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ZEITSCHRIFT
FÜR
^i'j- U y -j
ROIAHISCIE PHLOLO&IE
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. GUSTAV GROBER,
PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG i. E.
1893.
XVn. BAND.
HALLE.
MAX NIEMEYFK.
1893.
INHALT.
Seite
£. Gessner, Das spanische PersoDalpronomen (11.6. 92 u. 26. i. 93) i. 329
G. Schiavo, Fede e Superstizione nelP antica poesia francese (23. 3. 91) 55
Epiphanto Dias, Einige Bemerkungen zur Verbesserung des Cañcioneiro
Gera] von Resende (2. 6. 92) 113
Miguel de Unamuno, Del elemento alienígena en el idioma vasco
(26.4.92) 137
C. J. Forsyth Major, Italienische Vulgarnamen der Fledermaus (26.
6. 92) 148
A. Horning, Über Dialektgrenzen im Romanischen (12. 11. 92) . . i6oc
Rudolf Lenz, Beiträge zur Kenntnis des Amerikanospanischen (31.
7. 92) 188
R. f. Kaindl, Die französischen Wörter bei Gottfried von Strafsburg
(13. IG. 92) 355
W. Rudow, Neue Belege zu türkischen Lehnwörtern im Rumänischen
(15-4.90) 368
L. ZÉLIQZON, Die französische Mundart in der preufsischen Wallonie
und in Belgien längs der preufsischen Grenze (14. 5. 93) . . 419
TEXTE.
Th. Link, Der Roman d'Abladane (3.3.91) 215
R. Zenker, Der Lai de l'Epine (14. 7. 92) 233
B. Wiese, Zu den Liedern Lionardo Giustinianis (5. 5. 92) .... 256
M. Menghini, Villanelle alla napolitana (il. 9. 92) 441
V. Fmzi, Di un inedito volgarizzamento dell' „Imago mundi" di Onorio
d'Autun (30. 8. 92) 490
Hugo A. Rennert, Lieder des Juan Rodriguez del Padrón (20. 6. 93) 544
VERMISCHTES.
I. Zur Litteraturgeschichte.
Fernando Araujo, L'engien du roman du Châtelain de Couci (25. 6. 92) 277
2. Handschriftliches.
Albert Stimming, Anglonormannische Version von Eduards I Statutum
de viris religiosis (28. 10. 92) 279
H. SucHiER, Les quinze joies nostre dame (io. II. 92) 282
3. Grammatisches.
Th. Kalepky, Zum sog. historischen Infìnitiv im Französischen (22.
6.92) 285
Friedrich Kluge, Vulgarlateinische Auslaute auf Grund der ältesten
lat Lehnworte im Germanischen (25. 5. 93) 559
IV
Seite
4. Zur Wortgeschichte.
Paul Marchot, Solution de la question du suffixe -anus (2. 2. 93) . 288
J. Babad, Französische Etymologien (21. 11.92) 562
W. Meyer -LÜBKE, Span, jeja (24.2.93) 566
J. Ulrich, Lat. foUis; Frz. échec (16. i. 93) 570
BESPRECHUNGEN.
H. SCHNEEOANS, Capitoli della prima compagnia di disciplinati di san
Nicolò in Palermo pubbl. da de Gregorio (20.8.92) . . 293
W. FoERSTER, Dr. Hermann Büttner, Studien zu dem Roman de
Renart und dem Reinhardt Fuchs (12.2.93) ^95
A. Horning, Georges Doutrepont, Etude linguistique (8.1.93) ^9^
Braulio Vigón, Pedro de Mugica, Dialectos castellanos montafiés
(25. II. 92) 300
Adolf Tobler, Emil Levy, Provenzalisches Suplement - Wörter-
buch (21. 2. 93) 303
Alfred RisoPi F. Novali. Nouvelles Recherches sur le Roman de
Florimont (29. i. 93) 306
G. Gröber, Alfredjeanroy, Les origines de la poésie lyrique en
France au moyen-âge (10. 12.92) 311
G. Gröber, Egidio Bellorini, Note sulle traduzioni italiane dell'
Ars amatoria e dei Remedia amoris (7. 2. 93) 312
L. Stiefel, D'Ancona, Origini del Teatro Italiano (31. 5. 93) . . 571
H. Schneegans, Dr. Giacomo de Gregorio, Saggio di fonetica
siciliana (20. 8. 92) 589
Ph. Aug. Becker, Charles Comte, Les Stances libres dans Molière
(30- 3. 93) • . . ' 598
Gr. a. Nordfeld, Les couplets similaires dans la vieille Epopée
française (20. 6. 93) 599
Tobler, Meyer -Lübke, Horning, Romania Nr. 82 — 86 . . . . 313. 614
B. Wiese, Giornale Storico della Letteratura luliana XVm, 3.
XIX, I, 2—3. XX, i, 2, 3. (i. 2. 93. 18. 7- 93) • • • • 321. 599
B. Wiese, Il Propugnatore N. S. IV, 1—2 (18. 7. 93) 605
W. Meyer -Lübke, Archivio Glottologico ital. XII,3 — XIII,i (24. 2. 93) 612
J. Sturzinger, Nachtrag 328
H. SucHiER, Nachtrag 619
K. Schmidt, Register 620
Bibliographie 1892.
Das spanische Fersonalpronomen.^
In der folgenden Abhandlung ist besonders dasjenige berück-
sichtigt worden, was bisher eine wenig eingehende Erörterung
gefunden hat Die Punkte, in denen das Altspanische mit dem
heutigen Gebrauche übereinstimmt, sind übergangen worden, wenn
sie nicht zu irgend welcher Bemerkung Anlafs boten. Das Haupt-
gewicht ist überall auf die alte Sprache gelegt
* Abkürzungen:
Abencer. (2. Hälfte des 16. Jahrb.) = Historia del Abencerraje y la her-
mosa Jarifa: Biblioteca de Autores Españoles, Band 3.
Ador. (13. Jahrb.) = Adoración de los santos Reyes: Bibl. 57.
Alex. (13. Jabrb.) = El Libro de Alexandre: Bibl. 57.
Alfar. (Ende des 16. Jabrb.) = M. Alemán, Guzman de Alfaracbe: Bibl. 3.
Altleon. = Das Leonesiscbe, Programm des Franz. Gymn. 1867.
Amadis (c. 1500) = Amadis de Gaula: Bibl. 40.
Amalia (19. Jabrb.) «■ José Mármol, Amalia, Leipzig 1862.
Ant. Cart. (2. Hälfte des 17. Jabrb.) = Cartas de Nicolas Antonio : Bibl. 13.
AOnc. (14. Jabrb.) = Poema de Alfonso Onceno: Bibl. 57.
Appol. (13. Jabrb.) = Libre de AppoUonio: Bibl. 57.
Ayora (i. Hälfte des 16. Jabrb.) = Cartas de Gonzalo Ayora (nacb Briefen
citiert): Bibl. 13.
BDom.
BMil.
BSacr.
BLaur.
BLoor.
BSJ.
BMlg.
BDV.
BSO.
Cabal. (I. Hälfte des 14. Jabrb.) = D. Juan Manuel, Libro del CAballero:
Bibl. 51.
Calila (14. Jabrb.) = Calila é Dymna: Bibl. 51.
Cart. Mar. (2. Hälfte des 18. Jabrb.) = Cadahalso, Cartas Marruecas: Bilb. 13.
Caza (i. Hälfte des 14. Jabrb.) = D. Juan Manuel, £1 Libro de la Caza
berausgeg. von Baist, Halle 1880.
Celest. (c. 1500) = Celestina, Tragi-Comedia de Calisto y Melibea: Bibl. 3.
Cbrestom. (19. Jabrb.) = Boocb- Arkossy , Spanische Chrestomathie, Leipzig
1857.
Cid = Poema del Cid, berausgeg. von Vollmöller.
Cid Tr. (19. Jabrb.) = Antonio de Trueba, El Cid Campeador, Leipzig 1861.
Clareo (Mitte des 16. Jabrb.) = Los Amores de Clareo y Florisea: Bibl. 3.
Clemencia (19. Jabrb.) = Fernán Caballero, Clemencia, Leipzig i860.
Comp. joc. (19. Jabrb.) = Herrmann, Composiciones Jocosas en Prosa, Leip-
zig 1861.
Z*itMl». f. zom. PbU. XVn. I
Berceo, Vida de Santo Domingo de Silos
„ Historia del Se&or San Millan
'^ „ Del Sacrifìcio de la Misa
„ Martirio de San Laurencio
'p' „ Loores de Nuestra Señora
^ „ De los signos que aparescerán ante del juicio
P^ „ Milagros de Nuestra Sefiora
„ Duelos que hizo la Virgen María
„ Vida de Santa Oria
2 E. GESSNER,
I. Die Formen des Personalpronomens.
I. 2.
S. N. yo tú
D. ami — me áti — te
A. á mí — me á ti — te
PI. N. nosotros (as), nos vosotros (as), vos
D. á nosotros (as), á nos — nos á vosotros (as), á vos — os
A. á nosotros (as), á nos — nos á vosotros (as), á vos — os
Conq. (wohl 14. Jahrh.) = La Gran Conquista de Ultramar: Bibl. 44.
Criticón (Mitte des 17. Jahrh.) = Lor. Gradan, El Criticón, Madrid 1664.
Enxpl. (14. Jahrh.) = £1 Libro de los Enxemplos: Bibl. 51.
FGerd. (Mitte des 18. Jahrh.) = Isla, Historia del Famoso Predicador Fray
Gerundio de Campazas, herausgeg. von Lidforss, Leipzig 1885.
FGon. (14. Jahrh.) = Poema del Conde Fernán Gonzalez: Bibl. 57.
FJuzgo (13. Jahrh.) r= Fuero Juzgo en Latin y Castellano, Madrid 18 15.
FOro (19. Jahrh.) = Galdos, La Fontana de Oro, Leipzig 1883.
Gaviota (19. Jahrh.) = Fernán Caballero, La Gaviota, Leipzig i860.
Gucr. Civ. (Ende des 16. Jahrh.) = Perez de Hita, Guerras Civiles de
Granada: Bibl. 3.
Guev. Ep. (i. Hälfte des 16. Jahrh.) = D. Antonio Guevara, Epístolas
Familiares: Bibl. 13.
Guzman (2. Hälfte des 15. Jahrh.) = Perez de Guzman, Generaciones . . .:
Bibl. 68.
ILara (13. Jahrh.) = Holland, La Estoria de los siete Infantes, Tübingen i860.
Ildef. (13. — 14. Jahrh.) = Vida de San Ildefonso : Bibl. 57.
Juan I, Juan II (14. und 15. Jahrh.) = Crónica del Rey Don Juan Primero,
del Rey Don Juan Segundo: Bibl. 68.
LazarM. (i. Hälfte des 16. Jahrh.) == Hurt, de Mendoza, Vida de Lazarillo
de Tormes: Bibl. 3.
Lazarlnc. (Mitte des 16. Jahrh.) = Segunda Parte de Lazar, de Tormes por
incierto autor: Bibl. 3
LazarL. (Anfang des 1 7. Jahrh.) = Segunda Parte de Lazar, de Tormes por
H. de Luna: Bibl. 3.
LGatos (14. Jahrh.) = Libro de los Gatos: Bibl. 51.
Luna (2. Hälfte des 15. Jahrh.) = Crónica de D.Alvaro de Luna, Madrid 1784.
MEgipc. (13. Jahrh.) = Vida de Santa María Egipciaca; Bibl. 57.
Part. (2. Hälfte des 13. Jahrh.) = Las siete Partidas del Rey Don Alfonso
el Sabio, Madrid 1807.
Patr. (i. Hälfte des 14. Jahrh.) = Don Juan Manuel, Libro de Patronio:
Bibl. 51.
Patran. (2. Hälfte des 16. Jahrh.) = Juan de Timoneda, El Patrafluelo:
Bibl. 3.
Pulg. Letr. (2. Hälfte des 15. Jahrh.) = Letras de Femando de Pulgar:
Bibl. 13.
Quij. = Cervantes, Don Quijote, Paris Baudry 1845.
Ríos »b Amador de los Rios, Historia crítica de la Literatura Espa&ola.
RPal. (c. 1400) = Lopez de Ayala, Rimado de Palacio: Bibl. 57.
Selva (2. Hälfte des 16. Jahrh.) = Jeron. de Contreras, Selva de Aventuras:
Bibl. 3.
Solis Cart. (2. Hälfte des 17. Jahrh.) = Cartas de Don Antonio de Solls:
Bibl. 13.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN.
S. N. él
D. á él le
A. á él — le (lo)
3.
ella
á ella — le (la)
á ella — la
ello
á ello — le
ello — lo
PI. R ellos
D. á ellos — les
A. á ellos — los
(les)
ellas
á ellas — les (las)
á ellas — las
Reflexiv D. á sí — se
A. á sí — se.
Zu diesem Schema ist Folgendes zu bemerken.
1. Nos kommt nur noch im amtlichen Stil vor (nos los Inqui-
sidores^ nos el rey) y vos als Anrede an hochgestellte Personen, an
Gott, die Heiligen u. s. w. ; sonst wird der Plural der i. und
2. Person durch nosotros, vosotros dargestellt Diese Formen haben
sich erst allmählich in die Sprache eingeführt, den ältesten Denk-
malen sind sie fremd ; in Cii/, Berceo, Alex,^ Appol, findet sich nur nos^
vos. Aber schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrh. taucht ver-
einzelt nosotros^ vosotros in den Schriften Juan Manuel's auf (Pair.
406^7, 45; 4120, 32); einigemal auch in J^oiz (1159^/, I555<i,
1664^, 1674^7), in ÄPal. (166 f, 638 ¿), in Calila (630,4). Nos,
vos bleibt jedoch überwiegend bis in die 2. Hälfte des 15. Jahrh.,
indes wird die zusammengesetzte Form immer häufiger und im
16. Jahrh. bereits das regelmäfsige Wort. Celest, und Lazar M ,
bedienen sich ihrer ausschliefslich ; andre Schriften dieses Jahrh.
verhalten sich ebenso und greifen nur noch ausnahmsweise einmal
zu ftos, vos zurück.
£ra mejor ir diez ó' doce de nos. Lazar Ine, 102 a, 9. Aquella
amistad verdadera que hay entre nos, Clareo 445 0, 31. Vos,
ondas del rio LeieOy y vosotras, lagunas dolor osas y tristes,
ib. 436 a, 58. Mucha razón es que entre nos no haya cosa
celada ni fingida, Pairan. 135^ unt.
Auffallen kann es, dafs noch im Amadis neben nosotros, voso-
tros sehr häufig und fast überwiegend nos, vos vorkommt. Viel-
leicht ist hier wie in manchen andern Dingen ein stark im Ver-
schwinden begriffener Sprachgebrauch von dem Verfasser mit Ab-
sicht festgehalten worden, um dem Ausdruck ein etwas feierlicheres
Gepräge zu geben.
2. Das tonlose Pron. os lautete früher vos. Die ältesten Denk-
male weisen diese Form sehr überwiegend auf, einzelne wie Alex,,
Appol., Roiz ganz ausschliefslich. In anderen zeigt sich schon ver-
einzeltes OS', der Cid hat es viermal (986, 1401, 2027, 3215), sehr
selten Berceo (BDom. 22^ a , 385 f). Auch im 14. Jahrh. tritt es
noch spärlich auf (AOnc. 1287^/; Calila 2^ a, 22', Patr. y¡2h, 8;
375 ^> 53» 55)' Immer gewöhnlicher werdend verdrängt es dann
gegen Ende des 15. Jahrh. in einzelnen Schriftstellern bereits die
ältere Gestaltung; während Santillana und Mena vos noch vor-
i*
^ E. GESSNEK,
wiegend brauchen, beobachtet man das umgekehrte Verhältnis in
den Briefen Pulgares und in den bei Rios VII abgedruckten, dem
letzen Viertel des 15. Jahrh. angehörenden Razonamientos. Mit
dem Beginn des 16. Jahrh. kann vos so ziemlich als erloschen gelten.
In Celesi, findet es sich nur an einer Stelle {los cantares se vos
tornen lloros , 02 a un t.), der Lazarillo und andere von mir zurate
gezogene Schriftsteller dieses Jahrh. kennen es nicht mehr. Im
Diálogo de las leng, wird das von einigen im schriftlichen Verkehr
noch gebrauchte vos für nicht gut und mit der sorgfaltigen Schreib-
art unvereinbar erklärt. Der Amadis hat auch hier wieder das
Eigene, os und vos in ungezählten Fällen ohne Unterschied neben
einander zu gebrauchen.
Tritt OS hinter den Imperativ, so verliert dieser heute sein
d {amáos\ nur in idos erhält es sich. Bei vos lag für die Beseitigung
des d kein Grund vor, und demnach ist amadvos die überall angetroffene
Bildung, so lange überhaupt vos im Gebrauche blieb. Kommt os zur
Verwendung, so wird das d der Verbalform zunächst gewahrt (metedos^
levantadosy Cid 986, 2027, 3215). Später schwindet dann das d. Mena
(Trecientas 258) hat guardaos neben detenedos. Dieser Wegfall wird
dann bald zur Regel; Pulg. Letr. (2. Hälfte des 15. Jahrh.) und
Werke des 16. Jahrh., wie Celest.^ Lazar. ^ Guer. Civ. kennen nur
noch die heutige Form. Auch hier wieder schwankt der Amadis
regellos zwischen beiden Gestaltungen (armadvos ^ lòò ob.; vgl.
27 a ob., 30 a m.; tiraos, 12 ò u. ; vgl. 14a m., 15 a m.).
3. Das Pron. der 3. Person // erscheint in einigen der ältesten
Denkmale auch unter der Form eile, elli. Elle liest man häufiger
im Olí/ (1353, 1398, 2812), in Berceo {BDom Ii6f, 224^/, 296^)
und in Texten, die nach dem Leonesischen hinneigen {Alex. 1 64 ¿,
2068 </; FIuz¿o 75 Var. 21, 97 Var. 11). AppoL, MEgipc. und
andre alte Schriftwerke kennen die Form nicht Die Schreibung
elli wird im Cid nicht angetroffen ; sehr geläufig ist sie dem Berceo
{BDom. 45 </, 22^0] BMlg. 194a, 207 ¿); auch in leonesischen
Quellen findet sie sich {Fluzgo Xa).
4. Lie, Ilo, líos statt le, lo, lös ist häufig in Schriftdenkmalen,
die leonesischen Charakter tragen; so im Alex. {201 c, 287 f, 317 ¿,
333 ¿), in den leonesischen Handschriften des Fluzgo, in Urkunden
bei Muñoz und in den nicht rein kastilianischen Handschriften der
Partidas.
Wesentlich leonesisch sind auch die Dative ge [ie, ye), ges
(ies, yes) statt le, les. Häufig im Alex. (21 a , 35 f, 220Ò, 543^),
desgleichen in Fluzgo (69 Var. 36, 71 Var. ^2). Auch dreimal
im ad (3675, 3678, 3680).
Beachtenswert ist die Schreibung U, lis für den Dativ le, les.
Sie ist wohl zu beurteilen wie das erwähnte elli statt eile und wie
die zuweilen vorkommenden esti, essi, aquelli. Sie ist übrigens den
meisten alten Denkmalen fremd, nur in einzelnen ist sie vertreten;
häufig im Berceo {BDom. 2\c, 65 f, 7290; BLoor. 32a; BMlg. boa,
96 a), auch in Fluzgo {IXa 10 Var. 8, 19 Var. 18), vereinzelt in
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 5
AppoL (466 a) und in Caza (85, 7). Wenn //*, lis zuweilen den
Akkus, vertritt {BMU, 307 hd, 391 ¿; BMlg, 149^; BDV. 152 ¿:),
so erklärt sich das aus dem schon alten Gebrauch von le als
Akkus., vgl. unter 5.
5. Schwanken im Gebrauch der unbetonten Dat. und Akkus,
der dritten Person findet in reichlichem Mafse statt.
Die Grammatiker lassen heute für den mase. Akkus. Sing, nur
le gelten und wollen für lo höchstens den Bezug auf leblose Gegen-
stände gestatten. Zu diesem Gesetz ist die Sprache gelangt, indem
sie von der entgegengesetzten Verwendung ausging. In der alten
Zeit ist lo die überall durchaus herrschende Form des Akkus
Neben ihr tritt jedoch, zunächst freilich in bescheidener Weise,
auch schon le auf, und es gibt kaum ein altes Denkmal, dem
dieses völlig fremd wäre. Nicht ganz selten liest man es im Cid
(21, 364, 655, 1295, 3418, 373O» i"^ Berceo {BDom. 35 ¿/, 66f,
062c; BLoor. 1160), desgleichen in Alex., AppoL, MEgipc, Stärker
bricht es sich dann im 14. Jahrh. Bahn, wenn auch lo noch der
dominierende Akkus, bleibt. In dieser Entwicklung fortschreitend
erscheint es im 16. Jahrh. als durchaus üblich und neben der alten
Form gleichberechtigt, um diese endlich immer mehr zurückzu-
drängen. Im Quij, ist lo nur noch verhältnismäfsig selten neben
vorwiegendem le. In Bezug auf den Unterschied zwischen Personen
und Sachen läfst sich dabei beobachten, dafs zuerst le allerdings
vorzugsweise von Personen gesagt wurde, doch zeigt es sich schon
früh auch bei Beziehung auf unbelebte Gegenstände {Cid, 3418,
3731; AppoL 89 r; AOnc, 723 ¿; Pair. 403^7, 47; 406 ¿, 2il\ Calila
13^» 41» 4^)- Noch im 16. Jahrh. kommt in Clareo^ Alfar,, Guer,
Civ, bei Verweisung auf Unbelebtes hauptsächlich lo, freilich neben
auch recht häufigem le zur Verwendung. Im übrigen ist das Ver-
halten der Schriftsteller kein gleichmäfsiges. Während beispiels-
weise Quij, bei leblosen Dingen le bevorzugte, ist in dem wenig
späteren Criticón in diesem Falle lo das Üblichere, und im 18. Jahrh.
nimmt Cart, Mar, vorzugsweise mit lo, FGerd, mit le auf Sachen Bezug.
Spätere und moderne Beispiele für auf Personen bezogenes lo sind
Cart. Mar. 4, 22, 147; 7, 160; 69, 124; Comp, joc, S. 50 (el que
por otra parie causa là admiración de los que lo conocen)', Clemencia
S. 1 63 (abraza à mi Tio, abrázalo por ti y por mi),
6. Der mase. Akkus, plur. ist los und dies ist von jeher seine
regelmäfsige Form gewesen. Daneben findet sich indes auch les,
und wenn die Grammatik diesen Akkus, auch nicht anerkennen will,
so läfst er sich doch von den firühesten Denkmalen an bis uuf den
heutigen Tag in durchaus nicht seltenen Fällen nachweisen.
A myo Cid e a los suyos abástales de pan e de vinOy Cid 66.
Movieles el pecado ^ BDom, 377 d. Su fado les guia, Roiz
115^. Dios les guarde de guerras e de todo bollicio^ RPal.
238 a. Yo no les quiero escusar, Guzman '¡i()af 26. Vísteles
cierto? Celest. 56 ¿, 24. Sacáronles fuera, Lazar L, I2^b, 38.
6 E. GESSNER,
No les fatigaban j Quij, /, 7 Ä 27. A ¡os grandes hombres
los mismos peligros ó les temen ó les respetan, Criticón 2¿, 2.
Algunos pretendían que no les movia mas objeto ^ Cart, Mar.
74, 1 7. A los que lo son , se les corrige , y á los que no se
corrigen^ no se les tolera^ FGerd, I, 69. La fiera, de la que
solo les separaba el vallado, Clemencia 128. FOro 209 (bei
z/^r), 221 (bei engañar).
7. Umgekehrt greift lo, los in die Funktion des Dat über.
Dieser Gebrauch ist nicht ganz selten; beobachten läfst er sich
besonders in älterer Zeit, doch geht er ebenfalls durch alle Jahr-
hunderte bis in die Gegenwart Der Plural scheint dabei stärker
beteiligt als der Sing.
Lo. Quien toma oro por lavrar, ó lo falsa é lo ennade otro
metal, Fluzgo 132a. Cuando fue de dos annos^ mostrólo donna
Lusia Saludar a la Virgen, Ildef 56. Vgl. Caza 21, io;
29, 11; AOnc. i2gga, 2378 r; FGon. ^god; LazarM.
77» 15 {cuando lo dicen, wenn man ihm sagt); Guer. Civ.
598 ¿, IO (^pidiéndolo socorro y armas).
Los. Si el princip los quiere aver mer cet, Fluzgo 1040.
Vínolos el mensage de la fraternidad, BDom, 438 î*. Vgl.
BMili^ia-, BMlg. 375 i/; Cid 154, 2403; AppoL 464 r;
Caza 18, 19/ Roiz 857 ¿; Guzman 712 a, 41; Guer. Ofv.
5590,2 fno los puedes tú hacer fuerza); Quij. II, 21 Ä 427
(el cura los echó la bendición); II, 74 S. 671 unt. (de tal
manera que los hizo reventar las lágrimas de los ojos)\
FGerd. /. 29 (vuelto á Anton Zotes y á su muger, tos dixo;
überhaupt redit oft in FGerd.) ; Chrestom. 12S m (cargos
que los dirige la Europa entera, Angriffe, die Europa auf
sie richtet); Clemencia 175 (los habló asi).
8. Im Femininum kommen die Akkus, la, las fur den Dat
heute nicht selten zur Verwendung; dabei ist der Sing, häufiger
als der Plur. Dieser Gebrauch hat sich erst allmählich entwickelt,
in früherer Zeit ist er seltener. Einige alte Beispiele sind:
La. Diciela cada dia Ave gracia plena que parisi a Messia,
BMlg. 27 2 e. El dándola mala vida, ella le dijo, Enxpl.
\12a, II. Vgl BMil. ic; AOnc. ig^gd; Patr. 398 ¿, 50;
398 ¿, 28/. Roiz 536 ¿; 597 i^ In Celest. schon ziemlich
häufig.
Las. Enseñar las hemos do las heredades son. Cid 2545.
Debense guardar de las non poner mientes, Part. IS. 133.
Por las facer ayuda, Calila 43a, 7. Vgl. Cid 1083; Roiz
189 ¿; 363 ¿
9. £s kommt auch vor, dafs sich der feminine Akkus, durch
die Dative le, les vertreten läfst, doch ist dies selten. Ob man es
dabei immer mit unzweifelhafter Schreibung zu thun hat, mufs dahin
gestellt bleiben.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOBfEN. 7
Le, Vesiióle (donna LusiaJ la madre Virgen de piadaty
Ildef. 505. Dexar le (la gar ça) yr balando, Caza 2^,26.
Onrröle (la Espanna) otra guisa el precioso sennor, FGon,
156 a. Por sennor le (la imagen) tengamos y ih. 655 f. Su
gran fatiga de amor que le (Melibea) aquejaba , Celest, 74<7,
17. Las cuales le (Galiana) consolaban. Quer. Civ. 534 0,
48. Que de gente le (la mentira) acompaña! Criticón J g a, 34.
ZjCS. Si les (tres cosas) olvidare, RPaL 673 ¿. Por les (las
personas de la eglesia) onrrar sus bienes siempre acrecentará,
ib. 684 í.
10. Assimilation des / der tonlosen Pronominalien der 3. Person
tritt besonders im Leonesischen leicht ein nach Verbalformen und
andern Wörtern , die auf n ausgehen (sabeno = saben lo , avienna,
trayganna, quieno u. s. w.). Vgl. Altleon. S. 13.
11. Wenn Dat. und Akkus, des tonlosen Personale an einander
treten, so läfst sich ebenfalls Assimilation des / bei vorhergehendem
nos, vos (nolo, volo) im Altspan., besonders im Leonesischen be-
obachten.
Vgl. Altleon. S. 14. Mandad nolos ferir de quäl part
vos semeiar , Cid 2364. Ein spätes Beispiel wäre Clareo
433^» 39 (decidnolas todas), wenn nicht ein Druckfehler
anzunehmen ist.
12. Gehören beide Kasus der 3. Person an, so wird heute
der voranstehende bekanntlich in se verwandelt (selo). Die eigent-
lich zu erwartende Gestaltung mit festgehaltenem / in beiden Wört-
chen (lelo ^ lelos) findet sich nur in der alten Sprache, besonders
im Leonesischen.
Nen lie la tula, Fluzgo 11 Var. 41. Vgl. Fluzgo 164
Var. 5, 165 Var. 6. Vgl. auch Altleon. S. 21. Förster,
Gram. S. 294, 11. Die Stelle in Celest, bòa, 5 (porque
yo los lo acuse) ist wohl verderbt
Selo ist indes nicht die ursprüngliche Bildung, sondern eine
Weiterentwickelung des altspan. allgemein üblichen gelo (ielo, yelo).
Dies ist bis weit in das 15. Jahrh. hinein die überwiegende Form.
Noch in Pulg, Letr, findet sich immer gelo neben vereinzeltem selo
(3 »70)- Jedoch vom 16. Jahrh. ab wird es durch die moderne
Gestaltung verdrängt Die Celestina kennt nur selo, doch weisen
einzelne Varianten (zu 10 ¿, 13; 13^, 38) noch gelo auf, und etwas
spätere Werke des 16. Jahrh. wie der Lazarillo, die Briefe des
Ayora, Clareo, Selva zeigen selo in unbestrittenem Besitz. Im Amadis
freilich wechseln seiner erwähnten Eigentümlichkeit gemäfs beide
Formen noch ohne Unterschied mit einander ab.
Bemerkt mufs jedoch werden, dafs sich vereinzeltes selo hier
und da schon ziemlich fiüh hervorwagt.
Dioselo a Ypolito, er übergab ihn dem Hippel., BLaur,
89 f. Non se las oyeron fraires de sus compannas ^ die
Mönche hörten sie nicht von ihm, BDom, 248 f. Si muere
8 E. GESSNER,
sin fahla^ ayanla los herederos deste muerto é non daqiul que
se la diera, Fluzgo 84 0. Vgl. Calila ly a, 12; 25 ¿, 28/
63 ¿ unt. EnxpL 450 ¿, 6, 10/ Pair, 392 0, 18; 393 ¿, 25.
Überhaupt nicht ganz selten in Patr. ; häufiger auch in
FGon, (i^2c, 1440, I79¿¿r), der wohl ohne Zweifel erheb-
lich später zu setzen ist als in die erste Hälfte des 13. Jh.,
wie Am, de los Rios es thut.
Selo erfüllt eine doppelte Funktion, indem se entweder reflexiv
oder die Umbildung von le^ les ist. Da nun die reflexive Form
von jeher selo war, so schied sich dieses von dem nicht reflexiven
gelo in sehr klarer, jede Verwechselung ausschliefsender Weise.
Dennoch tritt eine solche zuweilen, wenn auch selten, in der Art
ein, dafs gelo mit reflexiver Geltung erscheint.
Öfter in den Erzählungen, die in Rios V mitgeteilt sind:
desque fueron aniel rey , omillárongele mucho , sie verneigten
sich vor ihm, S. 367. Manifestôgele ^ er gab sich ihm zu
erkennen, S. 429. Inchárongele las piernas con podres^ die
Beine schwollen ihm an (von einem Aussätzigen), S. 460.
Auch im Cid\ el otro non gelo oso esperar, den zweiten
Hieb wagte er nicht abzuwarten, 768. El conde don Rre-
mont non gelo preda nada, io 18. Zweifelhaft ist Cid 2108
(my o Cid gelos rreçihe) was auch bedeuten kann : er empfängt
sie von ihm. Wohl auch FGon, 133 </ (que gela conquereryan),
13. Im Reflexivum ist si das betonte, se das unbetonte Pro-
nomen. Verwechselung wie BMlg, i88¿ (par osili delante) beruht
wohl auf Irrtum. Beachtenswert ist die Form sise (aus se ipsi) für
das betonte Reflexiv. Ich finde sie in Urkunden und in den
Partidas,
Quanto en sise todas las criaturas fizo buenas , Part, 1
S. 38. Si la obra es limpia en sise, ib. /, 83. Si el por
sise ficiese penitencia noi apremiando ninguno, ib. I, 489. Man^
damos que la justicia ni otro no demande pora ssipse ninguna
cosa. Memorial histórico español S. 284. Si los christianos
é los moros se quieren acordar entre sippses, ib, 285.
14. Aus der Verbindung der Personale mit lat. cum ergeben
sich conmigo, contigo, consigo, connosco (connusco), convosco (convusco,
combuscoj. Von diesen hat die Sprache die beiden letzteren ab-
gestofsen und durch con nosotros (nos), con vosotros (vos) ersetzt.
Altspan, sind, connusco, convusco die allgemein gültigen, in vielen
Denkmalen (Patr, AOnc,^ Cid^ Alex) die ausnahmslos gebrauchten
Formen. 1 Abweichungen sind in der ältesten Zeit höchst selten
^ In Rotz 655 A liest man con vos solo und in Calila 30 a, 34 con nos
mismos. Vielleicht wurde altspan. auf connusco , convusco überhaupt ver-
zichtet, wenn das Pron. noch eine adjektivische Bestimmung bei sich hatte.
Es verhält sich damit möglicherweise wie im Portug. , das die Plurale com-
nosco, comvosco bis auf den heutigen Tag gewahrt hat, aber doch com nos
{yds) mesmos sagt, nicht comnosco mesmos.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. Q
(para con vos pecar ^ Appo I, 4160^, auch im 14. Jahrh. noch immer
vereinzelt (Calila 47 ¿, 46; JRPal, 867^, 1359^). Der Übergang zur
modernen Form vollzieht sich im 15 Jahrh. Die dem Ende dieses
Jahrh. angehörenden Razonamientos (in Rios VII) haben in den
drei vorkommenden Stellen nur con vosotros (vos). Auch die
Celestina , Lazar M. und andre Schriften des 16. Jahrh. kennen
connuscOf convusco nicht mehr; selbst im Amadis wird es sich schwer-
lich noch antreffen lassen.
15. Das Pron. der dritten Pers. él verrät starke Neigung mit
gewissen auf e endigenden Wörtern Verschmelzung einzugehen. Am
gewöhnlichsten und längsten geschieht dies mit vorangehendem
de (del, dellos) , in früherer Zeit auch mit andern Präpositionen
fante^ entre, sobre) und mit que. Letztere Zusammenziehungen sind,
wenigstens für die Prosa , in 16. Jahrh. im allgemeinen schon auf-
gegeben, nur selten begegnet man Schreibungen wie entrellos
(Clareo 454 ¿, 59; Selva 474^2, 20). Länger erhält sich die Ver-
schmelzung mit de ; sie ist im 1 6. Jahrh. noch durchaus üblich und
fast regelmäfsig. Erst im 17. Jahrh. sondert sich de von //; die
Autoren dieser Zeit weisen beide Schreibungen neben einander
auf oder begünstigen bald die eine, bald die andre. Im 18. Jahrh.
ist Verschmelzung nicht mehr gebräuchlich ; Cart, Mar, zum Bei-
spiel schreibt immer de él,
Verschmelzung mit andern nicht auf e ausgehenden Wörtern
ist sehr selten. Cid 3318 hat al -= á él,
16. Anlehnung an ein vorhergehendes vokalisch auslautendes
Wort mit Abwerfung von e, 0 findet altspan. bei den Pronominalien
m/, tiy scy le, lo statt.
^ià, 157 (quem), 1763 (nom), 3333 (metütet) 3344 (estot),
375 (<'^i^)i 588 fcogios), 265 (quisol)f 10 17 (cozinal).
Desgleichen an ein folgendes mit Vokal beginnendes Wort,
wenn das vorhergehende konsonantisch ausgeht.
Cid 778 (bien landa el cavallo) ; Appol, \2d (a derechas
men tengo) 193 0 (ya vos le mandado) ; BMlg, 767 ¿ (venir
ma) Roiz 246 a (non laprovecha.
Selbst zwischen konsonantisch an- und auslautenden Wörtern
schwindet bisweilen der Vokal der Pronominalform.
Fluzgo ioga (pechenl cien sueldos); BDom, 8¿ (noni de-
vinaria y wo der Vers allerdings lo zu fordern scheint);
Roiz 349 ¿ (noni fard otro castigo) y loobd (nons te /agaj;
Patr. 380 ¿, 21 (noni quiso dar).
Diese Freiheit bleibt der Poesie in bescheidenem Mafse bis
ins 1 5. Jahrh. (Diez 11^ 93). Anders liegt die Sache in der Prosa.
Hier hält sich der Vokal wegfall in weit engeren Grenzen und ist
im allgemeinen auf le, lo beschränkt; me y te, se unterliegen ihm
kaum, am leichtesten noch se. Aber selbst bei le, lo wird davon
IO E. GESSNÊR,
nur mäfsig Gebrauch gemacht; schon im 14. Jahrh. zeigt sich der
Vokal überwiegend gewahrt, so beispielsweise in Calila und in den
Werken des Juan Manuel, Im 1 5. Jahrh. kommt Abwerfiing kaum
noch vor.
Das Femininum la opfert seinen Vokal höchst selten : dixoles
de la duenya commo lavy e perdida, AppoL 336 0.
n. Syntaktásohes.
1. Beim Pron. der i. und 2.Person Sing, findet sich zuweilen
Kasusvertauschung, indem statt des Nom. der Akkus, erscheint und
umgekehrt.
Vn nombre avernos yo e ti, MEgipc, 533. — Vo a tu
adoro E en tu tengo todo mio trasoro , MEgipc, 1069. Vgl.
MEgipc, 1077; AppoL 502 </, 600 ¿, 646 ¿.
Besonders ist dies bis auf den heutigen Tag bei entre der
Fall, namentlich wenn es den bekannten Begriff der gemeinsamen
Beteiligung ausdruckt; jedoch auch in der Bedeutung „zwischen*'.
Entre yo y ellas en vuestra merced somos nos. Cid 2087;
ib. 2959; RPaL 456 cd, — Esto si la verdal non quisieres
negar. Entre tu e tu fija sse deve terminar, AppoL 24 cd.
Hubiera matado á cualquiera que, interpuesto entre ella y yo,
me la hubiera quita cb, FOro S. 296. Gemieden wird haupt-
sächlich als nicht wohlklingend entre mí y ti, wofür entre
yo y tú eintritt, doch findet sich auch jenes: el remedio
de estos tristes se reparta entre ti y mit Abencer. S. 5 1 1 u.
Der Nomin. wird auch statt des vom Standpunkte einer ab-
strakt grammatischen Auffassung aus erwarteten Akkus. (Dat.) bei
Vergleichungen angetroffen. Nahe liegt es hier, den Nomin. aus
einem dem Geiste des Redenden vorschwebenden ser zu erklären.
Yo te diré cosa que cuando la sepas me ternas por mas
dichoso que tú. Pairan. 1 59 ¿, 63. Has tú visto mas valeroso
caballero que yo en todo lo descubierto de la tierra ? Quij, 7, 10
S. 37. So auch nach hay (il y a), wo zur Erklärung viel-
leicht auch daran gedacht werden kann, dafs das unper-
sönlich gebrauchte haber leicht seine transitive Kraft ein-
büfst: sepan que no hay mas bien andante hombre que yo^
Celes t, 3 1 rt, 35. No creo que hay caballero en el mundo tan
inconsiderado como yo. Pairan, itob, 31.
2. Der bestimmte Artikel genügt dem Spanier statt des im
Deutschen üblichen Personalpron. der i. und 2. Person, wenn
dieses von einem Relativsatz begleitet, oder wenn es mit einem
Substantiv oder einem Zahlwort verbunden ist; das in der i. oder
2. Person stehende Zeitwort belehrt hinreichend über die zum Aus-
druck zu bringende Person. Jedoch ist das Pron. nicht schlecht-
weg ausgeschlossen.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. II
a. Relativsatz. Los que el dehdo avedes veremos commo la
acorredes, ihr die ihr die Verpflichtung habt, Cid 708.
A los que en él creemos ^ él nos quiera salvar ^ Roiz 1040//.
— Dagegen: tenemos sueldo del Gran Señor cuatrocientos de
nosotros que estamos de guarnición en Mostagán^ Guer, Civ.
568 ¿, 14.
b. Substantiv. Voraussetzung ist hier, dafs es das Sub-
jekt des Satzes ist Ast los varones cuerno las mugeres daqui
adelantre nos casaremos cuerno los cristianos y wir Männer u.
>vir Frauen, Fluzgo 183 ¿ u. Los señores . . non preciades
las gentes tanto como dehedes^ Pair, 404^7, 47. — Aber auch
das Pron. , namentlich wenn es sich um Betonung oder
Gegenüberstellung handelt: nos todas las mujeres non ama-
mos à los enamorados sinon por complir nuestras voluntades^
Calila 5 1 ¿ , 36. Vosotros los filósofos de Cupido llamadla
como quisiéredesy Celest. 7 ¿7, 30. Nosotros los Almoradis y
Almohades le hemos quitado la obediencia , Guer, Civ. 562 ¿,
25. Vgl. Guer. Civ, ^22 a, 62; 545 ¿, 38, 43; 564^7, 44.
Wenn das Subst. Objekt ist oder von einer Präposition ab-
hängt, so ist das Fron, natürlich unerläfslich, da der Personalbezug
aus dem Prädikat nicht ersichtlich ist. A los grandes señores vos
cumple haber algún tesoro para muchas cosas, Patr, 382 ¿, 10. Habi-
endo entendido la brava y terrible diferencia de vosotros los tres her-
manos, Selva 485 0, 13.
c. Zahlwort 1st dieses Subjekt, so ist das Pron. natürlich
unnötig. Los dos yd pora alla, geht ihr zwei, Cid 638.
Bn ella tuviéramos los dos escaramuza^ Guer. Civ. 539 ¿, 2^,
Ambos sois mis amigos, ib. 541^7, 6. Lo cual sustentaremos
los cuatro, ib, 559 ¿, 65. — Aber wie beim Subst führt
auch hier das Streben nach schärferer Bezeichnung das
Pron. herbei. Lidiatlo vos ambos, Alex. 445 í". Assi vos
pedimos merced nos amas ados. Cid 2599. Nosotros tres
somos nietos de Almadan, Guer. Civ, 5510, 26. Me holgaría
que la señora reina quisiese que nosotros cuatro fuésemos
señalados para su defensa, ib. 568 ^, 60.
Ais Objekt oder von einer Präposition begleitet verhält sich
das Zahlwort nicht ganz wie das Subst. In diesem Falle kann es
durch ein hinzutretendes Pron. bestimmt werden; doch fehlt das-
selbe auch, wenn der Zusammenhang über die zu bezeichnende Person
keinen Zweifel läfst
Dis so lis a los angeles*, a vos ambos castigo, BMlg. 534 0.
Por Mahoma juro que me espanto en veros ir á los dos por
este apartado camino, Guer. Civ. 5430 u. Vgl. Roiz ^}i^c\
FGon. 64 1 ¿. — Dagegen ohne Pron. : o sodes , Rrachel e
Vidas, los my os amigos caros? En poridad quer riafablar con amos,
12 E. GESSNER,
mit euch beiden, Cid lO^f, As contra amos estado muy
¡ey al amigo, gegen uns beide, AppoL 554i". Peleamos todos, y
Muza será padrino de los cuatro, Guer, Civ. 54 Ií?, 35. Vgl.
Patr. 402 0, 23/; CelesL 36 0, 27; 52^7, 54; Guer. Civ,
54 1 0, 43-
d. Ähnlich verhält es sich mit todos. Gewöhnlich wird, wenn
todos Subjekt ist, das Personale unterdrückt (todos lo sabemos)', allein
in zahlreichen Stellen findet man es auch beigefügt, besonders
wenn Hervorhebung beabsichtigt wird.
Grande tuerto le han tenido^ sabemos lo todos nos, Cid 3 1 34.
Todos vosotros, así Perlados como Caballeros^ llaméis vuestras
gentes^ Juan II zSob ob. Vgl. Appol. 342 a, 562 d; Alex. 768 c.
1st todos nicht Subjekt, so kommt Auslassung des Pron. kaum
vor façui ante vos todos quiero que me lo diga, Appol. 599^. Tomará
la venganza de Calisto en todos nosotros^ Celest. 49 ¿, ^J» Zu be-
merken ist etwa nur^ dafs, wenn todos das Objekt ist, die Bezeichnung
der Person heute durch das tonlose zum Verb, tretende Personale
geschieht (esto os puede acaecer á todos) ^ während die alte Sprache
auch leicht die betonte Form zu totos treten läfst.
Quando él dixo a ell angel de Dios Que salvara a todos
nos, MEgipc. 551. Dadnos por el su amor y Si el salve a
todos nos, Roiz lò^o cd.
3. ^^^0.
a. Wenn ello als Subjekt auftritt, so hat es demonstrative
Kraft und weist mit Nachdruck auf einen vorhergehenden oder
nachfolgenden neutralen Begriff hin. Dieser Gebrauch erstreckt
sich durch alle Jahrhunderte.
Eio por Dios que ello se acabará en esta manera, Calila
46 ¿, 48. Asi es ello por cierto, muchas veces lo w, RPal,
26^ a. Si Dios me ayude, ello será muy bien emendado,
Amadis 38 a ob. Seos decir que no será ello con voluntad ni
consentimiento mio, Quij, 11^ 5. «S. 350. Ello es una gran
cosa, FGerd. /, 100. Asi anda ello^ Clemencia 26 u. Daher
die häufigere Wendung aqui fué ello^ nun ging es los!
Ello dira bedeutet : das wird sich finden, ello es que, die Sache
ist dafs.
Cómo ó para qué nos encantó , nadie lo sabe , y ello dirá
andando los tiempos, Quij. II, 23 S. 435. — Señor , ello es
que no me puedo casar, Clemencia 154 u.
Absolut gebraucht hat ello den Sinn von „freihch, in Wirk-
lichkeit, allerdings.''
Vamos ^ bien estais. Ello me habéis hecho perder la paci-
encia treinta veces, so, nun seht Ihr hübsch aus, aber frei-
lich habe ich auch (indem ich £uch ankleidete) oft die
Geduld verloren. Amantes de Teruel IV, i. Vgl. FGerd.
I9 155.* Chrestom, 420 u.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. IX
s
Ober den Nomin. el/o ¡n Verbindung mit /odo vgl. unten
II A, sc
b. Als Objekt erscheint eüo sehr selten.
Strvem my o Cid el Campeador, ello a merecer y o^ Cid 1898.
Das von Wiggers Gramm. § 26, 9 c angeführte Beispiel
(iodo ello con viveza lo desechó) ist nicht beweisend, weil
iodo ello darin als absoluter Kasus (Nomin.) aufgefafst
werden kann.
c. Selten ist auch der Dativ le statt à ello.
Lo que non vale una nues, amor le da gran près. Rovi 1 47 d.
De faser buenas obras, nuestras camas salvar Pongamos grani
acucia^ non le demos vagar ^ RPaL 145 be,
d. Am gewöhnlichsten ist die Verwendung von ello in Ab-
hängigkeit von Präpositionen, um den Bezug auf einen neutralen
Begriff herzustellen (de, por, con, sobre ello). Beispiele sind unnötig,
nur mufs auf den dem Altspan, geläufigen Gebrauch von ende (en,
dende) für de ello und/ für 0, en, ello hingewiesen werden. Häufig
ist besonders ende\ es steht, wie franz. en, partitiv und in Ver-
bindung mit verbalen Wendungen, sowohl auf neutrale Begriffe als
auch auf bestimmte Gegenstände, selbst Personen bezüglich.
Ende, Non nos daran déni nada, Cid 585. Dijo que él
iria por ello, que en su tierra fallaria ende asaz, Pair, 387 ¿, 47.
Non les dio vagar et mató ende (= de los ladrones) los seys,
Ríos F, 369 u. — Non es esto en dubda^ so bien end certero,
BDom, 753 ¿. Fizólo como él le consejó et fallóse ende muy
bien. Pair, 37 10, 36. Nunca los onrré nin tomé dende ^= de
los padres) cura^ RPaL ^ib. Fué atónito del placer que ende
hobo, Arnadis \\b w, Oriana fué ende muy alegre, ib, ^ta ob.
y. Si algún omne libre, que queria meter paz entre algunos
omnes que lidiaban , e prende y muerte , Fluzgo 1130 ob.
Estç casamiento oy se otorge en esta cori, Ca crece nos y
ondra e tierra e onor , Cid 3412. Onrr abanto los reyes,
façien y aguisado, BDom, 462 c. Ante non hablan y puesto
consejo, Pair, 376 ¿, 18.
Dieser Gebrauch von ende und y hört mit dem 15. Jahrh. auf.
Zuletzt habe ich ihn im Amadis beobachtet, Celestina und Lazarillo
kennen ihn nicht mehr.
e. Eigentümlich ist, dais namentlich in älterer Zeit das von
Präpositionen abhängige ello sich nicht selten augenscheinlich auf
ein masculines Subst bezieht. Die auf den ersten Blick auffallende
Erscheinung wird eine ungezwungene Erklärung darin finden, dafs
ello mit seiner Präposition eine Art Adverb darstellt, das auf ein
vorangehendes Subst. in ganz allgemeiner Weise Bezug nimmt,
ohne sein grammatisches Geschlecht ängstlich im Auge zu behalten.
14 , ^ GESSNER,
Ähnlich sagen wir : gib mir das Buch, ich werde darin (= in ihm,
in demselben) lesen.
Fizo aun sin esto ell olio caUniar^ Mandó los vellozinos
en ello enferventar^ AppoL 309 ah. Quiso matar el fuego e cayó
en ello é murió, Enxpl, ^TT b^ 12. Unos pescadores tomaron
alli un pescado é levaron dello al Rey, é ¿I comió dello mas
que debiera, Conq. 613a u. Como sea de tal calidad aquel
metal, que mientras mas bebemos dello ^ mas sed nos pone,
Celes t, 61 ¿ u. Solo traigo en mis alforjas un poco de queso
tan duro, que pueden descalabrar con ello á un gigante, Quij,
II, 13 S. 385 ob. Vgl. BDom. 307 ab\ BMlg 325, 328/
Calila I2¿, 5; 33 ¿, 53; Roiz 509, 510; Guzman -Jib a, 34;
Lazar M. 84 ¿, 47.
4. Nach gemein romanischer Sitte dient das Neutrum lo dazu,
in prädikativer Stellung bei ser , parecer und ähnlichen Verben auf
ein vorhergehendes Adjektiv oder Substantiv zurückzuweisen, falls
letzteres einen in seiner Allgemeinheit gefafsten Begriff darstellt
(esto te parecerá extraño , no me lo pareció menos à mi) ; denn wenn
es ein individuell bestimmter Gegenstand ist, so treten die ge-
schlechtlichen Formen le, los u. s. w. ein (sois los criados del condeì
Si, los somos).
In konsequenter, deutsch nicht nachzuahmender Weise setzt
der Spanier lo auch bei dem Possessivum, zu dem ein früheres
Substantiv zu ergänzen ist Desgleichen auch, um auf ein zu einem
Adjektiv gehöriges Substantiv zurûckzudeuten , welches im Vorher-
gehenden ein entgegenstehendes Adjektiv bei sich hat.
AI fin murióse sin podelle dar vida la que él juraba siempre
que lo era suya (^= su vida), Alfar, 1940 ob. Si ese es
vuestro gusto, también lo es el mio, Guer, Civ. 537 <?, 32. —
El dia que estaba de mal humor, se impacientaba; pero el
dia que lo estaba de bueno, le daba lástima (=^ de buen humor),
Clemencia S. 20.
Sorglosigkeit des Ausdruckes führt zuweilen dahin lo auf einen
AdjektivbegrifF zu beziehen, der in dem Vorangehenden nicht selbst
vorkommt, sondern erst aus einem andern Worte gewonnen
werden mufs.^
* Ähnliche Freiheiten lassen sich auch bei den geschlechtlichen Formen
des Personale beobachten, sei es dafs für diese das Beziehungswort aus einem
andern Worte losgelöst werden mufs , sei es dafs sie auf ein Wort zurück-
weisen, welches für den Bezug zwar als Subst. angesehen wird, thatsächlich
aber als Adjektiv oder Verbalform auftritt.
En el quinto por mi ventura di y que fué un buldero , el mayor
echador délias (^ echador dé bulaSt das aus buldero zu abstrahieren
ist). Lazar M, 88 a u. Soy contento porque me le dará muy grande
el ver , . , {== me dará el contento, indem das Subst. contento auf
dem vorangehenden gleichlautenden Adjektiv beruht). Vgl. Förster,
Gram. 298, 8.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 15
La inclinación naiural pudo en él haber tanto vigor é fuerza,
que de todo punto no se sometiese á la ordenanza y consejo del
Condestable con mas obediencia que nunca un hijo humilde lo
fué á un padre f=fué obediente á un p.J, Guzman 7140 ob.
La templanza del aire que en Tarano lo es tanto (^ que en
verano es tan templado) , Lazar L, 120 b m. Forzosa es la
ausencia , parte , . Va lo está el alma primero ^= el alma
está ya cmsente)^ Calderón, Princ, Const. I,
5. Dafs mit dem Piar, des Personalpron. auf ein in dem vor-
hergehenden Satze stehendes Kollektivum zurückgewiesen wird, hat
nichts Auffallendes (el pueblo con el ninyo que Dios les avie dado
Andava mucho alegre , Appol, 627 ab). Mehr der Erwähnung wert
ist, dafs sich der Plur. auch in unmittelbarem Anschlufs an das
Kollektivum, also in demselben Satze einstellt.
Dix oles al conviento, BDom. 2^8 a. Coniólis al conviento
toda la vision, BMlg, 30 if. Vgl, BMlg, ^ogd, BDom 741 r.
6. Das Reflexium si kommt als Nomin. in Verbindung mit
mismo vor (Diez lll^, 50) , aber der Gebrauch ist selten. Ist dieser
Kasus nötig, so greift die Sprache zu andern Wörtern, besonders
gern zu dem bequemen uno.
Mucho es necesario al que quiere emendar A otros ^ que si
mesmo non de ningún logar Para que le reprehendan, RPal.
1334. — Si vencerse uno á si mismo lo cuentan por tan
gran victoria, Alfar. 200 ¿ ob. So pena de limpiárselo uno
tnismo. Comp. joc. S. 246.
Ais Nomin. zeigt sich si auch in Vergleichen : qui demanda las
cosas mas altas que si, Pair. ^2gb, 31. Vgl. oben II, i Ende.
Verwechselungen von si mit dem Pron. der 3. Person sind
nicht ganz selten, sie finden sich in der alten wie in der heutigen
Sprache. Vgl. Forster S. 290,4; Wiggers §26, 11.
Si statt él. Recebir home algunos de sus enemigos es ma-
jamiento de los que fincan , e nace por ello discordia entre si.
Calila 51 ¿7, 9. Una voz elocuente resonaba dentro de si
ertönte in seinem Innern, FOro S. 67.
El statt si. Malas obras que los homes ponen entre Dios
é ellos. Cabal. 238a, 37. Son tan sabias y graciosas que
traen á todos los que las pueden ver tras ellas, Selva 500 ä
m. El Vizcaino, que asi le vio venir contra él, bien entendió^
Quij. i^ 8 S. 32. El hermoso panteon que estaba construyendo
para él y su descendencia, für sich und seine Nachkommen-
schaft, Clemencia S. 124.
7. Wegfall des Pron. der 3. Person als Objekt ist selten und
auf einzelne Fälle beschränkt.
Enter guen (los) a myo Cid, Cid 3234. Echó (lo) sobrel
enfermo, BDom. 478 í". Mandó repartir mucho trigo y cevada
para llevar (la) al Real, fuan II, 288 a u. Sacó de allí
l6 E. GlìSSNER,
un pliego de carias que despues de haber (las) besado entregó
al reyecillo, Guer, Civ, 599 ¿, 21. Ebenso das neutrale lo\
conbidar le yen de grado, mas ninguno non fio) osava ^ Cid 2 1 .
Por el camino sabrás lo que si aquí me lardase en decir (lo),
impedirla lu provecho y el mio, Celest. 10 a, 25.
8. Erstreckt sich das Objekt auf ein zweites, meist durch y
(6) angeknüpftes Verb (Infinitiv), so bestimmt heute die Grammatik,
dafs es auch bei diesem zum Ausdruck kommen mufs (estimo á su
amigo y le quiero \ le estimo y le quieroj. Die frühere Sprache be-
wegte sich hier mit ziemlicher Freiheit. Folgendes sind die wesent-
lichsten Gesichtspunkte.
a. Das Objekt ist ein Subst. (Demonstrativpron.).
a. Steht es bei einem Infinitiv und ist der zweite Infinitiv
präpositionslos, so ¡st die Wiederholung durch das Pron. , wie
heute, die Regel; Ausnahmen sind selten.
Deve oyr los pleyto% é delibrarlos sin toda porlonganza^
Fluzgo 1 7 ¿ u. En tomar la doncella é la poner en salvo,
Amadis 43 0 u. Dagegen: mandó fazer candelas e poner en
el altar, Cid 3055.
Steht beim ersten Infin. eine Präposition und wird diese vor
dem zweiten widerholt, so ist Wiederaufiiahme des Objekts durch
das Pron. das Gewöhnliche; nur selten unterbleibt sie.
En ver las monjas dolientes et en servirlas et en guardarlas.
Ríos F, 458. Dagegen: ñutiéronse á desgastar el haber
de su padre é á malmeter. Calila igb, 6.
ß. Steht das Objekt bei einem verb. fin. und hat es seine
Stelle hinter diesem, so ist Wiederaufnahme durch das Personale
das Regelmäfsige.
Tomó la imagen é lanzóla en un pozo , Enxpl, 45 1 ¿ u.
Cada dia vemos novedades y las oimos y las pasamos, Celest.
i8a u.
Wenn jedoch das Objekt vor dem Verb, steht, so fehlt das
Pron. bei dem folgenden Zeitwort leicht, aber nicht notwendig.
El espada tomo e recibió. Cid ^igS. El que esto dijere et
entendiere, CabaL 2 ^6 a u. Vgl. jRPal. 235 r/ Celest. 46a, 7,
Lazar Ai, ySb, 11. Dagegen: cualquier home que este libro
leyere é lo entendiere , Calila 12 a, 14. En conclusion à
Castilla posee oy é la enseñorea el interese, Guzman Jll b, 1 1 .
Sehr gem wird auch das substantivische Objekt bei der ersten
Verbalform, Infin. oder verb, fin., unterdrückt und erst bei der
zweiten gesetzt
Cuando vos dije como puede home haber et guardar la
caballería, Cabal. 242 ¿, 20. No hay en mí habilidad para
servir y contentar á estos, Lazar M. S'j b, 2Ò. La butna forma
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN Ij
honra é guarnece la materia^ Guzman 697 ¿ u» La costumbre
luenga amansa los dolores^ afloja y deshace los deleites^ Celesi,
18 ¿ ob. Fast notwendig wird diese Konstruktion, wenn
das Objekt durch anderweitige Bestimmungen eine gröfsere
Ausdehnung erhält: muestra e enseña las cosas que home
debe facer et usar^ Fart. IS, 14.
b. Das Objekt ist ein Personalpron.
a. Steht es bei einem Infin. und ist der zweite Infin. prä-
positionslos, so findet Wiederholung des Objektes bei diesem
regelmäfsig statt, falls es dem ersten Infin. angehängt ist.
Asmaron de levarla e sacarla a vender, Apfol, ^(^2 b. Por
corretta et fer illa, Rotz 495 ¿. Lo mas sano es entrar y
sufrirle y consolarle, Celes t, 6 a, 40. Acudiendo con presteza
á alcanzarle ó conocerle, Quej. /, 35 S. 216.
Wenn dagegen das Pronominalobjekt dem ersten Infin. voran-
geht, so steht oder fehlt es beim zweiten.
Por los haber et los guardar. Pair, 3830 u. Por no se
venir ni se parar contra mi^ fuan 11^ 588 ¿ u. Muchas veces
se trabajaron de lo apartar del Rey y destruirlo , Guzman
715a. m. Dagegen: pensad de vos amparar e defender,
fLara 24 ob. Habrian en qué se mantener e gobernar. Pair,
404 ¿, 36. Quien bastará á lo relatar ni escrebir? Guzman
717 a m.
Wird die den ersten Infin. begleitende Präposition bei dem
zweiten wiederholt, so ist Wiederaufnahme des Objektes bei diesem
wohl unerläfslich.
Non dexa de me conortar porende e de me esforcar ^ fLara
27. Cuanto trabajo hobo en lo traer et en lo criar. Pair.
419 ¿ m. Por corretta et ferilla et por la denostar, Roiz
495^.
Hängen die Infinitive von einem verb. fin. ab und wird das
Objekt des ersten Infin. zu diesem konstruiert, so ist Auslassung
des Objektes beim zweiten Infin. sehr gewöhnlich, jedoch ist die
Wiederholung nicht ausgeschlossen.
Qiu me quieras un poco esperar e sofrir, AppoL 407 e.
Que lo sepa mesurar et bien mantener. Calila igb, 2^. Nin-
guna cosa se debria romper ni echar á mal. Lazar M, 77, 7.
Dagegen : el entendudo non se debe desesperar nin disfiuzarse,
Calila 12 b, 43. Como me podria valer y aprovecharme del
arcaz. Lazar M, 82 ¿ u.
/Î. Gehört das Objekt zu einem verb. fin. und ist es diesem
suffigiert, so ist Wiederholung beim zweiten Zeitwort Gesetz.
Palpóse e catóse la vegada tercera, BMlg. 538 f. Favor éS'
cerne y trátame come si fuese su señora, Celes t. 35 a u.
Ztitoohr. t rom* FhU. XYH. 2
1 8 B. GESSNBR,
Wenn aber das Personalobjekt vor dem Verb, steht, so wird
es entweder nach heutigem Gebrauch hei dem zweiten Zeitwort
wiederholt oder auch ausgelassen, letzteres geschieht namentlich
bei s}Tionymen VerbalbegrifFen.
Dios lo quiera e lo mande ^ Cid 2684. La gente lasrada
Que lo sigue e lo cree, RPàL 548 </. Aunque me queria y
regalaba y me curaba ^ Lazar M, 79 ¿, 43. Dagegen: non
les dijo nin declaró ninguna cosa^ Pair, 393 ¿ m. Porque
todos le amen y teman , Guzman J lib m. No te aflijas ni
atormentes mas y Celest, 9¿ u. Un mozo del cortijo que me
llamase y condujese al camino. Cart. Mar, 7, 200.
e Wenn das eine Verb, den Akkus., das andere den Dat
erfordert, so ist die Bezeichnung des Personalobjektes auch beim
zweiten Verb zwar die allgemein beobachtete Regel, jedoch kommt
es auch vor, dafs das zweite Zeitwort Einbufse seines Objektes
erfahrt, besonders wenn Dat und Akkus, gleichlautend sind.
O Sennor poderoso, tu que esta fee nos diste E por tu sangre
preciosa de muerte redemiste, RPaL 2^2 ab, Valas conortando
e metiendo coraçon. Cid 2804. Dios vos guie y dé buen viaje^
Amadis 45 a u. Resciba tanta gracia que le conozcas y hables
y muestres buena cara, Celest, 35 ¿ m. Lo que te enfermó te
sana y da salud, Lazar M , 79 ¿, 47, El bravo turco le fué
á abrazar y besar la mano^ Guer, Civ, 599 ¿, 17.
9. Über Eintreten des Genit des Personale statt des Possessivs,
(el alma de mi = mi alma) vgl. Diez III^, 70.
Auch der tonlose Dat. des persönlichen Fürwortes steht sehr
gewöhnlich statt des Possessivs, wenn der Begriff des Besitzes nicht
besonders urgiert werden soll (Diez III^ 71).
Dios le abra el alma (^=. Dios habrá su alma)^ Cid 1705.
Cadióli de los ojos toda la pesadumbre^ BDom, 6 1 1 c . Fueronli
a la casa, sie gingen in sein Haus, BMlg, 695 ¿. Zu be-
merken ist hier etwa nur, dafs dieser Dativ zuweilen pleo-
nastisch neben dem Possessiv vorkommt.
Con el Mynaya Albarffanez que nos le parte de so braco.
Cid 1244. El santo omne lo vio E a sus pies le cayó,
MEgipc, 1129.
10. Ober den sogenannten ethischen Dativ findet sich das
Notwendige bei Diez 111^ 65. Dieser Kasus ist im Span, durchaus
nicht selten ; auch das reflexive Verb ist dabei nicht ausgeschlossen,
vorausgesetzt natürlich , dafs der Dativ eine andere als die durch
das Reflexiv bezeichnete Person andeutet
Saludad nos a myo Cid el de Bivar, Cid 1387. Qué es
esto? Quien te me cubrió de dolor? Celest, 61 3 ob. Marido
y señor mio, culonde os me llevan? Lazar M, 86 ¿ u. Buen
hombre^ habeisme visto un talegon que se me ha caido con derla
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. IQ
cantidad de moneda? Pairan, 139« ob. Vgl. Cid 89, 1123,
2352, 3141/ Celesi. 72 ¿, 51. — Afyos avères se me an levado,
que sobeíános son^ Gd 2gi2. Comienza à limpiar sus calzas
y jubon, sayo y capa . . y vísteseme muy á su placer de espacio^
LazarM, 850 m.
Auch mit einem zweiten Dativ verträgt sich der ethische Kasus.
Yo te les daré tan amargo jarope á beber , cual ellos á ti
han dadOf Celesta 62 ¿ u. Diera la mitad de mi parte al que
me los diera á la mi Elvira^ Lazar Ine, 105 ¿ m.
II. Pleonastisch wird das Personale der dritten Person ver-
wendet, lim auf einen vorangehenden Begriff zurückzuweisen oder
einen folgenden zu antizipieren. Dieser Gebrauch erstreckt sich
auf alle Kasus, besonders aber auf das Objekt. Die Sache ver-
dient, namentlich in Bezug auf letzteres, eine eingehendere Be-
trachtung.
A. Rûckdeutendes Pronomen.
1. Nominativ. Wiederaufnahme ist hier nicht eben häufig; sie
findet natürlich leichter statt, wenn das Subjekt durch eine gröfsere
Zahl Wörter oder durch einen Satz von dem Verb getrennt ist.
Sie erstreckt sich auch auf das Relativum.
Tovieron que iudios, esa falsa mesnada y Ellos avian la
carne de don Christo furtada^ BSacr, 273 ed. Todas las
animalias ellas se gobiernan que non han mester que ninguno
gelo apareje y Patr, 438 a m. Los pobres y aunque buenos y
siempre son ellos los que sirven,. Alfar, ig 2b u. Vgl.
BMlg. Iffiaby 86^ abe; Patr. 3; ib, 50; Caza 49, 13.
Relativ: la cual y luego que salieron aquellos caballeros, ella
quiso entrar á ver las maravillas de aquel castillo. Selva
461^7 m. A manera de aquellos árboles secos de puro car^
cuezos, que en tiempo de Primavera , . ellos parece que se secan
mas, de pura envidia , Bäume , welche im Frühjahr, scheint
es, verdorren, FGerd, /, 243 m.
Zuweilen dient das auf das Subjekt zurückweisende Pron. dazu,
irgend welche Bestimmung zu stützen und schärfer hervortreten
zu lassen.
Muchos /aleones que sin todas estas maestrias ellos de suyo
se atrevieron a matar la grúa, die ganz von selbst wagten.
Caza 31, 20. No era razón que caballo de caballero tan
famoso, y tan bueno él por siy estuviese sin nombre conocido,
dafs das Rofs eines so berühmten Ritters und ein an und
far sich so gutes ohne bekannten Namen wäre, Qutj, I,
I S.3.
2. Kasus mit Präposition. Auch hier kommt das Relativ in
Betracht
20 E. GESSNER,
Daquellas cosas que ganó ante que fuese rey, puede délias
fazer lo que quisiere, Fluzgo lobva. Pues que en las caras,
que son tan pequeñas cosas, ha en ellas tan grand départi"
miento, Patr, 369 0 ob. Vgl. Cid 494/; BSacr. i^O cd ;
BMlg, 281 ac, Alex, 742 ¿/; AOnc, 22^8 cd. Relativ: non
será tal á qui yo la cabeza non le taje con mi espada, Rios V,
417 u. Otros quedaron junios, de los cuales los dos dellos
fueron luego muertos, Amadis 471 ¿ u. Una cuna en que,
según apariencia, dehia en ella haberse meado Abel, Comp.
joc, 205. Statt des Relativpron. kann auch ein relatives
Adverb eintreten : la casa , de donde casi ayer todo el dia
no dejaron salir de ella, Ayora 2, 50.
Anm. Statt des Personale erscheinen auch häufig ende, y, alii besonders
wenn es sich um Lokalbestimmung handelt.
Desta batalla vos dé ende grandes mercedes^ Rios V, 561
ob. En el castiello non y avrie morada, Cid 525. Vgl. Cid
1228/ BMlg, 2^tabc; BSacr. 102 a; Caza 72, 19. Ebenso
beim Relativ : las cosas en que non se podria y poner con'
sejo ninguno^ Patr. 3860 m. Auch hier kann statt des
Relativpron. ein relatives Adverb stehen: labro el arca
del deluvio temido. Do él con los sus fijos alii fuera acogido,
RPal, 999 cd. Metiólos en un campo, donde ya algunas otras
pruebas fueron allí lidiadas, Amadis 42 a u.
3. Objekt. Dieses ist der bedeutsamste und weitgreifen dste
Fall. Die Grammatiker geben hier meistens die kurze Regel, dafs
das vorangehende Objekt beim Verb mit mehr oder weniger Not-
wendigkeit mittels des Personalpron. wieder aufgenommen wird
(al contento nada le falta). Aber diese Bestimmung ist sehr wenig
erschöpfend. Auch heute übt keineswegs jedes vor dem Zeitwort
stehende Objekt diese Wirkung aus; und noch weniger wird dies
von der älteren Sprache gelten können, wenn man die aufser-
ordentliche Freiheit derselben namentlich in der Poesie dem
Objekt seinen Platz vor dem Verb anzuweisen in Betracht zieht
Feste und sichere Gesetze lassen sich hier schwerlich finden, doch
können wenigstens einige leitende Gesichtspunkte hingestellt werden.
Der weitaus wichtigste Fall und zugleich derjenige, auf den
sich die eben erwähnte Regel der Grammatiker bezieht, ist der,
wenn das voranstehende Objekt ein bestimmter Gegenstand ist.
Darunter ist zu verstehen ein Subst mit dem bestimmten Artikel
oder mit Possessiv- und Demonstrativpron. (el libro, mi I,, este L),
ein Personal- oder Demonstrativpron. (¿l, aquel, esto), Eigennamen,
Substantiva, die auch ohne den Artikel einen bestimmten Begriff
bezeichnen {Dios und die Völkemamen, die in der alten Sprache
leicht auf den Artikel verzichten), kurz jeder deutlich individua
lisierte Begriff.
a. Tritt ein solches bestimmtes Objekt an die Spitze des
Haupt- oder Nebensatzes, namentlich des Hauptsatzes, wodurdi
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOBÍEN. 21
ihm zwar nicht notwendig, aber doch leicht ein gewisser Nachdruck
verliehen wird, so ist heutzutage die Wiederaufnahme durch das
tonlose Personale der ziemlich allgemeine Gebrauch; in der alten
Sprache stehen den Fällen der Wiederholung vielleicht ebensoviel
Falle gegenüber, wo diese unterbleibt (a). Befordert wird sie
begreiflicherweise, wenn sich zwischen Objekt und Zeitwort längere
Satzteile und ganze Sätze einfügen (ß),
a. El agua nos an vedada^ Cid. 667. A los vivos me deja
d cargo^ Celest, 02 0 u. Vgl. Gd 2670, 2235; BMlg. 374^;
AppoL 291 a; Roiz 862 abc; Alex, 85 0, 265 c; Pair, ^Ttb,
37 (al conde plogo mucho de esloj neben 377 a, 38 (al conde
le plogo de lo que Paironio le dijo),
ß. Dafs auch in diesem Falle das Objekt nicht aufge-
nommen wird, mögen folgende Beispiele zeigen: amòas
estas femnas , que eran tan dannadas^ Sanó Sánelo Domingo^
BDom, òjSaò, A los falssos mis huéspedes do solia posar ^
Con muy grandes avères degela a criar, Appol, 602 ab.
Beim Neutrum der Pronominalien ist Wiederaufnahme durch
lo heute nicht erforderlich f esto y lo mismo, haré yo). Auch die alte
Sprache bewegte sich hier freL
Esto fare yo de grado, Cid 819, Esto tengo yo por oficio y
Celes í, 54 ¿ u. Dagegen: esto lo vieron iodos por jiera mará-
velia, BMlg, 32 j a. Esto te lo prometo, Lazar M, gob ob.
Befindet sich das bestinmite Objekt innerhalb des Satzes, so
herrscht sehr grofse Freiheit. Die Wiederholung durch das Fron,
unterbleibt vielleicht in der überwiegenden Zahl der Fälle, besonders
wenn sich das Zeitwort unmittelbar dem Objekt anschliefst, während
sie durch Einschiebüngen zwischen beiden leichter herbeigeführt wird.
A la salida de Valencia mis fijas vos di yo, Cid 3261.
Qui a los sánelos querrá meter por rogadores? BMlg, 763^7.
Dagegen: el a las niñas tornó las a acatar , Cid 371. Bien
sabie a sus carnes tenerlas so su rienda , BMlg, 705 ¿/. —
Wenn sich zwischen Objekt u. Verb andre Wörter ein-
schieben: palabras son de sabio e dixolo Catón Que homen
a sus Cuidados y que tiene en corazón, Entreponga plaseres
e alegre la rason, Roiz 34* Dagegen: Rrachel a myo Cid
la monol va besar y Cid 174. A sos castiellos a los moros
dentro los an tornados, ib, 801.
b. Wenn ein unbestimmtes Objekt in Frage kommt, so zeigt
sich der Gebrauch ebenfalls schwankend, doch ist die Neigung
das vorangestellte Objekt nicht zu wiederholen in hohem Grade
vorherrschend, besonders wenn Objekt und Verb nicht getrennt
sind. Dies zeigt sich namentlich bei dem vom unbestimmten Artikel
oder von einer Kardinalzahl begleiteten Subst (a). Überwiegend
unterbleibt die Wiederholung auch bei dem Subst. ohne Artikel (/i/);
22 E. GESSNËR,
femer bei unbestimmten Pronominalien und Zahlwörtern, sowohl
wenn sie allein stehen, als auch wenn sie zu einem Subst. treten (/) ;
wohl immer, wenn dem Objekte ni vorangeht (d).
Bei den folgenden Belegstellen werden grade die Beispiele
der Wiederaufnahme als das Seltnere reichlicher gegeben.
a. Una cosa que dìxo devedes bien creer ^ Alex, 743 ¿7. Dagegen:
una fija , que nunqua la cuydó veyer , A la aqui fallada,
AppoL 561 ed. Un fraile solo pocas veces lo encontrarás por
la calle, Celest, 36 ¿z, ob. Vgl. BMlg, 308 ö3. RPaL i^òoaò,
— Quinze moros maiava de los que alcançava. Cid 473.
Dagegen: Ciento moros e cíenlo moras quiero las quitar, ib.
534. Vgl. Cid 872; FGon, 164 ¿.
ß, Grandes tuertos me tiene my o Cid, Cid 96 1 . Dagegen :
evangelios, epístolas apr isolas privado, BDom, 38 f. Ladrones
de la tierra movieks el pecado, tb, 377 í. Vgl. BMlg, 38 í"/
Roiz 615 <// FGon, 353 0; Lazar M jSb u.
y. Tanto braco con loriga veriedes caer apart. Cid 2404.
A muchos plaze de tod esta cori, ib, 3427. Dagegen: si a
alguno le fuere probado, Fluzgo 179^7 u. A nadie le era
necesario, Quij /, 11 S. 41. A muchos les derribavan los
dientes, Criticón 2g2b ob. Aun asi á muchos les obliga á
tomar pediluvios. Comp, joc, 244. V^, BDom, 175 í"; BMlg,
74¿7; RPaL 157^.
ó, Nin cativos nin cativas non quiso traer en su compaña^
Cid^\T, Vg\,BDom, 175 b; 22y d; MEgipc, 212 ; Cidi2/\i,
c Wiederaufnahme des Objektes ist bei ambos, todos und
neutralem todo die allgemeine Regel, doch finden sich auch Aus-
nahmen.^
ambos. Mucho son lazradas e amas las farta. Cid 2802.
Dagegen: aunque á entrambos matase por lo que el uno solo
pecó^ Celest, toa ob.
todos, todo. Todo gelo dize. Cid, g22, A todos los sosanava^
ib, 1020. Dagegen: el abat a todos besa, MEgipc, 842.
Vgl. Roiz 2tga; RPaL 1^7 3d.
^ Bezieht sich todo, todos auf einen schon bezeichneten Begriff, so kann
im Nomin. und bei präpositionellem Kasus zur nachdrücklichen Hervorhebung
das betonte Pron. der dritten Person hinzutreten ; oft verlangt dies die Deut-
lichkeit ausdrücklich.
Amó mucho ¿os buenos religiosos, ¿ todos ellos amaban d ¿I,
Guzman JoZa, 41. Iba puesta encima del trono una imagen muy
hermosa, vestida de brocado azul con muchos recamados dé oro,
todo ello de mucho precio y estima, Guer, Civ, 532 ¿ ob. Di que
por todos ellos non darás un pepion, Alex. 56 í. De todo ello poco
yo pienso de curar, RPaL 974^* Mirando d la plaza vieron como
Abenamar , habiendo dado vuelta d toda ella, llegó d la tienda,
Guer, Civ. 532 a u.
Auch bei ambos stellt sich zuweilen ellos ein.
Cansados son de ferir ellos amos ados, Cid 2745. Antes que
ellos amos venieron a las feridas, FGon. 364 a.
DAS SPANISCHE PBRSONALPRONOMBN. 23
d. Das Relatívum erfährt, wenn es Objekt ist, häufig Wieder-
au&iahme durch das Personale.
Non fué commo canna que la torna el viento ^ wie ein
Rohr, dafs der Wind bewegt, BDom, go. Flaca es la
fidelidad que temor de pena la convierte en lisonja^ Celest, 17 à,
17. Aquel à quien le faltaron las prometidas esperanzas ^
Quij, /, 14 S. 59. Vgl BMig, zSia; AppoL 561 c; Roiz
486 r; RPaL 1389 ¿¿
e. £ine freiere Konstruktion gestattet, das Objekt aus dem
Satze, zu dessen Verb es gehört, auszuscheiden und vor denselben
zu stellen; namentlich in Nebensätzen und in Fragen geschieht
dies gem. Wiederaufnahme des Objektes ist in diesem Falle die
selten vemachläfsigte Regel.
Tu sabes este vaso que sin grado lo bebo^ BDom. 102 d.
Estas bien creo que las maté yo. Lazar M, 8 1 ¿ u. Fijas del
Cid por que las vos dexastes? Cid 3368. Pues á Safo,
Ariadna, á Leandro, qué pago les diste? Celest. 74 ¿ u. Vgl.
Cid 1637/; BDom. iigcd; AppoL 2¿^6bc; Roiz 882 í/. —
Cid 1 2 14; 12 18; BDom, 2\bc\ RPaL 1044 r/ 1086 r.
Dagegen: oraba por los enfermos ^ que diese sanidat^ A los
encaptivados que diese enguedat, BDom. 76 ab. Una cosa de
nuevo querriemos que feziesses, Alex, 29 1 b. Esto quien jud'^
garia? RPaL 997 </.
f. Sehr begünstigt wird die Wiederaufnahme des Objektes,
wenn ein bestimmt ausgedrucktes Subjekt vor dem nachfolgenden
Zeitwort steht. Sie ist in diesem Falle das ungleich Üblichere,
obgleich auch hier freilich zahlreichere Ausnahmen nicht fehlen.
Galardón del tacerlo yo en él lo espero^ BDom. 4 c. Interese
pocos le apartan, Celest, 150 u. Vgl. Cid 1894// BMlg,
ITT abe u. s. w. Dagegen: a las fijas del Cid el moro sus
doñas dio. Cid 2654. Meior conscio deste, sennor , yo non
sabrya^ FGon. 3/^2 b. Vgl. Cid 1972; Alex, 778 í; Roiz
875 í/; AOnc. 27g cd.
g. Notwendig wird die Wiederaufnahme, wenn das Nomen
als absoluter ELasus (Nominativ) an die Spitze des Satzes gestellt
wird, so dafs seine Bedeutung als Objekt erst aus dem nach-
folgenden Personalpron. erkannt werden kann. Vgl. Dierz 111^ 462. *
El confesor precioso el sermon acabado Vinoli un enfermo,
BDom. 475o¿. Este puerco muy bien le va. Gatos 554 a m.
Vgl. Alex. 2^aò; 647 ab] Roiz 5840^/ AppoL $/^2cd. Ebenso
^ Nicht nur iîir das Objekt, sondern auch fur andere Kasus wird in
diesem Falle die Wiederaufnahme natürlich notwendig: la plaga que oviera
de la degolladura , Abes pareçie della la soàresanadura = de la plaga abes
pareçie la sobres. BMlg, 211 ab. Non te di este enjemplo sinon porque
sepas que el mal amigo non se guarda home del. Calila 2"] a u.
24 E. GESSNBR,
bei der ersten und zweiten Person : yo al principio de su
entrada, pesábame con él y habíale miedo , Lazar M, 78 a m.
Yo que aquello oi, júntaseme el cielo con la tierra, ib, 86 ¿ u.
Hierher zu ziehen sind auch die Fälle, wo auf das Relativ
als Subjekt eines vorangestellten Satzes in dem nachfolgenden Haupt-
satz mit einem andern Kasus des Personale zurückgewiesen wird.
Ca qui tuerto quisiere /azer y tnal gelo vedaré yo, Cid ^601.
Quien escrivio este libro del (^= dé le) Dios parayso, ib. 3730,
Amor, quien te mas sigue ^ quemasle cuerpo et alma, Roiz
187 ¿r. Vgl. BDom. 47 ¿; BMlg, l^f^cd; MEgipc, 34/;
RPaL 79 ¿.
h. Das Neutrum lo weist auf vorhergehende Sätze zurück,
indirekte Fragen, relative und konjunktionelle Nebensätze. Verzicht
auf das rückdeutende Pron. ist selten.
Indirekte Frage. Porque es mi venida quiero que lo sepades,
BDom. 132 f. Vgl. BMlg, 828 ¿/ Appol 46 î/; Alex, 858 0;
Celest, 55 0, 34. Dagegen : qui era Jerónimo non eran
sabidores, BMlg. 3 1 1 ^
Relativsatz. Lo que te ovi dicho por esto lo diçia^ BDom,
^2gb. Vgl. Cii/77, 1043; BMlg. ^02 d; Alex. 187 ¿; Boiz
^òd. Dagegen: lo que vos plogiere dellos Jet^ Campeador,
Cid 2107. Vgl. BDom. 85 í/ Roiz 796 ¿; Alex. 126 d\
605 e.
Konjunktioneller Nebensatz. Que nos queramos yr de
noch no nos lo consintran. Cid 668. Vgl. Alex. 829a;
AppoL 151 ¿.
B. Vorwärts deutendes Pronomen.
1. Sehr wenig zahlreich sind die Fälle, wo durch das Pron.
ein anderer Satzteil als das Objekt angekündigt wird. Vielleicht
finden sich so nur y und ende. Vgl. ob. 3 d.
Los monges que hi viven en essi çimiterio , BMlg. 317 d,
El penno que es dado por debda , si ende fué fecho escripto
de la debda, Fluzgo 93 <z m. Fizólo asi et fallóse ende bien
dello (ziemlich aufíallend), Patr. 402 ¿, 15.
2. Gemeinhin erstreckt sich die Anticipation durch das Pron.
nur auf das Objekt und zwar
a. Häufig auf bestimmtes Objekt
Grant iantar le fazen al buen Canpeador, Cid 285. Si
lo feziste con flaqueza esto. Calila 56 ¿ m. Vgl. Cid 874/
BDom, lid; Alex, 34«// Roiz 151a; RPaL ^Tcd; Celest.
42 a, 43.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 25
b. Selten auf unbestimmtes Objekt
Plazel ('=z place le) a omne mtuho de coraçon^ BSacr. 21 ^c,
Apareçiol á Un clérigo de buen eniendimienio ^ BMlg. 105 c.
No les placiendo á algunos dello ^ Guzman yoi a, 41. Quitarle
á un caballero andante su dama^ Quij\ II y 32 S. 482. Vgl.
BMlg. 899 í/; Roiz 6040.
c. Bei ambos y todos y iodo ist Anticipation ebenso der gewöhn-
liche Gebrauch wie die Wiederaufnahme (vgl. oben -<4, 3 c) , doch
fehlt es nicht an Ausnahmen.
ambos, Hyo las engendré amas^ Cid 2086 u. s. w. Dagegen:
essa sanó a ambas la que todo mal sana, BMlg, 783 r.
todos, todo. Dixoles a todos commo querie trasnochar y Cid
429. Dagegen: vuestro solas honraba A todos ^ e agora non
vale una fava. Roiz 8yi ed. Vgl. BPal. 7 2 ed.
d. Wie zur Zurückweisung dient das Neutrum lo auch zur
Ankündigung eines folgenden Satzes.
Indirekte Frage. No me has dado lugar á podértelo decir ,
cuanto soy tuyo y cuanto te he de favor escer en todo y Celesi.
38 ¿ m. Vgl. Cid 1767; BDom. 384 ¿tí/; 756 ¿:¿/; BMlg.
349 c; Roiz 8^7 ab; RPal. 38 í*.
Relativsatz. Si lo non fizieren lo que fazen sus padres^
Fluzgo 105 ¿ u. Vgl. Cid 1037; BDom. 331 r; 63 10;
BMlg. \\8c\ Appol. 212 d; Roiz 427 0.
Konjunktioneller Nebensatz. &' algún omne libre toma
cosa ayena, sabiéndolo que es aiena, Fluzgo 86 b m. Vgl.
C/i/ 3 1 46/; BDom. 135 f/ 349 ab; Alex. 180 d; Roiz y 81 ab.
A n m. Auch auf einen folgenden Infinitiv kann mittels lo hingedeutet
werden, besonders wenn er in Verbindung mit einem Nomen eine dem Neben-
satz entsprechende Konstruktion bildet.
Todo judio que quebrantar los establecimientos 6 lo asmare
de lo facer y Fluzgo \8oa ob. Por esperiencia lo veo y nunca
venir placer sin contraria zozobra en esta triste vida, Celest.
38 b m.
12. In enger Beziehung zu dem eben Behandelten steht
die pleonastische Bezeichnung des Personale als Objekt durch das
betonte und das tonlose Pron. fd mi me lo dijo, me lo dijo á mi).
Hier ist wenig zu sagen. Liegt ein gewisser Nachdruck auf dem
Objekt, so wird es durch das betonte Pron. ausgedruckt, dem nach
modernem Gebrauch fast immer noch die unbetonte Form bei-
gegeben wird. Nicht so die alte Sprache. Diese kannte den heute
beliebten Pleonasmus allerdings sehr wohl, verschmähte ihn aber
unendlich oft und begnügte sich mit dem betonten Pron. Man
kann vielleicht sagen, dafs dies in den ältesten Denkmalen sogar
die überwiegende Sitte ist; noch in der Celestina wird häufig blofs
26 E. GESSNER,
das absolute Pron. angetroffen, während im Lazar M. schon der
moderne Gebrauch vorherrscht.
Handelt es sich um zwei Objekte, die beide Personalpronomina
sind oder deren eins ein Subst. ist, so verlangt die Grammatik
heute neben diesen noch das unbetonte Pron. entweder im Singular
mit Bezug auf das eine der Objekte (ie lo diré á H y á tu hermano)^
oder beide zusammenfassend im Plural (os io diré á H y á tu hermano).
Nach dem Gesagten kann es nicht auffallen, wenn auch in diesem
Falle die ältere Sprache auf die tonlose Form ungemein oft ver-
zichtet.
Erwähnenswert ist, dafs altspan. das betonte Pron. als Objekt
sich leicht da einstellt, wo ein Nachdruck nicht vorhanden ist und
wo also das verbundene Fürwort erwartet werden mûfste. Derselbe
Gebrauch ist auch dem Altfranz, geläufig.
La forma del escrebir é del notar de mi mano es , mas
Dios es ä mi testigo que yo non lo fice, EnxpL 497 a u.
Nin lo podrie, sennora, io nunqua merecer ; Mas non cessare
nunqua gracias a ti retider, BMlg, S^^cd; Vgl. Cid 1339,
1666, 2941; BDom. 184^// '^i^d; BMlg, 335 r; Fluzgo
\o\a ob.; Clareo ¿^^^a^ 15; Celest, \\ a, 13 (me dio á ella
:= me le di6)\ ib. 20b^ 22 (se descubra á mi=se me desc),
13. Wird bei einem Zeitwort, das den Begriff der Bewegung
enthält, das Ziel derselben durch ein Personalpron. ausgedruckt,
so ist die Präposition á (das latein. ad im Sinne lokaler Richtung
nach einem Gegenstande hin) erforderlich (vengo à ti). Allerdings
sind solche Verba auch der Konstruktion mit einem wirklichen
Dativobjekt fähig, wenn die räumliche Anschauung in den Hinter-
grund tritt (fué tan reñida aquesta re/riega que ninguna de las pasadas
le llegô^ das Gefecht war so hitzig, dafs kein früheres an dasselbe
herankam = ihm gleichkam, Guer. Civ. 579a u.); aber es ist wohl
der Beachtung wert, dafs in einzelnen Fällen der tonlose Dativ des
Personale sich auch da zeigt, wo die rein lokale Beziehung ob-
waltet.*
Entró en la iglesia . . . Vinoli la Gloriosa plena de bendición,
BMlg, 339. El confesor precioso el sermon acabado Vinoli
un enfermo^ BDom. 475. El dia que cuidaban aver el ospe^
dado . . Vinotes el obispo , ib. 508. Quien ha de irle con tan
gran novedad á nuestra hija Melibea? Celest. 64 ¿ ob.
Andre Verba der Bewegung, die einen schwankenden Gebrauch
erkennen lassen, sind:
llegar^ llegarse, allegarse. Neben der gewöhnlichen Konstruk-
tion mit der Präposition findet sich zuweilen auch der Dativ.
* Vgl. altfranz. Roüant reguardet , puis si li est curuz (il courut vers
lui) Chans, de Rol, 2086. Devers un guaït uns granz léuns li vient,
ib. 2549.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 2^
Uegöseme mas^ er kam näher an mich heran, Alfar. 196 ¿m. Vgl.
Od 298, 968.
acercarse. Quien á ellos no se acerca, Q'^O» A ^4 S* 59*
— Nuestro amo se nos acerca , Celest. 68 h u. Reduan . . se
le acercó^ Guer. Gv, 544 a u. Cuando ven que la muerte se
les acerca. Gaviota S. 75 u.
acometer, auf etwas losgehen. Me animé y acometí á ellos^
Lazar L. 122 b m. Acometió á ¿I con una furia de hircana
sierpe, Guer, Civ, 561 ¿ m. — Vio que ninguno le acometía.
Lazar L, \2^h u.
atreverse^ sich heranwagen. Poco á poco se les atreven^
Lazar L, 122 o m.
dar salto^ angreifen. Demos salto a el e f eremos grant ganancia.
Cid, 584. — Que no les diessen salto, ib. 3698. Vgl. LazarM,
81 ^ 34.
m. Stellung des Personale beim Verb.
A. Subjekt.
Die Stellung des persönlichen Fürwortes als Subjekt ¡st im
Span, dieselbe ^vie die jedes andern Subjektes ; nicht so im Franz.,
wo die doppelte Form für den Nomin. zu eigenen Gesetzen
gefuhrt hat Von besonderer Wichtigkeit sind die sehr zahlreichen
Falle der sogenannten Inversion des Subjekts. Im allgemeinen
ist zu bemerken, dafs in der ganzen Lehre das Spanische nur
wenig charakteristische Merkmale aufweist, im ganzen folgt es dem
gemeinsamen Zuge aller romanischen Sprachen.
1. Das voranstehende Subjekt ist an sein Zeitwort nicht so
streng gebunden, dafs es nicht von ihm durch die verschiedensten
Satzteile, Objekt, Prädikatsnomen, adverbiale Bestimmungen und
ganze Sätze getrennt werden könnte.
Como quier que yo asaz mujer de pequeña guisa só Patr,
42 1 ¿ m. Vo las mas veces hacia del dormido, LazarM, 83 ¿
ob. Vgl. Cid 259, 3129/ Alex, 56 0; 358 e; Roiz ttab;
ittc,
2, Inversion des Subjekts ergibt sich zunächst aus der Neigung
des Span., namentlich in der Erzählung, das Zeitwort an die Spitze
des Satzes treten zu lassen, ohne dabei eine stärkere Betonung
dieses Satzteiles zu beabsichtigen.
Statt andrer Beispiele vergleiche man die Art, wie im
Patronio die einzelnen Erzählungen eingeleitet werden: el
conde Lucanor fablaba una vez con Patronio^ Pair, 380 ¿ u.
Pablaba un dia et conde Lucanoi con Patranio, ib, 39 10 m.
Vgl Patr, 389a u.; 390 ^ ob.; 381 ¿ u., 385 ¿ ob. Wenn
hier, wie zuweilen später, Sätze mit nicht pronominalem
Subjekt gewählt sind, so ist daran keinAnstofs zu nehmen ;
denn, wie oben bemerkt, das Pron. folgt keinen andern
Gesetzen als jedes andre Subjekt.
28 E. GESSNBR,
Diese freie Satzbildung gewährt ein bequemes Mittel, die
namentlich bei kürzeren Sätzen ermüdende Einförmigkeit zu ver-
meiden.
Helado está el rio, el ciego ve ya, muerto es tu padre ^ un
rayo cayó, ganada es Granada, el rey entra hoy^ el turco es
vencido, Celest, 180 u. Frase que muchos han dicho^ y cosa
que han hecho pocos. Cart, Mar. 9, 120. Vgl. die argumentos
in Celest. S. 32, 48, 50.
3. Femer entspringt die Inversion aus der Rücksicht auf
Wohlklang und harmonischen Flufs der Rede, indem das durch
hinzutretende Bestimmungen erweiterte Subjekt sich an das Ende
des Satzes stellt und dem kürzeren Prädikat den Vorrang läfst
Señor, bendito seas tú que me dejaste ver este dia Patr.
414^ ob. Para que comiese yo y aquellas sus devotas, Celest.
43 ¿ u. Fahló my o Cid^ el que en buen ora cinxo espada.
Cid 78.
4. Auch das des stärkeren Nachdrucks halber an den Anfang
gestellte Prädikat erzeugt die Umstellung des Subjekts.
Juraré yo que has tú comido las uvas, schwören will ich,
Lazar M. 80 a m. Bien veia él que yeguas eran aquellas, dafs
es Stuten waren (und nicht Kühe), Patr. 398 a u.
Im Gegensatz hierzu geschieht es freilich auch oft, dafs gerade
eine sehr entschiedne Betonung, speziell beim Personalpron., dem
Subjekt seinen Platz hinter dem Prädikat anweist. So gestellt wirkt
es um so energischer, wenn es mit einem vor dem Verb stehenden
Subjekt in Verbindung gebracht ist
Bien sähet verdad que non lo levanté yo , dafs nicht ich
sie veranlafst habe, Cid 2199. Hyo las engendré amas e
crias tes las vos, ib. 2086. Vgl. Pö/r. 372 0, 8/ Calüa ^zb,
39/ Cart, Mar. 9, 220/I
5. Nicht geringen Einñufs auf die Stellung des Subjekts üben
auch gewisse an den Anfang des Satzes geschobene Satzteile.
a. Negation. Sie bewirkt schlechtweg Inversion, die grade
Stellung ist höchst vereinzelt
Non pudieron ellos saber la cuenta de todos los cavallos^
Cid 1777 u. s w. Dagegen: ayuno et arresido non ome podria
jugar f Roiz 956 ¿.
b. Objekt Da dieses ais die notwendige Ergänzung des
Verbalbegriffes eng zum Prädikat gehört, so ist es nicht auffallend,
wenn es vorangestellt das Zeitwort an sich zieht und dadurch die
Inversion des Subjekts hervorruft. Diese bis auf den heutigen Tag
übliche Konstruktion ist in der alten Sprache die fast regelmäfsige,
nur selten zeigt sich daneben die grade Stellung.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 29
Esto e (:=hej yo en debdo, Q'd 22^, Todas estas razones
vos dije yo agora ^ Pair, 421a u. Un poquillo de bálsamo
tenia ella en una redomilla^ Celest, 1 1 ¿ m. Ló venidero querría
yo very Criticón 406a u. Dagegen: un suenno yo sonnara^
Alex, 904 a. Esto yo no vos otorgo^ Roiz 660 a. Nueve cosas
yo fallo, RPal, 603 0.
c Adverbiale Bestimmung. Das kurze Adverb findet an dem
Zeitwort so sehr seine natürliche Stütze, dafs es sich nicht leicht
von ihm trennt und somit die Inversion begünstigt. Diese ist in
den ältesten Denkmalen (Cid^ Berceo^ Alex.) in der That das weit
Oberwiegende; daneben freilich auch Fälle der graden Stellung.
Erst später bricht sich diese mehr Bahn und wird der Sprache
immer geläufiger; Wohlklang und Belieben des Sprechenden ent-
scheiden über die Wahl zwischen grader und invertierter Kon-
struktion.
Bien somos nos seis cientos^ Cid 674. Va lo sienten ellas
en los sos cor acones, ib. 2740. Siempre acorre ella en iodos
los logares y BMlg, 5850. Dagegen: hya vos sabedes la
ondra. Cid 2941. Bien ansi tu lo fases, Roiz 245 a.
Dagegen wahrte sich die längere adverbiale Bestinmiung und
überhaupt der präpositionelle Kasus dem Prädikat gegenüber eine
gröfsere Selbständigkeit; treten diese an die Spitze, so zeigt sich
von den firühesten Zeiten an die regelmäfsige und die invertierte
Stellung in buntem Wechsel.
Con a/an la gané yo , Cid 3507. En estas tierras me
quiero yo morar, Alex. 2ygd. En la cabeza del lobo tomé
yo esta lición^ Roiz 78^. Dagegen: en el nuestro mal vos
non g añades nada, Cid, 47. De nulla otra cosa él non avie
cura^ BDom, \%c. De la burla yo me llevo lo mejor, Celest,
9 am.
6. In der Frage ist Inversion der allgemeine Gebrauch (que
avedes vos, condeì Cid 3283). Aber nicht selten erscheint sie auch
in der Gestalt des gewöhnlichen Satzes mit dem Subjekt vor dem
Verb. Am häufigsten geschieht dies, wenn sie durch ein inter-
rogatives Wort eingeleitet wird, jedoch auch ohne ein solches.
Vos que me mandades ? BMlg. 191a. Tu que fards el
dia de la afruenta? Roiz 239^2. Tú porqué lo demandasi
Calila i6<7 ob. Y tú como lo sabes y la conoces? Celest, \\a
ob. Ohne Interrogativ: tú has testigos? Calila 330 ob.
Vo no vengo de traer el vino ? Lazar M, 80 b ob. Vos debeisle
los diez ducados? Pairan. 1590 m.
Auch auf die indirekte Frage erstreckt sich diese Konstruktion.
Quiero que me digáis^ yo cuanto valgo Pairan, 154 ¿ m.
7. In Sätzen des Ausrufs mit exklamativem Wort ist Inversion
das Gewöhnliche. Der dem Ausruf verwandte Wunschsatz gestattet
grade und invertierte Konstruktion.
30 E. GESSNER,
Como sé yo revolver estas tramas! Celest, 62 ò u. F que
no viese yo todo eso ! dafs ich dies alles nicht gesehen habe !
Quij, 11^ 10 S. 373. Cuan ridiculo objeto seria yo á sus ojos!
Cart. Mar. 18, 53. Daher auch im Ausruf ohne Verb:
oh malaventurado yo! Celest, 56 ¿ ob.
Wunschsatz. Ella me acorra de noch e de dia. Cid 222,
Madre plena de gracia, tu seas bien laudada, BDV, 207 a.
El te guie y te dé mas paciencia con los tuyos ^ Celest, 67 ¿ u.
Dagegen : finque en paz e duerma elli con su mesnada, BMlg,
5133. Jesu, no oiga yo mentar mas ese loco, Celest. 2^ a
ob. Fo te hice este mal ^ mas viva yo hasta que te vengue.
Alfar, 261 b ob.
8. Sätze, welche in die direkte Rede eingeschaltet werden,
um den Sprechenden kenntlich zu machen, weisen in der Regel
Umstellung des Subjekts auf. Ausnahmen selten.
Sennor, dissoli ella, por qué me maltraedesì BMlg, 550a.
Dagegen: señores, yo les dije, habeislo hecho vosotros como
buenos. Lazar Ine, 100 b u. Mit anderm ais pronominalem
Subjekt: enl nomble de Dios, el judgador desia, Fo don
Gimió,,, Roiz 338 0. Yg\, MEgipc, 1169/; RPal, 11580,
11630.
Noch sind einige, zum teil spezieller das Spanische betrefifende
Punkte zu erörtern.
9. Die beiordnende Konjunktion, die einen Hauptsatz an das
Vorhergehende knüpft, übt keinen bestimmenden Einflufs aus, sie
gestattet die regelmäfsige und die invertierte Konstruktion; diese
hängt von allgemeinen Gesichtspunkten ab.
E ruego vos lo yo, Cid 1903. Ca so io mal reptado,
BMlg, tg 2d, Por ende conséjovos yo, Patr, 390 0 m. Da-
gegen: e yo fincaré en Va tenda. Cid. 1470. Ca yo non lo
sabia^ BDom, 73^. Por ende y 0 propongo, Roiz 2^2^ a,
10. Tritt der Hauptsatz als Nachsatz auf, so ist ein sicheres
Prinzip nicht vorhanden ; es mufs aber hervorgehoben werden, dafs
namendich die alte Sprache eine sehr bedeutende Neigung zur
Inversion bekundet; freilich sind die Fälle der regelmäfsigen Kon-
struktion ebenfalls zahlreich.
Cuando vos los fueredes ferir, entraré yo del otra part.
Cid 1696. Ante que,,, entendió él que ya el su pleito era
librado, Patr, 379 öu. Pues,,^ padézcale él su dolor, Celest,
240 u. Vg\. Alex. HOT ab; BDom. i^jd; BMlg. 328^;
LazarM, 79 ¿ 48// Cart, Mar. 87, 87. — Dagegen:
cuando.,, él fizo un art. Cid 575. Maguer,., él non lo
entendie, BDom. 284 r. Wg\. BMil. 205 0; Celest, ga, 16/
LazarM, 84 ¿, 17.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 3I
11. Der Nebensatz unterliegt keinen andern Bestimmungen
als der Hauptsatz; aber auch bei ihm muís auf die aufserordent-
liche Hinneigung zur invertierten Stellung des Subjekts hingewiesen
werden. Diese hat nichts Auffallendes, wenn sich vor Subjekt und
Verb andere Satzteile einschieben, die überhaupt (oben 5) die
Umstellung begünstigen (a) , oder wenn sie sich (oben 3 u. 4) aus
allgemeinen Gesichtspunkten ergibt (b). In ihr volles Licht tritt
diese Vorliebe in den Fallen, wo eine besondere Veranlassung von
der graden Wortstellung abzuweichen nicht vorzuliegen scheint (c).
a. Dix oles que bien podia él complir,,^ Roiz 359 0. Votole
á Dios , , cue otra vez que venga me sepa yo entrar en una
casa. Lazar M, 87 a u.
b. Respondióle su amo . . que comiese él cuando se le anto--
jase i dafs er essen möchte, Quij, /, 8 S. 29. Por cada
hombre que pierdas tú , podremos perder veinte mil nosotros,
Cart, Mar, 9, 220.
c. Indirekte Frage. Contôlis . . commo lo quitó ella de su
podestadia, BMlg. 97 e. Pregunto si estaré yo seguro de ser
acometido, Quij. 11^ 48 S. 551. Vgl. Patr. 387 ¿,41/ 388 0,
46/; CelesL $2 a, 24; Ò2b, 21.
Relativsatz. Con aquestas mys dueñas de quien so yo servida.
Cid 270. Figuras, entre las cuales conocia él á la reina
Ginebra, Quij, 11^ 23 S. 439. Los estudios á que quisiera
yo ver aplicado á F/w., Ant. Cart, l. 54. Vgl. Cid 1935,
2757; BMlg, \2\d\ Sà2b; Roiz 419^; Celest. 64^,29.
Konjunktioneller Nebensatz. Vo lo veo que estades vos
en y da. Cid 2^1. Tal consejo que se falle él bien dello, Patr,
Sg2 b ob. Digovos que es él tal que . . Amadis 16 a ob. Vgl.
BDom, 656a/ Celest, 41 ¿, 27; 66 ¿, 21; Lazar M, 800,37/".
12. Bei dem Imperativ, wo das Pronominalsubjekt heute der
Regel nach folgt, steht es in der alten Sprache auch häufig vor
demselben.
Sennor, tu me aparta, BDom, 99 c, Sennor^ tu nos defiende,
Roiz 194^. Wg\,BMlg, 485 r; AUx. toa; io8f; RPal.
I22d,
13. Auch der zum Partizip und Gerundium tretende Nomin.
des Personale zeigt sich entgegen dem modernen Gebrauch in
fi^herer Zeit häufig vor der Verbalform.
Yo muerta, Celest, 64 ¿ u. Tú partido^ Clareo 446 3 u.
Él muerto, Quij, I, 14 S. 58. — Hyo /azienda esto. Cid, 3205.
Ellos asi andando, AppoL 203 a. Yo yendo y viniendo, Celest,
2'ja ob.
Notwendig wird die Inversion, wenn vor die Verbalform ein
syntaktisch eng damit verbundenes Wort gestellt wird : déliant estando
vos. Cid 3174, 3482.
^2 E. GESSNER,
Auch bei dem Gerundium mît m kann das Subjekt vorstehen.
Quería que en ¿i se partiendo del Rey ^ quedassen acerca
del algunas notables personas, Luna 283, 21. Vgl. í« esto
estando murió el Rey, während die Sachen so standen»
Juan /, \\2h ob.
14. Dasselbe gilt von dem Infinitiv. Auch hier trat das Sub-
jekt früher leicht und gern voran.
Serate por grant yerro tenido Tu entrar en tal cena , yo
fincar desffamnido , BLaur. 67 ab. Juzgareis yo decir verdad,
CelesL 42 ¿ ob. Vgl. BMlg, 73gaò; Patr. 3720, 39; Clareo
447 ¿ u.
Wenn der Infìnitiv eine Präposition bei sich hat, so ist altspan.
die Inversion zwar das Überwiegende, jedoch ist auch voran-
gestelltes Subjekt keineswegs selten.
Por tu dormir, damit du schlafest, Alex, 445 ¿. £^n tú
enviar á Senceba mandado. Calila 27 ¿ ob. En nosotros los
acometer^ FGon, 2gga, Por yo ir á la batalla, Amadis 31a
u. Para yo dar ^ Celest, 450 u. Sin él llamarle, Pairan.
151 fl ob. Sin yo pedilla^ Q^ij* 1% 14 S. 59. Sin yo mere^
cerloy ib. II, I S. 332.
15. Was endlich die Stellung des Subjekts, falls es von der
Inversion betroffen wird, in den periphrastischen Zeiten des Verbs
und bei dem von einem Gerundium oder einem Infinitiv begleiteten
verb. fin. betrifft, so herrscht auch hier grofse Freiheit, indem es
bald zwischen Hilfsverb und Partizip, Gerundium, Infinitiv, bald
hinter die letzteren tritt. Sehr vieles hängt dabei von dem Ermessen
des Redenden ab.
a. Periphrastische Zeiten. Subjekt vor dem Partizip.
Las Jeridas primeras que las aya yo otorgadas. Cid 1 709.
Nunca le habiendo yo fecho yerro ^ Calila 28 a m. Pocas
mataduras has tú visto en la barriga^ Celest, \oa ob. Habién-
dole yo vencido^ Qtiij* //, 14 S. 387. El caso fué que habia
yo concurrido con otros amigos á un encierro^ Cart, Mar,
7, 156.
Subjekt hinter dem Particip. A grant priessa sere buscado
yo. Cid 2794. Ya me has dicho tú Quij, II, 9 S. 366.
Mucho más me maravillo de que les haya debido yo tan poco,
Ant, Cart, 4, 59.
Dieselbe Freiheit waltet in der direkten Frage. Hos tú
visto mas valeroso caballero? Quij. 7, 10 S. 37. Adonde
has tú hallado , . ? ib, 11, 9 S. 366. Dagegen : donde has visto
tú ó leido? ib, /, 10 S. 37. He sido yo su enemigo por
ventura? ib. II, 16 S. 395.
Heute soll in der Frage das Pron. der dritten Person
immer hinter das Partidp treten (han venido ellos ^ Vds?).
DAS SPANISCHE PERSONALPKONOMEN. 33
Aber Cervantes sagt unbedenklich : no han vuestras mercedes
leido? Qutj. /, 13 S. 49 neben ha comido vuesa merced? ib.
II, 23 S. 438.
b. Gerundium mit Hilfsverb. Subjekt vor dem Gerundium.
Esioy yo penando ^ CelesL 17 ¿ m. Así se lo estaba yo
diciendo á Nuño^ Cart, Mar. 1 1, 95.
Subjekt hinter dem Gerundium. Con quién está hablando
mi señora^ Celest. 44 b u. Fué rodando su amo una buena pieza
por el campo Quij. /, 4 S. 16.
c. Infinitiv mit Verb. Subjekt vor dem Infinitiv.
Podiendo yo vedallo, Cid 2967. En estas tierras me quiero
yo morar, Alex. 2ygd, Hete yo de servir^ hasme tú de man'
dar, Celest. 24 ¿ m. Eso puedes tú decir bien, Quij. II, 11
s. 374.
Subjekt hinter dem Infinitiv. Ovo a entenderlo él, BDom.
509 e. Non podriemos demostrarvos nos quanto, BMlg, 2^2 d.
Solo por esto devo yr yo con lia macana, Alex, 349 </.
B. Objekt.
Zunächst einige Bemerkungen über das Zusammentreffen von
Dativ und Akkus, und über die Trennung des Personalobjekts von
seinem Verb.
I. Wenn sich Dativ und Akkus, des persönlichen Fürwortes
zum Prädikat gesellen, so gilt heute Folgendes: die Pron. der i.
und 2. Person stehen immer vor denen der dritten (me la, me les)',
in den Kombinationen mit se geht se den andern Pronominalien
voran (se me, se lo)', trifft die i. und 2. Person zusammen, so steht
der Akkus, vor dem Dativ.
Nur die beiden letzten Punkte kommen hier in Betracht.
In nicht ganz seltnen Fällen findet man se ^ jedoch nur in
Verbindimg mit me und ie, an zweiter Stelle. Diese wohl durch
den Wohlklang herbeigeführte Anordnung scheint jedoch nur statt-
haft, wenn das Verb folgt.
No te se puede dar, Celest. 33 0 ob. No te se puede negar
ni contradecir cualquier venganza. Alfar. 204a ob. Cómo
tan presto te se mudan los colores? Guer. Civ, 534 ¿ u. Vgl.
Guer. Civ. $ggb u. Clemencia S. 27, 71, 95, 152, 155, 180.
Bei Vereinigung der i. und 2. Person trägt die ältere Sprache
kein Bedenken den Dativ gelegentlich dem Akkus, voranzustellen,
wenngleich der heutige Gebrauch auch von ihr überwiegend be-
obachtet wird.
El rrey por su merced sueltas me vos ha. Cid 1400. Yo
su siervo te me ofrezco, Enxpl. 527« u. No quisiera dárosme
á conoscer, Amadis 14 ¿u. Yg\. BMlg. 488 r; Appol, too e;
Celest. 13^, 6.
Z«itaobz. Í. xom. PhU. XVH. \
34 £• GBSSNERy
Dativ und Akkus, des Pron. gehören auf das engste zusammen,
Trennung durch andre Wörter ist nicht erlaubt; nur ganz ver-
einzelt findet sie sich.
No me hariades tal demesura en me no lo decir ^ Amadis
238 <z u.
2. Das Gesetz, dafs die tonlosen Pronominalobjekte in un-
mittelbarer Verbindung mit dem Verb, stehen müssen, gilt auch
für die spanische Sprache in ihrer gegenwärtigen Gestalt. Früher
war sie daran nicht gebunden, sondern schob unbedenklich die
verschiedensten Satzteile (Subjekt, Objekt, Vokativ, Negation, Adver-
bialbesimmung, präpositionelle Kasus) zwischen Pron. und Zeitwort,
wenn letzteres nachfolgte.
Como lo el conde tenia en coraçon^ Patr, 3740 u. Si me
Dios remedio no pone, Amadis 33^ ob. La merced que vos,
Señora, pido, Amadis 37 ¿ ob. Vido que la no podia tomar,
Guzman 699 b m. Por esso vos la do que la bien curiedes
vos. Cid 3196. El caballero que vos esta noche habrá,
Amadis 3¿ ob.
Diese altspan. keineswegs ungewöhnliche, in einzelnen Denk-
malen fast mit Vorliebe gewählte Wortstellung erhält sich bis tief
in das 15. Jahrh. hinein; mit dem 16. aber verschwindet sie.
Wenigstens habe ich sie in den von mir benutzten Quellen aus
dieser Zeit nicht mehr beobachtet; die Celestina hat keinen Fall
der Trennung mehr; sehr stark vertreten jedoch ist sie noch im
Amadis, der auch in diesem Punkte wieder seine oben erwähnte
Eigentümlichkeit bekundet.
3. Was nun die Stellung der unbetonten Pronominalobjekte
vor oder hinter dem Zeitwort betrifft, so ist diese heutzutage durch
bestimmte, immerhin eine gewisse Freiheit gestattende Gesetze
geregelt. Dagegen scheint sich aas Altspan, hier auf den ersten
Blick mit einer beinahe völligen Ungebundenheit zu bewegen. Um
so mehr wird es zur Notwendigkeit den Wegen der alten Sprache
nachzugehen, um zu erkennen, wie und wann sich die gegen-
wärtigen Bestimmungen aus dem früheren Schwanken entwickelt
haben. Es wird sich dabei zugleich zeigen, dafs es auch in der
älteren Sprachperiode nicht an jeder Gesetzmäfsigkeit gebrach.
Bei dieser ziemlich weitgreifenden Untersuchung empfiehlt es sich,
mit dem einfachen Tempus zu beginnen und daran das Erforder-
liche über die zusammengesetzte Zeit, das Gerundium und den
Infinitiv zu knüpfen.
L Einfache Zeit
I. Für das Altspan, läfst sich folgende allgemeine Regel auf-
stellen :
Steht die einfache Zeit an der Spitze des Hauptsatzes, so wird
ihr das Pron. angehängt {a). Gehen ihr im Hauptsatze andere
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 35
Satzteile voran, so steht das Pron. überwiegend vor, jedoch sehr
häufig auch hinter dem Zeitwort (ò). In Nebensätzen nimmt das
Pron. mit im ganzen seltenen Ausnahmen seinen Platz vor dem
Verb. (c).
a. Die Stellung des Pron. hinter dem Verb fveyen lo los de
Alcocer, Cid 580J ist in diesem Falle nicht nur in der ersten Zeit
die allgemein beobachtete Regel, sondern sie bleibt es auch ge-
raume Zeit hindurch. Überall waltet sie noch bei den Schrift-
stellern des 16. Jahrh. durchaus ob. Erst in der zweiten ELälfte
desselben und im Anfange des 17. fìnde ich in meinen Quellen
vorangestelltes Pron. in häufigeren unzweifelhaften Fällen (a). Aber
auch im 17. Jahrh. bleibt Anhängung noch das weitaus allgemeinere
Gesetz; aus Quij, und dem noch späteren Criticón vermag ich kein
entgegenstehendes Beispiel anzuführen. Häufiger wird dann Vor-
anstellimg in der zweiten Hälfte dieses Jahrh. (j3), und die Schrift-
steller des 18. entfernen sich kaum noch von dem modernen Ge-
brauch, der die Stellung des Pron. vor oder hinter dem Verb dem
Belieben anheim gibt und besonders durch euphonische Rück-
sichten bestimmt wird. In den Cart, Mar, beobachtet man bei-
spielsweise das Pron. vielleicht ebenso oft vor wie hinter dem
Zeitwort
a. Tanto mejor ^ dijo Apolonio : te hahias de alegrar, Patran,
145 ¿ m. Todos estos Alabeces Malignes eran parientes^ como
ya es dicho ; se juntaron en Vera , Guer, Civ. 5 1 4 ¿ u.
Conocilo por la punta, me llegué á él como á un oráculo.
Lazar L. Ii8¿ ob. Vgl. Patran, 146a, 31; Ctuer. Civ. 55 10.
47; 5910, 14; 59i¿, 28; 626^, 46; LazarL, 1130, 12;
12% b, 8.
ß, Solis Cart. 9, i ; 13, 31; Ant. Cart, i, 130, 134;
3*36,41; 4, 177» 185-
Anmerkung. An alten Beispielen des vorangestellten Pron.
fehlt es nicht gänzlich. Wenn man ihnen auch angesichts der so
konsequent gehandhabten Nachstellung mit einigem Mifstrauen ent-
gegentritt, so verdienen sie doch ihrer Seltenheit wegen umsomehr
angeführt zu werden. In der Crónica gen. {Lemcke /, 50) liefst man :
non sé consejo en el mundo que faga. Le dixo estonces el rey. . . .
und bei Rios V, 448 u. : el peccado de mi padre me comprende : me
semeja qne rescüñré aqui martirio. Ein späteres Beispiel ist
Amadis 203 a ob. {se fué d dormir). Ein weiterer Fall würde sich
in den bei Rios III abgedruckten Reyes Magos Z. 17 bieten {iré,
lo aoraré et pregaré et rogaré) wenn sich hier nicht unwillkürlich
die Änderung in irélo aorar aufdrängte. Überhaupt wird man bei
Beispielen aus älterer Zeit ein Recht zur Vorsicht haben, sie sind
vielleicht nicht so unverfänglich wie sie scheinen. So wird in Clareo
444 6 m. {leida la carta por Clareo, quedó maravillado y la color
mudada ; se comentó de abrasar . .) mit anderer Interpun gierung zu
lesen sein: quedó maravillado, y la color mudada se comenzó., .,
und Calila 406 u. (di tú: me viste facer esto que me apones? legt
die Änderung in : di: tú me viste . . P nahe.
30 £. GESSNER,
Etwas anders gestaltet sich die Sache, wenn der Hauptsatz
die Funktion des Nachsatzes übernimmt. Da er in diesem Falle
mit dem vorangehenden Nebensatz dem Sinne nach untrennbar
verbunden ist, so kann das an seiner Spitze stehende Verb
das Recht schlechtweg das erste Wort des Satzes zu sein nicht
mehr in unbestrittener Weise aufrecht erhalten, und so geschieht
es, dafs hier sich das Pron. seinen Platz vor dem Zeitwort
leichter und früher erkämpft. Allerdings ist zunächst das suffigierte
Pron. in dem mit dem Verb beginnenden Nachsatz die allgemeine
Regel (im Cid ohne Ausnahme), und so bleibt es im 1 4. u. 1 5. Jahrh.
Jedoch läfst es sich hin und wieder schon früh vor dem Verb
antreffen; aber erst mit dem 16. Jahr, mehren sich die Beispiele,
obgleich auch in diesem Anhängung noch die allgemeine Sitte ist.
Dann nimmt die Gewohnheit dem Pron. die erste Stelle einzu-
räumen immer mehr überhand; schon im Quij erscheint sie als
vorherrschend, um es fortan zu bleiben. Die Freiheit das Pron.
an das Verb zu hängen hat sich bis auf den heutigen Tag
erhalten.
Nur Beispiele aus früher Zeit haben hier Interesse.
Quando lo oyó el enemigo ^ Nos echó de par ay so ^ ^Egipcf^^T^,
Si culpado es , se cumplirá eras la justicia , Pair. 4 1 5 ¿ u.
Porque fué de buen acuerdo y se fizo atormentar asi^ Calila
50 ¿ m. V^, FGon. \2\c\ RPaL 748 r, 858^. Häufiger
dann in Celest, u. LazarM, — Moderne Fälle des an-
gehängten Pron.: Si era el escarmentado de los que llevaban
charretera de plata, habíale contestado ,, y Clemencia S. 10 u.
Aunque él aseguraba no haber encontrado la suya, entreteníase
con las demás esperando^ FOro S, 167 u.
b. Dem Verb des Hauptsatzes können die verschiedensten
Satzteile vorangestellt werden.
a. Die vor das Prädikat tretende beiordnende Konjunktion
übt nur geringen Einñufs auf die Konstruktion aus. In der ältesten
Zeit hebt sie die Suffigierung des Pron. nur selten auf; noch im
16. Jahrh. und selbst im Quij, ist angehängtes Pron. der häufigere
Gebrauch. Nur die Partikel ca verrät schon in den frühesten Denk-
malen die Neigung das Fürwort an sich zu ziehen.
Ma^ (aber) cambiólo ayna Dios en meior estado y BDom,
2 15 f. Pero diceme que lo non sepa home del mundo y Pair,
402 ¿ m. Por ende ruegovos y ib. 372b u. Dagegen: por
ende vos digo, ib. ¿^20 a m. Non se debe celar ninguna cosa
de la verdaty antes la debe descobrir aquel. Calila 35 0 u.
Ca. Ca la tengo por heredad, C/i/ 1472. Vgl. C/i/2940;
BMil. 392 ¿; Patr, 395 ¿, 52. Dagegen: ca crece vos y
ondray Cid 3413. Vgl. BDom. iggb.
ß. Nicht genau auf derselben Linie steht die Konjunktion
„und''; denn bei dieser kann es sich leicht ereignen, dafs gewisse
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 37
Bestandteile des ersten Satzes auch in den und - Satz gehören, wo-
durch (vgl. unten rf) die Voranstellung des Pron. natürlicher wird.
Ist dies nicht der Fall und kann der und -Satz volle Selbständig-
keit für sich in Anspruch nehmen, so ist nach dem unter a
Gesagten Enklise nicht auffallend und in der That ist diese bis
in das i6. Jahrh. und selbst in Qutj. noch sehr überwiegend (aa).
Aber so grofs ist altspan. die Neigung das Pron. dem Verb an-
zufügen , dafs selbst da , wo das Subjekt oder ein andrer Satzteil
aus dem Vorhergehenden in den mit „und" verbundenen Satz
hinûberzunehmen ist, das angehängte Pron. der allgemeine und
lange überwiegend gewahrte Brauch bleibt {ßß).
aa. Ellos vos las piden e mando vos lo yo, Cid 2078.
Dijeron que non era bien et mándete y 0 sobir, Patr. ^T2a m.
V mandole yo, Quij, /, 7 S. 26. Calló y aplaudióse á si
mismo. Cart. Mar. 10,67. Vgl. Oi/ 1050; BDom. 6570;
Alex. 28 d, 256 ¿; J^oiz 34 0; Lazar M . 80 í7, 47. Aber
auch : ê le dio et rey Don Alfonso estonces cavallos , Cron.
gen. bei Lemcke /, 50, He fablado Con aquestos contadores e
me han asegurado , ,, RPal. 4^y ab.
ßß. Fo esto mando e dolo por sentencia, BMlg. 208 â.
Otros privados de aquel rey habian del muy grant envidia et
trabajábanse . . , Pátr. 369 b u. El Rey se partió della y
fuese al rey Perion, Amadis 30 u. El hombre bueno lloraba
y besábale muchas veces, ib. 15 ¿ ob. Aber auch: tií le honraste
é le privaste é le f eciste tu igual, Calila iba va. Ella vino
¿ me comió, Enxpl. 453 0 m.
y. Die sich zum Verb gesellende Negation no (ni) zieht das
Pronominalobjekt mit fast absoluter Sicherheit an sich (non lo desafié
nil torné enemistad. Cid 965/ Freilich fehlen selbst hier die Aus-
nahmen nicht durchaus.
Nengun omne non ose murmurar contra los sacramentos de
la santa fée: nin cuídelo en su corazón ni lo diga por la
boca, Eluzgo lyj b m. De noche no dejábanme de venir á
ver y á preguntar. Lazar Inc. 106 ¿ m. No digolo por el
mio, Chrestom, S. 97 m.
ò. Dagegen gestatten andre an die Spitze gestellte Satzteile
dem Pronominalobjekt im Altspan, eine fast unbeschränkte Freiheit
vor oder hinter das Zeitwort zu treten. Die heute von der Grammatik
vorgeschriebne Stellung vor dem Zeitwort (su padre me lo dijo)
muís zwar für die alte Sprache schon als die üblichere angesehen
werden; jedoch wird davon wieder in so unzähligen Fällen ab-
gewichen, dafs von festen Gesetzen nicht wohl geredet werden
kann. Nur allmählich gibt sich die Entwicklung im Sinne der
modernen Praxis in klarer Weise zu erkennen. Im 16. Jahrh. zeigt
sich das vorantretende Pron. zwar schon als die unzweifelhafte
Regel, indes ist daneben die Suffigierung noch keineswegs unge-
^S B. GESSNER,
wohnlich. Im weiteren Verlaufe tritt diese dann natürlich immer
mehr zurück, ohne jedoch bis auf den heutigen Tag ganz zu ver-
schwinden. Der Schriftsteller greift zu ihr aus Gründen des Wohl-
klanges oder wenn nach längeren vorangehenden Satzbestimmungen
oder Sätzen das Verb schärfer hervortritt oder selbständiger hin-
gestellt werden soll.
Ei rey púsolo en su corazón^ Pair, 370 a ob. Luego fuese
para las aves, ib, 376 ¿ ob. Algunas vegadas acaésceme de
esiar ian afincado de pobreza , ib, 378 ¿ m. u. s. w. — Spätere
Beispiele: el labrador , qtie vio,,,, túvose por muer f o, Quij,
/^ 4 S. 13. Fo rióme de su llanto. Criticón 433 ¿ ob. Con
un ian impensado incidente alteraron se mucho las cosas, ib,
30 0 ob. El bellacon del Señor co -Episcopo, haviendo fin-
gido que su Gerundio era de Campazas, púsole á la Escuela
de Villa-Ornate, FGerd, 11, 241 m. Por entre tantos sustos
fiase en su fortuna , Cart, Mar, 9, 188. La puerta de la
sala abrióse, Amalia 7, 19. Pedro hizole entrar por el portón,
ib, 1, 26. En seguida volvióse á sus habitaciones, ib, /» 31 u.
überhaupt nicht ungewöhnlich in diesem amerikanischen
Roman. En su sueño parecíale escuchar lamentos, FOro
S. 147 ob. Con esta dominación y sober ania dirigióse á la
Sacra Imperial Magestad, Castelar', España Moderna,
s. Wie verhält es sich mit dem an der Spitze des Satzes
stehenden und nachher durch das Personale wieder aufgenommenen
Objekt? Die Sprache bleibt hier ihren sonstigen Prinzipien im all-
gemeinen treu.
Dadurch, dafs das an den Beginn des Satzes gestellte Objekt
später beim Prädikat noch einmal scharf zum Ausdruck kommt,
löst es sich aus der strengen syntaktischen Fügung, es tritt so zu
sagen aus dieser heraus und der Satz beginnt in gewissem Sinne
erst mit dem sich daran schliefsenden Worte. Ist dieses nun das
Prädikat, so wird sich nach dem unter i a Gesagten für das wieder
auñiehmende Personale die Stellung hinter dem Verb als die
natürliche und notwendige ergeben. So ist es in Wirklichkeit In
den frühesten Denkmalen ist dies die fast uneingeschränkt geltende
Regel. Erst mit dem 1 6. Jahrh. werden die Abweichungen häufiger,
und von da an bricht sich der spätere Gebrauch das Pron. dem
Verb voranzustellen inmier mehr Bahn; schon im Quij, ist er das
unverkennbare Gesetz (aa).
Nicht ganz so liegt die Sache, wenn an das durch das Pron.
wiederholte Objekt das Prädikat sich zwar unmittelbar anschliefst,
wenn aber das Objekt selber nicht die erste Stelle einnimmt,
sondern wieder andre Satzglieder vor sich dulden mufs. Da das
Zeitwort in diesem Falle seinen Anspruch auf die erste Stelle des
Satzes verliert, so würde sich (nach b d) die Stellung des Pron. vor
dem Verb als die natürlichere ergeben; aber auii^llenderweise
zeigt hier die alte Sprache die sehr entschiedene Neigung zu
DAS SPANISCHB PERSONALPRONOMEN. 39
suffigieren. Wie es scheint, behält das unmittelbar hinter dem
Objekt scharf einsetzende Verb für das Empfinden eine so prägn-
ante Geltung, dafs die vor dem Objekt befindliche Satzbestimmung
dagegen bedeutungslos bleibt (ßß).
Sehr leicht geschieht es endlich, dafs sich zwischen Objekt
und Prädikat andre Wörter einfügen. Dann erscheint das Pronominal-
objekt, wie zu erwarten, in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle
vor dem Zeitwort. £s ist dabei ohne Belang, ob das Objekt an
erster Stelle steht oder andre Bestimmungen vor sich hat. Wenn
sich das Pron. zuweilen dem Verb angehängt findet, so erklärt
sich das aus der erwähnten Neigung des Altspan., auch innerhalb
des Satzes dasselbe dem Zeitwort nachfolgen zu lassen. Im übrigen
sind die Fälle der Anhängung nur auf alte Denkmale beschränkt,
später würden sie wohl kaum oder nur höchst spärlich anzutreffen
sein (yy).
Über die Stellung des wiederaufnehmenden Pron. in Neben-
sätzen vgl. unter c,
aa, A Mynqya Alhar fanez mataron le el cavallo , Cid 744.
Su muger e sus fijas subiólas al alcaçar, ib. 1644. Vgl.
BDom, lib, 12 e; BMlg, 149^, 1760; Alex. 208 </; AppoL
lyic; Pa/r, 388(1, 35; Potz 146^; Amadis 8a m. (á otros
donceles mandólos meter en un corral); Celest.l^b, 32; Lazar M.
863, 20. — Dagegen : al conde le plogo de lo que Patronio
le dijo i Pair, 377a m. Esto que ws agora digo, lo diré
yo,., ib, 375 3 u. Selten im Altspan.
Anmerkung. Todo» todos zieht jedoch das Pron. ganz all-
gemein an sich; todo te lo dará, BMlg, 803^. Vgl. Cid ^22, 2164;
AUx, 5036; Rout 443 </; Celest. 19 a, 40. — Aach esto übt leicht
diesen Einflufs: esto lo vieron todos ^ BMlg. ^2^ a. Estote lo digo.
Calila 62 fl u. Aber esto sélo de plan, BMlg, y62c.
ßß, Martin Antolinez, el Burgales complido, A my o Cid e
a los suyos abástales de pan e de vino. Cid 65. Por la
envidia Cain a su hermano Abel Matólo, Roiz 271. Vgl.
Cid 260, 159, 368, 2408, 2888; BMlg, 2400^, 275 ¿:;
Alex, gyòbc; AppoL 162 ab; Roiz 2^2 a, 594 3, 601a.
YY' Brächet a my o Cid la manol va besar. Cid 174. Esta
adivinanza por nada la tenien, BDom, 2 85 3. Vgl. Cid 872,
2402; BMlg. i%bc, i^g cd; Alex, ^42 b; Appol, 200 d;
Roiz 1 86 a; EnxpL 448a, 25/; RPal, 17 r, 29^; Celest,
ita, gf; ^Sb, 18/. — Dagegen: A myo Cid el que en
buen ora nasco ^ Dentro a Valencia lievan le el mandado.
