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Full text of "Zeitschrift für romanische Philologie"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


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ROIAHISCIE  PHLOLO&IE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  GUSTAV  GROBER, 

PROFESSOR    AN   DER    UNIVERSITÄT   STRASSBURG   i.  E. 


1893. 


XVn.  BAND. 


HALLE. 

MAX    NIEMEYFK. 
1893. 


INHALT. 

Seite 
£.  Gessner,  Das  spanische  PersoDalpronomen  (11.6. 92  u.  26.  i.  93)  i.  329 
G.  Schiavo,  Fede  e  Superstizione  nelP  antica  poesia  francese  (23.  3.  91)  55 
Epiphanto  Dias,  Einige  Bemerkungen  zur  Verbesserung  des  Cañcioneiro 

Gera]  von  Resende  (2.  6.  92) 113 

Miguel  de  Unamuno,   Del   elemento    alienígena  en  el   idioma  vasco 

(26.4.92) 137 

C.  J.  Forsyth  Major,  Italienische  Vulgarnamen  der  Fledermaus  (26. 

6. 92) 148 

A.  Horning,  Über  Dialektgrenzen  im  Romanischen  (12.  11.  92)       .     .     i6oc 
Rudolf  Lenz,  Beiträge   zur  Kenntnis  des   Amerikanospanischen  (31. 

7. 92) 188 

R.  f.  Kaindl,  Die  französischen  Wörter  bei  Gottfried  von  Strafsburg 

(13.  IG.  92) 355 

W.  Rudow,  Neue  Belege  zu  türkischen  Lehnwörtern  im  Rumänischen 

(15-4.90) 368 

L.  ZÉLIQZON,  Die  französische  Mundart  in  der  preufsischen  Wallonie 

und  in  Belgien  längs  der  preufsischen  Grenze  (14.  5.  93)  .    .      419 

TEXTE. 

Th.  Link,  Der  Roman  d'Abladane  (3.3.91) 215 

R.  Zenker,  Der  Lai  de  l'Epine  (14.  7.  92) 233 

B.  Wiese,  Zu  den  Liedern  Lionardo  Giustinianis  (5.  5.  92)     ....  256 

M.  Menghini,  Villanelle  alla  napolitana  (il.  9.  92) 441 

V.  Fmzi,  Di  un  inedito  volgarizzamento  dell'  „Imago  mundi"  di  Onorio 

d'Autun  (30.  8.  92) 490 

Hugo  A.  Rennert,  Lieder  des  Juan  Rodriguez  del  Padrón  (20.  6.  93)      544 

VERMISCHTES. 

I.  Zur  Litteraturgeschichte. 

Fernando  Araujo,  L'engien  du  roman  du  Châtelain  de  Couci  (25. 6. 92)      277 

2.  Handschriftliches. 
Albert  Stimming,  Anglonormannische  Version  von  Eduards  I  Statutum 

de  viris  religiosis  (28.  10.  92) 279 

H.  SucHiER,  Les  quinze  joies  nostre  dame  (io.  II.  92) 282 

3.  Grammatisches. 
Th.  Kalepky,   Zum  sog.   historischen  Infìnitiv  im  Französischen  (22. 

6.92) 285 

Friedrich  Kluge,  Vulgarlateinische  Auslaute  auf  Grund  der  ältesten 

lat  Lehnworte  im  Germanischen  (25.  5.  93) 559 


IV 

Seite 
4.  Zur  Wortgeschichte. 

Paul  Marchot,  Solution  de  la  question  du  suffixe  -anus  (2.  2.  93)    .  288 

J.  Babad,  Französische  Etymologien  (21.  11.92) 562 

W.  Meyer -LÜBKE,  Span,  jeja  (24.2.93) 566 

J.  Ulrich,  Lat.  foUis;  Frz.  échec  (16.  i.  93) 570 

BESPRECHUNGEN. 
H.  SCHNEEOANS,  Capitoli  della  prima  compagnia  di  disciplinati  di  san 

Nicolò  in  Palermo  pubbl.  da  de  Gregorio  (20.8.92)    .     .       293 
W.  FoERSTER,   Dr.  Hermann  Büttner,  Studien  zu  dem  Roman  de 

Renart  und  dem  Reinhardt  Fuchs  (12.2.93) ^95 

A.  Horning,  Georges  Doutrepont,  Etude  linguistique  (8.1.93)         ^9^ 
Braulio  Vigón,  Pedro  de  Mugica,  Dialectos  castellanos  montafiés 

(25.  II.  92) 300 

Adolf  Tobler,  Emil  Levy,  Provenzalisches  Suplement  -  Wörter- 
buch (21.  2.  93) 303 

Alfred  RisoPi  F.  Novali.  Nouvelles  Recherches  sur  le  Roman  de 

Florimont  (29.  i.  93) 306 

G.  Gröber,  Alfredjeanroy,  Les  origines  de  la  poésie  lyrique  en 

France  au  moyen-âge  (10.  12.92) 311 

G.  Gröber,   Egidio  Bellorini,    Note  sulle  traduzioni  italiane  dell' 

Ars  amatoria  e  dei  Remedia  amoris  (7.  2.  93) 312 

L.  Stiefel,  D'Ancona,  Origini  del  Teatro  Italiano  (31.  5.  93)      .     .       571 

H.  Schneegans,    Dr.  Giacomo    de  Gregorio,    Saggio    di  fonetica 

siciliana  (20.  8.  92) 589 

Ph.  Aug.  Becker,  Charles  Comte,  Les  Stances  libres  dans  Molière 

(30-  3. 93) •    .     .  ' 598 

Gr.  a.  Nordfeld,    Les   couplets   similaires    dans   la   vieille  Epopée 

française  (20.  6.  93) 599 

Tobler,  Meyer -Lübke,  Horning,  Romania  Nr.  82 — 86    .     .    .     .  313.  614 

B.  Wiese,     Giornale    Storico     della    Letteratura   luliana    XVm,  3. 

XIX,  I,  2—3.  XX,  i,  2,  3.  (i.  2.  93.  18.  7-  93)     •    •    •     •  321.  599 

B.  Wiese,  Il  Propugnatore  N.  S.  IV,  1—2  (18.  7.  93) 605 

W.  Meyer -Lübke,  Archivio  Glottologico  ital.  XII,3 — XIII,i  (24.  2. 93)      612 

J.  Sturzinger,  Nachtrag 328 

H.  SucHiER,  Nachtrag 619 

K.  Schmidt,  Register 620 

Bibliographie  1892. 


Das  spanische  Fersonalpronomen.^ 

In  der  folgenden  Abhandlung  ist  besonders  dasjenige  berück- 
sichtigt worden,  was  bisher  eine  wenig  eingehende  Erörterung 
gefunden  hat  Die  Punkte,  in  denen  das  Altspanische  mit  dem 
heutigen  Gebrauche  übereinstimmt,  sind  übergangen  worden,  wenn 
sie  nicht  zu  irgend  welcher  Bemerkung  Anlafs  boten.  Das  Haupt- 
gewicht ist  überall  auf  die  alte  Sprache  gelegt 


*  Abkürzungen: 

Abencer.  (2.  Hälfte  des  16.  Jahrb.)  =  Historia  del  Abencerraje  y  la  her- 
mosa Jarifa:  Biblioteca  de  Autores  Españoles,  Band  3. 

Ador.  (13.  Jahrb.)  =  Adoración  de  los  santos  Reyes:  Bibl.  57. 

Alex.  (13.  Jabrb.)  =  El  Libro  de  Alexandre:  Bibl.  57. 

Alfar.  (Ende  des  16.  Jabrb.)  =  M.  Alemán,   Guzman  de  Alfaracbe:   Bibl.  3. 

Altleon.  =  Das  Leonesiscbe,  Programm  des  Franz.  Gymn.   1867. 

Amadis  (c.  1500)  =  Amadis  de  Gaula:  Bibl.  40. 

Amalia  (19.  Jabrb.)  «■  José  Mármol,  Amalia,  Leipzig  1862. 

Ant.  Cart.  (2.  Hälfte  des  17.  Jabrb.)  =  Cartas  de  Nicolas  Antonio  :  Bibl.  13. 

AOnc.  (14.  Jabrb.)  =  Poema  de  Alfonso  Onceno:  Bibl.  57. 

Appol.  (13.  Jabrb.)  =  Libre  de  AppoUonio:  Bibl.  57. 

Ayora  (i.  Hälfte  des  16.  Jabrb.)  =  Cartas  de  Gonzalo  Ayora  (nacb  Briefen 
citiert):  Bibl.  13. 

BDom. 

BMil. 

BSacr. 

BLaur. 

BLoor. 

BSJ. 

BMlg. 

BDV. 

BSO. 

Cabal.  (I.  Hälfte  des  14.  Jabrb.)  =  D.  Juan  Manuel,  Libro  del  CAballero: 
Bibl.  51. 

Calila  (14.  Jabrb.)  =  Calila  é  Dymna:  Bibl.  51. 

Cart.  Mar.  (2.  Hälfte  des  18.  Jabrb.)  =  Cadahalso,  Cartas  Marruecas:  Bilb.  13. 

Caza  (i.  Hälfte  des  14.  Jabrb.)  =  D.  Juan  Manuel,  £1  Libro  de  la  Caza 
berausgeg.  von  Baist,  Halle  1880. 

Celest.  (c.  1500)  =  Celestina,  Tragi-Comedia  de  Calisto  y  Melibea:  Bibl.  3. 

Cbrestom.  (19.  Jabrb.)  =  Boocb- Arkossy ,  Spanische  Chrestomathie,  Leipzig 
1857. 

Cid  =  Poema  del  Cid,  berausgeg.  von  Vollmöller. 

Cid  Tr.  (19.  Jabrb.)  =  Antonio  de  Trueba,  El  Cid  Campeador,  Leipzig  1861. 

Clareo  (Mitte  des  16.  Jabrb.)  =  Los  Amores  de  Clareo  y  Florisea:   Bibl.  3. 

Clemencia    (19.  Jabrb.)  =  Fernán  Caballero,  Clemencia,  Leipzig  i860. 

Comp.  joc.  (19.  Jabrb.)  =  Herrmann,  Composiciones  Jocosas  en  Prosa,  Leip- 
zig 1861. 

Z*itMl».  f.  zom.  PbU.  XVn.  I 


Berceo,  Vida  de  Santo  Domingo  de  Silos 

„  Historia  del  Se&or  San  Millan 

'^         „  Del  Sacrifìcio  de  la  Misa 

„  Martirio  de  San  Laurencio 

'p'         „  Loores  de  Nuestra  Señora 

^         „  De  los  signos  que  aparescerán  ante  del  juicio 

P^         „  Milagros  de  Nuestra  Sefiora 

„  Duelos  que  hizo  la  Virgen  María 

„  Vida  de  Santa  Oria 


2  E.   GESSNER, 

I.  Die  Formen  des  Personalpronomens. 

I.  2. 

S.  N.  yo  tú 

D.  ami  —  me  áti  —  te 

A.  á  mí  —  me  á  ti  —  te 

PI.  N.  nosotros  (as),  nos  vosotros  (as),  vos 

D.  á  nosotros  (as),  á  nos  —  nos   á  vosotros  (as),  á  vos  —  os 
A.  á  nosotros  (as),  á  nos  —  nos  á  vosotros  (as),  á  vos  —  os 


Conq.  (wohl  14.  Jahrh.)  =  La  Gran  Conquista  de  Ultramar:  Bibl.  44. 
Criticón  (Mitte  des  17.  Jahrh.)  =  Lor.  Gradan,  El  Criticón,  Madrid  1664. 
Enxpl.  (14.  Jahrh.)  =  £1  Libro  de  los  Enxemplos:  Bibl.  51. 
FGerd.  (Mitte  des  18.  Jahrh.)  =  Isla,  Historia  del  Famoso  Predicador  Fray 
Gerundio  de  Campazas,  herausgeg.  von  Lidforss,  Leipzig  1885. 

FGon.  (14.  Jahrh.)  =  Poema  del  Conde  Fernán  Gonzalez:  Bibl.  57. 
FJuzgo  (13.  Jahrh.)  r=  Fuero  Juzgo  en  Latin  y  Castellano,  Madrid  18 15. 
FOro  (19.  Jahrh.)  =  Galdos,  La  Fontana  de  Oro,  Leipzig  1883. 
Gaviota  (19.  Jahrh.)  =  Fernán  Caballero,  La  Gaviota,  Leipzig  i860. 
Gucr.   Civ.    (Ende   des    16.  Jahrh.)  =  Perez    de    Hita,     Guerras   Civiles    de 
Granada:  Bibl.  3. 

Guev.    Ep.    (i.  Hälfte    des    16.    Jahrh.)    =  D.    Antonio    Guevara,    Epístolas 
Familiares:  Bibl.  13. 

Guzman   (2.  Hälfte   des  15.  Jahrh.)  =  Perez   de  Guzman,   Generaciones  .  .  .: 
Bibl.  68. 

ILara  (13.  Jahrh.)  =  Holland,  La  Estoria  de  los  siete  Infantes,  Tübingen  i860. 
Ildef.  (13. — 14.  Jahrh.)  =  Vida  de  San  Ildefonso  :  Bibl.  57. 
Juan  I,  Juan  II  (14.  und  15.  Jahrh.)  =  Crónica  del  Rey  Don  Juan  Primero, 
del  Rey  Don  Juan  Segundo:  Bibl.  68. 

LazarM.  (i.  Hälfte  des  16.  Jahrh.)  ==  Hurt,  de  Mendoza,   Vida   de  Lazarillo 
de  Tormes:  Bibl.  3. 

Lazarlnc.  (Mitte  des  16.  Jahrh.)  =  Segunda  Parte  de  Lazar,  de  Tormes  por 
incierto  autor:  Bibl.  3 

LazarL.  (Anfang  des  1 7.  Jahrh.)  =  Segunda  Parte  de  Lazar,  de  Tormes  por 
H.  de  Luna:  Bibl.  3. 

LGatos  (14.  Jahrh.)  =  Libro  de  los  Gatos:  Bibl.  51. 

Luna  (2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.)  =  Crónica  de  D.Alvaro  de  Luna,  Madrid  1784. 

MEgipc.  (13.  Jahrh.)  =  Vida  de  Santa  María  Egipciaca;  Bibl.  57. 

Part.  (2.  Hälfte  des  13.  Jahrh.)  =  Las  siete  Partidas  del  Rey  Don  Alfonso 
el  Sabio,  Madrid  1807. 

Patr.    (i.  Hälfte    des    14.  Jahrh.)  =  Don  Juan  Manuel,    Libro    de  Patronio: 
Bibl.  51. 

Patran.    (2.  Hälfte    des    16.  Jahrh.)  =  Juan    de   Timoneda,    El    Patrafluelo: 
Bibl.  3. 

Pulg.  Letr.    (2.  Hälfte   des   15.  Jahrh.)  =  Letras    de   Femando    de    Pulgar: 
Bibl.  13. 

Quij.  =  Cervantes,  Don  Quijote,  Paris  Baudry  1845. 
Ríos  »b  Amador  de  los  Rios,  Historia  crítica  de  la  Literatura  Espa&ola. 
RPal.  (c.  1400)  =  Lopez  de  Ayala,  Rimado  de  Palacio:  Bibl.  57. 
Selva  (2.  Hälfte  des  16.  Jahrh.)  =  Jeron.  de  Contreras,  Selva  de  Aventuras: 
Bibl.  3. 

Solis  Cart.   (2.  Hälfte  des  17.  Jahrh.)  =  Cartas    de  Don  Antonio    de  Solls: 
Bibl.  13. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN. 


S.  N.  él 

D.  á  él        le 
A.  á  él  —  le  (lo) 

3. 

ella 

á  ella  —  le  (la) 
á  ella  —  la 

ello 

á  ello  —  le 

ello  —  lo 

PI.  R  ellos 

D.  á  ellos  —  les 
A.  á  ellos  —  los 

(les) 

ellas 

á  ellas  —  les  (las) 

á  ellas  —  las 

Reflexiv  D.  á  sí  —  se 

A.  á  sí  —  se. 

Zu  diesem  Schema  ist  Folgendes  zu  bemerken. 

1.  Nos  kommt  nur  noch  im  amtlichen  Stil  vor  (nos  los  Inqui- 
sidores^ nos  el  rey) y  vos  als  Anrede  an  hochgestellte  Personen,  an 
Gott,  die  Heiligen  u.  s.  w. ;  sonst  wird  der  Plural  der  i.  und 
2.  Person  durch  nosotros,  vosotros  dargestellt  Diese  Formen  haben 
sich  erst  allmählich  in  die  Sprache  eingeführt,  den  ältesten  Denk- 
malen sind  sie  fremd  ;  in  Cii/,  Berceo,  Alex,^  Appol,  findet  sich  nur  nos^ 
vos.  Aber  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jahrh.  taucht  ver- 
einzelt nosotros^  vosotros  in  den  Schriften  Juan  Manuel's  auf  (Pair. 
406^7,  45;  4120,  32);  einigemal  auch  in  J^oiz  (1159^/,  I555<i, 
1664^,  1674^7),  in  ÄPal.  (166  f,  638  ¿),  in  Calila  (630,4).  Nos, 
vos  bleibt  jedoch  überwiegend  bis  in  die  2.  Hälfte  des  15.  Jahrh., 
indes  wird  die  zusammengesetzte  Form  immer  häufiger  und  im 
16.  Jahrh.  bereits  das  regelmäfsige  Wort.  Celest,  und  Lazar  M , 
bedienen  sich  ihrer  ausschliefslich  ;  andre  Schriften  dieses  Jahrh. 
verhalten  sich  ebenso  und  greifen  nur  noch  ausnahmsweise  einmal 
zu  ftos,  vos  zurück. 

£ra  mejor  ir  diez  ó'  doce  de  nos.  Lazar  Ine,  102  a,  9.  Aquella 
amistad  verdadera  que  hay  entre  nos,  Clareo  445  0,  31.  Vos, 
ondas  del  rio  LeieOy  y  vosotras,  lagunas  dolor  osas  y  tristes, 
ib.  436  a,  58.  Mucha  razón  es  que  entre  nos  no  haya  cosa 
celada  ni  fingida,  Pairan.   135^  unt. 

Auffallen  kann  es,  dafs  noch  im  Amadis  neben  nosotros,  voso- 
tros sehr  häufig  und  fast  überwiegend  nos,  vos  vorkommt.  Viel- 
leicht ist  hier  wie  in  manchen  andern  Dingen  ein  stark  im  Ver- 
schwinden begriffener  Sprachgebrauch  von  dem  Verfasser  mit  Ab- 
sicht festgehalten  worden,  um  dem  Ausdruck  ein  etwas  feierlicheres 
Gepräge  zu  geben. 

2.  Das  tonlose  Pron.  os  lautete  früher  vos.  Die  ältesten  Denk- 
male weisen  diese  Form  sehr  überwiegend  auf,  einzelne  wie  Alex,, 
Appol.,  Roiz  ganz  ausschliefslich.  In  anderen  zeigt  sich  schon  ver- 
einzeltes OS',  der  Cid  hat  es  viermal  (986,  1401,  2027,  3215),  sehr 
selten  Berceo  (BDom.  22^  a ,  385  f).  Auch  im  14.  Jahrh.  tritt  es 
noch  spärlich  auf  (AOnc.  1287^/;  Calila  2^ a,  22',  Patr.  y¡2h,  8; 
375  ^>  53»  55)'  Immer  gewöhnlicher  werdend  verdrängt  es  dann 
gegen  Ende  des  15.  Jahrh.  in  einzelnen  Schriftstellern  bereits  die 
ältere    Gestaltung;    während   Santillana    und  Mena    vos    noch    vor- 

i* 


^  E.   GESSNEK, 

wiegend  brauchen,  beobachtet  man  das  umgekehrte  Verhältnis  in 
den  Briefen  Pulgares  und  in  den  bei  Rios  VII  abgedruckten,  dem 
letzen  Viertel  des  15.  Jahrh.  angehörenden  Razonamientos.  Mit 
dem  Beginn  des  16.  Jahrh.  kann  vos  so  ziemlich  als  erloschen  gelten. 
In  Celesi,  findet  es  sich  nur  an  einer  Stelle  {los  cantares  se  vos 
tornen  lloros ,  02  a  un  t.),  der  Lazarillo  und  andere  von  mir  zurate 
gezogene  Schriftsteller  dieses  Jahrh.  kennen  es  nicht  mehr.  Im 
Diálogo  de  las  leng,  wird  das  von  einigen  im  schriftlichen  Verkehr 
noch  gebrauchte  vos  für  nicht  gut  und  mit  der  sorgfaltigen  Schreib- 
art unvereinbar  erklärt.  Der  Amadis  hat  auch  hier  wieder  das 
Eigene,  os  und  vos  in  ungezählten  Fällen  ohne  Unterschied  neben 
einander  zu  gebrauchen. 

Tritt  OS  hinter  den  Imperativ,  so  verliert  dieser  heute  sein 
d  {amáos\  nur  in  idos  erhält  es  sich.  Bei  vos  lag  für  die  Beseitigung 
des  d  kein  Grund  vor,  und  demnach  ist  amadvos  die  überall  angetroffene 
Bildung,  so  lange  überhaupt  vos  im  Gebrauche  blieb.  Kommt  os  zur 
Verwendung,  so  wird  das  d  der  Verbalform  zunächst  gewahrt  (metedos^ 
levantadosy  Cid  986,  2027,  3215).  Später  schwindet  dann  das  d.  Mena 
(Trecientas  258)  hat  guardaos  neben  detenedos.  Dieser  Wegfall  wird 
dann  bald  zur  Regel;  Pulg.  Letr.  (2.  Hälfte  des  15.  Jahrh.)  und 
Werke  des  16.  Jahrh.,  wie  Celest.^  Lazar. ^  Guer.  Civ.  kennen  nur 
noch  die  heutige  Form.  Auch  hier  wieder  schwankt  der  Amadis 
regellos  zwischen  beiden  Gestaltungen  (armadvos ^  lòò  ob.;  vgl. 
27  a  ob.,  30  a  m.;  tiraos,  12  ò  u.  ;  vgl.   14a  m.,   15  a  m.). 

3.  Das  Pron.  der  3.  Person  //  erscheint  in  einigen  der  ältesten 
Denkmale  auch  unter  der  Form  eile,  elli.  Elle  liest  man  häufiger 
im  Olí/ (1353,  1398,  2812),  in  Berceo  {BDom  Ii6f,  224^/,  296^) 
und  in  Texten,  die  nach  dem  Leonesischen  hinneigen  {Alex.  1 64  ¿, 
2068 </;  FIuz¿o  75  Var.  21,  97  Var.  11).  AppoL,  MEgipc.  und 
andre  alte  Schriftwerke  kennen  die  Form  nicht  Die  Schreibung 
elli  wird  im  Cid  nicht  angetroffen  ;  sehr  geläufig  ist  sie  dem  Berceo 
{BDom.  45  </,  22^0]  BMlg.  194a,  207  ¿);  auch  in  leonesischen 
Quellen  findet  sie  sich  {Fluzgo  Xa). 

4.  Lie,  Ilo,  líos  statt  le,  lo,  lös  ist  häufig  in  Schriftdenkmalen, 
die  leonesischen  Charakter  tragen;  so  im  Alex.  {201  c,  287  f,  317  ¿, 
333  ¿),  in  den  leonesischen  Handschriften  des  Fluzgo,  in  Urkunden 
bei  Muñoz  und  in  den  nicht  rein  kastilianischen  Handschriften  der 
Partidas. 

Wesentlich  leonesisch  sind  auch  die  Dative  ge  [ie,  ye),  ges 
(ies,  yes)  statt  le,  les.  Häufig  im  Alex.  (21  a ,  35  f,  220Ò,  543^), 
desgleichen  in  Fluzgo  (69  Var.  36,  71  Var.  ^2).  Auch  dreimal 
im  ad  (3675,  3678,  3680). 

Beachtenswert  ist  die  Schreibung  U,  lis  für  den  Dativ  le,  les. 
Sie  ist  wohl  zu  beurteilen  wie  das  erwähnte  elli  statt  eile  und  wie 
die  zuweilen  vorkommenden  esti,  essi,  aquelli.  Sie  ist  übrigens  den 
meisten  alten  Denkmalen  fremd,  nur  in  einzelnen  ist  sie  vertreten; 
häufig  im  Berceo  {BDom.  2\c,  65  f,  7290;  BLoor.  32a;  BMlg.  boa, 
96  a),  auch  in  Fluzgo  {IXa  10  Var.  8,   19  Var.  18),   vereinzelt  in 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  5 

AppoL  (466  a)  und  in  Caza  (85,  7).  Wenn  //*,  lis  zuweilen  den 
Akkus,  vertritt  {BMU,  307  hd,  391  ¿;  BMlg,  149^;  BDV.  152 ¿:), 
so  erklärt  sich  das  aus  dem  schon  alten  Gebrauch  von  le  als 
Akkus.,  vgl.  unter  5. 

5.  Schwanken   im  Gebrauch    der  unbetonten  Dat.   und  Akkus, 
der  dritten  Person  findet  in  reichlichem  Mafse  statt. 

Die  Grammatiker  lassen  heute  für  den  mase.  Akkus.  Sing,  nur 
le  gelten  und  wollen  für  lo  höchstens  den  Bezug  auf  leblose  Gegen- 
stände gestatten.  Zu  diesem  Gesetz  ist  die  Sprache  gelangt,  indem 
sie  von  der  entgegengesetzten  Verwendung  ausging.  In  der  alten 
Zeit  ist  lo  die  überall  durchaus  herrschende  Form  des  Akkus 
Neben  ihr  tritt  jedoch,  zunächst  freilich  in  bescheidener  Weise, 
auch  schon  le  auf,  und  es  gibt  kaum  ein  altes  Denkmal,  dem 
dieses  völlig  fremd  wäre.  Nicht  ganz  selten  liest  man  es  im  Cid 
(21,  364,  655,  1295,  3418,  373O»  i"^  Berceo  {BDom.  35  ¿/,  66f, 
062c;  BLoor.  1160),  desgleichen  in  Alex.,  AppoL,  MEgipc,  Stärker 
bricht  es  sich  dann  im  14.  Jahrh.  Bahn,  wenn  auch  lo  noch  der 
dominierende  Akkus,  bleibt.  In  dieser  Entwicklung  fortschreitend 
erscheint  es  im  16.  Jahrh.  als  durchaus  üblich  und  neben  der  alten 
Form  gleichberechtigt,  um  diese  endlich  immer  mehr  zurückzu- 
drängen. Im  Quij,  ist  lo  nur  noch  verhältnismäfsig  selten  neben 
vorwiegendem  le.  In  Bezug  auf  den  Unterschied  zwischen  Personen 
und  Sachen  läfst  sich  dabei  beobachten,  dafs  zuerst  le  allerdings 
vorzugsweise  von  Personen  gesagt  wurde,  doch  zeigt  es  sich  schon 
früh  auch  bei  Beziehung  auf  unbelebte  Gegenstände  {Cid,  3418, 
3731;  AppoL  89 r;  AOnc,  723 ¿;  Pair.  403^7,  47;  406 ¿,  2il\  Calila 
13^»  41»  4^)-  Noch  im  16.  Jahrh.  kommt  in  Clareo^  Alfar,,  Guer, 
Civ,  bei  Verweisung  auf  Unbelebtes  hauptsächlich  lo,  freilich  neben 
auch  recht  häufigem  le  zur  Verwendung.  Im  übrigen  ist  das  Ver- 
halten der  Schriftsteller  kein  gleichmäfsiges.  Während  beispiels- 
weise Quij,  bei  leblosen  Dingen  le  bevorzugte,  ist  in  dem  wenig 
späteren  Criticón  in  diesem  Falle  lo  das  Üblichere,  und  im  18.  Jahrh. 
nimmt  Cart,  Mar,  vorzugsweise  mit  lo,  FGerd,  mit  le  auf  Sachen  Bezug. 
Spätere  und  moderne  Beispiele  für  auf  Personen  bezogenes  lo  sind 
Cart.  Mar.  4,  22,  147;  7,  160;  69,  124;  Comp,  joc,  S.  50  (el  que 
por  otra  parie  causa  là  admiración  de  los  que  lo  conocen)',  Clemencia 
S.   1 63  (abraza  à  mi  Tio,  abrázalo  por  ti  y  por  mi), 

6.  Der  mase.  Akkus,  plur.  ist  los  und  dies  ist  von  jeher  seine 
regelmäfsige  Form  gewesen.  Daneben  findet  sich  indes  auch  les, 
und  wenn  die  Grammatik  diesen  Akkus,  auch  nicht  anerkennen  will, 
so  läfst  er  sich  doch  von  den  firühesten  Denkmalen  an  bis  uuf  den 
heutigen  Tag  in  durchaus  nicht  seltenen  Fällen  nachweisen. 

A  myo  Cid  e  a  los  suyos  abástales  de  pan  e  de  vinOy  Cid  66. 
Movieles  el  pecado ^  BDom,  377  d.  Su  fado  les  guia,  Roiz 
115^.  Dios  les  guarde  de  guerras  e  de  todo  bollicio^  RPal. 
238  a.  Yo  no  les  quiero  escusar,  Guzman  '¡i()af  26.  Vísteles 
cierto?  Celest.  56  ¿,  24.    Sacáronles  fuera,  Lazar L,  I2^b,  38. 


6  E.   GESSNER, 

No  les  fatigaban  j  Quij,  /,  7  Ä  27.  A  ¡os  grandes  hombres 
los  mismos  peligros  ó  les  temen  ó  les  respetan,  Criticón  2¿,  2. 
Algunos  pretendían  que  no  les  movia  mas  objeto  ^  Cart,  Mar. 
74,  1 7.  A  los  que  lo  son ,  se  les  corrige ,  y  á  los  que  no  se 
corrigen^  no  se  les  tolera^  FGerd,  I,  69.  La  fiera,  de  la  que 
solo  les  separaba  el  vallado,  Clemencia  128.  FOro  209  (bei 
z/^r),    221   (bei  engañar). 

7.  Umgekehrt  greift  lo,  los  in  die  Funktion  des  Dat  über. 
Dieser  Gebrauch  ist  nicht  ganz  selten;  beobachten  läfst  er  sich 
besonders  in  älterer  Zeit,  doch  geht  er  ebenfalls  durch  alle  Jahr- 
hunderte bis  in  die  Gegenwart  Der  Plural  scheint  dabei  stärker 
beteiligt  als  der  Sing. 

Lo.  Quien  toma  oro  por  lavrar,  ó  lo  falsa  é  lo  ennade  otro 
metal,  Fluzgo  132a.  Cuando  fue  de  dos  annos^  mostrólo  donna 
Lusia  Saludar  a  la  Virgen,  Ildef  56.  Vgl.  Caza  21,  io; 
29,  11;  AOnc.  i2gga,  2378  r;  FGon.  ^god;  LazarM. 
77»  15  {cuando  lo  dicen,  wenn  man  ihm  sagt);  Guer.  Civ. 
598  ¿,  IO  (^pidiéndolo  socorro  y  armas). 

Los.  Si  el  princip  los  quiere  aver  mer  cet,  Fluzgo  1040. 
Vínolos  el  mensage  de  la  fraternidad,  BDom,  438 î*.  Vgl. 
BMili^ia-,  BMlg.  375  i/;  Cid  154,  2403;  AppoL  464  r; 
Caza  18,  19/  Roiz  857  ¿;  Guzman  712  a,  41;  Guer.  Ofv. 
5590,2  fno  los  puedes  tú  hacer  fuerza);  Quij.  II,  21  Ä  427 
(el  cura  los  echó  la  bendición);  II,  74  S.  671  unt.  (de  tal 
manera  que  los  hizo  reventar  las  lágrimas  de  los  ojos)\ 
FGerd.  /.  29  (vuelto  á  Anton  Zotes  y  á  su  muger,  tos  dixo; 
überhaupt  redit  oft  in  FGerd.) ;  Chrestom.  12S  m  (cargos 
que  los  dirige  la  Europa  entera,  Angriffe,  die  Europa  auf 
sie  richtet);  Clemencia   175  (los  habló  asi). 

8.  Im  Femininum  kommen  die  Akkus,  la,  las  fur  den  Dat 
heute  nicht  selten  zur  Verwendung;  dabei  ist  der  Sing,  häufiger 
als  der  Plur.  Dieser  Gebrauch  hat  sich  erst  allmählich  entwickelt, 
in  früherer  Zeit  ist  er  seltener.     Einige  alte  Beispiele  sind: 

La.  Diciela  cada  dia  Ave  gracia  plena  que  parisi  a  Messia, 
BMlg.  27 2  e.  El  dándola  mala  vida,  ella  le  dijo,  Enxpl. 
\12a,  II.  Vgl  BMil.  ic;  AOnc.  ig^gd;  Patr.  398 ¿,  50; 
398 ¿,  28/.  Roiz  536  ¿;  597  i^  In  Celest.  schon  ziemlich 
häufig. 

Las.  Enseñar  las  hemos  do  las  heredades  son.  Cid  2545. 
Debense  guardar  de  las  non  poner  mientes,  Part.  IS.  133. 
Por  las  facer  ayuda,  Calila  43a,  7.  Vgl.  Cid  1083;  Roiz 
189  ¿;  363 ¿ 

9.  £s  kommt  auch  vor,  dafs  sich  der  feminine  Akkus,  durch 
die  Dative  le,  les  vertreten  läfst,  doch  ist  dies  selten.  Ob  man  es 
dabei  immer  mit  unzweifelhafter  Schreibung  zu  thun  hat,  mufs  dahin 
gestellt  bleiben. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOBfEN.  7 

Le,  Vesiióle  (donna  LusiaJ  la  madre  Virgen  de  piadaty 
Ildef.  505.  Dexar  le  (la  gar  ça)  yr  balando,  Caza  2^,26. 
Onrröle  (la  Espanna)  otra  guisa  el  precioso  sennor,  FGon, 
156  a.  Por  sennor  le  (la  imagen)  tengamos  y  ih.  655  f.  Su 
gran  fatiga  de  amor  que  le  (Melibea)  aquejaba ,  Celest,  74<7, 
17.  Las  cuales  le  (Galiana)  consolaban.  Quer.  Civ.  534 0, 
48.    Que  de  gente  le  (la  mentira)  acompaña!  Criticón  J  g  a,  34. 

ZjCS.  Si  les  (tres  cosas)  olvidare,  RPaL  673  ¿.  Por  les  (las 
personas  de  la  eglesia)  onrrar  sus  bienes  siempre  acrecentará, 
ib.  684  í. 

10.  Assimilation  des  /  der  tonlosen  Pronominalien  der  3.  Person 
tritt  besonders  im  Leonesischen  leicht  ein  nach  Verbalformen  und 
andern  Wörtern ,  die  auf  n  ausgehen  (sabeno  =  saben  lo ,  avienna, 
trayganna,  quieno  u.  s.  w.).     Vgl.  Altleon.  S.  13. 

11.  Wenn  Dat.  und  Akkus,  des  tonlosen  Personale  an  einander 
treten,  so  läfst  sich  ebenfalls  Assimilation  des  /  bei  vorhergehendem 
nos,  vos  (nolo,  volo)  im  Altspan.,  besonders  im  Leonesischen  be- 
obachten. 

Vgl.  Altleon.  S.  14.  Mandad  nolos  ferir  de  quäl  part 
vos  semeiar ,  Cid  2364.  Ein  spätes  Beispiel  wäre  Clareo 
433^»  39  (decidnolas  todas),  wenn  nicht  ein  Druckfehler 
anzunehmen  ist. 

12.  Gehören  beide  Kasus  der  3.  Person  an,  so  wird  heute 
der  voranstehende  bekanntlich  in  se  verwandelt  (selo).  Die  eigent- 
lich zu  erwartende  Gestaltung  mit  festgehaltenem  /  in  beiden  Wört- 
chen (lelo ^  lelos)  findet  sich  nur  in  der  alten  Sprache,  besonders 
im  Leonesischen. 

Nen  lie  la  tula,  Fluzgo  11  Var.  41.  Vgl.  Fluzgo  164 
Var.  5,  165  Var.  6.  Vgl.  auch  Altleon.  S.  21.  Förster, 
Gram.  S.  294,  11.  Die  Stelle  in  Celest,  bòa,  5  (porque 
yo  los  lo  acuse)  ist  wohl  verderbt 

Selo  ist  indes  nicht  die  ursprüngliche  Bildung,  sondern  eine 
Weiterentwickelung  des  altspan.  allgemein  üblichen  gelo  (ielo,  yelo). 
Dies  ist  bis  weit  in  das  15.  Jahrh.  hinein  die  überwiegende  Form. 
Noch  in  Pulg,  Letr,  findet  sich  immer  gelo  neben  vereinzeltem  selo 
(3  »70)-  Jedoch  vom  16.  Jahrh.  ab  wird  es  durch  die  moderne 
Gestaltung  verdrängt  Die  Celestina  kennt  nur  selo,  doch  weisen 
einzelne  Varianten  (zu  10  ¿,  13;  13^,  38)  noch  gelo  auf,  und  etwas 
spätere  Werke  des  16.  Jahrh.  wie  der  Lazarillo,  die  Briefe  des 
Ayora,  Clareo,  Selva  zeigen  selo  in  unbestrittenem  Besitz.  Im  Amadis 
freilich  wechseln  seiner  erwähnten  Eigentümlichkeit  gemäfs  beide 
Formen  noch  ohne  Unterschied  mit  einander  ab. 

Bemerkt  mufs  jedoch  werden,  dafs  sich  vereinzeltes  selo  hier 
und  da  schon  ziemlich  fiüh  hervorwagt. 

Dioselo  a  Ypolito,  er  übergab  ihn  dem  Hippel.,  BLaur, 
89  f.  Non  se  las  oyeron  fraires  de  sus  compannas  ^  die 
Mönche  hörten  sie  nicht  von  ihm,    BDom,  248  f.  Si  muere 


8  E.   GESSNER, 

sin  fahla^  ayanla  los  herederos  deste  muerto  é  non  daqiul  que 
se  la  diera,  Fluzgo  84  0.  Vgl.  Calila  ly  a,  12;  25  ¿,  28/ 
63  ¿  unt.  EnxpL  450  ¿,  6,  10/  Pair,  392  0,  18;  393  ¿,  25. 
Überhaupt  nicht  ganz  selten  in  Patr.  ;  häufiger  auch  in 
FGon,  (i^2c,  1440,  I79¿¿r),  der  wohl  ohne  Zweifel  erheb- 
lich später  zu  setzen  ist  als  in  die  erste  Hälfte  des  13.  Jh., 
wie  Am,  de  los  Rios  es  thut. 

Selo  erfüllt  eine  doppelte  Funktion,  indem  se  entweder  reflexiv 
oder  die  Umbildung  von  le^  les  ist.  Da  nun  die  reflexive  Form 
von  jeher  selo  war,  so  schied  sich  dieses  von  dem  nicht  reflexiven 
gelo  in  sehr  klarer,  jede  Verwechselung  ausschliefsender  Weise. 
Dennoch  tritt  eine  solche  zuweilen,  wenn  auch  selten,  in  der  Art 
ein,  dafs  gelo  mit  reflexiver  Geltung  erscheint. 

Öfter  in  den  Erzählungen,  die  in  Rios  V  mitgeteilt  sind: 
desque  fueron  aniel  rey ,  omillárongele  mucho ,  sie  verneigten 
sich  vor  ihm,  S.  367.  Manifestôgele ^  er  gab  sich  ihm  zu 
erkennen,  S.  429.  Inchárongele  las  piernas  con  podres^  die 
Beine  schwollen  ihm  an  (von  einem  Aussätzigen),  S.  460. 
Auch  im  Cid\  el  otro  non  gelo  oso  esperar,  den  zweiten 
Hieb  wagte  er  nicht  abzuwarten,  768.  El  conde  don  Rre- 
mont  non  gelo  preda  nada,  io  18.  Zweifelhaft  ist  Cid  2108 
(my o  Cid  gelos  rreçihe)  was  auch  bedeuten  kann  :  er  empfängt 
sie  von  ihm.  Wohl  auch  FGon,  133  </  (que  gela  conquereryan), 

13.  Im  Reflexivum  ist  si  das  betonte,  se  das  unbetonte  Pro- 
nomen. Verwechselung  wie  BMlg,  i88¿  (par osili  delante)  beruht 
wohl  auf  Irrtum.  Beachtenswert  ist  die  Form  sise  (aus  se  ipsi)  für 
das  betonte  Reflexiv.  Ich  finde  sie  in  Urkunden  und  in  den 
Partidas, 

Quanto  en  sise  todas  las  criaturas  fizo  buenas ,  Part,  1 
S.  38.  Si  la  obra  es  limpia  en  sise,  ib.  /,  83.  Si  el  por 
sise  ficiese  penitencia  noi  apremiando  ninguno,  ib.  I,  489.  Man^ 
damos  que  la  justicia  ni  otro  no  demande  pora  ssipse  ninguna 
cosa.  Memorial  histórico  español  S.  284.  Si  los  christianos 
é  los  moros  se  quieren  acordar  entre  sippses,  ib,  285. 

14.  Aus  der  Verbindung  der  Personale  mit  lat.  cum  ergeben 
sich  conmigo,  contigo,  consigo,  connosco  (connusco),  convosco  (convusco, 
combuscoj.  Von  diesen  hat  die  Sprache  die  beiden  letzteren  ab- 
gestofsen  und  durch  con  nosotros  (nos),  con  vosotros  (vos)  ersetzt. 
Altspan,  sind,  connusco,  convusco  die  allgemein  gültigen,  in  vielen 
Denkmalen  (Patr,  AOnc,^  Cid^  Alex)  die  ausnahmslos  gebrauchten 
Formen.  1     Abweichungen    sind  in    der  ältesten  Zeit   höchst   selten 


^  In  Rotz  655  A  liest  man  con  vos  solo  und  in  Calila  30  a,  34  con  nos 
mismos.  Vielleicht  wurde  altspan.  auf  connusco ,  convusco  überhaupt  ver- 
zichtet, wenn  das  Pron.  noch  eine  adjektivische  Bestimmung  bei  sich  hatte. 
Es  verhält  sich  damit  möglicherweise  wie  im  Portug. ,  das  die  Plurale  com- 
nosco,  comvosco  bis  auf  den  heutigen  Tag  gewahrt  hat,  aber  doch  com  nos 
{yds)  mesmos  sagt,  nicht  comnosco  mesmos. 


DAS    SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  Q 

(para  con  vos  pecar  ^  Appo  I,  4160^,  auch  im  14.  Jahrh.  noch  immer 
vereinzelt  (Calila  47  ¿,  46;  JRPal,  867^,  1359^).  Der  Übergang  zur 
modernen  Form  vollzieht  sich  im  15  Jahrh.  Die  dem  Ende  dieses 
Jahrh.  angehörenden  Razonamientos  (in  Rios  VII)  haben  in  den 
drei  vorkommenden  Stellen  nur  con  vosotros  (vos).  Auch  die 
Celestina ,  Lazar  M.  und  andre  Schriften  des  16.  Jahrh.  kennen 
connuscOf  convusco  nicht  mehr;  selbst  im  Amadis  wird  es  sich  schwer- 
lich noch  antreffen  lassen. 

15.  Das  Pron.  der  dritten  Pers.  él  verrät  starke  Neigung  mit 
gewissen  auf  e  endigenden  Wörtern  Verschmelzung  einzugehen.  Am 
gewöhnlichsten  und  längsten  geschieht  dies  mit  vorangehendem 
de  (del,  dellos) ,  in  früherer  Zeit  auch  mit  andern  Präpositionen 
fante^  entre,  sobre)  und  mit  que.  Letztere  Zusammenziehungen  sind, 
wenigstens  für  die  Prosa ,  in  16.  Jahrh.  im  allgemeinen  schon  auf- 
gegeben, nur  selten  begegnet  man  Schreibungen  wie  entrellos 
(Clareo  454  ¿,  59;  Selva  474^2,  20).  Länger  erhält  sich  die  Ver- 
schmelzung mit  de  ;  sie  ist  im  1 6.  Jahrh.  noch  durchaus  üblich  und 
fast  regelmäfsig.  Erst  im  17.  Jahrh.  sondert  sich  de  von  //;  die 
Autoren  dieser  Zeit  weisen  beide  Schreibungen  neben  einander 
auf  oder  begünstigen  bald  die  eine,  bald  die  andre.  Im  18.  Jahrh. 
ist  Verschmelzung  nicht  mehr  gebräuchlich  ;  Cart,  Mar,  zum  Bei- 
spiel schreibt  immer  de  él, 

Verschmelzung  mit  andern  nicht  auf  e  ausgehenden  Wörtern 
ist  sehr  selten.     Cid  3318  hat  al  -=  á  él, 

16.  Anlehnung  an  ein  vorhergehendes  vokalisch  auslautendes 
Wort  mit  Abwerfung  von  e,  0  findet  altspan.  bei  den  Pronominalien 
m/,  tiy  scy  le,  lo  statt. 

^ià,  157  (quem),  1763  (nom),  3333  (metütet)  3344  (estot), 
375  (<'^i^)i  588  fcogios),  265  (quisol)f  10 17  (cozinal). 

Desgleichen  an  ein  folgendes  mit  Vokal  beginnendes  Wort, 
wenn  das  vorhergehende  konsonantisch  ausgeht. 

Cid  778  (bien  landa  el  cavallo) ;  Appol,  \2d  (a  derechas 
men  tengo)  193  0  (ya  vos  le  mandado)  ;  BMlg,  767  ¿  (venir 
ma)  Roiz  246  a  (non  laprovecha. 

Selbst  zwischen  konsonantisch  an-  und  auslautenden  Wörtern 
schwindet  bisweilen  der  Vokal  der  Pronominalform. 

Fluzgo  ioga  (pechenl  cien  sueldos);  BDom,  8¿  (noni  de- 
vinaria  y  wo  der  Vers  allerdings  lo  zu  fordern  scheint); 
Roiz  349  ¿  (noni  fard  otro  castigo) y  loobd  (nons  te /agaj; 
Patr.  380  ¿,  21    (noni  quiso  dar). 

Diese  Freiheit  bleibt  der  Poesie  in  bescheidenem  Mafse  bis 
ins  1 5.  Jahrh.  (Diez  11^  93).  Anders  liegt  die  Sache  in  der  Prosa. 
Hier  hält  sich  der  Vokal wegfall  in  weit  engeren  Grenzen  und  ist 
im  allgemeinen  auf  le,  lo  beschränkt;  me  y  te,  se  unterliegen  ihm 
kaum,   am   leichtesten   noch  se.     Aber  selbst  bei  le,  lo  wird  davon 


IO  E.    GESSNÊR, 

nur  mäfsig  Gebrauch  gemacht;  schon  im  14.  Jahrh.  zeigt  sich  der 
Vokal  überwiegend  gewahrt,  so  beispielsweise  in  Calila  und  in  den 
Werken  des  Juan  Manuel,  Im  1 5.  Jahrh.  kommt  Abwerfiing  kaum 
noch  vor. 

Das  Femininum  la  opfert  seinen  Vokal  höchst  selten  :  dixoles 
de  la  duenya  commo  lavy e  perdida,  AppoL  336  0. 

n.  Syntaktásohes. 

1.  Beim  Pron.  der  i.  und  2.Person  Sing,  findet  sich  zuweilen 
Kasusvertauschung,  indem  statt  des  Nom.  der  Akkus,  erscheint  und 
umgekehrt. 

Vn  nombre  avernos  yo  e  ti,  MEgipc,  533.  —  Vo  a  tu 
adoro  E  en  tu  tengo  todo  mio  trasoro ,  MEgipc,  1069.  Vgl. 
MEgipc,   1077;  AppoL    502  </,  600  ¿,  646  ¿. 

Besonders  ist  dies  bis  auf  den  heutigen  Tag  bei  entre  der 
Fall,  namentlich  wenn  es  den  bekannten  Begriff  der  gemeinsamen 
Beteiligung  ausdruckt;   jedoch  auch  in  der  Bedeutung  „zwischen*'. 

Entre  yo  y  ellas  en  vuestra  merced  somos  nos.  Cid  2087; 
ib.  2959;  RPaL  456  cd,  —  Esto  si  la  verdal  non  quisieres 
negar.  Entre  tu  e  tu  fija  sse  deve  terminar,  AppoL  24  cd. 
Hubiera  matado  á  cualquiera  que,  interpuesto  entre  ella  y  yo, 
me  la  hubiera  quita cb,  FOro  S.  296.  Gemieden  wird  haupt- 
sächlich als  nicht  wohlklingend  entre  mí  y  ti,  wofür  entre 
yo  y  tú  eintritt,  doch  findet  sich  auch  jenes:  el  remedio 
de  estos  tristes  se  reparta  entre  ti  y  mit  Abencer.  S.  5 1 1  u. 

Der  Nomin.  wird  auch  statt  des  vom  Standpunkte  einer  ab- 
strakt grammatischen  Auffassung  aus  erwarteten  Akkus.  (Dat.)  bei 
Vergleichungen  angetroffen.  Nahe  liegt  es  hier,  den  Nomin.  aus 
einem  dem  Geiste  des  Redenden  vorschwebenden  ser  zu  erklären. 

Yo  te  diré  cosa  que  cuando  la  sepas  me  ternas  por  mas 
dichoso  que  tú.  Pairan.  1 59  ¿,  63.  Has  tú  visto  mas  valeroso 
caballero  que  yo  en  todo  lo  descubierto  de  la  tierra  ?  Quij,  7,  10 
S.  37.  So  auch  nach  hay  (il y  a),  wo  zur  Erklärung  viel- 
leicht auch  daran  gedacht  werden  kann,  dafs  das  unper- 
sönlich gebrauchte  haber  leicht  seine  transitive  Kraft  ein- 
büfst:  sepan  que  no  hay  mas  bien  andante  hombre  que  yo^ 
Celes t,  3 1  rt,  35.  No  creo  que  hay  caballero  en  el  mundo  tan 
inconsiderado  como  yo.  Pairan,  itob,  31. 

2.  Der  bestimmte  Artikel  genügt  dem  Spanier  statt  des  im 
Deutschen  üblichen  Personalpron.  der  i.  und  2.  Person,  wenn 
dieses  von  einem  Relativsatz  begleitet,  oder  wenn  es  mit  einem 
Substantiv  oder  einem  Zahlwort  verbunden  ist;  das  in  der  i.  oder 
2.  Person  stehende  Zeitwort  belehrt  hinreichend  über  die  zum  Aus- 
druck zu  bringende  Person.  Jedoch  ist  das  Pron.  nicht  schlecht- 
weg ausgeschlossen. 


DAS    SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  II 

a.  Relativsatz.  Los  que  el  dehdo  avedes  veremos  commo  la 
acorredes,  ihr  die  ihr  die  Verpflichtung  habt,  Cid  708. 
A  los  que  en  él  creemos  ^  él  nos  quiera  salvar  ^  Roiz  1040//. 
—  Dagegen:  tenemos  sueldo  del  Gran  Señor  cuatrocientos  de 
nosotros  que  estamos  de  guarnición  en  Mostagán^  Guer,  Civ. 
568  ¿,   14. 

b.  Substantiv.  Voraussetzung  ist  hier,  dafs  es  das  Sub- 
jekt des  Satzes  ist  Ast  los  varones  cuerno  las  mugeres  daqui 
adelantre  nos  casaremos  cuerno  los  cristianos  y  wir  Männer  u. 
>vir  Frauen,  Fluzgo  183  ¿  u.  Los  señores  .  .  non  preciades 
las  gentes  tanto  como  dehedes^  Pair,  404^7,  47.  —  Aber  auch 
das  Pron. ,  namentlich  wenn  es  sich  um  Betonung  oder 
Gegenüberstellung  handelt:  nos  todas  las  mujeres  non  ama- 
mos  à  los  enamorados  sinon  por  complir  nuestras  voluntades^ 
Calila  5 1  ¿ ,  36.  Vosotros  los  filósofos  de  Cupido  llamadla 
como  quisiéredesy  Celest.  7  ¿7,  30.  Nosotros  los  Almoradis  y 
Almohades  le  hemos  quitado  la  obediencia ,  Guer,  Civ.  562  ¿, 
25.     Vgl.   Guer.  Civ,  ^22  a,  62;  545  ¿,  38,  43;  564^7,  44. 

Wenn  das  Subst.  Objekt  ist  oder  von  einer  Präposition  ab- 
hängt, so  ist  das  Fron,  natürlich  unerläfslich,  da  der  Personalbezug 
aus  dem  Prädikat  nicht  ersichtlich  ist.  A  los  grandes  señores  vos 
cumple  haber  algún  tesoro  para  muchas  cosas,  Patr,  382  ¿,  10.  Habi- 
endo entendido  la  brava  y  terrible  diferencia  de  vosotros  los  tres  her- 
manos,  Selva  485  0,   13. 

c.  Zahlwort  1st  dieses  Subjekt,  so  ist  das  Pron.  natürlich 
unnötig.  Los  dos  yd  pora  alla,  geht  ihr  zwei,  Cid  638. 
Bn  ella  tuviéramos  los  dos  escaramuza^  Guer.  Civ.  539  ¿,  2^, 
Ambos  sois  mis  amigos,  ib.  541^7,  6.  Lo  cual  sustentaremos 
los  cuatro,  ib,  559 ¿,  65.  —  Aber  wie  beim  Subst  führt 
auch  hier  das  Streben  nach  schärferer  Bezeichnung  das 
Pron.  herbei.  Lidiatlo  vos  ambos,  Alex.  445  í".  Assi  vos 
pedimos  merced  nos  amas  ados.  Cid  2599.  Nosotros  tres 
somos  nietos  de  Almadan,  Guer.  Civ,  5510,  26.  Me  holgaría 
que  la  señora  reina  quisiese  que  nosotros  cuatro  fuésemos 
señalados  para  su  defensa,  ib.  568  ^,  60. 

Ais  Objekt  oder  von  einer  Präposition  begleitet  verhält  sich 
das  Zahlwort  nicht  ganz  wie  das  Subst.  In  diesem  Falle  kann  es 
durch  ein  hinzutretendes  Pron.  bestimmt  werden;  doch  fehlt  das- 
selbe auch,  wenn  der  Zusammenhang  über  die  zu  bezeichnende  Person 
keinen  Zweifel  läfst 

Dis  so  lis  a  los  angeles*,  a  vos  ambos  castigo,  BMlg.  534  0. 
Por  Mahoma  juro  que  me  espanto  en  veros  ir  á  los  dos  por 
este  apartado  camino,  Guer.  Civ.  5430  u.  Vgl.  Roiz  ^}i^c\ 
FGon.  64 1  ¿.  —  Dagegen  ohne  Pron.  :  o  sodes ,  Rrachel  e 
Vidas,  los  my  os  amigos  caros?  En  poridad  quer riafablar  con  amos, 


12  E.    GESSNER, 

mit  euch  beiden,  Cid  lO^f,  As  contra  amos  estado  muy 
¡ey al  amigo,  gegen  uns  beide,  AppoL  554i".  Peleamos  todos,  y 
Muza  será  padrino  de  los  cuatro,  Guer,  Civ.  54  Ií?,  35.  Vgl. 
Patr.  402  0,  23/;    CelesL  36  0,  27;  52^7,    54;  Guer.   Civ, 

54 1  0,  43- 
d.  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  todos.     Gewöhnlich  wird,  wenn 
todos  Subjekt  ist,  das  Personale  unterdrückt  (todos  lo  sabemos)',  allein 
in    zahlreichen  Stellen    findet   man    es  auch    beigefügt,    besonders 
wenn  Hervorhebung  beabsichtigt  wird. 

Grande  tuerto  le  han  tenido^  sabemos  lo  todos  nos,  Cid  3 1 34. 
Todos  vosotros,  así  Perlados  como  Caballeros^  llaméis  vuestras 
gentes^  Juan  II  zSob  ob.  Vgl.  Appol.  342  a,  562  d;  Alex.  768  c. 

1st  todos  nicht  Subjekt,  so  kommt  Auslassung  des  Pron.  kaum 
vor  façui  ante  vos  todos  quiero  que  me  lo  diga,  Appol.  599^.  Tomará 
la  venganza  de  Calisto  en  todos  nosotros^  Celest.  49 ¿,  ^J»  Zu  be- 
merken ist  etwa  nur^  dafs,  wenn  todos  das  Objekt  ist,  die  Bezeichnung 
der  Person  heute  durch  das  tonlose  zum  Verb,  tretende  Personale 
geschieht  (esto  os  puede  acaecer  á  todos)  ^  während  die  alte  Sprache 
auch  leicht  die  betonte  Form  zu  totos  treten  läfst. 

Quando  él  dixo  a  ell  angel  de  Dios  Que  salvara  a  todos 
nos,  MEgipc.  551.  Dadnos  por  el  su  amor  y  Si  el  salve  a 
todos  nos,  Roiz  lò^o  cd. 

3.  ^^^0. 

a.  Wenn  ello  als  Subjekt  auftritt,  so  hat  es  demonstrative 
Kraft  und  weist  mit  Nachdruck  auf  einen  vorhergehenden  oder 
nachfolgenden  neutralen  Begriff  hin.  Dieser  Gebrauch  erstreckt 
sich  durch  alle  Jahrhunderte. 

Eio  por  Dios  que  ello  se  acabará  en  esta  manera,  Calila 
46 ¿,  48.  Asi  es  ello  por  cierto,  muchas  veces  lo  w,  RPal, 
26^ a.  Si  Dios  me  ayude,  ello  será  muy  bien  emendado, 
Amadis  38  a  ob.  Seos  decir  que  no  será  ello  con  voluntad  ni 
consentimiento  mio,  Quij,  11^  5.  «S.  350.  Ello  es  una  gran 
cosa,  FGerd.  /,  100.  Asi  anda  ello^  Clemencia  26  u.  Daher 
die  häufigere  Wendung  aqui  fué  ello^  nun  ging  es  los! 

Ello  dira  bedeutet  :  das  wird  sich  finden,  ello  es  que,  die  Sache 
ist  dafs. 

Cómo  ó  para  qué  nos  encantó ,  nadie  lo  sabe ,  y  ello  dirá 
andando  los  tiempos,  Quij.  II,  23  S.  435.  —  Señor ,  ello  es 
que  no  me  puedo  casar,   Clemencia   154  u. 

Absolut  gebraucht  hat  ello  den  Sinn  von  „freihch,  in  Wirk- 
lichkeit, allerdings.'' 

Vamos  ^  bien  estais.  Ello  me  habéis  hecho  perder  la  paci- 
encia treinta  veces,  so,  nun  seht  Ihr  hübsch  aus,  aber  frei- 
lich habe  ich  auch  (indem  ich  £uch  ankleidete)  oft  die 
Geduld  verloren.  Amantes  de  Teruel  IV,  i.  Vgl.  FGerd. 
I9  155.*  Chrestom,  420  u. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  IX 

s 

Ober  den  Nomin.  el/o  ¡n  Verbindung  mit  /odo  vgl.  unten 
II  A,  sc 

b.  Als  Objekt  erscheint  eüo  sehr  selten. 

Strvem  my  o  Cid  el  Campeador,  ello  a  merecer  y  o^  Cid  1898. 
Das  von  Wiggers  Gramm.  §  26,  9  c  angeführte  Beispiel 
(iodo  ello  con  viveza  lo  desechó)  ist  nicht  beweisend,  weil 
iodo  ello  darin  als  absoluter  Kasus  (Nomin.)  aufgefafst 
werden  kann. 

c.  Selten  ist  auch  der  Dativ  le  statt  à  ello. 

Lo  que  non  vale  una  nues,  amor  le  da  gran  près.  Rovi  1 47  d. 
De  faser  buenas  obras,  nuestras  camas  salvar  Pongamos  grani 
acucia^  non  le  demos  vagar ^  RPaL   145  be, 

d.  Am  gewöhnlichsten  ist  die  Verwendung  von  ello  in  Ab- 
hängigkeit von  Präpositionen,  um  den  Bezug  auf  einen  neutralen 
Begriff  herzustellen  (de,  por,  con,  sobre  ello).  Beispiele  sind  unnötig, 
nur  mufs  auf  den  dem  Altspan,  geläufigen  Gebrauch  von  ende  (en, 
dende)  für  de  ello  und/  für  0,  en,  ello  hingewiesen  werden.  Häufig 
ist  besonders  ende\  es  steht,  wie  franz.  en,  partitiv  und  in  Ver- 
bindung mit  verbalen  Wendungen,  sowohl  auf  neutrale  Begriffe  als 
auch  auf  bestimmte  Gegenstände,  selbst  Personen  bezüglich. 

Ende,  Non  nos  daran  déni  nada,  Cid  585.  Dijo  que  él 
iria  por  ello,  que  en  su  tierra  fallaria  ende  asaz,  Pair,  387  ¿,  47. 
Non  les  dio  vagar  et  mató  ende  (=  de  los  ladrones)  los  seys, 
Ríos  F,  369  u.  —  Non  es  esto  en  dubda^  so  bien  end  certero, 
BDom,  753  ¿.  Fizólo  como  él  le  consejó  et  fallóse  ende  muy 
bien.  Pair,  37 10,  36.  Nunca  los  onrré  nin  tomé  dende  ^=  de 
los  padres)  cura^  RPaL  ^ib.  Fué  atónito  del  placer  que  ende 
hobo,  Arnadis  \\b  w,  Oriana  fué  ende  muy  alegre,  ib,  ^ta  ob. 

y.  Si  algún  omne  libre,  que  queria  meter  paz  entre  algunos 
omnes  que  lidiaban ,  e  prende  y  muerte ,  Fluzgo  1130  ob. 
Estç  casamiento  oy  se  otorge  en  esta  cori,  Ca  crece  nos  y 
ondra  e  tierra  e  onor ,  Cid  3412.  Onrr abanto  los  reyes, 
façien  y  aguisado,  BDom,  462  c.  Ante  non  hablan  y  puesto 
consejo,  Pair,  376  ¿,  18. 

Dieser  Gebrauch  von  ende  und  y  hört  mit  dem  15.  Jahrh.  auf. 
Zuletzt  habe  ich  ihn  im  Amadis  beobachtet,  Celestina  und  Lazarillo 
kennen  ihn  nicht  mehr. 

e.  Eigentümlich  ist,  dais  namentlich  in  älterer  Zeit  das  von 
Präpositionen  abhängige  ello  sich  nicht  selten  augenscheinlich  auf 
ein  masculines  Subst  bezieht.  Die  auf  den  ersten  Blick  auffallende 
Erscheinung  wird  eine  ungezwungene  Erklärung  darin  finden,  dafs 
ello  mit  seiner  Präposition  eine  Art  Adverb  darstellt,  das  auf  ein 
vorangehendes  Subst.  in  ganz  allgemeiner  Weise  Bezug  nimmt, 
ohne  sein  grammatisches  Geschlecht  ängstlich  im  Auge  zu  behalten. 


14  ,  ^    GESSNER, 

Ähnlich  sagen  wir  :  gib  mir  das  Buch,  ich  werde  darin  (=  in  ihm, 
in  demselben)  lesen. 

Fizo  aun  sin  esto  ell  olio  caUniar^  Mandó  los  vellozinos 
en  ello  enferventar^  AppoL  309  ah.  Quiso  matar  el  fuego  e  cayó 
en  ello  é  murió,  Enxpl,  ^TT  b^  12.  Unos  pescadores  tomaron 
alli  un  pescado  é  levaron  dello  al  Rey,  é  ¿I  comió  dello  mas 
que  debiera,  Conq.  613a  u.  Como  sea  de  tal  calidad  aquel 
metal,  que  mientras  mas  bebemos  dello  ^  mas  sed  nos  pone, 
Celes t,  61  ¿  u.  Solo  traigo  en  mis  alforjas  un  poco  de  queso 
tan  duro,  que  pueden  descalabrar  con  ello  á  un  gigante,  Quij, 
II,  13  S.  385  ob.  Vgl.  BDom.  307  ab\  BMlg  325,  328/ 
Calila  I2¿,  5;  33 ¿,  53;  Roiz  509,  510;  Guzman  -Jib a,  34; 
Lazar  M.  84  ¿,  47. 

4.  Nach  gemein  romanischer  Sitte  dient  das  Neutrum  lo  dazu, 
in  prädikativer  Stellung  bei  ser ,  parecer  und  ähnlichen  Verben  auf 
ein  vorhergehendes  Adjektiv  oder  Substantiv  zurückzuweisen,  falls 
letzteres  einen  in  seiner  Allgemeinheit  gefafsten  Begriff  darstellt 
(esto  te  parecerá  extraño ,  no  me  lo  pareció  menos  à  mi)  ;  denn  wenn 
es  ein  individuell  bestimmter  Gegenstand  ist,  so  treten  die  ge- 
schlechtlichen Formen  le,  los  u.  s.  w.  ein  (sois  los  criados  del  condeì 
Si,  los  somos). 

In  konsequenter,  deutsch  nicht  nachzuahmender  Weise  setzt 
der  Spanier  lo  auch  bei  dem  Possessivum,  zu  dem  ein  früheres 
Substantiv  zu  ergänzen  ist  Desgleichen  auch,  um  auf  ein  zu  einem 
Adjektiv  gehöriges  Substantiv  zurûckzudeuten ,  welches  im  Vorher- 
gehenden ein  entgegenstehendes  Adjektiv  bei  sich  hat. 

AI  fin  murióse  sin  podelle  dar  vida  la  que  él  juraba  siempre 
que  lo  era  suya  (^=  su  vida),  Alfar,  1940  ob.  Si  ese  es 
vuestro  gusto,  también  lo  es  el  mio,  Guer,  Civ.  537  <?,  32.  — 
El  dia  que  estaba  de  mal  humor,  se  impacientaba;  pero  el 
dia  que  lo  estaba  de  bueno,  le  daba  lástima  (=^  de  buen  humor), 
Clemencia  S.  20. 

Sorglosigkeit  des  Ausdruckes  führt  zuweilen  dahin  lo  auf  einen 
AdjektivbegrifF  zu  beziehen,  der  in  dem  Vorangehenden  nicht  selbst 
vorkommt,  sondern  erst  aus  einem  andern  Worte  gewonnen 
werden  mufs.^ 


*  Ähnliche  Freiheiten  lassen  sich  auch  bei  den  geschlechtlichen  Formen 
des  Personale  beobachten,  sei  es  dafs  für  diese  das  Beziehungswort  aus  einem 
andern  Worte  losgelöst  werden  mufs ,  sei  es  dafs  sie  auf  ein  Wort  zurück- 
weisen, welches  für  den  Bezug  zwar  als  Subst.  angesehen  wird,  thatsächlich 
aber  als  Adjektiv  oder  Verbalform  auftritt. 

En  el  quinto  por  mi  ventura  di  y  que  fué  un  buldero ,  el  mayor 
echador  délias  (^  echador  dé  bulaSt  das  aus  buldero  zu  abstrahieren 
ist).  Lazar  M,  88  a  u.  Soy  contento  porque  me  le  dará  muy  grande 
el  ver , . ,  {==  me  dará  el  contento,  indem  das  Subst.  contento  auf 
dem  vorangehenden  gleichlautenden  Adjektiv  beruht).  Vgl.  Förster, 
Gram.  298,  8. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  15 

La  inclinación  naiural  pudo  en  él  haber  tanto  vigor  é  fuerza, 
que  de  todo  punto  no  se  sometiese  á  la  ordenanza  y  consejo  del 
Condestable  con  mas  obediencia  que  nunca  un  hijo  humilde  lo 
fué  á  un  padre  f=fué  obediente  á  un  p.J,  Guzman  7140  ob. 
La  templanza  del  aire  que  en  Tarano  lo  es  tanto  (^  que  en 
verano  es  tan  templado) ,  Lazar L,  120  b  m.  Forzosa  es  la 
ausencia ,  parte , .  Va  lo  está  el  alma  primero  ^=  el  alma 
está  ya  cmsente)^   Calderón,  Princ,  Const.  I, 

5.  Dafs  mit  dem  Piar,  des  Personalpron.  auf  ein  in  dem  vor- 
hergehenden Satze  stehendes  Kollektivum  zurückgewiesen  wird,  hat 
nichts  Auffallendes  (el  pueblo  con  el  ninyo  que  Dios  les  avie  dado 
Andava  mucho  alegre ,  Appol,  627  ab).  Mehr  der  Erwähnung  wert 
ist,  dafs  sich  der  Plur.  auch  in  unmittelbarem  Anschlufs  an  das 
Kollektivum,  also  in  demselben  Satze  einstellt. 

Dix  oles  al  conviento,  BDom.  2^8  a.  Coniólis  al  conviento 
toda  la  vision,  BMlg,  30 if.    Vgl,  BMlg,  ^ogd,  BDom  741  r. 

6.  Das  Reflexium  si  kommt  als  Nomin.  in  Verbindung  mit 
mismo  vor  (Diez  lll^,  50) ,  aber  der  Gebrauch  ist  selten.  Ist  dieser 
Kasus  nötig,  so  greift  die  Sprache  zu  andern  Wörtern,  besonders 
gern  zu  dem  bequemen  uno. 

Mucho  es  necesario  al  que  quiere  emendar  A  otros  ^  que  si 
mesmo  non  de  ningún  logar  Para  que  le  reprehendan,  RPal. 
1334.  —  Si  vencerse  uno  á  si  mismo  lo  cuentan  por  tan 
gran  victoria,  Alfar.  200  ¿  ob.  So  pena  de  limpiárselo  uno 
tnismo.  Comp.  joc.  S.  246. 

Ais  Nomin.  zeigt  sich  si  auch  in  Vergleichen  :  qui  demanda  las 
cosas  mas  altas  que  si,  Pair.  ^2gb,  31.  Vgl.  oben  II,   i  Ende. 

Verwechselungen  von  si  mit  dem  Pron.  der  3.  Person  sind 
nicht  ganz  selten,  sie  finden  sich  in  der  alten  wie  in  der  heutigen 
Sprache.     Vgl.  Forster  S.  290,4;    Wiggers  §26,  11. 

Si  statt  él.  Recebir  home  algunos  de  sus  enemigos  es  ma- 
jamiento  de  los  que  fincan ,  e  nace  por  ello  discordia  entre  si. 
Calila  51  ¿7,  9.  Una  voz  elocuente  resonaba  dentro  de  si 
ertönte  in  seinem  Innern,  FOro  S.  67. 

El  statt  si.  Malas  obras  que  los  homes  ponen  entre  Dios 
é  ellos.  Cabal.  238a,  37.  Son  tan  sabias  y  graciosas  que 
traen  á  todos  los  que  las  pueden  ver  tras  ellas,  Selva  500 ä 
m.  El  Vizcaino,  que  asi  le  vio  venir  contra  él,  bien  entendió^ 
Quij.  i^  8  S.  32.  El  hermoso  panteon  que  estaba  construyendo 
para  él  y  su  descendencia,  für  sich  und  seine  Nachkommen- 
schaft, Clemencia  S.  124. 

7.  Wegfall  des  Pron.  der  3.  Person  als  Objekt  ist  selten  und 
auf  einzelne  Fälle  beschränkt. 

Enter guen  (los)  a  myo  Cid,  Cid  3234.  Echó  (lo)  sobrel 
enfermo,  BDom.  478  í".  Mandó  repartir  mucho  trigo  y  cevada 
para  llevar  (la)  al  Real,   fuan  II,  288  a  u.     Sacó  de    allí 


l6  E.    GlìSSNER, 

un  pliego  de  carias  que  despues  de  haber  (las)  besado  entregó 
al  reyecillo,  Guer,  Civ,  599 ¿,  21.  Ebenso  das  neutrale  lo\ 
conbidar  le  yen  de  grado,  mas  ninguno  non  fio)  osava ^  Cid  2 1 . 
Por  el  camino  sabrás  lo  que  si  aquí  me  lardase  en  decir  (lo), 
impedirla  lu  provecho  y  el  mio,  Celest.   10  a,  25. 

8.  Erstreckt  sich  das  Objekt  auf  ein  zweites,  meist  durch  y 
(6)  angeknüpftes  Verb  (Infinitiv),  so  bestimmt  heute  die  Grammatik, 
dafs  es  auch  bei  diesem  zum  Ausdruck  kommen  mufs  (estimo  á  su 
amigo  y  le  quiero  \  le  estimo  y  le  quieroj.  Die  frühere  Sprache  be- 
wegte sich  hier  mit  ziemlicher  Freiheit.  Folgendes  sind  die  wesent- 
lichsten Gesichtspunkte. 

a.  Das  Objekt  ist  ein  Subst.  (Demonstrativpron.). 

a.  Steht  es  bei  einem  Infinitiv  und  ist  der  zweite  Infinitiv 
präpositionslos,  so  ¡st  die  Wiederholung  durch  das  Pron. ,  wie 
heute,  die  Regel;  Ausnahmen  sind  selten. 

Deve  oyr  los  pleyto%  é  delibrarlos  sin  toda  porlonganza^ 
Fluzgo  1 7  ¿  u.  En  tomar  la  doncella  é  la  poner  en  salvo, 
Amadis  43  0  u.  Dagegen:  mandó  fazer  candelas  e  poner  en 
el  altar,   Cid  3055. 

Steht  beim  ersten  Infin.  eine  Präposition  und  wird  diese  vor 
dem  zweiten  widerholt,  so  ist  Wiederaufiiahme  des  Objekts  durch 
das  Pron.  das  Gewöhnliche;  nur  selten  unterbleibt  sie. 

En  ver  las  monjas  dolientes  et  en  servirlas  et  en  guardarlas. 
Ríos  F,  458.  Dagegen:  ñutiéronse  á  desgastar  el  haber 
de  su  padre  é  á  malmeter.  Calila   igb,  6. 

ß.  Steht  das  Objekt  bei  einem  verb.  fin.  und  hat  es  seine 
Stelle  hinter  diesem,  so  ist  Wiederaufnahme  durch  das  Personale 
das  Regelmäfsige. 

Tomó  la  imagen  é  lanzóla  en  un  pozo ,  Enxpl,  45 1  ¿  u. 
Cada  dia  vemos  novedades  y  las  oimos  y  las  pasamos,  Celest. 
i8a  u. 

Wenn  jedoch  das  Objekt  vor  dem  Verb,  steht,  so  fehlt  das 
Pron.  bei  dem  folgenden  Zeitwort  leicht,  aber  nicht  notwendig. 

El  espada  tomo  e  recibió.  Cid  ^igS.  El  que  esto  dijere  et 
entendiere,  CabaL  2 ^6  a  u.  Vgl.  jRPal.  235  r/  Celest.  46a,  7, 
Lazar  Ai,  ySb,  11.  Dagegen:  cualquier  home  que  este  libro 
leyere  é  lo  entendiere ,  Calila  12  a,  14.  En  conclusion  à 
Castilla  posee  oy  é  la  enseñorea  el  interese,  Guzman  Jll  b,  1 1 . 

Sehr  gem  wird  auch  das  substantivische  Objekt  bei  der  ersten 
Verbalform,  Infin.  oder  verb,  fin.,  unterdrückt  und  erst  bei  der 
zweiten  gesetzt 

Cuando  vos  dije  como  puede  home  haber  et  guardar  la 
caballería,  Cabal.  242  ¿,  20.  No  hay  en  mí  habilidad  para 
servir  y  contentar  á  estos,  Lazar M.  S'j  b,  2Ò.    La  butna  forma 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN  Ij 

honra  é  guarnece  la  materia^  Guzman  697  ¿  u»  La  costumbre 
luenga  amansa  los  dolores^  afloja  y  deshace  los  deleites^  Celesi, 
18 ¿  ob.  Fast  notwendig  wird  diese  Konstruktion,  wenn 
das  Objekt  durch  anderweitige  Bestimmungen  eine  gröfsere 
Ausdehnung  erhält:  muestra  e  enseña  las  cosas  que  home 
debe  facer  et  usar^  Fart.  IS,  14. 

b.  Das  Objekt  ist  ein  Personalpron. 

a.  Steht  es  bei  einem  Infin.  und  ist  der  zweite  Infin.  prä- 
positionslos,  so  findet  Wiederholung  des  Objektes  bei  diesem 
regelmäfsig  statt,  falls  es  dem  ersten  Infin.  angehängt  ist. 

Asmaron  de  levarla  e  sacarla  a  vender,  Apfol,  ^(^2  b.  Por 
corretta  et  fer  illa,  Rotz  495  ¿.  Lo  mas  sano  es  entrar  y 
sufrirle  y  consolarle,  Celes t,  6  a,  40.  Acudiendo  con  presteza 
á  alcanzarle  ó  conocerle,  Quej.  /,  35  S.  216. 

Wenn  dagegen  das  Pronominalobjekt  dem  ersten  Infin.  voran- 
geht, so  steht  oder  fehlt  es  beim  zweiten. 

Por  los  haber  et  los  guardar.  Pair,  3830  u.  Por  no  se 
venir  ni  se  parar  contra  mi^  fuan  11^  588  ¿  u.  Muchas  veces 
se  trabajaron  de  lo  apartar  del  Rey  y  destruirlo ,  Guzman 
715a.  m.  Dagegen:  pensad  de  vos  amparar  e  defender, 
fLara  24  ob.  Habrian  en  qué  se  mantener  e  gobernar.  Pair, 
404  ¿,  36.  Quien  bastará  á  lo  relatar  ni  escrebir?  Guzman 
717  a  m. 

Wird  die  den  ersten  Infin.  begleitende  Präposition  bei  dem 
zweiten  wiederholt,  so  ist  Wiederaufnahme  des  Objektes  bei  diesem 
wohl  unerläfslich. 

Non  dexa  de  me  conortar  porende  e  de  me  esforcar ^  fLara 
27.  Cuanto  trabajo  hobo  en  lo  traer  et  en  lo  criar.  Pair. 
419  ¿  m.    Por    corretta    et  ferilla   et  por   la   denostar,    Roiz 

495^. 

Hängen   die  Infinitive    von   einem  verb.  fin.  ab  und  wird   das 

Objekt  des  ersten  Infin.   zu    diesem  konstruiert,   so  ist  Auslassung 

des  Objektes   beim    zweiten  Infin.  sehr  gewöhnlich,  jedoch  ist  die 
Wiederholung  nicht  ausgeschlossen. 

Qiu  me  quieras  un  poco  esperar  e  sofrir,  AppoL  407  e. 
Que  lo  sepa  mesurar  et  bien  mantener.  Calila  igb,  2^.  Nin- 
guna  cosa  se  debria  romper  ni  echar  á  mal.  Lazar  M,  77,  7. 
Dagegen  :  el  entendudo  non  se  debe  desesperar  nin  disfiuzarse, 
Calila  12  b,  43.  Como  me  podria  valer  y  aprovecharme  del 
arcaz.  Lazar M,  82  ¿  u. 

/Î.  Gehört  das  Objekt  zu  einem  verb.  fin.  und  ist  es  diesem 
suffigiert,  so  ist  Wiederholung  beim  zweiten  Zeitwort  Gesetz. 

Palpóse  e  catóse  la  vegada  tercera,  BMlg.  538  f.  Favor éS' 
cerne  y  trátame  come  si  fuese  su  señora,  Celes t.  35  a  u. 

Ztitoohr.  t  rom*  FhU.  XYH.  2 


1 8  B.   GESSNBR, 

Wenn  aber  das  Personalobjekt  vor  dem  Verb,  steht,  so  wird 
es  entweder  nach  heutigem  Gebrauch  hei  dem  zweiten  Zeitwort 
wiederholt  oder  auch  ausgelassen,  letzteres  geschieht  namentlich 
bei  s}Tionymen  VerbalbegrifFen. 

Dios  lo  quiera  e  lo  mande  ^  Cid  2684.  La  gente  lasrada 
Que  lo  sigue  e  lo  cree,  RPàL  548  </.  Aunque  me  queria  y 
regalaba  y  me  curaba  ^  Lazar  M,  79  ¿,  43.  Dagegen:  non 
les  dijo  nin  declaró  ninguna  cosa^  Pair,  393  ¿  m.  Porque 
todos  le  amen  y  teman ,  Guzman  J  lib  m.  No  te  aflijas  ni 
atormentes  mas  y  Celest,  9¿  u.  Un  mozo  del  cortijo  que  me 
llamase  y  condujese  al  camino.  Cart.  Mar,  7,  200. 

e  Wenn  das  eine  Verb,  den  Akkus.,  das  andere  den  Dat 
erfordert,  so  ist  die  Bezeichnung  des  Personalobjektes  auch  beim 
zweiten  Verb  zwar  die  allgemein  beobachtete  Regel,  jedoch  kommt 
es  auch  vor,  dafs  das  zweite  Zeitwort  Einbufse  seines  Objektes 
erfahrt,  besonders  wenn  Dat  und  Akkus,  gleichlautend  sind. 

O  Sennor  poderoso,  tu  que  esta  fee  nos  diste  E  por  tu  sangre 
preciosa  de  muerte  redemiste,  RPaL  2^2  ab,  Valas  conortando 
e  metiendo  coraçon.  Cid  2804.  Dios  vos  guie  y  dé  buen  viaje^ 
Amadis  45  a  u.  Resciba  tanta  gracia  que  le  conozcas  y  hables 
y  muestres  buena  cara,  Celest,  35  ¿  m.  Lo  que  te  enfermó  te 
sana  y  da  salud,  Lazar  M ,  79  ¿,  47,  El  bravo  turco  le  fué 
á  abrazar  y  besar  la  mano^  Guer,  Civ,  599  ¿,  17. 

9.  Über  Eintreten  des  Genit  des  Personale  statt  des  Possessivs, 
(el  alma  de  mi  =  mi  alma)  vgl.  Diez  III^,  70. 

Auch  der  tonlose  Dat.  des  persönlichen  Fürwortes  steht  sehr 
gewöhnlich  statt  des  Possessivs,  wenn  der  Begriff  des  Besitzes  nicht 
besonders  urgiert  werden  soll  (Diez  III^  71). 

Dios  le  abra  el  alma  (^=.  Dios  habrá  su  alma)^  Cid  1705. 
Cadióli  de  los  ojos  toda  la  pesadumbre^  BDom,  6 1 1  c .  Fueronli 
a  la  casa,  sie  gingen  in  sein  Haus,  BMlg,  695  ¿.  Zu  be- 
merken ist  hier  etwa  nur,  dafs  dieser  Dativ  zuweilen  pleo- 
nastisch  neben  dem  Possessiv  vorkommt. 

Con  el  Mynaya  Albarffanez  que  nos  le  parte  de  so  braco. 
Cid  1244.  El  santo  omne  lo  vio  E  a  sus  pies  le  cayó, 
MEgipc,  1129. 

10.  Ober  den  sogenannten  ethischen  Dativ  findet  sich  das 
Notwendige  bei  Diez  111^  65.  Dieser  Kasus  ist  im  Span,  durchaus 
nicht  selten  ;  auch  das  reflexive  Verb  ist  dabei  nicht  ausgeschlossen, 
vorausgesetzt  natürlich ,  dafs  der  Dativ  eine  andere  als  die  durch 
das  Reflexiv  bezeichnete  Person  andeutet 

Saludad  nos  a  myo  Cid  el  de  Bivar,  Cid  1387.  Qué  es 
esto?  Quien  te  me  cubrió  de  dolor?  Celest,  61  3  ob.  Marido 
y  señor  mio,  culonde  os  me  llevan?  Lazar M,  86 ¿  u.  Buen 
hombre^  habeisme  visto  un  talegon  que  se  me  ha  caido  con  derla 


DAS   SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  IQ 

cantidad  de  moneda?  Pairan,  139«  ob.  Vgl.  Cid  89,  1123, 
2352,  3141/  Celesi.  72  ¿,  51.  —  Afyos  avères  se  me  an  levado, 
que  sobeíános  son^  Gd  2gi2.  Comienza  à  limpiar  sus  calzas 
y  jubon,  sayo  y  capa  . .  y  vísteseme  muy  á  su  placer  de  espacio^ 
LazarM,  850  m. 

Auch  mit  einem  zweiten  Dativ  verträgt  sich  der  ethische  Kasus. 

Yo  te  les  daré  tan  amargo  jarope  á  beber ,  cual  ellos  á  ti 
han  dadOf  Celesta  62  ¿  u.  Diera  la  mitad  de  mi  parte  al  que 
me  los  diera  á  la  mi  Elvira^  Lazar  Ine,   105  ¿  m. 

II.  Pleonastisch  wird  das  Personale  der  dritten  Person  ver- 
wendet, lim  auf  einen  vorangehenden  Begriff  zurückzuweisen  oder 
einen  folgenden  zu  antizipieren.  Dieser  Gebrauch  erstreckt  sich 
auf  alle  Kasus,  besonders  aber  auf  das  Objekt.  Die  Sache  ver- 
dient, namentlich  in  Bezug  auf  letzteres,  eine  eingehendere  Be- 
trachtung. 

A.  Rûckdeutendes  Pronomen. 

1.  Nominativ.  Wiederaufnahme  ist  hier  nicht  eben  häufig;  sie 
findet  natürlich  leichter  statt,  wenn  das  Subjekt  durch  eine  gröfsere 
Zahl  Wörter  oder  durch  einen  Satz  von  dem  Verb  getrennt  ist. 
Sie  erstreckt  sich  auch  auf  das  Relativum. 

Tovieron  que  iudios,  esa  falsa  mesnada  y  Ellos  avian  la 
carne  de  don  Christo  furtada^  BSacr,  273  ed.  Todas  las 
animalias  ellas  se  gobiernan  que  non  han  mester  que  ninguno 
gelo  apareje  y  Patr,  438  a  m.  Los  pobres  y  aunque  buenos  y 
siempre  son  ellos  los  que  sirven,.  Alfar,  ig 2b  u.  Vgl. 
BMlg.  Iffiaby  86^  abe;  Patr.  3; ib,  50;  Caza  49,  13. 
Relativ:  la  cual  y  luego  que  salieron  aquellos  caballeros,  ella 
quiso  entrar  á  ver  las  maravillas  de  aquel  castillo.  Selva 
461^7  m.  A  manera  de  aquellos  árboles  secos  de  puro  car^ 
cuezos,  que  en  tiempo  de  Primavera  , .  ellos  parece  que  se  secan 
mas,  de  pura  envidia ,  Bäume ,  welche  im  Frühjahr,  scheint 
es,  verdorren,  FGerd,  /,  243  m. 

Zuweilen  dient  das  auf  das  Subjekt  zurückweisende  Pron.  dazu, 
irgend  welche  Bestimmung  zu  stützen  und  schärfer  hervortreten 
zu  lassen. 

Muchos  /aleones  que  sin  todas  estas  maestrias  ellos  de  suyo 
se  atrevieron  a  matar  la  grúa,  die  ganz  von  selbst  wagten. 
Caza  31,  20.  No  era  razón  que  caballo  de  caballero  tan 
famoso,  y  tan  bueno  él  por  siy  estuviese  sin  nombre  conocido, 
dafs  das  Rofs  eines  so  berühmten  Ritters  und  ein  an  und 
far  sich  so  gutes  ohne  bekannten  Namen  wäre,  Qutj,  I, 
I  S.3. 

2.  Kasus  mit  Präposition.  Auch  hier  kommt  das  Relativ  in 
Betracht 


20  E.   GESSNER, 

Daquellas  cosas  que  ganó  ante  que  fuese  rey,  puede  délias 

fazer  lo  que  quisiere,  Fluzgo   lobva.    Pues  que  en  las  caras, 

que  son  tan  pequeñas   cosas,    ha  en  ellas  tan  grand  départi" 

miento,    Patr,  369  0   ob.     Vgl.  Cid  494/;   BSacr.    i^O  cd  ; 

BMlg,  281  ac,   Alex,  742  ¿/;    AOnc,  22^8  cd.   Relativ:   non 

será  tal  á  qui  yo  la  cabeza  non  le  taje  con  mi  espada,  Rios  V, 

417  u.    Otros  quedaron  junios,    de   los   cuales   los   dos   dellos 

fueron   luego    muertos,    Amadis   471  ¿  u.    Una  cuna  en  que, 

según   apariencia,    dehia    en   ella  haberse  meado  Abel,    Comp. 

joc,  205.     Statt   des   Relativpron.    kann   auch   ein  relatives 

Adverb  eintreten  :    la  casa ,    de   donde   casi  ayer  todo  el  dia 

no  dejaron  salir  de  ella,  Ayora  2,  50. 

Anm.  Statt  des  Personale  erscheinen  auch  häufig  ende,  y,  alii  besonders 
wenn  es  sich  um  Lokalbestimmung  handelt. 

Desta  batalla  vos  dé  ende  grandes  mercedes^  Rios  V,  561 
ob.  En  el  castiello  non  y  avrie  morada,  Cid  525.  Vgl.  Cid 
1228/  BMlg,  2^tabc;  BSacr.  102 a;  Caza  72,  19.  Ebenso 
beim  Relativ  :  las  cosas  en  que  non  se  podria  y  poner  con' 
sejo  ninguno^  Patr.  3860  m.  Auch  hier  kann  statt  des 
Relativpron.  ein  relatives  Adverb  stehen:  labro  el  arca 
del  deluvio  temido.  Do  él  con  los  sus  fijos  alii  fuera  acogido, 
RPal,  999  cd.  Metiólos  en  un  campo,  donde  ya  algunas  otras 
pruebas  fueron  allí  lidiadas,  Amadis  42  a  u. 

3.  Objekt.  Dieses  ist  der  bedeutsamste  und  weitgreifen dste 
Fall.  Die  Grammatiker  geben  hier  meistens  die  kurze  Regel,  dafs 
das  vorangehende  Objekt  beim  Verb  mit  mehr  oder  weniger  Not- 
wendigkeit mittels  des  Personalpron.  wieder  aufgenommen  wird 
(al  contento  nada  le  falta).  Aber  diese  Bestimmung  ist  sehr  wenig 
erschöpfend.  Auch  heute  übt  keineswegs  jedes  vor  dem  Zeitwort 
stehende  Objekt  diese  Wirkung  aus;  und  noch  weniger  wird  dies 
von  der  älteren  Sprache  gelten  können,  wenn  man  die  aufser- 
ordentliche  Freiheit  derselben  namentlich  in  der  Poesie  dem 
Objekt  seinen  Platz  vor  dem  Verb  anzuweisen  in  Betracht  zieht 
Feste  und  sichere  Gesetze  lassen  sich  hier  schwerlich  finden,  doch 
können  wenigstens  einige  leitende  Gesichtspunkte  hingestellt  werden. 

Der  weitaus  wichtigste  Fall  und  zugleich  derjenige,  auf  den 
sich  die  eben  erwähnte  Regel  der  Grammatiker  bezieht,  ist  der, 
wenn  das  voranstehende  Objekt  ein  bestimmter  Gegenstand  ist. 
Darunter  ist  zu  verstehen  ein  Subst  mit  dem  bestimmten  Artikel 
oder  mit  Possessiv-  und  Demonstrativpron.  (el  libro,  mi  I,,  este  L), 
ein  Personal-  oder  Demonstrativpron.  (¿l,  aquel,  esto),  Eigennamen, 
Substantiva,  die  auch  ohne  den  Artikel  einen  bestimmten  Begriff 
bezeichnen  {Dios  und  die  Völkemamen,  die  in  der  alten  Sprache 
leicht  auf  den  Artikel  verzichten),  kurz  jeder  deutlich  individua 
lisierte  Begriff. 

a.  Tritt  ein  solches  bestimmtes  Objekt  an  die  Spitze  des 
Haupt-   oder   Nebensatzes,    namentlich  des  Hauptsatzes,   wodurdi 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOBÍEN.  21 

ihm  zwar  nicht  notwendig,  aber  doch  leicht  ein  gewisser  Nachdruck 
verliehen  wird,  so  ist  heutzutage  die  Wiederaufnahme  durch  das 
tonlose  Personale  der  ziemlich  allgemeine  Gebrauch;  in  der  alten 
Sprache  stehen  den  Fällen  der  Wiederholung  vielleicht  ebensoviel 
Falle  gegenüber,  wo  diese  unterbleibt  (a).  Befordert  wird  sie 
begreiflicherweise,  wenn  sich  zwischen  Objekt  und  Zeitwort  längere 
Satzteile  und  ganze  Sätze  einfügen  (ß), 

a.  El  agua  nos  an  vedada^  Cid.  667.  A  los  vivos  me  deja 
d  cargo^  Celest,  02  0  u.  Vgl.  Gd  2670,  2235;  BMlg.  374^; 
AppoL  291  a;  Roiz  862  abc;  Alex,  85  0,  265  c;  Pair,  ^Ttb, 
37  (al  conde  plogo  mucho  de  esloj  neben  377  a,  38  (al  conde 
le  plogo  de  lo  que  Paironio  le  dijo), 

ß.  Dafs  auch  in  diesem  Falle  das  Objekt  nicht  aufge- 
nommen wird,  mögen  folgende  Beispiele  zeigen:  amòas 
estas  femnas ,  que  eran  tan  dannadas^  Sanó  Sánelo  Domingo^ 
BDom,  òjSaò,  A  los  falssos  mis  huéspedes  do  solia  posar ^ 
Con  muy  grandes  avères  degela  a  criar,  Appol,  602  ab. 

Beim  Neutrum  der  Pronominalien  ist  Wiederaufnahme  durch 
lo  heute  nicht  erforderlich  f esto  y  lo  mismo,  haré  yo).  Auch  die  alte 
Sprache  bewegte  sich  hier  freL 

Esto  fare  yo  de  grado,  Cid  819,  Esto  tengo  yo  por  oficio  y 
Celes  í,  54  ¿  u.  Dagegen:  esto  lo  vieron  iodos  por  jiera  mará- 
velia,  BMlg,  32 j a.    Esto  te  lo  prometo,  Lazar M,  gob  ob. 

Befindet  sich  das  bestinmite  Objekt  innerhalb  des  Satzes,  so 
herrscht  sehr  grofse  Freiheit.  Die  Wiederholung  durch  das  Fron, 
unterbleibt  vielleicht  in  der  überwiegenden  Zahl  der  Fälle,  besonders 
wenn  sich  das  Zeitwort  unmittelbar  dem  Objekt  anschliefst,  während 
sie  durch  Einschiebüngen  zwischen  beiden  leichter  herbeigeführt  wird. 

A  la  salida  de  Valencia  mis  fijas  vos  di  yo,  Cid  3261. 
Qui  a  los  sánelos  querrá  meter  por  rogadores?  BMlg,  763^7. 
Dagegen:  el  a  las  niñas  tornó  las  a  acatar ,  Cid  371.  Bien 
sabie  a  sus  carnes  tenerlas  so  su  rienda ,  BMlg,  705  ¿/.  — 
Wenn  sich  zwischen  Objekt  u.  Verb  andre  Wörter  ein- 
schieben: palabras  son  de  sabio  e  dixolo  Catón  Que  homen 
a  sus  Cuidados  y  que  tiene  en  corazón,  Entreponga  plaseres 
e  alegre  la  rason,  Roiz  34*  Dagegen:  Rrachel  a  myo  Cid 
la  monol  va  besar  y  Cid  174.  A  sos  castiellos  a  los  moros 
dentro  los  an  tornados,  ib,  801. 

b.  Wenn  ein  unbestimmtes  Objekt  in  Frage  kommt,  so  zeigt 
sich  der  Gebrauch  ebenfalls  schwankend,  doch  ist  die  Neigung 
das  vorangestellte  Objekt  nicht  zu  wiederholen  in  hohem  Grade 
vorherrschend,  besonders  wenn  Objekt  und  Verb  nicht  getrennt 
sind.  Dies  zeigt  sich  namentlich  bei  dem  vom  unbestimmten  Artikel 
oder  von  einer  Kardinalzahl  begleiteten  Subst  (a).  Überwiegend 
unterbleibt  die  Wiederholung  auch  bei  dem  Subst.  ohne  Artikel  (/i/); 


22  E.   GESSNËR, 

femer  bei  unbestimmten  Pronominalien  und  Zahlwörtern,  sowohl 
wenn  sie  allein  stehen,  als  auch  wenn  sie  zu  einem  Subst.  treten  (/)  ; 
wohl  immer,  wenn  dem  Objekte  ni  vorangeht  (d). 

Bei  den  folgenden  Belegstellen  werden  grade  die  Beispiele 
der  Wiederaufnahme  als  das  Seltnere  reichlicher  gegeben. 

a.  Una  cosa  que  dìxo  devedes  bien  creer ^  Alex, 743  ¿7.  Dagegen: 
una  fija ,  que  nunqua  la  cuydó  veyer ,  A  la  aqui  fallada, 
AppoL  561  ed.  Un  fraile  solo  pocas  veces  lo  encontrarás  por 
la  calle,  Celest,  36  ¿z,  ob.  Vgl.  BMlg,  308  ö3.  RPaL  i^òoaò, 
—  Quinze  moros  maiava  de  los  que  alcançava.  Cid  473. 
Dagegen:  Ciento  moros  e  cíenlo  moras  quiero  las  quitar,  ib. 
534.  Vgl.  Cid  872;  FGon,  164  ¿. 

ß,  Grandes  tuertos  me  tiene  my  o  Cid,  Cid  96 1 .  Dagegen  : 
evangelios,  epístolas  apr isolas  privado,  BDom,  38  f.  Ladrones 
de  la  tierra  movieks  el  pecado,  tb,  377  í.  Vgl.  BMlg,  38 í"/ 
Roiz  615  <//  FGon,  353  0;  Lazar  M  jSb  u. 

y.  Tanto  braco  con  loriga  veriedes  caer  apart.  Cid  2404. 
A  muchos  plaze  de  tod  esta  cori,  ib,  3427.  Dagegen:  si  a 
alguno  le  fuere  probado,  Fluzgo  179^7  u.  A  nadie  le  era 
necesario,  Quij  /,  11  S.  41.  A  muchos  les  derribavan  los 
dientes,  Criticón  2g2b  ob.  Aun  asi  á  muchos  les  obliga  á 
tomar  pediluvios.  Comp,  joc,  244.  V^,  BDom,  175  í";  BMlg, 
74¿7;  RPaL  157^. 

ó,  Nin  cativos  nin  cativas  non  quiso  traer  en  su  compaña^ 
Cid^\T,  Vg\,BDom,  175  b;  22y  d;  MEgipc,  212  ;  Cidi2/\i, 

c  Wiederaufnahme  des  Objektes  ist  bei  ambos,  todos  und 
neutralem  todo  die  allgemeine  Regel,  doch  finden  sich  auch  Aus- 
nahmen.^ 

ambos.  Mucho  son  lazradas  e  amas  las  farta.  Cid  2802. 
Dagegen:  aunque  á  entrambos  matase  por  lo  que  el  uno  solo 
pecó^  Celest,  toa  ob. 

todos,  todo.  Todo  gelo  dize.  Cid,  g22,  A  todos  los  sosanava^ 
ib,  1020.  Dagegen:  el  abat  a  todos  besa,  MEgipc,  842. 
Vgl.  Roiz  2tga;  RPaL  1^7 3d. 

^  Bezieht  sich  todo,  todos  auf  einen  schon  bezeichneten  Begriff,  so  kann 
im  Nomin.  und  bei  präpositionellem  Kasus  zur  nachdrücklichen  Hervorhebung 
das  betonte  Pron.  der  dritten  Person  hinzutreten  ;  oft  verlangt  dies  die  Deut- 
lichkeit ausdrücklich. 

Amó    mucho    ¿os  buenos  religiosos,    ¿  todos   ellos   amaban  d  ¿I, 

Guzman  JoZa,  41.     Iba  puesta  encima  del  trono  una  imagen  muy 

hermosa,    vestida   de  brocado   azul  con   muchos  recamados  dé  oro, 

todo  ello   de  mucho  precio  y  estima,   Guer,  Civ,  532  ¿  ob.    Di  que 

por  todos  ellos  non  darás  un  pepion,  Alex.  56  í.     De  todo  ello  poco 

yo  pienso  de  curar,  RPaL  974^*     Mirando  d  la  plaza  vieron  como 

Abenamar ,    habiendo  dado  vuelta  d  toda  ella,    llegó    d   la    tienda, 

Guer,  Civ.  532  a  u. 

Auch  bei  ambos  stellt  sich  zuweilen  ellos  ein. 

Cansados  son  de  ferir  ellos  amos  ados,  Cid  2745.  Antes  que 
ellos  amos  venieron  a  las  feridas,  FGon.  364  a. 


DAS  SPANISCHE  PBRSONALPRONOMBN.  23 

d.  Das  Relatívum  erfährt,  wenn  es  Objekt  ist,  häufig  Wieder- 
au&iahme  durch  das  Personale. 

Non  fué  commo  canna  que  la  torna  el  viento  ^  wie  ein 
Rohr,  dafs  der  Wind  bewegt,  BDom,  go.  Flaca  es  la 
fidelidad  que  temor  de  pena  la  convierte  en  lisonja^  Celest,  17  à, 
17.  Aquel  à  quien  le  faltaron  las  prometidas  esperanzas ^ 
Quij,  /,  14  S.  59.  Vgl  BMig,  zSia;  AppoL  561  c;  Roiz 
486  r;  RPaL  1389  ¿¿ 

e.  £ine  freiere  Konstruktion  gestattet,  das  Objekt  aus  dem 
Satze,  zu  dessen  Verb  es  gehört,  auszuscheiden  und  vor  denselben 
zu  stellen;  namentlich  in  Nebensätzen  und  in  Fragen  geschieht 
dies  gem.  Wiederaufnahme  des  Objektes  ist  in  diesem  Falle  die 
selten  vemachläfsigte  Regel. 

Tu  sabes  este  vaso  que  sin  grado  lo  bebo^  BDom.  102  d. 
Estas  bien  creo  que  las  maté  yo.  Lazar  M,  8 1  ¿  u.  Fijas  del 
Cid  por  que  las  vos  dexastes?  Cid  3368.  Pues  á  Safo, 
Ariadna,  á  Leandro,  qué  pago  les  diste?  Celest.  74 ¿  u.  Vgl. 
Cid  1637/;  BDom.  iigcd;  AppoL  2¿^6bc;  Roiz  882 í/.  — 
Cid  1 2 14;  12 18;  BDom,  2\bc\  RPaL  1044 r/  1086 r. 
Dagegen:  oraba  por  los  enfermos ^  que  diese  sanidat^  A  los 
encaptivados  que  diese  enguedat,  BDom.  76  ab.  Una  cosa  de 
nuevo  querriemos  que  feziesses,  Alex,  29 1  b.  Esto  quien  jud'^ 
garia?  RPaL  997  </. 

f.  Sehr  begünstigt  wird  die  Wiederaufnahme  des  Objektes, 
wenn  ein  bestimmt  ausgedrucktes  Subjekt  vor  dem  nachfolgenden 
Zeitwort  steht.  Sie  ist  in  diesem  Falle  das  ungleich  Üblichere, 
obgleich  auch  hier  freilich  zahlreichere  Ausnahmen  nicht  fehlen. 

Galardón  del  tacerlo  yo  en  él  lo  espero^  BDom.  4  c.  Interese 
pocos  le  apartan,  Celest,  150  u.  Vgl.  Cid  1894//  BMlg, 
ITT  abe  u.  s.  w.  Dagegen:  a  las  fijas  del  Cid  el  moro  sus 
doñas  dio.  Cid  2654.  Meior  conscio  deste,  sennor ,  yo  non 
sabrya^  FGon.  3/^2  b.  Vgl.  Cid  1972;  Alex,  778 í;  Roiz 
875  í/;  AOnc.  27g  cd. 

g.  Notwendig  wird  die  Wiederaufnahme,  wenn  das  Nomen 
als  absoluter  ELasus  (Nominativ)  an  die  Spitze  des  Satzes  gestellt 
wird,  so  dafs  seine  Bedeutung  als  Objekt  erst  aus  dem  nach- 
folgenden Personalpron.  erkannt  werden  kann.   Vgl.  Dierz  111^  462.  * 

El  confesor  precioso  el  sermon  acabado  Vinoli  un  enfermo, 
BDom.  475o¿.  Este  puerco  muy  bien  le  va.  Gatos  554  a  m. 
Vgl.  Alex.  2^aò;  647  ab]  Roiz  5840^/  AppoL  $/^2cd.  Ebenso 


^  Nicht  nur  iîir  das  Objekt,  sondern  auch  fur  andere  Kasus  wird  in 
diesem  Falle  die  Wiederaufnahme  natürlich  notwendig:  la  plaga  que  oviera 
de  la  degolladura ,  Abes  pareçie  della  la  soàresanadura  =  de  la  plaga  abes 
pareçie  la  sobres.  BMlg,  211  ab.  Non  te  di  este  enjemplo  sinon  porque 
sepas  que  el  mal  amigo  non  se  guarda  home  del.   Calila  2"]  a  u. 


24  E.   GESSNBR, 

bei  der  ersten  und  zweiten  Person  :  yo  al  principio  de  su 
entrada,  pesábame  con  él  y  habíale  miedo ,  Lazar  M,  78  a  m. 
Yo  que  aquello  oi,  júntaseme  el  cielo  con  la  tierra,  ib,  86  ¿  u. 

Hierher  zu  ziehen  sind  auch  die  Fälle,  wo  auf  das  Relativ 
als  Subjekt  eines  vorangestellten  Satzes  in  dem  nachfolgenden  Haupt- 
satz mit  einem  andern  Kasus  des  Personale  zurückgewiesen  wird. 

Ca  qui  tuerto  quisiere /azer y  tnal  gelo  vedaré  yo,  Cid  ^601. 
Quien  escrivio  este  libro  del  (^=  dé  le)  Dios  parayso,  ib.  3730, 
Amor,  quien  te  mas  sigue ^  quemasle  cuerpo  et  alma,  Roiz 
187  ¿r.  Vgl.  BDom.  47  ¿;  BMlg,  l^f^cd;  MEgipc,  34/; 
RPaL  79  ¿. 

h.  Das  Neutrum  lo  weist  auf  vorhergehende  Sätze  zurück, 
indirekte  Fragen,  relative  und  konjunktionelle  Nebensätze.  Verzicht 
auf  das  rückdeutende  Pron.  ist  selten. 

Indirekte  Frage.  Porque  es  mi  venida  quiero  que  lo  sepades, 
BDom.  132  f.  Vgl.  BMlg,  828  ¿/  Appol  46  î/;  Alex,  858  0; 
Celest,  55  0,  34.  Dagegen  :  qui  era  Jerónimo  non  eran 
sabidores,  BMlg.  3 1 1  ^ 

Relativsatz.  Lo  que  te  ovi  dicho  por  esto  lo  diçia^  BDom, 
^2gb.  Vgl.  Cii/77,  1043;  BMlg.  ^02 d;  Alex.  187  ¿;  Boiz 
^òd.  Dagegen:  lo  que  vos  plogiere  dellos  Jet^  Campeador, 
Cid  2107.  Vgl.  BDom.  85  í/  Roiz  796  ¿;  Alex.  126  d\ 
605  e. 

Konjunktioneller  Nebensatz.  Que  nos  queramos  yr  de 
noch  no  nos  lo  consintran.  Cid  668.  Vgl.  Alex.  829a; 
AppoL  151  ¿. 

B.  Vorwärts  deutendes  Pronomen. 

1.  Sehr  wenig  zahlreich  sind  die  Fälle,  wo  durch  das  Pron. 
ein  anderer  Satzteil  als  das  Objekt  angekündigt  wird.  Vielleicht 
finden  sich  so  nur  y  und  ende.    Vgl.  ob.  3  d. 

Los  monges  que  hi  viven  en  essi  çimiterio ,  BMlg.  317  d, 
El  penno  que  es  dado  por  debda ,  si  ende  fué  fecho  escripto 
de  la  debda,  Fluzgo  93  <z  m.  Fizólo  asi  et  fallóse  ende  bien 
dello  (ziemlich  aufíallend),  Patr.  402  ¿,  15. 

2.  Gemeinhin  erstreckt  sich  die  Anticipation  durch  das  Pron. 
nur  auf  das  Objekt  und  zwar 

a.  Häufig  auf  bestimmtes  Objekt 

Grant  iantar  le  fazen  al  buen  Canpeador,  Cid  285.  Si 
lo  feziste  con  flaqueza  esto.  Calila  56  ¿  m.  Vgl.  Cid  874/ 
BDom,  lid;  Alex,  34«//  Roiz  151a;  RPaL  ^Tcd;  Celest. 
42  a,  43. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  25 

b.  Selten  auf  unbestimmtes  Objekt 

Plazel  ('=z  place  le)  a  omne  mtuho  de  coraçon^  BSacr.  21  ^c, 
Apareçiol  á  Un  clérigo  de  buen  eniendimienio  ^  BMlg.  105  c. 
No  les  placiendo  á  algunos  dello ^  Guzman  yoi  a,  41.  Quitarle 
á  un  caballero  andante  su  dama^  Quij\  II y  32  S.  482.  Vgl. 
BMlg.  899  í/;  Roiz  6040. 

c.  Bei  ambos  y  todos  y  iodo  ist  Anticipation  ebenso  der  gewöhn- 
liche Gebrauch  wie  die  Wiederaufnahme  (vgl.  oben  -<4,  3  c) ,  doch 
fehlt  es  nicht  an  Ausnahmen. 

ambos,  Hyo  las  engendré  amas^  Cid  2086  u.  s.  w.  Dagegen: 
essa  sanó  a  ambas  la  que  todo  mal  sana,  BMlg,  783  r. 

todos,  todo.  Dixoles  a  todos  commo  querie  trasnochar  y  Cid 
429.  Dagegen:  vuestro  solas  honraba  A  todos ^  e  agora  non 
vale  una  fava.  Roiz  8yi  ed.  Vgl.  BPal.  7  2  ed. 

d.  Wie  zur  Zurückweisung  dient  das  Neutrum  lo  auch  zur 
Ankündigung  eines  folgenden  Satzes. 

Indirekte  Frage.  No  me  has  dado  lugar  á  podértelo  decir , 
cuanto  soy  tuyo  y  cuanto  te  he  de  favor escer  en  todo  y  Celesi. 
38  ¿  m.  Vgl.  Cid  1767;  BDom.  384  ¿tí/;  756  ¿:¿/;  BMlg. 
349 c;  Roiz  8^7  ab;  RPal.  38 í*. 

Relativsatz.  Si  lo  non  fizieren  lo  que  fazen  sus  padres^ 
Fluzgo  105  ¿  u.  Vgl.  Cid  1037;  BDom.  331  r;  63 10; 
BMlg.  \\8c\  Appol.  212  d;  Roiz  427  0. 

Konjunktioneller  Nebensatz.  &'  algún  omne  libre  toma 
cosa  ayena,  sabiéndolo  que  es  aiena,  Fluzgo  86  b  m.  Vgl. 
C/i/ 3 1 46/;  BDom.  135  f/  349  ab;  Alex.  180  d;  Roiz  y  81  ab. 

A  n  m.  Auch  auf  einen  folgenden  Infinitiv  kann  mittels  lo  hingedeutet 
werden,  besonders  wenn  er  in  Verbindung  mit  einem  Nomen  eine  dem  Neben- 
satz entsprechende  Konstruktion  bildet. 

Todo  judio  que  quebrantar  los  establecimientos  6  lo  asmare 
de  lo  facer  y  Fluzgo  \8oa  ob.  Por  esperiencia  lo  veo  y  nunca 
venir  placer  sin  contraria  zozobra  en  esta  triste  vida,  Celest. 
38  b  m. 

12.  In  enger  Beziehung  zu  dem  eben  Behandelten  steht 
die  pleonastische  Bezeichnung  des  Personale  als  Objekt  durch  das 
betonte  und  das  tonlose  Pron.  fd  mi  me  lo  dijo,  me  lo  dijo  á  mi). 
Hier  ist  wenig  zu  sagen.  Liegt  ein  gewisser  Nachdruck  auf  dem 
Objekt,  so  wird  es  durch  das  betonte  Pron.  ausgedruckt,  dem  nach 
modernem  Gebrauch  fast  immer  noch  die  unbetonte  Form  bei- 
gegeben wird.  Nicht  so  die  alte  Sprache.  Diese  kannte  den  heute 
beliebten  Pleonasmus  allerdings  sehr  wohl,  verschmähte  ihn  aber 
unendlich  oft  und  begnügte  sich  mit  dem  betonten  Pron.  Man 
kann  vielleicht  sagen,  dafs  dies  in  den  ältesten  Denkmalen  sogar 
die  überwiegende  Sitte  ist;  noch  in  der  Celestina  wird  häufig  blofs 


26  E.   GESSNER, 

das  absolute  Pron.   angetroffen,    während   im  Lazar  M.   schon   der 
moderne  Gebrauch  vorherrscht. 

Handelt  es  sich  um  zwei  Objekte,  die  beide  Personalpronomina 
sind  oder  deren  eins  ein  Subst.  ist,  so  verlangt  die  Grammatik 
heute  neben  diesen  noch  das  unbetonte  Pron.  entweder  im  Singular 
mit  Bezug  auf  das  eine  der  Objekte  (ie  lo  diré  á  H  y  á  tu  hermano)^ 
oder  beide  zusammenfassend  im  Plural  (os  io  diré  á  H  y  á  tu  hermano). 
Nach  dem  Gesagten  kann  es  nicht  auffallen,  wenn  auch  in  diesem 
Falle  die  ältere  Sprache  auf  die  tonlose  Form  ungemein  oft  ver- 
zichtet. 

Erwähnenswert  ist,  dafs  altspan.  das  betonte  Pron.  als  Objekt 
sich  leicht  da  einstellt,  wo  ein  Nachdruck  nicht  vorhanden  ist  und 
wo  also  das  verbundene  Fürwort  erwartet  werden  mûfste.  Derselbe 
Gebrauch  ist  auch  dem  Altfranz,  geläufig. 

La  forma  del  escrebir  é  del  notar  de  mi  mano  es ,  mas 
Dios  es  ä  mi  testigo  que  yo  non  lo  fice,  EnxpL  497  a  u. 
Nin  lo  podrie,  sennora,  io  nunqua  merecer  ;  Mas  non  cessare 
nunqua  gracias  a  ti  retider,  BMlg,  S^^cd;  Vgl.  Cid  1339, 
1666,  2941;  BDom.  184^//  '^i^d;  BMlg,  335 r;  Fluzgo 
\o\a  ob.;  Clareo  ¿^^^a^  15;  Celest,  \\  a,  13  (me  dio  á  ella 
:=  me  le  di6)\  ib.  20b^  22  (se  descubra  á  mi=se  me  desc), 

13.  Wird  bei  einem  Zeitwort,  das  den  Begriff  der  Bewegung 
enthält,  das  Ziel  derselben  durch  ein  Personalpron.  ausgedruckt, 
so  ist  die  Präposition  á  (das  latein.  ad  im  Sinne  lokaler  Richtung 
nach  einem  Gegenstande  hin)  erforderlich  (vengo  à  ti).  Allerdings 
sind  solche  Verba  auch  der  Konstruktion  mit  einem  wirklichen 
Dativobjekt  fähig,  wenn  die  räumliche  Anschauung  in  den  Hinter- 
grund tritt  (fué  tan  reñida  aquesta  re/riega  que  ninguna  de  las  pasadas 
le  llegô^  das  Gefecht  war  so  hitzig,  dafs  kein  früheres  an  dasselbe 
herankam  =  ihm  gleichkam,  Guer.  Civ.  579a  u.);  aber  es  ist  wohl 
der  Beachtung  wert,  dafs  in  einzelnen  Fällen  der  tonlose  Dativ  des 
Personale  sich  auch  da  zeigt,  wo  die  rein  lokale  Beziehung  ob- 
waltet.* 

Entró  en  la  iglesia  . . .  Vinoli  la  Gloriosa  plena  de  bendición, 
BMlg,  339.  El  confesor  precioso  el  sermon  acabado  Vinoli 
un  enfermo^  BDom.  475.  El  dia  que  cuidaban  aver  el  ospe^ 
dado  . .  Vinotes  el  obispo ,  ib.  508.  Quien  ha  de  irle  con  tan 
gran  novedad  á  nuestra  hija  Melibea?  Celest.  64  ¿  ob. 

Andre  Verba  der  Bewegung,  die  einen  schwankenden  Gebrauch 
erkennen  lassen,  sind: 

llegar^  llegarse,  allegarse.  Neben  der  gewöhnlichen  Konstruk- 
tion  mit    der   Präposition    findet    sich    zuweilen    auch   der    Dativ. 


*  Vgl.  altfranz.  Roüant  reguardet ,  puis  si  li  est  curuz  (il  courut  vers 
lui)  Chans,  de  Rol,  2086.  Devers  un  guaït  uns  granz  léuns  li  vient, 
ib.  2549. 


DAS   SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  2^ 

Uegöseme  mas^  er  kam  näher  an  mich  heran,  Alfar.  196 ¿m.  Vgl. 
Od  298,  968. 

acercarse.  Quien  á  ellos  no  se  acerca,  Q'^O»  A  ^4  S*  59* 
—  Nuestro  amo  se  nos  acerca ,  Celest.  68  h  u.  Reduan . .  se 
le  acercó^  Guer.  Gv,  544  a  u.  Cuando  ven  que  la  muerte  se 
les  acerca.  Gaviota  S.  75  u. 

acometer,  auf  etwas  losgehen.  Me  animé  y  acometí  á  ellos^ 
Lazar L.  122  b  m.  Acometió  á  ¿I  con  una  furia  de  hircana 
sierpe,  Guer,  Civ,  561  ¿  m.  —  Vio  que  ninguno  le  acometía. 
Lazar  L,  \2^h  u. 

atreverse^  sich  heranwagen.  Poco  á  poco  se  les  atreven^ 
Lazar  L,  122  o  m. 

dar  salto^  angreifen.  Demos  salto  a  el  e  f eremos  grant  ganancia. 
Cid,  584.  —  Que  no  les  diessen  salto,  ib.  3698.  Vgl.  LazarM, 
81  ^  34. 

m.  Stellung  des  Personale  beim  Verb. 

A.  Subjekt. 

Die  Stellung  des  persönlichen  Fürwortes  als  Subjekt  ¡st  im 
Span,  dieselbe  ^vie  die  jedes  andern  Subjektes  ;  nicht  so  im  Franz., 
wo  die  doppelte  Form  für  den  Nomin.  zu  eigenen  Gesetzen 
gefuhrt  hat  Von  besonderer  Wichtigkeit  sind  die  sehr  zahlreichen 
Falle  der  sogenannten  Inversion  des  Subjekts.  Im  allgemeinen 
ist  zu  bemerken,  dafs  in  der  ganzen  Lehre  das  Spanische  nur 
wenig  charakteristische  Merkmale  aufweist,  im  ganzen  folgt  es  dem 
gemeinsamen  Zuge  aller  romanischen  Sprachen. 

1.  Das  voranstehende  Subjekt  ist  an  sein  Zeitwort  nicht  so 
streng  gebunden,  dafs  es  nicht  von  ihm  durch  die  verschiedensten 
Satzteile,  Objekt,  Prädikatsnomen,  adverbiale  Bestimmungen  und 
ganze  Sätze  getrennt  werden  könnte. 

Como  quier  que  yo  asaz  mujer  de  pequeña  guisa  só  Patr, 
42 1  ¿  m.  Vo  las  mas  veces  hacia  del  dormido,  LazarM,  83  ¿ 
ob.  Vgl.  Cid  259,  3129/  Alex,  56  0;  358 e;  Roiz  ttab; 
ittc, 

2,  Inversion  des  Subjekts  ergibt  sich  zunächst  aus  der  Neigung 
des  Span.,  namentlich  in  der  Erzählung,  das  Zeitwort  an  die  Spitze 
des  Satzes  treten  zu  lassen,  ohne  dabei  eine  stärkere  Betonung 
dieses  Satzteiles  zu  beabsichtigen. 

Statt  andrer  Beispiele  vergleiche  man  die  Art,  wie  im 
Patronio  die  einzelnen  Erzählungen  eingeleitet  werden:  el 
conde  Lucanor  fablaba  una  vez  con  Patronio^  Pair,  380  ¿  u. 
Pablaba  un  dia  et  conde  Lucanoi  con  Patranio,  ib,  39 10  m. 
Vgl  Patr,  389a  u.;  390 ^  ob.;  381  ¿  u.,  385 ¿  ob.  Wenn 
hier,  wie  zuweilen  später,  Sätze  mit  nicht  pronominalem 
Subjekt  gewählt  sind,  so  ist  daran  keinAnstofs  zu  nehmen  ; 
denn,  wie  oben  bemerkt,  das  Pron.  folgt  keinen  andern 
Gesetzen  als  jedes  andre  Subjekt. 


28  E.   GESSNBR, 

Diese  freie  Satzbildung  gewährt  ein  bequemes  Mittel,  die 
namentlich  bei  kürzeren  Sätzen  ermüdende  Einförmigkeit  zu  ver- 
meiden. 

Helado  está  el  rio,  el  ciego  ve  ya,  muerto  es  tu  padre ^  un 
rayo  cayó,  ganada  es  Granada,  el  rey  entra  hoy^  el  turco  es 
vencido,  Celest,  180  u.  Frase  que  muchos  han  dicho^  y  cosa 
que  han  hecho  pocos.  Cart,  Mar.  9,  120.  Vgl.  die  argumentos 
in  Celest.  S.  32,  48,  50. 

3.  Femer  entspringt  die  Inversion  aus  der  Rücksicht  auf 
Wohlklang  und  harmonischen  Flufs  der  Rede,  indem  das  durch 
hinzutretende  Bestimmungen  erweiterte  Subjekt  sich  an  das  Ende 
des  Satzes  stellt  und  dem  kürzeren  Prädikat  den  Vorrang  läfst 

Señor,  bendito  seas  tú  que  me  dejaste  ver  este  dia  Patr. 
414^  ob.  Para  que  comiese  yo  y  aquellas  sus  devotas,  Celest. 
43  ¿  u.  Fahló  my  o  Cid^  el  que  en  buen  ora  cinxo  espada. 
Cid  78. 

4.  Auch  das  des  stärkeren  Nachdrucks  halber  an  den  Anfang 
gestellte  Prädikat  erzeugt  die  Umstellung  des  Subjekts. 

Juraré  yo  que  has  tú  comido  las  uvas,  schwören  will  ich, 
Lazar  M.  80  a  m.  Bien  veia  él  que  yeguas  eran  aquellas,  dafs 
es  Stuten  waren  (und  nicht  Kühe),  Patr.  398  a  u. 

Im  Gegensatz  hierzu  geschieht  es  freilich  auch  oft,  dafs  gerade 
eine  sehr  entschiedne  Betonung,  speziell  beim  Personalpron.,  dem 
Subjekt  seinen  Platz  hinter  dem  Prädikat  anweist.  So  gestellt  wirkt 
es  um  so  energischer,  wenn  es  mit  einem  vor  dem  Verb  stehenden 
Subjekt  in  Verbindung  gebracht  ist 

Bien  sähet  verdad  que  non  lo  levanté  yo ,  dafs  nicht  ich 
sie  veranlafst  habe,  Cid  2199.  Hyo  las  engendré  amas  e 
crias  tes  las  vos,  ib.  2086.  Vgl.  Pö/r.  372  0,  8/  Calüa  ^zb, 
39/  Cart,  Mar.  9,  220/I 

5.  Nicht  geringen  Einñufs  auf  die  Stellung  des  Subjekts  üben 
auch  gewisse  an  den  Anfang  des  Satzes  geschobene  Satzteile. 

a.  Negation.  Sie  bewirkt  schlechtweg  Inversion,  die  grade 
Stellung  ist  höchst  vereinzelt 

Non  pudieron    ellos  saber   la    cuenta   de  todos  los  cavallos^ 
Cid  1777  u.  s  w.    Dagegen:  ayuno  et  arresido  non  ome podria 
jugar f  Roiz  956  ¿. 

b.  Objekt  Da  dieses  ais  die  notwendige  Ergänzung  des 
Verbalbegriffes  eng  zum  Prädikat  gehört,  so  ist  es  nicht  auffallend, 
wenn  es  vorangestellt  das  Zeitwort  an  sich  zieht  und  dadurch  die 
Inversion  des  Subjekts  hervorruft.  Diese  bis  auf  den  heutigen  Tag 
übliche  Konstruktion  ist  in  der  alten  Sprache  die  fast  regelmäfsige, 
nur  selten  zeigt  sich  daneben  die  grade  Stellung. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  29 

Esto  e  (:=hej  yo  en  debdo,  Q'd  22^,  Todas  estas  razones 
vos  dije  yo  agora  ^  Pair,  421a  u.  Un  poquillo  de  bálsamo 
tenia  ella  en  una  redomilla^  Celest,  1 1  ¿  m.  Ló  venidero  querría 
yo  very  Criticón  406a  u.  Dagegen:  un  suenno yo  sonnara^ 
Alex,  904  a.  Esto  yo  no  vos  otorgo^  Roiz  660  a.  Nueve  cosas 
yo  fallo,  RPal,  603  0. 

c  Adverbiale  Bestimmung.  Das  kurze  Adverb  findet  an  dem 
Zeitwort  so  sehr  seine  natürliche  Stütze,  dafs  es  sich  nicht  leicht 
von  ihm  trennt  und  somit  die  Inversion  begünstigt.  Diese  ist  in 
den  ältesten  Denkmalen  (Cid^  Berceo^  Alex.)  in  der  That  das  weit 
Oberwiegende;  daneben  freilich  auch  Fälle  der  graden  Stellung. 
Erst  später  bricht  sich  diese  mehr  Bahn  und  wird  der  Sprache 
immer  geläufiger;  Wohlklang  und  Belieben  des  Sprechenden  ent- 
scheiden über  die  Wahl  zwischen  grader  und  invertierter  Kon- 
struktion. 

Bien  somos  nos  seis  cientos^  Cid  674.  Va  lo  sienten  ellas 
en  los  sos  cor  acones,  ib.  2740.  Siempre  acorre  ella  en  iodos 
los  logares  y  BMlg,  5850.  Dagegen:  hya  vos  sabedes  la 
ondra.  Cid  2941.  Bien  ansi  tu  lo  fases,  Roiz  245  a. 

Dagegen  wahrte  sich  die  längere  adverbiale  Bestinmiung  und 
überhaupt  der  präpositionelle  Kasus  dem  Prädikat  gegenüber  eine 
gröfsere  Selbständigkeit;  treten  diese  an  die  Spitze,  so  zeigt  sich 
von  den  firühesten  Zeiten  an  die  regelmäfsige  und  die  invertierte 
Stellung  in  buntem  Wechsel. 

Con  a/an  la  gané  yo ,  Cid  3507.  En  estas  tierras  me 
quiero  yo  morar,  Alex.  2ygd.  En  la  cabeza  del  lobo  tomé 
yo  esta  lición^  Roiz  78^.  Dagegen:  en  el  nuestro  mal  vos 
non  g  añades  nada,  Cid,  47.  De  nulla  otra  cosa  él  non  avie 
cura^  BDom,  \%c.  De  la  burla  yo  me  llevo  lo  mejor,  Celest, 
9  am. 

6.  In  der  Frage  ist  Inversion  der  allgemeine  Gebrauch  (que 
avedes  vos,  condeì  Cid  3283).  Aber  nicht  selten  erscheint  sie  auch 
in  der  Gestalt  des  gewöhnlichen  Satzes  mit  dem  Subjekt  vor  dem 
Verb.  Am  häufigsten  geschieht  dies,  wenn  sie  durch  ein  inter- 
rogatives Wort  eingeleitet  wird,  jedoch  auch  ohne  ein  solches. 

Vos  que  me  mandades  ?  BMlg.  191a.  Tu  que  fards  el 
dia  de  la  afruenta?  Roiz  239^2.  Tú  porqué  lo  demandasi 
Calila  i6<7  ob.  Y  tú  como  lo  sabes  y  la  conoces?  Celest,  \\a 
ob.  Ohne  Interrogativ:  tú  has  testigos?  Calila  330  ob. 
Vo  no  vengo  de  traer  el  vino  ?  Lazar M,  80  b  ob.  Vos  debeisle 
los  diez  ducados?  Pairan.  1590  m. 

Auch  auf  die  indirekte  Frage  erstreckt  sich  diese  Konstruktion. 

Quiero  que  me  digáis^  yo  cuanto  valgo  Pairan,  154  ¿  m. 

7.  In  Sätzen  des  Ausrufs  mit  exklamativem  Wort  ist  Inversion 
das  Gewöhnliche.  Der  dem  Ausruf  verwandte  Wunschsatz  gestattet 
grade  und  invertierte  Konstruktion. 


30  E.   GESSNER, 

Como  sé  yo  revolver  estas  tramas!  Celest,  62 ò  u.  F  que 
no  viese  yo  todo  eso  !  dafs  ich  dies  alles  nicht  gesehen  habe  ! 
Quij,  11^  10  S.  373.  Cuan  ridiculo  objeto  seria  yo  á  sus  ojos! 
Cart.  Mar.  18,  53.  Daher  auch  im  Ausruf  ohne  Verb: 
oh  malaventurado  yo!  Celest,  56 ¿  ob. 

Wunschsatz.  Ella  me  acorra  de  noch  e  de  dia.  Cid  222, 
Madre  plena  de  gracia,  tu  seas  bien  laudada,  BDV,  207  a. 
El  te  guie  y  te  dé  mas  paciencia  con  los  tuyos ^  Celest,  67  ¿  u. 
Dagegen  :  finque  en  paz  e  duerma  elli  con  su  mesnada,  BMlg, 
5133.  Jesu,  no  oiga  yo  mentar  mas  ese  loco,  Celest.  2^ a 
ob.  Fo  te  hice  este  mal  ^  mas  viva  yo  hasta  que  te  vengue. 
Alfar,  261  b  ob. 

8.  Sätze,  welche  in  die  direkte  Rede  eingeschaltet  werden, 
um  den  Sprechenden  kenntlich  zu  machen,  weisen  in  der  Regel 
Umstellung  des  Subjekts  auf.     Ausnahmen  selten. 

Sennor,  dissoli  ella,  por  qué  me  maltraedesì  BMlg,  550a. 
Dagegen:  señores,  yo  les  dije,  habeislo  hecho  vosotros  como 
buenos.  Lazar  Ine,  100  b  u.  Mit  anderm  ais  pronominalem 
Subjekt:  enl  nomble  de  Dios,  el  judgador  desia,  Fo  don 
Gimió,,,  Roiz  338 0.  Yg\,  MEgipc,  1169/;  RPal,  11580, 
11630. 

Noch  sind  einige,  zum  teil  spezieller  das  Spanische  betrefifende 
Punkte  zu  erörtern. 

9.  Die  beiordnende  Konjunktion,  die  einen  Hauptsatz  an  das 
Vorhergehende  knüpft,  übt  keinen  bestimmenden  Einflufs  aus,  sie 
gestattet  die  regelmäfsige  und  die  invertierte  Konstruktion;  diese 
hängt  von  allgemeinen  Gesichtspunkten  ab. 

E  ruego  vos  lo  yo,  Cid  1903.  Ca  so  io  mal  reptado, 
BMlg,  tg 2d,  Por  ende  conséjovos  yo,  Patr,  390 0  m.  Da- 
gegen: e  yo  fincaré  en  Va  tenda.  Cid.  1470.  Ca  yo  non  lo 
sabia^  BDom,  73^.     Por  ende  y 0  propongo,  Roiz  2^2^ a, 

10.  Tritt  der  Hauptsatz  als  Nachsatz  auf,  so  ist  ein  sicheres 
Prinzip  nicht  vorhanden  ;  es  mufs  aber  hervorgehoben  werden,  dafs 
namendich  die  alte  Sprache  eine  sehr  bedeutende  Neigung  zur 
Inversion  bekundet;  freilich  sind  die  Fälle  der  regelmäfsigen  Kon- 
struktion ebenfalls  zahlreich. 

Cuando  vos  los  fueredes  ferir,  entraré  yo  del  otra  part. 
Cid  1696.  Ante  que,,,  entendió  él  que  ya  el  su  pleito  era 
librado,  Patr,  379 öu.  Pues,,^  padézcale  él  su  dolor,  Celest, 
240  u.  Vg\.  Alex.  HOT  ab;  BDom.  i^jd;  BMlg.  328^; 
LazarM,  79 ¿  48//  Cart,  Mar.  87,  87.  —  Dagegen: 
cuando.,,  él  fizo  un  art.  Cid  575.  Maguer,.,  él  non  lo 
entendie,  BDom.  284 r.  Wg\.  BMil.  205 0;  Celest,  ga,  16/ 
LazarM,  84  ¿,  17. 


DAS   SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  3I 

11.  Der  Nebensatz  unterliegt  keinen  andern  Bestimmungen 
als  der  Hauptsatz;  aber  auch  bei  ihm  muís  auf  die  aufserordent- 
liche  Hinneigung  zur  invertierten  Stellung  des  Subjekts  hingewiesen 
werden.  Diese  hat  nichts  Auffallendes,  wenn  sich  vor  Subjekt  und 
Verb  andere  Satzteile  einschieben,  die  überhaupt  (oben  5)  die 
Umstellung  begünstigen  (a) ,  oder  wenn  sie  sich  (oben  3  u.  4)  aus 
allgemeinen  Gesichtspunkten  ergibt  (b).  In  ihr  volles  Licht  tritt 
diese  Vorliebe  in  den  Fallen,  wo  eine  besondere  Veranlassung  von 
der  graden  Wortstellung  abzuweichen  nicht  vorzuliegen  scheint  (c). 

a.  Dix  oles  que  bien  podia  él  complir,,^  Roiz  359  0.  Votole 
á  Dios , ,  cue  otra  vez  que  venga  me  sepa  yo  entrar  en  una 
casa.  Lazar M,  87  a  u. 

b.  Respondióle  su  amo  .  .  que   comiese  él  cuando  se  le  anto-- 
jase  i    dafs  er  essen  möchte,    Quij,  /,  8  S.  29.     Por   cada 
hombre  que  pierdas  tú ,  podremos  perder  veinte  mil  nosotros, 
Cart,  Mar,  9,  220. 

c.  Indirekte  Frage.  Contôlis  . .  commo  lo  quitó  ella  de  su 
podestadia,  BMlg.  97  e.  Pregunto  si  estaré  yo  seguro  de  ser 
acometido,  Quij.  11^  48  S.  551.  Vgl.  Patr.  387  ¿,41/  388  0, 
46/;  CelesL  $2  a,  24;  Ò2b,  21. 

Relativsatz.   Con  aquestas  mys  dueñas  de  quien  so  yo  servida. 

Cid  270.     Figuras,    entre  las   cuales    conocia   él  á  la    reina 

Ginebra,    Quij,  11^    23  S.  439.     Los  estudios  á  que  quisiera 

yo    ver   aplicado  á   F/w.,   Ant.   Cart,   l.  54.    Vgl.   Cid  1935, 

2757;  BMlg,   \2\d\  Sà2b;  Roiz  419^;  Celest.  64^,29. 

Konjunktioneller  Nebensatz.  Vo  lo  veo  que  estades  vos 
en  y  da.  Cid  2^1.  Tal  consejo  que  se  falle  él  bien  dello,  Patr, 
Sg2  b  ob.  Digovos  que  es  él  tal  que  .  .  Amadis  16  a  ob.  Vgl. 
BDom,  656a/  Celest,  41  ¿,  27;  66  ¿,  21;  Lazar M,  800,37/". 

12.  Bei  dem  Imperativ,  wo  das  Pronominalsubjekt  heute  der 
Regel  nach  folgt,  steht  es  in  der  alten  Sprache  auch  häufig  vor 
demselben. 

Sennor,  tu  me  aparta,  BDom,  99  c,  Sennor^  tu  nos  defiende, 
Roiz  194^.  Wg\,BMlg,  485  r;  AUx.  toa;  io8f;  RPal. 
I22d, 

13.  Auch  der  zum  Partizip  und  Gerundium  tretende  Nomin. 
des  Personale  zeigt  sich  entgegen  dem  modernen  Gebrauch  in 
fi^herer  Zeit  häufig  vor  der  Verbalform. 

Yo  muerta,  Celest,  64 ¿  u.  Tú  partido^  Clareo  446 3  u. 
Él  muerto,  Quij,  I,  14  S.  58.  —  Hyo  /azienda  esto.  Cid,  3205. 
Ellos  asi  andando,  AppoL  203  a.  Yo  yendo  y  viniendo,  Celest, 
2'ja  ob. 

Notwendig  wird  die  Inversion,  wenn  vor  die  Verbalform  ein 
syntaktisch  eng  damit  verbundenes  Wort  gestellt  wird  :  déliant  estando 
vos.  Cid  3174,  3482. 


^2  E.    GESSNER, 

Auch  bei  dem  Gerundium  mît  m  kann  das  Subjekt  vorstehen. 

Quería  que  en  ¿i  se  partiendo  del  Rey  ^  quedassen  acerca 
del  algunas  notables  personas,  Luna  283,  21.  Vgl.  í«  esto 
estando  murió  el  Rey,  während  die  Sachen  so  standen» 
Juan  /,   \\2h  ob. 

14.  Dasselbe  gilt  von  dem  Infinitiv.  Auch  hier  trat  das  Sub- 
jekt früher  leicht  und  gern  voran. 

Serate  por  grant  yerro  tenido    Tu  entrar   en  tal  cena ,  yo 
fincar  desffamnido ,  BLaur.  67  ab.  Juzgareis  yo  decir  verdad, 
CelesL  42  ¿  ob.   Vgl.  BMlg,  73gaò;  Patr.  3720,  39;  Clareo 
447  ¿  u. 

Wenn  der  Infìnitiv  eine  Präposition  bei  sich  hat,  so  ist  altspan. 
die  Inversion  zwar  das  Überwiegende,  jedoch  ist  auch  voran- 
gestelltes Subjekt  keineswegs  selten. 

Por  tu  dormir,  damit  du  schlafest,  Alex,  445 ¿.  £^n  tú 
enviar  á  Senceba  mandado.  Calila  27  ¿  ob.  En  nosotros  los 
acometer^  FGon,  2gga,  Por  yo  ir  á  la  batalla,  Amadis  31a 
u.  Para  yo  dar ^  Celest,  450  u.  Sin  él  llamarle,  Pairan. 
151  fl  ob.  Sin  yo  pedilla^  Q^ij*  1%  14  S.  59.  Sin  yo  mere^ 
cerloy  ib.  II,  I  S.  332. 

15.  Was  endlich  die  Stellung  des  Subjekts,  falls  es  von  der 
Inversion  betroffen  wird,  in  den  periphrastischen  Zeiten  des  Verbs 
und  bei  dem  von  einem  Gerundium  oder  einem  Infinitiv  begleiteten 
verb.  fin.  betrifft,  so  herrscht  auch  hier  grofse  Freiheit,  indem  es 
bald  zwischen  Hilfsverb  und  Partizip,  Gerundium,  Infinitiv,  bald 
hinter  die  letzteren  tritt.  Sehr  vieles  hängt  dabei  von  dem  Ermessen 
des  Redenden  ab. 

a.  Periphrastische  Zeiten.     Subjekt  vor  dem  Partizip. 

Las  Jeridas  primeras  que  las  aya  yo  otorgadas.  Cid  1 709. 
Nunca  le  habiendo  yo  fecho  yerro  ^  Calila  28  a  m.  Pocas 
mataduras  has  tú  visto  en  la  barriga^  Celest,  \oa  ob.  Habién- 
dole  yo  vencido^  Qtiij*  //,  14  S.  387.  El  caso  fué  que  habia 
yo  concurrido    con  otros   amigos   á  un   encierro^   Cart,  Mar, 

7,  156. 

Subjekt  hinter  dem  Particip.    A  grant  priessa  sere  buscado 
yo.    Cid  2794.    Ya   me   has  dicho    tú   Quij,   II,  9   S.  366. 
Mucho  más  me  maravillo  de  que  les  haya  debido  yo  tan  poco, 
Ant,  Cart,  4,  59. 

Dieselbe  Freiheit  waltet  in  der  direkten  Frage.  Hos  tú 
visto  mas  valeroso  caballero?  Quij.  7,  10  S.  37.  Adonde 
has  tú  hallado  ,  .  ?  ib,  11,  9  S.  366.  Dagegen  :  donde  has  visto 
tú  ó  leido?  ib,  /,  10  S.  37.  He  sido  yo  su  enemigo  por 
ventura?  ib.  II,  16  S.  395. 

Heute  soll  in  der  Frage  das  Pron.  der  dritten  Person 
immer  hinter  das  Partidp  treten  (han  venido  ellos  ^    Vds?). 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPKONOMEN.  33 

Aber  Cervantes  sagt  unbedenklich  :  no  han  vuestras  mercedes 
leido?  Qutj.  /,  13  S.  49  neben  ha  comido  vuesa  merced?  ib. 
II,  23  S.  438. 

b.  Gerundium  mit  Hilfsverb.     Subjekt  vor  dem  Gerundium. 

Esioy  yo  penando  ^  CelesL  17  ¿  m.  Así  se  lo  estaba  yo 
diciendo  á  Nuño^  Cart,  Mar.   1 1,  95. 

Subjekt  hinter  dem  Gerundium.  Con  quién  está  hablando 
mi  señora^  Celest.  44  b  u.  Fué  rodando  su  amo  una  buena  pieza 
por  el  campo  Quij.  /,  4  S.  16. 

c.  Infinitiv  mit  Verb.  Subjekt  vor  dem  Infinitiv. 

Podiendo  yo  vedallo,  Cid  2967.     En  estas  tierras  me  quiero 

yo  morar,  Alex.  2ygd,    Hete  yo  de  servir^  hasme  tú  de  man' 

dar,  Celest.  24  ¿  m.    Eso  puedes  tú  decir  bien,    Quij.  II,  11 

s.  374. 

Subjekt  hinter  dem  Infinitiv.  Ovo  a  entenderlo  él,  BDom. 
509  e.  Non  podriemos  demostrarvos  nos  quanto,  BMlg,  2^2  d. 
Solo  por  esto  devo  yr  yo  con  lia  macana,  Alex,  349  </. 

B.  Objekt. 

Zunächst  einige  Bemerkungen  über  das  Zusammentreffen  von 
Dativ  und  Akkus,  und  über  die  Trennung  des  Personalobjekts  von 
seinem  Verb. 

I.  Wenn  sich  Dativ  und  Akkus,  des  persönlichen  Fürwortes 
zum  Prädikat  gesellen,  so  gilt  heute  Folgendes:  die  Pron.  der  i. 
und  2.  Person  stehen  immer  vor  denen  der  dritten  (me  la,  me  les)', 
in  den  Kombinationen  mit  se  geht  se  den  andern  Pronominalien 
voran  (se  me,  se  lo)',  trifft  die  i.  und  2.  Person  zusammen,  so  steht 
der  Akkus,  vor  dem  Dativ. 

Nur  die  beiden  letzten  Punkte  kommen  hier  in  Betracht. 

In  nicht  ganz  seltnen  Fällen  findet  man  se  ^  jedoch  nur  in 
Verbindimg  mit  me  und  ie,  an  zweiter  Stelle.  Diese  wohl  durch 
den  Wohlklang  herbeigeführte  Anordnung  scheint  jedoch  nur  statt- 
haft, wenn  das  Verb  folgt. 

No  te  se  puede  dar,  Celest.  33  0  ob.  No  te  se  puede  negar 
ni  contradecir  cualquier  venganza.  Alfar.  204a  ob.  Cómo 
tan  presto  te  se  mudan  los  colores?  Guer.  Civ,  534  ¿  u.  Vgl. 
Guer.  Civ.  $ggb  u.    Clemencia  S.  27,  71,  95,  152,  155,  180. 

Bei  Vereinigung  der  i.  und  2.  Person  trägt  die  ältere  Sprache 
kein  Bedenken  den  Dativ  gelegentlich  dem  Akkus,  voranzustellen, 
wenngleich  der  heutige  Gebrauch  auch  von  ihr  überwiegend  be- 
obachtet wird. 

El  rrey  por  su  merced  sueltas  me  vos  ha.  Cid  1400.  Yo 
su  siervo  te  me  ofrezco,  Enxpl.  527«  u.  No  quisiera  dárosme 
á  conoscer,  Amadis  14  ¿u.  Yg\.  BMlg.  488  r;  Appol,  too  e; 
Celest.   13^,  6. 

Z«itaobz.  Í.  xom.  PhU.  XVH.  \ 


34  £•   GBSSNERy 

Dativ  und  Akkus,  des  Pron.  gehören  auf  das  engste  zusammen, 
Trennung  durch  andre  Wörter  ist  nicht  erlaubt;  nur  ganz  ver- 
einzelt findet  sie  sich. 

No  me  hariades  tal  demesura  en  me  no  lo  decir  ^  Amadis 
238  <z  u. 

2.  Das  Gesetz,  dafs  die  tonlosen  Pronominalobjekte  in  un- 
mittelbarer Verbindung  mit  dem  Verb,  stehen  müssen,  gilt  auch 
für  die  spanische  Sprache  in  ihrer  gegenwärtigen  Gestalt.  Früher 
war  sie  daran  nicht  gebunden,  sondern  schob  unbedenklich  die 
verschiedensten  Satzteile  (Subjekt,  Objekt,  Vokativ,  Negation,  Adver- 
bialbesimmung,  präpositionelle  Kasus)  zwischen  Pron.  und  Zeitwort, 
wenn  letzteres  nachfolgte. 

Como  lo  el  conde  tenia  en  coraçon^  Patr,  3740  u.  Si  me 
Dios  remedio  no  pone,  Amadis  33^  ob.  La  merced  que  vos, 
Señora,  pido,  Amadis  37  ¿  ob.  Vido  que  la  no  podia  tomar, 
Guzman  699  b  m.  Por  esso  vos  la  do  que  la  bien  curiedes 
vos.  Cid  3196.  El  caballero  que  vos  esta  noche  habrá, 
Amadis  3¿  ob. 

Diese  altspan.  keineswegs  ungewöhnliche,  in  einzelnen  Denk- 
malen fast  mit  Vorliebe  gewählte  Wortstellung  erhält  sich  bis  tief 
in  das  15.  Jahrh.  hinein;  mit  dem  16.  aber  verschwindet  sie. 
Wenigstens  habe  ich  sie  in  den  von  mir  benutzten  Quellen  aus 
dieser  Zeit  nicht  mehr  beobachtet;  die  Celestina  hat  keinen  Fall 
der  Trennung  mehr;  sehr  stark  vertreten  jedoch  ist  sie  noch  im 
Amadis,  der  auch  in  diesem  Punkte  wieder  seine  oben  erwähnte 
Eigentümlichkeit  bekundet. 

3.  Was  nun  die  Stellung  der  unbetonten  Pronominalobjekte 
vor  oder  hinter  dem  Zeitwort  betrifft,  so  ist  diese  heutzutage  durch 
bestimmte,  immerhin  eine  gewisse  Freiheit  gestattende  Gesetze 
geregelt.  Dagegen  scheint  sich  aas  Altspan,  hier  auf  den  ersten 
Blick  mit  einer  beinahe  völligen  Ungebundenheit  zu  bewegen.  Um 
so  mehr  wird  es  zur  Notwendigkeit  den  Wegen  der  alten  Sprache 
nachzugehen,  um  zu  erkennen,  wie  und  wann  sich  die  gegen- 
wärtigen Bestimmungen  aus  dem  früheren  Schwanken  entwickelt 
haben.  Es  wird  sich  dabei  zugleich  zeigen,  dafs  es  auch  in  der 
älteren  Sprachperiode  nicht  an  jeder  Gesetzmäfsigkeit  gebrach. 
Bei  dieser  ziemlich  weitgreifenden  Untersuchung  empfiehlt  es  sich, 
mit  dem  einfachen  Tempus  zu  beginnen  und  daran  das  Erforder- 
liche über  die  zusammengesetzte  Zeit,  das  Gerundium  und  den 
Infinitiv  zu  knüpfen. 

L  Einfache  Zeit 

I.  Für  das  Altspan,  läfst  sich  folgende  allgemeine  Regel  auf- 
stellen : 

Steht  die  einfache  Zeit  an  der  Spitze  des  Hauptsatzes,  so  wird 
ihr    das  Pron.    angehängt  {a).     Gehen    ihr    im  Hauptsatze   andere 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  35 

Satzteile  voran,  so  steht  das  Pron.  überwiegend  vor,  jedoch  sehr 
häufig  auch  hinter  dem  Zeitwort  (ò).  In  Nebensätzen  nimmt  das 
Pron.  mit  im  ganzen  seltenen  Ausnahmen  seinen  Platz  vor  dem 
Verb.  (c). 

a.  Die  Stellung  des  Pron.  hinter  dem  Verb  fveyen  lo  los  de 
Alcocer,  Cid  580J  ist  in  diesem  Falle  nicht  nur  in  der  ersten  Zeit 
die  allgemein  beobachtete  Regel,  sondern  sie  bleibt  es  auch  ge- 
raume Zeit  hindurch.  Überall  waltet  sie  noch  bei  den  Schrift- 
stellern des  16.  Jahrh.  durchaus  ob.  Erst  in  der  zweiten  ELälfte 
desselben  und  im  Anfange  des  17.  fìnde  ich  in  meinen  Quellen 
vorangestelltes  Pron.  in  häufigeren  unzweifelhaften  Fällen  (a).  Aber 
auch  im  17.  Jahrh.  bleibt  Anhängung  noch  das  weitaus  allgemeinere 
Gesetz;  aus  Quij,  und  dem  noch  späteren  Criticón  vermag  ich  kein 
entgegenstehendes  Beispiel  anzuführen.  Häufiger  wird  dann  Vor- 
anstellimg  in  der  zweiten  Hälfte  dieses  Jahrh.  (j3),  und  die  Schrift- 
steller des  18.  entfernen  sich  kaum  noch  von  dem  modernen  Ge- 
brauch, der  die  Stellung  des  Pron.  vor  oder  hinter  dem  Verb  dem 
Belieben  anheim  gibt  und  besonders  durch  euphonische  Rück- 
sichten bestimmt  wird.  In  den  Cart,  Mar,  beobachtet  man  bei- 
spielsweise das  Pron.  vielleicht  ebenso  oft  vor  wie  hinter  dem 
Zeitwort 

a.  Tanto  mejor ^  dijo  Apolonio  :  te  hahias  de  alegrar,  Patran, 
145  ¿  m.  Todos  estos  Alabeces  Malignes  eran  parientes^  como 
ya  es  dicho  ;  se  juntaron  en  Vera ,  Guer,  Civ.  5 1 4  ¿  u. 
Conocilo  por  la  punta,  me  llegué  á  él  como  á  un  oráculo. 
Lazar L.  Ii8¿  ob.  Vgl.  Patran,  146a,  31;  Ctuer.  Civ.  55 10. 
47;  5910,  14;  59i¿,  28;  626^,  46;  LazarL,  1130,  12; 
12%  b,  8. 

ß,  Solis  Cart.  9,  i  ;  13,  31;  Ant.  Cart,  i,  130,  134; 
3*36,41;  4,  177»  185- 

Anmerkung.  An  alten  Beispielen  des  vorangestellten  Pron. 
fehlt  es  nicht  gänzlich.  Wenn  man  ihnen  auch  angesichts  der  so 
konsequent  gehandhabten  Nachstellung  mit  einigem  Mifstrauen  ent- 
gegentritt, so  verdienen  sie  doch  ihrer  Seltenheit  wegen  umsomehr 
angeführt  zu  werden.  In  der  Crónica  gen.  {Lemcke  /,  50)  liefst  man  : 
non  sé  consejo  en  el  mundo  que  faga.  Le  dixo  estonces  el  rey. . . . 
und  bei  Rios  V,  448  u.  :  el  peccado  de  mi  padre  me  comprende  :  me 
semeja  qne  rescüñré  aqui  martirio.  Ein  späteres  Beispiel  ist 
Amadis  203  a  ob.  {se  fué  d  dormir).  Ein  weiterer  Fall  würde  sich 
in  den  bei  Rios  III  abgedruckten  Reyes  Magos  Z.  17  bieten  {iré, 
lo  aoraré  et  pregaré  et  rogaré)  wenn  sich  hier  nicht  unwillkürlich 
die  Änderung  in  irélo  aorar  aufdrängte.  Überhaupt  wird  man  bei 
Beispielen  aus  älterer  Zeit  ein  Recht  zur  Vorsicht  haben,  sie  sind 
vielleicht  nicht  so  unverfänglich  wie  sie  scheinen.  So  wird  in  Clareo 
444 6  m.  {leida  la  carta  por  Clareo,  quedó  maravillado  y  la  color 
mudada  ;  se  comentó  de  abrasar . .)  mit  anderer  Interpun gierung  zu 
lesen  sein:  quedó  maravillado,  y  la  color  mudada  se  comenzó.,  ., 
und  Calila  406  u.  (di  tú:  me  viste  facer  esto  que  me  apones?  legt 
die  Änderung  in  :  di:  tú  me  viste . .  P  nahe. 


30  £.    GESSNER, 

Etwas  anders  gestaltet  sich  die  Sache,  wenn  der  Hauptsatz 
die  Funktion  des  Nachsatzes  übernimmt.  Da  er  in  diesem  Falle 
mit  dem  vorangehenden  Nebensatz  dem  Sinne  nach  untrennbar 
verbunden  ist,  so  kann  das  an  seiner  Spitze  stehende  Verb 
das  Recht  schlechtweg  das  erste  Wort  des  Satzes  zu  sein  nicht 
mehr  in  unbestrittener  Weise  aufrecht  erhalten,  und  so  geschieht 
es,  dafs  hier  sich  das  Pron.  seinen  Platz  vor  dem  Zeitwort 
leichter  und  früher  erkämpft.  Allerdings  ist  zunächst  das  suffigierte 
Pron.  in  dem  mit  dem  Verb  beginnenden  Nachsatz  die  allgemeine 
Regel  (im  Cid  ohne  Ausnahme),  und  so  bleibt  es  im  1 4.  u.  1 5.  Jahrh. 
Jedoch  läfst  es  sich  hin  und  wieder  schon  früh  vor  dem  Verb 
antreffen;  aber  erst  mit  dem  16.  Jahr,  mehren  sich  die  Beispiele, 
obgleich  auch  in  diesem  Anhängung  noch  die  allgemeine  Sitte  ist. 
Dann  nimmt  die  Gewohnheit  dem  Pron.  die  erste  Stelle  einzu- 
räumen immer  mehr  überhand;  schon  im  Quij  erscheint  sie  als 
vorherrschend,  um  es  fortan  zu  bleiben.  Die  Freiheit  das  Pron. 
an  das  Verb  zu  hängen  hat  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag 
erhalten. 

Nur  Beispiele  aus  früher  Zeit  haben  hier  Interesse. 
Quando  lo  oyó  el  enemigo  ^  Nos  echó  de  par  ay  so  ^  ^Egipcf^^T^, 
Si  culpado  es ,  se  cumplirá  eras  la  justicia ,  Pair.  4 1 5  ¿  u. 
Porque  fué  de  buen  acuerdo  y  se  fizo  atormentar  asi^  Calila 
50 ¿  m.  V^,  FGon.  \2\c\  RPaL  748 r,  858^.  Häufiger 
dann  in  Celest,  u.  LazarM,  —  Moderne  Fälle  des  an- 
gehängten Pron.:  Si  era  el  escarmentado  de  los  que  llevaban 
charretera  de  plata,  habíale  contestado ,,  y  Clemencia  S.  10  u. 
Aunque  él  aseguraba  no  haber  encontrado  la  suya,  entreteníase 
con  las  demás  esperando^  FOro  S,  167  u. 

b.  Dem  Verb  des  Hauptsatzes  können  die  verschiedensten 
Satzteile  vorangestellt  werden. 

a.  Die  vor  das  Prädikat  tretende  beiordnende  Konjunktion 
übt  nur  geringen  Einñufs  auf  die  Konstruktion  aus.  In  der  ältesten 
Zeit  hebt  sie  die  Suffigierung  des  Pron.  nur  selten  auf;  noch  im 
16.  Jahrh.  und  selbst  im  Quij,  ist  angehängtes  Pron.  der  häufigere 
Gebrauch.  Nur  die  Partikel  ca  verrät  schon  in  den  frühesten  Denk- 
malen die  Neigung  das  Fürwort  an  sich  zu  ziehen. 

Ma^  (aber)  cambiólo  ayna  Dios  en  meior  estado  y  BDom, 
2 15  f.  Pero  diceme  que  lo  non  sepa  home  del  mundo  y  Pair, 
402 ¿  m.  Por  ende  ruegovos y  ib.  372b  u.  Dagegen:  por 
ende  vos  digo,  ib.  ¿^20  a  m.  Non  se  debe  celar  ninguna  cosa 
de  la  verdaty  antes  la  debe  descobrir  aquel.  Calila  35  0  u. 

Ca.  Ca  la  tengo  por  heredad,  C/i/ 1472.  Vgl.  C/i/2940; 
BMil.  392 ¿;  Patr,  395 ¿,  52.  Dagegen:  ca  crece  vos  y 
ondray  Cid  3413.    Vgl.  BDom.   iggb. 

ß.  Nicht  genau  auf  derselben  Linie  steht  die  Konjunktion 
„und'';  denn  bei  dieser  kann  es  sich  leicht  ereignen,  dafs  gewisse 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  37 

Bestandteile  des  ersten  Satzes  auch  in  den  und  -  Satz  gehören,  wo- 
durch (vgl.  unten  rf)  die  Voranstellung  des  Pron.  natürlicher  wird. 
Ist  dies  nicht  der  Fall  und  kann  der  und -Satz  volle  Selbständig- 
keit für  sich  in  Anspruch  nehmen,  so  ist  nach  dem  unter  a 
Gesagten  Enklise  nicht  auffallend  und  in  der  That  ist  diese  bis 
in  das  i6.  Jahrh.  und  selbst  in  Qutj.  noch  sehr  überwiegend  (aa). 
Aber  so  grofs  ist  altspan.  die  Neigung  das  Pron.  dem  Verb  an- 
zufügen ,  dafs  selbst  da ,  wo  das  Subjekt  oder  ein  andrer  Satzteil 
aus  dem  Vorhergehenden  in  den  mit  „und"  verbundenen  Satz 
hinûberzunehmen  ist,  das  angehängte  Pron.  der  allgemeine  und 
lange  überwiegend  gewahrte  Brauch  bleibt  {ßß). 

aa.  Ellos  vos  las  piden  e  mando  vos  lo  yo,  Cid  2078. 
Dijeron  que  non  era  bien  et  mándete  y  0  sobir,  Patr.  ^T2a  m. 
V  mandole  yo,  Quij,  /,  7  S.  26.  Calló  y  aplaudióse  á  si 
mismo.  Cart.  Mar.  10,67.  Vgl.  Oi/ 1050;  BDom.  6570; 
Alex.  28  d,  256  ¿;  J^oiz  34  0;  Lazar  M .  80  í7,  47.  Aber 
auch  :  ê  le  dio  et  rey  Don  Alfonso  estonces  cavallos ,  Cron. 
gen.  bei  Lemcke  /,  50,  He  fablado  Con  aquestos  contadores  e 
me  han  asegurado , ,,  RPal.  4^y  ab. 

ßß.  Fo  esto  mando  e  dolo  por  sentencia,  BMlg.  208 â. 
Otros  privados  de  aquel  rey  habian  del  muy  grant  envidia  et 
trabajábanse . . ,  Pátr.  369  b  u.  El  Rey  se  partió  della  y 
fuese  al  rey  Perion,  Amadis  30  u.  El  hombre  bueno  lloraba 
y  besábale  muchas  veces,  ib.  15  ¿  ob.  Aber  auch:  tií  le  honraste 
é  le  privaste  é  le  f eciste  tu  igual,  Calila  iba  va.  Ella  vino 
¿  me  comió,  Enxpl.  453  0  m. 

y.  Die  sich  zum  Verb  gesellende  Negation  no  (ni)  zieht  das 
Pronominalobjekt  mit  fast  absoluter  Sicherheit  an  sich  (non  lo  desafié 
nil  torné  enemistad.  Cid  965/  Freilich  fehlen  selbst  hier  die  Aus- 
nahmen nicht  durchaus. 

Nengun  omne  non  ose  murmurar  contra  los  sacramentos  de 
la  santa  fée:  nin  cuídelo  en  su  corazón  ni  lo  diga  por  la 
boca,  Eluzgo  lyj  b  m.  De  noche  no  dejábanme  de  venir  á 
ver  y  á  preguntar.  Lazar  Inc.  106  ¿  m.  No  digolo  por  el 
mio,  Chrestom,  S.  97  m. 

ò.  Dagegen  gestatten  andre  an  die  Spitze  gestellte  Satzteile 
dem  Pronominalobjekt  im  Altspan,  eine  fast  unbeschränkte  Freiheit 
vor  oder  hinter  das  Zeitwort  zu  treten.  Die  heute  von  der  Grammatik 
vorgeschriebne  Stellung  vor  dem  Zeitwort  (su  padre  me  lo  dijo) 
muís  zwar  für  die  alte  Sprache  schon  als  die  üblichere  angesehen 
werden;  jedoch  wird  davon  wieder  in  so  unzähligen  Fällen  ab- 
gewichen, dafs  von  festen  Gesetzen  nicht  wohl  geredet  werden 
kann.  Nur  allmählich  gibt  sich  die  Entwicklung  im  Sinne  der 
modernen  Praxis  in  klarer  Weise  zu  erkennen.  Im  16.  Jahrh.  zeigt 
sich  das  vorantretende  Pron.  zwar  schon  als  die  unzweifelhafte 
Regel,  indes   ist  daneben  die  Suffigierung  noch  keineswegs  unge- 


^S  B.   GESSNER, 

wohnlich.  Im  weiteren  Verlaufe  tritt  diese  dann  natürlich  immer 
mehr  zurück,  ohne  jedoch  bis  auf  den  heutigen  Tag  ganz  zu  ver- 
schwinden. Der  Schriftsteller  greift  zu  ihr  aus  Gründen  des  Wohl- 
klanges oder  wenn  nach  längeren  vorangehenden  Satzbestimmungen 
oder  Sätzen  das  Verb  schärfer  hervortritt  oder  selbständiger  hin- 
gestellt werden  soll. 

Ei  rey  púsolo  en  su  corazón^  Pair,  370  a  ob.  Luego  fuese 
para  las  aves,  ib,  376 ¿  ob.  Algunas  vegadas  acaésceme  de 
esiar  ian  afincado  de  pobreza ,  ib,  378  ¿  m.  u.  s.  w.  —  Spätere 
Beispiele:  el  labrador ,  qtie  vio,,,,  túvose  por  muer f o,  Quij, 
/^  4  S.  13.  Fo  rióme  de  su  llanto.  Criticón  433 ¿  ob.  Con 
un  ian  impensado  incidente  alteraron  se  mucho  las  cosas,  ib, 
30  0  ob.  El  bellacon  del  Señor  co -Episcopo,  haviendo  fin- 
gido que  su  Gerundio  era  de  Campazas,  púsole  á  la  Escuela 
de  Villa-Ornate,  FGerd,  11,  241  m.  Por  entre  tantos  sustos 
fiase  en  su  fortuna ,  Cart,  Mar,  9,  188.  La  puerta  de  la 
sala  abrióse,  Amalia  7,  19.  Pedro  hizole  entrar  por  el  portón, 
ib,  1,  26.  En  seguida  volvióse  á  sus  habitaciones,  ib,  /»  31  u. 
überhaupt  nicht  ungewöhnlich  in  diesem  amerikanischen 
Roman.  En  su  sueño  parecíale  escuchar  lamentos,  FOro 
S.  147  ob.  Con  esta  dominación  y  sober ania  dirigióse  á  la 
Sacra  Imperial  Magestad,  Castelar',  España  Moderna, 

s.  Wie  verhält  es  sich  mit  dem  an  der  Spitze  des  Satzes 
stehenden  und  nachher  durch  das  Personale  wieder  aufgenommenen 
Objekt?  Die  Sprache  bleibt  hier  ihren  sonstigen  Prinzipien  im  all- 
gemeinen treu. 

Dadurch,  dafs  das  an  den  Beginn  des  Satzes  gestellte  Objekt 
später  beim  Prädikat  noch  einmal  scharf  zum  Ausdruck  kommt, 
löst  es  sich  aus  der  strengen  syntaktischen  Fügung,  es  tritt  so  zu 
sagen  aus  dieser  heraus  und  der  Satz  beginnt  in  gewissem  Sinne 
erst  mit  dem  sich  daran  schliefsenden  Worte.  Ist  dieses  nun  das 
Prädikat,  so  wird  sich  nach  dem  unter  i  a  Gesagten  für  das  wieder 
auñiehmende  Personale  die  Stellung  hinter  dem  Verb  als  die 
natürliche  und  notwendige  ergeben.  So  ist  es  in  Wirklichkeit  In 
den  frühesten  Denkmalen  ist  dies  die  fast  uneingeschränkt  geltende 
Regel.  Erst  mit  dem  1 6.  Jahrh.  werden  die  Abweichungen  häufiger, 
und  von  da  an  bricht  sich  der  spätere  Gebrauch  das  Pron.  dem 
Verb  voranzustellen  inmier  mehr  Bahn;  schon  im  Quij,  ist  er  das 
unverkennbare  Gesetz  (aa). 

Nicht  ganz  so  liegt  die  Sache,  wenn  an  das  durch  das  Pron. 
wiederholte  Objekt  das  Prädikat  sich  zwar  unmittelbar  anschliefst, 
wenn  aber  das  Objekt  selber  nicht  die  erste  Stelle  einnimmt, 
sondern  wieder  andre  Satzglieder  vor  sich  dulden  mufs.  Da  das 
Zeitwort  in  diesem  Falle  seinen  Anspruch  auf  die  erste  Stelle  des 
Satzes  verliert,  so  würde  sich  (nach  b  d)  die  Stellung  des  Pron.  vor 
dem  Verb  als  die  natürlichere  ergeben;  aber  auii^llenderweise 
zeigt    hier    die    alte  Sprache    die    sehr    entschiedene   Neigung    zu 


DAS   SPANISCHB  PERSONALPRONOMEN.  39 

suffigieren.  Wie  es  scheint,  behält  das  unmittelbar  hinter  dem 
Objekt  scharf  einsetzende  Verb  für  das  Empfinden  eine  so  prägn- 
ante Geltung,  dafs  die  vor  dem  Objekt  befindliche  Satzbestimmung 
dagegen  bedeutungslos  bleibt  (ßß). 

Sehr  leicht  geschieht  es  endlich,  dafs  sich  zwischen  Objekt 
und  Prädikat  andre  Wörter  einfügen.  Dann  erscheint  das  Pronominal- 
objekt, wie  zu  erwarten,  in  der  ganz  überwiegenden  Zahl  der  Fälle 
vor  dem  Zeitwort.  £s  ist  dabei  ohne  Belang,  ob  das  Objekt  an 
erster  Stelle  steht  oder  andre  Bestimmungen  vor  sich  hat.  Wenn 
sich  das  Pron.  zuweilen  dem  Verb  angehängt  findet,  so  erklärt 
sich  das  aus  der  erwähnten  Neigung  des  Altspan.,  auch  innerhalb 
des  Satzes  dasselbe  dem  Zeitwort  nachfolgen  zu  lassen.  Im  übrigen 
sind  die  Fälle  der  Anhängung  nur  auf  alte  Denkmale  beschränkt, 
später  würden  sie  wohl  kaum  oder  nur  höchst  spärlich  anzutreffen 
sein  (yy). 

Über  die  Stellung  des  wiederaufnehmenden  Pron.  in  Neben- 
sätzen vgl.  unter  c, 

aa,  A  Mynqya  Alhar fanez  mataron  le  el  cavallo ,  Cid  744. 
Su  muger  e  sus  fijas  subiólas  al  alcaçar,  ib.  1644.  Vgl. 
BDom,  lib,  12  e;  BMlg,  149^,  1760;  Alex.  208 </;  AppoL 
lyic;  Pa/r,  388(1,  35;  Potz  146^;  Amadis  8a  m.  (á  otros 
donceles  mandólos  meter  en  un  corral);  Celest.l^b,  32;  Lazar  M. 
863,  20.  —  Dagegen  :  al  conde  le  plogo  de  lo  que  Patronio 
le  dijo  i  Pair,  377a  m.  Esto  que  ws  agora  digo,  lo  diré 
yo,.,  ib,  375 3  u.  Selten  im  Altspan. 

Anmerkung.  Todo»  todos  zieht  jedoch  das  Pron.  ganz  all- 
gemein an  sich;  todo  te  lo  dará,  BMlg,  803^.  Vgl.  Cid  ^22,  2164; 
AUx,  5036;  Rout  443  </;  Celest.  19  a,  40.  —  Aach  esto  übt  leicht 
diesen  Einflufs:  esto  lo  vieron  todos  ^  BMlg.  ^2^  a.  Estote  lo  digo. 
Calila  62  fl  u.     Aber  esto  sélo  de  plan,  BMlg,  y62c. 

ßß,  Martin  Antolinez,  el  Burgales  complido,  A  my  o  Cid  e 
a  los  suyos  abástales  de  pan  e  de  vino.  Cid  65.  Por  la 
envidia  Cain  a  su  hermano  Abel  Matólo,  Roiz  271.  Vgl. 
Cid  260,  159,  368,  2408,  2888;  BMlg,  2400^,  275 ¿:; 
Alex,  gyòbc;  AppoL  162 ab;  Roiz  2^2  a,  594 3,  601a. 

YY'  Brächet  a  my  o  Cid  la  manol  va  besar.  Cid  174.  Esta 
adivinanza  por  nada  la  tenien,  BDom,  2 85  3.  Vgl.  Cid  872, 
2402;  BMlg.  i%bc,  i^g cd;  Alex,  ^42  b;  Appol,  200 d; 
Roiz  1 86 a;  EnxpL  448a,  25/;  RPal,  17  r,  29^;  Celest, 
ita,  gf;  ^Sb,  18/.  —  Dagegen:  A  myo  Cid  el  que  en 
buen  ora  nasco  ^  Dentro  a  Valencia  lievan  le  el  mandado. 
Cid  1560.    Vgl.    BMlg.  ^g2ab;   Roiz   2'j^a;    Calila   35 ¿, 

Ç,.  Eingeschaltete  Sätze,  die  den  Redenden  zu  erkennen  geben, 
zeigen  durch  alle  Jahrhunderte  das  vorangestellte  Pron.  als  die 
allgemein  übliche,  aber  nicht  notwendige  Konstruktion. 


40  E.   GESSNER, 

Dios  te  salve,  le  dixo ^  luego  de  la  primera^  AppoL  122 e, 
—  Beispiele  des  angehängten  Pron. :  amigo,  dissol,  sepas 
que  so  de  it  pagada,  BMlg,  àia,  u.  so  in  Ber  ceo  beinahe 
ständiger  Gebrauch  mit  seltnen  Abweichungen  (309  c).  Vgl. 
Alex,  212  a;  Roiz  928 i/;  Criticón  433 ¿  ob.;  Cart,  Mar, 
7,  151,  169  u.  hier  öfter,   z.B.  27,  32;  34,  loo;  55,  18; 

57>  27. 
c.  Im  Nebensatz  ist  Voranstellung  des  Pronominalobjekts  auch 
in  der  alten  Sprache  die  schlechtweg  herrschende  Regel.  Aus- 
nahmen kommen  allerdings  vor  und  zwar  bis  auf  den  heutigen 
Tag  (a),  doch  sind  sie  immer  spärlich.  Am  erklärlichsten  ist 
nachstehendes  Pron.  dann,  wenn  zwischen  das  den  Nebensatz  kenn- 
zeichnende Wort  (Konjunktion,  Relativ)  und  das  Prädikat  sich 
andre  Satzteile  oder  ganze  Sätze  eindrängen,  wodurch  das  Gefühl 
für  die  Unterordnung  in  einem  gewissen  Grade  abgeschwächt 
erscheinen  kann  (j9).  Ungleich  seltner  ist  diese  Konstruktion,  wenn 
sich  das  Verb  dem  subordinierenden  Worte  unmittelbar  anschliefst  (y). 
Auch  in  einem  zweiten  mittels  „und''  angeschlossenen  Nebensatz 
kann  Nachstellung  des  Pron.  vorkommen  und  dies  um  so  leichter, 
als  ein  solcher  von  dem  Sprechenden  leicht  als  ein  selbständiger 
gedacht  sein  kann  (d).  Ebenso  in  einem  asyndetisch  angefügten 
Nebensatz  (£).  Die  so  beliebte  Auslassung  der  subordinierenden 
Satzpartikel  que  beeinträchtigt  die  übliche  Stellung  des  Pron.  vor 
dem  Zeitwort  nicht  (g). 

a,  Rosas  acababa  de  dar  un  paseo  por  la  habitación,  cuando 
de  repente  paróse ,  Amalia  I,  82,  . ,  .en  las  cuales  velase  bien 
clara  la  natural  aserción,  Castelar  in  España  Moderna. 

ß.  Dezid  le  al  Campeador^  Que  destas  siete  semanas  adobes 
(adobe  se)  con  sus  vassallos,  Cid  2969.  Acaesció  un  dia  que 
por  facer  placer  á  los  moros,  dijoles  . .  Pcär,  400  a  m.  Entróse 
por  ellos,  á  do  viendo  al  bañador  lo  qtie  hacia,  púsose  en  ayudarle. 
Pairan,  146  a  u.  Vgl.  Cid  1250/  Enxpl,  458  0,  50/  Gatos 
551a»  3Ï.  Calila  ^2  a,  \f;  Lazar  Ine,  94  a,  59/  Celesta 
65  ¿,  26/;  Clareo  437a,  5/;  Selva  477  ¿,  30//  503  a, 
11/  Alfar,  202  a,   11  f 

y.  Quando  salie  le  el  sol  (bei  Janer  fehlt  l¿).  Cid  2112. 
Asi  que  decíanle  los  otros  vestiglos^  Calila  ÒJ  b  ob. 

d.  Una  bondat  Que  li  valió  en  cabo  e  dioli  salvedat,  BMlg, 
144^.  Ansi  que  venieron  é  metiéronse  todos  so  la  gallina. 
Gatos  554  ¿  m.  Sabrás  que  ella  ,  .  estaba  presa  de  mi  amor 
y  envióme  á  decir  que  la  visitase,  Celes t,  68a  m.  Vgl.  Gd 
1573  Î  Patr,^ooa,  22 f\  Calila  17^,9;  Lazarinc  lOOa,  7; 
Selva  5030,  14/";  Criticón  2*]  b,  11  f 

6,  Oraba  .  .  Que  los  refiriesse,  çerraseles  el  camino,  BDom, 
7  7  r.  Tanto  pudió  bullir  el  sotil  aversario ,  Que  corrompió 
al  monge,  fizólo  fornicario^  BMlg.  y  S  cd.  Vgl.  BDom.  305  r, 
7Ò2d. 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  4I 

g.  El  conde  le  rogó  le  dijiese  cómo  fuera  aquello ,  Pair. 
371  ¿  ob.  Roguéle  me  volviese  aquellos  cartapacios,  Quij.  I,  9 
S.  34.  Para  el  sugeio  á  quien  has  encargado  las  dirija  á 
Ben-Beley^  Cari,  Mar,  33,  45. 

Was  die  Wiederaufnahme  eines  im  Nebensatze  befindlichen 
Objekts  angeht,  so  ist,  wie  ganz  allgemein  im  Nebensatze,  das  dem 
Verb  vorangestellte  Pron.  der  gewöhnliche  Gebrauch.  Jedoch 
fehlen  auch  hier  die  entgegenstehenden  Fälle  nicht,  besonders  wenn 
Objekt  und  Prädikat  durch  längere  Einschiebungen  getrennt    sind. 

Commo  al  ermiianno  gelo  mandó  criar,  BMlg,  565  ¿. 
Como  yo  este  oficio  le  hubiese  mamado  en  la  leche.  Lazar  M. 
85  ¿  m.  Vgl.  Cid,  222y,  Patr.  371  ¿7,  21/  Calila  62  a^  8/. 
—  Dagegen  auch  :  al  rey  de  Valencia  enhiaron  con  mensaie^ 
Que  a  uno  que  dizien  myo  Çid  Rruy  Diaz  de  Bivar  Ayrólo 
el  r rey  Alfonsso,  Cid  02*]  /".   Vgl.  Calila  170,  34/;  39 0,  14/. 

2.  Das  Futurum  und  das  Imperi.  Fut.  (Konditionale)  unterliegt 
zwar  durchaus  den  bisher  erörterten  Gesetzen,  jedoch  spielt  hier 
die  Zerlegbarkeit  dieser  Zeiten  in  ihre  beiden  Bestandteile,  Infinitiv 
und  Hilfsverb,  eine  wichtige  und  interessante  Rolle. 

Es  ist  ein  eigentümlicher  Zug  der  span.  Sprache,  dafs  sie 
Anlehnung  des  Pronominalobjekts  an  diese  Tempora  nicht  liebt. 
Wenn  nun  nach  den  syntaktischen  Gesetzen  des  Altspan,  das  Für- 
wort nicht  vor  das  Verb,  treten  durfte,  sondern  diesem  angeschlossen 
werden  mufste,  so  bot  sich  in  der  Zerlegung  des  Futurs  ein  leichtes 
Mittel  dies  zu  erreichen,  indem  das  Pron,  an  den  Inñn.  gefügt 
wurde  {hacerlo  he  =  harélo ,  lo  harì).  Die  Beobachtung  lehrt  nun, 
dafs  in  den  ersten  Jahrh.  die  Zerlegung  zum  Behufe  der  Sufñgier- 
ung  bei  dem  Futurum,  wenn  es  am  Anfange  des  Hauptsatzes  oder 
eines  zweiten  mit  „und"  angeschlossenen  Satzes  stand,  ebenso  die 
allgemeine  Regel  war  wie  die  Anhängung  des  Pron.  an  die  übrigen 
einfachen  Zeiten  des  Verbs  (a).  In  Betreff  des  innerhalb  des 
Hauptsatzes  oder  im  abhängigen  Satze  stehenden  Futurs  gilt  eben- 
falls das  über  das  einfache  Tempus  Bemerkte  :  Zerlegung  im  Satze 
ist,  wenn  auch  das  weit  Seltnere,  doch  nicht  eben  ungewöhnlich; 
im  Nebensatze  dagegen  erscheint  sie  nicht  häufig  (ß), 

a,  Hauptsatz.  Conbidar  le  yen  de  grado  ^  tnas  ninguno 
non  osava,  Cid  2 1 .  Saberlo  heis^  cuando  menester  será,  Amadis 
5  am.  Vgl.  Cid  g2,  133/  BDom,  143  ¿;  AppoL  87  0;  Roiz 
20'jd;  Pulg,  Letr,  9,  23;  Celesi,  ta,  15/   io¿,  io. 

Nachsatz.  Si  yo  algún  dia  visquier,  servos  han  doblados. 
Cid  251.  Vgl.  BMlg,  248  (/;  AppoL  ^gd;  Patr,  373  0,  38; 
Amadis  70,  3/  jb,  10;  Celest,  9^7,  25/   ly  b,  52. 

Und -Satz.  Nos  con  vusco  la  veneremos  e  valer  nos  ha  el 
Criador,  Cid  2330.  Vgl.  Alex,  74 0;  Roiz  835 </,  gjàd; 
Calila  2^a,  21;  Pulg.  Letr,  2,  67;  Celest.  gb,  40/  240,  14. 


42  E.   GESSNBR, 

ß.  Hauptsatz.  De  ¡os  otros  quinientos  dezir  vos  he  que 
faze,  Cid  1423.  Muchas  cosas  juntadas  facerte  han  aiuda^ 
Roiz  490  ¿.  Por  cierto  seguirse  hia  de  aqui  un  terrible  daño^ 
Guzman  àgSa  u.  Vgl.  Cid,  1641,  1768  (oft  in  Cid);  BMìg. 
644 fl¿;  A/ex,  SjSc;  Appai,  i^Sò;  Pair,  376 <7,  24;  Calila 
16 ¿,21/  PPa/,  506  ¿;  Ce/est,  (selten)  160,44/;  25  ¿,  io; 
72  ^  38- 

Nebensatz.  Martin  Antolinez  et  pleyto  a  parado^  Que  sobre 
aquetas  archas  dar  le  yen  seis  cientos  marcos^  Cid  i  tof.  Son 
tantas  las  tus  malas  tachas,  que  si  el  rey  las  sopiere^  mandar 
te  hia  echar  de  su  corte ,  Calila  39  0  u.  Vgl.  Cid  1250/ 
BMlg,  494  </;  Alex.   I50r,  2202  d;  Calila  49  a,  16. 

Was  die  weitere  geschichtliche  Entwicklung  betrifft,  so  weist 
das  16.  Jahrh.  Beispiele  der  Zerlegung  noch  zahlreich  genug  auf; 
doch  werden  sie,  namentlich  innerhalb  des  Satzes  und  im  ab- 
hängigen Satz  immer  seltner  (y).  Auch  in  der  ersten  Hälfte  des 
17.  Jahrh.  kommt  sie  noch  vor,  aber  wohl  nur  noch,  wenn  das 
Futurum  an  der  Spitze  eines  Hauptsatzes  steht.  Nicht  gerade  in 
bedeutender  Anzahl  im  Quij,  (rf);  häufiger  in  dem  noch  etwas 
späteren  Criticón,  der  in  diesem  Falle  die  Scheidung  fast 
regelmäfsig  zeigt  (f).  Mit  der  Mitte  des  17.  Jahrh.  kann  die  Zer- 
legungsfahigkeit  des  Fut.  wohl  als  erloschen  betrachtet  werden. 

y.  De  otra  manera  loaros  han  unos  de  justo,  y  notaros 
han  otros  de  mal  criado^  Guev,  Ep,  14,  10 1/.  Asi  que^  si 
os  parece  y  holgáis  dello,  enviarles  he  á  pedir  licencia.  Selva 
500  a  m.  Vgl.  Guev,  Ep,  51,  135/;  Pairan,  144  ¿,  24/ 
Alfar,  430  0,  21  f 

ó.  Ven,  ayudarte  he  á  subir  donde  dices,  Quij,  II,  14 
S.  39 1 .  Tomaros  he  yo  ,  ,  y  amarraros  he  á  un  árbol,  II,  35 
497.  Dime  con  quién  andas,  decirte  he  quién  eres^  II,  10 
S.  369. 

í.  Mira  tu  quales  serán  estos,  verlos  has,  experimentarlos 
has  y  dir  asmelo  algún  dia.  Criticón  2^b,  2Sf  Vgl.  26  a,  13; 
48a,   I. 

Trotz  der  Abneigung  dem  Fut.  das  Pronominalobjekt  anzu- 
hängen mufs  doch  konstatiert  werden,  dafs  solche  Fälle  sich  nicht 
eben  in  unbeträchtlicher  Anzahl  vorfinden;  sie  lassen  sich  durch 
alle  Perioden  der  Sprache  bis  auf  den  heutigen  Tag  verfolgen  (Ç). 

g.  Dexaré  vos  las  posadas,  non  las  quiero  contar.  Cid  13  io. 
Las  tórtolas  que  mandó  para  hoy  guardar,  direte  que  hedian. 
Celes  t.  390  u.  Pensar éislo  bien  si  tenéis  la  cabeza  para  ana" 
tisis.  Comp,  joc,  301.  La  multiplicidad  de  las  puertas,., 
causar  ale  por  el  pronto  alguna  confusión,  Chrestom.  1 34.  Vgl. 
Cid  1453;  BMil,  qob;  AOnc.  969  ¿;  Pulg,  Letr,  2,42; 
Alfar.  2^8  b,  33;  Solis  Cart,  4»  52/  Cart,  Mar,  18,  28; 
21,49. 


DAS   SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN  43 

3.  Imperativ.  Für  den  Imperati v  gelten  die  für  das  einfache 
Tempus  mafsgebenden  Bestimmungen.  Von  besonderer  Wichtig- 
keit ist  hier  nur  der  früher  sehr  häufige  Fall ,  dafs  ihm  andere 
Satzteile  vorangehen. 

Suffigierung  ist  das  ganz  allgemeine,  selten  verletzte  Gesetz, 
wenn  der  Imperativ  am  Anfange  des  Hauptsatzes  (Nachsatzes) 
steht  (a) ,  nach  koordinierenden  Konjunktionen  (Ò)  und  bei  einem 
zweiten  mittels  „und"  angeschlossenen  Imperativ  (c), 

a,  Levaldas  y  Rr achei  e  Vidas  ^  poned  las  en  vuestro  salvo^ 
Cid  167.1 

b,  Mas  dame  fiador  que  sea  segurado,  BMlg.  64 1  c.  Por 
ende  dame  licencia^  Celes t»  ^2 a  ob.  Dagegen:  por  ende  le 
castiga,  non  dexes  lo  que  pides,  Roiz  459  ¿i. 

c,  Brendel  las  archas  e  meted  las  en  vuestro  salvo\  Cid  119. 
Levadlo  e  desidie,  Roiz  102  d.  Toma  y  vuélvela  luego ^ 
Lazar M,  8 1  ¿  ob.  Dagegen  :  yd  e  me  ponet  real  Allá  en 
puente  de  Pinos ^  AOnc.  2*]  cd.  Por  amor  de  Dios^  te  despojes 
.  .y  me  da  algún  remedio^  Celest,  45a  m. 

Treten  dagegen  andre  Wörter  vor  den  Imperativ,  so  behält 
das  Gesetz ,  dafs  dem  Prädikat  vorangeschickte  Satzbestimmungen 
überwiegend  die  proklitische  Stellung  des  Pron.  herbeiführen, 
auch  für  ihn  seine  Geltung  und  erzeugt  bis  in  späte  Zeit  einen 
in  hohem  Grade  wechselnden  und  willkürlichen  Gebrauch,  indem 
das  Fürwort  bald  nachfolgt,  bald  vorangeht. 

Vorangehender  Nomin.  des  Personalpron.  Tu  dale  tus 
altezas^  Alex,  370  0.  Vos  decidme  et  consejadme^  Pair,  369  ¿  m. 
Vos  traedme  veinte  doblas ,  RPaL  32 2 ¿  Tú  tórnate  con  su 
misma  razón  y  Celest,  2^  a  ob.  Vosotros  contagios  quitáosme 
de  delante,  Criticón  ^20 a  u.  —  Dagegen:  Tu  me  gana  la 
lumne,  BDom,  576 f.  Tu  me  guia  en  ello,  BMlg.  ^td, 
Sennor ,  tu  nos  defiende  ^  RPaL  384  0.  Tú  que  puedes  me 
acorre^  Celest.  tob  ob.  In  der  alten  Sprache  vorangestelltes 
Pron.  wohl  überwiegend. 

Andere  Satzglieder.  Por  mi  besolde  la  mano^  Cid  1275. 
Algun  conscio  danos,  BDom.  360  </.  Cr  as  al  suenno  primero^ 
la  gente  aquedada,  Furiate  de  tus  omnes,  BMlg,  y^obc.  De 
mi  consejo  tórnate  á  la  cámara^  Celest»  16  a  u.  Aora  dime. 
Criticón  57  <?  ob.  —  Dagegen:  bien  las  abastad.  Cid  259. 
Quando  fuere  passado,  luego  me  soler  rat,  BDom,  496  a.  Si 
amar  quieres  duenna,    del  vino    bien  te  guarda,    Roiz  5I9</. 


^  Als  Abweichung   kann    es  angesehen  werden,    wenn    zuweilen    nach 

einem  Vokativ    das   Fürwort    vor  den   Imperativ    tritt.     Nachstellung   ist   in 

diesem  Falle  natürlich    die   Regel  (Abbat,  deùdles  que  prendan  el  rrastro. 
Cid  398;. 

Santa  Maria  sennora,  me  val,  FGon,  369 <i^.     Sennor  mio,  me 
acorre,  RPal,   164  a. 


44  E.   GESSNER, 

A  ¡OS  vivos  me  deja  à  car  go  ^  Celesta  62  ¿  u.  De  hoy  mas  le 
ejerced  y  usad  como  sé  que  bien  saheis  hacer  ^  Lazar  Ine,  103  a  m. 
Con  mucho  secreto  os  poned  debajo  deste  halcón,  Guer,  Civ. 
527  ¿  u.  De  tantas  confusiones,  Como  su  discurso  cercan. 
Le  saca  con  la  verdad.  Calderón^  la  Vida  es  sueño,  IL  In 
alter  Zeit  und  noch  im   15.  Jahrh.  wohl  vorherrschend. 

Der  optative  und  jussive  Konjunktiv  unterliegt  demselben  Ge- 
brauche wie  der  Imperativ. 

IL  Zusammengesetzte  Zeit. 

1.  Wenn  das  Particip  seinen  Platz  vor  dem  Hilfsverb  hat 
(eine  heute  wenig  übliche  Konstruktion),  so  steht  das  Pronominal- 
objekt stets  dahinter,  gleichgiltig  ob  es  an  der  Spitze  oder  im 
Innern  des  Hauptsatzes  oder  im  Nebensatze  steht. 

Otorgado  gelo  avie  el  ahhat  degrado^  Cid  2Ò1,  Holgadome 
he  de  tu  venida,  Guer,  Civ,  528a  u.  —  Un  grant  colpe  dadole 
ha,  Cid  2^21,  Lo  al  que  te  he  dicho ^  guardado  te  está  à 
su  tiempo,  CelesL  14am.  —  Por  prohar  esta  cosa  qtie  dicha 
vos  avemos,  BMlg,  377  0.  Lo  que  sucedido  le  hahia,  Quij, 
II,  63  S.  629. 

Höchst  selten  vor  dem  Particip  :  desque  lo  visto  ovo^  Alex, 
itoh. 

2.  Geht  dagegen  das  Hilfsverb  voran,  so  gesellt  sich  das 
Fürwort  zu  diesem.  Seine  Stellung  vor  oder  hinter  ihm  unterliegt 
den  oben  bei  der  einfachen  Zeit  entwickelten  Bestimmungen. 

Avielo  la  envidia  de  su  siesto  sacado^  BMlg.  JK^d.  —  Pero 
ovolo  ein  hien  ante  conosçido ,  BDom,  390 f.  —  Fuime  por 
esa  ciudad .  .  y  hanme  dado  esto  que  veis.  Lazar  M,  85  ¿  u.  — 
Aquelos  que  gelos  dieran  non  gelo  avien  logrado.  Cid  2^^ 2. 
—  -£7  agua  nos  an  vedada.  Cid  667.  Tu  asme  toUido  a  mi 
un  capellano,  BMlg,  22gd.  —  Enhiar  ws  quiero  ..  Al  rrey 
Alfonso  que  me  a  ayrado.  Cid  Si ^. 

An  merk.  Hin  und  wieder  jedoch  erscheint  das  Pron.  in  diesem 
Falle  dem  Particip  angehängt.  Die  Beispiele  fìnden  sich  in  allen 
Perioden  der  Sprache,  vielleicht  mit  Ausnahme  der  allerältesten. 
Conto  dicho  peon  habia  ya  salvádose  de  las  guardas,  Ayora  4,  69. 
Aunque  habia  oidola  loar.  Alfar,  319«  ob.  No  habia  la  fraude 
ni  la  malicia  mezcládose  con  la  verdad,  Quij.  J,  11  S.  42.  Por 
haber  librádonos  de  un  tirano.  Calderón,  Gran  Cenobüi  IJI.  Puede 
haber  perdidose  la  carta ,  Ant.  Cart,  3,  74.  Esta  reflexion  .  .  no 
habia  terminádose  en  su  pensamiento,  Amalia  /,  7  ob.  Überhaupt 
auffallend  on  in  diesem  modernen  amerikanischen  Roman  (vgl.  I,  6 
m.,  18  m.,  82  u.;  II,  197  m.);  vielleicht  ein  Amerikanismus .' 

3.  Wenn  bei  einem  zweiten  Particip  das  dazu  gehörende 
Hilfsverb  nicht  wiederholt  wird,  so  suffigiert  sich  ihm  das  Pron. 
Dasselbe  geschieht,  wenn  das  Particip  ohne  Hilfsverb  eine  Parti- 
cipialkonstruktion  bildet 


DAS   SPANISCHE   PERSONALPRONOMEN.  45 

Habiendo  tú  fecho  á  tu  rey  tan  grant  traición  é  metidole 
en  tan  grant  pesar  ^  Calita  33  ¿  m.  Habiendo  él  cantado  y 
traídonos  á  que  oyésemos  al  señor  Luzmán,  Selva  501  0  ob. 
—  Limpias  sus  armas,  puesto  nombre  á  su  rocin  y  confirmádóse 
á  si  mismoy  se  dio  á  entender . .  Quij,  /,  i  S.  4.  Halló  á  su 
enemigo^  y  vencidole  en  batalla  singular  y  después  perdonádole 
generosamente  le  dió  la  liber  lady  Franceson,  Gram.  S.  96. 

111.  Gerundium. 

1.  Wenn  das  Gerandium  mit  Verben  wie  /r,  estar ,  andar  in 
Verbindung  gesetzt  ist,  so  kann  nach  heutigem  Gebrauch  das  vom 
Gerund,  abhängige  Pronominalobjekt  entweder  zu  diesem  oder 
zu  dem  verb.^«.  konstruiert  werden  (estoy  esperándole,  le  estoy  espe- 
rando). Dieselbe  Freiheit  genofs  auch  das  Altspan.,  nur  dafs  hier 
weit  überwiegend  das  Pron.  dem  verb»  fin,  beigegeben  wurde;  noch 
in  Qtäj,y  Criticón,  Cart,  Mar,  tritt  dies  in  bemerkenswerter  Weise 
hervor. 

2.  Was  die  Stellung  des  Pron.  vor  oder  hinter  derjenigen 
Verbalform,  Hilfsverb  oder  Gerund.,  angeht,  der  es  zugewiesen 
wird,  so  gelten  für  das  Hilfsverb,  je  nachdem  es  am  Anfange  des 
Hauptsatzes  oder  im  Haupt-  oder  Nebensatze  steht,  die  beim  ein- 
fachen Tempus  (I,  i)  gegebenen  Gesichtspunkte. 

Sonrrisos  myo  Cid,  estavalos  f ablando ,  Cid  154.  —  Ca 
me  está  al  puerto  la  victoria  esperando,  Alex,  22gd,  —  Va 
le  crece  la  barba  e  vale  alongando.  Cid  1238.  —  El  enemigo 
malo  non  se  fo  del  ridiendo,  BMlg,  zigd.  —  Grandes  son 
los  poderes  e  a  priessa  se  van  legando.  Cid  967.  —  Mager 
los  están  lamando,  ninguno  non  responde.  Cid  2305. 

3.  Wird  dagegen  das  Fürwort  zum  Gerund,  gezogen,  so  er- 
kennt die  alte  Sprache  nicht  ganz  dieselben  Gesetze  an  wie  die 
moderne.     Hier  ist  Folgendes  zu  bemerken. 

a.  Bei  dem  von  der  Negation  begleiteten  Gerund,  schwankt 
der  Gebrauch.  Die  alte  Sprache  gibt  dem  Pron.  mit  augenschein- 
licher Vorliebe  seinen  Platz  vor  der  Verbalform.  Im  16.  Jahrh. 
ist  diese  Konstruktion  noch  ziemlich  häufig,  obgleich  Anhängimg 
schon  das  Gewöhnlichere  wird.  Noch  in  Quij.  geht  beides  neben 
einander  her.  Etwa  mit  der  Mitte  des  17.  Jahrh.  verschwindet  die 
Voranstellung. 

Si  el  siervo  ó  la  sierva  echan  su  fijo  non  lo  sabiendo  el 
sennor,  Fluzgo  75 ¿.  Non  la  guardando.  Pair,  373 </  m. 
No  me  conosciendo,  Celes t,  34  ¿  ob.  No  les  dando  pena,  Clareo 
^tya  u.  No  lo  haciendo  asi,  Alfar,  2\\b  ob.  No  lo  siendo, 
Quij,  //,  I  S.  333;  //,  6  S.  353.  —  Dagegen:  non  dándole 
á  entender.  Pair,  421  ¿  m.  Non  habiéndola  nunca  oida,  Calila 
20a  ob.  No  aquejándole  pena,  Celest,  J2a  ob.  Altspan, 
das  weit  Seltnere. 


40  E.   GESSNER, 

b.  Unsicherheit  herrscht  auch,  wenn  sich  vor  dem  Gerund, 
ein  Nominativ  einfindet,  sei  es,  dafs  dieser  mit  ihm  einen  abso- 
luten Kasus  bildet,  oder  dafs  er  das  Subjekt  eines  aus  dem  Früheren 
zu  ergänzenden  Prädikats  ist,  oder  dafs  er  sonst  irgend  welche 
Funktion  ausübt  In  alter  Zeit  ist  Voranstellung  wohl  das  Üb- 
lichere. 

Esto  van  diziendo  e  las  y  mies  se  alegando^  Cid  2^^.  Una 
estrella  los  guiando^  Ador,  4.  Aun  él  me  guiando  del  vos 
quiero  fahlar  ^  BMiL  320  ¿.  Los  moros  yvan  /oyendo  E 
christianos  los  matando^  AOnc.  yògaò.  En  ¿I  se  partiendo 
del  Rey ^  Luna  283,  21.  Ni  alguno  le  costriñendo  á  aprender^ 
Guzman  yiob  ob.  —  Dagegen:  hyo  sirviendo  vos  sin  art^ 
Cid  2676.  Yo  maravillándome  de  las  palabras^  EnxpL  449  3  u. 
Yo  hallándola  aqui.  Clareo  450  ¿  u. 

c.  Wichtig  endlich  ist  dies:  treten  vor  das  Gerund,  solche 
Satzteile,  die  ihm  syntaktisch  untergeordnet  sind  und  die  ihm  also 
in  der  regelmäfsigen  Wortstellung  nachfolgen  würden,  so  verlangt 
die  alte  Sprache  das  Pronominalobjekt  vor  dem  Gerund.  Diese 
Konstruktion  läist  sich  bis  tief  in  das  16.  Jahrh.  hinein  verfolgen; 
angehängtes  Pron.  scheint  in  diesem  Falle  der  ältesten  Sprach- 
periode fast  unbekannt  zu  sein. 

Trayôla  mal  menando^  La  boca  ly  torciendo^  las  espumas 
echando^  BDom.  690  be.  En  abriendo  el  ojo  e  luego  lo  cerrando^ 
RPaL  1 69  0.  Del  se  partiendo  se  fué  á  la  Reina ,  Amadis 
1 1  ¿  u.  Ninguna  cosa  le  pidiendo ,  Guev,  Ep.  1 6,  44.  A 
veces  se  maldiciendo  y  muchas  desmayando ,  Pairan,  \\\b  u. 
Asi  lo  haciendo^  Guer,  Civ.  59 1¿  ob.  Vgl.  BMiL  383 r; 
MEgipc,  376/  Alex,  157 </;  AOnc,  2106a;  FGon,  401a/ 
RPal,  57 1 í,  689 </,  yiid,  log^c,  —  Dagegen:  encobier la- 
mente casándose  algunos,  Part,  III,  25.  Con  el  extraño 
apartándose,  Guev,  Ep,  51,  332.  Ya  recelándose,  Pairan, 
1 44  ¿  ob.  Dándole  lo  que  le  pudo  dar  y  á  mi  quitándome 
la  libertad  que  tenia.  Selva  485  ¿  u. 

4.  In  allen  andern  Fällen  wird,  wie  heute,  das  Fürwort  dem 
Gerund,  suffigiert,  mag  dieses  sich  nun  an  estar,  andar  und  ähn- 
liche Verba  anschliefsen  oder  ohne  Verbindung  mit  diesen  eine 
selbständigere  Bedeutung  haben. 

Todos  a  meravija  catando  lo  estaban,  Alex,  242  í.     Asi  me 

fui  para  tni  amo  que  esperándome,   estaba.  Lazar  M,  ySb  u. 

—  Nunca  lo   diste  a   uno,   pidiéndotelo   dento,    Roiz    238 ¿/. 

Contaba  él  que   se  habia  llegado    á  mi,   y   dándome  grandes 

voces,  llamándome,  procuró  recordarme,  Lazar M,  83 ¿  u. 

5.  Das  von  en  begleitete  Gerund,  zeigt  fast  immer  Anhängung 
des  Pron.  (en  haciéndolo).  Entgegenstehende  Fälle,  wie  im  Portug. 
{em  a  vendo  neben  em  vendo  -  a)  sind  höchst  selten  :  en  gela  quitando^ 
se  tornaron  tan  secas  como  de  antes,  Amadis  145  ¿  m. 


DAS  SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  47 

IV.  Infinitiv. 

1.  Wenn  derinfin.  in  Verbindung  mit  einem  verb,  fin,  erscheint, 
so  kann  ein  hinzutretendes  Objekt  von  diesem  oder  von  jenem 
abhangen.  Gehört  es  zum  verb,  fin.^  so  hat  es  natürlich  auch 
seinen  Platz  bei  demselben. 

Mandarin  le  yr  adelante^  Cid  2766.    Mi  pasada  alteración 
me  impide  á  reir  de  lu  desculpa,   CelesL  24  ¿  m. 

2.  Hängt  dagegen  das  Objekt  von  dem  Infinitiv  ab,  so  ist  nach 
heutigem  Gebrauch  seine  Stellung  bald  bei  diesem,  bald  bei  dem 
regierenden  Verb  {quiero  decirlo,  lo  quiero  decir).  Die  letztere 
Konstiuktion  ist  namentlich  sehr  gewöhnlich,  wenn  das  verb,  fin, 
ein  modales  Hilfsverb  ist  [poder ^  querer^  deber  und  die  verwandten 
osar,  saber) ,  oder  ein  Verb  der  Bewegung  (/¡r,  llegar  y  salir ^  volver)', 
doch  erstreckt  sie  sich  auch  auf  viele  andere  Zeitwörter,  bei  denen 
der  Infin.  als  das  Objekt  der  verbalen  Thätigkeit  aufgefafs  werden 
kann.  Ob  der  Infin.  präpositionslos  oder  von  à,  de  begleitet  ist, 
bleibt  dabei  ohne  Einflufs.  In  Bezug  auf  diesen  Punkt  verhielt 
sich  das  Altspan,  ebenso;  nur  ist,  wie  oben  beim  Gerund.,  auch 
hier  die  Bemerkung  zu  machen,  dafs  in  früherer  Zeit  die  Stellung 
des  pronominalen  Objekts  beim  verb,  fin,  die  bevorzugtere  war. 
Noch  bei  den  Schriftstellern  des  16.  und  des  17.  Jahrh.  ist  sie 
aufserordentlich  häufig. 

Andere  Präpositionen  als  á  und  de  zwingen  das  Objekt  zum 
Infin.  zu  treten.  Die  enge  Beziehung  zwischen  Infin.  und  verb,  fin, 
erscheint  in  diesem  Falle  gelockert;  die  durch  den  präpositioneilen 
Infin.  dargestellte  Satzbestimmung  erhält  eine  gröfsere  Selbständig- 
keit, die  ihr  nicht  gestattet  ihr  Objekt  an  das  regierende  Zeitwort 
abzugeben.  Ausnahmen  sind  im  höchsten  Grade  selten  und  wohl 
nur  dann  möglich,  wenn  das  Verhältnis  zwischen  Infin.  und  regie- 
rendem Verb  ein  solches  ist,  das  auch  durch  d  oder  de  bezeichnet 
werden  könnte. 

Onbres    de   Aniiocho    me    andan  por   matar,    AppoL  81  f. 

Amadís  que  lo  iba  por  ferir,  Amadis  loib  ob.     Kher  Alex, 

lOÒd  (non  gè  fuera  mester   que  lo   oviesse  por  far)   gehört 

nicht  her  ;  hier  hängt  lo  von  oviesse  ab  :  haber  uua  cosa  por 

far  y  eine  Sache  ungethan  haben  ==  sie  nicht  thun. 

Bei  reñexiven  Zeitwörtern  soll,  wie  die  Grammatiker  verlangen, 
das  Pron.  dem  Infin.  gewahrt  bleiben  {quiero  pasearme  y  nicht  me 
quiero  pasear).  Eine  solche  Bestimmung  ist  der  alten  Sprache 
unbekannt  ;  sie  stellt  das  reflexive  Pron.  mit  derselben  Freiheit  und 
ebenso  überwiegend  wie  das  nicht  reflexive  zu  dem  regierenden 
Zeitwort  Noch  in  Quij,  steht  es  vielleicht  ebenso  oft  bei  der 
einen  wie  bei  der  andern  Verbalform.  Auch  an  modernen  Bei- 
spielen gebricht  es  nicht. 

El  dia  e  la  noche  pienssan  se  de  adobar  y    Cid  681.     Mcls 
presto  se  pueden  reprender  que  enmendar  y  Celest,  58  ¿  ob.    Al 


48  E.    GKI^NKK, 

cc^o  se  vino  á  llamar  D.  Quijote^  Q^ij*  ^y  i  S.  3.  La  cama 
en  que  se  habrá  de  acostar  despues  de  su  primera  curación, 
Amalia  I  S.  23.     Lázaro  se  acabó  de  hundir^  FOro  S.  155. 

3.  Wenn  zwei  Infinitive  vorhanden  sind,  so  offenbart  sich  die- 
selbe Ungebundenheit  in  der  Stellung  des  Pronominalobjekts. 
Hängt  es  von  dem  ersten  Infin.  ab,  so  steht  es  bei  diesem  oder 
bei  dem  regierenden  Verb;  hängt  es  von  dem  zweiten  ab,  so  tritt 
es  zu  einem  der  Infinitive  oder  zu  dem  verb»  fin. 

Vom  ersten  Infin.  abhängig.  Los  huesos  que  y  0  roí  piensa 
este  necio  de  tu  amo  de  darme  á  comer ^  Celest,  12  b  ob.  Nunca 
osé  desmandarme  á  demandar,  Lazar M,  86 ¿  ob.  Vgl.  Cart, 
Mar,  89,  4iy.  —  quiérole  hacer  subir,  Celest.  35  ¿  m.  Non 
me  puedo  dar  á  entender,  Quij,  II,  24  S.  441.  Comenzóle 
un  poco  á  dar  á  entender,  Patr,  3700  m. 

Vom  zweiten  Infin.  abhängig.  Quiero  hir  reçebirla,  AppoL 
250 f.  Habias  tú  de  venir  á  verme,  Celest»  65a  u.  Jamas 
pudieron  atinar  á  disponerla.  Criticón  6¿  u.  —  Quatro  de 
nos  queriamos  irvos  á  convidar,  Roiz  744  a.  Quiero  mandarlos 
llamar  para  mas  confirmar  mi  gozo,  Celest,  56 0  m.  — 
Semblant  fizo  del  cuerpo  servir  Que  le  quiere  ayudar  a  ssobollir,' 
MEgipc,  1386.  Bien  los  puede  vuestra  merced  mandar 
quemar ,  Quij,  /,  6  S.  23.  Las  pueden  mandar  pintar  de 
blanco,  Clemencia  S.  9. 

4.  Die  Freiheit  das  Objekt  beliebig  der  einen  oder  der  andern 
Verbalform  zuzuweisen  ist  indes  an  gewisse  Einschränkungen  ge- 
bunden, die  seine  Stellung  entweder  bei  dem  Infin.  oder  bei  dem 
regierenden  Verb  nötig  machen. 

a.  Die  Verbindung  des  vom  Infin.  regierten  Pron.  mit  dem 
verb,  fin,  ist  am  unverfänglichsten,  wenn  beide  Verbalformen  eng 
bei  einander  stehen  {lo  quiero  saber).  Eine  Trennung  durch  andre 
Bestimmungen  wird  jedoch  keineswegs  gescheut,  wofern  dadurch 
die  Übersichtlichkeit  des  Gedankens  nicht  beeinträchtigt  wird  (a). 
Nur  eine  übergrofse  Zahl  dazwischengestellter  Satzglieder  zieht  hier 
naturgemäfse  Grenzen  und  nötigt  das  Pron.  bei  seinem  Infin.  zu 
bleiben  (/3). 

a.  Vinola  de  buen  grado  el  ciego  a  oir ,  BDom,  346  ¿. 
Non  se  podien  por  nada  eti  otro  acordar ,  BMlg,  307  b. 
Suplicaba  que  no  lo  dejase  por  ningún  interés  del  mundo  de 
hacer,  Pairan,   i^tb  m. 

ß.  Verlo  has ,  yendo  esta  noche  (según  el  concierto  dejo  con 
ella)  á  su  casa,  dando  el  reloj  las  doce,  á  le  hablar  por  entre 
las  puertas ,  Celest,  49  a  ob.  No  quieras  por  un  breve  mo- 
mento,  en  el  cual  me  puedes  dar  vida,  dejarme  siempre  en  pena. 
Clareo  447 0  ob.  Aber  freilich  auch:  comenzoli  un  monge, 
siempre  lo  solie  fer ,  Los  sánelos  exorzismos  de  suso  a  leer, 
BDom,  69 1  ab. 


DAS    SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  49 

Meistens  bleibt  dem  Infin.  sein  Objekt  auch  gewahrt,  wenn 
das  verb,  fin,  ebenfalls  ein  Personalobjekt  bei  sich  hat  (mi  natural 
sinceridad  me  lieve  á  preguntar  le ,  Cart,  Mar,  7,  140).  Vgl.  jedoch 
unten  b.  Besonders  häufig  ist  dies,  wenn  das  verb,  fin,  ein  reflexives 
Zeitwort  ist  {sabe  que  no  es  vencido  sino  el  que  se  cree  serlo,  Celest, 
24  a  ob.)  Nur  selten  ereignet  es  sich  in  diesem  Falle ,  dafs  die 
beiden  Objekte  zusanunentreten  und  dafs  also  entweder  dem  Infin. 
oder  dem  regierenden  Verb  das  seinige  genommen  wird. 

Mandógelas  por  siempre  a  sus  cuestas  levar  (statt  mandóle 
llevarlas)  BMlg,  400  í/.  Vgl.  ib,  565  ¿,  465  </,  500^.  Fueron- 
selo  á  mirar  desde  lejos  y  Quij,  7,  3  S.  10.  Aquel  se  ptiede 
llamar  dichoso  que  se  lo  piensa  ser,  Criticón  400  a  ob.  Vuél- 
vaseles á  dar  este.  Cart,  Mar,  74,  48.  —  Arrancar  nulos 
trevo  (statt  trèvome  arrancarlos)  Cid  2337. 

b.  Entzogen  wird  dem  Infin.  in  der  Regel  sein  Pronominal- 
objekt durch  die  in  der  romanischen  Grammatik  wohlbekannten 
Verba  „lassen,  sehen,  hören".  Hier  sind  folgende  zwei  Fälle 
möglich  : 

a.  Nur  der  Infin.  hat  ein  Objekt.  Dann  wird  mit  seltenen 
Ausnahmen  das  Pron.  zum  verb,  fin,  gestellt. 

Tu  la  hagas  barrer  por  tu  buena  mesura^  BMlg,  177  f. 
Mil  cuchilladas  le  vi  dar  á  mis  ojos^  Celest,  6 1  ¿  m.  Ninguna 
vez  la  he  visto  tratar  con  el  empeño  qtu  hoy.  Cart,  Mar,  23, 
^2^,  —  Dagegen:  ro¿6  á  su  mujer  que  lo  hiciese  criar,  la 
cual  hizo  darle  la  teta  de  aquella  ama  que  á  Gandalin  criaba, 
Amadis  5  ¿  m.  Venidos  que  fueron,  hice  contallos,  Lazar  Ine, 
99  a  m. 

Ebenso  bei  reflexivem  Infin. 

Rogar  non  se  dexaron  mucho  los  mensayeros ,  BDom, 
iiyb,  Fizóse  aducir  este  ciego  lazrado,  ib,  339 0.  Como 
Menelao  se  viese  ansi  desafiar.  Clareo  443  ¿  u.  D,  Quijote, 
que  se  via  responder  tan  tierna  y  comedidamente^  se  llegó  á 
él,  Quij.  II,   \2  S.  381. 

Dem  Reflexivum  kann  sich  noch  ein  andres  Pron.  zugesellen, 
welches  das  die  Thätigkeit  des  Infin.  vollziehende  Subjekt  darstellt 

Dexos  le  prender  al  cuello,  er  liefs  sich  von  ihm  am 
Halse  packen,  Cid  3339.  Dexosege  manear  todo  ader redor, 
Alex,  104  f.  La  llaga  non  se  me  dexa  a  mi  catar  nin  ver, 
Roiz  563  a. 

/9.  Nicht  nur  der  Infin.,  sondern  auch  das  regierende  Verb 
hat  ein  Personalobjekt.^  Auch  in  diesem  Falle  tritt  das  Objekt 
des  Infin.  zu  dem  verb,,  fin.     Ausnahmen  sind  selten. 


^  Dais  in  Sätzen  wie  le  hago  salir,  je  le  fais  sortir,  das  Pron.  le  das  Objekt 
von  „lassen*'  ist ,  darüber  vgl.  Tabler  in  dieser  Zeitschrift  VI ,  5 1 1  flf.  Für 
das  Spanische  wird  diese  Auffassung  noch  unzweifelhafter  durch  die  bekannte 

Zeittohx.  f.  xom.  Phil.  XYII.  a 


50  E.  GESSNER, 

Firme  gelo  rrogad ,  .  Quem  las  dexe  sacar  ^  Cid  1277. 
Gracias  á  Dios  que  te  me  dejó  ver,  Celesi,  9¿  m.  Deseo 
mucho  saberlo  de  ti  y  oyrtelo  contar.  Criticón  Ta  ob.  Vgl. 
BDom,  331  3;  BMlg.  488^/  Alex.  142 </;  LazarM.  86a,  21. 
—  Dagegen  :  déjame  mirarte  á  toda  voluntad,  Celesi,  34  ¿  u. 
Déjame  ir  á  verlo,  ib.  JO  a  ob.  Lo  raro  de  su  carácter  me 
hizo  importunarle  para  que  me  enseñase  la  obra.  Cart.  Mar.  Z,  3. 
Amadis  tan.  (me  decia  que  me  quedaba  é  me  /aria  lo  perder) 
erscheint  wegen  der  Stellung  des  lo  verdächtig. 

Wenn  der  Infin.  reflexiv  ist,  so  ist  der  durch  das  reflexive 
Pron.  und  der  durch  das  Objekt  des  verb.  fin.  bezeichnete  Gegen- 
stand der  nämliche.  Da  nun  durch  das  Heranziehen  des  Reflexivs 
zum  Hauptverb  dasselbe  Pron.  bei  diesem  doppelt  zum  Ausdruck 
käme  [me  me  hizo  callar  ==  me  hizo  callarme),  was  nicht  wohl  angeht, 
so  fallt  in  diesem  Falle  das  reflexive  Pron.  entweder  wie  im  Franz. 
fort  oder  es  behauptet  sich  beim  Infinitiv. 

De  my  OS  yernos  de  Carrion  Dios  me  faga  vengar.  Cid 
2894.  Cuando  vino  la  noche  et  los  vio  celiar  en  la  cama,  als 
er  sie  sich  zu  Bett  legen  sah,  Patr.  407  a  m.  Los  Christianos 
saliront  à  ellos  é  luciéronlos  retraer  un  recuesto  abaxo,  Juan 
II,  zSy  a  ob.  Pusieron  mucho  recato  en  su  hija,  no  dejándola 
poner  á  las  ventanas,  Guer.  Civ.  ^22  b  m.  Me  haréis  arre^ 
pentir  de  haberme  mostrado  á  vos  indefenso,  Clemencia  240. 

Qué  cosa  vos  fizo  asi  juntaros?  Calila  31a  u.  El  deseo 
de  alabanza  le  hace  ponerse  al  peligro,  LazarM.  77,  13.  La 
causa  que  nos  hace  dirijirnos  á  él  es  justa,  Chrestom.  508  ob. 
Déjame  sentarme  en  la  mesa  de  papá.  Eco  de  Madrid. 

5.  Was  nun  die  Stellung  des  Pron.  vor  oder  hinter  der  Ver- 
balform, verb.  fin.  oder  Infîn.,  der  es  überwiesen  wird,  betrifit,  so 
gelten  für  das  verb,  fin.,  je  nachdem  es  am  Anfange  des  Haupt- 
satzes oder  im  Haupt-  oder  Nebensatze  steht,  gerade  wie  beim 
Gerund,  die  oben  I,  1  gegebenen  Regeln.  Beispiele  sind  daher 
unnötig. 

6.  Ist  dagegen  das  Pron.  mit  dem  Infin.  in  Verbindung  ge- 
bracht, so  verrät  auch  hier  wie  beim  Gerund,  die  alte  Spradie  in 
gewissen  Fällen  Unsicherheit  und  wechselnde  Praxis. 

a.  Wenn  an  einen  Infin.  sich  ein  zweiter  mittels  y  {(f)  an- 
schliefst. £s  ist  dabei  gleichgiltig ,  ob  der  erste  Infin.  eine  Prä- 
position bei    sich  hat  oder  nicht,    nur    darf   diese  dann  bei  dem 


Konstruktion,  in  welcher  das  im  Infin.  bezeichnete  Than  durch  einen  ^i^-Satz 
ausgedrückt  und  das  dieses  Thun  vollziehende  Subjekt  ausdrücklich  (als  Ob- 
ekt)  zu  „lassen"  gestellt  wird. 

Sentido  liviano  é  verdat  mal  asosegada  facen  el  home  que 
despienda  su  tiempo  en  vanidad.  Castigos  i8oa  u.  Déjalos  parlar, 
déjalos  devaneen,  Celest.  63  b  u.  Dejadlo  que  vaya  d  ver  el  mundo, 
Patran.  158  a  m. 


DAS   SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  5I 

folgenden  nicht  wiederholt  werden;  denn  sonst  kommt  das  nach- 
her miter  e  Bemerkte  zur  Anwendung.  Sehr  vorherrschend  ist  in 
diesem  Falle  die  Anhängung  des  Pron.  an  den  Infin.;  aber 
auch  das  vorantretende  Pron.  zeigt  sich  nicht  selten  und  läfst  sich 
bis  in  das  i6.  Jahrh.  hinein  verfolgen. 

Deve  oyr  los  pleytòs  è  delibrarlos  sin  toda  porlonganzà^ 
Fluzgo  1 7  ¿  u.  Deben  dar  leales  consejos  è  amarlos ,  Calila 
21  b  m.  Por  aduzir  las  archas  e  meter  las  en  vuestro  salvo^ 
Crii/ 144.  Y  gì.  Cid  1299/;  Calila  I  ^Oj  4,  5.  etc.  —  Dagegen:  . 
nen  deven  tomar  nenguna  cosa  por  forcia  de  sos  sometidos 
nen  los  facer  qtu  Jagan  escripto  ^  Fluzgo  Illa  m.  Vio  el 
venador  que  non  podia  ferir  al  gamo  nin  le  tomar  y  Calila 
46  ¿  u.  Nunca  tome  lugar  De  corregir  á  otros  nin  los 
amonestar,  RPaL  i2Ògcd,  Veyendo  la  tal  remuneración  se 
esfuerzan  á  servir  é  se  poner  á  todos  trabajos^  Lama  404  b  m. 
Que  no  entendiese  sino  en  tomar  la  doncella  é  la  poner  en 
scdvOj  Amadis  43a  u.  Besonders  gern  vorangestellt,  wenn 
auch  beim  ersten  Infin.  das  Pronominalobjekt  voransteht: 
por  los  haber  et  los  guardar ,  Patr,  383  a  u.  Era  forzado 
de  les  entrar  por  fuerza  é  los  poner  todos  á  espada^  ■  Juan  II ^ 
295  a  u.  Por  no  se  venir  ni  se  parar  contra  mi^  ib,  588  b 
u.  Fasta  ó  en  una  parte  ó  en  otra  lo  bomitar  é  lo  echar  de 
si.  Luna  281,  15. 

b.  Wie  beim  Gerund.,  so  ist  auch  beim  Infìn.,  wenn  er  die 
Negation  bei  sich  fuhrt,  Voranstellung  des  Pron.  im  Altspan,  das 
Gewöhnliche  und  fast  Regelmäfsige  ;  Abweichungen  finden  sich  in 
frühen  Denkmalen  selten.  Im  16.  Jahrh.  bestehen  beide  Kon- 
struktionen neben  einander;  jedoch  wird,  je  mehr  man  sich  dem 
Ende  desselben  nähert,  die  Sitte  das  Pron.  dem  Infìn.  anzuhängen 
immer  allgemeiner.  In  ^y. ,  Criticón  und  überhaupt  in  Schrift- 
stellern des  17.  Jahrh.  sind  mir  Fälle  des  vor  dem  Infìn.  befind- 
lichen Pron.  nicht  mehr  vorgekommen. 

Vô  he  iurado  de  non  me  cercenar  Nin  rayer  la  mi  barba, 
AppoL  ^S^ab,  De  le  non  cumplir.  Pair.  380 ¿  ob.^  Por  no 
se  ver  con  el  Condestable^  Guzman  718a  m.  Por  no  se 
guardar,  Amadis  40  m.  Fo  juraba  no  lo  hacer  con  malicia, 
Lazar  M,  80  0  ob.  De  no  nos  ir  con  ellos.  Clareo  441  ¿  m. 
furò  á  sus  dioses  no  U  haber  qtudado  otras  ganancias^ 
Lazar  Ine,  \o\b  ob.  No  se  manifestar,  Pairan,  I35¿u.  — 
Dagegen:  era,  por  non  mentirvos ,  pavorosa  carrera^  BDom, 
2^1  d.  En  non  conoscerle,  Part,  I,  21,  Non  temerse  del 
enemigo.  Calila  2^  a  ob.  fur  ado  habia  de  no  escrebiros, 
Pulg,  Letr,  18,  4. 


>  Über  diese  in  früheren  Schriftwerken  oft  vorkommende  Trennung  des 
Fnrwortes  von  dem  Infinitiv  durch  no  (RPal,  4086,  969 <f;  Calüa  \^a,  11  ; 
17  a,  43;  Amadis  2Ò  m,,  3  a  u.,  gb  ro.)  vgl.  oben  I/I,  B,  2. 

4* 


52  B.   GBSSNER, 

c.  Auch  ein  vorangehender  Nominativ  vermag  die  Stellung 
des  Pronominalobjekts  vor  dem  Infìn.  zu  erzeugen. 

Qui  lo  fer  non  qutsüsse  o  no  yr  a  mi  cori.  Quite  my  o 
rreynOi  Cid  2393.  Sin  yo  lo  merescer ,  Luna  317  u.  Solo 
con  vos  nos  decir  quien  sois,  Clareo  459 3  u.  Por  él  lo 
merecer,  ¿5.4600  m.  Vgl.  Cii/  2641,  3520;  AOnc.  1524 í; 
Roiz  561 0;  RPaL  564^,   1222  a;  Guzman  697  ¿,  24. 

d.  Bedeutungsvoller  ist  der  Fall,  wo  von  dem  Infin.  abhängige 
Bestimmungen  vor  diesen  oder,  wenn  er  von  einer  Präposition 
begleitet  ist,  zwischen  Präposition  und  Infìn.  treten  (vgl.  oben  Ge- 
rundium 3,  c).  Für  die  älteste  Periode  ist  es  so  gut  wie  bindendes 
Gesetz  das  Fürwort  dann  dem  Infìn.  voranzuschicken;  in  den 
ältesten  Denkmalen  werden  sich  wohl  nur  sehr  seltne  Abweich- 
ungen davon  fìnden.  PPal,  um  den  Anfang  des  15.  Jahrh.  folgt 
diesem  Gebrauch  noch  mit  seltnen  Ausnahmen.  Im  Verlauf  des 
15.  Jahrh.  und  im  16.  wird  Anhängung  des  Pron.  dann  immer 
gewöhnlicher  und  gegen  das  Ende  des  16.  verschwindet  die  Vor- 
anstellung allmählich,  doch  ist  sie  selbst  bei  Cervantes  noch  nicht 
ohne  Beispiel. 

Cercar  quiere  a  Valencia  por  a  chrisiianos  la  dar,  Cid  1191. 
Non  osan  fueras  exir  nin  con  el  se  aiuniar,  \h»  1171.  Antes 
las  aviedes  pareias  pora  en  bracos  las  tener  ^  ib,  3449,  u.  so 
stets  im  Cid  bei  präpositionellem  Infìn.,  was  um  so  charak- 
teristischer ist,  als  bei  einem  solchen  ohne  eingeschobne  Satz- 
bestimmungen Anhängung  des  Pron.  an  den  Infìn.  dort  aus- 
nahmslose Regel  ist  Vgl.  femer  BDom,  3 1 5  3  ;  BSO.  1 94  </; 
BLaur.  looa;  AppoL  20^  c\  Ador,  136,  137/  Alex,  600  ¿; 
RPaL  151a.  —  Spätere  Beispiele:  fasta  6  en  una  parte  ó 
en  otra  lo  bomitar,  Luna  281  m.  Tú  crees  mejor  te  defender^ 
Amadis  34  ¿  m.  Para  siempre  la  tener,  ib,  40 ¿  m.  De 
ningún  dia  se  desayunar,  Guev,  Ep,  i,  209.  Gran  deseo 
tengo  de  con  él  me  casar.  Clareo  437  <?  m.  Sin  mas  me  oir 
ni  escuchar,  Lazar  Ine,  loòb  u.  Determiné  de  nunca  mas 
me  casar,  Selva  ¿^g2b  oh.  Con  tantos  encarecimientos  se  lo 
supo  rogar  y  de  tal  manera  les  asegurar,  Cervantes,  Fuerza 
de  la  sangre  —  Dagegen  einige  ältere  Beispiele:  deve  con 
caridat  faser  le  bien  de  grado,  RPaL  i^ic;  vgl.  ib.  1286^. 
Mucha  prudencia  es  á  tiempo  disimularlas,  fuan  //S.  573^  u. 
Acordé  en  el  suelo  del  jarro  hacerle  una  fuentecilla,  LazarM, 
jgb  ob. 

Hierher  ist  auch  der  elliptische  Infìn.  in  interrogativen  und 
relativen  Sätzen  zu  ziehen.     £r  zeigt  genau  dieselbe  Entwicklung. 

Non  sabe  que  se  far,  Cid  370.  Non  sopo  qué  le  decir, 
Patr.  380^  m.  Non  haya  ninguno  en  que  le  trabar.  Calila, 
36  a  ob.  Buscaron  cómo  le  apartar  de  la  oreja  del  león,  Pulg, 
Letr,  2^,  22^,     No  sabrá  adonde  se  esconder  del  gato,  Celest 


DAS  SPANISCHE  PERSONALPRONOMEN.  53 

360  ob.  Yo  no  tengo  dineros  que  os  dar.  Lazar  M,  82^7  m. 
Vgl.  MEgtpc,  131;  BMlg.  146^:;  BSO.  175^,  185^/; 
Alex.  51  If/  Guev,  Ep,  16,  116/  Clareo  461a,  50/  Seha 
489a,  63;  Pairan.  1453,  27/  Alfar.  30 iä  u.  —  Dagegen: 
el  non  tenie  que  dar  lis  ^  BMil.  2^gd.  No  ha  ojos  por  do  verme  ^ 
Cilest.  4 1  a  m.  Por  no  tener  en  qué  darle  salto ,  Lazar M. 
81  ^  m.  Deseaba  se  le  ofreciese  ocasión  en  que  pagarle  algo 
de  la  mucha  obligación^  Alfar.  281  ¿  m. 

e.  Bemerkenswert  ist  endlich  das  Verhalten  des  Sprachge- 
brauchs bei  dem  Infìn.  in  Begleitung  einer  Präposition,  wenn  sich 
der  Infin.  derselben  unmittelbar  anschliefst.  Im  Gegensatz  zu  der 
modernen  Handhabung ,  welche  Suffigierung  des  Pron.  verlangt, 
bestand  früher  die  Freiheit  es  vor  den  Infin.  zu  stellen  {de  lo 
hacer).  Der  Entwicklungsgang  ist  der,  dafs  in  der  ältesten  Zeit, 
wie  es  scheint,  die  Anhängung  an  den  Infin.  das  Gewöhnlichere 
war;  im  Qd  wenigstens  ist  sie  ausnahmslos,  im  Berceo  höchst  über- 
wiegend die  Regel;  auch  im  Alex,  herrscht  sie  vor.  Dagegen 
zeigt  sich  der  Vorantritt  des  Pron.  in  Schriftstellern  des  14.  Jahrh. 
(RoiZf  Patronio)  schon  aufserordentlich  häufig,  und  im  15.  und  zum 
teil  im  16.  Jahrh.  mufs  er  sogar  als  der  vorherrschende  Gebrauch 
angesehen  werden.  Erst  in  dem  Mafse,  wie  man  sich  dem  Aus- 
gange des  16.  Jahrh.  nähert,  wird  das  vorantretende  Pron.  immer 
spärlicher;  in  Patran.y  Alfar. y  Guer.  Civ.  erscheint  es  bereits  mehr 
als  Ausnahme.  Im  17.  Jahrh.  (Quijote^  Criticón)  findet  es  sich  schwer- 
lich noch,  die  moderne  Behandlungsweise  hat  sich  durchgesetzt 

Nur  einige  Beispiele  des  vorangestellten  Pron.  aus  der 
ältesten  Sprachperiode  und  aus  der  späteren  Zeit,  wo  Suffi- 
gienmg  schon  allgemein  üblich  ist:  han  voluntad  de  la 
guardar^  Fluzgo  i82¿  ob.  Non  avien  conscio  por  seti  am- 
parary  BMil.  \\^d.  Vgì.  BMlg.  Sgà e;  Appol.  215^,  \\td\ 
MEgipc.  1131,  1184/  Alex.  54 ¿,  \\\\b.  —  Aus  späterer 
Zeit:  no  podia  escusar  se  de  los  abrazar  ^  Patran.  134  0  m. 
Hubo  lugar  y  sazón  para  le  conceder  licencia  de  venir  à  Roma, 
ib.  I35¿  ob.  Vgl.  Selva  472  a,  60/  477  ¿,  58/;  Alfar. 
4193,  8. 

7.  In  allen  übrigen  Fällen  hat,  wie  heute,  das  zum  Infin.  ge- 
zogene Pron.  seine  Stellung  hinter  dem  Infin.,  mag  dieser  mit 
einem  regierenden  Zeitwort  verbunden  sein  (a),  oder  ohne  eine  solche 
Verbindung  irgend  welche  Funktion  im  Satze  übernehmen  (b).  Die 
Ausnahmen,  die  sich  gelegentlich  finden,  sind  so  spärlich  und  ver- 
einzelt, dafs  sie  das  allgemeine  Gesetz  nicht  aufheben. 

a.  Entenderlo  podemos  que  era  buen  christiano,  BDom.  47  </. 
Querrien  veer  la  muerta  las  locas  malfadadas,  BMlg.  5  IO  f. 
—  Sobre  aquesto  todo  dezir  vos  quiero,  Minaya,  Cid  890, 
De  tal  vida  quisieron  facerse  sofridores,  BDom.  54  f.  —  Lo 
que  decirte  quiero,  non  te  sea  pesado ,  BDom.  i^tb.  Dios 
lo  quiera,  Que  puedas  mantenerla  essa  vida  tan  fiera,  ib.  Z^^ab. 


54  B.   GBSSNBR, 

Vereinzelte  Fälle  der  Abweichung:  st  nos  cercar  vienen^ 
Cid  1 105.  Si  le  resçehir  quisierdes,  Ildef.  327.  Asi  arredrado 
que  se  alçar  non  pudiera^  RPaL  I2g2c.  Vgl.  io.  15 15 ¿i 
15993.  Dadnos  plazo  en  que  lo  ver  podamos,  Amadis  ta  m. 
En  tanto  que  las  defender  pueda^  ib.  32  3  m. 

b.  Con  tu  poco  preciarte  hablas  esas  cosas  y  CeUst,  48  3  m. 
—  Mejor  es  darles  pasada.  Pair,  401  ¿7  m.  —  Cada  dia  era 
doblarnos  el  provecho ,  Celest.  27  a  ob.  —  Siempre  oí  decir 
que  era  buen  seso  atenerse  home  á  las  cosas  ciertas  ^  Patr. 
377  a  ob.  —  Asmó  un  buen  conscio  essa  /ardida  lanza. 
Traerlos  a  San  Pedro ^  BDom,  20^  ab.  —  Mas  val  que 
faser se  pobre  a  quien  noni  dará  nada,  Roiz  610 d.  —  Da- 
gegen in  der  Vergleichung  :  mas  vos  amaria  et  mas  vos 
quer  ria  que  me  dar  todo  el  oro  del  mundo ,  Pios  V  S.  456. 
Ante  querria  ser  sano  de  mi  cuerpo  que  me  fazer  sseñor  de 
todo  el  mundo,  ib.  S.  461. 

Auf  dem  über  das  Gerundium  imd  den  Infìnitiv  Gesagten 
ergibt  sich»  dafs  das  moderne  Gesetz,  dem  zufolge  das  Pronominal- 
objekt diesen  Verbalformen  stets  angehängt  werden  mufs,  schon 
in  der  alten  Sprache  deutlich  erkennbar  zu  tage  tritt;  nur  in  ge- 
wissen Fällen  offenbart  sich  eine  schwankende  Praxis,  die  aber  den 
Beginn  des  17.  Jahrh.  im  allgemeinen  nicht  überdauert 

£.  GSSSNBR. 


Fede  e  Superstizione  nell'  antica  poesia  firancese 

(s.  Ztschr.  XV,  289). 

VI.  L'Anima  e  la  Vita  futura. 


§  I.  Sarebbe  uno  studio  importante  cercare  come  le  menti 
rozze  del  popolo  nel  Medio  Evo  si  rappresentassero  l'anima.  In 
alcuni  luoghi  delle  opere  da  noi  consultate,  sorprende ,  in  sulle 
prime,  vederla  raffigurata  proprio  come  un  oggetto  che  ha  corpo, 
che  si  può  vedere  e  toccare.  In  uno  dei  miracoli  di  S.  Genoveffa, 
Rafaele  leva  l'anima  di  lei,  per  condurla  a  visitare  il  regno  dei 
morti.  Ora  come  si  immagina  quest'  essere  spirituale?  Material- 
mente afi^tto,  come  une  piccola  immagine.^ 

„Lors  preigne  (Raphael,  sottint)  une  ymagete  soulz  le  couver- 
teor  et  la  tìegne  suz  son  bras  senestre  en  ly  monstrand  à  la  destre 
enfer**  p.  210. 

Come  ima  ymagete  é  rappresentata  anche  l'anima  del  fanciullo 
che  i  demoni  avevano  affogato  in  un  pozzo.^ 

Ma  qui  si  tratta  di  scene  drammatiche,  di  rappresentare  al  pubblico 
un  miracolo,  ragione  cedesta  per  cui  bisogna  dar  corpo  anche  a 
dò  che  non  ne  ha  e  far  dell'  anima  un  vero  e  proprio  oggetto.  Sta 
sempe  il  fatto  però,  che  se  il  popolo  poteva  andar  pago  di  questa 
ingenua  rappresentazione  dell'  anima,  egli  non  doveva  certamente 
avere  un  concetto  troppo  elevato  di  ció  che  é  sopra  i  sensi,  concetto 
che  non  ha  neppur  oggi,  non  ebbe  mai,  né  arriverà  a  formarsi,  per 
quanto  la  civiltà  progredisca.  Se,  per  es.  ad  un  uomo  del  volgo  si  do- 
mandi come  egli  si  rappresenti  uno  spirito  qualunque,  ammettiamo 
l'anima  di  un  morto,  si  capisce  subito  come  egli  non  sappia  conce- 
pirla senza  qualcosa  di  materiale;  le  dará  un  corpo  quanto  più 
tenue  si  possa  immaginare,  lo  dirá  fatto  di  aria,  ma  senza  corpo 
non  saprebbe  figurarsela.    £  la  cosa  é  naturale.^ 


*  Les  miracles  de  sainte  Geneviève  QMys.  I^). 

*  Les  miracles  de  sainte  Geneviève  (JMys.)  p.  232—43 — 44. 

'  Già  Dante  stesso,  seguendo  in  gran  parte  S.  Tommaso  e  le  dottrine 
di  alcuni  padri  deUa  Chiesa,  che  più  o  meno  si  uniformavano  alla  Platonica, 
non  sa,  chi  bene  osservi,  concepire  anima  senza  corpo.  Le  dará  non  più  una 
veste  di  materia  crassa,  pesante,  come  ha  sulla  terra,  ma  una  veste  tenue, 
leggera,  leggera,  un  pò*  d'aria  che  la  circoscrive;  ad  ogni  modo  un  certo 
corpo  le  assegna  pure,  anche  da  questo  lato  restando  l'uomo  del  Medio  Evo, 
L'anima  uscita  dal  corpo, 


56  G.    SCHIAVO, 

Ma  abbiamo  altri  fatti.  Nel  Dit  des  ij  Chevaliers^  il  demonio 
mostra  al  cavaliere  devoto  della  Vergine,  l'anima  prava  del  suo 
compagno,  che  egli  appunto  traeva  seco  in  inferno.  Il  modo  in  cui 
é  descritta  qui  l'anima  dannata  ci  fa  proprio  vedere  che  si  rap- 
presentava come  un  vero  oggetto  materiale.  Da  una  parte  essa  é 
nera  come  carbone  estinto,  dall'  altra  rossa  accesa: 

Lors  li  a  monstre  l'âme  qui  fu  son  compaignon; 
L'une  partie  en  fu  noire  com  mort  chorbon, 
Et  l'autre  plus  rouge  que  n'est  li  vermeillon. 

JCD  P,  p.  151  st.  43— V.  1—3. 

Si  vuole  una  prova  più  evidente  ancora?  Non  si  tratta  di  un 
mistero,  in  cui  le  esigenze  drammatiche  possono,  più  o  meno,  alte- 
rare il  pensiero  stesso  dell'  autore;  è  un  racconto  sacro,  un  umile 
narrazione  del  miracolo  per  cui  Dio  concesse  a  S.  Pietro  di  risus- 
citare un  morto,  devoto  suo,  ma  che  doveva  discendere  all'inferno. 
(M  I.  Du  Moine  qui  amoit  Saint  Piere), 

S.  Pietro ,  tolta  ai  demoni  l'anima  del  frate  a  lui  caro,  A  deus 
jouvenciaus  Va  livrée,  p.  143  v.  150.  Non  basta;  i  due  giovanetti 
A  un  saint  moine  V  ont  haillie  p.  143  v.  154,  e  il  buon  monaco, 
confortando  molto  l'anima,  la  trasse  vicino  al  corpo  abbandonato. 
Mès  ainz  quUl  Vait  el  cors  remise^  la  pregó  di  congiar  vita,  quando 
fosse  tornata  al  corpo.  Ora,  il  fatto  di  vedere  questa  povera 
anima  passar  di  mano  in  mano,  prima  di  tornare  al  suo  corpo,  mi 
sembra  abbastanza  eloquente  per  non  aggiunger  parola.^ 


Senza  ristarsi,  per  se  stessa  cade, 
Mirabilmente  all'  una  delle  rive; 
Quivi  conosce  prima  le  sue  strade. 
Tosto  che  luogo  li  la  circoscrìve, 
La  virtù  formativa  raggia  intorno, 
Cosi  e  quanto  nelle  membra  vive. 
£  come  l'aere,  quand'  é  ben  piorno, 
Per  l'altrui  raggio,  che  in  lui  si  riflette. 
Di  diversi  color  si  mostra  adorno; 
Cosi  l'aer  vicin  quivi  si  mette 
In  quella  forma  che  in  lui  suggella 
Virtualmente  l'alma  che  ristette; 
E  simigliante  poi  alla  fiammella 
Che  segue  il  fuoco  là  'vunque  si  muta. 
Segue  allo  spirto  sua  forma  novella. 
Perocché  quindi  ha  poscia  sua  paruta 
£  chiamat'  ombra  ;  e  quindi  organa  poi 
Ciascun  sentire  insino  alla  veduta. 

Purgatorio  C  XXV  v.  85  sgg, 

^  Lasciando  stare  che  la  rappresentazione  meteriale  dell'  anima  nel  Medio 
Evo  é  comune,  come  per  es.  potremmo  vedere  anche  noi  Italiani  leggendo 
il  Passavanti  e  il  Cavalca,  é  notevole  che  fino  nell'  antica  India  si  trovi  ris- 
contro ai  fatti  esposti. 

Si  narra  pes  es.  che  il  celebre  grammatico  Indiano  Varatuói,  con  altri 
due,  Viàdi  e  Indradatta,  vuole  imparare  la  nuora  grammatica  da  Varsha,  il 
quale  vuole  in  compenso  un  milione  di  monete  d'oro.  Non  sapendo  essi  in 
qual  modo  procurarsi  tale  somma ,   pensano  di  rivolgersi  alla  liberalità  del  re 


FBDB  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  57 

§  2.  Ma,  comunque  rappresentata,  l'anima  è  immortale,  un'altra 
vita  l'aspetta  oltretomba.  Eccoci  cosi  al  misterioso  problema  che 
agitó  il  medio  £vo  più  di  qualunque  altra  età,  che  non  si  restrinse 
nel  campo  della  speculazione  filosofica,  ma  penetró  e  si  svolse  non 
meno  potentemente  nelP  ordine  dei  fatti. 

Senonché  quello  spirito  di  indipendenza  che  si  rileva  in  alcuni 
filosofi  di  questa  età,  che  trasse  G.  d'Occam  ad  esprìmersi  riguardo 
l'anima  poco  diversamente  del  Pomponazzi  e  dello  Zabarella,  di 
tanto  a  lui  posteriori,  Amalarico  di  Bennes  a  spiegare  il  fatto  delle 
religioni  come  lo  spiegherebbe  un  uomo  dei  nostri  tempi,  si  rivele- 
rebbe per  caso  anche  nelle  opere  consultate  da  noi?  A  vero  dire, 
esse  non  sono  generalmente  che  vite  di  santi  e  racconti  morali, 
(tolti,  ben  si  intende,  i  Fabliaux),  perciò  non  ci  possono  dare  molte 
prove  dirette.  Ma,  chi  voglia  per  poco  fermarsi  e  leggere  fira  le 
righe,  un  mondo  nuovo,  direi  quasi,  gli  si  apre  dinanzi,  nuove  scoperte 
gli  rivelano  nuovi  orizzonti.  Si,  quel  buon  frate  o  quel  pio  trovero, 
qualunque  veste  egli  copra,  ci  parla  di  Dio,  di  Maria,  di  Santi, 
delle  pene  Infernali,  del  Paradiso;  ci  descrive  il  buon  romito  che 
combatte  le  tentazioni,  o  la  monaca  che  si  pente  delle  sue  debo- 
lezze e  si  strazia  le  carni;  esempi  di  duro  escetismo,  deliri  di 
menti  inferme.  Ma  perché  l'umile  fraticello  o  il  trovero  sacro, 
quasi  ogni  volta,  parlandoci  di  un  santo,  o  di  una  bella  azione,  o 
di  un  miracolo,  si  rivolge  adirato  o  piagnoloso  a  coloro  che  non 
sono  pii,  che  non  credono,  a  quelli  che  non  digiunano,  minaccia  le 
le  pene  d'Inferno,  i  castighi  della  vita  presente,  o  scaglia  maledi- 
zioni? Sarebbe  inutile  riportare  qui  una  lunga  serie  di  sifi^tti  pre- 
dicozzi, talvolta  inseriti  in  mezzo  al  racconto,  tal'  altra  messi  li,  alla 
fine,  come  la  morale  della  favola,  più  spesso  posti  come  esordio 
a  quanto  si  verrà  poi  ad  esporre.  Chi  volesse,  senza  tanta  fatica, 
raccoglierne  insieme  buon  numero,  scorra  le  prime  pagine  d'ognuno 
dei  Contes  dévots  pubbl.  dal  Méon  (Nouv.  Ree.  n<>  vol.).  Ma  notiamo 
che  se  ne  potrebbero  aggiungere  fin  che  si  voglia,  perchè  da  pertutto 
se  ne  incontrano,  ad  ogni  momento.  Questo  fatto  non  può  essere 
senza  importanza  e  non  deve  trascurarsi;  non  si  predica  tanto 
contro   un  vizio  che  non   ci  sia,    non  si  grida  all'empietà  se  scar- 


Indiano  Nanda,  contemporaneo  di  Alessandro  Magno.  Ma  quando  arrivano 
presso  Ayodhya,  dove  U  re  risiedeva,  egli  era  appena  morto.  Risolvono  di 
ingegnarsi  in  questo  modo  :  Indradatta  entri  per  un  po'  di  tempo  nel  cadavere 
di  Nanda  e ,  come  tale ,  acconsenta  a  sborsare  il  milione  ;  poi  ritorni  al  suo 
corpo.  Indradatta  ravviva  il  cadavere  per  mezzo  dell'  anima  propria,  Vyàdi 
ne  custudisce  intanto  il  corpo,  che  nel  frattempo  se  ne  giace  morto,  e  Varatuéi 
presenta  l'istanza  che  tosto  viene  esaudita.  Di  dò  insospettisce  il  ministro 
di  Nanda,  Bacatala,  il  quale,  riflettendo  che  il  figlio  del  re  era  ancora  giovane 
e  il  regno  circondatoda  nemici,  risolve  di  lasciare  sul  trono  questo  Nanda 
incantato.  A  tale  scopo  comanda  di  bruciare  tutti  i  cadaveri,  fra  questi  c'è 
anche  quello  di  Indradatta,  e  questi  perciò  é  costretto,  suo  malgrado,  di 
rimanere  nel  corpo  di  un  sudra,  poiché  tale  era  Nanda,  mentre  l'anima  sua 
è  quella  di  un  brahmano. 

Vedi.  —  Th.  Ben  fé  y  —  Pantschatantra  —  Aus  dem  Sanskrift  über- 
setzt etc.  P  §  39  p.  122 — 23,  Leipzig,  F.  A.  Brockhaus.  1859. 


58  G.   SCHIAVO, 

sissimo  é  il  numero  degli  empi  e  mille  volte  superiore  quello  degli 
uomini  devoti  e  credenti. 

Che,  se  dalle  generalità  scendiamo  ai  particolari,  non  mancano 
prove  più  dirette. 

Martin  Hapari,  come  un  razionalista  dei  più  bei  tempi,  sorride 
della  fede  nei  santi  e  in  una  vita  futura,  S.  Michele  non  é  <^un 
fxm  de  vmty  il  Paradiso  non  é  che  deniers  -  Ei  mengier  et  boire  bon 
vin  —  Et  gésir  sus  draps  déliez.  Le  Chevalier  au  Barizel  non  di- 
giuna, non  rispetta  neppure  il  Venerdì  Santo,  professa  per  Dio  e  pei 
santi  un  disprezzo  che  é  perfino  selvaggio;  uno  dei  due  Cavalieri 
nel  Dit  des  ij  Chevaliers  (J  B  D  io)  non  vuol  saperne  di  credere  a  un 
mondo  al  di  là;  per  quanto  l'altro  facda  per  indurlo  alla  fede,  egli 
rigetta  ogni  consiglio,  muore  senza  voler  confessarsi.  Ora,  sia  pure 
che  costoro  siano  come  i  tipi  di  uomini  malvagi,  messi  li  a  bello 
studio  per  ispirare  ribrezzo  al  devoto  lettore,  ma  dal  momento  che 
questi  tipi  si  possono  creare,  bisogna  che  già  si  trovi  la  materia 
onde  formarli,  bisogna  che  non  siano  i  soli  che  possono  venire  a 
miscredere,  mentre  la  massa  del  popolo  crede,  teme  e  spera. 

Né  mostra   fede   maggiore  il  chierico    che    lascia    qua  e  là  i 

suoi  libri  devoti  per  pagare  ció  che  andava  consumando.   Ho  lasciati, 

egli  dice, 

ma  patrenostre  à  Soisson 

Et  mon  credo  à  Monléon, 

Et  mes  set  siaumes  à  Cambrai, 

Et  mon  kalendìer  à  Dijon, 

Puis  m'en  reving  par  Poutardie 

Hnec  vendi  ma  letanie. 

Aus  espices  à  Montpellier 
Lessai -je  mon  antefinier, 
Mes  legendes  et  mon  gréel 
Lessai-je  à  Dun  le  chastel. 
Mes  livres  de  Divinité 
Perdi  à  Pans  la  cité. 

M  P  p.  404—5  V.  17  sgg. 
Le  Departement  de  Livres. 

Qualche  altro  va  più  volentieri  air  osteria  che  in  chiesa: 

Qui  premiers  en  taverne  entra 
Preudom  fu  et  de  sainte  vie, 
La  gioire  Dieu  a  deservie, 
Sire  Diex  et  tu  le  reçois. 
Sicut  et  nos:  je  vois  ainçois 
En  la  taverne  qu'an  monstier. 

JJF  p.  70  V.  15—20 
Le  Patenostre  de  Vin, 

£  mentre  tanti  sospirano  al  celo,  e  mentre  si  predica  che 
tutte  cose  valgono  nulla  in  confronto  della  gioia  celeste,  ecco  la 


FSDB  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  59 

nota  gaia  ed  ellegra  che  rompe  la  lugubre  salmodia  delle  preci, 
ecco  pnr  nelle  opere  noste  la  ribellione  della  natura  umana  che 
ama  la  vita  e  la  bellezza:  »»la  mia  fanciulla  non  cedo  per  tutte 
le  gioie  del  Paradiso,  fossero  pur  le  più  alte/' 

Amie 

Vous  estes  ma  mort  et  ma  vie, 

Si  j'estoit  lasus  el  ciel 

Avoeques  l'angele  S.  Michiel 

N'auroie-je  pas  si  grant  joie 

Comme  se  vostre  amor  avrie. 

B  M.  IVO  p.  ^^  V.  89—92 
Z>  Patenostre  d^ Amour. 

%  3.  Ma  gli  esempi  di  questa  balda  indipendenza  di  parole 
e  di  pensiero  non  sono  molti  nelle  opere  nostre,  la  fede  in  una 
vita  fdtura  d  si  presenta  forte  non  solo,  ma  col  carattere  proprio 
a  qualunque  fede  giovane  ancora,  spesso  cioè  fanciullesca  ed 
ingenua.  L'anima  non  muore  col  corpo,  ce  ne  avvertono  continua- 
mente gli  stessi  Fabliaux  coi  giuramenti  sull'anima,  frequenti  come 
quelli  fatti  sul  nome  di  Dio.  Espressioni  come  queste:  par  nCamey 
par  le  perii  de  m*ame,  sor  Vame  san  pére^  e  cosi  via,  ricorrono  ogni 
momento. 

Ora,  se  l'anima  é  destinata  a  un'altra  vita,  ci  diranno  i  racconti 
sacri  e  morali,*  quanta  cura  dovremmo  avere  per  lei! 


^  Siccome  non  citerò  qui  tutte  le  poesie  morali  che  mi  caddero  sott'occhio 
nelle  raccolte  studiate,  qualcuno  saprebbe  movermene  rimprovero.  Noto 
subito  perdo  che  nessuna  io  lasciai  sfuggirmi ,  ma  essendo  mio  scopo  di  dare 
una  sintesi,  più  che  un'analisi,  delle  varie  poesie  di  questo  genere,  sintesi 
coordinata  appunto  a  risehiarare  i  concetti  dei  nostri  autori  sulla  grossa  ques- 
tione del  destino  umano,  dovetti,  in  questa  vasta  congerie  di  massime,  andare 
appunto  cercando  quelle  che  meglio  si  appropriano  al  soggetto. 

Generalmente  le  opere  da  me  intralasciate  trattano  quale  une  parte, 
quale  l'altra  delle  moralità.  Ne  darò  tuttavia  une  lista:  Le  Blastange  de 
Femmes,  le  Bien  des  femme  s  ^  le  Dit  de  Cornetes  ^  le  Blâme  de  Femmes  (J  JF 
p.  74 — 78;  p.  83 — 86,  p.  83 — 93,  p.  79—82),  che,  eccettuata  la  seconda  che 
ricorda  poche  virtù  delledonne ,  sono  piuttosto  satire  terribili  contro  di  esse,  i 
loro  vizi,  i  loro  costumi,  la  loro  valabilitá. 

Cosi  V Unicorne  e  le  Serpent  (JCD,  H»  p.  113 — 123)  non  é  che  un 
allegoria  morale,  De  Triade  et  de  Venin  (JCD  P  p.  360—71)  un'altra  alle- 
goria morale  molto  scipita  e  sciocca,  le  Dit  des  Planètes  (JCD  P  372 — 83) 
un  noioso  sermone  sulle  varie  faccende  che  gli  uomini  devono  compiere  i 
7  giorni  della  settimana;  altro  predicozzo  morale  sulla  giustizia  é  Le  Dit  de 
DroäQ CD,  U9  p.  132—49);  un  altro  invece  sxúV ozio  Le  ZHt  de  Perece  (JCD 
H^  p.  158 — 64);  sulla  virtù  coniugale  quello  intitalato  La  Folle  et  la  sage 
(JCD  n<^  p.  73 — 82)  che  somiglia,  per  il  fine  che  si  propone,  aUa  disputa 
di  Mar  guet  Convertie  (JCD  P  p.  317 — 26);  una  derisione  della  Quaresima 
e  dei  (ügiuni  sarebbe  per  contrario  la  BataHle  de  Karesme  et  de  Charnage 
(BM  IV,  p.  80 — 99),  abbastanza  noiosa. 

Chi  tuttavia  volesse  vedere  come  un  sunto  di  tutte  codeste  prediche 
morali  e  delle  varie  dispute,  apra  1'  Historie  Littéraire  de  la  France,  XXTIT, 
p.  216—34  P*r  le  Dispute,  p.  235 — 65  per  le  poesie  morali,  fra  cui  ve  ne 
ha  parecchie  che  non  corrono  in  raccolte  speciali,  ma  che  furono  tolte 
direttamente  dai  manoscritti. 


6o  G.   SCHIAVO, 

Eccoci  quindi  il  corpo  lappresentato  come  quello  in  cui  non  si 
esplicano  che  prave  tendenze»  l'anima  come  la  correttrice  e  la  madre 
che  lo  guida  al  bene  e  cerca  rìtrarlo  dal  male.  Due  potenze 
avverse  fuori  dell'uomo  ;  il  demonio  coi  suoi  seguaci,  i  mali  consig- 
lieri di  lui;  Dio  coi  suoi  Angeli  e  coi  suoi  santi,  tenero  del  suo 
bene;  due  forze  egualmente  contrarie  in  lui  stesso:  il  corpo,  coi 
suoi  pravi  istinti,  l'anima  colle  sue  buone  doti;  ecco  il  quadro 
della  vita  quale  il  Medio  Evo  se  la  figurava.  E  nelle  nostre  opere 
troviamo  pure  nettamente  espresso  questo  concetto;  il  corpo  é 
presentato  come  una  fanciulla  pazzerella  che  vorrebbe  andare  ove  il 
piacere  la  invita,  l'anima  come  la  madre  saggia  che  vuol  rìtrarla 
dai  pericoli: 

Congié  requiert  d'aler  au  bal 

Enmelos  (sotto  questo  nome  si  designa  il  corpo)  qui 
set  tout  le  mal; 

Mais  par  devant  li  es  sa  mère 

Qui  li  samble  estre  trop  amère; 

C'est  l'&me  qui  si  est  contraire 

A  la  char  qui  ses  bon  veut  faire. 

JCD  n«  —  p.  300  V.  7—12 
Moralités  sur  six  vers, 

U  corpo,  il  corpo  !  se  tanta  cura  avessero  gli  uomini  per  l'anima 
quanta  ne  hanno  per  lui,  nessuno  andrebbe  perduto! 

Et  sachiez,  tels  est  mes  rocors, 
Qui  tant  por  les  ames  feroit 
Con  por  les  cors,  ne  sofferoit 
En  enfer  paine  ne  tonnent. 

RGF,  m»  F.  LXXX  p.  201  V.  64—67. 

Non  dimenticasse  un  momento  solo  l'uomo  che  un  giorno  o 
l'altro  egli  dovrà  morire,  pensasse  una  volta  che  avverrà  dell'  anima 
sua  nella  vita  altretomba! 

Uns  Filosofes  si  parloit 
A  s'ame,  et  si  l'amonestoit; 
La  moi  ame,  n'oublie  pas 
Dont  tu  venis  et  ou  iras, 
Fais  le  bien  tant  com  porras. 
Tu  ne  sez  combien  vivras 
Au  grant  Juise  tot  verras 
Qnanque  el  siede  fait  auras. 

B.  M  no,  p.  181  V.  I  sgg. 
Comment  on  doit  bien  faire  por  scarne  etc, 

E  dir  che  la  morte  vien  quando  meno  si  aspetta! 

la  mort  est  preste  de  trere 

Toz  jors  et  tien  trete  Tespée 
Sus  le  col  à  chascun  levée, 


PED£  B  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  6 1 

Ne  n'en  saura-il  noient. 
Tant  que  li  cops  chiet  descent, 
Ele  est  tout  ainsi  en  agaet 
Com  cil  à  Tarchiere  tret. 

BM  no,  p.  394  V.  26 — 30. 
La  Bible  au  Seignor  de  Berte, 

Quindi,  o  mortali,   Vigilatis  quia  nesctie  diem  me  horam^ 

Veillez,  veillez,  fet  TEvangiles, 
Vos  ne  savez  le  jor  ne  Peure 
Que  mort  venra  qui  tout  deveure, 
Veillons,  veillons,  Dex  le  nous  rueve. 
S'en  la  fin  Diex  dormant  nos  trueve. 
Mors  sons  en  cors,  mors  sons  en  ame 

BM  no  p.  439  V.  296—301. 
Miracle  de  Nostre^Dame, 

Contro  la  morte  non  v'ha  rifugio  che  in  seno  alla  chiesa! 

Encontre  toi  n'a  nul  refuit; 
Or  n'i  a  dont  autre  réduit 
Fors  confesse,  sermon  et  messe. 

JCD  n®  p.  214  V.  19—21 
lÀ  Vers  de  le  mort. 

Preparatevi  alla  vita  al  di  là,  questa  non  ha  alcun  valore;  la 
gioia  del  mondo: 

....  je  voi  que  c'est  fin  noienz 
Que  ele  trespasse  plus  que  venz. 

La  Bible  au  Seignor  de  Ber%e 

V»  399—400« 

Bellezza,  gioventù,  ricchezze,  tutto  passa  in  un  baleno  ;  a  che  varrebbe 
afiannarsi  per  cosi  poco? 

Que  valent  solaz  ne  délit 

Con  porroit  prendre  chascun  jor? 

ibid.  —  p.  410  V.  506 — 7. 

,,Pregate  Dio  che  abbia  pietà  dell'  anima  mia;  a  tutti  quanti 
pregheranno  per  me,  conceda  Iddio  gioia  eterna'',  dice  la  lunga 
epigrafe  in  cui  il  morto,  un  di  ricco  signore,  parla  al  passeggero; 
il  Filosofo  la  legge  e  s'avvede  che  tutto  quaggiù  é  vanità: 

Bien  entendí  ce  fu  vertez. 
Que  tot  le  siècle  est  venitez! 
Le  siècle  gerpi  com  saige 
Si  se  mist  en  un  hermitage. 

BM  no  p.  180  V.  63—66 

D^un  FUosophe  qui  passait  parmi 

un  cimentire. 


02  G.   SCHIAVO, 

£  come  luì  i  tre  canonici  che  passarono  per  un  cimitero,  maledissero 
il  mondo, ^  come  lui  una  schiera  infinita  d'asceti  andò  cercando  fra 
i  boschi  la  via  più  libera  per  salire  a  Dio,  come  lui  migliaia  di 
infelici  corsero  a  straziarsi  anima  e  corpo  per  vincere  le  vanità, 
che,  pur  disprezzate,  sapevano  tuttavia  molestarli.  Le  opere  nostre 
ci  danno  anche  questi  aspetti  della  vita  medievale;  poco  avremo 
da  aggiungere  a  quanto  qua  e  là  abbiamo  ormai  veduto.  —  Un 
romito,  preso  da  un  re  di  Egitto,  é  da  lui  molestato  con  mille 
tentazioni  per  trarlo  a  peccare;  il  re  gli  fa  venire  una  dopo  l'altra 
tre  bellissime  fanciulle  a  sedurlo,  nudo  lo  fa  legar  sopra  un  letto 
di  piuma,  perché  non  fugga,  nuda  gli  manda  intomo  la  più  gentile 
delle  donzelle:  tutto  é  inutile;  prossimo  ormai  a  restar  vinto,  con 
sforzo  subitaneo  ed  eroico,  si  lacera  coi  denti  la  lingua  e  ne  getta 
il  moncone  sul  volto  alla  Venere  importuna.* 

Ma  non  solo  fra  i  boschi  si  digiuna  e  si  sacrifica  a  Dio  ogni 
piacere  ed  ogni  diletto  ;  un  romito  si  crede  un  santo,  esce  dalla  sua 
capanna,  si  mette  in  via  verso  Aquileia,  giacché  Dio  lo  avverti  che, 
fra  gli  nomini,  v'era  chi  fosse  migliore  di  lui.  £  di  fatti  egli  trova 
il  giudice  della  città,  uomo  di  vita  casta  e  santa,  la  moglie  di  lui 
ancora  più  buona.  £lla  vuole  seco  nel  letto  il  romito,  egli  deve 
cedere  a  forza,  ella  lo  tenta,  lo  stimola,  lo  mette  al  punto  di 
perdere  in  un  momento  tutto  il  bene  guadagnato  in  lunghi  e  lunghi 
anni  di  astinenze  e  di  tormento.  Ma  lo  arresta  a  un  tratto,  lo 
trae  seco  a  una  vasca  vicina,  lo  fa  entrare  in  essa,  e  lo  lascia 
tanto  che  il  poveretto  crede  ormai  di  morire  di  gelo.  Lo  accoglie 
nuovamente  vicino  a  sé,  lo  riscalda,  lo  stuzzica,  lo  induce  anche 
stavolta  al  punto  di  prima,  ma  per  ricacciarlo  entro  la  vasca,  pour 
le  mal  des  rains  oublier.  Ripete  il  giuochetto  una  terza  volta,  final- 
mente il  mattino  gli  confessa  che  ella  faceva  cosi  col  marito  ogni 
qual  volta  il  mal  di  reni  prendesse  anche  lui,  giacché  entrambi 
avevano  fatto  voto  di  castità,  e  non  volevano,  a  nessun  patto, 
violarlo.  Inoltre  digiunavano  più  che  il  romito  non  sapesse  fare. 
Egli  si  parti  da  quel  luogo  convinto  che  pure  in  mezzo  al  mondo 
viveva  della  gente  santa.' 

Tuttavia  non  tutti  i  romiti  sono  poi  sicuri  di  salire  a  Dio; 
quegli  qui  s^acompaigna  à  VAnge^^  senza  il  messo  di  Dio,  facilmente 
sarebbe  caduto  in  peccato;  quegli  che  mise  l'anima  sua  in  pegno 
di  quella  di  un  fabbro,*  buono  e  caritatevole,  finché  fu  povero, 
avaro,  quando  il  romito  gli  ottenne  da  Dio  ricchezze  e  fortuna, 
avrebbe  dovuto  perderla,  se  il  fabbro  non  fosse,  a  tempo,  tornato 
povero  e  quindi  caritatevole  ed  umile  ;  quegli  invece  che  si  disperò 
per  veder  salire  al  cielo  l'anima  di  un  ladrone  spietato,  convertito 


»  Le  DU  des  Trois  Chanoines  JCD  P  p.  296  sgg. 

•  M  II<*  p.  279  sgg.  —  De  V Ermite  qui  coupa  sa  langue. 

•  D'un  Hermite  que  la  Dame  fist  haignier  en  aiguë  froide  (M  II®). 

*  M  no. 

•  D'un  Hermite  qui  mist  scarne  en  plege  pour  cele  au  Jebre  (M  II®). 


FEDB  B  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  63 

da  lui,  per  poche  opere  buone,  fatte  innanzi  la  morte,  mentre  egli 
da  vent'  anni  si  tormentava  in  un  bosco,  fìni  malamente  e  fu 
preda  al  demonio.^ 

§  4.  Or  bene ,  se  i  buoni  sì  sottopongono  a  casi  rìgide  prove 
per  salvar  l'anima  loro,  chi  ha  peccato  si  sottometta  alle  più  dure 
penitenze  per  cancellare  le  sue  colpe.  Il  romito  che,  ubbriacatosi 
uccise  e  fornicó,  s'ebbe  dal  papa  in  penitenza  di  vagare  come 
pazzo  pel  mondo,  finché,  il  Cielo  gli  manifestasse  il  suo  perdono 
(v.  e  V®)  ;  i  tre  infelici  del  Dit  de  Bue/  s'ebbero  pena  maggiore. 
Qui  il  fanatismo  medievale  si  mostra  in  tutta  la  sua  orrìbile  fierezza; 
ÎSJ  rìcadere  sulla  figlia  dell'  obbrobrìoso  incesto  lo  stesso  grado  di 
colpa  in  cui  incorsero  i  due  miserabili,  assoggettare  questi  tre 
infelici  a  una  prova  cosi  aspra  che  sembra  quasi  impossibile 
immaginarla,  chiuderli  cioè  dentro  im  sacco  di  pelle  di  bue,  farli 
girare  il  mondo  come  tre  maledetti  da  Dio,  per  sette  anni  interì, 
é  crudele,  é  terrìbile,  é  spaventoso. 

In  questo  racconto  rìtoma  in  tutta  la  sua  forza  la  legge 
Mosaica,  il  Dio  tremendo  e  implacabile  illumina  di  fosca  luce  tutto 
il  quadro  tristissimo  e  doloroso.^ 

//  Dti  des  Anelis  é  meno  terribile ,  quanto  é  meno  grave  la 
colpa  di  una  donna  che  rìnnega  un  istante  il  marìto,  del  peccato 
di  una  madre  incestuosa.  Ma  tuttavia,  quanto  soi&e  anche  la 
povera  donna,  rassegnata  per  rìparare  alla  colpa  commessa,  e  sal- 
vare l'anima  sua!  Gettata  dal  marìto  su  una  povera  barca  in  mare, 
salvata  dalla  procella  per  miracolo  di  Dio,  per  quaranta  giorni 
cibandosi  di  frutta  in  un'isola  deserta,  tormentata  dal  dolore  che 
le  danno  i  dieci  anelletti  di  ferro,  di  cui  il  marìto  crudele  le  avea 
stretto  ogni  dito,  sofiire  tutti  questi  spasimi,  rassegnata  e  sicura  di 
poter  cosi  riparare  al  peccato.  £d  anche  quando  potrebbe  passare 
a  condizione  migliore,  preferisce  andar  monaca  e  non  vuol  farsi 
limare  i  dieci  anelli  che  le  straziano  le  dita. 


*  M  II®.  Be  V Ermite  qui  se  ¿lese spera, 

'  Alla  prima  lettura  del  nero  dramma  che  si  svolge  in  questo  da  si 
sarebbe  tentati  a  crederlo  nient'  altro  che  una  truce  invenzione  di  uno  spirito 
perduto  nell'  ascetismo  più  fimesto,  si  sarebbe  pronti  a  negargli  qualunque 
base  di  verità.  Questa  nuova  Giocasta,  ma  volontaria  e  colpevole,  più  che 
ispirarci  ribrezzo,  desta  il  ridicolo,  tanto  sembra  stupida  e  sciocca,  e  tanto 
il  figlio  ci  appare  un  povero  gaglioffo  qualunque,  un  bambolone  senza  pensiro 
e  senza  volontà,  se  non  forse  nel  momento  in  cui  rimpiange  il  mal  fatto. 
Tutto  il  lungo  racconto  é  una  lettura  che  disgusta  e  amareggia,  la  dignità 
umana  si  sente  offesa,  più  che  orrossire  dinanri  a  quel  quadro  odioso,  lo 
maledice;  é  una  scena  d'Inferno.  Ma  quando  si  osservi  che  il  Dit  de  la 
Borjoise  cui  fu  grose  de  son  fil  e  quello  de  la  Borjosse  de  Rommet  riproducono, 
nella  prima  parte,  il  racconto  dei  Cuoi  di  bue,  che  anche  qui  si  tratta  di  una 
madre  incestuosa,  amor  più  colpevole  della  madre  del  Dit  du  Buef^  perché 
uccide  il  fintto  delle  turpitudini  sue,  noi  non  possiamo  vedere  nelle  tre  orrìbili 
narrazioni,  che  una  pittura  dei  costumi  del  tempo,  per  quanto  pure  si  voglia 
esagerata  e  caricata  dei  colori  più  foschi.  Noi  non  abbiamo,  del  resto,  che 
notato  ü  fatto;  i  commenti  a  chi  abbia  interesse  di  farli. 


64  G.   SCHIAVO, 

Ma  penitenze  simili  a  queste  sembrano  destinate,  più  che 
ad  altro,  a  formare  dei  santi  ;  per  salvar  l'anima  può  bastare  andie 
meno,  anche  un  pentimento  sincero.  Ce  ne  dà  una  prova  il  Dit 
du  Chevalier  au  BarizeL  Questo  fiero  castellano  che,  non  per 
pietà  religiosa,  non  per  la  fede,  né  per  piangere  i  suoi  peccati, 
ma  per  mantenere  la  sua  parola  di  cavaliere,  si  assoggetta  alle 
prove  più  dure  per  tutto  un  anno,  presso  a  morire  non  cede  an- 
cora, empio  ed  ostinato;  ma  d'improvviso  cosi  forte  pentimento  lo 
stringe,  che  basta  a  salvare  queir  anima,  carca  di  tante  e  tante 
colpe.  Cosi  nel  Dit  de  T Enfant  qui  sauva  sa  mère,  alla  vedova, 
che  già  s'era  venduta  al  diavolo ,  basterà  confessare  i  suoi  peccati 
al  figlio  e  desiderare  il  sacerdote,  perché  l'anima  sua  vada  a  luogo 
di  salvezza  e,  per  le  preci  del  figlio,  possa,  entro  un'  anno  salire 
a  Dio. 

Altre  volte  a  salvare  dall'  Inferno  potrà  valere  la  fervida 
devozione  a  Maria,  come  nel  caso  del  Cavaliere  che  rinnega  Dio, 
ma  non  la  Vergine  fDu  Chevalier  et  de  VEscuier),  come  nel  caso 
di  Teófilo^  della  Bourjosse  de  Romme  ed  altrove;  sempre  tuttavia 
il  riscatto  di  un'anima  perduta  avviene  per  orazioni  o  per  elemosine 
o  penitenze,  o  per  l'una  cosa  e  l'altra  insieme. 

§  5.  Ma  più  delle  penitenze,  de'digiuni,  delle  elemosine,  val- 
gono i  sacrifici  per  la  religione,  le  imprese  contro  gli  Infedeli,  la 
morte  incontrata  sul  campo  per  la  fede  di  Cristo. 

Nel  Lai  de  William  Longespée,  le  anime  dei  crociati,  morti  in 
battaglia,  salgono  subito  a  Dio,  gli  angeli  discendono  ad  accoglierle. 
Invece  cadono  all'  Inferno  quelle  dei  Saraceni  e  dei  Cristiani  che 
cedono  il  campo  e  si  abbandonano  alla  fuga. 

S'il  se  fiissent  combatu  pur  le  Dieu  amour, 
Lur  almes  fussent  en  joie  od  lur  Creator. 

JCD  no.  p.  329  V.  326—27. 

£  il  pio  Rutebeuf  non  temerà  di  minacciare  a  imperatori, 
re  principi,  duchi  e  conti,  le  pene  eteme,  se  non  prendano  le  aimi 
per  la  difesa  del  santo  sepolcro.  Con  immagine  veramente  potente, 
rappresenta  Dio,  braccia  tese,  rivolto  ai  Cristiani,  aspettando 
soccorso  : 

Empereor  et  roi  et  conte 

Et  due  et  prince  a  cui  Ten  conte 

Romanz  divers  pour  vous  esbatre 

De  eels  qui  se  seulent  combatre 

Ça  en  arriers  por  sainte  Yglise 

Quar  me  dites  par  quel  servise 

Vous  cuidiez  avoir  paradis. 

Cil  li  guaignièrent  jadis 

Dont  vous  oez  ces  romanz  lire^ 


*  Cioè  di  coloro  che   avevano   già  combattuto  pel  Cristianesimo,   come 
dice  sopra. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  65 

Par  la  paine  et  par  le  martire 

Que  li  cors  soufirirent  sur  terre 

Vez  ci  le  tems;  Diex  vous  vent  querré, 

Bras  estenduz  de  son  sane  tains 

Par  qui  li  feus  vous  ert  destains 

Et  d'  enfer  et  de  purgatoire. 

OCR,  P.  p.  107—108  V.  I  sgg. 
La  Complainte  d* OntrC'Aier. 

Tutto  il  compianto  é  una  calda  esortazione  ai  potenti  di 
prender  la  croce,  un'  accusa  terribile  al  clero  che  pensa  di  godersi 
in  pace  i  larghi  suoi  beni,  a  cui  rimprovera  di  far  del  ventre  il 
suo  Dio,  e  nega  il  regno  celeste  a  chi  non  dice  del  salterio  altro 
salmo, 

Fors  celui  où  rCa  que  ij  vers^  (p.  112,  v.  109 — 117). 

Le  esortazioni  si  ripetono  in  tutte  le  poesie  del  trovero  per 
eccitare  i  Cristiani  alla  lotta  contro  gli  Infedeli.  Se  i  danari  che 
si  danno  a  chi  si  dice  amico  della  Chiesa,  fossero  impiegati  per 
liberare  Terra  Santa! 

Se  li  deniers  que  l'en  a  mis 

En  eels  qu'à  Dieu  se  font  amis 

Fussent  mis  en  la  Terre  Sainte 

Ele  en  éust  mains  d'anemis  etc. 

OCR.  P.  p.  120  V.  29  sgg. 
La  Complainte  de  Constantinoble. 

Rois  de  France,  rois  d'Aingleterre, 


S'or  voleiz  paradis  avoir 
Si  secoreiz  la  Terre -Sainte, 

OCR  P  p.  134  V.  98 — 102 
La  Nouvelle  Complainte  d^ OtUre-Mer 

Al  non  crociato,  che  al  crociato  oppone  l'esempio  dei  sacerdoti 
che  stanno  a  casa  loro,  mentre  più  d'  ogni  altro  devrebbero  accorrere 
in  Terra  Santa  a  difendere  la  fede  di  cui  godono  anche  i  benefìci 
temporali,  costui  risponde  di  lasciar  stare  chierici  e  preti,  ma  di 
por  mente  invece 

au  Roi  de  France 

Qui  por  para  diz  conquesteir 

Vuet  metre  le  cors  en  balance 

Et  ces  enfanz  à  Dieu  presteir.* 

O  CR  P.  La  Desputatùns  dou 
Croisié  et  dou  Descroisié, 


^  n  Deo  Gratias. 

'  Cosí  fece  S.  Luigi  nella  Crociata  del  1270. 

Confesso  di  non  capire  ossolutamente  come  qualcuno  possa  vedere  in 
questa  disputa  non  un'esortazione  a  prender  la  croce,  ma  una  derisione  verso 
chi  la  prenda.     Il  fatto    che  le    ragioni    addotte    dal   non  Crociato   sono  più 

ZeitMhr.  r.  rom.  Phil.  XVII,  r 


66  G.   SCHIAVO, 

§  6.  Giacché  le  Crociate  si  levano  contro  gPinfedeli,  quali 
sono  i  popoli  chi  si  designano  con  questo  nome  nelle  opere  da 
noi  consultate?  I  Giudei»  ricordati  anche  più  spesso  degli  altri 
(v.  C.  P.  e  cap.  V^*.)  gli  Albigesi  e  i  Maomettani. 

Ma  quanto  agli  Albigesi  non  abbiamo  che  un  passo. 

Nelle  Chroniques  de  S,  Magloire  ^  dette  cosi  dall*  abazia  in  cui 
si  trovano,  scritte  verso  il  1300,  si  parla  della  storia  di  Francia; 
fra  le  altre  cose  si  ricorda  che  Luigi  Vili  combatté  gli  eretici  Albigesi. 

L'an  mil  deux  cens  et  vint  et  sis 
Fu  mors  nostre  bon  Rois  Lois, 
Li  os  (l'oste)  fu  á  Aveignon  assis 
Pour  aler  sur  nos  anemis, 
Qui  estoient  contre  la  foi 
De  sainte  Eglise  et  de  sa  loi, 
Quant  li  enfant  estoient  né 
Ne  fussent  ja  Crestienné; 
Et  dura  cele  erreur  Ione  tens 
Quinz  'an,  ou  plus,  si  con  je  pens. 
Et  lor  fist  l'en  un  Croizement. 

BM  IP.,  p.  222 — 223,  V.  16—27. 

Quanto  ai  Giudei  già  vedemmo  abbastanza  ai  capitoli  ricordati; 
le  opere  nostre  non  ci  danno  di  più;  meno  poi  ancora  sui  Mao- 
mettani Si  può  asserire  che  quanto  ci  dicono  si  restringa  al  Lai 
du  hon  William  Longespée^  per  ricordare  come  le  anime  degli  Infedeli 
cadano  ali*  Inferno,  e  alle  opere  di  Rutebeuf  sulle  Crociate. 

Ma,  come  mai,  si  dirá,  come  mai  non  vi  hanno  altri  ricordi 
dell'odio  cristiano  contro  i  miscredenti  che  tengono  in  loro  potere 
il  sepolcro  di  Cristo  ?  Non  precipitiamo  i  giudizi  ;  i  ricordi  ci  sono, 
scarsi,  come  nascosi,  ma  d'altra  parte,  eloquentissimi. 

Parlando  dei  diavoli  all'  inferno,  si  trovano  fra  loro  Maometto 
e  Tervagante,  che  i  Cristiani  considerano  come  divinità  Maomettane 
e  quindi  come  demoni.  Ma  vi  ha  un  fatto  singolarissimo  e  della 
più  alta  importanza.  Lo  scrittore  medievale  è  tanto  ripieno  dell'odio 
contro  gli  Infedeli  musulmani,  che  non  solo  confonderà  insieme 
all'  Inferno  divinità  di  Grecia,  di  Roma  e  Saracene,  ma  non  saprà 
più  concepire  un  miscredente  di  qualunque  genere  che  non  segua 


forti  di  quelle  che  avanza  il  Crociato,  e  che  tuttavia  quegli  cede,  quando 
meno  si  crederebbe,  non  mi  sembra  abbia  grande  valore.  In  altre  dispute 
troviamo  esempi  simili;  cosi  nelle  due  fra  Chiesa  e  Sinagoga,  pubbl.  dallo 
Jubinal  (JMys.  IP.,  appendice;  Mistero  della  Passione  p.  258 — 61)  Quivi 
pure  alle  ragioni  portate  innanzi  dalla  Sinagoga,  la  Chiesa  non  sa  rispondere 
che  parole  e  parole,  e  tuttavia  finisce  col  vincere.  Nessuno  vorrà  vedere  in 
questo  fatto  una  derisione  alla  Chiesa,  come  altrimenti  bisognerebbe  credere 
derisi  gli  AngeU  che,  in  lotta  coi  demoni,  vedemmo  avanzare  delle  ragioni 
molto  deboli  a  petto  di  quelle  di  Leviathan,  di  Satan,  e  Maufferas  (cap.  V^); 
derisa  la  Vergine  fino  dal  buon  fra'  ßonvesin  della  Riva  (cap.  V<>).  Si  noti 
inoltre  che  questa  sarebbe  l'unica  poesia  di  Rutebeuf  in  cui  si  derìda  la  fede 
de'  tempi  suoi  ;  l'autore  non  poteva  perciò  contraddirsi  cosi  cinicamente. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  67 

Maometto.  Cosi  i  pagani  che  tormentano  i  martìri  cristiani  ai 
primi  secoli  della  Chiesa  non  invocheranno  Giove  o  Nettuno,  né 
giureranno  per  Ercole  o  per  Plutone ,  ma  per  Maometto  e  Terva- 
gante. 

Par  Mahommet!  Le  Martyre  de  S.  Pierre  e  S,  Paul 

p.  67  V.  14. 

Mahon  le  puist  confondre!  Le  Martyre  de  S,  Pierre  e  S,  Paul 
p.  77  V.  12.  Ha  Mahommet  (cosi  Nerone)  Le  Martyre  de  S.  Pierre 
e  S.  Paul  p.  93  V.  15.  Foi  que  doy  mon  Dieu  Tervagan  Le  Martyre 
de  S,  Pierre  e  S,  Paul  p.  93  v.  17.  Je  prie  Mahon  qu'il  soït  pen- 
dus-Z^  Martyre  de  S.  Denis  p.  128  v.  4,  e  cosi  di  seguito. ^ 

§  7.  Colla  fede  in  una  vita  futura  é  strettamente  collegata 
quella  del  Giudizio  finale,  in  cui  Dio  verrà  a  ricevere  oltre  le 
anime,  anche  i  corpi  de  'suoi  fedeli,  mentre  abbandonerà  alle  potenze 
infernali  quelli  di  coloro  che  in  lui  non  credettero  o  non  lo 
amarono. 

Quel  giorno  sarà  ben  terribile  !  Ce  lo  dice  e  ce  lo  ripete  più 
d'ogni  altro  anche  qui  il  pio  Rutebeuf; 

Voir  est  que  David  nos  recorde, 
Diex  est  plains  de  miserecorde  ; 
Meis  veiz-ci  trop  grant  restrainture. 
n  est  juges  fors  et  puissans, 
Juges  que  on  ne  puet  plaissier. 
Fors  li  fors  (fox  est  qui  c'efForce 
A  ce  qu'il  vainque  sa  force)  ; 
Poissans  qui  riens  ne  li  eschape, 
Porquoi  qu'il  at  tot  soz  sa  chape; 
Sages  c'on  ne  puet  décevoir; 
Se  puet  chascuns  apercevoir, 
Connoisans  qu'il  connoist  la  choze 
Avant  que  li  hons  la  propoze, 
Qui  doit  aleir  devant  teil  juge 
Sens  troveir  cercet  ne  refuge, 
Cil  at^tort,  paour  doit  avoir 
Cil  a  en  lui  sans  ne  savoir 

OCR  P  Za  Nouvelle  Complaiute  d'Outre 
=  Mer.  p.  131— 132  v.  31—50. 

^  Le  dis  dùu  vrai  Aniel  ^  pubi,  de  To  hier,  Leipzig,  Hirzel,  1884  ci 
dà  le  3  religioni,  Giudaica,  Maomettana  e  Cristiana  sotto  l'allegoria  dei  tre 
anelli,  afiatto  identici  fra  loro,  ma  di  cui  uno  solo  opera  miracoli,  guarendo 
malati,  risuscitando  i  morti,  facendo  mille  benefìci  agli  uomini.  Questo  rap- 
presenta la  fede  di  Cristo. 

li  Sarrasin  en  tienent  Tune, 

S'aourent  Mahon  et  la  lune; 

Et  li  jüis  ont  le  seconde, 

Drois  est  que  le  tierche  desponde; 

Chou  est  li  lois  as  crestiens  etc. 

p.  12  v.  285  sgg. 


68  G.   SCHIAVO, 

Davanti  tal  giudice  il  peccatore   porterà  ì  suoi  peccati   scritti 
sulla  propria  fronte! 

Ha  Diex!  sire  du  firmament! 
Quant  c^ert  au  jor  du  jugement 
Que  tu  jugeras  mors  et  vis, 
Par  mon  cors  qui  est  ors  et  vils 
Sera  en  enfer  m'âme  mise 
Et  mon  cors  après  le  juise. 
Mon  péchié  m'ert  el  front  escriz. 

OCR  no.  La  Vie  Sainte  Marie  VEgiptianne  p.  271  v.  217-23. 

Quel  giorno,   nessuno  potrà  nascondere  le  proprie  colpe,   né 
amici,    né   parenti  potranno    giovare;    quel  giorno  tremerà  tutto  il 
mondo,  perfino  gli  Angeli  e  gli  Arcangeli  avranno  paura! 
Ce  lo  dice  il  filosofo  che  parla  air  anima  sua; 

Quanque  auras  ici  celé 
Iluec  sera  tot  desploie; 
Ne  ti  ami,  ne  ti  parent 
Valoir  ne  ti  porront  noient, 
Tiut  ensamble  te  gerpiront 
Quant  il  mal  jugié  te  verront. 
BM  II<>  p.  182  V.  II — 16  Comment  on  Doit  bien 
faire  por  s*ame 

Ce  lo  dice  anche  il  buon  romito   che  aveva  messo   in  pegno 

di    quella    del    fabbro    l'anima    sua.     Egli   che   osserva  il  giudizio 

finale,  rapito  in  estasi: 

vit  le  morz  resuscitez, 

Vit  les  anges  et  le  mauffez. 

Vit  le  juge,  qui  tout  jugoit 

Et  qui  aus  gens  si  fiers  estoit 

Que  nus  ne  Tosoit  regarder. 

Tout  le  monde  fesoit  trembler. 

M  U9  p.  437  v.  329 — 34  Zyun  Hermitet  qui  mist 

s*ame  en  plege  pour  cele  on  févve. 

Ce  lo  ripete  Rutebeuf: 

li  termes  vient  durement 

Que  Diex  tanra  son  jujement, 
Qaant  li  plus  juste  d'Adam  nei 
Auront  paour  d'estre  dampnei 
Anges  et  archanges  trembleront, 
Les  laces  armes  que  feront? 
Qu'il  part  ce  porront  elz  répondre, 
Qu'à  Dieu  ne's  estuisse  répondre 
Quant  il  at  le  monde  en  sa  main 
Et  nos  n'avons  point  de  demain? 
OCR  I"  pag.  133  v.  73—82  La  Nouvelle  Complainte 

d'Outre  Mer. 


"FBDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  69 

Rutebeuf  accenna  poi  anche  altrove  al  Giudizio  Universale, 
come  nella  Complainte  (PO,  M,  nella  Complainte  de  Constantinoble,  nelP 
Ave  Maria,  in  cui  dice  che  il  mondo  tremerà  come  foglia^  nella 
Chanson  de  Pmlle, 

Ma  abbiamo  mia  descrizione  di  quel  giorno,  ancora  più 
terribile  e  più    ampia  di   quelle   vedute   fìn'ora.     Sopra  si  vedrà  il 

giudice  e 

Tuit  li  saint  qu'illuec  seront 

Trestuit  de  paor  trembleront; 
Nis  la  mère  Dieu  tramblera 
De  paor  quant  ele  verra 
Que  ses  fils  est  si  corrouciez 
Qui  de  toz  bien  ert  sire  et  chiez. 
n  est  amont  en  tel  semblance 
Comme  il  fu  enz  en  la  balance 
De  la  croiz,  ou  il  fu  pendus, 
Pour  nous  trère  de  la  fomaise 
D*enfer,  ou  nus  n'a  bien  ne  aise. 
OCR  ino  la   Voie  de  Paradis  p.  231  v.  1272— 81.. 

£  giù  abbasso  si  vedrà  l'inferno  ampio  ed  aperto  per  ricevere 
i  peccatori;  a  destra  vedranno  costoro  le  loro  colpe,  a  sinistra  i 
demoni  accesi  di  furore,  di  fuori  il  mondo  ardente  per  l'aria,  di 
dentro  la  coscienza  li  tormenterà  per  quanto  hanno  fatto  di  male: 
cosi  non  potranno  in  nessun  luogo  volgere  gli  occhi  senza  incon- 
trarsi in  oggetti  di  dolore  e  di  pianto. 

VII.   Purgatorio  e  Paradiso. 

§  I.  Mentre  si  ricordano  molto  spesso  famosi  santuari,  si 
ripetono  le  lodi  di  un  santo  o  di  ima  santa  e  si  celebrano  come 
quelli  che,  non  solo  furono  pii  e  virtuosi  durante  la  vita  loro,  ma 
come  quelli  ancora  che,  lasciata  la  terra,  non  abbandonano  gli 
uomini,  continuano  i  loro  benefìci  dall'  alto,  sanando  dalle  malattie, 
soccorrendo  nelle  sventure  chi  a  loro  si  rivolge  con  fede  sincera; 
mentre  in  una  parola,  la  fantasia  medievale  si  creó  tutto  un  Olimpo 
di  intermediari  fra  la  umanità  e  la  divinità,  del  Purgatorio,  anche 
nelle  opere  nostre,  troviamo  scarsissimi  cenni.  Lo  Schroder  non  fu 
più  fortunato  di  noi,  e  volle  vederne  la  ragione  nel  fatto  che,  fra  il 
popolo,  la  fede  in  questa  regno  intermedio  non  s*era  ancora  diffusa 
e  fissata,  come  quella  nell'Inferno  e  nel  Paradiso.* 


*  Schröder,  op.  cit.  e.  V°,  pag.  58. 

La  fede  nel  Purgatorio  é  già  sostenuta  dai  Padri  della  Chiesa;  abbiamo 
poi  alcuni  Concila  che  la  affermarono  come  dogma,  primo  di  tutti  il  HI®, 
concilio  di  Cartagine  (anno  397).  Poi  per  venire  a  un  concilio  che  la  proclami 
molto  più  solennemente,  bisogna  aspettare  il  Concilio  di  Firenze  sotto  papa 
Eugenio  IV  (anno  1439).  Ma  la  sanzione  ultima  e  più  nettamente  formulata 
si  ha  nel  Concilio  Tridentino. 


70  G.    SCHIAVO, 

Tuttavia  noi  dobbiamo  fare  un'osservazione  di  non  poco  momento 
per  quanto  riguarda  le  opere  nostre.  Tra  queste,  dove  si  parla 
specialmente  della  vita  futura  é  nei  racconti  devoti,  ma  questi 
racconti,  nel  fondo,  non  sono  fatti  che  per  celebrare  i  miracoli 
della  Vergine,  o  di  qualche  altro  santo.  Ora,  si  tratta  quasi  sempre 
di  anime  che  la  bella  pietosa,  o  qualche  spirito  benigno  del  cielo 
strappa  al  demonio.  Ció  dove  avviene?  Sulla  terra,  anche  se 
ormai  l'anima  abbia  lasciato  il  corpo;  ecco  perchè  più  facile 
é  trovare  la  descrizione  di  qualche  demonio  sulla  terra,  e  fra  gli 
uomini,  che  nell'Inferno  e  fra  i  demoni,  ecco  perchè  si  trova  più 
spesso  menzione  del  Paradiso  che  del  Purgatorio,  fatti  dimenticare 
appunto  dal  continuo  intervento  di  una  forza  superiore  sul  destino 
dell'uomo.  Se  la  Vergine  o  Dio  o  chi  per  lui  avessero  condotte  le 
anime  dei  loro  protetti,  non  direttamente  in  cielo,  ma  a  purgarsi 
nel  fuoco  espiatore,  il  miracolo  avrebbe  perduto  molto  di  quella 
forza  e  di  quell'efficacia  che  otteneva  invece  con  una  bella  apoteosi. 
§  2.  I  luoghi  in  cui  si  nomina  il  Purgatorio  nelle  opere  nostre 
sono  soltanto  quattro. 

Lo  ricorda  Rutebeuf  nel  passo  già  veduto  (e.  VI®)  della  Com- 
plainte d'Outre-Mer,  in  cui  dice  appunto  che  Dio  viene  a  chiedere 
soccorso  ai  re, 

Braz  estendus  de  son  sane  tains 

Par  qui  li  feus  ert  destains 

Et  d'Enfer  e  de  Purgatorie! 

OCR  P  pag.  io8  V.  13—15. 

L'autore  della  Curi  de  Paradis  d  fa  sapere  che,  mentre  i  beati 
facevano  festa  in  delo, 

toutes  les  armes  ploroient 

Qui  erent  en  espurgatoire  ; 
Toutes  crient.  Pere  de  gioire, 
Encor  aiez  merci  de  nous  etc. 

B  M,  mo  pag.  144  V.  488. 

Un  mistero  d  dice  qualche  cosa  di  più,  nomina  il  fuoco  pu- 
rificatore. Nella  Passion  de  N.  Seignor  QMys.  W  p.  173),  Lazzaro, 
dopo  aver  parlato  dell'  Inferno  e  dei  tormenti  di  esso,  viene  a  dire 
del  Purgatorio  e  lo  colloca  molto  vicino  a  quello,  un  po'  più  alto. 

Encore  y  a  un  autre  estage 

Qui  est  dessus  celui  ombrage; 

La  est  le  feu  de  purgatoire, 

Cenlz  qui  attendent  la  Dieu  gloire 

Font  en  ce  lieu  leur  pénitance 

Des  péchiez  qui  ont  fait  dés  l'enfance 

Dont  confession  ont  eu  — 

Por  ce  ne  sont  il  pas  chéu 

En  la  fosse  d'enfer  parfonde; 

Mes  seront  tost  de  pechié  monde. 

(y.  17—26.) 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  7  I 

£  il  fuoco  purgante  si  ricorda  anche  in  quesf  altro  passo  : 

Il  i  a  tei  des  âmes  qui  C.  anz  art  et  frit 
£1  feu  de  purgatoire,  dont  PEscripture  dist 
Que  d'un  péchié  mortel  c'on  fet  en  faus  délit 
Li  convient  vij.  anz  estre  ainz  qu'ele  s'en  aquit 

Qui  vij.  anz  seroit  nus  par  la  plus  grant  froidor 
Conques  fust  en  yver  par  la  froidor  greignor, 
N'auroit-il  en.  vij.  anz  la  moitié  de  dolor 
Com  d'estre  el  purgatoire  la  quarte  part  d'un  jor. 

OCR  ID9.  La  Chante-Pleure  pag.  95  v.  no — 17. 

Abbiamo  poi  due  luoghi  che,  senza  nominarlo,  accennano 
tuttavia  al  Purgatorio.  Nel  Dit  des,  ij\  Chevaliers,  l'anima  prava 
incontrata  nel  bosco  dal  cavaliere  buono  e  devoto  a  Maria  (v.  e.  V^), 
fra  le  altre  cose  gli  dice  che  ormai  ella  resterebbe  sempre  in  quel 
tormento  in  cui  la  vedeva,  aggiunge  che  sarebbe  inutile  fare 
elemosine  e  pregare  per  lei,  giacché. 

Se  cenlz  qui  sont  au  monde,  grans  et  petis,  estoient 
Prestres  messes  chantans  et  chascun  jor  chantoient 
Por  moi  XXV  messes,  et  faire  le  pooient, 
De  ce  grant  doleur  ne  me  rachateroient. 

JCD  I.  p.  152  St.  48. 

Secondo  il  Dit  de  V Enfant  qui  sauva  sa  mère^  al  figlio,  che 
ogni  giorno  faceva  cantare  Messe  de  requiem  pour  sa  mère  sauver^ 
ella  apparve  dopo  un  anno,  per  dirgli  che  ormai  non  era  più  in 
luogo  di  pena; 

La  borjoise  revint  á  son  fil  proprement, 
Plus  blanche  que  fleur;  si  li  dist  doucement: 
Biaus  filz,  parole  á  moi.    Je  n'ai  mal  ne  tourment 
J  C  B  I»  p.  299  st.  40  V.  2 — 4. 

Si  vede  da  questi  due  luoghi  che  Tuso  di  pregare  e  dir  delle 
messe  in  suffragio  delle  anime  degli  estinti  doveva  essere  già  molto 
comune;  quindi  la  fede  in  un  luogo  intermedio  fra  Paradiso  ed 
Inferno  ci  si  presenta,  non  v'ha  dubbio,  per  quanto  scarsamente, 
anche  nelle  opere  nostre. 

§  3.  Troviamo  poi  anche  ricordi  del  Limbo. 

Nel  miracolo  per  cui  S.  Genovieifa  ottiene  da  Dio  che  Panima 
del  bambino  caduto  in  pozzo  ritomi  al  corpo  suo,  la  madre  di  lui 
disperata,  grida  che  ormai  l'infelice  é  dannato,  non  trova  più  pace, 
invoca  la  morte.  Invano  la  santa  le  ricorda  che  il  fanciullo,  non 
avendo  che  quattr'anni,  doveva  trovarsi  al  Limbo  e  non  soffrirvi 
altra  pena  che  quella  di  non  veder  Dio  ;  la  donna  non  comprende 


*  Z>  Purgatoire  de  S.  Patrice  (LA  III°.)  non  ci  descrive  veramente 
il  Purgatorio,  né  ce  lo  dipinge  come  un  luogo  speciale.  L'anima  si  purga 
passando  successivamente  per  le  varie  pene  infernali,  da  cui  uscita,  sta  ad 
aspettare  il  momento  di  entrare  in  Paradiso. 


72  G.   SCHIAVO 


» 


ragione,  per  lei  ormai  egli  é  dannato,  né  si  acqueta  finché  noi  vegga 
resuscitare.  (JMyst  I®  Les  Miracles  de  S,  Geneviève  pag.  234 — 235). 
Or  bene,  il  popolo  avrebbe  saputo  concepire  senza  pene 
questo  luogo  destinato  all'  infanzia  innocente?  Solo  le  peisone  meno 
rozze  potevano  porsi  netta  la  distinzione  fra  le  pene  dell'  Inferno 
e  la  vita  tranquilla  nel  Limbo  ?  La  risposta  non  è  cosi  facile,  giac- 
ché in  un  altro  mistero  troviamo  ricordate  le  pene  che  i  demoni 
fanno  soffrire  nel  Limbo  ai  santi  padri.  Nella  NativUé  de  N,  S,  Jhésus- 
Crisi  (JMyt  W)  si  trovano  Adamo  ed  Jsaia  che  piangono  pei 
crudeli  tormenti  che  li  straziano,  anzi  Jsaia,  pregando  Iddio  a  libe- 
rameli, dice: 

Tourment  nous  font,  dont  nous  desplait, 

Les  anemiz  qui  ycy  sont; 
D'aligement  point  ne  nous  font. 
De  nous  mal  faire  tuit  se  painent 
Et  de  ce  fere  joie  mainent. 

pag.  22.  V.  21 — 25. 

Bisogna  dire  che  per  alcuni  fosse  impossibile  inmiaginare  un 
luogo  tanto  vicino  ai  demoni,  senza  che  questi  vi  facessero  qual- 
cuna delle  solite  bravate. 

Nella  Passione  di  Cristo  (HMys.  1I<^.),  troviamo  invece  ricordati 
due  Limbi,  quello  dei  giusti  che  aspettano  la  venuta  di  Gesù  e 
che  saliranno  alla  gloria  del  cielo,  e  quello  dei  fanciulli  morti 
mondi,  che  vi  resteranno  in  etemo,  privi  di  tormenti,  ma  anche 
della  grazia  di  goder  Dio.  Anche  questi  due  Limbi  si  immaginano 
molto  vicini  all'lnfemo,  ed  é  appunto  Lazzaro  che,  dopo  di  aver 
parlato  di  esso  e  del  Purgatorio  viene  a  trattare  di  quelli  (p.  173 —  1 74). 

§  4.  Il  Paradiso,  questo  luogo  di  delizie,  di  etema  gioia,  di 
pace,  per  cui  tanti  sagrifici  si  debbono  sostenere,  per  cui  molti  che 
potrebbero  passare  una  vita  tranquilla  e  lieta  nei  loro  castelli  e 
nelle  loro  terre,  si  abbandonano  alle  lontane  avventure  in  Terra 
Santa,  o  corrono  i  boschi  mangiando  radici,  come  apparve  alle  menti 
dei  nostri  poeti?  La  leggenda  di  S.  Brandano,  riportata  anche 
dallo  Schröder,  potrà  darcene,  come  egli  dice,  la  più  estesa 
descrizione  (pag.  61  op.  cit),  ma  in  fin  dei  conti,  sarebbe  un  errore 
voler  dedurne,  senz*  altro,  che  tutti  se  lo  rappresentassero  presso 
a  poco  egualmente. 

Ma  c'è  da  notare  che  mentre  le  opere  nostre  ricordano  ogni 
momento  il  Paradiso,  in  p)ochi  luoghi  si  può  tróvame  larghi  accenni 
sulla  forma,  la  configurazione  e  gli  ordini  dei  santi  che  l'abitano. 
Sforziamoci  tuttavìa  di  ordinare  il  poco  che  potemmo  riunire;  se 
non  sarà  possibile  cogliere  proprio  nella  sua  interezza  il  concetto 
che  gli  antichi  poeti  francesi  si  formarono  del  Paradiso,  sarà 
almeno  possibile  accostarsi  ad  esso.  Ed  incominciamo  dal  meno, 
per  salire  al  più. 

In  alcuni  luogli  si  accenna  al  Mio  del  Paradiso. 

Nel  />;M  de  Mariin  Hopart,  la  moglie  dell'  incredulo  leguleio 
dichiara  che    colui  il  quale  entrasse  nel  tempio  sacro  a  S.  Michele 


FEDB  B  SX7PERSTIZIONB  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  73 

per  pregarvi,  veramente  pentito,  avrebbe  già  preparato  in  Paradiso 
il  sao  letto: 

En  Paradis  son  lit  est  fait,  RGF.  IF.  p.  174  v.  80. 

Neir  Ordene  de  Chevalerie,  il  prode  Ugo,  spiegando  a  Salatino 
i  vari  significati  delle  cerimonie  che  accompagnano  l'istituzione  del 
cavaliere,  lo  fa  entrare  in  un  letto.  Alla  domanda  di  Salatino  che 
cosa  ció  voglia  significare,  risponde: 

Sire,  eis  lit  vous  senefìe 
Con  doit  par  Chevalerie 
Conquerré  lit  en  paradis 
Ke  Diex  otroie  à  ses  amis. 
BM  P,  p.  64  v.  133—36. 
Ma,  dirá  alcuno  :  il  letto  qui  non  sta  a  significare  che  questo  : 
,^el  Paradiso  si  trova  il  riposo,  la  pace  che  in  terra  non  è".     Io 
non  tarderei  ad  accettare  questa   spiegazione,   ma   occorrono  altri 
passi  che  bisogna  osservare  prima  di  pronunciarci  in  proposito. 

Nella  lunga  storia  di  S.  Leocadia,  l'autore  la  prega  a  metterlo 
in  grazia  a  Maria,  giacché,  tu  ben  lo  puoi,  soggiunge,  tu  che  sei 
sempre  nelle  sue  stanze  e  che  le  fai  il  letto  con  le  altre  vergini 
e  la  aiuti  a  coricarsi,  come  ad  alzarsi: 

En  ses  chambres  tu  iez  á  sejor 
Et  si  la  sers  et  nuit  et  jor; 
Des  Virges  iez  et  des  puceles 
Qui  sont  lit  font,  et  s'iez  de  celes 
Qui  la  lievent  et  qui  la  cochent. 
Je  crois  que  son  saint  lit  n'atoschent 
Fors  seulement  angle  et  puceles. 

BM  P  p.  344  V.  221 1 — 17. 

L'autore  non  saprebbe  adunque  figurarsi  la  Vergine  che  <)uale 
una  regina  della  terra  ;  ma  la  regina  mortale  dorme  e  si  alza,  anche 
la  Vergine  dovrebbe  aver  quindi  il  suo  letto. 

Se  in  Paradiso  v'ha  dei  letti,  ci  saranno  anche  delle  camere, 
la  cosa  è  naturale. 

Dio  chiama  S.  Simone  e  Giuda  nella  (Jour  de  Paradu  e  li 
manda  a  invitare  tutti  i  santi  e  ì  beati. 

Alez  m'en  tost  par  ces  dortoirs 
Et  par  chambres,  et  par  manoirs, 
Semonez  moi  et  Sains  et  Saintes. 

Si  ha  bel  rispondere  :  sono  tutte  allegorie,  non  bisogna  spingerci 
a  credere  che  l'autore  volesse  accennare  a  cose  aiiatto  materiali.  Ebbene; 
noi  le  accettiamo  anche  noi  come  ellegorie,  ma  del  genere  di  quelle 
per  cui  S.  Brandano  vede  nel  suo  Paradiso  un  bel  giardino,  fìntta, 
selvaggina  e  una  montagna  d'oro,  del  genere  di  tutte  le  altre  narrazioni 
del  luogo  beato  ove  si  trova  quanto  v'ha  sulla  terra  di  delizioso;  sono 
allegorie  allo  stesso  modo  che  sono  allegoriche  le  pene  infernali, 
significalo  recondito  che  tuttavia  non  fu  scoperto  dalle  menti  grosse 


74  G.   SCHIAVO. 

Medievali  e  che  forse  quasi  sempre  passò  occulto  anche  ai  poeti 
dei  mondi  misteriosi.  Ha  mai  pensato  qualcuno  alla  mostruosa 
alterazione  dell'  allegoria  di  cui  si  serve  la  Chiesa,  dicendo  che 
S.  Pietro  sta  a  custodire  le  porte  del  cielo?  Mentre  si  voleva 
soltanto  indicare  che  il  Paradiso  è  un  luogo  chiuso  ai  malvagi,  e 
che  i  buoni  stessi  non  vi  possono  entrare  senza  la  fede,  di  cui  il 
santo  è  il  rappresentante  immediato,  ben  presto  quest'  immagine 
fu  presa  nel  senso  più  grossolano  e  come  tale  dura  anche  oggidì 
tra  molti  buoni  cattolici,  non  tutti  certo  contadini  o  rozzi  operai. 
Comunque  si  vogliano  del  resto  interpretare  i  luoghi  citati,  sta  pur 
sempre  il  fatto  che  l'idea  quale  i  nostri  poeti  si  formano  del 
Paradiso,  è  un'idea  affatto  materiale  e  primitiva,  dacché  altri  passi 
vengono  a  comprovarlo.  Se  nel  Paradiso  ci  sono  letti,  camere 
e  dormitoi,  esso  è  un  vero  palagio  reale.  Ma  i  palazzi  reali  hanno 
di  solito  un  bel  giardino  d^intorno  ;  ed  eccoci  qui  un  po'  di  terra. 
Ce  lo  dice  l'autore  della  storia  di  S.  Leocadia.  Il  frate,  continuando 
nelle  sue  preghiere  alla  santa,  le  raccomanda  di  prendere  seco 
S.  Cristina,  perchè  lo  giovi  andie  costei. 

Quant  por  déduire  en  cez  praiax 
Maine  ses  Virge  la  Rome. 

p.  342  V.  2224 — 26. 

Ora,  se  vi  hanno  prati,  vi  saranno  probabilmente  anche  fiori 
e  frutta  e,  oltre  il  palazzo  regio,  delle  altre  case  bellissime  fatte 
anche  d'oro,  il  paradiso  sarà  insomma  un  bel  paese. 

Proprio  cosi;  ce  lo  nomina  e  descrive  il  buon  vescovo  di 
Lincoln  : 

Utre  le  punt  esteit  un  pays' 

Très-délicius,  ceo  me  fìi  avis; 

Verte  esteit  la  praerie, 

La  beauté  descrire  ne  sai  mie; 

Trop  esteit  biel  flurìe, 

Kar  plein  esteit  de  duz  odur 

Et  de  très-délitable  savour 

Ke  bien  os  dire  sans  paûr 

Ke  de  la  beauté  et  la  doçur 

Poet  un  hom  vivre  tut  jur. 

'  n  ponte  pericoloso  si  trova  ricordato  in  altre  leggende.  Nel  ConU  de  la 
Charrette f  l'eroe  deve  passare  un  ponte  pericoloso  guardato  da  bestie.  G.  Paris 
(Romania  Xn,  508;  Martin,  Zur  Gralsage  ^.  ^\)  trova  in  ciò  il  ricordo  del 
ponte  che  (secondo  egli  crede)  dietro  tradizione  antico  celtica,  i  defunti  debbono 
passare  per  entrare  nel  regno  della  Morte,  credenza  che  si  presenta  presso 
molti  altri  popoli  e  che  trovò  la  sua  espressione  pure  nella  letteratura  cristiana. 
Il  Thurneysen  (KeUor omanisches^  Halle,  1884  pp.  21 — 22)  mostra  che  non 
c*é  traccia  di  elemento  originariamente  celtico  in  questa  credenza;  nelle 
leggende  irlandesi  spesso  si  parla  del  rapimento  o  del  viaggio  degli  eroi  aDa 
terra  dei  viventi,  alle  beate  sedi,  ma  non  accade  mai  ch'essi  passino  alcun 
ponte.  Non  manca  il  ponte  periglioso  anche  nella  letteratura  irlandese;  ma 
esso  entra  soltanto  nei  testi  ecclesiastici  delle  Visioni.  Non  rara,  presso  gl' 
Irlandesi,  la  mescolanza  della  terra  dei  viventi  col  paradiso  cristiano;   essa  si 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  75 

Très-bele  gent  i  habiteient 
En  mansiuns  ke  il  aveient, 
Beaus  esteient  lur  mesuns, 
De  grant  noblece  et  riche  aturs  ; 
Aucunes  esteient  si  très-beles 
Ke  recunter  sereit  merveilles, 
De  merveilleuse  grandur 
Et  de  très-bele  richiatur 
De  or  fin  et  de  merez 
Furent  les  uns  tyulez. 
J  CD,  no.  De  la  Peine  d'Enfer^  pag.  305,  v.  23—42. 

Ma  se  c'è  un  ponte  che  mena  al  Paradiso,  se  poi  si  osservi 
che  possono  passarlo  soltanto  i  buoni  con  loro  vantaggio,  esso  é 
un  luogo  chiuso,  e  tale  apparisce  nelle  opere  nostre.  Il  Paradiso 
ha  difatti  la  sua  porta  e  il  portinaio:  quando  il  villano  che  lo 
guadagnò  colla  sua  logica  stringente,  giunse  lassù ,  S.  Pietro  gPimpedi 
il  passaggio,  come  invece  accolse  subito  a  braccia  aperte  il  for- 
tunato giullare  che  gli  avea  dato  in  mano  tutte  le  anime  dell' 
Inferno.  Luogo  chiuso  ci  apparisce  anche  nella  Court  àe  Paradis^ 
S.  Pietro  stando  alla  porta,  e  raccomandandogli  Iddio  di  vigilare 
attentamente  che  non  entri  qualcuno  indegno  di  partecipare  alla 
festa  celeste.  Così  Rutebeuf  deve  averlo  immaginato  ben  custodito 
nella  sua  Voie  de  Paradis^  ma  dopo  lungo  viaggio  l'autore  si  fermò 
a  confessare  i  suoi  peccati,  che  sfortunatamente  sajanno  stati 
troppi,  ed  egli  non  trovò  il  tempo  di  dirci  qualchecosa  del  suo 
Paradiso.^     Chiuso  il  Paradiso  della  leggenda  di  S.  Patrizio,  dacché 


sarà  prodotta  anche  presso  i  Brettoni.  In  questo  modo  la  rappresentazione 
del  ponte  è  passata  nella  leggenda  brettone  profana,  ma  non  si  tratta  di  alcun 
elemento  antico  celtico  ;  si  venne  della  letteratura  cristiana,  specie  dalla  lette- 
ratura delle  visioni. 

Questo  ponte  si  trova  ricordato  pure  nella  leggenda  di  S,  Paolo  t  di 
Túndalo,  del  Purgatorio  di  S,  Patritio,  nella  Visione  di  frate  Alberico, 
(V.  D'Ancona.  I  Precursori  di  Dante,  Firenze,  Sansoni,  1872)  Secondo  il 
D'Ancona  poi,  la  leggenda  del  Purgatorio  di  S.  Patrizio  diversifica  dalle  altre, 
perchè  non  nomina  le  varie  specie  di  peccatori  e  perchè  il  ponte,  anziché 
all'  Inferno,  guida  al  Paradiso  delizioso  (p.  62).  Ora  U  D'Ancona,  che  ricordò 
anche  la  nostra  leggenda,  (p.  35)  non  notò  che  anche  qui  il  ponte  periglioso 
mena  dritto,  dritto  al  Paradiso,  mentre  d'altra  parte,  è  il  mezzo  per  cui  le 
anime  prave  cadono  all'  Inferno.  Di  fatti  quanti  vi  montan  sopra  che  hanno 
peccati  da  scontare,  traballano  e  cadono  nella  vasta  corrente  al  di  sotto. 

Mes  dreitures  et  nette  gent 
Passer  le  poeient  seurement 
Et  entrer  en  le  pais  joïus.    v.  58 — 60 

^  Questa  leggenda,  anche  per  quanto  riguarda  la  descrizione  delle  pene 
infernali,  è  tolta  di  pianta,  e  riprodotta  parola  per  parola  in  verso  da  un 
Dialogo  di  S.  Gregorio  (V.  Opera  Omnia  S.  Gregorii,  11°  C.  XXXVI, 
p.  432 — 33,  Venezia  1744.  Non  credo  abbia  ragione  il  Graf  di  collocare  questa 
del  vescovo  di  Lincoln  fra  le  descrizioni  del  Paradiso  Terrestre,  come  ha  fatto, 
se  ben  ricordo,  nel  suo  ultimo  studio  sulle  Leggende,  i  Miti,  etc.  Del  Medio  Evo, 

«  La  Voie  de  Paradis  o  d' Umüitei  OCR  II.  p.  169— 203.  Do  un 
rapido,  rapidissimo  riassunto  di  questo  viaggio  che  si  può  dire  incominci 
attraverso  l'Inferno.    Rutebeuf   sogna   di  trovarsi    su   una   via   strettissima  e 


76  G.   SCHIAVO, 

Tardito  Ouvain,  giunto  a  fuggir  dalle  mani  dei  demoni,  si  trova 
in  un  luogo  deliziosissimo,  giardino  sempre  coperto  di  fiori  e  di 
frutta,  dove  le  anime  dei  giusti  attendono  il  momento  in  cui  le 
porte  del  cielo  si  aprano,  per  salire  a  Dio.  Egualmente  chiuso, 
secondo  l'autore  de  La  Voie  de  Paradis  (OCR  III®  p.  195 — 234), 
dacché  una  scala  faticosa  conduce  in  una  larga  e  bellissima  pia- 
nura, specie  di  anti  -  paradiso ,  a  cui  appunto  conduce  quel  luogo 
beato.  ^ 


malagevole,  da  cui  la  maggior  parte  dei  passeggieri  sì  allontana  per  entrare 
invece  in  .un'altra  via  a  sinistra,  bella,  piacevole,  comoda.  Ma  poveri  infelici! 
essa  mette  a  un  certo  luogo  in  cui  li  straziano  ambascìe  e  dolori  infiniti. 
Tenendo  a  diritta,  verso  sera  il  poeta  arriva  alla  città  di  Penitenza  ;  un  uomo, 
detto  Pietà,  e  la  moglie  sua,  Carità,  lo  accolgono  ospitalmente  in  casa  loro. 
I  due  coniugi  sono  assaliti  continuamente  da  Avarìzia,  Invìdia,  Vanagloria, 
Orgoglio  e  Fellonìa.  Guardatevi  da  costoro,  dice  Pietà  a  Rutebeuf,  voi 
dovete  giungere  alla  casa  di  Confessione^  ma  prima  passerete  dinanzi  un 
bellissimo  palazzo,  non  vi  entrate,  è  la  dimora  di  Orgoglio,  bella  di  fronte, 
tutta  rovine  di  dietro,  chi  vi  metta  il  piede  non  ne  esce  più.  I  suoi  devoti 
sono  vestiti  di  rosso,  ma  il  bel  colorito  non  dura  sempre.  Dopo  Orgoglio, 
Avarisia,  allo  sbocco  di  una  valle,  i  suoi  uomini  son  tutti  neri,  ma  ancora  di 
più  squallidi  e  magri.  Triste  e  pensosa  siede  sopra  un  forziere,  in  mezzo 
la  sala,  sembra  più  morta  che  vìva;  non  vi  è  là  che  una  porta,  chi  vi  entri 
non  ne  esce  più.  Viene  poi  rira\  continuamente  si  strappa  ì  capelli,  rompe 
quanto  le  vien  sottomano.  Nel  fondo  di  una  valle  oscura  è  Invidia^  pallida 
in  viso  ;  la  sua  casa  non  ha  finestre,  mai  raggio  vi  entra  dì  sole.  Subito  dopo 
Accidia^  zia  di  Pigrizia;  Gola^  tutto  il  di  alla  taverna,  sofferente  del  capo  al 
mattino,  per  gli  strapazzi  fatti  alla  sera,  ma  sempre  pronta  a  ricominciar 
le  sue  orgie.  Molto  vicina  è  Lussuria  che  al  folle  non  lascia  né  cappa,  né 
vestì;  alcuni  entrano  presso  di  lei  a  cavallo  per  uscirne  a  piedi  Tutte 
codeste  brutte  dimore  stanno  a  sinistra,  ma,  voi,  gli  dice  Pietà,  volgete  a 
destra  ;  a  Oriente,  vedrete  una  casa  rìdente,  dimora  di  Umiltà.  Ella  è  bianco 
vestita,  Orgoglio  le  move  assalti  di  spesso,  ma  sempre  invano.  Viene  poi 
Liberalität  da  tanto  tempo  languente  che  sì  direbbe  estinta;  custodiscono  la 
sua  casa  Gentilezza  e  Cortesia.  Poi  Carità,  Prodezza,  Astinenza,  Castità, 
finalmente  la  città  di  Pentimento  (Repentence) ,  dopo  di  questa  quella  di 
Confessione, 

^  Non  meno  lungo  e,  d'altra  parte  più  noioso,  è  il  viaggio  del  trovero. 
Sognò  di  mettersi  in  via  dopo  aver  chiesto  consiglio  a  Dio,  che  lo  mandò  a 
Marìa.  Giunge  prìma  di  tutto  presso  Grazia,  che  lo  conduce  nella  casa  di 
Amore,  dove  é  accolto  splendidamente  e  dove  vengono  a  vederlo  Disciplina, 
Obbedienza,  Gemito  (Gemir)  Penitenza  e  Sospiro,  Lo  avviano  poi  a  Contri- 
zione e  a  Confessione,  Commina  tutto  solo,  quando  gli  si  fa  innanzi  a  cavallo 
e  minacciosa  Tentazione.  Ma  in  aiuto  di  lui  viene  Speranza,  che  gli  si  fa 
compagna.  Incontrano  la  Fede  e  giungono  insieme  alla  città  dì  Contrizione, 
presso  la  quale  dorme  la  notte  Arriva  poi  al  castello  di  Confessione,  che 
io  accoglie  festante,  e  dove  trova  Soddisfazione  e  Perseveranza,  colla  quale 
si  avvia,  l'indomani,  a  Penitenza.  Si  smarrìsce  per  via,  e  una  turba  dì  ladroni 
a  cavallo  viene  contro  di  lui  per  ucciderlo.  Li  conduce  Tentazione;  sono 
con  lei  Vanagloria,  Orgoglio,  Invidia,  Odio,  Avarizia,  Ira,  Fornicazione, 
Disperazione,  che  fa  da  retroguardia.  Ma  in  suo  aiuto  toma  Speranza  con 
molto  seguito  e  con  Jede,  Umiltà,  Obbedienza,  Carità^  Temperanza,  Castità, 
I  due  eserciti  vengono  a  battaglia,  con  piena  disfatta  del  prìmo.  Il  trovero 
torna  a  Confessione,  e  con  Perseveranza  giunge  finalmente  a  Penitenza, 
che  lo  avverte  dover  egli  salire  una  scala,  quella  vista  da  Giacobbe,  per 
entrare  in  cielo.  La  scala  ha  8  gradini,  il  P  è:  Jede  in  Dio,  il  IP 
Virtù  in  opera  il  IH®  Scienza  in  virtù ,  il  IV®  Senno  in  Astinenza ,  il  V® 
Pietà  in  astinenza,  il  VI"  Pazienza  nella  Pietà ,    il  VIP  Amore  del  Prossimo, 


FEDE  E  StJPERSTlZlONE  NKLL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  77 

Tuttavìa  non  si  dice  nelle  opere  nostre  quali  ripari  vengano 
come  a  rinserrare  il  Paradiso,  il  che  invece  se  trova  in  simili  des- 
crizioni di  quei  tempi,  specialmente  nella  Gerusalamme  Celeste  di 
Ira  Giacomino  da  Verona.  Solo  il  passo  dell'  arcivescovo  di 
Lincoln  lascia  supporre  ch'egli  immaginasse  il  suo  Paradiso  come 
circondato  dall'  acqua  nera  ed  odiosa  in  cui  precipitano  i  dannati, 
larga  corrente  che,  simile  al  gran  fìume  d'Omero,  abbracciante 
intomo  tutta  la  terra,  verrebbe  come  a  circoscrivere  il  luogo  dei 
beati 

Dai  pochi  luoghi  veduti  si  può  adunque  conchiudere  che 
l'idea,  il  concetto  che  i  nostri  poeti  si  sono  formati  del  Cielo, 
come  soggiorno  dei  giusti,  è  añatto  conforme  al  concetto  che  essi 
hanno  di  una  vita  tranquilla  e  soave  in  sulla  terra.  Essi  non 
sanno  pensare  un  mondo  al  di  là  molto  diverso  da  quello  in  cui 
vivono,  che  maledicono,  cha  disprezzano,  che  fuggono,  ma  che  poi, 
per  contrario,  portano  fìn  sopra  le  nuvole. 

