l'inf.  nnri  et  la  2me  personne 
du    pluriel   du   present    nxarxde. 

putrita  —  puryä^   (masc. /»üri',  iiif. /»ü; i') 

indurare  —  edura  ,  supporter. 

*se  musare  —  se  viuza  ,  il  n*y  a  dans  ce  village  que 
pcu  de  gens  qui  emploient  encore  ce  raot  presque  completement 
remplace  per  pensare. 

?     —  niu-jia    masc,  museliere. 

curiosu  - —   kiirya"  f.  kurya  oza 

*plumatu  —  pjiima  (par  exemple :  Ic  lo  pyiiina  =^  il 
est  tout  chauve). 

fumare  —  futna    cf.   pasturare  —  paihirü\,  paitre. 

adcostumare  —  akud-umd . 
Quelques  verbes  ont  ü. 

jurare  — •  dzih-a     ]    (Montagny,  Lechelles  ont.  dztird). 

ululare  —  ür/ä'     \   d'apres  les  formes  fortes. 

cf.  salutare   —   salüa    (fran(^ais?) 

exsugare   —  esnyV  ou  esvivl'. 

usare  —  mizä'  est  une  forme  interessante,      11  }   avait 
usare  —  *uzd .     Cet  inf.  a  produit    les  formes  fortes  analogiques: 
ä'ozu,    aoze,  etc.   (comme   rstnivä'  —  rdtraove   et   autres)  et  de  ces 
forraes  on  a  fait  l'inf.  analogique  otiza    (comme  m'oie  —  sou/ä').^ 
Cas  isole:  unione  —  inyd',  oignon. 

§  91.  8.  au  =  o. 

*aurucula  —  orpy?  *aucellu  —  ozt 

*audutu  —  ö'yü  *regaudire  —  radzoyi 

*rehaustare?  —  roQ^d  (ou   *reobstare?). 

Ano  ma  lies : 

*ausare  —  uza  i     ,       ,  _, 

*  „.;„^>  /      -/  1    de  uze,  tsuve  etc. 

*cavicare   ■ —   tsuyi    \  ' 

a(c)uleone  —  uro,  l'aiguillon  des  abeilles, 

mourd,  la  müre,  peut  deriver  de  *ma(t)urone  ou  d'un 
mot  simple  perdu  *mdora  =  *möra. 

autumnu  —  ou/d'  a  assez  curieusement  conservd  une 
phase  primitive. 

*raustire  —  rüdt,  ici  nous  retrouvons  l'action  regres- 
sive de  IV  lonique. 

b)  dans  la  contrepcn ultieme. 
^92.     Ici    ia    voyelle    tombe    reguiic'Tcment ,    ;\    moins    que    sa 
chute  ne  produise  une  forte  coraplication  de  consonnes,   comme  dans 
*cumini tiare,  oü   la  voyelle  s'est  conserv6e,  —  kymed-i. 

'   11  est  aussi   possiblc   que   nuzti    rcnionlc  ;\  ^ail  usare. 


456  L-  GAUCHAT, 

II  n'y  a  que  des  mots  cmanant  directement  d'une  forme  latiiie, 
non  secondde  d'un  mot  simple,  qui  rentrent  dans  cette  categorie. 
Car  le  sentiment  de  la  composition ,  sbit  latine,  soit  romane ,  a 
preserve  les  voyelles  en  question. 


c)   dans  la  contrefinale. 
§  93.     Ici     aussi    les    voyelles    sont    supprim6es    generalement, 
sauf  a,  du  moment    que    leur    chute    ne    produirait    pas  une    cora- 
plication   de    consonnes  non  toler6e  dans  ce  patois.     Ainsi 
*subftrire  —  süfrt  av/cellu  —  ozi 

lim/tariu   —  läd-a"  carr/care  —  ts^rdzi 

collöcare  =  kütsi  bajz/lare  — -bayf,  etc. 

Quelques  infinitifs  perdent  ainsi  leur  voyelle  radicale. 
adr(e)stare  —  ar&a    {yartd-e) 
cidr(i)pare  —  arva 

adseditare?  —  astä'   [yastlf,  asseoir). 
*adcrtptare   —  aista   {y'ais'i'tr)  a  suivi  leur  exemple.     Mais 
!a  plupart  de  ces  infinitifs  ont  ete  influences  par  les  formes  fortes: 
dev9za    parier,  devsnä'  deviner  etc. 

Le  sentiment  de  la  composition  agit  de  meme: 
*prehensionariu  —  prezwna'^ 
ceresea-j-ariu  —  s<^rdzi' 
Aussi  dans:  *candelosa  —   /sädo/ä'oza} 
a  dans  cctte  position  se  conserve  (>n  devenant  c. 
*adcapare  —  atsevä' 
*saltariolu?   —   souteru  ,   sauterelle. 
cantare  habeo  —  isatert ,  etc. 
*lavatoriu  —  *laveorni  —  lavya" 

pentecosta  —  päieko^a  est    un    exemple    pour  le  main- 
tien  d'une  autre  voyelle. 

R  e  m  a  r  q  u  e.  Ces  voyelles  ne  sont  pas  toutes  tombees  en 
meme  temps:  le  ts  dans  collocare  —  kütst  par  exemple  nous 
apprend  qu'ici  l'o  s'etait  perdu  de  bonne  heure,  tandis  que  dans 
carricare  —  Is^rdzi  la  voyelle  avait  persist6  jusqu'a  ce  que  c  fiU 
devenu  g.  En  gendral  l'affaiblissement  des  consonnes  mediales  est 
antericur  a  la  syncope. 

2.    Apres  la  syllabe  tonique. 
a)   dans  la  p6nultieme. 
J^  94.     Les  voyelles  de  la  penultieme  suivent  les  memes  regles 
que  Celles  de  la  contrepenultieme. 

op^^ra   —  ä'ov?-a  *lepöra  —  laevra 

paup^re  —  püru  stabz^lu  —  erä'byu 

man/ca  —  madz?  *ranuc«la  —  rmöys,  etc. 

Pour  cette  syncope  il  a  aussi  fallu  beaucoup  de  teraps.  Plu- 
sieurs    mots    sont    d<^ja    syncopes    en    latin    (poriclu,  domnu),    en 


LE  PATOIS  DE  DOMI'IEKKE.  457 

revanche  mainte  forme  italienne  ou  espagnole  a  conserv6  la  voyelle 
jusqu'a  nos  jours.  Le  frangais  n'a  plus  de  « parole  sdrucciole », 
mais  les  patois  an  fournissent  encore  quelques  exemples.  Ici  nous 
trouvons :  juvene  —  dzü'vmu,  il  parait  que  ce  patois  a  besoin 
d'une  voyelle  de  transmission  dans  le  groupe  vn.  Les  patois  des 
enviroiis  possedent  la  incme  forme.  Cirolley  cependant  a  dzü'tm. 
lacrima  —  Ic gr^ma  (voir  §  17). 

Puis  ii  y  a  toute  une  classe  de  mots  qui  sont  ici  proparoxytons 
de  recente  date ,  tels  que  les  mots  en  -ina  (voir  §  50)  et  -ura 
(§71)   et  d'autres  qui  ont  pareillement  subi  un  changement  d'accent. 

La  syncope  est  venue  se  croiser  avec  la  loi  de  la  cbute  des 
voyelles  finales.  Les  mots  qui  n'6taient  pas  encore  syncopes,  iorsque 
cette  derniere  loi  a  agi,  ont  gardc  la  voyelle  finale;  ainsi  comite 
=  *kd'te   —  ^öVz/ (^  monte  —  ?nd,  etc. 

D'autre  part,  la  syncope  s'est  rencontree  avec  la  loi  de  Tafiai- 
blissement  des  consonnes  mediales  („Lautabstufung"  cf.  Zeitschr. 
f.  rom.  Phil.  VIII  205  ss.).  Ainsi  comite,  quoique  syncop6  tard, 
a  pourtant  eu  sa  syncope  avant  la  „Lautabstufung"  (le  contraire  a 
eu  lieu  dans  l'espagnol  conde),  tandis  que  dans  -aticu  pai"  cxeraple 
raffaiblissement  est  plus  ancien   que  la  syncope. 

Dans  ce  patois,  l'affaiblissement  des  consonnes  mediales  a 
ordinairement  precede  la  syncope. 

-ce  (cf.  cependant  §  115).  pollice  —  pa'odzu,  pulice  — 
pifdzd,  judice  —  dzu'dzu,  salice  —  sfdz?,  rumices  —  ryd' dze, 
undecim  —  d'dze,  etc.  t/^pantice  —  pä'd-?. 

-ca,  cu.  -aticu  —  adzii,  medicu  —  w<7Vdz«,  pedica?  — 
pe'dz3  (§42),  manica  —  madzs,  die  domcnica  —  deme'dz9, 
vindicat  —  &^'dzf,  etc.  l/   pertica  —  pfrls^. 

-t,  p.  cubitu  —  kaodu,  tepidu —  iaedu,  vocita  —  viTda, 
Cucurbita  —  kifdra  ex.  comite  —  kd'iu,  *malenitida  — 
mpneta,   etc. 

Pour  homine  voir   J5  58. 

b)   dans   la   syllabe   finale. 

§  95-  I-    a. 

-a  =  -a. 
arma  —  d rrna  .    ?     —  Sifla,   chaise. 

avara  —  avdra  equa  —  (fga 

alta  —  hifta,  etc. 
-a    est    devenu  3  dans    tous    les    types    infectes    de    yod.     Ce 
changement  est  advenu  tres  tot.     nigra  —  nder^,  mais:  Stella  — 

A.    yod  existe  d6']k  en  latin. 
troja  —  /rü'vd  *captia  —  /su{h> 

*laubja  —   /w'v?,  tribune.  *rabia  —  rä'dz.> 


458 


L.  GAUCHA  f, 


-aria  —  äery  ou  z  ;v 
*pecia   —  pl'd-9 
bestia  —  biO-9 
*plattea  —  PX^^" 
*glacia  —  yf^^ 
gratia  —  grad-P 


cavea  —  dzeh 
invidia  —  evi'(b 
radia-  —  rays,  ligne. 
aranea  —  arä'nyd 
vinea  —  vceny^ 
castanea  — .  tsad-ä'tiy?. 


B.    yod  s'est  d6veloppe  en  roman. 

*acqua  —  t'vivp.  M.  Gillieron  s'etonne  que  aqua  ait 
-p,  mais  que  lingua  «absolument  dans  les  memes  circonstances » 
ait  donn6  -a  (Vionn.  41).  Cependant  les  circonstances  ne  sont  pas 
absolument  les  memes :  il  y  avait  autrefois  *aivua  et  *levua.  Ici 
de  meme  :  t'vw^  <^'.  lä  V7V&. 

plaga  —  PX^'y^  '^  fraga  — frä'ya.  J'ignore  pourquoi.i 
avica   —  ü'yp  aquila  — •  eyp  (^a'xgla) 

rigida  —  rä'edp  manica  —  mä'dzp 

virga  —  v^rdzp  vacca  —  valsp 

*salica  —  spdzp  *pantica  —  pä'd-p 

larga  —  lä'rdzp  ?     —  pä'tsp,  marche;  *pacta 

ne  satisfait  pas. 
*planca  —  pjä'tsp,  designe  seulement  une  planche  qu'on  jette 
sur  un  ruisseau  pour  le  traverser,  autrement  on  dit:  lä  (all.  Ladend) 
le  M'n«' =  contrevents.  *planica  —  pyä'tsp,  signifie  une  parcelle 
de  terrain  qu'on  laisse  entre  deux  champs  pour  y  tourner  la  charrue 
sans  empieter  sur  le  terrain  du  voisin. 


ata  (voir  §  2)  a  suivi  un  double  developpement: 

-  ^t^      *    '^ 

'^l'-/^   (    a-v-a  dans    les  participes    feminins    et  les  mots 

au  sens  collectif. 

Cette  Insertion  de  r  eut  lieu  assez  tot  pour  troubler  l'a  post- 

tonique.     *pippata  —  püpayp,  *vannata  —  vaiiä'yp,  cantata  — 

isätä'j'P,  etc. 


II  faut  enfin  noter  les  formes: 

cera  —  d-l'rp  jvis-ä-vis    de    cara  —  ist'ra,  on 

cathedra  —  dzeyi  rp   \    ne  peut  guere  adraettre    l'action 

du  yod    par  dessus  la  syllabe  tonique,  il  faut  donc  penser  que  ces 

mots   se    sont   assimiles    k    -aria  ^^  -irp  (cf.  Revue  Cl.  1  ig,   269). 

Pour  le  premier  on  pourrait  aussi  supposer  *ceria. 

Ca  double  developpement  de  l'a  final  suivant  qu'il  est  ou 
n'est  pas  preced6  du  son  palatal  est  un  trait  caracteristique  des 
dialectes  que  M.  Ascoli  a  reunis  dans  le  groupe  « franco-proven- 
val»  (Arch.  gl  Ott.  III  88). 


'  L'ctymoloijie   ^fragula  ne   nous  lircrnit  pas  ircnibarras ;    il    n'y  a  <iue 
•  {j  1  a  appuye   qui   tlonnc   -ya. 


LE  PATOIS  DE  DOMl'lKKKE.  45Q 

II  importe  de  faire  remarqucr  qu'on  ne  doit  pas  ici  partir  des 
sons  actuels,  coinme  le  fait  M.  Maefelin  (p.  35).  II  serait  faux  de 
dire  par  exemple  que  ?  se  trouve  apres  le  son  d-\  car  ce  n'est  pas 
du  tout  le  son  actuel  d-  qui  est  ddcisif,  mais  bien  l'existence  ou 
la  non-existence  d'un  yod  en  latin  ou  en  roman  (a  une  certaine 
epoque).  Ainsi :  all.  first  — frj'd-a,  faite,  pasta  —  pä'd-a,  all. 
schütz?  —  sö'\9-a,  abri,  composita  —  kopud-a,  choucroute,  ho- 
nesta —  onl'd-d,  etc.  sont  reguliers. 

A  une  certaine  epoque  cet  effet  du  yod  a  cesse,  voila  pour- 
quoi  nous  avons: 

feta  —  faya  creta  —  gt-fva 

moneta  —  nnmaya  *cleta   —  Xf^^'  ^'"^i*^- 

seta  —  sfya  all.  siiisse  tsäy  —  f.  isfya,  coriace. 

Cf.  mea  —  mä'y^,  oü  l'insertion   de  yod  est  plus  ancienne. 


•*c(l)avicula  —  tsoivn'?     *aurucula   —   oröya 

*sonacula  —  sdnä'y?,  sonnette. 
parce  que  ces  -cl-  s'6taient  mouill6s  tot;  mais 

buccu/a  —  boyip,  boucle  pour  boucler  une  ccinture. 

ci«^u/a  —   d-ä'ya 

copula   —  kobya,  couple  de  boeufs. 

tabula   —   trabya 

*sabula  —  säbya 

fabula  —  fabya,    parce    qu'ici    IV   ne    s'est    mouillce  que 
lorsque  l'action   du  yod  avait  d6jä  cess6. 

11  y  a  ensuite  une  autre  classe  de  mots  qui  ont  -^,  sans  que 
yod  y  soit  pour  rien.  Ce  sont  les  emprunts  de  r^cente  date. 
fr.  ardoise  —  ardwaz?,  bi^re  —  bye'ra,  arbalete  —  arbalef^^, 
all.  Habermehl  —  la  brdine  h,  all.  suisse :  ;fün3li  —  kü'ti^h, 
lapin,  etc. 

•5  q6.  La  terminaison  -a  des  imperatifs  de  la  I^re  conjugaison 
suit  la  meme  regle,  canta  —  tsdtia,  etc.  *marca  —  mä'rls?, 
bajula  —  bay9,  etc. 

Cet  imperatif  diffcre  de  Pindicatif  qui  fait  Isa'te,  martse,  baye. 
C'est  donc  bien  la  forme  de  l'imperatif  qui  entre  dans  les  mots 
composes,  tels  que 

*tutacane  —  tj^atse,  6corcheur,  (*tutat  —  ly[e) 
*crepacor  —  kraevaka'^,  creve-cceur. 
*excalciapedes  —  tsoud-^pt,  tire-bottes  {*/'f/sou  .  . ?) . 

>5  97.     -am   (coiij.)  a  6te  remplac6  par  o  analogiciue. 
cantabam   —  IsdUri'vu,  etc. 
carricabam  —  ts^rdzi'vu,  etc. 
debebarn,  etc.  presente  un  dcveloppemont  rnigmatii|ue,  tlunl 
je   r(']iarlcrai   dans  Ic  chapitre  des  flexions. 


460  L.  GAUCHAT. 

§  98.  -as  =  e. 

a)    cantas   —  /sä'/e  dubitas  —  d/t/t;,   etc. 

carricas  —   ts^ rdze  *circas  —   ts^rtse,   etc. 

cantabas  —  tsätave  carricabas  —  is^rdzive. 

ß)  Coronas  —  kürune  rosas  —  ruze 

tabulas  —  trabye,  etc. 
En  comparant  les  formes  italiennes  corotie,  rose,  tavole  on  serait 
teilte  de  voir  dans  cet  e   patois  la    continuation    de  la  terminaison 
du  nominatif  latin    re.     Mais 

1.  l's  de  as  parait  souvent  en  liaison.  La  liaison  est  bien 
originaire  dans  ces  patois,  puisque  par  exemple  dans  la  Gruyere 
on   lie  par  le  son  z   (Haefelin  76). 

2.  Les  mots  masculins  pluriels  derivent  sürement  de  -os. 
Ainsi  z(ff.    (oeil)    ne    s'explique  que  par    illos    oculos  (voir  §  55). 

3.  -i?  :^  -as  dans  tsäle  =  cantas. 

4.  aj  est  tombe  dans  die  lun^e  —   delo . 

En  outre  les  patois  lyonnais,  qui  ont  en  general  un  develop- 
pement  bien  analogue,  permettent  de  constater  ce  developpement 
au  moyen  d'anciens  documents,  qui,  malheureusement ,  fönt  ici 
absolument    defaut. 


§  99.  -at  =  e. 

et)   canial   —   tsate,   etc.     carricat  —   (sfrdze,  etc. 
cantabat  =  isätave    c  a  r  r  i  c  a  b  a  t  —  iserdzi  'ih\ 
ß)  subj.  legat     —  }'fze,  etc.     11  y  a    partout    ~e   au    sub- 
jonctif,  sauf  peut-etre    dans    la  locution:    d'uci    tsüza    h    vay?  (va- 
leat)  ^  une    chose    bien    faite.     hvay?   est    considere  comme  ad- 
jectif:    pl.  dp  isuze  hvä'ye.     Le  verbe  valere  a: 

valeat  —  h  vaye         valeant  —   h  vayä. 

%  100.  -ant  =  -ä. 

Cette  terminaison  ne  s'est  maintenue  qu'a  l'imparfait. 

cantabant   —   tsätavä 

er  ant  —   vl'rä,  etc. 
et  au   subjonctif,  oü  -unt  a  cependant  la  tendance  a  le  reraplacer. 

legant  —  y^zä  (yfzo). 


2.    e. 

§  loi.  -e  disparait  gcneralement. 

a)   pace  • —  pe  vcritate  —  vfajria 

f  a  s  c  e   —  fe  f  a  1  c  e  —  ß) 

morte  —  mö  pelle  —  pi,  etc. 

(pice  voir  §  42). 


I.K  TATOIS  DE  DOMPIKKKE.  46  I 

fi)  habere  —  civä'^  amare   —  äwd 

punire    —  püm  . 
y)  Timperalif  Isälä'de  est  a  identifier    avcc   l'indicatif,  doiic 
=  cantatis. 

11  y  a  cependaiit    une    grande    Serie    de    mots    oü    cet   e  n'est 
pas  tomb6,  attendu  qu'il  servait  de  voyclle  d'appui. 
Comme  teile  il  a  pris  un   triple  developpemeiit: 

JA.   e        fratre  —  frare 
-e  =    B.    u,   a    arbore  —  abru,   lepore  —  la'evra 
|c'.    3        vendere  —  v^dr^. 
Quelles  consonnes  demandent  une  voyelle  d'appui .-' 
Tout    groupe    de    deux    ou    trois    consonnes    laiin    ou    roman 
(forme  par  une  syncope),  excepte  : 

1.  les  consonnes  doubles :   tt,  cc,   11,  etc. 

2.  toute  combinaison  des  liquides  (I,  m,  n,  r)  avec  t  (d),  p  (l)), 
c(g),  s,  f(v).> 

A.     -e  ne  s'est  conserve  que   dans  tres  peu   de   inot.->.    Ce  sont 
fratre  —  frare 
patre  —  pare  (voir  55  i) 

presbyter  —  prl'd-e  \  sont  des  nominatiis  latins  qui 
magister  —  m^trc  \  ont  ete  conserves  par  leur  fre- 
quence  au  nominatif  et  au  vocatif  ^  norainatif.  Je  ne  suis  pas 
porte  ä  admettre  ici  une  influence  du  frangais,  comme  le  suppose 
M.  Haefelin  (75).  Un  mot  a  subi  l'analogie  de  frare,  pare,  c'est 
lare  =  latro.  Ce  norainatif  a  eu  probablement  le  meme  sort  que 
le  mot  italien   sarto,  par  exemple. 

cas  sujet:     sarto(r)  latro 

cas  regime:  sartore  latrone.  Comme  chacune  de 
ces  formes  presentait  des  apparences  de  nominatif^,  sartore,  latrone 
ont  bientöt  6te  employes  comme  cas  sujets  ind6pendants  de  sar- 
tofrj,  latro.     Ceux-ci  de   leur  cöte  torabaient  dans  l'analogie  de  la 

cas  sujet       | 
grande     sene     des     mots    en     -0  regime    \  ^"'"^'  ^'^'^'"'   ^^c.  et 

ont  aussi  6te  employes  pour  tous  les  cas.  L'une  ou  l'autre  forme 
a,  dans  la  suite,  remporte  la  victoire.  Ici  latro  a  vaincu.  Ressem- 
blant  a  frare,  pare  (anciennement:  fradre,  *padre,  ^ladro)  \\  en 
a  aussi  adopte  la  terrainaison. 

fr.  Jacques    —    dzaiye    est     une    formt;    difficile  a   ex- 
pliquer.     Cf.  §  12g. 

'  latrone  pouvait  passer  en  italien  pour  außmentatif,  dans  nolrc  |)aU)is 
pour  diminutif  cie  latro;  ainsi  les  difTerents  cas  auraicnl  Lyd  considcres  comme 
des  formations  de  mots  difTcrentes  et  on  y  aurail  vu  le  rapporl  qui  cxiste 
entre  aigle  :  aiglon,  chat  :  chaton  etc. 

*  J'ai  mis  d,  b,  g,  v  entre  parenth^ses,  parce  qu'ils  s'etaient  chang^s 
en  t,  p,  c,  f  flevenant  linals.  Ainsi  grande  devint  *(frnn/,  re  qui  est  prouv6 
par  le  fd-minin   analogique  tnatu. 


462  L.  CiAUCHAT, 

Puis  il  y  a 

ille  angue?  —  /ä'vive  =^  orvet.  Dans  les  autres  ex- 
cmples  l'e  s'est  aussi  maintenu  par  une  certaine  affinite  des  mots 
(ils  designent  tous  des  personnes).  Mais  ici?  Le  patois  a-t- 
il  craint  lavivul  (cf.  sangue  —  so).  C'est  plutöt  anguittu  avec 
accent  retire. 

-e  apparait  encore  dans  quelques  pronoms. :  olyi^e  (aliquid? 
cf.  §  12g),  tsä'lyf-  (quisque  deforme  sous  l'influence  de  *cascunus), 
kptye  (qualisquam),  et  dans  la  preposition   inter   —    e'tre. 

B,  Dans  tous  les  autres  exemples  (substantifs,  adjectifs)  la 
voyelle  d'appui  -e  a  ete  remplac6e  par  une  desinence  indiquant  le 
genre  du  raot,  u  aux  masculins,  a(d)  aux  feminins. 

flebile       —  faebyu         faebya 

paupere  —  pü'ru  pii'ra 

comite      —  ko'tu 

pipere       —  paevru 

judice       — •  dzifdzu 

p  u  1  i  c  e      —  pH  dz9 

lepore      —  lä'evra,  etc. 

(Aitte  aversion  pour  la  d6sinence  sans  genre  est  tres  vieille; 
judice  avec  -e  n'aurait  peut-etre  pas  donne  ici  dzifdzu  {c{,%  115), 
il  y  avait  donc  probablement  judicu  des  les  origines  de  ces 
patois.'  Nous  lisons  d6jä  dans  quelques  anciennes  chartes  lyon- 
naises  (XIII.  siecle)  les  formes :  chenava,  paro,  fraro  (Revue  Cl.  I 
I3)j  terra  ialliabld.,  semblabla,  seg/a  (secale)  (Revue  Cl.  I  iq),  fraro, 
Veindros  (Veneris)  dans  des  textes  lyonnais  du  XIV.  siecle  (Re- 
vue Cl.  II  203). 

C.  Enfin    -e  est  devenu  3  aux  infinitifs  de    la  32  conjugaison. 
Ainsi : 

bibere  —  bä'era  credere —  kraer) 

dicere  —  d(£r9  vendere  —  vä'dr? 

facere  —  /f^^  audire  —  ü'rs 

claudere  —  X^'^''  sentire  —  sä'irp,  etc. 

ordine  —  odr9,  raasc,  se  trouve  ici  tout  isol6,  c'est 
donc  un  emprunt. 

§  102.  cantem  —  tsdttu        \ 

-k         4.-        ~  j  ~4  -       \  ^  -o  analogique. 

■■^cantissem  — isate  sn   \  »^ 

§  103.      A   l'indicatif  -es,  -et  disparaissent. 

vales    ) 

valet    i   -  ^^^- 
subjonctif  -es,  -et: 

kd  i?  Isä'dze,  etc.  )    ces    e    sont-iLs    d'origine 
cf.  k?  l3  fä'se,  etc.     '    diflf^rente,     c  am  biet    i/; 

'  Cf.  R  o  in.  XIX  300. 


I.E  PATOIS  DE  DOMPIERRE.  463 

faciat?  En  des  questions  semblables  nous  eprouvons  vivement  le 
raanque  d'anciens  documents,  qui  seuls  pourraient  nous  renseigner. 

-es  dans  m  ort  es,  etc.  est  tombe. 

le  faebyu,  fli'ebye  remontent  a  "'"'f  1  e b i  1  o s ,  *f  1  e b i  1  a  s ,  011 
sont  analogiques. 


§  104.    -i  s'etait  peut-etre  deja  en   latin  vulgaire  fondii  avec  -e. 
undecim  —  odze  duodecim  —  dodze 

quatuordecim  —  katördze,  etc. 
turrira  —  io 

die  mercuri  —  denn  kr u  I 

die  veneris  -  dev~edru        ont    adopte    «,     la    voyelle 
die  sabati  -   desa'du        \    8^^"^'^^'«   <^^   ^^^tien. 
Mais:   die  mart(is)   —  dema       die  jovis  —  dedza" 

cantatis  —  isätade,  etc.     carricatis  —  ts^rdzide,  etc. 
venditis  —  v^de  bibitis   —  baede,  etc.  . 

Mais:  habetis  —     rf  *voletis  —  volä'^. 

Les  formes  les  plus  usitees  sont  Celles  qui  6chappent  le  plus 
ä  l'analogie.  Ainsi  habetis,  *voletis  se  sont  developpes  phon6- 
"tiquement,  mais  debetis  par  exemple  a  suivi  l'analogie  de  bi- 
bitis etc.  —  dä'ete  cf.   §  197. 

isätade  est  bien  un  developperaent  phon^tique,  u  ce  que 
je  crois,  mais  il  ne  se  serait  pas  d^veloppe  ainsi  sans  l'inÜuence 
analogique  des  2mes  personnes  fortcs:  vä'de,  etc.  Donc  sanitate 
—  säda  w.  amatis  —  ämade,  comme  en  italien  cillä  i^.  amate. 

4.    o  (u). 

§  105.     -o  tombe,  sauf  quand  il  sert  d'appui.     Alors  =  u. 
pratu  —  pra  cantatu  —  isäta 

b  e  1 1  u   —  bl,  etc. 
Mais: 

vitru    —   vaeru  ulrau   —  drmu 

cribru  —  kri'byu  '^vidvu  —  vefvu 

duplu  —  drubyii  vitiu   —  viii-u 

-  a  t  i  c  u  —  adzti. 
Je  dois  constater  ici  un  fait  assez  ri'marquai)le,  c'est  que 
quelques  adjectifs  ont  conserve  la  voyelle  atone  (ou  ajoute  nou- 
vellement)  la  oü  un  substantif  ne  l'aurait  pas  fait.  C'est  ;\  la  ter- 
minaison  si  prononcee  du  feminin  qu'il  faul  attrihuiT  la  raison  de 
ce    ph^nomene   (cf.  RomaniaXVl  283). 

surdu  —  so  rdii  commodu   —  hmü'du 

jus  tu  —  dzit  slu  mutu  mit' du 

*vocitu   —  tu  du  largu    —   lardzu 


464  L.  GAUCHAT, 

avaru  —  avaru  *curbu  —  korbu 

*veclu  —  vl'yu  (t^  *soluclu  —  sein''). 
raucu   —  rü'tsu  (cf.  pauco  —  pü\  etc. 

Parmi  les  substantifs  il  faut  remarquer  mundu  —  modu\y~> 
monte  —  vid.  Le  fran9ais  presente  la  meme  anomalie.  Est-ce 
pour  distinguer  raundu  et  monte  ou  est-ce  influence  savante? 

Cet  II  =  *6',  ce  qu'apprend  l'ensemble  des  patois  et  le  fait 
que  7c  se  trouve  aussi  lä  oü  le  latin  avait  -o ,  ainsi  cambio  — 
tsadzu.      Cf.    d'ailleurs:  '^Vorolodzo  —  */<?]   rdlodzo    —  lu  ralodzu. 


soranio  —  so'dzu,  je  reve ,  etc.  Cet  u  s'est  tres 
etendii ;  aiijourd'hui  il  se  trouve  ä  toutes  les  premieres  personnes 
de  l'indicatif  present,  excepte  sü  (sum),  e  (habeo),  />«"  ^*poc- 
sum),  vü  (*voleo),  se  (sapio),  ve  (*vadio),  (facio  — fezu  est 
analogique). 

-o  s  n'a  pas  laiss6  de  traces. 
corpus  —  kd  pratos  —  prä. 

-unt  =  ö. 
vendunt  —  vadd. 
Cet  0  a  supplante    -ent  et  -ant  (an  partie)   et  a  ainsi    envahi 
presque  toute  la  conjugaison. 


Remarque  generale. 

Qualit6  de  e  et  0. 

§  106.  J'ai  distingue  trois  modifications  pour  e  q.\.  0  (e  e  e,  p 
0  0).  c,  0  tiennent  le  milieu  entre  le  son  ouvert  et  le  son  ferme. 
11s  ont  un  son  aussi  indetermin6  que  Test  ma  definition  «tien- 
nent le  milieu»,  et  pour  cette  raison  il  est  bien  difficile  d'etre  con- 
sequent  dans  cette  notation.  Od  voudra  bien  m'excuser,  si  Ton 
trouve  des  contradictions  sur  ce  point  dans  ce  travail. 

Quant  ä  la  r6partition  de  ces  sons ,  on  peut  formuler  une 
regle  comme  il   suit : 

A.  (',  p  se  trouvent  dans  une  syllabe  actuellement  ouverte. 

B.  ^,  o  se  trouvent  dans  une  syllabe  actuellement  fermee. 

C.  e,  0  se  trouvent  de  pr6ference  aux  atones.  A  la  tonique 
ils  repr^sentent  une  phase  intermcdiaire :  ce  sont  des  f ,  0  qui  sont 
an  voie  de  devenir  fermes  ou  vice-versa. 

A.    vevu,  veuf  beze 

rese,  il  scie  ferB 

e  gru  so  la,  chaise 

IfT,  lac  isevü  ,  cheval,  etc. 


LE  PATOIS  DE  DOMPIEKKE. 


465 


B.  dzfrba 

vfrda 
verdzs 

C.  tse,  chair,  char 
fe,  fer 

fyl,  fier 
se,  See 


parfd-r? 
pörta 
dl)  rmu 
korda,  etc. 

kö,  Corps 
da,  dort 
?nö,  mort 
pö,  porc,  etc. 


Toutes  ces  voyelles  se  trouvaient  auparavant  en  syllabe  fermce ; 
la  syllabe  etant  devenue  ouverte  par  la  chute  des  consonnes  finales, 
ces  voyelles  sont  en  train   de  devenir  fermees. 

Le  contraire  a  Heu  dans :    sicca  —  stflsn  —  s?{s(yj  etc. 


Tableau  synoptique  des  phenomenes  principaux  concernant 

le  vocalisme. 


o 

3 

S 

c 
a 


Voyelles    du    latin 
(vulg.) 

a 

? 

e 

i 

9 

0 

u 

au 

■  en  <  d6v.  normal 

a 

äe 

äe 

i 

äo 

äo 

ü 

1 
u 

en  >  d6v.  normal 

a 

f 

? 

oe 

< 

0 

g 

ü 

g 

en  <<  apr^s  yod 

z" 

i 

i 

äo 

ao 

ü 

u 

en  >  devant  s 
j  combine  avec  c,  g 

a 

i 

? 

u 

ul 

ü 

u 

e 

i 

äe 

i 

we 
u 

wäe 
wäe 

? 

combin6  avec  yod 
j             suivant 

e 

i 

i 

u 

i  combin6  avecl  en> 

1 

0 

i 

? 

i 

ü 

ä 

u 

combine   avec    na- 
sale < 

combine   avec    na- 
sale >> 

ä 
ä 
a 

a 

e 

e 

ö 
d 
0 

d 
d 
0 

D 
u 

0 

1 

a 

a 

voyelle  de  l'initiale 
d6v.  normal 

t' 

e 

i 

Remarque:    Oü  j'ai  laissc  un  blanc,   l'exemple  manque. 

(A  buivre). 

L.  Gauchat. 


466  L.  GAUCHAT,    LE  PATOIS  DE  DOMPIERRE. 


Errata. 

Transcr.  ligne  24,  supprimer  §  88.  §  13,27  emädzi  .  §  17  n.  i,  2  la 
signification.  ,  §21,34  -glare,  de.  §23,14  pantalon.  §24,17  desadu;  18 
tsaba;  22  estT-,  2'^  p'^e  dr3\  2()  diaya;  yd  e^ra  dui.  \  'i,\,Tf>  sa  edrp;  34  iä« . 
§33}^' 33  bala.  §  4lrf,2  -verdza.  §46,9,21  *ryü'.  §48,8  *urt/'e  \  9  se^u 
=  se'ryu.     §  55,25   voir  §  163.     §  64,36  *a6/yp.     §  83,3  aadzu. 

Note  (ad  §  11).  Je  tiens  ä  signaler  encore  une  nouvelle  explication  des 
formes  inarchi^.,  etc.,  modifiant  un  peu  celle  qui  a  ele  donnee  par  M.  Philipon,  et 
qui  vient  d'etre  proposee  par  M.  P.  Meyer.  Plusieurs  auteurs  ont  note  qu'en 
proven9al  les  voyelles  toniques  sont  souvent  prolongees  par  une  continue  suivante 
(par  exemple  r,  s):  amä  participe  (^.  amä  infinitif  (Forez).  En  se  basant  sur 
ce  fait  M.  P.  Meyer  explique  le  passage  de  a  ä  ie ,  dans  le  domaine  dont  il 
s'agit,  par  les  deux  circonstances  de  la  mouillure  precedente  et  de  l'allonge- 
ment  de  la  voyelle.  La  mouillure  n'aurait  donc  pas  agi  sur  l'a  de  mer- 
catu,  pacatu,  etc.  qui  se  trouvait  devant  une  explosive  (5),  mais  bien  sur 
l'a  de  pacare,  etc.  qui  etait  prolonge  par  la  continue  r.  Je  ne  puis  me 
prononcer  ici   sur  cette  theorie. 


Der  provenzalische  Pseudo-Turpin. 

I.  Vorliegenden  Text  herauszugeben  veranlafsten  mich  das 
sprachliche  Interesse  desselben,  die  Erwägung  dafs  bei  der  nicht 
sehr  reichen  Überlieferung  provenzalischer  Schriftwerke  jeder  Zu- 
wachs zu  dem  bisher  Gedruckten  willkommen  sein  müfste  und 
schliefslich  der  Umstand ,  dafs  es  sich  hier  um  die  einzige  be- 
kannte provenzalische  Übersetzung  des  lateinischen  Pseudo-Turpin 
handelt.  Von  dieser  Übersetzung  sprach  zuerst  G.  Paris,  De  Pseudo- 
Turpino  S.  63  auf  eine  Mitteilung  von  P.  IMeyer  hin;  der  letztere 
gab  dann  weitere  Nachricht  in  den  „Archives  d.  miss.  scientif.  et 
litt6r."  2.  ser.  t.  111  (1866)  S.  261 — 2  und  im  Anhange  S.  310 — ii 
kurz  den  Anfang  und  das  Ende.  Eerner  erwähnt  sie  Bartsch  in 
seinem  Grundrisse  S.  64  und  endlich  Ward,  Catalogue  of  Ro- 
mances  I  592 — 4,  welcher  den  Inhalt  der  Hs.  mitteilt:  f.  i  —  6b, 
enthaltend  13  Wunder  der  hl.  Jungfrau  mit  einer  Abhandlung  über 
die  9  Töchter  des  Teufels  (ed.  Ulrich  in  Romania  VIII  12 — -2^), 
f.  öt> — 19b  den  vorliegenden  Pseudo-Turpin,  f  19t) — 29t)  die  Wunder 
Irlands,  provenzalischen  Übersetzung  eines  lateinischen  zwischen 
13 16    und    1334   verfafsten  Werkes  (uned.). 

Der  Text  des  lateinischen  Pseudo-Turpin,  der  uns  in  sehr 
vielen  Hss.  aufbewahrt  vorliegt,  ist  von  Reuber,  Veteres  Scriptores 
1584  herausgegeben  worden  (spätere  .ausgaben  von  16 19  und 
1726);  mit  diesem  ist  nach  Auracher  identisch  der  Text  bei  Scar- 
dius  und  ReifFenberg.  Weiterhin  von  Ciampi,  De  vila  Caroli  Magni, 
Florenz  1822  und  von  Castets,  Turpini  historia  Caroli  Magni,  Mont- 
pellier 1880  nach  7   zu  Montpellier  befindlichen  Hss. 

Von  den  gleichfalls  zahlreichen  altfranzösischen  Übersetzungen 
sind  meines  Wissens  aufser  der  editio  princeps  vom  Jahre  1527 
nur  folgende  publiziert  worden :  Der  Pseudo-Turpin  in  altfranz. 
Übersetzung  nach  dem  Cod.  Gall.  52  der  Münchener  Staatsbibliothek 
von  Auracher,  München  1876;  Der  sogenannte  poitevinische  Pseudo- 
Turpin  in  dieser  Zeitschr.  I  259  ff.  von  Auracher;  die  Texte  der 
Bibl.  nat.  no.  1850  und  no.  2137  in  „La  chronique  dite  de  Turpin" 
p.  p.  F.  Wulff,  Lund  1881  (Lunds  Universitets  Arsskrift  t.  16);  der 
Text  der  Arsenalhandschrift  BLF  283  in  Roman.  Forschungen  V 
137  ff.  von  .Auracher,  wenigstens  werden  daselbst  die  Varianten  zu 
der  Version  der  Müncliener  Hs.  gegeben. 

Zeitschr.  f.  roni.  Pliil.  XIV.  30 


468  O.  SCHULTZ, 

2.  Der  Verfasser  unserer  provenzalischen  Übersetzung  hat,  wie 
die  vielen  Latinismen  beweisen,  einen  lateinischen  Text  übertragen, 
aber  obgleich  er  sich  offenbar  recht  "enge  seiner  Vorlage  an- 
geschlossen hat,  ist  es  doch  so  lange  schwer  dieselbe  aufzufinden 
als  wir  keine  kritische  Ausgabe  des  lat.  Pseudo-Turpin  nach  allen 
Hss.  besitzen.  Von  den  Texten  bei  Ciampi,  Cästets  und  im  Lon- 
doner Harleian  Ms.  6358  f.  60 — 83,  welche  ich  eingehender  ver- 
glichen habe,  stimmt  keiner  genau  genug,  um  als  unmittelbare 
Quelle  gedient  haben  zu  können.  Bei  Ciampi  nämlich  fehlt  das 
ganze  Kapitel  über  die  7  Künste  und  die  Erzählung  von  dem 
Tode  Karls  bildet  das  Ende;  gleichfalls  entgegen  unserer  Version 
findet  sich  dort  der  Prolog.  Der  Text  bei  Castets  enhält  nicht 
die  Worte,  welche  in  Kap.  17  dem  Kampfe  zwischen  Roland  und 
Ferragut  vorausgehen,  und  die  das  Harleian  Ms.  6358  zeigt:  „et 
timebat  Karolus  valde  propter  Rotholandam  quare  adhuc  iuvenis 
erat"  etc.,  dafür  bietet  er  den  Prolog,  die  Anekdote  über  die  Ab- 
stammung der  Navarresen,  den  Brief  des  Innocenz,  welchem  Allen 
wieder  nichts  im  Provenzalischen  entspricht;  auch  fehlt  hier  die 
Stelle  über  Othgerius  (Kap.  11):  „de  hoc  canitur  in  cantilena  usque 
in  hodiernum  diem  quia  innumera  fecit  mirabilia".  —  Die  Ähn- 
lichkeit mit  dem  Harleian  Ms.  6358  ist  alk^rdings  etwas  gröfser, 
besonders  ist  zu  beachten,  wie  Ward  hervorgehoben  hat,  dafs  man 
den  gröfsten  Teil  des  eben  angeführten  Passus  dort  antrifltt ;  ob 
man  indessen  diese  Version ,  wie  Ward  will ,  zu  demselben  Typus 
rechnen  darf,  bleibt  zweifelhaft,  da,  ganz  abgesehen  vom  Prologe, 
die  Abweichungen  im  Einzelnen  nicht  unerheblich  sind,  z.  B.  steht 
dem  lat.  „felix  urbs  pinguissima  Blavii  que  tanto  hospite  apud  Bur- 
galem  decoratur,  cuius  corporali  solatio  letatur  eins  subsidiis  raunita" 
(Kap.  29)  nichts  im  provenzalischen  Texte  gegenüber  und  dem 
gleich  folgenden :  „felix  villa  macilenta  Beiini  quae  tantis  herodibus 
honoratur"  entspricht  nur  „la  vila  dicha  macilenta  que  fo  de  Belin". 
Umgekehrt  entspricht  dem  prov.  „Obellus  coms  de  la  ciotat  de 
Nantas  amb  j".  heronum,  Arnaut  de  Bellanda  amb.  ,n.  heronum 
(Kap.  1 1)  nichts  im  Lateinischen.  Hinter  „Urantia  que  dicitur" 
(Kap.  3)  fehlen  im  lat.  Texte  mehrere  Städtenamen ,  doch  ist  es 
wahrscheinlich,  dafs  hier  der  Schreiber  nur  2  Zeilen  der  Vorlage 
aus  Versehen  übersprungen  hat.  Auf  andere  Verschiedenheiten 
hat  Ward  (1.  c.)  selbst  hingewiesen.  —  Eine  Vergleichung  mit  dem 
Münchener  und  poitevinischen  Pseudo-Turpin  gewährt  keinen  Nutzen, 
da  die  letzteren  ganz  bedeutend  abweichen. 

Wenn  wir  demnach  für  unsere  Übersetzung  nicht  die  direkte 
Quelle  anzugeben  vermögen,  so  läfst  sich  doch  so  viel  mit  einiger 
Sicherheit  sagen,  dafs  die  letztere  mit  Harleian  Ms.  6358,  Addit. 
Ms.  195 13  (s.  Ward),  den  Texten  von  Reuber,  Ciampi,  Castets 
und  den  18  jüngeren  Pariser  Hss.  dem  sogenannten  offiziellen 
Turpin  (s.  Castets  S.  IX)  angehört,  weil  die  Übersetzung  das  auf 
die    Kirche    des    heil.  Dionysius    Bezügliche  (Kap.  31)    iu    überein- 


DER  PROV,  rSEUDO-TURPlN.  469 

Stimmender  Ausführlichkeit  gegenüber  der  ganz  kurzen  Fassung  der 
beiden  älteren   Pariser  Ilss.   berichtet. 

3.  Die  Handschrift  ist  mit  W'anl  in  das  Ende  des  14.  Jalirli. 
zu  setzen.  In  Kap.  5  heifst  es  bei  der  Aufzähhmg  der  von  Karl 
gegründeten  Kirchen :  „e  la  glieia  de  S,  jacrac^  que  es  ha  Paris 
antra  lo  fluvi  de  Secana  ho  Sayna  e  •  1  p  u  e  h  n  ü  s  t  r  e"  gegenüber 
dem  lat.  „montem  martyrum",  ein  Umstand,  der  den  Schlufs  zu- 
läfst ,  entweder  dafs  der  Schreiber  ein  Pariser  gewesen  ist ,  oder 
dafs  ein  in  Paris  angefertigter  lat.  Pseudo- Turpin,  der  dieselbe  Les- 
art zeigt,  als  Quelle  gedient  hat.  Die  S[)uren  des  .Schreibers  lassen 
sich  zunächst  an  groben  Flüchtigkeiten  (Discrepanz  zwischen  Artikel 
oder  Pronomen  und  folgendem  Substantiv)  erkennen ,  welche  man 
nicht  dem  Übersetzer  zutrauen  kaiui :  /os  sieu  comandamens  {Acc. 
Plur.)  (489,2),  los  iulgamen  (Acc.  Plur.)  {492,27),  lo  preslres  (Acc.  Plur.), 
(502,35),  la  venh-alhas  [^ob,l\),  toi  los  autr es  regnes  {h.cc.V\ur)  (515,17) 
s.  Meyer,  Daurel  et  Beton  S.  LVII.  Die  NominaKlexion'  ist  ferner 
dermafsen  inkonsequent ,  dafs  man ,  trotzdem  das  Kriterium  der 
Reime  fehlt,  wenigstens  einen  Teil  davon  auf  Rechnung  des  Schrei- 
bers setzen  raufs.  Stellen  wie  (juar  mamhs  jiiorlz  foro  ressucitat 
(496,16),  oder  qtie'l  tioslres  cors  (Nom.  Plur.)  (505,33),  //  princep  (491, 
2  i)  lassen  auf  eine  Vorlage  schliefsen,  in  welcher  die  Nominalflexion 
noch  strenger  beobachtet  wurde,  wie  ja  denn  auch  der  vorliegende 
Text  das  flexivische  ,,.f"  in  den  meisten  Fällen  zeigt  beim  Ad- 
jectivum,  dem  Part.  perf.  und  nicht  allzu  selten  beim  Sukstantivura 
z.  B.  US  Dieus  (494,29),  Esperitz  (494,32),  lo  filhs  (404,39),  Wir 
werden  daher  den  Übersetzer  und  sein  Werk  mindestens  in 
die  erste  Hälfte  des  14.  Jahrh.  hinaufrücken  müssen. 1  Derselbe 
ist,  wie  .schon  Ward  bemerkt  hat,  vermutlich  westHch  der  Rhone 
zu  Hause  gewesen,  da  er  von  dem  Leichname  des  Turpin  sagt 
(515,36):  „Costa  la  ciotat  outra  Roser  vas  Orien  el  fo  sebelitz";  dazu 
.stimmen  die  gewifs  nicht  vom  Schreiber  herrührenden  sprachlichen 
EigentümHchkeiten  des  Textes,  welche,  wie  wir  später  sehen  werden, 
auf  die  Rouergue  hinweisen. 

4.  Die  lateinischen  Kenntnisse  des  provenzalischen  Verfassers 
sind  keine  besonders  sicheren  gewesen:  er  hat  den  Text  an 
verschiedenen  Stellen  falsch  verstanden  (S.  484  A.  i;  485  A.  4 ; 
499  A.  2;  505  A.  8  ;  507  A.  2  ;  507  A.  8).  Im  übrigen  ist  sein 
Verhältnis  zur  Vorlage  ein  ganz  sklavisches,  so  dafs  der  Text  da- 
durch lautliche,  lexikologischc  und  syntaktische  Einwirkungen  er- 
fährt. Er  nimmt  lateinische  Wörter  herüber  und  läfst  ihnen,  be- 
.sondars  Eigennamen,    die  Deklinationsendungen :    subicta,  expediens, 

'  Donessas  (483,3)  und  fossa  (482,34)  jjcwährcn  keinen  icclilcn  Anlull 
(s.  Sancta  Agnes  ed.  Bartsch  S.  XVII),  da  die  Formen  auf  -</  im  Konj.  des 
Impf,  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrh.  und  früher  begegnen  s. 
z.  B.  Urkunde  von  1282  im  Cartulaire  de  Millau  ed.  Consians.  —  Zweimal 
findet  sich  evosi  (49r,22;  503,6)  für  evori;  nach  Meyer-Lübkc,  Gram.  d.  rom. 
Spr.  I  §  456  tritt  der  Wandel  von  s  zu  /•  und  umgekehrt  seit  dem  14.  Jahrh.  auf. 

30* 


470  O.  SCHULTZ, 

dexira,  Machabeo,  Babiloiiis  [amiral  Babilonis),  Basdorwn  {Ja  feri-a 
dels  Navarrencs  e  Basdoru/n),  heroinwi  (für  heroum)  u.  s.  \v. ;  dabei 
verfährt  er  zuweilen  recht  unachtsam,  wie  folgende  Stellen  beweisen: 
companh  de  Estulti;  cornte  ci7i7ioinanensi  et  de  blaviensi.  Neben  voll- 
ständigen Latinismen  (segtwn  que  Vombra  se  defer  [differt)  del  cors) 
trefifen  wir  provenzalische  Wörter  an,  welche  die  Bedeutung  von 
entsprechenden  oder  ähnlichen  lateinischen  erhalten  haben :  e  = 
auch  {lat.  ef)  in  e  nos  devem  morir  (484,32)  und  c  aquestz  hiiols  devo 
aguardar  (506,4);  doptar  (512,13)  =  Bedenken  tragen;  castel  oder 
castels  (Plur.)  (484,3  ;  502,32)  =  Lager.  Solche  Wörter  erläutert 
er  zuweilen:  depressa  ho  represa;  ge?ire  ho  Imhafge  real;  auch 
verfährt  er  ohne  Veranlassung  auf  umgekehrte  Weise :  e7i  la  vert 
val  ho  eH  viridi  valle ;  aisso  es  fall  per  nostre  seither  .  .  .  .  a  domino 
facttim  est  istud  und  auch  ohne  Weiteres  ins  Lateinische  über- 
gehend: atnb  lo  S.  Esper it  per  infinita  secuta  secidorwn.  Viele 
Wörter  werden  gelehrt  behandelt:  estudi^  concili ,  lineas ,  officis, 
resttrger,  resurs,  vi?tcer,  vincible  u.  s.  w.  —  Nicht  minder  erheblich 
ist  der  lateinische  Einflufs  auf  die  Syntax ,  doch  ist  es  hier  nicht 
immer  ganz  leicht,  das  Eigene  und  das  Beeinßufste  auseinander- 
zuhalten. Zweifellos  gehören  hierher  die  häufigen  absoluten  Parti- 
cipial-  und  Acc.  c.  Infinitiv-Konstruktionen  z.  B.  tot  arnes  pauiat 
apart  (480,8);  predicaria  lo  Dieu  de  crestias  esser  grau  (517,11); 
cofesse  nie  esse  colpable  (505,25)  u.  s.  w.  Ferner  die  häufige  Verbin- 
dung der  rein  temporalen  Konjunktionen  qiiaji  (479,6  etc.)  und  coma 
(482,34  etc.)  mit  dem  Konjunktiv  und  das  Fehlen  des  Artikels  in 
manchen  Fällen:  per  atm'rath  de  Babilonn  (501,13);  e  anet  pues  ha 
hioc  (480,9);  gehören  auch  Fälle  wie:  per  mas  de  VII samhs  (509, 
15);  per  mas  de  Serrasis  (481,42);  pels  castels  e  per  ciotatz  (482,27); 
amb  glay  (479,14);  el  aiostet  concili  d'evesques  (510,34)  dahin?  Folgende 
freie  Konstruktionen  und  Anakoluthe  gehen  gleichfalls  auf  das  Latei- 
nische zurück:  que  el  era  apparelhatz  de  batalhar  seguon  son  voler 
XX  contra  A'A'' (483,31)  =  mandavit  Aigolatidus  Carolo  bellum,  secun- 
dutn  velle  suum,  vel  vigititi  contra  viginti;  vau  venir  denan  cascu 
caval .  .  un  peonier  (497,22)  =  venerunt  ante  singulos  equos  .  .  singuli 
pedites.  Hier  hat  er  mechanisch  den  Anfang  übersetzt,  ohne  auf 
das  Folgende  zu  achten ,  desgleichen  bei  haquels  qii'ero  tnalvolgnt 
el  fetz  lor  patz  (486,31-2)  =  malevolos  pacificavit,  wo  er  zu  dem  Accu- 
sativ  kein  rechtes  Verbum  fand ,  ferner  bei  a  aquels  que  no  au  be 
el  los  enrequegis  (499,33)  =  indeficieniibus  beneficiis  indesinenter  ditare 
non  cessat,  wo  der  Text  zwar  mifsverstanden  worden,  wo  aber  auch 
für  den  zuerst  gesetzten  Dativ  kein  richtiges  Verbum  gefunden 
wurde.  Desgleichen  darf  man  Ihivrar  =^  delhivrar  (501,5),  vielleichc 
auch  aco?ne?isar  (517,1)  und  aver  acostumat  (499,15)  mit  reinem  In- 
finitiv als  Latinismen  ansehen.  ^ 


^  Vgl.  noch  cessar  und   ensenhar  mit    reinem   Infinitiv :    el  no  cessaria 
corre  (508,24);  logica   essenha   conousser   vertat   (512,24). 


PER  PKOV.  rST'UDO-TURPIN.  47  I 

Was  den  Ausdruck  des  Übersetzers  betrifft,  so  kommt  die  an 
pathetischen  Stellen  hervortretende  Wärme  und  rhetorische  Färbung 
zum  grölsten  Teile  auf  Rechnung  der  Vorlage ;  im  übrigen  ist  sein 
Stil  nicht  gewandt.  Sehr  oft  reiht  er  die  Sätze  durch  endlose  „t" 
an  einander;  zuweilen  wird  er  schwerfällig  und  unkorrekt  z.  B. 
vias  Rollan  va  detnatidar  licensa  ha  Karle  d^ajiar  contra  lo  jevati  si 
quc  apenas  Karle  laüh  donci,  qiiar  el  lo  amava  fort,  (juar  el  era  so 
nebot  e  qiiar  era  enqtiera  joine;  si  qiie  Ihi  dojiet  ticensa  (493,19  (f.)  oder 
e  aqui  iotz  un  albre  dreh  quc  era  costa  nna  peira  de  inarme ,  qtie  era 
aqui  tota  drecha  en  un  prat  sobrcbc/,  quc  era  sobre  Ronsasvals,  el  se 
pauset  (503,33  ff-)- 

5.  Wie  es  bei  einer  editio  princeps  üblich  ist,  habe  ich  an  dem 
Texte  möglichst  wenig  gerührt ;  Besserungsvorschläge  sind  in  den 
Anmerkungen  vorgebracht  worden.  .'\uch  die  Nominalllexion  habe 
ich  nicht  wiederhergestellt,  da  schon  der  Übersetzer  offenbar  stark 
schwankte.  Die  x\bkürzungzeichen  sind  aufgelöst,  doch  sind  die  be- 
treffenden Buchstaben  jedesmal  durch  kursiven  Druck  ausgezeichnet 
worden.  Die  lateinischen  Citate  habe  ich  aus  dem  Texte  von  Cas- 
tets  als  dem  am  leichtesten  zugänglichen  genommen.  Die  genaue 
Untersuchung  der  vielen  Orts-  und  Personennamen  mufs  einer  kri- 
tischen Ausgabe  des  lat.  Pseudo-Turpin  vorbehalten  bleiben.  Im 
angehängten  Glossar  habe  ich  diejenigen  Wörter  aufgeführt,  welche 
bei  Raynouard,  Lex.  rom.  und  Bartsch,  Prov.  Chrest.'*  fehlen,  doch 
habe  ich  solche  ausgeschlossen,  deren  Form  nur  geringfügige  Ab- 
weichung zeigt  z.  B.  azaguar,  aomplir  gegenüber  azaigar,  ahumplir, 
und  solche ,  w-elche  sich  als  offenbare  Latinismen  darstellen  z.  B. 
castel  =  Lager,  se  defer  =  differt,  depressa  =  deprehcnsa  u.  s.  w. 

6.  Unser  Denkmal  gehört  dem  cauza-fach-Gebiet  an  (Suchier 
in  Gröbers  Grundrifs  I  596  und  Karte  V  und  VI).  Der  Meinung 
von  P.  Meyer  (Romania  IX  198),  dafs  die  Handschrift  der  Rouergue 
angehöre,  widerspricht  nichts  aufser  dem  Umstände,  dais  sich  in 
unserem  Texte  eine  Anzahl  von  Vokalverdoppelungen  linden :  pees 
(406,5), />/v^J  (486,30),  aprees  (486,38),  soos  (497,24),  sees  (499,15), 
haamiran  (501,13),  maas  (508,19),  doos  (511,4),  welchen  man  nach 
meiner  Beobachtung  in  rouergatischen  Urkunden  nicht  begegnet 
und  die  man  als  Charakteristikum  der  gascognischcu  Mundart  an- 
sieht s.  P.  Meyer,  Daurel  et  Beton  S.  XCV,  XCVllI,  XCIX,  Meyer- 
Lübke,  Grammatik  d.  rom.  Spr.  I  §  396,  vgl.  Luchaire,  Recueil  de 
textes  de  l'ancien  gascon  S.  85  (foo,  diit)  und  Cilossar  (pees).  Es 
kann  das  letztere  wenig  ins  Gewicht  fallen  -  gegenüber  anderen 
Zügen,  welche  auf  die  Rouergue  hinweisen.  Zunächst  kommen,  die 
fast  durchgängig  auftretenden  Endungen  der  3.  Pers.  Plur.  des 
Futurums  nebst  au,  fau,  vau  '  in  Betracht,  die  P.  Meyer  angezogen 
hat  und  welche  in  der  That  ganz  besonders  liäulig  in  Urkunden  aus 
der  Rouergue  vorkomni(;n.     Ferner  ist  charakteristisch  das  Eintreten 

'   Noch   nciuoiKrj^.   hcifsl   cn  föu,  böu. 


472  O.  SCHULTZ, 

von  i  und  g  (beide  bezeichnen  den  /-Laut)  für  lat.  intervokalisches 
c,  d,  s  (selbst  alberios  (492,25)  z=^  ousbcrcs)  z.  B.  augit,  pagiblamcn, 
prcia  (preza),  eine  Erscheinung,  die  Ulrich  (Romania  VIII  13)  richtig 
erklärt  hat '  und  die  noch  dem  heutigen  Dialekte  eigen  ist  s. 
Vayssier,  Dictionnaire  rouergat ;  Durand  in  Revue  d,  lang.  rora. 
XXI  63;  Aymeric,  Le  dialecte  rouergat  S.  21.  Eine  dritte  Eigen- 
tümlichkeit, freilich  nur  orthographischer  Natur,  dürfte  ebenfalls  für 
die  Rouergue  als  Eleimat  unseres  Denkmals  sprechen:  die  fort- 
währende Hinzufügung  eines  h  am  Anfange  der  Wörter  und  in 
der  Mitte  derselben,  besonders  nach  /  ohne  dafs  ein  mouillierter 
Laut  vorliegt  z.  B,  ho,  Iho,  sebelhilz,  eschrichas ;  dieses  h  findet  sich 
vielfach  in  rouergatischen  Urkunden  (s.  Constans ,  Cartulaire  de 
Millau),  in  solcher  Fülle  aber  vornehmlich  in  der  Übersetzung  einer 
Bulle  von  Clemens  VI.,  welche  Hugues  de  Villaret  i.  J.  1343  an- 
fertigte (Constans,  Essai  sur  l'histoire  du  Sous-Dialecte  du  Rouergue 
S.  222).  Gilt  es  nun  weiter  zu  lokalisieren,  so  ist  zu  beachten, 
dafs  Vayssier  s  =j  als  eine  dem  nördlich  vom  Lot  gelegenen 
Gebiete  der  Rouergue  (die  Rouergue  umfafst  das  heutige  dep.  Avey- 
ron)  noch  heute  eigentümliche  Besonderheit  erklärt  (vgl.  P.  Meyer 
in  Romania  VIII  13  Anm.) ,  indessen  weist  anderes  wieder  mehr 
nach  Südwesten,  etwa  nach  dem  heutigen  arrond.  Villefranche: 
die  oben  erwähnten  gascognischen  Formen ,  und  das  Ausgehen 
der  dritten  Personen  des  Plur,  auf  -0,  das  sich  in  dieser  Konsequenz 
im  Toulousanischen  wiederzufinden  scheint  (Teulet  I  120^).  —  Es 
erübrigt  noch  kurz  auf  die  au-Yonwen  zurückzukommen,  mit  deren 
Erklärung  sich  Ulrich  und  P.  Meyer  in  Romania  VIIJ  13,  Constans 
in  seinem  Essai  sur  l'histoire  du  Sous-Dialecte  du  Rouergue  S.  iig 
Anm.  I  und  Armitage  in  den  Sermons  du  I2e  siecle  en  proven9. 
S.  XLI  bes<:häftigt  haben.  Ich  bekenne  mich  zu  der  Ansicht,  dafs 
a««,  von  welchem  auszugehen  ist,  nicht  die  direkte  Fortsetzung  von 
lat.  habent  [av'ii)  darstellt,  sondern  dafs  das  u  paragogisch  ein- 
getreten ist,  bevor  das  n  fiel.  Dafs  eine  Form  liger  an  sich  schon 
in  einer  Urkunde  von  ca.  11 60  (Cartulaire  de  l'abbaye  de  Conques 
en  Rouergue  ed.  Desjardins  no.  573)  ist  nicht  auffallend,  wenn  man 
berücksichtigt,  dafs  der  konsequente  Schwund  des  «  der  Endung  sich 
z.  J.  1178  nachweisen  läfst  (Teulet  I  120^).  Die  zu  erwartenden  For- 
men auf  -aim  treten  fortwährend  in  der  Liederhandschrift  E  auf  und 
auch  in  den  Axizels  cassadors  ed.  Monaci  (Studj  di  filol.  rom.  fasc.  1 2) 
y.  434,  441,  535  u.  s.  w.  Zwei  andere  Beispiele  für  Verbreiterung  der 
Aussprache  des  a  und  daraus  folgender  luitwickelung  eines  u  sind 
escaun  ==  Bank  (Daurel  et  Beton  ed.  P.  Meyer  Z.  230  und  563)  und 
San  Bauszilii  =  S.  Basili  (Teulet  III  169'');  auch  der  Name  der 
Stadt  Milkm  {Acmilianiim)  selbst  kann  füglich  nicht  anders  erklärt 
werden. 


*   Auf    die   Können   falsea    und    crea    in    ilcr    Saiicta  Afj;ncs    ed.    Hailsch 
(s.   v\nui.  zu   Z.  9:^8)  sei   hiev  liingewieseii. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  473 

Zur  Lautlehre. 

a  vielleicht  geschwächt  aus  ou  in  Danis  (510,30);  dieselbe  Form 
im  (i.  de   Rossilho  ed.   Hofmann   V.  2 161. 

e  für  a  in  Albespina  (493,13),  inerevelha  (496,14);  für  o\  imiire 
(508,11);   für  ei:   apparesser   (479,9010.). 

i  für  ei:  issimple  (482,31),  ischil  (498,24),  ischi/alz  {^oo,t^'] — 8), 
glia  (482,18);  paragogisch :  benifaiiz  (516,22). 

0  für  e:   aompliJa  (504,12),  domenire  qtie  [^0'J,\2). 

ei  für  ai  :  ei  (488,27  etc.),  farei  (507,32),  reneguarei  (517,4), 
venrei  (517,5);  für  unbetontes  i\  veiro  (500,10)  s.  Appel,  Inedita  S.  XV, 

ie  für  /:   micl  (483,32),  viel  (485,6)   s.  Meyer-Lübke  1  §  37. 

OU   für  oi:  <.w/ö«i'^t7- (496,42),  cvwrt/z'.v  (5  1  2,34),  rö/w/zj-f«  (5  15,24). 

b  gefallen :  />(7?/;-^  (507,27). 

C  gefallen  zwischen  Vokalen:  signifiar  (479,22),  signifiada 
(513,28). 

d  für  r:  evodi  (509,28). 

g  (i)  für  s:  s.  S,  472;  daher  vermutlich  auch  umgekehrt:  agreii- 
sar   (510,31). 

h  im  An-  und  Inlaute:  s.  S.  472;  im  In-  und  Auslaute  für 
ch\  escrihas  (511,39),  dreh  (511,42),  desiriih  (515,19);  umgestellt: 
Reihn  =  Rhein  (514,23). 

1  für  Ih:  culhir  (486,9);  für  n  infolge  von  Assimilation  an  das 
/  des  folgenden  Wortes:  el  la  val  (481,9),  el  l\m  (482,5),  el  la 
crotz  (495,42)  u.  s.  w,,  daher  wohl  auch  mifsbräuchlich :  el  quäl  ma- 
neira  (490,39):  umgestellt  in  Blasen  (479,5),  Blaseonim  (481,6)  und 
mit  n  in   Galano   (501,31).. 

n  fällt  in  der  Verbalendung  -on  (s.  S.  472)  und  auch  zweimal 
in  -iaji  (Impf.):  havia  (506,7  u.  8)  und  in  ta  (lat.  tarn  504,30) ;  um- 
gestellt mit  /:   Galano  (501,31). 

r  gefallen:  pluros  (503,4);  umgestellt:  prcsona  (500,4),  esiunnens 
(502,10);  in  drestal  (512,11)  und  airempaiz  (511,28)  liegt  wohl  eine 
Art  Attraktion  mit  nachfolgender  Dissimilation  vor. 

s  für  ;-:  evosi  (491,22;  503,6);  dem  r  assimiliert:  Jrrael  {^\^, 
18);  verdoppelt  am  Anfange:  ssaber  (479,18),  ssenhor  (493,25)  vgl. 
Meyer-Lübke  1  ^  622,  in  der  Mitte  chmsses  (497,34),  pressonas  (494, 
T,T,);  am  Knde:  famoss  (487,37),  heross  (487,37),  pross  (501,18),  pess 
(512,35)  etc.;  gefallen:  alberios  {^()2,2^))  =  aiisberes,  Z>f//// (5  10,30), 
Aquigra   (514,15). 

t  paragogisch  m  Ret  Im  (514,23).-' 

z  puesqiiez  (501,9),  quez  (504,29),  ohne  dafs  das  folgende  Wort 
mit  einem  Vokale   Ijcginnt. 

Zur  Formenlehre. 

Nominalflexion:  Es  herrscht  grofses  Schwanken,  s.  S.  496. 
Die  Nominativform  ist  für  die  Obliciuusform  eingetreten:  eseultivaires 
(Acc.  Plur.)  (187,24),  emperaire  (502,31),  sah'aire  (506.3),  senher 
(506,10). 


474  o.  SCHUL ly, 

Artikel  und  Pronomen:  Der  Artikel  la  hat  einmal  bei  An- 
lehnung den   Vokal  verloren:  iro  al  sera  (502,5). 

Tu  für  tc:  de  in  {488,32),  amb  tu,  sohre  tu  (507,31  u.  ;^;^\  weitere 
Belege  in  den  „Psaumes  de  la  penitence"  (Rev.  d.  lang.  rom.  XIX  227 
V.  2;^^  und  35),  s.  Mahn,  Gram.  §  447,9. 

Adjectivum:  Nach  Analogie  gebildete  Femininformen  sind 
aufser  grarida  i^^o\,}fi):  perdurahla  (479,21),  ^'.c/azvw/rt^/a  (490,39-40), 
corbahla  (507,22),  delhivra  (511,24).^ —  Beachtenswert  ist  die  Form 
fresas:    aiguas  caudas  e  fresas  (511,28). 

Verbum:  Von  Endungen  sind  etwa  zu  merken:  i.  Sgl.  präs. 
ind.  der  ^-Konjugation  auf  -c:  cogite  (504,14),  cömande  (505,20), 
cofesse  (505,25  u.  36),  aguarde  (506,7).  —  i.  pl.  präs.  ind.  der  a- 
Konjugation  auf  -1?/«:  preguem  (512,17).  —  Über  au,  z^au,  fau  und 
die  3.  pl.  im  Präsens  und  in  den  anderen  Zeiten  s.  S.  472.  — 
2.  Sgl.  pf.  der  ^-Konjugation :  drei  eigentümliche  Formen  auf  -cys: 
perdonevs,  laissevs,  rclaxevs  (505,28  u.  30).  —  Über  die  Endungen 
-a,  -as  im  Konj.  Impf.  s.  S.  46g   Anm.  i. 

Verba  der  -/';-  Konjugation  zeigen  im  Konj.  Impf,  die  durch  g 
erweiterten  Formen:  obesigut'sso  (498,28),  guarnigucs  (505,10)  u.  s.  w. 
vgl.  Constans,  Essai  sur  l'histoire  du  Sous-Dialecte  du  Rouergue 
S,  109  und   1 19. 

Zu  den  in  Mahns  Grammatik  verzeichneten  Verbal  formen  sind 
noch  folgende  nachzutragen : 

apparesser  (479,9  u.  a.)  :  3.  pl.  präs.  ind.  apparesso  (484,9). 

cazer  :  3.  Sgl.  präs.  ind.  ca  (481,40). 

desiruire  :  ^.  Sgl.  pf.  deslruiz  (481,29),  destruhz  (516,36);  imp. 
deitrus  (515,20). 

dire  :  i.  Sgl.  pf.  di7i  (507,8);  3.  Sgl.  pf.  di/z  (507,20). 

do/er  :  I.  Sgl.  präs.  ind.  do/e  (504,19). 

f rauher  :  3,  Sgl.  conj.  \xa\^{.  friuihses  (494,7). 

iazer  :  3.  Sgl.  präs.  ind.  ia  (480,37). 

metre  :  3.  Sgl.  pf,  metz  (481,35  ;  482,40). 

meure  (508,1 1). 

morir  :i.sgl.  präs.  ind. /«ö/t?  (507,31);  part.  pf.  //w/-// (492,28). 

oppremer  :  part.  pf.  oppressut  (479,14). 

saber  :  i.  sgl.  präs.  ind.  sa  (507,10). 

socorrer  :  3.  Sgl.  cond.  socorrria   (515,9  Anm.  1). 

vezer  :  i.  Sgl.  präs.  ind.  vclz  (507,30). 

Zur  Syntax  und  zum   Stil. 

Über  den  Fortfall  des  Artikels  s.  S.  470.  —  Kigentümlich 
gebraucht  ist  derselbe  in  dels  S.  Facundi  e  Primitivi  martirs  (483, 
27-8).  —  Mit  determinativer  Kraft  findet  er  sich  in  basio  deh  que  no 
au  paire  ni  mairc  (507,26).  P)artsch  lial  auf  eini^  Stelle  aus  denn 
„(nisenhamcn  de  l'escudier"  hingewiesen  (Denkmäler  S.  327  zu 
111,6)   und    bemerkt,  dafs   der  Artikel   in   tlieser   P.edeutung  erst  bei 


DER  PROV.  rSEUDO-TUKPIN.  475 

Späteren  vorkommt.  Das  ist  richtig,  wenn  er  nur  den  Fall  meint, 
wo  ein  Relativsatz  folgt.  In  dieser  Verwendung,  die  tlem  Neu- 
provenzalischen  und  Spanischen  so  geläufig  ist,  begegnet  er  meines 
Wissens  nur  noch  im  provenz.  Lucidarius,  worauf  Appel  aufmerk- 
sam gemacht  hat  (s.  Ztschr.  XIll  231).  An  derselben  Stelle  aber 
führt  Bartsch  aus  dem  „ensenhamen  de  la  donzela"  noch  einen  Beleg 
an  mit  folgendem  Genitiv  (Frov.  Lesebuch  147,64).  Für  diesen  im 
Altfranzüsischeu  so  gewöhnlichen  Gebrauch  lassen  si<:h  zahlreichere 
l>eispic>le  beibringen  und  zwar  aus  weit  früherer  Zeit,  s.  v.  Eisner, 
Form  und  Verwendung  des  Personalpronomens  im  Altprov,  S.  45 ; 
ja  es  scheint  als  ob  schon  Marcabruu  den  Artikel  so  verwendet 
habe:  in  dem  unedierten  Liede  293,34  heifst  es  im  Geleite  vay 
/Vm  en  Urgel  ses  falhir,  —  t'  sias  del  7;ers  dcspkyans  —  an  de  Cah- 
reyra  que-l  remir  (Hs.  R),  wo  vermutlich  au  (=  al)  für  an  zu  lesen 
ist.  Im  Neufranzösischen  ist  bekanntlich  weder  das  eine  noch  das 
andere  möglich ,  doch  wird  vereinzelt  der  Artikel  noch  so  stark 
betont,  dafs  er  wenigstens  demonstrative  Kraft  gewinnt:  de  la  sorle. 

Verbum.  Das  Partie.  Perf.  erscheint  nur  dann  regelmälsig 
mit  dem  Objekte  in  Übereinstimmung  gesetzt,  wenn  dieses  ein  ver- 
bundenes Fürwort  ist:  Vei  sosmeia  (488,28-9);  no  Vau  possesida  (488, 
38);  la  ciotat  la  quäl  avia  bastit  de  recap  e  Vavia  guarnida  antra 
veguada  (488,12);  qiiafi  l'ac  (Hs.  lo  ac)  gitada  de  la  guayna  (503, 
39).  —  Singular  des  Verbs  bei  Subjekt  im  Plural  scheint 
vorzuliegen  in  eis  fo  morlz  ha  la  fi  (502,26  u.  Anm.  i)  und  in  los 
divinals  officis  fo  ce  lehr  atz  (512,5). 

Präpositionen.  Mehrere  Präpositionen  treten  zusammen : 
tro  ha(?)  en  Galicia  (478,8);  vas  ha  Aixsgra  (482,46);  emperatnor  de 
(483,1);  en  d'aquetz  (500,30-1).  —  De  in  partitivem  Sinne:  va  aiostar 
de  gens  senes  nonibre  (484,35);  eigentümlich  in  quantas  de  veguadas 
(504,7)    und    mainhs    d'autres  (507,7).      Nach    mehreren  Tausenden 

m  in 

wird  de   bald  gesetzt,   bald   nicht :   X//  d'onsas  d'argen  e  XII  besans 

m 

d'aur  (510,29);   XII  onsas  d'argen   (514,8). 

Von  bemerkenswerten  Einzelnheiten  seien  gleich  hier  angeführt 
der  pleonastische  Gebrauch  des  Possessi vums:  dels  quats  cl 
ha  bastit  lors  gleyas  (514,35),  s.  Bartsch,  Denkmäler  S.  321  zu  37,9. 
—  Verwendung  des  Gonditioiialis  für  das  Imjierfectum: 
Ih'autre  los  porlavo  trcr  que  poyrio  (509,11).  —  Tenipuswi-chsel: 
SOS  fraire  va  venir  c  fetz  Ihi  signe  (505,4);  hieii  vi  un  aiitr,  .  .  .,  e 
vauc  Ihi  demandar  (513,32).  —  Das  i^art  ici|)i  inn  Pertecti  in 
zweimaliger  Übereinstimmung  mit  zwei  SubjoktcMi  ver- 
schiedenen Geschlechts:  lo  pes  e  la  ma,  acostumada  e  acostumatz 
a  cviblar,  n\s  trencada  e  trematz  (504,12).  Ein  inneres  Objekt  scheint 
vorzuliegen  in  va  ferir  la  pcira  del  marmc  trcs  cops  (504,20), 
falls  nicht  doch  das  Lateinische  cingi-wirkt  hat  {percussit  lapidem 
trino  ictu). 

W'ortstell  u  ng.  Folgende  Beispii-Ie  für  die  besondere  Stellung 
einzelni  T  WT^ter,  oliuir  dafs  ein  lünlhils  des   lat.  Textes  vorzuliegen 


47 6  O.  SCHULTZ, 

scheint:  en  aquella  maneira  meieissa  (513,36).  —  e  fa  bes  auires 
(514,33),  s.  Appel,  Inedita  S.  XXVII.  —  amb  sa  Company a  iota  (515, 
2g).  —  senes  batalha  alcuna  (481,7).  —  roina  rei  (493,15).  — 
sciensa  que  cnsenha  be  e  drechureiramc7i  Jia  cantar  (512,4).  — 
sciensa  que  esscnha  dreh  a  escrirc  (511,42).  —  tl  aparelhel  ?not  be 
ä'aiguas  caiidas  e  fresas  airempaiz  bayns  (511,28)  ist  dagegen  ver- 
mutlich ein  Latinismus. 

Zusammengehörige  Worter  werden  getrennt,  sei  es  a)  Per- 
sonen- und  Sachnamen  von  ihrer  näheren  Bestimmung:  .  .  .  e  en 
(Hs.  es)  fortuna  semblans  de  viort  ha  Saul  e  ha  Jonathe  (507,24). 
Altii  denandih  mam-  de  Cordiiba  (492,6),  oder  b)  koordinierte  Wörter 
von  einander:  el  fo  de  noble  linha/ge  e  ansia  (506,28).  plus  noble  en 
gestas  que  autre  e  en  linhaige  (506,29).  lo  gra  del  blat  mori  en  terra 
c  poirit  (496,10).  aquesta  sciensa  ret  home  be  parlan  e  belameji  (512, 
27).  un  cävalher  (Acc.)  .  .  lo  trencava  e'l  caval  (500,20)  etc.  Über 
das  Hyperbaton  hat  Appel  (Inedita  S.  XXVII  ff.)  in  sehr  guter  Weise 
gehandelt. 

Verwandschaft  mit  Obigem  zeigt  die  Erscheinung,  nach  welcher 
ein  Wort  nachträglich  eine  nähere  Ausführung  oder  auch  nur 
stärkere  Betonung  erfährt:  d'a/sso  eis  se  vierevilhero  /oritne?i  del 
miracle  que  Dieus  lor  avia  /ah  (484,6)  ....  que  tenio  en  lor  mas 
iempes  casqus  {^gy,22).  resiituic  (Particip.)  que  ac  toias  causas  ha 
la  dicha  gleya  (517,8).  la  7>iori  no' l  poc  anc  teuer  aissei  (496,20).  de 
boca   ho  cofesse  aisso  (505,36). 

Wenn  umgekehrt  ein  hinlänglich  deutlich  gekennzeichnetes 
Objekt  vorangeht,  so  wird  es,  noch,  durch  das  verbundene  Für- 
wort aufgenommen:  S.  Jacme  aissela  sees  .  .  .  la  guarni  (499, 
31).  que  SOS  cadeletz  .  .  .  los  fa  tornar  vius  (496,13).  quar 
aissela  lo  princeps  dels  apostols  .  .  la  dediquet  e  la  sag  ret  (499, 
26).  que  un  cävalher  (Acc.)  .  .  lo  trencava  e'l  caval  (500,20),  ohne 
dafs,  wie  es  im  Neufranzösischen  der  Fall  ist,  ein  Hauptsatz  er- 
forderlich wäre  und  ein  Subjekt  zwischen  das  Objekt  und  das  Pro- 
nomen zu  treten  brauchte.  —  Ein  Beispiel  zeugt  aber  noch  von 
einem  anderen  Verfahren:  e  los  autres  que  no  se  volgro  bateiar  e  el 
aussis  (480,15)  statt  des  zu  erwartenden  el  los  dussis.  Dieses  <?,  für 
dessen  sonstige  Verwendung  im  Nachsatze  unser  Text  zahlreiche 
Beispiele  bietet,  vermag  ich  nur  so  zu  erklären,  dafs  der  voraus- 
geschickte Accusativ  gleichsam  einen  Nebensatz  vertritt;  von  hier  aus 
vermutlich  gelangte  der  Übersetzer  vermittelst  Übertragung  zu  den 
sonderbaren  Gebilden:  e  amb  aquels  e  el  venc  (484,40).  e per  tres  vetz 
e  el  ditz  (506,3);  auch  die  Stelle:  si  la  on  an  laissat  los  pecatz  e 
pues  hi  torno  (489,35)   dürfte  hierher  gehören. 