Cid 1560. Vgl. BMlg. ^g2ab; Roiz 2'j^a; Calila 35 ¿,
Ç,. Eingeschaltete Sätze, die den Redenden zu erkennen geben,
zeigen durch alle Jahrhunderte das vorangestellte Pron. als die
allgemein übliche, aber nicht notwendige Konstruktion.
40 E. GESSNER,
Dios te salve, le dixo ^ luego de la primera^ AppoL 122 e,
— Beispiele des angehängten Pron. : amigo, dissol, sepas
que so de it pagada, BMlg, àia, u. so in Ber ceo beinahe
ständiger Gebrauch mit seltnen Abweichungen (309 c). Vgl.
Alex, 212 a; Roiz 928 i/; Criticón 433 ¿ ob.; Cart, Mar,
7, 151, 169 u. hier öfter, z.B. 27, 32; 34, loo; 55, 18;
57> 27.
c. Im Nebensatz ist Voranstellung des Pronominalobjekts auch
in der alten Sprache die schlechtweg herrschende Regel. Aus-
nahmen kommen allerdings vor und zwar bis auf den heutigen
Tag (a), doch sind sie immer spärlich. Am erklärlichsten ist
nachstehendes Pron. dann, wenn zwischen das den Nebensatz kenn-
zeichnende Wort (Konjunktion, Relativ) und das Prädikat sich
andre Satzteile oder ganze Sätze eindrängen, wodurch das Gefühl
für die Unterordnung in einem gewissen Grade abgeschwächt
erscheinen kann (j9). Ungleich seltner ist diese Konstruktion, wenn
sich das Verb dem subordinierenden Worte unmittelbar anschliefst (y).
Auch in einem zweiten mittels „und'' angeschlossenen Nebensatz
kann Nachstellung des Pron. vorkommen und dies um so leichter,
als ein solcher von dem Sprechenden leicht als ein selbständiger
gedacht sein kann (d). Ebenso in einem asyndetisch angefügten
Nebensatz (£). Die so beliebte Auslassung der subordinierenden
Satzpartikel que beeinträchtigt die übliche Stellung des Pron. vor
dem Zeitwort nicht (g).
a, Rosas acababa de dar un paseo por la habitación, cuando
de repente paróse , Amalia I, 82, . , .en las cuales velase bien
clara la natural aserción, Castelar in España Moderna.
ß. Dezid le al Campeador^ Que destas siete semanas adobes
(adobe se) con sus vassallos, Cid 2969. Acaesció un dia que
por facer placer á los moros, dijoles . . Pcär, 400 a m. Entróse
por ellos, á do viendo al bañador lo qtie hacia, púsose en ayudarle.
Pairan, 146 a u. Vgl. Cid 1250/ Enxpl, 458 0, 50/ Gatos
551a» 3Ï. Calila ^2 a, \f; Lazar Ine, 94 a, 59/ Celesta
65 ¿, 26/; Clareo 437a, 5/; Selva 477 ¿, 30// 503 a,
11/ Alfar, 202 a, 11 f
y. Quando salie le el sol (bei Janer fehlt l¿). Cid 2112.
Asi que decíanle los otros vestiglos^ Calila ÒJ b ob.
d. Una bondat Que li valió en cabo e dioli salvedat, BMlg,
144^. Ansi que venieron é metiéronse todos so la gallina.
Gatos 554 ¿ m. Sabrás que ella , . estaba presa de mi amor
y envióme á decir que la visitase, Celes t, 68a m. Vgl. Gd
1573 Î Patr,^ooa, 22 f\ Calila 17^,9; Lazarinc lOOa, 7;
Selva 5030, 14/"; Criticón 2*] b, 11 f
6, Oraba . . Que los refiriesse, çerraseles el camino, BDom,
7 7 r. Tanto pudió bullir el sotil aversario , Que corrompió
al monge, fizólo fornicario^ BMlg. y S cd. Vgl. BDom. 305 r,
7Ò2d.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 4I
g. El conde le rogó le dijiese cómo fuera aquello , Pair.
371 ¿ ob. Roguéle me volviese aquellos cartapacios, Quij. I, 9
S. 34. Para el sugeio á quien has encargado las dirija á
Ben-Beley^ Cari, Mar, 33, 45.
Was die Wiederaufnahme eines im Nebensatze befindlichen
Objekts angeht, so ist, wie ganz allgemein im Nebensatze, das dem
Verb vorangestellte Pron. der gewöhnliche Gebrauch. Jedoch
fehlen auch hier die entgegenstehenden Fälle nicht, besonders wenn
Objekt und Prädikat durch längere Einschiebungen getrennt sind.
Commo al ermiianno gelo mandó criar, BMlg, 565 ¿.
Como yo este oficio le hubiese mamado en la leche. Lazar M.
85 ¿ m. Vgl. Cid, 222y, Patr. 371 ¿7, 21/ Calila 62 a^ 8/.
— Dagegen auch : al rey de Valencia enhiaron con mensaie^
Que a uno que dizien myo Çid Rruy Diaz de Bivar Ayrólo
el r rey Alfonsso, Cid 02*] /". Vgl. Calila 170, 34/; 39 0, 14/.
2. Das Futurum und das Imperi. Fut. (Konditionale) unterliegt
zwar durchaus den bisher erörterten Gesetzen, jedoch spielt hier
die Zerlegbarkeit dieser Zeiten in ihre beiden Bestandteile, Infinitiv
und Hilfsverb, eine wichtige und interessante Rolle.
Es ist ein eigentümlicher Zug der span. Sprache, dafs sie
Anlehnung des Pronominalobjekts an diese Tempora nicht liebt.
Wenn nun nach den syntaktischen Gesetzen des Altspan, das Für-
wort nicht vor das Verb, treten durfte, sondern diesem angeschlossen
werden mufste, so bot sich in der Zerlegung des Futurs ein leichtes
Mittel dies zu erreichen, indem das Pron, an den Inñn. gefügt
wurde {hacerlo he = harélo , lo harì). Die Beobachtung lehrt nun,
dafs in den ersten Jahrh. die Zerlegung zum Behufe der Sufñgier-
ung bei dem Futurum, wenn es am Anfange des Hauptsatzes oder
eines zweiten mit „und" angeschlossenen Satzes stand, ebenso die
allgemeine Regel war wie die Anhängung des Pron. an die übrigen
einfachen Zeiten des Verbs (a). In Betreff des innerhalb des
Hauptsatzes oder im abhängigen Satze stehenden Futurs gilt eben-
falls das über das einfache Tempus Bemerkte : Zerlegung im Satze
ist, wenn auch das weit Seltnere, doch nicht eben ungewöhnlich;
im Nebensatze dagegen erscheint sie nicht häufig (ß),
a, Hauptsatz. Conbidar le yen de grado ^ tnas ninguno
non osava, Cid 2 1 . Saberlo heis^ cuando menester será, Amadis
5 am. Vgl. Cid g2, 133/ BDom, 143 ¿; AppoL 87 0; Roiz
20'jd; Pulg, Letr, 9, 23; Celesi, ta, 15/ io¿, io.
Nachsatz. Si yo algún dia visquier, servos han doblados.
Cid 251. Vgl. BMlg, 248 (/; AppoL ^gd; Patr, 373 0, 38;
Amadis 70, 3/ jb, 10; Celest, 9^7, 25/ ly b, 52.
Und -Satz. Nos con vusco la veneremos e valer nos ha el
Criador, Cid 2330. Vgl. Alex, 74 0; Roiz 835 </, gjàd;
Calila 2^a, 21; Pulg. Letr, 2, 67; Celest. gb, 40/ 240, 14.
42 E. GESSNBR,
ß. Hauptsatz. De ¡os otros quinientos dezir vos he que
faze, Cid 1423. Muchas cosas juntadas facerte han aiuda^
Roiz 490 ¿. Por cierto seguirse hia de aqui un terrible daño^
Guzman àgSa u. Vgl. Cid, 1641, 1768 (oft in Cid); BMìg.
644 fl¿; A/ex, SjSc; Appai, i^Sò; Pair, 376 <7, 24; Calila
16 ¿,21/ PPa/, 506 ¿; Ce/est, (selten) 160,44/; 25 ¿, io;
72 ^ 38-
Nebensatz. Martin Antolinez et pleyto a parado^ Que sobre
aquetas archas dar le yen seis cientos marcos^ Cid i tof. Son
tantas las tus malas tachas, que si el rey las sopiere^ mandar
te hia echar de su corte , Calila 39 0 u. Vgl. Cid 1250/
BMlg, 494 </; Alex. I50r, 2202 d; Calila 49 a, 16.
Was die weitere geschichtliche Entwicklung betrifft, so weist
das 16. Jahrh. Beispiele der Zerlegung noch zahlreich genug auf;
doch werden sie, namentlich innerhalb des Satzes und im ab-
hängigen Satz immer seltner (y). Auch in der ersten Hälfte des
17. Jahrh. kommt sie noch vor, aber wohl nur noch, wenn das
Futurum an der Spitze eines Hauptsatzes steht. Nicht gerade in
bedeutender Anzahl im Quij, (rf); häufiger in dem noch etwas
späteren Criticón, der in diesem Falle die Scheidung fast
regelmäfsig zeigt (f). Mit der Mitte des 17. Jahrh. kann die Zer-
legungsfahigkeit des Fut. wohl als erloschen betrachtet werden.
y. De otra manera loaros han unos de justo, y notaros
han otros de mal criado^ Guev, Ep, 14, 10 1/. Asi que^ si
os parece y holgáis dello, enviarles he á pedir licencia. Selva
500 a m. Vgl. Guev, Ep, 51, 135/; Pairan, 144 ¿, 24/
Alfar, 430 0, 21 f
ó. Ven, ayudarte he á subir donde dices, Quij, II, 14
S. 39 1 . Tomaros he yo , , y amarraros he á un árbol, II, 35
497. Dime con quién andas, decirte he quién eres^ II, 10
S. 369.
í. Mira tu quales serán estos, verlos has, experimentarlos
has y dir asmelo algún dia. Criticón 2^b, 2Sf Vgl. 26 a, 13;
48a, I.
Trotz der Abneigung dem Fut. das Pronominalobjekt anzu-
hängen mufs doch konstatiert werden, dafs solche Fälle sich nicht
eben in unbeträchtlicher Anzahl vorfinden; sie lassen sich durch
alle Perioden der Sprache bis auf den heutigen Tag verfolgen (Ç).
g. Dexaré vos las posadas, non las quiero contar. Cid 13 io.
Las tórtolas que mandó para hoy guardar, direte que hedian.
Celes t. 390 u. Pensar éislo bien si tenéis la cabeza para ana"
tisis. Comp, joc, 301. La multiplicidad de las puertas,.,
causar ale por el pronto alguna confusión, Chrestom. 1 34. Vgl.
Cid 1453; BMil, qob; AOnc. 969 ¿; Pulg, Letr, 2,42;
Alfar. 2^8 b, 33; Solis Cart, 4» 52/ Cart, Mar, 18, 28;
21,49.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN 43
3. Imperativ. Für den Imperati v gelten die für das einfache
Tempus mafsgebenden Bestimmungen. Von besonderer Wichtig-
keit ist hier nur der früher sehr häufige Fall , dafs ihm andere
Satzteile vorangehen.
Suffigierung ist das ganz allgemeine, selten verletzte Gesetz,
wenn der Imperativ am Anfange des Hauptsatzes (Nachsatzes)
steht (a) , nach koordinierenden Konjunktionen (Ò) und bei einem
zweiten mittels „und" angeschlossenen Imperativ (c),
a, Levaldas y Rr achei e Vidas ^ poned las en vuestro salvo^
Cid 167.1
b, Mas dame fiador que sea segurado, BMlg. 64 1 c. Por
ende dame licencia^ Celes t» ^2 a ob. Dagegen: por ende le
castiga, non dexes lo que pides, Roiz 459 ¿i.
c, Brendel las archas e meted las en vuestro salvo\ Cid 119.
Levadlo e desidie, Roiz 102 d. Toma y vuélvela luego ^
Lazar M, 8 1 ¿ ob. Dagegen : yd e me ponet real Allá en
puente de Pinos ^ AOnc. 2*] cd. Por amor de Dios^ te despojes
. .y me da algún remedio^ Celest, 45a m.
Treten dagegen andre Wörter vor den Imperativ, so behält
das Gesetz , dafs dem Prädikat vorangeschickte Satzbestimmungen
überwiegend die proklitische Stellung des Pron. herbeiführen,
auch für ihn seine Geltung und erzeugt bis in späte Zeit einen
in hohem Grade wechselnden und willkürlichen Gebrauch, indem
das Fürwort bald nachfolgt, bald vorangeht.
Vorangehender Nomin. des Personalpron. Tu dale tus
altezas^ Alex, 370 0. Vos decidme et consejadme^ Pair, 369 ¿ m.
Vos traedme veinte doblas , RPaL 32 2 ¿ Tú tórnate con su
misma razón y Celest, 2^ a ob. Vosotros contagios quitáosme
de delante, Criticón ^20 a u. — Dagegen: Tu me gana la
lumne, BDom, 576 f. Tu me guia en ello, BMlg. ^td,
Sennor , tu nos defiende ^ RPaL 384 0. Tú que puedes me
acorre^ Celest. tob ob. In der alten Sprache vorangestelltes
Pron. wohl überwiegend.
Andere Satzglieder. Por mi besolde la mano^ Cid 1275.
Algun conscio danos, BDom. 360 </. Cr as al suenno primero^
la gente aquedada, Furiate de tus omnes, BMlg, y^obc. De
mi consejo tórnate á la cámara^ Celest» 16 a u. Aora dime.
Criticón 57 <? ob. — Dagegen: bien las abastad. Cid 259.
Quando fuere passado, luego me soler rat, BDom, 496 a. Si
amar quieres duenna, del vino bien te guarda, Roiz 5I9</.
^ Als Abweichung kann es angesehen werden, wenn zuweilen nach
einem Vokativ das Fürwort vor den Imperativ tritt. Nachstellung ist in
diesem Falle natürlich die Regel (Abbat, deùdles que prendan el rrastro.
Cid 398;.
Santa Maria sennora, me val, FGon, 369 <i^. Sennor mio, me
acorre, RPal, 164 a.
44 E. GESSNER,
A ¡OS vivos me deja à car go ^ Celesta 62 ¿ u. De hoy mas le
ejerced y usad como sé que bien saheis hacer ^ Lazar Ine, 103 a m.
Con mucho secreto os poned debajo deste halcón, Guer, Civ.
527 ¿ u. De tantas confusiones, Como su discurso cercan.
Le saca con la verdad. Calderón^ la Vida es sueño, IL In
alter Zeit und noch im 15. Jahrh. wohl vorherrschend.
Der optative und jussive Konjunktiv unterliegt demselben Ge-
brauche wie der Imperativ.
IL Zusammengesetzte Zeit.
1. Wenn das Particip seinen Platz vor dem Hilfsverb hat
(eine heute wenig übliche Konstruktion), so steht das Pronominal-
objekt stets dahinter, gleichgiltig ob es an der Spitze oder im
Innern des Hauptsatzes oder im Nebensatze steht.
Otorgado gelo avie el ahhat degrado^ Cid 2Ò1, Holgadome
he de tu venida, Guer, Civ, 528a u. — Un grant colpe dadole
ha, Cid 2^21, Lo al que te he dicho ^ guardado te está à
su tiempo, CelesL 14am. — Por prohar esta cosa qtie dicha
vos avemos, BMlg, 377 0. Lo que sucedido le hahia, Quij,
II, 63 S. 629.
Höchst selten vor dem Particip : desque lo visto ovo^ Alex,
itoh.
2. Geht dagegen das Hilfsverb voran, so gesellt sich das
Fürwort zu diesem. Seine Stellung vor oder hinter ihm unterliegt
den oben bei der einfachen Zeit entwickelten Bestimmungen.
Avielo la envidia de su siesto sacado^ BMlg. JK^d. — Pero
ovolo ein hien ante conosçido , BDom, 390 f. — Fuime por
esa ciudad . . y hanme dado esto que veis. Lazar M, 85 ¿ u. —
Aquelos que gelos dieran non gelo avien logrado. Cid 2^^ 2.
— -£7 agua nos an vedada. Cid 667. Tu asme toUido a mi
un capellano, BMlg, 22gd. — Enhiar ws quiero .. Al rrey
Alfonso que me a ayrado. Cid Si ^.
An merk. Hin und wieder jedoch erscheint das Pron. in diesem
Falle dem Particip angehängt. Die Beispiele fìnden sich in allen
Perioden der Sprache, vielleicht mit Ausnahme der allerältesten.
Conto dicho peon habia ya salvádose de las guardas, Ayora 4, 69.
Aunque habia oidola loar. Alfar, 319« ob. No habia la fraude
ni la malicia mezcládose con la verdad, Quij. J, 11 S. 42. Por
haber librádonos de un tirano. Calderón, Gran Cenobüi IJI. Puede
haber perdidose la carta , Ant. Cart, 3, 74. Esta reflexion . . no
habia terminádose en su pensamiento, Amalia /, 7 ob. Überhaupt
auffallend on in diesem modernen amerikanischen Roman (vgl. I, 6
m., 18 m., 82 u.; II, 197 m.); vielleicht ein Amerikanismus .'
3. Wenn bei einem zweiten Particip das dazu gehörende
Hilfsverb nicht wiederholt wird, so suffigiert sich ihm das Pron.
Dasselbe geschieht, wenn das Particip ohne Hilfsverb eine Parti-
cipialkonstruktion bildet
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 45
Habiendo tú fecho á tu rey tan grant traición é metidole
en tan grant pesar ^ Calita 33 ¿ m. Habiendo él cantado y
traídonos á que oyésemos al señor Luzmán, Selva 501 0 ob.
— Limpias sus armas, puesto nombre á su rocin y confirmádóse
á si mismoy se dio á entender . . Quij, /, i S. 4. Halló á su
enemigo^ y vencidole en batalla singular y después perdonádole
generosamente le dió la liber lady Franceson, Gram. S. 96.
111. Gerundium.
1. Wenn das Gerandium mit Verben wie /r, estar , andar in
Verbindung gesetzt ist, so kann nach heutigem Gebrauch das vom
Gerund, abhängige Pronominalobjekt entweder zu diesem oder
zu dem verb.^«. konstruiert werden (estoy esperándole, le estoy espe-
rando). Dieselbe Freiheit genofs auch das Altspan., nur dafs hier
weit überwiegend das Pron. dem verb» fin, beigegeben wurde; noch
in Qtäj,y Criticón, Cart, Mar, tritt dies in bemerkenswerter Weise
hervor.
2. Was die Stellung des Pron. vor oder hinter derjenigen
Verbalform, Hilfsverb oder Gerund., angeht, der es zugewiesen
wird, so gelten für das Hilfsverb, je nachdem es am Anfange des
Hauptsatzes oder im Haupt- oder Nebensatze steht, die beim ein-
fachen Tempus (I, i) gegebenen Gesichtspunkte.
Sonrrisos myo Cid, estavalos f ablando , Cid 154. — Ca
me está al puerto la victoria esperando, Alex, 22gd, — Va
le crece la barba e vale alongando. Cid 1238. — El enemigo
malo non se fo del ridiendo, BMlg, zigd. — Grandes son
los poderes e a priessa se van legando. Cid 967. — Mager
los están lamando, ninguno non responde. Cid 2305.
3. Wird dagegen das Fürwort zum Gerund, gezogen, so er-
kennt die alte Sprache nicht ganz dieselben Gesetze an wie die
moderne. Hier ist Folgendes zu bemerken.
a. Bei dem von der Negation begleiteten Gerund, schwankt
der Gebrauch. Die alte Sprache gibt dem Pron. mit augenschein-
licher Vorliebe seinen Platz vor der Verbalform. Im 16. Jahrh.
ist diese Konstruktion noch ziemlich häufig, obgleich Anhängimg
schon das Gewöhnlichere wird. Noch in Quij. geht beides neben
einander her. Etwa mit der Mitte des 17. Jahrh. verschwindet die
Voranstellung.
Si el siervo ó la sierva echan su fijo non lo sabiendo el
sennor, Fluzgo 75 ¿. Non la guardando. Pair, 373 </ m.
No me conosciendo, Celes t, 34 ¿ ob. No les dando pena, Clareo
^tya u. No lo haciendo asi, Alfar, 2\\b ob. No lo siendo,
Quij, //, I S. 333; //, 6 S. 353. — Dagegen: non dándole
á entender. Pair, 421 ¿ m. Non habiéndola nunca oida, Calila
20a ob. No aquejándole pena, Celest, J2a ob. Altspan,
das weit Seltnere.
40 E. GESSNER,
b. Unsicherheit herrscht auch, wenn sich vor dem Gerund,
ein Nominativ einfindet, sei es, dafs dieser mit ihm einen abso-
luten Kasus bildet, oder dafs er das Subjekt eines aus dem Früheren
zu ergänzenden Prädikats ist, oder dafs er sonst irgend welche
Funktion ausübt In alter Zeit ist Voranstellung wohl das Üb-
lichere.
Esto van diziendo e las y mies se alegando^ Cid 2^^. Una
estrella los guiando^ Ador, 4. Aun él me guiando del vos
quiero fahlar ^ BMiL 320 ¿. Los moros yvan /oyendo E
christianos los matando^ AOnc. yògaò. En ¿I se partiendo
del Rey ^ Luna 283, 21. Ni alguno le costriñendo á aprender^
Guzman yiob ob. — Dagegen: hyo sirviendo vos sin art^
Cid 2676. Yo maravillándome de las palabras^ EnxpL 449 3 u.
Yo hallándola aqui. Clareo 450 ¿ u.
c. Wichtig endlich ist dies: treten vor das Gerund, solche
Satzteile, die ihm syntaktisch untergeordnet sind und die ihm also
in der regelmäfsigen Wortstellung nachfolgen würden, so verlangt
die alte Sprache das Pronominalobjekt vor dem Gerund. Diese
Konstruktion läist sich bis tief in das 16. Jahrh. hinein verfolgen;
angehängtes Pron. scheint in diesem Falle der ältesten Sprach-
periode fast unbekannt zu sein.
Trayôla mal menando^ La boca ly torciendo^ las espumas
echando^ BDom. 690 be. En abriendo el ojo e luego lo cerrando^
RPaL 1 69 0. Del se partiendo se fué á la Reina , Amadis
1 1 ¿ u. Ninguna cosa le pidiendo , Guev, Ep. 1 6, 44. A
veces se maldiciendo y muchas desmayando , Pairan, \\\b u.
Asi lo haciendo^ Guer, Civ. 59 1¿ ob. Vgl. BMiL 383 r;
MEgipc, 376/ Alex, 157 </; AOnc, 2106a; FGon, 401a/
RPal, 57 1 í, 689 </, yiid, log^c, — Dagegen: encobier la-
mente casándose algunos, Part, III, 25. Con el extraño
apartándose, Guev, Ep, 51, 332. Ya recelándose, Pairan,
1 44 ¿ ob. Dándole lo que le pudo dar y á mi quitándome
la libertad que tenia. Selva 485 ¿ u.
4. In allen andern Fällen wird, wie heute, das Fürwort dem
Gerund, suffigiert, mag dieses sich nun an estar, andar und ähn-
liche Verba anschliefsen oder ohne Verbindung mit diesen eine
selbständigere Bedeutung haben.
Todos a meravija catando lo estaban, Alex, 242 í. Asi me
fui para tni amo que esperándome, estaba. Lazar M, ySb u.
— Nunca lo diste a uno, pidiéndotelo dento, Roiz 238 ¿/.
Contaba él que se habia llegado á mi, y dándome grandes
voces, llamándome, procuró recordarme, Lazar M, 83 ¿ u.
5. Das von en begleitete Gerund, zeigt fast immer Anhängung
des Pron. (en haciéndolo). Entgegenstehende Fälle, wie im Portug.
{em a vendo neben em vendo - a) sind höchst selten : en gela quitando^
se tornaron tan secas como de antes, Amadis 145 ¿ m.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 47
IV. Infinitiv.
1. Wenn derinfin. in Verbindung mit einem verb, fin, erscheint,
so kann ein hinzutretendes Objekt von diesem oder von jenem
abhangen. Gehört es zum verb, fin.^ so hat es natürlich auch
seinen Platz bei demselben.
Mandarin le yr adelante^ Cid 2766. Mi pasada alteración
me impide á reir de lu desculpa, CelesL 24 ¿ m.
2. Hängt dagegen das Objekt von dem Infinitiv ab, so ist nach
heutigem Gebrauch seine Stellung bald bei diesem, bald bei dem
regierenden Verb {quiero decirlo, lo quiero decir). Die letztere
Konstiuktion ist namentlich sehr gewöhnlich, wenn das verb, fin,
ein modales Hilfsverb ist [poder ^ querer^ deber und die verwandten
osar, saber) , oder ein Verb der Bewegung (/¡r, llegar y salir ^ volver)',
doch erstreckt sie sich auch auf viele andere Zeitwörter, bei denen
der Infin. als das Objekt der verbalen Thätigkeit aufgefafs werden
kann. Ob der Infin. präpositionslos oder von à, de begleitet ist,
bleibt dabei ohne Einflufs. In Bezug auf diesen Punkt verhielt
sich das Altspan, ebenso; nur ist, wie oben beim Gerund., auch
hier die Bemerkung zu machen, dafs in früherer Zeit die Stellung
des pronominalen Objekts beim verb, fin, die bevorzugtere war.
Noch bei den Schriftstellern des 16. und des 17. Jahrh. ist sie
aufserordentlich häufig.
Andere Präpositionen als á und de zwingen das Objekt zum
Infin. zu treten. Die enge Beziehung zwischen Infin. und verb, fin,
erscheint in diesem Falle gelockert; die durch den präpositioneilen
Infin. dargestellte Satzbestimmung erhält eine gröfsere Selbständig-
keit, die ihr nicht gestattet ihr Objekt an das regierende Zeitwort
abzugeben. Ausnahmen sind im höchsten Grade selten und wohl
nur dann möglich, wenn das Verhältnis zwischen Infin. und regie-
rendem Verb ein solches ist, das auch durch d oder de bezeichnet
werden könnte.
Onbres de Aniiocho me andan por matar, AppoL 81 f.
Amadís que lo iba por ferir, Amadis loib ob. Kher Alex,
lOÒd (non gè fuera mester que lo oviesse por far) gehört
nicht her ; hier hängt lo von oviesse ab : haber uua cosa por
far y eine Sache ungethan haben == sie nicht thun.
Bei reñexiven Zeitwörtern soll, wie die Grammatiker verlangen,
das Pron. dem Infin. gewahrt bleiben {quiero pasearme y nicht me
quiero pasear). Eine solche Bestimmung ist der alten Sprache
unbekannt ; sie stellt das reflexive Pron. mit derselben Freiheit und
ebenso überwiegend wie das nicht reflexive zu dem regierenden
Zeitwort Noch in Quij, steht es vielleicht ebenso oft bei der
einen wie bei der andern Verbalform. Auch an modernen Bei-
spielen gebricht es nicht.
El dia e la noche pienssan se de adobar y Cid 681. Mcls
presto se pueden reprender que enmendar y Celest, 58 ¿ ob. Al
48 E. GKI^NKK,
cc^o se vino á llamar D. Quijote^ Q^ij* ^y i S. 3. La cama
en que se habrá de acostar despues de su primera curación,
Amalia I S. 23. Lázaro se acabó de hundir^ FOro S. 155.
3. Wenn zwei Infinitive vorhanden sind, so offenbart sich die-
selbe Ungebundenheit in der Stellung des Pronominalobjekts.
Hängt es von dem ersten Infin. ab, so steht es bei diesem oder
bei dem regierenden Verb; hängt es von dem zweiten ab, so tritt
es zu einem der Infinitive oder zu dem verb» fin.
Vom ersten Infin. abhängig. Los huesos que y 0 roí piensa
este necio de tu amo de darme á comer ^ Celest, 12 b ob. Nunca
osé desmandarme á demandar, Lazar M, 86 ¿ ob. Vgl. Cart,
Mar, 89, 4iy. — quiérole hacer subir, Celest. 35 ¿ m. Non
me puedo dar á entender, Quij, II, 24 S. 441. Comenzóle
un poco á dar á entender, Patr, 3700 m.
Vom zweiten Infin. abhängig. Quiero hir reçebirla, AppoL
250 f. Habias tú de venir á verme, Celest» 65a u. Jamas
pudieron atinar á disponerla. Criticón 6¿ u. — Quatro de
nos queriamos irvos á convidar, Roiz 744 a. Quiero mandarlos
llamar para mas confirmar mi gozo, Celest, 56 0 m. —
Semblant fizo del cuerpo servir Que le quiere ayudar a ssobollir,'
MEgipc, 1386. Bien los puede vuestra merced mandar
quemar , Quij, /, 6 S. 23. Las pueden mandar pintar de
blanco, Clemencia S. 9.
4. Die Freiheit das Objekt beliebig der einen oder der andern
Verbalform zuzuweisen ist indes an gewisse Einschränkungen ge-
bunden, die seine Stellung entweder bei dem Infin. oder bei dem
regierenden Verb nötig machen.
a. Die Verbindung des vom Infin. regierten Pron. mit dem
verb, fin, ist am unverfänglichsten, wenn beide Verbalformen eng
bei einander stehen {lo quiero saber). Eine Trennung durch andre
Bestimmungen wird jedoch keineswegs gescheut, wofern dadurch
die Übersichtlichkeit des Gedankens nicht beeinträchtigt wird (a).
Nur eine übergrofse Zahl dazwischengestellter Satzglieder zieht hier
naturgemäfse Grenzen und nötigt das Pron. bei seinem Infin. zu
bleiben (/3).
a. Vinola de buen grado el ciego a oir , BDom, 346 ¿.
Non se podien por nada eti otro acordar , BMlg, 307 b.
Suplicaba que no lo dejase por ningún interés del mundo de
hacer, Pairan, i^tb m.
ß. Verlo has , yendo esta noche (según el concierto dejo con
ella) á su casa, dando el reloj las doce, á le hablar por entre
las puertas , Celest, 49 a ob. No quieras por un breve mo-
mento, en el cual me puedes dar vida, dejarme siempre en pena.
Clareo 447 0 ob. Aber freilich auch: comenzoli un monge,
siempre lo solie fer , Los sánelos exorzismos de suso a leer,
BDom, 69 1 ab.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 49
Meistens bleibt dem Infin. sein Objekt auch gewahrt, wenn
das verb, fin, ebenfalls ein Personalobjekt bei sich hat (mi natural
sinceridad me lieve á preguntar le , Cart, Mar, 7, 140). Vgl. jedoch
unten b. Besonders häufig ist dies, wenn das verb, fin, ein reflexives
Zeitwort ist {sabe que no es vencido sino el que se cree serlo, Celest,
24 a ob.) Nur selten ereignet es sich in diesem Falle , dafs die
beiden Objekte zusanunentreten und dafs also entweder dem Infin.
oder dem regierenden Verb das seinige genommen wird.
Mandógelas por siempre a sus cuestas levar (statt mandóle
llevarlas) BMlg, 400 í/. Vgl. ib, 565 ¿, 465 </, 500^. Fueron-
selo á mirar desde lejos y Quij, 7, 3 S. 10. Aquel se ptiede
llamar dichoso que se lo piensa ser, Criticón 400 a ob. Vuél-
vaseles á dar este. Cart, Mar, 74, 48. — Arrancar nulos
trevo (statt trèvome arrancarlos) Cid 2337.
b. Entzogen wird dem Infin. in der Regel sein Pronominal-
objekt durch die in der romanischen Grammatik wohlbekannten
Verba „lassen, sehen, hören". Hier sind folgende zwei Fälle
möglich :
a. Nur der Infin. hat ein Objekt. Dann wird mit seltenen
Ausnahmen das Pron. zum verb, fin, gestellt.
Tu la hagas barrer por tu buena mesura^ BMlg, 177 f.
Mil cuchilladas le vi dar á mis ojos^ Celest, 6 1 ¿ m. Ninguna
vez la he visto tratar con el empeño qtu hoy. Cart, Mar, 23,
^2^, — Dagegen: ro¿6 á su mujer que lo hiciese criar, la
cual hizo darle la teta de aquella ama que á Gandalin criaba,
Amadis 5 ¿ m. Venidos que fueron, hice contallos, Lazar Ine,
99 a m.
Ebenso bei reflexivem Infin.
Rogar non se dexaron mucho los mensayeros , BDom,
iiyb, Fizóse aducir este ciego lazrado, ib, 339 0. Como
Menelao se viese ansi desafiar. Clareo 443 ¿ u. D, Quijote,
que se via responder tan tierna y comedidamente^ se llegó á
él, Quij. II, \2 S. 381.
Dem Reflexivum kann sich noch ein andres Pron. zugesellen,
welches das die Thätigkeit des Infin. vollziehende Subjekt darstellt
Dexos le prender al cuello, er liefs sich von ihm am
Halse packen, Cid 3339. Dexosege manear todo ader redor,
Alex, 104 f. La llaga non se me dexa a mi catar nin ver,
Roiz 563 a.
/9. Nicht nur der Infin., sondern auch das regierende Verb
hat ein Personalobjekt.^ Auch in diesem Falle tritt das Objekt
des Infin. zu dem verb,, fin. Ausnahmen sind selten.
^ Dais in Sätzen wie le hago salir, je le fais sortir, das Pron. le das Objekt
von „lassen*' ist , darüber vgl. Tabler in dieser Zeitschrift VI , 5 1 1 flf. Für
das Spanische wird diese Auffassung noch unzweifelhafter durch die bekannte
Zeittohx. f. xom. Phil. XYII. a
50 E. GESSNER,
Firme gelo rrogad , . Quem las dexe sacar ^ Cid 1277.
Gracias á Dios que te me dejó ver, Celesi, 9¿ m. Deseo
mucho saberlo de ti y oyrtelo contar. Criticón Ta ob. Vgl.
BDom, 331 3; BMlg. 488^/ Alex. 142 </; LazarM. 86a, 21.
— Dagegen : déjame mirarte á toda voluntad, Celesi, 34 ¿ u.
Déjame ir á verlo, ib. JO a ob. Lo raro de su carácter me
hizo importunarle para que me enseñase la obra. Cart. Mar. Z, 3.
Amadis tan. (me decia que me quedaba é me /aria lo perder)
erscheint wegen der Stellung des lo verdächtig.
Wenn der Infin. reflexiv ist, so ist der durch das reflexive
Pron. und der durch das Objekt des verb. fin. bezeichnete Gegen-
stand der nämliche. Da nun durch das Heranziehen des Reflexivs
zum Hauptverb dasselbe Pron. bei diesem doppelt zum Ausdruck
käme [me me hizo callar == me hizo callarme), was nicht wohl angeht,
so fallt in diesem Falle das reflexive Pron. entweder wie im Franz.
fort oder es behauptet sich beim Infinitiv.
De my OS yernos de Carrion Dios me faga vengar. Cid
2894. Cuando vino la noche et los vio celiar en la cama, als
er sie sich zu Bett legen sah, Patr. 407 a m. Los Christianos
saliront à ellos é luciéronlos retraer un recuesto abaxo, Juan
II, zSy a ob. Pusieron mucho recato en su hija, no dejándola
poner á las ventanas, Guer. Civ. ^22 b m. Me haréis arre^
pentir de haberme mostrado á vos indefenso, Clemencia 240.
Qué cosa vos fizo asi juntaros? Calila 31a u. El deseo
de alabanza le hace ponerse al peligro, LazarM. 77, 13. La
causa que nos hace dirijirnos á él es justa, Chrestom. 508 ob.
Déjame sentarme en la mesa de papá. Eco de Madrid.
5. Was nun die Stellung des Pron. vor oder hinter der Ver-
balform, verb. fin. oder Infîn., der es überwiesen wird, betrifit, so
gelten für das verb, fin., je nachdem es am Anfange des Haupt-
satzes oder im Haupt- oder Nebensatze steht, gerade wie beim
Gerund, die oben I, 1 gegebenen Regeln. Beispiele sind daher
unnötig.
6. Ist dagegen das Pron. mit dem Infin. in Verbindung ge-
bracht, so verrät auch hier wie beim Gerund, die alte Spradie in
gewissen Fällen Unsicherheit und wechselnde Praxis.
a. Wenn an einen Infin. sich ein zweiter mittels y {(f) an-
schliefst. £s ist dabei gleichgiltig , ob der erste Infin. eine Prä-
position bei sich hat oder nicht, nur darf diese dann bei dem
Konstruktion, in welcher das im Infin. bezeichnete Than durch einen ^i^-Satz
ausgedrückt und das dieses Thun vollziehende Subjekt ausdrücklich (als Ob-
ekt) zu „lassen" gestellt wird.
Sentido liviano é verdat mal asosegada facen el home que
despienda su tiempo en vanidad. Castigos i8oa u. Déjalos parlar,
déjalos devaneen, Celest. 63 b u. Dejadlo que vaya d ver el mundo,
Patran. 158 a m.
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 5I
folgenden nicht wiederholt werden; denn sonst kommt das nach-
her miter e Bemerkte zur Anwendung. Sehr vorherrschend ist in
diesem Falle die Anhängung des Pron. an den Infin.; aber
auch das vorantretende Pron. zeigt sich nicht selten und läfst sich
bis in das i6. Jahrh. hinein verfolgen.
Deve oyr los pleytòs è delibrarlos sin toda porlonganzà^
Fluzgo 1 7 ¿ u. Deben dar leales consejos è amarlos , Calila
21 b m. Por aduzir las archas e meter las en vuestro salvo^
Crii/ 144. Y gì. Cid 1299/; Calila I ^Oj 4, 5. etc. — Dagegen: .
nen deven tomar nenguna cosa por forcia de sos sometidos
nen los facer qtu Jagan escripto ^ Fluzgo Illa m. Vio el
venador que non podia ferir al gamo nin le tomar y Calila
46 ¿ u. Nunca tome lugar De corregir á otros nin los
amonestar, RPaL i2Ògcd, Veyendo la tal remuneración se
esfuerzan á servir é se poner á todos trabajos^ Lama 404 b m.
Que no entendiese sino en tomar la doncella é la poner en
scdvOj Amadis 43a u. Besonders gern vorangestellt, wenn
auch beim ersten Infin. das Pronominalobjekt voransteht:
por los haber et los guardar , Patr, 383 a u. Era forzado
de les entrar por fuerza é los poner todos á espada^ ■ Juan II ^
295 a u. Por no se venir ni se parar contra mi^ ib, 588 b
u. Fasta ó en una parte ó en otra lo bomitar é lo echar de
si. Luna 281, 15.
b. Wie beim Gerund., so ist auch beim Infìn., wenn er die
Negation bei sich fuhrt, Voranstellung des Pron. im Altspan, das
Gewöhnliche und fast Regelmäfsige ; Abweichungen finden sich in
frühen Denkmalen selten. Im 16. Jahrh. bestehen beide Kon-
struktionen neben einander; jedoch wird, je mehr man sich dem
Ende desselben nähert, die Sitte das Pron. dem Infìn. anzuhängen
immer allgemeiner. In ^y. , Criticón und überhaupt in Schrift-
stellern des 17. Jahrh. sind mir Fälle des vor dem Infìn. befind-
lichen Pron. nicht mehr vorgekommen.
Vô he iurado de non me cercenar Nin rayer la mi barba,
AppoL ^S^ab, De le non cumplir. Pair. 380 ¿ ob.^ Por no
se ver con el Condestable^ Guzman 718a m. Por no se
guardar, Amadis 40 m. Fo juraba no lo hacer con malicia,
Lazar M, 80 0 ob. De no nos ir con ellos. Clareo 441 ¿ m.
furò á sus dioses no U haber qtudado otras ganancias^
Lazar Ine, \o\b ob. No se manifestar, Pairan, I35¿u. —
Dagegen: era, por non mentirvos , pavorosa carrera^ BDom,
2^1 d. En non conoscerle, Part, I, 21, Non temerse del
enemigo. Calila 2^ a ob. fur ado habia de no escrebiros,
Pulg, Letr, 18, 4.
> Über diese in früheren Schriftwerken oft vorkommende Trennung des
Fnrwortes von dem Infinitiv durch no (RPal, 4086, 969 <f; Calüa \^a, 11 ;
17 a, 43; Amadis 2Ò m,, 3 a u., gb ro.) vgl. oben I/I, B, 2.
4*
52 B. GBSSNER,
c. Auch ein vorangehender Nominativ vermag die Stellung
des Pronominalobjekts vor dem Infìn. zu erzeugen.
Qui lo fer non qutsüsse o no yr a mi cori. Quite my o
rreynOi Cid 2393. Sin yo lo merescer , Luna 317 u. Solo
con vos nos decir quien sois, Clareo 459 3 u. Por él lo
merecer, ¿5.4600 m. Vgl. Cii/ 2641, 3520; AOnc. 1524 í;
Roiz 561 0; RPaL 564^, 1222 a; Guzman 697 ¿, 24.
d. Bedeutungsvoller ist der Fall, wo von dem Infin. abhängige
Bestimmungen vor diesen oder, wenn er von einer Präposition
begleitet ist, zwischen Präposition und Infìn. treten (vgl. oben Ge-
rundium 3, c). Für die älteste Periode ist es so gut wie bindendes
Gesetz das Fürwort dann dem Infìn. voranzuschicken; in den
ältesten Denkmalen werden sich wohl nur sehr seltne Abweich-
ungen davon fìnden. PPal, um den Anfang des 15. Jahrh. folgt
diesem Gebrauch noch mit seltnen Ausnahmen. Im Verlauf des
15. Jahrh. und im 16. wird Anhängung des Pron. dann immer
gewöhnlicher und gegen das Ende des 16. verschwindet die Vor-
anstellung allmählich, doch ist sie selbst bei Cervantes noch nicht
ohne Beispiel.
Cercar quiere a Valencia por a chrisiianos la dar, Cid 1191.
Non osan fueras exir nin con el se aiuniar, \h» 1171. Antes
las aviedes pareias pora en bracos las tener ^ ib, 3449, u. so
stets im Cid bei präpositionellem Infìn., was um so charak-
teristischer ist, als bei einem solchen ohne eingeschobne Satz-
bestimmungen Anhängung des Pron. an den Infìn. dort aus-
nahmslose Regel ist Vgl. femer BDom, 3 1 5 3 ; BSO. 1 94 </;
BLaur. looa; AppoL 20^ c\ Ador, 136, 137/ Alex, 600 ¿;
RPaL 151a. — Spätere Beispiele: fasta 6 en una parte ó
en otra lo bomitar, Luna 281 m. Tú crees mejor te defender^
Amadis 34 ¿ m. Para siempre la tener, ib, 40 ¿ m. De
ningún dia se desayunar, Guev, Ep, i, 209. Gran deseo
tengo de con él me casar. Clareo 437 <? m. Sin mas me oir
ni escuchar, Lazar Ine, loòb u. Determiné de nunca mas
me casar, Selva ¿^g2b oh. Con tantos encarecimientos se lo
supo rogar y de tal manera les asegurar, Cervantes, Fuerza
de la sangre — Dagegen einige ältere Beispiele: deve con
caridat faser le bien de grado, RPaL i^ic; vgl. ib. 1286^.
Mucha prudencia es á tiempo disimularlas, fuan //S. 573^ u.
Acordé en el suelo del jarro hacerle una fuentecilla, LazarM,
jgb ob.
Hierher ist auch der elliptische Infìn. in interrogativen und
relativen Sätzen zu ziehen. £r zeigt genau dieselbe Entwicklung.
Non sabe que se far, Cid 370. Non sopo qué le decir,
Patr. 380^ m. Non haya ninguno en que le trabar. Calila,
36 a ob. Buscaron cómo le apartar de la oreja del león, Pulg,
Letr, 2^, 22^, No sabrá adonde se esconder del gato, Celest
DAS SPANISCHE PERSONALPRONOMEN. 53
360 ob. Yo no tengo dineros que os dar. Lazar M, 82^7 m.
Vgl. MEgtpc, 131; BMlg. 146^:; BSO. 175^, 185^/;
Alex. 51 If/ Guev, Ep, 16, 116/ Clareo 461a, 50/ Seha
489a, 63; Pairan. 1453, 27/ Alfar. 30 iä u. — Dagegen:
el non tenie que dar lis ^ BMil. 2^gd. No ha ojos por do verme ^
Cilest. 4 1 a m. Por no tener en qué darle salto , Lazar M.
81 ^ m. Deseaba se le ofreciese ocasión en que pagarle algo
de la mucha obligación^ Alfar. 281 ¿ m.
e. Bemerkenswert ist endlich das Verhalten des Sprachge-
brauchs bei dem Infìn. in Begleitung einer Präposition, wenn sich
der Infin. derselben unmittelbar anschliefst. Im Gegensatz zu der
modernen Handhabung , welche Suffigierung des Pron. verlangt,
bestand früher die Freiheit es vor den Infin. zu stellen {de lo
hacer). Der Entwicklungsgang ist der, dafs in der ältesten Zeit,
wie es scheint, die Anhängung an den Infin. das Gewöhnlichere
war; im Qd wenigstens ist sie ausnahmslos, im Berceo höchst über-
wiegend die Regel; auch im Alex, herrscht sie vor. Dagegen
zeigt sich der Vorantritt des Pron. in Schriftstellern des 14. Jahrh.
(RoiZf Patronio) schon aufserordentlich häufig, und im 15. und zum
teil im 16. Jahrh. mufs er sogar als der vorherrschende Gebrauch
angesehen werden. Erst in dem Mafse, wie man sich dem Aus-
gange des 16. Jahrh. nähert, wird das vorantretende Pron. immer
spärlicher; in Patran.y Alfar. y Guer. Civ. erscheint es bereits mehr
als Ausnahme. Im 17. Jahrh. (Quijote^ Criticón) findet es sich schwer-
lich noch, die moderne Behandlungsweise hat sich durchgesetzt
Nur einige Beispiele des vorangestellten Pron. aus der
ältesten Sprachperiode und aus der späteren Zeit, wo Suffi-
gienmg schon allgemein üblich ist: han voluntad de la
guardar^ Fluzgo i82¿ ob. Non avien conscio por seti am-
parary BMil. \\^d. Vgì. BMlg. Sgà e; Appol. 215^, \\td\
MEgipc. 1131, 1184/ Alex. 54 ¿, \\\\b. — Aus späterer
Zeit: no podia escusar se de los abrazar ^ Patran. 134 0 m.
Hubo lugar y sazón para le conceder licencia de venir à Roma,
ib. I35¿ ob. Vgl. Selva 472 a, 60/ 477 ¿, 58/; Alfar.
4193, 8.
7. In allen übrigen Fällen hat, wie heute, das zum Infin. ge-
zogene Pron. seine Stellung hinter dem Infin., mag dieser mit
einem regierenden Zeitwort verbunden sein (a), oder ohne eine solche
Verbindung irgend welche Funktion im Satze übernehmen (b). Die
Ausnahmen, die sich gelegentlich finden, sind so spärlich und ver-
einzelt, dafs sie das allgemeine Gesetz nicht aufheben.
a. Entenderlo podemos que era buen christiano, BDom. 47 </.
Querrien veer la muerta las locas malfadadas, BMlg. 5 IO f.
— Sobre aquesto todo dezir vos quiero, Minaya, Cid 890,
De tal vida quisieron facerse sofridores, BDom. 54 f. — Lo
que decirte quiero, non te sea pesado , BDom. i^tb. Dios
lo quiera, Que puedas mantenerla essa vida tan fiera, ib. Z^^ab.
54 B. GBSSNBR,
Vereinzelte Fälle der Abweichung: st nos cercar vienen^
Cid 1 105. Si le resçehir quisierdes, Ildef. 327. Asi arredrado
que se alçar non pudiera^ RPaL I2g2c. Vgl. io. 15 15 ¿i
15993. Dadnos plazo en que lo ver podamos, Amadis ta m.
En tanto que las defender pueda^ ib. 32 3 m.
b. Con tu poco preciarte hablas esas cosas y CeUst, 48 3 m.
— Mejor es darles pasada. Pair, 401 ¿7 m. — Cada dia era
doblarnos el provecho , Celest. 27 a ob. — Siempre oí decir
que era buen seso atenerse home á las cosas ciertas ^ Patr.
377 a ob. — Asmó un buen conscio essa /ardida lanza.
Traerlos a San Pedro ^ BDom, 20^ ab. — Mas val que
faser se pobre a quien noni dará nada, Roiz 610 d. — Da-
gegen in der Vergleichung : mas vos amaria et mas vos
quer ria que me dar todo el oro del mundo , Pios V S. 456.
Ante querria ser sano de mi cuerpo que me fazer sseñor de
todo el mundo, ib. S. 461.
Auf dem über das Gerundium imd den Infìnitiv Gesagten
ergibt sich» dafs das moderne Gesetz, dem zufolge das Pronominal-
objekt diesen Verbalformen stets angehängt werden mufs, schon
in der alten Sprache deutlich erkennbar zu tage tritt; nur in ge-
wissen Fällen offenbart sich eine schwankende Praxis, die aber den
Beginn des 17. Jahrh. im allgemeinen nicht überdauert
£. GSSSNBR.
Fede e Superstizione nell' antica poesia firancese
(s. Ztschr. XV, 289).
VI. L'Anima e la Vita futura.
§ I. Sarebbe uno studio importante cercare come le menti
rozze del popolo nel Medio Evo si rappresentassero l'anima. In
alcuni luoghi delle opere da noi consultate, sorprende , in sulle
prime, vederla raffigurata proprio come un oggetto che ha corpo,
che si può vedere e toccare. In uno dei miracoli di S. Genoveffa,
Rafaele leva l'anima di lei, per condurla a visitare il regno dei
morti. Ora come si immagina quest' essere spirituale? Material-
mente afi^tto, come une piccola immagine.^
„Lors preigne (Raphael, sottint) une ymagete soulz le couver-
teor et la tìegne suz son bras senestre en ly monstrand à la destre
enfer** p. 210.
Come ima ymagete é rappresentata anche l'anima del fanciullo
che i demoni avevano affogato in un pozzo.^
Ma qui si tratta di scene drammatiche, di rappresentare al pubblico
un miracolo, ragione cedesta per cui bisogna dar corpo anche a
dò che non ne ha e far dell' anima un vero e proprio oggetto. Sta
sempe il fatto però, che se il popolo poteva andar pago di questa
ingenua rappresentazione dell' anima, egli non doveva certamente
avere un concetto troppo elevato di ció che é sopra i sensi, concetto
che non ha neppur oggi, non ebbe mai, né arriverà a formarsi, per
quanto la civiltà progredisca. Se, per es. ad un uomo del volgo si do-
mandi come egli si rappresenti uno spirito qualunque, ammettiamo
l'anima di un morto, si capisce subito come egli non sappia conce-
pirla senza qualcosa di materiale; le dará un corpo quanto più
tenue si possa immaginare, lo dirá fatto di aria, ma senza corpo
non saprebbe figurarsela. £ la cosa é naturale.^
* Les miracles de sainte Geneviève QMys. I^).
* Les miracles de sainte Geneviève (JMys.) p. 232—43 — 44.
' Già Dante stesso, seguendo in gran parte S. Tommaso e le dottrine
di alcuni padri deUa Chiesa, che più o meno si uniformavano alla Platonica,
non sa, chi bene osservi, concepire anima senza corpo. Le dará non più una
veste di materia crassa, pesante, come ha sulla terra, ma una veste tenue,
leggera, leggera, un pò* d'aria che la circoscrive; ad ogni modo un certo
corpo le assegna pure, anche da questo lato restando l'uomo del Medio Evo,
L'anima uscita dal corpo,
56 G. SCHIAVO,
Ma abbiamo altri fatti. Nel Dit des ij Chevaliers^ il demonio
mostra al cavaliere devoto della Vergine, l'anima prava del suo
compagno, che egli appunto traeva seco in inferno. Il modo in cui
é descritta qui l'anima dannata ci fa proprio vedere che si rap-
presentava come un vero oggetto materiale. Da una parte essa é
nera come carbone estinto, dall' altra rossa accesa:
Lors li a monstre l'âme qui fu son compaignon;
L'une partie en fu noire com mort chorbon,
Et l'autre plus rouge que n'est li vermeillon.
JCD P, p. 151 st. 43— V. 1—3.
Si vuole una prova più evidente ancora? Non si tratta di un
mistero, in cui le esigenze drammatiche possono, più o meno, alte-
rare il pensiero stesso dell' autore; è un racconto sacro, un umile
narrazione del miracolo per cui Dio concesse a S. Pietro di risus-
citare un morto, devoto suo, ma che doveva discendere all'inferno.
(M I. Du Moine qui amoit Saint Piere),
S. Pietro , tolta ai demoni l'anima del frate a lui caro, A deus
jouvenciaus Va livrée, p. 143 v. 150. Non basta; i due giovanetti
A un saint moine V ont haillie p. 143 v. 154, e il buon monaco,
confortando molto l'anima, la trasse vicino al corpo abbandonato.
Mès ainz quUl Vait el cors remise^ la pregó di congiar vita, quando
fosse tornata al corpo. Ora, il fatto di vedere questa povera
anima passar di mano in mano, prima di tornare al suo corpo, mi
sembra abbastanza eloquente per non aggiunger parola.^
Senza ristarsi, per se stessa cade,
Mirabilmente all' una delle rive;
Quivi conosce prima le sue strade.
Tosto che luogo li la circoscrìve,
La virtù formativa raggia intorno,
Cosi e quanto nelle membra vive.
£ come l'aere, quand' é ben piorno,
Per l'altrui raggio, che in lui si riflette.
Di diversi color si mostra adorno;
Cosi l'aer vicin quivi si mette
In quella forma che in lui suggella
Virtualmente l'alma che ristette;
E simigliante poi alla fiammella
Che segue il fuoco là 'vunque si muta.
Segue allo spirto sua forma novella.
Perocché quindi ha poscia sua paruta
£ chiamat' ombra ; e quindi organa poi
Ciascun sentire insino alla veduta.
Purgatorio C XXV v. 85 sgg,
^ Lasciando stare che la rappresentazione meteriale dell' anima nel Medio
Evo é comune, come per es. potremmo vedere anche noi Italiani leggendo
il Passavanti e il Cavalca, é notevole che fino nell' antica India si trovi ris-
contro ai fatti esposti.
Si narra pes es. che il celebre grammatico Indiano Varatuói, con altri
due, Viàdi e Indradatta, vuole imparare la nuora grammatica da Varsha, il
quale vuole in compenso un milione di monete d'oro. Non sapendo essi in
qual modo procurarsi tale somma , pensano di rivolgersi alla liberalità del re
FBDB E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 57
§ 2. Ma, comunque rappresentata, l'anima è immortale, un'altra
vita l'aspetta oltretomba. Eccoci cosi al misterioso problema che
agitó il medio £vo più di qualunque altra età, che non si restrinse
nel campo della speculazione filosofica, ma penetró e si svolse non
meno potentemente nelP ordine dei fatti.
Senonché quello spirito di indipendenza che si rileva in alcuni
filosofi di questa età, che trasse G. d'Occam ad esprìmersi riguardo
l'anima poco diversamente del Pomponazzi e dello Zabarella, di
tanto a lui posteriori, Amalarico di Bennes a spiegare il fatto delle
religioni come lo spiegherebbe un uomo dei nostri tempi, si rivele-
rebbe per caso anche nelle opere consultate da noi? A vero dire,
esse non sono generalmente che vite di santi e racconti morali,
(tolti, ben si intende, i Fabliaux), perciò non ci possono dare molte
prove dirette. Ma, chi voglia per poco fermarsi e leggere fira le
righe, un mondo nuovo, direi quasi, gli si apre dinanzi, nuove scoperte
gli rivelano nuovi orizzonti. Si, quel buon frate o quel pio trovero,
qualunque veste egli copra, ci parla di Dio, di Maria, di Santi,
delle pene Infernali, del Paradiso; ci descrive il buon romito che
combatte le tentazioni, o la monaca che si pente delle sue debo-
lezze e si strazia le carni; esempi di duro escetismo, deliri di
menti inferme. Ma perché l'umile fraticello o il trovero sacro,
quasi ogni volta, parlandoci di un santo, o di una bella azione, o
di un miracolo, si rivolge adirato o piagnoloso a coloro che non
sono pii, che non credono, a quelli che non digiunano, minaccia le
le pene d'Inferno, i castighi della vita presente, o scaglia maledi-
zioni? Sarebbe inutile riportare qui una lunga serie di sifi^tti pre-
dicozzi, talvolta inseriti in mezzo al racconto, tal' altra messi li, alla
fine, come la morale della favola, più spesso posti come esordio
a quanto si verrà poi ad esporre. Chi volesse, senza tanta fatica,
raccoglierne insieme buon numero, scorra le prime pagine d'ognuno
dei Contes dévots pubbl. dal Méon (Nouv. Ree. n<> vol.). Ma notiamo
che se ne potrebbero aggiungere fin che si voglia, perchè da pertutto
se ne incontrano, ad ogni momento. Questo fatto non può essere
senza importanza e non deve trascurarsi; non si predica tanto
contro un vizio che non ci sia, non si grida all'empietà se scar-
Indiano Nanda, contemporaneo di Alessandro Magno. Ma quando arrivano
presso Ayodhya, dove U re risiedeva, egli era appena morto. Risolvono di
ingegnarsi in questo modo : Indradatta entri per un po' di tempo nel cadavere
di Nanda e , come tale , acconsenta a sborsare il milione ; poi ritorni al suo
corpo. Indradatta ravviva il cadavere per mezzo dell' anima propria, Vyàdi
ne custudisce intanto il corpo, che nel frattempo se ne giace morto, e Varatuéi
presenta l'istanza che tosto viene esaudita. Di dò insospettisce il ministro
di Nanda, Bacatala, il quale, riflettendo che il figlio del re era ancora giovane
e il regno circondatoda nemici, risolve di lasciare sul trono questo Nanda
incantato. A tale scopo comanda di bruciare tutti i cadaveri, fra questi c'è
anche quello di Indradatta, e questi perciò é costretto, suo malgrado, di
rimanere nel corpo di un sudra, poiché tale era Nanda, mentre l'anima sua
è quella di un brahmano.
Vedi. — Th. Ben fé y — Pantschatantra — Aus dem Sanskrift über-
setzt etc. P § 39 p. 122 — 23, Leipzig, F. A. Brockhaus. 1859.
58 G. SCHIAVO,
sissimo é il numero degli empi e mille volte superiore quello degli
uomini devoti e credenti.
Che, se dalle generalità scendiamo ai particolari, non mancano
prove più dirette.
Martin Hapari, come un razionalista dei più bei tempi, sorride
della fede nei santi e in una vita futura, S. Michele non é <^un
fxm de vmty il Paradiso non é che deniers - Ei mengier et boire bon
vin — Et gésir sus draps déliez. Le Chevalier au Barizel non di-
giuna, non rispetta neppure il Venerdì Santo, professa per Dio e pei
santi un disprezzo che é perfino selvaggio; uno dei due Cavalieri
nel Dit des ij Chevaliers (J B D io) non vuol saperne di credere a un
mondo al di là; per quanto l'altro facda per indurlo alla fede, egli
rigetta ogni consiglio, muore senza voler confessarsi. Ora, sia pure
che costoro siano come i tipi di uomini malvagi, messi li a bello
studio per ispirare ribrezzo al devoto lettore, ma dal momento che
questi tipi si possono creare, bisogna che già si trovi la materia
onde formarli, bisogna che non siano i soli che possono venire a
miscredere, mentre la massa del popolo crede, teme e spera.
Né mostra fede maggiore il chierico che lascia qua e là i
suoi libri devoti per pagare ció che andava consumando. Ho lasciati,
egli dice,
ma patrenostre à Soisson
Et mon credo à Monléon,
Et mes set siaumes à Cambrai,
Et mon kalendìer à Dijon,
Puis m'en reving par Poutardie
Hnec vendi ma letanie.
Aus espices à Montpellier
Lessai -je mon antefinier,
Mes legendes et mon gréel
Lessai-je à Dun le chastel.
Mes livres de Divinité
Perdi à Pans la cité.
M P p. 404—5 V. 17 sgg.
Le Departement de Livres.
Qualche altro va più volentieri air osteria che in chiesa:
Qui premiers en taverne entra
Preudom fu et de sainte vie,
La gioire Dieu a deservie,
Sire Diex et tu le reçois.
Sicut et nos: je vois ainçois
En la taverne qu'an monstier.
JJF p. 70 V. 15—20
Le Patenostre de Vin,
£ mentre tanti sospirano al celo, e mentre si predica che
tutte cose valgono nulla in confronto della gioia celeste, ecco la
FSDB E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 59
nota gaia ed ellegra che rompe la lugubre salmodia delle preci,
ecco pnr nelle opere noste la ribellione della natura umana che
ama la vita e la bellezza: »»la mia fanciulla non cedo per tutte
le gioie del Paradiso, fossero pur le più alte/'
Amie
Vous estes ma mort et ma vie,
Si j'estoit lasus el ciel
Avoeques l'angele S. Michiel
N'auroie-je pas si grant joie
Comme se vostre amor avrie.
B M. IVO p. ^^ V. 89—92
Z> Patenostre d^ Amour.
% 3. Ma gli esempi di questa balda indipendenza di parole
e di pensiero non sono molti nelle opere nostre, la fede in una
vita fdtura d si presenta forte non solo, ma col carattere proprio
a qualunque fede giovane ancora, spesso cioè fanciullesca ed
ingenua. L'anima non muore col corpo, ce ne avvertono continua-
mente gli stessi Fabliaux coi giuramenti sull'anima, frequenti come
quelli fatti sul nome di Dio. Espressioni come queste: par nCamey
par le perii de m*ame, sor Vame san pére^ e cosi via, ricorrono ogni
momento.
Ora, se l'anima é destinata a un'altra vita, ci diranno i racconti
sacri e morali,* quanta cura dovremmo avere per lei!
^ Siccome non citerò qui tutte le poesie morali che mi caddero sott'occhio
nelle raccolte studiate, qualcuno saprebbe movermene rimprovero. Noto
subito perdo che nessuna io lasciai sfuggirmi , ma essendo mio scopo di dare
una sintesi, più che un'analisi, delle varie poesie di questo genere, sintesi
coordinata appunto a risehiarare i concetti dei nostri autori sulla grossa ques-
tione del destino umano, dovetti, in questa vasta congerie di massime, andare
appunto cercando quelle che meglio si appropriano al soggetto.
Generalmente le opere da me intralasciate trattano quale une parte,
quale l'altra delle moralità. Ne darò tuttavia une lista: Le Blastange de
Femmes, le Bien des femme s ^ le Dit de Cornetes ^ le Blâme de Femmes (J JF
p. 74 — 78; p. 83 — 86, p. 83 — 93, p. 79—82), che, eccettuata la seconda che
ricorda poche virtù delledonne , sono piuttosto satire terribili contro di esse, i
loro vizi, i loro costumi, la loro valabilitá.
Cosi V Unicorne e le Serpent (JCD, H» p. 113 — 123) non é che un
allegoria morale, De Triade et de Venin (JCD P p. 360—71) un'altra alle-
goria morale molto scipita e sciocca, le Dit des Planètes (JCD P 372 — 83)
un noioso sermone sulle varie faccende che gli uomini devono compiere i
7 giorni della settimana; altro predicozzo morale sulla giustizia é Le Dit de
DroäQ CD, U9 p. 132—49); un altro invece sxúV ozio Le ZHt de Perece (JCD
H^ p. 158 — 64); sulla virtù coniugale quello intitalato La Folle et la sage
(JCD n<^ p. 73 — 82) che somiglia, per il fine che si propone, aUa disputa
di Mar guet Convertie (JCD P p. 317 — 26); una derisione della Quaresima
e dei (ügiuni sarebbe per contrario la BataHle de Karesme et de Charnage
(BM IV, p. 80 — 99), abbastanza noiosa.
Chi tuttavia volesse vedere come un sunto di tutte codeste prediche
morali e delle varie dispute, apra 1' Historie Littéraire de la France, XXTIT,
p. 216—34 P*r le Dispute, p. 235 — 65 per le poesie morali, fra cui ve ne
ha parecchie che non corrono in raccolte speciali, ma che furono tolte
direttamente dai manoscritti.
6o G. SCHIAVO,
Eccoci quindi il corpo lappresentato come quello in cui non si
esplicano che prave tendenze» l'anima come la correttrice e la madre
che lo guida al bene e cerca rìtrarlo dal male. Due potenze
avverse fuori dell'uomo ; il demonio coi suoi seguaci, i mali consig-
lieri di lui; Dio coi suoi Angeli e coi suoi santi, tenero del suo
bene; due forze egualmente contrarie in lui stesso: il corpo, coi
suoi pravi istinti, l'anima colle sue buone doti; ecco il quadro
della vita quale il Medio Evo se la figurava. E nelle nostre opere
troviamo pure nettamente espresso questo concetto; il corpo é
presentato come una fanciulla pazzerella che vorrebbe andare ove il
piacere la invita, l'anima come la madre saggia che vuol rìtrarla
dai pericoli:
Congié requiert d'aler au bal
Enmelos (sotto questo nome si designa il corpo) qui
set tout le mal;
Mais par devant li es sa mère
Qui li samble estre trop amère;
C'est l'&me qui si est contraire
A la char qui ses bon veut faire.
JCD n« — p. 300 V. 7—12
Moralités sur six vers,
U corpo, il corpo ! se tanta cura avessero gli uomini per l'anima
quanta ne hanno per lui, nessuno andrebbe perduto!
Et sachiez, tels est mes rocors,
Qui tant por les ames feroit
Con por les cors, ne sofferoit
En enfer paine ne tonnent.
RGF, m» F. LXXX p. 201 V. 64—67.
Non dimenticasse un momento solo l'uomo che un giorno o
l'altro egli dovrà morire, pensasse una volta che avverrà dell' anima
sua nella vita altretomba!
Uns Filosofes si parloit
A s'ame, et si l'amonestoit;
La moi ame, n'oublie pas
Dont tu venis et ou iras,
Fais le bien tant com porras.
Tu ne sez combien vivras
Au grant Juise tot verras
Qnanque el siede fait auras.
B. M no, p. 181 V. I sgg.
Comment on doit bien faire por scarne etc,
E dir che la morte vien quando meno si aspetta!
la mort est preste de trere
Toz jors et tien trete Tespée
Sus le col à chascun levée,
PED£ B SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 6 1
Ne n'en saura-il noient.
Tant que li cops chiet descent,
Ele est tout ainsi en agaet
Com cil à Tarchiere tret.
BM no, p. 394 V. 26 — 30.
La Bible au Seignor de Berte,
Quindi, o mortali, Vigilatis quia nesctie diem me horam^
Veillez, veillez, fet TEvangiles,
Vos ne savez le jor ne Peure
Que mort venra qui tout deveure,
Veillons, veillons, Dex le nous rueve.
S'en la fin Diex dormant nos trueve.
Mors sons en cors, mors sons en ame
BM no p. 439 V. 296—301.
Miracle de Nostre^Dame,
Contro la morte non v'ha rifugio che in seno alla chiesa!
Encontre toi n'a nul refuit;
Or n'i a dont autre réduit
Fors confesse, sermon et messe.
JCD n® p. 214 V. 19—21
lÀ Vers de le mort.
Preparatevi alla vita al di là, questa non ha alcun valore; la
gioia del mondo:
.... je voi que c'est fin noienz
Que ele trespasse plus que venz.
La Bible au Seignor de Ber%e
V» 399—400«
Bellezza, gioventù, ricchezze, tutto passa in un baleno ; a che varrebbe
afiannarsi per cosi poco?
Que valent solaz ne délit
Con porroit prendre chascun jor?
ibid. — p. 410 V. 506 — 7.
,,Pregate Dio che abbia pietà dell' anima mia; a tutti quanti
pregheranno per me, conceda Iddio gioia eterna'', dice la lunga
epigrafe in cui il morto, un di ricco signore, parla al passeggero;
il Filosofo la legge e s'avvede che tutto quaggiù é vanità:
Bien entendí ce fu vertez.
Que tot le siècle est venitez!
Le siècle gerpi com saige
Si se mist en un hermitage.
BM no p. 180 V. 63—66
D^un FUosophe qui passait parmi
un cimentire.
02 G. SCHIAVO,
£ come luì i tre canonici che passarono per un cimitero, maledissero
il mondo, ^ come lui una schiera infinita d'asceti andò cercando fra
i boschi la via più libera per salire a Dio, come lui migliaia di
infelici corsero a straziarsi anima e corpo per vincere le vanità,
che, pur disprezzate, sapevano tuttavia molestarli. Le opere nostre
ci danno anche questi aspetti della vita medievale; poco avremo
da aggiungere a quanto qua e là abbiamo ormai veduto. — Un
romito, preso da un re di Egitto, é da lui molestato con mille
tentazioni per trarlo a peccare; il re gli fa venire una dopo l'altra
tre bellissime fanciulle a sedurlo, nudo lo fa legar sopra un letto
di piuma, perché non fugga, nuda gli manda intomo la più gentile
delle donzelle: tutto é inutile; prossimo ormai a restar vinto, con
sforzo subitaneo ed eroico, si lacera coi denti la lingua e ne getta
il moncone sul volto alla Venere importuna.*
Ma non solo fra i boschi si digiuna e si sacrifica a Dio ogni
piacere ed ogni diletto ; un romito si crede un santo, esce dalla sua
capanna, si mette in via verso Aquileia, giacché Dio lo avverti che,
fra gli nomini, v'era chi fosse migliore di lui. £ di fatti egli trova
il giudice della città, uomo di vita casta e santa, la moglie di lui
ancora più buona. £lla vuole seco nel letto il romito, egli deve
cedere a forza, ella lo tenta, lo stimola, lo mette al punto di
perdere in un momento tutto il bene guadagnato in lunghi e lunghi
anni di astinenze e di tormento. Ma lo arresta a un tratto, lo
trae seco a una vasca vicina, lo fa entrare in essa, e lo lascia
tanto che il poveretto crede ormai di morire di gelo. Lo accoglie
nuovamente vicino a sé, lo riscalda, lo stuzzica, lo induce anche
stavolta al punto di prima, ma per ricacciarlo entro la vasca, pour
le mal des rains oublier. Ripete il giuochetto una terza volta, final-
mente il mattino gli confessa che ella faceva cosi col marito ogni
qual volta il mal di reni prendesse anche lui, giacché entrambi
avevano fatto voto di castità, e non volevano, a nessun patto,
violarlo. Inoltre digiunavano più che il romito non sapesse fare.
Egli si parti da quel luogo convinto che pure in mezzo al mondo
viveva della gente santa.'
Tuttavia non tutti i romiti sono poi sicuri di salire a Dio;
quegli qui s^acompaigna à VAnge^^ senza il messo di Dio, facilmente
sarebbe caduto in peccato; quegli che mise l'anima sua in pegno
di quella di un fabbro,* buono e caritatevole, finché fu povero,
avaro, quando il romito gli ottenne da Dio ricchezze e fortuna,
avrebbe dovuto perderla, se il fabbro non fosse, a tempo, tornato
povero e quindi caritatevole ed umile ; quegli invece che si disperò
per veder salire al cielo l'anima di un ladrone spietato, convertito
» Le DU des Trois Chanoines JCD P p. 296 sgg.
• M II<* p. 279 sgg. — De V Ermite qui coupa sa langue.
• D'un Hermite que la Dame fist haignier en aiguë froide (M II®).
* M no.
• D'un Hermite qui mist scarne en plege pour cele au Jebre (M II®).
FEDB B SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 63
da lui, per poche opere buone, fatte innanzi la morte, mentre egli
da vent' anni si tormentava in un bosco, fìni malamente e fu
preda al demonio.^
§ 4. Or bene , se i buoni sì sottopongono a casi rìgide prove
per salvar l'anima loro, chi ha peccato si sottometta alle più dure
penitenze per cancellare le sue colpe. Il romito che, ubbriacatosi
uccise e fornicó, s'ebbe dal papa in penitenza di vagare come
pazzo pel mondo, finché, il Cielo gli manifestasse il suo perdono
(v. e V®) ; i tre infelici del Dit de Bue/ s'ebbero pena maggiore.
Qui il fanatismo medievale si mostra in tutta la sua orrìbile fierezza;
ÎSJ rìcadere sulla figlia dell' obbrobrìoso incesto lo stesso grado di
colpa in cui incorsero i due miserabili, assoggettare questi tre
infelici a una prova cosi aspra che sembra quasi impossibile
immaginarla, chiuderli cioè dentro im sacco di pelle di bue, farli
girare il mondo come tre maledetti da Dio, per sette anni interì,
é crudele, é terrìbile, é spaventoso.
In questo racconto rìtoma in tutta la sua forza la legge
Mosaica, il Dio tremendo e implacabile illumina di fosca luce tutto
il quadro tristissimo e doloroso.^
// Dti des Anelis é meno terribile , quanto é meno grave la
colpa di una donna che rìnnega un istante il marìto, del peccato
di una madre incestuosa. Ma tuttavia, quanto soi&e anche la
povera donna, rassegnata per rìparare alla colpa commessa, e sal-
vare l'anima sua! Gettata dal marìto su una povera barca in mare,
salvata dalla procella per miracolo di Dio, per quaranta giorni
cibandosi di frutta in un'isola deserta, tormentata dal dolore che
le danno i dieci anelletti di ferro, di cui il marìto crudele le avea
stretto ogni dito, sofiire tutti questi spasimi, rassegnata e sicura di
poter cosi riparare al peccato. £d anche quando potrebbe passare
a condizione migliore, preferisce andar monaca e non vuol farsi
limare i dieci anelli che le straziano le dita.
* M II®. Be V Ermite qui se ¿lese spera,
' Alla prima lettura del nero dramma che si svolge in questo da si
sarebbe tentati a crederlo nient' altro che una truce invenzione di uno spirito
perduto nell' ascetismo più fimesto, si sarebbe pronti a negargli qualunque
base di verità. Questa nuova Giocasta, ma volontaria e colpevole, più che
ispirarci ribrezzo, desta il ridicolo, tanto sembra stupida e sciocca, e tanto
il figlio ci appare un povero gaglioffo qualunque, un bambolone senza pensiro
e senza volontà, se non forse nel momento in cui rimpiange il mal fatto.
Tutto il lungo racconto é una lettura che disgusta e amareggia, la dignità
umana si sente offesa, più che orrossire dinanri a quel quadro odioso, lo
maledice; é una scena d'Inferno. Ma quando si osservi che il Dit de la
Borjoise cui fu grose de son fil e quello de la Borjosse de Rommet riproducono,
nella prima parte, il racconto dei Cuoi di bue, che anche qui si tratta di una
madre incestuosa, amor più colpevole della madre del Dit du Buef^ perché
uccide il fintto delle turpitudini sue, noi non possiamo vedere nelle tre orrìbili
narrazioni, che una pittura dei costumi del tempo, per quanto pure si voglia
esagerata e caricata dei colori più foschi. Noi non abbiamo, del resto, che
notato ü fatto; i commenti a chi abbia interesse di farli.
64 G. SCHIAVO,
Ma penitenze simili a queste sembrano destinate, più che
ad altro, a formare dei santi ; per salvar l'anima può bastare andie
meno, anche un pentimento sincero. Ce ne dà una prova il Dit
du Chevalier au BarizeL Questo fiero castellano che, non per
pietà religiosa, non per la fede, né per piangere i suoi peccati,
ma per mantenere la sua parola di cavaliere, si assoggetta alle
prove più dure per tutto un anno, presso a morire non cede an-
cora, empio ed ostinato; ma d'improvviso cosi forte pentimento lo
stringe, che basta a salvare queir anima, carca di tante e tante
colpe. Cosi nel Dit de T Enfant qui sauva sa mère, alla vedova,
che già s'era venduta al diavolo , basterà confessare i suoi peccati
al figlio e desiderare il sacerdote, perché l'anima sua vada a luogo
di salvezza e, per le preci del figlio, possa, entro un' anno salire
a Dio.
Altre volte a salvare dall' Inferno potrà valere la fervida
devozione a Maria, come nel caso del Cavaliere che rinnega Dio,
ma non la Vergine fDu Chevalier et de VEscuier), come nel caso
di Teófilo^ della Bourjosse de Romme ed altrove; sempre tuttavia
il riscatto di un'anima perduta avviene per orazioni o per elemosine
o penitenze, o per l'una cosa e l'altra insieme.
§ 5. Ma più delle penitenze, de'digiuni, delle elemosine, val-
gono i sacrifici per la religione, le imprese contro gli Infedeli, la
morte incontrata sul campo per la fede di Cristo.
Nel Lai de William Longespée, le anime dei crociati, morti in
battaglia, salgono subito a Dio, gli angeli discendono ad accoglierle.
Invece cadono all' Inferno quelle dei Saraceni e dei Cristiani che
cedono il campo e si abbandonano alla fuga.
S'il se fiissent combatu pur le Dieu amour,
Lur almes fussent en joie od lur Creator.
JCD no. p. 329 V. 326—27.
£ il pio Rutebeuf non temerà di minacciare a imperatori,
re principi, duchi e conti, le pene eteme, se non prendano le aimi
per la difesa del santo sepolcro. Con immagine veramente potente,
rappresenta Dio, braccia tese, rivolto ai Cristiani, aspettando
soccorso :
Empereor et roi et conte
Et due et prince a cui Ten conte
Romanz divers pour vous esbatre
De eels qui se seulent combatre
Ça en arriers por sainte Yglise
Quar me dites par quel servise
Vous cuidiez avoir paradis.
Cil li guaignièrent jadis
Dont vous oez ces romanz lire^
* Cioè di coloro che avevano già combattuto pel Cristianesimo, come
dice sopra.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 65
Par la paine et par le martire
Que li cors soufirirent sur terre
Vez ci le tems; Diex vous vent querré,
Bras estenduz de son sane tains
Par qui li feus vous ert destains
Et d' enfer et de purgatoire.
OCR, P. p. 107—108 V. I sgg.
La Complainte d* OntrC'Aier.
Tutto il compianto é una calda esortazione ai potenti di
prender la croce, un' accusa terribile al clero che pensa di godersi
in pace i larghi suoi beni, a cui rimprovera di far del ventre il
suo Dio, e nega il regno celeste a chi non dice del salterio altro
salmo,
Fors celui où rCa que ij vers^ (p. 112, v. 109 — 117).
Le esortazioni si ripetono in tutte le poesie del trovero per
eccitare i Cristiani alla lotta contro gli Infedeli. Se i danari che
si danno a chi si dice amico della Chiesa, fossero impiegati per
liberare Terra Santa!
Se li deniers que l'en a mis
En eels qu'à Dieu se font amis
Fussent mis en la Terre Sainte
Ele en éust mains d'anemis etc.
OCR. P. p. 120 V. 29 sgg.
La Complainte de Constantinoble.
Rois de France, rois d'Aingleterre,
S'or voleiz paradis avoir
Si secoreiz la Terre -Sainte,
OCR P p. 134 V. 98 — 102
La Nouvelle Complainte d^ OtUre-Mer
Al non crociato, che al crociato oppone l'esempio dei sacerdoti
che stanno a casa loro, mentre più d' ogni altro devrebbero accorrere
in Terra Santa a difendere la fede di cui godono anche i benefìci
temporali, costui risponde di lasciar stare chierici e preti, ma di
por mente invece
au Roi de France
Qui por para diz conquesteir
Vuet metre le cors en balance
Et ces enfanz à Dieu presteir.*
O CR P. La Desputatùns dou
Croisié et dou Descroisié,
^ n Deo Gratias.
' Cosí fece S. Luigi nella Crociata del 1270.
Confesso di non capire ossolutamente come qualcuno possa vedere in
questa disputa non un'esortazione a prender la croce, ma una derisione verso
chi la prenda. Il fatto che le ragioni addotte dal non Crociato sono più
ZeitMhr. r. rom. Phil. XVII, r
66 G. SCHIAVO,
§ 6. Giacché le Crociate si levano contro gPinfedeli, quali
sono i popoli chi si designano con questo nome nelle opere da
noi consultate? I Giudei» ricordati anche più spesso degli altri
(v. C. P. e cap. V^*.) gli Albigesi e i Maomettani.
Ma quanto agli Albigesi non abbiamo che un passo.
Nelle Chroniques de S, Magloire ^ dette cosi dall* abazia in cui
si trovano, scritte verso il 1300, si parla della storia di Francia;
fra le altre cose si ricorda che Luigi Vili combatté gli eretici Albigesi.
L'an mil deux cens et vint et sis
Fu mors nostre bon Rois Lois,
Li os (l'oste) fu á Aveignon assis
Pour aler sur nos anemis,
Qui estoient contre la foi
De sainte Eglise et de sa loi,
Quant li enfant estoient né
Ne fussent ja Crestienné;
Et dura cele erreur Ione tens
Quinz 'an, ou plus, si con je pens.
Et lor fist l'en un Croizement.
BM IP., p. 222 — 223, V. 16—27.
Quanto ai Giudei già vedemmo abbastanza ai capitoli ricordati;
le opere nostre non ci danno di più; meno poi ancora sui Mao-
mettani Si può asserire che quanto ci dicono si restringa al Lai
du hon William Longespée^ per ricordare come le anime degli Infedeli
cadano ali* Inferno, e alle opere di Rutebeuf sulle Crociate.
Ma, come mai, si dirá, come mai non vi hanno altri ricordi
dell'odio cristiano contro i miscredenti che tengono in loro potere
il sepolcro di Cristo ? Non precipitiamo i giudizi ; i ricordi ci sono,
scarsi, come nascosi, ma d'altra parte, eloquentissimi.
Parlando dei diavoli all' inferno, si trovano fra loro Maometto
e Tervagante, che i Cristiani considerano come divinità Maomettane
e quindi come demoni. Ma vi ha un fatto singolarissimo e della
più alta importanza. Lo scrittore medievale è tanto ripieno dell'odio
contro gli Infedeli musulmani, che non solo confonderà insieme
all' Inferno divinità di Grecia, di Roma e Saracene, ma non saprà
più concepire un miscredente di qualunque genere che non segua
forti di quelle che avanza il Crociato, e che tuttavia quegli cede, quando
meno si crederebbe, non mi sembra abbia grande valore. In altre dispute
troviamo esempi simili; cosi nelle due fra Chiesa e Sinagoga, pubbl. dallo
Jubinal (JMys. IP., appendice; Mistero della Passione p. 258 — 61) Quivi
pure alle ragioni portate innanzi dalla Sinagoga, la Chiesa non sa rispondere
che parole e parole, e tuttavia finisce col vincere. Nessuno vorrà vedere in
questo fatto una derisione alla Chiesa, come altrimenti bisognerebbe credere
derisi gli AngeU che, in lotta coi demoni, vedemmo avanzare delle ragioni
molto deboli a petto di quelle di Leviathan, di Satan, e Maufferas (cap. V^);
derisa la Vergine fino dal buon fra' ßonvesin della Riva (cap. V<>). Si noti
inoltre che questa sarebbe l'unica poesia di Rutebeuf in cui si derìda la fede
de' tempi suoi ; l'autore non poteva perciò contraddirsi cosi cinicamente.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 67
Maometto. Cosi i pagani che tormentano i martìri cristiani ai
primi secoli della Chiesa non invocheranno Giove o Nettuno, né
giureranno per Ercole o per Plutone , ma per Maometto e Terva-
gante.
Par Mahommet! Le Martyre de S. Pierre e S, Paul
p. 67 V. 14.
Mahon le puist confondre! Le Martyre de S, Pierre e S, Paul
p. 77 V. 12. Ha Mahommet (cosi Nerone) Le Martyre de S. Pierre
e S. Paul p. 93 V. 15. Foi que doy mon Dieu Tervagan Le Martyre
de S, Pierre e S, Paul p. 93 v. 17. Je prie Mahon qu'il soït pen-
dus-Z^ Martyre de S. Denis p. 128 v. 4, e cosi di seguito. ^
§ 7. Colla fede in una vita futura é strettamente collegata
quella del Giudizio finale, in cui Dio verrà a ricevere oltre le
anime, anche i corpi de 'suoi fedeli, mentre abbandonerà alle potenze
infernali quelli di coloro che in lui non credettero o non lo
amarono.
Quel giorno sarà ben terribile ! Ce lo dice e ce lo ripete più
d'ogni altro anche qui il pio Rutebeuf;
Voir est que David nos recorde,
Diex est plains de miserecorde ;
Meis veiz-ci trop grant restrainture.
n est juges fors et puissans,
Juges que on ne puet plaissier.
Fors li fors (fox est qui c'efForce
A ce qu'il vainque sa force) ;
Poissans qui riens ne li eschape,
Porquoi qu'il at tot soz sa chape;
Sages c'on ne puet décevoir;
Se puet chascuns apercevoir,
Connoisans qu'il connoist la choze
Avant que li hons la propoze,
Qui doit aleir devant teil juge
Sens troveir cercet ne refuge,
Cil at^tort, paour doit avoir
Cil a en lui sans ne savoir
OCR P Za Nouvelle Complaiute d'Outre
= Mer. p. 131— 132 v. 31—50.
^ Le dis dùu vrai Aniel ^ pubi, de To hier, Leipzig, Hirzel, 1884 ci
dà le 3 religioni, Giudaica, Maomettana e Cristiana sotto l'allegoria dei tre
anelli, afiatto identici fra loro, ma di cui uno solo opera miracoli, guarendo
malati, risuscitando i morti, facendo mille benefìci agli uomini. Questo rap-
presenta la fede di Cristo.
li Sarrasin en tienent Tune,
S'aourent Mahon et la lune;
Et li jüis ont le seconde,
Drois est que le tierche desponde;
Chou est li lois as crestiens etc.
p. 12 v. 285 sgg.
68 G. SCHIAVO,
Davanti tal giudice il peccatore porterà ì suoi peccati scritti
sulla propria fronte!
Ha Diex! sire du firmament!
Quant c^ert au jor du jugement
Que tu jugeras mors et vis,
Par mon cors qui est ors et vils
Sera en enfer m'âme mise
Et mon cors après le juise.
Mon péchié m'ert el front escriz.
OCR no. La Vie Sainte Marie VEgiptianne p. 271 v. 217-23.
Quel giorno, nessuno potrà nascondere le proprie colpe, né
amici, né parenti potranno giovare; quel giorno tremerà tutto il
mondo, perfino gli Angeli e gli Arcangeli avranno paura!
Ce lo dice il filosofo che parla air anima sua;
Quanque auras ici celé
Iluec sera tot desploie;
Ne ti ami, ne ti parent
Valoir ne ti porront noient,
Tiut ensamble te gerpiront
Quant il mal jugié te verront.
BM II<> p. 182 V. II — 16 Comment on Doit bien
faire por s*ame
Ce lo dice anche il buon romito che aveva messo in pegno
di quella del fabbro l'anima sua. Egli che osserva il giudizio
finale, rapito in estasi:
vit le morz resuscitez,
Vit les anges et le mauffez.
Vit le juge, qui tout jugoit
Et qui aus gens si fiers estoit
Que nus ne Tosoit regarder.
Tout le monde fesoit trembler.
M U9 p. 437 v. 329 — 34 Zyun Hermitet qui mist
s*ame en plege pour cele on févve.
Ce lo ripete Rutebeuf:
li termes vient durement
Que Diex tanra son jujement,
Qaant li plus juste d'Adam nei
Auront paour d'estre dampnei
Anges et archanges trembleront,
Les laces armes que feront?
Qu'il part ce porront elz répondre,
Qu'à Dieu ne's estuisse répondre
Quant il at le monde en sa main
Et nos n'avons point de demain?
OCR I" pag. 133 v. 73—82 La Nouvelle Complainte
d'Outre Mer.
"FBDE E SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 69
Rutebeuf accenna poi anche altrove al Giudizio Universale,
come nella Complainte (PO, M, nella Complainte de Constantinoble, nelP
Ave Maria, in cui dice che il mondo tremerà come foglia^ nella
Chanson de Pmlle,
Ma abbiamo mia descrizione di quel giorno, ancora più
terribile e più ampia di quelle vedute fìn'ora. Sopra si vedrà il
giudice e
Tuit li saint qu'illuec seront
Trestuit de paor trembleront;
Nis la mère Dieu tramblera
De paor quant ele verra
Que ses fils est si corrouciez
Qui de toz bien ert sire et chiez.
n est amont en tel semblance
Comme il fu enz en la balance
De la croiz, ou il fu pendus,
Pour nous trère de la fomaise
D*enfer, ou nus n'a bien ne aise.
OCR ino la Voie de Paradis p. 231 v. 1272— 81..
£ giù abbasso si vedrà l'inferno ampio ed aperto per ricevere
i peccatori; a destra vedranno costoro le loro colpe, a sinistra i
demoni accesi di furore, di fuori il mondo ardente per l'aria, di
dentro la coscienza li tormenterà per quanto hanno fatto di male:
cosi non potranno in nessun luogo volgere gli occhi senza incon-
trarsi in oggetti di dolore e di pianto.
VII. Purgatorio e Paradiso.
§ I. Mentre si ricordano molto spesso famosi santuari, si
ripetono le lodi di un santo o di ima santa e si celebrano come
quelli che, non solo furono pii e virtuosi durante la vita loro, ma
come quelli ancora che, lasciata la terra, non abbandonano gli
uomini, continuano i loro benefìci dall' alto, sanando dalle malattie,
soccorrendo nelle sventure chi a loro si rivolge con fede sincera;
mentre in una parola, la fantasia medievale si creó tutto un Olimpo
di intermediari fra la umanità e la divinità, del Purgatorio, anche
nelle opere nostre, troviamo scarsissimi cenni. Lo Schroder non fu
più fortunato di noi, e volle vederne la ragione nel fatto che, fra il
popolo, la fede in questa regno intermedio non s*era ancora diffusa
e fissata, come quella nell'Inferno e nel Paradiso.*
* Schröder, op. cit. e. V°, pag. 58.
La fede nel Purgatorio é già sostenuta dai Padri della Chiesa; abbiamo
poi alcuni Concila che la affermarono come dogma, primo di tutti il HI®,
concilio di Cartagine (anno 397). Poi per venire a un concilio che la proclami
molto più solennemente, bisogna aspettare il Concilio di Firenze sotto papa
Eugenio IV (anno 1439). Ma la sanzione ultima e più nettamente formulata
si ha nel Concilio Tridentino.
70 G. SCHIAVO,
Tuttavia noi dobbiamo fare un'osservazione di non poco momento
per quanto riguarda le opere nostre. Tra queste, dove si parla
specialmente della vita futura é nei racconti devoti, ma questi
racconti, nel fondo, non sono fatti che per celebrare i miracoli
della Vergine, o di qualche altro santo. Ora, si tratta quasi sempre
di anime che la bella pietosa, o qualche spirito benigno del cielo
strappa al demonio. Ció dove avviene? Sulla terra, anche se
ormai l'anima abbia lasciato il corpo; ecco perchè più facile
é trovare la descrizione di qualche demonio sulla terra, e fra gli
uomini, che nell'Inferno e fra i demoni, ecco perchè si trova più
spesso menzione del Paradiso che del Purgatorio, fatti dimenticare
appunto dal continuo intervento di una forza superiore sul destino
dell'uomo. Se la Vergine o Dio o chi per lui avessero condotte le
anime dei loro protetti, non direttamente in cielo, ma a purgarsi
nel fuoco espiatore, il miracolo avrebbe perduto molto di quella
forza e di quell'efficacia che otteneva invece con una bella apoteosi.
§ 2. I luoghi in cui si nomina il Purgatorio nelle opere nostre
sono soltanto quattro.
Lo ricorda Rutebeuf nel passo già veduto (e. VI®) della Com-
plainte d'Outre-Mer, in cui dice appunto che Dio viene a chiedere
soccorso ai re,
Braz estendus de son sane tains
Par qui li feus ert destains
Et d'Enfer e de Purgatorie!
OCR P pag. io8 V. 13—15.
L'autore della Curi de Paradis d fa sapere che, mentre i beati
facevano festa in delo,
toutes les armes ploroient
Qui erent en espurgatoire ;
Toutes crient. Pere de gioire,
Encor aiez merci de nous etc.
B M, mo pag. 144 V. 488.
Un mistero d dice qualche cosa di più, nomina il fuoco pu-
rificatore. Nella Passion de N. Seignor QMys. W p. 173), Lazzaro,
dopo aver parlato dell' Inferno e dei tormenti di esso, viene a dire
del Purgatorio e lo colloca molto vicino a quello, un po' più alto.
Encore y a un autre estage
Qui est dessus celui ombrage;
La est le feu de purgatoire,
Cenlz qui attendent la Dieu gloire
Font en ce lieu leur pénitance
Des péchiez qui ont fait dés l'enfance
Dont confession ont eu —
Por ce ne sont il pas chéu
En la fosse d'enfer parfonde;
Mes seront tost de pechié monde.
(y. 17—26.)
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 7 I
£ il fuoco purgante si ricorda anche in quesf altro passo :
Il i a tei des âmes qui C. anz art et frit
£1 feu de purgatoire, dont PEscripture dist
Que d'un péchié mortel c'on fet en faus délit
Li convient vij. anz estre ainz qu'ele s'en aquit
Qui vij. anz seroit nus par la plus grant froidor
Conques fust en yver par la froidor greignor,
N'auroit-il en. vij. anz la moitié de dolor
Com d'estre el purgatoire la quarte part d'un jor.
OCR ID9. La Chante-Pleure pag. 95 v. no — 17.
Abbiamo poi due luoghi che, senza nominarlo, accennano
tuttavia al Purgatorio. Nel Dit des, ij\ Chevaliers, l'anima prava
incontrata nel bosco dal cavaliere buono e devoto a Maria (v. e. V^),
fra le altre cose gli dice che ormai ella resterebbe sempre in quel
tormento in cui la vedeva, aggiunge che sarebbe inutile fare
elemosine e pregare per lei, giacché.
Se cenlz qui sont au monde, grans et petis, estoient
Prestres messes chantans et chascun jor chantoient
Por moi XXV messes, et faire le pooient,
De ce grant doleur ne me rachateroient.
JCD I. p. 152 St. 48.
Secondo il Dit de V Enfant qui sauva sa mère^ al figlio, che
ogni giorno faceva cantare Messe de requiem pour sa mère sauver^
ella apparve dopo un anno, per dirgli che ormai non era più in
luogo di pena;
La borjoise revint á son fil proprement,
Plus blanche que fleur; si li dist doucement:
Biaus filz, parole á moi. Je n'ai mal ne tourment
J C B I» p. 299 st. 40 V. 2 — 4.
Si vede da questi due luoghi che Tuso di pregare e dir delle
messe in suffragio delle anime degli estinti doveva essere già molto
comune; quindi la fede in un luogo intermedio fra Paradiso ed
Inferno ci si presenta, non v'ha dubbio, per quanto scarsamente,
anche nelle opere nostre.
§ 3. Troviamo poi anche ricordi del Limbo.
Nel miracolo per cui S. Genovieifa ottiene da Dio che Panima
del bambino caduto in pozzo ritomi al corpo suo, la madre di lui
disperata, grida che ormai l'infelice é dannato, non trova più pace,
invoca la morte. Invano la santa le ricorda che il fanciullo, non
avendo che quattr'anni, doveva trovarsi al Limbo e non soffrirvi
altra pena che quella di non veder Dio ; la donna non comprende
* Z> Purgatoire de S. Patrice (LA III°.) non ci descrive veramente
il Purgatorio, né ce lo dipinge come un luogo speciale. L'anima si purga
passando successivamente per le varie pene infernali, da cui uscita, sta ad
aspettare il momento di entrare in Paradiso.
72 G. SCHIAVO
»
ragione, per lei ormai egli é dannato, né si acqueta finché noi vegga
resuscitare. (JMyst I® Les Miracles de S, Geneviève pag. 234 — 235).
Or bene, il popolo avrebbe saputo concepire senza pene
questo luogo destinato all' infanzia innocente? Solo le peisone meno
rozze potevano porsi netta la distinzione fra le pene dell' Inferno
e la vita tranquilla nel Limbo ? La risposta non è cosi facile, giac-
ché in un altro mistero troviamo ricordate le pene che i demoni
fanno soffrire nel Limbo ai santi padri. Nella NativUé de N, S, Jhésus-
Crisi (JMyt W) si trovano Adamo ed Jsaia che piangono pei
crudeli tormenti che li straziano, anzi Jsaia, pregando Iddio a libe-
rameli, dice:
Tourment nous font, dont nous desplait,
Les anemiz qui ycy sont;
D'aligement point ne nous font.
De nous mal faire tuit se painent
Et de ce fere joie mainent.
pag. 22. V. 21 — 25.
Bisogna dire che per alcuni fosse impossibile inmiaginare un
luogo tanto vicino ai demoni, senza che questi vi facessero qual-
cuna delle solite bravate.
Nella Passione di Cristo (HMys. 1I<^.), troviamo invece ricordati
due Limbi, quello dei giusti che aspettano la venuta di Gesù e
che saliranno alla gloria del cielo, e quello dei fanciulli morti
mondi, che vi resteranno in etemo, privi di tormenti, ma anche
della grazia di goder Dio. Anche questi due Limbi si immaginano
molto vicini all'lnfemo, ed é appunto Lazzaro che, dopo di aver
parlato di esso e del Purgatorio viene a trattare di quelli (p. 173 — 1 74).
§ 4. Il Paradiso, questo luogo di delizie, di etema gioia, di
pace, per cui tanti sagrifici si debbono sostenere, per cui molti che
potrebbero passare una vita tranquilla e lieta nei loro castelli e
nelle loro terre, si abbandonano alle lontane avventure in Terra
Santa, o corrono i boschi mangiando radici, come apparve alle menti
dei nostri poeti? La leggenda di S. Brandano, riportata anche
dallo Schröder, potrà darcene, come egli dice, la più estesa
descrizione (pag. 61 op. cit), ma in fin dei conti, sarebbe un errore
voler dedurne, senz* altro, che tutti se lo rappresentassero presso
a poco egualmente.
Ma c'è da notare che mentre le opere nostre ricordano ogni
momento il Paradiso, in p)ochi luoghi si può tróvame larghi accenni
sulla forma, la configurazione e gli ordini dei santi che l'abitano.
Sforziamoci tuttavìa di ordinare il poco che potemmo riunire; se
non sarà possibile cogliere proprio nella sua interezza il concetto
che gli antichi poeti francesi si formarono del Paradiso, sarà
almeno possibile accostarsi ad esso. Ed incominciamo dal meno,
per salire al più.
In alcuni luogli si accenna al Mio del Paradiso.
Nel />;M de Mariin Hopart, la moglie dell' incredulo leguleio
dichiara che colui il quale entrasse nel tempio sacro a S. Michele
FEDB B SX7PERSTIZIONB NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 73
per pregarvi, veramente pentito, avrebbe già preparato in Paradiso
il sao letto:
En Paradis son lit est fait, RGF. IF. p. 174 v. 80.
Neir Ordene de Chevalerie, il prode Ugo, spiegando a Salatino
i vari significati delle cerimonie che accompagnano l'istituzione del
cavaliere, lo fa entrare in un letto. Alla domanda di Salatino che
cosa ció voglia significare, risponde:
Sire, eis lit vous senefìe
Con doit par Chevalerie
Conquerré lit en paradis
Ke Diex otroie à ses amis.
BM P, p. 64 v. 133—36.
Ma, dirá alcuno : il letto qui non sta a significare che questo :
,^el Paradiso si trova il riposo, la pace che in terra non è". Io
non tarderei ad accettare questa spiegazione, ma occorrono altri
passi che bisogna osservare prima di pronunciarci in proposito.
Nella lunga storia di S. Leocadia, l'autore la prega a metterlo
in grazia a Maria, giacché, tu ben lo puoi, soggiunge, tu che sei
sempre nelle sue stanze e che le fai il letto con le altre vergini
e la aiuti a coricarsi, come ad alzarsi:
En ses chambres tu iez á sejor
Et si la sers et nuit et jor;
Des Virges iez et des puceles
Qui sont lit font, et s'iez de celes
Qui la lievent et qui la cochent.
Je crois que son saint lit n'atoschent
Fors seulement angle et puceles.
BM P p. 344 V. 221 1 — 17.
L'autore non saprebbe adunque figurarsi la Vergine che <)uale
una regina della terra ; ma la regina mortale dorme e si alza, anche
la Vergine dovrebbe aver quindi il suo letto.
Se in Paradiso v'ha dei letti, ci saranno anche delle camere,
la cosa è naturale.
Dio chiama S. Simone e Giuda nella (Jour de Paradu e li
manda a invitare tutti i santi e ì beati.
Alez m'en tost par ces dortoirs
Et par chambres, et par manoirs,
Semonez moi et Sains et Saintes.
Si ha bel rispondere : sono tutte allegorie, non bisogna spingerci
a credere che l'autore volesse accennare a cose aiiatto materiali. Ebbene;
noi le accettiamo anche noi come ellegorie, ma del genere di quelle
per cui S. Brandano vede nel suo Paradiso un bel giardino, fìntta,
selvaggina e una montagna d'oro, del genere di tutte le altre narrazioni
del luogo beato ove si trova quanto v'ha sulla terra di delizioso; sono
allegorie allo stesso modo che sono allegoriche le pene infernali,
significalo recondito che tuttavia non fu scoperto dalle menti grosse
74 G. SCHIAVO.
Medievali e che forse quasi sempre passò occulto anche ai poeti
dei mondi misteriosi. Ha mai pensato qualcuno alla mostruosa
alterazione dell' allegoria di cui si serve la Chiesa, dicendo che
S. Pietro sta a custodire le porte del cielo? Mentre si voleva
soltanto indicare che il Paradiso è un luogo chiuso ai malvagi, e
che i buoni stessi non vi possono entrare senza la fede, di cui il
santo è il rappresentante immediato, ben presto quest' immagine
fu presa nel senso più grossolano e come tale dura anche oggidì
tra molti buoni cattolici, non tutti certo contadini o rozzi operai.
Comunque si vogliano del resto interpretare i luoghi citati, sta pur
sempre il fatto che l'idea quale i nostri poeti si formano del
Paradiso, è un'idea affatto materiale e primitiva, dacché altri passi
vengono a comprovarlo. Se nel Paradiso ci sono letti, camere
e dormitoi, esso è un vero palagio reale. Ma i palazzi reali hanno
di solito un bel giardino d^intorno ; ed eccoci qui un po' di terra.
Ce lo dice l'autore della storia di S. Leocadia. Il frate, continuando
nelle sue preghiere alla santa, le raccomanda di prendere seco
S. Cristina, perchè lo giovi andie costei.
Quant por déduire en cez praiax
Maine ses Virge la Rome.
p. 342 V. 2224 — 26.
Ora, se vi hanno prati, vi saranno probabilmente anche fiori
e frutta e, oltre il palazzo regio, delle altre case bellissime fatte
anche d'oro, il paradiso sarà insomma un bel paese.
Proprio cosi; ce lo nomina e descrive il buon vescovo di
Lincoln :
Utre le punt esteit un pays'
Très-délicius, ceo me fìi avis;
Verte esteit la praerie,
La beauté descrire ne sai mie;
Trop esteit biel flurìe,
Kar plein esteit de duz odur
Et de très-délitable savour
Ke bien os dire sans paûr
Ke de la beauté et la doçur
Poet un hom vivre tut jur.
' n ponte pericoloso si trova ricordato in altre leggende. Nel ConU de la
Charrette f l'eroe deve passare un ponte pericoloso guardato da bestie. G. Paris
(Romania Xn, 508; Martin, Zur Gralsage ^. ^\) trova in ciò il ricordo del
ponte che (secondo egli crede) dietro tradizione antico celtica, i defunti debbono
passare per entrare nel regno della Morte, credenza che si presenta presso
molti altri popoli e che trovò la sua espressione pure nella letteratura cristiana.
Il Thurneysen (KeUor omanisches^ Halle, 1884 pp. 21 — 22) mostra che non
c*é traccia di elemento originariamente celtico in questa credenza; nelle
leggende irlandesi spesso si parla del rapimento o del viaggio degli eroi aDa
terra dei viventi, alle beate sedi, ma non accade mai ch'essi passino alcun
ponte. Non manca il ponte periglioso anche nella letteratura irlandese; ma
esso entra soltanto nei testi ecclesiastici delle Visioni. Non rara, presso gl'
Irlandesi, la mescolanza della terra dei viventi col paradiso cristiano; essa si
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 75
Très-bele gent i habiteient
En mansiuns ke il aveient,
Beaus esteient lur mesuns,
De grant noblece et riche aturs ;
Aucunes esteient si très-beles
Ke recunter sereit merveilles,
De merveilleuse grandur
Et de très-bele richiatur
De or fin et de merez
Furent les uns tyulez.
J CD, no. De la Peine d'Enfer^ pag. 305, v. 23—42.
Ma se c'è un ponte che mena al Paradiso, se poi si osservi
che possono passarlo soltanto i buoni con loro vantaggio, esso é
un luogo chiuso, e tale apparisce nelle opere nostre. Il Paradiso
ha difatti la sua porta e il portinaio: quando il villano che lo
guadagnò colla sua logica stringente, giunse lassù , S. Pietro gPimpedi
il passaggio, come invece accolse subito a braccia aperte il for-
tunato giullare che gli avea dato in mano tutte le anime dell'
Inferno. Luogo chiuso ci apparisce anche nella Court àe Paradis^
S. Pietro stando alla porta, e raccomandandogli Iddio di vigilare
attentamente che non entri qualcuno indegno di partecipare alla
festa celeste. Così Rutebeuf deve averlo immaginato ben custodito
nella sua Voie de Paradis^ ma dopo lungo viaggio l'autore si fermò
a confessare i suoi peccati, che sfortunatamente sajanno stati
troppi, ed egli non trovò il tempo di dirci qualchecosa del suo
Paradiso.^ Chiuso il Paradiso della leggenda di S. Patrizio, dacché
sarà prodotta anche presso i Brettoni. In questo modo la rappresentazione
del ponte è passata nella leggenda brettone profana, ma non si tratta di alcun
elemento antico celtico ; si venne della letteratura cristiana, specie dalla lette-
ratura delle visioni.
Questo ponte si trova ricordato pure nella leggenda di S, Paolo t di
Túndalo, del Purgatorio di S, Patritio, nella Visione di frate Alberico,
(V. D'Ancona. I Precursori di Dante, Firenze, Sansoni, 1872) Secondo il
D'Ancona poi, la leggenda del Purgatorio di S. Patrizio diversifica dalle altre,
perchè non nomina le varie specie di peccatori e perchè il ponte, anziché
all' Inferno, guida al Paradiso delizioso (p. 62). Ora U D'Ancona, che ricordò
anche la nostra leggenda, (p. 35) non notò che anche qui il ponte periglioso
mena dritto, dritto al Paradiso, mentre d'altra parte, è il mezzo per cui le
anime prave cadono all' Inferno. Di fatti quanti vi montan sopra che hanno
peccati da scontare, traballano e cadono nella vasta corrente al di sotto.
Mes dreitures et nette gent
Passer le poeient seurement
Et entrer en le pais joïus. v. 58 — 60
^ Questa leggenda, anche per quanto riguarda la descrizione delle pene
infernali, è tolta di pianta, e riprodotta parola per parola in verso da un
Dialogo di S. Gregorio (V. Opera Omnia S. Gregorii, 11° C. XXXVI,
p. 432 — 33, Venezia 1744. Non credo abbia ragione il Graf di collocare questa
del vescovo di Lincoln fra le descrizioni del Paradiso Terrestre, come ha fatto,
se ben ricordo, nel suo ultimo studio sulle Leggende, i Miti, etc. Del Medio Evo,
« La Voie de Paradis o d' Umüitei OCR II. p. 169— 203. Do un
rapido, rapidissimo riassunto di questo viaggio che si può dire incominci
attraverso l'Inferno. Rutebeuf sogna di trovarsi su una via strettissima e
76 G. SCHIAVO,
Tardito Ouvain, giunto a fuggir dalle mani dei demoni, si trova
in un luogo deliziosissimo, giardino sempre coperto di fiori e di
frutta, dove le anime dei giusti attendono il momento in cui le
porte del cielo si aprano, per salire a Dio. Egualmente chiuso,
secondo l'autore de La Voie de Paradis (OCR III® p. 195 — 234),
dacché una scala faticosa conduce in una larga e bellissima pia-
nura, specie di anti - paradiso , a cui appunto conduce quel luogo
beato. ^
malagevole, da cui la maggior parte dei passeggieri sì allontana per entrare
invece in .un'altra via a sinistra, bella, piacevole, comoda. Ma poveri infelici!
essa mette a un certo luogo in cui li straziano ambascìe e dolori infiniti.
Tenendo a diritta, verso sera il poeta arriva alla città di Penitenza ; un uomo,
detto Pietà, e la moglie sua, Carità, lo accolgono ospitalmente in casa loro.
I due coniugi sono assaliti continuamente da Avarìzia, Invìdia, Vanagloria,
Orgoglio e Fellonìa. Guardatevi da costoro, dice Pietà a Rutebeuf, voi
dovete giungere alla casa di Confessione^ ma prima passerete dinanzi un
bellissimo palazzo, non vi entrate, è la dimora di Orgoglio, bella di fronte,
tutta rovine di dietro, chi vi metta il piede non ne esce più. I suoi devoti
sono vestiti di rosso, ma il bel colorito non dura sempre. Dopo Orgoglio,
Avarisia, allo sbocco di una valle, i suoi uomini son tutti neri, ma ancora di
più squallidi e magri. Triste e pensosa siede sopra un forziere, in mezzo
la sala, sembra più morta che vìva; non vi è là che una porta, chi vi entri
non ne esce più. Viene poi rira\ continuamente si strappa ì capelli, rompe
quanto le vien sottomano. Nel fondo di una valle oscura è Invidia^ pallida
in viso ; la sua casa non ha finestre, mai raggio vi entra dì sole. Subito dopo
Accidia^ zia di Pigrizia; Gola^ tutto il di alla taverna, sofferente del capo al
mattino, per gli strapazzi fatti alla sera, ma sempre pronta a ricominciar
le sue orgie. Molto vicina è Lussuria che al folle non lascia né cappa, né
vestì; alcuni entrano presso di lei a cavallo per uscirne a piedi Tutte
codeste brutte dimore stanno a sinistra, ma, voi, gli dice Pietà, volgete a
destra ; a Oriente, vedrete una casa rìdente, dimora di Umiltà. Ella è bianco
vestita, Orgoglio le move assalti di spesso, ma sempre invano. Viene poi
Liberalität da tanto tempo languente che sì direbbe estinta; custodiscono la
sua casa Gentilezza e Cortesia. Poi Carità, Prodezza, Astinenza, Castità,
finalmente la città di Pentimento (Repentence) , dopo di questa quella di
Confessione,
^ Non meno lungo e, d'altra parte più noioso, è il viaggio del trovero.
Sognò di mettersi in via dopo aver chiesto consiglio a Dio, che lo mandò a
Marìa. Giunge prìma di tutto presso Grazia, che lo conduce nella casa di
Amore, dove é accolto splendidamente e dove vengono a vederlo Disciplina,
Obbedienza, Gemito (Gemir) Penitenza e Sospiro, Lo avviano poi a Contri-
zione e a Confessione, Commina tutto solo, quando gli si fa innanzi a cavallo
e minacciosa Tentazione. Ma in aiuto di lui viene Speranza, che gli si fa
compagna. Incontrano la Fede e giungono insieme alla città dì Contrizione,
presso la quale dorme la notte Arriva poi al castello di Confessione, che
io accoglie festante, e dove trova Soddisfazione e Perseveranza, colla quale
si avvia, l'indomani, a Penitenza. Si smarrìsce per via, e una turba dì ladroni
a cavallo viene contro di lui per ucciderlo. Li conduce Tentazione; sono
con lei Vanagloria, Orgoglio, Invidia, Odio, Avarizia, Ira, Fornicazione,
Disperazione, che fa da retroguardia. Ma in suo aiuto toma Speranza con
molto seguito e con Jede, Umiltà, Obbedienza, Carità^ Temperanza, Castità,
I due eserciti vengono a battaglia, con piena disfatta del prìmo. Il trovero
torna a Confessione, e con Perseveranza giunge finalmente a Penitenza,
che lo avverte dover egli salire una scala, quella vista da Giacobbe, per
entrare in cielo. La scala ha 8 gradini, il P è: Jede in Dio, il IP
Virtù in opera il IH® Scienza in virtù , il IV® Senno in Astinenza , il V®
Pietà in astinenza, il VI" Pazienza nella Pietà , il VIP Amore del Prossimo,
FEDE E StJPERSTlZlONE NKLL' ANTICA POESIA FRANCESE. 77
Tuttavìa non si dice nelle opere nostre quali ripari vengano
come a rinserrare il Paradiso, il che invece se trova in simili des-
crizioni di quei tempi, specialmente nella Gerusalamme Celeste di
Ira Giacomino da Verona. Solo il passo dell' arcivescovo di
Lincoln lascia supporre ch'egli immaginasse il suo Paradiso come
circondato dall' acqua nera ed odiosa in cui precipitano i dannati,
larga corrente che, simile al gran fìume d'Omero, abbracciante
intomo tutta la terra, verrebbe come a circoscrivere il luogo dei
beati
Dai pochi luoghi veduti si può adunque conchiudere che
l'idea, il concetto che i nostri poeti si sono formati del Cielo,
come soggiorno dei giusti, è añatto conforme al concetto che essi
hanno di una vita tranquilla e soave in sulla terra. Essi non
sanno pensare un mondo al di là molto diverso da quello in cui
vivono, che maledicono, cha disprezzano, che fuggono, ma che poi,
per contrario, portano fìn sopra le nuvole.
§ 5. £ dacché il Paradiso è fatto per la gente per bene,
vediamo se i nostri poeti ce l'abbiano voluto descrivere, cerchiamo
se ci abbiano detto una parola sul modo in cui si passano i giorni
lassù.
Noi abbiamo studiato Dio, gli Angeli, i Santi, ma più sulla
terra che in cielo, più nelle relazioni continue coll'uomo che nel
regno celeste. Ora, appunto le descrizioni dirette su questo soggetto
essendo scarsissime, noi dobbiamo sforzarci di trarre aiuti anche
dai fatti che sembrerebero trascurabili.
Dio si ricorda spesso come il re del cielo, ma mentre ci
apparisce quasi sempre sotto la figura di Gesù trionfante, quasi
mai si ricorda lo Spirito Santo; la Trinità sembra come dimenti-
l'Vm® Carità verso se stesso. Ma per salire la scala, ci vogliono dei com-
pagni, cioè veglie, digiuni, elemosine, andere scalzi, fuggire insomma ogni
vanità. Aiutato da questi compagni il trovero arriva alla ricordata deliziosa
pianura, da cui parte accompagnato da Desiderio (Desirrier) ed entra in
Paradiso, che non ci descrìve, dicendoci solo di avervi veduto Iddio in
Gloria, Maña, alcuni santi, molti frati e duchi e principi. Venne dinanzi
al Re del Cielo, s'inginocchiò, perdonato dei suoi peccati, s'ebbe promessa
di una bella corona, se facesse cosi bene da rìtornare lassù. L'autore
dichiara che non sarebbe mai più partito di là, tanto quel luogo era bello
e delizioso, ma non ce lo descrìve minimamente. Si accorge invece di aver
sognato e adesso (ci avverte) dirò cose vere del Patadiso e deU' Inferno.
Ma Quanto al Paradiso tutto si risolve nel dichiarare che là non si soffre né
fame, né sete, né dolore, che etema è la giovinezza, la gioia, la salute.
Quanto al nome del trovero, dal verso 968, p. 222, in cui egli si nomina,
parrebbe debba essere Raul d^Oudan, l'autore del Songe d^ Enfer, Ma
secondo l* Histoire Litt, de la Fr, XVIII, 790 sgg. la Voie de Paradis^
tratta dallo stesso manoscrìtto 7218 della Bibl. -naz- f. 86, da cui la tolse
lo Jubinal, è anonima. Forse siamo dinanzi a un autore che avrà voluto
imitare il Sogno di Raul, e a questa opinione credo si avvicini in uno
studio il Sig, W, Ungerle — Ueher Raul de Houdenc und seine Werke^
Erlangen pp. 44, dissert, dottor; almeno per quanto ne dice la Romania 7Í9
319, parlando di questo lavoro. Ma io non ho potuto procurarmi l'opera
dello Zingerle, come avrei desiderato.
78 G. SCHIAVO,
cata, il Cristo domina veramente sovrano. Ciò ò naturale, ne poteva
essere altrimenti. In Gesù si trovava già il Dio fatto uomo,
rantropómorfizzazioney se mi si passi la parola, era adunque molto
più facile, egli era il Dio che già si conosceva per esser stato
qui in terra fra noi; non c'era quindi bisogno dì inventar nulla.
Égli è fìglio di donna terrena, che tiene in cielo sempre vicina,
come l'aveva quaggiù. Ma a quella donna, ormai indiata, si rivol-
gono le preghiere dei poveri mortali; a chi adunque potrà ella
rivolgersi, se non al figlio suo per ottener ciò che vuole per loro?
Dio padre é un po' troppo severo, Dio santo spirito è qualche
cosa di troppo astruso a pensarvi, trascende le menti del popolo,
atte a dar corpo alle astrazioni, non ad astrarre ; resterà per forza,
per legge necessaria, il Dio, fatto uomo, come quello che è il vero
re del Cielo. Ad ogni modo, anche nel concetto nuovo del Dio
potente e forte, seppero i nostri poeti uscir proprio del tutto dal
paganesimo? Come Giove siede sul trono, ha l'aquila ai piedi,
ministra del fulmine, Mercurio sempre pronto a portare i suoi
ordini, cosi anche il Dio novo siede sul trono, anch'egli ha vicino
un messaggero alato, Michele, ed altri angeli minori che arreche-
ranno agli uomini i voleri di lui. Ora sorge naturale una domanda:
la gerarchia fra gli angeli e i santi, come pure fra i beati, ammessa
dalla Chiesa, accettata da Dante, si trova nelle opere nostre?
Quanto agli angeli, già vedemmo Michele, Gabriele, Rafaele,
come alla testa di tutti.
Fra i santi pure una certa graduatoria esiste. La Vergine deve
aver seco un certo numero di angeli, dacché apparisce spesso
accompagnata da loro ed essi in cielo sono i soli che possono
toccarne, oltre le vergini sue, il casto letto. Ella è la sola fra
tutti i santi che sia onorata da questo seguito di spiriti immortali, e
anche da ciò si vede come ella sia più adorata quale regina del
cielo che venerata come una santa. Una certa graduatoria negli
ordini celesti sembra rivelarsi anche dal fatto che S. Pietro,
volendo salvare l'anima del fìrate a lui devota, non avendo ottenuto
da Dio esaudimento, si rivolge agli arcangeli ^ agli angeli ^ ai santi^
ai confessori, ed ai martiri. (M 11^ Du moine qui omoit S. Pierre).
Cosi se l'autore de La Voie de Paradis non ci descrive il
Paradiso punto né poco, sa dirci però di aver colà veduto il Re
della gloria e la Vergine e S, Giovanni Baiiisia^ S, Giov, Evangelista^
Apostoli e Martiri insieme, i Confessori^ le Vergini e gli altri santi.
Avrebbe incontrato poi una quantità dì frati, di monache, dì
chierici e preti, duchi e conti moltissimi, cavalieri, borghesi, gente
d'ogni condizione. Ma, come si vede, custui getta giù alla rinfusa
ciò che gli viene più presto alla mente o si confà meglio alla rima,
non segue un ordine vero e sicuro — Invece una distinzione
più larga e precisa si trova nella Court de Paradis dove appunto
essa si estende anche ai beati. Qui si incontrano, cominciando
dai più vicini al trono di Dio, e terminando ai più lontani, gli
Angeli, alla testa S. Michele e Gabriele, i Patriarchi, alla testa
FEDE E SXJPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 79
Àbramo, gli Apostoli^ \ Martiri, capo S. Stefano, ì Confessori^ capo
S. Martino , gli Innocenti. Poi le Vergini^ ' le vedove^ che osservarono
la vedovanza, finalmente le Donne Maritate, Maria, inutile dirlo,
sta vicina a suo figlio. Ma degno di nota è il fatto che la Med-
dalena, la peccatrice, la donna mondana, è messa dall'autore nel
coro delle Vergini, anzi pare piuttosto alla loro testa che semplice
gregaria. La deferenza per lei si dimostra poi anche dal fatto
che Gesù, scendendo dal suo trono, prenderà parte alla festa,
tenendo per mano, da un lato la Maddalena, e dall'altro la Vergine.
§ 6. Ora pertanto ci piace chiudere questa capitolo con qualche
osservazione. — La Voie de Paradis^ pubbl. dello Jubinal (Ilio
OCR) non è, nel fondo, che una satira ; sembra scritta per deridere
il costume del tempo di parlare del mondo di là, sembra che
voglia imitare, in gran parte, le Songe d"* Enfer di Raul. Il Paradiso
non c'è descrìtto, mentre la via che vi conduce occupa, si può
dire, tutta la mente dell'autore, che l'avrebbe fornita più presto se
non si fosse perduto, lasciando Perseveranza e per osservare
le fonie de sotenaus
Qui juoient au tumberìaus.
p. 208 s. 472—73.
Arrivato lassù i beati che incontra sono specialmente gente
di chiesa e, si osservi bene. Giacobini e vere beghine^ gli ordini più
odiati e più tormentati dai nostri poeti, e poi cavalieri e conti
e duchi, ai quali il trovero confessa che gli amici loro cercavano
nel miglior modo di salire a Dio.
Ma si può dire lo stesso di quella curiosa Corte del Paradiso
(B M III<> p. 128) che ci accadde di nominare più volte? Noi non
crediamo di poter sciogliere ogni dubbio, solo portiamo innanzi
le osservazioni che ci sembrano lecite. L'autore non vuole, in
fondo in fondo, che darci l'origine delle feste d'Ognissanti e dei
Morti. Il Paradiso è definito come un vastissimo castello, la sala
del signore p)otente sarà il luogo ove si raduneranno tutti i vassalli,
vi sono case, dormitoi, il giorno e la notte anche lassù. Dio, un
bel momento, si pensa di tener corte piena; vuole invitare tutti
gli abitatori celesti a una gran festa e vedere chi veramente lo
ami, accorrendovi. Ma perchè tutto proceda pel meglio, chiama
a sé S. Simone e Giuda e li incarica di andare per le camere e
le varie abitazioni a portare il suo invito. Simone e Giuda si
preparano ad adempiere al desiderio divino, e un bel mattino, molto
per tempo, si mettono in via, Simone portando seco una campanella.
Simone viene ai vari ordini di spiriti celesti, ricordati sopra,
solo è a notare che trova gli Angeli in una vasta camera, e le
Vergini in un'altra, mentre gli altri beati sono già usciti dalle loro
dimore.
Chiamati via via tutti quanti, vengono primi gli Angeli,
compariscono inoltre con loro Cherubini, Serafini, Arcangeli. Can-
8o ' G. SCHIAVO,
tando il Te Deum^ proprio sull'aria ìn cui si canta tutt'ora dalla
Chiesa, si avvicinano al tl-ono di Dio, occupando il posto più alto.
Arrivano intanto anche i Patriarchi, gli Apostoli, i Martiri, i
Confessori, gli Innocenti, le Vergini, le Vedove col copricapo
bianco, quindi le mogli fedeli ai mariti, con una camicia bianca
più della neve, tutti intuonando canzoni diverse: Le donne salutano
di un Ave la Vergine, che risponde e le segna colla mano destra.
Quando Gesù le vede, le saluta per primo, e quelle rispondono
gentilmente al saluto. Chiama quindi S. Pietro e „tu, gli dice, che
tieni le chiavi, guarda che non entri alcuno che non sia ben conos-
ciuto". Quindi si volge a Maria e la invita a incominciare la festa.
Quar il en est moult granz mestíers,
p. 140 y. 393.
Maria prende per mano la Maddana e invita tutti a danzare.
Allora tutti si dispongono al ballo, ma ci vuol musica; i 4 Evan-
gelisti formeranno l'orchestra:
Les quatre Evangeliste i sont,
Qui la Cort toute esbaudir font;
Chascuns tint en sa main un cor
Ne sai s'il fu d'argent ou d'or,
Ou d'autre métail vraìement,
Et comoient tant doucement,
Hanlt et seri à langue alaine:
, Je gart les bos que nus n'en port chapel de flors s'il n'aime**.
E, pronta tutta la corte pel ballo. Gesù prende per mano la madre,
cantando anch' egli una canzonetta. E la Vergine incomincia la
festa, dando l'esempio, si alza perfino la lunga veste:
Prist les pans de sa vestéure.
Et va chantant trestout entor,
Par reposées:
,,Agironées depart mes amors, agironées"
p. 142 y. 442 — 45.
D'altra parte viene anche la Maddalena, che veduto a sé dinanzi
Gesù,
chanta par dévotion,
Quar moult forment li abeli;
„Fins cuers amourous et joli,
Je ne vos vueil metre en oubli"
p. 143 V. 455—58.
Gesù allora prende da una parte per mano la madre, dall'
altra la Maddalena,
A cui il fìst le douz regart
Quant ses péchiez li pardona.
Tout doucement respondu a
Ceste chançon moult doucement:
„G'enmain par la main m'aimie, s'eu vois plus mignotcment".
FSDS E SX7PERSTIZI0NE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 8 1
Intanto le anime Purganti, udendo la festa che si faceva in Cielo,
innalzano grida, per venire accolte anch^esse all' alta gioia. S. Pietro,
che è l'unico sacrificato in questo luogo di divertimento, stando
alla porta ne ode i lamenti, si fa interprete del loro desiderio presso
Gesù; la Vergine prega di accoglierle, concedendo loro riposo
qnel giorno e Tindomani. Gesù accondiscende molto gentilmente,
e cosi anche tutto il Purgatorio si unisce al cielo in quella festa
gioconda.
L'autore dichiara che, appunto dietro questo lieto avvenimento,
il giorno delle anime segue alla festa dei Santi, conchiude invitando
i lettori a pregar Dio, per essere ammessi a quei celesti tripudi.
Avrei potuto accontentarmi di offrire un sunto più ristretto della
lunga conposizione, ma ho preferito darla in tutte le sue partico-
larità più notevoli, per facilitarne il commento.
Già il D'Ancona,* con quell' acume che lo distingue, mostró
di dubitare della pia intenzione che possa avere aninato il trovero
a parlare d'un Paradiso siffatto. Siamo noi adunque dinanzi a una
poesia seria o a uno scherzo? Nel primo caso essa riuscirebbe la
più scipita ed insulsa delle descrizioni, la più bislacca e fanciullesca
invenzione; nel secondo la più terribile delle satire. Ma non sono
poche le ragioni che farebbero inclinare verso quest'ultima opinione.
Non si erano mai celebrate delle feste in cielo, prima di
quella che descrive il trovero? Dio non ha più il potere di radunare
in un attimo tutti i santi e i beati a sé intomo ? Perchè mandare
due corrieri speciali, perchè tanta preferenza a Simone? Forse
perchè egli era un santo che Dio ne tini pas à enfançon ? Dunque
ci possono essere anche dei santi bamboloni? Ma, d'altra parte,
povera serietà di Simone, povero decoro dei santi! Mettergli in
mano una campanina, far che per tempo vada con essa chiamando
i santi e i beati, invitandoli alla gran testa! Inoltre perchè trovar
gli Angeli e le Vergini ancora nelle stanze loro? S'erano forse
costoro alzati appena da letto? Giacché tutto lascia supporlo. Gli
Angeli sono i primi che Simone incontra, ed essendo ancora assai
presto, essi potevano benissimo non essere ancora usciti a prendere
un po' d'aria libera. Invece egli viene più tardi presso i Patriarchi
e gli altri, e costoro dovevano quindi trovarsi già fuori di casa.
Le Vergini sono egualmente le prime fra le donne che Simone
visita, ma si capisce subito che, le donne generalmente essendo
più lente a uscir di camera che non gli uomini, egli poteva sor-
prenderle ancora nelle stanze loro.
V^ha di più: i santi si avvicinano al trono di Dio, si accostano
ancora le sante e le donne, Maria aspetta d'essere salutata per
segnarle colla mano. Gesù è gentiluomo, saluta egli per primo.
Non par proprio di trovarsi alla corte di qualche principe, in cui
la dama, severa e altezzosa, vuole prima gli omaggi dei convitati,
e lo sposo invece per primo li accoglie sorridendo e salutando?
* D'Ancona — op. citat,
Zeitsohr. f. zom. Phil. XVII.
82 G. SCHIAVO,
Ma perchè si fa venire le Vergini colla Maddalena alla testa? Se
tutte fossero state come lei, povera verginità! Né é meno curioso
il comando di Gesù a S. Pietro di guardar bene la porta, che non
vi entri chi proprio non sia conosciuto. Si ricordava forse che
una volta c'era entrato un villano, quasi a forza, e un giullare
disperato? Inoltre perchè aver fatti suonatori di corno i quattro
Evangelisti? Il corno, è vero, era uno strumento nobile, diremo
cosi, e graditissimo nel Medio £vo, ma tuttavia ci sembra che qui
la satira getti la maschera. Gli Evangelisti si rappresentavano in
terra come quelli che avevano bandito al mondo il Vangelo, troppo
giusto che in Cielo continuino il loro uffìcio di suonatori. E chi
incomincia il ballo e dà il buon esempio è Maria, che si alzerà
anche un po' la sottana! La Maddalena d'altra parte che si com-
muove alla vista di Gesù, e Gesù alla vista di lei; perfino un
idillio su in Cielo e di che sorta! perfìno Gesù che intuona una
canzonetta di quelle che il popolo cantava per le vie!^
Ma v'hanno altre due osservazioni di capitale importanza. Gli
Angeli ci sono e con loro i santi, essi ormai non si possono to-
gliere; ma dei mortali saliti a Dio e che non acquistarono la
santità chi vi si trova? Poche vedove, più poche spose, giacché,
sentiamolo bene, Simone, invitandole alla festa, può chiamarle tutte
per nome! (p. 135 v. 225 — 26).
Poche vedove; cioè poche sono le vedove che sappiano ser-
barsi oneste, poche spose, cioè poche sono le donne fedeli ai
mariti. Qui la satira contro la donna, tanto comune al Medio
Evo, si ripete e si afferma in modo evidente.
Ma gli uomini che non sono santificati o che non morirono
fra gli Innocenti ove sono? Mescolati ai cori dei santi? sarebbe
un non senso. E allora? Questo sembrerebbe il colpo di grazia.
Le donne hanno posto in cielo, gli uomini no ; le donne sono come
la sposa di Martin Hapart, gli uomini somigliano allo scettico leguleio,
ridono del Paradiso, per loro non dimostrando serietà chi se ne
occupi altrimenti che per ischerzo. L'autore della strana poesia è
un uomo, almeno è lecito supporlo ; sarebbe egli inoltre uno spirito
indipendente, ci darebbe un'altra prova che non tutti nel Medio
Evo curvano la testa e la ragione?
Vili. L'Inferno.
§ I. I documenti per la ricostruzione dell' idea dell' Inferno
presso i nostri poeti, non sono cosi scarsi come quelli di cui
dovemmo accontentarci pel Paradiso.
L'Inferno si nomina sempre come un luogo profondo, nascoso
entro le viscere della terra; molte volte si dice le puis d* enfer ^ il
^ LA. IV°. La Cour de Paradis'' p. 49, nota. ,,Ce morceau de chant,
ainsi que tous ceux que l'Auteur à insérés dans son conte, ne sont que de
refreins, ou des traits de Chansons vulgaires qui couraient alors parmi le peuple,
et qu'il applique à son sujet, assez ingénieusement (!) pour la plus part. Je
les ai retrouvés presque tous dans les Chansonniers du tems.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 83
pozzo d'Inferno, talvolta la profonde tour ^ da cui nessuno, entrato
che sia, può uscire.