§  5.  £  dacché  il  Paradiso  è  fatto  per  la  gente  per  bene, 
vediamo  se  i  nostri  poeti  ce  l'abbiano  voluto  descrivere,  cerchiamo 
se  ci  abbiano  detto  una  parola  sul  modo  in  cui  si  passano  i  giorni 
lassù. 

Noi  abbiamo  studiato  Dio,  gli  Angeli,  i  Santi,  ma  più  sulla 
terra  che  in  cielo,  più  nelle  relazioni  continue  coll'uomo  che  nel 
regno  celeste.  Ora,  appunto  le  descrizioni  dirette  su  questo  soggetto 
essendo  scarsissime,  noi  dobbiamo  sforzarci  di  trarre  aiuti  anche 
dai  fatti  che  sembrerebero  trascurabili. 

Dio  si  ricorda  spesso  come  il  re  del  cielo,  ma  mentre  ci 
apparisce  quasi  sempre  sotto  la  figura  di  Gesù  trionfante,  quasi 
mai  si  ricorda   lo  Spirito  Santo;   la  Trinità  sembra  come  dimenti- 


l'Vm®  Carità  verso  se  stesso.  Ma  per  salire  la  scala,  ci  vogliono  dei  com- 
pagni, cioè  veglie,  digiuni,  elemosine,  andere  scalzi,  fuggire  insomma  ogni 
vanità.  Aiutato  da  questi  compagni  il  trovero  arriva  alla  ricordata  deliziosa 
pianura,  da  cui  parte  accompagnato  da  Desiderio  (Desirrier)  ed  entra  in 
Paradiso,  che  non  ci  descrìve,  dicendoci  solo  di  avervi  veduto  Iddio  in 
Gloria,  Maña,  alcuni  santi,  molti  frati  e  duchi  e  principi.  Venne  dinanzi 
al  Re  del  Cielo,  s'inginocchiò,  perdonato  dei  suoi  peccati,  s'ebbe  promessa 
di  una  bella  corona,  se  facesse  cosi  bene  da  rìtornare  lassù.  L'autore 
dichiara  che  non  sarebbe  mai  più  partito  di  là,  tanto  quel  luogo  era  bello 
e  delizioso,  ma  non  ce  lo  descrìve  minimamente.  Si  accorge  invece  di  aver 
sognato  e  adesso  (ci  avverte)  dirò  cose  vere  del  Patadiso  e  deU'  Inferno. 
Ma  Quanto  al  Paradiso  tutto  si  risolve  nel  dichiarare  che  là  non  si  soffre  né 
fame,  né  sete,  né  dolore,  che  etema  è  la  giovinezza,  la  gioia,  la  salute. 

Quanto  al  nome  del  trovero,  dal  verso  968,  p.  222,  in  cui  egli  si  nomina, 
parrebbe  debba  essere  Raul  d^Oudan,  l'autore  del  Songe  d^ Enfer,  Ma 
secondo  l* Histoire  Litt,  de  la  Fr,  XVIII,  790  sgg.  la  Voie  de  Paradis^ 
tratta  dallo  stesso  manoscrìtto  7218  della  Bibl.  -naz-  f.  86,  da  cui  la  tolse 
lo  Jubinal,  è  anonima.  Forse  siamo  dinanzi  a  un  autore  che  avrà  voluto 
imitare  il  Sogno  di  Raul,  e  a  questa  opinione  credo  si  avvicini  in  uno 
studio  il  Sig,  W,  Ungerle  —  Ueher  Raul  de  Houdenc  und  seine  Werke^ 
Erlangen  pp.  44,  dissert,  dottor;  almeno  per  quanto  ne  dice  la  Romania  7Í9 
319,  parlando  di  questo  lavoro.  Ma  io  non  ho  potuto  procurarmi  l'opera 
dello  Zingerle,  come  avrei  desiderato. 


78  G.    SCHIAVO, 

cata,  il  Cristo  domina  veramente  sovrano.  Ciò  ò  naturale,  ne  poteva 
essere  altrimenti.  In  Gesù  si  trovava  già  il  Dio  fatto  uomo, 
rantropómorfizzazioney  se  mi  si  passi  la  parola,  era  adunque  molto 
più  facile,  egli  era  il  Dio  che  già  si  conosceva  per  esser  stato 
qui  in  terra  fra  noi;  non  c'era  quindi  bisogno  dì  inventar  nulla. 
Égli  è  fìglio  di  donna  terrena,  che  tiene  in  cielo  sempre  vicina, 
come  l'aveva  quaggiù.  Ma  a  quella  donna,  ormai  indiata,  si  rivol- 
gono le  preghiere  dei  poveri  mortali;  a  chi  adunque  potrà  ella 
rivolgersi,  se  non  al  figlio  suo  per  ottener  ciò  che  vuole  per  loro? 
Dio  padre  é  un  po'  troppo  severo,  Dio  santo  spirito  è  qualche 
cosa  di  troppo  astruso  a  pensarvi,  trascende  le  menti  del  popolo, 
atte  a  dar  corpo  alle  astrazioni,  non  ad  astrarre  ;  resterà  per  forza, 
per  legge  necessaria,  il  Dio,  fatto  uomo,  come  quello  che  è  il  vero 
re  del  Cielo.  Ad  ogni  modo,  anche  nel  concetto  nuovo  del  Dio 
potente  e  forte,  seppero  i  nostri  poeti  uscir  proprio  del  tutto  dal 
paganesimo?  Come  Giove  siede  sul  trono,  ha  l'aquila  ai  piedi, 
ministra  del  fulmine,  Mercurio  sempre  pronto  a  portare  i  suoi 
ordini,  cosi  anche  il  Dio  novo  siede  sul  trono,  anch'egli  ha  vicino 
un  messaggero  alato,  Michele,  ed  altri  angeli  minori  che  arreche- 
ranno agli  uomini  i  voleri  di  lui.  Ora  sorge  naturale  una  domanda: 
la  gerarchia  fra  gli  angeli  e  i  santi,  come  pure  fra  i  beati,  ammessa 
dalla  Chiesa,  accettata  da  Dante,  si  trova  nelle  opere  nostre? 

Quanto  agli  angeli,  già  vedemmo  Michele,  Gabriele,  Rafaele, 
come  alla  testa  di  tutti. 

Fra  i  santi  pure  una  certa  graduatoria  esiste.  La  Vergine  deve 
aver  seco  un  certo  numero  di  angeli,  dacché  apparisce  spesso 
accompagnata  da  loro  ed  essi  in  cielo  sono  i  soli  che  possono 
toccarne,  oltre  le  vergini  sue,  il  casto  letto.  Ella  è  la  sola  fra 
tutti  i  santi  che  sia  onorata  da  questo  seguito  di  spiriti  immortali,  e 
anche  da  ciò  si  vede  come  ella  sia  più  adorata  quale  regina  del 
cielo  che  venerata  come  una  santa.  Una  certa  graduatoria  negli 
ordini  celesti  sembra  rivelarsi  anche  dal  fatto  che  S.  Pietro, 
volendo  salvare  l'anima  del  fìrate  a  lui  devota,  non  avendo  ottenuto 
da  Dio  esaudimento,  si  rivolge  agli  arcangeli ^  agli  angeli ^  ai  santi^ 
ai  confessori,  ed  ai  martiri.  (M 11^  Du  moine  qui  omoit  S.  Pierre). 

Cosi  se  l'autore  de  La  Voie  de  Paradis  non  ci  descrive  il 
Paradiso  punto  né  poco,  sa  dirci  però  di  aver  colà  veduto  il  Re 
della  gloria  e  la  Vergine  e  S,  Giovanni  Baiiisia^  S,  Giov,  Evangelista^ 
Apostoli  e  Martiri  insieme,  i  Confessori^  le  Vergini  e  gli  altri  santi. 
Avrebbe  incontrato  poi  una  quantità  dì  frati,  di  monache,  dì 
chierici  e  preti,  duchi  e  conti  moltissimi,  cavalieri,  borghesi,  gente 
d'ogni  condizione.  Ma,  come  si  vede,  custui  getta  giù  alla  rinfusa 
ciò  che  gli  viene  più  presto  alla  mente  o  si  confà  meglio  alla  rima, 
non  segue  un  ordine  vero  e  sicuro  —  Invece  una  distinzione 
più  larga  e  precisa  si  trova  nella  Court  de  Paradis  dove  appunto 
essa  si  estende  anche  ai  beati.  Qui  si  incontrano,  cominciando 
dai  più  vicini  al  trono  di  Dio,  e  terminando  ai  più  lontani,  gli 
Angeli,    alla    testa  S.  Michele  e  Gabriele,    i  Patriarchi,   alla    testa 


FEDE  E  SXJPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  79 

Àbramo,  gli  Apostoli^  \  Martiri,  capo  S.  Stefano,  ì  Confessori^  capo 
S.  Martino ,  gli  Innocenti.  Poi  le  Vergini^  '  le  vedove^  che  osservarono 
la  vedovanza,  finalmente  le  Donne  Maritate,  Maria,  inutile  dirlo, 
sta  vicina  a  suo  figlio.  Ma  degno  di  nota  è  il  fatto  che  la  Med- 
dalena,  la  peccatrice,  la  donna  mondana,  è  messa  dall'autore  nel 
coro  delle  Vergini,  anzi  pare  piuttosto  alla  loro  testa  che  semplice 
gregaria.  La  deferenza  per  lei  si  dimostra  poi  anche  dal  fatto 
che  Gesù,  scendendo  dal  suo  trono,  prenderà  parte  alla  festa, 
tenendo  per  mano,  da  un  lato  la  Maddalena,  e  dall'altro  la  Vergine. 

§  6.  Ora  pertanto  ci  piace  chiudere  questa  capitolo  con  qualche 
osservazione.  —  La  Voie  de  Paradis^  pubbl.  dello  Jubinal  (Ilio 
OCR)  non  è,  nel  fondo,  che  una  satira  ;  sembra  scritta  per  deridere 
il  costume  del  tempo  di  parlare  del  mondo  di  là,  sembra  che 
voglia  imitare,  in  gran  parte,  le  Songe  d"* Enfer  di  Raul.  Il  Paradiso 
non  c'è  descrìtto,  mentre  la  via  che  vi  conduce  occupa,  si  può 
dire,  tutta  la  mente  dell'autore,  che  l'avrebbe  fornita  più  presto  se 
non  si  fosse  perduto,  lasciando  Perseveranza  e  per  osservare 

le  fonie  de  sotenaus 

Qui  juoient  au  tumberìaus. 

p.  208  s.  472—73. 

Arrivato  lassù  i  beati  che  incontra  sono  specialmente  gente 
di  chiesa  e,  si  osservi  bene.  Giacobini  e  vere  beghine^  gli  ordini  più 
odiati  e  più  tormentati  dai  nostri  poeti,  e  poi  cavalieri  e  conti 
e  duchi,  ai  quali  il  trovero  confessa  che  gli  amici  loro  cercavano 
nel  miglior  modo  di  salire  a  Dio. 

Ma  si  può  dire  lo  stesso  di  quella  curiosa  Corte  del  Paradiso 
(B  M  III<>  p.  128)  che  ci  accadde  di  nominare  più  volte?  Noi  non 
crediamo  di  poter  sciogliere  ogni  dubbio,  solo  portiamo  innanzi 
le  osservazioni  che  ci  sembrano  lecite.  L'autore  non  vuole,  in 
fondo  in  fondo,  che  darci  l'origine  delle  feste  d'Ognissanti  e  dei 
Morti.  Il  Paradiso  è  definito  come  un  vastissimo  castello,  la  sala 
del  signore  p)otente  sarà  il  luogo  ove  si  raduneranno  tutti  i  vassalli, 
vi  sono  case,  dormitoi,  il  giorno  e  la  notte  anche  lassù.  Dio,  un 
bel  momento,  si  pensa  di  tener  corte  piena;  vuole  invitare  tutti 
gli  abitatori  celesti  a  una  gran  festa  e  vedere  chi  veramente  lo 
ami,  accorrendovi.  Ma  perchè  tutto  proceda  pel  meglio,  chiama 
a  sé  S.  Simone  e  Giuda  e  li  incarica  di  andare  per  le  camere  e 
le  varie  abitazioni  a  portare  il  suo  invito.  Simone  e  Giuda  si 
preparano  ad  adempiere  al  desiderio  divino,  e  un  bel  mattino,  molto 
per  tempo,  si  mettono  in  via,  Simone  portando  seco  una  campanella. 

Simone  viene  ai  vari  ordini  di  spiriti  celesti,  ricordati  sopra, 
solo  è  a  notare  che  trova  gli  Angeli  in  una  vasta  camera,  e  le 
Vergini  in  un'altra,  mentre  gli  altri  beati  sono  già  usciti  dalle  loro 
dimore. 

Chiamati  via  via  tutti  quanti,  vengono  primi  gli  Angeli, 
compariscono  inoltre  con  loro  Cherubini,  Serafini,  Arcangeli.     Can- 


8o  '  G.    SCHIAVO, 

tando  il  Te  Deum^  proprio  sull'aria  ìn  cui  si  canta  tutt'ora  dalla 
Chiesa,  si  avvicinano  al  tl-ono  di  Dio,  occupando  il  posto  più  alto. 
Arrivano  intanto  anche  i  Patriarchi,  gli  Apostoli,  i  Martiri,  i 
Confessori,  gli  Innocenti,  le  Vergini,  le  Vedove  col  copricapo 
bianco,  quindi  le  mogli  fedeli  ai  mariti,  con  una  camicia  bianca 
più  della  neve,  tutti  intuonando  canzoni  diverse:  Le  donne  salutano 
di  un  Ave  la  Vergine,  che  risponde  e  le  segna  colla  mano  destra. 
Quando  Gesù  le  vede,  le  saluta  per  primo,  e  quelle  rispondono 
gentilmente  al  saluto.  Chiama  quindi  S.  Pietro  e  „tu,  gli  dice,  che 
tieni  le  chiavi,  guarda  che  non  entri  alcuno  che  non  sia  ben  conos- 
ciuto".    Quindi  si  volge  a  Maria  e  la  invita  a  incominciare  la  festa. 

Quar  il  en  est  moult  granz  mestíers, 

p.  140  y.  393. 

Maria  prende  per  mano  la  Maddana  e  invita  tutti  a  danzare. 
Allora  tutti  si  dispongono  al  ballo,  ma  ci  vuol  musica;  i  4  Evan- 
gelisti formeranno  l'orchestra: 

Les  quatre  Evangeliste  i  sont, 

Qui  la  Cort  toute  esbaudir  font; 

Chascuns  tint  en  sa  main  un  cor 

Ne  sai  s'il  fu  d'argent  ou  d'or, 

Ou  d'autre  métail  vraìement, 

Et  comoient  tant  doucement, 

Hanlt  et  seri  à  langue  alaine: 
,  Je  gart  les  bos  que  nus  n'en  port  chapel  de  flors  s'il  n'aime**. 

E,  pronta  tutta  la  corte  pel  ballo.  Gesù  prende  per  mano  la  madre, 
cantando  anch'  egli  una  canzonetta.  E  la  Vergine  incomincia  la 
festa,  dando  l'esempio,  si  alza  perfino  la  lunga  veste: 

Prist  les  pans  de  sa  vestéure. 
Et  va  chantant  trestout  entor, 
Par  reposées: 

,,Agironées  depart  mes  amors,  agironées" 

p.  142  y.  442 — 45. 

D'altra  parte  viene  anche  la  Maddalena,  che  veduto  a  sé  dinanzi 

Gesù, 

chanta  par  dévotion, 

Quar  moult  forment  li  abeli; 

„Fins  cuers  amourous  et  joli, 

Je  ne  vos  vueil  metre  en  oubli" 

p.  143  V.  455—58. 

Gesù  allora  prende  da  una    parte  per   mano  la  madre,    dall' 

altra  la  Maddalena, 

A  cui  il  fìst  le  douz  regart 

Quant  ses  péchiez  li  pardona. 

Tout  doucement  respondu  a 

Ceste  chançon  moult  doucement: 

„G'enmain  par  la  main  m'aimie,  s'eu  vois  plus  mignotcment". 


FSDS  E  SX7PERSTIZI0NE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  8 1 

Intanto  le  anime  Purganti,  udendo  la  festa  che  si  faceva  in  Cielo, 
innalzano  grida,  per  venire  accolte  anch^esse  all'  alta  gioia.  S.  Pietro, 
che  è  l'unico  sacrificato  in  questo  luogo  di  divertimento,  stando 
alla  porta  ne  ode  i  lamenti,  si  fa  interprete  del  loro  desiderio  presso 
Gesù;  la  Vergine  prega  di  accoglierle,  concedendo  loro  riposo 
qnel  giorno  e  Tindomani.  Gesù  accondiscende  molto  gentilmente, 
e  cosi  anche  tutto  il  Purgatorio  si  unisce  al  cielo  in  quella  festa 
gioconda. 

L'autore  dichiara  che,  appunto  dietro  questo  lieto  avvenimento, 
il  giorno  delle  anime  segue  alla  festa  dei  Santi,  conchiude  invitando 
i  lettori  a  pregar  Dio,  per  essere  ammessi  a  quei  celesti  tripudi. 
Avrei  potuto  accontentarmi  di  offrire  un  sunto  più  ristretto  della 
lunga  conposizione,  ma  ho  preferito  darla  in  tutte  le  sue  partico- 
larità più  notevoli,  per  facilitarne  il  commento. 

Già  il  D'Ancona,*  con  quell'  acume  che  lo  distingue,  mostró 
di  dubitare  della  pia  intenzione  che  possa  avere  aninato  il  trovero 
a  parlare  d'un  Paradiso  siffatto.  Siamo  noi  adunque  dinanzi  a  una 
poesia  seria  o  a  uno  scherzo?  Nel  primo  caso  essa  riuscirebbe  la 
più  scipita  ed  insulsa  delle  descrizioni,  la  più  bislacca  e  fanciullesca 
invenzione;  nel  secondo  la  più  terribile  delle  satire.  Ma  non  sono 
poche  le  ragioni  che  farebbero  inclinare  verso  quest'ultima  opinione. 

Non  si  erano  mai  celebrate  delle  feste  in  cielo,  prima  di 
quella  che  descrive  il  trovero?  Dio  non  ha  più  il  potere  di  radunare 
in  un  attimo  tutti  i  santi  e  i  beati  a  sé  intomo  ?  Perchè  mandare 
due  corrieri  speciali,  perchè  tanta  preferenza  a  Simone?  Forse 
perchè  egli  era  un  santo  che  Dio  ne  tini  pas  à  enfançon  ?  Dunque 
ci  possono  essere  anche  dei  santi  bamboloni?  Ma,  d'altra  parte, 
povera  serietà  di  Simone,  povero  decoro  dei  santi!  Mettergli  in 
mano  una  campanina,  far  che  per  tempo  vada  con  essa  chiamando 
i  santi  e  i  beati,  invitandoli  alla  gran  testa!  Inoltre  perchè  trovar 
gli  Angeli  e  le  Vergini  ancora  nelle  stanze  loro?  S'erano  forse 
costoro  alzati  appena  da  letto?  Giacché  tutto  lascia  supporlo.  Gli 
Angeli  sono  i  primi  che  Simone  incontra,  ed  essendo  ancora  assai 
presto,  essi  potevano  benissimo  non  essere  ancora  usciti  a  prendere 
un  po'  d'aria  libera.  Invece  egli  viene  più  tardi  presso  i  Patriarchi 
e  gli  altri,  e  costoro  dovevano  quindi  trovarsi  già  fuori  di  casa. 

Le  Vergini  sono  egualmente  le  prime  fra  le  donne  che  Simone 
visita,  ma  si  capisce  subito  che,  le  donne  generalmente  essendo 
più  lente  a  uscir  di  camera  che  non  gli  uomini,  egli  poteva  sor- 
prenderle ancora  nelle  stanze  loro. 

V^ha  di  più:  i  santi  si  avvicinano  al  trono  di  Dio,  si  accostano 
ancora  le  sante  e  le  donne,  Maria  aspetta  d'essere  salutata  per 
segnarle  colla  mano.  Gesù  è  gentiluomo,  saluta  egli  per  primo. 
Non  par  proprio  di  trovarsi  alla  corte  di  qualche  principe,  in  cui 
la  dama,  severa  e  altezzosa,  vuole  prima  gli  omaggi  dei  convitati, 
e  lo  sposo  invece  per  primo  li  accoglie   sorridendo  e  salutando? 


*  D'Ancona  —  op.  citat, 
Zeitsohr.  f.  zom.  Phil.  XVII. 


82  G.   SCHIAVO, 

Ma  perchè  si  fa  venire  le  Vergini  colla  Maddalena  alla  testa?  Se 
tutte  fossero  state  come  lei,  povera  verginità!  Né  é  meno  curioso 
il  comando  di  Gesù  a  S.  Pietro  di  guardar  bene  la  porta,  che  non 
vi  entri  chi  proprio  non  sia  conosciuto.  Si  ricordava  forse  che 
una  volta  c'era  entrato  un  villano,  quasi  a  forza,  e  un  giullare 
disperato?  Inoltre  perchè  aver  fatti  suonatori  di  corno  i  quattro 
Evangelisti?  Il  corno,  è  vero,  era  uno  strumento  nobile,  diremo 
cosi,  e  graditissimo  nel  Medio  £vo,  ma  tuttavia  ci  sembra  che  qui 
la  satira  getti  la  maschera.  Gli  Evangelisti  si  rappresentavano  in 
terra  come  quelli  che  avevano  bandito  al  mondo  il  Vangelo,  troppo 
giusto  che  in  Cielo  continuino  il  loro  uffìcio  di  suonatori.  E  chi 
incomincia  il  ballo  e  dà  il  buon  esempio  è  Maria,  che  si  alzerà 
anche  un  po'  la  sottana!  La  Maddalena  d'altra  parte  che  si  com- 
muove alla  vista  di  Gesù,  e  Gesù  alla  vista  di  lei;  perfino  un 
idillio  su  in  Cielo  e  di  che  sorta!  perfìno  Gesù  che  intuona  una 
canzonetta  di  quelle  che  il  popolo  cantava  per  le  vie!^ 

Ma  v'hanno  altre  due  osservazioni  di  capitale  importanza.  Gli 
Angeli  ci  sono  e  con  loro  i  santi,  essi  ormai  non  si  possono  to- 
gliere; ma  dei  mortali  saliti  a  Dio  e  che  non  acquistarono  la 
santità  chi  vi  si  trova?  Poche  vedove,  più  poche  spose,  giacché, 
sentiamolo  bene,  Simone,  invitandole  alla  festa,  può  chiamarle  tutte 
per  nome!  (p.  135  v.  225 — 26). 

Poche  vedove;  cioè  poche  sono  le  vedove  che  sappiano  ser- 
barsi oneste,  poche  spose,  cioè  poche  sono  le  donne  fedeli  ai 
mariti.  Qui  la  satira  contro  la  donna,  tanto  comune  al  Medio 
Evo,  si  ripete  e  si  afferma  in  modo  evidente. 

Ma  gli  uomini  che  non  sono  santificati  o  che  non  morirono 
fra  gli  Innocenti  ove  sono?  Mescolati  ai  cori  dei  santi?  sarebbe 
un  non  senso.  E  allora?  Questo  sembrerebbe  il  colpo  di  grazia. 
Le  donne  hanno  posto  in  cielo,  gli  uomini  no  ;  le  donne  sono  come 
la  sposa  di  Martin  Hapart,  gli  uomini  somigliano  allo  scettico  leguleio, 
ridono  del  Paradiso,  per  loro  non  dimostrando  serietà  chi  se  ne 
occupi  altrimenti  che  per  ischerzo.  L'autore  della  strana  poesia  è 
un  uomo,  almeno  è  lecito  supporlo  ;  sarebbe  egli  inoltre  uno  spirito 
indipendente,  ci  darebbe  un'altra  prova  che  non  tutti  nel  Medio 
Evo  curvano  la  testa  e  la  ragione? 

Vili.  L'Inferno. 

§  I.  I  documenti  per  la  ricostruzione  dell'  idea  dell'  Inferno 
presso  i  nostri  poeti,  non  sono  cosi  scarsi  come  quelli  di  cui 
dovemmo  accontentarci  pel  Paradiso. 

L'Inferno  si  nomina  sempre  come  un  luogo  profondo,  nascoso 
entro  le  viscere  della  terra;   molte  volte   si  dice  le  puis  d* enfer ^   il 

^  LA.  IV°.  La  Cour  de  Paradis''  p.  49,  nota.  ,,Ce  morceau  de  chant, 
ainsi  que  tous  ceux  que  l'Auteur  à  insérés  dans  son  conte,  ne  sont  que  de 
refreins,  ou  des  traits  de  Chansons  vulgaires  qui  couraient  alors  parmi  le  peuple, 
et  qu'il  applique  à  son  sujet,  assez  ingénieusement  (!)  pour  la  plus  part.  Je 
les  ai  retrouvés  presque  tous  dans  les  Chansonniers  du  tems. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  83 

pozzo  d'Inferno,  talvolta  la  profonde  tour ^  da  cui  nessuno,  entrato 
che  sia,  può  uscire. 

Ma  quello  che  manca,  quasi  del  tutto,  è  un  quadro  netto  e 
ben  compiuto  della  configurazione  di  questo  luogo  di  pena,  e  se 
ne  parla  per  lo  più  alla  sfuggita;  lo  stesso  Rutebeuf,  che  nel  suo 
Pit  QU  Vilain^  venne  fino  a  raccogliere  un  conciliabolo,  non  ce  ne 
&  parola.  Siccome  tuttavia  abbiamo  come  due  ordini  di  concezioni 
diverse  dell'  Inferno  e  delle  sue  pene,  da  una  parte  considerandosi 
come  tormento  massimo  il  fuoco,  dall'altra  invece  un'acqua  torbida 
e  nera,  noi  verremo  seguendo  prima  l'uno,  poi  l'altro  di  essi,  per 
aggiungere  infine  il  passo,  forse  più  importante  che  abbiamo  sopra 
questo  soggetto,  e  cercare,  se  è  possibile,  di  metter  capo  a  una 
sintesi  che  risulti  spontanea  dalle  premesse. 

£  incominciamo  dal  fuoco. 

§  2.  Nel  Fabliau  de  Saint  Piere  et  du  Jongleur,  il  soggetto 
principale  essendo  uno  scherzo  piacevole,  l'Inferno  non  è  descritto 
che  di  volo,  quasi  per  accidente.  Si  ricorda  una  gran  caldaia,  un 
gran  fuoco  che  la  riscalda,  un  focolare,  una  fornace.  Le  anime 
o  bollono  adunque  o  abbrustoliscono,  come  viene  a  dirci  anche 
mastro  Lucifero,  quando,  tornando  dalle  sue  imprese  sulla  terra, 

Ne  vit  ame  n'avant,  n'arrìere, 
Ne  en  fornel,  ne  en  chaudière 

RGF  V».  p.  77  V.  362—63. 

Ma  nel  nostro  Fabliau  troviamo  ancora  qualcos'  altro.  Lucifero, 
prima  di  lasciar  solo  il  giullare  all'  Inferno ,  gli  promette ,  se  egli 
custodisca  bene  le  anime,  un  buon  pranzetto: 

Gè  te  ferai  mout  bien  servir 
D'un  gras  moine  sor.  i.  rotir 
A  la  sau;^e  d'un  usurier 
Ou  à  la  sau;^e  d'un  hoilier. 

p.  69  V.  121 — 24. 

Dunque,  nell'Inferno  ci  sono  anche  altri  strumenti  di  pena, 
spiedi  e  tegami,  da  arrostire  e  da  friggere  le  povere  anime  dannate. 

Ma  se  il  giullare  facesse  male  il  dover  suo,  cosa  gli  promette 
Lucifero?  Je  te  pendroiè  par  la  guele.  p.  68  v,  no. 

Dunque  nell'Inferno  c'è  anche  la  forca. 

Ora,  noi  abbiamo  appositamente  innanzi  tutto  ricordato  questo 
Fabliau,  perchè  esso  ci  dà  come  lo  scheletro  di  tutte  le  descrizioni 
infernali  della  categoria  che  veniamo  esaminando  per  prima. 

Alla  fornace  dlnferno  accenna  anche  Rutebeuf  nella  sua  Ave- 
Maria  : 

Et  penedictus  de  rechief 
Fructus  qui  souffrì  grant  meschief 

£  grant  mésaise 

6* 


84  G.   SCHIAVO, 

Par  nous  geter  de  la  fornaise 
D'Enfer,  qui  est  pusnaise 

Laide  et  abscure. 

OCR  no  p.  147  V.  133—38. 

Ma  le  salse  e  i  pasticcini  infernali  ricorda  e  sa  descriverci 
graziosamente  quel  bello  spirito  che  fu  il  trovero  Raul  de  Houdain 
o  Raul  de  Hoodaing,  come  egli  chiama  se  stesso  nel  chiudere  la 
sua  briosa  narrazione.* 

Dopo  lungo  cammino,  l'autore  arriva  fìnalmente  alle  porte 
d'lnfemo.2 

Ma  quello  che  descrive  Raul  è  il  regno  della  morte  solo  per 
metà,  per  cosi  dire;  per  lui  è  un  Inferno  allegro,  giacché  egli  se 
la  passa  coi  demoni,  buona  gente  e  di  cuore,  non  coi  dannati, 
che  servono  di  vivanda. 

Entrando,  egli  osserva  che  sistanno  preperando  ie  tavole  ;  con 
alta  meraviglia  si  accorge  che  nessun  portiere  lo  aveva  fatto  tornare 
indietro,  cosa  non  tanto  comune  in  Francia. 

Veniamo  intanto  al  famoso  pranzo. 

Egli  dichiara  che  uno  di  simile  non  si  vide  mai: 

Mès  ainz  mengiers  ne  fu  véus 
Si  riches  qui  léenz  estoit 
Appareilliez,  c'on  ne  pooit 
Teus  viandes  trover  el  monde 
Tant  comme  il  dure  à  la  roonde. 

p.  396  V.  II— 15. 

Furono  stese  tovaglie,  fatte  di  pelle  di  pubblicani,  dei  quali  il 
trovero  s'ebbe  due  come  seggio.  Tun  sopra  l'altro: 


*  Le  Songe  d^ Enfer  JMys.  appendice  p.  384 — 403. 

'  Come  il  cammino  al  Paradiso  di  Rutebeuf  è  una  lunga  tirata  sui  vizi 
e  le  virtù,  cosi  largo  tratto  di  questo  sogno  è  una  lunga  descrizione  dei  vizi 
che  conducono  all'  Inferno.  L'autore  sognò  di  essersi  volto,  dritto,  come 
pellegrino,  alla  città  d'Inferno  -  Dopo  aver  girato  a  lungo  qua  è  là ,  la  prima 
notte  arrivò  alla  città  detta  Cupidigia ^  posta  in  terra  di  Slealtà;  li  albergò 
presso  Invidia,  che  è  signora  della  terra.  Vi  trovò  Jrode^  Rapina,  sua 
sorella,  Avarùda ,  sua  cugina,  che  gli  chiese  de'suoi  devoti,  e  ni  lieta  all'udire 
che  ve  n'erano  molti.  Venne  poi  alla  città  di  Joi-Mentie  (Fedementita)  di 
cui  è  capo  e  signore  Tolir,  (Ladroneccio),  cortesissimo  verso  il  suo  ospite. 
Raul  passò  poi  alla  città  Taverna,  superando  un  fiume  detto  Ghiottomia, 
La  tavemaia,  Ruberia,  lo  accolse  lietamente.  Passò  la  notte  allegro  ;  Mestrais 
0  Mesdiz  (Maltolto  o  Maldetto),  Msscontes  (Contofalso)  e  Hasars  furono  a 
lui  per  chiedere  novelle  dei  loro  devoti.  E  qui  una  lunga  tirata  contro  i 
tavernieri  in  genere  e  alcuni  più  specialmente,  citati  anche  a  nome.  Intanto 
viene  Ubbriachevui,  col  figlio,  natole  in  Inghiltera.  Ella  non  volle  per  quella 
notte  lasciare  il  trovero  e  il  mattino  lo  condusse  dritto  a  un  castello,  detto 
Castel'B or  dello,  dove  Onta,  la  figlia  del  peccato,  venne  a  vederlo  con  Ladro^ 
neccio,  figlio  della  Mezzanotte.  Domandò  allora  la  via  A  enfer  la  grant 
forteresse,  e  Ladroneccio  e  UÒòriacheua  volentieri  l'accompagnarono.  Arriva 
finalmente  a  Disperatioue  e  a  Morte  Improvvisa;  subito  dopo  è  Inferno. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  85 

Mon  siège  fa  aine,  m'ot  autre 
Dui  popélican  Pun  sor  Pautre. 

p.  396  V.  26—27. 

La  sua  tavola  fu  di  un  tessitore,  e  il  siniscalco  gli  mise  in 
mano  una  salvietta  del  cuoio  di  vecchia  meretrice.  Ed  eccod  al 
curioso  pasto  : 

Come  primo  piatto  furono  portati  compioni  all'olio.  Subito 
dopo  vennero: 

Usuriers  eras  à  desmesure ^  grassi  del  bene  altrui,  piatto  che 
non  manca  alP  Inferno^  dice  malignamente  il  trovero,  ma  che  anzi 

C'est  li  généraus  mès  d*enfer.     (p.  397  v.  23). 

Poi  un  altro  piatto:  ladroni  e  assassini,  tutti  rossi  del  sangue 
di  mercanti  uccisi.     Ma  un  piatto  più  succulento  ancora  fuquello  di 

Vielles  putains  aplaqueresses,     (p.  397  v.  33) 

mangiato  in  salsa  verde. 

Un  piatto  squisitissimo  fu  di  eretici,  bulgari,  alla  gran  salsa  di 
Parigi,  (una  salsa  di  fuoco  che  purtroppo  non  mancava  mai  in 
quei  tempi  e  che  piacque  un  po'  a  lungo  anche  qui  sulla  terra), 
in  ¡spiedo,  divorati  col  più  glande  appetito. 

Vennero  poi  lingue  d'avvocati  messe  a  friggere. 

Poi  altri  piatti  ancora:  bigotti,  neri  monaci,  vecchie  Perpetue 
(presir esses)  in  cibreo,  monache  in  pasticcio,  sodomiti  ben  cotti  in 
onta.     Bevvero  villanie  in  luogo  di  vino.^ 

Dal  Sogno  d'Inferno  veniamo  al  Salut  d* Enfer  y  d'anonimo 
autore.^ 

Il  Sogno  è  uno  scherzo  piacevole,  il  Saluto  è  uno  scherzo 
ancora  più  bello.  La  spigliatezza,  il  brio,  l'agilità,  dirò  cosi,  di 
questo  breve  componimento  è  tale  da  lasciarci  dubitar  molto  ch'esso 
non  sia  che  un'imitazione  abbreviata  del  favolello  or  ora  esaminato.^ 

I  versi  scorrono  facili ,  allegri ,  sonori  ;  diresti  di  leggere  una 
canzonetta  da  accompagnare  al  tamburello: 

Hahi  !  hahi  !  je  sui  venus  ; 
Saluz  vous  mande  Belzébub, 
Et  Jupiter  et  Appollin. 
Je  vieng  d'enfer  le  droit  chemin, 
Noveles  conter  vous  en  sai, 
Qu'anuit  en  Postel  herbregai, 
En  la  grant  sale  Tervagan. 
JJT.  p.  43  V.  sgg. 

'  Di  tutto  il  Sogno  vedi  un  chiarissimo  riassunto  in  D'Ancona  (op. 
cit.  p.  IV  pp.  93.  94.  95.  Una  parte  fu  da  noi  intralasciata  qui  a  bello 
studio,  per  servircene  con  migliore  profìtto  più  innanzi. 

•  JJT  p.  43-45. 

'  n  D'Ancona  lo  crede  appunto  un'imitazione  del  Sogno  (op.  cit.  p.  94, 
nota  2).  Ma  il  fatto  di  trovarci  quasi  un'eguale  enumerazione  di  cibi  che 
nel    precedente    non    vale    troppo,    giacché   ormai    era    codesto    un    costume 


86  G.   SCHIAVO, 

£  il  trovero  continua  su  questo  metro  e,  sempre  col  medesimo 
buon'umore,  ci  fa  sapere  che  nella  sala  di  Tervagante  egli  aveva 
mangiato  un  pubblicano,  una  beghina  rinnegata»  e  che  di  monaci  e 
abati  gli  si  fece  un  gran  fuoco  al  focolare.  Il  giorno  dietro,  prima 
di  partire,  Belzebù  gli  fé'  apportare  un  usuraio  cotto  a  lesso  (en 
j>potJ\  falsi  monaci  arrosto,  due  falsi  giudici  alla  salsa,  un  gran 
monaco  a  un'altra  salsa  ancora,  avvocati  poi  finché  ne  volle.  Né 
l'autore  finirebbe  di  parlarci  cosi  presto  di  tutte  le  anime  che  son 
dannate  in  inferno.  Vi  sono  campioni  e  assassimi,  ladroni,  falsi 
pesatori  e  misuratori,  un  numero  stragrande  di  ipocriti  e  di  monache, 
sebbene  laggiù  se  ne  aspettino  ancora  non  pochi: 

De  papelars  et  de  nonnains 

Est  noz  enfers  auques  toz  plains. 

p.  44  V.  i6 — 16. 

£  v'hanno  cavalieri  e  giacobini,  che  scrissero,  soggiunge  maligna- 
mente l'autore,  in  pergamena  t  peccati  delle  beghine^  e  i  neri  monaci 
e  i  bianchi,  e  i  frati  aus  sas  et  au  barrez  (detti  cosi  dal  loro  vesti- 
mento) nudi  ora  tutti,  appunto  perchè  ebbero  vesti  di  colori  diversi. 
In  Inferno  è  poi  madama  Invidia^  che  custodisce  la  porta  d'entrata, 
Lussuriay  onorata  come  regina  da  chierici,  monaci,  preti,  e  cavalieri. 
L'autore  termina  beffardamente: 

J'  aporte  d'enfer  grant  pardon, 
De  Tervagan  et  de  Mahom, 
De  Belzébub,  de  Lucifer, 
Qui  vous  puist  mener  en  enfer 

Come  si  vede,  dai  tre  favolelli  riportati  l'Inferno  non  ci  è 
descritto.  Abbiamo,  specialmente  nei  due  ultimi,  un'enumerazione 
bizzarra  delle  pene  che  i  dannati  vi  soffrono,  pene  che  noi  possiamo 
arguire  dal  modo  in  cui  si  portano  cotti  alla  tavola  dei  demoni. 
C'è  fuoco,  ci  sono  spiedi  per  arrostire,  graticole  per  abbrustolire, 
qualche  pentola  per  cuocere  alessi,  e  via  via,  chissà  quanti  altri 
arnesi,  necessari  alla  gran  mensa,  saranno  passati  pel  capo  agli 
arditi  troveri,  quali  strumenti  di  pena  di  chi  precipita  là  dentro. 
Ma  in  ultima  analisi,  sta  il  fatto  che  in  questi  inferni  cosifatti 
non  si  sa  veder  altro  che  una  gran  sala  e  una  buona  cucina. 

£  in  ciò  si  rileva  pure  la  dinèrenza  fra  il  poeta  che  parla 
dell'Inferno,  ridendo  e  scherzando,  e  il  poeta  che  ne  tratta  seria- 
mente, col  fermo  proposito  di  descrivere  il  meglio  che  possa  questo 
luogo  di  pena,  a  spavento  dei  reprobi 

Ne  vogliamo  un  esempio  evidentissimo  anche  nelle  nostre 
opere?  L'autore  della  Voie  de  Paradis^  l'abbiamo  notato,  dal  suo 
sogno,  come  egli  lo  dice,  vuol  passare  al  fatto,  dallo  scherzo  alla 


abbastanza  divulgato  fra  i  poeti  infernali,  solo  saranno  andati  a  chi  facesse 
di  più.  D'altra  parte  il  D'Ancona  stesso  ci  avverte  che  „simili  cibi  sono 
nel  pranzo  dell'  Anticristo,  nel  poemetto  „Z^  tournoiement  d'AntecrisP'  e, 
come  vedemmo,  anche  nel  Fabl.  du  Joun^leur  e  de  S,  Pierre, 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NBLL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  87 

serietà.  Ora,  egli  dice  „voglio  finire  di  parlar  di  sogni  e  racconterò 
verità  pura,  secondo  quanto  ne  dicono  la  scrittura  e  i  santi'*.  Tratta 
quindi  del  Paradiso^  senza  dirci  gran  cose,  passa  poi  all'  Inferno. 
Che  noi  dobbiamo  prenderlo  in  parola  o  no,  poco  importa,  giacché 
anche  se  egli  non  abbia  la  ferma  intenzione  di  pai  lare  secondo  il 
sentimento  di  un  poeta  religioso,  mantiene  tuttavia  la  promessa  di 
lasciare  gli  scherzi,  cosicché  se  non  scriveva  seriamente,  aveva 
tuttavia  lo  scopo  di  imitare  quelli  che  seriamente  scrivono  di 
queste  cose. 

E  il  suo  inferno,  per  quanto  poco  ce  lo  descriva,  è  ben  diffe- 
rente da  quelli  veduti  fin  qui.     Esso  è 

tant  hideus  et  parfons 

Qu'il  n'i  a  ne  rive  ne  fons, 
Si  ne  puet  estre  comparée 
La  grant  ardor  ne  la  fumée 
Dont  il  est  forondez  et  plains, 
Sovent  i  a  et  cris  et  plains 
De  ceus  qui  là  ont  lor  déserte 

p.  227  V.  1 142 — 1 148.  OCR  mo. 

£  inoltre  pieno  di  dolori  che  non  cessano  un  momento  e 

plains  de  ténèbres  obscures 

p.  228  V.  1 180. 
ed  è 

leus  sanz  ordenance 

Et  sanz  amor  et  sanz  pitance; 
Si  est  plains  de  confusion 
D*  erreur  et  de  dampnation 

p.  229  V.  II 84 — 1187. 

Inoltre  li  dentro  c'è 

Toute  manière  de  torment, 

p.  229  V.  1195. 

e  mentre  i  demoni  sono  sempre  attorno  alle  anime,  e  il  fuoco 
d'Inferno  non  cessa  un  istante: 

La  vision  des  anemis 

Que  li  mestres  d'  enfer  a  mis 

Avec  aus  (x  peccatori)  par  aus  tormentar, 

Por  lédengier  et  por  boter, 

Lor  fet  croistre  et  doubler  lor  paine 

Trestoz  les  jors  de  la  semaine. 

p.  229 — 230  V.  1220. 

Né  meno  terribile  è  l'inferno  per  cui  passa  Ouvain  nel  Purga- 
toire de  S,  Patrice^  dacché  i  demoni  lo  battono,  lo  mettono  sopra 
una  ruota  armata  di  punte,  lo  gettano  successivamente  nelle  fiamme, 
poi  neir  acqua  più  fredda  del  ghiaccio. 


88  G.   SCHIAVO, 

Che,  se  noi  pensiamo  per  es.  all'  Inferno  di  fra  Giacomino  da 
Verona/  ancora  meglio  ci  si  presenta  la  differenza  enorme  fra  la 
descrizione  che  ne  dà  il  poeta  serio  e  quella  del  poeta  satirico. 
Anche  il  buon  fraticello  muterà  buona  parte  del  suo  inferno  in 
una  vasta  cucina,  anch'  egli  metterà  in  arrosto  o  sul  fuoco;  ma 
con  quanta  cura,  con  quante  minuzie,  verrà  descrivendo  tutto  il 
dolore  che  il  dannato  soffre,  tutto  lo  spavento  che  i  demoni 
incutono,  tutte  le  lagrime,  i  lamenti,  le  torture  che  li  dentro  straziano. 
Il  suo  è  rinfemo  nel  senso  pieno  della  parola;  per  quanto  imma- 
ginato rozzamente,  in  certi  punti  non  potrete  a  meno  di  ammirarne 
la  spaventosa  potenza;  l'Inferno  dei  nostri  tre  troven  è  invece  un 
allegro  ritrovo,  fìno  i  demoni  si  spogliano  del  loro  carattere,  divengono 
miti,  non  solo,  ma  ci  appariscono  proprio  come  dei  compagnoni 
alla  buona,  con  cui  il  poeta  si  trova  ben  volentieri  a  scherzare. 
É  la  parodia  dell'  Inferno. 

§  3.  Ma,  eccoci  all'  altro  ordine  di  descrizioni,  ove  non  si  ride 
e  non  si  scherza,  eccoci  primo  di  tutti  il  severo  e  grave  arcivescovo 
di  Lincoln. 

Si  tratta  appunto,  secondo  il  Dialogo  di  S,  Gregorio  (v.  e.  VII) 
di  un  cavaliere  morto  di  peste,  poi  risuscitato,  che  intanto  avea 
potuto  vedere  un  po'  di  mondo  al  di  là.     Ecco  cosa  egli  vide: 

Ja  vie,  dist-il,  un  pount, 

Et  l'ewe  desuz  mervaille  perfunt, 

Hiduse  et  neire  et  responaunt. 

Du  regarder  oy  hidour  grant. 

L'  ewe  esteit  aval  curant, 

Horriblement  fu  tut  alant. 

J  CD.  no  p.  303  V.  17—22. 

Dair  acqua  si  leva  poi  come  una  nube,  come  una  densa 
nebbia,  sopra  Pacqua  il  ponte  già  veduto,  per  cui  i  buoni  possono 
passare,  e  da  cui  invece  i  dannati  precipitano.  Ora  questo  ponte 
come  è  fatto?  L'autore  non  ce  lo  dice  espressamente,  ma  lascia 
indovinarlo.  Anche  il  suo  doveva  essere  un  ponte  stretto,  sottile, 
sottile  pei  dannati.^ 

^  Dice  di  fatti  che  un  prete  lo  passò  francamente,  un  uomo  crudele 
invece  cadde  giù  appena  messovi  il  piede.  Di  un  uomo  libertino  che  si 
presenta  poi,  racconta  che: 

Del  pé  comensa  escriler 
Et  ver  l'ewe  aval  chaï, 
Ne  par  quant  par  le  punt  pendi. 

p.  307  V.  95—97. 
E  sorsero  dall'  acqua  demoni  neri  a  tirarlo  per  le  cosce ,  e  vennero 
Angeli  ad  alzarlo  per  le  braccia,  sostenendolo.  Ora,  se  costui  sdrucciola  e 
cade  verso  Vacqua,  si  capisce  che  il  ponte  non  doveva  esser  largo.  Inoltre, 
solo  a  patto  che  fosse  un  ponte  molto  stretto,  egli  poteva  restar  li  come 
sospeso  fra  cielo  ed  acqua,  cosi  che  i  demoni  potessoro  trarlo  per  la  parte 
loro  più  vicina,  le  cosce,  e  gli  Angeli  per  le  braccia. 

n  ponte  doveva  quindi  esser  niente  più  che  una  tavola  o  una  trave,  se 
non  si  voglia  spingere  tanto  innanzi  la  cosa,  da  paragonarlo  al  ponte  „sottile 
come  un  capello**  ricordato  nella  Visione  di  S.  Paolo. 


FEDE  B  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  8g 

Ma  Pacqua  orrìbile,  spaventosa  nel  suo  corso  rapidissimo,  la 
nebbia  uggiosa,  che  si  leva  e  si  sparge  d'indomo,  non  sono  gli 
onici  tormenti  deir  Inferno  descrìtto  dal  poeta.  Egli  dice,  narrando 
dell'uomo  crudele  caduto  nell*  acqua ,  di  averlo  veduto  colpito  da 
una  pesante  mazza  di  ferro  (v.  70 — 44).  Né  i  demoni  nerì  che 
son  dentro  l'acqua,  pronti  ad  arraffare  quanti  vi  cadono  dal  ponte, 
o  a  contrastare  agli  angeli  quelli  che  indugiano  a  cadere,  staranno 
li  dentro,  senza  straziare  in  mille  maniere  diverse  i  poverì  infelici. 
Ma  il  ponte  perìglióso  e  Tacqua,  che  sotto  il  ponte  decorre,  si 
incontrano  in  un  altro  luogo  delle  opere  nostre,  importantissimo, 
perchè  viene  anche  a  spiegarci  il  loro  significato  allegorìco. 

Il  frate  di  S.  Médard,  nella  sua  storia  di  S.  Lecocadia,  viene 
a  dirci  che  questo  ponte,  che  egli  ci  dà  come  guardato  da  lupi, 
é  molto  lungo  ;  aggiunge  che  i  demoni  vi  levano  spesso  le  panche, 
prega  la  Vergine  a  liberarci  dai  perìcoli  di  una  via  cosi  disastrosa  : 

Lonc  pont  i  a  et  perìllox 
Et  si  a  tant  vairons  et  lox. 
Lonc  pont  ne  puet  passer  nul  ame, 
S*il  n*a  l'aïe  Nostre -Dame. 

BM.  I»  p.  286  V.  507—510. 

E  più  sotto: 

Qui  ne  la  {la   Vergine)  sert  de  bon  coraige« 
Ne  puet  passer  ce  bideus  pont, 
Quar  li  Déables  si  repont. 
Qui  à  toz  cas  lieve  les  planees 
Qui  la  servent  à  mains  esclanches 

p.  287  V.  522 — 526. 

Ma,  notate  bene,  cosa  è  il  mare  che  passa  sotto  il  ponte? 

La  mers  du  mont  soz  se  pont  queurt    v.  511. 

Non  basta? 

Cist  ponz,  cele  mers,  c'est  ci  mondes. 

p.  287  v.  541. 

Il  nostro  frate  in  questa  lunga  isterìa  fa  un  zibaldone,  ma 
c'è  utile  molto  spesso. 

Un  altro  passo,  se  non  ci  rìcorda  il  ponte,  ci  dà  invece 
qualche  cosa  di  simile  all'  ewe  puaunie  dell'arcivescovo,  una  spede 
di  belletta  nera  di  Dante.  Ce  l'offre  il  Dit  du  Varlet  qui  se  maria 
à  Nostre 'Dame  y  già  veduto  altrove,  opera  anche  questa  del  frate 
lasciato  pur  ora. 

La  Vergine,  come  sappiamo,  appare  al  giovinetto  che  s'era 
presa  altra  sposa  di  lei,  la  prìma  volta  benigna,  la  seconda,  terrì- 
bilmente adirata.  Lo  minaccia  delle  pene  infernali  e,  con  un 
giuochetto  di  parole  abbastanza  curìoso,  viene  a  servire  magnifica- 
mente pel  caso  nostro.     Ecco  le  sue  parole: 


90  G.    SCHIAVO, 

S'en  la  pulíante  pullantíe 
De  la  pulíante  t'empullentes, 
Es  santimes  d'enfer  pullantes, 
Seras  pullens  empuUentez 
Por  tes  pulientes  pullentez. 

BM  no.  p.  426  V.  158. 

E  Rutebeuf  fa  che  Teofilo  preghi  la  Vergine  a  salvarlo  dalla 
palude  infernale.     Vergine  pietosa,  dice  Teofilo, 

Qui  toz  nos  a  geté 
De  duel  et  de  vilté 
Et  d'enfeme  palu; 
Dame,  je  te  sulu. 
OCR  —  2>  Mir,   Théoph.  p,  255  v,  474—477. 

§  4.  Ora,  se  Tlnfemo  si  rappresenta  come  una  nera  fiumana 
o  come  una  morta  palude,  si  comprende  che  sarà  anche  buio  e 
quindi  più  spaventoso  ancora  per  la  sua  tenebra.  Ma  come  si 
spiega  che  se  v'ha  del  fuoco,  sia  egualmente  oscuro?  Gli  allegri 
poeti  hanno  trovato  della  luce  anche  laggiù,  almeno  è  lecito 
supporlo,  giacché  non  dissero  nulla  in  contrario;  inoltre  noi  già 
incontrammo  un^anima  dannata^  portata  via  dal  diavolo,  metà  rossa 
e  metà  nera,  la  quale  spiegò  al  cavaliere  suo  amico  la  ragione 
dei  due  colori.  Il  nero  voleva  dire  che  ella  stava  nelle  tenebre  e 
che  li  soiMva  più  che  mente  umana  possa  pensare  e  bocca  narrare, 
il  rosso  indicava  che  il  fuoco  d'inferno  l'ardeva. 

Je  sui  en  ténébreur,  à  celer  ne  t'en  quier. 
Avec  la  ténébreur  mon  martire  est  si  fìer 
Cuers  ne  le  puet  penser,  ne  bouche  devisier. 
De  la  rogeur  aussi,  scé-tu  que  sénefìe? 
Le  feu  d'enfer  m'art  tout  devers  destre  partie. 
Tant  comme  Diex  sera  j'aurai  ceste  hascie; 
Aumosne  ne  m'i  vaut  ne  prière  c'on  die. 

JCD  P  p.  152  st.  45-— 46. 

Per  quanto  sia  strano  pensare  un'anima  per  metà  presa  dal 
fuoco  e  per  metà  fira  le  tenebre,  il  passo  citato  serve  a  spiegarci 
benissimo  che  nell'  Inferno  uno  dei  tormenti  più  aspri  è  il  buio, 
oltre  il  fuoco  che  arde.  Le  tenebre  apportano  dolori  infiniti,  forse 
per  se  stesse,  o  per  istrumenti  di  pena  che  in  esse  si  trovano. 

Ed  al  buio  insieme  e  al  fuoco  troviamo  un  accenno  in  un 
altro  luogo.  L'angelo  che  si  finge  abbia  portato  al  mondo  di  là 
l'anima  di  S.  Genovieifa,  la  invita  a  considerare: 

Les  grans  tourmens,  la  grani  misere, 
Les  grans  peines,  les  grans  douleurs, 
Lez  grans  froidures,  lez  chaUurs, 
La  fain,  la  soif,  les  eneres, 
Lez  thénèbreSf  lez  punéries 


FEDE  B  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  9I 

U  orrìble  vision  de  dyables 
Lez  grans  tempestes  pardurables, 
Qu'en  enfer  suefirent  les  pécheurs. 

JMys  P  p.  210  V.  2 — 9. 

Qui  adunque  si  veggono  molte  altre  pene,  il  ghiaccio,  Torribile 
visione  dei  demoni,  che  già  vedemmo  anche  nella  Vote  de  Paradis, 
inoltre  la  bufera  infernal  che  mai  non  resta,  E  tuttavia  da  ricordare 
che  il  mistero  cade  nel  secolo  XV. 

Ma  veniamo  al  passo  più  importante. 

L'agitata  fantasia  medievale,  ogni  qualvolta  può,  si  ferma  con 
compiacenza  su  questo  soggetto,  va  quasi  in  cerca  d'ogni  argomento 
che  le  apra  la  via  a  parlarne.  S.  Genovieifa  passa  tre  giorni  in 
agonia?  Ebbene,  la  verità  è  che  l'anima  sua  era  intanto  portata 
da  un  angelo  a  visitare  i  mondi  al  di  là.  Un  cavaliere  si  crede 
morto  di  peste?  egli  risuscita,  ma  intanto  l'anima  sua  era  stata  a 
vedere  Inferno  e  Paradiso.  Lazzaro  muore?  Gesù  lo  ridesta  alla 
vita,  ma  nel  frattempo  era  disceso  all'  inferno  ;  tornando  sulla  terra 
doveva  saperne  dire  qualche  cosa,  e  se  non  lo  ha  detto  ai  suoi  tempi, 
lo  dirà  al  secolo  XV. 

Nel  mistero,  già  altrove  veduto,  della  Passione  di  Nostro 
Signore,  alla  cena  di  Gesù  cogli  apostoli,  assiste  anche  Lazzaro, 
resuscitato.  Simone  si  rivolge  a  lui  e  lo  prega  di  raccontare  delle 
pene  che  aveva  veduto.  Lazzaro  confessa  che  le  anime  soffrono 
i  dolori  più  amari  e  che  sono  anzi  de  IX\  iormens  iuii  tour- 
menti,     JMys.  HO  pg.  171  v.  11. 

Ora  veniamo  a  vedere  questi  nove  generi  di  pena.  Qui 
abbiamo  una  gradazione,  per  quanto  imperfetta,  di  peccatori  e  di 
castighi.  Il  primo  tormento,  dice  Lazzaro,  é  di  fuoco  ardente  che  va 
girando  intomo  a  tutti  i  corpi  di  quelli  che  peccarono  di  Cupidigia. 
Al  secondo  tormento  sono  i  frod  olenti  e  questi 

sont  en  feu  et  puis  en  glace. 

pag.  171  V.  17. 

Al  terzo,  quelli  che  hanno  peccati  d'odio  o  di  invidia,  tormentati 
da  serpi,  da  draghi,  che  ne  divorano  le  viscere  e  da  rospi  alle 
orecchie. 

CU  qui  ont  péchié  par  beine 

Out  compaignie  de  coulevres, 
Et  cil  qui  ont  fait  les  oevres 
D'envie,  je  vous  en  couvent, 
Le  dragon  les  runge  souvent 
Les  cuers  et  toutes  les  entrailles; 
Le  crapout  leur  pent  aus  oreilles. 

p.  171  V.  21 — 27. 

Al  quarto,  i  lussuriosi,  dannati  a  sofirire  in  etema  oscurità. 

n  n'y  ont  clarté  ne  luer 

p.  171  V.  29. 


g  2  G.    SCHIAVO, 

Al  quinto,  quelli  che  peccarono  di  disobbedienza.  Loro  pena, 
esser  battuti  e  calpestati  dai  demoni; 

mil  djables  les  bâtent 

Et  entre  leurs  piez  les  abatent. 

Al  sesto,  non  si  sa  bene  quali  peccatori  Lazzaro  abbia  veduti, 
perchè  le  parole  dell*  autore  ci  darebbero  il  diritto  di  cacciarli 
tutti  li  dentro,  serbando  gli  altri  otto  per  lui.  Sono  dannati  anche 
qui  a  perpetua  tenebra  quelli  che  lasciano  il  bene  pel  male: 

Ou  sixte  n'a  point  de  seurté; 
Il  sont  tous  jours  en  obscurté. 
Cil  qui  le  bien  pour  le  mal  laissent 
En  celle  obscurté  tuit  abaissent. 

p.  172  V.  7—10. 

Nel  settimo,  quelli  che  non  confessarono  i  loro  peccati,  non  ama- 
rono Dio,  non  credettero  in  lui  perfettamente,  come  avrebbero 
dovuto.  Gli  avari  e  i  prodighi  della  Divina  Commedia  si  incon- 
trano, rimproverandosi  vicendevolmente  il  loro  peccato  e  svilla- 
neggiandosi; qualcosa  di  simile  si  trova  in  questo  VII  tormento: 

Lez  péchiez  Tun  Tautre  devisent; 
U  s'entre  dient  plusieurs  ledengez. 

pg.  172  V.  12—13. 

Air  ottavo  non  si  capisce  bene  quali  dannati  si  trovino  ;  l'autore 
dice  che  li  Sf:orazzano  diavoli  e  dragoni  spaventevoli  e  che  i  dannati 
soffrono  terribilmente: 

En  le  Vino  voient  lez  diables 

Et  les  dragons  espoventables, 

Et  sachiez  nul  ne  s'y  envoyse 

Mes  il  demainent  trop  grant  noyse. 

Ne  vont  pas  au  moustier  orer 

Ainçois  ne  cessent  de  plorer. 

pg.  172  V.  19 — 24. 

Nel  nono,  sono  quelli  che  hanno  addosso  tutti  i  peccati,  cosi 
almeno  l'autore  si  libera  presto;  costoro  sono  tormentati  natural- 
mente da  tutti  i  mali  possibili. 

tormenté  sont  de  la  poigne 

De  tous  les  maulz  qu'  en  enfer  sont. 

p.  172  V.  28 — 29. 

Era  quindi  inutile  ripetere  che 

Chascun  est  de  feu  tout  léchiez 
Pour  ce  qu'il  ont  tous  lez  péchiez. 

p.  173  V.  15—16. 

ma  non  inutile  ricordare  questo  supplizio,  tanto  quanto  ridicolo: 

Le  dyable  sanz  demourance 
Leur  fait  faire  trop  laide  dance. 
Lez  piez  leur  tient  en  contre  mont 
De  dur  aguillon  les  semont. 
p.  173  V.  7—10. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  93 

I  colibrì,  i  serpenti,  gli  scorpioni,  il  fuoco  consueto  e  bastoni 
diabolici  d  sono  ricordati  anche  altrove.  Nel  Geu  des  trois  Roys, 
Belial,  portando  Erode  all'  Inferno,  dice,  volgendosi  a  Belzebù  : 

Avec  nous  sera  servi 

D'entremés  de  gros  bâtons, 

Et  la  sauce  d'escorpions, 

De  coleuvres  et  de  serpens  : 

Ly  ferons-nous  tous  cez  despens. 

En  un  beau  feu  l'en  métrons 

JMys.  W  p.  136  V.  I2sgg. 

Chè,  se  ai  passi  fìn'ora  citati,  noi  aggiungiamo  pochi  versi 
della  stona  di  S.  Léocade,  in  cui  ci  viene,  in  qualche  modo  descrìtto 
il  sistema  di  impiccagione  all'  Inferno,  solo  accennato  nel  FabL  du 
Joungleur  et  de  S,  Pierre^  potremo  dire  di  aver  presentato  quanto 
nelle  opere  nostre  potemmo  trovare. 

Per  l'autore,  i  demoni  devono  avere  un  grande  uncino  di  ferro 
col  quale  arraffare  per  la  gola  i  Giudei  (che  per  lui  stanno  a 
rappresentare  gli  usurai),  appenderli  alle  forche  poderose  d'Inferno 
e  strìngere,  strìngere  sempre  più  la  catena  a  cui  sono  attaccati: 

Maufez  à  son  grant  croq  de  fer 
Per  pendre  aus  fors  gibes  d'Enfer 
Par  les  goules  les  entrahine. 
Chascun  jor  forge  la  chaîne 
Dont  les  Judas  seront  pendu  : 

BMJo,  p.  282  V.  366—70. 

§  5.  Riassumendo  adunque,  secondo  i  nostrì  poeti,  nell'Inferno 
un  fuoco  orribile  sta  continuamente  ad  ardere  i  poverì  dannati, 
in  una  caldaia  si  mettono  a  bollire,^  o  dentro  un  forno  ad  essi- 
care,  quando  non  si  infilzino  su  qualche  schidione,  non  si  gettino 
su  una  graticola,  non  si  dispongano  in  qualche  tegame.  Alcuni 
poi  verranno  dipelati,  per  formare  salviette,  molti  saranno  invece 
impiccati,  ma  in  una  maniera  orribile.  D'altra  parte,  oltre  il  fuoco, 
una  spaventosa  corrente  o  una  triste  palude  accoglie  le  anime 
perdute,  la  luce,  tanto  cara  all'uomo,  verrà  a  mancare,  doloroso 
contrapposto  allo  splendore  del  paese  celeste.  £  serpi  ed  animali 
schifosi  o  crudeli  tormentano  l'infelice  che  venga  là  dentro,  i 
demoni  scorrono  qua  e  là,  battendolo  coi  bastoni  o  colle  mazze,  o 
pestandolo  sotto  i  piedi,  o  straziandolo  con  punte  acute. 

Cosi  adunque  la  concezione  di  questo  aspro  regno  della  morte, 
come  rìsulta  dai  nostrì  poeti,  è  tutt'  altro  che  grande  e  profonda  ; 


*  L'idea  della  grande  caldaia  infernale  doveva  essere  molto  comune  e 
popolare.  Nel  Martyre  de  S,  Pierre  et  de  S.  Paul,  si  rappresenta  anche  un 
demonio  che  soffia  sotto  una  caldaia,  in  cui  è  dannato  a  bollire  Nerone,  avido 
d'oro,  in  oro  liquefatto.  Ce  lo  dice  la  didascalia  :  „Lors  souffle  ly  uns  soulez 
la  chaudière  et  face  .1.  pou  de  fiimée,  et  Tautre  face  semblant  de  ly  faire 
boire  or  guele  baée'*  Cotesto,  del  resto,  è  l'unico  esempio  che  ci  ricordi  la 
morte  subita  da  Crasso. 


94  G.   SCHIAVO, 

non  è  che  Timmagine  di  ció  che  sulla  terra  sarebbe  più 
straziante  e  terribile,  portata  nella  vita  d'oltre  tomba,  immagine  pur 
sempre  materiale  e  grossolana,  come  potevano  darla  poeti  che  non 
avevano  la  mente  di  Dante,  e  che  parlavano  per  essere  intesi  dal 
popolo,  che  la  mente  di  Dante  non  avrebbe  compresa  mai. 

Il  Paradiso  é  un  palagio  incantato,  ricco  d'ogni  bene  di  Dio; 
l'Inferno  un  vasto  carcere,  dove  tutti  i  supplizi  umani  si  trovano 
come  riuniti  in  un  luogo  e  in  un  tempo  medesimi. 

§  6.  Abbiamo  veduto  come  la  fantasia  dei  nostri  poeti  si 
rappresentasse  i  demoni  sulla  terra  (cap.  Vo),  vedemmo  or  ora  come 
nell'Inferno  li  abbia  collocati  etemi  tormentatori  delle  anime.  Qui 
appariscono  come  tanti  carnefici  o  come  cuochi  molto  abili,  altrove, 
come  nel  Songe  d* Enfer  di  Raul,  quali  bravi  uomini  d'arme,  che 
saltano  a  cavallo  per  correre  in  caccia  d'anime  sulla  terra.  Ma  in 
nessun  luogo  ci  si  descrive,  neppure  di  sfuggita,  un  diavolo;  solo 
l'arcivescovo  di  Lincoln  e  Rutebeuf  ci  avvertono  che  sono  neri,  gli 
altri  non  ci  dicono  nulla,  affatto  nulla. 

Ora  tuttavia  resta  pur  sempre  il  fatto  che  fra  loro  esiste  una 
certa  gerarchia.  Non  nel  senso  che  vorrebbe  lo  Schroder,  il  quale 
dichiara  di  non  sapere  se  ci  sia  come  una  specie  di  divisione  in 
ordini,  in  classi  diverse,^  ma  nel  senso  che  ci  sono  i  capi  e  i 
gregari,  e  fra  i  capi  stessi  una  differenza  poi  è  evidente,  sebbene 
non  sempre  osservata  a  rigore. 

Già  abbiamo  veduto  (e.  V)  quali  nomi  di  demoni  occorrano 
nelle  opere  nostre.  Or  bene,  tutti  questi,  tolti  i  pochi  che  si 
veggono  inventati  per  indicare  un  diavolo  qualunque,  come  Moufferas 
e  Rtsouarif  debbono  essere  appunto  i  nomi  di  tanti  principi  infernali. 
Molti  di  questi  sono  appellativi  di  divinità  pagane  e  maomettane, 
che  passeranno  quindi  nuturalmente  a  qualificare  altrettante  divinità 
Infernali  ;  poi  non  ci  restano  che  Luciffer^  Saihan,  Belzéhvò^  i  quali 
meritino  speciale  osservazione  e,  per  un  certo  rispetto,  anche  Belias  ; 
(Belial). 

Lucifero  non  ci  si  presenta  cosi  spesso  come  si  crederebbe: 
mestres  Luciffer  comparisce  nel  FabL  de  S,  Pierre  et  du  Jongleur^ 
come  un  bravo  uomo  di  casa,  capo  cuochi  valente  e  cacciatore 
d'anime,  che  esce  coi  sudditi  alle  imprese.  Non  ha  nulla  di  terri- 
bile, né  di  grandioso,  anzi  non  ha  neppure  vera  natura  diabolica. 
Perdona  al  giullare  il  grave  fallo,  si  acqueta  e  fa  acquetare  gli 
altri  demoni  che  vorrebbero  batterlo.  Si  ricorda  poi  nel  Saint 
dEnfer^  ma  in  mezzo  agli  altri  principi,  senza  una  speciale  distin- 
zione. Invece  è  notevole  trovarlo  nominato  nei  Misteri  di  N.  Sig- 
nore, ma  senza  che  prenda  parte  all'azione,  anzi  senza  che  si  vegga 
mai,  ricordato  solo  dai  demoni  che  parlano  fra  loro.  Nelle  opere 
nostre,  quale  principe  Infernale  sopra  tutti  gli  altri  domina  Belzebù. 


^  Schröder  op.  cit.  p.  24. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL*  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  95 

Egli  è  ricordato  anche  più  spesso  di  Satana,  che,  anzi,  non  com- 
parisce che  nei  Misteri^  come  re,  mentre  nelle  altre  descrizioni 
deirinfemo  non  ci  è  neppur  nominato.  Ormai  il  suo  potere  fini, 
altri  demoni  si  sono  sovrapposti,  il  suo  nome  starà  a  significare  il 
diavolo  in  genere  ;  e  chi  farà  male  cadrà 

Entre  les  Sathanas  qui  sont  noirs  comme  meure. 
OCR  njo  Le  Chante-Pleure  p.  92  v.  8. 

Non  ultima  ragione  di  questo  oblio  in  cui  Satana  fu  lasciato, 
deve  esser  stata  la  tradizione,  secondo  il  Vangelo  apocrifo  di 
Nicodemo,  per  cui  In/eruSy  il  nostro  Belzubù,  lo  avrebbe  cacciato 
di  seggio,  proprio  quando  Cristo  scendeva  a  trionfar  dell'Inferno, 
dando  in  mano  e  in  custodia  ad  In/erus  il  vecchio  volpone. 

Di  fatti  il  Mistero  della  passione  di  Nostro  Signore  unifor- 
mandosi, per  gran  tratto,  alla  redazione  del  pseudo-vangelo,  fa  che 
Gesù  sottometta  Satana  a  Belzebù,  che  tuttavia  non  ha  tolto  vio- 
lentemente l'impero,  prima  della  venuta  del  Salvatore. 

Quale  poi  ci  é  dato  in  questo  mistero.  Belzebù  ci  apparisce 
con  carattere  piuttosto  umano  che  diabolico.  Aiuta  Satana  a 
resistere,  ma  davanti  a  Gesù  vittorioso,  non  solo  ne  riconosce  l'alto 
potere,  ma  rimprovera  Satana  di  averlo  fatto  morire. 

E  mite,  e  direi  quasi  rassegnato,  ci  si  presenta  ancora  nel 
Muterò  della  Rusurrezione  ^  dove  non  mostra  d'essere  soggetto  a 
Satana,  ma  a  Lucifero,  nominato  di  volo,  come  il  re  supremo. 
Egli  si  trova  coll'amico  Belial;  udendo  le  profezie  di  Noè,  si  accorge 
che  ormai  il  dominio  di  loro  cessava,  se  ne  rammarica  altamente, 
chiama  Iddio  crudele,  dal  momento  che  voleva  accogliere  negli 
scanni,  i  quali  un  giorno  appartenevano  loro,  l'uomo  nato  di  fango.  ^ 


*  Questo  dolore  di  Belzebù  pel  torto  che  vedeva  fatto  a  lui  e  a  tutti  i 
compagni  si  ripete  anche  altrove.  Nella  Passione  (JMys.  II<*  p.  292  sgg)  e 
nella  Natività  dì  Nostro  Signore.  Ma  non  é  egli  solo  che  si  lamenta  cosi, 
anzi  le  espressioni  di  dolore  più  forte  si  hanno  per  bocca  di  Belial,  tanto  nella 
Natività  (JMys  Yi9  pp.  24 — 26)  quanto  nella  Re  surr  elione  ^  al  punto  che  si 
può  ritenere  queste  due  ultime  parti  come  identiche. 

Riportiamo  le  parole  di  Belial  nella  Resurrezione  x 

Belgibus,  moult  m'esnuiroit 

Se  sy  orde  chose  séoit 

Sur  les  cièges  célestiens 

Comme  ly  homs  est  terriens 

Qui  est  fait  de  limon  de  boe. 


Chascun  de  nous  plus  cler  estoit 
IX  fojs  que  ly  solaux  n'  estoit, 
Et  Luxcifer  nostre  bon  mestre 
IX  fojs  de  nous  estoit  son  estre. 

JMys.  no  pag.  335  v.  i  sgg. 

I  concetti  che  Belìal  esprìme,  somigliano  non  poco  a  quelli  del  Pluto  del 
Tasso,  quando  parla  ai  Tartarei  Numi  (Ger.  Lib.  C.  IV,  st.  9 — io);  in  certi 
punti  fino  le  parole  si  corrispondono.  Diiatti  quanto  si  avvicina  a  quel  homs- 
terriens  qui  est  fait  de  limon  de  boe»  il  verso  tassesco  : 

L'uom  vile  e  di  vii  fango  in  terra  nato! 


go  G.   SCHIAVO, 

Venuto  Gesù,  il  demone  si  rammarica  di  dovergli  cedere,  come  a 
figlio  di  Dio  e  come  a  colui  contro  il  quale  non  osano  dire 
parola.  Perdute  le  anime  che  avevano  in  loro  potere,  „che  ci  resterà 
a  fare,  dice  Belial  a  Belzebù,  dacché  non  possiamo  rimediare  al 
male  sofferto,  fuorché  piangere  sempre  fra  il  dolore  e  la  tristezza?" 
Proprio  non  altro  che  questo,  risponde  Belzubù,  andiamo,  andiamo, 
nel  profondo  abisso,  dove  non  avremo  mai  pace. 

Povero  Belzebù  e  povero  Belial,  sono  proprio  due  amici  melan- 
conici! Ma  non  sono  sempre  cosi  tristi:  nel  Geu  de  Trots  RoySy 
i  due  indivisibili  compagni  escono  d'Inferno  per  far  che  Erode  si 
uccida,  e  trarne  l'anima  seco.  É  poi  curioso  il  modo  in  cui 
Belzebù  lo  consiglia  al  mal  passo".  Erode,  bada  a  me,  che  sono 
demonio:  già  tu  ti  rendesti  a  noi,  già  a  casa  nostra  sei  aspettato, 
che  tardi?  ucciditi,  via,  mostra  ardire,  eccoti  un  coltello,  hai  bisogno 
di  aiuto?  ci  son  qui  io"  Il  povero  Erode  vuol  mostrare  coraggio, 
e  si  uccide.  (JMys  IP  p.  135). 

Ma  Belzebù  é  anche  allegro  talvolta,  sfoggia  dei  bei  cavalli, 
ha  dei  sudditi  fedeli,  buona  cucina,  sala  da  pranzo  spaziosa,  accoglie 
da  gentiluomo  i  forestieri.  Il  bravo  Raul  ci  sa  dire  infatti  che, 
entrato  in  Inferno,  tutti  gli  fecero  festa.  Allora  allora  tornati  da 
una  scorreria  a  cavallo,  i  capitani  delle  schiere  infernali  s'erano 
assisi  a  banchetto.  Il  trovero  é  salutato  da  chierici,  vescovi ,  abati 
che  ci  si  presentano,  non  certo  come  dannati,  ma  come  buoni 
vassalli  del  Gran  Re.  —  Pilato  e  Belzubù,  sommo  signore,  molto 
cortesemente  lo  invitano  al  banchetto,  dopo  evergli  chiesto  di  dove 
venisse. 

E  Raul  assistette  al  famoso  pranzo,  finché,  giunto  al  termine, 
Belzebù  fece  portargli  il  gran  libro  dei  peccati,  e  dopo  che  egli 
lesse,  e,  leggendo,  recitò  in  rima  i  peccati  dei  menestrelli  ivi  regi- 
strati. Belzebù,  come  un  gran  signore,  gli  fece  anch'egli  il  suo  dono; 
naturalmente  non  poteva  dare  che  di  ciò  che  aveva,  mise  in  mano 
al  giullare  40  soldi  di  diavolerie^  buoni  a  nient'altro  che  a  comperar 
delle  pietre  false,  soggiunge  maliziosamente  il  poeta.  E  quand' 
egli  parti,  tutti,  participando  della  gentilezza  regale,  gli  fecero 
molta  gioia  e  buon  viso. 

§  7.  Siamo  cosi  venuti  a  studiare  come  il  diavolo  si  dipinga 
nel  suo  proprio  regno,  come  al  cap.  Vo  lo  abbiamo  studiato  fra 
gli  uomini.  Quindi,  riassumendo  quanto  lo  Schröder^  ha  trovato 
e  quanto  noi  indagammo,  vediamo  di  cogliere  il  concetto  che  di 
lui  i  nostri  autori  si  sono  formato. 

Il  diavolo  apparisce  come  lo  spirito  del  male  in  lotta  etema 
collo  spirito  del  bene,  il  nemico  della  virtù  e  delP  uomo,  lo  spie- 
tato seduttore,  che  non  si  allontana  mai  dagli  infelici  che  egli 
perseguita,  se  non  quando  l'aiuto  del  cielo  viene  a  spaventarlo  e 
a  metterlo  in  rotta.  Alcune  volte  goffo,  ridicolo;  altre  invece  terri- 
bile e  potente  non  solo  per  forza  materiale,  ma  ancora  per  vigoria 

1  Op,  cit,  cap.  yi\ 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  97 

di  spirito  e  audace  talento,  non  teme  la  lotta  neppure  cor  ministri 
di  Dio.  Suo  scopo,  congiurare  a  danno  dell'uomo  in  dispetto  del 
delo  ;  suo  gaudio  supremo ,  trarre  seco  all'  Inferno  le  anime  che 
egli  riuscì  ad  ingannare. 

Si  trasforma  in  tutti  i  modi,  per  riuscir  nei  suoi  intenti;  si 
offre  sempre  sotto  l'aspetto  di  traditore.  La  fede  nuova,  che  si 
presenta  con  un  carattere  affatto  nuovo,  quello  di  proclamare  se 
stessa  la  vera^  travolge  fra  i  demoni  le  antiche  divinità  pagane, 
precisamente  come  condanna  quale  opera  satanica  tutte  le  religioni 
a  lei  anteriori,  tolta  quella  da  cui  trae  le  origini. 

Odiato  il  diavolo  e  temuto,  é  dipinto  coi  colori  più  foschi; 
si  impreca  alla  sua  malizia,  si  maledice.  Ma  d'altra  parte,  la  viltà 
umana  trova  purtroppo  in  questa  fede  il  fulcro  più  potente  e  sicuro, 
l'ancora  della  sua  salvezza,  il  riparo  dietro  cui  si  nasconde.  L'uomo 
non  é  conscio  ancora  dei  suoi  dolori  :  agitato  angosciosamente  fra 
l'istinto  delle  più  brutali  passioni  e  l'idea  di  una  pena  etema  e 
terrìbile,  talvolta  si  asterrà  dal  male  per  la  paura,  tal'altra  cederá 
agli  stimoli  dell'appetito;  li  dirá  allora  tentazioni  di  uno  spirito 
spesse  volte  invisibile,  suo  etemo  nemico:  codardo,  se  vogliamo, 
in  un  caso  e  nell'altro. 

Ma  come  tra  i  fìlosofì  di  questa  età  alcuni  crederanno  alla 
vita  futura  solo  per  la  fede ,  compreso  lo  stesso  Duns  Scoto,  cosi 
tra  i  nostri  poeti  alcuni,  meno  inceppati  dalle  tradizioni  scolastiche, 
crederanno  al  demonio  e  al  suo  regno  come  una  bella  fantasia 
crede  ai  suoi  sogni;  il  buon  Raul  (per  non  voler  qui  ricordare 
che  lui)  si  dipingerà  appunto  come  un  sogno  ció  che  gli  altri 
si  rappresentano  come  ima  triste  realtà. 

Senonché  gli  spiriti  forti  e  indipendenti  sono  rarissimi;  la 
gran  massa  ha  fede  e  timore,  e  la  maggior  parte  degli  scrittori 
riproduce  appunto  questo  sentimento  generale  del  popolo. 

IX.  Superstizioni  Vane. 

§  I.  Parleremo  anzitutto  delle  Fate  che  incontrammo  nelle 
opere  nostre.  A  vero  dire,  ove  se  ne  parla,  un  luogo  solo  accettuato, 
é  in  poche  fiabe  venute  dal  romantico  ciclo  di  Re  Artú,  o  che  si 
legano  in  qualche  modo  all'uno  o  all'altro  dei  cavalieri  di  lui. 
Tuttavia,  abbiamo  subito  la  distinzione  tra  fate  benigne  e  favorevoli 
all'uomo  e  fate  maligne  che  lo  odiano  e  gli  procurano  ogni  molestia 
e  dolore. 

Benigne  le  tre  fate  che  il  cavaliere  vede  bagnarsi  ad  una 
bella  fonte  e  a  cui-  restituisce  le  vesti  che  il  suo  scudiere  voleva 
rapire.*  Elle  danno  ciascuna  un  dono  al  cavaliere- gentile,  doni 
veramente  grandi,  quando  fra  questi  gli  fu  destinato  che  in  qualunque 
luogo  egli  andasse,  fosse  accolto  splendidamente,  amato  e  riverito. 

Benigna  la  bella  fata  che  innamora  del  prode  Graelent^  Pel 
mal'  animo  della  regina,  il  cavaliere  lascia  la  corte,   per  un  bosco 

^  Le  Chevalier  qui  faisoit  parler ....    B  M.  III^'  p.  409  sgg. 
*  Le  Lai  de  Graelent  „      IV  p.  57  sgg. 

Zeitachr.  f.  rom.  PhU.  XYIl.  7 


gS  G.   SCHIAVO, 

vicino  incontra  una  cerviatta  bianca  come  neve  e  la  insegue; 
ma  di  un  tratto,  eccolo  ad  una  fonte  limpidissima,  in  cui  sta 
bagnandosi  una  giovane  di  superba  bellezza,  con  dieci  donzelle. 
Il  cavaliere  prende  le  vesti,  lasciate  in  sulla  riva,  ma  la  fata  lo 
prega  di  lasciar  loro  almeno  la  camicia  ;  egli  risponde  che  non  ha 
desiderio  di  lucro,  ma  sete  soltanto  d'amore,  cede  le  vesti,  prende 
per  mano  la  bella  e  la  conduce,  divisa  dalle  altre,  pel  bosco.  La 
richiede  d'amore,  ella  dapprima  resiste,  ma  cede  ben  presto,  a  un 
patto  che  egli  a  nessuno  paleserebbe  la  sua  fortuna.  Tornasse 
intanto  alla  corte,  egli  avrebbe  oro,  argento,  ricchezze,  finché  voleva  ; 
l'amica  sua  verrebbe  a  lui,  volando  nascosa  per  l'aria,  tutte  le  volte 
che  egli  desiderasse. 

Cosi  felicemente  passa  un  anno  pel  prode  Graelent  ;  un  valletto, 
mandato  a  lui  della  fata,  é  sempre  ai  suoi  ordini,  ricchezza  non  gli 
manca,  né  amore.  Ma  un  giorno  egli  lascia  capire  di  avere  un' 
amante  più  bella  ancora  che  la  regina  non  sia.  —  £cco  perduto 
ogni  gaudio;  il  valletto  é  sparito,  la  fata  non  più  accorre  quando 
il  suo  amante  la  invochi;  si  appressa  il  giorno  e  il  momento,  in  cui 
deve  essere  condotto  davanti  ai  giudici  per  l'offesa  portata  alla 
regina,  avendo  assicurato  che  una  donna  v*era  di  lei  più  bella 
ancora,  l'amica  sua.  Ormai  la  condanna  é  inevitabile,  che  egli 
non  può  portare  la  prova  del  suo  giudizio  cosi  ardito  e  temerario; 
ma  ecco  un  valletto  chiedere  all'assemblea  radunata  che  un  poco 
si  voglia  attendere.  In  un  baleno,  entrano  nella  Corte  dieci  don- 
zelle bellissime,  stupendamente  vestite,  scendono  di  cavallo,  entrano 
nella  sala  in  cui  si  tiene  giustizia,  pregano  re  Artù  di  attendere  un 
poco  la  loro  signora.  £  difatti,  proprio  in  quel  punto,  altre  io 
donzelle,  superiori  in  bellezza  alle  prime,  entrano  nella  sala,  e  già 
fra  loro  si  trova  alcuna,  della  regina  cento  volte  più  bella. 

Viene  finalmente  la  fata,  e  tutti  restano  come  storditi  davanti  a 
tanta  bellezza.  U  cavaliere  ormai  é  libero,  ma  la  fata  ritoma  preci- 
pitosa sul  suo  cavallo;  Graelent  salta  sul  suo,  finché  ella  giunge 
alla  fontana,  ove  la  prima  volta  era  stata  da  lui  veduta,  entra  nell' 
acqua,  sta  per  fuggirsene  per  sempre.  Graelent  si  caccia  dentro 
dietro  di  lei,  pericola,  il  cavallo  ritoma  alla  riva,  la  fata  finalmente, 
presa  pietà  di  lui,  lo  trae  seco  lontano  alla  sua  terra.  Il  cavallo, 
lasciato  solo,  andò  errando  pel  bosco,  nessuno  lo  poté  prendere 
mai,  il  cavaliere,  secondo  la  tradizione,  vive  ancora  nel  paese  incan- 
tato delle  fate. 

Tolte  alcune  differenze,  non  capitali,  codesto  é  lo  stesso 
racconto  che  Le  Lai  de  LarwalS  Lanval  d  egualmente  trascu- 
rato da  re  Artù,  parte,  si  ferma  in  un  bosco  presso  un  ruscello 
e  vengono  incontro  a  lui  due  bellissime  donzelle  che,  da  parte 
della  loro  signora,  lo  invitano  a  seguirle.  Egli  entra  in  un  padi- 
glione di  seta,  sormontato  da  un'aquila  d'oro  ;  sopra  un  letto  magnifico 
é  una  fata  di  superba  bellezza. 


»  L  A.  jo  p.  93  sgg. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.  QQ 

Ella  gli  dichiara  che  amore  l'aveva  presa  dì  lui ,  una  tavola 
suntuosa  e  dolci  abbracciamenti  l'aspettano.  Ma  ella  gli  dice 
che  non  potrà  sempre  starsene  cosi  seco  lei;  ritornasse  alla  corte, 
nulla  gli  mancherebbe,  spendesse  quanto  voleva.  Cosi  fa,  la  sua 
borsa  non  viene  mai  meno.  Ma  la  festa  di  S.  Giovanni,  dopo  buona 
mensa,  discende  in  giardino,  mentre  i  cavalieri  si  divertono  in 
giuochi  e  danze.  La  regina  ama  segretamente  Lanval,  gli  si  fa 
appresso,  gli  dichiara  il  suo  amore.  £gli  rinuncia  per  rispetto  al 
suo  re,  ella  lo  offende,  egli,  punto,  risponde,  che,  in  fin  dei  conti, 
aveva  un'amica  di  cui  la  peggior  delle  ancelle  superava  la  regina 
in  bellezza.  £lla  lo  accusa  allora  al  marito  di  seduzione  e  di 
aver  detto  che  v'era  una  più  bella  di  lei.  Il  poveretto,  venuto  il 
di  del  giudizio,  indarno  invoca  l'amica  sua,  la  sentenza  ormai  sta 
per  cadere,  quando  due  fanciulle  bellissime,  montate  su  cavalli 
grigi,  vengono  in  corte,  annunciano  l'arrivo  della  loro  signora;  poco 
dopo  vengono  due  altre  più  belle  ancora  e  finalmente  appare  su  bellissimo 
cavallo  una  dama  di  beltà  divina.  Tutti  meravigliati  stanno  osser- 
vandola, egli  é  libero,  la  segue;  i  Bretoni  dicono  che  l'abbia 
condotto  nell'isola  bellissima  di  Avalen,  tanto  famosa  nei  romanzi 
Arturiani. 

Senonchè,  alcune  osservazioni  piuttosto  importanti  essendo  a 
farsi,  sono  costretto  a  entrare  in  una  digressione,  per  quanto  breve. 

I  due  racconti  Francesi  hanno  non  pochi  riscontri  colla  Bellis- 
sima Istoria  di  Lionibruno,  Essa  é  divisa  in  due  cantari,  in  ottava, 
molto  spesso  irregolari;  poemetto  che  non  si  sa  bene  a  che  tempo 
risalga.  1  Qui  non  sì  tratta  di  un  cavaliere,  anzi  neppure  di  un 
uomo,  ma  di  un  fanciullo.  Un  povero  pescatore  non  ha  fortuna, 
anzi  la  pesca  non  gli  dà  dò  che  basti  a  mantenere  sé,  la  moglie  e  i 
suoi  tre  fìgliuoli.  Un  di,  presso  un'  isola,  incontra  un  corsaro 
Turco  che  gli  dà  oro  e  pesce,  sotto  promessa  di  avere  uno  dei 
fìglisuoi.  Egli  gli  porta,  il  di  dietro,  il  minore,  che  abbandona 
sull  'isola;  il  corsaro  viene  per  prenderlo,  ma  lo  lascia  li  per  le 
strida  che  muove  il  fanciullo,  temendo  qualcuno  venisse  contro  di  lui. 

Appare  allora  una  fanciulla  sotto  forma  di  un'aquila,  lo  trae 
via  seco  in  un  Castello  lontano,  a  cui  la  via  sarebbe  lunga  400 
giorni,  ma  che  ella  compie  in  una  notte.  Lo  lascia  in  una  sala 
stupenda,  ritoma  poi  sotto  sembianza  di  una  bellissima  fanciulla 
sui  IO  anni,  che  si  chiama  Aquilina.  Liombruno  sta  con  lei  otto 
anni,  in   capo  ai  quali  ella  gli  ofire  il  suo  amore. 

Ma  un  di,  vedendolo  pensoso^  sa  da  lui  che  forte  desio  lo 
stringeva  di  riveder  i  parenti,  gli  consegna  un   anello  magico,  per 

*  Imbriani.  Novellaia  Jiorentina^  Livorno  Vigo,  1877,  p.  454  sgg. 
Secondo  il  Passano  abbiamo  una  prima  edizione  di  questa  istoria  nel  secolo 
XV,  poi  un'  altra  verso  il  1500,  in  cui  non  tutto  risponde  alla  nostra,  giacché 
il  patto  del  pescatore  per  aver  sempre  piene  le  sue  reti,  é  fatto  col  diavolo, 
che  fugge  dal  fanciullo  dinanzi  al  segno  della  croce.  E  Liombomo,  educato 
dalla  fata,  entra  in  un  torneo  a  Granata,  dopo  del  quale  vanta  la  bella  sposa. 
Altra  edizione  é  del  secolo  XVI,  poi  un'  altra  del  1847  &  Firenze,  a  Bologna, 
a  Pistoia. 


lOO  G.   SCHIAVO, 

cui  avrebbe  quanto  desiderava,  ma  si  guardasse  dal  dir  nulla  a 
nessuno,  che  ei  l'avrebbe  perduta,  tornasse  entro  un  anno  o  un  anno 
e  quattro  giorni.  Lo  fa  cavaliere,  gli  cinge  una  spada  bellissima, 
per  incanto  Io  fa  addormentare,  fìnché  il  mattino,  egli  é  al  suo 
paese.  Destatosi,  ringrazia  la  fata  benigna,  comanda  al  suo  anello 
e  gli  viene  un  destriero,  un  bellissimo  vestimento  e  valigie  piene 
d'oro  e  d'argento. 

Grande  la  festa  de^  suoi  al  vederlo.  Il  padre  gli  narra  che  il 
re  di  Granata  avea  promessa  la  fìglia  sua  al  miglior  combattente 
in  un  torneo;  Liombruno  vi  accorre,  vince,  deve  avere  la  giovine 
regina.  Ma  i  paggi  propongono  al  re  che  il  giovinotto  si  vanti 
Si  adunano  i  Baroni,  uno  vanta  una  cosa,  uno  un'  altra;  Liom- 
bruno tace,  ma,  spinto  dal  re,  vanta  l'amica.  U  re  concede  30  giorni, 
perché  ella  comparisca.  Ma  per  quanto  Liombruno  la  chiami,  non 
viene;  cominciato  il  processo  ella  comparisce,  manda  prima  una 
donzella  bellissina,  poi  un  'altra  ancor  più  bella,  viene  fìnalmente 
ella  stessa,  stupenda  di  bellezza;  il  re  chiede  perdono  al  cavaliere, 
che  é  libero.  La  bella  parte,  Liombruno  la  insegue,  ella  lo  as- 
petta per  rimproverargli  il  suo  fallo,  lo  lascia  senz'armi  e  cavallo, 
facendogli  tutto  sparir  per  incanto.  Ma  poi  il  cavaliere  riesce  a 
impossessarsi  di  un  mantello  che  lo  nasconde  a  tutti,  e  di  due  stivali 
che  vanno  più  del  vento,  e  arriva  al  luogo  beato,  ove  si  fa  la  pace. 

Invece,  nella  redazione  quale  vive  tuttoggi,  il  pescatore  ha  12 
figli,  un  giorno  pesca  un  serpente  che  vuole  uno  de'  suoi  figli,  ed 
egli  avrà  ricchezze  o  morte  per  sé  e  per  tutti  i  suoi.  Gli  adduce 
i  primi  II,  l'un  dopo  l'altro,  ma  il  serpente  non  vuol  nessun  di 
loro,  gli  porta  il  minore  che  accetta;  quand'  ècco  un'  aquila  dis- 
cende, lo  porta  via  in  un'  isola,  la  più  alta  che  sia  sul  mare.  Posto 
sul  tetto,  i  suoi  gemiti  sono  uditi  dalla  fata  che  abita  il  palagio, 
madonna  Chilina.  Lo  fa  venire  a  sé,  lo  fa  poi  suo  sposo.  Un  di 
indovina  che  egli  brama  vedere  i  suoi,  gli  consegna  undici  cassette 
piene  di  spranghe  d'oro  e  d'argento  per  gli  undici  fratelli  e  due  pei 
genitori,  gli  comanda  di  non  dire  a  nessuno  che  egli  possedeva 
una  bellissima  sposa.  Ma  un  di,  il  padie  lo  conduce  al  Casino  da 
Nobili,  tutti  vantano  qualche  bella  cosa,  egli  é  in  silenzio;  tratto 
a  parlare  vanta  l'amica.  Se  dentro  tie  giorni  non  fosse  comparsa, 
pena  la  testa.  Frega  l'anello,  viene  una  cameriera,  non  é  la  sua 
sposa,  frega  il  di  seguente,  ne  viene  un'  altra,  fì'ega  il  terzo,  ed 
ecco  madonna  Chilina.  Ella  gli  leva  l'anello,  gli  lascia  andare  un 
manrovescio  e  sparisce.  Leombruno  trova  il  mantello  e  i  calzari 
incantati,  tanto  si  affatica,  che  arriva  all'  isola  beata,  la  pace  é 
fatta,   la  fata  fa  venire  a  quell'  isola  tutta  la  famiglia  del  pescatore. 

Cosa  v'  ha  di  comune  fì-a  queste  narrazioni?  Una  fata  bel- 
lissima, che  innamora  di  un  uomo  e  lo  fa,  con  un  inganno  o  colf 
altro  venire  a  sé.     In   Graelent  é  la   cerviatta  fatata,  in  Lan  vai   la 


*  Imbriani  cp.  cit.     La  Novella  di  Leombruno  p.  440  sgg. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NBLL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.        IDI 

cosa  corre  più  dritta,  due  fanciulle  lo  invitano;  nelle  redazioni 
italiane  é  un^  Aquila  che,  nel  cantare  é  la  stessa  fata,  nella  Novella 
un  mezzo  per  trarlo  a  sé.  E  più  stretta  relazione  é  da  una  parte, 
fia  la  redazione  italiana  e  il  Lai  de  Lanvalj  nel  trovare  in  quest' 
ultimo  un*  aquila  d^oro  che  sormonta  il  padiglione;  più  stretta  poi 
dall'altra  parte  fra  il  Imi  de  Graeleni  e  il  Coniare,  giacché  nel  primo 
si  fa  che  un  valletto  sia  sempre  pronto  agli  ordini  del  cavaliere, 
come  nel  Cantare,  dietro  comando  dell'  anello  magico,  viene  al 
giovane  molta  gente  a  piedi  ed  a  cavallo,  come  a  fame  il  seguito, 
e  valigie  e  destriero,  sebbene  in  Graeleni  sia  invece  una  sola 
valigia. 

I  vanti  si  trovano  poi  nelle  tre  versioni  di  Graeleni,  del  Caniare 
e  della  Novella,  in  Lanval  c'è  pure,  se  si  vole,  ma  non  nel  modo 
consueto  solenne.  In  tutte  poi  il  divieto  di  palesare  l'amore  in- 
contrato. Ma  il  poemetto  e  la  Novella  Italiani  si  accostano  poi 
al  Lai  de  Lanval,  nel  senso  che  in  quest'  ultimo  compariscono  solo 
due  donzelle  una  volta  e  due  queir  altra,  e  nelle  redazioni  Italiane 
solo  due,  una  prima  e  l'altra  dopo;  in  Graeleni  invece  dieci  una 
volta  e  dieci  l'altra.  Ma  nelle  due  redazioni  francesi  lo  sdegno 
della  fata  si  mostra  meno  lungo  che  nelle  due  italiane,  perché  con 
Lanval  la  pace  é  presto  fatta  e  senz'  altro  la  fata  porta  il  cavaliere 
neir  isola  di  Avalen,  e  Gracient,  dopo  l'ultima  prova  d'amore,  é 
portato  nella  terra  incantata,  mentre  nelle  due  versioni  Italiane 
il  povero  Liombruno  deve  tutto  alle  sue  fatiche  e  alla  fortuna,  se 
ritrova  l'amica. 

In  tutte  poi  é  comune  la  fine,  la  pace  stretta  e  duratura, 
perché  gli  amanti  ormai  non  si  separeranno  mai  più. 

Tornando  a  noi,  benigna  ancora  é  la  fata  che  innamora  di 
Partenopeo.  *  Egli  discende  nientemeno  che  da  un  figlio  di 
Priamo,  Marcomeris.  ^  La  bellissima  figlia  del  re  di  Constantinopoli^ 
dottissima  nelle  arti  magiche,  innamorata  di  lui,  senza  averlo  veduto, 
lo  attira  a  sé,  facendo  che  un  cinghiale,  da  lui  inseguito  nella 
foresta  delle  Ardenne,  lo  faccia  venire  in  riva  al  mare,  ove  un 
bellissimo  vascello  lo  aspetta  e  lo  trasporta  al  palazzo  incantato 
di  lei.  Qui  il  giovine  eroe  trova  tavola  imbandita,  mani  invisibili 
lo  servono,  lo  spogliano,  lo  conducono  a  letto,  ove  a  lui  viene 
la  bellissima  fanciulla,  che  gli  promette  il  suo  amore,  se  egli  non 
ardirà  mai  di  vederla  in  faccia,  prima  che  due  anni  e  mezzo  siano 
trascorsi  Ma  Partenopeo  non  ha  tanta  pazienza;  per  le  arti  male 
di  sua  madre,  egli  appronta  una  lucerna  incantata,  e  sorprende  una 
notte  la  amata.  Ormai  l'incanto  é  rotto  per  sempre,  tutti,  il  mattino 
assisteranno   alla   vergogna  della    fanciulla.     Dopo   lunghe  e  varie 


*  L  A.  IV.  Partenopex,  comte  de  Blois.  Il  romanzo  é  opera  di  Denis 
de  Pyram,  poeta  anglonormanno.  Vedine  un  riassunto  larghissimo  nell' 
Hist.  Litt,  de  la  Jr.  XIX  p.  629  sgg. 

'  Per  ció  che  riguarda  il  costume  antichissimo  di  far  discendere  l'ori- 
gine della  nazione  francese  dai  principi  troiani  e  anche  da  semidei  Greci,  vedi 
Hist.  Litt,  de  la  Jr.  XEX,  p.  633. 


I02  G.   SCHIAVO, 

vicende ,   riesce  a  Partenopeo   di  guadagnarsi  ancora  l'amica,   che 
anzi  diventa  sua  sposa.  < 

Maligna  invece  la  fata  che,  trasformata  in  cerva,  si  lascia  ferire 
nel  bosco  da  un  altro  cavaliere  di  Artú,  il  prode  Gugemer  e  Io 
ferisce  a  una  gamba  e  gli  annuncia  che  egli  é  condannato  a  sofirire 
dolori  moltissimi;  fìnché  trovi  una  dama,  il  cui  amore  Io  guarisca, 
ma  che,  a  sua  volta,  incontrerebbe  affanni  non  pochi. 

Ma  benigna  un'altra  fata  lo  accoglie  entro  un  ricco  naviglio, 
per  forza  magica  fa  che  un  dolce  sonno  lo  prenda  e  lo  corica 
sopra  un  letto  prezioso,  mentre  si  avvicina  a  una  spiaggia,  su  cui  sorge 
una  torre  di  marmo,  carcere  dì  una  bellissima  principessa,  condan- 
nata a  passarvi  la  maggior  parte  del  giorno,  quando  il  marito  é 
lontano. 

Ma  qualche  volta  ella  esce  con  la  nipote  sua,  cosi  il  momento 
in  cui  il  battello  tocca  la  spiaggia.  Per  forza  magica,  le  due  donne 
scendono  in  esso;  trovato  Gugemer,  lo  portano  dentro  la  torre 
per  curarlo,  ma  già  la  fata  aveva  sparso  un  balsamo  divino  sulla 
piaga,  guarendola.  Il  mattino,  la  bella  principessa,  chiedendo  al 
cavaliere  come  si  trovasse,  lo  vede  arrossire,  ed  ella  pure  arrossisce;  si 
amano,  un  anno  intero  trascorre  per  entrambi  felice.  Dopo  un 
anno  egli  vuol  partire,  per  vedere  il  padre;  nulla  può  rattenerlo; 
il  marito  geloso  ritoma  allora,  per  opera  della  fata  maUgna,  cosi 
che  Gugemer  si  salva  a  stento  colla  spada  e  la  principessa  é  legata 
nel  carcere.  Ma  la  torre  di  marmo  si  apre  e  le  catene  di  ferro 
si  spezzano,  per  virtù  della  fata  benigna  ;  dopo  varie  vicende,  i  due 
amanti  s'incontrano,  e  non  si  lasceranno  mai  più. 

Infesta  non  a  un  uomo  solo,  ma  a  un'intera  popolazione, 
un'altra  fata  tiene  un  castello  in  sua  balia,  nessuno  può  uscire  dalle 
case  un  momento,  che  leoni  e  altre  belve  li  divorerebbero  tutti. 
É  la  città  della  morte.  Ma  tutto  il  potere  della  crudele  padrona 
deriva  da  un  freno;  se  la  sorella  sua  può  riaverlo,  ogni  pericolo 
pei  miseri  cittadini  scamparìra.    Sopra  una  mula  che,  senza  il  suo 


^  È  curioso  il  trovare  il  fatto  della  lucerna  nascosta  che  svela  ramante 
anche  in  un  racconto  Greco.  Al  e.  XVII  del  Parthenius,  Erotici  Scrip- 
tores ^  Didot,  Paris  1885,  si  trova  questa  istoria: 

Periandro  Corinzio  era  dapprima  buono  e  mite,  ma  poi  divenne  crudele, 
per  questo  motivo.  Sua  madre  era  innamorata  di  lui,  gli  fece  credere  che 
una  bellissima  donna  l'amava  perdutamente  e  lo  pregó  a  non  voler  quindi 
mostrarsi  crudele  con  lei.  Il  giovane  cede ,  sebbene  a  stento  e ,  venuta  la 
notte  stabilita,  la  madre  lo  esortò  a  non  tentare  di  vederne  l'aspetto  e  di 
indurla  a  parlare,  rispettando  il  pudore  di  lei.  Egli  lo  promise,  ed  ogni  mattina, 
pria  che  l'aurora  sorgesse ,  (proprio  come  nel  caso  di  Partenopeo)  la  donna 
si  allontanava.  Pariandro  invano  pregava  la  madre  di  persuadere  la  sua 
amata  a  lasciarsi  vedere;  vane  riuscendo  le  sue  preghiere,  comanda  ad  un 
servo  di  occultare  un  lume.  Venuta  la  madre  come  di  solito,  mentre  già  il 
sonno  la  prendeva,  Periandro  d'improvviso  trasse  fuori  il  lume,  e  riconosciutala, 
poco  mancó  non  l'uccidesse.  Ma  divenne  pazzo,  crudele,  uccise  molti  citta- 
dini, e  la  madre  di  lui  si  tolse  la  vita. 

«  LA  ra  p.  251  sgg. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.        103 

freno,  la  porta  mansueta  e  fedele,  la  fata  pietosa  e  bellissima  arriva 
alla  corte  di  Artû^  „Chi  ricupera  il  freno  alla  mia  mula?"  Si  ofire 
il  siniscalco  :  la  mula  lo  porta  attraverso  una  densa  foresta,  ma  non 
ha  fatto  lungo  cammino  che  belve ,  leoni ,  tigri ,  leopardi  si  raccol- 
gono insieme  e  minacciosi  vanno  incontro  ai  nuovi  venuti.  Senonchè, 
al  veder  la  mula,  piegano  a  terra  i  ginocchi  e  ritornano. 

Ma  all'entrare  in  una  valle,  si  avanzano  colibrí  e  serpenti 
d'ogni  maniera,  scoi  pioni  ed  altri  brutti  animali,  gettando  fuoco 
dalla  testa.  Inoltre  intomo  al  pauroso  siniscalco  soffìano,  cozzando 
fra  loro,  terribili  venti  impetuosi,  caldi  come  fiammate  di  fornaci 
ardenti,  o  freddi,  gelati.  Uscito  dalla  valle,  una  larga  palude  chiude 
il  passo;  non  nave,  non  barca  su  cui  affidarsi,  solo  una  stretta 
sbarra  di  ferro,  come  sospesa  sull'acque  nere,  paurose.  Siamo 
dinanzi  al  solito  ponte  che  passano  gli  eroi,  non  i  siniscalchi, 
perciò  il  brav'uomo  rìtoma  con  suo  disonore.  Ma  ecco  il  prode 
Gauvain  !  £gli  sfida  tutti  i  perìcoli  corsi  dal  siniscalco  ;  senza  paura 
anìva  alla  palude,  si  affida  sulla  spranga  di  ferro,  le  acque  tu- 
multuano invano  a  lui  d'  intorno,  egli  giunge  a  riva.  Un  castello  é 
dinanzi,  un'orrìbile  steccato  Io  chiude,  su  ogni  palo,  un  solo  eccet- 
tuato, una  testa  recisa  dal  tronco  di  un  guerriero,  poi  una  fossa 
larga  e  profonda.  £  il  castello  gira,  gira,  sopra  se  stesso,  come 
una  trottola.  Gauvain  spinge  la  mula,  vi  salta  dentro,  le  vie  sono 
deserte,  un  nano  gli  viene  incontro,  ma  si  ritira  subito;  poi  esce 
un  gigante,  che  accoglie  il  cavaliere,  ofiirendogli  cibo  e  bevanda. 
Lo  fa  coricare,  gli  ordina  di  tagliargli  la  testa,  che  il  mattino 
farebbe  a  lui  lo  stesso.  Gauvain  non  se  lo  fa  dire  due  volte,  con 
un  colpo  di  spada  gliela  stacca  dal  busto.  Ma  il  gigante  si 
prende  colle  mani  il  capo  reciso  e  se  lo  accomoda  ancora  sulle 
spalle.  La  mattina  viene  al  cavaliere,  per  togliergli  la  sua  ;  Gauvain, 
senza  scomporsi,  offre  il  collo  al  gigante.  £gli  cosi  é  salvo,  il 
suo  coraggio  é  bastato.  Vince  cosi  altre  prove:  uccide  due  leoni 
afiamati,  due  serpenti  ignivomi,  un  terribile  cavaliere  abbatte  e  dis- 
arma, il  freno  ormai  ó  suo,  giacché  la  fata  malvagia  invano  cerca 
di  rattenerlo  presso  di  sé,  colla  seduzione  della  sua  bellezza  e  delle 
sue  ricchezze.  Appena  il  freno  fu  in  suo  potere,  il  castello  riprese 
vita,  la  gente  usci  dalle  case,  la  fata  pietosa  fu  tutta  lieta,  ma  volle 
partire,  e  nessuno  alla  corte  di  Àrtu  seppe  più  nulla  di  lei. 

Maligna,  sebbene  nel  fondo  non  sia  che  vindice  dei  tradi- 
menti degli  amanti,  si  presenta  Morgana,  nel  Vallon  des  faux  Amans, 
(L  A  10).  Ella  é  perdutamente  innamorata  di  un  cavaliere  alla  corte 
di  Artú,  ma  il  cavaliere  ha  un'amante  più  bella;  la  fata  li  spia,  li 
coglie  in  una  valle,  per  forza  d'incanto  li  fa  restare  nella  posizione 
in  cui  li  ha  sorpresi,  l'uno  a  una  certa  distanza  dall'altra,  senza 
speranza  di  potersi  movere  mai.  £  il  vallone,  ogni  qual  volta 
passi  per  là  un  amante  infedele,  lo  rinserra,  cosi  che  più  non  ne 
esce.     La  prigionia  del  resto  non  é  dura:  bevono,  mangiano,  dan- 


>  MI"  Za  Mule  sanz  Jrain^  on  la  DamoiseU  d  la  Mure, 


I04  G.    SCHIAVO, 

zano,  ma  il  fatto  é  che  uscir  non  ne  possono;  un  muro  di  aria, 
trasparente  e  solida,  più  impenetrabile  del  ferro  stesso,  gira  tutto 
d'intorno.  Ma  passa  di  là  Lancilotto,  si  caccia  dentro  al  vallone 
e  tutto  l'incanto  svanisce,  che  egli  é  un  amante  fedele.  Morgana 
resta  mesta  ed  avvilita,  i  poveri  amanti  sono  liberati. 

Avremmo  anche  ricordo  di  Merlino,  che  si  penti  di  aver  fatto 
ricco  un  villano,  indegno  della  sua  benevolenza,  e  che  perciò  fece 
ricadere  in  povertà ,  facendogli  inoltre  morire  i  figli  che,  per  opera 
sua,  erano  saliti  ad  alto  grado.  ^ 

§  2.  Per  quanto  riguarda  i  Giganti,  abbiamo  ancor  meno  che 
sulle  Fate.  Già  vedemmo,  nella  fiaba  della  Mula  senza  fretto^  un 
gigante  che  non  é  scortese,  ma  accoglie  gentilmente  Gauvain;  é 
un  gigante  fatato,  giacché,  appena  la  sua  testa  é  spiccata  dal  busto, 
egli  se  la  riattacca  al  collo;  d'altra  parte  ci  appare  come  un  servo 
della  potente  signora  del  castello  incantato. 

Un  altro  gigante  si  ricorda  nel  Lai  du  Buisson  (T Épine  (LA, 
111^),  £sce  ogni  anno,  la  vigilia  dì  S.  Giovanni,  dal  suo  nascondiglio, 
dà  fiato  al  corno  e  sfida  tutti  gli  eroi  di  Bretagna.  Un  figlio 
naturale  di  re  Artú  riesce  ad  ucciderlo. 

Abbiamo  invece  largo  ricordo  dei  Giganti  che  primi  occuparono 
l'Inghilterra.2  In  questo  luogo  si  incontra  inoltre  una  prova  delle 
alterazioni  che  un  mito  può  subire,  variando  di  tempo  e  di  luogo. 

Prima  d'essere  chiamata  Bretagna,  l'Inghilterra  si  diceva  Albione; 
perché?  Viveva  un  re  potente  in  Grecia;  s'ebbe  trenta  figlie,  e  la 
maggiorenne  si  chiamò  Albione.  Maritate  a  trenta  re  potenti, 
superbe,  non  volendo  in  nulla  piegarsi  a  loro,  stabilirono  di  ucci- 
derli. Una  sola  mancò  al  patto  e  svelò  tutto  al  marito,  ma  troppo 
tardi  !  I  due  coniugi  accorsero  presso  il  re  che  mandò  per  le  figlie, 
le  fece  gettare  in  un  carcere.  Avrebbero  dovuto  essere  uccise,  ma 
si  pensò  di  metterle  su  una  nave  e  abbandonarle  al  mare.  Come 
si  vede,  per  quanto  imperfettamente,  qui  é  ricordato  il  mito  delle 
Danaidi,  ma  é  curioso  vederlo  rivolto  dall'  autore  medievale  a 
creare,  o  almeno  a  spiegare,  un  mito  nuovo. 

Dopo  tre  giorni  arrivano,  portate  da  una  procella,  in  Inghilterra; 
si  sfamano  di  radici  e  frutta  copiose  che  trovano,  inventano  una 
maniera  di  accalappiare  uccelli  e  di  prendere  selvaggina,  con  legni 
soffregati  l'un  contro  l'altro,  si  accendono  il  fuoco.  E  qui,  (come 
vedemmo  al  cap.  V)  gli  Incubi ,  demoni  che  appetiscono  la  com- 
pagnia delle  donne,  vengono  a  loro,  e  nascono  figli  che,  in  breve 
crescendo,  furono  giganti.  Chi  non  crede,  dice  l'autore,  vada  a 
vedere,  che  spesso  si  dissepelliscono  ossa  gigantesche  in  molti 
luoghi  deir  isola,  ossa  che  devono  avere  appartenuto  a  loro.  Ma 
cosi,  essendo  stata  Albione  dichiarata  dalle  sorelle  regina  dell'isola, 
questa  dal  nome  di  lei  si  disse  Albione.  £  i  giganti  si  accoppia- 
rono poi  colle  sorelle  e  perfino  colle  madri  loro,  ne  nacquero  altri, 


»  JCD,  P  Mer  Un  Afellot, 

*  JCD  IP.     Des  graunz  jainz  qui  primes  conquistretU  Bretaigne, 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.         IO5 

ma  tutti  avversi  ira  loro,  cosi  che  si  uccisero  vicendevolmente. 
Venne  poi  Bruto  in  Bretagna  ^  non  ne  trovó  che  ventiquattro, 
risparmiò  uno  di  loro,  il  capo,  Gog  Magog,  di  straordinaria  gran- 
dezza, il  quale  appunto  poté  raccontare  al  vincitore,  e  quindi  far 
nota  al  mondo,  tutta  la  curiosa  istoria. 

§  3.  Ma ,  parlando  della  Mula  senza  freno ,  incontrammo  una 
superstizione  molto  comune  nel  Medio  £vo,  quella  cioè  per  cui 
esisterebbero  certi  animali  strani  e  terribili,  che  si  trovano  sempre 
a  far  del  male  o  ad  incutere  spavento  agli  uomini.  Gauvain  dovette 
combattere  oltre  i  due  leoni  af^mati  anche 

deus  serpens  felons  et  fiers 

Qui  sane  gietent  de  lens  en  leus, 
Et  par  la  boche  leur  salt  feus. 

M.  P.  p.  28  V.  852—854. 

£  già  animali  simili  si  ricordano  anche  ira  quelli  che  stanno 
entro  la  valle,  per  cui  il  siniscalco  e  Gauvain  dovettero  passare: 

Moult  grans  coluevres  et  serpenz, 
Escorpions  et  autres  bestes 
Qui  feu  gitoient  par  les  testes 

p.  7  V.  182 — 184. 

Simili  animali  si  trovano  anche  nel  Vallone  dei  Falsi  Amanti  \ 
un  serpente  ignivomo  nel  Dit  de  V  Unicorne  et  du  Serpent.  ^ 

Il  fiato  che  spira  é  disgustoso  e  puzzolente,  nessuno  potrebbe 
soffrirlo: 

Toz  jors  a  la  goule  baée, 

Si  gete  une  si  grant  fumée, 

Si  très-orible  et  si  pusnaise 

Et  si  puant  et  si  mauvaise 

Qu'  il  n'est  nus  bons,  por  qu'  il  la  voie. 

Qui  de  paor  morir  ne  doie. 

p.  114  V.  47—52. 

La  superstizione  in  questi  animali  va  tanto  innanzi,  è  tanto 
comune  e  radicata ,  che  già  ne  trovammo  all'  Inferno ,  veduto  da 
Lazzaro,  (cap.  VHI). 

Ma  abbiamo  due  di  questi  animali,  fra  tutti  più  strani  e  curiosi, 
i*  Unicorne  e  la  Chiche  face. 

Casa  é  Tunicomo?  una  specie  di  rinoceronte,  molto  più  brutto 
e  spaventoso.     £sso  difatti  è  una  bestia 

Hideuse  de  cors  et  de  teste, 

Et  seur  toute  rien  félonesse  ; 

Et  si  estoit  si  larronesse 

Qui  il  n'est  nus  hom  qui  tant  séust, 

Qui  de  li  garder  se  péust 

^  Per  la  leggenda  dì  Bruto  in  Bretagna  cfr.  Graf.  Roma  nella  memoria 
t  nelle  immaginaaùmi  del  Medio  Evo^  VL^  p.  507  sgg. 
«  JCDH« 


I06  G.   SCHIAVO, 

En  mi  le  front  s'estoit  cornue 
D'une  come  si  très-agûe 
Qui  il  n'est  âme  qui  Tatendist, 
Por  que  á  plain  cop  le  ferist, 
Qui  puist  vivre  longuement 
Qu'  il  ne  fust  au  definement. 
J.  C.  D.  no  p.  1 14  V.  22—32. 

Cosa  é  la  chiche/acei  Un  animale  più  curioso  ancora,  una 
specie  di  lupo,  se  si  vuole,  ma  molto  più  orribile;  denti  lunghi  ed 
aguzzi,  occhi  grandi  ed  accesi,  bestia  nemica  in  modo  speciale 
delle  spose  fedeli,  che  tutte  divora: 

Laide  ....  de  cors  et  de  face  ; 

Lez  denz  a  lons  comme  broqueríex, 

Et  si  vous  di  qu'  eie  a  les  iex 

Aussi  grans  comme  uns  corbisons 

Et  clers  ardanz  comme  uns  tisons; 

Et  s'a  bien  de  Ione  une  toise. 

Cele  beste  n'est  pas  cortoise 

Ne  debonere  poor  jouer. 

Chascun  jor  li  voit  -on  muer 

Son  poil  par  force  d'anemi, 

JMys,  append,  1^  La  Chinche f ace ^ 
p.  390  v.  II — 21. 

§  4.  Ma  la  superstizione  medievale  si  estende  anche  ad  altri 
campi,  e  le  opere  nostre  stanno  a  darcene  una  prova.  Questo 
spirito  irrequieto  si  porterà  talvolta  fino  a  Dio,  la  religione  sarà 
spesso  nient'  altro  che  superstizione.     Ne  abbiamo  degli  esempi 

Nel  Fabliau  de  V Enfant  qui  fu  remis  au  Soleil  (RGFIO)  la 
moglie  del  mercante,  da  due  anni  assente,  s'ha  un  bel  bambino, 
frutto  degli  amori  suoi  con  un  baccelliere.  Quando  il  marito 
ritoma  e  le  chiede  conto  di  quel  dono  inaspettato,  eccoci  come 
la  donna  saprà  nascondere  i  suoi  errori: 

Ivers  ert,  si  nègoit  moult  fort; 
Amont  vers  le  ciel  esgardoie, 
Et  je,  qui  point  ne  me  dontoie, 
Par  meschief  reçui  en  ma  bouche 
.1.  poi  de  noif  qui  tant  fu  douce 
Que  cel  bel  enfant  en  conçui 
D'  un  seul  petit  que  j'en  reçui  ; 
F,  XIV.  pag.  163  V.  30—37. 

n  Jubinal  nota  (p.  389)  che  mentre  il  senso  letterale  dì  questo  nome 
é  facile,  valendo  appunto  visa^^e  fâcheuse,  visage  chagrin ,  viso  triste,  cera 
brutta,  o  simili,  il  senso  rigoroso  non  si  può  cogliere  che  dal  poemetto  che 
egli  pubblica  a  pag.  390,  e  di  cui  riportammo  appunto  la  parte  che  descrive, 
l'animale. 

Nella  prefazione  ai  Misteri,  voi.  XL^  pag.  XV,  XVIII,  il  Jnbinal  nota 
inoltre  come  questo  animale  non  restó  solo  nelle  menti  dei  poeti,  ma  fu  anche 
fissato  nel  marmo. 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.         IO7 

Si  vede  subito  che  é  solo  una  geniale  invenzione  deir  autore, 
ma  ad  ogni  modo  sta  il  fatto  che  in  qualche  maniera  riflette 
anch'essa  lo  spirito  superstizioso  che  tanto  facilmente  andava 
riportandosi  a  Dio  ;  quando  non  si  volesse  pensare  qui  a  una  satira 
del  concepimento,  per  opera  dello  Spirito  Santo. 

Nel  Fabl.  de  la  Dame  qui  fisi  III.  tors  enior  le  Mousiier 
(R  G  F.  Ilio)  del  nostro  Rutebeuf,  si  immagina  una  donna,  sorpresa 
dal  marito  nel  bosco  a  mezzanotte,  mentre  ella  si  intratteneva  in 
dolci  colloqui  col  prete.  Destra,  si  libera  da  ogni  pericolo,  col 
dare  a  intendere  al  marito  che,  sentendosi  gravida,  le  era  stato 
insegnato  di  far  tre  giri  intomo  alla  Chiesa  e  recitar  tre  Paternostri, 
scavando  una  fossetta  col  tallone.  Se  la  terza  notte  la  trovasse 
aperta,  ella  avrebbe  un  fìglio,  se  chiusa  una  figlia. 

Voire  est  que  je  sui  de  vous  grosse, 
Si  m'enseigna  Ten  á  aler 
£ntor  le  moustier,  sanz  parler, 
III.  tors,  dire  in.  patrenostres 
En  l'onor  Dieu  et  ses  apostres; 
Une  fosse  au  talon  feìsse. 
Et  par  III.  jorz  i  revenisse: 
S'au  tiers  jorz  ouvert  le  trouvoie, 
C*estoit  un  filz  qu  'avoir  dovoie 
Et  s'il  estoit  clos,  c'estoit  fille. 

F.  LXXIXo  p.  197  v.  143—50. 

Cosi  il  Fabl.  des  Braies  au  Cordelier  narra  della  donna  astuta 
che,  divertitasi  il  mattino  col  chierico,  le  brache  del  quale  il  marito 
aveva  per  isbaglio  infilato,  alzandosi  per  tempo,  cerca  riparo  al 
pericolo  che  alla  avrebbe  corso,  ricorrendo  a  un  minorità  „Dite  a 
mio  marito,  (ella  cosi  Io  prega)  che  io  chiesi  in  prestito  le  vostre 
brache,  gettate  da  me  sul  letto,  per  concepire  un  fìglio  o  una  fìglia, 
avendo  sognato  che  concepirei  quella  notte  in  cui  sul  mio  letto 
abbia  le  brache  d'un  minorità".  (FLXXXVUI  p.  283  v.  248 — 59). 

Sono  scherzi,  egli  é  vero,  ma  qualche  volta  gli  scherzi  ci  dicono 
più  che  le  cose  serie. 

Due  altri  scherzi,  ma  che  trovano  il  loro  fondamento  in  una 
superstizione  che  sappiamo  comunissima  al  Medio  £vo,  sono  i 
seguenti. 

Si  tratta  di  una  bellissima  donna,  ma  onesta,  che,  amata  da 
un  chierico,  per  quanto  faccia  per  liberarsene,  non  riesce,  anzi 
cede  finalmente,  temendo  la  vendetta  di  Dio,  se  mai,  per  cagion 
sua,  il  giovanotto  venisse  a  morire.  (RGF  11^  F.  IVO,  p.  224 — 225). 

In  un  altro,  si  narra  di  una  sposa,  splendente  di  bellezza,  ma 
anche  questa^  per  accidente,  fedele  al  marito.  Un  giovinetto  l'ama 
ardentemente,  l'arte  di  lui  non  potrebbe  vincere,  ma  una  vecchia 
sa  giovarlo,   facendo  credere  alla  donnina  ingenua   che  Dio  aveva 


I08  G.   SCHIAVO, 

cangiato  in  cagnolina  la  fìglia  sua  per  vendicare  un  povero  amante, 
da  lei  non  corrisposto  e  morto  di  dolore.  (BM  U^,  De  la  Male 
Feme  p.  97  v.  107 — 108). 

§  5.  Ma  vi  sono  altre  superstizioni  ancora.  In  alcune  di  queste, 
se  le  fate  non  appariscono,  indirettamente  tuttavia  manifestano  la 
loro  potenza.  Cosi  é  del  mantello  maltagliato,  che  un  valletto 
porta  alla  corte  di  re  Artú.  (RGF,  IIP  F.  LV).  Esso  é  opera  di 
una  fata  che 

....  fìst  el  drap  une  oevre 
Qai  les  fauses  dames  descuevre. 
p.  7 — 8.  V.  199 — 200. 

Difatti  se  una  dama  siasi  coperta  del  mantello  e  non  sia  fedele 
alPamante,  il  mantello  riuscirà  per  lei  o  troppo  corto  o  troppo  lungo. 

Cosi  é  pure  incantata  la  Spada  che  viene  a  ferire  il  prode 
Gauvain,  quando  si  giace  colla  fìglia  del  cavaliere  che  l'aveva  messo 
assieme  con  lei.  Spada  veramente  fatale!  Ella  esce  dal  fodero, 
per  salvare  la  fanciulla  da  chi  di  lei  sia  indegno,  scende  come 
folgore  sull'infelice,  ne  penetra  le  carni,  lo  lascia  estinto.  Ma  Gau- 
vain é  degno  della  donzella,  la  spada  uscirà  dal  fodero,  ne  lambirà 
la  pelle,  senza  ucciderlo,  il  cavaliere,  salvo  e  trionfante,  s'avrà  in 
isposa  l'avvenente  fanciulla.  (M  Pp.  127  sgg.  Du  Chevalier  à  lEspée), 

§  6.  Ma  lo  spirito  superstizioso  si  crea  altri  spaventi;  fantasmi 
che  possono  sorprendere,  confondere,  stordire. 

I  frati,  dopo  aver  veduto  che  il  monaco  segrestano  li  aveva 
derubati  di  quanto  v'era  di  prezioso  in  chiesa,  restano  meravigliati 
non  poco,  nel  trovare  ogni  cosa  a  suo  posto.  Non  credono  ai 
propri  occhi  e  dichiarano: 

Fantosme  nous  va  faunoiant. 

BM,  IVO,  p.  138  V.  612. 
Du  Soticretain  et  de  la  Fame  au   Chevalier, 

II  marito,  nello  stesso  Fabliau,  trovasi  al  fìanco  la  moglie  che 
sapeva  in  prigione  col  frate?  Ma  neppure  egli  crede  ai  propri 
occhi,  anch'egli  pensa  al  fantasma  e  a  scongiurarlo! 

....  moult  li  vint  à  grant  mervelle 

Quant  il  senti  lez  lui  la  Dame. 

—  Qui  est  ceci?  —  c'est  vostre  fame  — 

Ma  fame  ne  fustes-vous  onques. 

Li  chevaliers  se  saine  adonques 

Saut  sus,  s'a  uns  tortiz  esprís, 

Au  lit  s'en  vient  d'iror  espris; 

Plus  de  cent  croiz  a  fet  sor  lui. 

p.   139  V.  621 — 29. 

Fino  il  buon  Zozimo  si  credè  preso  dal  fantasma,  quando  vide 
rapita  in  estasi  S.  Maria  Egiziaca: 


FEDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANIICA  POESIA  FRANCESE.         IO9 

Zozimas  fu  si  esbahiz; 
Qu*  il  cuida  bien  estre  trahiz. 
Enfantozmez  cuida  bien  estre, 
Dieu  réclama^  le  Roi  célestre. 
Et  se  trest  .1.  petit  arriére 
Quand  ele  fesoit  sa  prière. 

OCR  UP  p.  294  V.  870—877. 

Quai  meraviglia,  se  approfìtterà  di  questa  superstizione  la 
moglie  astuta  che,  nell'assenza  del  marito,  cerca  distrarsi  col  cavaliere 
dalla  veste  rossa  ?^  Il  povero  tradito  aveva  veduto  fuori  dì  casa 
palafreno  e  sparviero,  e  nella  stanza  nuziale  la  veste  rossa  del 
cavaliere,  ma  la  moglie,  dopo  averlo  fatto  dormire  fino  a  mezzo- 
giorno, quando  egli  si  desta  e  chiede  conto  di  ció  ch'aveva  veduto, 
gli  fa  credere  che  egli  era  preso  dal  fantasma: 

J'ai  paor  de  mauves  encontre 
Qui  hui  vous  venist  à  l'encontre, 
De  fantosme  et  de  mauves  vent  : 
Vous  muez  color  molt  sovent, 
Que  je  m'en  esbhahiz  trestoute; 
Ice  sachiez  vous  bien  sans  doute. 
Criez  à  Dame  Dieu  merci, 
Et  à  monseignor  Saint  Orri 
Que  vostre  memoire  vous  gart: 
Il  pert  bien  à  vostre  regart 
Que  vous  estes  enfontosmez. 

p.  44  V.  261 — 271 

Cosi  il  marito  taglia  di  notte  le  trecce  a  una  donna  che  egli 
crede  sua  moglie  adultera;  costei  invece  gli  apparisce  intatta  e 
gli  fa  credere  che  il  fantasma  l'aveva  preso;  egli  certo  non  s'era 
segnato  bene  la  sera: 

Vos  avez  si  trouble  le  vis 
Et  les  elz  que  ne  veez  goute, 
Espoir  il  vos  avint  par  goute 
Ou  par  avertin,  se  Dieu  vient, 
On  ce  est  fantasme  qui  vient 
As  genz  por  aus  faire  muser 
Et  por  aus  folement  user. 
Et  por  faire  foler  la  gent; 
Au  chief  de  tot  devient  rient 
Quant  il  a  fait  toler  la  gent, 
Tot  quant  il  a  fit  si  despiere. 
RGF;>  IVO.  De  Tr esees  p.  79  v.  360— 370. 


»  RGF.  Z>M  Chevalier  à  la  Robe-vermeüe,  EQ,  F.  LVII. 

«  Anche  nel  famoso  scherzo  che  é  il  Fabl.  Estuia,  (RGF,  IV,  F.  XCVI) 
la  voce  che  risponde,  si  teme  sia  la  voce  di  un  fantasma,  o  di  qualche  altro 
spirito  maligno. 


no  G.    SCHIAVO, 

Lo  stesso  stratagemma  e  usato  dalla  Dame  qui  fisi  entendant 
son  mariy  qui  il  sonjoit  (RGF,  V^). 

§  7.  Ma  ricorre  naturalmente  anche  un'altra  superstizione:  i 
morti  possono  risuscitare.  Vedemmo  già  nell'  Enfant  qui  sauva  sa 
nièrey  come  costei  apparisca  a  lui  un  anno  dopo  la  morte  (v.  C.  VI). 
Ora  abbiamo  altre  prove. 

Nel  FabL  de  Segretain  ou  Moine  (RGF  V»),  il  marito,  che  vede 
apoggiato  alla  sua  porta  il  monaco  ucciso  da  lui  e  portato  morto 
al  convento,  crede  che  sia  venuto  a  chiedere  i  denari  a  lui  tolti, 
(v.  294  sgg.  p.  125). 

Nel  Fabl.  De  Bar  at  et  de  Haimet  ou  des  trois  Larrons  (RGF, 
IV  F.  XCVIl),  Barat  ed  Haimés,  vedendo  appeso  a  un  albero 
Travers,  a  cui  avevano  rubato  un  prosciutto,  fuggono,  lasciando  a 
terra  il  mal  tolto,  credendo  quegli  sia  il  padre  loro,  già  morto 
impiccato  : 

,3&fät,  noz  pere  nous  ravise". 

p.  107  V.  428. 

E  nel  racconto  Le  Revenant  (M.  P  p.  174  sgg),  il  cavaliere  si 
addormenta,  mentre  deve  aspettare  un  po'  troppo  a  lungo  la  dama 
del  suo  cuore;  da  lei  scacciato,  si  pensa  di  entrare  arditamente 
nella  stanza  da  letto,  ove  ella  sta  col  marito,  implora  perdono, 
come  uno  dei  cavalieri  uccisi  quel  giorno  in  torneo,  che  aveva 
fatto  certo  torto  alla  dama;  il  povero  marito  lo  crede  proprio  il 
morto,  la  dama  é  costretta  a  perdonargli  e  a  tenerselo  caro. 

§  8.  Un  brutto  augurio  poi  e  l'incontrare  per  via  una  gallina 
dipelata.  Cosi  almeno  ritiene  il  prete  seduttore,  avendone  incon- 
trata una,  mentre  andava  alla  casa  del  buon  Constant  du  Hamel, 
per  goderne  la  moglie,  come  egli  sperava.  (RGF  IV  p.  182  v.  484 

—494). 

Buon  augurio  é  invece  spandere  il  vino.  Lo  dice  l'oste  sgar- 
bato al  povero  chierico,  che  gli  lascierebbe  volentieri  tutti  i  benifìci 
futuri ,    per   un    po'  di  vino  di  più.  (RGF,   III^.    La  Plantez,  p.  7 1 

V.  34)- 

Quanto  poi  alla  superstizione  nella  virtù  delle  erbe,  delle  pietre, 

dei    metalli,    non  v'é   che    qualche  cenno    nel  Diz  de  VErherie  di 

Rutebeuf,  ma  di  poco  conto.  (OCRII®  p.  51 — 62. 

§  9.  Ci  resterebbe  a  dire  qualche  cosa  sull'  Astrologia.  Lo 
Schröder  nota  che  questo  ramo  della  superstizione  medievale,  nelle 
poesie  cavalleresche  non  si  presenta  molto  marcatamente,  anzi 
aggiunge  che  la  fede  irremovibile  che  il  popolo  aveva  nella  sua 
infallibilità,  appare  in  esse  solo  approssimativamente.  ^ 

Noi  invece  fummo  un  tantino  più  fortimati. 

Mélior,  l'amica  di  Partenopeo,  aveva  appreso  fin  da  fanciulletta 
le  7  arti,  e  a  quindici  anni  ne  sapeva  più  dei  suoi  mastri  medesimi.  — 

Trovanmio  poi  due  memorie  importanti  di  questa  superstizione  ; 
il  lunario  di  Salomone,  e  le  Profezie  d^ Ezechiele, 


*  Schröder,  op.  cit.  6.  X^,  p.   112. 


FBDE  E  SUPERSTIZIONE  NELL'  ANTICA  POESIA  FRANCESE.         1 1  I 

Le  Lunaire  que  Salomons  fist  (M  P  p.  364  sgg) ,  é  come  una 
specie  di  prontuario  profetico  per  tutti  i  giorni  del  mese.  Si  im- 
maginò che  Salomone  stesso  lo  abbia  scritto ,  per  istruzione  del 
figlio  suo,  prima  che  fosse  in  età  di  entrare ,  come  si  dice,  nel 
mondo.  Il  lunario  si  interessa  di  tutto.  ,,La  prima  luna,  per  es. 
é  buona  per  chi  voglia  arare,  vendere  o  comperare  e  far  qualunque 
cosa,  fuorché  rub^e,  perché  chi  rubi  in  quella  notte  terrebbe  per 
poco  il  malacquistato. 

Il  ¿Emciullo  che  nasca  in  quella  notte,  crescerà  un  bravo  gio- 
vìnotto,  il  suo  segno  sarà  vicino  la  bocca  o  all'occhio  ;  la  femmina 
che  venga  alla  luce  sotto  la  stessa  luna,  sarà  buona  e  casta,  avrà 
il  suo  segno  sotto  la  mammella  o  sulla  bocca,  o  vicino  all'occhio; 
sposerà  un  signore  che  starà  a  lungo  infermo;  chi  quella  notte 
sogni,  avrà  buona  visione;  chi  si  faccia  salassare  prima  di  terza,  ne 
sentila  vantaggio;  chi  esca  dal  suo  paese  per  altre  terre,  potrà 
tornarvi.  Il  lunario  tira  innanzi  allo  stesso  modo  per  tutte  le  lune, 
profetando  or  bene,  ora  male  suU'agricoltina,  sul  commercio,  sulle 
nascite  di  bambini  e  cosi  via. 

lyEzéchiel  (JJT.)  é  un'altra  specie  di  lunario  o,  meglio,  é  un 
annuario,  perché  qui  le  profezie  cadono  sugli  anni. 

„Ezechiele  fu  un  buon  uomo,  amó  Dio  e  la  sua  legge,  leva- 
vasi  per  tempo  e  andava  a  scuola  a  imparar  latino.  Apprese  varie 
arti,  inoltre: 

Les  signes  des  estoiles  enchercoit  et  les  cours. 

Tant  lut  et  entendí  de  toutes  escriptures, 

Qu'  il  savoit  et  disoit  du  tens  les  aventures. 

n  nous  aprist  .j.  livre  qu'  on  apele  lez  Anz; 

Qui  croire  le  voudroit  toz  dis  seroit  manenz. 

p.  124  V.  8 — 12. 

Comincia  quindi  l'annuario  profetico.  Dal  giorno  della  setti- 
mana in  cui  l'anno  si  apre,  si  vuole  indovinare  come  tirerà  innanzi, 
se  bene  o  male,  se  ricco  o  meno  di  foraggi  e  di  biade,  di  frutta  e 
di  vino,  se  asciutto  o  piovoso,  freddo  o  molto  caldo,  se  ci  saranno 
malattie,  mortalità,  guerra  o  pace. 

Ne  diamo  un  esempio  „L'anno  che  incominci  di  domenica  é 
piuttosto  brutto  ;  poco  vino,  poco  frumento,  poco  olio,  poco  miele, 
p>oco  lino.  Invece  molte  frutta  e  legumi,  molti  foraggi.  All'uscir 
d'inverno,  ghiacci  e  venti,  in  principio  d'estate,  piogge  copiose,  i 
principi  si  faranno  guerra*'. 


Cosi  pertanto,  se  poco  abbiamo  trovato  da  aggiungere  a 
quanto  lo  Schroder  ha  raccolto  intomo  alle  Superstizioni  in  genere, 
intomo  al  Giudizio  di  Dio,  la  Fede  dei  Pagani,  i  fatti  dell'Antico 
Testamento  e  gli  Angeli,  potemmo  invece  vedere  che,  nelle  opere 
nostre,  la  idea  di  Dio    non    sempre  apparisce    come   quella  di  un 


112  G.   SCHIAVO, 

giudice  severo  e  inesorabile.  Cristo  sapendo  perdonare  e  compatire  ; 
trovammo  molte  cose  sui  santi  e  larghissima  copia  di  materiale 
intomo  la  Vergine.  Buon  numero  di  notizie  ci  si  offerse  per  la 
ricostruzione  dell'  idea  dell'  Inferno,  soddisfacente  per  quella  del 
Paradiso,  sul  quale  tanto  poco  ha  potuto  darci  lo  Schröder.  £  ci 
siamo  fermati  a  notare  il  concetto  meschino  che  dello  spirito  umano 
si  formarono  i  nostri  autori,  e  la  preoccupazione  continua  della 
vita  oltre  tomba.  Che,  se  non  trovammo  descrizioni  finite  di 
demoni,  ci  fu  possibile  invece  penetrare,  per  cosi  dire,  nella  psiche 
del  popolo,  udirne  i  paurosi  lamenti,  comprenderne  l'angoscia  dell' 
animo,  come  pure  vederne  la  povertà  di  spirito  nel  riportare  che 
egli  fa  ogni  mala  azione  a  tentazioni  dello  spinto  maligno. 

£  chiudiamo  ormai  questo  studio,  quale  si  sia  e  comunque 
si  voglia  giudicare,  chiedendo  venia  se,  di  quanto  recammo,  non  si 
cercó  da  noi  la  origine  critica,  confrontando  fra  loro  i  vari  testi 
e  le  varie  leggende,  i  racconti  d'ogni  genere  riportati. 

La  mole  del  lavoro  potrà  sembrare  piccina,  ma  l'accurato 
collegamento  delle  varie  parti  non  era  impresa  troppo  facile  e 
piana,  e,  appunto  perciò,  nell'  Introduzione  avvertimmo  subito,  una 
volta  per  tutte,  che  noi  miravamo  soltanto  a  offrire  un  quadro,  il 
meglio  ordinato,  di  quanto  d  occorse  di  trovare  nelle  opere  con- 
sultate, limitandoci  a  dare  un  contributo,  e  non  di  più,  a  studi, 
come  codesti  sulle  credenze  medievali,  tanto  vasti  e  cosi  importanti. 

G.  Schiavo. 


Einige  Bemerkuiigeii  zur  Verbesserung  des  Gancioneiro 

öeral  von  Besende. 

Ich  meine  hofifen  zu  dürfen,  die  sich  der  alten  portugiesischen 
Literatur  Befleifsigenden  werden  es  nicht  für  ganz  unnütz  halten, 
wenn  ich  hier  einige  Verbesserungen  des  Textes  des  Concioneiro 
von  Eisende  mittheile,  die  mir  bei  dem  Lesen  dieses  Liederbuches 
einfielen,  und  die  Stellen  angebe,  die  ich  anders  lese  als  Kausler^ 
welcher  in  seiner  Ausgabe  so  grofsen  Scharfsinn  und  so  gründ- 
liche Kenntnifs  der  portugiesischen  Sprache  offenbart  hat 

Die  Exemplare  der  ersten  Ausgabe  des  Cancioneiro  geral  bieten 
nicht  überall  einen  ganz  gleichen  Text  dar.  Ich  werde  hier  die 
Verschiedenheiten  zwischen  dem  Exemplare,  das  der  deutsche  Heraus- 
geber benutzte,  und  demjenigen,  dessen  ich  mich  bediente,  an- 
geben ;  eine  genaue  Vergleichung  der  Texte  habe  ich  dennoch 
nicht  angestellt,  weil  ich  nur  dazu  das  Liederbuch  durchgelesen 
habe,  um  sprachliche  Fakta  für  die  portugiesische  Grammatik  zu 
sammeln,  die  ich  anfertige. 

Die  in  dem  bezüglichen  Verzeichnis  nicht  enthaltenen,  von  mir 
bemerkten  Druckfehler  werden  auch  angegeben  werden. 

Durch  den  Buchstaben  P  bezeichne  ich  das  von  mir  gebrauchte 
Exemplar  der  Originalausgabe. 
I.  Band. 

Seite  2,  Zeile  20  &  la  veja  :  lese  man  eia  [nämlich  Dona  Lianor 
da  Sì1vcl\  veja, 

Ihd.  2^y  2^  de  tal  forma  quem  IKá  dando  ^  \  &  la  por  nos  IK  o 
rrequeyra  :  1.  de  tal  forma j  qu*  em  IK  a  dando  \  eia  por  nos  — . 

4,  4  acorrer^nC eis  :  1.  mit  P  acorrer-m'is. 

Ibd,  II,  12  apelar.  \  Por  em  minK  alma  jurar  des  \  \.  apelar]  Per*em, 
Ibd.   16  /a  ver  vyiorea:  ich  möchte  lauer  [aus  ta  auer]  vy torea 
lesen. 

Ihd,  30  quem  jr  cuy  dando  :  1.  qtiem  jr  cuydando. 

5,  19 — 20  nam  leyxes^  de  desemparo  \  mor  r  er  a  quem  vinha 
morto  ;  1.  nam  leyxês  de  desemparo  \  morrer  a  quem  — .  Der  Portug. 
sagt  deixar  fazer  alguem  algo  oder  deixar  fazer  a  alguem  algo, 

7,  20  Oryana:  P  hat  horyana  (=^  òryana  aus  a  Oryana). 

8,  5  setze  ein  Kolon  nach  per  der  am, 

9,  I — 6  Cuy  dado   de   minha  vida,  \  vos  chamo   sempre  por  nome: 
d'aquy    vossa  merce  tome  ^  |  s^a  ahy  cotisa  mays   sohyda,  \  C'a    cousa, 

Zeitsohr.  f.  rom.  Phil.  XVII.  8 


114  EPIPHANIO    DIAS, 

que  se  vos  chaman  \  por  mylhor  nome  que  posso?:  1.  Cuydado  de  mihha 
vida  I  vos  chamo  sempre  por  fióme  \  d^aquy  vossa  mercè  tome  [= 
schliefse],  |  s^  aa  hy  cousa  mays  sohyda  \  O  a  cousa,  que  se  vos  chama 
I  por  [==  als]  mylhor  nome  que  posso,  {Cuydado  da  minha  vida  ist 
Prädikatsnomen.  Durch  a  cousa  que  se  vos  chama  ist  cuydado  be- 
zeichnet). 

Ibd   1 5  vay  creçendo  desconforto  :  1.  voy  creçend*  o  desconforto, 
Ihd,    21  —  23  Sachardes,    quem    beni    descarne ,  \  as    rrayzes:    1. 
S*achardes  quem  beni  descarne     as  rrayzes, 

10,  5  valentays  rrezdes :  1.  valeti  [=  sind  gültig]  tays  rrezîfes, 
P  hat  taes. 

Ibd,   15  frutos:  P  hat  furos ^  vielleicht  richtig. 

11,  26  Ueja  vos  todos  tramados:  ich  lese  Veja^uos  todos  toma^ 
dos.     P  hat    Veja  nos  todos  tomados,^ 

12,  i  y  com^  o  quem  ambos  sente  :  ich  lese  .*  como  quem  \='  latein. 
utpote  qui]  ambos  [nämlich  o  cuidar  und  o  sospirar]  sente."^ 

13,  12 — 14  como  days  —  |  ao  cuydado  mays  primor,  \  qu  *o 
sospirar  nos  amores?  streiche  das  Komma  nach  primor,  denn  nos 
amores  gehört  sowohl  zu  cuydado  als  zu  sospirar.  P  hat  ho  (aus 
ao)  cuydado.  {0  sospirar  =  ö  s.  aus  ao  s.). 

Ibd,  23  vendeys'.  1.  mit  P  vendis, 

14,  12  mantem',  P  hat  nam  tem. 

Ibd,  16,  17  como  cuy  dar  cuydastes,  \  que  fez  acabar  seus  dios: 
\,  com^  0  cuy  dar  cuydastes  \  que  fez  acabar  —  f cuy  dar  ist  Subjekt  zu 
acabar), 

16,  13  desta:  1.  mit  P  esta. 

17,  IO  tam  sabydo:  1.  mit  P.  tam  sobydo. 
Ibd.  26  corraçdes:  1.  coraçdes, 

Ibd.  31   bananças:  1.  bonanças.     P  hat  bouanças. 

18,  5 — 7  ceramunhas  —  verdadeyras:  1.  mit  P  caramunhas  — 
verdadeyros, 

18,  23  E  ssy  que:  \.  mit  P  Assy  que  (=  also). 

19,  I  vyseys:  P  hat  vyeseys;  1.  vysseys. 

Ibd.   1 6  tynha  feytos  meus  :  ich  lese  /.  f^i*  os  meus, 
Ibd.  22,  2;^    que  cuy  dar  farà    cuy  dar ,  \  que  proced^  o  sospirar: 
1.  mit  P.  que  [oder  vielmehr  qu^  0]  cuy  dar  farà  cuy  dar  \  que  preced* 
00  sospirar    (das  erstere  cuy  dar  ist  Subjekt   zu  precede;  preceder  = 
den  Vorrang  haben  \  00  =^  ó  aus  ao\ 
Ibd.  27  &  ^sy  :  1.  assy. 

20,  27  C^asy  d^aquy  concrudo:  1.,  wie  es  die  Metrik  selbst  ver- 
langt, E  a  \s\  sy. 

21,  5  cuydado:  P  hat  cuydados.^ 
Ibd,   17  faies:  1.  mit  P  falaes. 

*  12,  ^  j*assy:  man  ravSs  jàssy  schreiben,  denn  das  a  von /«i  ist  nicht 
elidirt,  sondern  mit  dem  a  von  assy  zusammengezogen.  Ebenfalls  jàliuando, 
nicht  j* attuando  (18,  9)  u.  s.  w. 

'  I3i  9  0  coraçam  =  ó  (aus  ao)  coraçam. 

*  21,  16  a  derradeyra  —  à  d. 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC   DE   KESENDE.  II5 

Ihd,  29  vmya  :  l.  mit  P  venia  [er  lebte]. 
22,  7  streiche  das  Komma  nach  dtgua. 
Ibd,  9  sahaes:  1.  mit  P  saybaes, 
23»  23  figos,  or  Joes  :  1.  figos  orjaes, 
Ibd.  24  vuas,  /er raes:  1.  vtias  /er raes. 

24,  23  /undar  ;  ich  möchte  findar  (=  tödten)  lesen. 

25,  4  alembrareys\  fehlerhaft  hat  P  alembreys, 
Ibd,  25  por  fia:  P  hat  perfia} 

26  in  der  zweiten  Oberschrift  de  sospyrar:  l.  mit  P  do  s. 
Ibd.  22  de  mäo  1.  da  mäo.  Vgl.  45.  15. 

27,  19  Mas  0  sospirar:  1.  Mas  s*o  sospirar. 
Ibd.  21  eni  meu:  ich  vermuthe  em  mim. 

28,  7  nem  ckegar:  ich  vermuthe  sem  chegar. 

30,  6  poys  0  trabalho  :  P  hat  pois  Jo  trabalho.  Ist  das  jo  von 
yj  ¿?  zusammengezogen?  oder  ist  es  für  einen  Druckfehler  statt 
des  CO  (=  qu^o)  oder  des  ho  (=  ¿?)  zu  halten? 

/¿i/.  7  nengem  l.  mit  P  nynguem. 
Ibd.   19  fí>ífl:  1.  mit  -P  ¿:í?«ía. 

31,  2  setze  ein  Semikolon  nach  aia. 
Ibd.   IG  gedelha:  \.  guedelha. 

32,  12 — 13  «aw  chegou  cuy  dado  \  pelos  pees  o  sospyrar  ;  P  hat 
nam  chega  cuydado  — .  chega  ist  wohl  ein  Druckfehler  für  chegd  aus 
chega  0.  {chegou  ist  auch  von  chega  0  zusammengezogen  ;  vgl.  Cornues 
Phonologie  syntactiqtu,  S.  16).  o  sospyrar  =  ô  (aus  ao)  sospyrar, 
(Heut  zu  Tage  sagt  man  näo  chegar  aos  calcanhares  a  alguem  = 
Elinem  weit  nachstehen). 

33,  24  este'.  P  hat  estee. 

34,  2 1   em  curia  vida  :  ich  lese  emcurià  vida  (aus  encurta  a  vida). 

35,  4  serui'la:  P  hat  seruirla^  gewifs  einen  Druckfehler  für 
serui'lla, 

Ibd.  2^  o  [aus  ao^  meu  dereyio:  P  hat  a  m.  d. 

36,  2  de  Ihe  por  em  sospeyçam  :  1.  de  Ihe  porem  sospeyçam. 
Ibd.  30  abe-lo'.  1.  saberlo. 

37,  13  toda  sente  o  escriuam:  1.  tod^  a  [s]  sente  o  escriuam  (todo 
=  Alies  ;  assentar  =  aufschreiben). 

^^^  20  setze  ein  Komma  statt  des  Kolons. 

Ibd.  2^  desysto  prouar  :  ich  lese  de  s^ysto  prouar. 

39,  13  0:  1.  e. 

Ibd.  1 6  nom  s  *a  por  aborlauento  :  ich  lese  nom  s  *a  por  a  bar' 
lauento. 

Ibd.  30  este:  P  hat  ele. 

40,  7  /erys  de  pancha:  1.  ferys  de  prancha  (/erir  de  prancha 
=  flache  Klingenhiebe  geben). 

41,  2\  sy  ha:  \.  s'y  ha. 

Ibd.  25  que  segura  dos  in/ernos  :  1.  qtié  segura  dos  infernos 
(d.  h.  welche  untrüglich  ist). 

»  25,  24 — 26  o — o  =  6^6  (aus  aó). 

S* 


Il6  EPIPHANIO   DIAS, 

43»  1 6  Que  minha  alma\  1.,  wie  es  Kausler  hn  Vorwort  vor- 
schlägt, Qí^em  minha  alma, 

46,  28  veuays :  1.  mit  P  veuyas,"^ 

47»   ^3  fyzerom:  \.  fyzeram. 

48,  4  Í?  seruydor  =  íí  (aus  í7í?/  /*  hat  06)  s. 

50,  12  chege\  ich  lese  chegue, 

51,  23 — 24  i/o  sospirar,  \  tail  choro  vem\  1.  mit  P  do  sospiro  \ 
tal  choro  vemP- 

52,  22 — 24  poys  tarn  aper f y  ado  \  0  por  elle  allegado^  \  sera  por 
myn  rrespondydo  :  ich  lese  poys  lem  aper fy ado,  \  o  por  elle  allegado  • 
sera  por  my  m  (so  P)  rrespondydo, 

53,  II  çaramunha  :  1.  caramunha. 

Ibd,  22  eu  consenti  do  quam  so:  ich  lese  eu  co  (oder  co  o) 
sentido  quamso  {co  oder  co  o  aus  com  0  ;  quamso  =  canso;  canso  com 
0  sentido  =  mein  Verstand  ermüdet). 

55»  7  »'öj/  1.  mit  P  mays, 

lòd,   12  a  vontade;  P  hat  cui  v, 

Ihd.   14  chamaes:  1.  mit  P  chames. 

56  in  der  ersten  Überschrift  otra:  1.  mit  P  contra. 

Ihd,   \2  a  mao :  1.  a  mäo  (s.  45    14 — 11). 

Ihd,  in  der  zweiten  Überschrift  corraçam:  1.  mit  P  coraçam. 
Ebenfalls  58  in  der  ersten  Überschrift  und  65,  12. 

Ihd,  2\  volo  \=  vo-lo]  f OS  tes  alegar  :  P  hat  voolo  f osles  aleguar. 

57,  2  es  pensar  :  P  hat  en  pensar,  schwerlich  richtig. 
Ihd  1 1   escolhö,  triste  amador:  ich  lese  escolK  0  /.  a, 
Ihd,  20  he:  1.  mit  P  hey, 

58,  15  sua  fey  cam:  \,  mit  P  suàfryçam  (aus  sua  affyçam\ 
a/ryçam  =  afflicçâo), 

59  a  SSO  precurar  por  nos:  ich  lese  assy  pr,  por  nos  (precurar 
por  nos  =  unsere  Sache  zu  vertheidigen). 

Ihd.   1 5  gostates  :  1.  mit  P  gostastes, 

Ihd.  18  «  fala'S*em  na  questam:  1.  u  falalslsem  na  questam  (= 
wenn  die  Rede  —  wäre). 

Ihd,  20  comanhos:  1,  camanhos, 

60,  22   Tenho  maa  primeyra:  ich  vermute  Tenho^nCaa  p, 

61,  14  çenta  tantas:  1.  cenfa  tantas, 

63,  12  cuydado  de  semular ',  1.  cuydado  des[s\emular  (cuydado  ist 
Objekt  zu  dessemularj. 

65,  30 — 31  quem  rreuolue  la  folha,  \  e  proli -contra  esguardar  \ 
ich  lese  quem  rreuoluê'la  folha,  \  e  pro  e  contra  esguardar  (vgl.  74,  15). 

66,  19  nam:  P  hat  nem, 
Ihd,  27  tam:  P  hat  tem, 

67,  17  essa  sea  por  mays  fremosa:  ich  lese  essa  se  á  por  m.  f. 
{se  á  =  wird  —  gehalten,  gilt). 


*  47,   II — 12  era   huum   vento  \  sospirar  pero  o  cuydado:  huum   vento 
=  eine  Kleinigkeit;  per 00  (=  però  aus  pera  0)  =  im  Vergleich  zum. 
^  52,  16  eisas  =  éssas  aus  a  es  sas. 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC   DE   RESENDB.  II7 

Ibd,  25  de  cousa  çi/a  ver  s^  esper  a:  ich  lese  de  \P  hat  as\ 
cousa  qu^auer  s'esperà. 

69,  II — 15  N^atn  dé  vossa  senhor\t'\a  \  dylaçam  mays  neste  feyio, 
cese  ja  mays  vygarya ,     cese  o  mal   que   nos  feria  :  \  nam    nos  guar- 

dades  der  ey  loi  1.  Nam  de  vossa  senhorya  (so  P)  \  dylaçam  mays  nés  le 
f^ylOy  I  çe\s\se  ja  mays  vogarya  (das  advociren),  |  í/[í]í^  0  mal  que 
nos  sería  \  nam  nos  guardar  des  dereylo,  (Vgl.  zu  118,  24.  Der  In- 
fínitívsatz  nam  nos  guardardes  dereyto  ist  Subjekt  zu  serta). 

70,  4  dé  fama  :  1.  defama  (=  diffama), 
Ibd.  23  oír  o:  1.  mit  P  oulro, 

71,  II   Que  sa  pena  mays  esquyua:  1.  Qu*é  sa  pena — . 

72,  19  he  sy  :  1.  äw[j]>'  (=  hsy  aus  e  assy»). 

73  in  der  ersten  Oberschrift  proue  ja:  1.  proueja. 
74,  4 — 5  mandarlo  ver  nam  nC escuso ^  '  alguums  grandes  Irouadores  : 
streiche  das  Komma,  (alguums  aus  a  alguums), 

Ibd   13  lendo  :  1.  mit  P  sendo, 
77»  5  (nuso:  1.  mit  P  auesso. 

78,  3 — 5  0  sospirar^  nam  s' o  nega^  \  que  o  mal  em  que  s*  enlegra 
Ihe  faz    erar  o   seu   dereyto:    1.  o  sospirar  nam  sonega^     que  o  mal, 

em  que  s^ entrega,  |  Ihe  faz  — .    (P  hat  sonegua  —  s'entregua), 
3d.  10  statt  des  Punktes  setze  ein  Komma. 
Ibd,   1 1  s' aja  :  schwerlich  richtig  hat  P  seja, 

79,  15  aquesto:  1.  qu'esto, 

Ibd,  17  julgar  vos:  1.  mit  P  julg arónos  (nos  ist  Dativ;  vgl. 
die  Überschrift). 

81,  29  tornando  a  cor  despeylo:  P  hat  tornando  a  cor  despeto. 
Da  das  letzte  Wort  mit  despertó  reimen  mufs,  so  ist  d^ esperto  zu 
schreiben.     Statt  tornando  möchte  ich  tomando  schreiben. 

82,  8  leudo:  P  hat  leuado.  Ohne  Frage  ist  leudo  (von  ler,  wie 
creudo  von  crer)  das  Richtige. 

83,  8  todas,   1.  mit  P  todos, 

Ibd,  9  Deos  d*Amor  a  que  per  lege:  \,  —  a  que  (vielleicht  a  que) 
per  tice.  Ebenso  88,  2  läfst  ein  Dichter  pertence  mit  esqtiece  reimen, 
und  94,  1 1  lila  (nicht ,  wie  Kausler  hat ,  liici)  und  hua  *  mit  sua. 
Solche  falsche  Reime  kommen  sogar  bei  den  hervorragendsten  heu- 
tigen Dichtern  vor,  wie  es  Leite  de  Vasconcellos  (in  seinem  Werke 
Poesia  amorosa  do  Povo  Portugués,  S.  41)  bemerkt,  welcher  dMS  foâo 
de  Deos  die  Reime  foi  =  suppde^  justiça  =  pinsa,  conjesso  ==  immenso, 
outro  =  encontró  anführt. 

Ibd,  17  ö  que  grain  voda:  1.  mit  P  á  ^=  ah)  que  gram  noda 
(=  Fleck). 


*  Bis  zum  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  hat  man  immer  hüa  nicht 
hu-ma  ausgesprochen,  und  das  Wort  konnte  sogar  durch  Synizesis  fur  ein- 
sylbig  gelten:  nur  in  Folge  einer  Schreibungenauigkeit  wurde  der  Laut  üa 
bisweilen  durch  urna  :=:  utn-a  dargestellt.  Kausler  hätte  also  mit  P  hfla^ 
nicht  huma,  überall  schreiben  müssen. 


Il8  EPIPHANIO   DIAS, 

Ihd,  20  segreda  vida  :  1.  segre  (=s=  lat.  saeculutn)  da  vida, 

Ibd.  21  seres:  P.  hat  sereys  (und  19  soys  passados), 

Ibd,  83  ley  ponho  fey  to  na  mâo:  ich  lese  Ihe  ponK  0  fey  to  n,  m. 

84,  16  emnegrecer:  ich  vennute  emmagrecer, 

85,  3  und  i\  tu  mal:  ich  vennute  teu  mal, 

86,  3  decrararay  :  1.  mit  /  decraray. 

Ibd.  21  d'esfollegar  :  1.  desfollegar,  (desfollegar  =  resfoUgar 
kommt  auch  bei  Azurara  vor). 

Ibd,  2g  hy  tenso:  1.  hy tenso,  (itenso  fur  intenso  ist  eine  Dissi- 
milation, wie  ipotente  fur  impotente  2^2,  24,  //<i«/^  für  infante.) 

89,   13  camdanado:  \.  mit  P  condenado, 

Ibd.   14  sábydo  :  ich  lese  sobydo. 

Ibd,   1 9  morrir  :  1.  mit  P  morir. 

92,   12  ^//  valor:  ich  lese  úíf//  z;¿i/(í?r. 

/¿í/.  20,  21   conseruaa:  \,  conseruad, 

Ibd.  30  fogera  :  1.  foguera, 

94,  2  teu\  P  hat  /^r. 

/¿//.  6 — 10  ^¿?r  any  SSO  \  d*hum  senhor  que  déos  se  chanuiy  \  dizemos^ 
que  sera  qii  y  so  \  nam  leuara  ao  parayso  \  huma  tam  luzenta  fama  : 
P  hat  por  auyso  \  — dizemos  que  sera  quyso  \  nam  leuar  ao  parayso 
hüa  tam  luzente  fama.  Das  quyso^  gewifs  ein  verschriebenes  Wort, 
lalte  ich  für  Prädikatsnomen.  (Fräulein  Cecilia  Schmidt  Branco 
vermutet  riso;  ser  riso  =  lächerlich  sein). 

Ibd  15  abata  todas  ellas:  \.  abat*  a  todas  ellas, 
Ibd.^i  S  ligotai:  P  ha^goiâ    (das   /  ist   etwas    erloschen).     Ich 
lese  joia. 

95,  12  do  ouro:  \,  mit  P  d*  ouro. 
Ibd,  30  começou:  P  hat  començou, 

97,  2  confenaremos  :  1.  mit  P  confessar emos. 

98,  22  sayba  0  certo  :  P  hat  sayba  certo. 
Ibd,  2^  choqualhos:  P  hat  choquallos, 
lOi,  2'^  entrego',  \,  mit  P  enirejo. 

Ibd.  29  g  er  rea:  \.  mit  P  guerrea. 
105,   16  sabydo:  ich  lese  sobydo, 
Ibd.  31   segy:  ich  lese  seguy. 

112,  2  sandoso:  \.  saudoso. 

Ibd.  4  desdiçoso:  \,  mit  P  desditoso. 

1 1 4  in  der  ersten  Überschrift  da  Lixboa  :  \.  mit  P  de  L. 

Ibd.  6  penda  banda  :  \.  pend^  á  banda  (vgl.   1 45,  20). 

113,  22  leuaeys:  1.  leuays. 
Ibd.  24  vyuedes:  1.  vyuerdes. 
119,  I  pays:  1.  mit  P poys. 

\20 ,  2^ — 25  mylhor  fora  \âa  me  ver  sem  vos  agora  \  ter^nCa 
der  raja  de  Jundo  :  1.  mylhor  fora^  \  ca  (=  als)  me  ver  sem  vos  agora^ 
I  ter'  nCa  terra  ja  de  fundo  {P  hat  terraja;  de  fundo  =  in  dem 
Schofse). 

121,  13 — 14  porque  se  cumpro  o  desejo  \  vosso  meu\  1.  porque 
se  cumproo  (^=  cumpro  aus  cumpra  o)  desejo  \  voss'e  mat. 


BBBCBRKUNGEN   ZUM   CANC.   DB    RESENDB.  IIÇ 

123,  21 — 23  E  sabéis,    como   perdido  \  perderdes  "  me  pode  ser, 
morrer   eu:   ich    interp.    E  sabéis^    como  perdido  \  per  der  desame  pode 

ser?  — 

Ibd.  33  he  este  tal^  sabéis ,  que  digo,:  1.  heeste  (=  éste  aus  a 
este)  tal  sabéis  que  digo?  (heeste  tal  gehört  zu  digo), 

124,  I  fazer  vos:  1.  /azer^uos. 
Ibd.  4  doc'uos:  1.  doer^uos, 

125  in  der  ersten  Überschrift  conde  Fonsalyda:  P  hat  c.  de  F, 
Ibd,  fautas  1.  faltas. 

126,  19  seáis  \  1.  mit  P  sejays. 

127,  17  Lembra-te:  1.  mit  P  Lembre-te  (vgl.  Ill  608,  6). 

128,  18  ganó:  1.  mit  P  ganho^ 

129,  14  nelha:  I.  mit  P  nela, 

131,  20  lyber dusse:  1.  lybertasse, 

132,  6  e«  porque  my  m  me  matarla:  1.  mit  P  eu  por  my  m  me 
malaria. 

Ibd.   1 1    cousam  :    1.  mit  P  causam. 

136,  20  y<2£?   í¿f  rranco:  1.  yâ«  derranco. 

^Zl-i  33  ^'^  mantenha:  1.  mit  /*  «aw  mantenha, 

138,  25  Beryngell,  Canela:  P  hat  berynguell  cómela. 

139»  3  zomzom:  P  hat  zumzum. 

Ibd.  8  va  ram:  P  hat  vyram. 

\\o,  2%  de  zelo:  ich  vermute  dizi^lo. 

Ibd,  2g  al  orde'lo:  ich  vermute  a  Lor  délo. 

142,  24  pálmela:  1.  Pálmela,. 

143,  18  apagando  candea:  1.  mit  T'  apagando  a  candea. 

145,  28  í/or  cabeça:  P  hat  <i<?  ¿:. 

146,  14  geolho:  \.  joelho,  (Es  reimt  mit  conselho.  P  hat  goelho). 

147,  I  fageyr amente:  1.  mit  P  fagueyr amente. 

Ibd.  3,  4  ^  í^  ouuyr  nom  seor^  \  acodyr  muy  rrygamente  :  \.  e  se 
ouuyr  „monseor*^  (nach  Kausler's  vortrefflichem  Vorschlage)  |  acodyr 
muy  rry jámente  (=  schnell  und  munter). 

/¿//  34  pescador  de  vasa:  \.  mit  P/.  úí?  nassa,^ 

148,  9  que  jogO'O  fytelho:  1.  /c;^'  00  fytelho  (jo¿  slus  j'ogue;  00 
aus  oí?;  P  hat  yb^ö  fytelho). 

Ibd,  19  JWÍ7J  ^tt^  tí^^'í?  sayba:  sayba:  ich  interpungire  3/öj  ^i^ 
dygo?  sayba,  sayba. 

Ibd,  22  fora,  do'le  cayba:  ich  vermute  ybra  d^ele  cayba. 
Ibd.  25  ^«tfw  ajuda  sa  soster  :  1.  qtum  ajuda^JY  a  soster. 
Ibd.  28,  31   en:  P  hat  em. 

149,  15  domingelho:  P  hat  dominguelho. 

150,  7  Leyxem  vossa  descryçam:  1.  Z^^^f'  ^w  z;í?jja  </.  f7(í?/a:'  aus 

151,  2  beysae:  1.  mit  P  beyjae. 


*  148,  6  contra  fortuna  =  contra  fortuna  aus  contra  a  f. 


I20  ËPIPHANIO   DIAS, 

152,  7,  IO  car  rege  —  asesege:  1.  mit  P  carrcgue  —  c\s\s^s\segue. 
Ihd,   \2  sänge \  1.  mit  P  sangue, 
Ibd.  24  branco  focynho  :  1.  broncho  /, 
Ibd.  29  sam  bexuga:  ich  vermute  sambexuga, 
153»   I  escolhe  o\  I.  escolhi^Oy 

Ibd,  9,    10  poys  que  0  marroquy^  \  s^a  fogo  uem,    odya  na\    1. 
poys  que  0  marroquy  |  s^afogou  em  Odyana, 
Ibd,   1 1  valedy  :  P  hat  valadt, 
Ibd,   15  huum  tal  bucal:  ich  vermute  huum  cabeçal. 

154,  9    Traze^vos:  1.   Trazi  vos, 

Ibd,  29,  30  por  junto  co* o  braham  \  anda*  adarga  embrocada: 
1.  and^  a  adarga  embragada.  Das  braham  halte  ich  für  das  dem  alten 
spanischen  brahon  („rosca  o  doblez  que  cenia  la  parte  superior  del 
brazo  en  algunos  vestidos  antiguos")  entsprechende  portugiesische 
Wort;  (and*  aus  ande), 

Ibd,  ZÒ  ^  ^^^y  goarda  carrara:  ich  vermute  E  desy\  goarda 
car  rey  a  ! 

155,  21   em  so  es  try  bo  perdendo:  \,  em  s*o  estribo  p,^ 

160,  29 — 30  assy  vos  pregue  \  vosso  page  0  sayobem:  1.  —  0 
sayo  bem, 

161,  3  borzegyl:  borzeguyl  scheint  das  Richtige  zu  sein. 
Ibd,  6  fazeys:  \,  fazieys, 

1Ò2,   17  busca  banda:  ich  lese  buse*  à  banda, 

163,  23  agyas:  1.  aguyas, 

1 64,  1 2  segyendo  :  1.  mit  P  siguiendo, 

165,  3  Sostyengo:  1.  mit  P  Sostengo, 

166,  I  morryr:  1.  mit  P  morir, 
Ibd,  6  a  sotuer:  ich  lese  as\s\oluer, 

167,  12  vos  hé'  s* outra:  1.  vos  hesoutra  (hesoutra  aus  e  esoutra 
=  e  ess* outra)  f 

Ibd,   15  esperyto:  I.  espryto, 

1 69,   1 1   avey-vos  :  \,  auey  vos, 

172  in  der  ersten  Überschrift  en  breue:  P  hat  por  breue, 

174,  16 — 17  fazees:  P  hat  fazeys. 

175,  7  exelente:  1,  mit  P  excelente, 
178,   17  toto:  1.  mit  P  todo, 

180,  26  romayra:  1.  mit  P  ronuirya. 

181,  14  juezes:  \.  juyzes  (es  reimt  mit  perd}'zes), 

184  zwischen  der  neunten  und  der  zehnten  Zeile  hat  man 
den  Vers  de  conluyos  enduzidos  übersprungen. 

Ibd,  30  trelas  outras  :  sehr,  tremías  (oder  vielmehr  trallas)  outran, 

185,  8  710  que:  P  hat  00  que, 

1 86,  7  gerra:  \.  mit  P  guerra. 

188,  I — 4  castygem  —  metygem:  1.  mit  P  castyguem  —  metyguem, 
Ibd.  20  fugeyras:  1.  mit  P  fogueyras, 

*  156,   II   sejO'O  par  que  des/echar  (sejoo   aus  j<f/*a  0/  par  nämlich  de 

cotices). 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC.    DE   KESENDE.  12  1 

189,  10  gerreyros:  1.  guerreyros, 

Ihd,  1 3  «w  torpe  vyuem^  da  cuja  :  ich  lese  (tn  torpe  viuemda  cuja. 
Ihd,  15  duas  manhas:  mir  scheint,  dafs  suas  manhas  zu  lesen  ist. 
Ibd.  34  desolutoSf  &  dulterios  :  ich  lese  desolutos  adulterios, 

190,  4  edulterynas:  1.  mit  P  adultery nas, 
Ihd.  19  munturos:  1.  mit  P  monturos, 
*9'>  33  lyjunjasi  1.  ly jonjas, 

192,  I  amigos,  lanças  tras  costas:  ich  lese  amygos  lança r  tras 
costas  (tancar  algo  para  tras  das  costas  y  =  sich  um  etwas  nicht 
kümmern,  ist  noch  eine  übliche  Redensart). 

Ihd,  15  particar\  l.  praticar  (vgl.   193,  24). 

1 93,  1 1   vida  presente  :  sehr,  mit  P  presente  vida, 

194,  24  presomyr:  1.  mit  P  presumyr, 
198,   17  consello',  L  mit  P  conselho, 

Ihd.  20  /irö  e  contra  gut  vyr  posa  :  1.  mit  P  pcrô  (aus  pera  <?) 
contra  que  vyr  possa. 

Ihd,  it  os  aparelhos',  P  hat  00s  a. 

Ihd.  29  muniuros:  1.  mit  /*  monturos, 

200,  22  chamados  esprytoaees'.   1.  mit  -P  chamadas  esprituaes, 

202,  20  </(?«  a  iVf/«o  de  Sam  Paio:  1.  mit  P  deu  qua  00  de 
Sampayo, 

203,  i^  de  fauures  :  ich  lese  desfauores, 

204,  27  matee:  1.  mit  P  maree. 

205,  16  todo'ora:  P  hat  /ö/Za  í?rí7. 

206,  13 — 2"^  lleuyano  —  llohagante:  sehr,  mit  P  leuyano  — 
lohagante^ 

Ihd,  2\   Ouymoto:  1.  ó  Zeymoto. 

207,  16  matahucaes:  l.  nCatahucaes, 

209,  15  seruidor  de  seruidor:  1.  mit  P  seruidor  desseruidor,  (Es 
ist  ein  Oxymoron). 

210,  6 — 7  »2^i  ^«ö  w/^  queda  \  de  vosa  merce  despeyto:  1.  mas 
qua  —  de  vossa  (so  P)  ;;/.  d, 

211,  5  na  fu:  1.  A"ä/>/. 

Ihd,  24  rr^  glorioso:  \,  r reglorioso, 

2\Zy   19  Aalexandrcj  Aanyhal:  1.  ¿z  Alexandre,  a  Any  hai, 

218,  6 — 7  porqtiem  dinheyro  a  rreuesa  \  sua  mäo  com  grande 
presa:  1.  por  quem  [==  aquelle  que]  dinheyro  arreues[s]a,  \  sua  mäo 
com  grande  pres\s\a, 

Ihd,  8  antre  linha:  1.  antrelinha, 

Ihd,  2\ — 23  vejaìn  hutims  autos:  damado  \  huum  Judeu,  que foy 
quemado  \  no  Rresyo:  ich  lese  vejam  huums  autos  d  Amado ,  |  huum 
Judeu,  que  foy  queymado  (so  P)  \    no  Rressyo  (so  /*). 

Ihd,  25  he  nomeado:  1.  ho  nomeado  (vgl.  II,  370,  5). 

218,  29  siehe  zu  IH  576,  12. 

219,  II,  12  quer  entrámente  \  qua  andar  antre  a  jente  começar-se 
d^ ensayar  :  L  quer,  entrámente  (==  während)  |  qua  (==  in  dieser  Welt) 
andar,  antre  a  jente  — . 


122  EPIPHANIO   DIAS, 

221,  7  vendual:  1.  mit  P  vendauaL 

Ibd,  8  aaporiado  da  roiaçam:  1,  mit  P  aa  porta  da  Rrolaçam. 

22^^  9  mércese:  1.  mit  P  merecesse, 

227,   18  pryor:  1.  mit  P  pyor, 

2^2,  4  sujuzgar-me:  1.  so  jugar -me, 

Ibd.  27  folgey:  1.  mit  P  foiguey, 

233,  3  asperezas  :  P  hat  asperezas. 

Ibd.  19  Lembra^me:  1.  Lembram-me. 

236,  8  queyra  qt^es  que  vos  nam  minta  \  1.  mit  P  queyra  deos 
(Oí  geschrieben)  ^/^  — .  (Bei  Ghiado  kommt  «<Îî?  queira  Déos  que 
vos  menta  vor). 

241,  25  rroupeiro:  1.  Rroupeiro, 

2^2 1   15  synogua:  ich  vermute  ysnogua. 

246,  18  cuber  ta  de  deuindade:  schwerlich  richtig  hat  P  e,  de 
nouidade. 

Ibd.  21  ninguem^  se  vos  nam  tern:  1.  ninguem,  se  vos  nam,  tern 
(se  vos  nam  =  j^wifi?  vos). 

247,  21  ^/^^:  /*  hat  Hasta. 

250,  II   Parreyra:  1.  Pereyra. 

251,  22  OTrtj:  1.  »íá)^. 

253,  23  ¿"íza/í?:  P  hat  conto. ^ 

Ibd.  26  Tenhä  torta  las  queyxadas:  1.  Tenha  torta-ìas  queyxadas. 
Ibd.  35  ¿To'  w/a:  P  hat  ¿:¿?  ^//ö.2 

254,  8  asugue  a  :  \.  mit  P  alugue^a. 

257,  28  hi£  uma\   1.  mit  P  huila. 

258,  13  z^öj  d^amejar:  1.  z;oí  damejar  (=  Frauenzimmern  den 
Hof  machen). 

Ibd.  25  Oozeymoto'.  1.  öö  Zeymoto. 

259,  IG  andey\  1.  anday. 
Ibd,  20  mas:  1.  mit  /*  woj'í. 

260,  9  fomos  :  1.  mit  /^  so?nos. 
Ibd.   1 7  ¿öw  :  1.  mit  P  bem. 

261,  3  prior:  1.  mit  P pyor. 
Ibd.   17  tivisse:  \.  tiuesse. 
Ibd.  23  jö:  /*  hat  íí?<?. 

265,  14  leyxeys'vos:  leyxeys  vos. 

266,  IG  alçaram  prymeyras  tendas  ich*  lese  :  a.  prymeyr*  as  t. 
Ibd.   13  sabe-vos'.  \.  sabe  vos. 

268,  18  dioso:  nach  Viterbo  kommt  dieses  Beiwort  auch  in 
einer  Urkunde  vor  ;  an  beiden  Stellen  hatte  ich  aber  das  Wort 
für  einen  Schreibfehler  statt  idoso. 

269,  16  fazee:  P  hat  fazey^ 

Ibd.  29  ist  fazee  das  luuas  de  läa  ganz  richtig.  (Das  ist  der 
sog.  Teilungsartikel). 

^  253,  24  do  hem  parecer  o  sul  •=■  do  bem  -parecer  o  sul  (o  sul  =  d. 
Gegenteil). 

2  254,  4  ve j 0-0  =  vejò  aus  veja-o. 

3  272,  3 — 4  corno  vay  \  os  del  rrey:  os  =  ós  aus  aos. 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC.   DE   RESENDE.  123 

272,  19  Tauyla:  1.   Tauyra, 

274,  25  Diego  \  1.  Diogo  (es  reimt  mit  joguo), 

279,  9  dû  seado:  P  hat  deseado. 

Ibd.  in  der  Üeberschrift  enxempre:  P  hat  enxempro, 

282^  9  segysi  1.  se  guys. 

Ibd.  13    caminìio  danafee:   \.   caminho  d^  Anafee  ^=  Casablanca 
in  Marokko). 

284,  2  ¿z  /rö£?:    1.  apraz. 

285,  6  r^:  1.  z/^^. 

289,   10  curées:  P  hat  cureys. 
291,  16  Û  OTí?í?r:  ich  lese  öwör. 

Ibd.  23 — 27    ^jj>'    como   des/aleçem   \   0    ouuyr    as    acordadas 
musycas  que  —  enitresteçem  |  as  vontades  namoradas'.  interp.  Assy  como 
desfaleçem,  \  ó  (aus  ao)  ouuyr  as  acordadas  \  musycas,  que  —  entresteçem, 
'  as  vontades  namoradas  (as  vontades  ist  Subjekt  zu  desfaleçem). 

2g 2 f  2  tristrura  :  l.  mit  P  tristura. 

294,   17  aluaradas:  1.  mit  P  aluoradas.^ 

295»  19  Verlo:  diese  Form  kommt  auch  bei  Sa  de  Mirando  vor. 

296,  9  ist  Baco  statt  Baco  wohl  ein  Schreib-  oder  Druckfehler. 
Ibd.   12   Fa  filha  de  Lucano:  I.  mit  P  Vy  a  filha  de  L.  (Lucano 

=  Lykaon). 

297,  I  —  2  de  mit  frescuras  trocado,  \  de  frotes:  ich  vermute  de 
mil  frescuras,  toucado  |  de  frôles, 

Ibd.  1 3  co'  arte  pisado  :  1.  coartepisado  (oder  vielmehr  coàrtapisado  ; 
=  quartapisadoy  vgl.  II  473  die  Überschrift). 

Ibd.  27 — 28  ^  per  fundo,  \  huma  letra:  \.  ^  per  fundo  \  hHa  letra 
(per  fundo  im  Gegensatz  zu  en  derredor). 

Ibd.  29  malaaya:  1.  mal  aya. 
299,   I   diguam:  P  hat  digua. 

301,  28  s*  amos  trou:  1.  mit /^,  wie  es  der  Reim  selbst  verlangt, 
s* amostrara  ^=  s' amostraría). 

302,  5  morer:  1.  mit  P  mor r er. 

304,  28  Jynco:  1.   mit  P,    wie    es    der  Reim    selbst    verlangt, 
Fineo  ^=  PhineusJ. 

306,  I    Trauaro:  ich  vermute  Tartaro. 
Ibd.   10  a  <7j:  ich  vermute  e  ós  (aus  00 j). 
Ibd.   i^  em  tarn:  l.  emtam.     Ebenfalls  477,   18. 
Ibd.   17  vya  Piutam:  \.  vy  a  P. 

Ibd,  24  hat  P  Pedros. 

307,  3  ist  j<fyr¿w  gewifs  ein  entstellter  Eigenname,  mein  Freund 
Leite  de   Vasconcellos  vermutet  Scylla. 

Ibd.  6  fugueyras  :  \.  fogueyras. 

Ibd.   10  vya  Triste:  \.  vy  a  Triste  (=   Thy  estes). 


>  294,  21  os  Antypeles  =  ós  (aus  aos)  A.  (=  antipodas). 


124  EPIPHANIO   DIAS, 

308,  I — 6  Uy  as  agoas  de  Leteeo  \  em  na  barca  de  Char  onte  \  hyr 
r remando  \  0  parceyro  de  Tyseo ,  \  &  Ttseo  de  sao  huum  monte  \  fo^ 
gueando\  ich  lese  Vy  as  agoas  do  (so  P)  Leieo  (so  P)^  \  e  na  barca 
de  Charonie  |  hyr  rremando  0  parceyro  de  Teseo  (so  P\  0  p,  de  T,  = 
Pi'n'thousJ,  I  e   Tifeo  de  so  (so  P)  huum  monte  \  fogueando, 

Ibd.  21   &  meu  temor  \  ich  vermute  o  meu  t, 

309,'  2  oryues:  1.  orryues  ^=  horriveis), 

Ibd,  2\    Tanace:  1.  Canace. 

Ibd,  2  2  Er  cotes  com  Daymyra  :  1.  mit  P  e  Ercoles  com  Daymyra 
=  Dejanira). 

310,  II    Terco:  1.  mit  P  Terco. 

311,  24  nam  :  1.  mit  P  nem, 
Ibd,  33  daa  vida:  l.  da  vida, 
315,   14  veio\  1.  mit  P  vejo, 

317,  2^  do  sospirosi  1.  mit  P  de  s, 

318,  3  dous,  tormentos  &  so/ndos:  ich  lese  doos,  tormentos  Iso- 
fridos  (=  unerträglich). 

322,  27  mates:  P  hat  males:  ich  vermute  matos, 
324,  28  queyro\  1.  mit  P  quyero, 
345,  2^  se  myra:  P  hat  le  myra, 

348,  25 — 26  ^^  dardes  morte  por  vida ,  |  leuays  gram  contenta^ 
mento  :  ich  lese  S'  i  dardes  morte  por  vida  |  leuays  g.  c, 

350,  26  com  tantos  males  sento  :  ich  lese  com  cantos  (•=■  cuantos) 
males  sento, 

351,  29  queyre:  1.  mit  /*  quyere, 

357,  24  m^  ;iafn  matando:  ich  lese  ;^^  z;^/»  matando, 

363,  IO  ^  contente  m^ acabar:  \,  eu  contend  em  acabar, 

364,  23  queyro:  1.  mit  /*  quyero, 
366,  IO  wWv:  1.  mit  P  verey, 

380,  20 — 2  7^  Aprendy  de  Cyçarram,  \  qtiatyä  d^amoestar^  \  d^ale^ 
guar  ou  d\nssynar  \  qualquer  prudente  sermam:  ich  vermute  — 
d^amoestar  \  d*  alegrar  ou  d^enssynar  — /  \g\,Erit  ig  i  tur  e  loquen  s — is 
qui  in  foro  causisque  civilibus  ita  dicet^  ut  probet  (ensinar), 
ut  delecte t  (alegrar),  ut  flectat  (amoestar)  (Cic,  or,  %  ògj, 

381,  17   r respondo  le  do:  ich  lese  r respondo  ledo, 
392,   12  und  396,  6  myree:  1.  ìn'xree. 

397,  29  na  graciosa:  1.  na  Graciosa  (vgl.  383  die  erste  Über- 
schrift). 

398,  17   Sardo:  \,  sardo  (=  sardento,  sommerileckig). 

401,  3 — 4   Tanta  fortuna  comer  |  me  fez:  1.  Tant^  a  fortuna — . 

402,  31   no:  1.  nd. 

411,  9 — 10  Ay  de  my!  qiu  de  quedar,  \  syn  ver:  1.  Ay  de  my! 
qu^  e  ^=  he)  de  quedar  \  syn  ver, 

413,  14 — 15  crece,  ho  galarym!  \  tanta  pena:  1.  crece  ho  (aus 
aò)  galarym  \  tanta  pena,^ 


'  413,  17  empresam  =  empressam  (=  Eindruck.) 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC.   DE   RESENDE.  1 25 

415,  22  çu'em:  1.  çu^m, 

439,   II  cañero:  1.  mit  P  cancro, 

447  in  der  Oberschrift  k  ptdio:  1.  mit  P  Ihe  pedio, 

450,   16  duuydam  nyssos   doutores:    l.  duuydam  nyss*  os  dontores. 

Ibd.  17  Martini  ich  lese  Merlin, 

452,  3  beyjey  mâo;  I.  mit  P  h,  a  mäo. 

Ihd.  30  jn/eles  :  1.  jnfeliz, 

454,  2  pernetas',  ich  vermute  pranetas  (=^ planetas), 

456,  3  seranos  aaconsselho  saâo  :  1.  ser^uos-aa  consselho  s, 

Ibd,   1 1   jííTyí  :  1.  ssayays, 

458,  10/   482,  2;    488,   10  ist  jöftT,    d.h.  sdes^    eine  richtige 
Form. 

458,  II  ist  hatalha  die  Lesart  von  P,^ 

462,  19  vym  d^asynha:  1.  z^f'«'^*  asynha, 

470^  21   auria',  1.  aueria, 

474,  2 1  embeleca  :  1.  embeleca, 

Ibd,,  22 — 24  jvr«/'  ö  ¿«w,    &  veras'.  \  que  milhor  he  de  mouer 
que  a  peça\  1.  syrui-a  bem,  &  verdst  \  que  milhor  he  de  viouer  que  a 
peca  (so  P;  peca  =  dumm,  im  Gegensatze  zu  de  syso), 

477,  18  Em  tarn:  1.  Emtam, 

479,  6 — 9  embeleco — peço',  \,  embeleco  —  peco. 

481,   17  esloras:  ich  vermute  escoras. 

483,  2^  que:  \,  que, 

489,   13  dyesa:  ich  vermute   deosa  (oder   ist   dyesa  [dyessa]  = 
franz.  déesseï) 

494,   IO  und   16  ist  ein  Fragezeichen  am  Ende  zu  setzen. 
496,  25  sóbala:  1.  sobóla. 
500,  17  E  sse;  ich  lese  Assy, 

502 ,    1 1   und  2  2  ;    503 ,    3    und   1 1  /    504 ,  3 1   concedo .  1.  com 
cedo  (=  früh). 

505,  16  per  dey 'VOS  :  1.  per  dey  vos. 

Band  U. 

4,  6  ««;«  Ja;;/  nunca  de  mudar  :  1.  nem  s*  am  (^=  häo)  n,  de  m. 
10,   17 — 18  quem    quer,    bem  desesperado ^  \  a  quem — :  1.  quem 
quer  bem,  desesperado^  \  a  quem  — .^ 

16,  2^  und  31;   17^  5  und   lò  em  tarn:  \,  emtam., 

18,  36  de  este  /ym:  1.  deeste  fym  (dar  fim  =  tödten).^ 

22,  23  ser  m'  aafero:  \,  ser-nCaafero  (=  peinlich;  vgl.  54,  13). 

Ibd,  25  faze  lo:  L  faze-lo, 

24,  20  sy  nam  ouuesse:  1.  s*y  n,  0, 

26,  7   seras:  1.  s*  eras. 


*  466,  15  yejunaram  ss  jejñaram  \  // ^St  3  j'ejunar  =jej^ar, 

*  15,  29  deso  a  terra  z=^de  so  a  t, 

"22,  15   namays  =z  na-  mays   aus   nam  mays  (oder   vielmehr  no  •  mays 
aus  non  mays. 


120  EPIPHANIO    DIAS, 

35,  12 — 13  f<7,  fazerdes  0  contrayro,  \  me  fazeys  gram  semrrezami 
\,  c*  a  (=  qu^  a)  fazerdes  0  contrayro  \  me  fazeys  — . 

39,  22  r r eseste \  1.  r resiste. 

40,  21  cano\  ich  lese  ca  (=  denn)  no, 

41,  17  — 18  Nem  dano^  qtu  me  fyzesse,  \  dama,  vossa  senhariai 
ich  lese  Nem  daño,  que  me  fyzesse  \  d'amar  vossa  s.',  (d'amar  halte 
ich  für  Subjekt  zu  fyzesse) y 

44,26  salti  ante  \  1.  saluante  (=  aurser).^ 

51,  3 — 4  dor^  que  meu  coraçam  sente,  \  syntyra  toda  sa  vida:  da 
das  Bindewort  e  kaum  zu  entbehren  ist,  und  sa  vida,  als  dem  meu 
coraçam  bezuglich,  etwas  seltsam  klingt,  so  schlage  ich  vor  e  syntyra 
toda  ka  (=  die)  vida  zu  lesen  (s  für  h  auch  sonst). 

70,  4  dey:  1.  dee  (=  latein.  dem). 

109,  3 — 4  que  nuuní  amingo  o  poder  \  &  «'  outr'  ao  conssentyr: 
1.  que  nuüa  (d.  h.  para  servir -vos)  mingoo  (aus  minga  o)  poder,  \  & 
noutra  (d.  h.  para  deixar  de  servir-vos)  o  conssentyr. 

1 1 0,  5  parçeyro  :  1.  parceyràs. 

113,  13;   114,   12  ist  ein  Fragezeichen  am  PInde  zu  setzen. 

117,   18  lexey:  1.  leyxey. 

119,  21  em  no  esperar",  ich  lese  sem  no  e, 

121,  14 — 15  nach  meiner  Ansicht  ist  das  originale  0  baraäo 
sahyo  em  terra  \  quanto  trouxe  d'Almeyrym  richtig  (sahir  hat  hier 
transitive  Bedeutung  =  ausleeren). 

122,  9  Soes  ajes:  ich  vermute  Soes  sajes, 
145,   I  sosseyguo:  1.  sossyeguo, 

154,  7  esquexer:  \,  esqueçer, 

155,  II  coûte  lias:  1.  mit  P  caute  II  as, 
159,  4  tengo:  \,  tenho, 

166,  9  mas:  1.  mays, 

Ihd,   II   reca:  1.  creça  (vgl.   176,   io). 

172,  9  Acahade-e:  1.  Acabad' ee. 

179,  9  coopo:  \,  corpo, 

187,  7  conpar:  ich  lese  comprar, 

192,  20 — 21  sem  OS  alheos  querer  -  me  morar,  \  os  mor  tos  em 
canas  deyxemos  estar  :  1.  sem  os  alheos  querer  memorar ,  |  os  morios 
em  Canas  (in  der  Schlacht  bei  Cannae)  deyxemos  estar. 

^95»  27  fezer:  \,  fazer, 

197,  2^  rrico:  1.  r ricos, 

Ihd,  ^2  culpem  me  muy  tos  &  mays  d^uma  vez:  mir  scheint  die 
originelle  Leseart  richtig  zu  sein:  culpem-me  muyias  (näml.  vezei)  & 
mays  d'tla  vez  (muyias  e  mays  d*  tía  vez  ^=^  saepe  non  modo  semel), 

198,  30  mansseolo:  ich  vermute  mausoleo. 

199,  20  buscam  nos  homens:  1.  buscam-n'  os  h,  (rC  os  aus  na 
[näml.  a  grorea  do  mundol^  os), 

^  41,  22  alguma  aus  a  algüa. 
^  49»  9  c^*^  =  greis  =  lat.  canus. 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC   DE   KESENDE.  I27 

201,  22  compryai  das  comporya^  comply  a  ausgesprochen,  scheint 
mir  das  Richtige  zu  sein. 

202,  7  Depqys  me  dexo\  ich  lese  Depoys  me  deço, 

205»  3* — 32  mays  do  que  dizer  nam  posso  \  depenado:  1.  —  de 
penado  (de  penado  ist  dieselbe  Konstruktion  wie  de  mimosa  in  Lusia- 
das  //  41  ;  mays  do  que  =  lat.  quibus  plura), 

211,  4  und  13/  340,  7,  U.S.W,  nhum:  l.  nenhum  (ñhum  ist 
die  Abbreviatur  von  nenhum);  ebenfalls  332,  19  statt  nhuma  ist 
nenhüa  zu  lesen. 

217,  24  maao:  1.  maâo. 

22/\.  aqueles  com  guya:  die  originelle  Lesart  ist  die  richtige: 
sehr,  aqueles  com  qti ya  (=  mit  welchen  ich  ging). 

229,  7  statt  suy  dosas  ist,  glaube  ich,  soy  dosas  zu  lesen. 

230,  21   durido:  1.  dorido. 
Ihd.  1 2  soes  :  P  hat  sois, 

246,  20  chorem-nos^  tristes,  de  ty  naturaes:  1.  chorem  nos  (=  die) 
tristes  de  ty  naturaes, 

247,  2  c hör ay 'VOSI  1.  choray  vos, 

268,  27  ^/í?/í?:  1.  C/ö/i?  (der  erste  Buchstabe  ist  etwas  erloschen). 
277,  8  Sabey^vos:  l.  Sabey  vos, 
281,  2  todolas:  1.  todalas, 
2Ò^y  12  /í?r^j:  1.  torres, 
Ihd,  25  ninguem  ador  mio  i  1.  «.  0  dormio. 
2Ö9>  34  munturoi  1.  monturo. 

291,  19  alboudegas:  1.  albondegas  (die  heutige  Aussprache  ist 
¿r/m<7»d^^¿ix). 

/¿e/.  31  çençenho:  ich  vermute  çentenho, 
293  in  der  Überschrift  goarda:  1.  Goarda, 
Ihd.  mortejava:  ich  lese  motejaua, 
Ihd.  5  »fl/  wr¿¿?  :  1.   Valverde,^ 
296,  31  julguay-vos:  1.  julguay  vos, 
312,  15  aÄ>':  1.  Ä  (^=  Äa^  ^. 

329,  24  quyeyra:  1.  quyera, 

330,  4  queyra:  1.  quyera, 

331»  15  ^/^  ^'^^^  *ch  lese  »/y  «w/. 

332,   13  ö;//r^  lohecâo:  1.  mit  /^  í7«/r^  /o¿*  ^  f ä?  (vgl.  das  franz. 

336,  4  aiquer'.  1.  alqueyre. 

339  in  der  Überschrift  introdiçâo:  1.  introducäo, 

347  in  der  Überschrift  ^r¿i  /V^/ö  :  ich  vermute  /^ra  /r^/<?  (^= 
/^rfl  perto). 

35  i>   ^5  Syom',  1.  *Syö»i,  wie  es  der  Reim  verlangt 

369  in  der  dritten  Überschrift;  370,  7  und  2  statt  /a/^á'^, 
Falçdes  1.  mit  P  Falcäo^  Falcdes, 

370,  5  d'aalem.  Crosto:  1.  d* Aalemcrasto  (=  von  Lancaster), 


1  294,  31  jegumey  z=.jejüey. 


128  EPIPHANIO   DIAS, 

372,  26  Cetxia:  1.  Ceyia. 

374,  II  fycäo\  1.  mit  P  fycäu.^ 

376,  17  &  ser\  1.  de  ser. 

377,  8  amar  relia:  1.  amar  ella, 

378,  9     dotadas:  1.  votadas.*^ 

381,  7  meO'Ssepuliados:  1.  mit  P  meos-sepuliados. 

Ibd,  10 — 12  ÖJ  paredes  cay  das  ^  \  com  her  tías  ^  nelas  nacidas,  \  ca 
sysam,  todas  cuberías:  1.  as  paredes  cay  das  \  com  heruas  nelas  nacidas 
\  easy  (=  beinahe)  sam  todas  cuberías, 

384,   i^  facer \  1.  mit  P  fazer, 

39 1 >  5  Ç^  sobre  eia  some:  ich  lese  que  sobre  el*  as\s\ome, 

392,  7 — 8  que  nam  lia  hy  de  mingoar,  \  muy  tos  Hey  lores  cuyday: 
interpung.  que  nam  ha  hy  de  mingoar  \  muytos  Heytores^  cuyday, 

393,  4  menbros:  vielleicht  war  nembros  die  ursprüngliche 
Lesart. 

398,  32  falhar:  1.  mit  P  falar. 
4CX),   14    Thelemäo:  1.  mit  P  Thelamäo, 
401   in  der  Überschrift  Hie:  1.  Sic. 
Ibd.   1 1  Neandro  :  1.  mit  P  Meandro.'^ 

403,  I  Triste  säo ^  toda  queimada:  streiche  das  Komma  (Ovid 
hat  urorj. 

Ibd.  31 — 35  Qu* eile,  quem  em  primeyro  \  nom  me  despreco  d*amar, 
I  de  que  justiça  rrequeyro  \  a  meu  amor  verdadeyro  \  materea  pera 
durar:  ich  lese  Ou  (so  P)  elle,  quem  eu  primeyro  \  nom  me  despreço 
d'amar,  \  de  (Ovid,  Her.  7,  34  hat  praebeat) ,  que  {=  denn)  justiça 
rrequeyro,  \  a  meu  amor  — . 

404,  1 1  loto  :  1.  mit  P  todo. 

Ibd.  14  desuiado  &  ser  humano:  1.  desuiado  de  ser  humano  (ser 
humano  =  lat.  humanitasj, 

408,  31  chuuia  statt  chouia  halte  ich  für  einen  Schreib-  oder 
Druckfehler. 

409,  33 — 34  lem  auto  pera  meu  daño,  \foy  que — :  ich  lese 
tum  auto  (=  lat  aptus)  pera  meu  dano  \  foy,  que  — .  (Ovid  hat  decepit 
i  do  neu  s  auctor). 

411,  30  ist  ein  Punkt  am  Ende  zu  setzen. 

414,  I — 2  Por  leu  pay ,  as  sagradas  \  reliquias  —  :  1.,  wie  es 
die  Metrik  selbst  verlangt,  Por  leu  pay,  pollas  sagradas  — . 

Ibd.   i^  de:  \.  wii  P  te. 

416,   13  ver  nCayas:  1.  ver-m^a-yas. 

419,  13  quem  se  nom  prouede  cedo:  1.  quem  se  nom  proue  de 
cedo  (de  cedo  wie  de  pressa,  de  vagar,  u.  s.  w.) 

423,  9 — IO  Castelha  —  que  r  et [h]  a:  1.  Cas  tela  —  querela. 

424  in  der  zweiten  Überschrift  a  seu:  1.  0  seu. 

432  in  der  ersten  Überschrift  ganho^lhe:  1.  ganhou-lhe. 

»  375,  16  Este-' e  =  EsVee  (aus  Esta  ¿). 

'^  378,  21  la  cortUçidos  aus  laa  acontecidos. 

'  401,  21  por  ¡cue  pe  ni  a  a  ssenty  =  por  lene  perda  a  ssenty. 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC.   DE   RESENDE.  I29 

436,  12  imcheyro\  ich  vermute  btcheyro, 

Ihd.  in  der  zweiten  Überschrift  a*  pistolaa:  1.  a  epistola. 

437»  6  d*<mde  vssaäo:  1.  d^oncT  eu  saâo  {=  sou), 

438,  17  justaeys\  \,  justays  (vgl.  zu  I   118,  22). 

447,  8  ouue  s^ escama  :  I.  ouues\s\  escama, 

448,  3  ser  euer  \  1.  escreuer. 

449,  26  ¿:¿)m  of^r:  ich  lese  ¿'¿?m  a  z>^r. 

450»  4  queres  \  1.  quereys  (es  reimt  mit  sabeys), 

Ibd,   15  presencäo:  1.  presuncäo, 

452,   II   rr épousa:  1.  rr épouse. 

454»  3  cxerçytio:  1.  exerçiçio. 

457»  34  ^«^  :  1.  mit  /^  ^1/^. 

458  headantes\  1.  ¿^  adanies  (hem  andante  ^  fiv  jrparrcör). 

464,  27  ^m/(7  »öwi>  w<z/:  1.  ^ttt/V  (aus  00)  ».  /«. 

467,  7 — 8  ¿Í7/W  tarn  longue  esper  anca  ^  \  que  cansso  omem  d^espe- 
raar  :  1.  dam  iam  longu  eesperança  fee  =  é  aus  -a  e-)  \  que  canss 
oomem  (=  dafs  man  müde  wird  ;  canss  oomem  aus  canssa  omem)  de 
esperaar, 

473  in  der  Überschrift  estas  \  ich  lese  esta  (dama  nämlich). 

Ibd,  4  des  no  rrey\  ich  vermute  des  ho  rrey, 

474,  18  porque  s* dar:  ich  vermute  porque  he  dar, 

475,  15  de  las  —  de  las:  1.  delas  —  delas  (=  die  einen  —  die 
andern).  ' 

476,  14  do  praça:  1.  mit  P  de  p, 
Ibd.   17  pedeys:  1.  pedys. 

Ibd.  19  per  via:  rrou!  ich  vermute  per  hu  arrou  (^  errou\ 
vgl.  217,  23  und  III  529,  4). 

477,  I  deesse  empremyr:  ich  lese  deess^  eempremyr  (aus  a 
empremyr). 

478,  16 — 17  sse —  I  ma  senhora  nam  escreue:  \.  sse  —  \  nC  a 
senhora  — . 

481,  12  foraa:  1.  mit  P  faraa. 

482,  29  moca  de  Tanor:  1.  m.  de  tanor  (man  sprach  tanor^ 
atanor  y  tenor  aus;  vgl.  ///  158,   16;  I  2\ty   17). 

483,  12  damas ,  my  jo  as:  1.  damas  myjoas  (das  Maskulinum  ist 
mijäo). 

492,  2  descontento:  1.  descontente. 

494,  20  em  curtarmos:  \.  emcurtarmos. 

495,  2 1  serem  pecado  fey  to  :  \.  ser  em  p.  f.  (d.  h.  ser  fey  to  em 
pecado). 

496,  20  vey:  1.  vee. 

499,  8  m^atyra  :  \.  n^  a  tyra  (a  naml.  culpa). 
503  in  der  Überschrift  naquel:  1.  «0  quai. 

523,  20  sabe-los:  1.  mit  P  sabi-las. 

524,  10  en  que  pesa  a  toda  jente:  1.  ^w  ^«^  /^í<7o  (aus  pese  0) 
/í)¿/o  y,  oder  em  que  pes  a  toda  a  j, 

Ibd.  25  por  tres  he  gram  peryg9o  :  I.,  wie  es  die  Metrik  selbst 
verlangt,  porque  tres  — . 

Zeitaohr.  f.  rom.  Phil.  XVU.  a 


130  EPIPHANIO    DIAS, 

528,  13  poylo:  sehr,  poy-lo. 

529,  4  que:  ich  lese  qu'  é, 
533»  4  /ösfifj  :  1.  fazeys. 

535»  4  ''rej'í:  1.  rrqyns  (vgl.  Z.  31.) 
537»  3^   quanios:  1.  mit  P  quanias, 
543»  8  praqtujo  :  1.  mit  P  praguejo, 
545  in  der  Überschrift  ¿!f  pomada  \  1.  mit  /*  </a  /. 
548,  26  ¿"ÖW  ö<?:  ich  lese  como  0. 
552,   II  foraa  mym\  1.  ybra  0  w. 
553»  27  sigindoi  1.  sigumdo, 

554,  7  minhas  mâos  :  1.  minhas  naos  (das  Lateinische  hat  iw^w 
—  p^Ppìbus), 

555»  ï? — 19  -^<?w  /«/^r  ¿?  ^w^  Talamäo  \  oue  na  Troiäa  rrou- 
bada^  \  nem  a  forie  Agamenâo:  1.  Nem  Teucr\  que  Talamäo  \  ouue 
na  T,  rroubada^  \  nem  o  (so  P)  forie  A,  (Sabinus  hat  non  Telamone 
satum  capia  de  coniuge  Teucrum  — ), 

559,  28  Dizt-me:  1.  Dize-me.^ 

562,  4 — 5  nulmeiros  —  ar recado:  1.  olmeiros  —  a  r recado, 
Ibd,  29  vyrem\  1.  iryr  em. 

Ibd,  35  coboça:  1.  cdboça  (^  comborça), 

563,  3  baia  onda  :  1.  bat^  a  onda  (bat^  aus  baie). 

566,  33  teys\  1.  /<^j  (vgl.  560,  21). 

567,  15  ar epiar äo\  sehr.  ar\r\epiaräo» 
Ibd.  26  rrobou:  1.  mit  /^  rroubou, 

568,  28  aranhey.  sehr.  ör[r]a«^^. 
571,  7  sa  feyçam'.  1.  s*  a/eyçam. 
574,  26  posiaa:  1.  /¿?í/a. 

575»   19  ^<f^  -f^  luguar\  \,  de  0  seu  /.^ 

57  7>  5  désir ey  ios:  1.  d^  es  trey  ios  (de  wie  205,  32^. 

579,  22  am  Ende  setze  ein  Fragezeichen. 

Band  HI. 

4  in  der  dritten  Überschrift  Corea:  sehr.  Corl/lea. 

9,  saudade:  da  saudade  hier  ganz  und  gar  unpassend  ist,  so 
betrachte  ich  es  als  einen  Schreib-  oder  Druckfehler  für  sandade, 
ein  von  sandeu  abgeleitetes  Hauptwort  (Sjrag  Xeyófievov  freilich, 
=  sandice). 

15  in  der  ersten  Überschrift  Lar  cam:  1.  Lar  cam. 
25,   12   m^aa  mosirem:  1.  m^a  amostrem. 
27,   12;  28,   16  a  bayxar:  1.  ahayxar? 
31,  2  <2«/er:  ich  lese  antre, 
46,  21  vyo:  ich  lese  z;;/  í?.* 


*  561,  7  ist  </ö7j  (=  ddis),  als  die  regelmäfsige  Mehrzahl  von  dom^  ganz 
richtig. 

*  577»  3  estes  =  estes  aus  «  ^¿/^j^. 

'  30»  ^7  Z^^'*  ^i'^  perder^  d.  h.  perder-se  por  vos. 
^  tenho  =  /^;i/(d  (aus  ienha  o). 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC.   DE   RESENDE.  I3I 

47,  6  onde;  1.  mit  P  ou  de, 
Ibd,  22  ousa-se'.  L  <msas\5\e. 

48,  7   cryo\  1.  creyo* 
Ibd.  2^  Qtiem\  1.  Quem, 
Ibd,  25  mor  er',  \,  mor  r er, 

50,  22  oy\  1.  foy, 

51,  16  hy-jsto  :  1.  A^  ysio, 

67,  24  09  meu  fora\  ich  lese  öw  m^ eu  fora, 

68,  9  ist  das  originale  pregunta  Luys ,  d.  h.  preguni*a  L.  (aus 
pregunte  a  L.)  das  Richtige. 

90,  23  /ör  ¡açâo;  ich  lese  porlaçâo  (=  proiaçâo), 
Ibd  26  dolo  mar:  vielleicht  ist  dolorem  zu  schreiben. 

91,  13  encomeçando  :  1.  ^  (^  em)  começando, 
Ibd,   17 — 18  mirey  \  mostrar',  1.  m^irey  m, 
Ibd.  22  tenhor',  1.  mit  P  tenor, '^ 

103,  22  ezarlata;  \,  mit  P  ezcarlata, 

105,  5  veyó'lhe:  \,  vejo^lhe,     P  hat  veyjo-lhe, 

107,  13  com  feyto',  ich  lese  comfeyto, 

108,  15   miquinez',  1.  Miquinez, 
Ibd,   18  moçycas',  1.  moçîças, 

113»  2.  ^z^r  ö«/w  :  1.  fyzer* antes, 
119,   14  trayrya',  1.  trarya, 

125,  2  peler  am',  1.  pelar  am, 

126,  22  posso',  1,  possa, 

145,  3  í¿?í/a  z^^r:  1.  í^«¿'  ö«^r. 

151,  4  .4/v  conocer',  1.  mit  /*  i^  conocer  (der  Dichter  ahmt 
die  maurische  Sprechart  nach). 

163,   I   .S^ö  feyçam',  1.  S^afeyçam  (vgl.  265,  2). 

169,  20  ¿/f»:  1.  ¿¿?2Ar. 

175,   II   barreyro',  1.  Barreyro, 

178,  6  s'olya:  ich  vermute  sabya, 

Ibd.   14  mamdé:  1.  mamde, 

184,   13  ^«^  »öw  öjf/fl:  1.  ^2/^m  «öw  oí[j]f/í7. 

1 88,  Ï  6  </'^  w^  ganho  -  d  folguar  :  ich  lese  </'  ^jj'  /  ganho  0 
folguar, 

199,  6  entres  jlhado:  1.  entresühado  (^abgezehrt). 

2CX),  4  &:  ich  vermute  0. 

/¿i/.   18  zwjfi?  jtf/a:  ich  vermute  wöfö[i/ö]w/iz. 

201,  17  borzegys',  1.  borzeguys. 

202,  12  correyros:  1.  correeyros?- 

220,  16  sacoude:  1.  jaft?«  ¿¿?  (das  y'iz  jwj  ist  freilich  ein  ver- 
schriebenes Hauptwort,  doch  weifs  ich  keine  Verbesserung  vorzu- 
schlagen). 


*  92  in  der  Überschrift  para  Batalha  =  para  (aus  ^ra  a)  B, 

*  217,    28    debrumar  =  debrüar  ;    ebenfalls   267,  4   debrumada  =  de- 
brüada  ;  vgl.  568,  23. 


132  EPIPHANIO   DIAS, 

221,  29  vaguos:  1.    Vaguos, 

226,  8  emhofaztiro\  ich  lese  em  òor[r]asaro, 

244,  10  E  dtaòo:  1.  O  dt'aòo. 

Ihd,  22,  23  ¿"í?»!  qu*am  apercebydo  \  d*esta  maneyra^  eu  yrya\  1. 
com  quam  —  maneyra  eu  yrya, 

245,  I   âo  uos\  1.  cd  vos  (com  =  in  Beziehung  auf). 
lad,  4  comeiydo:  1.  comeiyda. 

247,  28  causa:  ich  lese  r¿7//j^. 

248,  18  Ä>/  ich  lese  ly, 

252,  20  fa/5/:  1.  Ça/y. 

253,  22  peess\  1.  /^^J. 

258  Monseryo;  1.  Monsoryo  (vgl.  266). 

/¿</.  4  »w/  javeyra:  ich  vermute  naljaueyra  (allerdings  ¡st 
aljaueyrüy  das  heutige  aigibeira^  das  Richtige;  vgl.  277,  12). 

264,  9  ist  das  originale  A  mule  (=  A  muí'  é)  emlycadeyra 
ganz  richtig. 

266  in  der  dritten  Überschrift  Loronha\  1.  Noronha, 

274,  14  Esla  tat  noua,  este  que  da:  1.  Esta  tal  noua  esté  queda 
(estar  queda  =  sich  nicht  verbreiten). 

280,   15  Quanta:  ich  vermute  Quant* a. ^ 

306,   12  vassa  nam  esquecer:  ich  lese  va-ss^a  nam  e. 

323  in  der  Überschrift  tornar  ha  vyr:  1.  tornar  hauyr  ^=  àuyr 
aus  a  auyr). 

327,   12  acapados:  1.  ocupados, 

328  8 — 9  ^tt^  /ö''^,  quando  \  ^y  vyr:  1.  ^1/^  /ara,  quando  \ 
se  vyr. 

352,  25  moria:  1.  moira, 

361,  25  quando  perde- s*  esper  anca:  das  originale  quando  perde- 
Vesperança  das  heutige  ^.  perder  a  esperança)  ist  ganz  richtig  (vgl. 
474.   10). 

368,  24  am  Ende  setze  ein  Fragezeichen. 

371,  31 — 373,  19  Culparles  —  Folguaryes:  P  hat  CtUpariiS' 
Folguaryes ,  welche  Schreibung  steht,  glaube  ich,  für  Culparieis  — 
Folguaryeis, 

yjl^  34  muacerça:  1.  mit  P  muy  acerca. 

378,  24  coma:  sehr,  com' a. 

387,  3  botelho:  1.  Botelho, 

398,  20  quem:  1.  qu'em, 

404,  16  tambem:  1.  /a;;?  ¿^f//, 

405,  7  /^ra  /«¿ö  Ä^ö  ö  rrezäo:  1.  ^ra  /.  Aj'  a«  rrezOo  (hy 
aa  =  franz.  il  y  a). 

Ibd.  IO,  II  No  luguar  com' eu  estaa,  \  pis  por  mays  seguro  seu: 
\.  No  luguar  ¿0  meu  estaa ,  |  pus  por  mays  segur' 0  seu  {âo  meu  = 
qu*o  meu  ^  wo  das  meine,  Herz  nämlich). 

408,  20  po<fy  eu;  l.  pody'eu. 

412,  7  he  vor  reger:  1.  heuorrecer  (aus  e  a  auorreçer). 

'   298,   lü  ist  isnieyiute  das  lat.  se  nee  tu  te. 


BEMERKUNGEN   ZUM   CANC   DE   RESBNDE.  I33 

Ihd,  8  Sy  ich  lese  Se  (vgl.  H  70,  4;  UI  328,  9). 
Ihd,   14,    15    nam  vetn  a  conto^  \  pardon ,  âaues  —  :  1.  nam  vem 
a  conio  I  parou  (aus  para  o)  c'auês  —  {para  ^  im  Vergleich  zu). 

lòd.  21  ist  nach  corny a^  worunter  ein  mir  unbekanntes  Haupt- 
wort liegt,  ein  Komma  zu  setzen. 

415,  6  Sejo  0  tormento',  1.  Sejoo  (=  sejd  aus  seja  0)  tormento, 
418,  23  Quem  ajaa  de  querer',  1.  Quem  á{=  ha)  jaa  de  q, 
424,  21   ist  das  originale  comou  (aus  como  d)  richtig. 

429,  7  seruir^uos-ey  de  folguar:  1.  seruir-uos  ey  de  f  (=  ey  de 
f,  seruir-uos), 

430,  2  statt  des  pensar-uos  und  persaruos  \,  0  pesar^uos  (=  0 
causar 'VOS  pesar), 

431,  I  ist  das  originale  de  cheo  de  dor  ganz  richtig,  vgl.  zu 
11  205,  32;  577,  5. 

Ihd,   16  quem:  1.  quam, 

433»  4  ^w  capuchado:  1.  emcapuchado  (==  mit  einer  Kapuze 
bedeckt). 

436,   IG  nela  bem:  ich  lese  neid  bem  (aus  nela  0  beni), 

Ihd,  2^  ca  vtdar:  1.  cauidar. 

441,  2  o  quem',  1.  mit  P  0  que, 

443»  25  ist  creyays  anstatt  creays  wohl  ein  Druck-  oder  Schreib- 
fehler. 

457,  14  padeçeo'.  1.  padeço, 

458,  6 — 8  disse  com  sospirosa  quando  —  ando:  interp.  disse 
com  sospirosi  quando  —  ando? 

459,  I  setze  ein  Komma  nach  lemhranças,  denn  tristezas  ist 
als  Vokativ  zu  betrachten. 

462,   15   Calequo:  \,  mit  P  Calequd  (vgl.  648,   18). 
473»   18  cadays\  \,  cd  days, 
474»   13  Wizw  ve',  1.  nam  me  ve. 

Ihd,   15  quem  tr'ouue',  1.  quem  me  troutu  oder  que  me  trouue, 
475,   15  ^  lutar',  ich  lese  luytar, 
481,   18  und  483,  9  onde  mirey:  1.  onde  m'irey! 
483  und  485  (in    der  Überschrift)    statt    homharral   und   bom 
barrai  \,  Bombar  ral, 

484,  2^  Eu,  que:  ich  lese  Em  que  (=  wenn  auch). 

485,  IG  anstatt  des  Fragezeichens  setze  ein  Komma. 

49G,  3  Pineu:  1.  pimeu  (das  lat.  pygmaeus).  Gleichfalls  653,  22. 

491,   12  abry^vos:  1.  a^ry  z;¿?j. 

/¿í/.    18  ¿Ary:  1.  dee  {=  de), 

49- >  3  ^^  tilque:  1.  mit  P  qutilque  [cutilque ,  =  ein  kleines 
Ding,  kommt  auch  bei  A,  Prestes  vor). 

Ibd  1 7  Agorday  :  1.  mit  P  Agoarday, 

493^  II  Benzas  deos  as  larangeiras  :  interp.  Be/izas  (=  henzàs 
aus  henza^as)  deos,  as  /.* 


*  500,  I     alteraçam   aus    a   alteraçam.     Ibd,    4   mandaua     rrezam   = 
mandauà  rr.  aus  mandaua  a  rr. 


134  EPIPHANIO   DIAS, 

500,   15  que:  1.  mit  P  quem, 

503,  1 8 — 2 1  beber  —  a  touguya  ou  lourinhäa,  \  Quem  nam  Huer 
Caparica  \  ssobre  pera:  1.  beber  —  Aiouguya  ou  Lourinhäa,  \  Quem 
nam  Huer  Caparica^  \  ssobre  pera  (der  Capartca^em  ist  auch  bei 
Ghiado  in  Pràtica  dos  Compadres  erwähnt). 

Ibd,  28  bybyayro:  1.  bribyayro, 

505,  8  na  fronta:  ich  lese  nàfronta  (aus  na  afronta). 

507,  24  query  a:  ich  lesa  quería. 

508,  7  gordar^sse:  1.  mit  P  gorda  sser. 

509 ,  1 8 — 2 1  ssaybays  \  que  a  come  cada  mes  \  cada  nus  ha 
vynta  ires,  |  „^w^  ma  nam  days**  sehr,  ssaybays  \  que  a  come  cada 
mes.  I  ^fCada  mes!  ha  vyni'a  ires  \  que  m^a  nam  days**, 

511,  27   quanio:  1.  mit  P  quando. 

513,  4 — 8  Poys  la  em  salyr  do  Por  lo  y  \  que  Ierra  —  careçyda 
de  con/orlo,  \  Suey  sangue:  1.  Poys  là  em  Selyr  do  Porto  |  (que  terra 
—  careçyda  de  con/orto  Ï)  Suey  sangue  [vgl.  514,  20—23]  oder  — 
Selyr  do  Porlo,  qi¿é  terra  —  careçyda  de  conforto ^  |  Suey  s.  {Selyr 
do  Porto  ist  ein  Ort  nicht  weit  von  Säo  Martinho), 

Ibd.  33,  34  sind  die  Kommata  nach  antyguas  und  case  zu 
streichen. 

514,  10  eu  disse  nam  com  bem:  1.  eu  disse:  nam  comuem, 
515,3  Uarca  :  1.  Diaria.  (Das  Auge  des  e  ist  etwas  erloschen). 
518,  27  seruy-vos:  1.  seruy  vos. 

520,   14  desfamar:  1.  mit  P  defamar, 
^22y  3  me  vem:  1.  mit  P  mal  me  vem, 

523,  13  que:  1.  mit  P  quem, 

524,  12  nCassacaram:  ich  lese  nCo  ssacaram, 

527,  14  poys  0  tambem  f y  zestes:    ich    lese  poys   q  tam  bem  f 
(vgl.  528,  5,  wo  ebenfalls  tam  bem  zu  lesen  ist). 
530»  15  sergas:  ich  vermute  r regras, 
532,  22  Piz:  \,  Pirez  (in  P  Plis  geschrieben;  s.  zu  576,   12). 

Ibd.  24  Janes  pera  déos:  ich  lese  fan  Espera' déos  (aus  espera 
em  Déos;  foäo  Esper a-em-D eos  ist  bekanntlich  der  ewige  Jude.) 

53^»  31   ^^  ^^s  desfazer:  1.  mit  P  aa-nos  de  fazer, 

539,  6  mal:  ich  vermute  maa. 

Ibd,   12  em  outro:  1.  em  outra  {parte  nämlich). 

540,  7  tamanhos:  1.  mit  P  tamanhas. 
Ibd,  loguo  :  1.  mit  P  longuo. 

541,  setze  am  Ende  ein  Fragezeichen. 

542,  I   descobreo  mor  daño:  1.  descobre  o  mor  daño, 
Ibd,  17  fyquas  esperança:  \.  fyqucu\s^  esperança, 

Ibd,  19 — 21   ho  dia  |  quem  —  eu   nCenguanara:    interp.    ho  dia. 
I  quem  —  eu  nCenguanara  ! 

Ibd.  26 — 28  fiquou,  —  ley X ara;  —  fiquara!  interp.  fiquou;  — 
leyxara,  —  fiquara. 

544,  3  cuydays  aynda:  \,  cuydas^  aynda. 


BEMERKUNGEN  ZUM  CANC.  DE  RESENDE.  I35 

Ihd.  5  em:  1.  mit  P  eu, 

Ibdf  15 — 17  Esia  a  vida  que  foy  minha^  \  tal  que  veilla  he 
crueldades  \  hum  modo  — :  1.  Está  a  vida,  que  fqy  minha^  \  tal,  que 
veilla  he  crueldade\  hum  modo  — .^ 

545,  10 — II  achar  ninguem  que  a  queyra  \  nem  situa  dona 
Maria:  interp.  achar  —  si  rua  ^  dona  Maria  (dona  Maria  ist  Subjekt 
zu  achar), 

Ihd,   16  querer^uos:  ich  vermute  quero^uos, 

Ihd,  19,  20  Escreuery  \  quero  tambem:  das  originale  Eescreuer 
ist  richtig;  interp.  E  escreuer  \  quero  tambem, 

551,   17  setze  am  Ende  ein  Fragezeichen. 

552  in  der  zweiten  Überschrift  tomar  a  vyr\  1.  tomar  àuyr 
(aus  a  auyr\  vgl.  zu  323). 

Ibd,  22  quedase  \  1.  quedase. 

562,  I — 2  Abayx\ste  serra  \  verey  — :  I.  Abayxa^te^  serra;  \ 
verey  —  (vgl.  Z.  3,  4). 

566,  4  prouincando\  1.  prouicando, 

573»   ^9 — 20  oulhe\  \,  oulhey  (so  P  in  Z.  20). 

574»  23  que^^ele  uaäo\  1.  qtu  la  vaäo  {la,  ao  se  rao  nämlich; 
vgl.   592,    IO— II). 

576,  12  com  foam  Rroiz  de  Saa:  anstatt  des  Proiz,  welches 
durchaus  kein  portugiesischer  Beiname  ¡st,  1.  Rodriguez,  Hier,  wie 
fast  überall,  hat  P  RroiZ  (nur  an  wenigen  Stellen  fehlerhaft ,  ohne 
Tilde,  Rroiz),  Das  RroTz  ist  eine  Abbreviatur  von  Rrodriguez,  wie 
Pfz  von  PireZy  GlTz  von  Gonçalvez,  Alvëz  von  Alvarez,  Bei  den  mittel- 
alterlichen Dichtem  gelten  freilich  die  Sylben  der  Abkürzungen 
bisweilen  für  ebensoviele  metrische  Sylben  (z.  B.  epus ,  Abkürzung 
des  episcopus,  für  ein  zweisylbiges  Wort);^  in  der  vorliegenden  Stelle 
ist  es  aber  unnötig  dergleichen  Freiheit  anzunehmen,  da  ehemals 
der  Name  Joäo^  wenn  ein  Beiname  folgte,  für  ein  einsylbiges  Wort 
gelten  und  sogar  J¿lo  ausgesprochen  werden  konnte.  (Die  Stellen 
des  Cancioneiro,  wo  dies  vorkommt,  sind  von  Cornu  in  Romania  X 
gesammelt).  Wenn  man  II  429,  12  den  Vers  mas  em  Joam  Rro- 
driguez  de  Saa  findet,  so  ist  darin  dieselbe  anstöfsige  Freiheit  zu 
erkennen,  welche  der  Vers  (I82,  25)  Silveyra,  Silveyra,  Silveyra 
darbietet 

Ibd,    24 — 25    um  priuado  \  de  quaa^    muy  to    que  e  seruyda:    um 
priuado,  \  de  quaa  (=  hei)  muy  to  qiìee  seruyda. 
578,  29  baldo'.  1.  barco, 

588  in  der  Überschrift  Opotas-.  1.  0  Potas  (vgl.  S.  638). 
Ibd,  22  fyguos,  orjaeis'.  \,  fyguos  or  jays. 
Ibd,  25  correguareys  :  1.  carreguareys^ 
589,  6   r  re  trancas:  1.  mit  P  r  retrancas, 
590^   25  caçilhas'.  1.  Caçilhas 
592,   I   esentado:  1.  asls^entado. 


*  S45»  8  ^^^^  causa  privuyra  aus  será  a  cousa  p. 

•  S.  Journal  {fes  Savants,  1 876. 


.i  ■■ 


136  ËPIPHANIO   DIAS, 

595,  1 1   he^  ou  refyo  :  1.  he  our' e  fyo, 

596,  7  veo  desamor'.  1.  ve  o  desamor, 

597,  13  nem  curra^Wa  sesta  feyra\  1.  nem  curral  ha  (=  â)  s.  f. 
601  ,  23 — 24  ajamos  \  de  quem  mays  sabe  a  prender'.  L  ajamos 

I  de  quem  mays  sabe  y  aprender  (=  hajamos  de  aprender  de  quem 
mays  sabe), 

602,    12  em  qu*esia  a  y  sto  assy  ser?  1.  em  qti  estaa  y  sto  — ? 

608,   I   lembre-os:  1.  mit  P  lembre^vos. 

616,  17  — 19  por  ter  —  amor,  \  ho  prinçepe  :  1.  por  ter  amor  \  ho 
(aus  ad)  princepe. 

618,    13  entre  s  ticer:  1.  entristecer.^ 

622,  29  bem^  vertude  y    nem  primor'.  1.  nem  vertude^  nem  pry  mor. 

626,   II   cayro'.  ich  vermute  Cayro. 

638,  19  deuam:  1.  deuoçam, 
Ibd,  20  Dy ornai'.  1.  Dyumal. 

639,  25  </e?wí?  í?  coìcham\  1.  </<?  jjö  0  í".  (¿/^  wí?  —  unter). 
642,   II   be  coatrado  :  1.  mit  P  becoadrado. 

643,  24  /í'<?r:  1.  prior, 

Ibd.  30  />o/í>:  1.  farto, 

Ibd.  34  balam'.  1.  Balam  (=  Balaam)  darin  liegt  eine  scherz- 
hafte Anspielung  zu  A«w.  XXII), 

644,  31  Parecéis- me j  segum  maço'.  ich  vermute  Parecéis ' me 
pegamaço. 

646,  31    o  Greguo:  P  hat  ¿  Greguo, 

649,  21   almourol'.  1.  Almourol, 

Ibd.  25  táñeos '.  1.   Táñeos, 

653,  5   rroupeyro:  1.  Rroupeyro. 

Ibd.   10  ver  reador'.  1.  mit  /*  vereador, 

654  in  der  zweiten  Überschrift  ^w^;«  tomara  de  mali-.  1.  ^»^m 
tomar  a  (carta  nämlich)  <¿?  wa//. 

657,   14  verdades '.  1.  mit  P  vertudes. 

659,  21  i?Voí:  1.    F<?j. 

/¿í/.  26  /wtf/^r  z><?j  «í?  ssaluador:  1.  meter^uos  no  Ssaluador,  (Das 
Convento  do  Salvador  ist  gemeint). 

665,  I — 2  setze  am  Ende  ein  Fragezeichen. 

666,  14  ^<?r  EÄ7r  desprazeri  \,  por  dardes  prazer, 

*  622,  9 — IO  in  nem  vejo  heessa  (aus  a  essa)  coytada  \  porque  deua  de 
morrer  (worin  eine  Erinnerung  an  Lukas  XXIII,  22  nullam  causam  mortis 
invenio  in  eo ,  liegt)  ist  die  Wortfügung  gleich  dem  franz.  je  ne  lui  vois 
aucun  défaut. 

Epiphanio  Dias. 


Nachtrag  zu  S.  120.  Da  das  alte  Spanische  das  Wort  brahon 
(=  yyTosca  o  diriez  que  cenia  la  parte  superior  del  brazo  en  algunos  vesti 
¡los  antiguos**)  hatte,  so  halle  ich  jetzt  das  braham  Bd.  I  154,  29  für  richtig, 
indem  ich  darin  das  dem  spanischen  brahon  entsprechende  porlugiesbche 
Wort  sehe. 


Del  elemento  alienígena  en  el  idioma  vasco. 

El  trabajo  presente  no  es  más  que  una  refundición  del  que 
publiqué  en   1885  en  la  »Revista  de  Vizcaya*   con  el  mismo  titulo. 

Me  proponía  en  aquel,  como  me  he  propuesto  en  otros  tra- 
bajos, señalar  una  dirección  que  por  desgracia  no  han  tomado 
los  estudios  sobre  el  éusquera.  Un  espíritu  de  campanario  (chau- 
vinisme) mal  entendido  ha  hecho  que  se  haga  de  la  labor  austera 
y  desinteresada  de  la  ciencia  un  arma  de  combate  para  preten- 
siones y  aspiraciones  regionalistas. 

Nuestros  euscarístas  Larramendi,  Erro,  Âstarloa,  Moguel,  etc. 
se  proponían  á  priori  demostrarse  las  excelencias  del  vascuence, 
su  remota  antigüedad,  su  universalidad  en  España  en  tiempos  le- 
janos, la  pureza  inmaculada  de  su  léxico,  y  sus  trabajos  llevan 
el  carácter  de  todos  los  de  tesis,  en  que  se  empieza  por  sentar 
una  proposición  more  scholasiico  y  se  va  luego  en  busca  de  prue- 
bas con  que  apoyarla,  en  vez  de  recoger  datos  y  ordenarlos  para 
que  ellos  mismos  obren  unos  sobre  otros  y  nos  dé  como  viva  re- 
sultante conclusiones. 

Aún  está  por  hacer  la  fonética  vascongada,  de  la  que  tene- 
mos el  excelente  ,Ensayo  acerca  de  las  leyes  fonéticas  de  la  lengua 
euskara*  del  S'  Campion,  pero,  por  desgracia,  el  Consistorio  de 
Juegos  florales  de  San  Sebastián  se  ocupa  en  proponer  premios 
para  quien  inverile  palabras  vascongadas  que  correspondan  á  tér- 
minos científicos  (telégrafo,  teléfono,  química,  microscopio,  estética, 
etc.)  en  vez  de  promover  la  seria  inquisición  del  vascuence  ha- 
blado hoy  y  la  recolección  de  las  formas  que  desparramadas  por 
valles  y  montañas  van  consumiéndose  y  perdiéndose  para  la  ciencia. 

En  la  ^Gramática  de  los  cuatro  dialectos  literarios  de  la  lengua 
euskara  por  D.  Arturo  Campion*  Tolosa:  1884,  se  encontrará  una 
aceptable  clasificación  de  los  sonidos  que  el  vascuence  posee  y  un 
resumen  de  fonética. 

Los  sonidos  del  vascuence  son  casi  los  mismos  del  castellano, 
á  excepción  de  la  /  paladial,  que  creo  represente  el  sonido  de  la 
llamada  cerebral  en  sanscrito ,  la  ^  ó  eh  francesa,  la  y  ó  j  fran- 
cesa, el  sonido  tz  análogo  al  del  alemán. 

Guturales  Dentales         Paladiales         Labiales 

k  t  /  p 

g  d  (/  b 


138  MIGUEL  DE   UNAMUNO. 


Guturales 

• 

Dentales 

Paladiales 

T.abiale¡ 

J 

tz 

eh 

h 

z 

f 

s 

s 

n 

nW 

ñ 

m 

^■^ 

y 

r 

1 

V 

— 

rr 

M, 

11 

a 

• 

1 

u 

e 

Campion  clasifica  hasta  53  sonidos,  atendiendo  á  muy  peque- 
ñas diferencias. 

La  V  suena,  aunque  no  suelen  atribuirla  al  vascuence  en  ca- 
sos como  gava  (la  noche)  que  á  las  veces  oscila  entre  gaua  y  gaba. 

Respecto  á  la  f,  es  dudoso  sea  un  sonido  originariamente  eus- 
cárico.  Los  vascongados  hacen  de  la  f  del  castellano  p  y  á  las 
veces  b,  y  tenemos  que  pronuncian  pigura  por  figura,  pama  por 
fama.  Las  voces  vascongadas  haba,  piku^  pago  son  las  latinas  faba, 
ficu,  fagu;  pero  esta  trasmudación  es  oscilante  y  tenemos  junto  al 
apellido  Pagoaga  otro  Fagoaga,  Junto  á  este  fenómeno  fonético 
del  paso  de  la  f  románica  á  p  vascongada  tenemos  el  inverso  y 
así  las  voces  vascongadas  froga,  ferde,  fite,  de  los  dialectos  vasco- 
franceses,  y  frakak  de  casi  todos,  corresponden  á  las  románicas 
proba,  verde  (cast),  vite  (franc.)  y  bragas  (cast.).  Moguel  rechazaba 
en  absoluto  el  sonido  f  como  advenedizo  al  vascuence,  Mr.  Duvoi- 
sin  lo  cree  originariamente  vasco  y  perdido  por  influencia  románica 
y  el  príncipe  Bonaparte  de  muy  antigua  introducción  en  el  vas- 
cuence. Esta  oscilación  entre  f  y  p,  el  encontramos  unas  veces 
con  una  p  representativa  de  una  f  románica  y  otras  con  una  f 
representando  á  una  p  ó  b  románicas,  parece  conducimos  á  un 
sonido  primitivo  que  no  sería  ni  el  de  la  p  ni  el  de  la  f.  De 
hecho  este  sonido  existe;  en  muchos  puntos  suena  en  labios  vascos 
de  un  modo  semejante  al  de  la  pf  alemana,  algo  más  dulce,  y 
en  otros  labios  más  que  á  nuestra  f  románica  (fricativa  sorda  labio- 
dental)  se  acerca  á  la  9)  ó  la  ph  (explosivo  sordo  labial  aspirado). 
Ese  primitivo  sonido  se  ha  escindido  en  la  p,  la  f,  la  ph  vasco- 
francesa,  y  sus  matices. 

Acerca  de  la  j  puede  decirse  menos.  En  gran  parte  de  Viz- 
caya, entre  los  labortanos  y  bajonavarros  la  pronuncian  como  la 
y  castellana,  en  Guipúzcoa  y  parte  de  Vizcaya  como  la  jota  del 
castellano.  El  S'  Campión  rechaza  la  opinión  de  que  la  jota  haya 
pasado  del  romance  al  vascuence.  Realmente  se  la  oye  en  voces 
genuina  y  al  parecer  originariamente  vascongadas,  y  es  lo  probable 
que  su  génesis  haya  sido  paralelo  y  análogo  al  génesis  de  la  jota 
castellana. 


DEL   ELEMENTO   ALIENÍGENA   EN  EL   IDIOMA   VASCO.  1 39 

La  movilidad  de  las  vocales  es  grande  en  vascuence;  sns 
cambios  más  frecuentes  son  la  debilitación  de  a  en  e,  de  e  en  i, 
de  a  en  o,  e  en  o,  o  en  u,  u  en  i.  Frecuentes,  como  es  de 
suponer,  los  pasos  de  au  á  o  y  de  ai  á  e. 

Consonanies.  Es  ley  frecuente  el  cambio  de  la  explosiva  sorda 
en  sonora  al  pasar  un  vocablo  del  romance  al  éusquera: 

galdari  =  caldaríu  galza  ^  calza 

gaztaña  =  castaña  gatea  ^  catena 
leu-gusiña  ^  cousine 
dorre  =  torre  dembora  =  tempora 

No  es,  sin  embargo,  la  ley  constante  y  se  observa  que  el  guipuz- 
coano  usa  las  sordas  donde  pasan  en  el  vizcaíno  á  sonoras: 

guip.  kutizi  ;       vizc.  gutici  =  cubdicia 
guip.  katea  ;       vizc.  gatea  =  catena 

En  las  labiales  es  frecuente  el  cambio  de  la  b  románica  en 
m  vascongada: 

maino  =  bain,  baño  mentura-z  =  ventura  (por) 

magina  =^  vagina 
y  hay  casos  inversos  de  m  en  b. 

Son  también  frecuentes  los  de  la  sonora  g  en  la  b,  d  en  r 
frecuentísimo,  r  en  s,  d  en  g,  p  en  t,  etc. 

Grande  es  la  influencia  de  la  vocal  paladial  i  sobre  las 
dentales  trasformándolas  en  su  correspondiente  paladial,  con  ó 
sin  pérdida  de  la  i 

aita  (padre)  -ai/a  -a/a 

ditut  -di/ut  -dichut 

guip.  aize  =■  viz.  are 

ezpain  —  ezpañ 

La  o  y  la  u  influyen  sobre  la  1  trasformandola  en  r 

goru,  kolu  =  lat  colu  (la  rueca) 
zeru  =  coelu 

SOrO,    solo  :=:  SOlU 

Influyen  también  la  o  y  la  u  sobre  la  g  trasformandola  en  b. 

Son  elisiones  frecuentes  la  pérdida  de  la  r  y  la  d,  y  á  veces 
n,  z  y  g,  entre  vocales. 

Las  silabas  an,  on,  cuando  son  finales  ó  preceden  á  k  ó  t 
pierden  la  nasal  alargándose  en  ai  oi  ó  si  la  nasal  se  conserva 
ante  k  y  t  estas  cambian  en  g  d: 

viz.  emon-du  =  guip.  emoitu  por  emon-tu 

saindu  =  sanctu,  santo. 

aingeru  =  angelu 

aingura  =  ancora 

meloy  =  melón  (cast.) 

errazoy  —  razón  (cast) 

kolchoy  =  colchón  (cast) 


140  MIGUEL  DE   UNAMUNO. 

En    vascuence   no   hay  palabra  que  empiece    con  r  fuerte,   y 
así  de  rege  hace  errege. 

Esta  brevisima  exposición  es  un  recuerdo  nada  más. 


M.  Cénac  Moncant  afírma  que  en  el  vascuence  no  hay  más 
de  una  cuarentena  de  voces  alienígenas  y  Rlr.  Sayce,  asegura  que 
más  de  la  mitad  del  léxico  euscárico  es  advenedizo.  Ambas  opi- 
niones son  exageradas. 

Difícil  es,  por  una  parte,  volver  á  hallar  antiguas  formas  en 
una  lengua  de  la  que  no  poseemos  antiguos  monumentos  y  en 
que  por  otra,  hay  que  prevenirse  contra  ciertos  libros  hechos  con 
mejor  deseo  que  ciencia  y  más  que  con  fines  especulativos  con 
fines  prácticos. 

Es  muy  raro  el  escritor  que  sin  haber  visitado  el  país  vasco 
y  aprendido  ú  oido  su  lengua,  se  pone  à  escribir  de  él  por  datos 
adquiridos  en  los  libros,  que  no  caiga  en  los  lazos  tendidos  ino- 
centemente por  los  escritores  vascos  y  no  tome  por  vocablos 
genuinamente  euscárícos  y  de  uso  corriente  voces  de  pura  fantasia, 
invenciones  de  los  vasco-filos.  Una  porción  de  derivados  abstrac- 
tos en  -keri  y  -tasun  son  de  introducción  recentísima. 

Y  como  muestra  de  lo  fácil  que  es  caer  en  tales  celadas, 
sirva  un  ejemplo.  En  un  diccionario  vascongado  se  halla  la  voz 
raegope  con  el  significado  de  „espíritu".  Sorprende  la  forma, 
no  parece  románica,  se  busca  y  no  se  halla.  Pues  el  tal  vocablo 
raegope  es  una  pura  invención,  cuyo  proceso  es  este:  el  autor  á 
semejanza  de  la  voz  latina  substantia  del  vascuence  egon  =  stare 
y  sub  =  -pe  formó  ego-pe  con  el  significado  de  „sustancia"  ;  tomó 
luego  el  adjetivo  rae,  sutil,  delgado,  y  formó  la  voz  me-ego-pe, 
sustancia  sutil  ó  delgada,  es  decir,  espíritu.  Y  como  este  caso 
puedo  presentar  varios. 

Paso  ahora  á  revistar  el  elemento  alienígena  corriente  en  el 
vascuence. 

I®  Ideas  religiosas  y  suprasensibles. 

Los  vocablos  que  expresan  ideas  religiosas  son  todos  de  origen 
románico  : 

infernu,  impemu;  zeru,  zelu,  zeri  =  coelu;  eliza,  elera  =  ec- 
clesia; fede;  giristino  =  christianu;  abade,  apaiz  =  abbas,  abad; 
gurutze  =  cruce;  paradizu,  parabizu;  deabru;  demonino. 

Entre  las  supersticiones  tenemos  la  sorgiña,  bruja,  que  parece 
ser  sort-giña,  de  sort  y  egin,  hacer,  la  que  hace  la  suerte,  el 
francés  sorcière;  y  lamia  ó  lamina  el  latino  lamia,  si  bien,  según 
dice  Mr.  Michel  este  nombre  „no  representa  nada  de  vivo  y  real 
al  espíritu  de  los  aldeanos  vascos  que  mencionan  las  lamiñak 
como  nosotros  mencionamos  á  Júpiter  ó  Minerva." 

Ni  en  las  costumbres  ni  en  el  idioma  de  los  vascos  quedan 
huellas  de   un  culto  indígena  ó  de    creencias  religiosas   anteriores 


DEL   ELEMENTO    ALIENÍGENA    EN  EL   IDIOMA   VASCO.  I4I 

á  la   introducción  del  cristianismo.      De   los   testimonios  históricos 
no  es  esta  ocasión  de  hablar. 

El  único  vocablo  propiamente  euscárico  en  esta  categoría  de 
ideas  es  el  nombre  de  Dios,  Jaungoiko,  Jangoiko,  Jainko,  que  en  estas  y 
otras  formas  se  halla.  Es  un  vocablo  compuesto  de  Jaun  (con  el 
determinativo  jauna,  el  señor,  el  dueño)  que  á  su  vez  parece 
derívadón  de  jaujabe,  el  amo,  y  goi-ko,  lo  de  arriba,  lo  elevado^ 
y  equivale  al  Señor  de  lo  alto.  El  carácter  poco  primitivo  y  es- 
pontaneo de  esta  denominación,  el  haber  llegado  hasta  nosotros 
tan  completo  é  intacto  un  compuesto,  el  incluir  en  su  primer  com- 
ponente la  noción  de  amo  ó  dueño  (jau,  jabe)  lo  cual  supone 
cierto  grado  de  cultura,  me  hace  creer,  si  se  tienen  en  cuenta 
los  demás  datos  que  de  este  estudio  aparecen,  sea  un  vocablo 
de  introducción  reciente,  acaso  debido  á  las  misiones  cristianas. 

En  las  ideas  de  objetos  suprasensibles  ó  de  estados  de  ánimo 
reina  el  romanismo.  Tenemos  anima,  aríma,  y  arimia,  el  alma;  y 
izpirítu  =  Spiritus.  Junto  á  este  vocablo,  cuya  idea  por  la  ley 
de  la  oposición  y  diferenciación,  provocó  la  contraria  tenemos 
gorputzá,  el  cuerpo,  que  no  es  más  que  el  latín  corpus.  Se  com- 
prende en  efecto  que  para  un  pueblo  que  carece  de  la  noción 
de  espíritu  la  voz  hombre  (gizon)  basta  y  no  puede  ocun  írsele  la 
de  cuerpo  como  algo  distinto  de  hombre. 

Añádanse  las  siguientes  voces: 

bertute  =  virtute  parkatu  =  parcere  bedeinkatu  =  benedicere 
madarikatu  =  maledicere  errazoy  =  ratione  adimentu,  el  entendi- 
miento, románico  en  su  terminación  -mentu  aunque  no  en  su 
tema  adi-,  entender,  oir:  borondate  =  volúntate  asmatu  =  cast, 
asmar  damutu,  arrepentirse,  de  damnu^  errenkura  =  fr.  rancune, 
prov.  rancura:  gaztigatu,  imachina  (imagen),  paraítu,  zentzun  >»  sensu, 
urgulutsu  =  orgulloso,  umilia,  etc. 

2^  De  los  conceptos  universales. 

Sabido  es  que  el  progreso  psíquico  de  los  pueblos  consiste 
en  el  grado  de  abstracción  á  que  llegan  sus  ideas,  que  se  cumple 
más  en  la  comprensión  que  en  la  extensión  de  estas. 

El  vascuence  es  pobrisimo  en  vocablos  que  expresen  ideas 
generales.  En  él  hallamos  nombres  para  cada  especie  de  árbol, 
pero  el  nombre  genérico  árhol^  se  expresa  con  el  románico  árbol 
(arbolia).  Se  ha  querido  sustituir  á  este  con  zuraitz,  züatz,  zugatz 
(apellidos,  Zugazti,  Zugazaga,  Zuázaga,  Zuazo  etc.)  pero  este  es  un 
compuesto  de  zur,  madera  y  aitz,  aritz,  roble,  por  extensión  á  las 
veces  árbol,  que  indica  una  especie  de  árbol,  mejor  dicho,  un  uso 
de  él,  el  árbol  de  madera  para  construcción,  corresponde  algún 
tanto  al  sentido  del  francés  hois. 

Animal  se  expresa  animale;  color,  colore;  planta,  planta  ó 
landare  que  es  el  llaniar  del  Fuero  Juzgo,  es  decir,  plantare  de 
plantariu.  Belarr,  que  á  las  veces  nuestros  escritores  vascos  usan 
por  planta,  signifìca  propiamente  yerba.  Para  expresar  la  flor 
tenemos  lore  de  flore  y  lili  de  liliu. 


142  MIGUEL   DE   UNAMUNO. 

El  término  más  abstracto  de  todos,  el  que  en  la  lengua  vulgar 
corresponde  al  ens  de  los  escolásticos  es  en  vascuence  gauza, 
derivado  como  el  castellano  cosa  del  románico  causa. 

Al  iiempo  en  abstracto  llamamos  demhora  y  entre  las  relaciones 
de  tiempo  ora-in,  oain,  oin^  oñ,  ahora,  y  sekula-n,  jamás,  son 
románicas  en  su  origen.  No  conozco  vocablo  que  exprese  el  es- 
pado, para  denotar  el  cual  nuestros  escritores  neologistas  se  sirven 
de  la  posposición  -arte,  entre.    Leku,  junto  á  toki,  indica  el  lugar. 

En  la  numeración  bi,  dos,  y  sei,  seis,  presentan  analogía 
aparente  con  las  formas  románicas.  El  vascuence  cuenta  por  vein- 
tenas, cuarenta  (berr-ogei)  es  dos  veintes,  sesenta  (irur-ogei)  tres 
veintes,  ochenta  (laur-ogei)  cuatro  veintes.  Milla,  mil;  y  milloy, 
millón,  son  evidentemente  latinos  y  aún  eun,  cien,  me  parece  serlo 
(centum,  kentum,  hentum,  hendum,  enum,  eun). 

3®.  Utensilios  domésticos. 

Entre  los  que  representan  cierto  grado  de  cultura  y  vida  se- 
dentaria abundan  los  latinos. 

Respecto  á  la  casa,  eche,  vocablo  indígena  que  significa  seto 
ó  cercado.  Con  él  gorti,  korti,  korta,  gorta,  que  no  es  otra  cosa 
que  el  románico  cohorte,  corte;  gambara,  que  es  el  romance  cámara; 
borda  =  cast,  borda;  tella  =  cast  teja,  fr.  tuile,  kale  ^  calle,  etc. 

Entre  los  objetos  de  uso  doméstico: 

galdari  =  caldariu,  cast  caldero;  tupin  =  cast,  topi,  lemosín 
toupi;  kriseln,  kruselu,  kiu^sulu,  el  candil  =  crisol 

kollari  =  fr.  cuillíere;  picherr,  jarro  =  gallego,  pichel  y 
pichóla. 

Van  Eys  pretende  emparentar  con  el  latín  pertza,  la  caldera. 
Entre  vocablos  que  expresan  objetos  de  uso  doméstico  y  carac- 
terísticos de  una  vida  sedentaria  hay,  sin  embargo,  muchos  que 
parecen  indígenas. 

Respecto  á  las  prendas  de  vestir  tenemos: 
chapel  =  capelo,  chapeau,  kapusay  del  romance  capa, 
gona  =  prov.  gona  ;  cast,  gonella,  sobregonell 
atorra,  y  zapata  como  los  vocablos  castellanos  atorra  y  zapato. 
Sobre  el  origen  de  este  último  vocablo  opina  Mahn,  y  en  ello 
le  siguen  los  euscaristas  indígenas,  como    es   de   suponer,   que  es 
de  origen  euscárico,  pero  no  es  creíble  que  del   vascuence  pasara 
al  bajo  latín  sabaium  {imabaUaíos^  los  Valdenses). 

40.  Industria,  agricultura,  etc. 

Los  nombres  que  expresan  división  territorial,  pesas  y  medidas 
son  latinos.     Así  tenemos: 

solo,   soro  =  lat.  solu,   landa  =  cast,  landa;   germánico  land 

anega  =  fanega  cast,  muga  =  cast  muga,  mogote,  mojón 

Entre  los  instrumentos  de  labranza  al  arado   se   llama   golde, 

cuyo  origen  ignoro,  y  al  rastro  are,  del  latín  araium,  á  la  guadaña 

koraña,    que  no    es   más  que  una  derivación  del  vocablo  guada  fia. 


DEL   ELEMENTO   AUENÍGENA   EN  EL   IDIOMA   VASCO.  1 43 

Entre  los  útiles  de  hilado  y  tejido  tenemos  kolu,  goni,  la 
meca  =  lat  coluy  fìru  =  lat.  fílu  y  junto  al  nombre  al  parecer  in- 
dígena del  lino,  kirru,  el  más  usado  que  es  el  románico  liñu. 

El  nombre  del  pan  de  trigo  es  ogi  y  según  un  antiguo  es- 
crito existente  en  Compostela  que  dio  á  conocer  el  P.  Fita  orgi. 
Esta  forma  orgi  recuerda  el  latin  hordeum,  (ordtu)  francés  orge,  y 
podria  haberse  aplicado  al  pan  de  cebada.  £1  pan  de  maiz  se 
llama  arto,  en  cuyo  vocablo  han  querido  ver  algunos  la  voz  arte, 
encina.  El  nombre  de  la  levadura  legami,  lemani  recuerda  el 
provenzal  ¿evam.     La  harina,  irin,  es  el  latín  farina. 

Tres  nombres  conozco  para  designar  el  molino: 

errota  que  parece  ser  el  latin  rota,  rueda  de  molino,  bolu, 
cuya  forma  más  llena  es  bolinu  como  se  ve  en  el  apellido  Bolin(u)- 
aga  junto  á  Bol(¡n)ueta  y  Bol(inu)ibar,  que  es  el  romance  molino. 
Y  finalmente  igara,  eyara,  cuyo  origen  parece  indígena,  donde  la 
raiz  iga,  ega,  significa  volar,  el  vuelo,  y  podria  ser  la  denominación 
del  molino  de  viento. 

Respecto  al  arte  de  la  forja  del  hierro: 

inguda,  ingura,  el  yunque  :=  lat.  incude 

mallu,  martillo  =  romance  mallo,  malleu 

Mr.  Charencey  en  su  artículo  „Etymologies  basquaises"  pu- 
blicado en  el  número  40  de  la  revista  Museon  hacia  notar  ya  el 
caso  de  que  los  vocablos  aitzurr,  achurr,  la  azada;  aizkore,  el 
hacha;  haitzto,  navaja;  aizturrak,  las  tijeras,  deriven  de  la  raiz  aitz, 
ach,  peña,  roca,  sustancia  pétrea,  lo  cual  parece  suponer  que 
arrancan  de  una  época  en  que  el  recuerdo  ó  la  actualidad  del 
uso  de  instrumentos  de  piedra  estaba  vivo.  Por  otra  parte  los 
nombres  de  los  metales  recuerdan  más  ó  menos  raices  alienígenas; 
al  oro  llaman  en  algunos  puntos  urre,  en  que  puede  verse  el  latin 
auru  ó  una  forma  céltica,  en  otros  puntos  llaman  urre  á  la  plata, 
y  al  oro  urre-gori,  plata  roja.  Otro  nombre  de  la  plata  es  zillarr 
que  recuerda  las  formas  germánicas  siüer,  silber,  silver,  got  silubra. 

El  mismo  Mr.  Charencey  añade: 

„Poco  tiempo  antes  de  esta  época  (la  de  la  piedra  tallada) 
los  vascos,  que  hasta  entonces  habían  vivido  de  la  caza  y  de  la 
pesca,  debieron  recibir  de  los  celtas  el  conocimiento  de  los  ani- 
males domésticos,  excepto  el  de  una  especie  de  perro.  Ninguno 
de  los  nombres  de  estos  animales  parece  indígena  entre  los  mon- 
tañeses pirenaicos". 

„Cuando  no  los  han  tomado  del  latin  como  ari,  cordero,  latin 
aries,  ó  de  los  dialectos  romances  como  urde,  puerco,  del  viejo 
francés  ord,  sucio,  ó  marro,  moguete,  del  provenzal  marron,  macho  ; 
acusan  un  origen  galo  ó  germánico,  por  ejemplo  idi,  buey,  en  viejo 
ibérico  (?)  idu,  compárese  al  gales  ó  comisco  eidion  ;  akher,  cabrón, 
al  irlandés  agh,  cierva,  escocés  aighe',  zakhurr,  perro  de  gran 
tamaño,  al  irlandés  sagh  que  Mr.  Pictet  relaciona  con  el  persa 
^^f  perro;  poisot  perro,  al  armoricano  püze,  perro  de  caza,  acaso 
emparentado    con   el    ruso  pesu,  perro,  en  polaco  pies^  el  alemán 


144  MIGUEL   DE    UNAMUNO. 

petze,  perra;  bargo,  puerco  castraco,  al  anglo  sajón   bear  g  ^  puerco, 
ant.  alt.  alemán  farkel,  puerquecillo.*^ 

Hay  en  esta  investigación  cierta  lijereza  y  errores  manifiestos. 
£1  nombre  del  perro,  zakurr,  por  ejemplo,  no  es  más  que  zaun- 
kurr,  ladrador,  de  zäun,  ladrido  en  zaunka  egin,  ladrar.  Él  nombre 
bargo  es  más  sencillo  emparentarlo  con  el  castellano  verraco  que 
con  el  anglo-sajón.  Y  en  general  juega  mucho  el  sonsonete  en 
las  citadas  etimologias,  pero  las  doy  por  lo  que  pudieran  valer. 
£1  nombre  del  gato,  katu,  es  puramente  latino.  £1  del  asno,  asto, 
se  asemeja  á  formas  arias,  pero  estas  semejanzas  pueden  no  tener 
valor  real. 

£1  Sr.  Costa  quiere  referir  el  nombre  de  la  vaca,  bey,  con  el 
sanscrito  go,  griego  bous,  latin  bos,  pero  me  parece  esto  más  que 
problemático. 

La  forma  akarr,  macho  cabrio,  supone  otra  primitiva  aka  de 
que  se  haya  derivado  como  katarr,  gato  macho,  del  románico  katu, 
pues  este  sufìjo  -arr  se  suele  hallar  designando  la  cualidad  más- 
enla ó  viril  (sen-arr,  marido)  y  aka  tiene  analogia,  aparente  al 
menos,  con  el  sanscrito  aga. 

£1  nombre  del  caballo  zal-di  parece  ser  un  derivado  de  zal 
con  la  significación  de  „el  flexible**. 

£ntre  los  instrumentos  de  ganaderia  ponemos  el  nombre  del 
aguijón,  akullu,  del  románico  aculen. 

Siendo  como  es  el  pueblo  vasco  un  pueblo  costanero  son 
raros  en  vascuence  los  vocablos  indígenas  expresivos  de  objetos 
de  pesca  y  navegación.  £1  nombre  del  anzuelo  es  el  románico 
amu  (lat.  hamu),  el  timón  lema,  lat.  limone;  mariñel,  marinero. 

Dice  el  Sr.  Cánovas  en  el  prólogo  que  puso  á  la  obra  del 
Sr.  Rodríguez  Ferrer  „Los  vascongados": 

„Si  es  indudable  que  faltan  reliquias  de  dioses  olímpicos,  de 
aras  y  templos  romanos  en  el  suelo  vascongado,  probabilísimo  es 
así  mismo,  que  ni  montones  de  huesos  de  guerreros  extraños,  ni 
vifìjas  armas  rotas  se  encuentran  jamás  en  sus  frondosos   montes.** 

Por  mi  parte  apenas  conozco  en  vascuence  términos  de  guerra, 
indígenas;  el  dardo,  la  lanza,  la  espada,  el  escudo  se  expresan 
con  vocablos  románicos,  y  los  nombres  mismos  de  la  guerra,  gerra, 
gerla,  y  de  la  paz,  pake,  bake,  son  latinos. 

Este  último  vocablo,  lo  mismo  que  errege,  rey  y  lege,  ley, 
debieron  ser  recibidos  de  los  romances  cuando  la  c  y  la  g  no 
habían  aún  adquirido  el  sonido  débil  con  la  e  y  la  i,  antes  del 
siglo  VIL 

Respecto  á  las  relaciones  de  comercio  tenemos  el  nombre 
del  precio  balio,  baliyo  románico,  así  como  merke,  merkatu  (cast 
mercar)  gastau  (gastar,  cast.)  diru,  dinao,  del  románico  denariu  ó 
del  cast,  dinero,  el  mercado  ó  plaza  de  venta  azoke  que  es  el 
castellano  azoque.  Rico  se  dice  aberatsu  derivado  de  abere,  ganado, 
es  decir,  rico  en  ganado,  análogo  al  latín  pecuniosus.  Erosi,  com- 
prar, parece  uu  causativo  de  eutsi  (autsi)  tener. 


DEL   ELEMENTO   AUENÌGENA   EN  EL   IDIOMA  VASCO.  1 45 

Entre  los  nombres  de  juegos  y  diversiones  tenemos  el  mismo 
nombre  JukOf  fuego,  románico,  y  románicos  dantza,  la  danza;  datn- 
òoMf  el  tamboril;  chüibiiu,  el  silbato,  con  conversión  de  s  en  ch 
como  en  Chilihistro,  Silvestre,  nombre  propio. 

5<^.  Fauna  y  flora. 

£s  inútil  advertir  que  tienen  nombre  extraño  todos  aquellos 
animales  exóticos  en  el  actual  territorio  vasco.  Asi,  por  ejemplo, 
el  nombre  del  camello,  gamelu  ó  gamhelu  (como  gamhara  de 
cámara)  se  usa  en  el  sentido  de  torpe  ó  tonto  :  „gambelu  ori  . .  .<* 
ese  majadero  ...  £1  nombre  del  mono  chimu,  chitnino,  es  el  ro- 
mánico simiu,  cast,  ximio,  jimio. 

Los  nombres  de  la  zorra  (azeri)  del  lobo  (otso)  parecen  indí- 
genas. El  nombre  del  oso  ar/z  recuerda  el  céltico  aríh;  el  del 
águila  arrano  el  bretón  em. 

Bueno  será  advertir  aquí  que  los  apellidos  españoles  Ochoa 
y  Garcia,  que  en  im  tiempo  fueron  nombres  propios  (Don  Ochoa, 
Don  Garcia)  parecen  ser  los  únicos  restos  con  el  antiguo  nombre 
propio  Vela  (Don  Vela)  acaso,  del  cual  se  derivaron  los  apellidos 
Vela-zco  (hijo  de  Vela)  y  de  este  Velazquez,  de  los  nombres 
propios  vascos  anteriormente  á  la  introducción  del  calendario 
cristiano.  En  efecto,  Ochoa  parece  ser  el  actual  ochoa ^  oisoa,  el 
lobo;  Garda,  una  forma  gartzia,  karizia,  hartzia,  del  actual  hariza^ 
artza,  el  oso;  y   Vela  el  actual  belia,  el  cuervo. 

En  parte  de  la  Rioja  llaman  á  la  zorra  garda,   y   podria  ser 
el  mismo  gartzia,  el  oso,  ó  acaso  se  relacione  con  el  francés  garce. 
Entre  nombres  de  árboles 

fago,  pago  =  fagu,  el  haya 

fíku,  piku  =  fìcu 

piñu,  pinu  =  pinu 

gaztain,  gaztañ  =  castania 

saats,   sarats,   sagats,   de   donde  tenemos  varios  apellidos 

(Sarachu,  Saracibar,  Saras-ola,  Sarach-aga,  Saras-ate) 

de  una  forma  salais  que   persiste  en  los  vocablos  castellanos  salazar 

y  salcedo,  ó  sea,  saucedal,   y  en  el  apellido  vasco  Salza-mendi,  del 

latín  salice,  ant.  fi*,  salz,  el  sauce. 

gerdz,  kerdz,  kerezi  =  cast  cereza,  lat  cerasu 

saguka,  sabuka,  el  románico  sabuco 

mihimen  =  cast,  mimbre,  lat  vihimen 

olio,  olijo^  orijo  =lat  oleu,  oliu 

meleketoy  =  cast  melocotón. 

mermillu  (que   también  se  llama  iri-sagarr)  cast  membrillo 

mizpiru  =  cast,  níspero. 
Los  nombres  del  fresno    {lizarr),   roble  (arilz),   encina  (arle),  olmo 
(zumarr)  y  otros  parecen  indígenas. 

Entre  los  nombres  de  plantas  el  haba  {baba,  lat.  faba)  el 
garbanzo  (barbantzu),  el   espliego  {ispresau,  cast,  espliego),  la  cebolla 

Zeitaohr.  f.  rom«  Fhil.  XVII.  10 


146  MIGUEL   DE   UNAMUNO. 

[Kipula^   típula^   lat   caepula),   el  pimiento   {jnperr,  lat.   pipere),    el 
perejil  (jperesil^  cast  perejil)  son  románicos. 

Entre  las  aves,  el  martin  pescador  {barkillart,  derivado  de  barco, 
el  barquero)  el  ruiseñor  {errechtnoleia,  fr.  rossignol)  el  milano  (mtru) 
la  tórtola  (torioilla)  el  jilguero  {kardeltña^  cast  cardenal)  el  gabilán 
(kabtdoy^  del  cast  gabilán). 

Entre  insectos  el  chinche  {fhimicha^  lat  cimice),  la  chicharra 
{chichara)f  el  grillo  {kírrillo  =  grillu). 

Entre  los  peces  el  atún  (aíun),  el  bacalao  [bakallau^  makallau\ 
el  verdel  (berdellf  cast,  verdel),  el  jibión  {chipiroy^  cast  jibión),  el 
besugo  {erroseli  fr.  ant  roussel,  rojo;  y  bisigu^  cast  besugo),  el 
salmón  {saltnoy,  cast,  salmón),  la  sardina  {chardtña)  etc. 

£1  nombre  del  trigo  es  gari.  Don  Joaquin  Costa  en  su  obra 
„Poesia  popular  española  y  mitologia  y  literatura  celto-hispana*' 
recuerda  el  celto-hispano  ceríay  cebada;  georgiano  Kart,  sanscrito, 
garitsa,  grano  de  trigo;  armenio  Kari\  griego  jcQl.  Pero  á  pesar 
de  estas  problemáticas  referencias  es  de  saber  que  aparece  la  raíz 
gar  en  vascuence  con  el  sentido  de  cabeza,  eminencia. 

Sabido  es  que  el  maiz  fué  importado  de  América  y  Larramendi 
dice  que  lo  introdujo  en  el  país  vasco  Gonzalo  Percaiztegui,  de 
Hemani.  El  nombre  del  maiz  ario  indica  la  torta  de  harina  de 
maiz  ó  borona,  y  Humboldt  lo  derivaba  de  arte,  encina,  suponiendo 
que  el  nombre  se  aplicó  en  un  principio  á  tortas  de  harina  de 
bellota. 

6®.     Relaciones  sociales. 

Los  nombres  de  parentesco  son  indígenas.  Así  aita  el  i>adre, 
que  parece  indicar  „el  que  manda'*  (ahi-ta,  agin-ta);  ama  y  madre; 
anaya,  hermano  del  hermano,  etc.  Solamente  gusu  y  gusiña,  primo 
y  prima,  fr.  cousin,  cousine j  Koñata,  el  cuñado,  son  de  origen 
románico. 

El  nombre  del  rey,  errege^  es  un  vocablo  tomado  del  romance 
anteriormente  á  la  época  en  que  el  sonido  g  ante  e  i  tomó  la 
inflexión  que  hoy  tiene,  así  como  lege^  läge,  la  ley.  Y  también  junto 
al  jente  tenemos  en  vascuence  gende^  de  más  antiguo  abolengo 
que  el  jente. 

Los  nombres  del  maestro,  maisuy  y  otros  que  revelan  tal  grado 
de  cultura,  son  también  latinos. 


Hay  otros  muchos  vocablos  de  origen  alienígena  no  conteni- 
dos en  la  presente  clasificación  y  de  vocablos  que  expresan  objetos 
naturales  conocidos  á  todos  los  pueblos,  por  rudos  que  sean,  y 
así,  entre  las  partes  del  cuerpo  tenemos  anka^  la  pierna;  masaü^ 
mairall^  matelU  la  mejilla,  (lat  maxilla).  Esto  unido  á  la  existencia 
de  formas  románicas  en  una  comarca  junto  á  la  forma  indígena 
en  otra,  nos  enseña  que  no  por  encontrar  tal  voz  de  origen  extraño 
hemos  de  concluir  que  los  vascos  no  conocían  la  idea  que  designa 
antes  de  la  influencia  extraña. 


DSL   ELEBftBNTO   ALIENÍGENA  EN   EL   IDIOMA  VASCO.  1 47 

Pero  el  que  nos  encontremos  que  el  elemento  alienígena 
representa  los  conceptos  y  objetos  que  suponen  cierto  grado  de 
cultura  es  un  hecho  significativo  y  de  claro  sentido. 

No  ha  sido  mi  objeto  hacer  un  vocabulario  del  elemento  alie- 
nígena del  vascuence,  tarea  fatigosa,  sino  apuntar  hechos  para 
llegar  á  una  conclusión  y  es  :  que  casi  todos  los  vocablos  que 
expresan  objetos  de  una  vida  sedentaria  y  algo  culta,  conceptos 
espirituales,  religiosos  ó  muy  generales,  son  en  el  vascuence  de 
origen  alienígena. 

Y  siendo  el  vascuence  el  único  monumento  subsistente  para 
llegar  á  conocer  algo  del  antiguo  pueblo  vasco,  y  no  quedándonos 
por  otra  parte  ni  en  monumentos  esaitos  ni  arquitectónicos,  ni 
en  tradiciones  ó  leyendas,  rastros  de  una  pasada  cultura  vasca, 
no  sé  como  Mr.  Ampère  pudo  en  su  „Histoire  littéraire  de  la 
France  avant  le  douzième  siècle^'  suponer,  sin  más  apoyo  que  un 
vocablo  anfibológico  que  el  pueblo  vasco  iba  á  la  cabeza  de  la 
civilización,  ni  como  Mr.  Blanc  de  Saint-Hilaire  (Les  euskaríennes) 
que  eran  hijos  de  la  civilización  y  de  la  verdad  de  las  primeras 
edades,  y  Withney  que  los  vascos  son  acaso  los  restos  de  una 
civilización  del  Oeste  de  £uropa,  destruida  por  los  invasores  indo- 
europeos. ¿£s  que  se  puede  destruir  de  tal  modo  una  civilización 
que  de  ella  ni  rastro  quede? 

Lo  que  los  antiguos  geógrafos  é  historiadores  nos  dicen  de 
los  cultos  pueblos  de  la  península  ibérica,  como  Estrabón  de  los 
turdetanos  que  tenían  leyes  y  poemas  escritos  y  una  mitologia,  no 
puede  cuadrar  à  los  vascos,  confinados  en  la  costa  montañosa  del 
golfo  de  Vizcaya  y  en  el  grado  de  cultura  en  que  revela  la  falta 
de  conceptos  que  este  breve  examen  patentiza. 

£1  pueblo  vasco  es  un  pueblo  casi  sin  historia  hasta  el  siglo 
VIII,  y  ese  hueco  han  pretendido  cubrir  los  entusiastas  escritores 
del  país,  más  poetas  que  investigadores,  con  invenciones  y  fantasias, 
que  si  no  hallan  entero  crédito  en  nuestro  país  suelen  sorprender 
á  los  estudiosos  extranjeros. 

Por  mi  parte,  siendo  yo  vasco,  habiendo  vivido  siempre  en 
el  pais  vasco  y  hablando  vascuence  no  he  hallado  trazas  de  esa 
pretendida  cultura,  sino  más  bien  que  toda  la  nuestra  es  latina. 

Miguel  de  Unamuno. 


IO* 


Italienische  Yulgämamen  der  FledennauB. 

Bei  einer  Tiergrappe  die,  wie  die  Fledermäuse,  nur  geringe 
Beziehungen  zu  dem  Menschen  hat,  ist  es  erklärlich,  dafs  die 
Namen,  welche  das  Volk  ihnen  gibt,  sich  beinahe  ohne  Ausnahme 
nicht  auf  einzelne  Arten  beziehen,  sondern  auf  die  gesamte  Ord- 
nung. Im  Fluge  —  und  wie  viele  Menschen  haben  die  Fleder- 
mäuse je  anders  beobachtet?  —  sehen  eben  alle  einander  mehr 
oder  weniger  gleich.  Um  so  auffallender  mufs  es  erscheinen,  dafs 
die  Bezeichnungen  der  italienischen  Mundarten  für  die  Fledermaus 
so  zahlreich  sind;  der  Grund  daran  wird  gerade  die  geringe  Be- 
kanntschaft mit  diesen  Tieren  sein,  und  das  GeheimnifsvoUe,  womit 
sie  infolgedessen  in  den  Augen  des  Volkes  umgeben  sind.  Einen 
ähnlichen  Reichtum  finden  wir  in  den  slavischen  Sprachen  S  während 
die  Armut  des  Deutschen  an  volkstümlichen  Benennungen  der 
Fledermaus  dagegen  in  bemerkenswerter  Weise  absticht. 

Zum  Teil  sind,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  die  volkstümlichen 
Namen  des  heutigen  Italiens  freilich  nichts  anderes  als  mehr  oder 
weniger  weit  gediehene  Entstellungen  des  griechischen  twxTSQÎç 
(eigentlich  Nachttier)  und  des  lateinischen  vespertilio  (Abendtier), 
ihrem  Sinne  nach  sehr  allgemein  gehaltenen  Bezeichnungen. 
Von  vespertilio', 

Sassorosso  di  Garfagnana  (Prov.  Massa):  spertello\  Porto  di 
Civitanuova  u.  s.  f.  (Prov.  Macerata),  spiridillo)  Marken,  spiriticelo \ 
Caserta,  sportiglione \  Neapel  und  Umgegend,  sportigliún\  Iglesias 
(Sardinien), pistellus\  Toscana,  vipistrello,  vispist relio,  pipistrello',  Florenz, 
pripistello',  S.  Domenico  b.  Florenz,  primpistello'.  Figline  (Vald'Amo), 
pimpistrello ',  Prov.  Pisa,  pilistrello,  pilustrello',  Castelfiorentino  (Prov. 
Firenze),  pilustrello',  Lucca  pilistrello'^',  Tenerano  (Pr.  Massa),  papa^ 
streik*,  Equi  (Massa),  papastrél',  Frassinoro  (Modena),  paipastrelh) 
Premilcuore  (Romagna  Toscana),  haihastrel;  Parma,  pálpástrel',  Parma, 
parpastrell^',  S.  Paolo  d'Enza  (Reggio  Emilia),  palpastréll',  Mantov. 
Boi.  Mod.,  palpastréll^  ;  Castelnuovo  nei  Monti  (Reggio  Emilia),  pai' 

*  Franz  Miklosich,  Etymol.  Wörterbuch  d.  slav.  Sprachen.    Wien  1886. 

"  Silvio  Peri,  Fonetica  del  Dialetto  lucchese  (A.  G.  I.  XII  p.  107 — 134). 

'  Adolf  Mussafia,  Beitrag  zur  Kunde  der  norditalien.  Mundarten  im 
XV.  Jahrh.  Wien  1873  (Aus  d.  XXH.  Bde.  d.  Denkschr.  d.  Philos.-histor. 
Classe  d.  K.  Acad.  d.  Wiss.)  p.  32,  s.  v.  barbastrello. 


ITAUBNISCHE  VULGÄRNAMBN   DER   FLEDERMAUS.  I49 

pas  frei,  polpasirél\  Imola  (Bologna),  haïbasM\  Mant.  rmg.  halha" 
strell]  ^  Mirandola,  palpastrelly  pappastrHl'^ ;  Ferrara,  barbastíé,  balba- 
strèl,  barbasUll\  Padova,  barbasirégio\  Vened.  ant.  barbasiregio^ ; 
barbasièlo^y  barbasirtgto^ \  barbastrigo,  barbastrillo\  Friaul,  barbasirin\ 
barbasitn\  barbastèP;    ¡tal.  Tyrol,  barbustêll. 

Diese  Abänderungen  von  vespertilio  finden  sich  demnach  mit 
wenigen  Ausnahmen  in  einer  Zone,  die  von  Toscana  ausgehend, 
sich  nach  Nordosten  bis  zur  Grenze  des  italienischen  Sprachgebietes 
erstreckt.  Flechia  hält  es  für  sehr  wahrscheinlich,  dafs  vespertilio 
im  Laufe  der  Zeit  eine  Assimilation  des  j  (i)  mit  dem  voraus- 
gehenden 1  erlitten  habe,  also  vespertilio,  vespertilio ^  vespertillo,  veS" 
perielio,  vipistrello,  pipistrello^.  Als  Belege  fur  die  Ibdstenz  von 
vespertilio  in  der  Volkssprache  betrachtet  derselbe  sportiglione  und 
barbastregio,  welches  letztere  sich  mit  seiner  Endung  zu  vespertilio 
verhalte,  wie  z.  B.  pavegio  zu  papilio.  Aus  dem  oben  mitgeteilten 
Verzeichnis  ergibt  sich,  das  vespertillo  bezeugt  ist  durch  spiridillo, 
xmá  vespertello  durch  spertello^  pistellus  und  barbustêll  u,^,yi,\  dagegen 
dürften  die  toscanischen  pripistello  und  primpistello  nur  nachträgliche 
Entstellungen  von  pipistrello  sein. 

Vom  altgriechischen  vvxtbqIç: 

Neugriech.,  vvxrsQlóa  ;  Chio,  Cos,  nyyiteridha  ;  Syra,  nyj/ftaridha  ; 
Kalymnos,  nyyitiria  (plur.  -ies);  Mesaría  (Icaria),  lycteridha\  Icaria, 
lyyideridha'j  Oiymbos  (Karpathos),  lyy[taridha  ;  Candia ,  lactaridha  ; 
Bova  (Reggio  Cal.),  taf  ta  rida:  (Morosi  hat  lastarida^);  Roccaforte 
(Reggio  C¿1.),  la/taride,  le/terida;  ì^espeì,  tagddariti;  ^^  CsLÌsbr,,  tadda- 
rito;^^  Oppido  (Pr.  Catanzaro),  tagliarita]  Palmi  (Reggio  Cai.),  tal- 
larito,  taddarito;  S.  Eufemia  (Cai.),  taraddino;  Sicilien,  tardarita, 
tardarttola;  *^  Messina,  taddarichi;  Condofuri  (Reggio  Cai.),  taddarida; 
Reggio  Cai,,  taddarita;  Modica  (Sicil.),  taddariti;  Palermo,  taddarita, 
—  Fornii  (Sardinien),  d^%^ureddu\  Dorgali,  Loculi  (Sard.)  d'ud-urreri', 
Aritzo  (Sard.),  zunzuritos;  Quartu  S.  Elena,  Villasimius,  Barumini 
(Sard.)  zurrundéddu  (plur.  -us);  Oliena,  Nuoro  (Sard.)  tzutzurreri; 
Quartu  S.  Elena,  Sinnai  (Sard.),  zurundelli,  — 


^  Mussafia,  1.  e. 

*  E*  Meschieri,  Vocabolario  Mirandolese-Italiano.    Bologna  1876. 

5  G,  Boerioy  Dizion.  del  Dial.  Veneziano.     Sec.  Ed.  Venezia  1856. 

*  ¿&.  *  ib.        *  Jac,  Pirona,  Voc.  friulano.     Venezia  1871.         '  ib, 

*  6'.  FUchia»  „Bull'  orgine  dell'unica  forma  ñessionale  del  nome  italiano, 
studio  di  Francesco  D'Ovidio,  Pisa  1872"  (Rivista  di  filologia  e  d'istruzione 
classica  I,  1873.  Torino  p.  94). 

»  G,  Morosi»  Dialetti  Romaici  del  Mandamento  di  Bova  in  Calabria 
(Arch.  Glottol.  Ital.  IV)  1878. 

»0  O.  G,  Costa,  Faima  del  Regno  di  Napoli  1839  p.  5. 

*>  O,  G.  Costa,  Vocabolario  Zoologico  comprendente  le  voci  volgari 
con  cui  in  Napoli  ed  in  altre  contrade  del  regno  appellansi  animali  o  parti 
di  essi.     Napoli  1846.  s.  v. 

"  Traina,  Vocabolarietto  delle  Voci  Siciliane.  Torino  1877,  s.v.;  derselbe 
fugt  bei:  ,,forse  da  tardi  per  sera  sp.  tardes;  come  da  notte  nottola.  E  in 
latino  infatti  vespertilio  da  vesperus."  Die  Form  tardarita  wird  Volksetymo- 
logie sein. 


I50  e.  J.   FORSYTH   MAJOR, 

Die  Bezeichnungen  von  den  griechischen  Inseln  vermittehi 
den  Übergang  zwischen  dem  neugnech.  vvxTBçlda  und  denen  der 
neugriechischen  Colonien  Calabriens.^  Die  neapolitanischen  und 
sicilianischen  iagdartta  u.  s.  f.  lassen  sich  ohne  Schwierigkeit  auf 
lactaridha  oder  etwas  Ähnliches  zurückfuhren,  wenn  wir  annehmen, 
dafs  das  auslautende  1  in  t  verwandelt  worden  sei,  behufs  Er- 
zielung einer  Art  Reduplication,  welche  dann  in  iaddariia  voll- 
ständig geworden  ist  Nichtsdestoweniger  ist  nicht  ausgeschlossen, 
dafs  die  erwähnten  sûditalienischen  Namen  ein  £rbtum  aus  der 
Zeit  Grofsgriechenlands  sind,  die  £ndung  -iia  wäre  dann  selbständig 
entstanden,  also  keine  Ableitung  aus  dem  neugriechischen  -lòcu 
Die  sardischen  Benennungen  mögen  secundar  aus  taddarita  ent- 
standen sein;  der  Weg  ist  freilich  weit  von  vvxzsçlç  zu  zurundeüif 
und  dennoch,  wenn  wir  namentlich  lactaridha  und  tagdarida  einer- 
seits, taddarita  und  d^d^reddu  andrerseits  ins  Auge  fassen,  so  er- 
gibt sich  ein  tmmerklicher  Übergang  der  verschiedenen  Formen 
in  einander,  ava   ráXXi^X'^úiv  ijupvxai. 

Etymologisch  nicht,  wohl  aber  logisch,  schliessen  sich  an 
pvxtsqIç  an  das  terames.  nottice,  von  Fano  Adriano,  Pr.  Teramo, 
und  das  calabr.  notturna  (Taverna,  Cal.),  sowie  die  folgenden  Ab- 
leitungen aus  noctua,  vermittelst  eines  *noctula  :  ^ 

Umbría  (XIV.  Jahr.)  noctola^;  Toscana,  nottola^  nottola^  nottolone \ 
Macerata,  nottola)  Sinigaglia,  nottula;  Lunigiana,  nottolo\  Venezia, 
nottola  y  noitolinoy  nottolone^)  Pieve  di  Cadoro,  nótol;  Friaul,  nöttäl^ 
gndtul;  Ladin.  (Unterfassa)  nçtulç;^  Lad.  (Avoltrí),  nàto!;*  Lad, 
(Cormons),  nyàtul;'^  Ladinien,  noettoray  nèttora;^  Lad.  (Buchenstein). 
nettola;^  Lad.  (Abtei),  nétora;^^  Lad.  (Fassa),  nèttora;^^  Lad.  (Am- 
pezzo), nuottora;^^  Frataguida  (Umbria),  nottolella;  Valtellina,  ntici' 
reula;  Vaiteli.  (Sondrio),  nuciareula\  Vaiteli,  noaroèula;^^  Vaiteli. 
(Tirano),  nociardeula;^^  Poschiavo,  nòitaroèula;^^  Tre  Pievi  (Como), 
gâlanâcCf^^  fur  volanocc;  denen  sich  scûrott  (Gebiet  von  Panano, 
Prov.  Modena)  anreihen  mag,  da  es  doch  wohl  von  scuro,  dunkel, 
Dunkelheit  abzuleiten  ist 


1  In  Betreff  des  f  dieser  letztem  vergi.  Comparetti^  Saggio  dei  Dialetti 
Greci  dell'  Italia  meridionale.  Fisa  1866,  p.  87:  f,âeixveiç  si  è  cangiato  in 
ôelfpVHÇ  come    vvxccl  in  vxxpxa,** 

'  Vgl.  ûbr.  Flechia:    „nottola  sta  per   nottova   (noctua)*'.      Post   EtiuL 
(A.  G.  I.  m,  1878). 

*  Atti  Accad.  Lincei.  1889.    Rendiconti  p.  718  fgg. 

*  A,  P,  Ninni,  Materiali  per  la  fauna  Venete  (Estr.  dal  Voi.  IV  Ser.  V 
degli  Atti  del  R.  1st.  Veneto  ài  Scienze,  lettere  ed  arti,  Venezia  1878.  p.  6 
Nota  I. 

*  Tk,  Gartner  y  Die  raetoroman.  Mundarten  (Gröber,  Grundr.  d.  rom. 
Phüologie  I  p.  470).  ^  id.  ib,  »  id.  ib. 

*  Jok.  Alton,  Die  ladin.  Idiome  in  Ladinien,  Gröden,  Fassa,  Bachenstein, 
Ampezzo.  —  Innsbruck,  1879. 

*  id.  ib.  w  Th.  Gartner,  1.  c. 
"  AUon,  1.  c.  "  Alton,  1.  c. 

^  P.  Monti,  Vocabol.  dei  Dialetti  della  Città  e  Diocesi  di  Como  a.s.w. 
Müano,  1845.  "  id.  ib.  ^  id.  ib.  »•  id.  ib. 


ITALIENISCHB   VULGÄRNAMEN   DER   FLEDERMAUS.  I5I 

Bisweilen  werden  die  Fledermäuse  für  Schmetterlinge  gehalten, 
häufiger  för  Vögel;  daher  einerseits: 

Lanusei  (Sardin.),  papüio  de  nocte\  Vinca,  Tenerano  (Massa), 
parpagliane\  Equi  (Massa),  parpagltón\  Caserta,  sparpaglione.  Diese 
Namen  beruhen  auf  einer  Verwechslung  der  Fledermäuse  mit  grossen 
Nachtfaltern;  beiden  gemeinsam  ist  ja  auch  die  Art  des  Fluges, 
der  bei  der  Fledermaus  sowohl  wie  beim  Schmetterling  kein  eigent- 
liches Fliegen,  sondern  ein  Flattern  ist.  * 

Anderseits:  Soriano  (Catanzaro),  Calasci  (Aquila),  uccello  di  nolle \ 
womit  zu  vergleichen  alban.  zdgou  i  nalœsœ,  „oiseau  de  la  nuit  = 
chauve-souris** 2  und  Çox  váti;^  Fano,  Cerchiara  ecc.  (Teramo), 
*cell(mero;  Pietra  Camela  (Gran  Sasso  d'Italia),  *cellomérso.  Was 
ist  'mersoì 

Aufserdem  werden  die  Fledermäuse  mit  bestimmten  Vogelarten 
verglichen  oder  verwechselt.  Mussafìa  teilt  als  eine  neapolitanische 
Benennung  fur  FleáerniSLUS /acciommo  mit*  /acciommoy  facciomnuy 
facciomUf  /accictomu,  sfacciommo,  sind  auch  neapolitanische  und  sicili- 
anische  Namen  der  Nachteule  (Slrix  flammea  L)^  und  passen  auf 
beide:  verschiedene  Fledermausarten,  so  gut  wie  die  Nachteule  er- 
scheinen als  Carricaturen  eines  menschlichen  Angesichts.  —  Das 
lat  noclua  ist  der  Name  der  Eule;  nollolo  auf  der  Insel  £lba  Be- 
zeichnung einer  £ulenart  (Scops  Giu  Scop)\^  die  bereits  besprochenen 
nollola^  notlolone  „Fledermaus''  sind  aufserdem  toscanische  Namen 
eines  nächtlichen  Vogels,  des  Ziegenmelkers  (Caprimulgus  europaeus 
L)J  —  In  Tempio  (Gallura,  Sardinien)  ist  paskdilolla  (i,  e.  passero 


^  Dies  ist  auch  der  Sinn  von  „Fledennaus",  „eigentlich  Fiattennaus  zu 
ahd.  fledarön,  mhd.  vlëdem  „flattern",  (a).  Ebenso  wird  das  englische  hat  als 
Entstellung  von  bakke,  das  fur  blakke  stehen  soll,  erklärt;  island,  blaka  = 
flattern  (b).  —  Hierher  gehört  auch  poln .  latomysi^  die  flatternde  Maus  (c)  und 
andere  slavische  Benennungen,  wie  die  auf  die  Form  perch-  (neusloven.  prhati 
flattern)  zurückgehenden  :  kleinruss.  perchaly  pyrchal,  poperchaly  potyrchaÒ, 
myiperchaÒ,  Fledermaus;  russ.  UtulajamylB  die  „flatternde  Maus".  Femer 
neusloven.  pirhpogaèa  (d),  pirozUk  („in  pir  steckt  wahrscheinlich  perch'**)  (e), 
¿echisch  :  piraèy  fdrcaCy  die  flatternde  (f). 

'  Auguste  Dozon,  Manuel  de  la  langue  Chkipe  ou  Albanaise.   Paris  1878. 

'  G,  Stier,  Die  albanesischen  Tiemamen  (Kuhn,  Zeitschr.  für  vergi. 
Sprachforschung  Bd.  XI  1862  p.  138. 

*  i.e. 

*  O.  G,  Costa,  Vocabolario  zoologico,  s.  v.  facciòmmo.  —  De  Vincentiis, 
Vocabolario  del  Dialetto  Tarantino.    Taranto  1872  s.  v.  sfacciammo, 

'  E,  H,  Giglioli,  Avifauna  Italica.  Elenco  delle  specie  di  uccelli  stazi- 
onarie o  di  passaggio  in  Italia  colla  loro  sinonimia  volgare,  etc.  Firenze 
1886  p.  196.  ^  id.  ib,  p.  228. 


a)  F,  Kluge,  Etymolog.  Wörterbuch   der  deutschen   Sprache.     4.  Aufl. 
Strassburg  1889  s.  v. 

b)  W.   fV.  Skeat,  A  concise  etymol.  Diction,  of  the  English  language. 
Oxford  1882  s.  V.  c)  F.  Miklosich,  Et.  Wörterb.  s.  v.  netopyrl. 

d)  id,  id.  s.  V.  perch-,  e)  id,  ib.  s.  v.  pirozleku, 

f)  id,  ib,  s.  V.  pyrtci. 


152  e.   J.   FORSYTH   MAJOR, 

storio)  =  Fledermaus;  nach  Spano,  ^  passalùol/a,  nach  Marcialis,^ 
passarutoltu.  Passalitortu\  passiriirotta  sind  sardinische  Namen  des 
Ziegenmelkers.  3  Hier  wird  wohl  auch  mit  seinem  ersten  Teile 
das  lecces.  passapiitula^  anzureihen  sein,  während  mir  'pttiula 
dunkel  ist.  Fledermäuse  sind  nächtliche  Tiere ,  wie  Eule  und 
Ziegenmelker.  Ihnen  gemeinsam  ist  auch  der  geräuschlose  Flug. 
Darum  darf  in   der  Stelle  der  Odyssee,*  wo  die  abgeschiedenen 


»  I.e. 

'  Marcialis  Dott,  Efisio,  Piccolo  Vocabolario  Sardo-Italiano  dei  princi- 
pali e  più  comuni  animali  della  Sardegna.     Cagliari  1892. 

8  E,  H.  Giglioli,  Avifauna  Italica  1886  p.  196. 

*  A,  Bernardini  Marzolla^  Saggio  di  un  Vocabolario  dornest  del 
Dialetto  Leccese.     Lecce,  1889. 

»  Od.  XXIV,  5,  9. 

Hierher  gehören  wohl  auch  verschiedene  slavische,  rumänische  und  alba- 
nesische  Namen  der  Fledermaus:  serb.  IjilaK;  rumen.  lilidCf  läek;  alban.  tior- 
PePek,  Das  poln.  UUk  bedeutet  Nachteule  (a)  ;  kleinruss.  lePak\  ross.  leleks, 
lit.  Ulis  ;  lett  leliSf  Ziegenmelker  (b).  Der  Vergleich  mit  den  genannten  Vögeln 
liegt  näher  als  der  mit  dem  Storche,  der  herangezogen  wird  (serb.  lelek^  Ij'ülak, 
kleinruss.  teteka^  russ.  UkUks',  —  tûrk.  léklék,  l¿jl¿k\  alban.  PePek,  PeiTek; 
ngriech.  XsXéxi ,  Storch  (c)) ,  und  wahrscheinlich  nur  durch  Volksetymologie 
mit  der  Fledermaus  in  Beziehung  gebracht  worden  ist. 

Der  erste  Teil  des  albanesischen  tiorPePek  bedeutet  „blind',  („tsór  scut. 
=  ]çor,  blind  (d));  denn  bei  Tage  sieht  die  Fledermaus  schlecht;  daher  auch 
altspan.  murciego,  nspan.  murciegalo^  portug«  morcegOt  i*  c.  mus  caecus,  cae- 
culus  (e)  ;  bret.  lôgôden-zallt  die  blinde  Maus  (f).  Um  so  besser  sieht  sie  aber 
bei  Nacht,  wovon  ihr  kleinrussischer  Name  noíovyd^  die  bei  Nacht  sehende  (g), 
die  dafür  am  Tage  schläft  :  daher  neusloven.  rnUkut^  fledermaus  :  die  schlafende(h), 
und  specimil^  die  schlafende  Maus,  Fledermaus  (i). 

Auch  das  französische  chauve-souris  ist  nach  Grandgagnage's  Vermutung, 
die  Diez  zufolge  Beachtung  verdient,  eine  Un^eutung  von  choue-souris ^ 
Mauseule,  „da  die  wallonischen  Formen  chawt-sri^  chau-sori^  chehau'sori  aoif 
diese  Zusammensetzung  führen,''  imd  „auch  die  picard.  Formen  cas-seuris  und 
cate-seuris  sich  in  cave-seuris,  cavette-seuris  zerlegen  lassen"  (k).  Zu  ver- 
gleichen sind  auch  noch  die  folgenden  bei  Bouvier  (1)  :  Nord,  catesri^  Somme, 
ca  seuri,  cate  seuri,  keute  sori,  Moselle,  chaude  sèri  (saute  souri,  saute  sri)i 
Champagne,  Poitou,  Charente  Infer,  souri  chaude;  Bourgogne,  chaivon  sri; 
(Berry:  chavant.  Käuzchen)  (m).  —  Chauve  in  Chauve-souris  mag  teilweise 
durch  Volksetymologie  aus  choue,  Eule  hervorgegangen  sein;  beide  Benen- 
nungen gehen  infolge  der  Klangähnlichkeit  der  verschiedenen  Formen  in  ein- 
ander über. 


a)  Miklosich,  Etym.  Wrtrb.  d.  slav.  Spr.  s.  v.  UUku, 

bi  id,  s.  V.  leljakû, 

ci  id,  s.  V.  Ulekû  cf.  d). 

d)  Gust,  Meyer,  Etymologisches  Wörterbuch  der  albanesischen  Sprache. 
Strassburg  1889.  s.  v.  PePek, 

e)  Diez,  Et.  W.  d.  rom.  Spr. 

f)  Le  Gonidec,  Dictionnaire  français-breton  ed.  Th,  Hersart  de  la  ViUe^ 
marqué.     1847  s.  v.  chauve-souris. 

g)  Miklosich,  1.  c.  s.  V.  vid-,  h)  id,  ib.  s.  v.  nàg-, 
V\  id,  ib,  s.  V.  sûp-, 

k)  Diez^  1.  c.  s.  V.  chauve-souris. 

1)  A,  Bouvier ,  Les  Mammifères  de  la  France.    Etude  générale  de  toutes 
nos  espèces  considérées  au  point  de  vue  utilitaire.     Paris  1891  p.  3. 
m)  Diez^  E.  W.  II  c.  s,  v.  choe. 


ITALIENISCHB  VULGÄRNAMEN   DER   FLEDERMAUS.  I53 

Seelen  der  Freier  mit  Fledermäusen  verglichen  sind,  tçl^êiv  nicht 
mit  „schwirren"  übersetzt  werden;  die  Bedeutung  ist,  wie  in  der 
Ilias,  wo  von  jungen  Vögeln  die  Rede  ist,*  „zirpen".  Wer  je  in 
einer  Höhle  einen  Schwärm  aufgescheuchter  Fledermäuse  beobachtet 
hat,  weifs,  dafs  dieselben  einen  zirpenden  Ton  vernehmen  lassen. 
Wir  dürfen  der  genauen  Naturbeobachtung  eines  Homer  zutrauen, 
dafs  ihm  dies  nicht  entgangen  war. 

Ein  zweiter  Name  der  Fledermaus  in  Tempio  (Sard.)  ist 
òaòòaroUu]  ins,  MsLádsAenñt  papparoíío;  Taverna  (nordöstl.  Sardinien), 
pipparotiu.  Nach  Spano  ^  ist  bahbarrottuy  nach  Giglioli^  paparottu 
sardischerName  einer  Seh walbengattung,  des  xonàoTi^i^Cypselus  apusL), 
Wir  kommen  auf  dieses  Wort  zurück. 

In  Arena  di  Calabria  u.  s.  w.  (Pr.  Catanzaro)  heifst  die  Fleder- 
maus lindaneUa  de  noite\  in  Palizzi  (Reggio  Cai.),  rindaneddi  di  notte 
(pi.),  in  Condofuri  (Reggio  Cai.)  einfach  rinda ra^  rindineda.  Linda- 
nella ^  rindara  u.  s.  f.  ist  der  Name  der  Schwalbe,  rondine  {Hirundó), 

In  Sassari  (Sard.):  zir rióla  (Spano*  hat  zirriölu);  Bonorva  (Sard.), 
zirriàlu  pedde  {Spano:  tirriolu  pedde^^  Ferraro:*  Qiiaramonti  (Log.), 
Hrriolu'Pedde  ^  zirriolupedde,)  Zirriölu  ist  aufserdem  ein  sardischer 
Vogelname,  nach  Spano  "^  „occhione,  calidra";  ziridlUf  Wasservogel, 
Hjaticula.  ^  Fbenso  gibt  Giglioli  ziriolu  als  sardinischen  Namen  des 
Oedicnemus  scolopax  Gmel.  (occhione),*  und  des  Aegialitis  Hiatictda^^^ 
sowie  zurruliu  als  sardisches  Synonym  dieses  letzteren,  *>  der 
calidra  (Calidris  Arenaria  Z),  **  des  Machetes  pugnax  Z,i^  des 
Tringoides   hypoleucus  Z.,  **    des  Totanus  nebularius  Gunn,  **    u.  s.  w. 

In  Thiesi  und  Mores  (Sard.)  fand  ich  als  Fledermausnamen 
cinciriölu]  in  Fonni  und  Umgegend,  cincimurru\  in  Samassi  (Sard.), 
sitzimureddu  (bei  Spano:  logudor:  zinzimurèddu),^^  Mit  diesen  Be- 
nennungen sind  zu  vergleichen:  cincirri,  it.  zigolo,  eine  Vogelart ;^'' 
cincirri  a  denies^  it.  strilozzo,  eine  andere  Vogelart  1®  Zizi^  zinzia 
sind  femer  sardische  Namen  des  „zigolo  nero"  (Emberiza  cirlus  L); 
zizi  heifst  derselbe  auch  im  Piémont,  zizi  im  District  von  Rovereto  ;  i® 
zinzi  heifst  in  Genua  der  „beccamoschino"  (Cisticola  cursitans  Frankl)  ^^ 
All  diese  Benennungen,  soweit  sie  sich  auf  Vögel  beziehen,  scheinen 


«  H,  n,  3, 14. 

'  Giov,  Spano,  Vocab.  Sardo-ital.  s.  v.  babbàrrottu, 

•  1.  c.  p.  193. 

*  1.  c.  *  Vocab.  Ital-sardo  H.  s.  v.  pipistrello.  •  Gius,  Ferraro,  Canti 
popolari  in  Dialetto  logudorese.  P.  I.  Torino  1891.  '  Vocab.  Sardo-Ital.  s.  v. 
tirriòlu,  ®  id,  ib,  s.  v.  uriòlu,  •  1.  e.  p.  367.  *<*  1.  e.  p.  374.  **  id,  ib, 
«  1.  e.  p.  390.     "  1.  e.  p.  391. 

**  1.  e.  p.  393.  Vgl.  auch  :  Eug,  /Holland,  Faune  populaire  de  la  France. 
Les  Mammifères  sauvages.     Paris,  1877  p.  3.  4. 

**  Vocab.  Sardo-Ital. 

**  Spano,  Vocab.  Sardo-Ital. 

"  id,  ib,  s.  V.  cincirri,  *®  id,  tb.  cf.  Giglioli,  1.  e.  p.  46.  47  :  cincirri  a 
dentés,  it.  strilozzo  {Miliaria  Pro/er  Müll), 

'»  Giglioli,  1.  c.  p.  48.  49.  *>  id.  ib.  p.  141. 


154  e.   J»   FORSYTH   MAJOR. 

Onomatopoeîen.  ^  Da  übrigens  auch  die  Fledermäuse  einen  zirpen- 
den, übrigens  nicht  immer  sehr  angenehm  klingenden  Ton  ver- 
nehmen lassen,  so  mögen  manche  der  vorstehenden  Bezeichnungen 
direkt  auf  die  Fledermäuse  angewandt  worden  sein,  unabhängig 
von  einer  Übertragung  der  Vogelnamen. 

Das  wäre  eine  Erklärung  für  die  erwähnten  Zusanmiensetzungen 
mit  cinct'^  zinzz-.  Andere  Zusammensetzungen  weisen  dagegen  auf 
eine  viel  allgemeinere  Bedeutimg  derselben.  So  fand  ich  in  Fonni 
neben  cincimurruy  Fledermaus;  cincigorrUy  Schnecke  (Cagliari,  sizzi^ 
gorrü);  cindlugu,  Leuchtkäfer.  Femer:  Planargia,  zimigorru\  Ge- 
biet von  Nuoro,  zinzimurreddu ,  Cerambix  (der  „gehörnte*'  Käfer).' 
Suicis,  ststgraxia\  Sinnai,  sizzt'golla^  Cicala. '"^  Oberblickt  man  alle 
diese  Tiemamen,  so  können,  wie  mir  scheint,  anzi",  stmi',  mi-y 
stzzi'  wohl  kaum  anders  denn  als  Deminutiva  aufzufassen  sein; 
man  vergi,  bei  Spano,*  äcciu,  "cucco",  cicauòèddu,  „trastullo".  Ein 
Deminutiv  als  Anlaut  ist  aber  baskisch  ;  die  baskischen  Tiemamen 
chinchinbare ^  chinchinmare ^  Blutegel;  chinduri,  chinguri^  chinhaurri^ 
Ameise;  chichari^  zizari^  Wurm,*  könnten  dem  Klange  nach  eben- 
sowohl sardische  Wörter  sein.  Zu  vergleichen  ist  auch  bei  van  Eys  •  s.  v. 
che,  cht  chiki.  Dann  wären  aber  ebenfalls  als  wenigstens  in  ihrem 
ersten  Teil  iberisch  "^  hierherzuziehen  die  liparischen  Benennungen  der 
Fledermaus,  iztri-^,  izidiri'^i\^  sowie  die  bereits  besprochenen  Bar- 
dischen Namen  für  Fledermaus,  zunzuritos,  zurrundeddu,  turundeüi 
gleichfalls  iberischen  Ursprung  haben  dürften:  bask,  chori^  „oiseau, 
généralement  pour  les  petits  oiseaux'*.® 

Fbenso  haben  tirriòlu  und  zirriolu  eine  weit  allgemeinere  Be- 
deutung. Spano  i<>  gibt  für  ersteres  vor  Allem  „bestiola**  an,  und 
tirriòlu  pedde  als  Namen  eines  Käfers  („Prionus  coriarius**);  so  wie 
auch  Marcialis^i  zirriolu  von  Ozieri  als  Bezeichnung  eines  Eläfers 
(Cerambix)  erwähnt 

Eine  kleine  Gruppe  zusammengehöriger  Namen  der  Fledermaus 
aus  den  Gebieten  von  Sondrio,  Bergamo,  Brescia,  Mantova,  Verona, 
Venezia  u.  s.  f.  ist  hier  zu  erwähnen  wegen  des  zweiten  Teiles 
des  zusammengesetzten  Wortes.  Sondrio  (Veltlin),  grignöpäla; 
grignòpula,  12     Berg,  und   angrenzendes   Gebiet  von  Mailand,  sgri' 

^  In  der  Lunigiana  deuten  die  Kinder,  die,  wie  anderswo,  vogelsprache- 
kund,  aber  zugleich  realistisch  sind,  den  Gesang  des  Oriolo  (  Oriolus  GaibtUa  Z) 
wie  folgt: 


» 


cincerincio  ! 


la  ciriegia  a  mangiare  son  buone, 
ma  a  e  ....  i  nocchioli,  giuradio!" 
■  MarciaUsy  s.  v.  ^  ¿/^  ^^ 

*  Voc.  sardo-it  s.  v. 

*  W.  y,  van  Eys,  Dictionnaire  basque-français.   Paris-Londres  187^.  s.  v, 
«  1.  c.  "^  Vgl.  übrigens  Diet,  E.  W.  I  s.  cica, 

®  Mündliche  Mitteilung  von  Prof.  Giglioli. 

*  van  Eys,  s.  v.  w  1.  c.  s.  v.  "  1.  c.  s.  v. 

"  R,  Bruno  Galli  Valerio,  Materiali  per  la  Fauna  dei  Vertebrati  Val- 
tellinesi.     Sondrio  1890. 


ITALISNISCHE  VÜL6ÄRNAMEN   DER   FLEDERMAUS.  1 55 

gnápola\^  bresc.  sgrignápol^  grignàpoUiy'^  gregnapola\^  cremasco, 
grígnápola,  sgregnapola)^  veron.,  zignàpola\^  veron.  ven.,  zigna- 
po¡a\^  mant  gregnappola^  sgargnápola',"^  cremori.,  greugnapápoula^^ 
gregnapápola.  *  —  Daran  schliefsen  sich  an  im  Gebiet  von  Nicastro 
(Catanzaro),  conir{pola\  in  Tirriolo  (Catanzaro),  curtnipula,^^  — 
paia  ist  in  bergamarkischer  Mundart  der  Name  der  Schnepfe,  ^^ 
Scolopax  Rusiicula  L.^^  Den  gleichen  Namen  führt  im  Vene- 
zianischen und  in  Terranova  (Sicilien)  ein  anderer  Vogel,  der 
Lycos  Manedula,^^  und  in  der  Provinz  Belluno  der  Fregiius  gra- 
cuius,  ^^  pola  halte  ich  für  das  latein.  pu/lus;  (ngriech.  jcovXlov, 
Vogel).  Was  den  ersten  Teil  der  oberitalienischen  Namen  betriflft 
so  sagt  darüber  Mussafìa:  „cremon.  grögn,,  mit  sgrignare,  höhnisch 
lächeln  zusammenhängen d.'^  ^^  sgrtgnápola  und  seine  Sippe  wäre 
demnach  „grinsender  Vogel"*  Thatsache  ist,  dafs  viele  Fleder- 
mäuse einen  grinsenden  Gesichtsausdruck  zu  haben  scheinen,  womit 
zn  vergleichen,  was  oben  bei  Gelegenheit  von  facciommo  bemerkt 
wm'de,  sowie  franz.  chai^hucmi  („höhnende  Katze'*)  und  huant,  beides 
Namen  der  Eule,  i*  Bol.,  sg}urgnapapla\  romagn.,  sgregnapàpol, 
sgregnapàpula\  ven.  sgrignapàpoli\  ferr.  sghtgnapule,  haben  die  Be- 
deutung „ridone'S  Lachhans;  parm.  sgargnaplàpla^  „donna  che  sghi- 
gnazza", 1'^  wobei  man  fragen  kann,  ob  dies  eine  Übertragung  vom 
Namen  der  Fledermaus  ist,  oder  umgekehrt  —  Eine  andere  Deu- 
tung gibt  Flechia:  „  .  .  .  casipola,  casupula  presenterebbe  piuttosto 
per  noi  un  suffisso  sporadico,  formativo  di  diminutivi  o  spregiativi, 
quali  s'incontrano  qua  e  là  ...  in  alcuni  dialetti,  massime  dell' 
alta  Italia."  Als  Beispiele  werden  angeführt:  „manopola^^  „quasi 
manaccia,  mano  falsa";  piem.  vinapola  „vinello";  verb,  vissopola 
{=.  bisciopola)  „lucertola",  berg,  sgrignapola,  mant.  sgargnapola  „pipi- 


»  Cherubini,  Vocab.  Mil.-Ital.  Milano  1839— 1856.  —  Tiraboschi,  Vocabol. 
dei  Dialetti  bergamaschi  antichi  e  moderni.  2a  ed.  Bergamo  1873.  —  Bion- 
delìi^  Saggio  sui  dialetti  Gallo-Italici.     Milano  1853. 

*  BiofuUUiy  1.  e.  —  G.  Rosa,  Vocab.  Bresc.-Ital.  delle  sole  voci  che  si 
scostano  fra  loro.     Brescia  1878. 

'   VocaboL  Bresciano  e  toscano,     Brescia  1759.  —  Rosa^  1.  e. 

*  Boni/.  Samarani,  Vocab.  Cremasco-Ital.     Crema  1852. 

*  Angeli,  Piccolo  Vocab.  Veronese  e  toscano.  Verona  1821.  —  Bion' 
delli  1.  e  •  Angeli,  1.  e.  —  Ninni^  1.  e. 

*  F,  Cherubini,  Vocab.  Mantov.-Ital.     Milano  1827. 

^  A,  Peri,  Vocabolario  cremonese-ital.     Cremona  1847. 

*  BiondelU,  1.  e.  —  Mussafia,  1.  e. 

^  O.  G,  Costa,  Vocabolario  zoologico,  p.  49  s.  v. 

**  Tiraboschiy  1.  e. 

^  E,  H,  GigüoUy  Primo  Resoconto  dei  Risultati  della  inchiesta  ornito- 
logica in  Italia.  Parte  I.    Avifauna  Italica.  Firenze  1889,  p.  609. 

"  GigUoli,  Avifauna  Italica  etc.  Firenze  1886  p.  12.  —  id„  Primo  Reso- 
conto u.  s.  f.  Firenze  1889  p.  32 

**  GigUoli,  Avifauna  ìtaUca,  1886  p.  16. 

*•  1.  e.  p.  32  s.  v.  barbastrello. 

**  Diez,  Le.  He  s.  v.  choe. 

*'  Vgl.  die  Wörterbücher  von  Ferrari,  Coronedi-Berti,  Aureli;  MtUtioli', 
Boerio',  Nannini;  Peschieri, 


156  e.  J.   FORSYTH   MAJOR. 

strello**,  e  var.  com»  grignapol  „chi  ride,  grigna^  per  niente",  11.  s.  w.^ 
—  Die  Bedeutung  von  coniri",  curinU  in  den  beiden  calabresischeii 
Namen  ist  mir  ganz  dunkel. 

£ine  genauere  Beobachtung  der  Fledermäuse  führte  und  fuhrt 
zur  Unterscheidung  von  den  Vögeln;  sie  werden  den  Saugetieren 
angenähert  und  erscheinen  nun  zunächst  dem  Volke  als  Zwitter- 
geschöpfe  zwischen  Mäusen  (Ratten)  und  Vögeln.     Also: 

Nicotera  (Calabr.),  sorici  occegli  (pl.);  ital.  Tyrol,  lùséìl  soru\ 
pav.,  uselraii]'^  vielleicht  auch  hierher  gehörig:  Oneglia  (Ligarien), 
ratíasúia;  Corte  (Corsica),  ûcce/u  iopinu^  uccello  lupino  \  Vaglisotto 
(Massa),  lop* uccello \  Tagliole  (Alto  Frignano,  Modena),  mezzohf^ 
e  mezz^uccello;  S.Terenzo  (s/m  Ligurien),  mezzorallo  e  mez¿uccello\  churw^ 
mez  miir  e  mez  ucèy  3  miez  mieur  a  miez  utschi\  *  Obwald.  (Raetorom.)  • 
mipls  miur  miçls  ulèi;  Unterengad.  ß,  ulèemelsmvr  ;  Oberengad.,  ^  vtSc" 
mplsmkvr\  Marcellinara  (Prov.  Catanzaro,  Calabr.),®  siirice  nuenwu 
ocieddu;  Lago  Maggiore,  mezzarall;  Paves,  und  Lago  Maggiore 
mezzaral,^  mezzaràlla.^^  Das  comask.  muserai,  museratl,^^  ist 
vielleicht  nur  Entstellung  vom  vorigen,  vielleicht  aber  audi  zu 
deuten  als  „muso  di  ratto'^  d.  i.  Mäuseschnautze.  Fano  Adriano 
(Teramo),  mezzo  surgi.  An  dieser  Stelle  sind  auch  die  schon  er- 
wähnten sardischen  Namen  cinctmurru,  sitzimureddu  {zinzimureddU) 
nochmals  aufzufuhren,  in  deren  zweitem  Teil  mit  Mussafia^'  das 
lat.  murem  zu  sehen  ist.  Wie  sazza-  in  sazzamureddu  (Dedmo  Mannu, 
Sard.)  zu  deuten  ist,  weifs  ich  nicht  zu  sagen,  es  findet  sich  wieder 
in  sazzaluga^  dem  sardischen  Namen  eines  Reptils,  Gongylus  ocellaius. 
Vgl.  übrigens  unten  sacca-pinnulo. 

Endlich  wird  der  Begriff  „Vogel"  ganz  aufgegeben:  Ins.  Pomsa, 
nach  Mitteilung  von  Prof.  Giglioli:  soricilli  di  nolle';  Tre  Pievi 
(Comasco),  13  g6lan6cc\  Oberhalbst  (Raetorom.),  **  i^^ff^/;|^;Piacenza,'^ 
rail  harhaslHl\  San  Fiorenze  (Corsica),  lopo  menudo  (kleine  Maus?; 
siehe  auch  weiter  unten);  Foggia,  scurchiggione^^^  spurlagghiane\^'^ 
Gessopalena  (Chieti),  i®  scurpinge\  Assergi  (Aquila),  scurpiccieri. 
Letztere  vier  aus  sörice,  súrice,  surge,  Maus  entstellt,   oder  zu  spor^ 


»  A.  G.  I.  IV.  1878  p.  380. 

•  Mussafia,  1.  c.  '  Mussafia,  1.  c. 

^  Mathias  Conradi,  Taschenwörterbuch  der  Deutsch-Romanischen  Sprache. 
Zürich  1828.  s.  V.  Fledermaus. 

•  Gartner,  Die  raetoroman.  Mundarten  1.  c. 

•  id,  ib,  '  id,  ib. 

^  Franc.  Scerbo,  Sul  Dialetto  Calabro.    Firenze  1886. 

»  B,  Biondelli»  Dial.  Gallo-Ital.  —  Mussafia,  1.  e. 

*o  Cherubini,  Vocab.  Milan.-Ital. 

^^  P,  Monti,  Vocab.  dei  Dial,  di  Como  s.  v.  mezaràt,  Mussafia,  1.  e. 

*•  1.  e.  p.  32  Anm.  2. 

**  P,  Monti,  Vocab.  dei  Dial,  di  Como. 

"  Gartner,  1.  e. 

*'  Lor.  Foresti,  Vocab.  Piacentino-Italiano,  ma  Ed.  Piacenza  1883.  s.  v. 

*•  Briefliche  Mitteilung  von  Prof.  Giov.  Peruzzi  in  Terni. 

>'  Briefl.  Mitteilung  von  Prof.  Luigi  Bordi  in  Foggia. 

**  Genn,  Finamore,  Vocab.  delPuso  abruzzese.    Lanciano  1880. 


ITALIENISCHE  VULGÂRNÀM£N   D£R   FLEDERMAUS.  157 

tigUúnl  Savona  (Ligurien),  ratiarattoäa.  Als  Aehnlichkeît  mit  Vögeln 
bleiben  nur  die  Flügel;  die  Fledermäuse  werden  zu  fliegenden, 
geflügelten  Mäusen  oder  Ratten: 

Cremasco,,  gu/ara/  (g  für  v  in  volare^);  Lomb.  raíí  sgolavo  ;2  Lodig. 
und  angrenz.  Lomb.^  raii^sgoladd'y  Lago  Magg.,  rattavol]  Pavese*, 
ratíavola^  rattavôla  ;  Piazza  Armerina  (Sicilien)^  ratavólüy  raiiavola  ;  Gergo 
Valsoan.*  raiiavola  (vgl.  Jouxtens  b.  Lausanne, "^  raiiavo/);  Pavese, 
raUtvolä^^  raiavouàt;^  Piazza  Armerina  (Sic),  ^^  raiazm/édda;  Arona, 
rauwolû;  Vercelli  (Piem.),  raiavultira;  Caipeneto  (Alto  Monferrato),  1* 
raiaràura^  {raura  fär  aura  =  aiia  ?)  Acqui  (Monferr.),  12  raiiaraula 
(Vergi.  Prov.  raiairol^^^  als  Deminutiv  aufgefafst,  mit  der  Deutung 
„petit  rat,  taupe"  ;  vielleicht  doch  eher  als  „Fledermaus"  zu  deuten, 
die  auch  für  blind  gilt);  Casale  Monferr.  und  Piem.  raia  vulojra;^^ 
Piem.  raia  valoir a,^^  ratavouldj'ra^  rai  voulour;^^  Val  Soana,  ^"^  raia- 
voiàj'rt;  Canavese, ^^  raiavoläVa;  Pral  (Valdenser  im  Piémont),*® 
ra¿n/lujro;  [cf.  Orbe  (Vaud),  raia  volai  rey  „Rom.  Schweiz",  20  ralla- 
volatre;  Rumilly  (Savoien)  und  Wallis,'^*  rale-volüre;  Roman.  Schweiz, 22 
raloulwa^  ralla-volta;  Savoien  (link.  Ufer  des  Genfer  See's),  imd 
Genf,W  raiülivay  raloultve,  r^/^^/tz'^  (Zusanunenziehung  \on  ralevolwe); 
Jura  (Schweiz), 24  ralevolale\  Vosges, ^^  volanl^relle\  in  manchen  Gegen- 
den Spaniens, 2«   raion  volanle)  Ain  (Frankr.),^''    ralla  voulesse,   ralla 

•  Satnarani,  1.  c.  s  v.  *  Chertanni,  Vocab.  Milan.-Ital,  s.  v. 

•  BiondeUi,  Saggio  sui  Dial.  Gallo-Ital.  s.  v.  —  Chertänni,  1.  e.  — 
Mussaßa,  1.  e. 

•  BiondelU,  Le.  —  Cherubini,  1.  e.  Voi.  V.  Agg.  o  corr.  s.  v.  mezzaràtt, 
'^  /Remigio  Roccella,  Vocabolario  della  Lingua   parlata   in  Piazza  Arme- 
rina (Sicilia).     Caltagirone  1875.  s.  v. 

•  C.  Nigra,  Fonetica  del  dial,  di  Val-Soana  (Canavese).  A.  G.  I.  m. 
1878.     Appendice  p.  43  Anm.  2. 

''  Briefl.  Mitteilung  von  Herrn  Alfred  de  Rham  in  Jouxtens  b.  Lausanne. 

•  Di*,  dorn,  pavese-ital,  P.  I.  Pavia,  1829.  s.  v. 

•  Rod,  Manfredi^  Diz.  Pavese-Ital.  Pavia  1874.  *^  RocceUa^  1.  e. 
**  Gius,  Ferrara,  Glossario  Monferrino.  Ila  Ediz.  Torino  1889.  s.  v. 

^  id,  ib.  *^  Raynouard,  Lexique   Romand  ou  Dictionnaire   de   la 

langue  des  Troubadours,  Paris,  1838 — 1844,  s.v.: 
Cant  eu  la  vei,  tot  m'abelluc, 

et  oclei  mai  d'un  ratairol.  (Un  troubadour  anomyme:  Can  vei). 
(„quand  je  la  vois,  je  suis  tout  ébloui,  et  je  suis  aveugle  plus  qu'une  taupe".) 

**  Gius.  Ferraro,  1.  e.  **   Vittorio  di  Sani* Albino,   Gran  Dizion. 

Piemontese-Ital.  Torino  1 859.  s.  v.  —  Michele  Poma. ,  Vocab.  Piemontese- 
Ital.     Torino  1830 — 33.  s.  v. 

M  Maggiore  Dal  Pozzo,  Glossario  Etimologico  Piemontese.  Torino  1888. 
s.  V.  ratavoulòjra,  "  C,  Nigra,  1.  e.  *®  id,  ib, 

*•  G.  Morosi,  L'odierno  linguaggio  dei  Valdesi  in  Piemonte  (A.  G.  I. 
XI.  1890.  I.  Dialetto  di  Pral.  p.  330 — 367). 

**  Doyen  Bridel,  Glossaire  du  Patois  de  la  Suisse  Romande.  Lausanne 
1866.  (Mém.  et  Documents  publiés  par  la  Société  d'Histoire  de  la  Suisse 
Romande,  T.  XXI). 

**  Jean  Humberto  Nouv.  Glossaire  Genevois.  Genève  1852  .s.v.  ratouUve, 

»  Humbert,  1.  c.  —  Bridel,  1.  c.  '*  Humbert,  1.  c. 

^  id,  ib,  *>  id,  ib,  cf.  Ascoli,  Schizzi  franco-provenzali  (A.  G.  I.  m, 

1878  p.  115). 

**  Nemnich,  Allgemeines  Polyglotten-Lexicon  der  Naturgeschichte.  Ham- 
burg und  Leipzig  1793.  ^^  A,  Bouvier,  1.  e.  p.  3. 


158  e.   J.   FORSYTH   MAJOR, 

volante  \    Saône   et   Loire,  ^   raiie  voler  ate  ^  raie  voluche^    rate  voltice; 
Lyon,  rata  volagi,^  rate  volage.^] 

Perfugas  (Sassari,  Sard.),  sórighe  pinnádulu  (Spano,  Nördl.  Sard.: 
sorighe  pinnadule\  (cf.  prov.  son'tz  penada ^)\  Leccese,  súr¿e  tda/éu;^ 
Carignano  (Piémont),  gt'an-volàn;  Bastia  (G>rsica),  topo  pmnaio; 
Calvi  (Corsica),  sacca-ptnnuto.  (Bask,  sagù  ist  „souris"  (van  Ëys, 
Dictionn.  basque-français.  París-Londres  1873).  Bei  diesem  Ânlafs 
ist  auch  auf  das  corsische  jàcaru,  „uno  dei  nomi  del  cane^  auf- 
merksam zu  machen,^  womit  zu  vergleichen  bask,  zakur^  chakur^ 
zakhur^  bei  van  £ys  (Diet  b.-fr.);  S.  Fiorenze  (Corsica),  topo  menudo 
(menudo  Entstellung  von  pinnuto?);  Cagliari  (Sard.),  ratta  pignáUa\ 
Sudi.  Sardinien,  Alghero,''  arratapignàla\  Alghero  (Sard.),  ratta 
pignora,  rattapìgnara,^  ratapiñara^  (cf.  Pyrén.-Orient^o  rata  panera)^ 
rata  pinada  ^^  (ebenso  Catalon.;  cf.  prov.  ^^  ratapennada,  ratapenada\ 
Tarn,  15  rato  penado  \  Languedoc,  ^^  rata  penada,  rato  penado\  Cantal, 
Haute-Loire^^  rata  peinada  \  Gard^*  rato  panado)  \  Geno  v.,  ratio 
penniigo,  *"  rattopennûgo,  raito'pennûgo^  ^^  ratio  penûgo,  *•  rattupenägu  ;  *® 
Carloforte  (Sard.), 21  raiiu  spenugu\  Santa  Margherita  Ligure,** 
ratto  pernugo  (cf.  Tarn,  23  rato  perno)  \  Bonifazio  (Corsica),  2*  ralti 
pendiii  (plur.);  Porto  Venere  (Ligur.),  ratti  pennûi  (plur.);  Cemobbio 


»  id.  ib. 