Satzverbindung.  Die  Verknüpfung  von  Hauptsätzen  durch 
e  ist  so  beliebt,  dafs  sie  auch  da  vereinzelt  eintritt,  wo  eine  ganz 
andere  Konjunktion  vonnölen  ist:  el  era  Ihivres  de  Iota  Servitut,  e 
lo  rei  ho  avia  comandat  (511,21)  (lat.  rege  praecipiente).  ■ — •  Was  frei- 
lich Nebensätze  betrifft,  so  werden  Relativsätze,  welche  von  dem- 
selben Beziehungsworte  abhängig  sind,  oft  unverbunden  neben  ein- 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  477 

ander  gestellt:  Mahumet,  lo  quäl  fo  messatge  de  Dieu  e  fo  per  Dieti 
trames  ha  eis,  del  quäl  eis  tenio  los  sieus  conwmdamens  (489,1).  La 
gli'eta  de  S.  Roma,  la  quäl  el  avia  bastit  cn  sa  vida,  on  avia  esiablitz 
caiW7iges  (509,25).  Tolz  aquels  que  ero  sers  que  dario  aqueiz  .IUI. 
dcnicrs  (511,6).  Galtcia  oti  lo  cors  de  S.  Jacme  era  sebelhüz,  on  no 
era  conoguiz  adotic  (479,5),  falls  nicht  vielmehr  in  dem  letzten  Bei- 
spiele ein  Abhängigkeitsverhältnis  der  beiden  Sätze  unter  einander 
vorliegt,  und  das  zweite  on  anstatt  eines  zu  erwartenden  que  aus 
einer  A.rt  Attraktion  zu  erklären  ist,  s.  Appel,  Inedita  S.  XXXI.  Man 
kann  Obiges  kaum  als  eigentliches  Asyndeton  bezeichnen,  da  eine  be- 
sondere Wirkung  damit  nicht  beabsichtigt  wird ,  vielmehr  scheint 
dieses  Verfahren  seinen  Grund  in  einer  gewissen  Abneigung  der 
alten  Sprache  gegen  die  Verknüpfung  von  parallelen  Relativsätzen 
zu  haben,  die  ja  denn  auch  so  häufig  zum  Aufgeben  der  relativi- 
schen  Konstruktion  führt;  eher  erscheint  rhetorisch  gefärbt:  o  es- 
paza  tresbela  e  tot  iorii  lusens,  de  la  quäl  la  longuesa  e  Vainplesa  so 
covenables,  la  quäl  atressi  es  fortz  .  .  (503,40).  Zu  unterscheiden 
davon  ist  natürlich  der  Fall ,  wo  ein  Relativsatz  an  den  anderen 
angehängt  wird:  aqui  jotz  un  albre  dreh,  que  era  Costa  ima  pcira 
de  manne,  que  era  aqui  tota  drecha  en  un  prat  sobrebel ,  que  era 
Ronsasvals,  el  se  pauset  (503,33);  dies  ist  stilistisches  Ungeschick,  s. 
S.  471,  und  in  der  neueren  Sprache  nur  gestattet,  wenn  damit  eine 
komische  Wirkung  erzielt  wird ,  wie  in  der  bekannten  Stelle  mit 
sechsmaligem  qui  bei  Voltaire,  Candida  Chap.  IV. 

Zwei  Nebensätze,  von  denen  der  eine  bedingend,  der  andere 
temporal  ist,  treten  vor  den  Hauptsatz:  si  alqus  planeira?nen  sap 
aquesta  sciensa ,  demanteneyi  que  ve  una  torr  ho  un  7nur .  .  .  . ,  leic 
conous  quantas  peiras  hi  ha  (512,43).  Si  alqus  se  conous  pleneiramen 
cfi  aquesta  sciensa,  si  vol  anar  ondacom  ho  vol  far  alqttna  causa, 
el  conoussera  si  li  deu  bes  venir  ho  mal  (513,6).  —  Bei  Neben- 
sätzen jedoch ,  welche  unter  einander  in  einem  Abhängigkeits- 
verhältnisse stehen,  tritt  —  ungleich  dem  altfranzösis'chen  Gebrauche 
(Tobler,  Vermischte  Beiträge  S.  107)  —  schon  häufig  der  unter- 
geordnete Satz  gleich  hinter  die  Konjunktion  des  übergeordneten 
Nebensatzes,  doch  wird  dann  die  letztere  wiederholt:  e  dih  que, 
si  el  sen  anava  anib  el  e  Ihi  mostrava  Marsiri,  que  el  lo  laissaria 
anar  (503,9).  Hieu  vauc  aiurar  aqtiest  .  .  que,  quan  lornario  de  la, 
que  parles  amb  mi  (513,34)-  E  va  comandar  .  .  que,  si  tan  era  que 
el  niorigues,  que  de  mantenen  me  faies  a  saber  la  mort  (5I4>3)-  ^^^^ 
empero,  cossi^,  quan  el  ac  Ihivrat  la  terra  de  Gualicia,  den  hont  veire 
cossi  d' Espanha  s'en  tornet  en   Fransa   (501,5). 

Von  stilistischen  Eigentümlich  keilen  sind  anzumerken: 
die  Verbindung  von  mut  mit  vestir:  mot  e  noblamen  vestida  (480,7), 
falls  nicht    der  Schreiber    ein    be  hinter   mot   ausgelassen    hat ,    und 


'  Das  unfjcbülirliclie  Vcirantielen  \u\\  cos.^i  vor  das  ic;^icit'mle  Vcrlxuu 
rührt  wahrsclicinlirli  von  doin  lat.  ijuemitdiiiodmii  lur  welches  an  ilcr  Spitze 
des  Salzes  steht. 


478  O.  SCHULTZ, 

die  Hinzufügung  des  ersten  Wortes  in  quaii  rtiot  soven  (504,8). 
x\syndeton:  un  basto  lonc,  retors  (4g3>4i).  —  Alli Iteration:  sas 
e  sah  (497,7).  —  Chiastische  Stellung  von  Satzgliedern:  aqiiel 
que  a  la  fava  fa  e7nenrar  lo  guorgolho  e'l  vcrm  a  Paj-bre  (Hs.  el) 
(495,31).  31as  cojjia  los  cors  cantesso  plus  aiä  e  plus  aut  anesso  (507, 
3).  —  Etymologische  Figur  in  weiterem  Sinne:  morigro  ha 
mala  mort  (492,14);  de  quäl  mort  es  morlz  (507,10);  murrau  de  inort 
perdurahla  (502,38);  la  senlura  avib  la  quäl  el  se  senzia  (500,14);  se 
penedo  per  penede7isa  (505,27);  foro  etiojihs  de  onguens  (509,20).  Über 
„Etymologische  Figuren  im  Romanischen"  handelt  Leiffholdt  in 
wenig  übersichtlicher  und  für  das  Provenzalische  nicht  ausreichender 
Weise.  —  Prägnanz  —  die  Stilisten  haben  keinen  besonderen 
Terminus  dafür  —  in  drei  Beispielen ,  von  denen  der  Über- 
setzer die  letzten  beiden  freilich  schon  in  seiner  Vorlage  fand:  0 
coJHS  dels  comtes  (507,29);  tresforlz  dels  forlz  (507,25);  aguda  de  las 
agudas  (504,15).  Diese  Figur  begegnet  schon  bei  den  griechischen 
Tragikern  z.  B.  aggr^r  äggr/tcov  —  xccxa  xaxcör,  s.  Oedipus  rex 
ed.  Schneidewin  V.  465  u.  Anm.,  und  ist  auch  der  neueren  franzö- 
sischen Sprache  nicht  fremd  z.  B.  la  plus  belle  des  helles  bei  A.  Ch6nier 
nier  ed.  Becq  de  Fouquieres^  S.  53;  deesse  des  deesses  id. 3  S.  136 ;  fai 
eu  horriblement  conscience  du  neant  des  neanls ,  de  la  poussiere  des 
poussih'cs  bei  P.  Loti,  Le  roman  d'un  enfant  S.  2;^,. 


[fol.  6Va]  Aissi  de  iotz  s'ensec  de  la  ystoria  de  S.  Turpi,  arcivesque  de 
Rems,  facha  del  famos  roy  Karle  magne,  (\iie  recomta  cossi  el  aquiri 
Espanha  e  Galelia '  e  las  ostet  als  Serrazis.     Mas  prumeiramen  ditz 

I.    Cossi  S.  Jacine  apostol  apparec  al  dih-  Karle. 
5  Lo  glorios  S.  Jacme ,    apostol  de  Crist ,  am   los    autres  dissipols  de 

Dieu  anan  ^er  diversas  partidas  del  mon  anet  prumeiramen  en  Galecia 
prd'dicar ;  e  fo  mort  p^r  Herode  vas  Jerusalem,  e  d'aqui  fo  portatz  lo  sieu 
cors  per 3  la  mar  tro  ha*  en  Galicia,  la  quäl  terra  estet  occupada  pels 
Serrazis,  troqwe  venc  Karle  magne  emperaire,  rey  dels  Romas  e  dels  Gals 
IG  e  dels  Alamans  e  de  maiuhtas  autras  gens.  Aqwest  Karle  aqweri  amb 
grans  trebalhs  mainhs  regnes,  so  es  a  dire  An- [f.  6  V^]  glia  e  Gallia  e 
Alamanha  e  Baioria  e  Lothari«giaw  e  Bergonha  e  Ytalia  e  Britanha,  e 
totas  las  autras  regios  e  las  ciotalz  (\ue  so  de  la  una  mar  ixo(\tte  ha 
l'autra  per  l'aiutori  de   Dieu  sosmes  a  si ;    per    lo    i\iia\    trebalh  el    fo  si 


'  IIs.  galetiaua. 

-  P.  Meyer  l.  c.  schreibt  unrichtig  dit. 

^  P.  Meyer  schreibt  a/  das  p  ist  allerdings  sclir  undeutlich,  aber  a  an- 
zunehmen verbietet  schon  der  Sinn. 

■*  Das  u  kann  nur  erraten  werden,  da  ein  grnfser  Teil  verwischt  ist; 
auch  en  ist  undeutlich. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  479 

lass  e  fatiguatz  que  plus  no  volc  acomensar  batalha ,  c  pre'pauiet 
que  se  repauses ;  mas  de  contenen  el  va  aguardar  el  cel  c  va  veire  una 
via  d'estelas  que  acomensava  des  la  mar  de  Frisia  e  anava  s'en  entre 
Ytalia  e  Gallia  e  Aquitania  e  passava  tot  dreh  pt-;-  Guasconha  e  per 
5  Blasca  e  Navarra  e  Espanha  anan  tot  dreh  en  Galicia ,  on  lo  cors  de 
S.  Jacme  era  sebelhitz,  on  no  era  conogutz  adonc.  E  quan  Karle  agues 
aguardat  soven  aquesta  via  per  mainhtas  nuotz,  acomenset  a  cogitar  en 
se  meteis  que  aisso  poiria  signifiar;  e  quan  pewssava  aisso  amb  gran 
estudi,  una  causa  Ihi  va  apparesser  una  nuech,  que  avia  si  bela  e  resplan- 

10  den  fatz  que  dire  no's  pot,  e  ditz  Ihi  enaissi :  „ho  filh,  e'  que  fas,  filh 
mieu?  Mas  Karle  lo  va  enttvroguar  qui  era,  e  adonc  aqwifla  causa  ditz 
que  S.  Jacme  era  apostol,  filh  de  Zebedeu  e  fraire  de  Johan  evvangelista, 
lo  qua\  nostre  senhe  Dieu  per  la  sua  gracia  avia  mes  en  la  mar  de  Galilej'a 
per  Herode  amb  glay,  e  lo  sieu  cors  era  en  Galicia  oppr^ssutz  per  los  Sar- 

15  razis  laiamen,  e  no  era  aqwz  enqwc'ra  conogutz;  e  ditz  Ihi  que  outra  tota 
maneira  se  merevelhava  per  que  el  no  avia  delhivrat  la  sua  t<?rra  dels 
Serrazis,  e  -  avia  aq?;^rit  tans  reaumes  e  tans  regios  e  ciotatz.  E  aprop 
Sainli  Jacme  Ihi  va  far  a  ssaber  que  aissi  quon  Dieu  lo  avia  fah  plus 
poderos  de  totz  autres  en    regnes    td'/-renals ,   aissi  Dieus   lo    avia  elegit  a 

20  pr^parar  lo  sieu  cami  e  ha  delhivrar  la  sua  ierra.  de  las  mas  dels  Moa- 
bitas,  e  pues  Ihi  daria  corona  de  p^rdurabla  retributio.  E  aprop  S.  Jacme 
Uli  va  dire  que  la  via  que  el  avia  vist  soven  el  cel  signifiava  aisso  ■  que 
el  amb  gran  ost  des  aquel  luec  troqz^^  en  Gualicia  devia  anar  per  ba- 
talhar  la  gen  payana  e  no  fiel ,    e    per  delhivrar   lo    sieu    cami    e    la    sua 

25  XerriL,  e  ha  vesitar  la  sua  glieia  e  lo  sieu  sepulcre  ;  e  ditz  plus  a  Karle 
que  tuh  los  pobles  des  la  una  mar  tro  ha  l'autra  anario  p^-regrinan  aqta 
on  era  lo  sieu  cors,  e  obten-[f.  yRaJrio  endulgensa  de  lors  pecatz  e 
recomdario  las  lauzors  de  Dieu  e  las  suas  v^rtutz.  E  aprop  el  Ihi  ditz 
que  anes  la  on  plus  leu  poiria,  quar  el  Ihi  siria  aiudador  en  totas  causas 

30  e  per  totz  sos  trebails  el  Ihi  empetraria  corona  sus  el  cel  de  nostre  sen- 
hor,  e  que  lo  sieu  nom  seria  en  lausor  tro  al  darrier  iorn  d'aqw^st  mon ; 
e  per  aqt/<?sta  maneira  S.  Jacme  apparec  a  Karle  magne  tres  veguadas. 
E  en  aprop,  aisso  augit,  Karle  fo  alegres  de  la  p^rmissio  que  S.  Jacme 
Ihi    avia    fah  e  aiostet    mainhtas    ostz  e  anet    amb    elas    en  Espanha    per 

35     combatre  aqw^-las  gens  que  ero  aqui  no  fiels. 

II.    Dels  murs  de  Pampalona  que   cazegro  per  lor  meteiss. 

La  prumeira  ciotat  que  Karle  denandih  assetiet  fo  Pampalona ,  on 
el  tenc  lo  seti  costa  la  dicha  ciotat  per  l'espasi  de  tres  mes,  e  quan  el 
vi  que  no  la  podia  penre,  q«ar  era  de  murs  motz  forlz  environada,  adonc 
40  el  fetz  pregueira  ha  nostre  senhör  e  ditz:  „Scnher  Dieu  Jesu  Crzsl  per 
la  fe  del  quäl  hieu  so  vengutz  en  aqw^stas  parlidas  per  batalhar  los  non 
fiels,  tu  me  laissa  penre  aquesta  ciolat  ha  l'onor  del  tieu  nom";  e  pues 
ditz :  „O  Sainh  Jacme,  si  vertatz  es  que  tu  me  sias  apparegutz,  tu  la  me 
laissa    penre."     E    aprop  quan  ac  dih  aisso,    Dieu  p<f/-meten  e  S.  Jacme 

'    Ü&er  das  die  Frage  einleitende  el  s.  A.  Schulze,  Der  alt/ranz,  direkte 
Fragesatz  S.  yiff- 

■■*  e  =  und  doch. 


480  O.  SCHULTZ, 

oran,  los  murs  de  la  ciotat  vau  cazer  troqtee  hal  fons  per  lor  meteiss;  e 
adonc  los  Serrazis  que  se  volgro  bateiar  Karle  salvet,  e  los  autres  aussis 
amb  glagi.  E  quan  los  Sanasis  agro  augit  aqz^^st  miracle,  piies,  en  quäl 
que  pari  que  Karies  anes,  los  Sarrasis  Ihi  portavo  honor  e  rev^frencia 
5  e  Ihi  trametio  traliut  e  1  hi  redio  las  ciotatz  si  que  la  terra  tota  llii  redet 
traluit.  Pues  la  gen  dels  Serrazis  se  merevelhava,-  quan  vesia  la  gen  galli- 
cana,  la  quäl  era  mot  e  noblamen  vestida'  e  avia  mot  belas  caras  si  que 
la  recebio  amb  honor  e  pagiblamen,  tot  arnes  pauiat  apart.  E  aprop 
Karle  vesitet  lo  sepulcre  de  S.  Jacme  e  anet  pues  ha  luoc  apelat  Petro- 

10  nuw,  e  aqui  en  la  mar  el  fiq«<?t  sa  lansa,  e  aqui  el  fetz  gracias  ha  Dien 
que  lo  avia  laissat  venir  tro  haqui,  jaciaisso  qi/e  plus  no  pogues  anar  ha 
avan  ;  e  los  Galecias  que  aprop  la  pr^dicatio  de  S.  Jacme  e  de  sos  dissi- 
pols  s'ero  perverüt  ha  la  fe  dels  paguas,  aqw^ls  que  no  ero  bateiatz  el 
les  ba  [f.  7Rt>]teiar,  qwan  lo  req^/^rio,  per  la  ma  del  arcivesq?^^'  Turpi  e 

15  los  autres  que  no  se  volgro  bateiar  e  el  aussis  totz  amb  glasi  ho  los^  mes 
en  carser,  e  pues  el  anet  per  tota  Espanha  de  la  una  mar  troque  ha 
l'autra. 

111.    Dels  noms  de  las  ciotatz  d' Espanha  las  quäl s  Karle  aqueri. 

Las  ciotatz    e  las  maiors  vilas   las  q//rtls    adonc  Karle  aqueii  en  Ga- 

licia  so  aissi  vulgarmf«  apeladas:  Visumia,  Lametuw,  Dumia,  Coluw/bria, 

20  Lucu//;,  Aureianas,  Yria.  Tuda,  Mindonia,  Brachara  metropolis,  Civitas 
S.  Marie,  Wimarama,  Crunia,  Compostella,  iaciaisso  adonc  fos  pauca. 
Aprop  aq//^ri  aqz<e'stas  ciotatz  e  vilas  en  Yspauha:  Auchala,  Codellaiar, 
Talamanca,  Ureda,  Ulmas,  Canalias,  Madrica,  Maqz^cda,  S.  Eiilalia,  Cala- 
varia  qzte  es  mot  fertil  t<^/ra,  Medmacelun  que  es    ciotat  mot  nobla,  Ber- 

25  langa,  Osma,  Segu«tia,  Secobia  que  es  mot  grans,  Aiulla,  Salamanca,  Sepni- 
vilegia,  Toletum,  Kalatrava,  Badaioth,  Turgel,  Talavera,  Godiana,  Einerita, 
Altamora,  Palentia,  Lucerna,  Ventosa,  queen  autra  maneira  es  dicha  Kartesa, 
e  es  en  la  vert  val  ho  en  en  viridi  valle,  Caparra,  Austurga,  Ovetum, 
Legio,  Karrionem,  Burgas,  Nageras,  Kalagurria,  Urantia  qtie  en  autra  ma- 
30  neira  es  dicha  Arcus,  Stella,  Kalathaus,  Miracula,  Tutela,  Sarragotia,  la 
qua\  es  dicha  Cesar  Augusta,  Pawpilonia,  Baiona,  Jacha,  Osqua  el  la  quäl 
sol  aver  .Ixxx.  tors,  Tarracona,  Barbastra,  Roras.  Urgelluw,  Elva,  Gerunda, 
ßartinona,  Terragona,  Lerida,  Tortosa  que  es  mot  fortz  castels  Aurelie  que 
es  mot  fort  castel,  Karbona  que  es  mot  fort  castel,  Algati  qz/t:' es  ciotat,  Adama, 

35  Yspalida,  Burriane  Ora.  Qulante  ciotatz,  Ubeda,  Baetia,  Petroissa,  en  la  qua\ 
es  faitz  argen  mot  ti,  Valentia,  Denia,  Saliva,  Granada,  Sibilia,  Corduba, 
Abula,  Accinlina,  en  la  qual  ia  S.  Torquaius  cofessor  de  C/7st  e  sirven 
de  S.  Jacme,  e  el  sepulcre  d'aqwfst  Sa/ik  l'albre  apelat  oliver  per  lo  mi- 
racle de  Dieu  va  naisser,  e  a  tot2  ans  geta  fruhs  madurs  en  la  festa 
40  d'  aquesl  Sanh  eis  ydus  del  meys  de  may,  Bisertum  qtce  es  ciotat 
en  la  qual  [f.  7  V"]  demoro  alqus  cavalhers  apelatz  Arabites  ho  Arabiencs 
mot  fort  homes,  Maiores  Insulae,  Bugia  que  es  ciotat,  que  de  costuma 
deu  aver  rei,  Agabiba  insula,  Coran  que  es  ciotat  en  Barbaria,  Meloida, 
Evitia,  Formenteria,  Alcoror,  Almaria,  Moneta,  Gilbataria,  Kartago,  Septa 

*  „reich  und  vornehm  gekleidet"  (P),  s.  i>.  478.  -  Hs.  lo. 

^   Gemeint  ist  Emerita. 


DER  PROV.  PSEUßO-TURPIN.  48  I 

que  es  eis  distrects  d'Espanha,  on  es  un  passamen  de  mar  mot  estreh,  e 
Gesir  e  Tharuph  e  bieumen  Iotas  las  Uvras  d'Espanha  lo  dih  Karle 
aqueii,  so  es  saber  la  terra,  de  Alandaluf  e  la  terra  de  Portugual  c  la 
terra,  dels  Senasis  e  la  terra  Vardoriim  c  la  Uvra  de  Caslela  e  la  terra 
5  Maurorit//!  c  la  Uvra  Navarrori/z/i  e  la  terra  Alavarum  e  la  terra  Bis- 
cayarum  c  la  ttvra  \i\ascoriiiii  e  la  terra  VaVargoruni. 

K  acj?/c'slas  denandichas  ciotal/  Karle  aqiicri  senes  halalha  alcuiia ', 
e  las  antras  aq«6'ri  amb  gran  balallia  c  amb  gran  art,  exceptat  la  ciolat 
denandicha  apelada  Lnci-;  na  <:\iie  es  el  la  val  vert,  la  cjual  no  pouc  j^enre 

10  tro<.\ue  tot  cn  dnrrier;  c  tot  en  darrier  el  anet  a  aq«<?sta  ciotat  dicha  Ln- 
cerna  e  va  la  asseliar  e  tenc  aqui  son  seil  qj/ais  yter  .un.  mes  e  aprop 
el  fetz  pri-gueira  ha  Dieu  e  lia  S.  Jacmc,  e  aisso  fah,  los  murs  (\ue  ero 
torn  a<\ue^ta  ciotat  vau  ca/er  p^/-  lor  nieteiss ,  e  troqi^i?  hneu  aq//t?sta 
ciotat,    Ats(\ue  fo    prcia,    ha    cstat    descrla ;    e    el    miech    d'aqtie^ta  ciotat 

15     d'aventura  fo  faitz  un  gran  gorc  el  lo-  quäl  grans  peissos  negres  so  pres. 

Empero  alqunas  ciotatz  de  las  denandichas  ciotatz  alqus  autres  reis 

ditz  Galli  e  alqus  emp^^-adors  d'Alamanha  preiro  e  aquer'uo,    denan    q}4e 

Karle  magne  vengues,  las  quäl?,  foro  pues  dels  payas,  tro<\ue  Karle  venc 

que  las  aqw^ri  de  recap.     E  aprop  la    mort  de  Karle    magne    manhs  reis 

20  et  pr/nceps  batalhero  contrii  los  Serrasis  cn  Yspanha ,  e  fo  lo  prumier 
Clodoveus  que  fo  prumier  rci  de  Fransa  crestias  e  QXotar'uis,  Dagobertus, 
Pupinus,  Karolus  martellus,  Karolus  calvus,  Ludovic«^-  e  Karolus  magnus; 
aquet/.  en  parlida  aquerigro"  Espanha  e  en  parlida  la  laissero,  mas  Karle 
magne  tota  Yspanha  en  so  lems*  aq/^t-ri  e  subiuguet. 

25  Aqw^'tas  ciotas  que  s'enseguo  Karle   magne  amb  gian   e  grcu   Ireballi 

aqM<?ri  e  pues  las  mauditz,  per  que  nuls  hom  hi  habila;    la    prumcira  es 
Luc^-rna  e  l'autra  Carpara  e  l'autra  Adama. 

[f.  7  Vl>]  IV.    De  la  ydola  de  Mahumet. 

Totas    las    ydolas    que  Karle  magne    trobel    en   Espanha  el  deslrutz 

30  de  tot,  exceptat  la  ydola  de  Mahumet  que  es  en  la  te?;ra  de  Alandaluf,  e 
aqwi?sta  ydola  es  apelada  salam  Cadis ,  e  lo  luoc  on  es  aqw^sta  ydo.la  es 
apelatz  Cadis,  e  ,, salam"  en  lengua  arabienc  ho  arabica  vol  dire  ,,Dieus"; 
e  digo  Ihi  Serrasi  que  aqw^-sta  ydola  so  es  a  dire  Mahumet  lo  quci\  ilh 
colo  fo  facha  pel  dih  Mahumet  dementre  qu'el  vivia,  la  quäl  el   fetz  en  so 

35  nom  pröpri,  e  en  aqM<?sta  ydola  el  metz  per  sa  art  encantayritz  una  com- 
pania  de  demonis  e  dins  la  sagelet,  e  es  tan  fortz  que  nuls  hom  la  pol 
franger;  e  quan  alqus  crestias  se  apropia  d'ela ,  de  conteuen  ca  mortz, 
mas  can  aXqus  Sarrasis  ven  a  aqw^sta  ydola  per  p/vguar  Mahumet,  de  con- 
lenen  el  s'en  torna  totz  sas  e  sals ;  c  si  alqun  ausel  se  pauia  sus  aq/^e-sla 

40     ydola,  de  contenen  ca  mort.^ 

Donc  Costa  la  riba  de  la  mar  ha  una  peira  ansiana  mot  mercvilho- 
samen  amaistrada  per  mas  de  Serrasis ,  e  aq«£'sla  peira  es  pauiada  en 
t^/ra  e  detras  es  largua  e  cairada  e  desobre  es  eslricha  e  longua ,  auta 
aitan   quan   en  aul    un  corp  pot  volar;    e   sobre    aqwc'sta    peira    la  denan- 

'   I/s.  alcunas.  ^   I/s.  la. 

^  Hs.  aqrerigro.  *   Lat.  suis  lemporibus. 

*  II s.  moiia. 


482  O.  SCHULTZ, 

dicha  ydola  ho  ymaga  es  pauiada,  qud  es  de  auricalco  ho  d'aur  mol  fi, 
e  es  contrafacha  ha  semblansa  d'ome  e  esla  en  pees  tota  drecha  e  te  h\ 
cara  vas  metz  dia,  e  le  iina  clau  fort  behi  e  gran  en  sa  ma  drecha,  la 
quäl  claus,  seguon  qite  digo  los  Serrasis,  caira  de  la  ma  d'aq?Yi?sta  yma- 
5  gina  el  l'an  que  venia  un  lei  de  Gallia  ho  de  Fransa  qzte  tota  Yspanha 
subiuguara  tot  en  darrier  als  crestias,  e  desse  que  los  Serrasis  veirau 
aqz^t?sta  clau  caire,  totas  riqueias  laissadas,  iotz  terra,  s'en  fugirau. 

V.    De  las  glieias  las  quals  Karle  magne  fetz. 
De  l'aur  lo  quäl  los  reys  e  ■  Is  princeps  d'Espanha  donero  ha  Karle 

10  fo  facha  la  glieia  de  S.  Jacme  per  lo  dih  Karle  qiie  en  aqM<?las  partidas 
demoret  per  tres  ans,  e  aqui  el  fetz  arcivesqwi?^  e  canonges  seguon  la 
regia  de  S.  Ysidori  evesque  e  cofessor,  e  guarni  la  de  campanas  e  de  pallis 
e  de  libres  e  d'autres  ornamens  mot  ondradamen;  e  lo  remanen  de  l'aur  e  de 
l'argen  que  era  sobrat  a  gran  moutesa  el  gitet  d'Espanha,  del  quäl  aur  e 

15  argen,  qt/an  s'en  fo  anatz,  el  fetz  far  mainhtas  glieias,  so  es  a  dire  la 
glieia  de  nostra  [f.  8R^]  dona  que  es  vas  ha  Aixsgra  ho  apud  Aquis- 
granu/«,  e  la  glieia  de  S.  Jacme  que  es  en  aque\  meteis  luoc,  e  la  glieia 
de  S.  Jacme  que  es  en  la  ciotat  Biterrensiuw  '■*,  e  la  glia  de  S.  Jacme  qi^e 
es  a  Tholosa,    e    aqz^ifla  que   es  en  Guasconha  entre    la    ciotat    que   vul- 

20  garmen  es  dicha  Axa,  e  S.  Johan  de  Sordua  costa  la  via  de  pr<?dicadors, 
e  la  glieia  de  S.  Jacme,  qi/e  es  ha  Paris  entre  lo  fluvi  de  Secana  ho 
Sayna  e'l  pueh  nostre^,  e  fet  far  atressi  mainhtas  autras  abbadias  per 
lo  mon. 

VI.    De  Aygolando  rei  de  Africa. 

25  Quan  Karle  magne    fo    tornatz    in  Gallia ,    un    paya    rei    de  Africa 

apelat  Aygolandus ,  amb  gran  ost  aqi/^ri  la  terra  d'Espanha  e  aussis  las 
guardas  que  ero  laissadas  pels  crestias  pels  castels  e  per  ciotatz,  las  quals 
Karle  avia  aqui  laissat,  e  quan  Karle  ho  saup,  e  el  am  gran  ost  s'en  anet 
la  autra  veguada,  e  era  amb  el  un  apelat  Milo    de  Agleris,  que    era    dux 

30     de  la  ost. 

VII.    De  l'issimple  de  l'almorna  del  cavalher  mort. 
Aqw^st  issimple  aladonc  fo  a  totz    mostratz  e  es  contra   aq«^ls  que 
reteno  no  drechureiramen  las  almornas  dels  mortz. 

Coma  la  ost  de  Karle  fossa  hospitada  a  Bayona,  ciotat  dels  Ba- 
35  doruw,  un  cavalher  apelat  Romaricus  fo  aqui  malaptes  troq^^<?  ha  la  mort 
si  que  se  cofesset  e  se  penedet  e  receup  lo  S.  sagramen  per  la  ma  del 
pr^stre  e  pues  el  va  dire  ha  un  sieu  cozi  que  lo  sieu  caval  vendes  e 
l'argen  que  n'auria  dones  als  clers  e  als  paubres,  e  quan  fo  mort  lo  ca- 
valher, aquest  cozi  ac  enveia  del  caval  e  va  lo  vendre  finchamen  .c.  sols, 
40  e  aq?^^st  pretz  el  metz  en  maniars  e  en  beures  e  en  vestiduras ;  mas  em- 
pero,  quar  als   mals  faitz  la  venguansa  del  iutgamen   de  Dieu   es  breumen 

*  yhn  Rande:  un  maioral. 
■■*  Am  Rande:  ho  de  Bezers. 
3  s.   S.  469. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  483 

aparelhada,  emp^'z-amor  d'aisso,  passalz  .xxx.  iorns,  a  aquest  cozi  lo  mort 
va  una  nueh  apparesser  e  ditz  Ihi:  „quar  hieu  la  cauza  mia  te  avia  bailat, 
per  so  que  als  paubres  la  donessas,  sapias  que  Dieu  me  a  remes  e  qui 
tatz  totz  mos  pecatz,  mas  quar  tu  as  retengut  Talmorna  no  drechurei- 
5  ramen  per  .xxx.  iorns,  tu  m'as  fah  estar  en  pena;  mas  sapias  que  del 
luoc  ifernal  don  hieu  so  issitz  [f.  SRI*]  tu  intraras  dema  e  hieu  serei  mes 
en  paradis."  E  qiean  ac  dih  aisso ,  e-1  mort  s'en  anet,  e  l'autre  remas 
mot  fort  trist;  e  quan  venc  lo  be  mati,  el  va  recomtar  per  tota  la  ost  so 
que  Ihi  era  endevengut,  e  d'aisso  la  ost  se  merevelhet  mot;  e  quan  la  ost 

10  parlava  d'aisso,  sopdamen  ciamors  se  vau  levar  el  l'aire  e  rugio '  a  ma- 
neira  de  leos  e  de  lops  e  de  vedels,  e  de  mantenen  aqucsi  cozi  qtte  era 
eutre  la  ost  fo  arrapatz  pels  dyables  amb  gratis  crilz  e  raubitz,  e  aprop 
la  ost  a  pe  e  ha  caval  lo  anet  qw^-rir  per  puetz  e  per  vals  per  .1111.  iorns, 
que    anc    no-1    pogro    trobar;    mas    aprop  .xii.   iorns,    coma    la    ost    anes 

15  ]5els  desertz  Navarro;'«/«  c  Alavarw/«,  va  trobar  lo  cors  d'aq«<?st  mort  e 
frah  sobre  una  roca  que  era  cn  aut  sobre  la  mar  per  tres  leguas  e  era 
lonh  de  la  dicha  ciotat  per  .im.  iornadas,  e  los  demonis  avion  pauiat  la 
caronha  d'aqM(?st  en  iique\  luoc  e  l'arma  en  ifern. 

E  per  so  sia  manifest  a  aissels  que  las  almornas  dels  mn.rtz    rcteno 

20     no  iustamen,  que  eis  serau  dampnat  p<'/-petualmen. 


VIII.    De  la  batalha  Sawc/i  Faciendi,  on  las  astas  ho  lansas 
vau  reverdesir. 

En   aprop    los    denanditz  Karle  c  Mylo    anero    queren  per  Yspanha 
lo  dih  Aygülanduw,   e  coma  eis   lo    qw^riguesso    amb    lor    ost  subtilmen, 

25  vau  lo  trobar  en  una  t^rra-  q^te  es  dicha  de  Campis  ho  dels  Camps  sobre 
lo  fluvi  que  es  ditz  Ceia  en  un  pla  luoc,  on  avia  mot  bels  pratz,  e  aqui 
pues  fo  facha  per  l'aiutori  de  Karle  la  glieya  mot  bela*  dels  S.  Facundi 
e  Primitiv!  martirs,  en  la  quäl  so  pauiatz  los  cors  dels  ditz  martirs,  e  es 
aqui  facha  abadia  de  monges  on  ha  guanre  de  be ;    mas    quan  la   ost  de 

30  Karle  se  apropiet  de  Aygolandus,  aqwc-st  Aygolandus  va  mandar  ha  Karle 
que  el  era  apparelhatz  de  batalhar  seguon  son  voler  .xx.  contra  .xx.  ho 
.xl.  contra  .xl.  ho  .c.  contra  .c.  ho  miel^  contra  miel  ho  .11.  contra  dos 
ho  un  contra  un.  En  aprop  Karle  trames  .c.  cavalhers  contra  autres  .c. 
de  Aygolandi,  mas  aqw^ls  de  Aygolandi  que  ero  Serrasis  foro  aussitz;  e 

35  pues  Aygolandwi^  en  trames  autres  .c,  mas  atressi  vau  morir  los  Serrasis; 
pues  Aygolandws  en  trames  .cc.  contra  .cc. ,  e  desse  foro  mortz  e  ero 
apelatz  Mauri ;  aprop  tot  en  darrier  Aygolandwj  en  va  trametre  "j 
contra  jj  [f.  8Va],  e  d'aqw^ls  de  Aygolandus  una  parlida  fo  morta  e 
l'autra  s'en  fugi. 

40  AI  tertz   iorn  Aygolandus    secretam^«    va    gilar    sort  e  conoug    que 

Karle  perdria,  e  va  Ihi  mandar  qtte  lo  iorn  stguen  el  faria  amb  cl  batalha 

•    Vielleicht  ist    rugic  zu  lesen  =  rugit   „Uebrüll",  vgl.  establic  (498,24). 
-  Das  a  ist  nicht  mehr  zu  lesen,  da  der  Rand,  auf  welchem  die  Worte 
mot  bei  stehen,  beschädigt  ist. 

^  S.    Wilhelm  Meyer-Lübke,    Grammatik  der  roman.  Spr.  /Ol  §  37. 

Zeitschr.  f.  roiii.  I'liil.  XIV.  3I 


484  O.  SCHULTZ, 

pleneira,  si  se  volia,  si  que  Karle  llio  va  autreiar;  e  adonc  foro  pr(?sens  alqus 
crestias  que  la  nuech  deuan  aquest  iorn  vau  apparelhar  lor  arnes  amb  gran  estudi 
e  vau  metre  lors  astas  en  terra,  ficadas  denan  ]o  castel,  so  es  a  dire  eis  pratz 
Costa  lo  dih  iluvi,  las  q7ia\s  lo  be  mati  vau  trobar  d'aventura  amb  fuolhas  to- 
5  tatas  verdeians,  e  s.queiz  que  las  trobero  foro  aquels  que  l'endema  devio  esser 
martiriaz  pi?r  la  fe  de  Crist;  e  d'aisso  eis  se  merevilhero  fortmen  del  miracle 
que  Dieus  lor  avia  fah,  e  aprop  ilh  vau  trencar  lor  astas  costa  la  ierrz,  e  las 
raytz  que  restero  en  la  t^rra  vau  gitar  brancas  a  maneira  de  p^rgua  e  en- 
quera  apparesso  nqui;    e  d'aqw^stas    astas    que   foro  ficadas   en  t^rra  n'i  avia 

10  mainhtas  que  ero  quais  poiridas*,  "per  que  maiormen  fo  a  totz  gran  gauh  e 
gran  merevelha  e  gran  p/ofietz  ha  las  armas  mas  gran  detrz'men  e  damnatge 
fo  dels  cors.  Aprop  la  batalha  fo  facha  aque]  iorn  de  sa  e  de  la,  on  foro 
mortz  ■'",•  crestias,  e  lo  denanditz  dux  Milo  fo  mortz  e  lo  caval  de  Karle; 
e  adonc  Karle,  estans  a  pe  am   .j".   peonhers  de  crestias,  el  mieh  dels  Serrasis 

15  va  gitar  s'espaza  apelada  Gaudiosa  e  aussis  mainhs  Sarrasis,  e  quan  venc  vas 
lo  vespre  d'aqz/i?st  iorn,  los  crestias  eis  Serrasis  s'en  tornero  en  lors  castels;  mas 
l'autre  iorn  segnen  vengro  a  socors  ha  Karle  .jjj^.  de  baros  mot  bos  batalha- 
dors,  e  desse  que  Aygolandus  ho  saup,  e  el  s'en  fugi  en  las  partidas  de  Le- 
giona,   e  adonc  Karle  amb   sa  ost  s'en  retornet  en  Gallia. 

20  En    aqw^sta  batalha    deu  hom  saber   que  fo  la  salut   dels  batalhans   p^r 

Crist,  quar  enaissi  coma  los  cavalhers  de  Karle  denan  la  batalha  apparelhero 
lor  arnes  p^r  batalhar,  enaissi  nos  devem  apparelhar  nostre  arnes,  so  es  assa- 
ber  bonas  vertutz  per  batalhar  contra  los  pecatz,  quar  casqus  que  metra  la  fc 
contra  hyretgia  ho  caritat  contra  odi  ho  largueia  contra  avareia  ho  humilitat 

25  contra  erguol  ho  castetat  contra  luxuria  ho  oraio  continuada  contra  te?«ptatio 
de  dyable  ho  paubreira  contra  riqueias  ho  p^rsev^rensa  contra  movemen  ho 
calar  contra  trop  parlar  ho  obediensa  contra  [f.  8Vb]  coratge  carnal,  l'asta 
d'aytal  sera  florida  al  iorn  del  iutgamen.  O  quan  benaurada  sera  e  florida  en 
paradis   l'arma  d'aqMi?l    que  aura  vencut   batalhan    en  t^rra   contra  los  pecatz! 

30  E  nuls  autre  sera  coronatz  si  no  aquel  que  drechureiramen  aura  batalhat  en 
terra,  quar  aissi  quon  los  batalhadors  de  Karle  pifr  la  fe  de  Crist  batalhero, 
aissi  e  nos  devem  morir  per  pecatz  e  vivre  p^r  vertutz  sainhtas  en  aqw^st 
mon,  per  so  que  sus  en  gloria  aiam  desservit  victoria  florida.    Amen. 

IX.    De  la  ciotat  d'Agen. 

35  Aprop  aisso  denandih  Aygolandus  va  aiostar  de  gens   senes    nombre,    so 

es  assaber  Serrasis,  Mauros,  Moabitas,  Ethiopes,  Pardos,  Affricanos,  Persas  e 
Zexephimuwz  rei  d'Arabia  e  Burrabelluw  rei  de  Alexandria  e  Abituw  rei  de 
Bugia  e  Opisnu/«  rei  de  Agabia,  Fatimuw  rei  de  Barbaria,  Aylis  rei  de  Ma- 
roth,  Aphimorgiuw   rey  de  Mequa ,   Ebrahim    rey  de  Sibilia    e  Altumaior    de 

40  Corduba,  e  amb  aquetz  e  el  venc  a  la  ciotat  d'Ageii  en  Guasconha  e  pres  la, 
e  d'aqw?  el  mandet  ha  Karle  que  vengues  ha  el  pagiblamen  awb  petita  co?n- 
pania  de  cavalhers  e  promes  Ihi  queih  daria  .IX.  cavals  cargatz  d'aur  e  d'ar- 
gen  e  d'autras  riqw^zas,    si  solamen  anava  vas  el;    e  aysso  Aygolandus   desia 

^  Der  tat.  Text  „erant  enim  illorum  multae  hastae  de  lignh  fraxineis" 
ist  missverstanden  worden. 


DKR    PROV.    PSEUDO-TUKPIN.  485 

per  so  que-\  conogues  e  que-\  pogues  aussire  en  balalha,  mas  Karle  cogitel 
aisso  e  amb  .J".  cavalhers  fortz  el  anet  prop  d'Agen  per  .IUI.  milhas,  e  quan 
fo  aqui,  el  pres  solamen  .Ix',  cavalhers  e  los  autres  .^.  laisset  aqui  rescon- 
dudame«,  e  anet  ha  un  pueh  que  es  prop  d'Agen,  del  quäl  pueh  hom  pot 
5  veire  la  dicha  ciotat,  e  aqui  el  laisset  tota  sa  gen  e  mudet  de  tot  sa  vesti- 
dura  e  pres  ne  una  viel-  e  pres  un  escut  ses  lansa  e  mes  lo  al  col  de  tra- 
vers  aissi  quon  es  costuma  de  guarsos^  en  batalha  e  anet  enaissi  amb  un  sol 
cavalher  ha  Agen  ;  e  de  mantenen  a\qus  vau  issir  de  la  ciotat  e  vau  deman- 
dar  ha  zqueiz  quals  ero,  e  ilh  vau  dire  que  eis  ero  messatges  de  Karle  niagne 

10  rey  que  ero  trames  al  rey  Aygolan,  e  qucra  foro  denan  el,  ilh  Ihi  vau  dire  que  Karle 
los  avia  ha  el  trames  e  que  el  venia  ha  el  amb  .Ix.  cavalhers  aissi  coma  elh  Ihi  avia 
comandat,  e  dissero  Ihi  plus  que  Karle  vo[f.  gRajlia  amb  el  militar  e  esser  totz 
sieus  mas  que  Ihi  dones  so  que  Ihi  avia  promes,  e  per  so  el  atressi  vengues  amb 
autres  .Ix.  cavalhers  passienmen  e  parlaria  amb  el.    E  adonc  Aygolandwj^  se  va  ar- 

15  mar  e  ditz  als  messagers  que  s'en  tornesson  ha  Karle  e  que  Ihi  dicesson  que 
atendes  Aygolan ;  e  Aygolandus  ignorava  que  aqw^l  que  parlava  amb  el  tos 
Karle,  mas  Karle  conoug  ben  el  e  enqw^ri  devas  quäl  part  la  ciotat  d'Agen 
era  plus  frevols  per  penre  e  adonc  el  vi  los  reis  que  ero  en  aquela  ctotat,  e 
pues  s'en  tornet  amb  sos  .Ix.  cavalhers  los  qun\s  avia  laissat  tras  ,se  e  tornet 

20  atras  amb  eis  troque  hals  autres  .jj.  que  avia  laissat;  mas  aprop  Aygolandus 
los  va  segre  amb  -yly  cavalhers  volens  aussirre  Karle,  mas  Karle  amb  sos 
cavalhers  conoug  aisso  e  va  s'en  fugir  en  Gallia,  e  aqui  Karle  va  amassar 
sobregran  ost,  e  pues  amb  aquesta  granda  ost  el  s'en  tornet  ha  Agen  e  va 
la  assetiar   e  tenc  aqui  lo  seti  per  .vi.  meys,    e  al  .vii.  meys    el    aiostet   mae- 

25  stres*  de  peyra  e  de  fusta  e  de  tota  autra  an  apta  a  penre  la  dicha  ciotat. 
Mas  Aygolandus,  que  senti  aisso,  de  la  dicha  ciotat  s'en  anet  fugir^  per  latrinas 
e  per  pertus  rescondudamen,  e  va  passar  lo  fluvi  de  Guarona  que  passa  costa 
dicha  ciotat,  e  enaissi  el  escapet  a''  las  mas  de  Karle.  E  lo  iorn  segnen  Karle 
intret  amb  gran  victoria  en  la  dicha  ciotat;  e  adonc  mainhs  Sarrasis  foro  mortz, 

30  e  mayns  autres  s'en  fugiro  pal  dih  fluvi ;  empero  .^\  de  Serrasis  hi  foro  mort  amb 
glasi. 

X.  De  la  ciotal  de  Sanxtas,  on  las  astas  meiro  brancas 
e   fuolhas. 

En  aprop  Aygolandus  va  venir  ha  la  ciolat    de  Sanhxtas    que  era  preia 

35  per  Serrasis  e  aqui  el  demoret  amb  sa  gen,  mas  Karle  Ip  va  segre  e  mandet 

Ihi  que  redes  la  ciotat;  mas  Aygolandus  no  la  volc  redre,   mas  issi  contra  el 


'  Hs.  .1".,  was  nicht  richtii,^  sein  kann,  s.  Z.  14. 

-  =  vilem. 

'•'  Lat.  Text:  „ut  tnos  nunciorum  tempore  belli  est. 

*  Der  lat.  Text  „nptatis  iuxta  murum  petrariis  et  mangarellis  et  troiis 
et  arietibus  ceterisque  artificiis^'  ist  offenbar  missverstanden  worden;  der  Aus- 
druck maestres  de  peyra  =  Baumeister  kehrt  Cap.  XXXIl  wieder. 

^  In  der  Hs.  steht  tuich  diesen  IVorten  noch  einmal  „de  la  dicha  ciotat". 

^  Das  a  glaubte  ich  einsetzen  zu  müssen,  da  ich  escapar  c.  Acc.  nicht 
nachweisen  kann  und  da  das  lat.  „a  Karoli  tnanibus  evasit"  nicht  zu  dieser 
Construction  verführen  konnte. 

3'* 


486  O.  SCHULTZ, 

amb  batalha  e  feiro  entre  lor  aitals  covenens  que  d'aqtiel  (\tie  auria  victoria 
fos  la  ciotat.  Mas  denan  lo  iorn  d' aqz/^sta  batalha,  apparelhatz  los 
castels  e  las  ostz  e  las  companias  eis  pratz  'que  so  entre  lo  castel  apelat 
Talaburgus  e  la  ciotat  que  es  Costa  lo  lluvi  apelat  Charanta ,  dAqus 
5  crestias  vau  ficar  lors  astas  an  ti?rra  en  pees  denan  los  castels,  e  quan  venc 
l'en  [f.  qR^]  dema,  illi  vau  trobar  lors  astas  d'escorsa  e  de  fuolas  verdeians  e 
a.qne\s  que  las  trobero  foro  aqw^ls  que  devio  penre  martiri  en  la  dicha  batalha 
per  la  fe  de  Crist  e  d'aisso  aqwifls  dels  q^als  ero  las  astas  agro  gran  gauh 
e  vau  culir  lors  astas  e  amb  elas  intrero  prumeiramd?;?    en  batalha  e  prumiers 

10  ferigro  e  anero  aussirre  mainhs  Sarrazis.  La  ost  d'aqz/^st  Aygoland?/j  era  de 
'llll' '  ^°  aqw^sta  ost  lo  caval  de  Karle  fo  mortz  e  Karle  fo  mot  estretz,  mas 
el  apelet  l'aiutori  de  Dieu,  e  per  la  vertut  de  Jesu  Crist  el  tornel  en  sa  vi- 
guor  si  que  estan  ha  pe  el  en  va  maihns  aussirre;  mas  la  ost  de  Aygoland?<i-, 
que  vi  que  no  podia  sostener  la  batalha  de  Karle,  s'en  va  fugir  en  la  ciotat, 

15  mas  Karle  los  va  segre  e  environet  lors'  murs  de  la  dicha  ciotat  e  assetiet  la, 
exceptat  de  la  part  qtte  era  costa  lo  lluvi;  mas  la  nuech  segnen  Aygolandus 
amb  sa  ost  s'en  commenset  a  fugir  per  lo  fluvi,  mas  Karle  qt^e  conoug  aisso 
los  va  ensegre  e  aussis  lo  rei  Agabie  e  lo  rei  Bugie  e  maynhs  autres  payas 
quais  .im.   milia. 

20  XI.    De  la   fugua   de  Aygolan   e   de  la  ost  de  Karle  magne. 

Adonc  Aygolandus  s'en  comenset  a  fugir  e  ha  passar  pels  portz  de 
Cyserca  c  va  venir  tro  qi/e  ha  Pawpalona.  e  d'aqui  estan  el  mandet  ha  Karle 
qi^e  aqui  l'atendria  per  ocaizo  de  batalhar:  mas  Karle,  quan  ho  ac  ausit,  s'en 
retornet  en  Gallia,    e  aprop    el  va  mandar    amb  grau  proveensa    sas    ostz    per 

25  batalhar  de  lonh  e  de  prop,  e  va  mandar  per  tota  Guallia  qi/e  tuh  Ihi  sers 
que  iotz  autres  senhors  ero  detengutz  en  nialas  cöstumas,  que  tuh  non  obstan 
tal  s<?rvitut  amb  lor  mainada  venguesso  a  el  e  serio  totz  tems  delhivres  de 
tota  Servitut,  e  comandet  que  no  serviguesso  a  neguna  antra  gen  si  no  a  el 
e  que  venguesso  per  batalhar  amb  el  en  Yspanha  la  gen  no  fiel  que  aqui  era,  si 

ßO  que  totz  aquels  que  el  trobet  prees  totz  los  delhivret,  e  totz  los  paubres  que 
trobet  fetz  rics,  e  aqz^^ls  qz^Vro  nutz  el  vesti,  e  haq?^^ls  qti'evo  malvolgut  el 
fetz  lor  patz,  e  totz  aquels  que  ero  gitat  de  lor  heretatge  totz  los  relevet 
del  sieu  propri,  e  totz  aqw^ls  que  ero  apres  en  armas  totz  los  fetz  far 
cavalhers,    e    totz    a.que\s    que    el    drechureiramen    [f.  gV»]    avia    gitat    de    se 

25  el  per  amor  de  Dieu^  los  tornet  a  se,  e  a  totz  p,?/-donet  e  fetz  enaissi  que  ene- 
mics  e  amics  el  acompanhet  ha  se,  per  anar  en  Yspanha;  e  a  totz  l'arcives- 
que  Turpi  donava  sa  benedictio  e  per  la  auctoritat  de  Dieu  los  absolvia  de 
lors  pecatz^;  e  per  aquesta  maneira  el  va  aiostar  -xxxilir  '^^  cavalhers  aprees 
en  armas,  exceptat  escudiers  e  peonhers  dels  quah  no  era  nombre  p^rfeh. 

^0  Aq?/^tz  que  s'enseguo  so  aqw^ls  maiors  baros  qzte  ero  amb  Karle  magne. 

Prumeiramen  l'arcivesqwi?  Turpi,  arcivesque  de  Rems,  que  per  amonestamens 
redia  lo  pobol  coratios  e  fort  ha  batalhar,  e  aqw^st  arcivesqw^  de  sas  p/-öprias 

'  Es  ist  los  zu  erwarten;  möglicherweise  liegt  kein  Schreibfehler,  son- 
dern eine    Unkorrekt heit  vor,  vgl.   S.  489  Z.  20,  dagegen  aber  S.  496  Afi7n.  4. 

2  £)£g  Worte  von  e  per  bis  pecatz  stehen  am  linken  beschnittenen  Rande; 
die  unterstrichenen  Buchstaben  sind  von  mir  ergänzt. 


DER    PKOV.  PSEUDO-TUKPIN.  487 

mas  amb  son  arnes  batalhava  contra  lo  pobol  deb  Serrasis  alqunas  vetz,  e 
Rotlan  dux  de  la  osl^  cowte  Cinwomanensis  e  senhor  de  Blavi  e  nebot  de 
Karle,  filh  de  Milo  duc  de  Angleris,  que  era  natz  de  Berta  seror  de  Karle 
magne,  lo  quaX  era  mot  bos  batalhans  e  de  gran  prodomia  ples  e  avia  amb 
S  -'^^  -liu-  cavalhers;  empero  autre  Rotlan  fo  del  qua\  nos  calarem,  qwan  es  de 
presen.  En  aprop  era  amb  el  Olivier,  dux  atressi  de  la  ost,  que  era  mot  ma- 
lessios-  e  ben  ensenhatz  en  batalha  e  fortz  en  bratz  <\ue  era  comte  de  Genova 
e  filh  de  RaiV/er^  comte  e  avia  amb  se  .^™  .  cavalhers,  e  Estullwj  coms  de 
Longres  filh  de  Odo  comte  amb  .^^  cavalhers,    e  Arastagz«  duc  dels  Bretos 

10  amb  .yjj-  cavalhers,  empero  amb  aqz/^st  en  A(\ue\  tems  era  un  autre  rei  en 
Bretanha  del  (\ua\  no  es  facha  aissi  avora  mensio  pleneiram<?«,  e  Engelerwi- 
duc  d'Aquitania  amb  .^jjj.  cavalhers;  aquetz  ero  essenhatz  mot  be  en  armas 
maiormen  en  arcs  e  en  saietas;  el  tems  d'aqwi?st  Engeleri  era  un  autre  comte 
en  Aqwnania,  so  es  a  dire  en  la  ciotat  Pictaworuw*  ho   de  Peytieus  del  qwal 

I-  no  es  avora  a  parlar.  Aqw^st  Engelerz^i-  denandih  era  de  Ihinhatge  de  Guas- 
cos  e  era  dux  de  la  ciotat  de  Aqwnania  (\ue  es  pauiada  entre  Lemosi  e  Bu- 
rias  e  Peytieus  la  (\ua\  l'emperaire  Cesar  Angusius  fetz  en  aqw<?las  encontra- 
das  prumeiramen  e  apelet  Aq?<nania  e  sosmes  Ihi  Burias  e  Lemosi  e  Pey- 
tieus la  qwal  l'emperaire  Cesar  AugusUis  fetz  en  aqwdas  encontradas  prumei- 

20  ramen  e  apelet  Aqw/tania  e  sosmes  Ihi  Bur/as  e  Lemosi  e  Peytieus  e  Sanhtas 
e  Enguolisina  amb  lors  proensas  e  totz  aqueXa  pays  so  apelatz  AqMztania ;  mas 
aqw^'Sta  ciotat  Aqwüania  aprop  la  mort  de  Engelri  fo  vevia  de  comte,  p^r 
(\ue  fo  tornada  q/zais  nulla,  i\tcar  Ihi  ciotada  d'aqz/^sta  ciotat  foro  tuh  mortz 
[f.  9  Vb  ]  amb  glasi  en  la  val  apelada  Runtia  e  no  ac  aqui    pues    a\(\us  escol- 

25  tivaires,  e  Gaiferw^y  rei  de  Bordeis  amb  .j"p  cavalhers.  E  amb  lo  denandih 
Karle  s'en  anero  en  Yspanha  aq«i?ls  (\ue  s'enseguo :  Gelerus,  Gelin^j-^,  Salo- 
mon,  cowpanh  de  Eslulti,  Blanduinwj  fraire  de  Rotlan,  Gandelboldwi-  rey  de 
Frisia  amb  .y"j.  heronuw^,  Obellus  coms  de  la  ciotat  de  Nantas  amb  .™.  he- 
heronuw,    Arnaut  de  Bellanda   amb   ."?.    heronuwi,    Xaaman    duc    de    Baioaria 

,_  amb  .™.  heronuw,  Othgeruj  rei  de  Dacia  amb  .'^\  heronuWj  Lambert  pr/nceps 
de  Buria  amb  ."J.  heronuw.  Sapson  duc  de  Berguonha  amb  .^.  heronuw;  Co- 
stanti  p;vfect7/j  ho  stnher  de  Roma  amb  .^.  heronuw,  Raynaut  de  Alba- 
spina, Gautier  de  Turnus,  Guinelmz/j,  Gari  duc  de  Lolharingia  amb  .■VJj.,Bego, 
Alberit  de  Berguonha,    Berart    de  Nublis,    Guinandwi-,   EsturmitMj,    Tedric«j, 

--  Yvoric?/j,  Berengari«^,  Hato,  Ganalonwj,  lo  q«al  fo  pues  traidor.  La  ost  de 
Karle  era  de  ."j.  cavalhers  que  ero  tuh  de  sa  t^rra  p/-öp/-?a ;  e  aq«^tz  denan- 
ditz  ero  baros  famoss  e  ben  apres  d'armas,  e  ero  de  la  gen  apelada  heross 
los  qMflls  ero  plus  poderos  d'autres  e  plus  fortz,  e  foro'  bos  homes  vas  Dieu 
e  que  mantenio  la  fe  de  C/v'st  el  mon.     E  aissi  (\uoTi  nostre  senhor  Jesuc;v"st 

.Q  amb  SOS  dissipols  aqueri  lo  mon,  aissi  Karle  rey  de  P'ransa  e  empc-raire  dels 
Romas  amb  los  denanditz  z(\uex\  Yspanha  ha  la  honor  de  Dieu. 

*    Hiermit  soll  das  lut.  ,,iiux  cxercituum^'  7viedergegeben  iverden  ;  s.  den- 
selben Ausdruck  Z.  (>. 

-  Soll  das  lat.   „acerrimus"  wiedergeben. 
^  Hs.  ramer.  ^  Hs.  pictanorum.  •■  Jls.  Gclmus. 

"  Am   Rande:    una  manevra  de  fjens  es  t.\ur  so  apelatz  hcros. 
'    //■,.   for. 


488  O.  SCHULTZ, 

Aladonc  totas  las  ostz  se  vau  aiostar  en  las  landas  de  Bordeis  e  lenio 
sobre  terra,  en  ampleia  e  en  longueia  per  n  ioraadas  e  de  viro  hom  los  au- 
sia  per  l'espasi  de  .xii.  milhas.  Aprop  Arnaut  de  Bellanda  passet  prumeira- 
men  los  portz  de  Sysera  e  anet  a  Pampalona,  e  desse  Estult^j  amb  sa  ost 
5  lo  anet  segre  e  pues  Arastagnus  rey  e  Engelrwj-  dux  amb  lor  ostz  ensems; 
pues  venc  Gandelboldr/j-  rey  amb  sa  ost  e  Othger?/^  rey  e  Costanti  amb  lor 
ostz,  e  totz  darier  va  venir  Karle  amb  Rotlan  amb  totas  las  autras  ostz,  e 
vau  cobrir  tota  la  t^-rra  des  lo  fluvi  de  Runa  ixoquez  al  pueh  <^ue  es  lonh  de 
la  dicha  ciotat  per  tres  leguas    e   el   la  via    dels  pr^dicadors   eis   estero    .viii- 

10  iorns  per  passar  los  portz. 

Puef  Karle  mandet  ha  Aygolan  [f.  ioR'>]  que  era  en  la  ciotat  (\ue  re- 
des  la  ciotat  la  qita\  avia  bastit  de  recap  e  l'avia  guarnida  antra  veguada,  ho 
(\ue  issigues  contra  el  en  batalha ;  mas  Aygolan  vesens  q?/<?  el  no  podia  teuer 
la  ciotat  contra  Karle  va  cogitar    (\ue  plus  amava  issir    contra    el    en  batalha 

15  o;iie  no  fasia  morir  laiamen  en  la  ciotat,  e  adonc  el  mandet  ha  Karle  oj.ie  Ihi 
dones  inducias  ho  dilacios  troqz^^  sa  ost  fos  issida  de  la  ciotat  e  se  fos  ap- 
parelhada  per  batalhar  e  que  parles  amb  el  de  boca  ha  boca,  (\uax  Aygo- 
landwj  desirava  mot  fort  veire  Karle. 

XII.    De  las  trevas  donadas    e  de  la  disputa    (\iie   fo    entre  Karle 
20  e  Aygolan  dum. 

Mas  qwan  Karle  ac  autreiat  dilacios  ha  Ayguolan,  Ayguolan  va  issir 
de  la  ciotat  amb  sa  ost  tota  e  va  la  laissar  costa  la  ciotat  e  amb  .Ix^.  dels 
sieus  maiors  el  anet  denan  la  cadeyra  de  Karle,  lo  c\iia\  era  lonh  de  sa 
ost  per  una  milha ;   e   adonc  la  ost  de  Karle  e  la  ost  de  Ayguolan  ero  costa 

21:  a  ciotat  en  un  pla  e  duravo  en  longueia  e  en  ampleia  per  .vi.  milhas,  e  la 
via  de  prd'dicadors  devesia  l'una  e  l'autra  ost;  e  adonc  Karle  va  dire  ha 
Aygolan :  ,,tu  es  Aygolan  qw«?  m'as  tout  ma  t^rra  amb  barat,  <\uax  hieu  ei 
aqu^A-it  per  l'aiutori  de  Dieu  la  t^rra  d'Espanha  e  de  Guasconha  e  l'ei  sos- 
meia  a  crestias  e  totz  los  reys  d'aqwHa  t<?/-ra  hieu   mes   al  mieu  emperi,    mas 

-IQ  (\uan  hieu  m'en  tornava  en  Fransa,  tu  denan  los  crestias  de  Dieu  has  destruh 
las  mias  ciotatz  e  castels  e  tota  la  tfrra  as  guastat  per  fuoc  e  per  glasi,  per 
que  hieu  mot  fort  me  co;^/plange  de  tu  de  presen.'^  Mas  de  contenen  que 
Aygolandus  conoug  la  lengua  arabienc  de  Karle,  el  se  va  fort  merevelhar  e 
ac  gran  gauh;    Karle    parlava    enaissi,    quar  avia  apres  a  parlar    lo  lenguatge 

35  de  Serrasis  vas  la  ciotat  de  Toledo  ho  de  Toleta,  on  el  demoret  un  petit 
quan  era  ioine.  E  aprop  Aygolan  va  dire  ha  Karle:  „hieu  te  prec  que  tu 
me  digas  per  qzie  tu  has  pres  la  t^rra  de  nostra  gen  qtte  no  t'es  deguda  per 
heretatge,  ni  tos  paire  ni  tos  papz  ni  tos  reirepapx  no  Tau  possesida ;  e  adonc 
Karle    va    dire    que    nostre    senhor  Jesucr/st    creaire    del  cel    e    de  la  terra,  la 

40  gen  crestiana  avia  causit  denan  totas  causas  e  sobre  to  [f.  loRl'jtas  gens 
volia  que  senhoreiesso,  e  pues  ditz  Ihi  que  el  avia  cov^rtit  la  gen  sua  de 
Serrasis  ha  la  lei  de  crestias  quan  avia  pogut ;  e  adonc  Aygolandus  va  dire 
que  fort  era  no  digna  causa  que  la  gen  sua  fos  sosmeia  ha  la  gen  de  Karle, 
per  so  quar  la  ley  de  Aygolan  e  de  sa  gen  valia    plus    que   no    fagia  aquela. 


DER    PKOV.PSEUDO-TUKPIN.  48g 

de  Karle  ni  de  sa  gen,  e  ditz  Aygolan  qw«?  eis  avio  Mahumet,  lo  qua\  fo  messatge  de 
Dieu  e  fo  per  Dieu  trames  ha  eis,  del  qtia\  eis  tenio  los  sieus*  comandamens, 
e  ditz  alressi  que  aviö  los  dieus  trespoderos  que  per  lo  comandamen  de  Mahu- 
met lor  fasio  a  saber  las  causas  qu'ero  a  venir,   los  qwals  eis  colio  e  per  eis 
5   vivio  c  regnhavo.     Mas  Karle  va  dire  ha  Aygolan    que  en  aisso  que  desia  e\ 
errava,  quar  el,  so  es  a  dire  Karle  e-ls  crestias  tenio  los  mandamens  de  Dieu, 
e  Aj'golan  e'ls  Serazis  tenio   los    comandamenz  vas,    de^  va    home    mogutz,    e 
ditz  que  Karle  e-ls  crestias  cregio  en  Dieu  lo  paire,  el  filh  e  el  S.  Esperit  e 
aquelz  tres  azoravo  conia  un,  mas  Aygolan  e  la  sua  gen  cregia  als  simulacres 
10  dels  dyables    e  los   azorava,    e   ditz  que  las  armas    dels  crestias    per  la  fe  que 
tenio    aprop  lor  mort  hanario    a    paradis    e    ha  vida    perdurabla,    mas    las    lor 
anario  en  ifern  per  que  era  manifest    que    la  ley   dels  crestias    valia    plus    que 
no   fagia  dels  Serrazis,  e  quar  los  Serrasis  no  reconoussio  lo  creador  de  totas 
cauzas   ni  conousser   no  lo  volio,   per   so  no  devio  aver  dreh   ni  heretatge  en 
15   cel  ni  en  terra,  mas  la  lor  partida  e  lor  possessio  seria  amb  lo  dyable  e  amb 
lor  dieu  Mahumet;    e    per    so  el    ditz    ha  Aygolan  que     el  preies  baptisme  e 
sa  gen,  e  vivrio,  ho  si  que  no,    que  venguesso  en  batalha  contra   el  e  morrio 
lazamen,  mas  Aygolandus  ditz  que  nuls  tems  fos  aquo  que  el  preies  baptisme 
e    negues    son    dieu  Mahumet   trespoderos,    e    ditz   ha  Karle    (\iie   el   pugnaria 
20  contra  el  e  la  sua  gen  amb  aytal  covenen   que,  si  la  lor  ley  dels  Serrasis  pla- 
gia  may  a  Dieu,  que  la  lor  q?<i?  el  \tx\quesio,    e  si   la  lor  valia  plus,    que  los 
crestias  venqM<?sso  los  Serrasis    e  (\ue  als  vencutz  tro  al  darrier  iorn  del  mon 
fos  tostems  vitup^H  e  als  vensens  fos  laus  e  exaltatio  p^rdurabla ;  pues  Aygo- 
landwj  ditz  que,   si  la  sua  gen  era  vencuda,    que   el    se    bateiaria,    si    remania 
25  vius,  e  tot  aisso    fo    autreiat   de  sa   e  de  la.     [f.  10  V'»]    E    de   contenen    foro 
elegit  .XX.  cavalhers  crestias  contra  .xx.  Serrasis  el  camp  de  la  batalha,  e  aco- 
mensero  a  batalhar  amb  los  denanditz  covenens,  mas  tuh  Ihi  Serrasi  finalmen 
foro  mort;   e  pues  .xl.    foro  trames  contra  .xl.,    e-ls  Serrasis  vau  morir;    pues 
foro  trames   .c.  contra  .c. ,  mas  Ihi  Serrazi  foro  tuh  mort;  pues  de  recap  foro 
30  trames  .c.  contra  .c,  mas  los  crestias  s'en  vau  fugir  de  contenen  per  que  foro 
aussitz,  mas  per  so  s'en  fugiro   quar  cregio    esser  mortz   e  per  so  per^uro   la 
Corona  de  martiri,    quar  sels    que   per  la  fe    de  Crzst  volö  batalhar  e  neguna 
maneira    no   devo  fugir    ni   tornar  areires ;    e  enaissi    coma    aquevi    foro    mortz, 
quar  s'en  fugiro,    aissi  Ihi  fiel    crestia    que  devo  batalhar    foitmen    contra    los 
35  pecatz,    si  la  on  an  laissat   los  pecatz  e  pues   hi    lorno,    eis   moro    eis  pecatz 
laiamen;  mas  si  contra  los  pecatz  ilh  batalho  fortmen,  ilh  aussiso  leugeiramen 
lors  enemics,  so  es  a  ssaber  los  dyables  que  aministro  los  pecatz,  e  l'apostol 
ditz  que  no  sera  coronatz  si  no  aque\  que  leyalmen    aura  batalhat  contra  los 
pecatz.     E  en   aprop  foro  trames    de  sa   e  de  la  .cc.  contra  .cc,    mas  Ihi  .cc. 
4<-'  dels  Serrasis  foro  tuh  mort,  pues  .m.  contra  .m.,  mas  los  Serrasis  foro  aussitz; 
e  adonc  de  l'una  e  de  l'autra  partida  foro  donadas  trevas,  e  aprop  Aygolan- 
d«j  anet  parlar  ha  Karle    e  afermet    que  la  ley  dels  crestias  era  melhor    que 
no  era  aqw^la  dels  Serrasis  e  va  prometre  ha  Karle  que  l'endema  el  e  sa  gen 
penria  baptisme;    e  pues  Aygoland/<j  s'en  tornct   ha    sa  gen  e  ditz  als  reys  e 

UIIH 

'   Hs.  sieu.        -  JJie  Hs.  hat  de  ,    so    dass    man    versucht    wäre   devas 
zu  schreiben,  allein  das  Lat.  lautet:  „vos  vani  hominis  vaua  precepta  tenetis." 


490  O.  SCHULTZ, 

ha  SOS  inaiors  que  el  volia    esser  bateiatz  e  comandct    a    tota    sa    gen    qz/e'  se 
bateiesso,  e  alqus  autreiero  ho  e  silqtts  no. 

XIII.    Dels  ordres    que  ero  el  covit  de  Karle    e    dels  paubres 
pels  quals  Aygoland/o-   pres  escandol   e  refudet  esser  bateiat. 

r  L'endema,  donadas  trevas  d'anar  e  de  retornar,  Aygolandwj  va  venir  ha 

Karle    per  ocaizo    de  bateiar   e  va  trobar  Karle    ha    taula    que   maniava   e  vi 
Costa  el  mainhtas  taulas  on  maniavo  alqus  vestitz    en  habit  de  cavalher  e  al- 
qus  autres  vestitz  de  habit  de  morgue    e  alqus    autres    canonges    vestitz    amb 
albas  blancas   e  autres  en  habit  de    clers    qne    ero    vestitz  de   div^rsas  raubas 
lO  [f.  10  V'];   e  aprop  Aygolan  va  ent^'rroguar  Karle  de  casqun  ordre  quals  gens 
era,  al   quäl   Karle  va  respondre    e   ditz  Ihi    que  aqz/^ls    que  vesia    amb  beretz 
d'una  color  aqz^d-ls  ero  evesqz/(?s  e  p/vstres  de  la  ley  crestiana  que  lor  exponio 
los  comandamens  de  la  ley  e  los   absolvio  dels  pecatz    e  lor  donavo  la  bene- 
dictio  de  Dieu  e  aqz^^ls  que   ero  vestitz  de  negre  aquels    ero  monges  e  abatz 
15  sainhs  que  preguavo  totz  iorns  la  inaiestat  de  Dieu  per  lor,  e-ls  autres  qti'ero 
vestutz  de  abit  blanc  ero   canonges  reglars  que  teno  atressi  sanhta  vida  e  de- 
sio  per  lor  messas    e  matinas    e  autras   horas.     En   aprop  Aygolan  va  veire  a 
part  xm.i  paures  vestitz   de   caitius  habit,    que    sesio    en    t^rra    manians    senes 
taula    e  toalha    e  avio    petit    a    maniar    e   petit  a  beure,    e  adonc  Aygolan  va 
TQ  ent^rrogar  Karle    quals  gens  ero  aqz/^ls,    al    q;/al   Karle  ditz    qtie    aqz^^ls    ero 
gens  de  Dieu    e  messatges    de  Jesucrist    los  q^^als    iotz    lo    nombre    dels  xlll." 
apostols  de  Dieu  el  casqun  iorn  paissia ;    e  adonc  Aygolan  respos  que  aqw^ls 
que  ero   costa  Karle  ero  de  Karle  e  ero  ben  aventuratz  en  beure,    en  maniar 
e  en  vestiduras,  mas  pues  Aygolandus  ditz  per  que   aqwi?ls^  que  ero  de  Dieu 
TT   e  messatges  de  Jesuc;/st  murio  de  fam    e  ero    mal  vestitz   e  ero  mal  menat  e 
loinh  mes   de  l'us,    e    pues    el    ditz    que   mal    s^rvia    a    so    senhor    quz    enaissi 
recebia  sos  messatges  e  gran  verguonia  fagia  a  son  Dieu  qui  servia   enaissi  a  sos 
familiars,    e    pues    ditz    ha    Karle    que    la    ley    quel    desia    esser    bona    avoras 
mostrava  qtie  fos  falsa  e  va  ponre  comnhat    d'el  e  tcrnet    s'en    als   sieus    amb 
escandol  e  no-s  volc^  bateiar,    e  l'endema    el  va  mandar  batalha  ha  Karle;    e 
adonc  Karle  va  cogitar  que  pev  los  paubres  los  qwals  el  avia  vist  mal  traclar 
que  per  so  no  s'era  volgutz  bateiar,  e  aprop  Karle  noiric   diligenmen  totz  los 
paubres  que  poc  amassar  en  sa  ost  e  los  vesti  sobrebe  e  lor  donet  pro  a  ma- 
niar e  ha  beure. 
■,-  E  deu  hom  pessar  e  entendre     quan   gran   pecat    fa    tot/,    crestias    que  no 

aiuda  e  no  val  als  paubres  diligenmen,  quav  si  Karle  a  pt'rdut  lo  rei  ques 
devia  bateiar  e  sa  gen  per  so  quar  el  no  pesset  be  dels  paures,  que  sera 
d'aquels  que  au  en  aq?<(?st  mon  mal  tractat  los  paures,  quan  venra  al  iorn 
deliutgamen?  el  quäl  maneira  poirau  ausir  la  votz  de  Dieu  espaven  [f.  11  R»] 
,Q  tabla  que  dira:  ,,vos  autres  mauditz,  anatz  vos  en  el  fuoc  p^;durable,  quar 
hie  eiu  esurit  e  ei  agut  gran  fam  e  vos  autres  no  me  aves  donat  a  maniar;  e 
deu  hom  cossirar  que  la  ley    e  la  fe  de  nostre  senhor  pauc  val  en  crestia,  si 

'  Jc/i  habe  die:   ZaJU  nicht  in   .xu.  geändert,   da   auch  der  Poit.    Pseudo- 
Turpin    sie   hat    (Zs.  f.  r.  Ph.   I,  299). 

-   Hs.    alqs,     was     wahrscheinlich  verschrieben    ist. 

^    Hillirr   ,,voli"   .\trhl  ein  leicht  diirrhstrichenes  ,,anc". 


nRR    PROV.  PSF.UDO-TURPIN.  49 1 

per  obras  no  so  cowplidas;  e  aisso  ditz  rescr/ptura  que  ditz  que  enaissi 
qi/(7« '  lo  cors  es  mortz  el  quäl  no  es  l'arma,  enaissi  la  fe  senes  obras  de  nii- 
sericordia  es  niorta  en  se  meteissa,  e  aissi  qt/on  lo  rey  denandih  paya  a  re- 
fudat  lo  baptisme  per  so  quar  no  ha  en  nos  trobat  obras  de  baplisme  ho  de 
5  misericordia,  enaissi  Dieu  nos  repellira  al  iorn  del  iutgamen,  si  no  avew  amb 
nos  obras  de  pietat. 

XIV.    De  la  bat  alba   de   Pampalona    e   de  la  mort 
de  A  y  gola  n. 

En    aquel  iorn,    so  es    a    dire  l'endema    de  la  iina    e    de    Taiitra    partida 

10  loU  los  armatz  se  vau  metre  el  camp  per  ocaizo  de  batalhar,  estans  los  cove- 
nens  de  las  leys  denandichas;  e  en  la  gen  de  Karle  ero  -^xx^IIir  ^  ^"  **" 
q?^i?la  d'Aygolan  ero  ."\  Adonc  los  crestias  feiro  .im.  ostz  e  los  Serrasis  en 
feiro  .V. ;  e  la  prumeira  que  prumeirame«  batalhet  dels  Serrasis  fo  desse  ven- 
cuda,  e  pues  venc  la  segonda    la  qua]    fo   de  contenen  vencuda.     E  quem  los 

15  Serrasis  veiro  lor  detrimen,  e  eis  se  vau  aiostar  ensems  e  Aygolan  se  va  metre 
el  metz  de  totz,  e  qw^n  los  crestias  los  viro,  ilh  los  vau  environar  de  torn 
per  totas  partz  quar  de  la  una  part  los  environet  Arnaut  de-  Bellanda 
amb  sa  gen  e  d'autra  partida  Eslultt^j  coms  ab  sa  gen  e  Arastagn?/j-  rei 
amb    sa  gen  d'autra  pari   e  Gandebodwj-   rei    d'autra  amb  sa  gen  e  Othgerius- 

20  '■ei  d'autra  amb  sa  gen  e  Cowstanti  de  Roma  d'autra  part  amb  sa  gen ;  e 
Karle  e-1  princep  de  las  ostz  amenero  lor  coAwpannias  e  comensero  amb 
trowpas  d'evosi  a  cridar  e  avio  gran  fiansa  en  Dieu  e  volgro  venir  sobre-ls 
autres  alegramen,  mas  Arnaut  de  Bellanda  amb  sa  ost  prumeiramen  s'en- 
brivet    contra    l'av^rsa    partida    e    va    en    aussirre    de    sa  e  de    la    \.xo(\ue  venc 

-,.  ha  Aygolan  que  era  el  metz  de  totz  e  amb  son  glasi  el  lo  anet  aussirre. 
E  adonc  foro  faitz  mainhs  critz  e  ciamors  per  trastotz,  e  de  cascuna  part 
los  crestias  se  vau  enbri-  [f.  11  R^»]  var  cö«tra"ls  Serrasis  si  que  totz  los 
Serrasis  vau  aussirre ;  e  fo  facha  aqz/z  tanta  mort  de  payas  qw^  negus  no  s'en 
anet,  e.xceptat  lo  rei  de  Sibilia  e  Altumaior  de  Corduba,  los  qzcals  amb  petitas 

.,Q  cowjpanias  de  Sarrasis  s'en  vau  fugir.  E  fo  en  z.que%\.  iorn'  ta  gran  ^öwfusio 
de  sanc  que  •  Is  crestias  ero  en  sanc  \.xoque  ha  las  braguas.  Aprop  los  Sarrasis 
que  foro  trobat  en  la  ciotat  foro  tuh  mort.  E  per  so  q«ar  Karle  batalhet 
contra  Ayguolan  amb  covenens  cfrtas  per  la  fe  crestiana  per  so  Aygolan  fo 
mortz;   per  que  apar  que  la  ley  dels  crestias  es  sobre  totas  las  leys*  que  so: 

T-  per  que  tu  crestias,  si  tu  guardas  be  la  fe  de  tot  ton  coratge  e  la  cowplisses 
d'obras  aitan  quan  poiras,  verayamen  sobre  totz  los  angels  amb  lo  tieu  cap, 
so  es"  a  dire  amb  Jesucrist,  del  qua]  tu  es  menbres,  tu  seras  exaltatz;  e  aisso 
tu  cre  fermamen,  quar  vas  aque]  que  cre  fermamen  e  verayamen,  totas  causas 
Ihi  so  posiblas,  seguon  qtie  ditz  nostre  senhö/-.     E  aprop  Karle    aiostel  lolas 

j^o  sas  conipanias  amb  gran  gauh  d'aq«i?sta  victoria  que  avia  agut  e  anet  al  pon 
de  Arga  en  la  via  Jacobitana,  c  aq«/  il  hospitet. 

'    Hs    qr,  was  Schreibfehler  sein  muss. 
•^  IIs.  ley. 


492  O.  SCHULTZ, 

XV.  Dels  crestias  qt/e  tornero  ha  las  despolhas 

n  o  1  e  g  11  d  a  s. 

En    aprop    foro  a\qus  crestias  que    foro    cobechos    de    las    riqueias    dels 

mortz  e  en  aquAa  nueh '  ilh  s'en  tornero  areires  el  camp  hon   era  estada  la  ba- 

5   talha,  el  qua\  luoc  los  mortz  se  jasio,  e  carguero  se  d'aur  e  d'argen  e  comensero 

s'en  a  tornar  vas  Karle;  mas  Altu  denandih  maior  de  Corduba  que  s'era  rescos 

entre  los  puetz  los  anet  totz    aussirre  amb  sa    compania    de  Serrasis  qi/e  s'en 

era  amb  el  fugida,  e  d'aqw^tz  mortz  foro  quais  miel.     Aq2<i?tz,  pues  quez  avio 

vencutz  lors  enemics,  s'en  tornero    als  mortz  per  ocaizo  de    cobeesa,  per  que 

10  eis    foro  mortz    pels  enemics:    aissi    es    de  quasqun  fiel  qtie ,    pues    que    aura 

vencut  SOS  pecatz  e  aura   pres  penedensa,    als  mortz.    so   es  a  dire  als  pecacz 

no  deu  retornar,  per  so  qtie  pels  enemics,    so  es  a  dire    pels    dyables    el  no^ 

sia  mortz.     E  aissi  coma    aquetz  s'en    tornero    ha  las    despolhas  e  p^-rdero    la 

vida  e  morigro    ha  mala  mort ,    aissi  es  dels  religiös  que,  quan    au    laissat  lo 

15   segle,  s'enclino  ha  las  causas  tcrrenals  per  que    perdo  la  vida    celestial   e  en- 

corro  mort  ptvdurabla. 