Ma quello che manca, quasi del tutto, è un quadro netto e
ben compiuto della configurazione di questo luogo di pena, e se
ne parla per lo più alla sfuggita; lo stesso Rutebeuf, che nel suo
Pit QU Vilain^ venne fino a raccogliere un conciliabolo, non ce ne
& parola. Siccome tuttavia abbiamo come due ordini di concezioni
diverse dell' Inferno e delle sue pene, da una parte considerandosi
come tormento massimo il fuoco, dall'altra invece un'acqua torbida
e nera, noi verremo seguendo prima l'uno, poi l'altro di essi, per
aggiungere infine il passo, forse più importante che abbiamo sopra
questo soggetto, e cercare, se è possibile, di metter capo a una
sintesi che risulti spontanea dalle premesse.
£ incominciamo dal fuoco.
§ 2. Nel Fabliau de Saint Piere et du Jongleur, il soggetto
principale essendo uno scherzo piacevole, l'Inferno non è descritto
che di volo, quasi per accidente. Si ricorda una gran caldaia, un
gran fuoco che la riscalda, un focolare, una fornace. Le anime
o bollono adunque o abbrustoliscono, come viene a dirci anche
mastro Lucifero, quando, tornando dalle sue imprese sulla terra,
Ne vit ame n'avant, n'arrìere,
Ne en fornel, ne en chaudière
RGF V». p. 77 V. 362—63.
Ma nel nostro Fabliau troviamo ancora qualcos' altro. Lucifero,
prima di lasciar solo il giullare all' Inferno , gli promette , se egli
custodisca bene le anime, un buon pranzetto:
Gè te ferai mout bien servir
D'un gras moine sor. i. rotir
A la sau;^e d'un usurier
Ou à la sau;^e d'un hoilier.
p. 69 V. 121 — 24.
Dunque, nell'Inferno ci sono anche altri strumenti di pena,
spiedi e tegami, da arrostire e da friggere le povere anime dannate.
Ma se il giullare facesse male il dover suo, cosa gli promette
Lucifero? Je te pendroiè par la guele. p. 68 v, no.
Dunque nell'Inferno c'è anche la forca.
Ora, noi abbiamo appositamente innanzi tutto ricordato questo
Fabliau, perchè esso ci dà come lo scheletro di tutte le descrizioni
infernali della categoria che veniamo esaminando per prima.
Alla fornace dlnferno accenna anche Rutebeuf nella sua Ave-
Maria :
Et penedictus de rechief
Fructus qui souffrì grant meschief
£ grant mésaise
6*
84 G. SCHIAVO,
Par nous geter de la fornaise
D'Enfer, qui est pusnaise
Laide et abscure.
OCR no p. 147 V. 133—38.
Ma le salse e i pasticcini infernali ricorda e sa descriverci
graziosamente quel bello spirito che fu il trovero Raul de Houdain
o Raul de Hoodaing, come egli chiama se stesso nel chiudere la
sua briosa narrazione.*
Dopo lungo cammino, l'autore arriva fìnalmente alle porte
d'lnfemo.2
Ma quello che descrive Raul è il regno della morte solo per
metà, per cosi dire; per lui è un Inferno allegro, giacché egli se
la passa coi demoni, buona gente e di cuore, non coi dannati,
che servono di vivanda.
Entrando, egli osserva che sistanno preperando ie tavole ; con
alta meraviglia si accorge che nessun portiere lo aveva fatto tornare
indietro, cosa non tanto comune in Francia.
Veniamo intanto al famoso pranzo.
Egli dichiara che uno di simile non si vide mai:
Mès ainz mengiers ne fu véus
Si riches qui léenz estoit
Appareilliez, c'on ne pooit
Teus viandes trover el monde
Tant comme il dure à la roonde.
p. 396 V. II— 15.
Furono stese tovaglie, fatte di pelle di pubblicani, dei quali il
trovero s'ebbe due come seggio. Tun sopra l'altro:
* Le Songe d^ Enfer JMys. appendice p. 384 — 403.
' Come il cammino al Paradiso di Rutebeuf è una lunga tirata sui vizi
e le virtù, cosi largo tratto di questo sogno è una lunga descrizione dei vizi
che conducono all' Inferno. L'autore sognò di essersi volto, dritto, come
pellegrino, alla città d'Inferno - Dopo aver girato a lungo qua è là , la prima
notte arrivò alla città detta Cupidigia ^ posta in terra di Slealtà; li albergò
presso Invidia, che è signora della terra. Vi trovò Jrode^ Rapina, sua
sorella, Avarùda , sua cugina, che gli chiese de'suoi devoti, e ni lieta all'udire
che ve n'erano molti. Venne poi alla città di Joi-Mentie (Fedementita) di
cui è capo e signore Tolir, (Ladroneccio), cortesissimo verso il suo ospite.
Raul passò poi alla città Taverna, superando un fiume detto Ghiottomia,
La tavemaia, Ruberia, lo accolse lietamente. Passò la notte allegro ; Mestrais
0 Mesdiz (Maltolto o Maldetto), Msscontes (Contofalso) e Hasars furono a
lui per chiedere novelle dei loro devoti. E qui una lunga tirata contro i
tavernieri in genere e alcuni più specialmente, citati anche a nome. Intanto
viene Ubbriachevui, col figlio, natole in Inghiltera. Ella non volle per quella
notte lasciare il trovero e il mattino lo condusse dritto a un castello, detto
Castel'B or dello, dove Onta, la figlia del peccato, venne a vederlo con Ladro^
neccio, figlio della Mezzanotte. Domandò allora la via A enfer la grant
forteresse, e Ladroneccio e UÒòriacheua volentieri l'accompagnarono. Arriva
finalmente a Disperatioue e a Morte Improvvisa; subito dopo è Inferno.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 85
Mon siège fa aine, m'ot autre
Dui popélican Pun sor Pautre.
p. 396 V. 26—27.
La sua tavola fu di un tessitore, e il siniscalco gli mise in
mano una salvietta del cuoio di vecchia meretrice. Ed eccod al
curioso pasto :
Come primo piatto furono portati compioni all'olio. Subito
dopo vennero:
Usuriers eras à desmesure ^ grassi del bene altrui, piatto che
non manca alP Inferno^ dice malignamente il trovero, ma che anzi
C'est li généraus mès d*enfer. (p. 397 v. 23).
Poi un altro piatto: ladroni e assassini, tutti rossi del sangue
di mercanti uccisi. Ma un piatto più succulento ancora fuquello di
Vielles putains aplaqueresses, (p. 397 v. 33)
mangiato in salsa verde.
Un piatto squisitissimo fu di eretici, bulgari, alla gran salsa di
Parigi, (una salsa di fuoco che purtroppo non mancava mai in
quei tempi e che piacque un po' a lungo anche qui sulla terra),
in ¡spiedo, divorati col più glande appetito.
Vennero poi lingue d'avvocati messe a friggere.
Poi altri piatti ancora: bigotti, neri monaci, vecchie Perpetue
(presir esses) in cibreo, monache in pasticcio, sodomiti ben cotti in
onta. Bevvero villanie in luogo di vino.^
Dal Sogno d'Inferno veniamo al Salut d* Enfer y d'anonimo
autore.^
Il Sogno è uno scherzo piacevole, il Saluto è uno scherzo
ancora più bello. La spigliatezza, il brio, l'agilità, dirò cosi, di
questo breve componimento è tale da lasciarci dubitar molto ch'esso
non sia che un'imitazione abbreviata del favolello or ora esaminato.^
I versi scorrono facili , allegri , sonori ; diresti di leggere una
canzonetta da accompagnare al tamburello:
Hahi ! hahi ! je sui venus ;
Saluz vous mande Belzébub,
Et Jupiter et Appollin.
Je vieng d'enfer le droit chemin,
Noveles conter vous en sai,
Qu'anuit en Postel herbregai,
En la grant sale Tervagan.
JJT. p. 43 V. sgg.
' Di tutto il Sogno vedi un chiarissimo riassunto in D'Ancona (op.
cit. p. IV pp. 93. 94. 95. Una parte fu da noi intralasciata qui a bello
studio, per servircene con migliore profìtto più innanzi.
• JJT p. 43-45.
' n D'Ancona lo crede appunto un'imitazione del Sogno (op. cit. p. 94,
nota 2). Ma il fatto di trovarci quasi un'eguale enumerazione di cibi che
nel precedente non vale troppo, giacché ormai era codesto un costume
86 G. SCHIAVO,
£ il trovero continua su questo metro e, sempre col medesimo
buon'umore, ci fa sapere che nella sala di Tervagante egli aveva
mangiato un pubblicano, una beghina rinnegata» e che di monaci e
abati gli si fece un gran fuoco al focolare. Il giorno dietro, prima
di partire, Belzebù gli fé' apportare un usuraio cotto a lesso (en
j>potJ\ falsi monaci arrosto, due falsi giudici alla salsa, un gran
monaco a un'altra salsa ancora, avvocati poi finché ne volle. Né
l'autore finirebbe di parlarci cosi presto di tutte le anime che son
dannate in inferno. Vi sono campioni e assassimi, ladroni, falsi
pesatori e misuratori, un numero stragrande di ipocriti e di monache,
sebbene laggiù se ne aspettino ancora non pochi:
De papelars et de nonnains
Est noz enfers auques toz plains.
p. 44 V. i6 — 16.
£ v'hanno cavalieri e giacobini, che scrissero, soggiunge maligna-
mente l'autore, in pergamena t peccati delle beghine^ e i neri monaci
e i bianchi, e i frati aus sas et au barrez (detti cosi dal loro vesti-
mento) nudi ora tutti, appunto perchè ebbero vesti di colori diversi.
In Inferno è poi madama Invidia^ che custodisce la porta d'entrata,
Lussuriay onorata come regina da chierici, monaci, preti, e cavalieri.
L'autore termina beffardamente:
J' aporte d'enfer grant pardon,
De Tervagan et de Mahom,
De Belzébub, de Lucifer,
Qui vous puist mener en enfer
Come si vede, dai tre favolelli riportati l'Inferno non ci è
descritto. Abbiamo, specialmente nei due ultimi, un'enumerazione
bizzarra delle pene che i dannati vi soffrono, pene che noi possiamo
arguire dal modo in cui si portano cotti alla tavola dei demoni.
C'è fuoco, ci sono spiedi per arrostire, graticole per abbrustolire,
qualche pentola per cuocere alessi, e via via, chissà quanti altri
arnesi, necessari alla gran mensa, saranno passati pel capo agli
arditi troveri, quali strumenti di pena di chi precipita là dentro.
Ma in ultima analisi, sta il fatto che in questi inferni cosifatti
non si sa veder altro che una gran sala e una buona cucina.
£ in ciò si rileva pure la dinèrenza fra il poeta che parla
dell'Inferno, ridendo e scherzando, e il poeta che ne tratta seria-
mente, col fermo proposito di descrivere il meglio che possa questo
luogo di pena, a spavento dei reprobi
Ne vogliamo un esempio evidentissimo anche nelle nostre
opere? L'autore della Voie de Paradis^ l'abbiamo notato, dal suo
sogno, come egli lo dice, vuol passare al fatto, dallo scherzo alla
abbastanza divulgato fra i poeti infernali, solo saranno andati a chi facesse
di più. D'altra parte il D'Ancona stesso ci avverte che „simili cibi sono
nel pranzo dell' Anticristo, nel poemetto „Z^ tournoiement d'AntecrisP' e,
come vedemmo, anche nel Fabl. du Joun^leur e de S, Pierre,
FEDE E SUPERSTIZIONE NBLL' ANTICA POESIA FRANCESE. 87
serietà. Ora, egli dice „voglio finire di parlar di sogni e racconterò
verità pura, secondo quanto ne dicono la scrittura e i santi'*. Tratta
quindi del Paradiso^ senza dirci gran cose, passa poi all' Inferno.
Che noi dobbiamo prenderlo in parola o no, poco importa, giacché
anche se egli non abbia la ferma intenzione di pai lare secondo il
sentimento di un poeta religioso, mantiene tuttavia la promessa di
lasciare gli scherzi, cosicché se non scriveva seriamente, aveva
tuttavia lo scopo di imitare quelli che seriamente scrivono di
queste cose.
E il suo inferno, per quanto poco ce lo descriva, è ben diffe-
rente da quelli veduti fin qui. Esso è
tant hideus et parfons
Qu'il n'i a ne rive ne fons,
Si ne puet estre comparée
La grant ardor ne la fumée
Dont il est forondez et plains,
Sovent i a et cris et plains
De ceus qui là ont lor déserte
p. 227 V. 1 142 — 1 148. OCR mo.
£ inoltre pieno di dolori che non cessano un momento e
plains de ténèbres obscures
p. 228 V. 1 180.
ed è
leus sanz ordenance
Et sanz amor et sanz pitance;
Si est plains de confusion
D* erreur et de dampnation
p. 229 V. II 84 — 1187.
Inoltre li dentro c'è
Toute manière de torment,
p. 229 V. 1195.
e mentre i demoni sono sempre attorno alle anime, e il fuoco
d'Inferno non cessa un istante:
La vision des anemis
Que li mestres d' enfer a mis
Avec aus (x peccatori) par aus tormentar,
Por lédengier et por boter,
Lor fet croistre et doubler lor paine
Trestoz les jors de la semaine.
p. 229 — 230 V. 1220.
Né meno terribile è l'inferno per cui passa Ouvain nel Purga-
toire de S, Patrice^ dacché i demoni lo battono, lo mettono sopra
una ruota armata di punte, lo gettano successivamente nelle fiamme,
poi neir acqua più fredda del ghiaccio.
88 G. SCHIAVO,
Che, se noi pensiamo per es. all' Inferno di fra Giacomino da
Verona/ ancora meglio ci si presenta la differenza enorme fra la
descrizione che ne dà il poeta serio e quella del poeta satirico.
Anche il buon fraticello muterà buona parte del suo inferno in
una vasta cucina, anch' egli metterà in arrosto o sul fuoco; ma
con quanta cura, con quante minuzie, verrà descrivendo tutto il
dolore che il dannato soffre, tutto lo spavento che i demoni
incutono, tutte le lagrime, i lamenti, le torture che li dentro straziano.
Il suo è rinfemo nel senso pieno della parola; per quanto imma-
ginato rozzamente, in certi punti non potrete a meno di ammirarne
la spaventosa potenza; l'Inferno dei nostri tre troven è invece un
allegro ritrovo, fìno i demoni si spogliano del loro carattere, divengono
miti, non solo, ma ci appariscono proprio come dei compagnoni
alla buona, con cui il poeta si trova ben volentieri a scherzare.
É la parodia dell' Inferno.
§ 3. Ma, eccoci all' altro ordine di descrizioni, ove non si ride
e non si scherza, eccoci primo di tutti il severo e grave arcivescovo
di Lincoln.
Si tratta appunto, secondo il Dialogo di S, Gregorio (v. e. VII)
di un cavaliere morto di peste, poi risuscitato, che intanto avea
potuto vedere un po' di mondo al di là. Ecco cosa egli vide:
Ja vie, dist-il, un pount,
Et l'ewe desuz mervaille perfunt,
Hiduse et neire et responaunt.
Du regarder oy hidour grant.
L' ewe esteit aval curant,
Horriblement fu tut alant.
J CD. no p. 303 V. 17—22.
Dair acqua si leva poi come una nube, come una densa
nebbia, sopra Pacqua il ponte già veduto, per cui i buoni possono
passare, e da cui invece i dannati precipitano. Ora questo ponte
come è fatto? L'autore non ce lo dice espressamente, ma lascia
indovinarlo. Anche il suo doveva essere un ponte stretto, sottile,
sottile pei dannati.^
^ Dice di fatti che un prete lo passò francamente, un uomo crudele
invece cadde giù appena messovi il piede. Di un uomo libertino che si
presenta poi, racconta che:
Del pé comensa escriler
Et ver l'ewe aval chaï,
Ne par quant par le punt pendi.
p. 307 V. 95—97.
E sorsero dall' acqua demoni neri a tirarlo per le cosce , e vennero
Angeli ad alzarlo per le braccia, sostenendolo. Ora, se costui sdrucciola e
cade verso Vacqua, si capisce che il ponte non doveva esser largo. Inoltre,
solo a patto che fosse un ponte molto stretto, egli poteva restar li come
sospeso fra cielo ed acqua, cosi che i demoni potessoro trarlo per la parte
loro più vicina, le cosce, e gli Angeli per le braccia.
n ponte doveva quindi esser niente più che una tavola o una trave, se
non si voglia spingere tanto innanzi la cosa, da paragonarlo al ponte „sottile
come un capello** ricordato nella Visione di S. Paolo.
FEDE B SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 8g
Ma Pacqua orrìbile, spaventosa nel suo corso rapidissimo, la
nebbia uggiosa, che si leva e si sparge d'indomo, non sono gli
onici tormenti deir Inferno descrìtto dal poeta. Egli dice, narrando
dell'uomo crudele caduto nell* acqua , di averlo veduto colpito da
una pesante mazza di ferro (v. 70 — 44). Né i demoni nerì che
son dentro l'acqua, pronti ad arraffare quanti vi cadono dal ponte,
o a contrastare agli angeli quelli che indugiano a cadere, staranno
li dentro, senza straziare in mille maniere diverse i poverì infelici.
Ma il ponte perìglióso e Tacqua, che sotto il ponte decorre, si
incontrano in un altro luogo delle opere nostre, importantissimo,
perchè viene anche a spiegarci il loro significato allegorìco.
Il frate di S. Médard, nella sua storia di S. Lecocadia, viene
a dirci che questo ponte, che egli ci dà come guardato da lupi,
é molto lungo ; aggiunge che i demoni vi levano spesso le panche,
prega la Vergine a liberarci dai perìcoli di una via cosi disastrosa :
Lonc pont i a et perìllox
Et si a tant vairons et lox.
Lonc pont ne puet passer nul ame,
S*il n*a l'aïe Nostre -Dame.
BM. I» p. 286 V. 507—510.
E più sotto:
Qui ne la {la Vergine) sert de bon coraige«
Ne puet passer ce bideus pont,
Quar li Déables si repont.
Qui à toz cas lieve les planees
Qui la servent à mains esclanches
p. 287 V. 522 — 526.
Ma, notate bene, cosa è il mare che passa sotto il ponte?
La mers du mont soz se pont queurt v. 511.
Non basta?
Cist ponz, cele mers, c'est ci mondes.
p. 287 v. 541.
Il nostro frate in questa lunga isterìa fa un zibaldone, ma
c'è utile molto spesso.
Un altro passo, se non ci rìcorda il ponte, ci dà invece
qualche cosa di simile all' ewe puaunie dell'arcivescovo, una spede
di belletta nera di Dante. Ce l'offre il Dit du Varlet qui se maria
à Nostre 'Dame y già veduto altrove, opera anche questa del frate
lasciato pur ora.
La Vergine, come sappiamo, appare al giovinetto che s'era
presa altra sposa di lei, la prìma volta benigna, la seconda, terrì-
bilmente adirata. Lo minaccia delle pene infernali e, con un
giuochetto di parole abbastanza curìoso, viene a servire magnifica-
mente pel caso nostro. Ecco le sue parole:
90 G. SCHIAVO,
S'en la pulíante pullantíe
De la pulíante t'empullentes,
Es santimes d'enfer pullantes,
Seras pullens empuUentez
Por tes pulientes pullentez.
BM no. p. 426 V. 158.
E Rutebeuf fa che Teofilo preghi la Vergine a salvarlo dalla
palude infernale. Vergine pietosa, dice Teofilo,
Qui toz nos a geté
De duel et de vilté
Et d'enfeme palu;
Dame, je te sulu.
OCR — 2> Mir, Théoph. p, 255 v, 474—477.
§ 4. Ora, se Tlnfemo si rappresenta come una nera fiumana
o come una morta palude, si comprende che sarà anche buio e
quindi più spaventoso ancora per la sua tenebra. Ma come si
spiega che se v'ha del fuoco, sia egualmente oscuro? Gli allegri
poeti hanno trovato della luce anche laggiù, almeno è lecito
supporlo, giacché non dissero nulla in contrario; inoltre noi già
incontrammo un^anima dannata^ portata via dal diavolo, metà rossa
e metà nera, la quale spiegò al cavaliere suo amico la ragione
dei due colori. Il nero voleva dire che ella stava nelle tenebre e
che li soiMva più che mente umana possa pensare e bocca narrare,
il rosso indicava che il fuoco d'inferno l'ardeva.
Je sui en ténébreur, à celer ne t'en quier.
Avec la ténébreur mon martire est si fìer
Cuers ne le puet penser, ne bouche devisier.
De la rogeur aussi, scé-tu que sénefìe?
Le feu d'enfer m'art tout devers destre partie.
Tant comme Diex sera j'aurai ceste hascie;
Aumosne ne m'i vaut ne prière c'on die.
JCD P p. 152 st. 45-— 46.
Per quanto sia strano pensare un'anima per metà presa dal
fuoco e per metà fira le tenebre, il passo citato serve a spiegarci
benissimo che nell' Inferno uno dei tormenti più aspri è il buio,
oltre il fuoco che arde. Le tenebre apportano dolori infiniti, forse
per se stesse, o per istrumenti di pena che in esse si trovano.
Ed al buio insieme e al fuoco troviamo un accenno in un
altro luogo. L'angelo che si finge abbia portato al mondo di là
l'anima di S. Genovieifa, la invita a considerare:
Les grans tourmens, la grani misere,
Les grans peines, les grans douleurs,
Lez grans froidures, lez chaUurs,
La fain, la soif, les eneres,
Lez thénèbreSf lez punéries
FEDE B SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 9I
U orrìble vision de dyables
Lez grans tempestes pardurables,
Qu'en enfer suefirent les pécheurs.
JMys P p. 210 V. 2 — 9.
Qui adunque si veggono molte altre pene, il ghiaccio, Torribile
visione dei demoni, che già vedemmo anche nella Vote de Paradis,
inoltre la bufera infernal che mai non resta, E tuttavia da ricordare
che il mistero cade nel secolo XV.
Ma veniamo al passo più importante.
L'agitata fantasia medievale, ogni qualvolta può, si ferma con
compiacenza su questo soggetto, va quasi in cerca d'ogni argomento
che le apra la via a parlarne. S. Genovieifa passa tre giorni in
agonia? Ebbene, la verità è che l'anima sua era intanto portata
da un angelo a visitare i mondi al di là. Un cavaliere si crede
morto di peste? egli risuscita, ma intanto l'anima sua era stata a
vedere Inferno e Paradiso. Lazzaro muore? Gesù lo ridesta alla
vita, ma nel frattempo era disceso all' inferno ; tornando sulla terra
doveva saperne dire qualche cosa, e se non lo ha detto ai suoi tempi,
lo dirà al secolo XV.
Nel mistero, già altrove veduto, della Passione di Nostro
Signore, alla cena di Gesù cogli apostoli, assiste anche Lazzaro,
resuscitato. Simone si rivolge a lui e lo prega di raccontare delle
pene che aveva veduto. Lazzaro confessa che le anime soffrono
i dolori più amari e che sono anzi de IX\ iormens iuii tour-
menti, JMys. HO pg. 171 v. 11.
Ora veniamo a vedere questi nove generi di pena. Qui
abbiamo una gradazione, per quanto imperfetta, di peccatori e di
castighi. Il primo tormento, dice Lazzaro, é di fuoco ardente che va
girando intomo a tutti i corpi di quelli che peccarono di Cupidigia.
Al secondo tormento sono i frod olenti e questi
sont en feu et puis en glace.
pag. 171 V. 17.
Al terzo, quelli che hanno peccati d'odio o di invidia, tormentati
da serpi, da draghi, che ne divorano le viscere e da rospi alle
orecchie.
CU qui ont péchié par beine
Out compaignie de coulevres,
Et cil qui ont fait les oevres
D'envie, je vous en couvent,
Le dragon les runge souvent
Les cuers et toutes les entrailles;
Le crapout leur pent aus oreilles.
p. 171 V. 21 — 27.
Al quarto, i lussuriosi, dannati a sofirire in etema oscurità.
n n'y ont clarté ne luer
p. 171 V. 29.
g 2 G. SCHIAVO,
Al quinto, quelli che peccarono di disobbedienza. Loro pena,
esser battuti e calpestati dai demoni;
mil djables les bâtent
Et entre leurs piez les abatent.
Al sesto, non si sa bene quali peccatori Lazzaro abbia veduti,
perchè le parole dell* autore ci darebbero il diritto di cacciarli
tutti li dentro, serbando gli altri otto per lui. Sono dannati anche
qui a perpetua tenebra quelli che lasciano il bene pel male:
Ou sixte n'a point de seurté;
Il sont tous jours en obscurté.
Cil qui le bien pour le mal laissent
En celle obscurté tuit abaissent.
p. 172 V. 7—10.
Nel settimo, quelli che non confessarono i loro peccati, non ama-
rono Dio, non credettero in lui perfettamente, come avrebbero
dovuto. Gli avari e i prodighi della Divina Commedia si incon-
trano, rimproverandosi vicendevolmente il loro peccato e svilla-
neggiandosi; qualcosa di simile si trova in questo VII tormento:
Lez péchiez Tun Tautre devisent;
U s'entre dient plusieurs ledengez.
pg. 172 V. 12—13.
Air ottavo non si capisce bene quali dannati si trovino ; l'autore
dice che li Sf:orazzano diavoli e dragoni spaventevoli e che i dannati
soffrono terribilmente:
En le Vino voient lez diables
Et les dragons espoventables,
Et sachiez nul ne s'y envoyse
Mes il demainent trop grant noyse.
Ne vont pas au moustier orer
Ainçois ne cessent de plorer.
pg. 172 V. 19 — 24.
Nel nono, sono quelli che hanno addosso tutti i peccati, cosi
almeno l'autore si libera presto; costoro sono tormentati natural-
mente da tutti i mali possibili.
tormenté sont de la poigne
De tous les maulz qu' en enfer sont.
p. 172 V. 28 — 29.
Era quindi inutile ripetere che
Chascun est de feu tout léchiez
Pour ce qu'il ont tous lez péchiez.
p. 173 V. 15—16.
ma non inutile ricordare questo supplizio, tanto quanto ridicolo:
Le dyable sanz demourance
Leur fait faire trop laide dance.
Lez piez leur tient en contre mont
De dur aguillon les semont.
p. 173 V. 7—10.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 93
I colibrì, i serpenti, gli scorpioni, il fuoco consueto e bastoni
diabolici d sono ricordati anche altrove. Nel Geu des trois Roys,
Belial, portando Erode all' Inferno, dice, volgendosi a Belzebù :
Avec nous sera servi
D'entremés de gros bâtons,
Et la sauce d'escorpions,
De coleuvres et de serpens :
Ly ferons-nous tous cez despens.
En un beau feu l'en métrons
JMys. W p. 136 V. I2sgg.
Chè, se ai passi fìn'ora citati, noi aggiungiamo pochi versi
della stona di S. Léocade, in cui ci viene, in qualche modo descrìtto
il sistema di impiccagione all' Inferno, solo accennato nel FabL du
Joungleur et de S, Pierre^ potremo dire di aver presentato quanto
nelle opere nostre potemmo trovare.
Per l'autore, i demoni devono avere un grande uncino di ferro
col quale arraffare per la gola i Giudei (che per lui stanno a
rappresentare gli usurai), appenderli alle forche poderose d'Inferno
e strìngere, strìngere sempre più la catena a cui sono attaccati:
Maufez à son grant croq de fer
Per pendre aus fors gibes d'Enfer
Par les goules les entrahine.
Chascun jor forge la chaîne
Dont les Judas seront pendu :
BMJo, p. 282 V. 366—70.
§ 5. Riassumendo adunque, secondo i nostrì poeti, nell'Inferno
un fuoco orribile sta continuamente ad ardere i poverì dannati,
in una caldaia si mettono a bollire,^ o dentro un forno ad essi-
care, quando non si infilzino su qualche schidione, non si gettino
su una graticola, non si dispongano in qualche tegame. Alcuni
poi verranno dipelati, per formare salviette, molti saranno invece
impiccati, ma in una maniera orribile. D'altra parte, oltre il fuoco,
una spaventosa corrente o una triste palude accoglie le anime
perdute, la luce, tanto cara all'uomo, verrà a mancare, doloroso
contrapposto allo splendore del paese celeste. £ serpi ed animali
schifosi o crudeli tormentano l'infelice che venga là dentro, i
demoni scorrono qua e là, battendolo coi bastoni o colle mazze, o
pestandolo sotto i piedi, o straziandolo con punte acute.
Cosi adunque la concezione di questo aspro regno della morte,
come rìsulta dai nostrì poeti, è tutt' altro che grande e profonda ;
* L'idea della grande caldaia infernale doveva essere molto comune e
popolare. Nel Martyre de S, Pierre et de S. Paul, si rappresenta anche un
demonio che soffia sotto una caldaia, in cui è dannato a bollire Nerone, avido
d'oro, in oro liquefatto. Ce lo dice la didascalia : „Lors souffle ly uns soulez
la chaudière et face .1. pou de fiimée, et Tautre face semblant de ly faire
boire or guele baée'* Cotesto, del resto, è l'unico esempio che ci ricordi la
morte subita da Crasso.
94 G. SCHIAVO,
non è che Timmagine di ció che sulla terra sarebbe più
straziante e terribile, portata nella vita d'oltre tomba, immagine pur
sempre materiale e grossolana, come potevano darla poeti che non
avevano la mente di Dante, e che parlavano per essere intesi dal
popolo, che la mente di Dante non avrebbe compresa mai.
Il Paradiso é un palagio incantato, ricco d'ogni bene di Dio;
l'Inferno un vasto carcere, dove tutti i supplizi umani si trovano
come riuniti in un luogo e in un tempo medesimi.
§ 6. Abbiamo veduto come la fantasia dei nostri poeti si
rappresentasse i demoni sulla terra (cap. Vo), vedemmo or ora come
nell'Inferno li abbia collocati etemi tormentatori delle anime. Qui
appariscono come tanti carnefici o come cuochi molto abili, altrove,
come nel Songe d* Enfer di Raul, quali bravi uomini d'arme, che
saltano a cavallo per correre in caccia d'anime sulla terra. Ma in
nessun luogo ci si descrive, neppure di sfuggita, un diavolo; solo
l'arcivescovo di Lincoln e Rutebeuf ci avvertono che sono neri, gli
altri non ci dicono nulla, affatto nulla.
Ora tuttavia resta pur sempre il fatto che fra loro esiste una
certa gerarchia. Non nel senso che vorrebbe lo Schroder, il quale
dichiara di non sapere se ci sia come una specie di divisione in
ordini, in classi diverse,^ ma nel senso che ci sono i capi e i
gregari, e fra i capi stessi una differenza poi è evidente, sebbene
non sempre osservata a rigore.
Già abbiamo veduto (e. V) quali nomi di demoni occorrano
nelle opere nostre. Or bene, tutti questi, tolti i pochi che si
veggono inventati per indicare un diavolo qualunque, come Moufferas
e Rtsouarif debbono essere appunto i nomi di tanti principi infernali.
Molti di questi sono appellativi di divinità pagane e maomettane,
che passeranno quindi nuturalmente a qualificare altrettante divinità
Infernali ; poi non ci restano che Luciffer^ Saihan, Belzéhvò^ i quali
meritino speciale osservazione e, per un certo rispetto, anche Belias ;
(Belial).
Lucifero non ci si presenta cosi spesso come si crederebbe:
mestres Luciffer comparisce nel FabL de S, Pierre et du Jongleur^
come un bravo uomo di casa, capo cuochi valente e cacciatore
d'anime, che esce coi sudditi alle imprese. Non ha nulla di terri-
bile, né di grandioso, anzi non ha neppure vera natura diabolica.
Perdona al giullare il grave fallo, si acqueta e fa acquetare gli
altri demoni che vorrebbero batterlo. Si ricorda poi nel Saint
dEnfer^ ma in mezzo agli altri principi, senza una speciale distin-
zione. Invece è notevole trovarlo nominato nei Misteri di N. Sig-
nore, ma senza che prenda parte all'azione, anzi senza che si vegga
mai, ricordato solo dai demoni che parlano fra loro. Nelle opere
nostre, quale principe Infernale sopra tutti gli altri domina Belzebù.
^ Schröder op. cit. p. 24.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL* ANTICA POESIA FRANCESE. 95
Egli è ricordato anche più spesso di Satana, che, anzi, non com-
parisce che nei Misteri^ come re, mentre nelle altre descrizioni
deirinfemo non ci è neppur nominato. Ormai il suo potere fini,
altri demoni si sono sovrapposti, il suo nome starà a significare il
diavolo in genere ; e chi farà male cadrà
Entre les Sathanas qui sont noirs comme meure.
OCR njo Le Chante-Pleure p. 92 v. 8.
Non ultima ragione di questo oblio in cui Satana fu lasciato,
deve esser stata la tradizione, secondo il Vangelo apocrifo di
Nicodemo, per cui In/eruSy il nostro Belzubù, lo avrebbe cacciato
di seggio, proprio quando Cristo scendeva a trionfar dell'Inferno,
dando in mano e in custodia ad In/erus il vecchio volpone.
Di fatti il Mistero della passione di Nostro Signore unifor-
mandosi, per gran tratto, alla redazione del pseudo-vangelo, fa che
Gesù sottometta Satana a Belzebù, che tuttavia non ha tolto vio-
lentemente l'impero, prima della venuta del Salvatore.
Quale poi ci é dato in questo mistero. Belzebù ci apparisce
con carattere piuttosto umano che diabolico. Aiuta Satana a
resistere, ma davanti a Gesù vittorioso, non solo ne riconosce l'alto
potere, ma rimprovera Satana di averlo fatto morire.
E mite, e direi quasi rassegnato, ci si presenta ancora nel
Muterò della Rusurrezione ^ dove non mostra d'essere soggetto a
Satana, ma a Lucifero, nominato di volo, come il re supremo.
Egli si trova coll'amico Belial; udendo le profezie di Noè, si accorge
che ormai il dominio di loro cessava, se ne rammarica altamente,
chiama Iddio crudele, dal momento che voleva accogliere negli
scanni, i quali un giorno appartenevano loro, l'uomo nato di fango. ^
* Questo dolore di Belzebù pel torto che vedeva fatto a lui e a tutti i
compagni si ripete anche altrove. Nella Passione (JMys. II<* p. 292 sgg) e
nella Natività dì Nostro Signore. Ma non é egli solo che si lamenta cosi,
anzi le espressioni di dolore più forte si hanno per bocca di Belial, tanto nella
Natività (JMys Yi9 pp. 24 — 26) quanto nella Re surr elione ^ al punto che si
può ritenere queste due ultime parti come identiche.
Riportiamo le parole di Belial nella Resurrezione x
Belgibus, moult m'esnuiroit
Se sy orde chose séoit
Sur les cièges célestiens
Comme ly homs est terriens
Qui est fait de limon de boe.
Chascun de nous plus cler estoit
IX fojs que ly solaux n' estoit,
Et Luxcifer nostre bon mestre
IX fojs de nous estoit son estre.
JMys. no pag. 335 v. i sgg.
I concetti che Belìal esprìme, somigliano non poco a quelli del Pluto del
Tasso, quando parla ai Tartarei Numi (Ger. Lib. C. IV, st. 9 — io); in certi
punti fino le parole si corrispondono. Diiatti quanto si avvicina a quel homs-
terriens qui est fait de limon de boe» il verso tassesco :
L'uom vile e di vii fango in terra nato!
go G. SCHIAVO,
Venuto Gesù, il demone si rammarica di dovergli cedere, come a
figlio di Dio e come a colui contro il quale non osano dire
parola. Perdute le anime che avevano in loro potere, „che ci resterà
a fare, dice Belial a Belzebù, dacché non possiamo rimediare al
male sofferto, fuorché piangere sempre fra il dolore e la tristezza?"
Proprio non altro che questo, risponde Belzubù, andiamo, andiamo,
nel profondo abisso, dove non avremo mai pace.
Povero Belzebù e povero Belial, sono proprio due amici melan-
conici! Ma non sono sempre cosi tristi: nel Geu de Trots RoySy
i due indivisibili compagni escono d'Inferno per far che Erode si
uccida, e trarne l'anima seco. É poi curioso il modo in cui
Belzebù lo consiglia al mal passo". Erode, bada a me, che sono
demonio: già tu ti rendesti a noi, già a casa nostra sei aspettato,
che tardi? ucciditi, via, mostra ardire, eccoti un coltello, hai bisogno
di aiuto? ci son qui io" Il povero Erode vuol mostrare coraggio,
e si uccide. (JMys IP p. 135).
Ma Belzebù é anche allegro talvolta, sfoggia dei bei cavalli,
ha dei sudditi fedeli, buona cucina, sala da pranzo spaziosa, accoglie
da gentiluomo i forestieri. Il bravo Raul ci sa dire infatti che,
entrato in Inferno, tutti gli fecero festa. Allora allora tornati da
una scorreria a cavallo, i capitani delle schiere infernali s'erano
assisi a banchetto. Il trovero é salutato da chierici, vescovi , abati
che ci si presentano, non certo come dannati, ma come buoni
vassalli del Gran Re. — Pilato e Belzubù, sommo signore, molto
cortesemente lo invitano al banchetto, dopo evergli chiesto di dove
venisse.
E Raul assistette al famoso pranzo, finché, giunto al termine,
Belzebù fece portargli il gran libro dei peccati, e dopo che egli
lesse, e, leggendo, recitò in rima i peccati dei menestrelli ivi regi-
strati. Belzebù, come un gran signore, gli fece anch'egli il suo dono;
naturalmente non poteva dare che di ciò che aveva, mise in mano
al giullare 40 soldi di diavolerie^ buoni a nient'altro che a comperar
delle pietre false, soggiunge maliziosamente il poeta. E quand'
egli parti, tutti, participando della gentilezza regale, gli fecero
molta gioia e buon viso.
§ 7. Siamo cosi venuti a studiare come il diavolo si dipinga
nel suo proprio regno, come al cap. Vo lo abbiamo studiato fra
gli uomini. Quindi, riassumendo quanto lo Schröder^ ha trovato
e quanto noi indagammo, vediamo di cogliere il concetto che di
lui i nostri autori si sono formato.
Il diavolo apparisce come lo spirito del male in lotta etema
collo spirito del bene, il nemico della virtù e delP uomo, lo spie-
tato seduttore, che non si allontana mai dagli infelici che egli
perseguita, se non quando l'aiuto del cielo viene a spaventarlo e
a metterlo in rotta. Alcune volte goffo, ridicolo; altre invece terri-
bile e potente non solo per forza materiale, ma ancora per vigoria
1 Op, cit, cap. yi\
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 97
di spirito e audace talento, non teme la lotta neppure cor ministri
di Dio. Suo scopo, congiurare a danno dell'uomo in dispetto del
delo ; suo gaudio supremo , trarre seco all' Inferno le anime che
egli riuscì ad ingannare.
Si trasforma in tutti i modi, per riuscir nei suoi intenti; si
offre sempre sotto l'aspetto di traditore. La fede nuova, che si
presenta con un carattere affatto nuovo, quello di proclamare se
stessa la vera^ travolge fra i demoni le antiche divinità pagane,
precisamente come condanna quale opera satanica tutte le religioni
a lei anteriori, tolta quella da cui trae le origini.
Odiato il diavolo e temuto, é dipinto coi colori più foschi;
si impreca alla sua malizia, si maledice. Ma d'altra parte, la viltà
umana trova purtroppo in questa fede il fulcro più potente e sicuro,
l'ancora della sua salvezza, il riparo dietro cui si nasconde. L'uomo
non é conscio ancora dei suoi dolori : agitato angosciosamente fra
l'istinto delle più brutali passioni e l'idea di una pena etema e
terrìbile, talvolta si asterrà dal male per la paura, tal'altra cederá
agli stimoli dell'appetito; li dirá allora tentazioni di uno spirito
spesse volte invisibile, suo etemo nemico: codardo, se vogliamo,
in un caso e nell'altro.
Ma come tra i fìlosofì di questa età alcuni crederanno alla
vita futura solo per la fede , compreso lo stesso Duns Scoto, cosi
tra i nostri poeti alcuni, meno inceppati dalle tradizioni scolastiche,
crederanno al demonio e al suo regno come una bella fantasia
crede ai suoi sogni; il buon Raul (per non voler qui ricordare
che lui) si dipingerà appunto come un sogno ció che gli altri
si rappresentano come ima triste realtà.
Senonché gli spiriti forti e indipendenti sono rarissimi; la
gran massa ha fede e timore, e la maggior parte degli scrittori
riproduce appunto questo sentimento generale del popolo.
IX. Superstizioni Vane.
§ I. Parleremo anzitutto delle Fate che incontrammo nelle
opere nostre. A vero dire, ove se ne parla, un luogo solo accettuato,
é in poche fiabe venute dal romantico ciclo di Re Artú, o che si
legano in qualche modo all'uno o all'altro dei cavalieri di lui.
Tuttavia, abbiamo subito la distinzione tra fate benigne e favorevoli
all'uomo e fate maligne che lo odiano e gli procurano ogni molestia
e dolore.
Benigne le tre fate che il cavaliere vede bagnarsi ad una
bella fonte e a cui- restituisce le vesti che il suo scudiere voleva
rapire.* Elle danno ciascuna un dono al cavaliere- gentile, doni
veramente grandi, quando fra questi gli fu destinato che in qualunque
luogo egli andasse, fosse accolto splendidamente, amato e riverito.
Benigna la bella fata che innamora del prode Graelent^ Pel
mal' animo della regina, il cavaliere lascia la corte, per un bosco
^ Le Chevalier qui faisoit parler .... B M. III^' p. 409 sgg.
* Le Lai de Graelent „ IV p. 57 sgg.
Zeitachr. f. rom. PhU. XYIl. 7
gS G. SCHIAVO,
vicino incontra una cerviatta bianca come neve e la insegue;
ma di un tratto, eccolo ad una fonte limpidissima, in cui sta
bagnandosi una giovane di superba bellezza, con dieci donzelle.
Il cavaliere prende le vesti, lasciate in sulla riva, ma la fata lo
prega di lasciar loro almeno la camicia ; egli risponde che non ha
desiderio di lucro, ma sete soltanto d'amore, cede le vesti, prende
per mano la bella e la conduce, divisa dalle altre, pel bosco. La
richiede d'amore, ella dapprima resiste, ma cede ben presto, a un
patto che egli a nessuno paleserebbe la sua fortuna. Tornasse
intanto alla corte, egli avrebbe oro, argento, ricchezze, finché voleva ;
l'amica sua verrebbe a lui, volando nascosa per l'aria, tutte le volte
che egli desiderasse.
Cosi felicemente passa un anno pel prode Graelent ; un valletto,
mandato a lui della fata, é sempre ai suoi ordini, ricchezza non gli
manca, né amore. Ma un giorno egli lascia capire di avere un'
amante più bella ancora che la regina non sia. — £cco perduto
ogni gaudio; il valletto é sparito, la fata non più accorre quando
il suo amante la invochi; si appressa il giorno e il momento, in cui
deve essere condotto davanti ai giudici per l'offesa portata alla
regina, avendo assicurato che una donna v*era di lei più bella
ancora, l'amica sua. Ormai la condanna é inevitabile, che egli
non può portare la prova del suo giudizio cosi ardito e temerario;
ma ecco un valletto chiedere all'assemblea radunata che un poco
si voglia attendere. In un baleno, entrano nella Corte dieci don-
zelle bellissime, stupendamente vestite, scendono di cavallo, entrano
nella sala in cui si tiene giustizia, pregano re Artù di attendere un
poco la loro signora. £ difatti, proprio in quel punto, altre io
donzelle, superiori in bellezza alle prime, entrano nella sala, e già
fra loro si trova alcuna, della regina cento volte più bella.
Viene finalmente la fata, e tutti restano come storditi davanti a
tanta bellezza. U cavaliere ormai é libero, ma la fata ritoma preci-
pitosa sul suo cavallo; Graelent salta sul suo, finché ella giunge
alla fontana, ove la prima volta era stata da lui veduta, entra nell'
acqua, sta per fuggirsene per sempre. Graelent si caccia dentro
dietro di lei, pericola, il cavallo ritoma alla riva, la fata finalmente,
presa pietà di lui, lo trae seco lontano alla sua terra. Il cavallo,
lasciato solo, andò errando pel bosco, nessuno lo poté prendere
mai, il cavaliere, secondo la tradizione, vive ancora nel paese incan-
tato delle fate.
Tolte alcune differenze, non capitali, codesto é lo stesso
racconto che Le Lai de LarwalS Lanval d egualmente trascu-
rato da re Artù, parte, si ferma in un bosco presso un ruscello
e vengono incontro a lui due bellissime donzelle che, da parte
della loro signora, lo invitano a seguirle. Egli entra in un padi-
glione di seta, sormontato da un'aquila d'oro ; sopra un letto magnifico
é una fata di superba bellezza.
» L A. jo p. 93 sgg.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. QQ
Ella gli dichiara che amore l'aveva presa dì lui , una tavola
suntuosa e dolci abbracciamenti l'aspettano. Ma ella gli dice
che non potrà sempre starsene cosi seco lei; ritornasse alla corte,
nulla gli mancherebbe, spendesse quanto voleva. Cosi fa, la sua
borsa non viene mai meno. Ma la festa di S. Giovanni, dopo buona
mensa, discende in giardino, mentre i cavalieri si divertono in
giuochi e danze. La regina ama segretamente Lanval, gli si fa
appresso, gli dichiara il suo amore. £gli rinuncia per rispetto al
suo re, ella lo offende, egli, punto, risponde, che, in fin dei conti,
aveva un'amica di cui la peggior delle ancelle superava la regina
in bellezza. £lla lo accusa allora al marito di seduzione e di
aver detto che v'era una più bella di lei. Il poveretto, venuto il
di del giudizio, indarno invoca l'amica sua, la sentenza ormai sta
per cadere, quando due fanciulle bellissime, montate su cavalli
grigi, vengono in corte, annunciano l'arrivo della loro signora; poco
dopo vengono due altre più belle ancora e finalmente appare su bellissimo
cavallo una dama di beltà divina. Tutti meravigliati stanno osser-
vandola, egli é libero, la segue; i Bretoni dicono che l'abbia
condotto nell'isola bellissima di Avalen, tanto famosa nei romanzi
Arturiani.
Senonchè, alcune osservazioni piuttosto importanti essendo a
farsi, sono costretto a entrare in una digressione, per quanto breve.
I due racconti Francesi hanno non pochi riscontri colla Bellis-
sima Istoria di Lionibruno, Essa é divisa in due cantari, in ottava,
molto spesso irregolari; poemetto che non si sa bene a che tempo
risalga. 1 Qui non sì tratta di un cavaliere, anzi neppure di un
uomo, ma di un fanciullo. Un povero pescatore non ha fortuna,
anzi la pesca non gli dà dò che basti a mantenere sé, la moglie e i
suoi tre fìgliuoli. Un di, presso un' isola, incontra un corsaro
Turco che gli dà oro e pesce, sotto promessa di avere uno dei
fìglisuoi. Egli gli porta, il di dietro, il minore, che abbandona
sull 'isola; il corsaro viene per prenderlo, ma lo lascia li per le
strida che muove il fanciullo, temendo qualcuno venisse contro di lui.
Appare allora una fanciulla sotto forma di un'aquila, lo trae
via seco in un Castello lontano, a cui la via sarebbe lunga 400
giorni, ma che ella compie in una notte. Lo lascia in una sala
stupenda, ritoma poi sotto sembianza di una bellissima fanciulla
sui IO anni, che si chiama Aquilina. Liombruno sta con lei otto
anni, in capo ai quali ella gli ofire il suo amore.
Ma un di, vedendolo pensoso^ sa da lui che forte desio lo
stringeva di riveder i parenti, gli consegna un anello magico, per
* Imbriani. Novellaia Jiorentina^ Livorno Vigo, 1877, p. 454 sgg.
Secondo il Passano abbiamo una prima edizione di questa istoria nel secolo
XV, poi un' altra verso il 1500, in cui non tutto risponde alla nostra, giacché
il patto del pescatore per aver sempre piene le sue reti, é fatto col diavolo,
che fugge dal fanciullo dinanzi al segno della croce. E Liombomo, educato
dalla fata, entra in un torneo a Granata, dopo del quale vanta la bella sposa.
Altra edizione é del secolo XVI, poi un' altra del 1847 & Firenze, a Bologna,
a Pistoia.
lOO G. SCHIAVO,
cui avrebbe quanto desiderava, ma si guardasse dal dir nulla a
nessuno, che ei l'avrebbe perduta, tornasse entro un anno o un anno
e quattro giorni. Lo fa cavaliere, gli cinge una spada bellissima,
per incanto Io fa addormentare, fìnché il mattino, egli é al suo
paese. Destatosi, ringrazia la fata benigna, comanda al suo anello
e gli viene un destriero, un bellissimo vestimento e valigie piene
d'oro e d'argento.
Grande la festa de^ suoi al vederlo. Il padre gli narra che il
re di Granata avea promessa la fìglia sua al miglior combattente
in un torneo; Liombruno vi accorre, vince, deve avere la giovine
regina. Ma i paggi propongono al re che il giovinotto si vanti
Si adunano i Baroni, uno vanta una cosa, uno un' altra; Liom-
bruno tace, ma, spinto dal re, vanta l'amica. U re concede 30 giorni,
perché ella comparisca. Ma per quanto Liombruno la chiami, non
viene; cominciato il processo ella comparisce, manda prima una
donzella bellissina, poi un 'altra ancor più bella, viene fìnalmente
ella stessa, stupenda di bellezza; il re chiede perdono al cavaliere,
che é libero. La bella parte, Liombruno la insegue, ella lo as-
petta per rimproverargli il suo fallo, lo lascia senz'armi e cavallo,
facendogli tutto sparir per incanto. Ma poi il cavaliere riesce a
impossessarsi di un mantello che lo nasconde a tutti, e di due stivali
che vanno più del vento, e arriva al luogo beato, ove si fa la pace.
Invece, nella redazione quale vive tuttoggi, il pescatore ha 12
figli, un giorno pesca un serpente che vuole uno de' suoi figli, ed
egli avrà ricchezze o morte per sé e per tutti i suoi. Gli adduce
i primi II, l'un dopo l'altro, ma il serpente non vuol nessun di
loro, gli porta il minore che accetta; quand' ècco un' aquila dis-
cende, lo porta via in un' isola, la più alta che sia sul mare. Posto
sul tetto, i suoi gemiti sono uditi dalla fata che abita il palagio,
madonna Chilina. Lo fa venire a sé, lo fa poi suo sposo. Un di
indovina che egli brama vedere i suoi, gli consegna undici cassette
piene di spranghe d'oro e d'argento per gli undici fratelli e due pei
genitori, gli comanda di non dire a nessuno che egli possedeva
una bellissima sposa. Ma un di, il padie lo conduce al Casino da
Nobili, tutti vantano qualche bella cosa, egli é in silenzio; tratto
a parlare vanta l'amica. Se dentro tie giorni non fosse comparsa,
pena la testa. Frega l'anello, viene una cameriera, non é la sua
sposa, frega il di seguente, ne viene un' altra, fì'ega il terzo, ed
ecco madonna Chilina. Ella gli leva l'anello, gli lascia andare un
manrovescio e sparisce. Leombruno trova il mantello e i calzari
incantati, tanto si affatica, che arriva all' isola beata, la pace é
fatta, la fata fa venire a quell' isola tutta la famiglia del pescatore.
Cosa v' ha di comune fì-a queste narrazioni? Una fata bel-
lissima, che innamora di un uomo e lo fa, con un inganno o colf
altro venire a sé. In Graelent é la cerviatta fatata, in Lan vai la
* Imbriani cp. cit. La Novella di Leombruno p. 440 sgg.
FEDE E SUPERSTIZIONE NBLL' ANTICA POESIA FRANCESE. IDI
cosa corre più dritta, due fanciulle lo invitano; nelle redazioni
italiane é un^ Aquila che, nel cantare é la stessa fata, nella Novella
un mezzo per trarlo a sé. E più stretta relazione é da una parte,
fia la redazione italiana e il Lai de Lanvalj nel trovare in quest'
ultimo un* aquila d^oro che sormonta il padiglione; più stretta poi
dall'altra parte fra il Imi de Graeleni e il Coniare, giacché nel primo
si fa che un valletto sia sempre pronto agli ordini del cavaliere,
come nel Cantare, dietro comando dell' anello magico, viene al
giovane molta gente a piedi ed a cavallo, come a fame il seguito,
e valigie e destriero, sebbene in Graeleni sia invece una sola
valigia.
I vanti si trovano poi nelle tre versioni di Graeleni, del Caniare
e della Novella, in Lanval c'è pure, se si vole, ma non nel modo
consueto solenne. In tutte poi il divieto di palesare l'amore in-
contrato. Ma il poemetto e la Novella Italiani si accostano poi
al Lai de Lanval, nel senso che in quest' ultimo compariscono solo
due donzelle una volta e due queir altra, e nelle redazioni Italiane
solo due, una prima e l'altra dopo; in Graeleni invece dieci una
volta e dieci l'altra. Ma nelle due redazioni francesi lo sdegno
della fata si mostra meno lungo che nelle due italiane, perché con
Lanval la pace é presto fatta e senz' altro la fata porta il cavaliere
neir isola di Avalen, e Gracient, dopo l'ultima prova d'amore, é
portato nella terra incantata, mentre nelle due versioni Italiane
il povero Liombruno deve tutto alle sue fatiche e alla fortuna, se
ritrova l'amica.
In tutte poi é comune la fine, la pace stretta e duratura,
perché gli amanti ormai non si separeranno mai più.
Tornando a noi, benigna ancora é la fata che innamora di
Partenopeo. * Egli discende nientemeno che da un figlio di
Priamo, Marcomeris. ^ La bellissima figlia del re di Constantinopoli^
dottissima nelle arti magiche, innamorata di lui, senza averlo veduto,
lo attira a sé, facendo che un cinghiale, da lui inseguito nella
foresta delle Ardenne, lo faccia venire in riva al mare, ove un
bellissimo vascello lo aspetta e lo trasporta al palazzo incantato
di lei. Qui il giovine eroe trova tavola imbandita, mani invisibili
lo servono, lo spogliano, lo conducono a letto, ove a lui viene
la bellissima fanciulla, che gli promette il suo amore, se egli non
ardirà mai di vederla in faccia, prima che due anni e mezzo siano
trascorsi Ma Partenopeo non ha tanta pazienza; per le arti male
di sua madre, egli appronta una lucerna incantata, e sorprende una
notte la amata. Ormai l'incanto é rotto per sempre, tutti, il mattino
assisteranno alla vergogna della fanciulla. Dopo lunghe e varie
* L A. IV. Partenopex, comte de Blois. Il romanzo é opera di Denis
de Pyram, poeta anglonormanno. Vedine un riassunto larghissimo nell'
Hist. Litt, de la Jr. XIX p. 629 sgg.
' Per ció che riguarda il costume antichissimo di far discendere l'ori-
gine della nazione francese dai principi troiani e anche da semidei Greci, vedi
Hist. Litt, de la Jr. XEX, p. 633.
I02 G. SCHIAVO,
vicende , riesce a Partenopeo di guadagnarsi ancora l'amica, che
anzi diventa sua sposa. <
Maligna invece la fata che, trasformata in cerva, si lascia ferire
nel bosco da un altro cavaliere di Artú, il prode Gugemer e Io
ferisce a una gamba e gli annuncia che egli é condannato a sofirire
dolori moltissimi; fìnché trovi una dama, il cui amore Io guarisca,
ma che, a sua volta, incontrerebbe affanni non pochi.
Ma benigna un'altra fata lo accoglie entro un ricco naviglio,
per forza magica fa che un dolce sonno lo prenda e lo corica
sopra un letto prezioso, mentre si avvicina a una spiaggia, su cui sorge
una torre di marmo, carcere dì una bellissima principessa, condan-
nata a passarvi la maggior parte del giorno, quando il marito é
lontano.
Ma qualche volta ella esce con la nipote sua, cosi il momento
in cui il battello tocca la spiaggia. Per forza magica, le due donne
scendono in esso; trovato Gugemer, lo portano dentro la torre
per curarlo, ma già la fata aveva sparso un balsamo divino sulla
piaga, guarendola. Il mattino, la bella principessa, chiedendo al
cavaliere come si trovasse, lo vede arrossire, ed ella pure arrossisce; si
amano, un anno intero trascorre per entrambi felice. Dopo un
anno egli vuol partire, per vedere il padre; nulla può rattenerlo;
il marito geloso ritoma allora, per opera della fata maUgna, cosi
che Gugemer si salva a stento colla spada e la principessa é legata
nel carcere. Ma la torre di marmo si apre e le catene di ferro
si spezzano, per virtù della fata benigna ; dopo varie vicende, i due
amanti s'incontrano, e non si lasceranno mai più.
Infesta non a un uomo solo, ma a un'intera popolazione,
un'altra fata tiene un castello in sua balia, nessuno può uscire dalle
case un momento, che leoni e altre belve li divorerebbero tutti.
É la città della morte. Ma tutto il potere della crudele padrona
deriva da un freno; se la sorella sua può riaverlo, ogni pericolo
pei miseri cittadini scamparìra. Sopra una mula che, senza il suo
^ È curioso il trovare il fatto della lucerna nascosta che svela ramante
anche in un racconto Greco. Al e. XVII del Parthenius, Erotici Scrip-
tores ^ Didot, Paris 1885, si trova questa istoria:
Periandro Corinzio era dapprima buono e mite, ma poi divenne crudele,
per questo motivo. Sua madre era innamorata di lui, gli fece credere che
una bellissima donna l'amava perdutamente e lo pregó a non voler quindi
mostrarsi crudele con lei. Il giovane cede , sebbene a stento e , venuta la
notte stabilita, la madre lo esortò a non tentare di vederne l'aspetto e di
indurla a parlare, rispettando il pudore di lei. Egli lo promise, ed ogni mattina,
pria che l'aurora sorgesse , (proprio come nel caso di Partenopeo) la donna
si allontanava. Pariandro invano pregava la madre di persuadere la sua
amata a lasciarsi vedere; vane riuscendo le sue preghiere, comanda ad un
servo di occultare un lume. Venuta la madre come di solito, mentre già il
sonno la prendeva, Periandro d'improvviso trasse fuori il lume, e riconosciutala,
poco mancó non l'uccidesse. Ma divenne pazzo, crudele, uccise molti citta-
dini, e la madre di lui si tolse la vita.
« LA ra p. 251 sgg.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 103
freno, la porta mansueta e fedele, la fata pietosa e bellissima arriva
alla corte di Artû^ „Chi ricupera il freno alla mia mula?" Si ofire
il siniscalco : la mula lo porta attraverso una densa foresta, ma non
ha fatto lungo cammino che belve , leoni , tigri , leopardi si raccol-
gono insieme e minacciosi vanno incontro ai nuovi venuti. Senonchè,
al veder la mula, piegano a terra i ginocchi e ritornano.
Ma all'entrare in una valle, si avanzano colibrí e serpenti
d'ogni maniera, scoi pioni ed altri brutti animali, gettando fuoco
dalla testa. Inoltre intomo al pauroso siniscalco soffìano, cozzando
fra loro, terribili venti impetuosi, caldi come fiammate di fornaci
ardenti, o freddi, gelati. Uscito dalla valle, una larga palude chiude
il passo; non nave, non barca su cui affidarsi, solo una stretta
sbarra di ferro, come sospesa sull'acque nere, paurose. Siamo
dinanzi al solito ponte che passano gli eroi, non i siniscalchi,
perciò il brav'uomo rìtoma con suo disonore. Ma ecco il prode
Gauvain ! £gli sfida tutti i perìcoli corsi dal siniscalco ; senza paura
anìva alla palude, si affida sulla spranga di ferro, le acque tu-
multuano invano a lui d' intorno, egli giunge a riva. Un castello é
dinanzi, un'orrìbile steccato Io chiude, su ogni palo, un solo eccet-
tuato, una testa recisa dal tronco di un guerriero, poi una fossa
larga e profonda. £ il castello gira, gira, sopra se stesso, come
una trottola. Gauvain spinge la mula, vi salta dentro, le vie sono
deserte, un nano gli viene incontro, ma si ritira subito; poi esce
un gigante, che accoglie il cavaliere, ofiirendogli cibo e bevanda.
Lo fa coricare, gli ordina di tagliargli la testa, che il mattino
farebbe a lui lo stesso. Gauvain non se lo fa dire due volte, con
un colpo di spada gliela stacca dal busto. Ma il gigante si
prende colle mani il capo reciso e se lo accomoda ancora sulle
spalle. La mattina viene al cavaliere, per togliergli la sua ; Gauvain,
senza scomporsi, offre il collo al gigante. £gli cosi é salvo, il
suo coraggio é bastato. Vince cosi altre prove: uccide due leoni
afiamati, due serpenti ignivomi, un terribile cavaliere abbatte e dis-
arma, il freno ormai ó suo, giacché la fata malvagia invano cerca
di rattenerlo presso di sé, colla seduzione della sua bellezza e delle
sue ricchezze. Appena il freno fu in suo potere, il castello riprese
vita, la gente usci dalle case, la fata pietosa fu tutta lieta, ma volle
partire, e nessuno alla corte di Àrtu seppe più nulla di lei.
Maligna, sebbene nel fondo non sia che vindice dei tradi-
menti degli amanti, si presenta Morgana, nel Vallon des faux Amans,
(L A 10). Ella é perdutamente innamorata di un cavaliere alla corte
di Artú, ma il cavaliere ha un'amante più bella; la fata li spia, li
coglie in una valle, per forza d'incanto li fa restare nella posizione
in cui li ha sorpresi, l'uno a una certa distanza dall'altra, senza
speranza di potersi movere mai. £ il vallone, ogni qual volta
passi per là un amante infedele, lo rinserra, cosi che più non ne
esce. La prigionia del resto non é dura: bevono, mangiano, dan-
> MI" Za Mule sanz Jrain^ on la DamoiseU d la Mure,
I04 G. SCHIAVO,
zano, ma il fatto é che uscir non ne possono; un muro di aria,
trasparente e solida, più impenetrabile del ferro stesso, gira tutto
d'intorno. Ma passa di là Lancilotto, si caccia dentro al vallone
e tutto l'incanto svanisce, che egli é un amante fedele. Morgana
resta mesta ed avvilita, i poveri amanti sono liberati.
Avremmo anche ricordo di Merlino, che si penti di aver fatto
ricco un villano, indegno della sua benevolenza, e che perciò fece
ricadere in povertà , facendogli inoltre morire i figli che, per opera
sua, erano saliti ad alto grado. ^
§ 2. Per quanto riguarda i Giganti, abbiamo ancor meno che
sulle Fate. Già vedemmo, nella fiaba della Mula senza fretto^ un
gigante che non é scortese, ma accoglie gentilmente Gauvain; é
un gigante fatato, giacché, appena la sua testa é spiccata dal busto,
egli se la riattacca al collo; d'altra parte ci appare come un servo
della potente signora del castello incantato.
Un altro gigante si ricorda nel Lai du Buisson (T Épine (LA,
111^), £sce ogni anno, la vigilia dì S. Giovanni, dal suo nascondiglio,
dà fiato al corno e sfida tutti gli eroi di Bretagna. Un figlio
naturale di re Artú riesce ad ucciderlo.
Abbiamo invece largo ricordo dei Giganti che primi occuparono
l'Inghilterra.2 In questo luogo si incontra inoltre una prova delle
alterazioni che un mito può subire, variando di tempo e di luogo.
Prima d'essere chiamata Bretagna, l'Inghilterra si diceva Albione;
perché? Viveva un re potente in Grecia; s'ebbe trenta figlie, e la
maggiorenne si chiamò Albione. Maritate a trenta re potenti,
superbe, non volendo in nulla piegarsi a loro, stabilirono di ucci-
derli. Una sola mancò al patto e svelò tutto al marito, ma troppo
tardi ! I due coniugi accorsero presso il re che mandò per le figlie,
le fece gettare in un carcere. Avrebbero dovuto essere uccise, ma
si pensò di metterle su una nave e abbandonarle al mare. Come
si vede, per quanto imperfettamente, qui é ricordato il mito delle
Danaidi, ma é curioso vederlo rivolto dall' autore medievale a
creare, o almeno a spiegare, un mito nuovo.
Dopo tre giorni arrivano, portate da una procella, in Inghilterra;
si sfamano di radici e frutta copiose che trovano, inventano una
maniera di accalappiare uccelli e di prendere selvaggina, con legni
soffregati l'un contro l'altro, si accendono il fuoco. E qui, (come
vedemmo al cap. V) gli Incubi , demoni che appetiscono la com-
pagnia delle donne, vengono a loro, e nascono figli che, in breve
crescendo, furono giganti. Chi non crede, dice l'autore, vada a
vedere, che spesso si dissepelliscono ossa gigantesche in molti
luoghi deir isola, ossa che devono avere appartenuto a loro. Ma
cosi, essendo stata Albione dichiarata dalle sorelle regina dell'isola,
questa dal nome di lei si disse Albione. £ i giganti si accoppia-
rono poi colle sorelle e perfino colle madri loro, ne nacquero altri,
» JCD, P Mer Un Afellot,
* JCD IP. Des graunz jainz qui primes conquistretU Bretaigne,
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. IO5
ma tutti avversi ira loro, cosi che si uccisero vicendevolmente.
Venne poi Bruto in Bretagna ^ non ne trovó che ventiquattro,
risparmiò uno di loro, il capo, Gog Magog, di straordinaria gran-
dezza, il quale appunto poté raccontare al vincitore, e quindi far
nota al mondo, tutta la curiosa istoria.
§ 3. Ma , parlando della Mula senza freno , incontrammo una
superstizione molto comune nel Medio £vo, quella cioè per cui
esisterebbero certi animali strani e terribili, che si trovano sempre
a far del male o ad incutere spavento agli uomini. Gauvain dovette
combattere oltre i due leoni af^mati anche
deus serpens felons et fiers
Qui sane gietent de lens en leus,
Et par la boche leur salt feus.
M. P. p. 28 V. 852—854.
£ già animali simili si ricordano anche ira quelli che stanno
entro la valle, per cui il siniscalco e Gauvain dovettero passare:
Moult grans coluevres et serpenz,
Escorpions et autres bestes
Qui feu gitoient par les testes
p. 7 V. 182 — 184.
Simili animali si trovano anche nel Vallone dei Falsi Amanti \
un serpente ignivomo nel Dit de V Unicorne et du Serpent. ^
Il fiato che spira é disgustoso e puzzolente, nessuno potrebbe
soffrirlo:
Toz jors a la goule baée,
Si gete une si grant fumée,
Si très-orible et si pusnaise
Et si puant et si mauvaise
Qu' il n'est nus bons, por qu' il la voie.
Qui de paor morir ne doie.
p. 114 V. 47—52.
La superstizione in questi animali va tanto innanzi, è tanto
comune e radicata , che già ne trovammo all' Inferno , veduto da
Lazzaro, (cap. VHI).
Ma abbiamo due di questi animali, fra tutti più strani e curiosi,
i* Unicorne e la Chiche face.
Casa é Tunicomo? una specie di rinoceronte, molto più brutto
e spaventoso. £sso difatti è una bestia
Hideuse de cors et de teste,
Et seur toute rien félonesse ;
Et si estoit si larronesse
Qui il n'est nus hom qui tant séust,
Qui de li garder se péust
^ Per la leggenda dì Bruto in Bretagna cfr. Graf. Roma nella memoria
t nelle immaginaaùmi del Medio Evo^ VL^ p. 507 sgg.
« JCDH«
I06 G. SCHIAVO,
En mi le front s'estoit cornue
D'une come si très-agûe
Qui il n'est âme qui Tatendist,
Por que á plain cop le ferist,
Qui puist vivre longuement
Qu' il ne fust au definement.
J. C. D. no p. 1 14 V. 22—32.
Cosa é la chiche/acei Un animale più curioso ancora, una
specie di lupo, se si vuole, ma molto più orribile; denti lunghi ed
aguzzi, occhi grandi ed accesi, bestia nemica in modo speciale
delle spose fedeli, che tutte divora:
Laide .... de cors et de face ;
Lez denz a lons comme broqueríex,
Et si vous di qu' eie a les iex
Aussi grans comme uns corbisons
Et clers ardanz comme uns tisons;
Et s'a bien de Ione une toise.
Cele beste n'est pas cortoise
Ne debonere poor jouer.
Chascun jor li voit -on muer
Son poil par force d'anemi,
JMys, append, 1^ La Chinche f ace ^
p. 390 v. II — 21.
§ 4. Ma la superstizione medievale si estende anche ad altri
campi, e le opere nostre stanno a darcene una prova. Questo
spirito irrequieto si porterà talvolta fino a Dio, la religione sarà
spesso nient' altro che superstizione. Ne abbiamo degli esempi
Nel Fabliau de V Enfant qui fu remis au Soleil (RGFIO) la
moglie del mercante, da due anni assente, s'ha un bel bambino,
frutto degli amori suoi con un baccelliere. Quando il marito
ritoma e le chiede conto di quel dono inaspettato, eccoci come
la donna saprà nascondere i suoi errori:
Ivers ert, si nègoit moult fort;
Amont vers le ciel esgardoie,
Et je, qui point ne me dontoie,
Par meschief reçui en ma bouche
.1. poi de noif qui tant fu douce
Que cel bel enfant en conçui
D' un seul petit que j'en reçui ;
F, XIV. pag. 163 V. 30—37.
n Jubinal nota (p. 389) che mentre il senso letterale dì questo nome
é facile, valendo appunto visa^^e fâcheuse, visage chagrin , viso triste, cera
brutta, o simili, il senso rigoroso non si può cogliere che dal poemetto che
egli pubblica a pag. 390, e di cui riportammo appunto la parte che descrive,
l'animale.
Nella prefazione ai Misteri, voi. XL^ pag. XV, XVIII, il Jnbinal nota
inoltre come questo animale non restó solo nelle menti dei poeti, ma fu anche
fissato nel marmo.
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. IO7
Si vede subito che é solo una geniale invenzione deir autore,
ma ad ogni modo sta il fatto che in qualche maniera riflette
anch'essa lo spirito superstizioso che tanto facilmente andava
riportandosi a Dio ; quando non si volesse pensare qui a una satira
del concepimento, per opera dello Spirito Santo.
Nel Fabl. de la Dame qui fisi III. tors enior le Mousiier
(R G F. Ilio) del nostro Rutebeuf, si immagina una donna, sorpresa
dal marito nel bosco a mezzanotte, mentre ella si intratteneva in
dolci colloqui col prete. Destra, si libera da ogni pericolo, col
dare a intendere al marito che, sentendosi gravida, le era stato
insegnato di far tre giri intomo alla Chiesa e recitar tre Paternostri,
scavando una fossetta col tallone. Se la terza notte la trovasse
aperta, ella avrebbe un fìglio, se chiusa una figlia.
Voire est que je sui de vous grosse,
Si m'enseigna Ten á aler
£ntor le moustier, sanz parler,
III. tors, dire in. patrenostres
En l'onor Dieu et ses apostres;
Une fosse au talon feìsse.
Et par III. jorz i revenisse:
S'au tiers jorz ouvert le trouvoie,
C*estoit un filz qu 'avoir dovoie
Et s'il estoit clos, c'estoit fille.
F. LXXIXo p. 197 v. 143—50.
Cosi il Fabl. des Braies au Cordelier narra della donna astuta
che, divertitasi il mattino col chierico, le brache del quale il marito
aveva per isbaglio infilato, alzandosi per tempo, cerca riparo al
pericolo che alla avrebbe corso, ricorrendo a un minorità „Dite a
mio marito, (ella cosi Io prega) che io chiesi in prestito le vostre
brache, gettate da me sul letto, per concepire un fìglio o una fìglia,
avendo sognato che concepirei quella notte in cui sul mio letto
abbia le brache d'un minorità". (FLXXXVUI p. 283 v. 248 — 59).
Sono scherzi, egli é vero, ma qualche volta gli scherzi ci dicono
più che le cose serie.
Due altri scherzi, ma che trovano il loro fondamento in una
superstizione che sappiamo comunissima al Medio £vo, sono i
seguenti.
Si tratta di una bellissima donna, ma onesta, che, amata da
un chierico, per quanto faccia per liberarsene, non riesce, anzi
cede finalmente, temendo la vendetta di Dio, se mai, per cagion
sua, il giovanotto venisse a morire. (RGF 11^ F. IVO, p. 224 — 225).
In un altro, si narra di una sposa, splendente di bellezza, ma
anche questa^ per accidente, fedele al marito. Un giovinetto l'ama
ardentemente, l'arte di lui non potrebbe vincere, ma una vecchia
sa giovarlo, facendo credere alla donnina ingenua che Dio aveva
I08 G. SCHIAVO,
cangiato in cagnolina la fìglia sua per vendicare un povero amante,
da lei non corrisposto e morto di dolore. (BM U^, De la Male
Feme p. 97 v. 107 — 108).
§ 5. Ma vi sono altre superstizioni ancora. In alcune di queste,
se le fate non appariscono, indirettamente tuttavia manifestano la
loro potenza. Cosi é del mantello maltagliato, che un valletto
porta alla corte di re Artú. (RGF, IIP F. LV). Esso é opera di
una fata che
.... fìst el drap une oevre
Qai les fauses dames descuevre.
p. 7 — 8. V. 199 — 200.
Difatti se una dama siasi coperta del mantello e non sia fedele
alPamante, il mantello riuscirà per lei o troppo corto o troppo lungo.
Cosi é pure incantata la Spada che viene a ferire il prode
Gauvain, quando si giace colla fìglia del cavaliere che l'aveva messo
assieme con lei. Spada veramente fatale! Ella esce dal fodero,
per salvare la fanciulla da chi di lei sia indegno, scende come
folgore sull'infelice, ne penetra le carni, lo lascia estinto. Ma Gau-
vain é degno della donzella, la spada uscirà dal fodero, ne lambirà
la pelle, senza ucciderlo, il cavaliere, salvo e trionfante, s'avrà in
isposa l'avvenente fanciulla. (M Pp. 127 sgg. Du Chevalier à lEspée),
§ 6. Ma lo spirito superstizioso si crea altri spaventi; fantasmi
che possono sorprendere, confondere, stordire.
I frati, dopo aver veduto che il monaco segrestano li aveva
derubati di quanto v'era di prezioso in chiesa, restano meravigliati
non poco, nel trovare ogni cosa a suo posto. Non credono ai
propri occhi e dichiarano:
Fantosme nous va faunoiant.
BM, IVO, p. 138 V. 612.
Du Soticretain et de la Fame au Chevalier,
II marito, nello stesso Fabliau, trovasi al fìanco la moglie che
sapeva in prigione col frate? Ma neppure egli crede ai propri
occhi, anch'egli pensa al fantasma e a scongiurarlo!
.... moult li vint à grant mervelle
Quant il senti lez lui la Dame.
— Qui est ceci? — c'est vostre fame —
Ma fame ne fustes-vous onques.
Li chevaliers se saine adonques
Saut sus, s'a uns tortiz esprís,
Au lit s'en vient d'iror espris;
Plus de cent croiz a fet sor lui.
p. 139 V. 621 — 29.
Fino il buon Zozimo si credè preso dal fantasma, quando vide
rapita in estasi S. Maria Egiziaca:
FEDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANIICA POESIA FRANCESE. IO9
Zozimas fu si esbahiz;
Qu* il cuida bien estre trahiz.
Enfantozmez cuida bien estre,
Dieu réclama^ le Roi célestre.
Et se trest .1. petit arriére
Quand ele fesoit sa prière.
OCR UP p. 294 V. 870—877.
Quai meraviglia, se approfìtterà di questa superstizione la
moglie astuta che, nell'assenza del marito, cerca distrarsi col cavaliere
dalla veste rossa ?^ Il povero tradito aveva veduto fuori dì casa
palafreno e sparviero, e nella stanza nuziale la veste rossa del
cavaliere, ma la moglie, dopo averlo fatto dormire fino a mezzo-
giorno, quando egli si desta e chiede conto di ció ch'aveva veduto,
gli fa credere che egli era preso dal fantasma:
J'ai paor de mauves encontre
Qui hui vous venist à l'encontre,
De fantosme et de mauves vent :
Vous muez color molt sovent,
Que je m'en esbhahiz trestoute;
Ice sachiez vous bien sans doute.
Criez à Dame Dieu merci,
Et à monseignor Saint Orri
Que vostre memoire vous gart:
Il pert bien à vostre regart
Que vous estes enfontosmez.
p. 44 V. 261 — 271
Cosi il marito taglia di notte le trecce a una donna che egli
crede sua moglie adultera; costei invece gli apparisce intatta e
gli fa credere che il fantasma l'aveva preso; egli certo non s'era
segnato bene la sera:
Vos avez si trouble le vis
Et les elz que ne veez goute,
Espoir il vos avint par goute
Ou par avertin, se Dieu vient,
On ce est fantasme qui vient
As genz por aus faire muser
Et por aus folement user.
Et por faire foler la gent;
Au chief de tot devient rient
Quant il a fait toler la gent,
Tot quant il a fit si despiere.
RGF;> IVO. De Tr esees p. 79 v. 360— 370.
» RGF. Z>M Chevalier à la Robe-vermeüe, EQ, F. LVII.
« Anche nel famoso scherzo che é il Fabl. Estuia, (RGF, IV, F. XCVI)
la voce che risponde, si teme sia la voce di un fantasma, o di qualche altro
spirito maligno.
no G. SCHIAVO,
Lo stesso stratagemma e usato dalla Dame qui fisi entendant
son mariy qui il sonjoit (RGF, V^).
§ 7. Ma ricorre naturalmente anche un'altra superstizione: i
morti possono risuscitare. Vedemmo già nell' Enfant qui sauva sa
nièrey come costei apparisca a lui un anno dopo la morte (v. C. VI).
Ora abbiamo altre prove.
Nel FabL de Segretain ou Moine (RGF V»), il marito, che vede
apoggiato alla sua porta il monaco ucciso da lui e portato morto
al convento, crede che sia venuto a chiedere i denari a lui tolti,
(v. 294 sgg. p. 125).
Nel Fabl. De Bar at et de Haimet ou des trois Larrons (RGF,
IV F. XCVIl), Barat ed Haimés, vedendo appeso a un albero
Travers, a cui avevano rubato un prosciutto, fuggono, lasciando a
terra il mal tolto, credendo quegli sia il padre loro, già morto
impiccato :
,3&fät, noz pere nous ravise".
p. 107 V. 428.
E nel racconto Le Revenant (M. P p. 174 sgg), il cavaliere si
addormenta, mentre deve aspettare un po' troppo a lungo la dama
del suo cuore; da lei scacciato, si pensa di entrare arditamente
nella stanza da letto, ove ella sta col marito, implora perdono,
come uno dei cavalieri uccisi quel giorno in torneo, che aveva
fatto certo torto alla dama; il povero marito lo crede proprio il
morto, la dama é costretta a perdonargli e a tenerselo caro.
§ 8. Un brutto augurio poi e l'incontrare per via una gallina
dipelata. Cosi almeno ritiene il prete seduttore, avendone incon-
trata una, mentre andava alla casa del buon Constant du Hamel,
per goderne la moglie, come egli sperava. (RGF IV p. 182 v. 484
—494).
Buon augurio é invece spandere il vino. Lo dice l'oste sgar-
bato al povero chierico, che gli lascierebbe volentieri tutti i benifìci
futuri , per un po' di vino di più. (RGF, III^. La Plantez, p. 7 1
V. 34)-
Quanto poi alla superstizione nella virtù delle erbe, delle pietre,
dei metalli, non v'é che qualche cenno nel Diz de VErherie di
Rutebeuf, ma di poco conto. (OCRII® p. 51 — 62.
§ 9. Ci resterebbe a dire qualche cosa sull' Astrologia. Lo
Schröder nota che questo ramo della superstizione medievale, nelle
poesie cavalleresche non si presenta molto marcatamente, anzi
aggiunge che la fede irremovibile che il popolo aveva nella sua
infallibilità, appare in esse solo approssimativamente. ^
Noi invece fummo un tantino più fortimati.
Mélior, l'amica di Partenopeo, aveva appreso fin da fanciulletta
le 7 arti, e a quindici anni ne sapeva più dei suoi mastri medesimi. —
Trovanmio poi due memorie importanti di questa superstizione ;
il lunario di Salomone, e le Profezie d^ Ezechiele,
* Schröder, op. cit. 6. X^, p. 112.
FBDE E SUPERSTIZIONE NELL' ANTICA POESIA FRANCESE. 1 1 I
Le Lunaire que Salomons fist (M P p. 364 sgg) , é come una
specie di prontuario profetico per tutti i giorni del mese. Si im-
maginò che Salomone stesso lo abbia scritto , per istruzione del
figlio suo, prima che fosse in età di entrare , come si dice, nel
mondo. Il lunario si interessa di tutto. ,,La prima luna, per es.
é buona per chi voglia arare, vendere o comperare e far qualunque
cosa, fuorché rub^e, perché chi rubi in quella notte terrebbe per
poco il malacquistato.
Il ¿Emciullo che nasca in quella notte, crescerà un bravo gio-
vìnotto, il suo segno sarà vicino la bocca o all'occhio ; la femmina
che venga alla luce sotto la stessa luna, sarà buona e casta, avrà
il suo segno sotto la mammella o sulla bocca, o vicino all'occhio;
sposerà un signore che starà a lungo infermo; chi quella notte
sogni, avrà buona visione; chi si faccia salassare prima di terza, ne
sentila vantaggio; chi esca dal suo paese per altre terre, potrà
tornarvi. Il lunario tira innanzi allo stesso modo per tutte le lune,
profetando or bene, ora male suU'agricoltina, sul commercio, sulle
nascite di bambini e cosi via.
lyEzéchiel (JJT.) é un'altra specie di lunario o, meglio, é un
annuario, perché qui le profezie cadono sugli anni.
„Ezechiele fu un buon uomo, amó Dio e la sua legge, leva-
vasi per tempo e andava a scuola a imparar latino. Apprese varie
arti, inoltre:
Les signes des estoiles enchercoit et les cours.
Tant lut et entendí de toutes escriptures,
Qu' il savoit et disoit du tens les aventures.
n nous aprist .j. livre qu' on apele lez Anz;
Qui croire le voudroit toz dis seroit manenz.
p. 124 V. 8 — 12.
Comincia quindi l'annuario profetico. Dal giorno della setti-
mana in cui l'anno si apre, si vuole indovinare come tirerà innanzi,
se bene o male, se ricco o meno di foraggi e di biade, di frutta e
di vino, se asciutto o piovoso, freddo o molto caldo, se ci saranno
malattie, mortalità, guerra o pace.
Ne diamo un esempio „L'anno che incominci di domenica é
piuttosto brutto ; poco vino, poco frumento, poco olio, poco miele,
p>oco lino. Invece molte frutta e legumi, molti foraggi. All'uscir
d'inverno, ghiacci e venti, in principio d'estate, piogge copiose, i
principi si faranno guerra*'.
Cosi pertanto, se poco abbiamo trovato da aggiungere a
quanto lo Schroder ha raccolto intomo alle Superstizioni in genere,
intomo al Giudizio di Dio, la Fede dei Pagani, i fatti dell'Antico
Testamento e gli Angeli, potemmo invece vedere che, nelle opere
nostre, la idea di Dio non sempre apparisce come quella di un
112 G. SCHIAVO,
giudice severo e inesorabile. Cristo sapendo perdonare e compatire ;
trovammo molte cose sui santi e larghissima copia di materiale
intomo la Vergine. Buon numero di notizie ci si offerse per la
ricostruzione dell' idea dell' Inferno, soddisfacente per quella del
Paradiso, sul quale tanto poco ha potuto darci lo Schröder. £ ci
siamo fermati a notare il concetto meschino che dello spirito umano
si formarono i nostri autori, e la preoccupazione continua della
vita oltre tomba. Che, se non trovammo descrizioni finite di
demoni, ci fu possibile invece penetrare, per cosi dire, nella psiche
del popolo, udirne i paurosi lamenti, comprenderne l'angoscia dell'
animo, come pure vederne la povertà di spirito nel riportare che
egli fa ogni mala azione a tentazioni dello spinto maligno.
£ chiudiamo ormai questo studio, quale si sia e comunque
si voglia giudicare, chiedendo venia se, di quanto recammo, non si
cercó da noi la origine critica, confrontando fra loro i vari testi
e le varie leggende, i racconti d'ogni genere riportati.
La mole del lavoro potrà sembrare piccina, ma l'accurato
collegamento delle varie parti non era impresa troppo facile e
piana, e, appunto perciò, nell' Introduzione avvertimmo subito, una
volta per tutte, che noi miravamo soltanto a offrire un quadro, il
meglio ordinato, di quanto d occorse di trovare nelle opere con-
sultate, limitandoci a dare un contributo, e non di più, a studi,
come codesti sulle credenze medievali, tanto vasti e cosi importanti.
G. Schiavo.
Einige Bemerkuiigeii zur Verbesserung des Gancioneiro
öeral von Besende.
Ich meine hofifen zu dürfen, die sich der alten portugiesischen
Literatur Befleifsigenden werden es nicht für ganz unnütz halten,
wenn ich hier einige Verbesserungen des Textes des Concioneiro
von Eisende mittheile, die mir bei dem Lesen dieses Liederbuches
einfielen, und die Stellen angebe, die ich anders lese als Kausler^
welcher in seiner Ausgabe so grofsen Scharfsinn und so gründ-
liche Kenntnifs der portugiesischen Sprache offenbart hat
Die Exemplare der ersten Ausgabe des Cancioneiro geral bieten
nicht überall einen ganz gleichen Text dar. Ich werde hier die
Verschiedenheiten zwischen dem Exemplare, das der deutsche Heraus-
geber benutzte, und demjenigen, dessen ich mich bediente, an-
geben ; eine genaue Vergleichung der Texte habe ich dennoch
nicht angestellt, weil ich nur dazu das Liederbuch durchgelesen
habe, um sprachliche Fakta für die portugiesische Grammatik zu
sammeln, die ich anfertige.
Die in dem bezüglichen Verzeichnis nicht enthaltenen, von mir
bemerkten Druckfehler werden auch angegeben werden.
Durch den Buchstaben P bezeichne ich das von mir gebrauchte
Exemplar der Originalausgabe.
I. Band.
Seite 2, Zeile 20 & la veja : lese man eia [nämlich Dona Lianor
da Sì1vcl\ veja,
Ihd. 2^y 2^ de tal forma quem IKá dando ^ \ & la por nos IK o
rrequeyra : 1. de tal forma j qu* em IK a dando \ eia por nos — .
4, 4 acorrer^nC eis : 1. mit P acorrer-m'is.
Ibd, II, 12 apelar. \ Por em minK alma jurar des \ \. apelar] Per*em,
Ibd. 16 /a ver vyiorea: ich möchte lauer [aus ta auer] vy torea
lesen.
Ihd, 30 quem jr cuy dando : 1. qtiem jr cuydando.
5, 19 — 20 nam leyxes^ de desemparo \ mor r er a quem vinha
morto ; 1. nam leyxês de desemparo \ morrer a quem — . Der Portug.
sagt deixar fazer alguem algo oder deixar fazer a alguem algo,
7, 20 Oryana: P hat horyana (=^ òryana aus a Oryana).
8, 5 setze ein Kolon nach per der am,
9, I — 6 Cuy dado de minha vida, \ vos chamo sempre por nome:
d'aquy vossa merce tome ^ | s^a ahy cotisa mays sohyda, \ C'a cousa,
Zeitsohr. f. rom. Phil. XVII. 8
114 EPIPHANIO DIAS,
que se vos chaman \ por mylhor nome que posso?: 1. Cuydado de mihha
vida I vos chamo sempre por fióme \ d^aquy vossa mercè tome [=
schliefse], | s^ aa hy cousa mays sohyda \ O a cousa, que se vos chama
I por [== als] mylhor nome que posso, {Cuydado da minha vida ist
Prädikatsnomen. Durch a cousa que se vos chama ist cuydado be-
zeichnet).
Ibd 1 5 vay creçendo desconforto : 1. voy creçend* o desconforto,
Ihd, 21 — 23 Sachardes, quem beni descarne , \ as rrayzes: 1.
S*achardes quem beni descarne as rrayzes,
10, 5 valentays rrezdes : 1. valeti [= sind gültig] tays rrezîfes,
P hat taes.
Ibd, 15 frutos: P hat furos ^ vielleicht richtig.
11, 26 Ueja vos todos tramados: ich lese Veja^uos todos toma^
dos. P hat Veja nos todos tomados,^
12, i y com^ o quem ambos sente : ich lese .* como quem \=' latein.
utpote qui] ambos [nämlich o cuidar und o sospirar] sente."^
13, 12 — 14 como days — | ao cuydado mays primor, \ qu *o
sospirar nos amores? streiche das Komma nach primor, denn nos
amores gehört sowohl zu cuydado als zu sospirar. P hat ho (aus
ao) cuydado. {0 sospirar = ö s. aus ao s.).
Ibd, 23 vendeys'. 1. mit P vendis,
14, 12 mantem', P hat nam tem.
Ibd, 16, 17 como cuy dar cuydastes, \ que fez acabar seus dios:
\, com^ 0 cuy dar cuydastes \ que fez acabar — f cuy dar ist Subjekt zu
acabar),
16, 13 desta: 1. mit P esta.
17, IO tam sabydo: 1. mit P. tam sobydo.
Ibd. 26 corraçdes: 1. coraçdes,
Ibd. 31 bananças: 1. bonanças. P hat bouanças.
18, 5 — 7 ceramunhas — verdadeyras: 1. mit P caramunhas —
verdadeyros,
18, 23 E ssy que: \. mit P Assy que (= also).
19, I vyseys: P hat vyeseys; 1. vysseys.
Ibd. 1 6 tynha feytos meus : ich lese /. f^i* os meus,
Ibd. 22, 2;^ que cuy dar farà cuy dar , \ que proced^ o sospirar:
1. mit P. que [oder vielmehr qu^ 0] cuy dar farà cuy dar \ que preced*
00 sospirar (das erstere cuy dar ist Subjekt zu precede; preceder =
den Vorrang haben \ 00 =^ ó aus ao\
Ibd. 27 & ^sy : 1. assy.
20, 27 C^asy d^aquy concrudo: 1., wie es die Metrik selbst ver-
langt, E a \s\ sy.
21, 5 cuydado: P hat cuydados.^
Ibd, 17 faies: 1. mit P falaes.
* 12, ^ j*assy: man ravSs jàssy schreiben, denn das a von /«i ist nicht
elidirt, sondern mit dem a von assy zusammengezogen. Ebenfalls jàliuando,
nicht j* attuando (18, 9) u. s. w.
' I3i 9 0 coraçam = ó (aus ao) coraçam.
* 21, 16 a derradeyra — à d.
BEMERKUNGEN ZUM CANC DE KESENDE. II5
Ihd, 29 vmya : l. mit P venia [er lebte].
22, 7 streiche das Komma nach dtgua.
Ibd, 9 sahaes: 1. mit P saybaes,
23» 23 figos, or Joes : 1. figos orjaes,
Ibd. 24 vuas, /er raes: 1. vtias /er raes.
24, 23 /undar ; ich möchte findar (= tödten) lesen.
25, 4 alembrareys\ fehlerhaft hat P alembreys,
Ibd, 25 por fia: P hat perfia}
26 in der zweiten Oberschrift de sospyrar: l. mit P do s.
Ibd. 22 de mäo 1. da mäo. Vgl. 45. 15.
27, 19 Mas 0 sospirar: 1. Mas s*o sospirar.
Ibd. 21 eni meu: ich vermuthe em mim.
28, 7 nem ckegar: ich vermuthe sem chegar.
30, 6 poys 0 trabalho : P hat pois Jo trabalho. Ist das jo von
yj ¿? zusammengezogen? oder ist es für einen Druckfehler statt
des CO (= qu^o) oder des ho (= ¿?) zu halten?
/¿i/. 7 nengem l. mit P nynguem.
Ibd. 19 fí>ífl: 1. mit -P ¿:í?«ía.
31, 2 setze ein Semikolon nach aia.
Ibd. IG gedelha: \. guedelha.
32, 12 — 13 «aw chegou cuy dado \ pelos pees o sospyrar ; P hat
nam chega cuydado — . chega ist wohl ein Druckfehler für chegd aus
chega 0. {chegou ist auch von chega 0 zusammengezogen ; vgl. Cornues
Phonologie syntactiqtu, S. 16). o sospyrar = ô (aus ao) sospyrar,
(Heut zu Tage sagt man näo chegar aos calcanhares a alguem =
Elinem weit nachstehen).
33, 24 este'. P hat estee.
34, 2 1 em curia vida : ich lese emcurià vida (aus encurta a vida).
35, 4 serui'la: P hat seruirla^ gewifs einen Druckfehler für
serui'lla,
Ibd. 2^ o [aus ao^ meu dereyio: P hat a m. d.
36, 2 de Ihe por em sospeyçam : 1. de Ihe porem sospeyçam.
Ibd. 30 abe-lo'. 1. saberlo.
37, 13 toda sente o escriuam: 1. tod^ a [s] sente o escriuam (todo
= Alies ; assentar = aufschreiben).
^^^ 20 setze ein Komma statt des Kolons.
Ibd. 2^ desysto prouar : ich lese de s^ysto prouar.
39, 13 0: 1. e.
Ibd. 1 6 nom s *a por aborlauento : ich lese nom s *a por a bar'
lauento.
Ibd. 30 este: P hat ele.
40, 7 /erys de pancha: 1. ferys de prancha (/erir de prancha
= flache Klingenhiebe geben).
41, 2\ sy ha: \. s'y ha.
Ibd. 25 que segura dos in/ernos : 1. qtié segura dos infernos
(d. h. welche untrüglich ist).
» 25, 24 — 26 o — o = 6^6 (aus aó).
S*
Il6 EPIPHANIO DIAS,
43» 1 6 Que minha alma\ 1., wie es Kausler hn Vorwort vor-
schlägt, Qí^em minha alma,
46, 28 veuays : 1. mit P veuyas,"^
47» ^3 fyzerom: \. fyzeram.
48, 4 Í? seruydor = íí (aus í7í?/ /* hat 06) s.
50, 12 chege\ ich lese chegue,
51, 23 — 24 i/o sospirar, \ tail choro vem\ 1. mit P do sospiro \
tal choro vemP-
52, 22 — 24 poys tarn aper f y ado \ 0 por elle allegado^ \ sera por
myn rrespondydo : ich lese poys lem aper fy ado, \ o por elle allegado •
sera por my m (so P) rrespondydo,
53, II çaramunha : 1. caramunha.
Ibd, 22 eu consenti do quam so: ich lese eu co (oder co o)
sentido quamso {co oder co o aus com 0 ; quamso = canso; canso com
0 sentido = mein Verstand ermüdet).
55» 7 »'öj/ 1. mit P mays,
lòd, 12 a vontade; P hat cui v,
Ihd. 14 chamaes: 1. mit P chames.
56 in der ersten Überschrift otra: 1. mit P contra.
Ihd, \2 a mao : 1. a mäo (s. 45 14 — 11).
Ihd, in der zweiten Überschrift corraçam: 1. mit P coraçam.
Ebenfalls 58 in der ersten Überschrift und 65, 12.
Ihd, 2\ volo \= vo-lo] f OS tes alegar : P hat voolo f osles aleguar.
57, 2 es pensar : P hat en pensar, schwerlich richtig.
Ihd 1 1 escolhö, triste amador: ich lese escolK 0 /. a,
Ihd, 20 he: 1. mit P hey,
58, 15 sua fey cam: \, mit P suàfryçam (aus sua affyçam\
a/ryçam = afflicçâo),
59 a SSO precurar por nos: ich lese assy pr, por nos (precurar
por nos = unsere Sache zu vertheidigen).
Ihd. 1 5 gostates : 1. mit P gostastes,
Ihd. 18 « fala'S*em na questam: 1. u falalslsem na questam (=
wenn die Rede — wäre).
Ihd, 20 comanhos: 1, camanhos,
60, 22 Tenho maa primeyra: ich vermute Tenho^nCaa p,
61, 14 çenta tantas: 1. cenfa tantas,
63, 12 cuydado de semular ', 1. cuydado des[s\emular (cuydado ist
Objekt zu dessemularj.
65, 30 — 31 quem rreuolue la folha, \ e proli -contra esguardar \
ich lese quem rreuoluê'la folha, \ e pro e contra esguardar (vgl. 74, 15).
66, 19 nam: P hat nem,
Ihd, 27 tam: P hat tem,
67, 17 essa sea por mays fremosa: ich lese essa se á por m. f.
{se á = wird — gehalten, gilt).
* 47, II — 12 era huum vento \ sospirar pero o cuydado: huum vento
= eine Kleinigkeit; per 00 (= però aus pera 0) = im Vergleich zum.
^ 52, 16 eisas = éssas aus a es sas.
BEMERKUNGEN ZUM CANC DE RESENDB. II7
Ibd, 25 de cousa çi/a ver s^ esper a: ich lese de \P hat as\
cousa qu^auer s'esperà.
69, II — 15 N^atn dé vossa senhor\t'\a \ dylaçam mays neste feyio,
cese ja mays vygarya , cese o mal que nos feria : \ nam nos guar-
dades der ey loi 1. Nam de vossa senhorya (so P) \ dylaçam mays nés le
f^ylOy I çe\s\se ja mays vogarya (das advociren), | í/[í]í^ 0 mal que
nos sería \ nam nos guardar des dereylo, (Vgl. zu 118, 24. Der In-
fínitívsatz nam nos guardardes dereyto ist Subjekt zu serta).
70, 4 dé fama : 1. defama (= diffama),
Ibd. 23 oír o: 1. mit P oulro,
71, II Que sa pena mays esquyua: 1. Qu*é sa pena — .
72, 19 he sy : 1. äw[j]>' (= hsy aus e assy»).
73 in der ersten Oberschrift proue ja: 1. proueja.
74, 4 — 5 mandarlo ver nam nC escuso ^ ' alguums grandes Irouadores :
streiche das Komma, (alguums aus a alguums),
Ibd 13 lendo : 1. mit P sendo,
77» 5 (nuso: 1. mit P auesso.
78, 3 — 5 0 sospirar^ nam s' o nega^ \ que o mal em que s* enlegra
Ihe faz erar o seu dereyto: 1. o sospirar nam sonega^ que o mal,
em que s^ entrega, | Ihe faz — . (P hat sonegua — s'entregua),
3d. 10 statt des Punktes setze ein Komma.
Ibd, 1 1 s' aja : schwerlich richtig hat P seja,
79, 15 aquesto: 1. qu'esto,
Ibd, 17 julgar vos: 1. mit P julg arónos (nos ist Dativ; vgl.
die Überschrift).
81, 29 tornando a cor despeylo: P hat tornando a cor despeto.
Da das letzte Wort mit despertó reimen mufs, so ist d^ esperto zu
schreiben. Statt tornando möchte ich tomando schreiben.
82, 8 leudo: P hat leuado. Ohne Frage ist leudo (von ler, wie
creudo von crer) das Richtige.
83, 8 todas, 1. mit P todos,
Ibd, 9 Deos d*Amor a que per lege: \, — a que (vielleicht a que)
per tice. Ebenso 88, 2 läfst ein Dichter pertence mit esqtiece reimen,
und 94, 1 1 lila (nicht , wie Kausler hat , liici) und hua * mit sua.
Solche falsche Reime kommen sogar bei den hervorragendsten heu-
tigen Dichtern vor, wie es Leite de Vasconcellos (in seinem Werke
Poesia amorosa do Povo Portugués, S. 41) bemerkt, welcher dMS foâo
de Deos die Reime foi = suppde^ justiça = pinsa, conjesso == immenso,
outro = encontró anführt.
Ibd, 17 ö que grain voda: 1. mit P á ^= ah) que gram noda
(= Fleck).
* Bis zum Ende des XVII. Jahrhunderts hat man immer hüa nicht
hu-ma ausgesprochen, und das Wort konnte sogar durch Synizesis fur ein-
sylbig gelten: nur in Folge einer Schreibungenauigkeit wurde der Laut üa
bisweilen durch urna :=: utn-a dargestellt. Kausler hätte also mit P hfla^
nicht huma, überall schreiben müssen.
Il8 EPIPHANIO DIAS,
Ihd, 20 segreda vida : 1. segre (=s= lat. saeculutn) da vida,
Ibd. 21 seres: P. hat sereys (und 19 soys passados),
Ibd, 83 ley ponho fey to na mâo: ich lese Ihe ponK 0 fey to n, m.
84, 16 emnegrecer: ich vennute emmagrecer,
85, 3 und i\ tu mal: ich vennute teu mal,
86, 3 decrararay : 1. mit / decraray.
Ibd. 21 d'esfollegar : 1. desfollegar, (desfollegar = resfoUgar
kommt auch bei Azurara vor).
Ibd, 2g hy tenso: 1. hy tenso, (itenso fur intenso ist eine Dissi-
milation, wie ipotente fur impotente 2^2, 24, //<i«/^ für infante.)
89, 13 camdanado: \. mit P condenado,
Ibd. 14 sábydo : ich lese sobydo.
Ibd, 1 9 morrir : 1. mit P morir.
92, 12 ^// valor: ich lese úíf// z;¿i/(í?r.
/¿í/. 20, 21 conseruaa: \, conseruad,
Ibd. 30 fogera : 1. foguera,
94, 2 teu\ P hat /^r.
/¿//. 6 — 10 ^¿?r any SSO \ d*hum senhor que déos se chanuiy \ dizemos^
que sera qii y so \ nam leuara ao parayso \ huma tam luzenta fama :
P hat por auyso \ — dizemos que sera quyso \ nam leuar ao parayso
hüa tam luzente fama. Das quyso^ gewifs ein verschriebenes Wort,
lalte ich für Prädikatsnomen. (Fräulein Cecilia Schmidt Branco
vermutet riso; ser riso = lächerlich sein).
Ibd 15 abata todas ellas: \. abat* a todas ellas,
Ibd.^i S ligotai: P ha^goiâ (das / ist etwas erloschen). Ich
lese joia.
95, 12 do ouro: \, mit P d* ouro.
Ibd, 30 começou: P hat començou,
97, 2 confenaremos : 1. mit P confessar emos.
98, 22 sayba 0 certo : P hat sayba certo.
Ibd, 2^ choqualhos: P hat choquallos,
lOi, 2'^ entrego', \, mit P enirejo.
Ibd. 29 g er rea: \. mit P guerrea.
105, 16 sabydo: ich lese sobydo,
Ibd. 31 segy: ich lese seguy.
112, 2 sandoso: \. saudoso.
Ibd. 4 desdiçoso: \, mit P desditoso.
1 1 4 in der ersten Überschrift da Lixboa : \. mit P de L.
Ibd. 6 penda banda : \. pend^ á banda (vgl. 1 45, 20).
113, 22 leuaeys: 1. leuays.
Ibd. 24 vyuedes: 1. vyuerdes.
119, I pays: 1. mit P poys.
\20 , 2^ — 25 mylhor fora \âa me ver sem vos agora \ ter^nCa
der raja de Jundo : 1. mylhor fora^ \ ca (= als) me ver sem vos agora^
I ter' nCa terra ja de fundo {P hat terraja; de fundo = in dem
Schofse).
121, 13 — 14 porque se cumpro o desejo \ vosso meu\ 1. porque
se cumproo (^= cumpro aus cumpra o) desejo \ voss'e mat.
BBBCBRKUNGEN ZUM CANC. DB RESENDB. IIÇ
123, 21 — 23 E sabéis, como perdido \ perderdes " me pode ser,
morrer eu: ich interp. E sabéis^ como perdido \ per der desame pode
ser? —
Ibd. 33 he este tal^ sabéis , que digo,: 1. heeste (= éste aus a
este) tal sabéis que digo? (heeste tal gehört zu digo),
124, I fazer vos: 1. /azer^uos.
Ibd. 4 doc'uos: 1. doer^uos,
125 in der ersten Überschrift conde Fonsalyda: P hat c. de F,
Ibd, fautas 1. faltas.
126, 19 seáis \ 1. mit P sejays.
127, 17 Lembra-te: 1. mit P Lembre-te (vgl. Ill 608, 6).
128, 18 ganó: 1. mit P ganho^
129, 14 nelha: I. mit P nela,
131, 20 lyber dusse: 1. lybertasse,
132, 6 e« porque my m me matarla: 1. mit P eu por my m me
malaria.
Ibd. 1 1 cousam : 1. mit P causam.
136, 20 y<2£? í¿f rranco: 1. yâ« derranco.
^Zl-i 33 ^'^ mantenha: 1. mit /* «aw mantenha,
138, 25 Beryngell, Canela: P hat berynguell cómela.
139» 3 zomzom: P hat zumzum.
Ibd. 8 va ram: P hat vyram.
\\o, 2% de zelo: ich vermute dizi^lo.
Ibd, 2g al orde'lo: ich vermute a Lor délo.
142, 24 pálmela: 1. Pálmela,.
143, 18 apagando candea: 1. mit T' apagando a candea.
145, 28 í/or cabeça: P hat <i<? ¿:.
146, 14 geolho: \. joelho, (Es reimt mit conselho. P hat goelho).
147, I fageyr amente: 1. mit P fagueyr amente.
Ibd. 3, 4 ^ í^ ouuyr nom seor^ \ acodyr muy rrygamente : \. e se
ouuyr „monseor*^ (nach Kausler's vortrefflichem Vorschlage) | acodyr
muy rry jámente (= schnell und munter).
/¿// 34 pescador de vasa: \. mit P/. úí? nassa,^
148, 9 que jogO'O fytelho: 1. /c;^' 00 fytelho (jo¿ slus j'ogue; 00
aus oí?; P hat yb^ö fytelho).
Ibd, 19 JWÍ7J ^tt^ tí^^'í? sayba: sayba: ich interpungire 3/öj ^i^
dygo? sayba, sayba.
Ibd, 22 fora, do'le cayba: ich vermute ybra d^ele cayba.
Ibd. 25 ^«tfw ajuda sa soster : 1. qtum ajuda^JY a soster.
Ibd. 28, 31 en: P hat em.
149, 15 domingelho: P hat dominguelho.
150, 7 Leyxem vossa descryçam: 1. Z^^^f' ^w z;í?jja </. f7(í?/a:' aus
151, 2 beysae: 1. mit P beyjae.
* 148, 6 contra fortuna = contra fortuna aus contra a f.
I20 ËPIPHANIO DIAS,
152, 7, IO car rege — asesege: 1. mit P carrcgue — c\s\s^s\segue.
Ihd, \2 sänge \ 1. mit P sangue,
Ibd. 24 branco focynho : 1. broncho /,
Ibd. 29 sam bexuga: ich vermute sambexuga,
153» I escolhe o\ I. escolhi^Oy
Ibd, 9, 10 poys que 0 marroquy^ \ s^a fogo uem, odya na\ 1.
poys que 0 marroquy | s^afogou em Odyana,
Ibd, 1 1 valedy : P hat valadt,
Ibd, 15 huum tal bucal: ich vermute huum cabeçal.
154, 9 Traze^vos: 1. Trazi vos,
Ibd, 29, 30 por junto co* o braham \ anda* adarga embrocada:
1. and^ a adarga embragada. Das braham halte ich für das dem alten
spanischen brahon („rosca o doblez que cenia la parte superior del
brazo en algunos vestidos antiguos") entsprechende portugiesische
Wort; (and* aus ande),
Ibd, ZÒ ^ ^^^y goarda carrara: ich vermute E desy\ goarda
car rey a !
155, 21 em so es try bo perdendo: \, em s*o estribo p,^
160, 29 — 30 assy vos pregue \ vosso page 0 sayobem: 1. — 0
sayo bem,
161, 3 borzegyl: borzeguyl scheint das Richtige zu sein.
Ibd, 6 fazeys: \, fazieys,
1Ò2, 17 busca banda: ich lese buse* à banda,
163, 23 agyas: 1. aguyas,
1 64, 1 2 segyendo : 1. mit P siguiendo,
165, 3 Sostyengo: 1. mit P Sostengo,
166, I morryr: 1. mit P morir,
Ibd, 6 a sotuer: ich lese as\s\oluer,
167, 12 vos hé' s* outra: 1. vos hesoutra (hesoutra aus e esoutra
= e ess* outra) f
Ibd, 15 esperyto: I. espryto,
1 69, 1 1 avey-vos : \, auey vos,
172 in der ersten Überschrift en breue: P hat por breue,
174, 16 — 17 fazees: P hat fazeys.
175, 7 exelente: 1, mit P excelente,
178, 17 toto: 1. mit P todo,
180, 26 romayra: 1. mit P ronuirya.
181, 14 juezes: \. juyzes (es reimt mit perd}'zes),
184 zwischen der neunten und der zehnten Zeile hat man
den Vers de conluyos enduzidos übersprungen.
Ibd, 30 trelas outras : sehr, tremías (oder vielmehr trallas) outran,
185, 8 710 que: P hat 00 que,
1 86, 7 gerra: \. mit P guerra.
188, I — 4 castygem — metygem: 1. mit P castyguem — metyguem,
Ibd. 20 fugeyras: 1. mit P fogueyras,
* 156, II sejO'O par que des/echar (sejoo aus j<f/*a 0/ par nämlich de
cotices).
BEMERKUNGEN ZUM CANC. DE KESENDE. 12 1
189, 10 gerreyros: 1. guerreyros,
Ihd, 1 3 «w torpe vyuem^ da cuja : ich lese (tn torpe viuemda cuja.
Ihd, 15 duas manhas: mir scheint, dafs suas manhas zu lesen ist.
Ibd. 34 desolutoSf & dulterios : ich lese desolutos adulterios,
190, 4 edulterynas: 1. mit P adultery nas,
Ihd. 19 munturos: 1. mit P monturos,
*9'> 33 lyjunjasi 1. ly jonjas,
192, I amigos, lanças tras costas: ich lese amygos lança r tras
costas (tancar algo para tras das costas y = sich um etwas nicht
kümmern, ist noch eine übliche Redensart).
Ihd, 15 particar\ l. praticar (vgl. 193, 24).
1 93, 1 1 vida presente : sehr, mit P presente vida,
194, 24 presomyr: 1. mit P presumyr,
198, 17 consello', L mit P conselho,
Ihd. 20 /irö e contra gut vyr posa : 1. mit P pcrô (aus pera <?)
contra que vyr possa.
Ihd, it os aparelhos', P hat 00s a.
Ihd. 29 muniuros: 1. mit /* monturos,
200, 22 chamados esprytoaees'. 1. mit -P chamadas esprituaes,
202, 20 </(?« a iVf/«o de Sam Paio: 1. mit P deu qua 00 de
Sampayo,
203, i^ de fauures : ich lese desfauores,
204, 27 matee: 1. mit P maree.
205, 16 todo'ora: P hat /ö/Za í?rí7.
206, 13 — 2"^ lleuyano — llohagante: sehr, mit P leuyano —
lohagante^
Ihd, 2\ Ouymoto: 1. ó Zeymoto.
207, 16 matahucaes: l. nCatahucaes,
209, 15 seruidor de seruidor: 1. mit P seruidor desseruidor, (Es
ist ein Oxymoron).
210, 6 — 7 »2^i ^«ö w/^ queda \ de vosa merce despeyto: 1. mas
qua — de vossa (so P) ;;/. d,
211, 5 na fu: 1. A"ä/>/.
Ihd, 24 rr^ glorioso: \, r reglorioso,
2\Zy 19 Aalexandrcj Aanyhal: 1. ¿z Alexandre, a Any hai,
218, 6 — 7 porqtiem dinheyro a rreuesa \ sua mäo com grande
presa: 1. por quem [== aquelle que] dinheyro arreues[s]a, \ sua mäo
com grande pres\s\a,
Ihd, 8 antre linha: 1. antrelinha,
Ihd, 2\ — 23 vejaìn hutims autos: damado \ huum Judeu, que foy
quemado \ no Rresyo: ich lese vejam huums autos d Amado , | huum
Judeu, que foy queymado (so P) \ no Rressyo (so /*).
Ihd, 25 he nomeado: 1. ho nomeado (vgl. II, 370, 5).
218, 29 siehe zu IH 576, 12.
219, II, 12 quer entrámente \ qua andar antre a jente começar-se
d^ ensayar : L quer, entrámente (== während) | qua (== in dieser Welt)
andar, antre a jente — .
122 EPIPHANIO DIAS,
221, 7 vendual: 1. mit P vendauaL
Ibd, 8 aaporiado da roiaçam: 1, mit P aa porta da Rrolaçam.
22^^ 9 mércese: 1. mit P merecesse,
227, 18 pryor: 1. mit P pyor,
2^2, 4 sujuzgar-me: 1. so jugar -me,
Ibd. 27 folgey: 1. mit P foiguey,
233, 3 asperezas : P hat asperezas.
Ibd. 19 Lembra^me: 1. Lembram-me.
236, 8 queyra qt^es que vos nam minta \ 1. mit P queyra deos
(Oí geschrieben) ^/^ — . (Bei Ghiado kommt «<Îî? queira Déos que
vos menta vor).
241, 25 rroupeiro: 1. Rroupeiro,
2^2 1 15 synogua: ich vermute ysnogua.
246, 18 cuber ta de deuindade: schwerlich richtig hat P e, de
nouidade.
Ibd. 21 ninguem^ se vos nam tern: 1. ninguem, se vos nam, tern
(se vos nam = j^wifi? vos).
247, 21 ^/^^: /* hat Hasta.
250, II Parreyra: 1. Pereyra.
251, 22 OTrtj: 1. »íá)^.
253, 23 ¿"íza/í?: P hat conto. ^
Ibd. 26 Tenhä torta las queyxadas: 1. Tenha torta-ìas queyxadas.
Ibd. 35 ¿To' w/a: P hat ¿:¿? ^//ö.2
254, 8 asugue a : \. mit P alugue^a.
257, 28 hi£ uma\ 1. mit P huila.
258, 13 z^öj d^amejar: 1. z;oí damejar (= Frauenzimmern den
Hof machen).
Ibd. 25 Oozeymoto'. 1. öö Zeymoto.
259, IG andey\ 1. anday.
Ibd, 20 mas: 1. mit /* woj'í.
260, 9 fomos : 1. mit /^ so?nos.
Ibd. 1 7 ¿öw : 1. mit P bem.
261, 3 prior: 1. mit P pyor.
Ibd. 17 tivisse: \. tiuesse.
Ibd. 23 jö: /* hat íí?<?.
265, 14 leyxeys'vos: leyxeys vos.
266, IG alçaram prymeyras tendas ich* lese : a. prymeyr* as t.
Ibd. 13 sabe-vos'. \. sabe vos.
268, 18 dioso: nach Viterbo kommt dieses Beiwort auch in
einer Urkunde vor ; an beiden Stellen hatte ich aber das Wort
für einen Schreibfehler statt idoso.
269, 16 fazee: P hat fazey^
Ibd. 29 ist fazee das luuas de läa ganz richtig. (Das ist der
sog. Teilungsartikel).
^ 253, 24 do hem parecer o sul •=■ do bem -parecer o sul (o sul = d.
Gegenteil).
2 254, 4 ve j 0-0 = vejò aus veja-o.
3 272, 3 — 4 corno vay \ os del rrey: os = ós aus aos.
BEMERKUNGEN ZUM CANC. DE RESENDE. 123
272, 19 Tauyla: 1. Tauyra,
274, 25 Diego \ 1. Diogo (es reimt mit joguo),
279, 9 dû seado: P hat deseado.
Ibd. in der Üeberschrift enxempre: P hat enxempro,
282^ 9 segysi 1. se guys.
Ibd. 13 caminìio danafee: \. caminho d^ Anafee ^= Casablanca
in Marokko).
284, 2 ¿z /rö£?: 1. apraz.
285, 6 r^: 1. z/^^.
289, 10 curées: P hat cureys.
291, 16 Û OTí?í?r: ich lese öwör.
Ibd. 23 — 27 ^jj>' como des/aleçem \ 0 ouuyr as acordadas
musycas que — enitresteçem | as vontades namoradas'. interp. Assy como
desfaleçem, \ ó (aus ao) ouuyr as acordadas \ musycas, que — entresteçem,
' as vontades namoradas (as vontades ist Subjekt zu desfaleçem).
2g 2 f 2 tristrura : l. mit P tristura.
294, 17 aluaradas: 1. mit P aluoradas.^
295» 19 Verlo: diese Form kommt auch bei Sa de Mirando vor.
296, 9 ist Baco statt Baco wohl ein Schreib- oder Druckfehler.
Ibd. 12 Fa filha de Lucano: I. mit P Vy a filha de L. (Lucano
= Lykaon).
297, I — 2 de mit frescuras trocado, \ de frotes: ich vermute de
mil frescuras, toucado | de frôles,
Ibd. 1 3 co' arte pisado : 1. coartepisado (oder vielmehr coàrtapisado ;
= quartapisadoy vgl. II 473 die Überschrift).
Ibd. 27 — 28 ^ per fundo, \ huma letra: \. ^ per fundo \ hHa letra
(per fundo im Gegensatz zu en derredor).
Ibd. 29 malaaya: 1. mal aya.
299, I diguam: P hat digua.
301, 28 s* amos trou: 1. mit /^, wie es der Reim selbst verlangt,
s* amostrara ^= s' amostraría).
302, 5 morer: 1. mit P mor r er.
304, 28 Jynco: 1. mit P, wie es der Reim selbst verlangt,
Fineo ^= PhineusJ.
306, I Trauaro: ich vermute Tartaro.
Ibd. 10 a <7j: ich vermute e ós (aus 00 j).
Ibd. i^ em tarn: l. emtam. Ebenfalls 477, 18.
Ibd. 17 vya Piutam: \. vy a P.
Ibd, 24 hat P Pedros.
307, 3 ist j<fyr¿w gewifs ein entstellter Eigenname, mein Freund
Leite de Vasconcellos vermutet Scylla.
Ibd. 6 fugueyras : \. fogueyras.
Ibd. 10 vya Triste: \. vy a Triste (= Thy estes).
> 294, 21 os Antypeles = ós (aus aos) A. (= antipodas).
124 EPIPHANIO DIAS,
308, I — 6 Uy as agoas de Leteeo \ em na barca de Char onte \ hyr
r remando \ 0 parceyro de Tyseo , \ & Ttseo de sao huum monte \ fo^
gueando\ ich lese Vy as agoas do (so P) Leieo (so P)^ \ e na barca
de Charonie | hyr rremando 0 parceyro de Teseo (so P\ 0 p, de T, =
Pi'n'thousJ, I e Tifeo de so (so P) huum monte \ fogueando,
Ibd. 21 & meu temor \ ich vermute o meu t,
309,' 2 oryues: 1. orryues ^= horriveis),
Ibd, 2\ Tanace: 1. Canace.
Ibd, 2 2 Er cotes com Daymyra : 1. mit P e Ercoles com Daymyra
= Dejanira).
310, II Terco: 1. mit P Terco.
311, 24 nam : 1. mit P nem,
Ibd, 33 daa vida: l. da vida,
315, 14 veio\ 1. mit P vejo,
317, 2^ do sospirosi 1. mit P de s,
318, 3 dous, tormentos & so/ndos: ich lese doos, tormentos Iso-
fridos (= unerträglich).
322, 27 mates: P hat males: ich vermute matos,
324, 28 queyro\ 1. mit P quyero,
345, 2^ se myra: P hat le myra,
348, 25 — 26 ^^ dardes morte por vida , | leuays gram contenta^
mento : ich lese S' i dardes morte por vida | leuays g. c,
350, 26 com tantos males sento : ich lese com cantos (•=■ cuantos)
males sento,
351, 29 queyre: 1. mit /* quyere,
357, 24 m^ ;iafn matando: ich lese ;^^ z;^/» matando,
363, IO ^ contente m^ acabar: \, eu contend em acabar,
364, 23 queyro: 1. mit /* quyero,
366, IO wWv: 1. mit P verey,
380, 20 — 2 7^ Aprendy de Cyçarram, \ qtiatyä d^amoestar^ \ d^ale^
guar ou d\nssynar \ qualquer prudente sermam: ich vermute —
d^amoestar \ d* alegrar ou d^enssynar — / \g\,Erit ig i tur e loquen s — is
qui in foro causisque civilibus ita dicet^ ut probet (ensinar),
ut delecte t (alegrar), ut flectat (amoestar) (Cic, or, % ògj,
381, 17 r respondo le do: ich lese r respondo ledo,
392, 12 und 396, 6 myree: 1. ìn'xree.
397, 29 na graciosa: 1. na Graciosa (vgl. 383 die erste Über-
schrift).
398, 17 Sardo: \, sardo (= sardento, sommerileckig).
401, 3 — 4 Tanta fortuna comer | me fez: 1. Tant^ a fortuna — .
402, 31 no: 1. nd.
411, 9 — 10 Ay de my! qiu de quedar, \ syn ver: 1. Ay de my!
qu^ e ^= he) de quedar \ syn ver,
413, 14 — 15 crece, ho galarym! \ tanta pena: 1. crece ho (aus
aò) galarym \ tanta pena,^
' 413, 17 empresam = empressam (= Eindruck.)
BEMERKUNGEN ZUM CANC. DE RESENDE. 1 25
415, 22 çu'em: 1. çu^m,
439, II cañero: 1. mit P cancro,
447 in der Oberschrift k ptdio: 1. mit P Ihe pedio,
450, 16 duuydam nyssos doutores: l. duuydam nyss* os dontores.
Ibd. 17 Martini ich lese Merlin,
452, 3 beyjey mâo; I. mit P h, a mäo.
Ihd. 30 jn/eles : 1. jnfeliz,
454, 2 pernetas', ich vermute pranetas (=^ planetas),
456, 3 seranos aaconsselho saâo : 1. ser^uos-aa consselho s,
Ibd, 1 1 jííTyí : 1. ssayays,
458, 10/ 482, 2; 488, 10 ist jöftT, d.h. sdes^ eine richtige
Form.
458, II ist hatalha die Lesart von P,^
462, 19 vym d^asynha: 1. z^f'«'^* asynha,
470^ 21 auria', 1. aueria,
474, 2 1 embeleca : 1. embeleca,
Ibd,, 22 — 24 jvr«/' ö ¿«w, & veras'. \ que milhor he de mouer
que a peça\ 1. syrui-a bem, & verdst \ que milhor he de viouer que a
peca (so P; peca = dumm, im Gegensatze zu de syso),
477, 18 Em tarn: 1. Emtam,
479, 6 — 9 embeleco — peço', \, embeleco — peco.
481, 17 esloras: ich vermute escoras.
483, 2^ que: \, que,
489, 13 dyesa: ich vermute deosa (oder ist dyesa [dyessa] =
franz. déesseï)
494, IO und 16 ist ein Fragezeichen am Ende zu setzen.
496, 25 sóbala: 1. sobóla.
500, 17 E sse; ich lese Assy,
502 , 1 1 und 2 2 ; 503 , 3 und 1 1 / 504 , 3 1 concedo . 1. com
cedo (= früh).
505, 16 per dey 'VOS : 1. per dey vos.
Band U.
4, 6 ««;« Ja;;/ nunca de mudar : 1. nem s* am (^= häo) n, de m.
10, 17 — 18 quem quer, bem desesperado ^ \ a quem — : 1. quem
quer bem, desesperado^ \ a quem — .^
16, 2^ und 31; 17^ 5 und lò em tarn: \, emtam.,
18, 36 de este /ym: 1. deeste fym (dar fim = tödten).^
22, 23 ser m' aafero: \, ser-nCaafero (= peinlich; vgl. 54, 13).
Ibd, 25 faze lo: L faze-lo,
24, 20 sy nam ouuesse: 1. s*y n, 0,
26, 7 seras: 1. s* eras.
* 466, 15 yejunaram ss jejñaram \ // ^St 3 j'ejunar =jej^ar,
* 15, 29 deso a terra z=^de so a t,
"22, 15 namays =z na- mays aus nam mays (oder vielmehr no • mays
aus non mays.
120 EPIPHANIO DIAS,
35, 12 — 13 f<7, fazerdes 0 contrayro, \ me fazeys gram semrrezami
\, c* a (= qu^ a) fazerdes 0 contrayro \ me fazeys — .
39, 22 r r eseste \ 1. r resiste.
40, 21 cano\ ich lese ca (= denn) no,
41, 17 — 18 Nem dano^ qtu me fyzesse, \ dama, vossa senhariai
ich lese Nem daño, que me fyzesse \ d'amar vossa s.', (d'amar halte
ich für Subjekt zu fyzesse) y
44,26 salti ante \ 1. saluante (= aurser).^
51, 3 — 4 dor^ que meu coraçam sente, \ syntyra toda sa vida: da
das Bindewort e kaum zu entbehren ist, und sa vida, als dem meu
coraçam bezuglich, etwas seltsam klingt, so schlage ich vor e syntyra
toda ka (= die) vida zu lesen (s für h auch sonst).
70, 4 dey: 1. dee (= latein. dem).
109, 3 — 4 que nuuní amingo o poder \ & «' outr' ao conssentyr:
1. que nuüa (d. h. para servir -vos) mingoo (aus minga o) poder, \ &
noutra (d. h. para deixar de servir-vos) o conssentyr.
1 1 0, 5 parçeyro : 1. parceyràs.
113, 13; 114, 12 ist ein Fragezeichen am PInde zu setzen.
117, 18 lexey: 1. leyxey.
119, 21 em no esperar", ich lese sem no e,
121, 14 — 15 nach meiner Ansicht ist das originale 0 baraäo
sahyo em terra \ quanto trouxe d'Almeyrym richtig (sahir hat hier
transitive Bedeutung = ausleeren).
122, 9 Soes ajes: ich vermute Soes sajes,
145, I sosseyguo: 1. sossyeguo,
154, 7 esquexer: \, esqueçer,
155, II coûte lias: 1. mit P caute II as,
159, 4 tengo: \, tenho,
166, 9 mas: 1. mays,
Ihd, II reca: 1. creça (vgl. 176, io).
172, 9 Acahade-e: 1. Acabad' ee.
179, 9 coopo: \, corpo,
187, 7 conpar: ich lese comprar,
192, 20 — 21 sem OS alheos querer - me morar, \ os mor tos em
canas deyxemos estar : 1. sem os alheos querer memorar , | os morios
em Canas (in der Schlacht bei Cannae) deyxemos estar.
^95» 27 fezer: \, fazer,
197, 2^ rrico: 1. r ricos,
Ihd, ^2 culpem me muy tos & mays d^uma vez: mir scheint die
originelle Leseart richtig zu sein: culpem-me muyias (näml. vezei) &
mays d'tla vez (muyias e mays d* tía vez ^=^ saepe non modo semel),
198, 30 mansseolo: ich vermute mausoleo.
199, 20 buscam nos homens: 1. buscam-n' os h, (rC os aus na
[näml. a grorea do mundol^ os),
^ 41, 22 alguma aus a algüa.
^ 49» 9 c^*^ = greis = lat. canus.
BEMERKUNGEN ZUM CANC DE KESENDE. I27
201, 22 compryai das comporya^ comply a ausgesprochen, scheint
mir das Richtige zu sein.
202, 7 Depqys me dexo\ ich lese Depoys me deço,
205» 3* — 32 mays do que dizer nam posso \ depenado: 1. — de
penado (de penado ist dieselbe Konstruktion wie de mimosa in Lusia-
das // 41 ; mays do que = lat. quibus plura),
211, 4 und 13/ 340, 7, U.S.W, nhum: l. nenhum (ñhum ist
die Abbreviatur von nenhum); ebenfalls 332, 19 statt nhuma ist
nenhüa zu lesen.
217, 24 maao: 1. maâo.
22/\. aqueles com guya: die originelle Lesart ist die richtige:
sehr, aqueles com qti ya (= mit welchen ich ging).
229, 7 statt suy dosas ist, glaube ich, soy dosas zu lesen.
230, 21 durido: 1. dorido.
Ihd. 1 2 soes : P hat sois,
246, 20 chorem-nos^ tristes, de ty naturaes: 1. chorem nos (= die)
tristes de ty naturaes,
247, 2 c hör ay 'VOSI 1. choray vos,
268, 27 ^/í?/í?: 1. C/ö/i? (der erste Buchstabe ist etwas erloschen).
277, 8 Sabey^vos: l. Sabey vos,
281, 2 todolas: 1. todalas,
2Ò^y 12 /í?r^j: 1. torres,
Ihd, 25 ninguem ador mio i 1. «. 0 dormio.
2Ö9> 34 munturoi 1. monturo.
291, 19 alboudegas: 1. albondegas (die heutige Aussprache ist
¿r/m<7»d^^¿ix).
/¿e/. 31 çençenho: ich vermute çentenho,
293 in der Überschrift goarda: 1. Goarda,
Ihd. mortejava: ich lese motejaua,
Ihd. 5 »fl/ wr¿¿? : 1. Valverde,^
296, 31 julguay-vos: 1. julguay vos,
312, 15 aÄ>': 1. Ä (^= Äa^ ^.
329, 24 quyeyra: 1. quyera,
330, 4 queyra: 1. quyera,
331» 15 ^/^ ^'^^^ *ch lese »/y «w/.
332, 13 ö;//r^ lohecâo: 1. mit /^ í7«/r^ /o¿* ^ f ä? (vgl. das franz.
336, 4 aiquer'. 1. alqueyre.
339 in der Überschrift introdiçâo: 1. introducäo,
347 in der Überschrift ^r¿i /V^/ö : ich vermute /^ra /r^/<? (^=
/^rfl perto).
35 i> ^5 Syom', 1. *Syö»i, wie es der Reim verlangt
369 in der dritten Überschrift; 370, 7 und 2 statt /a/^á'^,
Falçdes 1. mit P Falcäo^ Falcdes,
370, 5 d'aalem. Crosto: 1. d* Aalemcrasto (= von Lancaster),
1 294, 31 jegumey z=.jejüey.
128 EPIPHANIO DIAS,
372, 26 Cetxia: 1. Ceyia.
374, II fycäo\ 1. mit P fycäu.^
376, 17 & ser\ 1. de ser.
377, 8 amar relia: 1. amar ella,
378, 9 dotadas: 1. votadas.*^
381, 7 meO'Ssepuliados: 1. mit P meos-sepuliados.
Ibd, 10 — 12 ÖJ paredes cay das ^ \ com her tías ^ nelas nacidas, \ ca
sysam, todas cuberías: 1. as paredes cay das \ com heruas nelas nacidas
\ easy (= beinahe) sam todas cuberías,
384, i^ facer \ 1. mit P fazer,
39 1 > 5 Ç^ sobre eia some: ich lese que sobre el* as\s\ome,
392, 7 — 8 que nam lia hy de mingoar, \ muy tos Hey lores cuyday:
interpung. que nam ha hy de mingoar \ muytos Heytores^ cuyday,
393, 4 menbros: vielleicht war nembros die ursprüngliche
Lesart.
398, 32 falhar: 1. mit P falar.
4CX), 14 Thelemäo: 1. mit P Thelamäo,
401 in der Überschrift Hie: 1. Sic.
Ibd. 1 1 Neandro : 1. mit P Meandro.'^
403, I Triste säo ^ toda queimada: streiche das Komma (Ovid
hat urorj.
Ibd. 31 — 35 Qu* eile, quem em primeyro \ nom me despreco d*amar,
I de que justiça rrequeyro \ a meu amor verdadeyro \ materea pera
durar: ich lese Ou (so P) elle, quem eu primeyro \ nom me despreço
d'amar, \ de (Ovid, Her. 7, 34 hat praebeat) , que {= denn) justiça
rrequeyro, \ a meu amor — .
404, 1 1 loto : 1. mit P todo.
Ibd. 14 desuiado & ser humano: 1. desuiado de ser humano (ser
humano = lat. humanitasj,
408, 31 chuuia statt chouia halte ich für einen Schreib- oder
Druckfehler.
409, 33 — 34 lem auto pera meu daño, \foy que — : ich lese
tum auto (= lat aptus) pera meu dano \ foy, que — . (Ovid hat decepit
i do neu s auctor).
411, 30 ist ein Punkt am Ende zu setzen.
414, I — 2 Por leu pay , as sagradas \ reliquias — : 1., wie es
die Metrik selbst verlangt, Por leu pay, pollas sagradas — .