'  Onofrio,   Glossaire  lyonnab,  p.  368.     cf.  Diez  (trad.  Bauer),  Anciens 
Glossaires  Romans.     París  1870,  p.  47. 
'  Humbert,  1.  e. 

*  Raynouard,  1.  e.  s.  v. 

*  G.  Morosi,  n  Vocalismo  del  Dialetto  Leccese  (A.  G.  L  IV,  1878. 
p.  117— 144  s.  V. 

^  Faìcucci  in  Papanti,  I  Parlarí  Italiani  in  Certaldo.  Livorno  1875.  P*  573- 

^  Spano,  Vocab.  Sardo-ital.  s.  v. 

^  Marcialis,  Picc.  Vocabol.  Sardo-ital.  dei  principali  e  più  comuni  ani- 
mali della  Sardegna.     Cagliarí  1892.  s.  v. 

»  F,  E,  Guarnerio,  Il  Dialetto  Catalano  d'Alghero.  (A.  G.  I.  XI.  1885 
p.  261 — 363.  »o  Bouvier,  1.  e. 

^*  G.  Morosi,  L'odierno  Dialetto  Catalano  di  Alghero  in  Sardegna. 
In  Memoría  di  Napoleone  Caix  e  Ugo  Angelo  Canello.  Miscellanea  di  Filo- 
logia e  Linguistica.    Firenze  1886.  p.  313 — 332. 

**  Raynouard,  1.  e.  s.  v. 

*'  Bouvier,  1.  e.  **  id.  ib.  **  id.  ib. 

*^  y.  Crespón,  Faune  mérídionale.  Nîmes,  Montpellier,  1844,  ûi  ^g» 
Rolland,  Fauna  populaire  de  la  France.  Les  Mammifères  sauvages.  Paris 
1877.  p.  I. 

*'  F.  Angelo  Faganini,  Vocabol.  dom.  Genovese-Italiano  con  un  Appen- 
dice zoologico.    Genova  1857. 

18  Giov.  Casaccio,  Dizion.  Genov.-Ital.  Sec.  Ediz.    Genova  1876.  s.  v. 

"  Faganini,   1.  c.  *>  Gius   Olivieri,  Dizion.   Genovese  -  Italiano. 

Genova  1 85 1.  '*  Marcialis,  1.  c.  s.  v. 

^  Mundi.  Mitteilung  von  Prof.  Guelfo  Cavanna  in  Florenz. 

^  Bouvier,  1.  e.  —  Rolland,  1.  e.  p.  3  fuhrt  rato  perno  nach  Couùmé 
(Dictionnaire  de  la  langue  romano-castraise  et  des  contrées  limitrophes)  an, 
und  gibt  folgende  Deutung:  „perno  "s^ planant,  par  métathèse  et  changement 
de  1  en  r."  perno  ist  doch  wohl  eher  Entstellung  aus  penno,  penne,  vergi, 
weiter  unten  ratapene,  rat  penna  u.  s.  w. 

**  Mündliche  Mitteilung  von  Frof.  Giglioli  in  Florenz. 


ITALIENISCHS  VULGARNAMEN   DBR   FLEDERMAUS.  1 59 

(Lago  di  Como),  raitpignol\  Liguria,*  raiapme\  (cf.  franz.  Jura,' 
Dauphiné,^  rata  pma\  Lyonnais,*  rate  penne;  Valenza  (Span.),* 
rai  penna/;  Prov.,  «  raüZ'Penau), 

Wie  man  sieht,  finden  sich  diese  Zusammensetzungen  —  einer- 
seits mit  dem  vermutlich  celtischen  ra/ia,  anderseits  mit  den  mehr 
oder  weniger  entstellten  lat.  pinnaius,  pennaius  —  in  Ligurien,  von 
der  toscanischen  Grenze  an,  in  Piémont,  Savoien,  der  Provence, 
und  erstrecken  sich  nördlich  bis  über  Lyon  hinaus,  in  die  romanische 
Schweiz  und  die  Vogesen  ;  südlich  nach  Spanien.  In  die  Inseln  Corsica 
mid  Sardinien  sind  sie  aus  Ligurien  und  Spanien  eingedrungen. 
Isoliert  in  Unteritalien  findet  sich  das  lecces.  gattuptgnula,  "^  das  fast 
wie  eine  Importation  aus  Oberitalien  erscheint.  gaUu-  mag  eine  wenig 
glückliche  Umdeutung  des  im  Süden  nicht  verständlichen  ratio, 
raüa  sein.  Sodann  Neapel:  sparapingolo,^  sparrpignolo;^  Castiglione 
a  Casauria  (Abruzzen),  io  sparapìnge;  Isola  del  Gran  Sasso  (Teramo) 
nuutripengi;  Pr.  Chieti,  sopreppènguele;  in  deren  zweitem  Teile  wohl 
das  Thema  penna,  pinna  enthalten  ist,  während  ich  für  spara-, 
sparr»,  sopre-,  mastri"  keine  Deutung  wage. 

Das  deutsche  fledermaus  hat  sich  in  Asiago  (Sette  Comuni, 
Vicenza)  als  fludermaus  erhalten,  sowie  in  den  XIII  Comuni  des 
Veronesischen,  wo  noch  l'iti  fliedermaus  gesagt  wurde,  als  fliàdemaus;^^ 
in  den  deutschen  Gemeinden  des  Piémont  als  fladermus,  pl. 
fiùdermisA'^  Vergi,  grödn.  fludermaus ;^^  hisem.  floddermaus,  fludder- 
maus,^* 

Weiterhin  greift  die  Phantasie  des  Volkes  zu  andern  wirk- 
lichen oder  angeblichen  Eigenschaften  des  Tieres.  Es  wurde  bereits 
aus  Sardinien  (Bonorva)  zirriolu  pedde  erwähnt,  d.  i.  Vogel  mit  Fell, 
Haut  (statt  der  Federn).  Andere  sardische  Namen  besagen  ein- 
fach :  Hautflûgel,  Fellflügel: 

Bosa  (Sard.),  alibedde;  1*  Fonni  (Sard.),  ala  de  pedde;  Goceano 
(Sard.),  aìipedde;^^  Sanila,  Fonni  (Sard.),  alipedde;  Desule  (Sard.), 
ali  e  vedde;  Villagrande  (Sard.),  alas  de  vedde;  Terranova  (Sard.),  ala 


*  Gius.  Ferraro,  Glossano  Monferríno. 

*  Bouvier,  1.  e.  '  Rolland,  1.  e.  p.  3. 

*  Rolland,  1.  c.  *  Nemnich,  1.  c. 

*  Honnorat,  Diet.  Provençal-firançais,  Digne.  1846.  1847. 

*  Gius.  Costa,  Fauna  Salentina. 

^  O.  G.  Costa,  Fauna  del  Regno  di  Napoli,  p.  5. 

*  M.  Lessona,  Storia  natur.  illustr.  dei  Mammiferi. 
*®  Genn.  Finamore,  1.  e. 

**  Vocabolario  di  don  Marco  Perno,  Verona  1763.  Siehe  Francesco  e 
Carlo  Cipolla,  Dei  Coloni  Tedeschi  nei  XIII  Comuni  Veronesi  (Archivio 
Glottol.  Italiano  Vm  1882  p.  151).  Der  Vollständigkeit  halber  ist  hier  nach- 
zutragen, dafs  sard,  zirriolu  u.  s.  f.  auch  an  arab.  their  el'hil  Fledermaus  an- 
klingt. 

^  Giov.  Giordani,  La  Colonia  tedesca  di  Alagna- Valsesia  e  il  suo  dialetto. 
Opera  postuma.  Torino  1891. 

^  Th,  Gartner,  Die  raetorom.  Mundarten.  1.  e.  p.  470. 

^*  y.  V.  lingerie,  Lusemisches  Wörterbuch.     Innsbruck  1869. 

*'  Spano,  Voc.  Sardo-Ita!,  s.  v.  "  id,  ib.  s.  v. 


1 6o  e   J.   FORSYTH^MAJOR, 

e  peddes\  Bosa  (Sard.),  aiiilipedde\  Olzai  (Sardin.),  zunzumurreddu 
alipedde\^  Mussafìa  fragt,  ^  ob  sard.  „a/i(5^¿i^<^'S  Fledermaus,  nidit  als 
„schöne  Flügel"  zu  deuten  ist.  Aber  in  Sardinien  habe  ich  in  den 
erwähnten  Namen  immer  nur  pedde  und  vedde  gehört,  und  ped^ 
ist  Haut^  Fell.  Mussafía's  Vermutung  ist  auch  aus  sachlichen 
Gründen  abzulehnen,  da  es  Niemandem,  aufser  etwa  einem  Natur- 
forscher, in  den  Sinn  konunen  wird  die  Fledermausñugel  schön 
zu  nennen,  ala  de  pedde  und  seine  Sippe  entspricht  dem  griechi- 
schen Ádjectiv  Ó€C(iójtT€QOCf  welches  Aristoteles  und  Aelianus  mit 
Bezug  auf  die  Fledermausñugel  anwenden.  £in  Sanscritname  des 
Tieres  ist  ajinapairâ  „patra  aile,  mot  à  mot  la  bête  aux  ailes  de 
peau,  la  chauve-souris**.  ^ 

Das  merkwürdige  ariurtghiula,  ariurigghtula^  aus  der  Prov. 
Lecce  (Terra  d'Otranto)  füge  ich  hier  an,  weil  es  an  das  alban. 
fakurtê,  Pakurekss  Fledermaus  ^  anklingt;  was  mir  aller  Beachtung 
wert  scheint,  da  sich  das  Wort  aut  dem  Boden  des  alten  Messapien 
findet     Alban.  takur^   rdkurii  ist   „nackt**  und  takurii   ausserdem 


*  Mar  Cialis  ^  1.  c.  s.  v.  '1.  c. 

3  Burnouf,  Dictionn.  class.  Sanscrit.  Ein  anderer  Sanscritnanae  ist 
iarmapatrü  (mit  Lederflügeln),  nach  Pott  (Über  Mannigfaltigkeit  des  sprach- 
lichen Ausdrucks  nach  Laut  und  Begriff,  in  Zeitschr.  f.  Völkerpsychologie 
und  Sprachwissenschaft,  i860  p.  345).  —  Gleiche  Bedeutung  hat  norweg. 
skind'vaenge  (a)  und  breton,  askel-groc^hen  (b).  Vergi,  auch  island.  letSr^blaka 
der  „Lederflatterer'S  Fledermaus  (c),  und  utr-mus  (d)  ;  schwed.  läderlapp  (e)  ; 
dalek.  Udr{i),  —  Altsloven.  koza  ist  Haut,  koiuhht  Pelz;  kleinruss.  und  weiss- 
russ.  koia ,  kozuch ,  koian ,  Fledermaus  (g).  Ferner  bei  Pott  (1.  c.)  ungar., 
bör^eger  (Ledermaus);  lettisch,  peü-ahda  (Fellmaus);  lit.  suksnospamis 
(Lederflügler). 

*  O.  G,  Costa,  Fauna  del  Regno  di  Napoli,  p.  5.  —  id.  Vocabolario 
zoologico  s.  V.  —  Gius,  Costa,  Fauna  Salentina  p.  11.  —  G.  Costa  bezeichnet 
das  Wort  als  eine  der  gebräuchlichsten  Benennungen  der  Terra  d'Otranto  for 
die  Fledermaus,  und  gibt  davon  folgende  Etymologie:  „La  ....  voce  ha 
dovuto  alcerto  trarre  sua  origine  dal  greco  idioma  —  verbo  aQxàiû  per  in- 
dicare il  sospendersi,  appendere,  rimaner  sospeso;  e  Paoristo  2  wqvÌov  del 
verbo  oQvaao)  o  oqvttw  che  vale  ad  esprimere  lo  scavare.  Con  queste  due 
voci  adunque,  dagli  abitanti  la  Magna  Grecia  si  è  formato  quel  nome  per 
alludere  al  costume  di  questi  animali,  di  tenersi  sospesi  col  capo  in  giù  ne* 
sotteranei  e  nelle  fenditure  de'  vecchi  muri,  e  simili."  Mir  scheint,  dass  man 
in  arturlgghiula  höchstens  das  Verbum  òcvxxw  vermuten  könnte;  wie 
schon  Stier  (h)  den  äussern  Anklang  des  alban.  PakurlM',  Fledermaus  an  hamuHk, 
Maulwurf  (ngr.  x^ß^C^Y^Q)  ^1^  auffallend  bezeichnet.  „Sodass  man  zu  deuten 
versucht  sein  könnte:  die  Fledermaus  vergräbt  sich  in  Gruben,  Löcher 
{Xaxxoç,  Graben,  Grube)  wie  der  Maulwurf  unter  die  Erde.**  Dann  wäre  aber 
unverständlich,  wie  Pakurid  zu  der  Bedeutung  „nackt"  und  „Schnecke  ohne 
Haus",  Nacktschnecke,  kommt. 

*  Gustav  Meyer  y  Etymol.  Wörterbuch  der  albanesischen  Sprache.  Strass- 
burg  1891  s.  s.  Vakur, 

a)  Nemnich  1.  c. 

b)  Le  Gonidec,  Diet,  franç.-breton  ed.  7%.  Hersant  de  la  Villemarquéi 
„Askel  ^  aile  d'oiseau  et  de  quelques  insectes,  askel-groâ hen  chauve-souris 
signifie  à  la  lettre:  aile  de  peau." 

c)  Skeatf  1.  c;  s.  v.  bat,  d)  Nemnich,  1.  c.  e)  id,  ib, 
f)  id,  ib,             g)  Miklosüh,  Et.  W.  s.  v.  koza. 

h)  Alban.  Tiernamen  1.  c.  p.  1 38. 


ITALIENISCHE   VULGÄRNAMEN   DER   FLEDERMAUS.  l6oa 

noch  „Schnecke  ohne  Haus**,*  also  Nacktschnecke;   Pskure,  Pt'Jkurs, 
scat,  rkur  f.,  Haut,  Fell,  Leder;  Baumrinde. 2 

Ihrer  Bedeutung  nach  schliessen  sich  wohl  auch  eine  kleine 
Gruppe  lombardischer  Benennungen  am  besten  hier  an: 

Lombardei,  raiHignol^  tegn'óra\  Mailand  (Stadt),  tegnöla\  Gebiet 
von  Mailand,  tegna\  ^  Como,  iaragnola\  Lecco,  tigndl\  Lago  Maggiore, 
lomb.  Ufer,  tagnol\  Esino  (Lomb.),  iegnarol^  iegnardla\  Varenna, 
UgnöL 

Das  Volk  der  Lombardei  erklärt  diese  Namen  wie  folgt:  wenn 
zufallig  der  Fledermauskot  einem  Menschen  auf  den  Kopf  gerate, 
erzeuge  er  daselbst  die  tigna,  d.  i.  eine  Art  Grind.  Einen  ähnlichen 
Aberglauben  erwähnt  Rolland^  aus  dem  Elsafs.  Da  die  Jigna^^ 
das  Ausfallen  der  Haare  zur  Folge  hat,  so  entsprechen  meiner  An- 
sicht nach  diese  Namen  dem  französischen  chauve  ^ souris  (calva 
sorex),*  und  wollen  den  Mangel  der  Federn  bei  dem  far  einen 
Vogel  gehaltenen  Tiere,  oder  auch  den  beinahe  vollständigen  Mangel 
der  Haare  auf  den  Flügeln  bezeichnen.*  In  verschiedenen  Gegen- 
den Italiens  tragen  kahle,  unfruchtbare  Hügel  und  Berge  den  Namen 
MonUiignoso,  — 

Wir  haben  bereits  die  sardischen  hahbarotiu,  papparoHu^  pipparotti 
in  der  Bedeutung  „Schwalbe  (rondone)**  und  „Fledermaus**  kennen 
gelernt  bahbarrottu  hat  in  Sardinien  femer  den  Sinn  von  „Kinder- 
sdireck**;''  papparutu  findet  sich  in  der  gleichen  Bedeutung  „spau- 
racchio dei  bambini**  in  Calabria  Citeriore. ^  Die  nächtliche,  ein 
geheimnisvolles  Dasein  führende.  Fledermaus  hat  ihren  Platz  in  der 
Mythologie  und  im  Aberglauben.  Darum  in  Cagliari  (Sard.),  pilloni 
de  SU  tiauiuy^  d.  i.  Teufelsvogel.  Homer  vergleicht  die  Seelen 
der  Freier  mit  Fledermäusen  (Odyss.  XXIV,  5 — 9). 


*  Stier,  Albanes.  Tiemamen,  1.  c.  p.  138.  —  G,  Meyer ^  1.  c. 
■  G.  Meyer,  1.  c. 

*  Mussafia,  L  c. 

*  E,  Rolland,  1.  c.  p.  7. 

^  Die%,  Anciens  Glossaires  Romans,  trad.  Bauer.  Paris  1870.  ,,Glosses 
interprétant  le  texte  biblique  192:  vespertiliones  calves  sorices."  p.  47:  „vesper- 
tilio »ycalva  suricis".  Hierher  gehört  Horning  zu  Folge  (diese  Zeitschr.  1890. 
XIV  p.  221)  auch  das  lyon.  rataplana  [vgl.  Isère,  rate  plane ^  rate  plaine 
bei  Rolland  (1.  c.)  und  Bouvier  (1.  c),  Castres,  (Couzinié  b.  Rolland  1.  c.  p.  3, 
rato  pleno)'],  was  nicht  „souris  gui  plane*'  ist,  sondern  „plana  ist  hier 
femÍDin  von  plan  und  bedeutet  ,iuni,  lisse,  chauve**.  So  auch  schon  Rolland 
(L  c.  p.  3). 

*  In  der  Mundart  von  Dax  und  Umgegend  (Gascogne)  heisst  die  Fleder- 
maus sourits-escaouye,  mit  Bezug  worauf  Herr  A.  Lartigue  von  Dax,  dem  ich 
den  Namen  verdanke,  mir  Folgendes  mitteilt:  „Escaouye  est  une  maladie 
cutanée  qui  frappe  certains  animaux  et  leur  fait  perdre  le  poil.  D'où  une 
Calvitie.  Le  mot  gascon  de  cet  animal  est  en  français,  mot  pour  mot:  souris- 
Calvitie,  c'est  à  dire  atteinte  de  calvitie/* 

*  Giov,  Spano,  Vocabolario  Italiano  Sardo  T.  H.  Cagliari  1852. 

*  Vincenzo  Dorsa,  La  tradizione  greco-latina  negli  usi  e  nelle  credenze 
pO]>o]ari  della  Calabria  Citeriore.    Cosenza  1879  p.  8. 

*  Marcialis,  1.  e.  s.  v.  Derselbe  führt  auch  einen  femern  sard.  Namen 
<icr  Fledermaus  an:  pilloni  annappau,  das  wohl  soviel  als  „blinder  Vogel" 
l>«dcutet,  and  darum  den  oben  besprochenen  albanesischen,  spanischen,  brc- 


102  A.   HORNING, 

wissenschaftlich  nicht  in  Betracht.  Dasselbe  gilt  von  der  Mehrzahl 
derjenigen  Untersuchungen,  von  denen  Paris  Parlers  S.  163  sagt: 
,,le  travail  qu'on  a  dépensé  à  constituer,  dans  Tensemble  des  parlers 
de  la  France,  des  dialectes  et  ce  qu'on  a  appelé  des  sous-dialectes, 
est  un  travail  à  peu  près  complètement  perdu".  Verloren  ist  die 
Arbeit,  weil  sie  in  der  Regel  von  Dilettanten  geleistet  wurde,  welche 
ohne  die  nötige  Vorbereitung  an  eine  der  schwierigsten  Aufgaben 
linguistischer  Forschung  herantraten.  Selbst  die  Untersuchung 
Jorets  über  die  Sprache  der  Normandie  hat  die  Sache  nicht 
erheblich  gefordert,  da  Joret  ein  allzu  ausgedehntes  Gebiet  um- 
spannte und  sich  vielfach  auf  Angaben  aus  zweiter  Hand  ange- 
wiesen sah. 

Wir  unterwerfen  zunächst  diejenigen  Arbeiten  einer  Prüfung, 
die  zu  dem  Ergebnis  kommen,  dafs  es  Dialektgrenzen  gibt.  Mit 
dieser  Frage  mufs  nämlich  u.  K  die  methodische  Forschung  be- 
ginnen. Erst  wenn  dieselbe  gelöst  ist,  kann  an  die  Lösung  der 
Frage  nach  der  Existenz  der  Dialekte  gedacht  werden. 

n. 

In  den  Mélanges  WalUons  (Lûttich  1892)  hat  J.  Simon  ^  einen 
Teil  der  wallonisch-pikardischen  Grenze  untersucht  und  graphisch 
dargestellt:  er  hat  für  fünf  Merkmale  (die  Vertreter  von  i.  ca^  ga 
2.  ce,  iy  nach  Kons,  3.  ié  ^*  f  ■{•  y  5.  J  vor  Konson^  die  unter 
den  ältesten  und  wichtigsten  ausgewählt  sind,  gezeigt,  wie  die 
Grenzlinien  derselben  einander  kreuzen,  sich  einander  nähern,  dann 
sich  wieder  von  einander  entfernen  und  sich  dabei  in  einem  Ramne 
bewegen,  dessen  gröfste  Breite  zwischen  Binche  und  Charleroi  etwa 
15  Kilometer  beträgt.  Die  Untersuchung  Simons  wird  Romania 
21,  334  einer  Kritik  unterzogen,  die  in  dem  Satze  gipfelt,  dafs 
nach  der  Ansicht  Gilliérons  der  Verfasser  „a  donné  par  ses  obser- 
vations et  la  carte  qu'il  y  a  jointe  une  excellente  démonstration  de 
la  thèse  qu'il  voulait  combattre''.  Der  Verfasser  verzichte  selbst  darauf, 
fur  die  Merkmale  3  und  5  eine  Grenze  zu  ziehen  „parceque  dans  la 
zone  frontière  ces  séries  ne  sont  pas  nettement  tranchées".  Ver- 
fasser füge  hinzu,  dafs  er  dasselbe  auch  fur  2  hätte  thun  sollen; 
was  4  betreife,  so  sei  es  auch  nicht  leicht  das  Produkt  von  f+y 
f  oder  Í  auseinanderzuhalten  „à  cause  du  voisinage  de  ces  deux 
sons  dans  l'échelle  vocalique''.  Es  bleibe  schliefslich  i,  dessen 
Grenzen  weder  mit  2  noch  mit  4  zusammenfallen.  Diese  Kritik 
scheint  nicht  ganz  unbefangen  zu  sein.  Wenn  J.  Simon  sagt,  dafs 
es  z.B.  für  3  und  5  nicht  möglich  sei,  eine  Grenze  zu  ziehen, 
so  meint  er,    dafs    an    der  Sprachgrenze    in    einer    und   derselben 


'  Les  limites  du  picard  et  du  wallon  en  Belgique,  S.  99 — no. 
Simon  erzählt,  dafs  er  von  Hause  aus  der  Überzeugung  war,  que  tonte 
distinction  de  dialectes  était  illusoire,  dafs  er  aber  durch  die  an  Ort  und 
Stelle  vorgenommene  Untersuchung  eines  besseren  belehrt  worden  sei. 


&BBR   DIALEKTGKENZEN   IM   ROMANISCHSN.  1 63 

Ortschaft  sich  Mischungen  finden  und  die  beiden  Merkmale  neben 
einander  vorkonunen,  femer  dafs  bei  der  Feststellung  von  4  der 
Forscher  mit  Schvâerigkeiten  und  Unsicherheiten  zu  kämpfen  hat, 
wie  sie  demjenigen,  der  eine  lebende  Sprache  aufzuzeichnen  ver- 
sndit,  auf  Schritt  und  Tritt  begegnen.  Dies  ändert  aber  nichts 
an  der  Thatsache,  dafs  die  Grenzlinien  aller  jener  Erscheinungen 
in  die  angegebene  Zone  fallen.  In  seiner  Besprechung  derselben 
Sdirlft  Ztschr.  16,  547  stellt  sich  P.  Marchot  zunächst  auf  den  Stand- 
punkt der  Romania,  geht  mit  Simon  sehr  scharf  ins  Gericht,  erklärt 
in  betreff  der  11  von  J.  Simon  aufgestellten  Merkmale  „je  vais 
devoir  les  réduire  à  bien  peu  de  chose"  und  reducirt*  sie  auch 
glücklich  auf  zwei  oder  drei,  gibt  indessen  zuletzt  zu,  (was  für  uns 
die  Hauptsache  ist),  „qu'ils  constituent  certes  une  frontière  réelle". 
Hiermit  sind  wir  an  dem  entscheidenden  Punkte  der  ganzen 
Frage  angelangt  :  hier  trennen  sich  die  Ansichten  in  der  schärfsten 
Weise.  Die  Gegner  der  Dialekte  gehen  nämlich  von  dem  Satze 
aus,  dafs  eine  Sprachgrenze  einer  mathematischen  Linie  gleich 
sein  müsse  ,^  welche  die  in  betracht  kommenden  Merkmale  zweier 
Dialekte  in  der  Weise  trennt,  dafs  die  Merkmale  von  A  auf  der 
einen,  die  von  B  auf  der  andern  Seite  liegen.  Wird  die  Linie 
von  dem  einen  oder  dem  andern  Merkmale  überschritten,  so  ist 
damit  die  Grenze  aufgehoben.^  Der  Begriff  der  limite  dialectale 
wird  durch  das  Zusammenfallen,  die  coïncidence  von  mindestens 
z^'ei  traits  linguistiques  bestimmt.     Ein  Dialekt  wäre  demnach  ein 


^  Über  die  Berechtigung  dieser  Reduction  macht  der  Herausgeber  dieser 
Zeitschrift  (s.  Ztschrift  16,  549/50)  wohlbegründete  Vorbehalte.  Um  jedoch 
die  Erörterung  nicht  ungebührlich  in  die  Länge  zu  ziehen,  wollen  wir  mit 
unsem  Gegnern  darüber  nicht  rechten.  Marchot  gelangt  deshalb  zu  jener 
Vereinfachung,  weil  er  alle  diejenigen  Merkmale  zurückweist,  die  er  nicht 
zugleich  als  spezifische  Merkmale  (siehe  hierüber  weiter  unten)  des 
Wallonischen  und  Pikardischen  überhaupt  betrachten  kann.  Mit  Unrecht. 
Bei  dem  jetzigen  Stande  der  Wissenschaft  mufis  die  Untersuchung  über  die 
Sprachgrenzen  von  der  Frage,  ob  und  iç  welchem  Sinne  es  Dialekte  gibt, 
sorgfaltig  getrennt  werden.  —  Die  MerkmaJe  8 — ii  bei  Simon  werden  in  der 
Romania  überhaupt  nicht  erwähnt.  —  Es  fragt  sich  endlich,  ob  Simon  nicht 
wichtige  Merkmale  unbeachtet  liefs,  so  freies  e  und  ^  und  sc  vor  0^  u, 

'  L'objet  à  rechercher,  sagt  P.  Meyer  Romania  8,  469,  n'est  pas  une 
ligne  où  viendraient  s'arrêter  les  caractères  principaux  à  l'aide  desquels  on 
a  constitué  un  dialecte,  une  telle  ligne  ne  se  rencontrant  dans  l'intérieur  du 
domaine  roman  qu'en  des  cas  exceptionnels;  ce  qu'il  faut  chercher,  c'est  la 
ligne  à  laquelle  vient  s'arrêter  chacun  des  caractères  observés.  S'il  se  trouve 
que  cette  ligne  est  la  même  pour  plusieurs  caractères ,  ne  fût  -  ce  que  pour 
deux  y  on  pourra  avec  quelque  raison  fixer  une  limite  dialectale  à  la  ligne  où 
ces  caractères  seront  venus  s'arrêter,  mais  c'est  là  une  chance  à  laquelle  il 
ne  fiiut  pas  s'attendre.  —  G.  Paris  bezeichnet  die  angebliche  französich  -  pro- 
vençalische  Sprachgrenze  als  eine  barrière,  eine  muraille.  —  Vgl.  noch  Gilliéron 
Romania  12,  395. 

'  Paris  sagt  Parlers  S.  164:  Tourtoulon  et  Bringuier  ont  beau  restreindre 
à  un  minimum  les  caractères  critiques  qu'ils  assignent  à  chacune  des  deux 
langues,  ils  n'ont  pu  empêcher  que  tantôt  l'un,  tantôt  l'autre  des  traits  soi- 
disant  provençaux  ne  sautât  par-dessus  la  barrière  qu'ils  élevaient  et  récipro- 
quement.    Cette  muraille  imaginaire,  la  science  la  renverse. 

Il* 


104  A.   HORNING, 

Complex  sprachlicher  Erscheinungen,  welcher  nach  allen  Seiten 
durch  mindestens  zwei  zusammenfallende  Sprachcharaktere  abge- 
grenzt wäre.  Da  aber  ein  solches  Zusammenfallen  so  gut  wie  nie 
vorkomme,^  so  ist  die  Existenz  der  Sprachgrenzen  und  der  Dia- 
lekte in  Abrede  zu  stellen.  Insbesondere  ist  dies  auch  der  Fall 
fur  die  pikardisch  -  wallonische  Grenze ,  für  die  Simon  eine  zone 
intermédiaire  annimmt.  Der  Begriff  der  Sprachzone  involvirt  in- 
dessen die  Verneinung,  die  Aufhebung  der  Sprachgrenze.  Soweit 
die  Gegner. 

Wir  bemerken,  dafs  wir  es  zunächst  mit  einer  Definition  zu 
thun  haben:  Wer  es  von  vornherein  als  Axiom  hinstellt,  dafs 
Sprachgrenze  und  mathematische  Scheidelinie  identische  Begrifib 
sind,  mit  dem  ist  über  die  Sache  nicht  weiter  zu  streiten.  Man 
kann  nur  verlangen,  dafs  derselbe,  um  Mifsverstandnissen  und  zeit- 
raubenden Erörterungen  vorzubeugen,  die  Ausdrucke,  deren  er 
sich  bedient,  genau  defìnirt,  dafs  deutlich  gesagt  werde  :  »Für  mich 
gibt  es  keine  Sprachgrenze,  da  fur  mich  Sprachgrenze  soviel  ist 
als  mathematische  Linie",  u.  s.  w. 

Und  nun  eine  zweite  Bemerkung  :  die  Verfechter  der  Existenz 
von  Sprachgrenzen  und  Dialekten  haben  jene  Definition  nicht  auf- 
gestellt und  ihre  Richtigkeit  nie  anerkannt  Tourtoulon,^  der  als 
der  hervorragendste  unter  den  Gelehrten  bezeichnet  werden  darf, 
die  für  die  Existenz  der  Sprachgrenzen  eintreten  und  sich  auch 
gleichzeitig  um  die  thatsächliche  Erforschung  derselben  grofse 
Verdienste  erworben  haben,  —  sagt  (Etude  sur  la  limite  géogra- 
phique de  la  langue  d'oc  et  de  la  langue  d'oïl,  1876,  S.  16. 
À.  2)  :  La  langue  d'oc  et  la  langue  dVil  s'altèrent  en  se  rapprochant 
Représentons  par  a,  ¿,  c,  d  quatre  villages  situés  sur  une  ligne 
perpendiculaire  à  notre  limité,  laquelle  passerait  entre  ¿  et  r; 
l'idiome  de  a  ofire  tous  les  caractères  de  la  langue  d'oc  ;  b  a  perdu 
un  ou  deux  de  ces  caractères;  c  présente  au  contraire  tous  les 
caractères  d'oïl  moins  un  ou  deux  ;  et  ^  est  de  la  langue  d'oïl 
pure;  und  S.  87  A.  3.  nous  ne  croyons  pas  avoir  besoin  de  dire  que 
la  limite  de  deux  langues  ne  peut  pas  être  une  ligne  dans  le  sens 
géométrique  du  mot,  comme  Test  une  limite  politique  ou  administrative. 


1  Nach  P.  Meyer  können  natürliche  Grenzen  wie  Meere,  Flosse,  Gebirge 
auch  sprachlich  trennend  wirken. 

^  Schuchardt  spricht  Literaturbl.  13,  304  von  den  Leuten  die  das,  was 
nur  Hülfsconstructionen  sind«  um  die  Fülle  der  Erscheinungen  zur  Erkenntnis 
zu  bringen,  als  Grenzlinien  in  die  Erscheinung  selbst  hinein  projiciren,  von 
den  bureaucratisch  -  pedantischen  Geistern,  die  für  alles  das  Schlagwort  Ord- 
nung bereit  halten  und  die  Nuancen  verschmähen.  In  diesem  Zusammenhange 
wird  Tourtoulons  Name  genannt.  Tourtoulon  mag  nun  allerdings  von  inigen 
Ansichten  über  die  Klassifìzirung  der  Sprachen  im  allgemeinen  nicht  frei  sein. 
Prüft  man  jedoch  seine  dialectologischen  Arbeiten  (und  dies  allein  ist  das 
Entscheidende),  so  trifft  ihn  jenes  absprechende  Urteil  nicht.  T.  zieht  nicht 
feste  Trennungslinien,  sondern  weist  historische  Sprachgrenzen  nach,  was 
etwas  grundverschiedenes  ist.  Ob  nicht  vielmehr  denjenigen  Gelehrten  der 
Sinn  für  die  Nuance  fehlt,  die  sich  eine  Sprachgrenze  nicht  anders  denn  all 
einen  „festen  Strich"  zu  deuken  vermögen? 


ÜBER   DIALEKTGRBNZEN   IM   ROMANISCHEN.  165 

La  première  flotte  forcément,  sur  presque  tous  les  points  de  son 
parcours,  entre  deux  centres  de  population.  Auch  in  diesem 
Sinne  lâfst  sich  nach  Tourtoulon  nicht  immer  eine  Grenze  an- 
geben. Daher  konmien  zones  intermédiaires  und  idiomes  mixtes 
vor:i  nous  avons  indiqué  d'un  côté  la  ligne  précise  où  la  langue 
d'oc  présente  un  ensemble  de  caractères  qui  ne  permettent  pas  de 
la  méconnaître  ;  de  l'autre,  la  ligne  correspondante  pour  la  langue 
d'oïl,  laissant  entre  les  deux  le  domaine  de  l'idiome  mixte  livré  à 
la  discussion  des  philologues  (S.  17). 

Wenn  auch  der  Fall  nicht  ausgeschlossen  ist,  dafs  sich  eine 
Sprachgrenze  als  eine  Linie  darstellen  kann,  die  einer  mathema- 
tischen mehr  oder  weniger  gleichkonunt ,  so  ist  es  doch  von  vorn- 
herein wahrscheinlich,  dafs  dieselbe  in  der  Regel  eine  Zone  sein 
wird.  Die  Frage  ist  för  uns  die,  in  welchem  Sinne  und  mit  welchem 
Rechte  man  von  einer  Zone  als  von  einer  Sprachgrenze  reden  darf. 

Betrachten  vdr  die  Thatsachen  rein  äufserlich,  so  wie  sie 
gleichsam  sinnlich  wahrnehmbar  sind,  so  werden  wir  sagen,  dafs 
jene  Zone  ein  verhältnifsmäfsig  kleiner  Raum  ist,  in  dem  sprach- 
liche Merkmale  Veränderungen  erleiden,  die  an  Zahl  und  Bedeu- 
tung diejenigen  weit  ùbertreflen,  die  in  den  übrigen  Teilen  des 
betreflenden  Sprachgebietes  vorkommen.  Wir  betonen,  dafs  es 
nicht  blofs  auf  die  Zahl,  sondern  auf  die  Bedeutung,  den  Wert 
der  Merkmale  ankommt  Der  Einwand,  dafs  diese  Wertschätzung 
subjektiv  sei,  dafs  aufserhalb  jener  Zone  zahlreiche  lautliche  Ver- 
änderungen sich  oft  von  Dorf  zu  Dorf  zeigen,  dafs  demnach  die 
Grenze  willkürlich  angesetzt  sei  und  ebenso  gut  an  eine  andere  Stelle 
verlegt  werden  könne,  —  ist  unberechtigt.  Er  wird  noch  weiter 
unten  in  einem  andern  Zusammenhange  erwogen  werden.  Es  soll 
hier  nur  darauf  hingewiesen  werden,  dafs  die  zahllosen  Lautnuancen, 
die  sich  von  Ort  zu  Ort  finden  und  deren  Entstehttng  oft  in  die 
jüngste  Zeit  fällt,  den  individuellen  Lautunterschieden  ähnlich  sind, 
die  oft  innerhalb  der  engsten  Sprachgemeinschaft  zwischen  einem 
Individuum  und  dem  andern  wahrnehmbar  sind.  Es  ist  ein  ab- 
stract-logischer ,  aber  unhistorischer  und  daher  unrichtiger  Stand- 
punkt, alle  Lautunterschiede  eines  Dialektes  als  gleichwertig  zu 
betrachten. 

Unsere  Gegner  nehmen  an,  dafs  jene  traits  linguistiques  sich 
unabhängig  von  einander  entwickelt  haben.  Wenn  die  Endpunkte 
ihres  Ausbreitungsgebietes  in  jene  Gegend  zwischen  Binche  und 
Charleroi  fallen,  so  sei  dies  ein  Zufall.^  Für  sie  „il  n'y  a  que  la 
topographie  des  faits  linguistiques  pris  isolément  qui  possède  une 
réalité"    (s.  Gauchat,   Ztschrift  14,  398).     Wir   dagegen   schliefsen 


I  Häufig  ist  nach  T.  S.  8  Texistence  simultanée,  remontant  à  un  temps 
immémorial,  d'un  dialecte  d'oïl  et  d'un  dialecte  d'oc  dans  un  même  village.  In 
diesem  Falle  ist  also  die  denkbar  schärfste  Grenze  vorhanden. 

*  Paris  spricht  Parlers  S.  164  von  der  von  Tourtoulon  erforschten 
firanzösisch-provencalischen  Sprachgrenze  als  passant  par  des  points  absolu- 
ment  fortuits. 


1 66  A.   HORNING, 

aus  der  Thatsache,  dafs  jene  Endpunkte  oder  Linien  räumlich 
nahe  bei  einander  liegen,  und  aus  der  andern,  dafs  dieselben 
lauthistonsch  bedeutsame  Unterschiede  zweier  ausgedehnter  Sprach- 
complexe  zum  Ausdruck  bringen,  dafs  jene  Lautgrenze  kein  Zu- 
sammentreffen von  points  fortuits,  sondern  in  ihrer  Gesamt- 
heit historisch  bedingt  ist  Das  Entscheidende  ist,  ob  die 
Berechtigung  zu  diesem  Schlüsse  anerkannt  wird  oder  nicht  £s 
handelt  sich  in  letzter  Instanz  um  die  Anwendung  der  Kategorie 
der  Kausalität^  auf  eine  Reihe  historischer  Thatsachen.  Etwas 
unmittelbar  gegebenes  ist  die  Sprachgrenze  nicht,  so  wenig 
ein  zwischen  historischen  Thatsachen  angenommener  Causalnexus, 
so  wenig  ein  Lautgesetz  etwas  unmittelbar  gegebenes  ist  Und 
doch  besitzt  ein  Lautgesetz  Realität,  ist  nichts  durch  Menschen- 
witz ersonnenes,  kein  Produkt  willkürlicher  Voraussetzungen.  Des- 
gleichen ist  eine  Sprachgrenze  kein  blofses  Gedankenprodnkt,  keine 
willkürliche  in  die  Wirklichkeit  hineingetragene  Combination. 
Sprachgrenzen  sind  zu  einer  gegebenen  Zeit  die  Punkte  oder  Linien, 
wo  sich  zwei  relativ  selbständige  Sprachcomplexe  berühren,  sei  es 
dafs  jene  Linien  sich  schneiden,  zusammenfallen  oder  neben  ein- 
ander herlaufen.  Sie  sind  in  ihrer  Gesamterscheinung  Produkte 
zusammenwirkender  Faktoren.  Es  besteht  demnach  für  uns  zwischen 
dem,  was  für  andere  nur  faits  linguistiques  isolés  sind,  ein  geistiges 
Band,  ein  historischer  Causalnexus.  Zur  Feststellung  jener  Grenzen 
ist  die  rein  historische  Methode  anzuwenden,  und  die  Gewifsheit, 
mit  der  eine  solche  Sprachgrenze  festgestellt  werden  kann,  entspricht 
dem  Mafse  von  Gewifsheit,  welches  den  Ergebnissen  der  Geschichts- 
wissenschañ  überhaupt  zukommt.  Demnach  ist  das  mathematische 
Zusammenfallen  der  Merkmale  an  und  für  sich  nicht  das  Ent- 
scheidende, ja  es  könnte  ein  solches  Zusammenfallen  ein  Werk  des 
Zufalls  und  folglich  für  die  Erkenntnis  des  Gewordenen  belang- 
los sein. 

Was  hier  von  der  pikardisch-wallonischen  Sprachgrenze  gesagt 
wird,  gilt  natürlich  im  Allgemeinen  von  jeder  andern,  und  dem 
Nachweise ,  dafs  unserer  Auffassung  der  pikardisch  -  wallonischen 
Grenze  ein  Irrthum  oder  eine  Täuschung  zu  Grunde  liegt,  muíste, 
um  die  Frage  principiell  zu  entscheiden,  sich  der  Nachweis  an- 
schliefsen,  dafs  unsere  Beurteilung  der  Dialektgrenzen,  die  im 
Folgenden  noch  erwähnt  werden  sollen,  ebenfalls  unbegründet  ist 


^  Nach  Gilliéron  Romania  12,  395  ist  der  Schlufs  auf  eine  gemeinsame 
Ursache  zweier  traits  linguistiques  nur  zulässig,  wenn  beide  zusammenûdlen. 
Es  wird  nicht  gesagt,  wie  der  Fall  zu  beurteilen  ist,  wenn  eine  gröÜBere 
Anzahl  wichtiger  Merkmale  im  Räume  nahe  bei  einander  liegen.  Der  cas  de 
coïncidence  wird  dann  S.  396  als  etwas  zufälliges  (fortuit)  hingestellt.  End- 
lich wird  constatirt,  dafs  le  cas  de  coïncidence  des  frontières  de  deux  £ûts 
phonétiques  häufiger  sei  que  ne  le  ferait  supposer  son  caractère  de  fortuite. 
Diese  Erscheinung  wird  daraus  erklärt,  dafs  die  betreffenden  patois  nicht  in 
ihrem  état  normal  de  développement  et  d'indépendance  sind  (s.  weiter  unten), 
dafs  jene  coïncidence  eine  Folge  der  Beeinflussung  durch  andere  Mund- 
arten ist. 


ÜBER  DIALBKTORENZEN   IM   ROMANISCHEN.  167 

Die  Art  und  Weise  vne  var  uns  die  Entstehung  jener  Grenze 
denken,  läfst  sich  mit  wenigen  Worten  angeben.  Wir  nehmen  mit 
Grober  an,  dafs  von  zwei  auseinander  liegenden  Centren,  einem 
pikardischen  und  einem  wallonischen  aus,  zwei  verschiedene  Sprach- 
tjpen  (ihre  historische  Stellung  ist  mafsgebend)  sich  nach  allen 
Seiten  hin  ausgebreitet  haben.  Die  Berührungspunkte,  resp.  Linien 
beider  sind  eben  die  pikardisch  -  wallonische  Sprachgrenze.  In 
welcher  Weise  die  Berührung  sich  vollzieht,  durch  Linien,  die  zu- 
sammenfallen oder  sich  schneiden  oder  neben  einander  herlaufen, 
ist  von  unserm  Standpunkte  vollständig  gleichgültig.  Das  Wesent- 
liche ist,  dafs  an  den  betreffenden  Punkten  zwei  von  verschiedenen 
Centren  ausgehende  Sprachkreise  sich  begegnen.  Den  Nachweis, 
von  welchen  Centren  die  Bewegung  ausging,  sind  wir  freilich  noch 
nicht  im  stände  zu  führen. 

£s  ergibt  sich  aus  dem,  was  über  den  Ursprung  dieser 
pikardisch  -  wallonischen  Sprachgrenze  gesagt  wurde ,  dafs  dieselbe 
viele  Jahrhunderte  alt  sein  kann  und  höchst  wahrscheinlich  alt  ist. 
Sie  ist  zeitlich  bedingt.  Es  ist  mithin  kein  Grund  abzusehen, 
weshalb  eine  derartige  Grenze  im  Laufe  der  Zeit  nicht  Veränder- 
ungen unterworfen  sein  sollte  :  es  wohnen  ja  an  der  Grenze  Leute, 
die  einerseits  pikardisch,  anderseits  wallonisch  reden,  so  dafs  mit 
der  Zeit  Mischungen  unvermeidlich  waren.  Will  man  ein  richtiges 
Bild  von  der  geschichtlichen  Entwicklung  der  Grenze  gewinnen,  so 
wird  man  sie  so  reconstruiren  müssen,  wie  sie  in  der  Zeit  ihrer 
Entstehung  beschaffen  war.  Es  sind  zu  diesem  Zwecke  geschicht- 
liche Untersuchungen  unerläfslich.  Es  ist  ein  verkehrtes  Verfahren, 
auf  Grund  der  heutigen  sprachlichen  Beschaffenheit  einer  Mund- 
art ohne  weiteres  die  Frage  nach  der  Existenz  oder  Nichtexistenz 
eines  Dialektes  oder  einer  Sprachgrenze  beantworten  zu  wollen. 
Die  Notwendigkeit  einer  derartigen  historischen  Voruntersuchung 
wird  in  unserem  Falle  auch  von  der  Romania  zugestanden,  die 
ihre  Kritik  der  Arbeit  Simons  mit  den  Worten  schliefst  :  Que  serait-ce 
si  nous  connaissions  les  influences  historiques  qui  ont  agi  sur  le 
développement  des  parlers  locaux,  les  conditions  de  leur  rencontre 
et  de  leur  expansion?  Diesen  Worten  scheint  die  Voraussetzung 
zu  Grunde  zu  liegen,  es  werde  eine  „enquête  historique"  zu  dem 
Ergebnis  führen,  dafs  in  der  Vergangenheit  noch  weit  weniger 
als  in  der  Gegenwart  von  einer  Sprachgrenze  die  Rede  sein  könne, 
während  wir  nicht  einsehen,  warum  die  Untersuchung  nicht  zu 
dem  entgegengesetzten  Ergebnis  führen  sollte.  Gerade  darin  dafs 
heute,  Jahrhunderte  nachdem  pikardische  und  wallonische  Rede- 
weise mit  einander  in  Berührung  gekommen  sind,  die  Berührungs- 
punkte und  Linien  so  scharfe  Spuren  hinterlassen  haben,  sehen  wir 
einen  Beweis  für  die  Richtigkeit  unserer  Auffassung. 

Nach  P.  Marchot  Revue  de  Philologie  Française  5,  222  gibt 
es  auch  eine  wallonisch  -  lothringische  Sprachgrenze  :  le  Lorrain, 
appelé  en  Belgique  gaumé,  cesse  d'être  compréhensible  pour  un 
Wallon.     11  englobe   en  Belgique   à  peu   près   Tarrondissement   de 


1 68  A.   HORNING, 

Virion  avec  Virton,  Etalle  et  Florenville  comme  centres  principaux. 
Bouillon  à  l'est  et  Neufchâteau  au  nord  sont  essentiellement  wallons 
Witry  est  point  frontière  du  domaine  wallon  par  rapport  au  lorrain. 
An  lier,  à  deux  lieues  au  sud,  appartient  déjà  à  ce  dialecte.  U  ne 
sera  pas  sans  intérêt  de  mentionner  que  les  habitants  de  cette 
frontière  linguistique  se  rendent  compte  qu'il  y  a  là  un  assez 
brusque  changement  de  dialecte:  j*ai  du  reste  personnellement 
constaté  le  fait  à  Anlier,  Habay  la  Neuve  et  Habay  la  Vieille,  où 
je  ne  comprenais  plus  le  patois  courant  In  seinem  1892  er- 
schienenen Buche,  Phonologie  détaillée  d'un  patois  wallon  (Paris, 
Bouillon),  bemerkt  M.  in  demselben  Sinne  S.  88 ,  dafs  la  frontière 
du  dialecte  lorrain  n'est  qu'à  sept  ou  huit  lieues  de  St  Hubert, 
au  sud  de  Neufchâteau.* 

In  einer  im  Jahre  1887  im  5.  Bande  der  Französischen  Studien 
erschienenen  Arbeit  über  die  Ostfranzösischen  Grenzdialekte  zwischen 
Metz  und  Beifort  habe  ich  gezeigt,  dafs  die  an  der  deutschen 
Sprachgrenze  gelegenen  Mundarten  sich  in  der  Richtung  von 
Norden  nach  Süden  in  der  ungezwungensten  Weise  in  sieben 
Gruppen  gliedern,  die  sich  von  einander  durch  mehrere  sprachliche 
Merkmale  abheben.  An  einem  Punkte  (auf  der  Grenze  der  Gruppen 
B  und  C)  habe  ich  von  einem  Dorfe  (Moussey)  bis  zum  nächsten 
4  Kilometer  entfernten  (Réchicourt)  das  plötzliche  Auftreten  von 
fünf  neuen  Merkmalen  constatirt,  die  darauf  in  dem  gesamten 
Gebiete  von  C  constant  blieben.  In  andern  Gruppen  wurde  an 
den  Berührungspunkten  ein  Schwanken  festgestellt,  das  sich  hier, 
wo  die  Sprachgruppen  selbst  eine  verhältnifsmäfsig  geringe  Aus- 
dehnung besitzen,  auf  wenige  Kilometer  beschrankt.  So  vmrde 
z.  B.  ein  für  C  aufgestellter  lautlicher  Zug  auch  in  zwei  Ortschaften 
von  D  nachgewiesen.  Die  Sprachgrenzen  wurden  nur  an  wenigen 
Punkten,  nicht  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  festgestellt  (wer  das 
Mühsame  einer  solchen  Arbeit  aus  eigener  Erfahrung  kennt,  der 
wird  es  entschuldigen,  dafs  nicht  mehr  geleistet  wurde).  Im  Osten 
ist  das  Gebiet  durch  die  deutsche  Sprachgrenze  abgeschlossen,  im 
Westen  sind  die  Sprachverhältnisse  nicht  untersucht  worden.  In 
der  Anzeige  dieser  Schrift  sagt  G.  Paris  Romania  16,  609:  sur 
les  divisions  qu'il  établit,  l'auteur  fait  lui  -  même  quelques  réserves 
que  nous  serions  disposé  à  accentuer,  mais  elles  lui  ont  rendu  son 
travail  plus  facile  et  permettront  aussi  de  l'utiliser  plus  commodé- 
ment. Meine  Vorbehalte  beziehen  sich  auf  meine  ganze  AufÜEissung 
der  Dialektfrage,  besonders  darauf,  dafs  für  mich  eine  Dialekt- 
grenze nicht  notwendig  eine  Linie  ist.     Wenn  aber  Paris  andeutet, 

^  Bei  der  Aufnahme  dieser  Sprachgrenze  wird  besonders  auf  folgende 
Punkte  zu  achten  sein:  en^ -,  sc  vor  o,  u;  freies  6  und  6;  gedecktes  f  und 
^  vor  r  und  s  ;  die  Vertreter  von  un  in  absoluter  ¿tellung,  von  ongU^  mieux 
und  von  den  Wörtern,  in  denen  im  Wallonischen  intervokalisches  l  zm  y  wird, 
wie  aüe  »  toile  ^  mâle.  Dabei  wird  P.  Marchots  Arbeit  über  die  Patois  du 
Luxembourg  Central  (Revue  des  Pat.  gallo-rom.  4,  17 — 32)  von  Nutzen  sein. 
Einige  der  dort  erwähnten  Ortschaften ,  wie  z.  B.  Recogne ,  befinden  sich 
schon  in  dem  Bereiche  der  wallonisch -lothringischen  Sprachgrenze. 


ÜBER   DIALSKTGRENZEN   IM   ROMANISCHEN.  i6q 

dafs  jene  Einteflung  im  Wesentlichen  nur  dem  Zwecke  diene,  die 
Darstelhmg  zn  erleichtem,  so  muís  ich  mich  gegen  diese  Auflassung 
verwahren.  Der  Unterschied  zwischen  dem  Standpunkte  Paris' 
und  dem  meinigen  läfst  sich  dahin  zusammenfassen,  dafs  für  Paris 
jene  Einteilung  in  Gruppen  wissenschaftlich  bedeutungslos  ist  und 
höchstens  den  Wert  eines  Rahmens  hat,  der  die  sprachlichen 
Einzelheiten  in  bequemer  Weise  zusammenhält,  während  für  mich 
jene  Gruppen  selb^  die  wichtigste  sprachliche  Erscheinung  des 
ganzen  Gebietes  sind,  hinter  welche  alle  Einzelerscheinungen  an 
Wert  und  Bedeutung  weit  zurücktreten.^ 

Die  Grenze  zwischen  der  sechsten  und  der  siebenten  jener 
Gruppen  kann  mit  Fug  und  Recht  zugleich  als  die  Grenze  zwischen 
dem  Lothringischen  und  dem  Burgundischen  betrachtet  werden.  Da 
der  Welsche  Beleben  als  gewaltiger  Markstein  zwischen  beiden 
Gebieten  liegt,  könnte  man  einwenden,  dafs  die  Sprachgrenze 
durch  dieses  natürliche,  den  Verkehr  hemmende  Hindernis  bedingt 
sei,  wie  ja  auch  P.Meyer  zugibt,  dafs  natürliche  Grenzen  auch 
sprachlich  trennend  wirken  können.  Paul  Passy  hat  nun  neuer- 
dings in  der  Revue  de  Philologie  française  et  provençale  6,148  ffg. 
die  Existenz  der  lothnngisch-burgundischen  Sprachgrenze  an  einem 
anderen  Punkte  nachgewiesen,  zwischen  dem  Val  d'Ajol  und  Plombières. 
Passy  fuhrt  aus:  Si  on  monte  du  Val  d*Ajol  aux  premières  maisons 
de  la  Montagne,  à  un  quart  d'heure  de  marche,  on  trouve  chez 
ces  gens  qui  vont  à  l'école,  au  marché  à  Plombières  et  vivent  en 
rapports  constants  avec  les  gens  de  Granges  et  de  Plombières  un 
patois  absolument  différent.  Puis  lorsqu'on  parcourt  ce  vaste  territoire 
du  Val  d'Ajol,  on  est  tout  aussi  étonné  de  ne  pas  y  trouver  de 
variations  dialectales  marquées.  Et  si  on  passe  du  Val  d'Ajol  à 
Fougerolles  ou  à  Saint  -  Bresson,  on  trouve  une  différence  normale, 
bien  moins  profonde  que  celle  entre  Plombières  et  le  Val  d'  Ajol 
(mit  andern  Worten  Fougerolles  und  Saint  -  Bresson  liegen  wie 
das  Val  d'Ajol  im  Gebiete  der  Franche- Comté,  Plombières  im 
Lothringischen    Sprachgebiete).     Die    wichtigsten    unterscheidenden 


*  C.  This  Die  Deutsch-Französische  Sprachgrenze  im  Elsaiis  (Straisborg 
1888)  bemerkt  S.  47,  dais  seine  nachträglichen  Forschungen  zu  gleichen  Er- 
gebnissen geführt  haben.  In  der  Deutschen  Litteraturzeitung  1888,  S.  1220 
weist  er  darauf  hin,  dafs  das  Bewuiistsein  jener  Sprachgrenzen  im  Volke 
lebendig  sei.  Die  Bewohner  von  Baronville  (Grenzortschaft  der  Gruppe  A 
gegen  B  hin)  wissen  sehr  gut,  dafs  in  Konthil  (Grenzortschaft  von  Gruppe  B) 
ein  anderes  Patois  als  das  ihrige  gesprochen  wird,  und  umgekehrt,  während 
z.  B.  der  Bewohner  von  Baronville  seine  Mundart  fur  identisch  hält  mit  der 
der  westlich  und  nordwestlich  gelegenen  Ortschaften  und  der  Bewohner  von 
Konthil  die  seinige  von  der  der  südlich  gelegenen  Ortschaften  nicht  unter- 
scheidet Ebenso  verhält  es  sich  auch  mit  Schinneck  (Gruppe  C)  und  Rothau 
(Gruppe  D)  und  mit  allen  übrigen  Grenzortschaften.  Wenn  die  Bewohner 
solcher  Ortschaften  sich  auch  gegenseitig  mehr  oder  weniger  leicht  verstehen, 
so  beruht  dies  lediglich  auf  der  durch  den  Verkehr  erworbenen  Kenntnis 
der  nachbarlichen  Sprachverschiedenheiten,  aber  nicht  auf  Sprach- 
mischung. Im  Volksmunde  fuhren  diese  Mundartgruppen  besondere  Namen  : 
so  heilst  die  Gruppe  A  „le  Messin'%  B  „le  Sano"  (le  Sauhiois),  C  „le  Vosgien". 


lyo  A    HORNING, 

Merkmale  sind:  burg:  is^  tz  (aus  r/,  rd)\  betontes  a  in  i.  sing. 
Praes.  Indicai.  ;  betontes  a  im  Infìnit  der  Verba  auf  ^are  (=s  lothr. 
e)  ;  das  Pronom,  der  i.  sing,  und  plur.  i  und  no  (lothríng.  sing. 
und  plur.  z/).i  Passy  fahrt  fort:  II  est  évident  qu'entre  Granges 
et  Plombières  d'  une  part  et  le  Val  d'Ajol  de  l'autre ,  il  y  a  une 
limite  dialectale.  Ce  fait  seul  est  intéressant  à  constater ,  car  il 
passe  pour  peu  conmiun.  Mais  ce  qui  le  rend  plus  curieux,  c'est 
que  la  limite  dialectale  ne  coïncide  pas  avec  des  limites  i>olitiqües 
anciennes  ou  modernes . .  Le  Val  d'ÂjoI  faisait  partie  de  l'ancienne 
Lorraine  et  se  rattache  aujourd'hui  au  département  des  Vosges, 
tandisque  Fougerolles  et  Saint-Bresson  appartiennent  à  la  Franche- 
Comté. 

Ober  die  allgemein  bekannte  Etude  Tourtoulons  und  Bringuiers 
über  die  limite  géographique  de  la  langue  d'oc  et  de  la  langue 
d'oïl  (1876)  beschränken  wir  uns  auf  folgende  Bemerkungen: 

a)  Paris  sagt  Parlers  S.  1 64  :  ils  ont  eu  beau  restreindre  i  un 
minimum  les  caractères  critiques  qu'ils  assignaient  à  chacune  d'elles, 
ils  n'ont  pu  empêcher  que  tantôt  l'un  tantôt  l'autre  des  traits  soi-disant 
provençaux  ne  sautât  par  dessus  la  barrière  qu'ils  élevaient,  et 
réciproquement.  Auf  das,  was  oben  über  den  Begriff  der  Sprach- 
grenze gesagt  wurde,  kommen  wir  hier  nicht  zurück.  Was  die 
geringe  Zahl  der  Merkmale  betrifit,  so  ist  zu  beachten,  dafs  eine 
Beschränkung  auf  ein  Minimum  deshalb  geboten  war,  weil  jene 
traits  für  die  gesammte  langue  d'oc  im  Gegensatz  zur  gesammten 
langue  d'oïl  Gültigkeit  haben  sollten.  Die  Frage,  ob  es  in  Frank- 
reich zwei  verschiedene  Sprachen  und  demnach  zwei  Sprach- 
grenzen gibt  (wir  haben  bis  jetzt  Sprach-  und  Mundartgrenxe 
als  synonyme  Ausdrucke  gebraucht),  lassen  wir  vorläufig  auf  sich 
beruhen.  Die  Ansicht,  die  wir  hier  vertreten,  ist  die,  dafs  es 
Mundartengrenzen  gibt,  und  es  ist  unzweifelhaft,  dafs,  wenn  man 
die  französisch -provençalische  Sprachgrenze  in  ihrer  ganzen  Länge 
in  Segmente  teilt  und  jeweilig  nur  das  nördlich  und  südlich  von 
diesem  Segment  (tracé  partiel)  gelegene  Gebiet  einer  vergleichenden 
Betrachtung  unterwirft,  die  Zahl  der  unterscheidenden  Merkmale 
sich  beträchtlich  vermehren  läist.  Dazu  kommt,  dafs  es  irrig  ist, 
die  Merkmale  blos  zu  zählen,  hierauf  ist  mit  Recht  von  Tourtoulon 
hingewiesen  worden.  So  z.  B.  genügt  der  Paroxytonismus  des 
Provenzalischen  im  Gegensatze  zum  Oxytonismus  des  Französischen 
an  sich  schon,  um  beiden  Sprachcomplexen  ein  verschiedenes 
Gepräge  aufzudrücken. 

b)  Die  Lösung  der  Frage,  ob  es  eine  „ligne  de  démarcation 
tranchée"  zwischen  den  Mundarten  von  oïl  und  oc  gibt,  hängt 
keineswegs  von  der  Thatsache  an  sich  ab,  ob  es  Mittelglieder  (formes 
transitoires)  zwischen  beiden  gibt ,  sondern  mafsgebend  ist  die  Art 

^  Auf  sprachliche  Einzelheiten  einzugehen,  ist  hier  nicht  der  Ort.  Wer 
sich  ein  selbständiges  Urteil  über  diese  Dinge  bilden  will,  wird  ohnehin  von 
den  hier  erwähnten  Arbeiten  (sie  sind  nicht  zahlreich)  in  eingehender  Weise 
Kenntnis  nehmen  müssen. 


ÜBER  DIALEKTGRENZBN   IM  ROMANISCHSN.  171 

and  Weise,  wie  sich  diese  Mittelglieder  gebildet  haben.  Sind  sie, 
am  mit  Paris  m  reden,  produits  spontanés  der  Orte,  wo  sie  auf- 
treten,  so  mag  für  die  Bezirke,  wo  solche  Mittelglieder  vorkommen, 
die  Aufbssong  richtig  sein,  dafs  es  keine  difiérence  tranchée  gibt. 
Sind  dagegen,  wie  sich  dies  aus  vielen  Stellen  der  Arbeit  Tourtoulons 
ergibt,  diese  Mittelglieder  erst  verhaltnifsmaísig  spät  aus  dem  Zu- 
sammenfliefsen  von  Elementen  beider  Sprachen  gebildet,  so  können 
diese  spätgeborenen  Mischprodukte  gegen  die  ursprüngliche  Ver- 
schiedenheit beider  Sprachen  nichts  beweisen.^ 

c)  P.  Meyer  gibt  Romania  6,  632  zu,  dafs  en  certains  lieux, 
notanmient  dans  la  Gironde,  la  limite  des  deux  langues  s'établit 
facilement,  sans  hésitation.  £r  meint  indessen,  dafs  diese  Grenze 
sich  erst  verhältnismäfsig  spät  infolge  der  Einwanderung  zahlreicher 
Familien  aus  dem  Norden,  insbesondere  aus  der  Saintonge,  gebildet 
habe,  so  dafs  sich  jetzt  da  eine  limite  assez  précise  fìnde,  wo 
man  sie  früher  umsonst  gesucht  hätte.  Aufserdem  sei  es  gewifs, 
dafs  au  moyen -âge  la  langue  d'oc  s'étendait  assez  loin  au  nord 
de  la  Gironde  et  se  confondait  avec  la  langue  d'oïl  à  peu  près 
entre  Barbezieux  et  la  Charente.^  In  wie  fem  alle  diese  Angaben 
als  gesichert  betrachtet  werden  können,  bin  ich  nicht  in  der  Lage 
zu  controliren.  Ob  indessen  die  Entstehung  des  gesamten  Teiles 
der  Grenze,  von  dem  Tourtoulon  RdLR  34,  172  sagt:  on  ne 
saurait  nier  que  la  démarcation  n'en  soit  nette  sur  un  parcours 
d'au  moins  200  kilomètres  in  der  angegebenen  Weise  zu  erklären 
sei,  möchte  ich  bezweifeln.  Wenn  des  weiteren  Meyer  andeutet, 
dafs  überall ,  wo  heute  Sprachgrenzen  vorhanden  sind ,  dieselben 
erst  in  späterer  Zeit  entstanden  sind,  so  hängt  dies  mit  Ansichten 
zusammen  über  Tetat  normal  der  Sprache,  le  libre  développement 
du  latin,  l'impossibilité,  dans  les  cas  normaux,  d'établir  des  limites 
dialectales,  die  wir  nicht  teilen  und  auf  die  wir  noch  weiter  unten 
zurückkommen  werden.  Über  den  von  Tourtoulon  so  genannten 
dialecte  sous-marchois  urteilt  Meyer  :  l'existence  de  cet  idiome  mixte 
et  sans  fixité  [bei  dem  nach  Tourtoulon  von  einer  eigentlichen 
fusion  nicht  die  Rede  sein  kann]  s'explique  naturellement  par  des 
rapports  plus  fréquents  qu'ailleurs  entre  deux  populations  ayant  eu 
antérieurement  chacune  son  dialecte.  Je  suis  convaincu  que  l'usage 
d'un  tel  idiome  ne  remonte  pas  à  une  époque  bien  ancienne. 
Hier  hätte  also  früher  eine  Sprachgrenze  bestanden,  die  erst  neuer- 


*  Auf  die  Frage  von  Paris:  Comment  expliquer  cette  étrange  frontière 
qui  de  l'ouest  à  l'est  couperait  la  France  en  deux?  hat  Tourtoulon  richtig 
geantwortet  (Rev.  des  LR  34,  172):  un  fait  est  ou  n'est  pas;  il  serait  un 
étrange  savant,  celui  qui  éliminerait  de  la  science  tout  ce  qu  il  n'explique  pas. 
Darauf  gibt  er  selbst  eine  sehr  wahrscheinliche  Erklärung:  ne  peut -on  pas 
admettre  que  de  larges  espaces  boisés  et  inhabités  aient  longtemps  séparé  les 
populations  du  Nord  de  celles  du  Midi,  que  les  parlers  des  unes  et  des  autres 
se  seraient  développés  dans  des  sens  différents  et  que  le  défrichement  ayant 
rétréci,  puis  supprimé  la  zone  déserte,  les  idiomes  se  soient  rencontrés? 

*  Es  hätte  demnach  bereits  im  Mittelalter  eine  Grenze  zwischen  dem 
Französischen  und  dem  Provençalischen  gegeben. 


172  A.   HORNING, 

dings  durch  Sprachmischungen  verwischt  worden  wäre.  Hier  wäre 
man  demnach  berechtigt,  das  Gegenteil  von  dem  anzunehmen,  was 
P.  Meyer  für  die  Sprachgrenze  in  der  Gironde  annimmt ,  d.  h.  es 
hätte  früher  da  eine  limite  assez  précise  gegeben,  wo  man  heute 
vergeblich  darnach  sucht  Aus  jener  Recension  der  Romania 
gewinnen  wir  den  Eindruck,  dafs  P.  Meyer  die  Existenz  der  fran- 
zôsisch-provençalischen  Sprachgrenze  zugibt,  weil  er  eben  angesichts 
der  Ergebnisse  der  Tourtoulon'schen  Forschung  nicht  umhin  kann, 
dieselbe  zuzugeben,  dafs  er  dies  aber  gleichsam  nur  widerstrebend 
mit  zahlreichen  Einschränkungen  und  Vorbehalten  thut  Für  m:is 
ist  das  Zugeständnis  entscheidend,  dafs  es  Stellen  gibt,  wo  die 
Grenze  s'établit  nettement,  sans  hésitation.  Ist  dies  aber  der  Fall, 
so  ist  dies  eine  aufserordentlich  wichtige  Thatsache.  Der  Nach- 
weis dieser  Grenze  ist  dann  das  Hauptverdienst  der  Arbeit  Tonr- 
toulons,  und  wir  begreifen  nicht,  wie  P.  Meyer  sagen  kann,  dafs 
der  Wert  jener  Forschung  in  der  Bestimmung  der  Grenzen  einer 
gewissen  Anzahl  von  Merkmalen  zu  suchen  ist,  „la  constatation  des 
points  jusqu'où  ces  caractères  se  manifestent.  Que  Ton  affirme 
ensuite  que  la  ligne  qui  passe  par  ces  points  est  la  limite  ou  le 
lieu  de  jonction  de  deux  groupes  de  dialectes,  c'est  une  affidre 
d'appréciation  qui  n'a  qu'une  importance  secondaire^S  Das,  was  hier 
als  belanglos  dem  subjektiven  Ermessen  anheim  gegeben  wird,  ist 
für  uns  eben  die  Hauptsache.  Gibt  es  Sprachgrenzen  oder  nicht? 
Wenn  ja,  so  ist  die  Festsetzung  der  Sprachgrenze  die  Hauptsache, 
wichtiger  als  die  Bestinmiung  der  Ausbreitung  der  einzelnen  traits 
dialectaux,  wenn  anders  das  Allgemeine,  Umfassende  Mächtiger  ist 
als  die  Einzelerscheinung.^ 

Professor  Hunziker  hat  in  den  Basler  Nachrichten  (vgl.  dasu 
Gauchat  Litteraturblatt  13,  17)  die  Ansicht  geäufsert,  dafs  die 
Mundart  des  Berner  Jura  in  den  wesentlichsten  Punkten  mit  den 
französischen  übereinstimme,  während  von  der  Nordgrenze  des 
Kantons  Neuenburg  und  vom  St.  Immerthal  südwärts  die  ganze 
übrige  Westschweiz  zur  francoprovençalischen  Gruppe  gehöre. 
Hunziker  stützt    sich    dabei  auf  die  Forschungen   von  J.  Zimmerli 


^  Nach  Suchier  Gnmdrifs  I  592  gehört  es  zum  Begriff  der  Sprachgrenze 
oder  Mundartgrenze,  dafs  an  derselben  Linie  sich  mehrere  sprachliche  Zuge 
von  einander  abheben ,  ein  Fall ,  der  auf  dem  Boden  Frankreichs  nur  aus- 
nahmsweise vorkomme.  Mit  den  letzten  Worten  griff  S.  der  Forschung  vor: 
nach  den  neueren  Untersuchungen  dürñe  der  Fall  durchaus  nicht  selten  sein. 
Jene  Linie  fafst  S.  übrigens  nicht  als  eine  mathematische,  denn  S.  597  erkennt 
er  sowohl  die  französisch-gascognische  als  auch  die  französisch-provencalische 
Grenze  als  echte  Sprachgrenzen  an.  —  L.  c.  S.  592  bemerkt  Suchier:  Man 
kann  die  Mundarten  eines  Landes  in  verschiedener  Weise  darstellen,  je  nach- 
dem man  Lokalitäten  oder  sprachliche  Züge  als  Einteilungsprinzip  wählt,  und 
betont,  dafs  er  dem  zweiten  Prinzip  den  Vorzug  gebe.  Die  Darstellung  einer 
Dialektgrenze  in  unserem  Sinne  iillt  indessen  unter  keinen  dieser  beiden 
Gesichtspunkte:  es  ist  eine  historische  Gesammterscheinung ,  deren  Ausbrei- 
tung auf  empirischem  Wege  festgestellt  wird.  Von  einer  willkürlichen  Wahl 
von  sprachlichen  Zügen  oder  Lokalitäten  als  Einteilungsprinzip  kann  dabei 
keine  Rede  sein. 


ÜBER   dialektgrenzen   IM   ROMANISCHEN.  173 

Die  Deatsch-Französische  Sprachgrenze  in  der  Schweiz,  Basel  1891. 
In  dem  angezogenen  Artikel  bemerkt  Gauchat  hierzu  :  »»Die  bewufste 
Dialektgrenze  scheint  doch  wohl  nur  in  der  Phantasie  des  Herrn 
Htmziker  zu  existiren.  Aus  Zimmerli's  Lauttabellen  ist  ersichtlich, 
dafs  kaum  zwei  Lauterscheinungen  sich  genau  an  derselben  Grenze 
von  einander  abheben,  sondern  die  Mundarten  nehmen  allmählich 
gegen  Nordwesten  za  einen  andern  Charakter  an,  bis  sie  in  Folge 
ihrer  geographischen  Lage  (von  Gauchat  gesperrt)  in  den 
Typus  der  Dialekte  Ostfrankreichs  übergehen".  Der  Einwand 
Gauchats  ist  nicht  entscheidend:  auch  ihm  ist  eine  Sprachgrenze 
eine  Linie.  Nachdem  ich  an  Ort  und  Stelle  einige  Mundarten  des 
Berner  Jura  (Delémont,  Montier,  Tavannes)  untersucht  und  die 
Ergebnisse,  zu  denen  Zimmerli  und  ich  gelangt  sind,  mit  dem  Laut- 
stand von  Dompierre  (s.  Ztschr.  14,  397  ffg.)  und  anderer  Neuen- 
burger  Mundarten  verglichen  habe,  so  scheint  mir  die  Ansicht 
Hunzikers  wahrscheinlich.  Nur  wahrscheinlich,  weil  die  genaue 
Aufnahme  der  Grenzzone,  die  für  mich  nördlich  von  Neuenburg 
liegt,  erst  gemacht  werden  mufs  und  anderseits  kaum  die  eine 
oder  die  andere  der  von  Zimmerli  erwähnten  Ortschaften  in  die- 
selbe fallt  Die  Grenzzone  berührt  das  frankoprovençalische  Gebiet. 
Es  soll  indessen  die  Frage,  ob  das  Franko  -  provençalische  eine 
Spracheinheit  ist,  die  in  dem  von  Ascoli  angenommenen  Umfang 
eine  relative  historische  Selbständigkeit  besitzt,  unerörtert  und  deren 
Beantwortung  weiterer  Forschung  überlassen  bleiben.  Hier  ist  nur 
von  einer  Dialektgrenze  zwischen  der  Mundart  von  Burgund  (resp. 
der  Franche-Comté,  zu  welcher  der  Berner  Jura  sprachlich  gehört) 
und  der  von  Neuenbürg  die  Rede,  die  zugleich  an  dieser  Stelle 
als  Grenze  zwischen  dem  Burgundischen  und  dem  Franko-proven- 
çalischen  betrachtet  werden  kann.  Ich  gebe  hier  eine  Obersicht 
über  die  wichtigsten  Merkmale  des  Neuenburgischen  im  Gegen- 
satze zu  denen  des  Burgundischen  ;  letztere  füge  ich  in  Klammer  bei.^ 

i)  nachtoniges  lat  a  <  a  {¿) 

2)  nacht  lat.  a  nach  Palatal  <  [t]e  (e) 

3)  nachton.  lat  0  (u)  <.  0  {g) 

4)  freies  bet  f  <C  ae^  resp.  1  (/') 

5)  freies  bet.  p  <iat  (a,  0,  e) 

6)  Suffix  elius  <  i  (f)     ' 

7)  ca,  ga  <  tSj  dz  {/Í,  di) 

Gerade  a  >  lat  betontes  a,  nach  Ascoli  das  wichtigste  Kenn- 
zeichen francoprovençalischer  Sprachart,  ist  hier  nicht  zu  brauchen, 
da  es  sich  auch  in  Mundarten  Burgunds  zeigt,  die  an  das  Fránco- 


^  Von  allen  diesen  Merkmalen  ist  bei  Zimmerli  nur  i  (nicht  auch  2)  in 
Comaux  bezeugt.  Es  verdient  noch  erwähnt  zu  werden,  dafs  die  Vertreter 
von  pulicem,  salicem  u.  s.  w.,  die  im  Burgundischen  s  haben  {püs)  im 
Gebiete  des  Franko  - provençalischen  mit  di,  dz  auftreten  (püds);  di  ist  bei 
Zimmerli  far  vier  der  südlichsten  Ortschaften  belegt  (Orvin,  Lignières,  Comaux, 
Savagnier). 


174  A.   HORNING, 

provenvalische  grenzen.  Anderseits  darf  dieses  a  auch  nicht  ohne 
weiteres  als  Beweis  gegen  die  von  Ascoli  versuchte  Abgrenzung 
einer  historisch  selbständig  entwickelten  Franco  -  provençalischen 
Gruppe  ins  Feld  geführt  werden.  Denn  höchst  wsdirscheinlich  ist 
jenes  in  manchen  Strichen  der  Franche-Comté  vorkommende  a  erst 
in  verhältnismäfsig  später  Zeit  aus  f  hervorgegangen,^  während  das 
franco-provençalische  a  alt  und  unabhängig  von  dem  burgundiscfaen 
entstanden  ist.  Es  liegt  hierin  ein  neuer  Beleg  für  den  oben  auf- 
gestellten Satz,  dafs  die  Lösung  der  Frage  nach  der  Existenz  oder 
Nichtexistenz  einer  Sprachgrenze  oder  eines  Dialektes  in  vielen 
Fällen  ohne  historisch-kritische  Untersuchungen  nicht  möglich  ist^ 

Noch  zwei  Sprachgrenzen  erwähnt  Tourtoulon  RdLR  34,  147 
und  148:  Sur  les  limites  de  l'ancien  Roussillon,  entre  Leucate  et 
Salces,  petites  villes  qui  ne  sont  séparées  que  par  une  distance 
de  13  Kilomètres,  le  catalan  succède  brusquement  au  languedocien.' 

Entre  le  catalan  et  Taragonais  la  transition  est  aussi  brusque 
qu'entre  le  languedocien  et  le  catalan.  Sur  la  route  de  Barcelone 
à  Sarragosse  le  petit  village  d'Almacelles  marque  l'extrême  limite 
du  catalan  et,  après  un  intervalle  à  peu  près  inhabité  de  1 8  Kilom., 
on  rencontre  Binefar,  premier  village  aragonais.^ 

J.  P.  Durand  (de  Gros)  gibt  RdLR  33,  48  und  72  an,  dais 
eine  ligne  linguistique  das  Departement  Aveyron  in  zwei  Teile 
schneide,  östlich  le  parler  caussenard  (in  der  Landschaft  Causse), 
westlich  le  parler  ségalin  (in  der  Landschaft  Segalar).  In  der 
ganzen  östlichen  Hälfte  des  Rouergue  mit  den  arrondissements 
Espalion,  Milhau  und  einem  Teile  der  arrondissements  Rodez,  Ville- 
franche  und  Saint -Afírique  „le  patois  est  d'une  uniformité  presque 
parfaite  et  marqué  par  des  caractères  multiples  et  très  particuliers 
qui  le  séparent  de  la  bande  rouergate  occidentale*'.  Eine  nach 
streng  philologischer  Methode  gemachte  Grenzaufnahme  gehört 
auch    hier   zu    den   Desiderata    der  Wissenschaft    Nach    Durands 


^  Auch  Suchier  vertritt  Grrundrifs  I  594  diese  Ansicht:  vielfach  hörte 
ich  in  der  Franche-Comté  nicht  a,  sondern  ff  sprechen,  d.  h.  ein  sehr  offenes 
an  f.  anklingendes  a. 

'  Zur  Aufstellung  von  Kriterien,  wie  die  so  eben  aufgezählten,  ist  ein 
genauer  Überblick  über  ein  weites  Gebiet  unerläfslich.  Es  mag  also  leicht 
das  eine  oder  das  andere  jener  Merkmale  sich  bei  näherer  Prüfung  als  wert- 
los erweisen.  Der  billig  urteilende  Leser  wird  indessen  aus  vereinzelten 
Versehen,  die  in  diesen  Dingen  sehr  schwer  zu  vermeiden  sind,  den  Schlufs 
nicht  ziehen  dürfen,  dafs  der  eingeschlagene  Weg  überhaupt  ein  Abweg, 
die  allgemeinen  Voraussetzungen,  von  denen  ausgegangen  wird,  unrichtig,  dais 
Ziel  selbst  unerreichbar  sei. 

3  Tourtoulon  fügt  hinzu  :  Ici  deux  des  principes  posés  par  M.  Parb  sont 
nettement  contredits  par  les  faits:  il  n'y  a  pas  de  fusion  entre  les  deux  idio- 
mes juxtaposés  et  la  limite  linguistique  coïncide  avec  la  limite  politique. 

*  Tourtoulon  bemerkt  Etude  sur  la  limite,  S.  6.  Boucherie  habe  ihm 
versichert  que  sur  certains  points  du  département  de  la  Charente,  il  avait 
constaté  la  juxtaposition  du  limousin  et  du  saintongeois  se  côtoyant  sans  se 
confondre.     Auch  hier  fehlen  genaue  Angaben. 


ÜBBR   DTÂLEKTQRBNZBN   DI   ROMANISCHEN.  1 75 

Zeugnis  ib.  5^  77  ist  auch  nach  Norden  das  Rouergne  darch  eine 
scharfe  Sprachscheide  von  der  Auvergne  getrennt:  dès  qu'il  (der 
Einwohner  der  Auvergne)  aura  franchi  les  deux  lieues  de  montagne 
qui  séparent  le  village  rouergat  de  Lacalm  du  village  auvergnat 
de  Chaudesaygues ,  il  ne  comprendra  rien  de  ce  qu'il  entendra. 
Da  hier  Berge  die  Grenzscheide  bilden,  so  liegt  hier  einer  von 
den  anch  von  P.  Meyer  Romania  V  505  A.  i  anerkannten  cas  peu 
fréquents  vor,  où  un  fait  physique  établit  une  limite.  Durand  gibt 
im  einzelnen  die  Merkmale  an,  die  die  Sprache  des  Rouergue  von 
der  der  Auvergne  scheiden. 

Tourtoulon  verdanken  wir  endlich  auch  wertvolle  Angaben 
über  die  italienisch-provençalische  Sprachgrenze  zwischen  Ventimiglia 
und  Nizza.  RdLR  34,  156  ffg.  wird  ausgeführt:  dès  qu'on  a 
franchi  les  falaises  de  la  pointe  de  la  Murtola  (bei  Venti- 
miglia), limite  du  territoire  français,  la  langue  qui  s'était  peu 
modifiée  depuis  Gênes  et  presque  pas  depuis  Savone  change  brus- 
quement Wir  begegnen  der  Mundart  von  Mentone,  welche  aus 
Provençalisch  und  Französisch  gemischt  ist  Tourtoulon  zählt  nicht 
weniger  als  zehn  Merkmale  auf,  von  denen  fünf  als  besonders 
wichtig  bezeichnet  werden,  „parcequ'ils  frappent  à  peu  près  égale- 
ment, dès  qu'on  a  franchi  la  frontière  française.  Ces  caractères 
apparaissent  brusquement  à  Garavan,  faubourg  de  Menton  situé 
près  de  la  frontière  française  actuelle  qui  fut  jadis  la  frontière  du 
comté  de  Nice  et  de  la  principauté  de  Monaco's  Die  fünf  Merkmale 
sind:  i)  Ventimiglia  wahrt  den  Wörtern  die  volle  Silbenzahl  des 
Lateinischen  (venire,  vendere,  pòvero),  Mentone  kürzt  sie  (veni, 
vende,  paure).  2)  In  Vent,  endigen  die  Wörter  vokalisch  (gato, 
dente),  in  Ment  Konsonantisch  (gat,  dent).  3.  lat  ü  klingt  in  V.  u, 
in  M.  ¿f.  4)  Die  Konjugation  ist  in  Mentone  fast  ganz  proven- 
çalisch. 5)  In  V.  kommen  fast  alle  italienischen  sdruccioli  vor,  in 
M.  sind  sie  wenig  zahlreich  und  leicht  als  italienische  Eindringlinge 
erkennbar.  Unter  Nr.  4  allein  fallen  hunderte  von  Formen.  Mit 
der  Theorie  von  der  fusion  insensible  kommt  man  hier  nicht  aus. 
,J>ès  qu'on  franchit  en  un  point  quelconque  la  limite  du  parler 
mentonais,  la  transition  est  tout  aussi  marquée  que  celle  que  nous 
avons  constatée  en  quittant  le  territoire  vintimillois^*. 

In  la  Turbie,  sur  la  frontière  de  la  principauté  de  Monaco,^ 
commence  brusquement  l'idiome  de  Nice  dont  le  caractère  le 
plus  frappant  est  que  tous  les  mots,  à  très  peu  d'exceptions  près, 
ont  la  forme  d'oc:  contractions,  aphérèses,  diphtongaison,  tout  est 
provençal.  Die  unterscheidenden  Merkmale  der  Mundart  von  Nizza 
möge  man  bei  Tourtoulon  S.  166/67  iiachsehen.  Mit  vollem  Rechte 
darf  man  mit  Tourtoulon  die  piemontesisch-provençalische  Sprach- 
grenze zwischen  Ventimiglia  und  Nizza  ansetzen,  wobei  charakteristisch 


^  Die  Thatsache,   dafs  man  in  Monaco  italienisch  spricht  and  wie  die- 
selbe zu  erklären  ist,  hat  mit  unserem  Thema  nichts  zu  thon. 


176  A.   HORNING, 

ist,  dafs  der  Obergang  sich  in  zwei^  plötzlich  auftretenden,  unver- 
mittelten Stufen  vollzieht.^ 

Über  die  Beschaffenheit  der  provençalisch  -  piemontesischen 
Sprachgrenze  auf  dem  Ostabhange  der  kottischen  Alpen  verdanke 
ich  Herrn  Professor  W.  Förster,  der  im  Herbst  1887  jene  Gegend 
bereiste  (vgl.  ZtschriftXVI  253),  folgende  Nachricht:  „Die  Sprach- 
grenze zwischen  Piemontesisch  und  Provençalisch  ist  so  scharf,  wie 
ich  sie  anderswo  zwischen  Deutsch  und  Tschechisch  und  Deutsch 
und  Italienisch  angetroffen  habe.  £s  sind  keine  Mischungen;  es 
sind  zwei  Sprachen,  die  nicht  unmerklich  in  einander  übergehen, 
sondern  streng  wie  Öl  und  Wasser  geschieden  sind".'  Eine  genaue 
Aufnahme  der  Sprachverhältnisse  in  den  einzelnen  Grenzorten  wäre 
auch  hier  erwünscht. 

IIL 

Hiermit  ist  die  Zahl  derjenigen  Dialektgrenzen  erschöpft,  deren 
Existenz  bis  jetzt  nachgewiesen  ist^  Auf  einer  gröfseren  Strecke 
ist  überhaupt  blofs  die  französich-provencalische  Grenze  festgestellt. 


^  Da  jede  Sprachgrenze  das  Produkt  eigenartiger  historischer  Faktoren 
ist,  so  ist  von  vom  herein  wahrscheinlich,  dafs  nicht  zwei  Sprachgrenzen 
genau  dieselbe  Beschaffenheit  zeigen  werden. 

*  Von  dieser  Untersuchung  Tourtoulons,  die,  man  mag  über  die  Dialekt- 
frage denken,  wie  man  will,  einen  wertvollen  Beitrag  zur  romanischen  Dialek- 
tologie bildet,  sagt  P.  Meyer  in  der  Besprechung  Rom.  20,  323  kein  Wort. 
Dagegen  gibt  er  T.  den  Rat,  er  möge  sich  die  Methode  der  Herren  GiUiéron 
und  Rousselot  aneignen.  Nach  dieser  Methode  soll  zunächst  jedes  sprach- 
liche Merkmal  fur  sich  gesondert  verfolgt  und  aufgenommen  werden.  Wo 
indessen  zwei  oder  wie  in  Mentone  und  Nizza  eine  gröfsere  Anzahl  von  Merk- 
malen zusammenfallen,  da  verlangt  die  wissenschaftliche  Methode,  dais  dies 
gebührend  hervorgehoben  werde.  Dies  hat  Tourtoulon  gethan,  wie  dies 
gewifs  auch  GiUiéron  und  Rousselot  gethan  haben  würden,  wenn  sie  dasselbe 
Gebiet  erforscht  hätten.  Der  Unterschied  zwischen  Tourtoulon  und  GiUiéron 
liegt  m.  £.  weniger  in  der  Methode  der  Forschung,  als  in  der  verschiedenen 
Auffassung  und  Beurteilung  der  festgestellten  sprachlichen  Thatsachen. 

>  Prof.  Förster  fügt  hinzu  :  Nur  dringt  das  Piemontesische  stets  siegreich 
vor  und  erobert  einen  Ort  um  den  andern.  Es  geschieht  dies  auf  demselben 
Wege  wie  in  Böhmen,  Görz,  Tirol,  Unter  -  Engadin  :  das  Individuum  wird 
zunächst  zweisprachig  und  gibt  dann  die  ursprüngliche  Sprache  auf.  P.  Meyer 
gibt  Romania  20,  323  die  Existenz  von  Sprachgrenzen  da  zu,  wo  „nn  idiome 
a  gagné  du  terrain  au  détriment  d'un  autre".  Er  scheint  anzunehmen,  dafs 
die  Sprachgrenze  erst  infolge  des  siegreichen  Vordringens  einer  Mundart  auf 
Kosten  einer  anderen  zustande  kommt.  Dies  ist  an  sich  keineswegs  evident 
oder  auch  nur  wahrscheinlich.  Wenn  eine  Mundart  durch  eine  andere  ver- 
drängt wird  wie  die  provençalische  durch  die  piemontesische,  so  ist  die  Sprach- 
grenze nur  dann  scharf  und  deutlich,  wenn  schon  vor  dem  Beginne  dieses 
Processes  zwischen  beiden  Mundarten  zahlreiche  und  wichtige  Unterschiede 
vorhanden  waren.  Sind  die  beiden  Mundarten  einander  sehr  ähnlich,  so  wird 
es,  wenn  die  eine  ein  Übergewicht  über  die  andere  erlangt,  zunächst  zu  einer 
Zersetzung  der  minder  widerstandsfähigen  kommen.  Wie  sich  in  diesem  Falle 
eine  eigentliche  Sprachgrenze  herausbilden  soll,  ist  mir  unklar. 

*  Der  Umstand,  dafs  A.  Thomas  in  seiner  Untersuchung  über  die  Mund- 
arten der  Creuse  (vgl.  darüber  P.  Meyer,  Romania  8,  469)  und  GiUiéron  in 
seinem  Atlas  phonétique  du  Valais  roman  auf  keine  Sprachgrenzen  gestofsen 


ÜBER   DIALEKTGRBNZEN   IM   ROBiANISCHEN.  I77 

von  andern  besitzen  wir  gleichsam  nur  Bruchstücke,  über  andere 
nur  allgemeine  Angaben,  für  welche  allerdings  zuverlässige  Ge- 
währsmänner einstehen,  die  jedoch  durch  kein  philologisches 
Material  verbürgt  sind.  Ober  Dialektgrenzen  aufserhalb  Frankreichs 
ist  so  gut  wie  nichts  bekannt^  Auch  Italien,  das  in  mancher  Be- 
ziehung an  der  Spitze  der  romanischen  Dialectologie  steht,  hat, 
abgesehen  von  den  Forschungen  Ascolis  über  das  Franco -proven- 
çalischc,  m.  W.  keine  Arbeit  aufzuweisen,  die  den  obengenannten 
an  die  Seite  gestellt  werden  könnte.  Was  der  Wissenschaft  not 
thut,  das  ist  die  weitere  Erforschung  der  Dialektgrenzen.^  Die 
Bedeutung  derselben  in  dem  Entwicklungsgange  der  romanischen 
Sprachen  steht  in  direktem  Verhältnis  zu  ihrer  Zahl.  Es  zeigt  sich 
hier  an  einem  Beispiel,  dafs  die  Ideen,  die  allgemeinen  Gesichts- 
punkte, erst  dann  richtig  erfafst  werden  können,  wenn  der  Stoff, 
aus  dem  sie  gewonnen  werden,  möglichst  vollständig  vorliegt. 


sind,  ficht  uns  nicht  an.  Wir  behaupten  keineswegs,  dafs  überall  Sprach- 
grenzen vorhanden  seien.  Dazu  kommt,  dafs  Gilliéron  und  Thomas  die 
Sprachgrenze  als  eine  Linie  auffassen.  —  Philipen  hat,  wie  P.  Meyer  Roma- 
nia 20,  323  bemerkt ,  nachgewiesen ,  dafs  die  von  Puitspelu  in  willkürlicher 
Weise  vorgenommene  Abgrenzung  eines  angeblichen  patois  lyonnais  in  der 
That  völUg  in  der  Luft  schwebt:  Puitspelu  hatte  etwa  30  Ortschaften  zu 
einer  Gruppe  vereinigt,  ohne  an  Ort  und  Stelle  auch  nur  die  einfachsten 
Erhebungen  vorgenommen  zu  haben.  Mit  dieser  Widerlegung  ist  aber  nicht 
einmal  bewiesen,  dafs  es  in  dem  Gebiete  des  alten  Lyonnais  (das  etwa  200 
Ortschaften  umfafste)  keine  Sprachgrenzen  gibt,  denn  dazu  ist  eine  genaue,  an 
Ort  und  Stelle  vorgenommene,  jede  einzelne  Ortschaft  und  möglichst  zahl- 
reiche sprachliche  Merkmale  berücksichtigende  Untersuchung  nötig.  Eine 
solche  Untersuchung  hat  Philipon  nicht  angestellt.  —  Romania  20,  323  sagt 
P.  Meyer,  dafs  seine  Roman.  XX  gedruckte  Abhandlung  über  die  Sprache 
von  Die  (Depart.  Drôme)  im  13.  Jahrh.  „est  en  fait  la  confirmation  la  plus 
absolue  des  idées  que  conteste  M.  de  Tourtoulon,  puisque  tous  les  caractères 
linguistiques  signalés  ont  des  aires  différentes".  Auch  hier  muís  ich  wider- 
sprechen. Die  Angaben  Meyers,  sofern  sie  sich  nicht  auf  die  Sprache  von 
Die  selbst,  sondern  auf  die  der  Umgegend  beziehen,  sind  viel  zu  allgemein  und 
lückenhaft,  als  dafs  dadurch  der  Beweis  erbracht  wäre,  dafs  es  in  jener  Re- 
gion keine  Sprachgrenzen  gibt.  Die  heutige  Sprache  ist  so  gut  wie  nicht  in 
Betracht  gezogen.  Es  kann  aber  nicht  genug  betont  werden,  dafs  der  Aus- 
gangspunkt und  die  Grundlage  jeder  derartigen  Untersuchimg  die  genaue  Auf- 
nahme des  heutigen  Sprachbestandes  sein  mufs.  Meyer  bemerkt  S.  76,  dafs 
betontes  a  nach  Palatal  zwischen  St-Vallier  und  Vienne  in  f  übergeht.  Davon 
ist  beispielsweise  auszugehen:  mit  der  Grenzlinie  dieses  e  müssen  gleichzeitig 
die  Grenzlinien  der  anderen  (wenigstens  der  wichtigsten)  Lauterscheinungen 
durch  genaue  Aufnahme  in  den  einzelnen  Ortschaften  festgelegt  werden.  Es 
sind  dann  auch  andere  Faktoren  (der  frühere  Zustand  der  Sprache,  u.  a.) 
zu  berücksichtigen.  Erst  aus  dem  so  gewonnenen  Material  lassen  sich  positive 
oder  negative  Schlüsse  ableiten,  die  wissenschaftlichen  Wert  haben. 

*  Nach  Gartner  Rätorom.  Gramm.  S.  XXm  ist  der  Übergang  vom 
Friaulischen  zum  Venetischen  jäh. 

*  Methodische  Winke  geben  Gröber  Grundrifs  I,  418  und  Tourtoulon 
RdLR  34,  146,  der  das  Mafs  des  Verständnisses  festzustellen  suchte,  das  bei 
Leuten  aus  dem  Volke  für  die  angrenzenden  und  entfernteren  Mundarten 
vorhanden  ist.  Wenn  auch  die  Sprachgrenzen  vielfach  nicht  mit  politischen 
zusammenfallen,  so  ist  der  Fall  auch  nicht  selten,  dafs  in  der  Nähe  einer 
politischen  Grenze  sich  eine  Sprachgrenze  findet. 

Z«it»chr.  f.  rom.  Phil.  XVil.  12 


178  A.   HORNING, 

Die  Erforschung  der  Dialektgrenzen  ist  die  Vorbedingung  fur 
die  Beantwortung  der  Frage,  die  wir  bis  jetzt  absichtlich  nicht 
berührt  haben,  —  ob  es  Dialekte  gibt.  Nach  unserem  Dafürhalten 
ist  die  Frage  noch  gar  nicht  spruchreif,  und  zwar  deshalb,  weil  es 
an  den  nötigen  Vorarbeiten  fehlt.  Wenn  erst  die  pikardisch- 
wallonische  Sprachgrenze  in  ibi  er  ganzen  Ausdehnung  aufgenommen 
ist  und  es  sich  herausstellt,  dafs  sie  in  ihrem  gesamten  Verlaufe  eine 
ähnliche  Beschaffenheit  zeigt  wie  der  von  Simon  beschriebene  Teil  ; 
wenn  anderseits  eine  wallonisch -lothringische,  die  pikardisch- wallo- 
nische ohne  Unterbrechung  fortsetzende  Dialektgrenze  nachgewiesen 
ist,  —  dann,  meinen  wird,  wird  man  mit  Fug  und  Recht  von 
einem  wallonischen  Dialekte  reden  dürfen.  Ein  Dialekt  wäre  dem- 
nach zu  definiren:  ein  von  allen  Seiten  durch  Dialektgrenzen  (resp. 
wie  beim  Wallonischen  durch  nichtromanische  Sprachen)  um- 
schlossener und  gleichsam  isolirter  Sprachcomplex.  Die  wesentliche 
Eigenschaft,  die  dieser  Complex  besitzen  wird,  ist  eine  relative 
historische  Selbständigkeit.  Es  wurde  bereits  oben  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  Ascoli  Archiv,  glott.  ital.  Ill  61  dem  Franco -pro- 
vençalischen  la  sua  propria  indipendenza  istorica  vindicirt  Diese 
Selbständigkeit  kann  bestehen,  ohne  dafs  der  Dialekt  sogenannte 
caractères  spécifiques  besitzt, ^  d.  h.  solche,  die  ihm  allein  unter  Aus- 
schlufs  aller  anderen  romanischen  Mundarten  angehören,  wie  dies 
Ascoli,  Archiv,  glott.  ital.  II  387  auseinandergesetzt  hat:  das  Unter- 
scheidende, Originelle  eines  bestimmten  Dialekts  „sta  nella  simultanea 
presenza  o  nella  partícolar  combinazione  di  caratteri  ripartiti  in 
varia  misura  fra  i  tipi  congeneri".  Diese  Theorie  der  caractères 
spécifiques  wird  weiter  unten  noch  in  einem  anderen  Zusammen- 
hange besprochen.  —  Indessen,  wie  gesagt,  der  Weg,  den  wir  hier 
betreten,  ist  noch  nicht  gebahnt,  und  das  Ziel  entzieht  sich  daher 
unsern  Blicken.  Deshalb,  und  nur  deshalb  gehen  wir  auf  die  Frage 
nach  der  Existenz  der  Dialekte  nicht  weiter  ein.  Dieselbe  läfst 
sich  nach  unserer  Ansicht  nicht  aus  allgemeinen,  theoretischen 
Erwägungen  heraus  lösen,  sondern  nur  auf  empirischem  Wege 
durch  Beobachtung  der  Wirklichkeit. 

Noch  ein  Wort  über  den  Ausdruck  Sprachgrenze  als  Gegen- 
satz zu  Mundartgrenze.  Beide  haben  wir  bis  jetzt  als  gleich- 
bedeutend gebraucht,  und  es  bleibt  unseres  Erachtens  subjektivem 
Ermessen  anheimgegeben,  ob  man  einer  Mundartgrenze  Wichtig- 
keit genug  beimessen  will,  um  derselben  den  Namen  einer  Sprach- 
grenze beizulegen.  Dies  gilt  auch  von  der  von  Tourtoulon  und 
Bringuier  ermittelten  linguistischen  Grenze  zwischen  dem  Proven- 
çalischen  und  dem  Französischen.    Berechtigt  wäre  man  dann  von 


^  Gilliéron  macht  Romania  1 2,  394  gegen  Joret  geltend ,  qu'  aucun  des 
caractères  étudiés  n^appartient  en  propre  à  la  Normandie,  que  le  patois  nor- 
mand ne  peut  êire  spécifié  ni  par  un  ni  par  plusieurs  caractères  qui  lui  soient 
particuliers.  Desgleichen  tadelt  es  Marchot  Ztschrift  16,  550,  dafs  die  von 
Simon  behufs  Festlegung  der  pikardisch  •  wallonischen  Grenze  aufgestellten 
Merkmale  nicht  als  caractères  spécifiques  des  Wallonischen  gelten  können. 


ÜBER   DIALEKTGRENZEN   IM   ROMANISCHEN.  I79 

zwei  verschiedenen  Sprachen  auf  dem  Boden  Galliens  zu  reden, 
wenn  sich  nachweisen  Heise,  dafs  die  südfranzösischen  Mundarten 
sämtlich  von  einem  oder  wenigen  in  Südfrankreich  gelegenen 
Centren  aus  Verbreitung  gefunden  haben,  während  die  nordfran- 
zösischen in  derselben  Weise  von  einem  oder  wenigen  in  Nord- 
frankreich gelegenen  Mittelpunkten  ausgegangen  wären.  Ob  in- 
dessen ein  derartiger  Nachweis  je  gelingen  wird,  steht  dahin. ^ 

Aus  den  obigen  Ausführungen  ist  ersichtlich,  in  welchem  Sinne 
wir  Sprachgrenzen  und  eventuell  Dialekte  annehmen.  Dagegen 
lehnen  wir  eine  Einteilung  der  Sprache  in  sogenannte  natürliche 
Gruppen  ab  (groupes  et  sous  -  groupes  considérés  comme  des 
divisions  naturelles  comparables  à  celles  de  la  zoologie  et  de 
la  botanique  in  RdLR  33,  48).  Es  ist  ein  Verdienst  P.  Meyers, 
dafs  er  die  Unhaltbarkeìt  dieses  Standpunktes  nachgewiesen  hat. 
So  etwas  wie  die  Arten  und  Unterarten  der  Botanik  gibt  es  in  der 
Sprache  nicht,  einmal,  weil  die  Sprachwissenschaft  es  nicht  mit  im 
Raum  scharf  abgegrenzten  Individuen  zu  thun  hat,  sodann  aber 
weil  die  sogenannten  Spracharten  (Dialekte)  in  der  Zeit  nicht  den 
Bestand  und  die  Festigkeit  (constance  et  fixité)  besitzen,  die  den 
natürlichen  Arten  der  Tiere  und  Pflanzen  eignet  Jene  Sprach- 
complexe  verändern  sich  unter  allen  Umständen  viel  schneller  als 
die  Arten  der  Botanik  und  Zoologie.  Auch  Schuchardt  hat  sich  Litte- 
raturbl.  13,  305  mit  Recht  gegen  eine  genealogische  oder  syste- 
matische Klassifìzirung  der  Sprachen  ausgesprochen  und  die  Über- 
tragung der  Begriffe  Race,  Typus,  Organismus  auf  die  Sprache  ab- 
gelehnt^  „Die  Sprache,  sagt  Schuchardt  Über  die  Lautgesetze  S.  34, 
ist  kein  natürlicher  Organismus,  sondern  ein  soziales  Produkt."' 
Gibt  es  eine  systematische  Klassifìzirung  der  Sprachen,    so  müssen 

^  Gröber  sagt  Gmndrííis  I,  419:  Höhere  Einheiten  als  jene  Mundarten 
gibt  es  in  der  Sprache  nicht.  Neben  den  italienischen,  französischen  M  u  n  d - 
arten  ist  italienische,  französische  Sprache  lediglich  ein  Gedankending 
ohne  Dasein. 

*  Verfehlt  ist  das  Hereinziehen  dieser  naturwissenschaftlichen  Gesichts- 
punkte bei  J.  Simon,  Durand,  Joret,  Tourtoulon  und  andern.  Fem  zu  halten 
sind  alle  jene  images  empruntées  aux  divers  règnes  de  la  nature,  um  einen 
Ausdruck  Grilliérons  zu  brauchen. 

'  Schuchardt  weist  1.  c.  S.  304  mit  dem  Satze  von  der  Absolutheit  der 
Lautgesetze  auch  den  von  der  Klassifìzirbarkeit  der  Mundarten  zurück.  Con- 
sequent ist  er  indessen  nur,  wenn  er,  wie  eine  absolute  Lautgesetzmäfsigkeit, 
so  auch  eine  absolute ,  d.  h.  systematische,  genealogische  Klassifizierung  ver- 
wirft. So  gut  es  aber  zwischen  den  absoluten  Lautgesetzen  und  den  einzelnen 
lautUchen  Thatsachen  far  Schuchardt  ein  drittes  gibt,  nämlich  empirische, 
relative  Gültigkeit  besitzende  Lautgesetze,  ebensogut  müfste  Seh.  auch  Sprach- 
grenzen resp.  Dialekte  in  unserem  Sinne  annehmen,  da  dieselben  etwas  sind, 
das  in  der  Mitte  steht  zwischen  der  absoluten  Klassifìzirbarkeit  der  Mund- 
arten und  dem  einzelnen  trait  linguistique.  Die  Consequenz  seines  Stand- 
punktes müfste  ihn  demnach  zu  unseren  Ansichten  fuhren  und  nicht  zu  denen 
von  Paris,  der  solche  Mittelglieder  nicht  anerkennt.  Wenn  Seh.  bemerkt, 
dafs  er  heute  noch  auf  dem  Standpunkte  steht  (es  ist  der  Paris'sche),  den 
er  schon  im  Jahre  1870  einnahm,  so  hat  er,  wie  es  scheint,  in  den  ein- 
schlägigen Forschungen  Ascolis  und  Gröbers  und  in  den  neuesten  dialekto- 
logisdien  Untersuchungen  nichts  zu  lernen  gefunden. 

12* 


1 8o  À.   HORNING, 

auch  die  Sprachgrenzen  gleichsam  einen  absoluten  Charakter  haben, 
sie  müssen  einer  mathematischen  Linie  gleichkommen,  denn  sonst 
ist  eine  reinliche  Scheidung  der  aneinander  grenzenden  Dialekte 
unmöglich;  und  anderseits  mufs  sich  jede  Sprachgruppe  von  jeder 
andern  durch  eine  Reihe  von  sogenannten  caractères  spécifiques 
unterscheiden,  d.  h.  von  solchen  Merkmalen,  die  sich  in  keiner 
andern  wiederñnden,  denn  nur  auf  diesen  caracteres  spécifiques 
beruht  ihre  Existenzberechtigung.  Beide  Forderungen  stehen  und 
fallen  mil  der  Annahme  einer  systematischen  Klassifizinmg. 

Indessen,  wenn  Paris  und  Meyer  mit  Recht  von  einer  soge- 
nannten natürlichen  oder  systematischen  Klassifizirung  der  Sprachen 
nichts  wissen  wollen,  so  haben  sie  anderseits  über  die  Bedingungen, 
unter  denen  die  Sprachen  sich  im  Räume  entwickeln,  Ansichten, 
denen  wir  nicht  beipñichten  können  und  die  für  ihre  Aufifassung 
der  Sprachgrenzen  und  der  Dialekte  von  einschneidender  Bedeu- 
tung sind.  Die  Patois  sind  nach  Paris  Parlers  S.  170  das  Ergebnis 
de  révolution  spontanée  du  latin.  Diese  évolution  hat  sich  in 
jedem  Orte  in  selbständiger  Weise  vollzogen  und  ist  durch  die 
Race,  die  geographische  Lage  und  das  Klima  bedingt.  Demnach 
(S.  163)  le  parler  d'un  endroit  contiendra  un  certain  nombre  de 
traits  qui  lui  seront  communs,  par  ex.,  avec  le  parler  de  chacun 
des  quatre  endroits  les  plus  voisins,  et  un  certain  nombre  de  traits 
qui  difiereront  du  parler  de  chacun  d'eux.  Mit  der  Entfernung 
nehmen  die  Unterschiede  allmählich  zu,  bis  zuletzt  das  Verständnis 
aufhört.  Es  folgt  hieraus,  dafs  (S.  164)  d'un  bout  à  l'autre  du  sol 
les  parlers  populaires  étendent  une  vaste  tapisserie,  dont  les  couleurs 
variées  se  fondent  sur  tous  les  points  en  nuances  insensiblement 
dégradées.  Es  ist  ein  sprachlicher  Atomismus,  auf  den  das  Motto 
jtávra  (tel  passen  würde.  P.  Meyer  hatte  Romania  5,  505  gesagt: 
les  variétés  locales  se  fondent  les  unes  dans  les  autres,  sans  qu'on 
puisse  voir  nettement  où  l'une  commence  et  l'autre  finit  Bei  einer 
solchen  Beschaffenheit  der  Sprache  ist  es  ein  thörichtes  Unterfangen, 
da  Grenzen  ziehen  zu  wollen,  wo  die  Natur  keine  kennt  Wer 
dies  trotzdem  thut,  der  handelt  willkürlich;  die  Merkmale,  nach 
denen  man  die  Einteilung  vornimmt,  „on  les  choisira  arbitrairement 
selon  l'endroit  où,  d'après  une  idée  préconçue,  on  voudra  fixer  la 
limite".  (P.  Meyer,  Romania  4,  294).  Une  divisions  suppose  des  limites, 
et  le  parler  roman  n'offre  que  des  limites  extérieures,  là  où  il  confine 
à  la  mer  ou  à  des  idiomes  non  latins.  De  limites  intérieures,  il 
n'en  a  pas  (P.  Meyer  Romania  5 ,  505)  und  Romania  6 ,  63 1  :  les 
dialectes  n'existent  pas  dans  la  nature  à  l'état  défini,  mais  nous 
les  constituons  à  notre  guise  pour  la  commodité  de  nos  études. 
Doch  gilt  diese  Theorie  nach  Paris  (S.  164)  nur  von  einem  déve- 
loppement linguistique  livré  à  lui-même,  d.  h.  in  dem  die  sprachliche 
Entwicklung   sich    ungestört   nach   natürlichen    Gesetzen    vollzieht^ 


*  Auch  Gilliémn  spricht  Roman.   12,  305  in  demselben  Sinne  von  einem 
cUt  linguistique  normal. 


ÜBER   DIALEKTGRSNZBN   IM   ROMANISCHEN.  l8l 

Dans  an  pays  civilisé  qui  a  une  histoire,  les  phénomènes 
naturels  sont  sans  cesse  contrariés  par  Taction  des  volontés.  D 
y  a  eu  des  influences  exercées  par  des  centres  intellectuels  et 
politiques  .  .  il  y  a  eu  des  transplantations  de  populations.  Doch 
sind  diese  Einwirkungen  etwas  secundares ,  des  faits  accidentels, 
d'un  ordre  purement  historique,  welche  dem  état  normal, 
résultat  du  Ubre  développement  du  latin,  (s.  Roman.  6,  633)  zu- 
wider laufen.  „Si  le  développement  naturel  n'avait  pas  été  entravé 
par  des  actions  politiques  et  littéraires,  il  n'y  aurait  sans  doute 
pas  aujourd'  hui  deux  communes  qui  parleraient  exactement  le 
même  latin"  (Parlers  S.  167).  Das  geschichtlich  Gewordene  wird  dem- 
nach zu  dem  naturgemäfs  Entstandenen  in  einen  Gegensatz  ge- 
bracht, der  das  geschichtlich  Gewordene  als  einen  gewaltsamen, 
störenden  Eingriff  in  die  natürliche  Entwicklung  erscheinen  läfst. 
Aus  diesem  Gesichtspunkte  begreift  man,  dafs  P.  Meyer  Romania 
6,  631  die  Möglichkeit  zugibt,  dafs  il  existe  aujourd'hui  une  limite 
assez  précise,  là  où  jadis  on  l'aurait  vainement  cherchée;  aber,  dans 
les  cas  normaux,  là  où  le  développement  linguistique  n'a  été  troublé 
par  aucune  circonstance  extérieure  (vgl.  Roman.  20,  32^)  y  on  ne 
peut  trouver  des   limites  naturelles  à  un  dialecte. 

Diese  Lehre  von  der  Verteilung  und  Entwicklung  der  Sprache 
im  Räume  nach  natürlichen  Gesetzen  (dem  Leser  wirä  die  häufige 
Wiederkehr  der  Ausdrucke  nature  und  naturel  nicht  entgangen 
sein),  diese  Theorie  von  einem  „état  de  nature"  der  Sprache,  zu 
dem  das  historisch  Gewordene  in  einen  schroffen  Gegensatz  ge- 
bracht wird,  —  lehnen  wir  ab.  Sie  beruht  unseres  Erachtens  auf 
unbewiesenen  Voraussetzungen.  Unbewiesen  ist,  dafs  die  patois 
in  ihrer  Mehrzahl  spontane  Produkte  des  Lateins  in  den  Orten 
sind,  in  denen  sie  gesprochen  werden.  Voraussetzung  hierfür  ist 
eine  gewisse  Dichtigkeit  der  Bevölkerung.  Aber  Gallien  war  in 
den  ersten  Jahrhunderten  nach  der  Völkerwanderung  schlecht  be- 
völkert,* die  bewohnten  Striche  waren  durch  Einöden,  Wälder^  von 
einander  getrennt  Mithin  wird  in  zahllosen  Fällen  eine  Mundart 
sich  nicht  spontan  an  der  Stelle  entwickelt  haben,  wo  wir  sie  heute 
finden,  sondern  sie  wird  ein  fremdes  Produkt  sein,  das  erst  dahin 
verpflanzt  wurde.  Eine  sprachliche,  von  historischen  Einflüssen 
unberührte    Entwicklung,   ein    développement   linguistique    livré    à 


*  Nach  E.  Levasseur  (La  population  française,  3  Bände,  Arthur  Rousseau, 
1889)  belief  sich  die  Bevölkerung  Frankreichs  (das  heutige  Gebiet  ist  gemeint) 
zur  Zeit  der  römischen  Eroberung  auf  6700000  Einwohner,  auf  8  Vt  Millionen 
imter  den  Antoninen,  auf  6 — 8  Millionen  zur  Zeit  Karls  des  Crrofsen,  auf 
20 — 22  Mill,  in  der  ersten  Hälfte  des  14.  Jhrh.  (vgl.  Revue  des  Deux-Mondes, 
Bd.  114,  S.  305). 

'  Den  von  Gröber  Grundrifs  I  417  beigebrachten  Zeugnissen  foge  ich 
eins  aus  Joret,  Des  Caractères  et  de  TExtension  du  patois  Normand  S.  8 
hinzu  :  Nach  A.  Le  Prévost  (Anciennes  divisions  territoriales  de  la  Normandie, 
in  -  4,  i860,  S.  57)  le  Perche  n'était  qu'une  forêt  avant  l'invasion  normande. 
Zur  ehemaligen  Landschaft  Perche  gehörten  die  heutigen  Departements  Orne, 
Eure-et-Loir,  Sarthe,  Loir-et-Cher, 


1 82  A.   HORNING, 

lui-même  ist  ein  blofses  Gedankenprodukt,  etwas,  das  nie  existirt 
hat  und  wovon  man  sich  keine  klare  Vorstellung  machen  kann.^ 
Die  ganze  Entwicklung  der  Sprache  im  Räume  ist  für  uns 
wesentlich,  wenn  nicht  ausschliefslich  durch  historische  Faktoren^ 
bedingt  Von  der  Sprache,  sofern  sie  sich  im  Räume  ausbreitet, 
gilt  insbesondere  das  schon  oben  angeführte  Schuchardtsche  Wort: 
Die  Sprache  ist  kein  natürlicher  Organismus,  sondern  ein  sociales 
Produkt.  —  „Die  Latinisirung  einer  römischen  Provinz  erfolgte 
notgedrungen  von  auseinander  liegenden  Orten  aus"  (Gröber  1.  c), 
deren  Sprachen  sich  durch  gewisse  Merkmale  (mögen  dieselben 
ursprünglich  immerhin  erst  schwach  entwickelt  gewesen  sein)  von 
einander  unterschieden.  Eine  jede  Sprache  breitete  sich  allmählich 
über  die  Umgegend  aus;  mit  jeder  neugegründeten  Ortschaft 
erweiterte  sich  ihr  Gebiet,  und  durch  den  beständigen  Verkehr  der 
Ortschaften  unter  einander  wurde  eine  gewisse  Gleichmäfsigkeit 
der  Entwicklung  gesichert  und  dem  Ganzen  ein  einheitliches  Ge- 
präge aufgedrückt.  So  bildeten  sich  auf  historischem  Wege  ge- 
wisse Sprachtypen  heraus,  die  allerdings  keinen  genealogischen 
oder  systematischen  Charakter  an  sich  tragen,  aber  deshalb  keine 
willkührlichen  Erfindungen  ordnungsliebender  Pedanten  sind.  Wo 
solche  Typen  infolge  ihrer  wachsenden  Ausbreitung  sich  berühren, 
da  entstehen  Sprachgrenzen,  die  ebenso  wenig  etwas  willkürlich 
ersonnenes  sind.  Während  nach  Paris  il  n'y  a  place  pour  aucune 
division  intermédiaire  entre  le  patois  d'une  commune  et  la  masse 
linguistique  à  laquelle  il  appartient,  sind  wir  der  Ansicht,  dafs  die 
Dialektgrenzen,  die  wir  historische  nennen,  im  Gegensatze  zu 
den  auch  von  uns  nicht  anerkannten  natürlichen,  gesetzmäfsig 
(aber  nach  historischen  Gesetzen)  entwickelte  Mittelglieder  bilden 
zwischen  den  einzelnen  Ortschaften  und  der  romanischen  Sprach- 
einheit^ 


*  Tourtoulon  sagt  sehr  richtig  RdLR  34,  174:  Texpérience  de  ce  déve- 
loppement libre  n'ayant  pu  être  faite  nulle  part  et  les  impulsions  d'ordre 
physiologique  et  d'ordre  psychologique,  auxquelles  le  langage  obéit,  étant 
mal  connues,  on  ignore  absolument  ce  qui  serait  arrivé,  si  les  peuples  romans 
avaient  pu  soustraire  leur  parler  à  toute  influence  extérieure. 

*  Der  Verkehr  in  seinen  verschiedenen  Formen  ist  für  uns  der  einnge 
Träger  und  Vermittler  der  Verbreitung  der  Sprache  im  Räume.  Für  manche 
Gelehrte  ist,  wie  es  scheint,  bei  dieser  Verbreitung  auch  ein  der  Sprache  in- 
wohnendes lautphysiologisches  Gesetz  wirksam  :  so  sagt  Meyer- Lübke  Roman. 
Gramm.  I,  lO:  „jeder  Lautwechsel  pflanzt  sich  von  seinem  Ausgangspunkte 
fort;  er  erweitert  sein  Territorium,  verläfst  dabei  aber  auch  oft  die  Be- 
dingung, an  die  er  ursprünglich  geknüpft  war**.  Schuchardt  Literaturblatt 
13,  312  bemerkt,  dafs  „eine  sprachliche  Erscheinung  auf  einem  bestimmten 
Gebiete  entweder  mehr  diffus  oder  mehr  radiär  ist .  .  Hiervon  abgesehen, 
beruht  die  Verbreitung  auf  dem  Verkehr".  Auch  bei  der  Aufstellung  der 
sogenannten  Wellentheorie  (vgl.  dazu  Grundrifs  I  416)  scheint  von  derselben 
Voraussetzung  ausgegangen  zu  werden,  die  für  uns  unannehmbar  ist,  so  lange 
nicht  klar  gesagt  wird,  in  welcher  Weise  sich  die  betreffenden  sprachlichen 
Vorgänge  vollziehen  sollen. 

>  Wenn  Paris  Parlers  S.  168  betont,  man  solle  die  Mundarten  Frank- 
reichs nicht  d'après  des  divisions  arbitraires  et  factices,  sondern   dans   tonte 


ÜBER   DIALEKTGRENZEN   IM   ROMANISCHEN.  183 

£s  erübrigt  noch,  den  schwerwiegendsten  Einwand  zu  prüfen, 
welcher  gegen  die  Aufstellung  von  Sprachgrenzen  und  Dialekten 
in  unserem  Sinne  erhoben  worden  ist.  Man  sagt:  Die  fünf  oder 
sechs  Merkmale,  welche  z.  B.  bei  der  Beschreibung  der  pikardisch- 
wallonischen  Grenze  als  mafsgebend  hingestellt  wurden,  sind  will- 
kürlich ausgewählt.  Nur  deshalb,  weil  man  sich  bei  der  Auswahl 
derselben  volle  Freiheit  vorbehält,  gelingt  es  überhaupt,  eine  Sprach- 
grenze zu  zeichnen,  die  mit  einem  gewissen  Schein  von  Wahr- 
scheinlichkeit als  solche  gelten  kann.  Wählt  man  andere  Kriterien, 
so  gelangt  man  zu  anderen  Ergebnissen.  Berücksichtigt  man  z.  B. 
den  dem  Wallonischen  und  Pikardischen  gemeinsamen  Laut  /  (= 
lat  «f*),  so  ergibt  sich  eine  andere  Gruppirung.  Folglich  sind 
alle  derartigen  Einteilungen  ein  willkürliches  Spiel  mit  beliebig  aus- 
gewählten Merkmalen.  Les  groupes,  sagt  Paris  S.  170,  qu'on  est 
tenté  de  former  se  dissolvent  ou  se  recomposent  autrement  suivant 
le  critérium  phonétique  ou  morphologique  qu'on  emploie  à  les 
constituer.  1  Auf  diesem  Wege  kommt  Paris  zu  dem  Ergebnis 
(S.  163),  dais  dans  une  masse  linguistique  de  même  origine  il  n'y 
a  réellement  pas  de  dialectes;  il  n'y  a  que  des  traits  linguistiques 
qui  entrent  respectivement  dans  des  combinaisons  diverses.  Die 
Zahl,  die  Ausdehnung,  die  Grenzen  der  Gruppen  ändern  sich,  je 
nachhem  man  diese  oder  jene,  eine  gröfsere  oder  eine  geringere 
Anzahl  Merkmale  auswählt  P.  Meyer  hatte  Romania  4,  295  gesagt: 
on  pourra  imaginer  bien  des  manières  de  grouper  les  dialectes, 
chacune  se  fondant  sur  un  certain  choix  de  faits  linguistiques  et 
aucune  n'échappant  à  l'inconvénient  de  tracer  des  circonscriptions 
là  où  la  natiure  n'en  connaît  pas. 

Es  soll  zunächst  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dafs  auf 
Grund  dieser  Beweisführung  jede  Klassifikation,  welcher  Art  sie  auch 


la  richesse  et  la  liberté  de  cet  immense  épanouissement  zur  Darstellung 
bringen,  so  hat  man  den  Eindruck,  als  ob  fur  Paris  jeder  Versuch  zu  klassi- 
fiziren  zugleich  ein  Bemühen  sei,  der  Sprache  Gewalt  anzuthun  und  die  sich 
in  ungebundener  Freiheit  entfaltenden  Erscheinungen  in  Fesseln  zu  schla¿en 
imd  in  Formeln  zu  zwängen.  Derselbe  Einwand  liefse  sich  gegen  die  wissen- 
schaftliche Erforschung  jedes  beliebigen  Gegenstandes  erheben.  Es  handelt 
sich  um  Feststellung  des  gesetzmäfsig  Gewordenen  in  dem  Mafse,  in  dem 
wir  es  zu  erkennen  vermögen  —  nicht  mehr  und  nicht  weniger.  Schlimm 
ist  es  freilich,  wenn  die  divisions  arbitraires  und  factices  sind.  Aber  wir 
bestreiten,  dafs  jede  Einteilung  diesen  Charakter  notwendig  trage  —  darum  dreht 
sich  eben  der  Streit.  —  P.  Meyer  sagt  Rom.  4,  295  :  le  meilleur  moyen  de 
faire  apparaître  sous  son  vrai  jour  la  variété  du  roman,  c'est  d'indiquer  sur 
quel  espace  de  terrain  règne  chaque  fait.  Dem  stimmen  wir  zu,  wenn  damit 
die  Methode,  nach  welcher  der  Stoff  gesammelt  werden  soll,  bezeichnet  wird, 
wenn  damit  die  Vorbedingungen  for  jedes  tiefere  Eindringen  in  den  Gegenstand 
angegeben  werden.  Soll  ds^egen  mit  jenen  Worten  das  Ziel  der  Forschung 
selbst  bezeichnet  werden,  so  müssen  wir  unsere  Vorbehalte  machen,  denn 
das  Ziel  jeder  Wissenschaft  ist  fur  uns  die  Erkenntnis  eines  kausalen  Zu- 
sammenhanges zwischen  den  Erscheinungen. 

>  Ganz  in  diesem  Sinne  sagt  Gauchat,  Ztschrift  14,  398,  Tafel  I:  on 
peut  choisir  les  faits  phonétiques  de  manière  à  faire  croire  à  une  topographie 
des  dialectes.     Mais  ce  serait  une  fausse  conclusion. 


184  A.   HORNING, 

sein  mag,  als  unberechtigt  erscheinen  mufs.  Angenommen  nämlich  der 
Dialekt  A  unterscheide  sich  durch  zehn  Merkmale  von  dem  Dialekte 
B  und  die  Scheidung  sei  eine  so  scharfe,  dafs  die  Ausbreitongs- 
flächen  dieser  zehn  Merkmale  sich  genau  decken,  während  die 
Ausbreitungsflächen  der  Merkmale,  die  B  eigen  sind,  ebenfalls  voll- 
ständig zusammenfallen.  Auch  gegen  diese  anscheinend  voll- 
kommene dialektische  Abgrenzung  liefse  sich  der  Paris'sche  Ein- 
wand mit  demselben  Rechte  wie  gegen  jede  andere  weniger  voll- 
kommene ins  Feld  führen.  Legt  man,  so  liefse  sich  einwenden, 
statt  der  Merkmale  i — 10  von  A  die  Merkmale  11  — 15  zu  Grunde, 
die  A  mit  B  gemein  hat,  so  erhält  man  eine  verschiedene  Gruppi- 
rung,  die  auch  einen  Teil  von  B  umfassen  würde.  Folglich  sind 
die  Gruppen  A  und  B  Produkte  einer  willkürlichen  Combination. 

Das  Irrige  der  Paris'schen  Schlufsfolgerung  liegt  für  uns  darin, 
dafs  die  gesammte  Masse  der  traits  linguistiques,  so  wie  sie  heute 
vorliegt,  für  die  Einteilung  und  die  Erkenntnis  als  gleichwertig 
betrachtet  wird.  Auf  die  historischen  Bedingungen,  auf  die  Zeit 
ihres  Entstehens  wird  nicht  eingegangen.  Es  ist  noch  iiomer  der 
Standpunkt  der  abstract  -  logischen ,  systematischen  Klassifizirung.^ 
Für  uns  ist  eine  Sprachgrenze  (um  von  Dialekten  hier  nicht  zu 
reden)  etwas  zeitlich  bedingtes,  das  nicht  immer  war  und  nicht 
immer  sein  wird.  Wer  es  ablehnt,  auf  die  zeitliche  Aufeinander- 
folge der  Erscheinungen  einzugehen,  der  scheidet  aus  der  ganzen 
Frage  dasjenige  aus,  worauf  es  eben  vorzugsweise  ankommt.  An- 
genommen die  pikardisch-wallonische  Sprachgrenze  sei  im  12.  Jahr- 
hundert dadurch  entstanden,  dafs  die  pikardischen  und  wallonischen 
Sprach  complexe  mit  einander  in  Berührung  kamen,  so  können  als 
unterscheidende  Merkmale  nur  diejenigen  in  Frage  kommen,  durch 
die  damals  beide  Complexe  sich  von  einander  unterschieden.  Als 
beide  Sprachtypen  sich  in  der  oben  angegebenen  Weise  allmählich 
differenzirten ,  so  blieben  viele  althergebrachte,  beiden  Gruppen 
gemeinsame  Merkmale  (z.  B.  e  >  lat.  0,  /  >  lat.  en^^ns.)  von  dieser 
DifFerenzirung  unberührt  Legten  \vir  unserer  Einteilung  jene 
ältesten  Züge  zu  Grunde,    so  würden  wir    das   unbeachtet   lassen, 


*  Auf  diesem  Standpunkte  steht  im  Ganzen  auch  H.  Paul,  der  in  seinen 
Principien  der  Sprachgeschichte*  S.  40  z.  B.  sagt:  „Ziehen  wir  in  einem  zu- 
sammenhängenden Sprachgebiete  die  Grenzen  für  alle  vorkommenden  dialek- 
tischen Eigentümlichkeiten«  so  erhalten  wir  ein  sehr  complicirtes  System 
mannigfach  sich  kreuzender  Linien.  Eine  reinliche  Sonderung  in  Hauptgruppen, 
die  man  wieder  in  so  und  so  viel  Nebengruppen  teilt,  ist  nicht  möglich". 
In  anderen  Stellen  kommt  der  historische  Gesichtspunkt  zur  Geltung,  doch 
ohne  rechte  Consequenz  und  Klarheit.  —  In  seiner  Etude  sur  les  Change- 
ments Phonétiques  stellt  sich  Paul  Passy  auf  den  Paris*schen  Standpunkt, 
doch  meint  er  S.  18  „partout  oü  il  y  a  une  barrière  naturelle  un  peu  impor- 
tante, les  dialectes  se  séparent  nettement"  (nach  P.  Meyer  Roman.  5,  504  le 
cas  où  un  fait  physique  établit  une  limite  est  peu  fréquent).  Interessant  ist 
die  Thatsache,  dafs  die  Mundarten  der  Pikardie  und  der  Ile-de-France 
scharf  von  einander  geschieden  sind,  „depuis  les  environs  de  Creil  jusqu'au 
delà  de  Verbene,  par  le  cours  de  TOise,  à  tel  point  que  les  habitants  des 
deux  côtés  de  la  rivière  ont  quelque  peine  à  se  comprendre*'. 


Cber  dialektgrenzen  im  romanischen.  185 

was  die  Hauptsache  ist,  die  mit  der  Zeit  eingetretenen  Unterschiede 
zwischen  beiden  Complexen,  es  \\iirde  die  historische  Thatsache 
ignorirt,  auf  deren  Feststellung  es  allein  ankommt.  Es  würde  in 
diesem  Falle  der  sprachliche  Zustand  zur  Darstellung  kommen, 
welcher  der  Differenzirung  vorausging,  während  der  Name  Sprach- 
grenze eben  die  Bezeichnung  ist  für  die  in  bestimmter  Zeit  auf- 
tretenden, durch  zusammen\virkende  Ursachen  bedingten  sprach- 
lichen Unterschiede.  Wir  wählen  bestimmte  Züge  (z.  B.  ka  >  lat 
cü,  if  >  lat.  câf  s  vor  Kons,  u.  s.  w.),  weil  sie  allein  jene  histo- 
rische Thatsache  zum  Ausdruck  bringen,  und  deshalb  ist  die  Aus- 
wahl keine  willkürliche.  Ein  leeres  Spiel  wäre  es  nur  dann,  wenn 
wir  Grenzen  ansetzten,  ohne  uns  auf  diesen  historischen  Stand- 
punkt zu  stellen.  Dafs  bei  einem  derartigen  Verfahren  Irr- 
tümer unvermeidlich,  zahlreiche  Fragen  schwer  zu  lösen,  andere 
vielleicht  unlösbar  sein  werden,  dies  alles  können  wir  zugeben, 
ohne  dafs  dadurch  das  Ziel  der  Wissenschaft  verrückt  werde. 

Wie  es  Merkmale  gibt,  die  älter  sind  als  die  Zeit,  in  welche 
die  Entstehung  jener  Sprachgrenzen  fällt,  so  gibt  es  auch  wieder 
solche,  die  jünger  sind.  Wir  behaupten  nicht,  dafs  jene  Sprach- 
grenzen für  alle  Zeiten  sich  ihre  historische  Selbständigkeit  wahren 
werden.  Es  mögen  sich  neuerdings  sprachliche  Prozesse  heraus- 
bilden, die  jene  Sprachgrenzen  durchkreuzen  und  mit  der  Zeit 
\*ielleicht  völlig  aufheben.  Es  wird  aber  dadurch  an  der  Thatsache 
ihrer  einstigen  historischen  Selbständigkeit  nichts  geändert  So, 
z.  B.  gibt  es  im  Lothringischen  gewisse  œ  -  Laute,  die  sich  über  Teile 
der  von  mir  mit  A,  B,  C  bezeichneten  Gruppen  erstrecken.  Der 
Einwand,  dafs,  wenn  man  dieses  Merkmal  zum  Einteilungsprinzip 
machte,  eine  ganz  andere  Gruppirung  zu  stände  kommen  würde,  ist 
deshalb  nicht  stichhaltig,  weil  sich  diese  ¿r- Laute  erst  neuerdings 
herausgebildet  haben,  nachdem  jene  Gruppenbildung  vielleicht  Jahr- 
hunderte bestanden  hatte.  Durch  die  spätere  Entwicklung  kann 
die  relative  Selbständigkeit  einer  früheren  Entwicklung  als  historische 
Thatsache  nicht  in  Frage  gestellt  werden. ^  Es  ¡st  demnach  ein 
unwissenschaftliches  Verfahren,  wenn  Gauchat  Ztschrift  14,  348  auf 
dem  Grunde  einer  Untersuchung  des  heutigen  Lautstandes  weniger 
Ortschaften,  wobei  von  jeder  historischen  Kritik  abgesehen  wird 
und  alle  Lauterscheinungen  als  gleichwertig  betrachtet  werden,  den 
Schlufs  aufbaut,  dafs  es  so  etwas  wie  Dialekte  nicht  gebe  und  dafs 
allein  die  ,topographie  des  faits  linguistiques  pris  isolément'  eine 
Realität  besitze. 

Die  Bedingungen,  unter  denen  sich  die  Volkssprachen  heute 
entwickeln,  sind  wesentlich  von  denjenigen  verschieden,  denen  sie 

*  So  macht  es  Joret  wahrscheinlich,  dafs  die  Grenzen  von  ca  and  ce  in 
der  Normandie ,  die  heute  zum  Teil  divergiren ,  einst  zusammenfielen ,  und 
auch  Gilliéron  scheint  Rom.  12,  401  zuzustimmen.  Hier  hätte  demnach  früher 
eine  coïncidence  bestanden,  die  heute  verwischt  ist.  Für  uns  ist  freilich  jene 
coïncidence  nicht  fortuite,  kein  Spiel  des  Zufalles. 


1 86  A.   HORNING, 

im  Mittelalter  unterworfen  waren.  Im  Mittelalter  (wenn  anders  die 
Hypothese  über  die  Sprachcentren  Anspruch  auf  Wahrscheinlichkeit 
erheben  darf),  gravitirte  die  ganze  Bewegung  um  gewisse  Mittel- 
punkte, die  bald  eine  centrifugale,  bald  eine  centripetale  Kraft  aus- 
übten. Heute  liegen  die  Dinge  anders:  Die  Bevölkerung  hat  sich 
bedeutend  vermehrt,  die  Verkehrsverhältnisse  wurden  völlig  umge- 
staltet. Der  Verkehr  auch  zwischen  den  noch  Patois  redenden 
Orten  wird  immer  mehr  durch  die  Schriftsprache  vermittelt^  Die 
Folge  ist,  dafs  diese  Mundarten  immer  mehr  sich  selbst  überlassen 
bleiben.  Neuerdings  entstandene  Lautprozesse  kreuzen  vielfach 
die  vor  Jahrhunderten  entstandenen  Sprachgrenzen  und  bedrohen 
sie  in  ihrer  Existenz.  Wenn  es  überhaupt  einen  Zustand  der 
Sprache  gibt  gleich  dem,  den  Paris  un  développement  linguistique 
livré  à  lui-même  nennt ,  so  suchen  wir  denselben  nicht  in  der  Ver- 
gangenheit, gleichsam  in  der  Entstehungszeit  der  Mundarten, 
sondern  weit  eher  in  der  Zukunft,  als  letztes  Ziel  der  sprachlichen 
Entwicklung  oder  Auflösung  der  Patois. 

Ist  unsere  Auffassung  der  Aufgaben  der  Dialektforschung 
richtig,  so  bestehen  die  engsten  Beziehungen  und  Wechselwirkungen 
zwischen  der  allgemeinen  Geschichte  und  der  Dialektologie:  beide 
Wissenschaften  fördern  einander  gegenseitig  und  arbeiten  einand^ 
in  die  Hände.  Durch  die  eigenartige  Gruppirung  der  Mundarten 
in  den  Vogesen  ist  z.  B.  die  historische  Thatsache  ermittelt  worden» 
dafs  die  romanische  Colonisation  nicht  von  Norden  oder  Süden, 
sondern  von  Westen  über  die  Berge  des  Wasgau  vordrang,  und 
zwar  ging  der  Anstofs  hierzu  von  verschiedenen  Punkten  aus:  nur 
so  erklären  sich  die  bedeutenden  sprachlichen  Unterschiede  zwischen 
den  verschiedenen  Gruppen  und  ihre  scharfe  Abgrenzung.  Es  kam  der 
Augenblick,  wo  die  verschiedenen  Ausbreitungsflächen  mit  einander 
in  Berührung  traten,  und  so  bildeten  sich  die  heutigen  Sprach- 
grenzen. Diese  historischen  Vorgänge  werfen  anderseits  Licht  auf 
manche  sprachliche  Erscheinungen,  so  z.  B.  auf  den  auffälligen  Wechsel 
zwischen  der  Monophthongirung  und  der  Diphthongirung  von  betont. 
Ci  fi  Çi  welcher  vor  allem  die  verschiedenen  Gruppen  kennzeichnet. 
Jener  Wechsel  erklärt  sich  daraus,  dafs  unter  denjenigen  franzö- 
sischen Ortschaften,  von  denen  die  Colonisirung  ausging,  die  einen 
bereits  den  Monophthong  durchgeführt  hatten,  während  die  andern 
noch  an  dem  Diphthong  festhielten.  Die  sprachlichen  Begrenzungen 
verlieren  so,  um  mit  Schuchardt  Literaturbl.  13,  319  zu  reden,  den 
Anschein  der  Zufälligkeit  ;  wir  lernen  die  Bedeutung  der  räumlichen 
Grenzen  der  Spracherscheinungen  erkennen.  Freilich  sind  uns  damit 
die  letzten  Gründe  noch  nicht  erschlossen,  warum  die  Produkte  von 
fj  f,  Ç  nur  in  gewissen  Gegenden  zum  Monophthong  übergingen  ;  aber 
es  ist  eine  wichtige  Vorfrage  gelöst.    Denn  wenn  es  jemals  gelingen 


^  Immer  seltener  wird  auch  der  von  Gilliéron  Roman.  12,  397  erwähnte 
Fall  werden,  qu'il  y  a  des  patois  qui  en  absorbent  d'autres  en  vertu  d'une 
affinité  sociale. 


ÜBER   DIALEKTGRBNZEN   IM   ROMANISCHEN.  187 

soll,  die  tieferen  Bedingungen  jenes  Wandels  klarzulegen,  so  muís  zuvor 
festgestellt  sein,  in  welchen  Ortschaften  sich  jene  Monopthongirung 
selbständig  vollzogen  hat  und  in  welche  Gegenden  sie  als  fertiges 
lautliches  Produkt  durch  den  Verkehr  eingeführt  wurde.  —  Auch 
über  das  relative  Alter  der  Lautwandlungen  kann  uns  jene  dialek- 
tische Gestaltung  Aufschlufs  geben:  die  Frage  wurde  schon  oben 
in  Bezug  auf  gewisse  ¿r- Laute  aufgeworfen.  Aber  auch  für  das 
Alter  der  erwähnten  Monophthongirung  werden  Anhaltspunkte  ge- 
wonnen, wenn  es  gelingt,  die  Zeit  zu  bestimmen,  in  welche  der 
Beginn  der  Romanisirung  der  östlich  von  den  Vogesen  gelegenen 
Striche  fallt  Auf  diesem  Wege  wird  es  vielleicht  auch  gelingen, 
das  Dunkel  aufzuhellen,  das  über  der  Entstehung  und  Ausbreitung 
des  Wandels  von  f/,  //,  u.  s.  w.  zu  cy,  py  und  von  iss  zu  ;f ,  í  liegt 
Zum  Schlufs  sei  es  gestattet,  die  Geschichte  der  Frage,  welcher 
dieser  Artikel  gewidmet  ist,  kurz  zusammenzufassen:  £s  gebührt 
P.  Meyer  das  Verdienst,  das  Problem  mit  Schärfe  gestellt,  falsche 
Lösungen,  sofern  sie  die  Klassifizirung  der  Sprachen  mit  derjenigen 
der  Naturwissenschaften  identifizirten ,  abgelehnt  und  durch  nach- 
drückliche Betonung  der  richtigen,  bereits  von  Ascoli  befolgten 
Methode  (faire  la  géographie  des  traits  linguistiques)  die  dialekto- 
logische Forschung  bedeutend  gefördert  zu  haben.  Klärend  wirkte 
auch  Schuchardt  durch  den  Hinweis,  dafs  die  Sprache  in  ihrer 
räumlichen  Ausbreitung  kein  natürlicher  Organismus,  sondern  eine 
Funktion,  ein  soziales  Produkt  sei.  So  sehr  wir  indessen  die  Ver- 
dienste P.  Meyers  und  Paris  nach  dieser  kritisch  -  methodischen 
Seite  anerkennen,  so  vermögen  wir  doch  ihren  Ansichten,  sofern 
sie  die  positive  Seite  der  Frage  betreffen,  nicht  beizupflichten.  Der 
Keim  der  richtigen  Lehre  liegt  für  uns  nach  dieser  Seite  in  dem 
Worte  Ascoli's  von  der  (relativen)  historischen  Selbständigkeit,  die 
er  für  das  Franko-Provençalische  in  Anspruch  nimmt  £s  gab  dann 
Gröber  in  seiner  Centrentheorie  wichtige  Fingerzeige,  auf  welche 
Weise  man  sich  eine  solche  sprachliche  Selbständigkeit  entstanden 
und  bedingt  zu  denken  habe.  Endlich  haben  neuerdings  an- 
gestellte dialektologische  Untersuchungen  das  Ergebnis  zu  Tage 
gefordert,  dafs  es  Mundartgrenzen  gibt  Die  Thatsache  der 
Existenz  von  Dialektgrenzen,  die  nach  historischen  Gesetzen  ent- 
standene Mittelglieder  zwischen  den  einzebien  traits  linguistiques 
und  dem  gesamten  linguistischen  Complex  der  romanischen 
Sprachen  sind,  darf  jetzt  als  gesichert  betrachtet  werden,  mögen 
die  Ansichten  über  Wesen  und  Entstehung  derselben  noch  so  sehr 
auseinandergehen.  Die  Fi  age,  ob  es  historisch  selbständig  ent- 
wickelte Dialekte  gibt,  wird  sich  hingegen  erst  dann  beantworten 
lassen,  wenn  genaue  und  umfassende  Aufnahmen  einer  gröfseren 
Anzahl  von  Sprachgrenzen  vorliegen. 

A.  Horning. 


Beiträge  zur  Eenntnis  des  Amerikanospanischen. 

I. 

Die  Grundlagen  der  Entwicklung  des  AmerìkanospanÌBohen. 

Die  Ausbreitung  der  spanischen  Sprache  in  Amerika  seit  dem 
Anfang  des  i6.  Jahrhunderts  bietet  viele  Analogien  mit  der  Aus- 
breitung des  Lateinischen  über  die  westlichen  Mittelmeerlânder. 
Hier  wie  dort  geht  ein  kulturell  überlegenes  Volk  mit  allen  Mitteln 
der  rohen  Kraft  und  der  politischen  Schlauheit  schonungslos  er- 
obernd gegen  fremdartige  Völkerstämme  vor.  Der  Ausbreitung  der 
politischen  Herrschaft,  die  durch  zahlreiche  —  hier  wie  dort  historisch 
unkontrollierbare  —  Kolonistenzüge  gestützt  wird,  folgt  die  Aus- 
breitung der  Sprache.  Und  abeimals  ist  es  nicht  die  klassische 
Sprache  der  höheren  Bevölkerungsschicht,  sondern  die  allgemeine 
Volkssprache,  welche  die  Grundlage  für  die  neue  Entwicklung 
bietet  Freilich  dürfen  wir  hier  eine  Verschiedenheit  nicht  ver- 
gessen. Das  Lateinische  hatte  den  Höhepunkt  seiner  litterarischen 
Ausbildung  schon  erreicht,  als  die  eigentliche  Romanisiemng 
der  meisten  Provinzen  sich  vollzog,  nur  Italien  selbst,  Sizilien, 
Sardinien  und  teilweise  Spanien  wurden  schon  vor  dieser  Zeit  mehr 
oder  weniger  vollständig  romanisiert.  Dagegen  beginnt  die  Haupt- 
kolonisationszeit für  das  ganze  spanische  Amerika  schon  im  zweiten 
Viertel  des  i6.  Jhs.,  während  die  klassische  spanische  Schriftsprache 
zwar  schon  vollständig  vorbereitet,  aber  noch  nicht  ausgebildet  war, 
vorausgesetzt,  dafs  man,  wie  gewöhnlich,  Cervantes,  Lope  de 
Vega  und  Calderón  als  deren  Representanten  ansieht.  So  finden 
wir  denn  in  allen  spanischen  Ländern  Amerikas  eine  Menge  ge- 
meinsamer Worte  und  Formen,  die  nicht  mit  dem  heutigen  Kasti- 
lianischen  verglichen  werden  dürfen,  sondern  aus  dem  Alt  span  i  sc  hen, 
bezw.  der  Volkssprache  des  lò.  Jhs.  zu  erklären  sind.  Andrer- 
seits wird  es  uns  nur  in  seltenen  Ausnahmefallen  —  vielleicht  nie 
—  gelingen  Formen,  die  auf  einzelne  spanische  Landschaften  be- 
schränkt sind,  in  Amerika  wieder  zu  finden,  —  wie  wir  ja  auch 
zwischen  der  gemeinsamen  Grundlange  der  romanischen  Sprachen 
und  dem  rustiken  Latein  einzelner  italienischer  Distrikte  unter- 
scheiden müssen. 


BSTTRAGE  ZUR   KENNTNIS  DES   AMBRIKANOSP ANISCHEN  I.       189 

Wie  die  Wissenschaft  erst  allmählich  die  Einzelheiten  des 
Vulgärlateins  aus  den  spärlichen  Angaben  des  Altertums  und  aus 
Rückschlüssen  aus  der  romanischen  Fortsetzung  herauskonstruiert 
hat,  so  wird  es  die  Aufgabe  der  Wissenschaft  sein,  auch  das  Volks- 
spanisch  des  lö.  Jhs.  wieder  herzustellen.  Diese  Aufgabe  dürfte 
jener  schon  ziemlich  gelösten  an  Schwierigkeit  kaum  nachstehen. 
Der  Unterschied  zwischen  der  gemeinsamen  Grundlage  der  roma- 
nisdien  Sprachen  und  dem  klassischen  Latein  ist  bei  weitem  nicht 
so  grofs  wie  der  zwischen  dem  Volksspanisch  des  16.  Jhs.  und  dem 
heutigen  Castellanischen ,  mit  dem  man  das  klassische  Spanisch 
vom  Anfang  des  17.  Jhs  zu  identifizieren  pflegt.  Man  denke  nur 
an  die  äufserst  verwickelte  Frage  der  Aussprache  der  s,  z^  c,  ç  des 
Spanischen  im  Zeitalter  der  Kolonisierung  Amerikas;  auch  das 
heutige  jota  {x)  des  Spanischen  hatte  seine  Entwicklung  aus  den 
mannigfaltigen  Grundlagen  i,  s  (j\  //,  x,  x)  noch  nicht  abgeschlossen. 
Wir  kennen  mehr  oder  weniger  genau  die  Wege  dieser  lautlichen 
Entwicklungen,  aber  auf  welchem  Standpunkt  befanden  sie  sich 
grade  in  den  für  Amerika  entscheidenden  Jahren,  die  wir  noch 
nicht  einmal  bestimmt  angeben  können? 

Es  ist  häufig  behauptet  worden,  dafs  für  das  Amerikano- 
spanische  insbesondere  die  Sprache  von  Andalusien  und  Estremadura 
loafsgebend  sei,  weil  Cadiz  der  Hauptauswanderungshafen  jener 
Zeit  war  und  grade  jene  Provinzen  die  heutige  kastilianische 
Scheidung  von  z  und  s  (ß-^  s)  nicht  anerkennen ,  und  somit  hierin 
mit  der  amerikanischen  Aussprache  übereinstimmen.  Dem  gegen- 
über mufs  ich  bemerken,  dafs  erst  auf  Grund  ernsthafter  historischer 
Untersuchungen  festgestellt  werden  müsste,  ob  wirklich  vorwiegend 
Sûdspanier  nach  Amerika  gekommen  seien,  femer  ist  noch  nicht 
be%viesen,  dafs  die  heutige  andalusische  Aussprache  mit  der  des 
16.  Jhs.  identifiziert  werden  darf;  wovon  das  Gegenteil  höchst 
wahrscheinlich  ist  Für  Chile  speziell  ist  eine  starke  ursprüngliche 
Einwanderung  aus  Nordspanien  sichergestellt  durch  die  zahlreichen 
baskischen  Namen  grade  der  besten  Familien  des  Landes.  Im 
Allgemeinen  halte  ich  es  vorläufig  für  viel  wahrscheinlicher,  dafs 
die  Besiedler  der  neuen  Welt  aus  allen  Provinzen  Spaniens  ziem- 
lich bunt  und  gleichmäfsig  gemischt  waren,  was  entschieden  eine 
sprachliche  Ausgleichung  zur  Folge  haben  mufste.  Die  heutige 
scharfe  Unterscheidung  von  nur  zwei  j-lauten,  nämlich  ^  (stimm- 
loser interdentaler  Reibelaut)  und  s  (stimmloser  meist  apicosupra- 
alveolarer  Reibelaut)  ist  nach  meiner  Oberzeugung  sehr  jung  und 
verdankt  ihre  von  Castilien  ausgehende  Verbreitung  über  das  ganze 
Königreich  wohl  lediglich  dem  Schulunterricht,  da  die  Volkssprache 
aller  spanischen  Provinzen,  mit  Ausnahme  der  beiden  Kastilien 
und  eines  kleinen  Teiles  der  angrenzenden  Gegenden ,  andere 
Wege  gegangen  ist,  die  meist  von  der  amerikanischen  Einheit  des 
Lautes  weniger  verschieden  sind. 

Nach  dem  Gesagten  müssen  wir  vorläufig  annehmen,  dafs 
nach  ganz  Süd-  und  Mittelamerika   (mit  Ausnahme  Brasiliens)  ein 


190  R.   LENZ, 

und  dieselbe  Sprache  importirt  worden  ist,  deren  charakteristische 
Eigentümlichkeiten  gegenüber  dem  modernen  Kastellanischen  in 
der  Aussprache,  der  Formenlehre  und  vor  allem  dem  Wörterbuch 
freilich  im  einzelnen  noch  festzustellen  sind,  sich  aber  jedenfalls 
gröfstenteils  aus  den  altspanischen  Texten  des  14.  und  15.  Jhs. 
erweisen  lassen  werden. 

Späterhin  wird  es  freilich  von  Wichtigkeit  sein  herauszufinden 
ob,  wann,  woher  und  unter  welchen  besonderen  Bedingungen 
gröfsere  Zuzüge  spanischer  Kolonisten  in  einzelnen  Gebieten  statt- 
fanden. Diese  Aufgabe  müssen  wir  hauptsächlich  den  Historikem 
überlassen. 

Ein  eigentliches  geistiges  Leben  hat  im  spanischen  Amerika 
bis  zu  Anfang  unseres  Jhs.  nicht  existiert;  die  litterarische  Pro- 
duktion beschränkte  sich  wesentlich  auf  die  amtlichen  oder  nicht 
amtlichen  Schriftstücke  der  Gobemadoren  und  sonstigen  höheren 
Beamten,  die  sehr  häufig  nur  auf  eine  bestimmte  Anzahl  von 
Jahren  aus  dem  Mutterlande  in  die  Kolonien  entsandt  wurden. 
Daneben  haben  wir  die  Urkunden  der  Lokalverwaltungen  weltlicher 
und  kirchlicher  Art.  Von  einem  auf  gröfsere  Volksmassen  einfiufs- 
reichen  Schulunterricht  kann  in  keinem  Lande  unter  der  spanischen 
Kolonialherrschaft  die  Rede  sein.  Nach  alle  dem  ist  es  nur  durch 
steten  Zusammenhang  mit  dem  Mutterlande,  vor  allem  durch  den 
Zuzug  von  Beamten  und  Missionären  erklärlich,  dafs  überhaupt 
das  Spanische  in  Amerika  wesentlich  dieselbe  Entwicklung  ge- 
nommen hat  wie  auf  dem  europäischen  Festlande  ;  ich  denke  hier- 
bei insbesondere  an  die  Entwicklung  des  modernen  jota  {pc)  aus 
dem  im  Amerikanischen  des  16.  und  vielleicht  noch  des  17.  Jhs. 
(wenigstens  seiner  ersten  Jahrzehnte)  vielfach  nachweisbaren  ¿,  von 
dem  sich  jedoch,  soweit  mir  bis  jetzt  bekannt,  heute  im  Amerikano- 
spanischen  keine  Reste  mehr  finden.  Ob  das  als/  erhaltene  alte  y 
(neuspan.  H)  in  argentinischen  Texten  x  (d.  h.  dorso  -  postpalataler 
oder  dorso  -  velarer  stimmloser  Reibelaut)  ist  oder  h  (d.  h.  Glottis- 
reibelaut) weifs  ich  noch  nicht  genau;  ich  vermute  das  erstere. 
Ob  es  aber,  gleichviel  mit  welcher  von  beiden  Aussprachen,  auf 
andalusischem  Einñufs  beruht  (wie  ich  noch  vor  kurzem  in  meiner 
Rezension  von  Lentzners  Tesoro  im  Litbl.  f.  germ.  u.  rom.  Phil. 
angab)  ist  doch  sehr  zweifelhaft,  da  das  alte  y  im  16.  Jhs.  zweifel- 
los noch  nicht  ganz  verstummt  war  und  diese  Aussprache  ebenso 
gut  aus  anderen  span.  Provinzen  importiert  werden  konnte,  in  denen 
sie  heute  verstummt  ist.  Hat  doch  das  Chilenische  in  einigen 
Punkten  seiner  Lautent>\'icklung  eine  geradezu  bis  ins  Verblüffende 
gehende    Obereinstimmung    mit    dem  Andalusischen  ,1    aber    grade 


*  Ich  denke  an  die  Schicksale  des  s.  Das  Andalusische  war  mir  bis- 
her nur  aus  Machados  (Dem  o  filo  s)  Sammlung  der  Cantes  Flamencos 
und  seiner  Fonética  andaluza  (Bibl.  de  las  Tradiciones  Populares  Españ- 
olas Bd.  V)  bekannt.  In  diesen  Tagen  erhielt  ich  die  Rezension  über  Wulffs 
Chapitre  de  phonétique  avec  transcription  d'un  texte  andalón, 
die  Herr  Professor  Schuchardt  die  Güte  hatte  mir  zuzusenden.     Aus  ihr 


BETTRÄGB   ZUR   KENNTNIS   DES   AMERIKÂNOSPANISCHEN  I.       ICI 

von  dem  alten  f  (aufser  in  huir  =  xuir  das  wohl  durch  Formen  wie 
fiäj  fuiste^  fué  gehalten  sein  könnte)  keine  Spuren.  Wenn  das 
Amerikanospanische  im  Allgemeinen  so  sehr  vom  Andalusischen  be- 
einflufst  wäre,  warum  zeigen  sich  denn  dann  in  Peru  keine  Spuren 
davon  ?  Warum  findet  sich  auslautendes  »  in  »  verwandelt  in  Spanien 
an  verschiedenen  Punkten  unabhängig,  in  Guatamala,  in  Peru  — 
aber  nie  in  Chile  ?  Warum  findet  sich  der  andalusische  Verlust  des 
5  in  Chile  und  Argentinien,  in  Ost -Mexiko  und  Cuba  —  aber  nie 
¡n  Perú?  Alles  das  beweist  nur,  wie  Schuchardt  in  der  unten 
zitierten  Rezension  sehr  richtig  ausführt,  dafs  die  lautliche  Ent- 
wicklung an  verschiedenen  Punkten  der  Erde,  bei  ganz  verschiedenen 
Sprachen  und  Racen  immer  wieder  in  denselben  Geleisen  verläuft, 
welche  durch  irgend  welche  physischen,  physiologischen  oder 
psychologischen  Gesetze  dem  Redenden  aufgez\\Tingen  werden, 
olme  dafs  er  es  weifs.  Mit  Recht  verlangt  Schuchardt  (1.  c), 
dafs  die  Wissenschaft  diese  Geleise  der  Entwicklung  an  und  für 
sich  darlegen  soll,  wie  ich  es  in  meiner  Abhandlung  über  die 
Palatalen  (Kuhns  Zeitschr.  f.  vergi.  Sprachf.  XXIX)  versucht  habe. 
Ich  werde  weiter  unten  ausführen,  dafs  ich  für  die  Schicksale  des 
5  in  Chile  und  Argentinien  ethnologische  Gründe  verantwortlich  zu 
machen  wage. 

Es  ist  klar,  dafs  also  die  Abweichungen  des  Amerikano- 
hispanischen  vom  Kastellanischen  zunächst  auf  sogenannter  spontaner 
Entwicklung  beruhen  können.  Aber  es  ist  notwendig  in  jedem  ein- 
zelnen Falle  zu  untersuchen,  ob  wir  nicht  mit  dem  Worte  „spontane" 
Entwicklung  nur  unsere  Unkenntnis  verdecken  wollen.  Gibt  es 
denn  überhaupt  eine  spontane  Lautentwicklung?  Streng  genommen 
nicht  Denn  alles  Geschehen  hat  seine  Gründe;  imd  wenn  es 
erlaubt  ist  von  spontaner  Lautentwicklung  zu  reden,  so  ist  das  nur 
in  dem  Sinne  gemeint,  dafs  der  Lautwandel  nicht  durch  die  Nach- 
barlaute veranlafst,  also  nicht  assimilatorisch  ist,  sondern  durch 
sonstige  uns  unbekannte  innere  Gründe  bewirkt 

Unter  diesen  Gründen  ist  die  ethnologische  Beeinflussung 
ebenso  leicht  theoretisch  als  möglich  einzusehen,  wie  schwierig  in 
der  Praxis  exakt  zu  beweisen.  Es  ist  klar,  dafs  sich  bei  ganzen 
Völkern,  welche  eine  neue  Sprache  erlernen,  eben  dieselben  Er- 
scheinungen zeigen  müssen,  wie  bei  einzelnen  Individuen.  Das 
heifst,  wie  der  Engländer  die  deutschen  Laute,  der  Deutsche  die 
französischen,  welche  seiner  Muttersprache  fehlen,  mehr,  oder  weniger 

ersehe  ich,  dafs  Wulff  in  Andalusien  fast  genau  dieselben  Übergangsstufen 
des  schwindenden  s  gefunden  hat,  die  ich  schon  vor  einem  Jahre  im  zweiten 
Kapitel  meiner  Chilenischen  Studien  niedergelegt  habe.  (Deren Abdruck 
in  den  Phonetischen  Studien  Band  VI  nun  endlich  erfolgen  soll,  wie  mir 
Herr  Prof.  Vi  e  tor  mitteilt).  Ich  mufs  hier  überhaupt  die  Fachgenossen  um 
Nachsicht  ersuchen ,  wenn  sie  in  meinen  Arbeiten  oft  die  Kenntnis  der 
neueren  und  auch  fachwissenschaftlicher  älterer  Litteratur  vermissen  sollten. 
Ich  bin  hier  an  den  Ufern  des  stillen  Ozeans  ganz  ausschliefsHch  auf  meine 
eigene  BibUothek  angewiesen  und  nicht  im  stände  mir  alle  die  Werke  zu 
verschaffen,  deren  Einsicht  mir  nützlich  wäre. 


192  R.  LENZ, 

genau  durch  ähnliche  eigene  Laute  wiedergibt,  oder  sich  die 
fremden  wenigstens  durch  Anpassung  an  die  ihm  geläufige  Arti- 
kulationsart mundgerecht  macht,  anstatt  sich  redlich  zu  bemühen 
die  fremde  Artikulation  in  allen  ihren  Einzelheiten  zu  erwerben, 
wie  es  der  Phonetiker  anstiebt;  so  wird  auch  das  Volk,  das  zur 
Annahme  der  Sprache  seines  Siegers  gezwungen  wird,  bei  ver- 
schiedener Artikulationsbasis  und  -art  sich  mit  Lautsubstitutionen 
behelfen.  Die  Gefahr  hierzu  ist  am  gröfsten,  wo  die  Laute  der 
beiden  Sprachen  nicht  völlig  verschieden,  aber  auch  nicht  völlig 
gleich  sind.  Denn  ein  ganz  fremdartiges  Lautsubstitut  würde  die 
Verständlichkeit  aufheben  oder  doch  arg  beeinflussen;  und  bei 
ziemlich  grofser  Ähnlichkeit  wird  dasselbe  leicht  mit  einer  der  ver- 
schiedenen bei  jedem  Laute  in  jeder  gröfseren  Sprachgruppe  vor- 
handenen Spiel-  oder  Abarten  zusammenfallen. 

Es  handelt  sich  nun  zunächst  um  die  Frage,  ist  solche  ethno- 
logische Beeinflussung  in  Amerika  möglich  und  wahrscheinlich,  oder 
nicht;  mit  andern  Worten,  sind  die  heute  in  Amerika  spanisch  redenden 
Menschen  Abkömmlinge  von  Spaniern,  von  Indianern  oder  andern 
Völkern,  bezw.  Mischlinge  aus  verschiedenen  Racen  ?  Die  Antwort  auf 
diese  Frage  ist  viel  schwerer  und  verwickelter,  als  man  auf  den  ersten 
Blick  sehen  mag.  Die  ethnologischen  Verhältnisse  der  neuen  Welt  sind 
noch  recht  wenig  bekannt.  Die  Ethnologen  von  Fach  haben  genug 
mit  den  vielen  noch  gänzlich  ungelösten  Fragen  der  Verwandschaft 
der  reinen  Indianer  zu  thun;  die  Historiker  und  Geographen  be^ 
gnügen  sich  mit  oberflächlichen  Angaben,  deren  Quellen  recht 
verschiedener  Natur  sind,  und  endlich  die  Bevölkerungsstatistiker 
amerikanospanischer  Herkunft  sind  unzulässig  und  verdächtig,  selbst 
da  wo  sie  objektive  bessere  Angaben  machen  könnten.  Denn  im 
allgemeinen  gibt  es  für  den  Ilispanoamerikaner  keine  schlimmere 
Beleidigung,  als  wenn  man  ihn  in  den  Verdacht  bringt  Indianer- 
oder gar  Negerblut  in  den  Adern  zu  haben. 

Man  wird  kaum  jemals  mehr  als  schätzungs^^■eise  erfahren,  wie 
viel  europäische,  speziell  spanische  Besiedler  vor  dem  Anfang 
unseres  Jahrhunderts  nach  Amerika  gekommen  sind  ;  ich  habe  bis- 
her noch  nicht  einmal  eine  solche  annähernde  Schätzung  gefunden. 
Sicher  ist,  dafs  die  Zahl  der  eingewanderten  Frauen  noch  unver- 
hältnismäfsig  viel  geringer  ist,  als  die  der  Männer.  So  waren 
denn  die  Conquistadorcn  und  ersten  dauernden  Ansiedler  wesent- 
lich auf  Verbindung  mit  Indianerinnen  angewiesen.  Hatten  nun 
die  Mütter  auch  spanisch  gelernt,  so  war  ihre  Aussprache  doch 
leicht  von  der  Muttersprache  beeinflufst,  und  der  Einflufs  der 
Mutter  auf  die  erste  Spracherlemung  ist  ja  viel  gröfser  als  der 
des  Vaters.  So  ist  es  denn  wohl  kein  Zufall,  dafs  grade  das,  wie 
es  scheint,  über  fast  ganz  Südamerika  verbreitete  Wort  für  den 
Säugling  und  das  kleine  Kind  im  allgemeinen  guagua  (in  Chile 
gesprochen  wauwa,  7e' =  engl,  tv  mit  dorso  -  postpalataler  Engen- 
bildung) aus  dem  Keshua  stammt,  wo  es  gradedas  Wort  ist,  mit  dem 
die   Mutter,    nicht    auch    der  Vater,    das    Kind    bezeichnet    (vgl. 


BETTRÄGB    ZUR   KENNTNIS   DES   AMERIKÂNOSP ANISCHEN  I.       I93 

Middendorf  Wb.  der  Keshuaspr.  Leipz.  1890.  p.  417).  Selbst 
wo  auch  die  Mutter  echte  Spanierin  war,  stand  der  Einflufs  der 
indianischen  Sprachen  auf  das  Spanische  des  Kindes  noch  zu  be- 
fürchten durch  indianische  Wärterinnen  und  Dienerinnen,  die  oft 
noch  mehr  Einflufs  haben  als  Vater  und  Mutter  zusammen- 
genommen. ^  Unter  diesen  Umständen  ist  es  gradezu  merkwürdig, 
dafs  der  indianische  Einflufs  im  Spanischen  im  allgemeinen  so 
gering  zu  sein  scheint. 

Im  Einzelnenen  ist  nun  aber  das  Verhältnis  z^vischen  den 
Europäern  und  den  Indianern  in  den  verschiedenen  Gegenden 
Mittel-  und  Südamerikas  offenbar  ein  sehr  verschiedenes.  Ich  mufs 
hier  leider  bekennen,  dafs  mir  zuverlässige  Angaben  für  die 
genauen  Einzelheiten  aus  den  meisten  Gegenden  noch  fehlen  — 
sie  dürften  überhaupt  schwer  zu  erlangen  sein.  Meine  eigene 
direkte  Beobachtung  erstreckt  sich  nur  auf  Chile,  indirekt,  d.  h. 
durch  glaubwürdige  Zeugen  auf  Perú,  Ecuador  und  Argentinien. 
Soviel  ich  bis  jetzt  sehe,  müssen  wir  nach  der  Art  ihrer  Bevölke- 
rung die  hispanoamerikanischen  Länder  in  drei  Gruppen  teilen, 
wobei  die  ganz  unzivilisierten  indianisch  redenden  Bewohner  ganz 
aufser  acht  bleiben,  nämlich  erstens:  solche  Länder,  in  denen 
der  Weifse  sich  verhältnismäfs  wenig  mit  dem  Indianer  gemischt 
hat,  und  dieser  letztere  von  Natur  friedlich  zwar  auf  einer  gewissen 
Kulturstufe  sich  befindet  und  der  Staatseinrichtung  des  Weifsen 
gehorcht,  mit  dem  er  auch  in  Verkehr  tritt  betreffis  Austausch  von 
Produkten  und  Waaren,  aber  doch  im  ganzen  isoliert  in  anderen 
Gebieten  wohnt  und  nicht  zur  Annahme  europäischer  Kultur  und 
zum  Aufgeben  der  Sprache  zu  bewegen  ist;  zweitens:  solche  Länder, 
in  denen  der  Indianer  an  und  für  sich  etwas  niedriger  und  dem 
Europäer  feindlich  gegenübersteht,  aber  kulturfahig  ist  und  dann  seine 
Sprache  und  Sitten  aufgibt  und  kastellanisiert  wird  :  drittens  :  solche 
Länder,  in  denen  der  Indianer  zwar  leicht  europäische  Kultur 
angenommen  hat,  aber  über  den  Weifsen  numerisch  so  überlegen 
ist,  dafs  das  Indianische  eigentlich  als  Hauptlandessprache  zu  gelten 
hat,  über  dem  das  Spanische  nur  als  offizielle  Regierungssprache  steht 
Zu  den  Ländern  der  ersten  Sorte  gehören  Peru,  Bolivien, 
Ecuador,  wahrscheinlich  auch  Columbien  und  Venezuela, 
also  in  erster  Linie  die  Länder  des  alten  Inkareiches.  Der 
Weifse  wohnt  hier  in  den  Niederungen  der  Küste  und  in  einigen 
Gebirgstälern,  der  Keshua-  und  Aimaráindianer  dagegen  am  Gebirgs- 
abhang  und  auf  der  Hochebene,  wo  er  seinen  Ackerbau  und  sein 
kleines  Handwerk  treibt,  aber  der  eigentlichen  europäischen  Kultur 
einen  zähen  passiven  Widerstand  leistet  und  bei  seiner  Sprache 
verharrt.  Zur  zweiten  Gruppe  gehört  Chile  und  wenigstens  teil- 
weise Argentinien.  Während  noch  im  Anfang  des  siebzehnten 
Jahrhunderts  der  Verfassser  der  ersten  araukanischen  Grammatik  Padre 

*  Man   kann   das  hier  an  den  eingewanderten  Deutschen  vielfach  beob- 
achten.    Selbst   wo  beide  Eltern  streng  auf  Wahrung  des  Deutschen  halten, 
sind  die  ersten  Worte  der  Kinder  fast  ohne  Ausnahme  spanisch. 
Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XYII,  I^ 


194  R*    LENZ, 

Luis  de  Valdivia  von  der  Ausbreitung  der  araukanischen  Sprache 
von  Coquimbo  im  Norden  bis  Chiloé  im  Süden  redet  und  z.B. 
Proben  der  Sprache  aus  dem  Gebiet  von  Santiago  bringt ,  ¡st 
heutzutage  die  araukanische  Sprache  auf  ein  verhältnismäfsig  sehr 
enges  Gebiet  im  Süden  zurückgedrängt.  Die  spanisch  redende 
Bevölkerung  wird  heute  auf  nahezu  3  Millionen  geschätzt,  die  der 
Indianer  auf  nur  50000.  Es  ist  nun  kein  Zweifel,  wenngleich  es 
der  Chilene  nicht  gerne  hört,*  dafs  die  Hauptmasse  der  niederen 
Landbevölkerung  Chiles  fast  reine  Indianer  sind,  welche  nur  ihre 
Sprache  vergessen  und  ihre  Lebensweise  ein  wenig  verändert  haben, 
und  noch  heute  kann  man  an  der  Frontera  zwischen  Angel, 
La  Victoria  und  Traiguén  täglich  sehen,  wie  sich  der  Araokaner 
allmählich  in  den  Chilenen  verwandelt.  £r  braucht  nur  seine 
Landestracht  und  seine  Sprache  zu  tauschen.  An  der  Gesichtsfarbe 
und  den  Zügen  findet  man  oft  keinen  Unterschied  zwischen  dem 
„echt  chilenischen"  Bewohner  des  Zentrums  und  dem  »Jndio**  des 
Südens  ;  wenngleich  natürlich  auch  die  Landbevölkerung  mehr  oder 
weniger  stark  mit  Europäerblut  vermischt  ¡st.  Während  also  in 
Perú  neben  der  herrschenden,  regierenden  Europäerbevölkenmg 
der  reine  Indianer  steht,  gibt  es  in  Chile  ein  niederes  Landvolk 
spanischer  Zunge,  aber  wesentlich  indianischer  Abstammung. 

Zur  dritten  Gruppe  gehört  Paraguai,  dessen  indianische 
Bevölkerung  teilweise  schon  frühe  die  europäische  Kultur  durch 
Vermittlung  der  Missionare  empfangen  hat  und  dadurch  den  ein- 
gewanderten Europäern  gegenüber  einen  gewissen  Anspruch  auf 
Gleichberechtigung  macht.  Infolge  dessen  ist  das  Guaraní  bis 
heute  die  Landes-  und  Umgangssprache  des  niederen  Volkes, 
welche  nun,  durch  das  Spanische  beeinflufst,  nicht  nur  viele  Sub- 
stantiva von  den  Europäern  angenommen  hat,  sondern  sogar  das 
ganze  Zahlensystem  (das  Guarani  hatte  früher  ein  jetzt  fast  ganz 
vergessenes  etwas  unbequemes  Fünfersystem  cf.  Pequeño  Ensayo  de 
la  Gramática  del  Idioma  Guarani,  Por  los  Padres  del  Seminario, 
Asuncion  (del  Paraguai)  1891./.  10)  und  selbst  Worte  wie  bueno^ 
mismo  y  algún,  cada,  entero  ^=  todo)  aufgenommen  hat 

In  den  Ländern  der  ersten  Gruppe,  ich  weifs  es  wenigstens 
ganz  bestimmt  von  Peru,  hat  die  Indianersprache  abgesehen  vom 
Vokabular  so  gut  wie  keinen  Einñufs  gehabt  auf  die  kastellanische 
Aussprache  der  herrschenden  Klasse.  Das  peruanische  Spanisch  ist, 
soweit  ich  es  nach  der  Aussprache  und  den  Angaben  meiner 
peruanischen  Zuhörer  kenne,    fast   ein  reines  Kastilianisch.     Aofser 

^  Sehr  mit  Unrecht,  denn  es  ist  wohl  kein  Zweifel,  dafs  das  chilenische 
Volk  seine  Überlegenheit  über  die  anderen  Staaten  Südamerikas,  seine  viel 
solidere  Grundlage  eben  dieser  innigen  Racenmischnng  verdankt.  Die  Arao- 
kaner haben  durch  ihre  jahrhundertelangen  Kämpfe  mit  den  Spaniern  ein 
solches  Mafs  von  Tüchtigkeit  und  Tapferkeit  gezeigt,  dafs  es  wahrlich  nicht 
unehrenhafter  ist  von  solcher  Race  abzustammen,  als  von  dem  zweifelhaften 
Gesindel,  das  im  Gefolge  der  Conquistad  oren  aus  Geldgier  und  Raublust  nach 
dem  unentdeckten  Erdteil  kam. 


BEITRÄGE  ZUR  KENNTNIS   DES   ÀMER1KÀNOSPANISCHEN  L       I95 

dem  Znsammenfall  des  s  und  z  in  ein  ziemlich  hoch  alveolar  arti- 
kuliertes apikales  s  mit  tiefem  Eigenton,  das  also  wohl  genau  dem 
Kastilianischen  entspricht,  kenne  ich  nur  noch  den  Wandel  des 
auslautenden  n  in  »  {iavj  uv,  bieii)  und  Neigung  zu  echter  Diph- 
thongbildung bei  at  und  au  als  charakteristische  Unterscheidungs- 
merkmale, die  das  Peruanische  aber  wohl  mit  manchen  anderen 
europäisch -spanischen  Gebieten  teilt.  Intervokales  d  scheint  dort 
noch  mindestens  ebenso  fest  zu  sein  wie  in  Madrid;  d.  h.  es  fallt 
höchstens  in  der  Endung  -ado  aus. 

Ober  die  Länder  der  dritten  Gruppe,  zu  denen  aufser 
Paraguai  vermutlich  auch  die  angrenzenden  Gebiete  Nordost- 
argentiniens, vielleicht  auch  Uruguai  gehören  (während  der 
Nordwesten  Argentiniens  als  altes  Inkaiand  wohl  zur  Perú  -  bolivia- 
nischen Gruppe  gehört)  kann  ich  mir  aus  Mangel  an  Angaben 
und  Hilfsmitteln  kein  Urteil  erlauben.  Doch  halte  ich  es  für  wahr- 
scheinlich oder  wenigstens  möglich,  dais  sich  dort  Einñüsse  des 
Guaraní  bemerkbar  machen. 

Am  interessantesten  sind  zweifellos  die  Verhältnisse  in  Chile 
und  dem  sprachlich  nahe  verwandten  Zentral-  und  Südargen- 
t  in  i  en.  Die  in  Betracht  konmiende  Indianersprache  ist  hier  das 
Araukanische,  das  in  Chile  heute  nur  noch  südlich  vom 
37.  Breitegrade,  in  Argentinien  am  Ostabhang  der  Anden  wohl 
noch  etwas  weiter  nördlich  und  in  der  Pampa  gesprochen  wird, 
und  etwa  bis  zum  45  ^  nach  Süden  reichen  mag.  Ich  halte  es,  wie 
ich  schon  in  meinen  Chilenischen  Studien  mehrfach  angegeben 
habe,  fur  sehr  wahrscheinlich,  dafs  die  chilenische  (und  argenti- 
nische) Volksaussprache  des  Spanischen  viele  ihrer  charakteristischen 
Züge  dem  Einflufs  des  Araukanischen  verdankt,  aber  auch  sonst 
selbständig  weiter  entwickelt  ist  und  wohl  den  eigenartigsten  Zweig 
bildet,  der  vom  kastilianischen  Stamme  ausgegangen  ist.  Man  kann 
wohl  behaupten,  dafs  ohne  den  bewufsten  Einflufs  der  Gebildeten, 
unter  denen  seit  den  Bestrebungen  Andrés  Bello 's  im  zweiten 
Viertel  unseres  Jahrhunders  eifrig  „Kastellanisch"  studiert  wird,  das 
sich  selbst  ûberlassene  Chilenische  alle  Anlage  gehabt  hätte  sich 
zu  einer  neuen  eigenen  romanischen  Sprache  auszubilden.  Man 
behauptet  jetzt  hier ,  die  Aussprache  der  Gebildeten  sei  seit  den 
letzten  fünfzig  Jahren  bedeutend  besser,  d.  h.  kastilianischer  ge- 
worden, aber  weit  her  ist  es  damit  noch  nicht  Insbesondere 
entgehen  der  Korrektur  vollständig  solche  Aussprachfehler,  die  in 
der  spanischen  Orthographie  keinen  besonderen  Ausdruck  finden 
können,  wie  die  chilen.  Aussprache  des  /  als  x  ^^^  X  ^^^  ^  ^^^  '» 
d.  h.  medio-  und  praepalataler  Frikativ  statt  des  postpalatalen  oder 
velaren,  der  hier  nur  vor  a  0  u,  in  Spanien,  und  so  auch  in  Peru 
vor  allen  Vokalen  gebraucht  wird. 


13^ 


tÇO  k.   LENZ, 

M. 

Der  Einflius  des  Araukanisohen 
auf  die  Entwicklung  des  ohilenisohen  Spanisch. 

Einleitung. 

Die  Frage  nach  der  Möglichkeit  oder  dem  thatsächlichen 
Vorliegen  ethnologischer  Einflüsse  auf  die  Sprachentwicklung  ist 
schon  oft  ventiliert  worden.  Theoretisch  ist,  wie  wir  schon  oben 
gesehen  haben,  gegen  die  Möglichkeit  oder  vielmehr  gegen  die 
Wahrscheinlichkeit  derselben  nicht  das  geringste  einzuwenden.  Es 
liegt  also  sehr  nahe,  in  der  Sonderentwicklung  eines  romanischen 
Dialektes  auf  eigenartiger  ethnologischer  Grundlage,  den  Einflufs 
der  Artikulationsart  der  zu  Grunde  liegenden  (und  auf  romanischem 
Gebiet  fast  immer  ganz  verschwundenen)  Sprache  zu  sehen.  Aber 
so  wie  wir  an  konkrete  Fälle  herantreten,  so  häufen  sich  die 
Schwierigkeiten.  Das  gallische  Keltisch,  dem  man  so  oft  den 
Wandel  von  ¿  >  «  zugeschoben  hat ,  ist  recht  wenig  bekannt  und 
nun  gar  über  die  genaue  Artikulation  dieses  oder  jenen  Lautes 
der  so  wenig  bekannten  Grundlage  etwas  zu  sagen,  ist  kaum 
möglich.  Wir  sind  auf  Rückschlüsse  angewiesen,  die  uns  z.  B.  in 
diesem  Falle  w^egen  der  mangelnden  Palatalisierung  vor  «  <  ö  auf 
ein  vom  neufranzösischen  grundverschiedenes  ü  mit  hinterer  Zungen- 
hebung und  mangelnder  Lippenrundung  fuhren  ;i  eine  Artikulation 
die  wir  bis  in  die  Zeit  als  bestehend  anzunehmen  haben ,  wo  die 
Palatalbewegung  der  Konsonanten  des  Französischen  ihren  Ab- 
schlufs  gefunden  hat,  imd  die  sich  durch  eine  —  erst  nachzu- 
weisende^  —  Abneigung  gegen  Lippenrundung  im  Keltischen 
erklären  würde;  denn  nur  beim  Bestehen  dieser  Abneigung  wird 
beim  Versuche  ein  ü  zu  sprechen  jenes  hintere  ü  auftreten.  Ähn- 
lich wenn  nicht  noch  unsicherer ,  steht  es  mit  dem  Wandel  y* >•  h 
in  Spanien  und  der  Gascogne,  der  auf  iberischem  FJnflufs  beruhen 
soll  —  wenn  er  nur  nicht  erst  zu  einer  Zeit  einträte,  wo  von  einer 
wirksamen  iberischen  Grundlage  eigentlich  kaum  mehr  gesprochen 
werden  kann!  —  und  anderen  mehr.3  Ich  halte  also  Thurneysens 
(1.  c.  p.  13)  skeptisches  und  vorsichtiges  Vorgehen  bei  aller  Aner- 
kennung der  theoretischen  Möglichkeit  für  den  einzig  richtigen 
Standpunkt. 

Hier  in  Amerika  liegen  nun  die  Verhältnisse  viel  günstiger. 
Die  bei  der  Veränderung  des  Spanischen  in  Betracht  kommenden 
Sprachen  sind  nicht  so  unbekannte  Dinge,  die  den  Hypothesen 
Thor  und  Thür  öffnen,  wie  das  Altkeltische,  sondern  noch  heute 
lebende  Sprachen.  Die  Zeit  der  Beeinflussung  liegt  nicht  über  ein 
Jahrtausend  von  uns  entfernt,    sondern  zwei  bis  drei  Jahrhunderte, 

^  cf.  meine  Ausführungen  in  Kuhns  Zts ehr.  f.  vgl.  Sprf.  XXDC  p. 46. 
'  cf.  Thurneysen,  Keltoromanisches.     Halle  1884.  p.  IG  f. 
•  cf.  Kuhns  Ztschr.  XXIX  p.  50. 


BEITRÄGE  ZUR   KENNTNIS   DES   AMERIKANOSPANISCHBN  I.       IQ? 

oder  vieimehr  sie  besteht  noch  heute  fort.  Wir  kennen  speziell 
die  araukanische  Sprache,  von  der  Bevölkerung  selbst  mapuce,  das 
heifst  „(Sprache  der)  Leute  des  Landes"  genannt,  recht  gut 
aus  den  Grammatiken  der  Missionäre.  ^  Schon  bei  oberflächlicher 
Sachkenntnis  war  mir  im  Verlaufe  meinei  Chilenischen  Studien 
im  Anfang  vorigen  Jahres  auf  Grund  der  Angaben  der  besten  der 
Grammatiken,  derjenigen  von  Febrés,  wahrscheinlich  geworden, 
dafs  grade  einige  der  auffallendsten  Entwicklungen  des  Spanischen 
in  Chile  wohl  auf  Einflufs  der  Aussprache  und  Artikulationsart 
des  Araukanischen  beruhen  durften.  Genaueres  kann  ich  jetzt 
sagen,  nachdem  ich  auf  einer  eigens  zu  diesem  Zweck  unter- 
nommenen Reise  an  die  Frontera  in  CoUipuUi  Gelegenheit  ge- 
funden habe,  wenigstens  einige  des  spanischen  mächtigen  Indianer 
zu  belauschen  und  abzufragen. 

kleine  Vermutung  ist  mir  zur  persönlichen  Gewifsheit  geworden 
und  ich  will  im  Folgenden  das  Material  zur  Beurteilung  den  Fach- 
genossen vorlegen.  Ich  mufs  zu  diesem  Zweck  allerdings  die 
Hauptzüge  der  Chilenischen  Lautlehre  aus  den  Chilenischen 
Studien  (inVietors  Phonet.  Studien  Bd.  VI)  hier  wiederholen,  da 
ich  dieselbe  wegen  der  unfreiwilligen  Verzögerung  des  Druckes  noch 
nicht  als  bekannt  voraussetzen  kann.  Für  die  genauen  physiologischen 
Beschreibungen  der  chilenischen  Laute  verweise  ich  auf  jenen  Aufsatz. 

Um  das  gegenseitige  Verhältnis  der  araukanischen  und  spa- 
nischen Aussprache  festzustellen,  haben  wir  abgesehen  von  der 
direkten  Beobachtung  und  Vergleichung  beider  Aussprachen  von 
heutzutage  noch  einige  historische  Hilfsmittel,  die  wir  berück- 
sichtigen müssen,  weil  es  ja  nicht  unmöglich  wäre,  dafs  dieser  oder 
jener  Zug  der  heutigen  Aussprache  erst  ganz  jungen  Datums  wäre, 


»  ARTE  Y  GRAMÁTICA  GENERAL  DE  LA  LENG  VA  QVE  corre 
en  todo  el  Reyno  de  Chile,  con  vn  Vocabulario,  y  Confessonarìo  (sic!) 
Compuestos  por  el  Padre  Luys  de  Valdiuia  de  la  Compañía  de  Jesus  en  la 
Prouincia  del  Piru . . . .  En  Lima  por  Francisco  del  Canto.  Año.  1606.  (In 
Facsimile-neudruck  von  Piatzmann,  Leipz.  Teubner  1887). 

ARTE  DE  LA  LENGUA  GENERAL  DEL  REYNO  DE  CHILE. 
CON  UN  DIALOGO  CHILENO-HISPANO  MUY  CURIOSO  :  A  QUE  SE 
AÑADE  ...  UN  VOCABULARIO  HISPANO  -  CHILENO,  y  un  CALEPINO 
Chileno  -  Hifpano    mas    copiofo.     COMPUESTO    POR    EL    P.   ANDRES 

FEBRES   MISIONERO   de   la   Comp,    de   JESUS.     Año   de    1764 En 

LIMA,  en  la  calle  de  la  Encarnación.  Àfio  de  1765. 

1846  in  Santiago  de  Chile  neu  und  nach  Verbesserungen  des  R.  P.  Fray 
Antonio  Hernández  Calzada  herausgegeb.  von  P.  Miguel  Angel 
Astraldi.  Ein  einfacher  Neudruck  wurde  besorgt  von  Juan  M.  Larsen 
in  Buenos  Aires  1884. 

CHILIDUGU  SI  VE  RES  CHILENSIS,  VEL  Descriptio  Status  tum 
naturalis,  tum  civilis,  cum  moralis  Regni  populique  Chilensis,  inserta  suis  locis 
perfectae  ad  Chilensem  Linguam  Manuductioni.  1777  Monasterii  Westphaliae 
.  .  .  .  opera  P.  Bernardi  Haves  ta  dt.  Neugedruckt  in  Facsimile  von 
Platzmann  1883.     Leipz.  Teubner. 

Einige  weniger  wichtige  Nachdrucke  derselben  Grammatiken  habe  ich 
übergangen.  Genaueres  hoffe  ich  später  einmal  in  einer  neuen  Grammatik 
des  Araukanischen  bieten  zu  können. 


iq8  r.  lenz, 

insbesondere  auch,  weil  thatsächlich  einige  Lautentwicklungen  Mittel- 
chiles durchaus  unabhängig  sein  müssen  von  dem  Einñufs  des  Arau- 
kanischen.  Die  Hilfsmittel  sind  i)  die  Angaben  der  Grammatiker 
über  die  araukanische  Aussprache  vom  Anfang  des  17.  Jahrhunderts 
(Valdivia)  und  von  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jhs.  (Febrés 
Havestadt). 

2)  Die  Behandlung  der  spanischen  Lehnwörter  im  Arauka- 
nischen  (hierbei  bin  ich  ebenfalls  wesentlich  auf  die  in  den  Wörter- 
büchern, bes.  bei  Febrés,  angeführten  Wörter  angewiesen,  da 
meine  eigene  Beobachtung  des  heutigen  Araukanisch  noch  zu 
gering  ist). 

3)  Die  Behandlung  der  araukanischen  Lehnwörter  im  Chile- 
nischen (auch  diese  kann  noch  nicht  ganz  vollständig  sein,  da  mein 
im  Entstehen  begriffenes  Wörterbuch  der  Chilenismen  noch  lange 
nicht  abgeschlossen  ist). 

IIL 

LautLehre  des  Araukanischen. 

Unter  den  vier  Dingen,  welche  die  Erlernung  des  Araukanischen 
leicht  machen,  erwähnt  Luis  de  Valdivia  (í^  t,  r^  nach  dem 
Facsimile  Platzmanns):  „La  quarta,  que  toda  la  diffìcultad  de 
esta  lengua  no  consiste  en  mas  que  en  sauer  pronunciar,  vna  vocal 
imperfecta,  y  vna  consonante  que  frequentan  mucho  estos  Indios: 
a  las  quales  en  breues  dias  se  haze  el  oydo  y  se  aprenden,  y  con 
solas  las  reglas  que  se  ponen  en  el  capitulo  primero  desta  Arte 
donde  se  trata  de  la  pronunciación  y  ortographia,  se  acertaran  a 
pronunciar  aun  sin  auerlas  oydo.  Otras  tres  consonantes  que  estos 
pronuncian  algo  diferentemente  que  nosotros,  son  muy  faciles  como 
se  vera."  Im  ersten  Kapitel  „de  la  pronunciación  y  orthographia" 
(f^  7.  r^)  wird  dann  der  Vokal  ù  ganz  vorzüglich  beschrieben: 
„estos  Indios  pronuncian  vn  sonido  medio  entre  la  (e)  y  la  («)  y 
vsan  muy  h'equentemente  del,  hiriêdole  antes  y  despues  con  las 
letras  consonantes,  al  modo  que  nosotros  herimos  las  cinco  vocales; 
y  aunque  es  menester  oyrle  para  percebirle,  y  acertarlo  a  pronunciar 
biè  con  todo  esso  se  puede  dar  regla  para  saberle  pronunciar,  y 
es,  que  teniendo  los  labios  abiertos  y  sin  menear  los  cosa  alguna 
y  juntos  los  dientes  de  arriba  con  los  de  abaxo  el  que  quiere 
pronunciar  este  sonido,  pretenda  pronunciar  de  proposito  («)  y  el 
sonido  que  saliere  tal  qual  fuere  esse  es  el  que  pronuncian  estos 
Indios.  Y  después  que  se  haga  el  oydo  a  el  con  facilitad,  y  sin  cuy- 
dado,  aunque  esten  los  dientes  apartados,  se  pronunciara:  y  diífe- 
renciase  el  sonido  perfecto  de  la  (i^)  de  esse  suso  dicho  en  que 
la  (u)  quinta  vocal  pide  necessariamente  para  su  pronunciación 
fruncir  algo  los  labios.  Pero  esta  sexta  vocal  desta  lengua,  pide 
lo  contrario,  que  no  aya  mouimiento  alguno  en  ellos" ....  y  ha  se 
de  aduertir  que  quando  esta  sexta  vocal  se  junta  a  otras  vocales,  suena 
algo  a  modo  de  g^  como  en  este  vocabulo  Relüe^  que  significa  siete, 
y  en  otros".     Besser  kann  auch  ein  moderner  Phonetiker  dieses  ä 


BEITRÄGE   ZUR   KENNTNIS   DES   AMERIKANOSPANISCHEN  I.       IQQ 

der  Trautmannschen  vierten  Vokalreihe  nicht  beschreiben;  eine  Ver- 
bindung energischer  Zungenartikulation  des  u,  bis  zu  Frikativbildung 
am  Gaumensegel,  mit  indifferenten  spaltförmig  geöffneten  Lippen. 

Weniger  gelungen  ist  die  Beschreibung  des  eigenartigen  Kon- 
sonanten (fo  7.  vO);  er  soll  dem  g  in  ga^  gOy  gu  wie  es  die  ^angoso^^ 
sprechen,  ähnlich  sein  ;  pero  diferenciase  en  que  el  golpe  que  noso- 
tros damos  para  dezir  (^a,  go^  gu)  no  es  gutural,  sino  en  medio 
de  la  boca,  „pero  estos  Indios  le  pronuncian  gutural".  Valdivia 
transkribiert  den  Laut  g;  es  ist  ein  dorso-velarer  Nasal  v.  Die 
übrigen  eigenartigen  Laute  sind  nach  Valdivia  (fo  8  r^)  ein  den- 
tales /,  n  (arrimando  la  punta  de  la  lengua  a  los  dientes,  lo  qual 
no  tiene  la  primera  pronunciación  nuestra  (d.  h.  das  spanische  /,  n) 
que  se  forma  cô  la  punta  de  la  lengua  en  el  paladar  alto)  und  ein 
apiko-praepalatales  /  (y  al  contrario  quando  los  Españoles  pronun- 
ciamos, üi,  ie,  ti  le.  arrimamos  la  punta  de  la  lengua  a  los  dientes  : 
pero  estos  Indios  para  su  segunda  pronunciación  destas  sylabas 
arriman  la  punta  de  la  lengua  al  paladar  alto).  Valdivia  trans- 
kribiert 7,  n,  /;  lafst  aber  die  beiden  ersten  meistens  unbezeichnet, 
da  sie  von  den  spanischen  Lauten  /,  n  (die  allerdings  nicht  apico- 
praepalatal,  sondern  nur  alveolar  sind)  die  sich  im  Araukanischen 
ebenfalls  finden  (ebenso  wie  dentales  /)  zu  wenig  verschieden  seien. 

Es  finden  sich  selten  im  Araukanischen  (fo  8  v^)  ^  (wie  in 
¿"^î  i^^  á^')»  ^»  y»  /i  ^  ^^^  ^  (wobei  interessant  wäre  zu  wissen  ob 
Valdivia  mit  y  und  x  noch  verschiedene  Laute  (z  und  s)  meint 
oder  nur  von  den  Buchstaben  spricht).  Ebenso  das  starke  an- 
lautende spanische  r  (ra,  re,  n\  ro  ru  cö  la  fuerça  que  nosotros 
la  pronunciamos).  „De  la  r,  vsan  en  el  sonido  q  nosotros  en 
estas  palabras,  araná,  quiero^  &  e,  y  también  la  aprietan  vn  poquito 
mas,  pero  por  ser  tan  poca  la  diferecia,  no  se  haze  señal  en  el 
character  de  la  r."  Aufserdem  spricht  Valdivia  noch  etwas  un- 
deutlich von  der  Schwierigkeit  der  häufigen  Verbindung  von  zwei 
Konsonanten  im  Anlaut  und  im  Auslaut  von  Silben,  durch  welche 
aber  keine  neue  Silbe  entstehe. 

Der  Padre  Andrés  Febrés  fafst  als  geborener  Katalane 
manche  Laute  etwas  anders  und  genauer  auf  als  der  Spanier 
Valdivia.  Die  Aussprache  des  ù  beschreibt  er  sehr  ähnlich  wie 
sein  Vorgänger  und  wohl  unter  dessen  Einflufs  (p.  i  der  Originalaus- 
gabe): „Su  pronunciación  se  hace  teniendo  los  labios  algo  abiertos, 
y  sin  moverlos,  procurando  pronunciar  de  proposito  nuestra  vocal 
tf  . . . .  Casi  del  mismo  modo  pronuncian  los  Catalanes  la  /  de  estas 
palabras  Amant,  Dient,  que  los  Indios  la  ù  de  àntù^^\  im  übrigen 
solle  man  cùme,  tùcun  etc  sprechen  fast  wie  qme,  icun,  wie  andere 
(d.  h.  z.  B.  Valdivia)  und  zuweilen  auch  er  selbst  schreiben.  Dieses 
sind  eben  Beispiele  der  von  Valdivia  erwähnten  Verbindung 
zweier  Konsonanten  im  An-  oder  Auslaut,  die  keine  besondere 
Silbe  bilden.  Das  ù  hat  nämlich,  wie  keiner  der  Grammatiker 
klar  angibt,  sich  aber  aus  der  Anwendung  entnehmen  läfst  und  ich 
aus  eigener  Beobachtung  mit  Bestinmitheit  sagen  kann,  zwei  Funk- 


200  R.   LENZ, 

tionen  im  Araukanischen,  nämlich  erstens  als  voller  Vokal  z.  B.  r¿/¿, 
der  Weg  (Valdivia  schreibt  rputí)^  und  zweitens  ist  es  der  Indiñcrenz* 
vokal  der  Araukaner,  der  bei  allen  schwierigen  Konsonantenvei- 
bindungen  im  Anlaut,  und  auch  sonst  oft,  eingeschoben  wird.  Beide 
Funktionen  sind  allerdings  wegen  der  schwankenden  Betonung  des 
Araukanischen  bei  der  Wortzusammensetzung  nicht  ganz  klar  zu 
trennen  ;  also  antù  gesprochen  ánt9  (als  reduzierten  Vokal  bezeichne 
ich  es  p)  mit  deutlich  explosivem  /  am  Ende,  dem  eine  Art  voka- 
lischen Gleitlautes  folgt  —  das  ist  es,  was  Febrés  mit  seinem  Vei- 
gleich  des  katalanischen  Amant  meint.  [Valdivias  t  schreibt 
Febrés  ih  „y  se  hace  tocando  la  punta  de  la  lengua  à  Io  alto 
del  paladar". 

Das  seiner  Häufigkeit  wegen,  wie  Febrés  (p.  2)  richtig  sagt, 
für  das  Araukanische  charakteristische  ìì  schreibt  ox  g\  „se  pronuncia 
en  lo  mas  adentro  de  la  boca,  abriéndola  un  poco,  y  tocando  la 
punta  de  la  lengua  en  las  encias  de  los  dientes  de  abaxo .... 
Esta  pronunciación  es  gutural  (es  sollte  heifsen  nasal),  al  modo  de  la 
de  los  Gangosos,  y  algo  semejante  à  esta  latina  Sancitis,  en  la  n^  como 
también  à  esta  otra  catalana,  iinchy  sanch,  en  el  sonido  de  la  n^. 

Es  gibt  nach  Febrés  (p.  3)  aber  noch  ein  anderes  g^  von 
ihm  geschrieben  gh\  es  wird  gesprochen  wie  käst,  ga,  gOy  gu^  ita- 
Uenisch  ghe ,  ghi\ . . .  „mas  lo  dicen  un  tantito  mas  suave".  Ein 
auf  dieses  gh  folgendes  u  soll  immer  u  sein.  Es  ist  hiermit,  wie 
aus  den  Beispielen  ersichtlich,  derselbe  velare  stinmihafte  Frikativ- 
laut gemeint,  der  nach  Valdivia  oft  das  à  begleitet;  Febrés 
schreibt  relghe^  ghùlmeriy  coyaghtun^  Valdivia  relue,  ùlmen,  coyaüiun\ 
d.  h.  das  frikative  Element  des  //  tritt  stärker  hervor  im  Anlaut 
und  bei  halbvokalischer  Funktion;  ich  schreibe  den  Laut  (nach 
der  vielfach  angenommenen  Transkription  des  reduzirten  g  im  nord- 
deutschen  Tage)  q. 

„No  usan  en  su  Lengua  el  ja ,  jo ,  ßiy  ni  el  ge,  gì  castellano, 
ni  la  J,  X,  Zy  ni  tampoco  la  B,  ni  la  F^  antes  en  vez  de  estas 
dos  usan  de  la  v  consonante ...  la  qual  mas  adentro,  acia  Valdivia, 
la  pronuncian  un  poco  mas  fuerte,  que  se  parece  mas  à  la  F... 
weiter  im  Norden  spricht  man  es  v, 

Luis  de  Valdivia  schreibt  als  Spanier  diesen  Laut  unbedenk- 
lich by  d.  h.  es  ist  bilabialer  Reibelaut,  der  im  Araukanischen  dia- 
lektisch, oft  aber  auch  in  demselben  Worte  derselben  Gegend 
seinen  Stinmiton  mehr  oder  weniger  vollständig  verliert,  ein  ähnliches 
Schwanken  des  Lautes  in  bezug  auf  den  Stimmton  wie  wir  es  im 
spanischen  anlautenden  /  und  v  in  bezug  auf  die  Verschlufsbildung 
finden.  Ich  habe  denselben  Indianer  in  demselben  Worte  in  ganz 
gleicher  Verbindung  bald  i9f)ay  bald  t9q>a  (Demonstrativpartikel) 
aussprechen  hören.  Solche  Lautschwankungen  sind  eine  interessante 
physiologische  Erscheinung,  auf  die  meines  Wissens  noch  nie  nach- 
drücklich hingewiesen  ist  Sie  kommen  dem  sprechenden  Indivi- 
duum nicht  zum  Bewufstsein,  was  man  deutlich  daran  sieht,  dafs 
der  Spanier,  wenn  er  nicht  besonders  darauf   aufmerksam  gemacht 


BEITRÄGE   ZUR    KENNTNIS   DES   AMERIKANOSP ANISCHEN  I.       20I 

wird,    ein  vorgesprochenes  va  bald  als  ba,   bald   als  ha  wiederholt 
und  vorgesprochenes  aba  sicher  durch  aba  ersetzen  wird. 

Das  aiaukanische  r  wird  nach  Febres  (p.  5)  in  allen  Stel- 
lungen weder  so  hart  (tan  duro)  gesprochen  wie  in  rayo ,  parra, 
noch  so  weich  (tan  suave)  wie  in  para  y  Maria  ^  mar,  „sino  en  un 
medio,  doblando  algo  la  punta  de  la  lengua  arriba^  ò  à  un  lado**. 

Das  rein  dentale  /  und  n  werden  von  Febres  gelegentlich 
erwähnt,  aber  als  unwesentíich  gewöhnlich  nicht  bezeichnet. 

Zum  Schlufs  spricht  er  noch  von  dem  häufigen  Schwanken 
zwischen  0  und  u,  n  und  ä,  /  und  //,  (d.  h.  /'),  ih  und  ch  ;  (suelen 
los  Indios  mudar  la  r  en  //  y  mas  en  el  ja,  jo,  ju  Catalan,  ò  già 
Italiano,  ò  gè,  gì  Frances,  para  hablar  melindroso  que  se  parece 
à  la  j,  como  duca,  juca  por  rtua  etc.)  Letzteres  heifst  soviel,  dafs 
das  arauk.  r  ein  hochalveolares  apikales  2,  zwischen  i  und  Ò 
(stimmhaftem,  dentalen  Reibelaut)  schwankt  Für  diesen  Laut  fehlte 
dem  Spanier  eine  einfache  Bezeichnung;  8  (geschrieben  d)  scheint 
ebenso  wenig  genau  zu  entsprechen  wie  das  von  Febres  im  Wörter- 
buch thatsächlich  mehrfach  angewendete  j  (katalan.  =  i). 

Gegenüber  den  Angaben  des  Katalanen  Febres  fallen  die 
des  deutschen  Paters  Havestadt  recht  dürftig.  Einige  haben 
jedoch  insofern  ein  gewisses  Interesse,  als  letzterer  auch  die  spa- 
nischen Laute  beschreibt;  so  p.  2  (des  Neudruckes)  (t...  valet 
tantundem  ac  c  vulgare  positum  ante  e  &  /  ;  aut  quantum  s,  p.  3. 
g  vor  e,  i  sowie  j  und  ji* . . .  pronuntiantur  ferme  ut  ä,  . . .  Hispani 
habent  ejus  (sc.  litterae  H)  sonum  &  aspirationem ,  eamque  satis 
fortem  . .  .  tijeras,  trabajo  . . .  pronuntiantur  uti  a  Germanis  legitur  : 
tiheraSy  tr alacho.  Dabei  ist  auffallend,  dafs  Havestadt  nicht  auf 
das  deutsche  ch  verweist,  es  aber  trotzdem  in  trabacho  schreibt. 
Es  wäre  übrigens  nicht  unmöglich,  dafs  der  Unterschied  in  der 
Transkription  der  beiden  Wörter  auf  die  wohl  damals  schon 
existirende  Unterscheidung  des  j  im  Chilenischen  tiyieras  aber 
trdbaxo  zurückginge.  Ob  daneben  die  Unterscheidung  von  -v  und 
y,  von  der  H.  p.  5  spricht,  wirklich  noch  lautliche  Geltung  hat ,  ist 
mir  zweifelhaft.  Er  sagt  :  „.v  vor  Vokalen  profertur  aliquanto  durius 
magisque  quam  jota;  licet  inter  ipsas  alioqui  magna  sit  cognatio; 
nisi  quod  litera  x  est  magis  gutturalis".  Ebenso  ist  es  mir  höchst 
zweifelhaft,  ob  mit  der  Bemerkung  (p.  6)  :  „2  interdum  sonat  asperius 
quam  r,  aut  s\  &  quasi  Gallorum  z\  saepius  tarnen  sonum  obtinet 
eundem  cum  ^\  etwa  stimmhafte  Aussprache  des  z  gemeint  sein 
soll,  die  für  frühere  Zeit  in  einigen  Stellungen  ja  wahrscheinlich  ist 

Charakteristisch  für  den  Deutschen  ist  es,  dafs  er  —  wie  ja 
noch  manche  Phonetiker  bis  heute  —  die  Natur  des  ch  verkennt 
(p.  2)  :  ch  . , ,  efFertur  ut  a  Germanis  . . .  isch,  ita  ut  extremum  linguae 
(also  wohl  die  Zungenspitze  gemeint,  was  ganz  falsch  ist  für  das 
span.  cK)  oris  palato  illidatur,  ac  dentés  labiaque  magis  compri- 
mantur,  quam  in  sonando  ch  Gallorum.  Er  sprach  eben,  wie  ge- 
wöhnlich   die   Deutschen  ts  statt  c,    daher    denn    auch   die  ganze 


202  R.   LENZ, 

falsche  Angabe  (p.  4):  „ì  (womit  Febrés  ¿h  gemeint  ist)  aeqaivalet 
ch^  nam  in  nullo  differì".  £r  kann  also  die  im  allgemeinen  mit 
Febrés  übereinstimmenden  Unterscheidung  der  indianischen  Wörter 
mit  ch  oder  ¿h  (c  oder  Í)  nur  nach  schriftlichen  Aufzeichnungen 
spanischer  Padres  gemacht  haben.  —  Mangelhaft  ist  auch  die 
Angabe  g  (Febrés'  g  =  v)  effertur  ng.  Vom  //  heifst  es  p.  5: 
,,pronuntiatur  ut  t  vel  ut  u  Gallorum:  vel  pronuntia  u  latinum  & 
ordinarium,  uti  in  hac  voce  cuculus^  apertis  labiis  at  dentibos 
clausis";  dagegen  soll  es  vor  Vokalen  wie  span,  y  in  mayor  oder 
deutsch  (besonders  Kölnisch)  g  in  gegeben  lauten.  £r  schreibt  es 
dann  ú:  relue j  lamûefi  (F  ab  ré  s.*  relghe,  lamghen).  Im  Auslaut  soll 
û  wie  h  gesprochen  werden  (d.  h.  q). 

Aus  diesen  Angaben  der  Grammatiker  und  aus  den  Erfah- 
rungen, die  ich  selbst  im  mündlichen  Verkehr  mit  einigen  Indianern 
in  Co  Hip  Ulli  (Tal  des  Mallecoñusses  also  an  der  Nordgrenze  der 
heutigen  Aracania,  gemacht  habe,  ergibt  sich  folgendes  LautS3rstem 
des  Araukanischen:^ 

Die  Vokale  und  ihre  Verbindungen. 

Die  Vokale  des  Araukanischen  sind:  u  0  a  e  i  m\  m  klingt 
dumpf  und  neigt  bisweilen  zu  e\  zwischen  u-o  und  e^i  finden  sich 
oft  Schwankungen,  tu  ist  als  reduzierter  Vokal  sehr  häufig;  ich 
bezeichne  es  dann  9\  in  halbvokalischer  Funktion  geht  derselbe 
Laut  in  ein  velares  q  über,  dessen  charakteristisches  Reibegeräusch 
auch  das  anlautende  tu  mehr  oder  weniger  stark  begleitet  Ver- 
bindungen von  mehreren  Vokalen  sind  sehr  beliebt,  bis  zu  4  und 
mehr  hintereinander;  eigentliche  echte  Diphthonge  scheinen  aber 
nicht  vorzukommen.^ 

Bei  allen  Vokalen  zeigt  sich  eine  grofse  Abneigung  gegen 
energische  Kontraktion  der  Lippenmuskeln;  die  Öffnung  ist  immer 
(auch  bei  u^  0)  mehr  spaltförmig  als  gerundet.  Die  Zunge  neigt 
zur  Hebung  des  hinteren  Rückens  gegen  den  vorderen  Teil  des 
Gaumensegels.  Die  Vokale  sind  im  allgemeinen  mittelzeitig,  die 
betonten  etwas  länger,  etwa  gleich  den  langen  Vokalen  des  Nord- 
deutschen oft  übermäfsig  verlängert  Der  Akzent  schwankt  je  nach 
der  Wortzusammensetzung,  im  allgemeinen  ist  bei  konsonantischem 
Auslaut  die  letzte  volle  (nicht  9  enthaltende)  Silbe,  bei  vokalischem 
Auslaut  mehrsilbiger  Stammwörter  die  vorletzte  Silbe  betont  Bei 
weitem  die  meisten  Silben  lauten  vokalisch  aus,  konsonantischer 
Auslaut  findet  sich  soviel  ich  sehe  häufig  mit  n,  m,  /,  seltener  mit 
//,  o,  Uy  Í,  q,  âf  2,     Nasalvokale  fehlen. 


^  Wie  schon  oben  bemerkt,  hoffe  ich  später  noch  eingehendere  Studien 
über  die  indianische  Landessprache  Chiles  und  ihre  Dialekte  zu  machen,  für 
den  vorliegenden  Zweck  scheinen  mir  die  bisher  gewonnenen  allgemeinen 
Kenntnisse  zu  genügen. 

>  Wegen  meiner  Auffassung  von  den  echten  Diphthongen  mnfs  ich  aof 
das  betreffende  Kapitel  meiner  Chilenischen  Studien  verweisen. 


BEITRAGE  ZUR   KENNTNIS   DES   AMERIKANOSP ANISCHEN  I.       203 


Das  Konsonantensystem. 


Artikulationsstelle 

£xpl< 
sth. 

3sivae 

StI. 

Fricativae 
sth.        stl. 

Nasales 
sth. 

Laterales 
sth. 

labiam  +  labium 

/ 

ii{^)w 

b*ip(f) 

m 

> 

apex  +  dentés 

SP 

t 

5 

n 

/ 

„     -4-  alveolae 

t 

n 

/ 

„     +  praepalatum 

t" 

?(?) 

./{!) 

tùS 

0 

dorsum  +  praepalatum 

V 

c 

n 

/' 

•mm 

„     +  mediopalatum 
„     +  postpalatum 

X 

k 

y 

„     +  velum 

K 

9 

n 

Der  erste  Blick  auf  dieses  Konsonantensystem  zeigt  uns  zwei 
grofse  Lücken,  die  wir  in  keiner  indoeuropäischen  Sprache,  wohl 
aber  ähnlich  in  vielen  indianischen  wiederfinden.  £s  fehlen  fast 
vollständig  die  stimmhaften  Explosiven  und  die  stimmlosen  Frikativen. 
In  beiden  Reihen  haben  wir  nur  einen  Vertreter  und  von  diesen 
fallt  ó  wahrscheinlich  mit  S  zusammen  ;^  d.  h.  der  betreifende  Laut, 
der  übrigens  soweit  ich  gesehen  habe  immer  postdental,  nie  inter- 
dental ,  schwankt  zwischen  mehr  oder  weniger  imvollständigem 
Verschlufs.  Ein  rf  mit  ganz  festem  Verschlufs  kommt  wohl  nicht 
vor.  ^*  oder  (p  ein  mehr  oder  weniger  stinmiloses  í  ist,  wie  schon 
oben  erwähnt,  nicht  als  besonderer  Laut  zu  betrachten,  sondern 
eine  gelegentlich  und  dialektisch  bevorzugte  Variante  des  i;  ob 
y,  labiodental,  in  den  südlichen  Dialekten  vorkommt,  weifs  ich  noch 
nicht  genau  ;  auch  das  Vorkommen  des  labiodentalen  v  statt  b  ist 
mir  nicht  ganz  sicher,  aber  wahrscheinlich  ;  so  dafs  wir  vier  Varianten 
desselben  Lautes  hätten. 

Ob  das  Schwanken  zwischen  postdentalen  und  alveolaren  /,  n,  l 
wirklich  den  Sinn  differenzierend  vorkommt,  oder  gelegentlich 
individuell,  oder  an  bestimmte  Nachbarlaute  gebunden  ist,  weifs 
ich  noch  nicht.  —  Sehr  charakteristisch  sind  die  apico  -  praepala- 
talen  Artikulationen.  /  ist  ein  unreiner  Explosivlaut,  der  dadurch 
zu  Stande  kommt,  dafs  die  Verschlufslösung  nicht  mit  der  ganzen 
Zungenspitze  gleichzeitig,  sondern  von  der  Mittellinie  anfangend 
vorgenommen  wird.  Der  Laut  habe  also  eine  gewisse  Ähnlichkeit 
mit  c,  von  dem  es  sicher  aber  deutlich  durch  die  tiefen  Geräusche, 
welche  far  die  Apico-praepalatalen  ebenso  charakteristisch  sind,  wie 
die  hohen  Nebengeräusche  für  die  Dorsopraepalatalen.  Der  Laut 
ist  sehr  häufig  im  Araukanischen.  Ob  das  von  den  Grammatikern 
erwähnte    schwanken   zwischen  /  (vielleicht   wäre   es  richtiger  /*  zu 


'  Übrigens  ist  der  Laut  überhaupt  selten,  die  Grammatiker  transkribieren 
ihn  zuweilen  auch  mit  s. 


204  R.   LENZ, 

transkribieren  und  /  für  den  reinen  apiko-praepalatalen  Explosiv  zu 
lassen)  und  c  wirklich  vorhanden  ist  oder  auf  Täuschung  der  hören- 
den Spanier  beruht,  habe  ich  noch  nicht  konstatiren  können.  /*  ist 
sehr  ähnlich  dem  südenglischen  /r,  nur  dafs  der  araukanlsche 
Laut  ebenso  momentan  klingt  wie  ein  echtes  c,  während  engl,  ir 
in  /rv  deutlich  /  -f-  ^  ist  (und  übrigens  meist  auch  nicht  ganz  so 
hoch  artikuliert  wird  wie  /"). 

Zf  von  den  Ckammatikem  r  geschrieben,  von  Febres  zuweilen 
auch  J  (d.  h.  z),  ist  supraalveolar  bis  praepalatal  mit  tiefen  Ge- 
räuschen (also  mehr  einem  i  ähnlich  als  einem  z). 

Mit  /  bezeichne  ich  annähernd  ein  tiefes  /  (/)  wie  es  in  Nach- 
barschaft eines  tu  oder  ^  gebraucht  wird  —  es  ist  also  eine  physi- 
ologisch bedingte  Abart,  die  nicht  als  eigner  Laut  aufgefafst  wird. 
Von  den  Grammatikern  wird  es  nicht  bezeichnet;  ob  die  Artikn- 
tionsstelle  wirklich  praepalatal  ist,  weifs  ich  nicht  genau  ;  das  Charak- 
teristische des  Lautes  ist  das  Zuiückziehen  und  Heben  des  hinteren 
Rückens  und  der  Wurzel  der  Zunge,  w,  /'  sind  die  reinen  dorso- 
praepalatalen  („mouillierten**)  Laute. 

X,  k,  K  sind  physiologisch  durch  den  folgenden  Vokal  (i'-a-av) 
bedingt,   und  werden   von  den  Grammatikern  nicht  unterschieden. 

y  der  /-haltige  y-laut  ;  weniger  frikativ  als  norddeutsches  /. 

q  ist  teils  reiner  Konsonant  (so  nur  vor  d)  teils  halbvokalisches 
;//,  wie  w  halbvokalisches  u  mit  Neigung  zur  Hebung  der  Hinter- 
zunge, von  den  Spaniern  hu  oder  gu  geschrieben.  Über  «  habe 
ich  schon  oben  gesprochen;  es  ist  im  Anlaut  und  Inlaut  sehr 
häufig;  seltener  im  Auslaut. 

Vergleichen  wir  das  Lautsystem  des  araukanischen  mit  dem 
des  Spanischen,  so  fehlen  dem  Araukanischen  folgende  spanischen 
I^ute  : 

h  (im  Span,  fast  nur  noch  ;?/),  d,  g;  f(?),  {h^  s,  x\  r,  rr  (even- 
tuell altspan.  ¿,  i).  Dem  Spanischen  fehlen  folgende  araukanischen 
Laute: 

m,  j;  f  (K),  z,  q\  (9));  l 

IV. 

Die  spanisohen  Lehnwörter  im  Araukanischen. 

Um  zu  erfahren,  welche  Veränderungen  der  spanischen  Wörter 
notwendig  waien,  um  sie  dem  Indianer  Tnundgerecht  zu  machen,  ^ 
wenden  wir  uns  zur  Betrachtung  der  spanischen  Lehnwörter,  wie 
sie  uns  vor  allem  Febres  in  seinem  Calepino  Chileno-Hispano 
aufgezeichnet  hat.  Yx  hat  dieses  offenbar  nur  zu  dem  Zwecke 
gethan,  die  indianischen  Veränderungen  seinen  Landsleuten  ver- 
ständlich zu  machen.  Worte,  die  gar  keine  Veränderung  erlitten, 
führt  er  meistens  nicht  auf;  so  besonders  die  zahlreichen  kirch- 
lichen Ausdrücke,  die  doch  wohl  unter  den  Indianern  meist  nicht 
populär  waren  und  deren  Verstümmelung  den  Missionären  auch 
wohl    nicht    genehm    gewesen    wäre.      Das  Wörterbuch    Febres' 


BEITRAGE  ZUR   KENNTNIS   DES   AMBRIKANOSPANISCHSN  I.      205 

Stammt  aus  dem  Jahre  1764.  £s  ist  aber  wahrscheinlich,  dafs  er 
dabei  manches  aus  älteren  handschriftlichen  Werken  seiner  Vor- 
gänger unverändert  aufnahm.  Im  übrigen  ist  für  die  Lehnworte 
die  spanische  Aussprache  der  zweiten  Hälfte  des  16.  (und  des 
17.)  Jhs.  mafsgebend;  denn  um  diese  Zeit  wurde  wohl  che  Mehr- 
zahl derselben  aufgenommen.  Ein  den  Worten  nachgesetztes  (H.) 
bedeutet,  dafs  dieselbe  Form  sich  in  der  von  H  er  mandez  (San- 
tiago 1846  hsgg.  von  As  trai  di)  verbesserten  Auflage  ebenso  be- 
findet ;  vorangestelltes  (H  :)  deutet  auf  nur  hier  auftretende  Formen. 
Die  Vokale  behandele  ich  ihrer  Einfachheit  halber  nicht 
besonders;  sie  zeigen  nur  das  dem  Araukanischen  eigene  Schwanken 
zwischen  e-i^  o^u^  gewöhnhch  mit  Bevorzugung  des  Letzteren. 
Der  Konsonantismus. 

Keine  Veränderung   tritt  ein,    wo   die  Laute    beider  Sprachen 
sich  gleich  oder  fast  gleich  sind  :  \lichi  (H.)  —  la  leche,  lichican  (H.) 
—  sacarla.  *     \lumo  (H  :  lomu)  —  lomo    \mancu  (H.) ,   mancun  -  dizen 
de   un  Cavallejo   manco,    maltrado  —  dann    aber    auch  allgemein 
ohne    verächtlichen  Sinn;  ein   echtes  Stallknechtswort  des  1Ò.  Jhs., 
das  in  ganz  Amerika  heimisch  geworden  ist  als  reines  Substantivum, 
mit  mehrfachen  Ableitungen  wie  mancarrón ^   mancarronada.     Zoro- 
babel  Rodriguez   in  seinem  Diccionario  de  Chilenismos   (Santiago 
1875)  bringt  es  fertig  das  Wort   für   araukanischen  Ursprungs   zu 
erklären   —    ein   Beweis,    dafs    es   wenigstens    im    guten  Spanisch 
nicht  bekannt  ist;    ein  Fehler,    den  Granada  im   Vocabulario  Rio' 
piálense  (Montevideo   1890  p.  268)  schon  richtig  gestellt  hat 
(H:)  empachan^  empacho,  empacharse. 
(H:)  peinelun,  peinarse 

femer:  misa^  dios  und  mehrere  andere  Kirchenausdrücke. 
Spanisches  v  und  b  wird  meistens  nicht  durch  v  wieder- 
gegeben, weil  dieser  Laut  wegen  seines  zweifelhaften  Stimmtons 
und  wohl  auch  wegen  energischer  Artikulation  eher  dem  /  ent- 
sprach (daher  H  :  convesan  confesarse),  sondern  durch  hu  (d.  h.  w) 
und  zuweilen  durch  p. 

v:  ahüis  (H.)  —  las  alberjas  (dieses  war  wohl  die  üblichere 
Form  des  16.  und  17.  Jhs. ,  so  bis  heute  wohl  in  ganz 
Amerika  volkstümlich  und  oft  gedruckt;  santiaguinisch 
arider xd), 

uvad  (H  ;  uvas)  —  dizen  las  ubas  (sie  !) 
vela,  la  vela  (sub  verbo  merun). 
z;r/'ö-dicen  por  decir  brea. 
w  :  aghuasy  ò  aliuas  (H)  —  habas. 
cahuallu,  o  cahuellu  (H)  —  cavallo. 
huaca  (H)  —  ganado,  bacas  (sic!),  toros,  bueyes. 
huancu  —  el  banco,  asiento. 

Uahuy  (H.)  —  la  llave,  ò  puerta,  Ilahuyiun  (H.)  —  encerrar, 
Ò  cerrar  la  puerta  .  .  . 


'  Ich  zitiere  ganz  genau  nach  der  Orthographie  des  Feb  res. 


2o6  R.  LENZ, 

p,  napur  —  el  nabo  (H:  napûr  —  nabos). 
(H:)  capra^  capara^  capuja  cabras. 
(H:)  pesitun  dar  ósculos,  besar. 
etípOf  etipu  (H  :  iriipu)  —  por  decir  estrívo. 

dr  machte  den  Araukanem  grofse  Schwierigkeiten: 

paye  —  nos   dicen   à   los  PP.  hablando    con   nosotros,    ò 
parde  :  patiru  —  dízen  hablando  de  nosotros  ;  auch  pachiru 
erwähnt  Febrés.     Hermandez    nennt   neben  paiiruz 
pagh-re, 
perdonan  —  perdonar,   ò  dar  devalde,    de  limosna:    otros 
dicen  pedronan,      Hermandez  schreibt  ped-mofUm    and 
ebenso 
(H  :)  Ped'fio  statt  Pedro,  was  wohl  die  lautliche  Schwierig- 
keit besser  andeutet. 
Spanisches  g  wird  meistens  gh   transkribiert    auch    for    die 
Aussprache  j  in  den  Lesestûcken  ighlesta,  ghracia  —  abar 
auch  anghel^  virghen^  orighinaL     Im  Wöiterbuch  :  egkua  — 
dicen   à  las  yeguas    (hier    entspricht    es    der   Aussprache 
ziemlich  gut). 

c  acucha  (H.)  —  ahuja  (diese  Orthographie  sowie  abuja  häufig 
in  den  Drucken  des  i6. — 18.  Jhs.;  dazu  stimmt  die  Behand- 
lung des  Wortes  volkstümlich  wohl  in  ganz  Amerika  aúxa 
und  duxa^  ebenso  auxéro,  santiaguin.  aú]^ero  und  áujuero). 
(H  :)  yucu  -  el  yugo  ;  yuculn-ha^cexXo. 
(H:)  cahansu  garbanzo. 

Spanisches  s  und  z  wird  zuweilen  beibehalten,  gewöhnlich 
aber  durch  ch  (c)  wiedergegeben,  und  so  habe  ich  es  in  dem  Worte 
cumpiru  selbst  sprechen  hören.  Manchmal  schreibt  Febrés  rund 
i/,  was  beides  mehr  oder  weniger  z  (ß,  Ö)  bedeutet. 

s:  curtisia  (H:  coltestä)  —  la  montera,  con  q  se  hace  cortesia 
(die  Mütze). 
(H:)  casun  obedecer,  hacer  caso  (das  Wort  ist  vom  Span« 

auch  ins  Keshua  eingedrungen  in  derselben  Bedeutung 

casuy  cf.  Middendorf  Wb.  p.  179). 
mansu  neben  manchu  (H  :  Druckfehler  mansum   für  mansun 

die  heute  gebräuchliche  Form)  —  los  bueyes  (vom  span. 

manso). 
(H  :)  mansana  neben  Febrés  mancharía  manzana  (s.  v.  müquíS. 
lazu  (H.)  neben  lachu  (H.  ladu)  —  el  lazo,  látigo,  lachuhm 

lacear. 
isca  —  dicen  la  yesca. 
ispada  (H.  trpadd)  —  la  Espada. 
espuela  espuela. 
ancasn  -  llevar  en  ancas. 

c  {cH)  charam,  charampiru  —  sarampión,  ò  viruela. 
chiñor  —  Señor,  ò  Español. 
chiñura  (H.)  —  qualquiera  Española. 


BEITRÄGE  ZUR  KENNTNIS  DES   AMERIKANOSPANISCHEN  I.      20J 

chumpi'ru  (H.)  —  sombrero. 
chincha  (s.  v.  càliheln)  cincha. 
lachu^         I 

manchu      \  cf.  oben  unter  s. 
mancharía  | 

(H:)  chilla^  silla;  (H:)  chillan^  ensillar. 
r  achur  (H:  ajus)  —  ajo  (es  soll  der  Plural   sein  wie  H.  auch 
angibt). 

(H  :)  pefniar  pepitas. 
(H:)  irpada  cf.  oben  unter  s. 
(H:)  irtipu  estribo. 
d  ubad  (H.  uvas)  uvas. 

(H:)  ladu  neben  lachu^  lazu. 
(H:)  ledan  neben  iezan  rezar. 
Einmal  steht  eh  fur  si:  cachilla  —  el  trigo,   por  decir  Castilla, 
de  donde  les  vino;  und  zweimal  wird  s  vor  Konsonant  ausgelassen: 
etipOy  etipu  ((H  :  iriipii)  —  por  decir  estrivo. 
eiacahiu^  estacahue^  —  un  cuchillón ,   ò  macheton ,   con  que 
hacen  estacas. 
Spanisches    rr    wird    durch    r  ausgedruckt    in    carita  (H.)  — 
carreta  auch    fur  artilleria.    (H:)  charu  jarro.     Übergang  von  r  im 
Anlaut  (d.  h.  span,  rr)  in  /,  (H:)  ledan^  ltzan\  vor  Konsonant  calva 
(H.  cahansu)  —  garvanzos. 

(H:)  coltesia  cortesia. 
Spanisches  y,  x  wird  meist  durch  eh  ausgedrückt,  seltener 
durch  r,  j,  d.  Alle  diese  Schreibungen  weisen  auf  die  alte  Aus- 
sprache mit  Ì  als  Vorlage,  denn  heutiges  x  ersetzen  die  Araukaner 
(ebenso  wie  viele  Franzosen)  durch  k  ;  so  hörte  ich  jarro  :  kazu^ 
Juan  :  koan. 

ch:  achur  (H:   ajus  d.h.   mit   katalanischer  Aussprache  j  ==  i) 
ajos. 
acucha  (H.)  ahuja. 

chalma  —  enjalma,  avio  ò  fuste.  (H  :  chalman  ensillar) 
charu  (H.)  —  qualquiera  jarro. 
r  lUniir  —  las  lentejas. 
s  d  ovicha,  avisa  (H  :  ovid?i^  —  la  Oveja. 
(H:)  ahis  las  albeijas. 

V. 

Die  chilenische  Lautlehre  verglichen  mit  der 

arankanischen. 

Vergleichen  wir  nun  die  Lautlehre  des  chilenischen  Spanisch, 
wie  ich  sie  in  den  Chilenischen  Studien  eingehend  behandelt 
habe,   mit  der  Arankanischen,   so   ergeben    sich  nach  meiner  per- 


1  Mit  hué  bezeichnet  der  Araukaner  eine  allgemeine  Beziehung  (wie 
Werkzeug,  Gegenstand,  Ding,  Wohnort  etc.)  zu  einem  andern  Substantiv- 
oder VerbalbegrifT,  also  hier  das  Werkzeug  zum  estacas  -  machen. 


208  R.   LENZ, 

sönlichen  Überzeugung  so  viele  Berührungspunkte  zwischen  dem 
Chilenospanischen  und  der  Indianersprache,  dafs  ich  es  für  erlaubt 
halte,  die  eigenartige  Entwicklung  des  Spanischen  in  Chile  eben 
dem  Einflüsse  der  zu  Grunde  liegenden  Araukanersprache  zuzu- 
schreiben —  mit  anderen  Worten:  das  chilenische  Spanisch 
(d.  h.  die  Aussprache  des  niederen  Volkes)  ist  wesentlich  Spanisch 
mit  araukanischen  Lauten!  Diese  Annahme  wird  sehr  gestützt 
durch  meine  Beobachtung,  dafs  die  spanische  Aussprache  der 
spanisch  redenden  Indianer,  die  ich  abgefragt  habe,  sich  durchaus 
nicht  von  der  der  chilenischen  Guasos  unterschied,  was  bei  ver- 
schiedener Artikulationsbasis  und  -art  sicher  nicht  der  Fall  ge- 
wesen sein  könnte. 

Vokalismus  des  Chilenischen.^ 

Die  reinen  einfachen  Vokale  zeigen  keine  gröbere  Verände- 
rung. Wenn  schon  die  Lippenartikulation  des  echten  Kastilianischen 
ziemlich  schlaff  ist  (z.  B.  im  Vergleich  mit  der  französischen) ,  so 
ist  dem  Chilenen  jedes  runde  Zusammenziehen  der  Lippen  unmög- 
lich; nur  beim  0,  weniger  beim  «,  werden  die  Lippen  oft  schlaff 
gerundet  vorgestülpt.  Dabei  ist  allgemeine  Neigung  zur  Hebung 
des  Zungenrückens  nach  hinten  zu  beobachten.  Aus  der  Praxis 
weifs  ich,  dafs  dem  Chilenen  die  englischen  Vokale  fast  alle  leicht 
nachahmbar  sind,  während  franz.  œ  ö  ü  fast  unüberwindliche  Schwierig- 
keiten machen.  Die  Artikulationsbasis  ist  also  genau  die  des  Arau- 
kanischen. 

Vokalgruppen  wie  a(ij  ei,  oí  werden  zu  áu^  éi\  ài',  ai  wird  zu 
ét\  fällt  also  nicht  mit  span,  ài  {traigo)  zusammen;  traido>tàHdo 
oder  íéido.  ed,  eó'^iá,  io:  peliándo y  piore\  oá'7> uá\  almohada^ 
armmi, 

Konsonantismus  des  Chilenischen. 

1.  Die  stimmlosen  Verschlufslaute  pik  bleiben  unver- 
ändert; il  wird  immer  dem  folgenden  Vokal  in  der  Artikulations- 
stelle assimiliert  (wie  im  Araukanischen)  also  kosa,  kasa  aber  /ceso 
(fast  ^ieso)  oder  wenigstens  xeso,  kero  (quiero)  Tcita  [quiia).  ch  (£) 
bleibt  unverändert;   individuell  neigt  es  zuweilen  zu  s  oder  zu  /V. 

2.  Die  stimmhaften  Verschlufslaute  h  dg  finden  sich  fast 
nur  nach  den  entsprechenden  Nasalen  w,  n,  i)\  h  auch  zuweilen, 
wie  im  spanischen,  im  Wortanlaut  bei  nachdrücklicher  Rede.  Sonst 
ist  h  V  gesprochen  h,  bilabialer  meist  sehr  lockerer  Reibelaut;  fost 
oder  ganz  völliger  Schwund  in  der  Endung  aho  wie  nao<nabo^ 
rao  <  rabo.  Intervokales  d  wird  fast  immer  sehr  schwach  artikuliert; 
es  lallt  regelmäfsig  in  Verbindungen  wie  ádo^  áda^  ido,  údo  etc. 
arnáoy  ama^  kerio  {querido)  pelúo  (peludo)  ;  dagegen  bleibt  es  inmier 
nach    fallenden  Vokalgruppen  :    léido  <  leido ,  kéido  <  caido  etc.     Im 

1  Ich  wiederhole  hier  nur  ganz  kurz  die  Hauptsachen  der  chil.  Laut- 
lehre und  verweise  im  übrigen  auf  die  ChilenischenStudien.  Ich  spreche 
hier  nur  von  der  Aussprache  des  niederen  Volkes. 


BEITRÄGE  ZUR   KENNTNIS  DES   AMERIKANOSP ANISCHEN  I.       20g 

Gesänge  wird  von  den  Canioras  (Sängerinnen)  sehr  häufig  ein  d 
intervokalisch  fsilsch  eingeschoben,  also  keridá  nicht  nur  =  querida^ 
sondern  auch  fur  das  Imperfektum  quería,    d  im  Auslaut  ist  stumm. 

dr  im  Inlaut  wird  qr  oder  ir  pedre  '>  paqre  und  gewöhnlicher 
paire  (cf.  oben  die  araukanische  Aussprache  des  Wortes),  was  bei 
Halbgebildeten  übermäfsige  Rückbildungen  wie  adre  statt  aire  zur 
Folge  hat 

g  wird  in  allen  Stellungen  q  oder^'  (/)  je  nach  der  Artiku- 
lationsstelle des  folgenden  Vokales,  also:  qatta,  qustOy  aber  jei<i^ 
jinda.  Intervokalisch  zuweilen  völliger  Schwund,  begünstigt  durch 
folgendes  u  :  launa  -<  launa  -<  laguna^  au  Una  <  Augustinas. 

3.  Die  stimmlosen  Reibelaute:  y  wird  von  vielen  bilabial 
gesprochen  9)  ;  vor  u  und  oft  vor  0  überwiegt  dorso  -  praevelare 
Engenbildung,  j  [x)  assimiliert  sich  dem  folgenden  Vokal  wie  k 
und  g  :  ixa  (hija)  aber  ayii  (ö/i).  jiente  oft  wie  xjeniet  mu^el  {mujer), 
s  ist  allgemein  dorso  -  subalveolarer  stimmloser  Frikativ.  Im  Inlaut 
zwischen  Vokalen  und  im  Anlaut  bleibt  er  meistens  erhalten  ;  doch 
ist  bei  der  niedrigsten  Bevölkerungsschicht  die  Artikulation  oft  sehr 
locker;  der  Laut  wird  dann  mit  Substitutionsenge  im  Kehlkopf 
gesprochen,  d.  h.  gehauchtes  /  und  zuweilen  vollständig  zu  h: 
kasa  >•  kos  a  >•  kaha  ;  suba  >  s  u^a  >  hu{p)a  {suba).  Vor  Konsonanten 
und  im  Auslaut  vor  Pause  ist  vollständiges  s  immöglich  ;  es  finden 
sich  alle  möglichen  Grade  der  Abschwächung,  bis  zum  vollständigen 
Ausfall,  zuweilen  unter  Dehnung  des  vorhergehenden  Vokals  oder 
des  folgenden  Konsonanten ,  also  mis  mo  '^mi  mo  —  mimo  -  mim^mo 
(das  m  stimmlos  anfangend)  —  mimmo  (echt  volkstümlich  memO' 
memo).  Von  den  folgenden  Konsonanten  werden  am  stärksten 
beeinfiufst  die  stimmhaften  Reibelaute  xu  qan  >  xuxqan  >  xuxan 
{juzgan)  ;  Wtalô  >  re  (palò  >  retpalà  {resbalíf).  rexuauda  >  rétif  auda 
{uf  stinmilos  w  mit  deutlicher  praevelarer  Reibung)  ==  resguarda. 
Vor  /  schwindet  s  fast  immer  völlig  (pôiporo  <.  fósforos  auch  in  der 
besseren  Aussprache  z.  B.  aòmófera  <C  atmosfera."^  Diese  Behand- 
lung des  s  ist  der  aufialligste  Punkt  der  chilenischen  Lautlehre. 
Kein  Gebideter  ist  im  stände  alle  s  ordentlich  auszusprechen,  es 
sei  denn  mit  bewufster  Anstrengung.    Stimmhaftes  s  kommt  nie  vor. 

4.  Von  den  stimmhaften  Reibelauten  ist  über  y  nichts 
zu  sagen,  als  dafs  es  individuell  zuweilen  fast  d!  und  bei  andern 
z  wird;  über  í  habe  ich  schon  gesprochen,  w^  geschrieben  hu^ 
hu  y  VU  y  gu  vor  Vokal  ist  von  mehr  oder  weniger  starkem  dorso- 
praevelarem  Reibegeräusch  begleitet;  nach  Nasal  tritt  immer  gw 
oder  gu  ein,  also  huevón we%o ^  hueno^weno  (aber  auch  bueno  mit 
festem  Verschlufs  im  Satzanlaut) ,  vuelto  >  weMo ,  vergüenza  >• 
ter{g)wetfsa;  aber  un  huevo '>uv  guebo,  un  buei>  uv  guei^  un  buen 
vino  >  uw  guem  bino,    envuelto  >  evgueuto. 


>  />d  vor  m  n  I,  ebendort  k'^g  cf.  Chil.  Stud.  IV. 
ZeitMhr.  f.  rom.  PhU.  ZYII.  I^ 


2IO 


R.  LENZ, 


5.  Für  das  r  fuerte  ist  die  gewöhnliche  Aussprache  \  der  oben 
beschriebene  Araukanerlaut,  apicosupraalveolar  bis  praepalatal  locker 
gebildet,  zuweilen  mit  etwas  mangelhaftem  Stimmton.  Das  ein&die 
r  wird  sehr  reduziert  vor  d  t  n  s^  welche  dann  die  Artikulations- 
stelle des  r  annehmen;  also  peusona  ungefähr  wie  schwedisch  rx. 
soJdo^  ojfe,  tierno  klingen  oft  fast  wie  soddo^  atte^  tümo.  Dieselbe 
Aussprache  hat  in  Mittelchile  /  vor  Konsonant;  also  arma<ialma^ 
qorpe  <.  golpe\  cuto  <<  alto ^  eusáltpado  <,  el  sábado  qXc,  Nur  vor  ¿  und 
/"  (=  eh  und  tr)  bleibt  /  erhalten  und  vor  c  wird  ursprüngliches 
r  in  /  verwandelt  :  marcha  >  malea ,  colchón  >  kolcon ,  corcho  >  Mèo 
oder  vielmehr  mcU'ca^  koícon^  kol'co  d.  h.  /  wird  der  Artikulations- 
stelle des  c  assimiliert  ;  xilt^o  oder  xilfso  (ein  kleiner  Hund,  KleffeF  ; 
wahrscheinlich  araukanisches  Wort),  tr  wird  zu  t^,  dem  oben  be- 
schriebenen Araukanerlaut  (Febrés*  th)\  ofo^  f  aiqo<^  traigo  etc. 
Im  Wortauslaut  wird  r  zu  einem  mehr  oder  weniger  vollständigen  /: 
andar > andal\  zuweilen  zu  einem  undeutlichen  n\  iendén<i vender» 

6.  Il  (/)  wird  in  Mittelchile  zu  y.  ello  >  eyo.  ñ  bleibt  erhalten 
als  9i. 

j.  m  n  n  (letzteres  nur  vor  postpalatalen  und  velaren  Ver- 
schlufslauten)  bleiben  erhalten.  Nur  vor  x  und  etwas  weniger  vor 
s  werden  die  Nasalen  mit  unvollständigem  Mundverschlufs  gebildet, 
infolgedessen  oft  Nasalierung  des  vorhergehenden  Vokals:  ¿pofxa 
und  ¿pdxa<,  esponja  \  qanso  und  qäso<i  ganso. 

Es  ergibt  sich  danach  für  das  chilenische  Spanisch  mit  Bei- 
seitelassung der  feineren  Nuancen,  die  neben  schwindendem  s  auf- 
treten, wesentlich  folgendes  Konsonantensystem: 


Ajtikiilationsstelle 

Expie 
sth. 

>sivae 
stl. 

Fricativae 

sth.          stL 

1 

Nasales 
sth. 

Latenles 
sth. 

labium  +  labium 

h 

P 

if  w 

<pi/i 

m 

apex  +  dentés 

(^ 

t 

S 

n 

apex  vel 

dorsum  +  alveolae 

d  (apikal) 

t  (apikal) 

s  (dorsal) 

n  (apikal) 

/  (apikal) 

supra  alveol. 
apex  -4- 

praepalat. 

4  ru 

tt' 

? 

î* 

;â 

dorsum  -)-  praepalat. 

l  k' 

X 

IÍ 

(0 

„       +  mediopal. 

X 

i  y 

X 

„       +  postpal. 

S 

k 

s 

X 

n 

„       +  velum 

9 

X 

n 

glo 

ttis 

h 

Vergleichen  wir  dieses  Lautsystem  mit  dem  spanischen,  so  sehen 
wir  als  neue  Laute  des  Chilenischen  die  apico-praepalatalen  f  (=  ir) 
und  \  (=  rr)  femer  d  t  s  n ,  die  aber  keine  selbständigen  Werte 


BEITRÄGE  ZUR  KENNTNIS   DBS   ÂMBRIKANOSPÀNISCHBN  L      211 

haben,  sondern  durch  örtliche  Assimilation  an.r  {j)  entstandene 
physiologische  Spielarten  sind.  Neu  ist  femer  g,  und  h  als  Stell- 
v^treier  för  j,  sowie  die  Ângleichung  des  k,  x  und  g  (^)  an 
Vokale  mit  palataler  Zungenrûckenhebung.  Auch  go  ist  nicht  spanisch. 

Von  diesen  nicht-spanischen  Lauten  sind  /*  l  imd  q  (auch  go) 
araukanisch  und  h  durch  das  Fehlen  des  s  im  Araukanischen  ver- 
anlafst  Von  den  nicht-araukanischen  Lauten  des  Chilenischen  sind 
Ò  d  g  BJÌ  die  vorhergehend  entsprechenden  Nasalen  m  n  v  ge- 
bunden; in  dieser  Stellung  hat  das  Araukanische  überhaupt  keine 
stimmhaften  Explosiven  und  Frikativen. 

Das  araukanische  /  (/'')  wird  in  den  ins  Spanische  gedrungenen 
Wörtern  orthographisch  entweder  durch  /  oder  durch  ir  gegeben. 
Es  finden  sich  thatsachlich  manche  Wörter  mit  beiden  Aussprachen; 
die  mit  /  ist  dann  die  gebildete,  die  mit  /*  die  volkstûmlidiere  ;  so 
in  den  Vogelnamen  Unca  und  trenca^  d.  h.  (  oèha  tiuqtu  und  trinque 
(f  iuque)\  ebenso  talca  und  in  Mittelchile  farka  der  Donner,  cototo 
neben  hof  ô(  o  die  Beule. 

Durchaus  gegen  die  Lautgesetze  des  Araukanischen 
sind  in  der  beschriebenen  chilenischen  (d.  h.  santiaguinischen)  Laut- 
lehre zwei  Wandlungen,  nämlich  der  Obergang  des  span.  U  m  y^ 
während  f  doch  ein  im  Araukanischen  sehr  häufiger  Laut  ist,  und 
der  Wandel  von  /  vor  Konsonant  in  r  (^)  ;  denn  das  Araukanische 
kennt  sehr  wohl  /  vor  Konsonant,  dagegen  kaum  r  (d.  h.  z)  in 
gleicher  Stellung.  Dazu  stinmite  das  aus  Hernandez  zitierte  coüesia 
statt  cortesia  und  ccüvanzu  <  garbanzo.  Aber,  was  mir  zuerst  gegen 
araukanischen  lünflufs  zu  sprechen  schien,  erwies  sich  als  eine  der 
stärksten  Stützen  meiner  Annahme.  Der  Süden  Chiles,  die 
Gegenden,  in  denen  noch  heute  Indianer  leben  oder  bis  vor  kurzem 
lebten,  kennt  diese  beiden  Lautwandlungen  nicht  ü  wird 
an  der  Frontera,  in  Llanquinhue  und  Chiloé  durchaus  /'  gesprochen. 
Der  Wandel  von  /  vor  Kons,  zu  r  ist  von  mir  an  der  Frontera 
nicht  beobachtet  worden;  er  findet  sich,  nach  glaubwürdigen  An- 
gaben, nicht  in  Llanquihue  und  Chiloé,  wohl  aber  in  der  Stadt 
Valdivia,  wohin  er  wohl  aus  dem  Norden  importirt  ist;  so  dafs 
heute  die  Valdivianer  in  Chiloé  gradezu  mit  dem  Worte  sordao 
(d.  h.  soJdao  statt  solda(d)o)  verspottet  werden.  Ich  glaube  somit 
den  Beweis  erbracht  zu  haben,  dafs  die  eigenartige  lautliche  Ent- 
wicklung des  chilenischen  Dialektes  fast  in  allen  wesentlichen 
Punkten  deutlich  unter  dem  Einñusse  des  Araukanischen  steht  ^ 
Noch  eine  Ergänzung  steht  fur  die  Zukunft  aus.  Die  Araukaner 
haben   nämlich   ihr  Herrschaftsgebiet   früher   bis   an   die  Mündung 


^  Es  ist  natürlich  nicht  ausgeschlossen,  dais  der  eine  oder  der  andere 
Punkt  sich  auch  ohne  die  araukanische  Grundlage  in  derselben  Weise  ent- 
wickelt haben  könnte.  Grade  die  Ähnlichkeit  in  mehreren  Punkten  zu 
gleicher  Zeit  ist  das  Wichtige.  Der  araukanische  EinfluTs  soll  nicht  die  Art 
der  lautlichen  Vorgänge  im  Chilenischen  erklaren  (jeder  einzelne  derselben 
wird  auch  sonst  nachzuweisen  sein),  sondern  warum  diese  lautlichen  Vor- 
gänge grade  hier  in  diesem  Falle  auftreten. 

14* 


212  R.   LENZ, 

des  Rio  de  la  Plata  erstreckt  (ob  es  am  Ostabhang  der  Kordillere 
noch  weiter  über  Mendoza  nördlich  reichte,  ist  mir  nicht  bekannt). 
£s  ist  danach  anzunehmen,  dafs  sich  auch  auf  argentinischem 
Boden  Einflüsse  des  Âraukanischen  finden  lassen.  Mit  Sicherheit 
kann  ich  das  schon  jetzt  von  der  Aussprache  des  j  behaupten, 
welche  in  Argentinien  fast  oder  ganz  gleich  der  chilenischen  zu 
sein  scheint.  Die  andern  Punkte  entziehen  sich  meiner  Beobadi- 
tung,  denn  sie  finden  keinen  Ausdruck  in  der  gewöhnlichen  Schrift, 
selbst  bei  absichtlich  volkstümlich  geschriebenen  und  gedruckten 
Texten.  Auf  Aussagen  Fremder  wage  ich  mich  nicht  zu  verlassen 
und  zu  eigenen  Beobachtungen  hat  mir  bisher  die  Gelegenheit 
gefehlt     Ich  hoffe  diesen  Punkt  später  nachzuholen. 


Nachtrag  zu  Kapitel  I. 

Schon  jetzt  bin  ich  imstande,  meinen  Bemerkungen  über  die 
Grundlagen  der  Entwicklung  des  Amerikanospanischen  einige 
wichtige  Nachträge  und  Berichtigungen  nachzusenden,  welche  über 
die  ethnologischen  Verhältnisse  Chiles  ein  neues  Licht  werfen 
werden.  Ich  verdanke  die  folgenden  Angaben  der  besten,  viel- 
leicht der  einzigen  guten  Quelle,  aus  der  Belehrung  über  diesen 
Gegenstand  zu  schöpfen  war,  nämlich  mündlichen  Mitteilungen 
des  gröfsten  südamerikanischen  Historikers  der  Gegenwart  —  eines 
der  wenigen  Hispanoamerikaner,  die  wirklichen  Anspruch  auf  den 
Namen  eines  Gelehrten  machen  können,  des  Herrn  Diego 
Barros  Arana.^  Danach  ist  es  zweifellos,  dafs  fast  alle  Conquista- 
dores und  die  meisten  Leute  ihres  Gefolges  aus  Estremadura 
stammten;  einige  waren  auch  aus  Andalusien;  alle  übrigen  Pro- 
vinzen Spaniens  waren  im  i6.  und  17.  Jahrh.  fast  gar  nicht  ver- 
treten. Ich  mufs  also  jetzt  durchaus  zugeben,  dafs  es  höchst  wahr- 
scheinlich ist,  dafs  wir  im  Amerikanospanischen  estremefiische 
Dialektformen  wieder  finden.  Das  Estremeñische  steht,  soviel  ich 
weifs,  dem  Andalusischen  sehr  nahe. 

Erst  nachdem  im  vorigen  Jahrhundert  der  Handel  mit  Amerika 
allen  spam'schen  Häfen  freigegeben  war  (bis  dahin  hatten  dieses 
Recht  nur  S  e  v  i  1 1  a  und  später  auch  Cadiz  besessen),  kamen  zahlreiche 


^  Es  scheint  in  Europa  immer  noch  nicht  genügend  bekannt  zu  sdn 
(wie  ich  aus  zahlreichen  falschen  Zitaten,  insbesondere  auch  Büchertiteln  der 
Antiquariatskataloge  ersehe),  dafs  der  volle  Name  einer  Person  nach  spa- 
nischem Brauch  aus  dem  Vornamen  (nombre)  und  dem  Familiennamen 
(apellido)  des  Vaters  und  der  Mutter  besteht.  Die  beiden  letzteren  werden 
in  Spanien  durch  ,,und''  (y)  verbunden,  was  in  Chile  nicht  gebräuchlich  ist; 
der  Muttemame  wird  von  manchen  immer  beigefügt;  von  anderen  seltener, 
je  nach  der  Häufigkeit  des  Vatemamens  oder  sonst  nach  Geschmack;  er 
kann  auch  abgekürzt  werden,  also  man  kann  zitieren  Diego  Barros  Arana» 
Diego  Barros  A.  oder  einfach  Diego  Barros,  aber  nie  Diego  B.  Arana. 


BEITRÄGE   ZUR   KENNTNIS   DES   AM ERIKANOSPANISCHEN  I.      213 

Einwanderer  auch  aus  anderen  Gegenden,  insbesondere  viele  Kauf- 
leute und  Handwerker  aus  Galizien,  Asturien  und  den  übrigen 
biskayischen  Provinzen.  Die  in  Chile  stark  vertretenen  Familien 
mit  baskischen  Namen  sind  also  fast  alle  erst  im  vorigen  Jahr- 
hundert eingewandert  Dafs  sie  jetzt  grade  unter  den  obersten 
Tausend  so  häufig  sind,  ist  nur  ein  Beweis  für  die  überlegene 
Tüchtigkeit  und  Arbeitskraft  grade  dieser  Nordspanier. 

Infolge  seiner  eigenartigen  Verhältnisse  nahm  nun  Chile  eine 
Sonderstellung  unter  allen  spanischen  Kolonien  ein.  Während  sich 
sonst  überall  die  geringe  Schicht  der  Europäer  über  und  zwischen 
die  ziemlich  friedlichen  Indianerstämme  schob,  setzten  die  Ârau- 
kaner  dauernden  hartnäckigen  Widerstand  den  Eindringlingen 
entgegen,  der  die  Spanier  in  Chile  mehr  als  einmal  an  den  Rand 
des  Verderbens  und  fast  zur  Verzweiflung  brachte.  Da  sie  nun 
das  Land  wegen  der  mehr  erhonten  als  thatsächlichen  Goldschätze 
und  der  Fruchtbarkeit  des  Ackers  nicht  aufgeben  wollten,  so  waren 
sie  zu  fortwährendem  Kriege  gezwungen.  Chile  brauchte  und 
erhielt  infolge  dessen  im  Laufe  des  16.  und  17.  Jhs. 
mehr  Zuzug  von  spanischen  Soldaten  als  das  ganze  übrige 
Südamerika  zusammengenommen.  In  Zügen  von  einigen 
Hunderten,  ja  selbst  tausend  Mann  Stärke,  wurden  die  Soldaten 
teils  direkt  von  Spanien,  teils  von  Peru  und  Argentinien  aus  nach 
Chile  entsandt,  und  immer  neue  Züge  waren  notwendig,  nicht  weil 
die  früheren  von  den  Araukanem  aufgerieben  worden  wären, 
sondern  weil  die  meisten  es  nach  einigen  Jahren  vorzogen,  dem 
Kriegshandwerke  zu  entsagen  und  sich  friedlich  anzusiedeln. 

So  erklärt  es  sich,  dafs  schon  am  Anfang  des  18.  Jahrh.  von 
Copiapó  im  Norden  bis  zum  Biobio  (südlich  von  Concepción)  im 
Süden,  die  Indianer  teils  verdrängt  teils  assimiliert  waren,  und  die 
Europäer  auch  in  Valdivia,  Osomo  und  auf  Chiloé  festen  Fufs 
gelafst  hatten.  Die  Araukaner  haben  dann  lange  Zeit  hindurch 
auf  ihrem  Gebiet  im  Süden  völlig  unabhängig  in  beständiger  Fehde 
mit  den  spanischen  Nachbarn  gelebt.  Erst  seit  etwa  drei  Jahr- 
zehnten haben  sie  den  bewafiheten  Widerstand  so  ziemlich  auf- 
gegeben imd  sind  nun,  von  den  ackerbauenden  Kolonisten  inmier 
weiter  zurückgedrängt,  im  Aussterben  begriffen.  In  fünfzig  Jahren 
durfte  der  letzte  Nachkomme  des  tapferen  Stammes  auf  der  West- 
seite der  Anden  seine  nationale  Kleidung  und  Sprache  abgelegt 
haben.  So  erklärt  es  sich,  dafs  beim  Beginn  der  Freiheitskriege 
im  Anfang  unseres  Jahrhunderts  Chile  der  einzige  Staat  mit 
einheitlich  spanischredender  Bevölkerung  war,  der  einzige 
Staat,  in  dem  es  keine  Nationalitätenfrage  mehr  gab.  Der  Araukaner 
kommt  als  ganz  isoliertes  Element  gar  nicht  in  Betracht,  wenn  man 
von  Chilenen  spricht.  Und  das  ist  zu  gleicher  Zeit  die  Erklärung, 
warum  das  von  den  Spaniern  mifsachtete  Stiefkind  unter  den 
Kolonien,  das  oft  genug  als  Verbrecherkolonie  gedient  hatte,  so 
gan  ohne  Zweifel  sich  als  der  kräftigste,  lebens&higste  der  jungen 
Freistaaten  erwies.     Chile  hat,  wenn  man  von  den  unbewohnbaren 


214       ^   LENZ,  ZUR  KENNTNIS  DBS   AMERIKANOSPÂNISCHBN  I. 

Wüsten  des  Nordens  und  dem  Territonum  Magallanes  absieht,  bei 
weitem  die  dichteste  Bevölkerung  (etwa  lO  Menschen  auf  den 
Quadratkilometer)  von  ganz  Südamerika;  und  diese  Bevölkerung 
spricht  nur  spanisch,  während  in  Perú  und  Bolivien  fast  die  ge- 
samte Landbevölkerung  noch  heute  mehr  oder  weniger  ausschliefs- 
lich  keshua  und  aimará  redet,  und  diese  Sprachen  auch  von 
der  Mehrzahl  der  Weifsen  gelegentlich  als  Umgangssprache  ge- 
braucht oder  wenigstens  verstanden  werden.  —  Wenn  ein  boli- 
vianischer Präsident  morgen  das  aimará  zur  Staatssprache  erklärte, 
so  würden  dieselben  Senatoren  und  Deputierten  ihre  bisher  spanisch 
geführten  Kammerverhandlungen,  wohl  ohne  grofse  Schwierigkeit, 
in  der  Indianersprache  fortsetzen  können! 

Nach  diesem  allen  ist  es  nun  ganz  klar,  warum  nur  in  Chile 
ein  wirklicher  spanischer  Volksdialekt  sich  entwickeln  konnte.  In 
den  übrigen  hispanoamerikanischen  Ländern  bilden  die  spanisch 
Redenden  nur  die  oberste  regierende  Kaste,  ein  niedres  spanisches 
Volkstum  fehlt  mehr  oder  weniger  vollständig,  oder  lebt  doch  nur 
in  den  paar  gröfseren  Städten.  Darum  ist  es  auch  erklärlich,  wenn 
der  Peruaner  sein  im  Schulunterricht  gelerntes  Spanisch  reiner 
kastillanisch  ausspricht  als  der  Chilene.  Wenn  schon  der  Nord- 
deutsche ein  reineres  Schriñdeutsch  spricht,  weil  seine  Volksmundart 
zu  weit  abweichend  entwickelt  ist,  als  der  Süddeutsche,  wieviel 
leichter  erklärt  sich  ein  ähnliches  Verhältnis,  wenn  dort  ein  mehr 
oder  weniger  durch  Schulunterricht  gebildeter  Spanier  neben  fânf 
Indianern,  hier  ein  gebildeter  Chilene  neben  fünf  des  Lesens  und 
Schreibens  unkundigen  Spanischredenden  steht  —  und  dabei  ist 
1 :  5  ein  beiweiten  zu  günstiger  numerischer  Ansatz.  Im  übrigen 
behauptet  man,  dafs  das  Spanisch  der  gebildeten  Chilenen,  abgesehen 
von  der  Aussprache,  weit  korrekter  und  reicher  sei  als  das  der 
übrigen  Hispanoamerikaner.  Auch  dem  gebildeten  Bolivianer» 
Nordargentiner,  Paraguaier  etc.  hört  man  an  seinem  steifen  Spanisch 
oft  genug  an,  dafs  er  als  Eand  zuerst  die  Indianersprache  von 
der  Amme  und  dann  erst  das  Spanische  gelernt  hat 

In  wie  weit  man  das  Spanische  der  argentinischen  gauchos 
auf  dieselbe  Stufe  setzen  kann  wie  das  der  chilenischen  huasos, 
ist  mir  noch  nicht  ganz  klar.  Alle  Rätsel  zu  lösen  wird  nur  eine 
wissenschaftliche  Untersuchung  an  Ort  und  Stelle,  ein  genauer 
Einblick  in  das  Volksleben  der  einzelnen  Staaten  im  stände  sein, 
—  beides  werden  wir  von  Leuten  hispanoamerikanischer  Abkunft 
schwerlich  je  erwarten  dürfen.  So  bleibt  denn  auch  noch  festin- 
stellen,  ob  —  und  welchen  sprachlichen  Einflufs  das  Neger- 
element ausgeübt  hat,  welches  in  allen  nördlicheren  Staaten  (Nord- 
peru eingeschlossen)  eine  so  grofse  Rolle  in  der  Rassenmischong 
spielt  In  Chile  fehlt  das  Negerelement  vollständig;  man  sieht 
hier  in  Santiago  nicht  mehr  Neger  auf  der  Strafse  als  in  Berlin. 
Auch  Bolivien  hat  keine  Schwarzen  oder  Mulatten.  Am  stärksten 
scheinen  diese  in  Venezuela  vertreten  zu  sein. 

Rudolf  Lenz, 


Der  BomaQ  d'Abladane. 

Das  Packet  G>d.  gali.  Nr.  654  der  K.  Hof-  und  Staatsbibliothek 
zü  München  enthält  unter  anderen  Piecen  (vgl.  Zeitschrift  f.  Rom. 
Phil.  1887  pag.  22)  sub  X  ,,Le  Roman  d'Albadane  de  Richart  de 
Foumival". 

Schon  aus  der  Einleitung  zu  dieser  sagenhaften  und  mit  allen 
Vorurteilen  jener  Zeit  abgefafsten  Geschichte  (Or  escoutes  etc.)  geht 
hervor,  dafs  Richart  de  Foumival,  dem  Du  Gange,  Dom  Gremier 
und  andere  die  Autorschaft  zugesprochen  haben,  nicht  als  der 
Verfasser  des  vorliegenden  Traktates  zu  betrachten  ist  Auch  ergibt 
sich  aus  einem  sprachlichen  und  stilistischen  Vergleich  z.  B.  mit 
dem  von  Richart  unzweifelhaft  stanunenden  Bestiaire  d'Amour  die 
Grundlosigkeit  dieser  Aufstellung.  Aber  auch  der  Angabe  der 
Einleitung,  als  habe  Richart  in  den  Archiven  des  Stiftes  zu  Amiens 
vor  dem  Brande  im  J.  1258  ein  Buch  mit  dem  zu  Grunde  lie- 
genden lateinischen  Texte  gesehen  und  gelesen  und  die  Richtig- 
keit der  Obersetzung  durch  den  Anonymus,  der  sich  als  Schüler 
Richarts  ausgibt,  bestätigt,  ist  bei  der  Art  und  Weise,  wie  der 
Verfasser  sich  bemuht,  seinen  Fiktionen  eine  glaubwürdige  Grund- 
lage und  mehr  Ansehen  zu  verschaffen,  und  andererseits  jeder 
Forschung  nach  seinen  Quellen  selbst  den  Boden  beninmit,  wenig 
Glauben  beizumessen.  Entzogen  ihn  doch  der  Tod  Richarts,  dessen 
Autorität  er  mehrmals  für  sich  in  Anspruch  nimmt,  und  die  an- 
gebliche Vernichtung  des  Buches  im  J.  1258  allen  weiteren  Un- 
gelegenheiten  (vgl.  hierzu  auch  Hist.  litt,  de  la  France  v.  XXIU 
p.  7 1 4).  Fälschungen  dieser  und  ähnlicher  Art  begegnet  man  häufig 
im  Mittelalter.  Man  denke  nur  an  die  Chronik  des  Turpin,  an 
den  famosen  Hunibald  des  Abtes  von  Sponheim,  Trithemius,  an 
die  Beruñingen  so  vieler  Dichter  auf  lateinische  Quellen,  die  nie 
vorhanden  gewesen  waren  etc. 

Bevor  wir  auf  das  Sagengewebe  unserer  Geschichte  eingehen, 
ist  noch  kurz  die  Frage  zu  berühren,  ob  dieselbe  überhaupt  auf 
einem  lateinischen  Texte  basiert.  Ein  direkter  Beweis  hiefür  liegt 
zwar  in  der  Angabe  der  Einleitung  sowie  in  den  zahlreichen  im 
Texte  vorkommenden  Einweisungen  (le  livre  parloit  ainsy,  cy  dist  le 
livre,  si  come  le  livre  devise,  etc.).  Aber  solche  Angaben  an  sich  sind 
immer  mit  grofser  Vorsicht  aufzunehmen.  Einen  positiven  Anhalt  ge- 
winnen wir  jedoch  aus  der  Diktion  und  den/ron^.  Eigennamen /»/i'»x 


2l6  TH.   UNK, 

(2.  Sohn  des  Offaœs  pag.  9,  Zeile  10),  Volpius  (pag.  9,  Z.  11), 
Alefricans  (pag.  16  Z.  13)  Titans  (p.  17  Z.  22).  Das  in  unseren 
Kopien  vorkommende  Wort  saxolus  (pag.  8  Zeile  31)  ist  wohl 
von  dem  Abschreiber  für  sarqueu  verlesen,  resp.  ersetzt  Wenn 
demnach  auch  unser  Traktat  auf  eine  lateinische  Vorlage  hinweist, 
so  ist  er  doch  keine  Übersetzung,  wie  die  Einleitung  angibt  nnd 
auch  die  Hist.  litt.  1.  c.  anzunehmen  scheint  Abgesehen  davon, 
dafs  sich  der  Anonymus  mehrmals  selbst  redend  einführt  und  ein- 
mal hinzufügt  „cy  endroit  dit  le  contes'S  sind  besonders  jene  Stellen 
von  Belang  (pag.  6,5;  pag.  8,  28;  pag.  12,7),  in  denen  die 
Autorität  Richarts  ins  Treffen  geführt  wird:  diese  sind  sicher  auf 
Kosten  des  Anonymus  zu  setzen.  Aber  auch  die  Breitspurigkeit 
der  Erzählung  in  Verbindung  mit  häufigen  Wiederholungen  so  z.  B. 
bei  dem  Verhältnisse  zwischen  Cäsar  und  Pompejus  (pag.  15,  27  f.; 
pag.  18,  II  f.),  bei  der  Beschreibung  der  Wunderwerke  Flocarts 
(pag.  7,  30  f.;  pag.  9,  30  f;  pag.  11,  30  f.),  bei  den  Beziehungen,  die 
der  Anonymus  (offenbar  ein  Geistlicher)  zwischen  dem  von  Vergil 
in  Rom,  von  Flocart  in  Amiens  hergestellten  Wunderbilde  einer- 
seits und  der  Jungfrau  Maria  andererseits  (pag.  6,  23  f.;  pag.  7,  20  Ü) 
aufzustellen  versucht,  femer  die  bei  tragischen  Ereignissen  ver- 
weilenden Reflexionen  und  Folgerungen  lassen  zweifellos  erkennen, 
dafs  dabei  die  Hand  des  Anon3rmus  im  Spiele  war. 

Fassen  wir  alle  Momente  zusammen,  so  ergibt  sich  als  Resultat, 
dafs  der  Anon3mius  jedenfalls  ein  lateinisches  Original  vor  Augen 
hatte,  das  er  nach  Gutdünken  durch  Zusätze  und  Ausschmückungen 
jeder  Art  in  die  Länge  zog. 

Dafür  dafs  vielleicht  unsere  Erzählung  gar  nicht  auf  einer  lat 
Quelle  beruhe,  sondern  die  Bearbeitung  eines  vorhanden  gewesenen 
pik.  Gedichts  sei,  lassen  sich  keine  Anhaltspunkte  finden. 

Nachdem  die  Hist,  litt  1.  c.  eine  im  ganzen  zutreffende  Analyse 
unseres  Traktates  gegeben  hat,  bleibt  uns  nur  noch  übrig,  seine 
einzelnen  Bestandteile  zu  besprechen. 

In  erster  Linie  spielt  auch  hier  die  im  Mittelalter  in  unend- 
lichen Variationen  wiederkehrende  Sage  von  der  Eifersucht  Roms 
auf  blühende  und  mächtige  Städte  Galliens  eine  Rolle.  Gleidiwie 
uns  im  Roman  de  Bustalus  oder  Buscalus  und  nach  dessen  Vor- 
bild von  Mousket  in  seiner  Chronique  rimée^  die  Legende  auf- 
getischt wird,  dafs  Tournai  von  den  Römern  zweimal  (unter  König 
Tarquinius  und  von  Cäsar)  zerstört  wurde  und  seinen  ursprüng- 
lichen Namen  „la  seconde  Rome'*  mit  Hastile  (Hostilia)  und  dann 
mit  Tournai  vertauschte,  so  weifs  auch  unsere  Geschichte  von  einer 
zweimaligen  Zerstörung  der  Stadt  Amiens,  die  wie  Tournai  für  eine 
der  stärksten  Städte  der  Welt  galt,  sowie  von  einem  zweimaligen 
Namenswechsel  (Abladane,  Somme -Noble)  zu  berichten.  Und  vae 
bei  Tournai    die  Verweigerung    des  Tributes    an   die  Römer,    so 

^  Vgl.  V.  loio — 105 1  und  Reiffenberg  in  der  Einleitung  zu  Mousket 
Bd.  I  pag.  CCXLIV  und  Anm.  2,  sodann  pag.  CCXLVI  und  FuTspote  sn 
V.  1015. 


DER   ROMAN   d'aBLADANB.  217 

fährte  hier  die  Weigerung  des  Königs  von  Gallien,  den  Kaiser  von 
Rom  als  Herrn  anzuerkennen,  die  Katastrophe  herbei.  Die  Ähn- 
lichkeit in  der  Darstellung  des  Schicksals  beider  Städte  läfst  wohl 
den  Schlafs  zu,  dafs  unser  Anonymus  Mousket,  der  älter  ist  als 
unsere  Geschichte,  oder  dessen  Quelle  gekannt  und  nach  diesem 
Master  den  Ursprung  der  Geschichte  Amiens'  erfunden  hat  In 
ongeschiditer  Weise  verknüpft  der  Anon3rmas  hiermit  die  Sage, 
dafs  Vergil  in  Rom  eine  Statue  in  Jungfrauengestalt  mit  der 
Insdirift  „oif/  ymages  perirà  quant  le  vierge  enfantera^^  aufgestellt 
habe,  die  sich  gegen  Gallien  wandte  als  Zeichen,  dafs  der  König 
von  Gallien  sich  gegen  die  Geltendmachung  der  Oberhoheit  Roms 
über  dieses  Land  auflehnen  würde.  Während  man  vor  der  Abfassung 
unseres  Romans  (so  bei  Helinand,  Gervais  de  Tilbury,  Gautier  de 
Metz,  Adenes  etc.)  in  Vergil  lediglich  einen  Zauberer  erblickte,  der 
Bildnissen  und  Denkmälern  übernatürliche  Macht  zu  verleihen  im 
Stande  wäre,  und  nur  die  Vorstellung  der  Gelehrten  von  der  über- 
natürlichen Weisung  des  Vergil  namentlich  in  Mathematik  und 
Ph3rsik  zum  Ausdruck  brachte,  ^  verbindet  der  Anonymus  in  unserer 
G^chicbte  die  Vergillegende  mit  dem  Christentum.  Die  Aufechrift 
Vergils  :  „dieses  Bildnis  wird  untergehen,  wenn  die  Jungfrau  gebären 
wird^*  enthält  eine  deutliche  Anspielung  auf  die  hl.  Jangfrau  und  den 
Untergang  des  Heidentums  durch  die  Geburt  Christi.  Diesen  Ge- 
danken fährt  der  Anon3rmus  auf  S.  7,  19  weiter  aus,  indem  er  mit 
Anspielung  auf  Vergils  Worte  dem  Zauberer  Flocart  (der  lange 
vor  Christus  gelebt  haben  soll)  die  Worte  in  den  Mund  legt,  dafs 
der  König  der  Könige,  der  aus  einer  Jungfrau  geboren  würde,  auf 
die  Erde  käme  und  allen  Göttern  ihre  Macht  und  ihren  Einflufs 
benähme,  sowie  dafs  alle,  die  an  diesen  Gott  glaubten,  der  glor- 
reichen Krone  teilhaftig  würden.  Flocart  ist  es  auch,  der  auf 
Bitten  seines  Bruders  eine  in  der  Luft  schwebende  Krone  (genannt 
ie  couronne  glorieuse)  sowie  eine  Statue  in  Jungfrauengestalt  (genannt 
le  vierge)^  die  die  Bewohner  von  Amiens,  Cäsars  Gesandte,  Cäsar 
selbst  und  sein  Heer  verehrten,  für  Amiens  herstellte.  Er  will  auch 
nicht  auf  dem  gemeinsamen  Friedhofe  beerdigt  werden,  sondern 
zwischen  der  Stadt  Amiens  und  dem  Schlosse  Castillon,  da  an  diesem 
Orte  später  die  wahre  Jungfrau  verehrt  würde.  In  der  That  wurde 
hier  das  Jakobiner-Kloster  erbaut  und  nach  der  Angabe  des  Ano- 
nymus das  Grabmal  des  Magikers  gefunden.  Welche  Absichten 
hierbei  den  Bearbeiter  unserer  Geschichte  trieben,  ist  augenfällig; 
nicht  blofs  will  er  in  uns  den  Glauben  erwecken,  dafs  er  selbst 
es  war,  der  das  Grabmal  Flocarts  fand,  sondern  auch  durch  seine 
mysteriösen  Enthüllungen  dem  durch  Flocarts  Weissagungen  seit 
Jahrhunderten  prädestinierten  Orte  eine  gewisse  durch  historische 
Funde  unterstützte  Weihe  geben. 

Was   Flocart  selbst   betrifft,    so    hatte   derselbe    32    Jahre    in 
Toledo  studiert,    das  bekanntlich  im  Mittelalter  den  Ruf  einer  be- 


>  Zcitschr.  f.  Rom.  Phil.  1887  pag.  165. 


2l8  TH.   UNK, 

rühmten  Magikerschule  genofs.  Die  ihm  zugeschriebenen  Wunder^ 
werke  sind:  i.  eine  in  der  Lufl  schwebende  Krone,  die  sidi  auf 
das  Haupt  des  von  den  Göttern  als  rechtmäfsig  anerkannten  Herr- 
schers der  Stadt  setzen  wurde;  2.  eine  der  Stadt  Amiens  zugewandte 
Statue  in  Jungfrauengestalt  von  Gold,  Silber  und  Stein,  die  bei 
der  Annäherung  des  rechtmäfsigen  Herrschers  ihre  Wunderthaten 
zeigen  sollte;  3.  zwei  Drachengestalten  aus  Kupfer,  die  den  Usur- 
pator mit  Gift,  den  Liebling  der  Götter  aber  mit  Gold  und  Silber 
überschütten  sollten.  Während  das  erste  Wunderwerk  an  die  in 
der  Image  du  monde  dem  Vergil  zugeschriebene,  in  der  Luft 
schwebende  Brücke  erinnert  oder  auch  auf  den  Zauberthron  der 
orientalischen  Fabeln  hinweist,  zeigt  das  2.  Wunderwerk  viel  Ähn- 
lichkeit mit  dem,  was  nach  dem  Vorgange  des  faschen  Turpin 
Mousket  V.  6456  u.  f.  von  der  in  Cadix  durch  Muhamed  auf- 
gestellten Bildsäule  erzählt  In  beiden  Fällen  sind  die  Bildsänlea 
aus  edlem  Metall  verfertigt,  haben  eine  bestimmte  Gestalt,  Richtung 
und  Stellung.  In  beiden  Fällen  bewahrheitet  sich,  was  Muhamed 
einerseits,  Flocait  andererseits  vorhergesagt:  hier  sind  es  Blumen, 
die  aus  den  Händen  der  Bildsäule  auf  den  heran konmienden  Cäsar 
fallen,  dort  ist  es  ein  Schlüssel,  der  bei  der  Annäherung  Karis  des 
Grofsen  aus  der  Hand  der  Bildsäule  zu  Boden  fallt  Die  weiteren 
Angaben  Mouskets  spiegeln  sich  in  dem  in  unserer  Geschichte 
selbständig  erscheinenden  dritten  Wunderwerke  Flocarts  ab.  Wie 
Muhamed  in  seine  Bildsäule  Legionen  von  Teufeln  einschliefst,  so 
wufste  Flocart  in  sein  Werk  ein  starkes  Gift  zu  bringen.  Die  Wir- 
kung war  in  beiden  Fällen  dieselbe:  jeder,  der  sich  nach  dem 
Sinne  des  Veriertigers  unrechtmäfsig  der  Statue  näherte,  verfiel 
sofort  dem  Tode. 

£ine  weitere  Erwähnung  verdient  endlich  die  jedenfalls  auch 
von  Flocart  stammende,  auf  einem  Rade  fahrbare  Statue  mit 
goldenem  Kopf,  eisernem  Körper  und  bleiernen  Füfsen,  die  im 
Besitze  des  Boece,  des  Bruders  Flocarts,  war.  Solange  sich  die- 
selbe in  Abladane  befand,  war  diese  Stadt  unüberwindlich;  denn 
sie  verriet  jeden  Hinterhalt  und  jede  List  der  Belagerer.  Deutlidi 
erkennt  man  darin  eine  Anspielung  auf  das  Palladium  in  Troja. 
Dies  erhellt  auch  aus  dem  weiteren  Gange  der  Ereignisse.  Die 
Rolle  des  Odysseus  spielt  in  unserer  Geschichte  Alefrican.  Gleich 
jenem  weifs  sich  derselbe  durch  List  Eingang  in  die  Stadt  zu  ver- 
schaffen, um  die  kostbare  Statue  zu  vernichten.  Gleich  jenem  riet 
auch  Alefrican,  das  Heer  zurückzuziehen,  die  Einwohner  in  eine  falsche 
Sicherheit  zu  bringen  und  dann  plötzlich  die  Stadt  zu  überfallen. 
Es  fehlte  nur  noch  das  hölzerne  Pferd  oder  etwas  Ähnliches,  um 
die  Nachäifung  vollständig  zu  machen! 

Die  Sprache  des  nachfolgenden  Traktates  ist  die  pikardische 
Mundart.  Die  Za  i  der  Abfassung  ¡st  die  2.  Hälfte  des  13.  Jahr- 
hunderts. Der  Anonymus  erwähnt  den  Brand  der  Kathedrale  zu 
Amiens,  der  im  J.  1258  war;  gegen  Schlufs  der  Einleitung  spricht 
er  davon,    dafs    etwa   30  Jahre   früher    die  Übersetzung   aus  dem 


DER    ROMAN   D  ABLADANE.  2  IQ 

Lateinischen  ins  Französische  ¿geschah.  "V^e  aber  schon  eingangs 
erwähnt,  ist  dieser  Angabe  von  dem  Zustandekommen  des  Werk- 
chens kein  Glaube  beizumessen.  Die  Abfassung  geschah  sicherlich 
nach  dem  Brande  im  J.  1258,  der  ja  den  Anonymus  vor  Nach- 
forschungen nach  seinen  Quellen  deckt.  Damit  stimmt  auch  die 
Spradie.  Wörter  wie  ung^  fieulx^  ainsy^  scensi  ^  consauix  ^  ceulz  u.  s.  f. 
fallen  dem  Kopisten  zur  Last  (s.  unten). 

Was  die  Handschriften  betrifft,  so  existieren  bis  jetzt  drei 
Abschriften,  von  denen  die  eine  in  Amiens  (A,  Coll.  de  Dom  Gremier, 
vol.  159),  die  zweite  in  Paris  (P),  die  dritte  in  München  (M)  sich 
befindet  Das  Originalmanuskript  hat  sich  bis  jetzt  nicht  vor- 
gefunden. Nach  der  Hist.  litt.  1.  c.  pag.  7 1 7  (H.  L.)  ist  die  Pariser 
Abschrift  für  Dom  Gremier  nach  einer  älteren  Du  Gauge's,  die, 
wie  es  scheint,  verloren  gegangen  ist,  gemacht  worden.  Nach  dieser 
wird  1.  c.  p.  714  die  Einleitung  „Or  escoutes"  mitgeteilt.  Diejenige 
von  Amiens  weist,  wie  aus  einer  Randbemerkung  in  den  Mém. 
chron.  pour  l'Histoire  ecclés.  et  civ.  d'Amiens  tom.  I  pag.  268 
hervorgeht,  denselben  Urspiung  auf,  und  auch  die  Munchener  geht, 
wie  aus  dem  unserem  Romane  beigefügten  und  auch  auf  der  Pariser 
Abschrift  befindlichen  Anhange  mit  der  Randnote  ^^archwes  de 
Vhôtel  Dieu  d* Amiens!'''  sich  schliefsen  läfst,  auf  die  Papiere  Dom 
Gremiers  zurück.  Dieser  gemeinschaftliche  Ursprung  drückt  sich 
auch  in  der  Orthographie  der  Abschriften  aus.  Aus  dem  Anfange 
des  XVUL  Jahrhunderts  stammend  sind  sie  in  graphischer  Beziehung 
stark  der  Zeit  des  Kopisten  angepafst  und  gleichen  sich  in  oft 
sinnlosen  Einzelheiten.  Am  ungenauesten  ist  P.  Diese  Kopie  weist 
gegen  A  und  M  nicht  nur  die  gröfste  Anzahl  Abweichungen  vom 
ursprünglichen  Texte  auf,  sie  läfst  auch  viele  Wörter  und  sogar 
ganze  Sätze  aus.  A  und  M  stehen  mit  geringfügigen  Abweichungen 
auf  gleicher  Stufe. 

Zu  Grunde  gelegt  ist  der  Münchener  Text  Nur  da,  wo  offen- 
bar die  Hand  des  Kopisten  im  Spiele  war,  oder  wo  Sinn  und 
Deklinationsregel,  soweit  sie  im  Texte  selbst  einen  Rückhalt  findet, 
es  verlangten,  wurde  geändert  Eine  weitere  Uniformierung  des 
Textes  war  weder  nötig  noch  ratsam.  Die  graphischen  und  tex- 
tuellen  Verschiedenheiten  von  A  und  P  wurden,  soweit  sie  nicht 
Berücksichtigung  fanden,  dem  Apparate  zugeteilt 

I  Li  Boman  d'Abladane. 

Or   escoates  que  li  boins   clers   maistres   Richar[s]  de  Foarniva],  chan- 

chelier[s]   de   l'Eglise  nostre   Dame  d'Amiens,  et  li  autre(s)  maistre(s)  qui  a 

4  ce   tems   estoient  virent  et   lurent   ung   livre   qui   fut   ars  au   desrain    feu   de 


1  Überschrift  in  den  Kopien  :  Le  Roman  d'Abladane  de  Richart  de  Foornival 
2  Maistres  A  P,  maistre  H.  L.;  Richart  M,  Richard  P.  8  chancheliers]  vmeites  h 
nachkorrigiert  M  P,  chancelers  H.  L.;  maistres  mit  gestrichenem  s  M.  4  temps 
M,  tens  H.  L;  estoient]  eulz  o^.  M  P;  leurent  H.  L.  ;  ung]  g  nachkarrigiert  M; 
un  H.  L.;   fut]  fust  P,   fu  A   u.  H.  L.;  dercin  P,  H.  L  ;   feu]  fii  H.  L, 


220  TH.   UNK, 

nostre  Dame  d'Amiens  en  l'an  de  grace  mil  CCLVIII,  le  vigilie  saint  Einnîii» 
le  confes,  après  aottst.  et  un[s]  de  leur  disciples  qui  bien  entendoit  le  latin» 
que  par  luy,  que  par  ses  [m]aistres  qui  souvent  le  lisoient  et  recordotent 
ensamble,  mist  le  latin  en  [r]omant  sans  nulle  mensonge  [accroistre].  Et 
5  quant  le  matere  fut  ainsy  en  [r]omant,  tesmoigna  le  boin[s]  chancheliar[s] 
qu'il  avoit  veue  le  matere  et  lute  en  ung  livre  qui  fut  ars  trente  ans  après; 
et  ce  peuvent  tesmoigner  l[i]  cler[c]  d'Amiens. 

Or  entendes    se  il   vous  plaist,  se>porres    entendre   comment  Amiens 
eust  a  nom.  premièrement  elle  eust  a  nom   Abladane,   et  fut  une  cite    forte 

10  et  de  grant  valeur,  et  disoient  li  Abladanois  que  c'estoit  le  plus  forte  cite 
qui  feust  au  [m]onde.  et  lì  Emper[re]  de  Rome  disoit  quant  il  y  entra  qn' 
elle  estoit  plus  forte  que  nulle  qu'il  sceust  après  vous  orres  comment  fi 
£mpere[re]  de  Rome  le  destniist  et  par  quel  cause  —  et  pois  fut  rediffiee,  et 
adone  li    fut    mues    ses    noms:    si   fut  appellee  [S]omme-[N]oble.   et    n'osa 

1 5  on  mettre  le  nom  devant  pour  l'Empereur  des  Empereurs  de  Rome[;]  Somme- 
Noble  ne  feust  de  nulle  valeur  [a]l  regart  que  Abladane  le[domptee] 
avoit  este;  et  puis  fut  Somme-Noble  destruite  et  eust  a  nom  Amiens,  e  p*] 
avoit  au  jour  que  le  bon[s]  livre  fut  ars  [au  iu]  de  nostre  [D]ame  d'Amiens 
dont  il  est  devant  parle. 

20  et  si  orres  con  faitement  le  bon  [s]  Flocars  quant  il  revint  de  Tonllette 

fìst  rendre  les  respo[u]s  aux  Dieux  qu'on  a[v]oit  a  ce  temps  des  aoctorités 
d' Abladane,  de  [S]omme-[N]oble  et  d'Amiens,  le  livres  parloit  ainsy  qoe 
quant  [a]  rymage(s)  de  Rome  que  Vigilles  avoit  fai[t],  sur  lequel  il(s) 
avoit   cscript:   c[i]st    ymage[s]  périra    quant    le    vierge    enfantera 

25  l[i]  Romain(s)  avoient  grant  fìance  pour  ce  que  il  leur  sembloit  que  nulle 
vierge  ne  peut  enfanter,  [e]  cuidoient  que  chils  ymages  monstrast  vérité  a 
tousjours.  c[i]st  ymage[s]  se  tourna  par  devers  Gaulle  que  on  appelle  France. 
et  par  ce  il  signifìoìt   que  le  Roy[s]   de   Gaulle   ne   tenroit  pas  a  seigneur 

29  l'Empereur  de  Rome,  ains  rebelleroit  contre  luy. 


1  Amiens]  M  fährt  fort  \  et  fut  le  feu  a  nostre  Dame  d'Amiens  en  l'an  etc.; 
offenbar  ist  dû  se  teilweise  Wiederholung  mit  der  Variante  a  fur  de  durch  dem 
Schreiber  infolge  eines  Lesefehlers  entstanden;  vigile  H.  L.;  Fremin  H.  L. 
2  desciples  H.  L.,  disciple  AMP;  8  luì  A  P  {fast  stets  so)  u.  H.  L.;  soient 
A,  H.  L.  4  mencoigne  H.  L.  ;  accroistre]  a  concreuiller  M,  aconcœuiller  P  «pb 
beiden  Fällen  unterstrichen,  aconcueiller  H.  L.  ;  das  Wort  ist  mir  unver^ 
ständlich;  —  ich  bemerke  hier,  dass  die  Kopisten  von  M  und  P  alle  ihtum 
unverständlichen  Wörter  unterstreichen;  P  unterstreicht  überdies  im  der 
Regel  alle  Eigennamen,  M  ausnahmsweise,  6  fu  H.  L.  ;  ainsi  A  P,  ensi  H«  L.; 
lej  U  H.L;  bon  MP.  6  le  m.]  la  P;  un  H.  L.;  fu  RL.;  M  interpunktierii 
qui  fut  ars.  trente  ans  après;  le  p.;  A  P:  trente  ans  après  ;  le  p.  7  puevent  tes- 
moignier  H.  L.  8  entendez  P.  9  citée  (fast  immer  so)  P.  10  grand  P.  U  Em- 
perere]  Empereurs  mit  gestrichenem  s  M.  13  quelle  P.  14  Ù]  lui  in  li  korr, 
M;  lui  P.  15  Somme-Noble]  comme  noble  M  P.  16  al]  yl  regard  P;domptee] 
dafür  die  Kopien  :  dampne  !  17  et  eust]  il  eut  P.  18  au  fu]  qui  fut  AMP. 
20  revinst  P.  28  ly  images  M;  von  parloit  ^.r  ymages  in  P  durchstrichen 
und  die  Leseart  einschliesslich  de  Rome  durch  Verweisungsteichen  wieder" 
holt  ;  image  ist  bekanntlich  mas,  und  fem.,  hier  wie  in  den  folgenden  Feilen 
unzweifelhaft  mase,  {vgl,  Z.  26  chils  ymages ,  Z,  2%  il  sign.)  ;  siehe  j€de9h 
S,  ij  Zeile  35,  5.  II  Z.  12  u,  f  etc;  Vigilles]  mit  Verweisungsteichen  am 
Fand  Virgile  M  ;  ils]  unterstrichen  M.  24  cist]  c'est  M,  cest  P  ;  le  ▼.]  la  P, 
26  puet  A.     28  signiffìoit  P.     28  luy]   or  gestrichen  ad,  M. 


DBR  ROMAN   D'ABLADANB.  221 

or  advint  que  Julias  Cesar,  £mpere[re]  de  Rome,  vint  sur  lay  a  grant 
piente  de  gens,  et  vouloit  par  se  force  (r£mpere[re]  de  Rome)  que  le  Roy[s] 
de  France  tenist  de  luy  se  tere,  apres  P£mper[ere]  oit  conter  que  ly  seigneur 
d'Abladane,  qui  adone  estoient  seigneurs  de  toute  la  [P]icardie,  ne  vouloient 
5  tenir  le  cite  d'Abladane  de  nul  homme  terrien,  ains  disoient  qu'il  estoient 
franc  seigneur  en  leur  terre,  et  ces  paroles,  quant  l'Emperere  les  oyt,  si  fust 
moult  mus  contre  les  seigneurs  d'Abladane  et  disoit  qu'il  [ne]  repaireroit  en 
Rome  jusques  adone  qu'il  saroit  se  il  vouroient  tenir  de  luy.  et  par  le  con- 
seil  de  bons  Barons  il  manda  aux  seigneurs  d'Abladane  qu'il(s)  l(u)i  appor- 
to tassent  les  clefs  d'Abladane  et  venissent  faire  hommage  a  l'Empereur,  ou 
[s]e  non,  il  ven[r]oit  sur  eulx  a  toutes  ses  gens  et  prendroit  et  eulx  et  leur 
cite,  [e]  ce  message  faire  l[i]  Empere[re]  y  envoya  deux  sages  chevaliers. 

cy  vous  lairay  des  [m]essagiers  l'Empereur  de  Rome,  sy  vous  diray 
d'Abladane  et  des  saiges  hommes  qui  dedens  estoient  et  qui  devant  y  avoient 

15  este,  par  qui  le  dte  estoit  devenue  de  si  grant  valeur,  entre  les  autres  y 
avoit  este  maistre  Flocars,  un[s]  clers  qui  avoit  este  a  Toullette  trente  et 
deux  [ans]  et  avoit  tant  estudie  es  ars  que  c'estoit  le  meilleur  cler(s)  [n]igre- 
mance  que  on  peust  trouver  en  tout  le  monde  —  si  vous  parle  asses  devant 
l'incarnation  nostre  seigneur;  mais  tant  scavoit  il  bien  de  l'avènement  nostre 

20  seigneur  qu'il  sentoit  et  (le)  dis[oi]t  aucune  fois  a  ses  princes  que  le  Roy[s] 
des  Roys  venroit  en  terre  qui  naisteroit  de  le  vierge,  qu'il  tauroit  a  leur(s) 
Dieux  toutes  leur(s)  forces  et  vertus,  et  cil(s)  qui  adone  seroient,  qui  en  ce 
Dieu  croiioient,  aroient  le  couronne  glorieuse,  et  pour  ces  paroles  que  Flocars 
avoit  parle[es]  de  [le]  couronne  glorieuse  et  de  le  vierge,  Offaces  ses  frères 

25  qui  adone  estoit  maistre  (maistre)  gouverneur  de  le  cite  p[ri]a  a  Flocar[t]  sen 
frère  qu'il  leur  fesist  aucune  chose  pourfìtable  a  leur  cite  et  aux  seigneurs 
qui  dedans  estoient.  Flocars  qui  estoit  bon  clerc  et  maistre  [n]igremance  et 
qui  bien  avoit  le  grace  des  Dieux  qui  maint  respo[u]s  l(u)i  avoient  fait,  si 
comme   vous  orres  vers   le  fin  de   cest  livre  —  or  fist  faire  maistre  Flocars 

30  une  couronne  moult  belle  et  pleine  de  pierres  précieuses;  et  par  se  [m]aitrise 
le  couronne  fust  pendue  en  air(s)  a  l'entree  de  le  dte;  et  ne  scavoit  nuls 
homs,  qui  soustenoit  le  couronne,  et  dist  Flocars  aux  [m]aistres  de  le  cite 
que  celle  couronne  penderoit  en  l'air  jusques  adone  que  le  droi[s]  sires  tem- 
poreu[s]  vendroit  a  le  cite,  et  ainsy  pendit  le  couronne  en  l'air  pendant  long 

35  temps,  et  estoit  apellee  le  couronne  glorieuse,  après  fist  faire  une  ymage  d'or 
et  argent  et  pierres:  et  estoit  l'image  si  propre,  que  ce  sembloit  une  femme 

37  toute    vive,    et   fut    mis[e]   l'image    en    unes    cassez    qui  enclooient  l'image, 

8  terre  A  P;  Abladane  durchstrichen  ad.  M;  ly]  li  AP.  4  estoient 
seign.  unterstrichen  t  desgleichen  disoient  (Z,  5),  estoient  (Z.  5),  vouroient 
(Z.  8)  MP.  6  il]  ils  P.  6  francs  seigneurs  P;  ces]  les  P.  8  scavoit  P. 
Il  se]  che  M;  tous  P;  prendroient  P.  12  chevalliers  P,  chevalers  A. 
Id  layray  P  ;  sy]  si  P.  17  étudie  P  ;  nigremance]  M  P  haben  Duigremane, 
het,  d'aigremance  {so  auch  Zeile  27)  und  mit  Verweisung  Speichen  Nécromancie, 
resp.  de  necromande.  18  assez  AP.  19  notre  P.  20  princes]  primes  M; 
rois  A  P.  21  naistroit  P.  28  avoient  P.  26  maitre  P;  son  P.  27  clers 
P.  28  le]  la  P;  avoit  P.  28  la  fin  P.  80  Maitrise,  ursprünglich  Maitrisse 
mit  radiertem  s  M.  82  maîtres  P.  88  airs  P.  84  le  c.J  la  P  ;  ainsi  A  P. 
86  longtems  P;  il  etoit  app.  P;  fit  P;  ymage]  hier  firn.,  wie  tweif ellos 
aus  tournee  in  S.  8,3  und  der  Schreibung  ohne  Nom,  -  s  hervorgeht,  88 
etoit  P.    87  une  P;  enclooient]  evelovoÌ8t(!)  P. 


222  TH.   UNK, 

si  c['on]  ne  le  yoioit  point,  et  fast  pose  [e]  l'image  ans  iniir(e)s  de 
le  cite  sur  une  des  portes  de  le  part  ou  le  couronne  estoit.  et  estoit 
tournee  devers  le  cite,  et  l'apelloient  les  gens  de  le  cite  le  vierge,  et 
le  aouroyent  moult  so  vent  et  le  tenoient  en  grant  chierete.  et  [e8t](»t  esciipt 
5  es  casses  de  l'image  que  quant  le  sire  de  [le]  cite  vendroit  (que)  l'image  le 
tourneroit  vers  luy  et  ouvriroit  ses  casses  et  monstreroit  sa  beauté  et  ses 
grans  vertus,  et  Flocars  avoit  bien  afferme  que  ainsi  seroit  il,  et  que  le  vieige 
a  ce  jour  feroit  les  plus  belles  vertus  que  on  eust  trop  long  temps  veues.  et 
si  fist  elle,   si  comme   vous  orres  cy  après,   a  celle  mesme  porte  de  le  dte 

10  Flocars  avoit  fait  faire  deux  [g]argoules  de  cuivre ,  l'une  d'une  part  de  la 
porle  et  l'autre  d'autre  part,  qui  estoient  de  telle  condición,  que  se  aocmis 
venist  pour  entrer  en  le  cite  ou  s'en  volsist  faire  sire  par  force,  les  [g]ar- 
goulles  gettoient  par  mi  leur(s)  gueules  un  si  horrible  venin  et  le  lanchoient 
si  loings,  que  ceulz  estoient  si  envenime(z)  du  venin  qu'elles  gettoient,  qu'il 

15  les  en  convenoit  morir,  et  le  venin,  Flocars  l'avoit  destrempe  es  tomb£iaiis]; 
et  par  se  maîtrise  le  faisolt  lanchier  es  [g]argouilles.  se  estoit  escript  dessenre 
le  porte  que  quant  le  sire  de  le  cite  vendroit  l'une  des  [g]argoules  getterolt 
or  et  l'autre  argent,  et  quant  Flocars  eust  falt[es]  toutes  ces  choses  en  l'on- 
neur   de  le   cite    et    autres  choses  asses,   (et)  il  deust  morir,  si  volt  que  on 

20  l'enfouist  entre  le  cite  d'Abladane  et  le  Castel  qu[i]  la  près  estoit.  et  pois 
fust  le  lieu[s]  (la)  ou  le  cast[iaus]  estoit  apelle[s]  Castillon  en  Amiens,  et 
ne  volt  mie  Flocars  estre  enterres  la  ou  [on]  enterroit  les  autres  commonau- 
ment.  et  Offaces  s[es]  frère  l(u)y  demanda  pourquoy  c'estoit.  Flo[cars]  l(Q)y 
respondit  que  c'estoit  le  lieu  ou  le  vraye  vierge  seroit  honnouree,  et  le  vraye  con* 

25  ronne  y  seroit  aportee.  Offaces  s[es]  frère  ne  sceust  mie  de  quel  vierge  ne  de  qnel 
couronne  il  parloit;  mais  Flocars  le  sentoit  bien,  et  cils  qui  ces  escripts  fist  et  s[es] 
compai[ns]  trouvèrent  que  c[ist]  tomb[iaus]  fut  [creuses]  aux  fìreres  de  saint 
Jaques  d'Amiens,  et  le  bon[s]  chanchelier[s]  l'affermoit  a[u]ssi  pour  bon  cas. 
il  parloit  souvent  de    ceste  matere  et  il(s)  l[iss]oit  en  l'epitaphe  du  tombel 

30  ces  paroles:  cy  gist  Flocars,  le  souverain[s]  maistre  de  Toullette,  qui  fist  en 
Abladane  le  couronne  glorieuse  et  le  vierge  aomee.  et  ce  sa[rqueu]  trouva 
aux  fieres  prescheurs  un[s]  bon[s]  homs  qui  [vi]voit  en  le  rue  des  Quevmulx» 
qui   avoit  a  nom   [F]remin    [et]  (qui)  se  vivoit  de  [q]uerir  les  pierres  enter- 

34  re[es]  qui  y  estoient  desdonc  que  Abladane  fut  destruite,  si  come  vous  orres. 


1  c'on]  com  M,  con  A  F;  voyoit  P.  4  aouroient  P;  souvent  P. 
6  viendroit  P.  7  affirme  P;  et  que]  et  om.  P.  8  eut  P.  9  orrez  P;  même  P. 
10  Gargoules  mû  radürtem  zweiten  IM.  U  condition  P;  aucun  P. 
13  gectoient  P  ;  geules  P.  14  etoient  A  P  ;  envenimes  A  P  ;  jettoient  P. 
15  mourir  P.  16  lancher  P.  17  gargouilles  P;  jetteroit  P.  18  ces  eh.] 
les  P.  20  lesfouist  P;  et  puis  etc.  bis  castiaus  estoit  om,  P.  21  appelle  P. 
22  communément ' P.  28  lui  P;  pourquoi  P;  Floraces  M.  26  apportée  P; 
Ofirace  P;  seust  mis  P;  quelle  v.  ni  P.  26  M  interpunktierti  mais  FI. 
le  sentoit  bien  et  cils  .  .  .  fist.  27  creuses]  trouve  und  unterstrichen  A.'ìi'P, 
28  [J]acques  P  ;  enfermoit  P.  28  in  ceste  ist  s  über  i  korrigiert  M,  cette  P; 
lissoit]  leurroit(?)  und  unterstrichen  AMP;  tonbel  P.  80  souverains]  seig- 
neur durchstrichen  ad,  M  ;  maitre  AP.  81  a  orne  P  ;  sarqueuj  sorL,  L.  ; 
saxolus  AMP.  82  bonhoms  P  ;  vivoit]  ni  avoit  A  M,  ny  avott  P  ;  en  le 
rue  in  einem  Wort  P  ;  quevaulx  P.  88  Frenin  P  ;  quérir]  so  K^  und  unt^r- 
strichen  ;  en  terre  M,  en  terres  A  P.     84  si]  om.  P  ;  orrez  A  P. 


DER   ROMAN   D'ABLADANB.  22^ 

dis  Flocars  laissa  les  livres  [o]  un  image  prí[w]e  dont  il  sera  parle  cy 
àprts  a  ong  bon  [mjaistre  qui  (qai)  avoit  a  nom  Boece;  mais  si  bon[s] 
[m]abtre  n'estoit  il  point  corne  Flocars;  car  il  estoit  de  josne  aage.  et  fîit 
Boece  moolt  b[iaas]  chevalier[s]  et  boin[s]  de  sa  main,  et  eust  [une]  femme 
5  monlt  belle  et  josne,  et  de  celle  il  avoit  une  fille  de  l'aage  de  XU  ans  qai 
ot  a  nom  Margotte,  et  se  estoit  le  plus  belle  chose  qu'on  peust  trouver,  et 
si  croissoit  tousjours  en  bel.  [0]ifaces,  le  firere  [F]locar[t],  mourut,  se  laissa  a 
tenir  ses  villes  de  [P]icardie  et  ses  casti(a)aux  et  toutes  ses  rentes  et  cites  a  XII 
fienlx  qu'il  avoit  vivans.  li  aisne[s]  ot  a  nom  [0]ffaces  ainsi  come  son  pere ,  le  se- 

*^  con[s]  [}]ulius  et  le  tiers  Volpius.  et  cil(s)  trois  estoient  de  plus  grant  vertu  que 
Ip]  IX  autre(s).  et  n'estoit  mie  merveilles,  car  il(s)  estoient  les  aisnes  et  si 
avoient  plus  veu.  et  si  avoit  [0]ffaces  une  fille  moult  belle,  qu[*ü]  maria  a 
son  vivant  au  frère  Boece.  et  tout  cil(s)  estoient  cousin  a  le  femme  a  celuy 
Boece  ;  et  autresi  appartenoit  il  a  celuy  Boece  *.  mais  on  ne  laissoit  mie  pour 

'S  ce  adone  a  faire  le  mariage,  et  cil(s)  estoient  tous  segneurs  de  le  ville  d'Ab- 

ladane.    et   Boece   estoit   gouverneur  au  jour  que  li  doy  chevalier(s)  vindrent 

a  message  a  le  cite   de  par  l'Empereur  de  Rome,  si  come  il  est  devant  dit. 

Or   escoutes    des  [mjessagiers   que  li  £mpere[re]  envoya  en  Abladane. 

li   [m]essagier(s)  coururent   tant    par  leur(s)    journées  que  il(s)  vindient  a  le 

^^  cite  d' Abladane,  et  quant  il(s)  furent  venu(s)  a  le  cite,  il(s)  conterrent  bien 
et  bel  le  message  et  le  maniere  qui  leur  estoit  carquie;  l[i]  segneur  de  le 
cite  prierrent  aux  [m]essagiers  qu'il(s)  demourassent  ce  jour  jusques  a  l'ende- 
main  en  le  cite,  et  il  se  conselleroient  ensemble,  si  responderoi[ent]  adone 
aux  messages  ce   que  leur  consaulx  leur  apporteroit.     li  message  le  fir(er)ent 

^^  ainsi,  et  li  gouverne  [re]  commanda  a  Julius  qu'il  leur  tenist  compaignie,  et 
qu'il  les  fesist  moult  bien  aaisier.  et  si  fist  il.  li  [m]essagier(s)  dirent  que  il(s) 
voudroient  veir  les  nouvelles  de  le  cite,  et  Julius  les  mena  par  tout,  et  quant 
fl(s)  v(u)irent  le  couronne  qui  pendoit  en  l'air,  si  s'emmerveillerent  moult 
forment  Julius  leur  dit  et  conta  comment  le  boin[s]  maistre   Flocars  le  avoit 

^^  &it[e],  et  comment  le  couronne  descenderoit  au  [ci]ef  du  seigneur  qui  par 
droit  deveroit  estre  sires  de  le  cite,  après  Julius  leur  monstra  les  deux  [g]ar- 
goulles   de  cuivre  qui  envenim[er]oient  ceulx  qui  par  force  vouldroient  avoir 

^^  le  cite,  et  lurent  l[i]   [m]essagier(s)  les  lettres  qui  disoient  que  quant  le  [sire] 


1  o]  a  PM;  priwe]  prince(?)  F,  prime  AM;  Interpunition  in  M:  image, 
prime  dont.  8  etoit  vweimal  F  ;  comme  A  F.  4  chevallier  F.  6  ot]  eut  F 
pust  F.  9  aroit  F;  li]  le  F;  comme  F.  10  Volpius]  Blpins  M;  Volpins 
F  ;  etoient  P.  11  estoient  mis  P.  12  qu'il]  qui  M  F.  lo  tous  F  ;  cousins  F  ; 
celui  A  F.  15  le  v.]  la  F.  16  ly  F.  17  comme  F.  18  lij  le  P.  20  con- 
tèrent F.  21  segneur  unterstrichen  M.  22  prièrent  A  F  ;  ce]  le  F.  24 
fir[er]ent  unterstrichen  M. 

*  Zum  Verständnis  dieser  Stelle  setze  ich  hierher  die  Stanmitafel: 


X 


Flocart  Offaces 


Frau  des  Boece  z  (Bruder  des  Boece)  12  Söhne     i  Tochter 

Margotte 
26  moiüt]  tres  ad,  P;  a  aisier  P.     29  forment]  unterstrichen  MF.     80  ou 
chef  P,  net  M.       81  sire  F;  montra  F. 


224  'I'H.   UNK, 

de  le  cite  vendroit  l'une  getteroit  or  et  l'autre  argent,  et  de  ces  choses  s'emer- 
veillerent  moult  forment  li  [m]essagier(s)  qui  le  virent  et  demanderient  a 
Julius,  si  nuls  hauts  homs  [n*]  avoit  onques  voulu  entrer  en  le  cite  par  force 
pour  estre  sires  de  le  cite,  et  Julius  leur  respondit  que  le  fils  au  Roy  de 
5  Gaulle  y  estoit  venu[s]  a  tout  son  fort,  mais  le  [gjargoulles  l'envenimèrent 
ainsy,  come  il  deust  entrer  en  le  porte,  [q']il  en  mourut;  et  puis  na[8]  ae 
s'y  osa  embatre  pour  avoir  le  seignourie  d'Abladane.  après  [J]uHiis  mena 
hault  aux  murs  les  [m]essages  pour  aourer  le  vierge  qui  avoit  un  capitel  dessus 
lui  pour    les  vens   et  pour  les  orages,  et  li  [m]essagier(s)  la  aourerent  moult 

10  dévotement,  et  virent  li  [m]essagier(s)  les  I[ettres]  qui  disoient  que  quant  le 
s[ire]  de  le  cite  vendroit  (que)  l'image  se  toumeroit  devers  lui  et  ouvreroit 
ses  casses,  et  si  demand(er)oient  de  tout,  si  s'emerveloient  forment  de  ce  qae 
il(s)  veoient,  et  de  ce  que  [J]ulius  leur  dist  et  conta,  et  pensoient  bien  que 
l'£mpere[re]   avoit  si  grant  cœur,   que  il   ne  laisseroit  pour  riens  que  il  ne 

15  fesist  l'ensay  de  lui  mesmes.  se  doubtent  qu'il(s)  ne  le(ur)  conviengne  morir. 
et  quant  il  ont  bien  veu  le  cite  et  toutes  les  choses  de  le  cite,  si  pensent 
moult  ferme[me]nt  le  cite  et  dient  que  c'est  le  plus  forte  cite  que  soit  au 
monde,  et  qu'elle  est  plus  forte  que  Rome  ne  soit,  mais  [q']elle  n'est  mie  si 
grande,    après    ce  l[i]   [m]essagier(s)   sont  venu(s)   a  leur  hostel,   et  [J]ulias 

20  avec,  qui  (les)  moult  bien  les  fìst  [a]aìsier.  l'endemain,  quant  il(s)  furent  leve(z) 
si  vindrent  a  Tostel  du  gouverneur  pour  oir  le  response  [des]  [b]ourgois.  li  bourgois 
estoient  ilec  tou[t]  ensamble(s)  et  avoient  ja  prins  conseil  ensemble  de  respondre 
aux  [m]essagier(s):  et  H  messagier(s)  dirent  aux  [b]ourgois  qu'il(s)  leur  repondis- 
sent leur  volente,  [se  il]  etoient  conseillie(s)  ;  et  Boece  respondit  qu'il(8)  estoient 

25  bien  conseillie(s).  car  se  li  £mpere[re]  voloit  venir  a  le  cite  pour  faire  l'ensay 
tel  comme  on  leur  devisa  —  et  leur  devisa  on  que  il  convendroit  que  la 
couronne  s'aseist  en  son  cief,  et  les  autres  choses  dont  il  est  par  devant  parle  — 
et  se  il  advenoit  ainsi  que  la  couronne  qui  pendoit  en  l'air,  l(u)i  deschendist 
ou  cief,  il  seroit  couronne[s]  et  sires  de  le  cite  et  autrement  néant. 

30  et  quant  li  [m]essagier(s)  eurent  oy[e]  la  response   des  seigneurs  d'Ab- 

ladane, si  prinrent  congiet  et  errerrent  tant  par  leur(s)  journées  qu'il(s)  vin- 
drent jusques  ou  r£mpere[re]  estoit,  et  l(u)i  rendirent  le  response  que  li 
seigneur(s)  d'Abladane  avoient  fait[e].  adone  a  dit  l'£mpere[re]  qu'il  ira  a 
le  cite  et  fera  l'ensay.  aucun[e]s  de  ses  gens  dirent   que  il  y  avoit  moult  de 

35  peril.  un[s]  sages  homs  de  sa  compagnie  qu'il  creoit  moult,  li  dist:  sires,  ailes 
a  le  cite  d'Abladane  ;  car  comme  Romme  est  mere  et  maitresse  de  toutes  les 

2  qui  le]  so  A  P,  quils  ce  M  ;  Interpunktion  von  M  .  . .  forment,  li 
mess.  etc.  3  hauts]  auls  P.  4  repondit  P.  6  le  (=  les)  als  Nam, 
Plur.  häufig,  6  ainsi  comme  P  ;  il]  ils  P  ;  q']  jo  A,  si  M  P.  8  le  v.] 
la  P  ;  capital  dessur  P.  9  lui]  et  ad,  P  ;  vents  P.  10  lettres]  lieux  in  den 
Handschriften  ^  dafür  entweder  livres  oder  nach  9,33,  wo  die  gUiehe 
Wendung  stehty  lettres.  11  vendroient  P;  ymage  AP.  12  emmerveilloient  P, 
esm.  A.  15  mesme  P.  16  il]  ils  P;  si  pensent  bis  cite  om,  P.  18  mie] 
mi  P.  19  ce  li]  celes  P;  ostel  P  ;  Interpunktion  von  M  :  et  Julius,  avec  qui  etc. 
21  réponse  P.  22  ilec]  ils  P.  24  Interpunktion  von  AMP:  volente,  ils 
etoient  etc.  ;  conseilles  P  {ebenso  25).  25  ensay]  mit  Verweisung s%eichen  am 
Rande  assaut  M.  26  statt  des  Gedankenstriches  hier  wie  Z,  27  seht  M 
Punkte.  27  aseist]  dafür  verlesen  oseit  M.  28  la  c]  le  P;  deschendist] 
h  nachkorrigiert  M.  80  et  quant]  vor  diesen  Worten  befinden  sich  in  M 
das  Alinea- Zeichen;  réponse  P.  SI  errèrent  P.  82  réponse  P.  84  ensay] 
unterstrichen  M.     85  li  d.]  lui  P.     86  Rome  A  P  (ebenso  S.  11,1). 


DER   ROMAN    D'ABLADANE.  225 

autres  cites,  est  li  sires  de  Romme  par  droit  sires  de  toutes,  et  doivent  estre 
enclin[es]  a  lui.  et  sachiez  que  le  couronne  descendra  en  vostre  cief,  et  le 
bêle  vierge  vous  fera  moult  grant  feste  (a  l'entrer  [en]  le  cite),  et  or[s]  et 
argen[s]  sera  bien  espandus  en  l'ouneur  de  vous  a  l'entrer  en  le  cite,  et 
5  sachiez,  dit  le  sage[s]  hom[s]  a  l'Empereur,  que  li  Dieu  vous  saront  moult 
forment  malvais  gre  se  vous  n'y  aies;  car  je  l'ai  veu  en  leur[s]  respo[u]s.  li 
£mpere[re]s  fast  moult  liez  de  ce  que  le  sage[s]  hom[s]  l(u)i  (a)  dist .  si  fist 
arouter  ses  os  vers  Abladane;  et  errerrent  tant  par  leur(s)  journées  qu'il(s) 
vindrent  a  une  lieue  près   de   le   cite,  une   matinee   a  l'eure  de  prime,  et  a 

IO  icelle  heure  l'image  se  tourna  par  devers  le  partie  (de)  ou  rEmpere[re]  estoit; 
mais  elle  n'y  ouvry  mie  encoires  contre  luy  ses  casses,  et  quant  li  [b]ourgois 
de  le  cite  virent  que  l'image  s'estoit  tournee  devers  le  partie  a  l'Empereur, 
il(s)  sceurent  bien  qu'il  aroient  seigneur,  si  en  furent  moult  couroucie(s)  . 
et  il(s)   enrrent  droit,   si  comme  vous    orres  chy   après,  mais   il(s)   ne  firrent 

'S  point  de  semblant  qu'il  en  fussent  courronchie(s),  ains  s'apparreillerent  t[ou]t 
encontre  l'Empereur,  et  a  l'issir  de  le  cite  il(s)  virent  que  le  couronne  tram- 
bloit  en  l'air  ainsy  que  se  ce  faissent  trompez,  mais  il(s)  ne  scavoient[ce]  que 
c'estoit  et  quant  il  vindrent  a  l'Empereur  il(s)  le  saluèrent  moult  hault,  et 
l(n)i  vouldrent  rendre  les  clefs  de  la  cite;  et  l(u)i  dirent  que  l'image   s'estoit 

^^  tournee  vers  lui.  li  Empere[re]  dit  que  les  clefs  ne  prendroit  mie  jusques 
adone  qu'il  les  deveroit  prendre  par  droit  (.)  et  qu'il  leur  quitt[er]oit  le  cite 
et  toute  le  segnourie  se  le  couronne  ne  l(u)i  descendoit  en  son  quief.  adone 
retournèrent  li  [b]ourgois  avec  l'Empereur,  et  quant  rEmpere[re]  vint  a  l'en- 
droit la  [ou]  le  couronne  pendoit,  si  vist  que  le  couronne  s'abaissoit  pour  lui 

^5  assir  en  son  quief  et  oy  de  belle  noise  en  l'air  que  li  [b]ourgois  avoient  oy[e] 
quant  il(s)  issirent  de  le  cite,  si  li  pleust  moult  forment  et  aussi  fist  il  a  tous 
ceulz  de  sa  compaignie.  et  dont  se  mist  il  tout  droit  dessoubs  le  couronne, 
et  le  couronne  s'assist  en  son  quief.  adone  li  baillèrent  li  [b]ourgois  les  clefs 
de  le  cite   et  l(u)i   firrent  hommage  et  il  les  reçut,  et  tantost  l'image  ouvrist 

3^  ses  casses  et  l(u)i  monstra  toutes  ses  beautés,  si  que  tou[t]  le  virent  apperte- 
ment  et  cil(s)  de  le  cite  qui  onque  mais  ne  l'avoient  veu[e]  hors  de  ses 
casses,  adone  le  aoura  11  Empere[re]  moult  dévotement,  et  quant  il  eust  finee 
son  orison,  [s]i  prièrent  li  [b]ourgois  a  l'Empereur  qu'il  leur  fesist  le  serment 
devant   l'image   de  eulx    et  le  cite  garder,  si  comme  bon[s]  sires  doibt  faire 

35  a  ses  subjets,  et  si  fist  il  (devant  l'image);  et  quant  il  eust  fait  le  serment, 
adone   esleva  l'image   ses   deux  mains,  et  commencha  a  jetter  [r]oses  a  grant 

37  plante   aval    entre  les  gens,  et  quant  ce  virent,  si   s'esmerveillerent  chascuns. 


2  enclien  P.  8  a  l'entrer  a  le  (la)  cite  scheint  mir  ein  Zusatz  der  Ab* 
Schreiber  zu  sein^  der  sich  aus  Zeile  4  ergab,  4  honneur  P;  en]  de  P. 
6  scachiez  P;  homs]  homme  P;  a  l'Empereur  ont.  P.  6  se]  si  P.  7  homme 
P.  8  ses  os]  a  venir  (avenir  M),  pleonastischer  Zusatz  der  Kopisten;  errè- 
rent P.  10  ymage  P.  U  mye  encore  P;  lui  PA.  12  ymage  P;  le  p.] 
la  P.  18  scurent  P  ;  avoient  P.  14  eurent  A  P  ;  il(s)]  il  P  ;  n'en  f.  M;  firent  P.  16 
appareUlerent  P.  17  ainsi  AP;  trompes  P.  18  il]  ils  P.  19  le  c]  la  P; 
ymage  P.  24  ou]  que  MP;  lui]  ly  P.  26  \\\\y  P.  28  firent  homage 
P  ;  reciut  A;  ymage  P  ;  ouvrit  P.  88  si]  li  M  P.  84  doit  P.  86  subjects  P. 
86  eleva  P.    87  aval]  a  vol  P  :  ce]  le  P  ;  émerveillèrent  P  ;  chacuns  A  P. 


ZeitMhr.  f.  rom.  PUl.  ZTH.  1 5 


226  TH.   UNK, 

dont  ces  [r]oses  venoient.  et  l*£mpere[re]  en  avoit  moult  grant  joye.  les 
[g]argoulles  qui  onques  n'avoient  gette  fors  venin  lanchoient  si  radement  l'une 
feulles  d'argent,  l'autre  feulles  d'or  entre  les  gens,  que  chascun[s]  s'en  es- 
merveilloit.  li  £mpere[re]  attendi  une  piece  pour  veoir  les  merveilles  a  l'entree 
5  de  le  porte,  et  quant  il  fut  entre[s]  en  le  cite  et  ses  gens  après  lui,  si  cessè- 
rent ces  merveilles,  et  li  £mpere[re]  et  toutes  ses  gens  furrent  moult  noble- 
ment [a]ais[i]e  et  moult  seignourye  en  le  cite,  or  disoit  le  bon[s]  chanchellier[s] 
qu'il  n'avoit  mie  moult  a  faire  en  toutes  ces  merveilles  fors  (a)  le  couronne 
et  (disoit)  que  aussi  feroit  il  bien  fors  le  couronne. 

10  cy    dist  le    livre    que  Boece  li  gouveme[re]  de  le  cite  qui  estoit  moult 

sage[s]  clers  et  qu[i]  (il)  avoit  tous  les  livres  maistre  Flocar[t],  mist  moult 
grant  paine  a  ce  que  toutes  les  choses  fussent  bien  appointies  a  le  venue  de 
l'Empereur. 

qant  li    £mpere[re]    eust  séjourne    Vil!  jours    en  le  cite  d'Abladane 

15  moult  honnorablement,  si  vind[r]ent  nouvelles  a  l'Empereur  que  li  [b]onrgois 
de  Monstrœul  estoient  moult  courcie(s)  que  li  [b]ourgois  d'Abladane  s'estoient 
mis  en  la  subjection  de  l'Empereur,  se  en  eust  rEmpere[re]  moult  grant 
despit  et  dist  que  n'entreroit  a  Rome,  si  il  aroit  mis  ceux  de  Monstrœul  a 
sa  subjection.  b[r]iefvement  il  leur  manda  qu'il  l(u)i  venissent  faire  hommage, 

20  ou  se  ne  faisoient,  il  yroit  sur  eulx  a  tou[tes]  ses  gens,  li  [m]essagier(s)  qui  y 
allairent  rapporterrent  des  [bjourgois  de  Monstrœul  qu'il(s)  ne  feroient  riens 
pour  l'Empereur  de  Rome,  adone  fist  rEmpere[re]  de  Rome  apparriller  toutes 
ses  gens  pour  aler  sur  ceulx  de  Monstrœul.  et  [i]l  meismes  ala  avec  ses  gens. 
mais   tant   fist  il,  qu'il  laissa  une  partie   de   ses  gens  en  Abladane   et   ses 

25  tresoirs.  et  auciin[e]s  de  ses  gens  demourerrent  en  un  Castel  qui  estoit  encosté 
Abladane,  duquel  castel  il  est  par  devant  parle. 

li  [bjourgois  de  Monstrœul  avoient  bien  garni  leur  castel.  et  si  estoit  le 
ville  moult  forte,  si  ne  firent  moult  grant  force  de  ce  que  l'Empere[re]  avoit 
assise  leur   ville,  et  si  avoient   si  grant  fiance,  (que)  que  quant  ce  venist  au 

30  for[t]  (que)  cil(s)  d'Abladane  l[i]  plus  poissan[t]  leur  fuissent  en  ayde;  car 
il(s)  estoient  de  leur  [lignage]  et  si  avoient  des  XII  frères  dont  il  est  par 
devant  parle,  deux  qui  estoient  marie(s)  a  Monstrœul  qui  estoient  tou[t] 
seigneur(s)  de  Monstrœul.  et  c[istj  d[oy]  estoient  fils  Offaces,  qui  fut  frère 
au  bon  maistre  Flocar[t]. 