XVI.     De  la  batalha   de  Furre.3 
[f.  iiVa].     Un  autre  iorn  fo  denonciat  ha  Karle  que  vas  Monguarti  era 
un  princep  dels  Navarrens    apelat  Furre    que    volia    batalhar    contra  el ;    mas 

20  Karle ,  ausit  aisso ,  anet  al  dih  luoc  Monguarti ,  e  adonc  Furre  apareihet  ha 
venir  contra  Karle.  Mas  la  nueh  que  l'endema  devio  batalhar  va  far  pre- 
guaria  a  nostre  senhor  que  Ihi  plagues  demostrar  aque\%  que  devio  morir  de 
sa  cowpania  en  aquela  batalha;  e  l'endema,  quan  aqueh  de  Karle  se  foro 
armat,  va  aparesser  lo  senhal  de  la  crotz  a  maneira  de  sanc  detras  las  espal- 

25  las  sobre  los  alberios  d'aqwds  que  en  la  dicha    batalha  devio  morir,    e  desse 

que  Karle  ho  vi,   e  el  los  anet  enclaure  per  so  que  no  moriguesso  en  batalha. 

Mas  quar  los  iutgamenj*  de  Dieu    hom  no  pot    perveire  ni  las    suas  vias  en- 

m 
sercar,  quan  la  batalha  fo  facha  en  la  quäl  fo  morilz  Furre  amb   .III.  Navar- 

rencs  e  de  Serrasis,  Karle  s'en  va  tornar  vas  los  sieuj^  que  avia  reclaus  e  va 
30  los  trobar  mortz,  dels  quals  era  lo  nombre  viro  .cl. ;  e  adonc  Karle  ditz: 
,,ho  Sa/whta  co^wpania  la  qua]  a  agut  Corona  de  martiri ,  jaciaisso  que  no  sia 
estada  morta  per  lors  enemics.  E  aprop  Karle  va  penre  lo  dih  luoc  Mon- 
guarti a  si  "^  e   tot  lo  pays  dels  Navarrencs. 

XVII.     De  la  batalha  de  Ferragut  jayan  e   de  la  mot    bona  disputa 
35  de  Rotlan. 

Aprop  aisso  tlenandih  fo  denonciat  de  mantenen  ha  Karle  qtie  vas  Na- 
gera  avia  un  jayan  apelat  Ferragut  que  era  del  linhatge  de  Goliath  e  era  vengutz 

'  Nach  nueh  sollie  etwas  dem  lat.  „Karolo  ignorante"  Entsprechendes 
eingeschaltet  -werden,  aber  am  Rande  ist  nur  noch  Kar  zu  erkettnen ;  der 
Rest  ist  abgeschnitten  oder  unleserlich. 

2  Die  in  der  Hs.  fehlende  Negation  wird  erfordert,  auch  steht  sie  in 
den  andereti^Texten. 

•'  Am  Rande  steht  auf  Furre  bezüglich:    p/7)pri   noui   es. 

■*  Hs.  iutgamen.  ^'  Hs.  sicu. 

"  Soll  das  lat.  ,,cfpit  in   sinim"  wiedergeben. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  493 

m 
de  las  partidas  de  Syiia,  lo  qua]  amiral  Babilonis   avia    trames  amb  .XX.  de 

Turcs  per  batalhar  contra  Karle.     Aqw^-st    Ferracut«j   ho   F^rragut    no    dop- 

tava  ni  lansa  ni  saieta;  el  atressi  avia  la  forsa  de  .xl.  homes  fortz.     E  per  so 

Karle  venc  ha  Nagera.     E  desse   que  Ferragui  conoug  qiie  Karle  era  vengutz, 

r    e  el  issi    de    la  dicha    ciotat  Nagera  e  reqi^^ri    batalhar    un    cavalher    contra 

autre  ;  e  adonc  Karle  hi  va   trametre  Othgeri  Dat ',    lo  qua] ,  qtian  lo  iayans 

lo  vi  el  camp ,  el  va  venir    tot    suaus    ha    el  -  e  amb    lo    bratz    dreh    el  lo  va 

senger  e  tot  armat  el  Ten  va  portar  a  son   castel  coma  si  fos  iina  oelha,   veiens 

trastotz. 

IQ  L'estadura    d'aqt/est  Ft?rragut  era  quais  de   .XII.   copdes,    e  avia  la  cara 

longua  [f.  1 1  VI»]  quais  d'un  copde  e  lo  nas  iosta  la  mesura  d'un  palm  e"ls 
bratz  e  las  cuossas  quais  de  .IUI.  copdes,  e  avia  los  detz  loncs  de  tres  palms. 
Pues  Karle  Ihi  va  trametre  per  batalhar  Raynaut  de  Albespina,  mas  Ferragut 
amb  un  sol  bratz  sieu  l'en  portet  en  la  carcer  de  son  castel.     Pues  Karle  Ihi 

j-  va  trametre  Costanti  roma  rei^  e  Oel  comte  ensems,  mas  Ferragut  en  casqun 
bratz  los  en  va  portar  e  mes  los  en  sa  carcer.  Pues  Karle  la  en  trames 
•XX.  cada  .II.  e  .II. ,  mas  Ferragut  los  mancipet  totz  en  sa  carcer ;  e  quan 
Karle  vi  aisso ,  el  e  sa  compania  se  merevelhero  fort ,  per  qtee  pues  no  hi 
ausic*    trametre  home    per  batalhar.      Mas    Rotlan    va    demandar   licensa    ha 

,Q  Karle  d'anar  contra  lo  jeyan  si  Q;ue  apenas  Karle  lailh  donet,  quax  el  lo  amava 
fort,  qwar  el  era  so  nebot  e  qwar  era  enqj^^ra  joine  ;  si  que  donet  Ihi  licensa 
e  va  pr^guar  nostre  senhe  qwi?  Ihi  dones  forsa  e  vertut.  E  qwan  lo  jeyan 
lo  vi  venir ,  e  el  amb  sa  sola  ma  lo  va  raubir  coma  los  autres ,  e  va  lo 
metre  denan  se  sobre  son  caval.     E  enaissi  quan  lo  portava  al  castel,  Rotlan 

T-  mes  en  se  meteiss  viguor  e  cofiet  se  fort  en  nostre  ssenhor  e  va  penre  lo 
jeyan  pel  mento  e  va  lo  virar  fortmen  delres  el  caval  si  que  amb  .II.  vau 
caier  en  t^rra  evers,  mas  amb  .II.  se  vau  levar  casqwj  per  se  e  vau  montar 
en  lors  cavals,  e  de  mantenen  Rotlan  coms  va  traire  s'espaia  que  apelava  Du- 
renda  e  cuiet    aussirre  lo   jeyan  e  en   un    sol    cop    el   va    partir    per    mich  lo 

-,Q  caval  del  jeyan,  e  qwan  Fifrragutz  fo  a  pe,  el  tenc  s'espasa  tracha  e  menasset 
mot  fort  Rotlan;  e  adonc  Rotlan  va  ferir  lo  jeyan  el  bratz  on  tenia  l'espasa, 
mas  anc  mal  no  Ihi  fetz,  mas  l'espaza  Ihi  fetz  caier  en  t^rra.  E  adonc-  ¥er- 
racutM.j-  volc  ferir  amb  lo  ponh  claus  Rotlan  e  va  acossegre  lo  caval  de  Rot- 
lan, e  de  mantenen  lo  caval  caiec  e  mori ;  pues  amb  .II.  senes  cotels  ilh  vau 

,-  batalhar  amb  peiras  e  amb  los  ponhs  troqw^  hora  nona,  mas  al  iorn  decHnan 
Ferragut  obtenc  trevas  de  Rotlan  troqw^  l'endema ,  e  vau  far  covenens  (\ue 
ambdos  l'endema  s'aiostesso  senes  cavals  e  senes  lansas,  e  aisso  l'as  autreiet 
ha  l'autre  ;  e  pues  casqz^j  s'en  tornet  a  son  oslal.  E  qwan  venc  l'endema,  al 
be  mati  casq«j  va  venir  el  camp  a  pe  aissi  coma  [f.  l2Ra]  avio  promes;  mas 

40  Ferragut  portet  un  glasi ,  mas  re  no  •  Ih  pröfechel,  qwar  Rollans  aportel  amb 
se  un  basto  lonc ,  retors ,  amb  lo  qMal  feri  tot  lo  iorn  Ferragut ,  mas  anc  no 
lo  nafret;  e  feri  lo  atressi  troqwc^    ha  mich  iorn  amb    peiras  grans  e  redondas 

•  =  Dac  (Dacus)  s.   Mahn,    Gratnm.  §210. 

'•*    Dieses    Atiakoluth    hat    wahrscheinlich    in    der    tat.     Vorlage    seinen 
Grund:  quem  mox  ut  gigas  .  .  aspexit  etc. 
^  Lat.  „rex  romanus". 

*  Ver-u<echselung    mit     auscc   =   wagte,     eOenso    wie    augigues   (4()X.15) 
=^  auses. 


4Q4  O-  SCHULTZ, 

qzie  ero  habandonadamen'  el  camp,  mas  no'lh  poc  dan  tener.  Mas  äprop 
Rotlan  fetz  trevas  amb  F^rragut,  lo  qua]  las  Ihi  demandet  e  F^-rragut  qiie 
avia  gran  son,  acomenset  a  dormir,  e  adonc  Rotlan  que  era  alegres  e  nobles 
de  coratge  Ihi  aportet  una  peira  iotz  son  cap,  per  so  que  plus  volontiers  dor- 
:  niigues,  e  negus  crestias  adonc  no"l  ausia  aussirre  ni  Rotlans,  quar  aital  in- 
stitutio  era  entre  lor  que,  se  lo  crestias  dones  trevas  al  Serrasi  o  •  1  Serrasi  al 
crestia,  que  adonc  l'us  no  devia  mal  far  ha  l'autre  e,  si  alq//j-  franhses  aq««?sta 
ordenatio  denan   disfiamen,  de  mantenen  devia  esser  mortz. 

Mas    qttun  F^rragut    ac  dormit ,    el  se    excitet  e  vi   costa    se    seire  Rot- 

10  lan ;  e  adonc  Rotlan  va  ent^rroguar  F^rragut  per  que  era  ta  fortz  ni  ta  durs 
que  el  no  temses  ni  glasi  ni  peira  ni  basto;  e  adonc  F^'/'ragut  Ihi  ditz  que  el 
no  podia  esser  nafratz  si  no  el  ombolelh ,  e  d'aisso  Rotlan  no  fes  aparsen^ 
d'augir.  Aquest  F,?/-ragut  parlava  en  lengua  d'Espanha ,  la  q?/al  Rotlan  as- 
satz  entendia.     E  aprop  F<;'rragut  comenset  a  guardar  Rotlan   e  ha  ent^rroguar 

jr  e  ditz  Ihi  cossi  era  apelatz ,  e  l'autre  Ihi  ditz  que  Rotlan;  e  pues  el  Ihi 
demandet ,  de  qua\  linhatge  era  que  ta  fortz  era  en  batalha ,  e  ditz  a 
Rotlan  que  nuls  tems  avia  trobat  home  que  ta  fort  lo  fatigues;  e  adonc 
Rotlan  Ihi  ditz  que  el  era  del  linhatge  d'aquels  de  Fransa  e  era  nebot  de 
Karle.     E  adonc  Ferragut  lo  va  ent^rroguar,    de  quäl  ley  ero  los  Frances,   e 

20  l'autre  ditz  que  de  la  crestiana  ley  e  per  ,1a  fe  de  Crist  al  qtta]  los  crestias 
so  sosmes  eis  volio  tot  iorn  batalhar;  e  quan  lo  jeyan  ac  augit  lo  nom  de 
Crist,  el  entfrroguet  Rotlan,  qzial  era  aq?<^l  Crist  el  qieal  Rotlan  cregia ,  e 
Rotlan  Ihi  va  dire  qtie  aquo  era  filh  de  Dieu  lo  paire,  lo  q/m\  era  natz  de 
la    vergena  e   era  mortz  en  la  crotz  e  rebost    el    sepulcre,    e    espolhiet  ifern  e 

25  al  tertz  iorn  de  sa  mort  el  ressucitet  e  pues  s'en  poiet  a  la  dextra  de  Dieu 
lo  paire.  E  adönc  Fi?rragutz  Ihi  ditz  que  eis  cregio  que  lo  creaire  del  cel  e 
de  la  t^rra  era  un  [f.  l2Rt>]  Dieu  que  no  ac  ni  filh  ni  paire;  e  enaissi  quon 
no  era  estatz  engenratz  per  autre,  enaissi  el  no  avia  engenrat  autre,  per  que 
se  seguia  qtce  fos  us  Dieus  e  no  tres.     Mas  Rotlan  Ihi  ditz  que  V(?rtat  degia 

30  en  so  que  cofessava  que  era  us  Dieus,  mas  en  so  que  degia  que  no  ero  tres, 
en  so  errava  en  la  fe ;  quax,  si  el  cregia  el  paire,  el  devia  creire  el  filh  e  el 
S.  Esperit,  quax  Dieus  era  paire  e  era  filh  e  era  Sainhs  Esperitz,  e  aissi  un 
sol  dieu  era  permanens  en  tres  pressonas.  Mas  Fifrragut  Ihi  respos  que, 
quan  Rotlan  degia  que •  1  paire   era  Dieus    e-1  filh    era   Dieus    e-1   S.  Esperit 

Tr  era  Dieus,  donc  se  seguia  que  fosso  tres  Dieus,  la  qua\  causa  no  era  Vi?^-tat, 
(\uax  no  era  mas  un  Dieu.  Mas  Rotlan  Ihi  ditz  que  el  no  degia  pas  que  fosse 
tres  dieus,  mas  un  sol  Dieu  que  era  permanens  en  tres  pf'rsonas  e  que  era  un  e 
que  ero  tres,  e  totz  tres  ero  en  Dieu  p<?^-durables  e  essems  eguals ;  quax  aytal 
quon  es  lo   paire,  aitals  es  lo   filhs  e  aitals  es  lo  S.  Esperit,    e  en  aquetz  tres 

40  es  Proprietät,  mas  totz  tres  so  un  esser  e  una  unilat,  e  en  la  maiestat  hom 
aora  la  equalitat,  so  es  a  dire  lo  paire  e-I  filh  e-1  S.  Esperit.  E  los  angels 
el  cel  aoro  un  Dieu  e  la  trmitat ,  e  Abraam  en  vi  tres  e  totz  tres  los  aoret 
coma  un. 

Aj)rüp  lo  jeyan  lo  va  ent^rroguar  qtie  Ihi  mostres,  cossi  tres  ero  un,  e 


'   //s.  habandonamcn  j'.    Glossar. 

-    Obgleich  ich  diese  Form  nirgends  nachweisen  kann,  glaubte  ich  doch 
nicht,  sie  durch  aparcn,  aparven,  apareissen  ersetzen  zu  dürfen. 


DER  PROV,  PSEUDO-TURPIN.  495 

Rollan  ditz  Ihi  que  be  Iho  mostraria  per  creaturas  humanals  ;  quar  enaissi,  quan 
l'arpa  sona,  so  tres  causas,  so  es  a  dire  la  sciensa  cl  cors  e  la  ma,  e  es 
una  arpa :  enaissi  so  en  Dieu  tres,  so  es  a  dire  lo  paire  e  lo  filh  e  lo  S.  Es- 
perit,  e  tot  es  un  Dieu ;  e  aissi  coma  en  Tesmella  so  tres  causas,  so  es  a  dire 
5  lo  cuor  e  la  testa  e-l  noialh,  e  tot  es  una  esmella,  aissi  so  tres  p^rsonas  en 
Dieu  e  totas  tres  so  un  Dieu;  e  aissi  coma  el  solelh  ha  tres  cauzas,  so  es  a 
dire  la  puritat  e  la  clardat  e  la  calor,  e  aisso  es  un  solelh,  aissi  es  de  Dieu  ; 
e  aissi  coma  en  la  roda  del  carr  so  tres  causas ,  so  es  a  dire  aquo  gros  del 
miehi  e  los  bratz  e  lo  cercle,  e  tot  es  una  roda,  aissi  es  de  Dieu.     Enqz/i?ra 

10  en  honie  so  tres  causas,  lo  cors  e"l  menbres  e  l'arma,  e  tot  es  un  home,  aissi 
es  en  Dieu  unitat  e  trinitat.  E  adonc  F^rragut  ditz  qiie  el  entendia  be  qtie 
era  t;7nitat,  e  era  un  sol  Dieu ;  mas  Fd'/Tagut  aprop  lo  va  ent<?rroguar,  e  quäl 
maneira  lo  paire  avia  engenrat  lo  filh.  E  adonc  [f.  12  V!']  Rotlan  lo  va  en- 
tf/'roguar,  si  crezia  que  Dieus  agues  Format  Ada/«,  e  lo  jeyan  respos  que  hoc. 

15  Aissi,  so  ditz  Rotlan,  es,  que  coma  Adam  no  fo  per  negu  engenrat,  empero 
el  engenret  mainhs  filhs,  aissi  Dieu  no  fo  engenratz  per  negu,  empero  davan 
totz  tems  el  engenret  de  se  meleiss  un  fdh  p^';-  la  vertut  divina  seguon  son 
voler.  E  adonc  lo  jeyan  Ihi  va  dire  qtie  be  Ihi  plagia  so  qtee  Ihi  degia ; 
mas  aprop    el    lo  va    entd-zToguar,    en    qua\    maneira  era    faitz    hom  aquel  que 

20  Dieus  era,  mas  Rotlan  Ihi  respos  que  a.C{ue\  que  avia  fah  lo  cel  e  la  terra,  e 
totas  autras  causas  avia  creat  de  nien  ,  aque\  avia  fah  penre  carn  ha  so  filh 
en  la  v^rgena  senes  obra  humanal  per  espiralio  divina  de  semeteihs.  Mas  lo 
jeyan  Ihi  ditz  que  en  aisso  doptava  que  lo  fdh  fos  natz  del  vcntre  de  la  ver- 
gena  senes    obra  humanal;    e  adonc  Rotlan    Ihi    respos    que    aissi    quon  Dieu 

25  avia  formal  Ada/w  senes  semensa  d'autre  home ,  aissi  Dieus  avia  fah  naisser 
so  filh  de  la  v^rgena  senes  semensa  d'ome ,  e  aissi  coma  aqw^st  filh  nays  de 
Dieu  lo  paire  senes  maire,  aissi  aqwest  filh  nasq^/t-t  de  Dieu  lo  paire 
senes  home  que  fos  sos  paire,  quar  aytal  enfantamen  s'aperte  a  Dieu,  so  es 
a  dire  senes  semen?,a  humanal."^     Mas    lo   jeyan    se  merevelhet   fortmen ,  cossi 

30  la  v^/-gena  senes  home  avia  engenrat;  e  Rotlan  Ihi  respos  que  aque\  que  a 
la  fava  fa  enienrar  lo  guorgolho  e-1  verm  eP  albre  e  ha  mainhs  peissos  c  ha 
serpens  senes  semensa  de  mascle  fa  enfantar  una  linhada'',  ai.ssi  aquel  fetz  Dieu 
e  home  esser  en  la  v<?rgena  senes  corrompemen  e  senes  semensa  humanal ; 
qwar  aqwifl  que  lo  prumier  home  avia  fah,  plus  leugeiramen   poc    far  que   sos 

40  filhs,  hom  faitz,  de  la  v^rgena  naissegues  senes  obra  humanal.  E  adonc  Fer- 
ragut  ditz  que  be  •  s  podia  far  que  fos  natz  de  la  vergena ,  empero  ditz  que, 
si  era  filh  de  Dieu  e  neguna  forma,  no  podia  esser  raortz  el  la  crolz  seguon 
que  Rollan  degia;  e  ditz  Ihi  que  naisser  poc  seguon  que  era  dih ,  empero, 
si  fo  Dieus,  e  neguna    maneira    no  poc  morir,    quar  Dieu  no  murra  ni  moric 

45  anc.  E  adonc  Rotlan  Ihi  ditz  que  be  avia  ditz  de  so  que  de  la  vergena 
poc  naisser:  donc  quar  el  coma  homs  nasqMft ,  aissi  natz  homs  moric  coma 
homs,    quar    Iota  causa  que  nais    mor.     Donc    si    es  a  creire   [f.  12VI']  ha    la 

■  Am  Rande  steht  mod,  das  vielleicht  zu  modiol  =  muiol  =  A'iuif  zti 
ergänzen  ist. 

^  Die  Worte  von  so  bis  humanal  stehen  atn  Rande  ;  da  derselbe  be- 
schnitten ist,  fehlen  die  cursiv  gedruckten  Buchstaben. 

^  Der  Parallelismus  erfordert  al. 

^   S.  den  prov.   Physiologus  bei  Bartsch,   Chrest.*  H^  Z.  •)  J/'. 


496  O.  SCHULTZ, 

nativitat,  aissi  es  a  creire  ha  la  passio  essems  ho  ha  la  resurrectio,  donc  aquA 
que  es  natz  es  mortz  e  a.que\  que  es  mortz  es  vivificatz  lo  tertz  iorn.  E 
aprop  aisso  Ferragut  se  va  mot  fort  merevelhap  e  ditz  ha  Rotlan ,  p^r  que 
parlava  tantas  paraulas  vanas ;  e  ditz  c^iie  no  •  s  podia  far  que  homs  una  ve- 
5  guada  mortz  pues  de  novel  tornes '  a  vida.  Mas  Rotlan  ditz  que  no  tan 
solamen  lo  filh  de  Dieu  era  tornatz  de  mort  ha  vida,  ans  atressi  totz  los  homes 
e  fewnas  que  aurau  estat  des  lo  comensamen  del  mon  ixoque  ha  la  fi  devo 
resurger  denan  la  cadeira  de  Dieu,  e  devo  penre  ca&qus  seguon  que  aurau  des- 
servit,  sia  be  ho  mal ;  quar  aissei  Dieu  que  lo  petit  albre  fa  creisser  en  aut  e  lo 
10  gra  del  blat  mort  en  terra,  e  poirit  revivre  e  creisser  e  fructificar,  aissei  fara  ressu- 
scitar  de  mort  ha  vida  trastotz  en  lor  pr(;pia  carn  e  arma  al  iorn  del  iul- 
gamen.  E  aprop  el  ditz  ha  Ferragut  que  pesses  la  natura  del  leo  que  es  aitals 
que  SOS  cadeletz  natz  mortz  al  tertz  iorn  amb  son  ale  los  fa  tornar  vius^: 
donc  no  es  pas  merevelha ,  si  Dieus  lo  paire  ressuscitet  so  filh  al  tertz  iorn 
15  de  mort  a  vida;  ni  per  causa  novela  Ferragutz^  devia  reputar,  si  lo  filh  de 
Dieu  tornava  de  mort  ha  vida ,  quar  mainhs  mortz  foro  ressucitat  denan  la 
resurrectio  del  filh  de  Dieu.  Quar  si  Helyas  e  Helyseus  leugeiramen  ressu- 
citero  los  mortz,  plus  leugeiramen  Dieus  lo  paire  poc  ressucitar  son  filh;  e 
aissei  que  denan  sa  passio  ressucitet  mainhs  mortz,  leugeiramen  resurs  de  mort 
20  ha  vida,  e  la  mort  no'l  poc  anc  teuer  aissei,  la  qua\  s'en  fug  denan  son  re- 
guardamen,  ^er  la  votz  del  quäl  los  *  mortz  so  estatz  e  sirau  ressucitatz.  E 
aprop  Ferragut  ditz  que  pro  be  vegia  so  que  avia  dih;  empero  ditz  tnierxo- 
guau,  en  qua\  maneira  lo  filh  de  Dieu  s'en  montet  el  cel,  e  Rotlan  Ihi  res- 
pos  que  a.que\  que  del  cel  leugeiramen  discendet,  sus  al  cel  leugeiramen  s'en 
25  poc  poiar,  e  aissei  que  leugeiramen  per  semeteis  resors,  leugeiramen  poc  mon- 
tar  el  cel.  E  d'aisso  Ferragut  podia  aver  mainhs  issimples  ;  quar  aitan  coma 
la  roda  del  molhi  dissen  en  bass,  aitan  de  bass  se  leva  en  aut,  e  aitan  quan 
l'ausel  volan  en  l'aire  dissen,  aitan  quan  ha  devalat,  aitan  pot  poiar;  e  aprop 
ditz  Ihi  que,  si  Ferragut  montava  en  un  pueh  e  en  dis  [f.  13  Rs]  cendia,  que 
70  pues  hi  poiria  montar  aitan  quan  auria  discendut ,  e  coma  lo  solelh  atressi 
hyer  levet  devas  orien  e  pauiet  en  occiden,  hueu  atressi  es  levatz  en  orien; 
donc  d'aqz/z  on  lo  filh  de  Dieu  venc  zqui  poc  tornar. 

E  aprop  Fi?rragut  ditz  a  Rotlan  ^  qtie  el  volia  amb  el  batathar  amb 
aqwi?tz  covenews  qne,  si  la  fe  crestiana  era  veraia,  que  F,f;-ragut  fos  vencutz, 
35  e  si  no  era  veraia,  que  Rotlan  fos  vencutz  e,  si  no  era  veraia ,  que  Rotlan 
fos  vencutz  e  ha  la  gen  del  vencut  fos  tos  tems  vitup,?ri,  e  ha  la  gen  d'aq?^i?l 
que  venseria  fos  tos  tems  lausor  p^rdurabla  e  honor.  E  aisso  Rotlan  va 
autreiar,  e  de  mantenen  ilh  vau  intrar  en  batalha;  e  desse  Rotlan  anet  ha 
Ferragut,  e  adonc  Fd'rragut  va  far  un  cop  de  sa  espaza  sobre  Rotlan ,  mas 
40  Rotlan  sautet  ha  la  senestra  part  e  retenc  lo  colp  en  so  basto ,  per  que  lo 
basto  va  rompre.  E  adonc  lo  jeyon  s'enbrivet  contra  Rotlan  e  va  lo  penre 
e  leugeiram^w  lo  va  metre  iotz  se  en  t^rra;  e  adonc  Rotlan  va  conousser  que 
e  neguna  maneira  no  podia  escapar  e  acomenset  en    aiutori  apelar   lo  filh  de 

'  Das  ,,s"  isi  unterpungiert,  aber  unentbeJirlich. 

2  S.  den  prov.   Physiologus   bei  Bartsch,   Chrest.^  335  Z.  11  —  I3jf.  2ind 
B.  Latini,  Li  livres  dou  tresor  ed.   Chabaille  S.  225- 

3  Us.  ferrari9.  ^  ^^.  lors.  '•>  Hs.  Karle. 


DKR   PROV.  PSEUDO-TURPIN.  497 

Dien  si  que,  Dieu  aiudan,  se  va  un  petit  levar  e  va  volver  F^f/ragut  iotz  se 
c  mes  la  ma  ha  l'espaza  d'el ,  e  amb  l'espaza  el  lo  va  ponger  un  petit  el 
rambolelh,  e  de  mantenen  Ihi  va  escapar  Rollans.  E  adonc  amb  auta  votz 
lo  jeyan  envoq«/^t  son  dieu  Mahumet  .II.  veguadas  qz-ce  Ihi  socorregues,  q/mr 
5  el  moria ;  e  de  mantenen  los  Serrazis  lo  vau  penre  per  portar  al  castel.  Mas 
los  crestias  vau  venir  ha  la  veqK^sta  de  Rotlan  qt/e  s'en  era  toinatz  vas  eis 
sas  e  sals  e  vau  aussirre  lo  jeyan  e  •  Is  Serrasis ,  e  pues  prciro  la  ciolat  c  •  1 
castel  e  adonc  los  encarceratz  foro   delhivres. 


XVIII.    D'un'  autra  batalha. 

lo  Aprop  un  petit  de  tems  fo  recomtat    ha  Karle  que   vas    Corduba    Heb- 

rahim  rey  de  Sibilia  e  Altumaior  lo  atendio  per  batalhar,    los  qua\s  s'en  ero 

fugit  de   la    batalha    de  Pampalona ;    e  ha  zquetz   ero    vengut    gens  ha  socors 

de  .VII.  ciotatz,  so  es  a   dire  de  Sibilia  e  de  Granada  e  de  Sativa  e  de  Denia 

e  de  Ubeda  e  de  Baetia.     E  quan  Karle    saup  aisso,    el  anet   contra  aquetz, 

15   e  quan  fo   prop   de  Corduba  amb    sa  gen,    los   denanditz    rei  vau    issir  contra 

m 
el   amb  lors  gens  lonh  per  tres  milhas  de  la  ciotat  e  ero   de  Serrasis  viro   .X. 

111 
e  dels   crestias  viro  .VII.     E  adonc  Karle  va  sa  gen  ordar  en   tres  ostz   e  •  Is 

Serrazis  atretal,  e  la  prumeira  ost  de  Karle  era  de  cavalhers  mot  bos,  l'autra 

de  peonhers,    l'autra  d'autres  [f.  13R'']    cavalhers,    e    quan  la    compania  dels 

20  cavalhers  de  Karle  s'apropiava  per  lo  sieu  comandamew  contra  la  ost  dels 
cavalhers  payas,  vau  venir  denan  casqu  caval  dels  cavalhers  payas  un  peonier, 
e  avio  barbadas  caras  e.  cornudas  a  maneira  de  diables  qiie  teuio  en  lors 
mas  tempes  casq?/j,  los  qwals  ferio  fortmen  amb  las  mas;  e  (\iiax^  los  cavals  de 
la  ost  de  Karle  augio  ^  aqw^'stas  votz  e  zque\.z  soos,  agro  gran  paor  e  comensero 

25  a  fugir  areires,  e  qwan  las  autras  doas  cowpanias  de  Karle  viro  fugir  la  lor 
melhor  e  la  plus  fort  cowpania,  s'en  comensero  ha  fugir;  e  d'aisso  Karle 
sobre  tota  maneira  se  merevelhet ,  \.xoque  conoug  per  que  aqw^sta  fugua  era. 
E  adonc  los  Serrasis  agro  gran  gauh  e  p^rseguero  los  crestias,  "ixoque  vengro 
ha  un  pueh  que  es  quais  prop^  de  la  dicha  ciotat  per  doas  milhas  ;    e  haqui 

30  Karle  se  va  aiostar  ensems  amb  totas  sas  cowpanias  expectans  los  autres  per 
batalhar.  Mas  qwan  Ih'autre  ho  viro,  s'en  comensero  un  petit  a  tornar  areires  ; 
e  adonc  Karle  e  sas  cowpanias  vau  ficar  aqw«  lors  traps  troqwi?  al  mati.  E 
quan  venc  lo  mati,  Karle  ac  cocelh  e  va  comandar  que  ha  totz  lors  cavals 
hom    envelopes    los    caps  am    drap  de    ly  e  lor    clausses    hom   ben  a  fort  las 

35  aurelhas,  per  so  qwi?  no  poguesso  veire  aqw^la  laia  gen  ni  auzir  aqM<?ls  tempes. 
E  quan  aisso  fo  fah,  eis  s'en  vau  anar  amb  gran  fiansa  ha  la  batalha,  e"ls 
cavals  no  preiro  re  aqwt'ls  tempes;  e  des  lo  mati  troqw^  ha  la  nueh  ilh  vau 
batalhar  e  vau  aussirre  mainhs  Sarrasis,  mas  no  totz.  E"ls  Serrazis  ero  luh 
ensems  aiostatz  e  avio  el  mich  de  lor  un  carr  gran    que  era  tiratz  per  .VIII. 

40  buos ,  el  quäl  levavo  lor  baneira ;  e  era  aital  lor  costuma  que,  aitan  qwan 
aquela  baneira  estava  drecha,  negus  no  s'en  devia  fugir  de  la  batalha,  e  aisso 
Karle  va  saber.     E    aprop   el    armatz  ^  feri  amb    s'espaza  per  la    ost    de    sa  e 

'  I/s.  augi.  '■'  J/s.  prep. 

"  Hinter  armatz  findet  sich  noch  ein  unterstrichenes  el  in  der  Hs. 


498  O.  SCHULTZ, 

de  la,  troqz/^  pd-rvenc  ha  la  baneira;  e  adonc  amb  s'espaza,  apelada  Gaudiosa, 
el  trenquet  la  pergua  (\ue  sostenia  la  baneira  e  pres  la.  E  de  mantenen  los 
Serrasis  s'en  comensero  a  fugir  de  sa  e  de  la,  e   de  totas  partz  fo    grans  cla- 

m 

mors ;  e  aq?//  foro  niort   .VIII.   Serrasis ,  e  lo  rey  de  Sibilia ,  Ebrahim  apelat, 

m 

5  fo  morlz.  E  Allumaior  amb  .II.  Serrasis  s'en  va  [f.  13.V"]  fugir  ha  la  ciotat 
mas  l'endema  el  fo  vencutz  e  redet  la  ciotat  ha  Karle;  mas  Karle  la  li  volc/ 
tornar  amb  aital  covenen  que  se  bateies  e  (\ue  fos  sosmes  a  la  senhoria  e  al 
poder  de  Karle  e  q«<?  d'aqui  en  avan  tengues  la  ciotat  del  dih  Karle.  E 
qM«n  aisso  fo  fah ,   Karle    devesi  las  t^rras  e   las    provencias    d'Espanha  a  sa 

10  compania,  a  aissels  (\ue  en  aqwd  pays  volio  demorar;  quar  la  t^rra  dels  Navar- 
rencs  e  Basdor?/;«'^  donet  als  Normans,  c  la  td-z-ra  Castellanor?<w  donet  als 
Frances ,  e  la  t«?/ra  de  Nagena  e  de  Cesaraug^cj-lra  donet  als  Grecs  e  ha 
aqz//?ls  d'Apolha  (\tie  ero  en  aqz^^la  ost,  e  la  ierva.  d'Arago  donet  ha  aqz/^ls 
de  Peylieus,   e  la  tt'rra   Alandoluf    <\ue  es   iosta  Maritana^  donet  als  Alamans 

15  e  la  tf/ra  de  Portugual  donet  a  aq«<?ls  de  Dacia  e  ha  aqz/i?ls  de  Flandres ; 
e  en  la  ttvra  de  Gualecia  no  volgro  demorar  los  Frances ,  qwar  lor  era  e 
veiaire  q?/i?  fos  aspra. 

Pues  no  fo  homs  (\ue  augigucs    hatalhar  contra  Karle  en  Yspanha. 


XIX.     Del    cocelh    de   Karle    e    de    la    sua    anada    qu'el    fetz  ha 

20  S.  Jacme. 

Adonc  Karle  laisset  los  maiovs  de  sa  gen  en  Espanha ,  e  pues  el  anet 
a  S.  Jacme  e  totz  aqM<?ls  crestias  f\iie  el  trobet  aqui  habitans  el  colloguet,  e 
aqe/^ls  crestias  (\ue  ha  la  fe  dels  Serrasis  s'ero  p^^rvertit  el  aussis  amb  glasi, 
ho  los  mes  en  ischil  ^er  Fransa.     E    adonc   el  establic  *  p(?r  las    ciolatz    guo- 

-,-  V(?A-nadors  e  maiorals  e  prestres ,  e  aiostet  aprop  co^celhi  d'evesqz/^s  e  de 
p,'7'nceps  el  la  ciotat  de  Cowpostella ,  on  fo  ordenat  \ier  l'amor  de  S.  Jacme 
i\ue  totz  los  evesqw^s  e  •  Is  pz-mceps  e  •  Is  reis  crestias  d'Espanya  de  Galetia 
p/-^sens  e  futurs  obesiguesso  hal  evesqMt"  de  S.  Jacme.  Mas  en  Yria  no 
establic  evesq^^",   (\uax  el  no  reputava  s^oj-ieX  luoc  pi?r  ciotat,  ans  comandet  be 

,Q  qz/^  fos  vila  reputada  e  (\ue  fos  subicta  hal  evesqw^  de  Cowpostella  e  ha  la 
ciotat.  E  el  denandih  concili  Turpis  arcivesqw^  de  Rems  amb  .IX.  evesqw^i- 
ha  las  pregueiras  de  Karle  cö«sagret  la  glieya  e  l'autar  de  S.  Jacme  ondra- 
damen  en  las  Kalendas  de  julh.  E"l  ditz  Karle  adonc  tota  la  \.erxz.  d'Espa- 
nya e  de  Galetia  subiuguet   ha   la  dicha  glieia,    e  donet   Ihi    dot  p^r  aqwifsta 

-,.  maneira  (\ue  un  cascu  habitador  de  cascuna  maio  de  tota  Espanya  e  de  Gua- 
litia  dones  [f.  13  Vt>]  una  vetz  l'an  pi?r  depte  ha  la  dicha  gleya  .IUI.  deniers  e 
(\ue  fos  delhivres  de  tota  Servitut;  e  fo  establit  plus  en  aquel  töwcely  (\ue 
aqw^sta  glyeya  fos  apelada  sees  apostolical,  pe?r  so  puar  aqui  S.  Jacme  repau- 
sava,  e  o^ue  totz  los  co«celys  d'Espanya  fosso  aqw«  tengutz,   e  las  v<?;-gas  o  •  Is 

^Q  bastos  pastorals  e  las  reyals  Coronas  aqz</    fosso  donadas    ho    bayladas  -^er  la 

*   S.    Weber,    lieber  den   Gebrauch  von  devoir,  laissier  .  .  S.  27. 
-    Vermutlich  vom  Schreiber  verlesen  aus  Basclorum. 
^    Vielleicht  ist    das  gegenüberliegende   Mauretania  gemeint ;    es  scheint 
ein  Mifsverständnis  des  lat.  ,,maritimam'-  zu  sein. 

*■  Diesem  Worte  vorher  geht  ein  unterstrichenes  laisset. 


DEK   PROV.  PSEUDO-TUKPIN.  499 

ma  del  evesqw^  d'aquel  luoc  al  honor  de  S.  Jacme.     E  si  s'endevenia  que 

la  fe  e  las  autras    ciotaU  pels    pecaU  de  las  gens    defaligues   o  ■  Is  coman- 

damens    de  Dieu    defaliguesso^,    que    aqiii  sio  ieconci\\a.t  per  lo  cocelh  de 

l'evesqw^  de  la  dicha  sees  de  S.  Jacme.     E  per  bon  dreh  en  la  dicha  glieia 

5  de  S.  Jacme  la  fe    deu    esser    recowcelyada  e  fermada ;    quar    enaissi    quon 

per  S.  Johan  evvangelista  fraire  de  S.  Jacme    en    orien    vas  Ephesum  la  fe 

de  Crist  e  la  sees  de  l'apostol  es  establida,  aissi  per  S.  Jacme  en  occiden 

en  la  partida  del  regne  de  Dieu  vas  Gualicia  aissela  fe  de  Criat  e  la  sees 

de  l'apostol  es  establida.     E  senes  dopte  aisso  so  doas  sees,  so  es  a  ssaber 

10  Ephesus  que   es    ha  la    destra    del    regne  t^'A-renal    de  C/-/st  e  Cowpostella 

que  es    ha  la    senestra;    e  aqw^stas    doas    sees    esdevengro    ha    aqw^lz  .II. 

fraires,  filh  de  Zebediu,  en  la  devisio  de  las  prove«sas,  quar  eis    avio  de- 

mandat  a  Dieu  que  l'us   demores    ha    la  destra  de    son    regne  e  l'autre  ha 

la  senestra. 

15  E  los  crestias    au    acostumat    ondrar    tres    sees  pr/ncipalmen  denan 

totas  autras  del  mon,  so  es  a  dire  Roma  e  Galicia  e  Ephesi ;  quar  enaissi 

coma  nostre  senh^;-  Dieus  tres  apostols  denan  totz  autres  establic,  so  es  a 

dire  S.  Peire,  S.  Jacme,  e  S.  Johan,  als  qwals  Dieu  revelet  sos  secretz  plus 

pleneiramen  qu'als  autres ,    aissi  coma  eis  avangelis    es  manifestät ,    enaissi 

20  per  zqueiz  tres  apostols  Dieu  establic  las  dichas  sees  denan    totas  autras ; 

e  per  bon    dreh    aqz^^stas  sees    so    dichas    p/-z'ncipals ,    quar    enaissi  coma 

a.qjie\z  tres  apostols  foro  denan  los  autres  apostols  per  gracia  de  dignitat, 

enaissi    per  dreh  zque\s    luocs    on    aquelz    tres    apostols  prcdiqw^ro  e  foro 

sebelitz  per  excellensa  de  dignitat  devo  sobremontar  totz  autres. 

25  E  per  dreh  Roma  que  es  sees  apostolical  es  prumeirame«    pausada, 

quar  aissela  lo  prmceps  dels  apostols,  so  es  S.  Peire  per  la  sua  pr^dicatio 

e  per  lo  sieu  proprt  sanc  e  per  la  sua  sepuhura.  la  dediqw^t  e  la  sagret. 

Cowpostela  per  dreh    es   nownada    sees  seguonda ;    qttar  S.  Jacme, 

que    entre  los    apostols  per  dignitat  e  per  honor  e  per  honestat    aprop  S. 

30  [f.  14  Ra]  Peire  fo  maior  e  sobre  los  apostols  e  obtenc  sa  Corona  de  mar- 

tiri  e  prumeiramen  fo  martiriatz,  aissela  sees  per  sa  p/-^dicalio  sai  en  reire 

la  guarni  e  la  cowsegret    de  la  sancta  sepullwra,    e    enqt<<fra    resplan    pels 

sieus  miracles,  e  a.qut  a  aqw^ls  que  no  au  be  el  los  enrequegis  sufficienmen.^ 

La  t<?/-sa    sees  qer  bo    dreh  es   ha  Ephesis;    quar   S.  Johan    evvan- 

35  gelista    en   aissela  son  avangeli ,    so    es    a    dire  „i«  prmcipio    erat  verhum 

etc."  3  fetz  e  ensenhet,  aiostat  cocelh  d'evesqwifs,    qt^e   ero    per    el  pausatz 

per    ciotatz ,    los    qwals    el    sieu    libre    de    l'apocalipsi  el  apela    angels ;    e 

aissela  sees  el  per  sa  doct/z'na  e  pels    sieus    miracles  e  per  la  glieia  qu'el 

basli  e  per  sa  propria.  sepwltura   co«segret.     Donc  si  alqwj   iutgamens  ho 

40  divinals  ho  humanals    en    las    autras  sees  del    segle    per   avenlKra   per  lor 

dificultät  no  •  s   podo    t^rmenar,    en    aquesias    tres   sees    denandichas    devo 

leyalmen  esser  tractat/.  e  defenitz. 

*  Dieses  IVort  steht  am  Rande  mit  einem  vorhergehenden  ho ,  das 
keinerlei  Berechtigung  hat;  comandamcns  ist  zu  verstehen  als  ,, Befolgung 
der   Gebote". 

'■'  Der  lat.  Text  „et  indeßcientibus  beneficiis  indesinenter  ditare  non 
cessat"  ist  ganz  mifsver standen  worden. 

3  Hs.  :c\ 


ZeitBobr.  f.  rom.  Ptiil.  XIV. 


32 


500  O.  SCHULTZ, 

E  per  so  Galicia  delhivrada  de  Serrasis  eis  prumiers  tems  per  la 
v<?^tut  de  Dieu  e  de  S.  Jacme  e  per  l'aiutori  de  Karle  es  honesta  troqw^ 
al  iorn  d'ou  e  es  fondada  en  la  fe  catholicä. 

XX.    De  la  presona  de  Karle  e  de  la  sua  fortesa. 
5  Karle  avia  pels  brus,    e  avia    roia  la    cara ,    e  era   bels    per  cors  e 

nobles,  mas  mal  reguart  avia;  e  la  sua  estadura  del  cors  era  de  .VIII. 
pees  sieus  '  que  ero  mot  loncs.  El  era  vas  los  ronhos  fort  amples  e  avia 
amesurat  ventre ;  eis  bratz  e  en  las  cuossas  era  gros  e  en  totz  sos  menbres 
fortz  e  en  batalha  tressabis,  e  era  cavalher  mot  aspres.     E  la  sua  cara  avia 

10  en  longuesa  un  palm  e  meh  dels  sieus,  e  la  barba  un  e  lo  nas  veiro  la 
meitat  e*l  frons  era  d'un  pe  dels  sieus;  el  avia  huols  de  leo  resplandens 
a  maneira  de  carboncle.  E"ls  sobreselhs  qi/e  avia  sobre'l  huols  avio  un 
meh  palm,  e  dese  que  el  aguardava  home  per  ira,  aital  homs  avia  paor  e 
era  espaventatz.     E  la  sentwra  amb  la  quäl  eL  se  senzia  avia  .VIII.  palms, 

15  quan  era  estenduda,  exceptat  aquo  que  pendia.  El  maniava  petit  de  pa, 
mas  empero  el  maniava  una  q«arta  part  d'u  moto  ho  doas  guallinas  ho 
una  auca  ho  una  espatla  de  porc  ho  un  pao  ho  una  grua  ho  una  lebre 
tota,  e  petit  de  vi  bevia,  e  aq?<i?l  que  bevia  era  ben  azaguatz.  El  era  de 
ta  gran  forsa  q?/^  un   [f.  14  Rb]   cavalher  armat    sesen  sobre    son  caval  des 

20  lo  cap  troqw^  ha  las  braguas  amb  s'espaza  lo  trencava  e'l  caval  en  un 
colp ;  e  quatre  ferrs  de  caval  essems  estendia  leugeiramen  ab  las  mas ;  e 
un  cavalher  armat  estan  dreh  sobre  sa  palma  levava  leugeiram^«  amb  la 
ma  de  t^rra  iroque  ha  sa  testa.  El  era  motz  larcs  en  donar  e  mot  dre- 
churiers    en    mostrar  e  mot    clars   en    parlar.      E  a  totz    ans    maiormen  en 

25  .IUI.  festas  tenen  sa  cort  en  Yspanya  el  portava  sa  corona  reyal  e  so 
basto,  so  es  a  dire  lo  iorn  de  nadal  e*l  iorn  de  pascas  e-1  iorn  de  pante- 
costa  e  lo  iorn  de  S.  Jacme,  e  denan  sa  cadeira  hom  portava  s'espaza  nuda 
seguon  costuma  d'enpdraire.  -j^^ 

A    totas  nuetz   costa    son    leh  .VI.  fortz  homes  catholics  estavo  per 

30  guardar  el,  del  quals  .xl.  fasio  la  prumeira  vegelia  de  la  nueh  e  estavo  en 
d'aquetz  .xl.  .x.  al  cap  e  .x.  als  pees  e  .x.  ha  la  destra  ma  e  .x.  ha  la 
senestra,  e  tenio  el  la  destra  ma  l'espaza,  e^  la  senestra  la  candela  creman; 
e  per  aqw^sta  maneira  Ihi  autre  .xl.  ho  fasio  el  la  seguonda  vegilia  e  Ihi 
autre  .xl.  el  la  tersa,  e  aissi  ho  tenio,  los  us  dormens,  qttan  no  devio  vel- 

35   har,  e  los  autres  velhans,  quan  devio,  troq«^  era  iorns. 

A  comtar  las  suas  gestas  seria  longua  causa  e  grans  fays ,  so  es  a 
dire  cossi  Gualafrus,  amiralh  de  Toleto,  quan  aquest  era  efas  qt^e  fo  ischi- 
latz,  lo  adobet  de  abit  de  cavalher  el  palays  de  Toleto  e  cossi  pues  aquesi 
Karle  per  l'amor  de  Gualafre  aussis  en  batalha  Braimant  gran  e  orguolhos 

40  rei  de  Strrasis  e^  enemic  del  dih  Gualafre;  e  en  quäl  maneira  el  aqueri 
div^rsas  terva,s  e  ciotatz  e  per  tres  vetz  las  subiuguet,  e  cossi  el  mainhs 
cors  de  mainhs  sainhs  e  autras  releqwzas    coUoguet  en    aur  e  en  argen;    e 

*  LaL  Text:  „octo  pedu?n  suorum". 

-  Es  wäre  ein  nochmaliges  „el"  zu  erwarten  ;  das  lat.  ,,sinistra"  scheint 
von  Einßufs  gewesen  zu  sein. 

^  Am  Rande,  welcher  abgeschnitten  ist,  steht  nur  rei  de  seri;  die  üb- 
rigen Buchstaben  habe  ich  nach  dem  lat.  Texte  ergänzt. 


DER  PROV.  PSEUDO-TUKPIN.  5OI 

cossi  el  fo  enipt-zaire  de  Roma ,  e  cossi  anet  hal  S.  sepulcre ,  e  cossi 
n'aportet  del  S.  fust  de  la  SamÄta  crolz  del  quäl  dotet  mainhtas  glieias. 
E  breumen  escrire  no-s  pot  la  sua  yston'a^ ,  qitar  ma/  defalh  la  ma  e-1 
calamar  que  no  fa  la  sua  ystoria. 
5  Mas  empero,  cossi,  quan  el  ac  Ihivrat  lu  Uvia  de  Gualicia,  deu  liom 
veire  cossi  d'Espanha  s'en  tornet  en  Frausa. 

[f.  l4V;i]     XXI.    De  la   traysso   de  Ganolo  e  de  la  batalha  de 
Ronsasvals  e  de  la  mort  dels  fort/,  balalhadors  de  Karle. 

Puesqz^^z  Karle  magne  famos   empt'raire  ac  aq?/eTit  tota  Yspanya  hal 

10  honor  de  Dieu  e  de  S.  Jacme ,  el  s'en  va  tornar  e  va  alberguar  ha  Pam- 
palona  amb  sas  cowpanias.  E  haladonc  demoravo  vas  Cesaraugwjta  .II. 
reis  sarrasis,  so  es  a  ssaber  Marsiri^  e  Beliguan  so  fraire  que  ero  trames 
en  Yspanya  p<?r  amiralh  ho  haamiran  de  Babilonw  de  Persa,  e  aquetz  reys 
ero  sosmes  ha  Karle  e  volontiers  Ihi  S(frvion ;    mas  per  caritat    no   fencha 

15  Karle  va  mandar  ha  aqueiz  .II.  reis  per  Ganalo  que  eis  se  bateiesso  ho 
que  Ihi  trameiesso  trahut.  E  adonc  eis  Ihi  vau  trametre  .XXX.  cavals 
carguatz  d'aur  e  d'argen  e  de  riquesas  d'Espanha,  e  .xl.  cavals  earguatz  de 
vi  mot  dols  e  pur  trameiro  a  sos  batalhadors  per  beure ,  e  trameiro  lor 
atressi  .M.  fewnas  serrasinas  fort  belas ;  e  ha  Ganalo  ilh  vau  ofrir  iraudn- 

20  lenmen  ^  e  presentar  .XX.  cavals  carguatz  d'aur  e  d'argen  e  de  palhs,  per 
so  que  los  batalhans  de  Karle  bailes  en  la  lor  ma.  E  aqw^st  Ganalo  va 
si  autreiar  e  va  penre  aq«^st  argen,  e,  fah  entre  lor  aquetz  covenens  de 
traisso,  Ganalo  s'en  va  retornar  ha  Karle  e  va  Ihi  redre  las  riquesas  que 
los  reis  Ihi  trametio ,  e  ditz  Ihi  que  Marsiri  volgra  esser    faitz  crestias ,  lo 

25  qua\  s'aparelhava  de  venir  vas  Karle  en  Fransa,  e  aqui  penria  baptisme, 
e  d'aqui  en  avan  tenria  tota  Yspanya  de  Karle.  E  ■  Is  maiors  batalhans 
de  Karle  vau  penre  solamen  lo  vi  que  lor  era  trames ,  mas  las  fewnas 
serrasinas  no  volgro  anc;  ewpero  los  menors  batalhans  las  sostengro.  E 
adonc  Karle  va  creire  ha  las  paraulas  de  Galano  e  ordenet  que  passes  los 

30  portz  de  Cysera  e  que  retornes  en  Fransa.  Mas  Karle'  per  lo  cosselh  de 
Galano  va  comandar  ha  sos  plus  cars  prmceps  de  la  miiicia,  so  es  a  dire 
ha  Rotlan  so  nebot  comte  cinwomanensi   e  blaviensi*  e  ha  Olivyer    cowte 

lU 

de  Genhova,  que  eis  amb  los  maiors  de  sa  cowpania  e  amb  .XX.  crestias 

feiesso  la  darreira  guarda  de  Ronsasvals,  troqM<?  el  agues  passat  los  portz 

35   de  Cysera;  e  aissi  fo  fah.     Empero   aqui  moriro    alqus  que   s'ero  enebriat 

de  vi  dels  Serrasis  e  avio    fornicat   amb  las  fewnas    payanas'  e  crestianas 

atressi,  las  quah  mainhs  avio  amenat  de  Fransa.     E  fo  plus  [f.  14  VI']  de 

111 
malaventwra;     que     dementre    que    Karle    passava    los    portz     amb    .XX. 

crestias  e  amb    Guanalo  e  amb  Tw/pi  e  los  denanditz   feiesso    la    darreira 

III 
40  guarda,    Marsiri  e  Beliguan    amb  .1.  de  Sarrasis  lo  be    mati    vau  issir  dels 

1  Jim  Rande  verstümmelt.  -  Ih.  Martiri. 

■*  Das    Wort  steht  verstümmelt  am  Rande  und  ist  nach  dem  lat.  frau- 
dulenter"  ergänzt. 

■•  Diesem    Worte  geht  ein  de   voran,  s.  S.  470. 
•■*  Das  a  fehlt  in   Ih. 

32* 


502  O.  SCHULTZ, 

boscz  e  de  las    vals    hon    s'ero   rescondutz  .11.  iorns  e  doas    nuotz    per  lo 

m 
cocelh  de  Galano ;    e  vau  far  doas  compani;is ,    una    de  .XX.  e  l'aulra  de 

m 
.XXX.     E  la  prumeira   acomenset    detras  a  ferir    la    co/«panya    de  Karle, 
mas  los  batalhans  de  Karle  se  vau  girar  viguorosamen  e  batalhero   des  lo 

5  mati  tro  al  sera  aissi  que'ls  Serrasis  foro  mortz,  e  anc  us  d'els  .XX.  no 

m 
escapet.     Mas  de  contenen  los  autres  .XXX.  de  Serrasis  vau  venir  contra 

aqwi-tz  de  Karle  (\ue  ero    mot    fatiguatz  e  lass    per  la    dicha  batalha  e  fe- 
rn 
riro  los  maiors  e  •  Is  menors  en  tal  maneira  (\ue  Tun  dels  .XX.  de  Carle  no 

poc  escapar,    qwar   los  us    foro    pertusatz    amb  lansa,    Ih'autre    perdero  lo 

10  cap  amb  espaza,  Ih'autre  amb  drestals  foro  trencatz,  Ih'autre  amb  sagetas 
e  amb  dartz  foro  p^rtuiatz,  Ih'autre  amb  perguas  enbatens  foro  mortz, 
Ih'autre  amb  cotels  foro  escorguatz  totz  vius ,  Ih'autre  foro  crematz  per 
foc,  Ihautre  eis  albres  foro  pendut.  Aqwz  foro  mortz  tuh  aqwds  de  Karle, 
exceptat   Rotlan  e  Bauduy  e  Turpi  e  Tedric    e    Ganalo ;    adonc  Baudoy  e 

15  Tedric  s'escampero  pels  boscz  e  rescondero  se :  enaissi  s'en  fugiro.  E, 
fall  aisso,  las  Serrasis  s'en  retornero  arreires  per  una  legua. 

Es  aissi  a  demandar  per  que  Dieus  volc  qtee  zquels  que  no  avio 
fornicat  amb  fewna  preiesso  mort.  La  razo  es  aq«<«'sta  quar  Dieus  no 
volc  qzte  tornesso  en  lor  pays,  qz/ar  per  aventi/7'a  agro  comes  maior  pecat,  e 

20   volc  que  per   tormen  eis  aqj<^riguesso  per  lors    trebalhs  la  Corona  celestial. 

Mas  aissels    que    avio    fornicat  Dieus    volc   que   moriguesso    per  lor 

meteiss  e  no  volc  deler  lors  pecatz  per  passio  de  glasi.     Empero  no  es  a 

creire  que  Dieu  tarn  misericordios  no  avia  volgut    guiardonar  los    trebalhs 

d'aissels  que  ha  la  fi  au  cofessat  so  nom  e  se  so  cofessat    de  lors  pecatz ; 

25  quar  iaciaisso  que  eis  aguesso  fornicat,  empero  per  lo  nom  de  Cr/st  eis 
fo  '  mortz  ha  la  fi. 

E  per  so  apar,  a  aquels  que  vau  en  batalha  que  grans  perilhs  es 
la  cowpania  de'  fewmas. 

A\qus  t^rrenals,  so  es  a  dire  Dari  pr/nceps  e  Antoni  el   tems  pas- 

30  sat  anero  en  batalh  amb  lors  molhers  e  ambdos  hi  foro  [f.  i5Ra]  aussitz, 
quar  Dari  fo  sobremontatz  p^r  Alexandre  e  Antoni  p^r  Octavi  emp^^raire; 
e  per  so  no  es  covenable  causa  ni  expediens  tener  fewnas  eis  castels,  on 
deu  hom  refrenar  lo  pecat  de  la  carn  que  es  ewpachier  de  l'arma  e 
del  cors. 

35  Aissels  q«^  so  hibriaycs  e  fornico  signifio  lo^^  prestres  e-ls  religiös 

batalhans  contra -Is  peccatz,  als  qwals  no  s'aperte  embryar^  ni  fornicar,  e 
si  ho  fau,  ilh  serau  sobremontatz  per  lors  enemics,  so  es  a  dire  pels  dyables 
e  murrau  de  mort  p^rdurabla. 

XXII.    De    la    passio    de  Rollan    e   de    la   mort  de  Marsiri  e 
40  delafugadeBeligan. 

E  quan  la  dicha  batalha  fo  complida  e  Rotlan  s'en  tornes  vas  los 
payas  per  lor  espyar  e  fos  lonh  d'aissels,    va  trobar  un  Serrazi  negre  que 

'  Vgl.  S.  510 :  d'aissels  que  fo  sebelitz  und  Appel,  Prov.  Inedita  S.  XXIII. 

'■ä  Hs.  lo. 

^  Es  ist  wahrscheinlich  enibryar  zu  lesen;  vgl.  oben  hibriaycs. 


DER    PROV.  PSEUDO-TURPIN.  5O3 

era  lass  de  la  dicha  batalha,  (\ue  s'era  rescondutz  eu  uu  bosc ;  e  va  lo 
penre  e  tot  vius  lo  va  liguar  ha  iin  albre  amb  .IUI.  redortas  fortmen ,  e 
aqwz  el  lo  laisset.  E  pues  el  s'e«  monlet  en  un  pueh  e  vi  que  los  Ser- 
rasis  ero  pluros  e  va  s'en  relornar  arreires  el  la  via  de  Ronsasvals,  on  los 
5  Serrasis  anavo  e  cobechavo  passar  loseportz.  E  adonc  el  amb  sa  trompa 
ho  com  d'evosi  va  covnar,  e  ha  la  votz  d'aq?/^sta  trompa  vau  venir  ha  el 
dels  crestias  viro  .C,  amb  los  qz^als  el  s'en  tornet  al  luoc  on  avia  estacat 
lo  Serrasi;  e  va  lo  leugeiramen  deliguar,  e  aprop  anet  levar  s'espaza  sobre 
son  cap  e  dih  i\ue ,    si  el  s'en  anava   amb  el  e  Ihi  mostrava  Marsiri ,    que 

10  el  lo  laissaria  anar  tot  quiti ,  d'autramen  l'ausseria ;  e  aladonc  Rotlan  no 
conoussia  Marsiri.  E  de  mantenen  lo  Serrasi  amb  Rotlan  e  entre  las  cow- 
panyas  dels  Serrasis  Ihi  va  mostrar  Marsiri  que  era  en  un  caval  ross  e 
portava  un  escut  redon.  E  adonc  Rotlan  laisset  anar  lo  Serrasi  e  ac 
gran  coratge  de  batalhar  e  ac  vigor  e  forsa  p^r  Dieu ,    c  amb    aqw^ls  c[ue 

15  ero  amb  el  va  s'en  anar  contra  los  Serrasis  batalhan,  e  va  veire  un  entre 
los  autres  qwe?  era  maior  que  •  Is  autres ,  e  en  un  cop  el  lo  va  trencar  e 
son  caval  p<?r  lo  meh  amb  s'espasa  des  lo  cap  troqw^  als  pes  aissi  (\ue 
una  partida  del  Serrasi  e  del  caval  va  caire  ha  la  destra  ma  e  l'autra  ha 
la  senestra ;  e  qwan  los  Serrazis  viro  aisso ,  eis  comensero  a  fugir  sa  e  la 

20  e  laissero  Marsiri  el  camp  amb  [f.  15  Rl»]  alq«j  Serrasis.  E  de  mantenen 
Rotlan  p^r  la  vertut  de  Dieu  el  mes  viguor  e  intret  pel  meh  de  la  ost 
dels  Serrasis  e  feri  sa  e  la,  e  va  acossegre  Marsiri  (\ue  s'en  fugia  e  va  lo 
aussire.  E  en  aqz^^'sta  batalha  foro  mortz  tan  solame«  los  .c.  crestias  <\ue 
Rotlan  avia  amenat ;    e  Rotlan  fo  greumen    feritz  de  .IUI.  astas  e  de    co- 

25  dols,  mas  totz  rotz  s'en  va  fugir.  E  desse  (\ue  Beligan  saup  la  mort  de 
Marsiri,  e  el  s'en  va  fugir  d'aquelas  pariidas. 

E  Tedric  e  Baudoy,  seguon  q«<?  es  dih ,  amb  alqwj  crestias  s'ero 
rescondutz  pels  boscs  espaventatz,  e"ls  autres  passavo  los  portz.  E  Karle 
aladonc  avia  passat  amb  sas  gens  los    puetz  e  ignorava  (\ue  era    estat   fah 

30  ajjrop  so  departime«.  E  adonc  Rotlan  fatiguatz  p<?/-  la  dicha  batalha,  (\ue 
era  estada  granda  e  pifr  la  mort  de  tans  crestias,  e  <\ue  atressi  se  dolia 
pels  cops  grans  que  avia  pres  dels  Serrasis  totz  sols  Va  venir  per  boscs 
ixoque  al  pe  dels  portz  de  Sysera;  e  aqwi  iotz  un  albre  dreh,  c^ue  era 
Costa  una  peira  de  marme,  <\ue  era  aqui  tola  drecha  en  un   prat  sobrebel, 

35  (\ue  era  sobre  Ronsasvals ,  el  se  pauset  amb  so  caval.  Rotlan  avia  en- 
quexdi  s'espaza  mot  noble,  que  era  davas  la  poncha  nobla  senes  cow/paratio, 
e  era  resplandens  de  gran  clardat  e  avia  nom  Duranda,  que  vol  dire  coma 
donans  amb  ela  dur  colp ;  qwar  prumeiramen  defaliria  lo  bratz  i\ue  l'es- 
paza.     E  qwan  Roilan    l'ac    gitada^  de  la   guayna  e  la    tenc  el  la  ma,    el 

40  l'aguardet^  ploran  e  ditz  enaissi:  „o  espaza  tresbela  e  tot  iorn  lusens ,  de 
la  qwal  la  longuesa  e  l'awplesa  so  covenables,  la  qua\  atressi  es  forlz  e 
mot^  e  ha  atressi  lo  margue  d'evogi  mot  blanc,  e  la  crotz  es  d'aur  mot 
resplandens  e  desobre  es  daurada,    e-1  pom^  es  de  bericle,  el    la  quäl  es 


1   Hs.  lo  ac  gitada  uttd  später  la  aguardet. 

-  Lat.  Text:  fortitudine  firmissinie ;    es    l-^t    -..'•ihf.rlimtluJi    It-rma     nach 
mot  einzuschieben. 
^  Hs.  plom. 


504  O.  SCHULTZ, 

de  bericle  el  la  quäl  es  escrih  alpha  et  o."  '  E  pues  el  ditz :  „o  espaza, 
qt/z  te  tenra  d'era  enan  ni  usaia  de  ta  forsa?  Qut  te  tenra  ni  te  aura  ni 
te  possesira,  aitals  no  sera  ia  vencutz  e  no  aura  paor  de  sos  enemics,  ans 
sera  per  la  vertut  de  Dieu  en  sa  forsa."  E  pues  el  ditz :  „per  te,  espaza, 
5  los  serrazis  so  mortz  e  la  gens  no  fiel  es  destrucba  e  la  leys  crestiana  es 
ischaussada ,  e  la  lausor  de  Dieu  e  la  gloria  e  enqwera  [f.  isV»]  tresbona 
fama  n'es  aquerida."  E  pues  desia  mai :  ,,0  espaza ,  quantas  de  ve- 
guadas  hieu  ei  venguat  lo  sanc  de  Jesucrz'st  per  te  e  quan  mot  soven 
hieu  per  te    ei    aussit    los    enemics    de  Crist  e   qzian    sovtn    hieu    per    te 

10  ei  trucidat  los  Serrasis  e  qttan  soven  los  jusieus  e"ls  no  fiels  per  la 
exaltatio  de  la  fe  crestiana  hieu  ei  destruh !  Per  te,  espaza,  la  iusticia  de 
Dieu  es  aomplida  e  lo  pes  e  la  ma,  acostumada  e  acostumatz  ha  emblar, 
n'es  trencada^  e  trencatz;  e  quan  soven  per  te  ho  jusieu  no  fil  ho  Serrasi 
hieu  n'ei  mort ,    e  q««n  soven,    seguon  qtte  hieu  cogite,    n'ei   venguat  lo 

15  sanc  de  Crist!  O  espaza  tres  bonaurada,  aguda  de  las  agudas,  a  la  quäl 
no  es  sewtblans  ni  sera!  Qui  te  farguet,  ni  denan  no  fetz  sewblan,  ni 
fetz  ni  fara  aprop.  E  neguna  maneira  no  poc  vivre  qiet  fo  nafratz  per  te 
un  petit.  Si  cavalher  no  pross  ho  paoros  te  aura  ho  Serrasi  ho  no  fiel, 
mot  m'en  dole.     E  quan  ac  dih  aisso,  temens  qtte  l'espaza  p^-rvengues  ha 

20  mas  de  Serrasis ,  va  amb  l'espaza  ferir  la  peira  del  marme  tres  cops ,  per 
so  que  la  espaza  fos  fracha;  mas  el  volens  l'espaza  franger  va  franger  per 
lo  meh  la  peira  des  Tun  cap  tro  a  l'autre,  e  l'espaza  remas  entegra 
senes  deca. 

XXIII.    Del  so  del  com  ho  de  la  trompa  e  de  la  cofessio  e 

25  del   trespassam«?«  de  Rotlan.^ 

Aprop  aisso  Rotlan  acomenset  a  cornar  ha  la  fi  qiie  venguesso  ha 
el  aqus  crestias,  si  per  aventwra  s'ero  rescondutz  per  los  boscs  per  la 
temor  dels  Serrasis ,  ho  si  aquels  que  avio  passat  los  portz  per  aventwra 
retornesso  ha  el  e  qteez  fosso  ha    sa   mort  e  qt^e    preiesso  so  caval  e  s'es- 

30  paza  e  p^rrseguesso  los  Serrasis.  E  adonc  el  va  per  ta  granda  v^-rtut  cor- 
nar que  per  lo  gran  bofamen  de  sa  boca  lo  corn  se  va  trencar  per  lo  meh 
e  la  Vena  del  col  sieu  c  los  nervis  se  vau  rompre ,  segon  que  es  dih  e 
recomdat;  e  aqw^ta  votz  anet*  troqw^  ha  las  aurelhas  de  Karle  que  era 
en  la  val  que  es  apelada  de  Karle,    on  era  amb    sas    co;«panias,    el  q7/al 

35  luoc  avia  ficatz  sos  draps;  e^  era  lonh  de  Rotlan  per  .VIII.  milhas 
vas  Guasconha.  E  adonc  de  mantenen  Karle  volc  anar  vas  Rotlan  per 
donar  aiutori,  mas  Ganalo  que  avia  cossentit  ha  la  mort  de  Rotlan  Ihi  va 
dire  que  no  volgues  tornar  areires;  quar  Rotlan  avia  acostumat  a  cornar 
[f.  15  VI)]  per    petit  de  causa,    e  per  sert  Rotlan    no    besonhava    del  sieu 

40  aiutori  avora,  quar  Rotlan  cassava  e  cornava.  '•  discurren  per  los  boscs.     E 

1  Am  Rande  steht  die  Erklärung:  alpha  e  o  vol  dire,  qM<?  es  senes 
acomensamen  e  senes  fi. 

-  Hs.  trecanda. 

^  Hs.  Karle  mit  übergeschriebenem  Rotlan. 

*  Am  Rajide  haben  ein  paar  hierher  gehörige  Wörter  gestanden  — 
7iur  einige  Buchstaben  sind  noch  leserlich  —  welche  Termtitlich  das  lat. 
„ang&lico  ductii"  wiedergeben  sollten. 

^  ,,e"  ist  eingeklammert  und  folgt  auf  ein  durchstriche?ies  ,,q". 

"  Nach  dem  lat.  Texte  ,,cornicando  discurrit"  ergänzt. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  505 

aqw^st  cosselh  fo  de  gran  trassio  a  maneira  de  Judas.  Mas  coma  Rctlans 
se  jagues  sobre  l'erba  del  dih  prat  que  desirava  aigua  ha  beure,  per  so  que 
pogues  atrempar  lo  gran  sei  que  el  sufertava,  e  *,  aisso  pessan,  sos  fraire  Bal- 
duy  va  venir,  e  fetz  Ihi  signe  que  Ihi  dones  a  beure.  E  aqwifst  Baudoy  queri 
5  sa  e  la  aigua,  mas  coma  el  no  la  trobes  e  vis  que  Rotlan  era  prop  de  la 
mort,  va  Ihi  donar  sa  benedictio;  e  per  so  que  Rctlans  no  casegues  el  las 
mas  dels  Serrasis,  va  montar  sobre  lo  caval  de  Rotlan  e  seguet  la  osl  de 
Karle  que  era  passada  denan  Rotlan-  e  laisset  Rotlan.''^  E  quan  seguia 
enaissi,  Tedric  va  venir  de  mantenen  e  acomenset  a  plorar    fortmen  sobre 

10  Rotlan  e  ditz  Ihi  que  guarnigues  s'arma  per  veraya  cofessio.  E  an  aqwi?l 
iorn  Rotlan  avia  receubut  lo  cors  de  Dieu  per  las  mas  de  prestres  davan 
que  se  apropies  de  la  dicha  batalha ;  quar  de  costuma  de  crestias  era  que, 
denan  que  intresso  en  batalha  se  devio  cofessar  e  recebre  lo  cors  de  Crz'st 
per  mas    de    prestres  e  d'evesqw^s    e    de    morgues    que   ero  en  la    ost.     E 

15  aprop  Rotlan  va  levar  los  huols  al  cel  e  ditz  coma  martir  de  Crtst:  „Sen- 
her  Dieu  Jesucrzst,  per  la  fe  del  qwal  hieu  ei  laissat  mon  pays,  e  so  ven- 
gutz  en  aqw^stas  encontradas  de  barbaris  per  ischaussar  la  fe  de  crestias, 
e  ei  vencut  per  lo  tieu  aiutori  mainhtas  batalhas  de  no«  fiels,  e  ei  sufertat 
mainhtas  gautadas  e  ruinas  e  vitup^/-is  e  derrisios,  fatiguatios,  calors,  freytz, 

20  iam,  set  e  anxietatz,  hieu  en  aq?<(?sta  ora  te  comande  la  mia  arma.  Aissi 
quon  tu  per  me  has  dignat^  naisser  de  la  v^rgena  e  sufertar  e  morir  el 
la  crotz  e  esser  sebelitz  el  sepulcre,  e  has  sufi?/-tat  esser  ressucitatz  lo  tertz 
iorn,  e  has  montat  eis  cels,  los  quals  la  tua  pr^sensa  nuls  tems  ha  laissat, 
aissi  la  mia    arma  tu    dignes    delhivrar   de    mort   pi?rdurabla.     E    plus    que 

25  no  •  s  pot  dire  hieu  te  cofesse  me  esse  colpable  e  pecaire ;  mas  tu  es  per- 
donaire  mot  piatos  de  pecadors  e  has  merce  de  tötz,  e  nuls  tems  lor 
portas  ira,  si  se  penedo  per  penedensa,  e  tot  peccaire  que  aura  a  te  q«^rit 
m<?rse  tu  lo  prendes  a  merce ,  tu  que  p<frdoneyj  *  als  Ninivens  e  laisseys 
ka^  la  fe/wna  depr^ssa  ho  repri?sa  en  azult^ri  e  ha  la  Magdalena  p^'rdoneys 

30  e  ha  S.  Peyre  pluran  sa  colpa  relaxeys  [f.  i6R'i]  e  al  layro  q«^-s  co 
fasset  a  te  obrigues  paradis.  Tu  no  me  denegues  la  endulgensa  de  mos 
pecatz,  e,  que  que  hieu  ei  fah  contra  te,  tu  me  remet  ,e  met  la  mia  arma 
en  repaus  p<?rdurablc.  Tu  es  a  qMifT"  nostres  cors  moren  no  perisso,  ans 
s'esmendo  en  mielhs ;    tu  que  m'arma  fas  vivre  en  melhor  causa ,    quan  es 

35  separada  del  cors;  tu  que  as  dih  mai  amar  la  vida  del  peccador  qiie  la 
mort.  Hieu  cre  per  coratge  e  de  doca  ho  cofesse  aisso ",  e  per  so  tu  vols 
m'arma  traire  d'aq«^sta  vida ,  per  so  que  en  melhor  vida  la  fassas  vivre ; 
e  aura  melhor  sen  e  entendeme«  que  no  a  avora ,  seguon  que  l'ombra  se 
defer  del  cors."     E  lo  ditz  Rotlans ,    tenens    sa  carn    viro  las  tetinas  e  lo 

40  cor,  ditz  enaissi,  seguon  que  Tedric  recomdet  ploran  a  mainhtas  gens": 
,,0  senh^r    Dieu  Jesutr/ist    filh    de    Dieu    vius  e  de    la    benanrada    vcrgena 


'   hs  ist  das  ,,e"  des  Aac/isa/zes :  das  Subjekt  zu  aisso  pessan  is:  Roiian. 
2  Hs.  Karle.  »  Ih.  dedignat. 

*  Hs.  pdoney.  ''  Lat.  „qui  mulieri  .  .  ,  dimist'stt"  sc.  peccatum. 

**  Hs.  aql ;  lat.   ,,tu  enim  es  cid  non  pereunt  .  .  .  corpora  nostra". 
'•   Lat.  „credo  cor  de  et  orc  cnnfiteor". 

*"    Wrmitilicli    ist   der    lat.  Te.xt  falsch    verstanden    worden:    „et    tenens 
pellem  .  .  ..  ut  idem  ledricus  poslea  rettulit,  dixit  cum  lacrimosis  gcmitibus' ' 


5o6  O.  SCHULTZ, 

Maria,  amb  tota  ma  pessa  hieu  cofesse  e  cie  que  tu  mon  redewzptor  vives 
e  que  hieu  resurgirei  al  darrier  iorn,  e  en  aqz^^sta  carn  hieu  verei  lo  mieu 
salvaire."  E  pues  el  mes  sas  mas  sobre  sqs  huols,  e  per  tres  vetz  e  el 
ditz:  ,,e*  s.queiz  huols  devo  aguardar  el  danier  jorn."  E  pues  de  recap 
5  el  comenset  a  guardar  lo  cel  e  totz  sos  menbres  e  lo  pieh  garnir  del  signe 
de  la  crotz  e  ditz:  „totas  causas  t^rrenals  me  so  viels;  donc^  avora,  Dieu 
donan,  hieu  aguarde  que  mos  huols  no  havia  autras  vetz*  vist  ni  m'aurelha 
110  ho  havia  ausit,  e  el  cor  d'ome  no  era  posada  ho  pausada  la  causa  ixoqtie 
avoras,  la  qwal  causa  Dieus  ha  apaielhat  a  sos  amadors."  Pues  el  estendet  sas 

10  mas  vas  nostre  stnher  e  fetz  pr^gueira  per  aissels  que  ero  mortz  en  batalha 
e  ditz :  ,,sio  mogudas  las*  ventralhas  de  la  tua  misericordia,  senh^-r  Dieu, 
sobre  tos  iiels  que  so  mort  hueu  en  batalha  ;  los  qua\s  so  vengutz  en  aqw^stas 
encontradas  de  barbaris  per  batalhar  contra  la  gen  payana^  e  per  ischaussar 
lo  tieu  nom    sainh  e  per   venguar    lo    tieu    sanc    precios  e  per  declarar   la 

1 5  tua  fe,  e  avoras  aqueiz  per  mas  de  Serrasis  iaso  [mortz ;  mas  tu  ,  senh<?r 
Dieu,  lor  perdona  lors  pecatz  e  guarda  lors  armas  dels  tormens  d'ifern  e 
tramet  los  arcangels  tieus  sobre  aissels,  los  qwals  osto  lors  armas  de 
tenebras  e  ameno  aisselas  al  gauh  de  paradis,  aissi  que  amb  los  tieus  mar- 
tirs  puesco  [f.  i6Rb]  amb  te  regnhar  senes  fi,  lo  qua\  vives  e  renhas  amb 

20  Dieu  lo  paire  e  amb  lo  S.  Esperit  per  secwla  stcxüortim.  Amen."  E  de 
mantenen  que  Tedric  ac  ausit  aqM<?sta  cofessio,  el  s'en  anet,  e  l'arma  ben- 
aurada  de  Rotlan  issi  del  cors  e  fo  portada  pels  angels  en  repaus  per- 
durabla,  on  renha  e  s'alegra  senes  terme  amb  los  autres  marlirs  per  los 
meritz  sieus. 

25   XXIV.    De  la  noblesa  e  de  las  costumas  e  de  la  larguesa  de 

Rotlan. 
Per  vanas  cowplanhtas  z.quesi  Rotlan  no  deu  esser  ploi'atz  e  plains, 
lo  qua\  es  sus  en  paradis.     El  fo  de  noble  linhatge  e  ansia  e  plus    noble 
en    gestas   que  autre  e  en    linhatge,    e  fo    totz    prumiers    sobremontan  en" 

30  bonas  costumas.  El  fo  escultivaire  dels  tewples  e  tenia  los  crestias  en 
patz.  El  era  medicina  als  pays  e  ha  las  t^rras  de  crestias.  El  fo  thesaur 
de  clersia  e  tutor  de  vevias  e  pa  als  famulans  e  larcs  als  paubres  e  als 
hostes.  El  fo  sabis  en  cosselh  e  bos  de  coratge  e  clars  en  boca  e  paire 
ha  las  gens.     El  fo  ischaussatz  sobre  autres  e  tenc  la  sainhta  clardat  e  ac 

35  tot  honor  de  cavalairia  e  per  aqueiz  meritz  e  per  autres  el  es  mes  en 
paradis  el  la  sala  de  Dieu. 

XXV.    De  la  vesio  de  Turpi  e  del  plor  de  Karle  sobre  la  mort 

de   Rotlan. 
Dementre  que  l'arma  del  benaurat  Rotlan  issia  del  sieu  cors,    hieu 
Turpi  el  la  val  de  Karle,  so  es  a  dire  el  luoc   denandih  cantava  la  messa 

'    Wörtliche    Übertragung  des  lat.  „et"  =  auch  s.  S.  484  Z.  32. 
^  Mufs   hier  die  Bedeutung  von  „denn"  haben,  die  ich  sonst  nicht  nach- 
weisen kann;  lat.  Text:  „nunc  enim". 

^  Am  Rande  steht  noch  ein  überflüssiges  antra  vegada. 
''   Hs.  la.  ^  Hs.  payna. 

•'  Hs.  en   soliremnntan. 


PER    PROV.  PSEUDO-TURPIN.  507 

dels  mortz  el  la  presensa  del  cHli  Karle,  so  es  a  ssaber  el  las  .XV.'  ka- 
lendas  de  julh ,  aissi  que  cantan  la  messa  fus  raubitz  e'^  ausi  cantar  los 
cors  BUS  en  paradis  e  no  sabia  qi/e  aisso  volia  dire.  Mas  coma  los  cors 
cantesso  plus  aut  e  plus  aut  anesso,  una  gran  multitut  de  cävalliers  va 
5  passar  tras  mi,  que  anavo  coma  si  aguesso  alquna  causa  raubit ;  c  adonc 
hieu  lor  demandei  sobdamen  qi/e  portavo ,  e  eis  dissero  que  Marsiri  por- 
tavo  en  ifern,  e  S.  Miqw^l  portava  Rotlan  en  paradis  ab  mainhs  d'autres. 
E  aprop ,  dicha  la  messa,  hieu  dih  al  rei:  ,,sapias ,  rei,  veraiamen  que 
S.  MiqM<?l  porta    l'arma    de  Rotlan  amb    mainhtas  autras  armas  de  crestias 

10  en  paradis;  mas  die  te^  que  hieu  no  sa  de  qital  mort  [f.  l6Va]es  mortz,  e 
die  te,  rei,  que  los  dj-ables  emporto  l'arma  d'un  apelat  Marsiri  amb  mainhtas 
autras  armas  de  crestias."  E  domentre  que  aisso  era  dih ,  Baudoy  va 
venir  montatz  sobre  lo  caval  de  Rotlan  e  recomtet  tot  quan  que  avia 
estat  tah  e  dih,  que  Rotlans  era  ha  l'article  de  la  mort  costa  una  peira  el 

15  pueh.  E  de  mantenen^  la  cowzpania  de  Karle  cridet  per  totas  partz  e  va 
tornar  areires  e  Karle  atressi ;  e  Karle  fo  prumiers  a  Rotlan  que  us  autre 
e  trobet  lo  mort  iasen  evers,  que  lenia  sos  bratz  sobre  son  pieh  a  maneira 
de  crotz.  E  adonc  Karle  se  va  gitar  sobr'el  e  ploret  mot  fort  e  Tretet 
Ihi  las    mas,   c  la  cara  Ihi  gratva  subtilmen  amb  las  onglas ;    e  pues  el   Ihi 

20  levava  los  pels  e  la  barba  e  ditz  plorans  en  gran  votz  enaissi:  ,,0  bratz 
destre  de  mon  cors,  o  barba ■'■  tresbona ,  o  honor  dels  Francs,  ho  espaza 
de  drechura,  o  asta  no  flaca  ho  no  corbabla,  o  albere  no  corowpable,  o  elme 
de  salvatio,  que  es  ha  Machabeo  en  prodomia  cowparatz  e  ha  Sanison  en 
fortesa  semblans  e  es**  fortuna  semblans  de  mort  ha  Saul  e  ha  Jonathe!  Tu  es 

25  tresfortz  dels  fortz,  tu  es  genre  ho  linhatge  real ',  tu  es  deslruidor  de  Serrasis 
e  defendeire  de  crestias  e  murs  de  clercia  e  basto  dels  qtte  no  au  paire 
ni  maire  e  de  las  vevias  e  sadolamen  dels  paures  e  dels  rics  e  revelatio 
de  las  glieyas.  La  tua  lengua  no  ha  ditz  messorguas  en  jutgamews.  O 
coms  dels  comtes  e  noble  dels  Galls  e  dux  de  las  ostz  dels  fiels,  per  que 

30  hieu  t'ei  menat  en  aqw^stas  partidas?  Fer  que  hieu  te  vetz  mort.'  Per 
que  hieu  no  more  amb  tu?  Fer  que  tu  me  laissas  va*  e  trist?  Ho  caitiu, 
e  que  farei  ?"  Pues  ditz :  tu,  Rotlan,  vivas  amb  las  co^wpanias  dels  mar- 
tirs  e  amb  totz  los  sainhs  senes  fi.     A  mi  es  a  plorar  sobre  tu  aissi   quon 


'  Lat.  Text  hat  .XV L;  ein  afrz.  Pseudo-Turpin  (ed.  Auracher,  Mün- 
chen 1876)  hat  ein  ganz  anderes  Datum. 