Ibd. i^ de: \. wii P te.
416, 13 ver nCayas: 1. ver-m^a-yas.
419, 13 quem se nom prouede cedo: 1. quem se nom proue de
cedo (de cedo wie de pressa, de vagar, u. s. w.)
423, 9 — IO Castelha — que r et [h] a: 1. Cas tela — querela.
424 in der zweiten Überschrift a seu: 1. 0 seu.
432 in der ersten Überschrift ganho^lhe: 1. ganhou-lhe.
» 375, 16 Este-' e = EsVee (aus Esta ¿).
'^ 378, 21 la cortUçidos aus laa acontecidos.
' 401, 21 por ¡cue pe ni a a ssenty = por lene perda a ssenty.
BEMERKUNGEN ZUM CANC. DE RESENDE. I29
436, 12 imcheyro\ ich vermute btcheyro,
Ihd. in der zweiten Überschrift a* pistolaa: 1. a epistola.
437» 6 d*<mde vssaäo: 1. d^oncT eu saâo {= sou),
438, 17 justaeys\ \, justays (vgl. zu I 118, 22).
447, 8 ouue s^ escama : I. ouues\s\ escama,
448, 3 ser euer \ 1. escreuer.
449, 26 ¿:¿)m of^r: ich lese ¿'¿?m a z>^r.
450» 4 queres \ 1. quereys (es reimt mit sabeys),
Ibd, 15 presencäo: 1. presuncäo,
452, II rr épousa: 1. rr épouse.
454» 3 cxerçytio: 1. exerçiçio.
457» 34 ^«^ : 1. mit /^ ^1/^.
458 headantes\ 1. ¿^ adanies (hem andante ^ fiv jrparrcör).
464, 27 ^m/(7 »öwi> w<z/: 1. ^ttt/V (aus 00) ». /«.
467, 7 — 8 ¿Í7/W tarn longue esper anca ^ \ que cansso omem d^espe-
raar : 1. dam iam longu eesperança fee = é aus -a e-) \ que canss
oomem (= dafs man müde wird ; canss oomem aus canssa omem) de
esperaar,
473 in der Überschrift estas \ ich lese esta (dama nämlich).
Ibd, 4 des no rrey\ ich vermute des ho rrey,
474, 18 porque s* dar: ich vermute porque he dar,
475, 15 de las — de las: 1. delas — delas (= die einen — die
andern). '
476, 14 do praça: 1. mit P de p,
Ibd. 17 pedeys: 1. pedys.
Ibd. 19 per via: rrou! ich vermute per hu arrou (^ errou\
vgl. 217, 23 und III 529, 4).
477, I deesse empremyr: ich lese deess^ eempremyr (aus a
empremyr).
478, 16 — 17 sse — I ma senhora nam escreue: \. sse — \ nC a
senhora — .
481, 12 foraa: 1. mit P faraa.
482, 29 moca de Tanor: 1. m. de tanor (man sprach tanor^
atanor y tenor aus; vgl. /// 158, 16; I 2\ty 17).
483, 12 damas , my jo as: 1. damas myjoas (das Maskulinum ist
mijäo).
492, 2 descontento: 1. descontente.
494, 20 em curtarmos: \. emcurtarmos.
495, 2 1 serem pecado fey to : \. ser em p. f. (d. h. ser fey to em
pecado).
496, 20 vey: 1. vee.
499, 8 m^atyra : \. n^ a tyra (a naml. culpa).
503 in der Überschrift naquel: 1. «0 quai.
523, 20 sabe-los: 1. mit P sabi-las.
524, 10 en que pesa a toda jente: 1. ^w ^«^ /^í<7o (aus pese 0)
/í)¿/o y, oder em que pes a toda a j,
Ibd. 25 por tres he gram peryg9o : I., wie es die Metrik selbst
verlangt, porque tres — .
Zeitaohr. f. rom. Phil. XVU. a
130 EPIPHANIO DIAS,
528, 13 poylo: sehr, poy-lo.
529, 4 que: ich lese qu' é,
533» 4 /ösfifj : 1. fazeys.
535» 4 ''rej'í: 1. rrqyns (vgl. Z. 31.)
537» 3^ quanios: 1. mit P quanias,
543» 8 praqtujo : 1. mit P praguejo,
545 in der Überschrift ¿!f pomada \ 1. mit /* </a /.
548, 26 ¿"ÖW ö<?: ich lese como 0.
552, II foraa mym\ 1. ybra 0 w.
553» 27 sigindoi 1. sigumdo,
554, 7 minhas mâos : 1. minhas naos (das Lateinische hat iw^w
— p^Ppìbus),
555» ï? — 19 -^<?w /«/^r ¿? ^w^ Talamäo \ oue na Troiäa rrou-
bada^ \ nem a forie Agamenâo: 1. Nem Teucr\ que Talamäo \ ouue
na T, rroubada^ \ nem o (so P) forie A, (Sabinus hat non Telamone
satum capia de coniuge Teucrum — ),
559, 28 Dizt-me: 1. Dize-me.^
562, 4 — 5 nulmeiros — ar recado: 1. olmeiros — a r recado,
Ibd, 29 vyrem\ 1. iryr em.
Ibd, 35 coboça: 1. cdboça (^ comborça),
563, 3 baia onda : 1. bat^ a onda (bat^ aus baie).
566, 33 teys\ 1. /<^j (vgl. 560, 21).
567, 15 ar epiar äo\ sehr. ar\r\epiaräo»
Ibd. 26 rrobou: 1. mit /^ rroubou,
568, 28 aranhey. sehr. ör[r]a«^^.
571, 7 sa feyçam'. 1. s* a/eyçam.
574, 26 posiaa: 1. /¿?í/a.
575» 19 ^<f^ -f^ luguar\ \, de 0 seu /.^
57 7> 5 désir ey ios: 1. d^ es trey ios (de wie 205, 32^.
579, 22 am Ende setze ein Fragezeichen.
Band HI.
4 in der dritten Überschrift Corea: sehr. Corl/lea.
9, saudade: da saudade hier ganz und gar unpassend ist, so
betrachte ich es als einen Schreib- oder Druckfehler für sandade,
ein von sandeu abgeleitetes Hauptwort (Sjrag Xeyófievov freilich,
= sandice).
15 in der ersten Überschrift Lar cam: 1. Lar cam.
25, 12 m^aa mosirem: 1. m^a amostrem.
27, 12; 28, 16 a bayxar: 1. ahayxar?
31, 2 <2«/er: ich lese antre,
46, 21 vyo: ich lese z;;/ í?.*
* 561, 7 ist </ö7j (= ddis), als die regelmäfsige Mehrzahl von dom^ ganz
richtig.
* 577» 3 estes = estes aus « ^¿/^j^.
' 30» ^7 Z^^'* ^i'^ perder^ d. h. perder-se por vos.
^ tenho = /^;i/(d (aus ienha o).
BEMERKUNGEN ZUM CANC. DE RESENDE. I3I
47, 6 onde; 1. mit P ou de,
Ibd, 22 ousa-se'. L <msas\5\e.
48, 7 cryo\ 1. creyo*
Ibd. 2^ Qtiem\ 1. Quem,
Ibd, 25 mor er', \, mor r er,
50, 22 oy\ 1. foy,
51, 16 hy-jsto : 1. A^ ysio,
67, 24 09 meu fora\ ich lese öw m^ eu fora,
68, 9 ist das originale pregunta Luys , d. h. preguni*a L. (aus
pregunte a L.) das Richtige.
90, 23 /ör ¡açâo; ich lese porlaçâo (= proiaçâo),
Ibd 26 dolo mar: vielleicht ist dolorem zu schreiben.
91, 13 encomeçando : 1. ^ (^ em) começando,
Ibd, 17 — 18 mirey \ mostrar', 1. m^irey m,
Ibd. 22 tenhor', 1. mit P tenor, '^
103, 22 ezarlata; \, mit P ezcarlata,
105, 5 veyó'lhe: \, vejo^lhe, P hat veyjo-lhe,
107, 13 com feyto', ich lese comfeyto,
108, 15 miquinez', 1. Miquinez,
Ibd, 18 moçycas', 1. moçîças,
113» 2. ^z^r ö«/w : 1. fyzer* antes,
119, 14 trayrya', 1. trarya,
125, 2 peler am', 1. pelar am,
126, 22 posso', 1, possa,
145, 3 í¿?í/a z^^r: 1. í^«¿' ö«^r.
151, 4 .4/v conocer', 1. mit /* i^ conocer (der Dichter ahmt
die maurische Sprechart nach).
163, I .S^ö feyçam', 1. S^afeyçam (vgl. 265, 2).
169, 20 ¿/f»: 1. ¿¿?2Ar.
175, II barreyro', 1. Barreyro,
178, 6 s'olya: ich vermute sabya,
Ibd. 14 mamdé: 1. mamde,
184, 13 ^«^ »öw öjf/fl: 1. ^2/^m «öw oí[j]f/í7.
1 88, Ï 6 </'^ w^ ganho - d folguar : ich lese </' ^jj' / ganho 0
folguar,
199, 6 entres jlhado: 1. entresühado (^abgezehrt).
2CX), 4 &: ich vermute 0.
/¿i/. 18 zwjfi? jtf/a: ich vermute wöfö[i/ö]w/iz.
201, 17 borzegys', 1. borzeguys.
202, 12 correyros: 1. correeyros?-
220, 16 sacoude: 1. jaft?« ¿¿? (das y'iz jwj ist freilich ein ver-
schriebenes Hauptwort, doch weifs ich keine Verbesserung vorzu-
schlagen).
* 92 in der Überschrift para Batalha = para (aus ^ra a) B,
* 217, 28 debrumar = debrüar ; ebenfalls 267, 4 debrumada = de-
brüada ; vgl. 568, 23.
132 EPIPHANIO DIAS,
221, 29 vaguos: 1. Vaguos,
226, 8 emhofaztiro\ ich lese em òor[r]asaro,
244, 10 E dtaòo: 1. O dt'aòo.
Ihd, 22, 23 ¿"í?»! qu*am apercebydo \ d*esta maneyra^ eu yrya\ 1.
com quam — maneyra eu yrya,
245, I âo uos\ 1. cd vos (com = in Beziehung auf).
lad, 4 comeiydo: 1. comeiyda.
247, 28 causa: ich lese r¿7//j^.
248, 18 Ä>/ ich lese ly,
252, 20 fa/5/: 1. Ça/y.
253, 22 peess\ 1. /^^J.
258 Monseryo; 1. Monsoryo (vgl. 266).
/¿</. 4 »w/ javeyra: ich vermute naljaueyra (allerdings ¡st
aljaueyrüy das heutige aigibeira^ das Richtige; vgl. 277, 12).
264, 9 ist das originale A mule (= A muí' é) emlycadeyra
ganz richtig.
266 in der dritten Überschrift Loronha\ 1. Noronha,
274, 14 Esla tat noua, este que da: 1. Esta tal noua esté queda
(estar queda = sich nicht verbreiten).
280, 15 Quanta: ich vermute Quant* a. ^
306, 12 vassa nam esquecer: ich lese va-ss^a nam e.
323 in der Überschrift tornar ha vyr: 1. tornar hauyr ^= àuyr
aus a auyr).
327, 12 acapados: 1. ocupados,
328 8 — 9 ^tt^ /ö''^, quando \ ^y vyr: 1. ^1/^ /ara, quando \
se vyr.
352, 25 moria: 1. moira,
361, 25 quando perde- s* esper anca: das originale quando perde-
Vesperança das heutige ^. perder a esperança) ist ganz richtig (vgl.
474. 10).
368, 24 am Ende setze ein Fragezeichen.
371, 31 — 373, 19 Culparles — Folguaryes: P hat CtUpariiS'
Folguaryes , welche Schreibung steht, glaube ich, für Culparieis —
Folguaryeis,
yjl^ 34 muacerça: 1. mit P muy acerca.
378, 24 coma: sehr, com' a.
387, 3 botelho: 1. Botelho,
398, 20 quem: 1. qu'em,
404, 16 tambem: 1. /a;;? ¿^f//,
405, 7 /^ra /«¿ö Ä^ö ö rrezäo: 1. ^ra /. Aj' a« rrezOo (hy
aa = franz. il y a).
Ibd. IO, II No luguar com' eu estaa, \ pis por mays seguro seu:
\. No luguar ¿0 meu estaa , | pus por mays segur' 0 seu {âo meu =
qu*o meu ^ wo das meine, Herz nämlich).
408, 20 po<fy eu; l. pody'eu.
412, 7 he vor reger: 1. heuorrecer (aus e a auorreçer).
' 298, lü ist isnieyiute das lat. se nee tu te.
BEMERKUNGEN ZUM CANC DE RESBNDE. I33
Ihd, 8 Sy ich lese Se (vgl. H 70, 4; UI 328, 9).
Ihd, 14, 15 nam vetn a conto^ \ pardon , âaues — : 1. nam vem
a conio I parou (aus para o) c'auês — {para ^ im Vergleich zu).
lòd. 21 ist nach corny a^ worunter ein mir unbekanntes Haupt-
wort liegt, ein Komma zu setzen.
415, 6 Sejo 0 tormento', 1. Sejoo (= sejd aus seja 0) tormento,
418, 23 Quem ajaa de querer', 1. Quem á{= ha) jaa de q,
424, 21 ist das originale comou (aus como d) richtig.
429, 7 seruir^uos-ey de folguar: 1. seruir-uos ey de f (= ey de
f, seruir-uos),
430, 2 statt des pensar-uos und persaruos \, 0 pesar^uos (= 0
causar 'VOS pesar),
431, I ist das originale de cheo de dor ganz richtig, vgl. zu
11 205, 32; 577, 5.
Ihd, 16 quem: 1. quam,
433» 4 ^w capuchado: 1. emcapuchado (== mit einer Kapuze
bedeckt).
436, IG nela bem: ich lese neid bem (aus nela 0 beni),
Ihd, 2^ ca vtdar: 1. cauidar.
441, 2 o quem', 1. mit P 0 que,
443» 25 ist creyays anstatt creays wohl ein Druck- oder Schreib-
fehler.
457, 14 padeçeo'. 1. padeço,
458, 6 — 8 disse com sospirosa quando — ando: interp. disse
com sospirosi quando — ando?
459, I setze ein Komma nach lemhranças, denn tristezas ist
als Vokativ zu betrachten.
462, 15 Calequo: \, mit P Calequd (vgl. 648, 18).
473» 18 cadays\ \, cd days,
474» 13 Wizw ve', 1. nam me ve.
Ihd, 15 quem tr'ouue', 1. quem me troutu oder que me trouue,
475, 15 ^ lutar', ich lese luytar,
481, 18 und 483, 9 onde mirey: 1. onde m'irey!
483 und 485 (in der Überschrift) statt homharral und bom
barrai \, Bombar ral,
484, 2^ Eu, que: ich lese Em que (= wenn auch).
485, IG anstatt des Fragezeichens setze ein Komma.
49G, 3 Pineu: 1. pimeu (das lat. pygmaeus). Gleichfalls 653, 22.
491, 12 abry^vos: 1. a^ry z;¿?j.
/¿í/. 18 ¿Ary: 1. dee {= de),
49- > 3 ^^ tilque: 1. mit P qutilque [cutilque , = ein kleines
Ding, kommt auch bei A, Prestes vor).
Ibd 1 7 Agorday : 1. mit P Agoarday,
493^ II Benzas deos as larangeiras : interp. Be/izas (= henzàs
aus henza^as) deos, as /.*
* 500, I alteraçam aus a alteraçam. Ibd, 4 mandaua rrezam =
mandauà rr. aus mandaua a rr.
134 EPIPHANIO DIAS,
500, 15 que: 1. mit P quem,
503, 1 8 — 2 1 beber — a touguya ou lourinhäa, \ Quem nam Huer
Caparica \ ssobre pera: 1. beber — Aiouguya ou Lourinhäa, \ Quem
nam Huer Caparica^ \ ssobre pera (der Capartca^em ist auch bei
Ghiado in Pràtica dos Compadres erwähnt).
Ibd, 28 bybyayro: 1. bribyayro,
505, 8 na fronta: ich lese nàfronta (aus na afronta).
507, 24 query a: ich lesa quería.
508, 7 gordar^sse: 1. mit P gorda sser.
509 , 1 8 — 2 1 ssaybays \ que a come cada mes \ cada nus ha
vynta ires, | „^w^ ma nam days** sehr, ssaybays \ que a come cada
mes. I ^fCada mes! ha vyni'a ires \ que m^a nam days**,
511, 27 quanio: 1. mit P quando.
513, 4 — 8 Poys la em salyr do Por lo y \ que Ierra — careçyda
de con/orlo, \ Suey sangue: 1. Poys là em Selyr do Porto | (que terra
— careçyda de con/orto Ï) Suey sangue [vgl. 514, 20—23] oder —
Selyr do Porlo, qi¿é terra — careçyda de conforto ^ | Suey s. {Selyr
do Porto ist ein Ort nicht weit von Säo Martinho),
Ibd. 33, 34 sind die Kommata nach antyguas und case zu
streichen.
514, 10 eu disse nam com bem: 1. eu disse: nam comuem,
515,3 Uarca : 1. Diaria. (Das Auge des e ist etwas erloschen).
518, 27 seruy-vos: 1. seruy vos.
520, 14 desfamar: 1. mit P defamar,
^22y 3 me vem: 1. mit P mal me vem,
523, 13 que: 1. mit P quem,
524, 12 nCassacaram: ich lese nCo ssacaram,
527, 14 poys 0 tambem f y zestes: ich lese poys q tam bem f
(vgl. 528, 5, wo ebenfalls tam bem zu lesen ist).
530» 15 sergas: ich vermute r regras,
532, 22 Piz: \, Pirez (in P Plis geschrieben; s. zu 576, 12).
Ibd. 24 Janes pera déos: ich lese fan Espera' déos (aus espera
em Déos; foäo Esper a-em-D eos ist bekanntlich der ewige Jude.)
53^» 31 ^^ ^^s desfazer: 1. mit P aa-nos de fazer,
539, 6 mal: ich vermute maa.
Ibd, 12 em outro: 1. em outra {parte nämlich).
540, 7 tamanhos: 1. mit P tamanhas.
Ibd, loguo : 1. mit P longuo.
541, setze am Ende ein Fragezeichen.
542, I descobreo mor daño: 1. descobre o mor daño,
Ibd, 17 fyquas esperança: \. fyqucu\s^ esperança,
Ibd, 19 — 21 ho dia | quem — eu nCenguanara: interp. ho dia.
I quem — eu nCenguanara !
Ibd. 26 — 28 fiquou, — ley X ara; — fiquara! interp. fiquou; —
leyxara, — fiquara.
544, 3 cuydays aynda: \, cuydas^ aynda.
BEMERKUNGEN ZUM CANC. DE RESENDE. I35
Ihd. 5 em: 1. mit P eu,
Ibdf 15 — 17 Esia a vida que foy minha^ \ tal que veilla he
crueldades \ hum modo — : 1. Está a vida, que fqy minha^ \ tal, que
veilla he crueldade\ hum modo — .^
545, 10 — II achar ninguem que a queyra \ nem situa dona
Maria: interp. achar — si rua ^ dona Maria (dona Maria ist Subjekt
zu achar),
Ihd, 16 querer^uos: ich vermute quero^uos,
Ihd, 19, 20 Escreuery \ quero tambem: das originale Eescreuer
ist richtig; interp. E escreuer \ quero tambem,
551, 17 setze am Ende ein Fragezeichen.
552 in der zweiten Überschrift tomar a vyr\ 1. tomar àuyr
(aus a auyr\ vgl. zu 323).
Ibd, 22 quedase \ 1. quedase.
562, I — 2 Abayx\ste serra \ verey — : I. Abayxa^te^ serra; \
verey — (vgl. Z. 3, 4).
566, 4 prouincando\ 1. prouicando,
573» ^9 — 20 oulhe\ \, oulhey (so P in Z. 20).
574» 23 que^^ele uaäo\ 1. qtu la vaäo {la, ao se rao nämlich;
vgl. 592, IO— II).
576, 12 com foam Rroiz de Saa: anstatt des Proiz, welches
durchaus kein portugiesischer Beiname ¡st, 1. Rodriguez, Hier, wie
fast überall, hat P RroiZ (nur an wenigen Stellen fehlerhaft , ohne
Tilde, Rroiz), Das RroTz ist eine Abbreviatur von Rrodriguez, wie
Pfz von PireZy GlTz von Gonçalvez, Alvëz von Alvarez, Bei den mittel-
alterlichen Dichtem gelten freilich die Sylben der Abkürzungen
bisweilen für ebensoviele metrische Sylben (z. B. epus , Abkürzung
des episcopus, für ein zweisylbiges Wort);^ in der vorliegenden Stelle
ist es aber unnötig dergleichen Freiheit anzunehmen, da ehemals
der Name Joäo^ wenn ein Beiname folgte, für ein einsylbiges Wort
gelten und sogar J¿lo ausgesprochen werden konnte. (Die Stellen
des Cancioneiro, wo dies vorkommt, sind von Cornu in Romania X
gesammelt). Wenn man II 429, 12 den Vers mas em Joam Rro-
driguez de Saa findet, so ist darin dieselbe anstöfsige Freiheit zu
erkennen, welche der Vers (I82, 25) Silveyra, Silveyra, Silveyra
darbietet
Ibd, 24 — 25 um priuado \ de quaa^ muy to que e seruyda: um
priuado, \ de quaa (= hei) muy to qiìee seruyda.
578, 29 baldo'. 1. barco,
588 in der Überschrift Opotas-. 1. 0 Potas (vgl. S. 638).
Ibd, 22 fyguos, orjaeis'. \, fyguos or jays.
Ibd, 25 correguareys : 1. carreguareys^
589, 6 r re trancas: 1. mit P r retrancas,
590^ 25 caçilhas'. 1. Caçilhas
592, I esentado: 1. asls^entado.
* S45» 8 ^^^^ causa privuyra aus será a cousa p.
• S. Journal {fes Savants, 1 876.
.i ■■
136 ËPIPHANIO DIAS,
595, 1 1 he^ ou refyo : 1. he our' e fyo,
596, 7 veo desamor'. 1. ve o desamor,
597, 13 nem curra^Wa sesta feyra\ 1. nem curral ha (= â) s. f.
601 , 23 — 24 ajamos \ de quem mays sabe a prender'. L ajamos
I de quem mays sabe y aprender (= hajamos de aprender de quem
mays sabe),
602, 12 em qu*esia a y sto assy ser? 1. em qti estaa y sto — ?
608, I lembre-os: 1. mit P lembre^vos.
616, 17 — 19 por ter — amor, \ ho prinçepe : 1. por ter amor \ ho
(aus ad) princepe.
618, 13 entre s ticer: 1. entristecer.^
622, 29 bem^ vertude y nem primor'. 1. nem vertude^ nem pry mor.
626, II cayro'. ich vermute Cayro.
638, 19 deuam: 1. deuoçam,
Ibd, 20 Dy ornai'. 1. Dyumal.
639, 25 </e?wí? í? coìcham\ 1. </<? jjö 0 í". (¿/^ wí? — unter).
642, II be coatrado : 1. mit P becoadrado.
643, 24 /í'<?r: 1. prior,
Ibd. 30 />o/í>: 1. farto,
Ibd. 34 balam'. 1. Balam (= Balaam) darin liegt eine scherz-
hafte Anspielung zu A«w. XXII),
644, 31 Parecéis- me j segum maço'. ich vermute Parecéis ' me
pegamaço.
646, 31 o Greguo: P hat ¿ Greguo,
649, 21 almourol'. 1. Almourol,
Ibd. 25 táñeos '. 1. Táñeos,
653, 5 rroupeyro: 1. Rroupeyro.
Ibd. 10 ver reador'. 1. mit /* vereador,
654 in der zweiten Überschrift ^w^;« tomara de mali-. 1. ^»^m
tomar a (carta nämlich) <¿? wa//.
657, 14 verdades '. 1. mit P vertudes.
659, 21 i?Voí: 1. F<?j.
/¿í/. 26 /wtf/^r z><?j «í? ssaluador: 1. meter^uos no Ssaluador, (Das
Convento do Salvador ist gemeint).
665, I — 2 setze am Ende ein Fragezeichen.
666, 14 ^<?r EÄ7r desprazeri \, por dardes prazer,
* 622, 9 — IO in nem vejo heessa (aus a essa) coytada \ porque deua de
morrer (worin eine Erinnerung an Lukas XXIII, 22 nullam causam mortis
invenio in eo , liegt) ist die Wortfügung gleich dem franz. je ne lui vois
aucun défaut.
Epiphanio Dias.
Nachtrag zu S. 120. Da das alte Spanische das Wort brahon
(= yyTosca o diriez que cenia la parte superior del brazo en algunos vesti
¡los antiguos**) hatte, so halle ich jetzt das braham Bd. I 154, 29 für richtig,
indem ich darin das dem spanischen brahon entsprechende porlugiesbche
Wort sehe.
Del elemento alienígena en el idioma vasco.
El trabajo presente no es más que una refundición del que
publiqué en 1885 en la »Revista de Vizcaya* con el mismo titulo.
Me proponía en aquel, como me he propuesto en otros tra-
bajos, señalar una dirección que por desgracia no han tomado
los estudios sobre el éusquera. Un espíritu de campanario (chau-
vinisme) mal entendido ha hecho que se haga de la labor austera
y desinteresada de la ciencia un arma de combate para preten-
siones y aspiraciones regionalistas.
Nuestros euscarístas Larramendi, Erro, Âstarloa, Moguel, etc.
se proponían á priori demostrarse las excelencias del vascuence,
su remota antigüedad, su universalidad en España en tiempos le-
janos, la pureza inmaculada de su léxico, y sus trabajos llevan
el carácter de todos los de tesis, en que se empieza por sentar
una proposición more scholasiico y se va luego en busca de prue-
bas con que apoyarla, en vez de recoger datos y ordenarlos para
que ellos mismos obren unos sobre otros y nos dé como viva re-
sultante conclusiones.
Aún está por hacer la fonética vascongada, de la que tene-
mos el excelente ,Ensayo acerca de las leyes fonéticas de la lengua
euskara* del S' Campion, pero, por desgracia, el Consistorio de
Juegos florales de San Sebastián se ocupa en proponer premios
para quien inverile palabras vascongadas que correspondan á tér-
minos científicos (telégrafo, teléfono, química, microscopio, estética,
etc.) en vez de promover la seria inquisición del vascuence ha-
blado hoy y la recolección de las formas que desparramadas por
valles y montañas van consumiéndose y perdiéndose para la ciencia.
En la ^Gramática de los cuatro dialectos literarios de la lengua
euskara por D. Arturo Campion* Tolosa: 1884, se encontrará una
aceptable clasificación de los sonidos que el vascuence posee y un
resumen de fonética.
Los sonidos del vascuence son casi los mismos del castellano,
á excepción de la / paladial, que creo represente el sonido de la
llamada cerebral en sanscrito , la ^ ó eh francesa, la y ó j fran-
cesa, el sonido tz análogo al del alemán.
Guturales Dentales Paladiales Labiales
k t / p
g d (/ b
138 MIGUEL DE UNAMUNO.
Guturales
•
Dentales
Paladiales
T.abiale¡
J
tz
eh
h
z
f
s
s
n
nW
ñ
m
^■^
y
r
1
V
—
rr
M,
11
a
•
1
u
e
Campion clasifica hasta 53 sonidos, atendiendo á muy peque-
ñas diferencias.
La V suena, aunque no suelen atribuirla al vascuence en ca-
sos como gava (la noche) que á las veces oscila entre gaua y gaba.
Respecto á la f, es dudoso sea un sonido originariamente eus-
cárico. Los vascongados hacen de la f del castellano p y á las
veces b, y tenemos que pronuncian pigura por figura, pama por
fama. Las voces vascongadas haba, piku^ pago son las latinas faba,
ficu, fagu; pero esta trasmudación es oscilante y tenemos junto al
apellido Pagoaga otro Fagoaga, Junto á este fenómeno fonético
del paso de la f románica á p vascongada tenemos el inverso y
así las voces vascongadas froga, ferde, fite, de los dialectos vasco-
franceses, y frakak de casi todos, corresponden á las románicas
proba, verde (cast), vite (franc.) y bragas (cast.). Moguel rechazaba
en absoluto el sonido f como advenedizo al vascuence, Mr. Duvoi-
sin lo cree originariamente vasco y perdido por influencia románica
y el príncipe Bonaparte de muy antigua introducción en el vas-
cuence. Esta oscilación entre f y p, el encontramos unas veces
con una p representativa de una f románica y otras con una f
representando á una p ó b románicas, parece conducimos á un
sonido primitivo que no sería ni el de la p ni el de la f. De
hecho este sonido existe; en muchos puntos suena en labios vascos
de un modo semejante al de la pf alemana, algo más dulce, y
en otros labios más que á nuestra f románica (fricativa sorda labio-
dental) se acerca á la 9) ó la ph (explosivo sordo labial aspirado).
Ese primitivo sonido se ha escindido en la p, la f, la ph vasco-
francesa, y sus matices.
Acerca de la j puede decirse menos. En gran parte de Viz-
caya, entre los labortanos y bajonavarros la pronuncian como la
y castellana, en Guipúzcoa y parte de Vizcaya como la jota del
castellano. El S' Campión rechaza la opinión de que la jota haya
pasado del romance al vascuence. Realmente se la oye en voces
genuina y al parecer originariamente vascongadas, y es lo probable
que su génesis haya sido paralelo y análogo al génesis de la jota
castellana.
DEL ELEMENTO ALIENÍGENA EN EL IDIOMA VASCO. 1 39
La movilidad de las vocales es grande en vascuence; sns
cambios más frecuentes son la debilitación de a en e, de e en i,
de a en o, e en o, o en u, u en i. Frecuentes, como es de
suponer, los pasos de au á o y de ai á e.
Consonanies. Es ley frecuente el cambio de la explosiva sorda
en sonora al pasar un vocablo del romance al éusquera:
galdari = caldaríu galza ^ calza
gaztaña = castaña gatea ^ catena
leu-gusiña ^ cousine
dorre = torre dembora = tempora
No es, sin embargo, la ley constante y se observa que el guipuz-
coano usa las sordas donde pasan en el vizcaíno á sonoras:
guip. kutizi ; vizc. gutici = cubdicia
guip. katea ; vizc. gatea = catena
En las labiales es frecuente el cambio de la b románica en
m vascongada:
maino = bain, baño mentura-z = ventura (por)
magina =^ vagina
y hay casos inversos de m en b.
Son también frecuentes los de la sonora g en la b, d en r
frecuentísimo, r en s, d en g, p en t, etc.
Grande es la influencia de la vocal paladial i sobre las
dentales trasformándolas en su correspondiente paladial, con ó
sin pérdida de la i
aita (padre) -ai/a -a/a
ditut -di/ut -dichut
guip. aize =■ viz. are
ezpain — ezpañ
La o y la u influyen sobre la 1 trasformandola en r
goru, kolu = lat colu (la rueca)
zeru = coelu
SOrO, solo :=: SOlU
Influyen también la o y la u sobre la g trasformandola en b.
Son elisiones frecuentes la pérdida de la r y la d, y á veces
n, z y g, entre vocales.
Las silabas an, on, cuando son finales ó preceden á k ó t
pierden la nasal alargándose en ai oi ó si la nasal se conserva
ante k y t estas cambian en g d:
viz. emon-du = guip. emoitu por emon-tu
saindu = sanctu, santo.
aingeru = angelu
aingura = ancora
meloy = melón (cast.)
errazoy — razón (cast)
kolchoy = colchón (cast)
140 MIGUEL DE UNAMUNO.
En vascuence no hay palabra que empiece con r fuerte, y
así de rege hace errege.
Esta brevisima exposición es un recuerdo nada más.
M. Cénac Moncant afírma que en el vascuence no hay más
de una cuarentena de voces alienígenas y Rlr. Sayce, asegura que
más de la mitad del léxico euscárico es advenedizo. Ambas opi-
niones son exageradas.
Difícil es, por una parte, volver á hallar antiguas formas en
una lengua de la que no poseemos antiguos monumentos y en
que por otra, hay que prevenirse contra ciertos libros hechos con
mejor deseo que ciencia y más que con fines especulativos con
fines prácticos.
Es muy raro el escritor que sin haber visitado el país vasco
y aprendido ú oido su lengua, se pone à escribir de él por datos
adquiridos en los libros, que no caiga en los lazos tendidos ino-
centemente por los escritores vascos y no tome por vocablos
genuinamente euscárícos y de uso corriente voces de pura fantasia,
invenciones de los vasco-filos. Una porción de derivados abstrac-
tos en -keri y -tasun son de introducción recentísima.
Y como muestra de lo fácil que es caer en tales celadas,
sirva un ejemplo. En un diccionario vascongado se halla la voz
raegope con el significado de „espíritu". Sorprende la forma,
no parece románica, se busca y no se halla. Pues el tal vocablo
raegope es una pura invención, cuyo proceso es este: el autor á
semejanza de la voz latina substantia del vascuence egon = stare
y sub = -pe formó ego-pe con el significado de „sustancia" ; tomó
luego el adjetivo rae, sutil, delgado, y formó la voz me-ego-pe,
sustancia sutil ó delgada, es decir, espíritu. Y como este caso
puedo presentar varios.
Paso ahora á revistar el elemento alienígena corriente en el
vascuence.
I® Ideas religiosas y suprasensibles.
Los vocablos que expresan ideas religiosas son todos de origen
románico :
infernu, impemu; zeru, zelu, zeri = coelu; eliza, elera = ec-
clesia; fede; giristino = christianu; abade, apaiz = abbas, abad;
gurutze = cruce; paradizu, parabizu; deabru; demonino.
Entre las supersticiones tenemos la sorgiña, bruja, que parece
ser sort-giña, de sort y egin, hacer, la que hace la suerte, el
francés sorcière; y lamia ó lamina el latino lamia, si bien, según
dice Mr. Michel este nombre „no representa nada de vivo y real
al espíritu de los aldeanos vascos que mencionan las lamiñak
como nosotros mencionamos á Júpiter ó Minerva."
Ni en las costumbres ni en el idioma de los vascos quedan
huellas de un culto indígena ó de creencias religiosas anteriores
DEL ELEMENTO ALIENÍGENA EN EL IDIOMA VASCO. I4I
á la introducción del cristianismo. De los testimonios históricos
no es esta ocasión de hablar.
El único vocablo propiamente euscárico en esta categoría de
ideas es el nombre de Dios, Jaungoiko, Jangoiko, Jainko, que en estas y
otras formas se halla. Es un vocablo compuesto de Jaun (con el
determinativo jauna, el señor, el dueño) que á su vez parece
derívadón de jaujabe, el amo, y goi-ko, lo de arriba, lo elevado^
y equivale al Señor de lo alto. El carácter poco primitivo y es-
pontaneo de esta denominación, el haber llegado hasta nosotros
tan completo é intacto un compuesto, el incluir en su primer com-
ponente la noción de amo ó dueño (jau, jabe) lo cual supone
cierto grado de cultura, me hace creer, si se tienen en cuenta
los demás datos que de este estudio aparecen, sea un vocablo
de introducción reciente, acaso debido á las misiones cristianas.
En las ideas de objetos suprasensibles ó de estados de ánimo
reina el romanismo. Tenemos anima, aríma, y arimia, el alma; y
izpirítu = Spiritus. Junto á este vocablo, cuya idea por la ley
de la oposición y diferenciación, provocó la contraria tenemos
gorputzá, el cuerpo, que no es más que el latín corpus. Se com-
prende en efecto que para un pueblo que carece de la noción
de espíritu la voz hombre (gizon) basta y no puede ocun írsele la
de cuerpo como algo distinto de hombre.
Añádanse las siguientes voces:
bertute = virtute parkatu = parcere bedeinkatu = benedicere
madarikatu = maledicere errazoy = ratione adimentu, el entendi-
miento, románico en su terminación -mentu aunque no en su
tema adi-, entender, oir: borondate = volúntate asmatu = cast,
asmar damutu, arrepentirse, de damnu^ errenkura = fr. rancune,
prov. rancura: gaztigatu, imachina (imagen), paraítu, zentzun >» sensu,
urgulutsu = orgulloso, umilia, etc.
2^ De los conceptos universales.
Sabido es que el progreso psíquico de los pueblos consiste
en el grado de abstracción á que llegan sus ideas, que se cumple
más en la comprensión que en la extensión de estas.
El vascuence es pobrisimo en vocablos que expresen ideas
generales. En él hallamos nombres para cada especie de árbol,
pero el nombre genérico árhol^ se expresa con el románico árbol
(arbolia). Se ha querido sustituir á este con zuraitz, züatz, zugatz
(apellidos, Zugazti, Zugazaga, Zuázaga, Zuazo etc.) pero este es un
compuesto de zur, madera y aitz, aritz, roble, por extensión á las
veces árbol, que indica una especie de árbol, mejor dicho, un uso
de él, el árbol de madera para construcción, corresponde algún
tanto al sentido del francés hois.
Animal se expresa animale; color, colore; planta, planta ó
landare que es el llaniar del Fuero Juzgo, es decir, plantare de
plantariu. Belarr, que á las veces nuestros escritores vascos usan
por planta, signifìca propiamente yerba. Para expresar la flor
tenemos lore de flore y lili de liliu.
142 MIGUEL DE UNAMUNO.
El término más abstracto de todos, el que en la lengua vulgar
corresponde al ens de los escolásticos es en vascuence gauza,
derivado como el castellano cosa del románico causa.
Al iiempo en abstracto llamamos demhora y entre las relaciones
de tiempo ora-in, oain, oin^ oñ, ahora, y sekula-n, jamás, son
románicas en su origen. No conozco vocablo que exprese el es-
pado, para denotar el cual nuestros escritores neologistas se sirven
de la posposición -arte, entre. Leku, junto á toki, indica el lugar.
En la numeración bi, dos, y sei, seis, presentan analogía
aparente con las formas románicas. El vascuence cuenta por vein-
tenas, cuarenta (berr-ogei) es dos veintes, sesenta (irur-ogei) tres
veintes, ochenta (laur-ogei) cuatro veintes. Milla, mil; y milloy,
millón, son evidentemente latinos y aún eun, cien, me parece serlo
(centum, kentum, hentum, hendum, enum, eun).
3®. Utensilios domésticos.
Entre los que representan cierto grado de cultura y vida se-
dentaria abundan los latinos.
Respecto á la casa, eche, vocablo indígena que significa seto
ó cercado. Con él gorti, korti, korta, gorta, que no es otra cosa
que el románico cohorte, corte; gambara, que es el romance cámara;
borda = cast, borda; tella = cast teja, fr. tuile, kale ^ calle, etc.
Entre los objetos de uso doméstico:
galdari = caldariu, cast caldero; tupin = cast, topi, lemosín
toupi; kriseln, kruselu, kiu^sulu, el candil = crisol
kollari = fr. cuillíere; picherr, jarro = gallego, pichel y
pichóla.
Van Eys pretende emparentar con el latín pertza, la caldera.
Entre vocablos que expresan objetos de uso doméstico y carac-
terísticos de una vida sedentaria hay, sin embargo, muchos que
parecen indígenas.
Respecto á las prendas de vestir tenemos:
chapel = capelo, chapeau, kapusay del romance capa,
gona = prov. gona ; cast, gonella, sobregonell
atorra, y zapata como los vocablos castellanos atorra y zapato.
Sobre el origen de este último vocablo opina Mahn, y en ello
le siguen los euscaristas indígenas, como es de suponer, que es
de origen euscárico, pero no es creíble que del vascuence pasara
al bajo latín sabaium {imabaUaíos^ los Valdenses).
40. Industria, agricultura, etc.
Los nombres que expresan división territorial, pesas y medidas
son latinos. Así tenemos:
solo, soro = lat. solu, landa = cast, landa; germánico land
anega = fanega cast, muga = cast muga, mogote, mojón
Entre los instrumentos de labranza al arado se llama golde,
cuyo origen ignoro, y al rastro are, del latín araium, á la guadaña
koraña, que no es más que una derivación del vocablo guada fia.
DEL ELEMENTO AUENÍGENA EN EL IDIOMA VASCO. 1 43
Entre los útiles de hilado y tejido tenemos kolu, goni, la
meca = lat coluy fìru = lat. fílu y junto al nombre al parecer in-
dígena del lino, kirru, el más usado que es el románico liñu.
El nombre del pan de trigo es ogi y según un antiguo es-
crito existente en Compostela que dio á conocer el P. Fita orgi.
Esta forma orgi recuerda el latin hordeum, (ordtu) francés orge, y
podria haberse aplicado al pan de cebada. £1 pan de maiz se
llama arto, en cuyo vocablo han querido ver algunos la voz arte,
encina. El nombre de la levadura legami, lemani recuerda el
provenzal ¿evam. La harina, irin, es el latín farina.
Tres nombres conozco para designar el molino:
errota que parece ser el latin rota, rueda de molino, bolu,
cuya forma más llena es bolinu como se ve en el apellido Bolin(u)-
aga junto á Bol(¡n)ueta y Bol(inu)ibar, que es el romance molino.
Y finalmente igara, eyara, cuyo origen parece indígena, donde la
raiz iga, ega, significa volar, el vuelo, y podria ser la denominación
del molino de viento.
Respecto al arte de la forja del hierro:
inguda, ingura, el yunque := lat. incude
mallu, martillo = romance mallo, malleu
Mr. Charencey en su artículo „Etymologies basquaises" pu-
blicado en el número 40 de la revista Museon hacia notar ya el
caso de que los vocablos aitzurr, achurr, la azada; aizkore, el
hacha; haitzto, navaja; aizturrak, las tijeras, deriven de la raiz aitz,
ach, peña, roca, sustancia pétrea, lo cual parece suponer que
arrancan de una época en que el recuerdo ó la actualidad del
uso de instrumentos de piedra estaba vivo. Por otra parte los
nombres de los metales recuerdan más ó menos raices alienígenas;
al oro llaman en algunos puntos urre, en que puede verse el latin
auru ó una forma céltica, en otros puntos llaman urre á la plata,
y al oro urre-gori, plata roja. Otro nombre de la plata es zillarr
que recuerda las formas germánicas siüer, silber, silver, got silubra.
El mismo Mr. Charencey añade:
„Poco tiempo antes de esta época (la de la piedra tallada)
los vascos, que hasta entonces habían vivido de la caza y de la
pesca, debieron recibir de los celtas el conocimiento de los ani-
males domésticos, excepto el de una especie de perro. Ninguno
de los nombres de estos animales parece indígena entre los mon-
tañeses pirenaicos".
„Cuando no los han tomado del latin como ari, cordero, latin
aries, ó de los dialectos romances como urde, puerco, del viejo
francés ord, sucio, ó marro, moguete, del provenzal marron, macho ;
acusan un origen galo ó germánico, por ejemplo idi, buey, en viejo
ibérico (?) idu, compárese al gales ó comisco eidion ; akher, cabrón,
al irlandés agh, cierva, escocés aighe', zakhurr, perro de gran
tamaño, al irlandés sagh que Mr. Pictet relaciona con el persa
^^f perro; poisot perro, al armoricano püze, perro de caza, acaso
emparentado con el ruso pesu, perro, en polaco pies^ el alemán
144 MIGUEL DE UNAMUNO.
petze, perra; bargo, puerco castraco, al anglo sajón bear g ^ puerco,
ant. alt. alemán farkel, puerquecillo.*^
Hay en esta investigación cierta lijereza y errores manifiestos.
£1 nombre del perro, zakurr, por ejemplo, no es más que zaun-
kurr, ladrador, de zäun, ladrido en zaunka egin, ladrar. Él nombre
bargo es más sencillo emparentarlo con el castellano verraco que
con el anglo-sajón. Y en general juega mucho el sonsonete en
las citadas etimologias, pero las doy por lo que pudieran valer.
£1 nombre del gato, katu, es puramente latino. £1 del asno, asto,
se asemeja á formas arias, pero estas semejanzas pueden no tener
valor real.
£1 Sr. Costa quiere referir el nombre de la vaca, bey, con el
sanscrito go, griego bous, latin bos, pero me parece esto más que
problemático.
La forma akarr, macho cabrio, supone otra primitiva aka de
que se haya derivado como katarr, gato macho, del románico katu,
pues este sufìjo -arr se suele hallar designando la cualidad más-
enla ó viril (sen-arr, marido) y aka tiene analogia, aparente al
menos, con el sanscrito aga.
£1 nombre del caballo zal-di parece ser un derivado de zal
con la significación de „el flexible**.
£ntre los instrumentos de ganaderia ponemos el nombre del
aguijón, akullu, del románico aculen.
Siendo como es el pueblo vasco un pueblo costanero son
raros en vascuence los vocablos indígenas expresivos de objetos
de pesca y navegación. £1 nombre del anzuelo es el románico
amu (lat. hamu), el timón lema, lat. limone; mariñel, marinero.
Dice el Sr. Cánovas en el prólogo que puso á la obra del
Sr. Rodríguez Ferrer „Los vascongados":
„Si es indudable que faltan reliquias de dioses olímpicos, de
aras y templos romanos en el suelo vascongado, probabilísimo es
así mismo, que ni montones de huesos de guerreros extraños, ni
vifìjas armas rotas se encuentran jamás en sus frondosos montes.**
Por mi parte apenas conozco en vascuence términos de guerra,
indígenas; el dardo, la lanza, la espada, el escudo se expresan
con vocablos románicos, y los nombres mismos de la guerra, gerra,
gerla, y de la paz, pake, bake, son latinos.
Este último vocablo, lo mismo que errege, rey y lege, ley,
debieron ser recibidos de los romances cuando la c y la g no
habían aún adquirido el sonido débil con la e y la i, antes del
siglo VIL
Respecto á las relaciones de comercio tenemos el nombre
del precio balio, baliyo románico, así como merke, merkatu (cast
mercar) gastau (gastar, cast.) diru, dinao, del románico denariu ó
del cast, dinero, el mercado ó plaza de venta azoke que es el
castellano azoque. Rico se dice aberatsu derivado de abere, ganado,
es decir, rico en ganado, análogo al latín pecuniosus. Erosi, com-
prar, parece uu causativo de eutsi (autsi) tener.
DEL ELEMENTO AUENÌGENA EN EL IDIOMA VASCO. 1 45
Entre los nombres de juegos y diversiones tenemos el mismo
nombre JukOf fuego, románico, y románicos dantza, la danza; datn-
òoMf el tamboril; chüibiiu, el silbato, con conversión de s en ch
como en Chilihistro, Silvestre, nombre propio.
5<^. Fauna y flora.
£s inútil advertir que tienen nombre extraño todos aquellos
animales exóticos en el actual territorio vasco. Asi, por ejemplo,
el nombre del camello, gamelu ó gamhelu (como gamhara de
cámara) se usa en el sentido de torpe ó tonto : „gambelu ori . . .<*
ese majadero ... £1 nombre del mono chimu, chitnino, es el ro-
mánico simiu, cast, ximio, jimio.
Los nombres de la zorra (azeri) del lobo (otso) parecen indí-
genas. El nombre del oso ar/z recuerda el céltico aríh; el del
águila arrano el bretón em.
Bueno será advertir aquí que los apellidos españoles Ochoa
y Garcia, que en im tiempo fueron nombres propios (Don Ochoa,
Don Garcia) parecen ser los únicos restos con el antiguo nombre
propio Vela (Don Vela) acaso, del cual se derivaron los apellidos
Vela-zco (hijo de Vela) y de este Velazquez, de los nombres
propios vascos anteriormente á la introducción del calendario
cristiano. En efecto, Ochoa parece ser el actual ochoa ^ oisoa, el
lobo; Garda, una forma gartzia, karizia, hartzia, del actual hariza^
artza, el oso; y Vela el actual belia, el cuervo.
En parte de la Rioja llaman á la zorra garda, y podria ser
el mismo gartzia, el oso, ó acaso se relacione con el francés garce.
Entre nombres de árboles
fago, pago = fagu, el haya
fíku, piku = fìcu
piñu, pinu = pinu
gaztain, gaztañ = castania
saats, sarats, sagats, de donde tenemos varios apellidos
(Sarachu, Saracibar, Saras-ola, Sarach-aga, Saras-ate)
de una forma salais que persiste en los vocablos castellanos salazar
y salcedo, ó sea, saucedal, y en el apellido vasco Salza-mendi, del
latín salice, ant. fi*, salz, el sauce.
gerdz, kerdz, kerezi = cast cereza, lat cerasu
saguka, sabuka, el románico sabuco
mihimen = cast, mimbre, lat vihimen
olio, olijo^ orijo =lat oleu, oliu
meleketoy = cast melocotón.
mermillu (que también se llama iri-sagarr) cast membrillo
mizpiru = cast, níspero.
Los nombres del fresno {lizarr), roble (arilz), encina (arle), olmo
(zumarr) y otros parecen indígenas.
Entre los nombres de plantas el haba {baba, lat. faba) el
garbanzo (barbantzu), el espliego {ispresau, cast, espliego), la cebolla
Zeitaohr. f. rom« Fhil. XVII. 10
146 MIGUEL DE UNAMUNO.
[Kipula^ típula^ lat caepula), el pimiento {jnperr, lat. pipere), el
perejil (jperesil^ cast perejil) son románicos.
Entre las aves, el martin pescador {barkillart, derivado de barco,
el barquero) el ruiseñor {errechtnoleia, fr. rossignol) el milano (mtru)
la tórtola (torioilla) el jilguero {kardeltña^ cast cardenal) el gabilán
(kabtdoy^ del cast gabilán).
Entre insectos el chinche {fhimicha^ lat cimice), la chicharra
{chichara)f el grillo {kírrillo = grillu).
Entre los peces el atún (aíun), el bacalao [bakallau^ makallau\
el verdel (berdellf cast, verdel), el jibión {chipiroy^ cast jibión), el
besugo {erroseli fr. ant roussel, rojo; y bisigu^ cast besugo), el
salmón {saltnoy, cast, salmón), la sardina {chardtña) etc.
£1 nombre del trigo es gari. Don Joaquin Costa en su obra
„Poesia popular española y mitologia y literatura celto-hispana*'
recuerda el celto-hispano ceríay cebada; georgiano Kart, sanscrito,
garitsa, grano de trigo; armenio Kari\ griego jcQl. Pero á pesar
de estas problemáticas referencias es de saber que aparece la raíz
gar en vascuence con el sentido de cabeza, eminencia.
Sabido es que el maiz fué importado de América y Larramendi
dice que lo introdujo en el país vasco Gonzalo Percaiztegui, de
Hemani. El nombre del maiz ario indica la torta de harina de
maiz ó borona, y Humboldt lo derivaba de arte, encina, suponiendo
que el nombre se aplicó en un principio á tortas de harina de
bellota.
6®. Relaciones sociales.
Los nombres de parentesco son indígenas. Así aita el i>adre,
que parece indicar „el que manda'* (ahi-ta, agin-ta); ama y madre;
anaya, hermano del hermano, etc. Solamente gusu y gusiña, primo
y prima, fr. cousin, cousine j Koñata, el cuñado, son de origen
románico.
El nombre del rey, errege^ es un vocablo tomado del romance
anteriormente á la época en que el sonido g ante e i tomó la
inflexión que hoy tiene, así como lege^ läge, la ley. Y también junto
al jente tenemos en vascuence gende^ de más antiguo abolengo
que el jente.
Los nombres del maestro, maisuy y otros que revelan tal grado
de cultura, son también latinos.
Hay otros muchos vocablos de origen alienígena no conteni-
dos en la presente clasificación y de vocablos que expresan objetos
naturales conocidos á todos los pueblos, por rudos que sean, y
así, entre las partes del cuerpo tenemos anka^ la pierna; masaü^
mairall^ matelU la mejilla, (lat maxilla). Esto unido á la existencia
de formas románicas en una comarca junto á la forma indígena
en otra, nos enseña que no por encontrar tal voz de origen extraño
hemos de concluir que los vascos no conocían la idea que designa
antes de la influencia extraña.
DSL ELEBftBNTO ALIENÍGENA EN EL IDIOMA VASCO. 1 47
Pero el que nos encontremos que el elemento alienígena
representa los conceptos y objetos que suponen cierto grado de
cultura es un hecho significativo y de claro sentido.
No ha sido mi objeto hacer un vocabulario del elemento alie-
nígena del vascuence, tarea fatigosa, sino apuntar hechos para
llegar á una conclusión y es : que casi todos los vocablos que
expresan objetos de una vida sedentaria y algo culta, conceptos
espirituales, religiosos ó muy generales, son en el vascuence de
origen alienígena.
Y siendo el vascuence el único monumento subsistente para
llegar á conocer algo del antiguo pueblo vasco, y no quedándonos
por otra parte ni en monumentos esaitos ni arquitectónicos, ni
en tradiciones ó leyendas, rastros de una pasada cultura vasca,
no sé como Mr. Ampère pudo en su „Histoire littéraire de la
France avant le douzième siècle^' suponer, sin más apoyo que un
vocablo anfibológico que el pueblo vasco iba á la cabeza de la
civilización, ni como Mr. Blanc de Saint-Hilaire (Les euskaríennes)
que eran hijos de la civilización y de la verdad de las primeras
edades, y Withney que los vascos son acaso los restos de una
civilización del Oeste de £uropa, destruida por los invasores indo-
europeos. ¿£s que se puede destruir de tal modo una civilización
que de ella ni rastro quede?
Lo que los antiguos geógrafos é historiadores nos dicen de
los cultos pueblos de la península ibérica, como Estrabón de los
turdetanos que tenían leyes y poemas escritos y una mitologia, no
puede cuadrar à los vascos, confinados en la costa montañosa del
golfo de Vizcaya y en el grado de cultura en que revela la falta
de conceptos que este breve examen patentiza.
£1 pueblo vasco es un pueblo casi sin historia hasta el siglo
VIII, y ese hueco han pretendido cubrir los entusiastas escritores
del país, más poetas que investigadores, con invenciones y fantasias,
que si no hallan entero crédito en nuestro país suelen sorprender
á los estudiosos extranjeros.
Por mi parte, siendo yo vasco, habiendo vivido siempre en
el pais vasco y hablando vascuence no he hallado trazas de esa
pretendida cultura, sino más bien que toda la nuestra es latina.
Miguel de Unamuno.
IO*
Italienische Yulgämamen der FledennauB.
Bei einer Tiergrappe die, wie die Fledermäuse, nur geringe
Beziehungen zu dem Menschen hat, ist es erklärlich, dafs die
Namen, welche das Volk ihnen gibt, sich beinahe ohne Ausnahme
nicht auf einzelne Arten beziehen, sondern auf die gesamte Ord-
nung. Im Fluge — und wie viele Menschen haben die Fleder-
mäuse je anders beobachtet? — sehen eben alle einander mehr
oder weniger gleich. Um so auffallender mufs es erscheinen, dafs
die Bezeichnungen der italienischen Mundarten für die Fledermaus
so zahlreich sind; der Grund daran wird gerade die geringe Be-
kanntschaft mit diesen Tieren sein, und das GeheimnifsvoUe, womit
sie infolgedessen in den Augen des Volkes umgeben sind. Einen
ähnlichen Reichtum finden wir in den slavischen Sprachen S während
die Armut des Deutschen an volkstümlichen Benennungen der
Fledermaus dagegen in bemerkenswerter Weise absticht.
Zum Teil sind, wie wir gleich sehen werden, die volkstümlichen
Namen des heutigen Italiens freilich nichts anderes als mehr oder
weniger weit gediehene Entstellungen des griechischen twxTSQÎç
(eigentlich Nachttier) und des lateinischen vespertilio (Abendtier),
ihrem Sinne nach sehr allgemein gehaltenen Bezeichnungen.
Von vespertilio',
Sassorosso di Garfagnana (Prov. Massa): spertello\ Porto di
Civitanuova u. s. f. (Prov. Macerata), spiridillo) Marken, spiriticelo \
Caserta, sportiglione \ Neapel und Umgegend, sportigliún\ Iglesias
(Sardinien), pistellus\ Toscana, vipistrello, vispist relio, pipistrello', Florenz,
pripistello', S. Domenico b. Florenz, primpistello'. Figline (Vald'Amo),
pimpistrello ', Prov. Pisa, pilistrello, pilustrello', Castelfiorentino (Prov.
Firenze), pilustrello', Lucca pilistrello'^', Tenerano (Pr. Massa), papa^
streik*, Equi (Massa), papastrél', Frassinoro (Modena), paipastrelh)
Premilcuore (Romagna Toscana), haihastrel; Parma, pálpástrel', Parma,
parpastrell^', S. Paolo d'Enza (Reggio Emilia), palpastréll', Mantov.
Boi. Mod., palpastréll^ ; Castelnuovo nei Monti (Reggio Emilia), pai'
* Franz Miklosich, Etymol. Wörterbuch d. slav. Sprachen. Wien 1886.
" Silvio Peri, Fonetica del Dialetto lucchese (A. G. I. XII p. 107 — 134).
' Adolf Mussafia, Beitrag zur Kunde der norditalien. Mundarten im
XV. Jahrh. Wien 1873 (Aus d. XXH. Bde. d. Denkschr. d. Philos.-histor.
Classe d. K. Acad. d. Wiss.) p. 32, s. v. barbastrello.
ITAUBNISCHE VULGÄRNAMBN DER FLEDERMAUS. I49
pas frei, polpasirél\ Imola (Bologna), haïbasM\ Mant. rmg. halha"
strell] ^ Mirandola, palpastrelly pappastrHl'^ ; Ferrara, barbastíé, balba-
strèl, barbasUll\ Padova, barbasirégio\ Vened. ant. barbasiregio^ ;
barbasièlo^y barbasirtgto^ \ barbastrigo, barbastrillo\ Friaul, barbasirin\
barbasitn\ barbastèP; ¡tal. Tyrol, barbustêll.
Diese Abänderungen von vespertilio finden sich demnach mit
wenigen Ausnahmen in einer Zone, die von Toscana ausgehend,
sich nach Nordosten bis zur Grenze des italienischen Sprachgebietes
erstreckt. Flechia hält es für sehr wahrscheinlich, dafs vespertilio
im Laufe der Zeit eine Assimilation des j (i) mit dem voraus-
gehenden 1 erlitten habe, also vespertilio, vespertilio ^ vespertillo, veS"
perielio, vipistrello, pipistrello^. Als Belege fur die Ibdstenz von
vespertilio in der Volkssprache betrachtet derselbe sportiglione und
barbastregio, welches letztere sich mit seiner Endung zu vespertilio
verhalte, wie z. B. pavegio zu papilio. Aus dem oben mitgeteilten
Verzeichnis ergibt sich, das vespertillo bezeugt ist durch spiridillo,
xmá vespertello durch spertello^ pistellus und barbustêll u,^,yi,\ dagegen
dürften die toscanischen pripistello und primpistello nur nachträgliche
Entstellungen von pipistrello sein.
Vom altgriechischen vvxtbqIç:
Neugriech., vvxrsQlóa ; Chio, Cos, nyyiteridha ; Syra, nyj/ftaridha ;
Kalymnos, nyyitiria (plur. -ies); Mesaría (Icaria), lycteridha\ Icaria,
lyyideridha'j Oiymbos (Karpathos), lyy[taridha ; Candia , lactaridha ;
Bova (Reggio Cal.), taf ta rida: (Morosi hat lastarida^); Roccaforte
(Reggio C¿1.), la/taride, le/terida; ì^espeì, tagddariti; ^^ CsLÌsbr,, tadda-
rito;^^ Oppido (Pr. Catanzaro), tagliarita] Palmi (Reggio Cai.), tal-
larito, taddarito; S. Eufemia (Cai.), taraddino; Sicilien, tardarita,
tardarttola; *^ Messina, taddarichi; Condofuri (Reggio Cai.), taddarida;
Reggio Cai,, taddarita; Modica (Sicil.), taddariti; Palermo, taddarita,
— Fornii (Sardinien), d^%^ureddu\ Dorgali, Loculi (Sard.) d'ud-urreri',
Aritzo (Sard.), zunzuritos; Quartu S. Elena, Villasimius, Barumini
(Sard.) zurrundéddu (plur. -us); Oliena, Nuoro (Sard.) tzutzurreri;
Quartu S. Elena, Sinnai (Sard.), zurundelli, —
^ Mussafia, 1. e.
* E* Meschieri, Vocabolario Mirandolese-Italiano. Bologna 1876.
5 G, Boerioy Dizion. del Dial. Veneziano. Sec. Ed. Venezia 1856.
* ¿&. * ib. * Jac, Pirona, Voc. friulano. Venezia 1871. ' ib,
* 6'. FUchia» „Bull' orgine dell'unica forma ñessionale del nome italiano,
studio di Francesco D'Ovidio, Pisa 1872" (Rivista di filologia e d'istruzione
classica I, 1873. Torino p. 94).
» G, Morosi» Dialetti Romaici del Mandamento di Bova in Calabria
(Arch. Glottol. Ital. IV) 1878.
»0 O. G, Costa, Faima del Regno di Napoli 1839 p. 5.
*> O, G. Costa, Vocabolario Zoologico comprendente le voci volgari
con cui in Napoli ed in altre contrade del regno appellansi animali o parti
di essi. Napoli 1846. s. v.
" Traina, Vocabolarietto delle Voci Siciliane. Torino 1877, s.v.; derselbe
fugt bei: ,,forse da tardi per sera sp. tardes; come da notte nottola. E in
latino infatti vespertilio da vesperus." Die Form tardarita wird Volksetymo-
logie sein.
I50 e. J. FORSYTH MAJOR,
Die Bezeichnungen von den griechischen Inseln vermittehi
den Übergang zwischen dem neugnech. vvxTBçlda und denen der
neugriechischen Colonien Calabriens.^ Die neapolitanischen und
sicilianischen iagdartta u. s. f. lassen sich ohne Schwierigkeit auf
lactaridha oder etwas Ähnliches zurückfuhren, wenn wir annehmen,
dafs das auslautende 1 in t verwandelt worden sei, behufs Er-
zielung einer Art Reduplication, welche dann in iaddariia voll-
ständig geworden ist Nichtsdestoweniger ist nicht ausgeschlossen,
dafs die erwähnten sûditalienischen Namen ein £rbtum aus der
Zeit Grofsgriechenlands sind, die £ndung -iia wäre dann selbständig
entstanden, also keine Ableitung aus dem neugriechischen -lòcu
Die sardischen Benennungen mögen secundar aus taddarita ent-
standen sein; der Weg ist freilich weit von vvxzsçlç zu zurundeüif
und dennoch, wenn wir namentlich lactaridha und tagdarida einer-
seits, taddarita und d^d^reddu andrerseits ins Auge fassen, so er-
gibt sich ein tmmerklicher Übergang der verschiedenen Formen
in einander, ava ráXXi^X'^úiv ijupvxai.
Etymologisch nicht, wohl aber logisch, schliessen sich an
pvxtsqIç an das terames. nottice, von Fano Adriano, Pr. Teramo,
und das calabr. notturna (Taverna, Cal.), sowie die folgenden Ab-
leitungen aus noctua, vermittelst eines *noctula : ^
Umbría (XIV. Jahr.) noctola^; Toscana, nottola^ nottola^ nottolone \
Macerata, nottola) Sinigaglia, nottula; Lunigiana, nottolo\ Venezia,
nottola y noitolinoy nottolone^) Pieve di Cadoro, nótol; Friaul, nöttäl^
gndtul; Ladin. (Unterfassa) nçtulç;^ Lad. (Avoltrí), nàto!;* Lad,
(Cormons), nyàtul;'^ Ladinien, noettoray nèttora;^ Lad. (Buchenstein).
nettola;^ Lad. (Abtei), nétora;^^ Lad. (Fassa), nèttora;^^ Lad. (Am-
pezzo), nuottora;^^ Frataguida (Umbria), nottolella; Valtellina, ntici'
reula; Vaiteli. (Sondrio), nuciareula\ Vaiteli, noaroèula;^^ Vaiteli.
(Tirano), nociardeula;^^ Poschiavo, nòitaroèula;^^ Tre Pievi (Como),
gâlanâcCf^^ fur volanocc; denen sich scûrott (Gebiet von Panano,
Prov. Modena) anreihen mag, da es doch wohl von scuro, dunkel,
Dunkelheit abzuleiten ist
1 In Betreff des f dieser letztem vergi. Comparetti^ Saggio dei Dialetti
Greci dell' Italia meridionale. Fisa 1866, p. 87: f,âeixveiç si è cangiato in
ôelfpVHÇ come vvxccl in vxxpxa,**
' Vgl. ûbr. Flechia: „nottola sta per nottova (noctua)*'. Post EtiuL
(A. G. I. m, 1878).
* Atti Accad. Lincei. 1889. Rendiconti p. 718 fgg.
* A, P, Ninni, Materiali per la fauna Venete (Estr. dal Voi. IV Ser. V
degli Atti del R. 1st. Veneto ài Scienze, lettere ed arti, Venezia 1878. p. 6
Nota I.
* Tk, Gartner y Die raetoroman. Mundarten (Gröber, Grundr. d. rom.
Phüologie I p. 470). ^ id. ib, » id. ib.
* Jok. Alton, Die ladin. Idiome in Ladinien, Gröden, Fassa, Bachenstein,
Ampezzo. — Innsbruck, 1879.
* id. ib. w Th. Gartner, 1. c.
" AUon, 1. c. " Alton, 1. c.
^ P. Monti, Vocabol. dei Dialetti della Città e Diocesi di Como a.s.w.
Müano, 1845. " id. ib. ^ id. ib. »• id. ib.
ITALIENISCHB VULGÄRNAMEN DER FLEDERMAUS. I5I
Bisweilen werden die Fledermäuse für Schmetterlinge gehalten,
häufiger för Vögel; daher einerseits:
Lanusei (Sardin.), papüio de nocte\ Vinca, Tenerano (Massa),
parpagliane\ Equi (Massa), parpagltón\ Caserta, sparpaglione. Diese
Namen beruhen auf einer Verwechslung der Fledermäuse mit grossen
Nachtfaltern; beiden gemeinsam ist ja auch die Art des Fluges,
der bei der Fledermaus sowohl wie beim Schmetterling kein eigent-
liches Fliegen, sondern ein Flattern ist. *
Anderseits: Soriano (Catanzaro), Calasci (Aquila), uccello di nolle \
womit zu vergleichen alban. zdgou i nalœsœ, „oiseau de la nuit =
chauve-souris** 2 und Çox váti;^ Fano, Cerchiara ecc. (Teramo),
*cell(mero; Pietra Camela (Gran Sasso d'Italia), *cellomérso. Was
ist 'mersoì
Aufserdem werden die Fledermäuse mit bestimmten Vogelarten
verglichen oder verwechselt. Mussafìa teilt als eine neapolitanische
Benennung fur FleáerniSLUS /acciommo mit* /acciommoy facciomnuy
facciomUf /accictomu, sfacciommo, sind auch neapolitanische und sicili-
anische Namen der Nachteule (Slrix flammea L)^ und passen auf
beide: verschiedene Fledermausarten, so gut wie die Nachteule er-
scheinen als Carricaturen eines menschlichen Angesichts. — Das
lat noclua ist der Name der Eule; nollolo auf der Insel £lba Be-
zeichnung einer £ulenart (Scops Giu Scop)\^ die bereits besprochenen
nollola^ notlolone „Fledermaus'' sind aufserdem toscanische Namen
eines nächtlichen Vogels, des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus
L)J — In Tempio (Gallura, Sardinien) ist paskdilolla (i, e. passero
^ Dies ist auch der Sinn von „Fledennaus", „eigentlich Fiattennaus zu
ahd. fledarön, mhd. vlëdem „flattern", (a). Ebenso wird das englische hat als
Entstellung von bakke, das fur blakke stehen soll, erklärt; island, blaka =
flattern (b). — Hierher gehört auch poln . latomysi^ die flatternde Maus (c) und
andere slavische Benennungen, wie die auf die Form perch- (neusloven. prhati
flattern) zurückgehenden : kleinruss. perchaly pyrchal, poperchaly potyrchaÒ,
myiperchaÒ, Fledermaus; russ. UtulajamylB die „flatternde Maus". Femer
neusloven. pirhpogaèa (d), pirozUk („in pir steckt wahrscheinlich perch'**) (e),
¿echisch : piraèy fdrcaCy die flatternde (f).
' Auguste Dozon, Manuel de la langue Chkipe ou Albanaise. Paris 1878.
' G, Stier, Die albanesischen Tiemamen (Kuhn, Zeitschr. für vergi.
Sprachforschung Bd. XI 1862 p. 138.
* i.e.
* O. G, Costa, Vocabolario zoologico, s. v. facciòmmo. — De Vincentiis,
Vocabolario del Dialetto Tarantino. Taranto 1872 s. v. sfacciammo,
' E, H, Giglioli, Avifauna Italica. Elenco delle specie di uccelli stazi-
onarie o di passaggio in Italia colla loro sinonimia volgare, etc. Firenze
1886 p. 196. ^ id. ib, p. 228.
a) F, Kluge, Etymolog. Wörterbuch der deutschen Sprache. 4. Aufl.
Strassburg 1889 s. v.
b) W. fV. Skeat, A concise etymol. Diction, of the English language.
Oxford 1882 s. V. c) F. Miklosich, Et. Wörterb. s. v. netopyrl.
d) id, id. s. V. perch-, e) id, ib. s. v. pirozleku,
f) id, ib, s. V. pyrtci.
152 e. J. FORSYTH MAJOR,
storio) = Fledermaus; nach Spano, ^ passalùol/a, nach Marcialis,^
passarutoltu. Passalitortu\ passiriirotta sind sardinische Namen des
Ziegenmelkers. 3 Hier wird wohl auch mit seinem ersten Teile
das lecces. passapiitula^ anzureihen sein, während mir 'pttiula
dunkel ist. Fledermäuse sind nächtliche Tiere , wie Eule und
Ziegenmelker. Ihnen gemeinsam ist auch der geräuschlose Flug.
Darum darf in der Stelle der Odyssee,* wo die abgeschiedenen
» I.e.
' Marcialis Dott, Efisio, Piccolo Vocabolario Sardo-Italiano dei princi-
pali e più comuni animali della Sardegna. Cagliari 1892.
8 E, H. Giglioli, Avifauna Italica 1886 p. 196.
* A, Bernardini Marzolla^ Saggio di un Vocabolario dornest del
Dialetto Leccese. Lecce, 1889.
» Od. XXIV, 5, 9.
Hierher gehören wohl auch verschiedene slavische, rumänische und alba-
nesische Namen der Fledermaus: serb. IjilaK; rumen. lilidCf läek; alban. tior-
PePek, Das poln. UUk bedeutet Nachteule (a) ; kleinruss. lePak\ ross. leleks,
lit. Ulis ; lett leliSf Ziegenmelker (b). Der Vergleich mit den genannten Vögeln
liegt näher als der mit dem Storche, der herangezogen wird (serb. lelek^ Ij'ülak,
kleinruss. teteka^ russ. UkUks', — tûrk. léklék, l¿jl¿k\ alban. PePek, PeiTek;
ngriech. XsXéxi , Storch (c)) , und wahrscheinlich nur durch Volksetymologie
mit der Fledermaus in Beziehung gebracht worden ist.
Der erste Teil des albanesischen tiorPePek bedeutet „blind', („tsór scut.
= ]çor, blind (d)); denn bei Tage sieht die Fledermaus schlecht; daher auch
altspan. murciego, nspan. murciegalo^ portug« morcegOt i* c. mus caecus, cae-
culus (e) ; bret. lôgôden-zallt die blinde Maus (f). Um so besser sieht sie aber
bei Nacht, wovon ihr kleinrussischer Name noíovyd^ die bei Nacht sehende (g),
die dafür am Tage schläft : daher neusloven. rnUkut^ fledermaus : die schlafende(h),
und specimil^ die schlafende Maus, Fledermaus (i).
Auch das französische chauve-souris ist nach Grandgagnage's Vermutung,
die Diez zufolge Beachtung verdient, eine Un^eutung von choue-souris ^
Mauseule, „da die wallonischen Formen chawt-sri^ chau-sori^ chehau'sori aoif
diese Zusammensetzung führen,'' imd „auch die picard. Formen cas-seuris und
cate-seuris sich in cave-seuris, cavette-seuris zerlegen lassen" (k). Zu ver-
gleichen sind auch noch die folgenden bei Bouvier (1) : Nord, catesri^ Somme,
ca seuri, cate seuri, keute sori, Moselle, chaude sèri (saute souri, saute sri)i
Champagne, Poitou, Charente Infer, souri chaude; Bourgogne, chaivon sri;
(Berry: chavant. Käuzchen) (m). — Chauve in Chauve-souris mag teilweise
durch Volksetymologie aus choue, Eule hervorgegangen sein; beide Benen-
nungen gehen infolge der Klangähnlichkeit der verschiedenen Formen in ein-
ander über.
a) Miklosich, Etym. Wrtrb. d. slav. Spr. s. v. UUku,
bi id, s. V. leljakû,
ci id, s. V. Ulekû cf. d).
d) Gust, Meyer, Etymologisches Wörterbuch der albanesischen Sprache.
Strassburg 1889. s. v. PePek,
e) Diez, Et. W. d. rom. Spr.
f) Le Gonidec, Dictionnaire français-breton ed. Th, Hersart de la ViUe^
marqué. 1847 s. v. chauve-souris.
g) Miklosich, 1. c. s. V. vid-, h) id, ib. s. v. nàg-,
V\ id, ib, s. V. sûp-,
k) Diez^ 1. c. s. V. chauve-souris.
1) A, Bouvier , Les Mammifères de la France. Etude générale de toutes
nos espèces considérées au point de vue utilitaire. Paris 1891 p. 3.
m) Diez^ E. W. II c. s, v. choe.
ITALIENISCHB VULGÄRNAMEN DER FLEDERMAUS. I53
Seelen der Freier mit Fledermäusen verglichen sind, tçl^êiv nicht
mit „schwirren" übersetzt werden; die Bedeutung ist, wie in der
Ilias, wo von jungen Vögeln die Rede ist,* „zirpen". Wer je in
einer Höhle einen Schwärm aufgescheuchter Fledermäuse beobachtet
hat, weifs, dafs dieselben einen zirpenden Ton vernehmen lassen.
Wir dürfen der genauen Naturbeobachtung eines Homer zutrauen,
dafs ihm dies nicht entgangen war.
Ein zweiter Name der Fledermaus in Tempio (Sard.) ist
òaòòaroUu] ins, MsLádsAenñt papparoíío; Taverna (nordöstl. Sardinien),
pipparotiu. Nach Spano ^ ist bahbarrottuy nach Giglioli^ paparottu
sardischerName einer Seh walbengattung, des xonàoTi^i^Cypselus apusL),
Wir kommen auf dieses Wort zurück.
In Arena di Calabria u. s. w. (Pr. Catanzaro) heifst die Fleder-
maus lindaneUa de noite\ in Palizzi (Reggio Cai.), rindaneddi di notte
(pi.), in Condofuri (Reggio Cai.) einfach rinda ra^ rindineda. Linda-
nella ^ rindara u. s. f. ist der Name der Schwalbe, rondine {Hirundó),
In Sassari (Sard.): zir rióla (Spano* hat zirriölu); Bonorva (Sard.),
zirriàlu pedde {Spano: tirriolu pedde^^ Ferraro:* Qiiaramonti (Log.),
Hrriolu'Pedde ^ zirriolupedde,) Zirriölu ist aufserdem ein sardischer
Vogelname, nach Spano "^ „occhione, calidra"; ziridlUf Wasservogel,
Hjaticula. ^ Fbenso gibt Giglioli ziriolu als sardinischen Namen des
Oedicnemus scolopax Gmel. (occhione),* und des Aegialitis Hiatictda^^^
sowie zurruliu als sardisches Synonym dieses letzteren, *> der
calidra (Calidris Arenaria Z), ** des Machetes pugnax Z,i^ des
Tringoides hypoleucus Z., ** des Totanus nebularius Gunn, ** u. s. w.
In Thiesi und Mores (Sard.) fand ich als Fledermausnamen
cinciriölu] in Fonni und Umgegend, cincimurru\ in Samassi (Sard.),
sitzimureddu (bei Spano: logudor: zinzimurèddu),^^ Mit diesen Be-
nennungen sind zu vergleichen: cincirri, it. zigolo, eine Vogelart ;^''
cincirri a denies^ it. strilozzo, eine andere Vogelart 1® Zizi^ zinzia
sind femer sardische Namen des „zigolo nero" (Emberiza cirlus L);
zizi heifst derselbe auch im Piémont, zizi im District von Rovereto ; i®
zinzi heifst in Genua der „beccamoschino" (Cisticola cursitans Frankl) ^^
All diese Benennungen, soweit sie sich auf Vögel beziehen, scheinen
« H, n, 3, 14.
' Giov, Spano, Vocab. Sardo-ital. s. v. babbàrrottu,
• 1. c. p. 193.
* 1. c. * Vocab. Ital-sardo H. s. v. pipistrello. • Gius, Ferraro, Canti
popolari in Dialetto logudorese. P. I. Torino 1891. ' Vocab. Sardo-Ital. s. v.
tirriòlu, ® id, ib, s. v. uriòlu, • 1. e. p. 367. *<* 1. e. p. 374. ** id, ib,
« 1. e. p. 390. " 1. e. p. 391.
** 1. e. p. 393. Vgl. auch : Eug, /Holland, Faune populaire de la France.
Les Mammifères sauvages. Paris, 1877 p. 3. 4.
** Vocab. Sardo-Ital.
** Spano, Vocab. Sardo-Ital.
" id, ib, s. V. cincirri, *® id, tb. cf. Giglioli, 1. e. p. 46. 47 : cincirri a
dentés, it. strilozzo {Miliaria Pro/er Müll),
'» Giglioli, 1. c. p. 48. 49. *> id. ib. p. 141.
154 e. J» FORSYTH MAJOR.
Onomatopoeîen. ^ Da übrigens auch die Fledermäuse einen zirpen-
den, übrigens nicht immer sehr angenehm klingenden Ton ver-
nehmen lassen, so mögen manche der vorstehenden Bezeichnungen
direkt auf die Fledermäuse angewandt worden sein, unabhängig
von einer Übertragung der Vogelnamen.
Das wäre eine Erklärung für die erwähnten Zusanmiensetzungen
mit cinct'^ zinzz-. Andere Zusammensetzungen weisen dagegen auf
eine viel allgemeinere Bedeutimg derselben. So fand ich in Fonni
neben cincimurruy Fledermaus; cincigorrUy Schnecke (Cagliari, sizzi^
gorrü); cindlugu, Leuchtkäfer. Femer: Planargia, zimigorru\ Ge-
biet von Nuoro, zinzimurreddu , Cerambix (der „gehörnte*' Käfer).'
Suicis, ststgraxia\ Sinnai, sizzt'golla^ Cicala. '"^ Oberblickt man alle
diese Tiemamen, so können, wie mir scheint, anzi", stmi', mi-y
stzzi' wohl kaum anders denn als Deminutiva aufzufassen sein;
man vergi, bei Spano,* äcciu, "cucco", cicauòèddu, „trastullo". Ein
Deminutiv als Anlaut ist aber baskisch ; die baskischen Tiemamen
chinchinbare ^ chinchinmare ^ Blutegel; chinduri, chinguri^ chinhaurri^
Ameise; chichari^ zizari^ Wurm,* könnten dem Klange nach eben-
sowohl sardische Wörter sein. Zu vergleichen ist auch bei van Eys • s. v.
che, cht chiki. Dann wären aber ebenfalls als wenigstens in ihrem
ersten Teil iberisch "^ hierherzuziehen die liparischen Benennungen der
Fledermaus, iztri-^, izidiri'^i\^ sowie die bereits besprochenen Bar-
dischen Namen für Fledermaus, zunzuritos, zurrundeddu, turundeüi
gleichfalls iberischen Ursprung haben dürften: bask, chori^ „oiseau,
généralement pour les petits oiseaux'*.®
Fbenso haben tirriòlu und zirriolu eine weit allgemeinere Be-
deutung. Spano i<> gibt für ersteres vor Allem „bestiola** an, und
tirriòlu pedde als Namen eines Käfers („Prionus coriarius**); so wie
auch Marcialis^i zirriolu von Ozieri als Bezeichnung eines Eläfers
(Cerambix) erwähnt
Eine kleine Gruppe zusammengehöriger Namen der Fledermaus
aus den Gebieten von Sondrio, Bergamo, Brescia, Mantova, Verona,
Venezia u. s. f. ist hier zu erwähnen wegen des zweiten Teiles
des zusammengesetzten Wortes. Sondrio (Veltlin), grignöpäla;
grignòpula, 12 Berg, und angrenzendes Gebiet von Mailand, sgri'
^ In der Lunigiana deuten die Kinder, die, wie anderswo, vogelsprache-
kund, aber zugleich realistisch sind, den Gesang des Oriolo ( Oriolus GaibtUa Z)
wie folgt:
»
cincerincio !
la ciriegia a mangiare son buone,
ma a e .... i nocchioli, giuradio!"
■ MarciaUsy s. v. ^ ¿/^ ^^
* Voc. sardo-it s. v.
* W. y, van Eys, Dictionnaire basque-français. Paris-Londres 187^. s. v,
« 1. c. "^ Vgl. übrigens Diet, E. W. I s. cica,
® Mündliche Mitteilung von Prof. Giglioli.
* van Eys, s. v. w 1. c. s. v. " 1. c. s. v.
" R, Bruno Galli Valerio, Materiali per la Fauna dei Vertebrati Val-
tellinesi. Sondrio 1890.
ITALISNISCHE VÜL6ÄRNAMEN DER FLEDERMAUS. 1 55
gnápola\^ bresc. sgrignápol^ grignàpoUiy'^ gregnapola\^ cremasco,
grígnápola, sgregnapola)^ veron., zignàpola\^ veron. ven., zigna-
po¡a\^ mant gregnappola^ sgargnápola',"^ cremori., greugnapápoula^^
gregnapápola. * — Daran schliefsen sich an im Gebiet von Nicastro
(Catanzaro), conir{pola\ in Tirriolo (Catanzaro), curtnipula,^^ —
paia ist in bergamarkischer Mundart der Name der Schnepfe, ^^
Scolopax Rusiicula L.^^ Den gleichen Namen führt im Vene-
zianischen und in Terranova (Sicilien) ein anderer Vogel, der
Lycos Manedula,^^ und in der Provinz Belluno der Fregiius gra-
cuius, ^^ pola halte ich für das latein. pu/lus; (ngriech. jcovXlov,
Vogel). Was den ersten Teil der oberitalienischen Namen betriflft
so sagt darüber Mussafìa: „cremon. grögn,, mit sgrignare, höhnisch
lächeln zusammenhängen d.'^ ^^ sgrtgnápola und seine Sippe wäre
demnach „grinsender Vogel"* Thatsache ist, dafs viele Fleder-
mäuse einen grinsenden Gesichtsausdruck zu haben scheinen, womit
zn vergleichen, was oben bei Gelegenheit von facciommo bemerkt
wm'de, sowie franz. chai^hucmi („höhnende Katze'*) und huant, beides
Namen der Eule, i* Bol., sg}urgnapapla\ romagn., sgregnapàpol,
sgregnapàpula\ ven. sgrignapàpoli\ ferr. sghtgnapule, haben die Be-
deutung „ridone'S Lachhans; parm. sgargnaplàpla^ „donna che sghi-
gnazza", 1'^ wobei man fragen kann, ob dies eine Übertragung vom
Namen der Fledermaus ist, oder umgekehrt — Eine andere Deu-
tung gibt Flechia: „ . . . casipola, casupula presenterebbe piuttosto
per noi un suffisso sporadico, formativo di diminutivi o spregiativi,
quali s'incontrano qua e là ... in alcuni dialetti, massime dell'
alta Italia." Als Beispiele werden angeführt: „manopola^^ „quasi
manaccia, mano falsa"; piem. vinapola „vinello"; verb, vissopola
{=. bisciopola) „lucertola", berg, sgrignapola, mant. sgargnapola „pipi-
» Cherubini, Vocab. Mil.-Ital. Milano 1839— 1856. — Tiraboschi, Vocabol.
dei Dialetti bergamaschi antichi e moderni. 2a ed. Bergamo 1873. — Bion-
delìi^ Saggio sui dialetti Gallo-Italici. Milano 1853.
* BiofuUUiy 1. e. — G. Rosa, Vocab. Bresc.-Ital. delle sole voci che si
scostano fra loro. Brescia 1878.
' VocaboL Bresciano e toscano, Brescia 1759. — Rosa^ 1. e.
* Boni/. Samarani, Vocab. Cremasco-Ital. Crema 1852.
* Angeli, Piccolo Vocab. Veronese e toscano. Verona 1821. — Bion'
delli 1. e • Angeli, 1. e. — Ninni^ 1. e.
* F, Cherubini, Vocab. Mantov.-Ital. Milano 1827.
^ A, Peri, Vocabolario cremonese-ital. Cremona 1847.
* BiondelU, 1. e. — Mussafia, 1. e.
^ O. G, Costa, Vocabolario zoologico, p. 49 s. v.
** Tiraboschiy 1. e.
^ E, H, GigüoUy Primo Resoconto dei Risultati della inchiesta ornito-
logica in Italia. Parte I. Avifauna Italica. Firenze 1889, p. 609.
" GigUoli, Avifauna Italica etc. Firenze 1886 p. 12. — id„ Primo Reso-
conto u. s. f. Firenze 1889 p. 32
** GigUoli, Avifauna ìtaUca, 1886 p. 16.
*• 1. e. p. 32 s. v. barbastrello.
** Diez, Le. He s. v. choe.
*' Vgl. die Wörterbücher von Ferrari, Coronedi-Berti, Aureli; MtUtioli',
Boerio', Nannini; Peschieri,
156 e. J. FORSYTH MAJOR.
strello**, e var. com» grignapol „chi ride, grigna^ per niente", 11. s. w.^
— Die Bedeutung von coniri", curinU in den beiden calabresischeii
Namen ist mir ganz dunkel.
£ine genauere Beobachtung der Fledermäuse führte und fuhrt
zur Unterscheidung von den Vögeln; sie werden den Saugetieren
angenähert und erscheinen nun zunächst dem Volke als Zwitter-
geschöpfe zwischen Mäusen (Ratten) und Vögeln. Also:
Nicotera (Calabr.), sorici occegli (pl.); ital. Tyrol, lùséìl soru\
pav., uselraii]'^ vielleicht auch hierher gehörig: Oneglia (Ligarien),
ratíasúia; Corte (Corsica), ûcce/u iopinu^ uccello lupino \ Vaglisotto
(Massa), lop* uccello \ Tagliole (Alto Frignano, Modena), mezzohf^
e mezz^uccello; S.Terenzo (s/m Ligurien), mezzorallo e mez¿uccello\ churw^
mez miir e mez ucèy 3 miez mieur a miez utschi\ * Obwald. (Raetorom.) •
mipls miur miçls ulèi; Unterengad. ß, ulèemelsmvr ; Oberengad., ^ vtSc"
mplsmkvr\ Marcellinara (Prov. Catanzaro, Calabr.),® siirice nuenwu
ocieddu; Lago Maggiore, mezzarall; Paves, und Lago Maggiore
mezzaral,^ mezzaràlla.^^ Das comask. muserai, museratl,^^ ist
vielleicht nur Entstellung vom vorigen, vielleicht aber audi zu
deuten als „muso di ratto'^ d. i. Mäuseschnautze. Fano Adriano
(Teramo), mezzo surgi. An dieser Stelle sind auch die schon er-
wähnten sardischen Namen cinctmurru, sitzimureddu {zinzimureddU)
nochmals aufzufuhren, in deren zweitem Teil mit Mussafia^' das
lat. murem zu sehen ist. Wie sazza- in sazzamureddu (Dedmo Mannu,
Sard.) zu deuten ist, weifs ich nicht zu sagen, es findet sich wieder
in sazzaluga^ dem sardischen Namen eines Reptils, Gongylus ocellaius.
Vgl. übrigens unten sacca-pinnulo.
Endlich wird der Begriff „Vogel" ganz aufgegeben: Ins. Pomsa,
nach Mitteilung von Prof. Giglioli: soricilli di nolle'; Tre Pievi
(Comasco), 13 g6lan6cc\ Oberhalbst (Raetorom.), ** i^^ff^/;|^;Piacenza,'^
rail harhaslHl\ San Fiorenze (Corsica), lopo menudo (kleine Maus?;
siehe auch weiter unten); Foggia, scurchiggione^^^ spurlagghiane\^'^
Gessopalena (Chieti), i® scurpinge\ Assergi (Aquila), scurpiccieri.
Letztere vier aus sörice, súrice, surge, Maus entstellt, oder zu spor^
» A. G. I. IV. 1878 p. 380.
• Mussafia, 1. c. ' Mussafia, 1. c.
^ Mathias Conradi, Taschenwörterbuch der Deutsch-Romanischen Sprache.
Zürich 1828. s. V. Fledermaus.
• Gartner, Die raetoroman. Mundarten 1. c.
• id, ib, ' id, ib.
^ Franc. Scerbo, Sul Dialetto Calabro. Firenze 1886.
» B, Biondelli» Dial. Gallo-Ital. — Mussafia, 1. e.
*o Cherubini, Vocab. Milan.-Ital.
^^ P, Monti, Vocab. dei Dial, di Como s. v. mezaràt, Mussafia, 1. e.
*• 1. e. p. 32 Anm. 2.
** P, Monti, Vocab. dei Dial, di Como.
" Gartner, 1. e.
*' Lor. Foresti, Vocab. Piacentino-Italiano, ma Ed. Piacenza 1883. s. v.
*• Briefliche Mitteilung von Prof. Giov. Peruzzi in Terni.
>' Briefl. Mitteilung von Prof. Luigi Bordi in Foggia.
** Genn, Finamore, Vocab. delPuso abruzzese. Lanciano 1880.
ITALIENISCHE VULGÂRNÀM£N D£R FLEDERMAUS. 157
tigUúnl Savona (Ligurien), ratiarattoäa. Als Aehnlichkeît mit Vögeln
bleiben nur die Flügel; die Fledermäuse werden zu fliegenden,
geflügelten Mäusen oder Ratten:
Cremasco,, gu/ara/ (g für v in volare^); Lomb. raíí sgolavo ;2 Lodig.
und angrenz. Lomb.^ raii^sgoladd'y Lago Magg., rattavol] Pavese*,
ratíavola^ rattavôla ; Piazza Armerina (Sicilien)^ ratavólüy raiiavola ; Gergo
Valsoan.* raiiavola (vgl. Jouxtens b. Lausanne, "^ raiiavo/); Pavese,
raUtvolä^^ raiavouàt;^ Piazza Armerina (Sic), ^^ raiazm/édda; Arona,
rauwolû; Vercelli (Piem.), raiavultira; Caipeneto (Alto Monferrato), 1*
raiaràura^ {raura fär aura = aiia ?) Acqui (Monferr.), 12 raiiaraula
(Vergi. Prov. raiairol^^^ als Deminutiv aufgefafst, mit der Deutung
„petit rat, taupe" ; vielleicht doch eher als „Fledermaus" zu deuten,
die auch für blind gilt); Casale Monferr. und Piem. raia vulojra;^^
Piem. raia valoir a,^^ ratavouldj'ra^ rai voulour;^^ Val Soana, ^"^ raia-
voiàj'rt; Canavese, ^^ raiavoläVa; Pral (Valdenser im Piémont),*®
ra¿n/lujro; [cf. Orbe (Vaud), raia volai rey „Rom. Schweiz", 20 ralla-
volatre; Rumilly (Savoien) und Wallis,'^* rale-volüre; Roman. Schweiz, 22
raloulwa^ ralla-volta; Savoien (link. Ufer des Genfer See's), imd
Genf,W raiülivay raloultve, r^/^^/tz'^ (Zusanunenziehung \on ralevolwe);
Jura (Schweiz), 24 ralevolale\ Vosges, ^^ volanl^relle\ in manchen Gegen-
den Spaniens, 2« raion volanle) Ain (Frankr.),^'' ralla voulesse, ralla
• Satnarani, 1. c. s v. * Chertanni, Vocab. Milan.-Ital, s. v.
• BiondeUi, Saggio sui Dial. Gallo-Ital. s. v. — Chertänni, 1. e. —
Mussaßa, 1. e.
• BiondelU, Le. — Cherubini, 1. e. Voi. V. Agg. o corr. s. v. mezzaràtt,
'^ /Remigio Roccella, Vocabolario della Lingua parlata in Piazza Arme-
rina (Sicilia). Caltagirone 1875. s. v.
• C. Nigra, Fonetica del dial, di Val-Soana (Canavese). A. G. I. m.
1878. Appendice p. 43 Anm. 2.
'' Briefl. Mitteilung von Herrn Alfred de Rham in Jouxtens b. Lausanne.
• Di*, dorn, pavese-ital, P. I. Pavia, 1829. s. v.
• Rod, Manfredi^ Diz. Pavese-Ital. Pavia 1874. *^ RocceUa^ 1. e.
** Gius, Ferrara, Glossario Monferrino. Ila Ediz. Torino 1889. s. v.
^ id, ib. *^ Raynouard, Lexique Romand ou Dictionnaire de la
langue des Troubadours, Paris, 1838 — 1844, s.v.:
Cant eu la vei, tot m'abelluc,
et oclei mai d'un ratairol. (Un troubadour anomyme: Can vei).
(„quand je la vois, je suis tout ébloui, et je suis aveugle plus qu'une taupe".)
** Gius. Ferraro, 1. e. ** Vittorio di Sani* Albino, Gran Dizion.
Piemontese-Ital. Torino 1 859. s. v. — Michele Poma. , Vocab. Piemontese-
Ital. Torino 1830 — 33. s. v.
M Maggiore Dal Pozzo, Glossario Etimologico Piemontese. Torino 1888.
s. V. ratavoulòjra, " C, Nigra, 1. e. *® id, ib,
*• G. Morosi, L'odierno linguaggio dei Valdesi in Piemonte (A. G. I.
XI. 1890. I. Dialetto di Pral. p. 330 — 367).
** Doyen Bridel, Glossaire du Patois de la Suisse Romande. Lausanne
1866. (Mém. et Documents publiés par la Société d'Histoire de la Suisse
Romande, T. XXI).
** Jean Humberto Nouv. Glossaire Genevois. Genève 1852 .s.v. ratouUve,
» Humbert, 1. c. — Bridel, 1. c. '* Humbert, 1. c.
^ id, ib, *> id, ib, cf. Ascoli, Schizzi franco-provenzali (A. G. I. m,
1878 p. 115).
** Nemnich, Allgemeines Polyglotten-Lexicon der Naturgeschichte. Ham-
burg und Leipzig 1793. ^^ A, Bouvier, 1. e. p. 3.
158 e. J. FORSYTH MAJOR,
volante \ Saône et Loire, ^ raiie voler ate ^ raie voluche^ rate voltice;
Lyon, rata volagi,^ rate volage.^]
Perfugas (Sassari, Sard.), sórighe pinnádulu (Spano, Nördl. Sard.:
sorighe pinnadule\ (cf. prov. son'tz penada ^)\ Leccese, súr¿e tda/éu;^
Carignano (Piémont), gt'an-volàn; Bastia (G>rsica), topo pmnaio;
Calvi (Corsica), sacca-ptnnuto. (Bask, sagù ist „souris" (van Ëys,
Dictionn. basque-français. París-Londres 1873). Bei diesem Ânlafs
ist auch auf das corsische jàcaru, „uno dei nomi del cane^ auf-
merksam zu machen,^ womit zu vergleichen bask, zakur^ chakur^
zakhur^ bei van £ys (Diet b.-fr.); S. Fiorenze (Corsica), topo menudo
(menudo Entstellung von pinnuto?); Cagliari (Sard.), ratta pignáUa\
Sudi. Sardinien, Alghero,'' arratapignàla\ Alghero (Sard.), ratta
pignora, rattapìgnara,^ ratapiñara^ (cf. Pyrén.-Orient^o rata panera)^
rata pinada ^^ (ebenso Catalon.; cf. prov. ^^ ratapennada, ratapenada\
Tarn, 15 rato penado \ Languedoc, ^^ rata penada, rato penado\ Cantal,
Haute-Loire^^ rata peinada \ Gard^* rato panado) \ Geno v., ratio
penniigo, *" rattopennûgo, raito'pennûgo^ ^^ ratio penûgo, *• rattupenägu ; *®
Carloforte (Sard.), 21 raiiu spenugu\ Santa Margherita Ligure,**
ratto pernugo (cf. Tarn, 23 rato perno) \ Bonifazio (Corsica), 2* ralti
pendiii (plur.); Porto Venere (Ligur.), ratti pennûi (plur.); Cemobbio
» id. ib.
' Onofrio, Glossaire lyonnab, p. 368. cf. Diez (trad. Bauer), Anciens
Glossaires Romans. París 1870, p. 47.
' Humbert, 1. e.
* Raynouard, 1. e. s. v.
* G. Morosi, n Vocalismo del Dialetto Leccese (A. G. L IV, 1878.
p. 117— 144 s. V.
^ Faìcucci in Papanti, I Parlarí Italiani in Certaldo. Livorno 1875. P* 573-
^ Spano, Vocab. Sardo-ital. s. v.
^ Marcialis, Picc. Vocabol. Sardo-ital. dei principali e più comuni ani-
mali della Sardegna. Cagliarí 1892. s. v.
» F, E, Guarnerio, Il Dialetto Catalano d'Alghero. (A. G. I. XI. 1885
p. 261 — 363. »o Bouvier, 1. e.
^* G. Morosi, L'odierno Dialetto Catalano di Alghero in Sardegna.
In Memoría di Napoleone Caix e Ugo Angelo Canello. Miscellanea di Filo-
logia e Linguistica. Firenze 1886. p. 313 — 332.
** Raynouard, 1. e. s. v.
*' Bouvier, 1. e. ** id. ib. ** id. ib.
*^ y. Crespón, Faune mérídionale. Nîmes, Montpellier, 1844, ûi ^g»
Rolland, Fauna populaire de la France. Les Mammifères sauvages. Paris
1877. p. I.
*' F. Angelo Faganini, Vocabol. dom. Genovese-Italiano con un Appen-
dice zoologico. Genova 1857.
18 Giov. Casaccio, Dizion. Genov.-Ital. Sec. Ediz. Genova 1876. s. v.
" Faganini, 1. c. *> Gius Olivieri, Dizion. Genovese - Italiano.
Genova 1 85 1. '* Marcialis, 1. c. s. v.
^ Mundi. Mitteilung von Prof. Guelfo Cavanna in Florenz.
^ Bouvier, 1. e. — Rolland, 1. e. p. 3 fuhrt rato perno nach Couùmé
(Dictionnaire de la langue romano-castraise et des contrées limitrophes) an,
und gibt folgende Deutung: „perno "s^ planant, par métathèse et changement
de 1 en r." perno ist doch wohl eher Entstellung aus penno, penne, vergi,
weiter unten ratapene, rat penna u. s. w.
** Mündliche Mitteilung von Frof. Giglioli in Florenz.
ITALIENISCHS VULGARNAMEN DBR FLEDERMAUS. 1 59
(Lago di Como), raitpignol\ Liguria,* raiapme\ (cf. franz. Jura,'
Dauphiné,^ rata pma\ Lyonnais,* rate penne; Valenza (Span.),*
rai penna/; Prov., « raüZ'Penau),
Wie man sieht, finden sich diese Zusammensetzungen — einer-
seits mit dem vermutlich celtischen ra/ia, anderseits mit den mehr
oder weniger entstellten lat. pinnaius, pennaius — in Ligurien, von
der toscanischen Grenze an, in Piémont, Savoien, der Provence,
und erstrecken sich nördlich bis über Lyon hinaus, in die romanische
Schweiz und die Vogesen ; südlich nach Spanien. In die Inseln Corsica
mid Sardinien sind sie aus Ligurien und Spanien eingedrungen.
Isoliert in Unteritalien findet sich das lecces. gattuptgnula, "^ das fast
wie eine Importation aus Oberitalien erscheint. gaUu- mag eine wenig
glückliche Umdeutung des im Süden nicht verständlichen ratio,
raüa sein. Sodann Neapel: sparapingolo,^ sparrpignolo;^ Castiglione
a Casauria (Abruzzen), io sparapìnge; Isola del Gran Sasso (Teramo)
nuutripengi; Pr. Chieti, sopreppènguele; in deren zweitem Teile wohl
das Thema penna, pinna enthalten ist, während ich für spara-,
sparr», sopre-, mastri" keine Deutung wage.
Das deutsche fledermaus hat sich in Asiago (Sette Comuni,
Vicenza) als fludermaus erhalten, sowie in den XIII Comuni des
Veronesischen, wo noch l'iti fliedermaus gesagt wurde, als fliàdemaus;^^
in den deutschen Gemeinden des Piémont als fladermus, pl.
fiùdermisA'^ Vergi, grödn. fludermaus ;^^ hisem. floddermaus, fludder-
maus,^*
Weiterhin greift die Phantasie des Volkes zu andern wirk-
lichen oder angeblichen Eigenschaften des Tieres. Es wurde bereits
aus Sardinien (Bonorva) zirriolu pedde erwähnt, d. i. Vogel mit Fell,
Haut (statt der Federn). Andere sardische Namen besagen ein-
fach : Hautflûgel, Fellflügel:
Bosa (Sard.), alibedde; 1* Fonni (Sard.), ala de pedde; Goceano
(Sard.), aìipedde;^^ Sanila, Fonni (Sard.), alipedde; Desule (Sard.),
ali e vedde; Villagrande (Sard.), alas de vedde; Terranova (Sard.), ala
* Gius. Ferraro, Glossano Monferríno.
* Bouvier, 1. e. ' Rolland, 1. e. p. 3.
* Rolland, 1. c. * Nemnich, 1. c.
* Honnorat, Diet. Provençal-firançais, Digne. 1846. 1847.
* Gius. Costa, Fauna Salentina.
^ O. G. Costa, Fauna del Regno di Napoli, p. 5.
* M. Lessona, Storia natur. illustr. dei Mammiferi.
*® Genn. Finamore, 1. e.
** Vocabolario di don Marco Perno, Verona 1763. Siehe Francesco e
Carlo Cipolla, Dei Coloni Tedeschi nei XIII Comuni Veronesi (Archivio
Glottol. Italiano Vm 1882 p. 151). Der Vollständigkeit halber ist hier nach-
zutragen, dafs sard, zirriolu u. s. f. auch an arab. their el'hil Fledermaus an-
klingt.
^ Giov. Giordani, La Colonia tedesca di Alagna- Valsesia e il suo dialetto.
Opera postuma. Torino 1891.
^ Th, Gartner, Die raetorom. Mundarten. 1. e. p. 470.
^* y. V. lingerie, Lusemisches Wörterbuch. Innsbruck 1869.
*' Spano, Voc. Sardo-Ita!, s. v. " id, ib. s. v.
1 6o e J. FORSYTH^MAJOR,
e peddes\ Bosa (Sard.), aiiilipedde\ Olzai (Sardin.), zunzumurreddu
alipedde\^ Mussafìa fragt, ^ ob sard. „a/i(5^¿i^<^'S Fledermaus, nidit als
„schöne Flügel" zu deuten ist. Aber in Sardinien habe ich in den
erwähnten Namen immer nur pedde und vedde gehört, und ped^
ist Haut^ Fell. Mussafía's Vermutung ist auch aus sachlichen
Gründen abzulehnen, da es Niemandem, aufser etwa einem Natur-
forscher, in den Sinn konunen wird die Fledermausñugel schön
zu nennen, ala de pedde und seine Sippe entspricht dem griechi-
schen Ádjectiv Ó€C(iójtT€QOCf welches Aristoteles und Aelianus mit
Bezug auf die Fledermausñugel anwenden. £in Sanscritname des
Tieres ist ajinapairâ „patra aile, mot à mot la bête aux ailes de
peau, la chauve-souris**. ^
Das merkwürdige ariurtghiula, ariurigghtula^ aus der Prov.
Lecce (Terra d'Otranto) füge ich hier an, weil es an das alban.
fakurtê, Pakurekss Fledermaus ^ anklingt; was mir aller Beachtung
wert scheint, da sich das Wort aut dem Boden des alten Messapien
findet Alban. takur^ rdkurii ist „nackt** und takurii ausserdem
* Mar Cialis ^ 1. c. s. v. '1. c.
3 Burnouf, Dictionn. class. Sanscrit. Ein anderer Sanscritnanae ist
iarmapatrü (mit Lederflügeln), nach Pott (Über Mannigfaltigkeit des sprach-
lichen Ausdrucks nach Laut und Begriff, in Zeitschr. f. Völkerpsychologie
und Sprachwissenschaft, i860 p. 345). — Gleiche Bedeutung hat norweg.
skind'vaenge (a) und breton, askel-groc^hen (b). Vergi, auch island. letSr^blaka
der „Lederflatterer'S Fledermaus (c), und utr-mus (d) ; schwed. läderlapp (e) ;
dalek. Udr{i), — Altsloven. koza ist Haut, koiuhht Pelz; kleinruss. und weiss-
russ. koia , kozuch , koian , Fledermaus (g). Ferner bei Pott (1. c.) ungar.,
bör^eger (Ledermaus); lettisch, peü-ahda (Fellmaus); lit. suksnospamis
(Lederflügler).
* O. G, Costa, Fauna del Regno di Napoli, p. 5. — id. Vocabolario
zoologico s. V. — Gius, Costa, Fauna Salentina p. 11. — G. Costa bezeichnet
das Wort als eine der gebräuchlichsten Benennungen der Terra d'Otranto for
die Fledermaus, und gibt davon folgende Etymologie: „La .... voce ha
dovuto alcerto trarre sua origine dal greco idioma — verbo aQxàiû per in-
dicare il sospendersi, appendere, rimaner sospeso; e Paoristo 2 wqvÌov del
verbo oQvaao) o oqvttw che vale ad esprimere lo scavare. Con queste due
voci adunque, dagli abitanti la Magna Grecia si è formato quel nome per
alludere al costume di questi animali, di tenersi sospesi col capo in giù ne*
sotteranei e nelle fenditure de' vecchi muri, e simili." Mir scheint, dass man
in arturlgghiula höchstens das Verbum òcvxxw vermuten könnte; wie
schon Stier (h) den äussern Anklang des alban. PakurlM', Fledermaus an hamuHk,
Maulwurf (ngr. x^ß^C^Y^Q) ^1^ auffallend bezeichnet. „Sodass man zu deuten
versucht sein könnte: die Fledermaus vergräbt sich in Gruben, Löcher
{Xaxxoç, Graben, Grube) wie der Maulwurf unter die Erde.** Dann wäre aber
unverständlich, wie Pakurid zu der Bedeutung „nackt" und „Schnecke ohne
Haus", Nacktschnecke, kommt.
* Gustav Meyer y Etymol. Wörterbuch der albanesischen Sprache. Strass-
burg 1891 s. s. Vakur,
a) Nemnich 1. c.
b) Le Gonidec, Diet, franç.-breton ed. 7%. Hersant de la Villemarquéi
„Askel ^ aile d'oiseau et de quelques insectes, askel-groâ hen chauve-souris
signifie à la lettre: aile de peau."
c) Skeatf 1. c; s. v. bat, d) Nemnich, 1. c. e) id, ib,
f) id, ib, g) Miklosüh, Et. W. s. v. koza.
h) Alban. Tiernamen 1. c. p. 1 38.
ITALIENISCHE VULGÄRNAMEN DER FLEDERMAUS. l6oa
noch „Schnecke ohne Haus**,* also Nacktschnecke; Pskure, Pt'Jkurs,
scat, rkur f., Haut, Fell, Leder; Baumrinde. 2
Ihrer Bedeutung nach schliessen sich wohl auch eine kleine
Gruppe lombardischer Benennungen am besten hier an:
Lombardei, raiHignol^ tegn'óra\ Mailand (Stadt), tegnöla\ Gebiet
von Mailand, tegna\ ^ Como, iaragnola\ Lecco, tigndl\ Lago Maggiore,
lomb. Ufer, tagnol\ Esino (Lomb.), iegnarol^ iegnardla\ Varenna,
UgnöL
Das Volk der Lombardei erklärt diese Namen wie folgt: wenn
zufallig der Fledermauskot einem Menschen auf den Kopf gerate,
erzeuge er daselbst die tigna, d. i. eine Art Grind. Einen ähnlichen
Aberglauben erwähnt Rolland^ aus dem Elsafs. Da die Jigna^^
das Ausfallen der Haare zur Folge hat, so entsprechen meiner An-
sicht nach diese Namen dem französischen chauve ^ souris (calva
sorex),* und wollen den Mangel der Federn bei dem far einen
Vogel gehaltenen Tiere, oder auch den beinahe vollständigen Mangel
der Haare auf den Flügeln bezeichnen.* In verschiedenen Gegen-
den Italiens tragen kahle, unfruchtbare Hügel und Berge den Namen
MonUiignoso, —
Wir haben bereits die sardischen hahbarotiu, papparoHu^ pipparotti
in der Bedeutung „Schwalbe (rondone)** und „Fledermaus** kennen
gelernt bahbarrottu hat in Sardinien femer den Sinn von „Kinder-
sdireck**;'' papparutu findet sich in der gleichen Bedeutung „spau-
racchio dei bambini** in Calabria Citeriore. ^ Die nächtliche, ein
geheimnisvolles Dasein führende. Fledermaus hat ihren Platz in der
Mythologie und im Aberglauben. Darum in Cagliari (Sard.), pilloni
de SU tiauiuy^ d. i. Teufelsvogel. Homer vergleicht die Seelen
der Freier mit Fledermäusen (Odyss. XXIV, 5 — 9).
* Stier, Albanes. Tiemamen, 1. c. p. 138. — G, Meyer ^ 1. c.
■ G. Meyer, 1. c.
* Mussafia, L c.
* E, Rolland, 1. c. p. 7.
^ Die%, Anciens Glossaires Romans, trad. Bauer. Paris 1870. ,,Glosses
interprétant le texte biblique 192: vespertiliones calves sorices." p. 47: „vesper-
tilio »ycalva suricis". Hierher gehört Horning zu Folge (diese Zeitschr. 1890.
XIV p. 221) auch das lyon. rataplana [vgl. Isère, rate plane ^ rate plaine
bei Rolland (1. c.) und Bouvier (1. c), Castres, (Couzinié b. Rolland 1. c. p. 3,
rato pleno)'], was nicht „souris gui plane*' ist, sondern „plana ist hier
femÍDin von plan und bedeutet ,iuni, lisse, chauve**. So auch schon Rolland
(L c. p. 3).
* In der Mundart von Dax und Umgegend (Gascogne) heisst die Fleder-
maus sourits-escaouye, mit Bezug worauf Herr A. Lartigue von Dax, dem ich
den Namen verdanke, mir Folgendes mitteilt: „Escaouye est une maladie
cutanée qui frappe certains animaux et leur fait perdre le poil. D'où une
Calvitie. Le mot gascon de cet animal est en français, mot pour mot: souris-
Calvitie, c'est à dire atteinte de calvitie/*
* Giov, Spano, Vocabolario Italiano Sardo T. H. Cagliari 1852.
* Vincenzo Dorsa, La tradizione greco-latina negli usi e nelle credenze
pO]>o]ari della Calabria Citeriore. Cosenza 1879 p. 8.
* Marcialis, 1. e. s. v. Derselbe führt auch einen femern sard. Namen
<icr Fledermaus an: pilloni annappau, das wohl soviel als „blinder Vogel"
l>«dcutet, and darum den oben besprochenen albanesischen, spanischen, brc-
102 A. HORNING,
wissenschaftlich nicht in Betracht. Dasselbe gilt von der Mehrzahl
derjenigen Untersuchungen, von denen Paris Parlers S. 163 sagt:
,,le travail qu'on a dépensé à constituer, dans Tensemble des parlers
de la France, des dialectes et ce qu'on a appelé des sous-dialectes,
est un travail à peu près complètement perdu". Verloren ist die
Arbeit, weil sie in der Regel von Dilettanten geleistet wurde, welche
ohne die nötige Vorbereitung an eine der schwierigsten Aufgaben
linguistischer Forschung herantraten. Selbst die Untersuchung
Jorets über die Sprache der Normandie hat die Sache nicht
erheblich gefordert, da Joret ein allzu ausgedehntes Gebiet um-
spannte und sich vielfach auf Angaben aus zweiter Hand ange-
wiesen sah.
Wir unterwerfen zunächst diejenigen Arbeiten einer Prüfung,
die zu dem Ergebnis kommen, dafs es Dialektgrenzen gibt. Mit
dieser Frage mufs nämlich u. K die methodische Forschung be-
ginnen. Erst wenn dieselbe gelöst ist, kann an die Lösung der
Frage nach der Existenz der Dialekte gedacht werden.
n.
In den Mélanges WalUons (Lûttich 1892) hat J. Simon ^ einen
Teil der wallonisch-pikardischen Grenze untersucht und graphisch
dargestellt: er hat für fünf Merkmale (die Vertreter von i. ca^ ga
2. ce, iy nach Kons, 3. ié ^* f ■{• y 5. J vor Konson^ die unter
den ältesten und wichtigsten ausgewählt sind, gezeigt, wie die
Grenzlinien derselben einander kreuzen, sich einander nähern, dann
sich wieder von einander entfernen und sich dabei in einem Ramne
bewegen, dessen gröfste Breite zwischen Binche und Charleroi etwa
15 Kilometer beträgt. Die Untersuchung Simons wird Romania
21, 334 einer Kritik unterzogen, die in dem Satze gipfelt, dafs
nach der Ansicht Gilliérons der Verfasser „a donné par ses obser-
vations et la carte qu'il y a jointe une excellente démonstration de
la thèse qu'il voulait combattre''. Der Verfasser verzichte selbst darauf,
fur die Merkmale 3 und 5 eine Grenze zu ziehen „parceque dans la
zone frontière ces séries ne sont pas nettement tranchées". Ver-
fasser füge hinzu, dafs er dasselbe auch fur 2 hätte thun sollen;
was 4 betreife, so sei es auch nicht leicht das Produkt von f+y
f oder Í auseinanderzuhalten „à cause du voisinage de ces deux
sons dans l'échelle vocalique''. Es bleibe schliefslich i, dessen
Grenzen weder mit 2 noch mit 4 zusammenfallen. Diese Kritik
scheint nicht ganz unbefangen zu sein. Wenn J. Simon sagt, dafs
es z.B. für 3 und 5 nicht möglich sei, eine Grenze zu ziehen,
so meint er, dafs an der Sprachgrenze in einer und derselben
' Les limites du picard et du wallon en Belgique, S. 99 — no.
Simon erzählt, dafs er von Hause aus der Überzeugung war, que tonte
distinction de dialectes était illusoire, dafs er aber durch die an Ort und
Stelle vorgenommene Untersuchung eines besseren belehrt worden sei.
&BBR DIALEKTGKENZEN IM ROMANISCHSN. 1 63
Ortschaft sich Mischungen finden und die beiden Merkmale neben
einander vorkonunen, femer dafs bei der Feststellung von 4 der
Forscher mit Schvâerigkeiten und Unsicherheiten zu kämpfen hat,
wie sie demjenigen, der eine lebende Sprache aufzuzeichnen ver-
sndit, auf Schritt und Tritt begegnen. Dies ändert aber nichts
an der Thatsache, dafs die Grenzlinien aller jener Erscheinungen
in die angegebene Zone fallen. In seiner Besprechung derselben
Sdirlft Ztschr. 16, 547 stellt sich P. Marchot zunächst auf den Stand-
punkt der Romania, geht mit Simon sehr scharf ins Gericht, erklärt
in betreff der 11 von J. Simon aufgestellten Merkmale „je vais
devoir les réduire à bien peu de chose" und reducirt* sie auch
glücklich auf zwei oder drei, gibt indessen zuletzt zu, (was für uns
die Hauptsache ist), „qu'ils constituent certes une frontière réelle".
Hiermit sind wir an dem entscheidenden Punkte der ganzen
Frage angelangt : hier trennen sich die Ansichten in der schärfsten
Weise. Die Gegner der Dialekte gehen nämlich von dem Satze
aus, dafs eine Sprachgrenze einer mathematischen Linie gleich
sein müsse ,^ welche die in betracht kommenden Merkmale zweier
Dialekte in der Weise trennt, dafs die Merkmale von A auf der
einen, die von B auf der andern Seite liegen. Wird die Linie
von dem einen oder dem andern Merkmale überschritten, so ist
damit die Grenze aufgehoben.^ Der Begriff der limite dialectale
wird durch das Zusammenfallen, die coïncidence von mindestens
z^'ei traits linguistiques bestimmt. Ein Dialekt wäre demnach ein
^ Über die Berechtigung dieser Reduction macht der Herausgeber dieser
Zeitschrift (s. Ztschrift 16, 549/50) wohlbegründete Vorbehalte. Um jedoch
die Erörterung nicht ungebührlich in die Länge zu ziehen, wollen wir mit
unsem Gegnern darüber nicht rechten. Marchot gelangt deshalb zu jener
Vereinfachung, weil er alle diejenigen Merkmale zurückweist, die er nicht
zugleich als spezifische Merkmale (siehe hierüber weiter unten) des
Wallonischen und Pikardischen überhaupt betrachten kann. Mit Unrecht.
Bei dem jetzigen Stande der Wissenschaft mufis die Untersuchung über die
Sprachgrenzen von der Frage, ob und iç welchem Sinne es Dialekte gibt,
sorgfaltig getrennt werden. — Die MerkmaJe 8 — ii bei Simon werden in der
Romania überhaupt nicht erwähnt. — Es fragt sich endlich, ob Simon nicht
wichtige Merkmale unbeachtet liefs, so freies e und ^ und sc vor 0^ u,
' L'objet à rechercher, sagt P. Meyer Romania 8, 469, n'est pas une
ligne où viendraient s'arrêter les caractères principaux à l'aide desquels on
a constitué un dialecte, une telle ligne ne se rencontrant dans l'intérieur du
domaine roman qu'en des cas exceptionnels; ce qu'il faut chercher, c'est la
ligne à laquelle vient s'arrêter chacun des caractères observés. S'il se trouve
que cette ligne est la même pour plusieurs caractères , ne fût - ce que pour
deux y on pourra avec quelque raison fixer une limite dialectale à la ligne où
ces caractères seront venus s'arrêter, mais c'est là une chance à laquelle il
ne fiiut pas s'attendre. — G. Paris bezeichnet die angebliche französich - pro-
vençalische Sprachgrenze als eine barrière, eine muraille. — Vgl. noch Gilliéron
Romania 12, 395.
' Paris sagt Parlers S. 164: Tourtoulon et Bringuier ont beau restreindre
à un minimum les caractères critiques qu'ils assignent à chacune des deux
langues, ils n'ont pu empêcher que tantôt l'un, tantôt l'autre des traits soi-
disant provençaux ne sautât par-dessus la barrière qu'ils élevaient et récipro-
quement. Cette muraille imaginaire, la science la renverse.
Il*
104 A. HORNING,
Complex sprachlicher Erscheinungen, welcher nach allen Seiten
durch mindestens zwei zusammenfallende Sprachcharaktere abge-
grenzt wäre. Da aber ein solches Zusammenfallen so gut wie nie
vorkomme,^ so ist die Existenz der Sprachgrenzen und der Dia-
lekte in Abrede zu stellen. Insbesondere ist dies auch der Fall
fur die pikardisch - wallonische Grenze , für die Simon eine zone
intermédiaire annimmt. Der Begriff der Sprachzone involvirt in-
dessen die Verneinung, die Aufhebung der Sprachgrenze. Soweit
die Gegner.
Wir bemerken, dafs wir es zunächst mit einer Definition zu
thun haben: Wer es von vornherein als Axiom hinstellt, dafs
Sprachgrenze und mathematische Scheidelinie identische Begrifib
sind, mit dem ist über die Sache nicht weiter zu streiten. Man
kann nur verlangen, dafs derselbe, um Mifsverstandnissen und zeit-
raubenden Erörterungen vorzubeugen, die Ausdrucke, deren er
sich bedient, genau defìnirt, dafs deutlich gesagt werde : »Für mich
gibt es keine Sprachgrenze, da fur mich Sprachgrenze soviel ist
als mathematische Linie", u. s. w.
Und nun eine zweite Bemerkung : die Verfechter der Existenz
von Sprachgrenzen und Dialekten haben jene Definition nicht auf-
gestellt und ihre Richtigkeit nie anerkannt Tourtoulon,^ der als
der hervorragendste unter den Gelehrten bezeichnet werden darf,
die für die Existenz der Sprachgrenzen eintreten und sich auch
gleichzeitig um die thatsächliche Erforschung derselben grofse
Verdienste erworben haben, — sagt (Etude sur la limite géogra-
phique de la langue d'oc et de la langue d'oïl, 1876, S. 16.
À. 2) : La langue d'oc et la langue dVil s'altèrent en se rapprochant
Représentons par a, ¿, c, d quatre villages situés sur une ligne
perpendiculaire à notre limité, laquelle passerait entre ¿ et r;
l'idiome de a ofire tous les caractères de la langue d'oc ; b a perdu
un ou deux de ces caractères; c présente au contraire tous les
caractères d'oïl moins un ou deux ; et ^ est de la langue d'oïl
pure; und S. 87 A. 3. nous ne croyons pas avoir besoin de dire que
la limite de deux langues ne peut pas être une ligne dans le sens
géométrique du mot, comme Test une limite politique ou administrative.
1 Nach P. Meyer können natürliche Grenzen wie Meere, Flosse, Gebirge
auch sprachlich trennend wirken.
^ Schuchardt spricht Literaturbl. 13, 304 von den Leuten die das, was
nur Hülfsconstructionen sind« um die Fülle der Erscheinungen zur Erkenntnis
zu bringen, als Grenzlinien in die Erscheinung selbst hinein projiciren, von
den bureaucratisch - pedantischen Geistern, die für alles das Schlagwort Ord-
nung bereit halten und die Nuancen verschmähen. In diesem Zusammenhange
wird Tourtoulons Name genannt. Tourtoulon mag nun allerdings von inigen
Ansichten über die Klassifìzirung der Sprachen im allgemeinen nicht frei sein.
Prüft man jedoch seine dialectologischen Arbeiten (und dies allein ist das
Entscheidende), so trifft ihn jenes absprechende Urteil nicht. T. zieht nicht
feste Trennungslinien, sondern weist historische Sprachgrenzen nach, was
etwas grundverschiedenes ist. Ob nicht vielmehr denjenigen Gelehrten der
Sinn für die Nuance fehlt, die sich eine Sprachgrenze nicht anders denn all
einen „festen Strich" zu deuken vermögen?
ÜBER DIALEKTGRBNZEN IM ROMANISCHEN. 165
La première flotte forcément, sur presque tous les points de son
parcours, entre deux centres de population. Auch in diesem
Sinne lâfst sich nach Tourtoulon nicht immer eine Grenze an-
geben. Daher konmien zones intermédiaires und idiomes mixtes
vor:i nous avons indiqué d'un côté la ligne précise où la langue
d'oc présente un ensemble de caractères qui ne permettent pas de
la méconnaître ; de l'autre, la ligne correspondante pour la langue
d'oïl, laissant entre les deux le domaine de l'idiome mixte livré à
la discussion des philologues (S. 17).
Wenn auch der Fall nicht ausgeschlossen ist, dafs sich eine
Sprachgrenze als eine Linie darstellen kann, die einer mathema-
tischen mehr oder weniger gleichkonunt , so ist es doch von vorn-
herein wahrscheinlich, dafs dieselbe in der Regel eine Zone sein
wird. Die Frage ist för uns die, in welchem Sinne und mit welchem
Rechte man von einer Zone als von einer Sprachgrenze reden darf.
Betrachten vdr die Thatsachen rein äufserlich, so wie sie
gleichsam sinnlich wahrnehmbar sind, so werden wir sagen, dafs
jene Zone ein verhältnifsmäfsig kleiner Raum ist, in dem sprach-
liche Merkmale Veränderungen erleiden, die an Zahl und Bedeu-
tung diejenigen weit ùbertreflen, die in den übrigen Teilen des
betreflenden Sprachgebietes vorkommen. Wir betonen, dafs es
nicht blofs auf die Zahl, sondern auf die Bedeutung, den Wert
der Merkmale ankommt Der Einwand, dafs diese Wertschätzung
subjektiv sei, dafs aufserhalb jener Zone zahlreiche lautliche Ver-
änderungen sich oft von Dorf zu Dorf zeigen, dafs demnach die
Grenze willkürlich angesetzt sei und ebenso gut an eine andere Stelle
verlegt werden könne, — ist unberechtigt. Er wird noch weiter
unten in einem andern Zusammenhange erwogen werden. Es soll
hier nur darauf hingewiesen werden, dafs die zahllosen Lautnuancen,
die sich von Ort zu Ort finden und deren Entstehttng oft in die
jüngste Zeit fällt, den individuellen Lautunterschieden ähnlich sind,
die oft innerhalb der engsten Sprachgemeinschaft zwischen einem
Individuum und dem andern wahrnehmbar sind. Es ist ein ab-
stract-logischer , aber unhistorischer und daher unrichtiger Stand-
punkt, alle Lautunterschiede eines Dialektes als gleichwertig zu
betrachten.
Unsere Gegner nehmen an, dafs jene traits linguistiques sich
unabhängig von einander entwickelt haben. Wenn die Endpunkte
ihres Ausbreitungsgebietes in jene Gegend zwischen Binche und
Charleroi fallen, so sei dies ein Zufall.^ Für sie „il n'y a que la
topographie des faits linguistiques pris isolément qui possède une
réalité" (s. Gauchat, Ztschrift 14, 398). Wir dagegen schliefsen
I Häufig ist nach T. S. 8 Texistence simultanée, remontant à un temps
immémorial, d'un dialecte d'oïl et d'un dialecte d'oc dans un même village. In
diesem Falle ist also die denkbar schärfste Grenze vorhanden.
* Paris spricht Parlers S. 164 von der von Tourtoulon erforschten
firanzösisch-provencalischen Sprachgrenze als passant par des points absolu-
ment fortuits.
1 66 A. HORNING,
aus der Thatsache, dafs jene Endpunkte oder Linien räumlich
nahe bei einander liegen, und aus der andern, dafs dieselben
lauthistonsch bedeutsame Unterschiede zweier ausgedehnter Sprach-
complexe zum Ausdruck bringen, dafs jene Lautgrenze kein Zu-
sammentreffen von points fortuits, sondern in ihrer Gesamt-
heit historisch bedingt ist Das Entscheidende ist, ob die
Berechtigung zu diesem Schlüsse anerkannt wird oder nicht £s
handelt sich in letzter Instanz um die Anwendung der Kategorie
der Kausalität^ auf eine Reihe historischer Thatsachen. Etwas
unmittelbar gegebenes ist die Sprachgrenze nicht, so wenig
ein zwischen historischen Thatsachen angenommener Causalnexus,
so wenig ein Lautgesetz etwas unmittelbar gegebenes ist Und
doch besitzt ein Lautgesetz Realität, ist nichts durch Menschen-
witz ersonnenes, kein Produkt willkürlicher Voraussetzungen. Des-
gleichen ist eine Sprachgrenze kein blofses Gedankenprodnkt, keine
willkürliche in die Wirklichkeit hineingetragene Combination.
Sprachgrenzen sind zu einer gegebenen Zeit die Punkte oder Linien,
wo sich zwei relativ selbständige Sprachcomplexe berühren, sei es
dafs jene Linien sich schneiden, zusammenfallen oder neben ein-
ander herlaufen. Sie sind in ihrer Gesamterscheinung Produkte
zusammenwirkender Faktoren. Es besteht demnach für uns zwischen
dem, was für andere nur faits linguistiques isolés sind, ein geistiges
Band, ein historischer Causalnexus. Zur Feststellung jener Grenzen
ist die rein historische Methode anzuwenden, und die Gewifsheit,
mit der eine solche Sprachgrenze festgestellt werden kann, entspricht
dem Mafse von Gewifsheit, welches den Ergebnissen der Geschichts-
wissenschañ überhaupt zukommt. Demnach ist das mathematische
Zusammenfallen der Merkmale an und für sich nicht das Ent-
scheidende, ja es könnte ein solches Zusammenfallen ein Werk des
Zufalls und folglich für die Erkenntnis des Gewordenen belang-
los sein.
Was hier von der pikardisch-wallonischen Sprachgrenze gesagt
wird, gilt natürlich im Allgemeinen von jeder andern, und dem
Nachweise , dafs unserer Auffassung der pikardisch - wallonischen
Grenze ein Irrthum oder eine Täuschung zu Grunde liegt, muíste,
um die Frage principiell zu entscheiden, sich der Nachweis an-
schliefsen, dafs unsere Beurteilung der Dialektgrenzen, die im
Folgenden noch erwähnt werden sollen, ebenfalls unbegründet ist
^ Nach Gilliéron Romania 12, 395 ist der Schlufs auf eine gemeinsame
Ursache zweier traits linguistiques nur zulässig, wenn beide zusammenûdlen.
Es wird nicht gesagt, wie der Fall zu beurteilen ist, wenn eine gröÜBere
Anzahl wichtiger Merkmale im Räume nahe bei einander liegen. Der cas de
coïncidence wird dann S. 396 als etwas zufälliges (fortuit) hingestellt. End-
lich wird constatirt, dafs le cas de coïncidence des frontières de deux £ûts
phonétiques häufiger sei que ne le ferait supposer son caractère de fortuite.
Diese Erscheinung wird daraus erklärt, dafs die betreffenden patois nicht in
ihrem état normal de développement et d'indépendance sind (s. weiter unten),
dafs jene coïncidence eine Folge der Beeinflussung durch andere Mund-
arten ist.
ÜBER DIALBKTORENZEN IM ROMANISCHEN. 167
Die Art und Weise vne var uns die Entstehung jener Grenze
denken, läfst sich mit wenigen Worten angeben. Wir nehmen mit
Grober an, dafs von zwei auseinander liegenden Centren, einem
pikardischen und einem wallonischen aus, zwei verschiedene Sprach-
tjpen (ihre historische Stellung ist mafsgebend) sich nach allen
Seiten hin ausgebreitet haben. Die Berührungspunkte, resp. Linien
beider sind eben die pikardisch - wallonische Sprachgrenze. In
welcher Weise die Berührung sich vollzieht, durch Linien, die zu-
sammenfallen oder sich schneiden oder neben einander herlaufen,
ist von unserm Standpunkte vollständig gleichgültig. Das Wesent-
liche ist, dafs an den betreffenden Punkten zwei von verschiedenen
Centren ausgehende Sprachkreise sich begegnen. Den Nachweis,
von welchen Centren die Bewegung ausging, sind wir freilich noch
nicht im stände zu führen.
£s ergibt sich aus dem, was über den Ursprung dieser
pikardisch - wallonischen Sprachgrenze gesagt wurde , dafs dieselbe
viele Jahrhunderte alt sein kann und höchst wahrscheinlich alt ist.
Sie ist zeitlich bedingt. Es ist mithin kein Grund abzusehen,
weshalb eine derartige Grenze im Laufe der Zeit nicht Veränder-
ungen unterworfen sein sollte : es wohnen ja an der Grenze Leute,
die einerseits pikardisch, anderseits wallonisch reden, so dafs mit
der Zeit Mischungen unvermeidlich waren. Will man ein richtiges
Bild von der geschichtlichen Entwicklung der Grenze gewinnen, so
wird man sie so reconstruiren müssen, wie sie in der Zeit ihrer
Entstehung beschaffen war. Es sind zu diesem Zwecke geschicht-
liche Untersuchungen unerläfslich. Es ist ein verkehrtes Verfahren,
auf Grund der heutigen sprachlichen Beschaffenheit einer Mund-
art ohne weiteres die Frage nach der Existenz oder Nichtexistenz
eines Dialektes oder einer Sprachgrenze beantworten zu wollen.