35  entremente    que   l'Empere[re]    [estoit]    au    siege    [del    Monstrœul   pour 

prendre  la  ville(,)  et  ilec  avoit  moult  de  diverses  gens  qui  gastoient  tout  pais 
entour  Monstrœul  (.)  il  avoit  aussi  moult  de  diverses  gens  en  Abladane  et 
dedens  le  castel  qui  près  de  le  cite  estoit,  et  ceulx  qui  ilec  estoient  demoure(s) 
estoient  de  moult  diverses  manieres,  car  se  il(s)  veoient  aucunes  belles  femmes 

40  en  la  cite  d'Abladane,  il(s)  en  voloient  faire  leur  volente  et  en  faisoient  tant. 


2  gargouilles  P  ;  gettes  P.  3  cascun  A.  4  une  p.]  un  P.  6  furent  A. 
9  aussi]  ainsi  P.  U  qui  il]  qu'il  MP;  maitre  P.  12  appointiees  P.  14 
quant  AP;  VIII  jours]  XIIII  j.  P.  15  honorablement  P.  17  subgection  P. 
20  non  fesoient  P;  y  iroit  P.  21  rapportairent  P.  22  appariller  P.  28 
ly  meismes  P.  24  Abladane]  et  ses  tresoirs  etc.  bis  26  Abladane  om.  P. 
27  le  V.]  leur  P.  28  fort  A.  29  assise]  unterstHchenU;  avaient  P.  80  fort] 
fers  P;  puissans  P;  fussent  P.  81  lignage]  l'image  M.  82  qui  estoient 
etc.  bis  Monstrœul  om.  P.  35  estoit]  fust  PM.  36  ilec]  ils  P;  divers  P, 
ebenso  Z.  37.     38  ilec]  ils  P. 


DER   ROMAN   D'ABLADANE.  227 

que  cfl(s)  de  le  cite  se  repentoient  de  ce  qa'il(s)  avoient  onques  rendu[es]  les 
defe  a  l'Empereur  ;  car  souvent  aloient  [il]  plainti[r|  a  TEmpereor  des  meffais 
que  ses  gens  faisoient  en  le  cite,  et  il  ne  le  faisoit  point  amender,  si  s'en 
doloient  ceulx  de  le  dte,  et  disoient  qu'il  ne  garderoit  mie  le  serment  qu['il] 
5  leur  ayoit  fait  quant  il  I(u)i  rendirent  le  cite  d'Abladane.  entre  les  autres 
méfiais  il  avoit  ung  chevalier  de  le  compaignie  de  l'Empereur  qui  moult  estoit 
gTan[s]  sires,  cil  sires  avoit  tant  aime[e]  le  femme  Boece,  qu'il  l(u)i  fist  assa- 
voir par  moult  de  fois  que  se  il  n'avoit  s'amour  par  bonne  volente  [il]  feroit 
tant,  que  la  vUlenie   en   demour[r]oit  a  la   dame,  et  un[s]  autre  chevalier[s], 

IO  ses  compains,  prioit  et  faisoit  son  povoir  d'avoir  le  seur  aux  XU  frères  qui 
moult  estoit  belle  [;]  et  pour  aler  plus  hardiment  en  le  cite  par  tout,  a  leur 
volente,  il(s)  firent  tant  par  leur  enortement,  que  Augustin(s),  [l]e  fils  a  l'Em- 
pereur ,  aima  tant  Margotte ,  le  fille  Boece ,  qu'il  en  fut  moult  desvoyez ,  et 
dit  chil   Augustin[s]   qu'il   auroit  mieulx  a  morir,  qu'il  ne  fesist  ses  volentes 

15  de  la  belle  Margotte  .  avint  un  jour  que  comme  Boece,  le  [g]ouveme[re] 
d'Abladane,  fust  allez  parler  a  l'Empereur  qui  avoit  assis  Monstrœuil,  (que) 
une  malicieuse  vielle  qui  voisine  estoit  a  celui  Boece  mena  jouer  en  ung  jardin 
qu'on  dit  vergier  le  femme  Boece  et  Margotte  se  fille  et  le  sœur  Offaces  le 
josne.  or  estoit  c[ist]  verger[s]  près  du  Castel,   et  si  près,  que  le  fils  a  l'Em- 

20  pereur  qui  estoit  aus  frenestres  et  l[i]  d[oy]  chevalier(s)  dont  il  est  parle 
par  devant,  qui  autre  chose  n'attendoient,  virent  les  dames  ou  vergier  dessoubs 
le  Castel,  et  vindrent  le  plus  tost  qu'il(s)  peurent  au  vergier  ou  les  dames 
estoient.  si  leur  prierrent  qu'il  leur  pleust  a  veir  le  chastel  et  dirent  que 
ainsy  le  vouloit  le  fils  a  l'Empereur,  celle  vielle  [qui]  estoit  avec  elles  dist 

25  [que],  puis  qu'il(s)  ne  veullent  fors  bien  et  honneur,  les  dames  y  pouvoient 
bien  aller,  et  si  firent  elles,  et  elles  s'en  fussent  estre  passées  et  eschappees 
honourablement,  [se]  elles  ne  fussent  mie  alees  au  castel  avec  les  chevaliers, 
et  comment  qu'il  avenist  d[e]  fait,  elles  furent  diffamées  de  ce  qu'elles  avoient 
tant   demoure   au   castel.  et  si  en  issirent  le  plus  tost  qu'elles  peurent.  de  ce 

30  fait  hairent  moult  forment  cil(s)  de  le  ville  les  gens  de  l'Empereur,  et  chascun 

jour  il(s)  le  veoient  asses,  dont  il(s)  avoient  moult  de  dœul  a  leur(s)  cœurs. 

après  il(s)  furent  courcie(s)   de  ce   que  l'Empere[re]   fist  oster  l'3rmage 

de   desseure  le   porte   et  le  fist  aporter  au  castel;  et  disoit  que  l'envoiroit  a 

Rome,  pour  ce  qu'elle  feroit  feste  de  lui  quant  il  entreroit  en  Rome  le  cite. 

35  mais  elle  n'y  fut  mie  portee,  ains  fut  arse  ou  castel,  si  comme  vous  orres  cy 
après,  et  advint  un  jour  que  li  [b]ourgois  de  le  cite  virent  les  vilenyes  que 

37  rEmpere[re]   et   ses   gens   leur    faisoient,    si    dirent   ensemble  qu'il(s)    ne  le 


2  alloient  P ;  plaintif]  au  plaintis  und  unt^rstric/un  MP.  8  amander  P. 
4  ceux  A  P  ;  ils  ne  garderoient  P.  5  avoient  faits  P.  8  se  feroit  il  P.  9  che- 
vallier P.  10  pouvoir  P;  sœur  P.  11  aller  P.  12  enortement (ennortement) ««/^r- 
strüJünMV.  16  aUes  AP;  Monstrœul  P.  17  gardin  A  P.  19  vergier  P.  20 
chevalliers  P.  21  ou]  au  P  ;  dessoubs]  au  d.  du  P.  28  prièrent  A  P  ;  plaist  P. 
24  ainsi  A  P.  26  veulent  P;  honneur]  que  ad.  MF.  26  et  elles  etc.] 
Düse  ZÜÜ  Zeile  27  ziemlich  korrupt  \  M  hat\  et  se  elles  s'en  fussent, 
peussent  estre,  passées  et  etc.;  P  .  .  .  peu  estre  passées;  A  pensent  estre  .  .  .; 
keine  Kopie  bietet  etwas  Greißares.  27  honorablement  P;  feussent  P; 
allées  AP.  29  demoures  P.  81  duel  A.  82  courcie]  unterstrichen  MP. 
image  P.  88  le  p.]  la  P  ;  envoyeroit  P.  84  pour  ce  qu']il  disoit  qu'  Jad.  M  P. 
35  orrez  P.     86  vilenyes]  zweites  l  radiert  M. 

•5* 


228  TH.    LINK, 

soufFriroient  plus,  et  prinrent  conseil  ensemble  [et  dirent]  qu'il  fer[oie]nt  crier 
une  belle  feste,  entre  le  cite  et  le  Castel,  a  une  certaine  journée,  et  la  seroient 
toutes  les  [d]ames  et  les  demoiselles  de  le  cite  et  feroient  moult  belles 
charoUes.  et  ainsy  fut  il  fait  (si),  que  tou[t]  cil(s)  qui  estoient  au  siege  l'Em- 
5  pereur  a  Monstrœul  le  sceurrent.  et  sacies  que  tout  l[i]  b[aut]  compaignon(s) 
qui  onques  avoient  menee  [r]ibaudie  en  luxure  en  le  cite  d*Abladane  furent 
a  celle  feste,  li  seigneur  d'Abladane  furent  a  celle  feste,  premièrement  Boece, 
le  gouveme[re]  de  le  cite.  Offaces,  Julius,  Volpius  et  tou[t]  li  autre(s)  grao[t] 
seigneur(s)   de  le  cite,  qui  moult  se   doloient  d[u]   despit   que  les  gens  de 

10  l'Empereur  leur  faisoient,  prinrent  conseil  ensemble  et  dirent  que  le  jour  de 
le  feste  il(s)  ochiroient  tous  leur(s)  anemis.  et  ad  ce  se  acconderent.  et  si 
garnirent  le  cite  dedens  le  jour  moult  souffìssament  de  vitaiUe ,  tant  qa'U(s) 
dirent  que  se  l'£mpere[re]  demo[uroit]  entour  Abladane  XX  ans,  il(s)  gar- 
daissent  le  cite[;]  en  autre  maniere  n'eussent  il(s)   une   deffaulte   de  victaille. 

15  cy   endroit  dit   le   conte[s]   et  le   livre  que   Offaces  manda  a  ses   deux 

frères,  qui  estoient  seigneurs  et  masitres  de  Monstrœul,  que  en  nulle  maniere 
^l(s)  ne  rendissent  Monstrœul  a  l'Empereur;  car  ceulx  d' Abladane  en 
avoient  mavaisement  goy.  et  si  leur  mandoit  qu'Abladane  ne  seroit  mye  Ion* 
gucment  en  le  servitude  de  l'Empereur,  et  si  envoya  a  Monstrœul  grant  plante 

20  de  victaille  et  dist  que  li  [m]essagier(s)  y  entreroi[ent]  par  vaulte[s]  qui 
estoient  faites  dessoubs  terre  de  long  temps,  et  dessoubs  ces  voltes  cil(8) 
d'Abladane  povoient  moult  bien  se  courir  a  ceulx  de  Monstrœul,  si  comme 
le  livre  le  devise,  et  devise  que  se  [0]ffaces  n'eust  envoie  adone  a  Monstrœul 
se  fussent  celle  sepmaine  rendu(e)  a  l'Empereur  et  l(u)i  eussent  rendu[e]  le 

25  ciel  de  le  ville. 

et  quant  le  jour[s]  vint  que  le  feste  et  les  charoles  deurent  estre  entre 
Abladane  et  le  castel,  li  [b]ourgois  d'Abladane  y  envoyèrent  les  dames  et 
les  demoiselles  de  le  cite;  et  puis  i[l]  s'armerrent  moult  noblement  dessoubs 
leur(s)   gamemens.    si   vindrent  aux   carolles,    qui  grandes  estoient  dehors  le 

30  cite,  et  leur  fu  commande  que  jusques  adone  que  Bocce  se  mouveroit  (que) 
nuls  ne  se  meust.  et  fut  ordonne  que  l'une  des  parties  d'euls  fussent  devers 
le  castel,  si  que  les  gens  de  l'Empereur  [se  i]  voulsissent  venir  a  refuge,  (qu'ils) 
n'y  peussent  entrer,  quant  Boece  vist  le  chevalier  dont  il  est  devant  parie» 
qui  tenoit  a  le    carolle  a    le   main  (de)   sa  femme,   si   fust  moult  mus:  car 

35  l[e]  [que]rit  moult  forment,  si  saqua  son  epee,  si  l(u)i  coppa  le  teste.  un[s] 
josne[s]  damoisiaux  de  le  cite  qui  moult  amoit  Margotte  vist  que  le  fils  l'Em* 

37  perenr  tenoit  a  le   main  Margotte;    si   feri   le  fils  a  l'Empereur,  si  le  fendi 


1  feroient]  unterstrichen  M.  2  Strichpunkt  vor  „a  une  c.  journée  M. 
4  ainsi  A  P  ;  fust  P.  6  scurrent  P  ;  baut]  bons(!)  M  P  ;  compaignon]  en  lu- 
xure durchstrichen  ad,  M.  6  menee]  même  MA,  mesme  P.  8  Volpimi 
Blpius  M  P,  vgl.  pag.  9  Zeüe  10.  8  douloient  P.  11  annemis  P.  12  8n¿ 
fìssament  AP.  18  demouroit]  demonstroit(!)  MP;  ans]  et  CLdd,  MP; 
Jnterpunktion  in  den  Kopien:  il  gard.  le  c.  en  autre  maniere,  n'eussent  etc. 
17  ceux  P.  18  mauvaisement  P.  20  entreroit  M;  vaultes]  unterstrichen  MP, 
ebenso  voltes  in  Zeüe  21.  21  tems  P.  24  fussent]  fust  P;  li  A;  ren« 
due]  so  P.  26  vinst  P;  charoUes  AP;  deussent  P.  28  il]  si  M  P;  ar- 
mèrent P.  80  fu]  fust  P.  82  se  i]  U  M  P,  si  A.  88  chevaUier  P.  86  le 
querit]  il  garit  AMP,  jedenfalls  von  einem  Kopisten  für  querít  (chérit)  tvr- 
lesen\  sagua  P;  copa  P;  la  t.  P.     86  demoisiaux  P.     87  tenoist  P. 


,» 


DER    ROMAN   D  ABLADANE.  229 

jusques  es  dens.  adone  saquerrent  cil(s)  de  le  cite  leur(s)  espees,  si  com- 
mencherent  les  gens  a  l'empereur  si  même  a  decopper,  qa'il  n'estoit  homs 
vìvans  qoi  n'en  east  grand  hisde.  et  dit  le  livre  qn'U(s)  furent  si  decoppe(s), 
qu'il  n'en  demount  si  peu  non.  et  cil(s)  s'en  voul(dr)oient  fuir  au  Castel, 
5  mais  il  ne  leur  valu  néant:  car  l'entree  du  castel  estoit  bien  gardée.  Ulec 
perdit  l'£mpere[re]  la  moitié  de  ses  gens  qui  esotient  venu[es]  a  celle  feste. 
li  [b]ourgois  de  le  dte  entrèrent  dedens  le  castel,  et  si  emporterrent  quant 
il  y  trouverrent  de  l'argent  l'Empereur,  et  hault  en  une  tour  si  enfermèrent 
trois  ou  quatre  des  gens  de  l'Empereur .  li  [b]ourgois  boutèrent  le  feu  dedens 

10  le  castel  pour  ce  que  l'Empere[re]  n'y  eust  nul  aisément,  si  fut  tout  ars: 
l'image  qui  fat  oste[e]  dessus  le  porte  et  le  couronne,  dont  il(s)  farrent  moult 
courchie(s)  puis  quant  il(s)  le  sceurent.  puis  se  retirairent  li  [bjourgois  en  le 
dte  et  app[u]ierent  bien  les  portes  et  les  frumetures  de  le  cite,  si  ne  se 
doubterent  nul  home. 

15  quant  rEmpere[re]   sceust   que  cil(s)  d'Abladane   avoient   occis  son  fils 

et  tou[te]s  ses  gens  qui  avoient  este  a  celle  feste,  si  fut  plus  courciez  que 
[n']avoit  este  onques  en  sa  vie.  si  jura  sur  tous  ses  Dieux  qu'il  fist  aporter 
devant  lui  qu'il  asserroit  Abladane  a  son  povoir,  et  qu'il  ne  se  mouveroit  de  le 
cite  jusques   adone   que  tout  cil(s)    d' Abladane  seroient  destruit,  et  toute  le 

20  dte  destruite  et  abatue  en  terre  ;  et  jura  que  le  cite  seroit  arrasee  IX  coûtées 
de  terre  dessus  tous  les  edifices  abbatus.  et  ainsi  en  avint  il,  si  comme  vous 
orres  cy  après. 

ainchois   qu'il   se   departesist   du   pais,  r£mpere[re]  fist  laissier  le  siege 
de  Monstrœul,  et  vint  assoir  Abladane  de  toutes  parts  et  manda  tant  de  gens 

25  qu'il(s)  n'estoi(en)t  nuls  qui  les  sceut  nombre[r].  le  livre  dit  que  li  Empere[re] 
demoura  tant  au  siege  de  le  cite  sans  riens  forfaire  a  le  cite  que  de  ca(s) 
les  mons  li  [sénateur]  de  Romme  et  [P]ompee[s]  ses  compains,  qui  gardoient 
le  dte  de  Romme,  li  mandèrent  qu'il  retoumast  arrière  en  Romme,  ou  se  il 
ne   le   faisoit,    il(s)   esliroient  un   Empereur,  et   bien   le  pooient  faire  de  leur 

30  droit,  quant  il  avoit  demoure  XII  ans.  et  il  leur  manda  qu'il  ne  se  mouveroit 
du  siege  d' Abladane  jusques  adonques  qu'  Abladane  seroit  destruite  ;  et  par 
bonnes  causes  cil(s)  de  Romme  firent  Empereur  de  Romme  de  [P]ompee . 
mais  [P]ompee[s]  fist  folie,  quant  il  rechut  l'empire  :  car  puis  l'encacha  [J]ulles 
[C]aesar  de  Romme   et  le   cacha    tant  qu'il  le  ratainst  en  moult  divers  pais. 

35  la  le  print  il,  et  le  fist  or  bouUant  couler  entre  ses  entrailles  par  mi  le  gœulle, 
si  comme  le  livre  devise  cy  après. 


1  saquèrent  P;  leur  A.  2  comencherent  A.  3  hisde]  unterstrichen  M  P; 
furent]  fussent  (=  furrent)  P.  5  valut  P.  6  le  m.  A  ;  estoit  venue  P. 
7quanqu'ilP.  8  haulte  P.  9  feu]  fu  A.  U  ymage  P;  furent  P.  12  courchies] 
durchstrichen  P.  18  appaierent  M  P.  14  home]  M  setit  alinea  durchstrichen 
hinzu:  si  ne  doubterent  nul  home  quant  l'Empereur.  16  courcies  P.  17  appor- 
ter P.  18  asseiroit  P;  pouvoir  A  P.  19  destruís  P.  20  coûtées]  unterstrichen  M. 
SI  abatus  P.  28  departisist  P.  24  asseir  A.  26  les  sceut  nombrer]  lessent 
nombre  M,  laissent (?!)  nombre  P.  26  cite]  et  tant  aJ.  APM;  von  que 
bis  Romme  unterstrichen  M.  27  sénateur]  sena  tenir  und  mit  Verweisungsteichen 
le  sénat  M  P.  28  li]  lui  P  ;  qu'il]  qui  P.  29  leurs  droits  P.  81  In- 
terpunktion der  Handschriften-,  destruite,  et  par  b.  causes,  dis  etc.  82  de 
Pompee]  unterstrichen  M  P.  82  encacha]  engnacha  und  mit  Verweisungs- 
zeichen chassa  MP,     34  Cesar  P;  ratainst]  ratint  P;  pays  P. 


230  TH.   LINK, 

cy  retourne  le  livre  a[s]  bourgois  d'Abladane  qui  moult  bien  gardoient 
le  cite  encontre  TEmpereur.  mais  peu  avoient  de  vitailles  dedens  le  cite,  et 
si  estoient  grant  plante  de  gens,  si  prînrent  un  jour  11  gran[t]  seignear(8)  de 
le  cite  conseil  ensemble  premièrement  qu'il(s)  feroient  entendre  aux  menues 
5  gens  de  le  cite  que  se  il(s)  yssoient  de  le  cite  escotelles  et  deschaux,  et 
qu'il  priassent  mercy  a  l'Empereur  (que)  l'£mpere[re]  avoit  mande  qu'il  aroit 
mercy  d'eux,  et  ainsy  le  firent  il(s)  entendre  aux  menues  gens  qui  monlt 
furent  lies;  mais  il(s)  ne  scavoient  mie  le  traïson,  ains  yssi  grant  plante  de 
gens  de  le  cite,  et  quant  il  en  fu[ren]t  yssi,  tant  comme  l[i]  maistre  vouldrent« 

10  si  leur  fermèrent  le  porte,  cil(s)  de  dehors  furent  moult  esbahi(s);  si  eurent 
grant  paour  de  l'Empereur,  mais  quant  l'Empere[re]  sceust  le[s]  raisons,  si 
eust  mercy  d'eux,  cy  dist  le  livre  que  l'Emper[ere]  appella  l'nng  d'eux  qni 
avoit  a  nom  Alefrican(s).  se  l(u)i  [de]manda  se  cil(s)  de  dedens  le  cite  avoient 
plante  [de]  vitailles.  et  il  dit  qu'il  cuidoit  qu'il(s)  eussent  vitaille  pour  quatre 

15  ans  encore,  ha!  dit  rEmpere[re],  je  n'arrai  mie  le  cite  fors  par  force,  si  fist 
assaillir  le  cite  et  getter  pierres  [o]t  [m]angonniaux  et  lever  eschelles.  mais 
rien  [s]  ne  leur  valut,  car  cil(s)  de  le  cite  se  deñendoient  bien  et  si  tuèrent 
plante  de  gens  de  l'Empereur,  li  Empere[re]  fist  cesser  l'assault  monlt  dolent. 
adone   vint  Alefricans  a  luy,  si  l(u)i  dist:  sires,  nulle  force  n'y  a  mestier.  H 

20  Empere[re]  parla  [a]  Aleirican(s)  qu'il  le  conseillast.  et  Alefiricans  qui  hajroit 
ceulx  de  le  citée  pour  le  traïson  qu'il  l(u)i  avoient  fait[e]  dit:  sire,  Boece 
est  moult  sages  homs,  et  si  est  mon  cousin;  mais  c'est  li  horns  du  monde 
que  je  hay  le  plus;  se  pourchasseray  se  mort  e  le  mort  a  ceulx  de  le  cite 
selon  mon  povoir.  scaciez  qu'il  y  a  un[e]  ymage  sur  une  [r]oe  en  le  cambre 

25  Boece,  et  sur  celle  [r]oe  sont  tou[t]  l[i]  livre(s)  qui  furent  [F]locar[t].  et 
saciez  que  tant  qu'il  a[d]  celle  ymage,  le  cite  ne  sera  prinse.  et  sadex  qne 
je  feray  tant  qu'il  le  perderà,  li  Empere[re]  li  en  sceust  bon  gre. 

advint  un  jour  que  Alefiricains   vint  a   le  porte   de   le  cite,  si  cria  en 
hault   a  le  porte   que   l'Empere[re]  le   vouloit  prendre    pour   ce    qu'il  estoit 

30  cousin  Boece,  et  qu'il  [1']  avoit  oy  dire,  se  pria  que  on  l(u)i  ouvrist  le  porte. 
le  porte  l(u)i  fut  ouverte,  si  entra  ens  et  puis  demoura  du  tout  en  le  maison 
Boece  son  cousin,  entremente  que  Boece  fut  au  temple  en  orison,  Alfiicans 
entra  en  le  chambre  ou  l'image[s]  et  l[i]  livre  estoient.  si  ouvry  tous  sea 
livres  pour  mieulx  ardoir  et  mist  bos  a  piente  entour  le   [r]oe  et  tout  estrain 

35  du  lit  qui  estoit  illec;  si  bouta  le  feu  ens  et  puis  vint  a  la  porte,  si  dist  an 
portier  qu'il  l(u)i  ouvrist  la  porte,  et  que  Boece  s[es]  cousin[s]  l'envoioit  a 
[m]essage  a  l'Empereur,  cil,  qui   cuida   que  ce  fust  voirs  li  ouvry  la  porte. 

38  adone  vint  Alfricans  a  l'Empereur,  si  l(u)i  conta  le  fait,  et  bien  perçut  l'Em- 

1  ci  A;  gardirent  P.  2  poi  A.  8  estoit  P.  6  que  ....  cité]  durch 
Verweisung steUhen  nachgetragen  P;  es  cotelles  et  deschaux  unterstrichen 
MP.  6  mercy  a]  nachkorrigiert  M  ;  aroit]  avoit  P.  7  ainsi  A  P.  8  traisonl 
in  P  unter  strichen^  in  M  mit  Verweisungszeichen  trahison;  ains]  aint  P.  il 
sceut  P.  13  demanda]  manda  M  P.  14  vitailles  P  ;  pour  quatre  ans]  vgL 
jedoch  oben  2Uile  2.  15  aurai  P;  fit  A.  19  vinst  P;  luv]  lui  AP;  si] 
et  P;  mester  A.  21  von  cite  an  his  Zeüe  23  cite  om,  P.  24  pouvoir  P; 
une]  ung  AMP,  siehe  gleich  unten  celle  ymage  ;  roe]  Roe  und  unter* 
strichen  MP.  26  ad]  y  ait  P;  prise  A;  scaciez  P.  27  ferai  AP;  sceut  P; 
boin  A.  28  Alefricans  A  P.  30  lui]  li  A.  32  fust  P;  oroison  P.  88  cam- 
bre A;  ymage  P;  ouvrist  P.  35  feu]  fu  A.  36  envoyoit  P.  87  voira] 
unterstrichen  MP;  H]  ly  P.     38  vinst  P;  Alefricans  A  P. 


DKR   ROMAN   D'ABLADANE.  23 1 

pcrc[re]  et  cil(s)  dc  Tost  que  c'estoit  vente:  car  il(s)  virent  le  feu  en  le  cite. 
like  fut  ars  rimage[s]  qui  avoit  teste  d'or,  corps  de  fer,  pies  de  pione,  et 
ne  trouva  on  fors  le  corps  de  l'image;  et  l[i]  livre  qui  furent  [F]locar[t] 
furent  ars,  [e]  une  grant  partie  de  le  maison. 

^  or  sceust  bien   Boece   que  Alfricans  l'avoit  trahy.  si  fut  courcie[s]  que 

le  porte  l(u)i  fut  ouverte  a  l'entrer  et  a  l'issir,  adone  appella  li  £mpere[re] 
Aifrican(s),  si  l(u)i  dit:  Alfricans,  conseiUies  me  avant:  car  vous  avez  bien 
commenchiet ,  et  je  le  vous  renderay  moult  richement,  sire ,  dit  Alfricans ,  vous 
fierez  eslongier   vostre   ost,   et   fer  es   entendre    au  plus  de  vos  gens  que  vous 

10  vol[r]ez  repairier  en  Romme,  et  que  vous  arrez  plus  cher  a  laissier  le  cite 
que  a  perdre  r[e]mpire  de  Romme.  si  monstrerez  semblant  que  l'os(t)  s'en 
voist,  et  vous  feres  embusquier  mil  chevaliers  des  mieuls  eslis  es  bois  du  val 
Sainctinois  :  et  li  [b]ourgois,  quant  il  verront  l'ost  departir  et  qu'il(s)  cuideront 
que  l'o5(t)  soit  eslongie[s],  si  eslargiront  et  ouvriront  les  portes,   et  envoiront 

15  les  bestes  en  pasture,  adone  se  feront  li  chevalier(s)  embuschie(s)  en  le  cite, 
et  puis  ouvriront  tout  et  garderont  les  portes,  et  l'os(t)  retournera  a  le  cite, 
et  sachies  que  l'image  ne  conseillera  mais  Boece,  ne  l(u)i  nonchera  mie  l'em- 
busquement,  ne  Boece  ne  prendra  mie  conseil  es  livres  [F]locar[t]  :  car  tout 
est  ars  en  feu.  li  £mpere[re]  pressa  forment   le   conseil  Alfricain(s),   si  ouvra 

20  en  le  maniere  qu'il  l(u)i  fut  conseillie.  cil(s)  de  le  cite,  quant  il(s)  virent 
l'ost  eslongiet,  si  yssirent,  et  si  firent  aller  les  bestes  en  pasture  et  ouvrirent 
les  portes.  Titans  et  Alchiteus  qui  man  oient  a  Monstrœul  [et]  estoient  des 
Xn  frères,  dont  il  est  devant  parle,  estoient  venu(s)  veir  la  leur(s)  frères, 
qu'il(s)  n'avoient  veu[s],  grant  piece  y  avoit;    mais  che  fust   de   malle  heure. 

25  une  matinee,  si  comme  les  bestes  estoient  yssues  de  le  cite,  entrèrent  li  cheva- 
lier(s)  qui  estoient  ou  bos  embusquie(s),  en  le  cite  et  crierrent:  a  le  mort! 
a  le  mort  !  et  si  hault,  que  tou[s]  l'os(t)  l'entendist.  si  retourna  li  £mpere[re] 
[o]t  toutes  ses  gens  a  le  cite  le  plus  tost  qu'il(s)  peurrent. 

cy  dyst  le  livre  que  tou[t]   cil(s)  de  le  cite  furrent  occis,  et  tout  li  edi- 

30  ñce(s)  furent  abatu(s)  en  le  cite  et  ar[a]se  a  terre,  et  aporta  on  tant  de  terres 
dessus  les  edifices  abatus)  que  le  terre  ou  le  cite  avoit  este,  fut  crute  et 
surmontée  [dessus]  les   edifices    abatus  IX  coûtes    de  hault  pour  le  serment 

^9  l'Empereur   averer.  la  fut  faicte   le   fosse  ferneuse,   de  malle  heure  fut   pour- 


1  feu]  fu  A.  2  fust  P;  ymage  P;  avoist  P;  cors  A;  pieds  de  plomb  P. 
6  trahi  P;  fut]  ftis  P.  6  fust  P;  yssir  P.  7  AJefricans  P;  dist  P.  8  le] 
nachkorH^ürt  M;  sires,  dist  AJefricans  P.  10  repairer  P;  avez  P. 
U  monstreres  A  P.  12  ferez  embarquer  P.  14  l'os]  bekanntlich  mase,  und 
fem.  15  betes  P;  feront]  seront  P;  embuchies  P.  17  scachies  P.; 
ymage  P;  mais]  mie  P.  19  feu]  fu  A;  Alefiricans  P.  20  lui]  li  A;  fust 
conseillée  P;  cil]  vor  cil(s)  steht  in  M  ein  Wort  mit  drei  Buchstaben^  von 
denen  sich  nur  die  beiden  letzteren  (es)  entziffern  lassen;  P  ?uU  Les  dis,  A 
bietet  nichts.  Ich  vermute,  dass  das  Wort  durch  ein  Versehen  des  Kopisten 
hereinkam.  21  betes  P.  22  et]  si  M  P.  24  avoist  P  ;  malheure  P.  25 
betes  P;  li  eh.]  les  P.  26  ou]  en  P;  crièrent  P.  27  entendit  P.  28  plu- 
tost  P.  28  ci  A;  dist  AP;  cils]  ceux  P;  furent  P;  tous  P.  30  arase]  arse 
AMP;  de  terre  P.  SI  dessus  les  éd.  ab.]  scheint  mir  vom  Abschreiber  herzu- 
stammen ;  in  Zeile  32  kehrt  die  Wendung  mit  Auslassung  von  dessus  wieder  ; 
P  lässt  aus  von  que  le  terre  etc.  bis  IX  coûtes  m  Zeiìe  32.  88  fust  P;  fosse 
femeuse  (ferveuse)  unterstrichen  MP;  fust  p.  P. 


232  TH.   LINK, 

penssee  le  carole,  ou  le  fils  de  l'Empereur  fut  tues  avec  ceux  d'Abladane  .  . . 
car  [en]  reprouve[r]  [dient]  cil(s)  de  [Monstrœuil]  a  ceux  d'Amiens:  a](le)s 
Caroles«  quant  cil(s)  d'Amiens  leur  dient  qu'il(s)  voisent  le  sang  abev[r]er. 
de  malle^heure  se  hasterent  l[i|  d[oi]  frere(s)  de  Monstrœul,  quant  il(s)  vin- 
5  rent  si  tost  veir  leur(s)  frères  d'Abladane;  car  il(s)  y  furent  occis  avec  les 
autres  d'Abladane. 

li  £mpere[re]  honnoura  moult  forment  Alfrican(s)  pour  le  bon  conseil 
qu'il  l(u)i  avoit  donne;  et  puis  l(u)i  donna  maint  bon  conseil,  et  si  en  fat 
puis   cenateur  de  Romme.  et  puis  físt  Alfricans  maint  droit  et  pluseurs  lois 

10  qui  encore  sont  tenues. 

cy  après  devise  le  livre  que  quant  [J]ule[s]  [C]esar  oy  conter  que 
rP]ompee[s]  s[es]  compai[ns]  qu[il]  sembloit  tant  amer,  fut  £ropere[re]  cou- 
ronnes en  Romme,  si  fut  forment  courcies.  et  jura  qu'il  seroit  encores  vengies 
de  lui  et  de  ceux   par  qui  ce   avoit  este   fait,   et  l[i]   sage  home  par  qui  il 

15  avoit  rec[i]ut[e]  le  couronne  d'Abladane  et  Alfricans  qui  ores  estoit  vena[s] 
de  bas  en  hault  le  confortèrent  moult  forment;  et  il  les  crut  dess(o)as  toa(te)s 
les  aultres  pour  ce  qu'il  l(u)i  avoient  donne  bon  conseil,  adone  assembla 
r£mpere[re]  tant  de  gens  de  cha  les  [m]ons,  qu'il  n'estoit  homs  qui  les  sceat 
nombrer,  pour  [se]  vengier  de  [P]ompee  son  compaignon,   qui  I(u)i  avoit  ftit 

20  le  serment  quant  il  yssi  de  Romme,  et  (pour  [se]  vengier)  des  autres  traite- 
mens   de   Romme  :  car  il  l(u)i  sembloit  qu'il  s'estoient  [trop]  meffait  envers 

22  lui;  et  il(s)  en  joirent  malvaisement. 


1  pourpensee]  pour  pensee  M;  fust  P;  ceulx  P;  Abladane]  darnach 
tòt  ein  Gedanke  zu  ergänzen\  2  en]  om,  AMP;  reprouver]  repouves  MF 
und  unterstrichen',  mit  Verweisung' szeichen  reproches;  dient]  om.  MP; 
Monstrœul]  Abbeville  (?)  MP;  v^/.  auch  Hist,  ¿it,  de  France  ¿.  c;  Amiens] 
et  ils  leur  dient  ad.  A  MF;  als  e]  alles  e.  und  unterstrichen  MP.  8  le 
sang  ab.]  unterstrichen  MP.  7  Alefricans  P;  boin  A.  8  et  puis  etc.  his 
conseil  om.  P;  fust  P.  9  cenateur]  unterstrichen  MP;  Alefricans  P.  10 
encor  P.  U  Casar  P.  12  quii]  qui  M;  fust  P.  18  fust  P;  cncor  P.  14 
ceulx  P.  15  avoist  receu  P;  Alefricans  AP;  orres  P.  17  autres  P;  li  A; 
avoist  P;  boin  A.  19  se]  U  MP;  avoist  P.  20  Rome  P;  se]  lui  MP. 
21  trop]  om.  M.    22  mauvaisement  P. 

Th.  Link. 


Der  Loi  de  l'Epine. 

Den  fJjSLÌ  vom  Domstrauch"  überliefern  uns  meines  Wissens  nur 
zwei  Handschriften  :  i.  A  =  Hs.  Bibl.  nat  franc,  nouv.  acqu.  1104, 
f.  27  vo — 30  vo,  beschrieben  von  G.  Paris,  Romania  8,  29;  sie  stammt 
nach  ihm  aus  dem  £nde  des  13.  Jahrh.  2.  B^Hs.  Bibl.  nat.  franc 
1 553,  f.  48 1  V  o — 483.  Nach  ihr  wurde  der  Lai  veröflfentlicht  von  Roque- 
fort, Poésies  de  Marie  de  France,  Paris  18 19, 1,  542.  Den  bei  weitem 
besseren  Text  bietet  A,  welches  ich  deshalb  zu  Grunde  gelegt  habe  ; 
B  zeigt  auf  Schritt  und  Tritt  grobe  Fehler  und  offenbare  Entstellungen, 
doch  konnte  es  trotzdem  vielfach  zur  Correktur  herangezogen  werden. 
Eine  gröfsere  Lücke  weist  B  auf  nach  V.  100;  der  Copist  hat  hier 
in  Folge  der  Gleichheit  der  Reimworte  V.  99,  100  und  V.  129, 
130  (rotne:  meschine)  V.  10 1 — 130  überschlagen,  hat  dieselben  aber 
dann,  nachdem  er  inzwischen  sein  Versehen  bemerkt,  nachträglich, 
mit  einigen  durch  die  Umstellung  erforderlichen  Modifìcationen  am 
Anfang  und  am  Schlufs,  zwischen  V.  158  und  159  wieder  ein- 
genickt. Eine  zweite  Lücke  von  mehreren  Versen  findet  sich  in 
B  nach  V.  348 ,  wo  in  Folge  des  gleichen  Reimwortes  V.  348 
und  356  {destrier)  V.  349 — 356  ausgefallen  sind;  eine  solche  von 
einem  Verse  nach  V.  29,  von  2  Versen  nach  V.  420  und  nach 
V.  456.  Nur  ein  Vers  ist  ausgefallen  in  A,  V.  424.  A  ist  in 
der  Mundart  von  Paris  geschrieben,  B  in  der  pikardischen  und 
zwar  speciell  der  des  Hennegaus,  wie  die  häufige  Diphthongirting 
des  gedeckten  ç  zeigt:  apn'es  86,  199,  apule  200  u.  ö.  Es  fragt 
sich  nun,  welches  die  Mundart  des  Originals  war.  Warnke  in  seiner 
kürzlich  erschienenen  Programmabhandlung:  Marie  de  France  und 
die  anonymen  Lais,  Coburg  1892  p.  19  bezeichnet  dieselbe,  auf 
Grund  des  Roquefort'schen  Druckes,  in  dem  er  den  Lai  allein 
kennt,  als  die  normannische;  eine  Untersuchung  der  Reime  und 
des  Metrums  auf  Grund  der  beiden  Fassungen  von  A  und  B  be- 
stätigt diese  Anschauung.  Mit  Hilfe  genannter  Kriterien  können 
wir  Folgendes  feststellen: 

A.  Vocalismus: 

i.  an  +  Cons,  und  en  +  Cons,  werden  im  Reime  nicht  ge- 
bunden: garant:  avant  5,  semblant:  destratngnant  163,  Johan:  an 
165,  vant\  grant  201,  ebenso  207,  311,  369,  463;  andrerseits 
sente:    entente    51,    parlement:    entent   135,    encommence:    tence    179, 


234  R*   ZENKER, 

ebenso  193,  235,  239,  263,  281,  297  u.  0.;  doUní  una  fscü'ní  reimen 
wie  gewöhnlich  in  en:  loiaumeni:  escient  61,  dolenz:  hatemenz  107. 

2.  ain  und  ein  sind  zusammengefallen:  r amaini  {yon  ramener): 
plaint  233. 

3.  oí  reimt  mit  f  vor  j:  ais:  ades  ^^Ç)^  fraisne:  resne  433. 

4.  Freies  ç  erscheint  als  0  oder  ou:  aventuras:  estrous  223; 
es  reimt  zu  0  aus  gedecktem  ü:  amor:  jor  47,  tor:  amor  55,  ebenso 
69,  475.     demort  i^demörat)  wird  gebunden  mit  för/  149. 

5.  Reime  von  oi  aus  <?  zu  oi  aus  0  +  ^  finden  sich  nicht 
Bei  der  geringen  Zahl  von  Reimen  auf  oi  berechtigt  das  freilich  an  sich 
noch  nicht  zu  dem  Schlüsse,  dafs  sie  nicht  vorkommen  könnten. 

6.  Contraktion  des  tonlosen  Vokals  im  Hiat  mit  dem  Tonvokal 
hat  nicht  statt:  conneües  9,  veües  10,  eussent  62  u.  ö.  Doch  erscheint 
nient  einsilbig  275. 

7.  Eine  besondere  Besprechung  erfordert  der  Reim  rehaitie: 
prie  in  A  241,  der,  wie  mir  scheint,  eine  doppelte  Auffassung  zuläfst 
Es  ist  nötig,  die  ganze  Stelle  anzuführen  :  Diex  fei  ele  pere  celestre 
S*onques  avini  ne  ne  poi  esire  Oonques  avenisi  orement  Ne  aventure  a 
nule  gent  Par  quoi  il  fussent  rehaitie  Biau  sire  dex  or  vos  em  prie . . 
(^:  Par  coi  nus  hom  fust  deshaitiéSy  Biaux  sire^  prenge  t^en  pitiés,.. ^ 
was  aber  keinen  passenden  Sinn  gibt).  Man  könnte  hier  rehaitie 
als  die  gelegentlich  auch  in  normannischen  Denkmälern  vor- 
kommende pikardische  Form  rehaitie  für  gmf.  rehaitiée,  prie  als 
regelmäfsig  entwickeltes /r/  aus  "aprico  mit  unorganischem  e  nehmen. 
Letzteres  wird  zwar  allgemein  erst  in  der  2.  Hälfte  des  14.  Jahrb., 
erscheint  aber  vereinzelt  schon  im  12.  Jahrh.  vgl.  v.  Hameln  Rendus 
de  Moiliens  /,  CLI11\  Wallensköld,  Conon  de  Béthune  p.  157.  Wir 
müfsten  dann  annehmen,  dafs  rehaitie  trotz  des  unmittelbar  voraus- 
gehenden grammatischen  Subjekts  und  Verbums  il  fussent  direkt 
auf  das  logische  Subjekt  gent  bezogen  worden  sei.  Ist  nun  aber 
im  Afr.  eine  derartige  Freiheit  in  der  Beziehung  des  Prädikats 
überhaupt  zulässig?  Ich  bin  nicht  in  der  Lage,  darüber  ein 
Urteil  zu  fällen;  zweifelhaft  erscheint  es  mir  jedenfalls  und  ich 
wäre  geneigt,  der  anderen  eventuell  möglichen  Auffassung  den 
Vorzug  zu  geben:  rehaitie  N.  P.  Mase,  prié  die  westnormanische 
Entwicklung  von  ''spreco.  Bekanntlich  ergibt  in  der  Mundart  der 
westlichen  oder  Basse -Normandie  lat  ì  +  '•  '<^»  wofür  der  Osten  1, 
die  südlicheren  Landschaften  ei^  e  aufweisen:  vgl.  darüber  bes. 
Huber,  Die  Sprache  des  Roman  du  Mont  St,  Michel,  Herrig's  Arch. 
B.  LXXVI,  p.  1 78  ff;  ie  aus  ?  +  /  findet  sich  im  R.  du  Mont  St.  Michel^ 
in  sämmtlichen  Handschriften  des  Roman  de  Rou,  in  der  Vie  des 
Thomas  Helle  de  Biville,  im  Roman  de  la  Résurrection  de  fésus  Christ 
von  André  de  Coutances ,  im  Castoiement  de  Pierre  Alphonse,  im 
Tristranfragm.  bei  Michel  B.  I  sowie  in  der  Clef  d^ amors;  s.  die 
Belege  a.  a.  O.  p.  178,  186  u.  i88.  Auch  in  unserem  Lai  liegt 
es  wahrscheinlich  vor  in  A  57  :  Celie  ensemble  o  lie  aler  (lie  ^ 
illae  +  i).     Freilich  ist   hier  allem  Anschein  nach  —  die  Stelle  ist 


DER   LAI  DE   L'ÉPINE.  235 

schlecht  Überliefert  und  in  dieser  Fassung  unverständlich  —  nur 
die  eine  von  beiden  Formen,  celie  oder  /;<?,  zulässig  und  diese 
wiederum  kann  so  gut  wie  die  andere  von  einem  Copisten  (doch 
nicht  von  dem  Copisten  von  A)  herrühren.  Die  Annahme  nun, 
dafs  wir  es  eben  mit  diesem  Laute  in  prie  zu  thun  haben,  hat  zur 
Voraussetzung,  dafs  derselbe  identisch  war  mit  dem  aus  a  nach  dem 
Bartsch'schen  Gesetze  entwickelten  ie.  Im  Reime  gebunden  finden 
sich  beide  allerdings  in  den  genannten  Denkmälern  nicht  Doch 
MÔrd  dies,  bei  der  doch  immerhin  verhältnismäfsig  geringen  Zahl 
von  Wörtern  mit  ie  aus  ?  +  / ,  die  für  solche  Bindungen  in  Frage 
kommen  können,  die  Zulässigkeit  einer  solchen  Bindung  noch 
nicht  ausschliefsen.  Für  ie  aus  ?  +  z'  im  Rom.  du  M.  S,  M,  ermittelt 
Huber  p.  182  in  einem  einzelnen  Falle,  nämlich  für  lie  {=^illae-{-t): 
milie  3519  den  Lautwert  /*/;  nehmen  wir  nun  an,  dafs  wir,  wie  H. 
geneigt  ist  zu  thun,  von  diesem  ///  auf  den  Lautwert  von  ie  aus  ?  +  z 
überhaupt  einen  Schlufs  ziehen  dürfen,  so  müfste,  soll  ein  Reim  prié: 
dehaitié  zu  Recht  bestehen,  ie  aus  a  gleichfalls  offenes  e  gehabt 
haben.  Im  R.  d.  M.  S.  M.  findet  sich  nun  ein  för  den  Lautwert 
des  e  in  ie  aus  a  beweisender  Reim  nicht  ;  H.  bemerkt,  dafs  es  nur 
mit  sich  und  dem  ie  aus  §  in  ofifener  Silbe  reimt,  nicht  mit  ie  aus 
p  +  i.  Da  aber  H.  ebenda  p.  131  für  ^  aus  a  im  Westnormannischen 
den  offenen  Laut  constatirt,  so  liegt  es  doch  wohl  nahe,  den 
gleichen  Laut  für  ie  aus  a  anzunehmen  und  es  stünde  dann  dem 
Reime  prip\  rehaitié  nichts  im  Wege.  Andrerseits  mufs  bemerkt 
werden ,  dafs  der  Grund ,  den  H.  fur  den  Laut  §  in  ie  aus  ?  +  / 
geltend  macht,  keineswegs  als  durchschlagend  bezeichnet  werden 
kann.  £r  erschliefst  denselben  nämlich  aus  der  heutigen  Patois- 
Form  lil  —  welche  neben  lié  das  Allgemeinere  zu  sein  scheine  — , 
in  sofern  das  Normannische  offene  Laute,  wenn  sie  in  den  Aus- 
laut treten,  zu  geschlossenen  zu  machen  pflege,  nicht  umgekehrt. 
Aber  das  ist  doch  nur  ein  Wahrscheinlichkeitsschluls ,  kein  fester 
Beweis,  da  doch  bei  lie  eine  Ausnahme  von  besagter,  wie  es  scheint, 
nur  im  Allgemeinen  gültiger,  Regel  stattgefunden  haben  könnte. 
Und  auch  angenommen,  dafs  im  Altnormannischen  die  Form  li§ 
bereits  existirte,  so  wäre  doch  nicht  einzusehen,  warum  nicht  da- 
neben, ebensogut  wie  im  modernen  Patois,  auch  die  Form  lie 
existirt  haben  könnte.  Der  Beweis  für  den  offenen  Klang  des  e 
im  westnorm,  ie  scheint  mir  also  noch  nicht  genügend  erbracht  zu 
sein,  und  es  würde  somit,  auch  wenn  för  ie  aus  a  geschlossener 
e  -  Laut  zu  statuiren  wäre,  die  Möglichkeit  einer  Bindung  desselben 
mit  ie  aus  e  ■\-  i  nicht  ohne  weiteres  von  der  Hand  zu  weisen  sein. 
Es  würde  mich  nun  natürlich  zu  weit  fahren,  wollte  ich  auf  die 
Frage  des  Lautwertes  des  norm,  ie  hier  des  genaueren  eingehen; 
ich  begnüge  mich,  festzustellen,  dafs  die  bisherigen  Ermittelungen 
einen  Reim  rehaitié:  prié  nicht  ausschliefsen  und  ich  möchte  glauben, 
dafs  derselbe  hier  in  der  That  vorliegt  Daraus  würde  denn  folgen, 
dafs  der  Lai  de  V épine  der  westlichen  Normandie  zuzuweisen  ist 
Indefs,    da   vielleicht   auch  jene   ersterwähnte  AufÈissung  des  frag- 


236  R.   ZENKER, 

lichen  Reimpaares  möglich  ist,  so  wage  ich  es  nicht,  eine  bestimmte 
Behauptung  aufzustellen. 

6.  Consonantismus. 

1.  Mouillirtes  /  nach  ì  ist  vor  s  gefallen:  ßs:  Aelis  175.  Im 
Pikardischen  tritt  in  diesem  Falle  Vokalisirung  zu  u  ein  cf.  Suchier, 
Aue,  u.  Nie.  p.  59. 

2.  m  und  n  nach  Vokal  im  Auslaut  sind  zusammengefallen 
non  {nomm):  non  509. 

3.  n  nach  r  im  Auslaut  ist  verstummt:  jor\  ehalor  69. 

4.  r  nach  Cons,  ist  stumm  oder  schwach  artikulirt  in  iruevei 
euevre  451. 

5.  Muta  vor  s  lautet  nicht:  restis',  mis  371. 

6.  Für  Verstummung  des  s  vor  Konsonant  findet  sich  kein 
Beispiel.  Doch  gilt  hier  sowie  bezüglich  des  folgenden  Punktes 
das  unter  A  5  bemerkte. 

7.  s  und  z  im  Auslaut  finden  sich  nicht  gebunden;  tornoiz 
reimt  jedoch  mit  desiroiz  151. 

C.  Deklination. 

1.  Die  j- Regel  wird  vom  Dichter  nicht  mehr  streng  beobachtet; 
der  Acc.  an  Stelle  des  Nom.  Sing,  ist  beim  Substantivum  zweimal  durch 
den  Reim  gesichert:  ehevalier  (N.  S.):  gaiiier  191,  eouehier:  eheoalier 
(N.  S.)  2 1 7  ;  desgleichen  zweimal  beim  Part.  Perf.  gué  (A.  S.)  :  effreé 
(N.  S.)  357,  perdu  (A.  S.):  menieû  (N.  S.)  409.  Unsicher  ist  orenunt 
(N.  S.)  :  nule  gent  (A.  S.)  —  das  allerdings  beide  Handschriften  bieten 
—  da  möglicherweise  oremenz  :  nules  genz  zu  lesen  sein  könnte  ;  ebenso 
A  133  Einsi  seront  bien  dessevré  E  gart  que  ce  plet  soit  celez  wo  B 
Esgardes  ke  ce  soit  celé  hat.  Ich  habe  hier  sowie  in  einigen  andern 
Fällen,  wo  die  Lesart  von  B  die  korrekte  Form  gibt,  diese  in  den 
Text  aufgenommen.  Auch  A  367  derreain  (N.S.,  B  premer ain  N.  PL): 
certain  (A.  S.,  B  N.  PI.)  möchte  ich  nicht  als  völlig  gesichert  betrachten, 
da  ein  Fehler  in  der  Überlieferung  nicht  ausgeschlossen  scheint 
Beim  Verbum  reflexivum  steht  das  Part.  Perf.  im  Acc.  314  Z?^  Vautre 
part  s'est  ares  té:  gué  (A.  S.)  ;  377  Et  si  s'est  tres  bien  porpenséi  gué 
(A.  S.)  Fur  den  Nom.  Plur.  ist  die  j-lose  Form  gesichert  202  nu  vànt: 
grant.  Beim  Part.  Perf.  findet  sich  der  Acc.  statt  des  Nom.  95 
Et  va  avant  ses  a  trovez  Ou  il  gisent  (Hs.  gisoient)  B  La  u  gisent) 
entracoltZy  wo  es  jedoch  nahe  liegt,  nach  einer  fast  wörtlich  über- 
einstimmenden Stelle  bei  Marie  de  France^  Esquitan  287  zu  ändern: 
El  lit  gisant  entracolez, 

2.  Die  analogische  Form  weist  von  Masculinen  der  lat  3.  im 
N.  S.  auf  sire  in  A:  Qiu  ses  sires  ot  tant  gardé  502 ,  dafür  aber 
B  son  signor, 

3.  Von  Femininen  der  lat.  3.  ist  ohne  s  im  Nom.  S.  vérité: 
gardé  (A.  S.)  50 1  ;  unsicher  ist  12 1  Diex  quel  eür  et  quel  pechié 
Fokment  me  sui  chastié  und  47  B  Si  fu  H  enf antis  amours  Qtiil 
orent  maintenu  tousjours  ^  A  Ensemble  orent  fet  tel  amor  Qtu  tenue 
avoient  maint  jor^  beide  Lesarten  offenbar  verderbt. 


DER  LAI  i>E  l'Épine  237 

4.  Das  Part  Perf.  rìchtet  sich  nach  dem  zugehörigen  Objekt 
stets,  wenn  dasselbe  vorangeht:  Les  av^nhtres  qm*ai  írarAs  3»  (irs 
avenhins)  Qiu  sorenUs  foiz  ont  voies  1 85,  la  chambre  trova  4^ f remet  93, 
^)enso  95,  196,  324,  335.  Folgt  dagegen  das  Objekt  nach,  so  sdiwankt 
der  Gebrauch  :  Et  si  ont  traites  les  espe'es  453  ;  Om  il  a  prise  la 
MUSC  Ante  479,  ebenso  480;  dagegen  Trop  ai  gardé  la  ckemùUe  145. 

5.  Die  lateinischen  Adjektiva  zweier  Endungen  hab«:i  im  Fan. 
noch  keinen  e:  tel  guise  ^2^  grant  decepHne  105,  ebenso  169,  281, 
375.  416,  454. 

6.  Das  Pron.  pers.  fem.  lautet  de  285.  An  den  übrigen  Stellen 
differiren  die  Handschriñen  ;  el  begegnet  in  A  78,  80,  303,  B  hat 
andre  Lesart,  wohl  durch  Correktur  des  Schreibers^  dem  die  Form 
el  anstöfsig  war.  Der  Obi.  der  betonten  Form  des  Fem.  ist  Ä":  chasti 
I  IG.  Neben  o/,  cele  wird  auch  /r£^(ObL  iceí)  icele  verwendet,  182,  224. 

D.  Verbalflexion. 

1.  Die  I.  Sing.  Praes.  Ind.  der  i.  Conj.  hat  kein  analogisches 
e\  vont',  grant  201.  Zweifelhaft  ist/r¿  (i.  S.):  dehaitie  241.  Ebenso 
zeigt  der  Conj.  Praes.  noch  die  urspûngliche  Form:  gart  152, 
^^g<irt  317. 

2.  Die  3.  Sing.  Ind.  von  aler  lautet  im  Reime  beide  Male 
vait:  fait  126,  229.  Ich  habe  diese  Form  deshalb  auch  im  Innern 
des  Verses  eingeführt,  wo  A  va  hat. 

3.  Die  Endung  -iez  xm  Imperf.  ist  zweisilbig  :  estiez  407,  ebenso 
im  Cond.  in  A:  sosf erriez  404  (B  soufferres)^  auriez  409,  seriet 
410,  dagegen  in  B  in  den  beiden  letzteren  Fällen  einsilbig,  augen- 
scheinlich durch  Correktur  des  Schreibers. 

4.  Das  Impf.  I.  Conj.  auf  -oe  ist  durch  Reim  gesidiert  20  oti 
amot  und  267  gaitot:  sot  (die  Lesart  von  B  estoiii  sou  rührt  wohl 
nur  vom  Copisten  her,  s.  Anm.  zu  der  Stelle).  Imperfekte  der  L 
reimen  zusammen  31,  Imperfekte  anderer  Conjugationen  33,  159. 
Bindung  beider  hat  Statt  nur  in  A:  29  Li  dui  enfcmt  moU  svenir a^ 
moient  Selonc  Veniente  qiiil  avoienty  wofür  in  B  nur:  Li  doi  enfant 
molt  hei  estaient,  der  correspondirende  Vers  ist  ausgefallen;  sie  hat 
Statt  nur  in  B:  37  juoient:  dévoient t  läge  aber  eben  da  auch  vor 
in  A,  wenn  man  für  cder  —  aleit  {idevdt)  einsetzen  wurde;  vgl. 
die  betreffende  Stelle.  Nun  sind  allerdings  derartige  Bindungen  auch 
bei  normannischen  Dichtem  aus  dem  Ende  des  12.  oder  Anfang  des 
13.  Jahrb.  vielleicht  nicht  von  vornherein  auszuschliefsen,  s.  Wamke, 
Anon.  Lais  p.  9.  Indefs  liegt  hier  doch  kein  Grund  vor,  solche  zu 
statuiren;  denn  die  beiden  letztgenannten  Stellen  können  eben 
wegen  des  vollständigen  Auseinandergehens  der  beiden  Hand- 
schriften offenbar  nicht  in  Betracht  konmien  ;  an  der  erstgenannten 
Stelle  aber  ist  die  Unregelmäfsigkeit  leicht  zu  entfernen,  wenn  wir  V.  29 
aus  B.  einsetzen  und  30  zum  Folgenden  ziehen:  Li  doi  enfant 
molt  hei  estoient.    Sehne  réntente  qtiil  avoient  Volentiers  ensemble  jooent  ,• . 

5.  Die  2.  Plur.  Pf.  veistes  begegnet  in  A  dreisilbig  420,  in  B 
dagegen  zweisilbig  ebenda  und  416  vistes. 


238  R.   ZENKER, 

6.  Der  Conj.  Pf.  von  povoir  lautet  peüsi\  fust  244. 

K  Hiat  und  Elision. 

Tonloses  e  in  mehrsilbigen  Worten  vor  folgendem  Vokal  wird 
gewöhnlich  elidirt  Einige  Male  gehen  beide  Handschriften  ausein- 
ander; Hiat  liegt  vor  in  Â:  i,  170,  408,  zweifelhaft  464  que  il  Us 
deparie  a  itant  (B  departisi);  in  B:  50,  72,  158,  169,  175,  178. 
Bei  dem  Mangel  entscheidender  Kriterien  bin  ich  stets  der  Hand- 
schrift gefolgt,  welche  den  Hiat  vermeidet,  ausgenommen  V.  i, 
wo  er  durch  e  =  -ai  und  vorausgehenden  mouillirten  Konsonant 
hinreichend  gerechtfertigt  erscheint.  Elision  tritt  ein,  wie  gewöhnlich, 
bei  ma^  ia^  sa,  ¿a,  st\  ist  faculta tiv  bei  se  =  si,  que^=quod.  Der 
Artikel  li  N.  S.  bildet  stets  Silbe:  98,  371,  372. 

Aus  dieser  Untersuchung  ergibt  sich  nun,  dafs  die  Sprache 
des  Dichters  die  normannische  war.  Vergleichen  wir  sie  mit  der 
Sprache  der  Marie  de  France,  wie  dieselbe  von  Wamke  in  der  Ein- 
leitung zu  seiner  Ausgabe  dargestellt  ist,  so  ergibt  sich,  dafs  eine 
nahezu  vollständige  Übereinstimmung  stattfindet.  Geringfügige 
Abweichungen  liegen  nur  vor  bezüglich  C  3,  indem  hier  Marie  stets 
die  Formen  mit  flexivischem  s  gebraucht  (es  handelt  sich  aber  um 
einen  einzigen  sicheren  Fall),  bezüglich  der  Deklinationregel,  welche 
in  dem  Lai  um  ein  geringes  öfter  verletzt  ist  —  dafs  sie  auch 
bei  Marie  nicht  mehr  streng  beobachtet  wird  und  er  in  ihrer  Durch- 
führung in  seiner  Ausgabe  zu  weit  gegangen  ist,  gibt  W.  p.  4  gen. 
Abhandlung  jetzt  selbst  zu  — ,  endlich,  falls  die  Stelle  ursprünglich 
ist,  bezüglich  des  Reimes  rehaiiie:  prie,  mag  man  denselben  nun 
im  einen  oder  andern  Sinne  aufifassen.  Da  nun  aber  diese  Ab- 
weichungen für  die  Zeitbestimmung  nicht  ins  Gewicht  fallen  können, 
so  werden  wir  unsem  Lai  in  die  gleiche  Zeit  mit  denen  der  Marie 
setzen  d.  i.  in  die  2.  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts.  Der  Name 
des  Verfassers  ist  uns  nicht  bekannt  Dürfte  als  solcher  vielleicht 
Marie  selbst  zu  betrachten  sein?  Diese  Frage  hat  Wamke,  An. 
Lais  p.  19  bereits  verneint,  indem  er  einmal  die  sprachlichen 
Differenzen  geltend  macht,  und  indem  er  des  weiteren  darauf  hin- 
weist, dafs  der  Verfasser  von  der  Entstehung  der  bretonischen 
Lais  eine  andere  Vorstellung  habe  als  Marie.  Diese  erklärt,  sie 
habe  die  Geschichten,  die  sie  erzähle,  gehört,  jener  hingegen 
beruft  sich  in  der  Einleitung  auf  geschriebene  Quellen,  auf  die 
Bücher  im  Kloster  St  Aaron  zu  Carlion.  Was  den  erstgenannten  Grund 
betrifft,  so  beruhen  W.s  Angaben  auf  dem  mangelhaften  Roque- 
fort'schen  Druck,  also  auf  B;  in  Wirklichkeit  sind  die  Differenzen  auf 
die  oben  genannten  Punkte  zu  reduziren  und  diese  würden  an  sich 
wohl  noch  zu  keinem  bestimmten  Schlüsse  berechtigen.  Dagegen 
ist  der  zweite  Grund  schon  allein  so  ziemlich  ausschlaggebend.  £s 
spricht  aber  aufserdem  auch  der  ganze  Inhalt  des  Lai's  entschieden 
gegen  Mariens  Autorschaft.  Die  Handlung  ist  nämlich  von  einer 
Banalität  wie  sie  von  Mariens  Lais  keiner  aufweist.  Ein  Knabe  und 
Mädchen,  er  der  natürliche  Sohn  eines  Königs,  sie  die  Tochter  von 


DER   LAI   DE    L'ÉPINE.  239 

dessen  Gemahlin  und  einem  anderen  König,  wachsen  im  Hause  ihrer 
Eltern  bezw.  Stiefeltern  zusammen  auf.  Ihre  kindliche  Freundschaft  ent- 
wickelt sich,  als  sie  in  die  Jahre  kommen,  zur  Liebe.  Sowie  die  Eltern 
dies  bemerken,  trennen  sie  die  beiden  und  untersagen  ihnen  jeglichen 
Verkehr.  Das  Mädchen  wird  von  der  Königin  streng  überwacht, 
den  Jüngling  ninmit  der  König  an  seinen  Hof,  schlägt  ihn  zum 
Ritter,  heifst  ihn,  die  Toumire  besuchen  und  sich  nach  Abenteuern 
umthun.  Doch  will  sich  dem  jungen  Ritter  lange  nicht  Gelegen- 
heit zu  einem  solchen  bieten.  Da  hört  er,  dafs  an  der  Furt  zum 
Domstrauch  in  der  Nacht  des  St  Johannistages  sich  mehr  Aben- 
teuer ereignen  sollen  als  anderswo  während  des  ganzen  Jahres. 
Mit  Erlaubnis  seines  Vaters  macht  er  sich  denn  am  Vorabend 
des  genannten  Tages  dahin  auf.  Das  Mädchen,  in  schwerer  Sorge 
um  ihren  Geliebten,  begibt  sich  wehklagend  in  den  Garten  und 
bittet  Gott,  dafs  er  sie  zu  ihm  fuhren  möge.  Ihr  Wunsch  wird 
erfüllt;  nachdem  sie  vor  Müdigkeit  eingeschlafen,  sieht  sie  sich 
plötzlich  in  wunderbarer  Weise  an  die  Furt  versetzt  und  wird  nun 
dort  Zeuge,  wie  der  Jüngling  nacheinander  mit  drei  Rittern,  die 
erscheinen,  tapfer  kämpft  ;  von  einem  derselben  erbeutet  er  sein  Pferd, 
welches  die  wunderbare  Eigenschaft  hat,  so  lange  frisch  und 
kräftig  zu  bleiben ,  als  man  ihm  den  Zaum  nicht  abnimmt  Nach 
wohlbestandenem  Kampfe  kehrt  er  mit  dem  Mädchen  und  der 
gewonnenen  Beute  nach  Hause  zurück;  er  erzählt  hier  vor  ver- 
sanmieltem  Hofe  sein  Abenteuer  und  bekommt  nun,  da  er  von 
seiner  ritterlichen  Tüchtigkeit  Zeugnis  abgelegt  hat,  das  Mädchen 
zur  Frau.  Das  Zauberpferd  leistet  ihm  noch  lange  gute  Dienste, 
bis  einmal  seine  Gemahlin  demselben  aus  Neugier  den  Zaum  ab- 
nimmt: da  war  es  um  das  Pferd  geschehen. 

Es  ist  sofort  klar,  wie  sehr  sich  diese  Geschichte  in  ihrem 
Wesen  unterscheidet  von  denen,  die  Marie  de  France  in  ihren  Lais 
behandelt  Die  letzteren  drehen  sich  stets  um  irgend  ein  roman- 
tisches, aus  den  gewöhnlichen  Bahnen  heraustretendes  Lebens- 
schicksal, das  durch  die  seltsamen  und  wunderbaren  Ereignisse, 
mit  denen  es  verknüpft  ist  unser  Interessse  und  unsere  Teilnahme 
in  hohem  Grade  rege  macht.  Dabei  ist  die  Erzählung  stets  eine 
durchaus  einheitiiche,  sie  wird  nirgends  mit  überflüssigem  Beiwerke 
und  müfsigen  Erfindungen  aufgestutzt  Was  kann  es  dagegen  all- 
täglicheres geben  als  die  hier  behandelte  Geschichte  zweier  Stief- 
geschwister, die,  zusammen  aufgewachsen,  Liebe  zu  einander  fassen, 
und  dann  ohne  sonderliche  Schwierigkeiten,  nachdem  der  junge 
Mann  sich  nur  als  Ritter  ohne  Furcht  und  Tadel  bewährt  hat, 
glücklich  Mann  und  Frau  werden?  Einen  so  trivialen  Stoff  hätte 
Marie  sicher  sich  nie  zum  Vorwurf  genommen.  Das  wunderbare 
fehlt  freilich  auch  hier  nicht;  es  liegt  vor  in  der  abenteuerwirkenden 
Furt,  in  der  plötzlichen  Versetzung  des  Mädchens  dahin  und  in 
dem  Zauberpferde,  das  ihr  Geliebter  erbeutet;  aber  alles  dieses 
steht  zu  der  Haupthandlung  in  gar  keinem  notwendigen  Zusammen- 
hang;   denn   offenbar  würde  jedes   andere  Abenteuer  dem  jungen 


240  K.   ZENKER, 

Mann  den  gleichen  Dienst  haben  leisten  können  wie  das  an  der 
Furt  zum  Domstrauch,  die  Geschichte  von  dieser  Furt  ist  mit  der 
Geschichte  der  beiden  Liebenden  rein  äufserlich  zusammengeflickt; 
die  Anwesenheit  des  Mädchens  bei  dem  Rencontre  mit  den  drei 
Rittern  ist  absolut  zwecklos,  und  das  Zauberpferd  ist  vollends  eine 
mûfsige  durch  nichts  motivirte  Zuthat.  Somit  involvirt  gerade  die 
Einführung  dieser  Momente  grobe  Verstöfse  gegen  Mariens  poetische 
Technik  und  wir  dürfen  also,  abgesehen  von  dem  oben  angeführten 
gewichtigen  Grunde,  auch  im  Hinblick  auf  die  augenfälligen  Unter- 
schiede des  Stoffes  und  seiner  Behandlung  den  Lai  de  V Epine  der 
Marie  de  France  mit  aller  Bestimmtheit  absprecheiL^ 

Was  die  orthographische  Gestaltung  des  Textes  betrifft,  so 
habe  ich,  auf  Grund  des  oben  gewonnenen  Resultates,  an  Stelle  der 
centraliranzösischen  Formen  von  A  überall  die  normannischen  ein- 
geführt, also  ei  für  «',  0  für  eu  aus  p,  ^oe  für  -oie  beim  Imperf. 
I.  Conj.,  ferner  habe  ich  die  etymologische  Schreibung  ai  beibehalten, 
wofür  A  schon  regelmäfsig  e  aufweist.  Die  Deklinationsregel  im 
Innern  des  Verses  durchzuführen,  glaubte  ich  mich  nicht  berechtigt  ; 
ich  habe  die  unregelmäfsigen  Formen  da  bestehen  lassen,  wo  sie  sich 
in  beiden  Handschriften  finden.  Im  Übrigen  bin  ich  der  Schreibung 
von  A  gefolgt  und  habe  eine  Uniformirung  nicht  angestrebt  Wo 
ich  im  einzelnen,  abgesehen  von  den  genannten  Fällen,  von  der 
Handschrift  abgewichen  bin,  habe  ich  es  in  den  Varianten  vermerkt. 

C'est  le  lay  de  l'espine. 

Qui  que  lays  tiengne  a  mençonge, 

Sachiez  je  nés  tiens  pas  a  songe. 

Les  aventures  qu'ai  trovées, 

Qui  diversement  sont  contées, 

Nés  ai  pas  dites  sanz  garant;  5 

Les  estoires  en  trai  avant 

Qui  encor  sont  a  Carlion 

Enz  el  mostier  saint  Aaron 

Et  en  Bretaingne  conneiies 

Et  en  plusors  leus  sont  veiies.  10 

B   Chi  commenche  H  lais  de  Uspine, 

1  B  Qu,  çu.  des  /.  —  2  A  ne,  —  8  B  trespassees.  —  4  B  Que  d.  ai 
contees,  —  8  B  Ens  le,  —  9  B  sont  eues,  —  10  B  /.  conneues. 

3 — 10.  Auf  das  Interesse  dieser  Stelle  für  die  Lais  •  Dichtung  hat  hin- 
gewiesen G.  Paris,  Romania  8,  35.  Schriftliche  und  zwar  lateinische  Quellen 
nimmt  für  die  bretonischen  und  französischen  Lais  auch  der  Verfasser  des 
Tyolet  an,  ib.  p.  42  V.  27 — 36. 

8.  St.  Aaron  war  der  Schutzheilige  von  Caer  Ueon  {Castrum  Legionum) 
in  Monmouth.  Girald  von  Barri  bezeichnet  ihn  im  Itinerarium  lûunbriae 
I,  cap.  5  als  einen  der  Hauptmärtyrer  Grofsbritanniens  und  erwähnt,  dafs 
er  ehemals  zu  Caer  Lleon  eine  schöne  Kirche  hatte. 


^  Keiner  besonderen  Widerlegung  bedarf  die  schon  von  Roquefort^  Marie 
de  France  p.  40  zurückgewiesene  Ansicht  De  la  Rué*s^  Bardes  Armoricains 
p.  16  und  Bardes^  Jongleurs  et  Trouvères  I,  20,  dafs  der  Verfassers  unseres 
Lai  Guillaume  le  Clerc  sei  (weil  nämlich  der  erste  Vers  von  dessen  Bestiaire 
{Qui  bien  commenche  et  hiel  define)  mit  dem  letzten  Verse  des  Lai  übereinstimmt). 


DER   LAI   DE   L'ÉPINE.  24 1 

Por  ce  que  les  truis  en  estoire, 
Ramener  vous  voil  en  memoire 
De  dous  enianz  une  aventure 
Qui  Ione  tens  a  esté  oscure. 

En  Bretaingne  ot  un  dameisel,  15 

Sage  et  cortéis  et  pro  et  bel, 
Né  de  soignant  et  fis  de  rei; 
Pere  et  marrastre  aveit  o  sei. 
Li  reis  Tot  chier,  que  plus  n'en  ot, 
Et  la  reïne  molt  l'amot.  20 

De  l'autre  part  une  meschine, 
D'autre  seignor  l'ot  la  reïne; 
Sage  et  corteise  ert  la  pucele, 
Fille  ert  de  rei  et  gente  et  bêle. 

Ambedui  erent  d'un  parage,  25 

Mais  n'esteient  pas  d'un  aage; 
Li  ainznez  n'aveit  que  set  anz  : 
C'est  li  valiez  qui  plus  ert  granz. 
Li  dui  enfant  molt  bel  esteient; 

Selonc  l'entente  qu'il  aveient  30 

Volentiers  ensemble  jooent 
Et  en  tel  guise  s'entramoent. 
Que  li  uns  d'eus  riens  ne  valeit, 
Se  li  autres  dales  n'esteit. 

Norri  orent  esté  ensemble  35 

Li  enfant,  tant  con  furent  [iemble 
Celie  ensemble  o  lie  aler] 
Et  cil  qui  garder  les  deveit 
De  trestout  lor  donot  congié 
Ne  de  rien  ne  lor  faiseit  vie,  40 

11,  12  B^n  memore  Vous  wel  demonstrar  par  astore.  —  14  BÁ'ttoustors. 

—  16  B  Freu  et  cortois  et  forment  bel,  —  17  /i/s;  B  Nés,  —  18  A  Mere 
et  m,  B  ot  desous  soi.  —  20  B  mont,  —  22  B  /'  fehlt.  —  23  B  Preus 
et  c.  —  24  B  Et  si  estoit  mont  iovencele.  Nach  24  schiebt  B  die  Verse  ein  : 
Fille  de  roi  et  de  rotne  La  coulor  ot  et  bêle  et  fine.  —  25,  26  B  Andtà 
furent  de  haut  parage  Nestoient  pas  de  viel  eage,  —  28  B  Cest  cil  ki  estoit 
H  plus   grans.  —  29  A  Li  dui  enfant  molt  sentramoient,  —  80  fehlt  in  B. 

—  32  B  En  itel  gu.  —  33,  34  A  Que  H  uns  deus  riens  ne  savait  Far  soi 
ius  que  lautre  navoit.  —  35 — 40  B  Ensi  estoient  ce  me  sanble  Nourri 
trestout  ade  s  ensamble  Ensanble  aloient  et  iuoient  Et  cil  ki  garder  les  dévoient 
De  tout  lûr  donnoient  congie  Ne  lor  faisaient  nul  fourkie. 

Über  Vers  29  vgl.  Einleitung  D  4.  Die  Lesart  von  A  ist  schon  deshalb 
verdächtig,  weil  es  nicht  wahrscheinlich  ist,  dafs  der  Dichter  das  gleiche 
Verb  und  den  gleichen  Gedanken,  s*entramoient ,  unmittelbar  darauf,  V.  32, 
wiederholt  haben  sollte. 

36.  Mit  dem  iemale  der  Hs.  sowie  mit  dem  folgenden  Verse  weifs  ich 
nichts  anzufangen.  Andrerseits  macht  die  Lesart  von  B  ganz  den  Eindruck 
von  Copistenarbeit.  Die  naheliegende  Besserung:  Celle  ensemble  o  lui  aleit 
würde  voraussetzen,  dafs  der  Dichter  das  Impf.  I.  Conj.  mit  dem  der  übrigen 
Conjugationen  im  Reime  bindet,  wofür  sich  in  unserem  Text  ein  gesicherter 
Beleg  nicht  findet.  Hält  man  an  aler  fest,  so  lieise  sich  der  Reim  leicht 
durch  Umstellung  in  V.  38  gewinnen  :  les  deveit  garder, 

Zeit  Ohr.  f.  rom.  Phil.  XVU.  1 6 


242  R«   ZENKER, 

Ne  de  beivre  ne  de  mangier, 

Fors  sol  tant  qu'ensemble  coucbier, 

Mais  de  ce  n'orent  il  pas  gré. 

Tantost  con  furent  de  Teé 

Qu'en  sei  le  pot  soufrir  nature,  45 

En  eus  amer  mistrent  lor  cure; 

Si  faut  lor  enfantis  amor 

Que  tenue  aveient  maint  jor 

Et  une  amor  s'i  herberga 

Que  nature  lor  aporta.  5^ 

N'i  a  nul  d'eus  qui  ne  la  sente; 

En  ce  lor  a  donné  entente 

De  lor  déduit  a  ce  tomer, 

En  eus  baisier  et  acoler. 

Tant  les  mena  qu'au  chief  du  tor  SS 

Les  mist  ensemble  cele  amor 

Et  tot  lor  corage  dariere 

Lor  toma  en  autre  maniere. 

Comme  chascuns  plus  s'aparçut, 

Tant  plus  lor  amor  entr'eus  crut,  60 

Plus  s'entramerent  loiaument. 

S'il  eussent  tel  escient 

De  bien  lor  amor  a  garder, 

Comme  il  orent  en  eus  amer, 

A  paine  fussent  deceii;  6s 

Mais  tost  furent  aparceii. 

Einsi  avint  que  li  danziaus 

Qui  tant  par  est  cortéis  et  biaus 

Ert  venuz  de  riviere  un  jor; 

Mal  ot  el  chief  por  la  chalor.  70 

En  une  chambre  a  recelée 

Por  la  noise  et  por  la  criée 

42  B  Fors  diax  ,11.  e.  c,  —  48  B  Mais  cho  ne  leur  est  pas  en  grée, 

—  45  A  Ji';  B  puist.  —  46  B  En  bien  a;  A  tel  cure.  —  47  A  Ensemble 
orent  fet  tel  amor  ;  B  Si  fu  li  enfantis  amours.  —  48  B  Kü  orent  maintenu 
tous  iours.  —  49  B  Une  autre  a.  —  50  B  s  aporta.  —  61  B  Ni  a  celui 
gui  ne  sen  sente.  —  62  B  Tont  i  ont  mise  lor  entente.  —  68  B  a  cou  mener, 

—  56  A  gu^  fehlt;  tot,  —  60  A  ^;i  tele  amor;  B  Z.  joinst,  —  67  B  tous 
H  corages.  —  60  B  De  tant  en  iax  lamors  plus  crut.  —  61  B  Mont  sentra^ 
moient.  —  68  A  De  si  bien  lor  amor  garder.  —  64  A  en  cel  amer,  — 
65  B  paines.  —  67  Einsint;  avint  fehlt  in  A  —  68  B  Ä"  tant  estoit  et 
preus  et  biax.  —  69  B  Est.  —  71  A  arcelee.  —  72  B  das  zweite  por  fehlt. 


47.  Der  Vers  pafst  sowohl  in  der  Lesart  von  A  als  in  der  von  B  nicht 
in  den  Zusammenhang.  Der  Gedanke  scheint  der  sein  zu  müssen,  dafs  die 
kindliche  Liebe,  die  bisher  in  ihren  Herzen  gewohnt,  ein  Ende  nahm  und 
jener  anderen  Liebe  Platz  machte.     Ich  conjicire  deshalb  faut  für  fu, 

62  Der  Sinn  scheint  zu  sein:  Wenn  sie  es  so  gut  verstanden  hätten, 
ihre  Liebe  zu  verbergen,  wie  sie  es  verstanden ,  sich  zu  lieben ....  Mit  der 
Lesart  von  A  weifs  ich  nichts  anzufangen. 


DER   LAI   DK   l'ÉPINE.  243 

Privéement  s'ala  couchier 

Por  un  pou  son  mal  alegier. 

En  ses  chambres  o  la  reine,  75 

Qui  molt  bonement  la  doctrine, 

Devant  sa  mere  esteit  sa  drue; 

Tantost  con  el  sot  sa  venue, 

N'i  atent  per  ne  compaignon 

Ne  el  ne  dit  ne  o  ne  non,  80 

En  la  chambre  s'en  vait  tot  dreit 

Ou  ses  amis  sous  se  geseit. 

n  l'a  bonement  receûe, 

Car  ne  Taveit  le  jor  veiie, 

Et  cele  qui  rien  ne  douta  85 

Tout  empres  lui  si  se  coucha, 

Cent  feiz  le  baise  par  amor. 

Se  il  i  font  dert  grant  folor; 

Car  la  reine  s'aparceit. 

Ves  la  chambre  s'en  vait  tot  dreit,  90 

Molt  soavet  ses  pas  atient, 

Fermeûre  ne  la  détient; 

La  chambre  trova  desfremée, 

Eneslepas  est  enz  entrée, 

Et  vait  avant  ses  a  trovez  95 

El  lit  gisant  entracolez. 

L'amor  connut  tot  en  apert 

De  quei  li  uns  d'eus  l'autre  sert. 

Molt  fu  dolente  la  reine, 

Par  le  poing  saisist  la  meschine,  100 

Du  lit  la  trait  a  qui  que  painne, 

Ariere  en  sa  chambre  la  maine. 

Molt  la  laidi  a  cele  feiz, 

Apres  la  mist  en  granz  desreiz 

Et  la  tint  en  grant  decepline;  105 

Molt  sueífre  paine  la  meschine. 

73  B  j*  fehlt.  —  74  B  AI  peine  abregier.  —  76  A  Äf  rf.  —  78  B  Ä 
comme  eU\  K  la  v.  —  "^  là  Ne  ce U  dût  ni.  —  S2  B  el  ut  g.  —  88  B 
liement.  —  84  B  Car  el  jour  ne  la  plus  veue.  —  86  B  ícele  qui  riens.  — 
86  B  Apries  lui  el  lit  se  coucha  \  A  U.  —  87  A  /^  ¿.  ;  B  doucour.  — 
88  B  Trop  demeurent  en  la  folour.  —  90  va;  B.  En  la  cambre  le  sieut 
t.  d.  —  91  A  aprient  ;  B  Mont  sovent  ses  pas  i  atient.  —  98  B  trueve.  — 
95  va.  —  96  A  O»  1/  gisaient  entracolez;  B  La  u  gisent  entr acoles.  — 
98  B  /.  «.  a  lautre.  —  101,  102  fehlen  in  B,  desgleichen  an  dieser  Stelle 
103 — 130,  von  denen  103 — 126  nachträglich  zwischen  158  und  159  ein- 
geschoben werden,  mit  leichter  Abänderung  des  Anfangsverses  :  Qui  le  laidist 
a  cele  fois  ;  die  Schlufsverse  127 — 1 30  ersetzt  der  Copist  des  Zusammen- 
hanges wegen  durch  einige  Verse  eigenen  Fabrikats.  —  l04  grant;  B  la  mis 
e.  grant  effrois.  —  105  A  la  met. 

96.  Vgl.  Einleitung  unter  C. 

i6» 


244  ^-   ZENKER, 


Li  dameisiaus  remest  dolenz, 

Quant  ot  oï  les  batemenz» 

La  decepline  et  le  chasti 

Que  sa  mere  faiseit  de  li.  no 

Ne  sait  que  face  ne  que  die, 

Bien  sait  qu'ele  est  en  fin  honic 

Et  que  il  est  en  fin  tra'i, 

Car  du  tot  a  a  li  failli. 

De  s'amie  fu  angoissons  115 

Et  de  Puevre  si  douterons, 

De  la  chambre  n'ose  issir  fors; 

A  duel  faire  livre  son  cors: 

,,Hclas,  fait  il,  que  la  ferai? 

Ja  sanz  li  viure  ne  porrai.  120 

Diex!  quel  eiir  et  quel  pechié! 

Folement  me  sui  chastié. 

Certes  se  je  ne  rai  m'amie, 

Bien  sai  por  li  perdrai  la  vie." 

Endementres  que  ce  duel  fait,  125 

La  reïne  au  rei  s'en  vait. 

De  chief  en  chief  li  a  conté 

Comment  il  aveient  ovré. 

Li  reis  respont  a  la  reïne 

Que  désormais  gart  la  meschine,  130 

Et  il  le  vallet  gardera 

Et  sa  cort  sicure  li  fera. 

Einsi  seront  bien  dessevré: 

„Esgardez  que  ce  seit  celé.*' 

Atant  laissent  lor  parlement.  135 

Mais  cil,  qui  a  duel  faire  entent. 

Por  nule  riens  plus  n'i  demore, 

A  son  pere  vient  en  cele  ore; 

Jentement  le  met  a  raison: 

„Sire,  fait  il,  je  quier  un  don,  140 


107  A  le  danuisel-,  A  B  dolens,  —  108  B  il  où  A  U  batement;  B  bette- 
mens.  —  110  B  par  li\  A  luL  —  112  B  kenßn  ele  est  traie,  —  118  B  del 
tout  trais,  —  114  B  de  tout  est  a  li  fall  is,  —  116  B  plus  vergoignous,  — 
117  B  Dune  cambre.  -  119  A  quii  l,  f,  B  quel  le  f,  —  121  B  eure 
, . ,  pecies,  —  122  B  Com  folement  me  sui  gaities.  —  12*  A  lui;  B  JiZi  fehlt. 
—  125  B  Endemetürs  quel  d,f,  —  126  A  s'  fehlt.  -  127—180  ersetzt  der 
Copist  von  B  durch  die  folgenden  unglücklichen  Verse:  Ki  Jure  et  dist 
comme  roine  Et  bien  se  garde  la  meschine  Que  il  o  ma  plie  ne  voist  Car 
autre  cose  ne  H  loist  Ca  ma  fille  no  voist  parler  Penses  de  votre  fil  garder. 
Dann  stellt  er  den  Zusammenhang  mit  dem  Folgenden  (V.  159)  her  durch 
Wiederholung  von  V.  157.  158:  En  la  cort  remest  o  son  pere  Et  la  meschine 
o  sa  mere,  S.  oben  V.  I  Ol.  —  181  B  Li  rois  1.  v.  —  182  B  En  sa  court 
garder  le  fera,  —  184  A  Et  gart  que  ce  plet  soit  celez.  —  187  A  De  ir.  ; 
B  //  ne  ./.  —  188  B  vint  a. 


DER    LAI   DK   L'ÉPINE.  245 

Se  de  rien  me  volez  aidier, 

Que  vous  me  faciez  chevalier; 

Car  aler  voil  en  autre  terre 

En  soudées  por  mon  pris  querré. 

Trop  ai  gardé  la  cheminée  145 

Et  si  sai  bien  ferir  d'espée." 

Li  reis  pas  ne  Ten  escondist, 

Tote  sa  requesie  li  fist. 

Puis  li  a  dit  que  il  demort 

Jusqu'à  un  an  et  en  sa  cort  150 

Entretant  sieve  les  tomeiz 

Et  gart  les  pas  et  les  destreiz, 

Ou  sovent  avient  en  la  terre 

Aventure,  qui  la  velt  querré. 

Li  dameisiaus  li  otreia,  155 

Qui  escondire  ne  Tosa. 

En  la  cort  remest  o  son  pere, 

La  meschine  es  chambres  sa  mere. 

Mais  andui  si  gardé  esteient, 

Ensemble  parler  ne  poeient,  160 

Ne  de  rien  n'aveient  leisir, 

Ne  del  veeir  ne  de  Tour, 

Par  mesage  ne  par  semblant; 

Tant  ert  l'amor  plus  destraingnant. 

Huit  jors  devant  la  Saint- Johan  —  165 

Enz  en  meïsmes  icel  an 
C*on  fist  del  vallet  chevalier  — 
Li  reis  ert  venuz  de  gibier. 
Qui  pris  ot  a  molt  grant  foison 

Et  vole'üle  et  veneison.  170 

La  nuit,  quant  vint  après  souper, 
Li  reis  s'asist  por  deporter 
Sor  un  tapi  devant  le  deis, 
O  lui  maint  chevalier  cortéis; 


142  B  faites,  —  144  B  pour  pris  conquerré.  —  146  B  gaitie,  — 
146  B  Sen  sai  mont  mains  ferir  despee.  —  147  escondit,  —  149  B  seiourt. 
—  150  B  Dedens  un  an  ens  en  s.  c.  —  153  B  Or  aTñent  s.  —  154  A 
aI/o/î  aventures  qui  velt  querré  \  ^  ki  le  va  qu.  —  156  ostroia.  —  168  B 
£  la  meschine  o  sa  mere.  —  Zwischen  V.  158  und  159  sind  in  B  V.  103 
— 126  und  die  V.  127  Var.  verzeichneten  Verse  eingefugt.  —  160  B  Parier 
cnsetnble.  —  162  A  Ne  de  parler  ;  B  Ne  diax  veoir  ne  diax  oir.  —  168 
A  tn.  par  ne\  B  «.  p.  sériant.  —  164  B  Tant  ala  la  mors  d.  —  166  A  Un 
i  or.  —  166  A  en  cel  an;  B  £n  meisme  en  icel  an.  —  167  A  Que  li  valiez 
fu  chevaliers.  —  168  A  gibiers  ;  B  est  z\  de  cachier.  —  169  B  Car  ot 
prise  a.  g.  f  —  170  A  Et  fehlt;  B  volatile. 


165.  Dafs  hier  B  das  Richtige  hat,  geht  hervor  aus  V.  218.  219. 


246  R.   ZENKER, 

Ensemble  o  lui  esteit  ses  fìs.  175 

Le  lai  escoutent  d'Aelis 

Que  uns  Iréis  soné  en  ra  rote, 

Molt  doucement  le  chante  et  note. 

Empres  celui  autre  encommence, 

Nus  d'eus  ne  noise  ne  ne  tence;  180 

Le  lai  lor  sone  d'Orpheï, 

Et  quant  icel  lai  ot  feni, 

Li  chevalier  sempres  parlèrent, 

Les  aventures  ramembrerent 

Que  so  ven  tes  feiz  ont  veûes  185 

Qu'en  Bretaingne  sont  avenues. 

Entr'eus  aveit  une  meschine. 

Cele  dist:  ,,Au  gué  de  Tespine 

A  la  nuit  de  la  Saint- Johan 

En  avient  plus  que  en  tot  Tan.  190 

Mais  ja  nul  coart  chevalier 

Cele  nuit  n*i  ira  guaitier." 

Li  dameisiaus  ot  et  entent, 

Que  molt  ot  en  lui  hardement, 

Et  onques,  pus  qu'il  ceinst  espée,  195 

N 'aveit  aventure  trovée 

Dont  il  l'esteüst  par  destresce 

Faire  mauvaistié  ne  proesce. 

Apres  le  dit  de  la  pucele 

Le  rei  et  les  barons  apele;  200 

„Seignor,  fait  il,  a  vous  me  vaut,  — 

Que  tuit  l'oent,  petit  et  grant,  — 

Que  la  nuit  que  dit  la  meschine 

Gaiterai  au  gué  de  l'espine 

176  B  Et  ensaribU  0  lui  ses  fis.  —  Vl^  K  de  Alis  ;  B  d'AieUs,  — 
177  B  doucement  note,  —  178  A  la  chante;  B  Mont  le  sonne  ens  en  sa 
route,  —  179  B  ApHes.  —  180  B  ni  n.  ne  ni.  —  182  A  il  elaj  fuf.  —  188  B 
après.  —  184  B  racontèrent.  —  185  B  sont  venues.  —  186  B  Et  par 
Bretaigne  sont  veues.  —  188  B  Ele  . .  .a  giu  . .  —  189  B  En.  —  190  B 
Et  navenoit  plus  en  t.  l.  —  192  B  ir  oit.  —  195  B  Sor  cho  que  puis;  A 
ceint.  —  196  B  Not  il.  —  197  B  Or  U  estuet  par  hardieche.  —  199  A 
li  dist'y  B  Apries  le  conte  et  l.  p.  —  201  A  seignors\  il  fehlt.  —  201  und 
202  sind  in  B  umgestellt.  —  202  B  Et  tuù.  —  204  B  Gaùera. 


176.  Der  Lai  von  Aelis  ist  uns  nicht  erhalten.  Ein  lyrischer  Lai 
d*Aelis  ist  gedruckt  bei  Wolf,  Über  die  Laisy  Sequenzen  und  Leiche  p.  447, 
ebenda  p.  475  ein  Cantus  de  domina  post  cantum  Aaliz  mit  metrischer  fran- 
zösischer Paraphrase.    Der  Lai  scheint  danach  sehr  populär  gewesen  zu  sein. 

181.  Ein  mittel  englischer  Lai  von  Orpheus,  Sir  Orfeo  ^  wahrscheinlich 
die  Bearbeitung  eines  französischen  Originals,  ist  uns  erhalten;  gedruckt  zu- 
erst bei  Rit  son»  Ancient  English  Metrical  Romancees ,  London  1802,  v.  H, 
248 — 269 ,  dann  nach  den  3  Handschriften  kritisch  herausgegeben  von  Zielke^ 
Sir  Orfeo  i  ein  englisches  Feenmärchen  aus  dem  Mittelalter.  Breslau  1880; 
metrisch  übersetzt  von  W.  Hertz,  Spielmannsbuch,  Stuttgart  1886.  Ob  das 
französische  Original  mit  dem  hier  erwähnten  Lai  identisch  war,  lafst  sich 
natürlich  nicht  entscheiden. 


DER   LAI   DE   L'ÉPINE.  247 

Et  prendrai  illec  m'aventure,  205 

Quel  qu'ele  seit,  o  mole  o  dure. 

Quant  li  reis  Tot,  s'en  ot  pesance, 

La  parole  tint  a  enfance. 

„Biax  fìs,  dist  il,  lai  la  folie." 

Cil  dist  qu'il  ne  la  laira  mie,  210 

Que  toutes  voies  i  ira. 

Quant  li  reis  ot  qu'il  nel  laira. 

Ne  l'en  velt  avant  faire  vie; 

„Or  va,  fait  it,  a  deu  congié, 

Et  si  seies  proz  et  seiirs  215 

Et  diex  t'i  doingne  bons  eürs." 

Cele  nuit  s'alerent  couchier. 

Einsi  souiri  H  chevalier. 

Desi  qu'il  vint  au  seme  jor. 

S'amie  en  fu  en  grant  freör;  220 

Car  bien  ot  oï  noveler 

Que  ses  amis  deveit  aler 

Gaitier  au  gué  aventuros 

ícele  nuit  tot  a  estros. 

Quant  li  jors  se  trait  vers  le  seir,  225 

Li  chevaliers  ot  bon  espeir; 

De  bones  armes  s'est  armez. 

Si  est  en  bon  cheval  montez, 

Dreit  au  gué  de  l'espine  vait. 

Et  la  dameisele  que  fait?  230 

Sole  s'en  tome  en  un  vergier. 

Car  por  son  ami  velt  preier 

Que  dex  sain  et  sauf  le  ramaint; 

Giete  un  soupir  et  pus  se  plaint, 

Pus  s'est  assise  souz  une  ente,  235 

A  U  meïsmes  se  demente: 

205  B  prendra  ;  m'  fehlt.  -  206  B  povre  ou  d.  —  209  K  fUz;  B  lau. 

—  210  B  le  latrai;  A  Et  il  li  dist  nen  Urai  mie.  —  211  A  era  ;  B  Mais  toute 
voies  i  irai.  —  212  A  ne  l.  B  Quant  voit  quii  nel  lair  ai.  —  218  B  volt,  — 
214  B    Or  tost.  —  215  A  seûr.  —  216  A  bon  eur;  B  te  d.  —  217  B  s^  fehlt. 

—  218  ¿e;  B  sueßre.  —  219  A  secont;  B  Z>.  çue  fu.  —  220  B  en  fehlt. 
--  222  B  en  dut  aler.  —  223  und  224  sind  in  B  umgestellt;  —  224 
est  raus  ;  B  /.  n.  ßst  a  e.  —  225  B  £t  qant  ;  se  fehlt.  —  227  B  toutes; 
s'  fehlt.  —  228  B  Sor  un  b.  ch.  est  m.  —  231  B  sen  entre.  —  282  B  Por 
son  ami  vuolt  aproier.  —  288  B  Que  sains  et  saus  diex  l.  r.  —  284  B  et 
dont.  —  235  B  ses . . .  sor.  —  286  B  A  soi  meisme, 

2 1 9.  Die  Lesart  von  A  :  secont ,  ist  zu  verwerfen ,  da  in  diesem  Falle 
von  einem  „warten,  bis  der  Tag  herankam"  doch  nicht  wohl  die  Rede  sein 
könnte. 

235.  ente  =  gr.  f/nipvroVy  der  gepfropfte  Baum;  einem  solchen  waren, 
wie  es  scheint,  im  Volksglauben  zauberhafte  Kräfte  eigen.  Auch  die  Königin 
im  Tydorel  schläft,  bevor  der  überirdische  Ritter  ihr  naht,  soi  une  ente; 
vgl.    W.  Hertz,  Spielmannsbuch  p.  322. 


248  R.   ZENKER, 

„Diex,  fait  ele,  pere  celestre, 

S'onques  avint  ne  ja  pot  estre 

Qu'onques  avenist  orement 

Ne  aventure  a  nule  gent  240 

Par  quei  il  fussent  rehaitié, 

Biau  sire  dex,  or  vos  em  prié 

Que  li  miens  amis  o  mei  fust 

Et  je  o  lui  s'estre  peûst. 

Hé  dex!  com  sereie  garie,  245 

Nus  ne  sait  com  j'ai  dure  vie, 

Ne  nus  saveir  ne  le  porreit, 

Fors  sol  icil  qui  amereit 

La  rien  qu'il  n'aureit  a  nul  fuer; 

Mais  cil  le  sait  trestout  par  euer."  250 

Einsi  parleit  la  dameisele, 

Et  seeit  soz  Tente  novele. 

Assez  fu  quise  et  demandée, 

Mais  ains  ne  pot  estre  trovée; 

Car  nel  1  sait  chose  qui  vive.  255 

Tant  fu  a  s'amor  ententive 

Et  au  plorer  et  au  duel  faire 

Que  li  jors  faut,  la  nuit  repaire. 

Adonques  fu  auques  lassée, 

Desouz  Tente  s'est  acoutée,  260 

Li  cuers  un  petit  li  tressant. 

Un  poi  se  dormi  por  le  chaut. 

N'i  ot  pas  dormi  longuement,  — 

Mais  je  ne  sai  confaitement,  — 

Que  desoz  l'ente  illec  fu  prise  265 

Et  au  gué  de  Tespine  mise, 

La  ou  li  chevalier  guaitot; 

Mais  n'i  fu  guaires  que  le  sot. 

Cant  repairiez  est  a  Tespine, 

Dormant  i  trueve  la  meschine.  270 

287  B  Et  donqués  dût.  —  288  B  Se  onques  fu,,.puét  e,  K  tu  tu  p, 
—  240  B  Et  chou  con  prie,  —  241  B  Par  coi  nus  hom  fust  deshaities,  — 
242  B  Biaux  sire  prenge  ten  pities,  —  ^^7  A  la  p,  —  248  A  celi,  —  250 
A  toute.  —  252  B  sor  Urbe.  —  255  A  ne  li  set;  B  Quii  ne  li  sût.  —  266  B 
est.  —  257  B  a.  —  258  B  La  nuis  en  vait  H  iors  repaire.  —  259  A  lessiee  ; 
B  Et  donques.  —  260  accuiteeP  (etwas  undeutlich);  B /k  akeutee.  —  262  B 
Illtiec  sendort  grant  H  fait.  ~  265  B  Qui  de  desous  l.f.  p.  —  267  le;  B  La  u 
ses  amis  der  s  estoit.  —  268  A  qui;  B  ne  fu  gaires  kil  i  soit.  —  269  A  B  Car, 

268.  Ich  übersetze:  „Aber  er  war  nicht  da,  so  dafs  er  es  (ihre  plötz- 
liche Versetzung  an  die  Furt)  erfuhr  d.  i.  erfahren  hätte."  Seine  zeitweilige 
Entfernung  mufs  in  dem  Verse  ausgesprochen  sein,  da  sonst  unverstandlich 
bleibt,  wie  im  folgenden  Verse  von  seiner  Rückkehr  die  Rede  sein  kann. 
Die  Lesart  von  B  mit  ihrer  schwerialligen  Umschreibung  beruht  doch 
wohl  nur  auf  willkürlicher  Änderung  des  Copisten  behufs  Gewinnung  eines 
Reimes  auf  -oit. 

269.  Car,  das  allerdings  beide  Handschriften  aufweisen,  gibt  keinen 
Sinn  ;  cant  ist  Conjectur. 


DER    LAI   DE   L'ÉPINE.  249 

Por  la  freör  cele  s'esveille, 

Ne  sait  ou  est,  molt  se  merveille, 

Son  chief  covri,  grant  poor  a. 

Li  chevaliers  l'aseüra: 

„Diva,  fait  il,  por  nient  t'esfreies;  275 

Se  est  chose  que  parler  deies, 

Seurement  parole  a  mei. 

Por  sol  tant  que  feme  te  vei. 

S'en  dieu  as  part,  seies  seûre. 

Mais  que  me  dies  t'aventure,  280 

Par  quel  guise  et  confaitement 

Tu  venis  ci  soudainnement". 

La  meschine  s'aseära, 

Ses  sens  li  vint,  si  s'amembra 

Qu'elle  n'esteit  pas  el  vergier;  285 

Dont  a  parlé  au  chevalier: 

„Ou  sui  je  donc?"    fait  la  meschine. 

„Dameisele,  au  gué  de  l'espine 

Ou  il  avient  mainte  aventure, 

A  la  feiz  bone,  a  la  feiz  dure".  290 

„Hé  diex,  fait  ele,  or  sui  garie. 

Sire,  ja  sui  je  vostre  amie. 

Diex  a  oïe  ma  preiere." 

Ce  fu  l'aventure  premiere 

Que  la  nuit  vint  au  chevalier.  295 

S'amie  le  cort  embracier. 

Et  il  tantost  a  pié  descent, 

Entre  ses  braz  soëf  la  prent; 

Par  cent  feiz  baise  la  meschine. 

Et  pus  l'asiet  desoz  l'espine.  300 

Cele  li  conte  tout  et  dit 

Comment  el  vergier  s'endormit. 

Et  comment  el  iu  de  si  la, 

Que  illec  dormant  la  trova. 

Quant  il  ot  trestot  escouté,  305 

Un  regart  fist  outre  le  gué 

Et  vit  venir  un  chevalier 

Lance  levée  le  gravier. 

Ses  armes  sont  totes  vermeilles 

Et  du  cheval  les  dous  oreilles  310 

271  Kpoor.  -  272  B  sen  w.  —  276  A  ^j;  A  B  qui  (ki),  --  Xl^fame, 
—  281  A  et  fehlt.  —  282  B  chi  si  soutieument.  —  288  B  la  stura,  —  284 
B  U  mut  se  li  menbra.  —  286  B  apieU  le  ch.  —  287  ge,  —  290  B  Une  fois 
bone  autre  fois  d.  ;  A  dire.  —  291  B  ce  dist  con  s.  g,  —  292  B/a«  este,  — 
294  B  maventure.  —  296  A  Que  ü  avint.  -  297  'R  après  a.  p.  —  300  A 
Et  fehlt,  sasieut,  —  301  A  Pus  li  a  conte,  —  308  Bu,—  304  B  £t 
comment.  —  306  A  illot.  —  807  B  voit.  —  308  B  por  gerroier. 


271.  Die  Lesart  von  A:  poor ^  ist  offenbar  sinnlos;  yír^or,  das  ich  aus 
B  aufnehme,  steht  keineswegs  in  "Widerspruch  zu  chaut  V.  262:  auf  einen 
warmen  Abend  ist  eben  eine  kühle  Nacht  gefolgt. 


250  R.   ZENKER, 

Et  li  autres  cors  ert  toz  blans, 

Bien  fu  estrains  parmi  les  flans; 

Mais  n'a  mie  passé  le  gué, 

De  Pautre  part  s'est  aresté. 

Et  li  danziaus  dit  a  s'amie  315 

Que  faire  veut  chevalerie; 

D'ilec  esgart,  pas  ne  se  mueve. 

Saut  el  cheval,  sa  joste  trueve, 

Mais  primes  passe  le  rivier 

De  l'autre  part  au  chevalier.  320 

Tant  com  chevaus  pueent  randir, 

Granz  cox  se  vont  entreferir 

En  sun  le  vermeil  des  escuz 

Que  touz  les  ont  fraiz  et  fenduz; 

Les  lances  brisent  de  quartier,  325 

Sanz  maumestre  et  sanz  empeirier 

Versèrent  andui  el  sablón; 

N'i  orent  per  ne  compaingnon 

Qui  les  aidast  a  relever; 

Or  penst  chascun  du  remonter.  330 

Li  graviers  fu  plains  et  igaus. 

Quant  il  rentrent  es  chevaus, 

Les  escuz  joingnent  as  peitrines 

Et  baissent  les  lances  fraisnines. 

Li  dameisiax  ot  honte  eue  335 

Qu'a  terre  l'ot  veü  sa  drue 

A  cele  joste  premeraine. 

Si  feri  a  la  derreaine 

Que  de  l'escu  perent  les  ais. 

Et  cil  reflert  lui  tot  ades;  340 

Des  hantes  font  les  trons  voler, 

Le  quel  que  seit  estut  verser. 

Ce  ÍU  cil  as  vermeilles  armes; 

De  l'escu  guerpi  les  enarmes 

Et  du  corant  destrier  la  sele.  345 

Voiant  les  eulz  a  la  pucele 

Ses  amis  l'empaint  el  gravier, 

Par  les  resnes  prent  le  destrier, 

311  B  fu.  812  B  estrois  desos.  —  816  B  dût.  —  817  B  Diliiuc  sf 
part,  —  81  (i  A  U  r  edier  \  B  pense  lui  aidier.  —  820  B  a«  est  rivier.  —  821 
puent;  B  cheval  puet  randir.  —  828  B  vermes.  —  825  B  hanstes  furent  de 
qu.  —  826  A  et  fehlt.  -  827  B  .S^  versent.  —  829  B  a  remonter.  —  380 
B  relever.  —  882  B  //  furent  as.  —  834  A  laissent.  —  386  Qua  tiere 
vint  devant  s.  d.  —  888  B  Sel  feri  si  a  le  demaine.  —  339  B  porte  les 
hies.  —  340  B  adies.  —  841  A  tros.  —  842  B  estuet,  —  348  B  C*  sent 
cil  a  V.  —  847  B  lespaint.  —  348  B  le  regne. 

319.  Le  rivier  ^  das  allerdings  auch  nicht  recht  befriedigt,  setze  ich  ein 
für  das  unverständliche  leredier  der  Hs. 


DER   LAI   DE    L'ÉPINE.  25 1 

El  gué  se  met,  outre  s'en  vait, 

De  l'autre  part  geâr  le  lait.  350 

A  s'amie  vint  a  Pespiiie, 

Du  bon  cheval  li  fait  saisine. 

Cil  n'i  jut  mie  longuement, 

Car  secors  ot  assez  briement. 

Vers  lui  viennent  dui  chevalier,  355 

Monter  le  font  en  un  destrier, 

Et  li  dui  passèrent  le  gué. 

Li  danziaus  en  fu  eiïreé. 

Por  qu'il  n'esteient  per  a  per; 

Mais  ne  Ten  esteüst  douter:  360 

Ja  nus  n'aura  del  autre  aïe; 

Se  faire  veut  chevalerie. 

Faire  le  puet  corteisement 

A  chascun  par  lor  senglement. 

Quant  a  chevaus  furent  tuit  trei,  365 

Corteisement  e  sanz  desrei 

Le  gué  passa  li  derreain; 

Quant  outre  furent  en  certain. 

Ne  l'araisonnent  tant  ne  quant, 

Mais  de  joster  li  font  semblant.  370 

Li  uns  d'eus  fu  coiz  et  restis, 

Li  autres  s'est  as  armes  mis; 

Corteisement  atent  et  bel 

La  joste  aveir  du  dameisel. 

Quant  cil  le  veit  de  tel  mesure,  375 

Eneslepas  se  raseûre 

Et  si  s'est  tres  bien  porpensé: 

Por  ce  vint  el  gravier  au  gué, 

Por  pris,  por  aventure  querré; 

Le  vassal  velt  aler  requerre.  380 

Lance  levée,  l'escu  pris 

El  gravier  s'est  contre  lui  mis. 

349—366  fehlen  in  B.  —  349  outre  U  Ut,  —  867  B  Icil.  —  369  B  Por 
cho  quii  nestoient  pas  per.  —  360  B  ne  Ustuet  pas.  —  861  B  uns.  —  364 
B  Et  cascuns  par  soi  simplement.  —  366  B  cheval.  —  367  B  passent 
ïi  premerain.  —  868  B  li  ciertain.  —  369  B  Ne  laraisone  ne  t.  n.  qu. 
—  871  A  corz.  —  372  B  est  es.  —  378  B  latent.  —  374  B  Par  avoir 
joste  del  dansiel.  —  376  B  les ...musure.  —  877  B  Et  entretant  sest  por- 
penses.  —  378  B  Por  cho  vient  il  gaitier ....  —  379  B  et  por  honor  con- 
querré. —  380  B  est  ales,   -    381  B  Lance  baissie  al.  —  382  B  s'  fehlt. 

349.  le  let  ist  wohl  aus  der  folgenden  Zeile  eingedrungen;  s'en  vait  ist 
Conjektur. 

355  ff.  Es  besteht  hier  eine  Unklarheit  in  der  Erzählung,  die  ich  nicht 
zu  heben  vermag.  Erst  hören  wir,  dafs  die  beiden  neuangekoramenen  Ritter 
den  besiegten  zu  Pferde  steigen  lassen  und  selbst  die  Furt  überschreiten, 
doch  jedenfalls  auch  zu  Pferde.  V.  365  ist  dann  aber  davon  die  Rede,  dafs 
sie  alle  drei  zu  Pferde  gestiegen  sind.  Auch  fallt  V.  368  der  Plural  furent 
etwas  auf.     Vielleicht  ist  die  Überlieferung  fehlerhaft. 


252  .  K.  ZENKER, 

Andai  poignent,  ensemble    mueven t, 

As  fers  des  lances  s'entretruevent, 

Si  que  des  fus  en  font  esteles  ;  385 

Mais  ne  perdirent  pas  les  seles. 

Tant  furent  fort  li  chevalier 

Qu'aquastroné  sont  li  destrier, 

Chascuns  d'eus  a  mis  pié  a  terre, 

O  les  bons  brans  se  vont  requerre.  390 

Ja  fust  li  chaples  commenciez 

Et  si  i  fust  aucuns  bleciez, 

Quant  H  chevaliers  les  depart 

Qui  de  loing  vint  de  l'autre  part. 

Des  dous  desseivre  la  mellée,  395 

N*i  ot  plus  coup  féru  d'espée. 

Pus  a  parlé  au  dameisel, 

Corteisement  li  dit  et  bel: 

„Amis,  fait  il,  car  remontez 

Et  une  feiz  a  mei  jostez:  400 

Pus  vous  em  porreiz  bien  aler, 

Ne  vous  chaut  plus  a  demorer; 

Car  la  peine  de  cest  trespas 

Vous  ne  la  sosferriëz  pas, 

Ainz  que  li  jors  deie  esclarcir,  405 

Por  toute  la  cité  de  Tir. 

Se  vos  i  estiez  maurais 

Ou  par  mésaventure  ocis, 

Vostre  pris  auriez  perdu, 

Ja  ne  seriez  menteu.  4 10 

Nus  ne  saureit  vostre  aventure, 

Ainz  sereit  mais  toz  jors  oscure; 

Menée  en  sereit  la  pucele 

Et  li  bon  destrier  de  Castele 

Que  avez  conquis  par  proesce.  415 

Onques  n'eûstes  tel  richesce: 

Que  tant  corn  le  frain  li  lairez, 

Jamar  que  mengier  li  donrez, 

883 ,  îJ84  B  Andui  por  joindre  ensanble  meurent  Es  lances  andui  se 
recheurent.  —  385  B  des  lances  font.  —  38<5  B  widierent.  —  388  A  Qua 
guar  troue.  —  380  B  Et  cascuns  am.—  391  B /w.  —  302  B  1  fehlt; 
li  uns  diaus.  —  304  B  Qui  Ions  estoit  a  une  part.  —  390  A  pus.  — 
398  B  dist.  —  399  B  retomes.  —  401  B  nous  em  porrons.  —  402  B  Ne 
caut  de  plus  demorer.  —  404  B  soufferres.  —  405  B  doit.  —  40ft  B  Par, 
—  407  B  Et  se  vous  esties  m.  —  -  408  B  Et  par\  A  aventure.  —  409  B 
aries  vous  p.  —  410  B  amenteu.  —  412  B  serait  at.  —  414  K  Et  le\ 
B  Od  le.  —  415  B  Qavoit  c.  —  410  B  Ains  mais  ne  vistes  tel  richece.  — 
417  B  Car  tant  que  le  f rains  li  lair  ois,  —  418  B  donrois. 

388.  aquastroner  {Etymon  ?) ,  zusammensinken.  Ren.  de  Mont,  ed, 
Michelant  p.  35  :  Et  li  cheval  se  sunt  durement  encontré  Que  sor  les  rains 
derrière  se  sunt  acatoné  ;  cf.   Godefroy,  Dictionnaire  s.  v. 


DER   LAI   DE   L'ÉPINE  253 

Et  toz  jors  l'aurez  eras  et  bel, 

Ains  ne  veïstes  plus  isnel  420 

Ne  de  toutes  boutez  meillor 

Ne  mieux  feïst  a  josteör. 

Mais  ne  seiez  pas  esbahiz, 

Por  ce  qu'estes  proz  et  hardiz 

Tres  que  li  frains  sera  cheuz,  425 

Eneslepas  sera  perduz. 

Li  dameisiaus  ot  et  entent 

Qu'il  parole  resnablement. 

Et  se  c'est  veir  qu'il  H  destine, 

Aler  s'en  velt  a  la  meschine,  430 

Mais  primes  velt  a  lui  joster, 

Pus  ert  plus  bel  du  dessevrer; 

O  les  enarmes  joint  la  resne 

Et  prent  une  lance  de  fraisne, 

Esloingniez  s'est  du  chevalier  435 

Et  prennent  lor  cors  el  gravier. 

Por  asembler  ensemble  poingnent. 

Les  lances  baissent  et  aloingnent. 

Desus  les  escuz  a  argent 

S'entrefierent  si  durement  440 

Que  toz  les  ont  fraiz  et  fenduz; 

Mais  les  estriers  n'ont  pas  perduz. 

Pus  quant  icil  s'est  bien  tenu, 

Si  l'a  li  danziaus  si  féru 

Que  toz  en  fust  venuz  aval,  445 

Quant  au  col  se  tint  du  cheval; 

Et  li  valiez  outre  s'empasse, 

Son  escu  et  sa  lance  quasse, 

Son  tor  fait,  cele  part  s'adresce; 

Et  li  chevaliers  se  redresce.  450 

Au  repairier  tot  prest  le  trueve, 

Chascuns  de  son  escu  se  cuevre. 

Et  si  ont  traites  les  espées; 

Pus  s'entredonent  granz  colees. 


419  A  £^  il  ert  tot  tors  c.  et  braus  ;  B  B^  tousjors  laroit  eras  et 
hiel.  —  420  A  Onques  ne  veistes  plus  biaus  ;  B  Aine  mais  ne  veistes  plus 
isniel.  —  421.  422  fehlen  in  B.  —  428  B  ja  e.  —  424  fehlt  in  A  —  426, 
426  B  Puisque  le  frain  laurois  tolu  EsneUment  laurois  perdu,  —  429  A 
Et  ce  est;  B  que  li.  —  430  A  roine;  B  A/er  en  wet.  —  431  B  rtfet.  — 
432  B  Plus  biel  pora  de  lui  sevrer.  —  433  B  Avec  Us  armes  prent  le 
regne.  —  431—434  sind  in  A  umgestellt:  434.  433.  431.  432.  —  436  B 
prendent  le  c.  —  438  A  L.  l.  prises  ;  B  eslongent.  —  439  B  Desor.  — 
440  B  fièrement.  —  443  A  sicil . . .  tenuz  ;  B  Et  qant  se  sont  si  bien  tenu. 
—  444  A  le  danzel  si  feruz  ;  B  Si  la  damoisiaus  féru.  —  446  B  se  prent.  — 
448  A  ^  son  escu  s.  l.  —  449  A  Sen.  —  453  B  Et  ü  0.  —  464  B  Si  se 
donnent  moût  g.  c. 


254  R.   ZENKER, 


Que  de  lor  escuz  font  esteles,  455 

Mais  si  se  sont  tenaz  as  seles 

Que  por  chapler  ne  por  ferir 

Ne  vorent  les  estriers  guerpir. 

La  meschine  fu  esfraée, 

Qui  d'eus  esgarde  la  mellée;  460 

Grant  poor  ot  de  son  ami, 

Au  chevalier  cria  merci 

Qui  a  lui  ot  josté  avant 

Qu'il  les  departist  a  itant. 

Cil  fu  cortéis  et  afaitiez,  465 

Cele  part  vint  toz  eslaissiez, 

£ntr'eus  se  met,  departi  sont, 

L'ève  passent  si  s'en  revont. 

Li  dameisiaus  plus  n'i  demore, 

A  s'amie  vient  eneslore,  470 

Qui  paorouse  ert  soz  l'espine, 

Devant  lui  lieve  la  meschine, 

Le  bon  cheval  en  destre  emmaine; 

Bien  a  achevée  sa  painne. 

Tant  a  erré  que  nuit  que  jor  475 

Qu'il  vint  a  la  cort  son  seingnor; 

Li  reis  le  vit,  molt  en  fu  liez. 

Mais  de  ce  s'est  molt  merveilliez, 

Ou  il  a  prise  la  meschine; 

Pus  a  mandée  la  reïne.  480 

Cel  jor,  si  con  j'oï  conter, 

Ot  fait  li  reis  sa  cort  mander, 

Et  ses  barons  et  autre  gent. 

Por  endreit  d'un  acordement 

De  dous  barons  qui  se  mellerent,  485 

Par  devant  le  rei  s'acorderent. 

Oiant  tote  cele  assemblée 

Ja  fu  l'aventure  contée 

Comment  avint  au  chevalier 

Au  gué  ou  il  ala  guaitier:  490 


455  B  astùles,  —  456  B  Mais  ne  widierent  pas  les  sieles,  —  457» 
468  fehlen  in  B  —  458  guérir.  —  459  B  Mont  fu  la  m,  iff  ree,  —  460  B 
Quadies  regarde.  —  461  Y^  a  d.  —  462  B  crie.  —  463  B  Que  a  lui  a,  — 
464  A  departe  \  B  Que  il  sens  d.  a  tant.  —  465  B  //.  —  467  B  Düluec 
departi  se  sont.  —  468  B  j<?  r.  —  469  B  Et  H  dansiaus  plus  ne  demoure, 

—  470  enisleure;  B  Od  samie   vint.  —  471  B  Paoureuse  est  desor  lespine, 

—  472  B  soi.  —  474  A  a  fehlt  \  E  Or  a  achevie.  —  475  B  que  vint  au  jor» 

—  476  B  Et  vint.  —  477  B  voit  et  fu  molt  lus.  —  478  A  ce  fehlt;  B  sest 
il  m.  —  479  1^  Et  cil  a.  —  480  B  Sire  est  endroit  soi  la  roine,  —  481  A 
Ce.  —  482  A  sa  gent;  B  A  fait.  —  488  A  Z>^  j.  —  484  B  Por  le  droü 
dun  comtnandement .  —  486  ^  Et  d.  —  487  A  tre  slot.  —  488  B  Li  fu.  — 


DER    LAI   DE   L'ÉPINE.  255 

Premièrement  de  la  meschine, 

Com  la  trova  desoz  l'espine, 

Pus  des  justes  et  du  cheval 

Que  il  gaaingna  au  vassal. 

Li  chevaliers  et  près  et  loing  495 

Le  mena  puis  en  maint  besoing 

Et  richement  garder  le  fìst 

Et  la  meschine  a  feme  prist. 

Tant  garda  et  tint  le  destrier 

Que  la  dame,  por  essaier,  500 

Se  ert  du  cheval  vérité 

Que  ses  sires  ot  tant  gardé. 

Le  frain  li  a  du  chief  tolu; 

Einsi  ot  le  cheval  perdu. 

De  Taventure  que  dite  ai,  505 

Li  Breton  en  firent  un  lai. 
Por  ce  que  il  avint  au  gué. 
En  ont  li  Breton  esgardé 
Que  li  lais  ne  recevroit  non 

De  rien  se  de  l'espine  non.  510 

Ne  Pont  pas  des  enfanz  nommé, 
Ainz  l'ont  de  l'espine  apelé, 
Si  a  non  li  lais  de  l'espine 
Qui  bel  commence  et  bel  define.  514 

492  B  Quii  la.  —  498  fame,  —  600  B  voU  assaier.  —  601  B  Ce 
ce  st.  —  602  B  son  signor  a.  —  608  B  Le  frain  del  cief  li  a  tolu.  — 
604  A  fu.  —  607  B  queU  vint.  —  608  B  Nont  pas  l.  —  609  A  U  lay\ 
B  li  laist  recheust  son  non.  —  610  B  Ne  fu  se  de  lespine  non.  —  618  A 
U  lai.  —  614  B  Qui  bien. 


B.  Chi  define  li  lais  de  lespine, 

R.  Zenker. 


Zu  den  Liedern  Lionardo  Oiastinianis. 

Die  Canzonetteni  und  Strambotti  Lionardo  Giüstinianis  er- 
freuten sich  im  15.  Jahrhundert  einer  immer  wachsenden  Beliebt- 
heit^  Noch  gegen  Ende  des  Jahrhunderts  schreibt  Cicco  Simonetta^ 
in  einem  eigenhändigen  Promemoria,  er  wolle  den  mailänder  Ge- 
sandten in  Venedig ,  Girardo  de'  Colli  ,^  an  seine  Bitte  erinnern  : 
„che  gli  facessi  scrivere  in  un  libretto,  tucte  le  canzone  de  domino 
Leonardo  Justiniano  et  tucte  le  altre  che  se  trovino  in  Venetia 
che  siano  belle  et  che  siano  in  uso  in  Venexia".  Bei  einigen  (doe 
o  tre)  Canzonen  möge  er  auch  die  Noten  beifügen  lassen,  um  die 
venetianische  Melodie  zu  verstehen.  Aufserdem  soll  er  ihm  einen 
jungen  Burschen  von  12  bis  15  Jahren  schicken,  der  mit  und 
ohne  Laute  singen  und  seinen  Kindern  Musikimterricht  erteilen 
könne.  Aus  dieser  Urkunde  ersehen  wir  aber  zu  gleicher  Zeit 
wieder,  dafs  das  Eigentum  Giüstinianis  von  demjenigen  anderer 
Dichter  nicht  immer  streng  geschieden  wurde.  Gerade  die  ältesten 
und  reichhaltigsten  der  bisher  bekannten  Sanmilungen  von  Gedichten, 
deren  gröfster  Teil  sicher  Giustiniani  gehört,  zeigen  keine  Autoren- 
namen.^  Es  sind  dies  der  cod.  pal.  213  [627.  —  E.  5,  7,  47], 
den  ich  mit  P.  bezeichne,  und  der  cod.  der  Nationalbibliothek  zu 
Paris  F.  it.  1032  (Pri).6  Beide  Handschriften  sind  in  Oberitalien 
geschrieben.    Von  ersterer  hat  es  Gentile^  dargethan,  der  aufserdem 


^  Zu  dem  Namen  Gaspary,  Geschichte  der  italienischen  Literatur  II  S.  661. 

*  Vgl.  z.  B.  Gaspary,  a.  a.  O.  II  S.  182. 

^  Das  Dokument  ist  abgedruckt  bei  Motta,  Musici  alla  corte  degli 
Sforza.     Archivio  storico  lombardo  XIV  S.  554 — 555  (1887). 

*  Derselbe  war  1471 — 1475  Gesandte;  in  diese  Zeit  muís  also  das  un- 
datierte Schriftstück  fallen.     Motta  a.  a.  O. 

^  Dais  Giustiniani  selbst  nicht  alle  ihm  in  den  alten  Drucken  zuge- 
schriebenen Gedichte  gehören,  zeigte  ich  Zeitschrift  für  roman.  Phil.  XI  1 30. 

®  Gleichfalls  ohne  Namen  21  Canzonetten  im  cod.  marc.  Cl.  it.  IX  346 
(a.  1444),  welche  Morpurgo  1883  i™  zweiten  Bande  von  Ferraris  Biblioteca 
di  letteratura  popolare  herausgab  und  31  im  cod.  marc.  Cl.  it.  IX  486.  Zu 
letzteren  vgl.  Mazzoni,  Le  rime  profane  d'un  manoscritto  del  secolo  XV. 
(Atti  e  Memorie  della  R.  Accademia  di  scienze,  lettere  ed  arti  in  Padova 
Voi.  VII  Disp.  I  i8qi)  und  meine  Anzeige  im  Lbl.  f.  germ.  u.  rom.  Phil. 
Xm  Sp.  30 — 31.  Über  den  cod.  der  Pariser  Nationalbibliothek  1069  werde 
ich  baldmöglichst  berichten. 

^  I  codici  palatini  descritti,  Roma,  Bencini  1889  I  S.  267 — 268. 


zu   DEN    UEDERN    UONARDO   GIUSTINIANIS.  257 

zeigt,  dafs  der  cod.,  bevor  er  nach  Florenz  kam,  Francesco  Sforza 
gehörte.  Der  cod.  par.  1032^  ¡st  mit  dem  Wappen  des  Giovanni 
Galeazzo  (einer  gekrönten  blauen  Schlange,  die  sich  nach  links 
wendet,  in  schwarzem^  Felde)  geziert  Daher  nimmt  Mazzatinti^ 
mit  Delisle^  an,  dafs  er  dem  Conte  di  Virtù  gehörte.  Eine  Schwierig- 
keit ist  dabei  allerdings  miberûcksichtigt  geblieben:  Gian  Galeazzo 
starb  im  Jahre  1402,  Giustiniani  ist  aber  nach  gewöhnlicher  An- 
nahme erst  1388  geboren.  Letzterer  wäre  also  mit  allerspätestens 
14  Jahren  bereits  ein  berühmter  Dichter  und  der  Verfasser  von 
70  Liedern  —  diese  Anzahl  enthält  der  Pariser  Codex  —  gewesen. 
Nehmen  wir  selbst  an,  dafs  ein  Teil  der  in  Pri.  enthaltenen  Ge- 
dichte von  anderen  Verfassern  herrührt  —  bis  jetzt  kann  ich  es 
von    keinem   einzigen    nachweisend^  —   so    werden   anderseits   nach 


*  Vgl.  Mazzatinti,  Inventanio  dei  manoscritti  italiani  delle  biblioteche 
di  Francia  Voi.  I  S.  180.  Der  eine  englische  Besitzer  heifst  mcht  £rethonne 
(dieser  Lesefehler  schon  bei  Raynaud ,  Cabinet  Historique  A.  XXVII  T.  I 
Catalogue  S.  269),  sondern  Crechtoñe.  Derselbe  hat  seinen  Namen  fast  über 
jedes  Gedicht  geschrieben.  In  den  Zwischenraum  zwischen  den  Buchstaben 
A  imd  C  des  vom  Schreiber  des  Codex  auf  zwei  vorgeheftete,  also  nicht 
mitgezählte  Pergamentblätter  geschriebenen  alphabetischen  Inhaltsverzeich- 
nisses nach  Versanfangen  schrieb  er  :  „Iste  liber  p^rtenet  Wilhelmo  Crechtone 
jn  de  le  vint  et  vns  jour  de  aust  mil  VCXXII".  Am  Ende,  F.  126  r.  schrieb 
derselbe:  ,Jste  liber  p^rtenet  Wilhelmo  crechtone".  Canivet  schrieb  auf  die 
Rückseite  des  zweiten  vorgehefteten  Blattes  unter  das  Inhaltsverzeichnis: 
,,Ce  present  Liure  est  a  moy  nicolas  |  canyuet  compteroulleur  de  la  place  et 
I  chastel  de  dombar  en  escosse  et  |  secretaire  de  treshaute  et  trespuissant  | 
prince  Monseigneur  le  duc  |  dalbanye  Ect.  |  Canyuet".  Darunter  von  anderer 
Hand:  „Potius  mori  quan  sedari".  Dasselbe  Motto  F.  126 r.  Ebendort  über 
dem  Motto  und  unter  Crechtones  Bemerkung  Canivets  Bemerkung:  „II  ma 
este  donne  par  mon  grand  amy  |  guillame  quoquebome  sire  de  ueuha(?)  a 
edenbourg  Le  He  Jor  de  juillet  1529".  Darunter  der  Name  ausradiert,  doch 
erkennbar.  Der  cod.  ist  von  Ive,  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  n 
S.  149  Anm.  I  falschlich  als  1302  bezeichnet.  Mazzatinti  macht  im  Abdruck 
dieser  Anmerkung  a.  a.  O.  H  S.  266,  1320  daraus. 

'  Nach  Mazzatinti  a.  a.  O.  S.  LXXI  silbern;  vgl.  auch  Mazzatinti,  In 
ventano  dei  codici  della  biblioteca  visconteo-sforzesca  redatto  da  Ser  Facino 
da  Fabriano  nel  1459  e  1469.  Giornale  storico  della  lettaratura  italiana  I  S.  36. 

3  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  I  S.  36. 

*  Le  cabinet  des  manuscrits  I  130. 

^  Von  den  Gedichten  im  cod.  P  werden  bisher  von  andern  Verlassem 
beansprucht  (ich  citire  nach  meiner  Ausgabe  Bologna  1883): 

1  LXVU  (S.  349)  Venuta  è  Pora  e* I  dispietato  punto.  Von  mir  unter  dem 
Namen  J.  Sanguinacci  herausgegeben  in  der  Miscellanea  Caix-Canello  S.  196. 
Auch  der  cod.  oxfd.  8 1  gibt  das  Gedicht  mit  Recht  Sanguinacci.  Vgl.  Pèrcopo, 
Giornale  storico  della  letteratura  italiana  Vili  S.  496 — 498  ;  Biadene  ibid. 
IX  214,  dessen  Oste  jedoch  unvollständig  ist;  bei  unserem  Gedichte  fehlt 
B. ,  M'.  Das  Gedicht  anonym  auch  cod.  pal.  205  und  241,  cod.  laur.  pl.  89 
inf.  44,  cod.  magi.  VII.  il,  25.  Vgl.  auch  Zeitschrift  fur  roman.  Phil.  XI 129. 
Herr  Lamma  behauptet  Propugnatore  XX,  II  S.  221  n.  i  irrtumlich,  das 
Gedicht  stände  in  P  und  im  cod.  neap.  IV.  A.  7  mit  Sanguinacds  Namen. 
Auch  im  cod.  bol.  1739  ist  die  Überschrift  erst  später  hinzugefügt.  VgL 
Lamma  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  X,  373  und  377  Anm.  i. 

2  LXXI  (S.  365)  QVal  nympha  in  fonte  ^  o  quai  in  ciel  mai  dea  ist 
unter  Sacchettis  Namen  gedruckt  (wie  auch  LXVU)  von  Ghinassi  und  Isola 
und  im  cod.  bol.  1739  von  jüngerer,  wahrscheinlich  Crescimbenis  Hand  dem 

Zeliöohr.  i.  rom.  Phil.  XVII.  1 7 


258  B     WIESE, 

meinen  noch  recht  lückenhaften  Notizen  13  der  Lieder  von  Hand- 
schriften und  Drucken  dem  Giustiniani  zugeschrieben  und  von 
keinem  anderen  Dichter  beansprucht,  darunter  das  berühmte  Rezina 
del  cor  mtoA 


Sangiiinacci  zuerteilt  (Lamma»  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  X, 
S.  377  Anm.  3).  Die  alten  Drucke  geben  das  Gedicht  aber  Giustiniani,  dem 
es  gehören  wird.  Anonym  steht  es  auch  im  cod.  marc.  Cl.  it.  IX  105  und 
HO,  im  cod.  magi.  VII.  11,25  und  im  cod.  par  1069. 

3.  LXXII  (S.  371).  Venite  puntelete  e  belle  donne ^  die  bekannte  Ruffi- 
anella,  welche  meistens  in  den  Handschriften  Boccaccio  zugeschrieben  wird 
(z.B.  vat.  4830;  barb.  XLV,  145;  med.  pal.  118;  laur.  XL,  43;  rice.  1091). 
Vgl.  Ferrari,  La  Domenica  Letteraria  III,  14.  Ich  bemerke  noch,  dafs  im 
cod.  marc.  Cl.  it.  IX  105  nach  dem  Gedichte  das  Serventese  Simone  Serdinis: 
O  magnanime  donne»  in  cui  beltate  folgt  mit  der  Überschrift:  Chanzon 
Morale  di  Simon  da  Siena  a  confusion  de  Venite  poncellette.  Volpi  hat 
dies  übersehen  (La  Vita  e  le  rime  di  Simone  Serdini,  Giornale  storico  della 
letteratura  italiana  XV  S.  61). 

4.  LXXIV  (S.  383)  S  y  forte  i  to  begli  ochij  ñoñamente.  Dies  Serven- 
tese trägt  im  cod.  marc.  cl.  it.  IX  105  e  54  r.  die  Überschrift  in  roth:  M. 
T.  Ad  Ländern  diuç  ixote  Sancti  Bonifacij  comitisse.  Auf  c.  117  r — 125  v. 
liest  man  eine  „Vizio.  M.  T.  ad  D.  suam  celeberrimam  &  serenissimam", 
beginnend  :  Plu  giorni  fa  ch*io  mi  cridi  dil  tuto ,  endend  :  Lieto  mi  parti 
sperando  in  la  tornata,  und  endlich  e. 041  v  ein  Gedicht  mit  der  Überschrift: 
Michaelis  tarantono  ad  instantiam  ant  de  bonichardis.  Aus  letzterem  Um- 
stände schliefst  der  Verfasser  des  Inhaltsverzeichnisses  auf  dem  vorgehefteten 
Blatte ,  dafs  M.  T.  Michaelis  tarantono  sei.  Ich  kann  über  letzteren  augen- 
blicklich nichts  beibringen. 

5.  LXXX  (S.  409)  yO  ti  prego  per  quel  uiuo  sole.  Dies  Capitolo  ist 
von  Carlo  Cavalcabò  aus  Cremona.  Vgl.  Lamma,  Giornale  storico  della 
letteratura  italiana  X  S.  377 — 378.  Es  war  schon  gedruckt  bei  Arisi,  Cremona 
Literata  I  S.  210 — 213  und  bei  Crescimbeni,  Comentaij  n  228 — 230,  der  aber 
nicht,  wie  Lamma  a.  a.  O.  S.  378  Anm.  1  behauptet,  den  Text  des  Arid 
abdruckt.  Schon  ein  flüchtiger  Vergleich  zeigt,  dafs  seine  Lesart  eine  ganz 
andere,  wie  er  selbst  sagt  (Vol.  n  P.  II  Lib.  V  S.  227),  die  des  cod.  Isol- 
diano  (bologn.  1739)  ist.  Von  den  Gedichten,  welche  die  Drucke  enthalten, 
werden  von  andern  beansprucht  (in  meiner  Ausgabe  Ludwigslust  1885): 

6  m  (S.  3)  PEr  gran  forza  d'amor  commosso  e  spinto.  Es  ist  von 
Guazzalotti.  Vgl.  Volpi,  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  XV 
S.  49 — 50.  Es  wird  auch  dem  Simone  Serdini  zuerteilt.  Die  Attribution  an 
Giustiniani  kennt  Volpi  nicht.  Anonym  steht  das  Capitolo  auch  noch  im 
cod.  magi.  II.  II.  72  (Bartoli,  I  manoscritti  italiani  della  biblioteca  nazionale  n 
S.  115)  und  im  cod.  par  1069  (Mazzatinti  a.  a.  O.  Il  S.  268).  VgL  auch  Zeit- 
schrift für  roman.  Phil.  XI  S.  130. 

7.  Vn  (S.  6)  AAfor  con  tanto  sforzo  hormai  m'assale  ist  von  Giusto 
de'  Conti.  Es  wird  auch  von  einem  Codex  dem  Serdini  gegeben.  Vgl.  Volpi 
a.  a.  O.  S.  49;  Zeitschrift  für  roman.  Phil.  XI  S.  1 30.  Das  Gedicht  anonym 
noch  im  cod.  par.  1069. 

*  I.  I  (S.  5)  O  Donne  inamorate  vom  cod.  rice.  1091. 

2.  n  (S.  Il)  POi  che  azo  perduta  ebenso 

3.  XIV  (S.  79)  PErla  mia  cara,  ay  dolce  amore  vom  cod.  rice,  und  den 
alten  Drucken. 

4.  XV  (S.  87)   G  Ver  riera  mia,  consenti  a  mi  ebenso. 

5.  XVII  (S.  99)  ROsa  mia,  per  dio  consenti  von  den  alten  Drucken. 

6.  XXVII  (S.  139)   O  Rosa  mia  zentile  ebenso. 

7.  XL  (S.  207)  PÈr  le  bellezze,  ch'ai  ebenso. 

8.  XLIII  (S.  225)  REgina  del  chor  mio  vom  cod.  rice,  und  den  Drucken. 

9.  XLV  (S.  235)  Chi  non  ha  prouato  amore  von  den  Drucken. 


zu    DEN    LIEDERN    UONARDO   GIüSTINIANlS.  259 

Wir  sind  also  zu  der  Schlufsfolgerung  gedrängt,  dafs  das 
Wappen  Gian  Galeazzos  später  in  die  Handschrift  hineingemalt 
wurde,  oder  dafs  Giustiniani  früher  als  man  gewöhnlich  annimmt 
geboren  ist  Ersteres  ist  das  Wahrscheinlichere.  Die  Frage  zu 
entscheiden,  fehlt  mir  augenblicklich  das  nötige  Material. 

Die  beiden  Handschriften  P.  und  Pri.  enthalten  dieselben 
Gedichte  in  derselben  Reihenfolge,  nur  bricht  PrL  bei  P  LXlll  ab. 
Für  diesen  gemeinschaftlichen  Teil  gehen  beide  sicher  auf  dieselbe 
Quelle  zurück,  eine  der  frühzeitig  angelegten  Sammlungen,  die  im 
Laufe  des  Jahrhunderts  immer  mehr  erweitert  wurden.  P.  bietet 
dieselbe  Sammlung  in  erweiterter  Gestalt  Da  der  cod.  Pri.  voll- 
ständig erhalten  ist,  so  füllt  er  bis  zu  dem  angegebenen  Punkte 
alle  Lücken  von  P  aus.  Diese  Stücke  bringe  ich  hier  zum  Abdruck, 
soweit  die  Lücken  nicht  schon  von  Morpurgo,*  Mazzoni^  und  mir' 
nach   andern  Handschriften   oder  den  alten  Drucken  ergänzt  sind. 

Die  Lesart  Pri  und  P  stimmt  vielfach  wörtlich  überein,  wenn 
wir  von  der  Sprache  absehen.  Es  finden  sich  jedoch  Abweichungen 
in  einzelnen  Versen  und  Worten,  und  in  der  Wortstellung;  wir 
haben  Einschiebungen  und  Auslassungen.  Die  wichtigste  Abweichung 
ist  die  verschiedene  Fassung  der  Ripresa  in  IV. 

Pri.:  o  Canzoneta  mia, 
misera  e  lacrimosa 
nane  celata  e  ascosa 
da  quella  chHo  bramo  nocte  e  dia. 

P.:   O  Canzoneta  mìa, 
natene  da  coley 
che  ten  in  pianeti  rey 
questa  misera  uita  nocte  e  dia. 

Von  sonstigen  Abweichungen  hier  einige  vermischte  Beispiele. 

I  8  che  may  amante  fusse  Pri.,  che  fusse  may  amante  P.  — 
38  che  senza  ley  Pri.,  senza  costey  P.  —  78  mio  gran  dolore  Pri., 
mio  dolore  P.  —  III  30  amore  Pri.,  amare  P.  —  IV  38  amorosa  Pri., 
gratiosa  P.  —  VI  24  de  mi  non  te  firria  Pri.,  de  minori  te  faria. 
P.   —  VU   12  el    tuo  senio  PrL,  el  propimo  P.   —  40  temo  Pri., 

10.  LVUl  (S.  287)  Jo  uedo  ben,  ch^ amore  è  traditore  von  den  codd. 
rice.  109 1 ,  1 126,  marc.  Cl.  it  IX  105,  padov.  bibl.  univ.  541,  udin.  poesie 
dei  sec.  XIII,  XIV  e  XV  und  von  den  alten  Drucken. 

11.  LXJ  (S.  315)  A  Y  me  meschino ^  ay  me,  che  dizo  fare  vom  cod. 
marc.  CI.  it.  IX  105. 

12.  LXII  (S.  323)  DOne  e  amanti^  che  frouati  von  den  Drucken. 

13.  LXni  (S.  329)  TAcer  non  posso  e  temo,  oi  me  meschino  vom  cod. 
bologn.  1739  und  den  Drucken. 

Zum  SchluTs  bemerke  ich,  dafs  LIV  (S.  271)  von  Canini,  11  Libro 
dell'amore  u.  s.  w.  Veneria  1886  mit  Giustinianis  Namen  gedruckt  ist.  Vgl. 
Nuova  Antologia  1886  3  ser.  VI  S.  238  ff. 

^  A.  a.  O.  Siehe  Miscellanea  Caix-Canello  S.  192. 

«  A.  a.  O. 

3  In  der  Ausgabe  Bologna    1883   und  in  der  Miscellanea  Caix-Canello. 


26o  B.   WISSE, 

credo  P.  —  nach  340  fälschlich  aldi  ch'el  uen  la  dia  Pri.  — 
396  aspeta  ancor  un'  hora  Pri.,  aspeta  qui  de  fiiora  P.  —  XVI  30 
martire  Pri.  seruire  P.  —  36  stella  Pri.,  ay guana  P.  —  XXVII  42 
angosciosa  Pri.,  amorosa  P.  —  XXX  108  cognosciuto  Pri.,  ueduto  P. 
—  XXXI  8  (ben)  Pri.  —  24  falsa  Pri.,  dura  P.  —  XXXVU  97  parlare 
Pri.,  amore  P.  —  XL  59  te  seguirò  con  Pri.,  t'insegnerò  P.  — 
XLI  116  dagha  Pri.,  meti  P.  —  XLII  98  to  senio  uoglio  esser 
fin  che  uiuo  sia  Pri.,  a  meza  nocte  per  la  fede  mia  P.  —  XL  Vili 
5  mia  cara  Pri.,  uaga  P.  —  LI  124  dopoy  rosa  li  Pri.,  suso  un 
pocco  P.  —  LIX  I  Or  piangij  Pri.,  (Or)  P.  —  LXDl  34  zeto  Pri., 
buto  P.  —  Dergleichen  Abweichungen  finden  sich  etwa  600.  In 
Pri.  sind  ganz  ausgelassen  die  Verse  VllI  16;  XXXVII  25  ;  XXXIX  40; 
XL VIII  41,  49  —  54;  LI  II  ;  LXIU49 — 120. 

Bei  dem  Abdruck  führe  ich  notwendig  scheinende  Besserungen, 
Interpunktion  und  Accente  ein,  auch  bringe  ich  die  Verse  auf  das 
richtige  Mafs.  Ich  bin  nicht  mit  Zingarelli*  der  Ansicht,  dafs  die 
Gedichte  in  metrischer  Hinsicht  fehlerhaft  aus  des  Dichters  Feder 
flössen.  Dies  mag  bei  ungebildeten  Verfassern  vorgekommen  sein: 
einem  so  fein  gebildeten  Manne  wie  Giustiniani  hätten  falsche 
Verse  sicher  widerstrebt.  Wohl  aber  hat  er  sich  bei  den  Liedern, 
welche  zum  Gesänge  bestimmt  waren,  eine  Freiheit  erlaubt,  die 
meines  Wissens  für  das  Italienische  bisher  noch  nicht  nachgewiesen 
ist.  Er  hat  eine  vokalisch  ausgehende  Silbe  eines  Verses  mit  der 
vokalisch  anlautenden  des  nächsten  Verses  zusammen  als  nur  eine 
Silbe  gerechnet,  wenn  es  ihm  pafste.^  Die  Silbe  zählt  fur  den 
ersten  Vers.     Beispiele  in  den  hier  folgenden  Texten: 

xLvn  27—28;  LI  17—18;  LH  25—26;  Lin  45—46;  49 

—50;  51—52;  57—58;  59—60  ist  me  angelehnt;  63—64;  64 
—65;  LVUa  8—9;  XXVÜId  24  ein  Fall  im  Binnenreim.  Nicht 
so  sichere  Beispiele:  XXIV  45 — 46,  wenn  man  ßmre  stehen  läfst; 
XXIV a  3 — 4,  wenn  man  mío  a  —  als  zwei  Silben  rechnet;  32 — 33, 
wenn  man  ria  0  —  als  zwei  Silben  rechnet;  XXVlIIa  7 — 8,  läfst 
man  qtusta  stehen;  XXVIII d  12 — 13,  billigt  man  die  Korrektur; 
LI  161 — 162,  wenn  man  creati  dreisilbig  rechnet. 

Femer  scheint  Giustiniani  bei  den  Endecasillaben  mit  Binnen- 
reim (rime  batelóe)  neben  der  scheinbaren  die  echte  weibliche 
Caesur  verwendet  zu  haben.  3  Beispiele  bieten  XXVUI  a,  c,  d,  sämt- 
lich mit  der  Caesur  nach  der  sechsten  Silbe.  Es  wäre  freilich 
möglich,  die  weibliche  Caesur  überall  fortzuschaffen,  indem  man 
z.  B.  in  XXVnia  v.  2  partir^  3  seruir,  9  cor,  10  dolor ^  16  crudely 
17  fidel  ^  2^  ^^S^i  24  recomandà  einführt  Dafs  im  selben  Gedicht 
die  Caesur  nur  echt  weiblich  wie  XXVIII  a  oder  nur  scheinbar 
weiblich  wie  XXVUI b   sein  konnte,   glaube   ich  nicht     Es  war  ja 

*  Literaturblatt  für  germ,  und  rom.  Phil.  VI  Sp.  510  I885. 

'  Diese  Elision  fìndet  sich  auch  bei  den  altfranzösischen  Lyrikern,  wenn 
die  letzte  Silbe  des  ersten  Verses  ein  stummes  e  war.  Vgl.  A.  Tobler, 
Vom  französischen  Versbau  2.  Aufl.  S.  48  Anm.  i. 

8  Zu  diesem  Verfahren  im  Afz.  vgl.  Tobler  ebenda  S.  8 — 9  ;  82  ;  84 — 85  ;  87. 


zu   DEN   LIEDERN  LTONARDO   GIUSTINIANIS.  201 

leicht  die  Silbe,  welche  zur  Elision  gelangt,  auf  eine  Note  zu  singen. 
XXVIII  c  17  ist  scheinbar  weiblich,  während  3,  10,  24  echt  weiblich 
sind.  In  XXVIII  d  3  ist  aber  sicher  in  der  zweiten  Hälfte  eine  Silbe 
zu  ergänzen,  um  die  echt  weibliche  Caesur  herzustellen.  17  ist 
umzustellen,  so  dafs  die  Caesur  nach  der  6.  Silbe  fallt 

Durch  das  Fehlen  des  Fol.  41  in  P.  blieb  14  ohne  Schlufs 
und  XV  ohne  Anfang.  Ersteren  ergänzte  ich  im  Druck  1883  nach 
dem  cod.  rice.  1091  (R.)  und  den  Drucken.  Dafs  Gedicht  auch 
Morpurgo  S.  61/63  in  andrer  Fassung.  PrL  weicht  nicht  wesentlich 
von  R.  ab.  Bei  XV  fehlten  nur  zwei  Verse,  die  nach  derselben 
Quelle  ergänzt  wurden.  Auch  diese  Ballata  bei  Morpugo  S.  31. 
Sie  steht  auch  im  cod.  marc.  Cl.  it  DC  486  (Mazzoni  a.  a.  O.  S.  19) 
und  im  cod.  par.  1069  (Mazzatinti  a.  a.  O.  S.  269). 

Durch  das  Fehlen  von  Fol.  61  und  62  blieb  XXIV  ohne 
Schlufs  und  XXV  ohne  Anfang.  Dazwischen  ist  femer  eine  ganze 
Ballata  ausgefallen. 

XXIV  (Schlufs). 

18        conuen  che  a  costey  sia. 

oymè,  che  nocte  e  dia 
20        ben  cerco  modo  a  poterti  semire! 

Ay,  quanta  honesta  fiamma 
m'abonda  nel  mio  core! 
cerco  crescer  tua  fama 
e  grandire  el  tuo  honore. 
25         quanto  amoroso  ardore  F.  47  r. 

consumma  Talma  trista! 
e  sempre  par  che  aquista 
per  ben  semire  affannosi  martire. 

Ben  uedo  acompagnata 
30         mia  uita  de  suspiri. 

o  donna  despietata, 

perchè  el  mio  cor  non  miri? 

de,  pensa  i  mei  suspiri, 

la  honesta  intentione; 
35         poy  guarda,  se  hay  rasone 

douer  per  ben  amar  fanne  morire! 

Jo  mi  uiuea  contento 
più  cha  ogni  altro  semente, 
se  de  Tamor  che  sento 
40        tu  fussi  cognoscente; 


XXIV  28  martiri.  —  36  amare.  —  37  mi  uiueua  {es  ist  mi  mögUchy 


202 


B.   WIESE, 

che  ben  honestamente 

me  porresti  adiutore! 

sol  con  el  tuo  parlare 

d'ogni  faticha  me  faresti  uscire! 

45        Qui  uoglio  star  suspeso 
e  fìnir  sti  mei  canti: 
cantando  io  son  aceso, 
che  diria  tropo  auanti. 
ma  con  pietosi  canti 

50        per  dio  te  uo'  pregare, 
che  l'honesto  mio  amare 
nela  tua  mente  piazate  tenire! 

Finis. 


15 


20 


£s  folgt  genau  im  selben  Metrum 

XXIV  a. 

^  "^1  M^Eschino  seruitore 

Wl    uedomi  tosto  priuo 

del  ben,  che  tegnea  uiuo 
el  mio  affanftato  e  doloroso  core. 

5  £1  caro  mio  tesoro 

per  cason  si  lezera 

m'hasconde  el  capo  d*oro 

e  l'angelica  ciera. 

in  acti  e  in  maynera 
IO        mostrassi  ognior  pur  dura, 

e  niente  se  cura 

né  dolsi  de  l'acerbo  mio  dolore. 


F.  47  V. 


Meschino,  quando  andana 

a  reuederla  el  zomo, 

d'amor  uer  mi  l'alzana 

gli  ochij  e'I  bel  uiso  adorno. 

or  pien  de  duolo  e  scorno 

me  lassa  aflicto  e  lasso, 

e  se  a  uederla  e'  passo, 

fuzeme,  e  non  me  uol  per  seruitore. 

Ay,  caro  fìor  zentile, 
non  te  uien  nela  mente, 
che  '1  tuo  guardare  humile 
me  fece  tuo  semente? 


46  finire;  in  diesem  Verse  oder  49  ist  wohl  pianti  statt  canti  su  lesen, 
—  50  uoglio.  —  XXI Va.  1  Obwohl  ein  kleines  m  vorgeschrieben  ist,  ist  ein 
N  als  Majuskel  ausgeführt,  —  3  tegneua. 


zu    DEN   LIEDERN    LIONARDO   GIÜSTINIANIS.  263 

25         perchè  aduncha,  dolente, 
te  mostri  or  si  crudele, 
che  tuo  senio  fidèle 
consumar  uogli  in  pianti  da  tut'  höre? 

Ma  s'tu  riguardi  alquanto, 
30        zentil  fiore,  a  rasone 

dal  tuo  beato  manto  F.  48  r. 

scaciarme  no  hay  casone. 

in  sta  ria  oppinione, 

per  dio,  non  dimorare! 
35         lassate  consigliare, 

smorza  contra  de  mi  el  tuo  gran  furore! 

O  rosa  pelegrina, 
benché  alcun  di  sia  stato 
da  tua  beltà  diuina 
40         con  gli  ochi  luntanato, 
el  cor  mio  inamorato 
da  ti  non  sta  diuiso, 
né  dal  tuo  zentil  uiso 
l'amor,  che  ho  sculpito  nel  mio  core! 

Finis. 

Den  Anfang  XXV  gab  Mazzoni  a.  a.  O.  S.  i8.  Es  ist  ein 
Gedicht  in  Ballatenform  ohne  Ripresa.  Vers  6  und  7  sind  bei 
Mazzoni  verdorben.     In  Pri.  richtig: 


ch'el  tuo  senio  per  ti  mora, 
s'el  te  pare  el  t^mpo  e  l'hora. 


Mit  F.  69 — 71  sind  in  P.  aufser  dem  Anfang  XXIX  vier  Ge- 
dichte verloren  gegangen,  nicht  nur  eines,  wie  ich  S.  149  vermutete. 
Alle  vier  zeigen  Ballatenform  nach  demselben  Schema,  im  cod.: 
11x7a  7a  5x  —  IIb  7c  IIb  7c  Iic7e7e5x.i  Bei  den 
beiden  ersten  ist  der  letzte  Vers  der  Ripresa  und  der  Strophen 
inmier  der  gleiche. 


L 


xxvma. 

Izadra  damisela,  o  segnor  mio, 

el  me  conuen  partire, 
altro  segnor  seruire.  state  con  dio! 


b  a 

27  che  io.  —  32  non  —  rcasone.  —  XXVllla.  S  partire  conuene. 


*  Diese  Form  läfst  sich  aber  mit  Leichtigkeit  auf  die  Form  X,  a,  aX 
—  B,  c,  B,  c,  C,  d,  dX  zurückfuhren,  d.h.  dreizeilige  Ripresa  und  7 zeilige 
Strophe.     Da  ich  letztere  fur  die  ursprungliche  halte,  drucke  ich  demgemäls. 


204  B.   WIESE, 

Sia  benedeto  el  zomo  che  t'amay, 
5  o  naga  zoueneta! 

io  son  tuo  fidel  senio  come  say. 

tu  m'hay  Palma  constreta, 

e  sta  cmdel  partita  me  sazeta 

nel  mezo  el  tristo  core. 
IO        io  moro  de  dolore.        state  con  dio! 

Haura'  tu  may  pietà  di  mei  martiri? 
almen  sol  una  uolta 
zitera'  tu  per  mi  qualche  suspiri? 
O  donna,  che  m'  hay  colta, 
15        a  la  trista  uita  ogni  piacer  stolta 
per  lo  partir  crudele, 
madonna  mia  fidele,      state  con  dio! 

Da  poy  che  al  tuto  el  me  conuen  partire, 
non  spero  hauer  più  bene. 
20        crudel  amor,  fame  prima  morire 
che  darme  tante  pene! 
non  ruperay,  amor,  may  le  catene 
con  que  me  tien  ligato  !  F.  53  v. 

siate  recomandato.         state  con  dio! 

Finis. 


P 


xxvmb. 

Er  fin  che  fu'  de  ti,  dona,  contento, 
era  felice  amante, 
or  languisco  in  piante     et  in  tormento. 


Poychè  tu  ha',  donna  crudel,  disciolto 
5  dal  core  el  dolce  nodo, 

mostrame  almen  talHiora  el  tuo  bel  uolto, 

del  qual  pocco  me  lodo; 

che  'I  traditor  mostróme  un  falso  modo, 

unde  io  te  fusse  amante. 
IO        or  languisco  in  piante  et  in  tormento. 

Ma  se  tn  pensi  a  la  mia  ferma  fede, 
la  qual  io  t'ho  portato, 
forsi  haueria  da  ti  qualche  mercede, 
e  da  ti  seria  amato. 
15         non  uoler,  donna  rn'ia,  sto  peccato 
del  tuo  fìdele  amante! 
ch'or  languisco  in  piante  e  in  tormento. 

XXVma.  e  tu  say.  —  7  Paia.  —  8  questa.  —  10  (io).  —  U  Hauera'. 
—  14  tolU.  —  15  destolta.  —  20  amore.  —  XXVIII  b.  3  pianti.  —  8  tra- 
ditore. —  10  pianti.  —  17  pianti. 


zu   DEN   LIEDERN   LION  ARDO   GIUSTINIANIS.  265 

S'tn  te  sey  mossa  per  altru'  maldire 
dal  nostro  tanto  amore, 
20        uogli,  madonna,  la  nerita  sentire, 
non  stare  in  questo  errore, 
che  fermamente  io  son  to  seniitore      F.  54  r. 
e  tuo  fìdel  amante, 
duncha  trame  de  piante  et  de  tormento! 

Finis. 


I 


xxvnic. 

o  son  tuo  seruo,  donna,  come  may. 
de,  non  m'abandonare  ! 
ti  sola  uoglio  amare       per  sempre  may! 


Non  ch'altro  amore  m'entri  nel  mio  pecto, 
5  ni  ch'altra  donna  brame: 

ti  sola  sey  mio  ben  e  mìo  dileto! 

conuen  duncha,  ch'io  chiame 

tanto  mercè,  che  le  pietose  fiamme 

te  pregan  p^r  mio  amore. 
IO        che  io  to  seruitore  son  stanco  ormay. 

Mercè,  p^r  dio,  madonna!  io  me  t'inchino, 
ascolta  i  mei  martiri! 
piango  la  mia  fortuna  e  1  mio  destino 
che  io  uedo  el  mio  moriri 
15         p^r  fìdelm^nte  amare  e  p^r  s^ruiri 
ad  un  tanto  segnore, 
p^r  cui  stenta  el  mio  core      in  pene  e  in  guay. 

Pace  te  chiedo,  se  falito  t'one! 
non  m'esser  tanto  fiera, 
20         che  Vh  ben  tenvco  ormay,  chi  me  perdone. 

in  ti  el  mio  cor  pur  spera,  F.  54  v. 

che  tu  deponi  l'offesa  e  mia  guerra 

e  donime  conforto. 

che  vedi  ben,  che  a  torto         lassato  m'hay! 

Finis. 


P 


xxvnid. 

Oychè  dal  uolto  tuo  lunctan  me  uezo 
senza  speranza  alcuna, 
non  può  crudel  fortuna       fanne  di  pezo. 


20  uerità ,  man  könnte  donna  lesen.  —  24  pianti.  —  XXVH  c  4  (mio) 
vgl.  XXVnib.  1 1— 12,  XXVm  d.  22.  —  5  brami.  —  6  mi  ti  v^l.  XL  VU  31. 
—  7  conuene  —  chiami.  —    XXVIII  d  1  lunctano.  —  8  (di). 


266  B.   WIESE, 

In  lacrime  e  in  suspir  no  consumando 
5  la  dolorosa  uita, 

ad  ogni  passo  la  morte  chiamando. 

o  crudel  departita, 

quanto  me  lassi  al  cor  mortai  ferita, 

poych'e'  tristi  ochij  mei 
IO        non  pon  ueder  coley      che  da  ognior  chezo! 

Aymè  sembianti!  aymè  zentil  maynere! 
o  uiso,  che  m'ha  morto! 
o  lucente  aspeto  pelegrino,  altere, 
che  sempre  in  el  cor  porto, 
15         ognior  ti  chiamo  p^r  mio  conforto, 
e  niente  mi  uale! 
rimedio  al  mio  male  alcun  non  uezo. 

Poychè  a  fortuna  piace  el  mio  languire, 

lunctan  dal  tuo  splendore 

20        starò  doglioso  e  con  grani  suspire.      F.  55  r. 

ma  non  te  esca  de  core 

el  mio  seruir  de  mi,  to  semi  tore, 
ch'io  son  el  tuo  suzeto, 

che  sempre  in  tuo  conspecto    el  mio  cor  uaghezo. 

Finis. 

Der  Beginn  XXIX  ist  von  Mazzoni  a.  a,  O.  S.  5 — 6  gegeben. 
Im  cod.  Pri.  lautet  er  im  wesentlichen  ebenso. 

Das  Recto  von  F.  112,  welches  in  P  fehlt,  war  von  folgendem 
Gedichte  in  Ballatenform  nach  dem  Schema  :  x,  a,  a,  X.  —  B,  c, 
B,  c,  c,  d,  d,  X.  eingenommen.  Zu  beachten  ist,  dafs  Strophe  2  und  3 
in  einander  übergehen. 

XLHa. 

O  mio  infiammato  core, 
remirando  el  tuo  aspeto, 
non  sente  altro  dileto 
cha  suspirando  grida:  aymè,  ch^  moro! 

5  Tanto  la  tua  beltade  m'ha  conquiso, 

che  ti  soleta  adoro. 

quando  remiro  l'umbra  del  tuo  uiso, 

me  infiamma  si  ch'io  moro. 

o  caro  el  mio  thesoro, 
IO        sola  speranza  e  bene, 

conforta  le  mie  pene, 

si  che  languendo  non  mora  in  dolore! 


4  suspirì.  —  5  mia  uita.  —  10  uedere.  —  13  relucente.  —  15  chiamo 
ti.  —  17  unde  al  mio  male  |  rimedio  alcun  non  uezo.  —  19  lunctano  —  20 
suspiri.  —  XLII  a.  4  es  sollte  more  heissen.  Ehe  man  i ,  12,  20,  28  tu  coro, 
doloro,  coloro  ändert^  nimmt  man  wohl  besser  ungenauen  Reim  an.  —  5 
Tanta  —  beltà. 


zu   DEN   LTRDERN   LIONARDO   GIUSTINIANIS.  267 

El  tempo  passa,  e  se  ne  uà  fozendo, 

e  si  non  toma  may.  F.  86  v. 

15         tu  te  ne  pentiray,  donna,  languendo 

come  perduto  l'hay, 

se  Io  cognosceray. 

mentre  che  lliay  in  bailia, 

anzi  eh'  el  passa  uia 
20        dal  tuo  bel  uiso  e  dal  fresco  colore 

Vsa  la  tua  uirtude  honestamente 
come  donna  benegna. 
honor  ti  sera  grande,  s'tu  consente, 
che  a  tua  presentía  uegna. 
25         l'amor  che  in  cor  me  regna 
te  farà  manifesto, 
e  cognosceray  presto, 
eh' a  perder  t^mpo  se  uiue  in  dolore. 

Finis. 

Den  Anfang  von  XLIII  ergänzte  ich  S.  225  aus  dem  cod.  rice 
1091.     Pri.  steht  der  Lesart  der  Drucke  näher. 

Durch  das  Fehlen  des  F.  119  ist  der  Schlufs  XLVI  und  An- 
fang XL  VII  verloren  gegangen. 

XLVI  (Schlufs). 

75         che  sc  mille  morte  potesse, 
p^r  uuy  noria  sostenere, 
ma  de  sto  crudel  uolere  F.  92  r. 

dio  te  facia  ancor  pentire! 

Finis. 

XLVn  (Anfang), 
onna  ria,  consenti  un  pocco 
d'ascoltar  sto^  mio  lamento, 
tu  me  tien  in  dolce  focco, 
ardo  tuto  e  non  me  sento. 
5  miserel,  non  trono  locco, 

sola  me  poy  trar  de  stento. 

Poy  tiranne  de  sto  inferno 
e  redurme  al  paradiso, 
quanto  più  fra  l'altre  cerno, 
IO        più  me  piace  el  tuo  bel  uiso. 
quel  hauess'io  in  mio  gou^mo, 
moriría,  che  me  l'auiso. 


82  benigna.  —  24  a  la.  —  XLVI  75  se.  —  77  (crudel).  Man  kann 
auch  nach  66  stranio  einsetzen  oder  questo  to  lesen,  —  XLVTI  2  ascoltare. 
—  5  miserelo.  —  7  Tiranne  poy  —  questo. 


268  B.   WIESE, 

Moriría,  o  zentil  fiore, 
de  dolceza  e  de  desio. 
15         tanto  è  sto  mio  ardente  amore, 
che  consumma  lo  cor  mio, 
non  fu  may  tal  seruitore, 
che  languisce  cu»  fo  io. 

Languisco  fin'al  morire, 
20        poy,  che  mora,  pur  ti  piace, 
pur  me  conuerà  finire 
se  da  ti  non  trono  pace, 
fior  zentil,  non  consentire! 
so,  ch'el  mio  mal  pur  te  spiace. 

25         Or  ti  spiaza  sti  mei  pianti, 

sti  mei  lacrime  e  suspiri.  F.  92  v. 

trar  li  poy  in  dolci  canti 

e  consolar  sti  mei  martiri. 

sol  i  to'  dolci  sembianti 
30        pò  morzar  sti  mei  desiri. 

Amorzar  ti  sola  poy 
sto  mio  focco  si  secreto, 
ascoltar  tu  non  me  uoy: 
che  te  noce  farme  lieto? 
35         zò  che  bramo  tu  mei  toy, 
non  me  uale  esser  discreto. 

Non  me  uale  alcun  auiso. 
tuto  el  mio  sperar  è  morto, 
poychè,  amor,  el  tuo  bel  uiso 
40         contro  mi  tu  Tha*  si  torto.  v.  i  in  W. 

Mit  F.  127'  ist  in   P.  der  Schlufs  L  und    der  Anfang  LI  ver- 
loren gegangen. 

L  (Schlufs). 
con  parole  e  zentil  acto 
40        me  poresti  contentare. 

or  contentami  sto  tracto,  F.  98  r. 

prona  quel  che  uoglio  dire! 

Se  sta  gratia  me  faray, 
a  ti  niente  non  sera. 
45         al  balcon  star  tu  poray, 
e  de  li  tu  me  aldira'. 
de,  contentami  ormay! 
che  te  nocerà  oldire? 


24  male  —  dispiace.  —  26  dispiaza.  —  33  noli.  —  36  toli.  —  L  41  (or). 


zu    DEN    LIDDERN    LIONARDO   GIUSTINIANIS.  269 

Jo  te  uoglio  ben  zurare, 
50         che,  per  dio,  tu  trouera' 

sempre  may  nel  mio  parlare 
reuerentia  e  honesta, 
noria  auanti  ognior  stentare 
che  douerte  may  íalire. 

55         Con  le  brace  mie  in  croce 

io  m' enchino  ay  to*  bey  pei. 

con  pietosa  e  dolce  uoce 

chiamo  pace  ay  suspir  mei. 

tropo  dir  taluolta  noce: 
60         però  adio!  che  uoglio  zire. 

Finis. 


LI  (Anfang). 

E  podesse  hauer  imperio, 
chiara  stella,  del  tuo  amore, 
quanto,  oymè,  dolce  rimedio 
se  daria  al  tristo  core! 
5  caueria  fuor  de  assedio 

le  mie  pene  e  '1  gran  dolore. 

Amor,  rosa,  nela  mente 
più  non  posso  sostenire. 
da  una  parte  el  cor  consente,  F.  98  v. 

IO  e  da  l'altra  e*  temo  a  dire, 
tanto  son  in  focco  ardente, 
che  ho  de  seruir  preso  ardire. 

Benché  da  uuy  lunctan  sia, 
niente  meno,  o  zentil  fiore, 
15         sempre  te  chiamo  nocte  e  dia. 
uen  succorre,  dolce  amore! 
ueni,  uenì,  anima  mia, 
a  consolare  el  tristo  core! 

De  ti  amor  m'ha  si  ferito, 
20         che  non  mç  posso  più  celare, 
hame  messo  a  tal  partito, 
che  altri  cha  ti  non  so  amare, 
hame  sì  streto  e  si  unito, 
che  noi  potrò  may  cauare.  v.  i  in  W. 


55  (mie).  —  56  pedi.  —  LI  1  s  ¿r/  klein  vorgeschrieben  ^  aber  ein  J 
als  Majuskel  ausgeführt.  —  3  meschino  statt  oymè.  —  12  che  de  seruire 
ho.  —  13  lunctano.  —  14  de  meno.  —  16  te.  —  16  nenia.  —  19  Amor  de 
ti.  —  20  me.  —  22  posso.  —  24  zamay. 


fJO  B.   WIESE, 

Durch  den  Verlust  des  F.  131  ist  in  P.  auch  der  Schlufsvers 
dieses  Gedichtes  verloren  gegangen.     Er  lautet  in  Pri. 

162       e  de  suspiri  son  creati. 

Finis. 

Mit  demselben  Folio  ist  der  Anfang  LH  verloren  gegangen.  Im 
cod.  marc.  486  fehlt  gleichfalls  der  Anfang  und  noch  der  Schlufs. 
Mazzoni  druckt  das  ganze  Fragment  a.  a.  O.  S.  11 — 12  ab.  Es  hat 
zu  Beginn  noch  22  Verse  mehr  als  P.  Eine  der  Strophen  (v.  12 — 18) 
fehlt  Pri.,  wie  auch  der  stets  nach  der  4ten  Zeile  jeder  Strophe 
wiederholte  Vers  Atme  lasso ^  aimé  lassoì  Wegen  einiger  gröfserer 
Abweichungen  von  Mazzonis  Text  bringe  ich  den  Anfang  nach 
Pri.  ganz  zum  Abdruck.     Diese  Ballata  hat  keine  Ripresa. 

LH. 

Edo  ben,  eh' el  me  conuene 
star  lunctan  da  tua  beltà, 
poychè,  ladra,  non  te  uene 
del  mio  mal  qualche  pietà. 
5  aymè  lasso,  quante  pene 

p^r  ti  dura  el  tristo  core! 

Vedo  ben,  ch'el  non  me  zona 
tua  mercede  dimandare, 
ho  ueduto  ormay  p^r  prona, 
IO        che  de  mi  non  uoy  curare. 

Palma  trista,  aymè,  non  troua 
pace  alcuna  al  mio  dolore. 

Tanto  t^mpo  e'  t'bazo  amata, 
sempre  stato  al  tuo  piacer. 
15         uedo  ben,  la  mia  contrata 
più  non  par  possa  ueder. 
aymè,  ladra  despietata, 
non  tç  curi  del  mio  dolore! 

Per  ti  ho  persi  tanti  passi, 
20        tante  lacrime  ho  zeta, 

ch'el  seria  za  mossi  i  sassi. 

pur  de  mi  non  hay  pietà. 

o  crudel,  tu  soffri  e  lassi 

consumar  el  tuo  amadore.  F.  loi  v. 

25         Tanta  uoglia  hauea  d'amarte 
e  de  uolerte  compiacer, 
che  metuto  bauea  da  parte 

LII  4  male.  —  18  te.  —  22  hier  beginnt  Mazzonis  Text.  —  25  baueua. 


zu    DEN    UEDERN    UONAKDO   GIUSTINIANI.  27 1 

ogni  zoglia  e  ogni  piacer. 
may  non  puoti  usar  tante  arte, 
30        che  zouasse  al  tristo  core. 

May  da  ti  altro  non  haui 
cha  quel  solo  che  tu  say  : 
dolce  in  uista  te  mostraoi. 
mal  per  mi  che  may  t'amay! 
35         gli  acti  to*  tanto  suaui 

misse  in  focco  el  tristo  core. 

Tanto  t^mpo  hazo  perduto, 
tanto  amor  fermo  e  liale! 
tanto  ben,  che  t'ho  uoluto, 
40        ormay  niente  non  me  naie! 
tristo,  misero,  destructo 
pianzerò  sto  mio  dolore. 

Mit  Folio  134  fehlt  in  P  der  Schlufs  LUI  und  der  Anfang  LIV. 

LEU  (Schlufs). 
meschinel  tenuto  m'hay. 

Hazo  hauuto  patientia 
pur  pensando,  ch'el  to  core 
45         debij  hauer  con  reu^rentia 
al  senio  tuo  compassione, 
quest'  è  contra  ogni  rasone 
de  teñirlo  in  tal  dolore. 

Li  acti  tui  lizadri  e  bei 
50        e  tua  maynera  pelegrina 

mostra  tuto  quel  che  sey  F.  103  v. 

e  fa  palese  tua  uirtude. 
unde  questo  se  conclude: 
de  le  donne  sey  regina. 

55         I  ochij  to',  uagh'anzoleta, 

el  to  uiso  pelegrino, 

l'amorosa  tua  bocheta, 

el  zentil  naso  e  i  ladri  cigli, 

l'alta  fronte  e  i  bey  capigli 
60        mç  fan  languire,  aymè  meschino 

La  biancha  golia,  el  uagho  pecto 
le"  ornate  brace  e  mane 
me  fa  star  a  ti  subiecto. 


30  hiernach  Mozioni  eine  weitere  Strophe.  —  39  bene.  —  41  Mutant: 
mi  serò.  —  LUI  42  meschinelo  —  48  belli.  —  54  che  de.  —  60  me.  — 
61  La  ut  nicht  zu  entbehren  und  muss  als  Auftakt  gefasst  werden,  — 
vielleicht  adornate. 


272  B.    WIESE, 

e'  non  desiro  tanto  bene, 
65        e  pur  seruìr  el  me  conuene 
le  belleze  tue  soprane. 

SoPa  ti  me  recomando, 
che  a  ti  sola  ho  dato  el  core, 
con  pietà  merzè  dimando, 
70        che  non  sia  da  ti  bandito, 
ogni  ben  da  mi  è  fuzito, 
s'tu  me  priui  del  to  amore. 

Finis. 

Der  Anfang  LIV  (12  Verse)  findet  sich  bei  Morpurgo  a.  a.  O. 
S.  36  und  bei  Canini,  Il  libro  dell'amore  voi.  I.  Im  cod.  marc. 
486  fehlt  der  Anfang,  doch  sind  6  Verse  mehr  als  in  P.  erhalten, 
welche  Mazzoni  S.  io  druckt. 

Mit  Folio  137  fehlt  auch  der  Schlufs  LIV  und  femer  der 
Beginn  LV.  Ersterer  fehlt  auch  bei  Morpurgo,  Canini  und  Mazzoni 
Bei  letzterem  aber  noch  19  Verse  mehr  als  in  P.  Davon  ist  freilich 
eine  Strophe  =  W.  64 — 68.  Eine  andere  fehlt  PrL  So  haben  die 
beiden  Handschriften  thatsächlich  an  dieser  Stelle  nur  9  Verse 
gemeinsam.     Diese  gebe  ich  noch  einmal  nach  Pri. 

LIV  (Schlufs).» 

105       o  sola  dea  de  le  donne  belle! 

Galdi,  fìn  che  tu  poy, 
(95)       tua  frescha  zoueneza. 

el  fior  de  gli  anni  toy 

non  perder  per  dureza, 
HO      o  chiara  stella  de  le  donne  belle! 

Meglio  certo  seria 
(100)     iper  tal  donna  stentare 

che  con  donna  che  sia 

galdere  e  solazare, 
115       cortese  e  dolce  sopra  le  altre  belle! 

Ben  seria  auenturato 
(105)     sopra  tuti  li  amanti 

coluy  che  fosse  amato 

da  si  dolci  sembianti. 
120      Tu  auanzi  e  passi  tute  le  altre  belle! 


64  desidero.   —   72  to  bene.   —  LIV  113  Letzter   Vers  bei  Mazzoni, 
120  donne  statt  altre. 


»  Casini,  Rivista  Crìtica  I  Sp.  87  neigt  zu  der  Ansicht,  dafs  dieses 
Lied  eine  einzeilige  Ripresa  gehabt  habe.  Es  hat  gar  keine.  Es  ist  eine 
Canzonette  mit  der  Eigentümlichkeit,  dafs  sämtliche  Schlufsverse  der  Strophen 
dasselbe  Reimwort  aufweisen.     Ebenso  LV. 


2U   DEN   LIEDERN   UONARDO   GroSTINIANIS.  273 

Tu  sey  tanto  zentile, 
(iio)    sauia  e  si  discreta, 

acorta  e  segnorile, 

cortese  "  e  mansueta 
125       e  gratiosa  sopra  le  altre  belle! 

Uoria  pur  contentarte  F.  106  r. 

(115)     e  dir  non  sazo  ormay 

Pana  dç  le  mille  parte 

de  le  belleze  ch'ay, 
130      che  tu  sop^rchij  Taltre  donne  belle! 

E  però  inzenochiato 
(120)     e  reuerente  e  humile 

uoglio  prender  combìsito 

dal  to  uolto  zentile, 
135       uaga  e  honesta  sopra  le  altre  belle! 

Ma  prima  che  me  parta 
(125)    pur  te  conuegno  dire: 

tuto  son  tuo  p^r  carta 

infìn  al  mio  morire. 
140       adio,  corona  dele  donne  belle! 

Finis. 

LV  (Anfang). 

On  posso  più  soffrire 
st'amoroso  tormento, 
el  me  conuen  pur  dire 
le  fiamme  che  al  cor  sento 
5  p^r  ti,  lizadra  sopra  le  altre  donne. 

Quest'amorosi  stenti 
conueme  apalentare, 

Mit  F.  140  ist  in  P  auch  der  Schlufs  LV  und  dazu  der  Anfang 
LVI  verloren  gegangen. 

LV  (Schlufs). 

100      tu  se'  rhonore  sopra  le  altre  donne. 

Tempo  uedray  uenire, 
(95)       o  uago  el  mio  dileto, 

che  quel  che  m'aldi  dire  F.  108  r. 

seguirò  con  effècto, 
105       e  amaróte  sopra  le  altre  donne. 


126  Jo   uoria  —  contentare.  —  128    de.   —   LV  100   honor.  —  101 
uederay. 

Zeltschr.  f.  rom.  Phil.  XVn.  18 


274  ^*   WIESE, 

Ma  ben  dir  posso  oymey, 
(100)    o  cara  mia  anzólela! 

che  schiuoleta  sey 

dirme  una  paroleta, 
no      o  gratïosa  sopra  le  altre  donne. 

O  precioso  fiore, 
(105)    albergo  de  mia  aita, 

io  son  el  to  amore. 

porzime  qualche  a'ita! 
115      tu  sey  cortese  sopra  le  altre  donne. 

Fa  pur  el  tuo  uoler^, 
(no)    che  son  to  seruitore. 

da  ti  non  cerco  hauer^ 

cossa  contra  el  tuo  honore. 
120       tu  sey  la  zoglia  sopra  le  altre  donne. 

Starò  costante  e  forte 
(115)    a  douerte  seruire. 

solamente  la  morte 

porrà  el  mio  amor  partire, 
125      o  solo  spechio  de  le"  altre  donne! 

Le  tue  orechie  pietose 

non  uoglio  più  tediare. 

con  noce  lacrimose 

finir  uo'  sto  cantare. 

remane  a  dio,  fior  de  le  altre  donne! 

Finis. 

Der  Anfang  LVI  bei  Mazzoni  S.  9.  Er  stimmt  fast  genau  mit 
der  Lesart  Pri.  Von  W.  v.  44  an  steht  das  Gedicht  auch  im  cod. 
1069  der  Nationalbibliothek  zu  Paris.    Mazzatinti  a.  a.  O.  II  S.  27 1. 

Mit  den  Blättern  145  und  146  ging  der  Schlufs  LVII,  eine 
ganze  Canzonette  und  der  Anfang  LVUI  verloren. 

Der  Schluss  LVII  bei  Morpurgo  S.  36.  Fast  ebenso  Pri.,  nur 
ist  dort  der  drittletzte  Vers  richtig:  fdejnon  uolerme  dir  de  no(n). 
Bei  Mazzoni  S.  9 — io  nur  bis  v.  45. 

LVna.» 

jOnuen  finire  ormay 
i  noui  mei  penserí. 
ouer,  donna,  faray 
seguire  i  mei  piaceri, 
o  la  mia  ulta  uederay  finire.  F.  112  r. 


118  (io).  —  116  (tu  sey).  —  120  (la).  —  LVU  a  2  (i). 


^  Das  Metrum  wie  LIV  und  LV. 


Zu   DEN   LIEDERN   UONARDO   GIUSTINIANIS.  275 

Cum  po'  tu  sofirir,  rosa, 
usar  tanta  crueltade? 
za  me  fusti  pietosa 
e  hauestime  pietade, 
IO         e  mo'  tu  brami,  ladra,  el  mio  morire. 

Donde  procede,  oymey, 
cotanta  tua  dureza? 
pur  in  uista  tu  sey 
sì  piena  de  dolceza. 
15         ma  ¡>erchè  uoy,  ch^  uìua  in  sto  martire? 

S'io  te  son  d'affanno, 
e  ch'io  non  te  contenta, 
starò  da  ti  lunctano. 
se  pur  tu  uoy,  ch'io  stenta, 
20        fa  cum  te  piace,  e  te  uoglio  obedire. 

Tu  me  day  tanta  pena, 
che  non  so  quel  che  io  dica, 
o  mia  luce  serena, 
trame  de  sta  fatica! 
25         or  me  succorre,  e  non  me  far  morire! 

Non  credo,  che  tu  festi 
cotanta  crudeltade, 
che  scazarme  uolesti 
da  la  tua  gran  beltade. 
30         non  credo  che  uolesti  consentire. 

Tu  sey  quella  che  poy 
honestamente  fanne, 
o  anzola,  s'tu  uoy, 
da  morte  suscitarme. 
35         ma  credo,  che  hay  piacer  del  mio  languire.    F.  ii2v. 

Cum  gran  peccato  fay 
a  uolerme  tenere, 
ladra,  in  cotanti  guay! 
dame  qualche  piacere, 
40         che  l'alma  trista  sento  ormay  fìnire. 

Ormay  remoue  un  pocco 
quel  tuo  spietato  core! 
scaldilo  in  dolce  focco, 
e  gustaray  amore. 
45         si  dolce  ben,  de,  non  uoler  fuzire! 


6  Ajrmè  come  —  soffrire.  —  7  crudeltade.  —  12  (tua).  —  14  (si).  — 
15  questo.  —  20  come.  —  28  scazare  me.  —  30  che  tu.  —  33  se.  —  84 
resuscitarme.  —  35  piacere.  —  36  Come.  —  37  tenire.  —  42  despietato. 
—  45  in  sì  dolce  piacere. 


18» 


276  B    WIESE, 

Aiere  spirituale, 
maynerí  altere  e  belle, 
belleze  naturale, 
ochij  che  par  due  stelle, 
50        fame  la  tua  mercede  ormay  sentire  ! 

Vidi,  che  questa  ulta 
è  breue  e  dubiosa. 
mercè,  doue  sey  zita? 
pietà,  doue  sey  ascosa, 
55         che  n'hay  respeto  alcun  al  mio  seruire? 

Le  gran  belleze  ch'ay 
non  le  lassar  perdere, 
finché  in  uita  tu  stay, 
prendi  qualche  piacere. 
60        s'tu  perdi  tempo,  te  nç  poray  pentire. 

Le  tue  belleze  tante 
nel  tuo  lizadro  uiso, 
le  tue  belleze  sánete 
son  el  mio  paradiso. 
65         sola  te  uoglio  amare  e  obedire.         F.  ii3r. 

Non  me  uoler  tenire 
in  tanti  duri  guay! 
uogliote  pur  seruire, 
e  tu  languir  me  fay. 
70        de,  fa  sta  tua  dureza  ormay  finire! 

Finis. 

Den  Anfang  LVIII  gab  ich  in  meiner  Ausgabe  nach  R.  und 
den  Drucken.  In  Pri.  ohne  wesentliche  Abweichungen.  Das  ganze 
Gedicht  auch  bei  Morpurgo  S.  26.1 

Mit  F.  162  fehlt  in  P.  der  Schlufs  LXII»  und  der  Anfang 
LXIII.3  Beide  Lücken  ergänzte  ich  nach  den  Drucken,  von  denen 
Pri.  nicht  sehr  wesentlich  abweicht.  Es  bietet  jedoch  eine  bessere 
Lesart.  Lamma  gab  im  Giornale  storico  della  letteratura  italiana 
X  S.  376  Varianten  zu  dem  Serventese  aus  dem  cod.  bologn.  1739. 


68  aymè  mercede.  —  60  ne. 


^  Aufser  in  den  oben  S.  259  Anm.  i  n.  10  angeführten  codd.  steht  das 
Serventese  noch  anonym  im  cod.  marc.  Cl.  it  IX.  no,  486;  cod.  rice.  1 142; 
cod.  laur.  PI.  89  inf.  44;  cod.  perug.  C.  43;  cod.  par.  1069;  cod.  pal.  200,  241. 

'  Die  Canzonette  auch  im  cod.  par.  1069  (Mazzatinti  II  S.  269). 

>  Anonym  noch  im  cod.  marc.  Cl.  it.  IX.  no,  486;  cod.  par.  1069. 
Vgl.  femer  Lamma  a.  a.  O.  S.  376  Anm.  i. 

B.  WlBSE. 


VERMISCHTES. 


I.  Zur  Litteratnrgeschichte. 

L'engien  du  roman  du  Châtelain  de  Couci. 

Mes  travaux  pour  la  publication  d'une  Gramática  histórico^ 
critica  de  la  lengua  castellana  en  relación  con  los  dialectos  hispánicos 
(Grammaire  où  je  veux  tenir  compte  de  tout  ce  qu'on  a  dit  jus- 
qu'ici sur  le  sujet  de  mes  études)  m'ont  obligé  à  parcourir  les 
pages  si  bien  remplies  de  la  collection  complète  de  la  Romania^ 
et  c'est  à  cette  occasion  qu'en  lisant  l'article ^  de  Gaston  Paris 
„Le  roman  du  Châtelain  de  Couci",  j'ai  été  frappé  par  les  résultats 
pour  moi  inadmissibles  des  recherches  de  Crapelet,  Chassant, 
Lacroix,  Tobler,  P.  Meyer  et  G.  Paris  lui-même  pour  découvrir 
Vengin  qui  cachait  le  nom  de  l'auteur  du  roman.^ 

Crapelet  d'abord  —  je  crois  devoir  rappeler  l'historique  de  la 
question ,   tel  qu'il  résulte  de  l'exposé  de  G.  Paris  —  n'y  découvrit 


>  Romania,  Vm  343—373- 

'  Voici  les  vers  (8225  et  scq.)  qui  contiennent  Vengin  et  qui  ont  servi 
aux  recherches,  tels  que  la  Romania  les  a  donnés: 
8225     En  l'onnour  d'une  dame  gente 

Ai  ge  mis  mon  euer  et  m'entente 

A  rimer  ceste  istoire  cy, 

El  mon  nom  rimerai  ausy, 

Si  c'on  ne  s'en  percevera 
8230     Qui  l'engien  trouver  ne  sarà, 

l'en  suis  certain,  car  n'aferroit 

A  personne  qui  fait  l'aroit 

Con  le  tenroit  a  vanterie 

Espoir  ou  a  {éd,  en)  mélancolie; 
8235     Mes  se  celle  pour  qui  fait  Tay, 

En  set  nouvelle,  bien  le  say, 

Si  li  plaist,  bien  guerredonné 

Sera,  mes  quel  reçoive  en  gré. 

A  li  m'otri  et  me  present, 
8240    Qu'en  face  son  comandement. 

En  li  {ed,  lui)  ai  mis  tout  mon  soûlas. 

S'en  chant  souvent  et  haut  et  bas. 

Et  liement  me  maintenray 

Four  li  (/</.  lui)  tant  conme  viveray. 


278  VERMISCHTES.     ZUR  LITTER ATURGBSCHICHTB. 

rien;  Chassant  rassembla  les  dix-sept  lettres  initiales  des  derniers 
vers  {esq ja  cemessaqese^  et  en  en  supprimant  quelques  unes  et 
en  changeant  d'autres,  il  trouva  Jacques  Saquespée\  Lacroix  soutint 
que  le  nom  était  donné  dans  les  mots  du  vers  8231  ^J'en  suis 
certain",  équivalents  pour  la  prononciation  à  „Je  suis  Jean  Certain^ 
à  son  tour  le  Bulletin  du  Bouquiniste  partit  du  même  vers  et  trouva 
l'acrostiche  ^Jacemes  Sakesep,  que  Tobler  réforma  en  Jaquemet 
Saquesep\  Meyer  de  son  côté,  par  suite  de  la  variante  du  vers 
8238  qui  commence  par  un  m  dans  le  ms.  de  la  bibliothèque  du 
lord  Âshbumham,  changea  le  nom  de  famille  de  l'auteur  en  Makesep\ 
et  G.  Paris  enfin ,  en  acceptant  l'acrostiche  du  Bulletin  du  Bouqui- 
niste^ soutint  que  le  nom  du  poète  n'était  autre  que  Jakemon  (ou 
Jakeme)  Sakesep, 

Pour  les  hypothèses  de  Chassant,  Lacroix  et  Tobler,  il  n'y  a 
rien  à  ajouter  à  ce  qu'on  a  déjà  dit  dans  le  Romania  (VIII,  343) 
et  j'y  renvoie  pour  leur  réfutation  le  lecteur;  pour  la  variante  de 
Meyer,  c'est  lui-même  le  premier  à  s'en  méfier,  lorsqu'il  dit  du 
prétendu  Makesep  que  „cela  ne  ressemble  guère  à  un  nom".  Quant 
aux  suppositions  du  Bulletin  et  de  Gaston  Paris,  je  me  permets  de 
croire  qu'elles  sont  bien  loin  de  paraître  satisfaisantes  à  leurs 
auteurs;  G.  Paris  patronne  certes  le  nom  de  Jakemon  Sakesep,  mais 
en  citant  les  mots  ci -dessus  transcrits  sur  Makesep  il  ajoute:  „il 
est  certain  en  tout  cas  que  Sakesep  est  moins  étrange  et  a  pour 
lui  des  analogies".  Moins  étrange!  Donc,  il  est  étrange  aussi.  £t 
voilà  toute  la  défense  d'une  solution  ;  Il  faut  convenir  que  le 
maître  n'était  pas  satisfait,  tant  s'en  faut,  de  sa  conclusion,  et 
certes  il  avait  parfaitement  raison  de  rester  (mentalement  au  moins) 
sur  ses  gardes. 

Sakesep  en  effet,  non  plus  que  Makesep  ne  sont  de  noms 
admissibles;  Meyer  et  Paris  eux-mêmes  le  reconnaissent  implicite- 
ment lorsqu'ils  trouvent  ces  noms  plus  ou  moins  étranges;  le  prénom 
même  de  Jakemes  ou  Jakemon  (Jacemes  dans  l'acrostiche)  n'est  pas 
sans  soulever  quelques  objections.  Mais,  alors?....  Alors,  c'est  que 
la  solution  ne  se  trouve  pas  là,  et  qu'il  faut  chercher  ailleurs. 
Mais  où? 

Void  ma  solution:  le  poète  dit: 

8225     En  l'onnour  d'une  dame  gente 

Ai  ge  mis  mon  euer  et  m'entente 
A  rimer  ceste  istoire  cy, 
Et  mon  nom  rimerai  ausy, 
Si  c'on  ne  s'en  percevera 
Qui  l'engien  trouver  ne  sarà. 

V engin  se  trouve  dans  le  4e  des  vers  cités,  soit  le  8228  du 
roman: 

Et  mon  nom  rimerai  ausy. 

Prenez  les  deux  derniers  mots,  rimerai  ausy ^  et  vous  y  trou- 
verez   aisément    Remi    Auresy    (ou   Avresy)^    nom    parfaitement 


ARAUJO,  l'engin  DU   CHâX.  DE  CONCL  279 

acceptable  et  trouvé  sans  aucune  violence,  sans  supprimer  ni  aug- 
menter des  lettres  et  sans  en  changer  non  plus  ;  nom  qui  rime  en 
outre  avec  cy  et  ausy  (conforment  à  la  déclaiation  formelle,  quoique 
a  double  entente  du  poète:  mon  nom  rimerai  aussy);  nom  dont  la 
place  dans  les  vers  est  la  plus  naturelle  {mon  nom:  Remi  Auresy\ 
et  dont  le  déguisement  pourtant,  en  s^écartant  des  moyens  si 
connus  et  si  pratiqués  de  l'acrostiche,  méritait  bien  plutôt  que 
celui-  ci  le  titre  á^engien  que  son  Auteur  employait  pour  le  désigner. 
Pour  moi  donc,  le  nom  de  l'Auteur  du  Roman  du  Châtelain 
de  Couciy  qui  tient  une  place  si  honorable  dans  la  littérature  du 
moyen  âge,  est  sans  aucun  doute  Remi  Auresy  (ou  Avresy),  le 
mot  de  l'énigme  de  Vengien  des  derniers  vers  du  poème,  et  je  se- 
rai très  heureux  si  je  vois  les  savants  directeurs  de  la  Romania 
partager  cette  opinion.  Fernando  Araujo. 

Nachschrift.  Obwohl  die  akrostichischen  Lösungsversache  mit  dem  Aus- 
druck rimer  sich  in  der  That  nicht  vereinigen  lassen,  bleibt  doch  beachtenswert, 
dafs  Saquesep  ungezwungen  sich  ergibt,  sowie  an  der  neuen  Lösung  bedenklich, 
dafs  Auresy  kein  bekannter  Name  ist  und  nur  durch  Buchstabenversetzung 
gewonnen  werden  konnte.  Warum  dann  nicht  auch  z.  B.  Aimeri  Saury? 
Vgl.  r-i-mer-ai  au-s-y  und  den  Namen  St.  Saury.     Hrsg.] 


IL  Handschriftliches. 

I.  Anglonormannische  Version  von  Eduards  I  Statutum 

de  vins  religiosis. 

Im  Besitze  des  Buchhändlers  Spirgatis  zu  Leipzig  befindet 
sich  ein  Pergamentblatt,  das  er  mir  freundlichst  zur  Benutzung 
überlassen  hat,  wofür  ich  ihm  auch  an  dieser  Stelle  meinen  ver- 
bindlichsten Dank  ausspreche.  Das  Blatt  ist  18  cm.  hoch  und 
1 5  cm.  breit ,  doch  ist  nicht  nur  der  obere  und  der  untere  Rand 
erheblich  beschnitten  worden,  sondern  auf  der  rechten  Seite  sind 
oben  auch  Stücke  abgerissen,  und  aufserdem  befindet  sich  in  der 
Mitte  ein  kleines  rundes  Loch.  Die  Vorderseite  enthält  zunächst 
auf  6,  allerdings  verstümmelten,  Zeilen  den  Schlufs  des  am  4.  Oktober 
1278  von  £duard  I  erlassenen,  in  französischer  Sprache  verfafsten 
Statutum  de  Glocestre,  und  daran  schliefsen  sich  unmittelbar  in 
21  Zeilen  die  vollständigen  lateinischen  Explanationes  zu  diesem 
selben  Statut  Beide  Urkunden  sind  mehrfach  gedruckt,  z.  B.  in 
den  Statutes  of  the  Realm  I,  50,  in  den  Statutes  at  Large,  from 
Magna  Charta  to  the  end  of  the  last  Parliament  1761,  London 
1763,  I,  69 — 70  u.  Ö.,  sodafs  dieser  Teil  des  Blattes  kein  beson- 
deres Interesse  in  Anspruch  nehmen  kann.  Wichtiger  dagegen 
ist  der  Inhalt  der  Rückseite,  welche  29  teilweise  unvollsändige 
Zeilen  Text  enthält,  der  allerdings  an  einigen  Stellen  stark  ver- 
wischt  und   verblafst   ist.     Wir  haben   hier  die  französische  Über- 


28o  VERMISCHTES.     HANDSCHRIFTUCHES. 

Setzung  einer  andern  Verordnung  Eduards  I,  nämlich  des  am 
15.  November  1279  veröffentlichten  lateinischen  Statutum  de  viris 
religiosis.  Letzteres  steht  in  den  Statutes  of  the  Realm  1 ,  51,  in 
den  Statutes  at  Large  I,  72 — 73  u.  ö.,  dagegen  findet  sich  die 
Übersetzung  meines  Wissens  in  den  Drucken  nicht,  und  auch  in 
den  Handschriften  -  Katalogen  habe  ich  dieselbe  nicht  auffinden 
können,  sodafs  eine  Veröffentlichung  derselben  wohl  angezeigt 
erscheint 

Die  Schrift  des  Fragments  ist  nach  einer  fi'eundlichen  Mit- 
teilung meines  hiesigen  Kollegen  Steindorff  ein  in  England  häufiget 
T)rpus  der  Urkundenschrift  vom  Ende  des  13.  und  der  ersten 
Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  und  ähnelt  besonders  zweien  Urkunden 
aus  dem  Jahre  1303  und  1321  (Palaeographical  Society,  Serie  I 
PI.  254a  und  PI.  254 ¿)  in  hohem  Grade,  sodafs  die  Abschrift 
wohl  zu  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  angefertigt  sein  wird.  Die 
Obersetzung  schliefst  sich  dem  Originale  ziemlich  genau  an,  nur 
spricht  sie  nicht  in  der  ersten  Person  mit  nos  und  noster,  sondern 
in  der  dritten  mit  le  rei  und  erlaubt  sich  auch  sonst  einzelne  un- 
erhebliche Abweichungen.  In  dem  folgenden  Abdruck  sind  die 
Abkürzungen  aufgelöst,  die  Aunösungen  jedoch  durch  Cursivschrift 
kenntlich  gemacht.  Die  in  runde  Klammem  eingeschlossenen 
Stellen  sind  in  der  Handschrift  mehr  oder  weniger  undeutlich,  die 
in  eckigen  Klammern  stehenden  Wörter  oder  Buchstaben  sind  dort 
verloren  gegangen.  Zur  Kontrolle  drucke  ich  das  lateinische  Ori- 
ginal mit  ab. 

Statutum  de  vins  religiosis. 

Rex  justitiariis  suis  de  banco  sa- 
lutem.     Cum  dudum  provisum  fuisset 

quod    viri   religiosi    feoda  aliquorum  ke  (gent)  de  religion  ne  pntra[s]ent 

non    ingrederentur    sine    licentia    et  . .  f . . .  (autre   sanz)   la   volunté    e  le 

volúntate    capitalium    dominorum    de  (consentement  . .  hefs  ...   de   cens . . 

quibus  feoda  illa  immediate  tenentur,  e)ez,  des  quels  ceusfeez (sunt tenuz...). 

et  viri    religiosi    postmodum    nihilo-  E  les  gens   de  religion  ja  le  meyns 

minus  tam    feoda   sua   propria   quam  ausi  ben  lur  fees  pr¿>pres  com  [d'autres] 

aliorum  hactenus  ingressi  sint,  ea  sibi  en  sa  sunt  entrez,  e  cens  a  eus  meymes 

appropriando  et  emendo  et  aliquando  enpr¿>pn'ant  e    en   acha[tant  e]   a   la 

ex  dono  aliorum  recipiendo,  per  quod  feez  du  doun  des  autres  en  resceivant, 

servitia    quae    ex    hujusmodi    feodis  per  quay  ke  les  services  ke  [de  t]eu 

debentur    et    quae     ad     defensionem  manure  des  fees  sunt  dues  e  ke  a  la 

regni  ab  initio  provisa  fuerunt  indebite  defense   du  reaume  du  com^ncement 

subtrahuntur ,     et     domini     capitales  [un]t    esté   pwrveu    e    (zu  streichen) 

escaetas  suas  inde  amittunt  :  nos  super  nent  duement  sunt  sustret,  e  les  chefs 

hoc     pro     utilitate     regni     congruum  seignt/rs  perdent  de  ceo  lur  eschetes  :1e 

remedium  provided  volentes,  de  con-  rey  sur  ceo,  pur  le  proñst  du  reaume 

silio  praelatorum,  comitum  et  aliorum  covenable  remedie   voillant   purveier, 

fìdelium  regni  nostri  de  Consilio  nostro  du  conseil  des  pr^laz,  contes  e  autres 

existentium,  providimus,  statuimus  et  feaus   de   son   reaume,   ad  purven  e 


A.   SUMMING,   EDUARDS   I   STATÜTUM   DE  VOL   RELIG. 


281 


ordinavimus  quod  nuUus  religiosus 
aut  alius  quicunque  terras  aut  tene- 
menta  aliqua  emere  vel  vendere  aut 
sub  colore  donationis  aut  termini  vel 
alterius  ti  tuli  cujuscunque  ab  aliquo 
recipere  aut  alio  quovis  modo,  arte 
vel  ingenio  sibi  appropriare  praesu- 
mat,  sub  forisfactura  eorundem«  per 
quod  ad  manum  mortuam  terrae  et 
tenementa  hujusmodi  deveniant  quo- 
que modo.  Providimus  etiam  quod, 
si  quis  religiosus  aut  alius  contra 
praesens  statutum  aliquo  modo,  arte 
vel  ingenio  venire  praesumpserit,  liceat 
nobis  et  aliis  immediatis  capitalibus 
dominis  feodi  talìter  alienati,  illud 
infra  annum  a  tempore  alienationis 
hujusmodi  ingredi  et  tenere  in  feodo 
et  haereditate.  Et  si  capitalis  dominus 
immediatus  negligens  fuerit  et  feodum 
hujusmodi  ingredi  noluerit  infra  annum, 
tunc  liceat  proximo  capitali  domino 
mediato  feodi  illius  infra  dimidium 
annum  sequentem  feodum  illud  ingredi 
et  tenere  sicut  praedictum  est;  et  sic 
quilibet  dominus  mediatus  faciat,  si 
propinquior  dominus  in  ingrediendo 
hujusmodi  feodum  negligens  fuerit,  ut 
praedictumest.  Et  si  omnes  hujusmodi 
capitales  domini  hujusmodi  feodi,  qui 
plenae  fuerint  aetatis  et  infra  quatuor 
maria  et  extra  prisonam,  per  unum 
annum  negligentes  vel  remissi  fuerint  in 
hac  parte,  nos  statim  post  annum  comple- 
tum  a  tempore  quo  hujusmodi  emp- 
tìones,  donationes  aut  alias  appro- 
priationes  fieri  contigerit,  terras  et 
tenementa  hujusmodi  capiemus  in 
manum  nostram  et  alios  inde  feoifa- 
bimus  per  certa  servitia  nobis  inde 
ad  defensionem  regni  nostri  facienda; 
sal  vis  capitalibus  dominis  feodorum 
illorum ,  wardis ,  escaetis  et  aliis  ad 
ipsos  pertinentibus  ac  servitiis  inde 
debitis  et  consuetis.  Et  ideo  vobis 
mandamus  quod  statutum  praedictum 
coram  vobis  legi  et  de  cetero  firmiter 
teneri  et  observari  faciatis. 


ordeiné  ke  nul  home  de  religion  ne 
autre,  ke  ke  il  seyt,  terrts  ou  tene- 
menz  ne  mespr^nge  vendre  ou  achater 
(erganze  ou)  suz  colour  de  doun, 
a  (1.  de)  t^rme  ou  de  acun  title  de 
akun  resceive  ou  en  akune  manure, 
per  art  ou  per  engin  a  eus  apropn'er 
sour  la  forfeiture  de  meymes  ceus 
tenemenz,  per  qtMxp]  a  main  mort  iceles 
terres  ou  tenemenz  deveignent  en 
akune  manure.  Le  rey  ad  ps/rveu 
ke,  si  akun  home  de  religion  ou  autre 
encontre  cest  présent  statut  en  akune 
manure  per  art  ou  per  engyn  venir 
mespr^nge,  list  a  nostre  seygnur  le 
rey  e  as  chefs  seignurs  def  (1.  des) 
feez  en  teu  manure  aliénez,  eel  fee 
dedenz  l'an  du  tens  de  tele  alienation 
entrìr  e  tenir  en  fee  e  en  heritage. 
E  si  le  chef  stignur  meen  seyt  neg- 
ligent e  tens  manures  des  feez  ne 
veut  entrir  dedenz  l'an,  dunk  list  al 
pr¿>chein  seignur  meen  de  eel  fee 
dedenz  le  dymayn  (1.  dymy  an)  sevant 
iceles  fees  entrir  e  retenir,  si  com  avant 
est  dit  E  en  tele  manure  chescon  (1. 
chescun)  seignwr  meen,  si  le  plus  pro- 
chein  seignur  en  entrant  tele  manure 
fees  seit  negligent,  i  entre,  si  com 
avant  est  dist.  £  si  touz  les  chefs 
(seignurs)  de  teu  manure  leez,  ke  sunt 
de  plen^re  age  e  dedenz  les  quatre 
(mers  e)  hors  de  prtsone,  per  un  an 
seyent  negligent  e  seyent  demorant 
en  ceste  (part,  le)  rey  tantost  apr^ 
le  an  acompli  de  (1.  du)  tens  ke  teu 
(1.  teus)  manures  ach(az,  douns)  ou 
apr^Tpriations  ont  fet,  ceus  terres  ou 
tenem^ns  prendra  en  sa  ma(in  e) 
feffera  autres  de  ceo  pur  c^rtein  ser- 
vice fesant  de  ceo  au  rey  a  la  defense 
du  reaume«  s ...  e  as  chefs  seignurs 
des  feez,  wardes....  autres.. 


Albert  Summing. 


282  VERMISCHTES.     HANDSCHRIFTLICHES. 

2.  Les  quinze  joies  nostre  dame. 

Die  Quinze  joies  de  Marie  haben  schon  um  dessentwillen 
Interesse  weil  jenes  auserlesene  Produkt  des  Esprit  Gaulois,  die 
Quinze  joies  de  mariage,  in  ihrem  Titel  an  sie  anknüpfen.  Sie 
müssen  auch  im  Zusammenhang  der  Dichtungen  von  den  fünf  oder 
sieben  Freuden  Maria's  erwähnt  werden,  und  haben  ein  Gedicht 
von  den  fünfzehn  Freuden  neben  sich,  das  in  Handschriften  nicht 
selten  ist  Es  gibt  auch  ein  Bretonisches  Gedicht  über  die  fünf- 
zehn Freuden  der  Maria  in  einem  Druck  von  1 530  (s.  Windisch 
bei  Ersch  und  Gruber,  Art  Keltische  Sprachen  S.    177). 

Ich  kann  hier  einen  Prosatext  mitteilen,  der  sich  in  Privat- 
besitz befindet  (er  gehört  zunächst  noch  einem  Buchhändler  in 
Niort).  Die  beiden  Ausgaben,  die  ich  gleich  nennen  werde,  sind 
selten  und  wenig  bekannt  Durch  diese  Umstände  dürfte  meine 
bescheidene  Mitteilung  gerechtfertigt  sein. 

Ich  nenne  die  drei  Texte  A,  B,  C. 

A  kleine  aus  9  Pg. -Bl.  bestehende  Handschrift  des  15.  Jahrh. 
Die  Rectoseite  von  Bl.  i  und  beide  Seiten  von  Bl.  9  sind  unbe- 
schrieben. Die  Handschrift  ist  mit  vergoldeten  Initialen  und  auf 
Bl.  IV  und  6r  mit  zierlichen  Randleisten  geschmückt  Ich  löse  die 
Abkürzungen  auf,  und  unterscheide  i,  u,  c,  e  von  j,  v,  ç,  é. 

B  Handschrift  des  15.  Jahrh.  (vor  1438  geschrieben),  die  von 
C.  Gh.  herausgegeben  ist  u.  d.  T.  Les  quinze  ioyes  nostre  dame 
et  autres  devotes  oroisons  tirées  de  deux  manuscrits  du  XV^  siècle. 
Publié  pour  la  première  fois  par  un  bibliophile.  Tours  1862.  (XIII 
und  XXII  S.,  tiré  à  100  ex.).  Sie  gehörte  damals  der  Familie  L. 
de  Lavesvre  in  Civray  sur  Cher.  Aus  dem  Kalender,  der  viele 
bretonischen  Heiligen  nennt  und  aufser  sainct  Michiel  du  Mont  auch 
sainct  Samson  evesque  de  Dol  mit  Gold  auszeichnet,  schliefst  der 
Herausgeber,  dais  sie  im  Sprengel  Dol  geschrieben  ist.  Die  Aus- 
gabe schliefst  auch  die  sept  requestes  ein. 

In  B  fehlt  die  dritte  Freude;  die  dritte  und  vierte  requeste 
sind  umgestellt. 

C  Heures  a  Tusaige  de  Paris,  von  Thielman  Kerver  in  Paris 
1525  gedruckt,  mir  nur  in  dem  Neudruck  zugänglich  bei  Soleil, 
Les  heures  gothiques  (Rouen  1882)  S.  2i3.fg.  Die  Sept  requestes 
fehlen  hier,  wenigstens  bei  Soleil. 

Ich  habe  B  und  C  nur  zur  Berichtigung  einiger  Stellen  her- 
angezogen. 

Vier  weitere  Handschriften  werden  genannt  im  Roman  de  la 
Violette  ed.  Michel  S.  LX,  in  der  Revue  des  langues  romanes 
XXXV.  255.  259,  im  Bulletin  de  la  Société  des  anc.  textes  fr.  1881 
S.  47  (wo  auf  eine  fünfte  Handschrift  mit  abweichendem  Text  ver- 
wiesen wird,  dem  die  Vu.  Peticions  vorhergehen).  Femer  stehen 
die  XV.  joies  nostre  dame  (in  Prosa  oder  in  Versen?)  in  einer 
Handschrift  des  15.  Jahrh.,  die  der  Buchhändler  Claudin  in  Paris 
vor  einigen  Jahren  unter  N.  47347  verkaufte,  und  ein  Text,  wie  der 
hier  veröffentlichte,  wird  soeben  in  einer  Handschrift  der  selben  Zeit 
von  Hoepli   in  Mailand ,   Verz.  83  Nr.  i ,   zum  Verkauf  angeboten. 


H.  SUCHIER,  LES  XV  JOIES    NOSTRE  DAME.  283 

Drei   weitere  Handschriilen  wurden  am    16.  März    1893  im  Hôtel 
Drouot  in  der  Bibliothek  De  Fresnes  verkauft 

[i""]  Les  ZV  joyes  nostre  dame. 

DOulce  dame  de  miséricorde,  mere  de  pitié,  fontaine  de  tous  biens,  qui 
portâtes  Jhesucrist  ix.  moys  en  vos  precieus  flans,  et  qui  l'alaitates  de 
vos  doulces  mamelles,  belle  tres  doulce  dame,  je  vous  cri  merci,  et  vous  pri 
que  vous  vueilliés  prier  vostre  chier  iilz  que  il  me  doint  en  tel  maniere  vivre 
en  cest  siècle  que  je  puisse  venir  a  sa  miséricorde  et  en  la  fin  a  vraye  con- 
fession et  vraye  repentence  de  tous  les  pechiés  que  [2r]  je  oncques  fis.  Et 
ainsi  vous  lui  priés,  belle  tres  doulce  dame,  et  je  m'agenoulleray  xv.  foys  devant 
vostre  ymage  en  Tonneur  et  en  la  remembrance  des  xv.  joyes  que  vous  eûtes 
en  terre  de  vostre  chier  filz.     Ave  Maria. 

I. 

Etres  doulce   dame,    pour    icelle    grant  joie  que  vous  eûtes  quant  li  saint 
angre  Gabriel    pous    aporta    la   nouvelle  que   le   filz  de  dien  vendroit  en 
vous:    doulce    dame«    priés    lui    que  il  vueil   [sic,   BC  veille]  venir  en  mon 

cueur  espiritalement.     Ave. 

2. 

£  tres  doulce  dame,  pour  icelle  [2^]  grant  joye  que  vous  eustes  quant 

vous  le  sentîtes  esmouvoir  en  vos  precieus  flans:   doulce  dame,  priés  lui  que 

il  [B  C  vienile]  esmouvoir  mon  cueur  a  lui  amer ,  servir  et  honnourer.     Ave 

Maria. 

3- 

Etres  doulce  [B  C  dame]  pour  icelle  grant  joye  que  vous  eûtes  quant  vous 
alates  a  la  montaigne  visiter  saincte  Elizabeth  vostre  cousine  et  elle  vous 
dit  que  vous  estiés  benoite  et  que  le  fruit  de  vostre  ventre  estoit  benoit: 
doulce  dame,  priés  lui  et  ce  doulx  fhiit  que  il  me  vueille  rassasier.    Ave  Maria. 

4. 
[3r]  "Ty  tres  doulce  dame,  pour  icelle  grant  joye   que  vous  eûtes  au  jour 

JLJ  de    nouel   quant  vostre    doulx  filz  nasqui  de  vous:    doulce    dame, 

priés  luy  que  il  m*otroye   sa  benoite   nativité  a  ma  redempcion.     Ave  Maria. 

5- 

Etres  doulce  dame,  pour  icelle  grant  joye  que  vous  eûtes  quant  les  pastours 
vous  vindrent  visiter    et   ilz  vous   trouvèrent  et  vostre   chier  filz:    doulce 
dame,  priés  lui  que  je  le  puisse  trouver  en  toutes  mes  tribulations.     Ave. 

6. 
E  tres  doulce  dame ,   pour  [3r]  ycelle  grant  [B  C  joye]  que  zous  eûtes 
quant  les  trois  roys  vindrent  offrir  a  vostre  chier  filz  or,  encens  et  mirre,   et 
il  les   recent:    doulce   dame,    priés    lui  que  il  vueille    recevoir   mon   oroison. 
Ave  Maria. 

7- 

Etres    doulce    dame,   pour   icelle    grant  joye    que  vous   entes  quant  vous 
Tofi'rites   au   temple  et  Symeon  le  recent  entre   ses  bras:   doulce  dame, 
priés  lui  que  il  reçoive  mon  ame  quant  elle  partira  de  mon  corps.   Ave  Maria. 

8. 

Etres  doulce  dame,  pour  icelle  grant  joye  que  vous  [4r]  entes  quant  vous 
l'eûtes    perdu    et    vous   le    retrouvastes    entre    les   Juifz   en  Jhemsalem: 


284  VERMISCHTES.      HANDSCHRIFTUCHES. 

douice  dame,    priés  lui  que,    se  je  l'ai  perdu  par  mes  pechiés,    je  le  paisse 
trouver  par  vos  sainctes  mérites.    Ave  Maria. 

9. 

Etres  douice  dame,  pour  icelle  grant  joie  que  vo  us  eûtes  quant  vous  fustes 
aux  noces  saint  Archedeclin  et  vostre  doulx  fìlz  mua  Peaue  en  vin: 
douice  dame,  priés  lui  que  il  vueille  muer  la  malvestié  de  mon  cueur  et  de 
mon  corps  en  vraye  joye  pardurable.     Ave  Maria. 

10. 

[4^]  Tî^  tres  douce   dame,    pour  icelle    grant  joye   que  vous    eûtes    quant 

JJ  vostre  doulx  ñlz  reput  .v.  mille  hommes  de  v.  pains   d'orge  et  de 

deulz  poissons:  douice  dame,  priés  luy  que  il  vueille  mes  v.  sens  gouverner. 

Ave  Maria. 

II. 

Etres  douce  dame,  pour  icelle  grant  joye  que  vous  eûtes  au  jour  du  grant 
vendredi  quant  vostre  doulx  fìlz  souffrit  mort  et  passion  en  la  crois  pour 
nous  :  douce  dame,  priés  lui  que  il  vueille  jetter  m'ame  de  la  mort  d'en  [5r] 

fer.    Ave  Maria. 

12. 

Etres  douce  dame,  pour  icelle  grant  joye  que  vous  eûtes  au  jour  de  pas- 
ques quant  vostre  doulx  filz  resuscita  de  mort  a  vie:  douce  dame,  priés 
luy  que  il  vueille  resusciter  m'ame  en  sa  douce  gloire. 

13. 

Etres  douce   dame,    pour   icelle    grant   joye    que    vous    eûtes  au   jour  de 
Pascencion  quant  vostre  doulx  filz  monta   es  cieulx:  douice   dame,    priez 
lui  que  il  trayc  après  lui  mon  cueur  et  toutes  mes  pensées.    Ave  Maria. 

14. 
[5r]  'O  tres  douice  dame,    pour   icelle   grant  joye  que  vous  eûtes  au  jour 

ÍÁ  de  la  penthecouste  quant  vostre   doulx  filz  envoya  le  saint  esperit 

a  ses  disciples    et  il  les   enlumina  et  embrasa:    douce    dame,    priés   lui   qu'il 

vueille  enluminer  mes  v.  sens.  Ave. 

Etres  douice  dame,  pour  icelle  grant  joye  que  vous  eûtes  au  jour  de 
vostre  assumpcion  quant  vostre  doulx  fìlz  vous  emporta  es  cieulx  et  vous 
assit  a  sa  dextre  et  vous  couronna  sur  toutes  aultres  femmes:  douice  dame, 
priés  lui,  pour  moy,  pour  [6r]  tous  pécheurs  et  pour  toutes  pécheresses  donc 
[jû:]  il  veult  estre  priés,  que  par  sa  grace  ilz  aient  pouoir  de  issir  de  leurs 
pechiés  et  de  amender  leurs  vies  et  pour  tous  ceulx  et  celles  qui  sont  en 
espurgatoire  qu'ilz  aient  merci  et  repos,  amen. 

Les  vii.  requestes  a  nostre  seigneur. 

Doulz  dieulx,  doulx  pere,  saincte  trinité  et  vng  dieu!  Beau  sire  dieux,  je 
requier  merci  que  vous  me  conseilliés  en  l'onneur  de  celui  hautisme  con- 
seil que  vous  preites  de  vostre  propre  sapience  [6z/]  quant  vous  envoiates 
vostre  saint  angre  Gabriel  a  la  vierge  Marie  dire  et  anoncier  la  nouvelle  de 
nostre  salut.  Sire,  si  comme  ce  fu  vray,  regardés  moy  en  pitié.     Ave  Maria. 

I. 

Beau  sire  dieux,  je  vous  requier  que  vous  me  regardés  en  pitié  en  l'onneur 
et  en  la  remembrance   de  celui  regart   dont  vous  regardâtes  Pumain  lig* 


H.   SUCHIER,   LES  XV  JOIES   NOSTRE  DAME.  285 

nage  quant  vous  envoyâtes  chajus   en  terre  vostre  chier  filz  mourir  en  croix 
pour  nous.     Sire,  si  comme  ce  iu  vrai,  regardés  moy  en  pitié.     Pater. 

2. 
[yr]  T)eau    sire  diex,    regardés  moy  en  pitié   en  pitie  [sic]  en  Tonneur  et 
xl  en  la  remembrance  de  celle  parolle  que  vostre  chier  [filz]  dist  quant 
il  dit:  Pere  des  chielz,  gardés  ceulz  qui  donront  en  mon  non  et  en  l'onneur 
de  moy!  Sire,  si  comme  ce  fu  vrai,  regardés  moy  en  pitié.     Pater  noster. 

Beau  sire  dieux,  je  vous  requier  conseil  et  aide  en  l'onneur  de  celui  regart 
dont  vous  regardâtes  vos  sains  apostres  quant  vous  deites  :  Quel  c'onques 
chose  que  vous  demanderés  a  mon  pere  ou  non  de  moy,  vous  l'aurés!  [yv] 
Sire,  si  comme  ce  fu  vray,  vous  requier  je  conseil  et  aide  en  l'onneur  de  vous 
et  de  vostre  loy  et  a  mon  salut.     Pater  noster. 

4- 

Beau    sire    diex ,   je    requier   a  vous   conseil  et  ayde   en  l'onneur  de  celui 
regart  dont  vous  regardâtes  les  filles  de  Jherusalem  qui  vous  suivoient 
plourant  et  vous  leur  dittes:  Filles  de  Jherusalem,  ne  plourés  pas  pour  moy, 

mes  pour  vous!    Sire,    si  comme  ce  fu  vray,    regardés  moy  en  pitié.    Pater 
noster. 

5. 

Beau  sire  diex,  je  vous  requier  conseil  et  ayde  en  l'onneur  [8r]  de  celui 
regart  dont  vous  regardâtes  saint  Pierre  l'apostre  quant  il  vous  renia 
.iii.  foys  en  une  nuit  et  vous  lui  envoiastes  joye  et  confort  de  vostre  resur- 
rection.    Sire,  si  com  ce  fu  vray,  regardés  moy  en  pitié.     Pater  noster. 

6. 

Beau  sire  diex,  je  vous  requier  que  vous  me  regardés  en  pitié  en  l'onneur 
et  en  la  remembrance  de  celui  regart  dont  vous  regardâtes  vostre  mere 
et  vostre  disciple  en  la  grant  destresse  de  la  mort  et  vous  deites  a  vostre 
mere  :  Femme,  vecy  ton  filz  !  et  puis  a  Saint  Jehan  :  Jehan,  [8v]  veci  ta  mere  ! 
Sire,  si  comme  ce  fu  vray,  regardés  moy  en  pitié.     Pater  noster. 

7- 

Beau  sire  diex,  je  vous  requier  conseil  et  ayde  en  l'onneur  de  celuy  regart 
dont  vous  regardâtes  le  larron  en  la  croix  pendant  a  vostre  dextre  quant 
il  dit:  Sire,  remembre  toy  de  moy  quant  tu  vendras  en  ton  regne!  et  vous 
lui  respondites:  Huy  seras  en  paradis  avec  moy!  Sire,  si  comme  ce  fu  vrai, 
regardés  moy  en  pitié.     Pater  noster. 

H.  SucmER. 


m.  Grammatisches. 

Zum  sog.  historischen  Infinitiv  im  Französischen. 

Gegen  den  von  Herm  A.  Schulze  in  seinem  interessanten  und  lehr- 
reichen Beitrage  zur  Lehre  vom  französischen  Infinitiv  Zts.  XV,  p.  504 
gegebenen  Versuch  einer  Erklärung  des  sogenannten  historischen  In- 
finitivs im  Französischen  erscheint  mir  Folgendes  einzuwenden: 


286  VERStíSCHTES.      GRAMMATISCHBS. 

Erstens  ist  die  Behauptung  schwerlich  zutreffend,  daTs  wir  ,^ 
der  Lage  des  furchtsamen  Hasen  in  der  Lafontaineschen  Fabel 
die  Frösche  nur  noch  verschwinden  sehen,  nicht  aber  das  sauter 
dans  les  ondes  in  seinem  ganzen  Verlaufe  beobachten''  würden. 
Wie  noch  neuerdings  wirkliche  Beobachtung  des  Vorganges  es  mir 
bestätigt  hat,  läfst  sich  mühelos  der  ganze  Akt  des  Springens,  die 
Bewegung  durch  die  Luft,  nicht  blofs  das  Verschwinden  der 
Frösche  im  Wasser  verfolgen.  £s  bliebe  also  zur  Aufrechterhaltung 
der  den  Worten  des  Dichters  von  dem  Herrn  Verfasser  des 
Artikels  gegebenen  Auslegung  nur  noch  ein  Mittel  übrig:  zu  be- 
weisen, dafs  wenigstens  der  Dichter  in  betreff  der  Wahmehmbar- 
keit  des  Vorganges  jene  der  Thatsächlichkeit  widerstreitende  An- 
sicht gehabt  hätte,  was  schwierig  sein  würde.  Hätte  sich  ihm 
übrigens  in  diesem  Falle  in  dem  Worte  plonger  nicht  ein  geeig- 
neteres Ausdrucksmittel   für  das  von  ihm  Darzustellende  geboten? 

Zweitens  erscheinen  die  von  dem  Herrn  Verfasser  als  dem 
durch  die  Sprachform  des  historischen  Infinitivs  auszudrückenden 
Vorgange  unerläfslich  bezeichneten  Merkmale  der  Unerwartetheit 
und  grofsen  Schnelligkeit  doch  nicht  in  allen  Fällen  nachweisbar, 
auf  keinen  Fall  das  Merkmal  einer  solchen  Schnelligkeit,  dafs  der 
Beobachter  den  Vorgang  erst  dann  wahrzunehmen  im  Stande  wäre, 
wenn  dieser  bereits  seinem  Ende  entgegenginge.  Man  nehme 
Sätze  wie:  Aussitôt  les  ennemis  de  s'enfuir.  —  Aussitôt  mille  voix 
de  répéter:  ,Chez  le  commissaire!  chez  le  commissaire!^  Et  de  rire! 
Oder  gar  folgende,  P.  Déroulède's  Le  bon  gîte  entnommene 
Stelle  eines  Zwiegesprächs  zwischen  einem  aus  dem  Quartier  aus- 
ziehenden Soldaten  und  seiner  mütterlich  fürsorglichen  Wirtin: 
Mais  qu'est  ceci  ?  Mon  sac  est  plus  lourd  que  la  veille . .  Ah  !  bonne 
hôtesse!  ah!  chère  vieille.  Pourquoi  tant  me  gâter,  pourquoi?  — 
Ei  ¡a  bonne  vieille  de  direj  Moitié  larmes,  moitié  sourire  :  „J'ai  mon 
gars  soldat  comme  toi  !*'  Es  handelt  sich  hier  um  die  Beantwortung 
einer  Frage  im  Laufe  eines  Zwiegesprächs,  und  selbst  wenn  dieselbe 
schnell  und  ungesäumt  erfolgt,  so  kann  man  nicht  wohl  sagen, 
dafs  sie  unerwartet  komme,  oder  erst  im  Augenblicke  des  Voll- 
endetseins apperzipierbar  sei. 

Drittens:  Da  der  historische  Infinitiv  sich  in  der  älteren  Zeit 
auch  ohne  die  Präposition  de,  ganz  dem  lateinischen  Infinitivus 
historiens  entsprechend,  findet,  so  würde  die  von  dem  Herrn  Ver- 
fasser vertretene  Auffassung  des  historischen  Infinitivs  im  Neufranz., 
eine  ziemlich  tief  greifende  Wandlung  in  der  sprachlichen  An- 
schauungsweise voraussetzen;  was  aber  wiederum  kaum  vereinbar 
damit  wäre,  dafs  sich,  wenngleich  vereinzelt,  der  historische  Infinitiv 
mit  de  schon  im  Altfiranz.  findet.  Es  bliebe  danach  nur  die  An- 
nahme übrig,  dafs  die  beiden  in  ihrem  Wesen  doch  ganz  ver- 
schiedenen Ausdrucksweisen  einer  und  derselben  Sache  neben  einander 
hergegangen  oder  wiederholt  mit  einander  abgewechselt  hätten. 

Viertens  spricht  gegen  die  von  dem  Herrn  Verfasser  vorgetragene 
Auffassung  des  historischen  Infinitivs  im  Neufranz,  der  Umstand,  dafs. 


TH.  KALEPKY,  ZüM   SOG.   HIST.   INFINITIV.  287 

während  bei  dem  von  der  Präposition  à  begleiteten  Infinitiv  die 
eigentliche  Bedeutung  dieser  Präposition  meist  noch  deutlich 
empfunden  wird,^  die  Präposition  de  in  ihrer  Verbindung  mit  dem 
Infinitiv  —  wohl  unter  Einfiufs  der  von  A.  Tobler  Vermischte  Bei- 
träge S.  5  ff.  unter  dem  Titel  ,de  ein  „logisches  Subjekt**  einführend' 
behandelten  Erscheinungen  —  an  der  ihr  von  Hause  aus  eignenden 
lokalen  Bedeutungskraft  im  Laufe  der  Zeit  so  schwere  Einbufse 
erlitten  hat,  dafs  der  Infinitiv  mit  de  in  einer  ganzen  Anzahl  von 
Fällen  dem  Infinitiv  ohne  Präposition  nicht  nur  inhaltlich  ganz 
gleichwertig  geworden  ist,  —  wie  man  für  Sätze  wie  II  vaut  mieux 
souffrir  la  mort  que  de  trahir  sa  patrie  und  Se  taire  à  propos  vaut 
souvent  mieux  que  de  parler  (wo  die  Infinitive  Subjekte  sind)  oder 
für  die  entsprechenden  Fälle  mit  aimer  mieux  und  préférer  (wo  sie 
Objekte  sind)  doch  unbedingt  zugeben  mufs,  wenn  man  auch 
bei  Sätzen  wie  Vivre  est  diffìcile  und  II  est  difficile  de  vivre  in 
dem  Vorhandensein  oder  Nichtvorhandensein  des  grammatischen 
Subjekts  il  einen  ausreichenden  Grund  für  die  Setzung  oder  Weg- 
lassung des  de  finden  wollte  —  sondern  sogar  gelegentlich  in  die 
grammatischen  Funktionen  des  Infinitivs  ohne  Präposition  einzutreten 
vermag,  z.  B.  in  dem  mir  bei  P.  Bourget,  Le  Disciple  p.  244  auf- 
gestofsenen  Satze:  De  m'en  souvenir  me  remuait  d'une  émotion  pro- 
fonde, wo  die  Grammatik  den  präpositionslosen  Infinitiv  fordern 
würde.  Bei  solchen  Beweisen  von  Kraftlosigkeit  erscheint  es  mir 
nur  schwer  denkbar,  dafs  sich  dem  modernen  Franzosen  die  Prä- 
position de  beim  historischen  Infinitiv  noch  mit  solcher  Stärke 
fühlbar  machen  sollte,  wie  es  nach  der  Erklärung  des  Herrn  Ver- 
fassers doch  der  Fall  sein  müfste.  Ist  es  nach  den  hier  vorge- 
führten Fällen  nicht  näher  liegend,  auch  bei  dem  historischen 
Infinitiv  in  der  Präposition  de,  für  das  Neufiranzösische  wenigstens, 
nur  ein  formales,  durch  die  Macht  sprachlicher  Gewohnheit  unent- 
behrlich gewordenes,  die  durch  die  übrigen  Satzbestandteile  er- 
weckte Vorstellung  jedoch  in  keiner  Weise  modifizierendes  Element 
zu  sehen,  so  dafs  dann  also  ein  neufranz.  Alors  Oudart  de  se 
revêtir  sich  nicht  nur  inhaltlich,  sondern  auch  bezüglich  der  Satz- 
konstruktion genau  mit  dem  Lors  Oudart  se  revestir  bei  Rabelais 
decken  würde?  Es  sei  gestattet,  hierbei  an  die  Bedeutungslosigkeit 
des  ,to'  bei  den  englischen  Verben,  sowie  des  deutschen  ,zu'  in 
Ausdrücken  wie  ,einen  hindern,  etwas  zu  thun'  oder  des  ,um  zu' 
in  ,hineilen,  um  einem  zu  helfen'  zu  erinnern.^ 


^  Daher  ich  der  Auffassung  des  Herrn  Verfassers  in  betreff  des  Et  bon 
prestre  à  soy  retirer  völlig  zustimme,  diese  Konstruktion  aber  doch  nicht 
mehr  als  histor.  Iniin.  bezeichnen  möchte. 

*  Ich  betone,  dafs  es  sich  bei  allen  hier  vorgebrachten  Bedenken  gegen 
die  Ansicht  des  Herrn  Verfassers  nur  um  den  neufranzösischen  Sachverhalt 
handelt.  Für  das  Altfranzösische,  in  welchem  die  einzelnen  Redebestandteile 
noch  inhaltsvoller,  noch  weniger  prägemünzenartig,  schemenhaft  waren,  gebe 
ich  die  Möglichkeit  wirklicher  präpositionaler  Bedeutsamkeit  von  de  beim 
histor.  Infin.,  sowie  die  des  von  Marcou  behaupteten  Zusammenhanges  desselben 
mit  der  or-de-Formel  gern  zu. 


288  VERMISCHIES.    IV.  ZUR  WORTGESCHICHTE. 

Die  Richtigkeit  der  hier  vorgelegten  Ansicht,  dais  das  de  beim 
historischen  Infinitiv  im  Neufranz,  nur  noch  den  Charakter  eines 
Exponenten  ohne  sprachlichen,  sinnlichen  Inhalt  habe,  vorausgesetzt, 
würde  man  in  dem  historischen  Infinitiv  statt  eines  Satzgliedes 
mehr  eine  Interjektion  zu  sehen  haben.  Dem  Beobachter  stellt  sich 
das  Geschehen  nicht,  wie  gewöhnlich,  als  einem  anderen  Seienden 
inhärierend,  sondern  als  etwas  Selbständiges  dar,  sei  es  als  das 
einzige  Selbständige,  wie  in  dem  Et  de  rire!  oder  als  ein  Selb- 
ständiges (ein  Geschehen)  neben  einem  anderen  Selbständigen, 
(einem  Seienden)  wie  in  Les  grenouilles  de  sauter!  Wiewohl  der 
historische  Infinitiv  der  deutschen  Sprache  völlig  fremd  ist,  liefse 
sich  in  sehr  lebhafter  Schilderung  ganz  wohl  eine  Ausdrucks- 
weise denken  wie  :  „Und  das  Geñügel  —  Gackern,  Schnattern,  Zischen, 
Girren,  Piepsen...!  Es  war  ein  Höllenlärm**,  wobei  doch  wohl, 
wenngleich  der  Franzose  vor  seinem  historischen  Infinitiv  keine 
Pause  empfindet,  die  Vorstellung  des  Sprechenden  wie  des  Hörenden 
ähnlich  derjenigen  wäre,  welche  ein  Franzose  bei  Anwendung 
des  historischen  Infinitivs  haben  würde.  Es  braucht  kaum  gesagt 
zu  werden,  dafs,  was  dem  Sprechenden  eine  so  eigentümliche, 
aber  darum  keineswegs  unangemessene  Ausdrucksweise  eingiebt, 
entweder  —  und  ursprünglich  wohl  immer  —  ein  lebhafter  Affekt 
ist,  der  ihm  die  übliche,  den  menschlichen  Anschauungs-  und 
Sprachgepñogenheiten  entsprechende  Subjekts-Prädikats-Verbindung 
zwischen  Ding  und  Geschehen  herzustellen  überhaupt  nicht  ge- 
stattet, oder  doch  wenigstens  die  Absicht,  durch  Fingierung  eigener 
Erregung  den  Zuhörer  in  einen  Zustand  des  Affekts  zu  versetzen, 
um  mit  seiner  Erzählung  eine  möglichst  grofse  Wirkung  zu 
erzielen.  Theodor  Kalepky. 


rv.  Zur  Wortgeschichte. 

Solution  de  la  question  du  suffixe  -anus. 

Cette  question  a  jusqu'ici  fort  embarrassé  les  philologues:  sa 
solution  est  pourtant  fort  simple,  et  peut-être  s'étonnera-t-on  des 
controverses  qui  ont  pu  s'élever  à  ce  sujet.  C'est  la  considération 
de  la  déclinaison  des  mots  en  -ariu  en  vieux  roumain  et  en  vieil 
italien  et  l'étude  attentive  de  cette  même  déclinaison  dans  les 
gloses  de  Cassel  et  de  Reichenau,  avec,  dans  une  certaine  mesure, 
l'examen  du  traitement  de  -ariu  en  lorrain  et  en  bourguignon,  qui 
donne  la  clef  du  problème. 

Le  roumain  disait  à  Torigine:^ 

Sing,  -ariu    Plur.  art, 

et  l'italien  :2 

Sing.  'Ofo      Plur,  -an* 

'  Meyer  Lûbke,  Grammaire  des  langues  romanes,  I,  §  520. 
*  Ibid,  §  521  :  ,,Les  anciens  textes  ont  conservé  la  distinction." 


p.  MARCHOT,  SOLUTION  DE  LA  QUESTION  DU  SUFFIXE  -ARIUS.    289 

D'où  nous   sommes   autorisé  à  conclure  que,   au   moins  dans 
la  partie  orientale,  le  latin  vulgaire  avait  une  déclinaison  qui  était: 
Sing.  Nominatif  -arius,  Accusatif  -ariu.      Plur.  -ari^  -arios. 

£t,  par  conséquent,  nous  sommes  autorisé  à  rétablir  ainsi,  par 
analogie,  la  déclinaison  de  -eriu: 

Sing.  Nominatif  -erius,  Accusatif  -eriu.       Plur.  -en  -erios 

La  déclinaison,  en  vieux  roumain  et  en  vieil  italien,  avec  ses 
formes  dissemblables,  ne  pouvait  subsister:  une  tendance  à  Tuni- 
formisation  devait  refaire  soit  le  singulier  sur  le  pluriel,  soit  le 
pluriel  sur  le  singulier. 

En  roumain  littéraire,  c'est  la  première  alternative  qui  se 
produit:  on  dit  -arfu) ,  -an.  La  seconde,  paraît-il,  s'est  vérifiée 
dans  les  dialectes  qui  disent  -aiju,  arjJ^  Quant  au  féminin  -aria, 
ou  bien  il  pouvait  être  maintenu  dans  son  intégrité,  ou  bien  être 
éliminé  par  une  forme  dérivée  du  masculin,  et  c'est  ce  dernier  cas 
qui  se  réalise  en  roumain:  caldare^  chaudière. 

L'italien  a  connu    les  deux  formations  et,    qui    mieux  est,    il 

nous  les  a  conservées  :  sur  -on',  il  a  reformé  un  sing,  -^iro,  ^are,  et 

sur   -o/t?,   un   pluriel   -ai.     De  sorte   qu'il  a  deux   déclinaisons,    et 

il  dit: 

ire  forme:  Sing,  -aro  -are,  Plur.  -ari 
2e  forme  :  Sing.  -ajo.  Plur.  -ai 

Le  féminin  en  -aja  est  régulier,  mais  il  y  en  a  aussi  un  ana- 
logique en  -ara.     Mais  il  reste  en  italien  des  formes  en: 

Sing,  'tero  -tere,     Plur.  -uri 

Que  sont -elles?  Tout  simplement  le  résultat  de  la  confusion 
de  -eriu  avec  -ariu.  Le  singulier  -tero^  -tere  est  refait  sur  le  pluriel 
-ieri  qui  est  régulier.  Les  formes  inverses,  résultant  de  l'autre 
formation,  n'existent  pas  à  ma  connaissance;  on  ne  dit  pas: 

Sing,  ♦-ierio.     Plur.  *-ürii. 

Peut-être  ont  -  elles  existé  ou  se  retrouveraient  -  elles  dans  les 
dialectes.  Il  va  sans  dire  que  les  formes  féminisées  en  "tera 
existent  aussi. 

Le  portugais,  l'espagnol,  le  provençal  ont  fait  en  totalité  cette 
confusion  avec  -eriu  que  l'italien  ne  connaît  qu'^  partie,  La 
première  de  ces  langues  a  des  formes  refaites  sur  le  singulier: 

Sing.  -eiro.     Plur.  'etri 

la  deuxième,  des  formes  refaites  sur  le  pluriel: 

Sing.  -ero.     Plur.  -eri 
Le  féminin  est,  en  espagnol,  refait  analogiquement  sur  le  masculin: 
'era\    en    portugais,    il  est   tiré  du    masculin  ou  peut-être    dérivé 
directement  de  -eria:  eira. 


^  La  contraction  de  ii  en  i  est  déjà  admise  par  le  latin  classique  ;  on  a 
di  immortale  s  i  etc. 

^  Meyer -Liibke,  op,  cit.,  I,  §520. 
Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XVII.  I9 


290  VERMISCHTES.     IV.  ZÜK  WORTGESCHICHTE. 

Pour  le  provençal,  c'est  lui  qui  est  le  plus  riche  en  formes 
de  toutes  sortes.  11  n'y  a  qu'une  seule  forme  possible,  si  je  ne 
me  trompe,  *-î>/>j,  qu'il  ait  perdue  ou  n'ait  jamais  possédée.    Il  a  : 

Cas  sujet:  Sing,  -ers^  Plur.  -er;       Cas  régime:  Sing,  -er y  Plur.  -ers^ 

d'après  la  forme  du  nominatif  pluriel,  mais  aussi: 

Cas  sujet:  Sing,  -eirs,  Plur.  -«>;       Cas  régime:  Sing,  -eir,  Plur.  -eirs 

d'après  les   trois    autres  cas.     Cette    seconde    formation  appartient 
plus  spécialement  à  l'Auvergne  et  au  Quercy. 

Toutes  ces  formes  peuvent  se  dédoubler  grâce  à  la  diphton- 
gaison, ce  qui  fait  que  l'on  a  d'un  côté: 

Cas  sujet:  -ürs;      Cas  régime:  'ter,  etc., 

et  de  l'autre: 

Cas  sujet:  *'ietrs;      Cas  régime:  *'ieir,  etc., 

qui  n'existent  plus  ou  n'ont  jamais  existé. 

Le  féminin  se  forme,  comme  en  portugais  et  en  espagnol, 
analogiquement,  puisqu'il  procède  seulement  de  -eria  ou  du  mas- 
culin provençal,  -aria  n'est  pas  représenté.  La  forme  régulière  (à 
côté  du  mase,  -ers,  iers)  est  -eira^  qui  n'est  pas  le  féminin  de  'etr, 
puisqu'elle  n'est  pas  limitée  à  l'Auvergne  et  au  Quercy;  c'est  la 
dérivation  directe  d'un  latin  -eria  à  une  époque  où  le  masculin 
était  encore  -erius,  pas  encore  *'€rus.  Si  on  ne  la  trouve  pas 
souvent  diphtonguée,  c'est  probablement  à  cause  de  1'/  (semblable- 
ment  il  ne  paraît  pas  que  l'on  trouve  *'ietrs  de  -eirs)  ;  cependant 
'tetra  se  rencontre  parfois.  Du  provençal  -^r,  on  obtient  -^ra, 
d'oii  "iera^ 

Nous  arrivons  au  français  et  aux  preuves  d'une  importance 
capitale  fournies  par  les  glossaires  du  Ville  siècle.  Etant  donné 
la  déclinaison  du  latin  vulgaire  que  nous  avons  constatée,  nous 
devions  avoir  en  français  tout  à  fait  archaïque  la  déclinaison 
suivante  : 

Cas  sujet  :       Sing,  •arjs  (ensuite  -airj).  Plur.  -ar  (puis  ^er  au  IX»»«  siècle) 
Cas  régime:   Sing,  -ar;*  (ensuite  -air).      Plur.  'arjs  (ensuite  -oiVj). 

Puis,  après  le  dédoublement  de  cette  déclinaison,  que  nous 
avons  déjà  relevé  pour  le  provençal,  les  doubles  formes  suivantes: 

I reforme:     Cas  sujet:      Sing,  -ars  (encuite  -ers),  Plur.  -ar. 

Cas  régime:  Sing.  -ar.       '  Plur.  -arj. 

2me  forme  :  Cas  sujet  :      Sing,  -arjs,  airs,  Plur.  -tf  17*. 

Cas  régime  :  Sing.  -arj.  Plur.  -arjs. 

La  ire  forme  a  existé  jusqu'au  VÏIIme  siècle  au  moins  et  voici 
les  débris  qu'on  en  trouve  dans  les  gloses  de  Cassel: 


^  Le  provençal  ayant  conservé  la  déclinaison  à  deux  cas,  nous  la  repro- 
duisons dans  son  intégralité. 

'  Voyez  toutes  les  formes  que  j'ai  citées  pour  le  provençal  dans  l'étude 
d'une  charte  landaise  de  M.  Meyer,  Romania  Öl,  434. 


p.  MARCHOT,  SOLUTION  DE  LA  QUESTION  DU  SUFFIXE  -ARIUS.    29 1 

Cas  sujet:      Sing,  (manque).  Plur.  paioari  (a.  fr.  Baivier),^ 

Cas  régime  :  Sing,  caldaru,  sestar,  Plur.  (manque). 

La  2ine  forme  a  eu  une  fortune  très  médiocre:  elle  ne  paraît 
avoir  subsisté  que  dans  un  mot  où  -ariu  n'était  pas  suffìxe:  vair,'^ 
Je  laisse  de  côté,  bien  entendu,  les  mots  savants  ou  les  mots 
demi-savants  comme  maires  suaire. 

Mais  en  français,  comme  en  portugais,  en  espagnol  et  en  pro- 
vençal, c'est  le  suffixe  -eriu  qui  Ta  emporté  et  qui  a  supplanté  -ariu. 

Sa  déclinaison  devait  être  dans  la  phase  tout  à  fait  primitive, 
avant  la  diphtongaison  de  e  en  te\ 

Cas  sujet:  Sing.  -«>j,  Plur.  -er.      Cas  régime:  Sing,  -«r,  Plur.  -«Vj 

£t,  après  le  dédoublement  des  formes,  on  devait  avoir: 

l'è  forme:  Cas  sujet:  Sing,  -ers,  Plur.  -er.    Cas  régime:  Sing,  -^r,  Plur.  ^ers, 
2'»e  forme  :  Cas  sujet  :       Sing,  (-eirs)  d*oii  -irs.  Plur.  (-«r)  d*où  -i'r. 
Cas  régime:  Sing,  (-eir)  d'où  -ir.       Plur.  (-eirs)  d'où  -ir s. 

Nous  relevons  déjà  des  exemples  de  la  première  recomposition 
au  Vninie  siècle  dans  les  gloses  de  Reichenau: 

Cas  sujet:      Sing,  sorcerus,^  Plur.  (manque). 

Cas  régime  :  Sing,  paner  (2  fois).*  Plur.  manque). 

C'est  un  pur  hasard  si  les  formes  du  pluriel  manquent.  Nous 
savons  de  reste  que  la  forme  du  nominatif  pluriel  est  la  première 
en  date.  Dans  les  Serments,  persiste  encore  la  graphie  er\  Ludher 
(dans  \^  Saint  Léger,  Lothiers  16  et  20);  mais,  à  partir  de  l'JEw/a/iîf, 
on  rencontre  toujours  -ier  :  conseiiers ,  nunestier,^  La  2nie  forme  n'a 
rien  donné  en  français:  des  mots  comme  mestire,  avoltire,  empire, 
cimentire,  maestire,  battistire,  monastire  sont  savants  ou  demi-savants, 
puisqu'ils  ont  un  e  final.  Entir  (entieirj^  qui  a  appartenu  originaire- 
ment à  la  2me  forme  et  qu'on  trouve,  a  été  transporté  dans  la 
ire:  entier.  Cimetière^  est  une  reformation  arbitraire:  le  mot  étant 
masculin  aurait  dû  donner  cimetier.  Mais  si  la  2nie  forme  n'a  rien 
donné  en  français,  il  en  est  autrement  dans  les  dialectes  :  le  lorrain 
et  le  bourguignon,  par  exemple,  ne  connaissent  que  celle  là.'' 


^  Caldaru  chezU,  Cass.  132.  Sestar  schiari,  Cass.  128.  Stulti  sunt 
romani  sapienti  sunt  paioari,  Cass.  225 — 228.  Les  gloses  de  Cassel,  à  part 
siluuarias  152,  qui  doit  être  une  graphie  latine,  ne  renfennent  que  ces  formes, 
toutes  en  -ar.  Du  reste,  on  n'a  pas  encore  pu  expliquer  la  glose  siluuarias 
(voy  5e  fase,  de  la  Bibl,  de  V Ecole  des  Hautes  Etudes,  p.  108). 

'  C'est  la  forme  régulière,  à  part  les  deux  exceptions  signalées  plus  loin, 
des  gloses  de  Reichenau.  Mais  il  est  extrêmement  probable,  étant  donné  la 
nature  de  ce  document,  qu'il  ne  faut  voir  là  que  des  graphies  latines. 

3  Sortilegus:  sorcerus,  Reich.  I,  1094  (pron.  sortserus), 

*  In  cartallo:  in  paner  de  uirgis ,  Reich.  II,  86.  CartaUum  est  uas 
quad  nos  uocamus  paner,  Reich.  Suppl.  I,  14.  Diez  avait  déjà  dit  à  propos 
de  ces  formes  en  -er:  „Nous  voyons  donc  le  suffixe  rom.  -er  {-ier)  existant 
déjà  à  cette  époque."  (5.  fase,  de  la  Bibl.  de  VEcole  des  Hautes  Etudes, 
p.  22).     Mais  il  n'avait  pas  expliqué  les  formes  en  -ar  de  plus  haut. 

^  La  Passion  a  encore  -er,  mais  c'est  un  texte  dont  la  langue  se  rapproche 
du  provençal. 

[^  cimetière  ist  gelehrt.     Hrsg.] 

'  Voyez  à  ce  propos  ce  que  dit  Homing«  Zeitschrift  f.  rom,  Phil., 
XIV,  378—379  et  386. 

19* 


292  VERMISCHTES.     IV.  ZUR  WORTGESCHICHTB. 

Le  féminin  français  connaît  ^aire^  mais  dans  des  cas  spéciaux, 
là  où  -aria  n'est  pas  suffixe:  aire,  paire,  glaire^  vaire.  Le  féminin 
a  été  refait  soit  sur  -eria  comme  en  provençal,  soit  sur  les  formes 
masculines  comme  en  espagnol  et  peut-être  en  portugais.  La 
première  reformation  peut  s'établir  par  les  gloses  de  Cassel: 
mannetras  parta,  1 39.  Elle  n'a  pas  survécu  à  Tépoque  préhistorique. * 
La  deuxième  reformation  sur  -/ifr,  est  celle  qui  a  remporté  un 
triomphe  définitif.  Elle  est  postérieure  de  très  peu  de  temps  à 
la  formation  de  son  masculin  (Eulalie),  Un  texte  de  890  nous 
la  révèle  déjà:  ,Jn  duobus  locis,  Grantvillars  et  Rosieres^^}' 


*  La  Passion f  pourtant,  dit  encore  -eire:  useire  190. 

*  Aubertin ,    Histoire   de   la    langue  et  de  la  littérature  françaises  au 
moyen 'âge  I,  p.  61,  note  2. 

Paul  Marchot. 


BESPRECHUNGEN. 


Capitoli  della  prima  compagnia  di  disciplina  di  san  Nicolò  in  Pa- 
lermo del  Sec.  XIV  in  volgare  siciliano  pubblicati  per  la  prima  volta  da 
un  codice  della  Bibl.  naz.  di  Palermo  con  illustrazioni  storico  -  letterarie  e 
filologiche  dal  Doti.  Giacomo  de  Gregorio.  Palermo,  Clausen  1891. 

W.  Foerster:  Per  la  critica  del  testo  dei  capitoli  dei  disciplinati  di 
S.  Nicolò  in  Palermo,  (2  x  91).  Giornale  Storico  della  letteratura  italiana. 
Voi.  XIX  fase.  I.  Anno  X.  Torino,  Loescher  1892. 

G.  de  Gregorio:  Risposta  alla  critica  del  testo  dei  disciplinati  di 
S.  Nicolò  di  W,  Foerster,     Palermo  1892.  Tip.  M.  Amenta. 

Nach  der  eingehenden  Kritik,  die  Förster  von  de  Greg.'s  Ausgabe  der 
Capitoli  gegeben  hat  (dieselbe  ist  beinahe  ebenso  ausfuhrlich  als  de  Greg.'s 
Erläuterungen  zum  Texte),  durfte  man  sich  fragen,  ob  es  sich  noch  lohnen 
sollte,  auf  dieselbe  zurückzukommen.  Da  aber  de  Greg,  in  der  an  letzter 
Stelle  genannten  Schrift  sich  scharf  gegen  die  Förstersche  Kritik  wendet,  so 
ist  vielleicht  eine  objektive  Beurteilung  der  drei  Schriften  nicht  unerwünscht. 

Wie  Förster  p.  35  sagt,  hatte  er  die  Absicht,  die  Capitoli,  deren  Wich- 
tigkeit er  während  seines  Aufenthaltes  in  Palermo  erkannt  und  auf  welche 
er  de  Greg,  aufmerksam  gemacht  hatte,  in  Archivio  storico  siciliano  entweder 
selbst  herauszugeben  oder  von  einem  seiner  Schüler  veröffentlichen  zu  lassen. 
Eine  historische  Einleitung  von  Dr.  Travali  sollte  dem  Texte  vorausgehen. 
Dagegen  hatte  Förster  seinem  Freunde  de  Greg,  geraten  eine  nicht  minder 
interessante  Hs.  der  Biblioteca  communale  von  Palermo,  den  Catechismo  in 
lingua  siciliana  herauszugeben;  er  hatte  ihm  sogar  einen  Zettel  mit  Signatur 
des  Codex  hinterlassen.  Warum  de  Greg,  dem  Rate  seines  erfahrenen 
Freundes  nicht  folgte  und  statt  des  Catechismus  die  Capitoli  herausgab,  bleibt 
Förster  unerklärlich;  und  wir  müssen  gestehen,  dais  de  Greg.'s  gehamischte 
Antwort  uns  nicht  minder  im  Unklaren  darüber  läfst.  Etwas  thatsächliches 
bringt  sie  nicht. 

De  Greg,  kann  sich  nicht  denken,  dafs  Förster,  der  „berühmte  deutsche 
Professor,  der  nach  eigener  Aussage  hunderte  und  hunderte  von  deutschen, 
französischen ,  provenzalischen  und  italienischen  Hss.  gesehen  habe",  es  ihm 
verargen  könne,  dafs  er  diese  Ordensregel  ediert  habe,  um  so  weniger  als  er 
selber  „^m  dal  primo  foglio  della  sua  pubblicaúoney  dichiarava  per  debito  di 
gratitudine,  che  chi  lo  spinse  alla  illustrazione  del  codice  fosse  appunto  il 
/'.'•    Wenn  man  aber  diese  erste  Seite,  auf  die  de  Greg,  hier  anspielt,  näher 


294  BESPRECHUNGEN.      H.  SCHNEBGANS, 

ansieht,  so  liest  man  nichts  davon,  dafs  F.  ihn  zur  Veröffentlichung  auf- 
gemuntert habe.  Die  betreffende  Stelle  bei  de  Greg,  lautet  wörtlich  :  ^^dichiaro 
per  debito  di  gratitudine  che  chi  nCindicò  VitnportanuL  di  questo  codice^  e 
spins emi  a  studiarlo ,  fu  il  Prof,  W,  Foerster ,  venuto  nelV  inverno  del 
1889  a  Palermo**.  —  Zwischen  „studiare"  einerseits  und  yfillustrare**  ander- 
seits bleibt  doch  ein  gewisser  Unterschied,  der  sich  anscheinend  in  de  Greg.'s 
Gedächtnis  mit  der  Zeit  verwischt  haben  wird.  Im  Übrigen  hat  sich  die 
Kritik  mit  diesen  Privata  nicht  zu  befassen,  die  hier  auch  nur  erwähnt 
wurden,  weil  sie  den  Zusammenhang  der  drei  Schriften  herstellen. 

Was  nun  de  Greg.'s  Arbeit  betrifft,  so  zerfällt  sie  in  drei  Teile.  Der 
erste  „illustrauom^*  betitelte  Teil  (i — 15)  enthält  zunächst  eine  Beschreibung 
des  Codex,  in  dem  sich  der  sicil.  Text  befindet,  dann  die  Beweisführung,  dafs 
die  ,f Capitoli**  aus  dem  Jahre  1343  herrühren,  sowie  den  Nachweis,  dais  die 
yyCotnpagnia  di  disciplina**  im  Jahre  1306  schon  bestanden  hatte,  endlich 
einen  Hinweis  auf  die  litteransche  Bedeutung  solcher  Ordensregeln  und  die 
Erwähnung  einiger  ähnlicher  Regeln.  Auch  Förster  setzt  die  Capitoli  in  das 
14 te  Jahrb.,  freilich  meint  er,  dafs  vielleicht  der  2 te  Teil  des  Codex  dem 
1 5  ten  Jahrh.  angehören  könnte.  Er  stützt  seine  Ansicht  auf  paläographische 
Gründe.  Ganz  mit  Recht  und  auf  sehr  plausible  Weise  verwirfl  F.  p.  39  die 
Meinung  Starrabba's,  welche  de  Greg,  in  Anmerkung  p.  35  angeführt,  nach 
welcher  der  Codex  zwischen  1469  und  1477  geschrieben  sei.  Ob  der  z.  T. 
radierte  Königsname  ,,Ferdinandu**  oder  „Federicu**  ist,  (De  Greg,  ist  für 
den  ersteren,  F.  für  den  zweiten)  mögen  diejenigen  entscheiden,  die  den 
Codex  vor  Augen  haben.  Wesentlich  ist  es  nicht,  sobald  die  Ansicht,  dafs 
man  es  mit  Ferdinand  dem  Katholischen  zu  thun  habe,  bei  Seite  geschoben 
ist.  Und  diese  Ansicht  hatte  de  Greg,  selbst  nicht  aufgestellt,  wie  er  in 
seiner  ,,Risposta**  auch  richtig  hervorhebt  p.  2. 

Der  Text  (p.  16 — 36),  der  in  15  Kapitel  eingeteilt  ist,  ist  von  Förster 
gründlich  revidiert  worden.  Auf  mehr  denn  8  Seiten  vergleicht  er  noch  ein- 
mal Wort  für  Wort  die  Abschrift,  die  er  selbst  vom  Codex  genommen,  mit  dem 
Abdruck  de  Greg.'s.  Auszusetzen  hat  er  am  Abdruck  einige  Inconsequenzen 
p.  41  ff. ,  welche  de  Greg,  in  seiner  Risposta  z.  T.  zugibt,  z.  T.  rectificiert. 
Da  de  Greg,  selbst  betont,  er  halte  es  nicht  für  der  Wissenschaft  würdig, 
sich  bei  derartigen  Kleinigkeiten  aufzuhalten,  (p.  5),  so  können  wir  wohl 
darüber  hinweggehen.  Ebenso  gibt  de  Greg,  gemäfs  seinem  Ausspruche 
p.  5.  „la  verità  ansi  tutto,  anche  quando  non  ci  va  a  seconda**  einige  grobe 
Fehler  zu,  die  Förster  an  ihm  gerügt  hatte.  Die  wichtigsten  dürften  sein: 
„dilingua  in  dipiccatu**,  was  unverständlich  war  und  F.  richtig  corrigiert  als 
„di  lingnaiu  di  piccatu"  und  ,/:hristiana  indicioni**  statt  XIa  (undecima  in' 
dicioni).  Andere  —  meist  geringfügige  Versehen  —  weist  de  Greg,  seiner- 
seits zurück,  solche  von  F.  in  der  Collation  gemachten  corrigiert  er  (p.  7). 

Der  dritte  Teil  (p.  36 — 43)  bietet  Bemerkungen  über  die  Laut-  und 
Flexionslehre  sowie  über  den  Wortschatz  des  Textes.  Auch  dieser  Teil  ist 
von  W.  Förster  genau  nachgeprüft,  und  manche  Fehler  desselben  sind  mit 
Recht  gerügt  worden.  Da  de  Greg,  auf  die  Correktur  derselben  nichts  ant- 
wortet, so  wird  er  sie  wohl  gutheifsen.  Sonst  thut  er  es  ja  überall  in  der 
Furcht  „che  il  suo  (mio)  silenzio  avrebbe  importato  una  tacita  conferma  e  ade- 
sione a  tutti  gli  appunti  fatti  da  lui**  (p.  7). 


DE  GREGORIO,  CAPITOLI.   FOERSTER,   PER  LA  CRITICA   età       295 

Nur  auf  einen  von  F.  p.  53  nur  kurz  berührten  Punkt  möchte  ich  noch 
zurückkommen.  De  Greg,  ist,  auch  hier  wie  sonst  in  seiner  Fonetica  siciliana^ 
die  im  nächsten  Hefte  besprochen  werden  soll,  der  Ansicht,  dais  die  altsicilianische 
Aussprache  mit  der  jetzigen  identisch  sei.  So  soll  gl{l  4-  Hiati")  schon  damals 
wie  jetzt  =  gghj  geklungen  haben  ;  mit  Recht  hält  F.  diese  Ansicht  für 
unerwiesen.  In  der  That  hat  de  Greg.  Unrecht,  die  Meinung  Meyer -Lübkes 
(§516  Gr.  d.  rom.  Spr.)  ohne  weiteres  zu  verwerfen,  wonach  dieses  ^/=dcm 
jetzt  noch  im  Innern  Siciliens  existirenden  Ij  sei.  Die  Schreibung  gl  spricht 
dafür,  dafs  in  dem  Laute  eine  Liquida  hörbar  war.  Nun  bemerkt  aber  Meyer- 
Lübke  —  und  diese  Bemerkung  verdient  jedenfalls  Beachtung  — ,  dafs  von 
1566  an  die  Schreibung  gy  aufkommt,  in  der  von  /  keine  Spur  mehr  vor- 
handen ist.  Warum  nicht  annehmen,  dafs  /  4*  Hiat  f  sich  allmälich  umgebildet 
habe,  zuerst  noch  wie  jetzt  im  Innern  artikulirt^  und  deshalb  als  ^/wieder- 
gegeben wurde,  wie  auch  jetzt  noch  die  meisten  Herausgeber  neusicilianischer 
Texte  den  Laut  schreiben,  dann  aber  wie  jetzt  im  gröfsten  Teile  Siciliens  wie 
ghj  gesprochen  und  deshalb  als  gj^  um  die  gutturale  Aussprache  zu  kenn- 
zeichnen, geschrieben  wurde? 

H.  Schneegans. 


Dr.  Hermann  Büttner,  Studien  zu  dem  Roman  de  Renart  und  dem 
Reinhart  Fuchs.  Strafsburg,  Karl  Trübner  1891.  I.  Heft:  die  Ueber- 
lieferung  des  Roman  de  Renart  und  die  Handschrift  O,  II.  Heft:  Der 
Reinhart  Fuchs  und  seine  französische  Quelle. 
Die  durch  das  Examen  critique  des  manuscrits  du  Roman  de  Renart 
1872  von  Ernst  Martin  treflfend  eingeleitete  grundlegende  Ausgabe  des  fran- 
zösischen Reinhardromans  ist  nach  den  zwei  Bänden  Text  (1882  und  1885) 
und  dem  Variantenband  im  J.  1887  in  verhältnismäfsig  kurzer  Zeit  abge- 
schlossen worden.  Fast  gleichzeitig  mit  dem  letzteren  Band  erschienen  auch 
seine  Observations  sur  le  Roman  de  Renart  (i887)  und  man  konnte  nun,  da 
eine  feste  Unterlage  gegeben  war,  auf  eine  vielseitige  Bearbeitung  des  hoch- 
wichtigen Gegenstandes  sich  gefafst  machen.  Vor  allem  mufste  Martins  in 
diesen  Observations  S.  104  fgg.  aufgestellte  der  bisher  angenommenen  Meinung 
engegengesetzte  Behauptung,  die  Vorlage  Heinrichs  des  Glichezare  sei  nicht 
ein  älterer  uns  verlorener  franz.  Text  gewesen,  sondern  einfach  die  uns  in  so 
vielen  Hdschften  überlieferte  Bearbeitung,  wegen  der  Wichtigkeit  der  damit 
zusammenhängenden  Fragen  in  genauere  Erwägung  gezogen  und  die  sämt- 
lichen einander  entsprechenden  Partien  der  beiden  Versionen  (RF  und  RR) 
einzeln  auf  diesen  Gesichtspunkt  hin  durchgeprüft  werden.  Dafs  dies  der 
einzig  mögliche  Weg  zu  einer  sichern  Lösung  der  anscheinend  so  verwickelten 
Frage  ist,  hat  schon  >  L.  Sudre  in  seiner  verständigen  und  richtig  abwägenden 


*  Über  die  Aussprache  dieses  Lautes  cf.  de  Grcg.'s  Phonetik. 

'  Wenn  nicht  ein  Uebersehen  meinerseits  vorliegt,  so  scheint  Knorr's 
Gymn.-Progr.  v.  Eutin  (í866):  „Die  20.  Branche  des  RR  und  ihre  Nach- 
bildungen", das  diesen  Weg  zum  ersten  Mal  mit  gutem  Erfolg  beschritten 
bat,  von  Martin  und  seinem  Nachfolger  übersehen  worden  zu  sein. 


296  BESPRECHUNGEN.   W.  FOERSTER, 

Besprechung  der  Martin'schen  Ausgabe  in  der  Rom.  XVn  klar  ausgesprochen 
(s.  S.  398):  Du  reste,  cette  question  si  importante  des  rapports  du  RR  et 
du  RF  ne  pourra  guère  aboutir  à  une  solution  à  peu  près  décisive  que  le 
jour  où  l'on  aura  comparé  minutieusement  entre  eux  tous  les  récits  qui 
se  correspondent  dans  Pun  et  dans  l'autre  poème,  und  es  war  wohl  zu  er- 
warten, dafs  Martin  entweder  selbst  oder  durch  einen  seiner  Schüler  die 
Frage  zum  endgültigen  Austrag  bringen  wurde.  Andererseits  brachten  die 
Observations  (S.  7,  vgl.  Renart  IH,  S.  VII)  bereits  genauere  Angaben  über 
die  von  Méon  zu  seiner  Ausgabe  benutzte  Hdschft,  ^  die  Martin  zur  Zeit  seines 
Examen  (S.  7)  noch  nicht  hatte  finden  können. 

Die  oben  angeführten  zwei  Hefte  Büttner's  sind  diesen  beiden  Gegen- 
standen gewidmet.  Das  erste  Heft  gibt  nun  gelegentlich  der  Bestimmung  des 
der  Hs.  O  in  der  Reihe  der  übrigen  Reinhardhandschriften  anzuweisenden 
Platzes  eine  Durchmusterung  des  Verhältnisses  aller  Hschften,  wozu  dem  Vf. 
Martins  Material  zur  Verfügung  stand,  bestimmt  darnach  genau  diese  Stelle 
selbst  und  liefert  am  Ende  die  ganze  Varia  lectio  von  O,  so  dais  dieses 
Heft  eine  notwendige  Ergänzung  des  Martin'schen  Werkes  ist  und  von  keinem 
Besitzer  dieser  Ausgabe  entbehrt  werden  kann. 

Das  zweite  Heft  behandelt  die  Martin'sche  Behauptung,  der  RF  sei 
nicht  auf  eine  ältere,  uns  verlorene  Redaktion  zurückzuführen,  sondern  von 
dem  mittelhochdeutschen  Bearbeiter  selbständig  nach  streng  künstlerischem 
Prinzip  aus  den  uns  erhaltenen  franz.  Branchen  durch  starke  Kürzungen, 
Streichungen,  Aenderungen,  Zusätze  unter  Zugrundelegung  eines  festen,  ein- 
heitlichen Planes  entstanden.  Wie  eine  solche  Frage  (denn  die  Martin'sche 
Ansicht  erweckt  bereits  von  vornherein  bei  jedem,  der  die  Fortentwicklung 
mittelalterlicher  Stoffe  an  andern  klar  liegenden  Beispielen  kennen  gelernt  hat, 
ernste,  grundsätzliche  Bedenken)  einzig  und  allein  gelöst  werden  kann,  habe 
ich  bereits  oben  bemerkt.  Sehen  wir  zu,  wie  der  Vf.  die  Frage  angepackt 
hat.  Seite  3  spricht  er  sich  also  darüber  aus:  „Unsere  Untersuchung  wird 
aus  zwei  Teilen  bestehen,  von  denen  der  i.  zeigen  soll,  dafs  der  Dichter  des 
RF  übh.  Aenderungen  an  seiner  Vorlage  vorgenommen  hat,  der  2.,  dafs  alle 
Verschiedenheiten  (alle  vom  Vf.  gesperrt  gedruckt)  zwischen  den  beiden 
Dichtungen  als  Aenderungen  des  Glichezare  aufgefafst  werden  können 
(„können"  vom  Ref.  fett  gedruckt).  In  dem  i.  Teil  werden  wir  den  von 
Martin  schon  eingeschlagenen  Weg  weiter  gehen  und  durch  eine  Gegenüber- 
stellung entsprechender  Stellen  des  RF  und  des  RR  darthun,  dafs  der  Text 
des  deutschen  Gedichtes  zahlreiche  Mängel  und  Fehler  an  sich  trägt,  welche 
ihn  als  eine  Umarbeitung,  genauer  als  eine  Kürzung  des  uns  bekannten  franz. 
Textes  kenntlich  machen.  In  dem  2.  gröfseren  Teil  werden  wir  sodann  die 
Erklärung    sämtlicher   Verschiedenheiten    der    beiden    Dichtungen    versuchen. 


^  Vielleicht  gibt  es  noch  eine  Renart-Handschrift,  der  nachzuspüren  ich 
augenblicklich  keine  Zeit  finde.  Méon  III,  S.  37  gibt  zu  V.  20753  BUiangni 
in  der  Anm.  folgende  Variante  :  ,0n  lit  Blaignicourt  dans  le  msc.  de  Sedan'. 
Dieser  Vers  entspricht  Martin  XII,  25 1  und  keine  seiner  Hschff.  bietet  (siehe 
Band  UI  S.  437)  diese  Lesart  (O  ist  hier  lückenhaft).  Zwar  stammt  eine  der 
Martin'schen  Handschriften  (sein  /,  jetzt  Bibl.  Nat.  12584)  aus  Sedan, 
(s.  Examen  S.  4  unten)  ;  aber  eine  entsprechende  Variante  findet  sich ,  wie 
gesagt,  bei  Martin  nicht  angegeben. 


H.  BÜTTNER,   STUDIEN  ZUM  ROM.  DE  RENART.  297 

indem  wir  zeigen,  mit  welchen  Absichten  der  deutsche  Dichter  an  seinen  Stoff 
herantrat  y  und  wie  alle  Umgestaltungen  desselben  der  Verwirklichung  dieser 
seiner  Absicht  dienen". 

Ich  hab  die  ganze  Stelle  wörtlich  ausgezogen,  damit  sofort  fur  jedermann 
klar  werde,  dafs  alles,  was  der  Vf.  fur  beide  Punkte  selbst  mit  dem  gröfsten 
Scharfsinn  zusammenbringen  mag,  nie  beweisend  sein  kann,  sondern  immer 
nur  rein  subjektiver  Art  ist  Die  ganze  Untersuchung  entbehrt  jedes  sichern 
Bodens.  Im  I.Teil  soll  gezeigt  werden,  dafs  der  RR  übh.  Aenderungen  an 
seiner  Vorlage  vorgenommen  hat.  An  welcher  Vorlage?  Der  Vf.  meint 
natürlich,  an  dem  uns  erhaltenen  RF  ;  aber  das  soll  eben  erst  bewiesen  werden. 
Denn  wenn  RF*s  Text,  mit  RR  verglichen,  gekürzt  und  geändert  zu  sein 
scheint,  so  mufs  doch  die  analoge  Entwicklung  von  andern  vollständigen  Ge- 
dichten (man  kann  die  Chansons  de  Geste  ebenso  gut  vergleichen  wie  den 
Brandan  oder  noch  besser  den  Alexius)  im  Gegenteil  die  entgegengesetzte  An- 
nahme, hier  liege  die  ältere,  kürzere  Fassung  vor,  und  RR  habe  geändert, 
vermehrt,  viel  näher  legen.  Liegen  doch  zwischen  Heinrich  und  unseren 
ältesten  französischen  Handschríñen  fast  volle  hundert  Jahre!  Auf  diesem 
vom  Vf.  eingeschlagenen  Wege  läfst  sich  übh.  nichts  beweisen.  Auch 
mit  den  von  ihm  gefundenen  Mängeln  steht's  ebenso;  ich  habe  unter  an- 
derem bes.  seinen  i.  Chantecler  genau  verglichen  und¡  kann  ihm  durchaus 
nicht  Recht  geben,  dafs  RF  gegen  RR  schlecht  sei.  Mir  und  vielleicht 
auch  anderen  ist  das  Gegenteil  ganz  sicher.  Er  hat  es  sich  übh.  zu  leicht  ge- 
macht; mit  den  paar  Zeilen  läfst  sich  die  Kompositionsfrage  des  Chantecler 
nicht  abthun.  Dafs  der  2.  Teil  noch  subjektiver  ist,  leuchtet  wohl  auch  dem 
entschiedensten  Verfechter  der  Büttner'schen  Ansicht  ein.  Dafs  alle  Ver- 
schiedenheiten als  Aenderungen  des  RF  nachgewiesen  werden  können,  daran 
zweifelt  sicher  gar  Niemand;  dafs  aber  im  seltensten  Fall  ein  derartiger 
Nachweis  übh.  auch  nur  auf  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  erheben  könne, 
wird  ebenso  Jeder  wohl  zugeben. 

Es  wäre  nun  meine  Pflicht,  im  Einzelnen  auf  dem  ganz  verschiedenen, 
von  mir  oben  im  Eingang  angegebenen  Wege  an  einzelnen  Beispielen  (und 
der  I.  Chantecler  eignete  sich  dazu  nicht  übel)  die  Untersuchung  vorzunehmen. 
Der  Zufall  jedoch  wollte  es,  dafs  gleichzeitig  mit  dem  Vf.  die  ganze  Frage 
von  anderer  Seite  aus  behandelt  worden  ist  und  zwar  gerade  auf  dem  oben 
von  mir  a  priori  als  einzig  möglich  und  betretbar  bezeichneten  Weg.  Diese 
Arbeit:  ,der  Reinhart  Fuchs  Heinrichs  des  Glîchezâre  und  der  Roman  de 
Renart*  von  Dr.  C.  Voretzsch  (in  dieser  Zeitschrift  XV,  124 — 182,  344—374 
XVI,  I — 39)  ist  sowohl  in  ihren  Einzelheiten  als  auch  als  ganzes  genommen 
so  vorsichtig,  sorgsam  und  bedächtig  abwägend,  dabei  so  gründlich,  allseitig 
und  vollständig  und  zugleich  mit  gesundem  Urteil  abgefasst,  dafs  deren  Er- 
gebnisse wohl  ohne  Widerrede  allgemein  werden  angenommen  werden.  Damit 
ist  nach  meiner  Ansicht  auch  die  Büttner'sche  Arbeit  erledigt;  denn  es  gibt 
m.  W.  keinen  einzigen  Punkt  bei  ihm,  der  nicht  durch  die  Voretzschen 
Ausführungen  aufgeklärt  wäre. 

Zum  Schlufs  nur  noch  einen  Punkt:  Voretzsch,  dessen  Ergebnissen  auch 
in  Betreff  der  erschliefsbaren  Vorlage  des  RF  (ZfrP.  XVI,  27  fg.)  ich  bei- 
stimme,  geht   mir  in  einem  Punkte  zu  weit,  wenn  er  S.  28  beweifelt,   ,daíÍ5 


298  BESPRECHUNGEN.      A.  HORNING, 

es  (die  Quelle  von  RF)  eine  eigentliche  feststehende  Sammlung  war/  »Ver- 
mutlich (fahrt  Voretzsch  fort)  hat  der,  welcher  ihm  den  franz.  Text  verschaffte» 
von  den  damals  in  Umlauf  befindlichen  Branchen  gesammelt,  was  er  bekommen 
konnte  oder  was  ihm  gefiel  —  ja  vielleicht  ist  der  Dichter,  der  ja  als  Elsässer 
nächster  Nachbar  Frankreichs  war  und  .  .  .  die  frz.  Sprache  ausreichend  be- 
herrschte, selbst  in  Frankreich  gewesen  und  hat  von  dort  die  einzelnen 
Branchen  mitgebracht.'  Dies  erinnert  doch  gar  zu  sehr  an  den  modernen 
Germanen,  der,  das  deutsche  Doktordiplom  in  der  Tasche,  die  franz.  Sprache 
ausreichend(?)  beherrscht  und  von  Bibliothek  zu  Bibliothek  zieht,  um  die  einzelnen 
Hdschften  des  von  ihm  zu  edirenden  Textes  zusammenzubringen.  Ich  sehe 
nicht  ein,  warum  sich  nicht  schon  lange  vor  RF  Liebhaber  gefunden  haben 
sollten,  die  einzelne  (damals  natürlich  kürzere,  einfachere  als  die  uns  erhaltenen) 
Branchen  sammelten.  Eine  solche  Sammlung,  d.h.  bloss  eine  Handschrift, 
ist  unbedingt  dem  RF  in  die  Hände  gefallen  und  wir  können  die  Anzahl 
der  in  ihr  befindlichen  Branchen  und  ihren  Inhalt,  (aber  freilich  nicht  deren 
Reihenfolge)  mit  Sicherheit  angeben. 

Es  erübrigt  nun  noch  zweierlei;  einmal,  die  kritische  Bearbeitung  der 
einzelnen  Branchen  unter  Heranziehung  der  sämtlichen  uns  erhaltenen  Hand- 
schriften und  endlich  ein  Versuch,  die  ältesten  Elemente  herauszuscheiden, 
wobei  die  Erzählungen,  wo  nur  deutsche  Namen  sich  finden,  als  die  vor- 
aussichtlich ältesten  bes.  ins  Auge  zu  fassen  sind.  Ob  einzelne  Zweige  dieser 
ihrem  Ursprung  nach  urdeutschen  Dichtung  schon  in  deutscher  Sprache  gereimt 
worden  sind  oder  ob  es  wirklich  erst  die  clercs  français  gewesen  sind,  die 
einzelne  dieser  Erzählungen  gesammelt  und  gereimt  haben  wie  G.  Paris  in 
seinem  Manuel  S.  119  sagt,  wird  sich  wohl  nie  sicher  entscheiden  lassen; 
sicher  ist  aber,  dafs  an  der  angeführten  Stelle  der  germanische  Ursprung 
der  Sage,   der  dort   aus   Versehen  fehlt,  nachgetragen  werden  mufs. 

W.  FOERSTER. 


Qeorges  Doutrepont.  Etude  Linguistique  sur  Jacques  de  Hemricourt  et 
son  époque.  (Extrait  du  tome  46  des  Mémoires  Couronnés  et  autres 
Mémoires  publiés  par  l'Académie  royale  de  Belgique.  —  1891). 

Qeorges  Doutrepont.  Tableau  et  Théorie  de  la  Conjugaison  dans  le  Wallon 
liégeois.     Liège,  Vaillant-Carmanne,  1891. 

Die  erste  Schrift  gibt  nach  einer  Handschrift  des  15.  Jahrhunderts  eine 
Untersuchung  über  die  Sprache  Jakobs  von  Hemricourt,  (Ende  des  14.  Jahrh.), 
die  zweite  eine  Darstellung  der  Konjugation  in  der  heutigen  Lütticher  Mund- 
art, wobei  häufig  auf  die  alten  Sprachformen  zurückgegriffen  wird.  Beide 
Arbeiten  zeugen  von  grossem  Fleifse  und  sind  als  nützliche  Beiträge  zu 
unserer  Kenntnis  des  Alt-  und  Neuwallonischen  willkommen.  Doch  kann 
dem  Verfasser  der  Vorwurf  nicht  erspart  werden,  dafs  er  sowohl  mit  dem, 
was  andere  über  das  Wallonische  geschrieben  haben,  als  auch  mit  den  Ergeb- 
nissen der  romanischen  Sprachwissenschaft  im  allgemeinen  nicht  in  ausreichen- 
dem Mafse  vertraut  ist.  —  Zunächst  beschäftige  ich  mich  mit  der  Abhand- 
lung über  Jakob  von  Hemricourt. 


DOUTREPONT,   ETÜDE  LINGUISTIQUE;   CONJUGAISON  WALL.       299 

Wichtig  ist  der  Nachweis,  dafs  die  Diphthongierung  von  ^•\-r-\'Kons. 
in  vortoniger  Silbe  wie  in  betonter  vorkommt  und  dafs  Uebertragung  aus  der 
betonten  auf  die  unbetonte  ausgeschlossen  ist,  vgl.  §  30  bürgiert  mierhedi, 
siermon,  sürmtnt,  siéront  {seront),  Biernar ,  Biertran ,  Biernau,  Da  vor- 
toniges klassisch,  ç  und  e  in  vulgärlateinischem  e  zusammenfielen,  so  müssen 
auch  Wörter  mit  klassisch.  ?,  ?  4-  ''  +  Kons,  in  derselben  Weise  diphthongiren, 
vierayt  vieront;  dies  ist  von  Doutrepont  §42  und  Konjugat.  S.  85  verkannt. 
Was  von  e  gilt,  gilt  auch  von  0,  vgl.  §  54  coirbeaz,  boirgoise.  Diese  Diph- 
thongirung  wird  auch  durch  die  Angaben  Marchots,  Phonologie  d'un  Patois 
Wallon  §  124.  133  aufser  Frage  gestellt.  Eine  eigentliche  Diphthongirung  in 
vortoniger  Silbe,  d.  h.  die  Spaltung  eines  Vokals  in  einen  Doppellaut  war  bis 
jetzt  nur  in  einzelnen  Strichen  Südlothringens  und  Burgunds  nachgewiesen 
(in  Meyer-Lübke's  Grammat.  §  356  ist  nur  von  der  nneigentlichen  Diphthon- 
girung, z.  B.  in  poitrine  die  Rede).  Die  wallonische  Lauterscheinung  ist  für 
die  Lösung  der  Frage  nach  dem  Wesen  der  romanischen  Diphthongirung  von 
Bedeutung.  Zeitschrift  14,394  wurde  die  Frage  aufgeworfen,  ob  es  nicht 
zwei  Arten  der  Diphthongirung  gebe,  auf  französischem  Gebiete  eine  uralte 
des  freien  f,  ^  und  eine  verhältnismäfsig  späte  des  gedeckten  bet.  f,  ç  und  vor- 
tonigen Çy  p.  Dafs  der  Vorgang  der  Diphthongierung  beide  Male  derselbe 
gewesen  sei,  darf  nicht  ohne  weiteres  als  selbstverständlich  angenommen 
werden.  Da  die  vortonigen  e,  o  im  Wallonischen  wie  die  betonten  gedeckten 
^,  f  behandelt  wurden,  so  wird  sich  die  Diphthongirung  in  vortoniger  Silbe 
erst  vollzogen  haben,  nachdem  jene  g,  ç  (wie  übrigens  im  ganzen  Osten)  zu 
?»  ?  geworden  waren. 

Mit  Unrecht  wird,  S.  37  yiaegni  (beifsen)  mit  ;f  geschrieben  statt 
mit  h  (in  Seraing  'kañi);  in  St.  Hubert  lautet  das  Wort  añ^  und  müfste 
dort  sañf  lauten,  wenn  der  Anlaut  x  richtig  wäre.  —  §  45  wird  neben 
Marie  Mar  oie,  Maroy  angeführt  und  dazu  bemerkt.*  „ces  dernières  formes 
nous  montrent  un  développement  plus  complet  que  Marçy  qui  n'est  qu'à  mi- 
chemin.'*  Diese  Bemerkung  wäre  nur  dann  verständlich,  wenn  Ì  zu  Grunde 
läge,  nicht  2,  Maroie  ist  unerklärt  :  vergleichen  läfst  sich  ostlothringisch,  natœy 
(je  nettoie),  neben  natey,  rfvœy  (oublie),  neben  r^ey  u.  ä.  —  Die  Form 
goyle ,  gula  {nthtn  geule  und  guele)  bestätigt  die  Ztschr.  15,561  gegebene 
Erklärung  des  neuwallonischen  gosy,  —  Zu  awilhe  ,Nadel*  bemerkt  Vf.,  dafs 
es  „tout  près  de  la  forme  moderne  aw^y  sei''(?),  und  leitet  es  mit  Wilmotte 
Revue  des  pat.  gallo-rom.  I  227  von  acus4~fcula  ab:  mit  Unrecht,  denn 
daraus  wäre  schon  in  der  alten  Sprache  aweilhe  geworden  (vielmehr  aus 
-icula,  'fy  ans  -iye).  —  Unerklärt  bleiben  die  Schreibungen  Bräbenchons 
renforchier  y  adrechat.  Sollte  es  nicht  im  Wallonischen  Wörter  gegeben 
haben,  in  denen  s  nach  pikardischem  Lautgesetze  entstand?  (vgl.  die  noch 
heute  vorhandenen  Bildungen,  in  denen  wall,  ha  lat.  ca  entspricht).  Amecheit 
neben  amesteit  entstand  vielleicht  aus  amistiet  mit  Wandel  von  sty  zu  s. 

Zur  Schrift  über  die  Konjugation  nur  wenige  Bemerkungen:  über  den 
Konjunktiv,  der  grofses  Interesse  bietet,  hat  Ref.  ausführlich  Literaturbl.  13,  343 
gehandelt.  —  S.  87  wird  ohai  noch  immer  auf  ossellum,  statt  auf  oscellum 
zurückgeführt.  —  S.  55  wird  über  den  wallonischen  Wandel  von  bet.  e  in  œ 
gesagt:  éi  (aus  e)  passe  ä  eû-i^  puis  l'accent  faisant  tomber  (so!)  l'élément 
atone  /,  on  a  eu  !    Ueber  den  Wandel  von  ei  zu  01,  kein  Wort.  —  I — 3  lauten 


300  BBSPRECHUNGBN.      B.  VIGÓN, 

im  Praes.  Indik.  von  avoir  a,  im  Futurum  aller  Verba  ç.  Dieses  f  erklärt 
Doutrepont  aus  dem  unrichtig  gesprochenen  franz.  ai,  (es  klinge  wallonisch 
wie  f)  ,,qui  a  été  étendu  analogiquement  en  wallon  de  la  première  aux  deux 
autres  personnes."  Was  die  i.  Singul.  a  von  avoir  betrifft,  so  ist  D.  S.  io8 
geneigt,  dieselbe  als  Anbildung  an  die  2.  und  3.  aufzufassen  (ist  dies  ebenso 
der  Fall  im  Passé  défìni,  das  auch  in  i — 3  die  Endungen  a  zeigt?).  Ist  dem 
also,  so  hindert  nichts,  die  i .  sing,  des  Fut.  f  als  den  regelmäfsigen  Vertreter 
von  ursprünglichem  ai  aufzufassen  ;  dieses  f  wäre  auf  die  2.  und  3.  Sing, 
übertragen  worden,  da  ai  regelmäfsig  zu  f ,  e  wird  :  so  in  Seraing«  St.  Hubert 
und  in  Lüttich  selbst  (nach  Doutrepont  S.  104.  109).  —  S.  75  finden  wir 
über  v(y  (Nebenform  zu  v(yi  v  i  d  e  r  e)  die  Bemerkung,  dafs  dasselbe  „pourrait 
bien  être  un  emprunt  fait  au  radical  v(y**  (was  heifst  dies?);  die  Zeitschrift 
12,  258  gegebene  Erklärung  ist  dem  Verfasser  unbekannt  geblieben.  —  S.  114 
wird  die  i .  sing,  fou  {ou  =  phon.  u)  aus  fu  i  erklärt  und  dazu  bemerkt  :  „IV 
non  accentué  tomba."  Ob  schon  im  Vulgärlateinischen  oder  erst  im  Wallo- 
nischen, wird  nicht  gesagt.  Gegen  die  letzte  Annahmen  spricht  die  Behand- 
lung von  ¿ui  =  wall.  ¿ü.  Alles,  was  Doutrepont  über  die  Entstehung  dieses 
Perfekts  sagt,  ist  wenig  überzeugend. 

A.   HORNINQ. 


Pedro  de  Mugica.  Dialectos  castellanos  montañés,  vizcaíno,  aragonés. 
Primera  parte:  Fonética.  Berlin,  1892,  Heinrich  y  Kemke.  95  páginas 
en  8°.  mayor. 

El  folleto  en  cuestión  es  un  trabajo  interesante  que  ha  de  servir  de 
mucho  para  el  estudio  de  nuestros  dialectos.  En  el  montafiés  he  hallado 
copiosos  datos  de  comparación  con  los  sub-dialectos  de  Asturias  y  no  pocas 
voces  usuales  en  esta  provincia,  siendo  de  notar  que  tanto  en  la  Montafia 
como  en  Vizcaya  se  conozcan  muchos  peces  y  moluscos  con  nombres  dialec- 
tales idénticos  á  los  que  reciben  en  el  concejo  de  Colunga  (Asturias). 

El  aligóte  montañés,  pescado  de  bahía,  es  el  fatigóte,  pez  de  la  familia 
de  los  espáridos  parecido  al  besugo;  mont,  amayuela,  es  el  amäsueia;  id. 
blgaruy  el  mismo  de  Colunga;  id.  muergo»  muergu  ó  mango  de  cuchillo, 
género  Solen;  id.  parrocha,  se  conoce  aquí  con  igual  nombre  la  meleta,  es- 
pecie de  arenque.  £1  bocarte  vasco,  anchoa,  recibe  igual  nombre;  colayo 
vasco,  golayu,  pez  de  la  sub-familia  de  los  mustelinos;  id.  pancho,  el  panchu^ 
pez  de  la  familia  de  los  espáridos,  de  18  á  20  cents,  de  largo.  Los  pesca- 
dores añrman  que  no  es  cria  de  otro  pez,  y  le  dan  el  nombre  de  llana  cuando 
llega  al  estado  de  completo  desarrollo. 

El  papau  vasco,  coco  de  los  niños,  corresponde  á  nuestra  papa-resollar 
ser  mítico  con  que  se  mete  miedo  á  la  gente  menuda  (¡  cuánto  importa  hacer 
una  Mitología  popular  completa!);  y  el  bostarri,  juego  de  niñas,  ofrece  la 
particularidad  de  presentarse  con  los  atavíos  de  la  antigüedad  más  remota. 
En  la  versión  francesa  del  „Diet,  des  antiq.  Rom.  et  Grecq.  par  Anthony 
Rich"  (pág.  61)  se  describe  este  juego,  que  se  hacía  con  huesos  de  las  arti- 
culaciones de  ciertos  animales,  tirándolos  al  aire  y  volviendo  á  recibirlos  en 
el   dorso   de  la  mano.     Del  adverbio   latino  ossiculatim  (hueso  por  hueso)  se 


PEDRO  DE  MUGICA,   DIALECTOS  CAST.  etC.  3OI 

deriva  el  nombre  de  caletes  que  nosotros  conservamos.  En  cambio  en  Viz- 
caya se  conserva  el  juego  en  toda  su  pureza. 

Son  comunes  á  ios  vocabularios  de  la  Montaña  y  al  del  sub-dialecto 
asturiano  de  Colunga:  acaldar ^  ara/!iaj^  (ataviarse,  componerse);  ama«  pronto; 
aligóte ,  /aligóte  ;  amayuela ,  amasuela  (almeja)  ;  asalariar  ,  celebrar  con  sus 
clientes  el  contrato  de  iguala  el  médico  ó  cirujano;  asina,  así,  del  árabe 
asina  (Mart.  Mär.:  „Ensayo  hist.  crít.  sob.  el  orig.  de  las  Lenguas'*);  babón, 
enfermedad  parecida  á  la  epizootia  que  acomete  al  ganado  vacuno;  bigaru, 
caracol  de  mar,  ser  com*  un  blgaru,  ser  muy  sano  y  resistente  :  hlgaru  de  la 
fiel,  caracol  de  mar  del  género  rostelaria;  birla \  ceba,  cebo  para  el  ganado; 
choclar ,  choclear  (producir  ruido  al  andar  con  el  calzado  lleno  de  agua); 
costera  (mar),  el  período  de  tiempo  empleado  en  cada  clase  de  pesca,  y  tem- 
porada que  pasan  los  jornaleros  trabajando  fuera  del  concejo;  da^ué,  algo; 
derrota,  antigua  costumbre,  hoy  en  desuso,  de  abrir  las  erias  después  de 
recogidos  los  frutos,  para  llevar  los  ganados  á  pastar  en  ellas  comunalmente: 
el  agua  del  mar  cuando  está  clara  (mar);  desguarníu,  descuadernado,  estro- 
peado; y  otros  muchos  vocablos. 

Voces  del  vocabulario  vizcaino  usuales  en  Colunga:  arramplar,  llevarse 
una  cosa  con  violencia;  arrapar  es  el  arrapuñar ,  quitar  una  cosa  violenta- 
mente de  las  manos;  bocarte  ;  bolera,  el  sitio  donde  se  juega  á  los  bolos:  los 
bolos  y  las  bolas  que  sirven  para  jugar;  cañada,  tuétano;  condenado  es 
nuestro  condenlu,  nombre  con  el  cual  se  increpa  á  la  persona  que  ha  hecho 
algún  mal;  corada,  coraes  (las  entrañas  del  animal);  cubo,  alcantarilla,  cubu 
(cubo  de  molino);  desmayo,  desmayu  (sauce  de  Babilonia),  y  algunas  otras. 

Si  la  „Gramática  del  castellano  antiguo",  del  mismo  autor,  conduce  á 
descubrir  las  leyes  por  las  cuales  se  rige  nuestro  idioma,  siendo  uno  de  los 
trabajos  de  mayor  interés  que  se  han  hecho  para  la  Gramática  histórica  de  la 
lengua  patria,  el  segundo  folleto  de  que  nos  ocupamos  señala  los  cambios 
fonéticos  más  importantes  que  en  su  relación  con  el  idioma  castellano  ofrecen 
los  dialectos  montañés,  vizcaino  y  aragonés  que  el  autor  estudia  metódica  y 
concienzudamente,  iniciando,  puede  decirse  asi,  en  nuestro  país  el  examen  de 
estos  documentos  históricos,  sin  el  cual  examen  no  será  posible  la  formación 
de  un  léxico  tal  cual  lo  exigen  hoy  los  adelantos  de  la  ciencia  filológica. 

He  de  seguir  exponiendo  lo  que  pienso  de  este  segundo  estudio  en  la 
parte  que  tiene  relación  —  y  la  tiene  grande  —  con  el  dialecto  asturiano 
que  me  es  familiar.  Y  para  ello,  seguiré  el  orden  establecido  en  este  notable 
trabajo.^  Señala  el  autor,  al  ocuparse  del  dialecto  montañés,  los  elementos 
constitutivos  de  algunas  voces  del  mismo,  y  los  cambios  que  experimentaron 
en  su  formación,  comparándolas  con  sus  equivalentes  castellanas,  y  vamos  á 
ver  cómo  muchas  de  las  reglas  dialectales  que  él  determina  con  perfecta 
exactitud,  son  las  mismas  que  caracterizan  el  bable. 

Como  en  la  Montaña,  también  en  Asturias  cae  la  n  ante  s  en  muchas 
voces  que  toman  forma  dialectal,  tales  como  costante  (constante),  istante 
(instante). 

El  cambio  expontáneo  de  sonido  que  presenta  el  párrafo  5  es  exacto, 
y  con  ligeras  variantes  puede  aplicarse  al  dialecto  de  Asturias. 

[*  Zu  diesem  Teile  der  Anzeige  vgl.  W.  Foersters  Besprechung  im  LitL 
Centralblatt  1892  Nr.  24  Sp.  853  flf.     Hrsg.] 


302  BESPRECHUNGEN.      A.  TOBLER, 

Otro  tanto  podemos  decir  de  la  protesb,  que  entre  nosotros  ofrece 
formas  análogas  á  las  montañesas,  tales  son:  abaxar  (bajar),  acabestrar 
(cabestrear),  agoler  (oler),  alcárcel  (cárcel),  asemeñar  (semejar). 

De  la  aféresis,  aunque  no  tan  frecuente,  hay  ejemplos  en  algunos  nombres 
propios«  extendiéndose  á  otras  voces  en  los  concejos  limítrofes  á  la  provincia 
de  Santander. 

La  epéntesis  aparece  también  en  nuestras  voces  enritar  (irritar),  harcia 
(hacia),  ruedra  (rueda)  y  otras  más,  siendo  asimismo  numerosos  los  ejemplos 
de  la  metátesis:  gonciu  (gozne),  üargatu  (lagarto),  Uargatesa  (lagartija), 
nesecitar  (necesitar) ,  pedricar  (predicar) ,  probe  (pobre),  sádabu  (sábado),  etc. 

La  contracción  es  común  también  á  los  dialectos  montañés  y  asturiano, 
y  usuales  en  ambas  regiones  varias  de  las  formas  que  el  autor  registra. 
Entre  nosotros  las  hay  notables:  col  (con  el),  cuantayaque  (cuanto  há  ya  que, 
esto  es,  hace  mucho  tiempo),  cuantayacón  (hace  muchísimo  tiempo),  cUUo  (de 
ello),  parciaUd  (para  hacia  allá),  parciacá  (para  hacia  acá),  y  otros  que  se 
verán  en  mi  Vocabulario  de  Colunga. 

De  la  confusión  de  prefijos  y  de  terminaciones,  y  de  los  cambios  de 
género,  hay  también  ejemplos  en  Asturias. 

Cuanto  á  la  transformación  de  vocales  castellanas,  de  que  el  autor  ha 
recogido  muchos  y  muy  curiosos  casos,  ha  de  verse  cuando  se  publiquen  las 
conjugaciones  de  los  verbos  bables  cuántas  veces  ocurren  los  mismos  fenó- 
menos entre  nosotros,  y  cuan  intima  relación  guardan  con  las  formas  que  él 
expone  en  su  interesante  opúsculo. 

Análoga  observación  me  sugiere  la  lectura  del  cap.  3°  referente  á  la 
transformación  de  las  consonantes  de  uso  también  corriente  en  nuestro  lenguage 
dialectológico,  como  demuestran  los  siguientes  ejemplos:  yW«/^  (fuente),  juerta 
(fuerza)  ;  gomitar  (vomitar),  güelu  (abuelo),  güenu  (bueno)  y  otros. 

De  las  dentales  tenemos  que  la  d  inicial  desaparece  como  en  el  mon- 
tañés, en  onde  (donde)  y  en  otras  muchas,  de  las  cuales  solo  citaremos 
esgañitase  (desgañitarse) ,  esmelgar  (desmelar),  estripar  (destripar),  estrosar 
(destrozar). 

Los  cambios  intervocales  que  se  estudian  en  los  párrafos  43  y  siguientes, 
los  de  las  sibilantes  y  los  de  las  palatales  y  líquidas  señalan  rasgos  muy 
salientes  del  dialecto  montañés  que  no  todos  tienen  eco  en  el  nuestro.  Aun 
á  trueque  de  hacer  interminable  este  artículo,  citaré  algunas  voces  asturianas 
que  corresponden  á  las  transformaciones  estudiadas  :  réüu  (rédito),  duce  (dulce), 
tovía  (todavía),  melecina  (medicina),  alvertir  (advertir),  faceime  (hacedme), 
esperai  (esperad),  pesüai^  de  pesllar  (echar  la  llave,  correr  el  pestillo  de  la 
cerradura),  xilgueru  (jilguero),  xastre  (sastre),  guxanu  (gusano),  ensugar 
(enjugar),  cordudera  (costurera),  tiseres  (tijera),  pa  (para). 

Y  llegamos  á  las  aspiradas  que  caracterizan  el  habla  popular  de  la 
Montaña  y  de  los  concejos  del  Oriente  de  Asturias  que  con  ella  confinan. 
En  estos  suena  también  el  h  como  /  en  las  mismas  voces  inventariadas,  y  en 
otras  tales  como  jacer  (hacer),  jariña  (harina),  j'enoyu  (hinojo),  j'Ha  (hila), 
jiu,  jiyu  (hijo) ,  jo%  (hoz) ,  siendo  de  notar  que  en  los  pueblos  de  Asturias 
que  están  al  Occidente  de  la  sierra  del  F  i  tu,  entre  los  cuales  está  de  los 
primeros  el  antiguo  territorio  de  Colunga ,   desaparece   por   completo   el   uso 


LEVY,    PROVENZ.  SUPPLEMENT  -  WÖRTERBUCH.  303 

de  la  j\  en  el  caso  indicado,  sastitayéndola  la  f  latina  como  en  las  voces 
facer  (hacer,  lat.  faceré)^  farina  (harina,  \2X.  farina) ^ ßuj ßyu  Ctá}0),  focicu 
(hocico) ,  yb/^ar  (holgar),  forna  (homo,  Ì2X.  fornax),  fornica  (hornilla), /br- 
queta  (horcón),  y  otras  muchas,  que  como  estas  conservan  su  fisonomía 
latina  en  toda  su  pureza. 

Los  cambios  de  las  nasales  y  de  las  consonantes  palatalizadas  también 
son  familiares  en  Asturias  con  diferencias  de  una  á  otra  región,  que  señalaremos 
circunstanciadamente  en  otro  trabajo  que  nos  proponemos  acometer. 

£1  catálogo  de  voces  dialectales  de  la  Montaña  con  que  el  autor  cierra 
sus  eruditas  disquisiciones,  es  copioso,  bien  hecho  é  interesante,  y  acerca  de 
él  queda  dicho  algo  anteriormente. 

£1  campo  restante  del  folleto  tiene  la  misma  importancia  que  el  que 
he  recorrido  á  la  ligera,  y  puedo  afirmar  que  toda  la  obra  merece  con  la 
estimación  de  los  doctos  el  aplauso  más  entusiástico  de  cuantos  consagran 
sus  vigilias  al  estudio  de  las  cuestiones  filológicas. 

Braulio  Vigón. 


£mil  Levy,  Provenuilisches  Supplément-  Wörterbuch.  Berichtigungen  und 
£rganzungen  zu  Raynouards  Lexique  roman.  £rstes  Heñ.  Leipzig. 
O.  R.  Reisland.  1892.    XV,  128  S.  8».    M.  4. 

An  der  Berichtigung  und  der  Vervollständigung  des  Raynouardschen 
Werkes  haben  seit  langen  Jahren,  sei  es  in  der  Stille,  sei  es  von  Zeit  zu 
Zeit  vor  die  Fachgenossen  tretend,  viele  gearbeitet.  Hat  es  schon  bei  seinem 
Erscheinen  durch  manche  kleine  Unebenheit  verraten,  dafs  der  Verfasser  die 
letzte  Hand  nicht  mehr  daran  hatte  legen  können,  so  hat  im  Laufe  der  über 
fünfzig  seit  seiner  Abfassung  verstrichenen  Jahre  der  Fortschritt  der  Studien 
mit  sich  gebracht,  dafs  es  als  die  vollständige  Sammlung  des  altprovenzalischen 
Wortschatzes  und  durchweg  vertrauenswerte  Anleitung  zum  Verständnis  der 
einzelnen  Wörter  nicht  mehr  gelten  kann,  als  die  es  seiner  Zeit  mit  verdienter 
Bewunderung  aufgenommen  worden  war.  Noch  ist  es  jedem  unentbehrlich, 
der  sich  eingehend  mit  der  alten  Litteratur  Südfrankreichs  oder  mit  dem 
vergleichenden  und  geschichtlichen  Studium  der  romanischen  Sprachen  be- 
schäftigen will,  und  wird  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  unentbehrlich  noch 
lange  bleiben;  aber  wie  wenig  seine  Wörterreihe  vollständig  ist,  wie  viele 
Wörter  es  andererseits  au£Fuhrt,  deren  Existenz  zu  bezweifeln  oder  in  Abrede 
zu  stellen  wir  gute  Grunde  haben,  wie  oft  es  —  von  der  etymologischen 
Erläuterung  ganz  abgesehen  —  in  Bezug  auf  die  Deutung  der  Wörter  Irr- 
tümliches lehrt,  ist  aus  hundert  an  verschiedenen  Orten  gelegentlich  gethanen 
Äufserungen  zu  entnehmen,  ergab  sich  aus  den  lexikalischen  Anhängen 
mancher  Textausgaben,  worunter  namentlich  die  P.  Meyers  Anerkennung  ver- 
dienen, wurde  ersichtlich  aus  den  gradezu  der  Berichtigung  des  Lexique 
roman  gewidmeten  Arbeiten  von  Stembeck  (1887)  und  Stichel  (1890)  und 
blieb  weiter  darzuthun  reichlicher  Anlaù.  Emil  Levy,  der  durch  sorgfaltige 
eigene  Editionen  und  durch  zahlreiche  eingehende  Besprechungen  fremder 
Arbeiten  sich  als  vorzüglicher  Kenner  des  Provenzalischen  und  aufmerksamer 
Leser  aller  Schriften  erwiesen  hat,  die  unsere  Kenntnis  und  unser  Verständnis 


304  BESPRECHUNGEN.   A.  TOBLER, 

desselben  irgend  zu  fordern  geeignet  sind,  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  in 
einem  Werke,  das  einen  ansehnlichen  Umfang  notwendigerweise  erreichen 
wird,  nicht  nur  das  zu  vereinigen,  was  an  zahlreichen  Orten  zerstreut  durch 
andere  und  durch  ihn  selbst  zur  Ergänzung  und  zur  Richtigstellung  des  von 
Raynouard  Gegebenen  war  beigetragen  worden,  sondern  auch  das  kaum 
Wenigere,  was  nach  beiden  Richtungen  hin  immer  noch  zu  sagen  blieb. 
Ohne  allen  Zweifel  wird  auch  nach  Abschlufs  von  Levys  Werke  noch  immer 
in  gleicher  Richtung  zu  arbeiten  Anlafs  vorhanden  sein;  neue  Texte  werden 
gefunden,  ungedruckte  zugänglich  gemacht  werden  und  uneingetragene 
Wörter  liefern;  kritische  Bearbeitung  solcher  Quellenschriften,  von  denen 
man  einstweilen  nur  mehr  oder  minder  rohe  Abdrucke  zu  benutzen  hat, 
werden  manches  Wort  aus  der  Welt  schaffen,  vor  dem  wir  heute  mit  Kopf- 
schütteln stehen,  dem  aber  das  Dasein  abzusprechen  wir  uns  vorderhand  nicht 
getrauen  ;  durch  Levy  auf  Schwierigkeiten ,  Unsicherheit  der  gewagten  Deu- 
tungen, Unklarheiten  in  den  Fundstellen  hingewiesen,  wird  der  Fachgenossen 
Scharfsinn  und  Belesenheit  seinem  Bemühen  nachträglich  zu  Hilfe  kommen, 
und  hoffentlich  manchmal  mit  Erfolg.  Wieviel  aber  nach  Levys  Supplement- 
Wörterbuch  noch  zu  thun  bleiben  mag,  ein  tüchtiges  Stück  der  Arbeit,  die 
Raynouard  den  Nachkommenden  zu  leisten  gelassen  hat,  findet  man  bei  Levy 
und  zu  nicht  geringem  Teile  durch  ihn  gethan ,  und  den  Rest  mit  der  Zeit 
zu  erledigen  wird  mit  der  Hilfe  seines  Wörterbuches  wesentlich  leichter  sein. 

Die  Anlage  des  Werkes,  die  Einhaltung  streng  alphabetischer  Ordnung 
an  Stelle  der  etymologischen,  die  Durchführung  einer  konstanten  Schreibweise 
für  die  Stichwörter«  die  Vorführung  der  Belegstellen,  auch  wenn  sie  etwas 
viel  Raum  beansprucht,  scheint  mir  Billigung  zu  verdienen.  Vielleicht  wäre 
eine  ausgiebige  Heranziehung  auch  der  altgascognischen  Quellen  ratsam  ge- 
wesen ;  ihre  Sprache  steht  ja  doch  dem  alten  Umoûn  so  nahe  und  ermangelt 
vielleicht  lange  noch  einer  Sonderdarstellung.  Dafs  das  von  Stembeck  und 
von  Stichel  Gegebene  nicht  einfach  wiederholt  sondern  jeweilen  durch  einen 
blofsen  Hinweis  in  Erinnerung  gebracht  wird,  beweist  ein  weitgehendes,  für 
den  Leser  Levys  nicht  gerade  bequemes  Zartgefühl,  das  dadurch,  dafs  seines- 
gleichen nicht  weit  verbreitet  ist,  nur  um  so  lobenswerter  erscheint.  Da 
Stembeck  nur  von  Wörtern  handelt,  die  unerweisbar  sind,  so  ist  ein  Hinweis 
auf  die  Stelle,  wo  er  ihre  Wirklichkeit  mit  Erfolg  bestreitet,  ohne  Zweifel 
ausreichend  ;  von  Stichels  annehmbaren  Ergebnissen  durfte  dagegen  wenigstens 
aufser  dem  gesicherten  Worte  noch  dessen  Bedeutung  eingetragen  werden, 
ohne  dafs  man  sich  damit  eines  tadelnswerten  Plagiats  schuldig  machte. 

Lücken  habe  ich  kaum  wahrgenommen:  asilar,  für  das  man  Mahn 
Ged.  551,  I  anführen  könnte,  und  das  Rochegude  offenbar  unter  Bezugnahme 
auf  diese  Stelle  seinem  Glossar  einverleibt  hat,  hält  Levy  vermutlich  für  ver- 
lesen an  Stelle  von  afilar,  amatinar  kenne  ich  nur  aus  der  Estherdichtung 
109,  die  vielleicht  noch  nicht  erschienen  war,  als  Levys  vierter  Bogen  ge- 
druckt wurde  ;  an  spätem  Stellen  ist  sie  öfter  beigezogen.  aUgrena  im  Seneca, 
Bartsch  Denkm.  215,  5  möchte  ich  für  einen  Lesefehler  ansehen;  ich  erblicke 
in  eslegiiena,  was  ich  einführen  möchte,  eine  durch  Metathesis  aus  esUnega 
„gleitet  aus'*  entstandene  Form;  eslenegar  hat  Raynouard  irrtümlich  von 
eslanegar  getrennt  und  hat  es  mifsdeutet.  Das  an  jener  Stelle  daneben 
stehende  septa  dürfte  gleich  lat.  cäespitat  „strauchelt"  sein  ;  das  altfranzosische 


LEVY,   PKOVENZALISCHES  SUPPLEMENT  -  WÖRTERBUCH.  305 

cester  belegt  Godefroy  und  findet  man  auíserdem  Romania  XTTT  515  Z.  8  v.  u., 
Lai  de  Desire  26,  Walter  v.  Biblesw.  143.  acembelhar  ist  zwar  von  Ray- 
nouard  nicht  übergangen  ;  doch  möchte  ich  bezweifeln ,  dafs  an  der  einzigen 
Belegstelle  der  Sinn  des  Wortes  mit  jouter ,  combattre  getroffen  sei  ;  eher 
heifst  es  wohl  „locken**,  und  so,  entgegen  Godefroys  Ansicht,  auch  das  alt- 
französische Wort. 

Einige  Bedenken  gegenüber  den  vorgetragenen  Deutungen  und  den 
beantragten  Änderungen  und  ein  paar  kleine  Zusätze  sei  hier  anzubringen 
noch  gestattet:  abreugir  ist  in  der  That  eine  schwer  annehmbare  Bildung; 
noch  schwerer  aber  ist  zu  glauben,  dafs  das  Verbum,  hätte  es  wirklich  be- 
standen, anders  als  inchoativ  flektiert  worden  wäre.  In  einem  Gedichte  von 
so  geziertem  Wesen,  wie  das,  worin  der  Indikativ  abreuge  im  Reime  steht, 
darf  man  vielleicht  mit  unschönem  Enjambement  lesen  abreug*e  d.  h.  abreuja 
e,  —  acaissar  halte  ich  für  eine  Ableitung  von  cois  =  gena  und  verstehe 
es  „an  die  Wange  drücken**.  —  Unter  acorsar  fehlt  ein  Hinweis  auf  die 
drtádeiras  acorsadas  Bartsch,  Denkm.  19,  14,  die  den  altfranzösischen  cor  saus 
entsprechen ,  ob  man  sie  nun  als  Weiber ,  die  steten  Zulauf  haben ,  oder  als 
solche,  die  stets  auf  der  Fahrt  sind,  verstehe.  Für  acors  ist  ein  Beleg  auch 
Mahn  Ged.  228,  i.  —  Wenn  ich  seiner  Zeit  als  lateinische  Übersetzung  von 
aderms  im  Don.  prov.  inhabitabüeni  facias  statt  ù  facts  vorgeschlagen  habe, 
so  geschah  das  nicht,  weil  mir  die  Existenz  von  adermir  unbekannt  gewesen 
wäre,  sondern  aus  einem  Grunde,  den  Herr  Chabaneau  vor  Jahren  nicht 
erkannt  hat,  den  ich  aber  heute  weder  ihm  noch  Herrn  Levy  zu  sagen  brauche. 

—  adoler  trage  ich  Bedenken  gelten  zu  lassen  auf  Grund  einer  ersten  Person 
ieu  nCadol\  müfste  diese  nicht  ieu  m*aduelh  lauten,  und  thut  man  nicht  besser 
ein  Verbum  adolar  anzusetzen,  vom  Subst.  dol  abgeleitet  und  dem  afz.  adoler 
(nicht  *adoloir)  entsprechend?  —  Für  alcaot  als  Nebenform  von  alcavot 
hat  Raynouard  eine  Belegstelle  beigebracht,  die  man  Leys  d' Am.  Ill  352 
findet.  —  Eine  Bildung  amonedier  ,Wechsler*  oder  ,Münzer*  ist  nicht 
leicht  denkbar;  dagegen  würde  mir  non  etz  bos  a  monediers  ,ihr  taugt 
nicht  zu  einem  Münzer*  mit  dem  Nominativ  nach  a  nicht  schwerer  be- 
greiflich scheinen  als  die  andern  Fälle  gleichartiger  Konstruktion,  von 
denen   in   meinen  Venn.  Beitr.  S.  221    und    zu  Vrai  An.  147    gehandelt   ist. 

—  Neben  per  amor  que  war  auch  per  amor  quar  Leys  d'  Am.  11 248 
der  Erwähnung  wert.  —  Für  andes  ,Dreifufs*  gewährt  einen  Beleg  auch 
Jaufre  im  Lex.  rom.  I  51a.  —  Ist  apaisser  durch  die  von  Raynouard  bei- 
gebrachte Stelle  nicht  erwiesen,  so  wird  es,  wie  mir  scheint,  durch  eine  andere 
Mahn  Ged.  466  2  =  467,  3  =  Studi  HI  244,  sicher  gestellt.  —  Die  unter  aranh 
als  dunkel  bezeichnete  Stelle  wird  zu  lesen  sein  :  Prims  es  lo  fils  de  V aranh. 
No  tan  c'om  prims  no'l  ckauzisca,  Quan  es  tes,  lai  on  sofranh  und  zu  ver- 
stehn:  „fein  ist  der  Spinnfaden,  nicht  so  sehr,  dafs  ein  feiner  Mensch  ihn, 
wann  er  gespannt  ist,  nicht  erblicke,  wo  es  not  thut**.  —  In  den  unter 
a  reina  als  unverständlich  angeführten  Zeilen  aus  der  Enimia  wird  en  arùna 
zu  entaizina  oder  entairina  zu  bessern  sein  ;  fur  erstere  Form  vgl.  das  Marien- 
lied des  Peire  von  Corbiac  Str.  5,  für  die  letztere  SHonorat  S.  195  b  (Lex. 
rom.  ni  564b  falschlich  mit  der  Lesart  entayraina  angeführt).  —  amar 
ist  vorderhand  ohne  ausreichende  Stütze  ;  der  richtige  Wortlaut  für  die  schlecht 
überlieferte  Stelle  dürfte  sein  :   E'l  ventrilhs  n*es  aruatz  e  noos  ,der  Leib  ist 

ZeiUchr.  f.  rom.  Phil.  XVII.  20 


3o6  BESPRECHUNGEN.     A.  RISOP, 

davon  runzelig  und  hockeng'.  —  In  Bezug  auf  asäber  stelle  ich  mich  auf 
Appels  Seite,  stimme  für  die  Schreibung  a  saber^  gegen  die  Ansetzung  eines 
Kompositums  asaber  und  lasse  mich  auch  durch  die  heutige  Schreibung  faire 
accroire  nicht  irre  machen.  Oder  soll  man  auch  afz.yair^  a^n/tfif</r^  schreiben? 
—  astelatz  dürfte  dem  span,  astillazo  gleichzusetzen  sein.  —  Für  aursa 
scheint  mir  ansa  ^Henkel'  eine  nahe  liegende  Emendation;  das  Wort  ist 
neuprov.  und  katalanisch  vorhanden,  findet  sich  übrigens  auch  Bartsch,  Denkm. 
5, 17.  —  avolpühar  trifft  man  auch  Mahn  Ged.  859,  7  =  Studi  HI  29.  — 

Dem  Werke,  das  der  Verfasser  in  freundlicher  Erinnerung  an  alte  Zeiten 
mir  hat  widmen  wollen,  und  das  ein  überaus  wertvoller  Beitrag  zur  Auf- 
hellung des  Provenzalischen  zu  werden  verspricht,  wünsche  ich  von  Seiten 
aller  Urteilsfähigen  die  dankbare  Anerkennung,  die  ich  ihm  frohen  Herzens 
zolle,  und  einen  ungestörten,  raschen  Fortgang.  Der  Herr  Verleger  scheint 
es  nicht  zu  beachten,  wenn  Rezensenten  seiner  Verlagsartikel  es  immerfort 
rügen  und  eine  Rücksichtslosigkeit  gegen  das  Publikum  darin  sehen,  dafs  er 
seine  Bücher  ohne  jede  Heftung  in  die  Welt  gehen  läfst.  Bei  einem  Werke, 
das  jedenfalls  längere  Zeit  in  ungebundenem  Zustande  wird  benutzt  werden 
müssen,  ist  diese  Besonderheit  des  Reislandschen  Verlages  noch  unangenehmer 
als  sonst.  Ich  möchte  den  Autoren  des  Geschäftes  empfehlen  in  ihre  Ver- 
träge eine  Klausel  aufzunehmen,  die  ihre  Leser  vor  der  Verdriefslichkeit 
schützt,  immer  wieder  die  auseinanderfaUendcn  Blätter  zusammensuchen  zu 
müssen. 

Adolf  Tobler. 


F.  Novati.  Nouvelles  Recherches  sur  le  „Roman  deFlorimont" 
d'après  un  ms.  italien.  Revue  des  Langues  Romanes,  Tome  V  de  la  qua- 
trième série.  —  Octobre  -  Novembre  -  Décembre  1891,  S.  481 — 502. 

Der  erste  von  den  vier  Abschnitten,  in  denen  Novati  sich  mit  dem  Roman 
de  Florimont  beschäftigt,  ist  einer  genauen  Beschreibung  der  in  der  Bibliothek 
der  Kathedrale  zu  Monza  aufbewahrten  Handschrift  dieses  Gedichtes  gewidmet. 
Novati  zeigt,  dafs  die  Angaben  Frisi's,  auf  deren  völlige  Wertlosigkeit  ich 
zuerst  in  Herrigs  Archiv  73  S.  71 — 72  hingewiesen  hatte,  auf  einer  älteren  von 
Giulini  herrührenden  Notiz  beruhen,  deren  Inhalt  Frisi,  jedenfalls  ohne  die  Hs. 
selbst  verglichen  zu  haben,  anstandslos  von  seinem  Gewährsmanne  übernommen 
hat.  Es  ist  Novati's  unbestreitbares  Verdienst,  den,  wie  es  scheint,  allzu 
ängstlich  gehüteten  und  schwer  erreichbaren  Monzeser  Kodex  unserer  Kenntnis 
näher  gebracht  zu  haben.  Derselbe  ist  von  italienischer  Hand  geschrieben 
und,  wie  im  Gegensatz  zu  Frisi  betont  wird,  in  der  ersten  Hälfte  des 
14.  Jahrhunderts  entstanden.  Die  von  Novati  mitgeteilten  den  Anfang  und 
das  Ende  des  Gedichtes  umfassenden  Zeilen  lassen  zur  Genüge  die  Stelle 
erkennen,  die  der  Handschrift  innerhalb  der  sonstigen  Überlieferung  des 
Romanes  zuzuweisen  ist.  Ihre  enge  Verwandschaft  mit  A  C I ,  dem  jüngst 
von  mir  geprüften  Ms.  Tours  und  weiterhin  mit  GK  scheint  mir  aufser  allem 
Zweifel  zu  stehen.  Novati  bedauert  (S.  482  Anm.  4) ,  aufser  Stande  zu  sein, 
die  in  der  Monzeser  Handschrift  stehende  Fassung  der  vor  kurzem  von  Psichari 
(Études  Romanes  S.  507  fF.)  aufs  neue  untersuchten  vulgärgriechischen  Zeilen 


NOV  ATI,  NOUV.  RECHERCHES  SUR  „FLORIMONT**       307 

mitzuteilen;  in  der  That  hatte  die  Veröffentlichung  dieser  sowie  einiger  anderer 
für  die  Kritik  des  Textes  sowie  fdr  die  Litteratorgeschichte  wichtiger  Stellen 
die  Verdienstlichkeit  dieses  ersten  Abschnittes  der  Novati'schen  Arbeit  be- 
trachtlich erhöht. 

In  den  drei  folgenden  Kapiteln  verbreitet  sich  Novati  über  die  mannigfachen 
noch  immer  nicht  endgiltig  beantworteten  Fragen,  zu  denen  die  persönlichen  Ver- 
hältnisse Aimons  sowie  die  Art  der  Entstehung  und  der  Quelle  seines  Werkes 
reichlich  Veranlassung  geben.  Er  unterzieht  dabei  die  von  anderen  Seiten  vor- 
getragenen Anschauungen  einer  Beurteilung,  die  ich,  wenigstens  soweit  die  von 
mir  in  Herr.  Arch.  73  gethanen  Äufserungen  davon  betroffen  werden,  keineswegs, 
weder  in  ihrer  Form  noch  ihrem  Inhalte  nach,  als  berechtigt  anzuerkennen 
vermag.  Von  meiner  ursprünglichen  Absicht,  die  offenkundigen  Irrtümer 
Novati's  in  einer  besonderen  Entgegnung  zu  kennzeichnen,  war  ich  inzwischen 
zurückgekommen,  da  mir  für  ihre  nicht  überall  schwierige  Widerlegung  ein 
seit  längerer  Zeit  von  mir  vorbereiteter  Aufsatz,  der  die  Florimontfrage  in 
ihrem  ganzen  Umfange  behandeln  soll,  der  geeignetere  Ort  zu  sein  schien. 
Nachdem  indessen  ein  Blick  in  das  letzte  Heft  der  Romania  (Oktober  1892 
S.  618—619)  mich  belehrt  hat,  dafs  infolge  von  Novati's  Abhandlung  auch 
aufserhalb  der  Revue  des  Langues  Romanes  mein  Name  mit  Anschauungen 
in  Verbindung  gebracht  wird,  die  ich  in  der  That  niemals  vertreten  habe, 
so  glaube  ich  um  der  wissenschaftlichen  Wahrheit  willen  und  um  einer  etwa 
weiter  greifenden  Mifsdeutung  meines  vor  8  bis  9  Jahren  geschriebenen  Auf- 
satzes, dem  ich  übrigens  mit  objektivster  Selbstkritik  gegenüberstehe,  vor- 
zubeugen, schon  in  vorliegender  Besprechung  naher  auf  die  von  Novati  be- 
handelten Fragen  eingehen  zu  sollen. 