'^  Die  Konstruktion  ist  verworren  und  unkorrekt.  Wenn  man.  wie  die 
ebeti  erwähnte  afrz.  Version  hat,  das  „e"  striche  und  für  ahs,\  que:  coma  si 
setzte  (hinter  julh  ein  Punkt),  so  würde  es  klar.  Das  lat.  „in  extasi"  scheint 
der    Übersetzer  nicht  verstanden  zu  haben. 

•'  S.  V.  Eisner,  Form  und  Verwendung  d.  Personalpronomens  im  Alt- 
prov.   S.  l(). 

*  Hs.  demanten. 

'•'  Ich  weifs  nicht  mit  welchem  Rechte  Auracher  (Der  Pseudo-Turpin 
in  altfrz.  Übersetzung  (S.  61  Anm.  34)  barba  in  dieser  Verwendung  als  Ili- 
spanismus  bezeichnet:  ich  finde  bei  du  Gange  nur,  dafs  sich  Balduin  IV.  v. 
I'lattdern  i.  J.  1023  als  „honesta  barba"  unterzeichnet. 

•^  Vermutlich  ist  en  zu  lesen  ;  lat.  „Sauli  et  fonathae  mortis  fortuna 
consimilis" ;  de  mort  gehört  zu  fortuna. 

'   Lat.  Text:  „genus  regale". 

"   H:.   en  va,  was  wohl  durch  lat.   ,,uianem"   hervorgerufen  ist. 


5o8  O  SCHULTZ, 

David  se  dolc  sobre  Saul  e  Jonatha  e  Absalon.  Tu  t'en  vas  al  celesti 
pays  e  laissas  nos  marritz  jotz  aqw^st  segle ;  la  aula  de  Dieu  te  receub, 
e  nos  prendo  los  jorns  per  plors.  Tu  que  es  en  terra,  tu  t'en  vas  en 
paradis ;  tu  es  covidatz  ha  las  viandas  de  paradis.  Lo  mons  te  plora, 
5  mas  lo  cel  s'esgausis."  E  per  aqw^stas  paraulas  Karle  ploret  Rotlan  aitan 
quan  visqMi?t.  E  en  aquel  luoc  on  [f.  1 6  V'^]  Rotlan  jasia  aquela.  nueh 
meteissa  Karle  va  ficar  sos  traps  amb  sas  co;«panyas,  e  va  enbasmar  lo 
cors  de  Rotlan  de  basme  e  de  mirra  e  de  aloe,  e  fetz  Ihi  grans  cans 
e  grans  plors  e  grans  preguarias  e  gran  lumenaria  e  amb  ^  fuocs  per  los 
10  boscs  tota  aquela  nueh. 


XXVI.    Del  solelh  que  estet  per   tres  iorns  senes  meure 
m 
e  de  .IUI.  Serrasis  mortz. 

L'endema,  be  mati,  Karle-  e  sas  co^wpanias  anero  armat  al  luoc  el 
quäl  la  batalha    denandicha    era    estada    facha,    on    los   batalhans    se   iasio 

15  mortz  ha  Ronsaval,  e  casqus  va  trobar  aqui  alcus  amics  sieus  vius,  em- 
pero  nafratz  ero  mortalmen,  e  vau  trobar  Olivyer  mort  lasen  sobre  la 
terra  evers  a  maneira  de  crotz,  qite  era  estendutz  amb  .  IUI .  pals  ficatz 
en  terra;  e  ha  casqu  pal  era  liguatz  pels  pees  e  per  las  mas  amb  redor- 
tas  e  des  lo  col  troqw^  ha  las  unglas  dels  pees  e  de  las   maas  escorguatz 

20  amb  agutz  cotels  e  p^rtusat  amb  saietas  e  amb  lansas  e  amb  espazas  e 
carguat  de  cops  de  bastos.  Aqiii  foro  adonc  grans  ciamors  e  grans  plors 
senes  fi,  quar  casqus  sobre  cascun  amic  sieu  se  dolia  aissi  que  tot  lo 
bosc  e  tota  la  val  omplio  de  ciamors  e  de  votz.  E  adonc  Karle  va  iurar 
per   Dieu    omnipoten    que   el    no    cessaria    corre    aprop    los    payas,    troqw^? 

25  los  auria  encontratz.     Aissi  que  el  se  mes  a  segre  aissei  amb  sa  cavalairia, 

e  adonc  lo  solelh  estet  per  tres  iorns  senes  meure  e  va   los    trobar   costa 

un  fluvi  apelat  Ebra  que  es  costa  Cesaraugusta,  on  se  jasio  e  maniavo.  E 

m 
adonc  coma  leos  el  se  va  enbrivar  contra  eis  si  que  en  va  aussirre  .  IUI . 

E  pues  Karle  s'en  tornet  amb  sa  compania  a  Ronsaval,    e  d'aqm    el    fetz 

30  portar  los  mortz  e  los  malaptes  e  los  nafratz  al  luoc  on  Rotlan  jasia.     E 

aprop  Karle  va  enquerre,  si  era  vertat  ho  no  que  Ganalo  agues  trahit  los 

batalhans,  seguon  que  mainhs  desio;  e  de  mantenen  el  va  cometre  a  .II. 

cavalhers  que  enqwmguesso  la  vertat,  so   es  a  ssaber  ha  Pinabel   que   era 

per  la  partida  de  Ganalo  e  ha  Tedric  que  era  per  la  partida  de  Karle. 

35  Mas  de  mantenen  Tedric  va  aussire  Pinabel,  e,  declarada  la  traisso 

de  Ganalo,   Karle  va   comandar   qne  Ganalo    fos   liguatz   ha    .  IUI .  cavals 

plus    fortz  que  fosso  en  tota  sa  ost,  e  sobre  aissels  fosso  [f.  17  R"]  quatre 

que    demenesso    los    cavals    contra  las  .  IUI .  auras  ho  vens    del    cel,   tro- 

que  aqe^d-st  Ganalo  caitivamen  moris.     E  aissi  caitivamen  el  va  morir. 

1  Der    Übersetzer    ist   aus    der    Konstruktioji    gefallen,    wahrscheinlich 
durch  das  Int.  „ignibus"  verführt. 
'"  Hs.  rotlans. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  5O9 

XXVIT.    Dels  CO  IS  dels  mortz  amb  onguens  pr^cios 
e  amb  sal  cubertz  e  afachatz. 
Aclonc  foro  apparelhatz  mainhs  cors  de  mortz  amb  onguens,    quar  alqus 
cors  foro  adobat  ab   mirra,  Ih'autre  ab  basme,  Ih'autre  foro  totz  espandutz 
5  de  sal;  e  mainhs  fendio  los  cors  pel  venire  e  en  gitavo  la  fangua,  e  pues 
metio  dins  sal,  qtean  no  avio  autres    onguens.     Lh'autre    apparelhavo    fust 
per  portar  los  cors,  Ih'autre  los  portavo  sobre'ls  cavals,  Ih'autre  als  mus- 
cles   los  portavo  e  Ih'autre  amb  las   mas;    Ih'autre  los  nafratz  e  •  Is  malap- 
tes  portavo  als  cols  amb  escalas,  Ih'autre  los  sebelio  aqtd  meteiss,  Ih'autre 
10  troqw^  a  Gallia/«  ho  ha  lors  pröpris  luocs  los  portavo,  Ih'autre  los  portavo, 
troq?^^  poyrio,  e  adonc  los  sebelyo. 

XXVIII.    De  .II.  symiteris  sainhs,    l'un  ha  Arie  e  l'autre 
vas    Bl avium. 
Adonc    ero    .II.  symiteris    fortz    sainhs,    quar   l'us  era    a  Arles    en 
15  Alyscamps  e  l'autre  a  Bordeis,  los  qwals  Dieu  consegret  per  mas  de  .VII. 
sainhs,  so  es  a  ssaber  per  la    ma    de    S.  Maximi  *   d'Aixs    e    de  S.  Trophi 
d'Arles  e  de  S.  Pauli  de  Narbona  e    de  S.  Saurin  Tholosonensem^  ho  de 
Tholosa  e  de    S.  Fron    de    Peyragorc    e    de  S.  Marsal    de  Lemosi  e  de  S. 
Eutropy  de  Sainhtas,    eis    quals  luocs    la  maiors    partida    de   lors    cors    es 
20  sebelida ;  e  aquels  que  senes  colp  moriro  el  la  osl  de  Mongazi  foro  enonhs 
de  onguens  e  foro  sebelitz  eis  denanditz  .  II .  symitt-z-is. 

XXVIIII.    De  la  sepultw^-a   de  Rotlan  e  dels  autres  que   ha  Belli 

e  en   autres   divers   luocs    so    sebelitz. 

Karle  fetz  aportar  troqz^i?  ha  Blavi   lo  benaurat  Rotlan    sobre    doas 

25  mulas  en  un  vaissel  d'aur  cubert  amb  palis,  e  en  la  glieia  de  S.  Roma,  la 

qwal  el  avia  bastit  en  sa  vida,    on  avia    establitz    canonges   reglars,    el    lo 

fetz  ondradamen  sebelir;    e  tetz  metre    en    penden    la    sua    espaza   ha   son 

cap  e  sa  tro/wpa  ho  com  d'evodi  als  pees  ha  l'onor    de  Crtst   e    de  leyal 

cavalayria,    mas  un  autre  lo  dih  corn  transportet  no  dignamen  el  la  glieia 

30  de  S.  Sever  que  es  a  Bordeis.     E  Blavi    fo  sebelitz   aqut   mete[f.  17  R.  ^J]- 

teiss,  so  es  a  dire  el  la  ciotat  de  Blavi  e  Gandebo  rey  de  Frisia  e  Othger 

rey  de  Dacia  e  Arastang  rey  de  Bretanha  e  Guari  dux  de  Lotharingia,  e 

mainhs  autres  foro  sebelitz  el  la  vila  dicha  maciienta  que  fo  de  Belin.  ^ 

El  cymiteri  de  S.  Sever  que  es  ha  Bordeis  es  sebelitz  Galfer  rei  de 

35  Bordeis    e    Engeler    dux  d'AqMÜania  e  Lambert  rey    de  Burgas  e  Galer  e 

Gely    e    Raynaut    de   Albaspina    e    Gautier    de   Termes    e   Gencli    e   Bego 

III 
amb  .V.  d'autres,  e  ha  Nantas  es  sebelitz  Iloellus  senhi-/-  de  aq«<?la  ciotat 

amb  mainhs  autres  Bretos.     E  quan  aqueiz  denanditz  foro  sebelitz,   e  per 

m 
las  lors  armas  Karle  ac  donat  als  paubres  .XII.  onsas  d'argen  c  aytanias 

40  onsas  d'aur  e  vesliduras  e  maniars,  volens  ressewblar  ha  Machabeo,  el  va 

•  Hs.  maxiim.  -  /Js.  tholosoneh. 

^  ,, Felix  villa  mucilenta  Beiini"  keifst  es  im  Lat.  {Uarlfian  Ah.  (J358) 
que  tanhs  herodibus(sic !)  honoratur !  Das  sehr  eigentümliche  que  fo  de 
Belin   vermag  ich   nicht  zu  erklären :  vielleicht  ist  der    Text  verderbt. 


5IO  O.  SCHULTZ, 

donar  a  la  dicha  glieia  de  S.  Roma  y>er  Tamor  de  Rotlan  tota  la  terra 
qtte  es  costa  S.  Roma  blaviensis  per  l'espasi  de  .VI.  milhas  e  tot  lo  castel 
de  Blavia  amb  tot  aqtto  <\ue  Ihi  ap^rtenia-e  la  mar  atressi  que  es  iotz  lo 
dih  castel.  E  aisso  donet  a  la  dicha  glieia  tot  (\in\.\  e  tot  firme,  e  co- 
5  mandet  als  ditz  canonges  de  la  dicha  gleia  <\t4e  a  negu  fosso  tengutz  en 
alquna  Servitut  mas  tan  solamen  que  per  l'arma  de  Rotlan  so  nebot  e  per 
l'arma  de  sos  companhos  a  totz  ans  vestiguesso  .XXX.  paubres  e  lor 
donesso  a  maniar  lo  iorn  que  Rotlan  fo  mortz,  e  quez  feiesso  dire  .XXX. 
salteris  e  cantar  .XXX.  messas  amb    las  vilholas    e    amb    las  obseqMzas    e 

10  off(?rendas  autras  acostumadas  a  far  per  los  mortz;  e  que  aisso  deguesso 
far  a  totz  ans  en  remenbransa  de  las  dichas  armas,  e  no  tan  solamen  per 
aq«<«?stas,  ans  atressi  per  las  armas  de  totz  aque\s  que  en  Yspania  ero 
mort  per  l'amor  de  Dieu  ho  aqui  penrio  martiri;  e  ha  aisso  far  fosso  ten- 
gutz los  canonges  denanditz    pri?sens    e-ls  autres  que  venrio.     E  aisso  los 

15  ditz  canonges  Ihi  iurero  atendre  sobre  S.  avangelis. 

XXX.     D'aissels  que  fo  sebelitz  en  Aliscamps  vas  Arles. 

Pues  hieu  Karle  e  hieu  Turpi  amb  nostras  gens  nos  partim  de 
Blavi  e  anan  per  Guasconha  e  per  Tolosa  hanem  ha  Arles,  e  aqui  nos 
trobem  las  ostz  dels  B^rguonhos,  los  quals  s'ero  departitz  de.  nos  de'  la 
20  val  enemica  e  ero  vengutz  per  Morias  ^  e  per  Tholosa  am  lors  mortz  de 
lor  cowzpania  e  amb  los  autres  nafratz,  [f.  17  Va]  los  qwals  amb  hetz  e 
amb  biguas  avio  aportat  per  sebelir  aissels  el  cymit^ri  de  Aliscamps,  el 
quäl  luoc  adonc  foro  sebelitz  per  nos  EstultMj  comte  de  Lengres,  e  Sa- 
'  lamo  e  Sampson  dux  dels  Berguonhos  e  Arnant  de  Bellanda  e  Alberic  de 

25  Berguonha    e  Guinard    e  Esturmit  e  Hato    e  Tedric   e  Ynori    e  Berart   de 

m 
Neblas  e  Berenguier  e  Naan^    dux  de  Baioria  amb  autres  .X.  E  Costanti 
pr^fec  ho  maior  de  Roma  fo  portatz  per  mar  ha  Roma  e  fo  sebelitz  aqui 

amb  mainhs  d'autres  de  Roma  e  de  Polha;  e  per  las  armas  d'aquetz  nos 

m  m 

donem  ha  Arles  als  paubres  .XII.  d'onsas  d'argen    e  .XII.    besans    d'aur. 

30  XXXI.  Del  cosselh  lo  quäl  Karle  aiostet  aS.  Dyonisi  o  Dani. 

Aprop  aisso  denandih  Karle  passet  a  Vianae;   aqt/i  el  fo  agreusatz 

un  petit  pels  colps  e  per  las  nafras    e    pels  batemens  que  el  avia  pres    en 

Espanya.      Mas    d'aqui  amb    sa    gen    el    s'en    anet   ha    Paris,    e    adonc    el 

aiostet  co«cili  d'evesqw^s  e  de  princeps  en  la  glieia  de  S.  Danis,  e  fetz  e 

35  redet  gracias  ha  Dieu  quar  Ihi  avia  donat  forsa  de  subiuguar  a  si  la  gen 
payana.  E  tota  Fransa  el  donet  a  la  glieia  de  S.  Danis  aissi  qwön  S. 
Paul  apostol  e  Clemens  papa,  estan  papa,  la  donet  ha  S.  Danis;  e  va  co- 
mandar  que  totz  los  reis  de  Fransa   e  totz   los  evesq2<<?s  pr^sens   e   futurs 

1  £s  wird  dem  Sinne  und  detn  lat.  Texte  entsprechend  en  erfordert. 
Val  enemica  soll  das  lat.  „Hosta  valle"  wiedergeben;  dieses  selbst  ist  aber 
vermutlich  in  ein  Wort  zu  schreibest  und  identisch  mit  dem  heutigen  „  Osta- 
bat"  in  den  Basses-Pyrenees. 

-  Das  ,,s"  ist  kaum  sichtbar ;  wahrscheinlich  ist  das  heutige  „Morläas", 
nahe  bei  Pau,  gemeint. 

•'  Es  ist  Naaman  getneint,  s.  S.  487  Z.  29. 


DER    PROV.    PSEUDO-TURPIN.  5II 

<il  pastor  de  la  glieya  de  S.  Danis  fosso  obediens  en  Crisi,  ni  los  reis 
coronatz  senes  lo  cosselh  de  l'abat  de  S.  Denis  ni  •  Is  evesqi/<?s  aordenatz 
senes  dih  cocelli  no  fosso  leceubutz  ho  daninal  ha  Roma. 

Pues  aprop  mainhs  doos,  faitz  ha  ha  dicha  gleya,  el  va  comaiidar 
5  que  cdsqus  possessor  de  casquna  mayo  de  tota  Gallia  dones  a  totz  ans 
una  vetz  .IUI.  deniers  per  bastir  AquAn  gleya  e  ditz  que  lotz  aq«ds  que 
ero  sers  que  dario  aqueiz  .IUI.  deniers  qtie  luh  fosso  en  libd?rtat.  E  adonc 
el  va  p/'i?guar  S.  Danis,  estan  costa  son  cors,  q««?  p^-/-  totz  aqw^fls  que 
aqwftz  deniers  dario  volontiers  el  feies  p/vguarias  ha  Dieu,  e  pels  crestias 

10  atressi  que  lor  pays  avio  laissat,  pi?;-  l'amor  de  Dieu  e  ero  anatz  en  Ys- 
panya  p^/-  batalhar  contra  Serrasis,  e  aqui  avio  pres  martiri.  E  quan  venc 
la  nueh  venen,'  e  S.  Danis  va  apparesser  ha  Karle  dormen  e  ressidet  lo 
e  ditz  Ihi  que  el  avia  de  Dieu  empetrat  p^rdo  de  totz  pecatz^  ha  totz 
aissels  que  p^r  lo  sieu  ischimple  e  [f.  17  Vl>]  per  lo  sieu  amonestam^«  e  per 

15  la  sua  prodomia  ero  mort  o  morrio  en  las  batalhas  d'Espanya  per  los 
Serrasis;  e  a  totz  aqMe-ls  que  dono  o  daran  los  ditz  .IUI.  deniers  per 
bastir  la  sua  glieya  atressi  avia  empetrat  remessio  del  plus  greu  pecat 
que  aurio.  E  aprop  lo  rei  va  recomtar  aisso  e  •  1  pobol  va  paguar  de 
gran  cor  los  .IUI.   deniers  denanditz    e  -Aquel  que  plus  volontiers  paguava 

20  el  era  apelatz  en  cascu  luoc  lo  franc  de  S.  Danis,  quar  el  era  Ihivres  de 
tota  Servitut,  e  lo  rei  ho  avia  comandat. 

Aladonc  se  levet  una  costuma  entre-l  pobol  que  la  iem.  que  denan 
era  apelada  Gallia  adonc  fo  apelada  Fransa,  qtte  vol  dire  que  la  terra,  de 
Fransa  es  delhivra  e  franca  de  tota  Servitut  d'autras  gens  e  per  so  Franc 

25  es  ditz  ,,liber",  qwar  sobre  totas  autras  gens  Ihi  es  degutz  honor  e 
senhorya. 

Aprop  Karle  anet  vas  Aqw/gran  que  es  vas  Leo  ^,  e  aqwe'  el  apa- 
reihet mot  be  d'aiguas  caudas  e  fresas  atrempatz  bayns,  e  la  gleya  de 
Sainkta  Maria  Vergena,  la  qwal  el  avia  aqui  bastit,    el  va  ornar   e    appa- 

30  relhar  d'aur  e  d'argen  e  d'autres  ornamens  de  glyeia  ondradamen;  e  aqui 
el  fetz  depenger  lo  velh  e  ■  1  novel  testamen  per  ystorias,  e  el  palays 
atressi,  lo  quäl  el  avia  bastit  de  costa  el  fetz  depengel  las  batalhas  en 
las  qwals  el  avia  agut  victoria  en  Yspania  e  las  .VII.  artz  libcrals  per 
maneyra  mi?revilhosa. 

35  XXXII.  De  las  .VII,  artz  las  qwals  Karle  fetz  depenger  el  sieu 
palais,  so  es  a  ssaber  gramaira,  musica,  logica,  rethorica, 
geometria,  arithmetica,    astrologia. 
Gramatica,  maire  de  totas  sciensas,    essenha    quantas  e  quah  lelras 
e  en  q«al  maneira  devo  esser  escrihas,    e  amb  quals  letras    las  parlidaS  e 
40  las  sillabas  devo  esser  eschrichas,  e  en  qua\  luoc  deu  esser  diplonge,  se- 
guon  que  los  primiers  libretz  de  orthographia  ho  mostro. 

Orthographia  es  sciensa  que  essenha  dreh  a  escrire,  quar  „orlho" 
grece  vol  dire  „rectus"  e  ,,graphia"  vol    dire    „escri'plura"    e    per  aqwfsla 

*  ^  die  folgende  Nacht. 

•*  totz  pecatz  steJit  am  Rande,  davor  stand  wahrscheinlich  de. 

3  =  Lütt  ich. 


512  O.  SCHULTZ, 

scieusa  de  gramaira  aissels  qt(e  lego  entendo  so  que  lego,  e  aquest  que 
ignora  aqw^sta  sciensa  pot  be  legir,  mas  no  enten  que  ditz,  aissi  coma 
aquel  que  no  ha  la  clau  del  thesaur  no  sap  que  ha  dins  on  es  lo  thesaur. 
Musica  es  sciensa  que  essenha  be  e  drechureiram^w  ha  cantar,  e 
5  per  aq?<^sta  sciensa  los  divinals  officis  de  [f.  i8  R^^]  Sainhta  glieya  fo  ce- 
lebratz  e  ornatz,  per  que  es  plus  cara  sciensa.  Los  chantres  canto  en 
SaviMa  glieia  e  orguaniso,  e  aqw^l  que  no  sap  aqwifsta  sciensa  no  canta, 
ans  ulula  a  maneira  de  buou ;  e  deu  ho  saber  que  cans  va  solamen  per 
.IUI.   linias.      E   per    zquesia   art    David   amb    sos    cowpanhos    cantet   los 

10  psalmes  el  sauteri  decacordo  e  en  arpa  e  en  temps  e  en  trompas  e  en 
senhs  ho  cawpanas  e  en  cor  e  en  orgue;  e  totz  los  esturmens  dels  chantres 
foro  faitz  per  aqwifsta  scienza.  —  Aqz^^sta  art  per  votz  d'angels  e  per 
cans  fo  divinalmen  atrobada  prumeiram^w :  donc  qui  es  qne  dopta  cantar 
denan  l'autar  de  Crzst  alegram^«  ?     Quar  los  angels    ho  feiro  e  ho  fau  el 

15  cel ;  e  el  libre  dels  ^  sagramens  ho  de  la  sagra  ^  es  ditz  enaissi:  cum  qui- 
bus,  so  es  a  dire  amb  los  angels,  et  nöjtras  voces  ut  admitti  iubeas  de- 
precamur,  que  vol  dire :  senh^'r  Dieu,  nos  te  pr^guem  que  tu  comandes 
que  nostras  votz  sio  receubudas  amb  aqw^'las  dels  angels.  —  En  aq?<^sta 
art  so  contengutz  grans  sagramens    e  grans  mistiers,    quar  las  .IUI.  linias 

20  en  las  quals  lo  can  es  escritz  e  los  .VIII.  toss  en  los  quals  so  cowtengudas 
.IUI.  vertutz,  so  es  a  dire  sabiesa  e  fortesa  e  atrempansa  e  drechura,  e 
so  atressi  cö;ztengudas  las  .VIII.  benauransas  per  las  q«als  l'arma  d'ome 
es  guarnida  e  decorada  ho  designo.  ^ 

Dyaletica  ho  logica  essenha  conousser  veriai  e  messorgua  e  essenha 

25  a  desputar. 

Rethorica  essenha  a  parlar  plasiblamen  e  drechureiramen,  e  „rethos" 
en  grec  vol  dire  bei  parlan,  e  aqw<?sta  sciensa  ret  home  be  parlan  e 
belam^w. 

Geometria  es  dicha   mesura    de    la   t^rra,    quar,    ,,gei"    en    grec  vol 

30  dire  „glis"  que  es  t^rra  e  „metros"  vol  dire  „mesura".  Aqw^ta  art 
essenha  a  mesurar  las  milhas  e  las  leguas  e  •  Is  espasis  de  las  *  te/-ras  e 
dels  puetz  e  de  las  vals  e  de  las  mars;  e  quan  alcus  homs,  que  sab  be 
aqw^sta  sciensa,  ve  l'espasi  d'alcuna  regio  ho  de  t,?rra  ho  de  luoc  ho  de 
camp  ho  de  proensa  ho  de  ciotat,  tan  leu  conous  qztans   bratz   ho    quans 

35  pess  ho  qwantas  milhas  hi  ha.  E  per  aqw^sta  sciensa  los  cenadors  de 
Roma  el  tems  passat  mesurero  las  ciotatz  ansianas,  domentre  que  las  bastio, 
e  las  vias  des  l'una  ciotat  troqi/d"  ha  l'autra,  e  los  filhs  d'Irrael  la  t^rra 
que  desiravo  mesurero  amb  corda  en  longuesa  e  en  amplesa  per  aqM<?sta 
art.  —  E  enqw^ra  ptr  aqz^^'Sta  art  los  escoltivadors,  [f.  i8Rlj]  iaciaisso  que 

40  no  sapio  aquesta  sciensa  deviso  e  laoro  las  tt?rras  e  las  vinhas  eis  pratz 
e  los  luocs  e"ls  camps. 

Arithmetica  essenha  lo  nombre  de  totas  caüsas  a  comdar  e  si  alqus 
planeiram^w  sap  aqz^^sta  sciensa,  de  mantenen  qtte  ve  una  torr  ho  un  mur, 
quan  que  sio  autz,  ta  leu  conous  q^antas  peiras  hi  ha,  ho  qz^antas  guotas 

*  Hs.  del.  2  Zu  ergänzen  ist  escriptura. 

^  Die  Konstruktion    ist  ganz    unverstä^idlich ,    während   im    lat.    Texte 
Alles  in    Ordnung  ist. 

*  Hs.  la. 


DER  PROV.  PSEUDO-TURPIN.  5  I  3 

so  en  un  enap,  ho  qwans  deniers  ha  en  una  q;<antitat  petita  ho  gran,  ho 
quaas  homes  so  en  una  ost,  ho  q/^antas  milhas  ha  en  una  terra,  mas  que 
la  puesca  veire ;  e  per  aquesla  art  los  maystres  de  peyra,  iaciaisso  que  no 
sapio  aqwesta  art  fau  las  tors  e  los  murs  autz. 
5  Astrologia  essenha  a  conousser  en  las  estelas  accidens  hos  ho  mals, 

passatz  ho  p/vsens  ho  que  so  a  venir,  e  si  a.]qus  se  conous  pleneiramen 
en  aqwi^sta  sciensa,  si  vol  anar  ondacom  ho  vol  far  alquna  causa,  el  co- 
noussera  si  li  deu  bes  venir  ho  mal;  atressi  conous  de  .II.  batalhans 
quals  vencera  ho  no.    E  per  aqz<i?sta  art  los  senadors  de  Roma  conoussio 

10  la  mort  ho  lo  guazayn  ho  la  victoria  ho "  1  detrimen  ho  l'estamen  dels 
reys  e  dels  regnes  que-s  devrio  far  en  las  batalhas  de  las  encontradas  de 
Barbaria.  —  E  per  aqz/<?sta  sciensa  Ihi  magi  e  Herodes,  apparessen  l'estela, 
conuogro  Crist  esser  nat.  —  E  casquna  d'aquestas  artz  ha  a  si  una  fdha 
subieyta,  so  es  a  dire  un  libret  qzte  tracta  d'ela. 

15  Nigromancia,  de  la  quäl  veno  pyromancia    e  ydromantia    e    lo  libre 

dih  secratwi-,  mas  mielhs  es  ditz  e.\ecratus,  no  so  depenchas  elpalays  del 
rey,  quar  no  es  sciensa  d'aisso.  Empero  saber  la  pot  hom,  mas  obrar 
non  pot  e  neguna  maneyra  senes  la  familiaritat  dels  dyables,  per  que  es 
dicha  artz  azulterana;  e  aisso  se  proa  el  sieu  nom,  quar  „mancia"  en  grec 

20  vol  dire  „divinar"  en  lati,  e  „uigro"  vol  dire  „negra" :  donc  nigromancia 
vol  dire  negra  divinatio;  e  „pyros"  en  grec  es  fuoc  en  lati,  e  „ydros"  vol 
dyre  „aygua" :  donc  pyromancia  es  divinatio  ardens,  e  ydromancia  es  di- 
vinatio asaguada,  per  que  apar  que  re  no  valo.  —  Lo  titol  del  libre  de 
nigromancia    acoraensa    enaissi:    incipit    mors    anime,    que    vol    dire:    aissi 

25  acoraessa  la  mort  de  l'arma. 

XXXIII.    De  la  mort  de  Karle  rey. 
Aprop    un    petit  de    tems   la    mort   de  Karle    rey    a    mi,    Turpi,  es 
signifiada ;    quar  coma  hieu  denan    l'autar   ha  Viana    un   iorn    fos    raubitz, 
quan  preguava  [f.  18V"]  nostre  senh^r  e  desia :  deus  in  aiutoriuw  meuw 

30  intende,  vi  denan  me  passar  una  co/wpanya  negra  de  cavalhers  que  anavo 
ha  Lotharingia,  e  quan  s'en  foro  tuhz  passat,  hieu  vi  un  autre  que  seguia 
aqw^tz  tot  suaus,  e  vauc  Ihi  damandar  on  anavo.  E  el  ditz  que  vas  Aquzs- 
gra  a  la  mort  de  Karle,  per  so  que  s'arma  portesso  en  ifern.  E  adonc 
hieu  vauc  aiurar  aq«^st  pel  nom  de  Jesucrz'st  que ',    quan    tornario  de  la, 

35  que  parles  amb  mi;  e  aprop,  denan  qwi?  agues  cowplit  lo  denandih  psalme, 
ilh  vau  tornar  a  mi  en  aque\&  maneira  meteissa.  E  adonc  hieu  demandey 
al  derrier  al  qwal  avia  parlat  prumehamen,  que  avio  fah,  e  el  dih  que 
Gualicia  senes  cap  avia  mes  en  la  balansa  lantas  peiras  e  tanla  fusta  de 
sas  glieias  que  nombrar  no  •  s  podia,  si  que  plus  au  pesat  los  bes  de  Karle 

40  que  no  au  los  mals  per  que  nos  a  tout  la  sua  arma;  e  qKaa  ac  dih  aisso, 
lo  dyable  evanoyc.  E  adonc  hieu  entendey  que  en  aqwfl  iorn  Karle  era 
passatz  d'aqz/^st  segle  en  l'aulre,  e  per  los  aiuloris  de  S.  Jacme,  al  qwal 
el  avia  bastit  mainhtas  glieias,  el  era  portatz  ha  la  gloria  de  paradis. 

E  hieu  en  diquel  iorn  que  hieu  e  Karle  nos  departim  l'us  de  l'autre 

45  ha  Viana  avia  empres  amb  el  que,    si    se    podia    far,    que   el    me    Irameies 

»  JIs.  qe. 


514  O-  SCHULTZ, 

messatge  de  la  sua  mort,  si  la  mort  Ihi  venia  denans  que  ha  me,  e  hieu 
aquo  meteiss  promes  ha  el,  si  prumiers  muria.  E  per  so  Karle  estan  en 
sa  malautia  se  remenbret  d'aquetz  covenen«  e  va  comandar  ha  un  sieu 
cavalher  familiär  que,  si  tan  era  que  el  morigues,  que  de  mantenen  me 
5  faies  a  saber  la  mort.  E  de  mantenen  que  fo  mortz,  per  aquel  messatge 
hieu  apres  la  mort  e  ^  per  lo  dih  messatge  que  era  mortz  .XV.  iorns  apres 
son  departimen  d'Espanya;  e  per  aquetz  .XV.  iorns    el    avia    malavesat    e 

in 

avia    donat    als    paubres    per    la    salut    dels    denanditz    martirs  .XII.    onsas 

d'argen  e  aitans  besans  d'aur    e  vestirs    e  maniars    a    paguar    tostems    una 

10  veguada  l'an  lo  iorn  que  los  denanditz  foro  martiriatz,   so    es    a  ssaber  en 

m 
las  .XVI.  kalenJas  de  julh,  e  enqw^ra  .XII.  psauteris    e    tantas    messas  e 

tantas  vilholas  avia  fah  cantar.     E  en  aque\  iorn  meteiss  e  en  aqw^la  hora 
meteissa  e  la  quäl  hieu  vi  aqw^sta  vesio,  so  es  ssaber  el  las  .V.  kalendas 

G 

de  febrier  el  l'an  de  la  encarnatio  de  nostre  senher  .VIII .  XVIII.,  Karle 

15  mori  e  fo  sebelitz  el  la  glieia  de  [f.  18  Vb]  en  nostra  dona  vas  Aquigra 
las  encontradas  de  Leo,  la  quäl  Karle  avia  fah  far  tota  redonda  ondra- 
dameft.  E  aqM(?stz  signes  hieu  conoug  per  tres  ans  denan  la  sua  mort, 
quar  lo  solelh  e  la  luna  per  l'espasi  de  .VII.  iorns  denan  la  sua  mort  se 
mudero  en  negra  color  e  lo  sieu  nom,    so  es  a  dire  Karle    p/'mceps,    que 

20  erä  escritz  el  la  paret  de  la  dicha  gleia  fo  esfassatz  per  se  meteiss  de  tot 
en  tot  denan  la  sua  mort,  e  lo  portal  cubert  d'arc  que  era  entre  la  gleia 
e'l  palays  casec  per  se  meteiss  lo  iorn  de  la  assentio,  e-l-  pons  del  fust 
lo  qua\  el  vas  Maguntia  avia  fah  far  sobre  lo  fluvi  de  Rethn,  lo  quäl  era 
ponhatz  a  far  per  .VII.  ans  casec  per  se  meteiss,  quar  fuoc  lo  va  cremar 

25  d'aveniura.  E  un  iorn  coma  Karies  se  müdes  d'un  luoc  en  autre  lo  iorn 
sopdamew  fo  faitz  totz  negres,  e  flamwa  de  fuoc  denan  sos  huols  va  caser 
sobdamen  davas  la  destra  part  troqwt"  ha  la  senestra,  per  que  el  fo  mot 
esbaytz,  e  va  caire  ha  la  senestra  part  e  l'ancona^  que  portava  atressi;  e 
adonc  sos  cowpanhos  vau  venir  e  amb  las  mas  lo  vau  levar  sobdamen  de 

30  t<?>ra.  —  Donc  nos  devem  creire  fifrmamen  qice  el  sia  participa??s  de  la 
Corona  dels  martirs  amb  los  quals  el  mes  sos  trebalhs. 

Donc  en  aquest  issimple  es  donat  a  entendre  que  aquel  que  bastis 
glieias  e  fa  bes  autres  que  el  apparelha  lo  regne  de  Dieu  e  es  ostatz  als 
dyables,  aissi  quon  Karle  fo,  e  es  mes  en  paradis  per  l'aiutori  dels  sainhs 

35  dels  quals  el  ha  bastit  lors  gleyas. 

XXXIV.  Del  miracle  de  Rotlan  comte,  lo  quäl  Dieus  fetz  per 
el  el  la  ciotat  de  Granopol. 
Mas    fort    es    digma  causa  entre  las  autras  causas  que  ha  l'onor  de 
Jesufrist  sia  redutz    a  memoria  lo  miracle  lo  quäl  Dieus  fetz    al  benaurat 
40  Rotlan,  domentre  que  vivia,  denan  que  intres  en  Yspanya    seguon  que  es 
recomtat. 

'  Das  e  =  „und  zwar",  das  in  Hs.  fehlt ,  scheint  unentbehrlich ,  da 
man  sich  schwer  entschlief sen  kann,  dem  Übersetzer  ein  so  auf  serordent- 
liches   Ungeschick  zuzutrauen. 

'^  Hs.  eis.        ^   S.  das   Glossar. 


DKK    PKOV.    l^SEUUO-TUKPIN.  515 

Ouar  coma  lo  denanditz  Rotlan  amb  sas  gens  agues  assetiat  la 
dicha  ciotat  de  Granopol  per  .VII.  ans  per  totas  partz,  va  venir  un 
messatge  a  el  que  Ihi  anunciet  que  Karle  sos  oncles  era  en  una  eslresse- 
dat  vas  la  ciotat  de  Warmatia  assetiatz  per  tres  rey.s,  so  es  a  dire  per  lo 
5  rey  dels  Vandals  e  per  lo  rey  de  Saxonia  e  per  lo  rey  Fvisormn  amb 
lors  gens,  e  mandava  Uli  qtie  de  cowtenen  Ihi  anes  aiudar  am  sas  gens  e 
que  lo  delhivres  dels  payas.  E  adonc  aq?/^st  [f.  iq  R"]  nebotz  fo  en  gian 
p(?rplexitat  mes  que  faiia,  I10  si  laissaria  lo  seti  de  la  cioial  en  que  avia 
mes  tans  trebalhs  ho  socorria  •  ha  son  oncle,  c  aissi  el  fo  entrc  doas  for- 

10  tunas  pausalz.  E  adonc  el  estet  en  oraso  amb  sa  cowpanya  vas  Dieus 
per  tres  iorns  senes  maniar  e  senes  beiire,  apelans  l'aiutori  de  Dieu  en 
aq«fsta  maneira:  „Senh^r  Dieus  Jesucrzsl  iilh  del  paire  tot  sobira ,  que 
as  devesit  la  mar  roia  per  parlidas,  e  has  menat  Israel  per  lo  mieh  d'ais- 
sela,  e  has  fah  trabucar  en  aissela  lo  pharao ,  e  has  amenat  lo  tieu  pobol 

15  pel  desert,  e  has^  ferit  manhtas  gens  co«trarias  al  dih  pobol,  e  as  amenat 
a  mort  los  reys  fortz,  so  es  a  ssaber  Seon  rey  Amorreorz/w  e  Og  rey  de 
ßasan  e  tots  los  autres  regnes  de  Chanaan  ,  e  has  donat  la  lerra  d'aissels 
en  heretatie  al  tieu  pobol  d'Irrael  e  los  murs  de  Jerico  per  los  qua\s  los 
a%vrsaris  se    defendio    dedins  as    destruh    amb  pauc    de    cowpanya  e  senes 

20  maystria  d'ome,  tu  senher  Dieu  destrus  aq«tfsta  fortesa  d'aqwifsta  ciotat,  e 
tot  l'arnes  e  l'armadura  d'aissela  tu  destrus  el  la  tua  ma  amb  ton  bratz 
no  vincible  ho  que  vincer  no*s  pot,  per  so  que  la  gen  payana^,  que  per 
la  sua  malvastat  no  se  fia  en  tu ,  conousca  te  Dieu  viven  rey  poderos  de 
totz  autres  reys  e  te  conousca  defendedor  e  aiudador  de  crestias,  lo  quäl 

25  vives  e  renhas  Dieus  amb  lo  paire  e  amb  lo  S.  Esperit  per  iwfinita  secwla 
sectAorufnl     Amen. 

Aprop,  facha  aqu^sta  oraso,  los  murs  de  la  ciotat  vau  caire  senes  obra 
humanal,  e  •  Is  payas  foro  mortz  ho  s'en  fugiro.  E  aprop  Rotlan  comte 
amb  sa  cowpanya  tota  anet  vas  Karle  e  per  la  v^z-iut  de  Dieu  lo  va  del- 

30  hivrar  del  seti.  E  aisso  es  fnh  per  nostre  senhtv  e  es  meraviihosa  causa 
en  nostres  huols.* 

A. 

De  Calix  papa  e   de  l'alrobansa  del   cors  del   benaural  Turpi. 

Lo  benauratz  Turpi  arcivesqwt'  de  Rems  marlir  de  Crtst  aprop  la  mort 

de  Karle  rey  visqM<?t  per  un  pelit  de  tems,  e  estan  adonc  ha  Viana  el  to 

35  agreusatz  de  dolors  per  las  nafras  e  per  sos  trebalhs,  si  que  per  aisso  va 

morir,  e  aqui  costa  la  ciotat  outra  Roser  vas  Orien  el  fo  sebelitz   en  una 

gleya.     E  un  clers  de  papa  Calix  lo  cors  d'aqwifsl  trobet  en  un  luoc  mol 

bo,  que  era  vestitz    de  vestmens    epyscopals  e  era  totz   intiers    enqw^ra  en 

pel  e  en  oss;  mas  per  so  quar  aquel  luoc  on  el  era  era  guastatz  fo  irans- 

40  portatz    en    una  [f.  I9R|^]  ciotat    costa  Roser,    e  fo    aqui    sebelitz    en    una 

'   JIs.  socorrria.  -   //s.   ha. 

^  I/s.  payna. 

*  £s  folgen  noch  die    tat.   Worte  der    Vorlage :    ,,u    domino    factum    est 
istud  e(sic)  esl  ic"  (=  etc.). 

/eiUcUr.  1.  roiu.  i'Uil.  XIV.  ii 


5l6  O.  SCHULTZ, 

antra  gleya,  el  qtml  luoc  avora  el  es  onratz,  e  avora  el  te  Corona  de  victoria 
eis  cels,  la  quäl  el  aqueri  amb  inainhs  trebalhs  en  ierra.  E  aisso  es  (er- 
mamen  a  creire;  quar  aissels  que  en  Yspanha'preiro  martiri  per  la  fe  de  Crzst 
so  coronatz  el  cel,  e,  jaciaisso  que  Karle  e  Turpi  e  Rotlan  e  Olivyer  amb  los 
5  autres  martirs  no  aguesso  pres  mort  en  Ronsaval,  empero  la  Corona  d'aissels 
no  fo  alienada ,  los  qwals  preiro  e  sufertero  ^  plagüas  e  trebalhs  amb  los 
autres  hal  ponh  de  la  mort;  q?<ar  l'apostol  ditz  que  aq«^ls  que  so  estatz 
co^wpanhos  en  tribulatios,  aquels  devo  esser  cow«panhos  en  cönsolatio  e  en 
meritz. 

10  Rotlan  es  entri?pretatz    rotle  de  sciensa,    quar    totz  los  reys  e  totz 

los  p^z'nceps  el  essenhet  de  tota  sciensa. 

OUverius  es  entrepr^tatz  heros  de  misericordia,  e  fo  bos  per  paraulas 
e  fo  bos  per  ob.ras. 

Karolus    es  entr<?pretatz    lux  carnis  ho  lumeyra^  de    carn ,    qwar  el 

15  sobremontet  per  lutz  de  v^rtutz  e  de  sciensa  e  de  prodomia  totz  los  reys 
carnals  aprop  Crist. 

Turpi  es  entr^-pretatz  sobrebels  ho  no  laytz,    quar  neguna  lasa  pa- 
raula  ni  neguna  lasa  obra  no  fu  en  el. 

E  en  las  .XVI.  kaXendas  de  julh ,    so  es  a  dire  lo  iorn  que  aqwf tz 

20  passero  d'aqwifst  mon  hom  deu  celebrar  l'ofici  dels  mortz  e  la  vilhola  e 
la  messa  que  ditz  „req^zem  et<?rnam"  amb  las  autras  causas  acostumadas 
e  amb  las  autras  horas  e  amb  los  autres  benifaitz ,  e  no  tan  solamen  per 
los  batalhans  de  Karle  mortz  mas  enqz^^ra  per  totz  aquels  que  des  lo  tems 
de  Karle  troqw^  ha    hueu  en  Espanha  e  en  Jerz^^al^m    aurau    pres  martiri 

25  per  la  fe  de  Cr/st.  —  E  quan  de  be  ni  quora  Karle  ha  comandat  ha  far 
per  las  armas  d'aqw^tz,  desobre  se  trobara. 

B. 

De  Altumaior  de   Corduba. 
So  qzfe  es  esdevengut  en  Gallicia  aprop  la  mort  de  Karle  hom  deu 
bailar  a  memoria.    —    Quar   coma  la  tis-rra    de   Galicia    aprop   la   mort  de 

30  Karle  agues  estat  en  patz  per  mainhs  tems,  empero  per  la  instiguatio 
del  demoni  un  apelat  Altumaior  de  Corduba  se  va  levar  e  ditz  que  la 
terra,  de  Galicia  e  d'Espanya,  la  quäl  Karle  avia  tout  a  sos  pr^decessors, 
el  aqueriä  a  si  e  la  subiuguaria  ha  la  ley  de  [f.  igV»]  Serrasis.  E  adonc 
el  aiostet  mainhtas  ostz  e  aprop  guastan  tota  ierra.  sa  e  la  va  venir  ha  la 

35  ciotat  de  S.  Jacme,  e  tota  causa  que  trobet  nqui  el  va  destrure,  e  atressi 
destruhz  la  glieya  de  S.  Jacme  e'ls  libres  e'ls  calicis  e  las  cawpanas,  e 
totz  autres  ornamens  el  raubi  ha  la  dicha  gleya.  E  quan  los  Serrasis 
amb  lors  cavals  foro  alberguat  en  la  dicha  gleya ,  eis  feiro  a.qm  la  lor 
laiesa  de  degestio  de  cors  sobre  l'autar  de  S.  Jacme.    E  per  amor  d'aisso, 

40  la  venguansa  de  Dieu  permeien,  a.\qus  d'aissels  moriro  per  decorremen  de 
sanc  de  la  part  darreire,  Ihi  autre  per  la  gleya  e  per  la  ciotat  anans  per- 
dero  la  vista.  E  d'aqwifsta  malautia  lo  ditz  Altumaior  fo  tocatz  e  p^^det 
de    tot  lo  veire,    mas    per  lo  cosselh    d'un    prestre^  de  la    dicha   gleya  el 

'  ÄJ.  sufertoro.  *  Hs.  luneyra. 

^  £>as    Wort    steht   am  Rande;   die    ersten  drei  Buchstaben    sind    nicht 
lesbar. 


DER  PKOV.  PSEUDO-TUKPIN.  5I7 

acomenset  envocar  lo  Dien  dels  crestias  e  l'aiutori  sieu  pifr  aqz/fsta  «juisa : 
,,0  Dieu  dels  crestias,  o  Dieu  de  S.  Jacme,  o  Dieu  de  Sainkla.  Maria,  o 
Dieu  '  de  S.  Peyre,  o  Dieu  de  S.  Marti,  o  Dieu  de  totz  crestias,  si  tu  me 
tornas  a  mon  prumier  estamen ,  hieu  reneguarei  mon  dieu  Mahumelh ,  e 
5  nuls  tems  no  venrei  ha  la  glieya  de  S.  Jacme  per  raso  de  rapina;  o 
S.  Jacme,  gran  baro,  si  a  mon  ventre  e  ha  mos  tu  donas  sanital,  qua\  que 
causa  qw<?  hieu  ei  agut  de  ta  mayo,  sapias  que  hieu  Ihi  tornarei."  E 
aprop  .XV.  iorns,  restituic  que  hac  totas  causas-  ha  la  dicha  gley  i  dobla- 
men ,    el  cobret    sa  sanitat  e  tornet  al  primier  estamen  ;    e  pues  el   promes 

10  que  el  se  departiria  de  la  ier.a  de  S.  Jacme,  e  que  nul  tems  no  hi  faria 
dampnatge,  e  pr^-dicaria  lo  Dieu  de  crestias  csser  gran  e  S.  Jacme  esser 
gran  baro.  Pues  guastan  e  destruen  las  encontradas  d'Espanha  el  per- 
venc  a  una  vila  que  vulgarmen  es  apelada  Orinr,  on  era  bastida  noblamen 
la    gleya    de  S.  Roma    ornada    de    pallis  e  de    libres    mot   bos  e  de  crotz 

15  d'argen  e  era  cuberta  d'aur;  e  aqwz  lo  dih  Altumaior  va  destrure  tot  quan 
que  hi  trobet ,  e  guastet  tota  la  vila.  E  coma  el  fossa  en  aquela  vila 
alberguatz  amb  sa  co/wpania,  un  duc  de  sa  cowpanya,  qiie  fo  aqui,  vi  en 
la  dicha  gleya  alcunas  colompnas  de  peyra  mot  belas,  que  tenio  lo  cap 
de  la  dicha  gleya  que  ero  atressi   devas  lo  cap    de    ius    d'aur  e  d'argen,  e 

20  pres  un  coyn  de  fer  e  volc  lo  ficar  per  cobeesa  d'aver  l'aur  e  l'argen 
entre  [f.  IqVI»]  la  colowpna  e-1  aur  ho'l  argen.  E  quan  el  feria  aqwe'st 
coyn  a  grans  cops  ab  un  malh  e  volgues  enaissi  destrure  tota  la  gleya, 
per  lo  iutgamen  de  Dieu  aquest  duc  fo  tornatz  en  semblansa  de  peyra,  e 
troq;/(?  havoras  aq?/^st    home    a  estat  peyra  e  es  de    tal   color    coma  era  la 

25  sua  gonela  que  era  guonela  de  Serrasis.*  —  E  los  peleris  cjuc  vau  aqui 
per  ocaizo  de  Dieu  pri^guar  solo  dire  que  a.que]a.  peira  dona  hodor  puden. 
E  quan  lo  ditz  Altumaior  vi  aisso,  el  ditz  a  sos  familiars  que  fort  era  per 
vertat  grans  e  glorios  lo  Dieus  dels  crestias  qua  per  sos  homes  que* 
iaciaisso  que  sio  mort  enquera  los  vol  venguar  de  lors  enemics  vius. 

30  Quar  S.  Jacme  m'a  ostat  los  huols  e  S.  Roma  d'aqwc-st  home  a  fah 

peyra,  mas  S.  Jacme  es  plus  debonaire  e  de  melhor  volontat  que  no  es 
S.  Roma,  quar  S.  Jacme  me  ha  tornat  la  vista  e  ha  agut  merce  de  mi, 
mas  S.  Roma  no  me  vol  tornar  mon  home.  E  adonc  el  ditz  que  se  fugi- 
guesso    d'aqwdas  encontradas,    e  fugi  s'en  amb  sa  companya ;    e  aprop  el 

35  no  fo  qui  augigues  per  mainhs  tems  batalhar  lo  pays  de  S.  Jacme.  E 
sapio  tuh  aquels  que  batalharau  lo  pays  de  S.  Jacme  que  eis  serau  dampnat 
p^rdurablamen ,  e  totz  aqueh  que  lo  guardarau  de  poder  de  Serrasis  ilh 
serau  tostems  vivens  en  gloria.     Deo^  gracias.     Amen. 


'  Fehlt  in  Hs. 

^  totas  causas  ist  gleichsam  Apposition  zu  que  ac  /  der  tat.  Text  hat 
nur:  „omnibus  dupliciter  ecclesiae  restitutis". 

■*  Eigentümliche  Wiedergabe  des  lat.  „hobens  talem  culorem  quäle m  eius 
dem   Sarraceni  tunica   tunc  habebat". 

*  Die  Konstruktion  ist  nicht  durchsichtig ;  der  lat.  Text  -weicht  ab. 

'-  Hs.  De. 


n' 


5  1 8  O.  SCHULTZ, 

Glossar. 

Agreusar  5  10,31  =  bedrängen,  belästigen.    -'R.^.yn.  agreviar ;  M.\%\.x.agreuja. 

aladonc  488,1;  501,11;  503,10;  511,22  =^  dann,  darauf,  daher.  Mistr. 
aladounc  in  gleicher  Bedeutung,  s.  auch  Constans,  Livre  de  l'^perv. 
Glossar. 

albere  492,25  =  Panzer  {ausherc). 

ambolelh  497,3  =  Nabel. 

ancona  514,28  =  Fahne,  Banner.  Castets  S.  X  Anm.  i  setzt  für  das  ari:M/w 
seiner  Hs.  aticona  ein,  das  in  einer  Hs.  zu  Compostella  stehen  soll, 
welches  sich  allerdings  auch  in  Harleian  Ms.  6358  findet  und  das  er, 
ich  weifs  nicht  warum,  mit  javelot  übersetzt.  Der  poitev.  Turpin  (Ztschr. 
f.  rom.  Phil.  I  331)  zeigt  ascona  für  welches  "Wort  Auracher  wenig 
glücklich  auf  angones  =  brevia  tela  bei  Du  Gange  verweist.  Das  Lon- 
doner Addit.  Ms.  195 13  hat  aber  ebenso  wie  unser  Text  ancona,  und 
dieses  ist  meiner  Ansicht  das  Richtige ,  aus  welchem  aucona  von  den 
Schreibern  nur  verlesen  sein  wird.  Das  letztere  finde  ich  nirgends, 
während  Du  Gange  aucona  giebt  =  Bild  (Bild  des  Gekreuzigten)  und 
Godefroy  für  das  afrz.  belegt:  icoine,  ancone,  ansconne  (für  diese  Form 
vgl.  etwa  prov.  esguansa  =  eguansa)  =  image,  hanniere.  Diese  Bei- 
spiele begegnen  bei  Villehardouin  und  Robert  de  Clari,  und  daher  ist 
die  Herkunft  von  eixwp  sehr  wahrscheinlich ,  wie  ja  denn  die  Form 
tcoine  deutlich  darauf  hinzeigt.  Schon  Diez  hat  das  vermutet ,  dessen 
Herleitung  mit  Unrecht  von  Körting,  Lat. -Romanisches  Wörterbuch  S.  46 
beanstadnet  wird.  Ich  verstehe  also  an  unserer  Stelle,  dafs  Karl  in  der 
Rechten  eine  Fahne  (mit  dem  Bilde  des  Gekreuzigten  oder  der  heil. 
Jungfrau)  trug. 

aparsen,  far  494,12  =  sich  den  Anschein  geben,  s.  Anm.  2. 

atrobansa  (trobansa)  515,32  =  Auffindung. 

Ben  a  fort  497,34  =  recht  stark,  vgl.  benabel  bei  Mistr. 

beret  m.  490,11   =  eine  Art  Kopfbedeckung.     Rayn.  nur  berreta,  aber  Du 

Gange :  birretuin. 
besonhar  de  alc.  re  504,39  =  etwas  nötig  haben. 

Cadelet  496,13  =  Junge  (vom  Löwen);  bei  Rayn.  und  Mistr.  nur  ==  kleiner 

Hund, 
cap  517,18  =:  Dach. 

coler  481,34  =  verehren,   s.  Glossar  zu  Flamenca  und  Suchier,  Denkm.  I  133. 
conousser,  se  en  513,6   =  sich  verstehen  auf. 
corbable  507,22=  biegsam. 

D'autramen   503,10  =  sonst;    d'autramenz    bei    Bartsch,  S.    Agnes  V.  85 1 

und  Sardou,  Vida  de  S.  Honorat  S.  19. 
decacordo   512,10  =  zehnsaitig. 
de  contenen  479,2  etc.  =  sogleich ;  bei  Rayn.  unter  co«^^«^/-,  vgl.  P.Meyer 

im  Glossar  zu  Blandin  de  Gornouailles  (Romania  II). 
de   gran  cor  511,19  =  sehr  gerne;  vgl.  nfrz.  de  grand  ccßr. 
deler  (Latinismus?)   502,22  =  vernichten;  bei  Rayn.  delir. 
de  prescn  487,6—7;  488,32  =  gegenwärtig;  vgl.  Rayn.  VI  17. 


T>F.R    PROV.  PSF.UDO-TURPIN.  5  IQ 

detres  493,26  =  zurück,  nach  hinten. 

d  o  n  c   506,6  =  denn   (car). 

drestal   502,10  =  Beil;  bei   Rayn.  dextral. 

E  veiaire,  m'es  498,17  =::  es  scheint  mir. 

emperamor  de  483,1   =  wegen. 

emprendre  513,45  =  übereinkommen,  abmachen. 

engenrar  495,30=  erzeugen  (von   der   Frau). 

enibryar(?)   502,36  =  sich  betrinken. 

en   sobre  (e  sobre)  499,30  =  über,   vgl.  afrz.  ensore. 

entrepretar  516,9  =  erklären;  bei  Rayn.   nur  interpretar. 

envoquar  497,3  ^=  anrufen. 

escapar  c.  Acc.  (?  ?)  485,28  =  entgehen. 

escoltivador  (escultivador)  487,24 — 5;   506,30;   512,39=  Bebauer,  Verehrer. 

esmella  495,4  =  Mandel. 

espandre  tr.  509,4  =  bestreuen. 

esurir  490,41^  hungern. 

exceptat  de  486,16  =  ausgenommen. 

Famulan   506,32  =  hungernd  {m\\.  famolen  verwechselt?). 

finchamen  482,39  ::=  auf  heimliche  Weise;    bei  Rayn.   wwx  feititainen,    vgl. 

z!otx  fins  als  part.   \ on  fenher  bei  Bartsch,  Denkm.  112,36  u.  Anm. 
fortesa  500,4  etc.  =  Stärke:  bei  Rayn.  nur  =  Festung. 

Glis  512,30  =  Erde;  Du   Gange:  ^^lis  =  htimus  tetiax. 

guorgolho  m.   495.31  =  Kornwurm  ;   Alistral :  goiivgoii  und  gourgoul. 

Ha  avan  480,11 — 2  =  vorwärts,  weiter. 

habandonadamen(?)  494,1    ^=  in    Fülle;   vgl.  a^xl.  abandoneement  \vi  d\^%GX 

Bedeutung  bei  Godefroy. 
hospitar  (Latinismus?)  482,34;  491,41   =  sich  lagern. 

Laissar  505,28  =  die  Sünden   vergeben. 

Malessios  487,6 — 7  =  scharf,  feurig. 

malvolgut  486,31   =  übel  gesinnt;   vgl.   nfrz.  mal  voulu. 

mancipar    493,17  =  ergreifen,    forttragen;    Du    Gange:    niancipare  =  /ace- 

rare    vel  per  vim  aufere. 
meteteiss(?)  509,30 — i   =  selbst. 
modiol(?)  495   Anm.  i   =  Nabe;  Rayn.  hat  tuuiol. 
mostrar  500,24  =  richten. 

Ombolelh  s.  ambolelh. 
ondacom  513,7  =  irgendwohin, 
onor  m.   511,25   =   Flhre. 
oppressut  479,14  =  unterdrückt, 
orguanisar  512,7  =:  Orgel  spielen. 
QU  500,3  =  heute. 

Pap  488,38   =   Grofsvater;   Mistral    und    V;iy.sicr   gilien  />,//>.-=  Vat.i. 
perplexitat  515,7  =  Verlegenheil,  s.  Mistral, 
pervertir,  se  498,23  =  sich  bekehren, 
plasiblamen   512,26  -^  ;nif  angenehme   Weise. 


520  o.  schx:ltz,   der  PROV.  PSEUDO'TURPIN. 

pluros  503,4;  s.  S.  473  =  mehrere, 
proveensa  486,24  =  Umsicht. 

Reirepap  488,38  =  Urgrofsvater ;  Mistral :' 7ii're-papoun. 

ressucitar  494,25  =  auferstehen. 

rugio(??)  483,10  =  Gebrüll. 

ruinas   505,19  =  Elend;  Forcellini :   riiinae  ■=  calamitates. 

Saber,  so  es  514,13  =  das  heilst. 

sai  en  reire  499,31  =  früher,  ehemals;  Mistral:  gai  en  reire  (gase.)  in  der- 
selben Bedeutung,  vgl.  auch  Constans,  Essai  s.  l'hist.  d.  Sous-Dialecte 
d.  Rouergue  S.  227 — 8. 

Senhs  512,11   =  Glocken,  s.  Glossar  zu  Crois.  c.  1.  Albigeois  ed.  P.Meyer. 

Xan   solamen   503,23   etc.  =  nur;    tant    soulamen    in    gleichem  Sinne    bei 

Mistral, 
tempe,  temp  497,35;   512,10  =  Pauke;   Mistral  hat  nur  tbnpan. 
terrenal   502,29  =  irdisches  Wesen,  Mensch. 

Vilhola  516,19  =  religiöse  Feier. 

Ymaga  482,1  =  Bild. 

O.  Schultz. 


Aas  altfranzösischen  Handschriften  der  Gr.  Hofbibliothek 

zu  Darmstadt. 

I. 

Nr.  2534.  Histoire  du  Saint  Graal,  Pergament,  211  Blätter 
in  fol.,  saec.  XIV.,  enthält  die  drei  Prosaromane  Lc  Grand  Saint 
Graal,  Merlin,  Roman  d'Artus. 

Zwei  Spalten  mit  je  45  Zeilen.  Auf  fol.  2a,  36a,"  ygb  mit 
Randverzierungen  verbundene  Bilderinitialen,  sonst  abwechselnd 
rote  Initialen  mit  blauen,  blaue  mit  roten  Verzierungen,  dazwischen 
reicher  ornamentierte,  bei  denen  Grund  und  Verzierung  in  beiden 
Farben  ausgeführt  sind.  Foll.  19g — 209  sind  von  einer  jüngeren 
Hand  des  XIV.  Jahrb.  geschrieben  mit  einfachen  roten  oder  blauen 
Initialen    ohne    Verzierungen.      Die    Hs.    hat    von    fol.  2 — 14g    alte 

XX. 

Foliierung  (II. — .VII.  X.),  wobei  die  Blätter  94  und  107  aus  Ver- 
sehen übersprungen  wurden.  Auf  der  letzten  Seite  der  einzelnen 
Lagen  (Foll.  26 — 35,  200  —  299  Quinternen  ,  192  —  i8g  Quatern, 
sonst  Sexternen)  unten  Kustoden ,  bei  den  beiden  ersten  Lagen 
aufserdem  die  Zahlen  .1.  und  .II.  Liniierung  mit  Bleigriffel.  Der 
Einband  der  Hs.  ist  ein  alter  Holzdeckel  mit  Leder  überzogen, 
g  Buckeln,  sowie  die  beiden  Schliefsen  fehlen. 

Der  Inhalt  der  Hs.  ist  folgender: 

Fol.  I :  leer. 

Fol.  2ai,i — 7gbi,44:  Le  Grand  Saint  Graal  (gedruckt  bei 
Eugene  Hucher.     Le  Saint-Graal  ll,i — 111, 308.     Au  Mans.  1877-78). 

Anfang : 

Cil  q'  se  tient  :  juge  |  au  plus  peceor  de  t'^  |  mandc  salus  au  cö  fnce- 
menl  de  cesle  |  es|toire  .  a  t9  ciaus  q'  lor  |  cuers  ont  5  lor  creä'ce  en  la 
sainte   trini  te  etc.  (vgl.  Hucher  TT  3  Anm.). 

Schlufs: 
Si  se  taist  atät  li  9tes    de  |  toutes    les    lignies  q'   de    celidoine    issiicl  3 
rel'ne  |  a  vne  estoire  de  merli    q'l    9viet  a  fine    forcc    a|ioster  a  lesloirc  del 
.g'.  Graal.  2  9nice  mesire  |  rob's  ctel  man'e  '^me  vi  porres  oir.  || 

Fol.  7gb2,i  —  104b  2, 7:  Roman  de  Merlin  (Inhaltsangabe  in 
modernem  Französisch  bei  P.  Paris.  Les  Romans  de  la  Table 
ronde.  Paris  1868.  11,3 — 971  deutsch  im  Auszüge  bei  Birch- 
Hirschfeld.  Die  Sage  vom  Gral.  166 — 170,  vollständig  gedruckt 
in  Merlin  p.  p.  G.  Paris  et  J.  Ulrich.  Paris  1886.  1  i  — 146  [Soc.  d. 
anc.  textes  fran^ais]. 


522  A.  SCHMIDT, 

Anfang: 

Mout  fu  iries  li  anemis  |  q->nt  nie   sires  ot  este  |  en  infer  I  il  en  ot  iete  ] 
eue  i  adan  etc. 
Schlufs : 

Ensi  fu  artus    es  lis  a  roi  j  tint    la  t'rc  2  le  regne    de    logres  löc  |  tans 
em  pais. 

Fol.  104b  2,7 — 2ogb2,43:  Roman  d'Artus  (Inhaltsangabe  bei 
P.  Paris,  a.  a.  O.  II  103 — 389).  Ohne  Überschrift  und  Absatz  schliefst 
dieser  Roman  sich   unmittelbar  an  den  vorhergehenden  an. 
Anfang : 
tant  q  .1.  iour  fist  a  sauoir  a  |  toute  sa  t're  q'l  tenroit  cort  efforcie  etc. 

Schlufs : 
2  ot  li  roys  .1.  senescal  quil  |  auoit  nori  denfance  a  qui  il  auoit  chou  | 
quil  auoit  de   terre    conimandee    apries  la  |  mort    pharijen  2  che  fu  chis  qui 
le  traist  |  et  par  qui  il  perdi  le    castiel    de  trebes.     En|si    com   li    contes  le 
vous  deuisera  chi  apries.  || 

Fol.  2ioa  steht  in  der  Mitte: 
Ce  present  Iure  appelle  l'ystoire  du  saint  graal  du  Roy  |  Artus  de  lan- 
selot  du  laac  et  des  aut'3  ch'lrs  de  I  la  tauble  Ronde  etc.  Et  le  fist  faire 
le  bon  Comte  |  de  bloys  jadis  signe'  de  byaumont  etc.  Et  apnt  appt'  a 
estienne  du  chastiel  dit  de  la  houardie  9silli'  ]  et  payeur  a  mon  t's  red' 
signe'  le  duc  etc.   en  sa  ville  de  mons  |  en  hayü'  etc.  || 

Fol.  2iob,  sowie  das  dem  hinteren  Deckel  aufgeklebte  Blatt 
2  1 1   sind  leer. 

Der  auf  fol.  210  erwähnte  Comte  de  Blois,  Seigneur  de  Beau- 
mont  ist  wahrscheinlich  Louis  de  Chätillon,  Comte  de  Blois,  welcher 
1326  die  Herrschaft  Beaumont  durch  Heirat  erwarb  und  1346  in 
der  Schlacht  bei  Crecy  fiel.  Aufser  ihm  führen  nur  seine  drei 
Söhne,  deren  letzter  Guy  1397  kinderlos  starb,  die  Titel  Comtes 
de  Blois,  Seigneurs  de  Beaumont. 1  1397  fiel  die  Herrschaft  Beau- 
mont an   die  Grafen  von  Hennegau   zurück. 

Die  Lebenszeit  des  Estienne  du  Chastiel  vermag  ich  leider 
nicht  zu  bestimmen ,  da  mir  die  nötigen  Hilfsmittel  hier  nicht  zu 
Gebote  stehen.  Zu  vergleichen  wären  die  von  de  Reift'enberg, 
Monuments  p.  s.  a  l'histoire  des  Prov,  de  Namur,  de  Hainaut  etc. 
Bruxelles  1844.  T.  I  619a  zur  Geschichte  der  Familie  du  Chastel 
de  la  Hovarderie  angeführten  Werke. 

Zu  Ende  des  17.  Jahrh.  befand  sich  die  Handschrift,  wie  sich 
aus  älteren  Katalogen  ergiebt,  bereits  im  Besitze  des  landgräflichen 
Hauses  zu  Darmstadt. 

11. 

Nr.  3306.  Bruchstücke  der  Chanson  de  geste  „Gui  de 
Bourgogne"    ({>.    p.    (iuessard    et    Micheiant.       Paris  1869    in    Les 

'  Vgl.  Leopold  Devillers,  Cartulaire  des  Comtes  de  Hainaut  III  520 — 21. 
Bruxclks    [886. 


AUS  AFRZ.  HSS.  PER   GR.   HOFBIHLIOTHEK  ZU  DARMSTADl.  52,^ 

anciens  Poetes  de  la  France).  1 1  Pergaraentblätter  saec.  XIII  in  8", 
von  20  cm  Höhe,  12  cm  Breite,  jede  Seite  entliält  in  einer  Spalte 
30 — 31  Zeilen  mit  grofsen  Anfangsbuchstaben.  Der  Beginn  der 
Laissen  ist  durch  einfache  rote  Initialen  kenntlich  gemacht.  Die 
1 1  Blätter  gehören  3  aufeinander  folgenden  Lagen  und  zwar  Qua- 
ternen  an.  Die  Blätter  i — 6  (V.  30Q5  —  3431  des  gedruckten 
Textes)  bilden  die  drei  inneren  Doppelblätter  einer  Quatern ,  das 
äufsere  fehlt.  Von  der  zweiten  Quatern  ist  vorhanden  Blatt  3  und 
das  innere  Doppelblatt  4/5  {V.  3613 — 3789),  von  der  dritten  nur 
Bl.  I  (V.  3976 — 4035)  und  Bl.  4  (V.  4157  — 421Q).  Leider  sind 
an  maiichen  Blättern  Stücke  des  Randes  abgeschnitten,  wodurch 
einzelne  Worte  und  ganze  Verse  verloren  gingen.  So  sind  auf 
Bl.  I  durch  Abschneiden  des  unteren  Randes  die  V.  3120 — 3124 
und  3151 — 3155  weggefallen,  auf  Bl.  2  mit  dem  oberen  Rande 
die  V.  3156 — 3157,  3185 — 3187,  auf  Bl.  5  mit  dem  oberen  Rande 
die  V.  3327  und  3352 — 3353,  auf  Bl.  6  mit  dem  unteren  Rande 
die  V.  3403 — 3406  und  3432  ff.  Die  oberen  Ecken  fehlen  den 
Bl.  8,  9  und  II.  Die  Bl.  10  und  11  bestehen  aus  zwei  Stücken, 
sind  aber  sonst  vollstäng. 

Nach  der  Aufschrift  auf  dem  oberen   Rande  von  Bl.  3a: 
Johanwes    de    garlandria    de    misterijs   ||   ecclt^jie    [Tohi''as  .  et     p1ii[ra 
ali]a  II  tabulaw  reqwire  in  fine  libri  || 

dienten  diese  11  Blätter  der  Darmstädter  Hs.  Nr.  14  in  8*',  welche 
das  genannte  Werk  des  Johannes  de  Garlandria,  sowie  des  Mat- 
thaeus  Vindocinensis  Tobias  enthält,  als  Umschlag.  Die  Hs.  14 
wurde  nach  einem  Eintrag  auf  Bl.  74a  und  75a  b  im  Jahre  14 16 
von  dem  Prior  Philippus  des  St.  Jakobskloster  in  Lüttich  gekauft, 
zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  von  dem  Kölner  SammU^r  Baron 
Hüpsch  erworben  und  gelangte  mit  dessen  Bibliothek  zu  Anfang 
unseres  Jahrhunderts  in  die  Gr.  Hofbibliothek.  Auf  Bl.  74b  schrieb 
vor  14 16  jemand  ein  dreistrophiges  französisches  Liedchen  mit 
dem  Refrain  „Tant  me  fait  mal  de  vous  la  de'partie"  ein,  das 
später,  wohl  von  einem  allzu  eifrigen  Mönche,  dick  mit  Dinte 
überstrichen  und  fast  unleserlich  gemacht  wurde. 

Da  die  Bruchstücke  einen  Text  bieten,  der  von  dem  gedruckten 
vielfach  abweicht,  gebe  ich  nachstehend  einen  getreuen  Abdruck. 
Die  .Abkürzungen  sind  aufgelöst,  die  beigefügten  Buchstaben  aber 
kursiv  gedruckt ,  die  roten  Anfangsbuchstaben  der  Laissen  durch 
fetten  Druck  wiedergegeben.  Die  in  eckigen  Klammern  stehenden 
Buchstaben  und  Worte  an  lückenhaften  Stellen  der  Hs.  sind  nach 
dem  Drucke  ergänzt.  Eigennamen,  die  in  der  Hs.  manchmal  grofse, 
manchmal  kleine  Anfangsbuchstaben  haben,  sind  immer  grofs  ge- 
schrieben. Alle  Fehler  des  Abschreibers,  der  zuweilen  das  Ge- 
schriebene selbst  nicht  verstanden  zu  haben  scheint,  sind  bei- 
behalten. 

Einer  der  häufigsten  l'ehler,  der  fast  auf  jeder  Seite  vorkommt, 
ist  die  Verwechselung  von   <i   und  (/;  ji-dcnfalls  war   in   (K-r  Vorlage 


524  A.  SCHMIDT, 

(nicht    in    unserer  Hs.)    die  Abkürzung    für  et  dem  a  sehr  ähnlich. 
Einige  der  auffallendsten  Beispiele  mögen   hier  stehen : 
a  für  et  in: 

V.  3146     Del  presant  lou  deues  amer  a  tenir  chier. 

3320     Bien  conut  a  viaire  a  Barart  a  Bertrant. 

3362     A  hate  vois  escrie  a  comance  a  huchier. 

3356     Qi  fist  a  ciel  a  tere  a  formait  de  noiant. 
et  für  a  in : 

V.  3173     Li  barons  sont  venus  et  lor  herbergerie 

3679     Bien  fait  et  otroiier  ce  dient  li  anfans. 

3743     Et  Naimon  et  lai  barbe,  lou   duc  Sanson  lou  riche. 

4175      Et  eil   de  lost  asaillent  par  molt  grant  et  aitie. 

In  dem  letzten  Beispiele  findet  die  Verwechselung  sogar  in 
einem  Worte  (aattte)  statt. 

Nicht  selten  ist  auch  die  Vertauschung  von  s  und  c,  so  V.  3156 
cesi  für  sest;  ^^2^  saler  \  3328  silier  für  cele7'\  3646  flosons  für 
flocotis;   3666   Sertes  für  Certes;   4162  foiiceis  für  fouseis  (fosses). 

Tjvl  bemerken  ist  noch ,    dafs    die  am   Rande    stehenden  Vers- 
zahlen sich  nicht  auf  diese  Bruchstücke,  sondern  auf  die  Guessard- 
Michelantsche  Ausgabe  beziehen. 
Fol.  la  V.  3095     Bei  a  cortoisemant  lou  pris  et  arainier 

Sires  rois  gentis  hons  per  deu  ne  me  noieiz 
Qant  tu  meis  an  France  coronwe  sor  ton  chief 
Et  tu  feis  venir  le  fis  de  nos  moilliers 
Pör  coi  ne  viens  tu   donc  a  'K.ar]emame  aidier 
3100     Se  maie   deus  de  glore  il  an  ait  grant  mestier 
3102     Je  nirai  a  Karlon  lou  fort  roi  cortoiier 
Saurai  ces  .II.  cites  sos  moi  a  justicier 
Je  les  randrai  Karlon  san  poine  et  sans  dengier 
3105     Si  maie  deus  dist  Sances  trop  aues  lou  euer  fier. 
Jai  ne  vaires  Karlen  san  iert  formant  iries 

3107  Si  ferai  ce  dist  Gut  or  ne  uos  esmaiies 
De  pair  icel  signor  qi  an  crois  fut  dreeies 

3108  Li  dirois  de  par  moi  salut  et  amistiet 
Je  li  anvoierai  .M.  mul  et  .M.  somier 

3110     Qi  tut  sont  de  vitaille  et  troses  et  ehergies 

£t  .M.  habers  saifres  .M.  brans  et  .M.  espies 

3113     Sires  ce  dist  dus  'Natmes  com  uos  plairail  si  iert 
Nos  li  porterons  bien  qant  i\e  nos  iert    baillies 

31 15     II  ni  ait  el  dist  Sances  mais  demandes  congiti 
Li  barons  li  demandent  Gut  lor  ait  otroiiet 
Qant  il   furent  montes  si  les  out  c'O^uoiies 
Et  Qettrans  a  Barars  et  Torp?«j  li  prisies 

31 19     A  partir  (\e  il   firent  plorerent  de  pitiei 


Fol.  ib        3125     Qant  lanfes  Gut  lantant  si  lou  corut  baixier 
3126     Des  larmes  qil  plorerent   sont   anbedu  moillies 


Fol.  2a 


AUS  AFRZ.  HSS.  DER   GR.  HOFRIBLIOTHEK  ZU  DARMSTATrr.       525 

Vor  pb  qil  ne   cheit  de  son   cheual  pames  ' 

Por  po  qil   ne  cheirent  main  et  main  del  destrie 
31 31      Li  anfans  retornerent  li  viel  ont  chiuachiet 

Ne  sai  qz'  lor  jorneies  vos  deuse  noncier 

.1.  maitin  sont  venus  a  Luxerne  lou  ciel 

Maintenant  dexandirent  deuant  lou  treif  roie 
3' 35     Q'^"*^  Karies  les  chesit  onqes  ne  fut  si  lies 

II  ait  basiet   Natmon  et  enapres  Reinier 

Naimes  dist  lanp^reres  com  aues  esploitie 

Veistes  uos  Guion  cel  nouel   roi  prixie 

Oiil  sires  dist  l>iaunes  nos  lou  veimes  bien 
3140     II  uos  mande  par  nos  salut  et  amistie 

Tel  p/vsant  vos  anvoie  dont  \os  esleres  lies 

Escus  haubers  et  lances  et  ases  a  maingier 

Si  maie  deus  dist  ¥iar\es  molt  ait  bie«  esploitie 

Tant  me  lest  Jhifjus  viuvre  cancor  lou  puse  aidier 
3145     En  non  deu  anpa-reres  ce  dist  Rolawj  ces  nies 

Del  prifsant  lou  deues  amer  a  tenir  chier 

Mais   demandes  'iiaimon  a  Sanson  lou  guerrier 

Qant  il  uanrait  ici  li  riches  rois  prtsies 

Certes  je  lou  uairoie  de  greit  et  volantiers 
3150     Sires  ce  respont  Sances  Qant  li  siens  plaisir  ierl 


3158     Si  maie  deus  dist  YLar\es  il  fail  molt  a  prixier 
Cil  ne  fust  mes  coisins  mes  parans  ou  mes  nies 

3160     II  ne  lozest  panser  por  la  teste  tranchier 
Ne  li  anfans  de  France  leusent  otroiiet 
Jai  lai  coronwe  dor  ne  meist  sor  son  chief 
Xe  sai  sires  dist  Sances  mais  merntWt  lai  chier 
Certes  .II.  fois  me  uint  acoler  a  baixier 

3165     Vor  po  kil  ne  chait  pames  de  son  deslrier 

Sances  dist  Janp^reres  par  lai  vertut  del  ciel 
II  cus  qil  est  vo  filz  de  vos  franche  moillicr 
Maris  estes  mai  niece  il  est  ases  mes  nies 
Ne  sai  sires  dist  sances  mais  niölt  an  sus  iries 

3 1 70     A  ceu  qil  uodrat  faire  nos  couient  otroiier 
A   ces  parolle  vont  li  conVa  herbc?/-gier 
I£t  Karlt'v  est  remeis  d-olans  et  courecies 
i   barons  sont  venus  et  lor  herbergcrie 

Et  KüHe'j  est  remeis  courecies  et  ])lains  dire 

3175     V.n  .1.  lit  se  couchail  mais  il  ne  dormit  mies 
E  deus  ce  dist  li  rois  q»  tout  ais  an  bailie 
De  qeil  terre  eis  anfes  t\i  meine  tcl  justice 
0/1  ait  pris  Montorgucl  ytar  sai  cheucllerie 
Hude/t<w  bailixiet  et  lai  franche   roiine 


L' 


'   Dieser    Vera  ist  durchstrichen. 