Die Notwendigkeit einer derartigen historischen Voruntersuchung
wird in unserem Falle auch von der Romania zugestanden, die
ihre Kritik der Arbeit Simons mit den Worten schliefst : Que serait-ce
si nous connaissions les influences historiques qui ont agi sur le
développement des parlers locaux, les conditions de leur rencontre
et de leur expansion? Diesen Worten scheint die Voraussetzung
zu Grunde zu liegen, es werde eine „enquête historique" zu dem
Ergebnis führen, dafs in der Vergangenheit noch weit weniger
als in der Gegenwart von einer Sprachgrenze die Rede sein könne,
während wir nicht einsehen, warum die Untersuchung nicht zu
dem entgegengesetzten Ergebnis führen sollte. Gerade darin dafs
heute, Jahrhunderte nachdem pikardische und wallonische Rede-
weise mit einander in Berührung gekommen sind, die Berührungs-
punkte und Linien so scharfe Spuren hinterlassen haben, sehen wir
einen Beweis für die Richtigkeit unserer Auffassung.
Nach P. Marchot Revue de Philologie Française 5, 222 gibt
es auch eine wallonisch - lothringische Sprachgrenze : le Lorrain,
appelé en Belgique gaumé, cesse d'être compréhensible pour un
Wallon. 11 englobe en Belgique à peu près Tarrondissement de
1 68 A. HORNING,
Virion avec Virton, Etalle et Florenville comme centres principaux.
Bouillon à l'est et Neufchâteau au nord sont essentiellement wallons
Witry est point frontière du domaine wallon par rapport au lorrain.
An lier, à deux lieues au sud, appartient déjà à ce dialecte. U ne
sera pas sans intérêt de mentionner que les habitants de cette
frontière linguistique se rendent compte qu'il y a là un assez
brusque changement de dialecte: j*ai du reste personnellement
constaté le fait à Anlier, Habay la Neuve et Habay la Vieille, où
je ne comprenais plus le patois courant In seinem 1892 er-
schienenen Buche, Phonologie détaillée d'un patois wallon (Paris,
Bouillon), bemerkt M. in demselben Sinne S. 88 , dafs la frontière
du dialecte lorrain n'est qu'à sept ou huit lieues de St Hubert,
au sud de Neufchâteau.*
In einer im Jahre 1887 im 5. Bande der Französischen Studien
erschienenen Arbeit über die Ostfranzösischen Grenzdialekte zwischen
Metz und Beifort habe ich gezeigt, dafs die an der deutschen
Sprachgrenze gelegenen Mundarten sich in der Richtung von
Norden nach Süden in der ungezwungensten Weise in sieben
Gruppen gliedern, die sich von einander durch mehrere sprachliche
Merkmale abheben. An einem Punkte (auf der Grenze der Gruppen
B und C) habe ich von einem Dorfe (Moussey) bis zum nächsten
4 Kilometer entfernten (Réchicourt) das plötzliche Auftreten von
fünf neuen Merkmalen constatirt, die darauf in dem gesamten
Gebiete von C constant blieben. In andern Gruppen wurde an
den Berührungspunkten ein Schwanken festgestellt, das sich hier,
wo die Sprachgruppen selbst eine verhältnifsmäfsig geringe Aus-
dehnung besitzen, auf wenige Kilometer beschrankt. So vmrde
z. B. ein für C aufgestellter lautlicher Zug auch in zwei Ortschaften
von D nachgewiesen. Die Sprachgrenzen wurden nur an wenigen
Punkten, nicht in ihrer ganzen Ausdehnung festgestellt (wer das
Mühsame einer solchen Arbeit aus eigener Erfahrung kennt, der
wird es entschuldigen, dafs nicht mehr geleistet wurde). Im Osten
ist das Gebiet durch die deutsche Sprachgrenze abgeschlossen, im
Westen sind die Sprachverhältnisse nicht untersucht worden. In
der Anzeige dieser Schrift sagt G. Paris Romania 16, 609: sur
les divisions qu'il établit, l'auteur fait lui - même quelques réserves
que nous serions disposé à accentuer, mais elles lui ont rendu son
travail plus facile et permettront aussi de l'utiliser plus commodé-
ment. Meine Vorbehalte beziehen sich auf meine ganze AufÜEissung
der Dialektfrage, besonders darauf, dafs für mich eine Dialekt-
grenze nicht notwendig eine Linie ist. Wenn aber Paris andeutet,
^ Bei der Aufnahme dieser Sprachgrenze wird besonders auf folgende
Punkte zu achten sein: en^ -, sc vor o, u; freies 6 und 6; gedecktes f und
^ vor r und s ; die Vertreter von un in absoluter ¿tellung, von ongU^ mieux
und von den Wörtern, in denen im Wallonischen intervokalisches l zm y wird,
wie aüe » toile ^ mâle. Dabei wird P. Marchots Arbeit über die Patois du
Luxembourg Central (Revue des Pat. gallo-rom. 4, 17 — 32) von Nutzen sein.
Einige der dort erwähnten Ortschaften , wie z. B. Recogne , befinden sich
schon in dem Bereiche der wallonisch -lothringischen Sprachgrenze.
ÜBER DIALSKTGRENZEN IM ROMANISCHEN. i6q
dafs jene Einteflung im Wesentlichen nur dem Zwecke diene, die
Darstelhmg zn erleichtem, so muís ich mich gegen diese Auflassung
verwahren. Der Unterschied zwischen dem Standpunkte Paris'
und dem meinigen läfst sich dahin zusammenfassen, dafs für Paris
jene Einteilung in Gruppen wissenschaftlich bedeutungslos ist und
höchstens den Wert eines Rahmens hat, der die sprachlichen
Einzelheiten in bequemer Weise zusammenhält, während für mich
jene Gruppen selb^ die wichtigste sprachliche Erscheinung des
ganzen Gebietes sind, hinter welche alle Einzelerscheinungen an
Wert und Bedeutung weit zurücktreten.^
Die Grenze zwischen der sechsten und der siebenten jener
Gruppen kann mit Fug und Recht zugleich als die Grenze zwischen
dem Lothringischen und dem Burgundischen betrachtet werden. Da
der Welsche Beleben als gewaltiger Markstein zwischen beiden
Gebieten liegt, könnte man einwenden, dafs die Sprachgrenze
durch dieses natürliche, den Verkehr hemmende Hindernis bedingt
sei, wie ja auch P.Meyer zugibt, dafs natürliche Grenzen auch
sprachlich trennend wirken können. Paul Passy hat nun neuer-
dings in der Revue de Philologie française et provençale 6,148 ffg.
die Existenz der lothnngisch-burgundischen Sprachgrenze an einem
anderen Punkte nachgewiesen, zwischen dem Val d'Ajol und Plombières.
Passy fuhrt aus: Si on monte du Val d*Ajol aux premières maisons
de la Montagne, à un quart d'heure de marche, on trouve chez
ces gens qui vont à l'école, au marché à Plombières et vivent en
rapports constants avec les gens de Granges et de Plombières un
patois absolument différent. Puis lorsqu'on parcourt ce vaste territoire
du Val d'Ajol, on est tout aussi étonné de ne pas y trouver de
variations dialectales marquées. Et si on passe du Val d'Ajol à
Fougerolles ou à Saint - Bresson, on trouve une différence normale,
bien moins profonde que celle entre Plombières et le Val d' Ajol
(mit andern Worten Fougerolles und Saint - Bresson liegen wie
das Val d'Ajol im Gebiete der Franche- Comté, Plombières im
Lothringischen Sprachgebiete). Die wichtigsten unterscheidenden
* C. This Die Deutsch-Französische Sprachgrenze im Elsaiis (Straisborg
1888) bemerkt S. 47, dais seine nachträglichen Forschungen zu gleichen Er-
gebnissen geführt haben. In der Deutschen Litteraturzeitung 1888, S. 1220
weist er darauf hin, dafs das Bewuiistsein jener Sprachgrenzen im Volke
lebendig sei. Die Bewohner von Baronville (Grenzortschaft der Gruppe A
gegen B hin) wissen sehr gut, dafs in Konthil (Grenzortschaft von Gruppe B)
ein anderes Patois als das ihrige gesprochen wird, und umgekehrt, während
z. B. der Bewohner von Baronville seine Mundart fur identisch hält mit der
der westlich und nordwestlich gelegenen Ortschaften und der Bewohner von
Konthil die seinige von der der südlich gelegenen Ortschaften nicht unter-
scheidet Ebenso verhält es sich auch mit Schinneck (Gruppe C) und Rothau
(Gruppe D) und mit allen übrigen Grenzortschaften. Wenn die Bewohner
solcher Ortschaften sich auch gegenseitig mehr oder weniger leicht verstehen,
so beruht dies lediglich auf der durch den Verkehr erworbenen Kenntnis
der nachbarlichen Sprachverschiedenheiten, aber nicht auf Sprach-
mischung. Im Volksmunde fuhren diese Mundartgruppen besondere Namen :
so heilst die Gruppe A „le Messin'% B „le Sano" (le Sauhiois), C „le Vosgien".
lyo A HORNING,
Merkmale sind: burg: is^ tz (aus r/, rd)\ betontes a in i. sing.
Praes. Indicai. ; betontes a im Infìnit der Verba auf ^are (=s lothr.
e) ; das Pronom, der i. sing, und plur. i und no (lothríng. sing.
und plur. z/).i Passy fahrt fort: II est évident qu'entre Granges
et Plombières d' une part et le Val d'Ajol de l'autre , il y a une
limite dialectale. Ce fait seul est intéressant à constater , car il
passe pour peu conmiun. Mais ce qui le rend plus curieux, c'est
que la limite dialectale ne coïncide pas avec des limites i>olitiqües
anciennes ou modernes . . Le Val d'ÂjoI faisait partie de l'ancienne
Lorraine et se rattache aujourd'hui au département des Vosges,
tandisque Fougerolles et Saint-Bresson appartiennent à la Franche-
Comté.
Ober die allgemein bekannte Etude Tourtoulons und Bringuiers
über die limite géographique de la langue d'oc et de la langue
d'oïl (1876) beschränken wir uns auf folgende Bemerkungen:
a) Paris sagt Parlers S. 1 64 : ils ont eu beau restreindre i un
minimum les caractères critiques qu'ils assignaient à chacune d'elles,
ils n'ont pu empêcher que tantôt l'un tantôt l'autre des traits soi-disant
provençaux ne sautât par dessus la barrière qu'ils élevaient, et
réciproquement. Auf das, was oben über den Begriff der Sprach-
grenze gesagt wurde, kommen wir hier nicht zurück. Was die
geringe Zahl der Merkmale betrifit, so ist zu beachten, dafs eine
Beschränkung auf ein Minimum deshalb geboten war, weil jene
traits für die gesammte langue d'oc im Gegensatz zur gesammten
langue d'oïl Gültigkeit haben sollten. Die Frage, ob es in Frank-
reich zwei verschiedene Sprachen und demnach zwei Sprach-
grenzen gibt (wir haben bis jetzt Sprach- und Mundartgrenxe
als synonyme Ausdrucke gebraucht), lassen wir vorläufig auf sich
beruhen. Die Ansicht, die wir hier vertreten, ist die, dafs es
Mundartengrenzen gibt, und es ist unzweifelhaft, dafs, wenn man
die französisch -provençalische Sprachgrenze in ihrer ganzen Länge
in Segmente teilt und jeweilig nur das nördlich und südlich von
diesem Segment (tracé partiel) gelegene Gebiet einer vergleichenden
Betrachtung unterwirft, die Zahl der unterscheidenden Merkmale
sich beträchtlich vermehren läist. Dazu kommt, dafs es irrig ist,
die Merkmale blos zu zählen, hierauf ist mit Recht von Tourtoulon
hingewiesen worden. So z. B. genügt der Paroxytonismus des
Provenzalischen im Gegensatze zum Oxytonismus des Französischen
an sich schon, um beiden Sprachcomplexen ein verschiedenes
Gepräge aufzudrücken.
b) Die Lösung der Frage, ob es eine „ligne de démarcation
tranchée" zwischen den Mundarten von oïl und oc gibt, hängt
keineswegs von der Thatsache an sich ab, ob es Mittelglieder (formes
transitoires) zwischen beiden gibt , sondern mafsgebend ist die Art
^ Auf sprachliche Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht der Ort. Wer
sich ein selbständiges Urteil über diese Dinge bilden will, wird ohnehin von
den hier erwähnten Arbeiten (sie sind nicht zahlreich) in eingehender Weise
Kenntnis nehmen müssen.
ÜBER DIALEKTGRENZBN IM ROMANISCHSN. 171
and Weise, wie sich diese Mittelglieder gebildet haben. Sind sie,
am mit Paris m reden, produits spontanés der Orte, wo sie auf-
treten, so mag für die Bezirke, wo solche Mittelglieder vorkommen,
die Aufbssong richtig sein, dafs es keine difiérence tranchée gibt.
Sind dagegen, wie sich dies aus vielen Stellen der Arbeit Tourtoulons
ergibt, diese Mittelglieder erst verhaltnifsmaísig spät aus dem Zu-
sammenfliefsen von Elementen beider Sprachen gebildet, so können
diese spätgeborenen Mischprodukte gegen die ursprüngliche Ver-
schiedenheit beider Sprachen nichts beweisen.^
c) P. Meyer gibt Romania 6, 632 zu, dafs en certains lieux,
notanmient dans la Gironde, la limite des deux langues s'établit
facilement, sans hésitation. £r meint indessen, dafs diese Grenze
sich erst verhältnismäfsig spät infolge der Einwanderung zahlreicher
Familien aus dem Norden, insbesondere aus der Saintonge, gebildet
habe, so dafs sich jetzt da eine limite assez précise fìnde, wo
man sie früher umsonst gesucht hätte. Aufserdem sei es gewifs,
dafs au moyen -âge la langue d'oc s'étendait assez loin au nord
de la Gironde et se confondait avec la langue d'oïl à peu près
entre Barbezieux et la Charente.^ In wie fem alle diese Angaben
als gesichert betrachtet werden können, bin ich nicht in der Lage
zu controliren. Ob indessen die Entstehung des gesamten Teiles
der Grenze, von dem Tourtoulon RdLR 34, 172 sagt: on ne
saurait nier que la démarcation n'en soit nette sur un parcours
d'au moins 200 kilomètres in der angegebenen Weise zu erklären
sei, möchte ich bezweifeln. Wenn des weiteren Meyer andeutet,
dafs überall , wo heute Sprachgrenzen vorhanden sind , dieselben
erst in späterer Zeit entstanden sind, so hängt dies mit Ansichten
zusammen über Tetat normal der Sprache, le libre développement
du latin, l'impossibilité, dans les cas normaux, d'établir des limites
dialectales, die wir nicht teilen und auf die wir noch weiter unten
zurückkommen werden. Über den von Tourtoulon so genannten
dialecte sous-marchois urteilt Meyer : l'existence de cet idiome mixte
et sans fixité [bei dem nach Tourtoulon von einer eigentlichen
fusion nicht die Rede sein kann] s'explique naturellement par des
rapports plus fréquents qu'ailleurs entre deux populations ayant eu
antérieurement chacune son dialecte. Je suis convaincu que l'usage
d'un tel idiome ne remonte pas à une époque bien ancienne.
Hier hätte also früher eine Sprachgrenze bestanden, die erst neuer-
* Auf die Frage von Paris: Comment expliquer cette étrange frontière
qui de l'ouest à l'est couperait la France en deux? hat Tourtoulon richtig
geantwortet (Rev. des LR 34, 172): un fait est ou n'est pas; il serait un
étrange savant, celui qui éliminerait de la science tout ce qu il n'explique pas.
Darauf gibt er selbst eine sehr wahrscheinliche Erklärung: ne peut -on pas
admettre que de larges espaces boisés et inhabités aient longtemps séparé les
populations du Nord de celles du Midi, que les parlers des unes et des autres
se seraient développés dans des sens différents et que le défrichement ayant
rétréci, puis supprimé la zone déserte, les idiomes se soient rencontrés?
* Es hätte demnach bereits im Mittelalter eine Grenze zwischen dem
Französischen und dem Provençalischen gegeben.
172 A. HORNING,
dings durch Sprachmischungen verwischt worden wäre. Hier wäre
man demnach berechtigt, das Gegenteil von dem anzunehmen, was
P. Meyer für die Sprachgrenze in der Gironde annimmt , d. h. es
hätte früher da eine limite assez précise gegeben, wo man heute
vergeblich darnach sucht Aus jener Recension der Romania
gewinnen wir den Eindruck, dafs P. Meyer die Existenz der fran-
zôsisch-provençalischen Sprachgrenze zugibt, weil er eben angesichts
der Ergebnisse der Tourtoulon'schen Forschung nicht umhin kann,
dieselbe zuzugeben, dafs er dies aber gleichsam nur widerstrebend
mit zahlreichen Einschränkungen und Vorbehalten thut Für m:is
ist das Zugeständnis entscheidend, dafs es Stellen gibt, wo die
Grenze s'établit nettement, sans hésitation. Ist dies aber der Fall,
so ist dies eine aufserordentlich wichtige Thatsache. Der Nach-
weis dieser Grenze ist dann das Hauptverdienst der Arbeit Tonr-
toulons, und wir begreifen nicht, wie P. Meyer sagen kann, dafs
der Wert jener Forschung in der Bestimmung der Grenzen einer
gewissen Anzahl von Merkmalen zu suchen ist, „la constatation des
points jusqu'où ces caractères se manifestent. Que Ton affirme
ensuite que la ligne qui passe par ces points est la limite ou le
lieu de jonction de deux groupes de dialectes, c'est une affidre
d'appréciation qui n'a qu'une importance secondaire^S Das, was hier
als belanglos dem subjektiven Ermessen anheim gegeben wird, ist
für uns eben die Hauptsache. Gibt es Sprachgrenzen oder nicht?
Wenn ja, so ist die Festsetzung der Sprachgrenze die Hauptsache,
wichtiger als die Bestinmiung der Ausbreitung der einzelnen traits
dialectaux, wenn anders das Allgemeine, Umfassende Mächtiger ist
als die Einzelerscheinung.^
Professor Hunziker hat in den Basler Nachrichten (vgl. dasu
Gauchat Litteraturblatt 13, 17) die Ansicht geäufsert, dafs die
Mundart des Berner Jura in den wesentlichsten Punkten mit den
französischen übereinstimme, während von der Nordgrenze des
Kantons Neuenburg und vom St. Immerthal südwärts die ganze
übrige Westschweiz zur francoprovençalischen Gruppe gehöre.
Hunziker stützt sich dabei auf die Forschungen von J. Zimmerli
^ Nach Suchier Gnmdrifs I 592 gehört es zum Begriff der Sprachgrenze
oder Mundartgrenze, dafs an derselben Linie sich mehrere sprachliche Zuge
von einander abheben , ein Fall , der auf dem Boden Frankreichs nur aus-
nahmsweise vorkomme. Mit den letzten Worten griff S. der Forschung vor:
nach den neueren Untersuchungen dürñe der Fall durchaus nicht selten sein.
Jene Linie fafst S. übrigens nicht als eine mathematische, denn S. 597 erkennt
er sowohl die französisch-gascognische als auch die französisch-provencalische
Grenze als echte Sprachgrenzen an. — L. c. S. 592 bemerkt Suchier: Man
kann die Mundarten eines Landes in verschiedener Weise darstellen, je nach-
dem man Lokalitäten oder sprachliche Züge als Einteilungsprinzip wählt, und
betont, dafs er dem zweiten Prinzip den Vorzug gebe. Die Darstellung einer
Dialektgrenze in unserem Sinne iillt indessen unter keinen dieser beiden
Gesichtspunkte: es ist eine historische Gesammterscheinung , deren Ausbrei-
tung auf empirischem Wege festgestellt wird. Von einer willkürlichen Wahl
von sprachlichen Zügen oder Lokalitäten als Einteilungsprinzip kann dabei
keine Rede sein.
ÜBER dialektgrenzen IM ROMANISCHEN. 173
Die Deatsch-Französische Sprachgrenze in der Schweiz, Basel 1891.
In dem angezogenen Artikel bemerkt Gauchat hierzu : »»Die bewufste
Dialektgrenze scheint doch wohl nur in der Phantasie des Herrn
Htmziker zu existiren. Aus Zimmerli's Lauttabellen ist ersichtlich,
dafs kaum zwei Lauterscheinungen sich genau an derselben Grenze
von einander abheben, sondern die Mundarten nehmen allmählich
gegen Nordwesten za einen andern Charakter an, bis sie in Folge
ihrer geographischen Lage (von Gauchat gesperrt) in den
Typus der Dialekte Ostfrankreichs übergehen". Der Einwand
Gauchats ist nicht entscheidend: auch ihm ist eine Sprachgrenze
eine Linie. Nachdem ich an Ort und Stelle einige Mundarten des
Berner Jura (Delémont, Montier, Tavannes) untersucht und die
Ergebnisse, zu denen Zimmerli und ich gelangt sind, mit dem Laut-
stand von Dompierre (s. Ztschr. 14, 397 ffg.) und anderer Neuen-
burger Mundarten verglichen habe, so scheint mir die Ansicht
Hunzikers wahrscheinlich. Nur wahrscheinlich, weil die genaue
Aufnahme der Grenzzone, die für mich nördlich von Neuenburg
liegt, erst gemacht werden mufs und anderseits kaum die eine
oder die andere der von Zimmerli erwähnten Ortschaften in die-
selbe fallt Die Grenzzone berührt das frankoprovençalische Gebiet.
Es soll indessen die Frage, ob das Franko - provençalische eine
Spracheinheit ist, die in dem von Ascoli angenommenen Umfang
eine relative historische Selbständigkeit besitzt, unerörtert und deren
Beantwortung weiterer Forschung überlassen bleiben. Hier ist nur
von einer Dialektgrenze zwischen der Mundart von Burgund (resp.
der Franche-Comté, zu welcher der Berner Jura sprachlich gehört)
und der von Neuenbürg die Rede, die zugleich an dieser Stelle
als Grenze zwischen dem Burgundischen und dem Franko-proven-
çalischen betrachtet werden kann. Ich gebe hier eine Obersicht
über die wichtigsten Merkmale des Neuenburgischen im Gegen-
satze zu denen des Burgundischen ; letztere füge ich in Klammer bei.^
i) nachtoniges lat a < a {¿)
2) nacht lat. a nach Palatal < [t]e (e)
3) nachton. lat 0 (u) <. 0 {g)
4) freies bet f <C ae^ resp. 1 (/')
5) freies bet. p <iat (a, 0, e)
6) Suffix elius < i (f) '
7) ca, ga < tSj dz {/Í, di)
Gerade a > lat betontes a, nach Ascoli das wichtigste Kenn-
zeichen francoprovençalischer Sprachart, ist hier nicht zu brauchen,
da es sich auch in Mundarten Burgunds zeigt, die an das Fránco-
^ Von allen diesen Merkmalen ist bei Zimmerli nur i (nicht auch 2) in
Comaux bezeugt. Es verdient noch erwähnt zu werden, dafs die Vertreter
von pulicem, salicem u. s. w., die im Burgundischen s haben {püs) im
Gebiete des Franko - provençalischen mit di, dz auftreten (püds); di ist bei
Zimmerli far vier der südlichsten Ortschaften belegt (Orvin, Lignières, Comaux,
Savagnier).
174 A. HORNING,
provenvalische grenzen. Anderseits darf dieses a auch nicht ohne
weiteres als Beweis gegen die von Ascoli versuchte Abgrenzung
einer historisch selbständig entwickelten Franco - provençalischen
Gruppe ins Feld geführt werden. Denn höchst wsdirscheinlich ist
jenes in manchen Strichen der Franche-Comté vorkommende a erst
in verhältnismäfsig später Zeit aus f hervorgegangen,^ während das
franco-provençalische a alt und unabhängig von dem burgundiscfaen
entstanden ist. Es liegt hierin ein neuer Beleg für den oben auf-
gestellten Satz, dafs die Lösung der Frage nach der Existenz oder
Nichtexistenz einer Sprachgrenze oder eines Dialektes in vielen
Fällen ohne historisch-kritische Untersuchungen nicht möglich ist^
Noch zwei Sprachgrenzen erwähnt Tourtoulon RdLR 34, 147
und 148: Sur les limites de l'ancien Roussillon, entre Leucate et
Salces, petites villes qui ne sont séparées que par une distance
de 13 Kilomètres, le catalan succède brusquement au languedocien.'
Entre le catalan et Taragonais la transition est aussi brusque
qu'entre le languedocien et le catalan. Sur la route de Barcelone
à Sarragosse le petit village d'Almacelles marque l'extrême limite
du catalan et, après un intervalle à peu près inhabité de 1 8 Kilom.,
on rencontre Binefar, premier village aragonais.^
J. P. Durand (de Gros) gibt RdLR 33, 48 und 72 an, dais
eine ligne linguistique das Departement Aveyron in zwei Teile
schneide, östlich le parler caussenard (in der Landschaft Causse),
westlich le parler ségalin (in der Landschaft Segalar). In der
ganzen östlichen Hälfte des Rouergue mit den arrondissements
Espalion, Milhau und einem Teile der arrondissements Rodez, Ville-
franche und Saint -Afírique „le patois est d'une uniformité presque
parfaite et marqué par des caractères multiples et très particuliers
qui le séparent de la bande rouergate occidentale*'. Eine nach
streng philologischer Methode gemachte Grenzaufnahme gehört
auch hier zu den Desiderata der Wissenschaft Nach Durands
^ Auch Suchier vertritt Grrundrifs I 594 diese Ansicht: vielfach hörte
ich in der Franche-Comté nicht a, sondern ff sprechen, d. h. ein sehr offenes
an f. anklingendes a.
' Zur Aufstellung von Kriterien, wie die so eben aufgezählten, ist ein
genauer Überblick über ein weites Gebiet unerläfslich. Es mag also leicht
das eine oder das andere jener Merkmale sich bei näherer Prüfung als wert-
los erweisen. Der billig urteilende Leser wird indessen aus vereinzelten
Versehen, die in diesen Dingen sehr schwer zu vermeiden sind, den Schlufs
nicht ziehen dürfen, dafs der eingeschlagene Weg überhaupt ein Abweg,
die allgemeinen Voraussetzungen, von denen ausgegangen wird, unrichtig, dais
Ziel selbst unerreichbar sei.
3 Tourtoulon fügt hinzu : Ici deux des principes posés par M. Parb sont
nettement contredits par les faits: il n'y a pas de fusion entre les deux idio-
mes juxtaposés et la limite linguistique coïncide avec la limite politique.
* Tourtoulon bemerkt Etude sur la limite, S. 6. Boucherie habe ihm
versichert que sur certains points du département de la Charente, il avait
constaté la juxtaposition du limousin et du saintongeois se côtoyant sans se
confondre. Auch hier fehlen genaue Angaben.
ÜBBR DTÂLEKTQRBNZBN DI ROMANISCHEN. 1 75
Zeugnis ib. 5^ 77 ist auch nach Norden das Rouergne darch eine
scharfe Sprachscheide von der Auvergne getrennt: dès qu'il (der
Einwohner der Auvergne) aura franchi les deux lieues de montagne
qui séparent le village rouergat de Lacalm du village auvergnat
de Chaudesaygues , il ne comprendra rien de ce qu'il entendra.
Da hier Berge die Grenzscheide bilden, so liegt hier einer von
den anch von P. Meyer Romania V 505 A. i anerkannten cas peu
fréquents vor, où un fait physique établit une limite. Durand gibt
im einzelnen die Merkmale an, die die Sprache des Rouergue von
der der Auvergne scheiden.
Tourtoulon verdanken wir endlich auch wertvolle Angaben
über die italienisch-provençalische Sprachgrenze zwischen Ventimiglia
und Nizza. RdLR 34, 156 ffg. wird ausgeführt: dès qu'on a
franchi les falaises de la pointe de la Murtola (bei Venti-
miglia), limite du territoire français, la langue qui s'était peu
modifiée depuis Gênes et presque pas depuis Savone change brus-
quement Wir begegnen der Mundart von Mentone, welche aus
Provençalisch und Französisch gemischt ist Tourtoulon zählt nicht
weniger als zehn Merkmale auf, von denen fünf als besonders
wichtig bezeichnet werden, „parcequ'ils frappent à peu près égale-
ment, dès qu'on a franchi la frontière française. Ces caractères
apparaissent brusquement à Garavan, faubourg de Menton situé
près de la frontière française actuelle qui fut jadis la frontière du
comté de Nice et de la principauté de Monaco's Die fünf Merkmale
sind: i) Ventimiglia wahrt den Wörtern die volle Silbenzahl des
Lateinischen (venire, vendere, pòvero), Mentone kürzt sie (veni,
vende, paure). 2) In Vent, endigen die Wörter vokalisch (gato,
dente), in Ment Konsonantisch (gat, dent). 3. lat ü klingt in V. u,
in M. ¿f. 4) Die Konjugation ist in Mentone fast ganz proven-
çalisch. 5) In V. kommen fast alle italienischen sdruccioli vor, in
M. sind sie wenig zahlreich und leicht als italienische Eindringlinge
erkennbar. Unter Nr. 4 allein fallen hunderte von Formen. Mit
der Theorie von der fusion insensible kommt man hier nicht aus.
,J>ès qu'on franchit en un point quelconque la limite du parler
mentonais, la transition est tout aussi marquée que celle que nous
avons constatée en quittant le territoire vintimillois^*.
In la Turbie, sur la frontière de la principauté de Monaco,^
commence brusquement l'idiome de Nice dont le caractère le
plus frappant est que tous les mots, à très peu d'exceptions près,
ont la forme d'oc: contractions, aphérèses, diphtongaison, tout est
provençal. Die unterscheidenden Merkmale der Mundart von Nizza
möge man bei Tourtoulon S. 166/67 iiachsehen. Mit vollem Rechte
darf man mit Tourtoulon die piemontesisch-provençalische Sprach-
grenze zwischen Ventimiglia und Nizza ansetzen, wobei charakteristisch
^ Die Thatsache, dafs man in Monaco italienisch spricht and wie die-
selbe zu erklären ist, hat mit unserem Thema nichts zu thon.
176 A. HORNING,
ist, dafs der Obergang sich in zwei^ plötzlich auftretenden, unver-
mittelten Stufen vollzieht.^
Über die Beschaffenheit der provençalisch - piemontesischen
Sprachgrenze auf dem Ostabhange der kottischen Alpen verdanke
ich Herrn Professor W. Förster, der im Herbst 1887 jene Gegend
bereiste (vgl. ZtschriftXVI 253), folgende Nachricht: „Die Sprach-
grenze zwischen Piemontesisch und Provençalisch ist so scharf, wie
ich sie anderswo zwischen Deutsch und Tschechisch und Deutsch
und Italienisch angetroffen habe. £s sind keine Mischungen; es
sind zwei Sprachen, die nicht unmerklich in einander übergehen,
sondern streng wie Öl und Wasser geschieden sind".' Eine genaue
Aufnahme der Sprachverhältnisse in den einzelnen Grenzorten wäre
auch hier erwünscht.
IIL
Hiermit ist die Zahl derjenigen Dialektgrenzen erschöpft, deren
Existenz bis jetzt nachgewiesen ist^ Auf einer gröfseren Strecke
ist überhaupt blofs die französich-provencalische Grenze festgestellt.
^ Da jede Sprachgrenze das Produkt eigenartiger historischer Faktoren
ist, so ist von vom herein wahrscheinlich, dafs nicht zwei Sprachgrenzen
genau dieselbe Beschaffenheit zeigen werden.
* Von dieser Untersuchung Tourtoulons, die, man mag über die Dialekt-
frage denken, wie man will, einen wertvollen Beitrag zur romanischen Dialek-
tologie bildet, sagt P. Meyer in der Besprechung Rom. 20, 323 kein Wort.
Dagegen gibt er T. den Rat, er möge sich die Methode der Herren GiUiéron
und Rousselot aneignen. Nach dieser Methode soll zunächst jedes sprach-
liche Merkmal fur sich gesondert verfolgt und aufgenommen werden. Wo
indessen zwei oder wie in Mentone und Nizza eine gröfsere Anzahl von Merk-
malen zusammenfallen, da verlangt die wissenschaftliche Methode, dais dies
gebührend hervorgehoben werde. Dies hat Tourtoulon gethan, wie dies
gewifs auch GiUiéron und Rousselot gethan haben würden, wenn sie dasselbe
Gebiet erforscht hätten. Der Unterschied zwischen Tourtoulon und GiUiéron
liegt m. £. weniger in der Methode der Forschung, als in der verschiedenen
Auffassung und Beurteilung der festgestellten sprachlichen Thatsachen.
> Prof. Förster fügt hinzu : Nur dringt das Piemontesische stets siegreich
vor und erobert einen Ort um den andern. Es geschieht dies auf demselben
Wege wie in Böhmen, Görz, Tirol, Unter - Engadin : das Individuum wird
zunächst zweisprachig und gibt dann die ursprüngliche Sprache auf. P. Meyer
gibt Romania 20, 323 die Existenz von Sprachgrenzen da zu, wo „nn idiome
a gagné du terrain au détriment d'un autre". Er scheint anzunehmen, dafs
die Sprachgrenze erst infolge des siegreichen Vordringens einer Mundart auf
Kosten einer anderen zustande kommt. Dies ist an sich keineswegs evident
oder auch nur wahrscheinlich. Wenn eine Mundart durch eine andere ver-
drängt wird wie die provençalische durch die piemontesische, so ist die Sprach-
grenze nur dann scharf und deutlich, wenn schon vor dem Beginne dieses
Processes zwischen beiden Mundarten zahlreiche und wichtige Unterschiede
vorhanden waren. Sind die beiden Mundarten einander sehr ähnlich, so wird
es, wenn die eine ein Übergewicht über die andere erlangt, zunächst zu einer
Zersetzung der minder widerstandsfähigen kommen. Wie sich in diesem Falle
eine eigentliche Sprachgrenze herausbilden soll, ist mir unklar.
* Der Umstand, dafs A. Thomas in seiner Untersuchung über die Mund-
arten der Creuse (vgl. darüber P. Meyer, Romania 8, 469) und GiUiéron in
seinem Atlas phonétique du Valais roman auf keine Sprachgrenzen gestofsen
ÜBER DIALEKTGRBNZEN IM ROBiANISCHEN. I77
von andern besitzen wir gleichsam nur Bruchstücke, über andere
nur allgemeine Angaben, für welche allerdings zuverlässige Ge-
währsmänner einstehen, die jedoch durch kein philologisches
Material verbürgt sind. Ober Dialektgrenzen aufserhalb Frankreichs
ist so gut wie nichts bekannt^ Auch Italien, das in mancher Be-
ziehung an der Spitze der romanischen Dialectologie steht, hat,
abgesehen von den Forschungen Ascolis über das Franco -proven-
çalischc, m. W. keine Arbeit aufzuweisen, die den obengenannten
an die Seite gestellt werden könnte. Was der Wissenschaft not
thut, das ist die weitere Erforschung der Dialektgrenzen.^ Die
Bedeutung derselben in dem Entwicklungsgange der romanischen
Sprachen steht in direktem Verhältnis zu ihrer Zahl. Es zeigt sich
hier an einem Beispiel, dafs die Ideen, die allgemeinen Gesichts-
punkte, erst dann richtig erfafst werden können, wenn der Stoff,
aus dem sie gewonnen werden, möglichst vollständig vorliegt.
sind, ficht uns nicht an. Wir behaupten keineswegs, dafs überall Sprach-
grenzen vorhanden seien. Dazu kommt, dafs Gilliéron und Thomas die
Sprachgrenze als eine Linie auffassen. — Philipen hat, wie P. Meyer Roma-
nia 20, 323 bemerkt , nachgewiesen , dafs die von Puitspelu in willkürlicher
Weise vorgenommene Abgrenzung eines angeblichen patois lyonnais in der
That völUg in der Luft schwebt: Puitspelu hatte etwa 30 Ortschaften zu
einer Gruppe vereinigt, ohne an Ort und Stelle auch nur die einfachsten
Erhebungen vorgenommen zu haben. Mit dieser Widerlegung ist aber nicht
einmal bewiesen, dafs es in dem Gebiete des alten Lyonnais (das etwa 200
Ortschaften umfafste) keine Sprachgrenzen gibt, denn dazu ist eine genaue, an
Ort und Stelle vorgenommene, jede einzelne Ortschaft und möglichst zahl-
reiche sprachliche Merkmale berücksichtigende Untersuchung nötig. Eine
solche Untersuchung hat Philipon nicht angestellt. — Romania 20, 323 sagt
P. Meyer, dafs seine Roman. XX gedruckte Abhandlung über die Sprache
von Die (Depart. Drôme) im 13. Jahrh. „est en fait la confirmation la plus
absolue des idées que conteste M. de Tourtoulon, puisque tous les caractères
linguistiques signalés ont des aires différentes". Auch hier muís ich wider-
sprechen. Die Angaben Meyers, sofern sie sich nicht auf die Sprache von
Die selbst, sondern auf die der Umgegend beziehen, sind viel zu allgemein und
lückenhaft, als dafs dadurch der Beweis erbracht wäre, dafs es in jener Re-
gion keine Sprachgrenzen gibt. Die heutige Sprache ist so gut wie nicht in
Betracht gezogen. Es kann aber nicht genug betont werden, dafs der Aus-
gangspunkt und die Grundlage jeder derartigen Untersuchimg die genaue Auf-
nahme des heutigen Sprachbestandes sein mufs. Meyer bemerkt S. 76, dafs
betontes a nach Palatal zwischen St-Vallier und Vienne in f übergeht. Davon
ist beispielsweise auszugehen: mit der Grenzlinie dieses e müssen gleichzeitig
die Grenzlinien der anderen (wenigstens der wichtigsten) Lauterscheinungen
durch genaue Aufnahme in den einzelnen Ortschaften festgelegt werden. Es
sind dann auch andere Faktoren (der frühere Zustand der Sprache, u. a.)
zu berücksichtigen. Erst aus dem so gewonnenen Material lassen sich positive
oder negative Schlüsse ableiten, die wissenschaftlichen Wert haben.
* Nach Gartner Rätorom. Gramm. S. XXm ist der Übergang vom
Friaulischen zum Venetischen jäh.
* Methodische Winke geben Gröber Grundrifs I, 418 und Tourtoulon
RdLR 34, 146, der das Mafs des Verständnisses festzustellen suchte, das bei
Leuten aus dem Volke für die angrenzenden und entfernteren Mundarten
vorhanden ist. Wenn auch die Sprachgrenzen vielfach nicht mit politischen
zusammenfallen, so ist der Fall auch nicht selten, dafs in der Nähe einer
politischen Grenze sich eine Sprachgrenze findet.
Z«it»chr. f. rom. Phil. XVil. 12
178 A. HORNING,
Die Erforschung der Dialektgrenzen ist die Vorbedingung fur
die Beantwortung der Frage, die wir bis jetzt absichtlich nicht
berührt haben, — ob es Dialekte gibt. Nach unserem Dafürhalten
ist die Frage noch gar nicht spruchreif, und zwar deshalb, weil es
an den nötigen Vorarbeiten fehlt. Wenn erst die pikardisch-
wallonische Sprachgrenze in ibi er ganzen Ausdehnung aufgenommen
ist und es sich herausstellt, dafs sie in ihrem gesamten Verlaufe eine
ähnliche Beschaffenheit zeigt wie der von Simon beschriebene Teil ;
wenn anderseits eine wallonisch -lothringische, die pikardisch- wallo-
nische ohne Unterbrechung fortsetzende Dialektgrenze nachgewiesen
ist, — dann, meinen wird, wird man mit Fug und Recht von
einem wallonischen Dialekte reden dürfen. Ein Dialekt wäre dem-
nach zu definiren: ein von allen Seiten durch Dialektgrenzen (resp.
wie beim Wallonischen durch nichtromanische Sprachen) um-
schlossener und gleichsam isolirter Sprachcomplex. Die wesentliche
Eigenschaft, die dieser Complex besitzen wird, ist eine relative
historische Selbständigkeit. Es wurde bereits oben darauf hin-
gewiesen, dafs Ascoli Archiv, glott. ital. Ill 61 dem Franco -pro-
vençalischen la sua propria indipendenza istorica vindicirt Diese
Selbständigkeit kann bestehen, ohne dafs der Dialekt sogenannte
caractères spécifiques besitzt, ^ d. h. solche, die ihm allein unter Aus-
schlufs aller anderen romanischen Mundarten angehören, wie dies
Ascoli, Archiv, glott. ital. II 387 auseinandergesetzt hat: das Unter-
scheidende, Originelle eines bestimmten Dialekts „sta nella simultanea
presenza o nella partícolar combinazione di caratteri ripartiti in
varia misura fra i tipi congeneri". Diese Theorie der caractères
spécifiques wird weiter unten noch in einem anderen Zusammen-
hange besprochen. — Indessen, wie gesagt, der Weg, den wir hier
betreten, ist noch nicht gebahnt, und das Ziel entzieht sich daher
unsern Blicken. Deshalb, und nur deshalb gehen wir auf die Frage
nach der Existenz der Dialekte nicht weiter ein. Dieselbe läfst
sich nach unserer Ansicht nicht aus allgemeinen, theoretischen
Erwägungen heraus lösen, sondern nur auf empirischem Wege
durch Beobachtung der Wirklichkeit.
Noch ein Wort über den Ausdruck Sprachgrenze als Gegen-
satz zu Mundartgrenze. Beide haben wir bis jetzt als gleich-
bedeutend gebraucht, und es bleibt unseres Erachtens subjektivem
Ermessen anheimgegeben, ob man einer Mundartgrenze Wichtig-
keit genug beimessen will, um derselben den Namen einer Sprach-
grenze beizulegen. Dies gilt auch von der von Tourtoulon und
Bringuier ermittelten linguistischen Grenze zwischen dem Proven-
çalischen und dem Französischen. Berechtigt wäre man dann von
^ Gilliéron macht Romania 1 2, 394 gegen Joret geltend , qu' aucun des
caractères étudiés n^appartient en propre à la Normandie, que le patois nor-
mand ne peut êire spécifié ni par un ni par plusieurs caractères qui lui soient
particuliers. Desgleichen tadelt es Marchot Ztschrift 16, 550, dafs die von
Simon behufs Festlegung der pikardisch • wallonischen Grenze aufgestellten
Merkmale nicht als caractères spécifiques des Wallonischen gelten können.
ÜBER DIALEKTGRENZEN IM ROMANISCHEN. I79
zwei verschiedenen Sprachen auf dem Boden Galliens zu reden,
wenn sich nachweisen Heise, dafs die südfranzösischen Mundarten
sämtlich von einem oder wenigen in Südfrankreich gelegenen
Centren aus Verbreitung gefunden haben, während die nordfran-
zösischen in derselben Weise von einem oder wenigen in Nord-
frankreich gelegenen Mittelpunkten ausgegangen wären. Ob in-
dessen ein derartiger Nachweis je gelingen wird, steht dahin. ^
Aus den obigen Ausführungen ist ersichtlich, in welchem Sinne
wir Sprachgrenzen und eventuell Dialekte annehmen. Dagegen
lehnen wir eine Einteilung der Sprache in sogenannte natürliche
Gruppen ab (groupes et sous - groupes considérés comme des
divisions naturelles comparables à celles de la zoologie et de
la botanique in RdLR 33, 48). Es ist ein Verdienst P. Meyers,
dafs er die Unhaltbarkeìt dieses Standpunktes nachgewiesen hat.
So etwas wie die Arten und Unterarten der Botanik gibt es in der
Sprache nicht, einmal, weil die Sprachwissenschaft es nicht mit im
Raum scharf abgegrenzten Individuen zu thun hat, sodann aber
weil die sogenannten Spracharten (Dialekte) in der Zeit nicht den
Bestand und die Festigkeit (constance et fixité) besitzen, die den
natürlichen Arten der Tiere und Pflanzen eignet Jene Sprach-
complexe verändern sich unter allen Umständen viel schneller als
die Arten der Botanik und Zoologie. Auch Schuchardt hat sich Litte-
raturbl. 13, 305 mit Recht gegen eine genealogische oder syste-
matische Klassifìzirung der Sprachen ausgesprochen und die Über-
tragung der Begriffe Race, Typus, Organismus auf die Sprache ab-
gelehnt^ „Die Sprache, sagt Schuchardt Über die Lautgesetze S. 34,
ist kein natürlicher Organismus, sondern ein soziales Produkt."'
Gibt es eine systematische Klassifìzirung der Sprachen, so müssen
^ Gröber sagt Gmndrííis I, 419: Höhere Einheiten als jene Mundarten
gibt es in der Sprache nicht. Neben den italienischen, französischen M u n d -
arten ist italienische, französische Sprache lediglich ein Gedankending
ohne Dasein.
* Verfehlt ist das Hereinziehen dieser naturwissenschaftlichen Gesichts-
punkte bei J. Simon, Durand, Joret, Tourtoulon und andern. Fem zu halten
sind alle jene images empruntées aux divers règnes de la nature, um einen
Ausdruck Grilliérons zu brauchen.
' Schuchardt weist 1. c. S. 304 mit dem Satze von der Absolutheit der
Lautgesetze auch den von der Klassifìzirbarkeit der Mundarten zurück. Con-
sequent ist er indessen nur, wenn er, wie eine absolute Lautgesetzmäfsigkeit,
so auch eine absolute , d. h. systematische, genealogische Klassifizierung ver-
wirft. So gut es aber zwischen den absoluten Lautgesetzen und den einzelnen
lautUchen Thatsachen far Schuchardt ein drittes gibt, nämlich empirische,
relative Gültigkeit besitzende Lautgesetze, ebensogut müfste Seh. auch Sprach-
grenzen resp. Dialekte in unserem Sinne annehmen, da dieselben etwas sind,
das in der Mitte steht zwischen der absoluten Klassifìzirbarkeit der Mund-
arten und dem einzelnen trait linguistique. Die Consequenz seines Stand-
punktes müfste ihn demnach zu unseren Ansichten fuhren und nicht zu denen
von Paris, der solche Mittelglieder nicht anerkennt. Wenn Seh. bemerkt,
dafs er heute noch auf dem Standpunkte steht (es ist der Paris'sche), den
er schon im Jahre 1870 einnahm, so hat er, wie es scheint, in den ein-
schlägigen Forschungen Ascolis und Gröbers und in den neuesten dialekto-
logisdien Untersuchungen nichts zu lernen gefunden.
12*
1 8o À. HORNING,
auch die Sprachgrenzen gleichsam einen absoluten Charakter haben,
sie müssen einer mathematischen Linie gleichkommen, denn sonst
ist eine reinliche Scheidung der aneinander grenzenden Dialekte
unmöglich; und anderseits mufs sich jede Sprachgruppe von jeder
andern durch eine Reihe von sogenannten caractères spécifiques
unterscheiden, d. h. von solchen Merkmalen, die sich in keiner
andern wiederñnden, denn nur auf diesen caracteres spécifiques
beruht ihre Existenzberechtigung. Beide Forderungen stehen und
fallen mil der Annahme einer systematischen Klassifizinmg.
Indessen, wenn Paris und Meyer mit Recht von einer soge-
nannten natürlichen oder systematischen Klassifizirung der Sprachen
nichts wissen wollen, so haben sie anderseits über die Bedingungen,
unter denen die Sprachen sich im Räume entwickeln, Ansichten,
denen wir nicht beipñichten können und die für ihre Aufifassung
der Sprachgrenzen und der Dialekte von einschneidender Bedeu-
tung sind. Die Patois sind nach Paris Parlers S. 170 das Ergebnis
de révolution spontanée du latin. Diese évolution hat sich in
jedem Orte in selbständiger Weise vollzogen und ist durch die
Race, die geographische Lage und das Klima bedingt. Demnach
(S. 163) le parler d'un endroit contiendra un certain nombre de
traits qui lui seront communs, par ex., avec le parler de chacun
des quatre endroits les plus voisins, et un certain nombre de traits
qui difiereront du parler de chacun d'eux. Mit der Entfernung
nehmen die Unterschiede allmählich zu, bis zuletzt das Verständnis
aufhört. Es folgt hieraus, dafs (S. 164) d'un bout à l'autre du sol
les parlers populaires étendent une vaste tapisserie, dont les couleurs
variées se fondent sur tous les points en nuances insensiblement
dégradées. Es ist ein sprachlicher Atomismus, auf den das Motto
jtávra (tel passen würde. P. Meyer hatte Romania 5, 505 gesagt:
les variétés locales se fondent les unes dans les autres, sans qu'on
puisse voir nettement où l'une commence et l'autre finit Bei einer
solchen Beschaffenheit der Sprache ist es ein thörichtes Unterfangen,
da Grenzen ziehen zu wollen, wo die Natur keine kennt Wer
dies trotzdem thut, der handelt willkürlich; die Merkmale, nach
denen man die Einteilung vornimmt, „on les choisira arbitrairement
selon l'endroit où, d'après une idée préconçue, on voudra fixer la
limite". (P. Meyer, Romania 4, 294). Une divisions suppose des limites,
et le parler roman n'offre que des limites extérieures, là où il confine
à la mer ou à des idiomes non latins. De limites intérieures, il
n'en a pas (P. Meyer Romania 5 , 505) und Romania 6 , 63 1 : les
dialectes n'existent pas dans la nature à l'état défini, mais nous
les constituons à notre guise pour la commodité de nos études.
Doch gilt diese Theorie nach Paris (S. 164) nur von einem déve-
loppement linguistique livré à lui-même, d. h. in dem die sprachliche
Entwicklung sich ungestört nach natürlichen Gesetzen vollzieht^
* Auch Gilliémn spricht Roman. 12, 305 in demselben Sinne von einem
cUt linguistique normal.
ÜBER DIALEKTGRSNZBN IM ROMANISCHEN. l8l
Dans an pays civilisé qui a une histoire, les phénomènes
naturels sont sans cesse contrariés par Taction des volontés. D
y a eu des influences exercées par des centres intellectuels et
politiques . . il y a eu des transplantations de populations. Doch
sind diese Einwirkungen etwas secundares , des faits accidentels,
d'un ordre purement historique, welche dem état normal,
résultat du Ubre développement du latin, (s. Roman. 6, 633) zu-
wider laufen. „Si le développement naturel n'avait pas été entravé
par des actions politiques et littéraires, il n'y aurait sans doute
pas aujourd' hui deux communes qui parleraient exactement le
même latin" (Parlers S. 167). Das geschichtlich Gewordene wird dem-
nach zu dem naturgemäfs Entstandenen in einen Gegensatz ge-
bracht, der das geschichtlich Gewordene als einen gewaltsamen,
störenden Eingriff in die natürliche Entwicklung erscheinen läfst.
Aus diesem Gesichtspunkte begreift man, dafs P. Meyer Romania
6, 631 die Möglichkeit zugibt, dafs il existe aujourd'hui une limite
assez précise, là où jadis on l'aurait vainement cherchée; aber, dans
les cas normaux, là où le développement linguistique n'a été troublé
par aucune circonstance extérieure (vgl. Roman. 20, 32^) y on ne
peut trouver des limites naturelles à un dialecte.
Diese Lehre von der Verteilung und Entwicklung der Sprache
im Räume nach natürlichen Gesetzen (dem Leser wirä die häufige
Wiederkehr der Ausdrucke nature und naturel nicht entgangen
sein), diese Theorie von einem „état de nature" der Sprache, zu
dem das historisch Gewordene in einen schroffen Gegensatz ge-
bracht wird, — lehnen wir ab. Sie beruht unseres Erachtens auf
unbewiesenen Voraussetzungen. Unbewiesen ist, dafs die patois
in ihrer Mehrzahl spontane Produkte des Lateins in den Orten
sind, in denen sie gesprochen werden. Voraussetzung hierfür ist
eine gewisse Dichtigkeit der Bevölkerung. Aber Gallien war in
den ersten Jahrhunderten nach der Völkerwanderung schlecht be-
völkert,* die bewohnten Striche waren durch Einöden, Wälder^ von
einander getrennt Mithin wird in zahllosen Fällen eine Mundart
sich nicht spontan an der Stelle entwickelt haben, wo wir sie heute
finden, sondern sie wird ein fremdes Produkt sein, das erst dahin
verpflanzt wurde. Eine sprachliche, von historischen Einflüssen
unberührte Entwicklung, ein développement linguistique livré à
* Nach E. Levasseur (La population française, 3 Bände, Arthur Rousseau,
1889) belief sich die Bevölkerung Frankreichs (das heutige Gebiet ist gemeint)
zur Zeit der römischen Eroberung auf 6700000 Einwohner, auf 8 Vt Millionen
imter den Antoninen, auf 6 — 8 Millionen zur Zeit Karls des Crrofsen, auf
20 — 22 Mill, in der ersten Hälfte des 14. Jhrh. (vgl. Revue des Deux-Mondes,
Bd. 114, S. 305).
' Den von Gröber Grundrifs I 417 beigebrachten Zeugnissen foge ich
eins aus Joret, Des Caractères et de TExtension du patois Normand S. 8
hinzu : Nach A. Le Prévost (Anciennes divisions territoriales de la Normandie,
in - 4, i860, S. 57) le Perche n'était qu'une forêt avant l'invasion normande.
Zur ehemaligen Landschaft Perche gehörten die heutigen Departements Orne,
Eure-et-Loir, Sarthe, Loir-et-Cher,
1 82 A. HORNING,
lui-même ist ein blofses Gedankenprodukt, etwas, das nie existirt
hat und wovon man sich keine klare Vorstellung machen kann.^
Die ganze Entwicklung der Sprache im Räume ist für uns
wesentlich, wenn nicht ausschliefslich durch historische Faktoren^
bedingt Von der Sprache, sofern sie sich im Räume ausbreitet,
gilt insbesondere das schon oben angeführte Schuchardtsche Wort:
Die Sprache ist kein natürlicher Organismus, sondern ein sociales
Produkt. — „Die Latinisirung einer römischen Provinz erfolgte
notgedrungen von auseinander liegenden Orten aus" (Gröber 1. c),
deren Sprachen sich durch gewisse Merkmale (mögen dieselben
ursprünglich immerhin erst schwach entwickelt gewesen sein) von
einander unterschieden. Eine jede Sprache breitete sich allmählich
über die Umgegend aus; mit jeder neugegründeten Ortschaft
erweiterte sich ihr Gebiet, und durch den beständigen Verkehr der
Ortschaften unter einander wurde eine gewisse Gleichmäfsigkeit
der Entwicklung gesichert und dem Ganzen ein einheitliches Ge-
präge aufgedrückt. So bildeten sich auf historischem Wege ge-
wisse Sprachtypen heraus, die allerdings keinen genealogischen
oder systematischen Charakter an sich tragen, aber deshalb keine
willkührlichen Erfindungen ordnungsliebender Pedanten sind. Wo
solche Typen infolge ihrer wachsenden Ausbreitung sich berühren,
da entstehen Sprachgrenzen, die ebenso wenig etwas willkürlich
ersonnenes sind. Während nach Paris il n'y a place pour aucune
division intermédiaire entre le patois d'une commune et la masse
linguistique à laquelle il appartient, sind wir der Ansicht, dafs die
Dialektgrenzen, die wir historische nennen, im Gegensatze zu
den auch von uns nicht anerkannten natürlichen, gesetzmäfsig
(aber nach historischen Gesetzen) entwickelte Mittelglieder bilden
zwischen den einzelnen Ortschaften und der romanischen Sprach-
einheit^
* Tourtoulon sagt sehr richtig RdLR 34, 174: Texpérience de ce déve-
loppement libre n'ayant pu être faite nulle part et les impulsions d'ordre
physiologique et d'ordre psychologique, auxquelles le langage obéit, étant
mal connues, on ignore absolument ce qui serait arrivé, si les peuples romans
avaient pu soustraire leur parler à toute influence extérieure.
* Der Verkehr in seinen verschiedenen Formen ist für uns der einnge
Träger und Vermittler der Verbreitung der Sprache im Räume. Für manche
Gelehrte ist, wie es scheint, bei dieser Verbreitung auch ein der Sprache in-
wohnendes lautphysiologisches Gesetz wirksam : so sagt Meyer- Lübke Roman.
Gramm. I, lO: „jeder Lautwechsel pflanzt sich von seinem Ausgangspunkte
fort; er erweitert sein Territorium, verläfst dabei aber auch oft die Be-
dingung, an die er ursprünglich geknüpft war**. Schuchardt Literaturblatt
13, 312 bemerkt, dafs „eine sprachliche Erscheinung auf einem bestimmten
Gebiete entweder mehr diffus oder mehr radiär ist . . Hiervon abgesehen,
beruht die Verbreitung auf dem Verkehr". Auch bei der Aufstellung der
sogenannten Wellentheorie (vgl. dazu Grundrifs I 416) scheint von derselben
Voraussetzung ausgegangen zu werden, die für uns unannehmbar ist, so lange
nicht klar gesagt wird, in welcher Weise sich die betreffenden sprachlichen
Vorgänge vollziehen sollen.
> Wenn Paris Parlers S. 168 betont, man solle die Mundarten Frank-
reichs nicht d'après des divisions arbitraires et factices, sondern dans tonte
ÜBER DIALEKTGRENZEN IM ROMANISCHEN. 183
£s erübrigt noch, den schwerwiegendsten Einwand zu prüfen,
welcher gegen die Aufstellung von Sprachgrenzen und Dialekten
in unserem Sinne erhoben worden ist. Man sagt: Die fünf oder
sechs Merkmale, welche z. B. bei der Beschreibung der pikardisch-
wallonischen Grenze als mafsgebend hingestellt wurden, sind will-
kürlich ausgewählt. Nur deshalb, weil man sich bei der Auswahl
derselben volle Freiheit vorbehält, gelingt es überhaupt, eine Sprach-
grenze zu zeichnen, die mit einem gewissen Schein von Wahr-
scheinlichkeit als solche gelten kann. Wählt man andere Kriterien,
so gelangt man zu anderen Ergebnissen. Berücksichtigt man z. B.
den dem Wallonischen und Pikardischen gemeinsamen Laut / (=
lat «f*), so ergibt sich eine andere Gruppirung. Folglich sind
alle derartigen Einteilungen ein willkürliches Spiel mit beliebig aus-
gewählten Merkmalen. Les groupes, sagt Paris S. 170, qu'on est
tenté de former se dissolvent ou se recomposent autrement suivant
le critérium phonétique ou morphologique qu'on emploie à les
constituer. 1 Auf diesem Wege kommt Paris zu dem Ergebnis
(S. 163), dais dans une masse linguistique de même origine il n'y
a réellement pas de dialectes; il n'y a que des traits linguistiques
qui entrent respectivement dans des combinaisons diverses. Die
Zahl, die Ausdehnung, die Grenzen der Gruppen ändern sich, je
nachhem man diese oder jene, eine gröfsere oder eine geringere
Anzahl Merkmale auswählt P. Meyer hatte Romania 4, 295 gesagt:
on pourra imaginer bien des manières de grouper les dialectes,
chacune se fondant sur un certain choix de faits linguistiques et
aucune n'échappant à l'inconvénient de tracer des circonscriptions
là où la natiure n'en connaît pas.
Es soll zunächst darauf aufmerksam gemacht werden, dafs auf
Grund dieser Beweisführung jede Klassifikation, welcher Art sie auch
la richesse et la liberté de cet immense épanouissement zur Darstellung
bringen, so hat man den Eindruck, als ob fur Paris jeder Versuch zu klassi-
fiziren zugleich ein Bemühen sei, der Sprache Gewalt anzuthun und die sich
in ungebundener Freiheit entfaltenden Erscheinungen in Fesseln zu schla¿en
imd in Formeln zu zwängen. Derselbe Einwand liefse sich gegen die wissen-
schaftliche Erforschung jedes beliebigen Gegenstandes erheben. Es handelt
sich um Feststellung des gesetzmäfsig Gewordenen in dem Mafse, in dem
wir es zu erkennen vermögen — nicht mehr und nicht weniger. Schlimm
ist es freilich, wenn die divisions arbitraires und factices sind. Aber wir
bestreiten, dafs jede Einteilung diesen Charakter notwendig trage — darum dreht
sich eben der Streit. — P. Meyer sagt Rom. 4, 295 : le meilleur moyen de
faire apparaître sous son vrai jour la variété du roman, c'est d'indiquer sur
quel espace de terrain règne chaque fait. Dem stimmen wir zu, wenn damit
die Methode, nach welcher der Stoff gesammelt werden soll, bezeichnet wird,
wenn damit die Vorbedingungen for jedes tiefere Eindringen in den Gegenstand
angegeben werden. Soll ds^egen mit jenen Worten das Ziel der Forschung
selbst bezeichnet werden, so müssen wir unsere Vorbehalte machen, denn
das Ziel jeder Wissenschaft ist fur uns die Erkenntnis eines kausalen Zu-
sammenhanges zwischen den Erscheinungen.
> Ganz in diesem Sinne sagt Gauchat, Ztschrift 14, 398, Tafel I: on
peut choisir les faits phonétiques de manière à faire croire à une topographie
des dialectes. Mais ce serait une fausse conclusion.
184 A. HORNING,
sein mag, als unberechtigt erscheinen mufs. Angenommen nämlich der
Dialekt A unterscheide sich durch zehn Merkmale von dem Dialekte
B und die Scheidung sei eine so scharfe, dafs die Ausbreitongs-
flächen dieser zehn Merkmale sich genau decken, während die
Ausbreitungsflächen der Merkmale, die B eigen sind, ebenfalls voll-
ständig zusammenfallen. Auch gegen diese anscheinend voll-
kommene dialektische Abgrenzung liefse sich der Paris'sche Ein-
wand mit demselben Rechte wie gegen jede andere weniger voll-
kommene ins Feld führen. Legt man, so liefse sich einwenden,
statt der Merkmale i — 10 von A die Merkmale 11 — 15 zu Grunde,
die A mit B gemein hat, so erhält man eine verschiedene Gruppi-
rung, die auch einen Teil von B umfassen würde. Folglich sind
die Gruppen A und B Produkte einer willkürlichen Combination.
Das Irrige der Paris'schen Schlufsfolgerung liegt für uns darin,
dafs die gesammte Masse der traits linguistiques, so wie sie heute
vorliegt, für die Einteilung und die Erkenntnis als gleichwertig
betrachtet wird. Auf die historischen Bedingungen, auf die Zeit
ihres Entstehens wird nicht eingegangen. Es ist noch iiomer der
Standpunkt der abstract - logischen , systematischen Klassifizirung.^
Für uns ist eine Sprachgrenze (um von Dialekten hier nicht zu
reden) etwas zeitlich bedingtes, das nicht immer war und nicht
immer sein wird. Wer es ablehnt, auf die zeitliche Aufeinander-
folge der Erscheinungen einzugehen, der scheidet aus der ganzen
Frage dasjenige aus, worauf es eben vorzugsweise ankommt. An-
genommen die pikardisch-wallonische Sprachgrenze sei im 12. Jahr-
hundert dadurch entstanden, dafs die pikardischen und wallonischen
Sprach complexe mit einander in Berührung kamen, so können als
unterscheidende Merkmale nur diejenigen in Frage kommen, durch
die damals beide Complexe sich von einander unterschieden. Als
beide Sprachtypen sich in der oben angegebenen Weise allmählich
differenzirten , so blieben viele althergebrachte, beiden Gruppen
gemeinsame Merkmale (z. B. e > lat. 0, / > lat. en^^ns.) von dieser
DifFerenzirung unberührt Legten \vir unserer Einteilung jene
ältesten Züge zu Grunde, so würden wir das unbeachtet lassen,
* Auf diesem Standpunkte steht im Ganzen auch H. Paul, der in seinen
Principien der Sprachgeschichte* S. 40 z. B. sagt: „Ziehen wir in einem zu-
sammenhängenden Sprachgebiete die Grenzen für alle vorkommenden dialek-
tischen Eigentümlichkeiten« so erhalten wir ein sehr complicirtes System
mannigfach sich kreuzender Linien. Eine reinliche Sonderung in Hauptgruppen,
die man wieder in so und so viel Nebengruppen teilt, ist nicht möglich".
In anderen Stellen kommt der historische Gesichtspunkt zur Geltung, doch
ohne rechte Consequenz und Klarheit. — In seiner Etude sur les Change-
ments Phonétiques stellt sich Paul Passy auf den Paris*schen Standpunkt,
doch meint er S. 18 „partout oü il y a une barrière naturelle un peu impor-
tante, les dialectes se séparent nettement" (nach P. Meyer Roman. 5, 504 le
cas où un fait physique établit une limite est peu fréquent). Interessant ist
die Thatsache, dafs die Mundarten der Pikardie und der Ile-de-France
scharf von einander geschieden sind, „depuis les environs de Creil jusqu'au
delà de Verbene, par le cours de TOise, à tel point que les habitants des
deux côtés de la rivière ont quelque peine à se comprendre*'.
Cber dialektgrenzen im romanischen. 185
was die Hauptsache ist, die mit der Zeit eingetretenen Unterschiede
zwischen beiden Complexen, es \\iirde die historische Thatsache
ignorirt, auf deren Feststellung es allein ankommt. Es würde in
diesem Falle der sprachliche Zustand zur Darstellung kommen,
welcher der Differenzirung vorausging, während der Name Sprach-
grenze eben die Bezeichnung ist für die in bestimmter Zeit auf-
tretenden, durch zusammen\virkende Ursachen bedingten sprach-
lichen Unterschiede. Wir wählen bestimmte Züge (z. B. ka > lat
cü, if > lat. câf s vor Kons, u. s. w.), weil sie allein jene histo-
rische Thatsache zum Ausdruck bringen, und deshalb ist die Aus-
wahl keine willkürliche. Ein leeres Spiel wäre es nur dann, wenn
wir Grenzen ansetzten, ohne uns auf diesen historischen Stand-
punkt zu stellen. Dafs bei einem derartigen Verfahren Irr-
tümer unvermeidlich, zahlreiche Fragen schwer zu lösen, andere
vielleicht unlösbar sein werden, dies alles können wir zugeben,
ohne dafs dadurch das Ziel der Wissenschaft verrückt werde.
Wie es Merkmale gibt, die älter sind als die Zeit, in welche
die Entstehung jener Sprachgrenzen fällt, so gibt es auch wieder
solche, die jünger sind. Wir behaupten nicht, dafs jene Sprach-
grenzen für alle Zeiten sich ihre historische Selbständigkeit wahren
werden. Es mögen sich neuerdings sprachliche Prozesse heraus-
bilden, die jene Sprachgrenzen durchkreuzen und mit der Zeit
\*ielleicht völlig aufheben. Es wird aber dadurch an der Thatsache
ihrer einstigen historischen Selbständigkeit nichts geändert So,
z. B. gibt es im Lothringischen gewisse œ - Laute, die sich über Teile
der von mir mit A, B, C bezeichneten Gruppen erstrecken. Der
Einwand, dafs, wenn man dieses Merkmal zum Einteilungsprinzip
machte, eine ganz andere Gruppirung zu stände kommen würde, ist
deshalb nicht stichhaltig, weil sich diese ¿r- Laute erst neuerdings
herausgebildet haben, nachdem jene Gruppenbildung vielleicht Jahr-
hunderte bestanden hatte. Durch die spätere Entwicklung kann
die relative Selbständigkeit einer früheren Entwicklung als historische
Thatsache nicht in Frage gestellt werden. ^ Es ¡st demnach ein
unwissenschaftliches Verfahren, wenn Gauchat Ztschrift 14, 348 auf
dem Grunde einer Untersuchung des heutigen Lautstandes weniger
Ortschaften, wobei von jeder historischen Kritik abgesehen wird
und alle Lauterscheinungen als gleichwertig betrachtet werden, den
Schlufs aufbaut, dafs es so etwas wie Dialekte nicht gebe und dafs
allein die ,topographie des faits linguistiques pris isolément' eine
Realität besitze.
Die Bedingungen, unter denen sich die Volkssprachen heute
entwickeln, sind wesentlich von denjenigen verschieden, denen sie
* So macht es Joret wahrscheinlich, dafs die Grenzen von ca and ce in
der Normandie , die heute zum Teil divergiren , einst zusammenfielen , und
auch Gilliéron scheint Rom. 12, 401 zuzustimmen. Hier hätte demnach früher
eine coïncidence bestanden, die heute verwischt ist. Für uns ist freilich jene
coïncidence nicht fortuite, kein Spiel des Zufalles.
1 86 A. HORNING,
im Mittelalter unterworfen waren. Im Mittelalter (wenn anders die
Hypothese über die Sprachcentren Anspruch auf Wahrscheinlichkeit
erheben darf), gravitirte die ganze Bewegung um gewisse Mittel-
punkte, die bald eine centrifugale, bald eine centripetale Kraft aus-
übten. Heute liegen die Dinge anders: Die Bevölkerung hat sich
bedeutend vermehrt, die Verkehrsverhältnisse wurden völlig umge-
staltet. Der Verkehr auch zwischen den noch Patois redenden
Orten wird immer mehr durch die Schriftsprache vermittelt^ Die
Folge ist, dafs diese Mundarten immer mehr sich selbst überlassen
bleiben. Neuerdings entstandene Lautprozesse kreuzen vielfach
die vor Jahrhunderten entstandenen Sprachgrenzen und bedrohen
sie in ihrer Existenz. Wenn es überhaupt einen Zustand der
Sprache gibt gleich dem, den Paris un développement linguistique
livré à lui-même nennt , so suchen wir denselben nicht in der Ver-
gangenheit, gleichsam in der Entstehungszeit der Mundarten,
sondern weit eher in der Zukunft, als letztes Ziel der sprachlichen
Entwicklung oder Auflösung der Patois.
Ist unsere Auffassung der Aufgaben der Dialektforschung
richtig, so bestehen die engsten Beziehungen und Wechselwirkungen
zwischen der allgemeinen Geschichte und der Dialektologie: beide
Wissenschaften fördern einander gegenseitig und arbeiten einand^
in die Hände. Durch die eigenartige Gruppirung der Mundarten
in den Vogesen ist z. B. die historische Thatsache ermittelt worden»
dafs die romanische Colonisation nicht von Norden oder Süden,
sondern von Westen über die Berge des Wasgau vordrang, und
zwar ging der Anstofs hierzu von verschiedenen Punkten aus: nur
so erklären sich die bedeutenden sprachlichen Unterschiede zwischen
den verschiedenen Gruppen und ihre scharfe Abgrenzung. Es kam der
Augenblick, wo die verschiedenen Ausbreitungsflächen mit einander
in Berührung traten, und so bildeten sich die heutigen Sprach-
grenzen. Diese historischen Vorgänge werfen anderseits Licht auf
manche sprachliche Erscheinungen, so z. B. auf den auffälligen Wechsel
zwischen der Monophthongirung und der Diphthongirung von betont.
Ci fi Çi welcher vor allem die verschiedenen Gruppen kennzeichnet.
Jener Wechsel erklärt sich daraus, dafs unter denjenigen franzö-
sischen Ortschaften, von denen die Colonisirung ausging, die einen
bereits den Monophthong durchgeführt hatten, während die andern
noch an dem Diphthong festhielten. Die sprachlichen Begrenzungen
verlieren so, um mit Schuchardt Literaturbl. 13, 319 zu reden, den
Anschein der Zufälligkeit ; wir lernen die Bedeutung der räumlichen
Grenzen der Spracherscheinungen erkennen. Freilich sind uns damit
die letzten Gründe noch nicht erschlossen, warum die Produkte von
fj f, Ç nur in gewissen Gegenden zum Monophthong übergingen ; aber
es ist eine wichtige Vorfrage gelöst. Denn wenn es jemals gelingen
^ Immer seltener wird auch der von Gilliéron Roman. 12, 397 erwähnte
Fall werden, qu'il y a des patois qui en absorbent d'autres en vertu d'une
affinité sociale.
ÜBER DIALEKTGRBNZEN IM ROMANISCHEN. 187
soll, die tieferen Bedingungen jenes Wandels klarzulegen, so muís zuvor
festgestellt sein, in welchen Ortschaften sich jene Monopthongirung
selbständig vollzogen hat und in welche Gegenden sie als fertiges
lautliches Produkt durch den Verkehr eingeführt wurde. — Auch
über das relative Alter der Lautwandlungen kann uns jene dialek-
tische Gestaltung Aufschlufs geben: die Frage wurde schon oben
in Bezug auf gewisse ¿r- Laute aufgeworfen. Aber auch für das
Alter der erwähnten Monophthongirung werden Anhaltspunkte ge-
wonnen, wenn es gelingt, die Zeit zu bestimmen, in welche der
Beginn der Romanisirung der östlich von den Vogesen gelegenen
Striche fallt Auf diesem Wege wird es vielleicht auch gelingen,
das Dunkel aufzuhellen, das über der Entstehung und Ausbreitung
des Wandels von f/, //, u. s. w. zu cy, py und von iss zu ;f , í liegt
Zum Schlufs sei es gestattet, die Geschichte der Frage, welcher
dieser Artikel gewidmet ist, kurz zusammenzufassen: £s gebührt
P. Meyer das Verdienst, das Problem mit Schärfe gestellt, falsche
Lösungen, sofern sie die Klassifizirung der Sprachen mit derjenigen
der Naturwissenschaften identifizirten , abgelehnt und durch nach-
drückliche Betonung der richtigen, bereits von Ascoli befolgten
Methode (faire la géographie des traits linguistiques) die dialekto-
logische Forschung bedeutend gefördert zu haben. Klärend wirkte
auch Schuchardt durch den Hinweis, dafs die Sprache in ihrer
räumlichen Ausbreitung kein natürlicher Organismus, sondern eine
Funktion, ein soziales Produkt sei. So sehr wir indessen die Ver-
dienste P. Meyers und Paris nach dieser kritisch - methodischen
Seite anerkennen, so vermögen wir doch ihren Ansichten, sofern
sie die positive Seite der Frage betreffen, nicht beizupflichten. Der
Keim der richtigen Lehre liegt für uns nach dieser Seite in dem
Worte Ascoli's von der (relativen) historischen Selbständigkeit, die
er für das Franko-Provençalische in Anspruch nimmt £s gab dann
Gröber in seiner Centrentheorie wichtige Fingerzeige, auf welche
Weise man sich eine solche sprachliche Selbständigkeit entstanden
und bedingt zu denken habe. Endlich haben neuerdings an-
gestellte dialektologische Untersuchungen das Ergebnis zu Tage
gefordert, dafs es Mundartgrenzen gibt Die Thatsache der
Existenz von Dialektgrenzen, die nach historischen Gesetzen ent-
standene Mittelglieder zwischen den einzebien traits linguistiques
und dem gesamten linguistischen Complex der romanischen
Sprachen sind, darf jetzt als gesichert betrachtet werden, mögen
die Ansichten über Wesen und Entstehung derselben noch so sehr
auseinandergehen. Die Fi age, ob es historisch selbständig ent-
wickelte Dialekte gibt, wird sich hingegen erst dann beantworten
lassen, wenn genaue und umfassende Aufnahmen einer gröfseren
Anzahl von Sprachgrenzen vorliegen.
A. Horning.
Beiträge zur Eenntnis des Amerikanospanischen.
I.
Die Grundlagen der Entwicklung des AmerìkanospanÌBohen.
Die Ausbreitung der spanischen Sprache in Amerika seit dem
Anfang des i6. Jahrhunderts bietet viele Analogien mit der Aus-
breitung des Lateinischen über die westlichen Mittelmeerlânder.
Hier wie dort geht ein kulturell überlegenes Volk mit allen Mitteln
der rohen Kraft und der politischen Schlauheit schonungslos er-
obernd gegen fremdartige Völkerstämme vor. Der Ausbreitung der
politischen Herrschaft, die durch zahlreiche — hier wie dort historisch
unkontrollierbare — Kolonistenzüge gestützt wird, folgt die Aus-
breitung der Sprache. Und abeimals ist es nicht die klassische
Sprache der höheren Bevölkerungsschicht, sondern die allgemeine
Volkssprache, welche die Grundlage für die neue Entwicklung
bietet Freilich dürfen wir hier eine Verschiedenheit nicht ver-
gessen. Das Lateinische hatte den Höhepunkt seiner litterarischen
Ausbildung schon erreicht, als die eigentliche Romanisiemng
der meisten Provinzen sich vollzog, nur Italien selbst, Sizilien,
Sardinien und teilweise Spanien wurden schon vor dieser Zeit mehr
oder weniger vollständig romanisiert. Dagegen beginnt die Haupt-
kolonisationszeit für das ganze spanische Amerika schon im zweiten
Viertel des i6. Jhs., während die klassische spanische Schriftsprache
zwar schon vollständig vorbereitet, aber noch nicht ausgebildet war,
vorausgesetzt, dafs man, wie gewöhnlich, Cervantes, Lope de
Vega und Calderón als deren Representanten ansieht. So finden
wir denn in allen spanischen Ländern Amerikas eine Menge ge-
meinsamer Worte und Formen, die nicht mit dem heutigen Kasti-
lianischen verglichen werden dürfen, sondern aus dem Alt span i sc hen,
bezw. der Volkssprache des lò. Jhs. zu erklären sind. Andrer-
seits wird es uns nur in seltenen Ausnahmefallen — vielleicht nie
— gelingen Formen, die auf einzelne spanische Landschaften be-
schränkt sind, in Amerika wieder zu finden, — wie wir ja auch
zwischen der gemeinsamen Grundlange der romanischen Sprachen
und dem rustiken Latein einzelner italienischer Distrikte unter-
scheiden müssen.
BSTTRAGE ZUR KENNTNIS DES AMBRIKANOSP ANISCHEN I. 189
Wie die Wissenschaft erst allmählich die Einzelheiten des
Vulgärlateins aus den spärlichen Angaben des Altertums und aus
Rückschlüssen aus der romanischen Fortsetzung herauskonstruiert
hat, so wird es die Aufgabe der Wissenschaft sein, auch das Volks-
spanisch des lö. Jhs. wieder herzustellen. Diese Aufgabe dürfte
jener schon ziemlich gelösten an Schwierigkeit kaum nachstehen.
Der Unterschied zwischen der gemeinsamen Grundlage der roma-
nisdien Sprachen und dem klassischen Latein ist bei weitem nicht
so grofs wie der zwischen dem Volksspanisch des 16. Jhs. und dem
heutigen Castellanischen , mit dem man das klassische Spanisch
vom Anfang des 17. Jhs zu identifizieren pflegt. Man denke nur
an die äufserst verwickelte Frage der Aussprache der s, z^ c, ç des
Spanischen im Zeitalter der Kolonisierung Amerikas; auch das
heutige jota {x) des Spanischen hatte seine Entwicklung aus den
mannigfaltigen Grundlagen i, s (j\ //, x, x) noch nicht abgeschlossen.
Wir kennen mehr oder weniger genau die Wege dieser lautlichen
Entwicklungen, aber auf welchem Standpunkt befanden sie sich
grade in den für Amerika entscheidenden Jahren, die wir noch
nicht einmal bestimmt angeben können?
Es ist häufig behauptet worden, dafs für das Amerikano-
spanische insbesondere die Sprache von Andalusien und Estremadura
loafsgebend sei, weil Cadiz der Hauptauswanderungshafen jener
Zeit war und grade jene Provinzen die heutige kastilianische
Scheidung von z und s (ß-^ s) nicht anerkennen , und somit hierin
mit der amerikanischen Aussprache übereinstimmen. Dem gegen-
über mufs ich bemerken, dafs erst auf Grund ernsthafter historischer
Untersuchungen festgestellt werden müsste, ob wirklich vorwiegend
Sûdspanier nach Amerika gekommen seien, femer ist noch nicht
be%viesen, dafs die heutige andalusische Aussprache mit der des
16. Jhs. identifiziert werden darf; wovon das Gegenteil höchst
wahrscheinlich ist Für Chile speziell ist eine starke ursprüngliche
Einwanderung aus Nordspanien sichergestellt durch die zahlreichen
baskischen Namen grade der besten Familien des Landes. Im
Allgemeinen halte ich es vorläufig für viel wahrscheinlicher, dafs
die Besiedler der neuen Welt aus allen Provinzen Spaniens ziem-
lich bunt und gleichmäfsig gemischt waren, was entschieden eine
sprachliche Ausgleichung zur Folge haben mufste. Die heutige
scharfe Unterscheidung von nur zwei j-lauten, nämlich ^ (stimm-
loser interdentaler Reibelaut) und s (stimmloser meist apicosupra-
alveolarer Reibelaut) ist nach meiner Oberzeugung sehr jung und
verdankt ihre von Castilien ausgehende Verbreitung über das ganze
Königreich wohl lediglich dem Schulunterricht, da die Volkssprache
aller spanischen Provinzen, mit Ausnahme der beiden Kastilien
und eines kleinen Teiles der angrenzenden Gegenden , andere
Wege gegangen ist, die meist von der amerikanischen Einheit des
Lautes weniger verschieden sind.
Nach dem Gesagten müssen wir vorläufig annehmen, dafs
nach ganz Süd- und Mittelamerika (mit Ausnahme Brasiliens) ein
190 R. LENZ,
und dieselbe Sprache importirt worden ist, deren charakteristische
Eigentümlichkeiten gegenüber dem modernen Kastellanischen in
der Aussprache, der Formenlehre und vor allem dem Wörterbuch
freilich im einzelnen noch festzustellen sind, sich aber jedenfalls
gröfstenteils aus den altspanischen Texten des 14. und 15. Jhs.
erweisen lassen werden.
Späterhin wird es freilich von Wichtigkeit sein herauszufinden
ob, wann, woher und unter welchen besonderen Bedingungen
gröfsere Zuzüge spanischer Kolonisten in einzelnen Gebieten statt-
fanden. Diese Aufgabe müssen wir hauptsächlich den Historikem
überlassen.
Ein eigentliches geistiges Leben hat im spanischen Amerika
bis zu Anfang unseres Jhs. nicht existiert; die litterarische Pro-
duktion beschränkte sich wesentlich auf die amtlichen oder nicht
amtlichen Schriftstücke der Gobemadoren und sonstigen höheren
Beamten, die sehr häufig nur auf eine bestimmte Anzahl von
Jahren aus dem Mutterlande in die Kolonien entsandt wurden.
Daneben haben wir die Urkunden der Lokalverwaltungen weltlicher
und kirchlicher Art. Von einem auf gröfsere Volksmassen einfiufs-
reichen Schulunterricht kann in keinem Lande unter der spanischen
Kolonialherrschaft die Rede sein. Nach alle dem ist es nur durch
steten Zusammenhang mit dem Mutterlande, vor allem durch den
Zuzug von Beamten und Missionären erklärlich, dafs überhaupt
das Spanische in Amerika wesentlich dieselbe Entwicklung ge-
nommen hat wie auf dem europäischen Festlande ; ich denke hier-
bei insbesondere an die Entwicklung des modernen jota {pc) aus
dem im Amerikanischen des 16. und vielleicht noch des 17. Jhs.
(wenigstens seiner ersten Jahrzehnte) vielfach nachweisbaren ¿, von
dem sich jedoch, soweit mir bis jetzt bekannt, heute im Amerikano-
spanischen keine Reste mehr finden. Ob das als/ erhaltene alte y
(neuspan. H) in argentinischen Texten x (d. h. dorso - postpalataler
oder dorso - velarer stimmloser Reibelaut) ist oder h (d. h. Glottis-
reibelaut) weifs ich noch nicht genau; ich vermute das erstere.
Ob es aber, gleichviel mit welcher von beiden Aussprachen, auf
andalusischem Einñufs beruht (wie ich noch vor kurzem in meiner
Rezension von Lentzners Tesoro im Litbl. f. germ. u. rom. Phil.
angab) ist doch sehr zweifelhaft, da das alte y im 16. Jhs. zweifel-
los noch nicht ganz verstummt war und diese Aussprache ebenso
gut aus anderen span. Provinzen importiert werden konnte, in denen
sie heute verstummt ist. Hat doch das Chilenische in einigen
Punkten seiner Lautent>\'icklung eine geradezu bis ins Verblüffende
gehende Obereinstimmung mit dem Andalusischen ,1 aber grade
* Ich denke an die Schicksale des s. Das Andalusische war mir bis-
her nur aus Machados (Dem o filo s) Sammlung der Cantes Flamencos
und seiner Fonética andaluza (Bibl. de las Tradiciones Populares Españ-
olas Bd. V) bekannt. In diesen Tagen erhielt ich die Rezension über Wulffs
Chapitre de phonétique avec transcription d'un texte andalón,
die Herr Professor Schuchardt die Güte hatte mir zuzusenden. Aus ihr
BETTRÄGB ZUR KENNTNIS DES AMERIKÂNOSPANISCHEN I. ICI
von dem alten f (aufser in huir = xuir das wohl durch Formen wie
fiäj fuiste^ fué gehalten sein könnte) keine Spuren. Wenn das
Amerikanospanische im Allgemeinen so sehr vom Andalusischen be-
einflufst wäre, warum zeigen sich denn dann in Peru keine Spuren
davon ? Warum findet sich auslautendes » in » verwandelt in Spanien
an verschiedenen Punkten unabhängig, in Guatamala, in Peru —
aber nie in Chile ? Warum findet sich der andalusische Verlust des
5 in Chile und Argentinien, in Ost -Mexiko und Cuba — aber nie
¡n Perú? Alles das beweist nur, wie Schuchardt in der unten
zitierten Rezension sehr richtig ausführt, dafs die lautliche Ent-
wicklung an verschiedenen Punkten der Erde, bei ganz verschiedenen
Sprachen und Racen immer wieder in denselben Geleisen verläuft,
welche durch irgend welche physischen, physiologischen oder
psychologischen Gesetze dem Redenden aufgez\\Tingen werden,
olme dafs er es weifs. Mit Recht verlangt Schuchardt (1. c),
dafs die Wissenschaft diese Geleise der Entwicklung an und für
sich darlegen soll, wie ich es in meiner Abhandlung über die
Palatalen (Kuhns Zeitschr. f. vergi. Sprachf. XXIX) versucht habe.
Ich werde weiter unten ausführen, dafs ich für die Schicksale des
5 in Chile und Argentinien ethnologische Gründe verantwortlich zu
machen wage.
Es ist klar, dafs also die Abweichungen des Amerikano-
hispanischen vom Kastellanischen zunächst auf sogenannter spontaner
Entwicklung beruhen können. Aber es ist notwendig in jedem ein-
zelnen Falle zu untersuchen, ob wir nicht mit dem Worte „spontane"
Entwicklung nur unsere Unkenntnis verdecken wollen. Gibt es
denn überhaupt eine spontane Lautentwicklung? Streng genommen
nicht Denn alles Geschehen hat seine Gründe; imd wenn es
erlaubt ist von spontaner Lautentwicklung zu reden, so ist das nur
in dem Sinne gemeint, dafs der Lautwandel nicht durch die Nach-
barlaute veranlafst, also nicht assimilatorisch ist, sondern durch
sonstige uns unbekannte innere Gründe bewirkt
Unter diesen Gründen ist die ethnologische Beeinflussung
ebenso leicht theoretisch als möglich einzusehen, wie schwierig in
der Praxis exakt zu beweisen. Es ist klar, dafs sich bei ganzen
Völkern, welche eine neue Sprache erlernen, eben dieselben Er-
scheinungen zeigen müssen, wie bei einzelnen Individuen. Das
heifst, wie der Engländer die deutschen Laute, der Deutsche die
französischen, welche seiner Muttersprache fehlen, mehr, oder weniger
ersehe ich, dafs Wulff in Andalusien fast genau dieselben Übergangsstufen
des schwindenden s gefunden hat, die ich schon vor einem Jahre im zweiten
Kapitel meiner Chilenischen Studien niedergelegt habe. (Deren Abdruck
in den Phonetischen Studien Band VI nun endlich erfolgen soll, wie mir
Herr Prof. Vi e tor mitteilt). Ich mufs hier überhaupt die Fachgenossen um
Nachsicht ersuchen , wenn sie in meinen Arbeiten oft die Kenntnis der
neueren und auch fachwissenschaftlicher älterer Litteratur vermissen sollten.
Ich bin hier an den Ufern des stillen Ozeans ganz ausschliefsHch auf meine
eigene BibUothek angewiesen und nicht im stände mir alle die Werke zu
verschaffen, deren Einsicht mir nützlich wäre.
192 R. LENZ,
genau durch ähnliche eigene Laute wiedergibt, oder sich die
fremden wenigstens durch Anpassung an die ihm geläufige Arti-
kulationsart mundgerecht macht, anstatt sich redlich zu bemühen
die fremde Artikulation in allen ihren Einzelheiten zu erwerben,
wie es der Phonetiker anstiebt; so wird auch das Volk, das zur
Annahme der Sprache seines Siegers gezwungen wird, bei ver-
schiedener Artikulationsbasis und -art sich mit Lautsubstitutionen
behelfen. Die Gefahr hierzu ist am gröfsten, wo die Laute der
beiden Sprachen nicht völlig verschieden, aber auch nicht völlig
gleich sind. Denn ein ganz fremdartiges Lautsubstitut würde die
Verständlichkeit aufheben oder doch arg beeinflussen; und bei
ziemlich grofser Ähnlichkeit wird dasselbe leicht mit einer der ver-
schiedenen bei jedem Laute in jeder gröfseren Sprachgruppe vor-
handenen Spiel- oder Abarten zusammenfallen.
Es handelt sich nun zunächst um die Frage, ist solche ethno-
logische Beeinflussung in Amerika möglich und wahrscheinlich, oder
nicht; mit andern Worten, sind die heute in Amerika spanisch redenden
Menschen Abkömmlinge von Spaniern, von Indianern oder andern
Völkern, bezw. Mischlinge aus verschiedenen Racen ? Die Antwort auf
diese Frage ist viel schwerer und verwickelter, als man auf den ersten
Blick sehen mag. Die ethnologischen Verhältnisse der neuen Welt sind
noch recht wenig bekannt. Die Ethnologen von Fach haben genug
mit den vielen noch gänzlich ungelösten Fragen der Verwandschaft
der reinen Indianer zu thun; die Historiker und Geographen be^
gnügen sich mit oberflächlichen Angaben, deren Quellen recht
verschiedener Natur sind, und endlich die Bevölkerungsstatistiker
amerikanospanischer Herkunft sind unzulässig und verdächtig, selbst
da wo sie objektive bessere Angaben machen könnten. Denn im
allgemeinen gibt es für den Ilispanoamerikaner keine schlimmere
Beleidigung, als wenn man ihn in den Verdacht bringt Indianer-
oder gar Negerblut in den Adern zu haben.
Man wird kaum jemals mehr als schätzungs^^■eise erfahren, wie
viel europäische, speziell spanische Besiedler vor dem Anfang
unseres Jahrhunderts nach Amerika gekommen sind ; ich habe bis-
her noch nicht einmal eine solche annähernde Schätzung gefunden.
Sicher ist, dafs die Zahl der eingewanderten Frauen noch unver-
hältnismäfsig viel geringer ist, als die der Männer. So waren
denn die Conquistadorcn und ersten dauernden Ansiedler wesent-
lich auf Verbindung mit Indianerinnen angewiesen. Hatten nun
die Mütter auch spanisch gelernt, so war ihre Aussprache doch
leicht von der Muttersprache beeinflufst, und der Einflufs der
Mutter auf die erste Spracherlemung ist ja viel gröfser als der
des Vaters. So ist es denn wohl kein Zufall, dafs grade das, wie
es scheint, über fast ganz Südamerika verbreitete Wort für den
Säugling und das kleine Kind im allgemeinen guagua (in Chile
gesprochen wauwa, 7e' = engl, tv mit dorso - postpalataler Engen-
bildung) aus dem Keshua stammt, wo es gradedas Wort ist, mit dem
die Mutter, nicht auch der Vater, das Kind bezeichnet (vgl.
BETTRÄGB ZUR KENNTNIS DES AMERIKÂNOSP ANISCHEN I. I93
Middendorf Wb. der Keshuaspr. Leipz. 1890. p. 417). Selbst
wo auch die Mutter echte Spanierin war, stand der Einflufs der
indianischen Sprachen auf das Spanische des Kindes noch zu be-
fürchten durch indianische Wärterinnen und Dienerinnen, die oft
noch mehr Einflufs haben als Vater und Mutter zusammen-
genommen. ^ Unter diesen Umständen ist es gradezu merkwürdig,
dafs der indianische Einflufs im Spanischen im allgemeinen so
gering zu sein scheint.
Im Einzelnenen ist nun aber das Verhältnis z^vischen den
Europäern und den Indianern in den verschiedenen Gegenden
Mittel- und Südamerikas offenbar ein sehr verschiedenes. Ich mufs
hier leider bekennen, dafs mir zuverlässige Angaben für die
genauen Einzelheiten aus den meisten Gegenden noch fehlen —
sie dürften überhaupt schwer zu erlangen sein. Meine eigene
direkte Beobachtung erstreckt sich nur auf Chile, indirekt, d. h.
durch glaubwürdige Zeugen auf Perú, Ecuador und Argentinien.
Soviel ich bis jetzt sehe, müssen wir nach der Art ihrer Bevölke-
rung die hispanoamerikanischen Länder in drei Gruppen teilen,
wobei die ganz unzivilisierten indianisch redenden Bewohner ganz
aufser acht bleiben, nämlich erstens: solche Länder, in denen
der Weifse sich verhältnismäfs wenig mit dem Indianer gemischt
hat, und dieser letztere von Natur friedlich zwar auf einer gewissen
Kulturstufe sich befindet und der Staatseinrichtung des Weifsen
gehorcht, mit dem er auch in Verkehr tritt betreffis Austausch von
Produkten und Waaren, aber doch im ganzen isoliert in anderen
Gebieten wohnt und nicht zur Annahme europäischer Kultur und
zum Aufgeben der Sprache zu bewegen ist; zweitens: solche Länder,
in denen der Indianer an und für sich etwas niedriger und dem
Europäer feindlich gegenübersteht, aber kulturfahig ist und dann seine
Sprache und Sitten aufgibt und kastellanisiert wird : drittens : solche
Länder, in denen der Indianer zwar leicht europäische Kultur
angenommen hat, aber über den Weifsen numerisch so überlegen
ist, dafs das Indianische eigentlich als Hauptlandessprache zu gelten
hat, über dem das Spanische nur als offizielle Regierungssprache steht
Zu den Ländern der ersten Sorte gehören Peru, Bolivien,
Ecuador, wahrscheinlich auch Columbien und Venezuela,
also in erster Linie die Länder des alten Inkareiches. Der
Weifse wohnt hier in den Niederungen der Küste und in einigen
Gebirgstälern, der Keshua- und Aimaráindianer dagegen am Gebirgs-
abhang und auf der Hochebene, wo er seinen Ackerbau und sein
kleines Handwerk treibt, aber der eigentlichen europäischen Kultur
einen zähen passiven Widerstand leistet und bei seiner Sprache
verharrt. Zur zweiten Gruppe gehört Chile und wenigstens teil-
weise Argentinien. Während noch im Anfang des siebzehnten
Jahrhunderts der Verfassser der ersten araukanischen Grammatik Padre
* Man kann das hier an den eingewanderten Deutschen vielfach beob-
achten. Selbst wo beide Eltern streng auf Wahrung des Deutschen halten,
sind die ersten Worte der Kinder fast ohne Ausnahme spanisch.
Zeitschr. f. rom. Phil. XYII, I^
194 R* LENZ,
Luis de Valdivia von der Ausbreitung der araukanischen Sprache
von Coquimbo im Norden bis Chiloé im Süden redet und z.B.
Proben der Sprache aus dem Gebiet von Santiago bringt , ¡st
heutzutage die araukanische Sprache auf ein verhältnismäfsig sehr
enges Gebiet im Süden zurückgedrängt. Die spanisch redende
Bevölkerung wird heute auf nahezu 3 Millionen geschätzt, die der
Indianer auf nur 50000. Es ist nun kein Zweifel, wenngleich es
der Chilene nicht gerne hört,* dafs die Hauptmasse der niederen
Landbevölkerung Chiles fast reine Indianer sind, welche nur ihre
Sprache vergessen und ihre Lebensweise ein wenig verändert haben,
und noch heute kann man an der Frontera zwischen Angel,
La Victoria und Traiguén täglich sehen, wie sich der Araokaner
allmählich in den Chilenen verwandelt. £r braucht nur seine
Landestracht und seine Sprache zu tauschen. An der Gesichtsfarbe
und den Zügen findet man oft keinen Unterschied zwischen dem
„echt chilenischen" Bewohner des Zentrums und dem »Jndio** des
Südens ; wenngleich natürlich auch die Landbevölkerung mehr oder
weniger stark mit Europäerblut vermischt ¡st. Während also in
Perú neben der herrschenden, regierenden Europäerbevölkenmg
der reine Indianer steht, gibt es in Chile ein niederes Landvolk
spanischer Zunge, aber wesentlich indianischer Abstammung.
Zur dritten Gruppe gehört Paraguai, dessen indianische
Bevölkerung teilweise schon frühe die europäische Kultur durch
Vermittlung der Missionare empfangen hat und dadurch den ein-
gewanderten Europäern gegenüber einen gewissen Anspruch auf
Gleichberechtigung macht. Infolge dessen ist das Guaraní bis
heute die Landes- und Umgangssprache des niederen Volkes,
welche nun, durch das Spanische beeinflufst, nicht nur viele Sub-
stantiva von den Europäern angenommen hat, sondern sogar das
ganze Zahlensystem (das Guarani hatte früher ein jetzt fast ganz
vergessenes etwas unbequemes Fünfersystem cf. Pequeño Ensayo de
la Gramática del Idioma Guarani, Por los Padres del Seminario,
Asuncion (del Paraguai) 1891./. 10) und selbst Worte wie bueno^
mismo y algún, cada, entero ^= todo) aufgenommen hat
In den Ländern der ersten Gruppe, ich weifs es wenigstens
ganz bestimmt von Peru, hat die Indianersprache abgesehen vom
Vokabular so gut wie keinen Einñufs gehabt auf die kastellanische
Aussprache der herrschenden Klasse. Das peruanische Spanisch ist,
soweit ich es nach der Aussprache und den Angaben meiner
peruanischen Zuhörer kenne, fast ein reines Kastilianisch. Aofser
^ Sehr mit Unrecht, denn es ist wohl kein Zweifel, dafs das chilenische
Volk seine Überlegenheit über die anderen Staaten Südamerikas, seine viel
solidere Grundlage eben dieser innigen Racenmischnng verdankt. Die Arao-
kaner haben durch ihre jahrhundertelangen Kämpfe mit den Spaniern ein
solches Mafs von Tüchtigkeit und Tapferkeit gezeigt, dafs es wahrlich nicht
unehrenhafter ist von solcher Race abzustammen, als von dem zweifelhaften
Gesindel, das im Gefolge der Conquistad oren aus Geldgier und Raublust nach
dem unentdeckten Erdteil kam.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES ÀMER1KÀNOSPANISCHEN L I95
dem Znsammenfall des s und z in ein ziemlich hoch alveolar arti-
kuliertes apikales s mit tiefem Eigenton, das also wohl genau dem
Kastilianischen entspricht, kenne ich nur noch den Wandel des
auslautenden n in » {iavj uv, bieii) und Neigung zu echter Diph-
thongbildung bei at und au als charakteristische Unterscheidungs-
merkmale, die das Peruanische aber wohl mit manchen anderen
europäisch -spanischen Gebieten teilt. Intervokales d scheint dort
noch mindestens ebenso fest zu sein wie in Madrid; d. h. es fallt
höchstens in der Endung -ado aus.
Ober die Länder der dritten Gruppe, zu denen aufser
Paraguai vermutlich auch die angrenzenden Gebiete Nordost-
argentiniens, vielleicht auch Uruguai gehören (während der
Nordwesten Argentiniens als altes Inkaiand wohl zur Perú - bolivia-
nischen Gruppe gehört) kann ich mir aus Mangel an Angaben
und Hilfsmitteln kein Urteil erlauben. Doch halte ich es für wahr-
scheinlich oder wenigstens möglich, dais sich dort Einñüsse des
Guaraní bemerkbar machen.
Am interessantesten sind zweifellos die Verhältnisse in Chile
und dem sprachlich nahe verwandten Zentral- und Südargen-
t in i en. Die in Betracht konmiende Indianersprache ist hier das
Araukanische, das in Chile heute nur noch südlich vom
37. Breitegrade, in Argentinien am Ostabhang der Anden wohl
noch etwas weiter nördlich und in der Pampa gesprochen wird,
und etwa bis zum 45 ^ nach Süden reichen mag. Ich halte es, wie
ich schon in meinen Chilenischen Studien mehrfach angegeben
habe, fur sehr wahrscheinlich, dafs die chilenische (und argenti-
nische) Volksaussprache des Spanischen viele ihrer charakteristischen
Züge dem Einflufs des Araukanischen verdankt, aber auch sonst
selbständig weiter entwickelt ist und wohl den eigenartigsten Zweig
bildet, der vom kastilianischen Stamme ausgegangen ist. Man kann
wohl behaupten, dafs ohne den bewufsten Einflufs der Gebildeten,
unter denen seit den Bestrebungen Andrés Bello 's im zweiten
Viertel unseres Jahrhunders eifrig „Kastellanisch" studiert wird, das
sich selbst ûberlassene Chilenische alle Anlage gehabt hätte sich
zu einer neuen eigenen romanischen Sprache auszubilden. Man
behauptet jetzt hier , die Aussprache der Gebildeten sei seit den
letzten fünfzig Jahren bedeutend besser, d. h. kastilianischer ge-
worden, aber weit her ist es damit noch nicht Insbesondere
entgehen der Korrektur vollständig solche Aussprachfehler, die in
der spanischen Orthographie keinen besonderen Ausdruck finden
können, wie die chilen. Aussprache des / als x ^^^ X ^^^ ^ ^^^ '»
d. h. medio- und praepalataler Frikativ statt des postpalatalen oder
velaren, der hier nur vor a 0 u, in Spanien, und so auch in Peru
vor allen Vokalen gebraucht wird.
13^
tÇO k. LENZ,
M.
Der Einflius des Araukanisohen
auf die Entwicklung des ohilenisohen Spanisch.
Einleitung.
Die Frage nach der Möglichkeit oder dem thatsächlichen
Vorliegen ethnologischer Einflüsse auf die Sprachentwicklung ist
schon oft ventiliert worden. Theoretisch ist, wie wir schon oben
gesehen haben, gegen die Möglichkeit oder vielmehr gegen die
Wahrscheinlichkeit derselben nicht das geringste einzuwenden. Es
liegt also sehr nahe, in der Sonderentwicklung eines romanischen
Dialektes auf eigenartiger ethnologischer Grundlage, den Einflufs
der Artikulationsart der zu Grunde liegenden (und auf romanischem
Gebiet fast immer ganz verschwundenen) Sprache zu sehen. Aber
so wie wir an konkrete Fälle herantreten, so häufen sich die
Schwierigkeiten. Das gallische Keltisch, dem man so oft den
Wandel von ¿ > « zugeschoben hat , ist recht wenig bekannt und
nun gar über die genaue Artikulation dieses oder jenen Lautes
der so wenig bekannten Grundlage etwas zu sagen, ist kaum
möglich. Wir sind auf Rückschlüsse angewiesen, die uns z. B. in
diesem Falle w^egen der mangelnden Palatalisierung vor « < ö auf
ein vom neufranzösischen grundverschiedenes ü mit hinterer Zungen-
hebung und mangelnder Lippenrundung fuhren ;i eine Artikulation
die wir bis in die Zeit als bestehend anzunehmen haben , wo die
Palatalbewegung der Konsonanten des Französischen ihren Ab-
schlufs gefunden hat, imd die sich durch eine — erst nachzu-
weisende^ — Abneigung gegen Lippenrundung im Keltischen
erklären würde; denn nur beim Bestehen dieser Abneigung wird
beim Versuche ein ü zu sprechen jenes hintere ü auftreten. Ähn-
lich wenn nicht noch unsicherer , steht es mit dem Wandel y* >• h
in Spanien und der Gascogne, der auf iberischem FJnflufs beruhen
soll — wenn er nur nicht erst zu einer Zeit einträte, wo von einer
wirksamen iberischen Grundlage eigentlich kaum mehr gesprochen
werden kann! — und anderen mehr.3 Ich halte also Thurneysens
(1. c. p. 13) skeptisches und vorsichtiges Vorgehen bei aller Aner-
kennung der theoretischen Möglichkeit für den einzig richtigen
Standpunkt.
Hier in Amerika liegen nun die Verhältnisse viel günstiger.
Die bei der Veränderung des Spanischen in Betracht kommenden
Sprachen sind nicht so unbekannte Dinge, die den Hypothesen
Thor und Thür öffnen, wie das Altkeltische, sondern noch heute
lebende Sprachen. Die Zeit der Beeinflussung liegt nicht über ein
Jahrtausend von uns entfernt, sondern zwei bis drei Jahrhunderte,
^ cf. meine Ausführungen in Kuhns Zts ehr. f. vgl. Sprf. XXDC p. 46.
' cf. Thurneysen, Keltoromanisches. Halle 1884. p. IG f.
• cf. Kuhns Ztschr. XXIX p. 50.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES AMERIKANOSPANISCHBN I. IQ?
oder vieimehr sie besteht noch heute fort. Wir kennen speziell
die araukanische Sprache, von der Bevölkerung selbst mapuce, das
heifst „(Sprache der) Leute des Landes" genannt, recht gut
aus den Grammatiken der Missionäre. ^ Schon bei oberflächlicher
Sachkenntnis war mir im Verlaufe meinei Chilenischen Studien
im Anfang vorigen Jahres auf Grund der Angaben der besten der
Grammatiken, derjenigen von Febrés, wahrscheinlich geworden,
dafs grade einige der auffallendsten Entwicklungen des Spanischen
in Chile wohl auf Einflufs der Aussprache und Artikulationsart
des Araukanischen beruhen durften. Genaueres kann ich jetzt
sagen, nachdem ich auf einer eigens zu diesem Zweck unter-
nommenen Reise an die Frontera in CoUipuUi Gelegenheit ge-
funden habe, wenigstens einige des spanischen mächtigen Indianer
zu belauschen und abzufragen.
kleine Vermutung ist mir zur persönlichen Gewifsheit geworden
und ich will im Folgenden das Material zur Beurteilung den Fach-
genossen vorlegen. Ich mufs zu diesem Zweck allerdings die
Hauptzüge der Chilenischen Lautlehre aus den Chilenischen
Studien (inVietors Phonet. Studien Bd. VI) hier wiederholen, da
ich dieselbe wegen der unfreiwilligen Verzögerung des Druckes noch
nicht als bekannt voraussetzen kann. Für die genauen physiologischen
Beschreibungen der chilenischen Laute verweise ich auf jenen Aufsatz.
Um das gegenseitige Verhältnis der araukanischen und spa-
nischen Aussprache festzustellen, haben wir abgesehen von der
direkten Beobachtung und Vergleichung beider Aussprachen von
heutzutage noch einige historische Hilfsmittel, die wir berück-
sichtigen müssen, weil es ja nicht unmöglich wäre, dafs dieser oder
jener Zug der heutigen Aussprache erst ganz jungen Datums wäre,
» ARTE Y GRAMÁTICA GENERAL DE LA LENG VA QVE corre
en todo el Reyno de Chile, con vn Vocabulario, y Confessonarìo (sic!)
Compuestos por el Padre Luys de Valdiuia de la Compañía de Jesus en la
Prouincia del Piru . . . . En Lima por Francisco del Canto. Año. 1606. (In
Facsimile-neudruck von Piatzmann, Leipz. Teubner 1887).
ARTE DE LA LENGUA GENERAL DEL REYNO DE CHILE.
CON UN DIALOGO CHILENO-HISPANO MUY CURIOSO : A QUE SE
AÑADE ... UN VOCABULARIO HISPANO - CHILENO, y un CALEPINO
Chileno - Hifpano mas copiofo. COMPUESTO POR EL P. ANDRES
FEBRES MISIONERO de la Comp, de JESUS. Año de 1764 En
LIMA, en la calle de la Encarnación. Àfio de 1765.
1846 in Santiago de Chile neu und nach Verbesserungen des R. P. Fray
Antonio Hernández Calzada herausgegeb. von P. Miguel Angel
Astraldi. Ein einfacher Neudruck wurde besorgt von Juan M. Larsen
in Buenos Aires 1884.
CHILIDUGU SI VE RES CHILENSIS, VEL Descriptio Status tum
naturalis, tum civilis, cum moralis Regni populique Chilensis, inserta suis locis
perfectae ad Chilensem Linguam Manuductioni. 1777 Monasterii Westphaliae
. . . . opera P. Bernardi Haves ta dt. Neugedruckt in Facsimile von
Platzmann 1883. Leipz. Teubner.
Einige weniger wichtige Nachdrucke derselben Grammatiken habe ich
übergangen. Genaueres hoffe ich später einmal in einer neuen Grammatik
des Araukanischen bieten zu können.
iq8 r. lenz,
insbesondere auch, weil thatsächlich einige Lautentwicklungen Mittel-
chiles durchaus unabhängig sein müssen von dem Einñufs des Arau-
kanischen. Die Hilfsmittel sind i) die Angaben der Grammatiker
über die araukanische Aussprache vom Anfang des 17. Jahrhunderts
(Valdivia) und von der zweiten Hälfte des 18. Jhs. (Febrés
Havestadt).
2) Die Behandlung der spanischen Lehnwörter im Arauka-
nischen (hierbei bin ich ebenfalls wesentlich auf die in den Wörter-
büchern, bes. bei Febrés, angeführten Wörter angewiesen, da
meine eigene Beobachtung des heutigen Araukanisch noch zu
gering ist).
3) Die Behandlung der araukanischen Lehnwörter im Chile-
nischen (auch diese kann noch nicht ganz vollständig sein, da mein
im Entstehen begriffenes Wörterbuch der Chilenismen noch lange
nicht abgeschlossen ist).
IIL
LautLehre des Araukanischen.
Unter den vier Dingen, welche die Erlernung des Araukanischen
leicht machen, erwähnt Luis de Valdivia (í^ t, r^ nach dem
Facsimile Platzmanns): „La quarta, que toda la diffìcultad de
esta lengua no consiste en mas que en sauer pronunciar, vna vocal
imperfecta, y vna consonante que frequentan mucho estos Indios:
a las quales en breues dias se haze el oydo y se aprenden, y con
solas las reglas que se ponen en el capitulo primero desta Arte
donde se trata de la pronunciación y ortographia, se acertaran a
pronunciar aun sin auerlas oydo. Otras tres consonantes que estos
pronuncian algo diferentemente que nosotros, son muy faciles como
se vera." Im ersten Kapitel „de la pronunciación y orthographia"
(f^ 7. r^) wird dann der Vokal ù ganz vorzüglich beschrieben:
„estos Indios pronuncian vn sonido medio entre la (e) y la («) y
vsan muy h'equentemente del, hiriêdole antes y despues con las
letras consonantes, al modo que nosotros herimos las cinco vocales;
y aunque es menester oyrle para percebirle, y acertarlo a pronunciar
biè con todo esso se puede dar regla para saberle pronunciar, y
es, que teniendo los labios abiertos y sin menear los cosa alguna
y juntos los dientes de arriba con los de abaxo el que quiere
pronunciar este sonido, pretenda pronunciar de proposito («) y el
sonido que saliere tal qual fuere esse es el que pronuncian estos
Indios. Y después que se haga el oydo a el con facilitad, y sin cuy-
dado, aunque esten los dientes apartados, se pronunciara: y diífe-
renciase el sonido perfecto de la (i^) de esse suso dicho en que
la (u) quinta vocal pide necessariamente para su pronunciación
fruncir algo los labios. Pero esta sexta vocal desta lengua, pide
lo contrario, que no aya mouimiento alguno en ellos" .... y ha se
de aduertir que quando esta sexta vocal se junta a otras vocales, suena
algo a modo de g^ como en este vocabulo Relüe^ que significa siete,
y en otros". Besser kann auch ein moderner Phonetiker dieses ä
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES AMERIKANOSPANISCHEN I. IQQ
der Trautmannschen vierten Vokalreihe nicht beschreiben; eine Ver-
bindung energischer Zungenartikulation des u, bis zu Frikativbildung
am Gaumensegel, mit indifferenten spaltförmig geöffneten Lippen.
Weniger gelungen ist die Beschreibung des eigenartigen Kon-
sonanten (fo 7. vO); er soll dem g in ga^ gOy gu wie es die ^angoso^^
sprechen, ähnlich sein ; pero diferenciase en que el golpe que noso-
tros damos para dezir (^a, go^ gu) no es gutural, sino en medio
de la boca, „pero estos Indios le pronuncian gutural". Valdivia
transkribiert den Laut g; es ist ein dorso-velarer Nasal v. Die
übrigen eigenartigen Laute sind nach Valdivia (fo 8 r^) ein den-
tales /, n (arrimando la punta de la lengua a los dientes, lo qual
no tiene la primera pronunciación nuestra (d. h. das spanische /, n)
que se forma cô la punta de la lengua en el paladar alto) und ein
apiko-praepalatales / (y al contrario quando los Españoles pronun-
ciamos, üi, ie, ti le. arrimamos la punta de la lengua a los dientes :
pero estos Indios para su segunda pronunciación destas sylabas
arriman la punta de la lengua al paladar alto). Valdivia trans-
kribiert 7, n, /; lafst aber die beiden ersten meistens unbezeichnet,
da sie von den spanischen Lauten /, n (die allerdings nicht apico-
praepalatal, sondern nur alveolar sind) die sich im Araukanischen
ebenfalls finden (ebenso wie dentales /) zu wenig verschieden seien.
Es finden sich selten im Araukanischen (fo 8 v^) ^ (wie in
¿"^î i^^ á^')» ^» y» /i ^ ^^^ ^ (wobei interessant wäre zu wissen ob
Valdivia mit y und x noch verschiedene Laute (z und s) meint
oder nur von den Buchstaben spricht). Ebenso das starke an-
lautende spanische r (ra, re, n\ ro ru cö la fuerça que nosotros
la pronunciamos). „De la r, vsan en el sonido q nosotros en
estas palabras, araná, quiero^ & e, y también la aprietan vn poquito
mas, pero por ser tan poca la diferecia, no se haze señal en el
character de la r." Aufserdem spricht Valdivia noch etwas un-
deutlich von der Schwierigkeit der häufigen Verbindung von zwei
Konsonanten im Anlaut und im Auslaut von Silben, durch welche
aber keine neue Silbe entstehe.
Der Padre Andrés Febrés fafst als geborener Katalane
manche Laute etwas anders und genauer auf als der Spanier
Valdivia. Die Aussprache des ù beschreibt er sehr ähnlich wie
sein Vorgänger und wohl unter dessen Einflufs (p. i der Originalaus-
gabe): „Su pronunciación se hace teniendo los labios algo abiertos,
y sin moverlos, procurando pronunciar de proposito nuestra vocal
tf . . . . Casi del mismo modo pronuncian los Catalanes la / de estas
palabras Amant, Dient, que los Indios la ù de àntù^^\ im übrigen
solle man cùme, tùcun etc sprechen fast wie qme, icun, wie andere
(d. h. z. B. Valdivia) und zuweilen auch er selbst schreiben. Dieses
sind eben Beispiele der von Valdivia erwähnten Verbindung
zweier Konsonanten im An- oder Auslaut, die keine besondere
Silbe bilden. Das ù hat nämlich, wie keiner der Grammatiker
klar angibt, sich aber aus der Anwendung entnehmen läfst und ich
aus eigener Beobachtung mit Bestinmitheit sagen kann, zwei Funk-
200 R. LENZ,
tionen im Araukanischen, nämlich erstens als voller Vokal z. B. r¿/¿,
der Weg (Valdivia schreibt rputí)^ und zweitens ist es der Indiñcrenz*
vokal der Araukaner, der bei allen schwierigen Konsonantenvei-
bindungen im Anlaut, und auch sonst oft, eingeschoben wird. Beide
Funktionen sind allerdings wegen der schwankenden Betonung des
Araukanischen bei der Wortzusammensetzung nicht ganz klar zu
trennen ; also antù gesprochen ánt9 (als reduzierten Vokal bezeichne
ich es p) mit deutlich explosivem / am Ende, dem eine Art voka-
lischen Gleitlautes folgt — das ist es, was Febrés mit seinem Vei-
gleich des katalanischen Amant meint. [Valdivias t schreibt
Febrés ih „y se hace tocando la punta de la lengua à Io alto
del paladar".
Das seiner Häufigkeit wegen, wie Febrés (p. 2) richtig sagt,
für das Araukanische charakteristische ìì schreibt ox g\ „se pronuncia
en lo mas adentro de la boca, abriéndola un poco, y tocando la
punta de la lengua en las encias de los dientes de abaxo ....
Esta pronunciación es gutural (es sollte heifsen nasal), al modo de la
de los Gangosos, y algo semejante à esta latina Sancitis, en la n^ como
también à esta otra catalana, iinchy sanch, en el sonido de la n^.
Es gibt nach Febrés (p. 3) aber noch ein anderes g^ von
ihm geschrieben gh\ es wird gesprochen wie käst, ga, gOy gu^ ita-
Uenisch ghe , ghi\ . . . „mas lo dicen un tantito mas suave". Ein
auf dieses gh folgendes u soll immer u sein. Es ist hiermit, wie
aus den Beispielen ersichtlich, derselbe velare stinmihafte Frikativ-
laut gemeint, der nach Valdivia oft das à begleitet; Febrés
schreibt relghe^ ghùlmeriy coyaghtun^ Valdivia relue, ùlmen, coyaüiun\
d. h. das frikative Element des // tritt stärker hervor im Anlaut
und bei halbvokalischer Funktion; ich schreibe den Laut (nach
der vielfach angenommenen Transkription des reduzirten g im nord-
deutschen Tage) q.
„No usan en su Lengua el ja , jo , ßiy ni el ge, gì castellano,
ni la J, X, Zy ni tampoco la B, ni la F^ antes en vez de estas
dos usan de la v consonante ... la qual mas adentro, acia Valdivia,
la pronuncian un poco mas fuerte, que se parece mas à la F...
weiter im Norden spricht man es v,
Luis de Valdivia schreibt als Spanier diesen Laut unbedenk-
lich by d. h. es ist bilabialer Reibelaut, der im Araukanischen dia-
lektisch, oft aber auch in demselben Worte derselben Gegend
seinen Stinmiton mehr oder weniger vollständig verliert, ein ähnliches
Schwanken des Lautes in bezug auf den Stimmton wie wir es im
spanischen anlautenden / und v in bezug auf die Verschlufsbildung
finden. Ich habe denselben Indianer in demselben Worte in ganz
gleicher Verbindung bald i9f)ay bald t9q>a (Demonstrativpartikel)
aussprechen hören. Solche Lautschwankungen sind eine interessante
physiologische Erscheinung, auf die meines Wissens noch nie nach-
drücklich hingewiesen ist Sie kommen dem sprechenden Indivi-
duum nicht zum Bewufstsein, was man deutlich daran sieht, dafs
der Spanier, wenn er nicht besonders darauf aufmerksam gemacht
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES AMERIKANOSP ANISCHEN I. 20I
wird, ein vorgesprochenes va bald als ba, bald als ha wiederholt
und vorgesprochenes aba sicher durch aba ersetzen wird.
Das aiaukanische r wird nach Febres (p. 5) in allen Stel-
lungen weder so hart (tan duro) gesprochen wie in rayo , parra,
noch so weich (tan suave) wie in para y Maria ^ mar, „sino en un
medio, doblando algo la punta de la lengua arriba^ ò à un lado**.
Das rein dentale / und n werden von Febres gelegentlich
erwähnt, aber als unwesentíich gewöhnlich nicht bezeichnet.
Zum Schlufs spricht er noch von dem häufigen Schwanken
zwischen 0 und u, n und ä, / und //, (d. h. /'), ih und ch ; (suelen
los Indios mudar la r en // y mas en el ja, jo, ju Catalan, ò già
Italiano, ò gè, gì Frances, para hablar melindroso que se parece
à la j, como duca, juca por rtua etc.) Letzteres heifst soviel, dafs
das arauk. r ein hochalveolares apikales 2, zwischen i und Ò
(stimmhaftem, dentalen Reibelaut) schwankt Für diesen Laut fehlte
dem Spanier eine einfache Bezeichnung; 8 (geschrieben d) scheint
ebenso wenig genau zu entsprechen wie das von Febres im Wörter-
buch thatsächlich mehrfach angewendete j (katalan. = i).
Gegenüber den Angaben des Katalanen Febres fallen die
des deutschen Paters Havestadt recht dürftig. Einige haben
jedoch insofern ein gewisses Interesse, als letzterer auch die spa-
nischen Laute beschreibt; so p. 2 (des Neudruckes) (t... valet
tantundem ac c vulgare positum ante e & / ; aut quantum s, p. 3.
g vor e, i sowie j und ji* . . . pronuntiantur ferme ut ä, . . . Hispani
habent ejus (sc. litterae H) sonum & aspirationem , eamque satis
fortem . . . tijeras, trabajo . . . pronuntiantur uti a Germanis legitur :
tiheraSy tr alacho. Dabei ist auffallend, dafs Havestadt nicht auf
das deutsche ch verweist, es aber trotzdem in trabacho schreibt.
Es wäre übrigens nicht unmöglich, dafs der Unterschied in der
Transkription der beiden Wörter auf die wohl damals schon
existirende Unterscheidung des j im Chilenischen tiyieras aber
trdbaxo zurückginge. Ob daneben die Unterscheidung von -v und
y, von der H. p. 5 spricht, wirklich noch lautliche Geltung hat , ist
mir zweifelhaft. Er sagt : „.v vor Vokalen profertur aliquanto durius
magisque quam jota; licet inter ipsas alioqui magna sit cognatio;
nisi quod litera x est magis gutturalis". Ebenso ist es mir höchst
zweifelhaft, ob mit der Bemerkung (p. 6) : „2 interdum sonat asperius
quam r, aut s\ & quasi Gallorum z\ saepius tarnen sonum obtinet
eundem cum ^\ etwa stimmhafte Aussprache des z gemeint sein
soll, die für frühere Zeit in einigen Stellungen ja wahrscheinlich ist
Charakteristisch für den Deutschen ist es, dafs er — wie ja
noch manche Phonetiker bis heute — die Natur des ch verkennt
(p. 2) : ch . , , efFertur ut a Germanis . . . isch, ita ut extremum linguae
(also wohl die Zungenspitze gemeint, was ganz falsch ist für das
span. cK) oris palato illidatur, ac dentés labiaque magis compri-
mantur, quam in sonando ch Gallorum. Er sprach eben, wie ge-
wöhnlich die Deutschen ts statt c, daher denn auch die ganze
202 R. LENZ,
falsche Angabe (p. 4): „ì (womit Febrés ¿h gemeint ist) aeqaivalet
ch^ nam in nullo differì". £r kann also die im allgemeinen mit
Febrés übereinstimmenden Unterscheidung der indianischen Wörter
mit ch oder ¿h (c oder Í) nur nach schriftlichen Aufzeichnungen
spanischer Padres gemacht haben. — Mangelhaft ist auch die
Angabe g (Febrés' g = v) effertur ng. Vom // heifst es p. 5:
,,pronuntiatur ut t vel ut u Gallorum: vel pronuntia u latinum &
ordinarium, uti in hac voce cuculus^ apertis labiis at dentibos
clausis"; dagegen soll es vor Vokalen wie span, y in mayor oder
deutsch (besonders Kölnisch) g in gegeben lauten. £r schreibt es
dann ú: relue j lamûefi (F ab ré s.* relghe, lamghen). Im Auslaut soll
û wie h gesprochen werden (d. h. q).
Aus diesen Angaben der Grammatiker und aus den Erfah-
rungen, die ich selbst im mündlichen Verkehr mit einigen Indianern
in Co Hip Ulli (Tal des Mallecoñusses also an der Nordgrenze der
heutigen Aracania, gemacht habe, ergibt sich folgendes LautS3rstem
des Araukanischen:^
Die Vokale und ihre Verbindungen.
Die Vokale des Araukanischen sind: u 0 a e i m\ m klingt
dumpf und neigt bisweilen zu e\ zwischen u-o und e^i finden sich
oft Schwankungen, tu ist als reduzierter Vokal sehr häufig; ich
bezeichne es dann 9\ in halbvokalischer Funktion geht derselbe
Laut in ein velares q über, dessen charakteristisches Reibegeräusch
auch das anlautende tu mehr oder weniger stark begleitet Ver-
bindungen von mehreren Vokalen sind sehr beliebt, bis zu 4 und
mehr hintereinander; eigentliche echte Diphthonge scheinen aber
nicht vorzukommen.^
Bei allen Vokalen zeigt sich eine grofse Abneigung gegen
energische Kontraktion der Lippenmuskeln; die Öffnung ist immer
(auch bei u^ 0) mehr spaltförmig als gerundet. Die Zunge neigt
zur Hebung des hinteren Rückens gegen den vorderen Teil des
Gaumensegels. Die Vokale sind im allgemeinen mittelzeitig, die
betonten etwas länger, etwa gleich den langen Vokalen des Nord-
deutschen oft übermäfsig verlängert Der Akzent schwankt je nach
der Wortzusammensetzung, im allgemeinen ist bei konsonantischem
Auslaut die letzte volle (nicht 9 enthaltende) Silbe, bei vokalischem
Auslaut mehrsilbiger Stammwörter die vorletzte Silbe betont Bei
weitem die meisten Silben lauten vokalisch aus, konsonantischer
Auslaut findet sich soviel ich sehe häufig mit n, m, /, seltener mit
//, o, Uy Í, q, âf 2, Nasalvokale fehlen.
^ Wie schon oben bemerkt, hoffe ich später noch eingehendere Studien
über die indianische Landessprache Chiles und ihre Dialekte zu machen, für
den vorliegenden Zweck scheinen mir die bisher gewonnenen allgemeinen
Kenntnisse zu genügen.
> Wegen meiner Auffassung von den echten Diphthongen mnfs ich aof
das betreffende Kapitel meiner Chilenischen Studien verweisen.
BEITRAGE ZUR KENNTNIS DES AMERIKANOSP ANISCHEN I. 203
Das Konsonantensystem.
Artikulationsstelle
£xpl<
sth.
3sivae
StI.
Fricativae
sth. stl.
Nasales
sth.
Laterales
sth.
labiam + labium
/
ii{^)w
b*ip(f)
m
>
apex + dentés
SP
t
5
n
/
„ -4- alveolae
t
n
/
„ + praepalatum
t"
?(?)
./{!)
tùS
0
dorsum + praepalatum
V
c
n
/'
•mm
„ + mediopalatum
„ + postpalatum
X
k
y
„ + velum
K
9
n
Der erste Blick auf dieses Konsonantensystem zeigt uns zwei
grofse Lücken, die wir in keiner indoeuropäischen Sprache, wohl
aber ähnlich in vielen indianischen wiederfinden. £s fehlen fast
vollständig die stimmhaften Explosiven und die stimmlosen Frikativen.
In beiden Reihen haben wir nur einen Vertreter und von diesen
fallt ó wahrscheinlich mit S zusammen ;^ d. h. der betreifende Laut,
der übrigens soweit ich gesehen habe immer postdental, nie inter-
dental , schwankt zwischen mehr oder weniger imvollständigem
Verschlufs. Ein rf mit ganz festem Verschlufs kommt wohl nicht
vor. ^* oder (p ein mehr oder weniger stinmiloses í ist, wie schon
oben erwähnt, nicht als besonderer Laut zu betrachten, sondern
eine gelegentlich und dialektisch bevorzugte Variante des i; ob
y, labiodental, in den südlichen Dialekten vorkommt, weifs ich noch
nicht genau ; auch das Vorkommen des labiodentalen v statt b ist
mir nicht ganz sicher, aber wahrscheinlich ; so dafs wir vier Varianten
desselben Lautes hätten.
Ob das Schwanken zwischen postdentalen und alveolaren /, n, l
wirklich den Sinn differenzierend vorkommt, oder gelegentlich
individuell, oder an bestimmte Nachbarlaute gebunden ist, weifs
ich noch nicht. — Sehr charakteristisch sind die apico - praepala-
talen Artikulationen. / ist ein unreiner Explosivlaut, der dadurch
zu Stande kommt, dafs die Verschlufslösung nicht mit der ganzen
Zungenspitze gleichzeitig, sondern von der Mittellinie anfangend
vorgenommen wird. Der Laut habe also eine gewisse Ähnlichkeit
mit c, von dem es sicher aber deutlich durch die tiefen Geräusche,
welche far die Apico-praepalatalen ebenso charakteristisch sind, wie
die hohen Nebengeräusche für die Dorsopraepalatalen. Der Laut
ist sehr häufig im Araukanischen. Ob das von den Grammatikern
erwähnte schwanken zwischen / (vielleicht wäre es richtiger /* zu
' Übrigens ist der Laut überhaupt selten, die Grammatiker transkribieren
ihn zuweilen auch mit s.
204 R. LENZ,
transkribieren und / für den reinen apiko-praepalatalen Explosiv zu
lassen) und c wirklich vorhanden ist oder auf Täuschung der hören-
den Spanier beruht, habe ich noch nicht konstatiren können. /* ist
sehr ähnlich dem südenglischen /r, nur dafs der araukanlsche
Laut ebenso momentan klingt wie ein echtes c, während engl, ir
in /rv deutlich / -f- ^ ist (und übrigens meist auch nicht ganz so
hoch artikuliert wird wie /").
Zf von den Ckammatikem r geschrieben, von Febres zuweilen
auch J (d. h. z), ist supraalveolar bis praepalatal mit tiefen Ge-
räuschen (also mehr einem i ähnlich als einem z).
Mit / bezeichne ich annähernd ein tiefes / (/) wie es in Nach-
barschaft eines tu oder ^ gebraucht wird — es ist also eine physi-
ologisch bedingte Abart, die nicht als eigner Laut aufgefafst wird.
Von den Grammatikern wird es nicht bezeichnet; ob die Artikn-
tionsstelle wirklich praepalatal ist, weifs ich nicht genau ; das Charak-
teristische des Lautes ist das Zuiückziehen und Heben des hinteren
Rückens und der Wurzel der Zunge, w, /' sind die reinen dorso-
praepalatalen („mouillierten**) Laute.
X, k, K sind physiologisch durch den folgenden Vokal (i'-a-av)
bedingt, und werden von den Grammatikern nicht unterschieden.
y der /-haltige y-laut ; weniger frikativ als norddeutsches /.
q ist teils reiner Konsonant (so nur vor d) teils halbvokalisches
;//, wie w halbvokalisches u mit Neigung zur Hebung der Hinter-
zunge, von den Spaniern hu oder gu geschrieben. Über « habe
ich schon oben gesprochen; es ist im Anlaut und Inlaut sehr
häufig; seltener im Auslaut.
Vergleichen wir das Lautsystem des araukanischen mit dem
des Spanischen, so fehlen dem Araukanischen folgende spanischen
I^ute :
h (im Span, fast nur noch ;?/), d, g; f(?), {h^ s, x\ r, rr (even-
tuell altspan. ¿, i). Dem Spanischen fehlen folgende araukanischen
Laute:
m, j; f (K), z, q\ (9)); l
IV.
Die spanisohen Lehnwörter im Araukanischen.
Um zu erfahren, welche Veränderungen der spanischen Wörter
notwendig waien, um sie dem Indianer Tnundgerecht zu machen, ^
wenden wir uns zur Betrachtung der spanischen Lehnwörter, wie
sie uns vor allem Febres in seinem Calepino Chileno-Hispano
aufgezeichnet hat. Yx hat dieses offenbar nur zu dem Zwecke
gethan, die indianischen Veränderungen seinen Landsleuten ver-
ständlich zu machen. Worte, die gar keine Veränderung erlitten,
führt er meistens nicht auf; so besonders die zahlreichen kirch-
lichen Ausdrücke, die doch wohl unter den Indianern meist nicht
populär waren und deren Verstümmelung den Missionären auch
wohl nicht genehm gewesen wäre. Das Wörterbuch Febres'
BEITRAGE ZUR KENNTNIS DES AMBRIKANOSPANISCHSN I. 205
Stammt aus dem Jahre 1764. £s ist aber wahrscheinlich, dafs er
dabei manches aus älteren handschriftlichen Werken seiner Vor-
gänger unverändert aufnahm. Im übrigen ist für die Lehnworte
die spanische Aussprache der zweiten Hälfte des 16. (und des
17.) Jhs. mafsgebend; denn um diese Zeit wurde wohl che Mehr-
zahl derselben aufgenommen. Ein den Worten nachgesetztes (H.)
bedeutet, dafs dieselbe Form sich in der von H er mandez (San-
tiago 1846 hsgg. von As trai di) verbesserten Auflage ebenso be-
findet ; vorangestelltes (H :) deutet auf nur hier auftretende Formen.