Es  ist  mir  nicht  im  Entferntesten  in  den  Sinn  gekommen,  mich  in  dem 
Streite,  ob  man  v.  16  Uonois  oder  loenois  zu  lesen  habe,  als  unversöhnlicher 
Gegner  der  P.  Paris'schen  Theorie  für  das  letztere  zu  entscheiden,  und  wenn 
daher  Novati  die  Gründe,  mit  denen  ich  meine  vermeintliche  ,;thèse**  gestützt 
haben  soll,  als  »^xcessivenuut  faibUs^*  bezeichnet  (S.  492) ,  so  bin  ich  in  der 
That  um  die  darauf  zu  gebende  Antwort  verlegen.  Es  genüge  daher  eine 
gedrängte  Wiederholung  dessen,  was  ich  in  Herr.  Arch.  73,  68 — 71  über  die 
strittige  Ortsangabe  geaufsert  habe.  Die  zwischen  iùmais,  loenois  und 
Uonois  geteilte  handschriftliche  Überlieferung  im  Verein  mit  der  Unsicher- 
heit der  Angaben  über  die  geographische  Lage  des  Ortes  Chastillon,  wo 
der  Roman  gedichtet  sein  soll,  hat  zu  verschiedenen  Vermutungen  Anlals 
gegeben ,  und  ich  habe  mich  in  meinem  Aufsatze  a.  a.  O.  eigentlich  nur  da- 
rauf beschränkt,  die  einander  gegenüberstehenden  Ansichten  von  P.  Paris, 
De  Bure,  Fr.  Michel  und  Dinaux  zusammenzustellen  und  ihrem  Werte  nach 
zu  prüfen,  um  dann  S.  70  zu  dem  folgen dermafsen  gefafsten  Schlüsse  zu  ge- 
langen: „Man  sieht  jedenfalls,  dafs  wir  hier  vor  eine  wenigstens  mit  dem  bis 
jetzt  vorhandenen  Material  unentsch eidbare  Frage  gestellt  sind,  und  wenn 
daher  Dinaux,  Trouv.  Brab.  IV  S.  53  ff.,  geradezu  und  mit  aller  Bestimmtheit 
behauptet,  der  Dichter  hätte  seinen  Roman  in  dem  in  Laonnais  gelegenen 
Châtillon-du'TempU  gedichtet,  so  verfahrt  er  mit  gewifs  nicht  geringerer 
Willkür  wie  diejenigen,  die  sich  für  das  in  Lyonnais  gelegene  ChâtiUon 
a\4z¿rr£-u^s  entschieden  haben."  Was  soll  man  nun  dazu  sagen,  wenn  Novati 
S.  492    behauptet:    ,,Af.  Rtsop . , . .  repousse    la    leçon    ^^Lyonois**    donnée  au 

20* 


308  BESPRECHUNGEN.     A.  KISOP, 

v.  14  par  presque  tous  les  mss,,  pour  accueillir  Id  variante  ,tLoenois^*,  qu^il 
trouve  dans  F,  et  il  en  conclut  qu*  Aymon  n* écrivait  pas  dans  le  Lyonnais, 

mais   dans   le  Laonnais;*^   und   weiter  unten:    „x7  nous   est impossible 

de  ne  pas  trouver  excessivement  faibles  les  arguments  sur  lesquels  M.  Risop 
appuie  sa  thèse.  Il  repousse  en  effet  la  leçon  ^yLyonois^y  qui  se  lit  dans  la 
plupart  des  textes ,  pour  accueillir  une  variante  qui  se  présente  dans  trois 
mss ...  u.  s.  w.  Nein ,  ich  bin  solange  Gegner  der  einen  wie  der  andern 
Anschauung,  bis  die  eine  von  ihnen  als  unhaltbar  nachgewiesen  sein  wird; 
zunächst  vermag  ich  nicht  zu  erkennen,  dafs  P.  Paris'  schöne  Konjektur, 
wonach  wir  es  mit  Châtillon  d*Azergue  in  Lyonnais  zu  thun  hätten,  durch 
Novati's  Erörterungen  auch  nur  um  ein  Geringes  wahrscheinlicher  gemacht 
worden  sei.  Novati  bekennt  selber  (S.  492) ,  dafs  die  Frage  nur  nach  einer 
genauen  Klassifikation  der  Handschriften  entschieden  werden  könne,  nimmt 
aber  trotzdem  keinen  Anstand,  die  von  andern  Hss.  gebotenen  Varianten, 
darunter  auch  die  an  sich  durchaus  vorwurüsfreie  in  F  £  stehende  I^ors  a  séjour 
a  chastHlon  Estoit  atme  une  saison,  als  willkürliche  und  sinnlose  Verstümme- 
lungen des  nach  P.  Paris  ursprünglichen  Sor  aselgue  a  chastillon  (AM 
übrigens  auch  Ms.  Tours)  zu  brandmarken.  Nicht  einmal  der  Umstand,  dais 
die  Mehrzahl  der  Hss.  lionois  aufweist,  ist  von  der  ihm  von  N.  beigelegten 
Wichtigkeit,  da  dieselben  alle  auf  einen  gemeinsamen  Typus  zurückgehen, 
dieser  also  allein  für  die  strittige  Lesart  verantwortlich  zu  machen  ist.  Zu 
den  Handschriften  FD  Hg,  die  loenois  haben,  tritt  vielleicht,  aufser  dem  mir 
nun  bekannt  gewordenen  Ms.  Harl.  4487  (H),  auch  £  mit  seinem  leoüois 
hinzu;  léonais  als  in  Laon  giltige  Münze  begegnet  bei  Jubinal,  Oeuvres  de 
Rutebeuf  I  S.  471  (auch  in  der  Hs.);  ob  dagegen  das  leonois  des  Ms.  Tours 
hierhergehört ,  bleibt  zweifelhaft ,  weil  dieselbe  Hs.  leon  ^s  leonem ,  leoncels 
schreibt. 

In  einer  eigens  zu  diesem  Zwecke  verfafsten  Anmerkung  (S.  489,  i)  teilt 
Novati  mit,  dafs  er  die  nach  seiner  Behauptung  von  mir  als  Lesart  von  A  an- 
gegebene Namensform  analui  nach  Psichari's  Verzeichnis  (Études  Romanes 
S.  540)  in  das  von  A  in  der  That  gebotene  aualui  gebessert  habe.  Soviel 
ich  weifs ,  habe  ich  aber  nur  Herr.  Arch.  73  S.  71  von  diesem  Namen  der 
Geliebten  Aimons  gesprochen,  und  da  wird  man  denn  Z.  18  v.  o.  deutlich 
Aualui  0  fi  als  Lesart  von  A  verzeichnet  finden.  Ich  bin  über  diesen  eigen- 
artigen Irrtum  mehr  erstaunt  gewesen  als  über  die  an  sich  gewiCs  sehr 
geistvolle  und  daher  ungemein  verlockende  Art,  wie  Novati  den  in  einigen 
Handschriften  derselben  Dame  beigelegten  Namen  Juliane  aus  dem  nach 
ihm  V.  8  zu  lesenden  *Anailui  oder  dem  an  andern  Stellen  begegnenden 
uialine  zu  erklären  bemüht  ist.  Dafs  die  anagrammatische  Anordnung  des 
Namens  Juliane  wirklich  von  dem  Dichter  herrührt,  vermag  ich  indes  erst 
anzuerkennen,  nachdem  folgende  Einwände  beseitigt  sind: 

I.  Die  von  Novati  wie  es  scheint  fünfsilbig  gemessene  Lesart  *anailui 
findet  sich  in  keiner  einzigen  Hs.  ;  sie  wird  erst  durch  Einschiebung  eines  i 
hinter  dem  zweiten  a  aus  dem  von  K  vertretenen  analui  gewonnen.  Ich  mache 
darauf  aufmerksam,  dafs  auch  die  K  nahestehende  Marcianische  Handschrift  (J) 
Aymes  por  (Rasur)  nalui  (so  in  Ms.!)  liest ,  also  ebenso  wie  die  mit  K  eng- 
verschwisterte  Hs.  G  in  ihrem  anali  das  i  hinter  dem  a  vermissen  läfst. 


NOVATI,   NOUV.    RECHERCHES   SUR   „FLORIMONT**  309 

2.  Es  ist  durchaus  nicht  sicher,  dafs  der  erste  Konsonant  des  Namens, 
so  wie  letzterer  in  v.  8  überliefert  ist,  ein  n  gewesen  ist.  Das  von  B  ver- 
tretene aualis  fìndet  eine  Stütze  in  dem  deutlich  in  A  stehenden  aualui  und 

u 
aualina  (v.  12)  und  wenn  G  anaün,  J  analina  (so  in  Ms.!)  schreiben,  eine  Lesart, 

die  dann  in  aneline  G  f°  53 b,  dem  verstümmelten  ancilline'K.Î^  61  a  und  analuine 
J  P70C,  analina  G  f^^ySc,  anailina  K  f®  90c  wiederkehrt,  so  wird  jeder, 
der  den  schlimmen  Zustand  des  Textes  der  von  italienischen  Schreibern  her- 
rührenden Hss.  GK  (J  ist  mir  weniger  bekannt)  in  Betracht  zieht,  die  Mög- 
lichkeit zugeben,  dafs  ihre  unbekannte  gemeinsame  Vorlage  entweder  aualina 
aufwies,  oder,  da  erwiesen  werden  kann,  dafs  ihr  gleichfalls  italienischer 
Schreiber  seiner  Vorlage  auch  sehr  urteilslos  gegenüberstand,  ein  ihr  über- 
liefertes aualina  bereits  in  analina  geändert  hatte. 

3.  Die  soeben  erörterten  Namensformen  aualina  {analina,  aneline)  sind 
nicht  blofs  sinnlose  Verstümmelungen  seitens  der  Schreiber,  wie  Novati,  der 
sie  nicht  einmal  erwähnt,  ohne  weiteres  behauptet.  (S.  490).  Ein  iuliane 
läfst  sich  aus  ihren  Elementen  allerdings  nicht  construiren,  mag  nun  n  oder 
u  hinter  dem  ersten  a  zu  lesen  sein;  aber  ein  Frauenname  von  fast  genau 
diesem  Klange  hat  wirklich  im  Mittelalter  bestanden  ;  so  begegnet  Sie  Aveline 
in  einem  bei  Godefroy  IV  309  s.  v.  gordine  i  angeführten  Gedichte,  und  ich 
bin  sogar  in  der  Lage  eine  Zeitgenossin  unseres  Dichters  nachzuweisen,  die 
den  Namen  Aveline  führte  und  über  die  Du  Gange,  Les  Familles  d'outre  Mer, 
ed.  Rey,  Paris  1869,  S.  190  nähere  Auskunft  gibt.  Der  Name  Aveline  lautet 
in  dem  Dialekt  von  F,  der  auch  apalons  für  apelons  kennt.  Avaline  ^  und 
dafs  er  in  dieser  Form  in  Handschriften  anderer  Mundart  übergangen  ist, 
würde  sich  ebenso  erklären  wie  der  Umstand,  dafs  die  viel  umstrittene  Lesung 
des  vermeintlichen  Ortsnamens  asábalo  für  sonstiges  sabato  (s.  Herr.  Arch. 
73,  60;  Psichari  a.  a.  O.  S.  536),  der,  wie  ich  bestimmt  glaube,  in  et  sabato 
aufzulösen  ist,  da  der  Dialekt  von  F  oft  genug  a  für  die  Abbreviatur  der 
Konjunktion  et  setzt,  entweder  in  der  gleichen  Gestalt  oder  mit  weitergehender 
Verkennung  als  alsabatOy  ausabato  von  andern  Hss.  aufgenommen  wurde. 

4.  Die  Stelle  im  Eingange  des  Gedichtes  Aymes  por  *Anailui  Fist  le 
roman  tant  saigement.  Que  tels  Vorrà  qui  ne  V  entent  Pour  quoi  ü  fu  et 
fait  et  dit  nach  Novati  S.  489) ,  die ,  wie  N.  annimmt,  auf  ein  von  dem 
Dichter  ängstlich  gehütetes  Geheimnis  schliefsen  lassen  soll,  ist  auch  einer 
anderen  Deutung  fähig.  Nicht  blos  für  meine  Geliebte  dichte  ich,  will 
Aimon  sagen,  sondern  auch  für  weitere  Kreise,  denen  zwar  der  eigentliche 
Beweggrund,  der  mich  zum  Dichten  treibt,  entgeht  oder  gleichgiltig  ist,  die 
aber  trotzdem  mein  Werk  mit  Freude  vernehmen  werden.  Das  den  Dichter 
bewegende  Motiv  ist  die  courtoisie^  und  in  der  That  antwortet  auf  die  Frage 
Por  coi  il  fu  et  faiz  et  diz  die  nun  folgende  Zeile  mit  gröfserer  Sprach- 
richtigkeit so  wie  sie  in  F  H  erhalten  ist  :  p  cortoisie  fu  escris,  wofür  die  auch 
sonst  zu  selbständigen  Änderungen  neigende  Gruppe  D  Hj  Ne  fu  por  uilenie 
escriz  einsetzt.  Dem  gegenüber  erscheint  die  Lesung  der  übrigen  Hss.,  die 
den  Namen  der  Geliebten  wiederholen,  nachdem  derselbe  einige  Zeilen  vorher 
erst  erwähnt  war,   auch   aus  stilistischen  Gründen  wenig  empfehlenswert. 

5.  So  sehr  P.  Paris  geneigt  war,  die  oben  berührte  Lesart  lionois  für 
die  ursprüngliche  zu  halten,  hat  er  (Mss.  fr.  IQ  12)  die  Gefährlichkeit  des 
möglicherweise  daraus  zu  ziehenden  Schlusses,  dafs  der  Dichter  aus  Lyonnais 


3 IO  BESPRECHUNGEN.     G.  GRÖBER, 

gebürtig  war,  doch  mit  klaren  Blicken  erkannt.  Novati  geht  einen  Schritt 
weiter  und  sucht  Aimons  lyonnesische  Abkunft  aus  dem  Wesen  seiner  Sprache 
zu  erweisen.  Er  konstruirt  aus  den  Elementen  des  Namens  uialifu  ein 
juUena ,  trotzdem  sein  *anaüui  ein  juliana  ergeben  hatte.  Dieses  nirgends 
überlieferte  *juliena  ist  ihm  Beweis  genug,  dafs  in  der  Sprache  des  Dichters 
auslautendes  a  erhalten  blieb.  Aber  die  Elemente  von  uialitu  berechtigen 
ja  ebensowohl  zu  einer  Umdeutung  in  iultane^  eine  Form,  die  entweder  so 
oder  als  iuliaine  ausschliefslich  in  den  betreifenden  Hss.  begegnet.  Auch  die  von 
Novati  betonte  Beweiskraft  von  plena  in  dem  Anagramm  plenadamor  für  roma- 
danapU  wird  niemand  ernstlich  verteidigen  wollen.  Ich  weise  femer  darauf  hin, 
dafs  auch  Chrestien  von  Troyes  auslautendes  a  in  Eigennamen  gelegentlich 
bewahrt  hat;  so  reimt  er  phüomena  :  ama»  B.  N.  Ms.  fr.  373  f»  138a,:  désira^ 
eb.  fo  138  c  —  d.  Was  überdies  gegen  den  Übergang  des  betonten  a  zu  ¿f  im 
Frankoprovenzalischen,  von  dem  Novati  S.  494  Anm.  3  handelt,  in  Bezug 
auf  vorliegenden  Fall  einzuwenden  ist,  hat  bereits  Thomas  in  den  Annales 
du  Midi,  Juli  1892  S.  415  hervorgehoben.  Da  schliefslich  Novati  selbst 
nicht  behaupten  wird,  dafs  die  von  mir,  Herr.  Arch.  73,  51,  constatirte  Ver- 
tretung der  Gruppe  -ont  (und  nur  um  diese  handelt  es  sich  hier)  durch  -an/, 
auf  die  er  sich  zu  gunsten  seiner  Hypothese  beruft,  abgesehen  vom  Proven- 
zalischen  ein  nur  dem  Mittelrhonischen  eigener  Zug  sei,  so  wird  er  nun  wohl 
zugeben,  dafs  auf  dem  von  ihm  eingeschlagenen  Wege  zu  keinerlei  Beweisen 
für  Aimon's  lyonnesische  Abkunft  zu  gelangen  ist 

Der  Mangel  an  ruhiger  allseitiger  Erwägung  des  Überlieferten,  der 
Novati's  Arbeit  so  unvorteilhaft  auszeichnet  und  ihren  Verfasser  zu  allerlei 
Ungerechtigkeiten  gegen  Andersdenkende  verleitet,  berührt  auch  recht  pein- 
lich da,  wo  er  versucht,  mit  oder  ohne  Beihilfe  uns  wirklich  überkommener 
Lesarten  den  Text  des  Gedichtes  so  zu  gestalten,  wie  es  nach  seiner  Ansicht 
der  Wahrheit  entspricht.  Die  Behauptung  Aimons,  dafs  er  seinen  Stoff  aus 
dem  Griechischen  ins  Lateinische  und  die  lateinische  Fassung  dann  in  Fran- 
zösische übersetzt  habe,  ist  namentlich  hinsichtlich  des  ersten  Punktes  mit 
gewissen  von  mir  und  Psichari  festgestellten  Thatsachen  unvereinbar.  Um  nun 
den  Dichter  gegen  den  Vorwurf  der  Lüge,  die  in  den  Worten  Aimes ....  Traisi 
de  greu  Vistoire  latine  Et  del  latin  fist  le  romans  enthalten  ist,  zu  schützen, 
greift  Novati  zu  der  von  GK  gebotenen  nach  seiner  Meinung  besten  Lesart: 
Traist  de  grece  lestoire  latine^  ohne  sich  der  metrischen  Unzulänglichkeit  der- 
selben bewufst  zu  werden.  Oder  will  er  ändern?  Das  wäre  nicht  ganz  leicht. 
Übrigens  schreiben  dieselben  beiden  Hss.  am  Schlufs,  ebenfalls  metrisch 
mangelhaft  :  Trais  de  greçois  estoire  latina  (G),  Trais  de  greiois  en  latina  (T), 
Dieses  Hinwegsehen  über  metrische  Schwierigkeiten  hat  denn  auch  zu  Wege 
gebracht,  dafs  Novati  den  in  sämtlichen  Hss.  mit  funfsilbiger  Geltung  be- 
gegnenden Namen  Romadanaple  (dies  ist  die  allein  richtige  Form  !)  anstands- 
los um  eine  Silbe  verkürzt  und  ihn  mit  Nichtachtung  der  Autorität  der 
gesamten  handschriftlichen  Überlieferung  in  *Romandaple  (aus  falschem 
Romanadaple)  ändert.  Die  Trägerin  dieses  Namens  ist  eine  der  Haupt- 
personen des  Gedichtes  —  will  Novati  es  unternehmen,  in  all  den  zahlreichen 
Versen,  in  denen  sie  genannt  wird,  die  von  ihm  gestörte  metrische  Ordnung 
durch  geeignete  Vorschläge  wiederherzustellen  ?  Und  womit  begründet  Novati 
.seine  Neuerung?    Durch   das  Mädchen    selber  erfahren  wir  nämlich,    dafs  ihr 


JEANROY,   LES  ORIGINES  DE  LA  POÉSIE  LYRIQUE.  3 1 1 

Name  eigentlich  anders  laute  als  Romadanapìe  ^  und  dafs  die  Lösung  des 
Rätsels  gefunden  werde,  wenn  man  eine  von  ihr  näher  angegebene  Um- 
stellung der  Silben  vornähme;  sie  überrascht  uns  dann  mit  der  Kunde,  dafs 
ihr  Name  in  plenadamor  zu  ändern  sei.  Aus  dem  Umstände  nun,  dafs  die 
so  gewonnene  Gestaltung  des  Wortes  nur  vier  Silben  enthalte,  während 
Romadanaple  funfsilbig  sei,  leitet  Novati  die  Berechtigung  ab,  das  mittlere 
ihm  überflüssig  und  daher  unzulässig  erscheinende  a  zu  streichen  und  gelangt 
so  zu  der  keinerlei  Bedenken  in  ihm  wachrufenden  Form  *Romandap̀,  Er 
übersieht  aber,  dafs  die  durch  eine  treffliche  Schule  gegangene  macedonische 
Königstochter,  die  sich  immer  nur  Romadanaple  hatte  rufen  hören,  selbst 
das  deutliche  Bewufstsein  hat,  dafs  bei  der  Umdeutung  ihres  Namens  ein  a 
übrig  bleibt,  welches  keinen  Platz  in  der  neuentdeckten  Bildung  finden  kann. 
Um  einen  Ausweg  ist  sie  nicht  verlegen;  mit  anmutiger  Schlagfertigkeit  fügt 
sie  hinzu  :  Vn  a  i  ait  plus  se  mest  uis  Por  un  sopir  i  serait  mis  (F  {^  68  d). 
Für  die  hier  gekennzeichnete  Art  von  Argumentation  in  Novati*s  Arbeit 
bieten  sich  mir  zwei  Erklärungen:  entweder  hat  ihr  Verfasser  vorzugsweise 
aus  sekundären  Quellen  geschöpft,  ohne  in  allen  Fällen  seinen  Urtext  selber 
zu  befragen,  oder  aber  er  hat  das  Gedicht  so  gelesen,  wie  er  meinen  Aufsatz 
gelesen  hat. 

Nach  alledem  ist  es  klar,  dafs  ich  die  hier  berührten  Ergebnisse 
Novati's  nicht  als  eine  Förderung  der  uns  beschäftigenden  schwierigen  Fragen 
ansehen  kann.  Ich  möchte  indefs  nicht  schliefsen,  ohne  meine  Freude  da- 
rüber zu  äufsem,  dafs  ich  mit  Novati's  Anschauung  über  die  Entstehung  des 
Gedichtes  im  allgemeinen  wenigstens  einverstanden  sein  kann.  Bereits  Herr. 
Arch.  73,  66ffl.  habe  ich  meinen  Zweifeln  hinsichtlich  der  Versicherung 
Aimons,  dafs  er  eine  lateinische  Vorlage  benutzt  habe,  Ausdruck  geliehen, 
und  in  mehreren  vor  Jahren  in  der  Berliner  Gesellschaft  für  das  Studium 
der  neueren  Sprachen  gehaltenen  Vorträgen  Theorien  entwickelt,  die  den  von 
Novati  vorgetragenen  in  manchen  Stücken  nahe  stehen,  deren  eingehende 
Darlegung  jedoch  meinem  oben  angekündigten  Aufsatze  vorbehalten  bleibt. 

Alfred  Risop. 


Alfred  Jeanroy,  Les  origines  de  la  poésie  lyrique  en  France  au 
moyen-âge.  Etudes  de  littérature  française  et  comparée,  suivie  de  textes 
inédits.    Paris  1889,  Hachette.    8».  XXI,  523  S. 

Statt  durch  eine  eingehende  Besprechung,  wozu  sich  der  Unterzeichner 
verpflichtet  hält,  mögen  die  Leser  der  Rom.  Ztschr.  in  Deutschland,  wo 
Jeanroy*s  Arbeiten  bisher  noch  zu  wenig  Beachtung  gefunden  haben  dürften, 
wenigstens  durch  eine  vorläufige  kurze  Anzeige  auf  seine,  G.  Paris  gewidmete 
Erstlingsarbeit  als  auf  ein  Buch  hingewiesen  werden,  dessen  Inhalt  die 
Forscher  über  die  mittelalterliche  weltliche  Lyrik  jedweder  abendländischen 
Litteratur  in  gleicher  Weise  angeht  und  anzuregen  geeignet  ist.  Nicht  so- 
wohl vermöge  positiver  Ergebnisse,  als  der  Ausblicke  wegen,  die  es  eröffnet 
auf  die  Möglichkeit  Einsicht  zu  gewinnen  in  die  Genesis  der  neueren  Volks- 
lyrik, sich  Rechenschaft  abzulegen  von  dem  Anteil  der  modernen  Völker  an 
Thema,  Composition  und  Geist  der  mittelalterlichen  Liebeslyrik  und  von 
ihrem  Zusammenhang  mit  dem  Volkslied  romanischer  und  germanischer  Zunge. 


312  BESPRECHUNGEN.     G.  GRÖBER, 

Indem  der  Verfasser  ein  Hauptgewicht  auf  die  Conception,  den  Charakter 
und  die  „Physiognomie"  verschiedener  Liedarten  des  MA.,  wie  Pastourelle, 
Débat,  Aube,  Chanson  dramatique  (son  d'amour)  und  auf  die  in  franz. 
Refrains  des  MA.  angedeuteten  Motive  legt,  gelangt  er  zu  der  Überzeugung, 
dafs  fast  alle  Arten  der  volksmäfsigen  Liebeslyrik  heiteren  Stils  und  dramatischen 
Charakters  in  der  westeuropäischen  Volkslyrik,  wie  in  der  süd-  und  nord- 
französischen Kunstlyrik  ihren  Ursprung  in  altfranzösischer  Liebeslyrik  haben, 
die  den  Tanz  begleitete,  und  mehr  ein  Spiel  der  Phantasie,  als  Ausdruck  der 
Wirklichkeit,  die  derbsten  Cynismen  in  grazieuse  Formen  zu  kleiden  liebte. 
Die  primitivere  Behandlungsweise  eines  Themas  glaubt  J.  noch  öfter  in  portu- 
giesischen, deutschen  und  andern  Liedern  nachweisen  zu  können,  während  sie 
französisch  untergegangen  oder  kunstmäfsiger  Bearbeitung  gewichen  wäre. 

Von  einer  streng  philologischen  Beweisführung  kann  in  J.'s  Darlegungen 
natürlich  nicht  die  Rede  sein;  wo  soweit,  wie  bei  diesem  Gegenstande,  über 
den  Buchstaben  der  Überlieferung  hinausgegangen  werden  mufs,  kann  es  sich 
wesentlich  nur  um  Combinationen  handeln,  um  Schätzungen  der  Überlieferung, 
die  richtig  sein  können,  ohne  als  solche  sich  demonstrieren  zu  lassen.  Was 
für  seine  mit  völligem  Bewufstsein  von  der  Unsicherheit  des  Grundes,  auf 
dem  sie  aufgebaut  sind,  vorgetragenen,  nach  dem  Für  und  Wider  sorgsam  ab- 
gewogenen Ansichten  gesagt  werden  kann ,  hat  J. ,  der  sie  selbst  laborieuses 
et  froides  hypothèses  nennt,  oft  blendend  entwickelt  und  in  anziehendster 
Weise  dargelegt,  und  noch  Niemand  hat  sich,  ausgestattet  mit  so  tiefem 
Verständnis  für  die  psychologische  Seite  des  dichterischen  Schaffens  an  die 
Lösung  einer  so  verwickelten  litterargeschichtlichen  Frage  gemacht,  wie  es  die 
nach  dem  Ursprung  der  weltlichen  volkstümlichen  Lyrik  ist.  Es  werden 
darum  Alle,  die  das  Bedürfnis  empfinden  sich  eine  Vorstellung  davon  zu- 
machen, mit  J.'s  Ausführungen,  Erwägungen  und  Ansichten  zu  rechnen  haben. 

Manches  ist  an  denselben  weniger  neu  als  es  ihm  erscheint.  Sowohl 
in  des  J^ef,  Vortrag  über  die  altfrz.  Romanzen  und  Pastourellen,  wie  in  Orth*s 
Schrift  über  Reim  und  Strophenbau  in  der  altfranz.  Lyrik,  die  in  gewissen 
Teilen  jenen  Vortrag  zu  ergänzen  und  zu  berichtigen  bestimmt  war,  finden  sich 
Auffassungen,  Resultate  und  Grundgedanken,  zu  denen  sich  J.  bekennt,  wieder. 
Das  Verhältnis  von  chanson  d'istoire  zu  son  d'amour  (chanson  dramatique) 
und  Pastourelle  fafst  G,  Parts  in  seiner  wichtigen  Besprechung  des  Jeanroy'schen 
Buches  im  Journal  des  Savants  1891  (Nov.,  Dez.)  und  1892  (März  und  Juli) 
ähnlich  auf,  wie  ich;  —  aber  mit  diesen  Bemerkungen  soll  keineswegs  einer 
Würdigung  von  Jeanroys  Arbeit  im  Einzelnen  vorgegriffen,  noch  sollen  damit 
Mängel  daran  hervorgehoben  werden,  die  geeignet  wären,  die  Bewundrung  für 
J.'s  ausgedehnte  Kenntnifs  des  weitschichtigen  zerstreuten  Stoffes,  für  die 
unverdrossene  Ausdauer,  mit  der  er  ihn  durchgearbeitet,  für  den  Scharfblick, 
mit  den  er  ihn  durchdrungen  und  erhellt  hat,  und  für  die  kritische  Besonnenheit, 
mit  der  er  voreiligen,  wohlfeilen  Behauptungen  aus  dem  Wege  gegangen,  zu 
vermindern.  G.  Gröber. 


Sg^dio  Bellorini,  Note  sulle  traduzioni  italiane  dell'Ars  amatoria 
e  dei  Remedia  amoris  d'Ovidio  anteriori  al  Rinascimento. 
Bergamo  1892.  Stab.  Frat.  Cattaneo  succ.  Gaffuri  e  Gatti.  8°.  79  S.  [icx)  Ex], 


BELLORINI,   NOTE  SULLE  TRADÜZ.  IT.  DELL*  ARS  AMATOR.        313 

Bericht  und  Beschreibung  von  drei  italien.  Bearbeitungen  der  Ars  amatoria 
(eine  in  tèrze  rime,  die  andere  in  Prosa)  und  von  drei  Übertragungen  der 
Remedia  amorisy  derselben  Zeit  (14.  und  14 — 15.  Jh.),  z,  T.  glossiert,  wovon  nur 
eine  Prosabearbeitung  der  Remedia  bisher  neuerdings  zum  Druck  befördert 
worden  ist  (von  Zambrini,  Volgarizzamento  del  Rimedio  d'amore,  Prato  1850). 
Der  Verf.,  bereits  bekannt  durch  eine  Sammlung  von  Volksliedern  aus  Nuoro 
(Sardinien;  Canti  popolari  nuoresi,  1892)  weist  die  6  Bearbeitungen  ovidischer 
Gedichte  in  ziemlich  vielen  Hss.  nach,  bestimmt  deren  Verhältnis  und  gibt 
Auskunft  über  Entstehungszeit ,  Verfasserschaft  und  Composition ,  soweit  er 
sie  auf  Grund  direkter  und  indirekter  Informationen  über  die  Hss.  zu  geben 
vermochte.  Die  verdienstliche  Arbeit  füllt  eine  Lücke  in  unsrer  Kenntnis 
der  Litteratur  der  italienischen  Vorrenaissance  aus;  einzelne  von  jenen  Ver- 
mittelungen  Ovids  für  die  Laien  scheinen  noch  vorpetrarchisch  zu  sein.  — 
Der  Volkslieder  B.*s  aus  Nuoro  (Sassari),  dem  Volksmund  entnommene, 
Liebeslieder  (46)  und  einige  Wiegen-  und  Kinderlieder,  mit  italienischer 
Übersetzung  und  erläuternden  Anmerkungen  versehen,  wird  man,  wegen  ihrer 
mit  Sorgfalt  behandelten  Lautbezeichnung,  auch  zweckmäfsiger  Weise  beim 
Studium  des  Sassaresischen  sich  bedienen,  worüber  Texte  und  grammatische 
Schriften  bisher  noch  unvollständig  Auskunft  gaben.  G.  Gröber. 


Romania  Nr.  82.  XXIe  année  1892  Avril;  Nr.  83  Juillet;  Nr.  84  Octobre. 

Nr.  82. 

G.  Raynaud,  La  Chastelaine  de  Vergi,  Kritische  Ausgabe  des  durch 
Méon  bekannt  gemachten  Gedichtes  nach  den  acht  Handschriften  des  13.  und 
des  14.  Jahrhunderts,  eingeleitet  durch  Ausführungen  über  möglicherweise 
zu  Grunde  liegende  geschichtliche  Vorgänge  und  über  spätere  Gedichte  oder 
Erzählungen,  die  auf  die  älteste  französische  zurückgehn.  Der  Text  hat 
nicht  überall  durch  den  neuen  Herausgeber  gewonnen. 

A.  Neubauer  und  P.  Meyer,  Le  roman  provençal  d^Ester  par 
Grescas  du  Caylar,  médecin  juif  du  XlVe  siècle.  Merkwürdiger  Anfang  einer 
Bearbeitung  des  biblischen  Berichtes  in  paarweise  gereimten  Achtsilblem; 
aus  der  Niederschrift  in  hebräischen  Buchstaben,  wie  sie  in  einem  Ma- 
nuskript des  16.  Jahrhunderts  sich  findet,  die  provenzalische  Fassung  zu 
gewinnen,  war  bei  der  Seltsamkeit  und  der  Inkonsequenz  der  gewählten 
Schreibweise  keine  leichte  Aufgabe,  ist  aber  den  vereinten  Bemühungen  der 
Herausgeber  grofsenteils  gelungen.  Das  lexikalisch  Beobachtenswerte  ist  an- 
hangsweise zusammengestellt;  es  ist  dessen  nicht  wenig.  Die  Umsetzung  in 
lateinische  Schrift  ist  bisweilen  nicht  ¿anz  genau,  oder  es  sind  die  not- 
wendigen Besserungen  nicht  immer  als  solche  bezeichnet  :  55  hat  der  hebräische 
Text  vengitf  104  luvrada^  manmenent,  105  vuiuul  (auch  sonst  sind  öfter  *)  und  1 
verwechselt  122,  123),  129  pe^  170  ana^  172  enebrial,  243  felonia,  283  aisin, 
382  defer¿at,  Z.  269  wird  solem  mit  der  bekannten  Präteritalbedeutung  des 
Präsens  einzusetzen  sein.  Zu  133  sei  bemerkt,  dafs  Anweisung,  den  morteruel 
zu  bereiten  auch  im  Ménagier  de  Paris  120  und  211  gegeben  ist.  broet  139 
trifft  man  auch  Mahn  Ged.  6,  4.  Soll  man  240  schreiben  Qe  una  abriera  fa 
son  fus  (Spindel)  ?  Die  vielen  kleinen  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Tafelalter- 
tümer   und    der     sprichwörtlichen    Redeweise,    die    durch    den    volkstümlich 


314      BESPRECHUNGEN.   A.  TOBLEK,   MEYER-LÜBKE,   A.  HORNING, 

gehaltenen  Text  geboten  werden,  sind  mit  viel  Gelehrsamkeit  beleuchtet. 
Manches  ist  freilich  dunkel  geblieben  und  wird  es  wohl  ein  Weilchen  bleiben. 

Paget  Toynbee,  Christine  de  Pisan  and  Sir  John  MaundernlU, 
Macht  durch  Nebeneinanderstellen  nach  Inhalt  und  teilweise  nach  Ausdruck 
nächst  verwandter  Äufserungen  aus  dem  Chemin  de  long  estude  und  aus  der 
afz.  Fassung  von  Maundevilles  Reisebericht  wahrscheinlich,  dafs  die  Dichterin 
für  den  von  Palästina,  Ägypten  und  Indien  handelnden  Teil  ihrer  Vision 
(nach  1401)  den  1356  niedergeschriebenen  Bericht  Maundevilles  zur  Quelle 
gehabt  habe.  A.  Tobler. 

G.  Weigand  Nouvelles  recherches  sur  le  roumain  de  VI strie.  Er- 
gänzt in  erwünschter  Weise  Gartners  Mitteilungen  namentlich  mit  Rücksicht 
auf  die  Darstellung  der  Laute  und  auf  die  Flexion.  Der  Konjunktiv 
fehlt  nach  Weigand  ganz ,  Gartner  hat  2  sg.  •  e  3  sg.  -  i  angegeben ,  Formen, 
die  der  Erklärung  so  grofse  Schwierigkeiten  bereiten,  dafs  man  an  ihrer 
Richtigkeit  zweifeln  möchte,  daher  W.*s  negative  Auskunft  um  so  bedauer- 
licher ist.  Ein  paar  Texte  vervollständigen  das  Bild  der  Sprache;  eine 
historische  Lautlehre  und  alles,  was  über  die  blofse  Darstellung  des  That- 
sächlichen  hinausgeht,  ist  weggeblieben.  W.  Meyer-Lübkb. 

MELANGES.  Valbeton  dans  Gir  art  de  Roussillon,  L.  Mi  rot  teilt 
mit,  dafs  in  der  Gegend  von  Saint  Père  bei  Avalion  (Yonne)  eine  Örtlichkeit 
Vaubouton  vorhanden  ist,  und  eine  dunkle  Erinnerung  an  eine  dort  vor  sich 
gegangene  Schlacht  besteht  An  einem  benachbarten  Orte,  le  Charnier, 
werden  Steinsärge  gefunden,  die  die  Sage  mit  jener  Schlacht  in  Verbindung 
bringt.  —  La  chanson  à  boire  anglonormande  parodiée  du  Letabundus, 
G.  Paris  stellt  neben  einander  die  öfter  gedruckte  Sequenz  Letabundus  und 
die  zum  Trinklied  für  den  Weihnachtsabend  bestimmte,  ebenfalls  schon  be- 
kannte Parodie  derselben  (s.  F.  Wolf,  Lais  S.  35).  Die  Singweise  findet  man 
in  Wolfs  zweiter  Notenbeilage.  —  La  traduction  de  la  légende  latina  du 
voyage  de  Charlemugne  à  Constantinople  par  Pierre  de  Beauvais,  Aus  Beauvais 
nennt  mit  Fug  G.  P  a  r  i  s  den  sich  selbst  blofs  Pierre  nennenden  Schriftsteller, 
von  dem  P.  Meyer  in  den  Notices  et  Extr.  XXXIII,  I  S.  9  ff.  gehandelt  hat. 
In  einer  Hds.  seiner  Übersetzung  der  Reise  Karls  enthält  der  einleitende  Satz 
die  Bemerkung,  dieses  Werk  sei  für  Guillaume  de  Caieu  geschrieben,  der 
ein  Freund  und  Kreuzfahrtgenosse  König  Richards  war.  Auch  für  zwei 
andere  Begleiter  dieses  Fürsten  sind  Übersetzungen  des  Turpin  ausgeführt 
worden.  —  Nouvelles  recherches  sur  Villon.  A.  Longnon  stellt  einige  Einzel- 
heiten aus  Villous  Leben  fest  und  berichtigt  mehrere  Aufstellungen  seiner 
unlängst  erschienenen  Ausgabe.  —  Jean  Castel,  A.  Thomas  scheidet  auf 
Grund  von  Urkunden  zwei  oder  eigentlich  drei  Männer,  die  im  15.  Jahrhundert 
Jean  (de)  Castel  hiefsen  und  litterarisch  und  historisch  thätig  waren:  i.  Den 
Benediktiner,  Dichter  und  Historiographen  Ludwigs  XI.,  der  als  Abt  1476 
starb,  2.  dessen  Vater,  den  Sekretär  Karls  VII  und  Gesandten  dieses  Königs 
nach  Spanien,  gestorben  1425,  den  Sohn  der  Christine  de  Pisan  und  des 
Etienne  Castel,  3.  den  1474  gestorbenen  Sekretär  Ludwigs  XI. 

COMPTES  RENDUS.  F  o  e  r  s  t  e  r  s  Romanische  Bibliothek  Bd.  I— VIH 
(insbesondere  über  Ule  und  Galleron;  G.  Paris).  Eneas  von  Salverda  de 
Grave  (mit  wichtigen  Bemerkungen  zur  Geschichte  des  Werkes  und  zahl- 
reichen Beiträgen    zur  Deutung  und    zur  Berichtigung  des  Textes  ;   G.  Paris). 


ROMANIA   NO.  82,   83,   84.  315 

Rauschen,  die  Legende  Karls  des  Grossen  im  1 1.  und  1 2.  Jahrhundert  (ders.). 
Karel  ende  Elegast  uitgeg.  door  E.  T.  Kuiper  (ders.).  Notices  et  Extraits 
des  manuscrits  de  la  Bibliothèque  nationale  et  autres  bibliothèques,  T.  XXXIV, 
I.  partie  (P.  Meyer  giebt  Bericht  über  den  reichen  Inhalt  des  Bandes,  zu  dem 
er  selbst  wichtige  Beitrage  geliefert  hat).  P,  de  Lunel,  dit  Cavalier  Lunel 
de  Montech  . .  par  E.  Forestié  (P.Meyer  erkennt  den  Wert  der  gewonnenen 
Ergebnisse  fur  die  Biographie  des  Dichters  an,  fìndet  aber  an  der  Ausgabe  der 
Gedichte  manches  auszusetzen  und  verbessert  namentlich  den  Text  des  früher 
nicht  gedruckten  und  in  Bartsch's  Grundrifs  nicht  verzeichneten  Sirventes). 
Le  Viandier  de  Guillaume  Tir  el  dit  Taillevent ,  .  (1326 — 1395)  p.  p.  Pichón 
etVicaire  (S.Luce  bedauert,  dais  fur  den  Text  des  Viandier  die  vatikanische 
Hds.  nicht  nutzbar  gemacht  ist,  nach  welcher  er  einige  Stellen  mitteilt,  die  in 
der  That  in  dem  Wortlaut  der  Ausgabe  gekürzt  erscheinen.  Nach  S.  322 
soll  diese  Hds.  nachträglich  ebenfalls  abgedruckt  werden). 

PÉRIODIQUES.  Rev.  des  langues  rom.,  Okt.  1890— Juni  1891. 
Giom.  stör.  d.  lett.  ital.  fase.  43 — 54.  Revue  mens,  de  TEcole  d'anthropologie 
de  Paris,  I  5  (über  eine  Arbeit  von  A.  Hovelacque,  worin  die  Grenzlinie 
zwischen  katalanischem  und  languedocianischem  Gebiet  gezogen  wird).  Mém. 
d.  1.  Soc.  de  l'Hist.  de  Paris,  T.  XVH  (über  ein  politisches  Gedicht  des 
15.  Jahrb.).  Bull,  de  1.  Soc.  de  THist.  de  Paris,  i8e  année  (über  eine  com- 
plainte sur  les  misères  de  Paris  composée  en  1435). 

CHRONIQUE,  Kürzere  Berichte  unter  anderem  über  Wallensköld, 
Conen  de  Béthune;  Vinols,  Vocabulaires  patois  vellavien-français  et  français- 
patois  velia vien;  Risop,  Konjugation  auf  -ir;  Schneegans,  die  Quellen  des 
Philomena  ;  P.  Meyer,  Guillaume  le  Maréchal  I  (Vorschläge  von  G.  Paris  zur 
Verbesserung  des  Textes);  Mélanges  wallons  offerts  à  M.  Wilmotte. 

Nr.  83. 

W.  Meyer-Lübke,  La  première  personne  du  pluriel  en  français, 
Kritik  der  Ansichten  von  Suchier,  Bréal  und  (besonders  eingehend)  Vising, 
dessen  Meinung,  es  seien  die  nachtonigen  Vokale  in  der  Verbalflexion  anders 
als  in  den  übrigen  Fällen  behandelt  worden,  überzeugend  zurückgewiesen 
wird.  Die  eigene  Meinung  des  Verfassers  geht  dahin,  dafs  die  i.  PI.  von  esse 
mafsgebend  für  die  der  übrigen  Verba  geworden  sei,  wobei  zum  ersten  Mal 
darauf  hingewiesen  wird,  dafs,  wo  jene  auf  dem  lat.  simus  (Nebenform  von 
sumus)  beruht,  auch  diese  die  entsprechende  Form  aufweist,  wo  dagegen 
sumus  sich  erhalten  hat,  die  erste  PI.  der  andern  Verba  diesem  sich  an- 
schliefst. Er  nimmt  an,  die  Einwirkung  von  esse  habe  zuerst  stare,  dann 
etwa  dare  und  aler  ergriffen,  estis  wäre  fz.  estes  geworden  unter  der  Ein- 
wirkung von  -astes  des  Perfectums,  wo  e  Stützvokal  für  das  den  Plural  vom 
Singular  {*-ast)  unterscheidende  s  war.  An  die  Stelle  des  älteren  sons  wäre 
sames  neben  estes  getreten,  weM  f aimes ,  dimes  neben  faites,  dites  stehn.  — 
Der  Verfasser  ist  nicht  vorsichtig  genug  in  der  Verwendung  schlecht  bezeugter 
und  praehistorischer  Formen ,  wie  z,  B.  eines  prov,  vendes  (=  lat,  vendis), 
fiorissas  Präs.  Conj.,  der  provenzalischen  Perfektformen  auf -am,  -a/i,  des 
vorgeschichtlichen  frz.  Präsens  von  dare;  S.  345  Z,  3  v.  u.  lies  repuäru, 
S.  348  Z.  19  dunanu, 

G.  Paris  in  einem  Zusatz  -  Artikel  räumt  einem  alten  *esmus,  das  nach 
estis  gebildet  wäre,  gröfseren  Einflufs  ein  ;  esmes  (das  wir  übrigens  franzosisch 


3l6      BESPRECHUNGEN.  A.  TOBLER,   MEYER-LQbKB,   A.  HORNING, 

nicht  kennen!)  hatte  estis  verhindert  frz.  zu  etz  zu  werden,  and  estes  hätte 
für  die  2.  PI.  des  fz.  Perfekts  den  Ausgang  -stes  geschützt.  Das  seltene 
pr.  sein  fuhrt  er  nicht  auf  sîmus  zurück ,  sondern  fafst  er  als  aus  *som  unter 
Einwirkung  von  em  entstanden.  Ebenso  wäre  fz.  sotnes  neben  sons  durch 
esmes  veranlafst.  Die  zweite  PI.  auf  -es  bewirkte,  dafs  bei  estre  die  erste  PI. 
in  der  Form  sommes  sich  erhielt,  während,  wo  die  2.  PI.  auf -^  ausging 
für  die  I.  PI.  'Ons  bevorzugt  wurde.  Die  Verdrängung  von  -amus  durch 
umus  ist  nach  800  eingetreten,  weil  vor  ihr  der  Wandel  von  ^  u.  ^  im 
Stammesauslaut  zu  ch,  ¿  schon  vollzogen  war.  Neben  -ams  oder  'turns 
mufste  auch  -ems  weichen,  das  seinerseits  -tmus  und  Imus  verdrängt  hatte. 
Die  Endung  der  i.  PI.  -om  erklärt  er  wie  Meyer  (im  Grundrifs)  aus  dem 
Triebe,  dem  s  die  Stellung  eines  Kennzeichens  blofs  der  zweiten  Personen 
vorzuhalten.  A.  ToBLER. 

Meyer  -  Lübke  meint,  dafs  die  Endung  -ä  der  i .  plur.  Indikat.  Praesent., 
die  in  einem  grofsen  Teile  Lothringens  vorkommt,  -émus  vnedergebe,  das  selbst 
auf  das  neben  su  mus  übliche  sïmus  zurückgehe:  -emus  sei  zu  ¿f  geworden, 
wie  semita  zu  sät,  minus  zu  mä.  Diese  Aufstellung  ist  unrichtig: 
-emus,  dessen  e  frei  ist,  wird  lothringisch  zu  f,  nach  Labial  zu  wf;  nur 
gedecktes  e  (z.B.  in  semita)  wird  zu  ä  oder  ^;  mä  (in  Gérardmer  m7) 
ist  die  späte  Sonderentwicklung  gewisser  Mundarten,  die  hier  nichts  beweist. 
Was  die  Endung  ä  selbst  betrifft,  so  ist  es  für  einen  grofsen  Teil  des  Ge- 
bietes einschliefslich  der  Franche  -  Comté  fraglich,  ob  man  in  derselben  nicht 
einfach  eine  lautliche  Abänderung  von  Jf  zu  sehen  habe:  im  ganzen  Osten 
werden  die  Vertreter  von  lat.  -on  vielfach  durch  einen  Laut  wiedergegeben, 
der  in  der  Mitte  liegt  zwischen  ä  und  9,  oft  wie  o  oder  a  mit  schwacher 
Nasalirung  klingt:  vgl.  Ostfrz.  Grenzdialekt.  §  100,  wo  ich  aus  dem  an- 
gegebenen Grunde  bald  d,  bald  ä  schrieb,  was  Stürzinger  Ztschr.  16,  $12 
nicht  genügend  berücksichtigt;  über  die  Lautverhältnisse  im  Wallonischen  8. 
Mélanges  Wallons  S.  29.  Die  I .  Plur.  sä,  die  ich  in  Saulxures  in  den  Vogesen 
hörte,  beruht  zweifelsohne  auf  -umus.  Trotz  dieser  Unsicherheit  ist  man 
berechtigt,  in  den  Mundarten  von  Lüttich  und  Metz  für  die  i.  Plur.  auf  ä 
(die  dort  von  der  3.  Plur.  auf  d  scharf  geschieden  ist)  ein  Substrat  -an  an- 
zunehmen. Dieses  ä  will  Stürzinger  1.  c.  durch  Übertragung  einer  hypothe- 
tischen Perfektendung  'ä  (aus  -âmes,  -ans)  auf  das  Praes.  Indik.  erklären. 
Ein  Perfektum  mit  einer  Pluralendung  ä  läfst  sich  indessen  weder  in  einer 
alten  noch  in  einer  neueren  Mundart  nachweisen;  in  den  Vogesen  kommt 
4 — 6  Jf  vor.  Auch  ist  es  an  sich  unwahrscheinlich,  dafs  die  seltene  Perfekt- 
endung die  Praesen Sendung  verdrängt  habe.  Man  könnte  als  Substrat  für  ä 
an  das  haufìg  belegte  -am m  us  denken,  von  dem  Paris  sagt,  „on  sera  porté 
à  penser  qu'il  représentait  une  prononciation  réelle".  Vgl.  in  der  Eulalia 
Oram  (aber  auch  maent)  neben  christiien\  doch  wird  kein  Versuch  gemacht, 
jenes  ammus  zu  erklären.  Eine  weitere  Möglichkeit  wäre  die,  dafs  in  s  um  us 
u  vor  ms  im  Gegensatz  zu  den  Wörtern  mit  ns  eine  besondere  Färbung  an- 
genommen habe,  die  allmählich  zu  ä  führte;  dans  ce  groupe«  sagt  Paris,  I'm 
n*est  devenu  n  qu'  assez  tard.  Wie  verwickelt  die  Frage  ist,  ergibt  sich 
auch  daraus,  dafs  in  der  Mundart  von  Uriménil  von  Haillant  für  4  und  6. 
Praesent.  Indik.  o^  fürs  Futurum  4.  5.  o.  6.  ff,  fürs  Passé  défín.  4 — 6  ff  an- 
gegeben wird.  A.  IToRNING. 


ROMANIA   NO.  82,    83,    84.  317 

Gédéon  Huet,  Les  fragments  de  la  traduction  néerlandaise  des 
Lorrains,  Die  hergehörigen  Bruchstücke  werden  in  der  Ordnung,  in  welcher 
sie  dem  Inhalte  nach  auf  einander  folgen,  analysiert  und  daraus,  so  gut  es 
geht,  das  Ganze  neugebildet,  dem  sie  zugehörten.  Für  dieses,  ein  unheim- 
liches Gemengsei  von  willkürlich  Ersonnenem,  alter  Sage  und  daran  geflickter 
Geschichte,  bemüht  sich  der  Verfasser  eine  französische  Vorlage  wahrschein- 
lich zu  machen  und  deren  Quellen  nachzuweisen. 

MÉLANGES.  Bascauda,  Gaston  Paris  identifiziert  einleuchtend  mit 
diesem  altkeltischen  Worte  das  afz.  baschoe  und  einige  heute  noch  übliche 
Formen,  weniger  überzeugend  mit  dem  nämlichen,  proparoxyton  gesprochenen 
Worte  das  nfz.  bâche,  ja  auch  it.  vasca;  auf  ein  freilich  nicht  nachzuweisendes 
afz.  basquetcy  das  Deminutiv  zu  leider  auch  nicht  gefundenem  basque ,  wäre 
engl,  basket  zurückzuführen.  Ich  bemerke  noch,  dais  ein  afz.  beuche  (aber  da- 
neben bace)  als  Übersetzung  yon  pulviüus  sich  Jahrb.  f.  rom.  u.  engl.  Litt.  VII  64 
findet.  —  Longaigne  „Abort"  setzt  der  nämliche  Gelehrte  gleich  dem  bei  Du 
Gange  nachgewiesenen  longanea  ,gewölbter  Gang',  das  seinerseits  einem  grie- 
chischen fiáxQov  nachgebildet  wäre.  Eine  Schwierigkeit  bildet  meines  Er- 
achtens  der  Umstand,  dafs  sehr  häufig  (keineswegs  blofs  an  der  einen,  im 
dreizehnten  Jahrhundert  in  Syrien  geschriebenen  Stelle)  das  afz.  Wort  soviel 
wie  merde  oder  boue  bedeutet  oder  mindestens  den  Ort  bezeichnet,  wo  die 
EIxkremente  sich  sammeln  (JCondet  I  20,  640;  LI  149,  120;  RViol.  182; 
Watriq.  289,  187),  nicht  den,  woher  sie  kommen.^  —  Boute  en  courroie.  Die 
Bedeutung  des  Ausdrucks  wird  durch  G.  Paris  genauer  festgestellt  und  mit 
Hülfe  einer  von  P.  Meyer  beigebrachten  Stelle  aus  einer  lat.  Predigt  sein 
Ursprung  aufgeklärt.  Gasparys  sorgsame  Erörterung  (Zts.  XIII  307)  von 
ploier   U   corjon   giebt  dazu  und  empfängt  daraus  eine  wertvolle  Ergänzung. 


\}  Das  von  mir  angeführte  longain  ist  das  longaing  der  Privilèges  aux 
Bretons,  das  ich,  den  Reim  falsch  deutend,  durch  longain  umschrieb  {Ion- 
gaigne  im  selben  Gedicht  S.  62,  17).  Die  Bedeutung  excréments  entnahm 
ich  (Godefroys  Wörterbuch  war  damals  noch  nicht  soweit  erschienen)  der 
Stelle  im  Robert  le  Diable  (bei  La  Cume  de  Ste-Palaye  ebenso  aufgefafst 
und  kaum  anders  aufTafsbar): 

De  tay,  de  boe  et  de  longaigne  \longange'] 

de  palestiaus  et  de  chavates  .  . 

le  ruent  et  botent  et  fièrent;  s.  Trébutiens  Ausg.  S.  1 2a. 
G.  Paris'  Herleitung  ist  bestechend  ;  zu  beachten  ist,  dafs  -anea  sich  nur 
an  Substantive  und  Adverbien  anzuschliefsen  pflegt  (s.  Diez ,  Gram.  H) ,  und 
eine  Subst.  longue,  das  zum  Sinn  von  longaigne  pafste,  fehlt,  wenn  es  nicht, 
aus  der  Form  \otigao  etwa  hervorgegangen,  von  longaigne  verdrängt  angesehen 
werden  kann.  Doch  würde  bei  Übertragung  eines  griech.  Wortes  ins  Mlat. 
dieses  Bedenken  ohne  Gewicht  sein.  Statt  longao  longanon  führte  ich 
*longana  im  Hinblick  auf  das  feminine  span.  cat.  longaniza  llonganissa  auf, 
das  eine  feminine  Grundform  voraussetzt  (dergl.  problemat.  Formen  vorzu- 
legen war  eben  im  Sinne  der  Vulgärl.  Substrate,  die  ich  zu  sammeln  unter- 
nahm). Die  Fortwirkung  des  o  von  jenem  longao  in  einem  ''^longana,  (*lon- 
goana.)  würde  die  Erhaltung  von  g  in  lon^^gne  st.  lon/aigne,  wie  G.  P.  nach 
der  Lautregel  fordert  (allein  picardisch,  —  wie  es  Robert  le  Diable  ist,  —  wird 
ja  longaigne  nicht  nur  sein),  schliefslich  zu  rechtfertigen  vermögen;  aber  es 
wird  erst  aus  den  Hss.  festzustellen  sein,  wie  die  Formen  von  longanon 
(s.  Georges,  Lex.  d.  lat.  Wortf.)  sich  zu  einander  verhalten,  ehe  die  Ant- 
wort auf  die  Frage  nach  der  Herkunft  des  longaigne  aufhören  wird  nur 
Glaubenssache  zu  sein.     G.] 


3l8         BESPRECHUNGEN.  A.  TOBLER,  MEYER -LÜBKE, 

Fragment  de  la  Vengeance  de  Raguidel,  P.  Meyer,  der  das  in  Paris 
befindliche  Bruchstück  (entsprechend  den  Versen  3518 — 3667  von  Hippeaus 
Ausgabe)  abdruckt,  äufsert  die  Ansicht,  das  Gedicht  rühre  von  dem  Ver- 
fasser des  Meraagis  her,  aus  dem  er  ein  paar  für  dieselbe  sprechende  Parallel- 
stellen anführt.    Z.  119  ist  ronce  wohl  Druckfehler.  — 

Sur  deux  chansons  de  Canon  de  Bethune,  A.  Jeanroy  hat  bemerkt, 
dafs  die  Stücke,  die  in  Raynauds  Verzeichnis  die  Nummern  1131  und  1137 
und  andererseits  895  tragen,  teilweise  identisch  sind  mit  den  von  Wallensköld 
als  Vn  und  als  VIII  herausgegebenen  Liedern  und  verwendet  dieses  noch 
unbenutzt  gebliebene  Material  scharfsinnig  für  die  Kritik  des  Textes.  Alles 
Dunkel  wird  freilich  auch  durch  ihn  noch  nicht  aufgehellt.  —  Dafs  die 
Lieder  X  und  IV  der  Ausgabe  von  Wallensköld  gleiche  Form  haben,  kann 
man  nicht  sagen,  auch  wenn  man  über  die  Ungleichheit  des  Reimgeschlechts 
hinwegsehen  wollte. 

Le  Mystère  de  la  Passion  à  Saint- Flour  en  1425.  A.  Thomas  teilt 
eine  im  Archiv  von  St.  Flour  (Cantal,  Auvergne)  befindliche  Rechnung  über 
die  bei  der  Aufführung  aufgelaufenen  Kosten  mit.  Remarques  sur  Villon  à 
propos  de  Sédition  de  M.  Longnon,  A.  Piaget  hält  einige  der  Ausgabe  ein- 
verleibte Stücke  für  die  Arbeit  anderer  und  giebt  manche  andere  nützliche 
Bemerkungen,  teilweise  auf  A.  Chartier  bezügliche.  —  La  ^Quistione  d* amore* 
de  Carlo  del  Nero.  Der  nämliche  Gelehrte  zeigt,  dafs  das  schon  zweimal 
(1878  und  1890)  herausgegebene  Gedicht  nur  eine  Übersetzung  von  A.  Chartiers 
Débat  Réveillematin  ist. 

COMPTES -RENDUS.  Langlois,  Origines  et  sources  du  Roman  de 
la  Rose  (Ch.  Joret),  Rousselot,  Les  modifications  phonétiques  du  langage . . 
und  De  vocabulorum  congruentia  in  rustico  Cella  -  Fruini  sermone  (A.  Thomas). 
The  Song  of  Dermot  and  the  Earl  ed.  by  Goddard  Henry  Orpen  (P.  Meyer). 
Frère  Philippe^  Les  merveilles  de  V Irlande  p.  p.  J.  Ulrich  (derselbe). 

PÉRIODIQUES.  Ztschr.  f.  rom.  Phil.  XVI  1—2.»  Rev.  de  philol.  franc, 
et  prov.  V  I — 4.  Bull,  de  la  Soc.  des  anc.  textes  189 1,  2.  (Altfranzösische 
Stellen,  wo  von  brief  im  Sinne  eines  als  Talisman  zu  tragenden  Schriftstückes 
die  Rede  ist,  sind  nicht  eben  selten  ;  man  sehe  Aiol  455 — 463  und  Focrsters 
Anmerkung  dazu  ;  ferner  Godefroid  de  Bouillon  herausgegeben  von  Hippeau 
S.  231  ;  Méon,  Nouv.  Ree.  de  Fabl.  I  41,  116;  Renart  11667 — 74,  in  Martins 
Ausgabe  la  191 7;  Jerusalem  herausgegeben  von  Hippeau  4416  und  3950; 
Barbazan  und  Méon  I  259,  5i6  =  Montaiglon  und  Raynaud  Bd.  V  S.  232; 
dazu  sei  erinnert  an  Sacchettis  217.  und  218.  Novelle).  Bull,  archéol.  du 
comité  des  travaux  histor.  1890,  1891.  Litt.  Centralbl.  1889,  1890.  Literaturbl. 
Juli  1891  bis  Juni  1892.    Engl.  Stud.  H— XV. 


\}  Zu  der  Erklärung  von  O.  Schultz  (hier  Bd.  XVI  288)  fügt  P.  Meyer 
S.  460 — I  eine  Anmerkung,  die  den  Hrsg.  der  „Ztschr."  in  soweit  interessiert, 
als  demselben  bemerkbar  gemacht  wird,  dafs  eine  Erklärung  wie  die  von 
Schultz  n'aurait  point  trouvé  place  dans  un  recueil  bien  dirigé.  Der  Leser 
der  „Ztschr."  wird  bei  der  Durchsicht  dieser  Anmerkung  aufs  Neue  der 
allerdings  nur  von  P.  Meyer  in  der  Romania  vertretenen  und  wohl  auch  nur 
kraft  seiner  Eigenschaft  als  Mitherausgeber  darin  möglichen  Tonart  inne 
werden,  die  die  Frage  nahe  legt,  ob  Meyer  durch  die  Kritik,  wie  er  sie 
versteht,  wohl  glaubt  die  Reputation  der  von  ihm  mitgeleiteten  Zeitschrift 
zu  befördern.     Hrsg.] 


ROMANIA   NO.  82,    83,   84.  3 IQ 

CHRONIQUE.  G.  Paris  entscheidet  sich  for  den  Gebrauch  des  Zeichens 
<^,  nach  welchem  auf  die  Seite  der  Spitze  das  Ergebnis,  auf  die  Seite  der 
Öffnung  die  Vorstufe  einer  Entwicklung  gesetzt  wird  :  pedem  >•  pié  oder  pié 
<^pe(Utn,  —  Kurze  Besprechungen,  u.  a.  Nordfeit,  Études  sur  la  chanson 
des  Enfances  Vivien  (G.  Paris  ist  geneigt,  mit  Nordfeit  den  kurzen  Schlufs- 
vers  der  Laissen  als  eine  Neuerung,  Versionen  des  nämlichen  Werkes,  die 
ihn  nicht  aufweisen,  als  ältere  zu  betrachten).  A.  Toblbr. 

Nr.  84. 

P.  Meyer,  ü Image  du  monde,  rédaction  du  ms,  Harley  4333.  Mit- 
teilungen aus  der  Handschrift,  die  sich  im  Ganzen  auf  die  Seite  der  zweiten 
(nach  Meyer  übrigens  auch  von  Gautier  de  Metz  herrührenden)  Bearbeitung 
stellt,  aber  einen  eigenen  Prolog  aufweist,  darin  der  Bischof  Jakob  von  Metz 
als  ein  Gönner  erscheint,  dem  nach  Robert  von  Artois  das  Werk  ebenfalls 
gewidmet  wurde.  —  A.  Tobler. 

A.  Thomas,  Aise  y  essai  étymologique.  Einen  Gedanken  A.  Dar- 
mesteters  auspinnend,  führt  Thomas  in  überzeugender  Art  den  Nachweis,  dais 
prov.  aize y  frz.  aise  von  lat.  ayacens  stamme  und  zeigt,  wie  nach  Bedeutung 
und  Form  diese  Deutung  unanfechtbar  ist.  Dabei  nimmt  er  Gelegenheit,  die 
Schicksale  der  Proparoxytona  mit  a  in  der  Mittelsilbe  im  Provenzalischen  zu 
besprechen,  ebenfalls  in  einer  die  Zustimmung  fordernden  Weise,  und  dafs, 
wie  auch  eine  Redaktionsnote  bemerkt,  der  Wandel  von  a  zvl  0  unter  Einflufs 
eines  folgenden  e^  den  Th.  anninmit,  abzuweisen.*       W.  Meyer -Lübke. 

F.  Novati,  Le  livre  de  raisons  de  Boysset  d^ après  le  ms.  des  Trinitairis 
d^ Arles  actuellement  conservé  à  Gênes.  Von  den  drei  eigenhändigen  aber 
nicht  gleichlautenden  Niederschriften,  die  in  den  letzten  Jahrzehnten  des 
14.  und  den  ersten  Jahren  des  folgenden  Jahrhunderts  Boysset  in  Arles  von 
seinen  Einnahmen  und  Ausgaben,  daneben  aber  auch  von  wichtigen  in  die 
angegebene  Zeit  fallenden  Begebenheiten  machte,  scheint  die  nach  G^nua 
gekommene,  die  hier  beschrieben  wird,  die  früheste;  eine  zweite  ist  ver- 
schollen; ihr  und  jener  hat  im  vorigen  Jahrhundert  Bonemant  Abschriften 
entnommen,  die  einer  in  dem  Musée,  revue  arlésienne  historique  et  littéraire 
1876  durch  Fassin  veranstalteten  Publikation  zur  Grundlage  gedient  haben; 
eine  dritte  war  schon  im  1 7.  Jahrh.  nach  Paris  gekommen,  wo  sie  von  Baluze 
gelegentlich  verwendet  wurde  und  sich  heute  noch  befindet. 

P.  Meyer,  Les  manuscrits  de  Bertrán  Boysset,  Der  Verfasser  be- 
schäftigt sich  mit  der  Kennzeichnung  einer  lateinischen  Quellenschrift,  die 
Boysset  einiges  geliefert  hat,  macht  wahrscheinlich,  dafs  auiser  den  drei 
erwähnten  es  noch  andere  Niederschriften  der  Jahrbücher  Boyssets  gegeben 
hat,  und  lehrt  eine  Anzahl  modemer  Abschriften  derselben  kennen.  Durch 
Mistrals  Nertho  ist  Boyssets  Name  auch  den  Ungelehrten  bekannt  geworden. 

A,  Piaget,  Une  édition  gothique  de  Charles  d^ Orléans,  Piaget  zeigt, 
dafs  Octavien  de  Saint -Gelais  in  sein  La  chasse  et  le  départ  d'amours  über 
250  Balladen,  Lieder  und  Rondeaux  aufgenommen  hat,  die  Charles  d'Orléans 
gehören.     Er  hat  über  diesen  Sachverhalt  seine  Leser  aufzuklären  unterlassen, 

*  Wenn  S.  5 1 1  cassanu  als  etymol.  von  prov.  casse  Eiche  aufgestellt  und 
in  der  Anm.  bemerkt  wird,  dafs  ich  Zts.  Vili  236  statt  dessen  cassinus  an- 
gesetzt   habe ,    so    übersieht  der  Verf. ,    dafs    ich  Gramm.  I   S.  352    ebenfalls 

cas  sa  Ulis  zu  Grunde  lege. 


320  BESPRECHUNGEN.     B.  WIESE. 

und  die  Änderungen,  die  er  hie  und  da  vorzunehmen  gut  gefunden  hat,  sind 
ganz  geringfügig.  A.  Tobler. 

MÉLANGES.  G.  Paris,  mastín  =  mansuetinuSf  ûntenois  zu  annotinus, 
beides  überzeugende  Deutungen«  deren  erstere  übrigens  schon  bei  Körting, 
Nachtrag  Nr.  5074  zu  fìnden  ist.  Die  Zwischenstufen  zwischen  antenois  und 
annofîn-ensis  sucht  G.  Paris  in  einem  annotmuSf  woraus  anttn,  dann  antenois 
mit  „e  d'appui".  Das  i  habe  sich  in  wallon,  antinai  erhalten.  Allein  das 
wallonische  i  ist  die  regelrechte  Wiedergabe  des  franz.  e^  vgl.  z.  B.  Roman. 
Gramm.  I  S.  290.  Sodann  sieht  man  nicht  ein,  weshalb  antinôis  nicht  zu 
annois  geworden  wäre ,  da  doch  z.  B.  Carantenacu  zu  Carenna^:  wird.  £s 
ist  vielmehr  von  ánnotinóis  auszugehen,  woraus  anUnois  nach  dem  Gesetze, 
dafs  in  auf  der  dritten  oder  vierten  Silbe  betonten  Wörtern  die  erste 
einen  Nebenaccent  enthält,  und  die  zwischen  der  ersten  und  der  betonten 
stehenden  wie  die  der  betonten  folgenden  behandelt  werden,  mit  andern 
Worten,  wenn  drei  Silben  der  betonten  vorangehen,  so  fällt  der  Vokal  der 
zweiten,  der  der  dritten  bleibt,  also  annotiy>  ante  wie  comité'^ conte.  Das  eben 
angeführte  Carennac  kann  darum  nicht  dagegensprechen ,  weil  hier  der 
nebentonigen  eine  mit  nt  schliefsende  Silbe  folgte,  die  ihrerseits  einen  Neben- 
accent verlangte,  der  nun  den  Ausfall  des  e  bedingte.  Vgl.  übrigens  schon 
A.  Darmesteter  Rom.  V  164  Anm.  i.  W.  Meyer -LÜBKE. 

P.  deNolhac,  Le  callus  callumniator*  de  Pétrarque,  In  Pariser  Hdss. 
der  Werke  Petrarcas  wird  als  Verfasser  der  Streitschrift,  auf  die  Petrarca  so 
leidenschaftlich  antwortete,  Johannes  von  Hesdin  bezeichnet,  und  da,  was 
aus  Rede  und  Gegenrede  über  die  Persönlichkeit  des  Angreifers  sich  ent- 
nehmen läfst,  mit  dem  durchaus  stimmt,  was  über  den  Johannes  sonst  be- 
kannt ist,  wird  man  der  Angabe  jener  Hdss.  den  Glauben  nicht  versagen. 

A.  Thomas,  Le  Théâtre  à  Paris  et  aux  environs  à  la  fin  du  XI  Ve 
siècle.  Vollständiger  Abdruck  zweier  nicht  ganz  unbekannter  Urkunden  von 
1380  und  1384,  von  Wichtigkeit  für  die  Geschichte  des  Theaters. 

Derselbe,  Jea  de  Sy  et  Jean  de  Cis,  Im  Gegensatze  zu  Berger 
wird  gezeigt,  dafs  Jean  de  Sy,  der  Verfasser  einer  leider  Bruchstück  ge- 
bliebenen Bibelübersetzung,  mit  dem  J.  de  Cis  nicht  eine  Person  sein  kann, 
von  dem  eine  Übersetzung  der  Consolatio  des  Boethius  vorhanden  gewesen 
sein  mufs.  Über  den  ersten  sind  allerlei  Zeugnisse  vorhanden,  die  seine  Zeit 
und  seinen  Beruf  kennen  lehren  ;  um  so  tieferes  Dunkel  umhüllt  den  zweiten. 

A.  Piaget  zeigt,  dafs  der  in  dem  berühmten  Briefe  des  Marques  de 
Santillana  zwischen  denen  des  Jean  de  Meung  und  des  Otto  de  Grandson 
begegnende  Name  Michaut  in  den  des  (Guillaume  de)  Machaut  zu  korrigieren 
ist.  Auf  ihn  pafst  das  dort  Gesagte  weit  besser  oder  einzig,  und  die  Ver- 
unstaltung seines  Namens  ist  früh  und  oft  vorgekommen. 

P.  Toynbee.  Über  die  Bedeutung  von  afr.  estaler  ,harnen',  estai  und 
nfz.  étaler f  étalon, 

PÉRIODIQUES.  Rev.  des  lang.  rom.  Juli  — Dez.  1891.  —  Studi  di 
fil.  rom.  fase.  14  und  15. 

CHRONIQUE.  Kurze  Nekrologe  für  Mall,  Köhler,  Renan,  und  kurze 
Besprechungen  neuer  Bücher.  A.  Tobler. 


GIORNALE  STORICX)  DELLA  LETT.  IfAL.   VOL.   l8.   IQ.  32  I 

(Horn ale  Storico  della  Letteratura  Italiana.  Anno  IX,  Voi.  XVIII, 
fase.  3.  Anno  X,  Voi.  XIX,  fase.  I,  2 — 3. 

VARIETÀ. 

T.  De  SìmoneBrouwer,  Due  scenari  inediti  del  secolo  XVII,  Zenatti 
hatte  in  der  Rivista  critica  della  letteratura  italiana  II  156 — 159  auf  zwei 
corsinianische  Handschriften  aufmerksam  gemacht,  welche  Scenarien  zu  Steg- 
reifkomödien enthalten.  Verf.  druckt  hier  zwei  derselben  ab,  Li  duo  fratelli 
rivali  und  La  Trappolarla  y  die  nichts  mit  den  gleichnamigen  Komödien 
und  dem  Scenarium  Della  Portas  zu  thun  haben.  Er  knñpít  daran  die  be- 
herzigenswerte Warnung,  nicht  Stücke  oder  Scenarien,  von  denen  uns  blofs 
die  Namen  überliefert  sind,  ohne  weiteres  mit  erhaltenen  Stücken  und  Scenarien 
gleichen  oder  ähnlichen  Namens  zu  identifìcieren.  Der  Abdruck  geschieht 
rein  diplomatisch.  Die  ganze  Sanmilung  (100)  verdient  veröffentlicht  zu 
werden.  Aus  der  Überschrift  in  der  Handschrift:  Raccolta  di  Scenari  più 
scelti  d^ Istrioni  glaube  ich ,  ist  es  unmöglich ,  zu  schliefsen ,  dafs  die  Samm- 
lung von  einem  Komiker  herrührt  (S.  277  Anm.  i).  Viel  eher  ist  sie  ein 
Auszug,  den  ein  anderer  für  Komiker  hergestellt  hat. 

E.  S  i  c  a  r  d  i ,  Di  alcune  interpolazioni  fin  qui  sconosciute  nel  testo  dell 
tesino  d'oro"  di  Messer  Agnolo  Firenzuola,  Von  Lorenzo  Scala,  dem  ersten 
Herausgeber  der  Übersetzung  Firenzuolas,  erfahren  wir  in  der  Einleitung,  dafs 
einige  Blätter  in  der  Originalhandschrift  fehlten  und  durch  eine  Übersetzung 
Lodovico  Domenichis  ergänzt  wurden,  ohne  dafs  er  die  Stellen  genauer 
bezeichnet.  Zanella  meinte,  dafs  das  Ende  des  zehnten  und  das  elfte  Buch 
von  Domenichi  herrühre.  Dies  wird  schlagend  zurückgewiesen  und  zugleich 
wird  gezeigt,  dafs  die  (5)  interpolierten  Stellen  garnicht  von  Domenichi 
herrühren,  sondern  von  ihm  einfach  aus  Bojardos  Übersetzung  in  der  Aus- 
gabe Venedig  1544  fast  immer  wörtlich  eingeführt  wurden.  Zur  Veran- 
schauligung  wird  eine  der  Stellen  aus  den  beiden  Ausgaben  (1544  und  1550) 
in  zwei  Spalten  neben  einander  abgedruckt. 

G.  Salvo-Cozzo,  A  proposito  di  una  nuova  pvhblicatione  su  Giovanni 
Aurispa,  versucht  eine  Anzahl  Daten  in  Sabbadini's  Biografía  documentata  di 
Giovanni  Aurispa  etc.  richtig  zu  stellen.  Dies  gelingt  ihm  aber  nur  für  das 
Sterbejahr  Aurispas,  welches  1459  (so  schon  Gaspary),  nicht  1460  anzusetzen 
ist.  Im  Anhange  sind  4  auf  die  Daten  bezügliche  Dokumente  abgedruckt, 
von  denen  drei  Sabbadini  bekannt  waren.  Den  Tod  Aurispas  hatte  Cesareo 
bereits  mit  denselben  Argumenten  wie  Salvo  •  Cozzo  in  der  Rassegna  della 
letteratura  italiana  e  straniera,  Catania,  i.  Juli  und  I.  Oktober  189 1  in  das 
Jahr  1459  gesetzt.  Vgl.  femer  auch  G.  A.  Cesareo,  Un  bibliofilo  del  quattro- 
cento ,  Natura  ed  Arte  Anno  I ,  wo  z.  B.  gezeigt  wird ,  dafs  der  von  Salvo- 
Cozzo  S.  305  erwähnte  Brief  mit  Sabbadini  1455,  nicht  1454  zu  setzen  ist.  Das 
Geburtsjahr  genau  festzustellen  ist  auch  Salvo-Cozzo,  der  es  1375  (Sabbadini 
1372)  ansetzt,  nicht  gelungen.     Man  mufs  weitere  Dokumente  abwarten. 

G.  Scipione  Scipioni,  Vanno  della  nascita  di  Leon  Battista  Alberti 
verteidigt  seine  Ansicht,  dafs  Alberti  1406  oder  1407  geboren  ist  mit  guten 
Gninden  gegen  Sanesi,  der  mit  Mancini  das  Jahr  1404  als  Geburtsjahr  ansetzt. 

F.  F 1  a  m  i  n  i ,  Da  codici  landiani  di  Francesco  e  Giovan  Mario  Filelfo» 
Verf  hat  auf  der  Stadtbibliothek  zu  Piacenza  eine  Handschrift  gefunden, 
welche  die  vier  ersten  Bücher  der  Sammlung  De  Jods  et  Seriis  enthält  und 

Zeltsohr.  f.  rom.  Phil.  XVII.  21 


^22  BESPRECHUNGEN.    B.  WIESE, 

gibt  eine  knrze  Analyse  des  ersten  Bnches,  welches  in  dem  cod.  ambros, 
fehlt,  mit  einigen  Proben.  Filelfo  zeigt  sich  in  dieser  Gedichtsammlmig,  wie 
wir  ihn  auch  sonst  schon  kennen.  In  einem  weiteren  Codex  derselben  Bib- 
liothek gelang  es  Flamini  das  Widmungsexemplar  der  Feisineis  Mario  Filelfos, 
das  einzige  Exemplar,  welches  wir  nun  kennen,  aufzufinden.  Das  Werk 
besteht  aus  vier  Büchern  und  ist  für  die  Geschichte  Bolognas  von  Interesse. 

F.  No  va  ti,  Di  due  poesie  del  secolo  XIV  su  „la  natura  delle  frutta". 
Nuove  comunicazioni.  Das  von  Pellegrini  im  Giornale  XVI  341  heraus- 
gegebene Gedicht  fand  Novati  auch  im  cod.  ambros.  95  sup.,  im  cod.  laur. 
Conv.  Soppr.  122  und  im  cod.  rice.  171 7.  Der  erste  cod.  hat  die  ursprüng- 
liche Gestalt  am  vollständigsten  und  besten  bewahrt.  L.  und  R.  sind  bereits 
Überarbeitungen  und  bilden  den  Übergang  von  dieser  zu  den  beiden  von 
Pellegrini  erläuterten  Texten.  Neuerdings  veröffentlichte  Medin  im  Pro- 
pugnatore N.  S.  IV,  n  S.  213  ff.  eine  noch  verdorbenere  Lesart.  Novati 
verweist  in  Anmerkungen  auf  die  toskanische  Übersetzung  von  Crescenzis 
Ruralium  Commodorum,  die  De  Agricultura  Palladios  und  die  Precetti  della 
Scuola  Salernitana,  Weiter  bringt  er  eine  Sonettentenzone  über  die  Natur 
der  Früchte  zum  Abdruck.  Aus  der  Antwort  ist  das  von  Pellegrini  und 
schon  früher  oft  gedruckte  Sonett  entstanden.  S.  339  XI,  2  1.  soterno  (so 
Bonvesin);  cf.  Seifert,  Glossar  und  Tobler,  Uguçon  S.  50.  Im  Barsegapè 
21 19/20  ed.  Salvioni,  Ztschr.  XV  429  ff.  ebenso  inu/mo  —  soçomo,  was  gleich- 
falls zu  ändern  ist.  Vgl.  auch  im  Giornale  storico  VIII,  416.  Weswegen 
ist  S.  347  XXI  in  I — 2  nicht  die  Lesart  L.  im  Text  stehen  geblieben?  Sie 
ist  viel  besser  als  R.  und  steht  aufserdem  dem  in  A.  am  besten  erhaltenen 
Urt3rpus  näher.     Novati  verspricht  auf  den  Gegenstand  zurückzukommen. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA:  Mancini,  Leonis  BapHstae  Alberti 
Opera  inedita  et  pauca  separatim  impressa  (Pellegrini).  —  Braggio,  Giacomo 
Br ocelli  e  V umanesimo  dei  Liguri  al  suo  tempo  (Sabbadini).  —  Croce,  Lo 
cunto  de  li  cunti  di  Giambattista  Basile  (Rua).  —  Flamini,,  La  lirica  toscana 
del  Rinascimento  anteriore  ai  tempi  del  Magnifico  (Rossi,  sehr  anerkennend 
mit  manchen  gelehrten  Zusätzen).  — 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO  : 

Mennung,  Der  Bei  Inconnu  des  Renaut  de  Beaujeu  in  seinem.  Ver» 
hältnis  zum  Lyheaus  Disconus,  Carduino  und  Wigalois,  Crane,  77u  Exemple 
or  illustrative  stories  from  the  Sermones  Vulgares  of  Jacques  de  Vitry, 
Della  Giovanna,  //  Pecorone  di  Ser  Giovanni  Fiorentino,  Lamma,  Le 
rime  di  M.  Correggiaio.  Celani,  Le  rime  di  Tullia  d* Aragona,  Bongi, 
Annali  di  Gabriel  Giolito  de*  Ferrari,  Solerti ,  Opere  minori  in  versi  di 
T,  Tasso,  Albertazzi,  Romanzieri  e  romanzi  del  cinquecento  e  del  seicento, 
Imbert,  //  Bacco  in  Toscona  di  Fr,  Redi  e  la  poesia  ditirambica,  Favaro, 
Galileo  Galilei  e  Suor  Maria  Celeste,  Steiner,  Cristoforo  Colombo  nella 
poesia  epica  italiana,  Robertis,  Il  cittadino  Ranza,  Luzio,  Francesi  e  Gia^ 
echini  a  Mantova  dal  1797  al  1799.  Moroncini,  Studio  sul  Leopardi  filologo. 
Carta,  Codici»  corali  e  libri  a  stampa  miniati  della  Biblioteca  Naùonale  di 
Milano,  Pitrè,  Canti  popolari  siciliani  raccolti  ed  illustrati ,  preceduti  da 
uno  studio  critico  e  seguiti  da  melodie  popolari, 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI: 

V.  Rossi,  Nuovi  documenti  su  Giovanni  Andrea  dell*  AnguiUara  gibt 
Zusätze   zu   der  Monographie   von  Pelaez  (Prop.  N.  S.  IV,  I  S.  40  ff.)    Der 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LBIT.  ITAL.    VOL.   l8.   I9.  ^2^ 

wichtigste  ist  ein  Brief  Anguillaras  an  die  Signoria  Venedigs.  L.  Frati, 
Frammento  dt  un  codice  musicale  del  sec,  XIV.  Auf  den  Schrautzblattem 
des  cod.  1475  der  Universitätsbibliothek  zu  Padua  sind  drei  Gedichte  erhalten, 
welche  Frati  abdruckt  P.  DeNolhac,  Un  manuscrit  original  de  lettres  de 
Pétrarque,  hat  im  cod.  marc.  Cl.  XIII.  70  einen  unter  Petrarcas  Aufsicht 
geschriebenen  codex  mit  68  Briefen  entdeckt,  der  auch  Bemerkungen  und 
Verbesserungen  von  des  Dichters  eigener  Hand  enthält.  Derselbe,  Le 
Täe-Live  de  Pétrarque.  Nolhac  hat  diesen  Codex  in  dem  fonds  latin  der 
pariser  Nationalbibliothek  n.  5690  aufgefunden.  Auch  diese  Handschrift  zeigt 
Bemerkungen  von  Petrarcas  Hand. 

CRONACA  (darin  aufser  Periodici  und  Pubblicazioni  Nuziali  noch  eine 
ganze  Reihe  kürzerer  Anzeigen  und  Nachrufe  für  Macri  Leone  und  AdemoUo). 

Anno  X,  Vol.  XIX,  fase,  i,  2 — 3. 

D.  Tordi,  Luogo  ed  anno  della  nascita  di  Vittoria  Colonna  marchesa 
di  Pescara.  In  sehr  umständlicher  Beweisführung  wird  gezeigt,  dafs  Vittoria 
im  Frühling  1492  in  Marino  geboren  wurde.  AI  paese  suo  in  dem  Briefe 
Francesco  Gonzagas  vom  26.  März  1526  heifst  wohl  kaum:  nach  ihrem  Ge- 
burtsorte ,  sondern  es  ist  damit  nur  bezeichnet ,  dafs  Marino  Eigentum  der 
Familie  Colonna  war. 

V.  Santi,  Leonardo  Salviati  ed  il  suo  testamento  weist  auf  Grund  bisher 
unbekannter  Dokumente  nach,  dafs  Salviatis  Commentar  zur  Poetik  des 
Aristoteles  gamicht  Alfons  II  von  Ferrara,  sondern  Bastiano  Rossi  testamentarisch 
vermacht  wurde.  Ersterer  bemühte  sich  femer  von  Anfang  an  eifrigst  darum, 
in  den  Besitz  der  ihm  von  Salviati  hinterlassenen  Handschriften  und  Drucke 
zu  gelangen.  Weil  Gläubiger  darauf  Beschlag  gelegt  hatten,  wurden  sie  ihm 
aber  erst  nach  langen  Verhandlungen  endlich  Anfang  1591  geschickt.  Über 
die  Commentarhandschrift  war  überdies  ein  Rechtsstreit  zwischen  Filippo 
Giunti  und  Rossi  entstanden,  der  zu  Gunsten  des  letzteren  entschieden  wurde. 

VARIETÀ. 

W.  Förster,  Per  la  critica  del  testo  dei  Capitoli  dei  Disciplinati  di 
S,  Nicolò  in  Palermo.  Eine  ausführliche,  sehr  dankenswerte  Nachprüfung 
der  Ausgabe  De  Gregorios  auf  Grund  einer  eigenhändigen  Abschrift.  Die 
Handschrift  wird  überzeugend  dem  Jahre  1343  zugewiesen.  Eine  Antwort 
Gregorios  ist  unlängst  erschienen. 

F.  N  o  V  a  ti.  Le  poesie  sulla  natura  delle  frutta  e  i  canterini  del  commune 
di  Firenze  nel  trecento.  Im  Anschlufs  an  Gsli  XVIII  336  flf.  druckt  No  vati 
hier  ein  Capìtolo  des  senesischen  Stadt-Canterino  Pietro  di  Viviano  Corsellini 
und  eine  Canzone  des  orvietaner  Barbiers  Benuccio  ab,  beide  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert. Über  die  Dichter  sind  urkundliche  Nachrichten  hinzugefügt.  Von 
besonderer  Wichtigkeit  sind  aber  die  Ausführungen  über  die  angestellten 
Recitatoren  in  Florenz.  Novati  macht  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  der  Sindaco 
(Referendario,  Provveditore)  der  Gemeinde  schon  vor  Jacopo  di  Salimbene  (1350) 
das  Amt  eines  Recitators  mitzuverwalten  hatte  und  zeigt,  dafs  diese  Beamten, 
welche  immer  auf  ein  Jahr  gewählt  oder  wiedergewählt  wurden,  öfter  aus 
den  Canterini  di  piazza  hergenommen  wurden.  Anderen  Canterini  stellte  die 
Signoria  Patente  aus,  worin  sie  für  Diener  der  Republik  erklärt  und  dem 
Schutze  befreundeter  und  abhängiger  Kommunen  empfohlen  wurden.  Zu 
letzteren  zählte  Benuccio.     Beide  Gedichte  haben   einen  fast  identischen  An- 

21» 


324  HKSPRECHUNGBN.    H.  WIESE, 

fang,  im  übrigen  sind  sie  völlig  verschieden.  San  Ronbol  Z.  38  des  ersten 
Gedichtes  (Z.  40  ist  thatsächlich  41)  könnte  San  Romolo  am  Fufse  des 
Bignone  bei  San  Remo  sein  (cf.  rombice),  V.  74  (Novati  73)  steckt  in  dem 
handschriftlichen  Ginepone  wohl  sicher  di  Nepone^  di  Giappone^  wie  die 
nespole  noch  heute  in  Florenz  genannt  werden. 

RASSEGNA  BIBUOGRAFICA  :  Rossi,  PasquinaU  di  Pietro  Aretino 
ed  anonime  per  il  conclave  di  Adriano  VI  (Luzio,  Referent  kommt  dabei 
sehr  eingehend  auf  die  in  der  letzten  Zeit  viel  erörterte  Pasqoinofrage  zurück). 
-  Croce,  /  teatri  di  Napoli,  secolo  JÍF— JírF///(Scherillo).  —  De  Winkels, 
Vita  di  Ugo  Foscolo,  Voi,  II  (Martinetti,  gerechter  Tadel).  —  Ricci,  Vultimo 
rifugio  di  Dante  Alighieri  (Solerti).  —  Mango,  Le  fonti  deW Adone  di 
Giambatista  Marino  (Vitt  Rossi,  sehr  unvollständig).  —  Gnoli,  Un  giudisùo 
di  lesa  romanià  sotto  Leone  X,  aggiuntevi  le  orazioni  di  Celso  Mellini  e  di 
Cristofore  Longolio  (Gian). 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO  ; 

Agnelli,  Topo -cronografia  del  viaggio  Dantesco,  Bruschi,  Ser  Piero 
Bonaccorsi  e  il  suo  Cammino  di  Dante.  Restori,  Palais,  Cimegotto,  Studi 
e  ricerche  sul  Mambriano,  Guasti,  Prose  del  Firenzuola,  Solerti,  Ferrara 
e  la  corte  estense  nella  seconda  metà  del  secolo  decimosesto,  I  discorsi  di 
Annibale  Romei  gentiluomo  ferrarese.  Carini,  U Arcadia  dal  1690  al  1890 
Viani,  L'Epistolario  di  G.  Leopardi.  De  Castro,  Milano  e  le  cospiranoni 
lombarde  giusta  le  poesie,  le  caricature,  i  diari  e  altre  testimonianze  dei  tempi, 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI: 

R.  Renier,  Qualche  documento  di  Publio  Fausto  Andrelini,  Nach 
einer  kurzen  Übersicht  über  die  wenigen  sicheren  Daten  aus  Andrelinis 
Leben,  veröffentlicht  Renier  zwei  Briefe  Lodovico  Gonzagas  an  ihn  und  zwei 
Empfehlungsbriefe,  welche  dieser  apostolische  l^rotonotar  ihm  mitgab,  als  er 
nach  Frankreich  übersiedelte.  G.  Rua,  Le  „Trasformazioni  di  MiUefonti", 
favola  rappresentativa  di  Carlo  Emanuele  /.  Diese  Fabel  licfs  der  Herzog 
am  24.  August  1609  in  Millefonti  aufFühren,  aber  nicht,  wie  Rua  zeigt,  in 
der  von  ihm  herrührenden,  handschriftlich  erhaltenen  Gestalt,  sondern  in  einer 
gleichfalls  erhaltenen  Überarbeitung,  welche  Lodovico  d'Agliè  auf  seinen 
Wunsch  vornahm.  Rua  fügt  auch  eine  kurze  Inhaltsangabe  des  Stückes 
hinzu.  —  Flamini,  ,, Amori  Sacrum**,  Sonetti  d*un  cod,  Morbio,  IO  so 
überschriebene  Sonette,  deren  Anfangsverse  Flamini  abdruckt,  befinden  sich 
in  einem  Hefte  eines  cod.  Morbio  der  Braidense.  Sie  wurden  vielleicht  der 
Lucia  Marliani  -  Reverti  gewidmet.  Sieben  von  ihnen  befinden  sich  auch  in 
dem  bekannten  cod.  vie.  G.  3.  8.  20,  welcher  Gedichte  Piacentinis  und 
anderer  Petrarkisten  enthält,  die  andern  drei  gehören  inhaltlich  der  neuen, 
secentistischen  Richtung  an. 

CRONACA.  (Periodici,  eine  Anzahl  kürzerer  Anzeigen,  Pubblicazioni 
Nuziali). 

P'asc.  2 — 3. 

G.  A.  Cesareo,  Su  ^ ordinamento  delle  poesie  volgari  di  Francesco 
Petrarca.  Verf.  prüft  aufs  Neue  die  von  Appel  und  Pakscher  eingehend 
studierte  Frage  über  den  Gesichtspunkt ,  nach  welchem  Petrarca  seine  Gre- 
dichte  im  Canzoniere  geordnet  hat.  Er  leugnet  (I)  dafs  man  aus  der  Be- 
schaffenheit  des  l*apiers   und   der  Schrift   des  cod.  vat.  3196   allein  Schlosse 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LETT.  IT  AL.   VOL.   l8.   IQ.  325 

ziehen  könne.  Vielmehr  lassen  sich  in  den  Fragmenten  5  verschiedene  Arten 
der  Schriftzüge  erkennen,  von  denen  sich  einige  über  20  Jahre  erstrecken, 
während  andere  zwischendurch  erscheinen.  Die  Anordnung  der  Gedichte  in 
den  Fragmenten  ist  nicht  historisch  und  wurde  auch  nicht  in  dem  definitiven 
cod.  vat.  3195  innegehalten,  wo  sie  ebensowenig  historisch  ist.  Dafür  werden 
eine  ganze  Reihe  mehr  oder  weniger  schwer  wiegender  Argumente  angeführt. 
Nachdem  in  n  noch  kurz  über  die  Gestaltung  des  cod.  vat.  3196  gesprochen 
ist,  wobei  sicher  richtig  alia  papyrus  einfach  mit  „anderes  Blatt'S  nicht 
„anderer  Codex'*  erklärt  und  von  den  Bemerkungen  tr,  u.  s.  w.  nachgewiesen 
wird,  dafs  sie  sich  durchaus  nicht  immer  auf  dieselbe  Abschrift  aus  3196 
beziehen  müssen ,  untersucht  III  aufs  Neue  den  Canzoniere  auf  bestimmtere 
Daten  hin.  Hier  ist  es  Cesareo  gelungen  einiges  wirklich  Neue  beizubringen. 
Über  manches  läfst  sich  aber  doch  streiten.  Es  bleibt  eine  blofse  Vermutung, 
dafs  das  Sonett  Voi  ch"* ascoltate  Ende  1356  verfafst  sei.  Für  Gloriosa  colonna 
halte  ich  daran  fest,  dafs  es  Sommer  1330  verfafst  ist.  Pakscher  nimmt 
freilich  (S.  m  — 113)  wie  schon  Stengel,  Ztschr.  III,  118,  mit  Recht  Giacomo 
Colonna  als  Adressaten  an,  der  sich  zeitweilig  von  Lombez  entfernt  hatte.  Wenn 
die  Reise  nach  Lombez  (warum  schreibt  C.  immer  Lomber?)  Petrarca  auch 
nicht  angenehm  war,  so  war  es  ihm  jedoch  der  Aufenthalt  in  höchstem  Mafse, 
und  darum  handelt  es  sich  doch!  Vgl.  Ep.  ad.  post.  ed.  Fracassetti  I  S.  6: 
„.  .  .  sttb  collibus  Py renaeis  aestatem  prope  coelestem»  multa  et  domini  et 
comitum  jucunditate  transegi^  ut  semper  tempus  illud  memorando  suspirem.** 
Die  Beweisführung  dafür,  dafs  MovesVl  vecchierel  im  Frühling  1337  verfafst 
sei,  überzeugt  mich  nicht.  Nel  dolce  tempo  wird  spätestens  1331  angesetzt; 
Pakscher  hatte  ihr  aber  auch  den  Zeitraum  von  1330 — 33  gelassen  (S.  130;  S.  92 
allerdings:  etwa  1333).  Auch  für  //  successor  di  Carlo  und  O  aspettata  in 
ciel  wird  nichts  neues  erschlossen  (Ende  1333).  Über  die  agna  wird  Pak- 
schers  Ansicht  (S.  35)  nicht  diskutiert.  S^ Amore  0  Morte  setzt  Cesareo  vor 
1338.  Pakscher  hat  das  Sonett  genauer  mit  guten  Gründen  (S.  116/ 17)  in 
das  Jahr  1337  gesetzt.  Die  Canzone  Nella  stagion  ist  nicht  1337  (so  auch 
Pakscher),  sondern  1336  entstanden.  Petrarca  war  dem  zehnten  Jahre  seiner 
Liebe  (1336— 1337)  y»hen  presso^'  (Vgl.  Lbl.  1888  Sp.  412).  Die  Sonette  Del 
mar  Tirreno  ^  V aspetto  sacro  und  Ben  sapevUo  werden  mit  guten  Gründen 
ersteres  1336,  letztere  beiden  1337  angesetzt.  (Appel  liest  übrigens  in  den 
Autographen  Z.  E.  tT,  und  giebt  S.  68  die  Möglichkeit  //  zu).  Das  Sonett 
La  bella  donna  wird  richtig  nach  1337  angesetzt.  Das  Sonett  Poi  che  voi  ed 
io  nimmt  Cesareo  wohl  richtig  als  an  Petrarcas  Bruder  Gherardo  gerichtet 
an.  Es  kann  sich  aber  nicht  auf  dessen  Eintreten  in  den  Mönchsstand  (1342) 
beziehen.  Vielmehr  mufs  es  früher  geschrieben  sein,  da  es  doch  nur  den 
Rat  enthält,  Mönch  zu  werden.  Dieser  wäre  überflüssig  gewesen,  sobald 
Gherardo  fest  entschlossen  war,  ins  Kloster  zu  gehen.  Derselbe  Rat  findet 
sich  in  dem  Sonette  La  bella  donna  y  mit  dem  es  zeitlich  zusanmienfallen 
mag.  Das  Sonett  Vinse  Annibal  setzt  Cesareo  wieder  mit  Carducci  1333  an 
und  bespricht  ebensowenig  wie  Pakscher  Stengels  Argumente  fur  1338  (Zeit- 
schrift III  S.  118).  V aspettata  vertu  ist  wohl  richtig  1356  gesetzt.  In  der 
Datierung  der  Canzone  Una  donna  piti  bella  kann  ich  Cesareo  nicht  bei- 
stimmen, dafs  sie  vor  der  Dichterkrönung  verfafst  ist.  Warum  hat  er  Appels 
Beweisiührung  S.  62  nicht  geprüft?    Nach   meiner  Ansicht  weisen  die  Worte 


326  BESPRECHUNGEN.    B.  WIESE, 

der  Canzone  auf  die  bereits  vollzogene  Dichterkrönung  hin:  Die  Erinnerung 
an  diesen  für  den  Dichter  so  ruhmvollen  Tag  blieb  ja  auch,  wenn  er  ihn 
nach  dem  Geschehnis  besang!  Sehr  hübsch  ist  die  Beweisführung,  dafs  die 
Sonette  Fiamma  del  Ciel,  Vavara  Balüonia  und  Fontana  di  dolore  z¥rischen 
1352  und  1357  geschrieben  sind.     (Ende  siehe  unten). 

S.  Ferrari,  Camillo  Scroffa  e  la  poesia  pedantesca  bringt  eine  Reihe 
wichtiger  Ergänzungen  zu  der  gleichnamigen  Schrift  Crovatos.  In  dem  ersten 
Kapitel  wird  die  Bibliographie  erweitert  und  wahrscheinlich  gemacht,  dafs 
die  ersten  Drucke  der  Gedichte  Scroffas  zwischen  1550  und  1560  erschienen 
und  dafs,  wie  schon  Da  Schio  vermutete,  der  erste  datierte  Druck  von 
1562  von  Scroffa  selbst  besorgt  ist.  Die  Gedichte  der  ersten  Nachahmer 
fmden  sich  bereits  in  den  Drucken  s.  a.  vor  1560,  die  der  wirklichen  Schüler  in 
denen  von  1564  und  1586.  Das  zweite  Kapitel  beschäftigt  sich  mit  den 
falschen  Ansichten  über  den  Verfasser  der  Gedichte  des  Fidentius  in  früherer 
Zeit  und  bezeichnet  Scroffa  als  den  Erfìnder  der  fìdentianischen  Dichtweise. 
Kap.  III  spricht  von  den  Vorläufern  Scroffas  in  Prosa.  Als  solcher  hat 
besonders  Francesco  Belo  mit  seinem  Pedante  zu  gelten,  welcher  bereits  1529 
erschienen  ist,  während  Aretinos  Marescalco  erst  1533  gedruckt  wurde,  in 
welchem  überdies  der  Pedant  nur  eine  Nebenrolle  spielt.  In  der  Form  lehnt 
sich  Scroffa  oft  an  Petrarca  an,  um  zugleich  gegen  den  Petrarkismus  aufzu- 
treten.    S.  326  am  Ende  des  zweiten  Absatzes  lies  Livia  statt  Julia. 

VARIETÀ. 

G.  Volpi,  Ser  Giovanni  Fiorentino  e  alcuni  sonetti  antichi.  Volpi  weist 
schlagend  nach ,  dafs  von  4 1  im  cod.  magi.  II,  II,  40  erhaltenen  Sonetten  37 
dem  Ser  Giovanni  zugehören,  welcher  den  Pecorone  schrieb.  FoUini  hatte 
alle  41  für  sein  Eigentum  gehalten.  Die  ersten  15  sind  vanti  di  donne,  zu 
denen  noch  das  37 te  gehört;  die  21  Sonette  (nicht  24,  wie  S.  335  steht) 
16 — 36  bilden  einen  kleinen  Canzoniere.  In  der  ersten  Gruppe,  welche  einem 
Giovanni  zuerteilt  ist,  ist  ein  Sonetto  di  Saturnina,  welches  in  der  Erzählung 
das  Praesens  verwendet.  Dieselbe  Dame  ist  in  der  zweiten  Gruppe  genannt, 
in  welcher  sich  der  Liebende  Giovanni  nennt.  Letzterer  ist  aber  auch  der 
Name  des  Verfassers  des  Pecorone,  und  Saturnina  heifst  dort  seine  Geliebte. 
Der  Name  Aurecto  für  den  Liebenden  im  Pecorone  ist  nur  aus  Auetore  ent- 
standen, so  dafs  wir  auch  dort  wieder  beide  haben.  Endlich  lassen  sich 
zwischen  den  Sonetten  und  dem  Pecorone  ähnliche  Phrasen  und  Bilder  nach- 
weisen. Das  chiavami  di  costumi  ogni  altra  bella  stammt  sicher  aus  Volks- 
liedern, wie  auch  Volpi  bemerkt.  Dazu  vgl.  auch  den  letzten  Vers  jeder 
Strophe  in  Giustinianis  Gedichten  LIV ,  besonders  v.  53  und  den  Vers  tu 
auanü  e  passi  tute  le  donne  helle  in  dem  Schlufs ,  den  ich  in  diesem  Hefte 
veröffentliche.  Ebenso  vgl.  LV  jeden  letzten  Vers  (3  :  costumata  sopra  le  altre 
done)  und  LXXVI,  24.  Dahin  gehört  auch  E  porto  sopra  ogni  altra  la 
corona  in  demselben  Sonette.  Vgl.  Giustiniani  XXVII,  5/6;  L,  51;  LV  53, 
73  ;  LX,  92.  Ferner  das  jfo  benedico  gli  affanni  e'' sospiri  u.  s.  w.  Vgl.  dazu  als 
Gegenstück  Giustiniani  LXV  65 — 68  ;  und  so  noch  vieles  Andere  mehr.  Die 
letzte  Ballata  des  Pecorone  scheint  überdies  auf  den  Canzoniere  hinzuweisen, 
wie  umgekehrt  das  Gedicht  an  Saturnina  auf  erstcren.  Freilich  darf  man  aus 
diesen  stereotypen  Redewendungen  nicht  zu  sichere  Schlüsse  ziehen.  Eine 
kurze  Analyse  der  Sonette  und  Lebensverhältnisbe  des  Dichters,  wie  man  sie 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LETT.  ITAL.   VCL.  l8.  I9.  327 

aus  den  Werken  gewinnt,  schliefst  den  interessanten  Aufsatz.  Die  S.  345 
Anm.  2  in  Erwägung  gezogene  Möglichkeit,  dafs  Ser  Giovanni  Mendini  da 
Pianettolo ,  der  mit  Sacchetti  in  Korrespoiidenz  stand ,  der  Verfasser  des 
Pecorone  sei,  ist  abzuweisen.  Mit  Volpis  Aufsatz  steht  in  unmittelbarem 
Zusammenhange  der  folgende  von 

Nova  ti,  Ser  Giovanni  del  Pecorone,  Scharfsinnig  zeigt  Novati,  dais 
del  Pecorone  der  Familienname  Ser  Giovannis  sein  musse,  und  dafs  in  dem 
nunmehr  allbekannten  Sonette  des  Francesco  da  Collegrano  keine  Anspielung 
auf  die  Novellensammlung  vorhanden  ist.  (entrar  nel  pecorone^  studiare  il  P., 
dire  il  P,  u.  s.  w.  sind  nur  Ausdrücke  fur:  zu  den  Dummen  gehören,  dumm 
sein  u.  s.  w.).  Von  Ser  Giovannis  Namen  ist  sein  Werk  II  Pecorone  genannt, 
und  auf  Grund  dieser  Benennung  hat  ein  andrer  das  dem  Pecorone  voran- 
gehende Sonett  gedichtet,  welches  gamicht  zu  der  prosaischen  Vorrede  und 
dem  Inhalte  des  Pecorone  stimmt. 

R.  Sabbadini,  Ancora  VAurispa  richtet  sich  zunächst  gegen  Salvo- 
Cozzos  oben  besprochenen  Artikel.  Er  stellt  fest,  daCs  Panormitas  Brief, 
welcher  sich  auf  den  Tod  Anrispas  bezieht,  1460  (nicht  1459)  geschrieben 
ist.  Der  Brief  Anrispas  vom  23.  August,  welcher  die  Einnahme  Konstanti- 
nopels erwähnt,  ist  von  1454  (cf.  auch  Cesareo  1.  c.  Natura  ed  Arte).  Der 
Brief  vom  13.  Dez.,  der  von  dem  pontifex  novus  spricht,  ist  natürlich  von 
1455.  Es  folgen  einige  weitere  Notizen  zu  Aurispa.  Er  war  schon  im 
Dezember  1434  wieder  in  Florenz,  also  nur  wenig  über  ein  Jahr  in  Basel. 
Zu  dem  Aufenthalte  in  Florenz  kommen  zwei  neue  Dokumente  hinzu.  1445 
war  Aurispa  in  Rom.  Dafs  er  1444  wirklich  in  Neapel  war,  wie  Sabbadini 
aus  einer  Äufserung  S.  365  zu  schliefsen  noch  nicht  glaubt,  hat  Cesareo 
a.  a.  O.,  Separatabzug  S.  8  ff.  schlagend  nachgewiesen. 

O.  B  ac  e  i ,  Notizie  bio^^r afiche  di  rimatori  italiani  dei  secoli  XIII  e  XIV, 
Vili ,  Nuovi  documenti  sulla  famiglia  di  Cina  da  Pistoia.  Es  sind  zwei 
Dokumente,  aus  denen  man  einiges  über  die  Familie  Cinos  und  deren  Ver- 
schwägerung mit  andern  Familien  erfahrt.  Zunächst  das  1395  verfabte  Testa- 
ment einer  der  Töchter  Cinos,  Lombarduccia ,  welche  erst  Gualtiero  Vinci- 
guerra de'  Panciatichi  in  Pistoja  und  in  zweiter  Ehe  Francesco  di  Mainardo 
de'  Guazaloti  in  Prato  heiratete  und  aus  jeder  Ehe  eine  Tochter  besaíís. 
Daraus  erfahrt  man  unter  anderem  auch,  dafs  die  Mutter  Lombarducdas  nach 
Cinos  Tode  wieder  verheiratet  gewesen  ist.  Das  zweite  Dokument  ist  ziem- 
lich beschädigt.  Es  betrifft  Cinos  Tochter  Giovanna  und  gibt  ihre  Mitgift 
auf  200  Gulden  an.     S.  367  Z.  9  o.  1.  1881. 

V.  C  i  a  n.  Due  brevi  die  Leone  X  in  favore  di  Cristoforo  Longolio,  Der 
Franzose  Longueil  kam  15 16  nach  Rom  und  wuIste  sich  bald  die  Gunst 
Bembos,  Sadoletos  und  selbst  Leo  des  Zehnten  in  hohem  Grade  zu  erwerben 
(vgl.  Gnolis  oben  angeführte  Studie  und  Cians  Anzeige  dazu).  Beide  hier 
abgedruckten  Breves  stammen  vom  12.  April  15 19,  gerade  aus  der  Zeit,  als 
der  Streit  über  die  Zulassung  Longolios  zum  römischen  Bürgerrechte  ent- 
brannt war.  In  dem  ersten  wurde  seine  Geburt  fur  rechtmäfsig  erklärt,  in 
dem  zweiten  wird  er  zum  päbstlichen  Notar  und  comes  palatinus  „palatü 
nostri  et  aule  Lateranensis*'  mit  weitgehenden  Rechten  ernannt 

G.  Sforza,  II  Pananti  in  Inghilterra  veröffentlicht  drei  onedirte  Briefe 
des  Dichters  aus  London,  zwei  von  1803,  einen  von  1806  an  Luigi  Angiolini 


328  BESPRECHUNGEN.    B.  WIESE.   NACHTRAG. 

in  Seravezza,  die  einige  Nachrichten  über  sein  dortiges  Leben  enthalten,  sich 
zum  gröfsten  Teil  aber  auf  die  politische  Lage  beziehen.  Von  hervorragender 
Wichtige  oit  sind  tie  nicht. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA: 

Medin ,  /  Visconti  nella  poesia  contemporanea  (Flamini  y  viele  gelehrte 
Zusätze).  —  Mancini«  Vita  di  Lorenzo  Valla  (Sabbadini,  Manche  Verbesse- 
rungen in  der  Datirung).  —  Cloetta,  Die  Anfänge  der  Renais sancetragodie 
(Flamini). 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO  : 

Restori,  Per  un  serventese  di  Guillem  de  la  Tor,  Feliciangeli,  Notizie 
e  documenti  sulla  vita  di  Catarina  Cibo  •  Varano  duchessa  di  Camerino, 
Bottegari ,  //  libro  di  canto  e  di  liuto  pubblicato  a  cura  del  conte  L.  F,  Val' 
drighi.  Lobeck,  Des  Flavius  Blondus  Abhandlung  „De  militia  et  iurispru' 
dentia"  zum  ersten  Mal  herausgegeben.  Borgognoni«  Studi  di  letteratura 
storica.  Andrews,  Contes  ligures,  traditions  de  la  Rivière  recueillis  entre 
Menton  et  Gênes,  Martini,  Leopardi,  Pinton,  M.  Pietro  Bembo  Canonico 
Saccense, 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI: 

Saviotti»  Di  un  codice  musicale  del  secolo  XVI^  aggiunte  e  correzioni. 
Wichtige  Zusätze  zu  der  Beschreibung  des  cod.  1 193  der  Biblioteca  Oliveriana 
zu  Pesaro  im  Gsli.  XIV  234 ff.,  unter  anderem  10  weitere  Gedichte.  Grion, 
II  libro  del V arte  notoria  glaubt  dies  Buch  in  zwei  sanskrit  Novellen  erwähnt, 
die  Lassen  in  seiner  A nthologia  sanscrita  veröffentlich  hat.  Medin,  Unapas' 
quinata  in  anticipazione  druckt  ein  gegen  Alexander  VI  geschleudertes  Sonett 
aus  dem  cod.  magi.  VII,  9,  108 1  (XVI  sec),  dessen  Verfasser  Florentiner 
war.  Sabbadini  und  No  va  ti,  Indovinelli  amorosi,  Lösung  eines  von 
Flamini  S.  201  veröffentlichten  Rätsels  durch  ersteren  und  eine  Notix  über 
ähnliche  Rätsel  von  letzterem. 

CRONACA.  (Periodici,  kürzere  Anzeigen,  Pubblicazioni  Naziali, 
warmer  Nachruf  fur  Gaspary  (Renier)  und  Giullari  (Biadego)). 

Berthold  Wiese. 


Nachtrag 

zu  Zs.  XVI  512.  Die  altwallon.  Pf.  Formen,  'ins  sind  nicht  zuerst  von 
Pasquct  Rom,  XV  belegt  worden,  sondern,  wie  ich  erinnert  werde,  von 
Suchier  Zs.  II  258,  besonders  Anm.  2.  J.  Stürzinokr. 


Thomas  behauptet  Romania  XXI,  16  Anm.  i  falses^  verses  kämen  im 
Prov.  nicht  als  N.  Sg.  vor.  S.  aber  Flamenca  ed.  Paul  Meyer  S.  XXXV  und 
den  Roman  von  der  Zerstörung  Jerusalems  (Revue  des  langues  romanes 
XXXIII),  wo  solche  Formen  haufìg  sind. 


S.   289  Z.  36 f.  /  des    formes    tout    àfait    régulières:    Sing.  ^eirOy    Flur. 
»eiros;  Z.  39  /.  Plur.  •eros. 


Das  spanische  Possessiv-  und  Demonstrativpronomen J 

Possessivpronomen. 

I.  Die  Formen  des  Possessivpronomens. 

I.  2. 

mi  (mis  |tu  (tus 

|mio(a)  (mios(as)  huyo(a)        (tuyos(as) 

nuestro(a)     nuestros(as)  vuestro(a)     vuestros(as) 

3- 

(su  sus 

(suyo(a)       suyos(as) 

Mit  Ausnahme  von  nuestro  ^  vuestro  zeigt  sich  daá  Pronomen 
überall  zweigestaltig.  Der  Gebrauch  der  doppelten  Form  ist  heute 
der,  dafs  in  Verbindung  mit  einem  dem  Possess,  unmittelbar  fol- 
genden Substantiv  nur  die  kurze  Form  stehen  darf  (mt  libro),  die 
längere  aber  in  allen  andern  Fällen  zur  Verwendung  kommt,  wenn 
also  das  Pron.  hinter  dem  Subst  steht,  oder  wenn  es  ohne  ein 
solches  prädikative  oder  substantive  Geltung  hat  (el^  un,  libro  mio; 
el  libro  es  mio\  el  mio,  lo  mio).  Dieses  einfache  und  klare  Prinzip 
ist  der  alten  Sprache  noch  fremd,  doch  zeigt  sie  deutlich  das 
Bestreben  zu  ihm  zu  gelangen.  Das  Notwendige  über  die  im 
Altspan,  noch  schwankenden  Formen  und  den  unsicheren  Gebrauch 
derselben  ist  Folgendes.  Es  ist  dabei  ratsam  die  erste  Person  von 
der  zweiten  und  dritten  gesondert  zu  behandeln.^ 

I.  Possess,  der  ersten  Person. 

a.  Vor  dem  Subst  stehendes  Pron. 

Die  kurze  Form  mi,  mis  ist  in  alten  Denkmalen  durchaus 
gebräuchlich  und  gewöhnlich;  daneben  erscheint  jedoch  im  Mase, 
auch  mio,  mios  bald  mehr,  bald  weniger  häufig.  Im  Cid  über- 
wiegt es  sogar  und  w/',  mis  tritt  dagegen  zurück  (my o  solaz,  v,  228; 
el  my  o  diestro  braco,  v.  JSò)*  Durchaus  stehend  ist  in  dem  Gedichte 
myo  Cid,  neben  dem  kein  fil)  mi  Cid  einhergeht.  Sonst  ist  mi, 
mis  die  sehr  vorherrschende  Form.  In  Berceo  ist  mio  selten,  viel- 
leicht überhaupt  nur  viermal  (BDom,  540;  BMiU  80a;  BMlg.  295a; 


^  Die  Abkürzungen  s.  Zeitscbr.  XVII,  i  beim  Personalpronomen. 
*  Vgl.  Cornu  in  Romania  XIII,  307f. 

Zeitschr.  f.  rom.  PhiL  XVII.  22 


330  E.   GESSNER, 

BDV,  280).  Auch  im  Rotz  nur  dreimal  (560 c,  1232 ¿7,  12760), 
häufiger  dagegen  in  Appol.  und  in  Alex,  Ebenso  verhält  es  sich 
in  prosaischen  Schriften.  Mio,  mios  trifft  man  in  Fluzgo,  in  CSancho 
(=  Castigos  e  Documentos  del  Rey  Don  Sancho  in  BibL  51)  wo  der 
Vokativ  mio  fijo  stehend  zu  sein  scheint,  ziemlich  oft  auch  in  Calila 
und  in  den  Werken  Juan  Manuel's;  häufig  begegnet  es  auch  in 
dem  älteren  Teil  der  Conç,  (^i^ò  m.,  524am.,  569 0  u.)^ 

Im  Femin.  tritt  zuweilen  mia  statt  mi  ein,  doch  ist  diese 
Bildung  selten  und  manchen  Denkmalen  {Cid,  MEgipc.^  Calila)  gänz- 
lich unbekannt  In  Berceo  bietet  sie  sich  dreimal  {BMiL  2  a,  19  d; 
BDV.  2SÒ,  in  den  beiden  letzten  Stellen  mie);  Appai,  220 ò;  im 
Alex,  wohl  nur  1543  0,  2435 ¿;  Fluzgo  IXa  ob.;  37  Var.  29;  Roiz 
1145^;  Patr,  369^  ob  ;  RPaU%2c,  In  einem  kurzen  Briefe  des 
Königs  Alfons  X  im  Prólogo  der  Partidas  1 ,  XVIII  liest  man:  la 
mia  sola  leal  cibdat  de  Sevilla^  la  mia  tierra,  la  mia  corona.  Spätere 
Beispiele  sind  Amadis  4 1 2  ¿  ob.  fia  mia  angustia),  Lazar  Ine,  9 1  a  u. 
(las  mias  hambres  pasadas),  Alfar,  22\a  u.  (mia  fé  hinchóme  la  cabeza 
de  viento). 

Was  die  Dauer  von  mio^  mia  betrifft,  so  geht  ersteres  wohl 
nicht  über  die  Mitte  des  15.  Jahrb.,  vielleicht  nicht  über  das  14. 
hinaus;  Pulg,  Letr,,  Guzman,  CelesL  kennen  es  nicht  mehr,  schwer- 
lich auch  der  Amadis,  Dagegen  erhält  sich  mia  etwas  länger,  wie 
die  angeführten  Stellen  beweisen  ;  namentlich  im  Ausruf  mia  fe 
findet  man  es  noch  später.^ 

Encina  in  Lemcke  Handbuch  III  S.  iiu.  13  (mie  fé).  Celest, 
\\b,  30  (mia  fe).  Vgl.  Celest,  22a,  15;  Qvij.  I,  50  S.  309/ 
//,  19  S.  417. 

b.  Für  das  allein  oder  hinter  dem  Subst  stehende  Possess, 
der  ersten  Person  ist  mio,  mia  von  jeher  die  einzige  Form  gewesen. 

2.  Possess,  der  zweiten  und  der  dritten  Person. 

a.  Vor  dem  Subst.  stehendes  Pron. 

Die  längeren  Formen  tuyo,  suyo  finden  sich  nur  selten  und 
in  vereinzelten  Beispielen. 

Los  tuyos  clamantes,  BDom.  764  f.  ün  suyo  ombre^  Alex.  399  a 
(der  Vers  scheint  zwar  verderbt,  doch  ist  das  erste  Hemistich  kaum 
anzufechten).  La  suya  ayuda  in  dem  oben  erwähnten  Briefe  des 
Königs  Alfons.  La  suya  criason,  AOnc.  ^^7  b.  El  tuyo  descontento^ 
Cervantes  (nach  Förster,  Gram.  S.  300). 


*  Die  Sprache  der  Conq.  ist  nicht  gleichmäfsig.  Der  letzte  Teil,  das 
vierte  und  teilweise  das  dritte  Buch,  zeigt  eine  ältere  Sprache,  die  auf  das 
1 4.  Jahrh.  hinweist  ;  dagegen  deutet  das  Übrige  gewissen  Eigcntümlichkdteii 
des  Ausdruckes  nach  auf  die  Mitte  oder  auf  die  zweite  Hälfte  des  15.  Jahr- 
hunderts hin. 

^  Über  mio,  mia  y  ob  ein-  oder  zweisilbig,  vgl.  nachher  2  a  die  Be- 
merkung. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.        33 1 

Die  durchaus  gewöhnliche  Gestalt  des  vor  dem  Subst.  stehen- 
den Pron.  ¡st  /«,  SU  (iu  voluntad  ^  la  iu  pari,  lus  ver  ludes:  Q'd;  su 
sánelo  eríado,  el  su  duelo:  Berceo), 

Daneben  erscheinen  bald  mehr  bald  weniger  häufig  die  Formen 
lOy  los  und  so,  SOS  für  das  Mase,  und  das  Femin. 

Mase,  lo,  los  läfst  sich  bisweilen  in  Alex,  beobachten  (lo  rosir 0: 
2\c\  los  dias:  i^2gd;  el  lo  precio:  1621a.  Vgl.  ib,  1622 ò,  20430 
2366 f  elc.J;  manchmal  auch  in  Berceo  (BMiL  i8f,  ii^cd;  BMlg. 
456  ¿:/  BDV.  cßa)  ;  desgleichen  in  den  leonesischen  Handschriften 
des  Fluzgo  (in  den  nach  dem  stark  leonesischen  Codex  Campománes 
edierten  Seiten  I  bis  XV  z.  B.  ist  lo  die  alleinige  Form).  Andere 
Denkmale  wie   Cid^  Roiz  kennen  kein  lo. 

Als  Femin.  ist  lo  selten  (los  lagrimas  :  BD  F.  8 1  c).  Statt  lo 
liest  man  auch  zuweilen  lue  in  Berceo  y  aber  eigentümlicherweise 
nur  in  BMil,  (lue  cosa:  85^7;  vgl.   11 5 í/,  251  W. 

In  der  dritten  Person  findet  sich  so^  sos  ziemlich  häufig,  im 
allgemeinen  ebenfalls  hauptsächlich  als  Mase.  Im  Cid  ist  männ- 
liches so^  SOS  ebenso  gewöhnlich  wie  su^  sus  (Cid  i,  133,  312,  486, 
01/^  elc.J,  Nicht  gerade  spärlich  ist  es  in  Berceo  (BDom.^T^c; 
BMiL  4¿,  36^/  BLaur,  27c;  BMlg.  49^/,  i22d;  BDV,  ttaj, 
einigemal  in  AppoL  (g^òcj^  ziemlich  oft  in  Alex,  (totb^  994^» 
1587  b,  2x83^^.  Sehr  gewöhnlich  ist  so  auch  in  den  leonesischen 
Handschriften  des  Fluzgo ,  desgleichen  nicht  selten  in  den  Schriften 
Juan  ManueVsy  ziemlich  oft  auch  in  dem  eine  ältere  Sprache  ver- 
ratenden Teile  der  Conq,  (488  h  m.,  505  h  ob.,  506  a  u.)  Im  RPaL 
kommt  so  nur  einmal  vor  (242  ¿),  weshalb  es  vielleicht  verdächtig  ist. 

Statt  mase,  so  trifft  man  sue  einigemal  in  BMiL  (sue  mandado  : 
i54¿;  vgl.  156^/,  298^,  315^/ 

Als  Femin.  ist  so  gleichfalls  vertreten,  aber  um  vieles  seltner 
als  das  Mase.  Der  Cid  hat  abgesehen  von  dem  häufigeren,  zwischen 
beiden  Geschlechtern  schwankenden  pro  als  sichere  Stellen  sos 
nuevas  (1791)  und  sos  mañas  (2 171).  Auch  in  Berceo  ist  es  im 
ganzen  selten  (BDom,  34  ¿,  291  r;  BMiL  122  ò,  215  r;  BMlg.  404  </, 
496  f,  719^  u.  s.  w.)  und  im  Alex,  vielleicht  nur  einmal  (sos  manos: 
2^g2aJ.  Auch  findet  es  sich  in  Fluzgo ,  bei  /uan  Manuel  (Pair. 
396  ¿  ob.,  426  ¿  u.^  und  in  dem  älteren  Teile  der  Conq.  (502  ¿  ob., 
5053  ob.,  506  a  u.) 

Wie  für  männliches,  so  ist  auch  für  weibliches  so  die  Form 
sue  nicht  unerhört.  Yvlx  Alex,  ist  vielleicht  162  f  (loda  sue  garnison) 
das  einzige  Beispiel.  Häufiger  tritt  es  in  Berceo  auf,  namentlich 
in  BMiL  (BSacr.  iSd;    BMiL  68 ¿7,    7 ¿[cd,    jSc;    Loor  de  Berceo 

14^,  3^^»  39^>  43^- 

Sua  ist  im  Leonesischen  häufig  (vgl.  Altleon.  S.  21),  sonst 
selten.  La  sua  proposición^  AppoL  21  c.  La  sua  lenenfía,  io.  93^/,  wo 
aber  wohl  su  alenençia  zu  lesen  ist.     Sua  mugier^  Alex.  ^2/^c. 

Noch  seltener  ist  sa.  Toda  sa  cosa,  Alex.  2053a.  Sa  muller 
in  einem  altspan.  Text  in  Romania^  XVI,  381. 

22* 


332  E.   GESSNERy 

Bemerkung.  Tue  und  sue  sind  wahrscheinlich  nichts  anderes  als 
Diphthongierungen  von  to^  so.  Dafür  spricht,  dafs  wenigstens  sue  manchmal 
auch  mase.  Subst.  begleitet,  so  wie  der  Umstand«  dafs  beide  wohl  in  den 
meisten  Fällen  einsilbig  sind  (^ùx  tue  y¿í.  ßMiL  85  a,  II5</,  2516,  263 r,  264a, 
269«^;  für  sue:  BMü,  68a,  78^,  1546,  2986;  Loor  de  Berceo  \\a,  39a, 
43 ¿;  Alex,  162^).  —  Sua  erscheint  fast  nur  in  leonesischen  Texten,  so  dais 
wohl  an  direkten  Einflufs  des  Portug.  zu  denken  ist.  —  Eigentümlich 
ist  mase,  suo^  welches  ebenfalls  auf  leonesischem  Boden  vorkommt  {suo  derecho 
F  Juzgo  44  Var.  3.  Suo  aver  in  einer  Urkunde  bei  Muñoz),  —  Nicht  allzu 
auffallend  erscheint  das  rein  portug.  hin  und  wieder  in  stark  leonesischen 
Handschriften  auftretende  seu  (FJuzgo  15  Var.  7,  39  Var.  19,  130  Var.  24). 

Was  das  dem  Subst.  voraufgehende  mio  betrifft,  so  ist  es,  wenn  man 
vom  Cid  wegen  dessen  unsicherer  Metrik  absieht,  wohl  in  den  meisten 
Fällen  einsilbig  {4ppoL  191  </,  414*,  535  <f/  BMil,  %oh:  BDV,  28a;  BMlg, 
295a;  Alex,  lab,  j66c,  i$2^d,  2050«:),  doch  findet  es  sich  auch  mit  der 
Geltung  von  zwei  Silben  {AppoL  ijic;  BDom,  54a;  Alex,  1453a«  2055 r, 
2472 ¿-).  —  Das  Femin,  muz,  mie  scheint  ebenfalls  den  Wert  einer  Silbe  zu 
haben  {Appol,  220b;  BMü,  2a,  igd;  BDV,  2%b\  sicher  in  Encina  bei 
Lemcke  II I^  M  à  und  13  a  (mie  fé ^  Mingo  ^  no  te  creo  —  mie  fé,  señor 
escudero), 

b.  Allein  oder  hinter  dem  Subst  stehendes  Possess. 

Hier  verhält  sich  die  zweite  und  dritte  Person  nicht  ganz  wie 
die  erste.  In  unmittelbarer  Verbindung  mit  einem  Subst  findet 
sich  zwar  nur  iuyo^  suyo^  (las  oraciones  tuyas,  BDom,  jiSaJ,  aber 
in  prädikativer  Stellung  und  als  Subst.wechseln  in  alten  Denkmalen 
die  längeren  Formen  mit  den  kurzen  /¿?,  so  ab. 

Zur  Bildung  des  Prädikats  sind  diese  selten.  De  seer  siempre 
sos  y  Alex,  \£^2i^d.  El  siervo  que  era  fer  ido  séys.  so,  FJus^o  \\\h. 
Lo  que  non  era  so,  ib,   i^ob. 

Zahlreicher  sind  die  Beispiele  von  subst  to  und  so^  allerdings 
auf  einzelne  Denkmale  beschränkt,  da  die  meisten  nur  tuyo ^  suyo 
kennen.  Der  Cid  hat  lo  to  (409)  und  el  so,  lo  so  sogar  als  die 
gewöhnlichen  Formen  (589,  609,  666,  948,  978,  1326  u.  s.  w.) 
neben  ungleich  seltneren  el  suyo,  lo  suyo  (66,  3098).  Im  Berceo 
ist  das  kurze  Fürwort  vielleicht  nur  einmal  vertreten  (los  sos, 
BLoor,  SÒÒJ,  Etwas  öfter  in  Alex,  fS5^*  b^^,  73 0»  3020,  829^, 
839  b).  Lo  so  liest  man  auch  in  dem  älteren  Teile  der  Conq,  (602  b  ob.). 
Oft  endlich  begegnet  die  kurze  Form  so  in  Fluzgo  (IIb,  IV b,  17 
Var.  30,  25  Var.  20,  27  Var.  20  u.  s.  w.)  unter  dem  bezeichnenden 
Umstände,  dafs  dies  vornehmlich  in  den  stark  leonesische  Sprach- 


'  Wie  nach  dem  oben  Gesagten  sua  statt  der  kurzen  Form  su,  be- 
sonders im  Leonesischen  vorkommt,  so  tritt»  ebenfalls  hauptsächlich  in  leo- 
nesischen Schriftdenkmalen,  diese  portug.  Form  auch  zuweilen  fur  das  ge- 
wöhnliche suya  auf  (propias  suas,  FJuzgo  Illa,  Suas  propias;  ib,  Vb, 
Por  suaSf  ib,  XI II a.  Ya  cuntava  por  sua  la  tierra  de  Babilon,  Alex,  IT  a, 
Ffl  la  petición  sua  del  Criador  oida,  BDom,  6o\d.     Vgl.  Alex,  46o«/,  635  f. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.        333 

eigentûmlichkeiten  verratenden  Handschriften  der  Fall  ist,  wahrend 
die  reineren  ganz  überwiegend  und  der  Regel  nach  suyo  verwenden. 

Übrigens  kommen  /o  und  so  in  dem  hier  besprochenen  Ge- 
brauche meiner  Beobachtung  nach  nur  als  Mase,  und  als  Neutrum 
vor,  niemals  als  Femin.,  während  sie  dem  oben  Auseinandergesetzten 
gemäfs  in  Verbindung  mit  einem  Hauptwort  auch  weiblich  sind. 

Sämtliche  hier  besprochenen  Nebenformen  des  Possess,  der 
zweiten  und  dritten  Person  gehören  nur  der  ältesten  Sprachperiode 
an;  sie  gehen  über  das  14.  Jahrh.  schwerlich  hinaus. 

3.  Über  nuestro  t  vuestro  ist  wenig  zu  bemerken.  Öfter  stöfst 
man  auf  die  Schreibung  nostro,  vostro  (Alex.  57  e,  171  e,  238  r,  407  r, 
Ò86dj,  Die  portug.  Form  ?tosso  ist  hin  und  wieder  in  leonesischen 
Quellen  anzutreffen  [Fluzgo  13  Var.  2).  Erwähnt  mufs  endlich 
nuesOy  muso  werden,  von  denen  besonders  das  zweite  wegen  seiner 
häufigen  Verbindung  mit  merced  wichtig  ist  (con  vuesa  licencia^ 
Lazar L  122  a,  45.  Vtiesa  merced^  Alfar.  320a  ob.  ;  Guer.  Cw.  592  ¿  m). 
In  der  Anrede  hat  es  sich  in  gewissen  Wendungen  {Vueseñoría, 
Vuesalteza  und  andern)  bis  heute  erhalten. 

n.  Syntaktisches. 

I.  Das  dem  Subst.  vorangehende  Possess,  gibt  den  Gegenstand 
als  einen  bestimmten  zu  erkennen;  mü  lloros  bedeutet  und  hat 
immer  bedeutet:  die  mir  gehörenden  Bücher. 

Trotzdem  das  vorgestellte  Pron.  also  den  bestimmten  Artikel 
schon  in  sich  schliefst,  war  dem  Spanischen  in  seiner  früheren 
Gestalt  der  Gebrauch  desselben  beim  Possess,  doch  gestattet  und 
in  hohem  Grade  geläufig  (toda  la  mi  vida,  la  tu  aima,  el  su  padre, 
el  mio  fiel  vassoio).  Überall  in  den  alten  Sprachdenkmalen  begegnet 
er  in  zahllosen  Fällen  unterschiedslos  neben  dem  blofsen  Possess, 
und  erhält  sich  so  durch  eim'ge  Jahrhunderte.  Erst  mit  dem  Ende 
des  15.  Jahrh.  wird  er  spärlicher.  In  Guzman  ist  der  Artikel  nicht 
mehr  zahlreich,  in  Celestina  selten  (32  ¿,  35;  56  ¿,  27,  28;  69  0,  27, 
vielleicht  alle  Fälle),  in  LazarM.  ist  er  gar  nicht  mehr  vorhanden, 
während  er  in  Lazarinc.  auffallenderweise  sich  wieder  ziemlich  oft 
einstellt.  Überhaupt  aber  wird  er  im  16.  Jahrh.  überall  nur  selten 
angetroffen,  er  kommt  allmählich  in  Fortfall  und  dient  vorzugsweise 
nur  noch  der  altertümlichen  und  feierlichen  Rede  in  Erlassen 
(vgl.  das  königliche  Privileg  zum  Druck  des  zweiten  Teils  des 
Quij)  und  sonst.  Daher  ist  er  in  Quij.  nicht  selten,  wenn  der 
Held  oder  eine  andere  Person  sich  einer  feierlichen  Ausdrucksweise 
befleifsigt  [a).  Erhalten  hat  er  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag, 
namentlich  für  die  familiäre  Sprache  {b), 

a.  D,  Quijote  de  la  Mancha ,  el  cual  me  mandó  que  me  pre' 
sentase  ante  la  vuestra  merced  para  que  la  vuestra  grandeza  dis-- 
ponga  de  mi  á  su  talante,  Quij.  7,  i  S.  4.  Vgl.  Quij.  1,2;  I,  y, 
I,  43  ;  /,  44. 


334  E«   GESSNER, 

b.  La  mi  Catania,  el  mi  Gerundio^  F  Gerd,  /,  35,  36.     La  su 
riva/,  FOro  S.  360. 

2.  Soli  aber  der  in  dem  Subst  bezeichnete  Gegenstand  als 
seinem  Umfange  nach  unbestimmt  hingestellt  werden,  so  kann  der 
Besitz  nicht  anders  als  durch  das  nachgestellte  Pron.  zum  Aus- 
druck kommen.  Freunde  von  mir,  ein  Brief  von  mir  kann  nur 
durch  amigos  mios,  carta  mia  wiedergegeben  werden,  da  mis  amigos , 
mi  carta  einen  andern  Sinn  hat. 

Eran  seguros  por  cartas  suyas  que  les  avia  enviado,  Cr  Juan  I^ 
S.  iiib  m.  Emhió  con  él  gente  suya,  er  schickte  welche  von 
seinen  Leuten ,  Cr  Juan  II  S.  295  ¿  ob.  Dijo  que  pugnase  en 
lo  defender  como  cosa  suya,  wie  eine  ihm  gehörende  Sache, 
Conq,  85  ¿  u.  La  torre  donde  hahia  hombres  suyos,  Amadis  16  ¿  u. 
Teniendo  él  personas  stiyas  en  todos  los  lugares,  ib.  459  ¿  u.  Verdad 
es  que  hay  historia  mia?,  ist  es  wahr,  dafs  es  eine  Geschichte 
von  mir  gibt?  Quij.  II,  3  S.  340,  Desde  tu  llegada  d  Bilbao  no 
he  tenido  carta  tuya.  Cart,  Mar,  67,  i. 

3.  Abgesehen  von  diesem  Unterschiede  zwischen  vor-:  und 
nachgestelltem  Possess,  ist  es  nun  aber  wichtig  zu  bemerken,  dafs 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  die  Gegenwart  in  zahlreichen  Fällen 
der  Gebrauch  der  kurzen  oder  der  langen  Form  ein  durchaus 
fakultativer  ist  Dies  ergibt  sich  recht  anschaulich,  wenn  man 
der  Entwicklung  des  Sprachgebrauchs  nachgeht  und  sein  Verhalten 
sowohl  bei  dem  von  Artikel  oder  Pron.  begleiteten,  als  auch  bei 
dem  ohne  diese  auftretenden  Subst.  verfolgt.  Die  hier  in  Betracht 
kommenden  Fälle  sind  folgende. 

a.  Bekannt  ist  die  Verwendung  des  nachgestellten  Possess, 
bei  einem  Hauptwort  mit  bestimmtem  Artikel  (el  libro  mio).  Diese 
Konstruktion  wird  besonders  beliebt,  wenn  es  sich  um  Gegenüber- 
stellung mehrerer  Besitzer  handelt  (el  libro  mio  es  mas  caro  que 
el  suyo),  aber  auch  unendlich  oft  sonst  und  ohne  greifbaren  Unter- 
schied von  vorantretendem  Pron.  fmi  libro).  So  kommt  es,  dafs 
el  libro  mio  genau  mit  dem  unter  i  besprochenen  el  mi  l,  zu- 
sammenfallt und  dafs  also  das  vorgesetzte  Pron.  in  dieser  Wendung 
denselben  Wert  hat  wie  das  nachfolgende.  Die  alte  Sprache  braucht 
;/;/'  libro ,  el  mi  1.  und  el  I,  mio  ohne  Unterschied ,  und  Beachtung 
verdient  nur  der  Wandel,  den  sie  in  ihrer  Entwicklung  in  sofern 
erfahren  hat,  als  die  Konstruktion  mit  nachgestelltem  Possess,  dem 
Altspan,  zwar  nicht  fremd,  aber  überall  nur  selten  ist  und  erst 
später  üblicher  wird.  Der  Cid  kennt  sie  gar  nicht  ;  im  Alex,  scheint 
sie  nur  einmal  vorzukommen;  Appol.  liefert  nur  zwei  Fälle;  selten 
ist  sie  auch  in  Berceo  und  Calila. 

En  el  tiempo  mio  y  Alex,  2^02  a.  Por  la  respuesta  vuestra, 
Appol.  y  ab.  La  petición  suya,  BDom,  604  </.  Vgl.  Appol.  486  í/ 
BLaur,  ^tc;  BMlg.  418^;  BDV.  20a;  Calila  2^b  m.,  2Òa  ob. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.        335 

Hier  kann  des  sehr  gewöhnlichen  el  otro  in  Vereinigung  mit 
dem  Possess,  gedacht  werden.  Auch  in  dieser  Wendung,  nimmt 
altspan.  das  Pron.  sehr  ûber^viegend  seinen  Platz  vor  dem  Subst., 
erst  in  späterer  Zeit  hinter  demselben. 

Las  oiras  sus  cosas j  Fluzgo  TT  a.  Los  otros  sus  parientes^ 
Part.  IS.  8.  Vgl.  BDom.  gi  a;  Amadts  looa  u./  Celest.  59 ¿  m. 
—  Las  otras  cosas  suyas ,  Part.  I  S.  439  (selten  in  der  alten 
Sprache).  Los  otros  criados  suyos  y  Cr  Luna  356  u.  La  otra 
cláusula  suya,  FGerd,  /,  133  m. 

c.  Ganz  ähnlich  steht  es  mit  dem  Possess,  in  Verbindung  mit 
einem  Demonstrativ.  Heute  tritt  in  diesem  Falle  das  Possess,  vor 
oder  hinter  das  Subst.  feste  mi  libro ,  este  1.  mioj;  im  Altspan,  sind 
Beispiele  der  letzteren  Konstruktion  sehr  selten,  vielleicht  noch 
seltener  als  bei  dem  bestimmten  Artikel;  sie  fehlen  gänzlich  in 
Cid,  AppoL ,  Calila,  wohl  auch  in  Berceo  und  Roiz  und  sind  in 
alten  Denkmalen  überall  nur  vereinzelt;  erst  später  werden  sie 
gewöhnlicher. 

c.  Sehr  oft  geschieht  es  ferner,  dafs  sich  das  Possess,  einem 
mit  dem  unbestimmten  Artikel,  einer  Kardinalzahl  oder  einem  un- 
bestimmten Pron.  versehenen  Subst.  zugesellt  (un^  ningún,  libro  mio; 
dos  libros  mios),  lu  alien  diesen  Fällen  lehrt  die  Beobachtung, 
dafs  die  frühere  Sprache  in  höchst  überwiegendem  Mafse  das 
Possess,  dem  Subst.  vorangehen  liefs,  eine  Konstruktion,  die  heute 
zu  gunsten  des  nachgestellten  Pron.  so  gut  wie  ganz  aufgegeben 
ist.  Der  Wandel  geschieht  natürlich  allgemach,  doch  kann  gesagt 
werden,  dafs  er  im  16.  Jahrh.  sich  im  wesentlichen  als  vollzogen 
darstellt.  Die  Schriftsteller  dieses  Jahrh.  bedienen  sich  sehr  vor- 
herrschend schon  der  modernen  Ausdrucksweise;  doch  erhält  sich 
daneben  auch  die  ältere  Art,  sogar  bis  auf  den  heutigen  Tag,  wo 
sie  besonders  der  vertraulichen  Darstellung  erwünscht  ist. 

Unbestimmter  Artikel,  der  wichtigste  und  häufigste  Fall. 
Un  nuestro  pariente,  ein  Verwandter  von  uns,  BDom.  361  ä. 
Nur  einige  spätere  Beispiele  von  voranstehendem  Pron.  mögen 
hier  gegeben  werden  :  un  mi  enamorado ,  Celest»  9  ¿  u.  Un  su 
hermano.  Clareo  435  ¿m.*  Un  su  compañero.  Alfar,  189  ¿m. 
Una  su  hermana,  Quij.  /,  35  S.  217.  Un  su  marido,  Chrestom, 
373.  —  Dagegen  ist  nachgestelltes  Pron.  altspan.  überall  selten; 
in  Cid^  AppoL,  Berceo^  Alex,  würde  man  es  vergeblich  suchen. 
Einige  ältere  Fälle  sind:  una  f rey  la  suya,  Roiz  1440^.  Un 
home  suyo ,  Infantes  de  Lara  ed,  Holland  S.  1 6.  Un  fijo  suyo, 
CSancho  157  a  m. 

Kardinalzahlen.  Dos  sus  criados,  zwei  Diener  von  ihm, 
BLaur.  TJ d.  Dos  sus  ricos  hombres,  Conç.gjbu.  Dos  sus 
sobrinos,  Amadis  goa  u.  —  Treinta  parientes  suyos^  Cong,  58  a  m. 


*  In  Clareo  ist   die  Konstruktion  mit  vorangestelltem  Pron.   sogar   die 
gewöhnliche,  was  bei  einer  Schrift  des  16.  Jahrh.  recht  auffallend  ist^ 


336  E.   GESSNER, 

Sei's  galeas  suyas,    Cr  Juan  /,  S.   wo  h  u.     Dos  hermanos  suyos^ 
Amadis  15  ¿  m.     Treinta  hermanos  suyos,  Celesi,  72a  ob. 

Über  ein  ires  sus  hijos  in  anderem  Sinne  vgl.  unten  16. 

Unbestimmte  Pronominalien. 

Alguno^  ninguno.  Alguna  nuestra  tierra^  Fluzgo  162a. 
Alguni  su  fijo.  Pari,  II J,  109.  Ningún  nuestro  buen  fecho, 
BLoor  I95¿.  Ningunt  mi  merecimiento^  Cabal,  2'^\a  u.  Algún 
tu  enemigo,  Quij.  II,  42  S.  525.  —  Alguna  cosa  suya.  Part.  I, 
399.  Ninguua  petición  suya,  Guzman  Jiôb  ob.  Algunas  dueñas 
e  doncellas  suyas,  Amadis  10 jb  ob. 

Otro.  Otro  so  propinco  Fluzgo  iijb.  Otro  su  mucho  amado, 
RPal,  938^.  Otro  su  mandamiento,  Celesi,  5i¿  u.  Otro  su 
grande  amigo,  Quij.  I,  12  S.  45.  —  Otro  consejo  mio,  Celesi. 
14a  ob.  Otros  amigos  suyos,  Guer,  Civ,  597a  m.  Otros  design 
nios  suyos,  Quij.  I,  44,  S.  278. 

Cierto,  Ciertas  mis  cartas,  Cr  Juan  II  S.  476a.  —  Ciertos 
criados  y  familiares  suyos,  Pairan,  1450  u.  Ciertas  parienias 
suyas,  ib.  155^  m, 

Cualquiera,  Cualquiera  tu  razón,  Cervantes  Numancia  III,  l. 
—  Cualquiera  desazón  suya,  Solis  Cari,  6,  18. 

Handelt  es  sich  in  den  bisher  besprochenen  Fällen  um  den 
gleichen  Wert  der  beiden  Formen  des  Possess,  bei  Substantiven, 
die  in  Begleitung  eines  Artikels  oder  Fron,  auftreten,  so  gibt  sich 
dieselbe  Erscheinung  auch  kund,  wenn  das  Subst.  eines  begleiten- 
den Wortes  überhaupt  entbehrt 

d.  Dient  das  Subst  zur  Anrede,  so  liefert  das  bald  davor 
bald  dahinter  tretende  Possess,  auch  hier  wieder  den  Beweis,  dafs 
die  verschiedene  Stellung  desselben  keinen  Unterschied  der  Be- 
deutung erzeugt.  Mi  señor  und  señor  mio  haben  genau  denselben 
Sinn,  nur  dafs  die  Sprache  im  Laufe  der  Zeit  die  eine  Konstruktion 
zu  gunsten  der  andern  aufgegeben  hat  In  den  ersten  Jahrhun- 
derten ist  das  vorantretende  kurze  Fron,  das  ganz  allgemein 
Übliche.  Auch  hier  ist  es  wieder  das  16.  Jahrb.,  das  den  Über- 
gang zu  dem  modernen  Gebrauch  in  bestimmter  Weise  erkennen 
läfst.  Dem  Verfasser  des  Dial,  de  las  leng.  zufolge  ist  mi  señor  bei 
weitem  weniger  höflich  als  señor  mio  {haceys  que  la  cortesia  sea 
mucho  menor).  Natürlich  aber  verschwindet  die  ältere  Ausdrucks- 
weise deshalb  keineswegs;  sie  besteht  bis  heute  und  gehört  jetzt 
vornehmlich  der  vertraulichen  Sprache  an, 

Deçiime,  mis  señoras,  BSO.  Jib  u.  s.  w.  Spätere  Beispiele: 
oh  yerno  mio  y  mi  señor,  Lazar  L.  1270  ob.  Mi  señor,  Quij.  I^ 
40  S.  248.  Ali  señor  y  mi  amigo,  Solis  Cari.  8,  i.  Mi  amigo, 
mi  Dios,  Clemencia  153,  237.  —  Dagegen  auch  schon  altspan. 
nachgestelltes  Fron.:  a  ti,  sennora  mia,  BLoor.  21b.  Fo  e  tu.  Madre 
mia,  BDV.  ^la.  Vgl.  BSO.  \2\c\  MEgipc.  1260;  Roiz  \^2^a\ 
AOnc,  11920;  BPal,  02a,  126a,  jiSa. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  ü.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.       337 

Ebenso  ganz  gewöhnlich  tritt  das  Pron.  voran,  wenn  sich  dem 
Subst  im  Vokativ  ein  Eigenname  anschliefst. 

Mi  senyor  don  Gozimas^  MEgipc,  1169.  ^^  ^  señor  Colts  io, 
Celesi.  2ya  u.  O  mi  señora  Dulcinea  y  Quij.  /,  43  S.  271.  Vgl. 
Cart.  Mar.  67,  134,  142,  146.  —  Aber  auch:  señor  D,  Quijote 
mio,  Quij,  /,  49  S.  305. 

Bemerkung.  Nach  dem  unter  I,  i  Gesagten  hat  mio  statt  mi  vor 
dem  Vokativ  nichts  Befremdendes.  Mio  fito,  entiende  tu  la  veyez  de  tu  padre, 
FJuzgo  69  Ô.  O  hereSf  my  o  sobrino.  Cid  2618.  Vgl.  Cid  246;  Ildef./^O"]; 
AOnc.  2350Ô;  RPaL  157«. 

Wie  in  anderen  romanischen  Sprachen  ist  auch  im  Span,  der  bestimmte 
Artikel  beim  Vokativ  gestattet  (Diez  III^,  23^;  er  ist  altspan.  nicht  selten. 
Primas,  las  mis  primas.  Cid  2780.  Dios  sea  convusco,  el  mi  pueblo  querido, 
BSacr.  292 ít.  Vgl.  BSO,  37a,  lOdc ;  AppoL  \2h,  546 a;  Roiz  762 «,  851  a; 
AOnc,  812Ô;  RPaL   1360«. 

Steht  vor  dem  Subst.  der  Anrede  noch  ein  Adjektiv,  so  hat 
sich  die  kurze  dem  Adjektiv  vorgesetzte  Possessivform  bis  heute 
erhalten;  neben  querido  amigo  mio  sagt  man  auch  mi  quer,  am, 
Dafs  die  letztere  Konstruktion  altspan.  die  gewöhnliche  ist,  braucht 
durch  Beispiele  nicht  erwiesen  zu  werden;  die  Fügung  mit  nach- 
folgendem Pron.  bildet  die  Ausnahme  (^ulçe  abogada  mia,  RPaL  jSzò), 

e.  Auch  aufserhalb  der  Anrede  steht  das  Possess,  vielfach  in 
durchaus  indifferenter  Weise  vor  oder  hinter  dem  ohne  Artikel  oder 
Pron.  auftretenden  Subst.  Sehr  anschaulich  wird  dies  zunächst 
da,  wo  sich  bei  zwei  eng  mit  einander  verbundenen  gleichwertigen 
Begriffen  beide  Konstruktionen  neben  einander  finden. 

Sej/  mi  ayudadora  e  abogada  mia,   RPaL  7  2^  e.     Sera  vuestra 
pro  e  honra   vuestra,  Amadis  2^y  ò  u.     Todo  será  d  cargo  tuyo 
e  á  tu  culpa,  CrLuna  358,  13.     Vgl.  Amadis  468a  ob;  Pairan, 
130a  m.,  140^  u.,   144a  m. 

Auch  da  ferner,  wo  der  Gegenstand  ein  durchaus  bestinunter 
ist  und  wo  also  nach  II,  i  das  Possess,  vor  dem  Subst.  erwartet 
werden  müfste,  wählt  dieses  feinen  Platz  ohne  Bedenken  häufig 
hinter  demselben. 

Eslrangilo  es  mi  padre,  su  muger  madre  mia,  AppoL  357  f. 
Vos  sed  muger  suya,  e  el  vuestro  marido^  Roiz  864 r.  Vo  só 
cabalgadura  tuya  , , .  siendo  tú  mi  cabalgadura,  Calila  53  ¿  u. 
Habia  seydo  herrador  del  Duque  Juan,  padre  suyo,  Cr  Juan  II 
S.  548  a  m.  Como  verdadera  madre  tuya  te  digo^  Celes t,  14  0  ob. 
Sois  Pedro  de  Buitamente,  lio  mio,  Quij,  /,  41  S.  261.  Reconozca 
á  Carlos  V  por  sucesor  suyo,  Cart,  Mar,  9,  175.  Murió  de 
alli  á  poco,  llamándome  hija  suya,  ib,  75,  18, 

In  vielen  andern  Fällen  kann  es  dahingestellt  bleiben,  ob  die 
Stellung  des  Possess,  hinter  dem  Hauptwort  wie  bisher  eine  zu- 
fällige   und    willkürliche    ist,  oder  ob   sie   ihren  Grund   darin  hat, 


330  E.   GESSNER, 

dais  sie  den  Gegenstand  als  einen  unbestimmt  gedachten  bezeichnen 
soll.  Namentlich  abstrakte  Begriffe  kommen  hier  in  Frage.  Bei 
Wendungen  wie  acaeció  sin  culpa  mia,  es  costumbre  mia  scheint  der 
Substantivbegriff  in  seiner  Allgemeinheit  gefafst  zu  sein  und  erst 
durch  das  nachfolgende  Pron.  auf  einen  bestimmten  Besitzer  be- 
zogen zu  werden.  Die  Uebersetzung  „es  geschah  ohne  Verschulden 
meinerseits,  es  ist  eine  Gewohnheit  von  mir"  würde  dann  dem 
Sinne  gerechter  werden  als  „es  geschah  ohne  mein  Verschulden, 
es  ist  meine  Gewohnheit".  Auch  in  solchen  sehr  häufigen  Fällen 
ist  der  Gebrauch  durch  alle  Jahrhunderte  ein  schwankender  ge- 
wesen, wie  die  folgenden  Beispiele  zeigen  mögen. 

De  sentir  luz  nenguna  non  es  su  costumbre  y  Alex.  21 J  6  6. 
Amiztat  vender  non  es  costumbre  nuestra,  AppoL  'jòc,  —  Las  dos 
non  por  su  culpa,  Roìz  250 ì.  Perdióse  un  quaderno,  mas  non 
por  culpa  mia,  BDom,  751  ì".  —  A  su  pesar.  Calila  75  ¿  u. 
A  pesar  suyo,  Guer.  Civ,  643  a  ob.  —  Todo  va  sobre  tu  cargo, 
CrLuna  358,  24.  Todo  será  á  cargo  tuyo^  ib.  358,  13.  — 
Ruégoos  por  mi  amor.  Selva  483  a  u.  Vo  os  ruego,  mi  butn 
señor ^  por  amor  mio,  ib,  482  «  m.  —  Sin  vuestro  ruego  ya  io 
soltaba,  Amadis  376  a  m,  Por  ruego  sxxyo  della  la  aguardó  don 
Flo  restan,  ib,  255  a  m.  —  Ca  lo  podedes  facer  muy  sin  vuestro 
daño,  Conq.  56  ¿  m.  Aunque  sea  mayor  pecado  et  muy  grani 
dapno  vuestro,  Patr.  418  a  m. 

4.  Der  Eintritt  des  Personale  statt  des  Possess,  ist  bei  dem 
Personalpron.  11,  9  (Zeitschr.  XVII,  1 8)  erwähnt  worden.  Besonders 
häufig  dient  der  Genitiv  des  Person,  der  dritten  Person  zum  Ersatz 
für  su\  oft  ohne  jeden  ersichtlichen  Grund,  notwendig  aber  dann, 
wenn  das  vieldeutige  su  eine  Unklarheit  erzeugen  würde. 

Bekannt  ist  nun  auch,  dafs  das  Span,  es  aufserordentlich  liebt 
das  Possess,  der  dritten  Person  ganz  überflüssig  da  zu  setzen,  wo 
ein  vorhandener  Genitiv  über  den  Besitzer  keinen  Zweifel  läfst 
(Diez  IIP,  73).  Das  besitzanzeigende  FürNvort  steht  in  diesem  Falle 
bald  vor,  bald  hinter  dem  Genitiv. 

Tres  escriptos  que  fuesen  fechos  por  su  mano  daquel  que  fizo 
la  manda  (=  por  la  mano  daquel),  Fluzgo  42  a  u.  En  su 
boca  de  Celestina  está  agora  aposentado  el  alivio  ó  pena  de  mi 
corazón,  Celest,  27  ¿  ob.  Aventurando  su  vida  por  salvar  la 
suya  del  Emperador,  Amadis  ^2 2  a  ob.  —  Non  osó  traspassar 
del  rey  el  su  mandado  (=  el  mandado  del  rey),  BDom,  744^- 
Alti  van  de  Sant  Paulo  los  sus  predicadores,  Roiz  1212  a,  Por 
ende  de  Baldach  su  consejo  fue  muy  frió,  RPal,  958  í.  Contógelo 
todo  é  cómo  fuera  de  los  mozos  su  fecho  tan  extraño,  Conq.  36a  o. 

Vgl.  BSG,  2b,  S2d;  Roiz  1458^.1 


>  Vgl.  die  formell  übereinstimmende,  aber  anders  gedachte  altfranz. 
Konstruktion.'  Saintré,  qui  oyt  de  ma  dame  sa  tres  cruelle  responce,  Jehan 
de  Saintré,  chap,  81.  Quand  Saintré  apperceust  de  ma  dame  son  signal, 
incontinent  luy  respondit,  ib.  chap,  46. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMON STRATIVPRONOBiEN.        339 

Auch  zum  Genitiv  des  Relativs  tritt  pleonastisches  su. 

Las  ¿eyes  de  las  Cortes  de  Alcalá  , ,,  su  tenor  de  las  guales 
es  este  que  se  stgue^  Cr  Juan  II  S.  530  û  m.  Una  su  carta  . . . 
su  tenor  de  la  quai  es  este  y  ib,  S.  590  ¿  ob.  —  Nuestros  ante- 
cesores^  de  los  quales  la  su  firmeza  . . .  fué  siempre  muy  firme, 
Cr  Juan  1  S.  74  ¿  m.  Cuando  vio  tantos  caballeros  é  de  quien  su 
fama  por  todas  las  partes  del  mundo  tan  sonada  era  y  Amadis 
305  0  U.1 

Diese  Gewohnheit  dem  Subst  trotz  eines  den  Besitzer  an- 
gebenden Genitivs  das  Pron.  su  beizufügen  erzeugt  dann  bisweilen 
den  weiteren  Pleonasmus  es  auch  überflüssig  zu  setzen,  wenn  es 
schon  beim  Genitiv  ausgedrückt  ist 

Alguna  que  fué  su  mugier  de  sus  parientes^  Fluzgo  toa.  El 
rey  . . .  mantiene  so  la  su  sombra  de  las  sus  alas  á  los  suyos 
del  su  regno,  CSancho  105  a  u.  Los  que  se  pagaban  de  estar  á 
la  su  sombra  del  su  árbol,  Patr,  395  ¿  m.  El  gran  mal  que  les 
queria  á  ellos  é  á  todos  sus  parientes  de  su  linaje^  Conq,  "¡la  ob. 
Sehr  selten  nimmt  das  Possess,  der  ersten  und  zweiten  Person 
an  diesem  Pleonasmus  teil. 

Con  mi  gente  de  mi  casa  è  con  los  del  Andalucía  entiendo  de 
estar  presto,  Cr  Juan  II  S.  301^  ob. 

5.  Die  Neigung  zu  pleonastischer  Verwendung  des  Possess, 
und  zwar  aller  drei  Personen  verrät  sich  auch  nach  andern  Seiten. 

Schon  beim  Personale  II,  9  (Zeitschr.  XVII,  18)  ist  auf  das 
gelegentliche  Auftreten  des  Possess,  hingewiesen  worden,  trotzdem 
der  Besitzer  durch  ein  in  dem  Satze  enthaltenes  Pron.  oder  Subst. 
deutlich  angegeben  ist.  Ebenso  entspricht  es  einer  sich  gehn 
lassenden  Darstellung,  den  Besitz  durch  das  Possess,  zum  Ausdruck 
zu  bringen,  trotzdem  ein  folgender  Relativ-  oder  anderer  Satz 
das  unnötig  macht. 

Luego    toma   sospecha   que  profazan  del,  et  que  es  por  su  mal 

que  él  fizo,  CSancho   121  b  m.     Por   las  sus  buenas  obras  que  á 

todos  facía.  Cabal  235  a  u.     Cuando  mostró   cd  rey  la  su  razón 

porque  viniera,  ib.  2^tb  u. 

Gern   auch   setzt  die   alte  Sprache  ein  pleonastisches  Possess. 

in  Verbindung    mit  „haben",   welches   den   Besitz   schon  genügend 

zu  erkennen  gibt. 

Demandóle  que  á  quien  daria  una  su  fija  que  tenia  en  casa^ 
miento,  CSancho  122a  w.  Un  cuervo  habia  un  su  nido  en  un 
árbol.  Calila  24  ¿  m.  Tenia  cerca  de  si  un  su  vecino  que  le  decian 
anxahar,  ib,  ata  u.  Unas  sus  hijas  que  tenia.  Clareo  453 ¿  ob. 
Un  hermano  stiyo  que  tenia.  Pairan.  159  a  u.  Vgl.  Calila  43  ¿  u., 
77 ¿  ob.;  Patr,  382 ¿  m.;  AOnc.  2241  ¿;  Conq,  68a  m.;  Amadis 
4360  u. 


*  Auch  altfranz.  La  venue  de  ce  chevalier  poullain,  dont  ses  armes  sont 
publiées,  Saintré  chap,  48.  Du  département  de  son  amy,  dont  plus  que  onC" 
ques  mais  son  parlement  lui  déplaisait,  ib.  chap,  68. 


340  E.    GESSNER, 

6.  Zu  dem  besitzanzeigenden  Fürwort  kann  auch  ein  Genitiv 
der  Apposition  treten  (mea  consults  opera), 

El  nuestro  entendimiento  de  los  hombres  es  tan  menguado, 
CSancho  lOO^  u.  La  nuestra  ley  de  los  cristianos,  Juan  Manuel 
in  BibL  51   S.  290  ¿  u. 

Leicht  vermieden  wird  diese  nicht  häufige  Konstruktion,  wenn 
das  Possess,  durch  den  Genitiv  des  Personalpron.  ersetzt  wird. 

Tu  eres  ahogada  de  nos  los  pecadores  ^=  nuestra  abog,  de  los 
pec,)y  RPal.  7  34^7. 

7.  Sehr  vereinzelt  sind  die  Fälle,  wo  das  Possess,  im  Plural 
bei  mehreren  als  Einheit  gedachten  Subst  im  Singular  erscheint 
(ses  pire  et  mère).     Vgl.  Demonstrativ  II,   11. 

Los  nuestros  muy  católicos  rey  y  reina,  Amadis  505^  m. 

8.  Auf  das  Possess,  zur  Darstellung  eines  objektiven  Genitivs 
macht  Diez  IIP,  70  aufmerksam.  Sehr  gewöhnlich  ist  so  mi  amor ^ 
amor  mio\  sonst  sind  die  Beispiele  nicht  allzu  haufìg. 

Ruega  á  Dios,  por  amor  mio,  en  tus  devociones  por  su  saluda 
Celest,  zza  ob.  Assi  por  temor  tuyo  (aus  Furcht  vor  dir)  como 
por  seguir  tus  pisadas  quebrantan  los  tales  juramentos,  Cr  Luna 
358.  Tu  deseo  era  el  que  regia  mi  son  y  hacia  sonar  mi  canto 
(die  Sehnsucht  nach  dir),  Celest,  àgb  ob.  Despachó  á  cuatro 
de  sus  criados  en  vuestra  busca,  Quij,  L  44  S.  276. 

9.  Das  substantivische  Possess,  verbindet  sich  am  gewöhn- 
lichsten mit  dem  bestimmten  Artikel  (los  mios,  lo  mio),  jedoch  auch 
mit  bestimmten  oder  unbestimmten  Zahlwörtern. 

La  gente  que  pudo  sacar   de  la   cibdad  fueron  setenta  de  caballo 
é  veinte  suyos,  zwanzig  von  den  Seinigen,  Cr  Juan  II,  6ytb  u. 
Otros  dos  suyos,  Amadis  4zya  ob.    Los  otros  suyos,  ib,  484a  a.  ' 
Uno    suyo,  ib.    3070  m.      Algunos   suyos,   Pulg.   Letr,   26,  15; 
Cr  Enrique  II  S.  24  a. 

De  mio,  de  tuyo,  de  suyo  bedeutet:  von  selbst,  ohne  fremde  Hilfe; 
von  Natur. 

Si  lo  dixiesè  de  mio,  seria  de  culpar,  Roiz  bla.  Yo  que  de 
mio  era  bullicioso.  Alfar,  z^^b  m.  —  Mejor  me  parecería  si  lo 
tuvieras  de  tuyo^  Selva  489  am,  —  La  justicia  a  verdal  consigo 
de  so,  Fliizg,  IIb,  El  home  non  ha  ninguna  cosa  de  suyo  con 
que  pueda  vevir,  Patr,  438  0  m. 

10.  Adjektivisch  ist  das  allein  stehende  besitzanzeigende  Für- 
wort, wenn  es  auf  einem  vorhergehenden  Subst.  beruht  (essiste  de 
tu  casa  por  venir  a  la  mia,  BMlg,  1 89  ci).  Auch  in  diesem  Sinne 
geht  es  Verbindung  mit  bestimmten  und  unbestimmten  Zahl- 
wörtern ein. 

Alas  dignos  eran  mis  sesenta  años  de  la  sepultura  que  tus  veinte, 
Celest.  730  m.  Por  una  7nano  que  te  quitó  dard  dos  suyas,  Alfar, 
zbib  ob.  Tomando  la  mano  derecha  elitre  las  dos  suyas  al  moro, 
Abencer.  ^lOa  ob.  Ayer  recebi  della  una  carta  en  respuesta  de 
otra  mia.  Selva  486  a  ob. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMKN.        34 1 

Auch  das  Demonsüatívpron.  duldet  es  vor  sich. 

Del  {=  dé  le)  otro  tal  ammalia  cuerno  aquella  suya,  Fluzgo 
142  a  u.  En  fiuza  desia  espada  que  venules  á  ganar,  no  dejéis  esa 
vuestra,  Amadis  386  a  u.  Sabrás,  vida  desta  mia,  Leben  dieses 
meines  Lebens,  Guer,  Civ,  550  a  ob.  Vgl.  Pulg,  Letr,  2,  36; 
32,  31  ;  Amadis  ta  m;    Clareo  453 0  m.;  Quij,  II,  12  S.  381  u. 

11.  Das  Possess,  verträgt  sich  auch  mit  einem  Adjektiv,  zu 
dem  ein  früheres  Subst  zu  ergänzen  bleibt;  seine  Form  ist  in 
diesem  Falle  meist  die  längere,  doch  ist  auch  die  kurze  nicht  völlig 
ausgeschlossen. 

Conio  recibirás  el  su  cuerpo  en  el  tuyo  tan  sucio?  CSancho 
io8ä  ob.  El  vuestro  gran  servicio  no  se  /aria  de  tan  bueti 
corazón  como  el  mio  pequeño^  Amadis  162  a  m.  Su  pena  era  la 
mayor  mia,  Celest,  46  b  u.  Cual  será  el  feroz  pecho  cuelerado 
Que  en  ese  hermoso  vuestro  dé  herida?  Cerv,  Numancia  IV,  l. 
Vgl.  Amadis  1840  m.,  195  a  u.;  Pairan,  134  a  m.;  ^^^r.  203  a  ob., 
220a  m.  —  Home  que  non  sepa  cuál  es  su  mano  diestra  é  cual 
su  siniestra.  Calila  21b  n.  La  Infanta,  que  la  color  perdida 
tenia,  siendo  ya  tornada  mas  encendida  que  la  su  natural  (color) 
tendió  las  manos  hacia  él,  Amadis  494  ¿  ob. 

Daher  der  bekannte  Gebrauch  des  Possess,  bei  propio  {mismo). 

Dieses  steht  bald  vor,  bald  hinter  dem  Pron. 

Aquellas  cosas  que  eran  suyas  propias,  Fluzgo  lob.  La  mujer 
que  non  ama  mas  la  vida  de  su  marido  que  la  suya  mesma^  Calila 
61  ¿  u.  Vgl.  Pairan.  161b,  49;  Lazar L,  w^b  u.  —  Tanto  la 
vida  dellos  como  la  propria  suya  deseaba,  Amadis  97  ¿  u.  Cuanto 
mejores  f tur  an  mis  lágrimas  en  pasión  ajena  que  en  la  propia 
mia!  Celest,  02  a  m.  Vuestra  pena,  pasión  y  trabajo  ó  fatiga  es 
propria  mia.  Pairan,  135^  u. 
Die   kurze  Form   findet  sich  Amadis  399^1  ob:  sus  angustias  é 

dolores  mas  que  los  mis  proprios  los  siento. 

12.  Das  besitzanzeigende  Pron.  bekommt  eine  mehr  substan- 
tivische Geltung,  wenn  es  zu  seiner  Ergänzung  zwar  ein  Hauptwort 
erfordert,  wenn  dieses  aber  im  Vorhergehenden  nicht  genannt  ist, 
sondern  dem  Sinne  nach  suppliert  werden  muís.  Häufig  wird  so 
carta  ausgelassen.  Überhaupt  gilt  dieser  Gebrauch  des  Possess, 
besonders  in  feststehenden  Phrasen. 

Recebi  una  tuya  (einen  Brief  von  dir)  en  la  cual  me  pides 
socorro^  Guer.  Civ,  625  ¿  u.  —  Certero  era  Dario  que  den  al 
otro  dia  Aurien  en  comedianedo  sobre  tuya  e  mia,  Alex,  887  ab. 
Haz  de  las  tuyas,  que  yo  callaré,  Celest,  33«  u.  Cuando  ven  la 
suya  (wenn  sie  die  Gelegenheit  sehen),  se  vuelven  á  Berbería^ 
Quij,  /,  40  S.  245  m.  Saco  la  mia  (ich  ziehe  meinen  Elinsatz 
aus  dem  Spiel)  ib,  I,  50  S.  311  m. 

13.  Zwei  Possess,  dürfen  nicht  vor  das  Hauptwort  gestellt 
werden.  Der  Sprachgebrauch  weist  dann  das  Subst  dem  ersten 
Pron.  zu   und    verlangt  das  zweite  nachgestellt  (wi  casa  y  la  tuya). 


342  E.   GESSNER, 

Abweichungen  von  dieser  Konstruktion  sind  selten  und  vereinzelt 
(sus  propíos  y  tus  daños  ^  Cerv.  Numancia  /,  i.  Quiera  el  cielo  que 
el  vuestro  y  mi  deseo  se  sumpla^  Quij,  I,  46  S.  287).  Die  Sprache 
hat  zu  allen  Zeiten  das  heute  giltige  Gesetz  beobachtet,  und  dieser 
Punkt  würde  also  hier  keine  Erörterung  nötig  machen,  wenn  nicht 
zu  bemerken  bliebe,  dafs  früher  die  Auslassung  des  Artikels  bei 
dem  Possess,  im  zweiten  diede  sehr  gewöhnlich  und  der  allge- 
meinere Gebrauch  war;  noch  in  den  Schriftstellern  des  16.  Jahrb. 
ist  sie  üblich. 

Su  tio  et  mio  y  Juan  Manuel^  BibL  51,  2620  m.  Las  gentes 
de  SU  tierra  et  vtustra,  ib.  300 ¿  u.  A  la  honra  mia  è  tuya^ 
Am'adis  2fì2h  u.  En  cuanto  á  la  prisión  suya  y  vuestra^  ib, 
344  a  m.  Temo  tu  pena  y  mia^  Celest»  19  ¿  u.  A  tu  honra  y 
suya^  Lazar  M ,  gob  ob.  Su  voluntad  y  mia^  Pairan.  147^  m. 
Las  armas  de  tu  persona  y  mia.  Alfar.  212  b  u.  —  Aber  la  mi 
facienda  et  la  tuya^  Calila  20  b  \x.  La  vuestra  hermosura  é  la 
suya^  Amadis  iÔ2a  u.  Vgl.  Calila  46  ¿,  26;  6i¿,  27;  Amadis 
I33¿  ob.,   iSib  ob.,   184  ¿  ob.     Spätere  Beispiele  nicht  nötig. 

Ebenso  häufig  und  allgemein  war  früher  die  Auslassung  des 
Artikels  bei  dem  Possess,  im  zweiten  Gliede,  wenn  der  Besitzer 
im  ersten  durch  einen  von  dem  gemeinsamen  Subst.  abhängigen 
Genitiv  ausgedrückt  wird. 

Eue  fisico  de  mio  padre  et  mio^  fuan  Manuel,  BibL  51,  267  a  u. 
Aquella  cabana  de  tu  padre  y  tuya.  Selva  494  ¿  u.  A  servicio 
de  Dios  é  del  Rey  é  suyo^  Cr  fuan  II,  2ySa  u.  Con  ayuda  de 
Dios  é  vuestra,  Amadis  220a  ob.  Las  cosas  de  Calisto  y  vuest" 
ras,  Celest.  55 ^  m.  De  parte  del  señor  Marco  César  y  mia, 
Patran.  1300  u.  —  Aber  la  memoria  de  aquellos  è  la  suya, 
Cr  fuan  II,  S.  277  a. 

Das  Verfahren  bleibt  dasselbe,  wenn  die  Bezeichnung  des  Be- 
sitzers durch  einen  Genitiv  erst  im  zweiten  Gliede  stattfindet.  In 
diesem  Falle  wird  der  Genitiv  heute  von  dem  bestimmten  Artikel 
abhängig  gemacht  (mi  casa  y  la  de  mi  vecino)',  die  ältere  Sprache 
verzichtete  auf  diesen  und  brachte  den  Genitiv  in  unmittelbare 
Beziehung  zu  dem  gemeinschaftlichen  Substantiv.  Fehlender  Ar- 
tikel ist  altspan.  das  Regelmäfsige  und  erhält  sich  wenigstens  ver- 
einzelt auch  noch  ziemlich  spät. 

Por  SU  phyto  é  de  sus   amigos,  Fluzgo  37  ¿.     Su   nombre  et 

de   SU   muger,  Part.  III,  53.     La   tu   costumbre  é  de  los  buenos 

es  Jacer  bien  á  sus  amigos,  Calila  55  0  u.    Ä^o  creo  yo  que  para 

esto  hayáis  menester  persuasion  mia  ni  de  otro,  Pilg*  Letr.  22,  20. 

Parecerá  á  qué  basta   fni  poder  y  de  los  míos,  Amadis  185  a  m. 

Su  duelo  é  de  todos  fué  tan  grande,  ib.  gb  va.     Es  tanto  lo  que 

siento  vuestras  lástimas  y  de  la  desdichada  Clor  ima.  Alfar  261  a  u. 

La  felicidad  mia  y  de  mis  contemporáneos.  Cart.  Mar,  4,   151. 

—  Aber  auch  mit  dem  Artikel:    su  caballo  y  el  de  Esplandian^ 

Amadis  547  «  m. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.        343 

Bemerkung.  Nach  dem  beim  Personalpron.  n,  9  Gesagten  befremdet 
es  nicht,  wenn  bisweilen  statt  des  Possess,  in  einem  der  beiden  Glieder  oder 
auch  in  beiden  der  Genitiv  des  Personale  eintritt. 

Comenzó  à  loar  el  paño  et  á  afirmar  la  hondai  et  la  nobleza 
del  et  de  los  maestros  qiu  tal  obra  sabían  facer  {=  su  nobleza 
et  la  de  los  m.)  Patr,  403  a  u.  A  honra  de  si  et  de  sus  amigos ^ 
Calila  20b  ob.  —  Con  ayuda  de  Dios  y  de  vosotros^  Amadis 
I75¿  u,  —  Sin  daño  della  é  de  ti,  Conq.  öS  a  u.  Todo  el  secreto 
de  vos  y  dé  i  y  Amadis  1 29  ¿  m.  El  amor  de  vosotros  y  nosotras  ^ 
ib,  486  ¿7  m. 

14.  In  der  Wiederholung  des  besitzanzeigenden  Pron.  bei 
mehreren  coordinierten  Hauptwörtern  zeigt  sich  eine  ziemliche 
Freiheit.  Gelten  sie  als  eng  zusanmien gehörig,  so  genügt  ein- 
maliges Pron.;  ihre  Betrachtung  als  gesonderte  Begriffe  begünstigt 
seine  Wiederholung.  Dabei  spielt  begreiflicherweise  die  augenblick- 
liche Auffassung  des  Redenden  eine  wichtige  Rolle.  Allgemein 
kann  bemerkt  werden,  dafs  das  Span,  früher  der  Wiederholung 
mehr  geneigt  war,  aber  allmählich  zu  einer  gröfseren  Beschränkung 
des  Fürwortes  gelangt  ist 

a.  Das  Possess,  wird  wiederholt,  wenn  die  Begriffe  in  ihrer 
Verschiedenheit  gefühlt  werden  und  in  ihrer  Unabhängigkeit  von 
einander  erscheinen  sollen. 

Vieron  que  se  non  dolia  del  su  cuerpo  por  defender  su  tierra 
et  su  honra,  Patr,  407  b  m.  Su  padre  e  su  madre  et  su  hermano 
mayor  Afincáronle  miuho,  Roiz  180  a.  Su  persona  è  su  Rey  no 
estaba  en  gran  peligro,  Guzman  713a  u.  Siento  dejar  tan  pronto 
tu  tierra  y  tu  trato.  Cart,  Mar.  90,  26.  —  Freilich  auch  wieder 
keine  Wiederholung,  wo  sie  zu  erwarten  wäre:  su  pasión  y 
remedio  salen  de  una  misma  fuente,  sein  Leiden  und  sein 
IVIittel  dagegen,  Celest.  2^b  ob.  JVo  queria  la  muerte  del  peca- 
dor, sino  su  vida  y  arrepentimiento,  Lazar  M,  89  ¿  ob.  Pocos 
habrá  que  sacrifiquen  de  ese  modo  su  juventud  y  patrimonio^  Cart. 
^<ir,  45,  54. 

b.  Die  Wiederholung  unterbleibt,  wenn  an  sich  verschiedene 
Begriffe  zu  einem  GesamtbegriflF  zusammengefafst  (a))  oder  für  den 
Gedanken  als  zusammengehörig  hingestellt  werden  (^). 

a.  Asmó  como  cosaria  á  sus  fijos  et  fijas  (ihre  Kinder),  Patr. 
377  a  ob.  Sus  muebles  e  raices  todo  los  desalinna  (seine  be- 
wegliche und  unbewegliche  Habe),  Roiz  473  ¿.  Los  vuestros 
suegros  e  suegras,  Los  vuestros  yernos  e  nueras,  ib.  Cant,  de  los 
Escol.  S.  282  ¿.  Alzaron  todo  lo  suyo  é  sus  mugeres  é  hijos  en 
el  castillo,  Crfuan  US.  2SSb  ob.  Doblaron  mis  fuerzas,  des- 
adormecieron mis  pies  y  manos,  Celest,  ^2  a  ob.  Mataron  sus 
mayores  y  descendientes  y  hermanos,  ib,  '¡2  a  ob.  JSn  su  comer 
y  beber  ^  Lazar  M ,  81  ¿  u.  Propiedades  peculiares  á  su  alma  y 
cuerpo.  Cart,  Mar,  21,  36. 


344  ^   GESSNER. 

ß.  Con  grant  lloro  sus  rostros  e  vestidos  rompieron,  RPaL  900  d. 
Los  dichos  Grandes  de  mis  Reynos  ...  los  emhiaron  desafiar  por 
sus  letras  y  mensageros,  Cr  Juan  US.  588  a  ob.  La  incerti' 
dumbre  de  tu  vida  y  persona^  CelesL  13  ¿  m.  Baja,  Parmeno, 
nuestras  capas  y  espadas  ^  io,  40  a  u.  Una  argolla  de  hierro  y 
su  candado  y  llave,  Lazar  M ,  79  a  m.  Salió  el  patriarca  . . . 
con  sus  ministros  y  cruz  delante,  Alfar,  426  am.  Doce  franceses 
bien  armcdos  con  sus  arcabuces  y  cuerdas  encendidas,  Quij,  ij  41 
S.  259.  Heredará  á  todos  sus  abuelos  y  tios.  Cart,  Mar,  83,  13. 
c  Leicht  unterbleibt  die  Wiederholung  auch  bei  synonymen 
Begriffen. 

Todos  sus  usos  é  costumbres,  Fluzgo  i()tb  u.    Con  su  fuerza 
e  poder,  Roiz  666  a.     Tu  pro  é  bien.  Calila  24  ¿  u.     Todos  mis 
dolores  é  angustias  pasadas^  ib,  46  ¿  m.     Mi  licencia   é  consen» 
amiento,   Cr  Juan  II  S,  587  ¿   u.      Vuestra  misericordia  é  manse- 
dumbre^ Pulg,  Letr,  16,  124.     Tu  llanto  y  congoja^  Celest,  73  0  ob. 
Stís   maldiciones  y   lamentos^  Q^V*  L,  41   S.  258.     Mt  discreción 
y  recato^  ib,  /,  42  S.  266.  —  Aber  auch  Wiederholung  in  diesem 
Falle:  con  el  dinero  cumplen  sus  menguas  e  sus  razas,  Roiz  47 Sí, 
Todos  temen  tus  penas  e  tus   laser  ios,  ib.   1528  í/.     Su  fuerza  é 
su  valentia.  Calila  26  a  m.     Mi  melecina  et  mi  salut^  ib,  56a  u. 
Su   arteria  é  su  falsedat,  ib.  68  ¿  m.     Sus  llantos  e  sus   duelos, 
RPal,   173  ¿.     Su  fe  e  su  creencia,  ib.  32 J  b. 
d.  Wenn  derselbe   Gegenstand   (meist  Person)  durch   mehrere 
Subst.  nach  verschiedenen  Seiten  hin  bezeichnet  wird,  so   wird   in 
der  älteren  Sprache  das  Possess,  entweder  nur  einmal  gesetzt  oder  bei 
jedem   Subst.  wiederholt;   letzteres    scheint   besonders  dann  zu  ge- 
schehen,  wenn   konkrete   und  abstrakte  Begriffe  mit  einander  ver* 
hunden  sind. 

Lo  que  vuestro  pariente  et  amigo  vos  dice,  Patr,  405  a  ob. 
Habiendo  tú  fecho  á  tu  rey  é  señor  tan  grant  traición^  Calila 
33  ¿  m.  Los  dichos  Reyna  ¿  Infante,  mis  Tutores  é  Regidores, 
Cr  Juan  II  S.  284  ¿  u.  El  Doctor  Fernando  Diaz  de  Toledo^ 
mi  Oidor  t  Referendario  é  Relator  é  Secretario,  ib.  SJlb  u. 
Açuel  hermano,  su  rey  é  señor  natural,  Amadis  102  b  xa,  Mari" 
tornes  y  la  ventera  le  decian  que  socorriese  á  su  señor  y  marido, 
Quij,  I,  44  S.  278.  Besa  la  mano  de  Vm,  su  amigo  y  muy 
servidor,  Solis  Cart,  5,65.  Vgl.  Calila  yj  a  u.  ;  Cr  Juan  II 
S.  291  ¿  m.,  476^  m.,  4770  ob.;  Pulg,  Letr,  3,  55/;  7,  127; 
Pairan,   135  ¿  u.;  Cart,  Mar,  8,97/. 

Dagegen  :  siempre  lo  höbe  con  reyes  mis  señores  et  mis  vecinos^ 
Patr,  yi2b  u.  Adayn  que  era  su  marido  et  su  compañero^  Juan 
Manuel  2ggb  ob.  Coytandome  amor,  mi  señor  et  mi  rey^  Roiz 
902  b.  Mi  padre  é  mi  señor  el  Rey  Don  Enrique,  Cr  Juan  I 
S.  73¿  ob.  Era  su  mujer  y  esposa  amada  suya,  Pairan,  144a  m. 
Su  tio  y  su  señor  venia  flaco  y  amarillo,  Quij,  I,  52  S.  319.  Mi 
señor  y  mi  amigo,  Solis  Cart,  8,  i.  Vgl.  Juan  Manuel  288  a  u. 
350  ¿  u.;   Cr  Juan  HS,  280  ¿  ob.;  Celest.   ij  b  m. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  ü.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.       345 

Wiederholung,  wenn  konkrete  und  abstrakte  Begriffe  zu- 
sammen kommen:  muerta  es  mi  madre  y  mi  bien  todo^  CelesL 
55¿,  41.  Oh  mi  señora  y  mi  gloria ,  iL  58a,  34.  Oh  mi  vida 
y  mi  señor,  ib.  59  a  8.  Acuérdate  de  tu  señora  y  tu  bien  todo, 
ib,  toa,  27.  —  Aber  auch:  oh  mi  amor  y  señor  Calisto,  ib, 
12  b,  39. 

Bemerkung.  Die  gegebenen  Beispiele  beweisen  zur  genüge,  dafs  die 
Auslassung  des  Pron.  durch  Verschiedenheit  des  Genus  der  Subst.  nicht 
gehindert  wird.  Ebenso  wenig  widersetzt  sich  ihr  die  Verschiedenheit 
des  Numerus  {nuestra  vida  ¿  trabajos,  Pulg,  Letr,  i,  60.  Vuestras 
cosas  ¿  estado»  ib.  7,  16  u.  s.  w.). 

e.  Werden  bei  einem  Begriffe  verschiedene  Eigenschaften  des- 
selben durch  Adjektiva  bezeichnet,  so  ist  Auslassung  des  Possess, 
vor  dem  zweiten  Adjektiv  das  Übliche,  selbst  wenn  die  Eigenschaften 
sich  gegenseitig  ausschliefsen. 

Su  gruesa  y  fuerte  loriga,  Amadis  414  ¿  u.     Comencé  á  servir 

y  adestrar  á    mi  nuevo  y  viejo  amo^  LazarM.  78  ¿  m.    Su  negro 

y   encendido    licor,    Quij.  I,  50  S.  308.  —   Sus   buenos   ó   malos 

sucesos^  ib.  11^  4  S.  347.     Sus  buenas  y  malas  propiedades,  Cart, 

Mar.  21,  36. 

15.  Eigentümlich  ist  die  in  der  älteren  Sprache  nicht  ganz 
seltene  Stellung  des  Possess,  zwischen  dem  Adjektiv  und  dem  dazu 
gehörigen  Subst.;  sie  zeigt  sich  sowohl  bei  Begriffen,  namentlich 
abstrakten,  die  unbestimmt  gedacht  sein  können  (vgl.  oben  3  e  (a), 
als  auch  bei  solchen,  die  durch  den  bestimmten  Artikel  oder  sonst 
wie  als  bestimmte,  genau  umgrenzte  bezeichnet  werden  (b).  In  allen 
diesen  Fällen  scheint  durch  die  Voranstellung  des  Adjektivs  eine 
Hervorhebung  desselben  beabsichtigt  zu  werden. 

a.  Muy  gran  maravilla  de  Dios  é  muy  gran  su  milagro  po^ 
dria  ser,  ein  grofses  Wunder  von  ihm,  Conq.  44 ¿  u.  Rendid 
a  él  la  alma  a  muy  grant  su  sabor,  BDom,  ^2\d,  Una  cosa 
la  cual  serie  deservicio  de  Dios  é  grand  tu  daño,  CSancho  93  ¿  ob. 
Esto  que  es  tan  grand  mi  dapno.  Pair,  377  ¿  ob.  Si  por  gran 
su  culpa  non  fuere,  ib,  ^2^  a  ob.  Si  con  él  topase,  muy  gran 
su  privado  pienso  que  fuese,  LazarM,  87  b  m.  El  carcelero  que 
era  grande  su  amigo^  Clareo  449 ¿  u.  Vgl.  BDV.  iòta',  CSancho 
125a  u.,  22^ a  ob.;  Pair,  402 ¿  m.,  406 ¿  m. 

b.  En  todos  omnes  es  asentado  Malo  nuestro  pecado,  MEgipc, 
45.  El  iur amento  que  an  prometudo  al  muy  glorioso  nuestro  rey, 
JFfuzgo  Xa  u.  Miembrete  de  los  bonos  nuestros  antecessores^ 
BDom,  193 í".  El  bendicho  su  fijo  fesu  Cristo,  Part,  I,  S.  4. 
Aqtul  justo  nuestro  governador,  RPal,  1349  a.  Este  Obispo  y 
el  honorable  su  hijo  Don  Alonso,  Guzman  'jçy^b  ob.  Aquel  gran 
su  amigo,  Quij,  /;  12  S.  45.  La  dulce  mi  amiga^  ib.  I,  13  S.  52. 
Vgl.  Appol,  602  a;  RPal,   104g  bc;  Lazarinc.   looa  u. 

Daher  das  häufige  el  dicho  mit  folgendem  Possess.:  el  dicho 
mi  padre,  Crfuan  /,  S.  73  ¿  m.    La  dicha  su  muger,  ib,  S.  m  0  u. 

Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XVII.  23 


34^  E.    GESSNEK, 

Los  dichos  mis  Reynos  é  Señoríos  ^   Cr  Juan  II,  S.  285  ö  u.     Los 
dichos  mis  Tutores,  ib.  285  ¿  u.    La  dicha  mi  villa,  ib,  ^^T  b  u. 

Auch  bei  dem  unbestimmten  Artikel  fmdet  sich  diese  Stellung 
des  Possess.:  un  muy  grande  mi  enemigo,  Amadis  5090  ob. 

16.  Wie  das  Eigenschaftswort,  so  trifft  man  auch  zuweilen 
eine  Kardinalzahl  vor  dem  Possess,  und  zwar  in  dem  Sinne,  dafs 
die  durch  das  Numerale  bezeichnete  Anzahl  den  ganzen  Besitz 
darstellt,  nicht  etwa  nur  einen  Teil  desselben;  tres  sus  hijos  heifst 
also  nicht:  drei  Söhne  von  ihm  (vgl.  oben  3c),  sondern:  seine 
drei  Söhne,  was  sonst  durch  sus  tres  hijos  ausgedruckt  wird. 

Noè  con  su  moger  é  con  tres  sus  fijos,  Fluzgo  196  a  m.  A 
este  Noé  sucedieron  tres  sus  fijos  que  dijeron  Sem  é  Cam  é  Jafet, 
CSancho  lO'j  a  ob.  Vgl.  dieselbe  Bezeichnung  der  drei  Söhne 
Noahs  in  CSancho  138  ¿  m.  und  in  /uan  Manuel  293  b  ob.  Ferner 
un  rey  que  queria  probar  à  tres  sus  fijos,  Pair,  39 1  a  m.,  wo 
überhaupt  nur  von  drei  Söhnen  die  Rede  ist.  In  gleicher 
Art  auch,  wenn  das  Numerale  ein  Demonstr.  oder  den  be- 
stimmten Artikel  bei  sich  hat:  aquellos  tres  sus  fijos,  Conq.  94  ¿  m. 
Aquellos  dos  sus  primos,  ib,  97  a  m.  Con  los  dos  sus  sobrinos, 
Amadis  1490  m.     Con  los  dos  sus  fijos,  ib,  2g^a  u. 

Bemerkung.  Bei  dieser  Gelegenheit  mag  noch  angeführt  werden, 
dafs  wie  das  Possess,  so  auch  die  Kardinalzahl  ihren  Platz  zuweilen 
hinter  dem  ein  Subst.  begleitenden  Adjektiv  wählt. 

Grandes  tres  males,  Pair,  I  S.  54.  Tan  buenos  tres  cabalUros, 
Patr.  383 Ô  u.  Yo  esto  agora  en  grandes  dos  cuidados,  ib,  389a  u. 
En  esto  /aremos  muy  buenas  dos  obras,  jfuan  Manuel  yyob  ob.  Muy 
buenos  dos  caballos,  Conq,  593a  ob.  Vgl.  BMil,  ijib;  BSO.  55«/ 
Aiex.2'^']ay  1233a,   1858a;  jfuan  Manuel  303 a  ob.;  AOnc,   1592^. 


Demonstrativpronomen. 
I.    Dio  Formen   des  Demonstrativpronomens. 

I.  Aufser    este^   ese,   aquel  waren    dem  Span,  früher    noch    die 
heute  als  veraltet  geltenden  aqueste,  aquese  sehr  geläufig. 

Von    der   Schreibung  esti  u.  s.  w.  gilt   das   beim   l^ersonalpron. 

I,  3  (Ztschr.  XVII,  4)  über  elli   Bemerkte;   sie    findet   sich    nur   in 

einzelnen  alten  Denkmalen,  besonders  in  leonesischen,  und  in  Beroeo, 

Esti:  F  Juzgo  nib  m.;  Appol,  207  ¿;  BDom,  189^1.  — Esi: 

BDom,   15  ¿;    BLaur.  ta,  —  Aquesti:   BLoor,   ibb,  —  Aquelli 

(auf  aquelle  beruhend):  BLoor   i^zc,    BSOR.  S^d. 

In  estotro,   esotro   gibt   das  Demonstr.  seine  Selbständigkeit  auf 
und  wird  mit  otro  zu  einem  Worte. 

Estotra,  Celes  t.  39/7  ob.  Esotros,  Alfar,  4290  ob.  Aber 
auch  esta  otra  ley.  Part,  I,  S.  49.  Estas  otras,  Celest.  7  ¿  u. 
Este  otro.  Patron,   165^  m. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.        347 

2.  Este  und  ese  verschmelzen  mit  de  der  allgemeinen  Regel 
nach  zu  deste  ^  de  se.  Es  verhält  sich  damit  wie  mit  dem  beim  Personal- 
pron. 1,15  besprochenen  del  =  de  él.  Dieser  Gebrauch  besteht  bis 
in  das  17.  Jahrh.  hinein,  dann  vollzieht  sich  allmählich  die  heute 
übliche   Scheidung  in  de  estey  de  ese. 

Mit  andern  Wörtern  als  de  gehen  sie  nur  selten  Verschmelzung 
ein  (questo y  Àppo!.  347  í?/  Alex,  c^ozd). 

Die  rait  a  beginnenden  Demonstr.  sind  der  Verschmelzung 
weniger  zugänglich,  weisen  sie  jedoch  mit  de  und  selbst  mit  á  nicht 
gänzlich  ab. 

Dagues  te  j  daquel:  Cid  i\^i;  MEgipc,  302;  Alex,  726^;  Fluzgo 
ly  a;  Atnadis  203  am,  —  Aquel  =  á  aquel:  aquel  rrey  de  Sevilla 
el  mandado  legava^  Cid  1222.  Aquellos  que  son  ensuciados  nin^ 
guna  cosa  non  es  limpia  y  Fluzgo  179«  m.  Llegaron  aquesta 
guerra  Altos  omnes  sin  duhdança^  AOtu,  2240  ab.  Vgl.  BDom, 
i-jb;  AOnc,  2303  í/;  RPal.  20g ò, 

3.  Abwerfung  des  Endvokals  ^vor  vokalisch  oder  konsonantisch 
beginnenden  Wörtern  ist  in  der  alten  Sprache,  namentlich  in  d(T 
Poesie,  nicht  ungewöhnlich.  Die  feminine  Endung  a  schwindet  selten 
vor  folgendem  a. 

Est  a  fio,  Cid  254.  En  aques  dia,  io.  290.  Vgl.  BSacr,  200  c; 
BLaur.  74 f/  Alex.  8a,  wod,  —  Aquel  agua.  Part.  I  S.  67 
Var.  1 .  Aquel  alma.  Pair.  409  a  m.  /  Bdef,  900.  Aquel  acusación.^ 
Conq,  34  ¿  ob. 

II.  Syntaktisches. 

1.  Das  Demonstr.  hat  seine  Stellung  vor  dem  Subst.;  soll  es 
dahinter  treten,  so  bedarf  das  Hauptwort  des  bestimmten  Artikels. 
Die  Wendung  ist  altspan.  selten  anzutreffen;  heute  gehört  sie  be- 
sonders dem  vertraulichen  Ausdruck  an  und  gibt  ihm  leicht  den 
Anstrich  des  Verächtlichen. 

Vedes  agora  la  frota  esta  Commo  sse  perdió  sin  ssu  danno, 
AOnc.  loSS  cd.  Caramba  con  la  tia  rapiña  estai  Clemencia  169  u. 
La  descocada  esa,  que  pide  mucho  y  no  agradece  nada,  ib,  1 38  ob. 
Vgl.  Chr estoni.  512  m.  FOro  IOC  u.,   120  u.,  361  m. 

In  Verbindung  mit  ambos  erscheint  das  Demonst  bald  vor 
bald  hinter  dem  Numerale. 

Estos  ambos  guerreros ,  BÄflg.tgia,  Estos  varones  ambos, 
BDV.  1540.  —  Ambos  estos  mir  agios ,  BMil.  2¡ga.  Ambos 
estos  defectos^  Guzman  tgga  u. 

2.  Für  das  Altspan.  beansprucht  auch  das  aus  latein.  Ule  ent- 
sprossene el  einen  Platz  unter  den  hinweisenden  Fürwörtern.  Deut- 
lich gibt  es  sich  als  solches  da  zu  erkennen,  wo  es  doppelt  gesetzt 
auf  verschiedene  oder  entgegengesetzte  Dinge  hindeutet.  Es  wird 
in  diesem  Sinne  adjektivisch  und  substantivisch  gebraucht. 

23* 


34^  B.   GëSSNER, 

Della  part  e  della,  auf  dieser  und  auf  jener  Seite,  Gif  1965. 
Della  e  della  part,  ih.  2079.  V^,  Alex,  I2^c,  585  ¿,  888^, 
974 f,   1057a/  J^oi'z  109 If. 

Ellos  y  ellos^  ellos — ellos  (otros):  diese  und  jene,  die  einen 
—  die  andern  :  ellos  e  ellos  prisìeron  grandes  dannos,  Alex,  303  d, 
Temiense  los  christianos  de  las  otras  mesnadas,  Ca  eran  ellos 
pocos  e  ellas  muy  granadas,  BMil,  436  ¿f.  Delias  fagan  açadas 
para  las  vynnas  lavrar,  E  de  las  otras  fagan  rrejas  para  panes 
senbrar,  FGon,  f^lbc.  Vgl.  Alex,  53 1¿,  1022  a,  1406^,  191 2  a, 
2026  ¿,  2408  </. 

Ebenso  wird  dellos  y  dellos^  dellos-dellos  gebraucht  und  zwar 
erhält  es  sich  in  dieser  Form  bis  ziemlich  spät  \  en  la  mi  casa 
se  crian  muchos  mozos,  dellos  de  grand  guisa,  e  dellos  que  lo 
non  son  tanto,  Patr.  391a  m.  Dellos  çahondan  e  están  en  grant 
priesa,  dellos  caen  e  vanse  les  las  bestias,  Caza  7  u.  Los  de  su 
parte  eran  destrozados,  dellos  muertos  é  otros  heridos,  Amadis  220  b 
ob.  Delias  pelan  sus  cejas  con  tenacicas  . .  deltas  buscan  las  doradas 
yerbas,  Celest.  31  ¿u.  Vgl.  Alex.  i2S'¡d;  Roiz  ii^ob;  Pulg. 
Letr.  2^,  150;  Cong.  ^2b  ob.;  Amadis  271a  u.,  318a  ob.; 
Celest.  45  a  m.  ;  Guev.  Ep.  51,  560;  Selva  472  ¿  ob. 

Das  Neutrum  dello  —  dello  nimmt  die  Bedeutung  „sei  es  — 
sei  es,  teils  —  teils,  entweder  —  oder**  an:  dexan  crescer  sus 
pecados  é  maldades,  dello  por  negligencia,  dello  por  poca  osadía^ 
dello  por  ganar  ó  no  perder.  Razonamientos  bei  Rios  VII,  568. 
Dello  le  pagò  en  dinero  é  dello  le  dio  prisioneros  en  pago^ 
Cr  Enrique  II  S.  24  b. 

Auch  aufserhalb  dieser  Doppelstellung  kann  man  in  vielen 
Fällen  geneigt  sein,  einem  begegnenden  eile,  ellos  demonstrative 
Bedeutung  beizulegen.  Freilich  ist  hier  meistens  schwer  zu  ent- 
scheiden, ob  man  es  mit  einem  wirklichen  Pron.  oder  mit  dem 
Artikel,  der  sich  altspan.  auch  in  dieser  Form  darstellt  (vgl.  Altleon. 
S.  17)  zu  thun  hat  £in  unzweideutiges  Beispiel  wenigstens  ist 
Alex,  loyiab  (et  buen  rey  Fr  can  delia  Tyro  era.  El  que  a  Salomon 
embiô  la  madera,  von  diesem  Tyrus  war  Yrkan  (Hiram)  König,  mit 
Bezugnahme  auf  die  vorhergehende  Strophe,  in  der  von  Tyrus  die 
Rede  ist)  Demonstrative  Kraft  verrät  sich  auch  in  Stellen  wie 
Fluzgo  198  b  ob.  (yo  non  dix  nenguna  cosa  deltas  por  arte  del 
mundo  ■=  ninguna  de  aquellas  cosas)  und  Roiz  i^2ga  (dixo  el  un 
ladrón  dellos)» 

3.  Este,  ese,  aquel  unterscheiden  sich  so,  dafs  este  und  ae  das 
dem  Redenden  und  das  dem  Angeredeten  Nahe,  aquel  das  beiden 
Fernstehende  ausdrückt.  Daher  kommt  es,  dafs  este  und  ese  so 
leicht  für  das  persönliche  oder  das  possessive  Pron.  der  ersten 
und  zweiten  Person  verwendet  werden. 

Sennor  ruega  por  esta  mesquina  peccadriz,  für  mich  arme 
Sünderin,  BDom.  öiga.  Salva  esta  mezquina,  esti  cuerpo  laZ' 
drado,   mich  Elende,  meinen  gequälten  Leib,   BMil.   146 f.  O 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.       349 

princesa  Duidnea,  señora  deste  cautivo  corazón^  Q^j»  I  y  2  S.  5. 
Vgl.  RPal.  397 ¿,  l^^f\  CelesL  lOa  u.,  22b  \x,\  Guer.  Civ,  567a 
m.  ;  Quij.  /,  52  S.  320.  —  Sennora  fija^  Para  esa  mano  hen- 
dicha  ^  bei  deiner  gesegneten  Hand,  Roiz  698 a¿.  Deseo  llegar 
á  iiy  codicioso  de  besar  esas  manos  llenas  de  remedio ^  deine  hilf- 
reichen Hände,  Celeri,  12  b,  11.  Abre  esos  alegres  ojos  y  mírame^ 
ib,  710  m.  Vgl.  Roiz  750c;  Amadis  4940  u./  Celes/.  55  ¿  ob., 
61  a  u. 

4.  Was  Diez  IIl^,  79  über  den  Gebrauch  von  eel  statt  des 
blofsen  Artikels  in  der  altfranz.  Poesie  bemerkt,  gilt  auch  von  dem 
span.  Demonstr.  Auch  dieses  büfst  seine  hinweisende  Kraft  leicht 
so  weit  ein,  dafs  es  sich  von  dem  Artikel  kaum  noch  unterscheidet 
Namentlich  die  volkstümliche  Sprache  bedient  sich  seiner  gern  so 
in  gewissen  Wendungen  ('por  esos  mundos  de  Dios  u.  s.  w.) 

Grani  alegreya  va  entre  esos  christ ianos^  Qd  797.  Vayamos 
los  ferir  en  aquel  dia  de  craSj  ib.  676.  De  que  in  que  vuestra 
merced  no  venia  ^  fiume  por  esa  ciudad  á  encomendarme  á  las 
buenas  gentes^  Lazar M,  85^  u.  Dejen  rodar  la  bola  del  mundo 
por  esos  aires  de  Dios,  Cart.  Mar.  6,  118.  Vgl.  BDom.  io6¿/, 
7 29  ¿7;  Roiz  325  c/  AOnc.  2i9¿/,  530«/,  2408 í/;  Celest.  17  ¿m., 
55  ¿  ob.,  590  u.  ;  Lazar M.  89  a  m.  (por  aquel  suelo)  ;  FGerd.  11, 
49  (por  aquellos  suelos). 

5.  Den  Gebrauch  des  Demonstr.  in  der  Bedeutung  eines  Subst. 
mit  einer  näheren  Bestimmung  (ceux  de  la  ville)  bespricht  Diez  III^, 
79.  Das  Span,  bedient  sich  in  diesem  Falle  sehr  überwiegend 
des  Artikels,  seltner  des  Pron. 

Los  de  myo  Cid,  Cid  35.  Los  de  Teca  e  los  de  Teruel,  ib. 
571.  —  Do  vos  dos  mill  cavcdleros  De  aquestos  de  Albotqyan, 
AOnc.  162^  ab,  Ochosienios  son  sin  falla  Estos  de  la  delantera, 
ib.   lòòòab.  Vgl.  ib.   1623  ¿/,   1635^/. 

6.  Ebenfalls  macht  Diez  a.  a.  O.  auf  den  pleonastischen  Ge- 
brauch des  Demonstr.  vor  einem  attributiven  Genitiv  (Gautier  eel 
de  Viane)  aufmerksam.  Das  Pron.  hat  hier  nicht  den  Zweck  einen 
Gegenstand  von  anderen  derselben  Gattung  zu  unterscheiden, 
sondern  hebt  ihn  nur  kräftiger  hervor  und  stellt  ihn  so  der  Ein- 
bildungskraft lebendiger  hin.  Auch  hier  ist  im  Span,  der  Artikel 
die  allgemeine  Regel. 

Myo  Cid  el  de  Bvoar,  Cid  550.  El  rrey  don  Alfonsso  el  de 
Leon^  ib.  3536.  Estrangilo  el  de  Tarso,  AppoL  435a.  Todos 
los  sacrificios  los  de  la  ley  primera,  BSacr.  22a.  Siguiendo  el 
messale  el  de  Sánela  Maria,  BMlg,  313  tf. 

An  Stelle  der  einfachen  Genitivbestimmung  kann  auch  ein 
relativer  Satz  treten.  Statt  das  Relativ  direkt  mit  seinem  Subst  in 
Verbindung  zu  setzen  unterbricht  die  lebendige  Darstellung  diesen 
Zusammenhang    und   bezieht    es   auf  ein  logisch  entbehrliches  De- 


350  E.   GESSNER, 

monstr.  Wird  in  diesem  Falle  die  relative  Verbindung  durch  el 
que  bewirkt,  so  ist  es  sehr  oft  zweifelhaft»  ob  man  in  el  den  das 
Relativ  begleitenden  Artikel  oder  das  zu  ihm  gehörende  Deter- 
minativ zu  sehen  hat.     Sicherer  sind  die  Beispiele  mit  aqueL 

Jo  a  Dios  me  acomiendo^  al  que  puede  e  val^  ich  empfehle 
mich  Gott,  ihm  der  helfen  kann,  BMlg,  551  <¿  Cambióse  del 
proposito  del  que  ante  tenie ,  ih  335  a.  Myo  Cid  Rruy  Diaz ,  el 
que  en  buen  ora  çinxo  espada^  Cid  58.  Assi  fue  destroyda  Tyro 
la  muy  preciada.  La  que  ovo  Genor  a  grant  mission  potada^ 
Alex,  loy  o  ab,  —  A  Dios  lo  prometo,  a  aquel  que  esta  en  alto, 
Cid  497.  Pongo  por  abogada  a  tu  madre  Santa  Maria,  Aquella 
que  dei  mundo  fue  acorro  e  lus  del  dia,  RPaL  401  ab.  Vosotros 
los  menores,  aquellos  á  quien  la  fortuna  tanto  poder  é  lugar  dia, 
Amadis  102  a  u.  Vgl.  Cid  929;  AppoL  655  í//  Ilde/.  992, 

7.  Sehr  gewöhnlich  tritt  im  Span,  das  Neutrum  des  Demonstr. 
oder  der  neutrale  Artikel  /o  mittels  der  Präposition  de  in  Ver- 
bindung mit  einem  Subst.  (Infinitiv),  um  das  einen  Gegenstand 
Betreifende  in  ganz  allgemeiner,  unbestimmter  Weise  zum  Ausdruck 
zu  bringen. 

Si  quisiéredes  saber  cómo  fué  esto  deste  senescal,  Patr,  435  3  u. 
Esto  de  facer  justicia,  C Sancho  \\\b  u.  Pensaba  entre  si  qué 
podria  ser  aquello  de  aquellos  cisnes,  Conq,  32  ¿  m.  Preguntáronle 
qué  cosa  era  aquello  de  los  reyes  de  las  insolas,  Amadis  203  b  u. 
En  esto  de  gigantes  hay  diferentes  opiniones,  Quij,  11^  i  S,  335. 
En  esto  de  casarse  las  hijas  de  familia.  Cart,  Mar,  75,  73.  — 
Lo  de  vuestras  fijas.  Cid  1768.  Non  te  viene  en  miente  en  Va* 
lençia  lo  del  león?  ib,  3330  u.  s.  w. 

Selbst  ein  ganzer  Satz  kann  in  dieser  Art  umschrieben  werden: 
en  lo  de  que  hubo  Cid  no  hay  duda,  in  betreff  der  Frage  ob  es  einen 
Cid  gegeben  hat,  herrscht  kein  Zweifel,  Quij,  I,  49  S.  307. 

Verwandt  hiermit  ist  der  Gebrauch  des  neutralen  Demonstr. 
zu  unbestimmter  Zeitangabe. 

A  eso  de  las  diez  de  la  noche  del  mismo  martes  se  tocó  al  arma, 
Guer.  Civ,  66 1  ¿z  m.    A  eso  de  las  cuatro  de  la  tarde^  ib,  680  b  m. 

8.  Zur  Vertretung  eines  früheren  Subst,  dem  eine  attributive 
Bestimmung  beigegeben  wird,  dient  alt-  wie  ncuspan.  der  Artikel 
oder  aquel  (la  cosa  prieta  no  es  tan  apuesta  como  la  de  otro  color^ 
Patr,  375 ¿  m.)  ^^  verdient  bemerkt  zu  werden,  dafs  der  Artikel 
und  das  Pron.  vor  der  attributiven  Bestimmung  zuweilen  unterdrückt 
wird.    Über  einen  ähnlichen  Vorgang  beim  Possess,  vgl.  dort  II,  13. 

Si  muere  sin  fabla^  áyanla  (la  cosa)  los  herederos  deste  muerto 
é  non  daquel  que  se  la  diera  (=-  e  non  los  daquel),  Fluzgo  84  a 
ob.  En  este  libro  se  pone  la  manera  del  cacar  con  los  f aleones  e 
su  conoscefiçia  ante  que  délos  acores  ^=  que  la  de  los  aç,).  Caza  8 
u.  Despues  desto  el  conyugal  (amor)  y  del  prójimo^  Alfar,  1933  m. 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONS IK ATI VPRONOMEN.        35 1 

Siendo  el  poder  de  los  moros    mayor,   por   haber  ires    veces   mas 
gente  y  que  de  los  crisiianos,   Guer,  Civ,  552  îï  u. 

g.  Dem,  was  Diez  IIP,  78  über  das  Demonstr.  in  der  Be- 
deutung eines  unbestimmten  Pron.  in  Vergleichen  sagt  {como  aquel 
que  wie  einer  der) ,  ist  an  dieser  Stelle  nichts  hinzuzufügen.  In- 
sofern im  Span,  sehr  gewöhnlich  auch  quien  diese  Funktion  aus- 
füllt, wird  der  Punkt  beim  Relativpron.  noch  einer  Erwähnung 
bedürfen. 

10.  An  der  den  romanischen  Sprachen  geläufigen  Zusammen- 
stellung des  Mase,  und  des  Femin.  pronominaler  Wörter  beteiligt 
sich  das  Span,  besonders  mit  aquel  und  dem  Personale  ¿l  nebst 
einer  Anzahl  andrer  Pronominalien. 

La  causa  dello  no  la  sabia  ninguno^  sino  aquellos  é  aquellas 
que  se  vos  ha  dicho ,  Amadis  123  ¿  ob.  Esta  arte  y  ejercicio 
excede  á  todas  aquellas  y  aquellos  que  los  hombres  inventaron, 
Quij,  /,  37  S.  231.  Vgl.  Roiz,  Cant,  de  los  EscoL  S.  28i¿  u.  ; 
Amadis  74¿m.,  84 a  u.,  5i6¿m. 

A  ellos  e  a  ellas    a  todos  das   mal  ramo^    Roiz  388  ¿.     Ella 

é  ellos  le    respondieron    muy  tristemente,    Conq.  85  0  u.     Ellos  y 

ellas  riquisimamenie  vestidos.  Alfar.  ^2^b  u.    Vgl.  AmcuUs  367  ¿ 
ra.;  Lazar L,   i2^b  u. 

Males  e  dannos  Que  /asen  muchos  e  muchas  a  otros  con  sus 
engannosy  Roiz  1 608  be.  Fué  gran  dolor  á  muchos  é  á  muchas, 
Amadis  63 ¿zu.    Vgl.  Amadis  273¿u. 

Cabalgaron  todos  é  todas,  é  fuéronse  al  castillo,  Amadis  297  a 
u.  Este  caballero  sea  amado  de  todos  y  todas  cuantas  le  vieren, 
ib.  425  ¿u.    Vgl.  Ríos  F,  448;  Amadis   139^  ob. 

Oh  quanto  s  y  quanta  s  han  perecido  y  de  cada  dia  peresçen  ! 
Hernando  de  Jalavera  bei  Rios  VII,  551. 

Llegaron  al  marco  donde  alti  addante  á  ninguno  ni  á  ninguna 
era  dada  licencia  de  entrar,  Amadis  ^6 2  a  ob. 

Selten  zeigt  sich  der  Plural  des  Demonstr,  auf  zwei  Subst  im 
Singular  bezogen.    Vgl.  Possess.  U,  7. 

Sabed  que  estos  Gandandel  é  Brocadan  vos  son  desleales  é 
falsos,  Amadis  i8o¿  u.  Aquellos  malos  Gandandel  é  Broccdan, 
ib.   182  ¿  ob. 

12.  Mit  dem  Personale  (vgl.  Personalpron.il,  11)  teilt  das 
Demonstr.  die  Fähigkeit  auf  einen  vorhergehenden  Begriff  zurück- 
zuweisen oder  einen  folgenden  anzudeuten. 

Recht  gewöhnlich  ist  Wiederaufnahme  eines  früheren  Subst 
oder  eines  Relativs. 

Sennor  que  a  sus  siervos  da  guatar  don  tal.  Essi  es  verdadero, 
BS  J.  ^Scd.  Los  logares  a  do  suele  cada  dia  usar.  Aquellos  debes 
mucho  a  menudo  andar,  Roa  ^gS  cd.  Vgl.  BDom,  Ò20Ò; 
BMlg.  \^']  ab  ;  Alex,   w^bc;  Roiz  15300^.  —  Lú  que  el  rrey 


352  E.   GESSNER, 

quisiere  i  esso  queramos  nosj  Cid  1953.  Quien  es  franc  e  ardido 
a  esse  tienen  por  cortés  y  Alex.  66  ¿.  Vgl.  Appo!,  Ò2SÒ;  BLoor. 
i^od;  AOnc,   log ed;  Patr.  427  ò  ob.;  J^Pat.   10^6 ed. 

Auch  das  Neutrum  des  Demonstr.  bezieht  sich  auf  einen  vor- 
angehenden Satz  zurück. 

Porque  estas  tierras  andavan  Tan  malas  entre  christianos^  Por 
aquesto  sse  alegravan  E  recreçian  los  paganos,  AOnc,  625.  Cómo 
es  e  porqué t  aquesto  me  paresçe  Salvo  que  Dios  lo  fase,  según/ 
que  omne  merece,  RPal,   loog cd.     Vgl.  AOnc,   iSoaò, 

Anticipierend  findet  sich  das  Demonst.  namentlich  als  Neutrum 
mit  Bezugnahme  auf  einen  folgenden  Satz. 

Desque  esto  vieron  las  aves  que  el  lino  era  crescido,  Patr,^'jbb 
ob.  Cuando  Gandâles  esto  vio  que  ponian  al  Doncel  del  Mar  en 
mano  del  otro,  Amadis  8¿  m.  Vgl.  MEgipc,  306//  BMlg,  iffoa^ 
S^^aò;  BLaur,  72  ab, 

13.  Über  die  Verbindung  des  Demonstr.  mit  einem  Possess, 
ohne  Subst  (esta  nuestra  sc,  casa)  vgl.  beim  Possess.  IL  10. 

Das  Demonstr.  steht  auch  bei  einem  Adjektiv,  zu  dem  ein 
vorhergehendes  Subst.  zu  ergänzen  ist.    Vgl.  Possess.  II»  li. 

La  loriga  é  las  hrafoneras   eran  aquellas   muy  preciadas    que 
trujiera   el  rey  Tihalt  de  Arabia ,    Conq,  95  a  u.    Fo    vos  loaria 
que    metiéndovos   en    otra    demanda    esta    tan  peligrosa    dejásedes, 
Amdis  95  ¿  ob.    Vgl.  Lazar  M,  86  ¿  m.;  Pairan,  132«  u. 
Dem  Adjektiv  kann  sich  auch  noch  ein  Possess,  beigesellen. 

Apacentando  mis  ojos  en  aquellos  hermosos  suyos.  Clareo  439  ^ 
m.  Este  hermoso  vuestro  (pecho),  este  mio  afligido  (ánimo),  Cerom 
Numancia  IV,  i, 

14.  Wie  das  Possess,  (vgl.  Possess.  II,  12),  so  gewinnt  auch 
das  Demonstr.  eine  selbständigere  Bedeutung,  wenn  nicht  ein 
früher  genanntes,  sondern  ein  dem  Sinne  nach  durch  den  Zu- 
sammenhang gegebnes  Subst.  dabei  zu  denken  ist.  Es  handelt 
sich  hierbei  in  der  Regel  um  mehr  oder  weniger  durch  den  Ge- 
brauch fixierte  Wendungen,  wie  z.  B.  heute  der  kaufmännische  Stil 
durch  esta  und  esa  mit  leichter  Ergänzung  von  plaza,  ciudad  den  Ort 
des  Schreibenden  und  den  des  Adressaten  bezeichnet  In  älterer 
Zeit  beruht  das  alleinstehende  Demonstr.  nicht  selten  auf  Ellipse 
von  batalla. 

Nos  vengaremos  aquesta  por  la  del  león,  Cid  17 19.  Por  essa 
passò  Peydro ,  en  tal  guisa  fo  quito,  BDom,  12*]  a.  Mas  negra 
fue  aquesta  que  non  la  de  Lar  cos,  Roiz  \o%\d,  El  buen  rrey 
esta  venció  Por  Dios  e  por  su  bentura,  AOnc.  2 ly y  cd.  Vgl.  AOnc. 
1772 íz,  2410^.  Sempronio,  de  aquellas  vivo  y 0^  Celes t.  12  b  oh. 
Cuantas  des  tas  deben  de  hacer  estos  burladores  entre  la  inocente 
gente  I  Lazar M,  89  ¿  m. 

1 5.  Wenn  sich  das  Demonstr.  auf  mehrere  Hauptwörter  bezieht, 
so  erzeugt  die  Auflassung  des  Sprechenden  eine  ziemliche  Willkür 


DAS  SPANISCHE  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRONOMEN.        353 

in  Bezug  auf  einmaliges  oder  wiederholtes  Setzen  des  Pron.  Die 
Sprache  befolgt  hier  das  beim  Possess.  (II,  14)  auseinandergesetzte 
Prinzip. 

Sind  die  Begriffe  verschieden  oder  sollen  sie  als  solche  auf- 
gefafst  werden,  so  ergibt  sich  Wiederholung  des  Pron.  (este  bien 
et  este  mal  es  tan  grande,  Patr.  S73^  ob.  Vuestro  amo  .  .  envíaos  esta 
espada  y  este  anillo  y  esta  cera,  Amadis  \\  a  m.). 

Dagegen  unterbleibt  die  Wiederholung  gern,  wenn  die  Be- 
griffe für  den  Gedanken  zusammengehören  (a)  oder  wenn  sie  syno- 
nym sind  (¿). 

ö.  Esta  virtud  é  bien  que  de  aqui  viene  á  todo  buen  cristiano^ 
CSancho  94  ¿  m.  Esta  tristura  é  miedo  é  peligro  en  que  agora 
estô^  Calila  50  a  ob.  Contóle  cómo  fuera  en  la  mar  hallado  con 
aquella  espada  é  anillo  en  el  arca  metido ,  Amadis  1 1  0  u.  Qué 
son  esas  estrañezas  y  esquividat ,  estas  novedades  y  retraimientos  ? 
Celes L  ^bb  ob.  Hasta  ver  en  qué  paraba  aquel  asalto  y  prisión 
de  su  amo ,  Quij.  /,  46  S.  289.  Ando  por  esos  montes  y  valles, 
bosques, y  peñas,  Cart, Mar.  67,  80.  —  Aber  auch:  non  recibe 
del  Papa  aquel  consejo  et  aqtulla  ayuda  que  debia,  Juan  Manuel 
305  a  ob.  Cómo  podiera  yo  excusar  este  dolor  é  esta  tristura^ 
Calila  5000b.     Estas  armas  et  esta  espada,  CSancho  263 ¿  u. 

b.  Estos  miedos  et  espantos,  Patr.  384 0  m.  Hablando  con 
aquella  reverencia  é  humildad,  Cr  Juan  II  S.  549  à  u.  Con  estas 
sospechas  y  temores ,  Guzman  7 1 6  ¿  u.  Esta  arte  y  ejercicio, 
Quij.  I ^  37  S.  231.  Esas  especulaciones  y  proyectos,  Cart,Mar. 
74,  40.  —  Aber  auch:  estos  miedos  et  estos  espantos,  Patr. 
384  0  m.  Aquesta  fuer?/!  grande  e  aquesta  valentia,  Rotz  184  a. 
Este  pecado  é  esta  alevosía,   Calila  57  ¿  m. 

Bemerkung.  Die  angeführten  Beispiele  liefern  zugleich  den  Beweis, 
dais,  wie  beim  Possess.,  die  Unterdrückung  des  Demonstr.  bei  dem  zweiten 
Subst.  durch  die  Verschiedenheit  des  Genus  und  des  Numerus  nicht  ge- 
hemmt wird. 

1 6.  Überflüssig  stellt  sich  in  der  älteren  Sprache  das  Demonstr. 
ziemlich  oft  statt  des  blofsen  Artikels  zu  einem  Subst.,  wenn  der 
Hinweis  in  genügender  Art  durch  ein  demonstratives  Fürwort  in 
dem  sich  an  das  Hauptwort  schliefsenden  Relativsatz  (0)  oder  dem 
davon  abhängigen  Genitiv  (¿)  bewerkstelligt  wird. 

a.  Si  home  quiere  mover  el  dedo,  conviene  que  mueva  aquellos 
nervios  (=  los  nervios)  que  mueven  aquel  dedo,  Juan  Manuel 
2g6a  ob.  Esta  alma  que  ha  esta  ventaja  .  .  es  criatura  de  Dios 
espiritual,  ib,  296  0  m.  Entonces  dijo  el  rey  de  los  cuervos  á  este 
cuervo  que  esta  labor  enderezó.  Calila  53a  ob.  Envió  luego  su 
mandado  á  los  moros  que  se  partiesen  de  aquel  castillo  do  aquellos 
pocos  cristianos  eran,  Conq,  23  ¿  u. 

b.  Noi  deve  dar  daquellas  cosas  mismas  daquel  culpado  (^  las 
cosas  mismas),  Fluzgo  iza  ob.    Mandó  traer  aquellas  cabezas  de 


354       ^  GESSNER,   D.  SPAN.  POSSESSIV-  U.  DEMONSTRATIVPRON. 

aquellos  sus  fijos ,  CSancho  1 1 8  b  m.  Estas  leyes  de  todo  este 
libro,  Part.  /S.  1 1 .  Fasta  que  se  fizo  conocer  con  aquella  mujer 
de  aquel  mancebo,  Patr,  411a  ob.  Lo  que  me  prometiste  en  este 
pleito  deste  falso  traidor,  Calila  37  ¿  u.  Diale  luego  la  voluntad 
que  ficiese  la  copa  de  aquel  oro  de  aquel  collar,  Conq»  ^2 a  ob. 
Estos  caballeros  é  pueblo  desta  vuestra  cibdad  vienen  aquí  ante 
vuestra  real  Majestad ,  Ptilg.  Letr.  16,  i.  Estos  señores  deste 
tiempo  mas  aman  á  si  que  á  los  suyos,  Celest,  14  a  m.  Pedían 
socorro  y  favor  para  hacer  aquella  prisión  de  aquel  robador  y 
salteador  de  sendas  y  de  carreras,  Quij.  I,  45  S.  284. 

£.  Gessner. 


Die  französischen  Wörter 

bei  Gottfried  von  Strafsburg. 

Die  Arbeiten  über  die  französischen  Wörter  im  Mittelhoch- 
deutschen und  über  das  romanische  Element  im  Deutschen  über- 
haupt leiden  an  dem  Umstände,  dafs  genügende  Verzeichnisse  des 
romanischen  Wortschatzes  der  einzelnen  Dichter  noch  nicht  an- 
gelegt sind.  Diesem  Übelstande  ist  es  zuzuschreiben,  dafs  z.  B. 
auch  die  schöne  Arbeit  von  Kassewitz*  einzelne  Lücken  aufweist 
Was  nun  die  Verzeichnisse  für  Gottfried  speziell  betrifft,  so  genügen 
etwa  die  in  den  Ausgaben  von  Hagen  und  Bechstein  nicht;  einzelne 
Wörter  sind  in  denselben  gar  nicht  angeführt,  andere  unrichtig 
citi  er  t ,  und  von  einem  vollständigen  Stellen  Verzeichnis  ist  schon 
gar  nicht  die  Rede.'^  Diesem  Bedürfhisse  sollen  die  folgenden 
Blätter  abhelfen.  Bei  der  Anfertigung  des  Wort-  und  Stellen- 
Verzeichnisses  ¡st  mit  gröfster  Genauigkeit  vorgegangen  worden. 
Nur  bei  allgemein  und  sehr  häufig  gebrauchten  Fremdwörtern,  wie 
z.  B.  äventiure  oder  huhurt  sind  nicht  alle  Stellen  citiert  worden; 
bei  den  anderen  ¡st  dagegen  möglichste  Vollstand¡gkeit  angestrebt. 
Dabei  ¡st  der  Grundsatz  befolgt  worden,  dafs  neben  die  Vers- 
zahl die  ganze  Stelle  in  der  Regel  nur  dann  gesetzt  wurde, 
wenn  sie  für  die  Bedeutung  und  den  Gebrauch  des  Wortes  be- 
zeichnend ¡st.  Wer  z.  B.  unter  harke  die  Worte  uz  der  harken  in 
daz  schiff  din  liest,  wird  sofort  wissen,  was  Gottfried  unter  harke 
versteht,  und  wer  die  unter  créature  angeführten  Stellen  durchsieht, 
erkennt  leicht,  dafs  der  D¡chter  die  Form  creature  nur  in  dem 
französischen  Satze,  die  andere  (creatiure)  dagegen  in  den  deutschen 
gebraucht.  Zu  bemerken  wäre  noch,  dafs  der  Arbeit  die  Ausgabe 
von  Bechstein  in  der  zweiten  Auflage  vom  J.  1873  zu  Grunde 
liegt.  Ma  9170'^  zeigt  an,  dafs  das  Wort  Ma  in  der  citierten  Zeile 
zwe¡mal  vorkommt. 

A. 

a  a/r.  Präp,\  2396  a  de  comant,  3200  a  boneure,  3856  a  de,  a 
de,  16704  la  fossiur' a  la  gent  amant,  17228  dasselbe^  ^^713 
als  =  a  les,   19048  dasselbe, 

*  Die  französischen  Wörter  im  Mittelhochdeutschen,  Straisburg  1890. 
^^  Auch  in  der  Dissertation  von  Lobedanz,  Das  franz.  Element  in  Gott- 
fried V.  Str.  Tristan,  Rostock  1878,  ist  keine  Vollständigkeit  angestrebt. 


356  R.  F.  KAINDL, 

adjût  Conj,  vom  a/r,  adjouster  beistehen'^  3135  deus  adjût 
allez  Imp,  vom  afr,  aller  gehen;  3204  allez  avant 
als  =  a/r.  a  les;   187 13  îsôt  als  blansche  mains,  19048  dasselbe, 
amant  ParL  vom  a  fr.  amer,  ameier,   s.  das  folgende  \    16704  gent 
amant,   17228  dasselbe. 

ameier  =  ajr.  lieben;  11990,  11991,  11992,  11993,  12998  l'ameier 
daz  waere  minnen,  12014,   120 19. 

ameier  =  afr.  buter;  11 999  Tameier  (— ■)  bitter, 
am  e  ir  en  deutsche  Bildung  vom  a/r.  ameier;    12069    anieiren  unde 
amûren,  149 14  ameirende  unde  amûrende. 

amie  =  a/r.  Freundin;   192 17  isôt  m'amie,  194 13  dasselbe. 
amie  =  dem  vor ?ur gehenden;  1 1492,  12977  amie  unde  amis,  171449 
18288  duze  amie,  19480  â  sûeze  amîe. 

amis  a/r.  ami,  amie;  2679,  8955  der  jungen  kûneginne  amis» 
12163  ir  trabte  phlac  nach  ir  trûtamîse,  12 166,  12689,  12965 
si  diende  ir  ...  an  Tristand'  ir  amîse,  12977  amîe  unde 
amis,  13131,  13329- 

amûr  ^  a/r.  amour,  amur;   1360  lêal  amûr. 

amûren  deutsche  Bildung  vom  vorhergehenden;  12069  ameiren  und 
amûren,  149 14  ameirende  und  amûrende. 

avant  =  a/r.  3204  allez  avant. 

âventiuraere;  9238  ein  âventiuraere,  der  ouch  nach  âventiure  reit 
âventiure  afr.  aventure;   151,    166,    246,  319,  342,  735,   919, 
und  sonst  sehr  o/t. 

B. 

Baltenaere  a/r.  pal  tonier,  pau  tonier,  mlat.  paltonarius,    Wall/ahrer\ 

15636. 
b anekle  vergi,  banken;  410  durch  banekîe,  8061  das  was  ir  banekte, 

11663  durch  banekîe,   17 156,  17273. 

banier  a/r.  baniere;  4578,  4776,  4797,  5577  mit  fliegenden 
banieren,  5582  da  jagete  banier  unde  banier,  I5589  lant- 
baniere. 

bank  en  vom  rom.  banicare,  sich  er  lustigen;  21 10  hie  bankete  er 
sich  ofte  mite,  8026  hie  bankete  sì  ir  sinne. 

bark  e  afr,  barge;  51 15,  7345  ein  barken  unde  ein  schiffeltn, 
7429  ûz  der  barken  in  das  schiffelîn. 

bar  un  a/r.  baron,  barun;  4050  von  rittern  und  barûnen,  5959» 
8595  lantbarûne,  8637,  ^688  lantbarûne,  9680,  9702,  9765, 
11079  ritter  und'barûne,  11 191  'dasselbe,  11374  rittern  und 
barûnen,  12549  lantbarûnen,  13111,  13292,  13466,  15478 
lantbarûne,  15536  dasselbe,  15638  dâ  was  vil  barûne,  pfaffen 
unde  ritterschaft,   192 13  frouwen  und  barûne. 

bataljen  vom  a/r.  bataillier,  bataille;  385  bataljen  unde  strîten. 
batêle  afr.  batel  Boot;  12532  in  zwein  batêlen. 


DIE  FRANZÖSISCHEN  WÖRT^Ä  BEI  GOTTFR.  V.  STRASSB.         357 

bêâ,  bêâs  a/r,  beaus,  beax;  2395  béas  Tristant,  2679  bêâs  amis, 
3352  bêâs  vassal,  3362  Tristan,  Tristan  li  Parmenois,  cum 
est  bêâs  et  cum  cûrtois,  107 21  â,  bêâ  dûz  sir,  13301  bêâs 
harpiers. 

becroieren  a/r.  crier  ru/en,  beschraen,  ausrufen \  5060. 

bêle  afr,  bel;  741  la  bêle,  3138  juvente  bêle,  8075  la  dûze  îsôt, 
la  bêle,  9170,   10206,  10233,  I3I39»  18288.  19036,  19291. 

be  nie  vom  afr,  bénir  segnen\  2683  de  benîe,  iç^to  dasselbcy  18998 
dasselbe, 

bienvenjanz  afr.  bien vaingnant  willkommen  ;  16191a,  bien venjanz, 
gentil  Tristan. 

birsen  a/r.  berser,  mlat.  bersare;  21 16  birsen  unde  jagen,  18688 
turnieren,  birsen  unde  jagen. 

bl  anse  he  afr.  blanc;  187 13  îsôt  als  blansche  mains,  19048  das- 
selbe. 

blîât  afr.  blïalt,  bliaut  golddurchwirkter  Seidenstoff \  15203  purper 
unde  blîât,   181 53  dasselbe. 

blunde  afr.  blont,  blonde;  9170  ma  blunde  îsôt,  ma  bêle,  12563 
îsôt  la  blunde,  18472  diu  blunde  îsôt,  19030  ich  hân  îsôte 
funden  und  ie  doch  nicht  die  blunden. 

bon  eu  re  vom  afr.  biëneure;  3200  a  boneure  (=  ,4nit  guote"  3201). 
[briev  in  der  Bedeutung  von  Liebeslied  (pro v.  braus)  direkt  entlehnt} 

8143  briev'  und  schanzûne  tihten.] 
brünieren  yri?«^.  Bildung    vom    deutschen    brun,   glänzend  machen \ 

6615  er  (der  heim)  was  ab  gebrunieret 
buhurdieren  afr.  bohorder;    617,  5052  gebuhurdieret  unde  ge- 

riten  wart  da,  5059. 

buhurt  afr.  bohourt;  650,  684,  731. 
buzele  afr.  pucele;  742  dit  la  buzêle. 

C.  K. 

Calzedôn  10975  saphîre  und  calzedône. 

kastei  afr.  chastel;  1642,  1646,  2154,  3155,  3157,  5191.  5206, 
5275,  6021,  16099,  lözgz,   18726,  1877 1  18886. 

kastei  an  P/erd  aus  Castilien,  vergi,  spanjôl  ;  5364  ûf  kastelânen 
vil  ritter. 

ciel  at  afr.  ciglaton,  mlat.  cyclus,  çyclatum  golddurchwirkter  Seiden- 
stoff;  II 106,   11122. 

comant  vom  afr.  comander  anvertraun\  2396  tun  cors,  ta  vie  a 
de  cornant 

condewieren  afr.  cunduire  geleiten\  3327,   m 60  si conde- 

wierten  sounder  in. 

contenanze  afr.  contenance  Haltung;  6493  mit  fierer  contenanze. 
conterfeit  vom  afr.  contrefaire  nachmachen^  Gegensatz,  Nachahmung, 

das  falsche',  5079  diu  zwei  conterfeit,  10263  ^®  widerwarten 

conterfeit,   12309  ein  bœse  conterfeit 


350  R.  F.  KAINDL, 

cordieren  a/r.  coxáex  òesaùen;  131 26  eine  rotten  ...  ze  wünsche 

gecordieret. 
cors  =  (2/r.  ;  2396  tun  cors,  ta  vie  a  de  cornant, 
covortiure  a/r.  couverture  Decke,   Pferdedecke \   4578  baniere  und 

covertiure,    7027    durch   die    covertiure   er   sluoc  Tristandes 

orse  abe  den  buoc,    18794    die  brâhten  ime  an  einer  schar 

fünfhundert  covertiure  dar  (  Teil  statt  des  Ganzen  =  Ritter). 
creatiure,  créature,  afr,  creature;  3268  si  duze  creature,  3270 

so   süezer   creatiure,    10859    dirre   man    der  ist   ein  manlich 

creatiure,  17447  dehein  creatiure  als  uz  erkoru. 
krisolit   II 140  krisoliten  und  rubine, 
crôieren  afr.  crier  ru  fen  \    5578    da  wart  michel   crôieren,    9168 

punierende  crôieren. 
cuire  afr,  cuir  Haut\    3021,    3025,    3026  von   cuire  so  ist  curie 

komen  {s,  curie),  3 181. 
cum  afr,  com,  cum;  3362  cum  est  béas  et  cum  cûrtois. 
cumpanie,    companie    afr.   compaignie;    2684   si    sainte   com- 

panîe,!   2994,  4814,  5128,  5308,  5601,  8807,  9418,  10477, 

10865,   1 1 168,   16619,  16624»  16632. 
cumpanjûn  afr,  cumpaignun;    5463,    8596,  8638,  9766,  11 192, 

1 1373»   13465,   15769. 
kuppeln  /¿7/.  copulari  ;  3441  kuppelten  ir  hunde. 

curie  afr,  cuiriee,  im  Sir  Tristran  I.  46  quirré,  vergi,  cuir;  2959, 
2960,  2963,  2993,  3017,  2020  ez  heizet  curie  umbe  daz, 
durch  daz  ez  ûf  der  cuire  lit,  3024,  3026  von  cuire  so  ist 
curie  komen,  3314,  3472. 

cûrtois  a/r.  courtois  höfisch;  2395  courtois  Tristant,  3237,  3276, 
3362,  3614  de  la  cûrtoise  Tispé. 

cûrtôsîe  afr.  courtoisie;  2294  alsolher  cûrtôsîe  der  treip  er  vil. 

D. 

Damo  i  sé  le  afr,  damoisele;  9169  schevelier  damoisêlc  (jjergl,  bet 
schevelier). 

dan  afr,  dant,  dam,  iat,  dominus,  Don\  3751  der  marschalc  dan 
Rûal,  3755  Dan  Rûal  li  foitenant,  3793  der  werde  dan  Rûalt, 
4498  der  getriuwe  marschalc  dan  Rûal. 

de  afr,  Präp,\  3614  huob  . . . .  an  einen....  leich  de  la  cûrtoise 
Tispé,   12564  marveil  de  tu  le  munde. 

dé,  déû,  deus  afr,  deus,  deu,  dex,  des;  741  de  vus  sal,  2396 
a  dé  comant,  2679  déû  sal,  2683  dé  berne,  2960  dasselbe^ 
3135  deus  adjût,  3158  dé  te  sal,  3257  deus  sal,  3267  dé 
duin  duze  aventure,  3351  déû  sal,  3352  dasselbe,  3856  â  dé, 
â  dé,  4025  deû  sal,  13 137  dé  us  sal,  13301  dé  te  saut, 
18998  dé  benie. 

*  Nur  in  dieser  franz.  Stelle  ist  die  Wortform  mito;  in  allen  anderen 
Stellen,  die  aufser  cumpanU  kein  Fremdwort  aufweisen,  steht  das  Wort 
stets  mit  u. 


DIE  FRANZÖSISCHEN  WÖR'^^H  BRI  GOTTFR.  V.  STRASSE.  359 

discantoit  yir.  Prä/,  von  discanter  (chanter)  secundieren,  die  zweite 
Stimme  singen;   17375  diu  da  schantoit  und  discantoit. 

dît  Prät.  vom  o/r.  dire  =  dixit  ;  742  „merzî!"  dît  la  buzêle. 
driakel  gr,,  lai.  theriacum,   Theriaky  im  Sir  Tristran  II.  37   treacle; 

9440  driakel  nam  diu  wîse  dô  . . .  und  flôzte  im  der  also  vil 

în,  biz  daz  er  schwitzen  began. 

drue  a/r.    Wort  (drue)  deutschen  Stammes^    Traute;   192 17  isôt   ma 

drue,   1 94 1 3  dasselbe, 
duc  =  a/r.\  332  liduc  Morgan, 
duin  =  Conj.  donne   von  a/r,  doner,   geben \    3267  dé  duin  dûze 

aventure. 

dûze,  dûz  a/r.  dous,  süss\  3267  dûze  aventure,  3268  dûze  créature, 
8075  la  dûze  isôt,   1072 1   béâ  dûz  sir,  18288  dûze  amie. 

E. 

En  Präp.\  192 18  en  vus  ma  mort,  en  vus  ma  vie;  194 14  dasselbe. 
enbrazieren  a/r.  embrasser  umarmen \  4327  mit  armen  enbrazieren. 
entschumpfieret  vom  a/r.  desconfire,  beendigen^  besiegen  {^gebildet 

mit  Anklang  an  schumpfen ,  schimpfen)  ;    1 89 1 7   der  strît  .... 

entschumpfieret  wart. 

est;  3362,  5488. 

et  Conj.',   3138,  3257,  3362,  3752. 

F.  V. 

Vassal  =  a/r.\  3352  bêâs  vassal. 

faitiure  oder  fei  ti u  re  a/r.  faiture  =  factura,  Einrichtung^  Schmuck; 

4577  kleit  und  ander  ir  feitiure,  6652  diu  ûzere  faitiure. 
(ge)feitieren  vom  a/r.  faire  machen,  schmücken  (vergi,  das  vorher- 

gehende    Wort);    670  decke...  sus  unde  so  gefeitieret,    2222 

ein    schâchzabel  . . . .  ze   wünsche   gefeitieret,    10847    wie    er 

sich gefeitierte  alse  wol. 

vie  =  a/r.;  2396  tun  cors,  ta  vie,   192 18  en  vus  ma  mort  en  vus 

ma  vie,   194 14  dasselbe. 
fier  =  a/r.  stolz;  6493  mit  fierer  contenanze. 
fi  gieren  a/r.  figurer,  bilden,  vorstellen,  treffen  (figere);  4624  wie  er 

(Hartman  der  Ouwcere)  mit  rede  figieret  der  âventiure  meine, 
figiure  ¿t/V.  figure;  6651   ze  ritters  figiure,  10860  sîn  wat  und  sin 

figiure  die  schephcnt  wol  an  ime  den  man. 
vil  lis  vom  la  t.  villosus  =  der  Rauhe  ^  Behaarte  {nach  Bechstein)  oder 

vom  /r.  filou  =  der  Spitzbub    {riach  Hagen);    15926   ein    rìse 

Urgân  li  vil  us,    160 14  heize  ich  Urgân  li  vilûs,    16241 

ich  schluog  Urgânen  li  viliu. 
violate  veilchen/arbner  Stoff  ;   m  2  5 . 
gcfloitieret  /r.    Etymologie    nicht  sicher^    wellen/ormig   ausgezackt 

{vergi.  Bechstein,    Tristan  II ,    S.  29,  Anmerk.)   10924  bî  zîlen 

geíloitieret. 


360  R.  F.  KAINDL, 

flôrîe  afr.  flor;   17389  der  bourne  flôrîc. 

foi  tenant  von  a/r,  foi  =  Treue  und  tenir  =  halten ,    also   der  Ge» 

treuem   467  Rûâl  li  foitenant,    1.592    dasselbe ^    1640    dem   ge- 

triuwen  Foitenande,  2022  Foitenant,  3752  der  marschalc  dan 

Rûal  li  foitenant  et  li  leal,  3755  Dan  Rûal  li  foitenant,  4319 

Rûal  li  foitenant. 
folate    etymologisch    unklar,    eine    Gesangsweise \    8078    schanzune, 

refloit  und  folate, 
voluntiers  =  ö/r.  gern\  361 1  mû  voluntiers. 
fossiure  a  fr.  fossure;    16704  la  fossiur'  a  la  gent  amant,  16708, 

16930,    17062,    17073,    17076,    171 14,    17140,    17228    la 

fossiur*  a  la  gent  amant,   17229,   17311,   17431,   17438,17468 

minnenfossiure,   17647. 
frai  n  s  wol  vom  a/r,  franc  =  edel  {vgl,  18742  der  h  o  ve  s  eh  e  Kaedîn) 

<?í/ifr  =  Francus;!    187 14  Kacdin  li  frains. 
gefranzet  gefranstl  mit  Franze   =  Frankreich   zusammenzustellend 

vergi,  Bechstein,   Tristan  11,  S.  28  Anmerk,;    10909   gefranzet 

und  geenget, 
f  untan  je  a/r,  funteine;    16742  da  flôz  ein  funtânje,    ein  frischer 

kûeler  brunne,   17349  zer  funtânje  ûf  Tristandes  plânje. 
furke  a/r,  fourque,  lat.  furca;  2935,  2938  fiirk'  unde  zwisele  deist 

al  ein,  2946,  2953,  2956. 
furkîe   vergi,   das  vorhergehende  \    2924,    2925,  2936  eine  zwisele 

hiu  er  an  die  hant,  daz  die  da  furke  nennent,  die  die  furkîe 

erkennent,  2951,  2955,  3181,  3301,  3471,  3482. 
VÛ,  vus  a/r,  vus;  741   de  vus  sal,   13137  de  us  sal,   19218  en  vus 

ma  mort,  en  vus  ma  vie,   194 14  dasselbe, 

G. 

Ga  land  er   fr,  calandre  Haubenlerche  \     16895    diu    zîse    und    der 

galander,   17358  galander  unde  nahtegal, 
galopieren  a/r,  galoper;  8951   fliehende  galopieren. 
gar  zun  a/r,  garçon;  5057  daz  sulen  die  garzane  sagen, 
gent  =  <{/>.;   16704  la  fossiur' a  la  gent  amant,   17228  dasselbe. 
gentil  =  a/r,\  3353  gentil  rois,  13302  gentil  scheveliers,   16191 

gentil  Tristan, 
gimme  Az/.  gemma;  1906  und  rehter  gùete  ein  gimme  was,  167 16 

mit  gimmen  wol  gewieret. 
gioie  a/r,  glai,  glaie  Aglei\   11 126  ebenbrûn  der  gloien  blate. 
glose  a/r,  glose  =  lat.  glossa;   4687    daz  wir  die  glose  suochen. 
gorge  /r,   gorge  Gurgel  \    2gS2  rik  unde    gorgen    schneit   er  sa, 

9213  ze  dem  gorgen  in. 
gran  a/r,  graine  Scharlach/arbe ;  15831  röter  danne  gran. 

H. 

Harpiers  a/r,  harpeur;   13301   bêâs  harpiers. 

'  Nach  Bechstein  Tristan  II.  S.  276  Anmerk.  kann    auch    an  fraxinus 
gedacht  werden. 


DIE  FRANZÖSISCHEN   WÖRTER.  36 1 

I. 

lâchant;   10974  Smaragde  unde  jachande. 

il  afr.  Personale \  5488  il  est  mort. 

istôrje  afr,  istoire;    448  ouch  saget  di  istôrje  von  im  daz,  5884 

als  ich    an  der  istôrje  las,    15919    als    uns    diu  wäre   istôrje 

seit,   18696  als  di  istôrje  saget. 

justieren  =  tjostieren,  vergi,  tjoste,  afr,  joster;  618  dise  sähen 
buhurdieren,  jene  ander  justieren. 

juvente  afr,  jovent;  3138  juvente  bêle  et  la  riant 

L. 

La  afr,  Artikel\  741,  742,  3138,  3614,  80752,  11990  lameier, 
II 991  dasselbe^  ^9992  dasselbe^  ^9993  dasselbe ^  19998  Ta- 
meier,  19999  l'ameier,  la  meiri,  120 14  lameier,  120 19  das- 
selbe^  12563,   16704^   17228^   19036,  19291. 

laisieren,  leisieren  afr,  laissier,  das  Ross  mil  verhängten  Zügeln 
laufen  lassen \  2 107  turnieren  und  leisieren,  6752  hin  unde 
her  laisieren. 

lâzûr  Blau\   15833  gelich  lâzûre. 
le  afr,  Artikel \   12564  marveil  de  tu  le  munde, 
leal  afr,  leal,  loial,  lai,  legalis,  loyal;   1360  leal  amûr,  3752  Rûal 
li  foitenant  et  li  leal. 

li  afr,  Artikel-,  332  liduc,  467,  1592,  3361,  3752*»  3755»  43^9» 
15926,   16014,   16241,   18714. 

lois  afr,  loi  Sitte \  5999  lois  unde  lantreht. 

lumbele  lai,  lumbus  Nieren  \  2941  netz  unde  lumbele  schiet 
er  dan. 

M. 

ÌAdi  afr,  Possesiv-,  9170^,  (13137  messire),  192 172  ma  drue,  m'amie, 
192 182,  194 132  ma  drue,  m'amie,  194142. 

mains  Plur.  vom  afr,  main  Hand\  187 13  îsôt  als  blansche  mains, 
19048  dasselbe, 

mangerìe  afr,  mangier  Essen;  16826  diu  geliebe  massenie  diu 
was  ir  mangerìe,   17274  durch  mangerìe. 

maniere  =  ö/r.;  4572  in  ir  maniere,   12672  von  guoter  maniere, 
marnsere  »;i¿/ märnaere  miai,  marinarius;  7396,  8699  knekte  und 
mamaere. 

mars  chalk,  marschalkìn  a/s  Titel  Ruais  und  saner  Gemahlin 
sicher  direkt  entlehnt  =  fr,  xmxechaì;  464,  1587,  1799,  1821^, 
1873,   1892,   1902,   1929,   1952,   1953,   1977,  3751   u.  öfters. 


*  Das  Wortspiel  fameür  (Liebe),  Vameier  (bitter)  und  la  meir  (Meer) 
konnte  nur  bei  völliger  Verschmelzung  der  Artikel  mit  den  Substantiven 
zustande  kommen.     Vergi,  liduc  332  und  srtmunt  12220. 

Zeitsohr.  f.  rom.  PUI.XYIL  24 


362  R.  F.   KAINDL, 

marschandîse  afr,  marchëandise  Kaufmannschaft^  4353. 

marschant  afr,  marchëant  Kaufmann;  3128. 

mar  ve  il  afr,  merveille    Wunder  ;  12564  marveil  de  tu  le  munde. 

m?iS^QnÌQ  afr,  msAsnie  Ingesinde^  Gefolge;  2923,3258,  3481,4164, 
5012,  5173,  5579,  10581,  11217,  11491,  16631,  16825, 
16905,  17143,  18416,  18786,  18903,  18935  lantmassenîe 
(per gl,  495  lantgesinde). 

me  h  nie  afr,  maignye,  andere  Form  des  vorhergehenden  Wortes; 
3257  deus  sal  roi  et  sa  mehnîe. 

me  ir  <7/r.  meir,  mer  Meer;   11999  la  meier  (=:)  mer. 
melodìe  afr,  melodie;  4813  der  minnen  melodìe, 
mergrieze  lat,  margarita  Perle;  4670  stoubine  mergriezen. 
merlin  lat,  menila  Amsel;  16893  diu  troschel  unde  daz  merlin, 
mêrzî  afr,  merci;    742,    3353,   10206,    10208,    10209,    10233*, 

13 139»  13302. 
merzien  afr,  mercier;  3358  dò  wart  gemerzîet. 
me  s  sire  s,  sire. 

mixture  lat,  mixtura;   15834  oben  was  ein  mixture  gemischet 
morali  tei  t  ajr,  moralité   Belehrung^    Sittenlehre;    8008,    8023   ez 

enlére  sì  morâliteit. 

mort  Adj,  =  afr,;  5488  il  est  mort,  9245  ros  unde  man  ist  allez 

mort 
mort  Suòst.  =  afr.;   192 18  en  vus  ma  mort,  en  vus  ma  vie,  19414 

dasselùe, 
mû  ¿^yV.  moût,  mut,  muli  =  lat,  multum;  361 1  mû  voluntiers. 
munde,   munt  a/r,   munt,  monde    Welt;    12220  setmunt  =  </i>^^ 

Welt;^  12564  marveil  de  tû  le  munde. 

N. 

Nâtiure  afr,  nature;  3243  diu  natiure  zôh  in  dar;    11638  wider 

der  nâtiure,   17972  und  ez  diu  nâtiur'  an  in  frumet 
Nos  ter  afr,  nostre;  5488  noster  sires. 

O. 

Occene  von  occidens  oder  von  oceanus,  vergi,  die  Anmerkung  bet 
Bechstein  Tristan  IL  S,  277;  18736  in  al  den  inseien  ... 
die  wider  Occene  sint  gewant. 

Organieren  «/r.orgener  vom  mlat,  orgam. Orgel,  orgeln,  musiaeren; 
4803  wie  spaìhe  s'organieret  ;  17359  galander  und  nahtegal 
die  begunden  organieren. 

P. 

Palas  afr,  palais  = /¿z/.  palatium;  3229  nu  was  diu  rote  iezuo 
komen  vür  den  palas  an  die  tur,  7257  si  fuorten  in...zeiii 
palas,   1 1 151   da  er  zem  palas  in  gie,   11363  alsolhes  spottes 

^  Vergi,  meinen  Aufsatz  zu  Gottfried  in  der  Germ.  1892,  Abschnitt  IIL 


DIE   FRANZÖSISCHEN   WÖRTER.  363 

wart  da  vil  getríben  über  den  palas,  11372  der  kûnic  sehe 
in  den  palas,  13531  sus  liez  er  allez  hiñe  gân  ....  durch 
den  palas,  14302  kemenâten  unde  palas  da  enkom  er  niemer 
in,   16541  vûr  den  hof  in  den  palas. 

palmâtside  Seide  von  palmât?;    15888. 

panza  a  fr.  pance  Bauch  ^  Magen  \  2907  dar  nach  (schriet  er)  den 

panzen  ûf  den  pas  {s.  dieses),    3007  dar  nach  (sneit  er)  den 

panzen  unde  den  pas. 

pap  e  gân  a/r.  papegay;   10999  gestreichet  {glatt)  aise  ein  papegân. 
parât  afr,    barat  Betrugt     Wechsel  =  \^^i]   zwîvel;    874  in    hsete 

wol  beworrenheit  in  wunderlich  parât  geleit,   1 1588  mit  parât 

und  mit  kûndekeit. 

parrieren  afr,  parer  abstechen  machen,  mit  abstechenden  Farben  unter- 
scheiden^  schmücken  ■=  untersniden;  669  gevôhet  und  ge- 
parrieret. 

par  ti  erse  re  a/r.  barateur  {vergi,  oben  parât)  Betrüger;  8350  der 
partieraere,  wie  kan  er  gesehendiu  ougen  blenden. 

pas  =  a/r,f  lai.  passus  =  mazganc?  vergi,  panze;  2907,  3007. 

pastúrele  eine  Dichtungsart)  8076  si  sane  ir  pastúrele. 

pavelûne  a/r.  pavellon;  5350  ûf  einer  waltriviere  ....  wären  pa- 
velûne  unde  hüten  ûf  daz  gras  geslagen,  5586,  1327 1  an 
daz  stat  was  ime  gesät  ein  pavelûne,  13291  und  kom  zer 
pavelûne,   133 16  disiu  pavelûne  {Nom,  Sing). 

pensieren  a/r.  penser;   12071  trabten  und  pensieren. 

petit  =  a/r.\  14244  Melôt  petit  von  Aquitân,  [15801  sin  hundelîn 
Petitcriu,  15906  dasselbe f  16230  dasselbe ,  16242  dasselbe^  16261 
dasselbe^  16322  petit  Melôt,  [16662  Hiudanen  niht  Petitcriu]. 

piel  le  miai,  pallidum  :  662  von  pfelle  und  von  zendâle,  2546, 
II 127,  II 130,  16347  ein  richer  pfelle. 

plan  je  afr.  plaine;  16741,  16750  liebte  bluomen,  grüene  gras,  mit 
den  diu  plânje  erliuhtet  was,  17 165  da  er  hin  ûf  die  plânje 
fi^ß»  17350  ûf  Tristandes  plânje. 

plectrûn  lat.  plectrum  Stimmschlüssel:  3556  sus  nam  er  sînen 
plectrûn,  nagel  unde  Seiten  zôher. 

ponder  a/r.  poindre  Anrennen,  Stoss;  15 191  den  ponder  und  die 
rîterschaft 

prâerîe  a/r,  praërie;  17 155  diu  kûele  prâerîe,  17390  diu  liebte 
prâ^e. 

prisant  a/r.  presant;  3050  und  bringet  iuwem  prisant,  6003  daz 
zinsreht  unde  disen  prisant,  7124  die  senden  ime  den  prisant, 
7149  den  jaemerlîcben  prisant. 

prisanten    vom  vorhergehenden  oder  vom    a/r.  presanter;  3054  wie 

man   den    hirz  prisanten   sol,    3055    prîsantet   in   ze    rehte, 

3299  geprisantet. 
geprûevieren  vom  deutschen  Fr(7r/gepräeven[4582],  zu  recht  machen; 
4975  sus  kunnen  geprûevieren. 

24* 


364  R.  F.  KAINDL, 

puneîz  a  fr,  poìngnis  =  pugna  ;  6753  und  wären  sin  puneize  in 
dem  emestkreize  so  ringe. 

punieren  afr,  pugner  =  pungere,  vergi,  das  vorher gehefide\  6751 
rîlîche  gân  punieren,  9167  und  lie  hin  gân  punieren,  9168 
punierende  crôieren. 

pur  per  afr,  pourpre;   15203  purper  unde  blîât,   18 153  dasselbe, 

Q. 

Quartier  =  afr,\  2802  sô  daz  der  vier  quartiere  deheinez  iht  vil 
grœzer  si,  3001  nû  wären  der  quartiere  von  dem  herzen 
viere,  3308  daz  ich  niemer  hirz  noch  tier  gebouwen  wil  in 
vier  quartier. 

R. 

R  ef  loi  t  ö/r.  reflet,  Lieder gattung  mit  Re  fr  ain^  Refrain  \  22g^  refloit 
und  starapeme,  8078  schanzûne,  refloit  und  folate,  17376  ir 
schanzûn'  unde  ir  refloit,  192 16  und  sang  ie  diz  refloit 
dar  in. 

liant  Par/,  vom  a/r,  rire  lachen  \  3138  juvente  bêle  et  la  riant,  diu 
schœne  jugent,  diu  lachende. 

rib  alt  a/r,  ribault  Landstreicher]  3794  alsam  ein  art  ribalt 
rivage  =  ö/r.  Ufer;   15925  und  haete  ûf  der  rivâgen  hûs,  16013 
diu  rivâg'  ist  min  hûs. 

riviere  =  a/r,  \^Bach\  Au,  Wiese \^  534^  ûf  einer  waltriviere,  16888 
diu  rivier*  unde  der  brunne,  17 108  ich  hân  ....  dem  vögele 
unde  dem  wilde  ....  über  manege  waltriviere  gevolget. 

rois,  xo\  =  a/r,]    3257  deus  sal  roi,  3353  gentil  rois. 

rotruwange  a/r,  rotruenge;  8077  rotruwange  und  ir  rúndate. 

rotte  a/r,  rote,  vergi,  rot(t)ieren;  3207  und  als  diu  rote  gar  în 
kam,  3228  nû  was  diu  rote  iezuo  komen,  5573  an  ir  rotte, 
6877  daz  ez  ein  oflener  strit  von  zwein  ganzen  rotten  was, 
6895,  6989  ir  rotte  und  ir  geselleschaft,  7002,  7238. 

rotte  a/r,  rote  Musikinstrument \  11365  ir  ^%q  unde  ir  rotte,  13 123 
über  sinen  rucke  fuorte  er  eine  rotten,  13 146,  13 166  rotten- 
spil,  13176,  13213,  13280,  134 18  rottenspiel,  \ ^¿^^2  dasselbe^ 
16284. 

rotten  vom  vorhergehenden  oder  vom  a/r,  roter,  au/  der  Rotte  spielen  ; 
3675  harphen  unde  rotten,  7569  dasselbe^  13191»  13209  ich 
rotte,   13449  durch  harphen  oder  durch  rotten. 

rot (t)i eren  vergi,  das  i.  rotte,  in  Rotten  einteilen \  3205  sus  rîten 
sì  gerotieret  in  zwên'  unde  zwcne,  7005  hie  begunden  sì  sich 
alle  geliche  rottieren,  viere  wider  vieren. 

^  Bei  Gottfried  kommt  das  Wort  nur  in  den  Bedeutungen  Aue,  Wiese 
vor,  niemals  steht  es  für  Bach,  wie  Bechstein  zu  16888  fälschlich  bemerkt 
An  dieser  Stelle  ist  es  offenbar  «=//a«/>,  wie  der  Vergleich  mit  16741  f.  lehrt. 


DIE  FRANZÖSISCHEN   WÖRTER.  365 

rubín;  m 40  krísoltten  und  rubine. 

rúndate  ajr.  rondel,  fr,  rondeau,  eine  Gesangsweise \  8077  ir  rotru- 
wange  und  ir  rúndate,   192 15  rúndate  und  höveschiu  liedclîn. 

S. 

Sa,  afr,  PossesvD\  3257  deus  sal  roi  et  sa  mehnîe. 

safran  =  afr,\   15832  gelwer  dan  safran. 

sainte  j/r.  saint;  2684  si  sainte  companîe. 

sal  vom  a/r,  saluer  grOssen;    741   de  vus  sal,  2679  dêû  sal  3158 

de  te  sal,  3257,  3351,  3352,  4025,  i^iòT  {^^rgl,  de), 
salme  »=  afr,  von  psalmus;  2648  ir  gebet  unde  ir  salmen. 
salûieren  a/r.  saluer,  vergi,  ^?\\  4328  hofschlîche  salûieren,  5204 

mit  sînen  worten  sûezen  salûieren  unde  grûezen. 

salutieren   17360  die  begunden  . . . .  ir  gesinde  salutieren, 
sambelieren  a/r.  gambelier  von  gambe,  jambe  =  ^«/i,    also  mit 

den  Beinen  oder  Knien  (dasPferd)  drücken-^  2108  mit  schenkelen 

sambelieren. 

sambi  ut  a/r,  sambuque,  lat.  sambuca  ein  Saiteninstrument  \  3680, 
3681   sambiût . . .  daz  beste  seitspiel. 

samblanze  afr,  semblance  Anschein^  äusserer  Schein \  16327  da 
die  samblanze  geschiht. 

samit  a/r.  samit,  lat,  samitum;  10904  von  brunem  samit  ...  roc 
unde  mantel. 

saphir  a/r,  safir;   10975  saphire  und  calzedône. 
sard  in  a/r,  sardenie;   11 139  topâzen  und  sardine, 
särjant  afr,  serjant  Dienstmann^  Kämp/er  zu  Fuss\  5902  ritter  und 
särjande. 

saut  vom  a/r.  sauver  =:  lat,  salvet;   13301  de  te  saut 
schantoit  fr,   Prät,    von  chanter;    17375    ^^^   ^^   schantoit   und 
discantoit 

schanzeyy.  chance  Glückspiel,  Wagnis  \  6494  in  dûhte  disiu  schanze 
vil  wol  nach  sînem  willen  wescn. 

schanzûn  a/r,  chançon;  2292  schanzûne  und  spaehe  wise,  3623 
sine  schanzûne  fliegen,  8078  schanzûne,  refloit  und  folate, 
8143  briev'  und  schanzûne  tihten,  17376  ir  schanzûn  unde 
ir  refloit,   192 14  so  tihte  er  schanzûne. 

schapel  a/r,  chapel  Kranz;  3149  zwei  schapel  wol  geloubet,  4635 
sin  schapel  unde  sin  lôrzwî,  10837  ^i^  schapel  unde  ein 
spengelin,  17609  sì  haìte  âne  gebende  ein  schapel  ûf  von  klo. 

schsLpe\ek\n  Deminutiv  des  vorhergehenden;  676  manee  wünneclich 
schapelekin  von  bluomen,  4640  lôrschapelekin,  11 136  ein 
wünneclich  schapelekin. 

scheveliera/r.  chevelier;  5580  schevelierParmenie,^  5581  Parmenîe 


*  Zur  Erklärung  dieser  Kampfrufe  s.  Paul  in  Germ.  1872,  S.  16:  Ritter 
von  Pannenie,  Ritter  der  Dame  etc. 


306  R.  F.  KAINDL, 

schevelier,  5602  schevelier  Parmenîe,  9169  schevelier  demoi- 
sele,  13302  gentil  scheveliers,  18883  schevelier  Hanta,  Doleise 
unde  Nante. 

schumpfentiure  afr,  desconfiture  Besiegung ^  vergi,  entschumpfìeret  ; 
5613  nû  disiu  schumpfentiure  ergie. 

senkel  a/r,  cengle  Nestel  \  10827  senkel  unde  vingerlîn. 

ser  pant  a/r.  serpent  Schlange,  Drache;  8907  diz  maere  saget  unde 
giht  von  einem  serpande,  8984,  9346,  9520,  9807,  10574 
durch  das  sluoc  ich  den  serpant,   11231,   11277,   11957. 

set  Demonstraiiv\  12220  setmunt  =  set  munt.^ 
si  =  afr,  2684  si  sainte  companîe,  3268  si  duze  créature, 
sillabe  afr,  sillebe,   hier  wol  direct  entlehnt;'^    io  120  nû  begunde 
s'an  in  beiden  (den  ñamen)  die  sillaben  scheiden. 

sires,  sire,  six  =  a/r, \  4025  sire,  sire,  déu  sai,  5488  â  noster 
sires,   1072 1  â,  bôâ  dûz  sir,   13 137  messire  Gandin. 

Smaragd;   10974  Smaragde  und  jachande. 

smiri  in  afr,  esmerillon,  lat,  falco  smirillus  Lerchenfalke\  2203 
smirlin  und  spärwaere,  2209  valken  unde  smirlin,  2593  spär- 
\v£ere,  valken,  smirlin,  6859  balder  dañe  ein  smirlin. 

sote  afr,  sot  Thor\  8631  gouche  unde  soten. 

spanjôl  Pferd  aus  Spanien?  vergi,  kastelân;  9215  ûf  sinen  spanjôl 
saz  er  dò. 

stampenîe  afr,  estampîe  eine  Liedergattung;  2293  refloit  und 
stampenie,  8062  si  videi  te  ir  stampenîe. 

symphonie  vom  afr,  smíome  {ein  Saiteninstrument)  abgeleitet;  3674 
mich  lerten  ....  videln  unde  Symphonien. 

T. 

Ta  afr,  Possesiv;  2396  ta  vie. 

tassel  afr.  tassiel  Spange;   10939  ^^"  tassel,  da  diu  solte  sin,  dà 

was  ein  kleinez  snuorlin. 
e  afr.  Personale;  3158  de  te  sal,   13 301   dé  te  saut, 
teil  i  er  en  vom  afr.   taillier    oder    vom    deutschen  Stamm    teil;    2975 

und  begunde  ez  (daz  herze)  teilieren. 
timit  gr,  ôlfiiroçt   engl,  dimity  Seidenstoff  aus  doppeltem  Faden  ge^ 

ivebt;   II 124  von  tirait  innen  vol. 
tjoste  /r.  joste,  vergi,  justieren;  9214  als  ez  ein  tjoste  solte  sin. 
topaz;   II 139  topâzen  und  sardine, 
torperîe  vom  deutschen  Stamme   torperheit  [15485]  Roheit  y  Nieder^ 

trächtigkeit;   1Ó620  deist  michel  torperîe. 
triskamere  Schatzkammer  vom  afr,    trésor;    4481    dîn    triskamere 

und  dîn  trisor. 

*  Vergi,  die  Anmerk.  zu  munde. 

2  An  einer   ganz  ähnlichen  Stelle    findet    man   das  Wort  im  Eneas  des 
Beneoit  (Bartsch,  Chrestomathie  1875,  S«  124  f.). 

3  Vergi.  6663fr.:    sin  ors  daz  habte  ein  knappe  da,  in  Spanjenlant 
noch  anderswâ  wart  nie  kein  schœnerez  erzogen. 


DIB  FRANZÖSISCHEN  WÖRTER.  367 

ris  or  s.  das  vorherg€hend€\  4481. 

ris  te  =  afr.'y  1997  nû  heizet  triste  triure,  2001   von  triste  Tristan 

was  sîn  nam. 
û  afr.  tout,  tut;   12564  marveil  de  tu  le  munde, 
un  afr.  Possesio\  2396  tun  cors. 

urnei  afr.  tournoi;  389  turneie  unde  riche  ritterschafl. 
•^rnieren  afr.  tourner;    2107  tumieren  und  leisieren,   18688  tur- 

nieren,  birsen  unde  jagen. 

U. 

Us  =  vus.     Siehe  dieses. 

W. 

i^a  n  délier  e  n  yr.  Bildung  deutschen  Stammes  \    4804  wi   si  ir  sane 
wandelieret;  12072  ir  varwe  wandelieren. 

Z. 

a  dal  afr.  cendal;  662  von  pfelle  und  von  zendâle. 

tere  afr.  cimier Zeugungsgüedi \  2942  die  zimeren  er  abe  gewan. 

R,  F.  Kaindl. 


i 


Neue  Belege  zu  türkischen  Lehnwörtern  im  Bumänisohen« 

Der  Einflufs  der  morgenländischen  Sprachen  ist  in  das  wesent- 
lich indogermanische  Europa  hauptsächlich  auf  zwei  Wegen  ein- 
gedrungen :  einmal  über  Spanien,  wogegen  Sizilien  kaum  inbetracht 
kommt,  zweitens  im  Osten,  sei  es  über  Kleinasien,  sei  es  durch 
die  Länder  nördlich  vom  Schwarzen  Meere.  Ersteres  ist  von 
En  gel  mann -Dozy  behandelt,  mit  tüchtiger  Kenntnis  des  Ara- 
bischen zwar,  doch  läfst  es  die  Kenntnis  des  Spanisch  -  Portu- 
giesischen sehr  vermissen,  selbst  der  Aussprache,  wenn  z.  B.  alhada 
aus  dem  Arabischen  geholt  wird,  als  ob  Ih  wie  im  Deutschen 
gesprochen  würde,  während  das  Wort  doch  dem  lat  ailiata  (Knob- 
lauchsgericht) entspricht. 

Von  dem  türkischen  Einflüsse  gilt  das  Umgekehrte:  den  Be- 
arbeitern scheint  teils  jede  Bekanntschaft,  teils  wenigstens  jede 
w-issenschaftliche  mit  dem  Türkischen  zu  fehlen,  selbst  das  Osma- 
nische  ist  mindestens  der  Hälfte  von  ihnen  fremd;  ja  nach  Bei- 
spielen wie  tecnefes  (s.  u.)  mufs  man  zweifeln ,  ob  überhaupt  einer 
von  ihnen  hat  osmanisch  lesen  können. 

Um  jedoch  zunächst  diesen  für  gewöhnlich  vernachlässigten 
Unterschied  festzustellen,  sei  bemerkt,  dafs  wir  die  moslimischen 
Unterthanen  der  Hohen  Pforte,  wie  sie  sich  selbst,  Osmanen 
nennen  ;  das  Wort  Türke  gilt  ihnen  als  ein  Schimpfwort ,  Bauer- 
lümmel, weshalb  wir  hierunter  den  mittleren  Ast  des  ural-altaischen 
Sprachstammes  verstehen,  dem  nebst  dem  Nord-  und  Osttürkischen 
das  Osmanische  als  westlicher  Ausläufer  zugehört. 

Wir  geben  also  zunächst  einen  Überblick  über  die  früheren 
Leistungen,  sodann  Nachträge  und  Berichtigungen,  wobei  wir  uns 
jedoch,  dem  Namen  dieser  Zeitschrift  entsprechend,  im  wesentlichen 
auf  das  Rumänische  beschränken. 

Der  erste  Bearbeiter  war  Rosier,  Sitzungsberichte  der  Wiener 
Akademie  phil.  h.  Klasse,  aber  nicht  Bd.  58,  wie  ^aincan^  noch  Bd.  5, 
wie  Miklosich  hat,  sondern  Bd.  50  (Z).  R.  hat  etwa  330  Wörter 
richtig  gefunden  ;  falsch  sind  :  bujnitii  (besser  slaw.),  ül  (s.  u.),  candälä^ 
fiirtxmh  (gricch.),  rnaio/esc  (von  maiuf\  iaUsman^  iapah  odalisca  bucla 
(westcurop.)  bolbol  ^  buza  t;¡lic ,  jumet  cri^(an)  cur  ama  ^  curcubeû  (s. 
Blau  in    den  Beiträgen    zur  Kunde   des  Morgenlandes,    Bd.  5)  lele 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   369 

(s.  u.),  m<ukalagiUj  mucava;  lubä  und  mazêrlS  (slaw.?),  odagaciu,  rafia 
raca^  iecne/es  (s.  u.).  Auch  unterscheidet  er  die  beiden  chise  nicht; 
rahailicum  endlich  ist  nur  verdruckt. 

Trotz  dieser  und  anderer  minder  erheblichen  Versehen  ist  die 
Arbeit  verdienstvoll.  Dasselbe  gilt  von  Ci  h  a  es  Wörterbuche  (Frank- 
furt a.  M.  1870,  Bd.  2,  1879.),  in  dem  allerdings  das  Türkische 
(Osmanische)  am  wenigsten  befriedigt  Zwar  hat  er  über  800  Wörter 
nebst  vielen  Ableitungen,  auch  etwa  50  rumänische  Belege,  aber 
einmal  hat  er  manches  Richtige,  was  Rosier  hat,  ausgelassen,  so 
hair  am  ^  bezestan^  cabul  ^  gephaneo,  geamte^  geampara,  haps,  havadis^ 
iicser,  nis/ea,  sevda,  talhis,  nicht  zu  reden  von  den  m.  rom.  Wörtern. 
Dies  sind,  abgesehen  von  den  unten  weiter  nachgewiesenen  :  ihtiza^ 
kolat  iazeûf  zenaie^  zarar  (s.  zarar  toc  unten)  laiou,  doch  s.  Cihac. 

Dafs  er  selbst  falsche  Ableitungen  bringt  wie  miamhal^  tighel 
0.  a.,  wird  ihm  angesichts  der  Schwierigkeiten  dieser  Aufgabe  kein 
Verständiger  zum  Vorwurf  anrechnen.  Dafs  er  aber  ganz  Un- 
gehöriges beibringt,  wo  Rosier  schon  das  Richtige  hat,  s.  hagiuj 
halca^  u.  a.,  erklärt  sich  nur  aus  Unkenntnis  des  Osmanischen,  die 
ihre  Aussprache  am  wenigsten  als  „unzweifelhaft**  geben  sollte, 
s.  hagtu.  Solche  Unmöglichkeiten  können  natürlich  einen  so  aus- 
gezeichneten Kenner  des  Türkischen,  wie  Herr  Prof.  Vambéry  in 
Pest,  nicht  zur  Last  fallen.  Dafs  Cihac  sich  auf  die  von  diesem 
erhaltene  Auskunft  stützt,  wird  hier  m.  Wissens  zum  erstenmale 
erwähnt;  nebenbei  sei  bemerkt,  dafs  Herr  V.  mir  auf  keine  der 
gestellten  Fragen  Auskunft  geben  konnte. 

Von  Miklosichs  „Türkische  Bestandteile  u.  s.  w."  stehen  in 
den  Denkschriften  der  Wiener  Akademie,  phil.  h.  Klasse,  Bd.  34 
und  37.  Um  zunächst  von  Bd.  34  zu  reden,  scheint  der  erste  gebende  ^ 
Slawist  unserer  Zeit  darin  im  wesentlichen  die  Ergebnisse  anderer 
Vorarbeiten  insbesondere  seines  Sprachgebietes  zusammengestellt 
zu  haben;  denn  ich  habe  —  um  vom  Rumänischen  und  Neu- 
griechischen, besonders  der  neugr.  Volksdichtung  zu  schweigen 
—  nicht  nur  in  slawischen  Schriftstellern,  sondern  sogar  in  Law- 
rowskis  (schon  1870  erschienenem,  keineswegs  vollständigem) 
serbisch  (kroatisch)-russischem  Wörterbuche ,  worin  die  türkischen 
Wörter  als  solche  bezeichnet  sind,  noch  manches  gefunden,  so 
ailuk  (oder  a^luii)  ;  doch  ist  hier  nicht  der  Ort  mehr  anzuführen  ; 
weiteres  unten  bei  Gelegenheit  Bei  zalovanie  oder  dem  davon 
abgeleiteten  ist  er  dagegen  allzuvollständig;  das  Wort  ist  so  offen- 
bar slawisch,  dafs  es  selbst  Cron,  3,  44  mit  müä  erklärt  wird.  Also 
nicht  tûrk.  Erbetenes,  sondern  einfach  Gnade,  Gnadengeschenk. 
Ebenso  amar  wehe,  weder  arab.  noch  pers. ,  sondern  latein.,  wie 
schon  Cihac 


*  Die  Arbeit  hat  Herr  Prof.  Gröber  schon  lange  Jahre  in  Händen; 
Belege  íñr  nur  einmal  oder  sehr  selten  vorkommende  Wörter,  die  sich  auch 
bei  Hasdeu  finden,  sind  also  nicht  aus  diesem  entnommen,  wie  badie,  ba- 
hamet  a.  a. 


370  W.  RUDOW, 

Auf  der  einen  Seite  hat  er  femer  zwar  manches  verbessert, 
so  Cihacs  hagiu  und  halca  (s.  o.) ,  und  Wörter ,  die  bisher  nur  im 
Norden  der«Balkaohalbinsel  oder  doch  in  den  slawischen  Sprachen 
nachgewiesen  waren,  auch  anderswo  gefunden,  auf  der  andern 
Seite  hat  auch  er  zu  iehuiu  (s.  Cihac)  das  minder  gut  passende 
tegajjur  gestellt,  von  den  übrigen  Irrtümern  zu  schweigen,  die  aller- 
dings auch  zum  Teil  andern  zu  Last  fallen,  so  bezeichnet  Zenker 
das  offenbar  pers.  miitâh  als  ar.  (S.  890,  i).  Dieselben  Irrtümer 
sind  in  der  einzigen  Besprechung,  die  mir  in  einem  deutschen  Blatt 
vor  Augen  gekommen,  von  dem  Petersburger  Kor  seh,  einem 
ebenso  gründlichen  Kenner  des  Slawischen  wie  des  Türkischen 
(Archiv  für  slawische  Philologie,  Bd.  8  u.  9)  so  vollständig  nach- 
gewiesen, dafs  ich  nur  noch  vereinzeltes  und  bis  auf  seine  Her- 
leitung von  hoiar^  das  schwerlich  türkisch  ist.  Geringfügiges  zu 
berichtigen  habe. 

Um  von  Druckfehlern  zu  schweigen  wie  bei  rahai^ulhulqum^ 
Vergnügen  der  Kehle(«),  dafs  reich  arabisch  ganijj^  nicht  gannì 
heifst  und  vaki  ar.  wdqi  ,  nicht  waqi^  ein  ganz  anderes  Wort,  hdrûn 
statt  harum^  arsal  Boten  wohl  arsul  heifsen  soll,  (bei  Miklosich), 
wäre  nur  zu  bemerken,  dafs  bei  iavla  arab.  tawilah  nicht  nur  nicht 
zu  übersehen,  sondern  sogar  das  einzig  richtige  ist,  dafs  tnerâqq 
und  sühhe  nicht  türk.,  sondern  arab.  sind.  Die  Wurzel  raqq  schon 
im  hebräischen  und  chald.;  statt  arab.  serrâg  mufs  es  heifsen 
sdrigeh  ;  türk.  Oèiîq  zerbrochen  ist  etwas  anderes  als  arab.  ^usdq  Ver- 
liebt(e),  arab.  hasfajb  nicht  htsaby  feria  Erziehung  etwa  ^xab.fitrah? 
Serb,  muhaderi  Unglück  scheint  arab.  mühaddizdt  Ereignisse,  an 
dert  angebildet,  wie  rum.  casabcrL  Lawrowski  hat  übrigens  nur 
muhaberi^  das  eine  ähnliche  Form  von  Tiabar  scheint,  bawâsîr  ar.  ist 
erst  aus  mdjeh-stl  (eig.  Stoffflufs)  entstellt,  Blutzeuge  heifst  èahîd^ 
nicht  sdhid^  ^ulemd  ist  nicht  die  Mehrzahl  von  ^dlim^  sondern  von 
W/W,  ebenso  nicht  gdrib,  sondern  garîb.  Auch  scheint  Küp 
oder  Küb  im  Arab,  nicht  zu  wurzeln,  sondern  türk.  zu  sein  (doch 
vgl.  cupa)\  und  köleh  Sklave  pafst  zwar  der  Form  nach  besser  zu 
ghiukr'j  die  Bedeutung  aber  scheint  zu  allgemein.  Endlich  ist 
zümriid^  zümürd  die  arab.  türk.  Form  des  pers.  zemered  (Smaragd) 
und  isfidag  ist  arab.  Form  des  pers.  isfid  db  weifses  Wasser,  Glanz, 
Bleiweifs,  kerkin  doch  wohl  pers.  unreifes  Korn.  Wie  man  sieht, 
nichts  rein  türkisches,  sondern  nur  Ar. -persisches.  Weiteres  unten, 
wie  hici,  geaba. 

Hieran  schliefst  sich  am  besten  gleich  die  Fortsetzung  Mik- 
losichs  im  37.  Bande,  worin  er  die  Nachträge  und  Berichtigungen 
Korschs,  Schaineanus  u.  a.  verwertet  und  dabei  den  letzteren  ver- 
bessert (bei  geamalä  und  geänabei).  Das  Gegenteil  ist  der  Fall 
bei  alim  t  arz,  mirimiraiiy  martalogi  (nicht  Sünder),  die  Seh.  schon 
richtig  hatte.  Dem  gegenüber  kommen  Kleinigkeiten  wie  derhend 
statt  -;//,  hochim  (s.  u.).  Jwdrei  statt  hadreili,  das  westeurop.  Amulet, 
dessen  Grundwort  etwas  anderes  ist  als  hamdi^  oder  qdhirmdn,  pers^ 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   37  I 

nicht  arab. ,  mesreb  nicht  =  mesreba^  nicht  inbetracht.  Verdruckt 
sind  mahsûsâ  und  müteferreqa,  Dafs  span,  hacienda  zu  ar.-türk. 
haztneh  gehören  soll ,  ist  hoffentlich  wohl  auch  nur  ein  Druckfehler  ; 
eziet  ist  übersehen,  auch  ciutac. 

Das  folgende,  unter  den  abgeschlossenen  für  uns  wichtigste 
Werk  ist  Elemente  turce^ti  in  limha  romàna  de  L.  Çaineanu^  BucU' 
re^ti  1885.  Der  Verfasser  gibt  in  der  Einleitung  ebenfalls  einen 
Überblick  über  die  Vorgänger,  doch  ohne  Näheres;  nur  bei  Mik- 
losich  bemerkt  er,  dafs  dieser  nur  Rosier  und  Cihac  ausgeschrieben 
hätte,  und  verbessert  2  Irrtümer  (S.  3).  Die  Behauptung,  dafs  das 
Nordrumänische  die  meisten  türk.  Lehnwörter  besitze  (S.  2)  erscheint 
etwas  gewagt,  doch  läfst  sich  hier  kaum  ein  Vergletch  ziehen. 
Die  nicht  mehr  gebräuchlichen  eingerechnet,  mag  das  Dak ©roma- 
nische mehr  haben.  Das  Makedonische,  das  allerdings  nicht  so 
viele  alte  Schriftwerke  besitzt,  hat  dem  gegenüber  aber  eine  ganze 
Reihe  Wörter  noch  heute,  die  jenes  nicht  mehr  kennt  oder  über- 
haupt nie  gekannt  hat;  s.  u. 

Als  seinen  Zweck  bezeichnet  Seh.  möglichste  Vollständigkeit, 
Berichtigung  von  Irrtümern  oder  doch  Hinweis  auf  dieselben  und 
Ausmerzung  aller  zweifelhaften  Vermutungen,  sowie  lediglich  kunst- 
mäfsiger  und  westeuropäischer  Ausdrücke. 

An  Vollständigkeit  übertrifft  er  auch  Cihac  um  fast  das  Doppelte, 
ebenso  hat  er  noch  manches:  ghidu^^  lefegiu^  saltea,  terfelesc  (Mikl. 
humba^ir  und  saragele)  verbessert,  freilich  hier  wie  dort  noch 
manches  übersehen,  s.  u.  In  der  Ausmerzung  des  Zweifelhaften 
ist  er  zuweit  gegangen ,  vielleicht  bei  einigen  dunkeln  Wörtern, 
wahrscheinlich  bei  caua,  nune,  teapä,  sicher  meines  Erachtens  bei 
lererem,  die  Cihac  alle  mehr  oder  minder  wahrscheinlich  als  türkisch 
erklärt,  und  in  taraba,  daraba,  das  er  als  türkisch  vermutet  Um- 
gekehrt vermutet  Seh.  bei  zumarica  türk.  Herkunft,  obgleich  Cihac 
das  Wort  schon  richtig  als  slawisch  -  deutsch  hat  ;  anghinarä  ent- 
schieden unmittelbar  von  ayxLvaça ,  da  r  und  x  in  der  Volks- 
sprache (nach  V  und  y)  oft  weich  lauten;  S.  übrigens  bame. 

Sein  Hauptverdienst  ist  jedoch,  dafs  er  zu  der  Mehrzahl  der 
Wörter  Belege  beibringt  —  wie  er  sagt,  zu  den  wenig  bekannten 
und  besonders  den  bisher  noch  nicht  verzeichneten.  Letzteres  trifft 
zu,  ersteres  weniger,  wie  gleich  die  beiden  ersten  Wörter  zeigen: 
zu  dem  häufigen  aba  bringt  er  einen  Beleg  (für  die  übertragene 
Bedeutung,  weshalb  hier  wie  sonst  auch  die  übrigen  nicht  immer 
ganz  richtig  oder  vollständig  angegebenen  Bedeutungen  und  Formen 
tunlichst  belegt  sind);  zu  dem  ungleich  selteneren  abanos  keinen. 
Nebenbei  gesagt,  hätte  er  besser  genau  angeführt  oder  doch  etwaige 
Änderungen  durch  Klammem  oder  sonstwie  gekennzeichnet  So 
balera,  fehlt  uile^  balgi-ba^lk,  s.  u.  cumbara  Mag,  ist,  2,  325.  huzur  s.  u, 
giudilele  statt  giudelele ,  wohl  nur  verdruckt,  ebenso  muhavizea  statt 
muhaf.  Bei  mumba^ir  Cren,  3,  139  au  statt  am\  inicercäi  der  Sinn 
ist    derselbe ,    die  Worte    nicht.     Abalgiba^a  und  seleam  -  agasi  s.  u. 


372  W.  RUDOW, 

Druckfehler  unter  a  ¡atu:  alâj  statt  âiâjy  bäcälü^  AL  p.  p.  il  6.  òofhjaz. 
Mag.  ist.  5,  ii6;  dutum  Cr,  3,  44;  ecpaea  lies  tâhi^  statt  tahf.  el-agä 
Cr.  3,  139.  halca  Cr,  i,  22^.  tenzuf  Cr.  2,  130.  roca pers.  rokh^  nicht 
rok.  salava  i  Mag,  ist,  5,  26  (nicht  119);  sunufind . . .  salavatuL  sarà" 
ciba^:  serra¿  statt  ser  rag.  selamlechim  soll  heifsen  selammalichim  Mag. 
ist  5,  140.  taltm  A.  T.  1332.  Bac^i^  pers.  nicht  bag-^  sondern 
hakhschisch. 

„Wenig  bekannt^'  ist  überhaupt  eine  sehr  anbestimmte  Bezeich- 
nung ;  jeder  Stand,  jedes  Alter  und  selbst  Geschlecht  hat  Ausdrucke, 
die  ihm  gelaufìg  sind,  andern  nicht;  dazu  kommt  noch  der  Unter- 
schied zwischen  Umgangs-  und  Bûchersprache ,  und  was  fär  uns 
besonders  ins  Gewicht  fallt,  der  zwischen  Stadt  und  Land;  denn 
die  städtische  Volkssprache  hat  von  den  osmanischen  Beamten  und 
Besatzungen  ungleich  mehr  aufgenommen  als  die  Landleute.  Be- 
sonders in  den  Lustspielen  und  wo  sonst  die  Volkssprache  treu 
wiedergegeben  wird,  macht  sich  dieser  Unterschied  bemerklich.  — 

Ob  nun  ein  türkisches  Wort  auf  dem  Lande  oder  in  der 
Stadt,  allgemein  oder  nur  als  Kunstausdruck  üblich  ist,  womöglich 
auch,  wann  und  wo  es  eingedrungen,  und  welche  Färbung,  vor- 
nehm oder  gemein ,  u.  s.  w. ,  es  gewonnen  :  auf  alles  dies  so  gut 
wie  keine  Rücksicht  genommen  zu  haben,  bezeichnet  Hä^deu  in 
seinem  Vortrage  „Z^j  éléments  turcs  dans  la  langue  Roumaine^  Bue. 
1886,  S.  10  als  den  Hauptmangel  der  früheren  Arbeiten.  Auch 
ich  war  dieser  Ansicht  und  hätte  diesem  Fehler  gleich  hier  gern 
abgeholfen  ;  doch  kann  ich  das  nur  ganz  nebenbei  thun  (natürlich 
nur  soweit  Seh.  dies  nicht  oder  nicht  richtig  gethan),  da  der  be- 
schränkte Raum  verbot  für  dasselbe  Wort  mehr  als  einen  Beleg 
anzuführen.  Höchstens  sind  neuere  Stellen  ausgezogen  oder  doch 
genannt,  wo  Seh.  ältere  hat,  vereinzelt  umgekehrt,  von  einer  Rück- 
verfolgung in  das  Osmanische  und  seine  Quellen  kann  hier  vollends 
nicht  die  Rede  sein. 

Indessen  habe  ich  noch  mehr  Ausstellungen  zu  machen.  Erstens 
nämlich  :  wo  ist  die  Grenze  zwischen  den  Lehnwörtern  „ausgesprochen 
kunstmäfsiger  Art",  die  Seh.  S.  3  ausschliefst,  und  den  übrigen? 
Wenn  ein  Osmane,  sei  es  ein  wirklicher,  sei  es  als  Maske,  zu 
Rumänen  osmanisch  spricht  und  von  diesen  verstanden  wird,  mögen 
diese  Wörter  auch  sonst  nicht  vorkommen,  gehören  sie  hierher 
oder  dorthin?  S.  ghiuzel^  ghiri,  hanabak^  zarar  toc. 

Letzteres  ist  als  Ausruf  ein  ganzer  Satz  und  besteht  sogar 
aus  2  Wörtern ,  die  jedoch  nur  einen  Begriff"  bilden  wie  pechäL 
Diese  nebst  hacalum  u.  a.  stehen  auf  einer  Stufe  mit  alah  mid  seinen 
Zusammensetzungen  sowie  mit  iava^,  die  Seh.  hat;  ja  er  führt  sogar 
cvet  an,  obgleich  es  von  Osmanen  gesprochen  wird.  Wenn  aber 
„ja"  verständlich  ist  oder  doch  aufgenommen  wird,  warum  nicht 
„nicht"  und  ähnliche  ebenso  häufige  Wörter?  Wenn  dies  nein 
(s.  ioe)  in  all  den  Büchern,   die  ich  gelesen,   nur  an   einer  Stelle 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    373 

(aufser  mit  zarar)  gebraucht  wird,*  und  zwar  von  Alecsandri,  der 
vom  Osmanischen  nicht  mehr  verstand  als  die  meisten  seiner  Lands- 
leute, so  zeigt  diese  Stelle  zur  Genüge,  dafs  das  Wort  Rumänen 
verständlich,  also  Lehnwort  ist. 

Ähnlich  verhält  es  sich  mit  den  osmanischen  Wörtern  in  Bo- 
lintineans  Gedichten.  At\  deniz  u.  a.  mögen  unvolkstümlich  sein  ;  sie 
sind  es  aber  nicht  mehr  als  pervanea,  als  baccevan  und  andere  bei 
Kogälnicean,  der  wie  Bolintinean  lange  in  Stambul  gewohnt  und 
womöglich  seine  „Satira"  gar  dort  geschrieben  hat.  Warum  bringt 
Seh.  diese  bei,  obgleich  er  Kunstmäfsiges  nicht  aufnehmen  will? 
Etwa  weil  dieses  Werk  in  der  Chronik  steht?  Das  ist  doch  mehr 
Zufall  als  sonst  etwas;  ich  sehe  also  nicht  ein,  warum  ich  nicht 
ähnliche  Wörter  weiter  aufnehmen  soll,  soweit  sie  eben  dem 
betr.  Schriftsteller  von  Mund  zu  Mund,  nicht  aus  Büchern,  zu- 
gekommen sind. 

Besonders  unsicher  sind  die  Grenzen  der  Hofsprache,  da  ja 
der  türk.  Einflufs  sich  hier  notwendigerweise  am  meisten  geltend 
machen  mufste.  S.  ebedt,  cahpolu  und  die  Monatsnamen,  die  in 
den  geschichtlichen  Werken  fafst  sämmtlich  vorkommen.  Im  Ver- 
kehre mit  Stambul  muíste  man  selbstverständlich  die  mohammed. 
Zeitrechnung  anwenden;  wenn  sie  nun  auch  in  geschichtlichen 
Werken  angewandt  wird,  wer  will  sagen,  dafs  sie  nicht  gebräuchlich 
gewesen?  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  nalcäran. 

Das  eben  erwähnte  cahpolu  steht  in  einem  Satze,  der  ebenso- 
gut osmanisch  wie  rumänisch  ist.  Im  Übrigen  aber  sind  rein  os- 
manische  Sätze  nicht  aufgeführt;  nur  Cron.  2,  278  sei  hier  erwähnt: 
ne  sizindir^  (er  ist  nicht  euer,  weil  hier  ñ  am  Ende  des  Wortes 
durch  n  wiedergegeben  ist,  wie  im  selben  Bande  weiter  hinten  in 
ghiozun  (dein  Auge). 

Dies  führt  auf  einen  weiteren  Mangel,  den  einer  Darstellung 
des  Lautwandels,  wenigstens  seiner  wichtigsten  Erscheinungen,  die 
am  Ende  zusammengestellt  sind  ;  alle  Ausartungen  hätten  zuviel 
Raum  beansprucht  und  beruhen  zum  Teil  vielleicht  nur  auf  Schreib- 
oder Druckfehlern.  Wegen  dieses  Mangels  nimmt  Seh.  an  fol^ 
¿ol  unbegründeten  Anstofs. 

Drittens  endlich,  warum  führt  Seh.  zwar  rein  osman.  Namen 
an,  wie  Edirne  und  Edecule^  nicht  aber  rumänische  aufser  etwa 
Acherman?  Ich  hielt  letztere  für  wichtiger,  habe  daher  angemerkt, 
was^  wenn  nicht  sicher,  so  doch  wahrscheinlich  türkisch  ist,  neben- 
bei einige  spanisch  -  arabische ,  um  das  Vorhandensein  spanisch- 
portugiesischer  Wörter  im  Osmanischen  zu  begründen,  und  zwei 
oder  drei  andere,  für  deren  Erklärung  ich  sehr  dankbar  sein  würde. 
Vielleicht  sind  sie  armenisch,  das  ich  nicht  kenne.  Die  Schwierig- 
keiten ,  welche  das  Sprachengewirr  der  Balkanhalbinsel  schon  bei 
andern  Wörtern  bietet,    erhöhen    sich    bei   den  Eigennamen   noch 

^  Nachträglich  ist  es  mir  noch  öfter  begegnet. 


374  ^v.  RUDOW, 

beträchtlich;  da  muís  man  den  Mut  haben  zu  irren,  wie  Jacob 
Grimm  sagt,  wenn  man  überhaupt  etwas  erreichen  will.  Wenn  die 
Umstände  es  gestatten,  soll  auch  dieser  Gegenständ  spater  ein- 
gehender behandelt  werden. 

Die  Grenzen  des  Stoffes  sind  bei  den  Ortsnamen,  wie  die  des 
Landes  zu  verschiedenen  Zeiten,  sehr  unbestimmt;  war  doch  das 
Schwarze  Meer  einst  ein  rumänisches  Gewässer.^  Daher  das 
Schwanken,  wie  z.  B.  bei  Tatar-bwiar.  Abgesehen  wie  gesagt  von 
zweifelhaften  Eigennamen  —  und  selbstverständlich  rein  türkischen, 
namentlich  in  dem  Reiseberichte  Cr  on,  3,  345  ff.  —  wird  man  in 
nachstehend  aufgefühten  rumänischen  Werken  schwerlich  noch 
irgend  ein  türkisches  Lehnwort  finden ,  aufser  in  Farn,  und  Conv. 
liLy  von  denen  nicht  mehr  alle  Bände  zu  haben  sind.  Die  ergiebigsten 
Quellen  hat  Seh.  ziemlich  vollständig  ausgeschöpft;  es  mag  im 
Durchschnitt  auf  jedes  Buch,  das  er  gelesen,  ein  übersehenes  Wort 
kommen,  und  diese  sind  als  solche  bezeichnet.  Bei  Anführungen 
aus  den  Werken,  die  er  nicht  benutzt,  (diese  Bücher  haben  nach- 
stehend keinen  Stern  vor  sich)  schien  die  Bemerkung  überflüssig, 
ebenso  bei  Eigennamen  und  bei  makedonischen  {mr.)  Wörtern,  die 
er  nur  nebenbei  berücksichtigt.  Da  ich  in  den  letzten  100  Büchern, 
die  zum  Teil  über  400  Seiten  stark  sind,  nicht  ein  türkisches  Lehn- 
wort mehr  gefunden,  wie  vorher  schon  in  andern  Werken,  werden 
die  schriftüblichen  Wörter  ziemlich  vollständig  gesammelt  sein;  es 
fehlen  nur  Ausdrücke  des  Handels,  des  Handwerks  :  trunchei^  he^chie^ 
ieschere ,  wofür  man  stets  Jerestr^ü  liest ,  der  Rüstung ,  wie  tafiur^ 
endlich  Namen  seltener  Stoffe,  Tiere  und  Pflanzen,  um  von  araUc^ 
iurluc  u.  dgl,  die  sich  nur  in  Wörterbüchern  finden,  abzusehen. 

Insbesondere  ist  auf  den  heutigen  Bestand  Rücksicht  ge- 
nommen, im  Gegensatze  zu  Schainean,  der  hauptsächlich  das  Ältere 
behandelt  hat,  worin  er  wie  gesagt  nur  selten  zu  ergänzen  war. 
Eine  Grenze  bildet  in  dieser  Beziehung  1829,  seit  da  ist  der  osm. 
Einflufs  beständig  vor  dem  russischen  zurückgewichen,  und  somit 
werden  auch  die  türk.  Lehnwörter  immer  seltener  gebraucht  Doch 
findet  sich  in  der  städtischen  Volkssprache  gewifs  noch  manches; 
es  wäre  sehr  gut,  wenn  ein  tüchtiger  Kenner  dieser  wie  des  ge- 
meinen Osmanischen  die  Überbleibsel  sammelte,  ehe  sie  verloren 
gehen. — 

Über  Hasdeus  (so  schreibt  er  sich  jetzt)  Etymologicum  magnum 
Romaniae  u.  s.w.,  Bucur.  1885  ff.,  wollte  ich  anfangs  erst  nach  der 
früher  für  die  Zeit  um  1890  in  Aussicht  genommenen  Vollendung 
des  Werkes  berichten;  da  diese  jedoch,  nach  dem  bisherigen  Fort- 
gange zu  schliefsen ,  erst  nach  40  Jahren  zu  erwarten  ist ,  will  ich 
den  bis  zum  Drucke  dieser  Zeilen  (Juni  93)  erschienenen  Teil, 
Bd.  3 ,  Heft  I ,  berücksichtigen.  Zumal  da  „das  Brandenburger  x" 
des  Herrn  Hasdeu  nicht  nur,  wie  die  bisherigen  Beurteiler  —  und 


^  So    (etwas    übertneben)    Hasdeu,    Histoire   critique   des    Roumains, 
La   Valachie  jusqu^en  1400,  Traduit .  ,par  Fr,  Damé,    I,  Bd,  6f, 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   375 

zwar  mit  vollstem  Rechte  —  thun,  loben,  sondern  auth  manches 
besser  machen  kann.  Ich  gebe  dabei  der  Hofifhung  Ausdruck, 
dafs  Herr  H.  endlich  seine  Persönlichkeiten  beiseite  lassen  und 
Nachstehendes  zum  Nutzen  seines  grofsartigen  Werkes  beachten  wird. 

Herr  Professor  Xenopol  sagt  in  seiner  A rhiva,  Jaçi  1,66:  Der 
wesentliche  Zug  bei  den  Arbeiten  Hasdeus,  seien  sie  geschichtlich 
oder  sprachwissenschaftlich ,  ist  der,  dafs  er  die  Fragen  nicht  vor- 
urteilsfrei untersucht  . . . ,  sondern  er  nimmt  sich  vor  etwas  zu 
erweisen,  was  ihm  unerwartet  eingefallen  ist  und  wegen  seiner 
Neuheit  gefällt.  Dann  dreht  er  das  Ding  so  lange  hin  und  her, 
bis  er  seine  Behauptung  erwiesen  hat.  — 

Die  Gerechtigheit  erfordert  jedoch  anzuerkennen,  dafs  Hasdeu 
zu  diesem  Tadel  jetzt  nur  noch  verhältnismäfsig  selten  Anlafs  gibt. 

In  Xenopois  Worten  liegen  zwei  Vorwürfe: 

1.  Vorurteile  oder  vorgefafste  Meinungen.  Dafs  H.  diese  trotz 
seiner  gegenteiligen  Versicherung  in  Band  3 ,  S.  VI  noch  hegt, 
zeigen  z.  B.  andrea  und  im  Anhange  baciu. 

2.  Eine  gewisse  Neuerungssucht,  die  sich  besonders  unangenehm 
da  bemerklich  macht,  wo  er  eine  völlig  befriedigende  Erklärung 
durch  eine  unmögliche  ersetzt,  s.  badie. 

3.  Hasdeus  Kenntnis  des  Ungarischen  läfst  viel, 

4.  Die  des  Türkischen  noch  mehr  zu  wünschen  übrig. 

Wie  kann  er  z.  B.  S.  115  die  türk.  Endung  ac  in  cerdac 
finden,  nachdem  Schainean  das  Wort  schon  als  persisch  (eig.  vier- 
säulig)  bezeichnet  hat? 

Überhaupt  verwechselt  er  fast  beständig  türkisch,  arabisch  u. 
persisch,  selbst  wenn  Schainean  die  Wörter  schon  richtig  be- 
zeichnet hat. 

5.  Inbezug  auf  die  Eigennamen  hält  das  Werk  nicht,  was  es 
verspricht.  Es  enthält  bis  jetzt  etwa  ein  Dutzend  Geschlechts-  und 
Ortsnamen  —  was  ist  das,  zumal  angesichts  des  völligen  Mangels 
an  Vorarbeiten?  Dieser  letztere  Umstand  freilich  entschuldigt 
Hasdeu  in  etwas,  doch  nicht  völlig. 

Kleinigkeiten,  wie  hie  und  da  am  Schlüsse  fehlende  Ver- 
weisungen, sind  nicht  erwähnenswert  Da  auf  dieses  Werk  nun 
alle  Gelehrten  angewiesen  sind,  unter  welchen  sich  bekanntlich 
sehr  wenige  Kenner  des  Ungarischen  wie  des  Türkischen  befinden, 
wäre  es  sehr  wünschenswert,  wenn  die  Akademie  dem  Herrn  Hasdeu 
jemand  beigäbe,  der  wenigstens  solche  Schnitzer  beseitigt,  wie  sich 
deren  im  folgenden  nicht  wenige  finden.  —  Die  Abhandlung  über 
„die  türkischen  Wörter  des  Wörterbuches  von  Laurian'*,  welche 
Herr  Löbel,  Censor  und  Inspector  im  Stambuler  Unterrichtsmini- 
sterium, Ostern  1893  der  Bukarester  Akademie  übersandt  hat, 
kenne  ich  natürlich  nicht  Die  Benutzung  Laurians  erweckt  grade 
kein  günstiges  Vorurteil. 


376  w.  RUDOW, 

Die  osm.  Buchstaben  sind  nach  der  Reihe  folgendermafsen 
bezeichnet  : 

'-bpii;é¿hhd'drz^séfidii*g/qk(gj)ñlm 
n  V  h  j\ 

Verzeichnis  der  Abkürzungen. 

A.  B.     Anuanil  Bucarescilor  pe  1888 — 1889,  Bue. 

*A1.  D.  V.     Alecsandri,  Despot- Vodä,  Bue.  1880. 

Al.  F.  B.  ,,  Fontana  Blanduzüi,     Bucur.  1884. 

AI.  P.  „  PoesüBá,  i  u.  2  (1—4)  Bue.  1875,  Bd.  3.  Bue.  1880. 

'^'Al.  P.  p.  ,,  „      populare  ale  Românilors  Bue.  1867. 

Al.  Pr.  „  Prosa f  Bue.  1867. 

♦Al.  T.  „  Teatru,  Bue.  1875. 

Ant.     Antologia  românia^  Pompiliu,  Jaçi  1885. 

Bibl.  pop.     Biblioteca  popularìi.     Sibil. 

Die  erste  Zahl  bezeiehnet  die  Nummer,  die  zweite  die  Seite. 
Bol.  CSlêt.    Bolintinean,  Calêtorii  la  Romàni  din  Maeedonia  ^i  muntele  Atos. 

1863. 
Boi.  P.     Bolintinean,  Poessii^  2  Bde.  Bue.  1877. 
Boi.  St.  „  Via^  ^i  faptele  lui  Stefan   Voda  2.  Bue.   1870. 

Boi.  Tr.  „  Traianida.    Bue.  1870. 

Cai.     Calieul,  Sibii. 

Carag.  Nov.     Caragiale  Novele.  1892. 

Carag.  T.     Caragiale,  Teatru.  Bue.  1889. 

Carra.    Histoire    de   la   Moldavie   et  de  la  Valachie    par  M.  C(arra)   qui  a 

séjourné  dans  ees  provinces.     Jassy.  1777. 
*Con.  Negr.     Constantin  Negruzzi,  Serierile,  Bue.  1873. 
*C(onv).  lit.     Convorbiri  literare,  Jasi  1868  if.     Dann  Bueur. 
*C(ron).     Cronicele  României  san  Letopisifele  Moldaviei  {i  Valahiei  2.  éd.  de 

M.  KogSlniceanu  Bue.  1872  S. 

Dens.     Densuçian,  Isteria  limbei  p  liter aturei  romane,    Jaçi  1885. 

Doine.     Doine  si  StrigUturi  din  Ar  deal  ^  date  la  iveala  de  Jarnik  ci  Bâr- 

seanu.    Bue.  1885. 
Dor.     Dorul  tinerimeiy  culegere  de  cânturi,  Galani  1883. 
Dum.     G.  Dumitra^eo,  Cîntece  nationale,  Bue.  1858  2.  Ausg. 

Em.     Poesii  de  Mihail  Eminescu,  Bue.  1885. 
Escr.     L'Escriveta  (mrom).     Toulouse. 

Fam.    Familia,  Pest,  dan  Grosswardein. 

*Fil.     Filimon,  Ctocoiï  vecHí  ^i  noüí.    Bue.  1863. 

Fund.     Fundeseu,  Basme^   Orafii.  Pacalituri  si  Ghicitori,  Bue.  1875.    3.  A. 

Gaster,  lit.  pop.     Lüeratura  populara^  Bue.  1883. 
Ghiea  Ser.     Scrisori  2.  Bue.  1887. 

J.  Negr.  Cop.     Jacob  Negruzzi,  Copii  de  pe  Natura,  Bue.  1874. 

J.  Negr.  P.  „  „  Poesiiy  Bue.  1872. 

'''Isp.  Basme.     Legende  saü  basmele  Romanilor  de  Ispireseu.  Bue.  1882. 

Isp.  Juc.     Jucarii  ^i  jocuri  de  copii  de  Ispireseu,  Sib.   1885. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    ^^^ 

♦Isp.  P.     Ispirescu,  Pild^  |i  ghicitori  1880. 

*Isp.  U.  sf.     Din  paventile  unchia^ului  sfätos  de  Ispirescu,  Bue.   1879. 

♦Jip.  Op.     Jipescu,  Opincaru  .  .  .  Bucur.  1881. 

Kon.     C.  Konaki,  Poesii^  2.  ed.  Jaç.  1888. 

♦Mag.  ist.     Magazin  istorie  pentru  Dada.     Bd.   i — 5,  Bue.   1845—48. 

Mai.  Be^.     Maiorescu«  Befia  de  cuvinte,  Jassi  1873. 

Mai.  Cr.     Maiorescu,   Critice.     Bue.  1874. 

Mai.  Se.  B.       „  Contra  scoalei  Bamutin.     Jassi  1868. 

Mar.  Desc.     Marian,  Descântece  poporane  Romane.     Sucava  1886. 

Mur.  P.     Din  PoesieU  lui  A.  Mureçan,  ed.  2.  Sibii  1 88 1. 

Odob.  M.  C.     Odobescu,  Mop  |i  Curcani  Bue.  1878. 

Odob.  Sor.     Odobeseu,  Scrieri  lüerare  fi  istorice  Bue.  1887. 

Pan^u.     Liniftea  casei.     Braçov  1 890. 

Pop.     Popu,  Conspect  asupra  literaturei  romàne  §cl   1875  f. 

Pov.  Pel.     Poveftile  Pelefului  de  Carmen  Sylva,  Bue. 

Românul.     Bucuresei. 

Schw.     Schwarzfeld,  Poesiile  populare,  Colec^  Al.  cd.  Jaçi  1 889. 

VlSb.  N.      Vrnhufa  Novele, 

Slav.  N.     Novele  din  popor  de  J.  Slavìci.  Bue.   1881. 

Slav.  Pad.     Padureanca.     Noveta  de  J.  Slaviei.  Sibii   1884. 

Trib.     Tribuna,  Hermannstadt. 

Weig.     Weigand,  Die  Sprache  des  Olympowalachen,     Dissertation,  Leipzig. 

Xen.     Xenopol,  Istoria  Romanilor  din  Dacia  Traiano,  Jassi  1 888  if. 

Die  Hunderte  von  Werken,  welche  ich  noch  hier  in  Ungarn  gelesen, 
anzuführen ,  hat  keinen  Zweck ,  auch  habe  ich  nicht  viel  Neues  mehr  darin 
gefunden. 

Aba  grobes  Zeug.     Wolle,  Mantel  daraus. 

Bolint  CaleL   122:  çezîndû  sub  corturï  de  aba. 

abager,  moldauisch  für  abagiu  (dies  Rev.  n.  2,  422), 

abägerie  Geschäft  des  vor.  Rev.  n.  2,   116. 

Cron.  3,  5  :  ci  de  copilû    micû  viindû    alce    in   {èra    in   zilele 
lui  Vasilie  Voda,  au  fostu  la  dughéna  la  abägerie. 

abalgibaça  =  balgibaça,  doch  steht 

Cron,  2,  100:  nisce  Tatari  Abalgibaçî.  Fehlt  bei  Schaineanu. 

abanos  Ebenholz. 

Bolint,  P.  333:  El  ingän  cu  voluptate  genele-I  deabanos;  ägyp- 
tischen Ursprungs  zunächst  ar.,  dann  osmanisch. 

Abaz  ist  nicht  osm.,  wie  Hasdeu  meint,  sondern  Arab.  Abbas;  die 
Abbassiden  sind  doch  nicht  so  unbekannt. 

abra§,  scheckig,  behext,  vergeblich,  auch  von  Sachen. 

Alees,  T.  791:    planurile    cele   maï    bine   întemeiate   remân . . 
ades  . . .  abrace.  S.  hierzu  Haçdeu  Les  él.  turcs  S.  1 2. 

acadea  Fruchtsaft. 

Alecs,  T.  5 1 1  :    Chirifa  (bucuroasa)  :    o  acade  :  Rev»  n.  3,  313: 
bäe{i  cu  acadele,  portocale,  mere.  2,  120:  acadele. 

a  caret  Grundstück. 

Cron,  3.  205,  Alecs,  T.  796:  acareturile  in  buna  stare. 

Zeit:»chr.  f.  rom.  Phil.  XVU.  25 


578  w.  RUDOW, 

Âccabat  Eigenname  Â.  B.  158,  aq  abâd  Weifsenburg? 

Âc-chiulahlî  Weifsmûtze,  Art  Leibwache.  Carra  23:  11  y  a 
aussi  deux  Âkiulalhus  (!)  ainsi  nommés  à  cause  de  leur  bonnet 
blanc.  S.  Ac-iflac,  chïulaf  mit  der  Endung  lì.    Fehlt  bei  Seh. 

Acherman    (Weifsenburg)    Stadt    in    Bessarabien. 

Cr  on,  3,  264  :  Èra  Hanul  de  la  Movila  Räbiei,  cum  au  simfitfi, 
indatä  au  fugitù  spre  Akermanü.  Mag,  ist.  2,  59  :  cetatea 
alba  (Akerman),  Ghica  Scr.  130. 

Achim  Eigenname  A.  B.   156,  =  hochim. 

Achimescu  Eigenname  eb.   158. 

achint  1  tûrk.  Truppe,  osm.  aqyngy  Vortrabstruppen. 

Magaz,  ist.  4,83'  ^^  s^cea  zi  se  prâpâdi  cu  totul  vestita  ceafä 

a  Akin^iilor   care  fu  doue  veacurî  gróza  Ungane!.     C.  ///.  17, 

237  :  Akindjii.     Fehlt  bei  Sch.  und  Hasd. 
Ac -If  lac  osmanische  Bezeichnung  der  Moldau. 

Al  P.  p.   147:  §i  pe  cei  din  Moldova  (îï  chiama)  Ac-Iflac. 

a  dal  tu  fehlt  bei  Hasdeu. 

Adam  ist  weniger  arabisch  (s.  Hasdeu)  als  hebräisch. 

adetiû  Abgabe,   eig.  Gewohnheit,  ar.  ^âdet,   oder  ^âjidet  Abgabe. 

Magaz.  ist.  i,  124.  Const.  Negr.  2,  248:  X^ranul  mâind  plugul 

sau  numeränd  adetul. 

a  fer  i  m  Gut  gemacht!  brav!  (eigentlich:  Gott!) 

Alees.  Teatr.  1587:  aferim,  kapiolda§!  Cren.  2,54:  aferímü 
Beiû!  dit.  18,  26. 

afion  Opium,  Mohnsaft 

Isp.  B.  374:  rachiul  din  butoiu  era  cu  afìon.   Cr<m..  3,  186. 

agä  Bojarentitel  (Polizeivorsteher). 

Ghica  Scr.  XIV  :  ale  cäror  ranguri  incepea  de  la  Agä. 

aga  cap  si  Wohnung  des  Aga.  osm.  agä  qapûsy.  Veralt 

Cron.  3,  412:  O  mul(ime  de  Ortale  Aga-Capsi  aQ  cälcatu. 
Fehlt  bei  Sch. 

agalar-aga  Oberaga,  türk.  Titel.     Fehlt  bei  Sch. 

Cron.  3,  404:  Husein-Aga,   ce  *n  urmä  Agalar-Aga  au  fostlL 

agärlic  Gepäck  (des  Fürsten,  Heeres  u.  s.  w.)  Veraltet 

Magaz.  ist.  2,  227  :  vezind  Domnul  läsat'  aü  acolea  caräle, 
ci  alt  agarlic.     Cron.  3,   118:  agârlâcul  taberei  moskicesci. 

age  ami  u  ungeschickt. 

Isp.  Juc.  79  :  cei  mai  ageamii  il  fac  mai  mie. 

A  gem  Perser,  Persien;  nicht  immer  anstandslos  gebraucht,  z.B. 
Magaz^  ist.  i,  216:  Sultan  Amurat,  au  fäcut  rSzboiü  cu  Persil 
ce  le  zie  Agemi. 

Agemolu  Eigenname  A.B.  no.     Agemolo  ebenda  152. 

Agialîc  =  hagialîc.     Rev.n.  i,  14. 

Agiamiu,  agemiu  ungeschickt,  unverständig.  Rev.  n.  2,  298;  Rev. 
n.  2,   173:  spälau  pe  agiamii  de  parale. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    379 

agi  e  Amt  des  Aga^ 

Magaz,  tsL  i ,   360  :   pre  Ivaçco   fecïor  Banuluï   Gherghe   l'aû 
mazälit  den  Agie. 

abare  mr.  Stall,  Pers.  âhûr,  s.  imbrohor. 
Escr,  3:  se  dussero  tu  ahure. 

ai  Mond. 

BoL  P.   I,  295.  Blanda  At  se  coboarä.    Eb.  257.     Unûblich. 

aida  de  Ausruf  des  Erstaunens,  Erweiterung  von  (h)aida,  s.  Hasd. 
Carag,  T.  5:  Aidade!  Coana  Veta! 

(h)aidamac  Knüttel^  Strolch,  leitet  Hasd.  unmittelbar  von  osman. 
hajdamaq  her.  Diese  Form  aber  wird  nicht  als  Dingwort  ge- 
braucht, höchstens  hajdamah  das  Treiben,  woran  c  trat  wie 
in  bulamac  vgl.  ciomag. 

alaiû  Gefolge,  Zug. 

Isp,  B.  36:    ostaçii  se  gätira   ca  de  alaiu.     Cron,  3,   211.  cu 
tote  alaiunle. 

^lal-bei  Oberst;  ala-belu  Cr.  i,  416  ist  wohl  dasselbe. 
Magaz,  ist,  2,  339;  si  cu  44  de  Alaï-Beï. 

^läm  ^  altm  Cron.  3,  460.    Nach  H.  kommt  dies  durchaus  nicht 

vom  tûrk.  alym,   sondern  vom  tatarischen  her.    Als  ob  beides 

nicht    dasselbe    Wort    wäre!    Wurzel    al,    also    eig.    Nehmen. 

Daher  Kauf,  Bereich,  Zins  u.  s.  w. 
blâmai  e  Zitrone. 

Cm.  Negr.  2,  240:   Se   leapâd*  alâmâea   ce  zama  i  s'a  stors. 

S.  limoniu,  lemongiu,  lämäi^ä. 
llaman,  Ehrenname  der  Deutschen. 

Cron,  2,  25:  Alamari  j   cä  aça  le  (Jicû  ci  istoriile  cele  vechi  §i 

Turdi. 
^lan-dala,   auch  in  Ungarn:  gedankenlos,   also  wohl   vom  türk. 

alan -talán,  Verwirrung^  eig.  Raub  u.  Plünderung. 
^lautä  =  lautä. 

Isp.  B.  237  :  alaute  . .  càntau. 
^Ibahary  Eigenn.  A.B.  195.  Span.  arab.    Der  vom  Meere. 
(h)alca  ist  arab.  wie  alle  Wörter  mit  h. 
Alca  lay  Eigenn.  A.  B.  no.     Aus  der  span.  Stadt  Alcalá,  mit  osm. 

(arab.)  Endung. 

Alcaz  Eigenn.  A.B.  123.  Scheint  auch  span.,  jedenfalls  arab.: 
Der  Richter,  vgl.  cadi  oder  cazi.  Also  nicht  „durchaus  türk. 
oder  tatarisch''  wie  Hasdeu  will. 

alchëç  Gruís,  Segenswunsch. 

Carra  13  :  l'emploi  de  ses  [ces]  officiers  est  de  faire  ralkepch(!)ou 
acclamation  accoutumée  toutes  les  fois  que  le  Prince  monte  à 
chevaL     Fehlt  bei  Hasd. 

alechim-salam  Heil  euch!  arab.  Gruís. 

AUss.  T.  67:  Alechim-saleam?..  bucate  turceçtï. 
Fam.  23,  52:  Alechim  sallam! 

25* 


38o  W.  RtJDOW, 

aleï  Ha!  wohl  aus  allah.  EUerfür  spricht  besonders  die  Ähnlich- 
keit, dafs  es  zu  alelei  verlängert  wird,  wie  alah  zu  alalah, 
femer,  dafs  es  wie  diese  der  Volksdichtung  angehört,  welche 
viele  türk.  Wörter  erhalten  hat;  endlich  wird  allah  wie  Gott, 
Kotztausend  u.  a.  ebenso  gebraucht.  Doch  kann  man  es  mit 
Hasd.  auch  als  Naturlaut  erklären. 
Altes,  P.  p.  73:  Aleï  dragul  meü  voïnic.     Fehlt  bei  Seh. 

alelei,  Das  vor.  verstärkt  oder  alalah.     Beide  volksmäfsig. 
Alees,  P.  p.  73:  Alelei  murgulef  mie,  A.  fecior  de  lele! 
Vergi,  hierzu  Cr  on.  i,  48:  Halaba  Hali,  das  persisch  fur  das 
türk.   Halaba   Mohamed    sein    soll  ;    eb.  47  :   Hala    huhali    ist 
genauer  (allah  w^âlî  =  Allah  und  Ali,  Mohammeds  Schwieger- 
sohn, der  Schiit). 

Dies  aber  ist  nicht  =  Halaelam,  sondern  dies  ist  wohl  durch 
Einmischung  des  biblischen  £lam  aus  allahum  (mein  Gott) 
entstanden. 

AI  gasi  Eigenn.  A.  B.  195:  Wohl  =  Alcazi  ar.  aï^âzî  (der  Sieg- 
reiche) pafst  nicht  recht. 