526  A.  SCHMIDT, 

3180  Ne  daigne  a  moi  venir  ne  il  ne  son  anpire 
Mais  par  icel  signour  qz  tout  ait  an  bailie 
Je  naurai  ja  Luxerne  a  nul  ior  de  mai  vie 
Si  iert  venus  li   anfes  qe  an  mon  euer  desire 

3184     Car  deus  lou  mait  mandeit  li  fis  saz'wte  Marie 


Fol.  2b 


s- 


3188     Hueäe/on  apelait  a  lai  barbe  florie 

£i  Danemon  son  fil  ei  Dragollant  meimes 

3190     Signors  dist  lanfes  Gut  ne  larai  nel  uos  die 

Certes  molt  me  desiret  K^arles  de  Saint  Denise 
Et  les  dames  de  chers  plorent  formant  et  crient 
Cai  lor  signour  le  meine  ou   m^ruelle   desirent 
Comant  jrai  a  Kar/e  sauerai   Agorie 

3195     Lai  citet  de  Maudrone  qi  sor  mer  est  bastie 
Sires  dist  Hued<?/o«  ne  lairai  nel  uos  die 
Vos  maueis  baitixiet  si  uos  an  doi  seruise 
Jai  ne  vairois  paiser  lai  qiwzaine  et  demie 
Se  deus  piaist  a  lai  crois  ou  soufrit  lai  haichie 

3200     Qe  ie  uos  an  randrai  a  terres  et  seruises 

Qant  lanfes  Gut  lawtant  bonwemant  lai  mercie 
"ires  dist  Hude/ö«  antahdes  anver  mi 

Vos  maueis  batixiet  par  la  uostre  mersi 
Je  sus  vostre  hons  tos  liges  se  uos  doi  hien  seruir 

3205     Faites  mouoir  vos  homes  a  laube  par  maitin 
Si  qt  moiniont  le  chers  se  muevent  atresi 
Sirons  vers  Augorie  celle  mirable  cit 
Je  ferai  lai  baitaille  sans  ues  et  contredh 
Vers  lou  roi  Escorfaut  par  verteil  lou  vos  di 

3210     Certes  il  est  mes  nies  par  vt'rteit  le  uos  di 
Far  la  fei  qe  ie  doi  Karlön  de  Saint  Denis 
Se  il  wet  trepaiser  ne  me  fais  ne  me  dis 

3213  Ni  narait  cosenaiges  lou  poil  dun  estelin 
Ne  li  faice  lou  chief  de  sor  lou  bu  partir 

3214  Sires  ce  dist  li  rois  lai  uostre  grant  mersit 

Fol.  3a  £:t  deus  nos  doint  tant  viure  qel  uos  pusons  merir 

3215  Anci  les  cut  laisier  deci  a  laiclarcir 

Qe  li  rois  de  Borgoi^'ne  fist  ces  homes  garnir 
Le  chers  fönt  esteler  lors  sont  mis  a  chaimin 
3118     Hudelon  les  condul  a  Danemons  ce  filz 
3220     Vne  mölt  grant  de  lue  fönt  lai  tere  fremir 
£t  eil  deuant  sairestent  a  laube  par  maitin 
Ni  vinrent  eil  dariere  ains  fu  paises  midis 
Tant  estoit  lost  espesse  de  chevah'er  de  pris 
Cil   sires  les  condue  qi  an  lai   creus  fut  mis 

3225  Tant  ont  erreit  ansanble  cai  .1.  juedi  maitin 

3226  Ont  chosit  d' Agorie  le  murs  daraine  bis 
Les  riches  tors  de  maibre  et  lou  palais  notis 

3227  Olint  llnde/on  le  uoit  si  lait  a  Giiion  dit 


AUS  AFRZ.  HSS.  DER  GR.  HOFHIBLIOTHEK  ZU   DARMSTAOT.        527 

Or  poes  d'Agorie  le  riches  murs  veir 
La  bone  fermetes  cainz  nus  millour  ne  vit 
3230     Faites  logier  vostre  ost  «rowtreual  cest  lairis 

Chargies  moi   de  uos  homes  .C.  chcva/ter  de  pris 

3232  £t  ie  moiurai  de  miens  a  montant  de  .VII  XX 
£(  feiai  lou  mesaige  se  deu  vient  a  plaixir 

3233  £t  lantes  li  respont  an  non  de  Jlu'jus  Crist 
Bertratti  en  apellait  ei  Barart  a  Torpin 

3235     Sauari  de  Toulouze  Eslous  <?/  Aiiberit 

Signours  ce  dist  li  anfes  por  deu  q?  ne  ma/Mil 
Faites  .C.  cheva/ier  armer  a  fer  vestir 
Si  ferons  Hude/o«  aikes  de  son  plai.xir 

3239  Sires  ce  dist  'Bertrans  ne  uos  an  qier  mantir 
II  lou  nos  couient  faire  volantier  non  anvis 

3240  II  an  ont  fait  seurer  de  tos  le  plus  hardis 

XX 
Si  les  ont  ajosteit  aweuqes  les  VII 

Fol.  3b       3241      Et  li  rois  de  Boxgoig-ve  fist  ces  ost  establir 

Et  ses  homes  logier  parmey  le  preis  floris 

II  est  venus  a  chers  les  ait  an  orde  niis 

Et  commande  les  dames  gantemant  a  seruir 

3245     Gile  lai  suer  Karion  ot  molt  lou  euer  marrit 
Ou  qelle  voit  Qtuion  an  plorant  li  ait  dil 
Grant  tort  en  aueis  Sire  par  lou  cors  Saint  Denis 
Nos  deuiens  aler  a  Luxerne  lai  cit 
Por  veoir  nos  signour  qe  nos  desirans  ci 

3250     Or  nos  fais  chairoiier  par  estraige  paus 

Grant  pechiet  en  aueis  par  Saint  Pol  d'Apolin 
Par  Saint  Denis  de  France  lanfes  li  respondit 
Se  ie  nai  Agorie  a  Maudrone  lai  cit 
Juscai  .XX.  ans  tos  plains  ne  uairois  vos  maris 

3255  Qant  les  dames  lantandent  pröent  a  deu  lou  pis 
Qe  lor  anfans  sarixent  a  lor  signors  gentis 

3256  Hnedelon  lorgillous  cest  a  lai  voie  mis 

Et  Bertrans  et  Barars  et  Estous  et  Torpins 

XX 
Or  furent  il  ansanble  deci  a  XII 

3260     Cil  sires  les  <ro«due  q«  an  lai  creux  fu  mis 

kr  san  uait  Hude/öw  a  sai  cheuellerie 

Li  rois  Gm«'  les  töwmande  a  til  Suinte  Mairic 

Qi  les  pust  ramener  an  santes  et  an  vie 

Et  li  barons  cheuachent  qi  Jh^jus  benoiie 

3265     Onqes  ne  sairesterent  deci  qan  Agorie 

Huede/öw  uait  deuant  o  sai  gant  de  Pi?rsie 

Qi  erent  tut  arraeit  a  lai  loi  paienime 

Par  lai  porte  san  anlreiit  an  lai  eitel  garnic 

II  ni  Ol  Satrazin  qi  pais  lou  töwtredie 

3270     Et  eil  ont  cheuachiet  a  belle  tö/ipaignie 

Fol.  4a  Venus  sonl  a  lai  porte  de  la  grant  [lor]  garnie 


O' 


528  A,  SCHMIDT, 

Hude/o«  i  apelet  li  portiers  li  ouure  [ — ] 
Qant  voient  Hudelon  tres  grant  joie  an  firent 
£(  voient  Francois  ei  lai  crois  an  poitrine 

3275     Saichies  ce  fut   tel  chose    dont  il  mölt  saibaihisent 
Dient  a  Hude/o«  bie«  vignies  vos  biaus  sires 
Sont  tut  eil  chevaäer  de  uostre  conpaignie 
Qant  Danemons  lantant  a  haute  vois  escrie 
Vos  lou  saurois  molt  bie«  ains  loure  de  compYie 

3280     Ou  est  Escorfaus  mes  oncles  a  lai  chiere  herdie 
ßiaus  sire  il  est  lai  sus  a  mainiee  escherie 
Nait  qe  .C.   chevaizer  o  luj   an  conpaignie 
Qant  Huedelon  lantant  ne  puet  mueir  ne  rie 
Lors  dexandirent  tut  sos  loliue  florie 

3285     Ei  montent  ou  palais  an  lai  salle  p^rrine 
£i  trueuent   Escorfaut  a  lai  chiere  herdie 
Qant  Hndelon  lou  voit  hautemant  li  escrie 
Biaus  nies  ce  dist  li  rois  je  ne  vos  salu  mies 

3289  Lanfes  Gm  de  Borgot^-ne  qi  tant  ait  signorie 
Jai  ait  il  pris  Carsaude  par  sai  cheuellerie 
£i  ait  pris  Montorguel  mai  fort  cite  garnie 

3290  An  trestoute  mai  terre  ni  ait  il  laixiet  mies 
Dont  jou  i  p[     ]  1  ualisant  vne  Elie 

Qant  Escorfaus  lantant  ne  puet  muer  ne  die 
Mar  lou  pansait  li  glous  par  mai  barbe  florie 
Or  manderai  patens  deci  quan   Amairie 
3295      JSi  si  ferai  venir  Butor  de  Sanlorie 

£f  manderai  Maudras  de  Madrone  lai  riche 
Qant  jaurai  asanbleit  mai  grant  cheuelerie 
Lors  irai  sor  Gmon  si  ne   demourai  mie 
Fol.  4b  Trancher[ai  lui  la  tejste  a  mespee  forbie 

3300  £i  si  ferai   [destruire]  lai  belle  conpaignie 
Mes  les  dames  de  chers  nen  ociraiie  mies 

3301  Reanplir  an  ferai  mai  terre  desertie 

Qant  Bertrans  lantandit  tos  li  sans  li  fremie 
Ou  qe  il  uoit  Berart  baiset  li  prist  a  dire 
Aveis  oiir  patens  vanter  de  grant  folie 

3305     Mar  lou  pansait  li  glous  se  deus  me  benoiie 
Soufres  ce  dist  Estous  por  deu  lou   fil  Marie 
Vos  pri  jou  a  rekier  qe  ne  uos  haistes  mies 
Car  ancloze  nous  ait  ceste  gant  paienime 
Or  se  sont  baitixiel  por  deu  a  por  laide 

3310     Et  se  mues  ne  nos  fönt  il  ne  nos  faudront  mie 
£i  se  uos  voliies  comwzancier  lai  folie 
Chaicuns   fiere  grant  cos  de  lespeie  forbie 

2  Druck:  Dont  je  prange  de  rante  valissant  .1.  alie.  An  der  Stelle,  wo 
jetzt  im  Pergament  ein  Loch  ist,  können  höchstens  drei  Buchstäben  gestanden 
haben. 


Fol.  5a 


AUS  AFRZ.  HSS.  DER  GR.  HOFBIBLIOTHEK  ZU  DARMSTADT.       52g 

Qant  li  aufans  lantandent  chacwns  daus  li  escrie 

Bien  fait  a  otroiier  deus  nos  soit  an  aide 
3315     Sor  veloit  Hudelon  a  sai  cheuellerie 

Nos  aueries  anqi  ceste  grant  tour  anlie 

Et  se  randrons  Gtiion  ceste  chaistelerie 

Certes  dist  Danemons  il  ne  vos  faudrail  mies 

"Pcorfaus  d'Amarie  cest  leueis  an  estan 
3320  Bien  conut  a  viaire  a  Barar[t]  a  ^ertrant 

Qe  il  estoient  neis  de  lai  terre  de  Frans 

Ou  qil  voit  Hude/o«  se  li   dist  maintenant 
il-})     Qiii   sont  eil  chevalitr  saler  ni  vat  niant 

Sont  il  pris  an  baitaille  an  estor  ou  an  chan 
3324     Per  Mahomwet  mo«  deu  il  nos  vont   moll  j^aibant 

Cil  ne  sont  de  nos  loi  de  trestout  apandant 
3326     II  pc^rdiont  jai  lai  teste  a  mon  acerin  brant 


Fol.  5b 


3328     Si  maie  deus  biau  sires  silier  ni  vat  niant 
3330     II  sont  home  Gmon  lou  Chevalier  vallant 
II  uos  mande  per  nos  qe  liroie  cellant 
Qe  deuenes  ses  hons  de  cest  jor  an  auant 

3333  ^^  creieis  an  Jh^jus  lou  roi  omnipotent 
Qi  nos  fait  a  gouuerne  celu  tres  a  garant 
Por  lu  auons  desut  creance  voiremant 

3334  7^(  se  uos  ceu  ne  faites  qe  vos  vie  est  niant 
Qant  Escorfaus  lantant  si  muait  son  talant 
£(  dist  antra  cedans  que  lantant  mant 

3335  Herbergiet  ai  tel  hostes  qz  me  feront  dolant 

3336  T  Tuedelon  lorgillous  qi  molt  fist  a  proixier 
3338  Amins  ce  dist  li  rois  a  celer  ne  te  qier 

Deus  nos  ait  aseneit  a  millour  chevaiter 
3340     Qi  onkes  fast  an  France  ne  jamais  soit  lesciel 
II  nos  ait  fait  trestous  leuer  a  baitixier 
£t  nos  ait  tous  randus  nos  terres  et  nos  fies 
£t  nos  te  sons  venus  por  deu  quere  a  prieir 
Qe  tu  li  rans  tai  terre  si  te  fais  baitixier 
3345     Ou  ^^  ^°^  P^''  laipostre  qe  qierent  chevaiier 
Amours  ne  pairantes  ne  ti  aurait  mestiers 
Qe  ne  te  faice  jai  lai  teste  reoignier 

3348  £t  araigier  del  cors  et  le  mains  et  le   pies 
Ne  amins  ne  coisins  ne  ti  aurait  mestier 
Qe  ne  te  fesce  jai  lai  teste  reoignier 

3349  Apres  cest  mot  regarde  Bertrant  lou  mesaigier 

3350  Estout  et  Auberit  Barart  de   Mondidier 

3351  Qant  li  anfans  lou   uoient  ne  se   uorent   targit-r 

Et  Barars  uait  ferir  Murgalant  de  Torlier 
3355      Et  Torpins  lerceueqes  lou   roi  de  Mowtesmier 
Li  aulrcs  referirenl  ne  se   uorent  targier 


530  A.  SCHMIDT, 

Estoulz  li  filz  Odon  et  Escorfaut  an  vient 
F[er]ist  lou  de  lespeie  san  plus  de  laitargier 
Qant  Huedelon  li  prie  por  deu"  ne  lou   touchies 

3360     Escorfaus  san  estut  a  Hudelon  li  viel 

Bien  voit  ni  uat  sa  force  lai  monte  dun   den/er 
A  hate  vois  escrie  a  comance  a  huchier 
Faites  ans  rebouter  le  riches  brans  dacier 
Et  je  randrai  a  Gut  me  terres  a  mes  fies 

3365     Et  crorai  an  Jli^^us  qi  lou  mont  doit  jugier 

Mues  ain  mai  terre  p^rdre  qc  lai  teste  tranchier 
Mais  cest  li  plus  par  force  li  moins  par  amistiet 
Ne  man  chaut  ce  dist  Huedes  car  jou  an  sus  molt  lies 

33*J0     ^^['i]"'-  or  uoit  Escorfaus  qe  il   est  antrepris 

>^     Et  si   uit  autor  lui  les  riches  braus  forbis 

Li  cuers  qil  ot  ou  vantre  li  est  rriölt  afoiblis 
3372     Ou   qil  uoit  Hude/on  se  li  dist  a  haut  cri 

Or  serait  li  reis  Gzd  de  mon  reigne  saisis 

Or  ferait  il  garder  mai  terre  et  mon  paus 
3375      P(2/-  mon  chief  ce  dist  Hades  meruelles  aueis  dil 

Car  uos  ni   p^rderes  uallant  .1.  angeuin 

3377  Ainz  aureis  uostre  terre  ce  saichies  vos  defi 
Far  mon  chief  dist  Barars  il  nirait  mie  ansi 

Fol.  6a  Ains  ferait  ces  paiens  et  jurer  a  pleuir 

3378  Qe  nous  ni  auront  mal   dont  nos  pusent  garir 
Et  Escorfaus  respont  je  ferai  vos  plaixir 

3380     Et  vne  de  fenestres  ait  son  chief  auant  mis 

Et  chosit  cowtreual  armeis  a  fer  vestis 

M. 
Plus  de  XX  paiens  ses  ait  a  raison  mis 

Signors  dist  Escorfaus  antandes  anver  mi 

Jai  randut  a  Francois  mai  terre  a  mon  pais 

3385     Batixier  me  ferai  sans  ues  et  contredit 
Se  wel  qe  uos  randes  uos  terres  autresi 
Et  paien  li  respondent  il  nirait  mie  ansi 
Ansois  les  asaudrons  a  force  et  a  estri 
Tant  qe  tous  les  aureus  detranchies  et  ocis 

3390     Et  Escorfaus  respont  m^/-uelle  pus  oiir 

Ou  vos  ferois  tout  sou  qe  ma  bouche  vos  dist 
Ou  vos  me  uaires  jai  ades  [  ]or  morir 

ienous  dist  Escorfaut  a  celer  ne  vos  kier 
Se  uos  ne  faites   sou  qe  ie  vos  pri  et  kier 

3395     Jäi  me  vaireis  lai  teste  sus  del  bu  reoignier 
Car  je  uoi  lai  Guion  qi  fait  se  gans  rangier 
Et  eil  li  respondirenl  nos  nel  poions  laixier 
Nos  ne  vos  faudrons  mies  por  le  manbre  tranchie[r] 
Les  portes  fönt  ourir  et  le  pons  abaisier 

3400     Pues  mistrent  jus  lor  armes  sans  plus  de  delaiier 
Del  palais  aualerent  sergani  a  chevaliex 


s 


AUS  Al'KZ.  HSS.  DER  GR.  HOFBIBLIOTHEK.  ZU  DARMSTADT.         53 
3402     Qt  uonl  a  lost  Guion  h\  novelle  nowcier 


Fol.  6b      3407     Lanfes  Gia'  de   Borgt»^/?^  comansail   a   huchier 

Or  tost  lai  ville  est  nostre  pansons  de  lespleilier 
Deu  an  deuons  ensamble  loer  a  grasieir 

3410     A  cest  mot  an  monterent  teis  .L.  milliers 
Q^■  juscai  lai  citeit  ne  se  uorent  targier 
Nes  au  daimes  des  chers  ni  ot  qe  eslaicier 
Dont  chacune  tenoit  son  liure  ou  son  sautier 
"Pn  lai  cileit  antrerenl  li  cheva/ier  vallant 

3415  £t  ont  prinse  lai  vile  a  darier  a  dauant 

Lanfes  Gtn  fait  crier  par  lai  citeit   .1.  ban 
Oil  ni  ait  cheva/ier  tant  soit  de  haute  gant 
Se  il  tot  Sarrazin  son  or  ne  son  argant 
Tirre  paille  ne  dras  ne  riens  san  son  talant 

3420     Qil  ne  perde  lai  teste  jai  nan  ieit  autremant 

Qant  Sarrazin  lantandent  san  sont  liet  ei  joiant 
£t  dist  li  vns  a  lautre  [  ]ait  niölt  bone  gant 
Por  jaus  deuons  deu  croire  awfin  veraiemawt ' 

3424  Atant  es  Hude/on  a  son  [  ]  Dragolant 
Hertrans  lou  fil  ^aimon  et  Barart  loa  vellant 

3425  Ou  tienent  Escorfaut  et  dariere  et  dauant 
Yi\xdelon  uoit  Guion  se  li   uait  escriant 
Sire  aiilandes  a  moj  reis  Escorfaus  se  rant 
De  luj  et  de  sai  terre  pues  faire  ton  talant 
Signours  dist  lanfes  Gui  Jh(»jus  li  rois  amans 

3430  Nos  lest  si  esploitier  des  ici  an  auant 

3431  Q^  ie  pusse  aikes  faire  a  Karion  son  talant 


Fol.  7a      3613     Et  Danemons  les  guie  et  DragoUans  li   tiers 

A  lantrer  del  paulais  trueuent  lou  maistre  huxier 
3615     Et  tenoit  .1.  bauston  grant  et  gros  de  pouinier 
Et  vail  ferir  Bertrant  sor  son   ellne  vt'rgiet 
Or  sai  dist  il  uenes  a  vos  gr^nt  ancowbrier 
Qant  Danemons  lou  vit  lou  san  cudait  chaingz>/- 
II  ait  traite  lespeie  parmei  lou  hainepiet 

3620  Li  ait  tel  cop  donweit  qel  fist  tost  anbronchier 
Lou  boin  branc  towtreual  pues  li  prist  a  huchier 

3621  Outre  dist  il  lichieres  si  Ion  doit  lou  vangier 
A  glouton  qe  se  drese  por  franc  home  jugier 

Et  li  anfans  san  montent  fo//treniont  el  planch/Vr 
Ains  qil  fuxent  amont  furent  tut  dcsliies 
3625     Mai«tenant  ont  des  fueres  le  riches  branc  saichiei 
Hude/o«  vint  dariere  et  Amaudras  li  liers 
Et  ont  fermeil  le  portes  et  le  pons  sus  saichies 
Qe  lai  amont  ne  vigne  lai  forcc  des  paicns 


'  deuons  deu  zweimal  geschrieben. 
Zeiuolir.  f.  rum.  l'hil.  XIV. 


34 


532  A.  SCHMIDT, 

/^^v   furent  ou  palais  desliies  li  anfans 
3630  Et  tinrent  an  lor  mains  le  boin   acerins  brans 

Et  tant  es  HudeZü«  et  Amaudras  errant 

3632  Qrtnt  il  uoit  DOS  Francois  molt  san  uait  m^ruillant 
,  Ou  qil  uoit  Huede/ow  se  li  dist  maintenant 

3633  Faites  a  ces  cliaitis  oster  ces  riches  brans 

3635      Par  mo«  cliief  ce  dist  Hudes  ains  uos  feront  doulanl 
Se  uos  ne  voleis  croire  Jh(?^us  lou  roi  amant 
Oi  de  lai  sainte  vierge  naikit  an  Beliant 
Voire   dist  Amaudras  or  me  vait  malemant 
Et  dist  a  Hudelon  sire  viellars  puant 

3640     Aveis  me  vos  traut  por  sou  si  laidemant 

Prtr  Mahommet  mon  deu  qi  ie  tres  a  gairant 

3642  Je  nie  lairoie   ansois  geter  an  feu  ardant 
Fol.  7b  Tant  qf  fuse  tous  airs  et  darier  et  dauant 

3643  Qe"  creise  an  celus  (\e  penerent  tirant 

Qant  luj  ne  pot  aidier  mal  me  ferait  garant 

3645  Q«nt  Danemons  loit  si  est  paiseis  auant 

3646  Var  lai  barbe  lou  prant  dowt  li  flosons  sont  grant 
Envers  luj  lou  saichait  dal   poig  qil  ot  si  grant 

3647  Dariere  an  haiterel  li  done  .1.  cop  si  grant 
Cai  ses  pies  laibatit  pues  li  dist  an  riant 
Filz  a  putains  traites  fei  viellart  mescreant 

3650     Certes  mar  medeistes  de  deu  lou  roi  amant 
Qz'  nos  paist  a  gouerne  et  fist  souloil  luxant 
Torpmj  li  airseueqes  uint  celle  part  courant 
Signor  laixies  mau  Türe  parier  per  couenant 
Et  eil  li  respowdirent  tot  a  uostre  talant 

3655     Amins  car  eroj  an  deu  lou  peire  tot  pousant 
Oi  fist  a  eil  a  tere  a  formait  de  noiant 
Anuers  lo  roj   Gmon  te  serons  boi«  garant 

3657     Qant  Amadras  lantant  tos  li  muait  li  sans 
Et  ait  dit  a  Torpm  sermons  ni  uat  niant 
Qe  ereise  an  seluj   qi  an  Jheruzalem 

3660     An  vne  planche  vies  soufrit  mort  et  aihan 

Je  ne  croroie  an  luj  nes  ean  .1.  chien  puant 
Qant  Torpzm-  landandit  san  ot  lou  euer  dolant 
II  hausait  contremont  lo  boin  acerin  bran 
Far  mei  leu  de  la  teste  li  ait  doneit  si  grant 

3665     De  fer  juseans  el  pis  lou  uait  tot  porfandant 
Sertes  si  ait  boin  preste  dist  Hude/ö«  li  frans 
Voire  ear  hien  conkce  dist  ces  filz  Dragolanl 
Mais  de  sai  penitanee  nest  mies  trop  joians 
Car  decj  a  braieir  li  ait  coulej  lou  bran 

3670     Signors  or  del  bie«  faire  ce  lor  ai  dit  Bertrans 
Fol.  8a  Qe  lai  aual  nos  uienent  Sarrazin  a  Persan[t] 

Alomes  asaillir  jel  voel  a  cel  comvmnit 
Ains  qil  preignent  lor  armes  ne  lor  acerins  bra[ns] 


AUS  AFRZ.  HSS.  DER  GR.  HOFBIBLIOTHEK  ZU  DARMSTADT.         533 

Car  gant  kest  desarmeie  ne  val  pais  .1.  besanl 
3675      Bie«  lait  a  otroier  dist  Hudelon  li   frans 

Or  doit  chacuns  monstrer  aikes  so«  hardemant 
Por  cöwforter  Guion  nos  signor  lou  vallant 
£t  por  aidier  K.ar]on  a  Luxerne  la  grant 
Bien  lait  ei  otroiier  ce  dient  li   anfans 

3680  A  cest  mot  de  lai  lor  sont  trestut  dexandanl 

3681  Hudeion  uait  lespeie  par  fierteil  pamoiant 
3685     Ceries  mar  j  anlrestes  filz  a  pulains  [  ] 

Vait  ferir  Cornican  cuj  jl  consut   atant 
Si  lait  par  mej   tranchiet  com  feist  vne   glan 
Atant  es  Danemont  ei  lou  fiers  Dragolant 
Escorfaut  d'Agorie  ei  Barart  ei  Berira>ti 

3690     Sauaris  de  Toulouze  ei  Torpin  lou   vellant 
Abrit  lou   Borguignon  Estoul  lou  comhainnt 
Aus  paiefis  sont  uenus  de   ferir  desirant 
Qant  Sarrazin  les  uoient  an   fue  sont  tornant 
Li  anfans  les  anchausent  qi  les  uont  ociant 

3695      C*^  l^i  fuxies  lou  ior  par  desous  loliuier 

Qant  Francots  asanblerent  a  lai  ganl  lauersier 
Dont  veisies  patens  a  ferir  ei  chaisier 
Huler  glaitir  a  braire  crier  ei  abaiier 
£i  nos  Francois  les  fierent  qi  Jh^jus  pust  aidier 

3700     Qi  lors  ueist  lou  jor  ces  paie«^'  damaigier 

Jii  lun  mort  desor  lautre  v^/-seir  ei  trabuchier 

Plus  an  ont  mis  sans  vie   dauant  aus  el  grauier 
C 
3703     Can   .1.  jor  ne  tuaisent  IUI  cherpantiers 

3705     Dont  oisies  paiens  ei  haute  vois  huchicr 

Fol.  8b  [H]^i  M[ahom  nostre]  sires  car  nos  ueneis  aidier 

[A]iies  mercis  des  airmes  cor  an  ait  g/ant  mestier 

[D]onc  veisies  Francois  desor  aus  airier 

[T]restous  les  ont  ocis  ni   remeist  vns  antiers 

3710  [F]ors  seulemant  la  monte   dun  millier 

371 1  [Et]  eil  san  sont  fuis  an  la  meir  por  noiier 
Sus  saillirent  a  force  c\\acuns  doutoit  laicier 
Qi'  lors  ne  pot  biew  boiure  si  lou  couint  noiier 

3712  [Et]  nos  Francois  saisanblent    san  plus  de  delaiier 
[Et]  tut  li  cowuerlis  qi  deus  pust  cöwcillier 

Lors  firent  tos  le  mors  an  lai  mer  bailancier 
3715     [L]ai  ot  lou  jor  saixit  mains  grant  palais  plenier 

Mainte  salle  p^rrine  a  ment  riche  solier 
3717     San  tirent  lai  vitaille   maiwtenant  descharg;>y 
Se  lai   ferant  an  lost  mener  a  chairoiier 
Lai  citeit  ^rowmanderent  as  dames  a  vis  fier  • 
Mais  ansois  les  ont  fait  k-uer  a  bailixier 


'   //j.  C(;/«mandeiderent.     dei   aiisgi  stricken. 

34^ 


^34  ^-  SCHMIDT, 

A  pani  lai  creance  an  verai  justicier 
Maiwtenant  saisanblerent  li  nobile  guerrie 
De  ci  a  lost  Guion  ne  se  uore'nt  targier 

3718     Qi  umais  wet  cur  chanson  ancowmancier 
Si  se  traie  an  auant  a  laire  lou  noisier 

3720     Con  rois  Gut  saijostait  a  K.ar\on  a  uis  fier 
Et  com  il  li  randit  sai  teste   por  tranchier 
Qßnt  ot  pris  de  Luxerne  lou  g[ra]nt   P^l^s  plen^Vr 

3723  T^e  lai  citeit  isit  lai  riche  copaignie 

De  ci  a  ione  roi  ne  saiseurent  mies 

3724  Ei  cheuachent  ansanble  lai  belle  praierie 

3725  Hude/on  vait  dauant  a  lai  barbe  florie 
Et  Bertrans  a  Barars  a  lai  chiere  herdie 
Laufes  Gut  de  Borgog'ne  belemant  li  escrie 

Fol.  qa  Gantis  rois  debonaires  est  lai  citeit  saisi[e] 

Oiil  dist  Hude/o«  ce  deus  me  benoiie 
3730     Ef  Amaudras  li  glous  ait  lai  teste  tranch[ie] 
Torpins  li  ait  tolue  a  lespeie  forbie 
Por  sou  kil  despisoit  lou  fil  Sai'nte  Mairie 
Gantis  rois  debonaires  or  ne  uos  targies  [mie] 
Mais  alons  a  Luxerne  lai  fort  citeit  gar[nie] 

3735  Et  secourons  Karlen  a  sai  grant  coftpaignie 

3736  Car  grant  mestier  an  ait  jen  ai  nouelle  o[iie] 
Et  cest  mot  saiparoille  lai  riche  baronnie 

3737  Les  chers  fönt  atorner  ou  les  dames  se[  ] 
Les  pauillons  destandant  sor  le  somiers  le[  ] 
Tost  a  jnelemant  a  lai  uoie  se  mistrent 

3740     Or  dirons  de  Karlön  lou  roj   de  Samt  Denise 

Qz  fut  dauant  Luxerne  couresies  et  pla[ins  dire] 
Oigier  en  apelait  si  li  ait  pris  a  dire 
Et  '^at'mon  et  lai  barbe  lou    duc  Sanson  lou  riche 
Signors  dist  Karkmaz«^  por  deu  lou  fil  Marie 

3745     Trop  demoure  rois  Gui  ne  sai  (\e  plus  an  die 
II  ait  plorei  des  jaus  pa/-  fönt  del  euer  sopire 
II  ait  plus  de  VII.  ans  cai  aisis  ceste  ville 
Sires  ce  dist  dus  Y^aimes  ne  uos  amaiies  mies 
Et  rois  Gui  ki  amoine  lai  grant  cheuellerie 

3750     Nait  pais  .III.  mois  paiseis  .IUI.  cites  ait  prise 

3752     II  uanrait  mölt  partans  a  belle  cöwpaignie 

He  deus  dist  Karkma/«^  dame  Samte  Marie 
Apres  iceluj  jor  ne  qt'rroie  plus  viure 

'arl^s  li  rois  de  France  formant  se  demantait 
Dus  Naiwi?j-  de  Bawiere  bien  lou  rec<;«fortait 
Atant  es  .1.  garson  qz  an  loges  antrait 
Rolawjf  et  OWivier  an  sai  uoie  ancontrait 
Fol.  9b  [II  venait]   des    montaignes  qil  grardeit  tier  jor  ait 

3760     [Quant  Rollans]  lait  veut  an  haut  li  escriait 


K' 


AUS  AFRZ.  HSS.  DER  GR.  HOFBIBLIOTHEK  ZU  DARMSTAHT.        535 

[Se  li  a  dejmandeit  dont  viens  tu  et  ou  vais  * 
[Li  garco]ns  li  respont  q<?  tres  bie«  li  dirait 

37^3     [  ]^^  ^'^'^^  ^o^  nioinst  et  pues  li  ^^«terait 

[  ]  ait  fait  dedans  lou  treis  antiait 

3766     [  ]  lou  roi  K(7/-lon  li  mes  sangenoillait 

[Oant  Karies]  lait  veut  an  haut  li  escriait 
[  d]emandoit  dou  viens  tu  et  ou  vais ' 

[Sire  dist]  li  mesaiges  ne  maingai  .II.  jors  ait 

3770     [Bien  a  pjaiseit  .II.  mois  q<?  manvoiaistes  laj 
[Jer  ma]tin  qant  soulois  relust  et  esclairail 
[Me  parti  d]e  Masille  qz"  sor  Mahon  jurait 
[Qil  vanrajit  a  Luxerne  a  tel  poir  qil  ait 

3774  [  ]   viue  force  de  ci  uos  partirait 

3776  Roll;;«^  et  OWivier  les  testes  trancherait 

3775  Et  uostre  cors  meimes  tot  vif  escorcherait 

3777  Sires  dist  li  mesaiges  com  faites  gaut  j  ait 
Plus  sonl  de  .C.  milhtv-j  ne  uos  mantirai  jai 
Qant  lantant  lanpc-z-eres  so«  chief  an  anclinait 

3780  Rollfl^j  et  OWiviers  chafMWj  an  sopiraii 

3781  Li  reis  dist  ai  Ogier  com  lou  cowforterait 
Ortnt  O'x^ier  lantandit  sus  ses  pies  se  dresait 

3782  Et  ait  dit  a  Y>^ar\on  ne  uos  esmaies  jaj 

.V.  dehait  ait  il  <\i  tres  bie«  ni  ferrait 
Et  q/  son  branc  dacier  sor  jaus  nasaiereit 

3785     Qflnt  Frawcois  lantandirent  cha<7««s  se  confortait 
He  deus  dist  lanp^reres  qel  Q.\\evaliex  si  ait 
Beneoite  soit  loure  i\e  Gafrois  langandra 
T    anp(?/-eres  de  France  fut  formant  effrahez 

3789  OgzVr  an  apelait  et  'iSaiinon  lou   harbeit 

Fol.  [Oa     3976     Ains  uos  donrai  Espaigne  et  se  uos   anleueis 
Atant  es  lou  barnaije  danbes  pars  asanbleit 
Dont  reuestent  le  drais  dont  j  eirent  desnucs 
Lanfes  Gin  de   "Roxgogne  cest  an  haut  escrieis 

3980     Enfans  or  a  uos  peires  (\e  conoistre  saueis 
Et  eil  li  respondirent  deus  an  soit  aorez 
II  meismes  ces  cors  est  a  Sanson  aleiz 
Plus  de  .C.  fois  li  baixe  a  lai  bouche  et  lou  neis 
T    anfes  Gut  de  Borgö_^«^  est  aleis  a  Sanson 

3985  Plus  de  .C.  fois  li  baixe  lai  bouche  et  lou  menion 

Et  Berart  a  Thierit  et  Estoul  et  Odon 
Bertrans  li  prous  li  saiges  est  aleis  Naimon 
Et  tut  li  autrc  aulors  sans  point  darestixon 
Pues  qt'  deus  ht/bergait  Sa/«l  Piere  an  prei  Noiron 

3990  Ne  qil  rcsuzitait  lou  cors  S(//wi  Laizeron 

3991  Nout  nus  hons  tel  ioie  an  llabe  nan  chanson 
3993     Com  lou  jor  sos  Luxerne  esgarder  poust  on 

'   JJs.  viens  stu. 


Q' 


536  A.  SCHMIDT, 

Celle  joie  faixant  vinrent  a  treif  K.ar]on 
3995      Laufes  Giii  an  apele  V>er tränt  lou  fil  '^aimon 
Fai  les  dames  uenir  sans  plus  darestixon 
Car  m^ruelle  desiret  chaicune  son  bairon 

3998  Sires  ce  dist  Bertrans  a  deu  beniison 
De  ci  au  chers  a  dames  ni  fait  arestison 

3999  Qant  il  i  fut  uenus  si  criet  a  hau  son 
Dames  or  jus  des  chers  de  pair  lou  roj   Qmion 
Qant  les  dames  lantandent  m^rueille  lor  fut  bon 

4000  Yar  merain   dexandit  Gille  lai  suer  Karion 
Et  auec  li  bele  Aude  vestue  .1.  siglaton 
II  not  ci  bele  dame  antre  Loire  et  Chalon.' 

kant  les  dames   dexandent  grant  joie  i  ot  menej 
Main  et  main  sont  venues  a  loges  et  au  treis 
Fol.  lob     4005     Et  Karki   uait  an^ro/ztre  et  l^azmes  li  barbes 
£t  Sanson  et  Ogiers  et  Richars  laidures 
Li  dwj  Endes  de  Langres  et  des  atres  aises 
Chacuns  ait  pris  sai  ferne  grant  joie  o«t  demenej 
Lou  jor  fut  Celle  lie  qi  ot  son   avoiez 

4010     Et  c\i  ne  lou  trouait  sait  grant  duel  demenej 
Et  Yiarles  lanp^?-eres  lai  fist  bien  marier 
Li  rois  prist  belle  Audain   sait  Rolla«/  apelej 
Biaus  nies  ues  i   seli   q(?  niolt  deues  amev 
Si  fais  ie  uoir  biaus  sire  ja  mar  lou  mescroireis 

4015      Plus  de   .C.  fois  li  baixe  et  lai  boche  et  lou  neis 
Et  'K.ar/es  lanp^reres  ait  fait  par  lost  crier 
Qe  tut  li  Chevalier  soient  an  chers  antres 
.VIII.  jours  auec  lor  fernes  j  soient  sejornes 
Et  proient  dame  deu  lou  roj  de  maieste 

4020     Qe  il  lor  lest  jluec  itel  frut  anjandrer 

Ol  apres  nos  retignent  nos  riches  erites 
Et  il   si  firent  sanpres  qant  il  lot  commande 
O  lor  belies  mo'iUiers  sont  ans  en  chers  antres 
Et  demoinent  g/ant  joie   par  mölt  grant  amiste 

4025     /'~*rant  joie  demenerent  les  dames  o  les  princes 

.VIII.  jours  tos  plains  j  furent  qonkes  ne  san  jsirent 
Qant  tut  j   ont  esteit  a  fait  lou  roi  seruise 
.1.  matin  se  leuait  Karl^i-  de  Saint  Denise 
Dauant  luj   fist  mander  sai  riche   baronie 

4030     Et  eil  i   vinrent  tut  qi  ne  se  targent  mie 
Li  rois  les  ait  menej  ariere  a  .1.  consille 
Iluec  les  araisone  si  lor  ait  pris  a  dire 
Signors  dist  lanp<?reres  ne  lairai  nel  uos  die 
Se  uos  tut  lotroiies  li  miens  cuers  lou  desire 

4035     Ses  dames  san  reuoisent  an  France  lai  garnie 

Fol.  IIa     4157     Et  lanfes  de  Borgo^«^  ne  saixeurait  mies 
'   J/s.    Loire  (■/  Kln   Clialon.      Kln   (Uixpestric/ien. 


K' 


AUS  AFRZ.   HSS.  DER   CtR.  HOFBIBLIOTHEK  ZU  DAKMSTADT.       537 

Et  sai  vois  qil  ot  cleire  mölt  hatemant  ces[ciie] 
Barons  or  del  bie«  faire  deus  nos  soit  en  aide 

4160     Dont  oixies  par  lost  de  cors  tes  melodie 
Et  dehors  et  dedans  ains  tel  ne  fut  oie 
Des  fouceis  fönt  anplir  vne  xf\o\\.  gr^nt  partie 
Et  de  monter  a  murs  chaicuns  das  sauertie 
Et  ^aien  se  defandent  lai  pute  gant  haie 

4165     Getent  pieres  fu  et  pois  qf  est  boillie 

Tes  .C.  an  eschauderent  dont  chacwwj  p^rt  lai  uie 
He  deus  dist  lanfes  Gui  dame  Saz'wte  Marie 

4168     Qz'  cel  signor  portaistes  dont  este  reanplie 

4170     Ne  me  laixies  destrure  mai  belle  cowpaignie 
Mais  lairies  nos  cowkere  ceste  citeit  antie 
Et  YLaAes  lanpfreres  ne  saiseurait  mies 
Venus  est  a  Saint  Jake  jl  a  sai  conpa\gn\e 
.         Fait  j  ait  sorixon  et  sofrande  establie 

4175     Et  eil  de  lost  asaillent  par  malt  grant  et  ailie 
'ar]es  li  anp^reres  ariere  retornait 

Et  eil  de  lost  asaillent  et  de  sai  et  de  laj 

4178  Et  ore  de  midi  com  li  solaus  raiait 

Et  ansi  com  li  aingles  a  K.ar]e  lou  nonsait 

4179  Ensi  com  nostre  sires  lou  roj  Karion  amait 

4180  Del  mur  de  la  citet  .1.  grant  pan  crauantait 
Qant  lanfes  Gut  lou  uit  uers  lou  ciel  anclinait 

4182     Del  chiual  dexandit  dame  dex  aorait 

4185     Lespeie  ait  traite  mie  a  lescut  anbraisait 
Dantrer  an  la  citet  les  anfans  enortait 
Et  il  si  firent  sanpre  ke  nuns  ne  se  tardait 
Et  paien  les  atandent  mai  riens  ne  lor  vadrait 
Fol.  IIb     4190     [C]ar  chacttns  de  ferir  molt  boin  dezir  en  ait 
[Ojcienl  et  abaitent  a  tuent  a  main  tais 

4192  [A]ncor  nel  seit  Rolla«J  qi  asaut  datre  pairt 
[G]ra«t  duel  aurait  a  euer  Qant  le  uoir  sauerait 

4193  /^ant  li  murs  fut  u^z-seis  dowt  anlrent  li  marchis 

p^     Et  fierent  et  abaitent  le  felons  Szxxazins 
4195     [0]nqes  ne  uit  nus  hons  si  grant  abaiteis 
[  ]  peusies  lou  jor  a  Luxerne  veiir 
[S]ouantes  fois  a  crient  Luxerne  et  haut  cris 
Cil  de  lost  lantandirent  H  chevalier  florj 
Qz  o  B^oWant  asaillent  a  murs  daraine  bis 
4200     Tost  et  jnelemant  celle  pari  sont  uertis 

En  la  uille  san  antrent  a  force  et  a  estrif 
Et  trouerent  paietis  delronchies  et  ocis 
Var  mow  chief  dist  Roll««j  Karl<rs  est  de  grant  pris 
Qant  por  luj  fait  uertus  li  roi  de  paraidis 
4205     Molt  est  fors  sai  poxanse  et  il  est  de  grant  pris 
A   ces  paroles  uienent  a  grant  abaiteis 
En  la  precc  se  niislrenl  les  cscus  auanl  mis 


538  A.  SCHMIDT, 

Li  Tills  qi  les  ant-ö«ti"ent  sont  bien  de  la  mort  fi 
QfHit  or  uoit  Aqz'Ians  qil  estoit  si  soprins 

4210     Qe  ne  li  uat  sai  force  uaillant-  .1.  angeuin 
An  sai  galie   vint  et  atant  si  est  mis 
£i  o  luj   .XXX.   rois  de  teres  de  Percis 
II  desancren  lor  neis  et  a  nogier  sont  prins 
Or  les  pust  gouerner  Pilaitre  et  Andecris 

4215      /^cznt  li  rois  Aqelans  fut  antreis  an  la  neif 
?^     Et  il   et  tut  li  rois  cuderent  eschaper 
Mais  dame  deu  de  glore  ne  lou   not  andurer 
Ainz  fist  dedans  lor  uoille  I  molt   fort  uant  vanter 

4219     Qi'  la  fist  pifz-soüer  ei  lou  rnest  troncener. 


III. 

Nr.  3133.  Bruchstück  der  chanson  de  geste  „Hervis  de 
Mes."  Ende  saec.  XIII  oder  Anfang  saec.  XIV  (nicht  des  Gui 

de  Bourgogne,  saec.  XIV,  F.  W.  E.  Roth  Rom.  Forsch.  VI  200  an- 
giebt),  bereits  im  Jahre  1876  im  „Jahrbuch  für  rom.  u.  engl.  Sprache 
u.  Lit."  XV  445 — 450  von  B.  Schädel  veröffentlicht.  Das  einspaltige 
Pergamentdoppelblatt,  das  innere  einer  Lage,  von  17  cm  Höhe  und 
13  cm  Breite  giebt  in  112  Zeilen  (la  27,  Ib  und  IIa  29,  IIb  27)  den 
Anfang  der  im  Auftrag  des  Königs  von  Spanien  durch  drei  Könige 
erfolgenden  Werbung  um  Biautris,  die  Tochter  des  Königs  von 
Tir,  und  Costantinoble.  Das  Blatt  diente,  wie  aus  der  von  Schädel 
falsch  gelesenen  Aufschrift  auf  Bl.  IIa:  „MaiTschafft  jm  Cöllerthal. 
Anno  1603.  an  Geltt.  Theobald  Lew  zu  Sellerbach  jst  Meier*  zu 
schliefsen  ist,  einem  Rentenverzeichnis  als  Umschlag  und  stammt, 
da  das  Köllerthal  und  das  Dorf  Sellerbach  im  Regierungsbezirk 
Trier,  nicht  weit  nordwestlich  von  Saarbrücken  liegen,  aus  der 
Nähe  der  lothringischen  Grenze.  Wie  es  in  das  Haus-  und  Staats- 
Archiv  zu  Darmstadt,  von  welchem  es  an  Gr.  Hofbibliothek  ab- 
gegeben wurde,  gelangte,  vermag,  ich    nicht  zu   bestimmen. 

Einige  Bemerkungen  über  das  Bruchstück  nebst  einer  Ver- 
besserung der  falschen  Stellen  in  Schädels  Abdruck  nach  einer  in 
seinem  Besitz  befindlichen  photographischen  Nachbildung  veröffent- 
lichte Herr  Prof.  E.  Stengel  im  III.  Hefte  seiner  „Ausgaben  und  Ab- 
handlungen aus  dem  Ciebiete  der  romanischen  Philologie".  Mar- 
burg 1881  auf  S.  XIX  und  XX  des  Vorworts.  Ich  bemerke  dazu, 
dafs  Z.  I  (la  i)  zu  lesen  ist  va7irai  (\\\c\\\.  7)anrci\  Z.  g6  (IIb  13)  doch 
wohl   tcrestes  (statt  cerestes). 

An  folgenden  Stellen,  wo  H.  Hub,  La  Chanson  de  Heruis  de 
Mes.  Marburg  187g  (Diss.)  S.  72  gleichfalls  Lesefehler  vermutet, 
giebt  Schädel  dagegen  die  Hs.  richtig  wieder: 

Z.  8  den.  —  Z.  23  henis.  —  Z.  45  pailerent  (verschrieben  für 
parlerenl).  —  Z.  78  sojt. 

Nachschrift.  Die  oben  bei  Hs.  3133  erwähnte  falsche  Angabe 
ist  nicht  die  einzige  Ungennuigkeil,   welche  sich   in  den  von   F.  W. 


AUS  AFRZ.  HSS.  DER  GR.  HOFBIBLIOTHRK  ZU  DARMSTADT.  53g 

E.  Roth  in  den  „Romanischen  Forschungen"  VI  ig8  ff.  i88g  ver- 
öffentlichten „Mittheilungen  aus  altfranzösischen,  italienischen  und 
spanischen  Handschriften  der  Darmstädter  Hofbibliothek"  findet. 
Die  ganze  Arbeit  ist  äufserst  unzuverlässig  und  nur  mit  gröfster 
Vorsicht  zu  benutzen.  Zur  Warnung  mögen  hier  zwei  weitere 
Proben  stehen. 

Die  in  Hs.  133  enthaltenen  Anciennes  Croiiiques  de  Pise  sollen 
eine  „Übersetzung  auf  Veranlassung  Herzog  Karls  des  Kühnen  von 
Bernardo  Marangone  Chroniche  della  citta  di  Pisa  ins  Französische, 
cf.  Tartinii  Script,  rer.  Ital.  1  307.  Ausgaben  bei  Potthast  s.  v.  und 
Wattenbach  G.  G.  ed.  V,ii  294"  sein.  Hätte  Herr  Roth  nur  einen 
Blick  in  die  Chronik  des  Marangone  geworfen,  anstatt  eine  Bleistift- 
notiz in  dem  alten  Handschriftenkatalog  der  Hofbibliothek  unver- 
standen und  kritiklos  abzuschreiben ,  so  würde  er  sofort  erkannt 
haben,  dafs  der  Inhalt  des  Marangone  ein  ganz  anderer  ist  als  der 
unserer  Chronik.  Die  Hinweise  auf  Potthast  und  Wattenbach  waren 
nur  eitel  Flunkerei.  Das  italienische  Original  ist  noch  nicht  bekannt. 
Vgl.  üoer  die  Chronik,  von  welcher  sich  andere  Handschriften  in 
Brüssel  (Catalogue  des  Mss.  de  la  Bibl.  R.  des  Ducs  de  Bourgogne 

II  416)    und    Paris    (Delisle,  Le  Cabinet    des  Mss.  de  la  Bibl.  Nat. 

III  341)  befinden,  das  Archivio  storico  Italiano  VI  i  S.  XXXI  ff.,  wo 
nach  einer  Pariser  Handschrift  die  Überschriften  der  Kapitel  48 — 
68,  der  Proiogue  und  das  letzte  Kapitel  abgedruckt  sind. 

Auf  dem  Vorsetzblatte  der  Hs.  i  6qq  soll  nach  Roth  stehen : 
A'Ä  Cette  vie  de  J.  C.  manuscrite  est  une  traduction  Gau/oise  de 
la  vie  de  J.  C.  ecfite  en  latin.  Cette  traduction  a  ete  faite  par  ordre  du 
prince  Jean,  duc  de  Berry,  diic  d^Auvergne,  conite  de  Poytoii  celt  (1. 
terz)  fils  die  roi  Jean  I  etc.  Die  sinnreiche  Konjektur  des  Herrn 
Roth  terz  statt  des  unverständigen  celt  ist  leider  überflüssig,  da  das 
von  ihm  celt  gelesene  Wort  hinter  den  Titeln  einfach  etc.  heifst. 
Schon  das  Komma  hinter  diesem  Worte  hätte  ihn  hindern  sollen, 
es  zu  fils  zu  ziehen.  Die  ganze  Stelle  ist  der'  Flinleitung  .  des 
Buches  entnommen,  wo  es  heifsl  „Conte  de  poytou  et  deste?npes". 
Der  Schreiber  des  aus  dem  18.  Jahrh.  stammenden  Eintrags  konnte 
destempes  {d'Etampes)  wahrscheinlich  auch  nicht  lesen,  oder  wollte 
nur  die   Titel   abkürzen    und  schrieb   dalu^r  etc. 

.\D0I,K  SCHMIDl. 


BESPRECHUNGEN. 


Grammatica  poi-tugueza  (3''>  anno).  Por  Joäo  Ribeiro,  Autor  do  „Dic- 
cionario  gramatical".  Terceira  edi^äo.  Rio  de  Janeiro.  Livraria  Classica 
de  Alves  &  Co.      1889.    8».    326  SS. 

Über  den  Zweck  des  vorliegenden  Buches  belehrt  uns  der  Verfasser 
S.  373  wie  folgt :  „A  minha  inten^ao  foi  a  de  escrever  um  livrinho  util  e 
claro  que  desaffrontasse  a  glottologia  elementar  do  imminente  descredito  que, 
a  olhos  profanos,  parece  entre  nös  amea9al-a".  Der  Verfasser  der  die  Werke 
F.  Diez',  Coelhos,  der  Frau  Michaelis,  Cornus,  die  Romania  und  die  Zeit- 
schrift für  rom.  Phil,  citiert,  zeigt  das  erfreuliche  Bestreben  der  romanischen 
Philologie  in  seiner  Heimat  Eingang  zu  verschaffen ,  und  scheint  sich  sein 
Buch  als  eine  Einführung  in  die  wissenschaftliche  Grammatik  gedacht  zu 
haben.  Ribeiro  beginnt  mit  einigen  allgemeinen  Bemerkungen  über  Grammatik 
(S.  I  — 14),  in  denen  Reinhardstöttner,  Ltbl.  1890  S.  315  sonderbarer  Weise 
eine  „schätzenswerte  Einleitung  in  die  historische  Grammatik"  erblickt,  be- 
handelt darauf  Accent  und  Quantität  (S.  15 — 20),  dann  die  Lautlehre  (S.  21 — 
56),  einiges  aus  der  Orthographie  (S.  56 — 68),  die  Morphologie  und  Wort- 
bildung, worin  zugleich  das  Verbum  abgehandelt  wird  (S.  69 — 160),  die  Ety- 
mologie (S.  161^ — 207),  die  Syntax  (S.  208 — 279),  dann  wieder  Orthographi- 
sches wie  die  Interpunktion  und  die  Anwendung  der  Majuskeln  etc.  (S.  280 — 
289),  endlich  sprachliche  Fehler  und  dialektische  Unterschiede  zwischen  dem 
Brazilianischen  und  dem  Portugiesischen.  Die  Darstellung  des  behandelten 
Stoffes  zeigt  dafs  der  Verfasser  sich  in  der  Fachlitteratur  fleifsig  umgesehen 
und  viel  Material  für  die  Lösung  seiner  Aufgabe  gesammelt  hat ;  sie  zeigt 
aber  auch  zugleich  dafs  er  seinen  Gegenstand  noch  nicht  wissenschaftlich  be- 
herrscht. Das  gesammelte  Material  ist  weder  kritisch  verwertet  noch  sachlich 
geordnet,  welch  letzterer  Mangel  sich  besonders  in  der  Lautlehre  und  in  den 
morphologischen  und  etymologischen  Abschnitten  fühlbar  macht;  lückenhaft 
ist  es  z.  B.  in  der  Behandlung  des  Verbums.  Eine  eingehende  Besprechung 
des  Buches  verbietet  schon  der  Raum,  doch  dürften'  folgende  Beispiele  zur 
Rechtfertigung  unseres  Urteils  genügen :  S.  28  wird  das  erste  r  in  sarar  als 
aus  dem  n  von  sanar  entsprungen  erklärt,  S.  29  velho  aus  -veflum  statt 
*vec'lum.  —  S.  46  wird  /  statt  d  in  Gil  aus  Aegidius  auf  dieselbe  Linie 
gestellt  mit  demjenigen  in  7nadrilense  und  Madrid,  während  wir  dort  einen 
Fall  von  Suffixvertauschung  vor  uns  haben.  —  S.  48  fafst  Ribeiro  das  d  von 
escada,    humilde,    lebelJe    als    ein   ,,refor90    notavel    e    raro"  auf    und    erklärt 


J.  KIBEIRO,    GRAMMATICA   POKTrorEZA.  54  I 

escada  aus  scahi  statt,  wie  Cornu  (Rom.  X)  geze'gt  hat,  aus  escalada,  escaada. 
In  humilde  etc.,  rührt  das  d  vielmehr  von  der  Analogie  des  Subst.  hurnildade 
her,  während  util  nicht  populär  ist.  —  S.  50:  Als^o  nichi,  wie  hier  und  öfter 
gesagt  ist,  von  aliquis,  sondern  aliquid.  —  S.  56  copo  nicht  durch  Metathese 
aus  poculum,  sondern  von  cuppa  für  cftpa.  —  S.  93 — 94  nennt  der  Verfasser 
als  ältere  Formen  vom  Pronomen  eu  die  unmöglichen  ieu  und  gezi,  deren  letztere 
er  mit  folgender  Stelle  aus  Vat.  no.  224  belegt:  ,,Estranha  vida  vivo  geu, 
senhor".  Es  ist  natürlich  viv'oj^eu  zu  lesen.  Vielleicht  lag  dem  Verfasser 
die  Ausgabe  von  Braga  vor.  —  S.  94  lesen  wir  weiter :  ,,0  pronome  y  (no 
francez  y)  existice  durante  muitos  seculos,  notavelmente  com  a  forma  hi.  Con- 
funde-se  com  o  adverbio";  ebenda  heifst  es:  „A  varia9ao  te  apparece  algumas 
vezes  no  portuguez  antigo  com  a  forma  che,  xe''  etc.  Ribeiro  meint  wohl  das 
apg.  Pronomen  xe,  xi  ^^  sibi.  —  S.  129  lesen  wir  in  einer  Anmerkung  zum 
Artikel  lo,  dessen  Erhaltung  Ribeiro  dem  Wohllaut  zuschreibt :  ,,Os  qua 
dizem  que  o  l  e  simplesmente  euphonico,  explicam  a  permuta  r  = /,  em 
amar-o  =  atnal-o.  Mas  como  admittir  permutas  como  j  em  /,  ■  em  vol-o, 
contra  todas  as  regras  da  phonetica?  Houve,  pois,  queda  da  letra  precedente 
r,  s  etc.  e  conserva9äo  do  artigo  /o",  und  S.  186  wieder:  „As  förmas  lo,  la 
que  na  lingua,  por  causa  de  dialectos,  parduräram  conjunctamente  com  0,  a". 
Die  Assimilation  des  finalen  r,  s  an  das  /  des  Artikels  ist  dem  Verf.  offen- 
bar unbekannt.  —  S.  130  werden  die  Pronomina  algtiem,  quem,  ningtiem  als 
Bildungen  mit  einem  Suffix  -em ,  in  dem  Ribeiro  hörnern  oder  um  sieht ,  er- 
klärt. Ähnlich  wieder  S.  190.  —  S.  159  finden  wir  hontem  =  haue  noctem, 
S.  188  richtig  =  ad-noctem.  —  S.  189  wird  als  Etymon  von  aquelle  ecce- 
illum,  von  aquesto  ecce-istum  statt  eccu'  illum  etc.  gegeben.  Vgl.  aqui  = 
eccu'  hie  und  ajj?>w  ^  ecce-sic.  —  S.  198  findet  sich  trouxe  =^  \X2^yX  statt 
*traxui,  trago  =  traho  etc.  —  S.  207  endlich  vermutet  Ribeiro  in  dem  Aus- 
ruf dque  d'el-rei  ein  celtisches  ak,  während  das  Etymon  im  Lateinischen,  und 
zwar  hier  in  eccum  zu  suchen  ist.  Vgl.  aqid  z=  eccu'hic.  So  freudig  nun  auch 
das  vorliegende  Buch  als  der  Vorbote  romanischer  Forschung  in  Brasilien  zu 
begrüfsen  ist,  so  wird  man  doch  im  Hinblick  auf  die  obigen  Beispiele,  deren  Zahl 
sich  unschwer  vermehren  liefse,  Prof.  Reinhardstöttner  keineswegs  beipflichten 
wollen,  wenn  er  Ltbl.  1890  S.  315  seine  Besprechung  von  Ribeiro'sWerk  mit  den 
Worten  schliefst:  ,,Für  alle  jene,  welche  dem  Studium  des  Portugiesischen 
auf  wissenschaftlichem  Boden  nahe  treten  wollen,  und  welche  mit  den 
Elementen  der  Sprache  sich  vollkommen  vertraut  gemacht  haben,  giebt  es  zur 
Stunde  kein  Buch,  das  sie  rascher  und  sicherer  in  das  Verständuis  des  Por- 
tugiesischen, in  die  historische  Entwickelung  desselben,  seine  Etymologie,  den 
damaligen  Stand  der  Forschung  auf  diesem  Gebiete  einführen  könnte  als  die 
vorliegnnde  Grammatik."  Dieses  Urteil  ist  um  so  befremdlicher  als  dem  be- 
treffenden Recensenten  seiner  Zeit  die  treflliche  Arbeit  Cornu's  in  Gröbers 
Grundrifs  schon  zur  Hand  sein  mufste. 

II.  R.  Lang. 


542  BESPRECHUNGEN.     V.  REINHARDTSTÖTTNER, 

Luis'   de   Camoens   Leben.     Nebst   geschichtlicher   Einleitung   von   Wil- 
helm Storck.     Paderborn,  Ferd.   Schöninglj.     1890.     XVI,  702  SS. 

Schon  vor  Jahren,  als  ich  Storcks  meisterhafte  Übersetzung  der  lyri- 
schen Gedichte  Camöes'  anzuzeigen  hatte,  wies  ich  darauf  hin,  dafs  in 
den  trefflichen  Anmerkungen  die  ganze  Biographie  des  Dichters  enthalten 
sei.  Was  Storck  ein  Leben  lang  mit  seltenem  Fleifse  gesichtet  und  ge- 
sammelt hat,  findet  sich  nun  zu  einem  stattlichen  Bande  vereint  und  bildet 
eine  Lebensbeschreibung  des  portugiesischen  Sängers,  die  alle  bisherigen 
innerhalb  und  aufserhalb  Portugals  erschienenen,  nicht  etwa  berichtigt  und 
ergänzt,  oder  entbehrlich  macht;  nein,  alles  bisher  Geschriebene  ist 
einfach  unbrauchbar  geworden.  Die  deutschen  Biographen  des  Dichters 
mögen  sich  trösten ;  sie  konnten  sich  ja  doch  nur  auf  die  portugiesischen 
Forscher  stützen;  dafs  aber  die  erste  kritische  und  darum  einzig  wertvolle 
Darstellung  der  Lebensverhältnisse  des  gefeierten  Fpikers  in  Deutschland  er- 
schien und  dies  nahezu  zehn  Jahren  nach  der  prunkhaften  Centenarfeier,  die 
doch  hunderte  von  Federn  in  Bewegung  setzte ,  darf  man  als  einen  Triumph 
der  deutschen  Wissenschaft  bezeichnen.  Das  Werk,  das  Storck  der  Univer- 
sität Coimbra  zu  ihrer  sechshundertjährigen  Jubelfeier  widmet,  ist  wohl  die 
schönste  Gabe,  deren  sie  sich  rühmen  darf,  schon  darum  weil  bereits  in  der 
Widmung  „Luis  de  Camoens  Geburts-  und  Bildungsstätte  Coimbra"  das 
Resultat  tiefgehender  Forschung  liegt,  der  zufolge  nicht  Lissabon ,  wie  man 
bisher  so  ziemlich  allgemein  annahm,  des  Dichters  Heimat  ist.  Wenn  Lessing 
Romeo  und  Julie  als  ein  Stück  bezeichnet,  an  dem  die  Liebe  selbst  hat 
dichten  helfen,  so  mufs  man  angesichts  der  Biographie  Storcks  bekennen,  dafs 
es  nur  die  vollste  Hingabe  an  die  Persönlichkeit  des  Sängers,  das  tiefste 
Eindringen  in  sein  poetisches  Fühlen ,  eine  vollständige  Rekonstruktion  des 
Denkens  und  Schaffens  jener  für  Portugal  verhängnisvollen  Tage  ein  solches 
Werk  ermöglichte,  wenn  sich  zu  allen  diesen  Vorbedingungen  auch  noch  ein 
scharfer,  kritischer  Blick ,  genaueste  Kenntnis  der  historischen  Einzelheiten 
und  ein  gründliches  Verständnis  für  die  Sprache  gesellte. 

Die  Resultate  von  Storcks  Forschungen  sind  um  so  höher  zu  schätzen, 
als  er  seiner  Arbeil  die  völlig  richtigen  Worte  voransetzen  darf:  „Thatsäch- 
liches  aus  Camöes' Lebens-  und  Entwickelungsgange  ist  nur  weniges  bekannt ; 
mit  Mutmafsungen  füllt  ältere  Überlieferung  wie  jüngere  Forschung  die  Lücken", 
und  da  des  Camöes'  Leben  „von  den  Landsleuten  des  Dichters  erst  dann  zum 
Gegenstande  der  Nachforschung  und  Aufzeichnung  gemacht  wurde,  als  die 
Lippen  der  wenigen,  welche  auf  derlei  Fragen  sichere  Auskunft  gewufst  hätten, 
bereits  verstummt  waren."  Nach  einer  Kritik  der  ersten  Quellen  für-  die 
CamSesforschung,  des  Luis  Franco,  Correia,  des  Manoel  Correa  Mon- 
tenegro und  Diogo  do  Couto  und,  nachdem  er  auch  alle  übrigen,  die  sich 
mit  dem  Dichter  beschäftigten ,  auf  ihren  kritischen  Wert  hin  geprüft  hat, 
nachdem  er  ferner  einen  geschichtlichen  Überblick  über  die  Entwickelung 
Portugals  bis  auf  König  Sebastian  gegeben,  beginnt  Storck  seine  Forschung, 
deren  Resultate  schon  der  Laie  am  besten  würdigen  kann,  wenn  er  sie  mit 
dem  über  Camöes  bisher  Bekannten  und  Berichteten  vergleicht.  Es  ist  dies 
um  so  leichter,  ah  jedes  Kapitel  nach  Erschöpfung  der  kritischen  Arbeit  mit 
einer  schlichten  Zusammenstellung  des  gewonnenen  Resultates  endet. 


W,  STORK,    LUIS     DE  CAMOENS  LEBEN.  543 

CamSes  ist  in  Coimbra  geboren;  „entscheidend  für  Coimbra  als  des 
ComSes  Geburtsort  sind  „die  Ansässigkeit  der  Familie,  die  Anhänglichkeit  des 
Dichters"  und  seine  eigenen  „Verse  der  vierten  Canzone  (S.  113)."  Das  Ge- 
burtsjahr des  Dichters  ist  „mit  völliger  Sicherheit"  nicht  festzustellen;  „aber 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  er  um  die  Mitte  der  zwanziger  Jahre 
des  sechzehnten  Jahrhunderts"  geboren  (S.  136).  Mit  grofsem  Scharfsinn 
weist  Storck  nach,  dafs  Camöes  seine  Mutter,  Anna  de  Macedo  ,  bei  seiner 
Geburt  verlor,  dafs  also  Anna  de  Sä  seine,  allerdings  vortreffliche  Stief- 
mutter war  (S.  152,   173). 

Und  so  verfolgt  der  Biographe  teils  mit  unwiderleglichen  historischen 
Beweisen,  teils  mit  Hypothesen,  welche,  den  einzelnen  Versen  des  Dichters 
entnommen  und  auf  sie  gestützt,  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich  haben ,  das 
abenteuerliche  Leben  Camöes',  an  dessen  unaufgeklärte  Perioden ,  wie  bei 
Shakespeare ,  natürlich  die  meisten  Anekdoten  sich  knüpften ,  bis  zu  seinem 
Ende,  das  nach  urkundlicher  Feststellung  eines  Freitags  den  lO.  Juni  1580 
eintrat. 

Es  ist  hier  nicht  der  Raum,  der  einzelnen  Untersuchungen  zu  gedenken, 
welche  für  den  Camöesforscher  von  hoher  Wichtigkeit  sind  und  alle  gleich- 
mäfsig  zu  neuen  Errungenschaften  führen,  die  sich  oft  auch  nicht  auf  Portu- 
gal allein  beschränken ,  sondern  die  ganze  Litteralur  der  romanischen  Völker 
jener  Periode  umfassen. 

Es  ist  eine  Ehrenschuld  Portugals  Storck  gegenüber,  nachdem  es  einem 
Ausländer  die  kritische  Schilderung  des  Lebens  seines  volkstümlichsten 
Dichters  überlassen  hat,  dieselbs  neidlos  anzuerkennen  und  sie  durch  eine 
genaue  Übersetzung  recht  bald  zu  einem  nationalen  Buche  zu  machen  —  zu- 
gleich zu  einem  Vorbilde  gründlicher  wissenschaftlicher  Arbeit  für 
die  jungen  einheimischen  Forscher  auf  historisch-litterarischem  Gebiete. 

V.  Reinhardstöttner. 


Sduard  Schwan,  Grammatik  des  Alt  französischen  (Laut-  und  For- 
menlehre). Leipzig,  Fues's  Verlag  (R.  Reisland),  1888.  VlII,  172  S.  ü". 
Das  Urteil  über  Schwans  Altfranzösische  Laut-  und  Formenlehre  im  All- 
gemeinen dürfte  nach  den  Ausführungen  von  W.  Meyer-Lübke  (Ztschr.  f.  neu- 
franz.  Sprache  u.  Litt.  X  S.  273  ff.),  Mussafia  (Ztschr.  f.  das  Realschulwesen 
XIV  S.  65  ff.  und  S.  257  ff.)  und  Horning  (Literaturblatt  1889,  S.  217),  denen 
ich  mich  auch  in  den  meisten  Einzelausstellungen  anschliessen  kann,  fest- 
stehen: es  ist  ein  nützliches,  willkommenes  Buch,  in  der  Absicht  und  meist 
auch  in  der  Anlage  wohl  zu  loben,  im  einzelnen  aber  noch  an  sehr  vielen  Stellen 
verbesserungsbedürftig.  Um  auch  meinerseits  für  die  zweite  Auflage  einige 
Scherflein  beizusteuern,  stelle  ich  in  folgendem  einiges  von  dem  zusammen, 
was  ich  mir  s.  Z.  bei  der  Lektüre  des  Buches  angemerkt  habe:  ich  lasse  dabei 
natürlich  weg,  was  inzwischen  schon  von  den  andern  Rezensenten  ausge- 
sprochen ist,  ebenso  das,  dessen  Erörterung  zuviel  Raum  hier  einnehmen 
würde  und   daher  besser  für  einen  besonderen   Aufsatz  aufgespart  iileiht.' 

*  Die  Wünsche  Meyers,  die  Anordnung,  die  Liiteraturnachweise,  die  Dia- 
lekte betreffend  glaube  ich  nur  unterstützen  zu  können. 


544  BESPRECHUxNTGEN.      F.  NEUMANN, 

Das  Kapitel  „Das  gallofränkische  Volkslatein  und  das  Schriftlatein" 
leidet  an  dem  Grundfehler,  dafs  hier  in  bunter  Reihe  Lautgesetze  aufgeführt 
werden,  welche  in  ihrer  Wirkung  ganz  verschiedenen,  z.  Th.  weit  auseinander 
liegenden  Perioden  angehören  ;  alte  gemeinvulgärlateinische  Wandlungen  neben 
ganz  jungen,  erst  einzelsprachlichen  Erscheinungen,  letztere  z.  Th.  ganz  sub- 
jektive Konstruktionen  auf  Grund  spezieller  Auffassungen  des  Verfassers  in 
Bezug  auf  einige  Kapitel  der  französischen  Sprachgeschichte  (z.  B.  cogito  §10, 
carruta,  ruta  etc.  §  36,  rendei  u.  s.  w.).  Eine  solche  vulgärlat.  Grammatik 
mufs  dem  Anfänger  falsche  sprachhistorische  Vorstellungen  erwecken,  u.  a. 
die,  als  ob  von  Alters  her  bis  zum  Eintritt  der  roman.  Volkssprachen  alle 
diese  Jahrhunderte  hindurch  ein  Volkslatein  gesprochen  worden  wäre,  das  zu 
allen  Zeiten  die  verzeichneten  Charakteristika  aufgewiesen  hätte.  Ich  würde 
vorgezogen  haben,  wenn  Verf.  in  diesem  einleitenden  Kapitel  kurz  zusammen- 
gestellt hätte,  was  sich  aus  den  verschiedenen  Quellen  des  Vulgärlatein,  vor 
allem  aus  einem  Vergleich  der  romanischen  Sprachen  (an  der  Hand  etwa  von 
Gröbers  Substraten)  an  alten,  gemeinvulgärlat.  Unterschieden  gegenüber  der 
Schriftsprache  ergiebt;  alles  weitere  würde  ich  in  das  Kapitel  „Die  lat.  Laute 
in  ihrer  Umbildung  in  das  Altfr."  verweisen.  Ein  weiterer  Fehler  dieses  Ab- 
schnittes besteht  in  folgendem.  Die  vlat.  Formen ,  wie  sie  vom  Verf.  ange- 
setzt werden,  weisen  in  sehr  vielen  Fällen  eine  grofse,  den  Anfänger  irre- 
führende Ungleichmäfsigkeit  auf;  ich  setze  ein  paar  Beispiele  her,  welche  ich 
mit  zufällig  bei  Lektüre  des  Buches  notiert  habe.  §  131,  2  logurju,  §  18" 
wgurxu,  §  308  *iügtiru  (der  *  scheint  andeuten  zu  sollen,  dafs  diese  Form 
ohne  /  für  eur  zu  erschliefsen  ist;  wahrscheinlich  veranlafst  den  Verf.  hierzu 
das  2<,  wofür  er  wohl  iii  erwartet:  ein  Druckfehler  scheint  mir  demnach  an 
dieser  Stelle  ausgeschlofsen);  §  268  tavula,  §9  taula;  §  195  gwardare,  aber 
guastare ;  §  134  em.micu,  §  83  enntnicu;  §  17  febr^r'iu,  §  89  februcr\u;  §  120 
lucente,  §  322  servjz.nte\  §  322  tstaticu,  §  263  tspessu,  §210  espatula  etc. — 
§  260  stetuit,  §  164  Spathula;  §  y:i^  jeünu,  §  322  jejunu;  §  85  sedica  (siege), 
§  228,  322  sedja  (vgl.  meine  Bemerkung  zu  §  149)!  §  54i  ^37  soror'yu,  §  248 
soroiicu;  §  58  cerju  (cirge),  §  248  cericu;  §  9  gauta,  §  269  gabata;  §  133 
orridii,  §  136  horridu;  §  67  plaket,  §  86  dece;  \  \<\']  fabr(i)cat,  §  \\6 /(orica; 
§  '37  <tpju  (ache),  §  227  apj'a;  §  208  altare,  §  159  ^a/tale;  §  178  colligire, 
§  135,  2  und  465  das  unmögliche  collire;  buntes  Durcheinander  herrscht  in 
Bezug  auf  Hiatus-z,  das  bald  als  i,  bald  als  j  erscheint:  §  i'^  filjus  vinja, 
§  X"/  janwerju  etc.,  §  17  victualia,  febreriu,  §  28  doliu,  menesteriu,  §  36  y'aw- 
■weriu  {stets  janwerju  st.  jenv.);  §41    ostrja,  §  38  repatriare  u.  s.  w.' 

§  8.  „Die  römische  Volkssprache  kennt  nicht  den  .  . .  Unterschied  der 
Vokalquantität,  sondern  nur  einen  Unterschied  der  Vokalqualität."  Indem 
Schwan  demnach  die  Bedeutung  der  Quantität  für  Entwickelung  der  Vokale 
leugnet,  erweist  er  sich  als  Anhänger  von  Böhmers  ,, Klang  nicht  Dauer"  und 
als  Gegner  des  Ten  Brinkschen  Gesetzes  von  ,, Dauer  und  Klang".  Ich  mufs 
gestehen,  dafs  ich  nicht  begreife,  wie  man  sich  bei  dieser  —  freilich  vielfach 
beliebten  —  Umgehung    des   Ten  Brinkschen    Quantitätsgesetzes    verschiedene 


*  Einer  sorgfaltigen  Controle  sind  die  vlat.  Substrate  betreffs  der  Frage 
zu  unterwerfen,  welche  von  ihnen  als  unbelegt  mit  *  zu  versehen  sind, 
welche  nicht. 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  Al.TFRANZÖSISCHEN.  545 

Erscheinungen  des  späteren  franz.  Vokalismus  erklären  will.  Ein  Beispiel 
genügt.  Lat.  diürnum,  *succürsuni ,  dolorem,  honorem,  ciamöre?>i  ergeben 
allesammt  den  gleichen  franz.  ö-Laut,  sind  also  in  Rücksicht  auf  die  Vokal- 
qualität der  Tonsilbe  ganz  gleich:  daher  die  häufigen  Reime  -wie  j'or  :  clamor 
ehrest.  Ywain  2763,  jor  :  enor  Cliges  3977;  dolors  ;  secprs  ebd.  635.  Trotz- 
dem haben  wir  nicht  lange  Zeit  hernach  verschiedene  Refle.xe,  wie  sie  noch 
in  nix/.,  jour  secours  einerseits,  honneur,  clameur,  douleur  andererseits  zu 
Tage  treten.  Etwa  nun  in  Rücksicht  auf  den  Unterschied  70«/-  —  honneur  für 
jpr  :  enpr  einen  ganz  minimalen  Qualitätsunterschied  annehmen  zu  wollen, 
der  mit  der  ursprünglich  gedeckten  bezw.  freien  Stellung  zusammenhinge,  das 
hiefse  einem  bestimmten  Falle  zu  Liebe  den  altfranz.  Dichtern  ein  Ignorieren 
von  Vokalqualitätsunterschieden  zutrauen,  das  mit  der  sonstigen  strengen 
Rücksicht  auf  die  feinsten  Vokalnuancen  (vgl.  die  3  ^-Laute  älterer  Zeit)  in 
schreiendstem  Widersprucli  stände.  Wie  obige  Reime  zeigen ,  waren  aber 
nicht  blofs  die  o-Laute,  sondern  ebenso  auch  die  auf  dieselben  folgenden 
Konsonanien  qualitativ  völlig  gleich.  Wenn  nun  aber  die  qualitativen 
Voraussetzungen  in  jeder  Beziehung  gleich  und  nur  diese  nach  Schwan  für 
die  weitere  Entwickelung  der  Vokale  mafsgebend  sind,  woher  dann  die 
Spaltung  in  ou  und  eu}  Es  ist  also  evident,  dafs  die  Vokal  qualität 
allein  hier  nicht  ausreicht,  um  die  zwei  Wege  zu  erklären,  welche  o  in  seiner 
weiteren  Entwickelung  einschlägt.  Man  sucht  sich  zu  helfen  und  sagt  wohl: 
p  in  ursprünglich  gedeckter  Stellung  wird  ou,  in  ursprünglich  freier 
Stellung  eil.  Das  ist  nur  scheinbar  eine  E!rklärung,  in  Wirklichkeit  nur  eine 
Umschreibung  der  Thatsachen,  wie  man  sie  früher  wohl  auch  für  Erklärungen 
auszugeben  liebte.  Wir  haben  aber  für  die  Erklärung  der  aus  gleich- 
artigem jpr  —  enor  entwickelten  ungleichen  Formen  jour —  honneur 
nur  mit  jpr  —  e7ipr  als  unmittelbarer  Basis  zu  rechnen.  Dafs  jor  in  weiter 
zurückliegender  Gestaltung  ein  p  in  gedeckter  Stellung  hatte,  enpr  dolor  etc. 
dagegen  ein  o  in  freier  Stellung ,  ist  für  den  Übergang  von  jpr  enpr  zu 
jour  honneur  an  sich  gänzlich  gleichgiltig.  Wie  kann  ein  zeitlich  weiter 
zurückliegender  Unterschied  zwischen  gedeckter  und  freier  Stellung,  der 
in  Formen  wie  jor  enor  ja  aufgehoben  ist,  über  diese  für  geraume  Zeit 
gleiche  qualitative  Gestallung  hinaus  neuerdings  wieder  einen  Unterschied 
(der  Qualität)  bewirken?  Anders  gestaltet  sich  die  Sache,  wenn  wir  mit 
Ten  Brink  annehmen,  dafs  mit  gedeckter  und  freier  Stellung  der  Vokale 
im  Gallolatein  sich  stets  ein  quantitativer  Unterschied  verbunden  hatte,  mit 
jener  Kürze,  mit  dieser  Länge.  Dann  erklärt  sich  alles  leicht:  p  von 
jor  konnte  wegen  seiner  Kürze  keine  Diphthongisierung  erfahren,  wäh- 
rend ü  in  enor,  wie  auch  sonst  lange  Vokale  ihrer  Natur  gemäfs  thun,  diph- 
thongisierte.  Dafs  trotz  solcher  Quantitätsunlerschiede  Dichte  r  y'«/- :  f«(>r  etc. 
reimten,  ist  ohne  Bedenken,  da  für  den  Reim  Qualitätsgleichheit  in  erster 
Linie  mafsgebend  ist.  Wie  in  diesem  Falle,  so  enthält  auch  in  vielen  anilcrn 
das  Ten  Brinksche  Gesetz  den  Schlüfsel   zum  gesammtcn   franz.  Vokalismus. 

Zu  §  9,  2  a)  b)  hätte  wohl  der  Ausnahmen  wie  prcda  prestu  u.  s.  w.  Er- 
wähnung geschehen  können;  dann  wäre  prestu,  das  ja  bekanntlich  j?  hat, 
auch  an  seiner  richtigen  Stelle.  —  d)  Der  Grundfehler  der  Aufstellungen  in 
diesem  Absatz  ist  von  Mussatia  und  Meyer  am  angeführten  Oite  schon  dar- 
gethan.     Ich  vermisse  jedoch  hier  noch  Erwähnung  des  bekannten  Gesetzes  von 


540  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

au  —  t'i  :  a  —  t'i  in  agustus,  agurium,  ascultat,  wofür  die  Beispiele  schon  bei 
Schuchardt,  Vok.  II  308  ff.  Schwan  scheint  das  Gesetz  nicht  zu  kennen  oder 
nicht  anzuerkennen.  Denn  §  131,2  heilst  esi-  Auch  w  {au)  wird  im  Hiatus 
vor  y  ^^x  e:  wgurj'u  :  eür.  Dagegen  findet  sich  §  187  merkwürdigerweise  un- 
mittelbar neben  einander  wguriu  und  ■a.gpstu. 