Die Vokale behandele ich ihrer Einfachheit halber nicht
besonders; sie zeigen nur das dem Araukanischen eigene Schwanken
zwischen e-i^ o^u^ gewöhnhch mit Bevorzugung des Letzteren.
Der Konsonantismus.
Keine Veränderung tritt ein, wo die Laute beider Sprachen
sich gleich oder fast gleich sind : \lichi (H.) — la leche, lichican (H.)
— sacarla. * \lumo (H : lomu) — lomo \mancu (H.) , mancun - dizen
de un Cavallejo manco, maltrado — dann aber auch allgemein
ohne verächtlichen Sinn; ein echtes Stallknechtswort des 1Ò. Jhs.,
das in ganz Amerika heimisch geworden ist als reines Substantivum,
mit mehrfachen Ableitungen wie mancarrón ^ mancarronada. Zoro-
babel Rodriguez in seinem Diccionario de Chilenismos (Santiago
1875) bringt es fertig das Wort für araukanischen Ursprungs zu
erklären — ein Beweis, dafs es wenigstens im guten Spanisch
nicht bekannt ist; ein Fehler, den Granada im Vocabulario Rio'
piálense (Montevideo 1890 p. 268) schon richtig gestellt hat
(H:) empachan^ empacho, empacharse.
(H:) peinelun, peinarse
femer: misa^ dios und mehrere andere Kirchenausdrücke.
Spanisches v und b wird meistens nicht durch v wieder-
gegeben, weil dieser Laut wegen seines zweifelhaften Stimmtons
und wohl auch wegen energischer Artikulation eher dem / ent-
sprach (daher H : convesan confesarse), sondern durch hu (d. h. w)
und zuweilen durch p.
v: ahüis (H.) — las alberjas (dieses war wohl die üblichere
Form des 16. und 17. Jhs. , so bis heute wohl in ganz
Amerika volkstümlich und oft gedruckt; santiaguinisch
arider xd),
uvad (H ; uvas) — dizen las ubas (sie !)
vela, la vela (sub verbo merun).
z;r/'ö-dicen por decir brea.
w : aghuasy ò aliuas (H) — habas.
cahuallu, o cahuellu (H) — cavallo.
huaca (H) — ganado, bacas (sic!), toros, bueyes.
huancu — el banco, asiento.
Uahuy (H.) — la llave, ò puerta, Ilahuyiun (H.) — encerrar,
Ò cerrar la puerta . . .
' Ich zitiere ganz genau nach der Orthographie des Feb res.
2o6 R. LENZ,
p, napur — el nabo (H: napûr — nabos).
(H:) capra^ capara^ capuja cabras.
(H:) pesitun dar ósculos, besar.
etípOf etipu (H : iriipu) — por decir estrívo.
dr machte den Araukanem grofse Schwierigkeiten:
paye — nos dicen à los PP. hablando con nosotros, ò
parde : patiru — dízen hablando de nosotros ; auch pachiru
erwähnt Febrés. Hermandez nennt neben paiiruz
pagh-re,
perdonan — perdonar, ò dar devalde, de limosna: otros
dicen pedronan, Hermandez schreibt ped-mofUm and
ebenso
(H :) Ped'fio statt Pedro, was wohl die lautliche Schwierig-
keit besser andeutet.
Spanisches g wird meistens gh transkribiert auch for die
Aussprache j in den Lesestûcken ighlesta, ghracia — abar
auch anghel^ virghen^ orighinaL Im Wöiterbuch : egkua —
dicen à las yeguas (hier entspricht es der Aussprache
ziemlich gut).
c acucha (H.) — ahuja (diese Orthographie sowie abuja häufig
in den Drucken des i6. — 18. Jhs.; dazu stimmt die Behand-
lung des Wortes volkstümlich wohl in ganz Amerika aúxa
und duxa^ ebenso auxéro, santiaguin. aú]^ero und áujuero).
(H :) yucu - el yugo ; yuculn-ha^cexXo.
(H:) cahansu garbanzo.
Spanisches s und z wird zuweilen beibehalten, gewöhnlich
aber durch ch (c) wiedergegeben, und so habe ich es in dem Worte
cumpiru selbst sprechen hören. Manchmal schreibt Febrés rund
i/, was beides mehr oder weniger z (ß, Ö) bedeutet.
s: curtisia (H: coltestä) — la montera, con q se hace cortesia
(die Mütze).
(H:) casun obedecer, hacer caso (das Wort ist vom Span«
auch ins Keshua eingedrungen in derselben Bedeutung
casuy cf. Middendorf Wb. p. 179).
mansu neben manchu (H : Druckfehler mansum für mansun
die heute gebräuchliche Form) — los bueyes (vom span.
manso).
(H :) mansana neben Febrés mancharía manzana (s. v. müquíS.
lazu (H.) neben lachu (H. ladu) — el lazo, látigo, lachuhm
lacear.
isca — dicen la yesca.
ispada (H. trpadd) — la Espada.
espuela espuela.
ancasn - llevar en ancas.
c {cH) charam, charampiru — sarampión, ò viruela.
chiñor — Señor, ò Español.
chiñura (H.) — qualquiera Española.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES AMERIKANOSPANISCHEN I. 20J
chumpi'ru (H.) — sombrero.
chincha (s. v. càliheln) cincha.
lachu^ I
manchu \ cf. oben unter s.
mancharía |
(H:) chilla^ silla; (H:) chillan^ ensillar.
r achur (H: ajus) — ajo (es soll der Plural sein wie H. auch
angibt).
(H :) pefniar pepitas.
(H:) irpada cf. oben unter s.
(H:) irtipu estribo.
d ubad (H. uvas) uvas.
(H:) ladu neben lachu^ lazu.
(H:) ledan neben iezan rezar.
Einmal steht eh fur si: cachilla — el trigo, por decir Castilla,
de donde les vino; und zweimal wird s vor Konsonant ausgelassen:
etipOy etipu ((H : iriipii) — por decir estrivo.
eiacahiu^ estacahue^ — un cuchillón , ò macheton , con que
hacen estacas.
Spanisches rr wird durch r ausgedruckt in carita (H.) —
carreta auch fur artilleria. (H:) charu jarro. Übergang von r im
Anlaut (d. h. span, rr) in /, (H:) ledan^ ltzan\ vor Konsonant calva
(H. cahansu) — garvanzos.
(H:) coltesia cortesia.
Spanisches y, x wird meist durch eh ausgedrückt, seltener
durch r, j, d. Alle diese Schreibungen weisen auf die alte Aus-
sprache mit Ì als Vorlage, denn heutiges x ersetzen die Araukaner
(ebenso wie viele Franzosen) durch k ; so hörte ich jarro : kazu^
Juan : koan.
ch: achur (H: ajus d.h. mit katalanischer Aussprache j == i)
ajos.
acucha (H.) ahuja.
chalma — enjalma, avio ò fuste. (H : chalman ensillar)
charu (H.) — qualquiera jarro.
r lUniir — las lentejas.
s d ovicha, avisa (H : ovid?i^ — la Oveja.
(H:) ahis las albeijas.
V.
Die chilenische Lautlehre verglichen mit der
arankanischen.
Vergleichen wir nun die Lautlehre des chilenischen Spanisch,
wie ich sie in den Chilenischen Studien eingehend behandelt
habe, mit der Arankanischen, so ergeben sich nach meiner per-
1 Mit hué bezeichnet der Araukaner eine allgemeine Beziehung (wie
Werkzeug, Gegenstand, Ding, Wohnort etc.) zu einem andern Substantiv-
oder VerbalbegrifT, also hier das Werkzeug zum estacas - machen.
208 R. LENZ,
sönlichen Überzeugung so viele Berührungspunkte zwischen dem
Chilenospanischen und der Indianersprache, dafs ich es für erlaubt
halte, die eigenartige Entwicklung des Spanischen in Chile eben
dem Einflüsse der zu Grunde liegenden Araukanersprache zuzu-
schreiben — mit anderen Worten: das chilenische Spanisch
(d. h. die Aussprache des niederen Volkes) ist wesentlich Spanisch
mit araukanischen Lauten! Diese Annahme wird sehr gestützt
durch meine Beobachtung, dafs die spanische Aussprache der
spanisch redenden Indianer, die ich abgefragt habe, sich durchaus
nicht von der der chilenischen Guasos unterschied, was bei ver-
schiedener Artikulationsbasis und -art sicher nicht der Fall ge-
wesen sein könnte.
Vokalismus des Chilenischen.^
Die reinen einfachen Vokale zeigen keine gröbere Verände-
rung. Wenn schon die Lippenartikulation des echten Kastilianischen
ziemlich schlaff ist (z. B. im Vergleich mit der französischen) , so
ist dem Chilenen jedes runde Zusammenziehen der Lippen unmög-
lich; nur beim 0, weniger beim «, werden die Lippen oft schlaff
gerundet vorgestülpt. Dabei ist allgemeine Neigung zur Hebung
des Zungenrückens nach hinten zu beobachten. Aus der Praxis
weifs ich, dafs dem Chilenen die englischen Vokale fast alle leicht
nachahmbar sind, während franz. œ ö ü fast unüberwindliche Schwierig-
keiten machen. Die Artikulationsbasis ist also genau die des Arau-
kanischen.
Vokalgruppen wie a(ij ei, oí werden zu áu^ éi\ ài', ai wird zu
ét\ fällt also nicht mit span, ài {traigo) zusammen; traido>tàHdo
oder íéido. ed, eó'^iá, io: peliándo y piore\ oá'7> uá\ almohada^
armmi,
Konsonantismus des Chilenischen.
1. Die stimmlosen Verschlufslaute pik bleiben unver-
ändert; il wird immer dem folgenden Vokal in der Artikulations-
stelle assimiliert (wie im Araukanischen) also kosa, kasa aber /ceso
(fast ^ieso) oder wenigstens xeso, kero (quiero) Tcita [quiia). ch (£)
bleibt unverändert; individuell neigt es zuweilen zu s oder zu /V.
2. Die stimmhaften Verschlufslaute h dg finden sich fast
nur nach den entsprechenden Nasalen w, n, i)\ h auch zuweilen,
wie im spanischen, im Wortanlaut bei nachdrücklicher Rede. Sonst
ist h V gesprochen h, bilabialer meist sehr lockerer Reibelaut; fost
oder ganz völliger Schwund in der Endung aho wie nao<nabo^
rao < rabo. Intervokales d wird fast immer sehr schwach artikuliert;
es lallt regelmäfsig in Verbindungen wie ádo^ áda^ ido, údo etc.
arnáoy ama^ kerio {querido) pelúo (peludo) ; dagegen bleibt es inmier
nach fallenden Vokalgruppen : léido < leido , kéido < caido etc. Im
1 Ich wiederhole hier nur ganz kurz die Hauptsachen der chil. Laut-
lehre und verweise im übrigen auf die ChilenischenStudien. Ich spreche
hier nur von der Aussprache des niederen Volkes.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES AMERIKANOSP ANISCHEN I. 20g
Gesänge wird von den Canioras (Sängerinnen) sehr häufig ein d
intervokalisch fsilsch eingeschoben, also keridá nicht nur = querida^
sondern auch fur das Imperfektum quería, d im Auslaut ist stumm.
dr im Inlaut wird qr oder ir pedre '> paqre und gewöhnlicher
paire (cf. oben die araukanische Aussprache des Wortes), was bei
Halbgebildeten übermäfsige Rückbildungen wie adre statt aire zur
Folge hat
g wird in allen Stellungen q oder^' (/) je nach der Artiku-
lationsstelle des folgenden Vokales, also: qatta, qustOy aber jei<i^
jinda. Intervokalisch zuweilen völliger Schwund, begünstigt durch
folgendes u : launa -< launa -< laguna^ au Una < Augustinas.
3. Die stimmlosen Reibelaute: y wird von vielen bilabial
gesprochen 9) ; vor u und oft vor 0 überwiegt dorso - praevelare
Engenbildung, j [x) assimiliert sich dem folgenden Vokal wie k
und g : ixa (hija) aber ayii (ö/i). jiente oft wie xjeniet mu^el {mujer),
s ist allgemein dorso - subalveolarer stimmloser Frikativ. Im Inlaut
zwischen Vokalen und im Anlaut bleibt er meistens erhalten ; doch
ist bei der niedrigsten Bevölkerungsschicht die Artikulation oft sehr
locker; der Laut wird dann mit Substitutionsenge im Kehlkopf
gesprochen, d. h. gehauchtes / und zuweilen vollständig zu h:
kasa >• kos a >• kaha ; suba > s u^a > hu{p)a {suba). Vor Konsonanten
und im Auslaut vor Pause ist vollständiges s immöglich ; es finden
sich alle möglichen Grade der Abschwächung, bis zum vollständigen
Ausfall, zuweilen unter Dehnung des vorhergehenden Vokals oder
des folgenden Konsonanten , also mis mo '^mi mo — mimo - mim^mo
(das m stimmlos anfangend) — mimmo (echt volkstümlich memO'
memo). Von den folgenden Konsonanten werden am stärksten
beeinfiufst die stimmhaften Reibelaute xu qan > xuxqan > xuxan
{juzgan) ; Wtalô > re (palò > retpalà {resbalíf). rexuauda > rétif auda
{uf stinmilos w mit deutlicher praevelarer Reibung) == resguarda.
Vor / schwindet s fast immer völlig (pôiporo <. fósforos auch in der
besseren Aussprache z. B. aòmófera <C atmosfera."^ Diese Behand-
lung des s ist der aufialligste Punkt der chilenischen Lautlehre.
Kein Gebideter ist im stände alle s ordentlich auszusprechen, es
sei denn mit bewufster Anstrengung. Stimmhaftes s kommt nie vor.
4. Von den stimmhaften Reibelauten ist über y nichts
zu sagen, als dafs es individuell zuweilen fast d! und bei andern
z wird; über í habe ich schon gesprochen, w^ geschrieben hu^
hu y VU y gu vor Vokal ist von mehr oder weniger starkem dorso-
praevelarem Reibegeräusch begleitet; nach Nasal tritt immer gw
oder gu ein, also huevón we%o ^ hueno^weno (aber auch bueno mit
festem Verschlufs im Satzanlaut) , vuelto > weMo , vergüenza >•
ter{g)wetfsa; aber un huevo '>uv guebo, un buei> uv guei^ un buen
vino > uw guem bino, envuelto > evgueuto.
> />d vor m n I, ebendort k'^g cf. Chil. Stud. IV.
ZeitMhr. f. rom. PhU. ZYII. I^
2IO
R. LENZ,
5. Für das r fuerte ist die gewöhnliche Aussprache \ der oben
beschriebene Araukanerlaut, apicosupraalveolar bis praepalatal locker
gebildet, zuweilen mit etwas mangelhaftem Stimmton. Das ein&die
r wird sehr reduziert vor d t n s^ welche dann die Artikulations-
stelle des r annehmen; also peusona ungefähr wie schwedisch rx.
soJdo^ ojfe, tierno klingen oft fast wie soddo^ atte^ tümo. Dieselbe
Aussprache hat in Mittelchile / vor Konsonant; also arma<ialma^
qorpe <. golpe\ cuto << alto ^ eusáltpado <, el sábado qXc, Nur vor ¿ und
/" (= eh und tr) bleibt / erhalten und vor c wird ursprüngliches
r in / verwandelt : marcha > malea , colchón > kolcon , corcho > Mèo
oder vielmehr mcU'ca^ koícon^ kol'co d. h. / wird der Artikulations-
stelle des c assimiliert ; xilt^o oder xilfso (ein kleiner Hund, KleffeF ;
wahrscheinlich araukanisches Wort), tr wird zu t^, dem oben be-
schriebenen Araukanerlaut (Febrés* th)\ ofo^ f aiqo<^ traigo etc.
Im Wortauslaut wird r zu einem mehr oder weniger vollständigen /:
andar > andal\ zuweilen zu einem undeutlichen n\ iendén<i vender»
6. Il (/) wird in Mittelchile zu y. ello > eyo. ñ bleibt erhalten
als 9i.
j. m n n (letzteres nur vor postpalatalen und velaren Ver-
schlufslauten) bleiben erhalten. Nur vor x und etwas weniger vor
s werden die Nasalen mit unvollständigem Mundverschlufs gebildet,
infolgedessen oft Nasalierung des vorhergehenden Vokals: ¿pofxa
und ¿pdxa<, esponja \ qanso und qäso<i ganso.
Es ergibt sich danach für das chilenische Spanisch mit Bei-
seitelassung der feineren Nuancen, die neben schwindendem s auf-
treten, wesentlich folgendes Konsonantensystem:
Ajtikiilationsstelle
Expie
sth.
>sivae
stl.
Fricativae
sth. stL
1
Nasales
sth.
Latenles
sth.
labium + labium
h
P
if w
<pi/i
m
apex + dentés
(^
t
S
n
apex vel
dorsum + alveolae
d (apikal)
t (apikal)
s (dorsal)
n (apikal)
/ (apikal)
supra alveol.
apex -4-
praepalat.
4 ru
tt'
?
î*
;â
dorsum -)- praepalat.
l k'
X
IÍ
(0
„ + mediopal.
X
i y
X
„ + postpal.
S
k
s
X
n
„ + velum
9
X
n
glo
ttis
h
Vergleichen wir dieses Lautsystem mit dem spanischen, so sehen
wir als neue Laute des Chilenischen die apico-praepalatalen f (= ir)
und \ (= rr) femer d t s n , die aber keine selbständigen Werte
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DBS ÂMBRIKANOSPÀNISCHBN L 211
haben, sondern durch örtliche Assimilation an.r {j) entstandene
physiologische Spielarten sind. Neu ist femer g, und h als Stell-
v^treier för j, sowie die Ângleichung des k, x und g (^) an
Vokale mit palataler Zungenrûckenhebung. Auch go ist nicht spanisch.
Von diesen nicht-spanischen Lauten sind /* l imd q (auch go)
araukanisch und h durch das Fehlen des s im Araukanischen ver-
anlafst Von den nicht-araukanischen Lauten des Chilenischen sind
Ò d g BJÌ die vorhergehend entsprechenden Nasalen m n v ge-
bunden; in dieser Stellung hat das Araukanische überhaupt keine
stimmhaften Explosiven und Frikativen.
Das araukanische / (/'') wird in den ins Spanische gedrungenen
Wörtern orthographisch entweder durch / oder durch ir gegeben.
Es finden sich thatsachlich manche Wörter mit beiden Aussprachen;
die mit / ist dann die gebildete, die mit /* die volkstûmlidiere ; so
in den Vogelnamen Unca und trenca^ d. h. ( oèha tiuqtu und trinque
(f iuque)\ ebenso talca und in Mittelchile farka der Donner, cototo
neben hof ô( o die Beule.
Durchaus gegen die Lautgesetze des Araukanischen
sind in der beschriebenen chilenischen (d. h. santiaguinischen) Laut-
lehre zwei Wandlungen, nämlich der Obergang des span. U m y^
während f doch ein im Araukanischen sehr häufiger Laut ist, und
der Wandel von / vor Konsonant in r (^) ; denn das Araukanische
kennt sehr wohl / vor Konsonant, dagegen kaum r (d. h. z) in
gleicher Stellung. Dazu stinmite das aus Hernandez zitierte coüesia
statt cortesia und ccüvanzu < garbanzo. Aber, was mir zuerst gegen
araukanischen lünflufs zu sprechen schien, erwies sich als eine der
stärksten Stützen meiner Annahme. Der Süden Chiles, die
Gegenden, in denen noch heute Indianer leben oder bis vor kurzem
lebten, kennt diese beiden Lautwandlungen nicht ü wird
an der Frontera, in Llanquinhue und Chiloé durchaus /' gesprochen.
Der Wandel von / vor Kons, zu r ist von mir an der Frontera
nicht beobachtet worden; er findet sich, nach glaubwürdigen An-
gaben, nicht in Llanquihue und Chiloé, wohl aber in der Stadt
Valdivia, wohin er wohl aus dem Norden importirt ist; so dafs
heute die Valdivianer in Chiloé gradezu mit dem Worte sordao
(d. h. soJdao statt solda(d)o) verspottet werden. Ich glaube somit
den Beweis erbracht zu haben, dafs die eigenartige lautliche Ent-
wicklung des chilenischen Dialektes fast in allen wesentlichen
Punkten deutlich unter dem Einñusse des Araukanischen steht ^
Noch eine Ergänzung steht fur die Zukunft aus. Die Araukaner
haben nämlich ihr Herrschaftsgebiet früher bis an die Mündung
^ Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dais der eine oder der andere
Punkt sich auch ohne die araukanische Grundlage in derselben Weise ent-
wickelt haben könnte. Grade die Ähnlichkeit in mehreren Punkten zu
gleicher Zeit ist das Wichtige. Der araukanische EinfluTs soll nicht die Art
der lautlichen Vorgänge im Chilenischen erklaren (jeder einzelne derselben
wird auch sonst nachzuweisen sein), sondern warum diese lautlichen Vor-
gänge grade hier in diesem Falle auftreten.
14*
212 R. LENZ,
des Rio de la Plata erstreckt (ob es am Ostabhang der Kordillere
noch weiter über Mendoza nördlich reichte, ist mir nicht bekannt).
£s ist danach anzunehmen, dafs sich auch auf argentinischem
Boden Einflüsse des Âraukanischen finden lassen. Mit Sicherheit
kann ich das schon jetzt von der Aussprache des j behaupten,
welche in Argentinien fast oder ganz gleich der chilenischen zu
sein scheint. Die andern Punkte entziehen sich meiner Beobadi-
tung, denn sie finden keinen Ausdruck in der gewöhnlichen Schrift,
selbst bei absichtlich volkstümlich geschriebenen und gedruckten
Texten. Auf Aussagen Fremder wage ich mich nicht zu verlassen
und zu eigenen Beobachtungen hat mir bisher die Gelegenheit
gefehlt Ich hoffe diesen Punkt später nachzuholen.
Nachtrag zu Kapitel I.
Schon jetzt bin ich imstande, meinen Bemerkungen über die
Grundlagen der Entwicklung des Amerikanospanischen einige
wichtige Nachträge und Berichtigungen nachzusenden, welche über
die ethnologischen Verhältnisse Chiles ein neues Licht werfen
werden. Ich verdanke die folgenden Angaben der besten, viel-
leicht der einzigen guten Quelle, aus der Belehrung über diesen
Gegenstand zu schöpfen war, nämlich mündlichen Mitteilungen
des gröfsten südamerikanischen Historikers der Gegenwart — eines
der wenigen Hispanoamerikaner, die wirklichen Anspruch auf den
Namen eines Gelehrten machen können, des Herrn Diego
Barros Arana.^ Danach ist es zweifellos, dafs fast alle Conquista-
dores und die meisten Leute ihres Gefolges aus Estremadura
stammten; einige waren auch aus Andalusien; alle übrigen Pro-
vinzen Spaniens waren im i6. und 17. Jahrh. fast gar nicht ver-
treten. Ich mufs also jetzt durchaus zugeben, dafs es höchst wahr-
scheinlich ist, dafs wir im Amerikanospanischen estremefiische
Dialektformen wieder finden. Das Estremeñische steht, soviel ich
weifs, dem Andalusischen sehr nahe.
Erst nachdem im vorigen Jahrhundert der Handel mit Amerika
allen spam'schen Häfen freigegeben war (bis dahin hatten dieses
Recht nur S e v i 1 1 a und später auch Cadiz besessen), kamen zahlreiche
^ Es scheint in Europa immer noch nicht genügend bekannt zu sdn
(wie ich aus zahlreichen falschen Zitaten, insbesondere auch Büchertiteln der
Antiquariatskataloge ersehe), dafs der volle Name einer Person nach spa-
nischem Brauch aus dem Vornamen (nombre) und dem Familiennamen
(apellido) des Vaters und der Mutter besteht. Die beiden letzteren werden
in Spanien durch ,,und'' (y) verbunden, was in Chile nicht gebräuchlich ist;
der Muttemame wird von manchen immer beigefügt; von anderen seltener,
je nach der Häufigkeit des Vatemamens oder sonst nach Geschmack; er
kann auch abgekürzt werden, also man kann zitieren Diego Barros Arana»
Diego Barros A. oder einfach Diego Barros, aber nie Diego B. Arana.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES AM ERIKANOSPANISCHEN I. 213
Einwanderer auch aus anderen Gegenden, insbesondere viele Kauf-
leute und Handwerker aus Galizien, Asturien und den übrigen
biskayischen Provinzen. Die in Chile stark vertretenen Familien
mit baskischen Namen sind also fast alle erst im vorigen Jahr-
hundert eingewandert Dafs sie jetzt grade unter den obersten
Tausend so häufig sind, ist nur ein Beweis für die überlegene
Tüchtigkeit und Arbeitskraft grade dieser Nordspanier.
Infolge seiner eigenartigen Verhältnisse nahm nun Chile eine
Sonderstellung unter allen spanischen Kolonien ein. Während sich
sonst überall die geringe Schicht der Europäer über und zwischen
die ziemlich friedlichen Indianerstämme schob, setzten die Ârau-
kaner dauernden hartnäckigen Widerstand den Eindringlingen
entgegen, der die Spanier in Chile mehr als einmal an den Rand
des Verderbens und fast zur Verzweiflung brachte. Da sie nun
das Land wegen der mehr erhonten als thatsächlichen Goldschätze
und der Fruchtbarkeit des Ackers nicht aufgeben wollten, so waren
sie zu fortwährendem Kriege gezwungen. Chile brauchte und
erhielt infolge dessen im Laufe des 16. und 17. Jhs.
mehr Zuzug von spanischen Soldaten als das ganze übrige
Südamerika zusammengenommen. In Zügen von einigen
Hunderten, ja selbst tausend Mann Stärke, wurden die Soldaten
teils direkt von Spanien, teils von Peru und Argentinien aus nach
Chile entsandt, und immer neue Züge waren notwendig, nicht weil
die früheren von den Araukanem aufgerieben worden wären,
sondern weil die meisten es nach einigen Jahren vorzogen, dem
Kriegshandwerke zu entsagen und sich friedlich anzusiedeln.
So erklärt es sich, dafs schon am Anfang des 18. Jahrh. von
Copiapó im Norden bis zum Biobio (südlich von Concepción) im
Süden, die Indianer teils verdrängt teils assimiliert waren, und die
Europäer auch in Valdivia, Osomo und auf Chiloé festen Fufs
gelafst hatten. Die Araukaner haben dann lange Zeit hindurch
auf ihrem Gebiet im Süden völlig unabhängig in beständiger Fehde
mit den spanischen Nachbarn gelebt. Erst seit etwa drei Jahr-
zehnten haben sie den bewafiheten Widerstand so ziemlich auf-
gegeben imd sind nun, von den ackerbauenden Kolonisten inmier
weiter zurückgedrängt, im Aussterben begriffen. In fünfzig Jahren
durfte der letzte Nachkomme des tapferen Stammes auf der West-
seite der Anden seine nationale Kleidung und Sprache abgelegt
haben. So erklärt es sich, dafs beim Beginn der Freiheitskriege
im Anfang unseres Jahrhunderts Chile der einzige Staat mit
einheitlich spanischredender Bevölkerung war, der einzige
Staat, in dem es keine Nationalitätenfrage mehr gab. Der Araukaner
kommt als ganz isoliertes Element gar nicht in Betracht, wenn man
von Chilenen spricht. Und das ist zu gleicher Zeit die Erklärung,
warum das von den Spaniern mifsachtete Stiefkind unter den
Kolonien, das oft genug als Verbrecherkolonie gedient hatte, so
gan ohne Zweifel sich als der kräftigste, lebens&higste der jungen
Freistaaten erwies. Chile hat, wenn man von den unbewohnbaren
214 ^ LENZ, ZUR KENNTNIS DBS AMERIKANOSPÂNISCHBN I.
Wüsten des Nordens und dem Territonum Magallanes absieht, bei
weitem die dichteste Bevölkerung (etwa lO Menschen auf den
Quadratkilometer) von ganz Südamerika; und diese Bevölkerung
spricht nur spanisch, während in Perú und Bolivien fast die ge-
samte Landbevölkerung noch heute mehr oder weniger ausschliefs-
lich keshua und aimará redet, und diese Sprachen auch von
der Mehrzahl der Weifsen gelegentlich als Umgangssprache ge-
braucht oder wenigstens verstanden werden. — Wenn ein boli-
vianischer Präsident morgen das aimará zur Staatssprache erklärte,
so würden dieselben Senatoren und Deputierten ihre bisher spanisch
geführten Kammerverhandlungen, wohl ohne grofse Schwierigkeit,
in der Indianersprache fortsetzen können!
Nach diesem allen ist es nun ganz klar, warum nur in Chile
ein wirklicher spanischer Volksdialekt sich entwickeln konnte. In
den übrigen hispanoamerikanischen Ländern bilden die spanisch
Redenden nur die oberste regierende Kaste, ein niedres spanisches
Volkstum fehlt mehr oder weniger vollständig, oder lebt doch nur
in den paar gröfseren Städten. Darum ist es auch erklärlich, wenn
der Peruaner sein im Schulunterricht gelerntes Spanisch reiner
kastillanisch ausspricht als der Chilene. Wenn schon der Nord-
deutsche ein reineres Schriñdeutsch spricht, weil seine Volksmundart
zu weit abweichend entwickelt ist, als der Süddeutsche, wieviel
leichter erklärt sich ein ähnliches Verhältnis, wenn dort ein mehr
oder weniger durch Schulunterricht gebildeter Spanier neben fânf
Indianern, hier ein gebildeter Chilene neben fünf des Lesens und
Schreibens unkundigen Spanischredenden steht — und dabei ist
1 : 5 ein beiweiten zu günstiger numerischer Ansatz. Im übrigen
behauptet man, dafs das Spanisch der gebildeten Chilenen, abgesehen
von der Aussprache, weit korrekter und reicher sei als das der
übrigen Hispanoamerikaner. Auch dem gebildeten Bolivianer»
Nordargentiner, Paraguaier etc. hört man an seinem steifen Spanisch
oft genug an, dafs er als Eand zuerst die Indianersprache von
der Amme und dann erst das Spanische gelernt hat
In wie weit man das Spanische der argentinischen gauchos
auf dieselbe Stufe setzen kann wie das der chilenischen huasos,
ist mir noch nicht ganz klar. Alle Rätsel zu lösen wird nur eine
wissenschaftliche Untersuchung an Ort und Stelle, ein genauer
Einblick in das Volksleben der einzelnen Staaten im stände sein,
— beides werden wir von Leuten hispanoamerikanischer Abkunft
schwerlich je erwarten dürfen. So bleibt denn auch noch festin-
stellen, ob — und welchen sprachlichen Einflufs das Neger-
element ausgeübt hat, welches in allen nördlicheren Staaten (Nord-
peru eingeschlossen) eine so grofse Rolle in der Rassenmischong
spielt In Chile fehlt das Negerelement vollständig; man sieht
hier in Santiago nicht mehr Neger auf der Strafse als in Berlin.
Auch Bolivien hat keine Schwarzen oder Mulatten. Am stärksten
scheinen diese in Venezuela vertreten zu sein.
Rudolf Lenz,
Der BomaQ d'Abladane.
Das Packet G>d. gali. Nr. 654 der K. Hof- und Staatsbibliothek
zü München enthält unter anderen Piecen (vgl. Zeitschrift f. Rom.
Phil. 1887 pag. 22) sub X ,,Le Roman d'Albadane de Richart de
Foumival".
Schon aus der Einleitung zu dieser sagenhaften und mit allen
Vorurteilen jener Zeit abgefafsten Geschichte (Or escoutes etc.) geht
hervor, dafs Richart de Foumival, dem Du Gange, Dom Gremier
und andere die Autorschaft zugesprochen haben, nicht als der
Verfasser des vorliegenden Traktates zu betrachten ist Auch ergibt
sich aus einem sprachlichen und stilistischen Vergleich z. B. mit
dem von Richart unzweifelhaft stanunenden Bestiaire d'Amour die
Grundlosigkeit dieser Aufstellung. Aber auch der Angabe der
Einleitung, als habe Richart in den Archiven des Stiftes zu Amiens
vor dem Brande im J. 1258 ein Buch mit dem zu Grunde lie-
genden lateinischen Texte gesehen und gelesen und die Richtig-
keit der Obersetzung durch den Anonymus, der sich als Schüler
Richarts ausgibt, bestätigt, ist bei der Art und Weise, wie der
Verfasser sich bemuht, seinen Fiktionen eine glaubwürdige Grund-
lage und mehr Ansehen zu verschaffen, und andererseits jeder
Forschung nach seinen Quellen selbst den Boden beninmit, wenig
Glauben beizumessen. Entzogen ihn doch der Tod Richarts, dessen
Autorität er mehrmals für sich in Anspruch nimmt, und die an-
gebliche Vernichtung des Buches im J. 1258 allen weiteren Un-
gelegenheiten (vgl. hierzu auch Hist. litt, de la France v. XXIU
p. 7 1 4). Fälschungen dieser und ähnlicher Art begegnet man häufig
im Mittelalter. Man denke nur an die Chronik des Turpin, an
den famosen Hunibald des Abtes von Sponheim, Trithemius, an
die Beruñingen so vieler Dichter auf lateinische Quellen, die nie
vorhanden gewesen waren etc.
Bevor wir auf das Sagengewebe unserer Geschichte eingehen,
ist noch kurz die Frage zu berühren, ob dieselbe überhaupt auf
einem lateinischen Texte basiert. Ein direkter Beweis hiefür liegt
zwar in der Angabe der Einleitung sowie in den zahlreichen im
Texte vorkommenden Einweisungen (le livre parloit ainsy, cy dist le
livre, si come le livre devise, etc.). Aber solche Angaben an sich sind
immer mit grofser Vorsicht aufzunehmen. Einen positiven Anhalt ge-
winnen wir jedoch aus der Diktion und den/ron^. Eigennamen /»/i'»x
2l6 TH. UNK,
(2. Sohn des Offaœs pag. 9, Zeile 10), Volpius (pag. 9, Z. 11),
Alefricans (pag. 16 Z. 13) Titans (p. 17 Z. 22). Das in unseren
Kopien vorkommende Wort saxolus (pag. 8 Zeile 31) ist wohl
von dem Abschreiber für sarqueu verlesen, resp. ersetzt Wenn
demnach auch unser Traktat auf eine lateinische Vorlage hinweist,
so ist er doch keine Übersetzung, wie die Einleitung angibt nnd
auch die Hist. litt. 1. c. anzunehmen scheint Abgesehen davon,
dafs sich der Anonymus mehrmals selbst redend einführt und ein-
mal hinzufügt „cy endroit dit le contes'S sind besonders jene Stellen
von Belang (pag. 6,5; pag. 8, 28; pag. 12,7), in denen die
Autorität Richarts ins Treffen geführt wird: diese sind sicher auf
Kosten des Anonymus zu setzen. Aber auch die Breitspurigkeit
der Erzählung in Verbindung mit häufigen Wiederholungen so z. B.
bei dem Verhältnisse zwischen Cäsar und Pompejus (pag. 15, 27 f.;
pag. 18, II f.), bei der Beschreibung der Wunderwerke Flocarts
(pag. 7, 30 f.; pag. 9, 30 f; pag. 11, 30 f.), bei den Beziehungen, die
der Anonymus (offenbar ein Geistlicher) zwischen dem von Vergil
in Rom, von Flocart in Amiens hergestellten Wunderbilde einer-
seits und der Jungfrau Maria andererseits (pag. 6, 23 f.; pag. 7, 20 Ü)
aufzustellen versucht, femer die bei tragischen Ereignissen ver-
weilenden Reflexionen und Folgerungen lassen zweifellos erkennen,
dafs dabei die Hand des Anon3rmus im Spiele war.
Fassen wir alle Momente zusammen, so ergibt sich als Resultat,
dafs der Anon3mius jedenfalls ein lateinisches Original vor Augen
hatte, das er nach Gutdünken durch Zusätze und Ausschmückungen
jeder Art in die Länge zog.
Dafür dafs vielleicht unsere Erzählung gar nicht auf einer lat
Quelle beruhe, sondern die Bearbeitung eines vorhanden gewesenen
pik. Gedichts sei, lassen sich keine Anhaltspunkte finden.
Nachdem die Hist, litt 1. c. eine im ganzen zutreffende Analyse
unseres Traktates gegeben hat, bleibt uns nur noch übrig, seine
einzelnen Bestandteile zu besprechen.
In erster Linie spielt auch hier die im Mittelalter in unend-
lichen Variationen wiederkehrende Sage von der Eifersucht Roms
auf blühende und mächtige Städte Galliens eine Rolle. Gleidiwie
uns im Roman de Bustalus oder Buscalus und nach dessen Vor-
bild von Mousket in seiner Chronique rimée^ die Legende auf-
getischt wird, dafs Tournai von den Römern zweimal (unter König
Tarquinius und von Cäsar) zerstört wurde und seinen ursprüng-
lichen Namen „la seconde Rome'* mit Hastile (Hostilia) und dann
mit Tournai vertauschte, so weifs auch unsere Geschichte von einer
zweimaligen Zerstörung der Stadt Amiens, die wie Tournai für eine
der stärksten Städte der Welt galt, sowie von einem zweimaligen
Namenswechsel (Abladane, Somme -Noble) zu berichten. Und vae
bei Tournai die Verweigerung des Tributes an die Römer, so
^ Vgl. V. loio — 105 1 und Reiffenberg in der Einleitung zu Mousket
Bd. I pag. CCXLIV und Anm. 2, sodann pag. CCXLVI und FuTspote sn
V. 1015.
DER ROMAN d'aBLADANB. 217
fährte hier die Weigerung des Königs von Gallien, den Kaiser von
Rom als Herrn anzuerkennen, die Katastrophe herbei. Die Ähn-
lichkeit in der Darstellung des Schicksals beider Städte läfst wohl
den Schlafs zu, dafs unser Anonymus Mousket, der älter ist als
unsere Geschichte, oder dessen Quelle gekannt und nach diesem
Master den Ursprung der Geschichte Amiens' erfunden hat In
ongeschiditer Weise verknüpft der Anon3rmas hiermit die Sage,
dafs Vergil in Rom eine Statue in Jungfrauengestalt mit der
Insdirift „oif/ ymages perirà quant le vierge enfantera^^ aufgestellt
habe, die sich gegen Gallien wandte als Zeichen, dafs der König
von Gallien sich gegen die Geltendmachung der Oberhoheit Roms
über dieses Land auflehnen würde. Während man vor der Abfassung
unseres Romans (so bei Helinand, Gervais de Tilbury, Gautier de
Metz, Adenes etc.) in Vergil lediglich einen Zauberer erblickte, der
Bildnissen und Denkmälern übernatürliche Macht zu verleihen im
Stande wäre, und nur die Vorstellung der Gelehrten von der über-
natürlichen Weisung des Vergil namentlich in Mathematik und
Ph3rsik zum Ausdruck brachte, ^ verbindet der Anonymus in unserer
G^chicbte die Vergillegende mit dem Christentum. Die Aufechrift
Vergils : „dieses Bildnis wird untergehen, wenn die Jungfrau gebären
wird^* enthält eine deutliche Anspielung auf die hl. Jangfrau und den
Untergang des Heidentums durch die Geburt Christi. Diesen Ge-
danken fährt der Anon3rmus auf S. 7, 19 weiter aus, indem er mit
Anspielung auf Vergils Worte dem Zauberer Flocart (der lange
vor Christus gelebt haben soll) die Worte in den Mund legt, dafs
der König der Könige, der aus einer Jungfrau geboren würde, auf
die Erde käme und allen Göttern ihre Macht und ihren Einflufs
benähme, sowie dafs alle, die an diesen Gott glaubten, der glor-
reichen Krone teilhaftig würden. Flocart ist es auch, der auf
Bitten seines Bruders eine in der Luft schwebende Krone (genannt
ie couronne glorieuse) sowie eine Statue in Jungfrauengestalt (genannt
le vierge)^ die die Bewohner von Amiens, Cäsars Gesandte, Cäsar
selbst und sein Heer verehrten, für Amiens herstellte. Er will auch
nicht auf dem gemeinsamen Friedhofe beerdigt werden, sondern
zwischen der Stadt Amiens und dem Schlosse Castillon, da an diesem
Orte später die wahre Jungfrau verehrt würde. In der That wurde
hier das Jakobiner-Kloster erbaut und nach der Angabe des Ano-
nymus das Grabmal des Magikers gefunden. Welche Absichten
hierbei den Bearbeiter unserer Geschichte trieben, ist augenfällig;
nicht blofs will er in uns den Glauben erwecken, dafs er selbst
es war, der das Grabmal Flocarts fand, sondern auch durch seine
mysteriösen Enthüllungen dem durch Flocarts Weissagungen seit
Jahrhunderten prädestinierten Orte eine gewisse durch historische
Funde unterstützte Weihe geben.
Was Flocart selbst betrifft, so hatte derselbe 32 Jahre in
Toledo studiert, das bekanntlich im Mittelalter den Ruf einer be-
> Zcitschr. f. Rom. Phil. 1887 pag. 165.
2l8 TH. UNK,
rühmten Magikerschule genofs. Die ihm zugeschriebenen Wunder^
werke sind: i. eine in der Lufl schwebende Krone, die sidi auf
das Haupt des von den Göttern als rechtmäfsig anerkannten Herr-
schers der Stadt setzen wurde; 2. eine der Stadt Amiens zugewandte
Statue in Jungfrauengestalt von Gold, Silber und Stein, die bei
der Annäherung des rechtmäfsigen Herrschers ihre Wunderthaten
zeigen sollte; 3. zwei Drachengestalten aus Kupfer, die den Usur-
pator mit Gift, den Liebling der Götter aber mit Gold und Silber
überschütten sollten. Während das erste Wunderwerk an die in
der Image du monde dem Vergil zugeschriebene, in der Luft
schwebende Brücke erinnert oder auch auf den Zauberthron der
orientalischen Fabeln hinweist, zeigt das 2. Wunderwerk viel Ähn-
lichkeit mit dem, was nach dem Vorgange des faschen Turpin
Mousket V. 6456 u. f. von der in Cadix durch Muhamed auf-
gestellten Bildsäule erzählt In beiden Fällen sind die Bildsänlea
aus edlem Metall verfertigt, haben eine bestimmte Gestalt, Richtung
und Stellung. In beiden Fällen bewahrheitet sich, was Muhamed
einerseits, Flocait andererseits vorhergesagt: hier sind es Blumen,
die aus den Händen der Bildsäule auf den heran konmienden Cäsar
fallen, dort ist es ein Schlüssel, der bei der Annäherung Karis des
Grofsen aus der Hand der Bildsäule zu Boden fallt Die weiteren
Angaben Mouskets spiegeln sich in dem in unserer Geschichte
selbständig erscheinenden dritten Wunderwerke Flocarts ab. Wie
Muhamed in seine Bildsäule Legionen von Teufeln einschliefst, so
wufste Flocart in sein Werk ein starkes Gift zu bringen. Die Wir-
kung war in beiden Fällen dieselbe: jeder, der sich nach dem
Sinne des Veriertigers unrechtmäfsig der Statue näherte, verfiel
sofort dem Tode.
£ine weitere Erwähnung verdient endlich die jedenfalls auch
von Flocart stammende, auf einem Rade fahrbare Statue mit
goldenem Kopf, eisernem Körper und bleiernen Füfsen, die im
Besitze des Boece, des Bruders Flocarts, war. Solange sich die-
selbe in Abladane befand, war diese Stadt unüberwindlich; denn
sie verriet jeden Hinterhalt und jede List der Belagerer. Deutlidi
erkennt man darin eine Anspielung auf das Palladium in Troja.
Dies erhellt auch aus dem weiteren Gange der Ereignisse. Die
Rolle des Odysseus spielt in unserer Geschichte Alefrican. Gleich
jenem weifs sich derselbe durch List Eingang in die Stadt zu ver-
schaffen, um die kostbare Statue zu vernichten. Gleich jenem riet
auch Alefrican, das Heer zurückzuziehen, die Einwohner in eine falsche
Sicherheit zu bringen und dann plötzlich die Stadt zu überfallen.
Es fehlte nur noch das hölzerne Pferd oder etwas Ähnliches, um
die Nachäifung vollständig zu machen!
Die Sprache des nachfolgenden Traktates ist die pikardische
Mundart. Die Za i der Abfassung ¡st die 2. Hälfte des 13. Jahr-
hunderts. Der Anonymus erwähnt den Brand der Kathedrale zu
Amiens, der im J. 1258 war; gegen Schlufs der Einleitung spricht
er davon, dafs etwa 30 Jahre früher die Übersetzung aus dem
DER ROMAN D ABLADANE. 2 IQ
Lateinischen ins Französische ¿geschah. "V^e aber schon eingangs
erwähnt, ist dieser Angabe von dem Zustandekommen des Werk-
chens kein Glaube beizumessen. Die Abfassung geschah sicherlich
nach dem Brande im J. 1258, der ja den Anonymus vor Nach-
forschungen nach seinen Quellen deckt. Damit stimmt auch die
Spradie. Wörter wie ung^ fieulx^ ainsy^ scensi ^ consauix ^ ceulz u. s. f.
fallen dem Kopisten zur Last (s. unten).
Was die Handschriften betrifft, so existieren bis jetzt drei
Abschriften, von denen die eine in Amiens (A, Coll. de Dom Gremier,
vol. 159), die zweite in Paris (P), die dritte in München (M) sich
befindet Das Originalmanuskript hat sich bis jetzt nicht vor-
gefunden. Nach der Hist. litt. 1. c. pag. 7 1 7 (H. L.) ist die Pariser
Abschrift für Dom Gremier nach einer älteren Du Gauge's, die,
wie es scheint, verloren gegangen ist, gemacht worden. Nach dieser
wird 1. c. p. 714 die Einleitung „Or escoutes" mitgeteilt. Diejenige
von Amiens weist, wie aus einer Randbemerkung in den Mém.
chron. pour l'Histoire ecclés. et civ. d'Amiens tom. I pag. 268
hervorgeht, denselben Urspiung auf, und auch die Munchener geht,
wie aus dem unserem Romane beigefügten und auch auf der Pariser
Abschrift befindlichen Anhange mit der Randnote ^^archwes de
Vhôtel Dieu d* Amiens!''' sich schliefsen läfst, auf die Papiere Dom
Gremiers zurück. Dieser gemeinschaftliche Ursprung drückt sich
auch in der Orthographie der Abschriften aus. Aus dem Anfange
des XVUL Jahrhunderts stammend sind sie in graphischer Beziehung
stark der Zeit des Kopisten angepafst und gleichen sich in oft
sinnlosen Einzelheiten. Am ungenauesten ist P. Diese Kopie weist
gegen A und M nicht nur die gröfste Anzahl Abweichungen vom
ursprünglichen Texte auf, sie läfst auch viele Wörter und sogar
ganze Sätze aus. A und M stehen mit geringfügigen Abweichungen
auf gleicher Stufe.
Zu Grunde gelegt ist der Münchener Text Nur da, wo offen-
bar die Hand des Kopisten im Spiele war, oder wo Sinn und
Deklinationsregel, soweit sie im Texte selbst einen Rückhalt findet,
es verlangten, wurde geändert Eine weitere Uniformierung des
Textes war weder nötig noch ratsam. Die graphischen und tex-
tuellen Verschiedenheiten von A und P wurden, soweit sie nicht
Berücksichtigung fanden, dem Apparate zugeteilt
I Li Boman d'Abladane.
Or escoates que li boins clers maistres Richar[s] de Foarniva], chan-
chelier[s] de l'Eglise nostre Dame d'Amiens, et li autre(s) maistre(s) qui a
4 ce tems estoient virent et lurent ung livre qui fut ars au desrain feu de
1 Überschrift in den Kopien : Le Roman d'Abladane de Richart de Foornival
2 Maistres A P, maistre H. L.; Richart M, Richard P. 8 chancheliers] vmeites h
nachkorrigiert M P, chancelers H. L.; maistres mit gestrichenem s M. 4 temps
M, tens H. L; estoient] eulz o^. M P; leurent H. L. ; ung] g nachkarrigiert M;
un H. L.; fut] fust P, fu A u. H. L.; dercin P, H. L ; feu] fii H. L,
220 TH. UNK,
nostre Dame d'Amiens en l'an de grace mil CCLVIII, le vigilie saint Einnîii»
le confes, après aottst. et un[s] de leur disciples qui bien entendoit le latin»
que par luy, que par ses [m]aistres qui souvent le lisoient et recordotent
ensamble, mist le latin en [r]omant sans nulle mensonge [accroistre]. Et
5 quant le matere fut ainsy en [r]omant, tesmoigna le boin[s] chancheliar[s]
qu'il avoit veue le matere et lute en ung livre qui fut ars trente ans après;
et ce peuvent tesmoigner l[i] cler[c] d'Amiens.
Or entendes se il vous plaist, se>porres entendre comment Amiens
eust a nom. premièrement elle eust a nom Abladane, et fut une cite forte
10 et de grant valeur, et disoient li Abladanois que c'estoit le plus forte cite
qui feust au [m]onde. et lì Emper[re] de Rome disoit quant il y entra qn'
elle estoit plus forte que nulle qu'il sceust après vous orres comment fi
£mpere[re] de Rome le destniist et par quel cause — et pois fut rediffiee, et
adone li fut mues ses noms: si fut appellee [S]omme-[N]oble. et n'osa
1 5 on mettre le nom devant pour l'Empereur des Empereurs de Rome[;] Somme-
Noble ne feust de nulle valeur [a]l regart que Abladane le[domptee]
avoit este; et puis fut Somme-Noble destruite et eust a nom Amiens, e p*]
avoit au jour que le bon[s] livre fut ars [au iu] de nostre [D]ame d'Amiens
dont il est devant parle.
20 et si orres con faitement le bon [s] Flocars quant il revint de Tonllette
fìst rendre les respo[u]s aux Dieux qu'on a[v]oit a ce temps des aoctorités
d' Abladane, de [S]omme-[N]oble et d'Amiens, le livres parloit ainsy qoe
quant [a] rymage(s) de Rome que Vigilles avoit fai[t], sur lequel il(s)
avoit cscript: c[i]st ymage[s] périra quant le vierge enfantera
25 l[i] Romain(s) avoient grant fìance pour ce que il leur sembloit que nulle
vierge ne peut enfanter, [e] cuidoient que chils ymages monstrast vérité a
tousjours. c[i]st ymage[s] se tourna par devers Gaulle que on appelle France.
et par ce il signifìoìt que le Roy[s] de Gaulle ne tenroit pas a seigneur
29 l'Empereur de Rome, ains rebelleroit contre luy.
1 Amiens] M fährt fort \ et fut le feu a nostre Dame d'Amiens en l'an etc.;
offenbar ist dû se teilweise Wiederholung mit der Variante a fur de durch dem
Schreiber infolge eines Lesefehlers entstanden; vigile H. L.; Fremin H. L.
2 desciples H. L., disciple AMP; 8 luì A P {fast stets so) u. H. L.; soient
A, H. L. 4 mencoigne H. L. ; accroistre] a concreuiller M, aconcœuiller P «pb
beiden Fällen unterstrichen, aconcueiller H. L. ; das Wort ist mir unver^
ständlich; — ich bemerke hier, dass die Kopisten von M und P alle ihtum
unverständlichen Wörter unterstreichen; P unterstreicht überdies im der
Regel alle Eigennamen, M ausnahmsweise, 6 fu H. L. ; ainsi A P, ensi H« L.;
lej U H.L; bon MP. 6 le m.] la P; un H. L.; fu RL.; M interpunktierii
qui fut ars. trente ans après; le p.; A P: trente ans après ; le p. 7 puevent tes-
moignier H. L. 8 entendez P. 9 citée (fast immer so) P. 10 grand P. U Em-
perere] Empereurs mit gestrichenem s M. 13 quelle P. 14 Ù] lui in li korr,
M; lui P. 15 Somme-Noble] comme noble M P. 16 al] yl regard P;domptee]
dafür die Kopien : dampne ! 17 et eust] il eut P. 18 au fu] qui fut AMP.
20 revinst P. 28 ly images M; von parloit ^.r ymages in P durchstrichen
und die Leseart einschliesslich de Rome durch Verweisungsteichen wieder"
holt ; image ist bekanntlich mas, und fem., hier wie in den folgenden Feilen
unzweifelhaft mase, {vgl, Z. 26 chils ymages , Z, 2% il sign.) ; siehe j€de9h
S, ij Zeile 35, 5. II Z. 12 u, f etc; Vigilles] mit Verweisungsteichen am
Fand Virgile M ; ils] unterstrichen M. 24 cist] c'est M, cest P ; le ▼.] la P,
26 puet A. 28 signiffìoit P. 28 luy] or gestrichen ad, M.
DBR ROMAN D'ABLADANB. 221
or advint que Julias Cesar, £mpere[re] de Rome, vint sur lay a grant
piente de gens, et vouloit par se force (r£mpere[re] de Rome) que le Roy[s]
de France tenist de luy se tere, apres P£mper[ere] oit conter que ly seigneur
d'Abladane, qui adone estoient seigneurs de toute la [P]icardie, ne vouloient
5 tenir le cite d'Abladane de nul homme terrien, ains disoient qu'il estoient
franc seigneur en leur terre, et ces paroles, quant l'Emperere les oyt, si fust
moult mus contre les seigneurs d'Abladane et disoit qu'il [ne] repaireroit en
Rome jusques adone qu'il saroit se il vouroient tenir de luy. et par le con-
seil de bons Barons il manda aux seigneurs d'Abladane qu'il(s) l(u)i appor-
to tassent les clefs d'Abladane et venissent faire hommage a l'Empereur, ou
[s]e non, il ven[r]oit sur eulx a toutes ses gens et prendroit et eulx et leur
cite, [e] ce message faire l[i] Empere[re] y envoya deux sages chevaliers.
cy vous lairay des [m]essagiers l'Empereur de Rome, sy vous diray
d'Abladane et des saiges hommes qui dedens estoient et qui devant y avoient
15 este, par qui le dte estoit devenue de si grant valeur, entre les autres y
avoit este maistre Flocars, un[s] clers qui avoit este a Toullette trente et
deux [ans] et avoit tant estudie es ars que c'estoit le meilleur cler(s) [n]igre-
mance que on peust trouver en tout le monde — si vous parle asses devant
l'incarnation nostre seigneur; mais tant scavoit il bien de l'avènement nostre
20 seigneur qu'il sentoit et (le) dis[oi]t aucune fois a ses princes que le Roy[s]
des Roys venroit en terre qui naisteroit de le vierge, qu'il tauroit a leur(s)
Dieux toutes leur(s) forces et vertus, et cil(s) qui adone seroient, qui en ce
Dieu croiioient, aroient le couronne glorieuse, et pour ces paroles que Flocars
avoit parle[es] de [le] couronne glorieuse et de le vierge, Offaces ses frères
25 qui adone estoit maistre (maistre) gouverneur de le cite p[ri]a a Flocar[t] sen
frère qu'il leur fesist aucune chose pourfìtable a leur cite et aux seigneurs
qui dedans estoient. Flocars qui estoit bon clerc et maistre [n]igremance et
qui bien avoit le grace des Dieux qui maint respo[u]s l(u)i avoient fait, si
comme vous orres vers le fin de cest livre — or fist faire maistre Flocars
30 une couronne moult belle et pleine de pierres précieuses; et par se [m]aitrise
le couronne fust pendue en air(s) a l'entree de le dte; et ne scavoit nuls
homs, qui soustenoit le couronne, et dist Flocars aux [m]aistres de le cite
que celle couronne penderoit en l'air jusques adone que le droi[s] sires tem-
poreu[s] vendroit a le cite, et ainsy pendit le couronne en l'air pendant long
35 temps, et estoit apellee le couronne glorieuse, après fist faire une ymage d'or
et argent et pierres: et estoit l'image si propre, que ce sembloit une femme
37 toute vive, et fut mis[e] l'image en unes cassez qui enclooient l'image,
8 terre A P; Abladane durchstrichen ad. M; ly] li AP. 4 estoient
seign. unterstrichen t desgleichen disoient (Z, 5), estoient (Z. 5), vouroient
(Z. 8) MP. 6 il] ils P. 6 francs seigneurs P; ces] les P. 8 scavoit P.
Il se] che M; tous P; prendroient P. 12 chevalliers P, chevalers A.
Id layray P ; sy] si P. 17 étudie P ; nigremance] M P haben Duigremane,
het, d'aigremance {so auch Zeile 27) und mit Verweisung Speichen Nécromancie,
resp. de necromande. 18 assez AP. 19 notre P. 20 princes] primes M;
rois A P. 21 naistroit P. 28 avoient P. 26 maitre P; son P. 27 clers
P. 28 le] la P; avoit P. 28 la fin P. 80 Maitrise, ursprünglich Maitrisse
mit radiertem s M. 82 maîtres P. 88 airs P. 84 le c.J la P ; ainsi A P.
86 longtems P; il etoit app. P; fit P; ymage] hier firn., wie tweif ellos
aus tournee in S. 8,3 und der Schreibung ohne Nom, - s hervorgeht, 88
etoit P. 87 une P; enclooient] evelovoÌ8t(!) P.
222 TH. UNK,
si c['on] ne le yoioit point, et fast pose [e] l'image ans iniir(e)s de
le cite sur une des portes de le part ou le couronne estoit. et estoit
tournee devers le cite, et l'apelloient les gens de le cite le vierge, et
le aouroyent moult so vent et le tenoient en grant chierete. et [e8t](»t esciipt
5 es casses de l'image que quant le sire de [le] cite vendroit (que) l'image le
tourneroit vers luy et ouvriroit ses casses et monstreroit sa beauté et ses
grans vertus, et Flocars avoit bien afferme que ainsi seroit il, et que le vieige
a ce jour feroit les plus belles vertus que on eust trop long temps veues. et
si fist elle, si comme vous orres cy après, a celle mesme porte de le dte
10 Flocars avoit fait faire deux [g]argoules de cuivre , l'une d'une part de la
porle et l'autre d'autre part, qui estoient de telle condición, que se aocmis
venist pour entrer en le cite ou s'en volsist faire sire par force, les [g]ar-
goulles gettoient par mi leur(s) gueules un si horrible venin et le lanchoient
si loings, que ceulz estoient si envenime(z) du venin qu'elles gettoient, qu'il
15 les en convenoit morir, et le venin, Flocars l'avoit destrempe es tomb£iaiis];
et par se maîtrise le faisolt lanchier es [g]argouilles. se estoit escript dessenre
le porte que quant le sire de le cite vendroit l'une des [g]argoules getterolt
or et l'autre argent, et quant Flocars eust falt[es] toutes ces choses en l'on-
neur de le cite et autres choses asses, (et) il deust morir, si volt que on
20 l'enfouist entre le cite d'Abladane et le Castel qu[i] la près estoit. et pois
fust le lieu[s] (la) ou le cast[iaus] estoit apelle[s] Castillon en Amiens, et
ne volt mie Flocars estre enterres la ou [on] enterroit les autres commonau-
ment. et Offaces s[es] frère l(u)y demanda pourquoy c'estoit. Flo[cars] l(Q)y
respondit que c'estoit le lieu ou le vraye vierge seroit honnouree, et le vraye con*
25 ronne y seroit aportee. Offaces s[es] frère ne sceust mie de quel vierge ne de qnel
couronne il parloit; mais Flocars le sentoit bien, et cils qui ces escripts fist et s[es]
compai[ns] trouvèrent que c[ist] tomb[iaus] fut [creuses] aux fìreres de saint
Jaques d'Amiens, et le bon[s] chanchelier[s] l'affermoit a[u]ssi pour bon cas.
il parloit souvent de ceste matere et il(s) l[iss]oit en l'epitaphe du tombel
30 ces paroles: cy gist Flocars, le souverain[s] maistre de Toullette, qui fist en
Abladane le couronne glorieuse et le vierge aomee. et ce sa[rqueu] trouva
aux fieres prescheurs un[s] bon[s] homs qui [vi]voit en le rue des Quevmulx»
qui avoit a nom [F]remin [et] (qui) se vivoit de [q]uerir les pierres enter-
34 re[es] qui y estoient desdonc que Abladane fut destruite, si come vous orres.
1 c'on] com M, con A F; voyoit P. 4 aouroient P; souvent P.
6 viendroit P. 7 affirme P; et que] et om. P. 8 eut P. 9 orrez P; même P.
10 Gargoules mû radürtem zweiten IM. U condition P; aucun P.
13 gectoient P ; geules P. 14 etoient A P ; envenimes A P ; jettoient P.
15 mourir P. 16 lancher P. 17 gargouilles P; jetteroit P. 18 ces eh.]
les P. 20 lesfouist P; et puis etc. bis castiaus estoit om, P. 21 appelle P.
22 communément ' P. 28 lui P; pourquoi P; Floraces M. 26 apportée P;
Ofirace P; seust mis P; quelle v. ni P. 26 M interpunktierti mais FI.
le sentoit bien et cils . . . fist. 27 creuses] trouve und unterstrichen A.'ìi'P,
28 [J]acques P ; enfermoit P. 28 in ceste ist s über i korrigiert M, cette P;
lissoit] leurroit(?) und unterstrichen AMP; tonbel P. 80 souverains] seig-
neur durchstrichen ad, M ; maitre AP. 81 a orne P ; sarqueuj sorL, L. ;
saxolus AMP. 82 bonhoms P ; vivoit] ni avoit A M, ny avott P ; en le
rue in einem Wort P ; quevaulx P. 88 Frenin P ; quérir] so K^ und unt^r-
strichen ; en terre M, en terres A P. 84 si] om. P ; orrez A P.
DER ROMAN D'ABLADANB. 22^
dis Flocars laissa les livres [o] un image prí[w]e dont il sera parle cy
àprts a ong bon [mjaistre qui (qai) avoit a nom Boece; mais si bon[s]
[m]abtre n'estoit il point corne Flocars; car il estoit de josne aage. et fîit
Boece moolt b[iaas] chevalier[s] et boin[s] de sa main, et eust [une] femme
5 monlt belle et josne, et de celle il avoit une fille de l'aage de XU ans qai
ot a nom Margotte, et se estoit le plus belle chose qu'on peust trouver, et
si croissoit tousjours en bel. [0]ifaces, le firere [F]locar[t], mourut, se laissa a
tenir ses villes de [P]icardie et ses casti(a)aux et toutes ses rentes et cites a XII
fienlx qu'il avoit vivans. li aisne[s] ot a nom [0]ffaces ainsi come son pere , le se-
*^ con[s] [}]ulius et le tiers Volpius. et cil(s) trois estoient de plus grant vertu que
Ip] IX autre(s). et n'estoit mie merveilles, car il(s) estoient les aisnes et si
avoient plus veu. et si avoit [0]ffaces une fille moult belle, qu[*ü] maria a
son vivant au frère Boece. et tout cil(s) estoient cousin a le femme a celuy
Boece ; et autresi appartenoit il a celuy Boece *. mais on ne laissoit mie pour
'S ce adone a faire le mariage, et cil(s) estoient tous segneurs de le ville d'Ab-
ladane. et Boece estoit gouverneur au jour que li doy chevalier(s) vindrent
a message a le cite de par l'Empereur de Rome, si come il est devant dit.
Or escoutes des [mjessagiers que li £mpere[re] envoya en Abladane.
li [m]essagier(s) coururent tant par leur(s) journées que il(s) vindient a le
^^ cite d' Abladane, et quant il(s) furent venu(s) a le cite, il(s) conterrent bien
et bel le message et le maniere qui leur estoit carquie; l[i] segneur de le
cite prierrent aux [m]essagiers qu'il(s) demourassent ce jour jusques a l'ende-
main en le cite, et il se conselleroient ensemble, si responderoi[ent] adone
aux messages ce que leur consaulx leur apporteroit. li message le fir(er)ent
^^ ainsi, et li gouverne [re] commanda a Julius qu'il leur tenist compaignie, et
qu'il les fesist moult bien aaisier. et si fist il. li [m]essagier(s) dirent que il(s)
voudroient veir les nouvelles de le cite, et Julius les mena par tout, et quant
fl(s) v(u)irent le couronne qui pendoit en l'air, si s'emmerveillerent moult
forment Julius leur dit et conta comment le boin[s] maistre Flocars le avoit
^^ &it[e], et comment le couronne descenderoit au [ci]ef du seigneur qui par
droit deveroit estre sires de le cite, après Julius leur monstra les deux [g]ar-
goulles de cuivre qui envenim[er]oient ceulx qui par force vouldroient avoir
^^ le cite, et lurent l[i] [m]essagier(s) les lettres qui disoient que quant le [sire]
1 o] a PM; priwe] prince(?) F, prime AM; Interpunition in M: image,
prime dont. 8 etoit vweimal F ; comme A F. 4 chevallier F. 6 ot] eut F
pust F. 9 aroit F; li] le F; comme F. 10 Volpius] Blpins M; Volpins
F ; etoient P. 11 estoient mis P. 12 qu'il] qui M F. lo tous F ; cousins F ;
celui A F. 15 le v.] la F. 16 ly F. 17 comme F. 18 lij le P. 20 con-
tèrent F. 21 segneur unterstrichen M. 22 prièrent A F ; ce] le F. 24
fir[er]ent unterstrichen M.
* Zum Verständnis dieser Stelle setze ich hierher die Stanmitafel:
X
Flocart Offaces
Frau des Boece z (Bruder des Boece) 12 Söhne i Tochter
Margotte
26 moiüt] tres ad, P; a aisier P. 29 forment] unterstrichen MF. 80 ou
chef P, net M. 81 sire F; montra F.
224 'I'H. UNK,
de le cite vendroit l'une getteroit or et l'autre argent, et de ces choses s'emer-
veillerent moult forment li [m]essagier(s) qui le virent et demanderient a
Julius, si nuls hauts homs [n*] avoit onques voulu entrer en le cite par force
pour estre sires de le cite, et Julius leur respondit que le fils au Roy de
5 Gaulle y estoit venu[s] a tout son fort, mais le [gjargoulles l'envenimèrent
ainsy, come il deust entrer en le porte, [q']il en mourut; et puis na[8] ae
s'y osa embatre pour avoir le seignourie d'Abladane. après [J]uHiis mena
hault aux murs les [m]essages pour aourer le vierge qui avoit un capitel dessus
lui pour les vens et pour les orages, et li [m]essagier(s) la aourerent moult
10 dévotement, et virent li [m]essagier(s) les I[ettres] qui disoient que quant le
s[ire] de le cite vendroit (que) l'image se toumeroit devers lui et ouvreroit
ses casses, et si demand(er)oient de tout, si s'emerveloient forment de ce qae
il(s) veoient, et de ce que [J]ulius leur dist et conta, et pensoient bien que
l'£mpere[re] avoit si grant cœur, que il ne laisseroit pour riens que il ne
15 fesist l'ensay de lui mesmes. se doubtent qu'il(s) ne le(ur) conviengne morir.
et quant il ont bien veu le cite et toutes les choses de le cite, si pensent
moult ferme[me]nt le cite et dient que c'est le plus forte cite que soit au
monde, et qu'elle est plus forte que Rome ne soit, mais [q']elle n'est mie si
grande, après ce l[i] [m]essagier(s) sont venu(s) a leur hostel, et [J]ulias
20 avec, qui (les) moult bien les fìst [a]aìsier. l'endemain, quant il(s) furent leve(z)
si vindrent a Tostel du gouverneur pour oir le response [des] [b]ourgois. li bourgois
estoient ilec tou[t] ensamble(s) et avoient ja prins conseil ensemble de respondre
aux [m]essagier(s): et H messagier(s) dirent aux [b]ourgois qu'il(s) leur repondis-
sent leur volente, [se il] etoient conseillie(s) ; et Boece respondit qu'il(8) estoient
25 bien conseillie(s). car se li £mpere[re] voloit venir a le cite pour faire l'ensay
tel comme on leur devisa — et leur devisa on que il convendroit que la
couronne s'aseist en son cief, et les autres choses dont il est par devant parle —
et se il advenoit ainsi que la couronne qui pendoit en l'air, l(u)i deschendist
ou cief, il seroit couronne[s] et sires de le cite et autrement néant.
30 et quant li [m]essagier(s) eurent oy[e] la response des seigneurs d'Ab-
ladane, si prinrent congiet et errerrent tant par leur(s) journées qu'il(s) vin-
drent jusques ou r£mpere[re] estoit, et l(u)i rendirent le response que li
seigneur(s) d'Abladane avoient fait[e]. adone a dit l'£mpere[re] qu'il ira a
le cite et fera l'ensay. aucun[e]s de ses gens dirent que il y avoit moult de
35 peril. un[s] sages homs de sa compagnie qu'il creoit moult, li dist: sires, ailes
a le cite d'Abladane ; car comme Romme est mere et maitresse de toutes les
2 qui le] so A P, quils ce M ; Interpunktion von M . . . forment, li
mess. etc. 3 hauts] auls P. 4 repondit P. 6 le (= les) als Nam,
Plur. häufig, 6 ainsi comme P ; il] ils P ; q'] jo A, si M P. 8 le v.]
la P ; capital dessur P. 9 lui] et ad, P ; vents P. 10 lettres] lieux in den
Handschriften ^ dafür entweder livres oder nach 9,33, wo die gUiehe
Wendung stehty lettres. 11 vendroient P; ymage AP. 12 emmerveilloient P,
esm. A. 15 mesme P. 16 il] ils P; si pensent bis cite om, P. 18 mie]
mi P. 19 ce li] celes P; ostel P ; Interpunktion von M : et Julius, avec qui etc.
21 réponse P. 22 ilec] ils P. 24 Interpunktion von AMP: volente, ils
etoient etc. ; conseilles P {ebenso 25). 25 ensay] mit Verweisung s%eichen am
Rande assaut M. 26 statt des Gedankenstriches hier wie Z, 27 seht M
Punkte. 27 aseist] dafür verlesen oseit M. 28 la c] le P; deschendist]
h nachkorrigiert M. 80 et quant] vor diesen Worten befinden sich in M
das Alinea- Zeichen; réponse P. SI errèrent P. 82 réponse P. 84 ensay]
unterstrichen M. 85 li d.] lui P. 86 Rome A P (ebenso S. 11,1).
DER ROMAN D'ABLADANE. 225
autres cites, est li sires de Romme par droit sires de toutes, et doivent estre
enclin[es] a lui. et sachiez que le couronne descendra en vostre cief, et le
bêle vierge vous fera moult grant feste (a l'entrer [en] le cite), et or[s] et
argen[s] sera bien espandus en l'ouneur de vous a l'entrer en le cite, et
5 sachiez, dit le sage[s] hom[s] a l'Empereur, que li Dieu vous saront moult
forment malvais gre se vous n'y aies; car je l'ai veu en leur[s] respo[u]s. li
£mpere[re]s fast moult liez de ce que le sage[s] hom[s] l(u)i (a) dist . si fist
arouter ses os vers Abladane; et errerrent tant par leur(s) journées qu'il(s)
vindrent a une lieue près de le cite, une matinee a l'eure de prime, et a
IO icelle heure l'image se tourna par devers le partie (de) ou rEmpere[re] estoit;
mais elle n'y ouvry mie encoires contre luy ses casses, et quant li [b]ourgois
de le cite virent que l'image s'estoit tournee devers le partie a l'Empereur,
il(s) sceurent bien qu'il aroient seigneur, si en furent moult couroucie(s) .
et il(s) enrrent droit, si comme vous orres chy après, mais il(s) ne firrent
'S point de semblant qu'il en fussent courronchie(s), ains s'apparreillerent t[ou]t
encontre l'Empereur, et a l'issir de le cite il(s) virent que le couronne tram-
bloit en l'air ainsy que se ce faissent trompez, mais il(s) ne scavoient[ce] que
c'estoit et quant il vindrent a l'Empereur il(s) le saluèrent moult hault, et
l(n)i vouldrent rendre les clefs de la cite; et l(u)i dirent que l'image s'estoit
^^ tournee vers lui. li Empere[re] dit que les clefs ne prendroit mie jusques
adone qu'il les deveroit prendre par droit (.) et qu'il leur quitt[er]oit le cite
et toute le segnourie se le couronne ne l(u)i descendoit en son quief. adone
retournèrent li [b]ourgois avec l'Empereur, et quant rEmpere[re] vint a l'en-
droit la [ou] le couronne pendoit, si vist que le couronne s'abaissoit pour lui
^5 assir en son quief et oy de belle noise en l'air que li [b]ourgois avoient oy[e]
quant il(s) issirent de le cite, si li pleust moult forment et aussi fist il a tous
ceulz de sa compaignie. et dont se mist il tout droit dessoubs le couronne,
et le couronne s'assist en son quief. adone li baillèrent li [b]ourgois les clefs
de le cite et l(u)i firrent hommage et il les reçut, et tantost l'image ouvrist
3^ ses casses et l(u)i monstra toutes ses beautés, si que tou[t] le virent apperte-
ment et cil(s) de le cite qui onque mais ne l'avoient veu[e] hors de ses
casses, adone le aoura 11 Empere[re] moult dévotement, et quant il eust finee
son orison, [s]i prièrent li [b]ourgois a l'Empereur qu'il leur fesist le serment
devant l'image de eulx et le cite garder, si comme bon[s] sires doibt faire
35 a ses subjets, et si fist il (devant l'image); et quant il eust fait le serment,
adone esleva l'image ses deux mains, et commencha a jetter [r]oses a grant
37 plante aval entre les gens, et quant ce virent, si s'esmerveillerent chascuns.
2 enclien P. 8 a l'entrer a le (la) cite scheint mir ein Zusatz der Ab*
Schreiber zu sein^ der sich aus Zeile 4 ergab, 4 honneur P; en] de P.
6 scachiez P; homs] homme P; a l'Empereur ont. P. 6 se] si P. 7 homme
P. 8 ses os] a venir (avenir M), pleonastischer Zusatz der Kopisten; errè-
rent P. 10 ymage P. U mye encore P; lui PA. 12 ymage P; le p.]
la P. 18 scurent P ; avoient P. 14 eurent A P ; il(s)] il P ; n'en f. M; firent P. 16
appareUlerent P. 17 ainsi AP; trompes P. 18 il] ils P. 19 le c] la P;
ymage P. 24 ou] que MP; lui] ly P. 26 \\\\y P. 28 firent homage
P ; reciut A; ymage P ; ouvrit P. 88 si] li M P. 84 doit P. 86 subjects P.
86 eleva P. 87 aval] a vol P : ce] le P ; émerveillèrent P ; chacuns A P.
ZeitMhr. f. rom. PUl. ZTH. 1 5
226 TH. UNK,
dont ces [r]oses venoient. et l*£mpere[re] en avoit moult grant joye. les
[g]argoulles qui onques n'avoient gette fors venin lanchoient si radement l'une
feulles d'argent, l'autre feulles d'or entre les gens, que chascun[s] s'en es-
merveilloit. li £mpere[re] attendi une piece pour veoir les merveilles a l'entree
5 de le porte, et quant il fut entre[s] en le cite et ses gens après lui, si cessè-
rent ces merveilles, et li £mpere[re] et toutes ses gens furrent moult noble-
ment [a]ais[i]e et moult seignourye en le cite, or disoit le bon[s] chanchellier[s]
qu'il n'avoit mie moult a faire en toutes ces merveilles fors (a) le couronne
et (disoit) que aussi feroit il bien fors le couronne.
10 cy dist le livre que Boece li gouveme[re] de le cite qui estoit moult
sage[s] clers et qu[i] (il) avoit tous les livres maistre Flocar[t], mist moult
grant paine a ce que toutes les choses fussent bien appointies a le venue de
l'Empereur.
qant li £mpere[re] eust séjourne Vil! jours en le cite d'Abladane
15 moult honnorablement, si vind[r]ent nouvelles a l'Empereur que li [b]onrgois
de Monstrœul estoient moult courcie(s) que li [b]ourgois d'Abladane s'estoient
mis en la subjection de l'Empereur, se en eust rEmpere[re] moult grant
despit et dist que n'entreroit a Rome, si il aroit mis ceux de Monstrœul a
sa subjection. b[r]iefvement il leur manda qu'il l(u)i venissent faire hommage,
20 ou se ne faisoient, il yroit sur eulx a tou[tes] ses gens, li [m]essagier(s) qui y
allairent rapporterrent des [bjourgois de Monstrœul qu'il(s) ne feroient riens
pour l'Empereur de Rome, adone fist rEmpere[re] de Rome apparriller toutes
ses gens pour aler sur ceulx de Monstrœul. et [i]l meismes ala avec ses gens.
mais tant fist il, qu'il laissa une partie de ses gens en Abladane et ses
25 tresoirs. et auciin[e]s de ses gens demourerrent en un Castel qui estoit encosté
Abladane, duquel castel il est par devant parle.
li [bjourgois de Monstrœul avoient bien garni leur castel. et si estoit le
ville moult forte, si ne firent moult grant force de ce que l'Empere[re] avoit
assise leur ville, et si avoient si grant fiance, (que) que quant ce venist au
30 for[t] (que) cil(s) d'Abladane l[i] plus poissan[t] leur fuissent en ayde; car
il(s) estoient de leur [lignage] et si avoient des XII frères dont il est par
devant parle, deux qui estoient marie(s) a Monstrœul qui estoient tou[t]
seigneur(s) de Monstrœul. et c[istj d[oy] estoient fils Offaces, qui fut frère
au bon maistre Flocar[t].
35 entremente que l'Empere[re] [estoit] au siege [del Monstrœul pour
prendre la ville(,) et ilec avoit moult de diverses gens qui gastoient tout pais
entour Monstrœul (.) il avoit aussi moult de diverses gens en Abladane et
dedens le castel qui près de le cite estoit, et ceulx qui ilec estoient demoure(s)
estoient de moult diverses manieres, car se il(s) veoient aucunes belles femmes
40 en la cite d'Abladane, il(s) en voloient faire leur volente et en faisoient tant.
2 gargouilles P ; gettes P. 3 cascun A. 4 une p.] un P. 6 furent A.
9 aussi] ainsi P. U qui il] qu'il MP; maitre P. 12 appointiees P. 14
quant AP; VIII jours] XIIII j. P. 15 honorablement P. 17 subgection P.
20 non fesoient P; y iroit P. 21 rapportairent P. 22 appariller P. 28
ly meismes P. 24 Abladane] et ses tresoirs etc. bis 26 Abladane om. P.
27 le V.] leur P. 28 fort A. 29 assise] unterstHchenU; avaient P. 80 fort]
fers P; puissans P; fussent P. 81 lignage] l'image M. 82 qui estoient
etc. bis Monstrœul om. P. 35 estoit] fust PM. 36 ilec] ils P; divers P,
ebenso Z. 37. 38 ilec] ils P.
DER ROMAN D'ABLADANE. 227
que cfl(s) de le cite se repentoient de ce qa'il(s) avoient onques rendu[es] les
defe a l'Empereur ; car souvent aloient [il] plainti[r| a TEmpereor des meffais
que ses gens faisoient en le cite, et il ne le faisoit point amender, si s'en
doloient ceulx de le dte, et disoient qu'il ne garderoit mie le serment qu['il]
5 leur ayoit fait quant il I(u)i rendirent le cite d'Abladane. entre les autres
méfiais il avoit ung chevalier de le compaignie de l'Empereur qui moult estoit
gTan[s] sires, cil sires avoit tant aime[e] le femme Boece, qu'il l(u)i fist assa-
voir par moult de fois que se il n'avoit s'amour par bonne volente [il] feroit
tant, que la vUlenie en demour[r]oit a la dame, et un[s] autre chevalier[s],
IO ses compains, prioit et faisoit son povoir d'avoir le seur aux XU frères qui
moult estoit belle [;] et pour aler plus hardiment en le cite par tout, a leur
volente, il(s) firent tant par leur enortement, que Augustin(s), [l]e fils a l'Em-
pereur , aima tant Margotte , le fille Boece , qu'il en fut moult desvoyez , et
dit chil Augustin[s] qu'il auroit mieulx a morir, qu'il ne fesist ses volentes
15 de la belle Margotte . avint un jour que comme Boece, le [g]ouveme[re]
d'Abladane, fust allez parler a l'Empereur qui avoit assis Monstrœuil, (que)
une malicieuse vielle qui voisine estoit a celui Boece mena jouer en ung jardin
qu'on dit vergier le femme Boece et Margotte se fille et le sœur Offaces le
josne. or estoit c[ist] verger[s] près du Castel, et si près, que le fils a l'Em-
20 pereur qui estoit aus frenestres et l[i] d[oy] chevalier(s) dont il est parle
par devant, qui autre chose n'attendoient, virent les dames ou vergier dessoubs
le Castel, et vindrent le plus tost qu'il(s) peurent au vergier ou les dames
estoient. si leur prierrent qu'il leur pleust a veir le chastel et dirent que
ainsy le vouloit le fils a l'Empereur, celle vielle [qui] estoit avec elles dist
25 [que], puis qu'il(s) ne veullent fors bien et honneur, les dames y pouvoient
bien aller, et si firent elles, et elles s'en fussent estre passées et eschappees
honourablement, [se] elles ne fussent mie alees au castel avec les chevaliers,
et comment qu'il avenist d[e] fait, elles furent diffamées de ce qu'elles avoient
tant demoure au castel. et si en issirent le plus tost qu'elles peurent. de ce
30 fait hairent moult forment cil(s) de le ville les gens de l'Empereur, et chascun
jour il(s) le veoient asses, dont il(s) avoient moult de dœul a leur(s) cœurs.
après il(s) furent courcie(s) de ce que l'Empere[re] fist oster l'3rmage
de desseure le porte et le fist aporter au castel; et disoit que l'envoiroit a
Rome, pour ce qu'elle feroit feste de lui quant il entreroit en Rome le cite.
35 mais elle n'y fut mie portee, ains fut arse ou castel, si comme vous orres cy
après, et advint un jour que li [b]ourgois de le cite virent les vilenyes que
37 rEmpere[re] et ses gens leur faisoient, si dirent ensemble qu'il(s) ne le
2 alloient P ; plaintif] au plaintis und unt^rstric/un MP. 8 amander P.
4 ceux A P ; ils ne garderoient P. 5 avoient faits P. 8 se feroit il P. 9 che-
vallier P. 10 pouvoir P; sœur P. 11 aller P. 12 enortement (ennortement) ««/^r-
strüJünMV. 16 aUes AP; Monstrœul P. 17 gardin A P. 19 vergier P. 20
chevalliers P. 21 ou] au P ; dessoubs] au d. du P. 28 prièrent A P ; plaist P.
24 ainsi A P. 26 veulent P; honneur] que ad. MF. 26 et elles etc.]
Düse ZÜÜ Zeile 27 ziemlich korrupt \ M hat\ et se elles s'en fussent,
peussent estre, passées et etc.; P . . . peu estre passées; A pensent estre . . .;
keine Kopie bietet etwas Greißares. 27 honorablement P; feussent P;
allées AP. 29 demoures P. 81 duel A. 82 courcie] unterstrichen MP.
image P. 88 le p.] la P ; envoyeroit P. 84 pour ce qu']il disoit qu' Jad. M P.
35 orrez P. 86 vilenyes] zweites l radiert M.
•5*
228 TH. LINK,
soufFriroient plus, et prinrent conseil ensemble [et dirent] qu'il fer[oie]nt crier
une belle feste, entre le cite et le Castel, a une certaine journée, et la seroient
toutes les [d]ames et les demoiselles de le cite et feroient moult belles
charoUes. et ainsy fut il fait (si), que tou[t] cil(s) qui estoient au siege l'Em-
5 pereur a Monstrœul le sceurrent. et sacies que tout l[i] b[aut] compaignon(s)
qui onques avoient menee [r]ibaudie en luxure en le cite d*Abladane furent
a celle feste, li seigneur d'Abladane furent a celle feste, premièrement Boece,
le gouveme[re] de le cite. Offaces, Julius, Volpius et tou[t] li autre(s) grao[t]
seigneur(s) de le cite, qui moult se doloient d[u] despit que les gens de
10 l'Empereur leur faisoient, prinrent conseil ensemble et dirent que le jour de
le feste il(s) ochiroient tous leur(s) anemis. et ad ce se acconderent. et si
garnirent le cite dedens le jour moult souffìssament de vitaiUe , tant qa'U(s)
dirent que se l'£mpere[re] demo[uroit] entour Abladane XX ans, il(s) gar-
daissent le cite[;] en autre maniere n'eussent il(s) une deffaulte de victaille.
15 cy endroit dit le conte[s] et le livre que Offaces manda a ses deux
frères, qui estoient seigneurs et masitres de Monstrœul, que en nulle maniere
^l(s) ne rendissent Monstrœul a l'Empereur; car ceulx d' Abladane en
avoient mavaisement goy. et si leur mandoit qu'Abladane ne seroit mye Ion*
gucment en le servitude de l'Empereur, et si envoya a Monstrœul grant plante
20 de victaille et dist que li [m]essagier(s) y entreroi[ent] par vaulte[s] qui
estoient faites dessoubs terre de long temps, et dessoubs ces voltes cil(8)
d'Abladane povoient moult bien se courir a ceulx de Monstrœul, si comme
le livre le devise, et devise que se [0]ffaces n'eust envoie adone a Monstrœul
se fussent celle sepmaine rendu(e) a l'Empereur et l(u)i eussent rendu[e] le
25 ciel de le ville.
et quant le jour[s] vint que le feste et les charoles deurent estre entre
Abladane et le castel, li [b]ourgois d'Abladane y envoyèrent les dames et
les demoiselles de le cite; et puis i[l] s'armerrent moult noblement dessoubs
leur(s) gamemens. si vindrent aux carolles, qui grandes estoient dehors le
30 cite, et leur fu commande que jusques adone que Bocce se mouveroit (que)
nuls ne se meust. et fut ordonne que l'une des parties d'euls fussent devers
le castel, si que les gens de l'Empereur [se i] voulsissent venir a refuge, (qu'ils)
n'y peussent entrer, quant Boece vist le chevalier dont il est devant parie»
qui tenoit a le carolle a le main (de) sa femme, si fust moult mus: car
35 l[e] [que]rit moult forment, si saqua son epee, si l(u)i coppa le teste. un[s]
josne[s] damoisiaux de le cite qui moult amoit Margotte vist que le fils l'Em*
37 perenr tenoit a le main Margotte; si feri le fils a l'Empereur, si le fendi
1 feroient] unterstrichen M. 2 Strichpunkt vor „a une c. journée M.
4 ainsi A P ; fust P. 6 scurrent P ; baut] bons(!) M P ; compaignon] en lu-
xure durchstrichen ad, M. 6 menee] même MA, mesme P. 8 Volpimi
Blpius M P, vgl. pag. 9 Zeüe 10. 8 douloient P. 11 annemis P. 12 8n¿
fìssament AP. 18 demouroit] demonstroit(!) MP; ans] et CLdd, MP;
Jnterpunktion in den Kopien: il gard. le c. en autre maniere, n'eussent etc.
17 ceux P. 18 mauvaisement P. 20 entreroit M; vaultes] unterstrichen MP,
ebenso voltes in Zeüe 21. 21 tems P. 24 fussent] fust P; li A; ren«
due] so P. 26 vinst P; charoUes AP; deussent P. 28 il] si M P; ar-
mèrent P. 80 fu] fust P. 82 se i] U M P, si A. 88 chevaUier P. 86 le
querit] il garit AMP, jedenfalls von einem Kopisten für querít (chérit) tvr-
lesen\ sagua P; copa P; la t. P. 86 demoisiaux P. 87 tenoist P.
,»
DER ROMAN D ABLADANE. 229
jusques es dens. adone saquerrent cil(s) de le cite leur(s) espees, si com-
mencherent les gens a l'empereur si même a decopper, qa'il n'estoit homs
vìvans qoi n'en east grand hisde. et dit le livre qn'U(s) furent si decoppe(s),
qu'il n'en demount si peu non. et cil(s) s'en voul(dr)oient fuir au Castel,
5 mais il ne leur valu néant: car l'entree du castel estoit bien gardée. Ulec
perdit l'£mpere[re] la moitié de ses gens qui esotient venu[es] a celle feste.
li [b]ourgois de le dte entrèrent dedens le castel, et si emporterrent quant
il y trouverrent de l'argent l'Empereur, et hault en une tour si enfermèrent
trois ou quatre des gens de l'Empereur . li [b]ourgois boutèrent le feu dedens
10 le castel pour ce que l'Empere[re] n'y eust nul aisément, si fut tout ars:
l'image qui fat oste[e] dessus le porte et le couronne, dont il(s) farrent moult
courchie(s) puis quant il(s) le sceurent. puis se retirairent li [bjourgois en le
dte et app[u]ierent bien les portes et les frumetures de le cite, si ne se
doubterent nul home.
15 quant rEmpere[re] sceust que cil(s) d'Abladane avoient occis son fils
et tou[te]s ses gens qui avoient este a celle feste, si fut plus courciez que
[n']avoit este onques en sa vie. si jura sur tous ses Dieux qu'il fist aporter
devant lui qu'il asserroit Abladane a son povoir, et qu'il ne se mouveroit de le
cite jusques adone que tout cil(s) d' Abladane seroient destruit, et toute le
20 dte destruite et abatue en terre ; et jura que le cite seroit arrasee IX coûtées
de terre dessus tous les edifices abbatus. et ainsi en avint il, si comme vous
orres cy après.
ainchois qu'il se departesist du pais, r£mpere[re] fist laissier le siege
de Monstrœul, et vint assoir Abladane de toutes parts et manda tant de gens
25 qu'il(s) n'estoi(en)t nuls qui les sceut nombre[r]. le livre dit que li Empere[re]
demoura tant au siege de le cite sans riens forfaire a le cite que de ca(s)
les mons li [sénateur] de Romme et [P]ompee[s] ses compains, qui gardoient
le dte de Romme, li mandèrent qu'il retoumast arrière en Romme, ou se il
ne le faisoit, il(s) esliroient un Empereur, et bien le pooient faire de leur
30 droit, quant il avoit demoure XII ans. et il leur manda qu'il ne se mouveroit
du siege d' Abladane jusques adonques qu' Abladane seroit destruite ; et par
bonnes causes cil(s) de Romme firent Empereur de Romme de [P]ompee .
mais [P]ompee[s] fist folie, quant il rechut l'empire : car puis l'encacha [J]ulles
[C]aesar de Romme et le cacha tant qu'il le ratainst en moult divers pais.
35 la le print il, et le fist or bouUant couler entre ses entrailles par mi le gœulle,
si comme le livre devise cy après.
1 saquèrent P; leur A. 2 comencherent A. 3 hisde] unterstrichen M P;
furent] fussent (= furrent) P. 5 valut P. 6 le m. A ; estoit venue P.
7quanqu'ilP. 8 haulte P. 9 feu] fu A. U ymage P; furent P. 12 courchies]
durchstrichen P. 18 appaierent M P. 14 home] M setit alinea durchstrichen
hinzu: si ne doubterent nul home quant l'Empereur. 16 courcies P. 17 appor-
ter P. 18 asseiroit P; pouvoir A P. 19 destruís P. 20 coûtées] unterstrichen M.
SI abatus P. 28 departisist P. 24 asseir A. 26 les sceut nombrer] lessent
nombre M, laissent (?!) nombre P. 26 cite] et tant aJ. APM; von que
bis Romme unterstrichen M. 27 sénateur] sena tenir und mit Verweisungsteichen
le sénat M P. 28 li] lui P ; qu'il] qui P. 29 leurs droits P. 81 In-
terpunktion der Handschriften-, destruite, et par b. causes, dis etc. 82 de
Pompee] unterstrichen M P. 82 encacha] engnacha und mit Verweisungs-
zeichen chassa MP, 34 Cesar P; ratainst] ratint P; pays P.
230 TH. LINK,
cy retourne le livre a[s] bourgois d'Abladane qui moult bien gardoient
le cite encontre TEmpereur. mais peu avoient de vitailles dedens le cite, et
si estoient grant plante de gens, si prînrent un jour 11 gran[t] seignear(8) de
le cite conseil ensemble premièrement qu'il(s) feroient entendre aux menues
5 gens de le cite que se il(s) yssoient de le cite escotelles et deschaux, et
qu'il priassent mercy a l'Empereur (que) l'£mpere[re] avoit mande qu'il aroit
mercy d'eux, et ainsy le firent il(s) entendre aux menues gens qui monlt
furent lies; mais il(s) ne scavoient mie le traïson, ains yssi grant plante de
gens de le cite, et quant il en fu[ren]t yssi, tant comme l[i] maistre vouldrent«
10 si leur fermèrent le porte, cil(s) de dehors furent moult esbahi(s); si eurent
grant paour de l'Empereur, mais quant l'Empere[re] sceust le[s] raisons, si
eust mercy d'eux, cy dist le livre que l'Emper[ere] appella l'nng d'eux qni
avoit a nom Alefrican(s). se l(u)i [de]manda se cil(s) de dedens le cite avoient
plante [de] vitailles. et il dit qu'il cuidoit qu'il(s) eussent vitaille pour quatre
15 ans encore, ha! dit rEmpere[re], je n'arrai mie le cite fors par force, si fist
assaillir le cite et getter pierres [o]t [m]angonniaux et lever eschelles. mais
rien [s] ne leur valut, car cil(s) de le cite se deñendoient bien et si tuèrent
plante de gens de l'Empereur, li Empere[re] fist cesser l'assault monlt dolent.
adone vint Alefricans a luy, si l(u)i dist: sires, nulle force n'y a mestier. H
20 Empere[re] parla [a] Aleirican(s) qu'il le conseillast. et Alefiricans qui hajroit
ceulx de le citée pour le traïson qu'il l(u)i avoient fait[e] dit: sire, Boece
est moult sages homs, et si est mon cousin; mais c'est li horns du monde
que je hay le plus; se pourchasseray se mort e le mort a ceulx de le cite
selon mon povoir. scaciez qu'il y a un[e] ymage sur une [r]oe en le cambre
25 Boece, et sur celle [r]oe sont tou[t] l[i] livre(s) qui furent [F]locar[t]. et
saciez que tant qu'il a[d] celle ymage, le cite ne sera prinse. et sadex qne
je feray tant qu'il le perderà, li Empere[re] li en sceust bon gre.
advint un jour que Alefiricains vint a le porte de le cite, si cria en
hault a le porte que l'Empere[re] le vouloit prendre pour ce qu'il estoit
30 cousin Boece, et qu'il [1'] avoit oy dire, se pria que on l(u)i ouvrist le porte.
le porte l(u)i fut ouverte, si entra ens et puis demoura du tout en le maison
Boece son cousin, entremente que Boece fut au temple en orison, Alfiicans
entra en le chambre ou l'image[s] et l[i] livre estoient. si ouvry tous sea
livres pour mieulx ardoir et mist bos a piente entour le [r]oe et tout estrain
35 du lit qui estoit illec; si bouta le feu ens et puis vint a la porte, si dist an
portier qu'il l(u)i ouvrist la porte, et que Boece s[es] cousin[s] l'envoioit a
[m]essage a l'Empereur, cil, qui cuida que ce fust voirs li ouvry la porte.
38 adone vint Alfricans a l'Empereur, si l(u)i conta le fait, et bien perçut l'Em-
1 ci A; gardirent P. 2 poi A. 8 estoit P. 6 que .... cité] durch
Verweisung steUhen nachgetragen P; es cotelles et deschaux unterstrichen
MP. 6 mercy a] nachkorrigiert M ; aroit] avoit P. 7 ainsi A P. 8 traisonl
in P unter strichen^ in M mit Verweisungszeichen trahison; ains] aint P. il
sceut P. 13 demanda] manda M P. 14 vitailles P ; pour quatre ans] vgL
jedoch oben 2Uile 2. 15 aurai P; fit A. 19 vinst P; luv] lui AP; si]
et P; mester A. 21 von cite an his Zeüe 23 cite om, P. 24 pouvoir P;
une] ung AMP, siehe gleich unten celle ymage ; roe] Roe und unter*
strichen MP. 26 ad] y ait P; prise A; scaciez P. 27 ferai AP; sceut P;
boin A. 28 Alefricans A P. 30 lui] li A. 32 fust P; oroison P. 88 cam-
bre A; ymage P; ouvrist P. 35 feu] fu A. 36 envoyoit P. 87 voira]
unterstrichen MP; H] ly P. 38 vinst P; Alefricans A P.
DKR ROMAN D'ABLADANE. 23 1
pcrc[re] et cil(s) dc Tost que c'estoit vente: car il(s) virent le feu en le cite.
like fut ars rimage[s] qui avoit teste d'or, corps de fer, pies de pione, et
ne trouva on fors le corps de l'image; et l[i] livre qui furent [F]locar[t]
furent ars, [e] une grant partie de le maison.
^ or sceust bien Boece que Alfricans l'avoit trahy. si fut courcie[s] que
le porte l(u)i fut ouverte a l'entrer et a l'issir, adone appella li £mpere[re]
Aifrican(s), si l(u)i dit: Alfricans, conseiUies me avant: car vous avez bien
commenchiet , et je le vous renderay moult richement, sire , dit Alfricans , vous
fierez eslongier vostre ost, et fer es entendre au plus de vos gens que vous
10 vol[r]ez repairier en Romme, et que vous arrez plus cher a laissier le cite
que a perdre r[e]mpire de Romme. si monstrerez semblant que l'os(t) s'en
voist, et vous feres embusquier mil chevaliers des mieuls eslis es bois du val
Sainctinois : et li [b]ourgois, quant il verront l'ost departir et qu'il(s) cuideront
que l'o5(t) soit eslongie[s], si eslargiront et ouvriront les portes, et envoiront
15 les bestes en pasture, adone se feront li chevalier(s) embuschie(s) en le cite,
et puis ouvriront tout et garderont les portes, et l'os(t) retournera a le cite,
et sachies que l'image ne conseillera mais Boece, ne l(u)i nonchera mie l'em-
busquement, ne Boece ne prendra mie conseil es livres [F]locar[t] : car tout
est ars en feu. li £mpere[re] pressa forment le conseil Alfricain(s), si ouvra
20 en le maniere qu'il l(u)i fut conseillie. cil(s) de le cite, quant il(s) virent
l'ost eslongiet, si yssirent, et si firent aller les bestes en pasture et ouvrirent
les portes. Titans et Alchiteus qui man oient a Monstrœul [et] estoient des
Xn frères, dont il est devant parle, estoient venu(s) veir la leur(s) frères,
qu'il(s) n'avoient veu[s], grant piece y avoit; mais che fust de malle heure.
25 une matinee, si comme les bestes estoient yssues de le cite, entrèrent li cheva-
lier(s) qui estoient ou bos embusquie(s), en le cite et crierrent: a le mort!
a le mort ! et si hault, que tou[s] l'os(t) l'entendist. si retourna li £mpere[re]
[o]t toutes ses gens a le cite le plus tost qu'il(s) peurrent.
cy dyst le livre que tou[t] cil(s) de le cite furrent occis, et tout li edi-
30 ñce(s) furent abatu(s) en le cite et ar[a]se a terre, et aporta on tant de terres
dessus les edifices abatus) que le terre ou le cite avoit este, fut crute et
surmontée [dessus] les edifices abatus IX coûtes de hault pour le serment
^9 l'Empereur averer. la fut faicte le fosse ferneuse, de malle heure fut pour-
1 feu] fu A. 2 fust P; ymage P; avoist P; cors A; pieds de plomb P.
6 trahi P; fut] ftis P. 6 fust P; yssir P. 7 AJefricans P; dist P. 8 le]
nachkorH^ürt M; sires, dist AJefricans P. 10 repairer P; avez P.
U monstreres A P. 12 ferez embarquer P. 14 l'os] bekanntlich mase, und
fem. 15 betes P; feront] seront P; embuchies P. 17 scachies P.;
ymage P; mais] mie P. 19 feu] fu A; Alefiricans P. 20 lui] li A; fust
conseillée P; cil] vor cil(s) steht in M ein Wort mit drei Buchstaben^ von
denen sich nur die beiden letzteren (es) entziffern lassen; P ?uU Les dis, A
bietet nichts. Ich vermute, dass das Wort durch ein Versehen des Kopisten
hereinkam. 21 betes P. 22 et] si M P. 24 avoist P ; malheure P. 25
betes P; li eh.] les P. 26 ou] en P; crièrent P. 27 entendit P. 28 plu-
tost P. 28 ci A; dist AP; cils] ceux P; furent P; tous P. 30 arase] arse
AMP; de terre P. SI dessus les éd. ab.] scheint mir vom Abschreiber herzu-
stammen ; in Zeile 32 kehrt die Wendung mit Auslassung von dessus wieder ;
P lässt aus von que le terre etc. bis IX coûtes m Zeiìe 32. 88 fust P; fosse
femeuse (ferveuse) unterstrichen MP; fust p. P.
232 TH. LINK,
penssee le carole, ou le fils de l'Empereur fut tues avec ceux d'Abladane . . .
car [en] reprouve[r] [dient] cil(s) de [Monstrœuil] a ceux d'Amiens: a](le)s
Caroles« quant cil(s) d'Amiens leur dient qu'il(s) voisent le sang abev[r]er.
de malle^heure se hasterent l[i| d[oi] frere(s) de Monstrœul, quant il(s) vin-
5 rent si tost veir leur(s) frères d'Abladane; car il(s) y furent occis avec les
autres d'Abladane.
li £mpere[re] honnoura moult forment Alfrican(s) pour le bon conseil
qu'il l(u)i avoit donne; et puis l(u)i donna maint bon conseil, et si en fat
puis cenateur de Romme. et puis físt Alfricans maint droit et pluseurs lois
10 qui encore sont tenues.
cy après devise le livre que quant [J]ule[s] [C]esar oy conter que
rP]ompee[s] s[es] compai[ns] qu[il] sembloit tant amer, fut £ropere[re] cou-
ronnes en Romme, si fut forment courcies. et jura qu'il seroit encores vengies
de lui et de ceux par qui ce avoit este fait, et l[i] sage home par qui il
15 avoit rec[i]ut[e] le couronne d'Abladane et Alfricans qui ores estoit vena[s]
de bas en hault le confortèrent moult forment; et il les crut dess(o)as toa(te)s
les aultres pour ce qu'il l(u)i avoient donne bon conseil, adone assembla
r£mpere[re] tant de gens de cha les [m]ons, qu'il n'estoit homs qui les sceat
nombrer, pour [se] vengier de [P]ompee son compaignon, qui I(u)i avoit ftit
20 le serment quant il yssi de Romme, et (pour [se] vengier) des autres traite-
mens de Romme : car il l(u)i sembloit qu'il s'estoient [trop] meffait envers
22 lui; et il(s) en joirent malvaisement.
1 pourpensee] pour pensee M; fust P; ceulx P; Abladane] darnach
tòt ein Gedanke zu ergänzen\ 2 en] om, AMP; reprouver] repouves MF
und unterstrichen', mit Verweisung' szeichen reproches; dient] om. MP;
Monstrœul] Abbeville (?) MP; v^/. auch Hist, ¿it, de France ¿. c; Amiens]
et ils leur dient ad. A MF; als e] alles e. und unterstrichen MP. 8 le
sang ab.] unterstrichen MP. 7 Alefricans P; boin A. 8 et puis etc. his
conseil om. P; fust P. 9 cenateur] unterstrichen MP; Alefricans P. 10
encor P. U Casar P. 12 quii] qui M; fust P. 18 fust P; cncor P. 14
ceulx P. 15 avoist receu P; Alefricans AP; orres P. 17 autres P; li A;
avoist P; boin A. 19 se] U MP; avoist P. 20 Rome P; se] lui MP.
21 trop] om. M. 22 mauvaisement P.
Th. Link.
Der Loi de l'Epine.
Den fJjSLÌ vom Domstrauch" überliefern uns meines Wissens nur
zwei Handschriften : i. A = Hs. Bibl. nat franc, nouv. acqu. 1104,
f. 27 vo — 30 vo, beschrieben von G. Paris, Romania 8, 29; sie stammt
nach ihm aus dem £nde des 13. Jahrh. 2. B^Hs. Bibl. nat. franc
1 553, f. 48 1 V o — 483. Nach ihr wurde der Lai veröflfentlicht von Roque-
fort, Poésies de Marie de France, Paris 18 19, 1, 542. Den bei weitem
besseren Text bietet A, welches ich deshalb zu Grunde gelegt habe ;
B zeigt auf Schritt und Tritt grobe Fehler und offenbare Entstellungen,
doch konnte es trotzdem vielfach zur Correktur herangezogen werden.
Eine gröfsere Lücke weist B auf nach V. 100; der Copist hat hier
in Folge der Gleichheit der Reimworte V. 99, 100 und V. 129,
130 (rotne: meschine) V. 10 1 — 130 überschlagen, hat dieselben aber
dann, nachdem er inzwischen sein Versehen bemerkt, nachträglich,
mit einigen durch die Umstellung erforderlichen Modifìcationen am
Anfang und am Schlufs, zwischen V. 158 und 159 wieder ein-
genickt. Eine zweite Lücke von mehreren Versen findet sich in
B nach V. 348 , wo in Folge des gleichen Reimwortes V. 348
und 356 {destrier) V. 349 — 356 ausgefallen sind; eine solche von
einem Verse nach V. 29, von 2 Versen nach V. 420 und nach
V. 456. Nur ein Vers ist ausgefallen in A, V. 424. A ist in
der Mundart von Paris geschrieben, B in der pikardischen und
zwar speciell der des Hennegaus, wie die häufige Diphthongirting
des gedeckten ç zeigt: apn'es 86, 199, apule 200 u. ö. Es fragt
sich nun, welches die Mundart des Originals war. Warnke in seiner
kürzlich erschienenen Programmabhandlung: Marie de France und
die anonymen Lais, Coburg 1892 p. 19 bezeichnet dieselbe, auf
Grund des Roquefort'schen Druckes, in dem er den Lai allein
kennt, als die normannische; eine Untersuchung der Reime und
des Metrums auf Grund der beiden Fassungen von A und B be-
stätigt diese Anschauung. Mit Hilfe genannter Kriterien können
wir Folgendes feststellen:
A. Vocalismus:
i. an + Cons, und en + Cons, werden im Reime nicht ge-
bunden: garant: avant 5, semblant: destratngnant 163, Johan: an
165, vant\ grant 201, ebenso 207, 311, 369, 463; andrerseits
sente: entente 51, parlement: entent 135, encommence: tence 179,
234 R* ZENKER,
ebenso 193, 235, 239, 263, 281, 297 u. 0.; doUní una fscü'ní reimen
wie gewöhnlich in en: loiaumeni: escient 61, dolenz: hatemenz 107.
2. ain und ein sind zusammengefallen: r amaini {yon ramener):
plaint 233.
3. oí reimt mit f vor j: ais: ades ^^Ç)^ fraisne: resne 433.
4. Freies ç erscheint als 0 oder ou: aventuras: estrous 223;
es reimt zu 0 aus gedecktem ü: amor: jor 47, tor: amor 55, ebenso
69, 475. demort i^demörat) wird gebunden mit för/ 149.
5. Reime von oi aus <? zu oi aus 0 + ^ finden sich nicht
Bei der geringen Zahl von Reimen auf oi berechtigt das freilich an sich
noch nicht zu dem Schlüsse, dafs sie nicht vorkommen könnten.
6. Contraktion des tonlosen Vokals im Hiat mit dem Tonvokal
hat nicht statt: conneües 9, veües 10, eussent 62 u. ö. Doch erscheint
nient einsilbig 275.
7. Eine besondere Besprechung erfordert der Reim rehaitie:
prie in A 241, der, wie mir scheint, eine doppelte Auffassung zuläfst
Es ist nötig, die ganze Stelle anzuführen : Diex fei ele pere celestre
S*onques avini ne ne poi esire Oonques avenisi orement Ne aventure a
nule gent Par quoi il fussent rehaitie Biau sire dex or vos em prie . .
(^: Par coi nus hom fust deshaitiéSy Biaux sire^ prenge t^en pitiés,.. ^
was aber keinen passenden Sinn gibt). Man könnte hier rehaitie
als die gelegentlich auch in normannischen Denkmälern vor-
kommende pikardische Form rehaitie für gmf. rehaitiée, prie als
regelmäfsig entwickeltes /r/ aus "aprico mit unorganischem e nehmen.
Letzteres wird zwar allgemein erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrb.,
erscheint aber vereinzelt schon im 12. Jahrh. vgl. v. Hameln Rendus
de Moiliens /, CLI11\ Wallensköld, Conon de Béthune p. 157. Wir
müfsten dann annehmen, dafs rehaitie trotz des unmittelbar voraus-
gehenden grammatischen Subjekts und Verbums il fussent direkt
auf das logische Subjekt gent bezogen worden sei. Ist nun aber
im Afr. eine derartige Freiheit in der Beziehung des Prädikats
überhaupt zulässig? Ich bin nicht in der Lage, darüber ein
Urteil zu fällen; zweifelhaft erscheint es mir jedenfalls und ich
wäre geneigt, der anderen eventuell möglichen Auffassung den
Vorzug zu geben: rehaitie N. P. Mase, prié die westnormanische
Entwicklung von ''spreco. Bekanntlich ergibt in der Mundart der
westlichen oder Basse -Normandie lat ì + '• '<^» wofür der Osten 1,
die südlicheren Landschaften ei^ e aufweisen: vgl. darüber bes.
Huber, Die Sprache des Roman du Mont St, Michel, Herrig's Arch.
B. LXXVI, p. 1 78 ff; ie aus ? + / findet sich im R. du Mont St. Michel^
in sämmtlichen Handschriften des Roman de Rou, in der Vie des
Thomas Helle de Biville, im Roman de la Résurrection de fésus Christ
von André de Coutances , im Castoiement de Pierre Alphonse, im
Tristranfragm. bei Michel B. I sowie in der Clef d^ amors; s. die
Belege a. a. O. p. 178, 186 u. i88. Auch in unserem Lai liegt
es wahrscheinlich vor in A 57 : Celie ensemble o lie aler (lie ^
illae + i). Freilich ist hier allem Anschein nach — die Stelle ist
DER LAI DE L'ÉPINE. 235
schlecht Überliefert und in dieser Fassung unverständlich — nur
die eine von beiden Formen, celie oder /;<?, zulässig und diese
wiederum kann so gut wie die andere von einem Copisten (doch
nicht von dem Copisten von A) herrühren. Die Annahme nun,
dafs wir es eben mit diesem Laute in prie zu thun haben, hat zur
Voraussetzung, dafs derselbe identisch war mit dem aus a nach dem
Bartsch'schen Gesetze entwickelten ie. Im Reime gebunden finden
sich beide allerdings in den genannten Denkmälern nicht Doch
MÔrd dies, bei der doch immerhin verhältnismäfsig geringen Zahl
von Wörtern mit ie aus ? + / , die für solche Bindungen in Frage
kommen können, die Zulässigkeit einer solchen Bindung noch
nicht ausschliefsen. Für ie aus ? + z' im Rom. du M. S, M, ermittelt
Huber p. 182 in einem einzelnen Falle, nämlich für lie {=^illae-{-t):
milie 3519 den Lautwert /*/; nehmen wir nun an, dafs wir, wie H.
geneigt ist zu thun, von diesem /// auf den Lautwert von ie aus ? + z
überhaupt einen Schlufs ziehen dürfen, so müfste, soll ein Reim prié:
dehaitié zu Recht bestehen, ie aus a gleichfalls offenes e gehabt
haben. Im R. d. M. S. M. findet sich nun ein för den Lautwert
des e in ie aus a beweisender Reim nicht ; H. bemerkt, dafs es nur
mit sich und dem ie aus § in ofifener Silbe reimt, nicht mit ie aus
p + i. Da aber H. ebenda p. 131 für ^ aus a im Westnormannischen
den offenen Laut constatirt, so liegt es doch wohl nahe, den
gleichen Laut für ie aus a anzunehmen und es stünde dann dem
Reime prip\ rehaitié nichts im Wege. Andrerseits mufs bemerkt
werden , dafs der Grund , den H. fur den Laut § in ie aus ? + /
geltend macht, keineswegs als durchschlagend bezeichnet werden
kann. £r erschliefst denselben nämlich aus der heutigen Patois-
Form lil — welche neben lié das Allgemeinere zu sein scheine — ,
in sofern das Normannische offene Laute, wenn sie in den Aus-
laut treten, zu geschlossenen zu machen pflege, nicht umgekehrt.
Aber das ist doch nur ein Wahrscheinlichkeitsschluls , kein fester
Beweis, da doch bei lie eine Ausnahme von besagter, wie es scheint,
nur im Allgemeinen gültiger, Regel stattgefunden haben könnte.
Und auch angenommen, dafs im Altnormannischen die Form li§
bereits existirte, so wäre doch nicht einzusehen, warum nicht da-
neben, ebensogut wie im modernen Patois, auch die Form lie
existirt haben könnte. Der Beweis für den offenen Klang des e
im westnorm, ie scheint mir also noch nicht genügend erbracht zu
sein, und es würde somit, auch wenn för ie aus a geschlossener
e - Laut zu statuiren wäre, die Möglichkeit einer Bindung desselben
mit ie aus e ■\- i nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen sein.
Es würde mich nun natürlich zu weit fahren, wollte ich auf die
Frage des Lautwertes des norm, ie hier des genaueren eingehen;
ich begnüge mich, festzustellen, dafs die bisherigen Ermittelungen
einen Reim rehaitié: prié nicht ausschliefsen und ich möchte glauben,
dafs derselbe hier in der That vorliegt Daraus würde denn folgen,
dafs der Lai de V épine der westlichen Normandie zuzuweisen ist
Indefs, da vielleicht auch jene ersterwähnte AufÈissung des frag-
236 R. ZENKER,
lichen Reimpaares möglich ist, so wage ich es nicht, eine bestimmte
Behauptung aufzustellen.
6. Consonantismus.
1. Mouillirtes / nach ì ist vor s gefallen: ßs: Aelis 175. Im
Pikardischen tritt in diesem Falle Vokalisirung zu u ein cf. Suchier,
Aue, u. Nie. p. 59.
2. m und n nach Vokal im Auslaut sind zusammengefallen
non {nomm): non 509.
3. n nach r im Auslaut ist verstummt: jor\ ehalor 69.
4. r nach Cons, ist stumm oder schwach artikulirt in iruevei
euevre 451.
5. Muta vor s lautet nicht: restis', mis 371.
6. Für Verstummung des s vor Konsonant findet sich kein
Beispiel. Doch gilt hier sowie bezüglich des folgenden Punktes
das unter A 5 bemerkte.
7. s und z im Auslaut finden sich nicht gebunden; tornoiz
reimt jedoch mit desiroiz 151.
C. Deklination.
1. Die j- Regel wird vom Dichter nicht mehr streng beobachtet;
der Acc. an Stelle des Nom. Sing, ist beim Substantivum zweimal durch
den Reim gesichert: ehevalier (N. S.): gaiiier 191, eouehier: eheoalier
(N. S.) 2 1 7 ; desgleichen zweimal beim Part. Perf. gué (A. S.) : effreé
(N. S.) 357, perdu (A. S.): menieû (N. S.) 409. Unsicher ist orenunt
(N. S.) : nule gent (A. S.) — das allerdings beide Handschriften bieten
— da möglicherweise oremenz : nules genz zu lesen sein könnte ; ebenso
A 133 Einsi seront bien dessevré E gart que ce plet soit celez wo B
Esgardes ke ce soit celé hat. Ich habe hier sowie in einigen andern
Fällen, wo die Lesart von B die korrekte Form gibt, diese in den
Text aufgenommen. Auch A 367 derreain (N.S., B premer ain N. PL):
certain (A. S., B N. PI.) möchte ich nicht als völlig gesichert betrachten,
da ein Fehler in der Überlieferung nicht ausgeschlossen scheint
Beim Verbum reflexivum steht das Part. Perf. im Acc. 314 Z?^ Vautre
part s'est ares té: gué (A. S.) ; 377 Et si s'est tres bien porpenséi gué
(A. S.) Fur den Nom. Plur. ist die j-lose Form gesichert 202 nu vànt:
grant. Beim Part. Perf. findet sich der Acc. statt des Nom. 95
Et va avant ses a trovez Ou il gisent (Hs. gisoient) B La u gisent)
entracoltZy wo es jedoch nahe liegt, nach einer fast wörtlich über-
einstimmenden Stelle bei Marie de France^ Esquitan 287 zu ändern:
El lit gisant entracolez,
2. Die analogische Form weist von Masculinen der lat 3. im
N. S. auf sire in A: Qiu ses sires ot tant gardé 502 , dafür aber
B son signor,
3. Von Femininen der lat. 3. ist ohne s im Nom. S. vérité:
gardé (A. S.) 50 1 ; unsicher ist 12 1 Diex quel eür et quel pechié
Fokment me sui chastié und 47 B Si fu H enf antis amours Qtiil
orent maintenu tousjours ^ A Ensemble orent fet tel amor Qtu tenue
avoient maint jor^ beide Lesarten offenbar verderbt.
DER LAI i>E l'Épine 237
4. Das Part Perf. rìchtet sich nach dem zugehörigen Objekt
stets, wenn dasselbe vorangeht: Les av^nhtres qm*ai írarAs 3» (irs
avenhins) Qiu sorenUs foiz ont voies 1 85, la chambre trova 4^ f remet 93,
^)enso 95, 196, 324, 335. Folgt dagegen das Objekt nach, so sdiwankt
der Gebrauch : Et si ont traites les espe'es 453 ; Om il a prise la
MUSC Ante 479, ebenso 480; dagegen Trop ai gardé la ckemùUe 145.
5. Die lateinischen Adjektiva zweier Endungen hab«:i im Fan.
noch keinen e: tel guise ^2^ grant decepHne 105, ebenso 169, 281,
375. 416, 454.
6. Das Pron. pers. fem. lautet de 285. An den übrigen Stellen
differiren die Handschriñen ; el begegnet in A 78, 80, 303, B hat
andre Lesart, wohl durch Correktur des Schreibers^ dem die Form
el anstöfsig war. Der Obi. der betonten Form des Fem. ist Ä": chasti
I IG. Neben o/, cele wird auch /r£^(ObL iceí) icele verwendet, 182, 224.
D. Verbalflexion.
1. Die I. Sing. Praes. Ind. der i. Conj. hat kein analogisches
e\ vont', grant 201. Zweifelhaft ist/r¿ (i. S.): dehaitie 241. Ebenso
zeigt der Conj. Praes. noch die urspûngliche Form: gart 152,
^^g<irt 317.
2. Die 3. Sing. Ind. von aler lautet im Reime beide Male
vait: fait 126, 229. Ich habe diese Form deshalb auch im Innern
des Verses eingeführt, wo A va hat.
3. Die Endung -iez xm Imperf. ist zweisilbig : estiez 407, ebenso
im Cond. in A: sosf erriez 404 (B soufferres)^ auriez 409, seriet
410, dagegen in B in den beiden letzteren Fällen einsilbig, augen-
scheinlich durch Correktur des Schreibers.
4. Das Impf. I. Conj. auf -oe ist durch Reim gesidiert 20 oti
amot und 267 gaitot: sot (die Lesart von B estoiii sou rührt wohl
nur vom Copisten her, s. Anm. zu der Stelle). Imperfekte der L
reimen zusammen 31, Imperfekte anderer Conjugationen 33, 159.
Bindung beider hat Statt nur in A: 29 Li dui enfcmt moU svenir a^
moient Selonc Veniente qiiil avoienty wofür in B nur: Li doi enfant
molt hei estaient, der correspondirende Vers ist ausgefallen; sie hat
Statt nur in B: 37 juoient: dévoient t läge aber eben da auch vor
in A, wenn man für cder — aleit {idevdt) einsetzen wurde; vgl.
die betreffende Stelle. Nun sind allerdings derartige Bindungen auch
bei normannischen Dichtem aus dem Ende des 12. oder Anfang des
13. Jahrb. vielleicht nicht von vornherein auszuschliefsen, s. Wamke,
Anon. Lais p. 9. Indefs liegt hier doch kein Grund vor, solche zu
statuiren; denn die beiden letztgenannten Stellen können eben
wegen des vollständigen Auseinandergehens der beiden Hand-
schriften offenbar nicht in Betracht konmien ; an der erstgenannten
Stelle aber ist die Unregelmäfsigkeit leicht zu entfernen, wenn wir V. 29
aus B. einsetzen und 30 zum Folgenden ziehen: Li doi enfant
molt hei estoient. Sehne réntente qtiil avoient Volentiers ensemble jooent ,• .
5. Die 2. Plur. Pf. veistes begegnet in A dreisilbig 420, in B
dagegen zweisilbig ebenda und 416 vistes.
238 R. ZENKER,
6. Der Conj. Pf. von povoir lautet peüsi\ fust 244.
K Hiat und Elision.
Tonloses e in mehrsilbigen Worten vor folgendem Vokal wird
gewöhnlich elidirt Einige Male gehen beide Handschriften ausein-
ander; Hiat liegt vor in Â: i, 170, 408, zweifelhaft 464 que il Us
deparie a itant (B departisi); in B: 50, 72, 158, 169, 175, 178.
Bei dem Mangel entscheidender Kriterien bin ich stets der Hand-
schrift gefolgt, welche den Hiat vermeidet, ausgenommen V. i,
wo er durch e = -ai und vorausgehenden mouillirten Konsonant
hinreichend gerechtfertigt erscheint. Elision tritt ein, wie gewöhnlich,
bei ma^ ia^ sa, ¿a, st\ ist faculta tiv bei se = si, que^=quod. Der
Artikel li N. S. bildet stets Silbe: 98, 371, 372.
Aus dieser Untersuchung ergibt sich nun, dafs die Sprache
des Dichters die normannische war. Vergleichen wir sie mit der
Sprache der Marie de France, wie dieselbe von Wamke in der Ein-
leitung zu seiner Ausgabe dargestellt ist, so ergibt sich, dafs eine
nahezu vollständige Übereinstimmung stattfindet. Geringfügige
Abweichungen liegen nur vor bezüglich C 3, indem hier Marie stets
die Formen mit flexivischem s gebraucht (es handelt sich aber um
einen einzigen sicheren Fall), bezüglich der Deklinationregel, welche
in dem Lai um ein geringes öfter verletzt ist — dafs sie auch
bei Marie nicht mehr streng beobachtet wird und er in ihrer Durch-
führung in seiner Ausgabe zu weit gegangen ist, gibt W. p. 4 gen.
Abhandlung jetzt selbst zu — , endlich, falls die Stelle ursprünglich
ist, bezüglich des Reimes rehaiiie: prie, mag man denselben nun
im einen oder andern Sinne aufifassen. Da nun aber diese Ab-
weichungen für die Zeitbestimmung nicht ins Gewicht fallen können,
so werden wir unsem Lai in die gleiche Zeit mit denen der Marie
setzen d. i. in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Der Name
des Verfassers ist uns nicht bekannt Dürfte als solcher vielleicht
Marie selbst zu betrachten sein? Diese Frage hat Wamke, An.
Lais p. 19 bereits verneint, indem er einmal die sprachlichen
Differenzen geltend macht, und indem er des weiteren darauf hin-
weist, dafs der Verfasser von der Entstehung der bretonischen
Lais eine andere Vorstellung habe als Marie. Diese erklärt, sie
habe die Geschichten, die sie erzähle, gehört, jener hingegen
beruft sich in der Einleitung auf geschriebene Quellen, auf die
Bücher im Kloster St Aaron zu Carlion. Was den erstgenannten Grund
betrifft, so beruhen W.s Angaben auf dem mangelhaften Roque-
fort'schen Druck, also auf B; in Wirklichkeit sind die Differenzen auf
die oben genannten Punkte zu reduziren und diese würden an sich
wohl noch zu keinem bestimmten Schlüsse berechtigen. Dagegen
ist der zweite Grund schon allein so ziemlich ausschlaggebend. £s
spricht aber aufserdem auch der ganze Inhalt des Lai's entschieden
gegen Mariens Autorschaft. Die Handlung ist nämlich von einer
Banalität wie sie von Mariens Lais keiner aufweist. Ein Knabe und
Mädchen, er der natürliche Sohn eines Königs, sie die Tochter von
DER LAI DE L'ÉPINE. 239
dessen Gemahlin und einem anderen König, wachsen im Hause ihrer
Eltern bezw. Stiefeltern zusammen auf. Ihre kindliche Freundschaft ent-
wickelt sich, als sie in die Jahre kommen, zur Liebe. Sowie die Eltern
dies bemerken, trennen sie die beiden und untersagen ihnen jeglichen
Verkehr. Das Mädchen wird von der Königin streng überwacht,
den Jüngling ninmit der König an seinen Hof, schlägt ihn zum
Ritter, heifst ihn, die Toumire besuchen und sich nach Abenteuern
umthun. Doch will sich dem jungen Ritter lange nicht Gelegen-
heit zu einem solchen bieten. Da hört er, dafs an der Furt zum
Domstrauch in der Nacht des St Johannistages sich mehr Aben-
teuer ereignen sollen als anderswo während des ganzen Jahres.
Mit Erlaubnis seines Vaters macht er sich denn am Vorabend
des genannten Tages dahin auf. Das Mädchen, in schwerer Sorge
um ihren Geliebten, begibt sich wehklagend in den Garten und
bittet Gott, dafs er sie zu ihm fuhren möge. Ihr Wunsch wird
erfüllt; nachdem sie vor Müdigkeit eingeschlafen, sieht sie sich
plötzlich in wunderbarer Weise an die Furt versetzt und wird nun
dort Zeuge, wie der Jüngling nacheinander mit drei Rittern, die
erscheinen, tapfer kämpft ; von einem derselben erbeutet er sein Pferd,
welches die wunderbare Eigenschaft hat, so lange frisch und
kräftig zu bleiben , als man ihm den Zaum nicht abnimmt Nach
wohlbestandenem Kampfe kehrt er mit dem Mädchen und der
gewonnenen Beute nach Hause zurück; er erzählt hier vor ver-
sanmieltem Hofe sein Abenteuer und bekommt nun, da er von
seiner ritterlichen Tüchtigkeit Zeugnis abgelegt hat, das Mädchen
zur Frau. Das Zauberpferd leistet ihm noch lange gute Dienste,
bis einmal seine Gemahlin demselben aus Neugier den Zaum ab-
nimmt: da war es um das Pferd geschehen.
Es ist sofort klar, wie sehr sich diese Geschichte in ihrem
Wesen unterscheidet von denen, die Marie de France in ihren Lais
behandelt Die letzteren drehen sich stets um irgend ein roman-
tisches, aus den gewöhnlichen Bahnen heraustretendes Lebens-
schicksal, das durch die seltsamen und wunderbaren Ereignisse,
mit denen es verknüpft ist unser Interessse und unsere Teilnahme
in hohem Grade rege macht. Dabei ist die Erzählung stets eine
durchaus einheitiiche, sie wird nirgends mit überflüssigem Beiwerke
und müfsigen Erfindungen aufgestutzt Was kann es dagegen all-
täglicheres geben als die hier behandelte Geschichte zweier Stief-
geschwister, die, zusammen aufgewachsen, Liebe zu einander fassen,
und dann ohne sonderliche Schwierigkeiten, nachdem der junge
Mann sich nur als Ritter ohne Furcht und Tadel bewährt hat,
glücklich Mann und Frau werden? Einen so trivialen Stoff hätte
Marie sicher sich nie zum Vorwurf genommen. Das wunderbare
fehlt freilich auch hier nicht; es liegt vor in der abenteuerwirkenden
Furt, in der plötzlichen Versetzung des Mädchens dahin und in
dem Zauberpferde, das ihr Geliebter erbeutet; aber alles dieses
steht zu der Haupthandlung in gar keinem notwendigen Zusammen-
hang; denn offenbar würde jedes andere Abenteuer dem jungen
240 K. ZENKER,
Mann den gleichen Dienst haben leisten können wie das an der
Furt zum Domstrauch, die Geschichte von dieser Furt ist mit der
Geschichte der beiden Liebenden rein äufserlich zusammengeflickt;
die Anwesenheit des Mädchens bei dem Rencontre mit den drei
Rittern ist absolut zwecklos, und das Zauberpferd ist vollends eine
mûfsige durch nichts motivirte Zuthat. Somit involvirt gerade die
Einführung dieser Momente grobe Verstöfse gegen Mariens poetische
Technik und wir dürfen also, abgesehen von dem oben angeführten
gewichtigen Grunde, auch im Hinblick auf die augenfälligen Unter-
schiede des Stoffes und seiner Behandlung den Lai de V Epine der
Marie de France mit aller Bestimmtheit absprecheiL^
Was die orthographische Gestaltung des Textes betrifft, so
habe ich, auf Grund des oben gewonnenen Resultates, an Stelle der
centraliranzösischen Formen von A überall die normannischen ein-
geführt, also ei für «', 0 für eu aus p, ^oe für -oie beim Imperf.
I. Conj., ferner habe ich die etymologische Schreibung ai beibehalten,
wofür A schon regelmäfsig e aufweist. Die Deklinationsregel im
Innern des Verses durchzuführen, glaubte ich mich nicht berechtigt ;
ich habe die unregelmäfsigen Formen da bestehen lassen, wo sie sich
in beiden Handschriften finden. Im Übrigen bin ich der Schreibung
von A gefolgt und habe eine Uniformirung nicht angestrebt Wo
ich im einzelnen, abgesehen von den genannten Fällen, von der
Handschrift abgewichen bin, habe ich es in den Varianten vermerkt.
C'est le lay de l'espine.
Qui que lays tiengne a mençonge,
Sachiez je nés tiens pas a songe.
Les aventures qu'ai trovées,
Qui diversement sont contées,
Nés ai pas dites sanz garant; 5
Les estoires en trai avant
Qui encor sont a Carlion
Enz el mostier saint Aaron
Et en Bretaingne conneiies
Et en plusors leus sont veiies. 10
B Chi commenche H lais de Uspine,
1 B Qu, çu. des /. — 2 A ne, — 8 B trespassees. — 4 B Que d. ai
contees, — 8 B Ens le, — 9 B sont eues, — 10 B /. conneues.
3 — 10. Auf das Interesse dieser Stelle für die Lais • Dichtung hat hin-
gewiesen G. Paris, Romania 8, 35. Schriftliche und zwar lateinische Quellen
nimmt für die bretonischen und französischen Lais auch der Verfasser des
Tyolet an, ib. p. 42 V. 27 — 36.
8. St. Aaron war der Schutzheilige von Caer Ueon {Castrum Legionum)
in Monmouth. Girald von Barri bezeichnet ihn im Itinerarium lûunbriae
I, cap. 5 als einen der Hauptmärtyrer Grofsbritanniens und erwähnt, dafs
er ehemals zu Caer Lleon eine schöne Kirche hatte.
^ Keiner besonderen Widerlegung bedarf die schon von Roquefort^ Marie
de France p. 40 zurückgewiesene Ansicht De la Rué*s^ Bardes Armoricains
p. 16 und Bardes^ Jongleurs et Trouvères I, 20, dafs der Verfassers unseres
Lai Guillaume le Clerc sei (weil nämlich der erste Vers von dessen Bestiaire
{Qui bien commenche et hiel define) mit dem letzten Verse des Lai übereinstimmt).
DER LAI DE L'ÉPINE. 24 1
Por ce que les truis en estoire,
Ramener vous voil en memoire
De dous enianz une aventure
Qui Ione tens a esté oscure.
En Bretaingne ot un dameisel, 15
Sage et cortéis et pro et bel,
Né de soignant et fis de rei;
Pere et marrastre aveit o sei.
Li reis Tot chier, que plus n'en ot,
Et la reïne molt l'amot. 20
De l'autre part une meschine,
D'autre seignor l'ot la reïne;
Sage et corteise ert la pucele,
Fille ert de rei et gente et bêle.