Algiu  Eigenn.  A.  B.  11,  rötlich.  S.  alie  bei  Schain. 

al  e  m  Bauer,  wenig,  doch  noch  gebräuchlich. 
Magaz,  ÙL  i,   167. 
Alees,  Po.  3,  45  :  alem  cu  semi  -  luna. 

al  iman  äufserste  Not.  Da  man  im  gleichen  Sinne  aman  sagt, 
und  da  in  selamet  dieselbe  Begriffsentwicklung  vorliegt,  scheint 
Alaman  (s.  o.)  Hardens  ganz  ûbernûfsig;  Auch  osman.  alimâ 
(n  wird  in  Hdschr.  oft  fortgelassen)  in  :  Buch  des  Todes  Hassans 
und  Husseins,  Blatt  52  R:  Weh!  also  keineswegs  nur  „Sicher- 
heit" womit  H.  es  abfertigt.  Das  gleichbedeutende  dracu  läfst 
jedoch  auch  seine  Herleitung  als  möglich  erscheinen.  Littauisch 
ayman  weh  mir!  ist  wohl  durch  die  rumän.  Ansiedler  gebracht 
oder  gehört  gar  nicht  hierher,  was  wahrscheinlicher. 

Aliotman  Osmans  Geschlecht  =  Osmancn,  unûblich. 
Al,  P.  3,   12:  aparase  intreg  Aliotmanul. 

aliçveriç  Handel,  Geschäftchen,  jetzt  unedel. 

AI,  T.  26:  vrep  se*  mï  facep  ceva  aliçveriç? 

Fafn,  21,  321:  aliçveriçuri. 

Cron,  3,  412.  Magaz.  2,  366  Carag,  T.  268. 

Allah  Gott!  =  alah. 

Magaz.  14,  67:  Turciï  rcspunserä  îndata  dupe  obiceiul  lor 
eu  strigarea  Allah!  Allât! 

Al,  P.  2,  66  in  P^l  R'baa  fmdet  sich  der  Hauptsatz  des  Islam  als 
Kehrreim:  La  allah  illa  Allah  U  M'hamed  rasul  Allah!  Das 
erste  Allah  mufs  aber  ilah  heifsen:  nicht  der  Gott,  sondern: 
ein  Gott. 

almas  Diamant  ist  den  Persem  und  Türken  erst  durch  die  Araber 
(elmâs,  aus  adamas)  zugekommen. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    38 1 

a  Im  e  a  Tänzerin,  ar.  ^âlimeh  dass. ,  eig.  die  Unterrichtete.     Wenig 

üblich. 

BoL  P.  I,  240:  Âlmeea  ce  in  dan^urï  atât  de  ruçinoase  s'arata, 
alva  =  hai  va.     Ar.  s.  alca. 
Altan  Gold,  Eigenn.  A.  B.  85. 

Jac^  Negr,  Cop,  120:  Sä  spuï  vatavuluï  sä  cumpere  alvaoa. 
ama    aber,   doch.      Die    (wenig  edle)   Färbung   des  Wortes,    und 

besonders  der  Umstand ,   dafs  es  nur  in  der  Stadt  üblich  ist, 

spricht   trotz    Häcdeu    für  osman.   Herkunft;   freilich   ist  auch 

eine  andre  möglich,  für  den  (ihm  einzig  bekannten  Gebrauch 

als  Ausruf  nämlich. 

AI.T,  128:  Ama!    frumos   m*a  prinde.    AL  Pr.  512:  ...  bun 

este  ;  ama  daca  duçmanul  trece  Bistri^a . . .  asta  reu  este  ! 

Letztere  Stelle    zeigt  jedoch,    dafs    ama    auch  Bindewort   ist: 

indessen;    und  in  dieser  Bedeutung  ist  es  offenbar  ar.  emma, 

osman.  auch  einfach  ma. 
aman  Gnade!  Veraltet,  Nur  noch  volksmäfsig.    Auch:  Ach!  s.  brui. 

Cron,  3.  217,  340:  Stau  zäluzi  într'o  uïmire,  amanû!  cu  tojií 

striga. 
Aman  Eigenn.  A.  B.  43,   110. 

amandela  =  amandea. 

Bihl,  pop,   17,   14:  Umbli  numai  d'a  mándela. 

am  an  et  Pfand,  Bürgschaft.  Nicht  türkisch,  sondern  ar.,  wie  schon 
Schainean,  und  selbst  bei  Hasdeu,  aman,  wovon  amanet  die 
weibliche  Form  ist. 

Ai.  T.   1539;    Ci  a()ï  îp  ie  o  vaca  amanet.  Cron.    3,  225.  am 
unu  amanetû  ca  sa'p  daü. 

araanetez  auf  Bürgschaft  ausleihen. 

Al, 'Y.  1 27 1  :  alte   loooo  amanetate  in  moçioara.    Fehlt  bei  Seh. 

ámbar  Scheuer,  Vorratshaus.     Nicht  türk.,  sondern  pers. 
ConsL  Negr,  2,  236:  §i  pänea  din  ámbar.     S.  hambar. 

arabriboiu  gelber  Sultan  (Blume)  leitet  Hasdeu  von  Centaurea 
amberboa  her,  obgleich  er  unmittelbar  vorher  ambra  hat. 
Beides  ist  das  pers.  'ambar-i-bûj,  ambraduftig. 

arabru  Ambra.  Gew.  bei  Dichtern. 

Bol.  Trai.  170:  se  secala  sub  coame  de  ambni. 

ara  e  giù,  o.  ^amg^h  Oheim. 

RaK  n.   I,  203  :  il  inlocuea  cu  Fuad  -  Efendi,  amegiul  marelui 
Vizir.    Fehlt 

Anadol  Vorderasien. 

MagQz.  I,  84:  multa  parte  a  rasarituluï  ce  se  numeçte  Anadol. 

anadolesc  vorderasiatisch . 

Al,  Pr.    452  :     Pedestrime  -  Enicerésca ,    Calàrime  -  Anadolésca. 
Fehlt  bei  Sch. 

anason  Anis  z.  B.  Xen.  i,  40:  umplut  cu  plìnte  mirositoare,  miro- 
dcnii  ^i  grìne  de  anison.    Odoh.  Scr,  1,84:  anason. 


382  W.  RUDOW, 

andre  a  Nadel,  und  zwar  Packnadel,  bei  den  Nordrumänen  Häkel- 
nadel, ferner  Balken  u.  s.  w.  also  kommt  das  ar.  ihre,  das  über- 
haupt nicht  volksüblich  ist,  nicht  inbetracht.  Vielmehr  türk. 
öjendereh  Stachel,  Pfriemen,  z.  B.  in  der  Hs.  der  40  Wesiere,  198. 
Als  Beweise  für  das  Ausdauern  der  Rumänen  in  den  Kar- 
paten seit  Traian  braucht  Hasdeu  deutsche  Wörter  aus  dem 
Mittelalter,  und  er  findet  ein  solches  selbst  in  ândrea  ^  Nadel. 
Wie  er  das  fertig  bringt,  und  welche  mehr  als  kühnen  Folge- 
rungen er  daran  knüpft,  möge  man  bei  ihm  nachlesen.  Selbst- 
verständlich kommt  diese  Herleitung  gegen  die  hier  gegebene 
gar  nicht  inbetracht.  Auch  ist  Grundform  hiemach  undrea, 
nicht  andrea. 
AL  T.  1 9  :  morunfuçurï  ! . . .  forficele  . . .  andrele  ! 

an  gara  Frohn.     Beginnt  zu  veralten. 

Cr  on.  3,   14:    Ghica  Ser,  8:    daca   nu   s'or  stirpi  mâncâtoriile 
ci  angaralele.     G.  lit.  21,  584;  angara  zwangsweise. 

ang⧠ heifst  zunächst  nicht  Wagenleiter  (Hasdeu),  sondern  Leiter- 
baum und  ist  als  solcher  offenbar  osman.  agâé  Baum,  Balken, 
Daher  : 

angaria  die  ganze  Leiter,  osm.  agâél^,  eig.  etwas  aus  Bäumen, 
Balken.     Wo  ist  hier  eine  Schwierigkeit? 

anteriu  langes  Untergewand.     Verschwindet  mit  der  Sache. 
AL  T.  79:  este  imbrâcat  cu  anteriu. 

antiriu  =  antereu. 

Magaz,  tsL  5,  125:    si   au  pusû  scrisórea  in  bozînariulû  anti- 
riuluï. 

Apr  ih  an  Eigcnn.  A.  B.   108.     Von  han  oder  von  prihanû? 

(h) araba  grofsrädriger  (urspr.  tatarischer)  WagcMi.     Volkstümlich. 
AL  T,  401  :   ne-o  asurzit  pe  noi  cu  harabaoa   cea  jidoveaccä. 

(h)arabagiu  Lohnfuhrmann. 

AL  T.  24:  Dache  nu  me  crecjl  pe  mine  care's  harabagiu. 

Arabo  lu  Eigenn.  A.  B.  158  Arabersohn. 

arac  Kanal,  (daher  ung.  árok)  ursprünglicher  als  arä,  arât,  s.  d. 
bei  Seh.  Foaia  Famil.  i,  31.  Das  Wort  ¡st  also  echt,  was 
Hasdeu  bezweifelt.  S.  ierugä. 

aran  tatarische  Hütte,     Veraltet.  Tatar. 

Cr  on.  3,    178:    unde   ne    arû  areta  zapciiï  marie!  séle  cate  o 
colibâ,  ce  se  chiama  tätäresce  aranû.  Fehlt  bei  Seh.  und  Hasd. 

arap  Schwarzer,  Neger 

AL  P.  p.   106:  eel  cu  chipul  de  arap. 

(Aravi ea  Magaz.  ísL  i,  293  ist  griechisch). 

(h)  arap  nie  grofse  Peitsche.     Von  araba. 

AL  T,   12:  cu  harapnicele  pe  spinarea  lui.     Fehlt  bei  Seh. 

arcan  Strick. 

Pov,  PeL  22^:  desfacu  arcanul  §i  scoase  capul  afarâ. 

arcänesc  fange  in  der  Schlinge. 

Pompilin  antol.  62  :  de  git  il  arcänesce. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RÜBiÄNISCHFN.   383 

argi  -  odasi  =  arzodasi. 

Cr  on.  3,  444:  odaia  Vezirului,  argiodasi  ce  se  numeçte. 
armada    Heeresmacht.    Ist   veraltet.    Wohl    durch   osm.   aus   dem 

span,  oder  unmittelbar  durch  die  span.  Juden  in  Makedonien 

eingeführt.     Nach  Hasdeu  ungarisch,  was  ebenso  möglich. 

Magaz,  ist,  i,    170:    au    trimis   armada   la  Pogliea.      Armata, 

Magaz.  ist,  i,  99,  ist  dagegen  italienisch. 

ar mean  Tenne,  Umkreis;  auch  Spielplatz.   Nicht  tûrk.  sondern  pers. 
Jsptr.  Juc,  79.  Pan^.     Lin.  cas.  19. 

AL  P.  p.  3 1 6  :   în   calea  armenuluî.  Isp.  B,  34  :   nicï  întinderea 
armeanuluï  din  giurul.     An   erster  Stelle  vielleicht:    Armenier. 

ar  mazar  Bittschrift,  ^  arzma(h)zar. 

Magaz,  ist.  5,  97  :  si  au  pecetluitü  armazarurile. 

arraeagä   wohl   (Brief )mappe ,   türk.   armagân  Geschenk,   serbisch 
armagan  Schachtel. 

Mag.  tsi.  I,  397:  Vei  infelege . .  din  armeagä(?)  maï  pe  largû. 
Fehlt  bei  Seh.  und  Hasd. 

Arnäut  Albanese. 

Magaz.  ist,  5,   135:  au  trimisù  pre  Arn  au  tu  pasia  cu  Amau^iî' 

arpa  Gerste,  o.  ebenso. 

Farn.  23,  52  :  ocupându-se  cu  mäcinatu  orzului  (arpa).  C,  lit.  18. 
Fehlt  bei  H. 

arpacaç  (siebenbürg.)  Dass. 

Rev.  n.  3,  468  :  se  facea  numai  varzä,  morcovi  ci  orz  (arpacaç). 
Fehlt. 

arpalic  Gut,  Besitz.     Ist  veraltet. 

Magaz.  ist.  i,   149:    Deci    pre  Curcut  îar'l  au    trimis  cu  niçte 
nadejï  la  Magnesiea,  unde  avea  Arpaläc.     Fehlt  bei  H. 

a r sana  Arsenal   (dies,   z.  B.  Magaz,  ist,  2,  45   ist  westeuropäisch) 
nicht  =  tarsana,  eher  ar.  pers.  'arcjihâneh  Warenhaus? 

arsi  an  Löwe,  osm.  ebenso,  auch  aslân  gesprochen. 

AI.  P.  3,   15:    Arslanii   lui  Mohamed  cu  cani   au  prins  frajie. 
Dichterisch. 

Ar  si  a  ni  an  Eigenn.  A.  B.   195.  S.  Asian. 

arçea  ist  wieder  arab.  Ursprungs,  s.  Schain. 

arçîc  Knöchel. 

Isp,  Juc.  73:  Ardicele  sunt  incheietura  genunchului  de  dindërët 
la  vite.     Ghicay  Scr.  70. 

(h)artä- parta.     Der  zweite  Teil  ist  keine  Verdoppelung,  sondern 
parcea,  s.  harcea  -  parcea. 

arz  Denkschrift,  Bericht.     Noch  nicht  ganz  veraltet. 

Cron,  3,   137.     Ghica  Scr.   VI:  sä  arate  arzul  Sultanuluï. 

arzmahzar  Bittschrift. 

Ghica  Scr,   92  :    boeriï   din    Valachia    ceruserä  printr'un  Arz- 
mahzar. 


384  W.  RUDOW, 

arz- odasi  Empfangssaal  (des  Sultans). 

Alees,  P.  p.  148  :  obiceiul  era  cä  pana  a  nu  intra  în  sala  de 
audienfä  a  SultanuluI,  Arzodasi,  cel  inteifì  uçer,  numit  Capa- 
çilar  Kïethudaçi,  se  îmbrace  pe  Domn.  Übers,  aus  Carra  20. 
Fehlt  bei  Seh. 

arz  um  azar  =  arzmahzar. 

Magaz,  is/,  i,  290:  Mateï  Vodä  au  trimis  arzumazarurï. 

Asan  (der  Gute)  Eigenn.  Ar.  ^asan  ebenso  A.  B.   iii. 
Croft,  3,  7 1  :  ci  doï  feciorï  a  luï  Asan  calaraçû. 

a  s  eh  er  Krieger,  Mannschaft.  Noch  nicht  veraltet  Übrigens  ar. 
Form  des  pers.  laschkar,  1  wurde  als  Einzier  angesehen  wie 
in  azur  ^  lagiverde. 

Bol.  P.  I,  292  :  Ea  me  costa  . . .  scumpä  fòrte!  Vr'o  treï  -  (^ecï 
mil  de  madjarl;  Çece  mil  askerî  la  morte. 

Asian  Eigenn.  (Löwe).     Turk,  ebenso. 

Magaz.  ùi,     i,  286:  Asian  vomicul.    A.  B.   12,  m. 
asmaciuc  s.  Hatma^uchi. 

a  star  feine  Leinwand. 

Cr,  3,  327  :    Episcopi!    ce   se    faceaû    pe    calû    îmbracatû    in 

astarû. 
asi  m  a  mr.  Weigand  36.     Silber,  pers.  sîm. 

atirdisesc  artirdisesc  steigern. 

Jac,  A^egr,  Cop,  2^2:  se  puse  sä  atirdiseascä.  Cu  cat  il  sueau 
cäp-va  evreï. . . 

a  t  i  ç  e  r  i  f  ^  hatiçerif. 

Magaz,  l'sL  4,  318:  un  Capegiu  de  la  porta  cu  Atisieritû  îm- 
perätese. 

atlas  Atlas,  ein  Stoff,  auch  acias.  Arab.,  nicht  türk.  (Hasdeu) 
Über  den  Wechsel  von  k  und  t  s.  Pott,  Commentatio  u.  s.  w.  367. 
Mag,  ist,  4,  112,  ^22,  Const,  Negr,  3,  279:  haine  frumoase 
de  atlas  ci  de  catife. 

atlaz  =  atlas. 

Bol,  P.  I,  301:  ce  are  velul  de  atlaz. 

avale t  Steuer. 

Cr,  3,  413:  Dar  avaeturï  ci  glóte  cat  in  fire  nu  s'aû  datû. 

avam  =  avan    Calicul  7,   177. 

a  van  hochmütig,  grausam.  Ar.  h^awân  heifst  zwar  wieder  nicht 
nur  verräterisch,  sondern  auch  gewaltthätig,  pafst  also  zur 
Bdtg.  ebenso  gut  und  zur  Form  besser  als  Hasdeus  Chagân, 
das  als  „Chan  der  Chane"  erklärt  wird.  Indessen  darf  man 
bei  einem  eigennamenähnlichen  Worte  keine  genaue  Befolgung 
der  Lautregeln  verlangen.  Man  wird  also  auch  für  avan 
besser  bei  Hasdeus  geistreicher  Herleitung  bleiben,  (welche  für 
das  sl.  gavan  und  alb.  gavn-  zweifellos  scheint),  besonders  weil 
das  arab.  Wort  im  griech.  aßavTjc  eine  ganz  andere  Be- 
deutung hat. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    385 

Ma  gaz,  ist,  4,  358  :  sciîndû  cä  sînt  Greci  avanï  ci  încârca^ï  de 
datorii.  Ebenso  i,  387,  nur  dafs  hier  çtiindui  steht.  Cron,  3,  288. 
Fehlt  bei  Seh.,  doch  s.  mîrzac. 

avanie  Bedrückung.  Vom  vor.,  doch  auch  französisch,  das  arabisch 
sein  soll,  vielleicht  aber  ebenfalls  hierher  gehört 
Magaz.  ist,  i,  227:  vedea  aväniile  Turcilor.     Fehlt  bei  H. 

ava  ni  fi  ä  heifst  hier  in  Ungarn:  mutwillige  Beleidigung.  Fehlt 
bei  H. 

avgi-baça  fehlt  bei  H.,  obgleich  er  es  S.  1424  hat 

avrad.  ^Avretînî  (nicht  avr.)  ist  zwar  osman.  Form,  doch  vom  ar. 
^avret  ;  jedoch  nicht  zu  übersetzen  :  uxorem  (wie  matrem)  suam, 
sondern:  ejus,  denn  es  ist  zu  ergänzen:  siktim  (ich  habe 
beschlafen). 

azagiu  =  lazagiu. 

Magaz,  ist,  5,  98  :  cä-lü  aflase  incä  fiind  la  Baba  delà  Azagiu- 
pasia. 

Azibragianû  Aserbeidschan,  nordwestl.  Teil  Persiens,  a^ferbeigân. 
Cron,  3,  7 1  :   ci   este  scaunul  fëreï  ce  se  chiama  Azibragianû. 

B abaca  Väterchen. 

Carag,  T.  24:  traiu,   neneaco   cu  banii  babachil.     Con,  Negr. 

1,  223.     N.  A.  Bogdan,  poveçti  105. 
ba balìe  Alter  (Greis). 

Farn,  2^,  495:  Aci  se  adunau  mulfi  babalici  §i  pensionan. 

babuçï  Über-,  Hausschuhe.     Wie  papuc,  vieil,  französisch. 
A/,  Pr.  395:  Ci  eu  nicï  o  páreche  de  babuçî  întregï! 

bacal  Krämer. 

Con.  Negr.  i,  297:  am  sä-1  dau  calfö  la  vr*un  h'pscan  seu  la 
vr'un  bacal.   G/iüa  Scr,  354. 

Bacalbaça  Oberer  der  Kaufleute,  Eigenn.  A.  B.  98. 

bacal  i  e  Stand  des  Krämers,  auch  Ware,  besonders  Gewürz. 
Cron.  3,  273:  apuce-s'  de  bacalie. 

bacali  m  Räucherwerk,  Beräucherung.  Rev,  n.  4,  219:  bacalimul 
neînfrînt. 

Bacaloglu  (Krämersohn)  Eigenn. 

Conv,  lit.  22y  189:  Premiul  Lazar  s'a  acordat  d-luï  Bacaloglu. 
A.  B.  40. 

bac  alum  lafst  uns  sehen!  (Eile  mit  Weile!)  O.  bâqahlym  dass. 
Ghica  Scr.  365,  2%\  Dupa  mai  multe  strägäneli  cu  inçaala, 
cu  pekeì  ci  cu  bacalum. 

bäcänie  =  bacalie. 

Ghica  Scr,  67  :  vin  amestecat  cu  usturoi  pisat  ci  cu  bâcânii. 

bac  cea  Alter,  Murrkopf. 

Dorul  249:  când  te-ai  duce  intr'o  casa  de  baccea.  D.  Zam- 
firesca.  Novele  129:  vr'  o  baccea. 


386  W.  RUDOW, 

Bachi  Ëigonn.  A.  B.  144,  auch  eines  osmanischen  Dichters. 

baciava  Gebäck,  Mandelkuchen. 

Al,  T.  138:  ma  haclavas^  pohaçi^  caiaifi^  çeva  evghenistico  al  la 
dimiia?  S.  bohaciu. 

bacçiç  Geschenk,  vgl.  slaw,  bogû,  gr.  çpa/-,  indisch  bhàgas  Segen. 
Also  wieder  nicht  tûrk.  sondern  pers. 
Cron,  oft,  AL  Pr,  317:   cerend  bacçiç  cu  un  aer  amenin^âtor. 

badana  Bürste,  Maurerpinsel. 

AL  T.  412:  ^I-am  mai  facut  eu  pamatufuri  ci  badanale  de 
sprincene. 

badie  Schachtel.  So  übersetzt  Scheinean  an  der  einzigen  Stelle, 
wo  das  Wort  vorkommt:  papuci  in  badii  aduçi  din  IndiL 
Hasdeu  meint  nun:  Schuhe  in  Laden  habe  keinen  Sinn,  weil 
man  hierin  alles  mögliche  bringen  könne,  es  wäre  also  kein 
besonderes  Lob  für  die  Schuhe.  Auch  sei  es  etwas  weit  vom 
Kruge  bis  zu  Schachtel,  Korb.  Aber  das  Besondere  ist  ja, 
dafs  die  Schuhe  aus  Indien  stammen,  woher  man  nach  Ru- 
mänien doch  nur  Gutes  holen  wird  —  denn  Schund  ist  näher 
zu  haben  —  das  aber  pflegt  auf  eine  so  weite  Reise  verpackt 
zu  werden.  Die  Bedeutung  Krug  in  den  Wörterbüchern  aber 
ist,  wie  oft,  ungenau;  100 1  Nacht  wird  in  der  bâdieh  Grün- 
zeug u.  dgl.  vom  Markte  geholt. 

Gegenüber  dieser  Erklärungung  wäre  die  Hasdeus  nur  dann 
erst  ernst  zu  nehmen,  wenn  irgend  ein  türkisches  Beiwort  im 
Rumänischen  in  oder  dgl.  als  Vorsilbe  annähme. 

bagá,  Schildpatt 

C,  HL   17,  282:  (tastele)  cele  negre  de  baga. 

bagdadie  Decke  (des  Zimmers).     Bei  H.  ohne  Beleg,  doch: 
Vläh,  Nov,  204:  Bagdadia  se  sparse. 

bageacâ  Luke. 

AL  T.  895:  o  cura  cu  bageacä.     Farn,  9,  442:  bageaguri. 

bagi-be§lic  =  balgi-beçlic.     Cron,  3,  458. 

bah  ame  t  Rofs,  nicht  tatar.  sondern  ar.  bah(a)met  Jungvieh.  Schon 
althebräisch  Getier,  vgl.  Behemoth  bei  Hiob. 
AL  P.  p.  149:  bahamep  cu  periï  crep.     Fehlt  bei  Seh. 

b  a  hm  et  =  bahamet. 

AL  P.  p.  78:  De  bahmep  Tam  saracit. 

Bagdat  Eigenn.  A.  B.  2.  „Garten  des  Rechts". 

Bahtigheri  (Glücksherrscher)  Tatarenfürst. 

Cron,  2,  365:  fugise  un  Bahtigere,  ce  î  (Jicé  Deli  -  Sultanu. 
Vieil.  Eigenn.,  wie  Cazighereï  ebda.     Fehlt  bei  Seh. 

bai  buh  Eule,    türk.    bâiqû.^,    bâigiiç,    im   Volke  vielleicht   anders 
gesprochen. 
BoL  P.  I,  34 1  :  sä  cante  baibuh.  Der  Wechsel  von  h  und  ç  ist  slaw. 

Bai  can  Eigenn.  A.  B.  90.  S.  Hasd. 

Baie  US  Eigenn.  A.  B.  144,  Eule  s.  baibuh. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    387 

bäierile  Inneres.    Vläh.   Nov.     Die  Stelle    bei  Schaineanu    gehört 

zu  bäier(a)  Band, 
bairac-aga  Führer  (der  rumänischen  Polen).    S.  aga. 

Rev,  n.  3,  25  :  s'au  inrolat  adesea  sub  bairac-agii  lor. 
bairactar  Bannerträger  i.  osm.  Rang.  2.  rumän.  Titel. 

1.  Ghica  Scr,  VII:  acel  fioros  Vizir  Mustafa  Bairactar. 

2.  Corvo,  lit,  IO,  77:  Bairactar  saû  purtatorul  steagului. 
bai  ram  Hauptfest  der  Türken.     Noch  gebräuchlich. 

AI,  T.  3,  43  :  E  Bairamul  vesel. 

bairamralâc  Cr  on,  2,   124    offenbar   verdruckt   für   bairamlic.  ein 
Steuer. 

balaban  grofs  (als  Tiemame),  pers.  balaban  grofs,  hoch. 

AL  T.  373:  fapul  eel  mare  . . .  bïetul  Balaban.  Conv,  ¡it,  20,  314: 
canale  Balaban,  care  '1  recunoscu.  Fehlt  bei  Sch.  Eigenn.  A. 
B.   112,  185. 

bai  ama  Gelenk,  Scharnier. 

AI,  T.  1 1 83:  Nimica  ... 'mï-o  släbit  balamale.  7?«^  n.  2,  310. 
Jsp,  Pi/de  3  :  o  Buctä  d'ale  Slabá  'n  balamale. 

Balamolu  Eigenn.  A.  B.   141,  das  folg.,  vielleicht  nur  verdruckt 

Balanolu,  Sohn  des  Blonden,  Eigenn.  A.  B.  14.  Balanollo  eb.  112. 

Balean  Waldgebirge,  Cron,  3,  268. 

AL  P.  391  :  E  vulturul  prädalnic  din  barbariï  Balcani. 

baldar  Vorhut,    Rev.  n.  3,  21,    scheint  persisch  baldar,    eig.  der 
ara  Flügel.     Ungebräuchlich. 

baici-  baca  =  balgi  -  baca.. 

Cron,  3 1 1  :  au  prinsû  atunce  ci  pe  Balcî-baça.    Fehlt  bei  Sch. 

balgiu.  Honighändler,  in  der  Moldau  aber  auch  eine  Art  Truppe, 
wie  die  beçlii  als  Besatzung  gebraucht.     Cr,  öfter. 
Magaz,  ist,  4,  311:   si   se   îndatorire   pre  la  Turcï ,    si  pre  la 
balgiï. 

bali  =  vali. 

Cron.  3,  467:  Noi  ticalosiî,  aducemû  pré  inaltulul  Bali  alú 
Silistrieï  . . .  acest  pré  plecatû  Magzaru.    Auch  Eigenn.  A.  B.  4. 

balgi-baçlâc  steht  Cron.  2,   124,  nicht  abalgi-b,  wie  Sch.  hat. 

bal  ib  eg,  bali  und  beg. 

Magaz.  isL  5,  67  :  Acestû  castellû  Ta  stricatû  Balibeg.  Fehlt 
bei  Sch. 

balie  e  rai  ni  Aufseher  des  Fischmarktes. 

Rev,  n.  3,  28:  tîrgul  de  peçte,  sub  privigherea  unui  in  tendent 
anumit  (balik  emini). 

bal  tac  =  baltag. 

Bolint.  Po,  I,   175:  ràdica  baltacul. 

baltag  Axt. 

Cron,  3,  302:  Aga  purta  baltagû.  Cr,  2,  301.  Eigenn.  Cron, 
2,  106. 


388  W.  RUDOW, 

baltagiu  Axtträger,  eine  tûrk.  Truppe. 

Cron.  3,  447:    în    doue    caice    cu  un   baltagiu.    Cron,  2,  86 

in  Baltaglul  ist  1  verdruckt. 

Magaz,    isi.  4,    18:    Hasan,    poreclit    d'atuncl    Balatagiu    saû 

mântuitorul  din  balta  ist  etwas  anderes, 
b  al  ta  g  i  (u)  ba§  Führer  der  baltagü. 

Cron,  2,  g2:    eçise  poroncä    de  la  Impëratul  la  Baltagi-Baç. 

Fehlt  bei  Seh. 
Baly  Eigenn.  A.  B.   141,  =  Bali, 
barn  e  Pilz. 

Timpul  15,  Nr.  23,  III,  4:  bame  cu  bulion,    funduri  de  anghi- 

narä,  tarhon  foi,  ghiveciu  cälugäresc. 
ban  Fürst,  in  der  Moldau  der  oberste  Bojar. 

Ghica  Scr.  VIII  Ban  mare  fiî  dar. 
ban  Geldstück  (mit  dem  Bilde  des  vor.), 

Cron,  3,  31  ;  unde  domnesce  läcomia  banilorü. 
banabac  hör  mal;  türk.  baña  bâq  sieh  her.   S.  manea, 
bar  mr.  Glück,  wohl  per.  bâr  Teil,  Blüte. 

Bolint,   calei,    114:    fapta    se    chiama:    Cicior    in    bar    (picior 

norocos). 

Baragan  öde  Ebens.    Die  Herleitung  aus  dem  Osman,  ist  möglich, 
jedoch  keineswegs  sicher. 

barat  Erlafs. 

Mag,  ist,  I,  284.  In  der  Moldau  weniger  gebräuchlich.  Cron, 
2,  74  wird  es  zwar  anstandslos  angewandt,  i,  253  dagegen 
heifst  es:  uric,  das  die  Türken  berat  nennen. 

bar  bun,  Barbe  (Fisch). 

Farn,  23,  63  :  menagiul  délicat  de  pesce  mare  (barbuni,  gurizi, 
chefali,  scrumbi,  calcani,  pesce  rändunicä). 

bardac  (ä)  Krug. 

Isp,  B,  263  :  o  bardacä  de  apä  de  isvor  sä  beau. 

barem  wenigstens. 

Bibl,  pop,  12,   15:  barem  odatä. 

Bihl,  pop,  12,  25:  barcmi  dupä  u^a  raiului.  Eb.  19,  20. 

basma  Tuch. 

Cron,  B,  414.     Isp,  B,  220:  îçï  imparerà  cate  o  basmß. 

baç  Haupt,  bes.  in  Zusammensetzungen. 
AI,  T.  257  :  Eu  sînt  Har^ä,  baç  reztiç. 

baç-aga  Oberaga. 

Al,  P.  p.  124:  Ba^  Agaoa  Turcilor.  Ghica  Scr,  IV. 

baç-beçleaga  Oberbefehlshaber  der  beçlii. 

Cron,  3,  442:  ci  au  priimit  ca  1000  neferi  sä  aibä  Baçbeçléga 
la  Moldova.     Fehlt  bei  Seh. 

baçbeçlegasi  =  baçbeçleaga. 

Cron,  3,  442:  ca  se  puïe  la  cale  pentru  Divan -Efendi  ci 
Ba.^beçl egasi.     Auch  bas-beçli-aga,  s.  beçli-aga. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  ÌM  RUMÄNISCHEN.    389 

ba§-boier   Oberbojar. 

Ghica  Scr.  501  :  baçboenil  purta  banger, 
baçbozucie  Schandthat.    Fehlt  bei  Seh. 

Era  noua   1890,  30,  3. 
baç-bulubaç    Oberst 

A/.  Pr.  447  :  lui  Baç-Bulubaç  pentru  oare-ce.     Cron.  3,  78. 
ba§-buluc-baça  dass. 

Cron,  2,  81:    baç  -  buliuk  -  baç  de  Siimenï.     Cr.  2,  413:    m'aû 

închîsû  la  Baçbulbaçû. 
ba§-buzuc=  baçibuzuc. 

Dorul  100;  Ba§-buzucî  de  cäsäpie. 
bacca  anders. 

Carag,  T.  45:    una  vorbim   §i   bacca    ne'nfelegem.      Eb.   92: 

pensie  e  bacca  (aufserdem).     Rev.  n.  i,   107. 
ba§-capigi  Oberpförtner,  türk.  Titel  =  capigi- baca. 

Cr.  3,  263:  §i  acolo  au  tramisû  Baçû  Capigi.    Eb.  78.    Fehlt. 

baç -capi-kehaia,  Oberer  der  capichehai,  s.  d. 

Cron.  3,  234:  facêndu'lû  Baç-Capi-Kehaïé  a  Moldoveï.    Ebenda 
250.     Fehlt  bei  Seh. 

ba§-capitan  =  capitan.     (Ober)hauptmann. 

Cron.  3,  294:  Çicêndû  :  „Me  rogo  baçû- capitane",  Fehlt  bei  Seh. 

baçcïohodar  Oberkämmerer. 

Cron.  3,  226,  236,    Ghica  Scr,  46:   pornesce   pe   ba^ciohodar 
Mäciucä. 

baçibuzuc  Tollkopf,  Truppengattung. 

Ghica  Scr.  24  :  Ba^ibuzucii  omoraû  pe  agalele. 
baçtergiman  Oberdolmetscher  der  Pforte.     S.  tergiman. 

Carra  123:  fut  nommé  Baschterjiman  ou  premier  interprête  de 

la  Cour.     Fehlt  bei  Seh. 
bata  I  Hammel. 

ßp.  Op.  48:  berbeei  mieoarili,  batali. 
bazar  Markt. 

Al.  Pr.  369  :  Prin  urmare  bazarul  e  plin  de  marfurl. 

bazarghidean  =  pazargh.  s.  d. 

becciu  Wächter,  o.  bekgi  ebenso,  vereinzelt. 

Rev.  n.  I,   161  :  becciuly  lovind  de  trei  ori  cu  bâta  în  caldârâm, 

striga:  langân  var. 
bêcher  Junggesell,  Taugenichts.     Volksmäfsig. 

Carag,  T.  235  :  O  scrisoricà  de  amor  cätra  becherul  meû. 
Becher  Eigenn.  A.  B.   112. 
becherese  junggesellenhaft  Farn,  21,   134. 
Be  chi  ri  Eigenn.  Vgl.  bêcher. 

Vgl.  Cron.  3,  351  :  au  nemerit  ci  Lupul  Vornicul  cu  Bechiri  Aga. 
Bee  her  ski  Eigenn. 

Cron.  2,   144. 
becer  Kellermeister. 

Ghica  Scr.  XU:   un  Becer  sau  Cuparu  Manolache.     Eb.  295. 


390  W.  RUDOW, 

becîer  Keüermeister.     Rev,  n.  2,  175. 
Beciu  Wien. 

Conv,  lit,  22f  255:  sä  uite  Beciul  §i  splendorile  el 
beciu  Keller. 

AL  p.  p.  9 1  :  Grecu  *n  becïurî  s'ascundea. 

becriu  ausschweifend. 

AL  P.  3,  59:  Becri  in  desperare  se  pleacâ  pe  fereastrá. 

bectemis  =  bektemiz. 

Tnb.  10,  456  :  bectemisul  nacional,  die  Vornehmsten  des  Volkes. 

beghir  Rofs. 

BoL  P.   I,  291:  Ea  combate  pe  beghir.    Farn.  23,  53:  beigir, 

Klepper. 
Beiu  Eigenn.  A.  B.  52. 

bei(ú)  Fürst 

Cr.  3,    291.     Ghica  Scr.  263:    sä    birue    pe    Beiul.      Eb.  VI 
Dere-beghi  ist  Eigenn.;  auch  Zeibegi  16? 

bei,  beg,  die  gröfste  Nufs,  scheint  dasselbe,  nicht  türk,  pek. 

Ispt'r.  Juc,  74:  Când  arçicul  sta  ridicat  pe  muche,   cu  partea 
scobitä  în  sus,  partea  aceasta  se  numesce  beiu. 

beicache  Verkleinerung  von  bei. 
Al,  T. 

beïlerbeiù  Cron,  3,   439.    begl.  Mag,  ùL   5,  282;    behl.  2,  225. 
bebL  2f  22¿\.  wie  umgekehrt  2,  225  izgindä  für  izb.)  Fürst  der 
Fürsten. 
Ght'ca  Scr,   V,  Beglerbeiul  Rumeliï  avea  maï  mare  putere. 

bei  lie  eig.  Fürstliches,  daher  i.  Fürstenschlofs  2.  Steuer,  Auflage. 

1.  Cron,  3,  219.     Ghtca  Scr,  28:   la  sfântul  Spiridon  eel  noû 
din  podu  Beilicului. 

2.  Cron.  3,  459  :  Birul  au  fostû    atâta   de  adäogitü ,    beilicurìle 
atäta  de  immul^ite. 

beizadea  Prinz. 

Gktca  Scr.  io:  pana  s'a  culcat  beizadelele. 

beizdadea  =  beizadea. 

Ma  gaz,  tsL  2,  11:   daca   au   incetat  lordache  Beizdadea  den 
plänsu.     Cron,  3,  255  beîzede,  auch  bezdede. 

bektemiz  erlesen,  das  Beste,  o.  pek  temiz  dasselbe. 

Qmv.  ¿iL  20,  136:  a  fumat  tutun  de  un  franc  ocaoa,  în  loe  de 
tutun  Bektemiz.     S.  bectemis. 

belaliu  unheilvoll. 

Car.  Note  §i  schise  83. 

be  lea  Unglück. 

Isp,  B,  208  :  el  era  bun  bucuros  cä-l-ia  beleaua  din  bätätorä, 

Belgazoglu  Eigenn.     A.  B.  80.     Sohn  des  Belgraders? 

bei  tea  Eingemachtes. 

AL  T.  323:  me  tem  cä  din  belte  s*or  priface  în  balmuç. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   39 1 

Bender  Stadt  am  Schwarzen  Meere. 

Negr.  I,  180:  Pa^ii  de  Bender.  Turk,  bender  Hafen. 

Sprichwörtlich:  Dute  la  Bender,  AL  T.  512,   scher  dich  zum 

Teufel  ! 
Bengescu  Eigenn.  A.  B.   112.     Vom  folgenden,  besser  wohl  vom 

Zigeunerworte  benga  Teufel. 

Const,  Negr,  3,  53. 

Zum  serb.  bendjiluk  vgl.  Magaz,  ist.  4,  160:  Benglighereï  Han. 

bengli  =  tiríachi. 
ben  im  ich  bin  es.     Ungebräuchlich. 

AL  Pr,  299:  Nu  eçtï  d-ta  Abdalah  -  Osman  ?  —  Benim. 
b  erb  er  Barbier. 

Cht.  16,  193:    sunt  din    tagma  aceasta   a  berberilor.     Fehlt 

bei  Seh.  Berberiu  Gazeta  poporului  5,  3,  6. 
herber -baca  Hofbarbier. 

Ghüa  Scr,  XV,  Acolo  il  açtepta  Berber -baca  al  Cur^i.  Alecs. 

T.  ICI   bärbier-ba§a.     Fehlt  bei  Seh. 
berechet  Überflufs. 

BibL  pop,  32,  I  :  Cat  pentru  bani,  avea  berechet  în  toatä  bunä 

vremia. 
beringiu  zum  ersten  gehörig  S.  ichingiu.     Fehlt  bei  Seh. 
beslï  Magaz,  ist,  4,  316  wohl  nur  verdruckt  für  beçliï. 
beçaetea  Schachtel. 

Al,  T.  411:  o  mäsu^ä  cu  o  beçacte. 

beçlega  =  be§li-aga  S.  Korsch. 

Cr  on,  3,  341:  Beçléga  cum  si  top  Tureiî...ï  au  legato. 

Beçlegeanu  Eigenn.  A.  B.  4.  Vom  vor.  (besieg,  seheint  verdruckt). 

beçli-aga  Art  Statthalter.  Befehlshaber  der  Besatzung. 

Ghica  Scr,  IV:  De  la  zaverä  rämaserä  in  {ara  trupe  tureeçtî, 
un  Be§li-aga  eu  cap -va  neferï  în  fie-care  judej,  ci  doï  Ba§- 
beçli  -  aga. 

bezman  jährliehe  Zahlung.     Noch  jetzt 

lam.  21,  232:  Se  iea  eu  embatic?  eu  bezman? 

Bib  es  eu  Eigenn.  A.  B.  3.  Vom  folg. 

bibi  Gnädige,  pers.  dass.     Kann  freilich  auch  französisch  sein. 
AL  T.   1680:  dar  vecjï  tu  Bibi.     Fehlt  bei  Seh. 

bibic  Kind,  daher  Geliebter.  Osman,  bíbik  dass.  Augapfel. 
AL  T.  465:  Eatà  le's  bibieî  hazlie. 

Carag,  T.  276:  Bibicule,  Mangafaoa  pleacä  mäine.  £b.  291. 
Fehlt  bei  Seh. 

Bibic ä  Eigenname. 

Cr  on,  3,  255  :  facendú  ...  pe  Costaki  Bibicâ  vel  Postelnieù. 

B  i  biela  Eigenn.  A.  B.  54  zu  bibi? 

bibil  Knoten,  Knopf.     Rev,  n.  2,  175. 

BoL  P.  293  :  din  frumosul  ei  fakiol  cu  bibilurl  aurite  cad  cosile. 
Ghica  Scr,  295.     D.  2^amt¡reseu,  Nov.  92. 


392  W.  RUDOW, 

Bíbiri  Eigenn.  A.  B.  37.    Wohl  von  bibér  Pfeffer;  vgl.  Pferfferkom. 
bicheresc  gemein. 

Trih,  10,522:  înjuraturi  bicheresd  Schimpfworte, 
bichirie  Nichtsnutzigkeit. 

Calimi  IG,  172:  in  bicherii  invefat 
bi  chi  rese  verjubeln,  von  bêcher,  Tribuna  Juni  1893. 
bidinea  Pinsel  =  badanea. 

Farn,  25,   194:  stropitura  unei  imense  bidinele  de  zugrav. 
bidiviu  arabisches  Rofs. 

AL  P.p.   106:  El  cá'§í  are-un  bidiviu. 
Bidjaranu  Eigenn.  A.  B.  88.     Von  pers.  bi  éâreh  Habenichts? 
bilbik  mr.  Kichererbse  tûrk.  blebli  (?)  nach  Weigand  13. 
bilbili  mr.  bulbuli. 

C,  lit,  17,  i^\  cauta  bilbili  la  cap  (canta), 
b  imbaca  Oberst. 

Cron,  3,  404.  Ghica  Scr.  116:   Farmache,   scäpat   din  încun- 

jurarea  luï  Bimbaça  Sava.    B.  Sava  ist  sprichwörtlich  für  einen 

prächtig  Gekleideten. 

AI.  T.  1 8 1  :  se  par  cä's  B.  S. 
bina  Gebäude. 

Cron.  3,  399  :  Unde  nefíind  binale.  AL  T.  288  :  bina  cu  patm 

odaï. 
bina -em in  Haushalter. 

C  //'/.  2 1 ,  500  :  luând  sinet  pecetluit    delà  bina  -  emin.     Fehlt 

bei  Sch. 
binagiu  Maurer. 

Carag.  T.  77  :  binagiul  mi-a  facut-o. 

biniç,  beniç  faltiges  Obergewand.     Beniç  Eigenn.  A.  B.  19. 

Cron,  3,  301,    332.     Alecs.  P.  p.  131:    punea   salbá   ci  beniç. 
birliant  Fäntana  Blanduz.   i,  43,  3  =  berlant 
birlic  =  berli c.     Afs,  auch  Spielausdruck. 

Isp,  Juc.  64  :  trebue  se  se  gateascá  un  cap  §i  un  birlic. 
b  ir  licei  Verkleinerung  von  birlic. 

Ispir,  Juc,  9  :  intre  afe  se  bagä  un  birlicel  pe  care  îl  învertesce. 
bitisese  vollende,  verzehre,  mrom. 

Con,  lit.  22 f   680:   sä  vrei  lucru  sä  bitiseçti.     Eb.   17,  39:  de 

dorlu  teu  më  bitisese. 

biulbiul  Nachtigal.     Ungebr.  Pers.  Bûlbûl. 

BoL  P.  1,278:  Ea  pentru  care  Biulbiul  toate  nopfile  se'  mbatä. 
biulbiulinä  dass.  Alecsandri,  Märgar.  61. 
biz  dad  e  a,  C  HL  19,  531  f=  beizadea. 

boaz  Meerenge,  Bospor. 

Cron.  3,  443:  încât  resuna  tot  Boazul.  S.  Buaz. 

bocalä  =  bucal. 

Slav.  Pad.  18:  atinsese  bocala  cu  vin. 

bo  ce  e  a  Packen. 

AL  T.   19:  pune  bocceaoa  gios.     Odoh.scr.  1,94. 


NEUS  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    3Ç3 

boccegiu  Hausierer. 

AL  T.  19:  £u  sînt  Herçcu  Boccegiu. 
bocclalîc  Morgengabe. 

Al.  T.  432  :  boccïalîcul ,  doua  çalurï. 
bocluc,  =  buduc,  auch  übertragen,  Verwirrung,  Skandal. 

Farn.  21,  555:  eatá  boclucul  gata, 
bodârlîu  Odob,  i,  399. 

Bogacer  Eigenn.  A.  B.   177.     Verkäufer  von  bohaciu,  s.  d. 
bogasier  Zeughändler. 

AL  T.  1223;  m'am  însurat  cu  fìlca  fostulul  bogasier. 
l>ogasierie  Geschäft  des  vor. 

Carag.  T.  279:  am  parte  in  bogasierie  la  Ploieçti. 
I^ogaz  s=  boaz. 

BoL  P.  I,  240:  Bogazul  curge  Tute, 
;Sogdan  Moldauer. 

Cran,  i,  26:   Turcii  Bogdani  ne  (Jicû,   de  pre   numele  Dom- 

nului,  carele  au  inchinai  (èra;  iar  Muntenilorû  Caravlah. 

Vgl.  Magaz,  isL  i,  274:  Av  rvxd  xa  çrtjp  Mjtoyôaviav, 
pogdan  -  bei  Fürst  der  Moldau. 

S.  Iñah-bei. 
;0ogdan-saral  moldauische  Gesandschaft  in  Stambul. 

Magaz.  isL  i,    137:    £1   au   mai   zidit  incä  in  Costantinopolu 

un  palatû  suptû  numirea  de  Bogdan-Saral.     Cron,  2,  35. 
t>ohaciû  Käsekuchen. 

AL  T.  341:  Ce  locmale,  baclavale,  învîrtite  ci  bohaciu! 
I>oliaz  =  boaz. 

Magaz.  tsty  5,  139:  sä  mergä  la  bohazurl. 
t>ola  Farbe. 

Cran.  3,  198:    fapturâ    de  T^^rigradû    cu  totû  felul  de  bolele. 

C.  lu.  18,  204. 
^oisigiu  Färber. 

Als  Eigenname   BalinL   Calet.  73:   Mihail  George  Boiagi  fuse 
celû  dintëiû  ce  scrise  o  gramática  Macedono-Romänä. 
^^^î  ^rolu  Bojarensohn,  Eigenn.  A.  B.  74. 

^oî^sc  färben. 

Al.  T.  422:  am  boit-o  eu  ro?. 

^i^,  Aussehen,  Wuchs. 

Cran.  3,  435.    Isp.  B.  47  :  i-se  scurgea  ochiï  dupa . .  boiul  lui. 

^ï  Vir  um  herein!  Eigentlich:  Bitte!  Belieben  Sie! 

Cran.  3,  430.  „Boïurum"  4^ce  Agaoa.     Fehlt  bei  Seh. 

^^ciur  Eigenn.  „vorig.  Jahr**,  vgl.  Decusearä  Cr.  2,  208. 
Cran,  i,  172:  Boldur  vomicul.     Vorname  A.  B.  5. 

*^o\ovan  Block,  s.  Korsch. 

Kremnitz,  Märchen,  Nr.  i  als  Eigenname:  Stan  Bolovan  und 
oft.  Hierzu  bolovänesc,  die  Augen  aufsperren,  vieil,  balábanos, 
weniger  gut  zu  balaban,  wie  Seh.  will.  Can.  HL  ii^t^y.  apucä 
un  bolovan. 

ZtitMhr.  L  rom.  Phil.  XYU.  26 


394  w.  RUDOW, 

bolozane  C,  lit.  26,  1005  =  bolozale   (Art  Schiflfe).     Etymol.  m. 

Bd.  2.  Anhang  VI,  dafür  burazane.  Zunächst  serb.  bolozan. 
bon  doc  dick,  kugelrund. 

Ghica  Sen  28 2:  i^icea.  unuî  bëtrân  bondoc. 
borangic  hausgesponnene  Seide  und  ähnliches  Zeug. 

Ghica  Scr,   414:    cämacä  de  borangic   sub^ire.     Isp.   B.   251 

jedoch  panzä  de  borangip.     Dorul  249. 
borazen  Hornbläser. 

AL  P.  3,  156:   tabulhana  ce  se   compunea  de  noä  tobe,  de 

noä  zumezenl  care  sunau  de  zumaler  (nicht -der),   surle,  de 

çepte  borazenî  sau  trompetaçl,  de  patru  zilezani  care  clocneafl 

teasurl  de  alamä. 
bosma  Verbrechen,  türk.  bôzmah  dass.,  eig.  Bruch. 

Isp,  B.  372:  Fiul  împeratuluï,  eel  ce  f acuse  bosmaoa.     Fehlt 

bei  Seh. 
Bosman  Eigenn.  A.  B.  201  =  bëzman? 
Bosna  Bosnien,  türk.  bôsnah.  * 

Cr  on,  I,  132:  batêndu-se  une-ori  cu  Ski^ií  sau  cu  Tätarii,  une 

ori  cu  Bosna  ci  cu  Rumili, 
bostan  i.  Melone. 

i4/.  P.  3,  142:   ve4ut-aï  cum  crapä 'n  cincï  bostanul? 

2.  (Melonen)  Garten. 

Odob,  ^.  C.  58:  in  ogoarele  ci  in  bostanele  lor. 

bostänärie  Melonengarten. 

AL  T.  1288:  frica  päzecte  bostanäriea. 

bostängiu  Leibwache,  eig.  Gärtner. 

Cron,  3,438.  278.    AL  P.  3,44:    avênd    pe  langa  dinsul  pe 
Bostangiï. 

bostangi-baça  Oberster  der  vor. 

Cron*  3,  254:  fiindû  cä  'lu  dusäse  la  Bostangi  Ba^. 

bostangi  paca,  wohl  =  dem  vor. 

Cron.  3,  439:  le-au  îeçitû  o  agä  de  la  Bostangi-Pa^  tnainte. 
Fehlt  bei  Seh. 

b  o  ça  fer  grau  nicht  von  bôé,  sondern  ar.  moéawar. 

hotter  leer  wohl  »=  boçtur  (Bogdan,  pov.  142.) 

Conv,  lit,  22 f  22^:   pe   boçteia  lui  titvâ,  veneta  ca  de  costor. 

bre  Ih  !  das  e  wird  wiederholt,  das  Erstaunen  zu  steigern,  s.  unten 
berbantlîc. 
Ghica  Scr.  VJI:  Bre,  Niculae,  bine  al  venit! 

bric  Brigg  türk.  bryq  vom  engl.  ndd.  brigg. 

Ghica  Scr.  413:  unde  am  intilnit  bricul  turcesc. 

briceag  Messer. 

Fund.  94:  ci  'ml  cumpëraiû  un  briceag. 

bruì  Ausruf,  Seufzer  — ? 

Al.P,p,  127:  läutaril  adaog..un  soiû  de  suspin  pe  cuvintele 
turcescl:  Bruì  aman,  aman! 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNW'ÖRT.  IM  RUBIÄNISCHEN.    395 

buaz  =  boaz. 

Cr  on,  3.  441:  §¡  agiungé  . . .  asupra  Buazulul  Märei. 

bucal  Pokal,  Schüssel.  T.  bûqâl  vom  ital.  boccale. 

AL  Pr.  1 1 3  :  este  împodobita  in  fa(a-î  cu  bucalurî  mart  pline 
de  lïulele. 

buccengiu  =  bocceagiu. 
Rev,  n.  3,  202,  206. 

Bucioc  Eigenn.  =  buciuc? 
Cr,  I,  269. 

buciuc,  bocluc  Schmutz.  Oft  in  Tribuna,  Vulturul  u.  a.  Blättern. 
Magaz,  ist.  5,  144:  acolo  ci  mal  multe  boclucurt  eçià  la 
meidanu. 

buclucaç  Schmutzfink,  Störenfried. 

Rev.  n.  4,  344  :  cereau  permutarea  preotului . .  ca  buclucaç. 

bu  da  la  Narr,   viel!,  urspr.  ar.  budelâ  Mönch(e).     Die  umgekehrte 
Übertragung  in  Derwisch.     Vgl.  ar.  butâlât  Possen. 
Al.  T.  138.  Eu  me  numesc  Aristides  Monastiropulos  . . .  lúdalas. 
Rev.  n.  4,  237  :  un  papalapte  din  cei  mai  „budalá".  (Mehrzahl). 
D.  Zamñrescu,  Novele  193:  budala. 

budulac  einfältig. 

Jip,  Op,  1 4  :  budulaca  mea  vorbire. 

Bufti  Eigenn.  A.  B.  156,  mufti. 

buhaiu  Stier  mold.    Übrigens  eher  im  Osman.  Fremdwort,  als  von 

dort  entlehnt. 

AI,  P,  p,  ^ti:  un  buhaï  s'a  deslegat 

buhav  stiernackig. 

Conv,  hi,  22,  584,  buhav  ca  de  dropicä. 

Bugeac  i.  der  sudi.  Teil  Bessarabiens.     Aber  auch  2.  Winkel. 

1.  AI.  P,  p,  78:  çi'n  Bugeac  eu  am  întrat 

2.  Calie,  7,  197  :  un  bugeac. 

Bugeag  =  Bugeac.     Cron,  3,  21. 

buhurdar  =  bohordar.     Conv,  lit,  22^  630:  un  buhurdar  argint 
Bui  diu  Eigenn.     Farn,  25,  301.     Btacli  A.  B.  30. 
Osm.  böyük  grofs. 

Buiorgu  Eigenn.  A.B.  114.  Wie  buiordiu  gleich  dem  folg.?  Ar.? 

buiurultiü  Befehl. 

Magaz.  ist,  4,  171:  iau  mal  venit  Marie!  sale  iarläc  ci  buiu- 
rultiü. 

bulamac  Pfosten. 

Vgl.  Miron  Costin,  Cron,  3,  482:  i  sam  go  najpierwej  bulaw^ 
uderzyl.  Dies  wohl  von  bulla  lat  s.  Korsch.  Ist  dort  mit 
dem  altfranz.  Bolzen  „dickköpfiger  Nagel''  etwa  das  deutsche 
Wort  gemeint?  Es  scheint  so. 

bulbuli  Nachtigal.     Pers.  ar.  bûlbûlijjeh. 

Bol,  P.  I,  250:  umplä  de  piacere  ci  de  gelosie  dalba  Bulbuli 

26* 


396  W.  RUDOW, 

bul  gär  Klofs,  Klûmpchen,  ein  Gericht. 

AI,   T.    392:    eine   asverle    cu    bulgari?    AL  T.    187:    Bulgur 

§i  alivence! 
bulgara^  Klöfschen. 

Isp,  P.  40:  am  doï  bulgâraçî  de  aur.     Fehlt  bei  Seh. 

buluc  Haufe,  Schar,  Menge,   gedrängt.     Man  begreift  nicht,   wie 
Seh.    die    beiden    letzteren    Bedeutungen    von    den    ersteren 
trennen  und   nebst   bulucese    von  osm.  bôllyq  Weite,    Gröfse 
herleiten  will,  das  doch  ungefähr  das  Gegenteil  bedeutet 
Cron,  3,  83. 
Rev,  n.  2,  77:  vintul  merge  buluc. 

buluc -baca  Hauptmann. 

Cron,  3,  303  :  Ba^u  -  Bulucba§û  de  curte,  Bulucbaçû  alü  doilea. 
Cron,  2,  38:  Buliuk-Bac. 

buluci  (sich)  drängen,  offenbar  von  buluc  Schar. 

Cron,  3,  61  :  dederä  top  de  vale  bulucindu-se  ;  sich  vereinigen, 
zusammenstofsen,  Cron,  i,  194. 

burghiu  Bohr. 

Vläh,  Nov,  33  :  ca  un  burghiu  de  foc  sim^ia  cä  '1  sfredelesce. 
burnus  arabischer  Mantel.     Nicht  volksûblich. 

Al,  Pr,  358:  Arabiï,  invelici  in  burnusurï  albe. 

bur  su  e  Dachs  in  Donicis  Fabel:  Vulpea  ci  bursucul. 

Fam,  2^,  589:  Bursucel  incepu  se  apere  cu  vorba  pe  verismi 

seu  Vuipoiul. 

Als  Eigenname  Cron,  3,  48:   fiindû   bejanitû    la   monâstire   la 

Bursuci.     Carag,  T.   11  :    pravalia    lui    Bursuc.      Conv,  Ut,  22^ 

879:  Bursuceni  (Dachsbau), 
bursuc  (me)  sträube  mich. 

Mur,  128:  cu  per  bursucat 
bur  suca  Bartsia  alpina  (Blume). 

Delà    Vrancea^  Trüb,  60:  bursucii  fumurii. 
Busdrunä  Eigenn.  A.B.   114?? 
Busdugan  (Kolben)  Eigenn.  A.  B.  30.  S.  buzd. 
buçmac  =  paçmac. 

N.  A.  Bogdan,  pov.  105:  imi  dai  o  pereche  de  buçmachii  noi? 
[but  Schenkel,    butuc  Block.  (AL  T.  1280)  daher  auch  butunig(ä) 

Klotz  und  ähnliches  {Isp,  Pilda  25)  sind  wohl  nicht  osmanisch]. 
buza.     Rev.  n.  3,  29:  Kumis.  Le  piace  ci  buza, 
buzagiu  ■»  bozagìu. 

Als  Eigenname  Cron,  3,  49  :   èra  pe  Buzagiu  Vameçul  *10  aû 

pusû  Postelnicu  mare. 

buzdugan  Keule. 

Cron,  3,  78.  Fund,  31  :  El  ^\  trimite  buzduganul  mainte. 

buzdugea  Ranzen.  Veralt.    Vgl.   osm.  posteki   un  gegerbtes  Leder, 
der  Stoff  für   das,    was  daraus  bereitet  wird,    wie  oft,    doch 
mit  anderer  Endung. 
AI,  P,  p,  1 46  :  pomeçte ...  cu  buzdugele  pline  de  Mahmudelew 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   397 

Cabanifä  fürstliches  Gewand.     Noch 

Ghica  Scr.  45:  XV:  in  vîrful  piramideî  de  clase  era  Domnul 
cu  cabanitä  ci  cuca. 

cabaz  Possen reifser,  volksmäfsig.  Beginnt  jedoch  zu  veralten. 
AL  T.   1733:  E  kabaz  cetajeanul  Martin. 

cabazlic  Posse. 

Al,  T.   188:  me  nebunesc  dupa  cabazlicurí.     Con.  Neg,  3,  56. 

cabazlicar  narrenhaft,  albem. 

Conv.  lit,  20,  138:  mäncäu  cu  aerul  lui  cabazlicar.   Fehlt  b.  Seh. 

cabulipsesc  zunächst  griech. ,  erniedrige  mich,  lasse  mich  herab. 
Carag,  T.  78  :  Daca  dumnealui  capulipseçte  sä  ne  onoreze. 
Rev.  n.   I,  358. 

cacerdisesc  vom  Aorist  qâéar,  qâémaq,  nicht  von  qâcyrmaq. 
cae  i  arm  a  Schmuggel  (ware).     C,  Hi.  23,  81. 

caciuni  heifsen  nach  Archiva  4,  74  die  Rumänen  am  Zmolk.  Soll 
vielleicht  cacian  heifsen,  s.  ebenda  S.  73. 

cacom  Hermelin. 

Cr.  3,  331.    Con,  Negr,  i,  70:  incins  cu  sabie  peste  giubeaoa 
blänitä  cu  cacom. 

c  a  d  i  p  a  Ç  a  Richter  -  Pascha. 

Als  Ortsname   Bolini.   cälet.  146:    Kadipaça    cu   doëzecï    sate. 

Ca  dir  Eigenn.  Timpul  15,  Nr.  63. 

Ca  di  síes  quer  Carra  20  ^  cadiascher. 

cafas  Gitter,  Käfig.     Bol,  P.  i,  258:  Cafasul  a  deschis. 

cafe  a  Kaffee.     Cr.  3,  171.  Al,  P.p.  151:  Unde  beau  Turciï  cafea. 

cafegiu  Kaffeeschenk. 

Cron.  3,  278:  I -au  chiamato  la  cafegiï.     Ebend.  441. 

cafegi(u)-baça  Oberkaffeeschenk. 

Ghica  Scr.  56  :  a  ajuns  cafegi-baça. 

cafenea  Kaffeehaus.     Archiva  ¿^^  y 2  :  platindlac. 

cafiea  Reim,  ar.  qafijeh  dass.  Ungebr. 
Odoò.  I,  312. 

cafigiu  =  cafegiu.     Cran.  3,  302. 

caftan  Prachtkleid. 

Al.  P.  p.  99:  Unde  Domnul  eu  caftan,  sta  culcat  pe  un  buz- 
dugan. 

caftangi-baça  Garderobenwärter.  Osm.  qaflangy  bâéy.  S.  cïo- 
hodar-baça.  Fehlt  bei  Seh. 

cagan  Fürst  der  Avaren,  Mongolen  u.  s.  w. 

Magaz.  ist,  5 ,    211:    Caganulû   Avariloru   înjellegândû   acésta 
triraise  la  Priscu.     Fehlt  bei  Seh. 

cahpolu  =  chiapoglu,  Schlaukopf. 

Cron.  2,  312:  Dimitraçco  Vodä  cetindu,  aü  zis  copilului:  „Hïa 
g[h]idi  cahpolu". 


39^  W.  RUDOW, 

caie  Boot. 

Magaz,  ist,  2,  322.     Al,  P.  p.  117:  In  caie  intra. 

caicciu  Bootsíührer. 

Bol.  P.  I,  267  :  Caicciu  !  vecji,  noaptea  vine. 

caie  el  kleines  Boot 

AL  Pr.  456:  Cu  un  caicel  înot. 

cai  eh  e  mr.  =  caie. 

Escr.  I  :  va  'mï  fae  una  caiche. 

caid  Band  =  Archiv. 

Cron.  3,  465.  Con.  Negr.  i,  242:  îneredin{ându-se  din  cai- 
durile  (arhivele)  Impärätiei. 

caifet  Ausstattung,  Aufwand. 

Al.  T.  86 1  :  Cu  ce  ne  Jinem  caifetul  ? 

e  ài  a  fé  t  Odob.  i,  283  wird  armurele  Wappen  erklärt. 

e  a  im  a  e  Schlagsahne. 

Al.  T.  965:  cine  scie  ca  se  face . .  cataifurì  ci  caimac?  Con. 
Neg,  I,  286.  Auch  übertragen:  crème  de  la  société,  Fam. 
25,  610. 

caima  cam  Statthalter. 

^^-  3>  255.  AL  T.  163:  eu  get- beget,  so  nu  am  prilej  de  a  fi 
in  (earâ  nici  macar  un  caìmacam. 

caimacamie  Statthalterschaft. 

BoL  P.  I ,  Vili,  reintrâ  in  (earä  sub  caimacamie  lui  A.  Ghica. 
Ghica.  Scr.  loi. 

caimacán  =  caimacam. 

Magaz.  isL   i,  314.  5,  120 if. 

Cairn  a  ta    Strafse    in    Bukurescht    A.  B.  214.    Zum    folg.?    calmât 
heifst  Banknoten. 

cai  mea  i.  Denkschrift,  2.  Banknote. 

1.  Cr.  3,  336:  tälmäcirea  calmeli!  luï  Vogoridi. 

2.  Conv.  lit.  22,  457  :  Rubielele  . . .  sunt  astäzi  tnlocuite  cu 
sdren  {croase  caimele. 

Cais(â)  Aprikose. 

Mägaz,  ist.  5,  363  :  am  mâncatû  nisce  caisse  escelente.  Slav, 
Nov.  439:  buzele  el  desföcute  ca  ci  caisa  rescoaptä. 

Cal  ab  alie  i.  Gepäck,  2.  Menge,  Lärm. 

1.  Cron.  3,  222:  mare  ealabalieû.  Carag.  T.  lOW  Sä  läsäm 
calababieul. 

2.  Cron.  2,  369:  s'aü  potolitu  acele  calabalieurï  (Aufstände). 
Isp.  -^.353:    se   strecurä  prin  calabalâe  (Gedränge).     Rev.  ». 

3»37- 
cäläeiu -caftan  Seh  wert  und  Ehrenkleid  (Zeichen  der  Herrschaft). 
Magaz  ist,  4,  155:  trimi(ëndu  'ï  §¡  calîeï-caftan. 

Calai  Eigcnn.  A.  B.  70.  Osm.  qalai  Zinn? 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜKKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    399 

calâp  =  calup,  Spielausdnick. 

Ispir,  Juc.  47  :  hirb  . . .  el  se  numesce  calâp. 

cala  uz  Führer. 

Cron,  3,  404.  Isp.  B,  43:  n'are  calauz. 

calauzese  führen. 

hp.  P.  6:  pe  hop  calauzeçte. 

calâuzire  Leitung. 

Conv.  Ht,  20,  665  :  a  íntrebuínfa  . . .  cäläuzirea  inaintaçilor. 

calcan    ist   auch  ein  Seefisch,   Steinbutt.   S.  barbun.  Fehlt  b.  Seh, 
Osm.  eig.  qalqân  bâlygy.  S.  calman  -  balìe. 

e  al  dar  im  Pflaster. 

Ghica   Ser,  241  :    La   barierâ   se    ispravise   caldarâmul.     V/ah, 
Nov,  109. 

caldarîmgiu  Steinsetzer, 

A/,  T,  1397:  doï  caldaramgiï  au  spart  paretele. 

calea  Burg. 

Oft  in  Eigennamen,  z.  B.  Carra  27  :  les  ruines  de  Calé.  Cron, 
3,  266:  le-aû  arsû  coräbiile  la  Tulce  -  Calesi. 

calemcher  ein  Stoff,  2.  Rock  daraus.  Vgl.  t.  qalemkjâr,  e\g,  Gold- 
arbeiter. 

I.  Ghica  Scr.  50:  bëtrân  cu  antereû  de  calemcheriû.  2.  Ghica 
Ser,  501.   C,  HL   16,   192:  Kalemkar. 

Calender  Eigenn.   pers.   qalender  Wandermönch,    vergi,    colinda. 
Odob.  M,  C.  71.     Auch  Calinder,  A.  B. 

calengiu  Fam.   13,  282  =  calemgiu. 

calman-balic  ein  Seefisch.     Verschrieben  für  calcan,  s.d. 

Cron.  3,  437:  le-aû  triimisû  cate  unû  calmanü - balîcû ,  pesce 
de  mare  pré  bunû.     Fehlt  bei  Seh. 

calp  fasch  (von  Gel  de). 

Eììiin,  P,  263:  To{i  pe  buze  au  virtù  te,  ear  in  ei  moneda  calpä. 
Ai.  Pr,  6. 

cai  pac  Kopfbedeckung.     Da   polnisch  Klobuk  Blumenkelch    heifst 
und    diese    Bedeutung    ursprünglicher   ist,    könnte    das   Wort 
slawisch  scheinen,  doch  ist  es  in  Asien  zu  weit  verbreitet. 
Kon,  Eini.  27  :  biniçul  ci  fìmdul  calpaculul  sunt  de  atlaz  alb. 

calpuzan  Falschmünzer. 
Odoh,  3,  147. 
Con.  Negr,  2,  299  :    eçtï  un  calpuzan,    Calpusan  Rev,  N,  3,408. 

cäljun  Gamasche.  Osman.  Ursprung  höchst  zweifelhaft. 

Boiini,  Calit.  140:  calfunï  lungi  pestri^l  cu  felurite  feje. 

cal  ufi  mr.  =  calîf. 

Weigand  3,  2:  Kälufi  Ledertasche. 

cal  up  Muster,  Betrug,  eig.  Leisten. 

Ai.  T.  1069:  Tam  pus  in  calup  pe  cïubotar.  Odoh.  i,  402,  452. 
Ai.  Pr.  481. 


400  W.  RUDOW, 

cañara  fìndet  sich  noch 

Zamfirescuy  novele  19:  stäncele  märi  numite  canarale. 

can  at  Flügel  (der  Thûr),  des  Fensters:  Zamfirescu  novele  170. 

Cron.  3,  241.   Con,  Negr,  3,  427:  o  uça  mare  cu  doue  canaturl. 

e  an  esc  färben. 

Fund,  146:  Cu  coamele  cânite. 

cange  Kralle;  a  pune  cange  pe.  Hand  anlegen  an.  AL  T,  1441. 
Alecs.  Despot.  5 ,   ca  o  cange    infiptä   in  picior.     Vläh,  Nov.  45. 
Bogdan ^  pov.  113. 

cantar  Wage. 

Isp,  P,  27:   nici  moartä,  nici  vìe,  numaï  din  coad'adie?  Can- 
tami. 

cântâresc  wägen. 

Prov,  Pel.  1 94  :  sä  cantarescï  la  aur  cjioa  ci  noaptea. 

Cant  emir  (Bluteisen)  Eigenn. 

Cron.  3,  62.  A.  B.  4. 
Can  ti  mir  Mag.  ist.  i,  293.    Dass. 

Cantemiroglu  (Sohn  des  vor.)  Eigenn. 

Mag.  ist.  5,  149:   si  s'au  rugatü  împeratuluï  sä  puie  pre  Can- 
temiroglu Domnü au  chiematü  pre  Antiochie   feciorulû  lui 

Cantemir.  Cron.  2,  116:  Kantemir-Oulu. 

capac  i)  Deckel.  2)  Auch  Ausdruck  im  Kinderspiel:  Drehung, 
i)  Isp.  B.  IG.  ridica  capacul  chichitei.  AI.  Pr.  493.  Odoh.  i,  456ff. 
2)  hp.  Juc.  68:  smeul  face  capace. 

cap  am  a  Fleischspeise. 

Al.  T.  505  :   se'mï   faca   la  masa  vr'un  cheschet ,   vr'o   plachie, 
vr'omusaca,  vr'o  capama,  vr'o  paclava,  vr'ocïulama.  Fam.  19,  594. 

capan  Vorratshaus,  Verwalter  desselben,  e.  mare  ihr  Oberster. 

Ghìca  Ser,  VI.  prefurile  ce  se  fixaû  pe  fie  -  care  an  de  Marele 

Capan, 
capaliu  übertragen:  Rückschrittler,  Fam.  19,282  =  capanliu. 

capan lîu.     Untergebener  des  capan. 

Ghica  Ser.  VI  :  cari  se  luaû  de  Capanlil  de  la  säten!. 

cap  cana  Falle. 

Al,   T.  mi:  M*aû  prins  in  capcanä!  203,  242. 

cäpeneag  Mantel  =  chepeneag. 

Bt'bl.  pop,  13,  5:  Nici  am  cal,  nici  cäpeneag.     Doine  403. 

capi-chiaea.     Gesandter  in  Stambul. 

Cron.  3,   118:    prins'  au    de   veste  Basarabû  Vodä,   orí  de  la 
Capi-kihaele  séle,  orï  de  la  acei.     S.  capuch. 
Mag.  ist,  4,  143:  capiehaielele.    Cron.  3,  239  capi-h.  verdruckt. 
Ebenda  250:  Capi-Kehaïe. 

rapi-chehaïelîc  Amt  des  vor. 

Cron,  3,  250:    ca    sc    lispsescä  Neculaki    din    Kapikehalelicul 
Moldove!.     Fehlt  bei  Seh. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   4OI 

capigibaçâ  Oberpförtner,  osm.  Titel. 

Cron,  3,225:  aü  räpecjitü  Porta  unu  olacü . . .  la  unû  Capigi- 
Baça,    Eh.  26:  trimis'  aü  un  Capegibaça,  auch  Mag,  ist.  ^,  144, 

5»  148- 
capigilar-chihaesi  Vorsteher  der  Pförtner,  osm.  Titel. 

Cron.  3,  157:  au  çecjutû  in  divanul  celcel  mare  cu  Scemni 
Agasi  Capegilar/  chehaesâ  ¡st  natürlich  Druckfehler  wie  cepegi 
Cr.  3,  156. 

capioldaç.     Genosse.  S.  aferim. 
capitan-pa^a  Grofsadmiral. 

AI,  P,  G.   124:  Era  Capitan  -  Paca. 

Capi  an  Tiger,  osm.  Truppengattung.     Wenig  üblich. 

AI,  P.  3t  14:  Çicênd  cäträ  Cianci!  cu  nume  de  Caplanï. 

Captan  =  capitan,  capudan. 

A/.  T.  1 1 3 1  :  El  gata,  captan. 

capuchihaea  =  capichehaia. 

Croft.  3,  436  :  s'au  întîlnitû  cu  Sulgerul  Teodoraki  Capuchi- 
haïaoa  Saraschïeruluï. 

capuchihaia-beiû  =  dem  vor. 

Cron,  3,  436  :  facendo  emeclicû  cu  Capuchihaïa-beiû. 

Capolan  (Thürsteher,  Vorreiter)  Eigenn. 

Cron.  3,  255  :  ci  pe  Dumitraçcu  Capolanû  vel  Sërdaru. 

capod  =  capot.  Rev.  n.  1,314:  blane  capoade.    Ebd.  celenchiuri, 

s.  celenghiu. 
capot  eher  französisch. 

Capudan  Admiral. 

A/.  P.  3,  44  :  au  pas  mai  inainte  decât  capudaniL 

capudan -paca  Grofsadmiral. 

Mag.  ist.  1 ,  1 90  ;  intra  mai  întaiû  slugä  la  Assan  Beï  Capu- 
dan Paca. 

capugiu  Büttel,  eig.  Pförtner. 

Ghtca  Scr.  VI  f.  640:  Aristarchi,  transformat  in  capugiul  al 
Por^iï. 

capugi  baca,  Oberkämmerer. 

Con.  Negr.  i,  284:  Turcul  Capugibaç  calare  ìnainte. 
Die  rein  türk.  Form  capigi-baçe  steht  Cr,  i,  266. 

Cara,  eig.  schwarz,  Teufels-,  ehrender  Beiname. 

Boitai.  Calìit.  112:  Din  aceçti  cameni  au  eçit.  oamenï  de  arme 
precumû  Cara -George   (der    serbische  Freiheitsheld).    Bombe  ^ 
179:  God  1804  pod  prevodenjem  pastira  Kara-Djordja) -Mz^^. 
ist.  5,  300:  ajutap  de  Veziriulû  Cara  -  Mustafa. 
Cron.  3,  105  Carafû  ist  dafür  offenbar  verdruckt.  Fehlt  bei  Seh. 

Caraboia  auch  xa(>a^jro7ea,  Kind  Neugriech.  Kleñenlíeder,  19,6, 

»  Belgrad  1889. 


402  W.  RUÜOW, 

caracati^ä  Meerspinne,  efsbare  Krabbenart 

Farn,  IQ,  594:  jachnie  ...  de  caracati^.  TimptU  15,  Nr.  30. 

HI  5»  2. 
Caracacl   Krähen    (Krähwinkel    Kreyenberg    u.    dgl.      Ortsname. 

Cron,  3,  149:  fündu  conäcitu  la  Caracacï. 

Caracangea  (Schwarzkralle)  £ìgenn.     Odoh,  3,  io. 
e  ara  dag  der  schwarze  Berg. 

BolinL  Calit,  128:  Spre  apusu  cad  oracele  Scopia  sub  Caradag. 
carafefizi    wohl  =  carapiti,    osmanische  Hilfstruppe,    auch    aus 

Christen  bestehend.     Was  bedeutet  fefiz  bezw.  piji? 

Ghica  Scr,  114:  ataca  pe  carafefìzi. 

Caragaci=  Caracaci,  C.  //'/.  17,  283,  caraga(ä  =  caragace.  Farn. 

22,  288,  caragace  nicht  o.  qarâ  qûç,  sondern  o.  qar^h. 
ca ragea  schwärzlich. 

Isp,  P,  46:  Sulifä  pestrijä  caragea  de  os?  Ghionoaia. 

Auch  Eigenn.  Mag,  ÙL  i,  297.  S.  cârjalîu. 

caraghios  i)  Hanswurst.  2)  närrisch. 

i)  Carag,  107:  curat  caraghioz.     ^/. /V.  418:  unde  1  Carag- 

hiosul  nostru? 

2)  Conv,  lit,  20,  145:  cuvinte  caraghioase. 

caraghiosHc  Narrenstreich. 

Ghüa  Scr,  ^22:  föcend  fei  de  fei  de  caraghioslîcurï 
Caragiale  Eigenname.  S.  cärjali.     Davon 
caragialiadä,  Werk  des  C.  oder  seiner  würdig  (s.  Iliade). 

Carag,  T,  X',  ce  caragialiadä  a  fäcut. 

caragros  mr  =  caragroç.     Sevastos,  Nunta  la  Ramâni  227. 
Caramaliü  -^  d.  folg.  Eigenname, 

Mig,  ist,  5,   141:    au   tri[mi]su   alt!   boiarl    pre    Caramaltaltt 

Postelniculü. 

Car  am  ani  ÎU  Bewohner  von  Karamanien.     Jetzt  Caramaléu,   A.  R 

33  (Eigenn.). 

Cron,  3,  393  :  Caramanlîû  cjicû,  se  fíe,  ci  némul  lui  armenescO. 

Mag,  ist,  I,  147. 
Caraolan  Eigenn.  C,  lit,  17,  442. 

Caraorman  Schwarzwald. 

Bolint,  Calit,  129:  Intre  Chïuprïuli  ci  Comanova  spre  oriento 
se  aña  oraçul  Stib  saû  Caraorman. 

Carasoiu  Schwarzwasser  (Flufsname),  jetzt  Cemavoda. 

Cran,  3,  268  :  din  Dunare  pêne  în  Karasoi.   £b.  10 1  :  Carasuia. 

caraul  Wache. 

Cron,  2,  410:  1-aû  pusü  la  caraulû.  soldati  de  caraulû.  Jetzt 
caraulâ,  Fam,  25,  492:  respunzênd  unei  caraule.  Auch  wie 
Al,  T,  4 1 7  :  se  te  duci  degrabâ  la  caraul  ci  se  nu  crâcne^tl 
(zu  einem  unartigen  Kinde:  Geh  in  die  Ecke!) 

caravana  weniger  üblich  als  chervan,  westeurop. 

Ghica  Scr,  324.  AI.  Pr,  36;  El  sûntû  cârmacil  caravanel. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  ÌM  RUMÄNISCHEN.   4O3 

Cara-vlah  =  Cara  íflac,  s.  Bogdan. 

cardasi  e  (geheime)  Gesellschan,    Klike,    Gherea  Stud,  crii,   1,46, 
(unerlaubte)  Freundlichkeit,  Rev,  n,  3,  426. 
Ghüa  Scr,  94  :  Eteria   era   formata   dupö   típul   vechilor  fra^l, 
turcesce  cardatile. 

carjalîu  Räuber.  Die  Wendung:  stehlen  wie  zur  Zeit  Carageas 
( — 1821),  s.  Ghica  Scr,  ^y  u.  45,  u.  Caragiale  (s.  d,),  macht 
es  wahrscheinlich,  dafs  jenes  Wort  von  diesem  Namen  ab- 
geleitet ist  also:  einer  von  Carageas  Schlage.  Doch  s.  Korsch. 
AI.  T.  285:  Çece  sute  cincï  miï!  cârjaliule!  Auch  Cargïalîu. 

carmajin  Art  Holz  zu  Peitschenstielen  u.  dgl. 
Slav,  Nov,  299  :  biciu  de  carmajin. 

car  mu  z,  Vlahuja,  nov,  147  =  carmîz. 

carmuziu  karminrot.     Rev.  n,  3,  m:  cârmuziu  la  fa^â. 

Cartai  Ortsname  (Adler). 

Cron,  3,  265:  au  trecutû  ci  oçtile  turcescï  Dunärea  la  Cartalû. 
Magaz.  ïst,  2,  59  :  Kartal. 

carvasaragiu  Zöllner. 

Cron,  I,  82:  au  îndemnatû  pre  Turciï  carvasaragil  : 

cärväsärie,  carvasara  Zollstelle. 

Cron.  3,  26:  ci  carvâsâriea  au  lovitù.  Rev,  n,  ^2¿^  a  zidit . . . 
o  carvasara.  Caravanseraiû  Alees,  Pr,  350  dagegen  ist  west- 
europ.  u.  bedeutet  Schenke. 

casaba  Burg. 

Cron.  3,  217:  Kasba,  Alees.  Pr.  370  ist  arabisch. 

Casagioglu  Eigenn.  A.  B.  58.    Vom  folg.  mit  Fortlassung  des.  p? 

oder  von  chesagiu,  s.  d. 
casap  Schlächter,  auch  ungar.  kaszap  (olni). 

Mag.  2,  177.  Con.  Neg.  3,  266:  pentru  noï  e  casap. 

casap-baça  Oberschi  achter,  Innungsvorstand  oder  dgl. 

Cron,  3,  184:  Luï  Casap-baça  i  s'aû  datû  câteva  pungï  banï. 
Eb.  442. 

caçapese  schlachte  =  casâpesc,  wohl  nur  verdruckt 
Rev,  n.  I,  349:  i  a  caçapit  pe  toji. 

casa  pi  e  Schlächterei. 

Al,  BL  58  :  Guzgan  de  cäsapie.    S.  baçbuzuc. 

casi  ava  Kaserne. 

Ghica  Ser,  ^22:  Dincolo  de  apa  era  Caslava  (Casanna  BeiliculuI). 

e  acca  vai  Käse  s.  Anhang.     Ghtea  Ser,  254. 
caçer-peinir  Almenkäse,  casearius  u.  osm.  peinir. 

Archiva  4,  74:  vestitul  caçcaval  numit  Caçer  peinir.. 

caçleaga  Fasten,  gew.  Mz.  caçlegï  etwa  wie  cä^leac? 

Der  Ausdruck  Winterzeit  ist  freilich  sehr  allgemein  —  doch 
ein  bestimmter  Begriff,  den  man  bei  caseum  legare  vermifst. 
Bei  dieser  volksmäfsigen  Zeitbestimmung  ist  jedoch  türk,  Her- 
kunft sehr  unwahrscheinlich. 


404  W.  RUDOW, 

caçt  Teilzahlung.  AL  T.  622  f. 

Farn,  21,  2^2:  arendä,  pentru  care  se  plâtesce  in  cactíurL 

cat  Fach,  Stockwerk. 

Conv,  ///.  22,  82  :  daca  e  casa  cu  doue  caturl. 

e  a  ta  if  Gebäck. 

Con.  Neg.  i,  286:  Jehnelele  ci  cataifuri  treceaü  pe  dînaintea  lui. 

cataram-vodâ,  Eigenname  im  Kinderspiel. 

hp,  Juc,  31.  Schwerlich  zum  folg.  Vielleicht  zu  cätran?  S.  33 
dafür:  Basarabä. 

cataramä  Schlofs,  Spange. 

Con,  Neg,  3,  342:  Enríe  VIII  p-a  dat  cataramä  cu  diamanturl. 
Farn,  2Òf  105.  £igenn.  A.  B.  159.  Sprichwörtl.  pnetini  la  cata- 
rama,  Bogdan,  pov.  251. 

catar  g  ä  Fahrzeug;   makedonisch   noch  üblich,   s.  catrigä«    Wahr- 
scheinlicher unmittelbar  aus  dem  Gnech. 
Ma  gaz,  ist,  i,  215. 
Cron.  3,  248:  catarg.  Cron,  i,  296:  a  da  la  catarga,  Galere. 

Catar  giù  (Maultiertreiber)  Eigenn. 

Cron,  3,4 1  :  au  cerçutû  cjece  pungi  de  banï ,  Catargiulul. 
Konaki  11.  Cron,  2,  287.  A.  B.  36. 

catifea  Samt. 

Pov,  Pel,  203  :  vesmintele  sunt  de  catefea  adeveratä. 

ca  ti  fei  ili  samten. 

AI,  Pr,  381:  fetele  au  ochi  marï  negri  catifelil. 

catîr  Maultier. 

-<4/. /V.  389:    m   diligen{ä    inhamatä    cu    12   catari.     Weiblich 

catira. 

Cron,  I,  119:  catirl  ci  catîre  atâta  am  luatü. 

Catopolu  Figenn.  A.  B.  115.  Schreibersohn,  s.  chiatip,  oder  besser 
griech.  Gatos  Sohn. 

catran  Teer. 

Ghica  Scr,  41  :  l'a  uns  cu  cätran.     Mr.  catrane.     C,  lit,  17,  37. 

cätränesc  i)  teeren,  daher  2)  sich  erbosen. 

i)  AI,  Pp,  118:  Trupu'ï  cätränia.  2)  Isp.  B,  22^:  avea  de  ce 
sä  fìe  cätränitä. 

catrigä  mr.  =  catargä. 

Bolint,  Cèlti,  187:  Ci  singure  catrigile  me  ingirarä. 

cat  un  Dorf. 

Odoh,  M.  C  20  :  scäldand  . . .  numal  sate  ci  cätune  românescl. 

Cätuneanu  Eigenn.  A.  B.  100.  Bauer. 

caua  Nachtmar,  vielleicht  nichttürkisch. 
AI.  T.  436:  par  'c'açï  fi  caûa. 

cauc  Kopibedeckung. 

Cron.  I,  453,  Ghica  Scr.  51:  la  cap  eu  cauc  de  taclit  vergai 


NRUB  BELEGE  Zu  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   405 

cauzilar,  doch  wohl  Mehrzahl  von  ceauç,  russ.  c  =  ce. 

Cran,  1,411:  Cauzilarl,  cani,  deschic^endû  calea  Impëratulul, 
ci  oprescO  nävala  de  la  Impëratul  ci  iaü  artícele.  Fehlt  bei  Seh., 
obgleich  er  es  unter  solac  kat.  £r  stellt  es  zu  cadiu,  was  zu 
vorstehende  Beschäftigung  nicht  recht  pafst. 

cavai  Schuhmacher.     Auch  im  Ortsnamen  Manu  Cavai.  A.  B.  31. 
Ghica  Scr.  55  :  sub  cari  locuiaû  cap-va  cavafï. 

cavadiç  Anzeige,  Neujahrsbrief. 
/Sn;.  n,  2.  179  =  havadiç. 

cavai  Flöte  der  Hirten. 

Jsp.  B.  340:  cântând  din  cavai.  Domi  191. 

cavas  Landjäger. 

AL  Fr.  423:  un  curier  turcesc,  pe  care  'lîntovavaçeçte  un  ca- 
vas.    Ght'ca  Scr,  VU. 

cava;  =  d.  vor.  C.  lit,  21,  500. 
cavaz  =  d.  vor. 

Cr  on,  3,  411  :  Tramite  cavajl  de  pazä. 
cazâlvaç,  Calicul  7,  11  =  cazalbaç.   Cron,  2,  384:  cazibaç. 
cazan  Kessel. 

Bolint,  Caièt,  167  :  patria  lorû  era  cazanulû  eu  supa.  Cr,  3,  267. 
cazan-ahcesi  Steuer  der  Tataren  (Kesselgeld). 

Cron,  2,  47,  43  :  nu  vreau  sedea  kazan-ahcesi.  Fehlt 
Cäzänecti  Ortsname, 
cazma  i)  Hacke  2)  Schlag  damit 

i)  AI,  Pr^  375:  tärä  a-ï  da  forma  une!  cazmale. 

2)  Isp,  B,  372  :   numal  din  doue  casmale  scoase  cate- va  cärä- 

micjL 

Cazîclî  (Pfahler)  Eigenn. 

Les  annales  de  la  Valachie  parlent  de  ce  Cazyclu  voda,  comme 
d^un  parfait  tyran.    Il  fit,  dit  -  on,  empaler  6000  hommes  . .  ce 
qui    lui    attira    de   la  part  des  Valaques  ses  sujets  le  surnom 
ironique  Capaluch  (^epeluç)  ou  faiseur  de  pieux.  Carra. 
Bol,  P,  I,  338.     Von  chez  s.  d. 

cäzuli^ä  Mägdlein. 

ceacär  schielend,  mit  zweifarbigen  Augen. 
AI,  T,  Marinea  cea  cu  ochil  ceachârl. 

Ceacärescu  Eigenn.  A.  B.  145.    Vom  vor. 

ceacçiri  tûrk.  rote  Hosen.     Cron,  3,  440:  ceacçirl  de  çalû.     Ghica 

Scr,  258. 
ceafä  Nacken.     ALP.p,  108;  Doü  palme  'n  ceafó  1  da. 
ceair  Wiese. 

Cr.  3,  324  f.  :  agiungêndû  la  ceairû,  unde  ci  corturl  sunt  intinse. 

Cr,  2,  212,     Alecs,  Pástele  33.     C,  HU  23,  83.     Archiva  4,71.. 

ceaiû  Thee. 

Ghica  Scr,  239  :  îp  beï  ceaiul  în  tícna. 

cealiu  Dickicht,  Gebüsch,  vgl.  ungar.  csalit  dass. 


406  W.  RUDOW, 

e  e  al  ma  Art  Turban. 

Cron,  2,212:  cu  célma  in  cap. 
ce  an  a  e  Schüssel,  den  Nordrumänen  ganz,  im  Königreiche  fast  un- 
bekannt, s.  Archiva  4,  74  f.  Z.  B.  a  umplut  ceanacul  cu  mamaligä. 

Eiymol,  magn,  2331,  bäga  lingura  in  ceanac. 
ceap(c)in  Durchgänger,  nichtsnutzige  Taugenichts. 

C,  lit.  17,  68  :  un  ciapcân  de  Bolgar,  care  sus^nean,  cä  el  este 

stâpânul  casei.     Stäncescu,  basme  188. 
ceapcänlic  schlechter  Streich. 

Farn.  22,  394. 
ceapraz,  Troddel,  Borte. 

Maghisi,  I,  188:    scurteicä    alba    cu    blanä    de  miea  alba  cu 

ceaprazurì. 

AL  Pr,  ^()¿[.     Ghica  Ser,  501:    cabanifa,    care   era  un  fel  de 

contoç  cu  claprazuri  de  fir.     Odoò,  i,  71. 
ceaprazar  Borten wirker. 

Ghica  Scr,  XIV  :  croitorï,  cavafï,  içlicarï,  ceaprazarl. 
cearcagiu  s.  cire, 
cearçaf  Laken. 

Fund,  ico:  gasi  pe  ^ei\ä  învelita  într'un  cearçaf. 

Gas  fer  ¡iL  pop,  543  :  cearceaf. 
ce  aun  Kessel. 

BiòL  pop.  4,  1 8  :  fig^n,  negru  ca  fundul  ceaunului. 
Ceaur-Aslan  Eigenn.  (Löwenfeld?) 

Dorili,  39. 
ceauç  Thûrsteher, 

Cr.  3,  300.     Ghica  Scr.  XVI.    când    un   ciauç  îï    duce  tnainte 

dol  împricinatï. 
ceauç-baça  Oberthürsteher. 

Cron,  3,  256:  au  mersûla  Paca  Capsi,  la  Cïauçû  Baca.  £b.  157: 

ciauçbaça.     Odob,  i,  320:  Ceaus-Paça. 
ceauçlar-emini  dass. 

Cron.  3,  269:  au  tramisû  pre  Enîcerû  -  Etendi  ci  pre  Ciauçlarfi 

Emeni. 

cecmegea  Lade,  (Zugbrücke). 

Als  Ortsname  Cr.  3 ,  438  :  au   venitù   la  Buïuc  -  Cecmege.    S. 
cicmigea. 

ceftelîc  Landgut 

Cron.  3,  440  :  pêne  la  un  ceftelicu  ce  avé  Reiz-EfendL 
Mag.  is/,  4,  160:  tocma  la  ceftlicul  lui  la  Jambol  dupe  dtnsuL 

c  eh  rea   Fratze    nur    noch    (im  Königreiche)    volksmäfsig.      Dafür 
grimasä. 

celbiç  ein  Stoff,  pers.  türk.  cihil  beá  =  45.     Veraltet 
/o/e  celbiSf  Çainean   126. 

celebiu  Herr.    S.  {elebelic.    Ob    dies    nicht    das   ital.  celibe,   eig. 
Mönch,  ist? 
Mag.  ist.  4,  318.     AI.  T.  137  :  N'aucjï,  celebi? 


NXUB  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    407 

celefL 

^<^g*  'J'-  5»  126  =  lefeci,  wohl  nur  verdruckt. 
Ce  libi  da  che  Eigenu.  A.  B.  4.  Celebi  mit  griech.  Endung, 
cepchen  Jacke,  von  polnisch  czapka,  vielleicht  unmittelbar. 

Ghica  Scr.  45  :  un  prileg  de  a  se  imbraca  cu  poturl,  cu  min- 

tean  ci  cu  cepchen. 
cepragiu  =  ceapraz. 

Mag.  isL  2,  48  :  cu  nasturl  ci  cu  ceprage  de  argint 
cerbet  ist  vielleicht  nur  verdruckt  für  çerbet,  da  in  den  kyrillisch 

geschriebenen  Chroniken  s  u.  c  (=  russ.  s)  öfter  wechseln ,  S, 

Cr,  2^  2go  bei  Neculcea,  der  wieder  s  u.  §  verwechselt, 
c  er  celar   Hausierer,    den  Nordrumänen    nur    als    Ohrringhändler 

oder  -Verfertiger  bekannt,  vielleicht  also  von  diesem  erweitert 

Sonst  jetzt  marchitan, 
car  ce  vea  Rahmen. 

Carag,  T.  125:  o  sä  fie  pusä  in  cercevea.     Isp,  P,  15. 
cerchez   kurze  Bluse   der  Türkinnen,   eig.  tscherkessisch.     Selten. 

TûrL  éerkes.     S.  chiahiu. 
Cerchez  Eigens.  A.  B.  68.  Cerkez.  eb.  71. 
cerdac  =  Geardac 

Cran.  3,  169. 

cergä  Decke. 

AI,  T,  49  :  apuc  o.  präjinä  ci  jach!  peste  cergä. 

ce^mea  Quelle.     Volksmäfsig. 

A/,P,p,  105:  La  ce^meaoa  lui  Murad. 

chan  =  han  Fürst 
Cran.  2,  5. 

eh  e  bap  Art  Braten. 

Odaò.  3,  39:  Kebapuri  de  caprioare. 

Chebapcea  Verkleinerungsform  von  chiabap.     Eigenn.  A.  B.  100. 
Chebapci  Verfertiger  des  (veraltenden)  chebap.     Eigenn. 
chef  Vergnügen. 

Isp.  B.  2^  :  câ  fiul    imperatulul   de   curênd  venit  s'ar  fi  läudat 

la  un  chief.     Fund.  75.    Vgl.  Al  Fr.  407. 

chefeluese  sich  betrinken,  vergnügt  sein. 
Can.  Negr,  i,  222. 
Bibl.  pap.  9,  38  :  Eu  încâ  colea  cam  chefëluit 

chefli  vergnügt,  trunken. 

Canv,  Ut.  22^  570:  boierii  erau  chefiü. 

chef u esc  sich  vergnügen. 

Fund.  75:  se  veseléû  mesemì  ci  se  chefuéû. 

chehaea  Verwalter,  Hofìneister,  Beamter. 

^og.  5,  23.     Gh.  Vf  XVIJI:  capitan  Costaçhe  Kehaja. 

chehaia-beiü    Art    Stellvertreter,    Bevollmächtigter    des    Grofs- 
wesiers. 
Ghica  Scr.  6  :  Chehaia-Beg .  •  a  Invitât  pe  boeriî. 


408  W.  RUDOW, 

eh  el  kahl. 

hp,  B.  1 85  :  ce-i  trebue  cheluluï  ? 

che  lar  mr.  nicht  unmittelbar  lat.,  wie  Weigand  12  will. 
Fund.  112.    S.  chiler. 

chelbâ  Grind. 

Conv,  lit  22y  45:  avea  ci  o  eh  el  be  in  cap.    Rev,  n.  3,  286. 

che  1  bos  krätzig.     AI.  Pr.  496:  chelbossul  cata  chitie. 
chelbosesc  krätzig  werden. 

Al.  T.  1541  :   doar  n'am   chelboçit,  ïnchelba?  RtD.n.i^  364. 
cheleç  kahl,  =  chilug.  Aï.  T.  4,  =  pilug  Al.  Pr.  18. 

hp,  B,  153:  chema  ci  pe  argatulû  celu  cheleçû. 

chelfanez  prügeln,  eig.  bürsten. 

Al,   T.  1591  :    ar   fí  rusine    se    me    las    se    me    kelfanesca    o 
zupinesa. 

c henar  Rand,  Besatz. 

hp.  B,  194:  o  basma  cu  chenar  pe  margine. 

e  h  er  ach  e  ursprünglich  xvQíaxr¡  {x,^afivç).     Gleich  dem  folg. 
c  here  che  fürstliches  Gewand. 

Cron,  ^,  22^:    îmbracându    'lü  Paca    cu  blanä,    §i    deosebitQ 

kereke  noua.  332  :  cherache. 

cherestea  Zimmerholz. 

C.  lit,  18,  399:   cheresteaoa. 

Cron.i^  198,    259.   Al,Pr.^\2\   care   facea  de  cap -va   anï 

nego^,  de  chereste.    Xen.  ist,  R.  i,  249:  lemnele  de  cherestele. 

Auch  Körperbau,    Carag.  Nov,  80:    E  un  om  cu  o  cherestea 

urlale. 

cherestegiu  Zimmermann,  Holzhändler. 

Ghica  Ser.  235  :  precum  ar  fi  intre  cherestegiu,  dulgher,  tâmplar. 

eh  e  res  teg  er  i  e  Handwerk  des  vor. 

Carag.  T.  ^2'.  sä-mi  arzä  cherestegiria  ?  51  cherestegeria.  Fehlt 
bei  Seh. 

eher  van  Zug.     Ghica  Scr.  323:  Kervanul  se  tinea  Ian}. 

cher  vasar  ie  =  cärväsärie. 
Cron.  2,  IOC. 

ches  Hau  zu!  Ungebräuchlich. 

Ghica  Scr.  117:  Când  Olteanul  cjicea  kes,  capul  ci  sbura. 

Chesim  Eigenn.  A.  B.  65.  ar.  Kasim  freigebig? 
cheschet  eine  Speise. 

Al.  T.'j^  ;  cheschet . . .  nici  nu  se  pomene^te. 

ehessengilar-geamisi  ein  Gotteshaus.     S.  geamie. 

Solini.  Calci.  161:   apoï   Chessengilar   Geamisî  etc.     Wohl  = 
chesergiu. 

cheten- hai  vasi  s.  halva. 
chetib  Schreiber  =  chïatip.    Vrlt. 

Al.Pr,^Ti:  Che  ti  bul  ne  priveçte  pu^in  eu  disprej. 


NBUS  BBLEGB  Zu  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.    409 

chez  ab  osm.  Obersetzung  von  franz.  eau  forte? 
chiabap  Gebratenes. 

Als  Eigenn.  Ghica  Scr.  lot,  115:  fratele  poetuluï  Klabap. 
chiabur  reich. 

AL  71  433:  m'am  föcut  chiabur!  Isp,  B.  207. 
chiaburesc  des  Reichen. 

Rev,  N.  4,  102  :  fata  chiabureascä.     Fehlt, 
chlafir  ungläubig.     Gew.  ghlaur. 

AI.  P.  ^,  19:  Selim  zahid  klafirul. 
chlahiu  Bluse  der  Frauen,  tûrk.  ebenso.     Ungebr. 

Boi.  P,  I,  234:  Feredjeaoa  se  'mlädie  pe  kiahïul  bogat  cerkez. 
chiatip  =  chetib. 

Cron.  3,  437:  Au  rônduitû  pe  unû  Chïatipû  alû  Märiel  Séte, 
chibiniceä-cabani^ä  s.  çarvana.     Fehlt  bei  Seh. 
chibrit  Schwefel-,  Zündholz. 

AI,  T.  479:  aprînzend  un  chibrit 
chienar 

Rev.  ».  2,  218  =  chenar. 
chi  f  te  a  Klofs.  S.  chioftea. 

Timp.  1893.  N.  13.  S.  i:  chiftele  marinate. 

chihaea,  chihaiu  =  chehaea. 

Mag,  ist.  2,  183:   chihaialele  noastre  impreunä  cu  ale  Dumne- 
alul.    Ai.  T.  1040:  pentru  che  ma  cam  temo  de  chihai. 

chihlimbar  Bernstein. 

Fund.  34:  mirositorl  ca  chihlibar.  Con.Negr.  i,  240:  chihrimbar. 
M.  Bi.  48  :  chirìmbar  u.  s.  w. 

chihlimbariû  bernsteinfarben. 

Corto.  Hi.  20,  145:  vinul  cel  mai  chihlimbariû. 

chilâ  Getreidemafs. 

Cr.  3,  184,   Magaz.  isi.  2,325.     Ghica  Scr.  VI.  pe  çése  lei  kila 
de  orz. 

chi  1er  ist  noch  im  Gebrauch. 

Con.  i.  26,  108:  curä^d  kilerul  cu  merinde. 

chi  lim  Teppich. 

Fii.  153:  chilimurl  vIrgate.    Rev.n,  2,  139:  ca   un  chilim  ce'l 
(ese  natura. 

chilipir  billiger  Kauf,  Gewinn. 

¿7r.  3,  411.  -4/.  7;  828:   Nu  scapa  chilipir  din  mana.    S.  Neg. 
Cop.  250. 

chi  lip  ir  giù  Beutelschneider. 
Ciü.  19,  551. 

chimin  Kummel, 

Despre  legume.  Arad.  1880,  einfacher  aus  dem  Griech.  Chimion 
mag  osmanisch  sein. 

chimir  Gürtel. 

AI.  P.  p.  43  :  Tu  aï  galbenl  la  chimir. 

SSiitMfar.  f.  fom.  PbU.  ZYII.  27 


410  W.  RUDOW, 

chin  die  Abendzeit.     Art  Tanz. 

Cr.  3,  328,   Magaz.  ist,  2,  55.  Fund,  30:  soarele  ajunse  pe  la 

chindiî. 

Farn,  ig,  295:  3  gradi  învertesc  o  chindie  in  papuci. 

chiocce  Tänzer,  Tanz?  türk.  köeek  Tänzer. 

Gkica  Scr,  ^22  \  soitaril  inainte  imbracap  in  haine  pestrite,  cu 
coade  de  vulpi  la  cäciuli,  jucând  chiocecurile.  Fehlt. 

chioftea  Klofs.    S.  chiftea. 

Conv,  liU  22,  49;  Chiofteaua  luì  Fericire.    Ghica  Scr,  64  Eigenn. 

chiopol  Rev,  n.  i,  220  =  chiapoglu,  verdruckt? 
chïor  einäugig. 

Fund.  29;  o  marfoagä  de  cal  chior. 

chioresc  i)  einäugig  machen,  blenden.  2)  erblinden. 

i)  AI,  T.  392  :  era  se  me  chiorascä!  2)  Konaki  Poes,  335  :  ochi . . 
trebue  pe  încet,  încet  sä  se  deschidâ,  pentni  ca  sä  nu  chio- 
rascä mai  tare. 

chïoriç,  schelblickend,  auch  chiondoiiç. 

Isp,  ^.320,  338  :  Smeulü  îï  cata  chïondorîçu. 

e  h  io  s  tec  Gürtel,  Schnur.     Vgl.  poln.  chwostek,  hierher? 

Ghica  Scr,  150:  venghercä  de  postav  negru  cu  . .  chïostecurï. 
C.  //*/.  18,  403. 

chipeng  =  chepeng,  (dies  C  ///.  23,  865)  jetzt  Falltür. 
Farn.  28,  560.  ridica  chipengul  delà  pivnifä. 

chir  Schmutz,  osm.  kir  dass.?  Scheint  pir  Unkraut,  s.  Cihac 

AI,  7".  140 1  :  un  vent  mântuitor  care  e  menit  a  arde,  a  seca, 
a  stèrpi  chirul. 

chiragilic  mr.  Stand  oder  Beschäftigung  des  chirigiu,  Lohnñihre. 
Fani,  Bland,  i,  21,  3:  Kiradjelicul  san  tranportul  pe  cai. 

eh  ir  h  an  Schuppen  für  Zubereitung  der  Fische. 
Rev.  n.  3,  310  =  chirhanea. 

chirie  Miete. 

Magaz.  ist,  2,  220  Isp.  B.  293:  sciind  cä  gura  nu -i  fine  chirie, 
spuse. . . . 

chirigiu  Mieter. 

Con,  Negr,  i,  301  :  e  nemul{ämit  de  chirigiu;  cäci . .  11  plätesce 
foarte  reu  chiria.     Mietsfuhrmann,  s.  rahagiu,  C.  lit,  18,  196. 

chiripir,  Calicul  9,  5  =  chilipir. 

Chi  ris  ti  gii  =  Cherestigii,  Strafse  in  Bukurescht  A.  B.  214. 

e  hi  se  a  Tasse,  Becher. 

Jac.  Neg,   Cop,   1 3  :    smulgênd    cu    deasila    in    cealaltà   odae 

chisaoa  din  manele  Zamfìriteì. 

chisea  Beutel. 

Al,  Pr,  1 1 3  :  chisele  cusute  cu  fir. 

eh  i  se  dar  Kanzleivorsteher,  eig.  Beutelhalter. 

Croît,  3,  302  :  Mehtupciul,  carele  se  chiama  ci  Kìesadaru: 


NKUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUBiÂNISCHEN.   4lt 

chi  tab  Schmöker,  Buch,  ar.  Kitâb.     Fehlt  bei  Seh. 

R^*  »•  2,75  :  Putea  se  na  presinte ...  un  chitab  imposant. 

chitan  entstellt  aus  dem  vor. 

C.  /</.  17,  488:  Ce  e  chitanul  acesta?  zise  parohul. 

chitap  dass. 

Farn,  23,  52  :  in  cealaltä  ^nea  Kitapul  Coranului. 

chiucïuc  îmbrihor  wird  wie  buïuc  i.  gewöhnlich  übersetzt;  jenes 
Mag,  5,  168:  Imbrichorulu  celti  micu,  dieses  Mag.  tsL  4,  27. 
Imbrihorul  cel  mare  împaratese. 

chiulaf  Art  Kopfbedeckung. 

Magaz.  ist.  i,  258:  AI.  T.  125  :  Se  ne  puië  un  chiulaf. 

chiù  la  ta  Ladung  (des  Schusses).  S.  ghiulea. 

C.  lit.  17,  iio:  chiulata  fiind  imprumutatä  de  la  altâ  carabina, 
nu  se  potrivea  la  a  mea. 

chiù n truc  scheint  tûrL  gondûrûk  Geleit,  also:  mit  Geleit? 

Cron.  3,  248  :  s'aû  pogoritû  la  Impëratul  la  Ëalichioçcû ,  trâ- 
mi^êndû  de  au  rëdicatû  pe  Constantinû  Vodä  ci  Tau  dusû 
Chiuntrucû.     Fehlt  bei  Seh. 

chi  up  Topf  (irdener). 

Jac.Neg.  Cop.  141:  mergl  la  chiupul  cu  masline. 

Chiupriuli  Ortsname  (an  der  Brücke). 

Bolint.  Catit.  128:  ora^ul  Chiupriuli  este  açezatû  în  amfíteatru. 
£b.  chiupruli. 

chlurchi-calem  ein  Stoff.  Wohl  osm.  qyrq  qalem,  40  K.  Vrlt 
l^inean  126:  fote  chiurchi  calem. 

chiurcibaça  Hofpelzhändler. 

Cron.  3,  137:  l'aû  scosû  cu  multa  silin^ä  a  lui  Manolaki 
Kiurd-Baç. 

chizlar-,  cäzlar-aga  Haremsvorsteher. 

Bol.  P.  I,  239:  Caslar-aga  îml  déte  in  fine  o  rivalä. 

ciampara  =  giampara. 
Carag.  N.  20. 

Cialîc  Eigenn.  Vgl  cilic.  Timpul  1893  Nr.  58,  S.  3. 

Cialicavac  (Pappelgehölz)  Ortsname  tùrk.  éâl^  qava^*^. 

Ortsname  Mag.  4,  8  :  trecëndû  prin  strimtórea  de  la  Cialicavac. 

ci  a  m  Lastschiff. 

Zamfirescuy  nov.  19:  stau  ancorate  câteva  ciamuri  turcesci. 

clamaçir  aga,  eig.  Wâschemeister,  osm.  TiteL 

Ghüa  Ser.  378:  Husrev-Paça  l'a  fócut  Ciamaçir-Aga. 

ciamur  Lehm. 

dit.  17,  284:  Cásele.,  sunt  (acute,  cea  mai  mare  parte,  de 
damur. 

cichirgiu  Zuckerbäcker. 

Alecs.  T.  126:  Ca  s'  ajungemû  cafegii,  ciubûcdl  ci  dchirgii. 


412  W.  RUDOW, 

cichirgî-baça  Oberzuckerbäcker. 

Al.  T,  loi  :  el  striga  pria  saraiû  . . .  Cichirgiba^  ! 

ci  cm  igea  cecmegea.     G/u'ca  Scr,  ^oy  :  a  sparge  cicmigeaoa. 
ci  flic  =  ciftilîc.     Gküa  Ser.  363:  un  mie  dflík. 
e  i  fut,  ciufut  Jude,  jetzt  Volksausdruck. 

Als    Eigenname    Cron.  3,  235:    facêndû    pe    Cifutû    Mihalaki 

Postelnicû  mare. 
Cighir,  Eigenn.  Biserica  ci  Scoala  (Arad)  16,  374. 
cijmea  J^ev.  n,  3,  25  =  ciçmea. 
cilibiu  =  celebi. 

Cron.  3,  237:  atâtû  pe  Vasilie  Cilibiu,  câtû  ci  pe  Vasilie  Razu. 

Fam.  2,  2^6:  un  cronicar  mai  cilibiu. 

cimbisträ  Zängelchen,  Pincette. 

A/.  7*.  14:  sê'l  smulgl  cu  cimbistra  fir  cate  fir. 

ci(u)murluese    fríeselkrank   sein.     Von    cimur,    s.   damur,    oder 
ciuma?  acela  e  ciumurluit     Mar.  Desc.  199.     Fehlt  bei  Seh. 

cimiçir  =  cimçir,  Odoh.  i,  452. 
cinghel  Haken,  Biegung. 

Als   Ortsname  Cron.  3,  439:    din    glos   de  Cenghelkioiu   spre 

Anadolu. 

ci  o  are  CÎ  Hosen. 

Bihl.pop.  8,  41  :  fuge  cu  cioaredi  *n  vine.     Eb.  16,  9. 

cïob  Scherbe. 

Isp.  P.  I  :  Din  cïob  apa  bênd. 

cïoban  Hirt 

Cron.  ^^   104    Eigenname,    vgl.  Herder,    auch  Hirt:    Ciobanu 

Postelnicul.     Magaz.  ist.  2,321:    de    la    Ciobanul    impotriva 

Oreoviï. 

Fund.  44  :  s'a  tocmit  cloban  la  un  popa. 

cío  can  Hammer,  besser  wohl  aus  dem  Slaw. 
Al.  Pr.  488  :  figanul  î§ï  cunoaçte  cîocanul. 

Cïocaneçtï  Ortsname. 

Mag.  I,  297:  prín  Ciocâneçti  (au  trecut). 

ciocanitoare  Specht. 

Slav.  Pad.  27  :  ciocänitoarea  bâtea  'n  scoar^a  copaculuL 

Ciochinâ  Sattelriemen. 

Al.  P.  88  :  la  cïochine  çi-1  lega.     Eigenn.  A.  B.  1 85. 
Als  Ortsname  Cr.  3,  436  :  au  mersû  la  satul  Cïochina. 

cl  o  dar  Volksûblich  fur  cîohodar. 

Fund.  35  :  trimise  clodarï  ci  ideldl. 

Ciogole  Cr.  i,  319,  =  fugulea? 

clohodar-baça  Oberster  der  ciohodori. 

Conv.  lit.  IO,  78  :  Tóate  slugile  hospodaruluï  primesc  ridio^/e/e 
titlurî  de  onoare,  intrebuinfate  la  curtea  SultanoluI:  Caftan^ 
ba^a,  Cîohodar -baca,  Cîubucci  baca,  Cafegibaça. 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUBfÄNISCHEN.   413 

cloltar  nicht  von  èôl,  sondern  von  Soldar.     So  schon  Mikl.  L 
Càmion^  lelele  29:  sä  iasä ...  cu  cioltar  neasudat. 

clomag  Knüttel. 

AI,  T,  24:   .0  mceput   a'ml   scutura   de  omet   chelea   dracului 
cu  clomegile. 

clomegesc  prügeln.  —  AJ,  71  270:  ce  Taci  clomegì! 
clora p  Strumpf. 

Isp,  B.  285  :  Când  stâpâna  easel  facea  la  clorap. 

clorbä  Suppe. 

Al.  Pr,  477:  Numai  cu  vorbá  nu  se  face  clorbâ. 

clor  bag  i  u  Janìtscharenoberst,  eig.  Suppenkoch. 
Ghüa  Ser.  158:  fíul  unul  clorbagiu. 

cíorc¡ova  =  cercevea  Stancescuy  basme  57. 

cir  Kleister,  Fam.  28,  398  mamaliga  cu  cir. 

Cisme  g  Eigenn.  A.  B.  190  scheint  verdruckt  für  Cismegi. 

ci  rae  i)  Günstling.  2)  Lehrling. 

1.  Ghüa  Ser,  VIH:  scot  la  maidan  fie -care  pe  cate  un  cirac. 

2.  Isp,  B,  iiy,  am  voit  sä-I  seo  J  ciracî  aï  meï.  C.  ht.  20,  565. 
Cr,  I,  300  cirécû. 

cir  a  cite,  Verbindung,  Gesellschaft,  Klike. 

Rev.  n,  ^,  21^:  La  boier  Buzoianu  nu  prea  avea  trecere  cirac- 
licurile. 

circagiu  =  cearcagiu  Flankier. 

Cron.  3,  442  :  care  se  trâmisese  prin  Cirkagiû  Salih-Paça.  Ge- 
wöhnlich cearcagiu.  Cron,  3,  345. 

ciriviç  =  cerviç.     Fundescu,  66. 

Rev,  n,  4,  114:  o  beçica  de  ciriviç. 

ciçmea  =  ceçmea. 

Cron,  3,  192  :  Au  impodobitü  ora§ul  Jaçului  eu  multe  ciérnele. 

eiçmegiu  quellend,  Teich. 

Bolint,  CatíL  43.  0>n,  Neg,  i,  321  :  tn  eapitalia  Romanie!  gäsese! 
gradinele  Ci^egiu. 

cisniu  Rat,  «.  3,  219  =  ciçnîu. 
cîçtiu,  Carag,  Nov,  76  =  cä^ 
cit  Zitz,  Kattun. 

Al.  Pr,  402:  imbracate  eu  rochiï  de  cit.     C,  Ht,  25,  521. 

ci  tare  a  gestreiftes  Zeug. 

Ghica  Ser,  501  :  anteriile  eran  de  ghermesit,  de  dtarie.  ealem- 
cheriû,  eutnie,  selimie  saû  sevaiû. 

ci  tari  u  gleich  d.  vor. 

Todi,  Rev.  2,  333  :  citariu  cu  o  varga  lahanie. 

club  ota  Stiefel. 

Cron,  3,  445.    Al.  T.  1066:  plätect   la  mine  sechs  Paar  clubot. 
£b.  1122.     Eher  russisch. 
Auch  cîobota,  s.  ismeni. 


414  W.  RUDOW, 

ciubotar  Schuster. 

AL  7.  1066:  te  socoteam  un  ciubotar  cu  ambile. 

ciubuc  i)  Rohr,  Rute,  Leiste  (Baukunst)  2)  Tabakspfeife. 

i)  Odob.  1,42:    din    astragalele    stêlpilor . . .  se    pomeau,    pe 
rotunjeala  culelor,  numeroase  ciubuce  sau  nervure. 

2.  Cron,  3,  225:  i-aû  datu  ciubucü  §i  café.   BoHni.  Calit,  41  :  ne 
déte  cafele  ci  ciubuce.     Ghüa,  Ser.  98  :   cu  ciubucul  in  mana. 

ciubucciu  Pfeifenmacher,  -wärter. 

Cron.  3,  302.    AI.  T.  1389:  Spatariï  nu  's  cïubucdï. 

cîubuccî  baca  Oberpfeifenwärter  (des  Fürsten). 

S.  ciohodar  -  baca.   A¡.  T.  loi  :  era  Ciubucci-ba^  la  Caradgea. 

cïugïuc  klein.    Ungebr.    A/.  T.  éôguq  dass. 
Al.  T.  1122:  aferim  cïugïuk. 

ciuhodar  =  ciohodar. 
Cron.  3,  213. 

ciulama  Mehlspeise,  Pudding,  Füllsel. 

AL  71  74:  bucate  de  cele  sänätoase  ca  la  noi  precum:  musaca, 
capama,  cîulama,  baciava.     Farn.  19,  594:  ciulama  de  pui. 

ciuma  Pest 

Mag.  üL  I,  295.  A.  P.p.  ^^:  cu  cìuma  amestecatä. 

ciumurluesc  me,  werde  angesteckt,  erkranke.    Vgl.  cimurluesc. 
Foata  Familiei  1,31:  m'  am  ciumurluit  de  ceva. 

CÏU rechiù  ein  Gebäck. 

Ghica  Scr.  73  :  a  plämadi  pânï,  cîurecurï. 

ci  uta  e  scheint  aus  türk.  qypéâq,  das  Land  an  der  Nordküste  des 
Schwarzen  Meeres,  entstellt.     S.  tur  lue. 

cintura  Eimer.     Aus  scutula,  vgl.  scutella? 

AI.  T.  1350:  lumea*!  ca  un  puj  cu  doue  cïuturi. 

civ  it  indigoblau. 

Slav.  Pad,  35  :  daca  Busuioc  punea  doareci  ci  peptar  de  postav 
civit    O  dob.  3,  194. 

Civita  (blauer)  Stoff. 

C.  HL  25,  398  :  îmbracâmintea  . .  de  lana  ci  civita. 

cizma  cisma  Schuh. 

Mag.  ist.  I,  235  :  îçi  trase  cismele.    Isp.  P.  2^:  Cisma,  încâltata 
eu  cîorapul. 

cobea  =  cubea,    (dies  Zamfirescu,    nov.  16,  20)    also   noch  nicht 
veraltet 
Dumiir,  19:  Ci  lumea  ingrate,  fie  cobea  ta. 

co  hoc  Krug,  über  russ.  Kubokû  wie  chïup. 

Cron.  3,  312:  si  dupe  bcutul  coboculuï.   Vgl.  zukovski: 

Sei  kubokû  éadamû  drevnihû  lïetû. 

co  buz  Art  Laute. 

AL  P.  p.  62  :  Din  cobuz  sunând. 


NEUE  BELEGE  Zu  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   415 

cobza  dass. 

AI.  T,  83  :  ÎÏ  curgea  ci  laptele  în  pasat  §i  gälbinii  in  cobzä. 
Eigenn.  Mag.  ist.  2,  24. 

cobzar  Lautenspieler. 

Gküa  Scr,  170:  meçterï  aleçï  dintre  ceï  mal  bunï  scripcarï, 
cobzari  ci  neisaní. 

Cocci u  Eigenn.  A.  B.  105.     Wohl  Kutscher. 

co  cío  ab  ä  s.  Anhang. 

cofa  Butte. 

AI.  F.p.^:  Ca-ï  gasi  o  cofa  plinâ. 

cogea  (mite)  erwachsen  grofs. 

Conv.  lit.  20,  143:  O  cogemite  bivolifa. 

coinac  Knöchel,  Stuck  Ziegel  (siebenb.),  Hofmacher. 

hp.  Juc.  7 1  :  Se  mai  prinde  smeul  ci  cu  coinacul,  Acesta  este 
un  bulgare  de  caramida. 

Cihacs  Erklärung  pafst  besser  zur  Bedeutung  „Knöchel";  c 
tritt  am  Ende  öfter  an  (märzac),  vgl.  den  Wechsel  zwischen 
q  u.  A  im  osman.  c  u.  h  in  casap  u.  a.  Aufserdem  hat  ôjnâq 
(eig.  Spielzeug,  Spieler)  auch  die  Bedeutung:  Tändler,  Hof- 
macher, woran  bei  qajnaq  nicht  zu  denken  ist.  Vielleicht  ist 
also  das  c  unter  dem  Einflufs  von  conac  angetreten;  will 
man  das  nicht  zugeben,  mag  man  das  zur  Bedeutung  gar 
nicht  passende  qajnaq  heranziehen. 

Coiul  Ghecet  Furtendorf,  Ortsname. 

Magaz,  ist,  3,  14:  pana  au  ajunsû  la  Buh,  la  Coiul  Ghecet. 

col  an  Gurt. 

^/.  /l  3,  117:  ear  colanul  p-oiû  lua.    Rev,  n,  3,  211. 
Eigenn.  A.  B.  195. 

col  cea  g  Art  Schuhe,  Beinhülle. 

Als  Eigenn.  Cron,  3,  66  :  Venit'aû  §i  Colcegû  eu  oste. 

co  liba  Hütte. 

Bolint.  Calei.  133.  Fund.  61  :  p'aproape  de  coliba  luï. 

coltuc  auch  Stück. 

Slav.  Pad.  39  :  Vica  täia  un  coltuc  de  pane.  Stäncescu  hasme  75. 

col^un  =  cäl^un.     Vieil,  unmittelbar  ital. 

Cr  on.  2,  182:    tragêndu-ï  cïobotele  numaï  cu  coljuniï  au  fostú 

încalfatû. 

Coman  Kumane,  Eigen.     C.  Sylva,  Pov.  Pel. 

Comänescu  Eigenn.  A.  B.  4.    Vom  vor. 

comanda  Befehl,  türk.  qômândah,  oder  unmittelbar  vom  ital. 

Magaz.  ist.  i,  259,  Cron.  2,  352:  Aceçtiea  lau  comanda.  Fehlt 
bei  Seh. 

combara  =  cumbara.     Cogälnicean,  Arh.  2,  91. 

conabiu  =  cunabiu  . .  Delavrancea  Trüb,  60:  pupëzelile  conabii. 


4l6  W.  RUDOW, 

coñac  I.  Haltestelle,  2.  Wohnung. 

I,  Isp,  B.  85  :  cale  de  un  coñac.  2.  Ghüa  Ser,  VII,  cari  îï  opreaû 
intrarea  conaculu!. 

conacciu  Gastwirt 

Cran,  3,  140:  ce  numal  conaccil  ce'I  purtaû  conacul.  Ebd.  207. 

Co  ñachi  dass.  Eigenn. 

Kon,  Einl,  io:  de  acolo  porecla  dupa  slujba  de  Conacciu^  ci 
numele  de  Konaki.  Dies  müfste  jedoch  bewiesen  werden, 
ehe  ich  es  glaube.  Bis  dahin  halte  ich  den  Namen  für  eine 
griech.  Koseform  von  con,  gewöhnliche  Abkürzung  von  cucon 
Herr. 

conacci -baca  Obergastwärter. 

Cron,  3,  330:  carele  ci  conacci -baca  a  fostü. 

condac  Schaft,  Kolben. 

Scheint  doch  griechisch,  wie  entschieden  in  der  Bedeutung 
Kirchengesang.  Cr,  3,  309:  canta  troparul  ci  condacul.  Vgl. 
gr.  xovxoqy  xovda^, 

condur  Schuh. 

Isp,  B,  2/^',  o  pärechie  de  condurï.  Con,  Neg,  i,  10 1  :  condurul 

doamnei. 
consol  Konsul  (diese  lat.  Form  z.  B.  bei  Ghica,  Scr.). 

Cron,  3,  350:  consolul  din  Jaçï  s'aû  trasû. 

conteç  Pelzrock.    Mag,  ist,  4,  339. 
contoç  =  conteç. 

Cron,  3,  165:  îmbracendu-lû  ci  cu  contaçû  blanîtû.  Al,  T,  396: 

m'am  saturât  de  contoç. 

Als  Eigenname  Mag.  ist,  i,  377:  Badea  Balìiceanul  Contoç. 

corabiea  Plätzchen,  s.  halva. 

corbaciu  =  cärbaciu,  gärbaciu  Karbatsche. 

BihLpop,  17,  10:  'i  scapa  ochii,  la  cociorbä,  la  corbaciu.  — 
Vielleicht  ist  cociorbä,  das  im  Slaw.  nicht  zu  wurzeln  scheint, 
hieraus  umgestellt;  die  Bedeutungen  berühren  sich,  wie 
man  sieht. 

corhana,  Werkstätte  Creangä,  amint.  =  chirhana.    Auch  Feld. 
Zamfirescu,  novele  85  :  o  burä  mai  deasä  spala  ale  corhane. 

coruiu  eine  Sperberart. 

Gaster,  lit,  pop,  194:  Çoarecile  prins  de  un  coruiu. 

coçcogea  Alter,  Erwachsener,  alt. 

Isp,  ^.  45  :  Din  coçcogémite  omul,  te-aï  föcut  un  cosac.  AL  T, 
339:  Dintr'  atâtica,  s'a  facut  coçcogc  fatoiu.  Al.  T.  1242: 
coçcogea  sabie. 

covata  Wanne. 

Alar,  Desc,  67  :  începe  a  dumica  taricele  ci  farina  din  covata. 

Ebd.  143:  coväficä. 
cotorosesc  retten,  se  loswerden  von.  C,  Hi,  17,  74. 

Carag,  T.  359:  cum  sä  me  cotorosesc  de  republicana? 


NEUE  BELEGE  ZU  TÜRKISCHEN  LEHNWORT.  IM  RUMÄNISCHEN.   417 

coverta  Verdeck  os.  quvartâ  von  ital.  coverta  oder  uninittelbar  von 
diesem. 
Farn,  23,  64:  Pe  coverta  coräbiei  era  o  mul^ime  de  cäletori. 

coz  Trumpf  mss.  oder  griech.  Ursprungs,  s.  Korsch. 

AI,  T.  770:  Serdarul  îï  însurat  cu  o  nevëstuïca . ,  coz  ! 

cuca  Mutze  des  Fürsten.     Ghica  Ser,  XV,  ^,  cabani^ 
Cr<m.  3,  2 II  :  cândû  au  mersû  de  au  luatû  cuca. 

cu  cor  Kranich.    Osm.  Herkunft  sehr  fraglich. 

Isp,  B,  391:  cocorul  dând  peste  o  aça  bunätate  de  copil. 

en  la  Turm. 

Isp,  B.  45  :  prin  o  culâ  parasita. 

eu  la  Hole  hat  hiermit  nichts  zu  thun,  es  ist  niedd.  Kuhle.  S. 
GasUr  lit,  pop,  287. 

cul-chehaia  Heeresbeamter. 

Mag,  ist,  2,  339  :  ci  Enicer  -  Aga  cu  Cul  -  chehaia.   Fehlt  bei  Seh. 

Gull  usa  Eigenn.  A.  B.  152.     Zum  folg.?  Scheint  armenisch. 

culoglu  tûrk.  Truppe,  eig.  Heeressohn. 

Mag,  ist,  4,  68  :    cu   o  mie  Janicerï  ci  o   mie   Culoglï.     Fehlt 
bei  Seh.     Eigenn.  A.  B.  79  Rumänisch  Culeseu,  eb.  29. 

culuc  nicht  nur  Wache,  sondern  auch  Besatzung. 
Cron,  3,  249  :  totü  culuculu  Camenifei. 
Cr,  I,  20:  cum  la  Turcï  culucuri. 

cul  ucci  u  Nachtwächter. 

Al.  T.  1 105:  culucciul  strgä:  Raîta! 

cumaç  Stoff. 

Cr,  3,  198,  207  :  fÎLcêndû  ci  <Jece  parechï  de  veçmênturï  noue, 

cumaçuri   fhimóse  cu  fìru.     C,  lit,  26,98  :  tncârca  butca  eu  fel 

de  feluri  de  cumasuri. 
enrama  Beisteuer,  Sammlung. 

Ghica  Ser,  38  :  ca  sä  faca  enrama. 

curan  Koran. 

AI,  P.  3,  45:  topuzul  si  coranul.  Eb.  156  alcorani,  157  eleuran. 

curb  an.    Ursprünglich  chaldäiseh.    Dazu  poln.  karbona  Sparbüchse. 
carea   Los,    Verteilung   durch   dasselbe^    tûrk.  qur^ah    dass.     Die 

Redensart  a  pune  in  eurea  entspricht  genau  dem  tûrk.  qur'ah 

atmaq.    Wahrscheinlich  gehört  hierher  auch  eurea  Kartenspiel, 

das  Cihae  mit  c.  Riemen  zusammenbringt. 

BibL  pop,  5,  9  :    cate    un   vrâfule^  de   argint  ci  aramä ,   numai 

së-T  punà  în  eurea.     Fehlt  bei  Seh. 

cursa  Falle,  eig.  Lockspeise,  Pille. 

Cron,  3,  388  :  Cäei  cúrsele  luì,  printr'  inçii,  a  intende  se  falla. 
Al.  P,  p.  124:  nu  Ì  pasâ  nie!  de  cursa  ducmäneaseä. 

cum  giù  ausgedienter  Krieger,  vrlt. 

Cr,  I,  20:    de    sunt  slujitori   bëtrâni  Oturaei,  Curugii,   §i  Ti- 
mariotL 


41 8  L.  ZÉLIQZON, 

CU  set  Angelegenheit,  scheint  ar.  qy^set  dass. 

Densuçian,  Rev,  crii.  lit.  i,  77  :  se  scii  tóate  cuseturíle  oamenilor. 

cu  sur  Fehler. 

Cr  on,  3,  429  :  farä  cusur  urmätoriu.  Isp,  P.  i  :  cusur  al  naturel. 

cuçaclîc  Holzwerk   am  Schiff,   eig.  Gurtzeug,   von   osm.  qoschâq 
Gurt.    Etymol.  m.  2,    Anhang  IV. 

cucca  Hütte.     AI.  P.p.  331  :  Vinä  'n  cucca. 

cu  tie  Büchse,  Schachtel.    Al  Pr.  3:  am  luat  in  manä  acea  cutie. 

cutnie  Stoff  aus  Baumwolle  und  Seide.     S.  citane,  Al.  T.  1235. 


Nachtrag: 

Bei  avanie   streiche:    sein    soll,    vielleicht    also    ebenfalls    hierher 
gehört 

Zeibegi  s.o.  bei{u),  osm.  Truppengattung,  s.u. 

W.  Rudow. 

(Forts,  folgt). 


Die  französische  Mundart  in  der  preussisohen  Wallonie 
und  in  Belgien  längs  der  preussisohen  Grenze. 

Das  Material  zu  folgender  Arbeit  verdanke  ich  einem  in  Metz 
wohnenden  Wallonen  aus  Malmedy.  In  den  letzten  Herbstferien 
habe  ich  dieses  Material  an  Ort  und  Stelle  einer  genauen  Prüfung 
unterworfen  und  vervollständigt.  Zur  besseren  Veranschaulichung 
des  ganzen  Stoffes  wurde  das  Wallonische  in  den  wenigen  Ort- 
schaften im  Norden  des  Grofsherzogtums  Luxemburg  (Doncols 
[Dôku] ,  Sonlez,  Tarchamps)  sowie  in  Belgien  längs  der  preufsischen 
Grenze  (Gouvy ,  Viel  Salm  [Vï  Sâm] ,  Trois  Ponts  [Trdê  Po»], 
Stavelot  [Stàvlde]),  schliefslich  in  der  ganzen  preufsischen  Wallonie 
zur  Vergleichung  herangezogen.  In  der  Beilage  des  letzten  Pro- 
gramms das  Metzer  Lyceums  erteile  ich  nähere  Auskunft  über  den 
Stand  der  Sprache  von  Malmedy  und  gebe  Sprachproben,  zum  Teil 
folkloristischen  Inhalts.  In  einer  der  folgenden  Nummern  dieser 
Zeitschrift  wird  als  Schlufs  meiner  Arbeit  ein  Glossar  veröffentlicht 
werden.  Da  mir  von  der  einschlägigen  Litteratur  leider  nur 
wenig  zugänglich  ist,  mufs  ich  mir  versagen,  überall  auf  die  Er- 
klärung der  Lauterscheinungen  einzugehen.  Daher  begnüge  ich 
mich  mit  der  bescheidenen  Rolle  eines  Berichterstatters,  hoffe  aber 
auch  auf  diese  Weise  der  Wissenschaft  einen  Dienst  zu  leisten. 
Mögen  Berufenere  die  weiteren  Schlüsse  aus  meiner  Arbeit  ziehen. 

Vorbemerkung. 

1.  Die  Lautzeichen  sind  dieselben  wie  die  in  den  „Lothringischen  Mund- 
arten" gebrauchten.  Die  römischen  Zahlen  bezeichnen  folgende  Ortschaften: 
I  Doncols  (Groíjsherzogtum  Luxemburg);  II  Bastogne,  III  Gouvy,  IV  Viel 
Salm,  V  Trois  Ponts,  VI  Stavelot  (Belgien)  ;  VU  Ligneuville,  VIII  Longfaye, 
IX  Sourbrodt,  X  Weismes  (Preufsen).  H.  verweist  auf  A.  Homing:  Zur 
Kunde  des  Neuwallonischen  im  IX.  Bande  dieser  Zeitschrift  480 — 496. 

2.  Nasallaute.  In  der  preufsischen  Wallonie  wird  ä,  ¿^  und  d  durch- 
weg mit  einem  sehr  deutlichen  gutturalen  Verschlufs  gesprochen,  der  natürlich 
in  der  Mitte  des  Wortes  und  in  der  schnellen  Rede  weniger  merklich  ist. 
Bei  all  dem  ist  das  Bestreben  vorhanden,  in  der  Mitte  des  Wortes,  besonders 
bei  dem  nasalirten  a,  die  Nasalisation  so  hell  vorzunehmen,  dafs  man  nur 
einen  reinen  a  -  Laut  hört    In  Doncols  und  in  Belgien  zeichnete  ich  nur  ä, 


420  L.  ZÉUQZON, 

^  und  S  auf;  nur  schien  mir  hie  und  da  der  Laut  des  ?  sich  einem  ge- 
schlossenen e  zu  nähern.  Diese  Vorbemerkung  erlaubte,  was  sich  der  Ein- 
fachheit wegen  empfahl,  die  Nasallaute  mit  a?j,  ei¡  und  oí¡  wiederzugeben. 

3.  Ty  und  dy.  In  der  preufsischen  Wallonie  und  besonders  in  Mal- 
medy  bei  älteren  Leuten  wird  der  Laut,  den  ich  mit  ty  und  dy  bezeichnete, 
/j;  und  d  +  deutsches  tönendes  j  ausgesprochen ,  in  Malmedy  hörte  ich  un- 
gemein haufìg  einen  Laut,  den  ich  mit  tsx  bezw.  d  +  franz.  a  +  /  wiedergeben 
könnte.  Bei  jungen  Leuten  hat  sich  der  Laut  vereinfacht  und  lautet  in 
der  Regel  tè  und  dj.  In  Doncols  hörte  ich  nur  die  beiden  letzteren  Laute. 
Auch  hier  habe  ich  zur  Vereinfachung  im  Verlaufe  der  Arbeit  immer  die 
Bezeichnung  dy  und  ty  angewendet. 

LAUTLEHRE. 

Yocalismus. 

Betontes  A. 
I.  Freies. 

1.  In  wallonisch  geschlossener  Silbe  wird  es  zu  ë:  nur'  vgl. 
H,  auch  ¡n  sef  (sapa),  in  IV  und  V  dagegen  si/\  Durch  An- 
gleichung  der  zweiten  Silbe  an  die  erste  entstand  seglet  (singularis), 
während  es  in  I  und  III  nach  der  Regel  segle  heifst.  In  offener 
Silbe  ist  a  behandelt  wie  in  H,  ich  hörte  bald  einen  offenen  bald 
einen  geschlossenen  Laut.  Ich  habe  denselben  mit  e  bezeichnet 
—  Beeinflufst  durch  den  Artikel  Iv  entstand  iwv,  /v,  sv  aus  mea, 
tua,  sua.  Über  die  dem  Bartsch'schen  Gesetze  unterworfenen  Verba 
vgl.  J.  Stürzinger:  Remarks  on  the  Conjugation  of  the  Wallonian 
Dialect  in  den  Transactions  of  The  Modem  Language  Association 
of  America.  Eine  Ausnahme  von  der  Regel  machen  VII,  VIII, 
IX,  X,  die  keinen  Infinitiv  auf  /  kennen:  ábrese  (embrasser),  bajie 
(bassiare),  kädye  (changer),  mane  (manducare),  iyïre  (déchirer),  daza 
ist  zu  merken  çvg/  (envoyer)  in  III,  V,  Vili,  IX  und  X. 

2.  -ata  ist  bei  den  auf  inf.  e  ausgehenden  Verben  zu  e  ge- 
worden, bei  den  andern  zu  i\  doch  zeichnete  ich  auf  in  II:  ¿s 
täv^  çsti  kasjy*  (la  table  est  cassée) ,  femer  gaiçy*  (gâtée) ,  Sappy* 
(échappée)  geheilt ,  in  IV  puñjf  (poignée) ,  in  VU ,  Vili ,  X  pufU. 
Sonst  hörte  ich  für  die  Endung  -ata  in  I  u.  II  tyvmtnfy'  (carni* 
nata),  dagegen  in  III  iyimine^  anderswo  durch  fuir*  ersetzt.  Alles 
Übrige  geht  auf  e  aus  :  äne  (année) ,  hue  (buée) ,  dyürru  (journée), 
nule  Wolke. 

3.  Über  a  +  m,  n  vgl.  H.  —  Ausnahmen  :  In  der  preufsischen 
Wallonie  durchweg  paie  (pañis),  in  I  pwev,  rJrC  (rana),  karC  Ente. 
In  VI:  />'/«*  (chienne),  sonst  haben  mase,  und  femin.  dieselbe 
Form:  lyeri. 

4.  a  +  1  ergiebt  5:  sâl\  häl\  iâÎ  (scala),  mä  (malum),  ^t/ä 
(hôpital)  ;  pël^  (palam)  steht  palpi*  Ofenschaufel  gegenüber.  Zu 
merken  ist  noch  ry*  (alam),  das  oft  durch  Pfna  ersetzt  wird,  kii 
(qualis),  se  (salem). 


DIB  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  42 1 

5.  clavus  hat  klä  ergeben  in  der  pr.  Walion.  und  in  V  und 
VI ,  sonst  kio,  fr.  joue  heifst  dywa-^  in  der  pr.  Walion.,  dyif  in  V, 
sonst  ist  das  Wort  unbekannt,  und  man  sagt  dafür  fai  oder  vizaty\ 

6.  a  +  i  hat  ç  bezw.  e  ergeben  in  :  f^  (facit) ,  m^k^  (maigre), 
OT^'  (magister),  plp  (placet).  Dagegen  ist  aus  pacem  in  der  pr. 
Wallon,  pay  geworden,  in  IV  /gy*,  in  II  u.  I  /f.  a  ist  erhalten  in 
5^'  (aise),  mayœr  (maire),  femer  wenn  das  i -Element  in  den  Aus- 
laut tritt:  häy  (IV:  hq^)  Hag,  may  Monat  Mai,  dafür  in  Doncols: 
hf/j  mpy, 

7.  Sufi^-arius,  aria  vgl.  H.  In  X:  prqßmir'  mase,  und  fem., 
desgl.  in  VII  prvmtr\  während  es  in  IV  prximlV  f.  neben  mase. 
prvmi  heifst.  Abweiehend  davon  sind:  mple  zu  malus,  pfre  (poirier) 
in  V,  letzteres  auch  in  VII  und  in  X.  Lat.  armarium  hat  in  I 
ärmw?,  in  III  ärmär\  in  IV  ärmOt  in  V  arma  ergeben. 

IL  Gedecktes  A 

8.  a)  vor  l  :  Es  ist  ö  geworden  in  iyd  (ealidus),  ö/'  (alter),  dyvo 
(caballus)  ;  ä  ist  entstanden  in  ä  (allium),  in  III  ay^  fä  (falsus  und 
faleem),  marèa  (maréchal),  fpnäy  (fenaison  IV  und  V),  sä  (salicem), 
kuiyäs*  Kniehose  (zu  chausse). 

b)  vor  b'l  ist  es  wie  bei  H  behandelt,  dazu  dyäP  (diabolus). 
Anmerkung:  In  IV  zeichnete  ich  auf  :  yo,  marihq^  ^2/*  fí/\  ^p^'- 

e)  vor  n  und  nt:  vgl.  H;  dazu:  arcñ^  (aranea),  in  I  arev^ 
man*  (manduco);  sanguis  hat  son,  canabis  hat  tyäf^  ergeben,  in  V 
und  X  tyfn\ 

d)  vor  r  und  s  ist  immer  ä  entstanden:  äp''  (arborem),  bäf 
(barbam),  r*när  Fuchs,  tyär  (camem),  /ä/'  (tarte),  läiy*  (largus). 
(Dafür  in  IV  :  l^iy%  ^p\  /ôi\  fyçr)  ;  päk'  (pasca),  pas'  (pasta) ,  ma/ 
(masculus),  krä  (gras).  Dafür  in  IV:  mçy,  /^^,  pçs*, 

e)  a  vor  i -Element  ist  behandelt  wie  in  H,  9  VI. 

f)  Suffix -atieiun  hat  f/y^  ergeben  in  11  und  VI:  gvrf/y'  (ouvrage), 
vçyf/y  (viaticum),  sonst  a/y\  Überall  heist  es  aber  /ru?na/y*  (fbr- 
maticum)  und  Pgyçfy*  zu  pilus.  In  Malmedy  dazu  :  ty^fy'  (village), 
OTf/y*  (orage). 

g)  a  vor  i -Element  vgl.  H,  9  VL 
Dazu  ist  zu  merken  :  /ai  (fades). 

h)  a  vor  cc:  vaiy*  (vacca),  in  HI  sa/y  (saccus). 

¡)  Einzelne  Wörter:  çw'  (aqua),  s'pal'  (spatula),  dypn^  (gallina), 
g/y  öl'  (caveola),  mala^'  (male  habitus),  in  IV  ma¡^\  bat'  (battuere), 
ìewai'  (quattuor),  Ipi'  (latte),  vyçrdai  (verdâtre),  lam'  (lamina). 

Unbetontes  A, 

9.  a  im  Hiat  Es  diphthongirt  mit  folgendem  u-Laut  in: 
maw  (maturas),  saw  (*sabucus),  paw  (pavorem),  awi  (acucula)  in  I, 
sonst  awpy^  bawe  in  I  (aboyer)  und  ist  erhalten  in  au  (augustus). 
In  I,  II  und  III  ist  pavoren  zu  pur  geworden.  In  satuUus  ist  ä 
infolge  des  u- Lautes  zu  so  geworden,  natalis  hat  nge  ergeben^  in 


422  L.  ZÉUQZON, 

V  und  Vili  noy  e;  typìr*  (cathedra).  An  den  folgenden  ^-Laut  ist  es 
angeglichen  in  flê  (flagellum)  in  I  und  VIII,  dagegen  flay^  in  HI, 
floy^  in  IV. 

10.  a  nach  Palatalen:  Es  verflüchtigt  sich  in  d/vp  (capillus), 
dy^vpy  (clavicula),  d/vd  (caballus),  während  es  durch  v  vertreten 
ist  in  tyvmi)C  (camisia),  iyfmlJC  in  IX,  (yç^mii*  in  X,  in  I  iyimvÍ\ 
Zu  merken:  pupa^  mumav  (papa,  maman)  in  III,  wo  der  »-Laut 
infolge  der  Labialis  entstanden  ist  £s  ist  erhalten  in  iyalœr 
(calorem),  aber  in  IV  fyçlœrt  in  V  /yg/är.     Es  wurde  f  vgl.  H,  1 1 . 

11.  a  vor  und  nach  Labialen  ist  erhalten:  ami  (amicus),  av&¿* 
(ab  oculis) ,  azm  (habutus) ,  savu  (*saputus) ,  avu  (apud  hoc),  aòfy' 
(habile),  avön*  oder  avdn'  (habena),  añc  (agnellus),  òakì  (bassiare), 
sävyov  Sand.  Mansionem  ist  in  I  zu  mäjoj^f  in  II  zu  mw^'ov,  in 
IV  zu  màhoìì  geworden,  während  es  sonst  mahon  heifst;  papilionem 
ergab  pawyon, 

1 2.  Vor  secundärem  i  ist  a  zu  ç  geworden  :  //j^  (lacticellum), 
irVioe  (tractorium),  rëzov  (rationem),  dagegen  neben  s^hov  (sationem) 
in  VIII  und  X  heifst  es  sonst  säho'B  ;  aus  axiculus  ist  asi  entstanden  ; 
femer  zu  merken  ^hi  (aisé). 

13.  a  vor  1  +  Kons,  ist  erhalten  in:  fctopf  (fauvette),  sani 
(salinarium) ,  vârp  (vaudra),  iyäfe  (chauffer),  iyäson  (chausson),  sdve 
(salvare)  ;  0  ist  entstanden  in  :  sote  (saltare),  sötrüP  (sauterelle),  tyôkl 
(calcare),  qsv  (aussi),  in  VIII  und  X  aber  psM,  —  a  vor  1  +  voc 
ist  erhalten:  saläf  Salat,  sale  (saler),  malaV  (male  habitus),  cdpí 
(alêne),  valç  (valet),  über  calorem  vgl.  io,  atôypV  (alauda),  aber 
in  IV  ôlwçi\  —  a  vor  r  +  cons,  bleibt  :  mart^  (martellum) ,  warde 
(guarder),  marihä  (marescalcus) ,  dyärdev  (jardin),  in  IV  dyqrdew^ 
ârdyeîi  (argent)  ;  iyçrdoii  (chardon)  macht  eine  Ausnahme.  —  a  vor 
r  -j-  voc.  bleibt  ebenso  :  farpn^  (farine),  arpfC  (aranea),  parçuè  (parent), 
parol'  (parole). 

14.  a  +  n:  äne  neben  äne  (année)  in  III,  V,  VI,  VU  u.  X; 
manducare  ist  zu  mani  geworden,  nur  in  I  fand  ich  vor:  mèdyi^ 
mâdye  und  mam,  daselbst  auch  tyidyi,  welches  sonst  kâdyi  heifst,  in 
II:  medyi,  tyedyi\  cantionem  hat  tyâsov  ergeben. 

15.  Aufserdem  ist  a  erhalten  in  einer  Reihe  anderer  Wörter: 
asyft*  (assiette)  und  asU'  (assieds-toi),  atfiyi  (attacher),  alet*  (attendre), 
vgl.  H  14. 

E  (lat.  È). 
Betontes. 

16.  Freies  offenes  e  wird  zu  /:  //  (pedem)  vgl.  H  15.  Zu 
merken  ist,  dafs  lat  mei  u.  fei  verloren  gegangen  sind  und  durch 
lam^  und  rat*  ersetzt  wurden.  Aus  cathedra  ist  tyßr'  entstanden, 
aus  ad  -|~  ^^n  in  I  u.  U  air  sonst  tr  ;  man  vergleiche  mit  ersterem 
das  spanische  ayer,  Lat.  gelat  hat  wie  im  Lothringischen  dyaP 
ergeben  und  aus  ego  ist  dyv  bezw.  dy^  geworden,  in  I,  III  dyi. 
Deus  wurde  dyv  :  par  dyv,  daneben  heifst  es  aber  dyp  rfwät  (Dieu 
vous  garde). 


DIS  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  423 

1 7.  e  -|-  Nasal  :  òev,  itB^  rev,  vev^  aus  bene,  teneo,  rem,  venio, 
in  IX  bfj  Tf,  //,  vp\  meum,  tuum,  suum  gab  mtrC^  iin\  stn\  dagegen 
in  ni  u.  IV:  men\  tin,  sën\     Aus  teneram  wurde  /çr*. 

18.  e  +  ¡-Element:  adypf  zu  directus,  /^,  in  I  und  II  li 
(lectus),  pç  peius,  aber  t  im  Ausdruck  tau  fä  va  (tant  pis),  sonst 
ist  i  entstanden:  /ir'  (legere)  in  IV  Äi',  du  (decern),  sú  (sex),  ml 
(melius),  §ttr^  (integram).  Lat.  media  ist  verschieden  behandelt:  In 
II  ¡st  media  nox  durch  doz'œr'  ersetzt  In  I  zeichnete  ich  nünvt  auf, 
welches  durch  das  Französische  beeinflufst  sein  wird,  in  V  u.  VII 
minvtj  ¡n  VI  mpynvt\  überall,  mit  Ausnahme  von  V  dvnii  ¿r*,  heifst 
es  dvmpyqgr*  (dimedia  hora)  ;  svr*  aus  sequere ,  das  in  IV  auch 
sfu/  he¡fst.  Üeber  das  Ergebnis  von  necat,  secat  vgl.  H  17,  in 
rV,  V,  VI,  VIII  und  X  ist  der  o -Laut  gedehnt:  ndy\  sdy\ 

19.  Ofienes  e  in  geschlossener  Silbe  diphthongiert  wie  in  H  18  : 
fypr  (ferrum)  . . . ,  auch  in  syçf  (servio).  Die  Diphthongierung  ist 
unterbHeben  ¡n:  pes'  (pertica),  êp*  (erpicem),  ipr*  (terra),  sei  (septem), 
€Êprp  (après) ,  kwfrt  (quaerere),  Wfps*  (vespa),  in  HI  und  IV  wfsptr\ 
Die  Endung  -ellus  hat  ^ ,  -ella  hat  //'  ergeben ,  vgl.  H  1 8.  Eine 
Ausnahme  bildet  in  I:  bw^saP  kleines  Mädchen,  bxirtaV  (bretelle) 
u.  in  Maknedy  :  pvrnal*  prunelle).  —  tredecim  wurde  trâs\  sedecim 
süs\    Eine  Nebenform  ist  kwarbä  (corbeau)  und  söirüP  (sauterelle). 

20.  Gedecktes  e  vor  n.  Vgl.  H  18  u.  S.  i  über  Nasallaute  in 
der  Vorbemerkung. 

Unbetontes  E, 

2\.  Unbetontes  e  hat  durch  Analogie  ^^  ergeben  in:  pyprdu 
(perdutus),  syprvi  (servire),  stypnvi  (sternutare)  und  pyprsev  (petro- 
selinum),  letzteres  wohl  an  das  zuerst  erwähnte  Wort  angeglichen 
und  sycr/u  (cerfeuil)  an  eine  Form  von  syprvi.  Ein  Übergang  zu 
a  hat  stattgefunden  in  sarppV  (serpette),  raspdt*  (responderé)  in  II, 
akraze  I  (écrasé)  und  martyädii\  i  ist  entstanden  in  finyp^  (fenestra) 
und  fistu  (festucus)  ;  ein  t;  hat  sich  entwickelt  ¡n  dyvnyps'  (genesta), 
wobe¡  das  v  als  e¡ngeschobener  Laut  angesehen  wurde,  denn  in 
in  heifst  es  dyinyps\  p  ist  geblieben  in  serv^  (cerebellum),  tnpyœr 
(meliorem),  vps{h)i  (vessica),  splht  (cerisier),  splM  VI,  syprst  V  u.  spliV 
(cereseus),  mpydV  (medulla),  hpydV  (betula).  Geschwunden  ¡st  e  in 
ifni  (venire)  t'ni  (tenere),  in  <f  3f¿'/'  bezw.  dvYeV  (descendere)  und  ¡n 
pv  (peduculus),  wo  es  dem  folgenden  Laut  angeglichen  wurde. 

22,  Ober  e  vor  n  +  Kons.  vgl.  H  19.  ^  ist  nicht  nasalirt  in 
mpitm  (mentonem)  I  u.  UI,  matim  II,  sonst  heifst  es  überall  mëtim, 
währen  des  im  Anschlufs  an  stammbetonte  Formen  nasalirt  ¡st  ¡n  //r' 
(tenere),  vir^  (vemre)  III. 

E  (lat  É,  Î). 
Betontes. 

23.  Geschlossenes  e  ¡n  offener  Sübe  ¡st  im  Ganzen  zu  œ  ge- 
worden vgl.  H  20:  pœr^  (pira) ,  krœr'  (credere).  Eine  Ausnahme 
davon  machen  I  u.  IL  Aufser  krœr*^  dœ  (debeo)    ze¡chnete    ¡eh   in 


424  L.  ZéUQZON, 

I:  avpr  (habere),  saopr  (sapere),  if  I  fr  (vouloir),  puvfr  (pouvoir),  vfy^ 
(videre),  dp  (digitus),  frç  (frigidus)  s§  (sitis),  sirp  (strictus),  //  (tectum), 
drp  (directus)  und  spy  (siam).  In  II  hörte  in  nur  Formen  auf  ^, 
aufser  den  für  I  angefahrten  noch  krpr^  u.  d^vpr  (debere).  —  Ab- 
weichend von  sonst  ist  hwar^  (bibere),  pwär'  (pira)  und  pwäf^ 
(piper)  in  I.  £s  hat  bei  der  Entstehung  des  Lautes  die  vorauf- 
gehende Labialis  mitgewirkt.  Eine  Ausnahme  macht  femer  in  I 
mwp  (mensis)  und  in  II  v^t^  (vitrum),  das  französisches  Lehnwort 
ist  —  Lat.  vicem  hat  fl  ergeben,  fr.  foire  heifst  /^r*,  tonitru  -  /(^ir*, 
in  I  tqnvT^,  in  U  içnër';  aus  lat.  theca  ist  durch  Einflufs  des 
c-Lautes  /z^'  entstanden.  Hierher  gehört  auch  kröy  (creta),  manöy 
(moneta),  say*  (seta),  ploy  (plico)  mit  dem  Subst.  plœ  Falte,  véy 
(viam),  bröy  (broie).  —  Die  betonten  Pronomina  me,  te,  lauten 
mi,  it,  lat  se  wurde  durch  Iv  ersetzt. 

24.  e  +  n  wird  zu  ö  :  avön*  (habena),  pdn\  (pena),  von*  (vena), 
alön*  (haieine).  In  I,  ü,  UI,  IV,  V,  VI  ist  dieses  o  nasalirt:  aolfti^^ 
pdn\  was  in  md  (minus)  Regel  ist.  Mino  hat  sein  i  bewahrt:  mirC^ 
pqrmirC  (mène,  promène).  Vgl.  sonst  H  22. 

25.  Durch  den  Einñufs  eines  Palatals  wurde  ^  zu  t;  in  dy^^nv 
(génisse),  hvrhv  (brebis),  in  I:  bprbv,  svrv  (souris),  in  IV,  V,  VI: 
dyvnt\  in  V:  suri,  in  VI:  bfrbi  u.  suri,  —  Über  die  Wörter  auf 
-iculum,  -icula  vgl.  H  21.  Eine  Ausnahme  macht  IX  und  X  mit 
solp  (soliculus),  das  sonst  sqlq  heifst,  und  knqy^  Spinnrocken.  Sebum 
hat  sœf*  ergeben  und  nivem  ist  durch  ivypr  (hibernum)  verdrängt, 
während  es  noch  in  riive  (neiger)  erhalten  ist.  Nur  in  IV  sagt 
man  «//'. 

26.  Gedecktes  e  wird  zu  f\  spp  (spissus)  ...  vgl.  H  23.  Nur 
fris  (frisch)  macht  eine  Ausnahme.  —  Capillus  wurde  zu  dy^vp,  in 
X:  dvçi  in  IX  dyvqs.  Über  e  +  gedecktes  n  vgl.  H  23.  Aus- 
nahmen u.  Zusätze:  sçn^  (cinerem),  sçm*  (seminat),  dimea  I,  VII  n. 
VUI,  dímfñ'  II,  III,  IV,  VI,  fson'  (insimul),  in  V,  VI  psdn\  IV  ^j^. 
Aus  femina  wurde  fpnf,  in  1 V  u.  IX  /qsm\ 


Unbetontes  E, 

27.  Über  die  Partikel  in  vgl.  H  24:  pvdy*  (in  viam).  Nasali- 
sation ist  eingetreten  in  I  âson*  (in  simul),  sonst  vgl.  26 . . .  encore 
heifst  pkq  oder  verkürzt  zu  kç,  e  hat  sich  zu'  verflüchtigt  in: 
r'svjaß  (recevons),  oder  es  ist  zu  v  geworden,  weil  es  fur  einen 
eingeschobenen  Laut  angesehen  wird:  rvsvjatj,  ebenso  d'mçre  (de- 
morare). Durch  stammbetonte  Formen  ist  es  beeinflufst  in:  krârp 
(croirai),  krœjav  (croyons),  bœrç  (boirai),  I:  vyprê  (viendrai),  krvjaw 
(croyons),  vçyav  (voyons),  bqgvav  (buvons)  u.  bwarê  (boirai),  in  II: 
bçvao,  in  III  bvvatí,  in  X  bqcvav.  Hierher  gehört  auch  puoari  I  u. 
n,  das  durch  pwär*  (pira)  beeinflufst  ist,  in  VIII  heifst  es:  ppre,  — 
Hirundo  wurde  zu  ardi\  —  Über  sonstiges  e  vgl.  H  24.  Dazu 
merke  in  I  viru  (veruculum),  das  sonst  fera  heifst,  III  veru,  V  :  fpm^ 


DIB  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  425 

mah'  (misculare)  I,  III  mpli,  VII  kvmaie.  Sitellum,  das  gewöhnlich 
Sfyç  ergabt  lautet  in  UI  u.  X  sayç,  —  Fr.  hérisson  heifst  /  vrsov, 
sonst  vrsov. 

28.  Eine  Prothese  hat  nur  in  I  çspin^  (spina)  stattgefunden, 
neben  ist  sie  unterblieben  :  svpin^^  sireo  (stramen)  u.  s.  w. 

I  (lat.  Ï). 

Betontes. 

29.  Nicht  im  Hiat  stehendes  i  ist  erhalten:  Iddi  (lunae  dies). 
Im  Hiat  wird  es  zu  ff  :  vff  (vita) . . .,  (in  I  :  vuy*).  Für  beide  Fälle 
vgL  H  25.  Ausnahmen:  In  I,  II:  nptt  (nettoie),  nvri  (nutrita),  vi 
(vita).  In  UI:  hlrpi  (erpico),  nplyi,  nuri  neben  vfy\  in  IV  npigy\ 
nuri  u.  vfy\  frqgmt  (formica),  V:  nctìì*  (-isco),  VI:  erpfy\  nftfiC^ 
nürtf  VII  erppy\  npiiV  ^  nüri,  vpy\  VIII  prpììiy  npnyf,  vçy\  X  «///', 
miri,  —  In  Malmedy:  v§y^  nçti  i.  s.,  mar^y*  (marie),  rw/^ri  (guérie), 
nüri  (nourrie),  basii  (bâtie),  rüvpy  (oublie),  vphi  (vessica).  —  martyr 
adii  (marchandise)  und  maladìiC  (maladie)  in  V  u.  VII  sind  be- 
handelt, als  ob  eine  Form  auf  sc  zu  Grunde  läge;  dazu  bypsilJC 
(bétìse)  dann  I  çgllg  église. 

30.  Ober  die  Endung  -Inus  vgl.  H  26  und  Vorbemerkung: 
Nasallaute  . . .  kqzev  (consobrinus).  —  ina  hat  /«'  ergeben:  kqzçti  (cou- 
sine) vgl.  H,  in  I,  II,  III,  IV,  V,  VU,  VIU  in  :  kuzin\  svpitC  (spina), 
kvjhí  (cousine),  tyqpin*  (chopine). 

31.  i  +  y  wird  behandelt  wie  in  H  27:  bú^  (bise)...  Nur  I 
iyimoS  (camisia). 

Unbetontes  /. 

32.  Vgl.  H.  Ausnahmen:  sizpC  (ciseau),  lims<m  (limaçon),  prv 
mit'  m.  u.  f.,  in  I  prcmh 

9    (lat.    Ö). 

Betontes. 

33.  Freies  ç  wird  zu  u  wie  bei  H  29  :  u  (ovem)  . . . ,  dazu 
zu  merken:  bubin^  (bobine),  das  sonst  bqben^  heifst  Abweichend 
von  H  auch  in  kqlüf^  (colobra) ,  ru  (rota)  u.  plœf*  (pluvia).  Aus- 
nahmen: I,  U:  j^r,  kär  (sororem,  cor),  in  UI,  IV  kœr  neben  sür. 

34.  o  +  II  vgl.  H  u.  S.  1  Vorbemerkung.     In  VU  burC  bona. 

35«  o  +  y  +  Kons,  wird  t;  vgl.  H  31.  Abweichend  davon  I 
fuy  (folia),  muy  (moUio),  ir(¿y  (truie).  In  II  :  /rgy',  fqy\  koy*  (colligo), 
in  rV  :  iróy',  /çy*,  muy\  syprfu  (caerefolium) ,  kqy\  in  V  dazu  ìaiy\ 
in  X  kuñ  (colligo).  —  Oculus  ist  v  geworden,  in  IV  :  üy\  Ostia  in 
I:  vi\  ni:  vè\  V:  «j?,  VU:  u-^,  und  u^,  IX,  X:  vi*.  Über  das 
Ergebnis  von  focus,  locus,  coxa,  olea  vgl.  H  31.  Ab  oculis  hat 
avvt  neben  I:  avâd'^y  ergeben.  Fr.  j'ennuie  entspricht  dy*anöy\  je 
m'appuie  ^rv  m^raspldy,     Lat.  jocat  hat   sich   nach  Ausfall   des  c 

ZeitMbr.  f.  rom.  PhU.  XYU.  28 


426  L.  ZÉLIQZOÑ, 

ZU  j(^^  entwickelt ,    an    das  sich  die  nicht  stammbetonten  Formen 
dyqwovy  dyquop  angeglichen  haben. 

36.  Gedecktes  o  diphthongirt  zu  wp  in  IV,  V,  VI,  VU,  IX  u, 
X.  sonst  wa\  kwat^  (chorda),  /war  (fortis),  pwat*  (porto),  jpc/tf/ 
(écorce) ,  kwan^  (comua) ,  mwar  (mortuus)  u.  s.  w.  Die  Diphtiion- 
gierung  ist  unterblieben  aufser  in  den  bei  H  32  angeführten 
Wörtern  noch  in  dq  (dossum),  trqp  (troppo) ,  mq  (*mottmn) ,  dyöt^ 
(jeune),  k(fi*  (cotte),  n^ty  (rocca),  fqs^  (fossa).  Lat.  nuptiae  heifst 
nwas'  in  I,  nwfs^  in  11,  nqs^  in  V,  VI,  sonst  ist  es  durch  fyçs*  oder 
bâkç  ersetzt.  —  Eine  Ausnahme  bildet  IX,  welches  grqg  (grossus) 
neben  dq  und  kd  (colaphus)  hat ,  und  X ,  welches  grtj^ ,  grqes^  und 
dqg  neben  kö  sagt.  Moleré  ergibt  mür\  brcts^  ist  aus  brustia  ent- 
standen, wobei  der  i -Laut  seinen  Einflufs  ausübte.  —  o  +  n  + 
Kons,  wird  zu  ov  vgl.  H.  32. 

Unbetontes  O, 

37.  o  bleibt  in  qfri  (offrir),  fqst  (fossoyeur),  qvraiy*  (ouvrage), 
fìiqletì  (moulin),  sole  (soulier),  mqrt  (mourir),  pqrsë  (porcellus)  III, 
VII,  X  nebst  sonstigem  purser  viqnt  (meunier),  in  IX  tnvnìy  kçlnf* 
(colobra),  tqnìr*  (tonitru),  während  infolge  der  Labialis  eine  Trübung 
zu  u  erfolgte  m/rumaty  (formaticum),  bunœr  (bonheur)  IE,  in  druvi 
(ouvert)  V,  VI,  sonst  dr(fvi,  in  X  kuvri  (couvert).  In  ör^lqty  ist 
o  zu*  verflüchtigt  und  in  dtmpñ*  (dies  dominica)  ist  es  dadurch, 
dafs  der  Ton  auf  das  erste  Wort  rückte,  ohne  Ersatz  geblieben. 
Beeinflufst  durch  Formen  mit  betontem  Vocal  sind  tywariytj  situardu 
(tordu)  und  ppwai*  (apporte).  Cochlearius  hat  in  III,  V,  VI  kul 
ergeben,  in  IV  kvyt^  in  IX  und  X  kpyt*  Fr.  fusil  heifst  fizik^  in 
V,  VI,  VII  :  /vzik.  Hierher  gehört  auch  ptwpr  in  I  (pouvoir),  wofür 
man  sonst  in  Angleichung  an  v^lœr  (vouloir)  flôèr  sagt,  tnuyt  (mol- 
iire),  kfyi  (colligere),  bubtW  VI  für  sonstiges  bqbin\  Zu  den  Bei- 
spielen für  v  =  o  in  H  33  füge  ich  noch  pvia  (poteare)  und  die 
Ausnahme  dyüdt  (jovis  dies)  in  I  für  sonstiges  dyvdt  hinzu.  Offenes 
o  +  y  wird  zu  v  in  kvhçrC  (coquina),  kvhwB  (cuisons),  während  œ 
entstand  in  anäii  (anuiter). 


—  u 


o  (lat.  O,  Ü). 

37.  Freies  o  wird  zu  œ  wie  in  H  34  :  flœr,  Pavorem  hat  paw 
ergeben,  in  1 — 111  aber  pur.  Fr.  beurre  entspricht  wallon,  ¿fir*. 
Super  hat  so  gegeben,  cubat  ist  zu  küf^  geworden. 

38.  Über  o  -f  n  vgl.  H  35.  In  mansionem  ist  das  0  nasaliit: 
mahov,  die  Nasalisation  ist  unterblieben  in  dem  Ausdrucke  qP  ma- 
hqrí  (à  la  maison).  —  Meum,  tuum,  suum  lauten  mv^  tv  und  ro. 
Es  wird  hier  eine  Beeinflussung  durch  den  Artikel  Iv  vorliegen.  In 
X  heifst  es  w^,  /^.  In  beiden  Fällen  wird  es  zu  w',  /',  j'  apo- 
strophiert, in  X  vor  Vocalen  zu  my  \  myqnC  (mon  homme).  Für 
lat.  nona  notirte  ich  ndn^  in  III. 


DIfi  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  427 

39.  O  -{-  y  hat  dieselbe  Entwicklung  erfahren  wie  bei  H  36  : 
krœ  (cnicem)y  in  II  krv.  Sum  heifst  in  I  jv,  in  X  ^^,  sonst  sc, 
ans  vocem  ist  viva  geworden,  in  IV  vw^;  nœ  (nucem)  in  V  und 
Vn,  aber  nvè^  in  I  und  11,  es  ist  der  f-Laut  zur  Bildung  des  è 
verwandt  worden,  und  es  hat  dadurch  eine  Erweichung  des  u 
stattgefunden.  Dem  fr.  mouchoir  entspricht  in  I  und  UI  mqiywp^ 
11  mqiywa.  —  osem  wurde  qiripciär  (piscatorem),  iyalœr  (calorem), 
mit^  (menteur),  tçnœr  (tanneur).  In  I  f>ps<By  in  IV  pphœ,  —  /"b 
kommt  von  peduculus  (in  IV  sagt  man  pyit) ,  ffru  (veruculum),  ñq 
(genaculum),  in  IX  u.  X  ñqp.  In  awpy^  (acucula)  ist  w  hiattilgend. 
—  Zu  lat  pulla  gehört  pqyoìì ,  aus  pugnus  wird  puñ\  In  kvnq'^ 
(cognoscere)  ist  das  o  dm-ch  den  folgenden  Palatal  unbeeinñufst 
geblieben,  da  derselbe  zur  Bildung  des  x  verwendet  wurde. 

40.  Gedecktes  o  ist  zu  q  geworden  in  mqy^  (musca),  ioi 
(tousse) ,  /qr  (fumus) ,  bok^  (buccula) ,  kqri  (cuirere) ,  rqiy  (rubeus), 
gqs*  (gustus),  jç^  (Suppe),  krqs^  (crusta),  bqi^  (bucea),  in  I  buiy,  — 
Djumum  wurde  dyür^  bursa  —  bus\  in  IX:  bds\  brustia  —  hrde^\ 
gwaty  I,  III,  gwpiy  IV,  V  entspricht  fr.  gorge,  in  VII  sagt  man 
g(fräyfi\  Gehörtem  ist  kür^  in  X  kdr.  Durch  Einflufs  einer  folgen- 
den Labialis  ist  u  entstanden  in  küi*  (cubitum),  durch  Einflufs  von 
1  in  pür^  (pulverem),  ^fií  (écoute).  Consuere  hat  sich  zu  kœ^  ent- 
wickelt, aus  satullus  ist  sq  geworden,  aus  medulla  entstand  tnfydl\ 
aus  betulla  b(yôl\  aus  juvenis  wurde  dyöti^t  fr.  tourne  entspricht  iün\ 

Unbetontes  O,  U. 

41.  o  +  yistœin  nœhi  (noisetier).  Über  u  -j-  1  vgl.  H  38: 
hä^  (cultellum),  ebenso  sonstige  Fälle.  Dazu  zu  merken:  pëpyç  I, 
pœpyç  II,  Vili,  pâfli  VI,  pàèpyp  V  (peuplier),  I  u.  II  pumi  (pommier), 
mqhi  in  VI  =  fr.  moisi,  wofür  man  sonst  iyamust  sagt,  in  I  tyamosp^ 
in  n  iyatnosu.  Sdii  entspricht  satullare.  Ausgefallen  ist  o  in  ì^nqy^ 
(cognoscere)  bezw.  es  ist  t;  dafür  eingeschoben,  t;  ist  aus  o  ge- 
worden in  svrv  (souris),  in  V,  VII,  X  kçfzv,  in  VUl  kqezuy  in  I,  II, 
VI  kqzv{u)y  in  V,  VII  druvi  zu  deoperire.  Plumbum  hat  plow  er- 
geben, hirundo  ar9/^  lusciniola  heifst  raskiñül\ 

U  (lat  Ö). 

42.  Partidpialendung  -utum  :  Malmedy  :  vedu  (vendutus),  py^rdu 
(perdutus),  ¿v  zu  bibere.  Ini:  v§yv  (vedutus),  vidv,  k'nviv  zu 
cognoscere,  sti  zu  essere,  pyprdv.  In  U  zeichnete  ich  nur  Formen  auf 
u  auf  neben  çsU  (été).  In  III  :  v^u,  avu  (habutus),  pçrdu  neben  pyçrdi, 
if  lu  zu  velie,  dann  línoSi,  vìdi^  vpyi  und  hv.  In  IV  nur  Formen 
auf  u  neben  w^  òv.  Part  zu  essere  heifst  da  s^u.  In  V  alles  auf 
li,  auch  silu  zu  sentire  neben  àv,  zfnt\  l*m'  zu  teñiré.  VI  und  VII 
alles  auf  tí,  VUl  desgleichen  neben  v*nt  u.  /';»'.  In  IX  bekam  ich 
nur  Endungen  auf  t;  zu  hören  mit  Ausnahme  von  t/m  und  in  X 
desgleichen,  nur  notirte  ich  savu  zu  sapere. 

28» 


428  L.  ZÉLIQZON, 

Freies  u  wird  zu  r  in  /v  (plus),  svr  (securus),  sonst  ist  immer 
u  geblieben:  kru  (crudus)  (in  I  krv),  mur  (murus)  (in  I  mvr).  Lat 
durus  ist  zu  dçr  geworden  (in  III  dvr,  in  IX  u.  X  dç^r),  scura  zu 
/içr\  matürus  zu  ?naw  und  sabucus  zu  saw.  Im  Hiat  ist  u  erhalten  : 
fyfru  (carruca),  desgleichen  in  den  Participialendungen  auf  -«/a. 
V  u.  VI  macht  eine  Ausnahme:  rçw*  (rue),  fyprqw\  aber  vidu  u. 
vçyu  für  das  Femininum. 

43.  u  +  n  ist  zu  V  geworden  in  IvrC  (luna),  in  hr%3f{  (brun) 
desgleichen;  IV,  IX  und  X  sagen  dafür  hr{fn\  una  wurde  qrC  in 
Angleichung  an  das  Mase,  in  II  uri.  —  Lat.  unus  ist  zu  dk  ge- 
worden; in  Enclyse  zu  qn\  in  I  u.  II  uk  (un*),  IV  dk*  und  w^m* 
(un  homme).  —  u  +  m  ist  erhalten  in  pium^  (pluma),  hum*  (scuma), 
/«;«'  (fumât),  aber  o  ist  entstanden  in  ^kom*  (enclume). 

44.  u  +  secundares  i  ist  zu  v  erweicht  wie  bei  H  41  :  /rv 
(fructus) ...  In  IV  ¡st  zu  merken  :  distrStr^  für  sonstiges  dvstrvt^. 

45.  Gedecktes  u  vgl.  H  42. 

Unbetontes  U, 

47.  Über  u  im  Hiat  vgl.  H  43.  Eine  Ausnahme  macht  br0ñf* 
(bruyère).  Vor  m  ist  u  erhalten  wie  bei  H,  ebenso  in  brulé  (peru- 
stulare),  v  ist  entstanden  in  pvrnaV  (prunelle),  kvloi*  I,  pimtr  (punire), 
dywH  (déjeuner)  (in  VI  dvdyvne^  während  ersteres  fr.  jeûner  heifst), 
in  I  dyqnie.  Geschwunden  ist  u  in  stypnvi  (IV  siyçme)  (sternutare). 
In  V  sagt  man  trvveV  (truelle)  für  sonstiges  iruvaV,  unionem  ist 
ofloia  geworden,  in  VIII — X  añoVt  und  lunae  dies  hat  Iddi  ergeben.  — 
u  +  y  ist  zu  v  geworden:  dvstrvhaii  (détruisons). 

AU 

48.  Diphthong  au  ist  behandelt  wie  in  H  44,  nur  auca  gibt 
aw\  in  IV  üw*  und  gaudia  dydy\  Dsizu  zu  merken  irò  (traugus), 
was*  (j'ose)  und  rvpwaze  (reposer)  an  die  stammbetonte  Form 
rvpwas*  angebildet     Augurosus  hat  vr&  ergeben. 


Consonantismus. 

über  das  Los  stimmhafter  Consonanten  im  Auslaut  vgl.  H  48. 

a 

49.  Über  ca  vgl.  H  45.  Ausnahmen:  typ  Katze,  ywarsStr^ 
I  u.  n  swars^r  (équarrisseur).  Erhalten  ist  c  in  kavaP  (caballus) 
Stute,  kfnär  u.  kffi*  (canard  u.  cane),  das  neueren  Datums  ist,  käf* 
(cave),  ferner  dyvf  (capillus),  in  X  ¿/V^,  d/vö  (caballus)  und  dyvpy* 
(cheville)  —  Dtsch.  Bock  heifst  bok^  in  V,  VII  und  IX  sagt  man 
¿^.  Über  cc  (+  o)  nach  betontem  Vocal  vgl.  H  47  :  spty  (siccus). 
—  Über  manducare  vgl.  H  46  u.  in  dieser  Abhandlung  unter  14, 
dazu  ^kqrdyir'^  zu  scorticata.  Aus  lat.  secare  ist  si^yl  entstanden, 
wovon  sofrpy  (scierie).  —  Über  die  Verba  auf  -ico  vgl  29. 


DIB  FRZ.  BfXTNDART  IN  DER  PREÜSS.  WALLONIE.  429 

50.  Das  Sufíix  -aticum  ergab  aty  bezw.  ^/y',  vgl.  8. 

51.  ce  im  Anlaut  und  nach  Konsonanten  im  Inlaut  wird  zu 
s\  Sfrvf  (cerebellum),  sap  (centum)  (VII  se»  und  sèi  vor  Voc),  ds' 
(undecim),  dçs'  (duodecium).  i  ist  entstanden  in  ìy^r/u  (caeri- 
folium  in  V.  —  Über  e  vor  betontem  e  oder  i  nach  einem  Voc 
vgl.  H  50.  Eine  Ausnahme  macht  I  in  kvdyitC  (II  kvjiii) ,  d^av 
(disons),  líjav  (lisons).  Eine  abweichende  Entwicklung  nahm  fadmus, 
das  i^zav  ergeben  hat  (in  I  v^jav),  ebenso  t  v^zep  (faciebat).  — 
Bracchium  hat  hrps  ergeben,  in  I,  IV  aber  hrp.  In  pay  ist  nach 
H  nicht  pacem  sondern  das  Verbalsubstantiv  als  Ursprung  anzu- 
nehmen. —  In  rv/'ör'  zu  lucere  hat  das  c  zur  Erweichung  des  u 
gedient;  vwazev  (vidnus)  und  reze»  (racemum)  sind  als  Lehnwörter 
anzusehen. 

52.  cl  und  er  im  An-  und  Inlaut  ist  erhalten:  kle  (clavis).., 
kravai\  Beachtenswert  ist  I:  äglvnC  u.  11  §glxm\  die  durch  das 
fr.  enclume  beeinflufst  sind^  während  sonstiges  pkonC  auf  lat  in- 
cndinem  zurückgeht  er  ist  zu  gr  geworden  in  grpvps^  (écrevisse),  í 
ist  entstanden  in  me)i  (macer)  IX,  X.  —  c  ist  im  Auslaute  erhalten 
wie  im  Lothringischen  in  :  armgnak  (almanach)  und  stumak  (estomac). 

Q. 

53.  Vgl.  darüber  H  53.  Füge  dazu:  kwtí*  quindedn  und 
ib/i&ax' (quattuordecim),  femer  HE,  IV:  ^/n' (quaerere)  für  sonstiges 
kwfrt. 

G,J. 

54.  Über  g  und  j  vgl.  H  52  und  S.  i  Vorbemerkung  über  ty. 
Jam  magis  wurde  dyamäy  in  VI,  sonst  dyamç.  Abweichend  davon 
sind  sow  (sanguinem)  und  sfrd/g  (strangulare) ,  während  es  s^fröI' 
(strangulo)  wie  in  H  heifst.     Ungula  hat  dk^  ergeben. 

55.  Für  zwischenvokalisches  t  und  d  vgl.  H  54,  dazu  zu  merken 
aldy^i^  zu  alauda,  in  I  u.  Ill  ä/ufi*.  Ausnahme:  nçe  I,  VI,  X 
(natalem),  sonst  nçy^.  Über  das  Ergebnis  von  peduculus  vgl.  39; 
in  rvmedi  (remedicare)  ist  d  wie  im  Französischen  erhalten.  Wäh- 
rend nach  42  in  -uta,  -uda  der  Zahnlaut  verloren  ging,  so  holte 
ich  in  U  h(¡nmy  zu  bibere.  Eine  einzige  Form  mit  scheinbar  er- 
haltenem t  hörte  ich   in  II:    r*svV  (reçue). 

56.  Ober  die  Vertreter  von  moneta,  creta,  seta  vgl.  23,  über 
maturas  42,  über  betula  und  medulla  40. 

57.  Zwischenvocalisches  ty  im  Inlaute  wird  zu  h\  s^hov  (sa- 
tionem)  vgl.  12,  p^hi  (puiser).  Eine  Ausnahme  macht  I:  pQji  und 
mfneji  (*minutarius) ,  das  anderswo  nicht  gebräuchlich  ist  Vor 
einem  Consonanten  entstand  i\  r aitine  (attiser).  Im  Auslaut  ent- 
steht J::  pvV  (puise).  Puteus  und  brustia  haben  pvs  und  brass'* 
ergeben.  Über  die  Vertreter  von  ostia  vgl.  35;  dvspöy  gehört  zu 
posteum. 


430  L.  ZÉLIQZON, 

58.  t  im  Auslaute  ist  verstummt.  Es  ist  erhalten  in  vi  (octo), 
vet  (viginti).  Über  Suffìx-aticum  vgl.  8,  über  d^ca  und  íca  vgl.  50. 
Hierher  gehört  auch  martyädfx!  (marchandise).  In  den  Auslaut 
tretendes  d  verhärtet  sich  zu  /:  pret^  (prendere). 

S,  X. 

59.  Im  Auslaut  ist  s  geblieben  und  ist  tonlos.  Zu  merken 
s(fpfrû  (chopine)  in  VI  u.  X.  —  á/  I,  èts  II  (sex)  sonst  sii  Ton- 
loses s  ist  in  (ivzo  (de  +  subtus)  tönend  geworden.  Ober  stimm- 
haftes j,  das  in  den  Auslaut  tritt  vgl.  H  56. 

60.  Über  sp  und  st  vgl.  H  57.  Ein  prothetisches  e  zeichnete 
ich  auf  in  I  pspin*  (spina)  und  I,  II  çsiumak  (estomac),  II  psie  zu 
essere.  Nach  einem  Konsonanten  wird  zwischen  sp  und  st  ein  v 
eingeschoben:  Iv  sp§rC  neben  g»^  svpçn\  in  II  ein  1.  Über  die 
Vertreter  von  misculare  vgl.  61.     Über  st  im  Inlaut  vgl.  H  57. 

61.  s  +  y,  ss  +  y  wird  im  Inlaut  wie  bei  H  58  zu  A  und  im 
Auslaute  nach  hellen  Vocalen  zu  ¿,  nach  dunkeln  zu  yi^:  mahov 
(mansionem) . . .,  sclf]¿  (cerasea).  In  I,  II  und  III  ist  è  bezw.  j  ent- 
standen: biise  (bassiare),  akraèi  (incrassiare),  mäjov  (mansionem),  in 
I:  akr§éh  mwêjo^y  in  II  und  UI  kraè*  zu  crassus.  In  VII  zeichnete 
ich  auf:  abaje^  fkräje,  Ausnahmen:  trqp&nC  (troisième),  gfi¿  (grísea). 
Ebenso  wie  bei  H  ist  s  bezw.  ss  ohne  darauffolgendes  y  geblieben  : 
svpçs*  (spissa). 

61.  Über  sc  im  Anlaut  vgl.  H  59.  Ausnahmen:  In  I,  11  n. 
ni  m  (scala),  VIU  x5/',  K  iäl\  I  u.  ffl  è^rhi,  VU  x«^'  ab- 
wischen ,  I  u.  lU  èwarst  (équarrir) ,  I  èup'  (Schippe) ,  VII  jijuf.  — 
sc  vor  a,  e  i  wird  zu  S  bezw.  j  in  I,  II  u.  Ill:  ièii^  (descendere), 
rçsiiëa»  (rôtissons),  mgë*  (musca),  vaë^  (vascellum),  II  mait'y  IV  mM 
(misculare) ,  IV  ma^'  (misculo),  in  III  pfëo»  (piscionem).  In  V  ent- 
wickelte sich  X  bezw.  ì:  mg^ov  zu  musca,  ^ngx*  (cognosco),  H^ng^a» 
(cognoscimus) ,  krf}^  (crescere) ,  Pfii  (piscare),  pfX^v,  aber  es  helfst 
/a/ië  zu  fascis.  In  VIII:  krfX\  krçy^an  und  mg-^  neben  rvstììan 
(rôtissons).  In  VU  u.  IX  marïxâ  (marescalscus).  Sonst  ist  sc  wie 
in  H  behandelt.  —  Beispiele  für  x  sind:  I,  II  und  III:  aueoß 
(buxonem),  /fë^r  zu  texere,  ¡fei/*  (lixivia),  in  V  òu^ov,  tfyœr  zu 
ifíC  (texere)  und  Içxîf^'  Sonst  :  Ifhtf*  und  tfhœr.  Über  ex  +  Voc. 
oder  s  vgl.  H  59.  Eine  Ausnahme  macht  wiederum  I  mit  aét 
(axiculus). 

62.  R  im  Auslaut  ist  erhalten.  —  Im  Inlaut  ist  r  zu  /  ge- 
worden in  ägolä  (Angorakatze),  und  in  sfli^^  II:  typriS  (cerasea) 
und  wurde  umgestellt  in  dr(jpi  (deoperire),  prvsii  (pisturire) ,  gvnü 
(granarium),  in  I  :  grvnt,  I  u.  III  /y/drov  (chardon)  sonst  fyfrdawy  II 
pvrmi  (Primarius)  und  frumatf  (formaticum).  Beachtenswert  IV: 
prvmtP  (primaria). 


DIB  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  43 1 

63.  Vgl.  H  ebenda.  Ausnahmen:  II:  ärf  (arborem),  femer 
VI,  VII,  Vni:  pdsyow  portion,  ürtf  I,  drty  II  =  orge,  welches 
sonst  regelmäfsig  wa(ç)ty^  heìfst.  Varty  und  Vartypi  zwei  Bäche 
in  Malmedy.  —  ^  ist  eingeschoben  zwischen  fr.  vr  und  tr  (vgl.  ) 
—  Ober  Suffix  -ardus,  -orium,  über  die  Infinitivendung  der  i.  und 
2.  Konjugation,  sowie  über  r  in  einsilbigen  Wörtern  vgl.  H  62. 
Abweichend  davon  dyür  (diumus).     Ober  -arius  vgl.  7. 

64.  r  im  Auslaute  wird  ausgesprochen  wie  ;|^,  diese  Aussprache 
ist  mir  besonders  aufgefallen  in  I,  wo  ich  auch  im  Inlaute  ;|^  für 
r  niederschrieb,  und  in  Malmedy,  wo  ich  den  Laut  unendlich  oft 
zu  hören  bekam. 


64  s=  H  65,  in  Malmedy  :  sl  (caelum),  ärmonak,  in  II  almonak 
(almanach).  Das  /  vom  Artikel  ist  an  das  folgende  Substantiv 
agglutinirt  in  d  Ivrsov  (un  hérisson)  VU,  das  sonst  vrsov  heifst  — 
L  ist  in  r  verwandelt  in  fiyosr^  fiy^f^  0^^^)»  ^^  sonst  fiyüV  heifst. 

—  l  ist  zu  k  geworden  in  fiztk  (fusil)  in  Anlehnung  an  das  gleich- 
lautende fr.  physique.  —  Ober  1  im  Auslaut  vgl.  H  66,  für  Vi  vgl. 
H  67,  fur  ly  H  68  (vetula  =  vïiC) ,  fur  die  Umwandlung  von  1  zu 
y  vgl.  H  69 ,  dazu  zu  merken  è/  (ala) ,  tœf  (tela) ,  über  Vertreter 
von  misculare  vgl.  61.     Auslautendes  1  ist  ausgefallen  in  j'ôr  (solus). 

—  Ober  l  nach  Konsontant  vor  unbetontem  e  vgl.  H  70.  Eine 
Ausnahme  macht  ^au;*  zu  flebilis  und  I:  siäPy  IV:  sfq^  das  ich  für 
sonstiges  stäf^  (stabulum)  hörte.     Über  u  +  1  vgl.  41. 


M,  N. 

65.  Hinter  m  hat  sich  ein  w  entwickelt  in  II  :  mwçs*  (magister), 
mwi  (manus) ,  pwi  (panis)  in  I  u.  II ,  cfmwi  zu  mane  in  II.  Die 
Nasalierung  ist  immer  unterblieben  in  dem  Ergebnis  von  lat.  in, 
das  f  heifst  (vgl.  27),  ferner  in  çs^rû  (insimul),  in  I  aber  afan 
(infans),  in  /fr*  (teneram),  prêtev  (printemps),  svirôP  (strangulo)  neben 
sUrdUf  das  in  X  aber  strdle  heifst,  und  in  ImP  (lingua),  in  X  iyäp'^ 
(camera)  (II  iyañ\  femer  in  n  oral  in  brvn  (brun). 

66.  Zwischen  n'r  ist  in  pdí  (I:  pdr^)  (poneré)  ein  d  ein- 
geschoben, welches  aber  sonst  fehlt  wie  in  den  H  72  angeführten 
Beispielen,  ebenso  in  sptC  (dnerem).  In  I  notirte  ich  tedrë  (tiendrai) 
für  sonstiges  ièrp.  Nasalisation  kommt  vor  in  sdn^  (simulât)  V  u. 
VI,  das  sonst  sqn*  lautet,  in  äne  (année)  III,  IV,  IX  und  X,  das 
sonst  am  heifst  (die  Nasalisation  ist  hervorgerufen  durch  die  Deh- 
nung des  a),  patze  I  Fufssteig,  pdn*  I,  V,  VI,  sonst  pörC  (pena),  IV 
fs9n*  (insimul),  sonst  ohne  Nasalisation,  I  mdne  (mener).  In  Mal- 
medy hörte  ich  v^rdi  far  sonstiges  verdi  (vendredi).  —  Mouilliertes 
n  erscheint  in  puñ^  (pugnus)  (in  I  ist  die  Mouillirung  unterblieben; 
puw)f  sparrà  (épargner),  dimen  kommt  neben  dtmpñ'  vor. 


432  L.  ZÉLIQZON, 

B,  />  F,   K 

66.  Nach  f  entwickelt  sich  ein  w  in  fwrÜ*  (frite)  II,  fwna 
(fames)  I,  fwasti  (garde  forestier)  in  I.  —  Nach  b  entstand  w  in 
I  hrwësaVy  li  bw^sçP  für  sonstiges  bäspl^  junges  Mädchen.  In- 
lautendes p  ist  ausgefallen  in  I:  av  (habutus),  dv  (debutus),  sonst 
heifsen  diese  Formen  im  Anschlufs  an  die  endungsbetonten  Formen: 
avu^  d^vu.  —  Caballus  ist  zu  dyvö ,  capreolus  zu  iyçvru^  sábulo 
zu  sävyoiB  geworden,  während  papilio  sich  zu  pawyoiij  sabucus  zu 
saw  entwickelt  hat,  b  is  zu  v  geworden  in  ahfvre  zu  bibere.  — 
£in  Schwund  der  Labialis  hat  stattgefunden  in  €  (ovem),  bu  (bovem) 
und  in  iy§n^  (canabis). 

67.  Über  lautbare  Labialis  im  Auslaut  vgl.  H  77.  —  Die  in 
den  Auslaut  tretenden  Labialen  b  und  v  werden  zu  /  oder  f  ver- 
härtet, vgl.  H  78  und  merke  dazu  kolüp  (colobra).  —  Eine  Um- 
stellung der  Labialis  hat  stattgefunden  in  wpps^  (vespa),  das  in  X 
wçs"  heifst  (worüber  H  79). 

68.  V  ist  zu  w  geworden  in  wayen  (regain),  r*wfri  (guéri),  we 
(vadum),  wav  (gant),  züf/'  (Weide),  wap  (Waffel),  wasev  (Weizen) 
=  Korn.  In  /  wurde  v  verwandelt  in  fçru(a)  (veruculum),  dafür 
in  X:  Viru, 

69.  bl,  fl,  pl  ist  erhalten,  nur  húbyon  (houblon)  macht  eine 
Ausnahme  (in  I,  III  hublois).  Im  Inlaut  entstand  w  aus  v  in 
kräwäi^  für  sonstiges  kravai\ 


FORMENLEHRE. 

A.  Nomina  und  Pronomina. 

I.  Substantivum. 

70.  Da  der  bestimmte  Artikel  die  gleiche  Form  fur  das  Mas- 
culinum  und  das  Feminum  hat,  sind  mir  bei  den  Erhebungen,  die 
ich  veranstaltet  habe,  nur  selten  Abweichungen  vom  Geschlechte 
des  Schriftfianzösischen  aufgestofsen.  Folgende  habe  ich  aufge- 
zeichnet: 

00  deis  (une  dent),     armo  (armoire)  msc.  in  IV 

kiiyi  (cuiller)  mase,  in  IV. 

iyä/^  (chanvre)  fem.  in  II,  ebenso  sonstiges  tyfn* 

iqnër'  (tonnerre)  fem.  in  II,     puñ*  (poing)  fem.  X 

sä  (saule)  msc,    u^  (ostia)  fem. 

ër  (aera)  fem. 

Von  Substantiven,  die  eine  besondere  Form  für  das  Femininum 
haben,  nenne  ich  mëtœr  ^  miirçs*  (menteur),  mqkär-mokrp^  (moqueur), 
in  VIII  fiyc^r-fiyrçs^  (filiolus),  welches  sonst  fiyül  für  beide  Ge- 
schlechter heifst. 


DIB  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREÜSS.  WALLONIE.  433 

II.  Adjectivum. 

7 1  Eine  besondere  Form  für  das  Femininum  haben  diejenigen 
Adjective,  deren  Endkonsonant  im  mase,  verstummt  ist  und  der  in 
der  weiblichen  Form  wieder  hörbar  wird. 

boW'bqn*  (bonus),  blav-bläk*  (blancus),  frœ-frœV  (frigidus), 
fti'p^Hi^  (petite),  s^pf'S^pfS*  (spissus),  grg-gros*  (grossus),  krä-kräs* 
(crassus),  gn^gris'  (griseus),  rœ^rat*  (rigidus),  sirœ-strœi*  (strictus), 
w-w/'  (vide),  plë'plërC  (plenus),  nu-nüf*  (novus),  kür-küV  (court), 
VfT'Vft^  (viridis),  hachas*  (bassus),  Id-ldk^  (longus). 

Dazu  gehören  die  ursprünglichen  Adject  auf  -osus: 

Glçrya'glqryœf  (gloriosus),  dyijycè'dygyœs*  {^oye;\xx)y  hdiâ-hdiœs* 
(honteux),  fernerhin  die  auf  lat. -ellus:  bl^'bcl^  (bellus),  novç'nçvfl' 
(novellus).  —  Die  Adjective  auf  -arius  haben  gewöhnlich  i  im 
Mase,  und  -ir^  im  Fem.  :  prvmi  —  prvmir'  (pnmarius),  in  IV  notirte 
ich  mase.  prvfni\  fem.  prvmil*,  in  VII  prvmìr'  mase,  und  fem.,  ebenso 
in  IX  und  K,  wo  ich  auch  mase,  und  fem.  Içdytr^  (leviarius)  hörte. 
—  Die  Adjeetiva  auf  -inus  haben  im  Mase,  evt  im  Fem.  /»*: 
vwazen-woazfrC  (vicinus),  kvzev-kvzçif  (eonsobrinus),  ebenso  wird 
behandelt  malignus,  das  malen  -  mal fv^  hat.  Vetulus  -vi  hat  im 
Fem.  vtC  ergeben.  —  Über  part,  auf  -utus  vgl.  42. 

m.  Zahlwort. 

72.  Grundzahlen:  Zk  i,  das  2,  träs  3,  kwaV  4,  sek  5,  sfi.  6, 
Sft  7,  vi  8,  nüf  g,  dïi  10,  ds^  11,  dgs'  12,  Iräs*  13,  kalwa^  14, 
to¿¡r'  15,  süs^  16,  dispi  17,  dihvt  18,  dthtüf  19,  vêt  20,  vii'dk  21, 
irit^  30,  kwarât*  40,  sêkwât'  50,  swasäf  60,  septal^  70,  vtOt'  80, 
nqnäV  90,  sit  100,  m^y  looo. 

Ordnungszahlen,  ite  heifst  prvmii^lr^) ^  die  übrigen  werden 
durch  Anhängung  von  Im^  gebildet  (in  V  -«»*):  dœ&m^  (deuxième). 


73- 


IV.  Pronomina. 

I.  p 

er  sonai  pronomen. 

a)  Betontes. 

I.  Pers.  Singular. 

Plural. 

mi 
dv  mi 

nq 
dv  nq 

a  mi 
2.  Pers.         // 
dv  ti 

a  ng 

vq 
dv  vq 

a  ti 

a  vq 

3.  Pers. 

Masculinum. 

Singular        Iv 

dv  Iv 

a  Iv 

Plural 

zpV 

dv  zçr 

a  ZfV 

434  L.  ZÉUQZON, 

Femininum. 
Singular  l^y  =  Mase, 

dv  /çy' 
a  Içy' 

Fur  h.  pour  nous  hörte  ich  pç  nçz  di^  (autre),  tûr  pour  vous 

—  P2  ^9^  ^^'* 

b)  Unbetontes. 

74.  I.  Person. 

Sing,  dyvt  III  dyt\  dy"  (je)       Plur.   «(),  I  u.  III  dyi  (nous) 
mVi  nC  (me)  nq^  tC  (nous). 

2.  Person. 

Sing,  tv,  e  (tu)   Plur.  w>,  t.'  /')  1  ^'^'  f/*  (avez- vous), 

/v  /'  (te)  m  v\  /r''"^    Í  ^,  ^^Y^.(que  dites-vous). 

^   ^  V     »y  Í  j  ^^^^  (taisez  -  vous). 

3.  Person.  Masculinum. 

Sing.  /  vor  Kons.,  il  vor  Voc.  (il)         Plural  1,  //,  (ils) 
//  (lui)  Pzi  Oeur) 

r  (le)  If  (les) 

Femininum. 

Sing.  //  oder  pP  (eile)         Plur.   i7  oder  fP  (elles) 
/i  (lui)  rzi  (leur) 

/'  (la)  //  (les) 

2.  Reflexivpronomen. 

75.  Unbetont  heifst  e%  sv\  i  tCsv  fä  new  plit*  (il  ne  faut  pas 
se  plaindre).   Betont  lautet  es  Iv  :  fyakdk^  pçr  iv  (chacun  pour  lui). 

3.  Possessivpronomen. 

a)  Unbetontes. 

76.  Sing.  mase,  und  fem.  mv,  ni  —  /v,  /'  —  xv,  j*.  Mase  und 
fem.  nqi^  v(^s^  vor  Conson.  und  nqst\  vqsi*  vor  Voc,  /¿p,  aíz.  — 
Plur.  für  beide  Geschlechter:  m§^  mpz  (vor  Voc.)  —  ip,  tez  —  sf, 
sfz  —  tuff  nçz  (vor  Voc.)  —  vç,  vçz  —  /ít,  ¡c^. 

b.  Betontes. 

Sing,  für  beide  Geschlechter:  ¡v  miri,  Iv  tin\  Iv  sin\  Iv  nft\ 
Iv  vçs^,  Iv  lœr,  —  Plur.  für  beide  Geschlechter  Ip  min\  If  /&>*,  // 
sin\  l§  nqs\  If  vqs\  Ip  leer. 

4.  Artikel  und  Demonstrativprononen. 

a)  Artikel. 

a)  Bestinmiter. 

77.  Sing,  mase  und  fem.  Iv,  V  —  dq  l\  dU  —  3,  al\  Plur. 
hi  ^P^  —  ^/>  ^^  —  ^>  ^' 


DIE  FRZ.  MUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  435 

ß)  Unbestimmter. 
Mase,  dy  on*  (II  k),  fem.  çn^  (Il  un*). 

b)  Pronomen  Demonstrativum. 

78.  a)  Substantivum. 

SUVÇSÏ  (celui -d),  stV-vi^t  (celle- ci),  sf-vçst  (ceux-ci),  scs^'Vifst 
(celles-ci);  si-la  (celui-là),  sù^-la  (celle-là),  sf-la  (ceux-là),  Sfs^-la 
(celles-là),  —  stda  (cela),  —  si  (celui),  sis*  (celle),  sf  (ceux),  sç^* 
(celles). 

j9)  Âdjectivum. 

Mase  si'vçsi  z.B.  si  maiea  vqsi  (ce  matin -ci),  fem.  sis*  la 
z.  B.  sis*  fçnC  la  (cette  femme  là). 

5.  Pronomen  relativum  und  interrogativum. 

a)  Pron.  relativum. 

79.  Mase,  und  fem.  im  Nominai  ki:  Iv  ffnC  ki  l'iev  (la  femme 
qui  descend),  im  Ace.  kv  ;  Iv  fenC  kv  dy^a  vçyu  (la  femme  que  j'ai 
vue).  Der  Gen.  wird  durch  h)  wiedergegeben  :  Iv  fçnC  kv  Pf/av  p 
mwar  (la  femme  dont  l'enfant  est  mort). 

b)  Interrogativum. 

ì^fs*  kv"?  (qui  est-ce  qui?)  z.B.  k^fs'  Hf  zfnil  (qui  est-ce  qui 
est  venu?).  —  kvÎ  {^^^)  z.  B.  kv  ws*}  (que  veux -tu?).  Plur.  : 
^f^  Pi  ^P^  2"^  ^'  ^^  ^^^?  (quels  hommes  sont  venus?) 

Fur  die  Pronomina  indefinita  vgl.  Glossar. 

B.  Verb  um. 

In  der  Hauptsache  ist  das  Verbum  von  Stûrzinger  a.  a.  O. 
behandelt  worden,  ich  beschränke  mich  hier  darauf,  durch  Para- 
digmata die  einzelnen  lat.  Conjugationen  zu  vei  anschaulichen. 

I.  Schwache  Conjugation. 

I.  Klasse. 

80.  Zu  dieser  Conjugation  gehören  die  Verba  der  lat.  ersten 
Conjugation. 

Paradigma. 

Inf.  tyäi-e  (cantare) 

Praes.  Sing.  iy¿li\  PI.  iyät-an^  tyài'Qì  iyät-c 

Imp.    Sing,   tyâi'lf*^   PI.   iyät-i^  m   der    i.  u.  3.   Pers.   auch 

iyäi'ev 
Perf.  Sing.  iyHt-a^  PI.  =  Imperf. 
Fut.  Sing,  iyâi-rç  (I  -r?,  IX  «.  X  -rî).  Plur.  iyêU-rav,  iyOi-rg, 

iyäi  row 
Cond.  Sing.  lyéU-rœ,  Plur.  iyäi 'ri 


436  L.  zéuQZON, 

Sub.    Praes.    Sing.  iyäi\   Plur.   tyât-it^,   fyài-gx'*   tyài-^  — 
Subj.  Imp.  Sing,  tyai-ay^^  Flur.  ty¿Ui)í\  i  u.  3  auch  iyät-ii 
Part.  Praet.  iydt-e. 

Durch  die  Lautlehre  erklärlich  ist  die  Conjugation  von  pwarte 
(portare)  :  Praes.  Sing.  pwat\  pvü§V  IV,  V,  VI,  Plur.  pqrtaoy  pwartp^ 
Fut.  pwairf. 

Genau  wie  die  Verba  auf  -e  werden  die  der  ersten  Qjnju- 
gation  gehörenden  Verba  auf  -/  flectiert. 

81.  In  den  auf  Muta  cum  Liquida  ausgehenden  Verben  wird 
in  den  stammbetonten  Formen  und  im  Futurum  zwischen  Muta 
und  Liquida  f  eingeschoben: 

Infin.  êir-e 

Praes.  Sing,  it -p- t'y  Plur.  ètr-an,  itr^ç.  Solche  Verba  sind 
mdire  (monstrare),  sofie  (souffler),  truble  (troubler),  ¿fle  (inflare) 
u.  s.  w. ,  dagegen  hat  triple  (trippeln),  als  ob  es  tripe  hiefse  :  irip\ 
tripav,  triprf, 

82.  Eine  Erweiterung  des  Präsens  in  den  stammbetonten 
Formen  und  des  Futurs  durch  -fy*  erhalten  :  gftyt  (chatouiller)  und 
die  unter  29  angeführten  Verba.  Praes.  Sing:  gptfy\  Plur.  gftyaw^ 
Fut.  gftfyrf.  Merke  dazu  spf^  IV  (brise)  und  evfy*  V  (j'envie). 

83.  ale  (aller) 

Praes.  Sing,  va,  Plur.  alawy  alg,  von 

Imperf.  Sing,  alef*,     Plur.  alt 

Subj.  Praes.  Sing,  va^,  Plur.  ala¿ 

Subj.  Imperf.  Sing,  alaj^  u.  s.  w. 

Fut.  irç  u.  s.  w.,  Cond.  trœ ...  —  Fur  das  Part  Praet  scheint 
nur  stv  (été)  in  Gebrauch  zu  sein  :  dy^a  stv  =  je  suis  allé,  dagegen 
kehrt  die  eigentliche  Form  im  Verbum  reflexivum  zurück  :  dy'fn  n'a 
nC  ale  (ich  bin  weggegangen). 

2.  Klasse. 

84.  Diese  Klasse  umfafst  die  Verba  ,  welche  im  Lat  auf  -re 
ausgehen,  dem  ein  d  vorausgeht. 

Paradigma. 

Inf.  Vit*  (vendere)  —  Praes.  Sing,  veía,  Plur.  vida^  —  Fut.  v^drf. 
Über  Part.  Praet.  vgl.  42.  Ebenso  gehen  die  auf  lat  ngre  schlie- 
fsenden Verba  wie:  dvstèf  (éteindre),  pèV  (peindre),  plët'  (plaindre), 
rvdydt'  (rejoindre). 

viüt^  (mulgere) 

Praes.  Sg.  mü^  PI.  müdav 

Fut  mudrç 

Part  mudu, 

Ausnahmen:  pdt\  das  sonst  regelmäfsig  geht,  hat  im  Part 
Praet.  ponu,  Lat.  mordere  ist  ersetzt  worden  durch  hañii  das  nach 
der  iten  Klasse  der  schwachen  Conjugation  geht.  Abweichend  von 
Vit'*  geht  auch  pyçt^  (perdere). 


..*xx  IN  DEH  PREÜSS.  WALLONIE.  437 

Praes.  sing,  pyçr,  Plur.  pycrdaü 

Futur,  pyçdrf 

Part  pyfrdu^  über  sonstige  Endungen  des  Part  vgl.  42. 

Einzelne  Verba. 

85.  íUr*  (sequere),  in  IV  sçvo^ 
Praes.  Sing.  j€,  Plur.  sftvav^  sftvp. 
Fut  surf  —  Part  praet  Sfwu, 
k^'  (consuere),  fáii*  II 

Praes.  Sing,  kœ,     Plur.  kgzan,  kqzç 

Fut  kêzrf,  —  Part  praet  kgzu^  I  kgzvy  VII,  X  kvzv,  VÜI  k<fzu. 

kvr^  (coquere),  kvif  X 

Praes.  Sing,  ke,  Plural  kvhav 

Fut  kfjrf.  —  Part  Praet  kf),  kvt\ 

Ähnlich  gehen  rv¡f)r'  (lucere)  und  dvsirvr*  (destniere),   in  IX 

dfstrvav  (détruisons). 

br^r"  (braire) 

Praes.  Sing,  hrpy  Plur.  brçyav 

Fut  hr^rp.  —  Part  praet  brf. 

3.  ELlasse. 

a)  reine  Form. 

86.  metí  (mentire) 

Praes.  Sing.  mêt\  Plur.  mitav^  mitf 

Fut  mitrf,  —  Part  praet  miti. 

Ebenso    gehen   siti  (sentire),  sit*  I  und  rvpiti  (zu  poenitere), 

die  aber  im  Part  Praet  situ  und  rvpitu  haben. 

dwarmi  (dormire) 

Praes.  Sing.  dwam\  dwär  m,  VII,  dwfr  V,  VI,  K,  X,  Plur. 

dwarmav 

Fut  dwamrp,  —  Part,  praet  dwarmi^  II  dwarmu. 

syfrvt  (servire) 

Pmes.  Sing,  sy^^  Plur.  sy^rvcm 

Fut  syfvrç,  —  Part  Praet.  syçrvi, 

kqyì  (colligere) 

Praes.  Sing,  kg/,  ku  U,  hm  X^  ku/  V,  Vili,  Plur.  hfyav 

Fut  kdyrp,  —  Part  praet  h^yì, 

dr^  (audire) 

Praes.  Sing,  d. 

Fut  drf.  —  Part  Praet  (^yu.  Vili  (^y\ 

drijfoi  (de-operire) 

Praes.  Sing,  druf^  Plur.  drqvav 

Fut  drüvrf,  —  Part.  Praet  dnpi,  druvt  V,  VII. 

Bei  den  Verben  auf  Muta   cum  Liquida  wird   in  den  stamm- 
»etonten  Formen  und  im  Fut.  p  eingeschoben. 
o  fri  (oflftîr) 

Praes.  Sing.  g/i?r,  Plur.  g/nx» 
Fut  o/çrrp.  —  Part  praet  o/rt\  desgleichen  kqvri,  s(¿fri. 


438  L.  ZéUQZÛN, 

b).  gemischte  Form. 

87.  flQri  (florere) 

Praes.  fli^ri^  Plur.  flqrihav 

Fut.  flqrArp.  —  Part  Praet  florL 

Ebenso  werden  conjugirt  hftii  (hinnire),  das  im  Praes.  hpiü! 
hat,  ferner  rëph  (remplir),  garni  (garnir),  r(^ti  (rôtir),  fvni  (punira), 
garâii  (garantir),  rwpri  (guérir)  und  iyvzi  (choisir).     Vgl.  auch  29. 


TT. 

Starke  Conjujation. 

88.  fe  (faceré) 

Pr.  Sing.  y>,  PI.  z/'sö»,  2//0»  I 

Fut  frf.  —  Part  1 

Praet  fë,  f§t\ 

fs^  (essere) 

Praes.  Sing,  äfsq 

Fut  s^rç 

/V 

Con.  sçrœ 

up 

sçfi 

n(jz  fsiav 

Praes.   subj.  sing.  s&y\  I  u.  IL  sfy'* 

vçz  fs/ç^  as/ç 

I                               Plur.  sçya^ 

i  squ 

sfyq-/ 
sçyçt\  syeS*  I 

Imperi,  fstœ 

Imperf.  subj.  fu)¿ 

fStï 

M'^ 

Part  Praet.  siv,  sii  II,  fsie  II,  stu  IV,  V,  VI. 

wni  (venire) 

Praes.  sing,  vev,  PL  i/nav 

Fut  verç^  vyçre  I,  vyçri  IX,  X.  —  Part  Praet  Tfnù 

Ebenso  wird  tvni  (teñiré)  conjugirt,  I  iër\ 

v§y  (videre) 

Praes.  sing,  vœ^  I  vç^  PI.  v^av 

Fut  vyçrç,  —  Part  Praet.  v^yUy  vçyv  I,  vçyi  III. 

2.  Klasse. 

89.  dit'  (dicere) 

Praes.  sing,  di  PL,  d'^haVy  djov 

Fut  dlrç,  —  Part,  praet.  di. 

le);  (legere) 

Praes.  Sing.  /?X',  PL  lèhan,  tijcm  I 

Fut.  tê\rç,  —  Part  Praet.  Içhu. 

mçV  (mittere) 

Praes.  sing,  mçj  PL  mçtaii 

Fut  mçtrç.  —  Part  Praet.  m^tu. 

prit*  (prendere) 

Praes.  Sing.  prçn\  PL  predai) 

Fut  prëdrp.  —  Part.  Praet  pri. 

kuoçri  (quaerere),  kçri  II 

Praes.  Sing,  kunr*^  PL  kwçran 

Fut  kwirrç.  —  Part.  Praet  kwçri. 


..^ 


.^.  ittUNDART  IN  DER  PREUSS.  WALLONIE.  439 

Tir*  (ridere) 

Praes.  Sing,  ri,  PI.  riyav 

Fut  rlrf.  —  Part.  Praet  n\ 

svkrìf'  (scribere) 

Praes.  Sing,  s^kri,  PI.  skriyav 

Fut  s*krìrf.  —  Part,  s^kri. 

3.  Klasse. 

90.  bœr^  (bîbere) 

Praes.  Sg.  bœ^  PI.  ògn^a»^  bqvav  II,  bwav  III 
Fut  b^Tf,  bwarè  I,  Part  Praet  bv,  bqvu  II. 
rvsvr  (redpere) 

Praes.  Sg.  r'svy  PI.  r'sfwav,  r'svjov  I,  rvsvjav  II,  r'swav  IV, 
f^svuxn  Vn. 

Fut  f'svrp,  —  Part  Praet  rV/w,  r'jt;,  f.  r'itJ/*  II. 

krœr^  (credere). 

Praes.  Sing.  iJr(r,  PI.  krcyan,  krvjav  I,  krqiyav  IV 

Fut  )&r¿r^.  —  Part,  praet  krçyu. 

krpY  (crescere) 

Praes.  Sg.  krœ^  PI.  krfhav 

Fut  krfirf.  —  Part  krfhu. 

kçn  (currere) 

Praes.  Sg.  kür^  PI.  kçra» 

Fut  karr  f.  —  Part  praet  kçrt. 

dvvœr  (debere) 

Praes.  Sg.  dœ^  PI.  d'vaVy  divlav  II,  dâêjav  (debent)  I 

Fut  dœrf.  —  Part  d^vu^  dfvlu  IX,  X,  I  dv. 

avctr^  avçr  in  I  u.  II  (habere) 

Praes.  Sg.  a,  PI.  avov^  af^y  <m 

Imperi.  Sg.  avê/^^   avœ  (vgl.  Stûrzinger),  PI.  (wl  (i.  u.  3.  Pers. 
auch  <W€v) 

Fut  5r/,  Gond,  ârœ 

Subj.  Praes.  Sg.  5/,  PI.  ay¿t]¿,  ^y<ìlC^  ^yi^ 

Subj.  imperi.  Sg.  tir¿y  PI.  vj} 

Part.  Praet  avu^  I  av. 

müi^  (moleré) 

Praes.  Sg.  mû^  PI.  mqlaa 

Fut  »lof/.  —  Part  praet  mqlu. 

mqri  (mori) 

Praes.  Sing,  mür^  PI.  m<¡rav 

Fut  mürrf.  —  Part,   praet   mwar  und   (/7  ö)  wön,    f.   mwat\ 

h)n(f)¿  (cognoscere) 

Praes.  Sg.  k^nq^  PI.  Vnqhav 

Fut  k^ngx^f  —  Part,  praet.  knçhUf  k^nvév  I,  ^'«^Ä*  II. 

//çr*  (piacere) 

Praes.  Sg.  plç,  PI.  picha» 

Fut  ^//ír/.  —  Part,  praet  plç. 


440  L.  ZÉUQZON, 

/ç/  (tacere) 

Praes.  Sing,  /fr,  PL  t^kan 
Fut.  fçrf,  —  Part,  praet  /f. 
p/ür*  (pluere) 
Praes.  plä 

Fut  p/ürf,  —  Part  praet  plä. 
pqlär  (pouvoir),  I  puvçr^  plçr  li 
Praes.  Sg.  /«,  PI.  /Va» 
Fut.  /«r/.  —  Part,  praet  p(¡lu. 
savär  (savoir),  I  u.  II  savçr 
Praes.  Sg.  j?,  PI.  savan 
Fut.  i5r^.  —  Part  praet  savu. 
valœr  (valere) 
Praes.  Sg.  väy  PI.  vaiata 
Fut  vârç,  —  Part,  praet  valu, 
vql^r  (vouloir),  I  u.  II  v^lçr 
Praes.  Sg.  vü^  PI.  vHaia 
Fut.  vôrp,  —  Part  praet  vqlu. 
vtki  fr,  vivre 

Praes.  Sg.  vik\  PI.  vtkai9 
Fut  vikrç.  —  Part  praet  vikt. 

91.  Über  die  übrigen  Wortarten  vgl.  das  Glossar.  Hier  seien 
nur  noch  einige  Konjunktionen  angegeben:  d(¡  mçmev  sobald  als» 
so  Piev  kv  während,  s*p  po  sula  darum.  ^ 

^  Der  Formenlehre  habe  ich  die  Mundart  von  Malmedy  zu  Gnmde 
gelegt. 

L.  ZÉLIQZON. 


Villanelle  alla  napolitana. 

(Forts,  z.  Ztschr.  XVI,  476). 

LI. 

Per  mirar  il  mio  sol  mi  cangio  spesso 
In  quest'artisti  che  portan  la  soma, 
Che  van  gridando  tutto  '1  di  per  Roma. 

[e. 2ib]  S'io  grido:  Ferro  vecchio,  ognun  mi  chiama 

Vien  qua,  Giudeo  cane  rinegato;  5 

Vedete,  amanti,  che  infelice  stato. 

Se  dico:  Scarpine],  sent'  una  voce 

Che  dice:  Tu  non  odi,  o  zavattino. 

Di  gratia,  mette  un  ponto  al  mio  scarpino. 

Se  pur:  Feno,  fenocchi,  vo  gridando,  io 

Sento  che  dice  la  gente:  Villano, 
Areste  un  poco  d'erba  cresce  in  mano? 

Se  Chiave,  chiave,  alfin  ad  alta  voce 

Esclamo,  sento  dir'alla  fantesca: 

Sai  far  la  chiavatura  alla  tedesca?  15 

Cosi  ciascun  mi  burla,  e  mi  distratia; 

Megl'è  che  nel  proprio  abito  mi  faccia 

E  la  mia  pena  e  la  mia  fiamma  taccia.  18 

Schema  metrico.  —  llAllBllB  —  ilCliDiiD  —  ecc. 


LH. 

O  begl'  occhi  sereni, 

E  d'ogni  gratia  pieni, 

Perché  col  vostro  sguardo  si  possente 

Abruciate  il  mio  cor'  in  fiamma  ardente  ? 

O  crespe  chiome  d'oro,  5 

[e.  22a]  Raccolte  in  bel  lavoro, 

Perché  si  forte  il  cor  legato  avete. 
Che  la  vita  d'ogn'or  voi  li  tollete? 
Zeitaohr.  f.  rom.  Phil.  XVII«  29 


442  M.   M£NGHINI, 

O  ben  dolci  parole, 

Al  mondo  uniche,  sole,  io 

Perché  col  vostro  ragionar  si  pio 

Pur  cercate  aroazzar  l'umil  cor  mio? 

E  voi,  donna  gentile, 

S'un  vostro  servo  umile 

Potete  trar  da  morte  con  amore,  15 

Deh,  non  lo  tormentate  a  tutte  Tore.        16 

Srh^tna  metrico-  —  7A7A,  IlBliB  —  7C7C,  IlD  IlD  —  ecc. 


Lm. 

Vorrei  saper  da  voi,  occhi  mortali. 
Se  voi  fiammelle  sete,  o  fieri  strali. 
Perché  quando  mirate 
Ferite  i  cuori,  e  i  petti  fulminate. 

Fuoco  non  è  né  strai'  a  quel  ch'io  vedo,       5 
Ma  più  prest'  occhi  vaghi  e  certo  credo  ; 
Che  nel  vostro  splendore 
Con  l'arco  e  dardi  si  riposa  Amore. 

Misero  son'  ahimè,  che  nel  mirare 
Vostre  bellezze  mi  sento  brusciare;  io 

E  il  cuor  piagarmi  forte: 
[e.  22b]  Vita  non  è  ch'agguagli  alla  mia  morte. 

Occhi  soavi,  occhi  amorosi  e  cari, 
Messaggieri  d'Amor,  celesti  e  rari. 
Deh,  miratemi  tanto  15 

Che  nel  partir  finiscili  il  duol  col  pianto.      16 

Schema  metrico,  —  ilAilA,  7B11B  —  llCllC,  7D11D  —  ecc. 


UV. 

Che  sarà,  donna,  della  vita  mia? 
Poiché  sta  mia  partita 
Mi  dà  mortai  ferita. 

Che  sarà  poi  del  mio  misero  core? 
Poiché  si  l'hai  legato  5 

Che  resta  incatenato. 

Che  sarà  ancor  del  nobil  mio  pensiero 
Che  sta  nel  divin  petto 
Per  voi  sempre  suggetto? 

So  ben  quel  che  sarà;  che  partend'io        io 

Forz'è  lasciarvi  il  core 

Tutto  pien  di  dolore.  12 

Schema  metrico.  —  iiA  7B7B  —  llC  7D7D  —  ecc. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  443 

LV. 
È  morto  lo  mio  core  sventurato 
Et  è  stato  portato,  ahi  sorte  dura, 
Dalli  sospiri  miei  a  sepoltura. 

[e.  23a]  Tema,  sospetto,  ira,  dolore  e  sdegno 

Gli  han  fatto  compagnia  tutti  dolenti  5 

Fino  alla  tomba,  con  flebili  accenti. 

A  queste  esequie  funerali  intomo 
Son  state  molte  lacrime,  e  alfin  poi 
L'accese  torcie  de*  begP  occhi  tuoi. 

Sopra  la  tomba  han  posto  fiamma  e  fuoco,        io 

Lacci,  saette,  con  un  scritto  inciso 

Che  dice:  Amor  crudePha  il  cor'  ucciso.        12 

Schema  metrico,  —  llAiiBliB  —  ilCllDiiD  —  ecc. 


LVI. 
Pietà,  pietà,  mercè,  mercè,  p^r  Dio, 
Donne  leggiadre  e  piene  di  pietade; 
Deh,  fate  caritade. 
Una  limosina  al  povero  cieco 
Senz'  alcun  ben,  che  M  core  non  ha  seco.      5 

Amore,  amor  lo  punse  et  un  bel  colpo. 

L'accese  e  incatenò  d'un  laccio  forte. 

Cosi  corre  alla  morte; 

Una  limosina  al  povero  amante 

Privo  di  luce,  e  sdegno  gli  va  inante.       io 

[e.  23b]  Ahimè,  ahimè,  chi  porgerà  conforto 

Al  pover'  uom,  che  vive  in  guai  e  pene, 
£  in  pie  non  si  sostiene; 
Una  limosina  al  povero  accecato, 
^  Per  mirar  troppo  non  l'aria  pensato.  15 

Orsù,  orsù,  pietà,  mercè,  mercede. 

Dirò  l'orat'ion  di  fra  Burano 

In  ispagnolo  et  in  italiano; 

Una  limosina  al  povero  orbo 

Che  non  fu  mai  formicon  di  sorbo.  20 

Schema  metrico,  —  Il  A  II  B  7B,  II  C  llC  —  II  D  il  E  7E,  il  F  il  F  —  ecc. 


Lvn. 

E'  diventato  questo  cor  meschino 
Una  campana  posta  in  basso  loco 
Che  notte  e  giorno  suona  a  foco  foco. 

29* 


444  ^-    MBNGHINT, 

Martello  la  percuote,  Amor  la  tira, 

E  con  il  suon  di  dolorosi  accenti  5 

Acqueta  le  tempeste,  pioggie  e  venti. 

Con  le  catene  di  due  bionde  trezze 

Si  sta  legato  sotto  Pumil  tetto 

Del  campanil  dello  mio  afflitto  petto. 

[e.  24a]  Dunque  corre,  crudeP,  a  questo  suono,     io 
E  smorza  le  mie  fìamme  per  pietade 
Con  l'acqua  della  rara  tua  beltade.  12 

Schema  metrico.  —  ilAilBilB  —  iiCliDllD  —  ecc. 


Lvni. 

S'Amor  fanciullo  vecchio  si  facesse 

Avria  senno  e  ragion  a  saettare 

Quanti  son  cori  in  cielo,  in  terra  e  in  mare. 

Ma  perché  sempre  a  un  modo  si  mantiene 
Con  le  fìammelle  e  velenosi  strali,  5 

Arde  e  ferisce  i  miseri  mortali. 

Va  nudo  e  cieco  ;  è  pazzo  e  sempr*  offende 
Senza  rispetto  ogn'  animo  gentile, 
Non  mette  barba,  né  cangia  mai  stile. 

Miracolo  non  è  dunque  se  '1  mondo  io 

Patisce  tanto  stratio  e  tanto  danno 

Da  un  fanciul  crudeVempio  tiranno.  12 

Schema  metrico.  —  iiAllBiiB  —  liCilDiiD  —  ecc. 


[e.  24b]  LIX. 

Io  sto  in  perpetua  morte.  Amor  crudele. 
Se  il  sol  tu  mi  nascondi  del  bel  viso. 
Che  in  terra  tiene  aperto  il  paradiso. 

Non  veggio  le  due  chiare  e  vaghe  stelle. 

Che  li  giri  de  i  vivaci  lumi  5 

Faccia  degli  occhi  miei  correnti  fiumi. 

Et  io  di  luce  privo  or  come  in  vita 
Più  non  sostengo,  o  cieco  Arcier,  tu  sai 
Che  tien  celati  i  suoi  celesti  rai. 

O  ciel,  o  terra,  o  mar,  o  fato,  o  sorte,  io 

Che  debbo  far'  or  dunqt/^  al  stato  mio? 

In  tenebre  ho  da  star'  a  pianger  io?  12 

Schema  metrico.  —  iiA  liB  llB  —  llC  IlD  iiD  —  ecc. 


VILLANELLE    ALLA   NAPOLITANA.  445 

LX. 
O  felice  quel  giorno,  o  felice  ora 
Che  nel  felice  laberinto  entrai 

Quando mia  lieto  bramai 

Che  con  suavi  baci 

Raccese  nel  mio  cor  le  spente  faci.  5 

[e.  25a]  O  beato  quel  punto,  o  amica  stella, 
O  propizia  mia  sorte,  o  ciel  cortese, 
O  bosco  dov'Amor  le  reti  tese; 
Che  con  si  stretto  laccio 
Mi  tiene  incatenato,  ond'  io  mi  sfaccio,    io 

O  sol',  o  stelle,  o  ultimo  momento; 

O  delle  gioie  mie  dolce  diporto, 

D' infinito  piacer'  ahimè  so  morto; 

O  vaga,  o  dolce  stella, 

Di  te  non  vidde  il  mondo  la  più  bella.      15 

O  poggio  fortunato,  o  luogo  ombroso 
Deve  ti  fanno  i  cigli  ettemo  aprile, 

O mia  bella  e  gentile  ; 

Qui  m*  assisi  e  nel  seno 

Ti  tenni  :  o  giorno  fausto  et  ameno.  20 

Schema  metrico,  —  iiAiiBiiB,  7C  llC  —  ilDiiEiiE,  7F11F.  —  ecc. 


LXI. 
Amor,  che  debbo  far,  che  mi  consigli? 
La  mia  nemica  mi  s'asconde  e  fugge 
E  quanto  più  la  seguo  più  mi  strugge. 

[e.  25b]  Lontan  da  lei  non  posso  stare  un'ora, 

Perché  l'ho  posto  tanta  gelosia  5 

Ch'è  la  cagion  de  la  gran  pena  mia. 

S'io  tomo  a  mirar  poi  le  gran  bellezze 

Del  suo  divino  aspetto,  ardo  di  sorte 

Che  sto  all'  inferno,  e  non  son  giunto  a  morte 

Cosi  tra  due  contrarij  mi  consumo:  io 

Ahi,  fortuna  crudel,  che  far  mi  deggio? 

S'io  miro  ho  male  e  s'io  non  miro  ho  peggio.    12 

Schema  metrico.  —  liAilBiiB  —  iiCiiDiiD  —  ecc. 


Lxn. 

Mira  s'è  cosa  da  me  disperare, 

Ch'io  so  costretto  di  volere  bene 

A  chi  sempre  mi  fugge  e  mi  dà  pene. 


44^  M.   MKNGHINI, 

Ma  poi  che  del  mio  cor  tu  sei  fìammella 
Non  consentir  ch'io  mora,  o  mio  diletto,     5 
Poiché  ferito  m'  hai  io  me  l'aspetto. 

So  che  cortese  sei,  fulgente  stella, 

£  che  del  mio  servir  non  hai  dispetto, 

Poiché  ferito  m'  hai  io  me  l'aspetto. 

[e.  26a]  E  mo  che  sei  si  giovinetta  donna,  io 

Fa  pur  piacer  oggi  e  non  perderai, 
Che  tempo  perso  non  s^acquista  mai.         12 

Schema  metrico.  —   llAllBllB—  IlCllDllD  —  ecc. 


Lxm. 

Con  quelle  labbra  tue  dolci  e  rosade 
Porgemi  tanti  baci,  anima  mia, 
Dicea  la  pastorella  in  su  l'erbetta 
Al  suo  pastor  ferito  di  saetta. 

Tiemmi  ne  le  tue  braccia  fin  che  spiri,  5 

Dapoi  che  so  cagion  del  tuo  languire; 
S'un  tempo  cruda  fui,  no»  fui  col  core 
Ma  feci  per  far  prova  del  tuo  amore. 

Prendi  da  me,  al  mormorar  de  st'acque 

Et  al  cantar  di  questi  vaghi  augelli,  io 

Quel  frutto  da  te  tanto  desiato, 

Ch'io  felice  sarò  e  tu  beato. 

Cosi  dicendo,  in  atto  umile  e  vago 
La  strinse  molte  volte  dolcemente; 
[e.  26b]  La  pastorella  col  viso  giocondo  15 

Le  diede  il  più  bel  fìor  ch'oggi  [è]  nel  mondo.  1 6 

Schema  metrico,  —  iiA  iiB,  ilC  ilC  —  iiD  li  E,  il  F  iiF  —  ecc. 


LXIV. 
Lacci,  strali,  catene,  e  fiamme  e  foco 
Consumano  il  mio  core  a  poco  a  poco; 
Tormenti  e  pianti,  sospiri  et  affanni 
Sono  nell'alma  mia,  già  so»  molt'anni. 

Tema,  sospetto,  ira,  disdegno  e  morte  5 

Vivono  nel  mio  cor',  ahimè  che  sorte; 
Per  celare  ad  altrui  il  mio  dolore 
Talvolta  canto  che  mi  piange  il  core. 

Seguo  chi  fugge,  et  aghiaccio  nel  foco, 
E  seguo  chi  mi  toglie  festa  e  gioco;  io 

Odio  la  vita,  e  cerco  alongar  gl'  anni, 
Piango  me  stesso  e  gioisco  in  affanni. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  447 

E  lodo  e  biasmo  mia  fortuna  e  sorte 

Et  in  un  punto  fuggo  e  bramo  morte, 

E  stimo  sti  contrari]  e  ogn'or  m'aveggio         15 

[e.  27a]  Ch'amor  è  tardo,  e  mi  spaventa  il  peggio.     16 

Schema  metrico.  —  iiAiiA,  llBiiB  —  iiCiiC,  iiDiiD—  ecc.  V'è 
un  principio  di  rima  alternata  che  si  ripete  nelle  quartine  i  e  3,  2  e  4. 


LXV. 
Amor  sia  benedetto 
Poiché  mi  punse  il  petto 
Di  donna  cosi  bella, 
Più  vaga  e  più  lucente  assai  che  stella. 

Sia  benedetto  i  strali,  5 

Ch'Amor,  spiegando  l'ali, 

Venne  a  ferirmi  il  core, 

Ond'io  gioisco  di  si  dolce  ardore. 

Sia  benedetto  il  giorno 

Ch'io  vidi  il  viso  adomo  ic 

Più  lucente  che  1  sole 

Formar  le  dolci  e  angeliche  parole. 

Sia  benedetto  ancóra 
n  di  che  l'alma  aurora 
Scese  dal  cielo  in  terra  15 

Per  donar  pace  alla  mia  lunga  guerra.      16 
Schema  metrico,  —  7A7A,  7B11B  —  7C7C,  7D11D  —  ecc. 


[e.  27b]  LXVI. 

Mi  fai  tanto  languire 
Ch'io  bramo  di  morire, 
Da  poi  che  chi  languisce 
Ogni  dolor  con  la  morte  finisce. 

Et  ho  si  gran  contento  5 

Restar  di  luce  spento. 

Che  tal  dolcezza  e  gioia 

Mi  tien  in  vita,  e  fa  ch'io  non  mi  moia,  io 

Pur  morirò  beato 

Uscendo  di  tal  stato;  io 

E  quando  sarò  morto. 

Allora  cercarai  darmi  conforto. 

Ma  '1  spirto  mio  in  quel  punto, 
Dal  corpo  suo  disgiunto. 
Da  te  non  vorrà  aita  15 

Se  già  mai  non  li  desti  aiuto  in  vita.        16 
Schema  metrico,  —  7A7A,  7B11B  —  7C7C,  7D  iiD  —  ecc. 


44^  ^'    MENUHINI, 

LXVII. 

Chi  t'  ha  insegnato,  Amor,  questa  creanza, 
Voltar  le  spalle  e  fuggir  chi  t'adora? 
Or  va  nella  malora. 

[e.  28a]  Se  ben  tu  hai  li  dardi  da  ferire, 

Le  piume  da  volar'  e  sei  Cupido,  5 

Di  te,  crudel,  mi  rido. 

Spendi  le  tue  saette  in  altro  loco 
E  pungemi  se  sai,  spietato  arciero, 
C  ho  altro  nel  pensiero. 

E  sappi,  tradi tor' empio  crudele,  io 

Che  può  molto  più  assai  un  giusto  sdegno 
Che  tu  con  tutto  il  regno.  12 

Schema  metrico.  —  IIA11B7B  —  I1C11D7D  —  ecc. 


Lxvra. 

Le  lacrime  c'ho  sparto  un  tempo,  ahi  lasso« 
Madonna  le  raccolse  e  con  diletto 
Le  ripose  nel  suo  gelato  petto. 

E  quando  in  duro  ghiaccio  fur  converse. 

Per  far  la  vita  mia  trist'e  dolente  5 

Ne  fece  un  specchio  chiaro  e  trasparente. 

Nel  qual  poi  la  crudel  sera  e  mattina 
Si  specchia  nel  mio  lume  le  bellezze 
De'  suoi  begl'occhi  e  delle  bionde  trezze. 

[e.  28b]  Cosí,  donne  mie  care  e  lieti  amanti,  io 

Io  so  chiamato  specchio  di  dolore. 
Dove  si  vede  l'impietà  d'Amore.  12 

Schema  metrico.  —  llA  llB  llB  —  IlC  llD  llD—  ecc. 


LXIX. 

Nel  più  profondo  e  più  soave  sonno 
Amor  mi  desta  e  dice:  No«  dormire. 
Tempo  è  pur  di  dar  fìne  al  tuo  languire. 

Ecco  quella  eh'  adori  notte  e  giorno. 
Che  viene  a  consolarti  e  darti  pace 
Nella  tua  guerra  e  al  fuoco  ch^  ti  sface. 

Cosi  mi  mostra  la  mia  bella  ninfa 
Che  con  si  dolce  riso  par  che  dica: 
Or  gode  pur  la  tua  crudel  nemica, 


VILLANELLE    ALLA   NAPOLITANA.  449 

Or  che  mentre  credea  d'abbracciarla,  io 

E  darli  mille  baci  dolcemente 

Si  parte  il  sonno  e  lei  sparisce  ai  venti.         12 

Schema  tnetrico,  —  iiAiiBiiB  —  iiCilDliD  —  ecc. 


LXX. 

Oscura  nube,  che  per  Paria  vai 
Deh,  viene  per  pietade  a  questi  lumi, 
[e.  2ga]  Che  son  fiamme  amorose  e  vivi  fiumi. 

Piglia  deir  acqua  e  fuoco  del  mio  petto, 
Il  vento  dai  sospiri,  e  poi  con  fretta  5 

Col  tuono  e  lampo  fanne  una  saetta. 

£  de*  tormenti  alfin  percuote  il  core 
Di  quella  che  con  fulmini  del  vento 
Mi  tiene  ogn'  or  da  questa  vita  spento. 

Ma  se  temi  d'offender  sua  beltade,  io 

Fammi  questo  favor,  bagnala  tanto 

Con  Tumor  solo  del  mio  largo  pianto.       12 

Schema   metrico,  —  llA  llB  llB  —  iiC  llD  ili)  —  ecc. 


LXXI. 

La  piaga  c'ho  nel  core 
Piaga  non  è  che  m'abbia  fatto  Amore; 
Ma  quando  il  mio  bel  sol'  á  me  s'offerse 
Per  ricever*  il  cor  tutto  s*aperse. 

Il  fuoco  che  m*accende  5 

Fuoco  non  è,  né  fuoco  tanto  accende; 
Ma  un  sol  pensiero  si  penoso  e  ardente 
Che  arde  nel  mio  petto  ettemamente. 

[e.  29b]  £  lo  spirto  ond*io  vivo 

Spirto  non  è,  che  son  di  spirto  privo;  io 

Ma  un.  raggio  sol  di  tua  beltà  infinita 
Senz*  altro  spirto  mi  dà  pianto  e  vita. 

Di  tal  piaga  e  tal  fuoco 

Arde  e  languisce  il  core  in  ogni  loco; 

Ma  s*altra  vita  debbo  aver*   in  sorte  15 

Contra  tal  vita  mi  difenda  morte.  16 

Schema  metrico.  —  7  Ali  A,  liBiiB  —  7C11C,  ilDliD  —  ecc. 


450  M.    MENGHINI» 

LXXIl. 

Vivo  sol  contemplando  i  chiari  rai 
E  la  bocca  suave  e  '1  bianco  petto 
Che  mi  fanno  seguirti  a  mio  dispetto. 

La  gratia  e  la  virtù  risplende  assai, 

Ma  no»  come  la  grazia  il  degno  aspetto  5 

Che  mi  fanno  seguirti  a  mio  dispetto. 

La  bella  man  con  la  creanza  fai 
Il  petto  mio  scaldar  d*un  tal  diletto 
Che  m'è  forza  seguirti  a  mio  dispetto. 

Il  canto  e  il  riso  e  il  ragionar  ch^  fai  io 

Tal  fiamma  preme  che  mi  fa  suggetto« 
[e.  30a]  Seguirti  amarti  a  mio  marcio  dispetto.  12 

Schema  metrico,  iiAiiBiiB  —  iiAilBiiB  —  ecc. 


LXXin. 

Dialogo. 

—  Dove  ne  vai,  pastor,  cosi  solingo 
Tacit'e  mesto  intomo  a  questi  monti 
Circondati  da  piaggie  e  chiari  fonti? 

—  Vado  cercando  Armilla,  Armilla  dico, 
Più  bella  assai  che  '1  sole,  e  più  crudele   5 
D'un  tigre,  poiché  sprezza  mie  querele. 

Già  la  vid'io  inanzi  al  mezzo  giorno 
Di  rose  fresche  cinta,  che  con  passi 
Faceva  innamorar  Terba  et  i  sassi. 

Ahimè,  tanto  mi  piacque  il  suo  bel  volto,    io 
Che  senza  la  sua  dolce  e  grata  vista 
Odio  la  vita  mia  dolente  e  trista. 

—  Fon  freno  al  gran  dolor  che  ti  trasporta 
Misero  te,  non  vedi  che  pietade 

Potrà  nascere  un  di  da  sua  beltade?         15 

—  Anzi  la  sua  bellezza  fia  cagione 
Ch'un  giorno  io  perisca,  poiché  vedo 

Che  '1  colpo  è  di  saetta,  e  no»  di  spedo.     18 

Schema  metrico,  —  iiAiiBiiB  —  ilCllDiiD  —  ecc. 


[e.  30b]  LXXIV. 

Cara,  suave  et  onorata  piaga 

Del  più  bel  dardo  che  mai  cinse  Amore, 

Dolcezza  ti  può  dare  e  non  dolore. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  45 1 

Anzi  doglia  infìnita,  poiché  veggio 

Che  senza  speme  vivo,  e  che  già  mai         5 

Fin  non  avranno  i  miei  tormenti  e  guai. 

Non  disperarti,  sfortunato  amante, 
Ma  vivi  lieto,  eh*  ogni  ardente  foco 
Il  tempo  alfìn  consuma  a  poco  a  poco. 

Morte  né  tempo  non  potria  già  mai  io 

Estinguer  la  mia  fiamma,  poiché  morto 
Ne  Talma  mia  il  volto  suo  ne  porto. 

Or  ti  consola,  che  languir  per  lei 
Megl'è  che  gioir  d'altri,  e  muor  beato 
Chi  per  amor  si  strugge  nel  suo  stato.     15 

Ardo,  piango  et  aghiaccio  e  tremo  e  moro; 

Almen  mi  faccia  degno  che  la  miri, 

Né  li  dispiaccia  che  per  lei  sospiri.  18 

Schema  metrico.  —  ilAllBllB  —  IiCllDiiD  —  ecc. 


[e.  31a]  LXXV. 

Vedete,  amanti,  che  infelice  sorte 

Che  per  seguir  Amor  crudele  e  ingrato 

Sono  un  camaleonte  diventato. 

E  se  ben  vivo  in  fuoco  freddo  e  zelo. 
Per  dare  al  fuoco  qualche  nutrimento         5 
Mi  pasco  solo,  ahimè,  d'aria  e  di  vento. 

Però  mi  cangio  di  colore  spesso. 
Perché  Paria  di  bella  e  viva  forma 
In  vari  modi,  lasso,  mi  trasforma. 

Misero  è  quel  che  d'aria  sol  si  pasce;      io 

Camaleonte  vive  in  dura  sorte 

E  come  il  cigno  si  conduce  a  morte.        12 

Schema  metrico,  —  llAllBllB  —  iiCllDllD  —  ecc. 


LXXVI. 


Donna,  per  vostr*  amore 
Porto  trafitto  il  core, 
Perché  li  vostri  sguardi 
Sono  pungenti  dardi. 
Che  mi  passano  il  petto 
Ch'è  d'ogni  duol  ricetto. 


.]52  M*    MENGHINI» 

[e.  31b]  Deh,  piacciavi,  mio  bene, 
Trarmi  d'affanni  e  pene 
E  di  smorzare  il  fuoco 
Che  m'  arde  a  poco  a  poco,  io 

Si  che  per  lungo  ardore 
S'intenerisca  il  cuore. 

Deh,  rallentate  il  laccio 

Che  mi  dà  tanto  impaccio; 

Il  cor  mi  tien  legato,  15 

Accinto  e  incatenato. 

Talché  non  provo  mai 

Altro  che  pene  e  guai. 

Deh,  vengavi  pietade 

£  non  più  cnideltade;  20 

Un  che  v'  ama  e  v'  adora 

Non  voliate  che  mora. 

O  dolce  vita  mia. 

Pietà,  per  cortesia.  24 

Schema  metrico,  —  7A  7A,  7B  7B,  7C  7C  — 7D  7D,  7E  7E,  7F  7F  — ecc. 


[e.  32a]  Lxxvn. 

S'è  ver  quel  che  si  dice  che  la  pietra. 
Ancor  che  sia  possente,  forte  e  dura. 
Che  con  l'acqua  si  spezzi  p^r  natura; 

Come  no»  ho  col  pianto  il  cor  spezzato 

A  te,  crudel,  c'hai  più  bellezze  rare  5 

Che  no»  son'erbe  in  terra  e  pesci  in  mare? 

Il  core  solamente  tuo  di  sasso 

È  tanto  duro  in  ogni  parte  e  loco 

Che  1'  acqua  no»  ci  vai,  né  manco  il  fuoco. 

Sol  spero  di  spezzarlo  con  il  sangue  io 

Della  mia  vita  misera  e  costante 

Che  si  trasforma  in  te,  cor  di  diamante.         12 

Schema  metrico,  —  iiAiiBiiB  —  iiCllDilD  —  ecc. 


LXXVIII. 
Donna  crudel,  perché  cantando  il  giorno 
Mi  senti  dir  che  lo  mio  core  è  morto. 
Pensi  che  burli  e  non  mi  dai  conforto. 

E'  morto  lo  meschino  e  s'io  lo  dico 
Col  canto  faccio  ahimè,  si  come  fanno 
Quelli  che  '1  morto  portano  cantando. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  453 

[c.  32b]  Ma  l'anima  immortale  di  quel  colpo 
È  andata  in  paradiso  o  tra'  dannati, 
O  dove  alfin  si  purgano  i  peccati. 

Ma  Palma  del  mio  cor,  qual'è  venuta        io 

A  te  ch'ettema  pace  dar  li  puoi 

Nel  paradiso  de'  begl'occhi  tuoi.  12 

:hema  metrico.  —  llAllBllB  —  ilCllDilD  —  ecc. 


LXXIX. 

n  dolor  della  morte 

Non  è  si  duro  e  forte 

Quant'è  grande  e  infinita 

La  doglia,  ahimè,  ch'io  sento  in  sta  partita. 

n  fuoco  dell'inferno,  5 

Quando  non  fiisse  ettemo, 

Sarebbe  assai  minore 

Della  mia  fiamma  che  mi  strugge  il  core. 

Il  strai  d'arco  tirato 

Da  crudel  turco  ingrato,  io 

O  ver  d'Amor  arciero. 

Veloce  non  è  più  del  mio  pensiero. 

fc.  32a]  Il  pianto  ch^  vien  inora 

Traluce  per 

Da  poi  l'empio  martire  15 

Potrebbe  ogni  montagna  alta  coprire.        16 

metrico,  —  7A  7  A,  7B  IlB  —  7C  7C,  7D  li  D. 


LXXX. 

Dove,  dov'è  fuggito 

Quel  traditor  d'Amor  che  m'ha  ferito? 

Dov'è  quel  chiaro  lume 

Ch'arder  il  ciel,  la  terra  ha  p^r costume? 

Ahi  cieca  e  ria  ventura,  5 

Che  il  mio  bel  sol  mi  fura. 

Ahimè,  ahimè,  ch'io  veggio. 

S'io  1  miro  ho  male,  e  s'io  no  '1  miro  ho  peggio; 

Dov'è  la  bella  luce 

Ch'ettemamente  a  pianger  mi  conduce?  io 

O  cielo,  o  terra,  o  mare, 

Mi  sento  consumare. 


454  ^'   MBNGHINI, 

Dite,  dite,  per  dio, 
O  donne,  avete  vistò  l*idol  mio 
Che  con  suoi  dolci  sguardi  15 

Mille  fìammelle  accende  e  mille  dardi? 
[e.  33b]  Ahimè,  non  mi  celate 
Sua  divina  beltate. 

£  tu,  che  nelli  accenti 

Intrando  mi  rispondi  a'miei  lamenti,  20 

Dov'è  il  mio  ben  fuggito? 

Lungi  da  me  p^r  darmi  morte  è  ito? 

O  fato,  o  empia  sorte 

Che  mi  conduci  a  morte.  24 

Schema  metrico,  —  7A11A,  7B11B,  7C7C  —  7D11D,  7E11E,  7F7F 
—  ecc. 


LXXXI. 

Fiumi,  fonti. 

Boschi  e  monti, 

Sassi  e  sterpi, 

Fiere  e  serpi; 

Date  udienza  a'mie'tanti  lamenti  5 

Che  per  pietà  fanno  fermare  i  venti. 

Grido  e  taccio, 

Ardo  et  aghiaccio. 

Piango  e  moro 

E  sempre  adoro  io 

Un  cor  di  tigre,  un  angelo  d'aspetto 

Un  che  del  mio  languir  prende  diletto. 

Notte  e  giorno. 

Sempre  ritorno. 

Viva  fiamma  15 

A  dramma  a  dramma 

Mi  consuma  il  mio  cor'e  mi  disface. 

Né  trovo  al  mio  penar  conforto  o  pace. 

Dunque  siate 
[e.  34a]  Per  pietate  20 

Nei  tormenti 
Tutti  intenti; 

E  dite  come  la  mia  dura  sorte 
Per crudel,  io  venni  a  morte.  24 

Schema  metrico,  —  4A4A,  4B4B,   ilCilC  —  4D4D,  4E4E,  llFllF 
—  ecc. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  455 

Lxxxn. 

Hanno  ragione,  a  fé  queste  Senesi 
Di  lamentarsi,  che  non  ponno  orare 
Alle  station  ch'ogn'un  le  vuol  guardare. 

E  se  gli  fanno  incontro  con  cert'arte 

Che  bisogna  che  passino  tra  loro,  5 

Come  avesseno  a  far*  un  concistoro. 

Alcune  sono  ch'abassano  gl'occhi, 

E  non  voglion  guardar  chi  sia  il  più  bello, 

Ma  sanno  molto  ben  chi  ha  martello. 

E  poi  ad  uno  ad  un  si  van  spargendo  io 

E  stan  per  li  cantoni  spasimati; 

Et  elle  ridon,  poi  che  l*han  burlati.  12 

Schema  metrico,  —  ilAllBilB  —  liCllDllD  —  ecc. 


[e.  34b]  Lxxxm. 

Vostro  fui  e  sarò  mentre  ch'io  vivo 

O  siami  Amor  benigno  o  mostri  orgoglio, 

Jedel  qual  sempre  fui  tal* esser  voglio , 

O  sia  alfin  d'ogni  speranza  privo 

Che  immobil  pur  sarò  qual  fermo  scoglio,       5 

jfedel  qual  sempre  fui  tal* esser  voglio. 

Né  per  fortuna  mai  quest'alma  schiva. 
Sarà  d'amarti  e  più  da  quel  ch^  soglio, 
Jedel  qual  sempre  fui  tal* esser  voglio. 

Fedel  ti  sarò  dunque  in  sempiterno,  io 

Né  per  state  mai  né  p^r  inverno 

Voglio  mutar,  né  mutarò  in  ettemo.  12 

Schema    metrico.    —    llAilBll''^B    —    iiAllBll*B   —   ecc.;    l'ultima 
strofa  liC  ilC  iiC. 


Lxxxrv. 

S'io  t'amo,  anzi  t'adoro,  o  vivo  sole, 

Se  in  preda  il  cor'e  l'alma  mia  t'ho  dato. 

Perché  vuoi  tu  eh* io  mora  disperato  P 

S'io  cerco  di  servirti  a  tutte  l'ore 
In  cielo  e  nell'inferno  e  in  ogni  lato 
Perché  vuoi  tu  eh* io  mora  disperato? 

[e.  35a]  S'altri  ch^  te  non  bramo  in  questo  mondo, 
Te  sola  cerco  e  me  stesso  ho  lasciato; 
Perché  tjuoì  tu  eh* io  mora  disperato} 


456  M.   MENGHtm, 

Morir  non  nego,  bella  faccia  mia;  io 

D'averti,  Amor,  servito  non  mi  pento. 
Perché  morendo,  ahimè,  moro  contento.  12 

Schema   metrico,    —    iiAiiBli*B    —    ilCllBii*B    —    ecc.;    rultima 
strofa  1 1 E  1 1  F  1 1  F. 


LXXXV. 
Terfate  ben  per  voi  fece  l'entrata, 
Venendo  dalla  guerra  con  gran  festa 
Con  una  giubba  et  un  turbant'in  testa. 

Venne  a  cavallo  in  sur'un  asinelio. 

Et  avea  dietro  per  maggior  onore  5 

Mille  baroni  di  Campo  di  Fiore. 

Portò  una  nuova  poi  ch'Amor  è  morto 
E  che  li  Turchi  in  Cipri  l'hanno  priso 
E  tolto  il  regno  con  suo  scorno  e  riso. 

Ma  dice  la  bugia,  e  non  il  vero,  io 

Perché  fuggendo  fuor  di  Niccosia 
Volò  negl'  occhi  della  Donna  mia. 

Miratelo,  madonne,  tutte  quante, 

E  quando  lo  vedrete  fate  poi 

Per  allegrezza  qualche  ben  p^r  voi.  15 

Schema  metrico.  —  iiAiiBiiB  —  iiCilDiiD  —  ecc. 


[e.  35b]  LXXXVI. 

Tanti  mártir  mi  date 
Quant'avete  beltate  ; 
O  voi,  che  ben  sapete 
Quante  bellezze  avete, 
Pensate  quanti  guai  5 

Pato  senza  pietà  trovar  già  mai. 

Con  gli  occhi  mi  piagate 

Sempre  che  mi  guardate; 

E  poi  con  le  vaghezze 

Di  cosi  bionde  trezze,  io 

In  compagnia  d'Amore 

Con  mille  lacci  mi  rubate  il  core. 

Col  riso  e  col  parlare 

Non  si  può  numerare; 

Le  morte  che  mi  date  15 

Di  poi  quando  parlate. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  457 

Di  modo  che  sòn  tanti 

Le  pene  e  li  miei  pianti,  20 

Quante  son  le  beltate 

Che  col  volto  mostrate; 

Senz'altre  tante  poi 

Bellezze  dal  ciel  date  solo  a  voi.         24 

Schema  metrico,  —  7A  7A,  7B  7B,  7C  iiC  —  7D  7D,   7E  7E,  7F  iiF 
—  ecc. 


[e.  36a]  Lxxxvn. 

Fuggite  amor,  o  voi,  che  donne  amate; 
Fuggit'ancór  eh'  andasseno  piangendo. 
Che  non  si  vince  amor  se  non  fuggendo. 

Mutate  luogo,  e  p^r  il  mondo  andate 
Gridando  libertà,  sempre  ridendo,  5 

Che  non  si  vince  amor  se  non  fuggendo. 

Fuggite  1  sempre  e  di  sdegno  v'armate, 
La  notte  e  '1  giorno  vegliando  e  dormendo. 
Che  non  si  vince  amor  se  non  fuggendo. 

Quest'  è  il  rimedio  sol  contro  d'Amore,        io 

Fuggendo  sempre,  e  chi  questo  può  fare 

Fra  li  beati  si  può  numerare.  12 

Schema  metrico,  —   il  A  il  B  II*B  —    Il  A  liB  II*B   —;   l'ultima  strofa 
1 1 C  1 1  D  1 1 D. 


Lxxxvm. 

Rispos  ta. 

Se  non  si  vince  Amor  se  non  fuggendo. 
Io  tanto  fuggirò  che  col  fuggire 
Fugga  la  fiamma  che  mi  fa  morire. 

Ma  non  posso  fuggir  come  vorrei» 

Che  quanto  più  m'appresso  più  m'allungo;       5 

Cosi  alla  fine  di  mia  vita  giungo. 

Cosi  qual  cervo  che  dentro  nel  core 
[e.  36b]  Ferita  acuta  porta,  empia  saetta. 

Di  duol  si  strugge  quanto  più  s'aifretta. 

Ma  io,  meschin,  ferito  da  quel  dardo  io 

Che  mi  diletta  e  sface  il  lato  manco, 

Di  duol  mi  struggo  e  di  fuggir  mi  stanco.     12 

Schema  metrico,  —  iiAllBllB  —  iiCiiDiiD  —  ecc. 


Z«itMlir.  r.  nm.  PhU.  ZVU.  3^ 


458  M.   MBNGHINI, 

LXXXIX. 
Lo  spirto  afiflìtto  e  stanco 
Prima  farà  dal  corpo  mio  partita 
Ch'io  ti  possa  lasciar,  dolce  mia  vita; 
Però  non  ti  dar  guai 
Che  tu  non  morirai,  5 

Come  potrai,  cor  mio, 

Privarti  del  sereno  e  vago  aspetto, 

S'io  t'ho  sempre  nel  cor,  sempre  nel  petto; 

Però  non  ti  dar  guai 

Che  tu  non  morirai.  IO 

Io  son  ben'anco  tua 

E  sarò  sempre  se  tu  mio  sei  stato. 

Et  aiuto  già  mai  non  t'ho  negato. 

Però  non  ti  dar  guai 

Che  tu  non  morirai,  15 

Ecco  che  ti  rispondo 
E  dico  che  tu  sei  la  mia  speranza, 
fc.  37a]  E  l'amato  mio  ben  ch'ogn'altro  avanza. 
Però  non  ti  dar  guai 
Che  tu  non  morirai,  20 

Schema  metrico,  — TEL  iiB  iiB,  7*C  7*C  — 7D  iiE  iiE,  7*0  7*0  — ecc. 


XC. 

Prima  parte. 

Già  l'ora  è  tarda  e  le  minute  stelle 
Spariscono  dal  ciel  e  l'alba  appare; 
Temp'è  di  riposare. 

Da  voi  mi  parto,  o  mio  bel  viso  altiero; 
Tocca,  cocchiero,  dò,  tocca,  cocchiero.  5 

Ecco  l'aurora  che  la  notte  scaccia 

Con  l'infiammate  ruote  e  da  sé  sgombra 

L'oscura  e  maggior  ombra. 

Da  voi  mi  parto,  o  dolce  vita  mia; 

Tocca,  cocchiero,  orsù,  tocca,  va  via.  io 

E  voi,  lumi  del  ciel,  co^t  vostra  pace 

Cedete  di  bellezze  e  di  splendore, 

A  questa  che  nel  core 

Mi  pose  fiamme  e  fuoco  con  li  sguardi; 

Tocca,  cocchiero,  orsù,  tocca  ch'è  tardi.         15 


VILLANELLE   ALLA  NAPOUTANA.  459 

Partomi  dunque  e  con  voi  resta  l'alma, 
E  vi  prego  che  questi  amari  accenti 
[e.  37b]  De'  miei  duri  lamenti 

Sempre  faccin  con  voi  dolce  soggiorno; 
Tocca,  cocchiero,  orsù«  tocca  ch'è  giorno.      20 

Schema  metrico.  —  11A11B7B,  iiCiiC —  iiDiiEyE,  ilF  il  F  —  ecc. 


XCI. 

Seconda  parte. 

Andiamoci  a  dormire, 
Poiché  madonna  non  ci  vuole  aprire, 
£  vòlto  altrove  tiene  il  suo  pensiero. 
5m,  sUf  tocca,  cocchiero, 

Vuol'altro  che  canzoni,  5 

Bassi,  tenor,  contr'alti  e  semi  tuoni  ; 
Bisogna  ritrovar*  altro  pensiero. 
Su^  su,  tocca,  cocchiero, 

n  canto  poco  vale, 

Bassa  con  pie  se  vuoi  sallir  le  scale;        io 

n  bastón  non  aver  vóto  e  leggiero. 

SUf  su,  tocca,  cocchiero. 

Ogni  altra  cura  é  vana, 
L'olio  sol  di  moneta  unge  e  risana 
L'aspre  piaghe  d'amor  crudele  e  fiero.      15 
Su,  su,  tocca,  cocchiero,  16 

Schema  metrico,  —  7A  il  A,  iiB  7*B  —  7C  II  C,  iiB  7*B  —  ecc. 


[e.  38a]  xcn. 

Terza  Parte. 

Ferma  no»  ti  partire, 
Ecco  madonna  che  ci  vuol'aprire; 
Forse  cambiato  avrà  l'empio  pensiero. 
Ferma,  ferma,  cocchiero. 

Li  versi  e  le  canzoni  5 

Grate  le  saran  state  e  i  dolci  suoni; 
Né  converrà  trovar*  altro  mistero. 
Ferma,  ferma,  cocchiero. 

Ahimè,  c'ho  fatto  male 
A  dir  che  sol  per  oro  a  voi  si  sale;         io 
È  stato  il  mio  pensier  folle  e  leggiero. 
Ferma,  ferma,  cocchiero, 

30» 


460  M.   MENGHINI, 

Sete  gentire  umana 

D'ogni  avaro  voler  sempre  lontana; 

Io  vi  chieggio  perdón,  non  dissi  '1  vero.        15 

Ferma,  ferma,  cocchiero,  16 

Schema  metrico.  —  7A11A11B  7*B  —  7C  iiC  iiB  7*B  —  ecc. 


xcm. 

Amar  donna  che  sia 

Bella,  cortese  e  pia, 

Per  quel  che  provo  e  sento 

È  troppo  gran  contento. 

O  felice,  o  beato,  5 

Chi  gode  un  tale  stato. 

[e.  38b]  Se  ben  ti  punge  il  core 
Non  è  però  dolore, 
E  se  il  cor  tu  lì  dai 
È  più  dolcezza  assai.  io 

O  che  gioioso  stato 
Amando  essere  amato. 

E  da  qui  nasce  poi 

Che  tu  più  presto  vuoi 

Per  quest*  ogn'  or  languire  1 5 

Che  per  altro  gioire. 

O  core  aventúralo, 

Com  sei  ben  ingolfato. 

Un  sol  affanno  prova 

Ch'in  tal  laccio  si  trova,  20 

Pregando  che  la  morte 

Non  finisca  sua  sorte; 

Ond'a  pregar  s'aita 

n  ciel  che  gli  dia  vita.  24 

Schema  metrico, —-J K-] K,  7B7B,  7C7C  — 7D7D,  7E7E»  7F7F  — ecc. 


xav. 

Risposta. 

Amar  donna  ch'è  bella 
Per  forza  di  scarsella. 
Per  quel  che  provo  e  sento 
È  troppo  gran  tormento, 
[e.  39a]  Ahi  misero  e  meschino, 

Chi  è  amato  pe'l  quattrino. 


VILLANELLE    ALLA   NAPOLITANA.  46 1 

Se  ben  li  doni  il  core 

E  spendi  a  tutte  V  ore, 

Quanto  più  spenderai 

Più  te  ne  pentirai.  io 

Ahi  misero  e  dolente, 

Chi  spende  largamente. 

Et  è  lo  peggio  poi 

Che  se  spender  non  vnoi 

Denar  per  non  fallire,  15 

Non  ti  vogliono  aprire. 

Ahi  povero  ducato. 

Come  te  ne  sei  andato. 

Un  sol  rimedio  tiene 

Chi  spender  li  conviene,  20 

Poiché  l'amore  e  iato 

L'han  tutto  consumato. 

Per  finir  l'aspra  sorte 

Alfin  poi  con  un  laccio  darsi  morte.    24 

ScAema  metrico.  —  7 A  J A,  7B7A,  7C7C— 7D7D,  7E7E,  7F7F  — ecc. 
—  L'ultimo  verso  dell'ultima  strofe  è  endecasillabo. 


XCV. 

[39b]  La  prima  volta  che  t'  incontro,  Amore, 
Senza  l'arco,  li  strali  e  le  facelle 
Ti  vo'cavar  di  corpo  le  budelle. 

E  cosi  calde,  vive,  e  poste  al  sole 

Se  le  stiro,  travolgo  e  le  tramuto  5 

L'attaccarò al  mio  lento. 

Strappare  il  canto  e  abbassarò  il  tenore. 
Fingerò  che  sian  false  le  sottane 
E  romperò  U  bordone  e  le  mezzane. 

Cosi  cantando  andrò  per  ogni  luogo,         io 
Con  la  tua  pelle  arsiccia  ogn'or  rìdendo 
Quanto  per  te,  crudel,  penai  piangendo.    12 

Schema  metrico,  —  iiAiiBiiB  —  iiCiiDiiD  —  ecc. 


XCVI. 

O  alma,  che  iarai 

Quando  lontan  dal  tuo  bel  sol  sarai? 

Ahi,  che  in  pensarvi  veggio 

Che  la  mia  vita  va  di  male  in  peggio. 


462  M.   MENGHINI, 

Come  farai  tu,  core, 

Privo  del  tuo  angelico  splendore? 

Che  con  sue  luci  accorte 

Dona  ogn'or  agl'amanti  vita  e  morte. 

[e.  40a]  Che  farà  la  mia  vita 

In  questa  trista  e  cruda  sua  partita?         io 

Ahi,  ch'a  pensarvi  solo 

Sento  Talma  mancar  da  estremo  duolo. 

Amor,  poiché  tu  sei 

Fido  ministro  degl'affanni  miei, 

Fa  per  minor  dolore  15 

Partir  la  vita  pria  che  parta  il  core.  16 

Schema  metrico,  —  7A11A,  7B11B  —  7C11C,  7D11D  —  ecc. 


xcvn. 

Vola,  vola,  pensier  fuor  del  mio  petto. 

Vanne  veloce  a  quella  faccia  bella 

Ch'è  la  mia  chiara  stella; 

Dilli  cortesem^»/e  e  con  amore: 

Eccoti  lo  mio  core.  5 

E  mentre  alle  sue  vaghe  e  bionde  trezze 

E  quegl'occhi  lucenti  mirerai. 

Cosi  tu  li  dirai: 

Celeste  sol,  vera  beltà  infinita. 

Eccoti  la  mia  vita.  io 

[e.  40b]  Ma  se  col  lampeggiar  del  dolce  riso 
Rasserenar  volesse  i  giorni  miei 
Non  ti  partir  da  lei. 
Ma  dilli  ogn'ora,  ardendo  nel  suo  petto  : 
Eccoti  un  tuo  suggetto.  15 

Cosi  fuor  di  me  stesso  viverai 

In  lei,  né  più  da  me  farai  ritorno, 

Fin  che  quel  viso  adomo 

Non  dica  con  accorte  sue  maniere: 

Eccomi  in  tuo  potere.  20 

Schema  metrico,  —  iiA   ilB7B,  I1C7C—   11DÏIE7E,  il  F  7F  —  ecc. 


xcvin. 

^^^ggCi  fugge,  desir,  fuor  del  mio  petto. 
Volendo  andrai  dove  si  trova  quella 
Non  più  mia  chiara  stella; 
Sta  seco  etterno  no«  mi  dar  più  impaccio. 
Eccoti  sciolto  il  laccio. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOUTANA.  463 

Libero  che  sarò  col  tuo  ritomo 

E  che  davanti  a  lei  ognor  starai 

Cosi  tu  li  dirai: 

Spento  da  giusto  sdegno  fei  partita, 

Eccola  qui  finita.  io 

[e.  41a]  E  se  col  replicar  parole  e  fatti 

Conturbar  pur  volessi  i  giorni  miei, 
Non  ti  partir  da  lei, 
Ma  dilli:  Teco  ho  preso  il  mio  ricetto, 
Eccomi  d'Amor  netto.  15 

Libero  d'ogni  affanno  e  di  periglio 

Porto  veloce  al  tempo  la  catena, 

Quella  con  che  Amor  mena 

L'  uomini  servi  quando  li  può  avere. 

Eccomi  in  mio  potere.  20 

Schema  metrico.  —  Il  A  IIB7B,  I1C7C  —  ilD  I1E7E,  11F7F  —  ecc. 


XCIX. 

Fuora,  inora,  pensier,  dal  petto  mio, 
Andate  pur  altrove,  empij  martiri. 
Fiamme,  lacci  e  sospiri. 
Non  mi  date  tormento  o  più  dolore. 
Ecco  libero  il  core.  5 

E  voi,  martello,  rabbia  e  gelosia, 
Partitevi  da  me  che  so  già  mai 
Sciolto  di  pene  e  guai, 
[e.  41b]  Andatene,  tormenti,  in  altro  loco. 

Eccomi  senza  foco.  io 

E  tu,  mia  afflitta  et  alma  sconsolata. 
Or  datti  pace  e  vive  sempre  in  canto, 
£  da  te  scaccia  il  pianto; 
S  fogge  Amor  armato  nel  suo  reguo. 
Eccomi  pien  di  sdegno.  15 

Cosi  diceaif  d'Amor  sott'  un  bel  faggio 

Al  mormorar  d'un  liquido  cristallo. 

Gridando  intomo  a  un  ballo. 

Ninfe  amorose  con  ardenti  faci 

Dandosi  mille  baci.  20 

Schema  metrico,  —  11A11B7B,  11C7C  —  11D11E7E,  11F7F  —  ecc. 


404 


M.   MENGUINI» 


C. 

Chi  fins'  Amor  con  l'ali 

Fu  di  giuditío  privo 

Come  s'  instabil  fusse,  o  fuggitivo  ; 

Ma  che  stia  immobil'  e  costante 

Sallo  ogni  vero  amante.  5 

Si  dovea  dunque  fare 

Simile  ad  uno  scoglio  in  mezzo  al  mare. 

[e.  42a]  Perché  lo  finse  cieco 
Se  a  lui  di  virtù  cede 

Linceo,  che  di  veder  ogn'altro  eccede;  io 

E  ben  può  penetrar  quand'  egli  vuole 
La  've  non  entra  il  sole? 
Für  dunque  incauti  e  sciocchi, 
Dovean  farlo  com'  Argo  con  cent'occhi. 

Ond'è  c'ha  in  man  la  face  15 

£  va  si  altiero  e  carco 

D'acuti  strali  e  di  faretra  et  arco; 

Che  se  ben  l'alma  accende,  i  cori  impiaga, 

Non  si  scorge  mai  piaga. 

Dovean  dunque  rìtrarlo  20 

Un  che  nascoso  roda  come  tarlo. 

Ma  qual  più  van  consegUo, 

0  cieco  error  più  folle, 

Fanciul  rìtrarlo  pargoletto  e  molle, 

Se  di  senno  i  più  vecchi  e  di  possanza  25 

1  più  feroci  avanza? 
Fora  dunque  assai  meglio 

Farlo  un  fiero  gigante,  un  saggio  veglio. 


[e.  42b]  Che  pur  non  abbia  ignundo 


30 


Chi  signoreggia  il  mar,  la  terra  o  '1  cielo, 

È  ben  duro  al  sentir,  strano  al  pensiero, 

Né  sembianza  ha  di  vero. 

Fingasi  dunque  intomo 

Di  porpora  vestito  e  d'oro  adomo.  35 

Schema  metrico.  —  7A7B11B,   IIC7C,  7D11D  —  7E7F11F,   IIG7G. 
7  H  1 1 H  —  ecc. 


CI. 

Più  non  amo  e  più  non  ardo. 

Più  non  mi  ferisce  il  core 
Con  tormenti  e  con  dolore. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  465 

JalaUlarinlat  tandurindona  5 

yanturineüa,  latanturinlà. 
BeUa^  bella,  ch'io  dico  a  te. 
Più  non  fàtno  no»  alla  fé. 

Se  li  giorni,  Panni  e  mesi 

Per  seguirti  invan  ho  spesi,  io 

Me  ne  doglio  e  me  ne  pento 

Di  me  solo  mi  lamento. 

yalalilarinla  tandurindona 

yanturinellaf  latanturinlà. 

Bella,  bella,  ch'io  dico  a  te,  15 

Più  non  t^amo  no,  alla  fé, 

Noh  mi  curo  di  mirare 

E  mi  facci  disperare 

Sempre  mai  la  notte  e  1  giorno 

Con  donarmi  pene  e  scorno.  20 

yalaUlarinla,  tandurindona 

yanturinella,  latanturinlà. 

Bella,  bella,  ch'io  dico  a  te 

Più  non  famo  no,  alla  fé. 

[e.  43a]  Fammi  pur  quel  che  tu  vuoi,  25 

Ride  e  burla  con  chi  vuoi; 
Che  a  me  tu  non  darai 
Né  più  angosde»  né  più  guai. 
yalaälarinla,  tanturindona, 
yanturinella,  latanturinlà,  30 

Bella,  bella,  cìCio  dico  a  te. 
Più  non  famo  no,  alla  fé,  32 

Schéma  metrico.  —  8A8A,  8B8B  —  8C8C,  8D8D  —  ecc.,  con  ripresa 
iix  iiy,  yzyz. 


cn. 

Donna,  ti  dico  il  vero 

A  fé  da  cavaliero, 

Se  cosi  tu  disprezzi  ognun  che  t'ama 

Manchi  di  quel  che  si  conviene  a  dama. 

E  poi  che  tant'ofifese  5 

A  me,  crudel,  scortese. 

Hai  fatto  col  divin  e  chiaro  lampo 

Io  per  duello  ti  disfido  in  campo. 

Al  suon  di  trombe  armata 
Verrai  sola  guidata  io 

Dal  tuo  padrin'Amor  ch'ogn'or  mi  stanca. 
Ch'io  macchia  ti  darò  sicura  e  franca. 


466  M.   MBNGHINI, 

Alfine  ti  concludo: 

Io  sol  col  petto  ignudo, 

Co  l'arme  elette  d'ogn'amante  degno,  15 

T'aspetterò  col  mio  padrimo  sdegno. 

[e.  43b]  Là  dove  vuoi  battaglia 

Co  '1  strale  e  la  tua  maglia 

Vedremo  chi  di  noi  ha  più  valore, 

Viva  ragione  e  più  vivace  core.  20 

E  s'io  moro  in  steccato 

Morrò  lieto  e  beato; 

Ma  s'io  ti  vìnco,  perfida»  crudele. 

Saprai  se  giuste  son  le  mie  querele.  24 

Schema  metrico.  —  7A7A,  ilBliB  —  7C7C,  llDiiD  —  ecc. 


cm. 

Era  la  fiamma  mia  al  cor'intomo 
Un  tempo  senza  mai  trovar  più  pace 
E  si  dicea  d'Amor  viva  fornace. 

Era  negl'  occhi  miei  continoa  pioggia 
Che  distillava  un  cristallino  umore,  5 

E  si  dicea  il  fiume  di  dolore. 

Era  nel  petto  mio  gran  schiera  armata 
Di  focosi  sospiri  in  loco  vóti, 
Albergo  si  dicea  di  terremoti. 

Ero  già  non  so  più  foco,  né  pianto,  io 

Né  vento,  ma  mi  trovo  in  tale  stato 
Libero,  sciolto;  mai  l'avrei  pensato.  12 

Schema  metrico.  —  iiAiiBllB  —  iiCliDilD  —  ecc. 


[e.  44a]  CIV. 

Amore  è  uno  solo,  o  donne  belle; 
Ma  porta  mille  fiamme  il  .dispietato 
Per  abruciar  chi  in  preda  a  lui  s'è  dato. 

È  uno  lo  mio  core  afflitto  e  lasso; 

Ma  li  suoi  stratij  e  suoi  aspri  martiri  5 

Son  tanti  e  tanti  ch'io  no^t  li  so  diri. 

È  una  sola  al  mondo  quella  eh'  io  amo; 

Ma  le  rare  bellezze  del  suo  viso 

Son  più  che  non  son  stelle  in  paradiso. 

Un  era  ancor  l'inferno  et  or  son  due;  io 

Uno  ne  sta  nel  centro  della  terra 

E  r  altro,  ahimè,  nel  petto  mio  si  serra.        12 

Schema  metrico,  —  llAilBliB  —  ilCliDilD  —  ecc. 


VILLANELLE  ALLA   NAPOLITANA.  467 

CV. 

Amore  è  uno  solo,  o  donna  bella, 
Ma  li  suoi  dardi  sono  tanti  e  tanti 
Che  ben  lo  sanno  i  sfortunati  amanti. 

È  uno  lo  mio  core  a£flitto  e  lasso, 

Ma  li  mártir  che  pato  e  l'aspra  pena  5 

Son  più  che  fiori  in  terra  e  in  mare  arena. 

È  una  la  mia  donna  al  monda  sola. 
Ma  le  bellezze  del  suo  nobil  viso 
Son  più  che  non  son  alme  in  paradiso. 

[e.  44b]  È  uno  sol  l'inferno  al  parer  mio,  io 

Ma  un  altro  nel  mio  petto  ora  si  serra 
Che  più  ch'alli  dannati  mi  fa  guerra.  12 

ïtma  metrico,  —  liAliBiiB  —  llCilDliD  —  ecc. 


evi. 

Amore  va  di  notte  saettando, 
E  perché  è  cieco  mena  gelosia, 
Inanzi  acciò  che  l'insegni  la  via. 

Porta  saette  d'oro  nel  carcasso 

E  strali  ancor  di  piombo  con  omd. 

Saetta  gentiluomini  e  plebei.  5 

Non  pratica  di  giorno,  perché  teme 
L'ira  di  sdegno  valoroso  e  forte. 
Che  vuol  farlo  prigione  o  darli  morte. 

Questo  fraschetto  mi  troncò  una  sera,  10 

E  sùbito  tirò  l'aurato  strale« 

Ch'ai  cor  mi  fece  piaga  aspra  e  mortale. 

Et  io,  gridando:  Traditor*  arciero. 

Che  credi  far?  Rispose  da  valente: 

Passate,  gentiluom,  che  non  è  niente.  15 

htma  metrico.  —  iiAiiBiiB  —  iiCliDiiD  —  ecc. 


cvn. 

Ognuno  che  m'incontra  U  di  p^r  Siena 
Mi  dice:  Chi  t'è  morto,  o  meschinello, 
Che  porti  lo  scorruccio  allo  cappello? 

[e.  45a]  Io  lor  rispondo:  È  morta  cortesia, 
E  pietà  non  si  trova  viva  in  terra, 
Et  ogni  mia  speranza  è  sotto  terra. 

Et  è  lo  peggio  che  la  donna  mia 

Che  tanto  adoro  et  amo,  odio  mi  porta, 

Ch'è  si  può  dir  p^r  me  nel  mondo  morta. 


468  M.   MBNGHINI, 

Non  volete  ch'io  mostri  qualche  segno  io 

Di  lutto,  lungo  pianto  e  no  dolore, 

Com'alle  esequie  fan  quand'uno  muore?  12 

Schema  metrico,  —  iiAiiBllB  —  iiCliDiiD  —  ecc. 


cvm. 

Tra  questi  sassi  e  luoghi  aspri  e  selvaggi 
Ove  del  sol  non  penetrano  i  raggi 
Tra  querele  e  faggi  —  scoprirò  il  mio  duolo 
Poick*io  son  solo. 

Poi  ch*io  son  solo,  et  il  mio  mal  non  senti      5 
Il  pianger  mio,  e  i  miei  duri  lamenti 
Sonvi  sti  venti  —  e  forse  lor  mercede 
Mi  daran  fede. 

Mi  daran  Jede  si,  ma  quel  gran  pianto 
Trarrò  dal  cor  si  flebile  o  quai  canto  io 

Che  scemi  alquanto  —  la  passion  ch'io  porto; 
Deht  fuss*io  morto. 

[e.  45b]  Deh,  fusaio  morto  da  poi  che  p^r  servire 
Pato  un  tormento  ch'avanza  ogni  martire; 
Cercarò  di  morir  —  di  passo  in  passo,  15 

Di  sasso  in  sasso. 

Di  sasso  in  sasso  e  d'uno  in  altro  loco 
Di  duol'in  duol  mi  struggo  a  poco  a  poco; 
Bruciando  col  mio  foco  — i  fìumi  e  i  fonti, 
Le  selve  e  i  monti.  20 

Schema   metrico.  —  iiAiiA,    ii(5A4-6B)B5B—  iiCllC,   ll(5C  + 
6D)D5D  —  ecc. 


CIX. 
Dico  spesso  al  mio  core: 
Solo  fuggendo  puoi  vincere  Amore; 
E  chi  non  sa  fuggire 
Resti  sicuro  di  sua  man  morire. 

Amore  è  un  fuoco  ardente,  5 

Arde  e  consuma  sol  quand' è  presente: 

E  se  lo  strale  punge 

Piaga  però  non  fa  dove  non  giunge. 

E  chi  più  s'assicura 

Trova  in  Amor  sua  sorte  assai  più  dura;       io 

n  contrastar  no^t  giova, 

Mille  n'han  fatto,  mille  volte  prova. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  4Ò9 

Cosi  dico  al  mio  core 

Et  ei  piangendo  scema  di  dolore  ; 

Misero,  ohimè,  risponde:  15 

Mal  chi  contrasta  e  peggio  è  chi  s'asconde.     16 

ta  metrico.  —  7À11À,  7B11B  —  7C11C,  7D11D  —  ecc. 


[e.  46a]  ex. 

Dico  spesso  al  mio  core: 
Senza  dinar  non  di  può  far  l'amore, 
E  chi  non  ha  quattrini 
Resti  di  fuore,  e  attacchisi  all'oncini. 

Amor'è  un  foco  ardente  5 

Che  chi  non  ha  denar  tanto  più  '1  sente; 
E  se  1  morir  lo  punge 
Senza  denar  al  suo  desir  non  giunge. 

E  chi  più  s'assicura 

Trova  in  Amor  sua  sorte  assai  più  dura;       io 

n  contrastar  non  giova, 

Mille  senza  denar  n'han  fatto  prova. 

Cosi  dico  al  mio  core: 

Tutte  le  donne  sono  d'un  tenore; 

Et  elio  mi  risponde:  15 

Solo  è  amato  colui,  che  più  rinfonde.  16 

la  metrico.  —  7A11A,  7B11B  —  7C11C,  7D11D  —  ecc. 


CXI. 

Vorrei  che  si  facesse  questa  legge 
Che  chi  geloso  fusse  della  moglie 
Gli  fusse  tolta  con  tormento  e  doglie. 

[e.  46b]  E  poi  gli  fusse  messo  un  capezzone 

Con  freno  e  morso,  come  si  suol  fare         5 
Quando  i  polleri  si  danno  a  domare. 

Quello  che  lo  domasse  fusse  Amore, 
Avesse  li  speroni,  l'arco  e  frezze. 
Lo  facesse  saltare  e  far  corvette. 

E  quando  fusse  bene  ben  domato«  io 

Toltolo  il  vitio  della  gelosia 

Gli  si  desse  la  moglie  in  cortesia.  12 

la  metrico.  —  ilAiiBiiB  —  liCilDiiD  —  ecc. 


470  M.  MENGHINI, 

cxn. 

Ben  mio,  tu  m'hai  lasciato  {ais) 

Senza  speranza  e  senz'  alcun  conforto, 

E  poi  nou  vuoi  ch'io  per  te  resti  morto. 

Morirò,  morirò,  cor  mio,  si; 

Deh,  non  mi  far  morire,  5 

Ben  mio,  tu  m'hai  privato  {Jns) 

Del  dolce  aspetto  e  delicato  viso, 

£  poi  non  vuoi  che  per  te  resti  ucciso. 

Morirò,  morirò^  cor  mio,  si; 

Deh^  non  mi  far  morire,  io 

Ben  mio,  tuo  son  pur  stato,  ijns) 
Deh,  aiutami,  ti  prego,  in  cortesia 
[e.  47a]  E  non  mi  far  morir,  deh,  vita  mia. 
Morirò,  morirò,  cor  mio,  si; 
Deh,  non  mi  far  morire,  15 

Ben  mio,  tu  non  rispondi? 

Ohimè,  deh,  dillo,  dillo  s'io  son  tuo, 

O  s'io  debbo  morir  per  amor  tuo. 

Morirò,  morirò,  cor  mio,  si; 

Deh,  non  mi  far  morire,  20 

Schema  metrico,  —  7A11B11B,  io*C  7*D  —  7  A  iiE  iiE,  io*C7*D 
—  ecc.;  1'  ultima  strofa  non  ha  il  primo  verso  che  rimi  col  corri- 
spondente delle  altre. 


cxm. 

Amanti,  ormai  vivete 
Senza  timor  di  duri  lacci  o  rete; 
Ch'amor  per  far  ch'io  mora  disperato 
Con  tutti  i  lacci  suoi  m' ha  '1  cor  legato. 

Né  più  temete  i  strali  5 

Con  quai  vi  faccia  piagosi  e  mortali. 
Che  già  nel  mio  trafìtto  e  stanco  petto 
Tutti  i  strali  d'amor  hanno  ricetto. 

Né  più  tremate  ormai 

Che  con  le  fìamme  possa  darvi  guai;         io 
Ch'amor  per  far  ch'io  peni  in  ogni  loco 
Ha  posto  nel  mio  cor  tutto  il  suo  fuoco. 

[e.  47b]  Vedrassi  dunque  amore 

Senz'armi,  lacci,  strali  e  senz'ardore. 

Che  per  volermi,  ahimè,  tutto  disfarmi     15 

Gl'è  parso  onor  di  rimaner  senz'armi.        16 

Schema  metrico,  —  7AiiA,  iiBiiB  —  7C11C,  ilDllD  —  ecc. 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  47 1 

CXIV. 

S'io  fasse  salamandra  in  foco  ardente, 

Da  cui  si  pasce,  diverrebbe  gelo 

Per  scior  quest'alma  mia  dal  mortai  velo. 

S'io  fusse  talpa  e  nella  terra  ascoso 

La  macchina  terrestre  mancheria  5 

Solo  per  terminar  la  vita  mia. 

S'io  fusse  pesce  che  sol  d'acqua  vive 
Si  pescarían  i  fonti,  i  fiumi  e  '1  mare 
Per  ûur  del  corpo  ûur  l'alma  spirare. 

E  se  camaleonte  fusse  al  mondo  io 

L'aer  s'induraria,  cesseria  '1  vento. 
Cosi  privo  sarei  d'ogui  elemento. 

Ch'essendo  fuoco  voi,  ciel,  acqua  e  terra. 

Et  io  qual'animal  che  di  voi  vivo, 

Convien,  privo  di  voi,  di  me  sia  privo.  15 

kéma  metrico.  —  Il  A  ilB  II  B  —  ilC  liD  iiD  —  ecc. 


[e.  48a]  CXV. 

Se  sopra  un  sasso  vivo 
Fusse  caduto  il  lacrimoso  rivo 
Ch'à  me,  per  vostr'amor,  dagl'occhi  è  uscito, 
L'avria  spezzato,  non  che  intenerito. 

S'una  tigre  crudele,  5 

Udito  avesse  l'aspre  mie  querele, 
La  fierezza  e  '1  rigor  deposto  avria 
E  sana  divenuta  umile  e  pia. 

Se  '1  fireddo  e  etemo  gielo 

Dell'alto  monte  a  cui  s'appoggia  il  cielo,      io 

L'  aria  spezzato  col  vivace  ardore 

De'  cocenti  sospir  ch'escon  dal  core. 

Se  voi,  cruda  mia  amata. 

Più  dura,  più  crudele  e  più  gelata 

Del  duro  marmo,  delle  tigre  e  1  diaccio        15 

Non  rompo,  non  umilio  e  non  disfaccio.        16 

hema  metrico,  —  7Â  II  A,  iiB  iiB  —  7C  iiC,  liD  iiD  —  ecc. 


CXVI. 
n  tuo  divino  aspetto 
Vedo  m'ha  fatto  a  voi  sempre  suggetto; 
Strali,  lacci,  catene,  fiamine  e  foco 
Consumano  il  mio  cor'a  poco  a  poco. 


472  M.   MENGHINI, 

[c.  48b]  Il  viso  angelicato  5 

Mi  fa  ch'ogn'or'io  sia  arso  e  legato; 
Ahi,  per  celar'ad  altri,  il  mio  dolore 
Talvolta  canto  che  mi  piange  il  core. 

E  per  mio  maggior  male 
Giubilo  in  terra  e  non  v'è  pena  eguale;    io 
Che  giunger  possa  alla  mia  trista  sorte 
£  '1  tutto  è  tema,  anzi  sospetto  e  morte. 

Riposo  dammi  ormai, 
O  dolce  anima  mia,  deh,  non  più  guai; 
Non  far  ch'amando  disperato  mora,  15 

E  se  vuoi  questo  muora  l'alma  ancóra.      16 

Schema  metrico,  —  7A11A,  iiBilB  —  7C11C,  iiDiiD  —  ecc. 


cxvn. 

Mirando  a  caso  l'aurei  tuoi  capelli 
Parvero  d'oro  a  meraviglia  belli; 
Ma  fur  lacci  e  catene 
Che  mi  legomo  il  cor  d'affanni  e  pene. 

E  rimirando  l'occhi  tuoi  splendenti  5 

Al  primo  mi  credei  stelle  lucenti; 

Ma  fur  pungenti  dardi 

Che  mi  passorno  il  cor  con  li  suoi  dardi. 

[e.  49a]  E  contemplando  poi  la  bocca  e  '1  viso 

Dissi  tra  me:  Qmi  scorgo  il  paradiso;        io 

Ma  fu  per  me  l'inferno. 

Per  cui  l'estate  aghiaccio,  ardo  l'inverno.* 

Aurei  capelli,  occhi  splendenti,  e  vólto. 
Che  me  stesso  a  me  stesso  avete  tolto  ; 
Verrà  quel  giorno  mai  15 

Che  libero  e  sciolto  il  cor  sia  fuor  di  guai  ?    16 

Schema  metrico,  —   llAllA,  7B11B  —  llCliC,  7D11D  —  ecc. 


cxvni. 

Io  ardo  e  l'ardor  mio 
Fu  di  tant'  alto  e  si  nobil  desio 
Ch*ancor  che  certo  sia  dover  morire 
Mi  glorio  sol  del  mio  si  grand'  ardire. 

Pur  ne  temo  e  vaneggio 
Tal'or  che  '1  mio  desir  tant'alto  veggio 
E  dico  allor,  presago  del  mio  male: 
Dove  m'ha  giunto  il  mio  destin  fatale? 


VILLANELLA   ALLA  l^APOLITANA.  473 

Poscia  rivolgo  al  core, 
Dico:  Tu  sei  cagion  del  mio  dolore;         io 
Esso  risponde  e  dice:  Non  ho  bene; 
L'occhi  tuoi  fur  cagion  delle  mie  pene. 

[e.  49b]  Dunque  se  per  mirare 

Sola  fusti  cagion  del  mio  penare, 

Occhi  dolenti  miei,  piangete  forte  15 

Ch'ai  nascer  di  costei  nacque  la  morte.     16 

Schema  metrico,  —  7A11A,  liBllB  —  7C11C,  llDiiD  —  ecc. 


cxnc. 

Temerario  pensiero, 

Che  mi  guidasti  al  ciel  pront'e  leggiero. 

Non  p^r  bearmi  in  alto 

Ma  p^r  farmi  cader  di  mortai  salto; 

Tu  col  tuo  volte  audace  5 

Mi  promettesti  una  tranquilla  pace; 

Ma  poi  cadendo  a  terra 

Mi  desti  in  sorte  ima  perpetua  guerra. 

Ahi,  che  quanto  fu  il  bene 

Tante  son'or  le  mie  dogliose  pene;  io 

E  pensando  sovente 

Al  ben  passato  cresce  il  mal  presente. 

Dunque  se  '1  mio  pensiero 

Fu  la  cagion  del  predpitio  vero« 

Giust'è  ch'io  pianga  tanto  15 

Finché  la  vita  si  distilla  in  pianto.  16 

Schema  metrico,  —  7  A  II  A,    7B  llB  —  7C  llC,  7D  iiD  —  ecc. 


[e.  50a]  CXX. 

Tanto  vi  ama  quest'alma  afflitta  e  lassa 
Quanto  voi  sete  bella  e  fiera  in  vista; 
Ma  '1  vostro  fiero  sdegno 
Mi  rompe  ogni  disegno. 

Tanto  foco  p^r  voi  sente  il  mio  core  5 

Quanto  si  vede  in  voi  beltà  beltà  e  valore; 
Ma  '1  vostro  orgoglio  altiero 
Mi  leva  ogni  pensiero. 

Tanto  di  vita  questa  vita  sente 
Quanto  a  voi,  mio  bel  sol,  vi  sta  presente;   io 
Ma  il  vostro  creder  poco 
Raddoppia  fiamma  e  foco. 
Zeitoohr.  f.  rom.  Phil.  XYU.  xi 


474  ^'  MENGHINI» 

Dunque  rompete  l'ira  e  '1  grand'  orgoglio 
Ch'io  vostro  sono  e  vostro  morir  voglio, 
Se  ben  da  voi,  mio  bene»  15 

Avrò  tormenti  e  pene.  16 

Schema  metrico,  —  il  A  II  A,  7B  7B  —   II  C  iiC,  7D  7D  —  ecc. 


CXXI. 

Quella  catena  ond'io  legato  fui 

In  tanti  affanni,  in  aspre  pene  e  guai 

Sciolta  da  st'alma  noff  vedra'già  mai. 

[e.  50b]  La  mortai  piaga  ch'era  ormai  guarita 

Oggi  rinova  e  sto  vicino  á  morte,  5 

Senza  speranza  di  mutar  più  sorte. 

E  se  mill' anni  fiisse  di  voi  privo 
Non  mancherà  in  ogni  tempo  il  core 
Piangere  e  sospirar'a  tutte  l'ore. 

Se  ben' Amore  m'  ha  già  posto  in  terra,  io 
Al  core  sempre  avrò  per  mia  ventura 
Scolpita  la  tua  angelica  figura.  12 

Schema  metrico,  —  iiAiiBiiB  —   iiCllDllD  —  ecc. 


cxxn. 

Crudel,  perché  non  vuoi 

Ch'io  miri  gl'occhi  tuoi. 

Se  in  lor  ripos'  Amore 

Quest'alma  e  qu^xto  core? 

Fuggimi  pur,  crudel,  quanto  ti  piace,  5 

Che  sta  ne'  tuoi  begl'occhi  la  mia  pace. 

E  s'hai  d'angelo  il  viso. 

Le  guancie,  gl'occhi  e  '1  riso. 

Perché  mi  fai  penare 

Senza  volermi  amare?  io 

Fuggimi  pur,  crudel,  negami  aita, 

Che  sta  ne'  tuoi  begl'  occhi  la  mia  vita. 

Tu  vedi  ch'io  t'adoro 
E  giorno  e  notte  moro. 
Perché«  crudel,  fuggire  15 

A  chi  ti  vuol  seguire? 
[e.  51a]  Fuggimi  pur,  crudel,  donami  pene, 

Che  sta  ne'  tuoi  begl'occhi  ogni  mio  bene. 


Villanelle  alla  napolitana.  4^5 

Non  potrà  sorte  alcuna 

Di  mondo  o  di  fortuna  20 

Negar  premio  e  mercede 

Alla  mia  lunga  fede. 

Piagami  pur'il  cor'alfin  ucciso; 

Verrà  ne'  tuoi  begl'occhi  in  paradiso.       24 

Schema  metrico.  —  7A  7A,    7B7B,    iiC  ilC  —  7D7D,    7E7E,    iiF 
II F  —  ecc. 


cxxm. 

Finché  certo  sarà  il  mio  sperare 
Dolci  saran  le  fiamme  e  le  catene 
I  lutti,  affanni,  il  travaglio  e  le  pene. 

Ma  la  speranza  passa  e  resta  il  fuoco 
Dentr'al  mio  petto  e  l'abruda  di  sorte  5 

Che  non  potrà  stutarlo  altro  che  morte. 

Giurai  gran  tempo  più  di  non  amare 

Et  or'un  sole  d'una  vaga  luce 

Di  due  begl'occhi  a  pianger  mi  conduce. 

Ferir'un  disarmato  non  conviene,  io 

Amor,  se  giuste  son  tue  leggi  date; 

Fammi  contento  o  mi  da'  libértate.  12 

Schema  metrico.  —  li  A  il  B  il  B  —  iiC  iiD  liD  —  ecc. 


CXXIV. 

[e.  51b]  Assai  promette  chi  noff  attende  mai; 
Cosi  a  ponto  tu  fai. 
Sempre  mi  did:  Certo  lo  farò; 
Un  altro  ne  vói  po'. 

Molte  parole  pochi  effetti  fanno,  5 

Et  io  vivo  in  affanno; 

Con  la  vostra  promessa:  Si  farà; 

Ma  quando  non  si  sa. 

Buone  parole  e  tristi  effetti  avete 
Perché  mi  promettete;  io 

Ma  ormài  vi  risolvete  a  dir  di  no, 
E  non  un'altra  volta  po'. 

La  speranza  che  tarda  dà  gran  pene 

E  a  voi  non  si  conviene. 

Or  concludete,  e  ditemela  mo',  15 

Volete,  si  o  no?  16 

Schema  metrico,  —  Il  A  7  A,  10B6B  —  I1C7C,  10D6D  —  ecc. 


31* 


476  M.   MENOHINI, 

CXXV. 

Ser  per  servirti  ogn'or  mi  doni  guai 
Perché  lo  fai? 

Et  è  lo  peggio  poi  che  te  ne  ridi, 
Cosi  m'uccidi. 

[e.  52a]  Perché  prima«  cortese,  ti  mostrasti,  5 

Poi  mi  lasciasti? 

Per  farmi  con  più  pena  ogn'or  languire 
Per  più  martire. 

Se  di  vedermi  morto  hai  gran  piacere 
Te  lo  farò  vedere;  io 

E  so  che  quando  visto  Paverai 
Ti  pentirai. 

AUor  cognosciarai  sua  crudeltade 

Senza  pietade; 

£  detta  sarai  sempre  una  crudele,  15 

Et  io  fedele.  16 

Schema  metrico,  -     I1A5A,  I1B5B  —  I1C5C,  11D5D  —  ecc. 


CXXVI. 

Io  mi  sento  morire 

E  non  lo  posso  dire, 

Che  vuole  lo  mio  fato  e  la  mia  sorte 

Che  tacende  et  amando  giunga  morte. 

Io  mi  sento  abruciare  5 

E  non  posso  parlare. 
Che  voglion  quei  celesti  e  chiari  lumi 
Che  tacendo  nel  foco  mi  consumi. 

[e.  52b]  Sai  ch'io  perdo  la  vita 

E  non  domando  aita,  io 

E  vuole  lo  mio  fato,  e  '1  mio  desio 
Che  sia  secreto  il  precipitio  mio. 

Morte«  foco  e  dolore. 

Siatemi  sempr'al  core, 

Ch'io  mi  sento  il  morir  si  dolce  e  caro,   15 

Ch'ogni  mio  ben  dal  mio  morir'imparo.    16 

Schema  metrico.  —  7A7A,  iiBiiB  —  7C7C,  iiDllD  —  ecc. 


cxxvn. 

Io  sono  Amore 
Pieno  d'ardore 
Con  strali  e  l'arco 
Di  lacci  carco; 


VILLANBLLB   ALLA   NAPOLITANA.  477 

Ch'  ogni  anima  vivente  5 

In  foco  ardente 
Mártir  li  do 
Et  invisibil  vo. 

Son  cieco  e  nudo, 

Alato  e  crudo,  io 

Piccol  garzone 
Senza  ragione; 
Che  sotto  alla  mia  legge 
Ciascun  si  regge 
[e.  53a]  E  schiavo  sta  15 

In  gran  calamità. 

MiUe  torménti 

E  tradimenti, 

Astutie  e  inganni. 

Discordie  e  inganni  20 

Ai  miseri  mortali 

Con  fieri  strali 

Privo  di  fé 

E  con  poca  mercé. 

Misteri  amanti  25 

Ch'og'or  in  pianti, 

Fiamme  e  martiri 

Lacci  e  sospiri 

Sete  arsi  e  incatenati, 

Da  me  piagati;  30 

Soffrite  orsù, 

Né  vi  dolete  più.  32 

Schema  metrùo,  —  5A5A,  5B5B»  7C5C,  4D6D  —  5E5E,  5F5F,  7G 
5G,  4H6H  —  ecc. 


cxxvm. 

Se  spesso  noff  ti  miro 
È  sol  perché  non  posso,  ond'io  sospiro  ; 
Ma  se  ePamarmi  ogtCor  fermo  starai. 
Ben  mio,  non  morirai, . 

[e  53b]  Non  posso  il  tuo  dolore,  5 

Com'io  vorrei,  cacciar  al  tutto  fuore; 
Afa  se  d  ^amarmi  ogtCor  fermo  starai. 
Ben  mio,  non  morirai. 

Vorrei  star  sempre  teco 
Se  il  rio  timor  non  albergasse  meco;        io 
Afa  se  d'amarmi  o^nor  fermo  starai. 
Ben  mio,  non  morirai. 


47^  M.   MÊNGHINI, 

E  se  la  mia  fortuna 

Mi  desse  da  parlarti  or'opportona, 

Quanto  presto  sarei  a  darti  aita,  15 

Vedresti  all'or,  mia  vita. 

Dunqf^e  costante  e  forte 

Sia  sempre  1'  amor  tuo  fino  alla  morte; 

Ch'il  tempo  adempirà  nostro  desio, 

Cosi  ti  promett'io.  20 

Schema  metrico,  —  7  A  II  A,  II*B7*B  —  7C  liC,  II*B7*B  ■—  ecc.;  le 
ultime  due  strofe,  7E11E,  11F7F  —  7G11G,  11H7H. 


cxxnc 

Rendemi  il  core,  ohimè, 
Donna  senza  mercè; 
Che  più  noff  voglio  amare 
Chi  m'odia  e  fa  penare. 

[e.  54a]  Rendemi  il  core,  orsù;  5 

Ch'ormai  non  posso  più; 
Ch'io  non  vo  più  seguire 
Chi  da  me  vuol  fuggire. 

Dammi  il  mio  core,  dà, 

Donna  senza  pietà;  io 

Ch'io  non  voglio  già  mai 

Seguir  chi  mi  dà  guai. 

Se  alfin  lo  vuoi  per  te 

Abbi  pietà  di  me, 

E  porgi  qualch'aita  15 

A  quest'afflitta  vita.  16 

Schema  metrico.  —  6A6A,  7B7B  —  6C6C,  7D7D  —  ecc. 


cxxx. 

Io  piansi  un  tempo  e  col  mio  pianto  amaro 
Tutto  di  foco  e  gelo  diventai 
E  poi  cantai  sùbito  ch'io  arsi; 
O  felici  sospiri  a  l*aura  sparsi. 

Io  vissi  un  tempo  in  guerra,  in  doglie  e  pene,      5 
Ma  poi  pace  gustai,  contento  e  gioco, 
Allor  ch'io  viddi  il  mio  stato  cangiarsi; 
O  filici  sospiri,  a  Inaura  sparsi. 

[e.  54b]  Io  bramai  morte  per  uscir  di  guai. 

Or  bramo  vita  sol  per  voi  godere,  io 

Poi  che  '1  ciel  veggio  a  me  benigno  farsi  ; 
O  filici  sospiri  a  l'aura  sparsi. 


VILLANELLB  ALLA  NAPOUTANA.  479 

O  fiumi,  o  fonti,  o  selve,  o  boschi,  o  mare, 
Fiere  selvestre,  vaghe  ninfe  care, 
E  voi,  pastori,  che  'n  sti  colli  sete  15 

AU'  allegrezza  mia  tutti  correte.  16 

Schema  metrico,  —  Il  A  II  B,    ilCll*C  —  il  Dil  E,    iiCii*C  —  ecc.; 
r  ultima  strofa  però  iiGiiG,  iiHiiH. 


CXXXI. 

Poiché  l'ardente  amore  ch'io  ti  porto 

E  la  contima  et  aspra  servitù 

Tu  non  la  stimi  più; 

Ad  altra  donna  mo^ 

Lo  core  mio  darò,  5 

Non  voglio  amarti  più  che  mi  fai  torto 

Disposto  so  di  far  come  fai  tu. 

Non  mi  ci  inchiappi  più; 

Ad  altra  danna  mo* 

Lo  core  mio  darò,  io 

Trovati  amante  che  ti  dia  conforto, 

Che  lo  mio  amor  non  è  come  già  fu 

A  me  no»  penar  più; 

Ad  altra  donna  mc^ 

Lo  core  mio  darò,  15 

[e.  55a]  In  pace  resta,  io  mi  ritorno  in  porto. 
Salvo,  felice,  assente  ogn'or  da  te, 
E  ti  prometto,  a  fé 
Che  lo  mio  cor  sarà 
D'una  che  m'amarà.  20 

Schema  metrico,   —    11A10B6B,   6*C6*C  —   11A10B6B,   6*C6*C 
ecc.;  r  ultima  strofa  11  A  10D6D,  6E6E. 


cxxxn. 

Se  pensate  con  tanto  stratìarmi 
Sanar  l'ardente  fiamma  c'ho  nel  core 
Voi  sete  in  grand'*  errore. 

Se  disposta  voi  sete  di  lasciarmi 
E  sperate  che  sdegno  vinca  amore 
Voi  sete  in  grand*  errore. 

Se  fuggendo  da  me  pensate  farmi 
Mutar  voglia  o  pensier  in  altr'amore 
Voi  sete  in  grand*  errore. 


480  M.   MENGHINI, 

Per  voi  tutte  le  pene  mi  son  care,  io 

E  mi  vedrete  in  tant'  affanni  stare 

Qual  scoglio  in  mezzo  al  mare.  12 

Schema  metrico,  —  1 1 A  i  B  7*B  —  1 1 A  1 1 B  7*B  —  ecc.  ;  l'oltima  strofii 
11C11C7C. 


cxxxm. 

Se  st'occhi  non  facessero  doi  fiumi 
Per  gran  tormento  della  vita  mia 
Quest'  alma  in  foco  si  consumeria. 

[e.  55b]  S'io  stesse  un  poco  senza  sospirare 

Uscirla  fuora  del  mio  cor*  ardente  5 

Fiamma  eh'  abbruciarla  tutta  la  gente. 

£  se  lo  sguardo  di  quest'occhi  ladri 
Non  mi  legasser  con  mille  catene 
Non  sentirla  mai  doglia  amaro  mene. 

Or  pensate  al  mio  mal  iqual'  esser  deve,   io 
Amare  donna  che  per  premio  dona, 
Fiamma,  tormento,  morte  e  mai  perdona.    12 

Schema  metrico,  —  II  AllB  llB  —  llC  llD  IiD  —  ecc. 


cxxxrv. 

Perché  lo  fai  a  stratiarmi  a  torto 
Se'l  ciel  e  la  fortuna  ha  destinato 
Ch'io  p^r  te  sempre  viva  incatenato? 

Sai  ben  che  gran  tormenti  provo  ogn'ora 
E  pur  mi  sei  crudel'  ingrata  e  ria;  5 

Muta,  di  gratia,  questa  Oemtasia. 

Tu  vedi  ancor  che  quanto  più  mi  fuggi 

E  cerchi  rinovare  le  mie  pene, 

Non  posso  far  eh'  io  non  ti  voglia  bene. 

Sia  qui  fìn'al  dolor  et  al  martire  io 

E  non  voler  quest'  alma  tormentare, 

Che  l'amor  mio  non  potrà  mai  mancare.  12 

Schema  metrico,  —  liAilBilB  —  ilCilDilD  —  ecc. 


[e.  56a]  CXXXV. 

Viver'  amando  tue  bellezze  rare 
Mi  è  dolce  ogni  penare; 
O  lieto  giorno,  quando  fui  legato 
Dal  tuo  viso  adornato. 


VILLANELLE   ALLA  NAPOLITANA.  48 1 

Esser  dinanzi  a  chi  sempre  tormenta  5 

Allor  la  fiamma  è  spenta; 

O  felice  destino, 

Cagion  ch'io  ami  un  vólto  si  divino. 

Degno,  soave  e  dilettoso  male 

Amar  cosa  mortale;  io 

O  raro  e  dolce  riso, 

Che  mirandol  si  gode  il  paradiso. 

Crescano  fiamme  ogn'ora  nel  mio  petto 
E  so  di  voi  soggetto; 
O  che  felice  ardore,  15 

Voi  mi  starete  ettemam^ftte  al  core.  16 

Schema  metrico.  —  Il  A  7  A,  7B11B  —  11C7C7D  iiD  —  ecc. 


CXXXVI. 

Quando  dal  primo  Amore 

Fu  sciolto  lo  mio  core. 

Pensai:  Quest'alma  afflitta  e  sconsolata 

Non  fosse  da'  sospir  più  tormentata. 

Et  ora  un  nuovo  fuoco  5 

M'abmcia  in  ogni  loco; 
[e.  56b]  Foco  noff  è,  ma  doi  facelle  ardenti 
D'una  crudel,  ch'ammazzano  le  genti. 

E  se  ben  mille  firezze 

Tiran  con  sue  bellezze,  io 

Col  guardo  poi  e  col  soave  riso 

Sana  la  fiamma  e  móstra  il  paradiso. 

Or  poi  eh'  è  destinato 

Ch'io  viva  incatenato. 

Dirò  gridando  in  ogni  parte  ch'io  15 

Né  vita  più,  né  libertà  desio.  16 

Schema  metrico.  —  7A7A,  iiB  iiB  —  7C7C,  llD  iiD  —  ecc. 


cxxxvn. 

Scoprirò  l'ardor  mio  con  dir  ch'io  moro 

Ma  la  mia  ninfa  bella 

Per  forza,  ohimè,  di  stella 

Vuol  ch'io  celi  la  fiamma  e  '1  gran  martire. 

Tacerò  dunqvLt  o  ver  vorrò  morire,  5 

Se  pur  'io  veggio,  ohimè,  dentr'al  mio  petto 

Celato  foco  ardente 

Farmi  via  più  dolente, 

M'a  forza  ch'io  consenti  al  mio  desire. 

Tacerò  dun^e,  0  ver  vorrò  morire.  io 


482  M.   MBNOHINI, 

[c.  57a]  Soñriro  questa  pena  e  gran  tormento 
Poiché  cosi  vuol  sorte, 
Ch'io  corra  e  vadi  a  morte 
£  ch'io,  misero,  veggia  il  mio  languire. 
Tacerò  dungnt,  o  ver  vorrò  morire.  15 

Tacerò,  poi  che  vuol  fortuna  e  1  cielo, 

n  foco  e  1  mio  dolore 

Ch'  affligge  il  tristo  core; 

Ma  pnima  ch'io  mi  mora,  o  beltà  rara 

Farò  a  voi  soPogni  mia  pena  chiara.  20 

Schema  metrico,  —  Il  A  "jB  y  B,    il  C  ll*C  —  llD  7E7E,    ilCll*C 
ecc.;  l'ultima  strofa:  11H7L7L,  iiMiiM. 


cxxxvm. 

Una  fiammella  viva 

D'ogni  mio  ben  mi  priva, 

E  quanto  più  la  miro. 

Ahi  lasso,  ogn'or  sospiro. 

O  sfortunato  amante  5 

Che  vuol'esser  costante. 

Dui  son  li  miei  nemici 

Tra  lor  troppo  felici; 

Bellezza  e  leggiadria 

Ch'  affliggon  l'alma  mia.  io 

O  guerra  a  me  tenace 

Ond'io  non  ho  mai  pace. 

[e.  57b]  Tre  son  li  strali  ardenti 
Cagìon  de'miei  tormenti, 
Dispetto,  odio  e  furore  15 

Che  m'  ha  ferito  il  core. 
O  desiata  morte 
Togliemi  tanta  sorte. 

Quattro  pòn  dare  aita 

Alla  mia  stanca  vita,  20 

Pietà,  grazia  e  mercede 

Legata  in  salda  fede. 

A  quest'  ogn'or  chiegg'io. 

Rendetemi  il  cor  mio.  24 

Schema  metrico,  —  7 A  7A,   7B  7B,   7C  7C  —  7D  7D,   7E  7E,   7F7F 
—  ecc. 


VILLANELLE  ALLA  NAPOLITANA.  483 

CXXXIX. 

Perché  non  è  cristallo  lo  mio  core 

Che  trasparessi  fìiore, 

Senz'altra  prova  o  fede 

La  chiusa  fiamma  mia  che  noff  si  crede. 

O  in  mezzo  al  petto  una  finestra  avessi,     5 

Di  donde  si  potessi 

Chiaramente  mirare 

La  cagion  che  mi  sforza  a  lacrimare.  ^ 

Ch'io  vedrei  forse  tinta  di  pietade 
L'infinita  beltade;  io 

[e.  58a]  Né  mi  si  negaría 

L'andar  piangendo  ogn'or  la  doglia  mia. 

Or  potete  saper  quâl'è  1  mio  stato 
Ch'io  chiamo  beato; 

Chi  non  si  dolse  mai,  15 

Ma  sol  chi  pianger  può  delli  suoi  guai.     16 

ckema  metrico.  —  il  A  7  A,  7B11B  —  11C7C,  7D11D  —  ecc. 


CXL. 
Qual'or  del  mio  bel  sol  contemplo  il  lume 
Che  d'ogni  grave  affanno  il  cor  restaura 
Mille  sospir*  all'or  'io  spargo  all'  aura. 

S'io  miro  il  crin  che  l'aura  rasserena 

Col  crespo,  inanellato  laccio  d'oro  5 

Ivi  resto  prìgion,  ivi  mi  moro. 

Se  li  gìgli,  le  rose  e  le  viole 

Che  si  adolciscon  l'aura  di  quel  viso« 

Mi  par  godere  in  terra  il  paradiso. 

Dunqf^  se  questo  né  al  sol  né  a  l'aura  io 

Ritrova  il  suo  refugio  altro  che  l'aura 
Ragion  è  ben  ch'ogn'or  risuoni  all'aura.         12 

¡chema  metrico,  —  iiAiiBiiB  —   iiCiiDiiD  —  ecc. ;    l'ultima  strofe 
ilBiiB  iiB. 


CXLI. 

Guardate»  amanti,  che  bel  nuovo  inganno 

Ha  ritrovato  Amore, 

Per  farsi  ormai  del  tutto  empio  signore. 

[e.  58b]  Se  ne  va  senza  l'arco  e  senza  face 
Sol  con  pungenti  strali. 
Per  mettere  in  fuga  li  mortali. 


484  M.   MENOHINI, 

Ma  sol  con  grocchi  di  madonna  poi 

Fa  ciò  che  vuole  il  crudo, 

Che  contro  lui  non  val'elmo  né  scudo. 

L'è  ver  che  più  non  dà  con  quelli  morte,      io 

Pena,  tormento  e  noia. 

Ma  vita  sempre  mai,  piacere  e  gioia.  12 

Schema  metrico.  —  11A7B7B  —  11C7D11D  —  ecc. 


CXLn. 
Donna,  se  lo  mio  core 
Si  strugge  per  amore; 
Per  tua  rara  beltà 
Non  hai  di  me  pietà. 

Fuggemi,  struggemi,  ardemi  e  fa  che  voi,     5 
Che  contento  mi  dan  quest'occhi  tuoi. 

Se  quest'afflitto  petto 

Ogn'ora  t'è  suggetto, 

Vedonsi  i  dolor  miei 

Cosi  crudel  mi  sei.  io 

Ridemi,  sprezzami,  affliggemi  quanto  sai, 

Ch'un  giorno  forse  te  ne  pentirai 

Se  quest'anima  mia 
Te  sol  brama  e  disia, 
[e.  59a]  Perché  non  hai  mercede  15 

Alla  mia  lunga  fede? 
Ridemi,  stratìami,  sprezzami,  cor  crudele. 
Di  me  non  hai  amante  più  fedele. 

Se  per  te  vivo  in  pianto 

£  tue  bellezze  canto,  20 

Perché  non  mi  consoli 

Con  li  tuoi  sguardi  soli? 

Confortami,  giovami,  mirami  e  dammi  aita. 

Da  poi  ch'io  adoro  tua  beltà  influita.        24 

Schema  metrico,  —  7A7A,  7B7B,  13C11C  —  7D  7D,  7E7E,  13F11F 
—  ecc. 

CXLin. 
Io  ti  seguo  e  tu  mi  fuggi. 
Io  t'adoro  e  tu  mi  struggi; 
Notte  e  giorno  per  te  moro 
Ahi,  crudele,  pur  t'adoro. 

Io  ti  seguo  notte  e  giorno  5 

£  poi  pure  a  te  ritomo  ; 
Bene  mio,  perché  non  hai 
Or  piata  delli  miei  guai? 


VILLANELLE   ALLA   NAPOLITANA.  485 

Una  volta  mi  dicevi 

Che  gran  ben  tu  mi  volevi;  io 

Or,  cnidel,  ti  curi  poco 

Del  mio  ardore  e  del  mio  foco. 

Dammi  pur  tormenti  e  pene 

Quanto  vuoi,  dolce  mio  bene; 

Che  se  ben  mi  desse  morte  15 

Pur  starò  costante  e  forte.  16 

Schema  metrüo,  —  8A8A,  8B8B  —  8C8C,  8D8D  —  ecc. 


[e.  S9b]  CXLIV. 

Da  voi  partir  vogl'io 
E  vi  lascio  il  cor  mio 
E  portarò  per  core 
Negli  occhi  il  pianto  e  nel  petto  il  dolore. 

Quest'amara  partita  5 

Mi  privará  di  vita; 

Ma  per  dar  fìne  a  i  guai 

Voglio  partir,  né  ritornar  già  mai. 

Che  la  mia  dura  sórte 

Sol  può  finir  la  morte,  io 

Perché  quanto  più  vivo 

Tanto  più  amo  il  vostro  volto  divo. 

Andrò  sempre  dicendo 

Lontan  da  voi  fuggendo: 

L'esser  troppo  fedele  15 

Fa  verso  me  la  donna  mia  crudele.  16 

Schema  metrico,  —  7A7A,  7B11B  —  7C7C,  7D11D  —  ecc. 


CXLV. 
Mi  ha  punto  Amor  con  velenoso  dardo 
E  va  gridando  p^r  mare  e  p^r  terra: 
All'arme,  all'arme,  all'arme,  guerra,  guerra. 

Et  io  che  '1  cor  ferito  ògn'or  mi  sento 

£  consumato  d'una  ardente  face  5 

Piangendo  grido:  Pace,  pace,  pace. 

[e.  6oa]  Ma  nell'assalto  il  lusinghier  trionfa. 
Fiamme,  lacci,  sospiri,  ardito  e  forte 
Esclama:  Sangue,  sangue,  morte,  morte. 

Ond'io  che  so  ministro  nell'impresa  io 

Solo,  senza  conforto  e  senz'aita: 
Mercede,  invoco,  vita,  vita,  vita. 


486  M.  MENGHINI, 

Cosi  nulla  mi  giova,  che  '1  crudele 

M'ha  preso  e  vinto,  e  per  maggior  sua  gloria 

Gridando  chiama:  Vittoria,  vittoria.  15 

Schema  metrico.  —  iiAiiBiiB  —  iiCiiDiiD  —  ecc. 


CXLVI. 
Lasso,  quando  avran  fin  tanti  sospiri 
E  questi  miei  martiri: 
Quando  avrà  fin  la  pena  mia  infinita. 
Cara  e  dolce  mia  vita. 

Che  quando  mi  mirate,  ahi  dura  sorte,       5 

Mi  date  mille  morte; 

E  con  leggiadro  et  amoroso  viso 

Resto  da  voi  diviso. 

Se  ben  si  parte  l'amoroso  sguardo 

De'  begl'occhi  pur'ardo;  io 

L'ardor  avvampa  e  pato  mille  pene. 

Per  voi,  dolce  mio  bene. 

Dunque  se  '1  lampeggiar  de'vostrì  rai 
[e.  6ob]  Cagion  fu  de'  miei  guai. 

Porgete  all'alma  afiflitta  alcuna  aita,  15 

Cara  e  dolce  mia  vita.  16 

Schema  metrico,  —  I1A7A,  I1B7B  —  I1C7C,  I1D7D  —  ecc. 


cxLvn. 

Porto  celato  il  mio  nobil  pensiero 
Dentro  quest'alma,  né  scoprir  poss'io 
L'alta  cagion,  ohimè,  dell'ardor  mio. 

Talché  nutrisco  il  cor  tra  fiamina  e  ghiaccio, 
E  tra  lunghi  sospir'a  forza  e  voglia  5 

So  fatto  albergo  d'infinita  doglia. 

L'  alma  mia  non  respira  e  trova  loco, 
E  s'io  rido  tal'or  per  gli  occhi  fuore 
Consumandosi  dentro  piange  il  core. 

Cosi  per  bontà.  Amor,  pato  tormento,  io 

Vengo  in  odio  a  me  stesso  e  a  mille  a  mille 
Sento  doppiar  nel  cor  vive  faville.  12 

Schema  metrico,  —  iiAilBiiB  —  iiCiiDiiD  —  ecc. 


CXLVm. 
Io  credo  certamente,  o  donne  belle. 
Che  quest'Amor  che  porta  l'arco  e  strale 
Altro  non  sia  eh' un  spirito  infernale; 


VILLANELLE  ALLA   NAPOUTANA.  487 

[e.  6 la]  Dapoi  che  carco  ogn'or  di  fiamme  ardenti, 

Di  saette  invisibili  e  catene  5 

Arde  et  incende  e  dona  ogni  di  pene. 

Che  s'augel  fìisse,  o  ver'anima  eletta, 
Col  suo  celeste  ardore  e  dolce  face 
Contento  ci  daria  e  gioia  e  pace. 

Or,  se  questo  crudel  spirito  ignudo»  io 

Alato  e  cieco  è  posto  al  fuoco  ettemo 
Fuggir  bisoja  il  suo  angoscioso  inferno.       12 

Schema  metrico,  —  iiAiiBllB  —  iiCiiDiiD  —  ecc. 


CXLIX. 
Una  mortai  ferita  tengo  al  core 
Fatta  p^r  man  d'Amore, 
Che  sempre  notte  e  di  mi  fa  penare 
E  sol  la  morte,  ahimè,  la  può  sanare. 

Una  profonda  piaga  al  cor  dolente  5 

Dà  pena  ettemamente, 

Senza  speranza  di  conforto  o  aita, 

E  sol  la  morte,  ahimè,  può  darmi  vita. 

Ahimè,  dolente  e  tristo,  quanto  è  rio 
E  crudo  il  destin  mio.  io 

Che  se  voglio  dar  fine  al  mio  martire, 
[e.  6ib]  Altra  strada  non  v'è  se  noff  morire. 

Pur  se  volesser  le  lucenti  stelle 

Più  che  1  sol  chiare  e  belle. 

Mio  cor  ritroveria  vita  e  conforto  15 

Che  dar  vita  mi  può  chi  sol  m'ha  morto.     16 

Schema  metrico,  —  11A7A,  iiBiiB  —  11C7C,  iiDiiD  —  ecc. 


CL. 

Io  voglio  pianger  tanto 
Ch'  un  mar  faccia  di  pianto. 
Come  lo  mar  maggiore 
Poiché  m*è  contra  Amore, 

E  da  st'afflitto  viso  S 

Cacciar  per  sempre  il  riso, 
Vivendo  con  dolore 
Poiché  nCè  contra  Amore, 

Et  ogni  festa  e  gioco 

Fuggirlo  più  che  '1  foco;  io 

Vivendo  con  dolore 

Poiché  n^è  contra  Amore, 


488  M.   MENGHINI, 

Dapoi  che  cosí  vuole 

Questa  faccia  di  sole, 

Che  in  lei  tant'è  beilade  15 

Quant'ancor  crudeltade.  16 

Schema  metrico.  —  7 A  7A,   787*8  —  7C7C,   787*8  —  ecc.;  raltim« 
strofa  però  7  E  7E,  7F  7F. 