§  II.  Die  Beispiele  zu  i)  sind  nicht  gerade  glücklich  gewählt.  Der 
Schnitzer  probat  ist  schon  von  Mussafia  und  Meyer-Lübke  gerügt.  Ich  möchte, 
damit  die  Regel  nur  ganz  sichere  Beispiele  aufweist,  auch  plovj'a  gestrichen 
sehen,  da  letzteres  ja  auch  eine  andere  Fassung  zuläfst:  es  kann  die  vlat. 
erhaltene  alte  Form  plovia  sein  (vgl.  pluet  =  plovit,  tuen,  suen  =■  tövum, 
sovum),  die  hochlat.  durch  die  analogische  Neubildung  pluvia  verdrängt  wurde, 
wie  plovit  durch  pluit  (Literaturbl.  1882  S.  468).  Statt  des  zu  streichenden 
plgvj'a  wäre  vielleicht  ein  sicheres  Beispiel,  wie  colobra,  einzusetzen,  zumal  es 
§  106  als  Beispiel  von  o  erscheint.  —  Dafs  11,  2)  ganz  zu  streichen  ist,  ist 
von  Mussafia  und  Meyer  a.  a.  O.  bereits  begründet. 

§  14  ist  in  der  Fassung  ungenau  und  in  der  Auswahl  der  Beispiele 
wenig  sorgfältig.  Es  heifst:  Syncope  hat  statt  zwischen  /,  r  und  n,  m,  d, 
zwischen  i-  und  t  und  Muta  und  Liquida.  Die  Fassung  ist  zum  Teil  ent- 
nommen aus  Meyer-Lübkes  Vulgärlatein-Artikel  in  Gröbers  Grundrifs  I  361, 
sogar  mit  einem  a.  a.  O.  sich  findenden  Fehler  (wahrscheinlich  Druckfehler): 
statt  „zwischen  /  r  und  n  m  d"  mufs  es'  mit  Änderung  von  n  in  p  heifsen: 
,, zwischen  /  r  und  p  m  ^".  Beispiele  :  col'pus  cal'mus  cal'dus  er^mus  vir'dis.  — 
Seine  Beispiele  hätte  nun  Schwan  der  Fafsung  der  Regel  gemäfs  wählen  und 
ordnen  sollen.  Richtig  und  geschickt  gewählte  und  übersichtlich  geordnete 
Beis,piele  sind  für  ein  Anfängerbuch  erstes  pädagogisches  Erfordernis.  Der 
Studierende  mufs  Veranlassung  und  Gelegenheit  haben,  sich  aus  den  Bei- 
spielen selbst  die  Regel  zu  abstrahieren;  nur  so  wird  er  begreifen  und  — 
behalten.  Er  darf  daher  durch  Widersprüche  zwischen  der  Regel  und  den 
dazu  gegebenen  Beispielen  nicht  verwirrt  werden,  wie  im  vorliegenden  Falle 
zu  befürchten  ist.  Akademischen  Lehrzwecken,  als  Grundlage  für  Übungen 
und  Vorlesungen  über  altfranz.  Lautlehre,  würde  vielleicht  ein  Handbuch  am 
besten  dienen,  das  nur  aus  gut  gewählten,  nach  Gesetzen  geordneten  Bei- 
spielen bestände,  aus  denen  dann  durch  eigenes  Nachdenken  die  Gesetze  zu 
abstrahieren,  der  Zuhörer  durch  den  Docenten  angehalten  und  angeleitet  wer- 
den müfste.  Wenn  man  so  den  Schüler  so  zu  sagen  selbst  das  Gebäude  der 
Grammatik  aufbauen  läfst,  gewinnt  derselbe  ein  viel  intimeres  Verhältnis  zu 
derselben  und  ein  tiefergehendes  Interesse  für  dieselbe:  die  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  von  ihm  selbst  wiedergefundenen  Gesetze  werden  sich  ihm  als 
sein  halbes  geistiges  Eigentum  unauslöschlicher  einprägen,  als  wenn  sie  ihm 
vom  Lehrer  bereits  in  bestimmter  Fassung  und  nur  durch  ein  paar  Beispiele 
illustriert  vorgetragen  werden.  Auf  jene  Art  wird  der  Schüler  auch  am 
besten  in  die  allgemeinen  Gesetze  der  Sprachentwicklung,  in  die  Methode  der 
wissenschaftlichen  Grammatik  eingeführt. 

Von  vorstehend  kurz  angedeuteten  Anschauungen  geleitet,  mufs  ich  in 
einer  ElementargrammatiU  wie  der  Schwanschen  auf  gute  Auswahl  und 
Gruppierung  der  Beispiele  natürlich  hervorragendes  Gewicht  legen.  Wie  ist 
es  nun  mit  den  Beispielen  zu  §  14  bestellt.^  Die  Beispielreihe  beginnt  mit 
den  in   der  Regel   an  letzter  Stelle  erwähnten  Fällen   von  Synkope  zwischen 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK   HKS   AI.TFR AN/ÖSISCHEN.  547 

Muta  und  Liquida  und  bietet  6  Wörter  dieser  Art:  jedoch  in  bunter  Folj^e. 
Die  Reihe  dieser  zusammengehörenden  Beispiele  wird  mehrmals  unterbrochen, 
einmal  durch  ein  Beispiel  für  l-d  (caldus),  dann  durch  ein  Beispiel  für  r-d 
[virdis);  endlich  findet  sich  mitten  darunter  ein  Wort,  das  in  der  Fassung 
der  Regel  gar  nicht  vorgesehen  ist:  domna,  das  ja  auch  besonders  zu  be- 
urteilen ist  und  daher  auch  für  sich  figurieren  müfste.  Ist  so  die  Ordnung 
der  Beispiele  eine  unbefriedigende,  weil  den  Anfänger  verwirrende,  so  wird 
der  letztere  andererseits  für  mehrere  in  der  Regel  erwähnte  Fälle  die  Bei- 
spiele vergebens  suchen:  so  fehlen  dieselben  —  ich  sehe  &ä.ht\  \on  l-p(colpus) 
ab  —  für  r-m,  l-m,  s-t,  wofür  etwa  ermu,  calmu,  postu  nachzutragen  wären. 
Ebenso  wäre  wohl  der  Fall  frig'dus  in  diesem  Paragraph  einzufügen.  In 
ähnlicher  Weise  zeigen  auch  andere  Paragraphen  der  Lautlehre  Mängel  in 
Wahl  und  Ordnung  der  Beispiele.  Wegen  der  grofsen  pädagogischen  Be- 
deutung jedoch,  welche,  wie  ich  glaube  gezeigt  zu  haben,  dieser  Frage  der 
Beispiele  innewohnt,  wird  der  Verf.  gut  thun ,  seine  Grammatik  auf  diesen 
Punkt  hin  einer  sorgsamen  Prüfung  zu'  unterziehen  und  auf  Besserung  in 
dieser  Richtung  bedacht  zu  sein. 

§  16.  17.  Die  Accentversetzung  in  Fällen  wie  filiolum  Lwfiliölu,  batti'iere 
zu  bdttuere  erklärt  Schwan  mit  andern  als  eine  Folge  der  Konsonaritisierung 
des  Hiatus-z(^)  und  -zi.  Auf  das  unlogische  und  den  Widerspruch  in  dieser 
Erklärung  hat  Mussafia  a.  a.  O.  schon  gebührend  hingewiesen.  So  lange 
Hiatus-e  bezw.  -u  betont  sind,  können  sie  nicht  zu  i  bezw.  u  konsonantisiert 
werden;  dies  kann  erst  geschehen,  wenn  sie  unbetont  sind  bezw.  geworden 
sind,  was  letzteres  Accentverschiebung  voraussetzt:  so  ist  die  Konsonantisie- 
rung  erst  eine  Folge  der  Accentverschiebung,  nicht  umgekehrt.  Es  mufs 
also  eine  andere  Erklärung  für  die  Accentverschiebung  gegeben  werden.  Ich 
möchte  hier  in  Kürze  die  Erklärung  herstellen,  welche  ich  schon  seit  fast 
10  Jahren  meinen  Zuhörern  vortrage  und  die  ich  auch  bereits  Literaturbl. 
1882  S.  469  (oben  u.  Anm.)  dem  Kernpunkte  nach  kurz  mitgeteilt  habe.  Die 
Bemerkung  scheint  übersehen  zu  sein,  da  —  so  weit  ich  sehe  —  alle  die- 
jenigen, welche  wohl  Veranlassung  gehabt  hätten,  sich  mit  meiner  Ansicht 
auseinanderzusetzen  (Horning,  Ztschr.  VII  S.  572,  Meyer-Lübke,  Ztschr.  VIII 
S.  238,  derselbe  über  Mirisch,  Geschichte  des  Suffixes  -olus  in  den  roman. 
Sprachen  S.  27  if.  im  Literaturbl.  1884  S.  17;  Mrisch  selbst  konnte  meine  Auf- 
fassung noch  nicht  kennen),  dieselbe  nicht  erwähnen.*  Hier  daher  nochmals 
die  Erklärung.  Wie  bei  Paroxy  tonen  der  Ton  vokal  mit  dem  unmittelbar 
folgenden  unbetonten  Vokal  der  Ultima  i  u  o  zum  Diphthonge  verschmilzt 
(Schwan  §  12),  so  verschmolzen  auch  im  Worlinnern  l-o,  e-o,  i-e  zu  Diphthongen : 
fili-olus  zu  filiolus,  pari-etem  zu  parietem,  mull-erem  zu  mulierem.  Innerhalb 
dieser  Diphthonge  wird  nun  der  Accent  gemäfs  dem  Prinzip  der  relativen 
Befähigung  der  Vokale  Sonant  und  somit  Accentträger  zu  sein  (Suchier, 
Ztschr.  II  292,  Sievers,  Grundzüge  der  Phonetik-  S.  156)  auf  den  zweiten  ge- 
mäfs seiner  gröfseren  Schallfülle  mehr  zum  Accenttragen  befähigten  Bestand- 
teil verschoben.     So  entsteht  parietem,  muliJrem,  fdiölum  etc.     Das  in  Folge 

'  Nachträglich  sehe  ich  ,  dafs  W.  Meyer-Lübke  jetzt  meine  Erklärung 
vertritt  (s.  Grammatik  I  §  593  und  §  598),  während  er  Literaturbl.  1884  S.  17 
noch  der  nur  i\ix  jUiülum  etc.,  nicht  auch  fnr  pan'^tn'n  etc.  passenden  Er- 
klärung von  Mirisch  zuneigt. 

Zeitschr.  f.  roiii.  I'hll.  XIV.  j- 


548  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

dieser  Accentverrückung  entstandene  /  fällt  bei  vorausgehendem  r  schon  vulgär- 
lateinisch {parete  — paroi,  chevreul),  mit  anderen  Konsonanten  verschmilzt  es 
zu  einem  palatalen  Laut  [filleul,  aieiil,  rosslgnol).  —  Zu  dem  oben  an- 
gezogenen Gesetze  den  unbetonten  Vokal  der  Ultima  betr.  noch  eine  Be- 
merkung. Wenn  in  dieser  Gruppe  Tonvokal  +  unbetont.  Vokal  der  zweite  ein 
a  ist,  so  findet  die  Verschmelzung  zum  Diphthong  nur  statt,  wenn  der  ganze 
Lautkomplex  der  zwei  Silben  nebentonig  ist ;  so  in  me-a  tri-a  si'i-a,  die  pro- 
klitisch  zu  mea  tüa  s/ia  werden ,  während  sie  hochbetont  ihre  Zweisilbigkeit 
bewahren  (frz.  fnoie ,  toe ,  soe).  Jene  mea  tüa  -sv/a  erfahren  dann  wieder  gemäfs 
dem  vorhin  erwähnten  Prinzipe  Accentverschiebung  zu  med  tud  suä  und 
daraus  dann  über  mia  tiia  siia  ma  ta  sa.  —  Für  welche  Erklärung  der  Accent- 
verschiebung in  oben  behandelten  Fällen  sich  Schwan  nun  auch  entscheiden 
mag,  so  müfste  er  jedenfalls  im  Zusammenhang  des  ^^  l6  mit  den  Fällen  fiHoluvi 
viuHerem  auch  parietem  behandeln ,  damit  der  Anfänger  über  die  vi.  Form 
parete,  die  ihm  bereits  §  10  und  §  13  begegnet,  nicht  im  Unklaren  bleibt.  — 
Andere  Fehler  des  §  sind  schon  durch  Mussafia  gerügt :  so  dafs  treflj'u  gar- 
nicht  dahin  gehört  (ich  möchte  die  Erklärung  von  Cornu  Gröbers  Grundrifs 
I  721  befürworten),  und  dafs  mens  :  m(j)os  im  Widerspruch  mit  meum  :  mein 
im  §  20.2  steht. 

§  17,2  figuriert  imter  den  Fällen,  in  welchen  hinter  schwer  aus- 
sprechbarer Konsonantengruppe  w  (n)  fällt,  neben  febrerjn  u.a.  ma- 
nerla  (cl.  tnanuaria),  das  doch  nur  einfaches  11.  hat.  Da  sonst  nii  :  117' ,  so 
kann  maniiaria  kaum  die  Basis  sein. 

§  18.  In  Absatz  2  hätte  kurz  auch  noch  der  weiteren  analogischen 
Acöentverschiebungen  in  der  Verbalfiexion  (vendlmus,  venditis  etc.)  gedacht 
werden  dürfen.  Die  Erwähnung  von  Ausnahmen  wie  faimes  dimes  faites 
dites  hätte  dann  zu  der  instruktiven  Bemerkung  Veranlassung  gegeben,  dafs 
bei  häufig  gebrauchten  Wörtern  alte  ursprüngliche  Verhältnisse  sich  oft  zu 
erhalten  pflegen,  während  weniger  häufig  gebrauchte  leichter  Analogiewirkungen 
nachgeben.  Schliefslich  wäre  in  §  18  ein  Hinweis  auf  §  35  (Accentverschie- 
bung durch  Recomposition)  wohl  am  Platze. 

§  20,2  hätte  ich  gern  gesehen,  wenn  auch  Ausnahmen  wie  so  {siim),  ja 
[jam)  Erwähnung  gefunden  hätten.  Daraus,  dafs  der  Verf.  derartige  Einzel- 
heiten hier  und  anderswo  unerwähnt  läfst,  soll  ihm  keinerlei  Vorwurf  gemacht 
werden.  Die  Frage ,  wieviel  —  zumal  von  Einzelheiten  —  eine  Elementar- 
grammatik bringen  soll  und  darf,  läfst  sich  nicht  überall  ganz  strikt  beant- 
worten. Indessen  ist  dem  Verf.  vielleicht  nicht  unerwünscht ,  gerade  in  der 
fraglichen  Richtung  die  Wünsche  von  Fachgenossen  kennen  zu  lernen ;  und 
so  seien  denn  solche  Wünsche  hier  und  an  anderen  Stellen  auch  nicht  unter- 
drückt. —  ja  wird  §  57,2  nochmals  erwähnt  und  dort  blofs  aus  Satzunbetoat- 
heit  erklärt:  diese  allein  genügt  jedoch  nicht  zur  Erklärung  des  Schwunds 
von  -w.  Satzunbetonte  metn,  tom,  som.  z.  B.  ergeben  bekanntlich  nicht  nie  to 
so  sondern  men  ton  son.  Am  besten  scheint  mir  Karsten,  Altfranz.  Kon- 
sonantenverbindungen (Freiburger  Dissertation  1884)  S.  57  ja  aus  jamrtiagis  — 
jamais  zu  erklären;  vgl.  übrigens  auch  Meyer-Lübke,  Grammatik  §551-  — • 
Auch  die  weiteren  §  57,2  erwähnten  Fälle  1?«  für  ent,  ne  statt  nen,  i  statt  if, 
ou  statt  ouf  etc.  blofs  aus  Satzunbetontheit  erklären  zu  wollen  geht  wohl 
nicht  an;  es  sind  satzunbetonte  antekonsonantische  Formen,  die  alsdann 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  Pl-S  AI-TKRANZÖSISCHEN.  549 

verallgemeinert  worden  sind :  ifh'ons.  •  i  ^vie  sapftjt  :  sef,  ent^^ons.  ;  cn  wie  fort- 
f)ient  :  forment  etc. 

§  22  Anm.  Der  Satz  „der  Ausfall  des  intervok.  ^  ist  im  Latein  erst 
in  romanischer  Zeit  belegt"  dürfte  etwas  unge.s:hickt  gefafst  sein.  Über- 
haupt wäre  wünschenswert,  dafs  die  Fassung  der  Regeln,  welcher  viel  zu 
wenig  Aufmerksamkeit  gewidmet  ist,  bei  einer  zweiten  Auflage  durch  das  ganze 
Buch  einer  genauen  Revision  unterzogen  würde.  Der  isoliert  dastehende  frühe 
Ausfall  von  g  in  ego  :  eo  wäre  wohl  aus  der  ülierwicgendcn  Satzunl)etontheit 
dieses  Wörtchens  zu  erklären  gewesen. 

§  22,3  ff.  Derartig  unbestimmte  Ausdrucksweisen  wie  ,, gelegentlich  sind 
anlautend  k  und  kr  zu  g  und  gr  geworden"  oder  ,,lm  Volkslatein  fand  ein 
Schwanken  statt",  ,,die  Volkssprache  schwanlct"  u.  s.  w.  sind  vor  allem  in 
einer  Elementargrammatik  zu  meiden ,  da  auf  diese  Weise  die  methodolo- 
gischen Vorstellungen  der  Anfänger  von  Gesetzmäfsigkeit  der  Sprachentwick- 
lung u.  s.  w.  wieder  ins  Schwanken  geraten  müssen. 

§  26  gegen  Schlufs  wäre  hinzuzufügen:  ,,mit  Ausnahme  von  dies  (frz.  <//)" 
(vgl.  §  352). 

§  36.  Suflixvertauschung.  Hier  hätte  ich  statt  des  bekanntlich  noch 
sehr  umstrittenen  Fall  i.  {-erius  für  -arius),  der  falschen  Fälle  2.  und  4.  (für 
ersteren  vei-\veise  ich  Schwan  auf  Seelmann ,  Aussprache  des  Latein  S.  312, 
ohne  deshalb  die  a.  a.  O.  ,,übel  vorbereiteten  Laultheoretikern  und  dilettanti- 
schen Etymologen"  gemachten  Komplimente  auf  Schw.  beziehen  zu  wollen,  für 
den  zweiten  Fall  auf  Mussafia  und  Meyer  a.  a.  O.)  lieber  Fälle  wie  capu(m)  statt 
Caput,  alu(m)  (§  67)  oder  ale  statt  aliud  erwähnt  gesehen,  in  denen  ja  sicher 
Vertauschung  des  seltneren  Ausgangs  mit  der  häufigeren  Neutralendung  -um 
vorliegt.  Schwan  scheint  solche  Suffixvertauschung  in  capu  auch  entschieden 
anzunehmen,  da  er  immer  c«/»«  schreibt;  Annahme  aber  von  lautgesetzlichem 
Abfall  des  ausl.  -t  würde  der  Regel  §  20  Anm.  zuwiderlaufen. 

§  39,2.  An  Stelle  von  postea  für  franz.  puis  (s.  auch  §  57)  dürfte  doch 
postius  entschieden  jetzt  von  den  meisten  vorgezogen  werden;  vgl.  u.  a. 
G.  Paris'  Roland-Glossar  in  seinen  Extraits  etc.  sopra  (für  super)  ist  für  die 
in  Frage  stehende  Erscheinung  des  Eintretens  der  Adverbia'  für  Präpositionen 
ein  unsicheres  Beispiel,  da  beides  ja  französisch  das  Gleiche  ergiebt  (vgl. 
povre). 

§41.  Das  e  in  ecdesja  etc.  aus  Analogiewirkung  zu  erklären,  ist  un- 
nötig: gr.  T]  war  in  alter  Zeit  bis  in  die  christliche  hinein  e  (s.  Blass). 

§  44.  Als  älteste  altfrz.  Form  ist  doch  auch  wohl  ^«ai-/<?r  (nicht  gaster) 
u.  s.  w.  anzusetzen. 

§  45.  Wohl  jeder  Dozent  wird  in  .'ieiner  Lehrpraxis  die  Wahrnehmung 
gemacht  haben,  wie  schwer  es  ist,  dem  Anfänger  den  so  hochwichtigen  Unter- 
schied zwischen  Erbwörtern  und  Lehnwörtern,  die  beide  aus  dem  Latein 
stammen,  beizubringen.  Ich  hätte  daher  gerne  gesehen,  dafs  dieser  §  45  eine 
etwas  eingehendere  Belehrung  geboten  hätte.  Der  Anfanger  heischt  eine  .\nt- 
wort  auf  die  Frage ,  wie  kam  es ,  dafs  eine  dem  Latein  entsprossene  romani- 
sche Sprache  wie  das  Französische  in  der  Folgezeit  nochmals  so  zu  sagen 
aus  derselben  Quelle,  dem  Latein,  schöpfen  kann.  Ein  kurzer  Hinwels 
auf  den  mannigfachen  Gebrauch,  in  welchem  das  traditionelle  Schrifilatein  bis 
ins  späte  Mittelalter  beharrt,  würde  schon  genügen.     Der  Salz. :  ,,Die  Fremd- 

35* 


550  BESPRECHUNGEN.     F.  NEÜMANN, 

Wörter  kennzeichnen  sich  meist  dadurch  als  spätere  Eindringlinge,  dafs  sie 
gegen  gewisse  Lautgesetze  verstofsen"  hätte  durch  ein  paar  instruktive  Bei- 
spiele näher  erläutert  werden  sollen.  Der  Satz-  wäre  übrigens  auch  verständ- 
licher und  den  Thatsachen  mehr  entsprechend  formuliert,  wenn  der  Verf.  ge- 
sagt hätte,  dafs  die  Fremdwörter  wegen  ihrer  späteren  Aufnahme  an  gewissen 
in  ihrer  Wirkung  bereits  früher  eingetretenen  und  abgeschlossenen  Lautgesetzen 
nicht  mehr  partizipieren.  Dabei  hätte  die  wichtige  Frage  nach  der  Chrono- 
logie der  Fremdwörter  leicht  in  einer  auch  dem  Anfänger  verständlichen 
Weise  kurze  Erledigung  finden  können,  indem  an  einem  Falle  wie  z.  B.  be- 
tie'istre  obe'ir  gezeigt  würde,  dafs  sie  wegen  der  Erhaltung  des  vorton.  e  als  nach 
der  Wirkung  des  Gesetzs  für  Vorton -Vokale  im  Wortinnern,  wegen  Schwund 
des  -d-  als  vor  der  Wirkung  des  Gesetzes  für  intervokal.  Dentalis  (Scheide 
des  XL  und  XII.  Jahrh.)  aufgenommen  zu  betrachten  sind.  Auch  die  den 
Anfänger  fast  regelmäfsig  stutzig  machende  Erscheinung,  dafs  ein  und  dasselbe 
Wort  in  erb-  und  fremdwortlicher  Gestalt  (dei7itie-dignete,  roiel-real  etc.)  oder 
in  mehrfacher  fremdwortlicher  Gestalt,  die  in  der  verschiedenen  Aufnahmezeit 
ihre  Begründung  findet  (seule-siegle-siecle),  vorkommt,  mufste  berührt  und  er- 
klärt werden.  Damit  der  Anfänger  von  vornherein  schon  etwas  gewaftnet 
ist  für  die  Unterscheidung  von  Erbwörtern  und  Lehnwörtern,  wäre  es  gut, 
wenn  auf  gewisse  besonders  in  die  Augen  springende  Charakteristika  der 
letzteren  gegenüber  den  Erbwörtern  hingewiesen  würde :  z.  B.  auf  die  An- 
passung lateinischer  Proparoxytona  an  den  franz.  Accentcharakter  einerseits 
durch  Accentverschiebung  [facile  rapide  termine  esprit  rustique  u.  ä.),  andrer- 
seits durch  Abwerfen  der  letzten  Silbe  (rüste  neben  rustique  gegenüber  erb- 
wortlicher  Entwicklung  in  do?nesche,  inire  tnile  gegenüber  miege,  epave  im 
Vergleich  zu  rade  fade,  tieve  neben  dem  Erbwort  tiede,  imag&  gegenüber 
-ain  =  -agineni,  pale  gegenüber  ehalt,  espir  neben  esprit  gegenüber  ort  \hor- 
ridus"]  u.  s.  w.).  Auch  der  gerade  die  Fremdwörter  oft  charakterisierende 
Vorgang  der  Substitution  von  der  französischen  Sprache  geläufigen  Laut- 
gruppen an  Stelle  ungeläufiger  [tr  für  tl  in  titre  apostre ,  dr  für  dn  in  ordre 
u.  s.  w.)  wäre  zu  erwähnen.  Würden  die  hier  angedeuteten  Fragen  in  §  45  er- 
ledigt, und  dieselben  dem  Anfänger  von  vornherein  zu  klarem  Bewufstsein 
gebracht ,  dann  könnten  viele  Anmerkungen  in  der  Lautlehre  einerseits  ge- 
spart werden,  und  andererseits  würden  so  erst  manche  kurzen  Erklärungen, 
dafs  dies  und  jenes  Wort  „gelehrt"  sei,  dem  Anfänger  wirklich  verständlich. 
Derartige  Erklärungen  müssen  ohne  die  hier  gewünschte  vorhergehende  be- 
gründende Orientierung  für  den  Anfänger  stets  mehr  oder  weniger  den  An- 
schein der  Willkür  haben. 

§  47.  emplecdre ,  exguidire ,  denienäre  sind  unmögliche  Betonungen, 
deren  etwaiger  Voraussetzung  man  übrigens  auch  gar  nicht  bedarf  um  die 
franz.  Reflexe  zu  erklären.  Dann  müfste  der  Verf.  um  amoros  statt  *amros 
zu  erklären ,  auch  eine  Betonung  arnörösus  annehmen ,  was  er  doch  gewifs 
nicht  will.  Ein  gleiches  Unding  ist  aber  demendre.  Die  Verhältnisse  sind 
in  beiden  Fällen  völlig  gleich :  *dem.ner  wird  wieder  zu  deineiier  nach  dem 
Muster  des  Simplex  tnener,  wie  *amros  zn  atnoros  nach  ainor. 

§  50.  Aus  der  Aufstellung  k  vor  i  =  kj  z.  B.  fak'j'it  sowie  noch  un- 
zweideutiger aus  §  176,  177  geht  hervor,  dafs  Schwan  die  von  Stengel  Ztschr. 
I  106  vorgetragene  Theorie  acceptiert,    M^onach  unbetontes  i  der  letzten  Silbe 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  55  1 

vor  Eintritt  des  Assibilierungsgesetzes  für  c,  e  dagegen  nach  demselben  erst 
gefallen  sei:  daher  ya/zf — piaist.  Ich  verweise  zunächst  auf  den  energischen 
Protest  Mussafias  a.  a.  O.  S.  260.  Auch  ich  habe  mich  bereits  Ztschr.  VIII  273 
gegen  das  Stengeische  Gesetz  ausgesprochen  und  halte  an  diesem  Standpunkte 
fest  trotz  des  Versuchs,  den  Harnisch  —  unter  tadelndem  Hinweis  auf  meine 
Stellungnahme  —  „Die  altprov.  Präs.-  und  Impf.-Bildung"  S.  57  ff.  macht,  um 
jenes  Gesetz  zu  retten.  Gerade  die  prov.  Formen  wie  ditz  dutz  hatten  mich 
in  meinem  Glauben  an  Stengels  Aufstellung  erschüttert :  di  dui  sind  dort 
ebenso  nur  als  Neubildungen  auf  der  Basis  der  Infinitive  di-re  dui-re  zu 
fassen,  wie  Suchier  Grundrifs  I  610  frz.  dit  fait  etc.  für  *dist  *faist  als  an 
dire  faire  angeglichen  betrachtet,  während  bei  Infinitiven  mit  s  (wie  plais-ir) 
s  auch  im  Präs.  3.  Sgl.  bleibt  {piaist).  Dies  i-  zu  stützen  haSen  meiner  An- 
sicht nach  auch  die  korrespondierenden  Pluralformen  piaisettt  etc.  beigetragen, 
während  dient  duient  etc.  ohne  s  die  Neubildungen  dit  diiit  st.  dist  duist  etc. 
begünstigten.  —  Um  das  a  in  pais  aus  pa-cein,  braie  aus  bra-ca  etc.  zu  er- 
klären, greift  Schwan  zu  einem  wunderlichen  Auskunftsmittel:  das  ts  aus  k 
vor  e  und  k  aus  li  vor  a  soll  gedeckte  Stellung  des  vorhergehenden  Vokal 
bewirkt  haben.  Allein  ts  ist  wortanlautend  gleich  Gruppen  wie  tr  br  etc. 
itsera  [cera]  =  tres,  brevis);  daher  kann  es  wie  die  letzteren  auch  irh  Inlaute 
silbenanlautend  sein :  es  ist  daher  wie  pa-trem,  fa-brum  so  auch  pa-tse  zu 
trennen,  a  demnach  im  Silbenauslaut.  In  dem  zweiten  Falle  hat  sich  Schwan 
durch  seine  eigene  Transcription  kj  für  k  täuschen  lassen ;  intervokalisches  c 
vor  a  kann  nie  zu  einer  Deckung  bewirkenden  Konsonantenverbindung  k-\-j 
sich  wandeln :  das  k  ist  ein  einheitlicher  Laut.  Das  a  in  Wörtern  wie  pais 
braie  erklärt  sich  doch  einfach  daraus,  dafs  a  in  diesen  Fällen  bereits  mit 
einem  paras.  /  zu  ai  verbunden  war,  als  das  Gesetz  des  Wandels  a  :  ^  in 
Wirkung  trat;  aus  diesem  Grunde  können  jene  Wörter  nicht  mehr  daran 
partizipieren. 

§  52  ist  in  der  vorletzten  Zeile  das  Citat  §  476,2  zu  lesen.  —  Wenn 
Schwan  sagt,  2L.ixz.  connui  =  cognovui  \zsst  sich  aus  einem  «  +  /  erklären,  so 
trifft  dies  doch  nur  für  diejenigen  altfrz.  Dialekte  zu ,  in  denen  eben  öi :  ui 
wird.  Das  ist  aber  bekanntlich  nicht  durchweg  der  Fall.  Folglich  ist  die 
Erklärung  auch  für  das  Franzische  nicht  zulässig.  Dieser  eine  Fall  zeigt 
übrigens  für  viele  andere  in  der  Grammatik  die  gefährlichen  Konsequenzen 
der  von  Schwan   beliebten  Beschränkung  auf  das   Franzischc. 

^  54.  Da  unter  den  Begriff  „Spontaner  Lautwandel"  doch  noch  vieles 
andere  fällt,  was  hier  und  in  den  unmittelbar  folgenden  §§  keine  Erwähnung 
findet,  so  würde  ich  die  Überschrift  als  den  Anfänger  irreleitend  streichen.  — 
In   der  vorl.  Zeile  1.   afrz.  t remper. 

\  55.  Unter  den  Fällen  von  totaler  Dissimilation  hätt«  ein  Beispiel  wie 
kinkue  für  kuinkne  Erwähnung  verdient,  am  besten  neben  foible  für  flMe  (so 
und  nicht  fteble,  fleb/e  ist  zu  1  — .t-V  -I-  ■i-v  W  ....'.-I  /•.,  /■„  ;  i.-  ...  L-„  dem 
von  //  —  bl  :  f  —  bl  parallel  isi . 

^  57  or  neben  ore,  sor  neben  .uuc  11.  .1.  in.  kann  nicht  allein  .lUs  der 
tonlosen  Stellung  dieser  Wörter  erklärt  werden ;  Dr  etc.  entwickeln  sich  aus 
.ingelehntem  tonlosen  on-  zunächst  vor  Vokal  (  -  i/ii'  i/i"),  d.ina  Proniiscuc- 
•'ebraueh. 


55-2  BESPRECHUNGEN.      F.  NEUMANN, 

§  58.  Bei  den  in  diesem  §  verzeichneten  Wörtern  kann  weder  von 
Sprachmischung  noch  viel  weniger  von  lauthcher  Spaltung,  die  es  in  dem  hier 
angenommenen  Sinne  überhaupt  nicht  giebt,  die  Rede  sein.  Der  Verf.  wirft 
hier  Erbwörter  und  Lehnwörter  bunt  durcheinander;  zu  deluge  vgl.  meine 
Bemerkung  zu  §  137,  die  andern  Fälle  liegen  auf  der  Hand.  Man  kann  üb- 
rigens aus  diesem  §  so  recht  ersehen,  von  welcher  Bedeutung  die  von  mir  zu 
§  45  ausgesprochene  Forderung  klarer  und  bestimmter  Vorstellungen  von  dem 
Unterschiede  zwischen  Erb-  und  Lehnwort  ist. 

§  59,1.  Ein  paar  Beispiele  wie  sens  por  par  wären  wohl  am  Platze  ge- 
wesen, um  dem  Anfänger  zu  zeigen,  wie  sich  Präpositionen  wegen  überwiegend 
proklitischen  Gebrauchs  nach  den  Gesetzen  für  nebentonige  Vokale  richten. 

§60.  Da  das  Haupt  gebiet  der  Analogiewirkung  die  Formenlehre  ist, 
und  da  ferner  die  Analogiebildungen  auf  diesem  Gebiete  dem  Anfänger  am 
leichtesten  verständlich  sind  und  ihn  am  besten  über  Begriff  und  Wesen  der 
Analogiewirkung  überhaupt  aufklären ,  so  dürfte  davon  nicht  in  einer  An- 
merkung nebenbei  gesprochen  werden,  sondern  der  §  mufste  von  diesen  Fällen 
ausgehen :  das  wäre  wissenschaftlich  und  pädagogisch  zugleich.  Vernach- 
lässigt sind  die  Fälle,  in  denen  kein  begrifflicher  Zusammenhang  vorliegt, 
sondern  rein  lautliche  Analogie,  z.  B.  «<?  —  iieA  nach  Muster  der  Satzdoppel- 
formen que  —  qued  (vgl.  prov.  son  [sunt]  :  so  nach  bon  —  bo  und  umgekehrt 
/o  [fiiit]  :  fon  nach  bo  —  bon  etc.). 

§  61.  Die  Gleichung  malvais  =  germ.  balvast  sollte  nach  den  Aus- 
führungen Gröbers  in  den  Miscell.  di  filol.  e  linguistica  S.  45  aus  grammati- 
schen Darstellungen  schwinden  und  einem  malevatius  Platz  machen.  Zudem 
hätte  germ.  balvast  mindestens  mit  einem  *  versehen  werden  sollen,  damit  der 
Anfänger  es  nicht  vergeblich  in  seinem  ad.  Wörterbuch  suche :  es  giebt  nur 
got.  balvavcsei. 

§  63  Anm.  2.  Will  man  Beispiele  wie  loial  roial  mit  erb  wortlichem 
Stamm  und  fremdwortlicher  Endung  anführen,  so  hätte  gezeigt  werden 
müssen,  wie  solche  auf  Contamination  (Erbwort  roiel -\-  Fremdwort  real) 
beruhen. 

§  64.  Die  Fassung  des  Bartschschen  Gesetzes  ist  mangelhaft  und  wird 
dem  Anfänger  um  so  weniger  klare  Vorstellung  von  demselben  vermitteln,  als 
in  derselben  Fälle  wie  tractare  zu  traitier,  das  unter  den  Beispielen  figuriert, 
nicht  deutlich  genug  vorgesehen  sind.  Warum  sagt  Schwan  nicht  einfach : 
Freies  betontes  a  hinter  palatalen  bzw.  palutalisierlen  Konsonanten  oder  Kon- 
sonantengruppen wird  zu  ie.  Unter  diese  Fassung  lassen  sich  alle  Fälle,  die 
hierher  gehören,  subsumieren,  während  bei  Schwans  Fassung  eine  Reihe  von 
Beispielen  nicht  direkt  berücksichtigt  sind.  Aus  gut  gewählten  und  gut  ge- 
ordneten Beispielen  kann  der  Leser  dann  die  in  Betracht  kommenden  Kon- 
sonanten und  Konsonantengruppen  selbst  entnehmen.  §  458,4  giebt  Schwan 
eine  Fassung,  die  der  obigen  sich  nähert. 

§  65.  Da  dem  Leser  bei  einem  Beispiel  wie  amo  —  nun  leicht  das  ab- 
weichende -amus  :  -ons  einfällt,  so  wäre  ein  Verweis  auf  §  422  nützlich.  Über- 
haupt sähe  ich  gerne  mehr  Verweise,  zwischen  den  einzelnen  Partien  der 
Lautlehre  sowohl  wie  von  Lautlehre  auf  Formenlehre  und  umgekehrt.  Solche 
Verweise  sind  in  einer  Klementargrammatik  doppelt  am  [^latze ,  damit  der 
Anfänger  verw.Tndte  Erscheinungen   der  Sprachgeschichte  zu   vcrknüiifcn  lerne: 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  553 

das  erleichtert  das  Verständnis  und  das  Behalten  der  sprachgeschichtlichen 
Thatsachen. 

^  67,2.  Hier  mufs  auf  Grund  dessen,  was  ich  zu  §  50  bemerkt  habe, 
natürlich  manches  geändert  werden.  So  können  z.  B.  nach  dem  gesagten  die  Orts- 
namen auf  -ai  {Catnbrai  etc.)  nicht  auf  -aci  zurückgeführt  werden  ,  wie  hier  und 
v^  188  geschieht;  -a«  gäbe  aiz.  —Über  die Entstehungvon Diphthongen  aus  Ver- 
schmelzung von  Vokal 4-paras.  i  wird  hier  und  etwa  noch  an  einem  Dutzend 
weiterer  Stellen  gehandelt.  Es  wäre  meiner  Ansicht  nacli  besser  gewesen, 
alle  diese  Fälle  sowie  die  Quellen  des  paras.  t  an  einer  Stelle  —  etwa  am 
Schlufs  des  Vokalismus  —  zusammen  zu  behandeln,  wie  dies  z.  B.  Foerster  in 
seinen  grammatischen  Einleitungen  (s.  Yzopet  S.  XXXIV)  zu  thun  pflegt.  Bei 
der  Verzettelung  der  gleichartigen  Erscheinungen ,  wie  sie  bei  Schwan  vor- 
liegt, wird  der  Anfänger  erst  mit  Mühe  sich  eine  klare  Vorstellung  von  den 
Quellen  des  paras.  i  erwerben. 

§  68,2  Anm.  lies  73,3  st.  72,3. 

§  73,1  ist  capellu  mit  p  statt  pp  wohl  Druckfehler.  —  2)  Da  P'älle  wie 
cantitum  —  chenu  mit  Fällen  wie  caballum  —  cheval  (§  126)  vom  franz.  Stand- 
punkt aus  beurteilt  gleichwertig  sind,  so  sollte  der  Anfänger  auch  hier  wieder 
von  einem  §  auf  den  andern  verwiesen  werden.  —  Die  Regel  3)  (,, Neben- 
toniges az  wird  zu  e")  ist  nicht  gesichert:  chetif\%\.  erst  jüngere  Gestalt  für  älteres 
chaitif  (Rol.  Aue.  und  sonst); /if/^^r  ist  v\.jectare  —  dieses  fordern  die  rom- 
Sprachen,  wie  Schwan  in  der  Anm.  ja  selbst  angiebt  — ,  gehört  also  garnicht 
hierher.  Ein  coactivum  übrigens  st.  captivum  als  Etymon  für  chaitif  ist  un- 
haltbar:  der  Anlaut  ch  ist  mit  coa-  unvereinbar,  vgl.  cacher  •=  coacticare 
(so  und  nicht  coactare  ist  mit  Horning  Ztschr.  IX  141  anzusetzen),  caillier  = 
coagulare.  Höchstens  könnte  man  den  Wandel  von  captivum  :  cactivum  als 
volksetymologische  Angleichung  an  coactivum  auffassen ,  wenn  man  hier  der 
—  übrigens  sehr  plausiblen  —  Annahme  keltischen  Einflusses  aus  dem  Wege 
gehen  will  (s.  Thurneysen,  Keltoromanisches  S.  16). 

§  76.  ,, Freies  e  vor  oralen  Konsonanten  ist  im  ältesten  Französisch  zu 
ei  und  später  im  Franzischen  zu  oi  geworden."  Wenn  hier  Schwan-  wahrschein- 
lich im  Gegensatz  zum  Normannischen  und  zum  Westen  — ,den  Wandel  ei:oi 
als  franzisch  bezeichnet,  so  erweckt  dies  auf  der  andern  Seite  wieder  beim 
Anfänger  die  falsche  Vorstellung  als  ob  es  sich  hierbei  um  einen  nur  franzi- 
schen Wandel  handle:  so  rächt  sich  auch  hier  wieder  das  Beiseitelassen  alles 
Dialektischen.  —  Der  Schlufs  der  Anm.  (ül)er  genievre)  ist  zu  streichen :  s. 
Mu'ssalia  a.  a.  0.  S.  67. 

§77.  Ich  hätte  gerne  gesehen,  wenn  die  wichtigsten  Ausnahmen  wie 
francois,  disoient,  fesoient  erwähnt  und  erklärt  worden  wären  ;  auch  cene,  ceUr 
dürfen  genannt  werden. 

§  78.  Den  Wandel  minus  :  moins ,  aveiia  :  avoine  möchte  ich  noch 
immer  am  liebsten  mit  W.  Meyer  Neutrum  125'  auf  den  Einilufs  des  vorher- 
gehenden Labials  zurücklühren,  obwohl  Meyer  selbst  in  Bezug  auf  diese  seine 
Ansicht  schwankend  geworden  ist :  s.  Grammatik  I  89. 

§  79.     engin  aus  engenium  gehört  mit  seinem  <■  nicht  hierher. 

^  80.  Da  sonst  bei  den  anderen  betonten  Vokalen  die  Verbindung  mit 
l)aras.  i  behandelt  wird  (§  67,2  ii-\-i,  §  80  <'-f  /  u.  s.  w.),  so  ist  auch  hier  hinter 
§  80  ein  §  ein/.usihallcn   über  «•  +  /  {teil.  Jrrit,  fsticit  elc).      D.ihin  wären   aU- 


554  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

dann  auch  aus  §  8o  Fälle  wie  conseil  merveille  zu  stellen  mit  dem  Bemerken, 
dafs  sie  ursprünglich  auch  ei  hatten  (daher  dialektisch  consoil  mervoine),  aber 
franzisch  frühzeitige  Reduktion  zu  conseJ  erfahren  haben. 

§  8i.  e  wurde,  als  es  vor  Nasal  zu  nasalvokalischer  Aussprache  über- 
ging, oflfen  also  e  (nicht  c).  Dies  wird  abgesehen  davon,  dafs  frz.  nur  ofTene 
Vokale  wie  q  e  g  w  der  Nasalierung  fähig  sind  (vgl.  G.  Paris,  Romania  X  53), 
bewiesen  durch  den  Umstand,  dafs  schon  im  10.  Jahrh.  en  :  en  in  Assonanz 
gebunden  erscheint  (fent  :  pend  Passion  82;    s.    Suchier  Ztschr.  III  138,   139). 

§  82,2  sind  natürlich  decanum  necare  negare  zu  streichen ;  letzteres  steht 
übrigens  §  129  richtig  unter  e. 

§  83,2.     Für  enefui  ist  die  Basis  enamicu,  wie  §  134  auch   richtig    steht. 

§  85,3.  Mussafia  weist  a.  a.  O.  schon  darauf  hin,  dafs  hier  wieder  ganz 
verschiedene  von  einander  unabhängige  Fälle  zusammengeworfen  werden.  Ich 
bemerke  noch:  das  ie  in  'piege  siege  stammt  wohl  von  pied  (vgl.  Gröbers  Er- 
klärung des  ie  von  piece,  Miscell.  Caix-Canello  S.  47)  bezw.  von  den  stamm- 
betonten Formen  des  Verbums  seoir  (sies  siet  etc.).  Dafs  übrigens  statt 
pedica  sedica  pedicum  sedicum  als  Basis  anzusetzen  sind,  erhellt  aus  meinen 
Bemerkungen  weiter  unten  zu  §  149,2:  pedica  sedica  hätten  *p(i)eche  *s(i)eche 
ergeben.  Ebenso  falsch  wie  sedica  ist  die  §  228  angenommene  Grundform 
sedia  (vgl.  media  :  mie)  oder  gar  sediiim,  wie  man  hie  und  da  angesetzt  findet 
(vgl.  medium  :  mi). 

§  86.  Hier  wäre  zu  erwähnen  gewesen,  dafs  die  Diphthongisierung  des 
^  in  Fällen  wie  sex  :  seis  :  sieis  {sis),  pectus  :  peiz  :  pieiz  :  (piz),  pretju  -.preis 
prieis  {pris)  nach  einem  von  der  Diphthongisierung  des  e  in  ferum  :  fier  u.  s.  w. 
zeitlich  verschiedenen  (jüngeren)  und  gänzlich  unabhängigen 
Gesetz  geschieht.  Dies  wird  schon  dadurch  bewiesen,  dafs  die  letztere  Diph- 
thongisierung von  betontem  freien  e  :  ie  in  allen  franz.  Dialekten  stattfindet, 
während  e  in  der  Verbindung  e-\-i  {seis  peis  etc.)  bekanntlich  lokal  ver- 
schieden behandelt  wird  und  nicht  durchweg  diphthongiert:  vgl.  ostfrz.  leit 
s^is  etc.  Das  Gleiche  gilt  von  o-\-i '•  oi  uoi  uei  ui  im  Vergleich  zu  dem 
Wandel  von  0  in  freier  Stellung:  iie  {novum  :  nuef),  wäre  also  auch  dort 
§  107,2  anzumerken.  —  Hier  in  §  86  begreift  Schwan  unter  dem  Ausdruck 
,,epeuthetisches  z"  nur  das  i  aus  Hiatus-/,  oben  §  67,2,  ebenso  120  und  sonst 
auch  das  i  aus  es  et  etc. ,  während  letzteres  hier  (§  86)  besonders  unter  2. 
rangiert :  in  solchen  Dingen  wäre  gröfsere  Konsequenz  herzustellen. 

§  87.     Streiche  prestii  — prest. 

§  90  wäre  auf  §  129  zu  verweisen  gewesen:  prccarc  :  preiier  steht  üb- 
rigens an  beiden  Stellen. 

§  90,2  und  demgemäfs  auch  §  199,1  sind  ganz  anders  zu  fassen;  ex'  : 
es-'-  ist  lautgesetzlich  nur  in  estendre;  xKons.  vor  dem  Accent  ergiebt  .$■  ohne 
paras.  i  (vgl.  /oster  destrier  etc.),  j^VoA-,  bei  der  gleichen  Accentstellung  da- 
gegen zu  is  vgl.  oissdr  etc.,  daher  also  die  von  Schwan  erwähnten  eissir  eissue 
lautgesetzlich.  In  essaim  essemple  liegt  Präfixvertauschung  vor,  d.  i.  An- 
gleichung  an  die  zahllosen  Wörter  mit  es-  im  Anlaut.  Danach  ist  joster  = 
juxtare  keineswegs  ,, gelehrt"  (Schwan  §  199,1):  s.  meine  Ansicht  bei  Waldner 
Quellen  des  paras.  i  (Freib.  Diss.1887).  Gegen  die  Fassung  der  Regel  bei  Schwan 
als  solche  ist  auch  noch  das  zu  bemerken,  dafs  es  für  die  Entwickclung  der 
unbetonten   Lautgruppe    ex-    vom    phonetischen    Standpunkte    gänzlich    gleich- 


E.  SCHWAN,    GKAIMIMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  555 

giltig  ist,  ob  eine  derartige  anlautend  unbetonte  Silbe  Präposition  ist  oder 
nicht.  Vgl.  die  Bemerkung,  welche  Mussalia  a.  a.  O.  S.  68  zu  der  in  gleichem 
Sinne  unrichtigen  Fassung  von  §  16,2  macht. 

§91.  Wenn  die  zeitliche  Fixierung  des  Gesetzes  richtig  wäre,  so  ge- 
hörte die  Bemerkung  überhaupt  erst  in  Abschnitt  II  (S.  72  flf.);  allein  die  Da- 
tierung ist  falsch.  Nebentoniges  e  vor  j-Kons.  geht  bereits  in  ältester  franz. 
Zeit  zu  a  über:  schon  die  Eulaliasequenz  hat />ar  (ausgeschrieben!),  Passion 
XVIIIc    steht  marchedant,  XIXtl   marched. 

\  93.  Da  sonst  zwischen  Vokalen  in  freier  und  gedeckter  Stellung  ge- 
schieden wird ,  hätte  bei  i  für  den  Anfänger  wohl  besonders  hervorgehoben 
werden  sollen,  dafs  es  in  beiden  Stellungen  bleibt.  —  missi  ist  wohl  Druck- 
fehler. 

§94.  Hier  wäre  zu  bemerken  gewesen,  dafs  bis  Ende  des  12.  Jahrh. 
iXui.  zu  jedem   andern  i  assoniert,  also   noch  nicht  nasalvokalisch  ist. 

§  95.  enclindre  ist  eine  ebenso  unmögliche  Betonung  wie  die  zu  §  47 
beanstandete. 

Nach  §  99  soll  gedecktes  haupttoniges  "  später  nur  vor  r  l  zu  n  (ou) 
werden ;  vgl.  goutte  tont  sowie  die  richtigere  Fassung  der  Regel  in  §  269. 
Man  streiche  noce,  das  ja  o  hat.  —  In  2.  werden  wieder  leicht  zu  scheidende 
Erb-  und  Lehnwörter  in  bunter  Reihe  genannt. 

§  100,2  Altfranz.  Aussprache  war  wohl  persöne  doue  etc.  Vgl.  G.  Paris 
Rom.  X  53. 

§  102  fehlen  die  Fälle  wie  soleü  etc. 

§  106,1  streiche  ,,cl.  probat".  Zu  2.  hätten  die  Formen  bueti  suen  {sonuni) 
gehört,  während  Schwan  §  109  nur  bon  sgn  erwähnt. 

§  107.  uoi  geht  doch  nicht  direkt  zu  tii  über,  sondern  durch  die  Mittel- 
stufe uei;  wie  wären  sonst  südnorm.  Formen  wie  iieit  zu  erklären.** 

§  108.  Der  Diphthong  ou ,  der  sich  in  den  Worten  yV)«  lou  jou  ent- 
wickelt, ist  zunächst  sicher  ou  gewesen  und  nicht  von  Anfang  an  011,  wie 
Schwan  anzunehmen  scheint;  nur  bei  ou  erklärt  sich  z.  B.  der  Übergang  von 
lou  :  luou  lüeu  Heu  (Meyer,  Ztschr.  XI  541). 

§  109  sind  die  Fälle  mit  einfachem  Nasal  auszuscheiden,  da  sie  bekannt- 
lich wegen  buen  suen  ganz  besondere  Beurteilung  heischen.  Die  Regel  sollte 
heifsen:  onl^ons.  geht  in  on/^"""-  über,  mit  Eintritt  der  nasalvokal.  Aussprache 
aber    S  (nicht  o):  vgl.  die  Bemerkung  zu  §  81. 

Zu  §111  und  1 30  vgl.  W.  Meyers  Bemerkung  in  seiner  Reccnsion.  Er- 
wähnung hätten  verdient  Fälle  wie  poiter,  dormir  (neben  tourment,  tourner) 
mit  ihrer  Angleichung  an  die  stammbetonten  Formen. 

§  112.  Hier  wäre  auf  §  132  zu  verweisen  gewesen,  der  sich  übrigens 
nicht  im  Einklang  mit  der  Aufstellung  des  §  112  belindet.  Dafs  die  Laut- 
regel, wie  sie  dieser  §  giebl ,  falsch  ist  und  die  Fälle  bis  auf  cuillier  analo- 
gischer Natur  sind,  haben  beide  Mussafia  und  W.  Meyer  a.a.O.  gezeigt:  die 
ganze  Regel  scheint  dem  cuiller  zu  Liebe  aufgestellt  zu  sein ,  für  dessen  be- 
sondere Beurteilung  jedoch  Schuchardl  an  der  von  Mussafia  a.  a.  O.  citierten 
Stelle  (Rom.  IV  121)  einen  Fingerzeig  giebt.  §  107  sagt  Schwan  scll)er,  dafs 
bei  der  Entwickclung  der  Verbindung  tt-\-i  uoi  Vorstufe  fiir  ///'  sei:  derartige 
>pi)Mtaiie     Diphlliongisicrung     aber    von    /;    n\    110    tritt    nur     aK     f'olgc     des 


55^  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

Hochtons  ein:  diese  Thatsache  hätte  Schwan  schon  von  der  Aufstellung  der 
Regel  112, 1)  für  nebentoniges  o  +  i  abhalten  sollen. 

§  112,2.  Die  Bemerkung,  dafs  o  vor  //'-bleibe,  ist  nicht  richtig  und 
steht  auch  im  Widerspruch  mit  den  Beispielen ,  die  ja  ou  (u)  haben :  des- 
pouillier,  motnllier. 

§  113  Anm.  Die  Beispiele  wären  besser  zu  ordnen.  Dabei  wären  do- 
minus domina  für  sich  zu  stellen  und  mit  einer  erläuternden  Bemerkung  unter 
Hinweis  auf  §  59  zu  versehen.  Zu  erwähnen  wäre  auch  das  proklit.  en  = 
homo.  Auch  ein  Hinweis  auf  den  entsprechenden  Wandel  von  nebentonigem 
pn  :  en  {chalengier  =  calumniare,  danach  auch  chalenge  statt  chalonge  etc. 
wäre   von  Nutzen. 

§  117  oissel  wohl  Druckfehler. 

§  119  wäre  —  vgl.  zu  §  93  —  anzugeben  gewesen,  dafs  es  gleichgültig 
ist,  ob  II  in  freier  oder  gedeckter  Stellung. 

§  121  ist  hiini(i)le  —  hunible  (und  ebenso  Aftxn^txuiik  humblesse)  zu  strei- 
chen. Lat.  hutniHs  hat  ü  und  humble  demnach  Fremdwort  mit  der  bekannten 
Behandlung  des  ü  in  Fremdwörtern.     Vgl.  ital.  umile. 

§  123  ff.  Zu  den  unbetonten  Vokalen  vgl.  man  vor  allem  die  trefflichen 
Bemerkungen  Mussafias  a.  a.  O.  S.  75  ff.  Im  einzelnen  bemerke  ich  fol- 
gendes : 

§  125.  Das  hier  aufgestellte  Gesetz  {vorton.  a  vor  ü  wird  zu  e)  scheint 
mir  nicht  hinlänglich  gesichert.  Aus  den  Beispielen  sind  zunächst  als  nichts 
beweisend  auszuscheiden  chen  gen ,  die  wegen  des  palat.  Anlauts  unter  das 
Gesetz  §  126  fallen.  Da  ferner  Verbalformen  als  leicht  Analogiewirkungen 
ausgesetzt  wenig  geeignet  sind  zur  Konstituierung  von  Lautgesetzen,  so  ent- 
fallen auch  die  Participialformen  _p^eü  seü  eü  etc.  sowie  die  sonstigen  endungs- 
betonten Formen  der  dazu  gehörigen  wz'-Perfecta.  Dieselben  lauten  übrigens 
in  älterer  Gestaltung  überwiegend //öm  oü  etc.,  und  Suchier  hat  in  seinem 
trefflichen  Artikel  über  die  «z'-Perfecta  (Ztschr.  II)  diese  Formen  demgemäfs 
auch  in  seine  Paradigmen  aufgenommen ;  vgl.  OPs.:  plout  ploudes  (Belege  bei 
Meister,  Flexion  im  OPs.  S.  59),  CPs. :  plous,  oumes,  paust,  oust,  soussent, 
oussent,  tout,  pout  (s.  Fichte,  Flexion  im  CPs.  S.  49,  53,  59),  QLdR.  aus  5X, 
oumes,  ebenso  überwiegend  die  Formen  mit  0  im  Konj.  ousse,  ploust,  sonst; 
ferner  oud  (Belege  bei  Merwart ,  Verbalflexion  in  den  QLdR.  S.  17,  19). 
Diese  Formen  ou  onmes  etc.  werden  nach  dem  Muster  der  an  Zahl  stärksten 
Klasse  der  ««'-Perfecta,  der  ^i?^mz- Klasse  mit  deut  deumes  etc.  nach  und  nach 
zu  eu  eumes  u.  s.  w.  umgestaltet.  Bleiben  also  nur  meur  und  eur  (das  wegen 
der  vi.  Basis  agurium.  —  s.  o.  zu  §  9  —  hierher  gehört.  Eur  erklärt  sich 
aus  den  häufigeren  Kompositen  maleur  boneur,  in  denen  dem  inlautend  vor- 
tonigen a  nach  bekanntem  Darmesteterschen  Gesetz  (§  134  bei  Schwan)  ein 
e  entspricht  (vgl.  acutum  :  eu  in  der  Verbindung  Monteu  =  m.ontem  acutum). 
An  dies  maleur  boneur  eur,  wozu  noch  mit  gleichem-  Ausgang  seur  sich  ge- 
sellt ,  hat  sich  dann  wegen  des  ebenfalls  gleichen  Ausgangs  -ur  meur  ver- 
mittelst lautlicher  Analogie  angeschlossen.  Nebenbei  mag  überhaupt  noch 
die  lautliche  Analogie  der  häufigen  Verbindung  e-u  {jeu?t,  leun  etc.)  mitgewirkt 
haben. 

§  120  sollte  bemerkt  werden,  dafs  es  sich  um  freies  a  handelt,  mit  Hin- 
weis auf  die  §  73,1   besprochene  Behandlung  von  gedecktem  «  hinter  k.-     Das 


E.  SCHWAN,    GKAMMAllK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  557 

Gesetz  126,2,  wonach  voiton.  <?  hinter  Palatal  bei  folj^endem  /  erhalten  bleibt, 
will  mir  nicht  genügend  fundiert  erscheinen,  da  wir  in  geline  den  Wandel  zu 
e  sogar  bei  folgendem  //  haben.  In  chaloir  clialeur  liegt  wohl  Anlehnung  an 
ehalt  =  calidus  vor.  —  Zu  chaeine  chaiere  mit  cha-  statt  che-  gesellen  sich 
als  weitere  Beispiele  von  scheinbar  unregelmäfsigem  a  hinter  k  die  dialekti- 
schen Formen  von  *cat??r<?  —  cheoir  :  c(h)ah-,  c(h)aeir;  bei  unmittelbar  folgen- 
dem /  ei  also  a,  bei  folgendem  6i  dagegen  e.  Danach  scheint  sich  als  Norm 
zu  ergeben ,  dafs  a  "hinter  k  bei  unmittelbar  folgendem  palatalen  Vokal  (z  ie 
ei)  bleibt,  bezw.  auf  dissimilatorischem  Wege  aus  dem  palat.  Vokal  e  wieder- 
hergestellt wird  {chaeine  chaiere  chair  chaeir);  bei  unmittelbar  folgendem  labial. 
Vokale  (0  von  oi)  entsteht  e  [cheoir),  wie  sonst  in  den  Fällen  des  §  126. 

§  128,3.  „Zwischen  Kons.  u.  r  fällt  vorton.  c":  Die  beiden  zu  diesem 
Gesetz  angeführten  Beispiele  sind  falsch  gewählt,  da  beide  (dcrectu,  veracu) 
nicht  vortoniges  e  sondern  c  haben.  —  Für  vrai  ist  an  veractis  entschieden 
festzuhalten;     s.    Gröbers    überzeugende    Ausführungen    in    Wölfflins    Archiv 

V455- 

§  131.  Für  peu  meii  etc.  gilt  das  gleiche,  was  zu  §  125  für  eu  seu  aus- 
geführt ist:  das  nur  durch  die  Partizipien  und  endungsbetonten  Formen  von 
///-Perfekten  gestützte  Gesetz  des  Wandeis  von  «  :  «?  im  Hiatus  vor  il  ist 
nicht  gesichert.  Die  älteren  Formen  sind  auch  hier  mous  nous  plous  (s.  die 
Belege  aus  OPs.  CPs.  bei  Suchier,  Ztschr.  II  256),  meu  peu  Angleichungen 
an  deu  etc.  —  §  131,2  ist  nach  dem  zu  §  9  bemerkten  zu  streichen.  Vgl. 
übrigens  zu  §  125. 

§  133.  Die  Benennungen  ,, Vorton-Vokal"  und  ,,Xachton-Vokal"  solltm 
doch  wohl  eigentlich  geschehen  in  Rücksicht  auf  die  Stellung  der  unbetonten 
Vokale  zum  Haupttonvokal:  dann  müfste  aber  manches  aus  dem  Kapitel  2: 
Nachtonvokale  bei  Schwan  im  Kapitel  i   versetzt  werden. 

^  134,1).  Wo  ist  2)?  —  Die  Anmerkung  dürfte  verfehlt  sein.  Es  ist 
durchaus  unnötig,  Formen  wie  colopu,  monicu,  Sequina,  Rodinu  statt  cola- 
pum,  monachum,  Sequana,  Rodanum  anzusetzen ;  ebenso  unnötig  asparigxi 
statt  asparagum  (§  248):  die  nachtonige  Pänultima  von  Proparoxytonen  unter- 
liegt ganz  anderer  und  besonderer  Beurteilung  als  der  Nachlonvokal  in  Typen 
wie  -'  (  ){an),  '  (  )  '  (  )  ((&ö«/e)  u.  s.  w. ,  wäre  daher  auch  besser  für  sich 
behandelt  worden,  unter  Benutzung  von  W.  Meyers  bekanntem  Artikel  Ztschr. 
VIII.  Wegen  colp  vgl.  übrigens  das  schon  oben  zu  §  14  bemerkte.  Wie  das 
a  der  Pänultima  in  colp,  moine,  asparge.  Seine,  Rosne  so  fällt  es  noch  öfters  : 
vgl.  chanv(r)e  =^  caimabus ,  afrz.  lazre  (Trist.  2,24;  Bes.  de  Dieu  1062)  = 
lazariis,  pampre  =*pampanua  (statt  pampinus  vgl.  a\)an.  pampano),\seigle  = 
secale,  Estevres  =  Stephanus,  jatle  z=  gäbata,  plane  z=  plataniim,  für  welche 
alle  Nebenformen  mit  i  in  der  Pänultima  zu  konstruieren  ebensowenig  Be- 
rechtigung hat,  als  in  den  oben  besprochenen  Fällen.  —  Die  Umgestaltung 
von  monasterium  zu  ?nonist.  hätte  aus  der  ja  naheliegenden  Angleichung  an 
ministeriinn  erklärt  werden  können. 

§  135,1  ist  zu  streichen  „Labial-f  t,  aate,  rvte",  ebenso  demnach  die  An- 
merkung escrit  betreflend ;  s.  Mussalia  a.a.O.  --  Zu  tadeln  ist  im  Aus- 
druck, wenn  es  unter  2)  heifst:  alle  erst  frz.  entstandenen  Verinndungen  von 
zwei  Konsonanten  fordern  Stütz-*-,  untl  es  dann  §  136  heifst:  Folgende  frz. 
Konsnnaiitonvirbindiingcn  bedürfen  keines  StülzvokaK.       .^  Wn/.n  von  einem  vi. 


558  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

coUegere  sprechen ,  dessen  Konstruktion  man  nicht  bedarf,  da  es  genügt  zu 
konstatieren,  dafs  nicht  von  einem  Infinitiv  der  3.  Konj.,  sondern  von  einem 
der  4.:  colligire  auszugehen  ist.  —  3)  Hier  wäre  auch  der  Ausnahmen  o(s)ts 
Cri(s)ts  etc.  zu  gedenken. 

§  136.  Unter  den  sekundären  Konsonantenverbindungen,  die  keines 
Stützvokals  bedürfen,  fehlen  mehrere:  Vp  {colp),  s't  [prevost],  g'n  (-ain  =^ 
-aginem),  Vg  {cuel  =  colligo);  in  Rücksicht  auf  den  letzteren  Fall  ist  couche 
=  colloco  unter  §  135,2  zu  streichen  als  analogischer  Natur,  ijhtx  fraile  estrüle 
vgl.  Mussafia  a.  a.  O. 

§  137.  Die  hier  zusammengestellten  Beispiele  mit  dem  Laut  dz  {g) 
sind  sehr  verschiedener  Art  und  nicht  regulär:  s.u.  zu  §226.  Keiner  der 
Fälle  ist  der  Art,  dafs  von  einem  Stützvokal  e  die  Rede  sein  kann:  in 
rouge,  sage  ist  das  e  =  a ,  denn  es  sind  ursprüngliche  Femininformen ,  die 
auch  fürs  Masculinum  verallgemeinert  wurden,  (s.  u.  zu  226);  in  Fremdwörtern 
wie  serö7-ge,  estrange,  dehige^  ist  der  auslaut.  Vokal  deswegen  erhalten,  weil 
die  betreffenden  Worte  nach  dem  Zeitpunkt  der  Wirkung  des  in  Betracht 
kommenden  Gesetzes  für  auslaut.  unbetonte  Vokale  aufgenommen  wurden: 
also  nirgend  das,  was  man  einen  Stützvokal  nennt. 

§  138,2).  Hier  ist  ,, nachtonig"  gleich  ,,nach  dem  Nebenton  stehend" 
(wie  §  139;  s.  o.  zu  §  133).  Dann  wirft  Schwan  hier  zeitlich  verschiedene 
Fälle  zusammen  :  merveille  mit  r\<  ist  alt  (schon  Alexius),  daher  mit  Darme- 
steter  Rom.  V  145  besser  auf  miribilia  zurückzuführen.  Sermefit  denree  donrat 
sind  dagegen  jüngere,  erst  in  franz.  Zeit  entstandene  Reduktionen  von  älterem 
sairement,  deneree,  donerai.  Donrai  für  donerai  wäre  zudem  als  ein  ganz  be- 
sonderer Beurteilung  unterworfener  Fall  speziell  zu  erklären  :  vgl.  Litblatt  1882, 
Sp.  467  Anm.  5. 

§  139  ist  der  Hauptsache  nach  schon  durch  Mussafia  und  Meyer  richtig 
gestellt:  die  Fälle  sind  teils  fremdwortlicher  (ö^m^öz/),  teils  analogischer  Natur 
{-eure  =  itura).  Da  Schwan  nur  von  Erhaltung  des  nach  dem  Nebenton 
stehenden  Vokals  vor  Dental  spricht,  so  gehörte  Lodovicus  gar  nicht  hier- 
her. Das  in  der  Anmerkung  erwähnte  bendit  kenne  ich  nur  aus  dem  Pro- 
venzalischen  und  erinnere  mich  nicht  es  frz.  gelesen  zu  haben. 

§  142  ff.  Für  den  Konsonantismus  wäre  eine  bessere  Anordnung,  etwa 
nach  dem  Muster  von  W.  Meyers  Grammatik,  zu  empfehlen.  —  142  Anm. 
Germ,  w,  gallofr.  _^w  lautet  so  auch  noch  im  ältesten  Altfranzösisch,  erst 
später  g. 

§  144.  Hier  wäre  auch  wohl  der  Platz  gewesen,  um  der  Fälle  viande 
vtats  zu  gedenken;  ebenso  ecroiielle  =  scrofella. 

§  147.  Das  Gesetz  für  die  Behandlung  der  Labialen  p  b  v  im  Zu- 
sammenstofs  mit  r  ist  falsch.  Dasselbe  ist  folgendermafsen  zu  fassen:  i.  pr 
br  vr  bleiben  als  wr  nach  dem  Ton:  chievre,  povre,  peivre,  sevres,  -et, 
-ent  etc.,  lievre, — livre,  levre,  livres,  -et,  -ent  etc., —  vivre.  2.  Vor  dem 
Ton  ergeben  die  Gruppen  dagegen  ur :  sichere  Beweise  sind :  aurone  ■=^  ab- 
rotonum ,  penree  =  piperata  (gegenüber  peivre);  dazu  Formen  wie  aurai, 
saurat;     recevrai   avrai  devrai   mottvrai   etc.,    Hvrer   sevrer  sind  nach    den 

'  deluvju  ist  übrigens  falscli :  tlas  //  ist  lat.  kurz,  und  offen,  und  wir 
haben  in  dem  Wandel  Ti  :  ü  wieder  die  schon  zu  §  121  erwähnte  Behandlung 
des  ü  in  Fremdwörtern. 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRAZÖSISCHEN.  559 

Formen  mit  Z'  wie  recevoir,  avoir  u.  s.  \v.  umgebildet,  levrier  iiacli  Hevre  etc.; 
fevrier,  avril  sind  halb  gelehrt.  3.  Bei  satzunbetonter  Verwendung  eines 
Wortes  mit  Lab. +  A- geht  ersterer  ganz  verloren:  sore  =■  super;  so  auch  wohl 
arat  neben  aurai  zu  fassen  ,  da  das  Hilfsverb  ja  oft  satzunbetont  (nach  dem 
Muster  dieser  Doppelformen  aurai  —  arai  bildete  man  dann  zu  saurai  auch 
ein  Sarai,  wie  ne  —  ned  nach  dem  Vorbild  von  que  —  qued ). 

§  149,2.  Da  der  Konsonantismus  nach  dem  landläufigen  ziemlich  äufser- 
lichen  Schema  angeordnet  ist,  so  werden  Erscheinungen,  die  aus  einem  ge- 
meinsamen Gesichtspunkt  zu  beurteilen  sind  und  daher  am  besten  auch  zu- 
sammen behandelt  werden  (das  wäre  beides  wissenschaftlich  und  pädagogisch), 
oft  in  einer  Reihe  von  §§  verzettelt.  Derartige  unter  einen  Gesichtspunkt 
zu  subsumierende  Lautwandlungen  sind  folgende:  V t :  d  (coude  malade  soudain) 
bzw.  :  t  {dette  douter):  §  149;  cV  ^V  ft  :  d  (plaidier  vuidier  cuidier  aidier)  bzw. 
c't  :  t  {esploitier)  :  §  160,  200  ;  d^c  :  dz  [g]  (jugier  vengier)  bzw.  :  ts  [ch]  {re- 
venche):  §228,  229,  321,  322  und  sonst;  t'c  :  ts  [ch]  (nac/ie)  bezw.  -.dz  [g] 
(-age):  §  234  ;«'c  :  nts  [nchj  {manche)  bzw.:  ndz  [ngj  {c/ingier):  §  253   u.  s.  w. 

Alle  diese  Fälle  regeln  sich  nach  einer  gemeinsamen  Norm,  und  die 
scheinbaren  Widersprüche  wie  nache  —  -(ige,  vengier  —  revenchier,  vuidier 
—  esploitier,  coude  —  doutes  erklären  sich  leicht.  Die  folgenden  •  Ausfüh- 
rungen sind  eine  Weiterführung  und  teilweise  Berichtigung  mehrerer  von 
W.  Meyer-Lübke  in  seinem  bekannten  Pänultima-Artikel  Ztschr.  VIII  (bes. 
S.  233  fF.)  gegebenen  Andeutungen. 

Drei  Typen  haben  wir  zunächst  zu  unterscheiden : 
Typus   I.     a)        it  '  —  oder  —et'  _,   — ut  '  —,  — at  '  —. 

Beispiele :    vocitdre,    cogitdre,     explicitdre,    subitdnus,    capitellum,    ami- 
tdrium,  pietdtem,  adjutdre,  gabatellum. 
b)    —  ic  1 ,  oder  _  ec  -'  — ,  —uc'  — 

Beispiele:    vindicdre ,    judicdre ,     delicdtus ,     vervecdrium ,     vereci'india, 
manducdre. 

Typus  2.     a)    '.itum. 

Beispiele :    cübitum,  malehdbituTn. 

b)     '   icum  (  '  ico). 
Beispiele :  -dticufn,  sedicum,  pedicum,  hereticum,  pörticum  ;  jüdico. 

Typus  3.     a)  "-  ita  (±  ata). 

Beispiele:  debita,  dubitas,  gabata. 

b)  I-ica. 
Beispiele  :  ndtica,  mdnica,  jüdicas,  vindicas,  rdsira,  pJrtica.'^ 
Die  Entwicklung  des  -c-,  -t-  in  diesen  Gruppen  zur  Media  -g-  (dann 
dz),  -d-  bezw.  Erhaltung  als  -c-  (dann  ts),  -t-  ist  zunächst  abhängig  davon,  ob 
zur  Zeit  des  Eintritts  der  gall.  konsonantischen  Laulabslufung,  wonach  inter- 
vokale Tenuis  zur  Media  wird ,  jene  Laute  c,  t  noch  intervokalisch  waren 
(z.  B.  cubitum),  oder  ob  sie  bereits  nach  Ausfall  des  vorhergehenden  unbe- 
tonten Vokals  mit    dem  weiter    vorangehenden  Konsonanten    zu  einer  Gruppe 


'  Im  folgenden  beschränke  ich  mich  auf  die  Besprechung  der  erbwort- 
lichen  Behandlung;  Fremdwörter  wie  grammaire ,  mire  etc.  lasse  ich  bei 
Seile. 


560  BESPRECHUNGEN.       F.  NEUMANN, 

zusammengetreten  waren  (z.  B.  deVta):  im  ersteren  Fall  konnte  -t-,  -c-  an  dem 
Wandel  zur  Media  teilnehmen,  daher  cubitum  \  cubidum,  im  zweiten  Falle 
nicht  mehr,  daher  bleibt  t  in  dehta.  So  hängt-  alles  von  der  Chronologie  des 
Ausfalls  unbetonter  Vortonvokale  des  Wortinnern  in  Typus  i  und  der  un- 
betonten Nachtonvokale  der  Pänultima  von  Proparoxytonen  in  Typus  2.  3  ab. 
Da  nun  (l.)  chadel ^  capitelluni  (Rol.)  ein  cab^A-ellutn  voraussetzt,  und 
sich  dieses  b'd  nur  noch  bei  Bestand  des  Vokal  i  in  capitellum  entwickelt 
haben  kann  (intervok.  p,  t  zu  b,  d:  capitellutn  :  cahidellum  :  caVdellum  :  diadel), 
so  ergiebt  das  den  Schlufs :  der  Vortonvokal  in  Fällen  des  Typus  i  ist  erst 
nach  der  konsonantischen  Abstufung  geschwunden.  Dafs  Vorton-Vokale 
später  fallen,  als  z.  B.  (s.  u.)  die  meisten  tonlosen  Pänultima-Vokale  von 
Proparoxytonen,  liegt  nahe :  ist  doch  der  Pänultimavokal  von  allen  unbetonten 
Vokalen  der  am  wenigsten  widerstandsfähige,  in  der  Pänultima  fällt  ja  sogar  a, 
das  vortonig  stets  als  e  bleibt  (vgl.  chanvre  —  cheneviere).  Demnach  hat 
sich  in  all  den  Fällen  des  Typus  i  aus  jenem  intervokalen  c,  l  zunächst  g,  d 
ergeben  können,  das  erstere  dann  bei  folgendem  a  zu  dz.     Also 

vindicare  :  vendegare  ;  vend'ga?-e  :  vengier. 

delicatus  :  deligadus  :  del'gadus  :  delgie. 

vervecarius  :  vervegarius  :  ver(v)'' gariiis  :  bergier. 

•verecundiji  :  veregondia  :  ver'gondm  :  vergogne. 

subitanus  :  subidanns  :  suVdanus  ;  soudain. 

*a>nitarium  :  amidarium  :  anCdarium  :  [rjcindier  (s.  Meyer  a.  a.  O.  233). 

cogitare  ;  cogidare  :  cog'daj-e  :  coidier. 

ajuta?-e  :  ajudare  :  af'dare  :  aidier. 

*gabitellum  :  gabidellum  :  gab'dellum  :  jadcau. 
Ebenso  jugier,  mangier,  pengier,  ciingier,  chargier,  enfergier,  for- 
gier,  clergie,  escomengier,  plongier,  rongier,  bolgier  (bulicare),  targier,  endo- 
magier,  —  plaidier,  vuidier,  pidie  (Leg.  de  Theophile  bei  Bartsch  ,  Langue 
et  Litterature  fran9.  482,2;  485,9),  pidance  (Lyon.  Yzopet  2214),  andain  (= 
ambitanu?n;  s.  Gröber,  Miscell.  Caix-Canello  S.  41),  bondir  (pik.  nfr.  =  6öw- 
bitare  s.  Diez  Wtb.  IIc  bondir),  fraindir  (neben  fraintir  aus  fremitire,  s. 
Godefroy).  —  Die  Ausnahmen  zu  allen  3  Typen  werden  unten  zusammen  be- 
handelt. . 

Da  (2.  3)  coiide  ein  cub'Aum,  dette  ein  deb\a  (ebenso  -age  ein  -ad'gz^w, 
nache  ein  na'Cza)  voraussetzen,  da  ferner  das  d.  des  ersteren  nur  bei  noch  be- 
stehendem -i-  von  cubitum  aus  intervokalischem  /  sich  entwickelt  haben  kann 
{cubitum  :  cubidum),  so  ergiebt  sich  als  Schlufs :  das  Nachton-/  der  Pänul- 
tima in  den  Fällen  2.  3  fiel  bei  ic  der  Ultima  erst  nach  der  konsonantischen 
Abstufung  von  Tenuis  zu  Media  (cubitum  :  cubidum  :  ciiVdum,  -aticum  : 
-adigum  :  -ad'gum),  dagegen  bei  a  der  Ultima  schon  vor  Eintritt  jenes 
Wandels,  so  dafs  hier  Tenuis  beharrt  (debita  ;  deb'ta,  natica  :  nat'ca).  Vd  d'g 
ergeben  dann  Media  d  bezw.  tönende  Spirans  dz  (coude,  -age),  -b't  t'c  (oder 
sonstige  Verbindungen  von  Konsonant  mit  t  bezw.  c  wie  g't  et  s^  p'c  d'c 
etc.)  ergeben  Tenuis  t  bezw.  tonlose  Spirans  ts  [dette,  nache).  Dafs  a  oder 
u  der  Ultima  in  Bezug  auf  den  Zeitpunkt  des  Ausfalls  des  Pänultima- Vokals 
einen  Einflufs  ausüben  und  einen  chronologischen  Unterschied  bewirken  kann, 
begreift  sich.  In  debita  hatten  die  beiden  letzten  Silben  /-  ita  Vokale  von 
sehr  ungleicher  Schallfülle,    i  mit  sehr  geringer,    a  mit  relativ    gröfster ;    dies 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  AI.TFKANZÖSISCHEN.  56  I 

Übergewicht  von  Schallfülle  der  Ultima  über  die  l'änultima,  in  Folge  dessen  das 
Mafs  von  Nebenton,  das  der  Pänultima  und  Ultima  eigen,  auf  der  letzteren  stark 
konzentriert  ist,  bewirkt  den  frühen  Ausfall  des  Pänultima-Vokals.  In  cubituvi 
dagegen  hatten  die  beiden  letzten  Silben  '  üu7n  Vokale  mit  ziemlich  gleicher 
Schallfülle,  die  sich  sozusagen  die  Wage  hielten,  dergestalt  dafs  der  eine 
nicht  gerade  im  Stande  war  den  Ausfall  des  andern  zu  beschleunigen.  — 
Wie  die  eingehender  besprochenen  Beispiele  verhalten  sich  ferner : 

Typus  2a)  malaJe  (masc,  über  das  fem.  s.  u.),  solide  (vgl.  soudeincnt), 
vielleicht  onde  =  ambitiim  Rieh,  li  biaus  v.  3579;  vgl.  Scttegast  Ztschr.  II 
313,  aber  Rom.  VII  630  {G.  Paris).» 

2b)  siege  (sedi'cum;  s.  o.  zu  §  85,3  und  W.  Meyer  a.  a.  O.  i^l);  piege 
(das  ebenfalls  ^\\{  pedicutn  zurückzuführen  ist,  vgl.  schon  das  Genus),  erege, 
fuge  (Judico),  venge  {vindico),  plonge  (plumbico),  ronge  {rumico),  charge 
und  dergleichen   Verba  mehr;  miege  (inedicum);  chajwnge  (canonicwn). 

Typus  3a)  jatte  (gabata;  vgl.  unter  den  Beispielen  des  Typus  i  ja(\eau); 
doutes,  -et,  -ent;  fuite  {fugita);  esploites  etc.  (explicitas);  fiente  {fimita  statt 
fiviititm,  vgl.  prov.  fe^tta  ca.i.  fe?npta),  sente,  rente,  erneute. 

3  b)  niancke,  revenches,  -et  -ent  etc.,  dimanche,  rasche,  per  che,  Caches, 
-et  -ent  etc.;  alleches,  -et,  -ent  etc.;  arraches,  -et,  -ent  etc.;  cloches  \cloppicas 
oder  claudicas,  beides  genügt),  niches,  colches,  epanches,  penches  u.  s.  \\. 

Die  Ausnahmen    der  vorstehenden  Gesetze  erklären  sich  auf  2  Arien : 

1.  Statt  der  in  den  Fällen  i.  2  zu  erwartenden  Media  bezw.  tönenden 
Spirans  erscheint  in  einer  Reihe  von  Fällen  die  Tennis  bezw.  tonlose  Spirans 
wegen  gewisser  vorhergehender  Konsonanten,  die  selber  tonlos  assimilatorisch 
als  Xachbarlaut  einen  tonlosen  Laut  verlangen. 

2.  Da  in  vielen  Fällen  (besonders  bei  Verben)  vom  selben  Stamm  For- 
men aller  3  Typen  vorkommen:  vindicare,  vindico,  vindicas,  so  lag  ein  Aus- 
gleich zwischen  denselben  nahe  und  wurde  auch  in  den  meisten  Fällen  voll- 
zogen.    Dazu  kommen  Analogiebildungen  anderer  Art. 

Für  beide  Gruppen  von  Ausnahmen  hier  ein  paar  Beispiele,  ohne  er- 
schöpfen zu  wollen. 