Ambedui erent d'un parage, 25
Mais n'esteient pas d'un aage;
Li ainznez n'aveit que set anz :
C'est li valiez qui plus ert granz.
Li dui enfant molt bel esteient;
Selonc l'entente qu'il aveient 30
Volentiers ensemble jooent
Et en tel guise s'entramoent.
Que li uns d'eus riens ne valeit,
Se li autres dales n'esteit.
Norri orent esté ensemble 35
Li enfant, tant con furent [iemble
Celie ensemble o lie aler]
Et cil qui garder les deveit
De trestout lor donot congié
Ne de rien ne lor faiseit vie, 40
11, 12 B^n memore Vous wel demonstrar par astore. — 14 BÁ'ttoustors.
— 16 B Freu et cortois et forment bel, — 17 /i/s; B Nés, — 18 A Mere
et m, B ot desous soi. — 20 B mont, — 22 B /' fehlt. — 23 B Preus
et c. — 24 B Et si estoit mont iovencele. Nach 24 schiebt B die Verse ein :
Fille de roi et de rotne La coulor ot et bêle et fine. — 25, 26 B Andtà
furent de haut parage Nestoient pas de viel eage, — 28 B Cest cil ki estoit
H plus grans. — 29 A Li dui enfant molt sentramoient, — 80 fehlt in B.
— 32 B En itel gu. — 33, 34 A Que H uns deus riens ne savait Far soi
ius que lautre navoit. — 35 — 40 B Ensi estoient ce me sanble Nourri
trestout ade s ensamble Ensanble aloient et iuoient Et cil ki garder les dévoient
De tout lûr donnoient congie Ne lor faisaient nul fourkie.
Über Vers 29 vgl. Einleitung D 4. Die Lesart von A ist schon deshalb
verdächtig, weil es nicht wahrscheinlich ist, dafs der Dichter das gleiche
Verb und den gleichen Gedanken, s*entramoient , unmittelbar darauf, V. 32,
wiederholt haben sollte.
36. Mit dem iemale der Hs. sowie mit dem folgenden Verse weifs ich
nichts anzufangen. Andrerseits macht die Lesart von B ganz den Eindruck
von Copistenarbeit. Die naheliegende Besserung: Celle ensemble o lui aleit
würde voraussetzen, dafs der Dichter das Impf. I. Conj. mit dem der übrigen
Conjugationen im Reime bindet, wofür sich in unserem Text ein gesicherter
Beleg nicht findet. Hält man an aler fest, so lieise sich der Reim leicht
durch Umstellung in V. 38 gewinnen : les deveit garder,
Zeit Ohr. f. rom. Phil. XVU. 1 6
242 R« ZENKER,
Ne de beivre ne de mangier,
Fors sol tant qu'ensemble coucbier,
Mais de ce n'orent il pas gré.
Tantost con furent de Teé
Qu'en sei le pot soufrir nature, 45
En eus amer mistrent lor cure;
Si faut lor enfantis amor
Que tenue aveient maint jor
Et une amor s'i herberga
Que nature lor aporta. 5^
N'i a nul d'eus qui ne la sente;
En ce lor a donné entente
De lor déduit a ce tomer,
En eus baisier et acoler.
Tant les mena qu'au chief du tor SS
Les mist ensemble cele amor
Et tot lor corage dariere
Lor toma en autre maniere.
Comme chascuns plus s'aparçut,
Tant plus lor amor entr'eus crut, 60
Plus s'entramerent loiaument.
S'il eussent tel escient
De bien lor amor a garder,
Comme il orent en eus amer,
A paine fussent deceii; 6s
Mais tost furent aparceii.
Einsi avint que li danziaus
Qui tant par est cortéis et biaus
Ert venuz de riviere un jor;
Mal ot el chief por la chalor. 70
En une chambre a recelée
Por la noise et por la criée
42 B Fors diax ,11. e. c, — 48 B Mais cho ne leur est pas en grée,
— 45 A Ji'; B puist. — 46 B En bien a; A tel cure. — 47 A Ensemble
orent fet tel amor ; B Si fu li enfantis amours. — 48 B Kü orent maintenu
tous iours. — 49 B Une autre a. — 50 B s aporta. — 61 B Ni a celui
gui ne sen sente. — 62 B Tont i ont mise lor entente. — 68 B a cou mener,
— 56 A gu^ fehlt; tot, — 60 A ^;i tele amor; B Z. joinst, — 67 B tous
H corages. — 60 B De tant en iax lamors plus crut. — 61 B Mont sentra^
moient. — 68 A De si bien lor amor garder. — 64 A en cel amer, —
65 B paines. — 67 Einsint; avint fehlt in A — 68 B Ä" tant estoit et
preus et biax. — 69 B Est. — 71 A arcelee. — 72 B das zweite por fehlt.
47. Der Vers pafst sowohl in der Lesart von A als in der von B nicht
in den Zusammenhang. Der Gedanke scheint der sein zu müssen, dafs die
kindliche Liebe, die bisher in ihren Herzen gewohnt, ein Ende nahm und
jener anderen Liebe Platz machte. Ich conjicire deshalb faut für fu,
62 Der Sinn scheint zu sein: Wenn sie es so gut verstanden hätten,
ihre Liebe zu verbergen, wie sie es verstanden , sich zu lieben .... Mit der
Lesart von A weifs ich nichts anzufangen.
DER LAI DK l'ÉPINE. 243
Privéement s'ala couchier
Por un pou son mal alegier.
En ses chambres o la reine, 75
Qui molt bonement la doctrine,
Devant sa mere esteit sa drue;
Tantost con el sot sa venue,
N'i atent per ne compaignon
Ne el ne dit ne o ne non, 80
En la chambre s'en vait tot dreit
Ou ses amis sous se geseit.
n l'a bonement receûe,
Car ne Taveit le jor veiie,
Et cele qui rien ne douta 85
Tout empres lui si se coucha,
Cent feiz le baise par amor.
Se il i font dert grant folor;
Car la reine s'aparceit.
Ves la chambre s'en vait tot dreit, 90
Molt soavet ses pas atient,
Fermeûre ne la détient;
La chambre trova desfremée,
Eneslepas est enz entrée,
Et vait avant ses a trovez 95
El lit gisant entracolez.
L'amor connut tot en apert
De quei li uns d'eus l'autre sert.
Molt fu dolente la reine,
Par le poing saisist la meschine, 100
Du lit la trait a qui que painne,
Ariere en sa chambre la maine.
Molt la laidi a cele feiz,
Apres la mist en granz desreiz
Et la tint en grant decepline; 105
Molt sueífre paine la meschine.
73 B j* fehlt. — 74 B AI peine abregier. — 76 A Äf rf. — 78 B Ä
comme eU\ K la v. — "^ là Ne ce U dût ni. — S2 B el ut g. — 88 B
liement. — 84 B Car el jour ne la plus veue. — 86 B ícele qui riens. —
86 B Apries lui el lit se coucha \ A U. — 87 A /^ ¿. ; B doucour. —
88 B Trop demeurent en la folour. — 90 va; B. En la cambre le sieut
t. d. — 91 A aprient ; B Mont sovent ses pas i atient. — 98 B trueve. —
95 va. — 96 A O» 1/ gisaient entracolez; B La u gisent entr acoles. —
98 B /. «. a lautre. — 101, 102 fehlen in B, desgleichen an dieser Stelle
103 — 130, von denen 103 — 126 nachträglich zwischen 158 und 159 ein-
geschoben werden, mit leichter Abänderung des Anfangsverses : Qui le laidist
a cele fois ; die Schlufsverse 127 — 1 30 ersetzt der Copist des Zusammen-
hanges wegen durch einige Verse eigenen Fabrikats. — l04 grant; B la mis
e. grant effrois. — 105 A la met.
96. Vgl. Einleitung unter C.
i6»
244 ^- ZENKER,
Li dameisiaus remest dolenz,
Quant ot oï les batemenz»
La decepline et le chasti
Que sa mere faiseit de li. no
Ne sait que face ne que die,
Bien sait qu'ele est en fin honic
Et que il est en fin tra'i,
Car du tot a a li failli.
De s'amie fu angoissons 115
Et de Puevre si douterons,
De la chambre n'ose issir fors;
A duel faire livre son cors:
,,Hclas, fait il, que la ferai?
Ja sanz li viure ne porrai. 120
Diex! quel eiir et quel pechié!
Folement me sui chastié.
Certes se je ne rai m'amie,
Bien sai por li perdrai la vie."
Endementres que ce duel fait, 125
La reïne au rei s'en vait.
De chief en chief li a conté
Comment il aveient ovré.
Li reis respont a la reïne
Que désormais gart la meschine, 130
Et il le vallet gardera
Et sa cort sicure li fera.
Einsi seront bien dessevré:
„Esgardez que ce seit celé.*'
Atant laissent lor parlement. 135
Mais cil, qui a duel faire entent.
Por nule riens plus n'i demore,
A son pere vient en cele ore;
Jentement le met a raison:
„Sire, fait il, je quier un don, 140
107 A le danuisel-, A B dolens, — 108 B il où A U batement; B bette-
mens. — 110 B par li\ A luL — 112 B kenßn ele est traie, — 118 B del
tout trais, — 114 B de tout est a li fall is, — 116 B plus vergoignous, —
117 B Dune cambre. - 119 A quii l, f, B quel le f, — 121 B eure
, . , pecies, — 122 B Com folement me sui gaities. — 12* A lui; B JiZi fehlt.
— 125 B Endemetürs quel d,f, — 126 A s' fehlt. - 127—180 ersetzt der
Copist von B durch die folgenden unglücklichen Verse: Ki Jure et dist
comme roine Et bien se garde la meschine Que il o ma plie ne voist Car
autre cose ne H loist Ca ma fille no voist parler Penses de votre fil garder.
Dann stellt er den Zusammenhang mit dem Folgenden (V. 159) her durch
Wiederholung von V. 157. 158: En la cort remest o son pere Et la meschine
o sa mere, S. oben V. I Ol. — 181 B Li rois 1. v. — 182 B En sa court
garder le fera, — 184 A Et gart que ce plet soit celez. — 187 A De ir. ;
B // ne ./. — 188 B vint a.
DER LAI DK L'ÉPINE. 245
Se de rien me volez aidier,
Que vous me faciez chevalier;
Car aler voil en autre terre
En soudées por mon pris querré.
Trop ai gardé la cheminée 145
Et si sai bien ferir d'espée."
Li reis pas ne Ten escondist,
Tote sa requesie li fist.
Puis li a dit que il demort
Jusqu'à un an et en sa cort 150
Entretant sieve les tomeiz
Et gart les pas et les destreiz,
Ou sovent avient en la terre
Aventure, qui la velt querré.
Li dameisiaus li otreia, 155
Qui escondire ne Tosa.
En la cort remest o son pere,
La meschine es chambres sa mere.
Mais andui si gardé esteient,
Ensemble parler ne poeient, 160
Ne de rien n'aveient leisir,
Ne del veeir ne de Tour,
Par mesage ne par semblant;
Tant ert l'amor plus destraingnant.
Huit jors devant la Saint- Johan — 165
Enz en meïsmes icel an
C*on fist del vallet chevalier —
Li reis ert venuz de gibier.
Qui pris ot a molt grant foison
Et vole'üle et veneison. 170
La nuit, quant vint après souper,
Li reis s'asist por deporter
Sor un tapi devant le deis,
O lui maint chevalier cortéis;
142 B faites, — 144 B pour pris conquerré. — 146 B gaitie, —
146 B Sen sai mont mains ferir despee. — 147 escondit, — 149 B seiourt.
— 150 B Dedens un an ens en s. c. — 153 B Or aTñent s. — 154 A
aI/o/î aventures qui velt querré \ ^ ki le va qu. — 156 ostroia. — 168 B
£ la meschine o sa mere. — Zwischen V. 158 und 159 sind in B V. 103
— 126 und die V. 127 Var. verzeichneten Verse eingefugt. — 160 B Parier
cnsetnble. — 162 A Ne de parler ; B Ne diax veoir ne diax oir. — 168
A tn. par ne\ B «. p. sériant. — 164 B Tant ala la mors d. — 166 A Un
i or. — 166 A en cel an; B £n meisme en icel an. — 167 A Que li valiez
fu chevaliers. — 168 A gibiers ; B est z\ de cachier. — 169 B Car ot
prise a. g. f — 170 A Et fehlt; B volatile.
165. Dafs hier B das Richtige hat, geht hervor aus V. 218. 219.
246 R. ZENKER,
Ensemble o lui esteit ses fìs. 175
Le lai escoutent d'Aelis
Que uns Iréis soné en ra rote,
Molt doucement le chante et note.
Empres celui autre encommence,
Nus d'eus ne noise ne ne tence; 180
Le lai lor sone d'Orpheï,
Et quant icel lai ot feni,
Li chevalier sempres parlèrent,
Les aventures ramembrerent
Que so ven tes feiz ont veûes 185
Qu'en Bretaingne sont avenues.
Entr'eus aveit une meschine.
Cele dist: ,,Au gué de Tespine
A la nuit de la Saint- Johan
En avient plus que en tot Tan. 190
Mais ja nul coart chevalier
Cele nuit n*i ira guaitier."
Li dameisiaus ot et entent,
Que molt ot en lui hardement,
Et onques, pus qu'il ceinst espée, 195
N 'aveit aventure trovée
Dont il l'esteüst par destresce
Faire mauvaistié ne proesce.
Apres le dit de la pucele
Le rei et les barons apele; 200
„Seignor, fait il, a vous me vaut, —
Que tuit l'oent, petit et grant, —
Que la nuit que dit la meschine
Gaiterai au gué de l'espine
176 B Et ensaribU 0 lui ses fis. — Vl^ K de Alis ; B d'AieUs, —
177 B doucement note, — 178 A la chante; B Mont le sonne ens en sa
route, — 179 B ApHes. — 180 B ni n. ne ni. — 182 A il elaj fuf. — 188 B
après. — 184 B racontèrent. — 185 B sont venues. — 186 B Et par
Bretaigne sont veues. — 188 B Ele . . .a giu . . — 189 B En. — 190 B
Et navenoit plus en t. l. — 192 B ir oit. — 195 B Sor cho que puis; A
ceint. — 196 B Not il. — 197 B Or U estuet par hardieche. — 199 A
li dist'y B Apries le conte et l. p. — 201 A seignors\ il fehlt. — 201 und
202 sind in B umgestellt. — 202 B Et tuù. — 204 B Gaùera.
176. Der Lai von Aelis ist uns nicht erhalten. Ein lyrischer Lai
d*Aelis ist gedruckt bei Wolf, Über die Laisy Sequenzen und Leiche p. 447,
ebenda p. 475 ein Cantus de domina post cantum Aaliz mit metrischer fran-
zösischer Paraphrase. Der Lai scheint danach sehr populär gewesen zu sein.
181. Ein mittel englischer Lai von Orpheus, Sir Orfeo ^ wahrscheinlich
die Bearbeitung eines französischen Originals, ist uns erhalten; gedruckt zu-
erst bei Rit son» Ancient English Metrical Romancees , London 1802, v. H,
248 — 269 , dann nach den 3 Handschriften kritisch herausgegeben von Zielke^
Sir Orfeo i ein englisches Feenmärchen aus dem Mittelalter. Breslau 1880;
metrisch übersetzt von W. Hertz, Spielmannsbuch, Stuttgart 1886. Ob das
französische Original mit dem hier erwähnten Lai identisch war, lafst sich
natürlich nicht entscheiden.
DER LAI DE L'ÉPINE. 247
Et prendrai illec m'aventure, 205
Quel qu'ele seit, o mole o dure.
Quant li reis Tot, s'en ot pesance,
La parole tint a enfance.
„Biax fìs, dist il, lai la folie."
Cil dist qu'il ne la laira mie, 210
Que toutes voies i ira.
Quant li reis ot qu'il nel laira.
Ne l'en velt avant faire vie;
„Or va, fait it, a deu congié,
Et si seies proz et seiirs 215
Et diex t'i doingne bons eürs."
Cele nuit s'alerent couchier.
Einsi souiri H chevalier.
Desi qu'il vint au seme jor.
S'amie en fu en grant freör; 220
Car bien ot oï noveler
Que ses amis deveit aler
Gaitier au gué aventuros
ícele nuit tot a estros.
Quant li jors se trait vers le seir, 225
Li chevaliers ot bon espeir;
De bones armes s'est armez.
Si est en bon cheval montez,
Dreit au gué de l'espine vait.
Et la dameisele que fait? 230
Sole s'en tome en un vergier.
Car por son ami velt preier
Que dex sain et sauf le ramaint;
Giete un soupir et pus se plaint,
Pus s'est assise souz une ente, 235
A U meïsmes se demente:
205 B prendra ; m' fehlt. - 206 B povre ou d. — 209 K fUz; B lau.
— 210 B le latrai; A Et il li dist nen Urai mie. — 211 A era ; B Mais toute
voies i irai. — 212 A ne l. B Quant voit quii nel lair ai. — 218 B volt, —
214 B Or tost. — 215 A seûr. — 216 A bon eur; B te d. — 217 B s^ fehlt.
— 218 ¿e; B sueßre. — 219 A secont; B Z>. çue fu. — 220 B en fehlt.
-- 222 B en dut aler. — 223 und 224 sind in B umgestellt; — 224
est raus ; B /. n. ßst a e. — 225 B £t qant ; se fehlt. — 227 B toutes;
s' fehlt. — 228 B Sor un b. ch. est m. — 231 B sen entre. — 282 B Por
son ami vuolt aproier. — 288 B Que sains et saus diex l. r. — 284 B et
dont. — 235 B ses . . . sor. — 286 B A soi meisme,
2 1 9. Die Lesart von A : secont , ist zu verwerfen , da in diesem Falle
von einem „warten, bis der Tag herankam" doch nicht wohl die Rede sein
könnte.
235. ente = gr. f/nipvroVy der gepfropfte Baum; einem solchen waren,
wie es scheint, im Volksglauben zauberhafte Kräfte eigen. Auch die Königin
im Tydorel schläft, bevor der überirdische Ritter ihr naht, soi une ente;
vgl. W. Hertz, Spielmannsbuch p. 322.
248 R. ZENKER,
„Diex, fait ele, pere celestre,
S'onques avint ne ja pot estre
Qu'onques avenist orement
Ne aventure a nule gent 240
Par quei il fussent rehaitié,
Biau sire dex, or vos em prié
Que li miens amis o mei fust
Et je o lui s'estre peûst.
Hé dex! com sereie garie, 245
Nus ne sait com j'ai dure vie,
Ne nus saveir ne le porreit,
Fors sol icil qui amereit
La rien qu'il n'aureit a nul fuer;
Mais cil le sait trestout par euer." 250
Einsi parleit la dameisele,
Et seeit soz Tente novele.
Assez fu quise et demandée,
Mais ains ne pot estre trovée;
Car nel 1 sait chose qui vive. 255
Tant fu a s'amor ententive
Et au plorer et au duel faire
Que li jors faut, la nuit repaire.
Adonques fu auques lassée,
Desouz Tente s'est acoutée, 260
Li cuers un petit li tressant.
Un poi se dormi por le chaut.
N'i ot pas dormi longuement, —
Mais je ne sai confaitement, —
Que desoz l'ente illec fu prise 265
Et au gué de Tespine mise,
La ou li chevalier guaitot;
Mais n'i fu guaires que le sot.
Cant repairiez est a Tespine,
Dormant i trueve la meschine. 270
287 B Et donqués dût. — 288 B Se onques fu,,.puét e, K tu tu p,
— 240 B Et chou con prie, — 241 B Par coi nus hom fust deshaities, —
242 B Biaux sire prenge ten pities, — ^^7 A la p, — 248 A celi, — 250
A toute. — 252 B sor Urbe. — 255 A ne li set; B Quii ne li sût. — 266 B
est. — 257 B a. — 258 B La nuis en vait H iors repaire. — 259 A lessiee ;
B Et donques. — 260 accuiteeP (etwas undeutlich); B /k akeutee. — 262 B
Illtiec sendort grant H fait. ~ 265 B Qui de desous l.f. p. — 267 le; B La u
ses amis der s estoit. — 268 A qui; B ne fu gaires kil i soit. — 269 A B Car,
268. Ich übersetze: „Aber er war nicht da, so dafs er es (ihre plötz-
liche Versetzung an die Furt) erfuhr d. i. erfahren hätte." Seine zeitweilige
Entfernung mufs in dem Verse ausgesprochen sein, da sonst unverstandlich
bleibt, wie im folgenden Verse von seiner Rückkehr die Rede sein kann.
Die Lesart von B mit ihrer schwerialligen Umschreibung beruht doch
wohl nur auf willkürlicher Änderung des Copisten behufs Gewinnung eines
Reimes auf -oit.
269. Car, das allerdings beide Handschriften aufweisen, gibt keinen
Sinn ; cant ist Conjectur.
DER LAI DE L'ÉPINE. 249
Por la freör cele s'esveille,
Ne sait ou est, molt se merveille,
Son chief covri, grant poor a.
Li chevaliers l'aseüra:
„Diva, fait il, por nient t'esfreies; 275
Se est chose que parler deies,
Seurement parole a mei.
Por sol tant que feme te vei.
S'en dieu as part, seies seûre.
Mais que me dies t'aventure, 280
Par quel guise et confaitement
Tu venis ci soudainnement".
La meschine s'aseära,
Ses sens li vint, si s'amembra
Qu'elle n'esteit pas el vergier; 285
Dont a parlé au chevalier:
„Ou sui je donc?" fait la meschine.
„Dameisele, au gué de l'espine
Ou il avient mainte aventure,
A la feiz bone, a la feiz dure". 290
„Hé diex, fait ele, or sui garie.
Sire, ja sui je vostre amie.
Diex a oïe ma preiere."
Ce fu l'aventure premiere
Que la nuit vint au chevalier. 295
S'amie le cort embracier.
Et il tantost a pié descent,
Entre ses braz soëf la prent;
Par cent feiz baise la meschine.
Et pus l'asiet desoz l'espine. 300
Cele li conte tout et dit
Comment el vergier s'endormit.
Et comment el iu de si la,
Que illec dormant la trova.
Quant il ot trestot escouté, 305
Un regart fist outre le gué
Et vit venir un chevalier
Lance levée le gravier.
Ses armes sont totes vermeilles
Et du cheval les dous oreilles 310
271 Kpoor. - 272 B sen w. — 276 A ^j; A B qui (ki), -- Xl^fame,
— 281 A et fehlt. — 282 B chi si soutieument. — 288 B la stura, — 284
B U mut se li menbra. — 286 B apieU le ch. — 287 ge, — 290 B Une fois
bone autre fois d. ; A dire. — 291 B ce dist con s. g, — 292 B/a« este, —
294 B maventure. — 296 A Que ü avint. - 297 'R après a. p. — 300 A
Et fehlt, sasieut, — 301 A Pus li a conte, — 308 Bu,— 304 B £t
comment. — 306 A illot. — 807 B voit. — 308 B por gerroier.
271. Die Lesart von A: poor ^ ist offenbar sinnlos; yír^or, das ich aus
B aufnehme, steht keineswegs in "Widerspruch zu chaut V. 262: auf einen
warmen Abend ist eben eine kühle Nacht gefolgt.
250 R. ZENKER,
Et li autres cors ert toz blans,
Bien fu estrains parmi les flans;
Mais n'a mie passé le gué,
De Pautre part s'est aresté.
Et li danziaus dit a s'amie 315
Que faire veut chevalerie;
D'ilec esgart, pas ne se mueve.
Saut el cheval, sa joste trueve,
Mais primes passe le rivier
De l'autre part au chevalier. 320
Tant com chevaus pueent randir,
Granz cox se vont entreferir
En sun le vermeil des escuz
Que touz les ont fraiz et fenduz;
Les lances brisent de quartier, 325
Sanz maumestre et sanz empeirier
Versèrent andui el sablón;
N'i orent per ne compaingnon
Qui les aidast a relever;
Or penst chascun du remonter. 330
Li graviers fu plains et igaus.
Quant il rentrent es chevaus,
Les escuz joingnent as peitrines
Et baissent les lances fraisnines.
Li dameisiax ot honte eue 335
Qu'a terre l'ot veü sa drue
A cele joste premeraine.
Si feri a la derreaine
Que de l'escu perent les ais.
Et cil reflert lui tot ades; 340
Des hantes font les trons voler,
Le quel que seit estut verser.
Ce ÍU cil as vermeilles armes;
De l'escu guerpi les enarmes
Et du corant destrier la sele. 345
Voiant les eulz a la pucele
Ses amis l'empaint el gravier,
Par les resnes prent le destrier,
311 B fu. 812 B estrois desos. — 816 B dût. — 817 B Diliiuc sf
part, — 81 (i A U r edier \ B pense lui aidier. — 820 B a« est rivier. — 821
puent; B cheval puet randir. — 828 B vermes. — 825 B hanstes furent de
qu. — 826 A et fehlt. - 827 B .S^ versent. — 829 B a remonter. — 380
B relever. — 882 B // furent as. — 834 A laissent. — 386 Qua tiere
vint devant s. d. — 888 B Sel feri si a le demaine. — 339 B porte les
hies. — 340 B adies. — 841 A tros. — 842 B estuet, — 348 B C* sent
cil a V. — 847 B lespaint. — 348 B le regne.
319. Le rivier ^ das allerdings auch nicht recht befriedigt, setze ich ein
für das unverständliche leredier der Hs.
DER LAI DE L'ÉPINE. 25 1
El gué se met, outre s'en vait,
De l'autre part geâr le lait. 350
A s'amie vint a Pespiiie,
Du bon cheval li fait saisine.
Cil n'i jut mie longuement,
Car secors ot assez briement.
Vers lui viennent dui chevalier, 355
Monter le font en un destrier,
Et li dui passèrent le gué.
Li danziaus en fu eiïreé.
Por qu'il n'esteient per a per;
Mais ne Ten esteüst douter: 360
Ja nus n'aura del autre aïe;
Se faire veut chevalerie.
Faire le puet corteisement
A chascun par lor senglement.
Quant a chevaus furent tuit trei, 365
Corteisement e sanz desrei
Le gué passa li derreain;
Quant outre furent en certain.
Ne l'araisonnent tant ne quant,
Mais de joster li font semblant. 370
Li uns d'eus fu coiz et restis,
Li autres s'est as armes mis;
Corteisement atent et bel
La joste aveir du dameisel.
Quant cil le veit de tel mesure, 375
Eneslepas se raseûre
Et si s'est tres bien porpensé:
Por ce vint el gravier au gué,
Por pris, por aventure querré;
Le vassal velt aler requerre. 380
Lance levée, l'escu pris
El gravier s'est contre lui mis.
349—366 fehlen in B. — 349 outre U Ut, — 867 B Icil. — 369 B Por
cho quii nestoient pas per. — 360 B ne Ustuet pas. — 861 B uns. — 364
B Et cascuns par soi simplement. — 366 B cheval. — 367 B passent
ïi premerain. — 868 B li ciertain. — 369 B Ne laraisone ne t. n. qu.
— 871 A corz. — 372 B est es. — 378 B latent. — 374 B Par avoir
joste del dansiel. — 376 B les ...musure. — 877 B Et entretant sest por-
penses. — 378 B Por cho vient il gaitier .... — 379 B et por honor con-
querré. — 380 B est ales, - 381 B Lance baissie al. — 382 B s' fehlt.
349. le let ist wohl aus der folgenden Zeile eingedrungen; s'en vait ist
Conjektur.
355 ff. Es besteht hier eine Unklarheit in der Erzählung, die ich nicht
zu heben vermag. Erst hören wir, dafs die beiden neuangekoramenen Ritter
den besiegten zu Pferde steigen lassen und selbst die Furt überschreiten,
doch jedenfalls auch zu Pferde. V. 365 ist dann aber davon die Rede, dafs
sie alle drei zu Pferde gestiegen sind. Auch fallt V. 368 der Plural furent
etwas auf. Vielleicht ist die Überlieferung fehlerhaft.
252 . K. ZENKER,
Andai poignent, ensemble mueven t,
As fers des lances s'entretruevent,
Si que des fus en font esteles ; 385
Mais ne perdirent pas les seles.
Tant furent fort li chevalier
Qu'aquastroné sont li destrier,
Chascuns d'eus a mis pié a terre,
O les bons brans se vont requerre. 390
Ja fust li chaples commenciez
Et si i fust aucuns bleciez,
Quant H chevaliers les depart
Qui de loing vint de l'autre part.
Des dous desseivre la mellée, 395
N*i ot plus coup féru d'espée.
Pus a parlé au dameisel,
Corteisement li dit et bel:
„Amis, fait il, car remontez
Et une feiz a mei jostez: 400
Pus vous em porreiz bien aler,
Ne vous chaut plus a demorer;
Car la peine de cest trespas
Vous ne la sosferriëz pas,
Ainz que li jors deie esclarcir, 405
Por toute la cité de Tir.
Se vos i estiez maurais
Ou par mésaventure ocis,
Vostre pris auriez perdu,
Ja ne seriez menteu. 4 10
Nus ne saureit vostre aventure,
Ainz sereit mais toz jors oscure;
Menée en sereit la pucele
Et li bon destrier de Castele
Que avez conquis par proesce. 415
Onques n'eûstes tel richesce:
Que tant corn le frain li lairez,
Jamar que mengier li donrez,
883 , îJ84 B Andui por joindre ensanble meurent Es lances andui se
recheurent. — 385 B des lances font. — 38<5 B widierent. — 388 A Qua
guar troue. — 380 B Et cascuns am.— 391 B /w. — 302 B 1 fehlt;
li uns diaus. — 304 B Qui Ions estoit a une part. — 390 A pus. —
398 B dist. — 399 B retomes. — 401 B nous em porrons. — 402 B Ne
caut de plus demorer. — 404 B soufferres. — 405 B doit. — 40ft B Par,
— 407 B Et se vous esties m. — - 408 B Et par\ A aventure. — 409 B
aries vous p. — 410 B amenteu. — 412 B serait at. — 414 K Et le\
B Od le. — 415 B Qavoit c. — 410 B Ains mais ne vistes tel richece. —
417 B Car tant que le f rains li lair ois, — 418 B donrois.
388. aquastroner {Etymon ?) , zusammensinken. Ren. de Mont, ed,
Michelant p. 35 : Et li cheval se sunt durement encontré Que sor les rains
derrière se sunt acatoné ; cf. Godefroy, Dictionnaire s. v.
DER LAI DE L'ÉPINE 253
Et toz jors l'aurez eras et bel,
Ains ne veïstes plus isnel 420
Ne de toutes boutez meillor
Ne mieux feïst a josteör.
Mais ne seiez pas esbahiz,
Por ce qu'estes proz et hardiz
Tres que li frains sera cheuz, 425
Eneslepas sera perduz.
Li dameisiaus ot et entent
Qu'il parole resnablement.
Et se c'est veir qu'il H destine,
Aler s'en velt a la meschine, 430
Mais primes velt a lui joster,
Pus ert plus bel du dessevrer;
O les enarmes joint la resne
Et prent une lance de fraisne,
Esloingniez s'est du chevalier 435
Et prennent lor cors el gravier.
Por asembler ensemble poingnent.
Les lances baissent et aloingnent.
Desus les escuz a argent
S'entrefierent si durement 440
Que toz les ont fraiz et fenduz;
Mais les estriers n'ont pas perduz.
Pus quant icil s'est bien tenu,
Si l'a li danziaus si féru
Que toz en fust venuz aval, 445
Quant au col se tint du cheval;
Et li valiez outre s'empasse,
Son escu et sa lance quasse,
Son tor fait, cele part s'adresce;
Et li chevaliers se redresce. 450
Au repairier tot prest le trueve,
Chascuns de son escu se cuevre.
Et si ont traites les espées;
Pus s'entredonent granz colees.
419 A £^ il ert tot tors c. et braus ; B B^ tousjors laroit eras et
hiel. — 420 A Onques ne veistes plus biaus ; B Aine mais ne veistes plus
isniel. — 421. 422 fehlen in B. — 428 B ja e. — 424 fehlt in A — 426,
426 B Puisque le frain laurois tolu EsneUment laurois perdu, — 429 A
Et ce est; B que li. — 430 A roine; B A/er en wet. — 431 B rtfet. —
432 B Plus biel pora de lui sevrer. — 433 B Avec Us armes prent le
regne. — 431—434 sind in A umgestellt: 434. 433. 431. 432. — 436 B
prendent le c. — 438 A L. l. prises ; B eslongent. — 439 B Desor. —
440 B fièrement. — 443 A sicil . . . tenuz ; B Et qant se sont si bien tenu.
— 444 A le danzel si feruz ; B Si la damoisiaus féru. — 446 B se prent. —
448 A ^ son escu s. l. — 449 A Sen. — 453 B Et ü 0. — 464 B Si se
donnent moût g. c.
254 R. ZENKER,
Que de lor escuz font esteles, 455
Mais si se sont tenaz as seles
Que por chapler ne por ferir
Ne vorent les estriers guerpir.
La meschine fu esfraée,
Qui d'eus esgarde la mellée; 460
Grant poor ot de son ami,
Au chevalier cria merci
Qui a lui ot josté avant
Qu'il les departist a itant.
Cil fu cortéis et afaitiez, 465
Cele part vint toz eslaissiez,
£ntr'eus se met, departi sont,
L'ève passent si s'en revont.
Li dameisiaus plus n'i demore,
A s'amie vient eneslore, 470
Qui paorouse ert soz l'espine,
Devant lui lieve la meschine,
Le bon cheval en destre emmaine;
Bien a achevée sa painne.
Tant a erré que nuit que jor 475
Qu'il vint a la cort son seingnor;
Li reis le vit, molt en fu liez.
Mais de ce s'est molt merveilliez,
Ou il a prise la meschine;
Pus a mandée la reïne. 480
Cel jor, si con j'oï conter,
Ot fait li reis sa cort mander,
Et ses barons et autre gent.
Por endreit d'un acordement
De dous barons qui se mellerent, 485
Par devant le rei s'acorderent.
Oiant tote cele assemblée
Ja fu l'aventure contée
Comment avint au chevalier
Au gué ou il ala guaitier: 490
455 B astùles, — 456 B Mais ne widierent pas les sieles, — 457»
468 fehlen in B — 458 guérir. — 459 B Mont fu la m, iff ree, — 460 B
Quadies regarde. — 461 Y^ a d. — 462 B crie. — 463 B Que a lui a, —
464 A departe \ B Que il sens d. a tant. — 465 B //. — 467 B Düluec
departi se sont. — 468 B j<? r. — 469 B Et H dansiaus plus ne demoure,
— 470 enisleure; B Od samie vint. — 471 B Paoureuse est desor lespine,
— 472 B soi. — 474 A a fehlt \ E Or a achevie. — 475 B que vint au jor»
— 476 B Et vint. — 477 B voit et fu molt lus. — 478 A ce fehlt; B sest
il m. — 479 1^ Et cil a. — 480 B Sire est endroit soi la roine, — 481 A
Ce. — 482 A sa gent; B A fait. — 488 A Z>^ j. — 484 B Por le droü
dun comtnandement . — 486 ^ Et d. — 487 A tre slot. — 488 B Li fu. —
DER LAI DE L'ÉPINE. 255
Premièrement de la meschine,
Com la trova desoz l'espine,
Pus des justes et du cheval
Que il gaaingna au vassal.
Li chevaliers et près et loing 495
Le mena puis en maint besoing
Et richement garder le fìst
Et la meschine a feme prist.
Tant garda et tint le destrier
Que la dame, por essaier, 500
Se ert du cheval vérité
Que ses sires ot tant gardé.
Le frain li a du chief tolu;
Einsi ot le cheval perdu.
De Taventure que dite ai, 505
Li Breton en firent un lai.
Por ce que il avint au gué.
En ont li Breton esgardé
Que li lais ne recevroit non
De rien se de l'espine non. 510
Ne Pont pas des enfanz nommé,
Ainz l'ont de l'espine apelé,
Si a non li lais de l'espine
Qui bel commence et bel define. 514
492 B Quii la. — 498 fame, — 600 B voU assaier. — 601 B Ce
ce st. — 602 B son signor a. — 608 B Le frain del cief li a tolu. —
604 A fu. — 607 B queU vint. — 608 B Nont pas l. — 609 A U lay\
B li laist recheust son non. — 610 B Ne fu se de lespine non. — 618 A
U lai. — 614 B Qui bien.
B. Chi define li lais de lespine,
R. Zenker.
Zu den Liedern Lionardo Oiastinianis.
Die Canzonetteni und Strambotti Lionardo Giüstinianis er-
freuten sich im 15. Jahrhundert einer immer wachsenden Beliebt-
heit^ Noch gegen Ende des Jahrhunderts schreibt Cicco Simonetta^
in einem eigenhändigen Promemoria, er wolle den mailänder Ge-
sandten in Venedig , Girardo de' Colli ,^ an seine Bitte erinnern :
„che gli facessi scrivere in un libretto, tucte le canzone de domino
Leonardo Justiniano et tucte le altre che se trovino in Venetia
che siano belle et che siano in uso in Venexia". Bei einigen (doe
o tre) Canzonen möge er auch die Noten beifügen lassen, um die
venetianische Melodie zu verstehen. Aufserdem soll er ihm einen
jungen Burschen von 12 bis 15 Jahren schicken, der mit und
ohne Laute singen und seinen Kindern Musikimterricht erteilen
könne. Aus dieser Urkunde ersehen wir aber zu gleicher Zeit
wieder, dafs das Eigentum Giüstinianis von demjenigen anderer
Dichter nicht immer streng geschieden wurde. Gerade die ältesten
und reichhaltigsten der bisher bekannten Sanmilungen von Gedichten,
deren gröfster Teil sicher Giustiniani gehört, zeigen keine Autoren-
namen.^ Es sind dies der cod. pal. 213 [627. — E. 5, 7, 47],
den ich mit P. bezeichne, und der cod. der Nationalbibliothek zu
Paris F. it. 1032 (Pri).6 Beide Handschriften sind in Oberitalien
geschrieben. Von ersterer hat es Gentile^ dargethan, der aufserdem
^ Zu dem Namen Gaspary, Geschichte der italienischen Literatur II S. 661.
* Vgl. z. B. Gaspary, a. a. O. II S. 182.
^ Das Dokument ist abgedruckt bei Motta, Musici alla corte degli
Sforza. Archivio storico lombardo XIV S. 554 — 555 (1887).
* Derselbe war 1471 — 1475 Gesandte; in diese Zeit muís also das un-
datierte Schriftstück fallen. Motta a. a. O.
^ Dais Giustiniani selbst nicht alle ihm in den alten Drucken zuge-
schriebenen Gedichte gehören, zeigte ich Zeitschrift für roman. Phil. XI 1 30.
® Gleichfalls ohne Namen 21 Canzonetten im cod. marc. Cl. it. IX 346
(a. 1444), welche Morpurgo 1883 i™ zweiten Bande von Ferraris Biblioteca
di letteratura popolare herausgab und 31 im cod. marc. Cl. it. IX 486. Zu
letzteren vgl. Mazzoni, Le rime profane d'un manoscritto del secolo XV.
(Atti e Memorie della R. Accademia di scienze, lettere ed arti in Padova
Voi. VII Disp. I i8qi) und meine Anzeige im Lbl. f. germ. u. rom. Phil.
Xm Sp. 30 — 31. Über den cod. der Pariser Nationalbibliothek 1069 werde
ich baldmöglichst berichten.
^ I codici palatini descritti, Roma, Bencini 1889 I S. 267 — 268.
zu DEN UEDERN UONARDO GIUSTINIANIS. 257
zeigt, dafs der cod., bevor er nach Florenz kam, Francesco Sforza
gehörte. Der cod. par. 1032^ ¡st mit dem Wappen des Giovanni
Galeazzo (einer gekrönten blauen Schlange, die sich nach links
wendet, in schwarzem^ Felde) geziert Daher nimmt Mazzatinti^
mit Delisle^ an, dafs er dem Conte di Virtù gehörte. Eine Schwierig-
keit ist dabei allerdings miberûcksichtigt geblieben: Gian Galeazzo
starb im Jahre 1402, Giustiniani ist aber nach gewöhnlicher An-
nahme erst 1388 geboren. Letzterer wäre also mit allerspätestens
14 Jahren bereits ein berühmter Dichter und der Verfasser von
70 Liedern — diese Anzahl enthält der Pariser Codex — gewesen.
Nehmen wir selbst an, dafs ein Teil der in Pri. enthaltenen Ge-
dichte von anderen Verfassern herrührt — bis jetzt kann ich es
von keinem einzigen nachweisend^ — so werden anderseits nach
* Vgl. Mazzatinti, Inventanio dei manoscritti italiani delle biblioteche
di Francia Voi. I S. 180. Der eine englische Besitzer heifst mcht £rethonne
(dieser Lesefehler schon bei Raynaud , Cabinet Historique A. XXVII T. I
Catalogue S. 269), sondern Crechtoñe. Derselbe hat seinen Namen fast über
jedes Gedicht geschrieben. In den Zwischenraum zwischen den Buchstaben
A imd C des vom Schreiber des Codex auf zwei vorgeheftete, also nicht
mitgezählte Pergamentblätter geschriebenen alphabetischen Inhaltsverzeich-
nisses nach Versanfangen schrieb er : „Iste liber p^rtenet Wilhelmo Crechtone
jn de le vint et vns jour de aust mil VCXXII". Am Ende, F. 126 r. schrieb
derselbe: ,Jste liber p^rtenet Wilhelmo crechtone". Canivet schrieb auf die
Rückseite des zweiten vorgehefteten Blattes unter das Inhaltsverzeichnis:
,,Ce present Liure est a moy nicolas | canyuet compteroulleur de la place et
I chastel de dombar en escosse et | secretaire de treshaute et trespuissant |
prince Monseigneur le duc | dalbanye Ect. | Canyuet". Darunter von anderer
Hand: „Potius mori quan sedari". Dasselbe Motto F. 126 r. Ebendort über
dem Motto und unter Crechtones Bemerkung Canivets Bemerkung: „II ma
este donne par mon grand amy | guillame quoquebome sire de ueuha(?) a
edenbourg Le He Jor de juillet 1529". Darunter der Name ausradiert, doch
erkennbar. Der cod. ist von Ive, Giornale storico della letteratura italiana n
S. 149 Anm. I falschlich als 1302 bezeichnet. Mazzatinti macht im Abdruck
dieser Anmerkung a. a. O. H S. 266, 1320 daraus.
' Nach Mazzatinti a. a. O. S. LXXI silbern; vgl. auch Mazzatinti, In
ventano dei codici della biblioteca visconteo-sforzesca redatto da Ser Facino
da Fabriano nel 1459 e 1469. Giornale storico della lettaratura italiana I S. 36.
3 Giornale storico della letteratura italiana I S. 36.
* Le cabinet des manuscrits I 130.
^ Von den Gedichten im cod. P werden bisher von andern Verlassem
beansprucht (ich citire nach meiner Ausgabe Bologna 1883):
1 LXVU (S. 349) Venuta è Pora e* I dispietato punto. Von mir unter dem
Namen J. Sanguinacci herausgegeben in der Miscellanea Caix-Canello S. 196.
Auch der cod. oxfd. 8 1 gibt das Gedicht mit Recht Sanguinacci. Vgl. Pèrcopo,
Giornale storico della letteratura italiana Vili S. 496 — 498 ; Biadene ibid.
IX 214, dessen Oste jedoch unvollständig ist; bei unserem Gedichte fehlt
B. , M'. Das Gedicht anonym auch cod. pal. 205 und 241, cod. laur. pl. 89
inf. 44, cod. magi. VII. il, 25. Vgl. auch Zeitschrift fur roman. Phil. XI 129.
Herr Lamma behauptet Propugnatore XX, II S. 221 n. i irrtumlich, das
Gedicht stände in P und im cod. neap. IV. A. 7 mit Sanguinacds Namen.
Auch im cod. bol. 1739 ist die Überschrift erst später hinzugefügt. VgL
Lamma Giornale storico della letteratura italiana X, 373 und 377 Anm. i.
2 LXXI (S. 365) QVal nympha in fonte ^ o quai in ciel mai dea ist
unter Sacchettis Namen gedruckt (wie auch LXVU) von Ghinassi und Isola
und im cod. bol. 1739 von jüngerer, wahrscheinlich Crescimbenis Hand dem
Zeliöohr. i. rom. Phil. XVII. 1 7
258 B WIESE,
meinen noch recht lückenhaften Notizen 13 der Lieder von Hand-
schriften und Drucken dem Giustiniani zugeschrieben und von
keinem anderen Dichter beansprucht, darunter das berühmte Rezina
del cor mtoA
Sangiiinacci zuerteilt (Lamma» Giornale storico della letteratura italiana X,
S. 377 Anm. 3). Die alten Drucke geben das Gedicht aber Giustiniani, dem
es gehören wird. Anonym steht es auch im cod. marc. Cl. it. IX 105 und
HO, im cod. magi. VII. 11,25 und im cod. par 1069.
3. LXXII (S. 371). Venite puntelete e belle donne ^ die bekannte Ruffi-
anella, welche meistens in den Handschriften Boccaccio zugeschrieben wird
(z.B. vat. 4830; barb. XLV, 145; med. pal. 118; laur. XL, 43; rice. 1091).
Vgl. Ferrari, La Domenica Letteraria III, 14. Ich bemerke noch, dafs im
cod. marc. Cl. it. IX 105 nach dem Gedichte das Serventese Simone Serdinis:
O magnanime donne» in cui beltate folgt mit der Überschrift: Chanzon
Morale di Simon da Siena a confusion de Venite poncellette. Volpi hat
dies übersehen (La Vita e le rime di Simone Serdini, Giornale storico della
letteratura italiana XV S. 61).
4. LXXIV (S. 383) S y forte i to begli ochij ñoñamente. Dies Serven-
tese trägt im cod. marc. cl. it. IX 105 e 54 r. die Überschrift in roth: M.
T. Ad Ländern diuç ixote Sancti Bonifacij comitisse. Auf c. 117 r — 125 v.
liest man eine „Vizio. M. T. ad D. suam celeberrimam & serenissimam",
beginnend : Plu giorni fa ch*io mi cridi dil tuto , endend : Lieto mi parti
sperando in la tornata, und endlich e. 041 v ein Gedicht mit der Überschrift:
Michaelis tarantono ad instantiam ant de bonichardis. Aus letzterem Um-
stände schliefst der Verfasser des Inhaltsverzeichnisses auf dem vorgehefteten
Blatte , dafs M. T. Michaelis tarantono sei. Ich kann über letzteren augen-
blicklich nichts beibringen.
5. LXXX (S. 409) yO ti prego per quel uiuo sole. Dies Capitolo ist
von Carlo Cavalcabò aus Cremona. Vgl. Lamma, Giornale storico della
letteratura italiana X S. 377 — 378. Es war schon gedruckt bei Arisi, Cremona
Literata I S. 210 — 213 und bei Crescimbeni, Comentaij n 228 — 230, der aber
nicht, wie Lamma a. a. O. S. 378 Anm. 1 behauptet, den Text des Arid
abdruckt. Schon ein flüchtiger Vergleich zeigt, dafs seine Lesart eine ganz
andere, wie er selbst sagt (Vol. n P. II Lib. V S. 227), die des cod. Isol-
diano (bologn. 1739) ist. Von den Gedichten, welche die Drucke enthalten,
werden von andern beansprucht (in meiner Ausgabe Ludwigslust 1885):
6 m (S. 3) PEr gran forza d'amor commosso e spinto. Es ist von
Guazzalotti. Vgl. Volpi, Giornale storico della letteratura italiana XV
S. 49 — 50. Es wird auch dem Simone Serdini zuerteilt. Die Attribution an
Giustiniani kennt Volpi nicht. Anonym steht das Capitolo auch noch im
cod. magi. II. II. 72 (Bartoli, I manoscritti italiani della biblioteca nazionale n
S. 115) und im cod. par 1069 (Mazzatinti a. a. O. Il S. 268). VgL auch Zeit-
schrift für roman. Phil. XI S. 130.
7. Vn (S. 6) AAfor con tanto sforzo hormai m'assale ist von Giusto
de' Conti. Es wird auch von einem Codex dem Serdini gegeben. Vgl. Volpi
a. a. O. S. 49; Zeitschrift für roman. Phil. XI S. 1 30. Das Gedicht anonym
noch im cod. par. 1069.
* I. I (S. 5) O Donne inamorate vom cod. rice. 1091.
2. n (S. Il) POi che azo perduta ebenso
3. XIV (S. 79) PErla mia cara, ay dolce amore vom cod. rice, und den
alten Drucken.
4. XV (S. 87) G Ver riera mia, consenti a mi ebenso.
5. XVII (S. 99) ROsa mia, per dio consenti von den alten Drucken.
6. XXVII (S. 139) O Rosa mia zentile ebenso.
7. XL (S. 207) PÈr le bellezze, ch'ai ebenso.
8. XLIII (S. 225) REgina del chor mio vom cod. rice, und den Drucken.
9. XLV (S. 235) Chi non ha prouato amore von den Drucken.
zu DEN LIEDERN UONARDO GIüSTINIANlS. 259
Wir sind also zu der Schlufsfolgerung gedrängt, dafs das
Wappen Gian Galeazzos später in die Handschrift hineingemalt
wurde, oder dafs Giustiniani früher als man gewöhnlich annimmt
geboren ist Ersteres ist das Wahrscheinlichere. Die Frage zu
entscheiden, fehlt mir augenblicklich das nötige Material.
Die beiden Handschriften P. und Pri. enthalten dieselben
Gedichte in derselben Reihenfolge, nur bricht PrL bei P LXlll ab.
Für diesen gemeinschaftlichen Teil gehen beide sicher auf dieselbe
Quelle zurück, eine der frühzeitig angelegten Sammlungen, die im
Laufe des Jahrhunderts immer mehr erweitert wurden. P. bietet
dieselbe Sammlung in erweiterter Gestalt Da der cod. Pri. voll-
ständig erhalten ist, so füllt er bis zu dem angegebenen Punkte
alle Lücken von P aus. Diese Stücke bringe ich hier zum Abdruck,
soweit die Lücken nicht schon von Morpurgo,* Mazzoni^ und mir'
nach andern Handschriften oder den alten Drucken ergänzt sind.
Die Lesart Pri und P stimmt vielfach wörtlich überein, wenn
wir von der Sprache absehen. Es finden sich jedoch Abweichungen
in einzelnen Versen und Worten, und in der Wortstellung; wir
haben Einschiebungen und Auslassungen. Die wichtigste Abweichung
ist die verschiedene Fassung der Ripresa in IV.
Pri.: o Canzoneta mia,
misera e lacrimosa
nane celata e ascosa
da quella chHo bramo nocte e dia.
P.: O Canzoneta mìa,
natene da coley
che ten in pianeti rey
questa misera uita nocte e dia.
Von sonstigen Abweichungen hier einige vermischte Beispiele.
I 8 che may amante fusse Pri., che fusse may amante P. —
38 che senza ley Pri., senza costey P. — 78 mio gran dolore Pri.,
mio dolore P. — III 30 amore Pri., amare P. — IV 38 amorosa Pri.,
gratiosa P. — VI 24 de mi non te firria Pri., de minori te faria.
P. — VU 12 el tuo senio PrL, el propimo P. — 40 temo Pri.,
10. LVUl (S. 287) Jo uedo ben, ch^ amore è traditore von den codd.
rice. 109 1 , 1 126, marc. Cl. it IX 105, padov. bibl. univ. 541, udin. poesie
dei sec. XIII, XIV e XV und von den alten Drucken.
11. LXJ (S. 315) A Y me meschino ^ ay me, che dizo fare vom cod.
marc. CI. it. IX 105.
12. LXII (S. 323) DOne e amanti^ che frouati von den Drucken.
13. LXni (S. 329) TAcer non posso e temo, oi me meschino vom cod.
bologn. 1739 und den Drucken.
Zum SchluTs bemerke ich, dafs LIV (S. 271) von Canini, 11 Libro
dell'amore u. s. w. Veneria 1886 mit Giustinianis Namen gedruckt ist. Vgl.
Nuova Antologia 1886 3 ser. VI S. 238 ff.
^ A. a. O. Siehe Miscellanea Caix-Canello S. 192.
« A. a. O.
3 In der Ausgabe Bologna 1883 und in der Miscellanea Caix-Canello.
26o B. WISSE,
credo P. — nach 340 fälschlich aldi ch'el uen la dia Pri. —
396 aspeta ancor un' hora Pri., aspeta qui de fiiora P. — XVI 30
martire Pri. seruire P. — 36 stella Pri., ay guana P. — XXVII 42
angosciosa Pri., amorosa P. — XXX 108 cognosciuto Pri., ueduto P.
— XXXI 8 (ben) Pri. — 24 falsa Pri., dura P. — XXXVU 97 parlare
Pri., amore P. — XL 59 te seguirò con Pri., t'insegnerò P. —
XLI 116 dagha Pri., meti P. — XLII 98 to senio uoglio esser
fin che uiuo sia Pri., a meza nocte per la fede mia P. — XL Vili
5 mia cara Pri., uaga P. — LI 124 dopoy rosa li Pri., suso un
pocco P. — LIX I Or piangij Pri., (Or) P. — LXDl 34 zeto Pri.,
buto P. — Dergleichen Abweichungen finden sich etwa 600. In
Pri. sind ganz ausgelassen die Verse VllI 16; XXXVII 25 ; XXXIX 40;
XL VIII 41, 49 — 54; LI II ; LXIU49 — 120.
Bei dem Abdruck führe ich notwendig scheinende Besserungen,
Interpunktion und Accente ein, auch bringe ich die Verse auf das
richtige Mafs. Ich bin nicht mit Zingarelli* der Ansicht, dafs die
Gedichte in metrischer Hinsicht fehlerhaft aus des Dichters Feder
flössen. Dies mag bei ungebildeten Verfassern vorgekommen sein:
einem so fein gebildeten Manne wie Giustiniani hätten falsche
Verse sicher widerstrebt. Wohl aber hat er sich bei den Liedern,
welche zum Gesänge bestimmt waren, eine Freiheit erlaubt, die
meines Wissens für das Italienische bisher noch nicht nachgewiesen
ist. Er hat eine vokalisch ausgehende Silbe eines Verses mit der
vokalisch anlautenden des nächsten Verses zusammen als nur eine
Silbe gerechnet, wenn es ihm pafste.^ Die Silbe zählt fur den
ersten Vers. Beispiele in den hier folgenden Texten:
xLvn 27—28; LI 17—18; LH 25—26; Lin 45—46; 49
—50; 51—52; 57—58; 59—60 ist me angelehnt; 63—64; 64
—65; LVUa 8—9; XXVÜId 24 ein Fall im Binnenreim. Nicht
so sichere Beispiele: XXIV 45 — 46, wenn man ßmre stehen läfst;
XXIV a 3 — 4, wenn man mío a — als zwei Silben rechnet; 32 — 33,
wenn man ria 0 — als zwei Silben rechnet; XXVlIIa 7 — 8, läfst
man qtusta stehen; XXVIII d 12 — 13, billigt man die Korrektur;
LI 161 — 162, wenn man creati dreisilbig rechnet.
Femer scheint Giustiniani bei den Endecasillaben mit Binnen-
reim (rime batelóe) neben der scheinbaren die echte weibliche
Caesur verwendet zu haben. 3 Beispiele bieten XXVUI a, c, d, sämt-
lich mit der Caesur nach der sechsten Silbe. Es wäre freilich
möglich, die weibliche Caesur überall fortzuschaffen, indem man
z. B. in XXVnia v. 2 partir^ 3 seruir, 9 cor, 10 dolor ^ 16 crudely
17 fidel ^ 2^ ^^S^i 24 recomandà einführt Dafs im selben Gedicht
die Caesur nur echt weiblich wie XXVIII a oder nur scheinbar
weiblich wie XXVUI b sein konnte, glaube ich nicht Es war ja
* Literaturblatt für germ, und rom. Phil. VI Sp. 510 I885.
' Diese Elision fìndet sich auch bei den altfranzösischen Lyrikern, wenn
die letzte Silbe des ersten Verses ein stummes e war. Vgl. A. Tobler,
Vom französischen Versbau 2. Aufl. S. 48 Anm. i.
8 Zu diesem Verfahren im Afz. vgl. Tobler ebenda S. 8 — 9 ; 82 ; 84 — 85 ; 87.
zu DEN LIEDERN LTONARDO GIUSTINIANIS. 201
leicht die Silbe, welche zur Elision gelangt, auf eine Note zu singen.
XXVIII c 17 ist scheinbar weiblich, während 3, 10, 24 echt weiblich
sind. In XXVIII d 3 ist aber sicher in der zweiten Hälfte eine Silbe
zu ergänzen, um die echt weibliche Caesur herzustellen. 17 ist
umzustellen, so dafs die Caesur nach der 6. Silbe fallt
Durch das Fehlen des Fol. 41 in P. blieb 14 ohne Schlufs
und XV ohne Anfang. Ersteren ergänzte ich im Druck 1883 nach
dem cod. rice. 1091 (R.) und den Drucken. Dafs Gedicht auch
Morpurgo S. 61/63 in andrer Fassung. PrL weicht nicht wesentlich
von R. ab. Bei XV fehlten nur zwei Verse, die nach derselben
Quelle ergänzt wurden. Auch diese Ballata bei Morpugo S. 31.
Sie steht auch im cod. marc. Cl. it DC 486 (Mazzoni a. a. O. S. 19)
und im cod. par. 1069 (Mazzatinti a. a. O. S. 269).
Durch das Fehlen von Fol. 61 und 62 blieb XXIV ohne
Schlufs und XXV ohne Anfang. Dazwischen ist femer eine ganze
Ballata ausgefallen.
XXIV (Schlufs).
18 conuen che a costey sia.
oymè, che nocte e dia
20 ben cerco modo a poterti semire!
Ay, quanta honesta fiamma
m'abonda nel mio core!
cerco crescer tua fama
e grandire el tuo honore.
25 quanto amoroso ardore F. 47 r.
consumma Talma trista!
e sempre par che aquista
per ben semire affannosi martire.
Ben uedo acompagnata
30 mia uita de suspiri.
o donna despietata,
perchè el mio cor non miri?
de, pensa i mei suspiri,
la honesta intentione;
35 poy guarda, se hay rasone
douer per ben amar fanne morire!
Jo mi uiuea contento
più cha ogni altro semente,
se de Tamor che sento
40 tu fussi cognoscente;
XXIV 28 martiri. — 36 amare. — 37 mi uiueua {es ist mi mögUchy
202
B. WIESE,
che ben honestamente
me porresti adiutore!
sol con el tuo parlare
d'ogni faticha me faresti uscire!
45 Qui uoglio star suspeso
e fìnir sti mei canti:
cantando io son aceso,
che diria tropo auanti.
ma con pietosi canti
50 per dio te uo' pregare,
che l'honesto mio amare
nela tua mente piazate tenire!
Finis.
15
20
£s folgt genau im selben Metrum
XXIV a.
^ "^1 M^Eschino seruitore
Wl uedomi tosto priuo
del ben, che tegnea uiuo
el mio affanftato e doloroso core.
5 £1 caro mio tesoro
per cason si lezera
m'hasconde el capo d*oro
e l'angelica ciera.
in acti e in maynera
IO mostrassi ognior pur dura,
e niente se cura
né dolsi de l'acerbo mio dolore.
F. 47 V.
Meschino, quando andana
a reuederla el zomo,
d'amor uer mi l'alzana
gli ochij e'I bel uiso adorno.
or pien de duolo e scorno
me lassa aflicto e lasso,
e se a uederla e' passo,
fuzeme, e non me uol per seruitore.
Ay, caro fìor zentile,
non te uien nela mente,
che '1 tuo guardare humile
me fece tuo semente?
46 finire; in diesem Verse oder 49 ist wohl pianti statt canti su lesen,
— 50 uoglio. — XXI Va. 1 Obwohl ein kleines m vorgeschrieben ist, ist ein
N als Majuskel ausgeführt, — 3 tegneua.
zu DEN LIEDERN LIONARDO GIÜSTINIANIS. 263
25 perchè aduncha, dolente,
te mostri or si crudele,
che tuo senio fidèle
consumar uogli in pianti da tut' höre?
Ma s'tu riguardi alquanto,
30 zentil fiore, a rasone
dal tuo beato manto F. 48 r.
scaciarme no hay casone.
in sta ria oppinione,
per dio, non dimorare!
35 lassate consigliare,
smorza contra de mi el tuo gran furore!
O rosa pelegrina,
benché alcun di sia stato
da tua beltà diuina
40 con gli ochi luntanato,
el cor mio inamorato
da ti non sta diuiso,
né dal tuo zentil uiso
l'amor, che ho sculpito nel mio core!
Finis.
Den Anfang XXV gab Mazzoni a. a. O. S. i8. Es ist ein
Gedicht in Ballatenform ohne Ripresa. Vers 6 und 7 sind bei
Mazzoni verdorben. In Pri. richtig:
ch'el tuo senio per ti mora,
s'el te pare el t^mpo e l'hora.
Mit F. 69 — 71 sind in P. aufser dem Anfang XXIX vier Ge-
dichte verloren gegangen, nicht nur eines, wie ich S. 149 vermutete.
Alle vier zeigen Ballatenform nach demselben Schema, im cod.:
11x7a 7a 5x — IIb 7c IIb 7c Iic7e7e5x.i Bei den
beiden ersten ist der letzte Vers der Ripresa und der Strophen
inmier der gleiche.
L
xxvma.
Izadra damisela, o segnor mio,
el me conuen partire,
altro segnor seruire. state con dio!
b a
27 che io. — 32 non — rcasone. — XXVllla. S partire conuene.
* Diese Form läfst sich aber mit Leichtigkeit auf die Form X, a, aX
— B, c, B, c, C, d, dX zurückfuhren, d.h. dreizeilige Ripresa und 7 zeilige
Strophe. Da ich letztere fur die ursprungliche halte, drucke ich demgemäls.
204 B. WIESE,
Sia benedeto el zomo che t'amay,
5 o naga zoueneta!
io son tuo fidel senio come say.
tu m'hay Palma constreta,
e sta cmdel partita me sazeta
nel mezo el tristo core.
IO io moro de dolore. state con dio!
Haura' tu may pietà di mei martiri?
almen sol una uolta
zitera' tu per mi qualche suspiri?
O donna, che m' hay colta,
15 a la trista uita ogni piacer stolta
per lo partir crudele,
madonna mia fidele, state con dio!
Da poy che al tuto el me conuen partire,
non spero hauer più bene.
20 crudel amor, fame prima morire
che darme tante pene!
non ruperay, amor, may le catene
con que me tien ligato ! F. 53 v.
siate recomandato. state con dio!
Finis.
P
xxvmb.
Er fin che fu' de ti, dona, contento,
era felice amante,
or languisco in piante et in tormento.
Poychè tu ha', donna crudel, disciolto
5 dal core el dolce nodo,
mostrame almen talHiora el tuo bel uolto,
del qual pocco me lodo;
che 'I traditor mostróme un falso modo,
unde io te fusse amante.
IO or languisco in piante et in tormento.
Ma se tn pensi a la mia ferma fede,
la qual io t'ho portato,
forsi haueria da ti qualche mercede,
e da ti seria amato.
15 non uoler, donna rn'ia, sto peccato
del tuo fìdele amante!
ch'or languisco in piante e in tormento.
XXVma. e tu say. — 7 Paia. — 8 questa. — 10 (io). — U Hauera'.
— 14 tolU. — 15 destolta. — 20 amore. — XXVIII b. 3 pianti. — 8 tra-
ditore. — 10 pianti. — 17 pianti.
zu DEN LIEDERN LION ARDO GIUSTINIANIS. 265
S'tn te sey mossa per altru' maldire
dal nostro tanto amore,
20 uogli, madonna, la nerita sentire,
non stare in questo errore,
che fermamente io son to seniitore F. 54 r.
e tuo fìdel amante,
duncha trame de piante et de tormento!
Finis.
I
xxvnic.
o son tuo seruo, donna, come may.
de, non m'abandonare !
ti sola uoglio amare per sempre may!
Non ch'altro amore m'entri nel mio pecto,
5 ni ch'altra donna brame:
ti sola sey mio ben e mìo dileto!
conuen duncha, ch'io chiame
tanto mercè, che le pietose fiamme
te pregan p^r mio amore.
IO che io to seruitore son stanco ormay.
Mercè, p^r dio, madonna! io me t'inchino,
ascolta i mei martiri!
piango la mia fortuna e 1 mio destino
che io uedo el mio moriri
15 p^r fìdelm^nte amare e p^r s^ruiri
ad un tanto segnore,
p^r cui stenta el mio core in pene e in guay.
Pace te chiedo, se falito t'one!
non m'esser tanto fiera,
20 che Vh ben tenvco ormay, chi me perdone.
in ti el mio cor pur spera, F. 54 v.
che tu deponi l'offesa e mia guerra
e donime conforto.
che vedi ben, che a torto lassato m'hay!
Finis.
P
xxvnid.
Oychè dal uolto tuo lunctan me uezo
senza speranza alcuna,
non può crudel fortuna fanne di pezo.
20 uerità , man könnte donna lesen. — 24 pianti. — XXVH c 4 (mio)
vgl. XXVnib. 1 1— 12, XXVm d. 22. — 5 brami. — 6 mi ti v^l. XL VU 31.
— 7 conuene — chiami. — XXVIII d 1 lunctano. — 8 (di).
266 B. WIESE,
In lacrime e in suspir no consumando
5 la dolorosa uita,
ad ogni passo la morte chiamando.
o crudel departita,
quanto me lassi al cor mortai ferita,
poych'e' tristi ochij mei
IO non pon ueder coley che da ognior chezo!
Aymè sembianti! aymè zentil maynere!
o uiso, che m'ha morto!
o lucente aspeto pelegrino, altere,
che sempre in el cor porto,
15 ognior ti chiamo p^r mio conforto,
e niente mi uale!
rimedio al mio male alcun non uezo.
Poychè a fortuna piace el mio languire,
lunctan dal tuo splendore
20 starò doglioso e con grani suspire. F. 55 r.
ma non te esca de core
el mio seruir de mi, to semi tore,
ch'io son el tuo suzeto,
che sempre in tuo conspecto el mio cor uaghezo.
Finis.
Der Beginn XXIX ist von Mazzoni a. a, O. S. 5 — 6 gegeben.
Im cod. Pri. lautet er im wesentlichen ebenso.
Das Recto von F. 112, welches in P fehlt, war von folgendem
Gedichte in Ballatenform nach dem Schema : x, a, a, X. — B, c,
B, c, c, d, d, X. eingenommen. Zu beachten ist, dafs Strophe 2 und 3
in einander übergehen.
XLHa.
O mio infiammato core,
remirando el tuo aspeto,
non sente altro dileto
cha suspirando grida: aymè, ch^ moro!
5 Tanto la tua beltade m'ha conquiso,
che ti soleta adoro.
quando remiro l'umbra del tuo uiso,
me infiamma si ch'io moro.
o caro el mio thesoro,
IO sola speranza e bene,
conforta le mie pene,
si che languendo non mora in dolore!
4 suspirì. — 5 mia uita. — 10 uedere. — 13 relucente. — 15 chiamo
ti. — 17 unde al mio male | rimedio alcun non uezo. — 19 lunctano — 20
suspiri. — XLII a. 4 es sollte more heissen. Ehe man i , 12, 20, 28 tu coro,
doloro, coloro ändert^ nimmt man wohl besser ungenauen Reim an. — 5
Tanta — beltà.
zu DEN LTRDERN LIONARDO GIUSTINIANIS. 267
El tempo passa, e se ne uà fozendo,
e si non toma may. F. 86 v.
15 tu te ne pentiray, donna, languendo
come perduto l'hay,
se Io cognosceray.
mentre che lliay in bailia,
anzi eh' el passa uia
20 dal tuo bel uiso e dal fresco colore
Vsa la tua uirtude honestamente
come donna benegna.
honor ti sera grande, s'tu consente,
che a tua presentía uegna.
25 l'amor che in cor me regna
te farà manifesto,
e cognosceray presto,
eh' a perder t^mpo se uiue in dolore.
Finis.
Den Anfang von XLIII ergänzte ich S. 225 aus dem cod. rice
1091. Pri. steht der Lesart der Drucke näher.
Durch das Fehlen des F. 119 ist der Schlufs XLVI und An-
fang XL VII verloren gegangen.
XLVI (Schlufs).
75 che sc mille morte potesse,
p^r uuy noria sostenere,
ma de sto crudel uolere F. 92 r.
dio te facia ancor pentire!
Finis.
XLVn (Anfang),
onna ria, consenti un pocco
d'ascoltar sto^ mio lamento,
tu me tien in dolce focco,
ardo tuto e non me sento.
5 miserel, non trono locco,
sola me poy trar de stento.
Poy tiranne de sto inferno
e redurme al paradiso,
quanto più fra l'altre cerno,
IO più me piace el tuo bel uiso.
quel hauess'io in mio gou^mo,
moriría, che me l'auiso.
82 benigna. — 24 a la. — XLVI 75 se. — 77 (crudel). Man kann
auch nach 66 stranio einsetzen oder questo to lesen, — XLVTI 2 ascoltare.
— 5 miserelo. — 7 Tiranne poy — questo.
268 B. WIESE,
Moriría, o zentil fiore,
de dolceza e de desio.
15 tanto è sto mio ardente amore,
che consumma lo cor mio,
non fu may tal seruitore,
che languisce cu» fo io.
Languisco fin'al morire,
20 poy, che mora, pur ti piace,
pur me conuerà finire
se da ti non trono pace,
fior zentil, non consentire!
so, ch'el mio mal pur te spiace.
25 Or ti spiaza sti mei pianti,
sti mei lacrime e suspiri. F. 92 v.
trar li poy in dolci canti
e consolar sti mei martiri.
sol i to' dolci sembianti
30 pò morzar sti mei desiri.
Amorzar ti sola poy
sto mio focco si secreto,
ascoltar tu non me uoy:
che te noce farme lieto?
35 zò che bramo tu mei toy,
non me uale esser discreto.
Non me uale alcun auiso.
tuto el mio sperar è morto,
poychè, amor, el tuo bel uiso
40 contro mi tu Tha* si torto. v. i in W.
Mit F. 127' ist in P. der Schlufs L und der Anfang LI ver-
loren gegangen.
L (Schlufs).
con parole e zentil acto
40 me poresti contentare.
or contentami sto tracto, F. 98 r.
prona quel che uoglio dire!
Se sta gratia me faray,
a ti niente non sera.
45 al balcon star tu poray,
e de li tu me aldira'.
de, contentami ormay!
che te nocerà oldire?
24 male — dispiace. — 26 dispiaza. — 33 noli. — 36 toli. — L 41 (or).
zu DEN LIDDERN LIONARDO GIUSTINIANIS. 269
Jo te uoglio ben zurare,
50 che, per dio, tu trouera'
sempre may nel mio parlare
reuerentia e honesta,
noria auanti ognior stentare
che douerte may íalire.
55 Con le brace mie in croce
io m' enchino ay to* bey pei.
con pietosa e dolce uoce
chiamo pace ay suspir mei.
tropo dir taluolta noce:
60 però adio! che uoglio zire.
Finis.
LI (Anfang).
E podesse hauer imperio,
chiara stella, del tuo amore,
quanto, oymè, dolce rimedio
se daria al tristo core!
5 caueria fuor de assedio
le mie pene e '1 gran dolore.
Amor, rosa, nela mente
più non posso sostenire.
da una parte el cor consente, F. 98 v.
IO e da l'altra e* temo a dire,
tanto son in focco ardente,
che ho de seruir preso ardire.
Benché da uuy lunctan sia,
niente meno, o zentil fiore,
15 sempre te chiamo nocte e dia.
uen succorre, dolce amore!
ueni, uenì, anima mia,
a consolare el tristo core!
De ti amor m'ha si ferito,
20 che non mç posso più celare,
hame messo a tal partito,
che altri cha ti non so amare,
hame sì streto e si unito,
che noi potrò may cauare. v. i in W.
55 (mie). — 56 pedi. — LI 1 s ¿r/ klein vorgeschrieben ^ aber ein J
als Majuskel ausgeführt. — 3 meschino statt oymè. — 12 che de seruire
ho. — 13 lunctano. — 14 de meno. — 16 te. — 16 nenia. — 19 Amor de
ti. — 20 me. — 22 posso. — 24 zamay.
fJO B. WIESE,
Durch den Verlust des F. 131 ist in P. auch der Schlufsvers
dieses Gedichtes verloren gegangen. Er lautet in Pri.
162 e de suspiri son creati.
Finis.
Mit demselben Folio ist der Anfang LH verloren gegangen. Im
cod. marc. 486 fehlt gleichfalls der Anfang und noch der Schlufs.
Mazzoni druckt das ganze Fragment a. a. O. S. 11 — 12 ab. Es hat
zu Beginn noch 22 Verse mehr als P. Eine der Strophen (v. 12 — 18)
fehlt Pri., wie auch der stets nach der 4ten Zeile jeder Strophe
wiederholte Vers Atme lasso ^ aimé lassoì Wegen einiger gröfserer
Abweichungen von Mazzonis Text bringe ich den Anfang nach
Pri. ganz zum Abdruck. Diese Ballata hat keine Ripresa.
LH.
Edo ben, eh' el me conuene
star lunctan da tua beltà,
poychè, ladra, non te uene
del mio mal qualche pietà.
5 aymè lasso, quante pene
p^r ti dura el tristo core!
Vedo ben, ch'el non me zona
tua mercede dimandare,
ho ueduto ormay p^r prona,
IO che de mi non uoy curare.
Palma trista, aymè, non troua
pace alcuna al mio dolore.
Tanto t^mpo e' t'bazo amata,
sempre stato al tuo piacer.
15 uedo ben, la mia contrata
più non par possa ueder.
aymè, ladra despietata,
non tç curi del mio dolore!
Per ti ho persi tanti passi,
20 tante lacrime ho zeta,
ch'el seria za mossi i sassi.
pur de mi non hay pietà.
o crudel, tu soffri e lassi
consumar el tuo amadore. F. loi v.
25 Tanta uoglia hauea d'amarte
e de uolerte compiacer,
che metuto bauea da parte
LII 4 male. — 18 te. — 22 hier beginnt Mazzonis Text. — 25 baueua.
zu DEN UEDERN UONAKDO GIUSTINIANI. 27 1
ogni zoglia e ogni piacer.
may non puoti usar tante arte,
30 che zouasse al tristo core.
May da ti altro non haui
cha quel solo che tu say :
dolce in uista te mostraoi.
mal per mi che may t'amay!
35 gli acti to* tanto suaui
misse in focco el tristo core.
Tanto t^mpo hazo perduto,
tanto amor fermo e liale!
tanto ben, che t'ho uoluto,
40 ormay niente non me naie!
tristo, misero, destructo
pianzerò sto mio dolore.
Mit Folio 134 fehlt in P der Schlufs LUI und der Anfang LIV.
LEU (Schlufs).
meschinel tenuto m'hay.
Hazo hauuto patientia
pur pensando, ch'el to core
45 debij hauer con reu^rentia
al senio tuo compassione,
quest' è contra ogni rasone
de teñirlo in tal dolore.
Li acti tui lizadri e bei
50 e tua maynera pelegrina
mostra tuto quel che sey F. 103 v.
e fa palese tua uirtude.
unde questo se conclude:
de le donne sey regina.
55 I ochij to', uagh'anzoleta,
el to uiso pelegrino,
l'amorosa tua bocheta,
el zentil naso e i ladri cigli,
l'alta fronte e i bey capigli
60 mç fan languire, aymè meschino
La biancha golia, el uagho pecto
le" ornate brace e mane
me fa star a ti subiecto.
30 hiernach Mozioni eine weitere Strophe. — 39 bene. — 41 Mutant:
mi serò. — LUI 42 meschinelo — 48 belli. — 54 che de. — 60 me. —
61 La ut nicht zu entbehren und muss als Auftakt gefasst werden, —
vielleicht adornate.
272 B. WIESE,
e' non desiro tanto bene,
65 e pur seruìr el me conuene
le belleze tue soprane.
SoPa ti me recomando,
che a ti sola ho dato el core,
con pietà merzè dimando,
70 che non sia da ti bandito,
ogni ben da mi è fuzito,
s'tu me priui del to amore.
Finis.
Der Anfang LIV (12 Verse) findet sich bei Morpurgo a. a. O.
S. 36 und bei Canini, Il libro dell'amore voi. I. Im cod. marc.
486 fehlt der Anfang, doch sind 6 Verse mehr als in P. erhalten,
welche Mazzoni S. io druckt.
Mit Folio 137 fehlt auch der Schlufs LIV und femer der
Beginn LV. Ersterer fehlt auch bei Morpurgo, Canini und Mazzoni
Bei letzterem aber noch 19 Verse mehr als in P. Davon ist freilich
eine Strophe = W. 64 — 68. Eine andere fehlt PrL So haben die
beiden Handschriften thatsächlich an dieser Stelle nur 9 Verse
gemeinsam. Diese gebe ich noch einmal nach Pri.
LIV (Schlufs).»
105 o sola dea de le donne belle!
Galdi, fìn che tu poy,
(95) tua frescha zoueneza.
el fior de gli anni toy
non perder per dureza,
HO o chiara stella de le donne belle!
Meglio certo seria
(100) iper tal donna stentare
che con donna che sia
galdere e solazare,
115 cortese e dolce sopra le altre belle!
Ben seria auenturato
(105) sopra tuti li amanti
coluy che fosse amato
da si dolci sembianti.
120 Tu auanzi e passi tute le altre belle!
64 desidero. — 72 to bene. — LIV 113 Letzter Vers bei Mazzoni,
120 donne statt altre.
» Casini, Rivista Crìtica I Sp. 87 neigt zu der Ansicht, dafs dieses
Lied eine einzeilige Ripresa gehabt habe. Es hat gar keine. Es ist eine
Canzonette mit der Eigentümlichkeit, dafs sämtliche Schlufsverse der Strophen
dasselbe Reimwort aufweisen. Ebenso LV.
2U DEN LIEDERN UONARDO GroSTINIANIS. 273
Tu sey tanto zentile,
(iio) sauia e si discreta,
acorta e segnorile,
cortese " e mansueta
125 e gratiosa sopra le altre belle!
Uoria pur contentarte F. 106 r.
(115) e dir non sazo ormay
Pana dç le mille parte
de le belleze ch'ay,
130 che tu sop^rchij Taltre donne belle!
E però inzenochiato
(120) e reuerente e humile
uoglio prender combìsito
dal to uolto zentile,
135 uaga e honesta sopra le altre belle!
Ma prima che me parta
(125) pur te conuegno dire:
tuto son tuo p^r carta
infìn al mio morire.
140 adio, corona dele donne belle!
Finis.
LV (Anfang).
On posso più soffrire
st'amoroso tormento,
el me conuen pur dire
le fiamme che al cor sento
5 p^r ti, lizadra sopra le altre donne.
Quest'amorosi stenti
conueme apalentare,
Mit F. 140 ist in P auch der Schlufs LV und dazu der Anfang
LVI verloren gegangen.
LV (Schlufs).
100 tu se' rhonore sopra le altre donne.
Tempo uedray uenire,
(95) o uago el mio dileto,
che quel che m'aldi dire F. 108 r.
seguirò con effècto,
105 e amaróte sopra le altre donne.
126 Jo uoria — contentare. — 128 de. — LV 100 honor. — 101
uederay.
Zeltschr. f. rom. Phil. XVn. 18
274 ^* WIESE,
Ma ben dir posso oymey,
(100) o cara mia anzólela!
che schiuoleta sey
dirme una paroleta,
no o gratïosa sopra le altre donne.
O precioso fiore,
(105) albergo de mia aita,
io son el to amore.
porzime qualche a'ita!
115 tu sey cortese sopra le altre donne.
Fa pur el tuo uoler^,
(no) che son to seruitore.
da ti non cerco hauer^
cossa contra el tuo honore.
120 tu sey la zoglia sopra le altre donne.
Starò costante e forte
(115) a douerte seruire.
solamente la morte
porrà el mio amor partire,
125 o solo spechio de le" altre donne!
Le tue orechie pietose
non uoglio più tediare.
con noce lacrimose
finir uo' sto cantare.
remane a dio, fior de le altre donne!
Finis.
Der Anfang LVI bei Mazzoni S. 9. Er stimmt fast genau mit
der Lesart Pri. Von W. v. 44 an steht das Gedicht auch im cod.
1069 der Nationalbibliothek zu Paris. Mazzatinti a. a. O. II S. 27 1.
Mit den Blättern 145 und 146 ging der Schlufs LVII, eine
ganze Canzonette und der Anfang LVUI verloren.
Der Schluss LVII bei Morpurgo S. 36. Fast ebenso Pri., nur
ist dort der drittletzte Vers richtig: fdejnon uolerme dir de no(n).
Bei Mazzoni S. 9 — io nur bis v. 45.
LVna.»
jOnuen finire ormay
i noui mei penserí.
ouer, donna, faray
seguire i mei piaceri,
o la mia ulta uederay finire. F. 112 r.
118 (io). — 116 (tu sey). — 120 (la). — LVU a 2 (i).
^ Das Metrum wie LIV und LV.
Zu DEN LIEDERN UONARDO GIUSTINIANIS. 275
Cum po' tu sofirir, rosa,
usar tanta crueltade?
za me fusti pietosa
e hauestime pietade,
IO e mo' tu brami, ladra, el mio morire.
Donde procede, oymey,
cotanta tua dureza?
pur in uista tu sey
sì piena de dolceza.
15 ma ¡>erchè uoy, ch^ uìua in sto martire?
S'io te son d'affanno,
e ch'io non te contenta,
starò da ti lunctano.
se pur tu uoy, ch'io stenta,
20 fa cum te piace, e te uoglio obedire.
Tu me day tanta pena,
che non so quel che io dica,
o mia luce serena,
trame de sta fatica!
25 or me succorre, e non me far morire!
Non credo, che tu festi
cotanta crudeltade,
che scazarme uolesti
da la tua gran beltade.
30 non credo che uolesti consentire.
Tu sey quella che poy
honestamente fanne,
o anzola, s'tu uoy,
da morte suscitarme.
35 ma credo, che hay piacer del mio languire. F. ii2v.
Cum gran peccato fay
a uolerme tenere,
ladra, in cotanti guay!
dame qualche piacere,
40 che l'alma trista sento ormay fìnire.
Ormay remoue un pocco
quel tuo spietato core!
scaldilo in dolce focco,
e gustaray amore.
45 si dolce ben, de, non uoler fuzire!
6 Ajrmè come — soffrire. — 7 crudeltade. — 12 (tua). — 14 (si). —
15 questo. — 20 come. — 28 scazare me. — 30 che tu. — 33 se. — 84
resuscitarme. — 35 piacere. — 36 Come. — 37 tenire. — 42 despietato.
— 45 in sì dolce piacere.
18»
276 B WIESE,
Aiere spirituale,
maynerí altere e belle,
belleze naturale,
ochij che par due stelle,
50 fame la tua mercede ormay sentire !
Vidi, che questa ulta
è breue e dubiosa.
mercè, doue sey zita?
pietà, doue sey ascosa,
55 che n'hay respeto alcun al mio seruire?
Le gran belleze ch'ay
non le lassar perdere,
finché in uita tu stay,
prendi qualche piacere.
60 s'tu perdi tempo, te nç poray pentire.
Le tue belleze tante
nel tuo lizadro uiso,
le tue belleze sánete
son el mio paradiso.
65 sola te uoglio amare e obedire. F. ii3r.
Non me uoler tenire
in tanti duri guay!
uogliote pur seruire,
e tu languir me fay.
70 de, fa sta tua dureza ormay finire!
Finis.
Den Anfang LVIII gab ich in meiner Ausgabe nach R. und
den Drucken. In Pri. ohne wesentliche Abweichungen. Das ganze
Gedicht auch bei Morpurgo S. 26.1
Mit F. 162 fehlt in P. der Schlufs LXII» und der Anfang
LXIII.3 Beide Lücken ergänzte ich nach den Drucken, von denen
Pri. nicht sehr wesentlich abweicht. Es bietet jedoch eine bessere
Lesart. Lamma gab im Giornale storico della letteratura italiana
X S. 376 Varianten zu dem Serventese aus dem cod. bologn. 1739.
68 aymè mercede. — 60 ne.
^ Aufser in den oben S. 259 Anm. i n. 10 angeführten codd. steht das
Serventese noch anonym im cod. marc. Cl. it IX. no, 486; cod. rice. 1 142;
cod. laur. PI. 89 inf. 44; cod. perug. C. 43; cod. par. 1069; cod. pal. 200, 241.
' Die Canzonette auch im cod. par. 1069 (Mazzatinti II S. 269).
> Anonym noch im cod. marc. Cl. it. IX. no, 486; cod. par. 1069.
Vgl. femer Lamma a. a. O. S. 376 Anm. i.
B. WlBSE.
VERMISCHTES.
I. Zur Litteratnrgeschichte.
L'engien du roman du Châtelain de Couci.
Mes travaux pour la publication d'une Gramática histórico^
critica de la lengua castellana en relación con los dialectos hispánicos
(Grammaire où je veux tenir compte de tout ce qu'on a dit jus-
qu'ici sur le sujet de mes études) m'ont obligé à parcourir les
pages si bien remplies de la collection complète de la Romania^
et c'est à cette occasion qu'en lisant l'article ^ de Gaston Paris
„Le roman du Châtelain de Couci", j'ai été frappé par les résultats
pour moi inadmissibles des recherches de Crapelet, Chassant,
Lacroix, Tobler, P. Meyer et G. Paris lui-même pour découvrir
Vengin qui cachait le nom de l'auteur du roman.^
Crapelet d'abord — je crois devoir rappeler l'historique de la
question , tel qu'il résulte de l'exposé de G. Paris — n'y découvrit
> Romania, Vm 343—373-
' Voici les vers (8225 et scq.) qui contiennent Vengin et qui ont servi
aux recherches, tels que la Romania les a donnés:
8225 En l'onnour d'une dame gente
Ai ge mis mon euer et m'entente
A rimer ceste istoire cy,
El mon nom rimerai ausy,
Si c'on ne s'en percevera
8230 Qui l'engien trouver ne sarà,
l'en suis certain, car n'aferroit
A personne qui fait l'aroit
Con le tenroit a vanterie
Espoir ou a {éd, en) mélancolie;
8235 Mes se celle pour qui fait Tay,
En set nouvelle, bien le say,
Si li plaist, bien guerredonné
Sera, mes quel reçoive en gré.
A li m'otri et me present,
8240 Qu'en face son comandement.
En li {ed, lui) ai mis tout mon soûlas.
S'en chant souvent et haut et bas.
Et liement me maintenray
Four li (/</. lui) tant conme viveray.
278 VERMISCHTES. ZUR LITTER ATURGBSCHICHTB.
rien; Chassant rassembla les dix-sept lettres initiales des derniers
vers {esq ja cemessaqese^ et en en supprimant quelques unes et
en changeant d'autres, il trouva Jacques Saquespée\ Lacroix soutint
que le nom était donné dans les mots du vers 8231 ^J'en suis
certain", équivalents pour la prononciation à „Je suis Jean Certain^
à son tour le Bulletin du Bouquiniste partit du même vers et trouva
l'acrostiche ^Jacemes Sakesep, que Tobler réforma en Jaquemet
Saquesep\ Meyer de son côté, par suite de la variante du vers
8238 qui commence par un m dans le ms. de la bibliothèque du
lord Âshbumham, changea le nom de famille de l'auteur en Makesep\
et G. Paris enfin , en acceptant l'acrostiche du Bulletin du Bouqui-
niste^ soutint que le nom du poète n'était autre que Jakemon (ou
Jakeme) Sakesep,
Pour les hypothèses de Chassant, Lacroix et Tobler, il n'y a
rien à ajouter à ce qu'on a déjà dit dans le Romania (VIII, 343)
et j'y renvoie pour leur réfutation le lecteur; pour la variante de
Meyer, c'est lui-même le premier à s'en méfier, lorsqu'il dit du
prétendu Makesep que „cela ne ressemble guère à un nom". Quant
aux suppositions du Bulletin et de Gaston Paris, je me permets de
croire qu'elles sont bien loin de paraître satisfaisantes à leurs
auteurs; G. Paris patronne certes le nom de Jakemon Sakesep, mais
en citant les mots ci -dessus transcrits sur Makesep il ajoute: „il
est certain en tout cas que Sakesep est moins étrange et a pour
lui des analogies". Moins étrange! Donc, il est étrange aussi. £t
voilà toute la défense d'une solution ; Il faut convenir que le
maître n'était pas satisfait, tant s'en faut, de sa conclusion, et
certes il avait parfaitement raison de rester (mentalement au moins)
sur ses gardes.
Sakesep en effet, non plus que Makesep ne sont de noms
admissibles; Meyer et Paris eux-mêmes le reconnaissent implicite-
ment lorsqu'ils trouvent ces noms plus ou moins étranges; le prénom
même de Jakemes ou Jakemon (Jacemes dans l'acrostiche) n'est pas
sans soulever quelques objections. Mais, alors?.... Alors, c'est que
la solution ne se trouve pas là, et qu'il faut chercher ailleurs.
Mais où?
Void ma solution: le poète dit:
8225 En l'onnour d'une dame gente
Ai ge mis mon euer et m'entente
A rimer ceste istoire cy,
Et mon nom rimerai ausy,
Si c'on ne s'en percevera
Qui l'engien trouver ne sarà.
V engin se trouve dans le 4e des vers cités, soit le 8228 du
roman:
Et mon nom rimerai ausy.
Prenez les deux derniers mots, rimerai ausy ^ et vous y trou-
verez aisément Remi Auresy (ou Avresy)^ nom parfaitement
ARAUJO, l'engin DU CHâX. DE CONCL 279
acceptable et trouvé sans aucune violence, sans supprimer ni aug-
menter des lettres et sans en changer non plus ; nom qui rime en
outre avec cy et ausy (conforment à la déclaiation formelle, quoique
a double entente du poète: mon nom rimerai aussy); nom dont la
place dans les vers est la plus naturelle {mon nom: Remi Auresy\
et dont le déguisement pourtant, en s^écartant des moyens si
connus et si pratiqués de l'acrostiche, méritait bien plutôt que
celui- ci le titre á^engien que son Auteur employait pour le désigner.
Pour moi donc, le nom de l'Auteur du Roman du Châtelain
de Couciy qui tient une place si honorable dans la littérature du
moyen âge, est sans aucun doute Remi Auresy (ou Avresy), le
mot de l'énigme de Vengien des derniers vers du poème, et je se-
rai très heureux si je vois les savants directeurs de la Romania
partager cette opinion. Fernando Araujo.
Nachschrift. Obwohl die akrostichischen Lösungsversache mit dem Aus-
druck rimer sich in der That nicht vereinigen lassen, bleibt doch beachtenswert,
dafs Saquesep ungezwungen sich ergibt, sowie an der neuen Lösung bedenklich,
dafs Auresy kein bekannter Name ist und nur durch Buchstabenversetzung
gewonnen werden konnte. Warum dann nicht auch z. B. Aimeri Saury?
Vgl. r-i-mer-ai au-s-y und den Namen St. Saury. Hrsg.]
IL Handschriftliches.
I. Anglonormannische Version von Eduards I Statutum
de vins religiosis.
Im Besitze des Buchhändlers Spirgatis zu Leipzig befindet
sich ein Pergamentblatt, das er mir freundlichst zur Benutzung
überlassen hat, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen ver-
bindlichsten Dank ausspreche. Das Blatt ist 18 cm. hoch und
1 5 cm. breit , doch ist nicht nur der obere und der untere Rand
erheblich beschnitten worden, sondern auf der rechten Seite sind
oben auch Stücke abgerissen, und aufserdem befindet sich in der
Mitte ein kleines rundes Loch. Die Vorderseite enthält zunächst
auf 6, allerdings verstümmelten, Zeilen den Schlufs des am 4. Oktober
1278 von £duard I erlassenen, in französischer Sprache verfafsten
Statutum de Glocestre, und daran schliefsen sich unmittelbar in
21 Zeilen die vollständigen lateinischen Explanationes zu diesem
selben Statut Beide Urkunden sind mehrfach gedruckt, z. B. in
den Statutes of the Realm I, 50, in den Statutes at Large, from
Magna Charta to the end of the last Parliament 1761, London
1763, I, 69 — 70 u. Ö., sodafs dieser Teil des Blattes kein beson-
deres Interesse in Anspruch nehmen kann. Wichtiger dagegen
ist der Inhalt der Rückseite, welche 29 teilweise unvollsändige
Zeilen Text enthält, der allerdings an einigen Stellen stark ver-
wischt und verblafst ist. Wir haben hier die französische Über-
28o VERMISCHTES. HANDSCHRIFTUCHES.
Setzung einer andern Verordnung Eduards I, nämlich des am
15. November 1279 veröffentlichten lateinischen Statutum de viris
religiosis. Letzteres steht in den Statutes of the Realm 1 , 51, in
den Statutes at Large I, 72 — 73 u. ö., dagegen findet sich die
Übersetzung meines Wissens in den Drucken nicht, und auch in
den Handschriften - Katalogen habe ich dieselbe nicht auffinden
können, sodafs eine Veröffentlichung derselben wohl angezeigt
erscheint
Die Schrift des Fragments ist nach einer fi'eundlichen Mit-
teilung meines hiesigen Kollegen Steindorff ein in England häufiget
T)rpus der Urkundenschrift vom Ende des 13. und der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts und ähnelt besonders zweien Urkunden
aus dem Jahre 1303 und 1321 (Palaeographical Society, Serie I
PI. 254a und PI. 254 ¿) in hohem Grade, sodafs die Abschrift
wohl zu Anfang des 14. Jahrhunderts angefertigt sein wird. Die
Obersetzung schliefst sich dem Originale ziemlich genau an, nur
spricht sie nicht in der ersten Person mit nos und noster, sondern
in der dritten mit le rei und erlaubt sich auch sonst einzelne un-
erhebliche Abweichungen. In dem folgenden Abdruck sind die
Abkürzungen aufgelöst, die Aunösungen jedoch durch Cursivschrift
kenntlich gemacht. Die in runde Klammem eingeschlossenen
Stellen sind in der Handschrift mehr oder weniger undeutlich, die
in eckigen Klammern stehenden Wörter oder Buchstaben sind dort
verloren gegangen. Zur Kontrolle drucke ich das lateinische Ori-
ginal mit ab.
Statutum de vins religiosis.
Rex justitiariis suis de banco sa-
lutem. Cum dudum provisum fuisset
quod viri religiosi feoda aliquorum ke (gent) de religion ne pntra[s]ent
non ingrederentur sine licentia et . . f . . . (autre sanz) la volunté e le
volúntate capitalium dominorum de (consentement . . hefs ... de cens . .
quibus feoda illa immediate tenentur, e)ez, des quels ceusfeez (sunt tenuz...).
et viri religiosi postmodum nihilo- E les gens de religion ja le meyns
minus tam feoda sua propria quam ausi ben lur fees pr¿>pres com [d'autres]
aliorum hactenus ingressi sint, ea sibi en sa sunt entrez, e cens a eus meymes
appropriando et emendo et aliquando enpr¿>pn'ant e en acha[tant e] a la
ex dono aliorum recipiendo, per quod feez du doun des autres en resceivant,
servitia quae ex hujusmodi feodis per quay ke les services ke [de t]eu
debentur et quae ad defensionem manure des fees sunt dues e ke a la
regni ab initio provisa fuerunt indebite defense du reaume du com^ncement
subtrahuntur , et domini capitales [un]t esté pwrveu e (zu streichen)
escaetas suas inde amittunt : nos super nent duement sunt sustret, e les chefs
hoc pro utilitate regni congruum seignt/rs perdent de ceo lur eschetes :1e
remedium provided volentes, de con- rey sur ceo, pur le proñst du reaume
silio praelatorum, comitum et aliorum covenable remedie voillant purveier,
fìdelium regni nostri de Consilio nostro du conseil des pr^laz, contes e autres
existentium, providimus, statuimus et feaus de son reaume, ad purven e
A. SUMMING, EDUARDS I STATÜTUM DE VOL RELIG.
281
ordinavimus quod nuUus religiosus
aut alius quicunque terras aut tene-
menta aliqua emere vel vendere aut
sub colore donationis aut termini vel
alterius ti tuli cujuscunque ab aliquo
recipere aut alio quovis modo, arte
vel ingenio sibi appropriare praesu-
mat, sub forisfactura eorundem« per
quod ad manum mortuam terrae et
tenementa hujusmodi deveniant quo-
que modo. Providimus etiam quod,
si quis religiosus aut alius contra
praesens statutum aliquo modo, arte
vel ingenio venire praesumpserit, liceat
nobis et aliis immediatis capitalibus
dominis feodi talìter alienati, illud
infra annum a tempore alienationis
hujusmodi ingredi et tenere in feodo
et haereditate. Et si capitalis dominus
immediatus negligens fuerit et feodum
hujusmodi ingredi noluerit infra annum,
tunc liceat proximo capitali domino
mediato feodi illius infra dimidium
annum sequentem feodum illud ingredi
et tenere sicut praedictum est; et sic
quilibet dominus mediatus faciat, si
propinquior dominus in ingrediendo
hujusmodi feodum negligens fuerit, ut
praedictumest. Et si omnes hujusmodi
capitales domini hujusmodi feodi, qui
plenae fuerint aetatis et infra quatuor
maria et extra prisonam, per unum
annum negligentes vel remissi fuerint in
hac parte, nos statim post annum comple-
tum a tempore quo hujusmodi emp-
tìones, donationes aut alias appro-
priationes fieri contigerit, terras et
tenementa hujusmodi capiemus in
manum nostram et alios inde feoifa-
bimus per certa servitia nobis inde
ad defensionem regni nostri facienda;
sal vis capitalibus dominis feodorum
illorum , wardis , escaetis et aliis ad
ipsos pertinentibus ac servitiis inde
debitis et consuetis. Et ideo vobis
mandamus quod statutum praedictum
coram vobis legi et de cetero firmiter
teneri et observari faciatis.
ordeiné ke nul home de religion ne
autre, ke ke il seyt, terrts ou tene-
menz ne mespr^nge vendre ou achater
(erganze ou) suz colour de doun,
a (1. de) t^rme ou de acun title de
akun resceive ou en akune manure,
per art ou per engin a eus apropn'er
sour la forfeiture de meymes ceus
tenemenz, per qtMxp] a main mort iceles
terres ou tenemenz deveignent en
akune manure. Le rey ad ps/rveu
ke, si akun home de religion ou autre
encontre cest présent statut en akune
manure per art ou per engyn venir
mespr^nge, list a nostre seygnur le
rey e as chefs seignurs def (1. des)
feez en teu manure aliénez, eel fee
dedenz l'an du tens de tele alienation
entrìr e tenir en fee e en heritage.
E si le chef stignur meen seyt neg-
ligent e tens manures des feez ne
veut entrir dedenz l'an, dunk list al
pr¿>chein seignur meen de eel fee
dedenz le dymayn (1. dymy an) sevant
iceles fees entrir e retenir, si com avant
est dit E en tele manure chescon (1.
chescun) seignwr meen, si le plus pro-
chein seignur en entrant tele manure
fees seit negligent, i entre, si com
avant est dist. £ si touz les chefs
(seignurs) de teu manure leez, ke sunt
de plen^re age e dedenz les quatre
(mers e) hors de prtsone, per un an
seyent negligent e seyent demorant
en ceste (part, le) rey tantost apr^
le an acompli de (1. du) tens ke teu
(1. teus) manures ach(az, douns) ou
apr^Tpriations ont fet, ceus terres ou
tenem^ns prendra en sa ma(in e)
feffera autres de ceo pur c^rtein ser-
vice fesant de ceo au rey a la defense
du reaume« s ... e as chefs seignurs
des feez, wardes.... autres..
Albert Summing.
282 VERMISCHTES. HANDSCHRIFTLICHES.
2. Les quinze joies nostre dame.
Die Quinze joies de Marie haben schon um dessentwillen
Interesse weil jenes auserlesene Produkt des Esprit Gaulois, die
Quinze joies de mariage, in ihrem Titel an sie anknüpfen. Sie
müssen auch im Zusammenhang der Dichtungen von den fünf oder
sieben Freuden Maria's erwähnt werden, und haben ein Gedicht
von den fünfzehn Freuden neben sich, das in Handschriften nicht
selten ist Es gibt auch ein Bretonisches Gedicht über die fünf-
zehn Freuden der Maria in einem Druck von 1 530 (s. Windisch
bei Ersch und Gruber, Art Keltische Sprachen S. 177).
Ich kann hier einen Prosatext mitteilen, der sich in Privat-
besitz befindet (er gehört zunächst noch einem Buchhändler in
Niort). Die beiden Ausgaben, die ich gleich nennen werde, sind
selten und wenig bekannt Durch diese Umstände dürfte meine
bescheidene Mitteilung gerechtfertigt sein.
Ich nenne die drei Texte A, B, C.
A kleine aus 9 Pg. -Bl. bestehende Handschrift des 15. Jahrh.
Die Rectoseite von Bl. i und beide Seiten von Bl. 9 sind unbe-
schrieben. Die Handschrift ist mit vergoldeten Initialen und auf
Bl. IV und 6r mit zierlichen Randleisten geschmückt Ich löse die
Abkürzungen auf, und unterscheide i, u, c, e von j, v, ç, é.
B Handschrift des 15. Jahrh. (vor 1438 geschrieben), die von
C. Gh. herausgegeben ist u. d. T. Les quinze ioyes nostre dame
et autres devotes oroisons tirées de deux manuscrits du XV^ siècle.
Publié pour la première fois par un bibliophile. Tours 1862. (XIII
und XXII S., tiré à 100 ex.). Sie gehörte damals der Familie L.
de Lavesvre in Civray sur Cher. Aus dem Kalender, der viele
bretonischen Heiligen nennt und aufser sainct Michiel du Mont auch
sainct Samson evesque de Dol mit Gold auszeichnet, schliefst der
Herausgeber, dais sie im Sprengel Dol geschrieben ist. Die Aus-
gabe schliefst auch die sept requestes ein.
In B fehlt die dritte Freude; die dritte und vierte requeste
sind umgestellt.
C Heures a Tusaige de Paris, von Thielman Kerver in Paris
1525 gedruckt, mir nur in dem Neudruck zugänglich bei Soleil,
Les heures gothiques (Rouen 1882) S. 2i3.fg. Die Sept requestes
fehlen hier, wenigstens bei Soleil.
Ich habe B und C nur zur Berichtigung einiger Stellen her-
angezogen.
Vier weitere Handschriften werden genannt im Roman de la
Violette ed. Michel S. LX, in der Revue des langues romanes
XXXV. 255. 259, im Bulletin de la Société des anc. textes fr. 1881
S. 47 (wo auf eine fünfte Handschrift mit abweichendem Text ver-
wiesen wird, dem die Vu. Peticions vorhergehen). Femer stehen
die XV. joies nostre dame (in Prosa oder in Versen?) in einer
Handschrift des 15. Jahrh., die der Buchhändler Claudin in Paris
vor einigen Jahren unter N. 47347 verkaufte, und ein Text, wie der
hier veröffentlichte, wird soeben in einer Handschrift der selben Zeit
von Hoepli in Mailand , Verz. 83 Nr. i , zum Verkauf angeboten.
H. SUCHIER, LES XV JOIES NOSTRE DAME. 283
Drei weitere Handschriilen wurden am 16. März 1893 im Hôtel
Drouot in der Bibliothek De Fresnes verkauft
[i""] Les ZV joyes nostre dame.
DOulce dame de miséricorde, mere de pitié, fontaine de tous biens, qui
portâtes Jhesucrist ix. moys en vos precieus flans, et qui l'alaitates de
vos doulces mamelles, belle tres doulce dame, je vous cri merci, et vous pri
que vous vueilliés prier vostre chier iilz que il me doint en tel maniere vivre
en cest siècle que je puisse venir a sa miséricorde et en la fin a vraye con-
fession et vraye repentence de tous les pechiés que [2r] je oncques fis. Et
ainsi vous lui priés, belle tres doulce dame, et je m'agenoulleray xv. foys devant
vostre ymage en Tonneur et en la remembrance des xv. joyes que vous eûtes
en terre de vostre chier filz. Ave Maria.
I.
Etres doulce dame, pour icelle grant joie que vous eûtes quant li saint
angre Gabriel pous aporta la nouvelle que le filz de dien vendroit en
vous: doulce dame« priés lui que il vueil [sic, BC veille] venir en mon
cueur espiritalement. Ave.
2.
£ tres doulce dame, pour icelle [2^] grant joye que vous eustes quant
vous le sentîtes esmouvoir en vos precieus flans: doulce dame, priés lui que
il [B C vienile] esmouvoir mon cueur a lui amer , servir et honnourer. Ave
Maria.
3-
Etres doulce [B C dame] pour icelle grant joye que vous eûtes quant vous
alates a la montaigne visiter saincte Elizabeth vostre cousine et elle vous
dit que vous estiés benoite et que le fruit de vostre ventre estoit benoit:
doulce dame, priés lui et ce doulx fhiit que il me vueille rassasier. Ave Maria.
4.
[3r] "Ty tres doulce dame, pour icelle grant joye que vous eûtes au jour
JLJ de nouel quant vostre doulx filz nasqui de vous: doulce dame,
priés luy que il m*otroye sa benoite nativité a ma redempcion. Ave Maria.
5-
Etres doulce dame, pour icelle grant joye que vous eûtes quant les pastours
vous vindrent visiter et ilz vous trouvèrent et vostre chier filz: doulce
dame, priés lui que je le puisse trouver en toutes mes tribulations. Ave.
6.
E tres doulce dame , pour [3r] ycelle grant [B C joye] que zous eûtes
quant les trois roys vindrent offrir a vostre chier filz or, encens et mirre, et
il les recent: doulce dame, priés lui que il vueille recevoir mon oroison.
Ave Maria.
7-
Etres doulce dame, pour icelle grant joye que vous entes quant vous
Tofi'rites au temple et Symeon le recent entre ses bras: doulce dame,
priés lui que il reçoive mon ame quant elle partira de mon corps. Ave Maria.
8.
Etres doulce dame, pour icelle grant joye que vous [4r] entes quant vous
l'eûtes perdu et vous le retrouvastes entre les Juifz en Jhemsalem:
284 VERMISCHTES. HANDSCHRIFTUCHES.
douice dame, priés lui que, se je l'ai perdu par mes pechiés, je le paisse
trouver par vos sainctes mérites. Ave Maria.
9.
Etres douice dame, pour icelle grant joie que vo us eûtes quant vous fustes
aux noces saint Archedeclin et vostre doulx fìlz mua Peaue en vin:
douice dame, priés lui que il vueille muer la malvestié de mon cueur et de
mon corps en vraye joye pardurable. Ave Maria.
10.
[4^] Tî^ tres douce dame, pour icelle grant joye que vous eûtes quant
JJ vostre doulx ñlz reput .v. mille hommes de v. pains d'orge et de
deulz poissons: douice dame, priés luy que il vueille mes v. sens gouverner.
Ave Maria.
II.
Etres douce dame, pour icelle grant joye que vous eûtes au jour du grant
vendredi quant vostre doulx fìlz souffrit mort et passion en la crois pour
nous : douce dame, priés lui que il vueille jetter m'ame de la mort d'en [5r]
fer. Ave Maria.
12.
Etres douce dame, pour icelle grant joye que vous eûtes au jour de pas-
ques quant vostre doulx filz resuscita de mort a vie: douce dame, priés
luy que il vueille resusciter m'ame en sa douce gloire.
13.
Etres douce dame, pour icelle grant joye que vous eûtes au jour de
Pascencion quant vostre doulx filz monta es cieulx: douice dame, priez
lui que il trayc après lui mon cueur et toutes mes pensées. Ave Maria.
14.
[5r] 'O tres douice dame, pour icelle grant joye que vous eûtes au jour
ÍÁ de la penthecouste quant vostre doulx filz envoya le saint esperit
a ses disciples et il les enlumina et embrasa: douce dame, priés lui qu'il
vueille enluminer mes v. sens. Ave.
Etres douice dame, pour icelle grant joye que vous eûtes au jour de
vostre assumpcion quant vostre doulx fìlz vous emporta es cieulx et vous
assit a sa dextre et vous couronna sur toutes aultres femmes: douice dame,
priés lui, pour moy, pour [6r] tous pécheurs et pour toutes pécheresses donc
[jû:] il veult estre priés, que par sa grace ilz aient pouoir de issir de leurs
pechiés et de amender leurs vies et pour tous ceulx et celles qui sont en
espurgatoire qu'ilz aient merci et repos, amen.
Les vii. requestes a nostre seigneur.
Doulz dieulx, doulx pere, saincte trinité et vng dieu! Beau sire dieux, je
requier merci que vous me conseilliés en l'onneur de celui hautisme con-
seil que vous preites de vostre propre sapience [6z/] quant vous envoiates
vostre saint angre Gabriel a la vierge Marie dire et anoncier la nouvelle de
nostre salut. Sire, si comme ce fu vray, regardés moy en pitié. Ave Maria.
I.
Beau sire dieux, je vous requier que vous me regardés en pitié en l'onneur
et en la remembrance de celui regart dont vous regardâtes Pumain lig*
H. SUCHIER, LES XV JOIES NOSTRE DAME. 285
nage quant vous envoyâtes chajus en terre vostre chier filz mourir en croix
pour nous. Sire, si comme ce iu vrai, regardés moy en pitié. Pater.
2.
[yr] T)eau sire diex, regardés moy en pitié en pitie [sic] en Tonneur et
xl en la remembrance de celle parolle que vostre chier [filz] dist quant
il dit: Pere des chielz, gardés ceulz qui donront en mon non et en l'onneur
de moy! Sire, si comme ce fu vrai, regardés moy en pitié. Pater noster.
Beau sire dieux, je vous requier conseil et aide en l'onneur de celui regart
dont vous regardâtes vos sains apostres quant vous deites : Quel c'onques
chose que vous demanderés a mon pere ou non de moy, vous l'aurés! [yv]
Sire, si comme ce fu vray, vous requier je conseil et aide en l'onneur de vous
et de vostre loy et a mon salut. Pater noster.
4-
Beau sire diex , je requier a vous conseil et ayde en l'onneur de celui
regart dont vous regardâtes les filles de Jherusalem qui vous suivoient
plourant et vous leur dittes: Filles de Jherusalem, ne plourés pas pour moy,
mes pour vous! Sire, si comme ce fu vray, regardés moy en pitié. Pater
noster.
5.
Beau sire diex, je vous requier conseil et ayde en l'onneur [8r] de celui
regart dont vous regardâtes saint Pierre l'apostre quant il vous renia
.iii. foys en une nuit et vous lui envoiastes joye et confort de vostre resur-
rection. Sire, si com ce fu vray, regardés moy en pitié. Pater noster.
6.
Beau sire diex, je vous requier que vous me regardés en pitié en l'onneur
et en la remembrance de celui regart dont vous regardâtes vostre mere
et vostre disciple en la grant destresse de la mort et vous deites a vostre
mere : Femme, vecy ton filz ! et puis a Saint Jehan : Jehan, [8v] veci ta mere !
Sire, si comme ce fu vray, regardés moy en pitié. Pater noster.
7-
Beau sire diex, je vous requier conseil et ayde en l'onneur de celuy regart
dont vous regardâtes le larron en la croix pendant a vostre dextre quant
il dit: Sire, remembre toy de moy quant tu vendras en ton regne! et vous
lui respondites: Huy seras en paradis avec moy! Sire, si comme ce fu vrai,
regardés moy en pitié. Pater noster.
H. SucmER.
m. Grammatisches.
Zum sog. historischen Infinitiv im Französischen.
Gegen den von Herm A. Schulze in seinem interessanten und lehr-
reichen Beitrage zur Lehre vom französischen Infinitiv Zts. XV, p. 504
gegebenen Versuch einer Erklärung des sogenannten historischen In-
finitivs im Französischen erscheint mir Folgendes einzuwenden:
286 VERStíSCHTES. GRAMMATISCHBS.
Erstens ist die Behauptung schwerlich zutreffend, daTs wir ,^
der Lage des furchtsamen Hasen in der Lafontaineschen Fabel
die Frösche nur noch verschwinden sehen, nicht aber das sauter
dans les ondes in seinem ganzen Verlaufe beobachten'' würden.
Wie noch neuerdings wirkliche Beobachtung des Vorganges es mir
bestätigt hat, läfst sich mühelos der ganze Akt des Springens, die
Bewegung durch die Luft, nicht blofs das Verschwinden der
Frösche im Wasser verfolgen. £s bliebe also zur Aufrechterhaltung
der den Worten des Dichters von dem Herrn Verfasser des
Artikels gegebenen Auslegung nur noch ein Mittel übrig: zu be-
weisen, dafs wenigstens der Dichter in betreff der Wahmehmbar-
keit des Vorganges jene der Thatsächlichkeit widerstreitende An-
sicht gehabt hätte, was schwierig sein würde. Hätte sich ihm
übrigens in diesem Falle in dem Worte plonger nicht ein geeig-
neteres Ausdrucksmittel für das von ihm Darzustellende geboten?
Zweitens erscheinen die von dem Herrn Verfasser als dem
durch die Sprachform des historischen Infinitivs auszudrückenden
Vorgange unerläfslich bezeichneten Merkmale der Unerwartetheit
und grofsen Schnelligkeit doch nicht in allen Fällen nachweisbar,
auf keinen Fall das Merkmal einer solchen Schnelligkeit, dafs der
Beobachter den Vorgang erst dann wahrzunehmen im Stande wäre,
wenn dieser bereits seinem Ende entgegenginge. Man nehme
Sätze wie: Aussitôt les ennemis de s'enfuir. — Aussitôt mille voix
de répéter: ,Chez le commissaire! chez le commissaire!^ Et de rire!
Oder gar folgende, P. Déroulède's Le bon gîte entnommene
Stelle eines Zwiegesprächs zwischen einem aus dem Quartier aus-
ziehenden Soldaten und seiner mütterlich fürsorglichen Wirtin:
Mais qu'est ceci ? Mon sac est plus lourd que la veille . . Ah ! bonne
hôtesse! ah! chère vieille. Pourquoi tant me gâter, pourquoi? —
Ei ¡a bonne vieille de direj Moitié larmes, moitié sourire : „J'ai mon
gars soldat comme toi !*' Es handelt sich hier um die Beantwortung
einer Frage im Laufe eines Zwiegesprächs, und selbst wenn dieselbe
schnell und ungesäumt erfolgt, so kann man nicht wohl sagen,
dafs sie unerwartet komme, oder erst im Augenblicke des Voll-
endetseins apperzipierbar sei.
Drittens: Da der historische Infinitiv sich in der älteren Zeit
auch ohne die Präposition de, ganz dem lateinischen Infinitivus
historiens entsprechend, findet, so würde die von dem Herrn Ver-
fasser vertretene Auffassung des historischen Infinitivs im Neufranz.,
eine ziemlich tief greifende Wandlung in der sprachlichen An-
schauungsweise voraussetzen; was aber wiederum kaum vereinbar
damit wäre, dafs sich, wenngleich vereinzelt, der historische Infinitiv
mit de schon im Altfiranz. findet. Es bliebe danach nur die An-
nahme übrig, dafs die beiden in ihrem Wesen doch ganz ver-
schiedenen Ausdrucksweisen einer und derselben Sache neben einander
hergegangen oder wiederholt mit einander abgewechselt hätten.
Viertens spricht gegen die von dem Herrn Verfasser vorgetragene
Auffassung des historischen Infinitivs im Neufranz, der Umstand, dafs.
TH. KALEPKY, ZüM SOG. HIST. INFINITIV. 287
während bei dem von der Präposition à begleiteten Infinitiv die
eigentliche Bedeutung dieser Präposition meist noch deutlich
empfunden wird,^ die Präposition de in ihrer Verbindung mit dem
Infinitiv — wohl unter Einfiufs der von A. Tobler Vermischte Bei-
träge S. 5 ff. unter dem Titel ,de ein „logisches Subjekt** einführend'
behandelten Erscheinungen — an der ihr von Hause aus eignenden
lokalen Bedeutungskraft im Laufe der Zeit so schwere Einbufse
erlitten hat, dafs der Infinitiv mit de in einer ganzen Anzahl von
Fällen dem Infinitiv ohne Präposition nicht nur inhaltlich ganz
gleichwertig geworden ist, — wie man für Sätze wie II vaut mieux
souffrir la mort que de trahir sa patrie und Se taire à propos vaut
souvent mieux que de parler (wo die Infinitive Subjekte sind) oder
für die entsprechenden Fälle mit aimer mieux und préférer (wo sie
Objekte sind) doch unbedingt zugeben mufs, wenn man auch
bei Sätzen wie Vivre est diffìcile und II est difficile de vivre in
dem Vorhandensein oder Nichtvorhandensein des grammatischen
Subjekts il einen ausreichenden Grund für die Setzung oder Weg-
lassung des de finden wollte — sondern sogar gelegentlich in die
grammatischen Funktionen des Infinitivs ohne Präposition einzutreten
vermag, z. B. in dem mir bei P. Bourget, Le Disciple p. 244 auf-
gestofsenen Satze: De m'en souvenir me remuait d'une émotion pro-
fonde, wo die Grammatik den präpositionslosen Infinitiv fordern
würde. Bei solchen Beweisen von Kraftlosigkeit erscheint es mir
nur schwer denkbar, dafs sich dem modernen Franzosen die Prä-
position de beim historischen Infinitiv noch mit solcher Stärke
fühlbar machen sollte, wie es nach der Erklärung des Herrn Ver-
fassers doch der Fall sein müfste. Ist es nach den hier vorge-
führten Fällen nicht näher liegend, auch bei dem historischen
Infinitiv in der Präposition de, für das Neufiranzösische wenigstens,
nur ein formales, durch die Macht sprachlicher Gewohnheit unent-
behrlich gewordenes, die durch die übrigen Satzbestandteile er-
weckte Vorstellung jedoch in keiner Weise modifizierendes Element
zu sehen, so dafs dann also ein neufranz. Alors Oudart de se
revêtir sich nicht nur inhaltlich, sondern auch bezüglich der Satz-
konstruktion genau mit dem Lors Oudart se revestir bei Rabelais
decken würde? Es sei gestattet, hierbei an die Bedeutungslosigkeit
des ,to' bei den englischen Verben, sowie des deutschen ,zu' in
Ausdrücken wie ,einen hindern, etwas zu thun' oder des ,um zu'
in ,hineilen, um einem zu helfen' zu erinnern.^
^ Daher ich der Auffassung des Herrn Verfassers in betreff des Et bon
prestre à soy retirer völlig zustimme, diese Konstruktion aber doch nicht
mehr als histor. Iniin. bezeichnen möchte.
* Ich betone, dafs es sich bei allen hier vorgebrachten Bedenken gegen
die Ansicht des Herrn Verfassers nur um den neufranzösischen Sachverhalt
handelt. Für das Altfranzösische, in welchem die einzelnen Redebestandteile
noch inhaltsvoller, noch weniger prägemünzenartig, schemenhaft waren, gebe
ich die Möglichkeit wirklicher präpositionaler Bedeutsamkeit von de beim
histor. Infin., sowie die des von Marcou behaupteten Zusammenhanges desselben
mit der or-de-Formel gern zu.
288 VERMISCHIES. IV. ZUR WORTGESCHICHTE.
Die Richtigkeit der hier vorgelegten Ansicht, dais das de beim
historischen Infinitiv im Neufranz, nur noch den Charakter eines
Exponenten ohne sprachlichen, sinnlichen Inhalt habe, vorausgesetzt,
würde man in dem historischen Infinitiv statt eines Satzgliedes
mehr eine Interjektion zu sehen haben. Dem Beobachter stellt sich
das Geschehen nicht, wie gewöhnlich, als einem anderen Seienden
inhärierend, sondern als etwas Selbständiges dar, sei es als das
einzige Selbständige, wie in dem Et de rire! oder als ein Selb-
ständiges (ein Geschehen) neben einem anderen Selbständigen,
(einem Seienden) wie in Les grenouilles de sauter! Wiewohl der
historische Infinitiv der deutschen Sprache völlig fremd ist, liefse
sich in sehr lebhafter Schilderung ganz wohl eine Ausdrucks-
weise denken wie : „Und das Geñügel — Gackern, Schnattern, Zischen,
Girren, Piepsen...! Es war ein Höllenlärm**, wobei doch wohl,
wenngleich der Franzose vor seinem historischen Infinitiv keine
Pause empfindet, die Vorstellung des Sprechenden wie des Hörenden
ähnlich derjenigen wäre, welche ein Franzose bei Anwendung
des historischen Infinitivs haben würde. Es braucht kaum gesagt
zu werden, dafs, was dem Sprechenden eine so eigentümliche,
aber darum keineswegs unangemessene Ausdrucksweise eingiebt,
entweder — und ursprünglich wohl immer — ein lebhafter Affekt
ist, der ihm die übliche, den menschlichen Anschauungs- und
Sprachgepñogenheiten entsprechende Subjekts-Prädikats-Verbindung
zwischen Ding und Geschehen herzustellen überhaupt nicht ge-
stattet, oder doch wenigstens die Absicht, durch Fingierung eigener
Erregung den Zuhörer in einen Zustand des Affekts zu versetzen,
um mit seiner Erzählung eine möglichst grofse Wirkung zu
erzielen. Theodor Kalepky.
rv. Zur Wortgeschichte.
Solution de la question du suffixe -anus.
Cette question a jusqu'ici fort embarrassé les philologues: sa
solution est pourtant fort simple, et peut-être s'étonnera-t-on des
controverses qui ont pu s'élever à ce sujet. C'est la considération
de la déclinaison des mots en -ariu en vieux roumain et en vieil
italien et l'étude attentive de cette même déclinaison dans les
gloses de Cassel et de Reichenau, avec, dans une certaine mesure,
l'examen du traitement de -ariu en lorrain et en bourguignon, qui
donne la clef du problème.
Le roumain disait à Torigine:^
Sing, -ariu Plur. art,
et l'italien :2
Sing. 'Ofo Plur, -an*
' Meyer Lûbke, Grammaire des langues romanes, I, § 520.
* Ibid, § 521 : ,,Les anciens textes ont conservé la distinction."
p. MARCHOT, SOLUTION DE LA QUESTION DU SUFFIXE -ARIUS. 289
D'où nous sommes autorisé à conclure que, au moins dans
la partie orientale, le latin vulgaire avait une déclinaison qui était:
Sing. Nominatif -arius, Accusatif -ariu. Plur. -ari^ -arios.
£t, par conséquent, nous sommes autorisé à rétablir ainsi, par
analogie, la déclinaison de -eriu:
Sing. Nominatif -erius, Accusatif -eriu. Plur. -en -erios
La déclinaison, en vieux roumain et en vieil italien, avec ses
formes dissemblables, ne pouvait subsister: une tendance à Tuni-
formisation devait refaire soit le singulier sur le pluriel, soit le
pluriel sur le singulier.
En roumain littéraire, c'est la première alternative qui se
produit: on dit -arfu) , -an. La seconde, paraît-il, s'est vérifiée
dans les dialectes qui disent -aiju, arjJ^ Quant au féminin -aria,
ou bien il pouvait être maintenu dans son intégrité, ou bien être
éliminé par une forme dérivée du masculin, et c'est ce dernier cas
qui se réalise en roumain: caldare^ chaudière.
L'italien a connu les deux formations et, qui mieux est, il
nous les a conservées : sur -on', il a reformé un sing, -^iro, ^are, et
sur -o/t?, un pluriel -ai. De sorte qu'il a deux déclinaisons, et
il dit:
ire forme: Sing, -aro -are, Plur. -ari
2e forme : Sing. -ajo. Plur. -ai
Le féminin en -aja est régulier, mais il y en a aussi un ana-
logique en -ara. Mais il reste en italien des formes en:
Sing, 'tero -tere, Plur. -uri
Que sont -elles? Tout simplement le résultat de la confusion
de -eriu avec -ariu. Le singulier -tero^ -tere est refait sur le pluriel
-ieri qui est régulier. Les formes inverses, résultant de l'autre
formation, n'existent pas à ma connaissance; on ne dit pas:
Sing, ♦-ierio. Plur. *-ürii.
Peut-être ont - elles existé ou se retrouveraient - elles dans les
dialectes. Il va sans dire que les formes féminisées en "tera
existent aussi.
Le portugais, l'espagnol, le provençal ont fait en totalité cette
confusion avec -eriu que l'italien ne connaît qu'^ partie, La
première de ces langues a des formes refaites sur le singulier:
Sing. -eiro. Plur. 'etri
la deuxième, des formes refaites sur le pluriel:
Sing. -ero. Plur. -eri
Le féminin est, en espagnol, refait analogiquement sur le masculin:
'era\ en portugais, il est tiré du masculin ou peut-être dérivé
directement de -eria: eira.
^ La contraction de ii en i est déjà admise par le latin classique ; on a
di immortale s i etc.
^ Meyer -Liibke, op, cit., I, §520.
Zeitschr. f. rom. Phil. XVII. I9
290 VERMISCHTES. IV. ZÜK WORTGESCHICHTE.
Pour le provençal, c'est lui qui est le plus riche en formes
de toutes sortes. 11 n'y a qu'une seule forme possible, si je ne
me trompe, *-î>/>j, qu'il ait perdue ou n'ait jamais possédée. Il a :
Cas sujet: Sing, -ers^ Plur. -er; Cas régime: Sing, -er y Plur. -ers^
d'après la forme du nominatif pluriel, mais aussi:
Cas sujet: Sing, -eirs, Plur. -«>; Cas régime: Sing, -eir, Plur. -eirs
d'après les trois autres cas. Cette seconde formation appartient
plus spécialement à l'Auvergne et au Quercy.
Toutes ces formes peuvent se dédoubler grâce à la diphton-
gaison, ce qui fait que l'on a d'un côté:
Cas sujet: -ürs; Cas régime: 'ter, etc.,
et de l'autre:
Cas sujet: *'ietrs; Cas régime: *'ieir, etc.,
qui n'existent plus ou n'ont jamais existé.
Le féminin se forme, comme en portugais et en espagnol,
analogiquement, puisqu'il procède seulement de -eria ou du mas-
culin provençal, -aria n'est pas représenté. La forme régulière (à
côté du mase, -ers, iers) est -eira^ qui n'est pas le féminin de 'etr,
puisqu'elle n'est pas limitée à l'Auvergne et au Quercy; c'est la
dérivation directe d'un latin -eria à une époque où le masculin
était encore -erius, pas encore *'€rus. Si on ne la trouve pas
souvent diphtonguée, c'est probablement à cause de 1'/ (semblable-
ment il ne paraît pas que l'on trouve *'ietrs de -eirs) ; cependant
'tetra se rencontre parfois. Du provençal -^r, on obtient -^ra,
d'oii "iera^
Nous arrivons au français et aux preuves d'une importance
capitale fournies par les glossaires du Ville siècle. Etant donné
la déclinaison du latin vulgaire que nous avons constatée, nous
devions avoir en français tout à fait archaïque la déclinaison
suivante :
Cas sujet : Sing, •arjs (ensuite -airj). Plur. -ar (puis ^er au IX»»« siècle)
Cas régime: Sing, -ar;* (ensuite -air). Plur. 'arjs (ensuite -oiVj).
Puis, après le dédoublement de cette déclinaison, que nous
avons déjà relevé pour le provençal, les doubles formes suivantes:
I reforme: Cas sujet: Sing, -ars (encuite -ers), Plur. -ar.
Cas régime: Sing. -ar. ' Plur. -arj.
2me forme : Cas sujet : Sing, -arjs, airs, Plur. -tf 17*.
Cas régime : Sing. -arj. Plur. -arjs.
La ire forme a existé jusqu'au VÏIIme siècle au moins et voici
les débris qu'on en trouve dans les gloses de Cassel:
^ Le provençal ayant conservé la déclinaison à deux cas, nous la repro-
duisons dans son intégralité.
' Voyez toutes les formes que j'ai citées pour le provençal dans l'étude
d'une charte landaise de M. Meyer, Romania Öl, 434.
p. MARCHOT, SOLUTION DE LA QUESTION DU SUFFIXE -ARIUS. 29 1
Cas sujet: Sing, (manque). Plur. paioari (a. fr. Baivier),^
Cas régime : Sing, caldaru, sestar, Plur. (manque).
La 2ine forme a eu une fortune très médiocre: elle ne paraît
avoir subsisté que dans un mot où -ariu n'était pas suffìxe: vair,'^
Je laisse de côté, bien entendu, les mots savants ou les mots
demi-savants comme maires suaire.
Mais en français, comme en portugais, en espagnol et en pro-
vençal, c'est le suffixe -eriu qui Ta emporté et qui a supplanté -ariu.
Sa déclinaison devait être dans la phase tout à fait primitive,
avant la diphtongaison de e en te\
Cas sujet: Sing. -«>j, Plur. -er. Cas régime: Sing, -«r, Plur. -«Vj
£t, après le dédoublement des formes, on devait avoir:
l'è forme: Cas sujet: Sing, -ers, Plur. -er. Cas régime: Sing, -^r, Plur. ^ers,
2'»e forme : Cas sujet : Sing, (-eirs) d*oii -irs. Plur. (-«r) d*où -i'r.
Cas régime: Sing, (-eir) d'où -ir. Plur. (-eirs) d'où -ir s.
Nous relevons déjà des exemples de la première recomposition
au Vninie siècle dans les gloses de Reichenau:
Cas sujet: Sing, sorcerus,^ Plur. (manque).
Cas régime : Sing, paner (2 fois).* Plur. manque).
C'est un pur hasard si les formes du pluriel manquent. Nous
savons de reste que la forme du nominatif pluriel est la première
en date. Dans les Serments, persiste encore la graphie er\ Ludher
(dans \^ Saint Léger, Lothiers 16 et 20); mais, à partir de l'JEw/a/iîf,
on rencontre toujours -ier : conseiiers , nunestier,^ La 2nie forme n'a
rien donné en français: des mots comme mestire, avoltire, empire,
cimentire, maestire, battistire, monastire sont savants ou demi-savants,
puisqu'ils ont un e final. Entir (entieirj^ qui a appartenu originaire-
ment à la 2me forme et qu'on trouve, a été transporté dans la
ire: entier. Cimetière^ est une reformation arbitraire: le mot étant
masculin aurait dû donner cimetier. Mais si la 2nie forme n'a rien
donné en français, il en est autrement dans les dialectes : le lorrain
et le bourguignon, par exemple, ne connaissent que celle là.''
^ Caldaru chezU, Cass. 132. Sestar schiari, Cass. 128. Stulti sunt
romani sapienti sunt paioari, Cass. 225 — 228. Les gloses de Cassel, à part
siluuarias 152, qui doit être une graphie latine, ne renfennent que ces formes,
toutes en -ar. Du reste, on n'a pas encore pu expliquer la glose siluuarias
(voy 5e fase, de la Bibl, de V Ecole des Hautes Etudes, p. 108).
' C'est la forme régulière, à part les deux exceptions signalées plus loin,
des gloses de Reichenau. Mais il est extrêmement probable, étant donné la
nature de ce document, qu'il ne faut voir là que des graphies latines.
3 Sortilegus: sorcerus, Reich. I, 1094 (pron. sortserus),
* In cartallo: in paner de uirgis , Reich. II, 86. CartaUum est uas
quad nos uocamus paner, Reich. Suppl. I, 14. Diez avait déjà dit à propos
de ces formes en -er: „Nous voyons donc le suffixe rom. -er {-ier) existant
déjà à cette époque." (5. fase, de la Bibl. de VEcole des Hautes Etudes,
p. 22). Mais il n'avait pas expliqué les formes en -ar de plus haut.
^ La Passion a encore -er, mais c'est un texte dont la langue se rapproche
du provençal.
[^ cimetière ist gelehrt. Hrsg.]
' Voyez à ce propos ce que dit Homing« Zeitschrift f. rom, Phil.,
XIV, 378—379 et 386.