[e.  62a]  CLL 

Madonna,  se  volete 
Due  sorti  d'elemosina  farete: 
AUi  poveri  infermi  con  denari 
Et  a  gl'amanti  con  vostr^occhi  chiari. 

E  se  non  me  '1  credete  5 

Quand'  alle  chiese  andate  lo  vedrete; 
Che  gli  poveri  aspettano  quattrini 
E  grati  sguardi  gl'amanti  meschini. 

Però  non  siate  ingrate, 

Che  fate  ben  per  voi,  dice  qual  frate;      io 

E  certo  ben  per  voi  sempre  farete 

Quando  aitate  chi  voi  occidete. 

Non  dico  già  per  quelle 

Che  sono  tanto  gratïose  e  belle. 

Che  mirano  ad  ognuno  per  pietade,  15 

Ma  quelle  che  son  pien  di  crudeltade.       16 

Schema  metrico.  —  7A  II  A,  118  II  B  —  7C  II  C,  iiD  liD  —  ecc. 


CLn. 
Sia  noto  e  manifesto  a  tutte  voi, 
Donne,  che  sete  vaghe,  ardite  e  belle, 
E  del  regno  d'Amor  fidat'ancelle. 

Che  nissuna  presumi  e  non  ardisca 

Sotto  la  sua  disgratia  e  1  suo  furore  5 

Di  far  co'  preti  e  cortigian  l'amore. 

[e.  62b]  liem  che  sotto  la  medesma  pena 
Non  debiat'  accettar  per  namorato 
Gente  che  faccia  dello  spasimato. 

Neil'  isola  di  Cipro  è  scrìtto  un  bando     io 
Al  tribunal  d'Amor  che  sempre  dura: 
Guardasi  ognun  dalla  mala  ventura.  12 

Schema  metrico,  —  iiAiiBiiB  —  liCilDllD  —  ecc. 


VILLANELLE   ALLA  NAPOLITANA.  489 

CLin. 

Chi  vuol  aver  in  terra  il  paradiso 

Venga  a  servire  le  donne  di  Pranza. 

O  Dio,  che  bella  usanza, 

Madonna,  che  voi  fate. 

Che  per  creanza  gV uomini  baciate.  5 

Se  le  rincontri  si  scoprono  il  viso, 

Con  riverenza  una  bella  creanza. 

O  Dio,  che  bella  usanza, 

Madonna,  che  voi  fate, 

Che  per  creanza  g V uomini  baciate,  IO 

E  poi  ti  fauMO  un  sguardo  e  un  certo  riso 

Che  della  vita  perdi  la  speranza. 

O  Dio,  che  bella  usanza. 

Madonna,  che  voi  fate. 

Che  per  creanza  gV uomini  baciate,  15 

Però  vengono  apposta  di  Turchia 

Per  star  in  questa  dolce  compagnia, 

Sol  p^r  la  cortesia, 

Madonna,  che  voi  fate. 

Che  p^  creanza  gl'uomini  baciate. 

ema  metrico.  —  li  A  I1B7B,  7*C  ll*C  —  li  A  11B7B,  7*C  il*C  — 
ecc.    L'ultima  strofa  :  1 1 D  1 1 D  7  D,  7*  C  1 1*  C. 

Mario  Mbnghini. 
(Forts,  folgt.) 


Zrttaohr.  f.  rom.  Phil.ZYII.  3^ 


Di  un  inedito 
volgarizzamento  dell'  »Jmago  mundi''  di  Onorio  d'Âuton, 

tratto  dal  codice  estense  VII.  B.  5. 

A  voler  dare,  per  quanto  é  possibile,  una  compiuta  biblio- 
grafìa delle  versioni  italiane  dell'  ,Jmago  mundi"  di  Onorio  d'Autun, 
mi  é  d'uopo ,  prima  di  accennare  al  codice  estense  VIL  B.  5  (dal 
quale  é  tratto  il  volgarizzamento  che  ora  mi  propongo  di  dare  in 
luce)  far  qui  menzione  di  due  altri  mss.,  che  dell'  opera  di  Onorio 
ci  conservano  una  redazione  italiana. 

Di  questi  il  primo,  cioè  il  Palatino  703  [numerazione  moderna] 
[già:  571.  E.  5,  9,  36] '  membranaceo,  della  prima  metà  del  sea 
XIV,  di  mm.  220x156,  ha  ce.  33  antic,  numerate,  non  com- 
presavi una  carta  bianca  in  fìne,  e  la  carta  di  risguardia  in  prin- 
cipio, sulla  prima  pagina  della  quale,  capovolta,  si  leggono  sedici 
righe  di  scrittura  corsiva  del  sec.  XIV,  molto  evanida,  alla  quale 
é  inscritta  dalla  stessa  mano  la  data  Mccclxxij.  La  scrittura  é 
calh'grafìca,  semigotica,  a  due  colonne  ;  legatura  in  assL 

Mi  si  consenta  ora  di  riferire  qui  ciò  che  del  contenuto  del 
cod.  ne  dice  il  G.  :  ^JJhro  della  Imagine  del  Mondo,  Adesp.  e  ane- 
pigr.  Il  compilatore  di  questo  libro  seguita  per  lo  più  l'opera  De 
Imagine  Mundi  Honorii  Augustodunensis;  ma  non  di  rado  l'abban- 
dona per  attingere  alle  Etimologie  di  S.  Isidoro,  e  talvolta  si  serve 
de'  due  promiscuamente  ;  qualcosa  aggiunse  di  suo  o  attinse  ad  altre 
fonti,    tra    le   quali    fu  certamente    il   poema  V  Image  du  Monde  di 

Gautier  de  Metz Le  partizioni  principali  e  i  capitoli  dell'opera 

non  hanno  rubriche,  ma  appariscono  visibili  per  gli  spazi  lasciati 
vuoti  alle  rubriche  e  per  le  iniziali  colorate.  Precede  un  breve 
Proemio:  „Qui  comincia  lo  libro  ch'é  appellato  ysidero,  lo  quale 
compiloe  sancto  ysidero.  £  appellasi  ysidero,  però  k'ó  traslatato 
de  Tysidero    et    imperció    k'é  translatato    del   libro   che   parla   del 


^  Gentile    (Luigi):    /  codici  palatini  della  R,   Biblioteca  NauonaU   di 
Firenze,  voi.  II,  fase.  4 


VOLGARIZZAMENTO  DEIX'  IMAGO   MUNDL  49 1 

mappamundi ....  £1  titolo  di  questo  libro  é  appellato  ymagine  del 
mondo  , . ,  etc.  —  E  auegna  dio  che  grande  affanno  e  grande  studio 
sia  a  traslatare  di  latino  in  uolgare,  Impertanto  si  conuiene  soiferire 
per  gratia  et  per  amore  delli  amici,  perciò  che  quello  che  Tuomo 
fae  per  li  amici ,  fae  l'uomo  per  se  medesimo".  Com.:  „Mondo 
niene  tanto  a  dire,  come  da  tutte  parti  commosso,  perciò  ch'elgli 
é  sempre  in  mouimento ,  la  ymagine  et  sembiança  é  com'una  palla 
ritonda  y  e  à  similitudine  d'uno  huouo**.  —  Fin.:  „Mercurius  à  suo 
luogo  nel  sengno  di  Capricornio.  £  la  luna  nel  sengno  ch'é 
appellato  arìes.*'  Seguono  immediatamente  tre  brevi  paragrafi,  dei 
figli  di  Noè  e  delle  provincie  onde  si  dividono  le  tre  parti  del  ^ 
mondo  :  „Tre  fìgluoli  di  noè  appresso  il  diluuio  diuisero  il  mondo 
in  tre  parti . . . ,  etc.  —  Brettagna .  ybemia  .  Aprilodoxij .  infra  occe- 
anus.  I  Amen.  Am." 

Il  secondo  é  il  cod.  miscellaneo  parigino  7239,^  membran. 
in  ioL  p.,  di  scrittura  pressoché  tonda,  di  pag.  324,  dei  primi  anni 
del  sec.  XVI ,  di  mirabile  conservazione.^  £sso ,  come  rilevasi  da 
una  annotazione,  che  reca  in  sul  principio ,  „est  venu  du  sérail  de 
Constantinople  en  France  en  1688,  par  les  soins  de  M.  Gîrardin, 
ambassadeur  à  la  Porte",  ed  ha  in  fine,  n'a  moite  altre  pregevoli 
operette  italiane,  anche  la  seguente,  di  pag.  50,  che  comincia: 
„Qui  principia  il  libro  de  imagine  mundi  composto  da  Honorio 
filosofo  solitario,  per  lo  quale  si  potrà  intendere  molte  et  gentilissime 
et  digne  cose."  L'opera,  a  dire  del  Marsand,  é  divisa  in  cento 
e  trentadue  brevissimi  capitoli,  il  primo  de'  quali  tratta  della  crea- 
zione del  mondo,  il  secondo  degli  elementi,  il  terzo  dei  sette  anni 
della  Terra  ecc.  ecc.,  ed  i  tre  ultimi  si  riferiscono,  l'uno  agli 
£gìziani,  l'altro  ad  Adamo  nostro  primo  padre,  e  l'ultimo  ad  Abele. 

Il  codice  estense  VII.  B.  5,  dal  quale  pubblicai^  una  traduzione 
italiana  del  lapidario  di  Marbodo  (f.  49  c  alla  prima  metà  del  f.  58  h) 
ed  un  firammento  di  bestiario  volgarizzato  (dalla  2^  metà  del  f.  58h 
a  f.  58<1)  ci  oñre  pure  (da  f.  ir  a  metà  del  f.  48c)  una  copia  latina 
dell'  „Imago  mundi"  di  Onorio  d'Autun,  coU'esposizione  in  volgare, 
che  mi  propongo  ora  di  dare  in  luce  insieme  con  alcuni  capitoli 
d^incerto  autore,  i  quali  vengono  immediatamente  dopo  1'  „Imago 
mundi"   (dalla  2^  metà  del  f.  48c  a  f.  49h).     Invero   la   copia  non 


^  Una  breve  descrizione  del  predetto  cod.  si  può  vedere  nel  „Cata' 
logus  Ccdd,  Mss.  Bibliothecàe  Regiae  Parisiensis**,  Pars  lU,  T.  IV,  n.  7239 
(cfr.  :  Histoire  littéraire  de  la  France  ^  XII,  175).  Un  cenno  ne  dà  pure 
V.  Le  Clerc  nell'  Hist,  litt,  de  la  France,  XXm,  308. 

'  Marsand  (Antonio)  :  /  manoscritti  italiani  della  R,  Biblioteca  Parigina 
descritti  ed  iUustrati,  Parigi,  stamp.  Reale,  1838,  v.  II,  p.  i  e  seg. 

'  Nella  mia  memoria  intitolata  :  ^^Di  un^inedita  traduzione  in  prosa  italiana 
del  poema  de  lapidibus  pr^tiosis"  attribuito  a  Marbodo  ecc.  (Propugnatore, 
N.  Sw,  V.  m,  p.  I,  fase.  13 — 14)  premessa  un'ampia  descrizione  del  cod.,  donde 
é  tratto  il  predetto  volgarizzamento,  dichiarava  il  mio  intendimento  di  pub- 
blicare anche  l'inedita  versione  dell'  „Imago  mundi",  contenuta  nel  cod.  stesso. 
Attengo  ora  la  promessa  fatta  in  queU'occasione ,  reputando  il  ms.  non 
indegno  di  essere  conosciuto  da  quanti  sono  studiosi  degli  antichi  testi  volgari. 

32* 


492  V.   FINZI, 

è  completa,  poiché  dell'opera  di  Onorio  il  cod.  estense  contiene 
solo  i  primi  due  libri  (testo  e  tradizione)  ed  un  frammento  (testo  e 
versione)  del  libro  3^^  che  termina  colle  seguenti  parole  :  ,,....  Ma 
lasciamo  la  uolubilitate  el  momento  del  tempo,  lasciamo  esso,  dico, 
e  driççamo  le  mente  nostre  alla  stabilitale  del  secolo.**  Tuttavia 
non  sarà  inopportuno  il  considerare  le  ragioni,  che  mi  hanno  in- 
dotto a  pubblicarla. 

A  chi  si  accinga  infatti  a  un  raffronto  fra  il  testo  dell'  „Imago 
mundi",  quale  ci  é  offerto  dal  cod.  estense,  e  la  citata  edizione 
dell'opera  di  Onorio  (della  quale  mi  giovai  per  trarne  le  varianti), 
si  parrà  anzitutto  la  notevole  discrepanza,  che  nella  divisione  dei 
capitoli  vi  ha  bene  spesso  fra  i  due  testi.  Ma  ció  che  sovratutto 
non  vuoisi  tacere  si  é  che  le  varianti,  quasi  sempre  di  mera  forma, 
sono  però  talora  importantissime,  perché  sostanziali,  siccome  mi 
sono  studiato  di  notare  a  suo  luogo. 

Quanto  al  volgarizzamento  mi  piace  rilevarne  qui  il  pregio 
intrinseco,  poiché,  pure  non  disconoscendone  i  difetti,*  non  si  può 
negare  che  esso  si  serbi  fedele  quasi  sempre  all'originale,  come 
non  si  può  disconoscere  che  in  taluni  casi,  nei  quali  se  ne  scosta, 
come,  p.  e.,  quando  il  traduttore  obliando  l'ufficio  suo,  si  assume 
quello  di  parafrasare  quei  luoghi  del  testo,  che  a  lui  paiono  degni 
di  essere  chiariti,  riesce  felicemente  nel  suo  tentativo. 

Per  non  addurre  che  alcune  prove  del  mio  asserto,  ricorderò 
come  il  passo  seguente:  „Septiformi  spiritu  in  trina  fide  illustrato, 
ac  septenis  riuis  inundato . . .  ."^  é  cosi  reso  nella  versione  :  „Al 
homo  el  quale  e  illustrato  in  la  fede  de  trinitate  de  spinto  de 
septe  mainere,  et  inundato  de  septe  riui,  li  quali  sonno  appellati 
Gramática,  Dialetica,  Rectorica,  Aiismetica,  Geometria,  Musica  et 
Astrologia."    Cosi  il  cap.  3^,^  (F  nella  edizione  da  me  presa  a  con- 


i  n  Fabricio  (Bibl.  laU  med,  et  inf,  lai.,  Patavii,  1754,  HI,  279),  e  sulla 
scorta  di  luì  i  Maurini  {Hist,  litt,  de  la  li  ranee  ^  XU,  174 — 175)  enumerano 
7  edizioni  dell'  „Imago  mundi'*.  Vuoisi  inoltre  ricordare  che  il  Migne  ripub- 
blicò Topera  di  Onorio  nel  t.  172  della  sua  „Patrologia  latina."  (H.  A., 
Opera  philosophica  et  theol,  ex  recensione  Andreae  Schotti  n,  pr,  searsim 
edita  cura  et  impr.  J,  P,  Migne,  Paris  1854,  ^^  —  ^%  Nelle  ultime  ediaoni 
(comprendendo  in  questo  novero  anche  la  Lugdunense)  [Maxima  Bibìiotheca 
Veterum  Patrum  et  antiquorum  Scriptorum,  Ecclesiasticorum  etc.,  T.  XX, 
Lugduni,  apud  Anissonios,  1677,  p.  966  e  seg.  i],  rispetto  alla  quale  il  testo 
del  codice,  che  é  scorrettissimo,  offre  non  poche  varianti,  da  me  accurata- 
mente notate  a  pie'  di  pagina,  il  trattato  dello  scolastico  d'Autun  è  diviso  in 
3  libri.  Orbene  :  nel  codice  estense  si  il  testo  che  la  traduzione  dell'  ,Jmaco 
mundi'*  terminano  colle  prime  parole  del  3^  libro,  alle  quali  susseguono  sema 
alcuna  linea  di  divisione  alcuni  capitoli  adespoti,  nei  quali  l'autore,  come 
si  vedrà  più  diffusamente  a  suo  luogo,  discute,  attingendo  a  fonti  diverse,  di 
argomenti  svariatissimi,  e  cioè  di  cronologia,  di  storia  naturale,  ecc. 

^  Alcuna  volta  infatti  il  traduttore  non  é  riuscito  a  interpretare  esatta- 
mente il  testo;  tal'  altra  ci  ha  dato  una  versione  troppo  pedissequa  all'origi- 
nale, e  bene  spesso  oscura. 

'  f .  I  r  cap.  I.  Nella  cit  edizione  di  Lyon:  „Septiformi  spirita  in  trina 
fide  illustrato,  ac  septenis  rivis  trifariae  Philosophiae  inundato . . .  •" 

*  f.  2r. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL'  IMAGO  MUNDI.  493 

fronto)  intitolato:  „Della  qualitate  del  mondo'%  nella  traduzione  é 
preceduto  da  un  prologo,  che  suona:  y,Abendo  questo  Àuctore  in 
lo  suprascripto  Capitolo  de  deuer  scriuere  del  mundo  e  de  le  suoe 
continentíe.  In  lo  presente  Capitulo  dise  che  cosa  el  mundo.'' 
£  si  può  altresì  riguardare  come  introduzione  al  cap.  6®  „Delli 
quatre  alimenti  [elementi]  et  della  lor  determinatione"  il  50  (f.  2v), 
che  comincia:  „Per  li  suprascripti  capituli  assay  e  manifesto  de  la 
rotunditate  uniuersale,  ciò  e  del  mondo",  e  si  chiude  con  una 
fervida  invocazione  a  Dio  e  alla  B.  V.  „a  do  che  questo  lauorero 
e  delli  altri  possa  far  fructo,  si  de  le  anime  nostre  cum  dy  corpi". 

Riguardo  al  predetto  volgarizzamento  é  infine  da  considerare: 
i^:  che  il  traduttore  alcuna  volta  si  allontana  troppo  dal  testo, 
come  nel  seg.e  passo  del  cap.  25,  intitolato:  „De  Asia  Minore,  e 
de  le  sue  religione  (sic.)"  :  „. . . .  In  quo  [Ponto]  ouidius,  et  postea 
Clemens  exilio  relegantur*S  che  nella  versione  suona  :„....  nel  qualle 
[mare  pontìcho]  ouidio,  e  poi  clemente  studiano  in  lor  mente  (?) 
et  li  si  uersifìcano^":  2^:  che  talora  di  fronte  alle  difficoltà  che 
offire  Topera  più  notevole  dello  scolastico  d'Autun,  nella  compila- 
zione della  quale  l'autore  attinse  alle  fonti  più  svariate  dell'erudizione^, 
il  traduttore  o  non  ha  saputo  o  tentato  di  vincerle.  Peraltro  gli 
stessi  difetti  della  versione,  nonché  scemare  (e  mi  piace  qui  rile- 
varlo anche  una  volta)  ne  mettono  in  maggior  luce  i  molti  pregi, 
per  i  quali  vuol  essere  commendata. 

All'  Imago  mundi  seguono,  come  dissi  più  sopra,  alcuni  capi- 
toli d'incerto  autore,  dei  quali  credo  prezzo  dell'opera  fare  qui 
menzione. 

Del  I^,  che  é  pure  anepigrafo,  e  com.:  Si  mars  et  maius 
fuerìnt  menses  piumosi",  e  fin.:  „frumentum  carum  cognoscas  tem- 
pore tali",  si  ha  nel  codice  anche  la  esposizione  in  volgare,  alla 
quale  peraltro  é  dato  uno  svolgimento  cosi  largo ,  da  doversi  con- 
siderare piuttosto  la  parafrasi  di  quello  che  la  versione  dell'originale. 
Questo  infatti  vi  é  trattato  con  grande  libertà,  si  che  ben  si  può 
affermare,  che  degli  sviluppi  introdottivi  desso  fornisce  appena  il 
punto  di  partenza.  Com.:  Si  Marcio  e  magio  serano  misi  pluu- 
iosi ....";  fin.  :  „Et  per  dò  quando  questo  cottal  tempo  auerae, 
sapi  eh  el  fermento  sera  charo."^ 


»  f.  lO^. 

'  Ecco  quel  eh  si  legge  in  proposito  nell'  „Htsfot're  littéraire  de  la 
France**,  XII,  183 — 184:  „. . .  .Benchë  la  posterità  non  siasi  granfatto  giovata 
degli  scritti  di  Onorio,  tuttavia  sarebbe  ingiusto  il  dire  che  essi  siano  stati 
inutili  al  suo  secolo.  Non  vi  si  vede  invero,  come  in  quasi  tutti  i  suoi 
contemporanei,  alcuna  nuova  scoperta,  né  traccia  alcuna  di  quel  genio  inven- 
tivo, che  sa  perfezionare  e  accrescere  le  cognizioni  ricevute  ;  ma  essi  possono 
riguardarsi  siccome  depositarli  della  tradizione  su  quasi  tutte  le  branche  dello 
scibile,  n  nostro  autore  infatti  possedeva  e  ha  trasmesso  quasi  tutto  ciò 
eh  si  sapeva  allora  di  matematiche,  di  cosmografia,  di  geometria  e  di  meta- 
fisica ....'' 

*  Col  predetto  capitolo  termina  il  2^  libro  dei  quattro,  onde  si  compone 
il  codice.  —  Intorno  a  cotal  genere  di  pronostici,  che  più  particolarmente  si 


494  V.  FiNZi, 

Al  predetto  capitolo  ne  segue  un  secondo,  intitolato:  „Ratio 
ad  inueniendum  pasca",  che  alla  stessa  guisa  di  quello  che  gli 
succede,  si  può  riguardare  siccome  un  sunto  del  noto  trattato  „de 
ratione  temporum"  del  Venerabile  Bed  a.  La  materia  poi  del  4^, 
del  5<)  e  del  6^  fu  fornita  indubbiamente  oltre  che  dalla  cit  opera 
di  Beda,  dal  „libellus  de  argumentis  lunae",  dal  „computus  vul- 
garisS,  dal  „computus  de  embolismorum  ratione"  e  dal  trattato  „de 
planetarum  et  signorum  ratione"  del  predetto  autore.^ 

Gioverà  da  ultimo  notare  che  il  4^^  libro  (f.  49h)  consta  di  tre 
soli  brevi  capitoli,  pure  anepigrafi,  che  costituiscono  un  frammento 
di  bestiario  latino,  nel  quale  si  descrivono  le  virtù  del  Upos^  che 
e  detto  „piscis  absque  squamis  similis  ancipitri-',  del  ptscis  ceesias^ 
del  quale  si  dichiara  solo  la  proprietà  di  sanare  i  colpiti  da  epi- 
lessia, dell*  isiea  e  del  bucus  o  jaresP' 

In  questa  mia  edizione  ho  seguito  il  metodo,  oggidf  più 
raccomandato  dai  dotti,  quello,  cioè,  di  non  alterare  in  veruna 
guisa  i  testi  che  si  vogliono  illustrare  e  dare  in  luce,  nelP  intento 
di  migliorarne  la  lezione.  Nel  ritrarre  peraltro  fedelmente  l'orto- 
grafìa del  codice,  del  quale  riprodussi  anche  gli  errori  più  grosso- 
lani, ebbi  cura  di  sciogliere  le  abbreviature  ed  i  nessi,  e  d^awicinare, 
a  seconda  dei  casi,  le  sillabe  e  le  parole,  perché  la  lettura  ne 
riuscisse  più  spedita. 


riferiscono  alle  stagioni  e  alle  raccolte ,  cfr. :  P.  Meyer:  „Les  pronostics 
d'Ezechiel  in  „Bulletin  de  la  Société  des  anciens  textes",  IX  (1883),  84  e 
seg.,  e  dello  stesso  P.  M.  :  „Les  manuscrits  français  de  Cambridge"  (Romania 
XV,  188  e  322  sgg.).  Veggasi  pure  in  „Revue  des  langues  romanes",  IH, 
133  e  seg.  1,  una  nota  di  A.  Boucherie:  „un  almanach  au  X^e  siècle"«  e 
Camus  J.  :  „Notices  et  extraits  des  mss.  français  de  Modène  antérieurs  au 
XVIo  siècle"  {Revue  des  langues  romanes,  40  série,  avril — juin  1891,  p.  206 
e  seg.  Í). 

^  A  mio  parere,  Tanonimo  compilatore  deve  pure  avere  attinto,  massime 
per  i  cap.  i  40  e  5^ ,  all'  opus  de  rerum  proprietatibus"  di  Bartholomens 
Anglicus  (cfr.  :  lib.  Vili ,  cap.  X— XXI)  ed  allo  „Speculum  naturale"  di 
Vincent  de  Beauvais  (cfr.:  lib.  XV,  cap.  XLI — XLV).  —  S'ancora  da 
avvertire,  che  col  capitolo  intitolato:  „Isti  sunt  anni  ante  aduentum  domini" 
termina  il  libro  III  „yranis"  [uranus].  Il  cap."  com.:  „Anni  nonaginta  et 
100  milia  quinqué";  fìn.  :  „Qui  saluauit  erat  quando  uenit  omnia  tempus..." 
Il  4.°  libro  non  ha  titolo  alcuno,  poiché  alle  parole:  „Explicit  liber  tercios 
yranis",  colle  quali  questo  ha  termine,  segue  immediatamente  :  „Incipit  quartos". 

^  Riguardo  a  codesto  bestiario  ciò  che  sovratutto  vuole  essere  consi- 
derato (e  potrei  fare  la  stessa  osservazione  anche  rispetto  all'altro  franmiento 
di  bestiario  volgarizzato,  tratto  dal  predetto  codice)  si  è  che  esso,  a  diffe- 
renza degli  altri  bestiari,  dai  quali  la  moralità  è  inseparabile  (cfr.:  Paris 
Gaston,  La  littérature  française  au  moyen  age  {XI — XV«  siècle),  II«  édition, 
Paris,  Hachette,  1890,  p.  144)  manca  affatto  di  tale  carattere. 


VOLGARIZZAMENTO  DEIX'  IMAGO  MUNDI.  495 

[f.  I.']  j  Epistola  mandata  d  alcuno  a  Honorio  salitario» 

Septiformi  spirìtu  in  trina  fide  iUnstrato,   ac  septenis  nuis  inandato, 

chrìstianus,  post  septimanam  huins  uite  bcatitudinìbus  laurean,  et  in  octaua 

trìnitatrm  in  unitate  contemplan.  Quia  ingnorans  cum  ignorantibus ,  igno- 

5  rancie  tenebris  inuoluor.     Idcirco  mestam  lugubremque  vitam,  ut  cecus 

ducere  uideor.    Quare,  quia  te  immensa  sapiencie  luce  confusum  cognosco« 

cum  multis  aliis  deposco,  quatenus  aliquam  sintillam  (sic)  tue  flamiuome 

scientie,  cum  tibi  non  minuatur,    imperciaris,    et  positione  orbis  quasi  in 

tabula   nobis   describas.    Miserum   enim   uidetur   res   propter   nos   factas 

IO  cotidie  spectare,  et  cum  iumentis  insipientibus  quid  sint,  penitus  ignorare. 

Quella  medesma  in  uulgare. 

Al  homo  el  quale  e  illustrato  en  la  fede  de  trinitate  de 
spirito  de  septe  mainere,  et  inundato  de  septe  riui,  li  quali 
sonno  apellati  Gramática,  Dialetica,  Rectorica,  Arismetica,  Geo- 
15  metria,  Musica  et  Astrologia,  Cristiano  dapo  la  septimana,  cioè 
la  fine  de  questa  presente  uita  de  beatitudene  essere  adomato, 
et  in  la  octaua,  cioè  in  lo  di  del  iuditio  potere  degnamente 
contemplare  in  hunitate  de  la  trinitate,  per  che  io  ignorante, 
ciò  e  ignorante  de  senno,  cun  li  ignoranti  in  tenebre  et  oscuri- 
lo tate  de  ygnorantia  mi  reuoluo.  Pero  e  a  me  pare  de  menare 
trista  et  descoreuelle  uita.  per  qualle  casione,  en  per  quello  eh 
io  te  cognoso  confusso  in  luce  de  grandissima  sapiencia,  io  cun 
multi  altri  pregando,  demando,  che  tu  de  splendente  sciencia 
alguna  guttolina  a  nui  debi  donare.  £  debi  a  nui  fare  notitia 
25  de  saiuere  la  positione  della  rotonditate  del  mundo  si  come 
en  una  tolleta.  Pero  che  misera  chosa  e  ciascun,  di  guardar 
le  chose,  che  per  nui  sonno  facte,  et  quelle  no  cognoscere,  se 
non  cun  giumenti  insipienti  lo  essere  de  quelle  predicte  chose 
al  postuto  ignorare. 

30  .ij.  Responsion  de  Honorio, 

Sapiencie  alumpno  abdita  diligenter  scrutanti,  in  seiende  profundo, 
honorius  utriusque  honoris  salute  nunc  uigere,  et  post  in  syon  deum  in 
quo  omnes  thesauri  sapiencie  et  sciencie  sunt  absconditi«  oculo  ad  òculum 
uidere.      Cum    iugiter   lectioni    studiosius  incumbas,   ac    tocius   scripture 

35  medulam  sitibundus  exugas,    poscis  a  me,  amicissime,  ut,  quemadmodum 
uulgo  dicitur,   quod  ouis  a  capra  petierit  lanam,  tocius  orbis  tibi  depingi 

57  formulam,   in  qua  sic  oculi   corporis  ualeas   reficere,   sicut  uisum  cordis 


1  Epistola  Christiani  ad  Honorium  Solitarium  de  Imagine  mundi, 

—  2  rivis  trìfariae  Philosophiae  mundato,  —  8  Christianus  ^  —  vitae 
Septem  beatitudinibus  —  4  Trinitatem  —  ignorans  —  ignorantiae  —  6 
moestam  —  coecus  —  6  sapientiae  —  circumfusum  —  7  scintillulam  tuae 
flammivomae  —  8  scientiae,  —  nobis  impertías  ;  Expositionem  —  9  tabella 

—  10  quotidie.  —  30  Epistola  Honor ii  ad  Christianum,  de  eodem,  — 
81  Sapientiae  alumno  —  scientia  profundo,  utique  hominis,  salute  nunc 
vigere,  —  82  Sion  Dominum,  —  88  Sapientiae,  et  scientiae  —  84  studiosus 

—  totius  scripturae  medullam  —  85  exsugas;  Poscis  —  88  totius  — 
depingam  —  87  oculum 


496  V.  FINZI, 

soles  in  machina  uninersitatis  depascere.  Quod  negocium  sudore  plenum, 
ipse  melius  nosti,  quam  sit  laboriosum,  quamque  periculosum.  Laboriosum 
quidem  michi  in  aliis  occupato  et  multis,  ut  seis,  animi  molestiis  pre- 
grauato.  Periculosum  autem  propter  inuidos  [f.  iv.],  qui  cunta  que 
5  nequeunt  immitari,  non  cessant  calumpniari,  et  que  assequi  non  possunt 
venenoso  dente,  ut  sectiigitur  (sic)  hyrcus  lacerare  non  omittunt,  et  ea  que 
publice  arguit  (sic),  furtiue  intente  legnnt«  atque  de  laboribus  uestris  ubi 
seien tiam  usurpant,  quam,  ut  sues  margaritam,  pedibus  usurpant.*  Enimuero 
cum  non  solum  laborem  meum,  sed  meipsum  tibi  debeam,  presertim  cum 

IO  me  non  mihi  soli  sed  toti  mundo  genitum  intelligam,  omittens  inuidos 
tabescentes,  non  me,  sed  se  ipsos  leuido  corde  corodentes,  ardua  aggrediar 
mollimina,  quia  inprobus  labor,  immo  caritas  uincit  omnia.  Ad  instruc- 
tionem  itaque  multorum,  quibus  deest  copia  librorum,  hic  libellns  qui 
editur,   nomenque   eius  ymago  mundi  indatur,   eo  quod  dispositio  todus 

1 5  orbis  in  eo,  quasi  in  speculo  non  (sic)  spitiatur.  In  quo  et  pignus  amidcie 
nostre  posterius  relinquatur.  Nichil  autem  in  eo  pono,  quod  maiorum 
comendat  oratio  et  tradictio. 

Résponstua  uulgaremente, 

A   quello    el   quale   e  nudrito  de  sapiencia,    el  quale  dili- 

20  gentemente  li  manchamenti  in  lo  profundo  de  la  sdencia  recerchi 
honorio.  In  questa  presente  uita  auere  uegleuele  salate  di 
ciaschuno  honore,  e  depo  questa  uita  deo  in  lo  quale  sonno 
ascusi  tuti  li  thesaiuì  de  sapiencia  e  de  sciencia  uedere  a  uìso 
a  uiso.     Cunçio   sia    cosa    che    tu    uegelmente   et  cun    grande 

25  studio  sóprastei  a  le  lectione.  £  la  medola  et  1  interiore  de 
tuta  la  scriptura  cun  grande  desiderio  procura  de  sauere.  Do- 
manda a  me  segondo  uogalmente  se  disse,  che  la  pegora  do- 
mandaua  a  la  capra  la  lana,  cosi  demanda  a  me  che  eo  a  ti 
te  scrina  et  depinça   tutta  la    retundita    del    mondo    in   picola 

30  forma.  In  la  qual  chusi  per  lo  corporale  uiso,  çoe  per  gli  ocli 
del  corpo  te  possa  recreare,  e  darte  conforto,  e  consolatione, 
si  come  o  spirito  in  la  mente  con  li  ocli  del  corpo  et  del 
chuore,  cioè  della  intelligencia,  che  te  useno  de  recreare,  con- 
siderando uniuersalmente  le  chose  temporale  e  spirituale.  La 
quale  uescenda  piena  de  sudore  come  e  piena  de  fatiga,  a  me 

36  si  cun  tu  say,    e  piena  de  perìcolo  ti   medesmo    la    conusi  si 


1  negotium    —  8  mihi  —  4  cuneta  quae  —  6  imi  tari  —  calumniari 

—  6  setiger  hircus  —  7  arguunt  —  labore  nostro  —  8  usurpant:  Quem, 

—  margaritas,  —  proculcant.  Etenim  vero  —  9  sed  et  —  (praesertim  cum 
me  non  mihi  soli,  sed  toti  mundo  genitum  intelligam)  —  U  livido  — 
corrodentes  —  aggredior  —  12  molimina.  Quia  improbus  —  imo  —  18 
libellus  —  14  edatur:  —  ei  Imago  mundi  —  16  totius  —  speculo  con- 
spiciatur:   in  quo  etiam  nostrae  amicitiae  pignus  posteris  —  16  Hic  nihil 

—  nisi  quod  —  17  commendat  traditio. 


*  In  margine,    di   mano   diversa,   al  verbo  „usurpant"  è  sostituito: 
„conculcante'. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL*  IMAGO  MUNDI.  497 

beine  cum  eo.  Dico  pliena  de  fatíca  a  mi  si  com  tu  sai^  sunto 
impedito  de  molte  altre  chose,  e  1  animo  mio  e  granissimo  de 
multi  stimuli.  Plena  de  pericolo  dico  per  li  inuidiosi,  li  quali 
cognoscendo  alcuna  bona  chosa,  no  uogendo  quella  seguire,  no 
5  cessano  de  blasmar  quella  et  d  inculpare.  £  cosi  sun  quelor 
li  quali  no  posseno  asseguere,  et  si  se  nano  morsecando  cum 
uenenosi  denti,  e  si  se  uanno  si  con  malesani  et  insipienti  de- 
tegando  et  rodendose.  £  le  scripture  le  quale  palesemente 
reprendeno  e  blamano   esser,   futiuamente  (sic.)   et  cellatamente 

IO  lezeno.  £  delle  nostre  fadige  a  si  se  compillano  scientia  la 
qual  depresiano,  e  si  e  a  llor  la  sciencia  come  al  porco  le 
margarite.  Ma  [f.  21*.]  nera  sia  chosa  e  che  cunço  sia  chosa, 
che  spetialmente  a  ti  debia  no  solamente  la  mia  fatiga,  ma  eo 
medesimo,  cognoscendo  me  nato,  no  solamente  a  mi  solo,  ma 

15  a  tut  el  mondo.  Tralassandoli,  li  inuidi  stimulaturi  non  de  mi, 
ma  de  lor  medesmi,  che  per  inuidia  li  chuorì  loro  si  se  creuano, 
comenzar  uoglio  de  segueri  1  introiti  e  sentieri  della  dieta  uegienda. 
Recordando  che  descunça  fatiga  aquista  so  merito  per  congion- 
gimento   de   carita,    e   charita    uince   tute  le  chose.     £  questo 

20  libro  e  conposto  et  ordinato  per  amaistramento  de  multi  ay 
quali  manchano  habundancia  de  libri.  £  de  essere  denominato 
questo  libro  ymagene  del  mundo.  Se  demostra  en  ello  quasi 
in  uno  speculo.  In  lo  qual  libro  lascemo  de  retro  el  pegno 
de  la  nostra  amistate.     Dico  che  altro  niente  no  pono  in  quello, 

25  che  ad  alcun  altri  dea  uarietate  ne  confussione  de  intendere  i 
amaistramenti  de  magiore  sotillitate. 

.iij.  Della  qualitate  del  mondo, 
Mundus  dicitiir  undiqae  motus.  Est  enim  in  perpetuo.  Huius  fìgura 
est  in  modam  pille  rotunde,  a4  instar  oui  elementis  distincta.  Oaum 
30  quipe  exterins  testa  nndique  ambitur,  albugmine  uitellum.  uitello  nerum 
gutta  pinguedinis  includitur.  Sic  mundus  undique  celo  circumdatur  ouum. 
Celo  nero,  qui  et  ether  dicitur,  circumdatur  purus  aer,  ut  album  testa. 
Puro  aere  turbidus  aer,  ut  uitellum  albo,  túrbido  aere  terra  ut  pinguedinis 
gutta  uitello  includitur. 

35  Exposition  uulgare. 

Abendo  questo  Âuctore  in  lo  suprascripto  Capitolo  de  deuer 
scriuere  del  mundo  e  de  le  suoe  continentie.  In  lo  presente 
capitulo  dise  che  cosa  el  mundo.  Mondo  he  ditto  mobelle  de 
ciascuna  parte.  Niente  meno  de  essere  in  perpetuo,  ciò  e  che 
sempre  de  essere.  La  figura  he  in  modo  d  una  pela  rotunda 
|i  facta  di  alimenti,    si  come  1  ouo  de  gussia,    albume,    uitello  e 


27  Lib.  I  US.  Caput.  I.  De  Forma  mundi,  —  28  quasi  undique 
motus,  est  —  perpetuo  motu.  Huius  —  28  pilae  rotunda.  Sed  instar  — 
30  qnippe  —  ambitur,  testae  albumen,  albumini  vitellum,  vitello  gutta  — 
81  nndique  coelo,  ut  testa,  circumdatur,  coelo  vero  purus  aether,  ut  album, 
aetheri  turbidus  aër,  ut  vitellum,  aeri  terra,  ut  pinguedinis  gutta  includitur. 


498  V.  FINZI, 

grasseza.  L  ouo  dico  eh  e  circündato  di  fora  primamente  dala 
gussia,  dentro  da  la  gussia  e  1  albume,  el  quale  circunda  1  uitelo 
che  altramente  uen  appellato  torlo.  £  dentr  el  dicto  uitello  e 
una  piciolla  gutta  de  grasso  circundata  dal  uitello.  Cussi  dico, 
5  el  mundo  e  circundato  dal  celo  si  come  i  ouo  dala  gussia. 
Dentro  dal  celo,  lo  qual  altramente  uiene  appellato  ether  e  el 
puro  aere,  chosi  come  dentro  dalla  gussia  e  1  albume,  el  qual 
cince  e  circunda  '1  uitello,  cioè*  lo  torlo  del  ouo.  Dentro  dal 
puro  aere  e  el  túrbido  aere  si  come  dentro  1  albume  che  e  da 
IO  [fol.  2v]  ro  e  Ilo  torlo,  che  e  túrbido  e  spesso.  Nel  meco  del 
túrbido  aere  e  la  terra,  si  come  la  gioza  del  grasso  e  circundata 
dal  torlo  del  ouo,  cusi  la  terra  e  circumdata  dal  túrbido  aere. 

.iiij.  De  la  creation  del  mondo, 
Creatio   mundi    quinqué    modis    scribitur.     Uno   et  primo  modo  quo 

15  ante  tempora  secularia  uniuersitas  mundi  in  mente  diuina  concipitur.  Que 
concepcio  archelipus  mundus  dicitur,  unde  scribitur,  quod  factum  est  in 
ipso  uita  erat.  Secundo  cum  ad  tempora  archetipi,  hic  insensibili  materia 
creatur,  sicut  legitur.  Qui  manet  in  etemum  creauit  omnia  simul.  Tercio 
cum    per    speties    et   formas,    sex    diebus   hic    mundus   formatur.      Sicut 

20  scribitur,  in  sex  diebus  fecit  deus  opera  sua  et  erant  ualde  bòna.  Quarto 
cam  unum  ab  alio,  ut  puta  homo  ab  homine,  pecus  a  pecude,  arbor  ab 
arbore,  unumquodque  sicut  de  semine  sui  generis  nascitur.  Sicut  dicitur, 
pater  meus  usque  modo  operatur.  Quinto  et  ultimo  cum  adhuc  mondos 
innòuabitur.     Sicut  scribitur,  ecce  noua  fatio  omnia. 

25  Exposition  uulgaremenire. 

La  creation  del  mundo  en  cinque  modi  uiene  scripta. 
Primo  e  principal  modo  quanto  ay  tempi  secularii,  peroe  che 
auanti  che  dio  formasse  la  uniuersitate  del  mundo,  si  come  lo 
fesse,    elio    la    proposse    et  fermala  in  la  soa  mente,   la  quale 

30  conceptlone  uiene  appellata  mundo  archetipo.  Unde  scripto  e. 
Quello  che  facto  era  in  quello  per  uita  ciò  e  in  lo  segnor  dio, 
quanto  per  lo  proponimento  e  per  la  ymaginatione  soa.  Segondo 
e  si  comme  da  quel  tempo  de  quella  conceptione,  che  e  sensibele 
materia  e  creato.    Si  cum  se  lezze,  Quel  che  sta  in  etemo  crea 

35  tute  le  chose  enscembre,  co  foe  dio.  El  tercio  quando  questo  mundo 
fo  formato  et  distincte,  fooro  in  elio  tute  le  generatione  et  belleçe 
che  in  lui  sonno.  Unde  scripto  e.  Et  in  sey  die  feci  dieu  li 
lauorieri  suoi.  E  uide  che  ciò  che  aueua  facto  erano  molte  bone. 
El  quarto  e  quando  1  uno  da  l  altro  do  e  houmo  da  houmo,  la 

40  peccora  da  la  peccora,  l'arbore  da  l  arbore.    E  chosi  e  de  cias- 


13  C.  II.  De  creatione  mundi,  —  14  Uno  quo  ante  —  16  immensità« 
—  divina  —  Que  conceptio  —  16  scribitur  :  Quad  est  factum  in  ipso  vita 
erat.  —  17  ad  exemplar  archetypi,  hic  sensibilis  mundus  in  materia  — 
18  insimul.  Tertio  —  19  species  —  20  scribitur.  Sex  diebus  fecit  Do* 
minus  opera  sua  bona  valde.  —  21  nipote  —  22  unumquodqoe  de  — 
23  Quinto  cum  adhuc  —  24  scribitur  :  Ecce  nova  facio  omnia* 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   MUNDL  499 

cuna  chosa  ciò  e  de  generatíone,  segondo  loro  diuerse  gene- 
ratione  descende  l  uno  da  1  altro,  nasce  et  descende.  Unde 
scripto  e  del  nostro  segnore.  £1  meo  pare  enfìn  a  mo  lauora 
et  a  lauorato.  El  quinto  quando  el  mundo  se  renouera.  Unde 
5  scripto  e,  Eccho  mie,  chi  rinouo  tutte  le  chose. 

.V.  Dein  alimenti  del  mondo  e  diuisione. 

Per  li  suprasrcipti  capituli  assay  e  manifesto  de  la  rotúnditate 
universale,  ciò  e  del  mondo.  Or  dicemo  de  gi  alimenti  espla- 
nare la  loro  diuisione.  E  multe  chose,  e  de  diuerse  maniere,  le 

10  quale  sonno  in  questo  mundo,  ciò  e  alquanti  capi[f.  3i']ttuli  che 
sonno  auanti  le  fìne  intendo  manifestare.  Â  honore  e  reuerentia 
e  laude  del  nostro  segnor  dio  e  de  la  sua  matre  sanctissima, 
la  quale  per  sua  misericordia  sia  nostra  aduocata  a  defender 
da  1  ennemigo.     A  ciò  che   questo  lauorero  e  delli   altri  possa 

15  far  fructo,  si  de  le  anime  nostre  cum  dy  corpi. 

.vj.  Delli  quatro  alimenti  et  ¿Iella  lor  determinatione. 
Elementa  dicuntur,  quasi  yle  ligamenta,  yle  autem  est  materia.  Sunt 
autem  quatuor  elementa,  ex  quibus  constant  omnia,  scilicet  ignis,  aer,  terra 
et  aqua.  Que  in  modum  circuii  in  se  reuoluunt.  Dam  ignis  in  aerem,  aer  in 

20  aqnam,  aqua  in  terram  uertitur.  Kursus  terra  in  aquam,  aqua  in  aerem,  aer  in 
ignem  comutatur.  Hec  singula  propriis  qualitatíbus,  quasi  quibusdam  bracbiis 
inuicem  tenent,  et  discordem  sui  naturam  concordi  federe  uicissim  commi- 
scent.  Nam  terra  arida,  et  frigida  frigidus  aque  connectitur,  Aqua  frigida 
et  húmida  aeri  húmido  constringitur.    Aër  humidus  et  calidus  igni  callido 

25  adsociatur.  Ignis  calidus  et  aridus  terre  aride  copulatur.  Ex  hiis  terra 
ut  puta  graussima  (sic)  imum.  Ignis  ut  puta  leuissimum  supremum  locum 
obtinet.  Alia  duo  medium,  quasi  quodam  soliditatis  uinculum,  quorum 
aqua,  quia  aere  grauior  terre  prozimum,  aer  leuior  igni  proximum  possidet 
locum.     Deputantur   uero    terre    gradiencia,    ut  homo,    et   bestie.     Aque 

30  natancia  ut  pisses  (sic).  Aeri  uolancia  ut  uolucres.  Igni  radiencia,  ut 
sol  et  luna  et  stelle. 

Exposition  uulgare. 

Li  elementi  sonno  dicti  quasi  ligature  di  materia.    E  sonno 

iiij.  li  elementi,  per  li  quali  et  de  li  quali  remane  tutte  le  chose, 

ciò  e  fogo,  aere,  terra  et  aqua,  li  quali  in  modo  d  uno  circulo 

56  se  reuolçeno    in  lor    medesmi.     Et  e  el    fuoco  en  1  ayre.     E  1 


16  C.  HL  De  Quatuor  elementis,  —  17  Hyle  —  vAij  autem  est 
materia,  ex  quibus  constant  omnia.  Scilicet  Ignis,  Aër,  Aqua,  Terra. 
Quae  —  19  revolvuntur.  —  aërem;  aër  —  20  convertitur.  —  aërem;aër 
—  SI  commutatur.  —  Haec  —  22  se  invicem  —  foedere  —  28  frigidae 
aquae  —  24  húmido  aeri  astringitur,  Aër  —  calido  igni  associatur.  — 
26  aridae  terrae  —  Ex  his  —  26  gravissima  —  levissimns  —  obtinet 
locum.  —  27  quoddam  —  Quorum  aqua  gravior,  terrae  proximum,  Aër 
levior  igni  primnm  possidet  locum.  —  28  terrae,  gradentia  —  bestiae. 
Aquae,  natantia,  \it  pisces.  Aeri  volantia,  ut  aves  —  81  radiantia,  ut  Sol, 
et  Stellae. 


500  V.  FINZI, 

aqua  in  1  aere.  £  1  aire  in  lo  fuoco  se  reuolçe.  Gascun  di 
quisti  e  Ulti  quatro  inscenbre  cun  la  lor  propria  qualitate.  Si- 
come  y  braci  se  tiene  ensembre,  e  loro  discordeuelle  natura, 
concordeuolle  pacto  insembre  s  acordano,  perciò  che  la  terra 
5  secha  e  froda.  £1  fredo  a  I  aqua  s  acosta.  L  aqua  e  frigida  et 
húmida,  al  aere  húmido  se  constrence,  1  aiere  e  húmido  et 
calido  al  fogo  calido  s  acompagna.  £1  fuoco  calido  e  secco 
a  la  tèrra  se  constrence.  De  questi  quatro  la  terra  si  come 
chosa  greuissima  e  de  sotto.    £1  fouco  e  chosa  leiuissima  e  sta 

IO  de  sopra.  Li  altri  dui  si  come  coniugemento  solido  e  bolso 
tegneno  el  uolcho  di  meçio.  Deli  qual  dui  1  aqua  perciò  e  plu 
greiue  de  lo  aere  stae  aproximato  alla  terra.  L  aere  e  plu  Iene, 
stae  proximo  al  fuoco.  Tutte  le  chose  che  nano  sopra  la  terra 
si  come  li  hoho[f.  3v]mini,i  e  le  bestie  et  generamente  tutte  le 

15  chose  che  uanno  sopra  la  terra.  £  queste  sonno  apellate  gran- 
diencia,  che  tanto  e  a  dire  quanto  andanti.  De  I  aqua  natanda 
si  e  com  el  pesse.  De  1  aere  uolanda,  ciò  e  osielli.  Del  fuoco 
radiancia  ciò  e  el  sole,  la  luna  e  Ile  stelle. 

.vij.  Della  terra  la  qual  e  primo  ellemento  de  quelle  chose,  e  de 
20  quelle  che  gè  sonno  sopra, 

Primum  elementum  septem  modis  denotatar.  Quia  terra,  tellus, 
humus,  arida,  sicca,  solum,  ops  nuncupatur.  Terra  dicitur  a  terendo,  et 
totum  elementum  intelligitur.  Tellus  quasi  tollens  fructus,  que  est  ihigibiis 
apta,  vel  uinetis,  fructiferisque  arboribus  consita.  Humus,  ab  homorei 
25  que  est  palustris  et  innarabilis.  Arida  inaquosa,  que  semper  femore  soils 
arret,  ut  libia.  Sicca,  que  aliquando  compiuta  cito  exsiccatur,  at  india. 
Solum  a  soliditate,  ut  sunt  montane.  Ops,  ab  opibus,  at  diaitie,  scilicet 
aurum  et  gemme  que  habundant,  ut  in  india. 

Exposiiione  del  supradicto  Capitolio, 

30  Lo  primo  elemento  e  in  sette  modi  uenne  appellato,   doe 

in  scriptura.  Come  terra,  tellus,  humus,  arrida,  sicca,  solum  e 
ops,  e  tuti,  e  per  tuti  questi  nomi  s  entende  d  uno  sol  elemento 
lo  qual  e  comun  uolgare,  uenne  apellato  terra,  in  perdo  che  la 
s  e  trida.     Tellus  per  li  firucti,   come  blaue,  arbori  et  uigne,  e 

35  de  ciascuno  fructo  che  da  in  simele  modo.  Intanto  eh  eli  e 
cussi  aprestata  de  dar  questi  cotal  fructi,  uenne  appellata  tellus, 
Humus  uen  dito  per  1  abondancia,  la  qual  e   paludo  e  no   se 

38  pò  arare.    Arrida  uen  dita,  ciò  e  intanto  che  no  tene  humidita 


19  C.  IV.  De  Septem  nominibus  Terrae,  —  21  Imum  —  22  et  Ops, 
—  a  terendo  dicitur,  —  23  quae  —  25  quae  —  inarabilis.  —  quae  — 
26  aret  —  Lybia,  —  quae  -  Judaea.  —  27  montana.  —  ubi  divxtiae  — 
28  gemmae  abundant,  —  India. 


^  Colla  prima  sillaba  della  parola  ,«Ä(7mtm"  fìnisce  ilf.  ßi",  e  cominda 
il  f.  ▼.  Ciò  che  evidentemente  avvenne  per  negligenza  dell'  amanaense. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL'  IMAGO   MUNDL  5OI 

de  aqua,  la  qua!  per  la  calura  del  sole  sempre  e  rìgida  si  come 
chosa  ruueissima.  Secca  uen  dito  per  ciò  che  alcuna  fìata 
bagniata  tosto  se  secca,  e  uen  vidua  de  bangiume.  Solum  e 
dita  per  le  richece,  cioè  auro  e  geme,  le  quale  habundano,  si 
5  come  in  india. 

.viij.  Deüa  forma  deììa  terra. 
Terre  forma  est  rotunda,   unde   et  orbis  dicitar.     Si  enim  quis  aere 
positus   earn    desuper   iuspiceret,    tota    enormitas   moncium   et    concauitas 
uallium  minus  in  ea  appareret,  quam  digitus  alicuius  si  pillam  pregrandem 
IO  in  manu  teneret. 

Expositio  uulgare. 

La  forma   della    terra  e  rotunda,    per   ciò   uenne  appellata 

rotunditate.     £   se    alcun   fosse  in  aere,    et   reguardasse  giusso 

tutto   lo   desguallegio   di   monti,    e  Ila   concauitate   delle  ualle, 

15  me[f.  4r]no  li  parebe  eh  el  digito  d  alcuno,    abendo   in   mano 

una  grandissima  pella,  che  li  suoi  dita  poco  disparebeno. 

.viiij.  Quanto  he  el  circuito  delà  terra. 
^  Circuitus  autem   terre.  C.  et  .Ixxx.    mìlibus  stadiorum   mensuratnr. 
Quod  duodecies  mille  miliaria  computatur.    Hic  centrum  in  medio  centrum 

20  mundi  ut  puntus  in  medio  circuii  equaliter  coUocatur,  et  nullis  fulcris,  sed 
diuina  potentia  substentatur,  ut  legitur.  Non  timetis  me,  ait  dominus,  qui 
suspendi  terram  in  nichilo^  fundata  enim  est  super  stabilitatem  suam, 
sicut  ad  elementum,  occupans  sue  qualitatis  metas.  Hec  in  circuitu  ut 
limbo  occeano  cingitur,    ut  scribitur,    Abissus  sicut  uestimentum  amictus 

25  eius.  Hec  interius  meatibus  aquarum,  ut  corpus  uenis  sanguinum  pene- 
tratur,  de  quibus  arriditas  ipsius  ubique  irrìgatur.  Unde  ubicumque  terra 
infoditur,  reperitur  aqua. 

Exposition  uulgare. 

Lo  circuito  della  terra  he  e.  et  Ixxx.  miliaria  de  stadi],  lo 
30  qual  e  conputato.  X.  mille  miiaia  et  V.  C  plu.  Questa  si  come 
centro  in  mezio  centro  del  mundo,  si  come  un  puncto  in  mezzo 
del  circulo  engualementre  ordenato,  et  e  sença  alcun  sostine- 
mento  ne  de  soto  ne  dì  sopra.  Astierì  che  la  diuina  potenza 
se  sostene.  Si  chôme  se  legie.  Non  tímete  voy  me,  dise  dio, 
35  eh  io  sun  quello,  che  sospesse  la  terra  a  niente,  ciò  e  faço  star 


6  C.  V.  De  Forma  terrae,  —  7  Terrae  —  est  dicta.  —  in  aere  — 
8  montium  —  9  pilam  praegrandem  —  18  miUibus  —  19  milliaria,  et 
quinquagiuta  duo  computatur.     Hçc  centrum  in  medio  mundo,  ut  pnnctus 

—  20  aequaliter  —  21  Divina  —  sustentatur  —  Dominus  —  22  nihilo 

—  28  sicut  aliud  —  suae  —  metam:  Haec  in  circuitu  Oceano,  ut  limbo 
cingitur  —  24  Abyssus  —  25  Interius  —  penetratur,  —  26  quibus 
ariditas  —  27  aqua  reperitur. 


1  Nel  testo  delP  Imago  mundi,  edito  nella  B<^,  Patrum,  il  presente 
capitolo  non  è  altro  che  la  continuazione  del  V^,  intitolato:   „De  forma 

terrae,** 


502  V.   FINZI, 

sospesa  et  apicata  sença  alcuno  ligamo  ligata.  Ueritate  he ,  eh 
ella  e  fundata  sopra  la  sua  stabilitate  si  com  elemento  che 
sospende  le  habundancie  e  multitudine  di  sua  qualitate.  £  questa 
ciò  e  la  terra  e  circundata  e  cinta  in  suo  circuito  da  occeano 
5  come  un  limbo.  Si  com  e  scripto.  L  abisso  e  suo  amico  si 
come  uestimento.  E  questa  anche  e  perforata  per  entro  da 
uengniere  inspiratione  d  aqua  come  un  corpo  de  uene  in  sangue, 
de  li  quali  uene  de  aqua  si  se  bagnano  le  secitate  della  terra. 
Et  in  ciascuna  parte  1  omo  cauasse  biene  trovarebe  aqua. 

IO  .X.  Delle  centure  della  terra. 

Quinqué  autcm  çonis  terra  distrili gitur.  Quorum  duo  extremi  soni 
inhabitaculis  (sic)  algore.  Médius  inhabitabilis  calore,  a  quo  sol  nunqoam 
recediti  ad  illos  nunquam  accedit.  Medii  duo  habitabiles.  Hic  ardore,  in 
frigore    temperati.     Uerbi   gratia,    si  ignis  in  yeme    sub    diuo    accenditor, 

1 5  quinqué  lineas  effìcere  scitur.  Unam  in  medio,  feruida  alia,  circum  gélidas, 
duas  inter  has  tempéralas.  Quod  si  ut  sol  circum  it,  niminim  quinqué 
circuios  rederet.  Ex  hiis  circulis  primus  septentrionalis.  Secundus  sol- 
stitialis.  Tercius  equinocialis.  Quartus  brumalis.  Quintus  [f.  4v.]  australis 
nominatur.     Sed  solus  solsticialis  a  nobis  inhabitari  noscitur. 

20  Exposition  uulgare. 

La  terra  dico  e  destrecta  et  cincta  de  cinque  centure,  ouero 
destringimenti,  de  li  quali  cinque  li  dui  no  se  poite  habitare 
per  la  fredura  grandissima  eh  elli  enno.  E  quisti  stano  di  fuora 
da  l  altri.    L  altro  ciò  e  quell  de  mezzio  no  se  puette  habitare 

25  per  la  grande  callura  eh  elli  enno,  de  le  quale  no  se  parte 
may  el  solle.  Et  allii  dui  predieti  no  uà  mai.  Li  dui  altri 
distringimenti  sonno  bene  habitabilli,  per  ciò  eh  el  ne  ensi 
temperancia.  Si  de  iredo,  si  de  caldo.  £  de  ciò  ueziamo  per 
exemplo.      E  se    el    fuoco    se   acende   de  sotto   da  che  e  uno 

30  signale,  bien  se  fae  manifesto,  eh  elio  fae  cinque  lince,  una  in 
mezzo,  bugiente  l  altra  de  cercha,  le  doe  frigide  dentro  da  le 
temperate,  lo  qual  s  el  se  andesse  eireha  si  cun  fae  el  sole,  elio 
farebe  .v.  circuii.  E  de  questi.  V.  circuii  lo  primo  uene  appellato 
septemtrionale ,    lo    segundo  solstitiale,   lo  tercio  equinotiale,  lo 

35  quarto  brumai.  E  lo  quinto  australe.  Ma  solamente  el  solsti- 
tiale uenne  da  nui  habitato. 

.xj.  Della  Centura  de  la  diuisione  habaaàile. 
Habitabilis  çona   que   a   nobis   incollitur  in  tres   partes    mediteraneo 
39  mari  dirimitur.    A  quarum  una  Asya,  altera  europia,  tercia  africa  dicitar. 


10  C.  VI.  De  Quùique  Zonis.  —  11  Zonis,  id  est,  circulis  terra  di- 
stinguitur.  —  12  inhabitabiles  —  13  Hinc  ardore,  inde  rigore  —  14  hyeme 

—  dio  —  15  eificit,  unam  in  medio  fervidam,  duas  circum  gélidas,  —  16 
Qui  —  circumiret,  —  17  redderet.  —  bis  —  18  aequinoctialis,  —  18  sol« 
stitialis  —  dinoscitur.  —  87  C.  VII.  De  Tribus  partibus  orbis  haàitaòtìts, 

—  38  Zona,    quae  —  incolitur  —  mediterraneo  —  89  Quarum  —  Asia 

—  Europa,   tertia  Africa 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   MUNDI.  5OJ 

Asia  a  septentrione  'per  orìentem  usque  ad  meridiem,  Europa  ab  oriente 
usque  ad  septentrionem,  Africa  a  meridie  usque  ad  occidentem,  extenditur. 

Exposition  uulgare. 

La  Centura  de  la  terra  dico,   cioè   la  parte   in   la  quale  e 

5  habitata  da  nuy,    e  deuìsa  e  derota    dal  mare  mediterareo  (sic) 

in  tre  parte,  dale  quai  parte  1  una  uiene  appellata  Asya,  e  altra 

europa,  e  l  altra  africa.     E  asia  se  destende  da  septrione  (sic). 

E  Africa  de  mezzo  enfin  ad  occidente. 

.xij.  De  Asya  eh  e  prima  parte,  e  de  le  sue  religione  (sic).  —  Asia  a 
IO  regina  eiusdem  nominis  appellatur.  Huius  prima  regio  in  oriente  est 
paradisus,  locus  uidelicet  omni  amenitate  conspicuus,  inadibilis  hominibus, 
quia  igneo  muro  usque  ad  celum  est  cinctus.  In  quo  est  lignum  uite, 
uidelicet  arbor,  de  cuius  fructu  qui  comedit,  semper  in  edem  (sic)  statu 
inmortali  permanebit.  In  hoc  etiam  fons  oritur,  qui  in  quatuor  flumina 
15  diuidìur.  Que  quidem  flumina  iuxta  paradisum  terra  conduntur,  sed  in 
aliis  regionibus  longe  funduntur. 

Exposition  uulgare. 

La  parte  de  Asya  uiene  appellato  (sic)  de  lo  medessimo 
nome  de   asya   regina   eh  ebe  cussi  nome.     La    prima    reUgion 

20  de  ley  he  in  oriente.  E  ege  1  paradiso,  el  qual  e  logo  pleino 
de  tuti  delecti  et  de  tute  alegrece  le  qualle  posseno  dare 
refrescamento  a  tut  el  corpo  de  huomo.  Et  e  cinto  quel  logo 
di  muro  di  fuoco  fin  al  celo.  Et  ege  1  arbore  de  uita,  ciò  he 
1  albore  [f.  5  r] ,   del  fructu    del    qualle  chi  ne  manucha  sempre 

25  remanera  in  stato  de  iouentute  immortale,  ciò  e  che  uncha  no 
morirebe.  In  quello  loco  nascie  anchor  un  fonte,  che  se  parte 
in  quatro  numi,  li  quali  fiumi  per  certo  se  ascondeno  après  el 
paradiso  sotto  terra,  e  spandesse  da  luntano  in  altre  regione. 

.xiij.  De  gi  quatro  fiumi  del  paradiso  che  se  se  spandenno, 

30  Nam  physon ,    qui   et  ganges  in  india  de    monte   ortobares  nascitur, 

et   contra    Orienten!    fluens    occeano    excipitur.     Geon    qui    et  nilus   iuxta 

montem    athalantem   surgens,    mox  a  terra   exorbetur,    per    quam   occultu 

meatu  currens,  in  littore  rubri  maris  denuo  cunditur.    Ethiopiam  circuiens 

per  egyptum  labitur,   in  .vij.  hostia  divissus,    magnum  mare  iuxta  alexan- 

35  driam  ingreditur.   Tigris  autem  et  eufrates  in  armeniam  de  monte  parcho- 

arat  funduntur.     Post  paradisum   sunt  loca  multa  deserta  et  inuia,  ob  di- 

37  uersa  serpentum  et  ferarum  ammalia. 

1  Septentrione  —  Orientem  —   occidente,   —  9  C.  VUI,    De  Asia, 

—  10  appellata.  —  e  paradiso,  —  11  amoenitate  —  12  qui  —  coelum  est 
cinctus.  C.  IX.  De  Paradiso.  In  hoc  lignum  vitae  —  lo  comederit  —  in 
uno  —  14  immortalis  —  15  Quae  —  infra  —  16  longe  regionibus  —  29 
ex.  De  quatuor  flumintbus.  —  90  Physon  —  Ganges — India  —  Orcobares 

—  31  Oceano  —  Nilus  —  82  Athlantem  —  absorbetur,  —  occulto  — 
33  fundi  tur.     A  ethiopiam  circumiens  per  Aegyptum  —  34  ostia   divisus, 

—  Alexandriam  —  35  Euphrates  in  Armenia  —  Barchoatro  funduntur, 
et  contra  meridiem  vergentes  mediterraneo  mari  iunguntur.  Post  Paradisum 
sunt  multa  loca  —  37  genera. 


504  V.  FINZI, 

Exposition  uulgare, 

Delli  supradicti  numi  uno  el  quale  uene  dito  physon,  et  e 
clamato  e  dito  ganges  nasce  in  india  dentr  el  monte  ortobares 
e  descende  contra  oriente,  et  mette  cauo  in  lo  occeano.  Geon, 
5  che  uen  clamato  e  dito  nilo,  nasse  del  monte  athalante,  et  in- 
continente entra  sotto  terra,  e  uanno  per  jl  loogi,  enfina 
al  litto  del  mare  rosso,  et  inde  essce  per  .x.  fiate,  et  pone  capo 
in  la  littora  del  dito  mare  rosso.  £  nano  circundando  ethiopia, 
et  discore  poi  per  egypto,  et  mete  capo  apresso  alexandria  in  lo 
IO  maro  magiore.  Ma  el  tigro  et  eufrates  se  spandeno  in  armenia 
del  monte  parcorat,  e  uolcesse  circ  al  meco,  et  metano  capo  in 
lo  mare  mediteraneo.  De  poy  el  paradiso  sonno  multi  luogi 
deserti,  ciò  e  serpenti,  et  bestie  saluatiche  di  multe  mainere. 

•xiiij.  Dello  regnarne  d  indya  com  ello  e  anominato. 

15  Deinde  est  india,  ab  indo  flamine  dieta.    Quod  ad  septentrionem 

de  monte  Caucaso  nascitur,  ad  meridiem  cursum  suum  dirìgens  a  rubro 
mari  excipitor,  hec  india  ab  occidente  clauditur,  et  ob  hoc  indiceos 
occeanus  dicitar.  In  qao  est  sita  talprobanes  insala,  decern  daitatibas 
inclita.    Hec  duas  estates  et  duas  yemes  habet  ano  anno,  vel  omni  tem- 

20  pore  uiret.  In  hoc  sunt  etiam  horìsa  et  ärgere,  insule  aaro,  et  argento 
fecunde  et  semper  floride.  Ibi  sunt  et  montes  aurei,  qui  propter  dracones 
et  griffbs  non  possunt  adiri.  In  India  est  mons  Caspias,  a  quo  Caspiam 
mare  uocatur.  Inter  quod  mare  Gog,  et  Magog  gentes  ferocissime,  a 
magno  Alexandro  incluse  feruntur.    Que  humanis  camibus,  crndis  bestiis 

25  uesscuntur. 

Exposiiio  uulgare. 

Dito  he  di  sopra  di  quatro  fiumi  di  paradiso.  Mo  se 
conuiene  di[f.  5v]re  de  la  grandezza  d  india.  Sapiendo  che 
India   uiene  cussi  cliamata   per  lo  fiume,    che    uiene   appellato 

30  Indo,  el  qual  nasse  da  septentrione,  e  si  nano  in  suo  corso 
verso  mezzo  die,  et  si  mette  capo  in  io  mar  rosso.  £  questa 
india  si  e  elusa  de  occidente.  £  peroe  al  mare  occeano  si 
se  muta  el  nome,  et  uene  appellato  mare  de  india.  In  lo  qoal 
e  un  ysola  appellata  taprobanes,  en  la  qual  e  jl.  citae,  et  e  gè 

35  doe  estate  et  duy  inverni  in  uno  anno,  et  per  ciascuno  anno 
et  per  onne  tempo  li  stanno  uerdura.  Et  e  gè  ancho  horisa  et 
ärgere,  insule  habundante  d  auro  e  de  argiento  e  sempre  fiorite. 
Ancho  si  g  e  munt  (sic)  d  auro,  alli  quali  no  se  pò  andare  per  li 
draconi  et   grifoni  che  gè  stano.     In   india  e  el  monte  Caspio, 

40  per  lo  qual  uiene  clamato    lo    mare   caspio  in  lo  qual  e  molte 


14  C.  XI.  De  India.  —  16  India,  —  Indo  —  Qui  —  16  Caucaso 
—  et  ad  —  dirìgens  —  17  Hoc  India  —  ab  —  Indiens  Océanos  —  18 
quo  etiam  est  sita  Taprobanes  Insula.  —  10  inclyta.  Haec  —  «estates  •— 
hyemes  uno  anno  habet,  et  —  20  etiam  Chrisa  et  Argare  insolae  -*  SOL 
foecundae  —  florìdae.  —  22  gryphes  —  28  Inter  quem  et  mare  —  Ìero- 
cissimae  gentes,  —  24  inclusae  —  Quae  —  vel  cradis  —  26  vescmitiir« 


VOLGARIZZAMENTO   DELL'   IMAGO   MUNDI.  505 

insule.  El  grande  Re  Alexandre  seroe  li  Gog  et  Magog.  Et 
multe  giente  crudielle  et  ferocissime,  y  quai  ussano  (In  margine, 
di  mano  diversa,  ,yse  passed')  carne  de  bestie  crude,  et  manuchano 
homini  e  femene. 

5  .XV.  Quante  religione  (sic)  sono  in  India, 

India^  habet  quadraginta  quatuor  Regiones  populis  moltìs,  Garmonos, 
horestas,  Coatras.  Quorum  silue  tangunt  ethera,  in  montanis  pigmeos 
duorum  cubitorum  homines,  quibus  bellum  est.  Atragefes  qui  tercio  anno 
pariunt,    .xij.  senescunt.     Apud    hos  crescit   piper,    collore    quidem  albo. 

IO  Sed  cum  ipsi  serpentes,  qui  ibi  habundant,  fiamma  fiigant,  nigrum  colorem 
inde  trahit  ex  incendio.  Item  mocrobios  quatuordecim  cubitorum  longos, 
qui  bellant  contra  griñones,  qui  corpora  leonum,  allas  et  ungues  perferunt 
aquillarum.  Item  agroptas  et  Bragmanos,  qui  se  nitro  in  ignem  mittunt, 
amore  alterius  uite.     Sunt  et  alii  qui  crudos  pissces  edunt.     Sunt  alii  qui 

15  parentes  iam  senio  confectos  mactant,  et  eorum  cames  ad  epulandum 
parant,  hiisque  indicat,  qui  hoc  obnegat. 

Exposition  uulgar e 'mentre. 
In    india    sonno    Religione    xliiijor.   pleine    et    habitate    da 
multi  póupuli,   ciò  e  Germani,  horesti,  Coatrasi.     Le  silue  loro 

20  tochano  quasi  el  celo.  In  le  muntagne  e  pigmei,  che  no  cresceno 
pliu  de  ij.  cubiti,  homini  li  quali  anno  guerra  da  loro.  £t  un 
altra  generatione  che  uenne  appellati  tragreffi,  che  en  terco  anno 
parturiseno,  et  in  doxe  anni  sonno  uecli.  E  questore  fasseno  lo 
peuere  de  colore  bianco,  ma  quando   questi  cacano  li  serpenti 

25  che  habunda  lae  cun  fìama  di  fuoco,  per  quello  incendio  el 
peuere  deuenta  negro.  Anchor  si  gi  e  un  altra  generatione  che 
uiene  appellati  macthobii,  e  sonno  longi  xij.  cubiti,  e  cunbateno 
cun  li  griffoni,  li  quali  anno  corpi  come  [f.  6r]  leoni,  et  alle  d 
aquilla.  Anchor  g  e  altra  generatione  ke  uiene  appellati  agropti 

30  e  Bracomani,  li  quali  se  caççano  entr  el  fuoco  per  sua  uolun- 
tate.  E  cante  de  altra  uita  si  gè  sonno,  che  mancano  el  pessce 
crudo.  Anchor  ge  sun  antri,  che  li  parenti  loro  uiene  uecli, 
poi  si  gi  macano,  e  de  lor  carne  mancano  cun  tuti  li  amici 
suoi.     E  chi  non  uuole  fare  cussi   a  tuti  de  lor  medessimi  fass 

35  el  somigiante. 


6  populosque  multos  —  7  Orestas  —  sylvae  —  aethera  —  Pygmaeos 
—  8  contra  grues,  —  tertio  —  9  octavo  —  colore  —  10  abundant, 
fiamma  fugantur:  nigrum  colorem  trahit  de  incendio.  —  11  Macrobios 
duodecim  —  12  Gryphes,  —  alas  et  úngulas  praeferunt  aquilarum.  —  13 
Agroctas  —  14  vitae.  Sunt  alij,  qui  parentes  iam  senio  confectos  mactant, 
ct  eorum  carnes  ad  epulandum  parant,  isque  impius  iudicatur,  qui  hoc 
faceré  abnegat.  Sunt  alij  qui  pisces  ita  crudos  edunt,  et  salsum  mare 
bibunt. 


^  n  presente  cap.  neUa   citata   edizione  àfXl^ Imago  mundi  è  la  con- 
tinuai, e  dell'  XI. 

Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XYn.  33 


506  V.   FINZI, 

*  .XV.  De  meraueglie  che  sonno  in  Idia  (sic). 
Sunt   ibi   el   quedam   mostra.     Que  quidam  hominibus,   quidam   ad- 
scribunt  bestis  (sic),  ut  sunt  hii,  qui  aduersas  habent  plantas,  et  octenos 
simul,  et  sedecimos  in  pedibus  digitos,  et  alii   qui  habent  canina  capita 
5  et  ungue   (sic)  aduncos,    quibus   est  uestis  pellis  pecude,    et  uox  latratus 
canium.     Ibi    etiam    sunt    quedam   maires  semel  parientes.     Canes   partus 
edunt  qui  in  senectute  nigrescunt,  et  longa  nostre  etatis  tempora  excedunt. 
Sunt  alie  que  quinquenes  pariunt.     Sed  partus  octauum  annum  non  exce- 
dunt.   Ibi  sunt  et  monachi,  qui  et  armasbi  et  cidopes.    Sunt  et  senopede, 
IO  qui  uno  tantum  pede  fulti    auestra  (sic)  cursu  uincunt,    et  in   terra  positi 
unbram  sibi   fatiunt  erecta  planta  pedis.     Sunt  alii  absque  capite,   quibus 
occuli  sunt  in  humeris,    pro  naso  et  ore  duo  foramina  in  pectore,    sectas 
habent  ut  bestie. 

Exposition  uulgarenienire. 

15  Anchore   ue   soe   dire  de  merauegiosc  chose  et  anemali,  11 

qualli  alcuni  s  asumüano  a  bestie  et  alcuni  a  huomìni.  Si  come 
sonno  homini  che  anno  strauolte  li  piante  dy  piei,  ciò  e  quello 
de  auanti  de  retro  et  anno  bene  .ixxx.  e  .Ix.  digiti  insembre  en 
li   piei.     Altri    gè    sono   che    anno    cauo    de  cane  e  le    onglie 

20  arencinate,  e  uestesse  de  pelle  di  peccora  e  ano  uoce  de  cane. 
Ancor  gè  sono  alcune  matre  ke  parturìseno  solamente  una  fiata, 
et  li  parti  loro  sonno  bianchi,  e  in  uegiença  uene  nigri.  E  uiue 
multo  plu  de  nui.  Et  altre  gc  sonno  che  parturiseno  de  cinque 
anni,    ma   li   soi  parti   non  precede  plu  che  octo  anni     Ancor 

25  gè  sonno  monachi  y  quali  armebi  et  cidopes.  El  g  e  senopede, 
li  quali  non  anno  se  nno  un  pie,  et  coreno  plu  forte  eh  a 
nesuna  hora.  E  stando  in  terra  con  loro,  cum  la  pianta  del 
pie  se  fanno  unbra  legnandolo  drita.  Sono  altri  sença  cauo. 
Anno  li  ogli  entro  gli  humeri  delle  spale,  e  per  lo  naso  et  per 

35  la  bocha  anno  dui  forami  in  io  pecto,  et  anno  setta  come  de 
bestie. 

.xvj.  De  quegi  che  uiueno  solamente  de  l  odor  d  un  pomo, 
^    Sunt     alii     iuxta     fontem     gangues     fluuií ,      qui     solo     odore 
cuius[f.  6v.]dam  pomi  uiuunt,   qui  si  longìus  eunt  pomum  secum  feront» 
40  moriuntur  enim  si  prauum  odorem  trahunt.     Sunt^  ibi  serpentes  tarn  uasti 

1  C.  XII.  De  Monstris,  —  2  ibi  quaedam  monstra,  quorum  quae- 
dam  —  quaedam  bestiis  ascribuntur  —  3  aversas  —  octonos  simul  sede 
cim  —  5  ungues  —  pellis  pecudum  —  6  canum.  —  quaedam  matres  semel 
pariunt,  canosque  partus  —  7  aetatis  —  8  aliae  quae  quinquennes  —  9 
monoculi,  et  Anmaspi  et  Cyclopes.  —  Scinopodae,  — 10  fulti  pede  auram 
cursu  —  11  umbram  sibi  pianta  pedis  erecta  faciunt.  —  12  sunt  ocoli  — 
setas  —  13  bestiae.  —  38  Gangis 

^  L'errore  di  numerazione,  che  è  nel  Codice,  si  ripete  nei  capitoli 
successivi. 

'  Il  sudd.o  periodo  (cioè  nno  alla  parola  „trahunt**)  nell'ediz«.  cit>^. 
è  1*  ultimo  del  cap.o  XII:  „De  Monstris**, 

^  Colle  parole  „Sunt  ibi  serpentes"  comincia  nell'ediz«.  cit*.  UCapit. 
XIII  intitolato:  „De  Bestiis**, 


VOLGARIZZAMENTO  DELL'  IMAGO   MUNDI,  507 

ut  cenios  deuorent,  et  ipsum  etìam  occeanum  transnatent.  Ibi  est  et 
bestia  cencuerota,  cuius  corpus  asini  clunes,  cerni  pectus  et  crura  leonis, 
pedes  equi.  Ingenes  (sic)  comu  bissulcum,  uastus  oris  yatus,  usque  ad 
aures,  in  loco  dencium  os  ossidum,  uox  pene  hominis.  Ibi  est  alia  bestia 
5  eale,  cuius  corpus  equi,  maxilla  apri,  cauda  elephantis,  cubicilia  comua 
habens.  Quorum  unum  post  tergum  reflectitur,  cum  alio  pugnat.  HIo 
optuso,  aludo  (sic)  ad  certamen  uibrat,  nigro  collore  horret,  in  aqua  et 
in  terra  equaliter  ualeL  Ibi  sunt  fului  tauri,  uersis  setis  ondi,  grande 
caput,  oris  rictus  ab  aure,  ad  aurem  patet.     Hii  etiam  comua  uicissim  ad 

IO  pugnam  producunt,  uel  deponunt,  omne  missibile  duro  tergo  respuunt. 
Quod  si  fuerìnt  capti  nulla  possunt  arte  domarì.  Ibi  cosmatichora  bestia, 
falle  homo,  triplex  in  dentibus  ordo,  corpore  leo,  cauda  scorpio,  occuli 
glauca,  collore  sauguineo,  uox  sibilus  serpentum,  íingens  discrimina  uocum, 
uelotior  cursus,   quam  auis  uolatu,  humanas   carnes    habens  in  usu.    Ibi 

1 5  sunt  eliam  boues  tricornes,  pedes  equinos  habentes.  Ibi  quoque  moneceros, 
cuius  corpus  equi,  capud  (sic)  cerni,  pedes  elefantis,  cauda  suis,  uno  cornu» 
media  fronte  armatum,  quatuor  pedum  longum,  splendens  et  mire  acutum. 
Hec  bestia  nimis  ferox,  diros  habet  mugitus,  omne  quod  obstat  comu 
transuerberat,  captus  potest  perimi,  sed  non  domari. 

20  Exposiiione  utdgare, 

Altrìi  sono  apress  el  fonte  del  nume  gangnes,  li  quali  uiueno 
solamente  del  odore  de  alcun  pomo.  £  s  el  auegnìsse  che  alcun 
uolesse  andare  in  quelle  contraete,  e  portasse  con  loro  de  li 
diati  pomi,    et  e  gi  prendesse  altro  odore,  y  morirebe  inconti- 

25  nente.  Ancho  ge  son  serpenti  si  grandi  eh  engiotíseno  y  cerni, 
et  per  sul  medessimo  fìume  occeano  natand  el  passano.  Ancora 
si  g  e  una  bestia  eh  e  appellata  centuerota,  el  corpo  delà  quale 
e  d  aseno,  le  ganbe  de  cerno,  el  pecto  e  He  spale  de  lione, 
e  li  pei  de  canaio,  e  fa  col  corno  dui  solchi,  et  aure  la  bocca 

30  traqui  a  le  oregle.  El  loco  di  denti  duro,  la  uoxe  poco  men 
d  omo.  Anco  g  e  un  altra  bestia  che  uen  appellata  Eale,  la 
quale  a  corpo  de  caualo,  le  maxille  de  cinglaro,  cauda  d  ali- 
fante,  e  a  le  come  grande  de  uno  cubito,  de  le  quale  1  uno 
gè  uà  de  rectro,  e  con  1  altro  conbate  deuanci,  e  quello  ama- 

35  chato  e  derotto,  si  s  asconde  da  la  batagia,  e  pò  gè  da,  de 
color  negro,  che  tanto  puza  in  aqua  quanto  in  terra.  Anco  gè 
sonno  fluui  (sic)  tauri,  ondi  cun  le  sete  stra[f.  7  rjuolte,  el  capo 
grande,  apre  la  boccha  da  una  reglia  a  l  altra,  e  conbateno 
con     li   comi,    e    auisano    con    l    uno,    e   poy    con    1   altro,  e 

40  refuta    onne   chosa   misibelle   per   lo   duro    dosso,    per  che  1  e 


1  Cervos  —  Oceanum  —  2  Cencocroca  —  8  ingens  —  hiatus  — 
4  dentium  —  solidum  —  5  Eale  —  cubitalia  —  6  reflectit,  —  7  obtuso, 
aliud  —  colore  —  8  aequaliter  —  orridi  —  9  Hi  —  11  Qui  —  Ibi  quoque 
Mantichora  —  12  facie  —  oculis  —  13  colore  —  fugiens  —  volat,  velo- 
cior  —  15  Monoccros,  —  16  caput  —  Elephantis  —  17  in  medio  fronte 
—  longo,  spendenti,  et  mire  acuto.  —  18  Haec  —  19  Captum  potest 
perimi,  non  potest  domari. 


33^ 


5o8  V.  FINZI, 

si  forte,  che  sagitta  d  arco  ne  ferro  da  lançare  in  su  el  suo 
dosso  non  se  puote  aprendere.  E  chi  li  prendesse  per  nesuna 
arte  no  li  puote  domare.  Li  e  cosmaticora  bestia,  et  a  faccia 
d  uomo,  e  a  trei  ordeni  di  denti,  et  a  el  corpo  de  leone,  cauda 

5  di  scorpione,  et  ogli  uari  de  color  sanguineo,  noce  de  sibilio 
de  serpenti.  Compone  multi  enganni,  et  a  plu  forcia  de  corere, 
che  ossei  per  uolare.  Usano  carne  humana.  Et  e  gè  boui,  eh 
ano  trei  comi,  et  pie  de  cauallo.  Et  e  gè  altre  bestie  che  se 
appellano  monnoceri,  et  anno  corpo  de  cauallo,  e  capo  di  cerno, 

IO  pei  d  elifante,  choa  de  scroffa,  armate  d  uno  corno  in  mezo 
del  fron  to,  longo  quatro  pei,  e  splendente,  meraueiosamente 
acuto.  Questa  bestia  e  multo  crudelle,  et  a  oribelle  gemito. 
E  çoe  che  gè  contrasta  al  corno,  tuto  passa  d  oltra  in  parte. 
E  quand  ell  e  pressa  la  se  puoe  occidere,  ma  non  domare. 

15  .xvij.  Deìliy     animali  che  su  no  in  lo  fiume  ganges. 

In  gange  sunt  anguille  trecenorum  pedum  magne,  siue  longe.  Ibi 
etiam  sunt  quidam  uermes,  qui  ad  instar  cancri  bina  habent  brachia,  sex 
cubitorum  longa,  quibus  elefantes  coripiunt,  et  undis  inmergunt.  Indtccam 
quoque  mare  gìgnit  testudines,  de  quarum  testi  capatia  hospitia  sibi  fatiunt 

20  homines.  India  quoque  mageteos  (sic)  lapides  gignit,  qui  ferum  raptunt, 
idest  calamite.  Adamantem  etiam  qui  nonnisi  yrcino  sanguine  frangi  potest. 

Exposition  uulgarmenie. 

In  lo  fìume  che  e  appellato  gagnes  sonno  aguille  longe 
trecento  pie.     Et  egi  un  altro  norme,    lo   qual  e  a  similitudene 

25  di  ganbaro,  anno  le  brace  longe  .vj.  cubiti,  cum  li  quali  prendeno 
li  aliphanti,  et  fasseli  caçer  a  riua.  Und  el  mare  d  india  mena 
scudare,  ciò  e  testudine.  delle  osse  suoe,  cioè  delle  coperte,  se 
nne  fasse  li  homini  suffìcienti  albergi.  E  india  sonno  grandissime 
petre,  le  qualle  tirano  a  se  lo  ferro,   e  quest  e  la  calamita.     E 

30  adamante  lo  qual  no  se  poe  rumpere  se  nno  cun  sangue  de 
becho. 

.xviij.  De  Persia  ouero  parthia. 

Ab    indo    flumine    usque    ad    tigrim    est    partia  .xxxiij.   Rcgionibus 

discreta.     Dicitur  autem  parthia  a  parthis   uenientibus  a  sicha,    est  in  ea 

regio  a  Ragusia,  ab  oppido  aracusa  dieta.    Et  est  in  ea  Assyria  ab  assur 

36  filio  sem.     Quia  ea  prius  incolum  nominata,    est  in   ea   quoque  media,    a 

16  In  Gange  quoque  sunt  anguillae  trecentorum  pedum  longae.  Ibi 
etiam  vermes,  qui  instar  Cancri  —  18  Elephantes  corripiunt,  —  immer- 
gunt.  Indicum  —  19  testis  capacia  hospicia  sibi  faciunt  —  20  Magnetem 
lapidem  —  ferrum  rapii.  Adamantem  —  21  hircino  —  82  C.  XIV.  De 
Part  hill.  —  33  Indo  —  Tygrim  —  Parthia  —  34  distincta.  —  e  Schytia. 
85  regio  Aracusia  —  Est  etiam  in  ca  Assiria  ab  Assur  fìlio  Sem,  qui 
eam  primus  incoluit,  nominata.    Est  —  Media, 

^  n  suddetto  Cap.o  forma  parte  nell'  edizione,  più  volte  citata,  del- 
V Imago  mundio  del  XIII^,  intitolato  „Z>tf  bestiis**. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL*  IMAGO  ìfUNDL  509 

Medo  Rege  dicta,  quia  ciuitatem  construens  mediam  nominauit ,  de  qua 
[f.  7v]  et  regno  mutuauit.  In  qua  etìam  persia,  a  perso  rege  dicta,  qui 
ciuitatem  persepolim  heddifìcauit;  de  qua  et  regio  nomen  accepit.  In  hac 
primum  orta  est  ars  magicha,  persida*  lapidem  piritem  mittit,  quia  mannum 
5  prementis  urit,  et  sinelite,  cuius  candor  cum  luna  crescit  et  defficit. 

Exposition  uulgar ementre. 

Dal  fiume  d  indya  de  fin  al  tígro  e  la  parthia  .xxxiij.  Re- 
gnami, et  he  nominati  parthia.  £t  en  quilì  regnami  si  enno 
quello  de  Ragusa.     Et  in  quella   he  asyria  nominata  per  assur 

IO  figiolo  de  Sem,  perch  el  foe  el  primo  eh  abita  in  quella.  Et 
ancho  ge  Media,  et  ha  nome  media,  perch  el  Re  Medio  la 
difficoe,  e  ponetege  nome  Media,  e  chosi  uiene  clamato  tut  el 
regíame.  Ancho  ge  persia,  nominata  chosi  per  lo  Re  perso  che 
Ila  difficoe.     E  la   citae    di    persepoli,   unde  lo  regname  an  de 

15  quella  presse  nome.  In  questa  fo  in  prima  trouata  1  arte  Magicha. 
In  persya  nasce  la  prea  che  uiene  appellata  pyrite,  perciò  che 
asotigia  la  mane  a  chi  la  strençe.  E  un  altra  prêta,  che  uiene 
apellata  Synellitem,  la  qual  deuenta  blancha,  e  cella  la  sua 
bianchezza,  si  come  monta  e  cala  la  luna ,  cossi  monta  e  calla 

20  la  sua  bianchezza. 

.xviiij.  De  Messopothamia, 
A  Tigri  flumine   usque  ad    cufiratem   est  Messopothamia,  a  duobus 
iluminibus  grece  ita  dieta,  quod  in  medio  duorum  fluminum  sit  constituta. 
In  hac  est  ciuitas  Riminie  itinerum  trium  dierum,  a  Nino  Rege  constructa 

25  et  nominata.  In  hac  etiam  est  regio  babilonia,  a  ciuitate  babilonie  nomi- 
nata. Hanc  etiam  nerrireth  gigans  turbauit,  sed  Semiramis  Regina  nero 
Nicii  reparauit.  Cuius  muri  latitudo  est  .1.  cubitorum,  altitudo  .CC  cubi- 
torum,  ambitus  ciuitatis  .CCCC.  et  Ixxx.  stadiorum.  Centum  portis  ereis 
firmata,    fluuio    eufi-ate    per    medium  eius    cúrrente.     In    riua    eius    archa 

30  abel,  quatuor  milia  passuum  scribitur.  In  ea  quoque  est  caldea,  in  qua 
primum  inuenta  est  astronomia.  In  ea  etiam  est  Arabia,  que  et  Sabba 
dicitur  a  sabba  filio  thus,  in  hac  thus  coUigitur.  Et  in  hac  est  mons 
synai,  qui  et  oreb  dicitur,  in  quo  lex  a  moise  scribitur.  luxta  quam  urbs 
madian    fuit    in   qua   iecto    sacerdos    prefiiit      In    ea    sunt   gentes   multe, 

35  Moabite,  Saraceni,  madijanite  et  alie  multe. 


1  qui   —   Mediam.   —  S    et   regio   nomen    mutuavit.      In    ea    etiam 
Persida,    a   Perseo    —    3  Persepolim    aedifìcavit   —   4  Magica.      Persida 

—  Pyrrhitem  —  qui  manum  —  5  Synelitem  —  Luna  —  deficit.  —  21 
C.  XV.    De  Mesopotamia,  —  22  Tygri  —  Euphratem    est   Mesopotamia, 

—  23  graece  —  24  Ninive,  itinere  —  25  etiam  regio  Babylonia  —  Baby- 
Ione  —  26  Hanc  Nemroth  Gigas  fiindavit.  Sed  Semiramis  Regina  repa- 
ravit.  —  28  aeréis  —  29  Euphrate  —  irrigua.  Huius  arx  Babel,  quatuor 
milia  passuum  alta  scribitur.  —  30  Chaldaea,  —  Slln  ea  et  Arabia,  quae 
etiam  Saba  dicitur  a  Saba  filio  Chus.  —  32  In  hac  est  mons  Sina,  qui  et 
Oreb,  in  quo  lex  a  Moyse  scribitur  accepta.  luxta  quem  urbs  Madian  — 
34  lethro  —  praefuit.  —  multae,  —  35  Moabitae,  Ammonitae,  Idumaei, 
Sarraceni,  Madianitae,  et  aliae  multae. 


5 IO  V.   PINZI, 

Expositione  en  nulgare. 

Dal  fìume  tygro  enfìn  altro  che  uiene  clamato  eufrates  e 
Ila  prouincia  che  e  clamata  messopotamia  in  lengua  greca  per 
li  dui   numi   day  qualli  e  circundata,    ciò  e  da  1  uno    da    una 

5  de  le  parte  e  1  altro  da  1  altra.  In  quella  prouincia  he  la  citae 
de  Rimenea,  de  andamento  de  trij  die,  la  quale  fo  reparata  del 
Re  Nino.  E  quello  gè  posse  [f.  8  r]  nome  Romania.  In  quella 
Region  etiamdeo  he  babillonia,  nominata  cussi,  perch  en  quelo 
(sic)  regione  he  una  citate,  appellata  babillone,  la  qual  Neriret 

IO  giganto  desconçoe.  Ma  Semiramis  Regina  de  Nice  la  mantene, 
et  reconcola  et  defendella,  li  muri  de  la  quale  per  ampiezza 
he  .1.  cubiti,  in  alteza  .ce.  cubiti,  lo  circuito  della  citate  he  qua- 
trocento  Ixxx.  stadii,  et  he  serata  de  cento  porte  de  ramo,  per 
mezo  quella  cor  el  nume  enfratem.     In  la  riua  de  la  quale  e  1 

15  archa  d  abel,  la  qual  se  serine  esser  alta  quatro  milia  passa. 
In  quella  prouintia  si  e  ancho  chaldea,  en  la  qual  prima  fo 
trouata  1  arte  de  stronomia.  In  quella  ancho  e  arabia  la  qual 
e  dita  sabba  per  sabba  che  fo  fìgiol  de  thus,  en  questa  uiene 
trouato  1  encenso.    Et  e  gè  1  monte  synai,  et  altramentre  a  nome 

20  oreb  in  lo  qual  Moise  scripse  la  legie.  apreso  quel  monte  fo  la 
citate  che  aue  nome  Madian,  in  la  quale  Jecto  preuede  foe  el 
primo.  In  quella  si  he  multe  giente,  ciò  e  Mohabite,  Saracini« 
Madii,  e  multe  altre  etate. 

.XX.   De  prouincia  Syrie, 

25  Ab  Eufrete  '(sic)  usque    ad   mare  Mediteraneum  est  Syria,   a  Rege 

syrìo  dieta.  In  qua  est  damascus  a  damasco  abrae  liberto  constructa  et 
dieta.  Ibi  et  anthiocia  ab  antiocho  rege  nominata,  olim  remblata  uocata. 
Est  in  ea  comagena  prouintia.  Est  et  fìnicia  a  fenice  aue  dieta,  que  sola 
in  hac  terra  inuenitur,   siue   a  fenice  rege,   fìlio   agenoris.     In   hac  tyrus, 

30  que  et  Sothar  et  Sydon  ciuitates  site.  In  hac  est  mons  libanus,  ad  cuius 
radicem  oritur  Jordanis  fluuius.  Et  in  ea  etiam  palestina  a  ciuitate 
peslclin  que  nunc  ascalum  uocatur.  Est  in  ea  etiam  iudea,  a  iuda  filio 
Jacob,  de  cuius  tribu  reges  erant,  nuncupata.  hec  etiam  cañonea,  a  chanaan 
filio  cham  dieta. 

35  Expositione  in  uuìgare. 

Da  Eufrates    dal   mar    mediteraneo    Syria    uiene    nominata 

dall  Re  Syrio.     En  la  qual  he  damasco,  la  qual  foe  constructa 

et  ordenata  d  abraam  liberto.    Et  apresso  he  anthiochia,  per  lo 

39  re  antiocho    nominata.     E  enprimamcntre    aueua   nome  reblata. 

24  C.  XVI.  De  Syria  —  25  Euphrate  —  Mediterraneom  —  a 
quodam  Syro  rege  —  26  Damascus  a  Damasco  Abraae,  olim  Reblata 
vocata.  —  28  Comagena  provincia.  —  Phoenicia,  a  Phoenice  ave,  quae 
sola  —  29  Phoenice  rege,  filio  Agenoris  dieta.  In  hac  sunt  Tyrus,  quae 
et  Sortyx,  et  Sidon  civitates  sitae.  —  30  Lybanus,  —  81  Palaestina,  a 
civitate  Palaestin,  quae  nunc  Ascalon  vocatur,  dieta.  Est  in  ea  Judea,  a 
Juda  —  38  In  hac  etiam  Chanannca  a  Chanaan  fìlio  Cham  dicta. 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   MUNDI.  5 II 

£t  e  gè  una  prouintia,  che  uienne  dieta  Comagena.  Et  e  gè 
finitia,  cussi  per  1  oxello  fenix,  el  qual  uiene  trouato  sola  in 
questa  terra.  Ouer  che  la  fue  clamata  per  fenise  che  fo  figiolo 
del  Re  aginor.  Et  ege  1  Thiro,  el  qual  altramente  uiene  cla- 
5  mato  sothar  e  sydon,  e  queste  si  enne  enscenbre.  In  questa 
si  e  el  monte  libano,  alle  radice  dil  quale  nasc  el  fìume  iordano. 
Anccho  si  g  e  palestina,  da  la  cita  de  palestine,  e  uiene  mo 
clamata  ascalo.  Et  e  gejudea,  eh  e  clamata  cussi  per  inda  fìgiol 
de  Jacob,  de  la  qual  sciata  si  uenne  de  loro  li  Re.  Et  he  clamata 
IO  cananea  per  [f.  8v]chanaam  figiol  de  cham. 

.xxj.  De  JerusaUm^ 
In  hac  est  Jerusalem,  quam  Sem  fìlius  Noe  constniens  Salem  nomi- 
nauit.  Sed  iebus  ñlius  Chanaam  eam  inhabitauit.  Unde  a  iebus,  et  salem 
dedit  ei  nomen  Rex  Dauid  ienisalem,  quasi  iebus  salem»  quam  Salomon 
15  ñlius  eius  auro  et  gemis  decorauit,  yerosolimam  quasi  yerosalemonam  appel- 
lauit,  quam  a  babilonis  subuersam,  çorobobel  reheddifìcauit,  sed  romanus 
exercitus  eam  funditus  delult.  Hanc  postmodum  Elius  Adrianus  raparator 
(sic)  reparauit,  Heiyamque  nominauìt. 

Expostiione  in  vulgare, 

20  In    questa   he  Jerusalem,    la  quale  Sem   figiolo  de  Noe  la 

difñchoe,  e  metege  nome  Salem.  Ma  iebus  figiol  de  chanaan 
habita  in  quella.  Und  el  Re  Dauid  gè  posse  nome  Jerusalem 
quasi  Jebus  sale,  la  qual  Salamon,  fìgiol  del  dicto  Re,  1  adomoe 
d  oro  et  de  geme,  et  appella  ierosolima,  si  come  yerosalenonam, 

25  la  qual  suuersa  ouer  deserta  da  quegy  de  babillonia,  da  poi 
vorobabel  la  erediñcoe  e  concioUa.  Ma  1  oste  dy  Romani  de 
rechauo  la  strusseno  de  fin  li  fundamenti.  Questa  ancho  refece 
uno  imperatore,  che  aue  nome  helyo  adriano,  e  possege  nome  Elya. 

.xxij.  De  Galülea. 

30  Est    eciam  in    palestina  Regio  samaría  a  ciuitate   dieta.     Que  nunc 

sebaslia  est  appellata,  olim  sictima  a  siche  uocata.  In  hac  quoque  est 
galilea.  In  qua  est  naçareth  ciuitas,  iuxta  montem  Thabor  sita.  In  hac 
est  et  pethapolim  regio ,  a  quibus  ciuitatibus  dieta,  in  qua  olim  Sodoma  et 

34  gomora  fuit.     In  hac  etiam  mortuum  mare,   a  quo  fluenta  Jordanis  absor- 


12  Nohae  —  13  Iebus  et  fìlius  Chanaan  inhabitavit,  unde  Iebus,  et 
Salem  —  15  Jerusalem  —  Jebusalem.  —  14  gemmis  —  Hieroselyniam 
quasi  J  erusalemoniam  —  16  Babyloniis  —  Zorobabel  reaedifìcavit  —  17 
postea  funditus  delevit.  —  Aelius  Adnanus  Imperator  reparavìt,  Aeliamque 
nominavit.  —  29  C.  XVII.  De  Palestina,  —  80  Est  et  in  Palaestina 
regio  Samaria,  a  civitate  Samaría  dicta,  quae  —  SI  nuncupata,  olim 
Sichima  a  Sichern  —  quoque  Galilaea  —  32  Nazareth  —  In  hac  est  et 
Pentapolis  regio,  a  quinqué  civitatibus  —  33  olim  fuit  Sodoma  et  Gomorrha. 
In  hac  est  et  mare  mortuum, 

*  Il  suddetto  Capitolo  nella  ediz«.  cit».  deir„/ma^ö  mundi**  è  parte 
del  XVI,  che  s'intitola:  „De  Syria**, 


512  V.  FINZI, 

bentur.  In  hac  quoque  sacratinia  a  sarra  dicta ,  qui  et  agareni  ab  agar, 
et  ismaellite  ab  ismaelle  nuncupati.  In  hac  nabathe  a  nabathoth  filio 
Ismael  dicta,  quorum  gens  (sic)  sunt  duodecim. 

Exposition  uulgare, 

5  Anchora  parlo  de  la  syría,  che  ell  e  anche  lo  regnarne  de 

samaría,  cussa  (sic)  clama  per  la  cita  che  a  nome  samaría,  la 
qual  uiene  me  clamata  Sebastia.  £  per  altro  tempo,  eh  e  pas- 
sato fue  clamata  Sicinia  per  un  eh  aue  nome  Siche.  In  questo 
regnname  si  e  ancho  galilea,  en  la  quale  he  la  citae  de  naca- 
io  reth,  après  el  monte  eh  a  nome  Tabor  sita.  In  quello  si  e 
ancho  el  regname  penthapolim,  lo  qual  e  de  .V.  citate,  in  la 
qual  fue  çia  sodoma  et  gomora.  In  quella  e  el  mar  morto,  e 
si  mete  capo  in  lo  fìume  iordano.  In  questa  he  ancho  la  Sa- 
racinia,  la  qual  uiene  cussi  clamata  per  una  eh  ebe  nome  Sarra, 
15  che  fue  una  femena,  et  perciò  si  foe  eliamati  Sarracini  e  ismae- 
lite, per  uno  eh  ebe  nome  ismael,  e  agareni  per  uno  eh  ebe 
nome  Agar.  In  que[f.  9  r]sta  ancho  he  nabathe  per  nabathot, 
che  foe  fìgiolo  de  ismael,  e  tuta  quella  gente  heno  .xij. 

xxiij.  De  Egypto, 

20  Hec  supenus  diete  Regiones,  ab  oriente  incipientes,  recta  linea  ad 

mediteraneum  mare  extenduntur,  quibus  uersus  austrum  egyptus  connec- 
titur.  In  qua  .xxiiij.  gentes  esse  feruntur.  Hec  a  rubo  (sic)  mari  in 
oriente  surgit,  terminum  suum  uersus  occidentem  fìgit  in  limbia  (sic),  hec 
prius  empxìa  dieta,  idest  bona  copia,  postea  ab  egypto  rege  fratre  danay 

25  est  uocata.  hec  fluuio  nilo  undique  circuita,  in  modum  delte  litere  est 
formata.  C.  milibus  uillarum  inclita,  hanc  nubes  non  obscurant,  plunie  non 
irrigante  sed  nilus  in  undis  eam  fecundat.  In  hac  est  prouincia  thebaida, 
a  ciultate  thebe  congnominata ,  quam  cadhinus  agenoris  fìlius,  egyptnm 
ueniens,    hediffìcauit,    Thabas  secundum  illam    quam   in  gretia  construxit, 

30  nomìnauìt,  regio,  que  ab  illa  nommen  mutuauit.  In  hac  Mauritius  princi- 
pabatur,  et  ab  hac  thebei  dicuntur.  Hic  iacet  maxima  solitudo,  in  qua 
coDuersabatur  olim  monachorum  multitudo.  Canbises  rex  egyptum  superhas 
(sic)  ciuitatem  condidit ,  cui  nomen  babilo  indidit ,  que  nunc  caput  ilius 
regni  existit.     In  hac  etiam  uictor  Alexander  ciuitatem  hediffìcauit,  quam 

35  ex  suo  nomine  alexandriam  nuncupauit. 

1  In  hac  eliam  Sarraceni,  a  Sara  dicti  qui  et  Agareni  ab  Agar. 
Item  Ismaelitae  ab  Ismael  nuncupati.  In  hac  et  Nabathaei  a  Nabaiot  filio 
Ismael  dicti.  Quorum  gentes  sunt  duodecim.  —  19  C.  XVIII.  De  Aegypto. 
—  20  Hae  —  dictae  regiones  —  mediterraneum  —  21  usque  ad  Austrum 
Aegyptus  —  22  Haec  in  oriente  a  rubro  —  23  in  Libia  figit.  Haec 
prius  et  Bona  copia:  Euxia  dieta,  postea  ab  Aegypto  rege,  fratre  Danai, 
Aegyptus  est  vocata  :  Haec  fluvio  Nilo  undique  cincta ,  in  modum  Deltae 
literae  est  formata,  centum  millibus  —  26  pluviae  —  27  Nilus  inundaos 
eam  faecundat.  —  Thebaida.  —  28  Thebe  cognominata ,  «  quam  Cadmus 
Agenoris  —  in  Aegyptum  veniens,  aedificavit,  Thebas  —  29  in  Beotia 
construxit,  nominans.  In  hac  Mauritius  —  81  Thebaei  dicuntur.  Huic 
maxima  adiacet  solitudo,  in  qua  olim  conversabatur  —  92  Cambyses  Rex 
Aegyptum  superans  civitatem  condidit,  cui  nomen  Babylon  —  33  quae  — 
illius  —  34  et  victor  —  aedificavit  —  35  Alexandriam 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   BCUNDI.  513 

Exposition  uulgare. 

Queste  Regione  he  in  egypto,  le  quale  sono  diete  di  sopra. 
£  tene  da  oriente  per  drita  linea  traqui  al  mare  meditaraneo, 
ay  quali  si  se  congiongeno  cun  egypto  de  uerso  hostro,  in  lo  qual 

5  ß&yP^o  si  eno  .xxiiij.  giente  si  come  se  dice.  E  questo  egypto 
comenta  dal  mare  rosso  in  oriente,  et  fìnise  in  libia  uerso  occidente. 
E  questa  en  primatre  foe  clamata  euxia,  do  e  bona  copia.  Poy 
foe  clamato  egypto  per  lo  Re  Egysto  fratre  de  danay.  E  si 
circuncida  in  modo  delte  letere,  e  facta  he.   In  quella  he  .e.  milia 

10  citate,  ouer  uille  del  fiume  nilo  en  cerca  per  tuto.  E  questa  non 
uiene  mai  oscura  da  nesuna  nuuola,  ne  li  ploue  may.  Ma  questo 
nilo  si  la  bagna  quanto  fae  mistero,  et  he  multo  habitante  e  diuitiosa 
contracta.  Et  in  quella  e  la  prouincia  eh  e  appellata  thebaida  per 
thebe  che  e  una  citate  che  foe  hediffìcata  per  chadhinus  fìgiol  de 

15  agynor,  lo  qual  uegnando  en  egypto  ella  diffìca  che  aue  nome 
thabas,  a  similitudene  de  quella  che  era  en  greda  e  per  ciò  gè  foe 
cussi  posto  nome,  e  tut  el  regname  per  quella  nome  he  clamato 
thebaida.  In  questa  foe  un  principo,  che  ebbe  nome  Mauritio.  E 
da  questa  suno  dicti  thebei.   Et  hege  un  grande  deserto,  nel  quale 

20  habitauano  già  molti  monachi.  El  Re  Cambise  soperclava  Egypto. 
Et  in  per  ciò,  en  quella  (sic)  deserto  foe  fata  una  citate,  che 
uiene  clamata  babilo.  £  foe  poi  capo  da  quel  regname.  El  re 
Alexandre  uictorioso  fige  heddificare  un  altra  dtate,  la  [f.  gv] 
qual  per  suo  nome  fue  clamata  Alexandria. 

25  .xxiiij.    Delle  regione  de  oriente, 

Suprascriptis  regionibus  uersus  aquilonem  anectuntur  hec  Regiones. 
Mons  Cauchasus  a  Caspio  mari  orìentis  extoUitor,  et  per  aquilonem  uergens 
pene  usque  ad  europiam  porigitur.  Hunc  inhabitant  amazones,  femine 
uidelicet  ut  uiri  preliantes.     Hiis  cohabitant  Massagete,   et  Colchi   et  Sar- 

30  mathe.  Seres  est  oppidum,  a  quo  orìentis  serica  regio  et  uestis  et  gens 
est  dieta.  Post  hanc  est  bactria,  a  bactrio  anne  uocata.  Huic  coniungitur 
Urchania  ab  ycania  silua  nominata.  In  qua  sunt  aues,  quarom  pene  (sic) 
splendent  per  noctem.  Huic  iungitur  sicthia  et  humia,  quarum  gentes 
sunt  .xliìij.  Ibi   sunt  yperborei  montes.     Hanc  sequitur  albania,  a  candore 

35  dieta,  eo  quod  albo  crine  ibi  nascantur.  Cui  conectitur  Armenia.  In 
qua  est  mons  ararhsen.  In  quo  est  archa  noe,  que  post  diluuium  ibi 
requieuit,  cuius  usque  hodie  ibi  ligna  uidentur.  Hec  copulatur  yberria. 
Uli    nero    capodotia  a  ciuitatc    eiusdem  nominis    dieta.      In   hac   eque    a 

3Q  uento  concipiuntur.     Sed  fetus  non  amplius  triennio  uiuunt. 


25  C.  XIX.  De  Caucaso  et  regionibus  Orìentis,  —  28  usque  ad 
aquilonem  annectuntur  haec  —  27  Caucasus  —  attollitur  —  28  Europam 
porrigiiur.  —  Amazones,  faeminae  —  29  praeliantes.  His.  —  Massagetae, 

—  Sarmathae.  —  30  oppidum  Orìentis,  quo  —  31  Bactra  a  Bactro  amne 

—  32  Hyrcana  ab  Hyrcana  sylva  —  pennae  —  33  noctes.  —  Scythia,  et 
Hi  mia  —  34  Hyperborei  —  Albania,  —  35  connectitur  —  38  Arath, 
super  quem   archa  Noe   post  diluvium  requievit,  —  37  Ugna  ibi  —  Huic 

—  Iberia.  —  38  Cappadocia  —  equae  —  39  concipiunt,  sed  foetus. 


514  ▼•  FiNZi, 

Exposition  vulgare. 

Cum  le  soprascrípte  Religione  in  uerso  la  parte  d  aquilone 
confinano  queste  Regione.  £1  monte  Caucaso  se  parte  dal  mare 
Caspio  in  oriente,  e  ueine  per  1  aquilone,  pocho  mene  traqui 
5  europia.  In  questo  habitano  Âmacedones  do  e  femene  che 
conbateno  si  com  homini.  Â  prono  de  queste  habitano  Massa- 
geti  et  Cholchi,  e  Sarmatc.  Dal  altra  parte  habitano  oppido 
da  la  parte  de  oriente  lo  regname  de  soria,  e  cussi  uiene  cla- 
mate la  giente  et  le  uestimente.    De  rietro  a  questa  he  bactrìa,  et 

IO  he  clamata  cussi  per  uno  fiume  chi  e  clamato  bactrio.  Apo  questa 
urchania,  denominata  per  una  silua,  che  e  nominata  yrdiania.  In 
la  qual  sonno  oxielli,  che  Ile  suoe  penne  luce  de  nocte.  Apo  questa 
he  Sicthia,  e  Humia,  in  le  quale  sono  giente  jd.  quatro,  et  li  enno 
munti  clamati  yperborei.  Depo  questa  he  albania,  per  do  denominata, 

15  eh  el  gè  nasceno  li  tuti  cun  creine  bianche.  £  cun  quella  confina 
Armenia,  in  la  qual  he  el  monte  ararhsem,  per  do  che  depo  el 
deluuio  reposse  li  1  archa  de  Noe,  et  anche  mo  gè  sono  delli 
ligni.  Depo  questa  he  yberia.  £  depo  he  Capadotia  per  una 
citae  chosi  dieta  che   e  in  ella,  et  in  questa  sono   canale,    che 

20  ingenerano  di  uento.  Ma  li  parti  loro  no  uiueno  plu  de  trij  anm. 

.XXV.  De  Assya  minore^  e  dele  sue  religiùfte, 
Asya  minor  post  construitur.     Qae  pene   undique  mari  cingitnr.    In 
hac  est  [f.  IO'.]  ciuitas  effessus,  constmcta  ab  amaçonibos.  In  qua  reqniesdt 
Johannes    euanguelista.     Prima  pronintia  Asye   minoris   est  bitinia,    prius 

25  berrìca,  post  Migdonia,  mox  a  bithino  Rege  est  bithina  appellata.  In  qua 
est  ciuitas  eiusdem  nominis  appellata.  In  hac  est  etiam  ciuitas  nicena,  in 
qua  magna  synodus  est  facta.  In  hac  est  etiam  Nicomedia,  a  Nicomede 
rege  constmcta,  et  dieta.  Bicthinìa^  quoque  dicitur  maior  frigia,  in  qua  est 
ciuitas  smima,  a  teseho  rege  constmcta.   In'  qua  simulacrum  beUorophontis 

30  est,  equo  suo  suspensum  in  aere  sistit,  nec  cathenis  penditnr  sursum, 
nec  desubter  ullo  stipite  sustinetur.    Sed  magetes  in  arcus  uulsora  abentnr 

32  bine  et  inde  in  adus  (sic)  uncionibus  trahitur,   et  in  mensura  equiparata 

21  C.  XX.  De  Asia  Minore,  —  22  Asia  minor  post  hanc  consti- 
tuitur.  Quae  —  23  Ephesus  civitas  ab  Amazonibus  constmcta,  in  qua 
requiescit  corpus  Joannis  Evangelistae,  in  hac  etiam  civitas  Nicea,  in  qua 
magna  Synodus  est  facta.  Prima  provincia  Asiae  minoris  est  Bythinia, 
prius  Berica,  post  Migdonia,  mox  a  Bythino  Rege  Bythinia  appellata.  In  qua 
est  civitas  eiusdem  nominis.  In  hac  est  etiam  Nicomedia  a  ^ßcomedo  Rege 
constmcta  et  dieta.  —  28  Bythinia  —  29  Maior  Phrygia  Smima,  a  Theseo 

*  Colla  voce  Bythinia  (nel  Codice  :  „Bicthinia**)  incominda  nel  testo     ^ 
il  Cap.  XXP,  intitolato:  „Z>tf  regionibus  Asiae**. 

^  n  passo  del  nostro  Codice  che  comincia  :  ,Jba.  qua  simulacrum  ecc.'V  ** 
e  ñnisce:  „quinqué  milia  librarum  ferri'*  non  si  trova  nell'edizione,   pie 
volte  citata,  dell'  „Imago  mundi**.     Benché  sia  molto  scorretto ,   ci  parvi» 
opportuno    riportarlo   fedelmente.  —  Ecco,    del  resto,    come   si  potrebb 
emendare:  ,,In  qua  Bellerophontis  simulacrum  est,  quod  equo  suo  suspensui 
in  aere  sistit,    nec   cathenis  pendet  sursum,    nec  subter  ullo  stipite  s'  _ 

netur.     Sed   magnetis   Qapidis]   arcus   habentur    hinc,    et   inde   in    11  Tir      _jj^ 
uncinis  trahitur,  et  in  mensura  aequiparata  consistit.  Est  autem  aestima"'^^^ 
ponderis  circiter  quinqué  milia  libranmi  ferri*'. 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   BfXTNDI.  515 

consisti!.  Est  autem  extimatio  pendens  circiter .  quinqué  milia  librarum 
ferri.  Hec  (sic)  iungitur  gallicia,  a  gallis  dieta,  quos  bithinus  rex  in  auxi- 
lium  euocauit,  et  post  uictoriam  eis  terram  diuisit.  Hanc  sequitur  frìgia, 
a  fìlia  europe  frigia  nominata.  Hic  et  dardania  a  dardano  iouis  dieta. 
5  Est  in  ea  ciuitas  eiusdem  nominis,  ab  eodem  constructa.  In  hac  est  etiam 
ciuitas  troia  a  tro  (sic)  rege  constructa  et  nominata.  Hec  et  ylion  ab  ylo 
rege  est  dieta,  huius  menia  dicuntur  pergama.  Huius  adiacet  licaonia  et 
Cana,  ubi  fluit  habemus  (sic)  fluuius  aureis  arenis  famosus.  Inde  est  lidia 
a  lido  rege ,  fratre  tyrani  appellata.     In  hac  est  tiatira ,  deinde  isaurìa,  ab 

IO  aura,  qua  undique  proflatur,  dieta.  Post  hanc  est  Cicilia  a  ciuitate  eius- 
dem nominis  nuncupata,  quam  cilys  fìlius  agenorìs  construxit,  et  ab  illa 
regio  nomen  accepit.  In  hac  est  mons  amana,  qui  et  taurus.  In  hac  est 
ciuitas  tarsos  per  persos  constructa,  pauli  apostoli  inhabitatione  gloriosa. 
Deinde   est  Lucia,   pilidia  et  panfìlia.    Et  in  (sic)  pontus  regio  multarum 

15  gencium,  a  qua  et  ponticum  mare  appellatur.  in  quo  ouidius,  et  postea 
démens  exilio  relegantur.  post  decursam  transeamus  ad  europam. 

Exposilio  uulgare. 

De  retro  da  questa  sopradicta  parte  si  e  asya  minore  la 
qual   pocho    mene  si  e  cincta  in  circa  in   circha   del  mare.     In 

20  questa  he  una  cita,  edifficallo  una  giente  che  a  nome  amaçoni, 
la  cita  a  nuome  eflfessus  et  eg  el  corpo  del  beato  sancto  Jouuane 
euangelista.  La  prima  prouincia  d  asya  minore  he  bithinia.  In 
prima  foe  clamata  berrica,  da  poy  migdonia,  e  depo  incontinente 
fo  cliamata  bithinia  per  lo  Re  bithinio,  en  la  quale  he  una  cita 

25  che  ae  cussi  nuome.  Et  e  g  e  un  altra  citate  nomata  nicena 
nela  quale  se  fa  grande  multitudene  de  cendatL  In  la  predicta 
prouintia  he  un  altra  cita,  cliamata  nichomedia,  perciò  che  foe 
hedi[f.  iQvJficata  per  uno  Re  eh  ebe  nome  Nichomedio.  Bithina 
sopradicta  uienne  cliamata  frigia  magiore.   In  ella  he  la  cita  de 

30  smira,  heddificata  per  theseo.  Et  e  gè  la  scoltura  onero  statua 
de  bellerephonte  cun  el  suo  cauallo  suspesa  in  aere,  ne  no  he 
apichata  cun  cathene  de  sopra  ne  di  sotto,  ne  sostenuta  da 
ueruna  persona  per  chosa  alcuna.  Ma  grande  uolte  de  calamita 
in  modo  d  archo  conuenieuolmente  proporciónate,   mantiene  la 

35  statua  eh  e  de  ferro  in  aere,  la  qual  statua  he  stimata  esser 
circha  .e.  millia  libi  e  de  ferro.  Cun  questa  prouincia  he  coniuncta 
gallicia  per  li  gallici,  li  quali  el  Re  bithino  in  suo  aiutorio  cussi  i 
apella,  e  finita  la  guerra  fece  a  llor  quella  terra  partire  da  le  altre. 
Depo  questa  si  e  frigia  per  la  figia  de  europe,  che  ebbe  cussi  noume, 

40  et  anche  foe  clamata  dardania  per  darda  fìgiolo  de  ione.    Et  e 

2  Huic  —  Galatia,  a  Gallis  —  Bythinus  —  8  Phrygia,  a  filia  Europae 
Phr>'gia  sic  nominata.  Haec  et  Dardania,  a  Dardano  Jovis  filio  dicta.  Et 
in  —  6  Troia  a  Troo  —  Haec  quoque  Ilium  ab  Ho  —  7  moenia  — 
Pergama.    Huic  adiacent  Lycaonia  —  8  Himus  fluvius  —  Lydia   a  Lydo 

—  9  Tyrreni  —  Thiatira.  Deinde  est  Isaurìa  —  10  Cilicia  —  11  Cilix  — 
A  generis  —  12  Amana  —  Taurus.  In  hac  et  Tharsus  civitas  a  Perseo 
constructa,  Pauli  Apostoli  —  14  Lycia  et  Pisidia  et  Pamphylia.  Euxinus 
Pontus  regio  multarum  gentium,  a  qua  et  Ponticum  —  16  In  —  Ovidius 

—  16  Clemens  —  Post  decursam  Asiam,  transeamus  ad  Europam. 


5l6  V.  FINZI, 

ge  un  altra  cita  che  a  quel  medessimo  nome,  hediffìcola  quel 
medessimo.  £t  anche  g  eno  la  citate  de  troya  hediffìcata  dal 
Re  ato,  e  perciò  cussi  foe  denominata.  Anche  foe  denominata 
Elyon  per  lo  Re  £lyon,   li  diffìtii  suoi  sonno  cliamati  pergama. 

5  De  sotto  de  quisti  he  lichaonia  e  caria,  e  corege  un  fiume  cla- 
mato Ermo,  et  he  clamata  lidea  per  lo  Re  lido  fratello  de  tyran. 
Depo  questa  he  Cicilia  cussi  nominata  per  una  dta,  hediffìcata 
per  celix  fìgiol  d  agennor,  la  qual  ae  noume  dcilia.  In  cotestei 
he  el  monte,  noume  amana,  et  anche  gè  uiene  dicto  tauro.    Et 

10  age  ancho  la  citate,  noume  tarsos,  hediffìcata  da  perso,  nella 
quale  foe  1  abitatione  del  beato  mesier  santo  paulo  apostolo. 
Et  ende  uia  he  licia,  e  lipidia,  e  panfìlia.  Et  ancho  ende  he  el 
regname  nomato  ponto,  cun  multe  giente,  per  lo  qual  uiene 
clamât  el  mare  ponticho,  nel  qualle  ouidio,  e  poi  clemente  stu- 

15  diano  in  lor  mente  (?)  et  li  si  uersifìcano.  Or  auemo  dito  de 
asya.     Mo  diremo  de  europia. 

.XX vj.  De  europa. 
Europa  ab  europe  Rege  uel  europa  fìlia  agenoris  est  nominata.  In 
qua  in  primis  uersus  seplentrionem  sunt  rifei  montes  et  thanais  flunius,  a 
20  tanai  rege  dictus,  et  meotides  paludes,  magno  mari  iuxta  theodosiam 
urbem,  seiungentcs»  ac  'tauai  fluuio,  est  athia  inferior,  que  uersus  meridiem 
usque  ad  danubium  porigitur.  In  hac  sunt  iste  prouintie,  Alania,  Dania, 
Gothia. 

Exposition  uulgare, 

25  Europa  dichoue   eh  e  anomata  per  lo  Re  europe,   o  nero 

per  europa  fìgiola  de  agenoi.  In  ella  primamente  sonno  li 
monti  clamati  riphey,  el  fìume  he  clamata  (sic)  thanais  per  lo 
Re  thanais,  el  pallute,  che  uienne  cliamato  motides,  che  se 
coniungie   al    grande    mar ,    apresso    de  la  cita  [f.  1 1  r]  clamata 

30  theodosia.  Dal  fiume  de  thanais  he  de  sotto  athia,  la  qual  tiene 
uerso  mezzo  die,  tra  qui  a  el  danubio.  In  questa  sonno  queste 
prouintie.     Ciò  he  Alania,  Dania,  Gothia. 

.xxvij.  Della   Germania  de  sopra, 
A  Danubio   usque    ad    alpes  germania  superior,    que   a   germinardo 
35  populos  dicitur.     uersus  occasum  reno,  uersus  aquilonem  Albio  fluuio  ter- 


17  C.  XXII.  De  Europa.  —  18  Europe  rege  et  ab  Europa  fìlia 
Agenoris  —  19  imprimis  —  Ryphaei  —  Tanais  —  20  Tanao  —  Moeo- 
tides  —  Theodosiam  —  21  A  Thanai  —  est  Scythia  —  quae  —  22  Da- 
nubium porrigitur.  —  istae  provinciae ,  Alania,  Dacia,  Gothia.  —  38  C. 
XXIV.  De  Germania  superiore,  —  34  Alpes  est  Germania  —  quae  — 
35  Rheno,  —  Albia. 


*  Colle  parole  „A  Thanai    fluvio"   (nel  Codice:    „ac  Tanai    fluuio") 
comincia  nel  testo  il  Cap.  XXIIl  „De  Scythia", 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   MUNDI.  517 

minatur:  In  hac  est  regio  suauie,  a  monte  sueuo  dieta,  hec  et  alemania 
ab  ellemano  lacu  est  appellata,  hec  et  recia  dicta.  In  hac  Danubius 
nascitur,  et  .Ix.  fluuiis  precipuis  augetur,  et  in  septem  hostia  ut  nilus 
diuissus  ponticum  mare  ingreditur.  Est  in  ea  uoritus  que  et  bauaria.  In 
f.  qua  est  ciuitas  ratispona,  est  et  occidentalis  frantia  cui  coniungitur  duringa, 
quam  sequitur  sansonia. 

Exposición  en  uulgare. 

Dal  fìume  che  uìene  clamato  danubio  tra  quia  ale  alpe  uen 
appellata  Germania    de    sopra,    perdo    eh    en    quella    nasce  et 

IO  multiplica  molto  y  populi  di  uerso  occidente,  et  he  terminata 
dal  fìume  renno.  Da  la  parte  d  aquilone  he  terminata  dal  fìumo 
dalbio.  In  questa  prouincia  si  e  un  regnarne  dicto  sueuia,  per 
lo  monte  sueuio.  Anche  uene  cliamata  allemania,  per  uno  luogo 
eh  e   cussi   nomato.     Anche  he  cliamata  recia.     In  questa  naso 

1 5  el  danubio  fiume ,  e  cresce  de  Ix.  fiumi ,  e  poi  se  desparte  in 
septe  parte,  si  comm  el  nilo  mete  capo  in  lo  mare  pontico. 
Apressio  di  quella  e  un  altra  prouincia  nominata  bauaria,  a  la 
qual  he  congiunta  duriga  et  sansonia. 

20  .xxviij.  De  le  Germania  di  sotto. 

Ab  albia  est  germania  inferior,  que  uersus  aquilonem  occeano  exci- 
pitur.  In  hac  est  dania  nomea,  a  danubio  immo  circha  danubium  uersus 
orientem,  usque  ad  mediteraneum  mare  est  Messia,  a  messium  prouentu 
dieta,    deinde    panonia  inferior  idest  ungaria.     In^  (sic)  tracia  a  tyras  filio 

25  Japhet  dieta.  Hee  habet  ebrum  fluuium,  et  urbem  constantinopolim  a 
Constantino  imperatore  constructa  et  dieta. 

Exposition  en  uulgare. 

Dico  che  1  he  un  altra  prouintia,  cliamata  germania  di  sotto, 
e  comengia  d  aquilone  fin  al  mare  oceano.    In  questa  he  dania 

^o  nomea.  Apres  el  danubio  uerso  oriente  fin  al  mare  medìteraneo 
uienne.  De  li  a  prouo  di  quella  he  panonia  de  sotta,  do  he 
ungaria.  £  de  li  he  trada  nominata  da  tyras  fìgiol  de  iaphet. 
Questa  eh  a  onero  in  questa  he  un  fiume  eh  e  cliamato  ebro. 
E  la  citate  eh  e  nominata  constantinopoli,  perciò  che  Costantino 

--  imperatore  la  hedifficoe,  et  cussi  la  denominoe. 

1  Svevia  —  Svevo  —  Haee  et  Alemania  [a  Lemano  lacu  appellata. 
Haee  et  Rethia  dieta.  —  2  Danubius  —  3  praecipuis  fluviis  —  ostia  ut 
Nilus  divisus  Ponticum  —  4  Noricus,  quae  et  Bavaria,  in  —  6  Ratispona. 
Tum  et  Orientalis  Francia  —  Turingia,  —  6  Saxonia.  —  20  C.  XXV. 
De  Germania  inferiore,  —  21  Albia  —  Germania  —  quae  —  Aquilonem 
Oceano  —  22  Dania  et  Norvegia.  A  Danubio,  imo  circa  Danubium 
—  28  orientem  ad  mare  mediterraneum  est  Messias  a  Messium  —  24 
Pannonia  inferior,  et  Bulgaria.  Inde  Thracia  a  Tras  —  25  Japheth  — 
Haee  —  Hebrum  —  et  civitatem  Hebron  ibi  constructam  et  dictam. 


*  Colle  parole:  „Inde  Thracia  ecc."  (nel  Codice:   „In  (de)  Tracia") 
comincia  nel  testo  il  Cap.«  XXVI«:  „De  Thracia", 


5l8  V.  FINZI, 

.xxix.  De  Grecia, 
Mcditeraneo  mari  est  grecia,  a  greco  rege  dicta,  terra  cethin  olim 
uocata,  et  uersus  austnim  magno  mari  terminatur.  Que  etiam  I[f.  1 1  r]lliria 
est  appellata.  Est  in  ea  prouincia  dalmatie  a  dalmi  ciuitate  uocata,  et 
5  epirus  a  pirro  filio  Achilles  sic  dicta.  In  epirro  est  fons  in  quo  faces 
accense  extingimtur,  et  iterum  extincte,  accenduntur.  Est  et  chaonia  a 
ciuitate  eiusdem  nominis  appellata,  quam  helenus  frater  hectoris  heddi- 
ficauit,  et  ob  amorem  fratris  sui  chaonis  chaoniam  nominauit*  Est  ibi 
et  ellaida,  ab  ella  rege,  filio  deulchaonis  et  pire  dicta,   ipsa  est  et  athica 

IO  ab  athi  rege ,  ipsa  est  nera  grecia.  In  hac  est  ciuitas  athene  a  cetrope 
rege  constructa.  Ibi  est  et  boetia,  a  boue  dicta,  quia  cadinus  filius  age- 
noris  ilio  ueniens,  bouem  reperit,  quem  dominus  inmolans,  thebas  con- 
struxit  et  prouintiam  boetiam  nominauit.  De  hac  dicuntur  thebani,  sed 
alias  thebei.    Eadem  prouinlia  dicitur  etiam  aonia  a  fonte  ao  musis  con- 

15  secrato.  Ibi  et  penolensis  regio  a  penelope  rege,  et  a  ciuitate  eiusdem 
nominis  appellata.  Ibi  et  thesallia  a  Rege  thesallo  dieta.  Ibi  et  mace- 
donia a  Macedone  Rege  appellata.  Hec  et  emathia,  ab  emato  rege  dieta, 
fuit  uocata.  In  hac  mons  olimphus,  qui  excedit  altos  montes.  In  hac  est 
etiam  thesalonica,  a  thesalo  rege,  filio  greci,  constructa.    Ibi  est  et  achala 

20  ab  echeo  rege,  et  a  ciuitate  eiusdem  nominis,  dicta.^  In  hac  est  corinthos 
a  corintho  filio  horestis  dieta.  Ibi  est  et  archadia,  que  et  sithidnia  a 
sithice  rege  dicta.  Archadia  abeston  lapidem  mittit,  qui  semel  accensus 
extinguí  non  poteri t.  Deinde  est  panonia  superior  usque  ad  peninum 
montem,  ad  aquilonem  eius  ystria  ab  istro  anne,   qui  et  danubius  dicitar. 

25  (Manca  il  titolo  del  Cap.®) 

Dal  mare  Mediteraneo  uerso  oriente  enfin  al  mare  magìore 

he  grecia  appellata  per  lo  Re  greco  eh  ebe  cussi  noume.  Quella 

28  terra    primamente    era    clamata  cethim,    et   anche   clamata   foe 

1  C.  XXVII.  De  Grecia,  —  2  A  Mediterraneo  —  Graecia,  a 
Graeco  —  Cethim  —  8  Austrum  —  Quae  etiam  Illyricus  nominata,  et  in 

—  4  Dalmatia  a  Dalmi  —  Est  et  Epirus  a  filio  Achillis  Pyrrho  —  6  In 
Epiro  —  6  accensae  —  extinctae,  —  Chaonia,  —  7  Helenus  —  Hectorìs 
aedificavit  —  8  Chaonis  Chaoniam  appellavit.  —  9  Ellaida,  ab  Eliade  — 
Deucalionis  et  Pyrrhae  —  Ipsa  est  et  Attica,  ab  Atti  —  10  Ipsa  — 
Graecia.    —   Athenae   a  Cecrope  Rege  —  U  Beotia   a   Bove   —  Cadmns 

—  Agenoris  —  12  quem  Dus  immolans  Thebas  —  13  Provinciam  Beo- 
tiam  nuncupavit,  de  —  Thebani«  de  alia  Thebaei.  —  14  provincia  dicitur 
Aonia  —  Aon  Musis  —  15  Ibi  est  et  Peloponesus«  a  Pelope  —  et  civi- 
tate  —  16  dieta.  —  Thessalia,  a  rege  Thessalo  —  Macedonia,  —  17  rege 

—  Haec  et  Aemathia,  ab  Aematho  —  vocata:  in  hac  —  18  Olympus» 
qui  excedit  nubes.  —  19  et  Thessalonica,  a  Thessalo  —  Graeci  —  Achaia 
ab  Achaeo  rege,  et  civitate  —  21  Ibi  et  Arcadia,  quae  et  Sycionia  a 
Sycione   rege  nuncupata.      Arcadia,   Arbaston   —   28  potest.     Pannonia 

—  Peninum  montem.  Ad  Aquilonem  —  Histria,  ab  Histro  amne,  qui  et 
Danubius,  nominata. 

*  Nel  citato  testo  dell'  „Imago  mundi"  dopo  le  parole  „Chaoniam 
appellavit"  Icggesi:  „Haec  et  Molosia,  a  civitate  Molosia  dieta,  quam 
Molossuä  filius  Pyrrhi  construxit,  et  a  nomine  suo  Molosiam  vocavit**. 

^  Il  periodo  che  comincia:  „In  hac  est  corinthus"  e  finisce:  „horestis 
dieta"  non  si  trova  nella  edizione  più  volte  ricordata  dell'  „Imago  mundi". 


VOLGARIZZAliENTO  DELL*  IMAGO  MUNDL  5 IQ 

Illiria.  £t  in  quella  he  una  prouincia  appellata  dalmatía  per 
una  citate  nominata  dalma.  £t  he  anche  clamata  epiro  per 
piro  fìgiol  d  achiles.  In  epyro  he  un  fonte  in  lo  quai  le  faxelle 
apresse  se  amorta  e  He  amorte  se  aprendenno.  £t  un  altra  prouincia 
5  g  e  nominata  chaonia,  percioe  eh  en  quella  he  una  citate  cussi 
nominata,  la  qual  hediffìcone  heleno  fratello  de  hector,  et  per 
amor  de  suo  fratello  ehbe  nome  chaone,  e  posselli  cussi  nome. 
Anche  g  e  Illaida  ida  per  ella  re  fìgiolo  de  ulchaone,  che  foe 
anche  clamato  pirra.    £  quella  he  ancho  clamata  athica  per  uno 

IO  Re  eh  ebe  cussi  nome  Âchi.  £  questa  he  la  nera  grecia.  In 
questa  he  la  citate  athene  hedifficata  per  lo  re  Cetrope.  Ancho 
ge  boeda  cussi  cliamata,  per  ciò  che  cadi[f.  I2>']nus  fìgiolo  d 
aginor  primo  uegnando  la  gè  troua  uno  boue,  lo  qual  sacrifì- 
cand  el  Segnor  la  hediffìcone,  et  aue  nome  boetia.     De  questa 

15  sonno  dicti  thebani,  et  altramenti  tebei.  £t  anche  quella  me- 
dessima  prouincia  he  clamata  aoniam,  per  lo  fonte  che  e  cla- 
mato ao,  el  qual  foe  consecrato  de  sdencie.  Ancho  he  la  una 
regione  damata  pelonia  per  lo  re,  eh  ebe  nome  pelope,  e  per 
una  citae  eh  ebe  cussi  nome.     Anche  g  e  thesalia  clamata  per 

20  per  lo  re  thesalo.  Anche  g  e  Macedonia  appellata  per  lo  Re 
Macedonio.  Questa  he  ancho  cliamata  emaüiia  per  uno  re  eh 
ebe  nome  chemato.  In  questa  he  el  monte  olimpo  di  sopra 
tuti  i  altri  monti  de  alteza.  £t  e  gè  ancho  thesalonica  hedifìcata 
per  lo  thesalo  fìgiolo  de  greco.    Ancho  g  e  Accania,  denomina 

25  (sic)  per  lo  re  Acheo,  et  per  una  citate  che  a  quell  medessimo 
nome.  In  questa  hee  corintho  dieta  per  coritho  fìgiolo  de 
horeste.  Anche  g  e  arehadia,  et  anche  uene  dieta  £ffidonia, 
et  he  cussi  cliamata  per  lo  re  Sithice.  In  Arcadia  nasce  una 
pietra  cliamata  asbeston,   el  qual  s  el  uenisse  apresso  una  fìata 

30  non  si  puote  astudar.  £t  apresso  he  panonia  de  sopra  de  fìn 
al  monte  penino.  A  prouo  di  quella  uerso  la  parte  d  aquilone 
he  ystria,  per  do  uiene  cussi  cliamata  per  uno  fìume,  che  a 
nome  ystro,  et  altramentre  uiene  dicto  danubio. 

.xzx.   De  ytaUa, 

£5  Ytalia  olim  magna  greda  est  dieta«    postea  a  saturno,   saturnia  est 

appellata,  mox  latium,  eo  quod  Saturnus  pulsus  a  Joue  ibi  latum  (sic) 
tandem,  deinde  ausonia  ab  ausone  rege  uoccata,  tandem  ab  ytalio  Rege 
siculorum  3rtalia  nominala.  Hoc  ab  alpibus  surgit,  et  in  magno  mari  ter- 
minum  fìgit.     In  hac  etiam  est  urbs  Rome,   a  romulo  constructa,  et  sic 

40  dieta.    Antiqui  ciuitates  secundum   precipuas  feras  ob  significationes  for- 


84  C.  XXVm.  De  Italia.  —  86  lulia  —  Graecia  —  Saturno,  est 
Saturnia  appellata.  Mox  Latium,  —  86  latuit,  dicta.  Deinde  Ausonia 
ab  Ausone  rege.  Tandem  ab  Italo  rege  Siculorum  Italia  vocata.  Haec 
ab  Alpibus  —  89  In  hac  est  —  Roma,  a  Romulo.  —  40  praecipuas  — 
significationem. 


520  V.  FINZI, 

mabant  Unde  Roma  formam  leonis  habet,  quia  ceteris  bestiis  quasi  rex 
preest  Huius  caput  est  urbs  a  romulo  constructa,  latera  uero  ediificia 
utrobique  disposita.  Unde  et  lateranis  dicitur,  brundusium  autem  forma 
(sic)  ceruiy  Sartago  bouis,  troya  fìguram  equi  habuit. 

.  Exposition  utägare. 

Ytalya  antígamente  foe  appellata  greda  grande,  poi  per 
saturnio  foe  appellata  saturnia.  £  mantenente  fo  appellata  latium, 
e  per  ciò  che  saturno  discacato  da  ione  fo  [f.  I2v]  reportato  m 
quella.     Dende  ausonia  fo  appellata  per  uno  Re  che  ebe  nome 

IO  ausone.  Su  la  perfine  foe  clamata  ytalia  per  uno  re  de  cecilia 
eh  abe  nome  ytalo.  £  questa  ytalia  si  comenta  dale  alpe  e 
termina  in  lo  mar  magiore.  In  questa  he  la  cita  de  roma, 
appellata  cussi  per  ciò  che  Romulo  la  hedifficone.  £ra  usança 
dalli  antiqui,  che  hedifíicauano  le  citate  a  similitudene  de  beste, 

i^  e  cussi  era  de  ciascuna.  Si  che  Roma  foe  hediflìcata  a  simili- 
tudene de  lione,  en  per  quello  eh  el  lione  quasi,  si  come  Re 
e  soura  le  altre  bestie,  chosi  he  Roma  capo  di  tucta  ytalia,  et 
de  ciascuni  latera  sonno  li  hediffìtii  dispositi,  per  la  quale  chosa 
uiene  ancho    appellata    latcrane.      Brundisia   a  forma  de  ceruo, 

20  Sartago  ha  forma  de  bo,  troya  forma  de  cauallo  etc. 

.xxxj.  Delle  prouincie  de  ytalia,^ 
Est  in  ytalia  Tusscia  prouincia,  a  ture  et  sacrifìciis  dieta.  Est  et 
Campanea«  a  capua  ciuitate  dieta,  et  a  capi  rege  constructa.  Ibi  est  et 
apulia.  Est  umbría  in  (sic)  dieta,  quod  inbríbus  tempore  diluuii  superflu 
25  (sic).  Est  et  etruria  ab  etruscho  rege  dicta.  Est  et  longobardia,  a  Ion* 
gobardis  uel  a  longis  barbis  appellata.  Padus,  qui  et  rìdanus  ytalie  fln- 
uius  ab  apenciis  montibus  contra  occidentem  man  inmergitur.  Uennecia 
ab  ennecho  rege  prius  benecia  dieta,  deinde  ueneeia. 

Exposición  uulgare, 

30  In  ytalia  he  tuscia,  ciò  e  toscana  una  prouincia  cussi  clia- 

mata  per  l  incenso  e  altri  sacrifitii.  Anche  g  e  canpagna,  appel* 
lata  cussi  per  una  citate  nominata  capua,  per  ciò  che  per  lo 
Re  capi  foe  hediffìcata.    £t  e  gè  appullia,  altramentre  appellata 

34  imbria,   per  ciò  che  al  tempo  del   diluio  in  quella  molto  aqua. 

1  qui  eaetens  —  2  praeest.  —  Urbs  a  Romulo  constructa,  lateritia 
—  aedifieia  —  8  Latcranis  —  Brundusium  —  formam  —  4  Carthago  — 
Troia  equi  figuram  habuit.  —  22  Italia  Thuscia  —  Thure,  —  28  Cam- 
pania, a  Capua  —  dieta.  Capi  —  24  Apulia.  Est  et  Imbría,  inde  — 
imbribus  —  superfuit.  —  25  lietruria  ab  Hetrusco  —  Longobardia  a  longis 
barbis  voeata.  —  26  Erìdanus  Italiae  fluvius  ab  Appenninis  montibus 
ontur,  ac  man  immergitur.  Venetia  ab  Eneco  rege,  prius  Benetia  dieta, 
deinde  Venetia. 

*  Il  suddetto  cap.®,  fino  alle  parole:  „occeani  excipüur"  del  Cap.^ 
XXXIP  del  Codice,  forma  parte  nelPedizione  citata,  del  Cap.°  XXV 111 
„De  lialta**,  più  sopra  rí ferito. 


VOLGARIZZABiBNTO  DELL*  IMAGO  MUNDI.  52t 

Anche  g  e  truria,  la  quai  hediffîcoe  lo  re  trusco.  £t  e  ge  lorn- 
bardia,  cussi  clamata  per  li  lombardi  o  uero  per  le  longe  barbe. 
In  quella  he  uno  fìume  eh  e  appellato  padus,  et  alti  amente 
appellato  Ridano,  el  qual  departe  da  li  monti  dépendis  dis- 
5  córente  contra  occidente,  e  en  el  mare  pon  el  capo.  Ancho  ge 
ueneda,  cussi  appellata  per  lo  Re  ennicho,  primamentre  benecia 
foe  dicta,  poe  foe  appellata  uenecia. 

.xxxij.  De  Gallia, 
Gallia  a  candore  populi  dieta,   galla  enim  greee,  latine  lac   dieitur. 

IO  Renos  ab  alpibus  nascitur,  et  aquilonem  uergens,  sinu  oceani  excipitur 
a  flumine  reno.  Est  gallia  belgicha  a  cinitate  belgis  dieta.  Hec  a  monte 
iouis  surgit,  et  uersus  aquillonem  britanicum  occeanum.  Hec  et  francia 
a  francho  rege  est  dieta,  qui  de  troya  cum  enea  ueniens,  terram  iuxta 
renum  condidit,  quam  íranciam  sartago   nominauit  [f.  13'.]    Hanc  uersus 

15  occidentem  lugdunensis  gallia  excipit  que  comata  est,  dieta  est  etiam 
togata,  a  longis  uestibus.  Que  uersus  austrum  habet  narbonensem  galliam, 
a  ciuitate  nerbona  dieta  (sic),  uersus  occidentem  equitaneam  ab  equis  (sic) 
rodani  et  eligere  dictam. 

Exposiiionè  in  uuìgare, 

20  Gallia   uiene    cussi    appellata   per   la  blancheza    delli  suoi 

populi.  Gallia  dico  in  gregresco,  in  latino  tant  e  a  dire  quanto 
lacte.  Lo  renno  dico  nasce  dalle  alpe,  et  chore  verso  aquilone, 
et  pone  capo  en  el  mare  occeano.  Dal  fìume  reno  he  una 
prouintia  che  uen  appellata  gallia  belgicha,  per  ciò  eh  el  gè  la 

25  una  citate  appellata  belgis.  Questa  prouincia  comença  dal  monte 
de  ione,  eh  e  uerso  aquilone,  et  se  destende  de  fìn  al  mare 
occeano  de  bretagna.  £  quest  e  appellata  anche  francia  per 
uno  Re  nominato  francho,  lo  qual  uegnando  cun  enea  da  troya, 
in  questa  prouintia  hediffìca  una  citate  après  el  Reno,  a  la  quale 

30  posse  nome  franca.  £  quest  a  uidna  uerso  ocddente  una  pro- 
uinda  appellata  gallia  lugdunense,  et  altramente  he  dieta  comata, 
et  altramente  togata  per  le  longe  ueste.  £  questa  confìna  dala 
parte  de  ostro  cun  una  prouincia  appellata  gallia  nerbonense, 
cussi  denominata  per  la  cita  de  nerbona,  uerso  occidente  con- 
fìnia  cun  equitania,   et  he   appellata  equitanea  per  le  aque  del 

{6  Rodano,  e  de  ligera. 


0  dieitur.  Gala  enim  Graece  lac  dieitur.  Rhenus  —  10  et  contra 
Aqnilonem  —  Oceani  excipitur  —  11  C.  XXIX.  De  Gallia,  —  A  flumine 
Rheno  est  Gallia  Belgica,  —  Belgis  Haec  —  12  lovis  —  Aquilonem 
Britannicum  Oceanum  incidit  Haec  et  Francia  a  Franco  —  18  Troia 
—  Aenea  —  Troiam  —  14  Rhenum  condidit,  lerram  Franciam  cogno- 
minavit.  —  16  excipit  Lugdunensis  Gallia,  que  et  Comaga,  ob  longas 
comas  est  dieta,  et  Togata,  —  16  vestibus:  quae  —  Austrum  —  Narbo- 
nensem Galliam  —  17  Narbona  dictam,  —  Occidentem  Aquitaniam  ab  aquis 
Rodani,  et  Ligere. 

Zaitfctar.  f.  rom.  Phil.  XVII.  34 


522  V.  FINZI, 

.xxxiij.  De  y  spania. 
Inde    est   yspanea,    ab  yspano   rege  dicta,    príus  yberría  ab   ybero 
flumine,  et  experia  ab  aspero  rege  nominata.  Hec  uersns  occasum  occeano 
terminatus  (sic).     Sunt  in  ea  Sex   pronincie,   terracona,   cartage,  lusitana, 
5  Gallitia,  Errica,  tringuintanea,  a  propriis  cioitatibus. 

Exposition  uulgaremenire. 

Spagna  foe  denominata  per  uno  Re  ch  ebe  noume  yspano. 
In  prima  uenia  cliamata  yberia  per  uno  fiume  appellato  iberro. 
Inanci  fu  appellata  ysperla  per  uno  re  ch  ebe  noume  exspero. 
10  £t  he  aconfinata  uerso  occidente  al  mare  occeano,  et  sonno  in 
quella  .vj.  prouintie,  ciò  he  ieracona,  Cartago,  lussitana,  Callida, 
Érrica,  tringuitania ,  a  propriis  ciuitatibus  che  sonno  in  quelle 
prouincie. 

.xxxiiij.  Delle  y  solle  de  occeano  do  e  de  hertagna  et  de  le  altre  y  salle* 
15  Contra  yspaniam  uersus  occassum  sunt  in  occeano  bec   insnle.  Bri- 

tania,  Anglia,  hybemia,  thanatos,  cuius  terra  quouis  gencium  portata, 
serpentes  perìmit,  licet  sole  in  qua  fit  solsticium,  orchades.  xxxiij.  scochia, 
tile  cuius  arbores  nunquam  folia  deponunt,  et  in  qua  uidelicet  sex  men- 
sibus  esliuis  conlinuus  est  dies,  sey  ybemis  continua  est  nox.  Ul[f.i3Y]tra 
20  banc  uersus  aquilonem  est  mare  congellatum,  et  frigus  perpetuum.  Enropam 
perambulauimus ,  ad  Afiricam  transmigemus  (sic). 

Exposition  uulgare. 

Incontra  la  Spagna,  ciò  he  a  ripetto  la  spangna  uerso 
occidente  sonno  queste  ysolle  in  lo  mare  occeano,  ciò  e  bertagna, 

25  anglia,  ybemia  e  thanatos.  £  la  terra  de  questo  thanatos  si  a 
uertute  de  alcidere  y  serpenti  in  ciascuna  prouincia  sia  portata, 
o  nero  pur  in  quella  oue  si  fa  solsticio,  et  in  quella  si  sono 
una  mainerà  de  arbori,  appellati  orchades  de  xxxiij.  scorchii,  de 
chile,  che   de   nesun  tempo  lasano  le  fogie  loro.     £t  in  quella 

30  prouincia  he  .vj.  misi  cioè  d  estate  el  di  continuo,  e  yj.  misi  d 
inuemo  continuamente  nocte.  Da  Ila  da  questo  uerso  aquilone 
he  el  mar  de  giaza,  et  e  gè  perpetuai  firegido.  Dicto  auemo 
de  europa,  mo  parlemo  de  afirica. 

.XXXV.  De  affrica  e  delle  soe  Regione. 
Afirica  ab  afier  uno  e  postremis  habré  est  dicta,  hec  in  oriente  indi  fluminit 
36  surgit,  et  per  meridiem  surgit,  et  per  meridiem  uergens  in  occidentem  tendit. 


1  C.  XXX.  De  Hispania,  —  2  Hispania  ab  Hispano  —  Hiberia, 
ab  Hibero  —  3  Hesperia ,  ab  Héspero  —  Haec  —  Oceano  terminatur.  — 
4  provinciae;  Tarracona,  Carthago,  Lusitania,  Galatia,  Betica,  Tinguitania 
a  praecipuis  civitatibus  dìctae.  —  14  C.  XXXI.  De  Britannia*  —  10 
Hispanìam  —  occasum  —  Occeano  hae  insulae.  Britannia  —  16  Hibemia, 
Tanatos  —  gentium  —  perimit.  Isole  —  17  solstitium.  Orchades  trìginta 
tres.  Schotia,  Chile  —  18  qua  sex  mensibus,  videlicet  aestivis,  est  conti- 
nuus  dies:  Sex  hybernis  continua  nox.  —  20  Aquilonem  —  congelatam 
—  perambulavimus.  Ad  Africam  transmigremus.  —  84  C.  XXXIL  De 
Africa.  —  85  Africa  ab  Apher  —  ex  posteris  Abrahae  —  Haec  —  Indi 
fluminis  surgit,  et  per  meridiem  vergens  in  occidentem  tendit. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL*  IBÍAGO   MUNDI.  523 

huius  prima  prouincia  est  libia,  a  regina  eiusdemnominis  dicta.  Hecaparithonio 
ciaitate  et  montibus  chathabatinon  inicium  sumit  et  in  aris  fìlenonim  fìnit. 
De  hac  libicnm  mare  dicitur.  Inde  est  cirenaica,  a  cirene  ciaitate  nomi- 
nata. Sed  a  regina  eiusdem  nominis  constnicta,  et  dieta.  Hec  et  pentha- 
5  polim  a  quinqué  ciuitatibus  est  dieta,  scilicet  Beremnice,  arsinoe,  tolomaide, 
apoUonia,  cirene  a  propriis  conditoribus  indicta.  Inde  est  tripolis  a  tribus 
ciuitatibus  dieta,  que  sunt  occasa,  berrete,  et  letis  magna.  Post  banc  bisace, 
a  duabus  urbibus  dieta,  idest  andronicius  et  bisbamum. 

Exposition  uulgaremente. 

IO  Ai&ica  he  denominata  per  aifef.     £  uen  dicto  che  la  e  le 

plu  lontanne  extremitate.  Questa  comença  in  oriente  dal  fìumo 
d  india,  e  tenne  per  mezo  di,  tra  qui  a  in  occidente.  La  prima 
prouincia  de  ley  he  appellata  libia,  per  una  raina,  eh  ebbe  cussi 
nome.     £  comenza    da  una  citate  appellata    aperitonio,    e  day 

15  monti  cathabatinon  prend  el  commenzamento ,  e  finisse  en  le 
aere  delli  fileni.  Per  questa  uen  dicto  la  (sic)  mare  libico.  Inde 
he  prouincia  appellata  cirenaica,  per  una  citate  appellata  cirene, 
hedifficata  per  una  regina  eh  ebe  cussi  nuome.  Quella  prouincia 
anch  e  appellata  penthapolim,  perdo  che   ae  .v.  citate  si  come 

20  sonno  berenice,  Arsinoe,  ptolomaide,  Âppollonia  est  (sic)  Cirene 
[f.  14^]  cussi  denominate  per  quellor  che  Ile  hedifficono.  £t 
ende  he  tripolli  una  prouincia  de  tree  citate,  cioè  Ocasa,  Berete, 
Eleptis  grande.  Ende  depo  questa  he  un  altra  appellata  bisace, 
per  doe  citate,  ciò  he  andronicio  e  bisamo. 

25  .xxxyj.   De  africa  çeusis,^ 

De  çeusis,  in  qua  est  magna  cartago  a  didone,  que  et  illassa,  con- 
structa,  et  carta  opido  nominata.  Sed  a  romanis  deleta  et  denuo  redi- 
ficata  cartago  est  appellata.  Huius  muri  latitudo  fuit  .xvij.  cubitorum,  post 
hanc  estgetulia.  Inde  numidia,  in  quaregnanitiugurta,  in  qua  est  ciuitas  hypone. 
In  qua  fuit  agustinus  episcopus.  Inde  est  mauritania  a  nnigredine  (sic)  dieta. 
In  hac  est  prouincia  Stifensis  opido,  ista  cesarensis  a  ciuitate  cesarla  dieta,  tercia 

32  tinguitanea  a  ciuitate  tingui  dieta.    Uersus*  meridiem  nero  est  ethiopia,  ab 


1  Lybia  —  Haec  a  Paratonio  —  S  Catabachmoniis  initium  — 
Philenorum  finitur.  —  8  Lybicum  —  Cyrenaiea,  a  civitate  Cyrene  — 
4  Haec  et  Pentapolis  —  6  Berenice,  Arsinoe,  Ptolemaide,  Apollinea, 
Cirene,  —  6  ita  dictae.  Inde  Tropolis  —  7  quae  —  Occasa,  Berete,  et 
Leptis  —  Bisace,  —  8  Adromeus  et  Byzantium.  —  S6  Deinde  est  Heusis, 

—  Carthago  a  Didone,    quae  et  Elisa,    —  et  Carthada,  a  Cartha  oppido 

—  27  Romanis  —  reaedificata  —  28  Carthago  —  septem  et  decem  — 
29  Getulia.  —  Numidia  —  lugurta.  —  Hypone,  in  —  80  Augustinus 
Episcopus.  —  Mauritania  a  nigredine  —  81  Stiflfensis,  a  Stiffi  opido. 
Alia  Caesariensis  —  Caesaria  —  Tertia  Tingitania  —  82  Tingi  nuneupata. 

—  Meridiem  —  Aethiopia, 


^  n  sudd°  cap°.  fino  alla  parole  „tingui  dieta"  forma  parte  nel  testo, 
più  volte  citato,  del  Cap.  XXXH  „De  Afrüa'\ 

«  Incomincia  nel  testo  il  Cap.»  XXXHI  „De  A£thiopia". 

34» 


524  ▼•   FÏNZI, 

othas  dicta,  una  in  onente,  in  qua  est  urbs  Saba,  de  qua  fuit  illa  regina, 
altera  in  occidente,  in  qua  sunt  garamantes,  a  garama  ciuitate  dieta,  apad 
quos  est  fons  tam  frigidus  diebus,  ut  non  bibatur,  tam  feruidus  noctibus, 
ut  non  tangatur,  quibus  uersus  orientem  cohabitant  trogodite,  qui  celeri 
5  cursu  feras  capiunt.  Ultra  ethiopiam  sunt  loca  maxima  deserta,  ob  soils 
ardorem,  et  diuersi  generis  serpentina  hominibus  incognita.  Deinde  best 
(sic)  maximus  occeanus,  qui  solis  calore  dicitur  fernere,  ut  cacabus.  In 
extremis  fìnibus  afTrice  uersus  occidentem  est  urbs  gades  a  fenicibus  con- 
structa,  de  qua  gadditanum  mare  dicitur.  In  ipso  nero  òcceano  est  mons 
IO  athalas.  Unde  athalanticum  mare  nominatur.  Athalas  autem  erat  frater 
promothci,  a  quo  mons  nomen  accepit,  quia  in  eo  residens,  astrologiam 
scripsit.    Unde  et  celum  sustinere  dicitur. 

Exposition  uulgare. 

Douemo  dire  de  çeusi,  ne  la  quale  he  la  grande  Cartagine, 

15  cussi  denominata,  da  dido  poi  hedifficata,  foe  appellata  illasa,  e 
carta,  e  opido.  Ma  essendo  abandonata  per  li  Romani,  e  pò 
rehediffìcata,  foe  appellata  cartago,  li  muri  suoi  son  ampli  .xvij. 
cubiti.  Depo  questa  he  getulia,  depo  he  Numidia,  ne  la  quale 
regna  iugurta,  ne  la  citate  eh  a  noume  ypone,  ne  la  quale  foe 

20  episcopo  agustino.  Depo  he  Mauritania,  cussi  denominata  per 
negreza.  In  questa  he  una  prouincia  appellata  opido  stifense. 
un  altra  cesarense  dieta  per  la  cita  cesaría,  la  tercia  prouintia 
he  appellata  tingintania,  per  una  citate  nominata  tigni.  In  [f.  14^] 
In^    uerso     mezo    di     he    ethiopia    dieta    per    othas.      E    de 

25  queste  una  he  in  oriente^  ne  la  qual  e  la  citate  Saba,  de  la 
qual  fo  quella  regina  dido,  1  altra  he  in  occidente,  ne  la  quale 
he  monti  appellati  garamanti,  per  una  citate  nominata  garama. 
Apresso  questore  he  un  fonte  si  frígido,  che  non  sen  puote 
beuere  de  die.    E  de  nocte  si  bugiente,  che  no  se  poute  tocare. 

30  Â  li  qual  monti  uerso  oriente  cohabita  trogodite,  ciò  he  giente 
che  coreno  si  uelloce,  che  giongeno,  e  prendeno  le  bestie  sal- 
uatiche.  De  Ila  d  athiopia  sonno  grandissimi  deserti,  per  1  arsura 
del  sole,  et  diuerse  generatione  de  serpenti,  che  no  foro  uncha 
uezzute    per    humo  (sic)  alchuno    tereno.     Depo    he    el   grande 

35  occeano,  che  bolle  come  se  dice  per  lo  calor  del  sole,  e  com 
fa  el  lauezio  al  fuocho.  In  le  dereane  fine  d  africa  uerso  occi- 
dente he  una  citate  appellata  gades,   hediffìcata  day  fenize  per 

38  la  qual  el  suo  mar  he  clamato  gadditano.    In  quel  mare  he  el 

1  Ethan  —  Oriente,  —  Saba  urbs,  —  2  Occidente.  Inter  quas  —  Gara- 
mantes,  a  Garama  —  dicti.  Apud  —  4  Quibus  —  Orientem  —  Trogloditae  — 
6  Aethiopiam  —  maxima  loca  —  6  serpentia  —  est  —  7  Oceanus,  — 
8  Africae  —  Occidentem  —  Gades,  a  Phaenicibus  —  0  Gaditannm  — 
Oceano  —  10  Atlas  altissimus,  unde  Athlanticum  —  appellator.  Athlas 
autem  erat  rex  Africae,  frater  Promethei,  —  U  Astrologiam  descrìpsit, 
unde  et  coelum 


^  Colla  preposizione  „/n"  finisce  il  f.  14  ^  e  eomincia  il  f.  14  ▼.  E  ciò 
per  una  svista  del  menante. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL*  IMAGO   MUNDL  525 

monte  athalas,  e  perciò  he  el  mar  appellato  athallantico.  Athallas 
fu  fratre  de  promotheo,  e  per  elio  ebe  el  monte  cussi  nuome, 
per  ciò  che  stando  athala  en  su  questo  munte  scrìuete  l  arte 
del  astrologia.    Unde  he  dicto  che  questo  monte  sostien  el  cielo. 

5  .xxxvij.  De  le  y  sole  del  mare  d  africa, 

Peragralis  afTrìce  finibus,  ad  Ínsulas  maris  tendamus.^  Insole  (sic) 
sunt  dicte,  quasi  in  salo  site.  Mediteraneo  mari  est  cypnis  insula  contra 
syrìam,  a  cipro  ciuitate  dieta.  Hec  et  pafus,  a  ciuitate  eiusdem  nominis. 
Creta  a  crepto   rege   dicitur.  hec  et    centapolim  a.  C.  urbibus    nuncupatur. 

IO  Hec  sita  est  contra  libicum  mare,  quod  adeaticum  ab  adia  ciuitate  dicitur. 
abydos  est  insula  in  elesponto  in  europa,  ellespontum  ab  elle  ciuitate 
dicitur.  Colcos  insula  athice  ciclades  diuiditur,  quia  in  rotunditate  sunt 
posite  circlo,  ciclón  enim  dicitur  orbis.  Sunt  enim  .liiijo^  contra  asyam 
posite.      Harum    prima    Rodos,    a    ciuitate    eiusdem    nominis    dieta,    ad 

15  orientera  posite.  In  hac  et  fuit  enim  hereus  colossus  .Ixx.  cubitnrum 
altus.  Tenedos  a  septentrione  eius  posita,  a  ciuitate  cene  dieta,  et  eius 
constructore  eiusdem  nominis.  Cárpatos  ad  meridiem  ipsius  contra  egyptum 
pò  sita,  unde  et  carpatium  mare  et  carpatie  naues,  sicheria  ad  occasum  eius 
sita  a  cicherio   monte   dieta.     Hec   et  parthyris    dicitur.     Delos   in  medio 

20  cicladum  sita,  a  ciuitate  eiusdem  nominis  dieta.  Hec  tempore  diluuii  sub 
gigo  facta  primo  superfuit,  unde  et  Delos  nomen  accepit,  quia  delos  mani- 
festum sonat.  Hec  et  ortigia  dicitur  ab  artigometris ,  idest,  cotumicibus, 
qui  primum  ibi  uise.  Incaria  insula,  a  puero  certensi  naufragio  est  dieta, 
a  qua  Icorei  mare  dicitur.     Naason  insula  dionisij,   qui  et  bachus.   melos, 

25  que  et  storia  rotunda  insula,  paron  a  ciuitate  eiusdem  nominis  dieta,  a 
paro  iasonis  nepote  constructa.  Hec  gignit  marmor  candidissimum ,  quod 
parium  dicitur,  et  sardium  lapi[f.  15 r]dem.  Cidon  est  insula,  in  hac 
mastLx  nasci  tur.  Samos  insula,  a  samo  ciuitate  dieta,  in  egeo  mari  sita. 
De  hac  fuit  Sybilia  et  pictagoras.     In  hac  fìtilia  uasa  sunt  reperta. 

6  Peragratis  Africae  —  accedamus.  Insulae  —  7  dictae  —  sitae.  In 
mediterraneo  —  Cyprus  —  8  Syriam,  a  Cypro  —  Haec  et  Paphus,  — 
9  Creto  —  Haec  Centapolis,  —  nuncupata.  Haec  —  10  Lybicum  —  et 
Adriaticura  —  Adria  —  11  Abydos  —  Hellesponto,  in  Europa.  Helle- 
spontus  ab  Helle  —  12  Coos  Insula  Atticae.  Cyclades  dicuntur,  quod  in 
rotundo  sint  positae.    Cyclus  —  18  autem  —  Asiam  positae.  —  14  Rodus, 

—  15  Orieotem  est  posita.  In  hac  fuit  olim  Aereus  Colossus  —  16 
Tenedus  ad  Septentrionem  —  Tene,  et  eius  constructore  eiusdem  nominis 
dieta.    Carpathos  —  17  Aegyptum  —  18  Unde  et  Carpatium  —  Carpatiae 

—  Cytherea  —  occasum  est  sita  a  Cithero  —  19  Porphyris  —  20  Cycladum 

—  Hec  —  Diluvij  —  21  Ogygio  facto  primum  apparuit ,  —  Delos  — 
22  Ortiga  ab  Ortygometis  —  23  quae  —  visae  sunt  Icaria  —  Puero 
Cretensi  naufrago  —  24  Icarium  —  Naxon  —  Dionysii  —  Bacchus.  Melos, 
quae  et  Storia  —  25  Paron  —  26  Paro  Iasonis.  —  Haec  —  27  Parium 

—  Sardium  —  28  Mastix  —  Samo  —  in  Aegeo  est  mari  sita.  —  29 
Sybilia  et  Pithagoras.  —  fictilia 

*  Nel  testo  il  perìodo  che  comincia  colle  parole  :  „Peragratis  Africae 
ecc."  (nel  Cod.«:  ^^Peragratis  ajfrice  ecc")  è  T  ultimo  del  Cap.°  XXX ITT 
,tDe  Àethiopia**,  Colle  parole:  „Insulae  sunt  dictae**  (nel  Cod.«;  Insole 
(sic)  sunt  dicte**)  comincia  il  Capitolo  XXXIV**:  „De  Insulis ,  et  novo, 
ut  dicunty  orbe'*. 


520  V.  FINZI, 

Exposition  magare  delle  ysolle. 

Âuemo  dicto  de  añrica  et  delle  suoe  continentie.  Digamo 
delle  ysole  del  mar.  Dico  insole  sonno  diete,  quasi  hediffìcate 
et  permanenti  quasi  posite  in  sale.  In  lo  mare  mediteraneo  he 
5  Cipro  insula  contra  suria  denominata  da  cipro  eh  eno  citate. 
Ancho  he  dieta  panfo,  per  una  dtate  cussi  nomata.  Creta  dieta 
he  per  uno  re  eh  ebe  noume  Creto.  Et  e  anche  uocata  cen- 
tapolim  per  .e.  citate  che  ui  sono.  Questa  he  posta  contr  ali 
mare  libico  dicto  ancho  el  mar  adriatico^  per  una  citate  uocata 

IO  adria.  Abidos  s  e  un  y  sola  in  ellesponto  in  europa.  In  elle- 
sponto  s  e  dicto  per  una  citate,  uocata  elle.  Altra  (sic)  ysole  gè 
sun,  ciò  s  e  colchos,  e  athica,  et  ciclados  sono  diete,  perche 
sono  posite  in  rotunditate,  e  tanto  s  e  a  dir  dclon  quanto 
rotunda,  e  perciò  sono  appellate  dclodes.    £t  sono  liiij.or   posite 

15  contra  asia,  la  prima  de  queste  s  e  dieta  Rodos,  per  una  dtate 
cussi  eliamata,  e  he  posta  in  oriente.  In  questa  fo  en  prima 
una  statua  di  ramo  de  .Ixx.  cubiti  longa,  et  era  appellata  ereo 
colosso.  Teneydos  s  e  un  altra  ysola  posta  al  septentrìone,  et 
he  cussi  uocata  per  una  citate  cussi  nomata.    Cárpatos  s  e  posta 

20  a  meçio  die  contra  egypto.  £t  per  quella  uiene  dito  al  mar,  mar  car- 
patio,  e  a  le  lor  naue  carpacie.  Sicheria  s  e  occidente,  et  he  cussi 
dieta  per  un  monte  clamato  cithereo,  et  anche  s  e  clamata  partyrìs. 
Dolos  (sic)  s  e  posta  in  meco  di  cilcadi,  et  e  cussi  eliamata  per  una 
dtate  cussi  nomata.  £  questa  al  tempo  del  deluuio,  prima  delle  altre 

21;  se  descopersse.  £  questo  foe  per  reeordanca  delos,  ese  dieta 
ortigometrìs,  ciò  s  e  de  cotomise,  perciò  che  ai  sono  prima 
vezute.  Icari  isola  foe  denominata  da  uno  puero  de  ereti  ma- 
rinaro, la  qual  s  e  anche  dieta  ystoria  rotunda.  L  isola  de  paron 
fo  dita  per  una  dtate   cussi   nominata,    la  qual  hediffica  paro, 

30  nepote  de  lasone.  Questa  fa  marmore  blaneoissimo,  che  uiene 
dicto  paríonn.  £  un  altra  petra  appellata  Sardium.  Cidon  s  e 
una  ysola  ne  la  quale  nass  el  mastrice.  Samos  s  e  ysola  deno- 
minata da  una  citate,  che  s  e  en  lo  mar  egeo,  e  de  questa  foe 
Sybilia  et  pictagora.    In  questa  primamentre  fo  trouati  y  luaselli 

35  de  terra,  ciò  dico  boehalli  et  orcioli  etc. 

xxxviij.  De  Sicilia  et  eius  insolis  (sic) 

Sicilia,  a  siculo  Rege  fratre  ytali  dieta,  pnus  Sicania  a  sicanoRege 

cognominata,   contra    ytaliam   sita.    Hec  et   trinacia,   a   tribus   montibns 

dicitur.    In  hac   est  mons  ethna,   cuius  sulfurea  estu[f.  i5Y]ant   incendia. 

40  In  huius  freto  est  siila  et  caribdis.    In  hac  erant  ciclopes  olim.    In  hac 


86  C.  XXXV.  De  Sicilia  —  87  Siculo  rege.  Italia  diete.  Priu« 
Sycania,  a  Sycano  rege  —  88  Iteliam.  Haec  et  Trinacria  —  88  Aethna 
—  exaestuant  —  40  Scylla  et  Charybdìs.  —  olim  Cyclopes. 


VOLGARIZZAMENTO   DBLL^  IMAGO   linTNDI.  527 

inuenta  est  comedia.  Folie  insule  iaxta  Siciliani  posile  ab  Elo  rege  dicte. 
Hec  et  uulcane,  quia  incendio  sunt  piene.  Sunt  enim  ix.  Sechades  insule 
contra  marsiliam  posite  uel  site. 

De  Sicilia  uulgaremenire. 

5  Sicilia  fo  denominata  per  lo  siculo,  e  foe  fratre  de  ytalo,  primo 

fo  cliamata  sicania  per  uno  re  cliamato  Sìcano.  Questa  s  e  posta 
contra  ytalia.  £t  anche  s  e  clamata  trinatrìa,  per  aij.  monti  che 
ui  sonno.  In  questa  s  e  el  monte  clamato  moncìbel,  del  qual 
esse  fogo  e  puza  del  solferò.   In  nel  mare  de  questo,  forno  già 

IO  Siila  (sic)  et  charibdis  ysule.  In  queste  foe  antigamentre  generatione 
che  uegniano  cliamate  ciclopes.  £t  in  questa  primamentre  foe 
trouata  la  comedia^  cioè  1  arte  de  uersifìcare.  Insule  folglie,  e  apresso 
a  dcìlia,  e  foe  cussi  denominata  per  lo  Re  Eolo.  Sonno  anche 
clamate  uulcane,   perciò  che  sonno  piene  d  incendio  et  sonno 

15  .ix.  Isule  poste  contra  Marseia  appellate  Stechades. 

zxzviiij.  De  Sardinia^ 

Sardinia  a  Sardino  rege  herculis  filio  dicta  in  medium  sita.    In  hac 

nec   serpens   nec    lupus   gignitur.    In    ea  est  solifuga,    animai  ut  aranea, 

morsu  homines   perimens.    In  ea   est  herba  similis  appiastro ,   que  come- 

20  dentibus  rictus  contrahit,  et  quasi  ridentes  interemit.    In  hac   sunt  fontes 

callidi,  infirmis  medelam,  fnribus  ferentes  cecitatem. 

Exposition  uulgare. 

Sardegna  fo  denominata  per  lo  Sardino  figìolo  de  hercule 
quasi    in    meçio  posta.    In  quella  no  ingenera  ne  serpe  ne  lupo. 

25  Et  e  gè  uno  animale  che  s  e  appellato  Solifuga,  per  do  che 
nno  (sic)  uuole  uedere  sole,  et  e  fato  com  el  ragno,  et  ancide 
li  homini  morsicandoli.  Anche  g  e  un  erba  che  s  e  simele  ad 
appiastro,  e  se  alcun  en  manucasse  come  rothi,  e  fa  morire 
quasi  ridendo.     Anche  ui  sonno   fonti   callidi,    che  a  g  infirmi 

30  prestano  sanitate,  et  ali  furi  e  lari  portandoge  cecitate  toiandoge 
la  luce. 

.xl.  De  Corsicha, 
Corsica  a  corsa  mullere  est  dieta,  contra  Liguriam  sita.     Que  prími- 
tus  taux  suum  quesitura  illuc  uenit,  et  referens  lecti  fertilitatem,  a  liguribus 
35  inhabitarì  cepit.     Hec  et  Cirene  a  cirenno  herculis  filio  est  dieta,  quia  ab 


1  Comoedia.  Foliae  insulae  ab  Eolo  rege  dictae  iuxta  Siciliam 
positae.  Hae  et  Vulcaniae,  —  S  plenae.  Sunt  vero  novem  Staechades 
insulae  contra  MassiHam  sitae.  —  16  C.  XXXVI.  De  Sardinia,  —  17 
Herculis  —  contra  Numidiam  est  sita.  —  18  serpentes  nec  lupi  gignuntur. 

—  Solifuga  — 19  est  et  —  apiastro,  quae  —  SO  interimit.  —  21  calidi  — 
medela,  —  inferentes  caecitatem.  —  88  Corsa  mullere  dicta,  —  Lygurisun 

—  quae  —  84  taurum  —  quaesitura  —  loci  —  Lyguribus  —  86  coepit. 
Haec  —  Cyrene  —  Cyrino  Herculis 

*  I  cap.*  39,  40,  41  e  42  del  Cod.«  formano  il  C.  XXXVI  del  Testo, 
che  s' intitola  „De  Sardinia**, 


528  V.  Fmzi, 

eo  est  inhabitata.  Ebosus  insula  contra  yspaniam.  Hanc  fuginnt  serpentes. 
Ibi  enim  et  colubri  a  plena  amguibus.  Ibi  enim  et  balleares  insule,  in 
hiis  inuente  sunt  fontes  [f.  i6'.]  gorgodus  insule  in  occeano  iuxta  atallamem, 
in  hiis  enim  habitauerunt  gorgones,  iuxta  has  experideus,  ciuitates  dicte. 
5  In  hiis  ones  albi  uelleris  habundant,  ad  purpuram  optime  ualent.  Unde 
dicitur  fabulose  aurea  mala  habuisse,  malón  enim  dicitur  cms.  Ultra  has 
fuit  illa  magna  insula,  que  piatone  scribente  est  popolo  snbuersa,  que 
aifricam  et  europam  suam  uincit  magnitudinem  concetum  mare. 

Exposition  uulgare. 

10  Corsica  fo  denominata  per  una  femena  ch  auea  nome  taus, 

üolendo  li  uegnîr  a  star,  et  aduœndoli  el  suo  lecto  con  leí, 
commençano  habitar  liguri,  ciò  e  rachani.  Questa  anche  a  nome 
cynea,  e  quella  fuçeno  y  serpenti.  Et  per  ciò  gè  multi  colubri 
et  amgui,  che  somigiano  biene  a  serpe.   £  deuemo  sauer,  eh  el 

15  s  e  différencia  infra  serpi  et  angui  e  colubri.  Serpe  se  diete, 
per  ciò  che  cauando  la  terra  entra  sotto  ella.  Amgui  si  e  che 
stano  uolentiere  in  aqua,  et  sumigia  ad  anguile.  Colubre  s  e, 
che  stano  uolentiere  al  ombria.  £  cosi  auemo  tree  maniere  de 
serpe.     Anche  sono  altre  ysole,  che  sonno  clamate  balleari.    £ 

20  sono  in  occeano  a  prouo  athalante  ysole  appellate  gorgodus,  et 
li  abundano  peccore  cun  lana  bianca,  che  s  e  molto  bona  al 
purpore.  Unde  si  dicto  in  fabule  auere  auuto  mala  aurea,  che 
tanto  sea  dire,  che  aueano  auute  peccore  d  oro,  e  in  gresesco 
tanto  in  latino  a  dir  quanto   peccora.     Oltra    queste    fo    quella 

25  grande  ysola  delà  quai  scripse  plato,  che  per  lo  populo  s  e 
profúndala,  et  era  si  grande,  che  già  uinse  affrica  et  europa, 
dou  e  lo  mar  conreto. 

.xlj.  De  Mede, 
Mede   insula   est   in   ilio  (sic)  flumine,   in  capite   ethiopie,   in   qua 
}0  sumitur   umbra  in  estate.    In   hac    est   lignum  ebanum,    iuxta  quam  est 
ciuitas   siene,   in    qua    est   puteus   a  fìlosophis  (sic)  factus    .Ix.  cubitorum 
altus,  in  cuius  fundum  splendet  sol  radio  recto  in  mense  innio. 

Exposition  uuìgare. 

Una  ysola  s  e  appellata  mede,  e  s  e  in  lo   fiume   nilo  in 

35  capo  de  ethiopia,  nela  quale  d  istate  reçeue  umbra.    £t  e  g  el 

ligne  appellato  ebano,    après  el  quale  s  e  la  cita  de  siena,  in 

la  qual  s  e  el  pozzo   facto   dai  phylosoñ  alto  .Ix.  cubiti,   in  Io 

fundo  suo  splend  el  sole  del  mese  de  çugno  cun  radio  derito. 

1  Hispaniam.  —  2  Ibi  est  et  Colubria  —  serpentibos.    Ibi  et  Bale- 
ares Insulae  —  8  his  inventae  —  fimdae.    Gorgodes  insulae  —  Oceano 

—  Athlantem.  In  his  olim  —  4  Gorgones.  —  Hesperidcs,  ab  Hesperia 
civitate  dictae.  In  his  oves  albis  velleribus  abundabant,  quae  —  6  vale- 
bant. —  e  Aurea  —  Miclon  —  ovis  Graece.  Inter  —  7  magna,  quae 
Platone  —  cum  populo  est  submersa,  quae  Aíricam  et  Europam  sua 
magnitudine  vicit,  ubi  nunc  est  Concretum  mare.  —  29  Meroe  —  in  Nilo 

—  Aethiopiae,   —  80  absumitur  —  aestate.  —  Hebenum   —  81  Sycne 

—  philosophis  —  82  Sol  recto  radio  —  Innio, 


VOLGARIZZAMENTO   DELL'  IMAGO  MÜNDL  529 

.xlij.  De  perdita  insule. 

Est  quedam  ysola  occeani  dieta  amenitate  omnium  rerum  pre  cunctis 

terris  prestantissima,  hominibus  incognita,  que  aliqua  casu  inuenta,  postea 

quesita,    non    est   re[f.  i6^]perta,    et   ideo    dicitur    perdita.     Ab  ac  (sic) 

5  fertur  bredanus  uenisse.    ínsulas^  circuiuimus,  nunc  etiam  inferna  petimus. 

Exposition  uulgamenire. 

Una  ysola  s  e  nel  mare  occeano,  che  uiene  appellata  ysola 
perduta,  che  se  habundante  de  tute  le  chose  che  bessogna  al 
corpo  humano  pliu  de  tute  le  altre  terre.  £  s  e  dieta  perdita, 
IO  per  do  che  se  per  uentura  alcuno  se  gè  abate  in  ella,  e  se 
departe,  uoiendola  poi  retronare,  no  la  poseno  retronare.  Uene 
dicto  eh  en  ella  el  brendano.  Àuemo  circúndate  le  ysole.  Ma 
si  cerchamo  1  inferno. 

.xliij.  De  inferno. 

15  Infemns  dicitur  ideo,    quia  inferius  est  positus,    sicut  enim  terra  in 

medio  aere,  ita  est  infemus  in  medio  terre.  Unde  et  nouissima  terra  dicitur. 
Est  autem  locus,  igne  et  sulfure  oridus,  inferius  dillactatus,  superius 
coangustatus.  Hic  lacus  nel  terra  mortis  dicitur,  quia  anime  illuc  des- 
cendentes   illuc    moriuntur.      Hic    et   stagnum   ignis    dicitur,     quia   sicut 

20  lapis  mari,  ita  anime  illuc  immerguntur.  Hic  terra  tenebrosa  uocatur, 
quia  a  fumo  et  fectoris  nebula  oscuratur.  Hic  terra  obliuionis  nuncupatnr, 
quia  sicut  ipsi  obliti  sunt  dei,  ita  eorum  obliuiscitur  misereri  deus.  Hic 
dicitur  tartarus  ab  errore  et  tremore,  quia  ibi  est  flectns  et  stridor  dentium. 
Hic  et  gehena  dicitur  idest  terra  ignis,  géhenne  enim  terra  dicitur,  cuius 

25  ignis  noster  umbra  dicitur  esse.  Huius  profunditas  et  recessus  dicitur 
herebus,  draconibus,  igneis  uermibus  plenus.  Huius  patens  os  dicitur 
barratrum,    quasi   atra   uorago.    huius  loca    fetorrem    exallancia    dicuntur 

28  acheronta,  idest  spiramina,  scilicet  immundos  Spiritus  emittentia.  Hic  etiam 


S  quaedam  Oceani  insula  —  Perdita  amoenitate  et  fertilitate  —  prae 

—  8  longe  praestantissima,  —  ignota.  Quae  aliquando  —  4  quaesita  — 
inventa  —  Perdita.  Ad  hanc  —  6  Brandanus  venisse.  C.  XXXVU.  De 
Inferno,  ínsulas  circumivimus,  nunc  inferna  etiam  petamus.  De  nominibus 
inferni.  —  15  Infernus  ideo  dicitur  infemus,  —  terra  est  —  16  aere  — 
terrae.  —  17  sulphure  orridus,  —  dilatatus,  —  18  lacus  —  terra  mortis 

—  animae  —  descendentes  veraciter  —  19  stagnum  ignis  —  ut  —  20 
animae  illi  —  terra  tenebrosa  —  21  Quia  fumo  et  foetoris  —  obscuratur. 

—  22  Dei:  Ita  —  Deus  misereri.  —  28  Tartarus   ab  hòrrore,  —  fletus, 

—  24  Gehenna  dicitur,  cuius  ignis  noster  ignis  umbra  esse  dicitur.  — 
26  Erebus  draconibus  et  —  Hic  —  dicitur,   et  Barathrum,  —  27  Huius 

—  foetorem  exhalantia  —  28  Acheronta,  id  est,  spiracula  immundos  — 
Hic  et  Styx  quod  graece  sonat,  tristitia.  Dicitur  et  Phlegeton,  qui  est 
flnvìus  infemalis,  ob  vicinitatem  ignis,  et  sulphurìs,  foetore,  et  ardore 
horribilis.  Sunt  et  alia  multa  loca,  sive  in  terris,  sive  in  insuUs  poenalia, 
aut  irigore,  et  vento  saeve  horrentia,  aut  igne  et  sulphure  iugiter  ferventia. 


^  Colla   parola  „ínsulas**  comincia  nel  testo  il  C.  XXX VH:  „De 
Inferno**, 


530  V.   FINZI, 

stix  dicitur,  qui  grece  sonat  trísticia.  Flegeton  est  fluuius  infemalis  ob 
uicinitate  (sic)  ignis ,  et  sulphurìs  fectore,  et  ardore  orencia,  aat  igne  et 
sulphure  iugiter  feruentia.  Ignea  inferni  loca  inspezimus,  ad  aqaamm 
refrìgerium  confugiamus. 

5  Exposition  uulgaremenire. 

Inferno  s  apella,  perciò  che  s  e  posto  de  sotta,  e  si  come 
la  terra  s  e  nel  meçîo  del  aere,  cussi  1  inferno  s  e  nel  mecio 
de  la  terra.  Unde  uiene  dicto  terra  nouissima.  £  per  ciò  he 
loco  spauentoso  et    orido  di  fuocho,    e  di    solpharo,    de    sotta 

IO  largo,  e  di  sopra  streto.  Anche  dico  laco  ouer  terra  di  morte, 
perciò  che  le  anime  che  ui  descendono  ui  moreno.  Questo  s 
e  dicto  stagno  di  fuoco,  cussi  come  la  petra  somergano  ne  lo 
mare,  cussi  le  anime  ui  somergono  in  elio.  Anche  s  e  clamata 
terra   tenebrosa,   per   ciò  che  puçia  da  fumo,  e   de   nebla  s  e 

15  oscurato.  Amebe  s  e  clamata  terra  de  obliuione,  per  do  si  com 
egi  se  desmentegano  deo,  cussi  si  dimentegano  (sic)  dio  d  auere 
misericordia  de  loro.  Anche  s  e  dicto  tartaro,  per  1  erore  (sic) 
e  per  lo  tremore,  perciò  eh  en  quello  si  he  pianto  e  stridor 
de  denti.     Anche  s  e  dicto  gehenna,    ciò   s   e   terra    di   ñioco 

20  [f.  1 7  r] ,  gehenna  tanto  s  e  a  dir  quanto  fuoco  di  tanto  calor, 
che  el  nostro  fuoco  s  e  quasi  umbra  a  respecto  di  quello.  La 
profunditate  di  quello  et  el  suo  andamento  s  e  dicto  erebo, 
pleno  de  dragoni  e  de  uermi  sfoucosi.  La  manifesta  bocca  di 
quelo  s  e  dicto   barratro,    come   scura    deuoratione.     Li  logi  di 

25  spauenti  che  puçano  s  e  dito  acherunti ,  ciò  e  spiraculi ,  che 
sputano  li  spiriti  immondi.  Anche  s  e  dicto  stix,  perdo  eh  en 
gresesco  tant  e  ardir  (sic)  quanto  trísticia.  Flegeton  s  e  un  fiume 
d  inferno,  per  la  uisinatate  del  fuoco  e  del  solferò  la  puza  s  e 
onda,    onero    che    per   lo    fuoco  e  per  lo  solferò    lezieramente 

30  boieno.  Reguardate  auemo  y  brasenti  fuochi  d  inferno,  tomemo 
al  refngieno  de  l  aqua. 

.xliiij.  De  aqua. 
Aqua,  que  secundum  elementum  ponitur,  ab  equalitate  dicitur,  unde 
et  equor,  quod  sit  planum.  Hie  in  mari  colligitur,  in  flumina  diuiditur, 
35  in  fontes  difunditur,  per  annes  (sic)  connectitur,  per  terram  dissipatur,  per 
aera  atenuatur,  totam  terram  cingit,  omnes  regiones  et  prouindas  diuidit. 
Huius  inmensa  profunditas  dicitur  abissus^  quasi  abest  fundus,  habet  tamen 
fundum,  quamuis  nimis  profundum. 

De  eodem, 

40  L  aqua  che  s  e  posta  si  come  elemento  s  e  dieta  aqua  per 

la  equalitate,  per  la  quale  cosa  se  dicto  equor,  che  tanto  sea 

42  dir  quanto  plano.   Questa  core  in  el  mare,  in  fiume  se  diuide,  ne  li 

8  ad  refrìgerium  aquarum  —  82  C.  XXXVm.  De  Aqua.  —  88 
quae  —  Elementum  —  aequalitate  —  84  Aequor,  —  piena.  Haec  —  In 
flumina  diffunditur.  In  fontes  dividitur.  Per  amnes  —  86  Per  terras  — 
Per  aera  attenuatur.    Totam  —  86  Omnes  —  87  immensa  —  Abyssiu» 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   MUNDI.  53 1 

fonti  si  despande,  e  per  li  fìume  se  congionge,  per  la  terra  se  dissipa, 
per  1  aere  s  asotigia,  tuta  la  terra  cienze  e  tute  le  regione,  e  prouincie 
diuideno  la  grandissima  profunditate.  Quella  s  e  appellata  abysso, 
quasi  senza  fundo,  ben  g  e  fundo,  quanuis  deo  troppo  profundo. 

5  .xlv.  De  oceano, 

¿^ceanus  dicitur,  quasi  ocior  annis,  uel  quasi  zonarum  linbus,  quinqué 
enim  çonas  in  modum  linbi  ambit.  Estus*  occeani  accessus  lunam  sequitur, 
cuius  aspiratìone  rectro  traitur  (sic),  eius  iropulsu  refunditur.  Cotidie  bis 
effluere  et  remeare  uidetur.  cum  luna  crescente  cresit,  cum  decrescente 
IO  descresit.  Cum  luna  est  in  equinocio  maiores  fluctus  occeani  surgunt,  ob 
uicinitate  (sic)  lune,  cum  in  solisticio  mitiores  ob  longinquìtatem  eius.  per 
.xviiij.  annos  ad  principia  motns,  et  parua  incrementa,  ut  luna  reuertitur. 

(Manca  il  titolo  del  cap.o) 

L'Oceano  s  e  dicto  quasi   fìume  plu  reposato ,   onero  quasi 
15  limbo  de  centure  drcundato   quasi   in  modo  de  linbo.     Cinque 
centure  s  e  el   frequentamento   de  1  auegniemento  e  del   parti- 
mento ,    ciò  e  del  crescere  e  del  calare    se  guida   la    luna ,    la 
qual  aspiration  se  trace  in  retro,  e  per  lo  suo  inpinguimento  se 
respande,   e  continuamente   doe  volte  el  di   eresse  et  descresse 
20  se   mostra.     Quando  la    luna   eresse  e  que[f.  i7v]llo    eresse,    e 
quand  ella  decresse,  el  decresse.   Quando  la  luna  s  e  in  quinotio 
el  lena  magiore  undatione  in  1  oceano   per   la  uicinitate  de   la 
luna.     £  quando  s  e  in  solsticio,  1  e  plu  masueto  per  la  longeza 
della  luna  ad  elio.    Per  .xviiij.  anni  ay  comenzamenti,  y  pareno 
25  crescere  de  suo  mouimento  toma  si  come  fae  la  luna. 

.xlvi.  De  uoragine, 

Ompoteris  quoque  idest  uorago  in  occeano  et  in  exortu  lune  maiori 
estu  fluctus  inuoluit  et  reuòmit.  Hec  autem  uorago,  que  totas  aquas  et 
ñaues  absorbet  et  reuomit,  bine  fìt.  est  in  terra  abissus  profundissimus,  de 

30  qua  scribitur.  rupti  sunt  onmes  fluctus  abyssi  magne,  iuzta  hanc  sunt 
cauemosa   loca   et  spelunche   late    patentes,    in   huius  uenti    de    motione 

32  aquarum  concipiuntur,  qui  et  spiritus  procellarum  dicuntur,  et  suo  spiramine 


6  C.  XXXIX.  De  Oceano,  —  6  limbus.  Quinqué  —  7  zonas 
mundi  —  limbi  —  Aestus  Oceani,  id  est,  accessus,  et  recessus  Lunam  — 
8  retro  trahitur  —  Quotídie  autem  —  9  cum  Luna  —  crcscit  —  10 
decrescit  —  Luna  —  aequinòctio  —  Oceani  fluctus  —  11  vicinitatem 
Lunae.     Cum  in  Solstitío,    minores  —  Per  decem    et   novem  —  12  paria 

—  Luna   —  S6  C.  XLI.     De  Voragine,  —  27  Ampotis  —  Oceano    in 

—  lunae  —  28  aestu  —  Haec  —  quae  —  28  Est  —  abyssus  profundissima, 

—  80  Rupti  —  abyssus   magnae.    Et  iuxta  —  81   speluncae  —  his  — 
spiramine  —  82  dicuntur.    Et  hi  suo  spiramine 


*  Colle  parole  „Aestus  Oceani**  (nel  Cod.«  „Estus  Occeani**)  comincia 
nel  testo  il  C.  XL:  „De  A£stu  maris**. 


532  V.   FINZI, 

hü  aquas  mans,  per  potentes  terrarum  cauemas  introrsus  in  abissns  atra- 
hunt,  et  ex  ea  exundante,  iterum  magno  ímpetu  repellunt  De^  hiis  nentis 
fìt  etiam  terremotus. 

De  eodem, 

5  Empotens  doe  la  uoragine  nel   occeano   en  lo  leuare  delà 

luna  cun  magione  (sic)  furore^  inuolgie  e  reuome^  le  undatíone. 
£  questa  uoragine  eh  engloteno  e  reuome  tute  1  aque  e  le  naue, 
de  quince  si  e  in  terra  abisso  profundissimo,  delà  quai  e  scrìpto 
tute    sono    rotte    le    undatione   del   grande   abyso.     Apresso  di 

IO  questa  sonno  cauemosi  logì  et  spelunche  ampie  et  manifeste,  e 
queste  si  engenera  li  uenti  del  mouimento  delle  aque,  che  sonno 
appellati  spiriti  di  tempesta.  £  questi  per  lo  suo  reñaare  e  can 
la  sua  forza  mandano  et  retrano  le  aque  dell  mare  per  le  po- 
tente caueme  della  terra  fìn  eh  eie  tornano  en  1  abisso,  e  poy 

15  le  repin^eno  in  fora  cun  grande  rumore  e  fano  teremotL 

•xlvij.  De  teremotis  et  haUnis  et  aere. 
Nam  uenti    concauis   locis    inclusi    dum   erumpere  gestiunt,   tenam 
oribili  tremóre  concutiunt,  eamque  tremore  faciunt.     Hinc*  etiam  fit  terre 
hyatus,    dum    caua  loca  et  continuis  aquis  fragilia,    uentis   concussa  ram- 
io puntur,  et  rorsus  cadencia  in  hyatum  aperiuntur,  de  quibus  et  multe  cini- 
tates  deuoratc   leguntur.     Hoc  est  autem  in  terra   tremor,    quod  in  nube 
tonitruum.    Hec  hyatus,  quod  ibi  fiunt  autem  cum  teremotu  inundationes 
maris   eodem  inde  spiritu  infusi  uel   residenti  sinu  recepti.    Unde  tellns 
scicilie  (sic),   que  cauemosa  et  sulfore  ac  bitumine  strata  uentis  pene  tota 
25  et  ignibus  patet.  spiritu  introrsus  cum  igne  contremante  multis  sepe  loda 
fumum   uel  uapores  uel  flamas  erutat,   uel  etiam   uento  acrios  incumbente 
arenarum  lapidum  uel   moles    egerit,    inde    montis    ethne,    ad   exemplmn 
gehene  ignium  tam  diutinum  durât  incendi[f.  i8r]um,  ut  insularum  coHdam 
dictum    undis   nutriri    aquarum    concursus    spirìtum    in    imum   profondimi 
30  secum  rapiens  tamdiu   suffocat,    donec  uenis    terre   difussis  fomenta  ignis 


1  patentes  —  cavernas,  in  Abyssos  abstrahunt,  et  ea  exundantes  — 
2  De  his  —  8  et  terrae  motus.  —  18  orribili  fremore  —  terrae  hiatua, 
—  19  loca  cava,  frigida  —  20  introrsus  cadentia  in  hiatum  —  multae  — 
21  devoratae  —  22  Hoc  hiatus,  quod  ibi  fulmen.  Fiunt  autem  cnm 
terrae  motu  innundationes  —  23  scilicet  —  residentis  —  Inde  —  SM 
Siciliae,  quia  —  sulphure  —  25  Spiritu  —  concertante,  —  saepe 
flammas  eructat,  —  Ä  lapidumve  moles  egerit.  Inde  —  Aetnae  — 
Gehennae  —  incendium,  quod  Insularum  Aeolidum  dicitur  —  28  nutriri, 
dum  —  SO  terrae  diffusus 


*  Colle  parole  :  ,»De  hiis  uentis**  (nel  testo  „De  his  ventis**)  comincia 
nell'  ediz.o   citata  il  C.  XLII:  „De  Terraemotu**. 

^  Sopra  la  parola  furore^  d'altra  mano,  leggesi  la  parola  calore^  che 
è  più  rispondente  al  significato  della  voce  estu  del  testo. 

'  Sopra  la  voce  reuome  d'altra  mano  è  scrìtto  :  ^jbuta  fora**. 

*  Colle    parole    ^^Hinc  etiam   ecc/*   comincia   nel  Testo  il   Capitolo 
XLm:  ,,De  Hiatu**, 


VOLGARIZZAMENTO   DELL'  DIAGO   MUNDI.  533 

accendant.  Hinc  silei  canes  latrare  fìnguntur,  dum  procul  nauigantes 
tindanim  tremore  terrentur,  quas  sorbente  uoragine  collidit  estus.  simili  de 
causa  in  aliis  etiam  terris  incendium  surgit,  et  gehenam  proostendet. 

De  eodem. 

5  Perdo    che  li   uenti  inclusi  ne  li  logi  concaui,    e  uolendo 

ensir  fuora  si  se  spacano  de  rumpere,  et  cun  ombelle  remore, 
e  fanno  scorlar  la  terra  e  tremar  per  questa  caxone.  Si  fae 
aurir  la  terra,  fin  che  li  logi  concaui  per  le  continue  aque  poe 
perchóse  day  uenti  se  rompeno,   e  poy   cazando  e  deruinando 

IO  se  aureno,  per  lo  qual  si  se  dixe,  che  molte  terre  et  multe  citate 
sonno  profúndate  e  deuorate  dalla  terra.  Quel  che  nui  dissemo 
in  terra  tremore,  nelle  nuouole  dicemo  tonitrui  e  questi  auri- 
menti  che  sì  fanno  cun  teremoti,  le  undatione  del  mare  le  fanno 
cun  uenti,   che  esseno  de  li,  y  quali  fereno  per  le  caueme  de 

15  la  terra.  Unde  la  terra  de  cidlia  che  s  e  cauemosa,  e  piena  de 
solfaro,  e  de  sozura  e  de  fuoco  se  s  indica  di  fuore  per  lo 
spirito  del  uento,  che  conbate  dentro  con  el  fouco,  e  chosi 
manda  fuora  li  fumi  de  quel  fouco  cun  le  ñame,  ouer  perche 
la  grande  habundança  dy  uenti,  li  monti  della  rena  e  de  sablone, 

20  e  de  prede  si  deruinano,  com  nuy  possemo  uedere  in  moncibel, 
la  ou  e  si  grande  incendiì,  che  1  isole  del  lito  enno  fatte  per  1 
unde,  e  con  courimenti  de  1  aqua  menando  i  spiriti  sego  in  un 
profundo  tanto  lì  teneno  sofochatì  fìn  a  che  sparto  per  le  uenne 
della  terra  accendano  quegi  feruentamenti.     Et  inde  ascoltando 

25  par  che  tuti  y  cani  de  Sicilia  la  si  crìano,  si  che  meteno  paura 
a  quelor  che  nauegano  per  mar  ben  da  lunçi,  y  quali  sorben- 
doli la  terra,  amorta  quegi  frequentamenti.  E  per  simele  caxon 
anche  nel  altre  terre  se  leua  incendio,  e  demostrasi  enprima- 
mente  in  moncibello. 

30  .xlviij.   Unde  ueniat  frigus  et  quomodo, 

Sicut  calor  de  igne,  ita  frigus  de  aqua  nascitur.  Unde  extreme 
partes  occeani  rigido  gelu  et  perpetuo  frìgore  horent,  quia  calore  solis 
carent.  Pars  enim  occeani,  que  medium  orbem  diuidit,  ideo  iugiter  calore 
fernet,  quia  solis  iter  super  se  habet. 

35  De  eòdem. 

Sicom  el  calor  nasse  del  fuoco,   cussi  lo  fredo  nasse  de  1 

aqua,   per   la  qual  chosa  le  parte  de  occeano  sono  horide  per 

rigido  e  perpetuo  fredo,  perdo   che   non  anno  miga  del  calor 

del  sole.    £  la  parte  del  occeano  che  part  el  mondo  per  mitate, 

40  per  ciò  s  e  calida,  perche  a  soura  se  el  cha[f.  i8v]lor  del  sole. 


1  accendat.  Huic  Scyllaei  —  2  fremore  terrentur  —  aestus.  — 
Simili  —  8  Gebennam  praeostendit.  —  80  C.  XLIV.  De  Frigore,  — 
80L  igni  —  extremae  —  SS  Oceani  —  horrent,  —  88  autem  Oceani, 
quae  —  calore  iugiter  —  84  solem  continuo  supra 


534  V.  PINZI, 

.xlix.  De  aquis  dulcis  (sic). 
Occeanus  fluuiorum  occursu  non  augelur,  quia  flaenta  dnlcia  partim 
saisis  valis  consumuntur ,  uel  nentis,  aut  uapore  solis  arrìpitintnr,  ant  per 
occultos  meatus  in  saos  annes  reuertitur,  idcirco  perdurât  salsus,  tot 
5  fluminibus  aut  pluuiis  inrigatus,  quia  ex  austro  a  sole  dulci  tenoique 
liquore,  quem  facilius  ignea  uis  trahit,  omnis  asperior  crossiorque  linqaitiir, 
ideo  summa  maris  unda  est  dulcior,  profunda  amarior,  lune  autem  alimen- 
tum  est  in  dulcibus  aquis,  solis  nero  in  maris  (sic). 

De  eodem. 

IO  L  Oceano  per  concurso,   cío  e  per  habundancia  di  fiumi 

dulci  non  cresce,  per  ciò  che  Ile  aque  dolce  se  consumano  en 
logi  salsi,  o  per  uenti,  o  per  uapore  de  sole,  o  che  per  occulti 
andamenti  tornano  en  li  lor  fiumi  medessimi.  £  per  do  el  fiume 
occeano  remane  pur  salso  quanto  che  1  aque  dolce  metano  cauo 

15  in  quello,  per  ciò  eh  el  solle  gè  tolle  one  dolceza  et  one 
sutigeza  de  liquore  li  quali  plu  legiermente  trae  la  força  del 
fuoco,  e  ciascuna  plu  aspera  e  plu  grossa  remane.  £  per  do 
1  unda  del  mare  de  sopra  s  e  plu  dolce,  e  quela  del  profundo 
s  e  plu  salsa  e  plu  amara.     Ma  1  alimento  delà  luna  s  e  in  le 

20  aque  dolce,  e  quel  del  sole  in  le  amare. 

.1.  De  mare  rubro. 
Mare  rubrum  de  oceano  exit.    Sed  roseum  colorem   de  terra  trahit, 
que  tota  sanguineo  colore  ruor,  atque  uicina  littora  infìcit. 

(Manca  il  titolo  del  cap.®) 

25  Lo  mare  rosso  esxe  (sic)    del   occeano,    ma   trae  lo  color 

dala  terra  la  qual  tuta  cun  culore  sanguineo  per  li  litori  uidni, 
el  cruor  coloriss  el  mare. 

— .   Unde  mare  dicaturj^ 

Mare  dicitur,  quod  sit  amarum.     Hic  per  uenas  terre  occulto  meatu 

30  discurens  amaritudinem  in  terra  deponit,   dulce  in  fontibus  erumpit,  in  se 

ipsum  ìterum  defluit,   ut  scribitur.    ad  locum  unde  exeunt  flumina  reuer- 

tuntur,    ut   itenim   fluant   omnia  flumina  intrant  in  mari.    Dicitur'  autem 

quod   aque   natura   sit  duplex,    scilicet  salsa  et  dulcis.     Aqua  salsa  maris 

34  est  grauior,   dulcis  foncium  et  fluminum   leuior.     Et  cum  legatur  dominas 

1  C.  XLV.  De  Aquis  dulcibus  et  saisis,  —  2  Oceanus  —  8  vadis 

—  abripiuntur.  Partira  —  4  amnes  revertuntur.  Idcirco  —  6  ac  — 
exhausto  a  Sole  —  6  crassiorque  linquitur.  Ideo  —  7  Lunae  vero  — 
8  amaris.   —  21  C.  XLVI.     De  Mari  rubro,  —  22  Oceano  —  23  quae 

—  rubet,  ac  —  litora  —  29  Hoc  —  terrae  —  30  discurrit,  —  31  tandem 

—  Ad  —  82  intrant  mare.  —  tamen,  —  88  aqua  —  Salsa  maris  —  84 
fontium  —  est  levior.  —  quod  Dominus 


'  n  sudd.°  Cap.o  fìno  alle  parole  „intrant  in  mari**  nel  testo  forma 
parte  del  Cap.«  XLVI  „De  Mari  rubro**, 

^  Comincia  nel  testo  il  Cap.^  XL  VII:  „De  Gemina  aquoê  natura**. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL*  IMAGO  MUNDI.  535 

fontem  in  paradiso  prodozit,  in  quatuor  dinidens,  totam  terram  in  quatuor 
mundi  partibus  rigare  precepit.  Dicitur  quod  eruptio  omnium  foncium 
nel  fluuiorum  dulcis  aque  de  ilio  fonte  vel  fluuiis  decurrat,  et  in  matrìcem 
abyssum  eiusdem  fontis  defluat,  que  licet  uniuersa  mare  influât,  amaris  tamen 
5  aquis  non  commiscitur.  Sed  ut  puta  leuis  super  graues  aquas  labitur,  et 
in  occultum  suum  cursum  reuertitur.  Hin  (sic)  est,  quod  mare  non 
redundat,  cum  omnia  flumina  illud  intrent.  Sed  et  supra  rura  unda  maris 
non  est  adeo  amara,  quam  ea,  que  in  ymo  sunt  posita. 

De  eodem, 

IO  Lo  [f.  igr]  mare  s  e  dicto  cun  ciò  sia  chosa  che  s  e  amaro. 

£  questo  andando  per  le  uene  della  terra  occultamente  lassia 
en  la  terra  la  sua  amaritudine,  e  spande  dolce  per  li  fonti,  et 
anche  retoma  en  si  medesimo.  Unde  1  e  scripto,  ay  logi  unde 
esse  li  fiumi  iue  tornano,   a  ciò   che   anche   retumino,   e  cussi 

15  uano  tutì  li  fiumi,  et  entrano  in  mare.  £  dicesse  che  Ila  natura 
dell  aqua  se  depaite  in  doe  parte,  do  e  salsa  e  dolce,  la  salsa 
s  e  plu  greue  che  la  dolce  dei  fonti  e  dey  fiumi  et  e  plu  leue. 
£  lezesse  che  ihesu  christo  feci  (sic)  un  fiumi  in  paradiso,  e  si 
diuideno   la  terra   in   quatro  parte,    e  si   comando  che   questo 

20  fonte  se  spandeseno  in  quatro  parte,  e  terminasse  en  tuta  la 
terra.  £  dicesse  che  tute  1  aque  dolce  di  fiumi  e  de  fontane, 
et  generalmente  quante  aque  dolce  sono  in  terra  descendéno 
da  quel  fonte,  e  tute  tornano  in  abysso  si  com  en  la  matrice 
d  esso  fonte.    £  cun  do  sia  ke  quel  fonte  se  mescla  col  mare, 

25  el  qual  s  e  amaro,  non  perdo  de  sua  amaritudine.  Ma  si  come 
chosa  leuissima  sopra  1  aque  greue  descore,  et  in  lo  so  occulto 
corso  descore  e  retoma.  £  1  unda  de  sopra  no  se  quasi  amara, 
a  comparatione  de  quella  de  sotta. 

.Ij.  Quare  sunt  fontes  calidi  in  yeme  et  in  estati  (sic)  frigidi, 

30  Quod  fontes  in  yeme  sunt  calidi,  et  in  estate  frigidi,  bec  est  causa. 

In  estate  calor  aeris  pellit  frigus  in  terram,  et  inde  aqua  fit  frigida.  In 
yeme  nero  frigus  aeris  pellit  in  terram  calorem,  et  inde  aqua  fit  calida. 
Et*  cum  omnis  aqua  aut  dulcis  aut  salsa,  uidendum  est  unde  aqua  erum- 

34  pat  calida  uel  putrida. 


1  et  in  quatuor  flumina  —  2  partibus  mundi  —  praecepit  —  fon- 
tium  omnium,  —  8  aquae  —  4  refluât.    Quae  —  6  coramiscetur.  —  6  Hinc 

—  7  in  illud  —  Sic  et  suprema  maris  unda  —  8  quae  —  imo  est  — 
80  sunt  in  hyeme  calidi,   in  aestate  autem  —  haec  causa  est:  in  aestate 

—  81  aeris  repellit,  et  inde  fit  aqua  firigida.  In  hyeme  —  SS  aeris  — 
calorem  in  terram,  et  inde  fit  aqua  —  &  sit  dulcis  —  Videndum  unde 
quaedam  —  84  putida. 


»  Comincia  nel  testo  il  Cap.«  XLVni  ,»De  Aqua  calida". 


536  V.  FiNzi, 

De  eodem, 

La  chason  che  lì  fonti  d  inuerno  sonno  callidi,  et  d  istate 

frìgidi,   si  s  e  che  la  ystate  lo  calor  de  1  aqua  caca  1  fredo  in 

terra,   e  perciò  1  aqua  uene  callida.     £  cun  ciò   sia  chosa  che 

5  one  aqua  sia  o  dolce  o  amara,  ciò  s  e  salsa,  he  da  ueder  ande 

1  aqua  uegna  putrida  ouer  callida. 

.lij.  Undé  aqua  trahit  calor  em  et  fectorem. 
Sunt  quedam  specus  subteranee  naturaliter  sulfore  piene,  in  hiis  cnm 
uentus  concipitur,  eius  aflatu  sulfur  incenditor,  quern  incendium  éructant 
IO  etiam  quedam  loca  ut  fit  in  Sicilia,  cum  ergo  aqua  per  ignea  loca  currit, 
et  calorem  et  putorem  inde  trahit,  et  si  prope  hunc  locum  errupit  fiami- 
uoma  ebullit.  Si  autem  longius  recesserit,  uix  tepescit,  deinde  penitus. 
frigescit.     De  eodem  en  uulgare?- 

Expositio  [/,  19.«']  uulgare. 

15  Sono  alquante  spelunche,  cioè  thane  soto  terra  naturalmente 

piene  de  solfare,  e  quand  el  uento  s  engenera  in  elle,  ouer  per- 
cute in  elle,  per  quella  percutione  se  accend  el  sofaro  (sic), 
lo  quai  incendio  esse  fora  per  alguna  creuatura  esse  fora  et  appare 
si  come  se  demostra  in  Cicilia.     Adoncha  quando  1  aqua  core 

20  per  cotali  logi  de  questo  incendio  reprende  del  calore  e  del 
pul  toro,  e  si  auene  che  appare  sopra  la  terra  per  rito  quegi 
incendii,  1  aqua  dico  appare  si  bogiente,  che  mostra  grande 
meraueie,  e  s  e  da  lunzi  plu  tepida,  ese  plu  da  lunçi  íreda. 
in   questo  modo   a  pocho  a  pocho  la  se  uen  refredando. 

25  .liij.  Dea  agua  morta,  et  di  serpenti. 

Sunt   autem   loca   serpentibus   piena,    qui    uicinam   aquam   inficiunt 
ueneno,  que  dum  de  terra  exurgit  bibentes  interrimit,  ut  fons  stix  fadt. 

Expositio  uulgare. 

Sonno  altri  logi  pieni  de  serpenti,  che   per  loro  flato  ato- 
30  sicano  1  aqua,    che   gè   stano  a   llor  vicina,    e  si  adeuene  che 
questa  aqua  essa  fuore  de  terra  ozide  ciascuno  ne  beue  aldde, 
si  com  el  fonte  stixe. 


8  quidam  subterranei  —  sulphure  pieni.  In  his  —  9  aíFlatu  sulphnr 
accendilur,  quod  —  10  etiam  éructant  quaedam  —  Sicilia.  Cum  —  per 
haec  —  U  calorem,  et  putorem  —  erumpit.  flammivoma  —  26  C.  XLDC. 
De  Mortiferis  aquis,  —  26  Sunt  alia  —  viciniam  veneno  inficiunt,  quae 
—  27  exsurgit,  —  interimit,  —  Styx. 


*  Il  fol.  19'.  termina  colle  parole:  „De  eodem  en  uulgar^*^  che 
formano  il  titolo  del  sudd.o  cap.^  lij.,  in  volgare;  nel  fol.  I9^.  il  titolo  è 
ripetuto  in  forma  diversa,  indubbiamente  per  una  svista  del  mbrìcatore, 
cosi:  „Expositio  uulgare**,  come  più  sopra  si  legge. 


&   a- 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO  MUNDL  537 

.liiij.  Del  mare  morto, 
Qaod  aqua  mans  mortai  a  uentis  non  monetar,  et  in  se  nichil  uinere 
patitnr,  fìt  ex  fontibus  bituminis,  quibus  edifficata  est  abel  turris,  bitnminis 
autem  natura  resistit  aque,  et  non  diuiditur  nisi  in  mestruo  sanguine. 

5  Expositio  vulgare, 

L  aqua  del  mare  morto  no  se  moue  per  uenti,  e  in  quella 
no  pò  uiuere  niente,  adeuene  per  li  fiumi  de  bruitura  di  quali 
eno  hediffìcata  la  torre  d  abel  in  brutura,  e  la  natura  contrasta 
a  1  aqua  e  no  se  diuide  se  nno  in  putrido  sangue. 

IO  «Iv.  De  animaUbus  in  agua  creatís. 

Pisses  (sic)  et  aues  ideo  in  aquis  comorantur,  quia  de  bus  facta 
leguntur,  quod  autem  aues  in  aere  uolant,  et  in  terra  inhabitant,  ideo  fìt 
quia  aer  est  humidus,  ut  aqua  et  terra  est  aqua  permixta,  quod  nero 
quedam  ammalia  de  terra  creata,  in  aquis  possunt  morari,  ut  sunt  cocodrilli, 

15  ideo  fìt,  quia  aqua  iest  ualde  terris  permixta. 

Expost tían  uulgare. 

Li  pissi  e  Ili  oselli  dimorano  in  aqua,  et  e  segundo  eh  e  scrìpto, 
perche  sonno  creati  di  quella,  che  Ili  ocelli  uoUano  per  aere, 
et  habitano  in  terra,  e  perciò  che  1  aere  s  e  húmido  si  come 
20  1  aqua  e  la  terra  e  permesclata  de  1  aqua.  £  che  quanti  ani- 
mali creati  de  terra  possano  dimorare  in  aqua  si  come  cocodrilli 
e  ypotanti,  si  e  perciò,  che  1  aqua  s  e  troppo  permesclata  cun 
la  terra. 

.Ivj.  De  conoscere  le  qualitate  del  tempo,  che  de  lugnire  per  signi  d  aqua, 
25  Cum  [f.  20']  in  nocturna  nauigatione  sintillat   ad  remos,    tempestas 

erit,  et  cum  delphini  sepius  undis  resiliunt,  quo  illi  feruntur,  inde  uentus 
exurget,  et  inde  nubes  discusse  celum  aperiunt  de  profundis  aquarum 
dimergamur,  et  scriptoria  penna  in  aere  suspendamur. 

De  eodem, 

30  Quando  in  lo  nauegare  de  nocte  sentilla,  ciò  e  gocia  sopra 

li  rimi  sera  tempesta,  e  quando  y  delphini  spesse  uolte  saltano 
e  mostrasse  fora  dele  unde,  la  donde  elli  se  mostrano,  cussi 
ende  se  leuera  uento,  e  nuouole  discusse,  e  perciò  s  apreno  el 
cielo,     day    profundi    de    1  aqua   neperciamo,  e  de  penne  da 

35  scriuere  in  aere  torniamo. 


1  C.  L.  De  Mari  mortuo.  —  2  nihil  —  3  aedifìcata  —  Babel  — 
Bituminis  —  4  aquae,  —  nisi  menstruo.  —  10  C.  LI.  De  Animaliòus 
aquarum,  —  11  Pisces  et  Aves  in  aquis  ideo  commorantur  —  his  —  12 
leguntur.  Quod  —  aere  —  habitant.  Ideo  —  18  aër  —  aquae  —  Quod 
—  14  quaedam  —  Crocodili  et  Hyppopotami,  hoc  ideo  fìt  quod  —  15 
terrae  —  24  C.  LII.  De  signis  in  mari  Prognosticis,  —  26  scintillât  — 
tempestas  erit.  Et  dum  Delphini  undis  saepius  exiliunt,  —  27  nubes  undis 
excussae  caelum  —  Deprofundis  —  28  emergamus,  —  aera. 

ZeitMhr.  f.  rom.  Phil.  XYU,  35 


53^  V.  PINZI, 

(Manca  il  num^.  del  Cap.<^)  De  aere, 

Aer  est  omne,  quod  iam  simile,  a  terra  usque  ad  lunaxn  conspicitur, 

de  quo  uitalis    spiritus  auritur,    et  quia  est  bumidusi   ideo  uolant  in  eo 

aues,    ut  in  aqua  natant  pisses.    In  hoc    commorantur  demones  cum  tor- 

5  mento  diem  iuditii  postulantes  corpora  ex  quo  assumunt,  dum  hominibns 

apparent. 

De  eodem. 

Lo  aere  s  e  one  chosa,  eh  e  già  simile  da  terra  tra  qui 
ala  luna,  o  el  se  pote  rcgardare,  del  qualle  se  trace  spirito  de 
10  uita,  e  perdo  eh  e  húmido ,  uollano  in  elio  ocelli,  si  come  in 
aqua  nodano  pissi.  Et  in  elio  anche  demorano  demonij  cun 
tormento,  che  demandano  el  di  del  iuditio.  £  questi  sono 
che  prendeno  corpi,  quando  apareno  ali  homini. 

Ivij.  De  uentis, 
15  De  koc  procreantur  uenti.    Uentus  est  enim  aer  commotus  et  agitatus, 

et  nichil  aliud,  quam  aeris  fluctus  qui  in  .xij.  diuiditur,  et  quisque  sibi 
proprium  uocabulum  sortitur,  de  quibus  quatuor  cardinales  sunt,  alii  illorom 
conlaterales. 

De  eodem, 

20  De  questo,  ciò  dico  del  aere  se  pò  creare  y  uenti,  e  uento 

s  e  aere  commosso  e  demenato,  e  niente  altro,  che  deeorimento 
dele  (sic)  aere,  che  se  diuide  in  .xij.  parte,  e  ciascuno  ha  pro- 
prio uocabulo,  di  quali  y  quatre,  che  sono  gardenali,  ciò  s  e 
cussi  cliamati,  e  Ili  altri  sono  collaterani,  ciò  s  e,  che  stano  a 

25  circa  li  cardenali  predictL 

Iviij.  De  primo  cardinale,  Sotentriùne,^ 
Primus  cardinalis  septentrio,  qui  et  partias,  fatiens  frigora  et  nubes« 
Huius  dexter  circius,  qui  et  tracias,  faciens  niues  et  gradines  (sic),  eins 
sinister  aquilo,  qui  et  bóreas,  constringens  nubes. 

30  De  eodem.  en  utägare. 

Lo  primo  gardinale  s    e  sotentrione,   che  altramente  s   e 
dicto  apartia,  che  fa  fredi  e  nubile.     El  dextro  d  elio  s  e  or- 
cio, el  quale  altramente  s  e  dicto  tracia,  che  fa  neue  e  grandine. 
Lo  so   sinistro  [f.  2oy]  s  e  aquilo    che    anche    uen    dito    borea 
29  constrençe  le  nuuolle. 


1  C.  un.  De  Aere,  —  2  ¡nani  simile,  —  8  hauritur.  Et  —  in  eo 
volant  —  4  pisces.  —  daemoncs,  —  5  iudicii  praestolantes.  Ex  quo  sibi 
corpora  sumunt  dum  —  14  C.  LIV.  De  Ventis.  —  15  enim  est  aer  — 
16  Et  nihil  —  duodecim  —  quisque  proprium  —  17  sunt  cardinales  ilio- 
rum  collatérales.  —  26  C.  LV.  De  Cardinalibus  uentis,  —  27  Cardinalis 
Septentrio,  —  Aparctias  faciens  —  28  Circius,  —  Thracius,  —  grandinem. 
Eius  —  29  Aquilo,  —  Boreas. 


*  I  Cap.i  58,  59,   60  e  61   del  Codice  costituiscono  il  C.  LV  del 
Testo:  „Z>^  Cardinalibus  ventis". 


VOLGARIZZAMENTO   DELL*  IMAGO   MUNDI.  539 

.Iviiij.  Del  secondo  Cardiale, 
Sectindus  cardinalis  subsolanus,   qui   et  aiìliotes,   tempéralas,   cuius 
destiìs  uulturnus,  qui  et  calceas,  cunta  desicans,  eius  sinester  eurus  nubes 
generans. 

5  De  eodem  uulgare. 

Le  segondo  gardenale  s  e  subsolano  che  s  e  anche  dito 
afìliotes  temperato.  Lo  dextro  d  elio  s  e  uultumo,  che  s  e 
anche  clamato  calceas,  lo  qual  desecha  tute  le  chose,  lo  sinistro 
d  elio  s  e  Euro,  lo  qual  genera  le  nuouole. 

IO  .Ix.  De  tercio  qui  appeUatur  auster. 

Tercio  (sic)  gardinalis,  auster  qui  et  notus,  humorem,  calorem  atque 
flumina  gingnens.  Hius  (sic)  dexter  eurus.  Auster,  calidus,  eius  sinister 
eorus  nocthus,  temperatus,  auffles  uenti  fatiunt  maiores  tempestates  in 
mari,  quia  ex  bumili  flant. 

15  De  eodem. 

Le  terco  gardenale  s  e  austro,   el   qual   s   e   dicto   anche 
nothoy  che  engenera  humori,  e  calori  e  fiumi.     Lo  so  dextro  s 
e  coro,  lo  austro  calido.     £1  suo  sinistro  s  e  eoro  notho  tem- 
perato, li  uenti,  che  uiene  dicti  auffles,  fanno  magior  tempeste 
20  in  Mare,  perdo  che  procedeno  de  humilitate. 

.Ixj.  De  guarto,  cui  appellatur  tephyrus, 

Quartus    gardinalis    çephyrus,    qui   et   fauonius   hyemem   resoluens, 

floresque  producens.  huius  dester  afirichus,  qui  et  lips,  tempestatem  et  toni- 

trua  generans,  et  fulmina,   eius  sinister  corns,  qui  et  argestes,  in  orientem 

25  nubilla,   in   indiam   fatiens   serena.     Extra  bos  sunt   duo  uenti,   aura  et 

altanus,  aura  in  terra,  et  altanus  in  pellago. 

De  eodem. 

Lo  quarto  cardenale  s  e  çephyro,  che  s  e  anche  dicto  fa- 
uonio,  el  qual  desparte  en  1  inuemo,  e  produsse  flore.     El  suo 

30  dextro  s  e  afiricho,  el  qual  s  e  anche  dicto  lips,  et  genera 
tonitrui  da  tenpestar,  e  sagipte  ardente,  lo  suo  sinistro  s  e  choro 
lo  qual  in  oriente  s  e  dicto  argeste,  e  fano  le  nuouule  in  india 
serene.     De  fuoii  da  questi  sono  dui  uenti,  ciò  e  aura  et  aitano, 

34  aura  in  terra  et  aitano  in  pellago. 


2  Cardinalis,  Subsolanus  —  Apeliotes  —  Cuius  dexter  Vultumus  — 
8  Calcias,  cuneta  desiccans.  Eius  —  Eurus  —  U  Tertius  Cardinalis, 
Auster  —  Notus  —  12  gignens.  Huius  —  Euroauster,  —  Huius  —  18 
Euronotus  —  Australes  venti  faciunt  maiores  tempestates ,  quia  ex  humili 
flant  in  mari.  —  22  Cardinalis,  Zephyrus,  —  Favonius  —  28  Huius  dexter 
Africus,  —  Lybs,  tempestatem,  tonitrua  —  24  Eius  —  Corus,  —  Argestes 
—  Oriente  nubila,  in  India  faciens  —  26  Aura,  et  Altanus.  Aura  in 
terra*  Altanus  in  pelago. 

3S* 


540  V.  FINZI, 

.Ixij.  De  nebulis. 
Uenti  suo  spiramine  aquas  in  aere  trahunt,  que  conglobate  in  nubes 
densantur.    Dicuntur  autem   nubes,   quasi   nimborum   naues.   quibus  dum 
uenti   inclusi    erumpere   nituntnr   magno   murmore  et   crêpant  et  nubibus 
5  conlisis  ignem  terribilem  excuciunt. 

De  eodem. 

Li  uenti  dico  trazeno  1  aqua  in  le  (sic)  aere  cun  sol  spira- 
menti  li  quali  se  assumati,  se  conuerteno  in  nuouole.  £  nuouule 
tant  e  a  dire  quan[f.  2 1  rjto  de  nimbi,  li  quali  quando  sono  pieni 
IO  de  uento,  quegi  uenti  che  sono  inclusi  in  si  medesimi  se  sfor- 
cano de  usir  fora,  et  esseno  cun  grande  murmuramento,  e 
fereno  per  uenire  de  sie,  et  deuentano  nuouole  tute  percosse  e 
máchate  mandano  foucco  terribelle. 

.Ixiij.  De  throno  et  fulgore, 

15  Sunt   repitro    ergo   nubium   et  uentorum  et   tonitruum,   ignis   inde 

excussum  est  fulgur.  Cum^  tonitruum  fit,  semper  est  ibi  spendor  et 
sonus,  sed  quia  uirtus  uidendi  longius  extenditur  quam  audiendi,  ante 
uidetur  splendor  quam  sonus  audiatur,  qui  ignis  sulfuris  ideo  pénétrât  que 
tangit,  quia  subtilior  est  nostro,  et  magis  uentorum  ui  impellitur.  ab  aquillone 

20  fulgur,  et  ab  euro  tonitrium  et  tempestatem,  ab  austro  flatus  estum  portendit. 

De  eodem. 

Sono  repitro  doncha  de  nuouole,  e  deli  uenti,  e  lo  tonitruo, 
el  fouco  che  esse  de  quelle  sono  fulgore.  E  sempre,  quando 
el  se  fa  throne,  iue  splendore  ui  sono.    Ma  la  uertute  del  uedere 

25  se  destende  plu  da  longo  eh  a  quella  del  oldire.  Et  innanti  se 
ued  el  splendore,  eh  el  no  se  aude.  E  quel  fogo  della  fulgore 
passa  si  tosto  le  cosse  eh  el  tocca,  e  questo  he,  che  I  e  plu 
sotil  del  nostro,  e  per  maior  força  de  uenti  s  e  cazzato.  Da 
aquilone  uiene  la  fulgore,  et  ab  euro  el  tonitruo  e  Ila  tempesta.  Dal 

30  austro  uien  el  ñato  del  istate.    £  cossi  ciascuno  a  sso  proprio  loco. 

.liiij.  De  celestiali  archu^ 
Arcus  in  aere  quadricolor,   ex  sole  et  nubibus  formatur  dum  radius 
solis  cane  nubi  immensus  repulsa  acie  in  solem  refringitur,  sicut  dum  sol 
in  uas  aqua  plenum  fulget,  spendor  in  tecto  redditur.  de  celo  igneum,  de 
35  aqua  purpureum,  de  aere  iacintinum,  de  terra  trahit  colorem  gramineum. 

1  C.  LVI.  De  Nubibus.  —  2  aera  —  quae  conglobatae  —  4  mur- 
mure concrepant,  —  5  collisis  —  excutiunt.  —  14  C.  LVII.  De  Tonitrtto 
et  fubninibus.  —  15  Strepitus  —  est  tonitruus.  Ignis  —  16  excussus  — 
18  qui  ignis  ideo  quaecumque  tangit,  pénétrât,  quia  est  subtilior  nostro 
igne,  et  magna  —  19  Aquilone  —  20  Euro  tonitruus  tempestatem,  et  ab 
Austro  —  aestumque.  —  81  C.  LVm.  De  Jride,  —  82  aere  —  88 
cavae  —  immissus  —  Sicut  —  84  De  coelo  —  De  —  86  purpureum. 
De  acre  Hyacinthinum.     De  terra  colorem  gramineum  trahit. 

^  II  passo  del  Codice,  che  comincia:  „Cum  tonitruum**  e  finisce: 
„sonus  audiatur**^  non  si  trova  nel  testo. 

^  Qui,  come  si  vede,  vi  ha  errore  nella  numerazione,  che  si  ripete 
per  gli  altri  capitoli. 


VOLGARIZZAMENTO  DELL'  IMAGO  MÜNDL  54 1 

De  eodem. 

Lo  archo  che  se  mostra  en  le  aere  de  quatro  collori  se 
forma  per  lo  sole  et  per  le  nuouole,  quand  el  radio  del  sole 
percute  intro  li  caui  delle  nuouole,  y  suoi  radii  reñecteno  in  lo 
5  sol  medesmo.  Si  come  quand  el  sole  resplende  in  un  uassielo 
d  aqua  pleno  in  lo  tecto,  cussi  quello  in  el  celo  del  celo  e 
color  di  fuoco,  del  aqua  color  de  porpore,  del  aere  color  iacin- 
tino,  che  e  quasi  giallo,  de  la  terra  quasi  uerde  in  color  de 
gramegna. 

IO  De  pluuia,^ 

Ymber  ex  nubibus  descendit,  dum  enim  gutte  in  maiores  guitas 
coniunguntur,  aerìs  amplius  natura  non  ferente,  nec  uento  inpellente,  neque 
sole  dissoluente  ad  terras  dilabuntur.  leta  autem  et  iugis  defluxio  pluuia, 
repentina  et  preces  nimbus  uel  imber  uocatur.     Que  licet  de  amans  aquis 

15  maris  sit  austa,  de  solis  radio  in  aere  decocta,  dulcescit,  unde  marina 
aqua  humo  infosa  dulcem  saporem  sumit. 

De  [f.2iv]  eodem. 

La  rosata  descende  dele  nuouole,  et  quando  le  goce  cun 
maior  goce  se  conçunzeno  no  portano  la  natura  dello  aere  plu 

20  innanci,  mo  per  lo  uento  che  Ile  incalcano,  mo  per  lo  solle  che 
deuentano  liquido  caçeno  a  terra.  E  la  uegeuolle  descorsione 
si  e  pluuia  tostana,  e  uen  cliamata  nimbo  trabucheuole,  onero 
rosata,  la  quale  auegnadeo  che  sia  irata  dele  amare  aque  del 
mare,  cota  poi  in  lo  aere  deli  radij  del  sole  deuente  dolce,   e 

2t  sicome  fa  l  aqua  del  mare  che  infusa  in  la  terra  húmida  et 
dolce  deuen  dolce. 

.lyj.  De  grandine. 
Stille   pluuie   uentis   et  frigore  conglatiate   coangulantur ,   in  lapillos 
grandinis  mutaniur. 

^Q  De  eodem. 

Le  goce  della  plouia  per  uenti  insenme  constrecte  et  gia- 
ciate  se  mutano  poi  in  preelline  et  in  granel  le. 

.Ivij.   De  niue. 
Nix  aquarum  uapore  nundum  densato  in  guitas,  sed  gellu  preripienie, 
35  formaiur,  que  in  alio  mari  non  cadit. 


10  C.  LIX.  De  Pluvia,  —  11  Imber  -—  guttulae  —  12  coeunt, 
aëris  —  non  —  non  —  13  Lenta  —  14  praeceps  Nymbus  in  nubibus 
vocaiur.  Quae  —  16  bausta  —  igni  —  aere  —  ut  —  27  C.  LX.  De 
Grandine,  —  28  Stillae  pluviae  —  congelatae  in  aere  coagulantur,  et  — 
83  C.  LXI.  De  Nive.  —  84  aquae  —  nondum  —  gelu  praeripienie  — 
86  quae. 


*  Manca  il  num.«»  del  cap.°,  che  dovrebbe  essere  il  55». 


542  V.  PINZI, 

De  eodem. 

La  neue  se  forma  da  uapore  de  I  aqua  lo  qual  non  e  anche 
compresso  in  goce  d  aqua,  perciò  che  per  lo  grande  fredo  igi 
se  conuene  apiare  insembre  in  neue  in  lo  alto  mare.  ^ 

5  .Iviij.  De  nebulis. 

Nebula  fìt,  dum  humide  exaltationes  uaporaliter  in  aera  trahuntur, 
ucl  radiis  solis  ad  terram  repelluntur. 

De  eodem  utdgare. 

Nebla  s  e  general    quando  le  humide    spansione   se   span- 
10  deno  in  aere  per  uapori,  ouero  per  radii  de  sole  in  terra,  e  son 
caciaie  en  aere. 

.Iviiij.  De  fumo, 

Furaus    etiam    ascendit  de  aqua.    Omne  namque  corpus  ex  quatuor 

constat   elementis,   lignum   autem   est   corpus,    quod   igni   initum,   ignis 

1 5  materies,  que  ei  inest,  ardet,  terre  nero  materics  uertitur  in  cinerem,  aeris 

et  aque  materies  per  fumum  euanescit  in  aerem,  qui  ideo  est  amarus,  quìa 

natura  aque  est  salsa,  sine  quia  terra  permlxta. 

De  eodem. 

Lo  fugo  anche  uen  de  1  aqua.  £  one  corpo  si  permane 
20  ciò  dico  formato  de  quatro  elementi.  E  Ilo  legno  s  e  appellato 
corpo  lo  quale  si  e  smeclato  cun  el  fogo,  la  materia  del  fogo 
la  qual  e  in  elio  arde,  e  Ha  materia  della  terra  deuenta  cenere. 
E  la  materia  che  a  de  1  aqua  et  de  1  aere  si  se  desperde  per 
lo  fumo,  che  s  e  amaro,  per  cío  che  Ila  natura  de  1  aqua  e 
25  salsa,  ouero  perche  1  e  mescliata  cun  la  terfa. 

.Ix.  Quid  sit,  quod  uidetur  cadere  aliquant  stellam  de  nocte. 
Quod  in  nocte  uidetur  stelle  cadere,  non  sunt  stelle,  sed  igniculi,  a 
fla[f.  22  r]tu  uentorum  ab  ethere  in  aerem  tracti ,   et  mox  in  madido  aere 
extincti. 

30  De  eodem. 

Alguna  volta  de  nocte  pare  che  stelle  cazano,  dico  che  no 
sun  stelle,  anche  son  alcuni  fouchi  piccoli  portati    dal   uento,  e 
33  come  sono  in  aere  bagnati  si  se  spingeno  incontinente. 


5  C.  LXIII.  De  Nebula,  —  6  exhalationes  —  aera  —  7  Solis  — 
12  C.  LXIV.   De  Fumo,  —  13  constat  ex  quatuor  Elementis.    Lignum 

—  iniectum,    —  14  quae  —  Terrae  —  uritur  —  acrìs,    —   16  aquae  — 
aerem.  Ideo  autem  est  —  16  aquae  —  terrae  —  26  C.  LXV.  De  IgmcuHs, 

—  27  videntur  stellae  —  stellae,  —  28  aethcre 


»  Manca   nel  Codice  il  Cap.  LXII   del  Testo,    che  s'  intitola:    ,^¿>r 
Kore*', 


VOLGARIZZAMENTO   DBLL'  IMAGO   MUNDI.  543 

Jxj.  De  pestilencia. 
Pestilencia  nascitor  aerìs  sicitate  nel  calore,  nel  tempestate  corupti, 
qui  spirando  nel  edendo  perceptus  lune,  nel  mortem  générât.    Hoc  totom 
quod  dixi  infra  lunam  in  aere  fit,   superius  nero    semper  serenum  existit. 
5  Aerem^  transuolauimus,  iam  etheris  ignem  conscendamus. 

De  eodenu 

La  pestilencia  nasce  per  la  siccitate  de  le  aere,  ouer  per  lo 
calore,  onero  per  1  aere  corocto  per  tempestate,  che  respirano 
d  elio,  o  retenendo  d  elio,  spirando,  onero  mangiando  d  elio, 

IO  dico  receuudo  genera  infìrmita  de  testa,  che  uiene  appellata 
luniatica,  onero  che  generalementre,  tuto  cío  eh  i  o  dicto  in  1 
aere  di  sotto  da  la  luna,  di  sopra  ueramentre  si  sereno.    Dicto 

13  auemo  de  1  aere,  començemo  del  fuoco  dicere  di  sopra. 


1  C.  LXVT.    De  Pestilentia.   —   2  Pestilentia  —  aere,   siccitate  — 
corrupto,  —  8  laem  mortemque  —  4  fit  in  aere. 


^  n    passo    del  Codice    che   comincia:    yyAerem   transuolauimus^*    e 
finisce:  ^^ignem  conscendamus**  manca  nel  Testo  dell' I.  M. 

V.  FlNZI. 


Lieder  des  Juan  Bodriguez  del  Fadron/ 

In  einer  Handschrift  des  Brit.  Mus.  (Ms.  Add.  No.  1043 1),  an- 
scheinend aus  dem  Ende  des  XV.  oder  Anfang  des  XVI.  Jahr- 
hunderts, finden  sich  einige  Gedichte  welche  dem  Juan  Rodríguez 
del  Padrón  zugeschrieben,  die  aber,  meines  Wissens,  nie  im  Druck 
erschienen  sind.  Ob  sie  wirklich  von  Rodriguez  del  Padrón  her- 
rühren, ist  freilich  nicht  sicher  zu  bestimmen.  Unsere  Kenntnisse, 
betreffs  dieses  Dichters,  dessen  Namen  so  eng  mit  dem  des  be- 
rühmten Macias  el  enamorado  verknüpft  ist,  sind  sehr  beschränkt. 
Alles  was  bis  jetzt  darüber  bekannt  geworden,  ist  von  Herrn  Paz 
y  Melia  in  seiner  trefflichen  Ausgabe  der  Obras  de  Juan  Rodri- 
guez de  la  Cámara  (ó  del  Padrón),  Madrid,  1884,  Sociedad  de 
Bibliófilos  Españoles,  zusammengestellt.  Viel  Neues  seit  Sarmiento 
ist  wohl  nicht  herbeigebracht  worden;  sogar  über  den  Geburtsort 
des  Rodríguez  ist  man  nicht  ganz  im  Klaren.  Sarmiento,  Memo- 
rias para  la  Historia  de  la  Poesia,  y  Poetas  Españoles,  Madrid, 
1775,  S.  312  nach  der  Äufserung  des  Padrón  in  einem  seiner 
Gedichte  urteilend,  sagt:  su  lugar  fue  la  Villa  del  Padrón^  quai r o 
leguas  de  la  Ciudad  de  Compostela,  Hierüber  auch  Herr  Paz  y  Melia  : 
el  apellido  Padrón^  con  que  también  es  conocido  y  ha  hecho  creer  que 
aquel  fué  su  pueblo  natala  y  apurando  el  punto  el  muy  ilustrado  R,  P. 
Fita^  deduce  que  debió  nacer  en  la  Rocha  iriense,  feligresía  de  Herhón^ 
por  cuanto  allí  coloca  el  centro  de  la  escena  en  que  se  mueven  los  per^ 
sonajcs  de  su  novela  ^El  Siervo,  Ubre  de  Amorì    S.  VI. 

Die  Vida  del  Trobador  fuan  Rodriguez  del  Padrón ,  welche 
Pidal  zuerst  in  der  Revista  de  Madrid,  1839  veröffentlichte,  und 
welche  sich  in  den  Anmerkungen  zum  zweiten  Band  des  Cancionero 
de  fíaena,  ed.  Michel,  Leipzig,  i860,  S.  347  findet,  ist  reine  Dich- 
tung. Dafs  Rodriguez  ein  compatriota  des  verliebten  Macias ,  d.  h. 
Galizier  was,  erhellt  aus  einem  Gedichte  des  ersteren  und  gewifs 
meint  sein  Beiname  den  Wallfahrtsort  El  Padrón,  wenn  auch  die 
genauere  Bestimmung  auf  eine  Filiale  desselben  bei  Fidel  Fita, 
Recuerdos  de  un  viage  d  Santiago  cap.  Vili,  etwas  gewagt  ist;  dafs 
er  in  Italien    einige  Zeit  verbracht,    ist    sehr  wahrscheinlich;    auch 

*  Der  Güte  des  Herrn  Professor  Dr.  Baist  verdanke  ich  nicht  nur 
mehrere  Berichtigungen,  somlern  auch  die  Schlufsbemerkungen  zu  den  fol- 
genden Gedichten. 


LIEDER   DES  JUAN   RODRIGUEZ. 


545 


dais  er  in  seinen  späteren  Jahren  sich  dem  Franciskanerorden 
anschlofs.  Über  seine  Reise  nach  Jerusalem  fehlen  alle  sicheren 
Beweise.  Von  den  Liedern  des  Rodriguez  del  Padrón  die  bisher 
gedruckt  worden  sind,  ist  die  Zahl  eine  sehr  geringe:  die  SieU 
Gozos  de  Amor,  Los  Diez  Mandamientos  de  Amor,  und  sieben  Can- 
ciones^ mit  einer  Respuesta,  zudem  noch  in  dem  Siervo^  libre  de 
Amor  ein  Paar  Lieder,  endlich  ein  Dezir  contra  el  amor  del  mtmdo^ 
—  dies  sind  alle  Gedichte  die  der  span.  Herausgeber  kennt.  Dafs  viele 
verloren  gegangen  sind,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Das  Lied  ^Amor 
porque  me  persigues,  welches  Garci  Sanchez  de  Badajoz  in  seinem 
Infierno  de  Amor  erwähnt,  ist  bis  jetzt  nicht  aufgetaucht  Merk- 
würdiger Weise  ist  aber  ein  Lied,  von  welchem  eine  Strophe  in 
der  oben  erwähnten  Vida  del  Trohador  Juan  Rodriguez  del  Padrón 
gedruckt  ist,  in  unserer  Handschrift  erhalten.  Diese  Handschrift, 
ein  Inquarto,  Papier,  mit  121  Blatt,  die  Seite  zweispaltig,  mit  blasser 
Tinte  geschrieben,  ist,  wegen  der  Nachlässigkeit  des  Schreibers, 
oft  schwer  leserlich.  Man  sehe  für  den  Inhalt  :  Gayangos,  Â  Cata- 
logue of  the  Spanish  Manuscripts  in  the  British  Museum,  Vol.  I, 
p.  28.     Auf  fol.  30^^  fangen  die  Gedichte  des  Rodríguez  an. 


IO 


Comiencan  las  obras  de  In.  Rodnges  del  Padrón  en 
nombre  de  su  amiga  quando  huyo  della. 


L 


O  deshelada,  sandia,' 
loca  muger  que  atendí, 
dezias:  verne  a  ty, 
y  partiste;  por  tal  bia 
deseosa  tu  huya,  (sic!) 

51  Por  pena,  quando  hablares 
jamas  ninguno  te  crea; 
quantos  caminos  hallares 
te  buelban  a  Basilea. 
Vaya  en  tu  conpania 
cueitas,  dolor  y  cuidados; 
huyan  de  ti  los  poblados 
y  rreposo  y  alegría 
claridad  y  luz  del  dia. 


15     51  ^1  trotón  que  cavalgares 
quede  en  el  primer  viaje 
las  puentes  por  do  pasares 
quiebren  contigo  al  pasaje. 
y  por  mas  lealtad  mía, 

20    penes,  y  no  debes  morir 
si  otra  cuidas  servir; 
y  a  la  ora  yo  querría 
ver  la  tu  postremeria. 

51  En  tiempo  de  los  calores 
25     huigante  sonbras  y  rríos, 
ayres,  aguas  y  frescores, 
Sol  y  fuego  en  grandes  fríos. 


1  Das  letztere  ist  in  dem  unedirten  Cancionero  Martinez  de  Burgos 
erhalten,  nach  einer  Abschrift  des  Floranes  von  Paz  y  Melia,  Opúsculos 
literarios  de  los  siglos  XIV  á  XVI  zu  seiner  Ausg.  der  Obras  nachgetragen. 

'  Gedruckt  hei  Paz  y  Melia:  Obras  de  Juan  Rodriquez  de  la  Cámara 
(ó  del  Padrón).  Madrid  1 886.  {Socüdad  de  bibliófilos  Españoles).  S.  29.  Die 
Varianten^olgen  :  Z.  5  deseo  sea  tu  guia.  Z.  6  fablares.  Z.  8  fallares.  Z.  10 
Vayan.  Z.  1 1  coytas,  dolor  et  cuy  dados.  Z.  20.  penes,  non  deuas  morir.  Z.  21 
si  otra  cuyadas  seruir.  Z.  22  a  la  hora  yo  querría.  Z.  25.  fuyan  te  sombras 
et   ríos. 


540  HUGO   A,   RENNERT, 

Tristeza  y  malenconia 
sean  todos  tus  manjares 
30     hasta  que  aqui  tomares 
gritando:  merced!  valia 
haya  de  tu  señorial 


IL 

Respuesta. 
Vive  leda  si  podrás  Con  licencia  me  despido 

y  no  penes  atendiendo  de  tu  vista  y  de  mi  vida, 

que  segund  peno  sufriendo  lO    El  trabajo  perderás 

no  esperes  que  en  jamás  en  aver  de  mi  mas  cura 

te  vere  ni  me  verás.  que  segund  mi  gran  tristura 

no  esperes  que  en  jamás 
H  ¡  O  dolorosa  partida  !  ^g  veré  nin  me  verás. 

O  triste  amador  te  pido! 


m. 

Mote  suyo,    (fol,  30  ^  zweite  Spalte.) 
¡Defienda  me  Dios  de  amaros! 
no  sabes  porque  lo  digo, 
porque  de  solo  miraros 
no  queda  seso  comigo. 


IV. 

Hierauf  folgt  eine  der  Montesînos-Romanzen,  Rosaflorida,  Sie 
¡st  ziemlich  verschieden  von  der  bei  Wolf  und  Hofmann,  Trimavera* 
No.  179  und  Duran,  ^Romancero'  No.  384  gedruckten;  vgl.  Mila  348, 
Zum  bequemen  Vergleich  füge  ich  die  Version  des  Cancionero  de 
Romances  s,  a,  f.  190,  welcher  mit  der  Ausgabe  von  1550  überein- 
stimmt, hier  bei. 

Hs.  Cane,  de  Rom.  s.  a. 

Allá  en  aquella  ribera  En  Castilla  está  un  castillo, 

que  se  llama  de  Ungria,  que  se  llama  Rocaírida; 

alli  estaba  un  castillo  all  castillo  llaman  Roca« 

que  se  llamaba  Chapiua(?):  y  á  la  fonte  llaman  Frida. 


Z*  29  maniares.  Z.  30  fasta.    Der  Schluss  ist  verschieden: 

fasta  que  aqui  tornares 
delante  mi  sefioria, 
cridando:  ¡Merced!  ¡Ualia! 
Z,  I  P.  Biue.     Z  3  P.  partiendo.     Z,  4  non  espero.     Z,  7  triste  amador 
que  pido  {lies:  perdido.)    Z.  8  con  fehlt,    Z.  13  non  espero.  Dass  die  Lesart 
*no  esperes'  die  richtige  ist^    wird  gesichert    durch    eine  Glosa   auf  unser 
Gedicht,  von  Luis  del  Castillo,  gedruckt  im  Cancionero  General  de  Hernando 
del  Castillo,  Madrid,  1 882,  {Sociedad  de  Bibliófilos),  Bd.  II,  5.  414,  wo  aber 
auch  partiendo  statt  sufriendo,  {Z,  3)  steht,  was  das  Richtige  ist.     Die  vier 
Schlusszeilen,  bei  Paz  y  Melia  gedruckt^  fehlen  in  der  Hs. 


LIEDER  DES  JUAN  RODRIGUEZ. 


547 


dentro  estaba  una  donzella 
que  se  llama  Rosaflorìda: 
siete  condes  la  demandan, 
tres  reyes  de  Lunbardia; 
todos  los  a  desdeñado, 
tanta  es  la  su  loçania. 
Enamoróse  de  Montesinos 
de  oydas,  que  no  de  vista, 
y  faza^  la  media  noche 
vozes  da  Rrosaflorida: 
oydo  lo  abie  Blandinos, 
el  su  ayo  que  tenia,* 
levantarase^  corriendo 
de  la  cama  do  dormia. 
¿Qué  abedes  vos,  la  Rrosa? 
¿Que  abedes  Rrosaflorida? 
Que  en  las  vozes  que  dades 
pareces*  loca  sandia. 
Ay,  fablo  la  donzella, 
bien  oyres  lo  que^  diría: 
ay  bien  vengas  tu,  Blandinos, 
bien  sea  la  tu  venida, 
llebesme  aquesta  carta, 
de  sangre  la  tengo  escrita; 
llebesmela  á  Montesinos, 
á  las  tierras  do  bivia, 
que  me  viniese  á  vere 
para  la  Pascua  Florida; 
por  dineros  no  lo  dexe, 
yo  pagare  la  venida; 
vestire  sus  escuderos 
de  un  escarlata  fìna, 
vestyre  los  sus  rrapazes 
de  una  seda  broslida; 
si  mas  quiere  Montesinos 
yo  mucho  mas  le  daria, 
dalle  yo  trynta  castillos, 
Todos  rriberas  de  Ungria; 
si  mas  quiere  Montesinos, 
yo  mucho  mas  le  daria; 
dalle  yo  cien  marcos  d'oro, 
otros  tantos'  de  plata  fina; 
si  mas  quiere  Montesinos 
vo  mucho  mas  le  daria; 


£1  pié  tenia  de  oro, 

y  almenas  de  plata  fina; 

entre  almena  y  almena 

está  una  piedra  zafira: 

tanto  relumbra  de  noche 

como  el  sol  á  medio  dia. 

Dentro  estaba  una  doncella 

que  llaman  Rosaflorida: 

siete  condes  la  demandan, 

tres  duques  de  Lombardia; 

á  todos  les  desdeñaba, 

tanta  es  su  lozania. 

Enamoróse  de  Montesinos 

de  oidas,  que  no  de  vista. 

Una  noche  estando  asi, 

gritos  da  Rosaflorida: 

oyérala  un  camarero, 

que  en  su  cámara  dormia. 

¿Qué  es  aquesto,  mi  señora? 

¿qué  es  esto,  Rosaflorida? 

ó  tenedes  mal  de  amores, 

ó  estais  loca  sandía 

Ni  yo  tengo  mal  de  amores, 

ni  estoy  loca  sandia, 

mas  llevásesme  estas  cartas 

á  Francia  la  bien  guarnida; 

diéseslas  á  Montesinos, 

la  cosa  que  (yo)  mas  quena; 

dile  que  me  venga  á  ver 

para  la  Pascua  Florida; 

darle  he  yo  este  mi  cuerpo, 

el  mas  lindo  que  hay  en  Castilla, 

si  no  es  él  de  mi  hermana, 

que  de  fuego  sea  ardida; 

y  si  de  mí  mas  quisiere 

yo  mucho  mas  le  daria: 

darle  he  siete  castillos 

los  mejores  que  hay  en  Castilla. 


^  Hs.  faz  a.  *  Hs.    temía. 

®  Hs.  quel.     '  /.  otro  tal? 


'  Hs.  y  rantarase. 


*  Hs.  pareas. 


548 

dalle  yo  este  mi  cuerpo 
siete  años  á  la  su  gisa 
que  sy  del  no  se  pagare 
que  tome  su  mejoría. 


HUGO   A.   RENNERT, 


V. 

Canción  suya. 

¿Qué  esperança  llebará  deve  morir  porque  bive, 

el  triste  que  se  partiere?  pues  muriendo  es  bien  librado; 

Pues  siendo  presente  muere,  y  con  esto  holgará 

¿en  absencia  qué  hará?  puesque  su  dicha  lo  quiere, 

^         ,       ,  pues  siendo  presente  muere 

m  No  le  faltará  cuidado,  ,         .  ^  ^      »  ■» 

''  ¿fin  absencia,  qué  hará? 

dolor  con  que  se  fatige, 


En  dos  debates  esto, 
no  sé  que  sera  de  mí; 
uno  que  no  parta,  no, 
otro,  que  me  manda  que  sy. 


^  Por  verme  con  libertad 
£sto(y)  por  partir  sin  miedo. 


VI. 


mas  mi  querer,  de  verdad, 
me  tiene  tal  que  no  puedo. 


^  Ansí  que  gerras  me  do, 
cuidados  son  contra  mi, 
uno,  que  no  parta,  no, 
otro,  que  me  manda  que  si. 

Man  vergleiche  hiermit  Garci  Sanchez   de  Badajoz;  ^£ji   dos 
prisiones  estoy\  im  Can.  Gen.  Madrid,  1882.  Bd.  IL  S.  486. 


VII. 

Canción  suyo. 

'Fuego  del  dibino  rrayo'  nach  einer  Venezianischen  Hs.  ge- 
druckt bei  Mussaiìa,  Ein  Beitrag  zur  Bibliographie  der  Cancioneros 
S.  ICO  und  zuletzt  bei  Paz  y  Melia,  Obras,  etc.  S.  32.  Die  letzten 
zwei  Strophen  fehlen  in  der  Hs. 


VIII. 
Rromance. 

*Quien  tuviese  (a)  tal  ventura*.  Diese  Version  der  Conde 
Arnaldos  Romanze  hat,  nach  unserer  Ils.,  Delius  im  XII.  Bande 
von  *Hcrrig's  Archiv'  S.  235 ,  abgedruckt.  Vgl.  Wolf  &  Hofmann, 
»Primavera',  Bd.  II,  S.  81;  Mila  S.  392.  Gleichlaufend  gebe  ich 
die  verschiedenen  Redaktionen. 


LIEDBR  DES  JUAN  RODRIGUEZ. 


549 


Hs.» 

¡  Quién  tuviese  atal  ventura 
con  sus  amores  folgare 
como  el  ynfante  Amaldos 
la  mañana  de  San  Juane! 
5    Andando  á  [ma]tar  la  garça' 
por  rríberas  de  la  mare, 
vido  venir  un  navio 
navegando  por  la  mare, 
marinero  que  dentro  viene" 

10     dizendo  viene  este  cantare: 
galea,  la  mi  galea, 
Dios  te  me  guarde  de  male, 
de  los  peligros  del  mundo, 
de  las  ondas  de  la  mare, 

15     del  rregolfo  de  Leone 
del  puerto  de  Gibraltare, 
de  tres  castillos  de  moros 
que  conbaten  con  la  mare. 
Oydolo  a  la  princesa 

20    en  los  p[a]laçios  do  estáe: 
Si  sallesedes,  mi  madre 
saliesedes  á  mirare; 
y  veredes  como  canta 
la  sirena^  de  la  mare. 

25     Que  non  era  la  sirena 
la  sirena  de  la  mare, 
que  non  era  sino  Amaldos, 
Amaldos  era  el  jrnfante 
que  por  mi  muere  de  amores, 

30    que  se  queria  finare. 

¿Quien  lo  pudiese  valere 
que  tal  pena  no  pagase?' 


Cane,  de  Rom.  s.  a.  fol.  192. 

¡Quién  hubiese  tal  ventura 
sobre  las  aguas  de  mar, 
como  hubo  el  conde  Amaldos 
la  mañana  de  San  Juan! 
5     Con  un  íalcon  en  la  mano 
la  caza  ibi  cazar, 
vio  venir  una  galera 
que  á  tierra  quiere  llegar. 
Las  velas  traia  de  seda, 

10    la  ejercia'  de  un  cendal, 
marinero  que  la  manda 
diciendo  viene  un  cantar 
que  la  mar  íacia  en  calma, 
los  vientos  hace  amainar, 

15     los  peces  que  andan  'nel  hondo 
arriba  los  hace  andar, 
las  aves  que  andan  volando 
en  el  mástel  las  face  posar. 
Alli  fabló  el  conde  Amaldos, 

20    bien  oiréis  lo  que  dirá: 

Por  Dios  te  ruego,  marinero, 
digasme  ora  ese  cantar. 
Respondióle  el  marinero, 
tal  respuesta  le  fué  á  dar: 

23     Yo  no  digo  esta  canción 
sino  á  quien  conmigo  va. 


Flugblatt. 

¡Quién  hubiese  tal  ventura 
sobre  las  aguas  de  mar 
como  hubo  el  infante  Arnaldos 
la  mañana  de  San  Juan! 
5     Andando  á  buscar  la  caza 
para  su  halcón  cebar, 


Cane,  de  Rom.  ed.  de  1550. 

¡Quién  hubiese  tal  ventura 
sobre  las  aguas  del  mar 
como  hube  el  conde  Amaldos 
la  mafinana  de  San  Juan! 
Con  un  falcon  en  la  mano 
la  caza  iba  cazar, 


*  Delius*  Lesung  trage  ich  hier  nach:  Z,  5  lagartos.  Z  ii  galera. 
Z.  15  y  del  golfo  de  Leon.  Z.  18  des  los  castillos  d.  m.  Z.  21  si  saliredes. 
Z.  22  de  mirar.  Z,  30  que  le  queria  firmare.  Wolf  schreibt:  que  le  queria 
firustrar. 

'  L:  exarcia 


*  Hs.  tarlagarça. 
=  jarcia. 


+  I.     ^  Hs.  serena.     '  Hs.  pasase. 


350 


HUGO   A.  RENNBRT, 


vio  venir  una  galera 
que  venia  en  alta  mar. 
Las  áncoras  tiene  de  oro, 

IO    y  las  velas  de  un  cendal, 
marinero  que  la  guia 
va  diciendo  este  cantar. 
Galera,  la  mi  galera, 
Dios  te  me  guarde  de  mal, 

15     de  los  peligros  del  mundo, 
de  fortunas  de  la  mar, 
de  los  golfos  de  Leon, 
y  estrecho  de  Gibraltar, 
de  las  fustas  de  los  moros 

20    que  andaban  á  saltear. 


vio  venir  una  galera, 
que  á  tierra  quiere  llegar. 
Las  velas  traia  de  seda 

10    la  ejercia  de  un  cendal, 
marinero  que  la  manda 
diciendo  viene  un  cantar 
que  la  mar  fada  en  calma 
los  vientos  hace  amainar, 

15     los  peces  que  andan  en  el  hondo 
arriba  los  hace  andar, 
las  aves  que  andan  volando 
en  el  mástel  las  face  posar. 
Galera,  la  mi  galera 

20    Dios  de  me  guarde  de  mal, 
de  los  peligros  del  mondo 
sobre  aguas  de  la  mar, 
de  los  llanos  de  Almería, 
del  estrecho  de  Gribraltar, 

25     y  del  golfo  de  Venecia, 

y  de  los  bancos  de  Flandes, 
y  del  golfo  de  Leon, 
donde  suelen  peligrar. 
Alli  fabló  el  conde  Amalaos, 

30    bien  oiréis  lo  que  dirá: 

Por  Dios  te  ruego,  marinero, 
digasme  ora  ese  cantar. 
Respondióle  el  marinero» 
tal  respuesta  le  fué  á  dar: 

35     Yo  no  digo  esta  canción, 
sino  á  quien  conmigo  va. 


IX. 

Die  erste  Strophe  der  folgenden  Dezimen  ist  in  die  oben 
erwähnte  Vida  Rodngos  verflochten.  Canç.  de  Baena  IL  354  á& 
Leipziger  Ausgabe. 

fol.  31!^.    ^  Ardan  mis  dulces^  membranças 
como  yo  ardo  por'  ellas 
pues  perdi"  las  esperanzas, 
piérdase  el  plazer  con  ellas. 


Zur  Aus¿^abe  von  1 550,  gebe  ich  noch  die  Varianten  der  Antwerpener 
von  1555.'  Z.  6  La  caza  iba  á  cazar.  Z.  7  Y  venir  vio  una  galera.  Z.  IO  la 
jarcia  de  un  cendal.  Z.  13  que  la  mar  ponia  en  calma.  ^.15  los  peces  que 
andan  al  hondo.  Z.  18  las  hace  á  el  mástil  posar.  Z,  32  digaisme  ora  ese 
cantar. 


*  Var.  tristes.     '  Hs.  con.     '  Hs.  perder. 


LIEDER   DBS   JUAN   RODRIGUEZ.  55 1 

5     Porque  no  queda  con  quien^ 
parte  solo  triste  y  tal 
acordarse  de  su  bien 
en  el  tiempo  de  su  mal. 

10    ó  de  aquel  que  me  crió 

ó  del  dia  en  que  nací 

ó  si  dé  quexas  de  mi,  « 

del  padre  que  me  engendró; 

porque  aquello  que  querría 
15     tanto  se  tarde  y  detiene, 

que  sin  piedad  diria 

pues  no  es  mi  alma  mia 

cedo*  morirme  conviene. 

^  Y  ansi  lo  quiero  y  me  plaze 
20    y  ansi  me  plaze  que  sea, 

pues  que  mi  seruir  desaze 

lo  que  á  mi  me  satisfaze; 

luego  quiero  que  se  vea 

con  tal  ver  que  si  me  muero, 
25     no  aya  quien  me  conuerte. 

pues  que  todo  por  entero 

lo  que  busco  y  lo  que  quiero 

quiça  que  tema  la  muerte. 

%  Quiero  mi  vida  que  muera 
30    Sin  que  una  ora  se  dilate, 

aunque  á  mi  mas  me  plugiera 

que  sin  morir  se  supiera 

el  toque  deste  debate. 

Porque  si  quiero  buscar 
35     lo  que  '1  mi  bien  desabiene 

no  sé,  ni  puedo  pensar, 

donde  se  podia  hallar 


»  Dü  Hs.  hat-, 

porque  nunca  puede  quien 
queda  solo  triste  y  tal 

Jm  Can,  dé  Baena: 

Porque  no  bayan  con  quien 

Parte  solo,  triste  y  tal 

Memoria  de  ningún  bien 

En  tiempo  de  tanto  mal. 
Queda  in  unserer  Hs.  passi  nicht  so  gut  tur  Situation   wie  Parte  ;    es 
war  aus  dem   vorausgehenden   Vers  wiederholt^   steckt  in  puede.     Die  vmei 
Schlussverse  sind  ursprünglicher  als  in  der   Vida, 

•  cedo  =  Lat,  cito  (fehlt  bei  Körting)  asp,  u,  port, 
»  Es  fehlt  ein   Vers, 


552  HUGO   A.  RENNERT, 

^  No  sé  ya  donde  me  vaya 
40    á  quexar  mi  conpassion, 
porque  mi  fuerça  desmaya, 


desfallece  el  coraçon; 
porque  con  tus  porfías' 
45     metes  mal  á  donde  llego 
con  esperanças  baldias, 
por  quien  son  mis  alegrias 
sospiros,  lágrimas,  fuego. 

fol.  31V.    ^  Son  los  sospiros  holgura, 
50     y  el  fuego  viva  pasión, 
y  las  lágrimas  quexura 
que  quexan  de  la  ventura 
que  pierdo  por  tu  ocasión; 
porque  asy  siendo  señuelo 
55     tus  muestras  para  enrredarme, 
agora  por  mas  consuelo 
quando  menos  me  rreçelo 
me  matan  en  no  dexarme. 

^  No  me  dexan  rreposar 

60    ni  reposo  no  le  tengo 

no  me  dexan  rrecordar 

en  lo  que  quiero  ensayar 

á  do  quier  que  vo  ni  vengo, 

aunque  mili  vezes  lo  niego 
1 

porque  en  quanto  t*e  seruido, 
no  me  acuerdo  aver  tenido 
sola  un  ora  de  sosiego. 


65 


%  ¿Mas  quien^  vive  asosegado 
70     sino  aquel  qu  *es  bien  querido? 
aquel  que  vive  engañado 
(y)  anda  loco  trasportado 
entre  las  gentes  perdido; 
como  yo  quien  tu  deshaces 
75     so  color  de  bien  hablarme, 
y  quiero,  pues  tu  lo  hazes, 
no  querer  contar  solazes 
para  poder  alegrarme. 


*  Fíhli  ein    Vers, 
'  — I.  Etwa  las  tus. 
«  1.  no? 


LIEDER  DES  JUAN  RODRIGUEZ.  553 

^  Porque  toda  mi  alegría 
80    se  perdió  quando  party 

del  lugar  do  te  dezia, 

O  dama  y  señora  mia, 

á  do  me  enbias  sin  mi? 

aquellas  partes  estrafias,* 
85     donde  mi  bien  se  convierte 

en  pensar  como  tus  mañas, 

entradas  en  mis  entrañas, 

hazen  mi  pena  tan  fuerte. 

^  Y  en  las  entrañas  saqué« 
90    quando  me  party  de  allá, 

un  dolor  que  te  diré, 

que  de  aquel  nunca  hallé 

quien  me  consolase*  acá; 

y  amor  tras  quien  yo  vo, 
95     qu'es  lo  que  mas  me  sostiene, 

si  pregunta'  como  esto, 

luego  le  rrespondo  yo 

que  el  morír  mas  me  conbiene. 

^  Por  do*  vida  á  mi  salud 
100    no  es  de  mi,  ni  la  deseo, 

mas  donde  sobra  virtud, 

pagan  con  yngratitud 

con  quien  sienpre  yo  peleo; 

y  esta  manera  ensayallo 
105     aunque  mas  se  desconcierte, 

muriendo  quiero  proballo 

por  ver  si  tema  la  muerte 

lo  que  biviendo  no  hallo. 

Fin. 

Y  deste  crudo  morir, 
lio     aunque  después  me  arrepienta, 

no  sé  si  podré  bivir 

para  poderse  dezir 

lo  que  siento  en  tal  afrenta; 

por  donde  de  aqui  te  aviso 
115     pues  muerto  nunca  [re]viene 


que  se  halle  en  parayso 
lo  que  la  vida  no  tiene. 


^  Aquellas  =  a  aquellas ,  häufige  und  oft  misverstandene  Schreibung ^ 
auch  noch  in  späteren  Drucken, 

'  Hs.  consola  se.  '  Hs.  preguntan. 

*  do  =  de  hoc,  {nicht  de  ubi),  entspr.  pg.  poro. 

"  Ein  Vers  fehlt,  weshalb  sich  auch  der  vorausgehende  {Z.  I15)  nicht 
tnit  Sicherheit  herstellen  lässt.     Am  nächsten  liegt  [re]  viene. 

Zdtwhv.  f.  ron.  PhU.  XVII.  36 


554 


HUGO  A.  RENNBRT, 


fol.  32R.  X. 

Otras  suyas  á  la  Condesa  de  Quira  que  le[de]inandó  la  glosa 

que  [despues]  destas  verna. 

Das  Lied  ist  im  Can.  Gen.  (Madrid  1882),  Bd.  II.  S.  10 1. 
(no.  881)  gedruckt,  wo  es  dem  Florencia  Pinar  zugeschrieben 
wird.     Die  erste  Strophe  lautet: 

^  Como  los  que  van  perdidos 
por  tierras  descaminadas 
que  con  bozes  y  apellidos, 
y  contynos*  desabidos 
buscan  agenas  pisadas; 
y  sy  van  ansi  cansados 
del'  perdido  caminar, 
las  matas  y  los  collados 
se  les  antojan  poblados 
para  auer  de  rreposar. 

Die    Canción    welche    zunächst    folgt,    und    die    in    ziemlich 

schlechter  Gestalt   in  unserer  Hs.  erhalten  ist,   kann  vielleicht  von 

Rodrigo  herrühren;    dafs   sie   nicht  von  Pinar  ist,    kann   man  aus 

der  Glosa  des  Pmar  vermuten,  welche  in  der  Hs.  folgt    Sie  fangt 

an  mit  dem  Verse 

*Yo  puse  mis  pensamientos', 

gedruckt  Can.  II.  S.  102. 


Canción. 


¡Desconsolado  de  mi, 
no  hallo  quién  me  consuele! 
cedo  mi  vida  s'asuele 
pues  tal  pérdida  perdi. 

5     ^  Perdi  mi  consolación, 
perdi  toda  mi  alegna. 


IO 


y  perdi  con  quien  solia 
consolar  mi  coraçon: 
de  ser  ledo  como  suele 
yo,  triste,  me  despedi 
cedo  mi  vida  s'asuele 
pues  tal  pérdida  perdi. 


fol.  32R.  XI. 

Romance. 

Folgende  Romanze  erscheint  in  zwei  abweichenden  Gestallen 
in  Primavera  y  Flor,  154,  154a  u.  Duran,  Romancero,  284.  285; 
vgl.  Mila  S.  391.  Ich  gebe  nebenbei  die  Version  des  Canç.  de 
Rom.  s.  a  :  die  des  Flugblattes  ist  eine  Erweiterung  und  evident 
jünger. 


*  Druck:  con  noche. 
»  Hs.  al. 


Z.  2  Hs.  no  dy  ya    quien  me    consuele.     Z.  3  Hs.  quiero    mi   vida  se 
asuele,     'cedo^  steht  in  der  Glosa,     Z,  4  Hs,  pues  que  tal  cosa  perdi. 


UBDBR  DBS  JUAH  RODRÍGUEZ. 


555 


Hs. 

Yo  me  iba  para  Francia 
do  padre  y  madre  tenia; 
errado  abia  el  camino, 
errado  abia  la  via: 
5     arryméme  á  un  castillo 
por  atender  conpafiia. 
Por  y  viene  un  escudero, 
cabalgando  á  la  su  gisa. 
¿Qué  fazes  ay^  donzella 

IO    tan  sola  y  sin  compania? 
Yo  me  iba  para  Francia 
do  padre  y  madre  tenia, 
errado  abia  el  camino, 
errado  abia  la  via  ; 

15     si  te  plaze,  el  escudero, 
llebesme  en  tu  conpania. 
Plázeme,  dijo,*  sefiora, 
si  fare  por  cortesia, 
y  á  las  ancas  de  un  caballo 

20    él  tomado  la  abia. 

Allá  en  los  Montes  Claros 
de  amores  la  rrequeria. 
Tate,  tate  (el)  escudero 
no  fagays  descortesía: 

25     fìja  soy  de  un  malato, 
lleno  es  de  malatia, 
y  si  bos  á  mi  llegades 
luego  se  vos  pegarla. 
Andando  jomadas  ciertas 

30    á  Francia  llegado  abia. 
Alli  fabló  la  doncella, 
bien  oyres  lo  que  diria. 
e[s]  cobarde  el  escudero 
bien  lleno  de  cobardía 

35     tubo  la  nifia  en  sus  bracos 
y  [él]  no  supo  servilla 


De  la  hija  del  rey  de  Francia. 
(Canç.  8.  a.). 

De  Francia  partió  la  nifia, 
de  Francia  la  bien  guarnida: 
íbase  para  París, 
do  padre  y  madre  tenia. 
5    Errado  lleva  el  camino, 
errado  lleva  la  guia: 
arrimárase  á  nn  roble 
por  esperar  compafiia. 
Vio  venir  un  caballero, 

10    que  á  París  lleva  la  guia. 
La  nifia  desque  lo  vido 
de  esta  suerte  le  decia: 
Si  te  place,  caballero, 
Uévesme  en  tu  compafiia. 

15    Pláceme,  dijo,  sefiora, 
pláceme,  dijo,  mi  vida. 
Apeóse  del  caballo 
por  hacelle  cortesía; 
puso  la  nifia  en  las  ancas 

20    y  él  subierase  en  la  silla. 
En  el  medio  del  camino 
de  amores  la  requería. 
La  nifia  desque  lo  oyera 
dijdie  con  osadía: 

25    Tate,  tate,  caballero, 
no  hagáis  tal  villanía: 
hija  soy  de  un  malato 
y  de  una  malatia 
el  hombre  qae  á  mí  llegase 

30    malato  se  tomaría. 
El  caballero  con  temor 
palabra  no  respondía. 
A  la  entrada  de  París 
la  nifia  se  sonreía 

35    ¿De  qué  vos  reís,  sefiora? 
¿de  qué  vos  reis,  mi  vida? 
Rióme  del  caballero, 
y  de  su  gran  cobardía, 
{tener  la  nifia  en  el  campo, 

40    y  catarle  corteria! 

Caballero  con  vergüenza 
estas  palabra  deda: 
Vuelta,  vuelta,  mi  sefiora, 
que  una  cosa  se  me  olvida. 


»  =ahi. 


<  Hs.  dilo. 


36^ 


556 


HUGO  A.  RENNERT, 


45     La  nifia  como  discreta 
dijo:  Yo  no  volvería, 
ni  persona,  aunque  volviese, 
en  mi  cuerpo  tocaria: 
hija  soy  del  rey  de  Francia 

50     y  de  la  reina  Constantina 
el  hombre  que  à  mi  llegase 
muy  caro  le  costaría.^ 


Fl 

De  Francia  salió  la  niña, 

de  Francia  la  bien  guarnida: 

perdido  lleva  el  camino^ 

perdida  lleva  la  guia: 
5     arrimádose  ha  á  un  roble 

por  atender  compañía. 

Vido  venir  un  caballero 

dispuesto  es  á  maravilla: 

comiénzale  de  fablar, 
10     tales  palabras  decia: 

¿Qué  hacéis  aqui,  mi  alma? 

¿Qué  hacéis  aquí,  mi  vida? 

Alli  fabló  la  doncella, 

bien  vereis  lo  que  diría: 
15     Espero  compañía,  señor, 

para  Francia  la  bien  guarnida. 

Respóndele  el  caballero, 

tales  palabras  decia: 

Si  te  pluguiere,  señora, 
20     conmigo  te  llevaría: 

Si  quieres  por  muger. 

Si  quieres  por  amiga. 

La  niña  que  sola  estaba, 

estas  palabras  decia: 
25     Pláceme,  dijo,  señor, 

pláceme,  dijo,  mi  vida: 

diésesme  luego  la  mano 

y  luego  cabalgaría. 

£1  caballero  le  da  la  mano, 
30     la  niña  cabalgado  habia. 

Andando  por  su  camino 

de  amores  la  requería. 

Alli  habló  la  doncella, 

bien  oiréis  lo  quó  decia: 


ugblatt 

35     Está  quedo,  caballero, 
non  fagáis  tal  villanía, 
fìja  soy  de  un  malato 
que  tiene  la  malatia 
y  quien  á  mí  llegare, 

40    luego  se  le  pegaría, 

que  si  vos  á  mí  llegades 
la  vida  vos  costaría. 
Mucho  os  ruego,  señor, 
que  ma  catéis  cortesía. 

45     Y  á  la  salida  de  un  monte 
y  asomada  de  una  montifta 
el  caballero  iba  seguro, 
la  niña  se  sonreía. 
Alli  fabló  el  caballero 

50    bien  oiréis  lo  que  decia: 
¿De  qué  vos  reis,  mi  alma? 
¿De  qué  vos  reis,  mi  vida? 
La  niña  que  estaba  en  salvo, 
aquesto  le  respondia: 

55     Rióme  del  caballero 
y  de  su  gran  cobardía, 
que  tenia  niña  en  el  monte, 
y  usaba  de  cortesía. 
£1  caballero  que  esto  oyó 

60     ahorcarse  quería: 

con  gran  enojo  que  tiene 
estas  palabras  decia: 
Caballero  que  tal  pierde 
¿qué  pena  merescia? 

65     El  se  era  el  alcalde 
él  se  era  la  justicia, 
que  le  corten  pies  y  manos 
y  lo  cuelguen  de  una  encina. 


^  Hierzu  noch  die  Varianten  der  Ausgabe  van  Antwerpen,  1555.  ^.6 
Errado  lleva  la  via.  Z,  20  Y  subierase  en  la  silla.  Z.  31  Con  temor  el 
caballero.     Z.  41  Con  vergüenza  cl  caballero.     Z,  50  Y  la  reina  Conttantinm. 


UEDKR  DES  JUAN  RODRIGUEZ. 


557 


Y  él  estándose  en  aquesto 
70    y  que  hacerlo  quería« 
si  no  fuera  por  una  fada 
que  á  fablarle  venia: 
las  palabras  que  le  dice 
quien  quiera  se  las  sabia: 


75     No  desesperes,  caballero, 
no  desesperes  de  tu  vida: 
darte  ha  Dios  grande  vitoría 
en  arte  de  caballería, 
que  con  los  vivos  se  sirve  á  Dios 

80    y  su  madre  Santa  María. 


Wir  haben  also  in  der  Hs.  zwei  Gedichte  die  anerkannter- 
mafsen  von  Rodríguez  herrühren.  Für  ein  drittes  wird  seine 
Autorschaft  durch  das  übereinstimmende  Zeugnis  der  Vida  ge- 
sichert, die  zwar  erfunden  ist,  aber  erfunden  auf  Grund  bekannter 
Lieder  des  Dichters  und  schwerlich  jünger  als  der  Anfang  des 
16.  Jh.,  eher  etwas  älter.  Zwei  sind  anderwärts  dem  Florencia 
Pinar  zugeschrieben,  und  hier  steht  Angabe  gegen  Angabe,  da  die 
Zuteilungen  des  Cancionero  General  keineswegs  durchaus  einwand- 
frei sind.  Die  übrigen  werden  demnach  mindestens  zum  Teil 
wirklich  von  Rodríguez  stammen,  auf  seinen  Namen  gestellt  werden 
müssen,  so  lange  kein  Gegengrund  erbracht  ist.  Stilistische  Be- 
denken liegen  nicht  vor,  Wortschatz  und  Formen  entsprechen  seiner 
Zeit;  fagays  in  XI.  Z.  24  das  aus  ihr  bisher  nicht  belegt  ist,  (cf. 
Gröber,  Grundr.  I.  702) ,  kann  ohne  Weiteres  in  fagas  geändert 
werden.  Weitaus  am  merkwürdigstens  sind  die  drei  Romanzen, 
welche  deshalb  auch  mit  den  Varianten  abgedruckt  wurden.  Jene 
von  Rosañorida  zeigt  dem  Cancionero  s.  a.  gegenüber  die  evident 
ursprünglichere  Form,  die  Steigerung  am  Schlufs  ¡st  vortreflflich, 
wahrend  eine  grobe  Verunstaltung  darin  liegt  wenn  im  Canç.  die 
7  Schlösser  höher  gestellt  werden  als  die  Hingabe  des  eigenen 
Leibes.  In  „Quien  tuviere  tal  ventura"  besteht  die  „ventura"  eben 
darin  das  dem  Infanten  der  Gesang  des  Seemanns  zugeschrieben 
wird,  und  ihm  den  Schlufswunsch  der  Prinzessin  einträgt;  in  den 
anderen  Redaktionen  nur  darin,  dafs  er  das  Lied  hört,  und  das 
ist  für  den  gewählten  Ausdruck  doch  etwas  zu  wenig,  wird  noch 
weniger  mit  der  abschlägigen  Antwort  des  Schiffers  in  den  Con- 
cioneros.  Auch  hier  haben  wir  in  der  Hs.  das  ältere,  die  Redak- 
tionen der  Sammlungen  sind  erst  aus  der  Abkürzung  im  Flugblatt 
hervorgegangen.  Nicht  anders  steht  es  bei  der  dritten;  in  den 
späteren  Formen  wird  mit  der  durchgehenden  Verschiebung  in  die 
dritte  Person  zugleich  die  Örtlichkeit  in  ganz  ungehöriger  Weise 
geändert,  der  so  zierliche  Schlufs  wenig  glücklich  ausgesponnen. 

Wir  wufsten  schon  durch  die  beiden  sehr  artistischen  Romanzen 
des  Cancionero  de  Stúñiga  S.  321  u.  364  (Prima vera.  100)  dafs 
schon  zur  Zeit  Rodriguez  (um  1440)  die  höfischen  Dichter  auch 
diese  volkstümliche  Form  angewendet  haben,  aber  die  Erscheinung 
war  vereinzelt,  auf  Sicilien  beschränkt,  und  hatte  mit  dem  Volks- 
lied nur  den  Vers  gemein.  Dafs  um  1500  mehrere  Romanzen 
im  populären  Ton  einem  bekannten  Dichter  zugeschrieben  werden 
wäre  an  sich  bemerkenswert,  auch  wenn  das  zu  Unrecht  geschähe. 
Nach  dem  oben  bemerkten  aber  ist  nicht  wohl  anzunehmen,   dafs 


553  HUGO  A.  RBNNERT,   LIBDEK  DBS  JUAN  RODRIGUEZ. 

die  Zuteilung  bei  allen  dreien  eine  falsche  sei.  Es  läfst  sich  aufser- 
dem  nicht  verkennen,  dafs  sie  in  ihrem  heiteren,  lyrisch -novellisti- 
schen Charakter  verwandt  sind.  Besonders  gilt  das  von  der  ersten 
und  dritten,  ihrer  leicht  sinnlichen,  naiven  Anmut  ;  sie  weisen  über- 
dies die  gleiche  Assonanz  auf.  Die  vom  Infanten  Âmaldos  ist 
nicht  ganz  so  glücklich  gerundet,  aber  ich  möchte  sie  darum  nicht 
von  den  beiden  anderen  trennen,  und  glaube  dafs  an  der  Angabe 
der  Hs.  festzuhalten  ist.  Damit  wäre  für  die  Geschichte  der 
Romanzenpoesie  ein  Markstein  gewonnen,  dem  I5ten  Jh.  ein  her- 
vorragender Dichter.  Man  wende  nicht  ein,  dafs  die  sonstigen 
Produktionen  Rodriguez  das  Zutrauen  nicht  rechtfertigen  sollten. 
Form  und  Feinheit  fehlen  ihm  nicht,  der  Unterschied  im  poetischen 
Gehalt  ist  nicht  gröfser  als  da  wo  z.  B.  der  Marques  von  Santillana 
von  der  Schablonenempfindung  sich  dem  heimischen  Boden  zu- 
wendet. Bemerkenswert  ist,  Wolfs  metrischen  Theorien  gegenüber, 
die  Einheitlichkeit  der  Assonanz,  hier  wie  im  Canç.  de  Stufliga. 

Hugo  A.  Rbnnbrt. 


VERMISCHTES. 

I.  Grammatisches. 

Vulgärlateinische  Auslaute 
auf  Grund  der  ältesten  lat  Lehnworte  im  Germanischen. 

Die  Probleme  der  german.  Lehnmaterialien  aus  dem  Latein 
sind  so  vielgestaltig  und  umfassend,  dafs  auch  nach  den  Arbeiten 
von  Franz  und  Pogatscher  noch  mancherlei  zu  thun  übrig  ge- 
blieben ist.  So  haben  sich  mir  bei  wiederholter  Durcharbeitung 
des  german.  Wortschatzes  sichere  Kriterien  ergeben  für  die  Be- 
handlung von  zweifelhaften  Worten,  deren  etymologisch -historische 
Beurteilung  bisher  schwankte,  wie  Stoppel  ^  Kessel  y  Sichel,  stopf en^ 
kahly  kurz,  stolz  u.  a.  Die  neue  Auflage  meines  Etymolog.  Wörterb. 
hat  die  Annahme  von  Entlehnung  von  Sarg  ahd.  mhd  sarc  aus 
lat  sarcophagus  empfohlen  mit  einem  Hinweis  darauf,  dafs  auch 
lat  arca  asta  scrinium  als  'Sarg*  ins  Deutsche  gedrungen  sind,  und 
ähnlich  habe  ich  Kerze  'Docht'  aus  lat  chofta  gedeutet  im  Hinblick 
darauf,  dafs  lat  papyrus  auch  'Docht'  im  Roman,  bedeutet  und 
dafs  andre  Worte  für  Beleuchtungswesen  wie  lat  lucerna  und  fácula 
auch  german.  geworden  sind  (got.  lukarn  ahd.  fackala).  So  habe 
ich  im  Paulschen  Grundrifs  1 ,  300  flf.  und  an  verschiedenen  Stellen 
in  meinem  Etymolog.  Wörterb.  die  lat  Lehnmaterialien  im  Germ, 
kritisch  gesichtet,  gemindert  und  gemehrt,  und  wenn  ich  mir  auch 
eine  eingehende  Behandlung  der  ganzen  Probleme  vorbehalte,  die 
sich  um  die  Beziehung  zwischen  German.  und  Lat  drehen,  so  möchte 
ich  schon  jetzt  einen  Punkt  zui:  Sprache  bringen,  dem  ich  gern 
im  Kreise  der  vulgärlat  Disciplinen  Anerkennung  verschaffen 
möchte.  Andeutungsweise  habe  ich  das  zu  behandelnde  Problem 
a.  a.  O.  bereits  berührt,  aber  romanistische  Freunde  empfehlen  mir 
eine  übersichtige  Einzelbehandlung  der  Frage,  die  ich  hiermit 
vorlege. 

Das  Resultat  läfst  sich  so  formuliren:  lat  -us  war  vulgärlat 
"US ,  lat.  -um  war  vulgärlat.  -0 ,  also  sicûrus  sicûrum  =  vulgärlat. 
secûrus  secûro\  ein  Mascul.  wie  astnus  war  viglat.  asthus,  aber  vînum 
war  vino  :  also  die  Qualität  der  Endvokale  -us,  -um  war  derart  ver- 
schieden, dafs  "US  »-farbig  blieb,  während  -um  ö-Farbe  annahm. 


56o  VERMISCHTES.   I.  GRAMMATISCHES. 

Den  Beweis  hierfür  glaube  ich  der  ältesten  Lehnschicht  (Pauls 
Grundr.  1, 309)  entnehmen  zu  können.  Und  zwar  beruht  er  auf 
den  allgemein  anerkannten  Auslautsgesetzen,  die  zumals  fur  Gotische 
in  der  verschiedenen  Behandlung  des  Endungs-«  vom  Endungs-^ 
(resp.  -ö)  gipfeln  :  u  kann  im  Got.  nicht  apokopirt  werden,  0  resp.  a  wird 
apokopirt.  Und  nun  werden  die  lat.  Maskulina  auf  "US  im  Got. 
repräsentirt  durch  Worte  der  u  -  Deklination  wie  asilus  sakkus  assar^ 
jus  aggilus  diabaúlus  afpiskaúpus  paraklêtus  =  lat.  asinus  Saccus  assa^ 
rius  angelus  apostolus  diaholus  episcopus  paracUtus,  Aber  die  lat.  Neutr. 
auf  "um  zeigen  kein  auslautendes  -u\  got.  wein  akeit  soban  balsan 
aurait  aiwaggêli  =  lat,  vînum  acêium  sabanum  balsamum  ôrârium 
evangelium.  Die  got.  Auslautsgesetze  sind  bekannt  genug  um  sie 
hier  nicht  wiederholen  zu  müssen,  und  der  Zwiespalt  der  got  De- 
klinationsbehandlung von  lat.  asinus  u.  s.  w.  und  vînum  u.  s.  w.  springt 
in  die  Augen.  Dieser  Zwiespalt  tritt  im  Latein  selbst  nur  im  Nomin. 
auf  und  in  keinem  obliquen  Casus;  vom  Obliquus  aus  würde  man 
unbedingt  gleiche  Behandlung  der  Mase,  und  der  Neutra  erwarten, 
mithin  kann  für  das  Germ,  zwar  von  vino  acêio^  keineswegs  aber  von 
asino  sacco  ausgegangen  werden,  sondern  nur  von  asinus  Saccus 
u.  s.  w.  Mithin  übernahm  das  German,  einerseits  asinus  —  ander- 
seits vino  A 

Das  Got.  ist  durchsichtig  genug,  aber  auch  die  übrigen  germ. 
Dialekte  sind  willkommene  Stützen  in  der  Beweisführung.  Und 
auch  bei  diesen  liegt  der  Beweis  —  wenn  auch  nicht  so  hand- 
greiflich wie  beim  Got  —  wieder  in  dem  Verhalten  der  Dekli- 
nation der  lat  Lehnworte.  Zwar  die  »-Deklination  ist  im  West- 
germ, ganz  zerstört,  insofern  u  als  Endung  apokopiert  werden 
mufs;  aber  die  ursprünglichen  »-Stämme  verraten  sich  noch  da- 
durch, dafs /-Stämme  und  nicht  a -Stämme  dafür  eingetreten  sind; 
aber  die  alten  0- Stämme  des  Got  sind  auch  im  Westgennan. 
a  -  Stämme.  Zu  ahd.  tisc  pl.  //>«,  sack  pl.  secchi^  mill  pi.  mûli^  pfâl 
pi.  pfâli  nach  der  /-Deklination  sind  aufser  got  sakkus  noch  un- 
belegte got.  *discus  *mi4lus  *piìlus  vorauszusetzen.  Angls.  copor 
stimmt  zu  cupro  für  cuprum^  ebenso  mhd.  nhd.  (dial.)  Koffer  \  aber 
Kupfer  macht  Schwierigkeit.  Und  aus  lat.  buxtis  buxum  wird  ahd. 
buhs  angls.  box. 

Es  fehlt  nicht  an  kleinen  Abweichungen  von  unserer  Haupt- 
regel. Lat  cocus  *Koch'  hätte  got  *kukus  =  hd.  *Kuch  ergeben 
müssen,  indem  ein  u  der  Endung  sich  nur  mit  u  in  der  Tonsilbe 
verträgt;  ahd.  mhd.  nhd.  Koch  geht  also  wohl  auf  coco  (=  cocum) 
zurück.  So  kann  auch  ahd.  mhd.  soc  (=  nhd.  socke)  nicht  aus  la¿ 
soccust  sondern  nur  aus  socco  (=  soccumy^  gedeutet  werden. 

Bei  Adjectiven  darf  man  wohl  eher  Doppelformen  erwarten: 
vlglat.  curio  hätte    hd.  *korz  ergeben,    aber   hd.   kurz  ist  nur  ans 

[*  Also  ginge  das  Germ,  in  beiden  Fällen  vom  Nominativ  aus,  auch 
beim  Neutrum.     Hrsg.] 

p  Beachte  hierzu  das  frz.  souche  ^  prov.  etc.  soca  Baumstamm  ^b 
*socca.     Hrsg.] 


F.  KLUGE,  VULGÄRLAT.  AUSLAUTE.  56 1 

curius  ZU  deuten  ;  aber  engl,  shori  =  angls.  sceor/  beruht  hinwieder 
auf  excurto  und  nicht  auf  excurius,  Lat  sêcûrus  hat  Doppelformen 
ergeben:  ahd.  sihhuri  nach  der  ;-  resp.  ursprünglich  nach  der  «- 
Deklination  aus  secûrus,  aber  sthhûr  nach  der  (z  -  Deklination  aus 
secüro,  Lat  caivus  hat  sich  im  Westgerm,  begreiflicherweise  an  die 
wa' stamme  angelehnt,  war  also  vlglat  ca/vo,  Mhd.  sio/z  'töricht' 
ist  s/u//o  —  nicht  siultus. 

Eine  besondere  Besprechung  bedürfen  die  lat  ârtus  -  Bil- 
dungen im  Germanischen.  Neuerdings  neigt  man  (Braune  Ahd. 
Gr.  §  200)  zur  Annahme ,  dafs  ahd.  -an,  -eri  =  got  âreis  als 
Suffix  dem  Latein  entstammt  Und  ich  glaube  diese  Annahme 
stützen  zu  können,  wenn  ich  daran  erinnere,  i)  dafs  das  Got.  fast 
nur  im  Bereich  abstrakter,  buchmäfsiger  BegriiFe  von  dem  ârius- 
SufBx  Gebrauch  macht  {bôkâreis  daimônâreis  laisâreis  liupâreis  môtâ- 
reis  aber  auch  vereinzeltes  wullâreii)  und  2)  dafs  unter  der  ältesten 
Lehnwörterschicht  lat  monetartus  tolonarius  operarius  nach  Deutsch- 
land übernommen  sind  (asächs.  munüeri  angls.  iolnére  nhd.  dial. 
opperer).  Scheint  auch  mir  die  Annahme  der  Suffixentlehnung  jetzt 
notwendig,  so  fügt  sich  got.  -âreis  nicht  ohne  weiteres  in  die  dar- 
gelegten Anschauungen  über  die  Vertretung  der  lat  Endung  -«j 
(got  assârjus).  Sollte  der  Übertritt  in  die  /ö  -  Deklination  vom 
Accusativ  resp.  Obliquus  aus  erfolgt  sein?  oder  hat  man  an  die 
Thatsache  anzuknüpfen,  dafs  im  Vlglat  -âris  für  -ârius  eingetreten 
war ,  wodurch  der  Übertritt  in  die  ja  -  Deklination  erleichtert  und 
das  Fehlen  der  «-Form  weniger  auffällig  wird? 

Ich  glaube  die  Beweisführung  weiter  stützen  zu  können,  wenn 
ich  das  sonstige  Verhalten  der  lat  Endungen  in  den  Lehnworten 
des  German,  noch  berühre.  Wie  Grdr.  I,  315  angedeutet  ist,  lassen 
sich  vom  Germ,  aus  auch  lat  'is  und  'em  auseinander  halten  bei  den 
Substantiven  der  II.  Deklination.  Wenn  wir  im  Ahd.  kurb  und 
korb  neben  einander  finden,  so  liegt  deutlich  die  Doppelheit  corbis 
ob!,  corbem  {corbe)  zu  Grunde  ;  bei  i  der  Endung  wird  0  der  germ. 
Tonsilbe  zu  «,  aber  germ.  0  der  Tonsilbe  verträgt  sich  mit  ur- 
sprünglichem e  der  Endung.  Angls.  byti  ist  lat  butiis^  nicht  buitem. 
So  kann  ahd.  mhd.  pfosi  'Pfosten'  nur  posiefmj^  angls.  torr  *Turm' 
nur  iurre(m)  reflektiren  und  nicht  postis  turris  ;  angls.  pic  ahd.  beh 
Tech'  kann  nur  pice(m)^  sein.  Mithin  wären  die  Nomin.  postis 
turris  pix  für  die  Entlehnung  nicht  von  mafsgebender  Bedeutung 
gewesen:  e  mufs  die  vlglat  Endung  gewesen  sein,  in  der  diese 
Worte  germ,  geworden  sein.  Und  hier  ergibt  sich  ganz  von  selber, 
dafs  got  aurati  'Schleier*  nicht  auf  lat  orale  beruhen  kann^  es 
weist  deutlich  auf  oràrio  =  lat.  ôrârium. 

Friedrich  Kluge. 

\}  Hierbei  kommt  vielleicht  in  Betracht,  dafs  die  altfrz.  altprov.  Femi- 
nina der  3.  lat.  Deklination  von  der  Accusativform  ausgehen  und  den  No- 
minativ aufgegeben  zu  haben  scheinen.    Hrsg.] 


562  VERMISCHTES.   II.  ZUR  WORTGESCHICHTE. 

n.  Zur  Wortgeschichte. 

I.    Französische    Etymologien. 

a.  baragouin. 

Baragouin  Kauderwälsch ,  das  zuerst  im  14.  Jahrhundert  be- 
gegnet, leiten  Diez  (Etym.  Wtbch.*  S.  517)  und  ebenso  Littré  (Dic- 
tion, s.  V.)  von  bret.  bara ,  Brot  und  gwtn  Wein  ab,  welche  Worte 
die  Franzosen  von  den  Bretonen  öfter  gehört  hätten,  die  ihnen 
aber  unverständlich  gewesen  wären,  daher  sie  jede  ihnen  unver- 
ständliche Sprache,  Kauderwälsch  mit  ^jbaragouin^^  bezeichnet  hätten, 
oder  wie  es  in  den  Additions  bei  Littré  zu  diesem  Worte  heifst: 
^fiara^^  pain  et  f,gwenn*^  blanc,  les  miliciens  de  la  Basse  Bretagne, 
qui  arrivaient  à  Rennes  ou  à  Laval  et  qui  étaient  logés  et  nourris 
chez  les  bourgeois,  témoignant  leur  surprise,  et  leur  satisfaction 
à  la  vue  du  pain  blanc  et  répétant:  ,fbara  gwennJ"^  Beide  Erklä- 
rungen sind,  wie  man  sieht,  höchst  seltsam. 

Nun  gibt  es  aber  in  den  anderen  romanischen  Sprachen  ähn- 
liche Wortbildungen  mit  gleichen  oder  ähnlichen  Bedeutungen,  wie 
sp.  barahunda,  Tumult,  ptg.  barafunda^  Wirrwarr,  it.  baraonda^  bara" 
cundia ,  sic.  bar  agutina  u.  aret.  ba  ruceaba,  Wirrwarr.  Dieses  aret, 
Wort  nun,  meint  Caix,  (Studi  di  etimologia  italiana  e  romanza. 
Firenze,  1878  p.  76),  könne  nur  aus  dem  hebr.  baruch  habba  ent- 
standen sein,  „parole  che  occorrendo  di  continuo  nelle  preghicri 
degli  Ebrei,  vennero  a  significare  „rumore  confuso  di  vod  indistinte 
e  discordanti",  während  er  baraonda  von  einer  ähnlichen  hebr. 
Gebetsformel  abgeleitet  wissen  will,  nähmlich  von  baruch  adöhia^ 
che  occorre  cosi  sovente  nelle  preghiere  ebraiche".  Die  Ableitung 
ist  unzulässig:  bä rück  adonâi  kommt  in  den  jüdischen  Gebeten  sehr 
selten  vor;  man  wäre  eher  geneigt,  an  bärüch  athä  („gesegnet 
seiest  du")  zu  denken,  mit  dem  jeder  Segens-Spruch  anfängt,  der 
im  Laufe  des  Tages  unzählige  Mal  gesprochen  wird,  da  der  ortho- 
doxe Jude,  nach  einer  talmudischen  Vorschrift, ^  nichts  geniefsen 
darf,  ohne  vorher  die  mit  baruch  alhä  (dem  das  adonäe^  Herr,  folgt) 
beginnende  Benediction  zu  sprechen.  Doch  ist  eine  derartige 
Annahme  durchaus  nicht  nöthig,  da,  wie  schon  G.  Paris  (Romania 
Vili  6 1 9)  gesehen  hat,  alle  die  erwähnten  Wortbildungen  auf  eine 
Quelle  zurückgehen,  nämlich  auf  das  schon  genannte  aret.  baruc* 
caba,  dem  hebr.  baruch  habbd  zu  Grunde  liegt. 

Was  nun  letzteres  bedeuten  soll,  sagt  uns  Caix  nicht,  wohl 
aber  Körting  (Lat. -roman.  Wörterbuch.  Paderborn  1891.  S.  103 
Nr.  1064):  „hebr.  baruch  habbah  îisïi  T^**3"  —  oder,  wie  es  in  den 
Nachträgen  dort  richtiger  heifst:  yjbärüch  habbäh^\  aber  nicht  hebr. 
nan  mit  „cheth"  (ch)  im  Auslaut,  das  wohl  ein  Druckfehler  sein 
dürfte,  da  ein  solches  Wort  im  Hebr.  gar  nicht  existirt  —  „eigent- 
lich („Gesegneter  wohlan")  in  hebräischen  Gebeten  häufig  wieder- 
kehrende,   daher    auch    den    der    Sprache     unkundigen    aoflällige 

*  s.  b.  Ber.  35a. 


J.  BABAD,   FRZ.  ETYMOLOGIEN.  563 

Worte,  welche  nun  eben  wegen  ihrer  Unverstandlichkeit  in  Verball- 
hornungen zur  Bezeichnung  einer  unverständlichen,  kauderwälschen, 
wirren  Rede  gebraucht  werden."  Eine  derartige  Wortverbindung: 
yjbärüch  habbäh^^  (mit  hefh)  im  Auslaut  des  zweiten  Wortes)  in  der 
ganz  richtig  angegebenen  Bedeutung:  „Gesegneter  wohlan"  ist 
weder  in  der  Bibel  noch  in  den  hebräischen  Gebeten  der  Juden 
vorhanden.  Das  fragliche  Wort  ^Jiabbä^^  ist  die  2.  Person  des 
Imperativs  vom  Verbum  yjahab^^  geben,  und  wird  in  der  Bibel 
sowohl  in  dem  Sinne  von  „gib"  mit  einem  von  ihm  abhängigen 
obliquen  Casus,  als  auch  im  adhortativen  Sinne,  wie  das  lat  age^  mit 
einem  darauf  folgenden  Verbum  gebraucht;  nirgends  ist,  wie  gesagt, 
ÚTü  yjbärüch  habbäh^*^  in  der  Bedeutung  ;  „Gesegneter  wohlan"  zu  finden. 

Und  doch  ist  die  Ableitung  des  aret.  ba ruceaba  aus  dem 
Hebräischen  zweifellos  richtig;  nur  lautet  die  Formel  nicht,  wie 
Körting  annimmt,  bärüch  habbäh  (mit  ^:^  im  Auslaut  des  zweiten 
Wortes),  sondern  bäruch  habba  (mit  aleph:  a  im  Auslaut),  welch 
letzteres  vom  Zeitwort  „¿0"  kommt  u.  Particip.  Praes.  mit  voraus- 
gehendem Artikel  ist,  so  dafs  die  ganze  Formel  bedeutet:  „Ge- 
segnet sei,  der  da  kommt",  nämlich  „im  Namen  des  Herrn",  wie 
es  ¡n  der  That  Ps.  118,  26  heifst;  es  ist  eine  Begrûfsungsformel, 
mit  der  „die  Levitenschaft  oben  auf  dem  Tempelberge  . . .  die 
heraufgezogene  Gemeinde  empfängt",  (vgl.  Delitzsch,  Com.  zum 
Psalt  II.  Leipzig  i860  S.  185),  und  mit  der  das  Volk  Jesum  bei 
seinem  Einzug  in  Jerusalem  begrûfst,  wie  es  Matth.  21,  9  heifst: 
BvXoyrftòq  0  èçxofisvoç  èv  ovófiari  xvçlov. 

Nun  sind  allerdings  die  Psalmen  113 — 118  —  das  sogenannte 
„Hallel"  —  in  das  Gebetbuch  der  Juden  übergegangen ,  sie  werden 
aber  nur  ungefähr  37  Mal  im  Jahre  gesprochen,  während  der 
orthodoxe  Jude  täglich,  früh  und  Abend,  lange  Gebete  spricht, 
so  dafs  daher  die  Kentnis  der  Formel  bärüch  habbäh  bei  Christen 
nicht  herrühren  kann;  wohl  aber  wird  letztere  bei  den  des  Hebrä- 
ischen kundigen  Juden  als  Begrüfsung  einem  eintretenden  Manne 
gegenüber  gebraucht,  und  zwar  in  Deutschland  mit  dem  Übergang 
des  ä  in  ö,  als  :  bäruch  habbö^  in  Polen  mit  der  noch  weiteren  Ver- 
dunkelung des  ö  in  Uy  als:  bürech  habbü.  Bei  den  im  Orient 
wohnenden  Juden,  den  sogenannten  Spagnolen  —  auch  denen 
im  Abendlande  —  heifst  es  noch  heute  bärüch  habbä.  Damit 
stimmt  auch  ganz  gut  überein ,  dafs ,  wie  G.  Paris  (a.  a.  O.)  sagt, 
(vgl.  auch  Scheler  im  Anhang  zu  Diez  782),  dafs  in  dem  von 
Littré  gegebenen  ältesten  Citat  von  baragouin  ^  wie  bereits  erwähnt, 
vom  14.  Jahrhundert,  letzteres  einen  Gegensatz  zu  chrestten  aus- 
spreche, da  nur  ein  Jude  mit  der  hebräischen  Formel:  bärüch 
habbä  begrüfst  werden  konnte. 

b.  Samedi. 

Die  Bezeichnung  des  siebenten  Tages  der  Woche  hat  ein 
merkwürdiges  Schicksal  gehabt:  Weder  in  den  romanischen,  noch 
in  den  germanischen  Sprachen  findet  sich  für  ihn  ein  allen  Gliedern 


564  VERMISCHTES.   H.  ZUR  WORTGESCHICHTE. 

der  genannten  Sprachfamilien  gemeinsames  Wort  Bald  ist  es  die 
Zahl,  der  siebente  Tag,  die  bezeichnet  wird,  bald  wird  er  nach 
dem,  einem  heidnischen  Gotte  geweihten.  Tage  genannt,  bald  nach 
der  an  ihm  vorherrschenden,  menschlichen  Thätigkeit;  bald  endlich 
ist  es  das  biblische  Wort,  das  ihm  anhaftet,  und  das  romanisdie 
und  germanische  Völker  nach  ihrer  Christianisierung  angenommen 
haben,  nämlich:  sabbaium,  das  bekanntlich  auf  hebr.  schabbäth'.  TSBXi 
(„Ruhetag**),  „denn  an  ihm**,  (am  7.  Tage  nämlich)  „ruhte  {schahbäih) 
der  Herr  von  all  seiner  Arbeit**,  wie  es  Gen.  II,  5  heifst  Nebenbei 
bemerkt  dürften  wohl  Begriff  und  Wort,  wie  der  jüdische  Kalender 
überhaupt,  den  Assyrem  entlehnt  sein,  bei  denen  der  siebente 
Wochentag  als  Ruhetag  galt.  „Dafs  aber  auch  sagt  Frdr.  Delitzsch 
(George  Smith's  Caldäische  Genesis  übersetzt  v.  Herm.  Delitzsch. 
I^ipzig.  1876  S.  300  ff.)  der  Name  Sabbath  für  diesen  7.  Tag  in 
Gebrauch  war,  vermag  ich  jetzt  zu  beweisen  und  zwar  durch  die 
schlichte  Angabe  eines  assyrischen  Synonymenverzeichnisses  (11  R. 
^2 y  16 a.b.),  welches:  umnu^uh  Itb-bi  „Tag  der  Ruhe  des  Herzens, 
Ruhetag**  durch  sa-baHuv^  „Sabbath**  erklärt.** 

So  fìnden  wir  im  Romanischen:  ital.  sabbato,  sard,  saààadu^ 
rtr.  sonda,  rum.  sambaia,  also  die  biblische  Bezeichnung;  dagegen 
prov.  di'S'Sapie  und  altfrz.  semedi  aus  *sedmedi  (gleichsam  séptima 'dies)^ 
das  durch  Volksetymologie,  mit  seme=sepiimus  gebildet,  aus  sahbaH 
dum  entstanden  ist.  Im  Germanischen,  das  deshalb  hier  erwähnt 
werden  mag,  da  in  einem  germanischen  Sprachzweige  uns  die 
gleiche  Bildung  entgegentritt,  wie  im  eben  erwähnten  Rumänischen 
und  Altfranzösischen  fìnden  wir  zunächst:  Sonnabend  ahd.  sannun^ 
(îband,  in  welchem  „Abend**  im  Sinne  von  Vorabend  vor  Feiertagen 
gebraucht  wird,  und  der  ganze  Tag  nach  einem  seiner  Teile,  — 
dem  Abend,  —  wie  es  bei  „Fastnacht**  der  Fall  ist,  genannt  wird. 
(S.  Kluge,  Etymolog.  Wörterbuch  der  deutschen  Sprache.*  Strafs- 
burg,  1889.  s.  V.  Sonne),  Eine  andere  heidnische  Bezeichnung  auf 
germanischem  Gebiete  begegnet  uns  in.  ndl.  zaterdagf  westf.,  SaierS' 
dag  y  ndd.  sater  dach  ^  ags.  saeiernes  daeg,  u.  engl.  Saturday^  denen 
allen  das  dem  Romanischen  fremd  gebliebene  Saturni  dies  zu  Grunde 
liegt,  während  anord.  pváttdagr,  laugardagr,  dän.  loverdag  u.  schwed. 
lördag  „Wasch-  und  Badetag**  bedeuten.  Das  biblische  Wort  end- 
lich findet  sich  im  Deutschen  wieder  in  ^^Samstag^^  ahd.  sambaZ'tac 
(bei  Notker  Ps.  88,  40:  samiztag\  das  ein  latein.-griech.  *sambatum 
resp.  *uaßtiarov  voraussetzt,  da  der  Übergang  der  Lautgruppe  òò 
in  mb,  der  im  Romanischen  wohl  möglich  ist  (so  dafs  hier  nun. 
samba  ta  altfr.  semedi  aus  sabbata  allein  hätte  entstehen  können)  im 
Germanischen  ohne  Analogie  wäre.  Dafs  aber  schon  im  jüdisch- 
hellenischen  Schrifttum,  mindestens  aber  im  Volksmunde,  ein 
*ua(ißaTOv  neben  öaßßazop  existiert  haben  mufs,  läfst  sich  ans 
Folgendem  erweisen:  In  der  alten  nachbiblischen  Literatur  der 
Juden  knüpfen  sich  an  einen  bald  f^Sambation"  bald  „Säobatior^* 
genannten  Strom,  dessen  graphische  Lage  verschieden  angegeben 
wird  —  er   wird   bald  nach  Assyrien,    bald    nach   Syrien  verlegt. 


J.  BABAD,   FRZ.  ETYMOLOGIEN.  565 

nach  einer  jüdischen  Reisebeschreibung  aus  dem  neunten  Jahr- 
hundrt  liegt  er  in  Indien,  und  nach  der  arabischen  Kosmographie 
von  El-Kazwni  (übs.  v.  Ethé  Leipzig  1 868  S.  369)  gar  in  Spanien  — , 
an  diesen  Fluss.  sage  ich,  knüpfen  sich  verschiedene  Sagen,  wie 
man  aus  Hamburger,  Real-Encyclopaedie  für  Bibel  und  Talmud  II 
Strelitz,  1883  S.  I07ifif. ;  Levy:  Neuhebräisches  und  chaldäisches 
Wörterbuch  IH.  Leipzig  1883.  S.  465  s.  v.:  "jröao  und  Bacher. 
Die  Agada  der  Tanaiten  I  Strafsburg  1884  S.  297  nr.  i  ersehen 
kann.  Im  Midrasch  und  Talmud  lautet  die  Sage:  „Der  Strom 
Samhation  ist  ein  Beweis  für  die  Heiligkeit  des  Sabbats^  denn  alle 
Tage  wirft  er  Steine  aus,  aber  am  siebenten  Tage  ruht  er^*.  Ähn- 
lich heifst  es  bei  Plin.  h.  n.  XXXI,  2,  18:  In  Judaea  rivussabbatis 
omnibus  siccatur,  während  Josephus.  bell.  iud.  VII,  5,  i  von  ihm 
berichtet,  dafs  er  sechs  Tage  in  der  Woche  von  den  Quellen  an 
versiege,  am  siebenten  Tage  aber  wieder  ströme,  als  wäre  er  gar 
nicht  unterbrochen  worden,  man  nenne  ihn  daher  nach  dem 
siebenten  Tage,  der  den  Juden  heilig  sei,  den  „Sabbatñufs". 

Wann  diese  Sage  bei  den  Juden  entstanden  ist,  läfst  sich  mit 
ziemlicher  Sicherheit  angeben.  Der,  „Sambation"  genannte,  Flufs 
führt  nämlich  nach  der  jüdischen  Oberlieferung  in  der  ganzen 
rabbinischen  Litteratur  nicht  Wasser  in  seinem  Bett,  sondern  Sand 
und  Steine,  wie  er  auch  im  Arabischen  wädi-el-raml  „Sandflufs" 
genannt  wird.  Nun  bedeutet  aber  im  Hebräischen  und  Aramäischen 
das  Wort  für  „Sand"  bin  (fhot)  auch:  „Wochentag**,  so  dafs  der 
„Strom**  auch  im  Hebräischen:  nahar  chöl  („Sandflufs**)  geheifsen 
haben  wird;  eine  Bezeichnung,  die  man  als  „Wochentagflufs**  ge- 
deutet hatte,  und  die  ins  Religiöse  übertragen,  zum  Sabbatñufs 
geworden  ist.  Dieser  Vorgang,  der  sich  zu  hellenistischer  Zeit 
abgespielt  haben  mufs,  wie  die  gräcisierte  Form  *uafißariov  neben 
"^uaßßariov^  zeigt,  das  geradeso  gebildet  ist,  wie  %co/ißaXoc  aus 
hebr.  Jerobeal  (dem  König  in  Israel),  oder  iifißaxovfi  aus  Habakuk 
u.  a.  (vgl.  über  letzteres  Grünbaum  in  der  Ztschr.  der  Deutschen 
morgenländischen  Gesellschaft  XXIII  (1869)  S.  627  n.  3,  und  über 
die  Entstehung  der  Sage:  D.  Kaufmann:  Der  Sambation.  Eine 
etymologische  Sage  in  der  Allgem.  Zeitung  des  Judentums  1892. 
Nr.  21  S.  247  flf.). 

Übrigens  findet  sich  der  genannte  Lautübergang  von  ßß'>fiß 
auch  im  Griechischen  selbst.  Prof.  W.  Schulze  (jetzt  in  Marburg) 
schreibt  mir:  ,J)er  auf  griechischen  und  lateinischen  Inschriften 
(z.  B.  CJG.  9910.  Bull,  de  corr.  hell.  VII  240  nr.  26;  CJL.  9920) 
nicht  seltene  Name  JJaßßariog  erscheint  gelegentlich  auch  in  der 
Form  Uafißarioc  (Havßariog)  :  CJG.  8912.  CJA.  Ill  3525.  Arch.- 


^  Levy's  Annahme  a.  a.  O.  das  hebr.  *)ì*>0j1Q  entspreche   ernem   griech. 

oaßßatetov  u.  bezeichne  eig.  die  Stätte,  wo  der  Sabbat  {aaßßaxov)  gefeiert 
wird,  scheint  mir  wenig  glaublich:  aaßßaretov  kommt  in  der  ganzen  Gräci- 
t&t  nur  ein  einziges  Mal  bei  Joseph.  Ântt.  16,  6.  2  im  Sinne  von  „Synagage" 
vor,  während  *aaßßatiov  wie  ióáxiov  hätte  gebildet  werden  können. 


566  VERMISCHTES.   H.  ZUR  WORTGESCHICHTE. 

epigr.  Mitteilungen  aus  Österreich  VUl  197  n.  15.  Bull,  de  corr. 
hell.  VU  234.  nr.  8).  ßß  >  f/ß  ist  ein  im  späteren  Vulgärgriechisch 
öfters  belegbarer  Lautwandel." 

Es  ist  also  anzunehmen,  dafs  es  neben  einem  *uaßßaTiOV 
auch  ein  ^oafißariov  gegeben  habe,  aus  dem  im  Osten  sowohl 
das  rum.  sambatüy  (vgl.  auch  das  altslow.  syboia  u.  ungar.  szambai 
spr.  samòat),  wie  das  ahd.  samòaz,-hac  entstenden  ist,  welch  letzteres 
gerade  so,  wie  das  bayer.  „Pfinztag**  (für  „Donnerstag"  aus  xéxTf¡ 
sc.  r¡fi¿Qa\  „Kirche"  und  „Pfaffe"  (s.  Kluge  a.  a.  O.  s.  w.)  von  den 
Goten  übernonmien  wurde.  Nun  zeigt  allerdings  das  Gotische 
Formen  wie:  saòòaid,  saòòaiiin,  während  wir  *sambato^  *sambaius 
erwarten  sollten;  „aber  Ulfila  steht  vielfach"  (vgl.  Kluge  in  Paul's 
Grundrifs  der  germanischen  Philologie,  Strafsburg,  1891  I  S.  31g) 
unter  littcrarischen  Einflüssen,  während  wir  seinen  Goten  Formen 
zutrauen  dürfen ,  die  von  den  schriftlichen  Einflüssen  unabhängig 
waren."  J.  Barad. 


2.  Span.  jeja. 

Zeitschr.  XVI.  522  fragt  Schuchardt,  weshalb  ich  die  seiner 
Zeit  von  mir  aufgestellte  Herleitung  von  span,  jeja  aus  taurínisch 
slasia  aufgegeben  habe.  Obschon  die  Antwort  darauf  sich  aus 
§  5 1 1  meiner  Grammatik  von  selbst  ergibt,  will  ich  doch,  um  einer 
falschen  Deutung  meines  Stillschweigens  vorzubeugen,  mit  aller  mir 
möglichen  Ausführlichkeit  die  gegen  jeja  <i  sasta  sprechenden 
Gründe  aufíuhren,  so  ungern  ich  in  eigener  Sache  namentlich  gegen 
einen  Mann  wie  Schuchardt  die  Feder  ergreife. 

Es  ist  nicht  meine  Aufgabe,  die  Zusammenstellimg  von  skr.  sasya 
n.,  kymr.  haydd  m.  und  dem  taurinischen,  durch  Konjektur  gewonnenen 
sasia  auf  ihre  Richtigkeit  hin  zu  prüfen.  Ich  will  nur  hervorheben, 
dafs  die  Übereinstimmung  nicht  so  vollständig  ist,  wie  sie  bei 
einer  oberflächlichen  Betrachtung  scheint.  Sie  setzt  zunächst  vor- 
aus, dafs  das  arische  a  wirklich  a,  nicht  0  oder  e  sei,  eine  Vor- 
aussetzung, die  hinfällig  ist,  wenn  man  griech.  plur.  7y¿a  Reisekost  mit 
skr.  sasya^  das  Aussaat  bedeutet,  zusammenstellt,  wie  Fick  in  der 
4.  Aufl.  seines  Wörterbuches  thut.  Es  steht  also  hier  zunächst 
noch  Möglichkeit  gegen  Möglichkeit.  Wichtiger  für  unsere  Zwecke 
ist  natürlich  die  Stellung  des  dritten  Gliedes  der  Gleichung.  Das 
keltische  wie  das  indische  Wort  bedingen  eine  Grundform  sasiam^ 
allenfalls  sostom,  das  indische  könnte  auch  aus  sestom  entstanden 
sein,  das  taurinische  lautet  aber  s^isiam.  Natürlich  kann  man  den 
Schreiber  des  Archetypus  unsrer  Liviushandschriften  noch  eines 
zweiten  Fehlers  beschuldigen  :  er  hätte  -am  statt  -om  geschrieben, 
oder  man  kann  annehmen,  das  Wort,  das  sonst  als  Neutrum  er- 
scheint, sei  im  Taurinischen  und,  wird  hinzufugen  müssen,  wer 
jeja  <  s^asia  festhält,  im  Gallischen  Femininum  geworden.  Dadurch 
dafs  man  mit  zwei,  nicht  mehr  mit  einer  Veränderung  zu  rechnen 


MEYER -LÜBiCE,    SPAN.  JEJA.  567 

hat,  verliert  aber  die  Korrektur  sasiam  aus  asiam  wesentlich.  Dazu 
kommt  als  drittes,  dais  asia  Roggen,  hqydd  dagegen  Weizen  be- 
deutet. Wenn  nun  offenbar  ein  Wort,  dafs  Aussaat  bedeutet, 
sowohl  zur  Bezeichnung  des  Weizens  wie  des  Roggens  dienen 
kann,  so  ist  auf  der  andern  Seite  nicht  zu  übersehen,  dafs  bis 
jetzt  wenigstens  kein  Fall  nachgewiesen  ist,  wo  ein  und  dasselbe 
Wort  sowohl  Roggen  als  Weizen  bedeute  und  noch  weniger,  dafs 
ein  Name  des  Roggens  übertragen  wurde  auf  den  des  Weizens, 
vgl.  die  Zusammenstellungen  bei  O.  Schrader,  Sprachvergleichung 
und  Urgeschichte^  422 — 435.  Oder  soll  man  als  drittes  Versehen 
des  Plinius  auch  noch  einen  Irrtum  in  der  Gattung  annehmen? 
Oder  wäre  taur.  sosia  der  Name  des  Roggen,  kelt.  sasiom  der  des 
Weizens  ?  dann  wird  man  gut  thun ,  für  span,  jeja ,  das  ja  auch 
Weizen  bedeutet,  das  Taurinische  ganz  aufser  Spiel  zu  lassen  und 
zu  sagen ,  die  kymrischen  Wörter  einerseits  span,  jeja ,  prov.  sais 
andrerseits  führen  auf  ein  urkelt  sasiom  Weizen,  das  vielleicht  mit 
skr.  sasya  verwandt  ist  —  nur  muís  man  dann  den  Genuswechsel 
des  spanischen  Wortes  begründen.  —  Dann  aber  findet  die  Con- 
jectur  s^tsia  durch  das  Romanische  keine  Bestätigung,  und  vielleicht 
ist  es  am  besten,  wenn  wir  uns  überhaupt  bei  asia  beruhigen  und 
sagen:  im  Taurinischen  heifst  der  Roggen  nach  Plinius  asia,  für 
welches  Wort  eine  Anknüpfung  in  den  indogermanischen  Sprachen 
noch  zu  suchen  ist. 

£s  bliebe  jedoch  noch  immer  die  eben  gegebene  Möglichkeit, 
dafs  die  kymrischen  Wörter  mit  den  romanischen  auf  einer  gemein- 
samen Grundlage  beruhten. 