Zu  I .  Nimmt  man  für  clocher  cloppicare  als  Etymon ,  so  erklärt  sich 
ch  statt  g  (Typ.  i)  aus  dem  pp  von  pp'g;  masticare  :  maschier,  indem  st^ g 
wegen  st  zu  st^ch;  Ghtn's.o  cacher  ^^  coacticare  {ct'g:ch),  desgl.  allechier,  la- 
schier  =  laxicare  (cs'g  :  seh).  Unnötig  ist  demnach  hier  überall  Einflufs  von 
Seiten  der  Formen  des  Typus  3  (cloches  etc.)  anzunehmen.  —  porticum  sollte 
nach  Typus  2b  zu  portigum  porfgum  werden;  allein  unter  dem  Einflufs  der 
in  der  Gruppe  rt  bewahrten  Tenuis  t  wandelt  sich  g  :  ch  porche.  ^Ebenso  ist 
wohl  comp(u)tum  —  conte  zu  beurteilen,  wobei  auch  die  Analogie  der  Formen 
des  Typus  3b  im  dazugehörigen  Verbum  (contes ,  -et,  -ent)  mitgewirkt  haben 
mag.  —  domesticum  (Typus  2  b)  mufs  über  domestiguin  ein  dornest 'gum  er- 
geben; allein  in  der  Gruppe  st'g  entsteht  dann  wegen  st  nicht  tönende  son- 

»  Beispiele  für  '  ('""■  itum  giebt  es  nicht,  weil  der  Dental  in  diesen 
Fällen  in  den  Auslaut  tritt  und  dort  als  -t  erscheint,  so  dafs  ein  Unterschied 
wie  der  von  coude  —  dette  in  esploit  —  esploites  nicht  mehr  zu  Tage  tritt  : 
daher  doit  plait  vuit  etc.;  faites  dites  sind  er-i  ;uis  /'■///;  ditz  (vgl.  prov.^  weiter- 
gebildet im  Anschlufs  an  faimes  dimes. 


5Ö2  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

dein  tonlose  Spirans  :  domesche  (vgl.  bois'ie).  Ebenso  ?nastico  :  masche,  levisticum  : 
levesche.^  Wie  in  vorstehenden  Beispielen  tonloses  j  die  tonlose  Spirans  ch  hinter 
sich  fordert,  so  wohl  auch  die  Tenuis  t  in  Fällen  wie  mauvaistie,  mendistie, 
sotitie,  amistie.  —  Ein  Fall,  der  die  Umkehrung  zu  den  vorstehenden  dar- 
stellt, ist  noch  zu  verzeichnen :  Cucurbita  sollte  nach  Typus  3  ä)  entsprechend 
debita  :  dette  ein  *gorte  erwarten  lassen;  allein  die  tönende  Gruppe  rb  be- 
wirkte Wandel  von  t  :  d  \n  gourde. 

Zu  2.     Die  analogischen  Ausgleichungen,  besonders  beim  Verbum,  sind 
im    Ganzen     durchsichtiger    Natur.      Das    Paradigma     eines    hierhergehörigen 
Verbums  wie  vitidico  sollte  lautgesetzlich  folgende  Formen  aufweisen : 
vindico  venge  (Typ.  2b). 

vindicas  venches      | 

vindicat  venchet      /  ^^^P"  ^^^■ 

•vindicamus  vengons     | 

vindicatis  vengiez      |    ^    ^P*       '" 

vindicant  venchent       (Typ.  3b). 

Der  Ausgleich  der  konsonantischen  Stammabstufung  kann  nun  in  zwei 
Richtungen  stattfinden:  von  dem  vorstehenden  Beispiel  sind  in  der  That  beide 
möglichen  Ausgleichungen  erhalten : 

venge      venges     venget     vengons     vengiez     vengent 
und  venche    venches  venchet    venchons  veftchiez  venchentr 

Ebenso  wie  das  Paradigma  vindico  sind  folgende  (dubito,  cogito,  explicito) 
zu  beurteilen  : 

doude  (Typus  2a)     \cuit  s.  o.]     [esploit  s.  o.] 

doutes      I  cuites  esploites 

doutet     \    ^    .  P   ^  0    '     cuitet  esploitet 

doudons  1  cuidons  esploidons 

doudez     i   ^    ^"  '     cuidiez  esploidiez 

doutent       (Typus  3a)     cuitent  esploitent. 

In  douter  esploitier  dann  Ausgleich  zu  Gunsten  des  t,  in  cuidier  zu 
Gunsten  des  d.  Durch  derartigen  Ausgleich  in  verschiedener  Richtung  er- 
klären sich  leicht  die  Gegensätze:  arr acher,  epancher  etc.  mit  dem  aus  den 
Formen  des  Typus  3b  verallgemeinerten  ch ,  gegenüber  jugier  chargier  etc. 
mit  dem  aus  den  Formen  des  Typus  ib  2  b  verallgemeinerten  g,  und  ferner 
esploitier  douter  vanter  etc.  mit  dem  aus  den  Formen  des  Typus  3a  verall- 
gemeinerten t,  gegenüber  vuidier,  plaidier,  cuidier  mit  dem  aus  den  Formen 
des  Typus  la  verallgemeinerten  d  u.  s.  w. 

Anderweitige  durch  Analogiewirkung  zu  erklärende  Ausnahmen  sind 
z.  B.  die  Substantive  wie  tnoitie  pitie  etc.,  die  nach  Typus  I  ein  moidie  hätten 
ergeben  müssen ;  s.  o.  pidie.  Hier  liegt  nahe  der  Einflufs  von  Substantiven 
wie  poeste  poverte  liberte  jovente  volente  tnauvaistie   etc.,    die  t  lautgesetzlich 


'  Wenn  rusticum  rüste  ergiebt  und  nicht  rusche ,  so  ist  es  als  Fremd- 
wort zu  fassen  mit  abgeworfener  letzter  Silbe;  vgl.  oben  zu  §45. 

2  In  der  obigen  Weise  möchte  ich  meine  frühere  Auffassung  (Zur  Laut- 
und  Fle.xionslehre  S.  87),  die  Schwan  §  229,2  vorträgt  und  auch  W.  Meyer 
Ztschr.  VIII  233  zu  acceptieren  scheint,  modifizieren:  danach  ist  venge  nicht 
mehr  analogisch  zu  beurteilen  sondern  wie  siege  piege  etc.  lautgesetzlich. 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  563 

haben.  —  hospitale  sollte  ein  hospidale  und  dies  dann  hosp'dale  —  hosdcl 
geben ;  allein  der  Einllufs  des  Simplex  und  das  benachbarte  s  (s.  o.)  riefen  das  /  in 
hoste!  hervor.  Für  sentier  sollte  man  nach  Mafsgabe  des  oben  citierten 
(l)andier  ein  sendier  erwarten ;  es  hat  sich  nach  senle  (Typus  3)  gerichtet. 
Ebenso  antain  nach  (t)ante.  lointain  ist  wohl  lautliche  Analogie  nach  andern 
Wörtern  auf  -tain  wie  certain  antain  etc.;  vgl.  übrigens  prov.  lonhdan.  dor- 
toir  wird  durch  das  daneben  bestehende  lehnwortliche  dormitor  dorniitoire  be- 
einflufst  sein. —  Neben /a//^  (Typus  3)  VovAxa^.  jade  vor,  gebildet  nach /ai/tra« 
(Typus  i).  7iage  neben  nache  erklärt  W.  Meyer  a.  a.  O.  richtig  als  gelegentliche 
Angleichung  an  die  vielen  Wörter  auf  -age  =  aticuvi.  forge  ■=  fabrica 
(Typus  3)  nach  ybr^<?r  (Typus  i);  oder  bewirkt  br  ähnlich  tönende  Spirans 
wie  rb  die  Media  in  gourde}  (s.  o.;  noch  etwas  anders  Meyer  a.  a.  O.). 
friente  =  fiemitus  (Typus  2)  mit  t  statt  d  wohl  nach  dem  Verbum  frienter, 
das  seinerseits  das  t  der  Formen  des  Typus  3  (frientes,  -tet,  -tent  etc.)  ver- 
allgemeinert hat  (s.  übr.  oben  fraindir  lautgesetzlich  nach  Typus  l).  —  cointe 
=  cognitum  (Typus  2)  ist  wohl  Angleichung  ans  Femininum  cognita-  (Typus  3). 
Umgekehrt  sollte  das  Femininum  male  habita  franz.  statt  malade  *malate 
lauten  {debita  —  dette);  hier  hat  sich  die  feminine  Form  nach  der  masculinen 
gerichtet.  vuide  =  vocita  (Typus  3)  ist  von  W.  Meyer  a.  a.  O.  S.  235  ge- 
nügend erklärt,  subitus  —  subita  sollte  m.  soude  —  f.  soute  ergeben;  dem 
letzteren  gemäfs  heifst  das  Adverb  soutement ,  daneben  aber  auch  soude- 
ment  u.  s.  w. 

§  I49>3  wird  des  Schwunds  von  mittlerem  Labial  in  dreifacher  Konso- 
nanz {hostet)  gedacht,  desgl.  §  152  {jalne):  bei  einer  weniger  äufserlichen  An- 
ordnung des  Konsonantismus  wäre  auch  hier  nicht  nötig  gewesen,  solche  zu- 
sammengehörigen Fälle  auseinanderzureifsen.  Vgl.  übrigens  meine  Bemerkung 
Miscell.  Caix-Canello  S.  171. 

§  153.  Der  Etymologie  derver  ^  derivare  ziehe  ich  die  von  Gröber  = 
*desaevare  (Ztschr.  V  178)  vor. 

{5  156.  Schwan  setzt  den  Schwund  von  intervokalischem  primären  und 
sekundären  d  hier  in  die  2.  Hälfte  des  XII.  Jahrh.;  §  315  etwas  abweicheiTÜ  um 
die  Mitte  des  XII.  Jahrh.'  Beide  Angaben  sind  unrichtig:  Reim  und  Ortho- 
graphie der  Hss.  beweisen  den  Ausfall  des  d  mindestens  für  das  erste  Viertel 
des  12.  Jahrh.:  vgl.  u.  a.  Mall,  Phil,  de  Thaun  Comp.  S.  79.  Schon  das 
Domesday  Book  vom  Jahre  1086  zeigt  den  Schwund  von  d  in  Raulfus.  Vgl. 
übrigens  auch  G.  Paris,  Extraits  etc.  S.  12:  ,,Le  d  provenant  de  1/  ou  t  medial 
isole  tend  dejä  ä  disparaitre  ä  l'epoque  du  Roland ;  il  est  tombc  peu  de 
temps  apres."  Da;iach  ist  auch  §  157  zu  berichten.  —  Auch  für  §  156,2 
ist  Berücksichtigung  der  Angaben  Mails  zu  empfehlen.  —  In  der  Anmerk.  zu 
I.  über  tottu  hätte  wohl  die  von  Karsten  in  seiner  Freiburger  Dissertation 
„Zur  Geschichte  der  altfrz.  Konsonantenverbindungen"  (1884)  S.  24  f.  vor- 
getragene, jetzt  auch  von  Gröber  Archiv  f.  lat.  Lexikogr.  u.  Grammatik  VI 
130  vertretene  Erklärung  aus  einem  verstärkenden  totum  totuin  kurz  erwähnt 


*  Solche  nicht  ganz  übereinstimmende  chronologische  Angaben  über 
eine  und  dieselbe  Erscheinung  in  verschiedenen  t^Jj  iles  ßiiches  fmdcn  sich 
oft,  wenn  der  Verf.  sich  nicht  mit  einem  uiibcslinimlen  ,, später"  oder  dgl. 
begnügt:  s.  z.  B.  zu  §  212. 

Zcitschr.  f.  roin.  Pliil.  X  I  V.  jO 


564  BESPRECHUNGEN.       F.  NEUMANN, 

weiden  können.  —  In  der  Anm.  2  mufste  gesagt  werden,  dafs  die  Formen 
mit  y  (soif)  verhältnismäfsig  junge  und  erst  franz.  Entwicklung  sind:  sie  ge- 
hören daher  eigentlich  erst  in  Abschnitt  II. 

!:;  164,3  wäre  wohl  als  älteste  Form  Rodlant  etc.  anzugeben,  wie  G.  Paris 
auch  im  Roland-Text  seiner  Extraits  druckt. 

§  166  Z.  4  korr.  Auslaut. 

i^  167.  Das  s  in  ecciesia  ist  kein  inlervokalisches ,  das  Beispiel  gehört 
also  nicht  dahin. 

55  173  und  sonst  wird  ohne  weitere  Bemerkung  fitir  =^fugire  mit  u 
gesetzt.  Lat.  fitgere  und  demnach  yV^^//'^'  haben  ü  (vgl.  7t.hz.  fair  neben 
fiiir);  u  wäre  also  irgendwo  zu  erklären. 

§  175.  In  der  Lautregel  spricht  Schwan  von  zwei  epenthetischen  i: 
dem  entsprechen  Beispiele  wie  oisel    nicht  ganz. 

§  177.  Proparoxytona  mit  i  in  der  tonlosen  Pänullima  hätten  von  den 
Paroxytona  ganz  getrennt  behandelt  werden  müssen. 

§  179,2.  Unaussprechbarkeit  ist  ein  sehr  fragwürdiger  Faktor  in  der 
Lautentwicklung.  Warum  soll  z.  B.  uei  unaussprechbarer  sein  als  etwa  ietc  in 
dieus'i  *cueilt  hätte  übrigens  nach  dem  §  107  vorgetragenen  Gesetz  *cui/t 
ergeben  müssen;  wenn  es  zu  ciielt  wurde,  so  ist  das  Angleichung  an  die 
I.  Sgl.  «<^/  (§179,1). 

§  180  hätten  die  Fälle  mit  tönendem  s  {doze  treze  onze)  nicht  mit  denen 
mit  tonlosem  s  {ts)  zusammengeworfen  werden  dürfen;  und  zu  jenen  hätten 
als  analogisch  leicht  zu  deutende  Ausnahmen  die  Konjunktive  juge  venge  etc. 
(statt  *juze  *venze  aus  judicem  vindicem)  gestellt  werden  müssen. _ 

§  188,1.  Wie  focu  zunächst  fou  ergiebt  (welchen  Weg  man  immer 
annehmen  mag),  so  auch  paucu  trauen  zuvörderst  pou  trou,  woraus  po  tro 
dann  dialektische  Reduktionen  sind  (vgl.  z.  B.  Adenet  le  Roi  Berte  aux  grans 
pies  Tir.  XXXII):  also  paucu  :  pou  :  [po]  u.  s.  w.  Ebenso  ist  §  187  die 
Reihenfolge  fagu  —  fou  —  [fo]  herzustellen.  Für  Fälle  wie  atni  ein  be- 
sonderes Gesetz  zu  konstruieren  halte  ich  für  unnötig ;  es  wird  Neubildung 
vom  Nom.  amis  aus  sein,  dico  —  di  gehört  nicht  hierher,  sondern  unter  3. 
Die  unter  3  gegebene  Lautregel  „Vor  nachtonigem  0  bleibt  -^"  ist  freilich  un- 
haltbar. Wie  soll  man  sich  dabei  poi  (pauco),  -ai  (=  -aco  in  Ortsnamen), 
pai  (paco),  dut  trat  u.  s.  w.  erklären?  Wir  bleiben  am  besten  bei  W.Meyers 
Formulierung  Ztschr.  IX  143.  —  4.  ,,In  unbetonter  Stellung  im  Satz  fällt  lat. 
auslaut.  X'."  Aber  avec  ist  als  Präposition  auch  proklitisch  unbetont  und  be- 
wahrt sein  -cl  la  co  sind  daher  wohl  als  verallgemeinerte  tonlose  antekon- 
sonantische  Formen  aufzufassen,  wobei  besonders  häufige  Verbindungen 
wie  la(c)-bas,  co(c)  que  u.  dgl.  in  Betracht  kommen.  Für  la  ist  sicher  auch  die 
Verbindung  la(c)  ü  zu  berücksichtigen ,  in  der  c  nach  demselben  Gesetz  fiel 
wie  in  securu  :  seur.  Die  satzphonetischen  Erscheinungen  sind  bei  den 
mannigfachen  Möglichkeiten  des  Satzzusammenhangs  nicht  so  einfacher,  son- 
dern meist  kompHzierter  Natur. 

i;  189  Anm.  Wegen  vergogne  vgl.  zu  §  149. 

§  193  hätten  Lehnwörter  wie  diable,  diacre  Erwähnung  verdient. 

§  198.  Die  besondere  Behandlung  von  g,  k-\-r  vor  dem  Accent  in 
Fällen  wie  enterin,  pelerin,  paresse,  serit  {secretum)  findet  keine  Erwähnung 
bei  Schwan;    ebenso    fehlen    §  201    die  Fälle    für  gn'  :  n    wie    rentier,   attel 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES   AI.TFRANZÖSISCHEN.  565 

[agneUuni],    sener,  tinel,   prenatit    {praegiuintem)   \\.  s.  w.      Sielio    zu    hciilem 
Waldner,  Quellen  des  paras.  /  S.  18  und  22, 
^  200.     S.  zu  55  149. 

^  204.  Dafs  neben  tordre  von  Schwan  übersehene  Formen  wie  tortre 
estortre,  estuertre  etc.  (s.  Godefroy)  vorkommen ,  ist  Beweis  genug  für  den 
analogischen  Charakter  von  tordre :  ich  habe  daher  keine  Veranlassung  von 
meiner  Literaturblatt  1885  Sp.  244  A.  vorgetragenen  Auffassung  abzugehen. 

i;  205,2  acceptiert  Schwan  meine  an  der  gleichen  Stelle  gegebene  Er- 
klärung für  plang're  : plaindre  (g  wird  zwischen  n-r  zu  d  und  i  ist  analogisch); 
ebenso  spricht  Schwan  im  §  204,1  bei  dem  Übergang  von  sorg're  :  sordre, 
carc'rem  ;  chartre  von  einem  Wandel  des  g,  c  zm  d,  t  (s.  auch  i;  211,4). 
Ich  sehe  nicht  ein,  warum  der  Verf.  dann  nicht  auch  meine  völlig  parallele  Er- 
klärung für  den  genau  entsprechenden  Wandel  paskWe  :  paistre  acceptiert, 
anstatt  da  wieder  abweichend  von  Schwund  des  mittleren  Konsonanten  /' 
und  alsdann  erfolgendem  Eintritt  eines  Übergangslaut  t  zwischen  s-r  zu  sprechen 
Das  Gesetz  i;  207,2  halte  ich  nicht  für  gesichert.  Es  fügen  sich  u.  a. 
nicht  vüle,  vilain,  vilenie,  palir  (nie  paillir),  dial.  pik.  anwile  (==  anguille): 
vgl.  anguile  :  vile  bei  Jean  de  Conde,  Bartsch-Horning,  La  längue  et  la  litter. 
franc.  661,1';  dial.  pik.  iö/z>-;  afrz.  sallir  neben  saillir  (z.  B.  Bartsch-Horning 
112,22.  214,24);  falie  (ebenda  657,9)  u.  s.  w.  Die  mouillierten  l  sind  allesamt 
analogischer  Natur.  In  saillir,  faillir,  bouillir  stammt  l  aus  denjenigen  For- 
men der  Verben,  die  //  haben  und  daher  lautgesetzlich  /  entwickeln.  Ebenso 
erklärt  sich  ja  das  l  in  Formen  wie  saillant  faillant  vaillant  u.  dgl.,  die  auch 
lautgesetzlich  kein  7  entwickeln  konnten.  In  anguille  pille  brille  begreift  sich 
das  L  aus  lautlicher  Analogie ,  weil  die  Buchstabengruppe  il  bezw.  ill  sonst 
immer  /  bedeutet.  —  Ebensowenig  ist  das  Lautgesetz  gesichert ,  wonach  im 
franz.  Auslaut  mouilliertes  /  nach  i  zu  /  wird  :  eil  fil.  Vgl.  noch  nfrz.  peril 
(mit  /  bzw.  /  im  Auslaut);  für  eil  ist  die  Aussprache  eil  eii  ebenfalls  neben 
eil  bezeugt.  In  dem  thatsächlich  vorkommenden  Übergang  von  -il  :  -il  liegt 
wieder  lautliche  Angleichung  vor  an  die  zahlreichen  Wörter  auf  -il  (=llis) 
wie  vil  gentil  soutil  avril  etc. :  daher  schon  bei  Chrestien  peril  :  avril. 

§  210  scheidet  wieder  nicht  genügend  Lehnwörter  von  Erbwörtern;  vgl. 
u.  a.  wegen  table  §  9. 

(5211,2.  perdre  würde  ich  lieber  streichen;  ebenso  miseriint  in  6.  — 
Unter  4.  sind  die  Beispiele  polvere  solvere  zu  streichen :  lg''r  wird  zu 
Idr  mit  assimilatorischem  Wandel  des  g  :  d\  aber  IvW  :  l'r  und  dann 
Eintritt  des  Übergangslaut  d,  der  im  NO.  fehlt ;  daher  foldre  überall ,  aber 
pik.  i-awr<?  gegenüber  sonstigem  soldre.  S. .Literaturblatt  VI  244.  —  7.  Das 
vlt.  Substrat,  das  die  romanischen  Sprachen  heischen,  lautet  bekanntlich  eo- 
sere;  d  ist  daher  nicht  ein  Ersatz  für  den  stimmhaften  Labial  sondern  tön. 
s-\-r  :  sdr  im  Gegensatz  zu  str  aus  tonl.  s-\-r.  Danach  ist  auch  §  259,2  zu 
ändern.  —  Zu  den  §  211  behandelten  Gruppen  ist  nachzutragen  nr :  tidr. 

§  212  setzt  die  Vokalisation  von  IKom.  jn  den  Anfang  des  12.  Jahrh. 
15  281  erst  in  die  2.  Häl  fte  des  12.  J  ahrh. ;  (5  326  in  die  i.  Hälfte  des 
12.  Jahrh.  und  15397,4  wieder  in  die  2.  Hälfte  des  12.  Jahrh.:  dabei 
wird    J5  397,4    noch    auf   {5  326    verwiesen.      Die    Erscheinung    ist    früher    zu 


>  [Vgl.  jetzt  auch  Cohn,  Suflixwandl.  S.  53]. 

30* 


506  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

datieren  ;  wenigstens  bei  vorausgehendem  a  zeigt  schon  das  Domesday  Book 
vom  Jahre  Io86  Bauduin  Hairaud  Tetbaud,  ja  sogar  Ron;  R.  Weigelt  weist 
Ztschr.  XI  89  ein  Faucaudi  curtis  aus  dem  Jahre  1044  nach.  Noch  ältere  Bei- 
spiele Rom.  1888,  428.  Vgl.  übrigens  B'oerster,  Cliges  LXIX.  Dafs  übrigens 
das  parasitische  u  in  Fällen  wie  puce,  piicelle,  ficelle  etc.  fehlt,  hätte  besonders 
bemerkt  werden  müssen ,  damit  der  Widerspruch  zwischen  Beispielen  und 
Regel  den  Anfänger  nicht  wieder  verwirre.  —  In  der  Anmerkung  sagt  Schwan, 
r  habe  im  13.  Jahrh.  sehr  schwache  Artikulation  gehabt,  wie  in  der  That 
durch  Reime  wie  armes  :  anies  u.  dgl.  bewiesen  wird.  §  329  kommt  der  Verf. 
auf  dieselbe  Erscheinung  nochmals  zu  sprechen,  indem  er  auch  hier  das 
13.  Jahrh.  als  Zeitpunkt  angiebt:  dabei  führt  er  aber  an  der  zweiten  Stelle 
Reime  aus  Waces  Brut  und  Rou  an! 

§  220  hätte  es  heifsen  sollen :  n  vor  Labial  zu  m,  dagegen  bleibt  es  vor 
labiodentalem  f. 

§  223  fehlt  danner,  z.  B.  schon  in  der  Epitre  farcie  auf  den  heiligen 
Stephanus. 

Für  §  226  ff.  ist  aufser  Waldner  a.  a.  O.  jetzt  auch  Mussafia  Romania 
XVIII  529  ff.  zu  vergleichen,  dem  ich  freilich  nicht  in  allen  Punkten  zuzu- 
stimmen vermag. 

§  226.  227.  Für  vj  bj  fij  halte  ich  meine  Auffassung  bei  Waldner 
a.  a.  O.  S.  33  immer  noch  für  die  richtige,  da  die  Ausnahmen  von  jener 
Fassung  sich  erklären  lassen ,  während  bei  Schwans  Fassung  der  Regel  un- 
erklärte Widersprüche  in  Menge  bestehen  bleiben,  indem  man  vor  allem  un- 
erklärt lassen  mufs,  warum  bei  gleichen  etymologischen  Voraussetzungen  ver- 
schiedene Resultate  sich  ergeben:  man  vgl.  §  226,1  aie  deie  mit  226,2  rage 
tige,  ai  dei  mit  sage  etc.  Also  besser  i.  w'  -  :  /;  2.  ~vi  —  \  dx.;  3.  6/  pi 
im  Auslaut:  z',  4.  im  Inlaut:  dz  bezw.  is.  Die  sich  nicht  diesen  4  Regeln 
fügenden  Beispiele  bei  Schwan  erklären  sich  leicht :  aie  statt  age  (4)  nach 
ai  (3)  dsgl.  deie  nach  dei,  vgl.  vienne  tienne  statt  viegne  tiegne  u.  dgl.;  rouge 
sage  (3)  sind  verallgemeinerte  Femininformen  wie  large,  lösche,  raide,  ferme, 
vide  etc.  u.  s.  w.  (s.  das  weitere  bei  Waldner),  neige  gehört  wohl  garnicht 
hierher,  da  es  nicht  eigentlich  altfrz.  ist,  sondern  erst  jüngere  Neubildung  (s. 
W.Meyer  in  seiner  Rezension  S.  276,  Rom.  XII  412).  deluge  ist  Fremd- 
wort: s.  o.  zu  §  137.  ayant  ist  auch  erst  jung  und  daher  wahrscheinlich 
auch    franz.    Neubildung. 

§  228.  S.  zu  §  149.  Danach  ist  es  unnötig  arr acher  statt  aus  abra- 
dicare  (so  abr.  nicht  aäradicare  ist  natürlich  anzusetzen  :  s.  Gröber,  Wölff- 
lins  Archiv  I  233)  aus  einem  abrapticare  herzuleiten;  ebenso  läfst  sich  c/aM(/i- 
care  für  frz.  clocher  halten  (s.  o.),  wenn  man  nicht  in  Rücksicht  auf  prov. 
clopchar  cloppicare  auch  fürs  Französische  vorzieht. 

§  229,2  s.  zu  §  149. 

§  232  Wegen  postja  ;  piiis  s.  o.  zu  §  39,2. 

§  234.  235.  S.  zu  55  149.  Was  ist  naticare  —  nagier}  Ob  in  Fällen 
wie  pertica  persica  u.  ä.  wirklich  je  eine  Gruppe  tj  oder  sj  entstand  ist  mehr 
als  zweifelhaft.  Nach  dem  zu  §  149  ausgeführten  fiel  i  der  unbetonten 
Pänultima  ja,  als  noch  tonloses  c  gesprochen  wurde,  und  rtc  rsc  kann  wohl 
schwerlich   über  rtj  rsj  mit  tönendem  j  zu  rts  rsfs  mit    tonlosem  ts  werden. 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEX.  567 

i;  243  S.  Mussalia  in  seiner  Rezension  S.  262 ;  zu  i<  246  ebenda  S.  268  ll. 
Das  von  Mussafia  S.  269  vorgetragene  Gesetz  für  rj  vermag  ich  freilich  nicht 
zu  acceptieren :  ich  hefte  auf  die  /-Verbindungen  bald  in  einer  Besprechung 
von  Mussatias  Artikel  Rom.  XVIII  zurückzukommen.  —  i;  246.  247.  248  be- 
dürfen bei  Schwan  einer  gründlichen  Revision.  Dafs  Konjunktive  wie  iniierge 
quierge  etc.  nahe  liegende  Anbildungen  an  terge  sorge  etc.  sind  ,  ist  doch 
eine  längst  anerkannte  Sache,  an  der  zu  rütteln  keine  Veranlassung  vorliegt 
{sors,  sort  :  sorge  =  muers,  mitert  :  tniwrge^).  —  Für  die  Fremdwörter  serorge 
cirge  auf  ein  'sororicii  cericu  statt  sororium  cereum  zurückzugehen  besteht 
gar  keine  Nötigung:  vgl.  übrigens  wegen  des  Widerspruchs  der  Angaben 
dieses  §  zu  früheren  oben  S.  544 ;  dann  hätte  Schwan  konsequenter  AVeise 
5^251,2  für  estrange  auch  ein  extranizuin  konstruieren  müssen,  was  aber 
ebenso  überflüssig  gewesen  wäre  wie  jene.  Betreffs  der  gleichfalls  unnötigen 
Konstruktion  eines  asparigii  st.  asparagiim  s.  o.  zu  4;  134. 

i;  251,1.  2  ist  ebenfalls  auf  Grund  der  Ausführungen  von  Mussatia,  Wald- 
ner u.  a.  völlig  anders  zu  fassen,  vor  allem  ist  auch  hier  wieder- wie  an  so 
vielen  andern  Stellen  eine  strengere  Scheidung  zwischen  Erbwort  und  Fremd- 
wort vorzunehmen.  Nach  der  hier  gegebenen  Fassung  mufs  der  Leser  üb- 
rigens die  Vorstellung  gewinnen,  als  ob  der  Verf.  annehme,  wy"  entwickele  für 
gewöhnlich  kein  par.  i,  da  er  doch  sonst  ^  z.  B.  bei  rj  sj  —  ausdrücklich  das 
sich  einstellende  epenthetische  /  erwähnt :  an  vorliegender  Stelle  giebt  er  nur 
für  )ijs  als  Entwicklungsprodukt  -hUs  an.  Vgl.  jedoch  Fassung  der  Regel 
und  Beispiele  in  §  lOl. 

^  253.     S.  zu  §  149. 

^  260.  Warum  Schwan  crevuit  mit  e  ansetzt  (die  Basis  crevi  hat  doch 
?)  und  es  zu  stetidt  stellt  statt  zu  crcduit  etc.,  verstehe  ich  nicht:  Druck- 
fehler scheint  ausgeschlossen,  da.  crevuit  so  auch  §516  steht,  und  andererseits 
ja  Oualitäts-  wie  Ouantitätsfehler  in  dem  Buche  nicht  zu  den  Seltenheiten  ge- 
hören. Wenn  übrigens  crevuit  mit  *  versehn  wird,  so  darf  dies  Zeichen  auch 
bei  stetiät,  creduit  etc.  nicht  fehlen.     Betreffs  co7tovuit  s.  o.  zu  i;  52. 

§  263,3  hätte  wohl  ere  {erat)  erklärt  werden  müssen,  damit  der  Anfänger 
die  Angabe  ,, meist  gelehrte  Wörter",  die  doch  nur  für  Jeu  matere  pafst, 
nicht  auch  auf  eret  beziehe.     Ein  Verweis  auf  tj  443  hätte  schon  hingereicht. 

i^  264.  Die  Reime  arbalestes  :  prestes,  saietes  :  prestes  beweisen  nichts 
für  Zusammenfall  von  e  mit  e  gegen  Ende  des  12.  Jahrh.,  da  die  Reimwörter 
ja  gleicher  Art  sind:  prestes  hat  von  Haus  aus  e  sogul  wie  die  zwei  andern: 
s.  zu  tj  9.  Dagegen  hätte  Schwan  den  Reim  mct  {m'ittit)  :  est  {est)  aus  Philipp 
de  Thaun,  Bestiaire  428  '  anführen  können.  Damit  würde  aber  seine  Chro- 
nologie fallen,  und  statt  ,, gegen  Ende  des  12.  Jahrh."  wird  demnach  der  Zu- 
sammenfall von  e  mit  c  ins   i.  Viertel  des  12.  Jahrh.  zu  versetzen  sein.     Dazu 


'  Ich  wünschte  — ■  nebenbei  bemerlu  — ,  dafs  Verf.,  wo  er  von  Analogie- 
bildungen spricht,  sich  öfters  derartiger  Gleichungen  wie  die  obige  bedient: 
solche  (Tleichungen  sind  geeignet  dem  Anfänger  das  Wesen  der  Analogie  zu 
veranschaulichen,  und  diese  Gleichungen  sind  zu  gleicher  Zeit  ein  Präservativ 
gegen  willkürliche  und  falsche  Aufstellungen  von  Analogiewirkungen :  sie 
haben  also  doppelten  methodologischen  Wert. 

-  Schwan  führt  diesen  Reim  selbst  bei  anderer  Veranlassung  an  i|  318, 
ciiieri  aber  fälschlich  den  Compul  statt  des  Bestiaire. 


568  BESPRECHUNGEN.      F.  NEUMANN, 

slimmen  denn  auch  die  Reime  aus  Brandan  bei  Ten  Brink,  Dauer  und  Klang 
S.  28.  Auf  Grund  obigen  Reims  met  :  est  ist  übrigens  die  etwas  zu  allgemein 
gehaltene  Aufstellung  Suchiers  Ztsclir.  III  139  oben  einzuschränken,  dafs  „sich 
vor  t  die  Aussprache  e  länger  hielt  als  vor  andern  Konsonanten".  Da  somit 
e  bereits  Anfang  des  12.  Jahrh.  frz.  zu  e  wurde,  so  darf  man  aber  auch 
Reime  wie  saietes  :  prestes  aus  Benoit  nicht  als  Beweis  für  vlt.  prestu  an- 
sprechen, wie  W.  Meyer,  Ztschr.  f.  nfrz.  Spr.  u.  Lit.  X  274  thut.  —  §  264,2 
konnte  durch  bessere  Verwertung  der  Resultate  von  Ten  Brinks  Dauer  und 
Klang    sowie    Suchiers   Rezension  Ztschr.  III  gewinnen. 

§  268  ist  verfehlt.  Die  drei  o-Laute  sind  eine  willkürliche  Konstruktion, 
die  Schwan  nur  dem  ch  von  chose  und  dem  /  von  joie  zu  Liebe  macht ,  der 
aber  die  Thatsachen  völlig  widersprechen.  Es  ist  falsch  zu  sagen ,  die  drei 
ö-Laute  assonieren  nicht  mit  einander.  Im  Gegenteil :  2  und  3  d.  1.  o  aus 
gedecktem  o  und  0  aus  au  assonieren  regelmäfsig  mit  einander.  Nicht 
blofs  im  Rolandslied,  wie  Schwan  in  der  Anmerkung  schüchtern  zugiebt, 
sondern  —  um  nur  einiges  wenige  auf  gut  Glück  anzuführen  —  ebenso  z.  B. 
Alexius  6l;  poure  :  cose  :  confortet,  125  tolget  -.joie;  Reise  Karls  Tir.  III  oset 
parole  :  estordre  morte  etc.,  Tir.  VIII  dose  joie  reposet  :  aprochet  volte  etc., 
ferner  Tir.  L  und  LI;  Gormond  {ot  :  mort)  u.  s.  w.  Wenn  Schwan  die  Asso- 
nanzen im  Rol.  aus  der  blofsen  Ähnlichkeit  der  beiden  i)-Laute  erklären 
will,  so  ist  diese  Annahme  ein  dürftiger  Notbehelf,  da  sie  der  sonstigen  Ge- 
nauigkeit der  Assonanzen  in  Bezug  auf  die  Vokalqualität  widerstreitet.  Ein 
Dichter,  der  drei  £• -Nuancen  scheidet,  würde  auch  drei  o-Laute  geschieden 
haben,  wenn  sie  in  Wirklichkeit  vorhanden  gewesen  wären.  —  Im  Übrigen 
ist  noch  folgendes  anzumerken.  Die  Angabe  unter  i.  o  entstehe  aus  haupt- 
tonigem  gedecktem  p  und  nebentonigem  0  halte  ich  zwar  mit  W.  Meyer  Ztschr. 
f.  nfr.  Spr.  X  276  (zu  §  m)  für  richtig,  allein  bei  Schwan  liegt  Druckfehler 
o  statt  /'  vor,  da  seine  Aufstellung  sonst  im  Widerspruche  mit  2.  und  §111 
stehen  würde.  —  Unter  3.  sind  meiner  Meinung  nach  clo  tro  ot  plot  pot  auszu- 
scheiden und  für  sich  zu  behandeln.  Die  älteren  Formen  heifsen  mit  Diph- 
thong ou:  doli  trau  out  ploiit  pout^,  die  dann  teils  erst  dialektische  {do  tro), 
teils  analogische  Reduktion  {ot  plot  pot)  von  ou  :  0  erfahren  haben  (über 
letztere  s.  meine  Bemerkungen  Ztschr.  VIII  272  f.;  s.  auch  oben  zu  t;  188). 
Das  o  dieser  Wörter  ist  also  keineswegs  dem  o  von  or  chose  u.  s.  w.  gleich- 
wertig. 

§  269.  movitum  dürfte  für  mot  ein  sehr  zweifelhaftes  Substrat  sein.  — 
269,2.  Dafs  das  ou  (0)  von  reproucke  approuche  dem  Zischlaut  zu  verdanken 
ist,  ist  eine  unhaltbare  Ansicht:  yodie  (Fels)  z.  B.  ist  bekanntlich  nicht  zu 
roudie  geworden.  Das  ou  jener  Worte  ist  auch  nicht  direkt  Fortsetzung 
von  0  sondern  zunächst  von  q.  Dies  letztere  aber  entwickelt  sich  zuvörderst 
lautgesetzlich  im  unbetonten  Stamme  der  endungsbetonten  Formen  und  drang 
von  da  auch  in  die  stammbetonten  Formen,  ganz  me  in  demgres  devpres 
statt  und  neben  demueres  devueres;  vgl.  Literaturblatt  1882,  S.  470.  — 
3.  Die  Angabe:  ,,frz.  a>  reimt  Anfang  des  XIV.  Jahrh.  mit  </'  kann  zu  der 
verkehrten  Vorstellung  Veranlassung  geben,  als  ob  jedes  10  in  dieser  Zeit 
zu  p  würde,  was  doch  nicht  der  Fall  ist  (z.  B.  chilse,  aber  dr):  die  Regel  ist 


'  wie  i;  283,4   richtig  steht. 


E.  SCHWAN,    GKAMMAllK  DES   ALTFRANZÖSISCHEN.  569 

demnach  in  bekannter  Weise  einzuschränken.  —  In  der  dann  folgenden  Regel 
„Im  Auslaut  und  im  Hiatus  wird  co  zu  u  (geschrieben  ou)  sind  ciou  tron 
wieder  auszuscheiden,  da  es  sich  hier,  wie  oben  (zu  J;  188,  {5  268)  gezeigt 
wurde ,  ja  nicht  um  ursprüngliches  w  sondern  um  altes  ursprüngliches  oii 
handelt,  wovon  cIo  tro  dialektische  Reduktionen  sind :  demgemäfs  kann  von 
einem  Wandel  von  0  :  oti.  nicht  die  Rede  sein,  clou  trou  heischen  zudem  als 
unregelmäfsig  eine  besondere  Erklärung :  sie  entwickeln  lautgesetzlich  eleu 
treu  wie  das  gleichartige  pou  : peu;  vgl.  cletis  :  treus  Gaulier  de  Coincy  S.  348, 
pik.  eleu  treu  bei  Littrd,  cleufichier  bei  Godefroy,  das  auf  die  Existenz  des 
Simple.K  eleu  Schlufs  gestattet,  elou  trou  statt  eleu  treu  stehen  unter  dem 
Einfiufs  von  clouer  trouer  u.  s.  w.;  da  ein  derartiger  beeinflussender  Faktor  bei 
peu  fehlt,  so  hält  es  sich.  —  Gelegentlich  der  o-Laute  noch  eine  Bemerkung : 
An  irgend  einer  Stelle  hätte  Schwan  in  dem  Abschnitt  II  S.  72  IT.  auch  des 
afrz.  u  (ö«)  gedenken    müssen    gemäfs    den   früheren  Angaben  t;  ni,   130  u.  a. 

^  271,1   fehlen  die  Fälle  air  {aer),  -at  (= -avi). 

>ij  272.  Wenn  Schwan  den  Übergang  ai  :  e  vor  mehrfacher  Konsonanz 
in  der  i.  Hälfte  des  12.  Jahrb.  belegen  will,  so  sollte  er  doch  diese  Belege 
nicht  einem  Schriftsteller  der  2.  Hälfte  wie  Chrestien  de  Troyes  entnehmen, 
sondern  die  bekannten  Reime  bei  Philipp  de  Thaun  wie  Silvestre  ,:  viaistre, 
paistre  -.beste  (3  X  Comp.  4X  Bestiaire)  anführen.  Für  den  Übergang  ai  \  e 
vor  einfacher  Konsonanz  hätte  der  bekannte  Reim  des  Kreuzliedes  vom  Jahre 
I146  (mais  :  apres)  angeführt  werden  sollen  und  zwar  mit  Jahreszahl:  der- 
artige e.xakte  Angaben  sind  auch  in  einer  Elemeniargrammaiik  am  Platz,  und 
man  sollte  sie  nicht  vermeiden ,  wo  wir  in  der  glücklichen  J-age  sind  sie 
geben  zu  können;  es  bleiben  der  Fälle  immer  noch  genug,  wo  wir  ims  mit 
einer  vagen  Chronologie  nach  Jahrhunderten  oder  halben  Jahrhunderten  be- 
gnügen müssen.  Der  Anfänger  sollte  aber  schon  gleich  von  vorn  herein 
durch  derartige  e.xakte  Angaben  darauf  hingewiesen  und  daran  gewöhnt 
werden,  dafs  möglichste  Genauigkeit  in  der  chronologischen  Fi.xierung  der 
sprachhistorischen  Thatsachen  das  zu  erstrebende  ideale  Ziel  ist. 

^  274.  Die  Unmöglichkeit  der  Reihe  ei :  ei  :  cel  :  oi  hat  Meyer  a.  a.  O. 
erwiesen;  ich  kann  ihm  nur  zustimmen. 

§  276.  Wenn  Reime  angeführt  werden,  die  für  einen  bestimmten  Laut- 
wandel und  dessen  chronologische  Fixierung  als  Beleg  dienen,  so  würde  ich 
gerne  gesehen  haben,  dafs  das  Denkmal,  aus  dem  die  Reime  entnommen  sind, 
angeführt  werde.  Ich  habe  in  Kolleg  und  Übungen  oft  wahrgenommen,  dafs 
derartige  Anführungen  dem  Anfänger  eine  willkommene  Hilfe  sind  für  das 
Behalten  der  sprachgeschichllichen  Thatsachen.  —  Auf  Grund  der  bekannten 
Abhandlungen  von  Rofsmann  und  Ulbrich  über  oi  könnte  übrigens  in  diesem 
Kapitel  manches  bestimmter  und  besser  gefafst  werden.  —  Die  Gleichung 
re^oeve  =^  reeepjat,  die  sich  gegen  Schlufs  von  ij  276,3  findet,  ist  unmöglich: 
vgl.    sapjat  =:  sacke. 

tj  279  fehlt  eine  Angabe  über  die  Qualität  des  e  in  ie  (s.  Suchier, 
Gröbers  Grundrifs  S.  576).  —  Auch  die  hier  unter  2.  gegebene  F"assung  des 
Bartschschen  Gesetz  ist  ebensowenig  glücklich  wie  die  des  i?  64 ;  s.  o. 

i|  280.  Die  Fassung  der  Regel  ist  insofern  eine  ungeschickte  zu  nennen, 
als  die  Trennung  des  ie  in  den  Infinitiven  (laissier  etc.)  von  dem  unter  Ein- 
tlufs  des  palat.  Verschlufslautcs  aus  freiem  a  entwickelten  ie  (chief)  die  falsche 


570  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

Vorstellung  erwecken  mufs,  als  handle  es  sich  hierbei  um  zweierlei,  wäh- 
rend beide  ie  doch  gleichartig,  d.  i.  gleicher  Provenienz  sind.  Übrigens  hätte 
hier  (§  280)  darauf  hingewiesen  werden  müssen-,  dafs  der  Wandel  von  ie  :  e 
in  Fällen  wie  chief  :  chef,  chier  :  eher  lautgesetzlicher,  der  in  den  In- 
finitiven laissier  :  laisser  etc.  analogischer  Natur  ist;  auch  die  Fälle  mit 
erhaltenem  ie  wie  moitie  amitie  etc.  durften  nicht  unerwähnt  bleiben :  kurz 
die  dem  Verf.  jedenfalls  bekannten  Gesetze  und  Resultate  von  G.  Paris  (Rom. 
IV  122)  und  Vising  (Ztschr.  VI  372  ff.)  hätten  etwas  genauere  Berücksichtigung 
und  Reproduktion  verdient. 

§  281.  Die  falsche  Datierung  des  Wandels  von  IKom.  ;  u  ist  schon  oben 
zu  4j  212  richtig  gestellt. 

§  283.  Unter  3.  hätte  Schwan  auch  au-\-ii  (nach  ihm  m-\-u)  registrieren 
müssen  :  J>oti  ■=  J>auctim,  trou  =  traucuni.  Dafs  fou  jou  ursprünglich  oii, 
nicht  ou  haben,  ist  schon  oben  zu  §  108  gezeigt. 

§  284.  Ob  die  Aussprache  von  ou  oy  war,  ist  zweifelhaft.  —  Die  Ent- 
stehungsweise des  eu  in  feu  jeu  Heu  ist  ganz  anderer  Art  als  die  in  -eiis  (= 
•osns),  die  Fälle  wären  daher  auch  zu  trennen  (s.  Meyer,  Ztschr.  XI  541 ;  Gr. 
§  196).  ■ —  Zu  dem  Fall  283,4  [pout),  der  mit  2.  einfach  auf  gleiche  Stufe  gestellt 
wird,  hätten  einmal  noch  gleichgeartete  Formen  wie  oiit  söut plotit&ic.  hinzugesellt 
werden  müssen  und  dann  hätte  auch  wohl  angegeben  werden  sollen,  dafs  die 
gewöhnlichere  Umgestaltung  von  pout  out  etc.  nicht  diese  zu  peut  eut  (d.  i. 
pot  öt),  sondern  die  zu  pol  ot  etc.  ist  (s.  Suchiers  Abhandlung  über  die  ui- 
Perfecta  Ztschr.  II).  —  Wenn  es  heifst,  im  XIII.  Jahrh.  scheint  eu  überall 
durchgedrungen  zu  sein,  doch  begegnen  Formen  auf  -our  noch  sehr  viel 
später,  so  hätte  gleich  hier,  um  falschen  Vorstellungen  vorzubeugen  und 
um  die  Gesetzmäfsigkeit  des  Wandels  zu  eu  (ö)  nicht  in  Frage  zu  stellen, 
bemerkt  werden  müssen ,  dafs  Wörter  wie  Jolour  etc.  eben  analogischer 
Natur  sind. 

§  285,3.     S.  u.  die  Bemerkung  zu  §  288. 

i;  287.  Die  Gleichung  ruovet  ^^*ropat  (s.  auch  S.  18)  ist  unhaltbar.  S. 
Aleyer  Ztschr.  XI  539.  —  Die  Angabe,  schon  im  Alexius  stehe  tie ,  ist  zum 
mindesten  kühn:  die  dem  Ende  des  13.  Jahrh.  angehörige  Hs.  P  beweist 
doch  nichts  für  das  der  Mitte  des  11.  Jahrh.  angehörige  Original.  Besser 
wäre  gewesen ,  einfach  die  erste  sichere  und  genau  datierbare  Spur  von 
tie  im  Domesday  Book  von  1086  zu  erwähnen.  —  Über  die  verschiedene 
Orthographie  ue  oe  wäre  eine  Bemerkung  am  Platze  gewesen.  ■ —  Unter  2. 
hätte  der  älteste  die  Betonung  ?//  beweisende  Reim  des  Brandan  {queivre 
:  beivre)  Erwähnung  verdient,  da  er  für  eine  festere  chronologische  Fixie- 
rung der  Accentverschiebung  Anhalt  giebt;  Schwan  sagt  nur  allgemein:  ,,in 
Texten  des  XII.  Jahrh." 

§  288.  Die  umgekehrte  Schreibung  peut  neuf  findet  sich  schon  in  den 
s.  Z.  von  mir  behandelten  Urkunden  von  Vermandois:  die  Monophthongi- 
sierung  von  ue  :  ö  und  Zusammenfall  mit  eu  (§  285,3)  gehört  also  nicht  erst 
in  den  Anfang  des  14.  Jahrh.,  sondern  sicher  schon  in  die  l.  Hälfte  des 
13.  Jahrh.;  vielleicht  sogar  noch  früher:  s.  Örtenblad,  Etüde  sur  Ie  d^vel.  des 
voyelles  lab.  du  lat.  dans  Ie  vieux  fran9.    Upsala  1885. 

§  291.  3  entsteht  nicht  nur  aus  o  und  o  vor  gedecktem  oder  auslaut. 
Nasal,    sondern     auch    vor    einfachem     inlaut.    Nasal:    nfrz.    Rome    couronne 


E.   SCHWAN,    CiKAM.MAlIK   DES  ALTKRANZÖSISCHKN.  57  I 

banne  etc.  gehen  ja  auf  altfrz.  Röme  coiirdne  bone  zurück  (Rom.  X  53).  Dafs 
i~  und  nicht  o  anzusetzen  ist,  darüber  s.  o.  zu  §  81,  109.  —  i;  289  wäre  auch 
wohl  der  den  vorstehenden  Beispielen  mit  0  analoge  Fall  femme  :  ferne  : 
fänie  :  fame  nachzutragen. 

^  295  behauptet  Schwan,  nachdem  er  den  Zusammenfall  von  äi  und  ei 
bei  Chrestien  de  Troyes  belegt,  dafs  die  Lautung  beider  Ende  des  12.  Jahrli. 
oT  gewesen  sei.  Diese  Datierung  ist  entschieden  falsch:  noch  im  16.  Jahrh, 
bestand  der  Nasaldiphthong,  vgl.  schon  Nagel,  die  metr.  Verse  Jean  Baifs 
(Leipzig  1878)  S.  32  und  Suchier  Literaturblatt  1880  S.  23,  jetzt  auch  in  Gröbers 
Grundrifs  S.  582,  588. 

^5  296.  Bei  oi  hätte  —  wie  dies  sonst,  /,.  B.  bei  u  ie  etc.,  geschieht  — 
auch  erwähnt  werden  dürfen,  dafs  im  ältesten  Französisch  (z.  B.  Roland)  oi  vor 
Nasal  noch  assoniert  zu  oi  vor  oralen  Konsonanten ,  dafs  demnach  damals 
noch  oi,  nicht  öi  gesprochen  wurde  [Joint  :  dolor  etc.). 

Kapitel  IX  (Die  vortonigen  und  nachtonigen  Vokale  im  Hiatus)  kann 
bei  Benutzung  von  Hofsners  Freiburgcr  Dissertation  (1886)  ,,Zur  Geschichte 
der  unbetonten  Vokale  im  Alt-  und  Neufranzös."  in  vieler  Beziehung  genauer 
und  richtiger  gestaltet  werden.  So  wäre  der  Besprechung  der  einzelnen  Kom- 
binationen im  Anschlufs  an  Hofsners  Aufstellungen  S.  1  ff.  zunächst  die  all- 
gemeine Regel  über  das  Verhalten  jener  Vokale  voranzuschicken  u.  s.  w. 
Ich  begnüge  mich  mit  diesem  Hinweis  auf  Hofsner. 

?>  315,2  que  qued  qu'  unterliegen  bekanntlich  besonderer  Beurteilung,  sind 
daher  besonders  zu  behandeln. 

§  317,1  Die  Labialen  schwinden  nicht  blofs  vor  tlexiv.  s,  sondern  auch 
vor  t\  set  =.  sap(i)t,  muet,  recoit  etc.  Dafs  die  Palatalen  vor  s  schwinden, 
ist  so  allgemein  ausgedrückt  nicht  richtig :  vgl.  verais  lais  suis  fais  duis  etc. 
sas  steht  entweder  unter  dem  Einflufs  des  Cas.  obl.  sac  oder  unterliegt  wegen 
-cc-  nicht  dem  gleichen  Gesetz,  wie  verais  etc.  mit  -c-  (vgl.  ses  =  siccus).  — 
Unter  4.  sind  Fälle  wie  dam  Prianz  jor(n)z  etc.  nicht  erwähnt. 

i;  321,3  werden  die  palatalisierten  stimmlosen  Verschlufslaute  als  Quelle 
von  ts  angegeben,  und  dabei  heifst  es  (im  Hinblick  auf  die  Beispiele  pertica 
und  persica):  „t  s  nur  nach  Konsonant".  Diese  Bemerkung  dürfte  in  Rück- 
sicht auf  natica  —  nache,  rasica  —  rasche  unhaltbar  sein.  Im  Übrigen 
liefse  sich  §321  sehr  vereinfachen:  die  unter  2.  3.  4.  verteilten  Fälle  sind 
doch  z.  T.  (z.  B.  colche  —  perche  —  manche)  durchaus  gleichartig,  hätten  also 
unter  eine  Regel  subsumiert  werden  können  u.  s.  w. 

Auch  §  322  kann  Vereinfachung  erfahren:  so  gehören  doch  z.  B.  Fälle 
wie  judicare  (5)  und  vindicare  (6)  zusammen.  Ein  Teil  der  Beispiele  unter  4. 
mit  vj  bj  hätte  —  unter  Hervorhebung  ihres  besonderen  Charakters  —  zu 
den  weiteren  Beispielen  mit  vj  bj  unter  (>.  {changier  sergant)  gestellt  werden 
sollen.  Dafs  manches  sonst  noch  hier  zu  streichen  und  zu  ändern  ist ,  geht 
aus  früher  —  besonders  zu  tj  149  —  bemerktem  hervor:  so  nagier  -^  naticare, 
plage  (s.  Meyer  a.  a.  O.  S.  279);  statt  s^dja  —  siege  (4)  mufs  es  sedicum  — 
siege  heifsen,  und  das  Wort  gehört  alsdann  zu  estage  (5)  u.  s.  w. 

S  3-5'3  liätte  das  Datum  des  Übergangs  von  -arie  :  -aire  -orie  :  -oire  iu 
Fremdwörtern  genauer  angegeben  werden  können  ;  Philipp  de  Thaun  bietet  die 
ältesten  beweisenden  Reime,  so  dafs  das  Datum  des  Verf.  —  ,,seit  der 
Mitte  des  XII.  Jahrh."  —  ein  wenig  zu  spät  gegrifl'en  sein  dürfte. 


572  BESPRECHUNGEN.     E.  NEUMANN, 

§  326  ist  naoh  dem  zu  i^  212  bemerkten  zu  berichtigen. 

§  330.  Die  hier  besprochene  Erscheinung  des  Übergangs  von  aushiutend 
mouilliertem  Nasal  zu  einfachem  Nasal  ist  nicht  erst  Mitte  des  XIII.  Jahrh., 
sondern  schon  für  das  XII.  Jahrh.  durch  Reime  belegbar.  So  hat  z.  B.  Bran- 
dan  235  plein  :  desdeign,  M.  Brut  16  estain  {stagnurn)  :  arain  (aeramen).  — 
2.  wäre  zu  erwähnen  gewesen,  dafs  Formen  wie  saine  mit  71  statt  n  =  signat 
etc.  Angleichung  an  die  endungsbetonten  Formen  sind :  gnl-  :  n  [renner, 
sener  etc.),  was  Schwan  freilich  in  §  198  zu  erwähnen  versäumt  hat. 

§  33  r.  Die  Bemerkungen  über  Geschlechtswandel  bei  Substantiven 
wünschte  ich  auf  Grund  von  INIeyer,  Schicksale  des  lat.  Neutrum  und  Arm- 
bruster, Geschlechtswandel  im  Französischen  (Heidelb.  Diss.  1889)  in  der 
zweiten  Auflage  etwas  ausführlicher.  —  Anm.  2.  Wenn  beim  Rol.  und  Free 
die  Verse  genau  angegeben  werden ,  warum  nicht  auch  beim  Ron  und  Re- 
nart ?  Es  ist  ganz  gut  den  Studierenden  auch  durch  derartige  genaue  An- 
gaben an  Exactheit  als  eine  erste  Forderung  bei  wissenschaftlicher  Arbeit  zu 
gewöhnen. 

§  332.  Wenn  Schwan  der  Umschreibung  von  Genitiv  und  Dativ  durch 
die  Präpositionen  de  und  a  gedenkt,  obwohl  diese  Erscheinungen  genau  ge- 
nommen in  die  Syntax  gehören ,  so  hätte  er  wenigstens  auch  das  Fehlen  von 
de  und  a  bei  persönlichen  Begriffen  in  Verbindungen  wie  //  fils  Charlon 
u.  dgl.  erwähnen  sollen.  —  Warum  wird  die  Funktion  des  lat.  Genitiv  in 
den  (gelehrten)  dem  Latein  entlehnten  Formeln  wie  al  tens  anciennor  etc. 
Obliquus-Funktion  und  nicht  Genitiv-Funktion  genannt.^ 

§  335,2.  Bei  der  Verallgemeinerung  des  Gas.  obl.  Plur.  auf  -es  auch 
für  den  Nom.  PI.  bei  den  Femininen  der  i.  Deklination  {filles  für  beide  Casus) 
wird  aufser  dem  Muster  der  Feminina  der  3.  Deklination  auch  wohl  der  Um- 
stand mitgewirkt  haben,  dafs  schon  im  Singl.  auch  der  Nom.  glei-ch  dem  Gas. 
obl.  lautet.  —  Den  Satz  ,,Ein  keltischer  Einflufs  ist  wohl  nicht  anzunehmen", 
mag  der  Verf.  in  einer  zweiten  Auflage  getrost  streichen :  er  dürfte  wohl  kaum 
im  Ernste  zu  diskutieren  sein. 

§  337,1.  Warum  s'\mula[n]s,  aber  stmulante,  valja.nte  aber  servjtnter 
Konsequenz  wäre  wünschenswert.  —  serjant  fuugirt  übrigens  altfrz.  wesentlich 
als  Substantiv  (ij  469),  das  Part.  Präs.  von  servir  lautet  servant.  —  Anm. 
Juventus  war  nicht  mit  einem  *  zu  versehen,  da  es  ein  gut  lateinisches  Wort 
ist,  das  bei  Virgil,  Horaz,  Lucrez  und  sonst  zu  belegen  ist.  — •  ,,Man  hat 
podeste  auch  als  volkslat.  Anbildungen  an  die  i.  Deklination  aufgefasst:" 
dieser  von  Schwan,  wie  es  scheint,  nicht  geteilten  Auffassung  möchte  ich  im 
Hinblick  auf  die  belegbaren  Doppelformen  juventas  —  juventa  entschieden 
den  Vorzug  geben. 

?5  339'  ;iVon  der  im  i<  337  besprochenen  Analogiewirkung  [frühzeitige 
Verallgemeinerung  des  Cas.  Obl.  Sgl.  auch  für  den  Nom.]  sind  ausgenommen 
alle  Substantive  der  lat.  3.  Dekl.,  welche  Personen  bezeichnen."  Das  „alle" 
dürfte  wohl  in  Rücksicht  auf  mulier  uxor,  deren  Nom.  ja  auch  untergegangen 
ist,  nicht  aufrecht  zu  erhalten  sein.  —  Bei  sire  sähe  ich  gerne  auch  die 
noch  in  den  Strafsb.  Eiden  und  Passion  belegte  Form  sefijndre  erwähnt.  — 
Zvl  putain  vgl.  Suchier  in  Gröber's  Grundriss  S.  658**  und  zm  Bertain  Char- 
lon etc.  ebenda  Gröber's  sehr  erwägenswerte  Anmerkung.  —  Anm.  3  Zu 
hoem    durfte  prozdoem    so  ohne    weiteres  nicht  gestellt  werden,  da  es  ja  erst 


E.  SCHWAN,    (GRAMMATIK  ÜICS  ALTFRANZÖSISCHKN.  573 

analogische  Neubildung  zu  prozdome  ist :  zu  ilein  in  seiner  Zusammensetzung 
nicht  mehr  verstandenen  prozJcmie  (=  proz  d'ome,  vgl.  Tobler's  bekannte 
Erklärung  Ztschr.  II  56S,  Vermischte  Beiträge  S.  114)  bildete  man  nach  dem 
Musler  von  Gas.  Obl.  honte,  Nom.  hoetn  ebenfalls  ein  prozdoem  als  Nominativ. 

!:j  340  Anm.  Wenn  von  den  im  Nfrz.  erhaltenen  alten  Nominativen 
einige  (wie  sirc  und  suer)  genannt  werden,  so  hätten  —  um  der  falschen 
Vorstellung  vorzubeugen,  dafs  nur  diese  zwei  erhalten  seien —  auch  noch 
weitere,  wie  etwa  chantre,  pdtre,  peintre,  traitre,  coiitre,  tnaire,  pire,  moindre 
erwähnt  werden  dürfen. 

§  342  wäre  wohl  darauf  hinzuweisen  gewesen ,  dafs  die  sogen.  Verall- 
gemeinerung des  Gas.  Obl.  auch  für  den  Nominativ  im  Franz.  zum  Teil  Folge 
eines  bestimmten  Lautwandels  ist.  Da  vom  Ende  des  ji.  Jahrhs.  an  z.B. 
Nom.  ans^oni.  =  aji  lautete,  und  somit  Nominativ  und  Obliquus  vielfach 
gleich  lauten  mufsten,  so  trat  die  Verwirrung  ein,  welche  schliefslich  zu  einem 
Siege  der  Gas.  Obl. -Form  überall  führte. 

i;  336.  Was  das  Citat  t;  55,1  neben  tradidre  bedeuten  soll,  ist  mir 
uiicrtindlich ;  es  liegt  doch  absolut  keine  dissimilatorische  Tilgung  eines  Kon- 
sonanten vor.  traditor  genügt  übrigens  nicht  als  Etymon  von  traitre:  wie 
Imperator  cmperere  hätte  jenes  tra'ixe  nicht  tra'iire  ergeben  müssen..  Irgend- 
wo ist  einmal  —  wenn  ich  mich  recht  erinnere  von  Rothenberg  —  tradictor 
vorgeschlagen,  das  mir  der  Erwägung  Mcrt  erscheint.  ~  Dafs  sejor  sich  nach 
p^jor  gerichtet  habe,  ist  nicht  glaublich.  S.  jetzt  darüber  W.  Meyer-Lübke, 
Rom.  Gram.  I,  i^  634. 

i;  360  Anm.  i.  Es  ist  nicht  richtig,  zu  behaupten,  dafs  die  Adjectiva 
auf  -el  (-ale)  erst  im  14.  Jahrh.  ein  analogisches  P'emininum  -ele  zeigen: 
Philipp  de  Thaun  hat  in  seinem  Gomjioz  z.B.  oft  uele  =  aeqiialis  (270,  1380, 
171 2,  22O0,  3234  etc.).  —  Hier  hätten  auch  die  v;  366  berührten  Adjective 
auf  -eis  (-ensem)  erwähnt  werden  sollen,  die  ja  auch  früh  und  allgemeiner 
feminine  Neubildung  auf  -eise  aufweisen  (curteise  Karls  Reise  71O,  725; 
franceise  Rol.  396 ;  Phil,  de  Thaun,  Gomp.  361,  796,  991,  I013,  1061,  I096  etc.). 
—  Dafs  die  Adjectiva  und  Pariicipia  auf  -aiit  Femininformen  auf  -atite  häu- 
figer erst  im  15.  Jahrh.  aufweisen,  ist  auch  nicht  ganz  richUg :  sie  sind  ver- 
hältnifsmäfsig  häufig  schon  in  Denkmälern  des  12.  Jahrh.  zu  treffen ,  so  im 
Gonipoz  (9  X),  im  OPs.  GPs.  —  Überhaupt  bedarf  das  Kapitel  über  die 
Geschlechtsbildung  der  Adjektive  einer  Neubearbeitung,  da  manches  Wichtige 
übergangen  ist.  Schwan  erwähnt  mit  keinem  Wort  der  masculinen  analogischen 
Neubildungen  noir  entir  statt  *«o/Vif  *entire:  s.  meine  Bemerkung  Litblalt. 
1888  S.  174.  Aus  der  Fassung  der  Anmerk.  zn  §  364  mufs  man  schJiefsen, 
dafs  Schwan  den  Unterschied  zwischen  m.  noir  im.  noire  für  einen  ursprüng- 
lichen, lautgesetzlichen  iiält.  Auch  die  anal.  Verallgemeinerung  der  Feminin- 
form  fürs  Masculinum  wie  ferme ,  large,  roide  (gelegentlich  sogar  froide, 
Ltbl.  VI  289),  sage,  rouge,  louche,  vide  u.  s.  w.  scheint  der  Verf.  nicht  zu 
kennen:  sonst  hätte  er  ij  367  roides  (rigidus)  wohl  nicht  ohne  einen  Hinweis 
auf  das  gesetzmäfsige  und  gewühnliciiere  roit  und  ohne  Erklärung  passieren 
lassen.  Auch  feminine  Neubildungen  nach  dem  Äluster  des  Masculinunis 
wie  dine  st.  digne  nach  dins,  malvaise  st.  malvace  {male  vatia  :  malvace  = 
platea  :  place)  nach  malvais,  antie  st.  antive  nach  antis  (s.  meine  Bemerkung 
Ltbl.  1883,  Sp,  17)  etc.  waren  ebenso  zu  besprechen  wie  die  ganz  gleichartigen 


574  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

Neubildungen  des  Cas.  Obl.  aus  dem  Nominativ,  die  g  341  verzeichnet  sind 
(noi  =  nivem  etc.).     S.  auch  oben  S.  563. 

§  364  Anm.  Statt  entiers  wäre  wohl  die  ursprünglichere  Form  entirs 
zu  nennen,  das  wegen  des  folgenden  yKons.  erst  zu  entiers  wird  wie  virge 
:  vierge,  cirge  :  cierge  u.  s.  w. 

§  365-  frais  — fraiche  hätte  wegen  der  erst  aus  dem  Femininum  neu- 
gebildeten  Masculinform  frais  auch  wohl  eine  Bemerkung  in  dem  Kapitel 
über  die  Geschlechtsbildung  der  Adjectiva  \txA\tn\.:  frescu  — fresca  müssen 
lautgesetzlich  freis,  frois — fresche  ergeben;  aus  dem  Femininum  fresche 
bildete  man  dann  ein  neues  Masculinum  fres  (geschrieben  später  frais) :  es 
ist  also  ein  ähnlicher  Ausgleich  wie  der  bei  den  inchoativen  Verben  zwischen 
Präs,  Ind.  und  Conj. :  conois  —  *co}iosche,  nais  —  *nasche  zu  conois  —  conoisse, 
nais  —  naisse. 

§  374.     Der  Widerspruch  valjz.nte,  potjAnte    -  adventnte  ist  zu  beseitigen. 

§  377-  inieldre,  inieh  werden  in  grammatischen  Darstellungen  fast  immer 
unbedenklich  gleich  melior,  melius  gesetzt,  ohne  dafs  die  sich  dabei  bietende 
Schwierigkeit  aufser  bei  Waldner  S.  30  beachtet  wurde.  //,  das  vor  einen 
Konsonanten  zu  stehen  kommt,  entwickelt  il  (mit  paras.  i) :  vgl.  merveilt  Rol.  571 
in  einer  i?/-Tirade,  Phil,  de  Thaun's  Compoz  1073:  poeit.  Danach  mufs  melior 
melius  zunächst  ein  mcildre  meilz  ergeben  und  dieses  dann  wie  leü  :  lit  ein 
*mildre  *milz,  Formen  die  bekanntlich  nicht  vorkommen ;  vgl.  die  ganz 
parallele  Entwickelung  von  tii  vor  Konsonant  zu  in  in  senior  :  seindre  (Passion 
105  a),  von  ndi^  vor  Konson.  zu  ind  in  grandior  :  graindre.  Einem  mieldre 
mielz  würde  genügen  ein  *melor,  *melus ;  sind  diese  vielleicht  nach  dem 
Muster  von  menor  7nenus  gebildet?  —  Für  meins  umgekehrt  ein  *minius  an- 
zusetzen, wie  W.  Meyer-Lübke  Zeitschr.  f.  nfrz.  Spr.  u.  Litt,  x^  278  will, 
ist  jedoch  unnötig:  vHniis  :  meins  wie  svnus  :  seins.  —  Da  es  lat.  pejor  mit 
e  heifst,  so  hätte  pt^jor  hier  oder  irgendwo  in  der  Lautlehre  eine  Notiz 
verdient.  — 

§  378  hätte  auch  sordois  =  sordidius  erwähnt  werden  können.  —  Für 
joindre  würde  ich  junior  als  Basis  einem  jövenior  vorziehen,  nur  dass  junior 
sein    ü  in  naheliegender  Weise  nach  jüvenis  zu   u  umgewandelt  hat. 

§  382  Anm.  Wegen  piiis  s.  zu  39,2.  Schwan  hätte  auch  ainz  (antius) 
nennen  dürfen. 

§  383.  2.  fehlt  die  Feminin -Form  does.  —  3.  lies  statt  ,,analogischen 
Plural"  „analogischen  Nominativ". 

§  384.  Zur  Erklärung  der  Übertragung  des  Femininum  ambe-  aus 
ambedoiis  auf  das  Masculinum  amhedui  ambedous  hätte  darauf  hingewiesen 
werden  können,  dafs  wegen  des  seltenen  Vorkommens  des  Simplex  ambe 
(masc.  am  nur  in  der  Passion)  die  Composition  ambedoiis  nicht  mehr  als 
solche  empfunden  wurde. 

§  386  Anm.  korr.  den  Druckfehler  dekimus. 

S  395-  I-  heifst  es:  „an  seine  Stelle  (el  ■=  ille)  ist  schon  in  den  älcesten 
Texten  der  Nom.  plr.  getreten."  Schwan  meint  etwas  ganz  richtiges ;  allein 
so,  wie  er  es  ausdrückt,  ist  die  Thatsache  nicht  recht  begreiflich.  ^Man  darf 
nicht  sagen,  dafs  eine  Pluralform  für  eine  Singularform  eintritt;  das  wäre  vom 
Standpunkte  der  Syntax  aus  schwer  zu  erklären;  wohl  kann  man  aber  sagen, 
die  Singularform  {el)  hat  analogischnach  der  entsprechenden  Pluralform   {il)  i 


E.  SCHWAN,    GRAMMAIIK  DES  AT.TFRANZÖSISCHEN.  575 

angenommen.  —  3.  Für  iei  ist  mir  Tliomas'  Erklärung;  Rom.  XII  332  immer 
noch  die  plausibelste.  Da  aber  Iei  lautgesetzlich  li  ergibt  {leit  :  lit,  petz 
:  piz  etc.),  so  durfte  Schwan  unter  4.  nicht  sagen,  /ei  verschwinde  seit  Mitte 
des  12.  Jahrhs.  und  die  satzunbetonle  Form  li  trete  an  seine  Stelle. 

§  397.  3.  würde  ich  die  Angabe  ,,3.  Viertel  des  12.  Jahrhs."  als  Datum 
für  das  Alexiuslied  nur  für  einen  Druckfehler  halten,  wenn  es  nicht  auch 
§  423  hiefse  „in  der  2.  Hälfte  des  12.  Jahrhs.  (Alexius)"  und  i;  425  „Alexius- 
lied (drittes  Viertel  des  12.  Jahrhs)."  Dies  Datum  würde  selbst  für  die 
Niederschrift  der  Lamspringer  Hs.  zu  spät  gegriffen  sein  (Anfang  oder 
Mitte  des  12.  Jahrhs),  geschweige  denn  für  das  ja  dem  11.  Jahrh.  noch  an- 
gehörige  Original.  —  4.  Bezüglich  der  falschen  Datirung  des  Übergangs  von 
als  :  aus  u.  s.  w.  s.  zu  §  212. 

§  403  stehn  die  Überschriften  für  gite  —  guei  ,,satzbet."  „satzunbet." 
falsch,  — 

§  406.  2.  3.  Betrefts  der  Erklärung  von  tnien,  tuen,  suen  schliefst  sich 
Schwan  meiner  Auseinandersetzung  Zeitschr.  VIII  S.  248  (Literaturblatt  1882, 
468)  eng  an.  Er  hätte  aber  bei  der  Reproduktion  meiner  Ansicht  sorgfältiger 
verfahren  sollen.  Was  er  über  7nien  sagt,  ist  richtig,  wenn  es  auch  vielleicht 
etwas  geschickter  hätte  ausgedrückt  werden  können.  Was  Schwan  dagegen 
über  tuen  suen  sagt,  ist  in  Folge  der  Vernachlässigung  eines  Moments,  das 
ich  a.  a.  O.  deutlich  hervorgehoben  habe  und  das  Schwan  bei  7nien  auch  erwähnt, 
falsch,  tnvum  sozmm  entwickeln  nicht  regelmäfsig  und  direkt  tuen  suen,  sondern 
wie  nnvum  :  nuef  hätten  tovum  sovum  :  *tuef  *suef  werden  müssen.  Wie 
für  mien  von  m^m  so  ist  für  tuen  suen  von  dem  wieder  verallgemeinerten 
satzunbetonten  Obliquus  tom  snm  auszugehen,  die  dann  satzbetont  tuon  suon 
ergeben  mufsten.  —  Die  unter  5.  aufgestellte  Form  *tous  =  tovus  ist  un- 
möglich, tövus  kann  nur  *tuos  *tues  ergeben,  wie  ngvus  ein  nuos  nues, 
opus  ein  ues  etc.  *tpus  könnte  sich  nur  aus  betontem  tüus  entwickeln  wie 
dpus  aus  dtios.  Ich  ziehe  für  toe  sne  tüa  sua  als  keinerlei  Schwierigkeilen 
bietende  Basis  vor. 

§  407.  Neben  Nom.  Sgl.  fnes  tes  ses  hätten  die  nicht  seltener  nach 
Analogie  des  Plurals  ;««'  ti  si  gebildeten  Formen  mis  tis  sis'  Erwähnung 
ftnden  dürfen.  —  to?i  son  werden  gleich  unbetontem  tovum  sovum  gesetzt; 
neben  satzbetontem  tovum  sovum  sind  aber  älter  lateinisch  ja  schon  tüum 
sUum  die  satzunbetonten  Formen  (=  denuo  ;  noium,  impluit  :  plovit  etc.), 
wie  ich  dies  a.  a.  O.  (besonders  Ltbl.  1882,468)  deutlich  betont  habe.  Also 
ist  für  ton  son  von  tuum  suum  wohl  auszugehen.  Oder  aber  man  gehe  von 
den  späteren  durch  Synicese  aus  tovum  sitvum  entstandenen  Formen  toni  som 
aus  (Gröber  in  seiner  Ztschr.  III  157;  Huemer,  de  Sedulii^  vita  com.  Vindob. 
1878  S.  113),  die  auch  als  satzunbetonte  Formen  ton  son  ergeben  konnte», 
während  sie  satzbetont  tuen  suen  entwickeln.  —  Der  Obliquus  Sgl.  men 
wird  unter  2.  als  nicht  erhalten  bezeichnet:  das  ist  nicht  ganz  zutreffend,  er 
fmdet  sich  z.B.  in  der  Lamspringer  Hs.  des  Alexiuslicdes  91«.  —  BetrciVs 
der  Entwickelung  von  satzunbelontem  mea  :  rnia  :  ma  (3.)  vgl.  meine  Be- 
merkung oben  zu  §  16.  17.  Warum  ta  sa  an  ma  angebildet  sein  sollen,  sehe 
ich  nicht  ein :  wie  satzunbetontes  mia  zu  ma,  so  tiia  sua  zu  ta  sa.  —  In 
diesem  ij  hätte  übrigens  noch  bemerkt  werden  können,  dafs  das  Femininum 
des  Possessivums  vor  vokalisch  anlautenden   Wörtern  afrz.  gewöhnlicli  ma 


576  P.ESPRFXHUNGRN.     F.  NEUMANN, 

ta  sa  bezw.  w'  /'  j-'  lauten ,  und  dafs  die  nfrz.  Verwendung  der  masculinen 
Form  »10)1  ton  son  in  dieser  Stellung  afrz.  erst  verhältnifsmäfsig  selten  vor- 
kommt: St.  Bernard  allerdings  hat  derartige  Femin.  mon  ton  son  oft,  sonst 
jedoch  erst  vom   14.  Jahrh.   an  häufiger  (s.  Gessner,  Pron.  I  21). 

§408.  Zu  nostre  vostre  bemerkt  Schwan  unter  2.:  „  Die  satzunbetonten 
Formen  haben  im  Franzischen  die  gleiche  Form  wie  die  satzbetonten". 
Dies  entspricht  nicht  ganz  den  Thatsachen.  Die  satzunbetonte  Form  des  Cas. 
Obl.  des  Plurals  war  überall  «02  nos,  nicht  blos  im  Pikardischen  und  Ost- 
französischen wie  Schwan  in  der  Anm.  will:  vgl.  Alexius   105c,   124p.  — 

^5  409.  Afrz.  mainz  auf  got.  manags  zurückführen  zu  wollen ,  sollte 
man  jetzt  doch  aufgeben,  nachdem  Thurneysen,  Keltoromanisches  S.  105 — 107 
den  keltischen  Ursprung  i*7tiant'i  „grofse  Anzahl"),  wie  ich  glaube,  über- 
zeugend nachgewiesen  hat. 

§  411  wäre  für  den  Anfänger  die  Bemerkung  vielleicht  am  Platze,  dafs 
beaucoup  im  Sinne  von  niolt  noch  nicht  altfranzösisch  ist. 

§  412.  chasque  gleich  quisque  zu  setzen,  geht  nicht  an;  es  ist  Rück- 
bildung aus  dem  §  409  erklärten  chascun.  Chasque  ist  übrigens  altfranzösisch 
sehr  selten  (St.  Bern.,  CPs.)  und  wird  erst  im  16.  Jahrh.  wirklich  üblich: 
das  hätte  erwähnt  werden  müssen. 

§  414.  Wenn  §  67  Anm.  mit  Recht  gesagt  wird,  el  könne  nicht  auf 
alru  zurückgehen,  sondern  setze  alu  voraus,  so  mufs  es  den  Studierenden 
verwirren ,  wenn  hier  wieder  el  =  alju  gesetzt  wird. 

Das  Kapitel  XV  Flexion  der  Verba  {§415  bis  zum  Schlufs)  bietet  in 
einzelnen  Partien  vielleicht  mehr  als  irgend  welche  anderen  Veranlassung  zu 
Ausstellungen.  Trotzdem  mufs  ich  mich  über  dieses  Kapitel  am  kürzesten 
fassen,  weil  die  Erörterung  vieler  Differenzpunkte  einen  breiteren  Raum 
fordert,  als  ich  hier  in  Anspruch  nehmen  darf.  Indem  ich  die  Erledigung 
derartiger  Fragen  mir  für  andere  Gelegenheit  vorbehalte,  stelle  ich  einiges 
von  dem  zusammen,  dessen  Besserung  und  Berichtigung  mir  besonders  wichtig 
erscheint  und  dessen  Besprechung  auch  auf  kleinerem  Räume  sich  erledigen 
lässt.  — 

§  417.  „Die  übrigen  Personen  [des  Imperativs  aufser  der  2.  Sgl.]  sind 
dem  Indicativ,  bei  den  Hilfsverben  dem  Konj.  Präs.  entlehnt."  Blofs  bei 
den  letzteren.?     Vgl.  sachiez  u.  a. 