Dagegen  spricht  nun  aber  die  Wiedergabe  von  s¿  durch  /. 
In  der  That  zeigen  beso  aus  basium,  queso  aus  caseus  ^  sahueso  aus 
segusiuSy  cereza  aus  cerasea,  camisa  aus  kelt  camisia^  dafs  j,  nicht  j 
das  Resultat  von  si  ist.  Namentlich  wichtig  scheint  mir  camisa^ 
da  dieses  Wort  die  Annahme,  es  sei  kelt.  si  dem  lat  ssi^  das 
im  Spanischen  zu  j  wird  {}>ajo  =  *bassius,  rojo  =  russeus)  ver- 
wandter gewesen  als  dem  lat  sji,  widerlegt.  Irgend  ein  Beispiel 
von  span,  j  aus  lat  sj[  ist  mir  nicht  bekannt  Man  hätte  also 
aus  sasia  im  Spanischen  sesa  zu  erwarten.  Allerdings  könnte  man 
nun  voraussetzen,  das  anlautende  s  hätte  sich  wie  in  andern  Fällen 
zu  j  gewandelt,  worauf  der  Inlaut  dem  Anlaut  angeglichen  worden 
sei.  Ich  habe  §417  meiner  Lautlehre  vier,  diesen  Wandel  zeigende 
Wörter  zusammengestellt,  ohne  in  der  Lage  zu  sein,  mich  über 
die  Gründe  der  auffälligen  Behandlung  zu  äufsem.  Ich  glaube 
wenigstens  das  sagen  zu  können,  ddik  ^e  zur  Stutze  von  jeja  <.  sasia 
nicht  verwendbar  sind.  Neben  jenabe ,  wofür  mostaza  das  gewöhn- 
liche Wort  ist,  steht  ajenabe  wilder  Senf,  dessen  anlautender  Vokal 
auf  arabische  Vermittelung  hinweist ,  dessen  j  also  auch  auf  ara- 
bische Rechnung  zu  schreiben  ist  Und  arabisch  oder  meinetwegen 
mozarabisch  wird  auch  jerga,  jergón,  portg.  enxerga,  enxergäo  sein, 
vgL  mozarab.  xebe  und  sebo  =  span,  sebo ,  xebte  =»  siete ,  xeco  und 
seco '=^  seco,  xecrethario,  xedica  :=  lat  *sedica,  xelva  =  selva^  xemthair 


508  VERMISCHTES.   IL  ZUR  WORTGESCHICHTB. 

=  sendero ,  xennor  =  senor  und  viele  andere  bei  Simonet,  Glosario 
de  voces  ibéricas  y  latinas  usadas  entre  los  mozárabes.  588  ñ^  vgl. 
auch  S.  CLXXXU  Ânm.  :  ya  Aldrete  y  Florez  observaron  que  los 
Moros  convertían  la  s  en  x.  Der  Lautwert  dieses  x  ist  è.  Unter 
den  mozarabischen  Wörtern  findet  sich  nun  in  der  That  xertca^Bs. 
span,  jerga.  Ebenso  deutet  sich  jabon,  jabonera^  wofür  Simonet 
xabon  neben  çabon  und  xahonaira  bietet;  jeta  neben  seta  Borste» 
das  auch  wegen  des  /  nicht  Erbwort  sein  kann.  Der  Ursprung 
von  gerpa  ist  noch  zu  suchen,  da,  was  Baist,  Zs.  V.  238  dsuñber 
vorträgt,  in  mehr  als  einer  Hinsicht  nicht  befriedigt  So  bleibt  nur 
noch  jeme  ein  halber  Fufs,  das  wohl  sicher  von  semis  stammt,  ohne 
dafs  ich  freilich  das  j  zu  erklären  vermag. 

Jeja  scheint  namentlich  dem  Osten  anzugehören,  nach  Simonet 
unter  xaina  wäre  es  katalanisch,  mallorkanisch  und  murdanisch,  ebenso 
weist  es  die  Akademie  den  östlichen  Provinzen  zu,  aber  auch  nach 
der  Lautentwicklung  dieser  Mundarten  ist  /,  x  nicht  berechtigt, 
vgl.  katal.  hes ,  besar ^  camisa  u.  s.  w.  neben  ex  =  axis^  cuxa  =  coxa 
u.  s.  w.  Es  stellen  sich  also  der  Herleitung  aus  sasia  lautliche 
Schwierigkeiten  entgegen,  die  ich  nicht  zu  überwinden  vermag, 
und  die  mich  daher  veranlafst  haben,  mich  anderweitig  umzusehen. 
Bevor  ich  nun  zur  Begründung  meiner  neuen  Deutung  übergehe, 
ist  es  nötig,  den  zweiten  Vertreter  von  sasia  ^  den  Schuchardt  ge- 
funden zu  haben  glaubt,  etwas  näher  zu  betrachten. 

Schuchardt  leitet  aprov.  sais  y  Fem.  saissa  grau  von  sasia  ab. 
Dafs  ein  Adjektivum  ohne  weitere  formale  Änderung  zum  Sub- 
stantivum  wird,  ist  ein  so  gewöhnlicher  Vorgang,  dafs  von  dieser 
Seite  her  gegen  die  Gleichung  nichts  zu  sagen  ist  Auch  der 
Bedeutungswechsel  macht  nicht  gerade  zu  grofse  Schwierigkeiten, 
ob  man  auch  etwas  treffendere  Parallelen  als  die  von  Schuchardt 
gebrachten  gerne  gesehen  hätte.  Aber  die  lautlichen  Verhältnisse 
sind  denn  doch  nicht  so  einfach,  wie  man  aus  Schuchardts 
Schweigen  wohl  meinen  könnte.  Nach  basiat  !>  baizo ,  ceresea  > 
serezo ,  camisia  I>  kamiza ,  cerevisia  =  servizo  erwartet  man  saiso 
oder  also  aprov.  saisa^  nicht  saissa,  man  begegnet  also  genau  der- 
selben Schwierigkeit  >\ie  bei  der  Gleichstellung  von  sasia  voit  jeja^ 
nur  dafs  hier  die  Möglichkeit,  dafs  der  Inlaut  nach  dem  Anlaut 
umgestaltet  sei,  wegfallt  PLine  Etymologie  aber,  die  begrifflich 
nicht  ganz  überzeugend  und  lautlich  nicht  korrekt  ist,  wird  man 
füglich  ablehnen  können. 

Was  endlich  ncuprov.  saizeto  betrifft,  das  schon  Simonet  mit 
span,  jeja ,  schon  Mistral  mit  altprov.  sais  verknüpft  hat ,  so  muTs 
wiederum  bemerkt  werden,  dafs,  wer  es  mit  sasia  verbindet,  erst 
begründen  mufs,  weshalb  sì  zu  s,  nicht  zu  z  geworden  seL  Auch 
ich  halte  allerdings  die  Zusammengehörigkeit  der  drei  romanischen 
Wörter  fest,  nur  denke  ich  mir  die  Bedeutungsentwicklung  etwas 
anders. 

Den  negativen  Teil  meiner  Argumentation  fasse  ich  also  dahin 
zusammen  :    Die    Ableitung   von    span,  jeja  u.  s.  w.   aus   taurinisch 


MEYER -LÜBKE,   SPAN.  JEJA.  569 

sosia  oder  aus  einem  gallischen  sasiom  ist  abzuweisen,  erstens  weil 
es  fraglich  ist,  ob  jenes  taurinische  Wort  wirklich  sasia  gelautet 
habe,  zweitens  weil  jeja  im  Verhältnis  zu  dem  gallischen  sasiom 
das  Neutrum  Pluralis  als  Femininum  Singularis  voraussetzt,  was 
sonst  bei  Getreidebezeichnungen  nicht  vorkommt  (vgl.  die  Reflexe 
von  hordeum^  frumenium),  drittens  weil  weder  lateinisches  noch 
gallisches  si  zwischen  Vokalen  im  provenzalischen  zu  issy  im  span, 
zu  j  wird  und  ein  Grund  für  die  abweichende  lautliche  Entwicke- 
lung  nicht  angegeben  wird. 

Ich  gehe  nun  über  zu  der  Begründung  der  neuen  Herleitung: 
jeja  <i  saxea,  Dafs  sie  vom  lautlichen  Standpunkte  aus  unanfecht- 
bar ist,  brauche  ich  kaum  zu  bemerken.  Zwar  scheint  es  kein 
zweites  Beispiel  für  die  Verbindung  xi  zu  geben,  allein  da  nach 
Ausweis  von  iejo  <  iaxu ,  eje  <  axe  x ,  nach  Ausweis  von  hajo  <i 
bass¿u ,  rojo  •<  rosseu ,  congoja  <i  anjgustia  ssi  und  sii  zu  j  werden, 
so  wird  man  mit  Bestimmtheit  sagen  dürfen,  dafs  auch  xi  sich  zu 
y,  nicht  zu  s  entwickelt  Zu  rechtfertigen  bleibt  also  nur  die  Be- 
deutungsverschiebung. Die  lateinischen  Stoffadjektiva  besagen  haufìg, 
nicht  dafs  ein  Gegenstand  aus  einem  bestimmten  Stoffe  wirklich 
bestehe,  sondern  dafs  er  das  Aussehen  eines  bestimmten  Stoffes, 
die  Farbe  desselben  habe,  vgl.  lat  argenteus  silbern  und  silber- 
farbig: anser  argenteus  Silbergans;  aureus  golden  und  goldfarbig: 
malum  aureum  Quitte;  bysseus  leinen,  aber  ital.  bigio,  frz.  bis  grau 
Diez,  Wb.  52;  fer  reus  eisern,  color  fer  reus.  In  ähnlicher  Weise 
mochte  saxeus  steinfarbig,  kieselfarbig  bedeuten,  woraus  nun  mit 
etwas  gröfserer  Bestimmtheit  der  Farbe  prov.  sais  saissa  grau. 
Ebenso  konnte,  namentlich  wenn  das  Primitivum  saxum  aufgegeben 
war,  farina  saxea  ein  halbgraues  oder  weifsliches  Mehl  bezeichnen, 
dann  scuxea  diejenige  Getreideart,  aus  der  dieses  Mehl  gewonnen 
wurde,  denn  das  wird  man  wohl  festhalten  dürfen,  dafs  solche 
Getreidenamen,  welche  mit  den  „weifs'*  bedeutenden  Ausdrücken 
zusammenhängen,  zunächst  von  dem  Mehle  gebraucht  worden  sind. 
Übrigens  ist  auch  zu  erinnern  an  span,  parva  „auf  der  Dreschtenne 
ausgebreitetes  Getreide",  porrina  „Getreide  ehe  es  in  Ähren  ge- 
schossen ist"  und  mies  „Getreide,  so  lange  es  noch  auf  dem  Halme 
steht",  zu  denen  scuxea  wohl  in  noch  ursprünglicherer  Bedeutung 
treten  konnte  zur  Bezeichnung  einer  bestimmten  Getreideart.  End- 
lich will  ich  noch  auf  portg.  seixa  hinweisen,  das  Michaelis,  offen- 
bar an  seixo  denkend,  mit  „Steinhuhn,  ein  der  Gans  oder  £nte 
ähnlicher  Vogel"  übersetzt,  während  Vieira  genauer  sagt  „ave.  No 
escudo  das  armas  dos  Seixas  se  ve  umas  aves  prateadas  com  os 
bicos  vermelhos  e  do  feitio  de  gansas  o  adems  pequeñas",  also 
silbergraue  Vögel.  Somit  kommt  man  wieder  auf  saxeus  grau, 
denn  eine  Herleitung  aus  sasia  würde  wiederum  den  portugiesischen 
Lautgesetzen  direkt  wiedersprechen. 

Dies  sind  die  Erwägungen,  die  mich  seiner  Zeit  sasia  ver- 
werfen und  saxea  vorziehen  liefsen,  nur  fehlte  mir  damals  noch 
die  willkommene  Bestätigung,  die  die  von  mir  angenommene  Be- 

ZeitAOhf.  f.  xon.  PhU.  XVII.  37 


570  VERMISCHTES.    II.  ZUR  WORTGESCHICHTE. 

deutungsent Wicklung  durch  prov.  sais  findet^  Als  ich  dann  in  der 
ersten  Lieferung  des  lat-rom.  Wörterbuches  unter  asta  meine  alte 
Erklärung  ohne  Bemerkung  wiederholt  fand,  machte  ich  Körting 
darauf  aufmerksam,  dafs  ich  sie  durch  eine  andere  ersetzt  habe, 
was  der  Verfasser  in  den  Nachträgen  dann  auch  bemerkte.  In 
meinen  Bemerkungen  zu  dem  Wörterbuche  in  der  Zs.  f.  öster. 
Gymn.  1891.  S.  763  ff.  darauf  nochmals  hinzuweisen,  hatte  ich  dann 
keine  Veranlassung  mehr.  Vielleicht  haben  meine  Überlegungen 
nicht  das  Richtige  getroffen  ;  vielleicht  findet  sich  doch  ein  Weg, 
jeja  und  Konsorten  mit  sjasi'a  zu  vereinigen,  ohne  dafs  eine  sichere 
Lautregel  verletzt  und  die  Bedeutungsverschiebung  als  irrevelant 
betrachtet  würde;  vielleicht  kann  saxea  durch  etwas  von  vorne- 
herein Überzeugenderes  ersetzt  werden  —  ich  würde  einer  richtigeren 
Erkenntnis  mich  nicht  verschliefsen ,  auch  auf  die  Gefahr  hin,  von 
Neuem  der  Vergefslichkeit  geziehen  zu  werden. 

W.  Meyer -LüBKE. 


3.  \òX,  f  Ollis  \  Frz.  échec, 

follis. 

Der  Übergang  von  follis  Blasebalg  zu  rom.  follis  Narr  ist  bis 
anhin  auf  ziemlich  gesuchte  Weise  erklärt  worden,  follis  ist  „der 
Aufgeschwollene"  also  Schlauch,  Beutel,  Windball,  Windkissen,  auf- 
geblasene Backe,  kann  übertragen  auch  einen  aufgeblasenen  Menschen 
bedeuten.     Formell  ist  follis  =  fol-ni-s  =  fl- ni-,    fi-  setzt   ein  be- 

o  o 

tontes   fei-   voraus,   wie   gn-  ein    gen-;    wie  neben  gen-,  gnä-,  so 
steht  neben  fei-  flä  blasen. 

échec. 

Das  W'ort  échec,  Mi  f  ser  fol  g,  hat  selbstverständlich  mit  dem 
Worte,  von  dem  es  das  c  hat,  nichts  zu  thun;  es  könnte  ebenso 
gut  und  ebenso  falsch  mit  t  geschrieben  sein,  wie  déchet,  das  Ver- 
ba Isubst.  zu  déchoir  ist  wie  échec  Verbalsubstantiv  zu  échouer. 

J.  Ulrich. 


^  Man  mag  einwenden,  ich  hätte  schon  damals  mich  in  Mistrals  Trésor 
umsehen  sollen.  Als  Enischuldigung  kann  ich  nur  sagen,  dafs  mir  in  Jena 
weder  Mistral  noch  Azais  noch  Raynouard  zu  Gebote  stand,  ich  \ielmehr 
für  das  Provenzalische  auf  das  Glossar  in  Bartsch's  Chrestomathie  und  in 
Lcspy's  Grammaire  béarnaise  beschränkt  war. 


BESPRECHUNGEN. 


Alessandro  D'Ancona.  Origini  del  Teatro  Italiano,  Libri  tre,  con  due 
appendici  sulla  Rappresentazione  drammatica  del  Contado  Toscano  e  sul 
Teatro  Mantovano  nel  sec.  XVI.  Seconda  edizione]  rivista  ed  accresciuta. 
Torino.    Ermanno  Loescher  1891.  I.  Band  670,  II.  Band  626  S.  gr.  8®. 

Schon  frühe  begann  man  in  Italien  den  mittelalterlichen  Spielen  einige 
Aufmerksamkeit  zuzuwenden.  Bereits  1666  lieferte  Allacci  in  seiner  Dramma- 
turgia ein  Verzeichnis  der  ihm  bekannt  gewordenen  Rappresentazioni,  und 
1680  kam  Cionacci  in  den  Osserv.  zu  den  Rime  sacr,  des  Lorenzo  di  Medici 
auf  das  gleiche  Thema  zurück.  Im  folgten  Crecimbeni,  Quadrio,  Ap.  Zeno, 
Signorelli,  Cooper  -  Walker  und  neuere  Historiker,  wie  E.  Giudici,  Palermo, 
A.  Ebert,  Klein,  K.  Hillebrand,  J.  Ciampi.  Aber  die  wenigen  Blätter, 
welche  diese  Forscher  dem  Gegenstand  gewidwet  und  selbst  die  ausführ- 
lichere Behandlung,  welche  ihm  E.  Griudici  in  seiner  Storia  del  Teatro  ital. 
zu  teil  hatte  werden  lassen,  vermochten,  obwohl  in  vielen  Punkten  das  Richtige 
treffend«  im  Ganzen  doch  nur  wenig  zu  befriedigen.  Nur  bibliographisch 
war  Vorzügliches  geleistet  worden.  Abgesehen  von  den  unvollständigen 
Verzeichnissen  religiöser  Dramen  bei  Allacci,  Cionacci  und  Farsetti  und  den 
ausführlichen,  alle  Gattungen  des  Dramas  umfassenden  Katalogen  Quadrios 
und  der  Drammaturgia  von  1755  —  aus  denen  man  sich  den  Stoff  erst  zu- 
sammentragen mufste  —  besafs  man  die  treffliche  BihUogr,  deUe  antiche 
Rapp.  italiane  . . .  nei  secoli  XV  e  XVI  des  Visconte  Colomb  de  Batines. 
Allein  trotz  dieser  Hilfsmittel  und  Vorarbeiten,  schien  es  als  ob  Niemand 
sich  an  eine  erschöpfende  histor.  Betrachtung  des  wichtigen  Themas  wagte, 
als  ob  gerade  das  ital.  Drama  des  Mittelalters  im  Dunkel  verharren  sollte, 
während  die  andern  Dichtungsarten  sich  des  hellsten  Lichtes  erfreuten.  Es 
war  D* Ancona  vorbehalten,  das  vorhandene  Material  zu  sichten,  erheblich  zu 
vermehren,  in  der  gründlichsten  Weise  zu  verarbeiten,  und  aus  den  rohen 
Bausteinen  ein  stattliches  Gebäude  aufzuführen.  Seine  vor  16  Jahren  (1877) 
erschienene  Arbeit  war  epochemachend.  Wie  scharf  der  sichtende  Blick,  wie 
meisterhaft  die  fugende  Hand  gewesen,  das  erhellt  daraus,  dafs  nach  14  Jahren, 
während  deren  die  Forschung  nicht  stille  gestanden,  das  Werk  in  zweiter 
Auflage  sowohl  in  den  Hauptresultaten,  als  in  der  Ausführung,  der  Haupt- 
sache nach,  unverändert  bleiben  konnte.  D'Ancona  hat  wohl  in  dieser  neuen 
Ausgabe  sein  Buch,  von  der  ersten  bis  zur  letzten  Seite  gewissenhaft  revidiert, 
er  hat   zahlreiche  Berichtigungen   angebracht.   Citate   verbessert.   Veraltetes 

37* 


572  L.  STIEFEL, 

gestrichen,  und  bald  im  Text,  bald  in  den  Noten  kürzere  oder  seitenlange 
Zusätze,  oft  von  grofser  Wichtigkeit  gemacht;  seine  Änderungen  betreffen 
Hunderte  von  Stellen,  und  beweisen,  wie  sehr  er  bedacht  war«  alle  Ergebnisse 
der  modernen  Forschung,  nicht  nur  der  italienischen,  sondern  auch  der  aus- 
ländischen zu  verwerten:  allein  sie  betreffen  meist  nur  Einzelheiten.  Im 
übrigen  hält  der  gelehrte  Verfasser  seine  bereits  in  der  ersten  Auflage  aas- 
gesprochenen Ansichten  aufrecht,  stützt  sie  durch  neue  Gründe  und  ist  eifrigst 
bemüht,  die  von  der  Kritik  dagegen  erhobenen  Einwände  zu  entkräften. 

Schon  äufserlich  sieht  man,  wie  sehr  das  Werk  in  der  neuen  Gestalt 
nach  allen  Seiten  gewonnen  hat.  Aus  zwei  kleinen  Bänden  von  438  und 
432  Seiten  sind  zwei  prachtvolle  Bände  im  grofsen  Formât  von  670  und 
626  Seiten  geworden,  deren  Ausstattung  der  Verlagsbuchhandlung  alle  Ehre 
macht.  Früher  war  der  Stoff  nur  auf  Kapitel  (42)  verteilt,  nunmehr  ist  der- 
selbe übersichtlicher  zuerst  in  3  Bücher  geschieden,  und  diese  sind  sodann  in 
Kapitel  getrennt,  wovon  die  beiden  ersten  Bücher  je  19  zählen  und  das 
dritte  4.  Besonderes  Lob  verdient  es,  dafs  ein  36  Seiten  grofses  alphabe- 
tisches Sach-  und  Namenregister  hinzugekommen  ist,  das  man  in  der  ersten 
Ausgabe  auf  das  empfmdlichste  vermifste.  Schade,  dafs  dasselbe  nicht  aus- 
giebiger ausgefallen  ist,  und  dafs  es  hin  und  wieder  Unrichtigkeiten  enthalt. 

Wenn  ich  jetzt  das  Werk  auf  seinen  Inhalt  prüfe,  so  will  ich  zunächst  von 
den  zwei  Appendici  absehen,  und  mich  gleich  den  ^^Origini  del  Teatro 
italiano*^  zuwenden.  Unter  diescsem  leicht  miszuvcrstehenden  Titel  gibt  der 
Verfasser  im  Grunde  nur  eine  Geschichte  des  mittelalterlichen  Dramas  in 
Italien.  Es  ist  ihm  also  nicht  darum  zu  thun,  allen  Anfangen  nachzuforschen, 
er  untersucht  nicht,  ob  zwischen  dem  verfallendem  Altertum  und  der  be- 
ginnenden Rennaissance  direkte  Bindeglieder  vorhanden  gewesen,  ob  beispiels- 
weise das  moderne  Drama  etwa  durch  die  stehenden  Masken  mit  dem  Alter- 
tum zusammenhängt.  Gleichwohl  hat  D'Ancona  seinem  eigentlichen  Thema, 
wie  in  der  ersten  Ausgabe,  aufser  einer  allgemeinen  Einleitung,  noch  7 
Kapitel  vorangestellt,  worin  er  (S.  8 — 86)  den  Verfall  des  antiken  Dramas, 
das  Verhalten  der  Kirchenväter  zum  heidnischen  und  später  zum  religiösen 
Drama«  den  Ursprung,  die  Entwicklung  und  das  Wachstum  der  religiösen 
Spiele  in  Europa  im  allgemeinen ,  sowie  speziell  in  Frankreich  und  einigen 
andern  Ländern  kurz  betrachtet.  Diese  ersten  Kapitel  bieten  in  der  neuen 
Ausgabe  gegenüber  der  alten  vorzugsweise  in  den  Anmerkungen  Zusätze, 
im  Text,  wenn  ich  nicht  irre,  nur  S.  32  und  S.  45 — 48,  wo  über  die  Ent- 
stehungsgeschichte des  liturgischen  Dramas  auf  Grund  der  Arbeiten  von 
Gautier,  Sepet,  Milchsack  und  K.  Lange  referiert  wird. 

Vom  9.  Kapitel  bis  zum  Schlufs  des  I.  Buches  entwickelt  D'Ancona 
seine  bekannten  Ansichten  vom  Ursprung  und  der  Entwicklung  des  religiösen 
Dramas  in  Italien.  Ihm  zufolge  hatte  dieses  eine  wesentlich  verschiedene 
Entwicklung  durchzumachen  als  in  Frankreich,  Deutschland  und  England. 
Während  hier  aus  der  Liturgie  sich  stufenweise  das  liturgische  Drama  und 
aus  diesem  die  Weihnachts-  und  Osterspiele,  die  grofsen  Passionsspiele  u.  s.  w. 
entwickelten,  kam  doit  mit  wenigen  Ausnahmen  das  liturgische  Drama  nicht 
zur  Entfaltung.  Das  religiöse  Drama  entsprofstc  den  Gesängen  (laude)  jener 
fanatischen  Büfser,  die  unter  dem  Namen  Flagellanten  um  1260  Italien  (und 
Deutschland)    überschwemmten,    und    die,   nachdem   die  religiöse  Epidemie« 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  573 

denen  sie  ihren  Ursprung  verdankten,  erloschen  war,  sich  aberall  auf  dem 
Appeninenlande  zu  ständigen  Brüderschaften  vereinigten.  Diese  lauden  ursprüng- 
lich wohl  rein  lyrisch,  nahmen  bald  in  direkter  Anlehnung  an  die  Liturgie 
einen  mehr  und  mehr  ausgesprochenen  dramatischen  Charakter  an  und  wurden 
schliefslich  —  natürlich  ohne«  dafs  die  rein  lyrischen  laude  deshalb  aufhörten 
—  zu  wahren  dargestellten  Dramen,  denen  man  den  Namen  Devotioni  gab. 
Sowie  Umbrien  der  Ausgangspunkt  jener  religiösen  Bewegung  war,  so  war 
es  auch  die  erste  Heimat  der  lauda  drammatica  die  sich  von  da  nach- 
weislich einerseits  nach  Venetien,  anderseits   nach  den  Abruzzen  verbreitete. 

Bewegte  sich  D'A.  soweit  auf  dem  Boden  gesicherter  Forschungsergeb- 
nisse, so  kann  er  im  weiteren  Verlauf  seiner  DarsteUuug  vorerst  nur  Vermutungen 
bieten.  £r  sah  auf  der  einen  Seite  die  umbrischen  Devozioni  zu  Ende  des 
13.  und  Anfang  des  14.  Jahrhunderts  und  auf  der  andern  Seite  traten  ihm 
von  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  ab  die  fast  ausschliefslich  in  Florenz 
entstandenen  Sacre  Rappresentazioni  entgegen.  Zwischen  beiden  war  ein 
bedeutender  Abstand:  Die  einen  waren  rohe,  aber  würdig  gehaltene  Versuche 
im  engsten  Anschlufs  an  die  kirchliche  Feier  (Predigt),  die  anderen  wirk- 
liche Mysterien  oft  mit  komischen  Elementen  durchsetzt«  ganz  den  damaligen 
religiösen  Dramen  anderer  Länder  vergleichbar.  Wenn  nun  D'Ancona 
(I  p.  216)  sagt:  „. . .  fra  le  Devotioni  umbre  del  Due  e  Trecento  da  un  lato 
e  le  Rappresentazioni  fiorentine  del  Quattrocento  dall'altro,  debbonvi  essere 
stati  dei  monumenti  ora  smarriti«  i  quali  fra  quelle  e  queste  sieno  come 
necessario  anello  di  congiunzione,  e  grado  regolare  di  successivo  svolgimento", 
so  kann  man  ihm  ohne  weiteres  beipflichten.  Wenn  er  aber  gleich  auf  der 
andern  Seite  behauptet:  „È  la  sacra  Rappresentazione  una  forma  teatrale 
propria  in  tutto  di  Firenze  ;  natavi  circa  la  metà  del  Quattrocento  per  esserci 
insieme  unite  fra  loro  la  Devozione  venuta  di  fuori,  e  certe  pompe  cittadinische« 
onde  ab  antico  soleva  celebrarsi  la  festa  del  santo  patrone  (S.  Giovanni  Batt.). 
Il  connubio,  col  quale  si  strinsero  fra  loro  le  due  forme  diverse,  derivanti 
l'una  dall'istinto  d'imitazione  dramática,  l'altra  da  quelle  di  riproduzione 
mimica ,  ingenerò  questo  nuovo  frutto ,  nel  quale  sono  recate  allo  maggior 
perfezione  le  attitudini  deU'una  e  dell'  altra"  so  ist  das  zwar  eine  sehr  geist- 
voUe  Conjektur,  die  viel  fur  sich  hat,  aber  doch  nur  eben  eine  Conjektur. 
Dessen  ist  sich  der  bescheidene  Gelehrte  auch  recht  wohl  bewufst;  denn 
indem  er  den  von  Rajna  gegen  ihn  gerichteten  Angriff  über  seine  Hypothese 
zurückweist,  sagt  er  (l  p.  21 9  n):  „Può  essere  che  un  giorno  o  l'altro  inopina- 
tamente venga  fuori  qualche  manoscritto  che  distrugga  o  almeno  modifichi  più 
o  meno  sostanzialmente  i  miei  concetti  ;  ma  per  ora  questo  tesoro  si  è  sottratto 
alle  ricerche  mie  e  dei  molti,  che  rifrugano  le  anticaglie;  e  mi  manca  perciò 
il  modo  di  sostituire  alle  ipotesi  deUa  prima  edizione  qualchecosa  di  diverso, 
ed  ad  ogni  modo ,  di  più  positivo  e  provato.  Zum  näheren  Verständnis  sei 
bemerkt,  dafs  D'Ancona's  Beweisführung  auf  Folgendes  hinausläuft: 

Schon  von  alter  Zeit  her  waren  in  Florenz  volkstümliche  religiöse  Auf- 
führungen besonders  zu  Ehren  des  hl.  Johannes  Bapt.  üblich.  Wo  aber  von 
solchen  sich  bei  den  Zeitgenossen  und  Historikern  Berichte  finden,  ist  deut- 
lich zu  erkennen«  dafs  es  ausschliefslich  pantomimische  Spiele  (^o/^^j. 
mute  oder  figurate  ^  schlechtweg  Rdpp.  im  Gegensatz  zu  den  späteren  Rap- 
pres,  sacre  benannt)   waren.    Hervorragende   Künstler   brachten   die   Deco- 


574  ^  STIEFEL, 

rationen  und  Maschinerien  {in^eg-ni)  auf  eine  hohe  Stufe  der  Vollendung. 
Daneben  führten,  unabhängig  davon«  die  laudasi,  wie  anderwärts  in  Italien, 
bei  den  kirchlichen  Feiern  des  Jahres  ihre  bescheidenen  Spiele  auf.  Als  nun 
um  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  Epik  und  Lyrik  ihren  Höhepunkt  erreicht 
hatten,  und  ein  hochherziges  Fürstengeschlecht  in  Florenz  allen  edlen  Künsten 
die  eifrigste  Pflege  zu  teU  werden  liefs,  wurden  die  Verhältnisse  besonders 
günstig  für  die  Weiderentwicklung  des  Dramas.  Jetzt  nahmen  gewandte 
Dichter  die  handlungsarmen  Devoùoni  in  ihre  Hände;  die  reiche  Entfaltung 
der  mimischen  Spiele  regte  eine  reiche  vielgestaltige  Handlung  an:  die  von 
aufsen  gekommenen  Devozioni  feierten  ihre  Vermählung  mit  den  Rappresela 
tazioni  figurate  und  das  Kind  dieser  Verbindung  war  die  Rappresentoadone 
sacra,  D'Ancona  denkt  sich  diese  Vereinigung  allmählich  (gradatamente  e 
non  per  subita  mutazione)  erfolgt  und  ohne  dafs  dabei  die  Rappr,  figurate 
ganz  aufhörten. 

Die  Mitteilungen,  die  uns  der  Verfasser  von  den  Rappresentasione  mute 
in  Florenz,  sowie  in  andern  Städten  Italiens  macht,  sind  sehr  interessant. 
Seine  Ausführungen  bieten  in  diesen  Kapiteln,  gegenüber  der  älteren  Aus- 
gabe, mehrere  wichtige  Zusätze  und  Berichtigungen.  Ich  erwähne  namentlich 
die  Beschreibung  eines  von  Geistlichen  1379  zu  Vicenza  aufgeführten  ver- 
wiegend lateinischen  Spiels  (S.  98 — 100),  die  Bemerkungen  S.  182 — 183» 
die  3  von  C.  de  Lollis  entdeckten  Devozioni  „propij  dell' Abbruzzo ,  be- 
sprochen S.  202 — 207,  und  die  der  Reisebeschreibung  eines  russischen  Bischofs 
(Abraham  von  Souzdal)  entnommene  Schilderung  zweier  geistlicher  Spiele  zu 
Florenz  aus  dem  Jahre  1439,  welche  D'Ancona  dem  Forscherfleifse  Wesse- 
lofsky's  verdankt  und  welche  seine  eigenen  wertvollen  Nachrichten  aber 
ähnliche  Feste  ergänzt  (S.  246 — 253).  Die  S.  173 — 181  abgedruckte  Marien- 
klage aus  den  Abruzzen  ist  in  der  neuen  Auflage  mehrfach  korrigiert  worden. 

Zahlreicher  sind  noch  die  Zusätze  in  jenen  Kapiteln,  wo  uns  der  Ver- 
fasser endlich  mit  den  Reppresent,  sac,  in  Florenz  und  im  übrigen  Italien 
im  15.  und  16.  Jahrhundert  bekannt  macht,  nicht  sowohl,  indem  er  Analysen 
davon  gibt  —  er  erwartet  wohl,  dafs  jeder  Leser  seine  treffliche  Sammlung  von 
Rappr,  Sacre  ohnehin  kennt  —  als  vielmehr  indem  er  uns,  soweit  das  mög- 
lich war,  Verfasser,  AufHihrungszeit  und  Namen  der  Stücke  nannte  und  zu- 
gleich Nachrichten  von  der  AufHihrung  nicht  erhaltener  Spiele  mitteilt.  Die 
Zahl  der  uns  dem  Namen  nach  bekannten  Verfasser  von  älteren  Rappr.  ist 
nicht  grofs.  Es  sind  :  Lorenzo  il  Magnifico,  Feo  Bel  e  ari,  Bernardo  und 
Antonia  Pulci,  Pierozzo  Castellano  und  Giuliano  Dati,  alle  Florentiner. 

Von  den  Ergänzungen  und  Verbesserungen  der  neuen  Ausgabe  legen 
hier  besonders  die  S.  273—74,  278,  282,  298,  301—331»  339—343»  347—353 
Zeugnis  ab.  Diese  Ergänzungen  betreffen  in  der  Mehrzahl  interessante  Auf- 
führungen von  Rappres,  im  15.  und  16.  Jahrh.  Die  ausführlichste  (S.  301 
— 331)  betrifft  die  von  Promis  herausgegebene  Passion  von  Revello,  die 
einmal  wegen  ihrer  Länge  —  die  S,  R.  sind  alle  verhältnismäfsig  sehr  knrz 
—  und  dann  wegen  ihres  isolirten  Auftretens  im  nordwestlichen  Italien  eine 
Ausnahmsstellung  in  der  Geschichte  der  ital.  Mysterien  einnimmt,  und  ein 
besonderes  Interesse,  zwar  nicht  an  und  für  sich,  aber  neben  den  obigen 
Punkten  noch  deshalb  verdient,  weil  sie  deutlich  den  Einflufs  der  franz. 
Mystères  zeigt,    ein  Einflufs   den  D'Ancona   für    die  Sacre  Rappr,  durchaos 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  575 

bestreitet.  Die  Aaffuhningszeit  des  langathmigen  Produktes  will  D'A.  — 
abweichend  vom  Herausgeber  und  Gaspary  (Ltbl.  1 889  Sp.  60  ff.)  —  zwischen 
1481  und  1485  setzen.  Ein  grofser  Zusatz  ist  (S.  339 — 343)  noch  der  con- 
fraternita di  giovanetti  pistojesi  gewidmet,  die  unter  dem  Titel  Compagnia 
della  Purità  15 16  gegründet  sowohl  pantomimische  als  Sacre  Rappres,  auf- 
führte. D'Ancona  stützte  sich  hier  auf  die  Publikation  Vico^s  (Bologna 
1887).  Ein  anderer  Zusatz  endlich  (S.  347 — 353)  beschäftigt  sich  mit  den 
^fSacri  spettacoli  delle  provincia  Napolitana  und  zwar  vornehmlich  der  Städte 
Sessa  und  A  versa,  auf  Grund  neuerer  Arbeiten  von  G.  Fuscolillo  und 
Torraca. 

Die  zweite  Hälfte  des  I.  Bandes,  welche,  als  Libro  secondo,  die  ver- 
schiedenen Namen  der  S.  R. ,  und  Composition ,  Regeln ,  Metrum ,  Sprache, 
Darsteller,  Auñuhrungszeit-  und  Ort,  Quellen,  seen.  Apparate,  Ingegni,  Inter- 
medien derselben,  sowie  die  einzelnen  gewissermafsen  typisch  geworden 
menschlichen  und  übermenschlichen  Personen  (personaggi  umani«  divini  dia- 
bolici, simbolici)  darin  u.  s.  w.  in  einer  eingehenden  geistvollen  Studie  be- 
handelt, zeigt  Änderungen  fast  nur  in  den  Noten. 

Lehrten  uns  die  ersten  beiden  Libri  der  „Origini**  Entstehen  und 
Wachstum  des  religiösen  Drama»  kennen,  so  zeigt  uns  das  dritte  in  nur  4, 
aber  j^röfseren  Kapiteln  dessen  Verfall.  Wohl  machten  die  5.  R.  ihren 
Einflufs  noch  auf  die  ersten  Versuche  des  profanen  Dramas  geltend,  aber 
bald  bereitete  dieses,  getragen  von  dem  wiedererstandenen  klassischen  Drama 
und  unterstützt  von  vielen  anderen  —  politischen  und  religiösen  —  Ursachen 
der  Herrschaft  der  alternden  Tochter  des  Mittelalters  ein  Ende.  Sie  ganz  zu 
beseitigen  gelang  indes  nicht:  Die  S.  R.  fanden  eine  letzte  Zufluchtsstätte  in 
den  Nonnenklöstern,  wo  dramatische  Spiele  äufserst  beliebt  waren.  Femer 
vermochten  sie  als  Lektüre  für  das  Volk  —  Beweis  die  vielen  späteren 
Drucke  —  und  gewifs  auch  bei  Auñuhrungen  auf  dem  Lande  noch  lange 
ein,  zuletzt  freilich  kümmerliches,  Dasein  zu  führen.  In  der  grofsen 
Welt  zwängte  sich  das  religiöse  Drama  in  die  conventionellen  Formen  des 
klassischen  und  spielte  unter  verschiedenen  Namen  und  Bezeichnungen,  zu- 
letzt im  mächtigen  Bunde  mit  der  edlen  Musica  als  Oratorj  sacri  eine  nicht  zu 
übersehende  Rolle,  die  heute  noch  nicht  beendet  ist.  Hierüber  erhalten  wir 
in  den  3  ersten  Kapiteln  des  dritten  Buches  ein  ungemein  anschauliches 
Bild,  welches  dadurch  noch  an  Bedeutung  gewinnt,  dafs  der  Verfasser,  durch 
sein  Thema  darauf  geführt,  viele  treffende  Bemerkungen  über  die  Entstehung 
der  modernen  dramatischen  Gattungen  Tragödie,  Comödie,  Pastorale,  Oper, 
Oratorium  einflocht.  Für  die  Geschichte  der  Plautus-  und  Terenz- Auffüh- 
rungen in  Italien  sind  D*Ancona's  Mitteilungen  (S.  62-- 140)  von  hervor- 
ragendem Wert.  Das  4.  und  letzte  Kapitel  des  Libro  terzo  gibt  unter  dem 
Titel  „  Vivente  reliquie  del  Dramma  sacro  einen  flüchtigen ,  aber  sehr  lehr- 
reichen Überblick  über  die  letzten  Lebensäufserungen  des  volkstümlichen 
religiösen  Dramas  der  neueren  Zeit  in  den  verschiedensten  Teilen  Italiens. 

Zahlreich  sind  auch  hier  die  Zusätze  und  Berichtigungen  des  gewissen- 
haften Gelehrten.  In  dieser  Hinseht  sind  aufser  vielen  Anmerkungen,  worin 
auf  die  neueste  Literatur  sorgfaltig  Rücksicht  genommen  wird,  u.  a.  die 
S.  13— 15,  66—68,  68—69,  77—83»  84—87»  92—93»  99»  104—106,  131, 
132 — 133,  138—140,  184 — 185,  211 — 215,  217 — 218  und  227 — 230  zu  nennen. 


576  L.  STIEFEL, 

Der  gröfste  Teil  dieser  Ergänzungen  gilt  Aufführungen  klassischer  Stücke  in 
Italien  zur  Rennaissancezeit,  wobei  unserem  Verfasser  mehrere  moderne  Arbeiten, 
besonders  A.  Luz  io 's  wichtige  Publikation  „/^f</.  Gonzaga  ostaggio  alla 
corte  di  Giuliano  ir*  (Arch.  Stor.  Roma  1877)  von  Nutzen  waren.  Mehrere 
wertvolle  Zusätze  betreffen  die  „vivente  reliquie  del  Dram,  Sacro, 

D'Ancona's  Werk  fand  schon  beim  ersten  Erscheinen  derart  die  Anerken- 
nung der  berufensten  Kritiker,  dafs  es  überffüssig  erscheint,  noch  etwas  zum 
Lobe  der  zweiten,  wahrhaft  vermehrten  und  verbesserten  Auflage  zu  sagen« 
Das  Buch  bezeichnet  die  höchste  Leistung  in  der  fruchtbaren  literarischen 
Thätigkeit  des  ausgezeichneten  Forschers.  Es  bildet  eine  Fundgrube  der 
Belehrung  nicht  nur  für  diejenigen,  welche  die  Geschichte  des  religiösen 
Dramas  studieren,  sondern  auch  für  jene  welche  die  Literatur  und  Kultur 
des  Mittelalters,  oder  welche  die  Wiedergeburt  des  klassischen  Dramas  zum 
Gegenstand  eingehender  Forschungen  machen.  Das  gründliche  vielseitige 
Wissen ,  die  vorsichtige  Methode ,  das  mafsvoUe  durch  keine  Rücksichten 
eingenommene  Urteil  und  die  klare  meisterhafte  DarsteUung  erregen  in 
gleicher  Weise  Bewunderung.  Den  reichen  Inhalt  konnte  ich  mit  dem  oben 
Gesagten  nur  in  den  allgemeinsten  Umrissen  andeuten.  Ich  mufste  mir  es 
versagen«  Einzelheiten,  seien  sie  auch  noch  so  interessant,  ausführlich  zu 
besprechen.  Ich  kann  nur  angelegentlich  alle  jene,  die  das  Buch  aus  eigener 
Anschauung  noch  nicht  kennen,  zu  seiner  in  jeder  Beziehung  anregenden 
Lektüre  ermuntern. 

Mir  erübrigt  noch,  als  gewissenhaftem  Referenten  über  diejenigen  Fälle 
zu  berichten,  bei  welchen  ich  nähere  Aufschlüsse  vermisse,  die  gegebenen 
für  unzureichend  oder  nicht  ganz  überzeugend  halte,  oder  wo  ich  in  Folge 
eigener  Studien  zu  anderen  Resultaten,  als  der  gelehrte  Vefasser  gekommen  bin. 

Unter  den  modernen  Völkern  besitzen  blos  zwei  eine  erschöpfende  zu- 
sammenfassende Behandlung  ihres  mittelalterlichen  bzw.  religiösen  Dramas: 
Die  Italiener  und  Franzosen.  Was  die  übrigen  betrifft,  so  haben  —  um  von 
den  kleineren  und  jüngeren  Kulturstaaten  ganz  zu  schweigen  —  Deutschland 
und  England  wohl  eine  Reihe  verdienstvoller  Einzelforschungen,  aber  noch 
kein  zusammenfassendes  Werk,*  ähnlich  demjenigen  D*Ancona's  oder  dem- 
jenigen des  Franzosen  Petit  dejulleville  aufzuweisen.  Das  letztere  erschien 
3  Jahre  nach  der  ersten  Ausg.  der  Orìgini^  und  der  Verfasser  erwähnte  mit 
keiner  Silbe  seinen  vortrefflichen  Vorgänger,  sei  es,  dafs  er  ihn  nicht  kannte, 
sei  es,  dafs  er  eine  Bezugnahme  auf  ihn  für  überflüssig  erachtete  —  wie  er 
denn  überhaupt  von  nichtfranzösischer  Forschung  wenig  Notiz  nahm  —  eines 
so  unbegreiflich  und  unverzeihlich  wie  das  andere.  Um  so  fleifsiger  studierte 
D'Ancona  für  seine  2.  Ausgabe  die  sehr  wertvolle  Arbeit  P.  de  Julleville's. 
Ein  Vergleich  der  beiden  Werke  liegt  für  uns  nahe  und  scheint,  wenn  hier 
auch  nur  flüchtig  ausgeführt,  lehrreich.  Der  erste  Band  von  P.  de  J.  ähnelt, 
besonders  in  der  zweiten  Plälfte  D'Anconas'  erstem  Bande,  aber  was  den 
Inhalt   des  II.  Bandes  anbelangt,   so   suchen  wir  vergeblich   etwas  Ähnliches 


*  Was  E.  Wilken  bereits  1872  für  Deutschland  versucht  hat  (Gesch. 
der  geistlichen  Spiele  in  Deutschland,  Göttingen.),  mufs,  als  Ganzes  betrachtet» 
in  jeder  Hinsicht  als  mislungen  bezeichnet  werden.  Einzelne  gute  Gedanken 
liegen  unter  Schutt  vergraben. 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  577 

bei  dem  Italiener.  P.  de  Julleville  gibt  dort  eine  174  Seiten  lange  chrono- 
logisch geordnete  Zusammenstellung  von  300  »»représentations  de  mystères** 
in  Frankreich  und  reiht  an  dieselbe  zwei  alphabetische  Verzeichnisse  an» 
wovon  die  eine  jene  Auñuhrungen  nach  Städten,  die  2.  sie  nach  dem  Inhalt 
der  Stucke»  beide  Male  wieder  mit  Zeitangabe  wiederholt.  Ebenso  hat 
P.  d.  J.  alle  Mystères  mimés  übersichtlich  zusammengestellt.  Man  sieht 
leicht,  wie  wichtig  diese  Einrichtung  ist«  und  kann  nur  bedauern,  dafs  D'A., 
der  ja  zerstreut  sehr  viele  Aufführungen  beschreibt  o.  erwähnt,  nicht  auch, 
wenigstens  durch  alphab.  Listen  ein  anschauliches  Bild  von  der  Verbreitung 
des  relig.  Dramas  oder  der  einzelnen  dramat  Sujets  gegeben.  Die  zweite 
Hälfte  des  TL.  Bandes  (S.  217 — 627)  füllte  P.  d.  J.  mit  Analysen  der  erhal- 
tenen Mystères,  Ich  habe  schon  oben  bemerkt,  dafs  solche  Inhaltsangaben 
bei  D'Ancona  für  die  5.  R,  fehlen ,  was  wiederum  bedauert  werden  mufs, 
wenn  auch  nicht  geläugnet  werden  soll,  dafs  die  S,  R,  nicht  an  das  Interesse 
der  franz.  Mystères  heranreichen.  D'A.  hat  indes  durch  seine  ausführlichen 
Besprechungen  der  Personaggi  (I,  522 — 658)  einigen  Ersatz  dafür  geboten. 
Diese  Studie  über  die  Personaggi  fehlt  dagegen  bei  P.  d.  J.  und  aufserdem 
nicht  nur  fast  der  ganze  Inhalt  des  n.  Bandes  der  Origini ^  bezw.  das  dem- 
selben für  Frankreich  Entsprechende,  sondern  auch  ein  wichtiger  Teil  des 
I.  D'Ancona'schen  Bandes:  Die  Darstellung  des  Verhältnisses  der  Kirche 
zum  Drama,  und  die  Bezugnahme  auf  fremde  Lander.  D'Ancona's  Berück- 
sichtigung des  mittelalterlicen  Dramas  anderer  Völker  verdient  entschiedenes 
Lob.  Durch  die  vergleichende  Betrachtung  der  Entwicklungsgeschichte  der 
relig.  Spiele  bei  den  verschiedenen  Völkern  kann  nur  der  gröfste  Gewinn  für 
das  Studium  derselben  bei  jedem  einzelnen  erwachsen.  Es  wäre  daher  leb- 
haft zu  wünschen  gewesen,  dafs  der  Verfasser,  in  noch  höherem  Maise  als 
er  es  gethan,  darauf  eingegangen  wäre.  So  hat  er  wohl  mit  groCser  Ge- 
wissenhaftigkeit die  Arbeiten  über  die  franz.  Mystères,  besonders,  wie  schon 
erwähnt,  P.  d.  J.,  studiert  und  zeigt  sich  —  wie  seine  treffenden  ver- 
gleichenden Bemerkungen  durch  das  ganze  Werk  beweisen  —  fast  ebenso 
heimisch  darin,  wie  auf  dem  Gebiete  des  italienischen  relig.  Dramas,  dagegen 
ist  er  minder  genau  von  den  Arbeiten  über  das  geistl.  Schauspiel  Englands, 
Deutschlands  und  Spaniens  unterrichtet.  Er  kennt  Payne  Collier,  Ebert, 
Marriott,  aber  nicht  Klein,  Ward,  Pollard,  ten  Brink,  und  die 
wichtigsten  Neudrucke  englischer  Miracle  -  Plays  scheinen  ihm  nur  den 
Namen  nach  —  die  York -Bays  überhaupt  nicht  —  bekannt  zu  sein;  er 
kennt  Mone,  Reidt,  K.  Bartsch,  W.  Meyer  (Speier)  Milchsack 
und  Karl  Lange,  aber  nicht  K.  Weinhold,  Schroer,  Wilken, 
Schönbach,  Kummer,  Wirth  (die  Oster-  und  Passionssp.)  u.  a.;  er 
kennt  Moratin,  Ticknor,  Amador  de  los  Rios,  G.  Pedroso,  aber 
nicht  Schack,  Moratin  -  Aribau,  F.  Wolf,  Barrera,  Cañete  und 
Sanchez  A  r  j  o  n  a.  Die  Folge  davon  war,  dafs  er  über  die  relig.  Spiele  und 
überhaupt  über  das  Drama  dieser  Länder  einige  Male  ungenaue  Angaben 
macht,  und  dafs  ihm  manche  wichtige  Erscheinung,  welche  die  Entwicklun^- 
geschichte  des  ital.  religiösen  Schauspiels  zu  beleuchten  geeignet  war,  ent- 
gangen ist.  Einige  Beispiele  soUen  dies  erhärten  :  I  S.  2  sagt  D'A.  „Che 
se  fra  noi  fosse  sorto  un  qualche  summo  ingegno,  como  l'ebbe  la  Grecia  in  Eschilo 
o  la  Spagna    nel   Calderón,    e    nello  Shaksp.  l'Inghilterra,   la  Sctcra  Rappr, 


578  L.  STIEFEL, 

avrebbe  potuto  diventare  qualche  cosa  più  etc."  Hier  mu.s,  an  Stelle  Cal- 
derones ,  Lope  de  Vega  gesetzt  werden ,  denn  nicht  Calderón ,  sondern  „der 
Phönix  der  Dichter'*  war  der  eigentliche  Begründer  des  spanischen  Dramas; 
man  kann  sich  Caldeen,  ein  so  leuchtender  Stern  er  auch  ist,  aus  dem 
Sternenhimmel  des  spanischen  Dramas  ganz  wegdenken,  und  dieses  bleibt 
doch  was  es  war,  nicht  so  Lope.  —  Ibidem  hcifst  es:  ,,nè  d'altronde  tolse 
lo  Shaksp.  l'ampiezza  de*  suoi  drammi  e  il  meschiamento  del  comico  col  tragico, 
se  non  dai  grandi  Misteri^  cari  alla  vecchia  Inghilterra  e  popolari  anche  a 
suoi  giorni".  Obwohl  zu  Sh.'s  Zeiten  Mysterien  vom  Volke  noch  gespielt 
worden  und  Sh.  sie  gewifs  gekannt  hat,  so  ist  es  doch  nicht  nötig  anzunehmen 
und  kaum  wahrscheinlich,  dafs  eine  direkte  Anlehnung  des  Dichters  an  die- 
selben stattgefunden  hat.  Das  engl,  profane  Drama  hatte  bereits  vor  dem 
Auftreten  des  Schwans  von  Avon  jene  Mischung  vollzogen,  die  von  ihm 
adoptirt,  durch  ihn  nur  ihre  höchste  Kunstvollendung  erhielt.  —  IS.  373  sagt 
D'Ancona[:  „Mistero  è  designazione  generale,  data,  come  abbiam  visto,  a'  sacri 
Drammi  francesi  e  inglesi  dell'età  media''.  Hierzu  ist  zu  bemerken,  dafs 
Mystery  für  engl,  rclig.  Spiele  ganz  modernen  Datums  ist,  die  generelle  Be- 
zeichnung war  Miracle-  Play  y  was  D*A.  übrigens  recht  gut  wufste,  denn  wir 
lesen  I  S.  57:  „il  Dramma  liturgico  se  mutò  in  quella  nuova  forma  che  in 
detta  MiracU ' Play{s)  0  Pageant  in  Inghilterra,  Geistliche  Schauspiel{e)  in 
Germania,  Mystero  in  Francia,  Auto  sacramentai  in  Spagna  e  Sacra  Rappr. 
in  Italia".  Allerdings  ist  hier  wieder  mehreres  unrichtig.  Pageant  ist  nicht 
Miracle 'play  \  letzteres  ist  der  Gattungsname,  während  das  erstere  nur  das 
einzelne  Stück  in  einem  CoUektivmysterium  und  zugleich  die  Einzelbahne 
(den  Thespiskarren)  bezeichnet.  Geistliches  Spiel  ist  ein  ganz  modernes 
Wort;  bis  zum  16.  Jahrh.  war  spil  in  Deutschland  für  relig.  und  profane 
Stücke  üblich.  Dafs  Mystère  in  Frankreich  erst  von  1400  an  erscheint  und 
dafs  man  vorher  /«?«,  representation^  histoire  etc.  sagte ,  brauche  ich  D.'Anc 
nicht  erst  mitzuteilen«  das  weifs  er  längst  aus  P.  d.  J.  Was  Auto  sacram. 
betrifft,  so  bezeichnete  man  damit  erstens  nicht  das  gesamte  relig.  Drama  in 
Spanien,  sondern  vom  Ende  des  16.  Jahrh.  an  ausschliefslich  die  eigenartigen, 
nur  in  Spanien  heimischen  religiös  -  allegorischen  Spiele,  welche  sich  von  allen 
ähnlichen  Erzeugnissen  durch  ihre  Beziehungen  zum  Corpus -Feste  nnter- 
schieden.  Aber  daneben  gab  es  Autos  del  nacimiento  u.  andere  z.  B.  Autos 
de  N.  S, ,  de  San  Juan  etc. ,  ferner  Comedias  divinas ,  Comedias  de  Santos 
(welche  D*A.  selbst  I  S.  457  m  erwähnte)  u.  s.  w.  Vor  der  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  waren  die  Ausdrücke  Representación^  Auto  y  Farsa,  Coloquio 
u.  s.  w.  ohne  Unterschied  für  relig.  und  profane  Stüche  in  Spanien  gebrancfa- 
lich.  —  Überhaupt  hätte  das  span,  relig.  Schauspiel  eine  gröfsere  Anfmerk- 
samkcit  seitens  unseres  Verfassers  verdient.  Trotz  der  wenigen  Nachrichten, 
die  wir  darüber  haben ,  lassen  sich  doch  Erscheinungen  nachweisen ,  die  an 
ähnliche  in  Italien  erinnern.  D'Anc.  selbst  hat  (I  S.  234  4)  auf  Ähnlichkeiten 
zwischen    den   autos   sacr,   und    den  Rappr,   figurate   hingewiesen;'    weitere 

*  Seine  Vermutung  (ibid.  S.  244) ,  dafs  die  „mostri  mischiati  alle  pro- 
cessioni" von  den  Spaniern  den  Italienern  abgeborgt  worden,  wird  durch 
eine  uns  von  Schack  (I  S.  117)  u.  a.  mitgeteilte  Notiz  hinfällig.  Dieser  zu- 
folge waren  gigantones  schon  bei  den  ältesten  Auilührungen  in  Gerona 
üblich«  also  zu  einer  Zeit,  wo  uns  für  Florenz  ein  Gleiches  nicht  bekannt  ist. 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  579  ^ 

Ähnlichkeiten  bestehen  z.  B.  noch  insofern,  als  das  liturgische  Drama  bei 
beiden ,  wie  es  scheint ,  einen  geringen  Einflufs  übte,  als  es  bei  beiden  nicht 
zur  Cyclenbildung  kam  und  die  Stücke  durchweg  nur  von  bescheidenem 
Umfang  waren  u.s.  w.  —  S.  391  behauptet  D'A.,  dafs  die  modernen  Romantiker 
nicht  sowohl  um  Shaksp.  zu  folgen,  als  vielmehr,  um  ihren  Darstellungen 
„maggior  apparenza  di  verità"  zu  geben,  bisweilen  prosaische  Stellen,  wie 
Briefe  u.  dgl.  in  ihre  Dramen  aufgenommen  haben.  Dagegen  ist  zu  bemerken, 
dafs  die  Romantiker  hierin  allerdings  nicht  Shaksp.«  aber  den  Spaniern 
Lope  de  Vega,  Calderón  u.  a.  folgten,  bei  welchen  Briefe  und  Ähnliches 
stets  in  Prosa  abgefafst  sind.  —  Auch  über  die  deutschen  religiösen  Dramen 
geht  D'A.  (S.  84  85)  gar  zu  schnell  hinweg.  Er  widmete  ihnen  kaum  7a 
Seite.  Und  doch  boten  auch  sie  manche  interessante  Parallelen  zu  den 
S.  R.y  welche  möglicherweise  eine  Beeinflussung  der  einen  durch  die  anderen 
zur  Notwendigkeit  erheben,  auf  alle  Fälle  aber  manche  Eigentümlichkeit 
wechselseitig  beleuchten  oder  erklären.  Ich  will  es  an  einem  Beispiel  zeigen. 
S.  379  ff.  bespricht  D'A.  den  Prolog  (Annunziazione)  der  S,  R.  Er  ist  nicht 
ganz  sicher,  ob  dieser  von  den  römischen  Lustspielen  herstamme  oder  nicht. 
Doch  fügt  er  hinzu:  „Secondo  noi,  questa  specie  di  Prologo  detto  costante- 
mente dair  Angelo  t  ricorda  anche  nel  suo  nome  partilolare  le  introduzioni  a' 
prischi  Drammi  liturgici«  e  specialmente  a  quelli  della  Natività  e  della 
Annunziazione,  donde  sarebbe  passato  agli  altri  di  altro  sogetto  e  di  età 
posteriore.  Ma  si  comprende,  del  resto,  come  anche  senza  aver  notìzia  degli 
usi  del  teatro  latino,  ben  poteva  il  sacro  teatro  giungere  di  per  sé  a  ritrovare 
queft'util  modo  d'introduzione.  Se  non  che,  l'aver  sempre  riserbato  quest' 
uffìzio  a  un  celeste  personaggio,  di  quelli  che  annunziarono  agli  uomini  la 
buona  novella  . . .  c'invita  a  rannodare  questa  usanza  colle  consuetudini  rituali« 
anziché  colle  profane".  D'A.  hegt  meines  Erachtens  hier  viel  zu  viel  Be- 
denken. Eine  Nachahmung  antiker  Lustspiele  bei  den  Prologen  der  relig. 
Spiele  ist  gewifs  zurückzuweisen.  Die  Spielpraxis  führte  die  Verfasser  und 
Darsteller  ganz  von  selbst  darauf.  D'Ancona  hat  also  in  seinen  letzten 
Sätzen  wohl  das  Richtige  getrofien.  Wenn  es  dazu  noch  einer  Bestätigung 
bedürfte ,  so  vermag  sie  das  deutsche  religiöse  Drama  zu  liefern.  Zunächst 
sei  bezüglich  dessen  ein  Irrtum  D'Ancona's  berichtigt.  Dieser  hatte  nämlich 
in  einer  Note  zum  obigen  Citat  gesagt:  „Nell'antico  teatro  tedesco  il  prologo 
e  detto  dal  Praecursor  o  Vorläufer,  HeroÜ  o  Ernholt ,  Einschreier  o  Aus- 
^ichreier  che  in  generale  ritorna  in  fine  a  dire  il  Beschluss  o  conclusione". 
Diese  Behauptung  ist  nur  halb  richtig.  Im  15.  bzw.  16.  Jahrhundert  sind 
allerdings  die  obigen  Benennungen  —  denen  man  noch  Proclamator,  Excla- 
mator.  Expositor  ludi,  Regens,  Reigierer  u.  s.  w.  hinzufügen  kann  —  fur  relig. 
und  profane  Spiele  allgemein  verbreitet.  Aber  in  älterer  Zeit  finden  sie  sich 
nicht.  Entweder  fehlt  da  überhaupt  der  Prolog,  sei  es,  dafs  die  Stüche 
einen  solchen  nicht  hatten«  sei  es«  dafs  er  verloren  gegangen«  oder  er  wird 
von  einem  Heiligen  gesprochen  (wie  z.  B.  vom  hl.  Augustin  in  dem  St. 
Gallener  Spiel  bei  Mone  1 ,  72)  oder  er  wird ,  ganz  wie  in  den  5.  R,  von 
einem  Engel  gesprochen.  So  trägt  ein  Engel  den  Prolog  und  Epilog  vor 
in  dem  St.  Gallener  Chr.  Himmelfahrt  spiel  (Mone  I  S.  254)  den  Prolog  in 
dem  Redentiner  Osterspiel  (Mone  H,  33)  und  einen  2.  Prolog  in  der  Marien- 
klage  bei  Pichler  S.  118.    Noch  verbreiteter  ist  der  Engel  als  Prologsprecber 


58o  L.  STIEFEL, 

in  den  relìg.  Volksspielen,  welche  in  unseren  Tagen  von  fleifsigen  Forschem 
gesammelt  und  herausgegeben  worden  sind.  So  eröffnet  ein  Engel  bei 
Weinhold  ein  ^^Kristhindellied^^  (S.  104)  und  ein  yyParadeissspiel**  (S.  302), 
bei  S  c  h  r  ö  e  r  spricht  er  den  Prolog  in  dem  Oberuferer  Ckr,  Geburt  spü  (S.  63) 
und  in  dem  Salzburger  ParadeUsspiel  (S.  141),  den  Prolog  und  Epilog  in 
dem  Oberuferer  Paradeissspiel  (S.  124)  und  in  dem  Käsmarker  Weihnachts^ 
liede t  bei  Lexer  in  dem  Hirten-  und  Dreikönigsp,  aus  Heiligenblut  in 
Kärnten  und  bei  A.  Hartmann  (S.  166)  in  dem  Rosenheimer  Dreikönigs^ 
spiel.  Femer  spricht  auch  bei  H.  Sachs  ein  Engel  den  Prolog  in  der  1548  ge- 
schriebenen y^Tragödia  von  der  Schöpffung  u.  s.  w."  und  Prolog  und  Epilog 
in  dem  Fastnachtspiel  ^ßer  dot  im  stock**  (^55^)*  Diese  Verbreitung  des 
Engels  als  Prologsprecher  dürfte  beweisen,  daTs  der  Prolog  der  relig. 
Spiele  seine  Entstehung  nicht  dem  klassischen  Lustspiel  verdankt.  Forschen 
wir  der  Herkunft  dieser  den  Engeln  zugeteilten  Rolle  nach,  so  finden 
wir,  dafs  in  den  ältesten  rein  liturgischen  Weihnachtsspielen,  wo|  ein 
Prolog  überhaupt  noch  fehlt,  der  Engel  mit  der  Verkündigung,  sei  es  an 
Maria,  sei  es  an  die  Hirten  das  Spiel  beginnt,  so  z.  B.  in  dem  von  Weinhold 
abgedr.  Herodes  sive  Magorum  adoratio  (S.  56)  und  Ordo  Racheiis  (S.  62). 
Schon  bald  fiel  den  Engeln  eine  andere  Rolle  zu,  die  lange  beibehalten 
wurde,  nämlich  die  zum  Stillschweigen  und  zur  Aufmerksamkeit  zu  ermahnen, 
so  z.  B.  im  St.  Gallener  Osterspiel  (Mone  I  S.  72),  im  Donauaschinger 
Passionsspiel  (Mone  II,  181)  im  4.  und  5.  Erlauer  Spiel  (Kummer  p.  95  und 
125)  im  Künzelsauer  Fronleichnamspiel  y  im  Alsfelder  Spiel  u.  s.  w.  Wie 
diese  durch  die  bekannten  Worte  „Silete,  silete,  Silentium  habete"^  gelöste 
Aufgabe  zu  einem  kurzen  Prolog  anwachsen  konnte,  beweist  der  Eisenacher 
yyLudus  de  decem  virg,**  (cf.  Bechstein's  Ausg.  S.  15),  wo  bereits  6  Verse 
daraus  geworden  sind.  Und  so  erklärt  sich  meines  Erachtens  aus  der  Ver- 
bindung der  beiden  Rollen  in  den  deutschen  wie  in  den  ital.  Spielen  am 
besten  die  eigentümliche  Verwendung  des  Engels  in  loco  prologi.  Von  den 
Prologen  der  mittelalterlichen  Dramen  anderer  Völker  bieten  nur  die  Iberiei* 
etwas  Ähnliches.  Ich  nenne  Gil  Vicente's  Auto  da  Historia  de  Déos  (1537) 
das  1523  gedr.  Auto  Pedro  de  Altamira's  und  die  Representación  des  Fran- 
cisco de  las  Cuebas  (16.  Jahrb.);  allein  diese  Stücke  und  andere  aus  jenen 
Tagen  stammen  aus  einer  Zeit,  wo  sich  bereits  der  ital.  Einflufs  auf  der 
pyrenäischen  Halbinsel  geltend  gemacht  hatte.  In  der  älteren  Zeit  scheint 
die  Rolle  des  Prologs  —  was  wiederum  die  Nachwirkung  der  Weihnachts- 
spiele auf  die  übrigen  Spiele  beweist  —  meist  von  einem  Hirten  gegeben 
worden  zu  sein. 

Eine  sorgfältige  Prüfung  inhaltlich  verwandter  Spiele  Deutschlands  und 
Italiens  ergibt  sicherlich  noch  mehr  Übereinstimmungen.  Es  verdiente  des- 
halb eine  Untersuchung,  ob  eine  Einwirkung  von  der  einen  Seite  auf 
die  andere  stattgefunden  hat,   oder   nicht.     Bei   den   gewaltigen  Beziehungen, 

^  Dais  das  y^süete**^  auch  vielfach  für  die  handelnden  Personen  galt,  will 
ich,  der  Genauigkeit  wegen,  gleich  beifügen. 

^  Unentschieden  mufs  ich  es  jedoch  lassen,  wie  es  sich  damit  in  den 
engl,  relig.  Spielen  verhält,  weil  mir  keine  engl.  Texte  hier  zur  Verlognng 
stehen. 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  581 

welche  Deutschland    im  Mittelalter    zu  Italien    hatte,    wäre    das   nichts  Auf- 
fallendes. 

Dies  fuhrt  mich  auf  eine  andere  wichtige  Frage,  die  ich  indes  hier  nur 
flüchtig  berühren  kann.  D'Ancona  verweist  durch  sein  ganzes  Werk  bei 
allen  Gelegenheiten  auf  ähnliche  Erscheinungen  im  französischen  Mysterium. 
Gleichwohl  glaubt  er  nicht  an  eine  Beeinflussung  der  S.  R.  durch  dasselbe. 
Sollte  die  Gleichheit  der  behandelten  Gegenstände  und  der  Quellen  wirklich, 
wie  er  glaubt,  alle  Übereinstimmungen  zur  Genüge  erklären?  Ich  kann  mich 
für  diese  Ansicht  nicht  erwärmen.  Ich  wäre  weit  eher  geneigt,  bis  zu  einem 
gewissen  Grad  in  Frage  der  relig.  Spiele  einen  wechselseitigen  Einflufs  aller 
Völker  unter  einander  anzunehmen.^  Es  steht  fest,  dafs  diese  in  der  profanen 
Dichtung  sich  einander  beeinflufsten ,  dafs  insbesondere  Deutschland,  Eng- 
land, Spanien  und  Italien  von  Frankreich  und  ebenso  England,  Deutschland, 
Frankreich  und  Spanien  von  Italien  borgten.  Warum  sollte  dies  in  der 
relig.  Dichtung  anders  sein  ?  Auf  diesem  Gebiete  näherten  sich  ja  alle  Völker 
des  Mittelalters  einander  mehr  als  auf  irgend  einem  andern ,  und  gerade  in 
Italien ,  in  Rom  liefen  alle  Strahlen  religiösen  Geistes ,  relig.  Dichtens  und 
Trachtens  wie  zu  einem  Brennpunkte  zusammen.  Nach  Italien  führte  die 
Völker  des  Abendlandes  aber  nicht  nur  das  relig.  Interesse,  durch  Italien  ging 
auch  die  grofse  Handelsstrafse  zur  Levante.  Es  gab  also  Berührungspunkte 
genug,  um  Gallier,  Germanen  und  Welsche  zusammenzubringen.  Ich  ver- 
mute daher,  dafs  die  vielen  Übereinstimmungen*  zwischen   den  relig.  Spielen 


^  Gerne  hätte  ich,  wie  ich  es  oben  bezüglich  des  deutschen  und  spa- 
nischen Dramas  gethan,  auf  Ähnlichkeiten  zwischen  dem  englischen  und 
italienischen  hingewiesen.  Der  Mangel  an  engl.  Texten  gestattet  mir  indes 
nur  ein  Beispiel  anzuführen.  D'Ancona  entnehme  ich  (I  S.  530),  dafs  in  einer 
,,Rappresent.  malamente  in  tit.  Contrasto  di  Belzabù  e  Satanasso  e  che  è  un 
rozzo  composto  del  dram,  de'  Profeti  di  Cristo,  e  della  liberazione  delle  anime 
dal  Limbo**  Satan  mit  Christus  —  abweichend  von  der  Überlieferung  —  in 
einen  Rechtsstreit  über  die  Erlösung  der  Seelen  gerät.  Das  gleiche  Motiv 
findet  sich  nun  schon  in  dem  ältesten  erhaltenen  englischen  Mysterium,  in 
der  Verheerung  der  Hölle  (Harrowing  of  Hell);  vergi.  Ten  Brink  Gesch. 
der  engl.  Litter.  II,  S.  25 1  ff.  und  299. 

^  Es  ist  selbstverständlich,  dafs  sich  bald  in  der  Entwicklung  des 
rei.  Dramas  bei  den  einzelnen  Völkern  charakteristische  Unterschiede  geltend 
machten,  die  einmal  in  der  Vorliebe  für  gewisse  Stoffe,  dann  im  Ton,  in 
Sprache  und  Metrik  u.  s.  w. ,  namentlich  aber  in  der  Pflege  der  komischen 
Partien  hervortraten.  So  fand,  um  nur  von  letzteren  etwas  zu  sagen,  in 
Deutschland  die  Rolle  des  Krämers  und  seines  Knechtes,  in  Frankreich  die 
des  Henkers,  in  Spanien  die  des  Hirten,  in  England  die  des  keifenden  Weibes 
(Noah's  Frau)  und  in  Italien  die  des  Contadino  ganz  besondere  Aufmerksam- 
keit. Aber  auch  in  den  kom.  Teilen  zeigt  sich  bei  jenen  Völkern  wieder  so 
viel  Gemeinsames,  dafs  dadurch  meine  Vermutung  aufs  neue  bestätigt  wird. 
Die  kom.  Tcufelsscenen  sind  allen  Ländern  gemeinsam,  ebenso  die  meisten 
Mittel,  um  Heiterkeit  hervorzurufen:  Entblöfsungen ,  Vermummungen,  Wort- 
verdrehungen, Mifsverständnisse ,  Prügeleien,  Gesänge  der  Juden  u.  s.  w. 
Leugnen  kann  man  indes  nicht,  dafs  von  diesen  Mitteln,  wie  überhaupt  von 
der  Komik  in  den  S.  R.  ein  weitaus  spärlicherer  und  würdigerer  Gebrauch, 
als  anderswo,  gemacht  ist. 

Über  die  Unterschiede  zwischen  den  Devozioni  umbre  sowie  den  S.  R, 
einerseits  und  den  franz  Mystères  anderseits  hat  sich  Gaston  Paris  in  seinem 
ausführlichen   Referat  über  D'Ancona's  Origini  Qoum.   des  Sav.  Nov.  1892) 


582  L.  STIEFEL, 

aller  mittelalterlichen  Völker  sich  am  besten  durch  eine  gegenseitige  Ein- 
wirkung erklären  lassen.  Sicheren  Aufschlufs  darüber  vermöchte  uns  die, 
bisher  nur  fur  einen  kleinen  Teil,  für  die  lateinischen  Osterfeiem  versachte, 
vergleichende  Geschichte  des  mittelalterlichen  Dramas  zu  geben.  Einer 
solchen  Arbeit  aber  muíste,  um  wirklich  fruchtbar  zu  sein,  eine  andere  vor- 
hergehen. £s  muíste  für  die  einzelnen  Spielgattungetiy  wie  Weihnachtsspiele, 
Osterspiele,  Paradiesspiele,  Passionsspiele  u.  s.  w.  oder  Sujets ,  wie  Isaaks 
Opferung,  Geschichte  des  Tobias,  Josephs  u.  s.  w.  bei  jeder  einzelnen  Nation 
vergleichende  Arbeiten  der  älteren  und  jüngeren  Darstellungen  unter  be- 
sonderer Berücksichtgung  der  etwa  noch  erhaltenen  Volksspiele  vorgenommen 
werden.  Zu  diesem  Behufe  wäre  freilich  ein  reicheres  Textesmaterial  nötig, 
wie  es  uns  z.  Z.  zur  Verfügung  steht  Ähnliche  Arbeiten,  wie  sie  Weinhold, 
Schröer,  A.  Hartmann  und  L.  Wirth  für  Deutschland  geleistet  haben,  an 
und  für  sich  —  bei  aller  Vortreiflichkeit  —  noch  nicht  erschöpfend  genug, 
fehlen  aber  fast  ganz  für  andere  Länder. 

Es  scheint  mir  daher  verfrüht,  schon  jetzt  definitiv  Stellung  zu  D'A.'s 
Conjektur  über  die  Entstehung  der  S.  R.  zu  Florenz  zu  nehmen.  Aber  ein 
paar  Bememerkungen  möchte  ich  doch  darüber  machen.  Überblickt  man 
die  in  den  S,  R,  bearbeiteten  Stoffe,  so  fíndet  man,  dais  sie  im  allgemeinen 
dieselben  sind,  wie  anderwärts.  Liest  man  unbefangen  einige  Stücke,  So 
empfängt  man,  wenn  man  von  den  verschiedenen  Wirkungen,  welche  die 
sehr  verschiedenen  Metren  verursachen,  absieht,  durchweg  denselben  Eindruck, 
als  ob  man  ein  französisches,  deutsches  oder  englisches  Mysterium  lese.  Sie 
athmen  denselben  Geist,  es  kehren  die  gleichen  Gedanken  wieder,  die  Hand- 
lung verläuft  meist  in  derselben  undramatischen  Weise  u.  s.  w.  Und  doch 
sollen  die  S.  R,  ganz  von  fremden  Einflüssen  frei  sein!  Zur  Erklärung  dieser 
Erscheinung  sagt  D^A.  wohl,  dafs  die  Italiener  denselben  Quellen  wie  andere 
Völker  folgten.  Wie  kam  es  aber,  dais  sie  gerade  dieselben  Quellen  be- 
nutzten, wo  für  einen  Stoff  in  den  einzelnen  Evangelien  oft  verschiedene, 
sehr  wesentlich  von  einander  abweichende  Quellen  vorlagen.  Schon  der 
Umstand,  dafs  man  überall  unter  mehreren  Quellen  einer  den  Vorzug  gab, 
beweist  das  Abhängigkeitsverhältnis  des  einen  Volkes  von  einem  anderen. 

Blieb  das  relig.  Drama  in  Florenz  wirklich  ganz  frei  von  dem  Einflnia 
des  liturgischen  ?  Ich  glaube,  dafs  auch  in  dieser  Sache  das  letzte  Wort  noch 
nicht  gesprochen  ist.  Nachdem  das  liturg.  Drama  in  mehreren  Teilen  Italiens 
nachgewiesen  ist,  sehe  ich  nicht  ein,  warum  man  sich  gegen  die  Annahme 
seiner  Existenz  in  Florenz  so  ablehnend  verhält.  Es  würde  ja  manche  Über- 
einstimmung der  S.  R.  mit  dem  relig.  Drama  anderer  Länder  am  einfachsten 
erklären. 

Zugegeben  —  was  mir  jedoch  noch  nicht  so  ganz  erwiesen  scheint  — 
dafs  die  von   den  Historikern   schon   im  14.  Jahrhundert  erwähnten  Rappre- 


ebenso  scharfsinnig  wie  geistvoll  geäufsert.  Auch  er  hält  eine  Beeinflussung 
der  S,  R.  durch  das  franz.  für  möglich.  Ich  verweise  mil  Vergnügen  auf  den 
gehaltvollen,  fesselnden  Artikel.  Auf  die  darin  angeregte  Frage  nach  der 
Ileimat  der  lateinischen  Osterfeiem  —  G.  Paris  meint:  „C'est  dans  quelque 
église  de  la  France  proprement  dite  ou  des  bords  du  Rhin  qu'ont  ¿té 
inventées  ces  liturgies  dramatisées"  —  hoffe  ich  bei  anderer  Gelegenheit 
vrieder  zurückzukommen. 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  583 

sentationi  entweder  ganz  stumme  Spiele  oder  ^^almeno  senza  forme  dramma- 
tiche" (I,  222)  waren,  so  ist  damit  die  Existenz  wirklicher  R,  sacre  im 
14.  Jahrh.,  wie  wir  sie  im  15.  Jahrh.  fìnden,  noch  nicht  ausgeschlossen.  Femer 
erachte  ich  es  zum  mindesten  noch  als  sehr  zweifelhaft,  dafs  —  wie  D'Ancona 
meint  —  die  stummen  Spiele  den  gesprochenen  im  Alter  vorangehen.  Wenn 
sich  D'A.  (I,  223)  auf  ein  ähnliches  Verhältnis  im  französischen  Mysterium 
beruft  (anche  là  la  rappr.  mimica  sembra  precedere  quello  di  azione  dram- 
matica), so  hat  er  wohl  die  beweiskräftige  Stelle  bei  P.  de  Julleville  nur 
flüchtig  angesehen.  Dieser  sagt  (I,  197)  „ce  genre  de  spectacles  qui  fleurit 
en  France  avant  les  vrais  mystères".  Er  sagt  also  nicht,  dafs  das  genre  der 
Myst.  mimés  den  eigentlichen  Mysterien  voranging  —  eine  solche  Behaup- 
tung würde  ja  sein  ganzes  Werk  widerlegen  —  sondern  lediglich,  dafs  sie 
früher  ihre  Blütenperiode  erreichten.  Man  sollte  glauben,  dafs  stummen 
Spielen,  wie  sie  in  Italien  nachgewiesen  sind  —  formlichen  Cellectivmysterien 
—  eine  ziemlich  weit  gediehene  Entwicklung  der  relig.  azione  drammatica  vor- 
ausging. Ein  stummes  Spiel  kann  doch  nur  dann  auf  ein  volles  Verständnis 
zählen,  wenn  das  Dargestellte  dem  Publikum  schon  vielfach  dramatisch  vor- 
geführt und  dadurch  ganz  gelaufìg  geworden  ist 

D'Ancona  zieht  (l.  S.  495)  zu  einem  kurzen  Vergleich  mit  den  S.  R, 
die  y,grandi  Rappr  es.  pittoriche**  heran,  er  spielt,  wenn  ich  mich  recht 
erinnere,  auch  noch  an  ein  oder  zwei  anderen  Stellen  auf  dieses  Verhältnis 
an  ;  man  kann  aber  nur  bedauern ,  dafs  er  dem  Wechselverhältnis  zwischen 
den  zeichnenden  Künsten  und  dem  Drama  im  Mittelalter  nicht  einen  gröfseren 
Platz  in  seinem  Werke  eingeräumt  hat.  Ich  vermute  stark,  dafs  ein  gründ- 
liches Studium  dieser  Seite  seines  Themas  manchen  dunklen  Punkt  in  der 
Entwicklungsgeschichte  des  relig.  Dramas  in  Italien  zu  erhellen  geeignet 
wäre.  Ebenso  hätte  ich  auch  über  die  Beziehungen  des  relig.  Dramas  zur 
älteren  oder  gleichzeitigen  lyr.  und  epischen  relig.  Dichtung  gerne  etwas 
Näheres  erfahren ,  wie  das  zum  Teil  für  das  deutsche  Mysterium  geschehen 
ist.  Ich  glaube  bestimmt  —  der  Mangel  an  Hilfsmitteln  läfst  mich  auch  hier 
nur  eine  Vermutung  aussprechen  —  dafs  solche  in  reichem  Mafse  bestanden 
haben.  So  verzeichnet  der  Katalog  L(ibri)  (Paris  1847)  einige  dreifsig 
Nummern  (Nr.  12 14 — 1248)  von  Legendes  en  vers^  welche,  fast  alle  in  ottava 
rima  geschrieben,  gröfstenteils  die  nämlichen  Stoffe  wie  die  S,  R.  behandeln. 
Ich  erwähne:  Giudetta ,  Susanna,  vita  del  N.  S.  y.  Ch.»  conversione  di  S, 
Magdalena  y  vendetta  di  ChristOy  Santa  Elena,  Sette  dormienti,  Santo  Alesso, 
santa  Orsola  u.  s.  w.  Obgleich  die  Drucke  wohl  alle  dem  16.  Jahrkundert 
angehören,  so  sind  die  Dichtungen  doch  ohne  Zweifel  wenigstens  zum  teil 
älter  und  mindestens  gleichzeitig  mit  den  meisten  S.  R, ,  mit  denen  sie  auch 
noch  den  Umstand  teilen ,  dafs  sie  —  wie  ich  aus  dem  Catal.  die  Commedie 
ital.  (Farsetti)  Ven.  1776  S.  25  ersehe  —  noch  im  17.  Jahrh.  neu  gedruckt 
wurden.  Die  meisten  sind,  wie  die  S.  R,,  anonym.  Von  den  vier  Autoren, 
die  genannt  sind,  ist  Socci  Perretano  (hier  Soci  Piretano)  bereits  als  Ver- 
fasj^er  eine  S.  R.  bekannt;  und  so  wird  das,  was  Libri  (S.  197)  sagt:  Souvent 
un  même  sujet  était  traité  à  la  fois  par  les  rapsodes  italiens  en  prose,  en 
vers  et  prenait  aussi  la  forme  de  Drame"  wohl  seine  Richtigkeit  haben. 
Wichtigor  wäre  es  übrigens,  wenn  sich  Beziehungen  des  ital.  geistl.  Schau- 
spiels zu  noch  älteren  nichtdrammat.  Dichtungen  nachweisen  liefsen.  —  Über 


584  L.  STIEFEL, 

alle  diese  Dinge  vermag  uns  Niemand  besser  Aufschlufs  zu  erteilen  als  der 
gelehrte  Verfasser  der   Origini. 

Warum  D'A.  I ,  S.  269 ,  bezw.  S.  333  die  Verfasser  von  S,  R,  Socci 
Porretano  (o.  Perretano)  Tiburzio  Sacco  und  A.  Roselli  weggelassen  hat» 
weifs  ich  nicht.  Den  ersten  erwähnt  er  übrigens  I  S.  440,  die  andern  über- 
haupt nicht.  Ob  der  S.  332«  392,  angeführte  Sansone  mit  dem  des  Roselli 
und  die  S.  270  genannte  Susanna  mit  der  des  Sacco  identisch  ist,  weifs  ich 
ebenfalls  nicht. 

Im  I.  Kapitel  des  libro  III  beschäftigt  sich  der  Verfasser  —  wie  schon 
erwähnt  worden  ist  —  mit  den  „Drammi  profane  del  secolo  XV  e  XVI 
modellati  sulla  sacra  rappres,"  In  seinen  interessanten  Ausführungen  zeigt 
er  an  den  Beispielen  von  Poliziano's  Orfeo  y  Corregio's  Cefalo,  am  Timone 
von  Carretto  (hier  zu  ersten  Mal  besprochen)  und  an  demjenigen  von  Bojardo, 
anXaccone's  Danae,  Accolti's  Virginia,  wie  Stücke  profanen  Inhalts  sich 
in  der  Form  an  das  relig.  Drama  anlehnen.  Die  gleiche  Erscheinung  weist 
D^ Ancona  bei  mehreren  lateinischen  und  ital.  Dramen  nach,  welche  zeit- 
genössische Ereignisse  behandeln.  Anderseits  erfahren  wir,  dafs  auch  die 
Farsa  in  der  Form  den  Einflufs  der  Rapp,  erfuhr.  Als  Beleg  führt  der 
Verfasser  die  Farsa  an  „nelle  quale  si  demostra  die  in  qualunque  grado 
Vhomo  sia,  non  si  può  quietare  etc.  und  die  Rappr.  di  Biagio  Contadino. 
Diesen  Ausführungen  ist  im  ersten  Teil  durchaus  beizustimmen;  es  ist  nur 
zu  bedauern,  dafs  der  geistvolle  Historiker  die  Zahl  der  hier  einschlägigen 
Beispiele  nicht  vermehrt  und  den  äufscrst  interessanten  Gegenstand  nicht 
erschöpft  hat.  Hierher  gehören  noch  die  von  D'Ancona  erst  an  spaterer 
Stelle  erwähnten  Stücke  Araldo's  {l* Ingratitudine)  und  Nardi's  {f  AmicÌMÌa, 
I  due  felici  Rivali),  ferner  Carretto's  Sophonisba  und  Tempio  d^ Amore,  wahr- 
scheinlich des  Notturno  Gaudio  d^ Amore  und  die  Stücke  Marco  Guazzo's, 
Ant.  da  Pistoia's  Filostrato  und  vor  allen  die  anonyme  Floriana,  der  man 
so  gern  ein  hohes  Alter  hat  anweisen  wollen.  Ja  in  gewisser  Hinsicht 
möchte  ich  ihnen  noch  spätere  Dramen,  wie  A.  Ricchi's  Tre  Tiranni  an- 
reihen. 

Was  aber  die  Farsa  betrifft,  so  bin  ich  von  D'A.'s  Angaben  weniger 
befriedigt.  Es  sagt  (II,  147):  Era  la  i^cz  r  ja  ...  un  genere  antico,  popolare, 
anzi  plebeo,  non  mai  dismesso  durante  Tetà  media  etc.  und  schon  früher 
(I,  603)  hatte  er  behauptet,  dafs  diese  Gattung  „nelle  nostre  Rappr.  entra 
come  comico  intermezzo".  Es  gibt  in  der  Literaturgeschichte  des  Mittelalters 
nicht  leicht  einen  dunkleren  Punkt  und  zugleich  keinen,  der  weniger  Aus- 
sicht auf  Aufhellung  hätte,  als  die  Geschichte  der  profanen  Schaubelostigungen 
des  Mittelalters  und  zwar  nicht  nur  in  Italien,  sondern  bei  allen  Völkern  des 
Abendlandes.  Man  befmdet  sich  da  verlassen  auf  dem  schlüpfrigen  Boden 
der  blofsen  Vermutung.  Es  steht  wohl  aufser  Zweifel,  dafs  gevdsse  profane 
Volksspiele  schon  im  grauen  Mittelalter  bestanden,  es  scheint  mir  auch,  be- 
sonders für  Italien,  sehr  naheliegend,  sie  mit  den  altitalienischen  Volksspielen 
(Atellanen  u.  s.  w.)  in  Verbindueg  zu  setzen,  ich  bin  selbst  bereit«  einen 
direkten  Zusammenhang  zwischen  ihnen  und  der  Commedia  del  Arte  — 
wegen  des  maskenartigen  Charakters  beider  —  zuzugeben:  aber  dafs  jene 
Spiele  der  Joculatores  ohne  weiteres  als  selbständige  Intermedien  in  die  S.  R. 
eintraten,    und    dafs    sie    zugleich    die    direkten    Vorfahren    der   Farse    dea 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  585 

16.  Jahrhunderts  seien»  das  bezweifle  ich.  Meines  Erachtens  hätte  D'A. 
untersuchen  müssen,  ob  letztere  in  früherer  Zeit  nicht,  analog  den  Vorgang 
in  den  übrigen  Ländern  Europas,  in  engerer  Beziehung  zu  den  geistlichen 
Spielen  gestanden,  ob  sie  sich  nicht  daraus  geradezu  entwickelt  haben.  So- 
weit ich  auf  Grund  allerdings  unzureichenden  Materials  urteilen  kann,  ist 
dieses  der  Fall.  Die  Farsa  ist  die  aus  schwachen  Anfangen  allmählich 
herangewachsene  komische  Nebenhandlung  des  Mysteriums ^  welche,  mündig 
geworden,  sich  von  diesem  loslöste  und  sich  selbständig  weiter  entwickelte. 
Der  Contadino,  und  der  Oste,  die  zwei  am  häufigsten  vertretenen  komischen 
Figuren  der  S.  R.  wurden  wahrscheinlich  durch  die  Weihnachtsspiele  an- 
geregt. Aus  den  Hirten  von  Bethlehem  entwickelten  sich  die  Contadini^ 
und  der  Wirt ^  der  Joseph  und  Maria  das  Obdach  verweigerte,  wurde  das 
Urbild  des  Oste.  Die  letztere  Figur  wurde  bekanntlich  auch  in  den  deutschen 
Spielen  zur  komischen.  In  der  bei  D*A.  (S.  Rappr.  I,  193)  abgedruckten 
Natività  haben  die  Hirten  bereits  Namen  von  Contadini:  Nencio  Bobi  und 
Randello,  während  sie  in  der  wahrsch.  auf  ein  älteres  Vorbild  zurückgehenden 
Purificazione  (S.  R.  I,  2I4)  noch  hebräische  Namen  fuhren.  Im  S.  Gualberto 
heifsen  die  Contadini  :  Nencio  Beco  und  Randello,  im  Agnolo  Ebreo  :  Baccio 
und  Beco,  im  S.  Onofrio  Beco  und  Randello,  anderwärts  fìnden  wir  noch 
Nencia,  Nanni  u.  s.  w.  Den  Oste  treffen  wir  zwar  nicht  in  der  eben  erwähnten 
Natività ,  aber  es  gab  ohne  Zweifel  Nativitätssp. ,  worin  er  wie  in  anderen 
Ländern,  vorkam.  Dagegen  findet  er  sich  u.  a.  im  Figi,  prodigo,  im  S,  An- 
tonio in  den  Sette  Dormienti  ^  im  jRe  Superbo,  in  Rosana,  in  Santa  Uliva,  San 
Onofrio  u.  s.  w.  Wenn  ich  nun  erwähne,  dafs  wir  fast  alle  diese  Namen  in 
den  Farse  des  16.  Jasrhundets  wiederfinden,  dafs  sich  dort  sehr  oft  der  Oste 
zeigt,  dafs  Inhalt,  Dialog  und  Sprache  der  Farse  die  gröfste  Ähnlichkeit 
mit  jenen  Scenen  der  S.  R.  zeigen ,  dafs  sogar  eine  Farsa  :  Beco,  Randello 
e  r  Oste  (Fir.  1572)*  einfach  aus  S,  Onofrio  herausgenommen  scheint,  so  wird 
man  meiner  obigen  Behauptung  gewiis  beipflichten.  In  diesem  Lichte  müssen 
also  die  in  Florenz  und  Siena  geschriebenen  Farse,  bes.  die  der  Rozzi  be- 
trachtet werden  und  höchst  wahrscheinlich  auch  die  in  anderen  Provinzen 
entstandenen.  Der  Einflufs  jener  alten  komischen  Episoden  der  S.  R.  zeigt 
sich  sogar  noch  in  den  stark  vom  klass.  Lustspiel  beherrschten  Stücken  der 
Intronati  zu  Siena.  So  begegnen  wir  z.  B  in  den  Ingannati  (1537  gçdr.) 
zwei  komischen  Wirten,  von  denen  einer  Frulla  heifst,  ein  Name  der  sich 
schon  im  Sant  Ippolito  vorfindet. 

Gleich  den  Farse  standen  auch  die  ältesten  pastoralen  Versuche  den 
relig.  Spielen  nahe.  Der  Orfeo  und  der  Cefalo,  die  schon  erwähnt  worden 
erüfinen  den  Reigen.  Ihnen  schliefsen  sich  an  der  Tirsi  von  Castiglione 
und  Gonzaga,  die  Commedie  des  A.  Caperano,  der  Philolauro  des  Demone 
(Rem.)  Filostrato,  Tansillo*s  Due  Pellegrini,  Cassio  und  Bellincioni  mit  ihren 
Eglogen,  Casalio's  Amaranta  u.  a.  bis  herab  zur  Tancia  des  Buonarroti. 

S.  82  berichtet  D'A.  nach  A.  Lucio's  interessanter  Publik.  Federigo 
Gonzaga  ostaggio  alla  corte  di  Giulio  II,  (Roma  1877),  dafs  am  6.  Januar 
1 5 13   zu  Rom    ein    span.  Stück  Juan   de  PEncina    (richtig:  del  Encina)    auf- 

'  Es  gibt  auch  eine  Farsa  Tonio  e  Pippo  Contadini  e  VOste  (s.  d.;  Farsetti 
178).     Solite  diese  etwa  bis  auf  die  Namen  identisch  mit  der  obigen  sein? 

Zeitscbr.  f.  rom.  Phil.  XVII.  38 


586  BESPRECHUNGEN.     L.  STIEFEL, 

geführt  worden.  „E  peccato  ignorarne  il  titolo"  meint  D'A.  Was  wir  über 
den  Inhalt  erfahren  ist  zwar  wenig:  ,, intervenne  lui  ad  dir  le  forze  et  acci- 
denti di  amore",  doch  kann  schon  der  Zeit  nach,  die  y,comedia"  nichts  anderes 
als  Encina's  jüngstes  dram.  Erzeugnis ,  seine  Egloga  de  PUicidá  y  Vittoriano 
gewesen  sein,  von  der  wir  wissen,  dafs  sie  in  Rom  entstanden,  und  1514» 
wenn  nicht  gar  schon  151 3  gedruckt  und  1559  auf  den  Index  gesetzt  worden 
ist.  Der  Inhalt,  den  man  bei  Klein  IX,  31  ff.  nachlesen  mag,  deckt  sich 
völlig  mit  obigen  Worten.  Das  Stück  ist  also  noch  unter  Pabst  Julius  II. 
entstanden  und  nicht  erst  unter  Leo  X.;  Damit  fällt  eine  widerliche  Ver- 
mutung Klein's  (1.  c.)  in  nichts  zusammen. 

D.A.  sagt  n  S.  167  N.  2:  Lotto  Del  Mazza  era  un  calzolajo  fiorentino. 
Es  ist  zu  berichtigen,  dafs  er  ein  cahajuolo  war.  —  Die  Anmerkungen,  welche 
D'A.  II,  171  ff.  über  das  Verhältnis  des  ital.  klass.  Dramas  zum  franz.  macht, 
bedürfen  mehrfach  der  Ergänzung  und  Berichtigung.  Ich  begnüge  mich  mit 
einigen  Berichtigungen.  So  sagt  er  z.  B.  :  „Vengono  poi  le  traduzioni  della 
Sofonìsta  di  Claude  Mermet  (1584),  di  A.  de  Montchrestien  (1601)  e  di 
Mayret  (1629)."  Hier  ist  zu  bemerken,  dafs  die  Soph,  des  Mermet  eine  Übers, 
ist,  die  andern  sind  Originale.  Montchrestien's  ¿'¿^//r.  erschien  bereits  1596 
im  Druck,  von  1601  ist  die  von  Montreux,  Mairet's  Stück  ist  wahrsch.  1634 
verfafst,  und  1635  gedruckt  worden.  —  Wenn  D*A.  dort  femer  sagt:  „Ch. 
Estiennc  1647  (trad.)  il  Sacrificio^  degli  Intronati ^^^  so  ist  zu  erinnern,  dafs  er 
nicht  die  lyr.  Dichtung  il  Sacrifizio,  sondern  die  damit  zusammengedr.  Komödie 
GV Ingannati  und  diese  nicht  erst  1547»  sondern  bereits  154O  übersetzt  und 
in  Druck  gegeben  hat.  —  II,  176  sagt  D'Ancona:  „nel  1590  Filippo  II 
morente  proscrìveva  del  tutto  le  Rapp.  teatrali".  Das  Verbot  erfolgte  am 
2.  Mai  und  Philipps  Tod  am  28.  September  1598.  —  II,  190  lesen  wir:  // 
Sacrifizio  d^ Àbramo  ¡spirava  llsaccoy  Tragedia  di  Franc.  Contarini  (yen.  1615). 
Hier  liefs  sich  D'A.  durch  den  Titel  zu  einem  Irrtum  verführen,  denn  der 
Isaccio  des  Contarini,  enthält  die  Geschichte  des  byzantinischen  Kaisers 
Isaak  II  Angelos.  — 

Ganz  flüchtig  und  in  Bausch  und  Bogen  fertigt  D'A.  —  wohl  in  Folge 
allzureichen  Materials  —  die  relig.  Dramen  in  der  2.  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts und  im  17.  Jahrh.  ab.  Und  doch  verdienten  sie  schon  deshalb 
etwas  mehr  Aufmerksamkeit,  weil  sie,  bis  zum  Erscheinen  von  Maffei's 
Merope,  den  weitaus  hervorragendsten  Teil  der  ernsten  Dramen  Italiens  aas- 
machen. Ihre  grofse  Zahl  ist,  neben  den  immer  noch  erscheinenden  Ausgaben 
alter  5.  ^.,  ein  Beweis  für  das  fortdauernde  Interesse,  das  man  dem  geistlichen 
Schauspiel  entgegen  brachte.  Ob  sie  wohl  alle  die  wegwerfende  Kritit  unseres 
strengen  Historikers  verdienen?  Vielleicht  unterzieht  sich  Jemand  der,  gewifs 
mehr  noch  den  Kulturhistoriker  als  den  Litcrarhistonker  interessierenden  Arbeit 
sie  näher  zu  studieren,  nnd  für  diesen  bemerke  ich,  dafs  sie  in  drei  Klassen 
zerfallen:  i.  Nachahmungen  der  alten  S,  R,  oder  ähnlicher  Dramen  aus 
älterer  Zeit,  2.  Rclig.  Dramen  nach  klass.  Mustern,  und  3.  Nachahmungen 
spanischer  Comedias  de  Santos  etc.  (letztere  meist  in  Prosa). 

Ich  komme  jetzt  zu  den  Appendici.  Der  erste  erscheint  hier  zum  dritten 
Male  im  Druck,  deshalb  verzichte  ich  auf  ein  näheres  Eingehen,  obwohl  D'A. 
seine  verdienstliche  Abhandlung  mit  einigen  wertvollen  Zusätzen  bereichert 
hat.     Nur  eine  Bemerkung  will  ich  vorbringen.    Die  Spiele  {Maggij  der  tosk. 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  587 

Bauern  —  Gegenstand  der  Abhandlung  —  sind  fast  alle  schwache  Erzeug- 
nisse, nur  wenige  machen  eine  Ausnahme,  dazu  gehört  il  Martirio  di  San 
Bonifacio,  Ueber  diesen  Maggio  sagt  D'A.:  „se  invece  di  essere  oscuro 
parto  della  Musa  campagnuola,  portasse  scrìtto  in  fronte  il  nome,  ad  esempio, 
di  qualche  autore  di  Atti  sacrament,  »  già  da  gran  tempo  i  critici  e  gli 
storici  dell'arte  ne  avrebbero  dette  le  lodi.  Che  per  quanto  spetta  ....  al 
concetto  dram,  e  alla  compos,  teat.,  a  me  pare  che,  ne*meriti,  come  ne*difetti 
il  Maggio  .  .  non  stia  molto  al  di  sotto  de'piìi  celebrati  lavori  de'dramat. 
spagnuoli."  Ich  finde  das  Urteil  etwas  übertrieben,  bin  aber  davon  weniger 
überrascht  als  darüber,  dafs  D'A.  nicht  auf  die  eigentliche  Quelle  gekommen 
ist.  Wer  einigermafsen  sich  in  das  spanische  Drama  des  17.  Jahrhunderts 
eingelesen  hat,  wird  keinen  Augenblick  im  Zweifel  sein,  dafs  er  es  hier  mit 
einem  Flüchtling  der  pyrenäischen  Halbinsel  zu  thun  hat,  der,  obwohl  im 
toskan.  Bauemkittel,  seine  edle  Abkunft  nicht  verleugnen  kaim.  Der  Catal. 
span.  Comedias  von  Barrera  führt  S.  580  einen  San  BonifcLcio  an,  ein  ital. 
Drama  gleichen  Namens,  das  auch  den  gleichen  Inhalt  hat,  ist  zwar  nicht 
bekannt  —  denn  Scip.  Agnelli  Maifei's  5.  Bonifacio  ist  davon  grundver- 
schieden —  allein  ein  solches,  vermutlich  jetzt  Verlorenes,  hat  gewifs  den 
Stoff  vermittelt. 

Besonders  dankbar  müssen  wir  dem  Verfasser  sein,  dafs  er,  als  2.  An- 
hang, die  im  Giornale  Stör.  d.  Lett,  It,  V,  1 — 79,  VI,  i — 52,  312 — 351  u.  VII, 
48—93  zum  ersten  Male  veröffentlichte  Abhandlung  //  teatro  mantovano  nel 
secolo  XVI  wieder  abdruckte  (S.  349 — 578)  und  durch  Zusätze  bereicherte. 
Er  verfolgte  auf  diesen  wichtigen  und  äufserst  lehrreichen  Blättern,  noch  ins 
15.  Jahrhundert  zurückgreifend,  jedoch  die  S.  R,  ausschliefsend,  an  der  Hand 
archivalischen  und  anderen  Materials  die  Theatergeschichte  jenes  Hofes,  der 
nächst  Florenz  und  Ferrara  auf  den  Entwicklungsgang  des  ital.  Dramas  und 
der  ital.  Schauspielkunst  den  bedeutensten  Einflufs  ausgeübt  hat.  Von  den 
9  Kapiteln  der  Abhandlung  können  das  8.  (Le  Rappr,  del  Pastor  fido  a  Man- 
tova) als  wertvolle  Ergänzung  zu  V.  Rossi's  Arbeit  über  den  P,  F,y  und  das 
5.  (Gli  Ebrei  di  M.  e  il  teatro)  ein  besonderes  Interesse  beanspruchen;  letzteres 
deshalb,  weil  es  gewifs  eine  merkwürdige  Erscheinung  ist,  dafs  die  Juden 
Italiens  im  16.  Jahr,  trotz  der  gedrückten  Lage,  in  der  sie  sich  in  Folge 
relig.  Vorurteile  befanden ,  an  den  allg,  Literaturbestrebungen  viefach  teil 
nahmen.  Ganz  einzig  dastehend  ist  aber  die  Rolle,  die  sie  in  der  Theater- 
geschichte Mantuas  spielen.  Sie  waren  als  Musiker ,  Balletmeister ,  Schau- 
spieler, manche  als  dramat.  Dichter,  einer  sogar,  Leone  de  Sommi  —  nicht 
nur  wegen  vieler  Dramen,  sondern  auch  wegen  seiner  „dialoghi  stäParte  rap- 
presentativa" geschätzt.  Ich  mufs  bezüglich  Einzelheiten  auf  die  ungemein 
fesselnden  Ausführungen  D'A.s  selbst  verweisen,  und  lasse  nur  noch  einige 
Berichtig,  und  Ergänz,  zum  II.  App.  folgen  : 

Zu  S.  352  N.  2:  Menechino  und  Menechini  statt  Monechmo  und  Menechmi 
entstand  durch  eine  auf  die  ed.  princ.  zurückgehende  Verwechsl.  des  m  mit 
in,  welche  sich  durch  spätere  Ausg.  fortschleppte  (cf.  meine  Bemerk,  im 
Ltbl.  1890,  Col  197).  —  S.  381  liest  man:  Quanto  al  Philonico  forse  non  è 
ardita  congettura  che  si  debba  leggere  Philodicus^  e  che  si  tratti  dello  Stepha- 
nìum  di  M.  A.  Harmonius  Marsus,  dove  ricorre  un  personaggio  di  codesto 
nome."    Philodicus  ist  in  jenem  Stück  eine  ganz  untergeordnete  Person,    die 

38* 


588  BESPRECHUNGEN.     L.  STIEFEL, 

ganz  zuletzt  auftritt,  also  in  keiner  Weise  den  Namen  fur  die  Commedia  áb> 
geben  konnte.  Phüonico  scheint  mir  vielmehr  ein  verlorenes  Stück  zu  sein, 
der  richtig  gebildete  griech.  Name  schliefst  ein  Schreibversehen  aus.  —  S.  388  N. 
wird  der  Formicone  des  P.  Philippo  als  rarissima  bezeichnet.  Ich  habe 
Kenntnis  von  7  Ausgaben  (s.d.,  1524,  1526,  1527,1530,1534,1537;  es  gab 
deren  gewifs  noch  mehr),  wovon  die  Münchener  Hof-  und  Staatsb.  allein 
vier  besitzt.  In  Auktions-  und  Antiquariatskat  bin  ich  dem  Stück  auch 
öfters  begegnet,  so  gar  selten  dürfte  es  sonach  nicht  sein.  —  S.  440  N.  heifst 
es  von  Piccolomini's  Amor  contante,  composta  1531.**  Corrigiere  1586.  — 
S.  446  N.  4  steht  :  B.  Rossi,  comico  nella  pref.  alla  Fiamella  del  De  Fornaris 
etc.  Nicht  Fornaris,  sondern  Rossi  ist  der  Verfasser  der  Fiamella^  —  Zu 
S.  458:  der  Schauspieler  G.  Tabarin,  von  dem  D'A.  (nach  K.  Trautmann) 
AufHihrungen  in  Oestereich  zwischen  1568 — 1574  erwähnt,  hat  vielleicht  die 
Rolle  Tabarin  (Bergamasco  servo)  in  Marin  Negro's  1 561  gedr.  Com.  la  P<ice 
angeregt  oder  gegeben.  Damit  wäre  seine  Thätigkeit  in  Venedig  und  seine 
Rolle  (servo  B.)  gefunden.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dafs  la  Pace  auch  schon 
die  Rolle  eines  Dottore  und  zwar  eines  Dott.  Bergamasco  enthält.  —  Zu  S. 
459/60.  Ueber  Ganassa  in  Spanien  hätte  D*A.  Pellicer  I,  53  flf.,  62,  63,  71 — 74 
und  Sanchez  Aijona  {Jßl  Teatro  en  Sevilla  1887)  vergleichen  sollen.  Dem 
letzteren  zufolge  war  Alberto  Nazeri  de  Ganaça  —  so  nennt  er  sich  in  einer 
Bittschrift  —  1575,  1578  und  1683  in  Sevilla  „en  la  fiesta  del  Corpus"  be- 
teiligt, er  hat  also  wohl  auch  spanische  relig.  Spiele  aufgeführt.  Ueber  einen 
älteren  ital.  Schauspieler,  der  lange  vor  Ganassa  in  Spanien  auftrat  cf.  meine 
Arbeit  Lope  de  Rueda  und  das  ital.  Lustspiel  (Ztsch.  XV,  S.  318).  —  S. 
476  Z.  10  lies  statt  1585,  1589.  —  S.  476  N.  i  sagt  D*A.:  Togliamo  la  seguente 
notìzia  su  Pedrolino  dal  Sand  I,  257  lasciando  a  lui  la  responsabilità:  etc. 
Es  folgt  nun  die  Notiz,  bei  welcher  D'A  Sand  nicht  die  ganze  Verantwortlich- 
keit lassen,  sondern  korrigieren  hätte  sollen,  dafs  Ch.  Castelletti  1547  noch  kein 
Stück  geschrieben  —  sein  erstes  erschien  1580  im  Druck  —  dafs  in  keinem 
Stücke  ein  „Pirro  servo"  vorkommt,  dafs  Grotto  nur  in  einem  seiner  Stücke 
einen  Pedrolin  einführte,  dafs  dieses  aber  nicht  Attiera,  sondern  Alteria  heilst, 
wohl  1587  gedruckt,  aber  schon  1584  verfafst  worden  ist  und  —  was  das 
wichtigste  ist  —  dafs  Pedrolin  und  Bertolin  —  denn  auch  dieser  kommt  da- 
rin vor  —  keine  valets  naïfs,  sondern  facchini  sind,  die  nur  ein  paar  Worte 
sprechen.  —  S.  488  wiederholt  D'A.  nach  Nap.  Signorelli  —  dafs  im  „Edipo 
tiranno  di  Sofocle  trad,  da  O.  Giustiniano  la  parte  del  protagonista  fu  so- 
stinuta  dal  famoso  L.  Groto."  Obwohl  auch  A.  Zeno  dieser  Ansicht  ist,  so 
scheint  mir  doch  Giuseppe  Grotto,  der  Verfasser  einer  Vita  di  L,  Grotto 
(Rovigo  I777)  eher  recht  zu  haben,  der  auf  Grund  zeitgenöss.  Zeugnisse 
behauptet,  G.  habe  die  Rolle  des  Tiresias  gegeben.  —  Von  den  S.  551  an- 
geführten Personen,  die  mit  der  Auff.  des  Pastor  ßdo  zu  Mantua  betraut 
wurden,  verdiente  Giov.  Donato  Cucchetti  Interesse,  weil  er  selbst  Verfasser 
mehrerer  Dramen,  darunter  eines  von  Tasso  belobten  Pastoraldramas  PavUa 
(1581)  war.  Ist  das  wirklich  der  Fall,  d.  h.  gab  es  keinen  2.  gleichen  Namens» 
so  gewinnt  Guarini's  Brief  auf  S.  556  erhöhte  Bedeutung.  —  Zu  S.  495:  Ich 
bezweifle  —  wenn  D'A.  nicht  ganz  bestimmte  Anhaltsp.  hat  —  dafs  die  1589 
zur  Hochzeitsfeier  Ferdinand  I.  in  Florenz  aufgeführt  ,,Comedia"  H  Giuäiuo 
di  Paride  identisch   mit    der  1608  zur  Hochzeit  Cosimos  II  zu  Florenx  anf- 


d'ancona,  origini  del  teatro  italiano.  589 

geführten  und  gedruckten  favola  in  musica  gleichen  Namens  ist.     Stücke  mit 
diesem  Titel  gab  es  viele.  — 

Einen  Platz  in  der  Theatergeschichte  Mantaas  hätten  vielleicht  noch 
ñnden  sollen  :  die  Dialektstücke  des  Dichters  und  Malers  G.  Arthemio  Gian- 
carli  1544/45  (cf.  meine  Arbeit  Lope  de  Rueda  etc,  1.  e.  S.  189),  die  1544  zu 
Mantua  gedruckte  und  von  einem  „gentilhuomo  Mantovano  verfafste  Komödie 
Desiderato  Fine/*  die  1581  aufgeführte  (1603  gedruckte)  Com.  /  Sospetti  des 
Akademikers  Massimo  baroni  (die  Dramm.  v.  1755  nennt  in  Ferroni)  und 
endlich  eine  Notiz  Cooper-Walker's  (Hist.  &  crit,  Essay  on  the  Revival  of 
the  Drama  in  Italy,  Edinb.  1805,  S.  199):  if  the  authority  of  SirTh.  Urguhart 
may  be  relied  on,  there  appeared  in  1583  on  the  stage  of  this  court  (Mantua) 
a  gentleman  -  actor ,  who  was  „himself  an  host.**  It  is  related  by  this 
quaint  writer,  that  while  the  Admirable  Crichton  resided  in  Mantua,  he  was 
encouraged  by  the  reigning  family  to  compose  an  Italian  comedy  .  .  .  which 
was  looked  upon  as  one  of  the  most  ingenious  satires  ...  ;  but  that  which  was 
most  wonderful  . .  that  he  himself  personated  the  divine,  philos.,  lawyer, 
mathematician  and  soldier  with  such  an  inimitable  grace  that  every  time  he 
appeared  on  the  theatre  he  seemed  to  be  a  different  person  etc. 

A.  L.  Stiefel. 


Dr.  Giacomo  de  Gregorio  :  Saggio  di  fonetica  siciliana.  Tipografìa  Michele 
Amenta  1890. 

Im  kritischen  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  romanischen  Phi- 
lologie p.  135  ff.  habe  ich  bereits  den  Inhalt  dieser  Arbeit  angegeben.  Wenn 
ich  aber  dort  gemäfs  der  Aufgabe,  die  sich  der  Jahresbericht  stellt,  vor  Allem 
auf  das  in  der  Arbeit  enthaltene  beherzigenswerte  Neue  hinzuweisen  hatte, 
so  möchte  ich  hingegen  hier  einige  Punkte  zur  Sprache  bringen,  mit  welchen 
ich  mich  nicht  einverstanden  erklären  kann.  Schon  dort  konnte  ich  nicht 
umhin  zu  bemerken,  dafs  de  Greg,  besser  daran  gethan  hätte,  wenn  er  in 
seiner  Arbeit,  die  hauptsächlich  ergänzender  und  berichtigender  Natur  ist, 
nicht  Alles,  was  schon  über  das  Sicilianische  geschrieben  worden  ist,  in 
breiter  Darstellung  wiedergegeben  hätte.  Vor  allen  Dingen  hätte  er  einige 
selbstverständliche  Bemerkungen  allgemeiner  Art  unterdrücken  müssen.  Wa- 
rum besonders  hervorheben,  dafs  in  den  romanischen  Sprachen  das  klassisch 
lai.  í"  und  7,  ö  und  û  stets  zusammenfliefsen  (p.  33  und  38)?  Warum  so  oft 
die  doch  hinlänglich  bekannte  Thatsache  (cf.  Grundrifs  p.  222)  wiederholen, 
dafs  man  von  Verdoppelung  von  Consonanten  eigentlich  nicht  sprechen  könne, 
da  nie  zwei  getrennte  Consonanten  gehört  werden  (so  hauptsächlich  p.  126)? 
Warum  schliefslich  als  etwas  Besonderes  verkündigen,  er  wolle  in  seiner 
Phonetik  auf  die  Arbeiten  von  Wentrup,  Hüllen,  Rez.*  zurückgehen,  da  er 
der  Meinung  sei,  dafs  wer  es  mit  einer  wissenschaftlichen  Arbeit  zu  thun 
habe,  nicht  versäumen  dürfe,  Alles,  was  früher  geschrieben  sei,  zu  berück- 
sichtigen, selbst  auf  die  Gefahr  hin,  an  Originalität  zu  verlieren?  (p.  7).    Das 

^  Da  ich  auf  die  Arbeit  öfters  zurückkomme,  zitiere  ich  den  genauen 
Titel:  Laute  und  Lautentwicklung  des  sicilianischen  Dialektes.  Trübner  1888. 


590  BESPRECHUNGEN.  H.  SCHNEEGÂNS, 

ist  doch  zu  selbstverständlich,  als  dafs  man  es  zu  sagen  brauchte.  Ebenso 
selbstverständlich  ist  aber  andererseits,  dafs,  wenn  man  die  in  früheren  Arbeiten 
ausgesprochenen  Theorien  annimmt,  man  nicht  vergessen  darf,  auf  dieselben 
hinzuweisen.  Letzteres  scheint  aber  de  Greg,  öfters  aufser  Acht  gelassen  zu 
haben.  So  hätte  er  doch  tranche  a  costo  di  perdere  dell*  originalità"  be- 
merken können,  dafs  die  Beobachtungen  über  den  Unterschied  zwischen  der 
Behandlung  der  Laute  in  volkstümlichen  und  gelehrten  Wörtern  im  Sicilia- 
nischen  nicht  von  ihm  zuerst  angestellt  worden  sind.  So  p.  89,  wo  er  sich 
unter  Anführung  von  Beispielen  über  das  volkstümliche  j  im  Gegensatz  zam 
gelehrten  und  fremden  ^  verbreitet,  ohne  seine  Quelle  zu  nennen  (Rez:  I.  c. 
p.  102  ff.);  ebenso  p.  97,  wo  er  die  verschiedene  Entwicklung  von  t  -4-  Hiat 
i  je  nach  dem  Begriff  des  Wortes ,  die  Popularisierung  einiger  Formen  er- 
läutert, ohne  auf  seine  Quelle  hinzuweisen  (Rez:  p.  iioff.);  ebenso  p.  113» 
114,  wo  er,  freilich  undeutlich  und  verschwommen,  den  von  Rez.  p.  126 ff. 
aufgestellten  Unterschied  zwischen  volkstümlicher,  gewählter  und  gelehrter 
Darstellung  des  /  -{-  Dent, ,  ohne  zu  zitieren ,  wiedergibt.  Als  etwas  ganz 
Neues  bringt  de  Greg,  femer  p.  29  die  Erklärung,  nach  welcher  das  t  oder 
Uy  welches  wir  in  Caltanisetta,  Santa  Caterina,  S.  Cataldo,  Gangi  und  Ademó 
für  f  und  o  fìnden,  zu  erklären  wäre  aus  der  hie  und  da  auftretenden  Ent- 
wickelung  der  Diphthonge  /^  und  tío  (cf.  jedoch  Rez.  p.  23,  wo  sich  die- 
selbe Erklärung  fìndet).  Die  von  Guastella  über  die  Dipthongierung  in 
Modica  aufgestellten  Regeln  bekämpft  de  Greg,  ohne  zu  erwähnen,  dafs  schon 
früher  von  Rez.  auf  dieselben  Mängel  aufmerksam  gemacht  worden  sei 
(p.  29  ff.).  Die  Unterschiede,  welche  Rez.  für  das  Verbleiben  resp.  Erweichen 
von  Anlaut  b  je  nach  dem  Begriffe  des  Wortes  konstatiert  hatte,  gibt.de 
Greg,  zum  grofsen  Teile  ohne  Quellenangabe  wieder  (p.  63).  Noch  ver- 
schiedene andere  meiner  Erklärungen,  so  diejenige,  dafs  'iif4f*  nicht  auf  ^ellus^ 
sondern  auf  -illus  zurückgeht,  und  dafs  sarvu  (servo)  aus  der  Infinitivform  zn 
erklären  ist,  gibt  er  wieder,  ohne  mich  zu  zitieren  (p.  32).^ 

Da  wo  er  zitiert,  thut  er  es  aber  manchmal  so  ungenau,  dafs  seine  auf 
diese  ungenauen  Zitate  sich  stützende  Polemik  ungerecht  wird.  So  wirft 
er  mir  p.  65  ein  Mifsverständnifs  vor.  Ich  hatte  p.  76  behauptet,  dafs  die 
von  de  Greg,  in  seinen  Appunti^  p.  29  ausgesproche  Ansicht,  es  werde  vor 
Vocalcn  b  stets  verdoppelt,  sich  als  irrig  erweise.  Die  betreffende  Stelle  in 
de  Greg.'s  Appunti  lautete:  „inoltre  ci  sono  delle  consonanti  che  si  radop' 
piano  sempre,  se  susseguite  da  vocale  B:  abbati,  mobbilit  obbulu,  possibòuli, 
cabbala,  cubbu,  gabbella,  libbiru"  (wie  Jeder  sieht,  lauter  Beispiele  für  b 
infervoc).  Darauf  erwidert  de  Greg,  in  der  Fonetica  p.  65  Anmerk.,  ich  hätte 
lesen  sollen,  was  Appunti  p.  30  bei  ihm  stünde  „B  è  constantemente  rinfor^ 
zato ....  meno  quando  passa  in  v;  er  verschweigt  aber,  dafs  diese  seine 
Bemerkung    sich    nur   bezieht   auf  Anlaut  b,    denn    in   der  durch  Punkte  an* 


*  In  seiner  Kritik  von  de  Greg.'s  Ausgabe  der  Capitoli,  welche  wir  im 
vorigen  Heft  besprachen,  mufs  Förster  auch  an  einer  Stelle  das  Fehlen 
des  ]  linweises  auf  eine  frühere  von  de  Greg,  benutzte  Arbeit  bedauern  p.  36 
Anm.  „Deploro  la  mancanza  del  rinvio  al  Di  Giovanni,  che,  del  resto, 
nell'intiero  opuscolo  non  viene  nemmeno  nominato." 

-  Appunti  di  fonologia  siciliana.  Palermo  tip.  Mich.  Amenta  1890. 


DE  GREGORIO,   SAGGIO  DI  FONETICA  SICIUANA.  59 1 

gedeuteten  Stelle  befinden  sich  nur  Beispiele  für  Anlaut  b  und  keine  für  b 
intervoc.  —  Auch  der  in  Anmerkung  p.  77  enthaltene  Vorwurf  ist  ungerecht- 
fertigt. Nachdem  de  Greg.  Meyer  Lübke  getadelt,  dafs  er  ts  statt  é  schriebe, 
sagt  er  „Anche  Seh,  a,  pag.  89  ha  d  =.  tsch**.  Bei  mir  heifst  es  aber  nur 
M^  +  {  ¿  geht  in  eine  stridula  über,  welche  wie  im  ital.  gewöhnlich  durch 
c  wiedergegeben  wird,  in  den  wenigsten  Fällen  aber  mm  ¿  (tsch)  ist.  Es  ist 
deutlich,  dafs  hier  nicht  ein  diakritisches  Zeichen  vorliegt,  sondern  nur  eine 
graphische  Erläuterung.  Ich  schreibe  in  den  Texten  auch  nie  tsch^  sondern  d. 

Auch  p.  62  ist  De  Greg,  ungenau  und  infolge  dessen  ungerecht  gegen 
mich.  Er  läfst  den  Leser  glauben,  dafs  es  meine  Ansicht  sei,  wenn  pl  nicht 
zu  pj  würde,  bleibe  es  in  allen  Fällen  unberührt.  Das  ist  nie  meine  Ansicht 
gewesen.  De  Greg,  hätte  es  sehen  müssen,  da  ich  an  der  betreifenden  Stelle 
unter  f  2)  hinwies  auf  §22  a  /?,  wo  ich  den  Unterschied  zwischen  der  volks- 
tümlichen, gewählten  und  gelehrten  Entwicklung  des  /  erklärte,  und  zahlreiche 
Beispiele  für  pl  :=  pr  anführte.* 

Auch  an  anderen  Stellen  scheint  de  Greg.'s  Polemik  gegen  mich  zu 
zeigen,  dafs  sie  nur  auf  ungenauer  oder  oberflächlicher  Kenntnifs  meiner 
Arbeit  beruht.  So  vornehmlich  bei  der  Bekämpfung  meiner  Diphthongier- 
ungstheorie. Um  die  Sachlage  klar  darzustellen,  mufs  ich  etwas  weiter  aus- 
holen. Im  Sicilianischen  ist  es  schlechterdings  unmöglich  besondere  Diph- 
thongierungsgebiete anzunehmen,  da  in  denselben  Ortschaften  diphthongierte 
und  nicht  diphthongierte  Formen  bunt  durch  einander  gewürfelt  sind.  Auf 
62  Ortschaften,  die  de  Greg,  anführt,  gibt  es  41,  die  zugleich  diphthongierte 
und  nicht  diphthongierte  Formen  aufweisen.  In  sehr  vielen  Ortschaften  klingt 
die  Diphthongierung  verschieden  und  wird  infolge  dessen  auf  verschiedene 
Weise  bezeichnet.  Neben  ie»  uo  findet  sich  «>,  «0,  oder  ia,  ua,  manchmal 
findet  sich  im  selben  Orte  neben  i^  auch  t,  und  neben  uo  auch  u.  Von  einem 
phonetischen  Einflufs  nachtoniger  Vokale  kann  man  nur  in  einigen  Teilen 
Siciliens  sprechen,  von  einem  consonantischen  Einflufs  gar  nicht.  Das  sind 
allj^emein  anerkannte  Thatsachen,  die  auch  von  de  Greg,  nicht  in  Zweifel 
gezogen  werden.  —  Welches  sind  aber  die  Gründe  dieser  merkwürdigen 
Erscheinung?  De  Greg,  hat  das  grofse  Verdienst  in  seinen  Appunti  zuerst 
darauf  aufmerksam  gemacht  zu  haben,  dafs  in  vielen  Ortschaften  bei  Ausrufen 
von  Verkäufern  auf  der  Strafse,  bei  den  ^^rida  prolungate  dei  banditori**  in 
emphatischem  Tone,  im  Munde  des  niederen  Volkes  in  Palermo,  auch  bei 
den  Bauern  einzelner  Gegenden  die  Diphthongierung  viel  stärker  auftrete  als 
sonst.  In  seiner  Fonetica  hat  de  Greg,  die  betreffenden  Stellen  aus  den 
Appunti -víitáGi  abgedruckt.  Nichtsdestoweniger  bekämpft  er  auf  das  Ent- 
schiedenste meine  z.  T.  auf  diesen,  z.  T.  auf  anderen  Thatsachen  sich  auf- 
bauende Theorie,  nach  welcher  die  Diphthongierung  aufzufassen  sei  als  ein 
psychisch  individueller  Vorgang,  als  eine  die  affectische  Redeweise  begleitende 
Erscheinung,  die  sich  namentlich  in  dem  in  kultureller  Hinsicht  am  niedrigsten 


^  Die  Stelle  bei  de  Greg,  lautet  :  Quando  nel  gruppo  PI  non  succede 
la  vocalizzazione  di  L,  che  dà  generalmente  pj  all'*  it.,  il  che  succede  nelle 
parole  poco  soggette  air  attrito  della  fonetica  popolare,  il  sic,  non  presenta  la 
solita  riduzione  kj\  ma  neppure  lascia  intatto,  come  vorrebbe  Sch,  quel  gruppo 
consonantico  che  gli  riesce  assolutamente  impronunciabile. 


592  BESPRECHUNGEN.     H.  SCHNEEGANS, 

stehenden  inneren  Teile  Siciliens,  in  der  Sprache  der  Bauern  und  der  niederen 
Volksschichten  [^öfserer  Städte  zeige,  bei  denen  die  gewöhnliche  Art  des 
mündlichen  Verkehrs  die  in  erregter  Rede  sei  (p.  23  Rez.).  la,  de  Grreg. 
scheint  sogar  mir  die  Berechtigung  absprechen  zu  wollen,  eine  solche  Theorie 
aufzustellen,  ^yüamore  di  voler  trovare  delle  leggi,  laddove  probabilmente 
ci  è  il  caso,  e  il  desiderio  di  presentare  in  una  veste,  che  abbia  l'attrattiva 
della  novità,  idee  non  del  tutto  nuove,  partendo.  l'A.  dà  alcuni  femoneni 
osservati  da  noi  e  ad  essi  riferendosi^*,  das  sind  nach  de  Grieg,  die  Gründe 
die  mich  dazu  geführt  haben,  obige  Sätze  auszusprechen.  Zunächst  müssen 
wir  uns  wundem,  dafs  de  Greg,  hier  die  Diphthongierung  als  wahrscheinliche 
Folge  des  Zufalls  ansieht ,  da  er  doch  p.  28  sie  bezeichnete ,  als  „un  fatto 
fonetico,  un  vezzo  di  pronunzia,  se  vogliasi,  in  certe  zone  ignoto,  in  altre 
universale ,  in  altre  infine  non  estraneo  del  tutto  e  prediletto  specialmente 
nelle  grida  prolungate,  e  sino  a  un  certo  punto  in  date  circostante  sintattiche**  ! 
Aufserdem  ist  aber  eine  solche  sprachliche  Erscheinung  unmöglich  eine  Folge 
des  Zufalles.  Nicht  der  Wunsch  um  jeden  Preis  Gesetze  finden  zu  wollen« 
trieb  mich  dazu,  die  Sache  näher  zu  untersuchen,  sondern  die  Überzengong, 
dafs  es  in  der  Wissenschaft  keinen  Zufall  gibt  und  es  Pflicht  derselben  ist, 
stets  den  Gründen  nachzuspüren.  Dafs  de  Greg,  dies  ausspricht,  ist  um  so 
unbegreiflicher,  weil  er  im  selben  Satze  mir  vorwirft,  ich  hatte,  da  ich  yon 
Thatsachen  ausging,  die  von  ihm  konstatiert  seien,  nur  in  neuer  Einkleidung 
durchaus  nicht  neue  Ideen  gebracht.  Aber  ist  denn  darum  eine  Theorie 
nicht  neu,  weil  sie  sich  auf  bekannten  Thatsachen  aufbaut?  Femer,  wie 
merkwürdig  wäre  es  doch,  dafs  de  Greg,  meiner  Theorie  nicht  zustimmte, 
wenn  sie  mit  seinen  eigenen  Anschauungen  identisch  wäre?  de  Greg,  ist  der 
erste,  der  gegen  eine  solche  Annahme  protestieren  würde.  Er  will  nichts 
von  einer  afl'ectischcn  Diphthongierung  wissen  ;  er  hält  es  für  unmöglich,  dais 
diese  Art  von  Diphthongierung  auf  psychischer  Grundlage  beruhe  :  le  condùùani 
psichiche  secondo  noi  non  entrano  per  nulla**  „non  ci  sembra  si  possa  affer- 
mare  che  il  dittongamento  nel  sicil.  sìa  un  fatto  psichico.**  So  de  Greg. 
p.  26  und  p.  28.  Freilich  an  andern  Stellen  weist  de  Greg,  wiederum  auf 
das  Schreien  als  auf  die  Ursache  der  Diphthongierung  hin.  So  vor  allem 
p.  26,  wo  er  als  Gründe  dieser  Erscheinung  angibt  „nei  dialetti  di  vocalistno 
incerto  certe  condizioni  sintattiche  e  rettoriche,  come  ü  vario  peso  e  la  durata 
che  può  avere  una  parola  in  discorso  lento  o  precipitato',  il  grido,  il  trovarsi 
la  parola  isolata  0  connessa  con  altra^  (cf.  übrigens  noch  die  andern  oben 
zitierten  Stellen,  wo  er  vom  Schreien  spricht).  —  Nach  alledem  scheint  de 
Greg,  keine  sehr  klare  Vorstellung  von  den  Gründen  der  Diphthongierung 
zu  haben,  und  wir  können  nicht  umhin  den  Vorwurf,  den  er  uns  p.  26  macht, 
wir  hätten  die  Ursachen  der  Diphthongierung  weniger  oberflächlich  untersuchen 
sollen,  auf  ihn  zurückzuwerfen.^  Dafs  das  Schreien  mit  einem  psychischen 
Vorgang  zusammenhängt,  hat  de  Greg,  nicht  gemerkt.    Dafs  dieser  psychische 


*  Eine  nähere  Erläuterung  aller  dieser  verschiedenartigen  Gründe  findet 
sich  sonst  nirgends.  Sie  sind  nichts  als  oberflächliche,  hingeworfene  Be- 
merkungen. 

'^  Die    betrelTende  Stelle    lautet  :    „le    condizioni   che determinano 

re.spandimento  avrebbero  dovuto  del  resto  essere  studiate  con  minore  legge- 
rezza dallo  Sehn. 


DE  GREGORIO,    SAGGIO  DI  FONETICA  SICILIANA.  593 

Vorgang  vom  Affect  herrührt,  ebensowenig.  Das  Wort  Affect  ist  ihm  über- 
haupt nicht  verständlich.  Er  wirft  es,  wie  schon  im  Jahresbericht  bemerkt, 
mit  Liebe,  Zuneigung  zusammen^  Wie  das  Schreien  mit  dem  Affect  und 
dieses  mit  der  Rede  des  Volkes  zusammenhängt,  merkt  er  sowenig,  dafs  er 
sogar  meint,  ich  hätte  zwei  ganz  getrennte,  einander  widersprechende  Theorien 
aufgestellt,  wonach  einerseits  die  Diphthongierung  auf  dem  Schreien,  anderer- 
seits auf  der  Rede  des  Volkes  beruhe.  Wie  die  Diphthongierung  aus 
stärkerer  Expiration  entsteht,  ist  ihm  nicht  ersichtlich.  Und  doch  reiht  sich 
in  der  ganzen  Theorie  in  logischer  Kette  das  eine  Moment  an  das  andere, 
wenn  man  die  Sache  nur  vorurteilslos  sich  vergegenwärtigt! 

Wie  entsteht  am  ehesten  die  spontane  Diphthongierung  des  e  und  dì 
Jedenfalls  sind  die  kurzen  Laute  zunächst  zu  langen  (cf.  Meyer  Lübke: 
Roman.  Lautlehre  p.  524)  oder  der  Längerung  fähig  geworden.  Um  einen 
langen  Vokal  auszusprechen  ist  ein  gröfserer  Kraftaufwand  nötig,  als  um 
einen  kurzen  zu  sprechen;  er  besteht  in  der  mehrere  Articulationsmomente 
hindurch  ausdauernden  Anspannung  der  nämlichen  Articulationsorgane.  Eine 
starke  Expiration  bei  längerer  Haltung  der  Zunge  in  der  nämlichen  Stellung 
versetzt  die  Zunge  in  ein  Schwanken  und  bewirkt  so  eine  Brechung  des 
langen  Vokals.  Die  bei  stärkerer  Expiration  verstärkte  Muskelspannung 
bringt  zugleich  eine  Verengerung  des  Mundkanals  mit  sich  ;  infolge  dessen 
wird  der  erste  Bestandteil  des  gebrochenen  Vokals  geschlossener,  während 
der  andere  offener  bleibt  So  entsteht  aus  plíde  zunächst  peede  (cf.  Rom.  VT 
Havet's  Artikel).  In  vielen  romanischen  Dialekten  haben  wir  diese  Brechung, 
so  z.  B.  im  nidwaldischen  Sur  Sees  und  im  Engadin  im  Worte  leef  (Saggi 
ladini),  in  Viterbo  in  der  Provinz  Rom  in  deece y  heella  (cf.  Papanti),  in 
Lugano  pooch  (cf.  Zuccagni  Orlandini)  u.  s.  w.  Da  der  Schreiber  öfters  das 
dunkle  Bewufstsein  hat,  dafs  der  2.  Laut  offener  ist  als  der  andere,  so 
schreibt  er  für  denselben  oft  ä  oder  a  (Sur  Sees:  Uava\  Sutt  Sees  heall^ 
Casteletto  sopra  Ticino  tèamp,  meant)  y  Castelli  in  den  Abbruzzen:  géant, 
meant.  Das  Brechen  des  Vokals  gibt  in  Palermo  Böhmer  durch  die  Schreibungen 
fuerte,  póesta  wieder  (Rom.  St.  Ill  10  p.  163).  Der  gebrochene  Laut  ist  aber 
Diphthong.  Bei  noch  stärkerer  Expiration  werden  die  Elemente  des  gleichen  Lautes 
dislincter,  und  es  entgleist  der  geschlossenere  Vokal  zum  Extremvokal:  e  zu  i, 
o  zu  «,  sodafs  wir  die  Diphthonge  ie  und  uo  erhalten.'  Natürlich  ist  dieExpiration 
beim  Schreien  am  stärksten;  so  entsteht  denn  beim  Schreien  gewöhnlich  die 
spontane  Diphthongierung.  De  Greg,  hat,  wie  schon  oben  bemerkt,  solche 
Fälle  in  den  Ausrufen  der  Gemüse-  und  Obstverkäufer  auf  der  Strafse  ange- 
geben. Er  hat  Unrecht  von  ihnen  zu  sagen  „«0«  possono  qualificarsi  come 
espressioni   del   discorso   concitato  o  affettuoso".    Wer    in    südlichen  Ländern 


*  S.  p.  27,  wo  er  von  der  Sprache  der  Mutter  spricht«  welche  den 
Kindern  gegenüber  sei  jypiena  di  affetto** ,  ebenso  p.  64 ,  wo  er  von  der 
„espressione  tenera**  des  Affectes  spricht.  Nur  an  einigen  Stellen  merkt  er, 
dafs  es  sich  hauptsächlich  um  Erregung  handelt«  so  p.  26,  28,  wenn  er  vom 
„discorso  concitato**  spricht,  oder  etwas  weiter  unten,  wo  er  zum  Affect  rechnet 
„la  foga  che  le  più  basse  classi  sogliono  mettere  nel  discorso**. 

-^  Ich  hätte  noch  sehr  viele  Beispiele  zu  nennen«  da  ich  aber  später  auf 
die  Theorie    in  extenso  zurückzukommen  denke,    zitiere   ich  hier   nur    einige 

wenige  zur  Erläuterung. 


594  BESPKECHUNGBN.     H.  SCHNEBGANS, 

die  Emphase  gehört  hat,  mit  welcher  solche  Leute  ihr  Obst  und  Gemfise 
rühmen ,  wird  anderer  Meinung  sein.  Übrigens  hat  de  Greg,  anderen  Orts 
in  solchen  Ausrufen  den  „tono  enfatico  e  esclamativo"  ausdrücklich  bemerkt 
(p.  20).  Die  Emphase  beruht  aber  unstreitig  auf  dem  Affect.  Andere  selbst- 
gehörte Beispiele  von  Diphthongierung  beim  Schreien  hatte  ich  p.  i8  an- 
geführt. De  Greg,  hat  sich  die  Mühe  nicht  genommen  sie  zu  wiederlegen; 
er  führt  sie  nicht  einmal  an ,  ja  er  thut  so ,  als  ob  es  sich  nur  um  ein  ein- 
ziges Beispiel  handle  und  gleitet  mit  der  Bemerkung,  es  beweise  nichts, 
selbst  wenn  es  mit  Genauigkeit  wiedergegeben  sei,  dajüber  hinweg. 
Und  doch  war  gerade  dieses  Beispiel,  das  ich,  da  es  de  Greg,  vielleicht 
mifsverstanden  hat«  etwas  ausführlicher  mitteilen  will,  ganz  besonders  schlagend  ! 
Als  ich  in  Messina  an  einem  heifsen  Sommernachmittage  die  Marina  entlang 
ging,  sah  ich ,  wie  ein  Herr,  der  gerade  vor  mir  herging,  unvorsichtigerweise 
einem  armen  Jungen,  der  lang  ausgestreckt  auf  dem  Boden  lag  nnd  im 
wonnigsten  dolce  far  niente  vor  sich  hinträumte,  auf  die  nackten  Füfse  trat. 
Der  Junge  sprang  auf  und  mit  südlicher  Lebhaftigkeit  schleuderte  er  ihm 
den  Satz  entgegen:  Ummi  scappièari i pitdi  (Mir  nicht  auf  die  Fofse  treten!), 
und  etwas  ruhiger  fuhr  er  dann,  wie  wenn  er  seinen  Satz  begründen  muíste  : 
„I ptdi  nuda  VajuX  (die  Füfse  habe  ich  nackt!)  Der  i.  Teil  des  Satzes, 
der  unmittelbar  im  Schmerze  gesprochen  wurde,  war  ein  Ausfluis  des  AlFects 
und  diphthongierte  pedes  zu  piedi.  Der  2.  war  die  vemunftgemäTse  Er- 
gänzung und  Begründung  des  ersten  und  unterliefs  die  Diphthongiening. 
Übrigens  unterstützt  an  anderer  Stelle  de  Greg.«  freilich  durchaus  unfreiwillig, 
ja  sogar  im  Momente  selbst,  wo  er  sie  zu  bekämpfen  meint,  meine  Theorie. 
Um  zu  zeigen,  dafs  der  Affect  nichts  mit  der  Diphthongierung  zu  thnn  habe, 
sagt  er,  dafs  wenn  die  Mütter  ihren  Kindern  die  ersten  Wörter  vorsprechen* 
sie  dieselben  stets  ohne  Diphthong  sprechen.  Und  doch  sei  die  Sprache  der 
Mütter  „piena  di  affetto  !  (Über  diese  Auffassung  des  „affetto"  cf.  oben).  Dafs 
beim  Lehren,  beim  Erklären,  wo  es  vor  allem  auf  Deutlichkeit  ankommt,  die 
Diphthongierung  unterbleibt,  erscheint  mir  nicht  sonderbar.  Beim  Lehren 
lässt  man  sich  sowenig  als  möglich  vom  Affecte  beherrschen,  man  drangt 
jede  Wallung  desselben  möglichst  kräftig  zurück«  da  sie  die  Deutlichkeit  nnd 
Klarheit  nur  beeinträchtigen  würde. 

Und  nun  ging  ich  einen  Schritt  weiter  ;  auch  hier  war  es  de  Greg,  nicht 
möglich  zu  folgen.  In  wessen  Sprache  tritt  der  Affect  am  meisten  hervor? 
Ganz  go^'ifs  in  der  Sprache  des  Volkes.  Das  Volk  läfst  sich  vom  AíFecte 
hinreifsen,  während  der  Gebildete  den  Affect  zu  bekämpfen  sucht.  Das  Volk 
spricht  in  folge  dessen  stets  lauter,  als  der  seine  Affecte  zähmende  Gebildete  ; 
man  kann  geradezu  sagen,  es  schreit,  und  da  das  Schreien  die  Diphthongierung 
nach  sich  zieht,  so  diphthongiert  am  aller  ehesten  das  Volk.  — 

Dies  laute  Sprechen  des  Volkes  kommt  natürlich  nicht  blofs  in  den 
Ländern  roman.  Zunge  vor,  sondern  überhaupt  überall  in  der  Welt;  an  den 
Ufern  des  Rheins  und  am  Fufsc  des  Scliwar/.walds  schreit  der  Arbeiter  und 
der  Bauer  ebonso  als  am  Fufse  des  Etna  und  auf  den  Strafsen  Palermo's.  Solche 
Bcobachtun^i-n  kann  jeder  täglich  auf  der  Strafse  machen,  und  es  wundert 
mich,  dafs  ein  so  scharfer  Beobachter  wie  de  Greg,  nicht  im  Stande  war,  den 
Zusammenhang  zu  merken,  den  es  zwischen  der  Sprache  des  Volkes  nnd  der 
afl'ectischen  Sprache   gibt,   sondern  der  Ansicht   ist,   ich  brächte   mit  der  Er- 


DE  GREGORIO,   SAGGIO  DI  FONETICA  SICILIANA.  595 

wähniing  dieses  Umstandes  ein  ganz  neues  Element  in  meine  Theorie  hinein, 
das  mit  dem  ersten  nichts  zu  thun  hatte.  „Wenn  die  Diphthongierung  abhängig 
ist  von  den  Örtem,"  sagt  er  ,,denen  es  an  Kultur  und  Verkehr  gebricht,  wird 
man  nicht  sagen  können  daCs  sie  vom  Affect  abhänge,  den  man  in  die  Rede  legt." 
(p.  26  ;  auch  p.  25  und  27).  —  A.uch  will  er  den  Leser  glauben  machen,  dafs  ich 
diese  Ansicht  nur  stützte  auf  y^vülleicht  sehr  confidentielle  und  nicht  zusehr 
überlegte  Worte  des  Prof.  Salinas,  die  sich  auf  suoni  larghi  des  Landes  be- 
zögen'* p.  25.  Diese  Zumuthung  ist  recht  billig.  Erstens  werden  die  Worte  von 
Prof.  Salinas  wohl  sehr  überlegt  gewesen  sein,  da  ich  mich  mit  einer  schrift- 
lichen Anfrage  über  die  Diphthongierungsverhältnisse  in  Palermo  und  Um- 
gegend an  ihn  wandte.  Aufserdem  spricht  in  seiner  Antwort  Prof.  Salinas 
nicht  blofs  im  Allgemeinen  von  suoni  larghi,  sondern  bietet  ganz  treffende 
Diphthongierungsbeispiele,  die  meine  Theorie  unterstützen,  von  de  Greg,  aber 
nicht  mitgeteilt  werden  „dove  il  palermitano  direbbe  cosi  {le  cose)  il  villano, 
cioè  il  non  abitante  della  capitale  dirà  cuosi  (cf.  p.  19  bei  mir), 

Diese  Mitteilungen  stimmen  übrigens  ganz  genau  mit  den  Bemerkungen 
anderer,  die  sich  mit  dem  Sicilianischen  beschäftigt  haben.  Pitre  bezeugt 
auch,  dafs  die  Diphthongierung  in  der  Khalesa,  einem  hauptsächlich  von 
Matrosen  bewohnten  Teile  der  Stadt  Palermo  besonders  häufig  sei.  De  Greg 
sagt  sogar  selbst  :  il  jato  (darunter  versteht  er  die  besonders  stark  ausge 
prägte  Diphthongierung)  occorre  in  bocca  dei  beceri;  in  der  mittleren  Volks 
klasse  sei  die  Diphthongierung  jedoch  fast  nicht  hörbar  {non  troppo  spiccato) 
In  seiner  seitdem  erschienenen  Arbeit  über  die  Mundart  von  Girgenti  sagt  Piran 
dello  ausdrücklich,  die  Diphthongierung  finde  sich  viel  häufiger  im  Munde 
des  Volkes,  die  Gebildeten  suchten  sie  dagegen  zu  vermeiden  —  Uebrigens 
ist  dies  nicht  eine  auf  das  Sicilianische  beschränkte  Erscheinung.  Wie  aus 
einer  Bemerkung  bei  Zuccagni  Orlandini  p.  184  zu  ersehen  ist,  kann  man  ganz 
Aehnliches  in  Reggio  (Emilia)  beobachten.  Während  man  im  Centrum  der 
Stadt  spricht  „s^/,  Pedr,  Steven*^  spricht  das  Volk  {la  plebe)  der  Stadtviertel 
von  S.  Croce,  S.  Pietro  und  S.  Stefano  stets  ziel,  Piedr,  Stieven.**^  Recht 
interressant  in  dieser  Beziehung  ist  auch  Zuccagni  Oreandini's  Text  für  die 
Stadt  Cortona  und  Umgegend.  In  der  Stadt  heifst  es  pochi  fodere,  tovaglole\ 
auf  dem  Lande  pnochie  fvidere^  tovaglxxolie  Meyer  Lübke  bietet  in  seiner  ital. 
Grammatik  auch  ein  Beispiel  dafür.  Die  Landleute  in  der  Gegend  um  Mirandola 
herum  sagen  :  úuz;,  fi'ia^A,  /ria/,  arvaMola,  während  die  Städter  die  selben 
Wörter  ohne  Diphthong  aussprechen  :  ov  fogk,  pxtt^  arvarola  —  Recht  be- 
merkenswert ist  es  fernerhin,  dafs  nicht  blofs  in  Sicilien,  sondern  auch  sonst 
die  zügelloseste  Diphthongierung  stets  in  den  Gebieten  sich  findet,  die  von 
der  Cultur  am  weitesten  entfernt  sind.  So  in  den  rhätoromanischen  Mund- 
arten (cf.  Ascoli's  Saggi  ladini),  in  den  Dialecten  von  Val  Soana  und  Pral  im 
Piémont  (Nigra  Arch,  glott  III),  während  sonst  dort  keine  Diphthongierung 
vorkommt,  auf  der  Insel  Veglia  (Arch,  glott.  IV),  im  Dörfchen  Castelli  am 
Fufse  des  Gran  Sasso  d'Italia,  in  den  Dörfern  Gesso  Palena  und  Buchianico 
in  den  Abbruzzen  (cf.  Pap.  Texte)  im  Gegensatz  zu  gröfseren  Orten  der 
Provinz,  wo  sie  unterbleibt.  In  der  Sprache,  die  von  der  Kultur  am 
meisten  becinflufst  ist,  in  der  Schriftsprache,  ist  dagegen  die  Diphthongierung 
im  Laufe  der  Zeit  immer  mehr  verdrängt  worden.  Sowohl  das  im  Mittelalter 
an  Diphthongen  so  reiche  Französische  als  auch  das  Italienische  haben  heut- 


596  BE5PRECHUGEN.     H.  SCHNEEGANS, 

zutage  keine  wirkliche  Diphthongierung  mehr  (^¿?<í=pjé;  sot/=iSW3Í,  wobei 
w  =  engl.  w. ;  pietra  lautet  nicht  anders  als  pieno ^  wo  i  consonantisch  ist; 
uo  ist  seit  Petrocchi's  dizzionario  offiziell  aus  der  Schriftsprache  verschwunden. 
—  Ebenso  oberflächlich  wie  bei  der  Bekämpfung  dieser  Theorie  ist  es  de 
Greg,  auch  bei  der  Kritik  meiner  Annahme,  dafs  in  Sicilien  das  Imperfectum 
nicht  volkstümlich  sei.  Die  Frage,  weshalb  -t'a,  -iva  und  -èva  in  denselben 
Orten  neben  einander  vorkommen,  ist  ja  nicht  leicht  zu  entscheiden;  die 
Art  von  Polemik,  die  de  Greg  anwendet,  scheint  aber  doch  etwas  zu  billig 
zu  sein,  da  er  sich  damit  begnügt  am  Grade  von  Verstand  der  Personen,  denen 
ich  meine  Angaben  verdanke,  zu  zweifeln.  „¿  lecito  pensare^*-  sagt  er  p.  37,  che 
le  „gebildete  Personen*^  che  iudicavano  promiscuamente  i  tefnpi  del  passato, 
siano  inteìettualmentente  poco  diverse  di  questa  ignorante  Catanese,  che  a 
dirrittura  coniuga  il  perf.  invece  delPimperf,**  —  Aber  selbst  wenn  die  ge- 
meinten Personen  so  dumm  gewesen  wären,  wie  de  Greg,  annimmt  —  es  ist  zu- 
fällig nicht  der  Fall  ;  die  „ignorante  Catanese"  ist  vielmehr  eine  für  sicilianische 
Verhältnisse  sehr  gebildete  Dame,  die  ich  persönlich  gut  kannte  —  so  wSre 
doch  nach  meiner  Ansicht  nicht  ratsam  über  spontane  Aeusserungen  un- 
wissender Leute  so  leichten  Herzens  hinwegzugehen.  Solche  unbewufste 
Aeufserungen  haben  oft  viel  mehr  Wert,  als  diejenigen  Gebildeter,  bei  denen 
man  oft  eine  gewisse  Tendenz  beargwöhnen  kann.*)  —  Es  ist  aber  ein  Haupt- 
fehler in  de  Greg's  Arbeit,  dafs  er  zu  leicht  die  Ansicht  Anderer  abfertigt. 
So  bestreitet  er  p.  94,  dafs  ich  in  Messina  d  im  t  gehört  hätte,  und  frSgt 
sich,  ob  derjenige,  von  dem  ich  das  Beispiel  habe,  nicht  vielleicht  aus  Novara 
sein  könnte.  Dies  ist  aber  durchaus  nicht  der  Fall.  Derselbe  war  aus 
Messina  ;  ich  habe  auch  d  für  /,  nicht  blofs  von  einem,  sondern  von  mehreren 
gehört.  Dafs  ich  sogar  eine  schriftliche  Quelle  aus  Messina  dafür  anführte» 
die  Cicalate,  wo  sich  95  affedi,  366  reverindissimu  fìndet,  übersieht  de  Greg« 
Auch  bezüglich  der  Aussprache  des  fs,  die  ich  als  weich  bezeichnete,  meint 
de  Greg.,  ich  hätte  mein  Beispiel  wahrscheinlich  „da  qualche  ignorante,  che 
cercase  a  suo  modo  italianizzare,^*  Auch  diese  Vermutung  ist  unrichtig. 
Der  Betreffende  wollte  sicil.  sprechen,  und  nicht  italienisch. 

Ungerechtfertigt  ist  schliefslich  auch  der  schwere  Vorwurf,  den  mir  de 
Greg.  p.  30  macht,  ich  zitierte  nur  die  Beispiele,  welche  eine  von  mir  aufge- 
stellte Regel  bezüglich  des  Einflufses  von  nachtonigem  a  auf  die  Diphthon- 
gierung im  Innern  Siciliens  unterstützten,  unterlasse  es  aber  die  anderen  zu  er- 
wähnen. Die  Regel,  die  ich  unterstzützen  wollte,  galt  aber  einfach  für  Modica, 
cf.  p  25.  Sie  lautete  „Die  einem  a  vorangehende  Silbe  lässt  den  Diphthong^ 
nicht  zu**  und  ganz  vorsichtig  fügte  ich  hinzu  :  Auch  sonst  scheint  in  ^ciüen 
an  einzelnen  Orten  die  Regel  durchgedrungen  zu  sein.  Als  Beispiele  zu 
dieser  Regel  brauchte  ich  nur  solche  Fälle  anzuführen,  wo  vor  nachtonigem 
a   die   Diphthongierung    unterblieb.      Nur  zur   gröfseren    Deutlichkeit  stellte 


^  De  Greg,  scheint  auch  nicht  zu  verstehen,  dafs  alle  Texte,  welche 
nicht  die  convcntioncUe  sicil.  Schreibung  befolgen,  gerade  aus  dem  Grunde 
sehr  wertvoll  sind.  Cf.  p.  54,  wo  er  von  der  in  ISIessina  erscheinenden  Zeitung 
„Ic  Maschere",  mit  Dialogen  im  Dialect,  sagt,  sie  sei  „di  nessuna  fiducie^ 
An  dieser  Stelle  macht  mir  de  Greg,  denselben  Vorwurf  wie  Pirandello.  Den- 
selben hal)e  ich  bereits  in  meiner  Rezension  v.  Pi,*s  Arbeit  widerlegt  (cC 
Zs.XIV  p.  572). 


DE  GREGORIO,   SAGGIO  DI  FONETICA  SICILIANA.  597 

ich  denselben  solche  Fälle  gegenüber,  wo  vor  {  und  u  diphthongiert  wurde. 
De  Greg,  hat  aber  Unrecht  von  mir  zu  verlangen,  ich  hätte  auch  Beispiele 
anfuhren  sollen,  wo  vor  u  und  i  nicht  diphthongiert  wurde.  Solche  Beispiele 
hatten  mit  meiner  Regel  in  dieser  Fassung  nichts  zu  thun.  Denn  ich  hatte 
nirgends  behauptet,  dafs  vor  u  und  i  diphthongiert  werden  müsse.  Es  hat 
de  Greg,  auch  Unrecht  zu  behaupten,  ich  möchte  dieser  Regel  eine  über- 
triebene Bedeutung  beilegen.  Ich  hatte  mich  ganz  vorsichtiger  Ausdrücke 
bedient,  indem  ich  p.  28  nur  sagte,  es  lasse  sich  behaupten,  dais  im  Áüge- 
meinen  auch  im  Inneren  der  Insel  dieselbe  Regel  bestände  wie  in  Modica. 
Gemeint  war  aber  auch  hier  nur  der  Einflufs  des  nachthonigen  a. 

Ebensoleicht  wie  de  Crreg.  es  sich  macht,  meine  Beweisgründe  zu 
widerlegen,  ebenso  verfahrt  er  auch  mit  denjenigen  Avolio's.  Eine  Stelle  ist  so 
typisch,  dafs  sie  erwähnt  zu  werden  verdient.  In  Bezug  auf  die  Aussprache 
des  c  im  Altsicilianischen  hatte  Avolio  eine  Theorie  aufgestellt,  die  ich 
kritisiert  hatte.  In  Bezug  auf  dieselbe  sagt  de  Greg,  ganz  einfach  p.  80.  es 
sei  überhaupt  nicht  nötig  sich  bei  der  alten  Aussprache  des  Lautes  aufzu- 
halten, denn  sie  müsse  der  jetzigen  gleich  gewesen  sein  (deve  essere  stata 
uguale  alla  presente.'^).  Wir  sahen  bereits,  bei  der  Besprechung  von  de 
Greg.'s  Capitoli,  dafs  er  auch  dort  über  die  Ansprache  eines  altsicili- 
anischen Lautes  eine  ebenso  kategeorische  als  unbegründete  Ansicht  äussert. 
—  Ueberhaupt  scheint  mir  nach  allem  Vorausgehenden  in  de  Greg's  Arbeit 
das  Ueberwuchem  einer  zu  lebhaften  Phantasie  am  bedauerlichsten  zu  sein. 
Einerseits  führt  dieselbe  den  verdienstlichen  Forscher  dazu,  Dinge,  die  durch- 
aus nicht  erwiesen  sind,  als  durchaus  notwendig  anzunehmen,  andererseits 
spiegelt  sie  ihm  neckischerweise  von  den  Ansichten  Anderer  meistens  ein 
häfsliches  und  verkehrtes  Bild  vor,  das  ihn  zu  falschen  Vermutungen  führt. 
So  hat  sich  de  Greg.,  um  ein  letztes  Beispiel  anzuführen,  von  meinen  Be- 
mühungen um  das  Sicilianische  ein  falsches  Bild  gemacht ,  wenn  er  p.  4  am 
Anfange  seiner  Arbeit  von  mir  sagt  ^^U autore  mostra  si  sia  fermato  a  studiare 
il  sic,  in  Messina,  senzatroppocurarsi^ft  ricercare  per  ogni  dove  nelP  isola 
le  vaAetà  fonetiche  ,  .  ,**  diese  Ansicht  ist  nicht  richtig.  Mit  allen  mir  zu 
Gebote  stehenden  Mitteln,  mit  Zuhilfenahme  sämtlicher  vorhandener  litteratur, 
sogar  durch  zahlreiche  schriftliche  Anfragen  an  Sicilianer  (cf.  p.  4)  habe  ich 
mich  bemüht,  auch  die  Eigentümlichkeiten  der  Sprache  des  übrigen  Siciliens 
zu  erforschen.  Dafs  es  nicht  in  meinen  Mitteln  stand,  überall  selbst  hinzu- 
reisen, um  durch  eigenes  Hören  das  von  Andern  mitgeteilte  zu  prüfen,  wird 
mir  auch  de  Greg,  nicht  im  Ernste  vorwerfen  wollen.  So  sehr  ich  dies  aber 
damals  bedauerte,  um  so  eher  kann  ich  es  jetzt  verschmerzen,  da  de  Greg., 
der  selbst  in  der  Lage  war  ganz  Sicilien  als  Sprachforscher  zu  durchstreifen, 
die  Ergebnisse  seiner  Reise  in  seiner  Phonetik  mitgeteilt  hat,  und  in  Bezug 
auf  die  Ansprache  einzelner  Laute,  wie  ich  im  Jahresbericht  rückhaltlos  an- 
erkannte und  auch  jetzt  noch  wiederhole,  manches  Schätzenswerte  Neue  ge- 
liefert hat,  das  ihm  nicht  verkümmert  werden  soll.  H.  Schneegans. 


^  cf.  darüber  die  neuerdings  erschienene  Arbeit  von:  Corrado  Avolio 
Del  valore  fonetico  del  digramma  eh  nel  vecchio  sicil.,  Palermo  Tipogr.  dello 
Statuto  1891,  33  S. 


59$  BESPRECHUNGEN.     PH.  A.  BECKER, 

Charles  Comte,  Les  Stances  libres  dans  Molière.  Etude  sur  les  Vers  libres 
de  Molière  comparés  à  ceux  de  La  Fontaine  et  aux  Stances  de  la  versi- 
fication lyrique.     Versailles  1893,  —  87  S.  8^. 

Vorliegendes  Schriftchen  ist  eine  vergleichend-ästhetische  Untersachung 
über  die  freien  Verse  in  Molieres  Amphitryon  im  Gegensatz  zu  Lafontaines 
Fabeln.  Es  ist  die  Ausarbeitung  eine  öffentlichen  Vortrags  und  kommt  zu 
folgenden  nicht  uninteressanten  Ergebnissen.  I.  Während  Lafontaine  Zehn- 
silber in  beschränktem  Mafse,  Siebensilber  nur  mit  besonderer  Umsicht, 
kürzere  Versmafse  nur  ausnahmsweise  anwendet,  hat  Molière  im  Remer- 
ciment  au  Roi  (1663)  Verse  von  6 — 12  Silben  auf  das  bunteste  vermengt. 
Diese  rythmische  Ungebundenheit  liefs  sich  schwerlich  auf  die  Bühne  über- 
tragen. In  der  That  verwendet  Corneille  im  Agésilas  (1666),  zwei  Zehnsilber 
ausgenommen,  nur  Zwölf-  und  Achtsilber.  [In  Andromède  und  la  Toison 
d'or,  auch  in  Psiche  sind  Zehn-  und  Sechssilber  häufiger,  doch  fehlen  aach 
hier  die  Siebensilber  ganz.]  Freier  bleibt  Molière  in  der  Wahl  der  Vers- 
mafse im  Amphitryon  (1668),  doch  beschränkt  er  den  Siebensilber  auf  die 
niederen  Rollen  und  läfst  ihn  seltener  mit  dem  Achtsilber  zusammenstofsen  ; 
der  Sechssilber  verschwindet.  —  II.  Lafontaine  vermeidet  die  Folgereime  bei 
freien  Versen  nicht;  Molière  hat  sie  hingegen  aus  seinem  Stücke  entschieden 
ausgeschlossen»  die  wenigen  Beispiele  rühren  von  Entlehnungen  ans  Don 
Garcie  de  Navarre  her.  [Einzelne  Glattreime  aa  mit  folgender  Vierzeile  bccb. 
cf.  I,  4  dürften  aber  nicht  der  Sechszeile  mit  geschweiftem  Reime  aabccb 
gleichgesetzt  werden.  —  Femer  sei  bemerkt,  dafs  es  einen  Dichter  gegeben 
hat,  der  ausschliefslich  seine  Verse  mit  Folgereim  schrieb,  nemlich  Lemoine 
in  seinem  Epîtres  morales  et  familières.]  —  lu.  Im  Gegensatz  zu  Lafontaine 
beliebt  Molière  männlichen  Abschlufs  der  Reimgruppen,  wie  ihn  auch  die 
Lyrik  vorzieht.  —  IV.  Im  Grunde  genommen  reduzieren  sich  die  von  Molière 
gebrauchten  Reimgruppierungen  auf  die  einfachen  Schemata  des  gekreuzten, 
umschlungenen  und  geschweiften  Reims  ;  alle  übrigen  Kombinazionen  entstehen 
lediglich  aus  Verdoppelungen  und  Reimhäufungen  und  laufen  mit  zwei  Aus- 
nahmen auf  zwei  Reimen.  Lafontaine  hingegen  läfst  gar  die  Reimgruppen 
in  einander  verlaufen.  —  V.  Mit  dieser  einfachen  Gliederung  des  Reimschemas 
harmoniert  auch  im  Amphitryon  das  syntaktische  Gefüge  der  Sätze.  Mit  der 
Reimgruppc  beginnt  und  schliefst  der  Gedanke  ab;  jede  Reimgruppe  bildet 
auch  dem  Sinne  nach  ein  Ganzes  für  sich,  während  Lafontaine  sehr  gern  in 
die  nächste  Reimgruppe  übergreift  oder  mit  dem  ursprünglichen  Reim  einen 
neuen  Gedanken  aufnimmt.  —  Auf  Grund  dieser  Beobachtungen  kommt  der 
Vf.  zu  dem  Schlüsse,  dafs  Molière  seinen  Amphitryon  nicht  in  freien  Versen 
sondern  in  freien  Stanzen  geschrieben  hat,  Racines  Chören  ähnlich,  wo  der 
Stil  sich  erhebt,  freier  im  lebhaften  Dialog,  In  gleicher  Weise  hat  BoursauU, 
als  er  die  Aesopische  P^abel  auf  die  Bühne  brachte,  nicht  Lafontaines  losere 
Schreibweise ,  sondern  die  gebundenere  Form  freier  Stanzen  gewählt.  — 
VI.  Eine  weitere  Bestätigung  seiner  Ansicht  findet  der  Verfasser  in  dem 
Umstand,  das  58  mal  von  Grupjie  zu  Gruppe  kein  Wechsel  des  Reimge- 
schlechts beobachtet  wird,  ein  Vorrecht  der  damaligen  Lyrik.  —  VII.  Freier 
geht  Molicrc  in  der  Psichó  vor,  was  z.  Z.  mit  der  Eile  der  Arbeit  zusammen- 
hängen mag;  immerhin  zeigt  auch  dieses  Stück,  wenn  man  es  mit  dem 
Remcr ciment    zusammenhält,    dafs  Molière    es   für    nötig  erachtete,   auf   der 


COMTE,   LES  STANCES  LIBRES.  59Ç 

Bûhne  die  Umrisse  des  Satzgefüges  auch  metrisch  scharf  zu  bezeichnen.  — 
Unzweifelhaft  ist  anzuerkennen,  dafs  die  freien  Verse  bei  Molière  einen 
lyrischen»  stanzenähnlichen  Charakter  haben;  sie  geradezu  als  freie  Stanzen 
zu  bezeichnen,  würde  ich  indessen  doch  anstehen,  weil  zu  häufig  der  Dialog 
die  Reimgruppen  durchbricht,  und  vor  allen  weil  die  Disposition  der  Vers- 
masse zu  lose  ist  Übrigens  ist  diese  syntaktische  Gliederung  der  freien 
Verse  keine  Eigentümlichkeit  des  Amphitryon,  sie  entspricht  der  Gepflogen- 
heit der  Dichter  von  Anbeginn;  im  Agésilas  namentlich  ist  sie  fest  durch- 
geführt. Ganz  richtig  ist  bemerkt,  dafs  die  Bühnendeklamazion  diese  regel- 
mäfsigere  Form  verlangte;  die  Feinheiten  Lafontainischer  Fabeln  wären  hier 
wirkungslos  verhallt.  Auch  das  Gedächtnifs  will  im  Reime  eine  Erleichterung 
finden.  Jedenfalls  bekundet  sich  im  Amphitryon  Molieres  hervorragende 
Ijrrische  Begabung  als  Verskünstler. 

Ph.  Aug.  Becker. 


A.  Nordfeld,    Les    couplets   similaires   dans   la   vieille  Epopée 
f  r  a  n  ç  a  i  s  e.     Stockholm  1 893  Nordstedt  &  Söner.    4^^.    1 8  S. 

Die  Schrift  behandelt  die  Frage  nach  der  Art  und  Entstehung  der  Repe- 
titionsstrophen  *  in  den  Chansons  de  geste  und  benutzt  dabei  die  Materialien 
die  (ur  die  Ausgaben  der  Enfances  Vivien  von  Wahlund  und  Feilitzen  ge- 
sammelt worden  sind.  Wie  es  scheint,  erst  nachträglich  auf  meine  Erörterung 
des  Gegenstandes  in  dieser  Ztschr.  6,  492  ff.  aufmerksam  geworden ,  unter- 
scheidet N.  gleich  mir  zwischen  berechtigten  (kürzeren),  daher  scheinbaren 
Wiederholungen,  die  ich  grammatische  Dittolo^n  nannnte,  und  daraus  von 
Überarbeitern  gewonnenen  längeren,  mit  Variationen  vermischten,  auch 
gelegentlich  einen  neuen  Gedanken  aussprechenden  Repetitionen  oder  couplets 
similaires,  die  teils  Gesägtes  wiederholen,  teils  Anticipationen  des  älteren  Er- 
zählers breit  ausfuhren.  In  jenen  Dittologien  sieht  N.  den  Ursprung  der  viel- 
besprochenen Repetitionen,  wie  schon  ich  1.  c.  S.  497  ;  seine  Beispiele  ergänzen 
die,  die  ich  in  der  Alexiuslegende  in  Tiradenform  und  bereits  früher  im 
Fierabrás  nachgewiesen  hatte.  Die  Ansicht,  die  Repetitionsstrophen  seien 
von  hausaus  der  chanson  de  geste  -  Dichtung  eigentümlich  und  nicht  viel- 
mehr eine  secundare  iCunstform  gewesen,  dürfte  nun  wohl  als  wiederlegt  gelten. 

Gr. 


Giornale  Storico  della  Iietteratura  Italiana.  Anno  X,  Vol.  XX, 
fase.  I,  2,  3. 

Fase.  I — 2. 

F.  Flamini.  Francesco  Galeota  ^  gentiluomo  napolitano  del  quattro- 
cento  f  e  il  suo  inedito  canzoniere.  Flamini  fand  auf  der  estensischen  Biblio- 
thek eine  Handschrift  mit  dem  ganzen  Canzoniere  Francesco  Galeotas,  die 
wohl  sicher  aus  der  Originalhandschrift  abgeschrieben  ist.  Er  macht  sie  zum 
Ausgangspunkt  einer  gründlichen  und  gelehrten  Abhandlung  über  das  Leben 
des  Dichters  und  seine  Dichtungen.  Zuerst  erfahren  wir  von  ihm  im  Jahre 
1470;  seitdem  spielt  er  aber  eine  der  hervorragendsten  Rollen  am  aragone- 
sischen  Hofe.    Er  genofs  das  besondere  Vertrauen  Ferdinand  des  Ersten,  der 


600  BESPRECHUNGEN.    B.  WIESE, 

ihn  unter  anderem  1483  beauftragte,  mit  seinem  zweiten  Sohne  Friedrich 
den  heiligen  Franciscus  von  Paola  zu  Ludwig  dem  Eliten  von  Frankreich 
zu  geleiten,  und  verkehrte  herzlich  mit  dem  Herzoge  von  Calabrien,  dessen 
Sohn  Ferrandino  und  Friedrich  von  Aragonien.  Nichts  desto  weniger  schlofs 
er  sich  nach  dem  Sturze  Alphons  des  Zweiten  der  französischen  Partei  an. 
Er  starb  1497»  von  dem  auf  kurze  Zeit  nach  Neapel  zurückkehrenden  Fried- 
rich von  Aragonien,  der  seinem  Neffen  auf  den  Thron  gefolgt  war,  wieder 
in  Gnaden  aufgenommen.  Die  Schöpfungen  Galeotas  haben  nur  geringen 
dichterischen  Wert,  desto  interessanter  und  wichtiger  sind  sie  aber  durch 
Sprache  und  Form.  Die  Sprache  versucht  toskanisch  zu  sein,  vermag  sich 
aber  nicht  von  Eigentümlichkeiten  des  neapolitanischen  Dialektes  und  you 
spanischen  Einflüssen  frei  zu  halten.  Der  Stil  ahmt  in  erster  Linie  Petrarca 
nach,  doch  wird  der  Volksdichtung  eine  bestimmte  Einwirkung  gestattet. 
Secentismus  ist  kaum  bemerkbar,  es  sind  aber  bereits  die  Kunstfonnen  be- 
vorzugt, welche  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  immer  mehr  die  Herrschaft 
erlangen.  Es  finden  sich  nur  wenig  Sonette  und  eine  einzige  Canzone,  da- 
gegen Hunderte  von  Strambotti  in  der  sicilianischen  Form  (a  b  a  b  a  b  a  b)  ; 
manchmal  ist  noch  eine  Coda  hinzugefügt,  aus  einem  Settenario  und  zwei 
Endecasillabi  bestehend;  häuflg  sind  sie  zu  einer  ganzen  Reihe  verknüpft. 
Galeota  verwendet  das  Strambotto  auch  statt  des  Sonetts  zum  Tenzonieren 
und  zur  Korrespondenz.  Den  Inhalt  bilden  zum  Teil  die  üblichen  Gemein- 
plätze der  Lyrik  des  15.  Jahrhunderts;  die  verknüpften  Strambotti  verwendet 
der  Dichter  aber  auch  als  Epistel  in  Nachahmung  Ovids  und  als  Elegie. 
Femer  fìnden  sich  im  Canzoniere  eine  ganze  Reihe  prosaischer  Liebesbriefe, 
worin  Boccaccios  Stil  als  Vorbild  dient,  ein  Capitolo  (wenn  wir  von  einigen 
geistlichen  absehen)  und  zwei  Eklogen  in  Terzine  sdrucciole,  von  denen  die 
eine  wegen  ihrer  Polymetrie  bemerkenswert  ist.  Sie  zeigt,  dais  diese  Form» 
welche  sich  in  Sannazaros  Arcadia  findet,  schon  vorher  in  Neapel  üblich  war. 
Flamini  bringt  noch  weitere  Beispiele  dafür.  Einen  breiten  Raum  nehmen 
dann  wieder  die  „cansoni  per  canto*'  ein,  die  Frottole  im  Sinne  des  15.  Jahr- 
hunderts, bis  auf  zwei  alle  nach  demselben  Schema  gebaut.  Endlich  haben 
wir  noch,  gleichfalls  unter  dem  Titel  cansoni,  eine  Anzahl  Gedichte,  die  sich 
durch  Vereinigung  je  zweier  Verse  zu  Rimalmezzi  umgestalten  lassen  (6 
solche  auch  bei  seinem  Zeitgenossen  Gareth  in  Pèrcopos  Ausgabe  11  S.  427 
— 439)  Î  CS  sind  also  Frottole  im  älteren  Sinne.  Von  ganz  besonderer  Wich- 
tigkeit ist,  dafs  eins  dieser  Gedichte  Frotóla  in  gliomaro  bezeichnet  und  wie 
die  verloren  gegangenen,  viel  umstrittenen  gliommeri  Sannazaros  an  Friedrich 
von  Aragonien  gerichtet  ist.  Wir  können  uns  daraus  ein  klares  Bild  machen, 
was  diese  gliommeri  waren ,  und  Torraca  behält  vollständig  Recht.  Im 
Anhange  druckt  Flamini  5  Stücke  mit  reichlichen  Anmerkungen  ab.  Be- 
sonders wichtig  die  eben  erwähnte  Frottola,  die  Strussola  in  laude  del  Duca 
di  Calabria  und  der  Bericht  über  die  Reise  zu  Ludwig  dem  Elften  in  Rimal- 
mezzi, der  auch  historisch  nicht  unwichtig  ist.  Ein  weiterer  Anhang  gibt 
eine  alphabetisch  geordnete  Tafel  der  im  cod.  enthaltenen  Dichtungen  nach 
den  Anfangsversen ,  dazu  in  Anmerkungen  die  Didaskalien.  S.  55  V.  4  fehlt 
eine  Silbe. 

G.  A.  Cesareo,    Su  r ordinamento   delle  poesie  volgari  di  Francesco 
Petrarca,     Continuazione  e  fine  (Siehe  Zschr.  Bd.  XVII S.  324  ff.)  Die  Canzone 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LETIER ATURA  ITALIANA.  60I 

Italia  mia  wird  mit  einigen  neuen  Gründen  als  1344 — 45  in  Selvapiana  ge* 
schrieben  bestätigt.  Die  Sonette  Per  tnetzH  boschi  und  MilU  piagge  in  un 
giorno  sind  wohl  richtig  1333  angesetzt  (so  De  Sade).  Die  weiter  be- 
sprochenen Gedichte  tragen  ihr  Datum  in  sich  oder  sind  datiert. 

Aus  einer  Zusammenstellung  der  bestimmten  Daten  ergibt  sich  (genau 
wie  bei  Appel,  auch  von  Pakscher  S.  32  zugegeben)  dafs  die  chronologische 
Reihenfolge  oft  durchbrochen  ist,  und  dies  erlaubt  den  SchluCs,  dafs  auch 
bei  den  zeitlich  nicht  bestimmbaren  Gedichten  eine  solche  Reihenfolge  nicht 
immer  innegehalten  ist  Petrarca  hat  überdies,  wie  Cesareo  hübsch  nachweist,die 
Gredichte,  welche  eine  Hindeutung  auf  den  Tod  der  Geliebten  enthalten,  wohl  erst 
nach  ihrem  Tode  verfafst.  Cesareo  meint  nun,  die  Absicht,  welche  Petrarca  bei 
der  Anordnung  seiner  Dichtungen  leitete,  war,  ohne  chronologisch  zu  ver- 
fahren, in  den  ersten  Teil  alle  diejenigen  zu  bringen,  welche  sich  mit  irdischen 
Dingen  beschäftigen,  in  den  zweiten  dagegen  die,  welche  sich  auf  himmlische 
Dinge  beziehen.  Innerhalb  der  beiden  Teile  habe  der  Dichter  sich  auf  den- 
selben Gegenstand  u.  s.  w.  beziehenden  Dichtungen  zusammengestellt.  Die 
Ergebnisse  Appels  waren  im  Grunde  genau  dieselben  :  im  Grofsen  und  Ganzen 
sind  die  Gedichte  wirklich  chronologisch  geordnet;  wir  können  jedoch  Ab- 
weichungen von  dieser  Ordnung,  sei  es  durch  aestheiische  Rücksichten,  sei 
es  durch  einen  Fehler  der  Erinnerung  veranlafst,  feststellen.  Verbessere 
Bd.  XIX  S.  237  Z.  13  o.  1836;  S.  239  Z.  18  o.  2  v\  S.  241  Z.  3  u.  3196; 
S.  245  Z.  7  u.  3196;  S.  249  Z.  8  u.  3196;  S.  261  Anm.  (3)  pag.  111—113; 
S.  265  Z.  4  o.  1338;  Bd.  XX  S.  105  Z.  6  o.  IV\  S.  116  Z.  13  u.  V, 

VARIETÀ. 

Luzio-Renier,  //  probabile  falsificatore  della  „  Quaestio  de  aqua  et 
terra**.  Wie  bekannt,  veröffentlichte  der  Augustinerpater  Benedetto  Moncetti 
im  Jahre  1508  die  Quaestio  de  aqua  et  terra  Dantes  nach  einem  Autograph, 
welches  weder  vorher  noch  nachher  von  jemand  gesehen  wurde.  Dabei  führte 
ei*,  nach  seinen  eigenen  Worten,  in  seiner  Ausgabe  sogar  allerlei  Besserungen 
ein.  Tiraboschi  erhob  schon  Zweifel  an  der  Echtheit  des  Traktates ,  und 
jetzt  ist  man  sich  darüber  wohl  ziemlich  einig,  dafs  man  eine  Fälschung  vor 
sich  hat.  Nachdem  die  auf  den  Streit  bezügliche  Literatur  kurz  angeführt 
ist,  prüfen  Luzio  und  Renier  die  über  Moncetti  erhaltenen  Lebensnachrichten 
und  kommen  auf  Grund  derselben  und  namentlich  einer  Anzahl  aus  dem 
Archivio  Gonzaga  herbeigeschaften ,  bisher  unbekannten  Dokumente  zu  dem 
berechtigten  Schlüsse,  dafs  man  dem  ehrgeizigen  Moncetti  sehr  wohl  die 
Fälschung  zutrauen  kann,  dafs  er  auch  die  nötigen  Kenntnisse  besafs. 

E.  Lamma,  //  codice  di  rime  antiche  di  G,  G.  Amadei,  Verf.  stellt 
fest,  dafs  der  von  Quadrio  angezogene  Codex  Amadei  von  drei  auf  der  Uni« 
versitätsbibliothek  zu  Bologna  befindlichen  Handschriften  des  16.  und  17. 
Jahrhunderts  gebildet  wurde:  dem  cod.  1289,  177*  und  401.  Zwischen  177' 
nnd  401  ist  noch  eine  Lücke  von  12  Blättern,  die  jedoch  wahrscheinlich 
unbeschrieben  waren.  Ob  am  Ende  etwas  fehlt,  läfst  sich  nicht  feststellen. 
Lamma  gibt  eine  genaue  Inhaltstafel  und  geht  dann  auf  den  Inhalt  näher 
ein.  Der  erste  Teil  des  Codex  besteht  nach  der  Beschreibung  aus  6  ver> 
schiedenen  Abteilungen  (S.  164  hat  der  Verf.  allerdings  ausdrücklich  3 
gesagt).  Die  erste  Abteilung  enthält  von  einer  Hand  des  .16.  Jahr- 
Zaitoclu.  f.  rom.  Phil.  XVU.  39 


602  BESPRECHÜNGE>Í.     B.  WIESH, 

hunderts  toskanische  Dichter  des  13.  und  14.  Jahrhunderts  aufser  einigen 
bolognesischen  und  sicilianischen  nebst  wertvollen  Didaskalien.  Zwei  Balladen 
und  eine  Canzone  druckt  Lamma  im  Anhang  i  ab.  Der  zweite  Teil  enthSlt 
eine  planmäfsige  Sammlung  von  Petrarca  zugeschriebenen  Dichtungen,  die 
sich  nicht  im  Canzoniere  finden,  von  einer  Hand  des  17.  Jahrhunderts.  Lamma 
stellt  sie  zusammen  und  gibt  bei  jedem  Nachweise  aus  Drucken  und  Hand- 
schriften. Die  Anordnung  sollte  wohl  alphabetisch  sein,  ist  es  aber  durchaus 
nicht  immer.  Die  Zusammenstellung  ist  überhaupt,  wie  vieles  andere  in  der 
Arbeit,  recht  flüchtig.  So  fehlt  ganz  das  Sonett  auf  Blatt  51b  Perehe 
reterno  moto  sopraditto ,  und  Piango^  ahimè  ¡asso ,  ove  rider  solea  findet 
sich  zweimal,  unter  46  und  49,  beide  Male  an  verkehrter  Stelle.  Aufserdem 
sind  in  dies  Verzeichnis,  ohne  dafs  irgend  etwas  davon  bemerkt  wird,  auch 
die  Petrarca  zugeschriebenen  Dichtungen  aus  I  4,  I  6  (hier  jedoch  wieder  mit 
Ausschlufs  der  fünf  Sonette  210  a — 212  a)  und  II  (177^)  mit  aufgenommen. 

Es  mufste  auch  bei  dieser  Aufzählung  die  Seite,  wo  sich  die  Dichtungen 
im  cod.  bol.  befinden,  angegeben,  und  bei  den  einzelnen  Nummern  bemerkt 
werden,  ob  sie  sich  mehrmals  im  Codex  finden.  61  steht  anonym  auch  im  cod. 
pal.  219  (Gentile  I  291).  Warum  ist  48  amore  (?)  gedruckt?  Beide  Male, 
c.  87  a  und  206  a  steht  honore  im  Codex.  Warum  65  arnar  statt  aureo 
c.  56a,  wie  auch  S.  176  gedruckt  wird?  Aus  I  2  druckt  Lamma  8  unedierte 
Sonette.  I  3  enthält  die  Sonettenkorrespondenz  mit  Cecco  di  Meletto  de' 
Rossi,  welche  Arlia  bereits  nach  dem  cod.  Med.  Pal.  Laur.  118  herausgab. 
Lamma  gibt  sie  mit  den  Varianten  im  dritten  Anhange.  I  4  (17.  Jahrhundert) 
enthält  Dichtungen  des  stil  nuovo,  meist  von  Cino  und  seinen  Korrespon- 
denten; I5  (Jahrhundert?)  meist  ebenso,  16  (17.  Jahrhundert)  Dichtungen 
des  13.  und  14.  Jahrhunderts.  II  und  III  enthalten  Dichter  des  14.  Jahrh. 
Aus  III  werden  6  unedierte  Dichtungen  im  vierten  Anhang  abgedruckt. 
Anhang  V  gibt  ein  alphabetisches  Verzeichnis  der  in  den  Handschriften 
vorkommenden  Verfassernamen.  Über  die  Art  und  Weise,  wie  der  Abdruck 
geschieht,  ist  keine  Rechenschaft  gegeben.  Jedenfalls  sind  aber  stillschweigend 
Änderungen  vorgenommen.  Z.  B.  ist  S.  176  N.  3  Z.  i  AI  des  Codex  richtig 
in  El  geändert.  Der  Text  ist  nicht  immer  klar.  Um  einige  Bespiele  anzu- 
führen :  N.  I  S.  174  fehlt  in  der  ersten  Strophe  nach  ii  tin  Settenario ^  etwa: 
di  rendere  salute.  S.  177  N.  7  Z.  6  und  13  fehlt  je  eine  Silbe;  ebenso  S.  1 78 
N.  I  Z.  6.  S.  183  N.  5  ist  bei  einigen  Versen  der  Versuch  gemacht,  sie  aufs 
richtige  Mafs  zu  bringen;  warum  nicht  bei  allen?  Erklärende  Anmerkungen, 
die  doch  an  manchen  Stellen  nötig  wären,  fehlen  ganz.  Kurz,  die  Arbeit 
ist  nicht  mit  der  nötigen  Sorgfalt  verfafst. 

L.  Frati,  Un* egloga  rusticale  del  1 508.  Sie  ñndet  sich  in  dem  Codex 
Nappi  auf  der  Universitätsbibliothek  zu  Bologna  und  ist  wahrscheinlich  von 
Cesare  Nappi  selbst  verfafst.  Sie  gehört  zu  den  Vorläufern  der  Dialoge 
Ruzzantes.  In  Terzinen  schildert  sie  uns  recht  anschaulig  in  volkstümlichem 
Tone  und  teils  dialektischer  Sprache  das  Treiben  von  Landleuten  beim  Pan- 
cratiusfcste ,  ihre  Reden  über  die  drückenden  Steuern  auf  dem  Nachhause- 
wege u.  s.  w.  Der  Verf.  fallt  freilich  manchmal  aus  der  Rolle,  wenn  er  z.  B. 
die  Bauern  von  Phoebus  und  Hesperus,  Venus  und  Cupido  reden  laist.  Be- 
sonders interessant  ist  die  Dichtung  noch  dadurch,  dafs  der  Bauer  Borro  im 


GIORNALE  STORICO  DELLA  LETTERATURA  ITALIANA..  ÓO^ 

Wettstreit  um  den  Preis  im  Tanze  eine  Menge  Ballaten  aufzählt,   die  damals 
im  Schwange  waren.     Zu  den  meisten  gibt  Frati  Nachweise. 

V.  Cian.  Per  la  storia  del  sentimento  e  della  poesia  sepolcrale  in 
Italia  ed  in  Francia  prima  dei  ^ySepolcri**  del  Foscolo,  Als  weiteren  Beweis 
dafür,  wie  der  Stoff  der  Gräber  zur  Zeit,  als  Foscolo  dichtete,  beliebt  war 
und  viel  behandelt  wurde,  macht  Cian  auf  eine  Sammlung  von  Abhandlungen 
des  Grafen  Giambattista  Giovio  vom  Jahre  1804  aufmerksam,  worunter  sich 
eine  /  Cimiteri  betitelte  befindet,  die  Foscolo  gekannt  haben  wird.  Femer 
analysiert  er  ein  bisher  unbekannt  gebliebenes  Gedicht  La  Sépulture  von  Gabriel 
Legouvé,  dem  Vater  Ernest  Legouvés,  welches  am  O.Oktober  1797  in  einer  öffent- 
lichen Sitzung  des  Institut  National  vorgetragen  und  1801  zum  ersten  Male  gedruckt 
wurde.  Auch  dies  Gedicht  mag  Foscolo  gekannt  haben.  Einige  Gedanken  darin 
finden  sich  auch  bei  ihm«  allerdings  verschwindend  wenig  im  Vergleich  zu  der 
grofsen  Anzahl  ähnlicher  Gedanken,  welche  eine  Gegenüberstellung  des 
zweiten  Rifacimento  Pindemontes  und  der  Sepolcri  Foseólos  aufweist;  zum 
Teil  sind  es  dazu  dieselben.  Dieser  Nachweis  Cian  s  von  zwei  weiteren 
Schriften,  welche  sich  mit  den  Gräbern  beschäftigen,  entscheidet  übrigens 
nichts  in  der  Frage  nach  dem  ^ySopruso  foscoliano",  welche  Cian  mit  einigen 
Kranworten  zu  Gunsten  Foseólos  abthun  zu  können  glaubt.  Bei  letzterer 
handelt  es  sich  lediglich  darum,  ob  Foscolo  erst  durch  die  ihm  bekannt 
gewordene  Absicht  seienes  Freundes  Pindemonte ,  diesen  Modestoff  in  einem 
Gedichte  zu  behandeln,  zu  seinem  Carme  veranlafst  wurde,  und  ob  er  dessen 
Ausführungen,  welche  bereits  vorlagen  und  ihm  vorgelesen  wurden«  benutzte. 
Dies  ist  nach  meiner  Ansicht  der  richtige  Sachverhalt,  den  mir  noch  immer 
Foseólos  eigne  Worte  in  seinem  Briefe  an  die  Gräfin  Albrizzi  vom  27.  De- 
zember 1806  beweisen:  „Ricordate  voi  più.  la  questione  nostra  siC  sepoleri 
donesticiì  io  ho  fatto  in  quel  giorno  il  filosofo  indifferente  ;  e  me  ne  sono 
pentito:  ....  onde  ho  cantati  i  sepolcri,  e  ho  tentato  di  far  la  corte  aW opi- 
nioni, al  cuore  ed  allo  stile  d"* Ippolito,"  Dabei  ist  natürlich  nicht  aus- 
geschlossen, vielmehr  als  sicher  anzunehmen,  dafs  Foscolo,  als  er  nun  das 
Carme  zu  dichten  unternahm,  auch  noch  weitere  Umschau  in  der  reichen 
Litteratur  des  Gegenstandes  hielt! 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA:  Ferrai,  Lorenúno  de'  Medid  e  la 
società  cortigiana  del  cinquecento.  Con  le  rime  e  le  lettere  di  Lorenúno  e 
un'appendice  di  documenti  (Pellegrini,  mit  einem  Excurs  über  Guicciardinis 
Charakter).  —  Gabotto,  Un  nuovo  contributo  alla  storia  dell'umanesimo 
ligure  (Sabbadini,  Besserungen  zur  Chronologie  des  Bartolomeo  Fazio).  — 
Frati,  Vespasiano  da  Bisticci  —  Vite  di  uomini  illustri  del  secolo  XV  Voi,  I 
(Rossi).  —  Zambaldi,  DeUe  teorie  ortografiche  in  Italia  (Bacci).  — 

BOLLETTINO  BIBLIOGRAFICO  :  Cipolla,  //  trattato  „De  Monarchia" 
di  Dante  Alighieri  e  ^opuscolo  „De  potestate  regia  et  papali^^  di  Giovanni 
da  Parigi,  Siragusa,  L'ingegno,  il  sapere  e  gl'intendimenti  di  Roberto 
d'Angiò,  Wiese,  Eine  altlombardische  Margar  et henlegende,  Campanini« 
Lodovico  Ariosto  nei  prologhi  delle  sue  commedie,  Samosch«  Ariosto  als 
Satiriker  und  italienische  Portraits,  Verga,  Saggio  di  studi  su  Bernardo 
Bellincioni,  poeta  cortigiano  di  Lodovico  il  Moro,  Solerti,  Appendice  aUe 
opere   in  prosa  di  Torquato  Tasso,     Biadego,    Catalogo   descrittivo   dei  ma* 

39* 


604  BESPRECHUNGEN.     B.  WIESE, 

noscrüti  della  biblioteca  comunale  di  Verona.  Finzi,  Prose  scelte  ed  annotate 
di  Giacomo  Leopardi.  Masi,  Sulla  storia  del  teatro  italiano  nel  sec.  XVII J. 
Orsi,  La  passione  di  Sordevolo, 

COMUNICAZIONI  ED  APPUNTI:  R.  Renier,  Spigolature  Ario- 
stesche.  Drei  neue,  Ariosto  betreíFende  Dokumente  aus  dem  britischen  Mu- 
seum. In  dem  ersten  aus  dem  Cod.  Egerton  2014 — 15  überträgt  der  Herzog 
von  Mailand  das  Ariost  am  20.  Juli  1331  auf  10  Jahre  gegebene  Privileg, 
dafs  in  seinem  Gebiete  nur  von  dem  Dichter  selbst  veranstaltete  Ausgaben 
seiner  Werke  vertrieben  werden  dürfen,  auf  dessen  Erben.  Das  zweite 
Dokument  (aus  cod.  25Û36)  ist  ein  Brief  Ariostos  aus  Castelnuovo  16.  Ok- 
tober 1522  an  den  Hauptmann  der  Florentiner  wegen  Abschlusses  eines  Aus- 
lieferungsvertrages. Das  dritte  endlich  (Msc.  Egerton)  ist  ein  Brief  des 
Dichters  an  den  Herzog  von  Mailand  vom  8.  Oktober  1832.  mit  welchem 
er  ihm  ein  Exemplar  der  neuen,  verbesserten  und  mit  Zusätzen  versehenen 
Ausgabe  des  Orlando  übersendet  und  den  Überbringer  empfiehlt.  AuTserdem 
veröffentlicht  Renier  hier  noch  einen  Brief  Ariostos  an  Isabella  Gonzaga  und 
deren  Antwort  (21.  Nov.  und  30.  Nov.  1516),  betreffend  die  steuerfreie 
Durchführung  von  Wein  und  andern  Sachen,  die  Ariosto  für  den  Cardinal 
Ippolito  von  Mailand  nach  Ferrara  bringt,  durch  mantuanisches  Gebiet. 
Croce,  Lu  y^Philenia*'  di  Antonio  Aloriconda.  Nachricht  von  einem  Drucke 
dieser  Komödie  aus  dem  Jahre  1548.  Aus  der  Widmung  an  Isabella 
Colonna  geht  hervor,  dafs  das  Stück  1547  in  Neapel  aufgeführt  wurde.  Ihr 
Inhalt  hat  nichts  mit  dem  Romane  Francos  zu  thun.  Es  ist  ein  ganz  mittel- 
mäfsiges  Intriguenstück  ohne  Originalität.  Ein  kurzer  Bericht  über  die  Tre 
giornate  delle  favole  deW Aganippe  schliefst  sich  an.  Carini,  La  coronazione 
di  Gorilla  giudicata  da  Gaetano  Marini  gibt  aus  vier  Briefen  Marinis  an 
Fantuzzi  die  Stellen,  welche  sich  mit  der  Dichterkrönung  der  Morelli  Fer- 
nandez beschäftigen.  Wie  alle  ruhig  und  klar  denkenden  Männer  seiner  Zeit, 
verurteilt  er  sie.  Pèrcopo,  La  stampa  napoletana  del  1506  delle  „Rimf 
del  Chariteo.  Nachweis  über  den  ältesten  Druck  der  Gedichte  Chariteos, 
welchen  Pèrcopo,  während  er  seine  Ausgabe  vorbereitete,  nicht  hatte  auf- 
treiben können.  Das  Exemplar  befindet  sich  auf  der  Estense  in  Modena. 
i'èrcupo  gibt  die  geringen  Abweichungen  von  dem  ersten  venediger  Nachdruck 
an.  Schon  der  neapolilaner  Druck  enthält,  wie  Pèrcopo  richtig  vermutete, 
die  Strambotti.  Sie  haben  keine  Überschrift,  wie  in  den  venezianischen  Nach- 
drucken. Daher  sind  sie  von  den  Beschreiben!  des  ersten  Druckes  übersehen. 
Flamini,  Ancora  sui  sonetti  pseudo  - poli&ianeschi  zeigt,  dafs  die  beiden 
von  Costa  im  Fanfulla  della  Domenica  1889  N.  6  aus  dem  cod.  Vitali  (jetzt 
Parma)  veröffentlichten  sehr  mittelmäfsigen  Sonette  von  Antonio  Pelotto  sind. 
L umbroso,  Una  lettera  die  Vittorio  Alfieri.  Abschlägige  Antwort  des 
Dichters  auf  eine  Plinladung  der  Accademia  Italiana  ihr  beizutreten  aus 
dem  1.  Bande  der  Atti  der  Akademie  vom  Jahre  1808. 

CRONACA  (Periodici,  kurze  Anzeigen,  Pubblicazioni  Nuziali,  Nekrolog 
für  Carlo   Viissallo  und  Reinhold  Köhler). 

Fase.  3. 

P.  Bologna,  La  stamperia  fiorentina  del  monastero  di  S.  Jacopo  di 
Ki/ioli  €'  It-  A  Ut'  edizioni .     Studio  storico  f  bibliografico.     Der  Aufsat/  gibt  ein 


IL  PROPUGNATORE   N.  S.  IV,   P.   I.  2.  605 

anschauliches  Bild  von  dem  kurzen,  aber  bewegten  Leben  dieser  Druckerei, 
welche  von  1476  (S.  351  fälschlich  1474)  bis  1484  unter  der  einsichtsvollen 
und  thatkräftigen  Leitung  des  Mönches  Domenico  da  Pistoja,  des  Procurators 
des  Nonnenklosters,  in  Betrieb  war,  dem  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1479 
der  Beichtvater  desselben  Klosters,  Fra  Pietro  da  Pisa  getreulich  zur  Seite 
stand.  Die  Hauptquelle  ist  das  von  Domenico  geführte  Giornale  di  spese 
della  stamperia,  welches  in  vieler  Hinsicht  interessante,  hier  verwertete 
Nachrichten  enthält.  Ein  alphabetisch  geordneter  Katalog  der  aus  dieser 
Druckerei  hervorgegangenen  Werke  soll  den  Aufsatz  abschliefsen. 

£.  Pèrcopo,  Laudi  e  devozioni  della  città  di  Aquila.  Zu  den  Ver- 
öffentlichungen in  den  früheren  Bänden  des  Giornale  folgt  hier  ein  Verzeichnis 
der  Lauden  und  Devozionen  nach  Anfangsversen  und  ein  Anhang,  der  den 
Codex  Morbio  nach  Notizen  Rajnas  beschreibt.  Diese  Handschrift  befindet 
sich  jetzt  auf  der  Vittorio  Emanuele  zu  Rom.  Ein  Zusatz  kann  daher  die 
gegebene  Beschreibung  vervollständigen.  Die  Giunte  e  Correzioni  beziehen 
sich  auf  die  ganze  Veröffentlichung. 

S.  Ferrari,  Di  alcune  imitauont  e  rifioriture  delle  „Anacreontee" 
in  Italia  nel  sec,  XVI,  Nachdem  Henricus  Stephanus  1554  die  von  ihm 
aufgefundenen  pseudoanakreontischen  Oden  veröffentlicht  hatte,  wurden  sie 
bald  in  verschiedenen  Litteraturen ,  namentlich  in  Frankreich,  nachgeahmt. 
Ferrari  untersucht,  wie  weit  die  Nachahmung  noch  im  16.  Jahrhundert  in 
Italien  ging.  Der  bedendendste,  zielbewufsteste  Nachahmer  ist  Tasso.  Neben 
ihm  fìnden  wir  Ercole  Fortezza  (z.  T.  in  fìdenzianischer  Art,  wozu  sich  die 
Gedichte  auf  Ba^Xkoq  besonders  eigneten),  Claudio  Tolomei,  Benedetto 
Guidi,  Giuliano  Goselini  und  Filippo  Alberti.  Mit  Chiabrera  beginnt  eine 
neue  Art  „anokreontischer"  Dichtung  in  Italien,  die  mit  Anakreon  nicht  viel 
mehr  als  den  Namen  gemein  hat. 

RASSEGNA  BIBLIOGRAFICA:  Chiarini,  Gli  amori  di  Ugo  Fos- 
colo nelle  sue  lettere.  Ricerche  e  studia  2  voli  (Martinetti,  gerechte  Kritik 
mit  vielen  wichtigen  Richtigstellungen  und  Zusätzen).  Barozzi  e  Sabba- 
din  i.  Studi  sul  Panormita  e  sul  Valla  (Flamini,  Barozzis  Studie  ist  ver- 
altet und  wertlos).  Marchesan,  L* università  di  Treviso  nel  sec.  XIII  e 
XIV  e  cenni  di  storia  civile  e  letteraria  della  città   in  quel  tempo  (Foffano). 

CRONACA  (Periodici,  kurze  Anzeigen,  Pubblicazioni  nuziali). 

B.  Wiese. 


H  Propugnatore.    Nuova  Serie,  Voi.  IV,  Parte  I.  Parte  II.  1891. 

Parte  I. 

G.  Bruschi,  Ser  Piero  Bonaccorsi  e  il  suo  cammino  di  Dante.  Der 
florentiner  Notar  Piero  Bonacéorsi  verfafste  in  zwei  Briefen,  welche  an  Frate 
Romolo  de*  Medici  gerichtet  sind,  etne  Topo  -  Chronographie  zu  Dantes 
Komödie.  Da  sie  vor  1440  vollendet  sind,  so  dürften  sie  der  älteste  Versuch 
einer  solchen  sein.  Sie  sind  jedenfalls  alter  als  Manettis  Erklärung.  Bruschi 
zieht  aus  einer  Reihe  Florentiner  Dokumente  eine  kurze  Geschichte  des 
Zweiges  der  Familie  Bonaccorsi.  dem  unser  Notar  angehört  und  kommt  dann 
eingehender    auf  ihn    selbst.    Nach  S.  1 1   wäre    er   laut  Geburtsregister  am 


6o6  HKSPRKCHUNGEN.     K.  WIESE, 

17.  Juli  14 1 0  f:;eborcn.  Das  pafsl  aber  schlecht  zu  der  Angabe  seines  eignen 
Vaters«  der  nach  S.  8  im  Jahre  1427  das  Alter  Pieros  auf  20  Jahre  an- 
gegeben hat.  Mit  diesem  Dokument  stimmt  auch  nicht,  dafs  nach  S.  12  der 
ältere  Bruder  des  Notars,  Lionardo  1431  erst  26  Jahre  sein  soll:  hier  wird 
er  vom  Vater  1427  als  25  Jahre  alt  bezeichnet.  Über  das  geistige  Leben 
Ser  Pieros  gibt  uns  besonders  ein  von  ihm  selbst  1463  verfafstes,  Quadra- 
gesimale betiteltes  Werk  Aufschlufs,  das  autographisch  auf  der  Riccardiana 
erhalten  ist.  Er  zeigt  darin  einen  stark  ascctischen  Zug,  eine  edle  Gesinnung, 
die  er  ganz  besonders  auch  dadurch  bekundet  hat,  dafs  er  sein  ganzes  Leben 
dem  Wohle  seiner  Geschi^nster  und  deren  Familie  widmete.  Mit  Dante  hat 
er  sich  eingehend  beschäftigt.  Bereits  1430  hatte  er  die  Komödie  ganz  ab- 
geschrieben. Die  Abschrift  ist  nach  B.  der  cod.  rice.  1038,  der  am  Schlufs 
auch  den  ersten  Brief  enthält.  Vergleiche  jedoch  Morpurgo,  I  codici  ficcar' 
diani  della  Divina  Commedia  S.  74,  der  dies  zurückweist.  In  den  cod.  laur. 
gadd.  131  pl.  90  sup.  schrieb  er  1440  das  Paradiso  mit  erklärenden  Anmer- 
kungen u.  s.  w.  Hier  geht  der  dritte  Teil  des  ersten  Briefes  und  der  zweite 
voran.  Zwei  weitere  Autographe  der  beiden  Briefe  (rice.  11 22,  magi.  1104) 
fmden  sich  in  Florenz,  aufser  einer  Kopie  des  zweiten. 

Nach  dem  cod.  rice.  11 22  druckt  Bruschi  S.  308 — 348  den  Text  ab. 
Der  Bric^  wird  durch  vier  grofse  Bilder  ejläutert.  Das  erste  zeigt  sämtliche 
drei  Reiche  auf  einem  Blatte ,  das  zweite  die  Hölle,  die  Kreise  als  Gewölbe 
gedacht,  nicht  als  offene  Höhlen  (eine  Abbildung  davon  ist  beigefügt),  das 
dritte  den  Fegefcuerbcrg,  das  vierte  das  Paradies.  B.  irrt  in  der  Annahme 
(S.  31),  dafs  sich  in  älteren  Handschriften  nicht  auch  Darstellungen  des 
ganzen  Inferno  fínden.  Eine  sehr  schöne  /iota  enthält  der  cod.  der  königl. 
Gymnasialbibliothek  in  Altena.  Sie  nimmt  das  ganze  Folio  3  r.  ein ,  nach 
dem  Texte  DAnte  poeta  sourano  corona  et  gloria  (i  r.  col.  i — 2v.  col.  2), 
welcher  bekanntlich  in  einigen  Handschriften  Petrarca  zugeschrieben  wird 
und  in  der  Nidobeatin.i  gedruckt  ist,  und  weicht  von  der  hier  gegebenen 
Darstellung  nur  in  sofern  ab,  uls  Lucifer  in  der  Mitte  dargestellt  ist  und  die 
einzelnen  Kreise  nun  concentrisch  sind.  Femer  fehlen  die  Löcher  in  den 
Gräben,  und  die  Malebolge  sind  nicht  besonders  durch  Striche  abgeteilt.  Ich 
glaube ,  daf^  in  der  Handschrift  auch  das  Purgatorio  auf  einer  ganzen  Folio- 
>eitc  dari^'esidlt  war;  das  Blatt  ist  aber  herausgeschnitten,  und  man  sieht 
auf  der  Rückseite  des  stehen  gebliebenen  schmalen  Randes  nur  noch  Reste  einer 
Miniatur.  Im  Paradiso  sind  die  Miniaturen  nicht  mehr  ausgeführt,  und 
auf^erdem  fehlt  der  Anfang  desselben  in  der  Handschrift.  Eine  Rota  sollte 
sicher  auch  der  Codex  des  Gradenigo  enthalten  (siehe  unten  die  Besprechung 
von  Tambellinis  Arbeit).  Den  Beginn  der  Reise  setzt  Bonaccorsi  in  die  Nacht 
vom  24.  zum  25.  März  1299 — 1300  (florentiner  Stil,  d.h.  also  1300 — 1301). 
Dante  wendete  nach  ihm  bis  nach  der  Durchwanderung  von  Mond,  Mercur 
und  Venus  6  Nächte  und  6  Tage  auf;  dann  läfst  sich  die  Zeit  nicht  mehr 
berechnen. 

M.  Pelacz,  La  vita  e  le  opere  di  Giovanni  Andrea  Dell*  Anguiliara, 
Pelaez  stellt  die  wenigen  Nachrichten,  welche  uns  über  Anguillara  überliefert 
sind,  sorgfältig  zusammen.  Einige  Zusätze  hat  inzwischen  Rossi  im  XVIII. 
Bande  des  Giornale  storico  della  letteratura  italiana  geben  können,  und  es 
ist  nicht  ausgeschlossen,    dafs   sich    mehr  Material   finden  wird.      Anguillara 


IL  PROPUGNATORE    N.  S.  IV,   P.  I.  2.  607 

war  in  Sutri  geboren,  kam  aber  früh  nach  Rom.    Das  Geburtsjahr  ist  sicher 
15 16  oder  1517  anzusetzen.    Pelaez  will  es  später  setzen.    Nach  Rossi  jedoch 
wurde  Madruzzo  bereits  1544   zum  Kardinal  erwählt  und  befand  sich  damals 
in  Trient,    wie   im  Capitolo  Anguillaras,    in   welchem    er    sich   28  Jahre   alt 
nennt,  und   kam  1545  nach  Rom.     Das  Capitolo    selbst  ist   also   1544 — 1545 
geschrieben,    zwischen    der  Ernennung  Madruzzos    zum  Cardinal   und    seiner 
Abreise    nach  Rom.     Von  Rom    ging  Anguillara    nach  Venedig,    und  zwar, 
wie  Rossi  zeigt,  bereits  im  September  1551  ;  1553  ging  er  er  nach  Paris  und 
blieb    bis  1561    in  Frankreich.     Dann    kehrte    er   nach  Venedig   zurück   und 
1566    nach    Rom.      Sein    Todesjahr    ist    unbekannt.      Pelaez   bespricht    die 
Schöpfungen  Anguillaras   eingehend ,  seine  Übersetzung  der  Metamorphosen 
und  der  beiden  ersten  Bücher  der  Aeneis,  seinen  Oedipus  und  seine  Capitoli. 
Sein  Urteil  trifft  fast   immer  das  Richtige.     Eine   genaue  Charakteristik  hätte 
sich  aus  den  erhaltenen  Schriften  gewinnen  lassen.     Im  Anhang  veröffentlicht 
Pelaez  zwei  unedierte  Briefe,  drei  Capitoli  (von  denen  zwei  ungedruckt)  und 
eine  ungedruckte  Canzone.    Der  Brief  Anguillaras   an  Varchi   schliefst  nicht 
aus ,    dafs   der  Annibale  Caro   übersendete   Boccacciokommentar  (S.  55)  doch 
der  Ridolfìs  war.     Anguillara   kann  Ridolfi   nach    der  Übersendung   kennen 
gelernt    haben.     Zwischen    dem  Erscheinen   des  Kommentars  und  dem  Briefe 
an  Varchi  liegen  3  Jahre,  nach  S.  106  Anm.  i  sogar  5.     Das  Privileg,  um 
das   es   sich  in   dem  Briefe  vom  18.  Juni  1561    handelt   (S.  56  und  107),    ist 
nach  meiner  Ansicht    ein  Privileg   für    den    alleinigen  Vertrieb    seiner  Ovid- 
übersetzung  in  der  Toscana,    denn   er  fahrt  ohne  weiteres  fort,   nachdem  er 
von    einem  Privileg    gesprochen,    sono    stampati  già   33  fogli . .     Das  wäre 
kaum  verständlich,  wenn  es  nicht  mit  dem  Vorangehenden  in  unmittelbarem 
Zusammenhang  stände.     Zur  selben  Zeit  bekam  Anguillara  überdies  das  Pri- 
vileg  für  Sicilien,    und   am  22.  März  1553    hatte   er  bereits  ein  Privileg  auf 
10  Jahre  für  Venedig  bekommen  (Rossi  a.  a.  O.).     Dafs  der  156 1  in  Vicenza 
aufgeführte  Oedipus  wirklich  der  Anguillaras  war,   schliefst  Rossi  mit  Recht 
daraus,    dafs  der  Dichter  zu  Trissinos  Sofonisbe,    welches  1562  ebenda  auf- 
geführt wurde,  einen  Prolog  schrieb.    Die  Capitoli  scheinen  mir  ihrem  ganzen 
Tone  nach  in  der  Zeit  des  ersten  Aufenthalts  Anguillaras  in  Rom  geschrieben. 
Ist  dem  so,  dann  mufs  das  Capitolo  Nella  sedia  vacante  al  papa  futuro  nach 
dem  Tode   Paul  III    und    vor    der  Wahl  Julius  III    geschrieben    sein,    d.  h. 
zwischen  November  1549    und  Februar    1550.     Durch    den  Hinweis    auf   die 
Auffuhrung    des   plautinischen  Amphitryon    wird    sich    übrigens   das  Datum 
genau  feststellen  lassen.    Z.  145  S.  115  1.  V*a.    Die  Canzone  S.  120  ff.,  welche 
an  Pius  V.  gerichtet  ist,    wird    gleich    nach   der  Rückkehr  Anguillaras  nach 
Rom,    d.  h.  1566    geschrieben  sein.     Der  S.  102   handschriftlich    angezogene 
Tempio  fabbricato  a  Giovanna  d^ Aragona   ist   bereits  1 554  in  Venedig  ge- 
druckt.    S.  56  Anm.  I  die  sonderbare  Schreibung  Mazucchelli. 

A.  Belloni,  Curzio  Gonzaga ^  rimatore  del  secolo  XVI,  Cenni  sulla 
sua  vita  e  sulle  sue  opere.  Auch  über  diesen  Cinquecentisten  wissen  wir 
nur  wenig.  Sein  Geburtsjahr  ist  durch  kein  Dokument  bestimmt.  Es  wird 
von  einigen  1536  angesetzt.  Ursprünglich  zum  Geistlichen  bestimmt,  ver- 
zichtete er  auf  diesen  Stand.  1554  erscheint  er  schon  als  Dichter,  1559  in 
wichtiger  Mission  an  Karl  V. ,  und  im  selben  Jahre  begleitete  er  den  Kar- 
dinal Ercolo  Gonzaga   nach  Rom.     Im  Juli  1562    finden  wir  ihn  noch  dort. 


6o8  HKSPKKCHtTNfîKN.     H.  WTESF, 

Nach  dem  Tode  des  Kardinals  (1563)  verlieren  wir  ihn  ganz  aus  den  Augen. 
Aus  seinen  Dichtungen  läfst  sich  entnehmen,  dafs  er  1571  krank  war  und 
deshalb  nicht  gegen  die  Türken  zum  Schwert  greifen  konnte.  Er  befand  sich  in 
Rom.  Einigermafsen  hergestellt,  begibt  er  sich  in  das  Lager  der  Verbündeten. 
Danach  fìnden  wir  ihn  wieder  in  Rom.  Sicher  ist  er  1575  dort,  wo  er  seinen 
Fidamante  begann.  1577  schreibt  ihm  Tasso  einen  Brief  dorthin.  1581  ist 
Curzio  sicher  in  Mantua  und  war  noch  Anfang  1582  dort.  1583  traf  Goarini 
ihm  am  Hofe  des  Herzogs  Ferrante  in  Guastalla.  Mit  dem  Herzog  war  er 
eng  befreundet.  Er  besuchte  ihn  in  seiner  Residenz,  und  Ferrante  kam  nach 
Borgoforte,  wo  sich  unser  Dichter  aufhielt.  1591  finden  wir  ihn  in  Venedig. 
1595  verlieh  ihm  der  Herzog  Vincenzo  Palazzolo  und  den  Marchesetitel  ; 
er  konnte  jedoch  nicht  dorthin  reisen.  Er  starb  1599  in  Borgoforte  und 
wurde  in  der  von  ihm  erbauten  Kirche  beigesetzt.  Der  zweite  Teil  von 
Bellonis  Arbeit  führt  uns  des  Dichters  Schaffen  vor.  Sein  gröfstes  Werk, 
der  Fidamante f  wurde  1582  in  Mantua  zum  ersten  Mal  veröffentlicht.  Belloni 
gibt  eine  Analyse  davon  und  eine  Besprechung  der  Hauptpersonen.  Einheit- 
lich aufgebaut  zeigt  es  im  Einzelnen  Nahahmungen  von  Ariost,  Tasso  und 
den  Klassikern ,  namentlich  Virgil ,  der  öf\er  wörtlich  übersetzt  wird.  Die 
Komödie  GH  Iniranni  ist  eins  der  gewöhnlichen  Intriguen  stücke  ohne  Origi- 
nalität, doch  in  guter  Sprache.  Die  vollständige  Sammlung  der  Gedichte 
von  1591  zerfallt  in  6  Teile.  Die  Gedichte  bewegen  sich  ganz  in  petrarkischem 
Fahrwasser,  und  Secentismus  fehlt  nicht.  Die  Verse  sind  fliefsend,  Einzelnes 
ist  hübsch  gelungen,  aber  der  Durchschnitt  ist  mittelmäfsig.  Die  vier  ersten 
Teile  sind  Liebesgedichte,  die  zwei  letzten  politischer  und  sonstiger  Natur, 
auch  einige  geistige  Lieder  darunter.  Zwei  Anhänge  mit  9  Briefen  und  einer 
Bibliographie  schliefsen  die  Arbeit  ab.  Das  Errata  -  Corrige  Parte  II  S.  219 
ist  sehr  un  voll  ständig;.  S.  356  letzter  Vers  sind  z.  B.  tedeschi  statt  teschi 
stehen  geblieben  ;  S.  357  in  der  Oktave  Z.  6  1.  piegarle  u.  s.  w. 

C.  c  L.  Frati,  Indice  delle  carte  di  Pietro  Bilancioni.  Contributo 
alla  bibliografia  delle  rime  volgari  dei  primi  tre  secoli,  {Continuaz.  da  pag. 
394,  N.  S.  j  Voi.  JIJ,  Parte  II).  Parte  I.  Rime  con  nome  d*autore,  Fort- 
setzung der  wichtigen  Veröffentlichung.  F.  1  Fabrucci  (de')  Incontrino  bis 
XXIII  Fucci  Vanni. 

MISCELLANEA  : 

V.  Lazzari  ni,  I^i  seconda  ambasceria  di  Francesco  Petrarca  a 
Venezia.  Unter  den  Friedensbedingungen,  welche  Francesco  il  Vecchio  von 
l'adua  1373  von  den  Venezianern  auferlegt  wurden,  befand  sich  auch  die, 
dc4f^  er  oder  sein  Sohn  Francesco  nach  Venedig  kommen  und  die  Regierung 
um  Entschuldigung  bitten  sollte.  Er  schickte  seinen  Sohn  Francesco  Novello 
imd  Petrarca.  Der  ('hronist  Redusio  (1427)  hat  uns  nun  überliefert,  dafs 
der  Dichter,  vor  den  Senat  geführt,  in  seiner  Rede  stecken  blieb  und  am 
nächsten  Tage  wiederkommen  mufste.  Der  Chronist  des  16.  Jhd.  Gian  Jacopo 
(^aroldu,  Sekretair  des  Rates  der  zehn,  wcifs  nichts  davon.  Lazzarini  bringt 
nun  cinc  Stelle  aus  einer  gltich/citigen  Chronik ,  wahrscheinlich  von  einem 
Xolar  der  carrarcsiscben  Kan/lei  geschrieben,  die  sich  im  Archive  der  Familie 
Papa  fava  befindol.  Der  (hronisi  wcifs  nichts  vom  Steckenbleiben  Petrarcas, 
sondi rii  s;iMt  um  ,    dafs    seine  Siinune    infolge  des  Alters  und  einer  überstan- 


IL  PROPUGNATORE    N.  S.  IV,    P.   1.2.  609 

denen  Krankheit  zitterte.  Er  gibt  die  Rede  in  italienischer  Übersetzung. 
Sie  warde  am  2.  Oktober  vor  der  Signorie  und  dem  grofsen  Rate  gehalten, 
und  am  selben  Tage  kehrten  die  Gesandten  heim. 

J.  Sanesi,  Vanno  della  nascita  di  Leon  Battista  Alberti  bekämpft 
Scipionis  Ansicht,  dafs  Alberti  1406  oder  1407  geboren  sei  und  entscheidet 
sich  mit  Mancini  fur  1404.  Scipioni  hat  dies  Jahr  jedoch  zu  Gunsten  seiner 
Ansicht  mit  guten  Gründen  im  Giornale  delle  letteratura  italiana  Vol.  XVm 
zurückgewiesen . 

C.  Mazzi,  Leone  Allacci  e  la  Palatina  di  Heidelberg.  Auf  Grund 
der  Briefe  und  Aufzeichnungen  Allaccis,  die  uns  in  einem  cod.  valicellianus 
erhalten  sind,  und  der  bisherigen  Literatur  über  den  Gegenstand,  stellt  Mazzi 
dar,  wie  sich  Allacci  seines  Auftrages,  die  Heidelberger  Bibliothek  nach 
Rom  überzuführen,  entledigt  hat.  Dieser  erster  Teil  bricht  bei  den  Vor- 
bereitungen zur  Abreise  von  Heidelberg  ab.  Viel  Neues  bringt  er  nicht, 
aber  er  ist  klar  und  unparteiisch  geschrieben.  Die  brutale  Rücksichtslosig- 
keit Allaccis  tritt  scharf  hervor.  Nach  S.  270  hätte  Allacci  erst  am  i.  De- 
zember beim  Herzog  von  Bayern  Audienz  gehabt,  während  die  Berichte 
darüber  vom  30.  November  sind.  Die  Anm.  i  S.  288  gehört  auf  S.  289. 
Überhaupt  wimmelt  der  Aufsatz,  namentlich  in  den  Anmerkungen,  von  Druck- 
fehlem. 

G.  Bruschi,    Ser  Piero  Bonaccorsi  e  il  suo  cammino  di  Dante  (Conti- 
nua%,  e  fine  da  pag.  5.  N.  5.,   VoL  IV^  Parte  I).  Siehe  oben. 

A.  Belloni,  Curzio  Gonzaga  ^  rimatore  del  secolo  XVI.  Cenni  sulla 
sua  vita  e  sulle  sue  opere,  (jContinuauone  e  fine  da  pag.  125).    Siehe  oben. 

MISCELLANEA: 

O.  Zen  atti.  Nuove  rime  d^  alchimisti.  Italienisch  geschriebene  Ge- 
dichte über  Alchemie  sind  selten,  wie  Zenatti  in  seiner  Veröffentlichung  der 
Canzone  über  den  Stein  der  Weisen  von  Maestro  Daniele  aus  dem  14.  Jhd. 
bemerkt  hat.  Aufser  dieser  kannten  wir  bisher  nur  zwei  Sonette.  Hier 
werden  aus  zwei  rice.  Hss.  (15  sec.)  7  weitere  Gedichte,  6  Sonette  und  eine 
Canzone,  die  diesen  Stoff  behandeln,  und  die  beiden  bekannten  Sonette  in 
anderer  Lesart  veröffentlicht.  Die  Canzone  ist  eine  Nachahmung  der  Maestro 
Danieles.  Die  Verse  auf  das  richtige  Mafs  zu;bringen,  würde  nicht  verlohnen. 
In  5  S.  396  konnte  das  weibliche  suo  stehen  bleiben.  S.  404  IV,  5  ist  el 
wohl  =  in  el,  kann  also  gleichfalls  bleiben. 

A.  Zenatti,  //  bisnonno  del  Petrarca  konunt  auf  die  von  Mazzoni 
ganz  schüchtern  ausgesprochene  Vermutung  zurück,  dafs  Garzo,  der  Verfasser 
der  alphabetischen  Sprichwörterreihe  und  einiger  Lauden,  Petrarcas  Urgrofs- 
vater  war,  und  fuhrt  als  Bekräftigung  eine  Stelle  aus  dem  dritten  Briefe  des 
6.  Buches  der  Familiares  an,  wo  Petrarca  von  seinem  Urgrofsvater  spricht.  Nach 
der  hier  gegebenen  Charakteristik  desselben  könnte  er  sehr  wohl  der  Ver- 
fasser der  Sprichwörter  und  Lauden  sein.  Ein  Beweis  ist  dies  natürlich 
nicht,  aber  Mazzonis  Vermutung  gewinnt  an  Wahrscheinlichkeit. 

Parte  H. 

L.  A.  Bresciani,  Intorno  a  una  canzone  di  Fra  Guittone  d* Arezzo 
al  conte  Ugolino  dei  Gherardeschi,  Nachdem  Bresciani  in  klarer  Weise  die 
Ereignisse  in  Pisa  vom  Jahre  1284,  wo  Ugolino  Podestà  wurde,  bis  zu  seiner 


6  IO  BESPRECHUNGEN.     B.WIESE, 

Gefangennahme  am  i.  Juli  1288  dargestellt  hat,  sucht  er  festzastellen ,  auf 
welches  Vorkommnis  in  dieser  Zeit  sich  Guittones  Canzone  an  Ugolino 
bezieht.  Er  kommt  zum  Schlufs,  dafs  sie  1284  nach  der  Schlacht  bei  Meloiia, 
aber  bevor  Ugolino  Podestà  wurde  (18.  Okt.)  gedichtet  wurde.  Auf  diese  Zeit 
pafst  das  Gedicht  jedenfalls  am  besten. 

C.  e  L.  Frati,  Indice  delle  carte  di  Pietro  Bilancioni.  Contributo 
alla  hibliografia  delle  rime  volgari  dei  primi  tre  secoli.  Continuazione  da 
/ö^.  163,  N.S.,  Vol.  IV,  Partei).  Buchstabe  G:  Galletto  da  Pisa  bis 
Guittone. 

G.  Vanzolini,  La  Dragha  de  Orlando  di  Francesco  Tromba.  Dies 
Poem  in  zwei  Büchern,  von  denen  das  erste  1525,  das  zweite  1527  in  Perugia 
gedruckt  ist,  ist  bisjetzt  ebenso  unbekannt  geblieben  wie  sein  Verfasser.  Von 
jedem  Buche  kennt  man  nur  ein  Exemplar,  das  vom  ersten  im  Besitze  des 
Verfassers,  das  vom  zweiten  auf  der  Trívulziána.  Ersteres  Exemplar  wird 
beschrieben,  eine  Inhaltsangabe  gegeben  und  der  erste  Gesang  —  das  Buch 
enthält  XVIII  —  abgedruckt.  Soviel  man  danach  urteilen  kann,  ist  die 
Darstellung  ganz  iliefsend,  der  Inhalt  aber  in  keiner  Weise  originell,  sondern 
Pulci,  Bojardo  u.  s.  w.  entlehnt.  Umbrische  Dialektspuren,  welche  in 
den  späteren  Gesängen  viel  vertreten  sein  sollen,  fìnden  sich  im  ersten  Gre- 
sange  herzlich  wenig.  Da  dieser  Abdruck  vorläufig  die  Gelehrten  von  dem 
Vorhandensein  des  Gedichtes  unterrichten  soll,  kann  man  es  nur  billigen, 
dafs  der  Abdruck  rein  diplomatisch  geschieht.  Für  eine  endgiltige  Ausgabe 
ist  allerdings  kritische  Arbeit  erwünscht. 

A.  B elioni.  Die  una  poesia  anonima  del  sec.  XVII.  Eine  rein  sach- 
lich gehaltene  Besprechung  von  Mangos  Schrift,  Di  alcune  stanze  adespote 
del  sec.  XVII  y  welche  gegen  Belloni  im  Prop.  N.  S.  Vol.  II  S.  454 — 466 
Marino  als  Verfasser  der  sogenannten  Stanze  {Era  la  notte  eU  pigro  Arturo) 
retten  will.  Belloni  hat  Recht,  wenn  er  die  Urheberschaft  Testis  als  viel 
wahrscheinlicher  hinstellt.  Jedenfalls  ist  seine  Zurückweisung  von  Mangos 
Beweisen  für  Marino  schlagend. 

A.  Giovanelli,  Lettera  al  prof.  Dino  Mantovani  sul  disdegno  di 
Guido  Cavalcanti  {Inf.  X,  v.  62 — 63).  Mantovani  versuchte  Prop.  I,  P.  I 
die  bekannte  Stelle  dadurch  zu  erklären,  dafs  er  cui  auf  ein  in  qui  Hegendes 
inferno  bezog.  Diesem  unmöglichen  Erklärungsversuche  tritt  Giovanelli  mit 
einem  neuen  entgegen,  in  welchem  er  sich  Rajna  sehr  nähert.  Letzterer 
fafst  cui  =z  a  Dio\  Giovanelli  fafst  es  unbestimmt  =  a  ciò  che^  a  quella  meta 
che.  Mir  bleibt  es  immer  noch  zweifelhaft,  ob  cui  =1  a  cui  in  der  Bedeutung 
nach  dem  sein  kann,  ob  cui  ein  a  cui  in  diesem  rein  örtlichen  Sinne  ver- 
treten kann.  Das  forse  wird  bei  der  angenommenen  Erklärung  einzig  richtig 
mit  cui  verbunden ,  , «vielleicht  dorthin",  nicht  mit  dem  Prädikat  ebbe  a  dis» 
degno.  Was  G.  gegen  d'Üvidios  Erklärung  einwendet,  scheint  mir  nicht 
stichhaltig.  Zunächst  ist  nicht  nüthig  vorauszusetzen ,  dafs  Dante  dem  alten 
Cavalcanti  von  seiner  Reise  durch  die  drei  Reiche  Mitteilung  gemacht  hat 
—  er  nimmt  ja  an,  dafs  dieser  alle«;  kennt,  auch  die  Gegenwart.  Weiter, 
meint  G. ,  müfste  Virgil  beiden  Dichtern  den  Vorschlag  ¿u  dieser  Reise 
gemacht  haben.  Dante  verirrte  sich  aber  allein  im  Walde  und  wufste  nichts 
von  der  Begegnung  mit  Virgil ,    auch  kam  Virgil  nur  auf  Geheifs.     Man  hat 


IL  PROPUGNATORE    N.  S.  IV,   P.  I.  2.  6 II 

voD  der  allegorischen  Bedeutung  Virgils  auszugehen.  Dante  war  in  Sünden 
verirrt.  Da  veranlafste  ihn  die  Vernunft  auf  göttliche  Anregung  zur  Bufse. 
Als  dies  geschah,  verachtete  Cavalcanti  vielleicht  noch  die  Vernunft ,  war 
noch  nicht  in  sich  gegangen,  daher  ebbe.  Ob  dies  jetzt  noch  der  Fall  ist, 
weifs  Dante  nicht.  Das  emphatisch  vorangestellte,  zu  ebbe  gehörige  forse 
drückt  die  Hoffnung  aus,  dafs  die  Verachtung  der  Vernunft  staXXfand,  jetzt 
aber  nicht  mehr  siaXißndet  — forse  ebbe,  e  non  ha  più  in  disdegno.  Viel- 
leicht ist  Guido,  seit  ich  ihn  nicht  gesehen,  auch  durch  die  Vernunft  zur 
Bufse  gefuhrt.  Zugleich  liegt  in  der  Antwort  also  ein  liebenswürdiger  Trost 
für  den  Vater,  dem  die  Hoñhung  auf  das  Seelenheil  seines  Sohnes  eröffnet 
wird.  Wie  kann  in  diesem  Ausspruch  eine  Beleidigung  für  Virgil  gefunden 
werden?  Es  wird  ihm  ja  die  Macht  zuerkannt.  Cavalcanti  von  seinem  Irrtum 
zu  bekehren!  Der  Aufsatz  bespricht  kurz  auch  die  sonst  vorgebrachten  Er- 
klärungen, besonders  die  Scipionis,  der  unter  cui  Dante  versteht. 

A.  Tambellini,  //  codice  dantesco  gradenighiano ,  appunti.  Eine 
eingehende  Beschreibung  des  bekannten,  von  Jacopo  Gradenigo,  dem  Verfasser 
der  quattro  evangeli  concordati  in  uno,  im  letzten  Jahrzehnt  des  14.  Jhd. 
geschriebenen  Codex.  Die  Ansetzung  1390 — 1394  (S.  162)  ist  willkürlich, 
weil  die  Annahme  willkürlich  ist,  dafs  Gradenigo  fünf  Jahre  an  dem  Evan- 
gelienbuch geschrieben  habe.  Das  a  in  der  Rechnung  S.  164  oben  verstehe 
ich  nicht.  Auf  die  leere  Seite,  wo  nur  der  letzte  Vers  des  X  Canto  und 
das  Argomento  des  XI  steht,  sollte  sicher  eine  Rota  gemalt  werden,  wie  sie 
der  altonaer  Codex  vor  dem  Inferno  enthält.  Diese  Stelle  ist  gewählt,  weil 
ja  im  elften  Gesänge  Vigil  Dante  den  Bau  der  Holle  erklärt  (Vgl.  was  oben 
bei  Bruschis  Arbeit  bemerkt  bt).  Der  Text  ist  nicht  gleich  dem  der  Vinde- 
lina,  und  der  Kommentar  nicht  ohne  weiteres  der  Jacopo  della  Lanas,  wie 
Scarabelli  behauptete,  der  auch  sonst  manche  Versehen  beging.  Für  den 
Kommentar  zeigt  dies  eine  Gegenüberstellung  einer  Anzahl  Stellen  (doch 
waren  andre  Hss.  zu  vergleichen),  al  S.  194  u.  ist  als  alias  ^  nicht  altri  auf- 
zulösen. Am  Schlufs  der  Arbeit  gibt  Tambellini  noch  eine  kurze  Probe  von 
den  lateinischen  Interlinearglossen  der  Handschrift. 

MISCELLANEA. 

A.  Solerti,  La  Galatea  di  Alberto  Lollio,  Abdruck  des  Stückes  nach 
der  ferrarischen  Handschrift  Es  ist  nicht  mehr  als  ein  Scenarium,  was  jedoch 
ausgeführt  werden  sollte,  wie  gelegentliche  Hinweise  zeigen.  Ein  kleines 
Stück  ist  in  Versen.  Das  Ganze  hat  noch  recht  viel  von  der  Volkskomödie. 
Es  fehlen  nicht  die  groben  Späfse  des  Ziegenhirten  Gorgo,  des  Rinderhirten 
Brusco,  der  sich  über  das  Thema  der  corna  t^anfibologicamente**  ergeht,  des 
Fischers  Ranocchio  und  sonstige  derb-komische  Scenen  zwischen  Gorgo  und 
Brusco,  Gorgo  und  Ranocchio  u.  s.  w.  Eine  Dryade  löst  als  deus  ex  machina 
den  Knoten  in  befriedigender  Weise.  Akt  IV  Scene  4  hat  wohl  nur  Selvaggio 
aufzutreten ,  wie  Scene  5  zeigt.  Die  Überschrift  Selvaggio ,  Brusco  ist  also 
irrtümlich. 

A.  M  e  d  i  n ,  /  distici  sulla  natura  delle  frutta  nach  einem  paduenser 
Codex.  Vgl.  Zeitschrift  XVII  S.  322,  wo  ich  den  von  Novati  veröffentlichten 
Text  besprach,  der  zwischen  Pellegrinis  Text  und  dem  hier  vorliegenden  das 
Bindeglied  bildet. 

A.  Belloni,  Errata  -  Corrige.    Siehe  oben. 


6 1  2  BESPRECHUNGEN.     MEYER  -LÜBKE, 

C.  Zacchetti,  V imitazione  classica  nelV Orlando  furioso.  Das  Beste, 
was  der  Aufsatz  enthält,  sind  Ausfuhrungen  von  Gedanken  Carducéis,  Rajnas 
und  anderer.  Die  eignen  Zuthaten  fordern  vielfach  zum  Widerspruch  auf. 
So  wird  statt  der  vermi fsten  Einheit  der  Handlung  in  dem  Gedichte  eine 
Einheit  des  Gedankens  darin  entdeckt  :  alle  Episoden  gruppieren  sich  um  die 
Liebe  Ruggeros  und  Bradamantes  zwecks  Verherrlichung  des  Hauses  Este. 
Orlando  ist  nur  da,  weil  er  in  einem  Gedichte  nicht  fehlen  durfte,  das  von 
Kampf  zwischen  Heiden  und  Christen  handelt,  weil  er  die  Personification  des 
Kittertumes  ist.  Warum  hat  denn  Ariosto  seine  Absicht  nicht  deutlich  im 
Titel  ausgesprochen?  Sehr  gewagt  finde  ich  die  Behauptung,  dafs  der  Tod 
Rolands  in  der  Chanson  de  Roland  in  der  alten  und  neuen  Literatur  nicht 
ihres  Gleichen  habe.  Kennt  Verfasser  die  Nibelungen?  Das  ganze  ist  eine 
recht  gute  Seminararbeit,  welche  jedoch  nicht  in  eine  wissenschaftliche  Zeit- 
schrift hineingehört.  Der  Verf.  zeigt  uns  selbst,  an  was  für  ein  Publikum 
er  sich  wendet.  S.  268  wörtlich:  „E  chi  non  sa  che  Cloridano  e  Medoro 
discendono  in  linea  direttissima  dai  Vergiliani  Eurialo  e  Niso?  Quello  però 
che  non  a  tutti  è  noto  si  è  che  qui  l'Ariosto  non  imitò  il  solo  Vergilio»  ma, 
come  il  Bolza  ha  minutamente  esaminato ^  anche  Stazio.  Das  hat  der  gute 
Bolza  aber  schon  1868  gezeigt!  Trotzdem  wiederholt  Verf.  die  Argumente. 

A.  Miola,  Le  scritture  in  volgare  dei  primi  tre  secoli  della  lingua 
ricercate  nei  codici  della  Biblioteca  Nazionale  di  Napoli  (^Continuauone  da 
Pag.  151.  N.  S.  Voi.  /,  Parte  II).  Beschreibt  fünf  weitere  Handschriften,  vier 
der  göttlichen  Komödie  und  eine  fünfte  mit  der  Vita  Nuova  und  lyrischen 
Gedichten  Dantes,  Cinos  und  anderer  Zeitgenossen. 

S.  Morpurgo,  BIBLIOGRAFIA.  Supplemento  alle  Opere  volgari 
a  stampa  dei  sec.  XIII  e  XIV  indicate  e  descritte  da  Fratuesco  Zambrini, 
Pubblicazioni  del  1889,  1890.  Fortsetzung  der  verdienstlichen  und  sorgfältigen 
Arbeit.  B.  Wiese. 


Archivio  glottologico  italiano  XII,  3 — XIII,  i  ;  Turin,  Loeschcr  1892. 

XII,  3.    232-254  Schlufs   des  Textab<iruckes   des    ältesten    rumänischen 
Evangeliums. 

-54-  G.  J.  Ascoli,  Año,  Anto.  Teilt  mit,  dafs  im  Volksmunde  der 
Anio  noch  heute  gelegentlich  Año  heifse  und  schliefst  daran  die  Bemerkung, 
dafs  auch  pregna  ein  von  praegnans  stammender  Nominativ  sei. 

255 — 374  J.  Cavalli,  Reliquie  ladine  raccolte  in  Muggia  d* Istria. 
Ascolis  glänzende  Entdeckung  des  rälischen  Elements  in  Istricn  (s.  Zs.  XIV, 
2O4)  emplängl  durch  die  an  Ort  und  Steile  aufgenommenen  Mitteilungen  eine 
weitere  Stütze.  Von  einigen  Muggic>en ,  «leren  Jüngster  das  70.  Altersjahr 
überschritten  hat,  liat  der  Verf.  eine  1  eiche  Zahl  von  Wörtern  und  Sätzen 
gcsamnielt,  die  alle  au<igespr<ichfne  rätische  Züge  zeigen,  also  ¿f,  uo  oder 
sogar  ue  für  jjidccktes  (•  und  o,  kl,  /il-,  ka,  ga ,  -s  u.  s.  w.  Nur  /*««*•>« 
fehlt.  Dioc  und  einige  niorjìh()logi''t'h  wichtige  Erscheinungen  stellt  der 
Verf.  in  der  Einleitung  zusammen  und  l)ringt  tlann  die  Texte  und  zunächst  die 
Autoi)iographien  seiner  Gewährsniänner,  dann  I'>zählungen ,  Berichte  über 
Aberglauben,  (iebräuche  uinl  Beschäftigungen,  Ortsnamen,  Rezeichnungen  der 


ARCHIVIO  GLOTTOLOGICO  XII,  3;   XIH,  I.  613 

Körperteile,  Tier-  und  Pflanzennamen,  varia,  Sprichwörter,  Volkslieder.  Ein 
Anhang  verzeichnet  noch  weitere  tergestinische  Überbleibsel,  Belege  für  den 
friaulbchen  Dialekt  in  Triest  selbst  in  der  ersten  Hälfte  des  Jahrh.  und  end- 
lich friaulische  Reste  im  heutigen  Trientinischen. 

376—440  C.  Salvioni  Annotazioni  sistematiche  alla  „antica  parafrasi 
lombarda  del  Neminem,  laedi  nisi  a  se  ipso  di  S,  Giovanni  Grisostomo" 
e  alle  „Antiche  scritture  lombarde**.  Von  den  lang  erwarteten  Untersuchungen 
zu  den  wichtigen  im  VII.  und  IX.  Bd.  des  Archivio  veröffentlichten  Texten 
liegt  endlich  der  Anfang  vor,  enthaltend  einige  nötige  Bemerkungen  über 
Schreibeigentümlichkeiten  und  die  „annotazioni  lessicali",  die  man  nicht  ganz 
unpassend  als  altlomb.  oder  altnordital.  Wörterbuch  betiteln  könnte,  denn 
der  Verf.  hat  alle  bis  jetzt  publizirten  und  auch  einige  noch  nicht  heraus- 
gegebene Texte  herangezogen  und  dadurch  wie  durch  manche  etymologische 
Bemerkung  und  durch  Hinweis  auf  moderne  Formen  den  Wert  dieses  Glossars 
noch  wesentlich  erhöht.  Zu  cunchiao  beschmutzt  war  wohl  afr.  conchié  zu 
vergleichen ,  das  auf  concacare  beruht.  Auch  die  nordital.  Wörter  dürften 
eher  damit,  als  mit  ital.  conciare  zusammenhängen;  zu  derubio  möchte  ich 
wiederum  eher  afr.  de sr üble  heranziehen,  also  bi  aus  ¿/,  nicht  aus  vi{d)Uy  span. 
derubio  liegt  begrifflich  ab.  Zu  nuta  nicht  wird  tessin.  nota  verglichen,  doch 
wird  dies  letztere  vielleicht  zu  dem  negota  unserers  Textes  gehören.  Ob 
nuta  eine  Verschränkung  von  nulla  und  negota  sei,  wage  ich  nicht  zu  ent- 
scheiden. 

441 — 460.  F.  Senesi.  Per  la  storia  della  filologia  neolatina  in  Italia 
/.  Claudio  Tolomei  e  Celso  Cittadini.  —  Weist  nach,  dafs  die  Origini  della 
volgar  toscana  faveua  von  Cittadini  ein  Plagiat  sind  von  Tolomeis  Schrift 
de^  fonti  de  la  lingua  toscana.  Aus  letzter ,  die  in  einer  Hs.  in  Siena  be- 
wahrt ist,  werden  Proben  mitgeteilt,  und  T.'s  Auffassung  und  Bearbeitung 
seines  Planes  dargestellt. 

462 — 466  M.  G  a  s  t  e  r  gibt  eine  Liste  lexikalischer  Archaismen  aus  dem 
S.  251  ff.  abgedruckten  Texte. 

XIII,  I.  I — 124.  P.  G.  Guarnerio  GH  statuti  della  reppubUca  sassa^ 
rese  y  testo  logudorese  del  secolo  XIV.  Ein  Neudruck  der  sassaresischen 
Statuten  war  doppelt  erwünscht,  da  die  Ausgabe  Tolas  schwer  erreichbar 
ist,  imd  da  sie  nicht  die  Sorgfalt  zeigt,  die  der  Linguist  fordert.  G.  gibt 
nun  einen  genauen  Text,  verzeichnet  in  den  Anmerkungen  Tolas  Ab- 
weichungen und  fügt  daran  eine  Reihe  vervollständigende  und  bessernde  Be- 
merkungen zu  der  Dissertation  von  Hofmann,  löst  auch  einige  schwierige 
etymologische  Probleme  und  verspricht  mehrfach  auf  andere  zurückzukommen. 
Ein  lexikalischer  Anhang  verzeichnet  die  wichtigsten  Wörter.  Cafiia^  das 
benda  übersetzt,  wird  wohl  in  coffia  zu  verbessern  sein,  neusard.  scoffia, 

125 — 140.  P.  G.  Guarnerio,  /  dialetti  odierni  di  Sassari,  della 
Gallura  e  della  Corsica.  Eine  Darstellung  der  sardinischen  Mundarten,  die 
man  schon  längst  von  Foerstcr  sehnlichst  erwartet,  aus  Guamerios  competenter 
Feder  ist  sehr  willkommen  und  wird,  nach  dem  hier  gegebenen,  betontes  a,  e, 
i  umfassenden  Anfange  zu  schliefsen,  viel  Interessantes  bieten.  Das  Wichtigste 
ist  die  Mitteilung,  dafs  f  und  /  auch  im  Galluresischen  als  ^  und  i  von  einander 
geschieden  sind,  und  dafs  das  Sassaresisch-Corsische  zwar  f  durch  e  wiedergibt, 


6 14  BESPRECHUNGEN.   TORLEK,   MEYER  -  LÜBELB, 

für  f  aber  f  eintreten  läfst.  Der  Wandel  von  a  zm  e  zeigt  sich  im  Corsischen 
in  etwas  weiterem  Umfange  als  man  bisher  beobachtet  hatte,  nämlich  nicht 
nur  vor  r  konn.  sondern  stets  nach  i.*  pientu  =a=  piantu,  und  vor  eci  breò^. 
In  wie  weit  auch  sonst  a  zm  e  werde,  ist  nicht  ganz  ersichtlich:  erta  kÖDnte 
aus  aera  über  aira,  atria  entstanden  sein ,  ¿uairi  gueri  ähnlich  ans  guairi^ 
was  doch  wohl  auch  die  Vorstufe  von  ital.  guari  sein  mufs.  Auffallig  ist 
cors,  pisu  (Erbse).  Der  Verf.  führt  es  ohne  weiteres  unter  t  an,  allein  die 
Länge  des  i  ist  nicht  verbürgt  und  alle  romanischen  Reflexe  wie  auch  das 
eng.  p^as  verlangen  i,  so  dafs  man  in  dem  corsischen  pisu  eine  dialektische 
Abweichung  zu  sehen  hat.  Es  liegt  nahe  an  Einflufs  von  piseüu  oder  einer 
dem  südsard.  pisurcij  gall,  hesudulci  entsprechenden  Ableitung  zu  denken. 

W.  Meyer -LÜBKE. 

Romania  Nr.  85,  XXIIe  année  1893  Janvier.     Nr.  86  Avril. 

Nr.  85. 

E.  Philipon,  Les  parier  s  du  Forez  cisligérien  aux  Xllle  et  XI V« 
siècles.  Der  Untersuchung  liegen  drei  Texte  aus  dem  östlichen  Forez  und 
einer  aus  dem  südöstlichen  Lyon  zu  Grunde,  die  am  Schlüsse  der  Abhand- 
lung abgedruckt  sind.  In  der  Einleitung  wird  die  östliche  Grenze  von  a^e 
nach  Palatalen  festgestellt  und  gezeigt,  dafs  betontes  a  der  Einwirkung  durch 
den  vorliegenden  T^ut  auf  etwas  engeren  Gebiete  unterliegt  als  tonloses. 
Auch  in  der  Lautlehre  werden  mehrfach  die  Grenzen  der  einzelnen  Erschei- 
nungen des  Lautwandels  zu  bestimmen  gesucht.  Bei  der  Formenlehre  über- 
rascht die  Bemerkung,  der  Dialekt  schlage  sich  zum  provenzalischen.  Als 
Grund  dafür  werden  die  Perfekte  auf  -et  und  die  3.  Plur.  auf  ^ant  in  Imperi., 
Fut.  und  Kond.  angegeben.  Allein  in  einer  Mundart,  die  -a  bewahrt,  kann 
3  Plur.  Imperf.  gar  nicht  anders  als  -ant  lauten,  so  dafs  also  hier  die  Über- 
einstimmung mit  dem  prov.  Zufall  ist.  Was  das  Fut.  betrifft,  so  ist  die  Mög- 
lichkeit nicht  ausgeschlossen,  dafs  -ant  erst  anologisch  sei  und  dass  das  Praes. 
von  habere  ont  lautet.  Leider  läfst  sich  das  nicht  beweisen,  da  Jiabent  nicht 
vorkommt  in  den  Texten,  vgl.  aber  rom.  Gramm.  II  S.  863.  Auch  die  Gleich- 
heit der  Perfekte  1  ist  wohl  trügerisch  und  dies  um  so  eher,  als  die  «-Per- 
fekte nicht  die  charakteristische  ^-Bildung  zeigen.  Durchaus  unprovenzalisch 
sind  ferner  die  Konj.  I  auf  -ait ^  das  Imperf.  I  auf  -la,  die  i.  Plur.  auf  -i, 
die  3.  Sing.  Imperf.  Conj.  auf  -est.  W.  Me YER  -  LÜBKE. 

Trois  dits  d* amour  du  XIII*^  siècle^  herausgegeben  von  A.  Jeanroy. 
Die  drei  Gedichte,  von  Adam  de  la  Halle,  Nevelon  Amion  und  Guillaume 
d'Amiens  (crstere  zwei  in  der  llds.  Bibl.  nat.  f.  frç.  25566,  alle  drei  in  der 
vatikanischen  1490  erhalten)  in  der  durch  Helinand  aufgebrachten  zwölfzeiligen 
Strophe  abgefafst,  sind  mit  Sorgfalt  herausgegeben  und  von  reichlichen  Hin- 
weisen auf  französische  und  provcnzalische  Parallelstellen  sowie  von  Erklärun- 
gen begleitet,  die  das  bisweilen  nicht  ganz  leichte  Verständnis  vermitteln,  ein 
paarmal  freilich  den  Sinn  mufsten  unaufgeklärt  lassen.  Zu  den  sehr  lesens- 
werten Texten  und  dem  wertvollen  Kommentar  hier  noch  einige  Bemerkungen: 
I  49  durfte  die  Lesart  von  B  nicht  aufgegeben  werden  ;  Minne  wird  mit  dem 
verglichen,  der  sein  eigenes  Gut  nicht  angreifen  will  und  an  fremden  Thuren 
seinen  Unterhalt  heischt.  —  iü8.  Für  escot  wird  man  doch  wohl  bei  dem 
germanischen  Etymon  bleiben  müssen;   schon   das  Präfix   des   angenommenen 


ROMANIA    N.  85.    86.  615 

ex-quotiare  erscheint  sehr  wenig  passend  gewählt.  —  128  bedurfte  einer  Er- 
klärung. —  158.  aerter  findet  sich  auch  im  Congié  des  Baude  Fastoul.  — 
161  scheint  De  sous  die  bessere  Lesart;  der  Eingang  ist  unten  mit  Flechtwerk 
bedeckt,  so  dafs,  wer  darauf  tritt,  in  ein  Loch  stürzt.  —  168.  deserte  ist  das 
bekannte,  zu  deservir  gehörige  Wort:  ,4ch  kehre  zurück,  wenn  zwei  Augen 
mir  für  meinen  Lohn  zu  bürgen  scheinen".  —  11  69  mufs  das  männliche  Prä- 
dikat plains  zu  dem  weiblichen  Subjekt  se  rois  Anstofs  geben.  Vielleicht 
darf  man,  da  roi  auch  männlich  ist  (Z.  75  allerdings  weiblich)^j^j  rois  setzen. 
—  77.  cestui  als  Neutrum  scheint  mir  schwer  annehmbar  ;  das  Femininum  cesti 
darf  wohl  auch  im  Reim  auf  ui  stehen.  —  97.  hlasmer  ist  im  Sinne  von  soi 
hltismer  zu  nehmen,  welches  im  Gegensatze  zu  soi  löer  de  „sich  unzufrieden 
äufsem"  bedeutet;  vgl.  Et  quant  revient,  forment  se  blasme  D'amours  (so 
die  Hss.),  Fergus  54,  24;  chose  sarà  profit  por  son  asme  Sont  ses  gram  cornes^ 
moût  s* an  blasme ^  Lyon.  Ys.  2576;  jfai  ne  m*en  doi  blaimeir.  Car  f  en  ai  en 
dormant  Une  j'oie  si  grant,  Bern.  LHs.  326,  3  und  oner.  —  lOl.  Das  zweite 
en  ist  zu  tilgen.  —  113.  Besser  enpensé  als  ein  einziges  Wort  wie  204.  — 
11141.  metre  en  Ueu  heifst  nicht  gí2^át  faire  cas;  eher  „im  Gedächtnis  be- 
halten" (zum  Zwecke  späterer  Vergeltung)  vgl.  Afolt  est  Pallas  chier  com- 
parezy  Un  chevalier  que  lor  ocis;  Molt  le  m* ont  or  bien  en  leu  mis.  Eneas 
7390  ;  eb.  8321  ;  Grant  merveille  est,  s* il  ne  se  plaint  Des  colees  que  tant  a 
prises  ;  Mes  molt  seront  bien  en  leu  mises  A  cels  qui  les  H  ont  donees^  Troie 
8436  ;  Je  lui  cuit  moult  bien  metre  en  leu^  Barb.  u.  M.  III  359,  48  ;  De  ceste 
chose  n'a  pas  jeu  Fergus,  ainz  li  mist  bien  en  leu,  Ferg.  158,  3?;  man  trifft 
bei  dem  Ausdruck  immer  den  Dativ  der  Person,  der  etwas  nicht  vergessen 
werden  soll.  —  56.  heifst  ris  nicht  auch  hier  „Netz"  wie  an  der  in  den 
Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  1893  S*  ^5  Anm.  von  mir  angeführten 
Stelle?  —  65.  Das  Adjektiv  desrif  wovon  desrieus  der  Nominativ  sein  soll, 
scheint  mir  kaum  annehmbar;  soll  und  darf  man  despieus ,  Gegenteil  von 
pieusy  «y unbarmherzig"  schreiben?  —  78.  Ob  menestrandie  oder  menestraudie 
in  der  Hds.  stehe,  scheint  ungewifs  zu  sein  und  mag  an  vielen  Orten  sich 
schwer  entscheiden  lassen;  die  Ausgaben  bieten  bald  dieses  bald  jenes.  Da 
schwerlich  beide  Formen  neben  einander  bestanden  haben,  möchte  ich  der 
zweiten  den  Vorzug  geben:  die  Form  menestraus  (neben  menestreus)  bot 
Anlafs  zu  einer  Verwechselung  der  Suffixe  al  und  aut,  und  von  letzterem  aus 
konnte  man  zu  einer  Bildung  auf  -audie  (vgl.  ribaudie)  schreiten.  —  76.  L. 
baerie.  —  77.  Die  Belegstelle  Godefroys  für  enuUier  fällt  weg,  da  am  ange- 
führten Orte  nach  Montaiglon  und  Raynaud  II  S.  318  enuillies  gar  nicht  in 
der  Handschrift  steht.  —  82.  hot  mufs  an  der  bei  Godefroy  aus  einer  Hand- 
schrift zitierten  Stelle  (es  ist  Couronn.  Renart  822)  „Sumpf  heifsen ,  wie  der 
Zusammenhang  lehrt,  und  diese  Bedeutung  ist  auch  hier  anzunehmen.  —  In 
Strophe  VIII  würde  ich  vorziehn  den  fünf  ersten  Personen  auf  -enc  ihr  c  {ç) 
zu  lassen  und  coument  mit  coumenç,  dem  Verbalsubstantiv  zu  comencier,  zu 
vertauschen.  Der  Dichter  scheint  mir  hier  das  Verfahren  der  Minne  mit  dem 
eines  Sängers  zu  vergleichen ,  der  einem  andern  „ein  Spiel  teilt",  ihm  eine 
Wahl  aufthut  und  ihn  mit  dem  Verfechten  einer  Sache  den  Anfang  machen 
läfist,  dann  aber  zurücktritt.  Das  seltene  comenz  weist  Godefroy  nach.  — 
104.  Seltsamer  Weise  wird  das  Überlieferte  durch  etwas  ziemlich  stark  Ab- 
weichendes ersetzt,   dieses  aber   als  unverständlich  bezeichnet,    was  es  mir 


6l6  BESPRECHUNGEN.   TOHLEK,   MEYER-LÜBKE, 

allerdings  auch  ist.  —  Zu  120  konnte  erwähnt  werden,  dafs  ein  nicht  ganz 
seltenes  Sprichwort  lautet:  On  doit  bien  reculer  pour  le  plus  ioing  saillir. 
Berte  368;  Boin  fait  pour  mieuls  salir  a  le  fois  reculer,  GMuis.  II  126;  On 
voit  pour  mieus  salir  a  le  fois  reculer  y  eb.  245  ;  Recule  au  hesoing  Por  saUr 
plus  Ioing ,  Marienlied  247  (s.  auch  Leroux  II*  232).  —  In  die  Varianten 
scheinen  sich  hie  und  da  Druckfehler  eingeschlichen  zu  haben ,  so  I  64,  99, 
II  193.  Adolf  Tobler. 

R.  J.  Cuervo,  Las  segundas  personas  de  Plural  en  la  conjugación 
castellana.  Streng  historische  Untersuchung  über  das  Verhältnis  der  For- 
men mit  oder  ohne  d^  aus  der  her^'orgeht,  dafs  bei  Proparoxytonierung  d  erst 
im  XVII.  Jh.  schwindet,  dafs  um  dieselbe  Zeit  in  2.  Flur.  Perf.  -steis  statt 
'otes  oder  -stis  eindringt  und  als  im  XVIII.  -steis  allgemein  war,  -stes  in  die 
2.  Sing,  einrückte.  Als  Kontraktionsprodukt  von  -aes,  -ies,  -ees  findet  sich  so- 
wohl -^iSf  -is,  -es  wie  -ais^  -is,  -eis  und  erst  im  XVI.  Jh.  tragen  die  letzteren 
endgültig  den  Sieg  davon.  Das  Verhältnis  von  -eis,  -ais  zu  -es,  -as  ist  übrigens 
nicht  ganz  klar.  Nach  le^  u.  s.  w.  ist  -eis  die  lautgesetzliche  Form,  -es  mub 
also  entweder  dialektisch  sein  (es  lebt  noch  im  Gallizischen)  oder  analogisch: 
-^s  zu  -i'mos  wie  -is  zu  -irnos.  W.  Meyer  -  LCbkk. 

P.  Meyer,  Les  manuscrits  de  Bertrán  Boysset  (Forts,  und  Schlufs). 
Ausführlicher  Bericht  über  die  bereits  durch  Chabaneau  bekannte  Hand- 
schrift, die  den  Roman  d'Arles  u.  a.  enthält,  sowie  über  die  weniger  bekannte, 
in  der  die  Übersetzung  des  Werkes  über  die  Feldmesserei  sich  beñndet. 
Reichliche  Nachweisungen  bibliographischer  Art,  ausgedehnte  Auszüge,  end- 
lich eine  Zusammenstellung  sprachlicher  Eigenheiten  von  Boyssets  Texten. 

MÉLANGES. 

P.  Guilhiermoz,  Une  charte  de  Gace  Brulé  (Gatho  Bruslé  ver- 
pachtet ein  bei  Groslièrc,  Arrondissement  Dreux,  gelegenes  Grundstück  im 
Jahr  121 2  an  die  Templer).  —  A.  Thomas,  Les  premiers  vers  de  Charles 
d^  Orléans.  Die  von  Champollion  -  Figeac  im  Anhang  zu  seiner  Ausgabe  des 
Charles  d'Orléans  S.  410  ií.  mitgeteilten,  aber  Louis  von  Orléans,  dem  nach- 
maligen König  Ludwig  XII.,  zugesprochenen  Verse  eines  sich  als  zehnjährig 
bezeichnenden  Verfassers  werden  als  Eigentum  des  Charles  erwiesen.  Die 
Handschrift  der  Biblioth.  nat.,  aus  der  man  sie  allein  kennt,  wird  gekenn- 
zeichnet; es  wird  gezeigt,  dafs  der  Alain  ^  auf  welchen  der  Dichter  mehr- 
mals sich  beruft,  keineswegs  Alain  Chartier  ist,  den  Charles  zehnjährig 
nicht  hätte  zitieren  können ,  sondern  Alain  von  Lille  ;  endlich  erfährt  man, 
dafs  vor  dtm  d^  Orleans  an  der  Stelle,  wo  der  Dichter  sich  nennt,  der  Eigen- 
name allerdings  weggekratzt  ist,  doch  nicht  so  ganz,  dafs  man  nicht  noch 
Charles  lesen  könnte. 

COMPTES  RENDUS.  Études  romanes  dvJiées  à  Gaston  Paris  le  29 
décembre  1890  (G.  P.,  sehr  eingehend  mit  Bezug  auf  einige  der  besprochenen 
Arbeiten.  Die  von  mir  1890  veröfl'enilichte  Anzeige  des  Buches  scheint  Herrn 
P.  unbekannt  geblieben  zu  sein  ;  die  Übereinstimmung  zwischen  den  hier  und 
den  im  Archiv  f.  d.  Stud.  d.  neu.  Spr.  Bd.  86,441  gemachten  Vorschlägen  aur 
Besserung  der  afz.  Texte  des  Bandes  kann  aber  dadurch  an  Gewicht  nur 
gewinnen);  (lolther,  Geschichte  der  deutschen  Litteratur ,  erster  Teil  (G.  P. 
macht  zahlreiche  Einwendungen  —  und  wohl  begründete  —  gegen  manche 
dit"  alto  französische  Litteratur  botrcffrnde  Thesen  des  Verfassern). 


ROMANIA   N.  85.    86.  617 

CHRONIQUE.  Kurze  Nekrologe  für  E.  Mätzner  und  S.  Luce.  Kürzere 
Nachrichten  über  neuere  Fachlitteratur.  Ae>olf  Xoblbr. 

Nr.  86. 

W.  Cloetta,  Le  mystère  de  P époux.  Allseitige ,  gründliche  Unter- 
suchung der  Sprache  des  Verfassers  und  des  Copisten,  wobei  zugleich  die 
ältesten  Urkunden  aus  dem  südwestlichen  Teile  des  nordfranzösischen  Sprach- 
gebietes neue  Besprechung  erfahren  und  unsere  Kenntnis  der  altfranzösischen 
Dielektkunde  wesentlich  bereichert  wird.  Auf  Grund  sorgfaltiger  Ermitte- 
lungen wird  der  Text,  als  dessen  Ursprungsort  etwa  Saint  •  Amant  •  de  -  Boixe 
nördlich  von  Angoulême  angeschen  wird,  in  normalisirter  Schreibung  und 
mit  manchen  treffenden  Besserungen  hergestellt.  Vers  18  kann  vielleicht  e 
flum  lorda  bleiben,  flum  Jorda  wäre  als  Namen  gefafst;  72  iojamen  statt 
loujamen  stehen  zu  lassen  trage  ich  dagegen  Bedenken,  da  die  S.  203  an- 
geführten Fälle  für  Ausfall  eines  n  fast  durchweg  anders  geartet  sind.  Unter 
den  mancherlei  wichtigen  Exkursen  dürften  der  über  -a  als  Vertreter  des 
Stütz -^  S.  193,  und  der  über  -t  aus  -2  S.  207  ff.  besonders  wichtig  sein, 
freilich  möchte  ich  mir  die  für  die  letztere  Erscheinung  übrigens  mit  allem 
Vorbehalt  gegebene  Erklärung  nicht  zu  eigen  machen. 

W.  Meyer -LÜBKE. 

A.  Piaget,  Simon  Greban  et  Jacques  Müet,  Die  in  einer  Pariser 
Hds.  dem  A.  Chartier,  in  einem  alten  Drucke  gar  dem  Jean  de  Meung  zu- 
geschriebene lange  Klage  über  den  Tod  Milets  (f  1466)  wird,  da  das  Akro- 
stichon der  letzten  Strophe  Simon  ergibt,  dem  Simon  Greban  zugewiesen. 
Da  in  dieser  Klage  als  ein  Werk  des  jungen  Milet  u.  a.  ein  Buch  La  Forest 
de  tristesse  angeführt  ist,  so  hält  Piaget  für  wahrscheinlich,  dafs  dem  früh 
verstorbenen  Milet  ein  langes  Gedicht  angehöre,  das  dem  yardin  de  Plaisance 
durch  Vérard  einverleibt  ist  und  darstellt,  comment  Vamant  yssant  du  Jardin 
de  Plaisance  entra  en  la  Forest  cuydant  avoir  plus  de  joye  et  il  entra  en 
Tristesse»  fur  welchen  Vorgang  1459  ausdrücklich  als  Datum  angegeben  wird. 

É.  Picot,  Une  supercherie  d* Antoine  Vérard.  Jean  Bouchets  1 500 
verfafste  Satire  in  Prosa  und  Versen  Les  Regnars  traversant  les  périlleuses 
voyes  des  folles  fiances  du  monde  waren  von  Vérard  1503  aïs  Werk  Seb. 
Brands  gedruckt.  Bouchet  hat  später  in  seinen  Episteln  den  Sachverhalt 
bekannt  gemacht  und  erzählt,  dafs  er  beim  Gericht  Recht  gesucht  und  ge- 
funden habe.  Picot  durchgeht  die  übrigen  von  dem  Drucker  in  die  nämliche 
Publikation  aufgenonnnenen  Sachen,  die  teilweise  andern  Verfassern  an- 
gehören, und  erwähnt  andere  Operationen  des  nämlichen  Druckers,  die  ein 
sehr  nachsichtiges  Gewissen  verraten.  —  A.  Piaget  fügt  Beispiele  hinzu 
von  der  eigenmächtigen  Vereinigung  nicht  zusammengehöriger  Werke  in  je 
einem  Drucke  durch  die  Buchverleger,  femer  aber  auch  solche  von  weit- 
gehender stillschweigender  Verwendung  fremden  Gutes  durch  Dichter  des 
16.  Jahrhunderts;  Charles  d'Orléans  hat  dergleichen  mehrfach  erfahren. 

Adolf  Toblbr. 

MÉLANGES. 

A.  Thomas,  Le  latin »ìtor  et  le  provençal  -eire.  Weist  Cornus  Er- 
klärung der  fraglichen  Formen  (Zs.  XVI  218  ff.)  ab  und  rechtfertigt  seine 
eigene  (Zs.  XVI  562).  W.  Meyer -Lübke. 

Zeitsohr.  f.  rom.  PhU.  ZVII.  4^ 


6l8  PESPRECHUNGEN.  TOBLER,  METER -LCbKE, 

B  a  i  s  s  i  é  deutet  D  e  1  b  o  u  1 1  e  einleuchtend  ^^orné  de  buis*'.  —  Fragment 
d^un  miracle  de  Sainte  Madeleine,  G.Doncieux  giebt  von  dem  zuerst  durch 
Keuffer  bekannt  gemachten ,  zuletzt  von  Suchier  Ztschr.  IV,  362  wieder  ge- 
druckten Fragment  einen  berichtigten  Text,  der  übrigens  noch  immer  nicht 
alle  Bedenken  ausschliefst.  —  Chrétien  de  Troyes  et  Vauteur  de  V  Ovide 
moralisé,  A.Thomas  teilt  eine  bisher  unbeachtete  Stelle  des  Ov.  mor.  mit, 
wo  dessen  Verfasser  den  clerc  de  Sainte  More  wegen  seiner  Polemik  gegen 
Homer  und  der  Bevorzugtmg  des  Dares  tadelt,  und  macht  wahrscheinlich,  dafs 
die  Angabe  dreier  von  den  zahlreichen  Handschriften  des  Ovide  mor.,  dieser 
sei  von  einem  Chresticn  Legouais  aus  Sainte  More  bei  Troyes  veriafst,  auf 
Irrtum  beruhe.  Der  Verfasser  des  eingeschalteten  Stückes  über  Philomela, 
der  sich  selbst  Crest  tens  li  g  ois  nennt,  wäre  von  einem  flüchtigen  Veriasser 
von  Über-  und  Beischriften  für  den  Urheber  des  ganzen  Werkes  gehalten, 
und  gedankenloser  Weise  auch  der  Ausdruck  clerc  de  S.  More  der  in  Rede 
stehenden  Stelle  auf  ihn  bezogen  worden.  Ist  dem  so,  dann  weifs  man 
vorderhand  von  dem  Verfasser  des  Ovide  mor.  nur  noch,  was  er  selbst  im 
Schlufswort  sagt,  dafs  er  Minorit  war,  und  was  Berçuire  meldet,  dafs  das 
grofse  Werk  für  die  Königin  Johanna  (welche?)  ausgeführt  worden  sei.  Was 
li gois  heifst,  bleibt  einstweilen  dunkel,  und  ob  der  Verfasser  des  Erec  je 
diesen  Beinamen  geführt  hat,  ist  immer  noch  nicht  ganz  gewifs.  —  Eine  von 
L.  Deli  sie  nachgewiesene  Urkunde  von  1327  lehrt  einen  üblich  gewesenen 
Aufzug  von  Geistlichen  und  Laien  kennen,  der  als  Ludus  centum  drudorum 
bezeichnet  wird  und  durch  die  Beschaffenheit  der  dabei  verwendeten  Fahnen 
und  gesungenen  Lieder  dem  Bischof  von  Pamiers  (Grafschaft  Foix)  begreif- 
lichen Anstofs  gegeben  hat.  —  A.  Morel-Fatio  zeigt  im  Anschlufs  an 
Rom.  XVI  409  und  XXI  616,  dafs  auch  bei  Torres  Amat  der  Name  von 
Guillaume  de  Machaut  zu  Méchant,  Mexaud,  Maixant  entstellt  worden  ist. 
—  B.  Haurcau  gibt  ausführliche  Nachrichten  über  Jean  de  Hesdin,  in 
welchem  de  Nolhac  den  von  Petrarca  so  derb  zurückgewiesen  Gallus  calum- 
niator  nachgewiesen  hat,  s.  Zts.  XVII  320.  —  E.  Picot  vervollständigt 
aus  einer  Hds.  der  Pariser  Nationalbibliothek  den  teilweise  in  Rom.  XIX 
595  gegebenen  Abdruck  eines  Lai  von  Amoul  Greban. 

COMPTES  RENDUS.  De  Nicolao  Museto  .  .  thesim  proponebat  J, 
Bédìer  (G.  Paris;  zahlreiche  Bemerkungen  von  Tragweite,  dazu  manche  ein- 
leuchtende Vorschläge  zu  Besserungen  im  einzelnen).  —  Selections  from  the 
Hengwrt  Mss.  preserved  in  the  Peniarth  Library  by  . .  Williams  and  Jones, 
London  1876  und  1892  (G.  Paris  beschwert  sich  mit  Recht  über  die  Un- 
zulänglichkeit der  Auskunft,  die  dem  Leser  von  den  benutzten  Handschriften 
erteilt  wird ,  und  unterrichtet  über  die  französischen  und  lateinischen  Texte, 
deren  walisische  Bearbeitung  nebst  englischer  Übersetzung  man  hier  erhält; 
sie  sind  grofsenteils  von  hoher  Bedeutung  für  die  bretonische  oder  fur  die 
Karlssage).  —  De  P influence  du  dialecte  gascon  sur  la  langue  française ,  , 
p.  Lanusse.  (P.  Meyer  fìndet  den  Einñufs  des  Gasconischen  zu  hoch  an- 
geschlagen). —  Studî  dialettali  veneti  (E.  G.  Parodi  bespricht  den  Bestiaiios 
von  Wendriner  und  Goldstaub,  den  Brandan  von  Novati  und  die  von  Luzzatto 
als  erster  Teil  einer  grüfseren  Arbeit  veröffentlichte  Lautlehre  des  heutigen 
Venezianischen  und  l'aduanischen;  die  genaue  Prüfung  der  drei  Arbeiten 
hat  Anlafs  zu  zahlreichen  Berichtigungen  gegeben).  — 


ROMANIA   N.  85.    86.     NACHTRAG.  6 IQ 

PÉRIODIQUES.  Zeitschr.  f.  rom.  Phil.  XVI  3—4;  Rom.  Forschungen 
IV,  V;  Rev.  de  philol.  frç.  et  prov.  VI;  Bull,  de  la  Soc.  d.  anc.  text.  1892; 
Propugn.  1891,  1892. 

CHRONIQUE.  A.  Tobler. 


Nachtrag  zu  Zs.  XVII  282. 

Zwei  weitere  Handschriften  mit  den  Quinte  joyes  und  den  Sept  recuestes 
werden  von  Karl  Hiersemann  in  Leipzig,  Königsstrafse  2,  zum  Verkauf 
angeboten,  Verzeichnis  112  N.  864  und  865.  Suchier. 


40* 


Sachregister. 


Aberglauben  in  der  afrz.  Poesie 
55—112. 

Ainion,  Roman  de  Florimont,  Hss. 
und  Ort  der  Abfassung  306  ff.  Quelle 
desselben  311. 

Amerikanospanisch.  Beiträge 
zur  Kenntnis  des  -  -  I.  Die  Grund- 
lagen der  Entwicklung  des  —  188  ff.  ; 
2 12  ff.  ;  Tl.  Einfluf'<  des  Araukani- 
schen  auf  die  Enlwickl.ng  des 
chilenischen  Spanisch  106 ff.  III. 
Lautlehre  des  Araukanischen  198  ff. 
IV.  Die  spanischen  Lehnwörter  im 
Araukanischen  204  ff.  V.  Die  chile- 
nische Lautlehre  verglichen  mit  der 
araukanischen  207  ff. 

Araukanisch:  Einfluis  des  —  auf 
die  Entwicklung  des  chilenischen 
Spanisch  igóff.  ;  Lautlehre  des  — 
198  ff.  ;  die  spanischen  Lehnwörter 
im  —  204  f.  ;  die  chilenische  Laut- 
lehre verglichen    mit  der  —  207  ff. 

Ji  ask  i  seh:  Fremde  Elemente  im  — 

It  0  c  c  a  c  c  i  o  :    die  Ruflianella    Venite 

pntìzeìett:  e  belie  donne  258. 
JUi  r  g  u  n  d  i  s  e  h  ,  Hauptmerkmale  lîes 

('  a  n  c  i  o  n  e  i  r  0  g  e  ral  vo  n  R  ù  s  e  n  il  e, 
Einige  Ik-merkungen  zur  Veibc>ìse- 
ruiig  des     -   113  ff. 

("ap itoli  della  prima  compagnia  di 
disciplina  di  san  Nicolò  in  Palermo 
del  Sec.  XIV  in  volgare  siciliano 
293  ff. 

(katalanisch  —  aragon.  Sprach- 
grenze  174. 

(  '  a  V  a  1  e  a  1)  ò,  Carlo,  Jo  ti  pref^o  per 
quel  uino  sole  258  A. 

r  h  il  te  la  in  de  ('onci,  Roman  de 
—  s.  u.  Roman. 

C?. hil  en  isch:  Die  chilenische  Laut- 
lehre verglichen  mit  der  arauka- 
ni^" '^n  ."».07  ff.  Vokalismus  des  -  — 
:i)8  ;  Konsonantismus  des  —  208  ff.  ; 


Grescas  duCaylar,  Roman  d'Ester 

313- 

Deutsch  -  französische  Sprach- 
grenze i68ff.  ;  in  der  Schweiz  172  ff. 

Dialekte.  Giebt  es  — ?  ijSff.  De- 
finition der  —  178. 

—  und  Schriftsprache  186. 

Diale  kt grenzen  s.  Sprachgrenzen. 

Dramen,  Religiöse  —  des  Mittel- 
alt crs  576  ff.  In  Frankreich  577; 
in  Spanien  578.  Ihre  Entstehung 
in  Florenz  582  f. 

Eduards  I.  Statutum  de  vins  reli- 
giüsis  in  anglonormannischer  Ver- 
sion 279  ff. 

Farsa,  Die  italienische  584 f. 

F  e  g  e  f  e  u  e  r  und  Paradies  in  der  afr. 
Poesie  69  ff. 

Fiorentino,  Ser  Giovanni,  e  alcuni 
sonetti  antichi  326  f. 

P' ledermaus,  Italienische  VulgSr- 
namen  der  —   148  ff. 

Flo  cart,  '.'er  Zauberer,  im  Roman 
d'Abladane  21 7 f.;  223  A. 

Französisch:  Origine  de  la  poésie 
lyrique  enFrance  au  moyen-âge  31 1  f. 

—  Fede  e  superstizione  nell'antica 
poesia  francese.  VI.  L'anima  e  la 
vita  futura  55ff.  VII.  Purgatorio 
e  l^aradiso  69  ff.  VIII.  L'inferno 
82  ff.  IX.  Superstizioni  varie  97  ff. 

Hss,- Nachweise:  Roman  d'Ab- 
ladane 215,  219:  Lai  de  TEpine 
233  ;  Anglonormannische  Version 
von  Eduards  I.  Statutum  de  vins 
religiosis  279  ff.  ;  Les  quinze  joies 
nostre  dame  282 ff.;  Roman  de 
Renart  296  ff. 

Sprache  :  Franz.  -  provenzalische 
Sprachgrenz*  I70ff. ;  I76ff. ;  Osl- 
französisclie  Grenzdialekte  168 ff.; 
1 73 f.;  Tourtoulons  dialecte  sous- 
marchois  171  f.;  die  franz.  Mundart 
in    der  preufsischen   Wallonie  und 


SACHREGISTER. 


621 


in  Belgien  längs  der  preufs.  Grenze 
4 1 9  ff.  ;  Sprache  des  Lai  de  TEpine 
2 33 ff.;  Oxytonismus  des  Franz.  170. 
Betonte  Vokale:  lat.  ë  4"  i  +  ic 
in  der  westl.  Normandie,  =  ei,  e 
in  der  östl.  und  südl.  234  f.  ;  Wandel 
von  Ç  zu  ¿r  im  Wallonischen  299. 
Diphthongierung  von  ^  +  r  +  Kons, 
kommt  in  vortoniger  wie  in  betonter 
Silbe  vor  299;  ebenso  diphthon- 
gieren Wörter  mit  klassisch  1,  ë  -f 
r  +  Kons.  299;  dasselbe  gilt  von 
o  ibid.;  die  Diphthongierung  in 
vortoniger  Silbe  wird  sich  erst  voll- 
zogen haben,  nachdem  ç,  ç  zu  ç,  o 
geworden  waren  ibid. 

Unbetonte  Vokale:  Auslaut,  a  in 
Eigennamen  erhalten  bei  Chrestien 
V.  Troyes  310. 

Consonantismus  :  Mouillirtes  1 
nach  Î  vor  s  gefallen  im  Norm.  236  ; 
m  und  n  nadi  Vokal  im  Auslaut 
zusammengefallen  236. 

Formenlehre  :  Aus  lat.  -arius  ent- 
standen die  Deklinationen  auf  -arjs 
(später  -airs),  -ars,  (später  -ers),  etc. 
290 f.;  aus  lat.  -erius:  -eirs,  -ers, 
irs  291  ;  die  altfrz.  Feminina  der 
3.  lat.  Dekl.  gehen  von  der  Accu- 
sativform  aus  561  A.  ;  die  erste 
Person  Plur.  in  der  franz.  Verbal- 
flexion 315;  Lat.  -emus,  dessen  e 
frei  ist,  wird  lothring.  zu  f,  nach 
Labial  zu  wf  ;  gedecktes  ç  wird  zu 
S  oder  o  316. 

Wortoüdung  :  -anea  schliefst  sich 
nur  an  Substantive  u.  Adverbia  an 
317;  Franz.  Etymologien  562  ff. 

Syntax:  Zum  sog.  historisch.  In- 
finitiv 285  ff. 

Lexicographie  :  Die  franz.  Wörter 
bei  Gottfried  von  Strafsburg  355  ff. 

Germanisch,  Vlglat.  Auslaute  auf 
Grund  der  ältesten  lat.  Lehnworte 
im  —  559  ff. 

Giustiniani,  Lionardo,  Zu  den 
Liedern  des  —  256 ff.  Hss.  256ff. 
Text  261  ff. 

Giusto  de' Conti,  Amor  con  tanto 
sforzo  hör  mai  m^  assale  258  A. 

Gottfried  von  Strafsburg:  Die 
französischen  Wörter  bei  —  355  ff« 

Guazzalotti  Per  gran  forza  d^amor 
commosso  e  spinto  258  A. 

Hemri court,  Jacques  de  — ,  seine 
Sprache  298  ff. 

Hölle  in  der  altfrz.  Poesie  82  ff. 

Honorius  Augustodunensis. 
Sein  Liber  de  imagine  mundi  in 
iul.  Übersetzung  aus  der  2.  Hälfte 


d.  XIV.  Jh.  490  ff.  Abdruck  des 
Textes  495  ff. 

Indogermanische  Sprachen:  Ein- 
ñufs  mnrgenländ.  Sprachen  auf  die 
—  368. 

Italienisch:  Geschichte  des  mittel- 
alt. Dramas  in  Italien  571  ff.;  Vil- 
lanelle alla  napolitana,  Abdruck 
von  No.  LI  —  CLIII.  441  ff.;  die 
ital.  -  provenzalische  Sprachgrenze 
zwischen  Ventimiglia  und  Nizza  175. 

Hss.  -  Nachweise  :  Zu  den  Liedern 
des  Lionardo  Gustiniani  256  ff.; 
Capitoli  della  prima  compagnia  di 
disciplina  di  san  Nicolò  in  Palermo 
del  sec.  XIV  in  volgare  siciliano 
293  ff.  ;  Tradizione  italiane  dell'  Ars 
armatoria  e  dei  Remedia  amoris 
d'Ovidio  anteriori  al  Rinascimento 
312 f.  Petrarcas  Canzoniere  324 ff.; 
Di  un  inedito  volgarizzamento  dell' 
Imago  mundi"  di  Onorio  d'Autun 
490  ff. 

Lautlehre:  Fonetica  siciliana 
589  ff.  Diphthongierung  im  Sicilian, 
psychologische  Erklärung  ihrer  Will- 
kürlichkeit 593  ff.  ;  1  +  Hiat  i  im 
Sicil.  as  gl,  ghj  wiedergegeben  als 

ßj  295- 

Formenlehre:  Deklin.  auf  -aro, 
-are,  -ajo  (Fem.  aja)  aus  lat.  -arius 
entstanden;  daneben  Formen  auf 
-iero,  iere  durch  Verwechselung 
von    lat.    -arius   mit    -erius    288 f.; 

Metrik.  Einevokalisch  ausgehende 
Silbe  eines  Verses  wird  mit  der 
vokal,  anlautenden  des  nächsten 
Verses  zusammen  als  nur  eine  Silbe 
gerechnet  und  diese  für  den  ersten 
Vers  gezählt  260  u.  A.  Verwendung 
der  echten  weiblichen  (laesur  neben 
der  scheinbaren  bei  den  Endecasil- 
laben  mit  Binnenreim  260  f. 

Lexicographie  :  Ital.  Vulgärnamen 
der  Fiedermus  148  ff. 
L  a  i  d' A  élis  246  A. 

—  d*  Orpheï  246  A. 

—  de  l'Epine:  Hss.  233 ;  Sprache 
233  ff.  ;  Zeit  der  Abfassung  238  ; 
nicht  von  Marie  de  France  verfafst 
238 ff.;  Text  240 ff. 

Lateinisch:  Verwechselung  der 
Suffixe  -arius  und  -erius  288  f. 

—  Vulgärlateinische  AuslauXe  auf 
Grund  der  ältesten  lat.  Lehnworte 
im  Germanischen  559  ff.  lat.  -us  = 
vlgärlat.  -US,  lat.  -um  =  vlgüilat.  -o 
559,  lat.  -arius  =  vlglat.  -âris  561  ; 
lat.  -is  «s»  vlglat.  e  5^1. 


622 


K.  SCHMIDT, 


Lateinisch:  Vulgärlat.  Dekl.  auf 
-anus,  -ari  in  den  beiden  Nominal, 
u.  -ariu ,  -anos  in  den  Akkus.  ; 
dementsprechend  auf  -erius,  -eri, 
-eriu,  -erios  289. 

Marie  de  France  nicht  Verfasser 
des  lai  de  TEpine  238  if. 

Mousket,  Chronique  rimée  2 16 f. 

Mystères,  Französische  —  577 f- 

Neuenburgisch,  Hauptmerkmale 
des  —  173  i^ 

Ost  französische  Grcnzdialektc 
i68ff. 

O  vid  s  Ars  amatoria  und  Remedia 
amoris  in  drei  ital.  Bearbeitungen 
des  XIV.  &  XV.  Jh.  312  f. 

Petraca.  Über  die  Anordnung 
seiner  Gedichte  im  Canzoniere  324  it. 

Pikardisch-wallonische  Sprach- 
grenze 162  if.  Art  und  Weise  der 
Entstehung  derselben  167  flf. 

Portugiesisch:  Einige  Bemerkung, 
zur  Verbesserung  des  Cancioneiro 
Geral  von  Resende.  1 1 3  ff . 

—  Deklination  auf  Sing,  -eiro,  Fem. 
-eira ,  Plur.  -ein  aus  Vermischung 
von  lat.  -arius  und  -erius  entstanden 
289. 

Pro  venza  lisch:  His.  Roman  de 
Florimont  306  ff. 

—  l'rovenzalisch  -  franz.  Sprachgrenze 
170  ff.;   176  f. 

—  Prov.  -  italienische  Sprachgrenze 
zwischen  Ventimiglia  und  Nizza  175. 
Prov.  -  piemont.  Sprachgr.   1 76. 

—  Paroxitonismus  des  —   170. 

—  Übergang  des  betonten  a  zu  le  im 
Frankoprovenz.  310. 

—  Die  ahprov.  Feminina  d.  3  lat. 
Deklin.  gehen  von  der  Akkusativ- 
form aus  561  A. 

—  Aus  lat.  -arius  und  -erius  ent- 
standen die  Deklinat.  auf  Nomin. 
Sing.:  -ers,  -eirs,  -icrs,  Fem.  -era,  -eira, 
Plur.  :  -er,  -eir,  icr,  Akk.  Sing,  -er, 
-eir,  -ier,  Plur.  :  -ers,  -eirs,  -icrs  290. 

Quinze  joies  nostre  dame,  Hss. 
und  Abdruck  eines  Prosatextes  aus 
dem  XV.  Jh.  282  ff. 

Remi  Auresy  (Avresy)  nach  Araujo 
der  Verfasser  des  Roman  du  Châ- 
telain de  Couci  278  f 

Ren  art  s.  Roman  de  — . 

Rhäto romanisch:  Übergang  vom 
Friaulischcn  zum  Venelianischen 
177A. 

Richart  de  Fournival  nicht  der 
Verfasser  des  Roman  d'Abladanc 
215  f. 


Rodriguez  de!  Padrón,  Einige 
Lieder  des  —  aus  einer  Hs.  des 
Brit.  Mus.  544  ff. 

Roman  d*  Abladane:  Nicht  von 
Richart  de  Fournival  verfafst  215  f.  ; 
beruht  auf  lat.  Vorlage  216;  Sprache 
und  Abfassungszeit  218 f.;  Hss. 219; 
Text  219  ff. 

—  de  Bustalus  216. 

—  de  Florimont  s.  Aimon. 

—  de  Renart  und  sein  Verhältnis 
zum  Reinhart  Fuchs  Heinrichs  des 
Glîchezâre  295  ff. 

—  du  Châtelain  de  Couci,  L' en- 
gien  du  —  276  ff.;  als  Verfasser  des 

—  ergibt  sich  nach  Araujo  aus 
Vers  8228  Remi  Auresy  278  f. 

Romanisch.  Entstehung  der  rom. 
Sprachen  182. 

—  Über  Dialektgrenzen  im  —  1 60c.  ff. 

—  Solution  de  la  question  du  suffis 
-arius  288  ff. 

Rumänisch:  Nouvelles  recherches 
sur  le  roumain  de  V  Istrie  314. 

—  Deklination  auf  -ariu,  -ar(u),  -arj 
im  Sing.,  -ari  im  PL  288  f. 

—  Neue  Belege  zu  türkischen  Lehn- 
wörtern im  —  368  ff. 

Sacchetti  257  A.  5. 

Sanguinacci,  J.,  Venuta  è  Vara 
eU  disputato  punto  257  A. 

Se r offa,  Camillo,  e  la  poesia  pe- 
dantesca 326. 

Seele  und  zukünftiges  Leben  in  der 
afrz.  Poesie  55  ff. 

Spanisch:  Lieder  des  Juan  Rodriguez 
del  Padrón  544  ff. 

—  Über  spanische  Dialekte  300  ff. 

—  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Ameri- 
kanospanischen  188  ff.  das  chilenische 

—  ist  wesentlich  mit  —  araukani- 
sehen  Lauten  208;  Lautlehre  des 
Chilenischen  208  ff.  ;  Unterschiede 
des  Chilenischen  vom  —  2 10 f. 

—  Span,  j  nicht  =  lat.  si*  567. 

—  Deklination  auf  Sing,  -ero,  Fem. 
-era,  Plur.  -eri  aus  Verwechselung 
von  lat.  -arius  mit  -erius  entstanden 
289. 

—  Das  spanische  Personalpronomen 
iff.  I.  Die  Formen  des  Personal- 
pronomens 2  ff.  I .  nos  3  ;  2.  0j  3  f.  ; 
3.  ¿7  4  f.;  4.  Schwanken  zvdschen 
le  und  /(?  5  ;  6.  Us  neben  los  5  f.  ; 
7.  lOf  hs  in  der  Funktion  des  Dativ 
6;  8.  Verwendung  der  Akkus,  la, 
las  für  den  Dativ  6;  9.  die  Dative  /!r, 
les  für  den  fem.  Akkus.  6  f.;  10. 
Assimilation  des  /  nach  Verbal - 
formen    und  Wörtern,    die    auf  n 


SACHREGISTER. 


623 


ausgehen  7  ;  1 1 .  —  bei  vorhergehen- 
dem nos  y  vos  (nolo,  volo)  7;  12. 
UlOy  lelos  nur  in  der  alten  Sprache, 
jetzt  selo  7  f.  ;  selo  aus  gelo  ent- 
standen 7;  13.  j/  das  betonte,  se 
das  unbetonte  Reflexivum  8 f.;  14. 
Verbindung  der  Personale  mit  lat. 
cum  8f.  ;  15.  Verschmelzung  von 
//  mit  auf  ^  endigenden  Wörtern  9; 
Anlehnung  von  me^  te,  se,  le,  lo 
an  vokalisch  auslautende  und  ebenso 
anlaut.  Wörter  9  f.  ;  II.  Syntaktisches 
10  ff.  I.  Vertauschung  des  Nom.  u. 
Akkus,  beim  Pron.  der  i.  und  2. 
Person  Sing.  10.  2.  der  bestimmte 
Artikel  statt  des  Personalpron.  10  f.; 
3.  Ello  12 f.;  4.  lo  in  praedikativer 
Stellung  bei  ser,  parever  14  f.;  5.  Der 
Plur.  des  Personsdpron.  im  Anschlufs 
an  ein  KoUektivium  1 5  ;  6.  Das  Re- 
ñexivium  si  als  Nom.  in  Verbindung 
mit  mismo  15;  7.  Wegfall  d.  Pron. 
d.  3.  Pers.  als  Objekt.  7f.  ;  S.Fälle 
in  denen  sich  das  Objekt  auf  ein 
zweites  meist  durch  y  (ó)  ange- 
knüpftes Verb  erstreckt  i6ff.  ;  9. 
Eintreten  des  Genit.  des  Personale 
statt  des  Possesivs  18;  10.  Der 
ethische  Dativ  18 f;  ii.  Pleonasti- 
Verwendung  des  Personale  der  3. 
Person,  um  auf  einen  vorangehenden 
Begriff  zurückzuweisen  oder  einen 
folgenden  zu  antizipieren.  A.  Rück- 
deutendes  Pronomen  19  ff.  B.  Vor- 
wärts   deutendes    Pronomen    24  f.  ; 

12.  Pleonast.  Bezeichnung  des 
Personale  als  Objekt  durch  das 
betonte    oder    tonlose    Pron.  25  f.  ; 

13.  à  mit  ein.  Personalpron.  als 
Ausdruck  des  Zieles  bei  Verben 
der  Bewegung.  26  f.  III.  Stellung 
des  Personale  beim  Verb.  27  ff. 
A.  Subjekt  27  ff.  Inversion  desselben 
28 ff.;  B.  Objekt  33 ff.  I.  Einfache 
Zeiten  34ff.  ;  U.  Zusammengesetzte 
Zeiten  44  f.  ;  III.  Gerundium  45  f. 
IV.  Infinitiv  47  ff. 

—  Das  spanische  Possesivpronomen 
329  ff.  I.  Die  Formen  desselben 
329— 333-  II-  Syntaktisches  333  ff. 
I.  2.  Unterschiede  zwischen  vor- 
und  nachgestelltem  Posses.  333 f.; 
3.  Fakultativer  Gebrauch  der  kurzen 
und  langen  Form  334  ff.  4.  Anwen- 
dung des  Posses,  der  3.  Pers.  in 
Fällen,  wo  ein  vorhandener  Genitiv 
über  den  Besitzer  keinen  Zweifel 
läfst.  338  f.  5.  Sonstige  pleonastische 
Verwendung  des  Possess.  339  f.; 
6.  Das  Possess,  mit  einem  Genitiv 


der  Apposition  340.  7.  Possess,  im 
Plural  bei  mehreren  als  Einheit 
gedachten  Subst.  im  Singular  340; 
8.  Possess,  zur  Darstellung  eines 
objektiven  Genitivs  340;  9.  Das 
Substantiv.  Possess.  340;  10.  Das 
adjektiv.  Possess.  340  f.  1 1 .  Das 
Possess,  mit  einem  Adjektiv  341. 
12.  Das  Possess,  mit  Substantiv. 
Geltung  in  feststehenden  Phrasen 
341.  13.  Zwei  Possess,  bei  einem 
Substantiv  341  ff.  14.  Freiheit  in 
der  Wiederholung  des  Possess,  bei 
mehreren  coordin.  Substantiven 
343  ff.  15.  Stellung  des  Possess, 
zwischen  d.  Adjektiv  u.  d.  dazu 
Subst.  345  f.  16.  Kardinalia  vor  d. 
Possess.  346.  —  Das  span.  Demon- 
strativpronomen 346  ff.  I.  Die  Formen 
desselben  346  f.  II.  Syntaktisches. 
I.  Das  Demonstr.  steht  vor  dem 
Subst.  347;  2.  el  ist  im  Altspan. 
Demonstr.  347 f.;  3.  Unterschied 
zwischen  este,  ese,  aquel  348 f.  4. 
Gebrauch  des  Demonstr.  für  den 
Artikel  349;  5.  Gebrauch  des 
Demonstr.  in  der  Bedeutung  eines 
Subst.  349;  6.  Pleonast.  Gebrauch 
des  Demonstr.  vor  einem  attributiven 
Genitiv  349  f.  :  7.  Verbind,  des  Neu- 
trums des  Demonstr.  mit  einem  Subst. 
350;  8.  aquel  zur  Vertretung  eines 
früheren  Subst.  350  f.  ;  9.  Das  De- 
monstr. in  der  Bedeutung  eines 
unbestimmten  Pron.  in  Vergleichen 
351  ;  10.  Zusammenstellung  d.  Mase, 
und  des  Fem.  der  Demonstr.  35 1  ; 
1 2.  Fähigkeit  d.  Demonstr.  auf  einen 
vorhergehenden  Begriff  zurückzu- 
weisen oder  einen  folgenden  anzu- 
deuten 351  f.;  13.  Verbindung  des 
Demonstr.  mit  einem  Possess.  352. 
14.  Selbständigere  Bedeutung  des 
Demonstr.  in  bestimmten  Wendung. 
352;  15.  Willkür  in  der  Wieder- 
holung des  Demonstr.  bei  Bezug  auf 
mehrere  Subst.  352 f.;  Überflüssiger 
Gebrauch  des  Demonstr.  353  f. 

Sprache:  Unhaltbarkeit  der  Ein- 
teilung der  —  in  sog.  natürliche 
Gruppen  179 f.;  der  Verkehr  der 
einzige  Träger  und  Vermittler  der 
Verbreitung  der  -^  im  Räume.  182. 

Sprachgrenzen:  Begriff  der  —  od. 
Dialektgrenzen  1 72  A. 

—  als  Gegensatz  zu  Mundartgrenzen 
178  f. 

—  sind  etwas  zeitlich  bedingtes,  das 
nicht  immer  war  und  nicht  immer 
sein  wird  183  f. 


624 


K.  SCHMIDT, 


—  Möglichkeit  dieselben  festzustellen 
und  Mittel  dazu  i6iff.;  Methodik 
177. 

—  im  Romanischen  1 60  c  ff. 

—  deutsch  -  französische  168  f. 

—  Französisch  -  provençalische  1 70  ff. 

—  wallonisch  -  lothringische  167  f. 

—  Wollonisch  -  pikardische  162  ff. 
Sprachmischung  zu  unterscheiden 

von  der  durch  den  Verkehr  er- 
worbenen Kenntnis  nachbarlicher 
Sprachverschiedenheiten   169  Anm. 


Türkische  Lehnwörter  im  Rumäni- 
schen 368  ff. 

Villanelle  alla  napolitana  LI — CLIII 
441  ff. 

Vulgärlateinisch  s.  u.  Lateinisch. 

Wallonisch:  Die  franz.  Mundart  in 
der  preuCs.  Wallonie  und  in  Belgien 
längs  der  preufs.  Grenze  419  ff. 
Vokalismus  420  ff.  Consonantismns 
428  ff.     Formenlehre  432  ff. 

—  -lothringische  Sprachgrenze  167  f. 


Stellen- 

FranzSsiscIie  Autoren. 

A  im  on,    Roman  de  Florimont,    16: 

307  f. 
Roman  du  Châtelain  de  Couci: 

8225 — 8240:  277  f. 


Register. 

Proyenzalisclie  iitoio. 

Grescas  du  Caylar,  Roman  d'Ester, 
55;  104;  105;  122;  123;  129;  133; 
139;  170;  172;  240;  243Î  269;  283; 
382:  313. 


Wort-  Register. 


Lateiniscli. 

argenteus  569. 
-arius  288  ff. 
aureus  569. 
ayacens  319. 
buttis  561. 
buxus  560. 
bysseus  569. 
calvo  vlglat.  561. 
cal  vus  561. 
caespitat  304. 
charla  559. 
cocus  560. 
corbis  561. 
curto  vlglat.  560. 
cxcurto  vlglat.  561 
fácula  559. 
follis  570. 
longanca  317. 
lucerna  559. 
iiionetarius  561. 
iiociua  150  f. 
()})crarius  561. 
orale  561. 
oifirio  vlglat.  561. 
papilio   149. 
l).ipyrus  559. 
I)innatus  159. 
postis  561. 
pullus  155. 
♦sambaluni  564. 
saxea  569  f. 


securo   vlglat.  = 
lat.securum559 

stuUo  vlglat.  561. 
tolonarius  561. 
vespertilio  148. 
vino  vlglat.  559. 

Koianiscli. 

follis  570. 

Italieniscli. 

baragunna(sic)502 
baraonda  562. 
baruccaba      aret. 
562  f. 

bigio   569. 
jacaru  cors.  158. 
pavegio   149. 
sabl)adu(sard.)564 
sabbato  564. 
ligna   l6üa. 
vasca  317. 

Ali)hal)ciisches 
Verzeichnis      der 
i  tal.  Vulgärnamen 

der  Fledermaus: 

accelu  topinu 

(Curie)   156. 

ala  de  peddc 
(Fonni)  159. 


ala  e  peddes  (Ter- 
ranova) 160. 

alas  de  vedde  ( Vil- 
lagrande)  159. 

ali  e  vedde  (De- 
sule)  159. 

alibedde(Bosa)  i  59 

alipedde  (Gocea- 
nu,  Sanila,  Fon- 
ni) 159. 

arratapignàta(Sdl. 
Sardinien)  158. 

arturighiula,  artu- 
rigghiula  (Lec- 
ce) 160. 

attilipedde  (Bosa) 
160. 

babbarottu  (Tem- 
pio) 153. 

baibaslrel  (Fre- 
milcuore)  148. 

balbastrc  (Imola) 
149. 

balbastrcll  (Mant. 
rmg.)   149. 

barbasi  Ol,  barba- 
slin(Friaul)i49 

barbastelo  (Ven. 
ant.)  149. 

barbastié,  baiba- 
slrel, barbastell 
(Ferrara)   149. 


barbastregio  bar- 
bastrigio,  bar- 
bastrigo  (Ven. 
ant.)  149. 

barbastregio  (Pa- 
dova) 149. 

barbastrillo  (Ven. 
ant.)  149. 

barbustéll  (ital. 
Tyrol)  149. 

cavarucchie  (ter- 
am.)  1 60  b. 

cavolocchi  (nea- 
pol.)  1 60  b. 

'cellomérso  (Pie- 
tra Camela)  151. 

'cellonero  (Fano, 
Cerchiara)  151. 

cincimurru  (Fon- 
ni) 153- 

cinciríólu  (Thiesi, 
Mores)  153. 

cisgineddu(Gairo) 
160  b. 

coniripola  (Nica- 
stro)  155. 

curínípula  (Tirri- 
olo)  155. 

^ulfureddu  (Fon- 
ni) 149. 


WORTREGISTER. 


625 


^u^urrcri  (Dor- 
mali y      Loculi) 

149. 

facciommo  (Nea- 
pel) 151. 

fliàdemaus  (Ver.) 

159. 

fludermaus  (Asia- 
go) 159. 

gattupignula  (lec- 

ces.)  T59. 

giari-volàn(Carig- 
nano)  158. 

gnótul  (Friaul.) 
150. 

gôlanôcc  (Tre  Pi- 
evi) 150.  156. 

gregnapápola(cre- 
mon.)  155. 

gregnapola  (bresc.) 

155. 
gregnappola 

(mant.)  155. 
greugnapápoula 

(cremon.)  155. 
grignápola    (Cre- 

masco)  155. 
grignà  pola  (bresc.) 

155. 
grignopüla,  grig- 

Dopula      (Son- 
drio)  154. 

gularat  (Cremas- 
co)  157. 

lactarídhá"  (Can- 
dia)  149. 

laftarida  (Bova) 
149. 

laftaride,  lefterida 
(Roccaforte) 
149. 

lastarida  (Bova) 
149. 

lindanella  de  notte 
(Arena  di  Ca- 
labria) 153. 

loséll  sores  (ital. 
Tyrol)  156. 

ly/taridha  (Olym- 
bos)  149. 

ly;irderidha(Icaria) 
149. 

lycteridha  (Mesa- 
ria)  149. 

mastripengi  (Isola 
del  Gran  Sasso) 
159.  i6ob. 

muserà^,  museratt 
(cornaste.)  156. 


mezmüremez  ucè 
(churw.)  156. 

mezzaratt  (Lago 
Maggiore)  156. 

— ,  mezzaràtta 
(Paves.)  156. 

mezzo  surgi  (Fano 
Adriano)  156. 

mezzoratto  e  mezz* 
uccello  (S.  Te- 
renzo)  156. 

mezzotop^  e  mezz^ 
uccello  (Tagli- 
ole) 156. 

miçts  miur  miets 
utàl  (Obwald) 
156. 

miez  mieur  a  miez 
utschi   (churw.) 

156. 

nétora(Lad.)  150. 
nettola(Lad.)  150. 
nèttora(Lad.)i50. 
nociaròeula  (Val- 
teli.)  150. 

nociroèula  (Vai- 
teli.) 150. 

noctola  (Umbria) 
150. 

noitaroèula  (Po- 
schiavo)  150. 

nótol  (Pieve  di 
Cadoro ,    Lad.) 

150. 
nottice  (terames.) 

150. 
nöttol(Friaul)i50. 
nottola  (Macerata) 

150. 
nottolella  (Frata- 
guida)  150. 

nottolo  (Lunigi- 
ana)  150. 

—  nottola«  notto- 
lone (Toscana) 

150- 

—  nottolino,  not- 
tolone (Venez.) 
150. 

noettora,  nèttora 
(Lad.)  150. 

nottula    (Sinigag- 

lia)  150. 
notturna  (calabr.) 

150. 

n(^tul^  (Ladin.) 
150. 

nuciareula  Vai- 
teli.) 150. 


nucireula      (Vai- 
teli.) 150. 
nuottora      (Lad.) 

I  So- 
ny;^ taridha  (Syra) 

149. 
ny;fteridho  (Chio, 

Cos)  149. 
ny;ftiria     (kalym- 

nos)  149. 
nyótul(Lad.)  150. 
paipastrello  (Fras- 

sinorro)  148. 

palpastrél,  polpa- 
strél  (Castel- 
nuovo  nei  Mon- 
ti) 148. 

pálpástrel  (Parma) 
148. 

palpastrell  (Man- 
tov.  Boi.  Mod.) 
T48. 

— ,  pappastrèll 
(Mirandola)  149 

palpastrell  (S.  Pa- 
olo d'Enza)  148. 

papastrél  (Equi) 
148. 

papastrello  (Tene- 
rano)  148. 

papilio  de  nocte 
(Lanusei)  151. 

pappârotto  (Ins. 
Maddalena)  153 

parpaglión  (Equi) 

151. 
parpaglione  (Vin- 
ca ,    Tenerano) 

151. 

parpastrell  (Par- 
ma) 148. 

passapìttula  (lec- 
ces.)  152. 

passulitolta  (Tem- 
pio) 151. 

pilistrello  (Lucca) 

148. 
— ,        pilustrello 

(Prov.  Piso)  148 
pilloni    annappau 

(sard.)  160  A.  9. 
—  de    su    tiaulu 

(Cagliari)  160  a. 

pilustrello¡(Castel- 
fìorentino)  148. 

pimpistrello  (Fig- 
line) 148. 

pipparottu  (Ta- 
verna) 153, 


pisgineddu  (sard.) 

io6b. 
pistellus  (Iglesias) 

148. 
primpistello      (S. 

Domenico      b. 

Florenz)  148. 

pripistello     (Flo- 
renz) 148. 
ratapene  (Liguria) 

159. 

rata  pinada  (Al- 
ghero) 158. 

rataròura  (Carpe- 
neto)  157. 

ratävolä  (Pavese) 

157. 
ratavolä'ra  (Cana- 

vese)  157. 
rata  voloira  (Pi- 

em.)  157. 
ratavolójri      (Val 

Soana)  157. 
ratavolu  (Acona) 

157. 
ratavoula  (Pavese) 

157. 
ratavulédda     (Pi- 
azza Armerina) 

157- 
rata  vulojra  (Ca- 
sale   Monferr.) 

157. 

ratavulúra  (Ver- 
celli) 157. 

rStov'lujro    (Pral) 

157. 

ratta  pignára,  rat- 
tapignara,  rata- 
piñara  (Alg- 
hero) 158. 

ratta  pignatta 
(Cagliari)   158. 

rattaraula  (Aqui) 

157. 
rattasúia    (Oneg- 

lia)  156. 

rattavol  (Lago 
Magg.)  157. 

ratt  barbastèll 
(Piacenza)  156. 

ratti  pendiii  (Bo- 
nifazio) 158. 

ratti  pennüi  (Porto 
Venere)  158. 

ratto       pennûgo, 
rattopennûgo, 
ratto      penûgo 
(Genova)  158. 


626 


K.   SCHMIDT, 


ratto  pemago 
(Santa  Marghe- 
rita Ligare)  158 

rattpignöl  (Cer- 
nobbìo)  159. 

ratt-sgoladò  (Lo- 

dig.)  157- 
ratt  sgolavo  (lomb) 

157- 

ratt-tignöl  (Lom- 
bardei) 1 60  a. 

rattapenügu  (Ge- 
nov.)  158. 

rattu  spenugu 
(Carloforte)  158 

rindancddi  di 
notte    (Palizzi) 

153. 
rindara     (Condo- 

furi)   153. 
rindineda(Condo- 

furi)  153. 
sacca  -  pinnuto 

(Calvi.)  158. 
scorpiun  (Pompei) 

160  b. 
scurchiggione 

(Foggia)  156. 
sciirott    (Panano) 

150. 
scurpénge  (Gesso- 

palena)       156; 

i6ob. 
scurpiccieri    (As- 

sergi)i56;i6ob. 
sgargn.ipola 

(mani.)   155. 
sgregnapola  (('re- 

masco)  155. 
sgrignápol  (bresc.) 

»55- 
>»grignápola(Berg) 

154- 

sitzimureddu  (Sa- 
massi) 153. 

sopreppènguele 
(Pr.  Chieti). 

sorici  occegli  (Ni- 
cotera)  156. 

soricilli  di  notte 
Ins.  Ponza)  156. 

sorighc  pinnadiilc 
(Spano)   158. 

sórighe  pinnádulu 
(Perfugas)  158. 

sparapìnge  ((Cas- 
tiglione a  Ca- 
sauria)   159. 

»«parapingolo  (Ne- 
apel)  159. 


sparpaglione  (Ca- 
serta) 151. 

sparrpignolo  (Ne- 
apel) 159. 

spertello  (Sasso- 
roseo  di  Gar- 
fagnana)  148. 

spiridillo  (Porto 
di  Ci  vi  tanno  va) 
14S. 

spiriticolo  (Mar- 
ken)  148. 

sportiglione  (Ca- 
serta) 148. 

sportigliún  (Nea- 
pel) 148. 

spurtagghione 
(Foggia)   156. 

si'irgé  ulatéu  (Lec- 
cese) 158. 

sìirice  mienzu  oci- 
e(j(ju  (Marcel - 
linara)  156. 

taddarichi  (Mes- 
sina) 149. 

taddarida  (Condo- 
furi)  149. 

taddarita  (Reggio 
Cai.,  Palermo) 
149. 

taddariti  (Modica) 
149. 

taddarito(Calabr.) 
149. 

—  tallarito,  (Pal- 
mi) 149. 

tagddariti     (Nea- 
pel) 149. 
tagliarita(Oppi  do) 

149. 

tagnöl  (Lago  Mag- 
giore) 160  a 

taraddino  (S.  Ku- 
fcmia)  149. 

taragnöla  (Como) 

160  a. 
tardarita,  tardari- 

tola      (Sicilien) 

149. 
legna     (Mailand) 

lOoa. 
legnaröl ,   tegnar- 

i)la(Ksino)i6oa. 

tt'gnöl  (Varenna) 
160  a. 

tcgnöla  (Mailand) 
1 60  a. 

tcgnöra  (Lombar- 
dei^ lt)üa. 


tignöl        (Lecco) 

160  a. 
tirriolu  •  pedde 

(Chiaramonti) 

153. 

topo  menudo (San 

Fiorenze)    156; 
158. 

topo  pinnuto  (Bas- 
tia) 158. 

top'  uccello  (Mas- 
sa) 156. 

tuagghiola  (lec- 
ces.)  i6ob. 

turtuája,  turtuvag- 
ghia ,  turtivag- 
ghia  (tarent.) 
i6ob. 

tzutzurreri  (Oliena 
Nuoro)  149. 

uccello  lupino 
(Corte)  156. 

ucello  di  notte 
(Soriano ,  Ca- 
lasci)  151. 

uselratt(pav.)  156. 

utsemetsmur  (Un- 
terengad.)  156. 

vipistrello,  vispi- 
strello ,  pipi- 
strello ,  (Tos- 
cana) 148. 

vtàemçtsmktT 
(Oberengad.) 
156. 

zgulan/'i;r  (Ober- 
halbst.)  156. 

zignàpola  (veron.) 

zirrióla    (Sassari) 

153. 
zirriólu        pedde 

(Bonorva)  153. 

zunzumurreddu 
alipcdde  (Olzai) 
160. 

zunzuritos  (Arit- 
zo)  149. 

zurrundcddu 
(Quartu  S.  Ele- 
na etc.)  149. 

zurundelli(Quartu 
S.  Elena)   149. 

RMtoroinaiilscli. 

sonda  564. 

Rniânlscli. 

liliác.  lilC'k  152  A. 
Aanibata  5O4. 


Ein  alphabetisch. 
Verzeichnis  der 
aus  dem  Tür- 
kisch, entlehnt, 
rumän.  Worter 
s.  S.  377—4*8. 

AiminM. 

Takur  160. 
l'akurik'  160. 
tsorVerek  152. 
zògon  i  n'atœsae 
151. 

FrauösiiGli. 

Ein  alphabetisch. 
Verzeichnis  der 
bei  Gottfried 
von  Strafsbarg 
vorkommenden 
franz.  Wörter 
s.  S.  355—367. 

adoler  305. 
aire  292. 
aise  319. 
Alefidcans  216. 
avoltire  291. 
awilhe  wall.  299. 
bache  317. 
bâche  317. 
Bai  vier  291. 
baragouin  562  f. 
baschoe  317. 
basquete  317. 
battistire  291. 
bis  569. 
caldani  29 1. 
cester  305. 
chat-huant  155. 
chauve-souris  152 
ci  mentire  291. 
cimetière  291. 
conseliers  291. 
corsaus  305. 
dunanu  315. 
échec  370. 
empire  291. 
ente  247  A. 
entir(entieir)29i. 
esmes  315. 
estai,  estaler  320. 
glaire  292. 
goyle,  gula  wall. 

299. 
haegni  wall.  299. 
Julius  215  f. 
lie  234  f. 
longain  317. 
longaing  317. 


WORTREGISTER. 


627 


Ludher  291. 
manastire  291. 
manneiras      parta 
292. 

maestire  291. 
menestier  291. 
mestire  291. 
ohai  wallon.  299. 
paioari  291. 
paire  292. 
paner  291. 
rate -volière    157. 
rattavolaire  157. 
rehaitie  234. 
repuäru  315. 
Samedi  563  f. 
saxolus  216. 
semedi  564. 
sestar  291. 
sorcerus  291. 
souche  560. 
suaire  591. 
Titans  216. 
vair  291. 
vaire  292. 
viaire  291. 
Volpius  216. 

Proyenzaliscli. 

abreugir  305. 
acaissar  305. 
acembelhar  305. 
acorsar  305. 
adermir  305. 
aderms  305. 
adoler  305. 
afilar  304. 
aize  319. 
alcaot  305. 
alcavot  305. 
alegrena  304. 
amalinar  304. 
amonedier  305. 
an dès  305. 
ansa  306. 
apaisser  305. 
aranh  305. 
arcina  305. 
amar  305. 
asaber  306. 
asilar  304. 
astelatz  306. 
avolpilhar  306. 
casse  319. 
dis-sapte  564. 
eslenegar  304. 
lionois ,      loenois 
307  f. 

ratairol  157. 


ratapenada,  rata- 

pennada  158. 
rata-penaa  159. 
rata  volagi  158. 
rata  volaire    157. 
rate  penne  159. 
rate  volage  158. 
sais  570. 
saizeto  570. 
septa  304. 
soca  560. 
soritz  penada  158. 

Spaniseli. 

abuja  arauk.  206. 
achur  arauk.  207. 
acucha  ark.  206  f. 
aghuas,  ahus  ark. 

205. 
al  vis   arauk.   205. 
ancasn  arauk.  206 
anghel  arauk.  206. 
arberpra     santiag. 

205". 
astillazzo  306. 
bajo  567,  569. 
barabúnda  562. 
beso  567. 
brahon  120,  136. 
cachilla  ark.  207. 
cahuallu,  cahuellu 

arauk.  205. 
calva  207. 
calvansu      arauk. 

206. 

capra,  capüra,  ca- 
puja arauk.  206. 

carita  arauk.  207. 

casun  arauk.  206. 

chalma  arauk.  207. 

charam ,  charam- 
piru  arauk.  206. 

charu  arauk.  207. 

chilla,  chillan  ar. 
207. 

chincha  arauk. 
207. 

chiñor  arauk.  206. 

chiñura  arauk. 
206. 

chumpiru  207. 
coltesia  arauk.  207 
congoja  569. 
convesan     arauk. 
205. 

óumpiru      arauk. 

206. 
curtisia  ark.  206. 
çghua  arauk.  206. 


eje  569. 
empachan   arauk. 

205. 
espuela  arauk.  206 
etacahue,  estaca- 

hue  206. 
etipo,  etipu  arauk. 

206  f. 
ghracia  arauk.  206 
hacienda  371. 
huaca  arauk.  205. 
huancu  arauk. 205 
jabón,     jabonera 

570. 
jeja  566  ff. 

jeme  570. 

jerga,  jeijon  567, 

570. 
jeta  570. 
ighlesia  arauk.206 
irpada  arauk.  207. 
irtipu  arauk.  207. 
isca  arauk.  206. 
ispada  arauk.  206. 
lachu,  ladu,  lazu 

arauk.  207. 
ledan,  lezan  ark. 

207. 

lichi  arauk.  205. 

lichican  ark.  205. 

Ilahug  arauk.  205. 

llentir  arauk.  207. 

lume  arauk.  205. 

mancarrón  205. 

manchana ,  man- 
sana  arauk.  206. 

manchana  arauk. 
207. 

manchu ,  mansu 
arauk.  206  f. 

mancu  arauk.  205. 

mancun  arauk. 
205. 

mies  569. 
misa  arauk.  205. 
murciegalo  152. 
mur  ciego  152. 
napuraarauk.206. 
orighinal     arauk. 

206. 
ovicha,  ovisa  ark. 

207. 

parde  arauk.  206. 
parva  569. 
paya  arauk.  206. 
Ped-no  arauk.  206 
peine  tun     arauk. 

205. 
pepitar  ark.  207. 


perdonan    arauk. 

206. 
pesitun  ark.  206. 
porrina  569. 
queso  567. 
rat  pennat  159. 
raton  volante  157. 
rojo  567,  569. 
sabbato  564. 
sebo  567. 
seco  567. 
seta  570. 
sendero  570. 
señor  570. 
siete  567. 
tejo  569. 
ubad  arauk.  207. 
uvad  arauk.  205. 
vela  arauk  205. 
virghen  arauk.206 
vria  arauk.  205. 
yucu  arauk.  206. 

cataMscli. 

bes  570. 
besar  570. 
camisa  570. 

PortuiQesiscIi. 

alguma  126. 
assentar  115. 
barafunda  562. 
braham  120. 
do7s  =  dois    1 30. 
empresam  =  em- 

pressam  124. 
enxerga ,     enxer- 

gäo  567. 

hQa,  huma  117. 
huum  vento  116. 
jàliuando  114. 
jàssy  114. 
jejunar  125. 
morcego  152. 
namays  125. 
os^ós  122. 
peroo  116. 
riso  118. 
seixa  569. 
sseneytute  132. 
tenho  130. 
vejó  122. 

Baslúscli. 

chichari  154. 
chinchinbare  154. 
chinchinmare  154. 
chinduripChinguri, 
chinhaurri  154. 


r 
*  '1 


628 

chorí  154. 
sagù  158. 
Zakur ,       zakhur 

158. 
zizarì  154. 

Eeltiscli. 

bara  bret.  562. 
Bascauda  317. 
camisia  567. 
gwin  bret.  562. 
haydd  kymr.  566. 
sasiom  kelt.  667. 


K.  SCHhCIDT,   WORTREGISTER. 


Cfemailscli. 

akeit.  got  560. 
-âreis  got.  561. 
aurâli  got.  56of. 
balsan  got.  560. 
bôkâreis  got.  561. 
bubs  abd.  560. 
bytt  angels.  561. 
fackala  abd.  559. 
fledarön  alid.551. 
Kerze  559. 
lukam  got.  559. 
pfost  abd.  561. 
saban  got.  560. 
sabbato  gOs.  566. 


sambaz-tac  abd. 
564. 

sarc  559. 
Satersdag    westf. 

564. 

Saturday       engl. 
564. 

sceort  angels.  561. 
sibbûri  abd.  561. 
stolz  mbd.  561. 
sunnanâband  abd. 
564. 

torr  angls.  561. 
wein  got.  560. 


»rieAM. 

ayxivaca  371. 
ôBçfioiïTSQOç  160 
ifi^vtov  247  A. 
r¡ia  566. 

roxreçiâa  nengr. 
149. 

VVXT€çlç   148. 

*aaßß(XTOV  564. 
xçiZ,siv  153. 

HeftrUicL 

barûch       habbah 

562. 
schabbSth  564. 


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Hallet   Druck  von  EhrhardU  Karrtu, 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ROMMISCHE  PHLOLO&IE. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  (iUSTAV   GROBER, 

PRdFKSSOR    an    DFR    UNIVERSITÄT    STRASSBURG    i.  K. 


1893. 


XVII.  BAND  3.  4.  HEPT. 


HALLE. 

MAX    NIEMEYFR. 
1893. 


Dit'som  Hefte  sind  boigeloi?t: 
Aiitiijuarisclier  Catalop:  Nr.    191   von    OttO  UaiTaSSOWitz,  Buch- 
liandluujr  und  Antiquariat  in  Leipzig;  und:  Catalo^e  de  Livres 


INHALT. 

Seite 

E.    Gkssnrr,    Das    spanische    Possessiv-    und    Demonstrativpronomen 

(26.  I.  93) 329 

R.  F.  Kaindl,  Die  französischen  Worter  bei  Gottfried  von  Strafsburg 

(13.  10-92) 355 

W.  Rudow,  Nene  Belege  zu  türkischen  Lehnwörtern  im  Rumänischen 

(15.4.90) 368 

L.  Zkliqzon,   Die   französische  Mundart  in  der  preufsischen  Wallonie 

und  in  Belgien  längs  der  preufsischen  Grenze  (14.  5.  93)  .     .  419 

M.  Mkn'(;}iini,  Villanelle  alla  napolitana  (11.  9.  92) 441 

V.  FiNzi,  Di  un  inedito  volgarizzamento  dell'  „Imago  mundi"  di  Onorio 

d*Autun  (30.  8.  92) 490 

Hugo  A.  Rknnkrt,  Lieder  des  Juan  Rodriguez  del  Fadron  (20.  6.  93)  544 

VERMISCHTES. 
Frifdrich  Klugk,  Vulgärlatcinische  Auslaute  auf  Grund  der  ältesten 

lat.  Lchnworte  im  Germanischen  (25.  5.93) 5SQ 

J.  Babau,  Französische  Etymologien  (21.  11.92) 562 

W.  MKYKR-LiBKE,  Span,  jeja  (24.2.93) 566 

J.  Ulkich,  Lat.  foUis;  Frz.  échec  (16.  1.93) 570 

BESPRECHUNGEN. 
L.  Stikfel,  D'Ancona,  Origini  del  Teatro  Italiano  (31.  5.93)     .     .       571 
II.  SCHNEKGANS,    Dr.  Giacomo    de  Gregorio,    Saggio    di    fonetica 

siciliana  (20.  8.  92) 589 

Ph.  Aug.  Becker,  Charles  Comte,  Les  Stances  libres  dans  Molière 

(30.3.93) • 598 

Gr.   a.  Nordfeld,    Les   couplets    similaires    dans   la    vieille  Epopée 

française  (20.  6.  93) 599 

B.  Wiese,  Giornale  Storico  della  Letteratura  Italiana  (18.  7.  93)       .     .  599 

B.  WiKSE,  Il  Propugnatore  (18.  7.  93) 605 

W.  Mkyek-Lìbke,  Archivio  Glottologico  ilal.  X1I,3— XIII,I  (24.  2.93)  612 
ToBLER,   Mever-Lübke,   Romania  Nr.  85  u.  86  (14.5.93;   2.  10.93; 

15.8.93) 614 

H.  SucHiER,  Nachtrag 619 

K.  Schmidt,  Register 620 

Manuskripte  für  die  Zeitschrift  bittet  man  an  den  Heraoageber, 
Ruprechtsau-Strafsburg  i.  Eis.»  zu  senden.  An  die  Buch- 
handlung Max  Niemeyer  in  Halle  sind  alle  Honorar  und  Bonder- 
abzüge angehenden  Anfragen  und  Wünsche  zu  richten.  —  Korrek- 
turen sind  umgehend  zu  erledigen,  da  sonst  das  Braoheinen  eines 
Beitrages  in  einem  bestimmten  Hefte  der  Ztschr.  nicht  gewahr- 
leistet werden  kann. 


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