In  den  folgenden  einleitenden  allgemeineren  Paragraphen  (§  422  ft.)  fehlt 
manche  wichtige  Erscheinung:  manches  vor  allem,  was  später  bei  den  einzelnen 
Konjugationen  und  selbst  bei  einzelnen  Verben  fortwährend  wiederholt  wird, 
hätte  hier  vorweg  im  Zusammenhang  erledigt  werden  können.  So  hätte 
§  422,  wo  von  I.  2.  Plur.  Präs.  Ind.  gehandelt  wird,  vor  allem  die  Thatsache 
der  Accentverschiebung  in  der  3.  Konjugation  {vendimus,  venditis)  als  Ana- 
logiebildung nach  der  Accentuation  der  übrigen  Konjugationen  (amdmus 
amdtis,  7nanemus,  tnanetis  u.  s.  vv.)  Erwähnung  finden  müssen.  Dadurch  hätte 
sich  Schwan  eine  Reihe  Anmerkungen  in  späteren  speziellen  Teilen  gespart: 
z.  B.  490,1  bei  duire;  ,,Die  i.  2.  Plur.  Präs.  sind  analogisch  zu  den  schwachen 
Verben  [Schwan  spricht  übrigens  sonst  nicht  von  „schwachen"  Verben]  vom 
Stamme  der  endungsbetonten  Formen  gebildet" ;  vgl.  auch  §  509,2  u.  s.  w. 
Wenn  Schwan  dann  in  §  422  die  i.  Pers.  Plur.  Präs.  auf  -ons  mit  Recht  auf 
die  analogische  Einwirkung  von  so7is  =  siimus  zurückführt,  so  hätte  er  doch 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DKS  Al.TFRANZÖSISCHEN.  577 

auch  gleich  bemerken  sollen,  dafs  dieses  analog,  -ofis  dann  auch  im  Conj. 
Präs.,  Conj.  Plusquampfect.,  sowie  im  Imperfekt  -lons  erscheint.  Ob  man  nun 
aber  das  Recht  hat  auf  Grund  der  vorstehenden  Erklärung  gallolaleinische 
Substrate  wie  bebiimus  (512)  veTjkünms  (534)  vedötnus  (ij  479;  i;  480  steht 
dann  wieder  als  vlat.  vetihnus),  u.  dgl.  m.  zu  konstruieren,  wie  Schwan  das  thut, 
ist  mir  im  Hinblick  auf  die  dialektisch  erhaltenen  -ains,  -ins,  auf  prov.  -ein 
etc.  mehr  als  zweifelhaft :  die  Übertragung  von  sons  her  dürfte  wohl  erst 
französisch  sein.  Wenn  der  Verf.  in  der  Anm.  schreibt,  „Spuren  der  ur- 
sprünglichen, aus  den  vlt.  Vorlagen  entstandenen  Formen  finden  sich 
nicht  mehr",  so  hat  er  im  Augenblicke  wohl  nicht  an  faivtes,  dimes  gedacht 
(s.  o.  zu  i^  18).  —  Für  die  3.  Plur.  auf  -ent  =  -unt,  -ent  die  Analogie  der 
I.  Konjugation  {-ant)  in  Anspruch  zu  nehmen,  ist  gänzlich  überflüssig,  da  ausl. 
-nt  den  vorhergehenden  Vokal  stützt,  dergestalt,  dafs  -ant  und  -ent  -unt  das 
gleiche  ergeben  müssen.  Hiernach  sind  die  fortwährend  in  den  folgenden 
Kapiteln  sich  wiederholenden  Bemerkungen  über  das  e  der  3.  Plur."  -ent  samt 
und  sonders  zu  streichen,  so  455,3,  462,4,  467,2  u.  s.  w.,  und  der  so  gewonnene 
Raum  kann  für  eine  Reihe  fehlender,  aber  wie  ich  glaube  nötiger  Bemer- 
kungen verwertet  werden.  —  "Wenn  Schwan  für  die  2.  Plur.  Präs.  der  2.  bis 
4.  Konj.  wieder  vlat.  Substrate  wie  vedatis  konstruiert,  so  gilt  in  dieser  Be- 
ziehung wohl  das  gleiche,  was  ich  soeben  über  Formen  wie  vedomus  gesagt 
habe  :  in  Rücksicht  auf  die  dialektisch  ja  noch  lange  vorkommenden  Formen 
auf  -eiz  -oiz  -iz  wird  auch  hier  die  Annahme  einer  erst  französischen  Anbil- 
dung  viel  für  sich  haben.  Übrigens  erstreckt  sich  die  Verallgemeinerung  von 
-ez  auch  wieder  nicht  blofs  auf  2.  Plur.  Präsr  Ind.,  sondern  auch  auf  Conj. 
Präs.,  Conj.  Plusquamperf.  Nach  dem  hier  über  -07is  -ez  bemerkten  ist  der 
§  423  teilweise  zu  berichtigen.  —  In  der  Anm.  zu  2.  hätte  neben  dites,  faites 
auch  estes  erwähnt  werden  können ;  was  dagegen  traites  anlangt,  so  wäre  ich 
für  einen  Beleg  sehr  dankbar. 

§  424.  Die  Bemerkungen  über  das  Imperfekt  sind  nicht  ganz  genau.  Aufser 
habeani  wirkten  als  Muster  auch  die  Imperfecta  aller  übrigen  Verba  mit  stamm- 
auslautender Labialis,  die  ja  allesamt  das  b  von  -ebam  durch  Dissimilation 
verlieren  mufsten ;  zum  Teil  häufig  gebrauchte  Verba  wie  z.B.  debea.  Zu- 
nächst wird  im  ältesten  Altfranzösisch  auch  -eie  wohl  auf  die  2.  3.  4.  Kon- 
jugation beschränkt  gewesen  sein,  und  die  hernach  allerdings  nur  noch  auf 
enger  umschriebenen  Gebieten  anzutreffenden  -oe,  -eve  =  -abatn  werden  in 
jener  Zeit  noch  weitere  Verbreitung  gehabt  haben,  bevor  sie  durch  das  ana- 
ogische  Übergewicht  der  sämtlichen  Verba  2.  3.  4.  Konjugation  beseitigt 
wurden.  —  In  der  Anmerkung  werden  Imperfecta  wie  chanteve  als  ostfranzö- 
sisch ,  Imperfecta  wie  chantoe  als  normannisch  bezeichnet :  den  Belegen  nach 
ist  die  erstere  Bezeichnung  entschieden  zu  weil,  die  letztere  zu  eng  (vgl.  für 
•oe  die  Arbeiten  von  Görlich  über  die  westfranz.  Mundarten). 

§  425.  Dadurch  das  Schwan  lat.  sit  fälschlich  als  sU  statt  als  s'tt  auf- 
fafst,  verwickelt  er  sich  hier  und  bei  Besprechung  anderer  damit  im  Zu- 
sammenhang stehender  Erscheinungen  in  Schwierigkeiten  (vgl.  auch  i:|  442,5), 
aus  denen  sich  herauszuwinden  ihm  natürlich  nicht  gelingen  konnte.  In  dem 
Paradigma  des  Conj.  Präs.  von  esse  ist  seie  seies  seit  unzweifelhaft  =  slam 
Sias  Sit,  worin  eine  gleiche  Verschmelzung  zweier  Paradigmen  (siarti,  sias 
\_siat']-\-[^sim  sis"]  sit)  vorliegt,  wie  z.  B.  im  deutschen  ic/i  bin,  du  bist,  er  ist. 


57^  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

Dafs  sich  von  dem  ursprünglichen  Paradigma  sim  sis  sit  gerade  die  3.  Person 
allein  erhielt  und  nicht  auch  von  dem  analogisch  neugebildeten  Paradigma 
siam  etc.  entnommen  wurde ,  hat  seinen  Grun^i  darin ,  dafs  die  3.  Sgl.  als 
Befehls  oder  Wunschformel  („es  sei")  wohl  von  allen  6  Konjunktivformen  die 
relativ  häufigst  gebrauchte  ist ;  relativ  häufigst  gebrauchte  Wörter  und  Formen 
pflegen  ja  bekanntlich  weniger  analogischen  Einwirkungen  nachzugeben  (vgl. 
faimes  faites,  dimes  dites).  Also  die  Einsilbigkeit  von  seit  und  sein  Diph- 
thong machen  bei  Herleitung  aus  sit  keinerlei  Schwierigkeit;  zu  erklären  wäre 
nur  —  worauf  ich  hier  aber  diesmal  nicht  weiter  eingehen  will  — ,  dafs  das 
ausl.  isolierte  /  wie  ein  festes  behandelt  wird.  Ist  so  seie  seies  seit  in  bester 
Ordnung,  so  erklärt  sich  danach  vieles  andere  ganz  ungezwungen :  nach  dem 
Conj,  Präs.  des  Hilfsverbums  esse  richtet  sich  der  von  avoir,  und  so  wird 
aus  aie  aies  aiet  ein  aie  aies  ait:  das  tertium  comparationis  ist  hier  die  gleiche 
Funktion  (ebenso  piiist  etc.).  Ferner  gestaltet  sich  nach  seie  seies  seit  das  Imper- 
fekt esteie  esteies  esteiet,  aveie  aveies  aveiet  zu  esteie  esteies  esteit,  aveie  aveies 
aveit  und  danach  die  weiteren  Imperfecta:  das  tertium  comparationis  ist  in 
diesem  Falle  von  Analogiewirkung  der  in  einzelnen  Formen  schon  von  Haus 
aus  gleiche  Ausgang  {-eie,  -eies);  daher  wird  z.  B.  im  Nordosten  portevet  wegen 
des  ungleichen  Ausgang  nicht  von  der  Analogiewirkung  ergriffen,  westliches 
portot  wohl  erst  auf  dem  Umwege  über  die  zunächst  umgestalteten  aveit,  ven- 
deit,  perdeit  etc.  Der  Conj.  Präs.  seie  seies  seit  wirkt  dann  auch  auf  den 
Impf.  Conj.  aller  Verba  resp.  auf  dessen  3.  Pers.  Sgl.,  indem  das  ältere  -asse 
-asses  -asset  ^,  -isse  -isses  -isset  zu  -asse  -asses  -ast,  -isse  -isses  -ist  umgestaltet 
wird.  Schwan  läfst  §  426  in  Folge  seiner  falschen  Auffassung  von  seit  die 
isolierte  Stellung  der  3.  Pers.  Sgl.  chantast  vendist  (ohne  e)  unerklärt,  nimmt 
nicht  einmal  daran  Anstofs,  dafs  die  analogische  Erweiterung  durch  e  nur  in  i 
2.  nicht  auch  in  3.  erscheint.  —  In  der  Anmerkung  wird  esteiet  Rol.  979  als. 
gesichert  bezeichnet:  das  ist  jedoch  auf  Grund  von  Th.  Müllers  Bemerjiungen 
zur  genannten  Stelle  sehr  anzuzweifeln. 

§  426.  Für  die  3.  Plur.  chantassent  etc.  ist  nicht  nötig  Analogiebildung 
nach  vendtnt  fasstnt  etc.  anzunehmen :  nt  stützt  das  e  (vgl.  oben).  ,,Die 
Analogie  lag  um  so  näher,  als  auch  die  beiden  anderen  Pluralendungen  über- 
einstimmten:  -iens  -iez^'  [chantassiens  chantassiez  und  Conj.  Präs.  vendiens 
vendiez  etc.).  Das  ist  falsch :  die  älteren  Formen  dieser  Endungen  sind  so- 
wohl im  Conj.  Präs.  als  im  Conj.  Imperf.  -ons  -ez.  Dies  ist  freilich  von 
Schwan  verkannt  worden  (vgl.  jedoch  u.  a.  die  Angaben  bei  Willenberg  Rom. 
Stud.  III  373  ff.);  daher  sind  i.  2.  Plur.  in  diesen  Konjunktiven  durch  die  ganze 
Konjugation  hindurch  falsch  angesetzt.  -iens  -iez  sind  erst  sekundäre  Neu- 
bildungen. —  §  426,2  nimmt  Schwan  in  gerader  Umkehrung  der  hier  oben 
dargelegten  Verhältnisse  an,  dafs  nach  dem  Muster  von  chantast  *seiet  und 
aiet  zu  seit  und  ait  geworden  sei.  Dieser  Eiklärungsversuch  fällt  ohne  weiteres 
vor  der  Thatsache,  dafs  sich  dabei  absolut  nicht  erklären  liefse,  warum  chan- 
tast etc.  nur  und  gerade  auf  diese  zwei  Konjunktive  einwirkte  und  nicht  auch 


•  Dafs  die  Analogiewirkung,  von  der  §  426,1  die  Rede  chantasse  statt 
chantas  nach  dem  Muster  von  Conj.  Präs.  fac^  vend^  etc.),  sich  ursprünglich 
auch  über  die  3.  Pers.  erstrekte ,  zeigen  die  Formen  der  Eulaliasequenz  per- 
desse,  auisset. 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  579 

auf  andere.     Der  2.  in  dem  gleichen  ^  von  Schwan  vorgetragene  Erklärungs- 
versuch   ist    ebenfalls  verfehlt:  or  u.  s.    w.    ist    die    a  n  te  v  ok  al  i  sc  h  e    satz- 
unbetonte Nebenform  von  ore,    also  0/' :    seit  ait  entstehen    aus  seiet  aiet  mit 
auslaut.  t,  also  kann  keine  Apostrophierung  stattfinden. 
§  428  sollte  es  partefite  statt  partjente  lauten. 

§  429  und  430  werden  ganz  unhaltbare  Erklärungen  u.  a.  von  vois  einer- 
seits, vont  fönt  ont  estont  andererseits  vorgetragen,  vo-  von  vois  darf  nicht 
von  prov.  vau  getrennt  werden,  ebenso  wenig  wie  frz.  esto  in  estois  von  prov. 
estau.  Ebenso  müssen  die  genannten  3.  Pers.  Plur.  stets  mit  prov.  fau(n) 
(Harnisch,  altprov.  Präs.-  und  Impf.-Bildung  S.  in)  au  (ebenda  S.  129)  estau 
(ebenda  S.  48)  zusammengehalten  werden ;  die  Erklärung  der  prov.  Formen 
(s.  Harnisch)  gilt  auch  für  die  französischen.  Jede  Erklärung,  die  diesen  Zu- 
sammenhang zwischen  den  frz.  und  prov.  Formen  vernachlässigt  —  und  das 
thut  die  Schwansche  —  ist  daher  ohne  weiteres  zurückzuweisen:  dafs  zur  Er- 
klärung von  prov.  vau  die  T.  Sgl.  Präs.  Ind.  von  Verben  wie  crescere  etc., 
von  prov.  ya«,  estau,  au  die  Form  son  [sunt),  die  Schwan  §430  anzieht, 
nichts  nützt,  braucht  nicht  ausgeführt  zu  werden.  Aber  ganz  abgesehen  davon 
ist  die  Schwansche  Erklärung  von  vois  auch  vom  blofs  französischen  Standpunkt 
unhaltbar.  Es  läfst  sich  in  keiner  Weise  begreifen  oder  auch  nur  als  wahr- 
scheinlich erweisen,  dafs  der  Lautkomplex  ois  von  crois  conois  analogisch  auf 
vai  übertragen  hieraus  ein  vois  mache :  man  wird  für  eine  solche  analogische 
Übertragung  vergebens  nach  der  Veranlassung,  nach  dem  tertium  compara- 
tionis  suchen.  Dafs  das  ausl.  -s  von  solchen  l.  Pers.  Sgl.  Präs.  wie  crois  her 
als  charakteristischer  Auslaut  der  i.  Pers.  übertragen  wurde,  das  ist  schon 
eher  verständlich.  Crois  kann  übrigens  schon  deswegen  nicht  als  analogisch 
wirkendes  Muster  angezogen  werden,  weil  vois  auch  in  Texten  vorkommt  die 
statt  crois  ein  creis  haben  (z.  B.  Marie  de  France  u.  a.).  —  Auf  sonstige  zum 
mindesten  noch  diskutierbare  Aufstellungen  der  §  429.  430  niufs  ich  mir 
versagen  hier  einzugehen.  Nur  sei  bemerkt ,  dafs  nach  dem  Fallen  der  Er- 
klärung von  fönt,  ont  etc,  nach  sont  auch  der  Schlufs  des  §  422,  l  selbstverständ- 
lich, wenigstens  zu  einem  Teile,  fällt. 

!^  431  wird  die  Umgestaltung  von  inesis  etc.  zu  mi'is  nach  dem  Muster 
von  veis  besprochen.  Dafs  der  Grund  hierfür  in  dem  Umstände  zu  erblicken 
ist,  dafs  von  einem  gewissen  Zeitpunkte  an  Formen  der  j-Perfecta  mit  den 
entsprechenden  Formen  von  vidi  zusammenfallen  (misl^ons.  =  -vi,  mi(s)t  ■=-vit 
etc.),  das  wird  erst  §  475  bemerkt :  derartiges  störendes  und  dem  Anfänger 
das  Verständnis  erschwerendes  Auseinanderreifsen  von  zusammengehörenden 
Bemerkungen  ist  in  der  Grammatik  an  sehr  vielen  Stellen  zu  rügen ;  eine 
Kontrole  nach  dieser  Richtung  ist  vor  der  zweiten  Auflage  dringend  anzu- 
raten. Die  hier  besprochene  Erscheinung  ist  übrigens  älter  als  Schwan  an- 
giebt:  schon  vor  dem  13.  Jahrh.  z.  B.  im  App.  der  Lamspringer  Hs.  des 
Alexiusliedes  findet  sie  sich  [^\0:  fe'isse). 

§  432.  Wie  der  Verf.  Formen  wie  raembeit,  raitnbez  als  „ursprüng- 
liche" Formen  bezeichnen  kann,  ist  mir  unerfindlich  :  das  b  ist  doch  aus  dem 
Infinitiv  raembre  erst  übertragen.  Bei  Risop  Ztschr.  VH  59,  woher  die  zwei 
Beispiele  den  Angaben  „Marie  de  P>ancc"  ,,Joinville"  gemäfs  wohl  entnommen 
sind,  sind  sie  zudem  richtig  gedeutet. 

Zeltsolir.  f.  roiii.  I'tiil.  XIV.  yj 


580  BESPRECHUNGEN.      F.  NRUMANN, 

Die  §  433  2.  Hälfte  des  14.  Jalnh.  datierte  Erscheinung  wird  §  455  als 
erst  mit  dem  15.  Jahrh.  eintretend  bezeichnet. —  Dafs  bei  Umgestaltung  von 
I.  Präs.  Ind.  der  i.  Konjugation  chant  {cantd)  rchante  die  Formen  des  Kon- 
junktivs der  frz.  2.  und  3.  sekundären  Konjugation  -e,  -es,  -e  mit  eingewirkt 
haben ,  ist  wenig  glaublich.  Dagegen  haben  diese  Formen  wohl  in  erster 
Linie  gewirkt  um  den  Conj.  Präs.  chant  chanz  chant  zu  chante  chantes 
chantet  umzugestalten,  was  §  434  mehr,  als  geschehen  ist,  hätte  hervorgehoben 
werden  müssen.  —  Für  die  Kapitel  ,, Ausgleichung  des  Stammvokals"  (§  437. 
438)  und  „Ausgleichung  des  folgenden  Konsonanten"  (§  439)  könnten  in  der 
zweiten  Auflage  noch  manche  treffenden  Bemerkungen  von  Behrens  und  Risop 
verwertet  werden :  die  hier  besprochenen  Erscheinungen  scheinen  mir  doch  zu 
wichtig,  um  so  kurz  abgethan  zu  werden,  wie  es  durch  Schwan  geschieht. 

In  §441  müfsten  die  Wandlungen,  die  das  Paradigma  von  adjutare 
nach  und  nach  erfährt,  etwas  näher  besprochen  werden,  da  sie  dem  Anfänger 
nicht  so  ohne  weiteres  klar  sein  werden :  giebt  doch  Schwan  oft  und  wieder- 
holt Erklärungen ,  wo  viel  einfachere  und  durchsichtigere  Verhältnisse  vor- 
liegen. So  müsste  der  in  der  Lautlehre  nicht  erwähnte  gesetzliche  Wandel  von 
aiüdet  (so  mit  i  und  nicht  mit  /  sollte  man  schreiben  s.  Suchier,  Ztschr.  III  463) 
zu  a'iudet  :  a'ide(t)  erklärt  werden :  einen  Fingerzeig  für  die  Erklärung  des 
Übergangs  von  iü  :  i(u)  giebt  eine  Bemerkung  Suchiers  Ztschr.  III  626  (zu 
515):  die  Accentverschiebung  vollzieht  sich  nach  gleichem  Prinzip  wie  die  von 
lüi  :  lui,  -iolus  :  iSlus  (s.  o.  zu  §  16.  17).  Dann  wäre  neben  aide  zunächst  die 
lautgesetzliche  Weiterentwickelung  a'ie  {vide  :  vie)  zu  stellen  gewesen.  Und 
nun  wäre  der  in  zwiefacher  Weise  sich  äufsernde  Einflufs  der  endungsbetonten 
Formen  aidons  etc.,  zu  erörtern.  Zunächst  äufsert  sich  derselbe  nur  darin, 
dafs  das  in  den  letzteren  erhaltene  d  wieder  auf  jene  übertragen  wird:  ate 
wieder  zu  aide  (beides  nebeneinander  in  Gebrauch),  und  dies  hätte  ganz  in- 
struktiv verglichen  werden  können  mit  der  völlig  parallelen  Übertragung  des 
j  von  Formen  wie  manjier  auf  Formen  wie  manjue  statt  mandue.  Der  zweite 
analogische  Schritt  führt  alsdann  zur  Übertragung  auch  der  sonstigen  Stamm- 
gestaltung in  den  endungsbetonten  Formen  auf  die  stammbetonten ;  ^\de  etc. 
nach  aidons  etc.,  ganz  parallel  wieder  einem  mange  etc.  Man  ersieht  aus 
dem  vostehenden ,  dafs  es  falsch  ist,  wenn  Schwan  Formen  wie  Conj.  Präs. 
ait  für  aiut  als  analogisch  bezeichnet. 

§  442  ff.  Die  Hilfsverba  estre  und  avoir  für  sich  zu  behandeln ,  ist  in 
der  Syntax  wohl  am  Platze,  in  der  Formenlehre  nicht.  —  Für  sum  wäre  der 
unregelmäfsige  Abfall  des  -m  (vgl.  rien)  zu  erklären  gewesen :  Muster  für  so  war 
wohl  das  auslautende  -o  der  i.  Sgl.  Präs.  Ind.  in  sonst  allen  Verben,  ein  Muster 
das  im  Italienischen  ja  ebenfalls  zu  einer  Umgestaltung  von  sum  :  sotio  geführt 
hat.  Das  alsdann  hinzugefügte  i  ist  sicher  eher  dem  Muster  von  ai  zu  ver- 
danken, als  dem  des  Perf.  fut:  die  gegenseitige  Beeinflussung  zwischen  For- 
men der  beiden  Hilfsverben  wird  ja  noch  sonst  beobachtet  (s.  o.  über  Conj. 
Präs.  3.  Sgl.).  —  Unter  6.  hätte  vielleicht  Erwähnung  verdient,  dafs  die 
ursprünglichen,  noch  nicht  analogisch  umgestalteten  Formen  der  i.  Plur 
noch    gelegentlich  vorkommen :  z.  B.  seum  bei  Benoit. 

§  443,2  wird  für  das  Imperfekt  esteit  der  alten  unhaltbaren  und  daher 
auch  seit  langer  Zeit  aufgegebenen  Krklärung  als  Imperf.  von  ester  {stare)  der 


E.  SCHWAN,    GRAMMATIK  DES  ALTFRANZÖSISCHEN.  58  I 

Vorzug  gegeben.  Sehr  mit  Unrecht :  stabat  ergiebt  im  Westen  enlsprechcnd 
■portot  amot  etc.  estot,  im  Nordosten  entsprechend  portevet  amevet  etc.  estevet. 
Nun  heifst  aber  das  Imperf.  von  estre  in  Texten  mit  portot  etc.  nie  estot 
sondern  esteit ,  in  Texten  mit  portevet  etc.  nie  estevet  sondern  estoit:  so  hat 
das  Alexiuslied  demandout  ahtr  esteit,  Beno'it  es^ardot  {:  pot),  mandot  {: pot), 
gitot  (:  sot),  amot  {:  ot)  u.  s.  \v.  aber  esteit  (:  aveit);  andrerseits  haben  Gre- 
gors Dialoge  alevet,  lassevet  etc.  aber  stets  astoit.  Es  ist  also  evident,  dafs 
stobat  nicht  die  Basis  des  Imperf.  von  estre  sein  kann.  —  Besser  ist  daher 
die  von  Schwan  nur  zweifelnd  vorgetragene  Erklärung  von  esteie  als  analo- 
gische Bildung:  estre — estoie  =^  inettre  —  tnetoie.  Freilich  wird  man  fragen 
dürfen,  warum  sich  estre  mit  seinem  Imperfekt  nicht  nach  Verben  wie  naistre, 
conoistre  etc.  gerichtet  hat,  die  doch  wegen  str  noch  commensurabler  waren 
als  metre.  Ich  möchte  daher  das  von  Waldner  a.  a.  O.  S.  16  schon  erwähnte 
existebat  nochmals  zur  Erwägung  stellen.  Lautlich  entspricht  estoie  genau 
(i:s  Kons.  '  ■  s  vgl.  laschier  =  laxicare  u.  s.  w.);  das  —  übrigens  in  der 
späteren  Latinilät  belegbare  —  Herabsinken  der  Bedeutung  zu  der  allgemeinen 
von  esse  begreift  sich  bei  diesem  Verbum  ebenso  leicht  wie  bei  stare  ma- 
uere u.  a. 

i;  444,2.  Das  -mes  der  i.  l'lur.  von  J^erfeklen  wie  fumes,  valumes, 
deumes,  veimes  etc.  wird  nicht  blofs  der  Analogie  von  sommes,  das  ja  selbst 
analogisch,  sondern  mehr  noch  derjenigen  der  schwachen  Perfecta  -ames  {= 
-ammus),  -imes  (■= -imtnus)  zu  danken  sein:  nach  der  l.  Fers,  richtete  sich 
dann  die  2. :  so  zu  -ames  ein  -astes  (statt  a[s]ts),  zu  fumes  ein  fustts  (vgl. 
prov.  fotz)  etc.,  wie  man  im  Präsens  zu  faimes  ein  faitts  (st.  faiz),  zu  dimes 
ein  ditts  (statt  diz,  s.  u.  zu  §  483)  oder  wie  man  umgekehrt  zu  estes  ein  esmes, 
zu  -astes  ein  -asmes  bildete  u.  s.  w.  —  3.  ist  zu  streichen :  e  ist  durch  nt  ge- 
stützt, also  bedarf  es  der  Annahme  irgendwelcher  Analogiewirkung  nicht. 

!^  445.  esterai  neben  estrai  braucht  nicht  unbedingt  auf  ester  zurück- 
geführt zu  werden:  esterai  kann  sich  vielmehr  zu  estrai  verhalten,  wie  ven- 
derai  zu  vendrai.  —  Der  Anfänger  wird  in  diesem  §  eine  Erklärung  für  den 
Abfall  des  es  in  [esjsere  äbjo  =  serai  vermissen ,  da  dies  doch  keine  ge- 
wöhnliche Erscheinung  ist.  Das  Verhältnis  von  estrai  zu  serai  scheint  Sohwan 
überhaupt  zu  verkennen.  Es  ist  nicht  zu  verstehen ,  warum  estrai  eine  erst 
französische  Neubildung  zu  estre  sein  soll  nach  Analogie  der  franz.  2.  Kon- 
jugation: essere  habeo  ergab  ebenso  gut  ein  estrai  wie  crescere  habeo  ein 
creistrai,  cognoscere  habeo  ein  conoistrai,  exire  habeo  ein  eistrai  u.  s.  w.  Also 
wenn  irgendwo  etwas  besonderes  zu  erklären  ist,  so  ist  dies  nicht  bei  estrai 
sondern  bei  serai  der  Fall.  Die  vielfach  beliebte  Zurückführung  auf  sedere 
habeo  niufs  in  Rücksicht  auf  das  Provenzalische  abgewiesen  werden.  Ich 
glaube  nun,  dafs  beides  —  serai  und  estrai  —  auf  essere  habeo  zurückfülvrbar 
ist:  und  zwar  geht,  wie  wir  sahen,  estrai  direkt  lautgesetzlich  darauf  zurück, 
während  serai  in  Folge  analogischer  Einwirkung  sich  vom  gesetzlichen  Wege 
entfernt  hat.  Esserabjo  glich  sich  durch  Beseitigung  des  vokal.  Anlauts 
an  die  mit  s  anlautenden  Formen  (jk//i,  stitmis,  sunt,  siam  etc.)  an  (daneben 
wirken  Doppelformen  wie  csposu  —  sposu)  und  wurde  zu  serabjo:  daneben 
blieb,  wie  oft,  die  nicht  analogisch  umgestaltete  Form  esserabeo  bestehen. 
Während  nun  letzlere  laulgcselzlich  zu  esrai  estrai  forlschritt,  konnte  erstcre 
nur  serai  ergeben  (das  unbetonte  e,    das   in  estrai  als  Vortunvokal    im  Wort- 

37* 


582  BESPRECHUNGEN.       F.  NEUMANN, 

innern  ausfiel,    mufste    in  serai  als  Voilonvokal    einer  ersten  Silbe  erhalten 
bleiben). 

§  447.  Betreffs  der  Erklärung  des  nicht  lautgesetzlichen  Konjunktivs 
aie  (*rabia  ergab  rage)  s.  zu  §  226.  —  Zur  Verallgemeinerung  der  satzunbe- 
tonten Formen  as  at  und  zum  Untergang  der  satzbetonten  Formen  *es  *et  wird 
auch  wohl  der  Umstand  beigetragen  haben,  dafs  jene  mit  dem  Stamm  in  den 
endungsbetonten  Formen  (avons  etc.)  in  besserem  Einklang  standen.  —  a  aus 
a(  ist  verallgemeinerte  antekonsonantische  Form.  S.  zu  §  20.  —  Statt  aiez 
mufs  es  anez  heifsen :  Schwans  Paradigmen  verstofsen  wie  hier,  so  oft, 
gegen  Bartsch's  Gesetz. 

§  448.  3.  Der  Satz:  ,,Die  Imperf.-Formen  aviiens  aviiez  entsprechen 
genau  den  vlt.  Formen"  {abeamus  abeatis),  ist  durchaus  nicht  so  gesichert, 
wie  Verf.  zu  glauben  scheint:  die  zur  Stütze  angezogenen  Beispiele  beweisen 
nichts,  da  in  leone  ;  Hon  es  sich  um  ein  Hiatus-^  in  erster  unbetonter  Silbe 
eines  Wortes  und  nicht  im  Wortinnern  handelt,  während  andererseits  andien 
Fremdwort  ist.  Es  bleibt  die  Frage  zu  beantworten :  warum  hat  sich  der 
Lautcomplex  abeamus  abeatis  im  vlt.  Imperf.  von  habere  anders  entwickelt 
als  die  gleichen  Konjunktiv -Formen  abeamus  abeatis P  Jene  ergeben  drei- 
silbiges avi-ons  avi-iez,  diese  zweisilbiges  aions  aiiez.  Von  Rechtswegen  sollte 
man  solche  zweisilbige  Formen'  auch  im  Imperf.  erwarten:  sie  allein  stehen 
in  Bezug  auf  die  Reduktion  von  Hiatus-^  mit  der  lautgesetzlichen  Be- 
handlung von  Hiatus-^  im  Einklang.  Allein  beim  Imperf.  bewirkte  die 
Analogie  der  Formen  mit  betontem  e  {abea  abc'as  etc.)  Erhaltung  bezw. 
Wiederherstellung  des  Hiatus-^  als  silbebildend  (ähnlich  wie  aider  nach 
aiue  etc.  gelegentlich  zu  aiuer  umgestaltet  wurde),  dergestalt,  dafs  aus  laut- 
gesetzlich weiter  entwickelten  Imperfectformen  wie  abUimus  abijitis  wieder 
ein  abe-amus  abe-atis  hergestellt  wurde.  Das  hier  bemerkte  gilt  von  allen 
Imperf.  der  2. — 4.  Konj.  vend'ions  etc. 

§  449.  Die  Erörterungen  über  das  Perfekt  habui  wie  überhaupt  weiterhin 
die  Darstellung  der  «z- Perfecta  (§  500  ff.)  ist  wenig  glücklich:  ein  engerer 
Anschlufs  an  Suchiers  bekannte  treffliche  Darstellung  im  2.  Bande  dieser 
Ztschr.  wäre  diesen  Kapiteln  der  Schwanschen  Grammatik  nur  zu  statten 
gekommen.  Alle  meine  Bedenken  zu  des  Verf.  Aufstellungen  in  diesen  Ka- 
piteln hier  vorzubringen,  würde  zu  weit  führen.  —  Hier  nur  einiges.  Es 
fehlen  hier  und  später  die  alten  Formen  out  ourent  etc.,  und  demgemäfs  auch 
eine  Erörterung  darüber  wie  ot  orent  aus  out  ourent  entstehen:  s.  darüber 
meine  Auseinandersetzungen  Ztschr.  VIII  373.  Unter  2.  wäre  zunächst  zu 
bemerken  gewesen,  dafs  in  den  endungsbetonten  Formen  gemeinfranzösisch 
die  Betonung  habüisti  habüimus  habinstis  durchgeführt  wurde  im  Gegensalz 
zum  Nordosten,  der  die  Betonung  habüisti  habulmus  habuistis  hat.  In  Rück- 
sicht auf  das  erhaltene  u  der  nordöstlichen  Formen  awis  a-wimes  awistes 
hätte  Schwan  sich  hüten  sollen  als  lautgesetzliche  Fortsetzungen  der  endungs- 
betonten Formen  *öes  *üemes  *öestes  zu  konstruieren :  er  möge  seine  eigenen 
(richtigen)   Bemerkungen  §501  vergleichen,    die    mit    dieser   Konstruktion   in 


*  Ich  lasse  im  übrigen  dahingestellt,  ob  sie  gerade  so   oder  nicht  anders 
lauten  mufsten. 


E.  SCHWAN,    GRAMMAIIK   DES   ALTl'KANVÖSISCHKM.  583 

Widerspruch  stehen.  —  Auf  welchem  Wege  und  warum  die  Perfecta  mit  o 
wie  nocui  etc.  mit  denen  der  debut-Yi\a.%st  gemeinfranzösisch  (im  Nordosten 
bekanntlich  nicht)  in  der  2.  Klasse  zusammenfielen,  erfährt  der  Leser  nicht 
in  ij  500,  wo  davon  hätte  gehandelt  werden  müssen.  Es  wird  §  500  gesagt, 
die  zweite  Gruppe  umfasse  die  mit  Stammvokal  /  oder  e,  e;  o  wird  nicht 
erwähnt,  obwohl  die  Perfecta  mit  Stammvokal  0  bei  Schwan  ij  511  fi".  in  der 
zweiten  Gruppe  neben  debui  u.  s.  w.  figurieren;  wz-Perfecta  mit  Stammvokal 
i  giebts  [aber  überhaupt  nicht,  und  Schwans  Liste  §511  ff.  weist  natürlich 
auch   keine  auf:    man    streiche  also  5^  500    i  und  füge  o  hinzu. 

i;  450.  Der  Satz:  „Aus  avrai  entsteht  im  13.  Jahrh.  in  Folge  der 
satzunbetonten  Stellung  aurai'^  ist  unrichtig.  Aus  der  Orthographie  wird  sich 
für  die  ältere  Zeit  überhaupt  kaum  entnehmen  lassen,  ob  aurai  oder  avrai  ge- 
sprochenwurde (die  Lamspr.  Hs.  des  Alexius  schreibt  übrigens  aurai).  Ander- 
weitige Erwägungen  (vgl.  zu  §  147)  führen  jedoch  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  der 
Annahme,  dafs  aurai  das  ursprünglichere  sei,  avrai  dagegen  das  v  erst  wieder 
analogisch  aus  Formen  wie  avoir  avons  avez  u.  s.  w.  erhalten  habe.  Wollte 
Schwan  eine  in  satzunbetouter  Stellung  entwickelte  Form  des  Futurs  von 
avoir  anführen,  so  hätte  er  arai  nennen  können;  vgl.  sore,  satzunbetonte 
Präposition  mit  Verlust  des  v  =  /,  mit  hochbetontem  pauvrc,  das  v  be- 
wahrt. 

J5  451.  3.  wäre  wohl  die  Bemerkung  am  Platze  gewesen,  dafs  aiant 
eigentlich  altfz.  noch  nicht  vorkommt,  also  höchst  wahrscheinlich  eine  erst 
frz.  Neubildung  ist;  daher  ist  die  Konstruktion  eines  ahjante  ganz  über- 
flüssig. — 

§  452.  Betreffs  der  vlat.  Paradigmen  der  schwachen  Perfecta  cantai 
renJ^i  partii  s.  W.  Meyers  Bemerkung  Zlschr.  für  nfrz.  Spr.  X**  279.  Auch 
W.  Meyers  bekannter  Artikel  über  das  Perfect,  Ztschr.  IX,  223  ff.  ist  für 
das  Kapitel  über  das  Perfect  bei  Schwan  nicht  genügend  verwertet.  Ich 
sehe  von  dem  durch  W.  Meyer  besprochenen  hier  ab  und  bemerke  nur 
noch  folgendes.  —  Der  Ausdruck:  „Die  Formen  cantdruiit,  rend(runt,  partiriint 
erklären  sich  durch  die  Zurückziehung  des  Tons  auf  die  Stammsilbe'" 
dürfte  doch  nur  für  renderunt  zutreffend  sein:  in  den  beiden  anderen  For- 
men   handelt    es    sich    doch  nicht  um  die  Stammsilbe.      „Die   Form    rend(sti 

wird  durch  afrz.  rendies  gefordert":  dieser  Satz  mufs  die  falsche 

Vorstellung  erwecken  als  ob  rendies  die  völlig  lautgeselzliche  Entwickelung 
sei,  während  das  ie  =  gedecktem  e  doch  nur  analogischer  Natur    sein  kann. 

t;  455.  Im  Konj.  Präs.  mufs  die  i.  2.  PI.  chantons  chantez  lanten  (s.  o. 
zu  tj  426),  eine  Korrektur,  die  fast  überall,  wo  von  l.  2.  Plur.  Konj.  Präs. 
die  Rede  ist,  vorgenommen  werden  mufs  (5^  460,  466  u.  s.  w.).  —  Unter  5.  hätte 
ein  einfacher  Verweis  auf  Bartsch's  Gesetz  genügt. 

§  456.  Schwan  scheint  anzunehmen,  dafs  beim  Iniperf.  der  Vorläufer 
des  analogischen  chanteie  im  Franzischen  ein  chanteve  gewesen  wäre :  das 
ist  nicht  sicher.  Es  ist  hingegen  viel  wahrscheinlicher,  dafs  das  Franzische 
in  diesem  Punkte  mit  dem  Westen  stimmte  und  demnach  chantoe  hatte,  be- 
vor es  die  Analogiebildung  chanteie  durchführte. 

§457.  Nachdem  y?  452  als  vlat.  Form  der  i.  Plur.  Pcrf.  Ind.  can- 
tammus   partimmus   hingestellt    sind,    sollten    diese   Formen    aucli    hier    und 


584  BESPRECHUNGEN.     F.  NEUMANN, 

§  468  Statt  cantavimus  pariivimiis  figurieren,  um  den  Anfänger  nicht  zu  ver- 
wirren:  gibt  doch  Scliwan  auch  in  der  i.  Sgl.  die  vlat.  Substrate  cantai 
fartii.  —  2.  Anm.  Formen  der  3.  P.  Plur.  Perf.  wie  chantarent  mit  analog. 
a  sind  nicht  blofs  wallonisch. 

§  459.  Die  Art  und  Weise,  wie  die  Perfectbildung  -dedi  allmählich 
an  Terrain  gewann ,  hätte  besser  veranschaulicht  werden  können :  zuerst  er- 
streckt sie  sich  auf  wirkliche  Composita  von  do,  dedi,  dare  :  *rendo,  veti- 
do,  perdo,  dann  auf  scheinbare  wie  pendo  *re&pondo  u.  s.  \v.  und  erst  in 
letzter  Linie  werden  Verba  wie  battre  rompre  toldre  u.  a.  ergriffen. 

§  460,  2.  Ob  das  vom  Verf.  konstruierte  *seiveie  =  sekweba,  *seivi 
=  sekwivi  richtig  ist,    ist  mir  im  Hinblick  auf  eival  =  aequalem    zweifelhaft. 

§462.  Zum  Konj.  rendiest  hätte  wohl  bemerkt  werden  können,  dafs 
das  ie  analogisch  nach  rendiet  rendierent  eindrang :  vgl.  die  ursprüngliche 
Form  in  perdesse  der  Eulaliasequenz. 

§  464.  Es  ist  nicht  richtig  zu  sagen,  dafs  die  Gruppe  der  Verba  auf 
-tiere,  -utuin  zahlreich  im  Latein  sei:  es  sind  weder  viele  noch  gerade  häutig 
gebrauchte.  Es  mufs  daher  noch  weiteres  angeführt  werden,  um  zu  erklären, 
wie  diese  Bildung  auf  -utum  schliefslich  eine  derartig  weite  Verbreitung 
erlangen  konnte,  wie  wir  im  Franz.  beobachten:  wenigstens  hätte  mit  einem 
Worte  darauf  hingewießen  werden  sollen,  dafs  der  Weg  zu  dieser  allgemeinen 
Verbreitung  zunächst  wohl,  über  die  Verba  mit  ///-Perfekten  führte:  val\xtum 
debntmn  etc.  empfahlen  sich  als  Participia  zu  Formen  wie  valnimus  debüiinus 
etc.  wegen  der  Congruenz  zu  amatum  arnnvif/ius,  partxtuni  part'wimus  etc. 

{5  469.     Da    vlat.    *collire   st.    colligere   unmöglich    (s.  o.),    so   fällt   damit 
auch  die  das  Part.  Präs.  dieses  Verbums  betreffende  Notiz  §469,  5. 

§  470.  Zum  Conj.  Präs.  fenisse  =  üniscam  war  wohl  die  Bemerkung  am 
Platze ,  dafs  die  Form  analogisch  ist ,  statt  *fenische :  nur  diese  stimmt  zu 
dem  Lautgesetz  §  1 85  mit  seinen  Beispielen  fresche,  mousche  etc.  Dieselbe 
Bemerkung  war  zu  croisse  (§  516)  coiioisse  (^  517)  zu  machen. 

§  476.  Unter  2.  hätte  auch  das  i  der  i.  Plur.  veimes  etc.  erklärt 
werden  müssen. 

§  481.  ^fi  =  feci  ist  nach  dem,  was  oben  zu  S;  50  bemerkt  ist,  un- 
richtig; ebenso  feit  =^  fecit  §  489,2. 

§  482  hätte  wohl  erwähnt  werden  müssen ,  dafs  die  3.  Plur.  Perf.  Ind. 
der  i- Perfecta  mit  intervokalem  tönenden  -s-  ursprünglich  sdr  entwickelten 
(Pass.  asisdrent,  mesdrent,  Leod.  presdrent,  reclusdrent ,  Steph.  misdrent) 
und  dann  erst  analogisch  nach  distrent  auch  str  annahmen.  —  Dafs  despesis 
(5<  482)  desis  {^  483),  dtiisis  (§  490)  etc.  dem  es  entsprechend  ursprünglich  ton- 
loses j-  haben  mufsten  und  das  tönende  jerst  der  Analogie  von  presis  etc. 
verdanken,    verdiente  auch  notiert  zu  werden. 

ij  483.  Für  die  Form  dites ,  und  ebenso  für  faites  (i;  489),  mufste  be- 
merkt werden,  dafs  sie  nicht  lautgesetzlich  sind:  gemafs  plait  vuit  etc.  wäre 
*diz  *faiz  'zu  erwarten.  Dites  faites  sind  als  Angleichungen  an  dirnes 
faimes  aufzufassen  (s.  o.  zu  §  444, 2).  —  Zum  Imperfectum  disoie  (ebenso 
zu  faisoie  §  489,  duisoie  §  490,  gesoie  §  518)  mufste  erwähnt  werden, 
dafs  die  lautgesetzlichen  Formen  disie  faisie  duisie  wären  (vgl.  cire  plaisir 
etc.  und  fisient  im  Val.  Fragm.),  und  disoie  faisoie  duisoie  nach  dem  Muster 
von   vendoie  perdoie   avoie  u.  s.  w.  gebildet  sind.    —    Zum   Part.  Perf.  hätten 


K.  SCFIWAN,    GRAMMATIK  DKS  ALTFRANZÖSISCHEN.  585 

beneeit  maleeit  Erwähnung  verdient  als  Belege  der  Fortsetzung  von  dictum. 
Ebenso  wäre  §  485  beim  Part.  Perf.  viis  ein  Hinweis  auf  die  Fortsetzungen 
von  nnssus  niissa  in  den  substantivischen  mes  messe  am  Platze.  (V'gl.  i;  498, 
wo  Verf.  ganz  passend  auf  destroit  verweist.)  Dafs  im  Übrigen  die  Deutung 
der  Grundlagen  von  7nis  mise  bei  Schwan  eine  falsche  ist,  hat  W.  Meyer- 
Lübke  a.  a.  O.  gezeigt. 

§487.  Für  den  Infinitiv  escrire  sowie  für  hoire  {^  512)  wäre  ein  Hin- 
weis auf  §  147  Anm.  am  Platze. 

§  488.  Unter  2.  ist  in  der  Fassung  der  Regel  die  3.  Plur.  Präs.  Ind. 
(prenent)  und  Conj.  Präs.  (prenne)  übersehen. 

§  489,  3.  fair-ai  plairni  etc.  sind  nicht  die  lautgesetzlichen  Futurformen: 
diese  müfsten  nach  Mafsgabe  von  enterin  pelerin  serit  etc.  farai  plarai  ta- 
rai^  heifsen.  Die  hierhergehörigen  Futura  haben  sich  bis  auf  ferai  an  die 
Infinitive  angeglichen,  daher  plairai  tairai  etc.  Da  im  Paradigma  des  Ver- 
bums faire  die  endungsbetonten  Formen  mit  fe-  überwiegen  (die  endungs- 
betonten Formen  von  Perf.  Ind.  und  Conj.  Imperf.)  —  faimes  faites  sind  ja 
stammbetont  und  der  Conj.  Präs.  hat  fas-  — ,  so  wurde /«s"-  früh  auch  auf 
das  Imperf.  (fesoie)  und  dann  aufs  Futur  (ferai)  übertragen,  so  dafs  alle 
endungsbetonten  Formen  bis  auf  die  des  Conj.  Präs.  fe-  aufweisen.  ■ 

§  490.  Wenn  Schwan  in  der  Lautlehre  nicht  die  richtige  Behandlung 
der  Gruppen  üca  üco  verkannt  hätte,  so  hätte  hier  die  durchaus  unklare 
Besprechung  der  Formen  von  duire  anders  ausfallen  müssen:  s.  Waldner  S.S. 
—  destrukere  war  dem  Anfänger  zu  erklären,  ebenso  trakere  ^  492. 

§491   war  mesis  =  masisti  statt  lautgesetzlichem  masis  zu  erklären. 

§  492.  Da  die  Formen  traions  traiez  traioie  vom  Infinitiv  trakere  aus 
betrachtet  unregelmäfsig  sind  (vgl.  faire  duire  —  faisoie  duisoie  etc.),  so 
war  eine  Bemerkung  dazu  am  Platze. 

§  495  durfte  im  Perf.-Paradigma  i.  Sgl.  voil  nicht  fehlen,  die  ja  häufig 
genug  vorkommt:  vgl.  OPs.  39,  72,  118.  Die  Bemerkung  2.  „Inder  3.  Pers. 
Sgl.  u.  Plur.  findet  sich  noch  das  lat.  Perfekt  auf  -ui  erhalten"  ist  daher 
zu  eng  gefafst  und  steht  zudem  mit  Schwan's  eigenen  Angaben  §  502  nicht 
im  Einklang.     4.  bedarf  betreffs  des  Perf.  eine  Einschränkung. 

§496  wäre  sol  (i.  Sgl.  Präs.)  zu  erklären  gewesen,  da  die  Form  nach 
Mafsgabe  von  salf  (salvum)  doch  solf  lauten  müssen. 

§  497  war  der  Conj.  plaigne  zu  erklären,  da  plangatn  doch  laulgesetz- 
lich  plange  ergibt  (vgl.  lange  etc.) ;  h  stammt  aus  den  Formen  mit  ng  vor 
e,  i\   plaignoie  etc. 

{5  499.     Das  nicht  gesetzmäfsige  ie  von  criembre    mufste  erklärt  werden. 

§  509  sollten  die  Futurformen  in  umgekehrter  Reihe  stehen :  vgl.  zu 
§  147  und  §  450. 

§512.  Es  genügt  wohl  nicht,  das  n  der  I'ormen  buvotis  etc.  blofs 
auf  die  Einwirkung  des  folgenden  v  zurückzuführen :  devous  wird  nicht  zu 
duvons.  Bei  buvons  bewirkte  den  Übergang  des  Stammvokals  zu  «  wohl 
der  Umstand,  dafs  er  von  beiden  Seiten  durch    Labiale  umgeben  ist. 

§  513.  Zu  den  Verben  recevoir  u.  s.  w.  wäre  doch  wohl  manches  zu 
bemerken  gewesen:    so    wären  z.H.  die  lürinitivc  rei;oivre  etc.    zu  erwähnen; 

»  Danach  ist  !:;492,2  zu  berichtigen. 


586  NACHTRÄGE. 

die  Formen  recoif  recoivent  recoive  wären  zu  erklären ,  da  sie  ja  nicht  auf 
recipio,  recipiunt,  recipiam  zurückgehen  (ersteres  mufste  etwa  recoi,  letztere 
*recechent  *receche  —  vgl.  sacke  seche  [sepia]  ^-  ergeben),  sondern  auf  reclpo 
reclpunt  reclpam.  Da  ferner  das  e  (7)  nach  c  lautgesetzlich  ein  i  ergibt  (cire), 
so  ist  auch  das  oi  zu  erklären :  es  handelt  sich  bekanntlich  um  Angleichung 
an  devoir  boivre :  devons  bevons,  devez  bevez  :  doi  boi,  dois  bois  etc.  = 
recevo?is  recevez  ;  recoi(f),  recois  recoit  etc. 

§  527.  mortuu  stimmt  nicht  zu  §  17.  Die  anal.  Form  muerge  war 
durch  terge  sorge  etc.  zu  erklären  und  nicht  einfach  gleich  niorj'a  zu  setzen. 

§  529.  Die  in  Anbetracht  des  zu  Grunde  liegenden  gedeckten  0  {ü) 
unregelmäfsigen  Formen  queurs  quetirt  queurent  waren  zu  besprechen;  laut- 
gesetzlich wäre  ja  cours  etc.,  allein  morons  rnorez  etc.  :  meurs  tneurt  =  corons 
corez  etc.  :  ceurs  ceurt. 

Möge  der  Herr  Verfasser  die  vorstehenden  Bemerkungen  zu  seiner 
Grammatik  als  ein  Zeichen  des  lebhaften  Interesses  ansehen,  das  ich  an  der 
Gestaltung  der  zweiten  Auflage  seines  Buches  nehme,  und  zugleich  als  Dank 
für  manche  Belehrung. 

Fritz  Neumann. 


Poscritta  a  p.  371. 

Una  vita  di  S*.  Lucia  che,  insieme  ad  altre  vite  di  Santi  e  ad  altra 
roba,  e  accolta  nel  cod.  N  95  sup.  dell'Ambrosiana,  räcconta  il  supplizio  del- 
l'eroina,  giä  diciasettenne,  ma  figlia  anch'essa  di  nobili  genitori  e  immolata  sotto 
Diocleziano,  in  modo  identico  affatto  a  quello  di  Agnese  e  della  nostra  Eulalia  : 
prima  l'attentato  alla  pudicizia,  poi  il  fuoco,  e  in  ultimo  il  ferro  di  cui  perisce. 
La  quäl  versione  dev'essere  diversa  da  quella  che  corre  nella  Chiesa,  se  come 
tale  si  puö  considerare  quella  che  e  accolta  dal  Butler  e  secondo  cui,  Lucia, 
riusciti  vani  l'attentato  al  suo  pudore  e  altri  tormenti,  sarebbe  morta  in  car- 
cere,  coperta  di  piaghe.  —  Ora,  e  risaputo  che  dalla  Francia  medievale  sono 
venute  all'Italia  anche  delle  leggende  agiologiche,  e  d'altra  parte,  il  fatto  che 
la  cittä  di  Metz  possiede  il  capo  della  Martire,  ci  permette  di  credere  che  in 
quel  paese  a  Lucia  deve  o  doveva  venir  tributato  un  particolar  culto ,  e  che 
perö  la  sua  leggenda  vi  potesse  trovare  una  elaborazione  speciale.  Onde  a 
noi,  certo  senz'avere  istituita  all'uopo  nessuna  ricerca ,  vien  fatto  spontanea- 
mente  di  chiedere:  l°.  se  la  leggenda  di  Lucia  quäle  ci  e  tramandata  dal  cod. 
ambros.  non  derivi  da  una  fönte  francese;  2".  se  in  questo  paese,  il  triplice 
martirio ,  inflitto  nel  modo  e  nell'ordine  summentovati ,  non  abbia  finito  per 
entrare  come  un  motivo  obbligato  nella  biografia  leggendaria  delle  fanciulle 
vergini  e  martiri. 

C.  Salvioni. 


Nachtrag. 
Die  Worte  S.  472  unten  „auch  der  Name  der  Stadt  Milau  [Aemilianum) 
selbst  kann  füglich  nicht  anders  erklärt  werden"  sind  zu  streichen. 

O.  Schultz. 


J.  KASSEWITZ,    DIE  FKZ.  WÖRTER   IM   MlTTELHOCHDl'X'TSCHEN.       587 

Berichtigungen  zu 

J.  Kasse witz,    Die  Französischen  Wörter  im  Mille lliocluleiiischen.  Slrafs- 
burg  i.  E.     1890. 

pag.  23  Z.  I  V.  o.  1.  dtsch.  ie.  —  p.  24  Z.  9  v.  u.  i.  lal.  e,  7.  —  p.  25 
Z.  4  V.  o.  1.  lat.  geschl.  ?,  7.  —  p.  28  Mille  1.  lat.  5,  iL  —  p.  34  Z.  i  v.  o.  1. 
afrz.  f-  und  so  slehen  öfter  stall  der  diakritischen  Zeichen  Umschreibungen  von 
geschl.,  offen,  weil  der  Druckerei  leider  jene  diakritischen  Buchstaben  fehlten, 
was  ich  den  Leser  zu  entschuldigen  bitte.  —  p.  61  Z.  12  v.  o.  1.  /laf.  — 
p.  63  Z.  9  V.  u.  1.  nominal.  —  p.  65  Z.  5  v.  u.  1.  kjder.  —  p.  66  Z.  7  v.  o. 
1.  ei- ei.  —  p.  67  Z.  1  v.  o.  1.  bleu.  —  p.  72  Z.  12  v.  u.  \.  e'i-(i-('e  st.  geschl. 
ei.  off.  ei,  off.  ee.  —  ]).  73  Z.  9  v.  o.  1.  tabulct.  —  p.  74  Z.  II  ff.  v.  o.  1.  frz. 
ail.  —  p.  96  Z.  8   V.   o.  1.  iuy(e).  —  p.  113  Z.  9   v.  o.  1.  7nusche  st.  »lussche. 

J.   K. 


ZeitBchr.  f.  roin.  l'liil.  XI  V.  ?g 


Sach-  und  Stellenregister. 


Aberglaube,  Glaube  und  —  in  ckr 
allfianz.  Dichtung  89  ff.  275  ff. 

Alt  französische  Dichtung,  Glau- 
be und  Aberglaube  in  der  —  89  ff. 
275  ff. 

Andrea  da  Pisa  254. 

Archivio  Glottologicoltaliano 
X  3,  Besprechung  263. 

Ariosto  257. 

Arnaut  Daniel   l6l. 

Artus,  Roman  d'  — ,  Hs.  522. 

Aucassin   14,20:   175. 

Aymon  religieux  de  Savigny  i. 

Azalais  d'Altier  128  ff. 

Beatrice  s.  Dante. 

Benvenuto  da  Imola  248.  252. 

Bertran  de  Born,  Poesies  completes 
publ.  p.  A.  Thomas.  Toulouse  1888, 
Besprechung,  insbesondere  Text- 
verbesserungen  185  ff'. 

Bibliothek  spanischer  Schriftsteller, 
hrsg.  von  A.  Kressner.  Leipzig 
1885—89,  Besprechung  226  ff'. 

Bice  Portinari  169  ff. 

Bilancioni,  Pietro  255. 

Boccaccio,  Giovanni  252. 

Bonciani,  Antonio  258. 

Camoens,  Louis  de  542.  543. 

Cecco  d'Ascoli  254. 

C hartes  de  Douai  de  1203  ü  1275, 
Etüde  critique  des — ,  2i'">c  partie : 
Caracteristique  des  Ch.  de  D.  66  ff". 
Etüde  des  formes  phonetiquesdes  — 
75  ff.  Charles  de  D.  au  13«  siecle 
298  ff. 

Corsi,  Jacopo   253. 

Corsi  Ramos,  Girolama  253. 

Dante,  251.252.270.  Ist  Bice  Por- 
tinari Dante's  Beatricc  ?   169  ff. 

Dolce  248.  254. 

Douai,  Etüde  crit.  des  Charles  de 
D.   de    1203   ;i    1275    66  ff.   298  ff. 

Du  Puitspelu,  Dictionnaire  etymo- 

logique   du   Patois  Lyonnais.    Lyon 

1887 — 89,  Besprechung,    insbesond. 

Verbesserungen   dazu   218  ff. 

Eguilaz  y  Yanguas,    L.    de,  Glo- 


sario  elimol.  de  las  palabras  espaflo- 
las  de  origin  oriental.  Granada 
1886,   Besprechung  223  ff. 

Equicola,  Mario   247.  248. 

Etymologien,    Romanische    175   ff'. 

363  ff. 
Eulalia,  Santa  s.  Santa  Eulalia. 
Evangile  des    femmes,    Text    der 

Basler  Handschrift   172  ff. 
Fede    e    Superstizione  nell'antica 

poesia  francese  89  ff.   275  ff. 
Folengo,  Teofilo  249  ff. 
Fränkische  Heldensage,  Studien 

zur  —  344  ff- 
Französich,  Handschriften:  Basler 
Hs.  des  Evangile  des  femmes  172. 
^r.  2534,  3306  u.  3133  der  Gr.  Hof- 
bibliothek zu  Darmsladt  (Histoire 
du  Saint  Graal,  Gui  de  Bourgogne 
u.  Hervis  de  Ales)  521  ff. 

Texte:  Evangile  des  femmes  172  ft". 
Charles  de  Douai  au  13«?  -iecic  298  IV. 
Bruchstücke  der  Chanson  de  gesle 
,,Gui  de  Bourgogne"  522  ff". 

Lautlehre :  Abfall  eines  vi'ortanlaut. 
n  366.  Ve.stummung  des  ausl.  r 
266.  Zur  altfrz.  Laut-  u.  Formen- 
lehre 543  ff.  Zur  Lautgeschichte 
der  ostfranzös.  Mundarten:  e  +  Y 
und  o-fy  376.  Neu-Mctzisches  i  aus 
0-+-y  und  ü  aus  0  +  y  378.  Schick- 
sale von  geschl.  p  379  ff.  Wandel 
von  -iee  zu  ie  383.  Wandel  von 
l  zu  y  384.  Das  Suffix  arius  386  ff". 
Dens,  focus,  locus,  jocus  389. 
Wandel  von  o  und  o  +  y  zu  ü 
390  ff.  Die  Weiterbildungen  von 
by,  cy,  fy,  gy,  py  aus  bl,  cl,  fl,  gl, 
pl  in  der  Franche-Comte  392  ff'. 
Diphthongierung  von  (^  und  n  vor 
gedecktem  r  394  ff.  Le  patois  de 
Dompierre  (Broyard):  Introduction 
396.  Transcription  des  sons  398  fl. 
Phonologie,  A.  Voyelles  toniques: 
a  401  ff.  e  418  ff.  e  426  ff.  i 
432  ff.  o  435  ff.  o(u)  441  ff",  u 
446  ff.     au  448.    B.  Voyelles  atones. 


SACH-  UND  STELLENREGISTER. 


589 


Devant  la  syllabe  tonique  :  a  449  ff. 
e.  e  (i)  452.  i,  0  453.  o  (u),  u 
454.  'au  455.  Apres  la  sj'llabe  to- 
nique :  a  456  ff.  e  460  ff",  i,  o  (u)  463. 
Lexikographie :    Franz.  Ortsnamen 

339  ff. 
Dialekte  s.  Lautlehre. 

Giamboni,  Bono  248. 

Gigli,  Girolamo  252. 

Giornale  Storico  della  Letleralura 
Italiana,  Anno  VII,  Vol.  XIV,  fasc. 
i_2,  3.  Anno  VIII,  Vol.  XV, 
fasc.  1 — 2,  Besprechung  246  ff. 

Giovanni,  Ser  253. 

Glaube  und  Aberglaube  in  der 
altfranz.      Dichtung     89    ff.275  ff. 

Graal,  Saint  s.  Saint  Graal. 

Grimoart  Gausmar   i6oft". 

Gui  de  Bourgogne,  Bruchstücke 
der  Chanson  de  geste  — ,  Darm- 
städter Hs.  522.  Abdruck  des 
Textes  524  ff. 

G  uidotto  ,  Fra  248. 

Guillem  Ademar   i6off. 

G  u  i  1 1  e  m  G  a  s  m  a  r   1 60  ff. 

Haimo  von  Halberstadt,  Die  la- 
teinischen Homilien  des  —  als 
Quelle  der  altlothring.  Haimo-Über- 
setzung   I  ff. 

Handschriften:  Ms.  No.  2083  der 
Arsenalbibliothek  zu  Paris  i.  Ms. 
No.  18227;  Ms.  jS'o.  21536;  Ms. 
No.  17087  der  Münchner  Hof-  und 
Staatsbibliothek  2.  Nrs.  2534,  3306 
"•  3133  'is'^  G*"-  Hofbibliothek  zu 
Darmstadt  520  ff". 

Heldensage,  Studien  zur  fränki- 
schen —  344  ff. 

Henri  de  Valenciennes  262. 

Hervis  de  Mes,  Bruchstück  der 
chanson  de  geste  — ,  Hs.  der  Darm- 
städter Hofbibliothek   538. 

Homilien,  Lateinische  —  des  Haimo 
von  Halberstadt   i  ff. 

Hugues  de  Berze  260. 

Jarnik  si  Bärseanu,  Doinc  si  Slri- 
gäluri  din  Ardeal.  ßucuresci  1885, 
Besprechung  228  ff. 

Jehan  Renart  244. 

Inschriften,  Venelianische  258. 

Joinville,  Jean  de  269. 

Italienisch,  Dialekte:  Fonetica  del 
dialetto  di  Piacenza   133  ff. 

Lai  de  Tombre,  Lc  —  public  par 
J.  Bedier.  Fribourg  1890,  Be- 
sprechung 244  fl. 

Lateinische  Homilien  ilcs  Haimo 
von   Halberstadt   i  fl. 

Litt eraturge schichte.  Zur  , 
Die  Todlenbrücke   159. 


Lodovico  il   Moro  251. 
Mari  an,    Fl.,    Descäntece   poporane 
romäne.   Suceava  1886,  Besprechung 

234- 
Merlin,     Roman     de     — ,    Hs.     der 

Darmstädter  Hofbibliolhek. 
Moro,  Lodovico  il  251. 
Mysterien,  Franz.  u.  ilal.   247. 
Paleario,  Aonio  246. 
Pecorone,  Verfasser  253. 
Peire  Bremon   161. 
Petrarca  252. 
Piacenza,  Fonetica  del  dialetto  di  — 

133  ff- 

Porlinari,  Bice    169  ff. 

Propugna  tore  ,  II  — ■.  N.  S.  vol. 
II,  parte  I,  fasc.  I — 2.  Gennaio- 
Aprilei889,  Fasc.  3.  Maggio-Giugno 
1889.  Parte  II,  fasc.  4.  LuL;lio- 
Agosto   1889,  Besprechung  255  ff. 

Provenzalisch,  Litteraturgesch. : 
Drei  Trobadors  (Guillem  Ademar, 
Grimoart  Gausmar  u.  Guillem  Gas- 
mar)   160  ff. 

Texte:  Pseudo-Turpin  467  ff. 

P  seu  dO-Turpin  ,  Der  provenzali- 
sche  —  467  ff.  Lat.  u.  franz.  Te.\te 
des  P.  467.  Quelle  der  prov.  Über- 
setzung 468.  Alter  der  Hs.  des 
prov.  Textes  und  dessen  Verhältnis 
zur  lat.  Vorlage  469  ff.  Heimat  des 
prov.  Denkmals  471.  Zur  Laut-  u. 
Formenlehre  473.  Zur  Syntax  u. 
zum  Stil  474  ff.  Abdruck  des  prov. 
Textes  478  ff.     Glossar  518  ff. 

Rani  OS,  Girolama  Corsi  253. 

R  ecueil  de  M^moires  philologiques 
present^  ä  Mr.  G.  Paris  par  ses 
cleves  su6doi^  ä  l'occassion  de  son 
cinquantieme  anniversaire.  '  Stock- 
holm  1889,  Besprechung  266  ff. 

R  i  b  e  i  r  o  ,  J.,  Grammatica  portugueza. 
3.  ed.  Rio  de  Janeiro  1889,  Be- 
sprechung 540. 

K<jland,  Chanson  de  269. 

Romania,    No.   72,    XVIII«   annce 

1889,  Octobreu.No.  73,  XIX"  annce 

1890,  Janvier,  Besprechung  260  ff. 
Rumänisch,  Zur  rumän.  Geschichte 

242  ff. 
Rumänische  V  o  1  k  s  H  e  d  e  r  2  28  ff. 

Rum.  Zaubersprüche  234. 
Ruzante  248. 
Saint    Graal    Histoire    du  — ,    Hs. 

(Xi).  2534)  der  (ir.  Hofbibliothek  z. 

Darmstadl   521. 
Santa  Eulalia,    Per  la  fönte  della 

Sequenza  volgare  di   —   37'  '^• 
Sa  vona  rola  251. 

38* 


590 


W.  LIST, 


Schwan,  E.,  Grammatik  des  Alt- 
französischen. Leipzig  1888,  Be- 
sprechung 543  if. 

Schwarz  feld,  M.,  Poesiile  populäre 
Colectia  Alecsandri  sau  cum  trebue 
culese  si  publicate  canlicele  popu- 
läre.    Jasi  1889,  Besprechung  235  ff. 

Sercambi,  Giov.  246. 

Serdini    detto    il  Saviozzo ,    Simone 

252._ 

Spanisch,  Grammatik:  Die  hypo- 
thetische Periode  in  ihrer  Ent- 
wickelung  21  ff. 

Stefonio,  Bernardino  258. 


S  t  o  r  c  k  ,  W.,  Luis'  de  Camoens  Leben. 

Paderborn    1890,    Besprechung  542. 
S  tra  parola  253. 
Superstizione,  Fede  e  —  nell'an- 

tica  poesia  francese  89  ff.  275  ff'. 
Tasse,     Torquato     247.     254.     256. 

257.  258.  . 

Urkunden,     Französische    —     des 

13.  Jahrh.  298  ff. 
Volkslieder,  Rumänische  228  ff. 
Xenopol,  A.D.,    Storia  Rominilor 

din   Dacia   Traiana.     Jassi   1888  ff"., 

Besprechung  242  ff. 
Zaubersprüche,  Rumänische  234. 


\Vortregi  ster. 


Italieniscli. 

calafatare   370. 
ilindellare   176. 
dindulä  176. 
dondolare   176. 
gile  (sizil.  sard.)  180 
gileccu    (sard.)   180. 
gileccu,  cileccu  (siz.' 

180. 
giulecco   180. 
gomma  369. 
malandra  179. 
malanno    179. 
malinconia   179. 
malvagio   181. 
mazeta  363. 
mimetta   177. 
mimma  177. 
mimmo   177. 
mommöi   178. 
tepa  368. 

Rnmäniscli. 

dändäni   176. 
doina  228. 
ilic   180. 
momäie   178. 
momi   178. 
strigaturä  228. 

Französiscli. 

accon  366. 
aiglent  269. 
apareilier  269. 
cateron   175. 
cener  364. 
chapleier  269. 
Chief  269. 
dandiner  176. 
dodiner  176. 
embracier  269. 
filandres  179. 


flaistre   367. 
flestrir  367. 
flet  (norm.)  368. 
fleirir  367. 
gilet    180. 
gomme  369. 
malan    179. 
malandre   179. 
malfe  365.   366. 
malheureux   181. 
malingeu.x   179. 
malingre     (malin- 

greux)   179. 
mal  369. 
maufe   183.  365. 
mauvais  181. 
mauve   181.   183. 
mazette  363. 
mesange  363.  364. 
mimer   177. 
mitan  222. 
moitie   222. 
monier    (momerie) 

178. 
öter   180. 
poele  382. 
semer  364. 
sener  364. 
servenlois  262. 
societe   175. 
so'iste    175. 
taleron    175. 
teteron    175  • 
trempe   187. 
truite   378. 
virelai  261. 


Provenzaliscli. 

acoun  366. 

(pat.  lyonn.) 


218. 


amolö    (pat.   lyonn.)  ess  ue  (pat.  lyonn.) 

218.  219. 

Aramon    187.  etregni  (pat.  lyonn.) 

assadö  (pat.  lyonn.)       220. 

219.  etresillon      (pat. 
atempre   187.  lyonn.)  221. 
averö    (pat.    lyonn.)  f^ina  (pat.  lyonn.) 

2J9-  221. 

bariöta  (pat.  lyonn.)   f^rno   (pat.  lyonn.) 

2I9-  221. 

bian,  biessi,  bie(pat.  fgr     (pat.     lyonn.) 

lyonn.)   219.  ^21. 

bochet  (pat.  lyonn.)  ßg^     /     j      lyonn.) 

219-  221. 

cachi    (pal.    lyonn.)  , 

-,,Q  '  gonia  369. 

cafafatar  370.  ^'"7*  <I'''^'-  ^>'°""-' 

calhar   188.  ,    '^''     .r 

,       u    /     .   1  \  lacoun    366. 

cnamba  (pat.  Ivonn.)  ^     ■    ,  , 

-,,(.  '  lazi    (P'il-    lyonn.) 

"  ^'  "> "}  \ 

chandilhi     (pat. 

lyonn.)  219.  malan   179. 

chapon  (pat.  lyonn.)  malandro   179. 

21Q.  malen  dus   179. 

charopa  (pat.  lyonn.)  malvat    183. 

219.  mate  369. 

cheire    (pat.  lyonn.)  melin     m.     (pat. 

219.  lyonn.)   221. 

chirat    (pat.    lyonn.)  mitan  (pat.  lyonn.) 

219.  221.  222. 
corrati  (pat.  lyonn.)  mouet  (pat.  lyonn.) 

220.  222. 

demigi  (pat.  lyonn.)  «esi    (pat.    lyonn.) 

220.  222. 

deyntes,  deytes  (alt-  "ieci  (pat.  lyonn.) 

lyonn.)  220.  222. 

dindouleya   176.  pairejar    189. 

düchi  (altlyonn.)  220  paour  (pat.  lyonn.) 
epiä     (pat.     lyonn.)       222. 

220.  peiandro   179. 

escontentar   199.         petras  (pat.  lyonn. 
Esparron  188.  222. 


WORTREGISTER. 


591 


piva     (pat.     lyonn.) 

220. 

pöussa  (pat.  lyoiin.) 

223. 
poyi    (pat.     lyiJiin.) 

223. 
rassa  215. 
rataplana     f.     (pat. 

lyonn.)  323. 
raze.x    (pal.    lyonn.) 

223. 
rei-petaret     (pat. 

lyonn.)   223. 
ressollar   188. 
semar  364. 
sirvenles  261. 
suin,      soan      (pal. 

lyonn.)  223. 
tauna,     töna     (pat. 

lyonn.)  223. 
Tempra ,     Tenipre 

187.    188. 
lempre   187. 
tepe  368. 
v^quid  (pat.  lyonn.) 

223. 

Catalaulscli. 

maner    183. 


calafaiear  370. 
ceiio  227. 
dengue    I 75  ff. 
diuga    176. 
dingolondangos  177. 
empleo  228. 
gileco   180. 
goma  369. 
hato  224. 
malandria   179. 
malograda   182. 
malvado    183. 


manera    183. 
niimar    1  77. 
minio    177. 
moiiio    177.    178. 
momo,  moniero  I  7 
monios   177. 
raza  224. 
tepe  368. 
lerminar  227. 
tomar   1 80. 
tombar   180. 
tope  368. 
tumbar   180. 

BasMscli. 

niandoa   183. 

Poriugiesiscli, 

amimar  177. 
denguim   1 76. 
gomo  369. 
jaleco,  -a   180. 
maninha  183. 
niimar   177. 
niimo    177. 
niomo    177.    178. 
momu   178. 


papäo   178. 
tepe  368. 
tomar   180. 


Lateiniscli. 

acus  366. 
avellere  219. 
Bonifatius   181  ff. 
bonifatus   183. 
burricus    183. 
cadere   219. 
calefectare  370. 
caleo   188. 
candeleare  219. 
candiculare  219. 


Caput   175. 
cattus    175. 
coactare  219. 
coaclicarc  219. 
,  curatariiis  220. 
denegare    176. 
de  usque  ad  220. 
exsucare  219. 
exsugere   219. 
fistula  367. 
flaccidus  367. 
gumnium   369. 
lacunar  366. 
madiduH   369. 
malandria   178. 
malandriosus    I  79. 
malefactus   365. 
*malifatius   181  fi'. 
*malifatus   183. 
mahim    179. 
malus  falus  365. 
niannus    183. 
medietantem      221. 

222. 
medietatem  222. 
medium  tempus  2  22. 
mima   177. 
niimus   177. 
minimus  177. 
molare  218. 
mOmus    177.    178. 
nescia   222. 
obslare    180. 
oslium   377. 
patella  383. 
sanare  364. 
sapidus  219. 
semis  3^)4. 
somniuni  223. 
somnus  223. 
.spica  220. 
sternutare  220. 
tübana  223. 


tructa  378. 
ustium   377. 

,  GiihCluscli. 

yO.hy.i    180. 
f(aitoira(^)   1 78. 
//fA«»(!(»ra   179. 
utitÜQioy  177. 
fiifiüg   177. 
fnf(i-iv   177. 
f(ojfii:itiv   178. 
fiwfiog  177. 
rv7i>j  368. 

[Jerianiscli. 

meisa  (alid.)  363. 
meise  (mhd.)   363. 
Meise  (nhd.)  363. 
mimen   (nhd.)   177. 
Nachen  (nhd.)  366. 
naco  (alHächs.)  366 
nahho   (ahd.)  366. 
tändeln  (nhd.)   176. 
top  (gcrm.)  368. 
Wauwau  (nhd.)  178. 

EDgliSCll. 
dandle    176. 
dandy    176. 
d  angle   177. 
doddle    176. 
mimic,   to-    177. 

Keltiscli. 

.iihü   218. 
kam    219. 

Slavlscö. 

dyndac  (poln.)  1  76. 
dyndati     (tschech.) 

176. 
mimclni  (magy.)  r  77. 
mumus  (magy.)  178. 


l/all»,    Druck  von  Ehrhurdl  Kanal. 


Aus  dem  Verlage  von  MAX  NIEMEYER  in  Hallo. 


Bibliotheca  Normannica.  Denkmäler  normannischer  Litenitur  und  Spruclic 
herausgegeben  von  Hermann  Suchier. 

Theil  I.      Reimpredigt,  hrsg.  von  H.  Suchier.     1871).     8.  Jk  4,5U 

Theil  II.     Der  Judenknabe.    5  griechische,  14  lateinische  und  8  französische 
Texte.   Herausgeg.  von  Eugen  Wolter.    1879.   8.       Ji  \^m 

Theil  HI.  Die  Lais  der  Marie  de  France.   Herausgeg.  von  Karl  VVarnke. 

Mit  vergleich.  Anm.  von  Reinh.  Köhler.  188.5.  8.     Ji  10,00 

'Iheil  IN'.  Eneas.    Herausg.  von  Salverdo  de  Grave. 

(Unter  der  l'resae  ) 

TlieiM'.    La  Clef  d'Amors.     Herausgeg.   von    Auguste   Doutrepont. 

1^90.     S.  .11.  6,00 

Bischoff,  Fr.,  Der  Conjunctiv  bei  Chrestien.     1881.    gr.  8.  ^fi  3,60 

Der  MUnchener  Brut,  Gottfried  von  Monmonth  in  französischen  Versen  des 
zwölften  Jahrhunderts  aus  der  einzigen  MUnchener  Handschrift  zum  ersten 
Mal  lirsg.  von  Konrad  Hofmann  u.  Karl  Vollmöller.  1877.    8.     Ji  5,00 

Canello,  U.  A.,  La  vita  e  le  opere  de!  trovatore  Arnaldo  Daniello.  Edizione 
critica,  corredata  delle  varianti  di  tutti  i  raanoscritti,  d'  un'  introduzione 
storico-letteraria  e  di  versione,  note,  rimario  e  glossario.  8.    1883.     Ji  9,oO 

Li  Chevaliers  as  deus  espees.  Altfranzös.  Abenteuerroman  zum  ersten  Mal 
herausgeg.  von  W.  Förster.     1877.     S.  Ji  15, 0(» 

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Cloetta,  W.,  Beiträge  zur  Litteraturgeschichte  des  Mittelalters  und  der  Ke- 
uaisaancp.     I.  Komödie  und  Tragödie  im  Mittelalter.     isOO.     8.       Ji  4,00 

Cohn,  (ieorg.  Die  Suffixwandlungen  im  Vulgärlatein  und  im  vorlitterarischen 
Französisch.     Nach  ihren  h^puren  im  Neufranz-ösischen.    1891.    8.     Ji  8,00 

Denkmäler  der  provenzalischen  Litteratur,  hrsg.  von  Prof.  Dr.  H.  Suchier. 
Bd.  i.  Mit  einer  Untersuchung  von  Paul  Kohde:  Ucber  die  Quellen  der 
Komanischen  Welti-hronik.     188.3.    gr.  s.  ./(^.  20,00 

Li  Dialoge  Gregoire  lo  Pape.  Altfranzösische  Ueberset/.ung  des  XII.  Jahr- 
hundi-rt?i  der  Dialoge  des  Papstes  (iregor,  mit  dem  lateinischen  Original, 
einem  Anhang:  .■^ermo  de  Sapientia  uiul  Moralium  iu  Job  frag- 
raenta,  einer  grammatischen  Einleitung,  erklärendmi  Aumerk.  und  einem 
Glossar.     Zum    ersten    Male    herausgeg.    von    W.    Förster.     Bd.  I:    Text. 

187(;.      ^.  Ji    10,00 

Egbert  von  LUttich,  Fecunda  Katis.  Zum  ersten  Male  herausgegeben,  auf  ihre 
IJiiellcu   zuriukgcfuhrt  und  erklärt  vt)n   Ernst  Voigt.    1889.    ^.      .//i  9,00 

Horning,  Ad,  Zur  Geschichte  des  lateiniaclicn  c  vor  c  und  /  im  Romanischen. 
l^^lt.     ^.  .Ä  3,G0 


Joufrois.  Altfranzösisches  Ritterüjedielit  zum  ersten  Male  herausgegeben  von 
K.  Hofniann  und  Fr.  Muncker.     18SU.     gr.  8.  Ji  3,60 

Knust,  Herrn.,  Geschichte  der  Legenden  der  heil.  Katharina  von  Alexandrien 
und  der  heil.  Maria  Aegyptiaca  nebst  unedirteu  Texten.     1890.   8.     ./«^.  8,00 

Margarethen  ■  Legende,  die  altlombardische.  Kritischer  Text  nach  acht  Hand- 
schriften mit  einleitenden  Untersuchungen  herausgegeben  von  Berthold 
Wiese.     1890.     8.  Ji  4,50 

Meister,  J.  H.,  Die  Flexion  im  Oxforder  Psalter.  Grammatikalische  Unter- 
suchung.    1877.    8.  Ji  3,00 

Meyer,  ^V.,  Die  Schickbale  des  lateinischen  Neutrums  im  Romanischen.  1883. 
8.  Jk  3,60 

Napolski,  Dr.  Max  von,  Leben  und  Werke  des  Trobadors  Ponz  de  Capdiioili. 
1880.     8.  Ji  4,00 

Odin,  A.,  Phonologie  des  Patois  du  Canton  de  Vaud.     1886.    8.  Ji  4,00 

—  Etüde  sur  le  verbe  dans  le  patois  de  Blonay.    1887.    gr.  8.  Ji  1,20 

Philippson,  E.,  der  Mönch  von  Montaudon.  Ein  provenzalischer  Troubadour. 
.Sein  Leben  und  seine  Gedichte,  bearbeitet  und  erklärt  mit  Benutzung 
unedirter  Texte  aus  den  Vatican.  Handschriften  Nr.  3206,  3207,  3208  u.  5232, 
sowie  der  estensischen  Handschrift  in  Modena.    1873.    kl.  8.  Ji  2,50 

Pietsch,  Carl,  Beiträge  zur  Lehre  vom  al f franz.  Relativum.     1888    8.    ,Ä  1,60 

Rambeau,  A.,  Ueber  die  als  echt  nachweisbaren  Assonanzen  des  Oxtorder 
Textes  der  Chanson  de  Roland.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  des  air- 
französischen Vocalismus.     1878.     8.  ^ü  6,00 

Riese,  Jul.,  Recherches  sur  l'usage  syntaxique  de  Froissart.  1880.    8.  Ji  2,00 

Sä  de  Miranda,  Francisco  de,  Poesias.     Edicäo  feita  sobre  cinco  Manuscriptos 

ineilitos  e  todas  as  Edi^'öes  impressas.    Acompanhada  de  um  Estudo  sobre 

o  Poeta,  Variantes,  Notas,  Glossario  e  um  Retrato  por  Carolina  Michaelis 

de  Vasconcellos.     1885.    8.  .fi  30,00 

Ausgabe  auf  holländ.  Büttenpapier  in  stilvollem  Halbfranzband   Ji  45,00 

Schuchardt,  H.,  Ritornell  und  Terzine.     1875.     4.  .ü  8,00» 

Stimming,  A.,  Bertran  de  Born,  sein  Leben  und  seine  Werke,  mit  Anmer- 
kungen und  Glossar.     1879.    gr.  8.  Ji  10,00 

—  Ueber  den  Provenzalischeu  Girart  von  Rossillon.  Ein  Beitrag  zur  Ent- 
wickelungsgeschichte  der  Volksepen.     1888.     gr.  8.  Ji  10,00 

—  Der  Troubadour  Jaufre  Rudel,  sein  Leben  und  seine  Werke.    1888.    8. 

Ji  1,60 

Suchier,  H. ,    Ueber  die  Matthaeus  Paris  zugeschriebene  Vie  de  Seint  Auban. 
.  .    1876.     8.  Ji  2,00 

Tuim,  Jehan  de,  li  Hy störe  de  Julius  Cesar.  Eine  alttranzösische  Erzählung 
in  Prosa.    Zum  ersten  Male  hrsg.  von  F.  Sette gast.  1881.    gr.  8.     ,^9,00 

Wirth,  L.,  Die  Oster-  u.  Passionsspiele  bis  zum  XVL  Jahrhundert.    Beiträge 

zur  Geschichte  des  deutschen  Dramas.     1889.    8.  Ji  10,00 

Zorzi,  Der  Troubadour,  herausgegeben  von  E.  Levy.    1883.    gr.  8.     Ji  2,40 


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Philologie 


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