19*
292 VERMISCHTES. IV. ZUR WORTGESCHICHTB.
Le féminin français connaît ^aire^ mais dans des cas spéciaux,
là où -aria n'est pas suffixe: aire, paire, glaire^ vaire. Le féminin
a été refait soit sur -eria comme en provençal, soit sur les formes
masculines comme en espagnol et peut-être en portugais. La
première reformation peut s'établir par les gloses de Cassel:
mannetras parta, 1 39. Elle n'a pas survécu à Tépoque préhistorique. *
La deuxième reformation sur -/ifr, est celle qui a remporté un
triomphe définitif. Elle est postérieure de très peu de temps à
la formation de son masculin (Eulalie), Un texte de 890 nous
la révèle déjà: ,Jn duobus locis, Grantvillars et Rosieres^^}'
* La Passion f pourtant, dit encore -eire: useire 190.
* Aubertin , Histoire de la langue et de la littérature françaises au
moyen 'âge I, p. 61, note 2.
Paul Marchot.
BESPRECHUNGEN.
Capitoli della prima compagnia di disciplina di san Nicolò in Pa-
lermo del Sec. XIV in volgare siciliano pubblicati per la prima volta da
un codice della Bibl. naz. di Palermo con illustrazioni storico - letterarie e
filologiche dal Doti. Giacomo de Gregorio. Palermo, Clausen 1891.
W. Foerster: Per la critica del testo dei capitoli dei disciplinati di
S. Nicolò in Palermo, (2 x 91). Giornale Storico della letteratura italiana.
Voi. XIX fase. I. Anno X. Torino, Loescher 1892.
G. de Gregorio: Risposta alla critica del testo dei disciplinati di
S. Nicolò di W, Foerster, Palermo 1892. Tip. M. Amenta.
Nach der eingehenden Kritik, die Förster von de Greg.'s Ausgabe der
Capitoli gegeben hat (dieselbe ist beinahe ebenso ausfuhrlich als de Greg.'s
Erläuterungen zum Texte), durfte man sich fragen, ob es sich noch lohnen
sollte, auf dieselbe zurückzukommen. Da aber de Greg, in der an letzter
Stelle genannten Schrift sich scharf gegen die Förstersche Kritik wendet, so
ist vielleicht eine objektive Beurteilung der drei Schriften nicht unerwünscht.
Wie Förster p. 35 sagt, hatte er die Absicht, die Capitoli, deren Wich-
tigkeit er während seines Aufenthaltes in Palermo erkannt und auf welche
er de Greg, aufmerksam gemacht hatte, in Archivio storico siciliano entweder
selbst herauszugeben oder von einem seiner Schüler veröffentlichen zu lassen.
Eine historische Einleitung von Dr. Travali sollte dem Texte vorausgehen.
Dagegen hatte Förster seinem Freunde de Greg, geraten eine nicht minder
interessante Hs. der Biblioteca communale von Palermo, den Catechismo in
lingua siciliana herauszugeben; er hatte ihm sogar einen Zettel mit Signatur
des Codex hinterlassen. Warum de Greg, dem Rate seines erfahrenen
Freundes nicht folgte und statt des Catechismus die Capitoli herausgab, bleibt
Förster unerklärlich; und wir müssen gestehen, dais de Greg.'s gehamischte
Antwort uns nicht minder im Unklaren darüber läfst. Etwas thatsächliches
bringt sie nicht.
De Greg, kann sich nicht denken, dafs Förster, der „berühmte deutsche
Professor, der nach eigener Aussage hunderte und hunderte von deutschen,
französischen , provenzalischen und italienischen Hss. gesehen habe", es ihm
verargen könne, dafs er diese Ordensregel ediert habe, um so weniger als er
selber „^m dal primo foglio della sua pubblicaúoney dichiarava per debito di
gratitudine, che chi lo spinse alla illustrazione del codice fosse appunto il
/'.'• Wenn man aber diese erste Seite, auf die de Greg, hier anspielt, näher
294 BESPRECHUNGEN. H. SCHNEBGANS,
ansieht, so liest man nichts davon, dafs F. ihn zur Veröffentlichung auf-
gemuntert habe. Die betreffende Stelle bei de Greg, lautet wörtlich : ^^dichiaro
per debito di gratitudine che chi nCindicò VitnportanuL di questo codice^ e
spins emi a studiarlo , fu il Prof, W, Foerster , venuto nelV inverno del
1889 a Palermo**. — Zwischen „studiare" einerseits und yfillustrare** ander-
seits bleibt doch ein gewisser Unterschied, der sich anscheinend in de Greg.'s
Gedächtnis mit der Zeit verwischt haben wird. Im Übrigen hat sich die
Kritik mit diesen Privata nicht zu befassen, die hier auch nur erwähnt
wurden, weil sie den Zusammenhang der drei Schriften herstellen.
Was nun de Greg.'s Arbeit betrifft, so zerfällt sie in drei Teile. Der
erste „illustrauom^* betitelte Teil (i — 15) enthält zunächst eine Beschreibung
des Codex, in dem sich der sicil. Text befindet, dann die Beweisführung, dafs
die ,f Capitoli** aus dem Jahre 1343 herrühren, sowie den Nachweis, dais die
yyCotnpagnia di disciplina** im Jahre 1306 schon bestanden hatte, endlich
einen Hinweis auf die litteransche Bedeutung solcher Ordensregeln und die
Erwähnung einiger ähnlicher Regeln. Auch Förster setzt die Capitoli in das
14 te Jahrb., freilich meint er, dafs vielleicht der 2 te Teil des Codex dem
1 5 ten Jahrh. angehören könnte. Er stützt seine Ansicht auf paläographische
Gründe. Ganz mit Recht und auf sehr plausible Weise verwirfl F. p. 39 die
Meinung Starrabba's, welche de Greg, in Anmerkung p. 35 angeführt, nach
welcher der Codex zwischen 1469 und 1477 geschrieben sei. Ob der z. T.
radierte Königsname ,,Ferdinandu** oder „Federicu** ist, (De Greg, ist für
den ersteren, F. für den zweiten) mögen diejenigen entscheiden, die den
Codex vor Augen haben. Wesentlich ist es nicht, sobald die Ansicht, dafs
man es mit Ferdinand dem Katholischen zu thun habe, bei Seite geschoben
ist. Und diese Ansicht hatte de Greg, selbst nicht aufgestellt, wie er in
seiner ,,Risposta** auch richtig hervorhebt p. 2.
Der Text (p. 16 — 36), der in 15 Kapitel eingeteilt ist, ist von Förster
gründlich revidiert worden. Auf mehr denn 8 Seiten vergleicht er noch ein-
mal Wort für Wort die Abschrift, die er selbst vom Codex genommen, mit dem
Abdruck de Greg.'s. Auszusetzen hat er am Abdruck einige Inconsequenzen
p. 41 ff. , welche de Greg, in seiner Risposta z. T. zugibt, z. T. rectificiert.
Da de Greg, selbst betont, er halte es nicht für der Wissenschaft würdig,
sich bei derartigen Kleinigkeiten aufzuhalten, (p. 5), so können wir wohl
darüber hinweggehen. Ebenso gibt de Greg, gemäfs seinem Ausspruche
p. 5. „la verità ansi tutto, anche quando non ci va a seconda** einige grobe
Fehler zu, die Förster an ihm gerügt hatte. Die wichtigsten dürften sein:
„dilingua in dipiccatu**, was unverständlich war und F. richtig corrigiert als
„di lingnaiu di piccatu" und ,/:hristiana indicioni** statt XIa (undecima in'
dicioni). Andere — meist geringfügige Versehen — weist de Greg, seiner-
seits zurück, solche von F. in der Collation gemachten corrigiert er (p. 7).
Der dritte Teil (p. 36 — 43) bietet Bemerkungen über die Laut- und
Flexionslehre sowie über den Wortschatz des Textes. Auch dieser Teil ist
von W. Förster genau nachgeprüft, und manche Fehler desselben sind mit
Recht gerügt worden. Da de Greg, auf die Correktur derselben nichts ant-
wortet, so wird er sie wohl gutheifsen. Sonst thut er es ja überall in der
Furcht „che il suo (mio) silenzio avrebbe importato una tacita conferma e ade-
sione a tutti gli appunti fatti da lui** (p. 7).
DE GREGORIO, CAPITOLI. FOERSTER, PER LA CRITICA età 295
Nur auf einen von F. p. 53 nur kurz berührten Punkt möchte ich noch
zurückkommen. De Greg, ist, auch hier wie sonst in seiner Fonetica siciliana^
die im nächsten Hefte besprochen werden soll, der Ansicht, dais die altsicilianische
Aussprache mit der jetzigen identisch sei. So soll gl{l 4- Hiati") schon damals
wie jetzt = gghj geklungen haben ; mit Recht hält F. diese Ansicht für
unerwiesen. In der That hat de Greg. Unrecht, die Meinung Meyer -Lübkes
(§516 Gr. d. rom. Spr.) ohne weiteres zu verwerfen, wonach dieses ^/=dcm
jetzt noch im Innern Siciliens existirenden Ij sei. Die Schreibung gl spricht
dafür, dafs in dem Laute eine Liquida hörbar war. Nun bemerkt aber Meyer-
Lübke — und diese Bemerkung verdient jedenfalls Beachtung — , dafs von
1566 an die Schreibung gy aufkommt, in der von / keine Spur mehr vor-
handen ist. Warum nicht annehmen, dafs / 4* Hiat f sich allmälich umgebildet
habe, zuerst noch wie jetzt im Innern artikulirt^ und deshalb als ^/wieder-
gegeben wurde, wie auch jetzt noch die meisten Herausgeber neusicilianischer
Texte den Laut schreiben, dann aber wie jetzt im gröfsten Teile Siciliens wie
ghj gesprochen und deshalb als gj^ um die gutturale Aussprache zu kenn-
zeichnen, geschrieben wurde?
H. Schneegans.
Dr. Hermann Büttner, Studien zu dem Roman de Renart und dem
Reinhart Fuchs. Strafsburg, Karl Trübner 1891. I. Heft: die Ueber-
lieferung des Roman de Renart und die Handschrift O, II. Heft: Der
Reinhart Fuchs und seine französische Quelle.
Die durch das Examen critique des manuscrits du Roman de Renart
1872 von Ernst Martin treflfend eingeleitete grundlegende Ausgabe des fran-
zösischen Reinhardromans ist nach den zwei Bänden Text (1882 und 1885)
und dem Variantenband im J. 1887 in verhältnismäfsig kurzer Zeit abge-
schlossen worden. Fast gleichzeitig mit dem letzteren Band erschienen auch
seine Observations sur le Roman de Renart (i887) und man konnte nun, da
eine feste Unterlage gegeben war, auf eine vielseitige Bearbeitung des hoch-
wichtigen Gegenstandes sich gefafst machen. Vor allem mufste Martins in
diesen Observations S. 104 fgg. aufgestellte der bisher angenommenen Meinung
engegengesetzte Behauptung, die Vorlage Heinrichs des Glichezare sei nicht
ein älterer uns verlorener franz. Text gewesen, sondern einfach die uns in so
vielen Hdschften überlieferte Bearbeitung, wegen der Wichtigkeit der damit
zusammenhängenden Fragen in genauere Erwägung gezogen und die sämt-
lichen einander entsprechenden Partien der beiden Versionen (RF und RR)
einzeln auf diesen Gesichtspunkt hin durchgeprüft werden. Dafs dies der
einzig mögliche Weg zu einer sichern Lösung der anscheinend so verwickelten
Frage ist, hat schon > L. Sudre in seiner verständigen und richtig abwägenden
* Über die Aussprache dieses Lautes cf. de Grcg.'s Phonetik.
' Wenn nicht ein Uebersehen meinerseits vorliegt, so scheint Knorr's
Gymn.-Progr. v. Eutin (í866): „Die 20. Branche des RR und ihre Nach-
bildungen", das diesen Weg zum ersten Mal mit gutem Erfolg beschritten
bat, von Martin und seinem Nachfolger übersehen worden zu sein.
296 BESPRECHUNGEN. W. FOERSTER,
Besprechung der Martin'schen Ausgabe in der Rom. XVn klar ausgesprochen
(s. S. 398): Du reste, cette question si importante des rapports du RR et
du RF ne pourra guère aboutir à une solution à peu près décisive que le
jour où l'on aura comparé minutieusement entre eux tous les récits qui
se correspondent dans Pun et dans l'autre poème, und es war wohl zu er-
warten, dafs Martin entweder selbst oder durch einen seiner Schüler die
Frage zum endgültigen Austrag bringen wurde. Andererseits brachten die
Observations (S. 7, vgl. Renart IH, S. VII) bereits genauere Angaben über
die von Méon zu seiner Ausgabe benutzte Hdschft, ^ die Martin zur Zeit seines
Examen (S. 7) noch nicht hatte finden können.
Die oben angeführten zwei Hefte Büttner's sind diesen beiden Gegen-
standen gewidmet. Das erste Heft gibt nun gelegentlich der Bestimmung des
der Hs. O in der Reihe der übrigen Reinhardhandschriften anzuweisenden
Platzes eine Durchmusterung des Verhältnisses aller Hschften, wozu dem Vf.
Martins Material zur Verfügung stand, bestimmt darnach genau diese Stelle
selbst und liefert am Ende die ganze Varia lectio von O, so dais dieses
Heft eine notwendige Ergänzung des Martin'schen Werkes ist und von keinem
Besitzer dieser Ausgabe entbehrt werden kann.
Das zweite Heft behandelt die Martin'sche Behauptung, der RF sei
nicht auf eine ältere, uns verlorene Redaktion zurückzuführen, sondern von
dem mittelhochdeutschen Bearbeiter selbständig nach streng künstlerischem
Prinzip aus den uns erhaltenen franz. Branchen durch starke Kürzungen,
Streichungen, Aenderungen, Zusätze unter Zugrundelegung eines festen, ein-
heitlichen Planes entstanden. Wie eine solche Frage (denn die Martin'sche
Ansicht erweckt bereits von vornherein bei jedem, der die Fortentwicklung
mittelalterlicher Stoffe an andern klar liegenden Beispielen kennen gelernt hat,
ernste, grundsätzliche Bedenken) einzig und allein gelöst werden kann, habe
ich bereits oben bemerkt. Sehen wir zu, wie der Vf. die Frage angepackt
hat. Seite 3 spricht er sich also darüber aus: „Unsere Untersuchung wird
aus zwei Teilen bestehen, von denen der i. zeigen soll, dafs der Dichter des
RF übh. Aenderungen an seiner Vorlage vorgenommen hat, der 2., dafs alle
Verschiedenheiten (alle vom Vf. gesperrt gedruckt) zwischen den beiden
Dichtungen als Aenderungen des Glichezare aufgefafst werden können
(„können" vom Ref. fett gedruckt). In dem i. Teil werden wir den von
Martin schon eingeschlagenen Weg weiter gehen und durch eine Gegenüber-
stellung entsprechender Stellen des RF und des RR darthun, dafs der Text
des deutschen Gedichtes zahlreiche Mängel und Fehler an sich trägt, welche
ihn als eine Umarbeitung, genauer als eine Kürzung des uns bekannten franz.
Textes kenntlich machen. In dem 2. gröfseren Teil werden wir sodann die
Erklärung sämtlicher Verschiedenheiten der beiden Dichtungen versuchen.
^ Vielleicht gibt es noch eine Renart-Handschrift, der nachzuspüren ich
augenblicklich keine Zeit finde. Méon III, S. 37 gibt zu V. 20753 BUiangni
in der Anm. folgende Variante : ,0n lit Blaignicourt dans le msc. de Sedan'.
Dieser Vers entspricht Martin XII, 25 1 und keine seiner Hschff. bietet (siehe
Band UI S. 437) diese Lesart (O ist hier lückenhaft). Zwar stammt eine der
Martin'schen Handschriften (sein /, jetzt Bibl. Nat. 12584) aus Sedan,
(s. Examen S. 4 unten) ; aber eine entsprechende Variante findet sich , wie
gesagt, bei Martin nicht angegeben.
H. BÜTTNER, STUDIEN ZUM ROM. DE RENART. 297
indem wir zeigen, mit welchen Absichten der deutsche Dichter an seinen Stoff
herantrat y und wie alle Umgestaltungen desselben der Verwirklichung dieser
seiner Absicht dienen".
Ich hab die ganze Stelle wörtlich ausgezogen, damit sofort fur jedermann
klar werde, dafs alles, was der Vf. fur beide Punkte selbst mit dem gröfsten
Scharfsinn zusammenbringen mag, nie beweisend sein kann, sondern immer
nur rein subjektiver Art ist Die ganze Untersuchung entbehrt jedes sichern
Bodens. Im I.Teil soll gezeigt werden, dafs der RR übh. Aenderungen an
seiner Vorlage vorgenommen hat. An welcher Vorlage? Der Vf. meint
natürlich, an dem uns erhaltenen RF ; aber das soll eben erst bewiesen werden.
Denn wenn RF*s Text, mit RR verglichen, gekürzt und geändert zu sein
scheint, so mufs doch die analoge Entwicklung von andern vollständigen Ge-
dichten (man kann die Chansons de Geste ebenso gut vergleichen wie den
Brandan oder noch besser den Alexius) im Gegenteil die entgegengesetzte An-
nahme, hier liege die ältere, kürzere Fassung vor, und RR habe geändert,
vermehrt, viel näher legen. Liegen doch zwischen Heinrich und unseren
ältesten französischen Handschríñen fast volle hundert Jahre! Auf diesem
vom Vf. eingeschlagenen Wege läfst sich übh. nichts beweisen. Auch
mit den von ihm gefundenen Mängeln steht's ebenso; ich habe unter an-
derem bes. seinen i. Chantecler genau verglichen und¡ kann ihm durchaus
nicht Recht geben, dafs RF gegen RR schlecht sei. Mir und vielleicht
auch anderen ist das Gegenteil ganz sicher. Er hat es sich übh. zu leicht ge-
macht; mit den paar Zeilen läfst sich die Kompositionsfrage des Chantecler
nicht abthun. Dafs der 2. Teil noch subjektiver ist, leuchtet wohl auch dem
entschiedensten Verfechter der Büttner'schen Ansicht ein. Dafs alle Ver-
schiedenheiten als Aenderungen des RF nachgewiesen werden können, daran
zweifelt sicher gar Niemand; dafs aber im seltensten Fall ein derartiger
Nachweis übh. auch nur auf Wahrscheinlichkeit Anspruch erheben könne,
wird ebenso Jeder wohl zugeben.
Es wäre nun meine Pflicht, im Einzelnen auf dem ganz verschiedenen,
von mir oben im Eingang angegebenen Wege an einzelnen Beispielen (und
der I. Chantecler eignete sich dazu nicht übel) die Untersuchung vorzunehmen.
Der Zufall jedoch wollte es, dafs gleichzeitig mit dem Vf. die ganze Frage
von anderer Seite aus behandelt worden ist und zwar gerade auf dem oben
von mir a priori als einzig möglich und betretbar bezeichneten Weg. Diese
Arbeit: ,der Reinhart Fuchs Heinrichs des Glîchezâre und der Roman de
Renart* von Dr. C. Voretzsch (in dieser Zeitschrift XV, 124 — 182, 344—374
XVI, I — 39) ist sowohl in ihren Einzelheiten als auch als ganzes genommen
so vorsichtig, sorgsam und bedächtig abwägend, dabei so gründlich, allseitig
und vollständig und zugleich mit gesundem Urteil abgefasst, dafs deren Er-
gebnisse wohl ohne Widerrede allgemein werden angenommen werden. Damit
ist nach meiner Ansicht auch die Büttner'sche Arbeit erledigt; denn es gibt
m. W. keinen einzigen Punkt bei ihm, der nicht durch die Voretzschen
Ausführungen aufgeklärt wäre.
Zum Schlufs nur noch einen Punkt: Voretzsch, dessen Ergebnissen auch
in Betreff der erschliefsbaren Vorlage des RF (ZfrP. XVI, 27 fg.) ich bei-
stimme, geht mir in einem Punkte zu weit, wenn er S. 28 beweifelt, ,daíÍ5
298 BESPRECHUNGEN. A. HORNING,
es (die Quelle von RF) eine eigentliche feststehende Sammlung war/ »Ver-
mutlich (fahrt Voretzsch fort) hat der, welcher ihm den franz. Text verschaffte»
von den damals in Umlauf befindlichen Branchen gesammelt, was er bekommen
konnte oder was ihm gefiel — ja vielleicht ist der Dichter, der ja als Elsässer
nächster Nachbar Frankreichs war und . . . die frz. Sprache ausreichend be-
herrschte, selbst in Frankreich gewesen und hat von dort die einzelnen
Branchen mitgebracht.' Dies erinnert doch gar zu sehr an den modernen
Germanen, der, das deutsche Doktordiplom in der Tasche, die franz. Sprache
ausreichend(?) beherrscht und von Bibliothek zu Bibliothek zieht, um die einzelnen
Hdschften des von ihm zu edirenden Textes zusammenzubringen. Ich sehe
nicht ein, warum sich nicht schon lange vor RF Liebhaber gefunden haben
sollten, die einzelne (damals natürlich kürzere, einfachere als die uns erhaltenen)
Branchen sammelten. Eine solche Sammlung, d.h. bloss eine Handschrift,
ist unbedingt dem RF in die Hände gefallen und wir können die Anzahl
der in ihr befindlichen Branchen und ihren Inhalt, (aber freilich nicht deren
Reihenfolge) mit Sicherheit angeben.
Es erübrigt nun noch zweierlei; einmal, die kritische Bearbeitung der
einzelnen Branchen unter Heranziehung der sämtlichen uns erhaltenen Hand-
schriften und endlich ein Versuch, die ältesten Elemente herauszuscheiden,
wobei die Erzählungen, wo nur deutsche Namen sich finden, als die vor-
aussichtlich ältesten bes. ins Auge zu fassen sind. Ob einzelne Zweige dieser
ihrem Ursprung nach urdeutschen Dichtung schon in deutscher Sprache gereimt
worden sind oder ob es wirklich erst die clercs français gewesen sind, die
einzelne dieser Erzählungen gesammelt und gereimt haben wie G. Paris in
seinem Manuel S. 119 sagt, wird sich wohl nie sicher entscheiden lassen;
sicher ist aber, dafs an der angeführten Stelle der germanische Ursprung
der Sage, der dort aus Versehen fehlt, nachgetragen werden mufs.
W. FOERSTER.
Qeorges Doutrepont. Etude Linguistique sur Jacques de Hemricourt et
son époque. (Extrait du tome 46 des Mémoires Couronnés et autres
Mémoires publiés par l'Académie royale de Belgique. — 1891).
Qeorges Doutrepont. Tableau et Théorie de la Conjugaison dans le Wallon
liégeois. Liège, Vaillant-Carmanne, 1891.
Die erste Schrift gibt nach einer Handschrift des 15. Jahrhunderts eine
Untersuchung über die Sprache Jakobs von Hemricourt, (Ende des 14. Jahrh.),
die zweite eine Darstellung der Konjugation in der heutigen Lütticher Mund-
art, wobei häufig auf die alten Sprachformen zurückgegriffen wird. Beide
Arbeiten zeugen von grossem Fleifse und sind als nützliche Beiträge zu
unserer Kenntnis des Alt- und Neuwallonischen willkommen. Doch kann
dem Verfasser der Vorwurf nicht erspart werden, dafs er sowohl mit dem,
was andere über das Wallonische geschrieben haben, als auch mit den Ergeb-
nissen der romanischen Sprachwissenschaft im allgemeinen nicht in ausreichen-
dem Mafse vertraut ist. — Zunächst beschäftige ich mich mit der Abhand-
lung über Jakob von Hemricourt.
DOUTREPONT, ETÜDE LINGUISTIQUE; CONJUGAISON WALL. 299
Wichtig ist der Nachweis, dafs die Diphthongierung von ^•\-r-\'Kons.
in vortoniger Silbe wie in betonter vorkommt und dafs Uebertragung aus der
betonten auf die unbetonte ausgeschlossen ist, vgl. § 30 bürgiert mierhedi,
siermon, sürmtnt, siéront {seront), Biernar , Biertran , Biernau, Da vor-
toniges klassisch, ç und e in vulgärlateinischem e zusammenfielen, so müssen
auch Wörter mit klassisch. ?, ? 4- '' + Kons, in derselben Weise diphthongiren,
vierayt vieront; dies ist von Doutrepont §42 und Konjugat. S. 85 verkannt.
Was von e gilt, gilt auch von 0, vgl. § 54 coirbeaz, boirgoise. Diese Diph-
thongirung wird auch durch die Angaben Marchots, Phonologie d'un Patois
Wallon § 124. 133 aufser Frage gestellt. Eine eigentliche Diphthongirung in
vortoniger Silbe, d. h. die Spaltung eines Vokals in einen Doppellaut war bis
jetzt nur in einzelnen Strichen Südlothringens und Burgunds nachgewiesen
(in Meyer-Lübke's Grammat. § 356 ist nur von der nneigentlichen Diphthon-
girung, z. B. in poitrine die Rede). Die wallonische Lauterscheinung ist für
die Lösung der Frage nach dem Wesen der romanischen Diphthongirung von
Bedeutung. Zeitschrift 14,394 wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht
zwei Arten der Diphthongirung gebe, auf französischem Gebiete eine uralte
des freien f, ^ und eine verhältnismäfsig späte des gedeckten bet. f, ç und vor-
tonigen Çy p. Dafs der Vorgang der Diphthongierung beide Male derselbe
gewesen sei, darf nicht ohne weiteres als selbstverständlich angenommen
werden. Da die vortonigen e, o im Wallonischen wie die betonten gedeckten
^, f behandelt wurden, so wird sich die Diphthongirung in vortoniger Silbe
erst vollzogen haben, nachdem jene g, ç (wie übrigens im ganzen Osten) zu
?» ? geworden waren.
Mit Unrecht wird, S. 37 yiaegni (beifsen) mit ;f geschrieben statt
mit h (in Seraing 'kañi); in St. Hubert lautet das Wort añ^ und müfste
dort sañf lauten, wenn der Anlaut x richtig wäre. — § 45 wird neben
Marie Mar oie, Maroy angeführt und dazu bemerkt.* „ces dernières formes
nous montrent un développement plus complet que Marçy qui n'est qu'à mi-
chemin.'* Diese Bemerkung wäre nur dann verständlich, wenn Ì zu Grunde
läge, nicht 2, Maroie ist unerklärt : vergleichen läfst sich ostlothringisch, natœy
(je nettoie), neben natey, rfvœy (oublie), neben r^ey u. ä. — Die Form
goyle , gula {nthtn geule und guele) bestätigt die Ztschr. 15,561 gegebene
Erklärung des neuwallonischen gosy, — Zu awilhe ,Nadel* bemerkt Vf., dafs
es „tout près de la forme moderne aw^y sei''(?), und leitet es mit Wilmotte
Revue des pat. gallo-rom. I 227 von acus4~fcula ab: mit Unrecht, denn
daraus wäre schon in der alten Sprache aweilhe geworden (vielmehr aus
-icula, 'fy ans -iye). — Unerklärt bleiben die Schreibungen Bräbenchons
renforchier y adrechat. Sollte es nicht im Wallonischen Wörter gegeben
haben, in denen s nach pikardischem Lautgesetze entstand? (vgl. die noch
heute vorhandenen Bildungen, in denen wall, ha lat. ca entspricht). Amecheit
neben amesteit entstand vielleicht aus amistiet mit Wandel von sty zu s.
Zur Schrift über die Konjugation nur wenige Bemerkungen: über den
Konjunktiv, der grofses Interesse bietet, hat Ref. ausführlich Literaturbl. 13, 343
gehandelt. — S. 87 wird ohai noch immer auf ossellum, statt auf oscellum
zurückgeführt. — S. 55 wird über den wallonischen Wandel von bet. e in œ
gesagt: éi (aus e) passe ä eû-i^ puis l'accent faisant tomber (so!) l'élément
atone /, on a eu ! Ueber den Wandel von ei zu 01, kein Wort. — I — 3 lauten
300 BBSPRECHUNGBN. B. VIGÓN,
im Praes. Indik. von avoir a, im Futurum aller Verba ç. Dieses f erklärt
Doutrepont aus dem unrichtig gesprochenen franz. ai, (es klinge wallonisch
wie f) ,,qui a été étendu analogiquement en wallon de la première aux deux
autres personnes." Was die i. Singul. a von avoir betrifft, so ist D. S. io8
geneigt, dieselbe als Anbildung an die 2. und 3. aufzufassen (ist dies ebenso
der Fall im Passé défìni, das auch in i — 3 die Endungen a zeigt?). Ist dem
also, so hindert nichts, die i . sing, des Fut. f als den regelmäfsigen Vertreter
von ursprünglichem ai aufzufassen ; dieses f wäre auf die 2. und 3. Sing,
übertragen worden, da ai regelmäfsig zu f , e wird : so in Seraing« St. Hubert
und in Lüttich selbst (nach Doutrepont S. 104. 109). — S. 75 finden wir
über v(y (Nebenform zu v(yi v i d e r e) die Bemerkung, dafs dasselbe „pourrait
bien être un emprunt fait au radical v(y** (was heifst dies?); die Zeitschrift
12, 258 gegebene Erklärung ist dem Verfasser unbekannt geblieben. — S. 114
wird die i . sing, fou {ou = phon. u) aus fu i erklärt und dazu bemerkt : „IV
non accentué tomba." Ob schon im Vulgärlateinischen oder erst im Wallo-
nischen, wird nicht gesagt. Gegen die letzte Annahmen spricht die Behand-
lung von ¿ui = wall. ¿ü. Alles, was Doutrepont über die Entstehung dieses
Perfekts sagt, ist wenig überzeugend.
A. HORNINQ.
Pedro de Mugica. Dialectos castellanos montañés, vizcaíno, aragonés.
Primera parte: Fonética. Berlin, 1892, Heinrich y Kemke. 95 páginas
en 8°. mayor.
El folleto en cuestión es un trabajo interesante que ha de servir de
mucho para el estudio de nuestros dialectos. En el montafiés he hallado
copiosos datos de comparación con los sub-dialectos de Asturias y no pocas
voces usuales en esta provincia, siendo de notar que tanto en la Montafia
como en Vizcaya se conozcan muchos peces y moluscos con nombres dialec-
tales idénticos á los que reciben en el concejo de Colunga (Asturias).
El aligóte montañés, pescado de bahía, es el fatigóte, pez de la familia
de los espáridos parecido al besugo; mont, amayuela, es el amäsueia; id.
blgaruy el mismo de Colunga; id. muergo» muergu ó mango de cuchillo,
género Solen; id. parrocha, se conoce aquí con igual nombre la meleta, es-
pecie de arenque. £1 bocarte vasco, anchoa, recibe igual nombre; colayo
vasco, golayu, pez de la sub-familia de los mustelinos; id. pancho, el panchu^
pez de la familia de los espáridos, de 18 á 20 cents, de largo. Los pesca-
dores añrman que no es cria de otro pez, y le dan el nombre de llana cuando
llega al estado de completo desarrollo.
El papau vasco, coco de los niños, corresponde á nuestra papa-resollar
ser mítico con que se mete miedo á la gente menuda (¡ cuánto importa hacer
una Mitología popular completa!); y el bostarri, juego de niñas, ofrece la
particularidad de presentarse con los atavíos de la antigüedad más remota.
En la versión francesa del „Diet, des antiq. Rom. et Grecq. par Anthony
Rich" (pág. 61) se describe este juego, que se hacía con huesos de las arti-
culaciones de ciertos animales, tirándolos al aire y volviendo á recibirlos en
el dorso de la mano. Del adverbio latino ossiculatim (hueso por hueso) se
PEDRO DE MUGICA, DIALECTOS CAST. etC. 3OI
deriva el nombre de caletes que nosotros conservamos. En cambio en Viz-
caya se conserva el juego en toda su pureza.
Son comunes á ios vocabularios de la Montaña y al del sub-dialecto
asturiano de Colunga: acaldar ^ ara/!iaj^ (ataviarse, componerse); ama« pronto;
aligóte , /aligóte ; amayuela , amasuela (almeja) ; asalariar , celebrar con sus
clientes el contrato de iguala el médico ó cirujano; asina, así, del árabe
asina (Mart. Mär.: „Ensayo hist. crít. sob. el orig. de las Lenguas'*); babón,
enfermedad parecida á la epizootia que acomete al ganado vacuno; bigaru,
caracol de mar, ser com* un blgaru, ser muy sano y resistente : hlgaru de la
fiel, caracol de mar del género rostelaria; birla \ ceba, cebo para el ganado;
choclar , choclear (producir ruido al andar con el calzado lleno de agua);
costera (mar), el período de tiempo empleado en cada clase de pesca, y tem-
porada que pasan los jornaleros trabajando fuera del concejo; da^ué, algo;
derrota, antigua costumbre, hoy en desuso, de abrir las erias después de
recogidos los frutos, para llevar los ganados á pastar en ellas comunalmente:
el agua del mar cuando está clara (mar); desguarníu, descuadernado, estro-
peado; y otros muchos vocablos.
Voces del vocabulario vizcaino usuales en Colunga: arramplar, llevarse
una cosa con violencia; arrapar es el arrapuñar , quitar una cosa violenta-
mente de las manos; bocarte ; bolera, el sitio donde se juega á los bolos: los
bolos y las bolas que sirven para jugar; cañada, tuétano; condenado es
nuestro condenlu, nombre con el cual se increpa á la persona que ha hecho
algún mal; corada, coraes (las entrañas del animal); cubo, alcantarilla, cubu
(cubo de molino); desmayo, desmayu (sauce de Babilonia), y algunas otras.
Si la „Gramática del castellano antiguo", del mismo autor, conduce á
descubrir las leyes por las cuales se rige nuestro idioma, siendo uno de los
trabajos de mayor interés que se han hecho para la Gramática histórica de la
lengua patria, el segundo folleto de que nos ocupamos señala los cambios
fonéticos más importantes que en su relación con el idioma castellano ofrecen
los dialectos montañés, vizcaino y aragonés que el autor estudia metódica y
concienzudamente, iniciando, puede decirse asi, en nuestro país el examen de
estos documentos históricos, sin el cual examen no será posible la formación
de un léxico tal cual lo exigen hoy los adelantos de la ciencia filológica.
He de seguir exponiendo lo que pienso de este segundo estudio en la
parte que tiene relación — y la tiene grande — con el dialecto asturiano
que me es familiar. Y para ello, seguiré el orden establecido en este notable
trabajo.^ Señala el autor, al ocuparse del dialecto montañés, los elementos
constitutivos de algunas voces del mismo, y los cambios que experimentaron
en su formación, comparándolas con sus equivalentes castellanas, y vamos á
ver cómo muchas de las reglas dialectales que él determina con perfecta
exactitud, son las mismas que caracterizan el bable.
Como en la Montaña, también en Asturias cae la n ante s en muchas
voces que toman forma dialectal, tales como costante (constante), istante
(instante).
El cambio expontáneo de sonido que presenta el párrafo 5 es exacto,
y con ligeras variantes puede aplicarse al dialecto de Asturias.
[* Zu diesem Teile der Anzeige vgl. W. Foersters Besprechung im LitL
Centralblatt 1892 Nr. 24 Sp. 853 flf. Hrsg.]
302 BESPRECHUNGEN. A. TOBLER,
Otro tanto podemos decir de la protesb, que entre nosotros ofrece
formas análogas á las montañesas, tales son: abaxar (bajar), acabestrar
(cabestrear), agoler (oler), alcárcel (cárcel), asemeñar (semejar).
De la aféresis, aunque no tan frecuente, hay ejemplos en algunos nombres
propios« extendiéndose á otras voces en los concejos limítrofes á la provincia
de Santander.
La epéntesis aparece también en nuestras voces enritar (irritar), harcia
(hacia), ruedra (rueda) y otras más, siendo asimismo numerosos los ejemplos
de la metátesis: gonciu (gozne), üargatu (lagarto), Uargatesa (lagartija),
nesecitar (necesitar) , pedricar (predicar) , probe (pobre), sádabu (sábado), etc.
La contracción es común también á los dialectos montañés y asturiano,
y usuales en ambas regiones varias de las formas que el autor registra.
Entre nosotros las hay notables: col (con el), cuantayaque (cuanto há ya que,
esto es, hace mucho tiempo), cuantayacón (hace muchísimo tiempo), cUUo (de
ello), parciaUd (para hacia allá), parciacá (para hacia acá), y otros que se
verán en mi Vocabulario de Colunga.
De la confusión de prefijos y de terminaciones, y de los cambios de
género, hay también ejemplos en Asturias.
Cuanto á la transformación de vocales castellanas, de que el autor ha
recogido muchos y muy curiosos casos, ha de verse cuando se publiquen las
conjugaciones de los verbos bables cuántas veces ocurren los mismos fenó-
menos entre nosotros, y cuan intima relación guardan con las formas que él
expone en su interesante opúsculo.
Análoga observación me sugiere la lectura del cap. 3° referente á la
transformación de las consonantes de uso también corriente en nuestro lenguage
dialectológico, como demuestran los siguientes ejemplos: yW«/^ (fuente), juerta
(fuerza) ; gomitar (vomitar), güelu (abuelo), güenu (bueno) y otros.
De las dentales tenemos que la d inicial desaparece como en el mon-
tañés, en onde (donde) y en otras muchas, de las cuales solo citaremos
esgañitase (desgañitarse) , esmelgar (desmelar), estripar (destripar), estrosar
(destrozar).
Los cambios intervocales que se estudian en los párrafos 43 y siguientes,
los de las sibilantes y los de las palatales y líquidas señalan rasgos muy
salientes del dialecto montañés que no todos tienen eco en el nuestro. Aun
á trueque de hacer interminable este artículo, citaré algunas voces asturianas
que corresponden á las transformaciones estudiadas : réüu (rédito), duce (dulce),
tovía (todavía), melecina (medicina), alvertir (advertir), faceime (hacedme),
esperai (esperad), pesüai^ de pesllar (echar la llave, correr el pestillo de la
cerradura), xilgueru (jilguero), xastre (sastre), guxanu (gusano), ensugar
(enjugar), cordudera (costurera), tiseres (tijera), pa (para).
Y llegamos á las aspiradas que caracterizan el habla popular de la
Montaña y de los concejos del Oriente de Asturias que con ella confinan.
En estos suena también el h como / en las mismas voces inventariadas, y en
otras tales como jacer (hacer), jariña (harina), j'enoyu (hinojo), j'Ha (hila),
jiu, jiyu (hijo) , jo% (hoz) , siendo de notar que en los pueblos de Asturias
que están al Occidente de la sierra del F i tu, entre los cuales está de los
primeros el antiguo territorio de Colunga , desaparece por completo el uso
LEVY, PROVENZ. SUPPLEMENT - WÖRTERBUCH. 303
de la j\ en el caso indicado, sastitayéndola la f latina como en las voces
facer (hacer, lat. faceré)^ farina (harina, \2X. farina) ^ ßuj ßyu Ctá}0), focicu
(hocico) , yb/^ar (holgar), forna (homo, Ì2X. fornax), fornica (hornilla), /br-
queta (horcón), y otras muchas, que como estas conservan su fisonomía
latina en toda su pureza.
Los cambios de las nasales y de las consonantes palatalizadas también
son familiares en Asturias con diferencias de una á otra región, que señalaremos
circunstanciadamente en otro trabajo que nos proponemos acometer.
£1 catálogo de voces dialectales de la Montaña con que el autor cierra
sus eruditas disquisiciones, es copioso, bien hecho é interesante, y acerca de
él queda dicho algo anteriormente.
£1 campo restante del folleto tiene la misma importancia que el que
he recorrido á la ligera, y puedo afirmar que toda la obra merece con la
estimación de los doctos el aplauso más entusiástico de cuantos consagran
sus vigilias al estudio de las cuestiones filológicas.
Braulio Vigón.
£mil Levy, Provenuilisches Supplément- Wörterbuch. Berichtigungen und
£rganzungen zu Raynouards Lexique roman. £rstes Heñ. Leipzig.
O. R. Reisland. 1892. XV, 128 S. 8». M. 4.
An der Berichtigung und der Vervollständigung des Raynouardschen
Werkes haben seit langen Jahren, sei es in der Stille, sei es von Zeit zu
Zeit vor die Fachgenossen tretend, viele gearbeitet. Hat es schon bei seinem
Erscheinen durch manche kleine Unebenheit verraten, dafs der Verfasser die
letzte Hand nicht mehr daran hatte legen können, so hat im Laufe der über
fünfzig seit seiner Abfassung verstrichenen Jahre der Fortschritt der Studien
mit sich gebracht, dafs es als die vollständige Sammlung des altprovenzalischen
Wortschatzes und durchweg vertrauenswerte Anleitung zum Verständnis der
einzelnen Wörter nicht mehr gelten kann, als die es seiner Zeit mit verdienter
Bewunderung aufgenommen worden war. Noch ist es jedem unentbehrlich,
der sich eingehend mit der alten Litteratur Südfrankreichs oder mit dem
vergleichenden und geschichtlichen Studium der romanischen Sprachen be-
schäftigen will, und wird aller Wahrscheinlichkeit nach unentbehrlich noch
lange bleiben; aber wie wenig seine Wörterreihe vollständig ist, wie viele
Wörter es andererseits au£Fuhrt, deren Existenz zu bezweifeln oder in Abrede
zu stellen wir gute Grunde haben, wie oft es — von der etymologischen
Erläuterung ganz abgesehen — in Bezug auf die Deutung der Wörter Irr-
tümliches lehrt, ist aus hundert an verschiedenen Orten gelegentlich gethanen
Äufserungen zu entnehmen, ergab sich aus den lexikalischen Anhängen
mancher Textausgaben, worunter namentlich die P. Meyers Anerkennung ver-
dienen, wurde ersichtlich aus den gradezu der Berichtigung des Lexique
roman gewidmeten Arbeiten von Stembeck (1887) und Stichel (1890) und
blieb weiter darzuthun reichlicher Anlaù. Emil Levy, der durch sorgfaltige
eigene Editionen und durch zahlreiche eingehende Besprechungen fremder
Arbeiten sich als vorzüglicher Kenner des Provenzalischen und aufmerksamer
Leser aller Schriften erwiesen hat, die unsere Kenntnis und unser Verständnis
304 BESPRECHUNGEN. A. TOBLER,
desselben irgend zu fordern geeignet sind, hat sich die Aufgabe gestellt, in
einem Werke, das einen ansehnlichen Umfang notwendigerweise erreichen
wird, nicht nur das zu vereinigen, was an zahlreichen Orten zerstreut durch
andere und durch ihn selbst zur Ergänzung und zur Richtigstellung des von
Raynouard Gegebenen war beigetragen worden, sondern auch das kaum
Wenigere, was nach beiden Richtungen hin immer noch zu sagen blieb.
Ohne allen Zweifel wird auch nach Abschlufs von Levys Werke noch immer
in gleicher Richtung zu arbeiten Anlafs vorhanden sein; neue Texte werden
gefunden, ungedruckte zugänglich gemacht werden und uneingetragene
Wörter liefern; kritische Bearbeitung solcher Quellenschriften, von denen
man einstweilen nur mehr oder minder rohe Abdrucke zu benutzen hat,
werden manches Wort aus der Welt schaffen, vor dem wir heute mit Kopf-
schütteln stehen, dem aber das Dasein abzusprechen wir uns vorderhand nicht
getrauen ; durch Levy auf Schwierigkeiten , Unsicherheit der gewagten Deu-
tungen, Unklarheiten in den Fundstellen hingewiesen, wird der Fachgenossen
Scharfsinn und Belesenheit seinem Bemühen nachträglich zu Hilfe kommen,
und hoffentlich manchmal mit Erfolg. Wieviel aber nach Levys Supplement-
Wörterbuch noch zu thun bleiben mag, ein tüchtiges Stück der Arbeit, die
Raynouard den Nachkommenden zu leisten gelassen hat, findet man bei Levy
und zu nicht geringem Teile durch ihn gethan , und den Rest mit der Zeit
zu erledigen wird mit der Hilfe seines Wörterbuches wesentlich leichter sein.
Die Anlage des Werkes, die Einhaltung streng alphabetischer Ordnung
an Stelle der etymologischen, die Durchführung einer konstanten Schreibweise
für die Stichwörter« die Vorführung der Belegstellen, auch wenn sie etwas
viel Raum beansprucht, scheint mir Billigung zu verdienen. Vielleicht wäre
eine ausgiebige Heranziehung auch der altgascognischen Quellen ratsam ge-
wesen ; ihre Sprache steht ja doch dem alten Umoûn so nahe und ermangelt
vielleicht lange noch einer Sonderdarstellung. Dafs das von Stembeck und
von Stichel Gegebene nicht einfach wiederholt sondern jeweilen durch einen
blofsen Hinweis in Erinnerung gebracht wird, beweist ein weitgehendes, für
den Leser Levys nicht gerade bequemes Zartgefühl, das dadurch, dafs seines-
gleichen nicht weit verbreitet ist, nur um so lobenswerter erscheint. Da
Stembeck nur von Wörtern handelt, die unerweisbar sind, so ist ein Hinweis
auf die Stelle, wo er ihre Wirklichkeit mit Erfolg bestreitet, ohne Zweifel
ausreichend ; von Stichels annehmbaren Ergebnissen durfte dagegen wenigstens
aufser dem gesicherten Worte noch dessen Bedeutung eingetragen werden,
ohne dafs man sich damit eines tadelnswerten Plagiats schuldig machte.
Lücken habe ich kaum wahrgenommen: asilar, für das man Mahn
Ged. 551, I anführen könnte, und das Rochegude offenbar unter Bezugnahme
auf diese Stelle seinem Glossar einverleibt hat, hält Levy vermutlich für ver-
lesen an Stelle von afilar, amatinar kenne ich nur aus der Estherdichtung
109, die vielleicht noch nicht erschienen war, als Levys vierter Bogen ge-
druckt wurde ; an spätem Stellen ist sie öfter beigezogen. aUgrena im Seneca,
Bartsch Denkm. 215, 5 möchte ich für einen Lesefehler ansehen; ich erblicke
in eslegiiena, was ich einführen möchte, eine durch Metathesis aus esUnega
„gleitet aus'* entstandene Form; eslenegar hat Raynouard irrtümlich von
eslanegar getrennt und hat es mifsdeutet. Das an jener Stelle daneben
stehende septa dürfte gleich lat. cäespitat „strauchelt" sein ; das altfranzosische
LEVY, PKOVENZALISCHES SUPPLEMENT - WÖRTERBUCH. 305
cester belegt Godefroy und findet man auíserdem Romania XTTT 515 Z. 8 v. u.,
Lai de Desire 26, Walter v. Biblesw. 143. acembelhar ist zwar von Ray-
nouard nicht übergangen ; doch möchte ich bezweifeln , dafs an der einzigen
Belegstelle der Sinn des Wortes mit jouter , combattre getroffen sei ; eher
heifst es wohl „locken**, und so, entgegen Godefroys Ansicht, auch das alt-
französische Wort.
Einige Bedenken gegenüber den vorgetragenen Deutungen und den
beantragten Änderungen und ein paar kleine Zusätze sei hier anzubringen
noch gestattet: abreugir ist in der That eine schwer annehmbare Bildung;
noch schwerer aber ist zu glauben, dafs das Verbum, hätte es wirklich be-
standen, anders als inchoativ flektiert worden wäre. In einem Gedichte von
so geziertem Wesen, wie das, worin der Indikativ abreuge im Reime steht,
darf man vielleicht mit unschönem Enjambement lesen abreug*e d. h. abreuja
e, — acaissar halte ich für eine Ableitung von cois = gena und verstehe
es „an die Wange drücken**. — Unter acorsar fehlt ein Hinweis auf die
drtádeiras acorsadas Bartsch, Denkm. 19, 14, die den altfranzösischen cor saus
entsprechen , ob man sie nun als Weiber , die steten Zulauf haben , oder als
solche, die stets auf der Fahrt sind, verstehe. Für acors ist ein Beleg auch
Mahn Ged. 228, i. — Wenn ich seiner Zeit als lateinische Übersetzung von
aderms im Don. prov. inhabitabüeni facias statt ù facts vorgeschlagen habe,
so geschah das nicht, weil mir die Existenz von adermir unbekannt gewesen
wäre, sondern aus einem Grunde, den Herr Chabaneau vor Jahren nicht
erkannt hat, den ich aber heute weder ihm noch Herrn Levy zu sagen brauche.
— adoler trage ich Bedenken gelten zu lassen auf Grund einer ersten Person
ieu nCadol\ müfste diese nicht ieu m*aduelh lauten, und thut man nicht besser
ein Verbum adolar anzusetzen, vom Subst. dol abgeleitet und dem afz. adoler
(nicht *adoloir) entsprechend? — Für alcaot als Nebenform von alcavot
hat Raynouard eine Belegstelle beigebracht, die man Leys d' Am. Ill 352
findet. — Eine Bildung amonedier ,Wechsler* oder ,Münzer* ist nicht
leicht denkbar; dagegen würde mir non etz bos a monediers ,ihr taugt
nicht zu einem Münzer* mit dem Nominativ nach a nicht schwerer be-
greiflich scheinen als die andern Fälle gleichartiger Konstruktion, von
denen in meinen Venn. Beitr. S. 221 und zu Vrai An. 147 gehandelt ist.
— Neben per amor que war auch per amor quar Leys d' Am. 11 248
der Erwähnung wert. — Für andes ,Dreifufs* gewährt einen Beleg auch
Jaufre im Lex. rom. I 51a. — Ist apaisser durch die von Raynouard bei-
gebrachte Stelle nicht erwiesen, so wird es, wie mir scheint, durch eine andere
Mahn Ged. 466 2 = 467, 3 = Studi HI 244, sicher gestellt. — Die unter aranh
als dunkel bezeichnete Stelle wird zu lesen sein : Prims es lo fils de V aranh.
No tan c'om prims no'l ckauzisca, Quan es tes, lai on sofranh und zu ver-
stehn: „fein ist der Spinnfaden, nicht so sehr, dafs ein feiner Mensch ihn,
wann er gespannt ist, nicht erblicke, wo es not thut**. — In den unter
a reina als unverständlich angeführten Zeilen aus der Enimia wird en arùna
zu entaizina oder entairina zu bessern sein ; fur erstere Form vgl. das Marien-
lied des Peire von Corbiac Str. 5, für die letztere SHonorat S. 195 b (Lex.
rom. ni 564b falschlich mit der Lesart entayraina angeführt). — amar
ist vorderhand ohne ausreichende Stütze ; der richtige Wortlaut für die schlecht
überlieferte Stelle dürfte sein : E'l ventrilhs n*es aruatz e noos ,der Leib ist
ZeiUchr. f. rom. Phil. XVII. 20
3o6 BESPRECHUNGEN. A. RISOP,
davon runzelig und hockeng'. — In Bezug auf asäber stelle ich mich auf
Appels Seite, stimme für die Schreibung a saber^ gegen die Ansetzung eines
Kompositums asaber und lasse mich auch durch die heutige Schreibung faire
accroire nicht irre machen. Oder soll man auch afz.yair^ a^n/tfif</r^ schreiben?
— astelatz dürfte dem span, astillazo gleichzusetzen sein. — Für aursa
scheint mir ansa ^Henkel' eine nahe liegende Emendation; das Wort ist
neuprov. und katalanisch vorhanden, findet sich übrigens auch Bartsch, Denkm.
5, 17. — avolpühar trifft man auch Mahn Ged. 859, 7 = Studi HI 29. —
Dem Werke, das der Verfasser in freundlicher Erinnerung an alte Zeiten
mir hat widmen wollen, und das ein überaus wertvoller Beitrag zur Auf-
hellung des Provenzalischen zu werden verspricht, wünsche ich von Seiten
aller Urteilsfähigen die dankbare Anerkennung, die ich ihm frohen Herzens
zolle, und einen ungestörten, raschen Fortgang. Der Herr Verleger scheint
es nicht zu beachten, wenn Rezensenten seiner Verlagsartikel es immerfort
rügen und eine Rücksichtslosigkeit gegen das Publikum darin sehen, dafs er
seine Bücher ohne jede Heftung in die Welt gehen läfst. Bei einem Werke,
das jedenfalls längere Zeit in ungebundenem Zustande wird benutzt werden
müssen, ist diese Besonderheit des Reislandschen Verlages noch unangenehmer
als sonst. Ich möchte den Autoren des Geschäftes empfehlen in ihre Ver-
träge eine Klausel aufzunehmen, die ihre Leser vor der Verdriefslichkeit
schützt, immer wieder die auseinanderfaUendcn Blätter zusammensuchen zu
müssen.
Adolf Tobler.
F. Novati. Nouvelles Recherches sur le „Roman deFlorimont"
d'après un ms. italien. Revue des Langues Romanes, Tome V de la qua-
trième série. — Octobre - Novembre - Décembre 1891, S. 481 — 502.
Der erste von den vier Abschnitten, in denen Novati sich mit dem Roman
de Florimont beschäftigt, ist einer genauen Beschreibung der in der Bibliothek
der Kathedrale zu Monza aufbewahrten Handschrift dieses Gedichtes gewidmet.
Novati zeigt, dafs die Angaben Frisi's, auf deren völlige Wertlosigkeit ich
zuerst in Herrigs Archiv 73 S. 71 — 72 hingewiesen hatte, auf einer älteren von
Giulini herrührenden Notiz beruhen, deren Inhalt Frisi, jedenfalls ohne die Hs.
selbst verglichen zu haben, anstandslos von seinem Gewährsmanne übernommen
hat. Es ist Novati's unbestreitbares Verdienst, den, wie es scheint, allzu
ängstlich gehüteten und schwer erreichbaren Monzeser Kodex unserer Kenntnis
näher gebracht zu haben. Derselbe ist von italienischer Hand geschrieben
und, wie im Gegensatz zu Frisi betont wird, in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts entstanden. Die von Novati mitgeteilten den Anfang und
das Ende des Gedichtes umfassenden Zeilen lassen zur Genüge die Stelle
erkennen, die der Handschrift innerhalb der sonstigen Überlieferung des
Romanes zuzuweisen ist. Ihre enge Verwandschaft mit A C I , dem jüngst
von mir geprüften Ms. Tours und weiterhin mit GK scheint mir aufser allem
Zweifel zu stehen. Novati bedauert (S. 482 Anm. 4) , aufser Stande zu sein,
die in der Monzeser Handschrift stehende Fassung der vor kurzem von Psichari
(Études Romanes S. 507 fF.) aufs neue untersuchten vulgärgriechischen Zeilen
NOV ATI, NOUV. RECHERCHES SUR „FLORIMONT** 307
mitzuteilen; in der That hatte die Veröffentlichung dieser sowie einiger anderer
für die Kritik des Textes sowie fdr die Litteratorgeschichte wichtiger Stellen
die Verdienstlichkeit dieses ersten Abschnittes der Novati'schen Arbeit be-
trachtlich erhöht.
In den drei folgenden Kapiteln verbreitet sich Novati über die mannigfachen
noch immer nicht endgiltig beantworteten Fragen, zu denen die persönlichen Ver-
hältnisse Aimons sowie die Art der Entstehung und der Quelle seines Werkes
reichlich Veranlassung geben. Er unterzieht dabei die von anderen Seiten vor-
getragenen Anschauungen einer Beurteilung, die ich, wenigstens soweit die von
mir in Herr. Arch. 73 gethanen Äufserungen davon betroffen werden, keineswegs,
weder in ihrer Form noch ihrem Inhalte nach, als berechtigt anzuerkennen
vermag. Von meiner ursprünglichen Absicht, die offenkundigen Irrtümer
Novati's in einer besonderen Entgegnung zu kennzeichnen, war ich inzwischen
zurückgekommen, da mir für ihre nicht überall schwierige Widerlegung ein
seit längerer Zeit von mir vorbereiteter Aufsatz, der die Florimontfrage in
ihrem ganzen Umfange behandeln soll, der geeignetere Ort zu sein schien.
Nachdem indessen ein Blick in das letzte Heft der Romania (Oktober 1892
S. 618—619) mich belehrt hat, dafs infolge von Novati's Abhandlung auch
aufserhalb der Revue des Langues Romanes mein Name mit Anschauungen
in Verbindung gebracht wird, die ich in der That niemals vertreten habe,
so glaube ich um der wissenschaftlichen Wahrheit willen und um einer etwa
weiter greifenden Mifsdeutung meines vor 8 bis 9 Jahren geschriebenen Auf-
satzes, dem ich übrigens mit objektivster Selbstkritik gegenüberstehe, vor-
zubeugen, schon in vorliegender Besprechung naher auf die von Novati be-
handelten Fragen eingehen zu sollen.
Es ist mir nicht im Entferntesten in den Sinn gekommen, mich in dem
Streite, ob man v. 16 Uonois oder loenois zu lesen habe, als unversöhnlicher
Gegner der P. Paris'schen Theorie für das letztere zu entscheiden, und wenn
daher Novati die Gründe, mit denen ich meine vermeintliche ,;thèse** gestützt
haben soll, als »^xcessivenuut faibUs^* bezeichnet (S. 492) , so bin ich in der
That um die darauf zu gebende Antwort verlegen. Es genüge daher eine
gedrängte Wiederholung dessen, was ich in Herr. Arch. 73, 68 — 71 über die
strittige Ortsangabe geaufsert habe. Die zwischen iùmais, loenois und
Uonois geteilte handschriftliche Überlieferung im Verein mit der Unsicher-
heit der Angaben über die geographische Lage des Ortes Chastillon, wo
der Roman gedichtet sein soll, hat zu verschiedenen Vermutungen Anlals
gegeben , und ich habe mich in meinem Aufsatze a. a. O. eigentlich nur da-
rauf beschränkt, die einander gegenüberstehenden Ansichten von P. Paris,
De Bure, Fr. Michel und Dinaux zusammenzustellen und ihrem Werte nach
zu prüfen, um dann S. 70 zu dem folgen dermafsen gefafsten Schlüsse zu ge-
langen: „Man sieht jedenfalls, dafs wir hier vor eine wenigstens mit dem bis
jetzt vorhandenen Material unentsch eidbare Frage gestellt sind, und wenn
daher Dinaux, Trouv. Brab. IV S. 53 ff., geradezu und mit aller Bestimmtheit
behauptet, der Dichter hätte seinen Roman in dem in Laonnais gelegenen
Châtillon-du'TempU gedichtet, so verfahrt er mit gewifs nicht geringerer
Willkür wie diejenigen, die sich für das in Lyonnais gelegene ChâtiUon
a\4z¿rr£-u^s entschieden haben." Was soll man nun dazu sagen, wenn Novati
S. 492 behauptet: ,,Af. Rtsop . , . . repousse la leçon ^^Lyonois** donnée au
20*
308 BESPRECHUNGEN. A. KISOP,
v. 14 par presque tous les mss,, pour accueillir Id variante ,tLoenois^*, qu^il
trouve dans F, et il en conclut qu* Aymon n* écrivait pas dans le Lyonnais,
mais dans le Laonnais;*^ und weiter unten: „x7 nous est impossible
de ne pas trouver excessivement faibles les arguments sur lesquels M. Risop
appuie sa thèse. Il repousse en effet la leçon ^yLyonois^y qui se lit dans la
plupart des textes , pour accueillir une variante qui se présente dans trois
mss ... u. s. w. Nein , ich bin solange Gegner der einen wie der andern
Anschauung, bis die eine von ihnen als unhaltbar nachgewiesen sein wird;
zunächst vermag ich nicht zu erkennen, dafs P. Paris' schöne Konjektur,
wonach wir es mit Châtillon d*Azergue in Lyonnais zu thun hätten, durch
Novati's Erörterungen auch nur um ein Geringes wahrscheinlicher gemacht
worden sei. Novati bekennt selber (S. 492) , dafs die Frage nur nach einer
genauen Klassifikation der Handschriften entschieden werden könne, nimmt
aber trotzdem keinen Anstand, die von andern Hss. gebotenen Varianten,
darunter auch die an sich durchaus vorwurüsfreie in F £ stehende I^ors a séjour
a chastHlon Estoit atme une saison, als willkürliche und sinnlose Verstümme-
lungen des nach P. Paris ursprünglichen Sor aselgue a chastillon (AM
übrigens auch Ms. Tours) zu brandmarken. Nicht einmal der Umstand, dais
die Mehrzahl der Hss. lionois aufweist, ist von der ihm von N. beigelegten
Wichtigkeit, da dieselben alle auf einen gemeinsamen Typus zurückgehen,
dieser also allein für die strittige Lesart verantwortlich zu machen ist. Zu
den Handschriften FD Hg, die loenois haben, tritt vielleicht, aufser dem mir
nun bekannt gewordenen Ms. Harl. 4487 (H), auch £ mit seinem leoüois
hinzu; léonais als in Laon giltige Münze begegnet bei Jubinal, Oeuvres de
Rutebeuf I S. 471 (auch in der Hs.); ob dagegen das leonois des Ms. Tours
hierhergehört , bleibt zweifelhaft , weil dieselbe Hs. leon ^s leonem , leoncels
schreibt.
In einer eigens zu diesem Zwecke verfafsten Anmerkung (S. 489, i) teilt
Novati mit, dafs er die nach seiner Behauptung von mir als Lesart von A an-
gegebene Namensform analui nach Psichari's Verzeichnis (Études Romanes
S. 540) in das von A in der That gebotene aualui gebessert habe. Soviel
ich weifs , habe ich aber nur Herr. Arch. 73 S. 71 von diesem Namen der
Geliebten Aimons gesprochen, und da wird man denn Z. 18 v. o. deutlich
Aualui 0 fi als Lesart von A verzeichnet finden. Ich bin über diesen eigen-
artigen Irrtum mehr erstaunt gewesen als über die an sich gewiCs sehr
geistvolle und daher ungemein verlockende Art, wie Novati den in einigen
Handschriften derselben Dame beigelegten Namen Juliane aus dem nach
ihm V. 8 zu lesenden *Anailui oder dem an andern Stellen begegnenden
uialine zu erklären bemüht ist. Dafs die anagrammatische Anordnung des
Namens Juliane wirklich von dem Dichter herrührt, vermag ich indes erst
anzuerkennen, nachdem folgende Einwände beseitigt sind:
I. Die von Novati wie es scheint fünfsilbig gemessene Lesart *anailui
findet sich in keiner einzigen Hs. ; sie wird erst durch Einschiebung eines i
hinter dem zweiten a aus dem von K vertretenen analui gewonnen. Ich mache
darauf aufmerksam, dafs auch die K nahestehende Marcianische Handschrift (J)
Aymes por (Rasur) nalui (so in Ms.!) liest , also ebenso wie die mit K eng-
verschwisterte Hs. G in ihrem anali das i hinter dem a vermissen läfst.
NOVATI, NOUV. RECHERCHES SUR „FLORIMONT** 309
2. Es ist durchaus nicht sicher, dafs der erste Konsonant des Namens,
so wie letzterer in v. 8 überliefert ist, ein n gewesen ist. Das von B ver-
tretene aualis fìndet eine Stütze in dem deutlich in A stehenden aualui und
u
aualina (v. 12) und wenn G anaün, J analina (so in Ms.!) schreiben, eine Lesart,
die dann in aneline G f° 53 b, dem verstümmelten ancilline'K.Î^ 61 a und analuine
J P70C, analina G f^^ySc, anailina K f® 90c wiederkehrt, so wird jeder,
der den schlimmen Zustand des Textes der von italienischen Schreibern her-
rührenden Hss. GK (J ist mir weniger bekannt) in Betracht zieht, die Mög-
lichkeit zugeben, dafs ihre unbekannte gemeinsame Vorlage entweder aualina
aufwies, oder, da erwiesen werden kann, dafs ihr gleichfalls italienischer
Schreiber seiner Vorlage auch sehr urteilslos gegenüberstand, ein ihr über-
liefertes aualina bereits in analina geändert hatte.
3. Die soeben erörterten Namensformen aualina {analina, aneline) sind
nicht blofs sinnlose Verstümmelungen seitens der Schreiber, wie Novati, der
sie nicht einmal erwähnt, ohne weiteres behauptet. (S. 490). Ein iuliane
läfst sich aus ihren Elementen allerdings nicht construiren, mag nun n oder
u hinter dem ersten a zu lesen sein; aber ein Frauenname von fast genau
diesem Klange hat wirklich im Mittelalter bestanden ; so begegnet Sie Aveline
in einem bei Godefroy IV 309 s. v. gordine i angeführten Gedichte, und ich
bin sogar in der Lage eine Zeitgenossin unseres Dichters nachzuweisen, die
den Namen Aveline führte und über die Du Gange, Les Familles d'outre Mer,
ed. Rey, Paris 1869, S. 190 nähere Auskunft gibt. Der Name Aveline lautet
in dem Dialekt von F, der auch apalons für apelons kennt. Avaline ^ und
dafs er in dieser Form in Handschriften anderer Mundart übergangen ist,
würde sich ebenso erklären wie der Umstand, dafs die viel umstrittene Lesung
des vermeintlichen Ortsnamens asábalo für sonstiges sabato (s. Herr. Arch.
73, 60; Psichari a. a. O. S. 536), der, wie ich bestimmt glaube, in et sabato
aufzulösen ist, da der Dialekt von F oft genug a für die Abbreviatur der
Konjunktion et setzt, entweder in der gleichen Gestalt oder mit weitergehender
Verkennung als alsabatOy ausabato von andern Hss. aufgenommen wurde.
4. Die Stelle im Eingange des Gedichtes Aymes por *Anailui Fist le
roman tant saigement. Que tels Vorrà qui ne V entent Pour quoi ü fu et
fait et dit nach Novati S. 489) , die , wie N. annimmt, auf ein von dem
Dichter ängstlich gehütetes Geheimnis schliefsen lassen soll, ist auch einer
anderen Deutung fähig. Nicht blos für meine Geliebte dichte ich, will
Aimon sagen, sondern auch für weitere Kreise, denen zwar der eigentliche
Beweggrund, der mich zum Dichten treibt, entgeht oder gleichgiltig ist, die
aber trotzdem mein Werk mit Freude vernehmen werden. Das den Dichter
bewegende Motiv ist die courtoisie^ und in der That antwortet auf die Frage
Por coi il fu et faiz et diz die nun folgende Zeile mit gröfserer Sprach-
richtigkeit so wie sie in F H erhalten ist : p cortoisie fu escris, wofür die auch
sonst zu selbständigen Änderungen neigende Gruppe D Hj Ne fu por uilenie
escriz einsetzt. Dem gegenüber erscheint die Lesung der übrigen Hss., die
den Namen der Geliebten wiederholen, nachdem derselbe einige Zeilen vorher
erst erwähnt war, auch aus stilistischen Gründen wenig empfehlenswert.
5. So sehr P. Paris geneigt war, die oben berührte Lesart lionois für
die ursprüngliche zu halten, hat er (Mss. fr. IQ 12) die Gefährlichkeit des
möglicherweise daraus zu ziehenden Schlusses, dafs der Dichter aus Lyonnais
3 IO BESPRECHUNGEN. G. GRÖBER,
gebürtig war, doch mit klaren Blicken erkannt. Novati geht einen Schritt
weiter und sucht Aimons lyonnesische Abkunft aus dem Wesen seiner Sprache
zu erweisen. Er konstruirt aus den Elementen des Namens uialifu ein
juUena , trotzdem sein *anaüui ein juliana ergeben hatte. Dieses nirgends
überlieferte *juliena ist ihm Beweis genug, dafs in der Sprache des Dichters
auslautendes a erhalten blieb. Aber die Elemente von uialitu berechtigen
ja ebensowohl zu einer Umdeutung in iultane^ eine Form, die entweder so
oder als iuliaine ausschliefslich in den betreifenden Hss. begegnet. Auch die von
Novati betonte Beweiskraft von plena in dem Anagramm plenadamor für roma-
danapU wird niemand ernstlich verteidigen wollen. Ich weise femer darauf hin,
dafs auch Chrestien von Troyes auslautendes a in Eigennamen gelegentlich
bewahrt hat; so reimt er phüomena : ama» B. N. Ms. fr. 373 f» 138a,: désira^
eb. fo 138 c — d. Was überdies gegen den Übergang des betonten a zu ¿f im
Frankoprovenzalischen, von dem Novati S. 494 Anm. 3 handelt, in Bezug
auf vorliegenden Fall einzuwenden ist, hat bereits Thomas in den Annales
du Midi, Juli 1892 S. 415 hervorgehoben. Da schliefslich Novati selbst
nicht behaupten wird, dafs die von mir, Herr. Arch. 73, 51, constatirte Ver-
tretung der Gruppe -ont (und nur um diese handelt es sich hier) durch -an/,
auf die er sich zu gunsten seiner Hypothese beruft, abgesehen vom Proven-
zalischen ein nur dem Mittelrhonischen eigener Zug sei, so wird er nun wohl
zugeben, dafs auf dem von ihm eingeschlagenen Wege zu keinerlei Beweisen
für Aimon's lyonnesische Abkunft zu gelangen ist
Der Mangel an ruhiger allseitiger Erwägung des Überlieferten, der
Novati's Arbeit so unvorteilhaft auszeichnet und ihren Verfasser zu allerlei
Ungerechtigkeiten gegen Andersdenkende verleitet, berührt auch recht pein-
lich da, wo er versucht, mit oder ohne Beihilfe uns wirklich überkommener
Lesarten den Text des Gedichtes so zu gestalten, wie es nach seiner Ansicht
der Wahrheit entspricht. Die Behauptung Aimons, dafs er seinen Stoff aus
dem Griechischen ins Lateinische und die lateinische Fassung dann in Fran-
zösische übersetzt habe, ist namentlich hinsichtlich des ersten Punktes mit
gewissen von mir und Psichari festgestellten Thatsachen unvereinbar. Um nun
den Dichter gegen den Vorwurf der Lüge, die in den Worten Aimes .... Traisi
de greu Vistoire latine Et del latin fist le romans enthalten ist, zu schützen,
greift Novati zu der von GK gebotenen nach seiner Meinung besten Lesart:
Traist de grece lestoire latine^ ohne sich der metrischen Unzulänglichkeit der-
selben bewufst zu werden. Oder will er ändern? Das wäre nicht ganz leicht.
Übrigens schreiben dieselben beiden Hss. am Schlufs, ebenfalls metrisch
mangelhaft : Trais de greçois estoire latina (G), Trais de greiois en latina (T),
Dieses Hinwegsehen über metrische Schwierigkeiten hat denn auch zu Wege
gebracht, dafs Novati den in sämtlichen Hss. mit funfsilbiger Geltung be-
gegnenden Namen Romadanaple (dies ist die allein richtige Form !) anstands-
los um eine Silbe verkürzt und ihn mit Nichtachtung der Autorität der
gesamten handschriftlichen Überlieferung in *Romandaple (aus falschem
Romanadaple) ändert. Die Trägerin dieses Namens ist eine der Haupt-
personen des Gedichtes — will Novati es unternehmen, in all den zahlreichen
Versen, in denen sie genannt wird, die von ihm gestörte metrische Ordnung
durch geeignete Vorschläge wiederherzustellen ? Und womit begründet Novati
.seine Neuerung? Durch das Mädchen selber erfahren wir nämlich, dafs ihr
JEANROY, LES ORIGINES DE LA POÉSIE LYRIQUE. 3 1 1
Name eigentlich anders laute als Romadanapìe ^ und dafs die Lösung des
Rätsels gefunden werde, wenn man eine von ihr näher angegebene Um-
stellung der Silben vornähme; sie überrascht uns dann mit der Kunde, dafs
ihr Name in plenadamor zu ändern sei. Aus dem Umstände nun, dafs die
so gewonnene Gestaltung des Wortes nur vier Silben enthalte, während
Romadanaple funfsilbig sei, leitet Novati die Berechtigung ab, das mittlere
ihm überflüssig und daher unzulässig erscheinende a zu streichen und gelangt
so zu der keinerlei Bedenken in ihm wachrufenden Form *Romandap̀, Er
übersieht aber, dafs die durch eine treffliche Schule gegangene macedonische
Königstochter, die sich immer nur Romadanaple hatte rufen hören, selbst
das deutliche Bewufstsein hat, dafs bei der Umdeutung ihres Namens ein a
übrig bleibt, welches keinen Platz in der neuentdeckten Bildung finden kann.
Um einen Ausweg ist sie nicht verlegen; mit anmutiger Schlagfertigkeit fügt
sie hinzu : Vn a i ait plus se mest uis Por un sopir i serait mis (F {^ 68 d).
Für die hier gekennzeichnete Art von Argumentation in Novati*s Arbeit
bieten sich mir zwei Erklärungen: entweder hat ihr Verfasser vorzugsweise
aus sekundären Quellen geschöpft, ohne in allen Fällen seinen Urtext selber
zu befragen, oder aber er hat das Gedicht so gelesen, wie er meinen Aufsatz
gelesen hat.
Nach alledem ist es klar, dafs ich die hier berührten Ergebnisse
Novati's nicht als eine Förderung der uns beschäftigenden schwierigen Fragen
ansehen kann. Ich möchte indefs nicht schliefsen, ohne meine Freude da-
rüber zu äufsem, dafs ich mit Novati's Anschauung über die Entstehung des
Gedichtes im allgemeinen wenigstens einverstanden sein kann. Bereits Herr.
Arch. 73, 66ffl. habe ich meinen Zweifeln hinsichtlich der Versicherung
Aimons, dafs er eine lateinische Vorlage benutzt habe, Ausdruck geliehen,
und in mehreren vor Jahren in der Berliner Gesellschaft für das Studium
der neueren Sprachen gehaltenen Vorträgen Theorien entwickelt, die den von
Novati vorgetragenen in manchen Stücken nahe stehen, deren eingehende
Darlegung jedoch meinem oben angekündigten Aufsatze vorbehalten bleibt.
Alfred Risop.
Alfred Jeanroy, Les origines de la poésie lyrique en France au
moyen-âge. Etudes de littérature française et comparée, suivie de textes
inédits. Paris 1889, Hachette. 8». XXI, 523 S.
Statt durch eine eingehende Besprechung, wozu sich der Unterzeichner
verpflichtet hält, mögen die Leser der Rom. Ztschr. in Deutschland, wo
Jeanroy*s Arbeiten bisher noch zu wenig Beachtung gefunden haben dürften,
wenigstens durch eine vorläufige kurze Anzeige auf seine, G. Paris gewidmete
Erstlingsarbeit als auf ein Buch hingewiesen werden, dessen Inhalt die
Forscher über die mittelalterliche weltliche Lyrik jedweder abendländischen
Litteratur in gleicher Weise angeht und anzuregen geeignet ist. Nicht so-
wohl vermöge positiver Ergebnisse, als der Ausblicke wegen, die es eröffnet
auf die Möglichkeit Einsicht zu gewinnen in die Genesis der neueren Volks-
lyrik, sich Rechenschaft abzulegen von dem Anteil der modernen Völker an
Thema, Composition und Geist der mittelalterlichen Liebeslyrik und von
ihrem Zusammenhang mit dem Volkslied romanischer und germanischer Zunge.
312 BESPRECHUNGEN. G. GRÖBER,
Indem der Verfasser ein Hauptgewicht auf die Conception, den Charakter
und die „Physiognomie" verschiedener Liedarten des MA., wie Pastourelle,
Débat, Aube, Chanson dramatique (son d'amour) und auf die in franz.
Refrains des MA. angedeuteten Motive legt, gelangt er zu der Überzeugung,
dafs fast alle Arten der volksmäfsigen Liebeslyrik heiteren Stils und dramatischen
Charakters in der westeuropäischen Volkslyrik, wie in der süd- und nord-
französischen Kunstlyrik ihren Ursprung in altfranzösischer Liebeslyrik haben,
die den Tanz begleitete, und mehr ein Spiel der Phantasie, als Ausdruck der
Wirklichkeit, die derbsten Cynismen in grazieuse Formen zu kleiden liebte.
Die primitivere Behandlungsweise eines Themas glaubt J. noch öfter in portu-
giesischen, deutschen und andern Liedern nachweisen zu können, während sie
französisch untergegangen oder kunstmäfsiger Bearbeitung gewichen wäre.
Von einer streng philologischen Beweisführung kann in J.'s Darlegungen
natürlich nicht die Rede sein; wo soweit, wie bei diesem Gegenstande, über
den Buchstaben der Überlieferung hinausgegangen werden mufs, kann es sich
wesentlich nur um Combinationen handeln, um Schätzungen der Überlieferung,
die richtig sein können, ohne als solche sich demonstrieren zu lassen. Was
für seine mit völligem Bewufstsein von der Unsicherheit des Grundes, auf
dem sie aufgebaut sind, vorgetragenen, nach dem Für und Wider sorgsam ab-
gewogenen Ansichten gesagt werden kann , hat J. , der sie selbst laborieuses
et froides hypothèses nennt, oft blendend entwickelt und in anziehendster
Weise dargelegt, und noch Niemand hat sich, ausgestattet mit so tiefem
Verständnis für die psychologische Seite des dichterischen Schaffens an die
Lösung einer so verwickelten litterargeschichtlichen Frage gemacht, wie es die
nach dem Ursprung der weltlichen volkstümlichen Lyrik ist. Es werden
darum Alle, die das Bedürfnis empfinden sich eine Vorstellung davon zu-
machen, mit J.'s Ausführungen, Erwägungen und Ansichten zu rechnen haben.
Manches ist an denselben weniger neu als es ihm erscheint. Sowohl
in des J^ef, Vortrag über die altfrz. Romanzen und Pastourellen, wie in Orth*s
Schrift über Reim und Strophenbau in der altfranz. Lyrik, die in gewissen
Teilen jenen Vortrag zu ergänzen und zu berichtigen bestimmt war, finden sich
Auffassungen, Resultate und Grundgedanken, zu denen sich J. bekennt, wieder.
Das Verhältnis von chanson d'istoire zu son d'amour (chanson dramatique)
und Pastourelle fafst G, Parts in seiner wichtigen Besprechung des Jeanroy'schen
Buches im Journal des Savants 1891 (Nov., Dez.) und 1892 (März und Juli)
ähnlich auf, wie ich; — aber mit diesen Bemerkungen soll keineswegs einer
Würdigung von Jeanroys Arbeit im Einzelnen vorgegriffen, noch sollen damit
Mängel daran hervorgehoben werden, die geeignet wären, die Bewundrung für
J.'s ausgedehnte Kenntnifs des weitschichtigen zerstreuten Stoffes, für die
unverdrossene Ausdauer, mit der er ihn durchgearbeitet, für den Scharfblick,
mit den er ihn durchdrungen und erhellt hat, und für die kritische Besonnenheit,
mit der er voreiligen, wohlfeilen Behauptungen aus dem Wege gegangen, zu
vermindern. G. Gröber.
Sg^dio Bellorini, Note sulle traduzioni italiane dell'Ars amatoria
e dei Remedia amoris d'Ovidio anteriori al Rinascimento.
Bergamo 1892. Stab. Frat. Cattaneo succ. Gaffuri e Gatti. 8°. 79 S. [icx) Ex],
BELLORINI, NOTE SULLE TRADÜZ. IT. DELL* ARS AMATOR. 313
Bericht und Beschreibung von drei italien. Bearbeitungen der Ars amatoria
(eine in tèrze rime, die andere in Prosa) und von drei Übertragungen der
Remedia amorisy derselben Zeit (14. und 14 — 15. Jh.), z, T. glossiert, wovon nur
eine Prosabearbeitung der Remedia bisher neuerdings zum Druck befördert
worden ist (von Zambrini, Volgarizzamento del Rimedio d'amore, Prato 1850).
Der Verf., bereits bekannt durch eine Sammlung von Volksliedern aus Nuoro
(Sardinien; Canti popolari nuoresi, 1892) weist die 6 Bearbeitungen ovidischer
Gedichte in ziemlich vielen Hss. nach, bestimmt deren Verhältnis und gibt
Auskunft über Entstehungszeit , Verfasserschaft und Composition , soweit er
sie auf Grund direkter und indirekter Informationen über die Hss. zu geben
vermochte. Die verdienstliche Arbeit füllt eine Lücke in unsrer Kenntnis
der Litteratur der italienischen Vorrenaissance aus; einzelne von jenen Ver-
mittelungen Ovids für die Laien scheinen noch vorpetrarchisch zu sein. —
Der Volkslieder B.*s aus Nuoro (Sassari), dem Volksmund entnommene,
Liebeslieder (46) und einige Wiegen- und Kinderlieder, mit italienischer
Übersetzung und erläuternden Anmerkungen versehen, wird man, wegen ihrer
mit Sorgfalt behandelten Lautbezeichnung, auch zweckmäfsiger Weise beim
Studium des Sassaresischen sich bedienen, worüber Texte und grammatische
Schriften bisher noch unvollständig Auskunft gaben. G. Gröber.
Romania Nr. 82. XXIe année 1892 Avril; Nr. 83 Juillet; Nr. 84 Octobre.
Nr. 82.
G. Raynaud, La Chastelaine de Vergi, Kritische Ausgabe des durch
Méon bekannt gemachten Gedichtes nach den acht Handschriften des 13. und
des 14. Jahrhunderts, eingeleitet durch Ausführungen über möglicherweise
zu Grunde liegende geschichtliche Vorgänge und über spätere Gedichte oder
Erzählungen, die auf die älteste französische zurückgehn. Der Text hat
nicht überall durch den neuen Herausgeber gewonnen.
A. Neubauer und P. Meyer, Le roman provençal d^Ester par
Grescas du Caylar, médecin juif du XlVe siècle. Merkwürdiger Anfang einer
Bearbeitung des biblischen Berichtes in paarweise gereimten Achtsilblem;
aus der Niederschrift in hebräischen Buchstaben, wie sie in einem Ma-
nuskript des 16. Jahrhunderts sich findet, die provenzalische Fassung zu
gewinnen, war bei der Seltsamkeit und der Inkonsequenz der gewählten
Schreibweise keine leichte Aufgabe, ist aber den vereinten Bemühungen der
Herausgeber grofsenteils gelungen. Das lexikalisch Beobachtenswerte ist an-
hangsweise zusammengestellt; es ist dessen nicht wenig. Die Umsetzung in
lateinische Schrift ist bisweilen nicht ¿anz genau, oder es sind die not-
wendigen Besserungen nicht immer als solche bezeichnet : 55 hat der hebräische
Text vengitf 104 luvrada^ manmenent, 105 vuiuul (auch sonst sind öfter *) und 1
verwechselt 122, 123), 129 pe^ 170 ana^ 172 enebrial, 243 felonia, 283 aisin,
382 defer¿at, Z. 269 wird solem mit der bekannten Präteritalbedeutung des
Präsens einzusetzen sein. Zu 133 sei bemerkt, dafs Anweisung, den morteruel
zu bereiten auch im Ménagier de Paris 120 und 211 gegeben ist. broet 139
trifft man auch Mahn Ged. 6, 4. Soll man 240 schreiben Qe una abriera fa
son fus (Spindel) ? Die vielen kleinen Beiträge zur Kenntnis der Tafelalter-
tümer und der sprichwörtlichen Redeweise, die durch den volkstümlich
314 BESPRECHUNGEN. A. TOBLEK, MEYER-LÜBKE, A. HORNING,
gehaltenen Text geboten werden, sind mit viel Gelehrsamkeit beleuchtet.
Manches ist freilich dunkel geblieben und wird es wohl ein Weilchen bleiben.
Paget Toynbee, Christine de Pisan and Sir John MaundernlU,
Macht durch Nebeneinanderstellen nach Inhalt und teilweise nach Ausdruck
nächst verwandter Äufserungen aus dem Chemin de long estude und aus der
afz. Fassung von Maundevilles Reisebericht wahrscheinlich, dafs die Dichterin
für den von Palästina, Ägypten und Indien handelnden Teil ihrer Vision
(nach 1401) den 1356 niedergeschriebenen Bericht Maundevilles zur Quelle
gehabt habe. A. Tobler.
G. Weigand Nouvelles recherches sur le roumain de VI strie. Er-
gänzt in erwünschter Weise Gartners Mitteilungen namentlich mit Rücksicht
auf die Darstellung der Laute und auf die Flexion. Der Konjunktiv
fehlt nach Weigand ganz , Gartner hat 2 sg. • e 3 sg. - i angegeben , Formen,
die der Erklärung so grofse Schwierigkeiten bereiten, dafs man an ihrer
Richtigkeit zweifeln möchte, daher W.*s negative Auskunft um so bedauer-
licher ist. Ein paar Texte vervollständigen das Bild der Sprache; eine
historische Lautlehre und alles, was über die blofse Darstellung des That-
sächlichen hinausgeht, ist weggeblieben. W. Meyer-Lübkb.
MELANGES. Valbeton dans Gir art de Roussillon, L. Mi rot teilt
mit, dafs in der Gegend von Saint Père bei Avalion (Yonne) eine Örtlichkeit
Vaubouton vorhanden ist, und eine dunkle Erinnerung an eine dort vor sich
gegangene Schlacht besteht An einem benachbarten Orte, le Charnier,
werden Steinsärge gefunden, die die Sage mit jener Schlacht in Verbindung
bringt. — La chanson à boire anglonormande parodiée du Letabundus,
G. Paris stellt neben einander die öfter gedruckte Sequenz Letabundus und
die zum Trinklied für den Weihnachtsabend bestimmte, ebenfalls schon be-
kannte Parodie derselben (s. F. Wolf, Lais S. 35). Die Singweise findet man
in Wolfs zweiter Notenbeilage. — La traduction de la légende latina du
voyage de Charlemugne à Constantinople par Pierre de Beauvais, Aus Beauvais
nennt mit Fug G. P a r i s den sich selbst blofs Pierre nennenden Schriftsteller,
von dem P. Meyer in den Notices et Extr. XXXIII, I S. 9 ff. gehandelt hat.
In einer Hds. seiner Übersetzung der Reise Karls enthält der einleitende Satz
die Bemerkung, dieses Werk sei für Guillaume de Caieu geschrieben, der
ein Freund und Kreuzfahrtgenosse König Richards war. Auch für zwei
andere Begleiter dieses Fürsten sind Übersetzungen des Turpin ausgeführt
worden. — Nouvelles recherches sur Villon. A. Longnon stellt einige Einzel-
heiten aus Villous Leben fest und berichtigt mehrere Aufstellungen seiner
unlängst erschienenen Ausgabe. — Jean Castel, A. Thomas scheidet auf
Grund von Urkunden zwei oder eigentlich drei Männer, die im 15. Jahrhundert
Jean (de) Castel hiefsen und litterarisch und historisch thätig waren: i. Den
Benediktiner, Dichter und Historiographen Ludwigs XI., der als Abt 1476
starb, 2. dessen Vater, den Sekretär Karls VII und Gesandten dieses Königs
nach Spanien, gestorben 1425, den Sohn der Christine de Pisan und des
Etienne Castel, 3. den 1474 gestorbenen Sekretär Ludwigs XI.
COMPTES RENDUS. F o e r s t e r s Romanische Bibliothek Bd. I— VIH
(insbesondere über Ule und Galleron; G. Paris). Eneas von Salverda de
Grave (mit wichtigen Bemerkungen zur Geschichte des Werkes und zahl-
reichen Beiträgen zur Deutung und zur Berichtigung des Textes ; G. Paris).
ROMANIA NO. 82, 83, 84. 315
Rauschen, die Legende Karls des Grossen im 1 1. und 1 2. Jahrhundert (ders.).
Karel ende Elegast uitgeg. door E. T. Kuiper (ders.). Notices et Extraits
des manuscrits de la Bibliothèque nationale et autres bibliothèques, T. XXXIV,
I. partie (P. Meyer giebt Bericht über den reichen Inhalt des Bandes, zu dem
er selbst wichtige Beitrage geliefert hat). P, de Lunel, dit Cavalier Lunel
de Montech . . par E. Forestié (P.Meyer erkennt den Wert der gewonnenen
Ergebnisse fur die Biographie des Dichters an, fìndet aber an der Ausgabe der
Gedichte manches auszusetzen und verbessert namentlich den Text des früher
nicht gedruckten und in Bartsch's Grundrifs nicht verzeichneten Sirventes).
Le Viandier de Guillaume Tir el dit Taillevent , . (1326 — 1395) p. p. Pichón
etVicaire (S.Luce bedauert, dais fur den Text des Viandier die vatikanische
Hds. nicht nutzbar gemacht ist, nach welcher er einige Stellen mitteilt, die in
der That in dem Wortlaut der Ausgabe gekürzt erscheinen. Nach S. 322
soll diese Hds. nachträglich ebenfalls abgedruckt werden).
PÉRIODIQUES. Rev. des langues rom., Okt. 1890— Juni 1891.
Giom. stör. d. lett. ital. fase. 43 — 54. Revue mens, de TEcole d'anthropologie
de Paris, I 5 (über eine Arbeit von A. Hovelacque, worin die Grenzlinie
zwischen katalanischem und languedocianischem Gebiet gezogen wird). Mém.
d. 1. Soc. de l'Hist. de Paris, T. XVH (über ein politisches Gedicht des
15. Jahrb.). Bull, de 1. Soc. de THist. de Paris, i8e année (über eine com-
plainte sur les misères de Paris composée en 1435).
CHRONIQUE, Kürzere Berichte unter anderem über Wallensköld,
Conen de Béthune; Vinols, Vocabulaires patois vellavien-français et français-
patois velia vien; Risop, Konjugation auf -ir; Schneegans, die Quellen des
Philomena ; P. Meyer, Guillaume le Maréchal I (Vorschläge von G. Paris zur
Verbesserung des Textes); Mélanges wallons offerts à M. Wilmotte.
Nr. 83.
W. Meyer-Lübke, La première personne du pluriel en français,
Kritik der Ansichten von Suchier, Bréal und (besonders eingehend) Vising,
dessen Meinung, es seien die nachtonigen Vokale in der Verbalflexion anders
als in den übrigen Fällen behandelt worden, überzeugend zurückgewiesen
wird. Die eigene Meinung des Verfassers geht dahin, dafs die i. PI. von esse
mafsgebend für die der übrigen Verba geworden sei, wobei zum ersten Mal
darauf hingewiesen wird, dafs, wo jene auf dem lat. simus (Nebenform von
sumus) beruht, auch diese die entsprechende Form aufweist, wo dagegen
sumus sich erhalten hat, die erste PI. der andern Verba diesem sich an-
schliefst. Er nimmt an, die Einwirkung von esse habe zuerst stare, dann
etwa dare und aler ergriffen, estis wäre fz. estes geworden unter der Ein-
wirkung von -astes des Perfectums, wo e Stützvokal für das den Plural vom
Singular {*-ast) unterscheidende s war. An die Stelle des älteren sons wäre
sames neben estes getreten, weM f aimes , dimes neben faites, dites stehn. —
Der Verfasser ist nicht vorsichtig genug in der Verwendung schlecht bezeugter
und praehistorischer Formen , wie z, B. eines prov, vendes (= lat, vendis),
fiorissas Präs. Conj., der provenzalischen Perfektformen auf -am, -a/i, des
vorgeschichtlichen frz. Präsens von dare; S. 345 Z, 3 v. u. lies repuäru,
S. 348 Z. 19 dunanu,
G. Paris in einem Zusatz - Artikel räumt einem alten *esmus, das nach
estis gebildet wäre, gröfseren Einflufs ein ; esmes (das wir übrigens franzosisch
3l6 BESPRECHUNGEN. A. TOBLER, MEYER-LQbKB, A. HORNING,
nicht kennen!) hatte estis verhindert frz. zu etz zu werden, and estes hätte
für die 2. PI. des fz. Perfekts den Ausgang -stes geschützt. Das seltene
pr. sein fuhrt er nicht auf sîmus zurück , sondern fafst er als aus *som unter
Einwirkung von em entstanden. Ebenso wäre fz. sotnes neben sons durch
esmes veranlafst. Die zweite PI. auf -es bewirkte, dafs bei estre die erste PI.
in der Form sommes sich erhielt, während, wo die 2. PI. auf -^ ausging
für die I. PI. 'Ons bevorzugt wurde. Die Verdrängung von -amus durch
umus ist nach 800 eingetreten, weil vor ihr der Wandel von ^ u. ^ im
Stammesauslaut zu ch, ¿ schon vollzogen war. Neben -ams oder 'turns
mufste auch -ems weichen, das seinerseits -tmus und Imus verdrängt hatte.
Die Endung der i. PI. -om erklärt er wie Meyer (im Grundrifs) aus dem
Triebe, dem s die Stellung eines Kennzeichens blofs der zweiten Personen
vorzuhalten. A. ToBLER.
Meyer - Lübke meint, dafs die Endung -ä der i . plur. Indikat. Praesent.,
die in einem grofsen Teile Lothringens vorkommt, -émus vnedergebe, das selbst
auf das neben su mus übliche sïmus zurückgehe: -emus sei zu ¿f geworden,
wie semita zu sät, minus zu mä. Diese Aufstellung ist unrichtig:
-emus, dessen e frei ist, wird lothringisch zu f, nach Labial zu wf; nur
gedecktes e (z.B. in semita) wird zu ä oder ^; mä (in Gérardmer m7)
ist die späte Sonderentwicklung gewisser Mundarten, die hier nichts beweist.
Was die Endung ä selbst betrifft, so ist es für einen grofsen Teil des Ge-
bietes einschliefslich der Franche - Comté fraglich, ob man in derselben nicht
einfach eine lautliche Abänderung von Jf zu sehen habe: im ganzen Osten
werden die Vertreter von lat. -on vielfach durch einen Laut wiedergegeben,
der in der Mitte liegt zwischen ä und 9, oft wie o oder a mit schwacher
Nasalirung klingt: vgl. Ostfrz. Grenzdialekt. § 100, wo ich aus dem an-
gegebenen Grunde bald d, bald ä schrieb, was Stürzinger Ztschr. 16, $12
nicht genügend berücksichtigt; über die Lautverhältnisse im Wallonischen 8.
Mélanges Wallons S. 29. Die I . Plur. sä, die ich in Saulxures in den Vogesen
hörte, beruht zweifelsohne auf -umus. Trotz dieser Unsicherheit ist man
berechtigt, in den Mundarten von Lüttich und Metz für die i. Plur. auf ä
(die dort von der 3. Plur. auf d scharf geschieden ist) ein Substrat -an an-
zunehmen. Dieses ä will Stürzinger 1. c. durch Übertragung einer hypothe-
tischen Perfektendung 'ä (aus -âmes, -ans) auf das Praes. Indik. erklären.
Ein Perfektum mit einer Pluralendung ä läfst sich indessen weder in einer
alten noch in einer neueren Mundart nachweisen; in den Vogesen kommt
4 — 6 Jf vor. Auch ist es an sich unwahrscheinlich, dafs die seltene Perfekt-
endung die Praesen Sendung verdrängt habe. Man könnte als Substrat für ä
an das haufìg belegte -am m us denken, von dem Paris sagt, „on sera porté
à penser qu'il représentait une prononciation réelle". Vgl. in der Eulalia
Oram (aber auch maent) neben christiien\ doch wird kein Versuch gemacht,
jenes ammus zu erklären. Eine weitere Möglichkeit wäre die, dafs in s um us
u vor ms im Gegensatz zu den Wörtern mit ns eine besondere Färbung an-
genommen habe, die allmählich zu ä führte; dans ce groupe« sagt Paris, I'm
n*est devenu n qu' assez tard. Wie verwickelt die Frage ist, ergibt sich
auch daraus, dafs in der Mundart von Uriménil von Haillant für 4 und 6.
Praesent. Indik. o^ fürs Futurum 4. 5. o. 6. ff, fürs Passé défín. 4 — 6 ff an-
gegeben wird. A. IToRNING.
ROMANIA NO. 82, 83, 84. 317
Gédéon Huet, Les fragments de la traduction néerlandaise des
Lorrains, Die hergehörigen Bruchstücke werden in der Ordnung, in welcher
sie dem Inhalte nach auf einander folgen, analysiert und daraus, so gut es
geht, das Ganze neugebildet, dem sie zugehörten. Für dieses, ein unheim-
liches Gemengsei von willkürlich Ersonnenem, alter Sage und daran geflickter
Geschichte, bemüht sich der Verfasser eine französische Vorlage wahrschein-
lich zu machen und deren Quellen nachzuweisen.
MÉLANGES. Bascauda, Gaston Paris identifiziert einleuchtend mit
diesem altkeltischen Worte das afz. baschoe und einige heute noch übliche
Formen, weniger überzeugend mit dem nämlichen, proparoxyton gesprochenen
Worte das nfz. bâche, ja auch it. vasca; auf ein freilich nicht nachzuweisendes
afz. basquetcy das Deminutiv zu leider auch nicht gefundenem basque , wäre
engl, basket zurückzuführen. Ich bemerke noch, dais ein afz. beuche (aber da-
neben bace) als Übersetzung yon pulviüus sich Jahrb. f. rom. u. engl. Litt. VII 64
findet. — Longaigne „Abort" setzt der nämliche Gelehrte gleich dem bei Du
Gange nachgewiesenen longanea ,gewölbter Gang', das seinerseits einem grie-
chischen fiáxQov nachgebildet wäre. Eine Schwierigkeit bildet meines Er-
achtens der Umstand, dafs sehr häufig (keineswegs blofs an der einen, im
dreizehnten Jahrhundert in Syrien geschriebenen Stelle) das afz. Wort soviel
wie merde oder boue bedeutet oder mindestens den Ort bezeichnet, wo die
EIxkremente sich sammeln (JCondet I 20, 640; LI 149, 120; RViol. 182;
Watriq. 289, 187), nicht den, woher sie kommen.^ — Boute en courroie. Die
Bedeutung des Ausdrucks wird durch G. Paris genauer festgestellt und mit
Hülfe einer von P. Meyer beigebrachten Stelle aus einer lat. Predigt sein
Ursprung aufgeklärt. Gasparys sorgsame Erörterung (Zts. XIII 307) von
ploier U corjon giebt dazu und empfängt daraus eine wertvolle Ergänzung.
\} Das von mir angeführte longain ist das longaing der Privilèges aux
Bretons, das ich, den Reim falsch deutend, durch longain umschrieb {Ion-
gaigne im selben Gedicht S. 62, 17). Die Bedeutung excréments entnahm
ich (Godefroys Wörterbuch war damals noch nicht soweit erschienen) der
Stelle im Robert le Diable (bei La Cume de Ste-Palaye ebenso aufgefafst
und kaum anders aufTafsbar):
De tay, de boe et de longaigne \longange']
de palestiaus et de chavates . .
le ruent et botent et fièrent; s. Trébutiens Ausg. S. 1 2a.
G. Paris' Herleitung ist bestechend ; zu beachten ist, dafs -anea sich nur
an Substantive und Adverbien anzuschliefsen pflegt (s. Diez , Gram. H) , und
eine Subst. longue, das zum Sinn von longaigne pafste, fehlt, wenn es nicht,
aus der Form \otigao etwa hervorgegangen, von longaigne verdrängt angesehen
werden kann. Doch würde bei Übertragung eines griech. Wortes ins Mlat.
dieses Bedenken ohne Gewicht sein. Statt longao longanon führte ich
*longana im Hinblick auf das feminine span. cat. longaniza llonganissa auf,
das eine feminine Grundform voraussetzt (dergl. problemat. Formen vorzu-
legen war eben im Sinne der Vulgärl. Substrate, die ich zu sammeln unter-
nahm). Die Fortwirkung des o von jenem longao in einem ''^longana, (*lon-
goana.) würde die Erhaltung von g in lon^^gne st. lon/aigne, wie G. P. nach
der Lautregel fordert (allein picardisch, — wie es Robert le Diable ist, — wird
ja longaigne nicht nur sein), schliefslich zu rechtfertigen vermögen; aber es
wird erst aus den Hss. festzustellen sein, wie die Formen von longanon
(s. Georges, Lex. d. lat. Wortf.) sich zu einander verhalten, ehe die Ant-
wort auf die Frage nach der Herkunft des longaigne aufhören wird nur
Glaubenssache zu sein. G.]
3l8 BESPRECHUNGEN. A. TOBLER, MEYER -LÜBKE,
Fragment de la Vengeance de Raguidel, P. Meyer, der das in Paris
befindliche Bruchstück (entsprechend den Versen 3518 — 3667 von Hippeaus
Ausgabe) abdruckt, äufsert die Ansicht, das Gedicht rühre von dem Ver-
fasser des Meraagis her, aus dem er ein paar für dieselbe sprechende Parallel-
stellen anführt. Z. 119 ist ronce wohl Druckfehler. —
Sur deux chansons de Canon de Bethune, A. Jeanroy hat bemerkt,
dafs die Stücke, die in Raynauds Verzeichnis die Nummern 1131 und 1137
und andererseits 895 tragen, teilweise identisch sind mit den von Wallensköld
als Vn und als VIII herausgegebenen Liedern und verwendet dieses noch
unbenutzt gebliebene Material scharfsinnig für die Kritik des Textes. Alles
Dunkel wird freilich auch durch ihn noch nicht aufgehellt. — Dafs die
Lieder X und IV der Ausgabe von Wallensköld gleiche Form haben, kann
man nicht sagen, auch wenn man über die Ungleichheit des Reimgeschlechts
hinwegsehen wollte.
Le Mystère de la Passion à Saint- Flour en 1425. A. Thomas teilt
eine im Archiv von St. Flour (Cantal, Auvergne) befindliche Rechnung über
die bei der Aufführung aufgelaufenen Kosten mit. Remarques sur Villon à
propos de Sédition de M. Longnon, A. Piaget hält einige der Ausgabe ein-
verleibte Stücke für die Arbeit anderer und giebt manche andere nützliche
Bemerkungen, teilweise auf A. Chartier bezügliche. — La ^Quistione d* amore*
de Carlo del Nero. Der nämliche Gelehrte zeigt, dafs das schon zweimal
(1878 und 1890) herausgegebene Gedicht nur eine Übersetzung von A. Chartiers
Débat Réveillematin ist.
COMPTES -RENDUS. Langlois, Origines et sources du Roman de
la Rose (Ch. Joret), Rousselot, Les modifications phonétiques du langage . .
und De vocabulorum congruentia in rustico Cella - Fruini sermone (A. Thomas).
The Song of Dermot and the Earl ed. by Goddard Henry Orpen (P. Meyer).
Frère Philippe^ Les merveilles de V Irlande p. p. J. Ulrich (derselbe).
PÉRIODIQUES. Ztschr. f. rom. Phil. XVI 1—2.» Rev. de philol. franc,
et prov. V I — 4. Bull, de la Soc. des anc. textes 189 1, 2. (Altfranzösische
Stellen, wo von brief im Sinne eines als Talisman zu tragenden Schriftstückes
die Rede ist, sind nicht eben selten ; man sehe Aiol 455 — 463 und Focrsters
Anmerkung dazu ; ferner Godefroid de Bouillon herausgegeben von Hippeau
S. 231 ; Méon, Nouv. Ree. de Fabl. I 41, 116; Renart 11667 — 74, in Martins
Ausgabe la 191 7; Jerusalem herausgegeben von Hippeau 4416 und 3950;
Barbazan und Méon I 259, 5i6 = Montaiglon und Raynaud Bd. V S. 232;
dazu sei erinnert an Sacchettis 217. und 218. Novelle). Bull, archéol. du
comité des travaux histor. 1890, 1891. Litt. Centralbl. 1889, 1890. Literaturbl.
Juli 1891 bis Juni 1892. Engl. Stud. H— XV.
\} Zu der Erklärung von O. Schultz (hier Bd. XVI 288) fügt P. Meyer
S. 460 — I eine Anmerkung, die den Hrsg. der „Ztschr." in soweit interessiert,
als demselben bemerkbar gemacht wird, dafs eine Erklärung wie die von
Schultz n'aurait point trouvé place dans un recueil bien dirigé. Der Leser
der „Ztschr." wird bei der Durchsicht dieser Anmerkung aufs Neue der
allerdings nur von P. Meyer in der Romania vertretenen und wohl auch nur
kraft seiner Eigenschaft als Mitherausgeber darin möglichen Tonart inne
werden, die die Frage nahe legt, ob Meyer durch die Kritik, wie er sie
versteht, wohl glaubt die Reputation der von ihm mitgeleiteten Zeitschrift
zu befördern. Hrsg.]
ROMANIA NO. 82, 83, 84. 3 IQ
CHRONIQUE. G. Paris entscheidet sich for den Gebrauch des Zeichens
<^, nach welchem auf die Seite der Spitze das Ergebnis, auf die Seite der
Öffnung die Vorstufe einer Entwicklung gesetzt wird : pedem >• pié oder pié
<^pe(Utn, — Kurze Besprechungen, u. a. Nordfeit, Études sur la chanson
des Enfances Vivien (G. Paris ist geneigt, mit Nordfeit den kurzen Schlufs-
vers der Laissen als eine Neuerung, Versionen des nämlichen Werkes, die
ihn nicht aufweisen, als ältere zu betrachten). A. Toblbr.
Nr. 84.
P. Meyer, ü Image du monde, rédaction du ms, Harley 4333. Mit-
teilungen aus der Handschrift, die sich im Ganzen auf die Seite der zweiten
(nach Meyer übrigens auch von Gautier de Metz herrührenden) Bearbeitung
stellt, aber einen eigenen Prolog aufweist, darin der Bischof Jakob von Metz
als ein Gönner erscheint, dem nach Robert von Artois das Werk ebenfalls
gewidmet wurde. — A. Tobler.
A. Thomas, Aise y essai étymologique. Einen Gedanken A. Dar-
mesteters auspinnend, führt Thomas in überzeugender Art den Nachweis, dais
prov. aize y frz. aise von lat. ayacens stamme und zeigt, wie nach Bedeutung
und Form diese Deutung unanfechtbar ist. Dabei nimmt er Gelegenheit, die
Schicksale der Proparoxytona mit a in der Mittelsilbe im Provenzalischen zu
besprechen, ebenfalls in einer die Zustimmung fordernden Weise, und dafs,
wie auch eine Redaktionsnote bemerkt, der Wandel von a zvl 0 unter Einflufs
eines folgenden e^ den Th. anninmit, abzuweisen.* W. Meyer -Lübke.
F. Novati, Le livre de raisons de Boysset d^ après le ms. des Trinitairis
d^ Arles actuellement conservé à Gênes. Von den drei eigenhändigen aber
nicht gleichlautenden Niederschriften, die in den letzten Jahrzehnten des
14. und den ersten Jahren des folgenden Jahrhunderts Boysset in Arles von
seinen Einnahmen und Ausgaben, daneben aber auch von wichtigen in die
angegebene Zeit fallenden Begebenheiten machte, scheint die nach G^nua
gekommene, die hier beschrieben wird, die früheste; eine zweite ist ver-
schollen; ihr und jener hat im vorigen Jahrhundert Bonemant Abschriften
entnommen, die einer in dem Musée, revue arlésienne historique et littéraire
1876 durch Fassin veranstalteten Publikation zur Grundlage gedient haben;
eine dritte war schon im 1 7. Jahrh. nach Paris gekommen, wo sie von Baluze
gelegentlich verwendet wurde und sich heute noch befindet.
P. Meyer, Les manuscrits de Bertrán Boysset, Der Verfasser be-
schäftigt sich mit der Kennzeichnung einer lateinischen Quellenschrift, die
Boysset einiges geliefert hat, macht wahrscheinlich, dafs auiser den drei
erwähnten es noch andere Niederschriften der Jahrbücher Boyssets gegeben
hat, und lehrt eine Anzahl modemer Abschriften derselben kennen. Durch
Mistrals Nertho ist Boyssets Name auch den Ungelehrten bekannt geworden.
A, Piaget, Une édition gothique de Charles d^ Orléans, Piaget zeigt,
dafs Octavien de Saint -Gelais in sein La chasse et le départ d'amours über
250 Balladen, Lieder und Rondeaux aufgenommen hat, die Charles d'Orléans
gehören. Er hat über diesen Sachverhalt seine Leser aufzuklären unterlassen,
* Wenn S. 5 1 1 cassanu als etymol. von prov. casse Eiche aufgestellt und
in der Anm. bemerkt wird, dafs ich Zts. Vili 236 statt dessen cassinus an-
gesetzt habe , so übersieht der Verf. , dafs ich Gramm. I S. 352 ebenfalls
cas sa Ulis zu Grunde lege.
320 BESPRECHUNGEN. B. WIESE.
und die Änderungen, die er hie und da vorzunehmen gut gefunden hat, sind
ganz geringfügig. A. Tobler.
MÉLANGES. G. Paris, mastín = mansuetinuSf ûntenois zu annotinus,
beides überzeugende Deutungen« deren erstere übrigens schon bei Körting,
Nachtrag Nr. 5074 zu fìnden ist. Die Zwischenstufen zwischen antenois und
annofîn-ensis sucht G. Paris in einem annotmuSf woraus anttn, dann antenois
mit „e d'appui". Das i habe sich in wallon, antinai erhalten. Allein das
wallonische i ist die regelrechte Wiedergabe des franz. e^ vgl. z. B. Roman.
Gramm. I S. 290. Sodann sieht man nicht ein, weshalb antinôis nicht zu
annois geworden wäre , da doch z. B. Carantenacu zu Carenna^: wird. £s
ist vielmehr von ánnotinóis auszugehen, woraus anUnois nach dem Gesetze,
dafs in auf der dritten oder vierten Silbe betonten Wörtern die erste
einen Nebenaccent enthält, und die zwischen der ersten und der betonten
stehenden wie die der betonten folgenden behandelt werden, mit andern
Worten, wenn drei Silben der betonten vorangehen, so fällt der Vokal der
zweiten, der der dritten bleibt, also annotiy> ante wie comité'^ conte. Das eben
angeführte Carennac kann darum nicht dagegensprechen , weil hier der
nebentonigen eine mit nt schliefsende Silbe folgte, die ihrerseits einen Neben-
accent verlangte, der nun den Ausfall des e bedingte. Vgl. übrigens schon
A. Darmesteter Rom. V 164 Anm. i. W. Meyer -LÜBKE.
P. deNolhac, Le callus callumniator* de Pétrarque, In Pariser Hdss.
der Werke Petrarcas wird als Verfasser der Streitschrift, auf die Petrarca so
leidenschaftlich antwortete, Johannes von Hesdin bezeichnet, und da, was
aus Rede und Gegenrede über die Persönlichkeit des Angreifers sich ent-
nehmen läfst, mit dem durchaus stimmt, was über den Johannes sonst be-
kannt ist, wird man der Angabe jener Hdss. den Glauben nicht versagen.
A. Thomas, Le Théâtre à Paris et aux environs à la fin du XI Ve
siècle. Vollständiger Abdruck zweier nicht ganz unbekannter Urkunden von
1380 und 1384, von Wichtigkeit für die Geschichte des Theaters.
Derselbe, Jea de Sy et Jean de Cis, Im Gegensatze zu Berger
wird gezeigt, dafs Jean de Sy, der Verfasser einer leider Bruchstück ge-
bliebenen Bibelübersetzung, mit dem J. de Cis nicht eine Person sein kann,
von dem eine Übersetzung der Consolatio des Boethius vorhanden gewesen
sein mufs. Über den ersten sind allerlei Zeugnisse vorhanden, die seine Zeit
und seinen Beruf kennen lehren ; um so tieferes Dunkel umhüllt den zweiten.
A. Piaget zeigt, dafs der in dem berühmten Briefe des Marques de
Santillana zwischen denen des Jean de Meung und des Otto de Grandson
begegnende Name Michaut in den des (Guillaume de) Machaut zu korrigieren
ist. Auf ihn pafst das dort Gesagte weit besser oder einzig, und die Ver-
unstaltung seines Namens ist früh und oft vorgekommen.
P. Toynbee. Über die Bedeutung von afr. estaler ,harnen', estai und
nfz. étaler f étalon,
PÉRIODIQUES. Rev. des lang. rom. Juli — Dez. 1891. — Studi di
fil. rom. fase. 14 und 15.
CHRONIQUE. Kurze Nekrologe für Mall, Köhler, Renan, und kurze
Besprechungen neuer Bücher. A. Tobler.
GIORNALE STORICX) DELLA LETT. IfAL. VOL. l8. IQ. 32 I
(Horn ale Storico della Letteratura Italiana. Anno IX, Voi. XVIII,
fase. 3. Anno X, Voi. XIX, fase. I, 2 — 3.
VARIETÀ.
T. De SìmoneBrouwer, Due scenari inediti del secolo XVII, Zenatti
hatte in der Rivista critica della letteratura italiana II 156 — 159 auf zwei
corsinianische Handschriften aufmerksam gemacht, welche Scenarien zu Steg-
reifkomödien enthalten. Verf. druckt hier zwei derselben ab, Li duo fratelli
rivali und La Trappolarla y die nichts mit den gleichnamigen Komödien
und dem Scenarium Della Portas zu thun haben. Er knñpít daran die be-
herzigenswerte Warnung, nicht Stücke oder Scenarien, von denen uns blofs
die Namen überliefert sind, ohne weiteres mit erhaltenen Stücken und Scenarien
gleichen oder ähnlichen Namens zu identifìcieren. Der Abdruck geschieht
rein diplomatisch. Die ganze Sanmilung (100) verdient veröffentlicht zu
werden. Aus der Überschrift in der Handschrift: Raccolta di Scenari più
scelti d^ Istrioni glaube ich , ist es unmöglich , zu schliefsen , dafs die Samm-
lung von einem Komiker herrührt (S. 277 Anm. i). Viel eher ist sie ein
Auszug, den ein anderer für Komiker hergestellt hat.
E. S i c a r d i , Di alcune interpolazioni fin qui sconosciute nel testo dell
tesino d'oro" di Messer Agnolo Firenzuola, Von Lorenzo Scala, dem ersten
Herausgeber der Übersetzung Firenzuolas, erfahren wir in der Einleitung, dafs
einige Blätter in der Originalhandschrift fehlten und durch eine Übersetzung
Lodovico Domenichis ergänzt wurden, ohne dafs er die Stellen genauer
bezeichnet. Zanella meinte, dafs das Ende des zehnten und das elfte Buch
von Domenichi herrühre. Dies wird schlagend zurückgewiesen und zugleich
wird gezeigt, dafs die (5) interpolierten Stellen garnicht von Domenichi
herrühren, sondern von ihm einfach aus Bojardos Übersetzung in der Aus-
gabe Venedig 1544 fast immer wörtlich eingeführt wurden. Zur Veran-
schauligung wird eine der Stellen aus den beiden Ausgaben (1544 und 1550)
in zwei Spalten neben einander abgedruckt.
G. Salvo-Cozzo, A proposito di una nuova pvhblicatione su Giovanni
Aurispa, versucht eine Anzahl Daten in Sabbadini's Biografía documentata di
Giovanni Aurispa etc. richtig zu stellen. Dies gelingt ihm aber nur für das
Sterbejahr Aurispas, welches 1459 (so schon Gaspary), nicht 1460 anzusetzen
ist. Im Anhange sind 4 auf die Daten bezügliche Dokumente abgedruckt,
von denen drei Sabbadini bekannt waren. Den Tod Aurispas hatte Cesareo
bereits mit denselben Argumenten wie Salvo • Cozzo in der Rassegna della
letteratura italiana e straniera, Catania, i. Juli und I. Oktober 189 1 in das
Jahr 1459 gesetzt. Vgl. femer auch G. A. Cesareo, Un bibliofilo del quattro-
cento , Natura ed Arte Anno I , wo z. B. gezeigt wird , dafs der von Salvo-
Cozzo S. 305 erwähnte Brief mit Sabbadini 1455, nicht 1454 zu setzen ist. Das
Geburtsjahr genau festzustellen ist auch Salvo-Cozzo, der es 1375 (Sabbadini
1372) ansetzt, nicht gelungen. Man mufs weitere Dokumente abwarten.
G. Scipione Scipioni, Vanno della nascita di Leon Battista Alberti
verteidigt seine Ansicht, dafs Alberti 1406 oder 1407 geboren ist mit guten
Gninden gegen Sanesi, der mit Mancini das Jahr 1404 als Geburtsjahr ansetzt.
F. F 1 a m i n i , Da codici landiani di Francesco e Giovan Mario Filelfo»
Verf hat auf der Stadtbibliothek zu Piacenza eine Handschrift gefunden,
welche die vier ersten Bücher der Sammlung De Jods et Seriis enthält und
Zeltsohr. f. rom. Phil. XVII. 21
^22 BESPRECHUNGEN. B. WIESE,
gibt eine knrze Analyse des ersten Bnches, welches in dem cod. ambros,
fehlt, mit einigen Proben. Filelfo zeigt sich in dieser Gedichtsammlmig, wie
wir ihn auch sonst schon kennen. In einem weiteren Codex derselben Bib-
liothek gelang es Flamini das Widmungsexemplar der Feisineis Mario Filelfos,
das einzige Exemplar, welches wir nun kennen, aufzufinden. Das Werk
besteht aus vier Büchern und ist für die Geschichte Bolognas von Interesse.
F. No va ti, Di due poesie del secolo XIV su „la natura delle frutta".
Nuove comunicazioni. Das von Pellegrini im Giornale XVI 341 heraus-
gegebene Gedicht fand Novati auch im cod. ambros. 95 sup., im cod. laur.
Conv. Soppr. 122 und im cod. rice. 171 7. Der erste cod. hat die ursprüng-
liche Gestalt am vollständigsten und besten bewahrt. L. und R. sind bereits
Überarbeitungen und bilden den Übergang von dieser zu den beiden von
Pellegrini erläuterten Texten. Neuerdings veröffentlichte Medin im Pro-
pugnatore N. S. IV, n S. 213 ff. eine noch verdorbenere Lesart. Novati
verweist in Anmerkungen auf die toskanische Übersetzung von Crescenzis
Ruralium Commodorum, die De Agricultura Palladios und die Precetti della
Scuola Salernitana, Weiter bringt er eine Sonettentenzone über die Natur
der Früchte zum Abdruck. Aus der Antwort ist das von Pellegrini und
schon früher oft gedruckte Sonett entstanden. S. 339 XI, 2 1. soterno (so
Bonvesin); cf. Seifert, Glossar und Tobler, Uguçon S. 50. Im Barsegapè
21 19/20 ed. Salvioni, Ztschr. XV 429 ff. ebenso inu/mo — soçomo, was gleich-
falls zu ändern ist. Vgl. auch im Giornale storico VIII, 416. Weswegen
ist S. 347 XXI in I — 2 nicht die Lesart L. im Text stehen geblieben? Sie
ist viel besser als R. und steht aufserdem dem in A. am besten erhaltenen
Urt3rpus näher. Novati verspricht auf den Gegenstand zurückzukommen.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: Mancini, Leonis BapHstae Alberti
Opera inedita et pauca separatim impressa (Pellegrini). — Braggio, Giacomo
Br ocelli e V umanesimo dei Liguri al suo tempo (Sabbadini). — Croce, Lo
cunto de li cunti di Giambattista Basile (Rua). — Flamini,, La lirica toscana
del Rinascimento anteriore ai tempi del Magnifico (Rossi, sehr anerkennend
mit manchen gelehrten Zusätzen). —
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO :
Mennung, Der Bei Inconnu des Renaut de Beaujeu in seinem. Ver»
hältnis zum Lyheaus Disconus, Carduino und Wigalois, Crane, 77u Exemple
or illustrative stories from the Sermones Vulgares of Jacques de Vitry,
Della Giovanna, // Pecorone di Ser Giovanni Fiorentino, Lamma, Le
rime di M. Correggiaio. Celani, Le rime di Tullia d* Aragona, Bongi,
Annali di Gabriel Giolito de* Ferrari, Solerti , Opere minori in versi di
T, Tasso, Albertazzi, Romanzieri e romanzi del cinquecento e del seicento,
Imbert, // Bacco in Toscona di Fr, Redi e la poesia ditirambica, Favaro,
Galileo Galilei e Suor Maria Celeste, Steiner, Cristoforo Colombo nella
poesia epica italiana, Robertis, Il cittadino Ranza, Luzio, Francesi e Gia^
echini a Mantova dal 1797 al 1799. Moroncini, Studio sul Leopardi filologo.
Carta, Codici» corali e libri a stampa miniati della Biblioteca Naùonale di
Milano, Pitrè, Canti popolari siciliani raccolti ed illustrati , preceduti da
uno studio critico e seguiti da melodie popolari,
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
V. Rossi, Nuovi documenti su Giovanni Andrea dell* AnguiUara gibt
Zusätze zu der Monographie von Pelaez (Prop. N. S. IV, I S. 40 ff.) Der
GIORNALE STORICO DELLA LBIT. ITAL. VOL. l8. I9. ^2^
wichtigste ist ein Brief Anguillaras an die Signoria Venedigs. L. Frati,
Frammento dt un codice musicale del sec, XIV. Auf den Schrautzblattem
des cod. 1475 der Universitätsbibliothek zu Padua sind drei Gedichte erhalten,
welche Frati abdruckt P. DeNolhac, Un manuscrit original de lettres de
Pétrarque, hat im cod. marc. Cl. XIII. 70 einen unter Petrarcas Aufsicht
geschriebenen codex mit 68 Briefen entdeckt, der auch Bemerkungen und
Verbesserungen von des Dichters eigener Hand enthält. Derselbe, Le
Täe-Live de Pétrarque. Nolhac hat diesen Codex in dem fonds latin der
pariser Nationalbibliothek n. 5690 aufgefunden. Auch diese Handschrift zeigt
Bemerkungen von Petrarcas Hand.
CRONACA (darin aufser Periodici und Pubblicazioni Nuziali noch eine
ganze Reihe kürzerer Anzeigen und Nachrufe für Macri Leone und AdemoUo).
Anno X, Vol. XIX, fase, i, 2 — 3.
D. Tordi, Luogo ed anno della nascita di Vittoria Colonna marchesa
di Pescara. In sehr umständlicher Beweisführung wird gezeigt, dafs Vittoria
im Frühling 1492 in Marino geboren wurde. AI paese suo in dem Briefe
Francesco Gonzagas vom 26. März 1526 heifst wohl kaum: nach ihrem Ge-
burtsorte , sondern es ist damit nur bezeichnet , dafs Marino Eigentum der
Familie Colonna war.
V. Santi, Leonardo Salviati ed il suo testamento weist auf Grund bisher
unbekannter Dokumente nach, dafs Salviatis Commentar zur Poetik des
Aristoteles gamicht Alfons II von Ferrara, sondern Bastiano Rossi testamentarisch
vermacht wurde. Ersterer bemühte sich femer von Anfang an eifrigst darum,
in den Besitz der ihm von Salviati hinterlassenen Handschriften und Drucke
zu gelangen. Weil Gläubiger darauf Beschlag gelegt hatten, wurden sie ihm
aber erst nach langen Verhandlungen endlich Anfang 1591 geschickt. Über
die Commentarhandschrift war überdies ein Rechtsstreit zwischen Filippo
Giunti und Rossi entstanden, der zu Gunsten des letzteren entschieden wurde.
VARIETÀ.
W. Förster, Per la critica del testo dei Capitoli dei Disciplinati di
S, Nicolò in Palermo. Eine ausführliche, sehr dankenswerte Nachprüfung
der Ausgabe De Gregorios auf Grund einer eigenhändigen Abschrift. Die
Handschrift wird überzeugend dem Jahre 1343 zugewiesen. Eine Antwort
Gregorios ist unlängst erschienen.
F. N o V a ti. Le poesie sulla natura delle frutta e i canterini del commune
di Firenze nel trecento. Im Anschlufs an Gsli XVIII 336 flf. druckt No vati
hier ein Capìtolo des senesischen Stadt-Canterino Pietro di Viviano Corsellini
und eine Canzone des orvietaner Barbiers Benuccio ab, beide aus dem 14. Jahr-
hundert. Über die Dichter sind urkundliche Nachrichten hinzugefügt. Von
besonderer Wichtigkeit sind aber die Ausführungen über die angestellten
Recitatoren in Florenz. Novati macht es sehr wahrscheinlich, dafs der Sindaco
(Referendario, Provveditore) der Gemeinde schon vor Jacopo di Salimbene (1350)
das Amt eines Recitators mitzuverwalten hatte und zeigt, dafs diese Beamten,
welche immer auf ein Jahr gewählt oder wiedergewählt wurden, öfter aus
den Canterini di piazza hergenommen wurden. Anderen Canterini stellte die
Signoria Patente aus, worin sie für Diener der Republik erklärt und dem
Schutze befreundeter und abhängiger Kommunen empfohlen wurden. Zu
letzteren zählte Benuccio. Beide Gedichte haben einen fast identischen An-
21»
324 HKSPRECHUNGBN. H. WIESE,
fang, im übrigen sind sie völlig verschieden. San Ronbol Z. 38 des ersten
Gedichtes (Z. 40 ist thatsächlich 41) könnte San Romolo am Fufse des
Bignone bei San Remo sein (cf. rombice), V. 74 (Novati 73) steckt in dem
handschriftlichen Ginepone wohl sicher di Nepone^ di Giappone^ wie die
nespole noch heute in Florenz genannt werden.
RASSEGNA BIBUOGRAFICA : Rossi, PasquinaU di Pietro Aretino
ed anonime per il conclave di Adriano VI (Luzio, Referent kommt dabei
sehr eingehend auf die in der letzten Zeit viel erörterte Pasqoinofrage zurück).
- Croce, / teatri di Napoli, secolo JÍF— JírF///(Scherillo). — De Winkels,
Vita di Ugo Foscolo, Voi, II (Martinetti, gerechter Tadel). — Ricci, Vultimo
rifugio di Dante Alighieri (Solerti). — Mango, Le fonti deW Adone di
Giambatista Marino (Vitt Rossi, sehr unvollständig). — Gnoli, Un giudisùo
di lesa romanià sotto Leone X, aggiuntevi le orazioni di Celso Mellini e di
Cristofore Longolio (Gian).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO ;
Agnelli, Topo -cronografia del viaggio Dantesco, Bruschi, Ser Piero
Bonaccorsi e il suo Cammino di Dante. Restori, Palais, Cimegotto, Studi
e ricerche sul Mambriano, Guasti, Prose del Firenzuola, Solerti, Ferrara
e la corte estense nella seconda metà del secolo decimosesto, I discorsi di
Annibale Romei gentiluomo ferrarese. Carini, U Arcadia dal 1690 al 1890
Viani, L'Epistolario di G. Leopardi. De Castro, Milano e le cospiranoni
lombarde giusta le poesie, le caricature, i diari e altre testimonianze dei tempi,
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
R. Renier, Qualche documento di Publio Fausto Andrelini, Nach
einer kurzen Übersicht über die wenigen sicheren Daten aus Andrelinis
Leben, veröffentlicht Renier zwei Briefe Lodovico Gonzagas an ihn und zwei
Empfehlungsbriefe, welche dieser apostolische l^rotonotar ihm mitgab, als er
nach Frankreich übersiedelte. G. Rua, Le „Trasformazioni di MiUefonti",
favola rappresentativa di Carlo Emanuele /. Diese Fabel licfs der Herzog
am 24. August 1609 in Millefonti aufFühren, aber nicht, wie Rua zeigt, in
der von ihm herrührenden, handschriftlich erhaltenen Gestalt, sondern in einer
gleichfalls erhaltenen Überarbeitung, welche Lodovico d'Agliè auf seinen
Wunsch vornahm. Rua fügt auch eine kurze Inhaltsangabe des Stückes
hinzu. — Flamini, ,, Amori Sacrum**, Sonetti d*un cod, Morbio, IO so
überschriebene Sonette, deren Anfangsverse Flamini abdruckt, befinden sich
in einem Hefte eines cod. Morbio der Braidense. Sie wurden vielleicht der
Lucia Marliani - Reverti gewidmet. Sieben von ihnen befinden sich auch in
dem bekannten cod. vie. G. 3. 8. 20, welcher Gedichte Piacentinis und
anderer Petrarkisten enthält, die andern drei gehören inhaltlich der neuen,
secentistischen Richtung an.
CRONACA. (Periodici, eine Anzahl kürzerer Anzeigen, Pubblicazioni
Nuziali).
P'asc. 2 — 3.
G. A. Cesareo, Su ^ ordinamento delle poesie volgari di Francesco
Petrarca. Verf. prüft aufs Neue die von Appel und Pakscher eingehend
studierte Frage über den Gesichtspunkt , nach welchem Petrarca seine Gre-
dichte im Canzoniere geordnet hat. Er leugnet (I) dafs man aus der Be-
schaffenheit des l*apiers und der Schrift des cod. vat. 3196 allein Schlosse
GIORNALE STORICO DELLA LETT. IT AL. VOL. l8. IQ. 325
ziehen könne. Vielmehr lassen sich in den Fragmenten 5 verschiedene Arten
der Schriftzüge erkennen, von denen sich einige über 20 Jahre erstrecken,
während andere zwischendurch erscheinen. Die Anordnung der Gedichte in
den Fragmenten ist nicht historisch und wurde auch nicht in dem definitiven
cod. vat. 3195 innegehalten, wo sie ebensowenig historisch ist. Dafür werden
eine ganze Reihe mehr oder weniger schwer wiegender Argumente angeführt.
Nachdem in n noch kurz über die Gestaltung des cod. vat. 3196 gesprochen
ist, wobei sicher richtig alia papyrus einfach mit „anderes Blatt'S nicht
„anderer Codex'* erklärt und von den Bemerkungen tr, u. s. w. nachgewiesen
wird, dafs sie sich durchaus nicht immer auf dieselbe Abschrift aus 3196
beziehen müssen , untersucht III aufs Neue den Canzoniere auf bestimmtere
Daten hin. Hier ist es Cesareo gelungen einiges wirklich Neue beizubringen.
Über manches läfst sich aber doch streiten. Es bleibt eine blofse Vermutung,
dafs das Sonett Voi ch"* ascoltate Ende 1356 verfafst sei. Für Gloriosa colonna
halte ich daran fest, dafs es Sommer 1330 verfafst ist. Pakscher nimmt
freilich (S. m — 113) wie schon Stengel, Ztschr. III, 118, mit Recht Giacomo
Colonna als Adressaten an, der sich zeitweilig von Lombez entfernt hatte. Wenn
die Reise nach Lombez (warum schreibt C. immer Lomber?) Petrarca auch
nicht angenehm war, so war es ihm jedoch der Aufenthalt in höchstem Mafse,
und darum handelt es sich doch! Vgl. Ep. ad. post. ed. Fracassetti I S. 6:
„. . . sttb collibus Py renaeis aestatem prope coelestem» multa et domini et
comitum jucunditate transegi^ ut semper tempus illud memorando suspirem.**
Die Beweisführung dafür, dafs MovesVl vecchierel im Frühling 1337 verfafst
sei, überzeugt mich nicht. Nel dolce tempo wird spätestens 1331 angesetzt;
Pakscher hatte ihr aber auch den Zeitraum von 1330 — 33 gelassen (S. 130; S. 92
allerdings: etwa 1333). Auch für // successor di Carlo und O aspettata in
ciel wird nichts neues erschlossen (Ende 1333). Über die agna wird Pak-
schers Ansicht (S. 35) nicht diskutiert. S^ Amore 0 Morte setzt Cesareo vor
1338. Pakscher hat das Sonett genauer mit guten Gründen (S. 116/ 17) in
das Jahr 1337 gesetzt. Die Canzone Nella stagion ist nicht 1337 (so auch
Pakscher), sondern 1336 entstanden. Petrarca war dem zehnten Jahre seiner
Liebe (1336— 1337) y»hen presso^' (Vgl. Lbl. 1888 Sp. 412). Die Sonette Del
mar Tirreno ^ V aspetto sacro und Ben sapevUo werden mit guten Gründen
ersteres 1336, letztere beiden 1337 angesetzt. (Appel liest übrigens in den
Autographen Z. E. tT, und giebt S. 68 die Möglichkeit // zu). Das Sonett
La bella donna wird richtig nach 1337 angesetzt. Das Sonett Poi che voi ed
io nimmt Cesareo wohl richtig als an Petrarcas Bruder Gherardo gerichtet
an. Es kann sich aber nicht auf dessen Eintreten in den Mönchsstand (1342)
beziehen. Vielmehr mufs es früher geschrieben sein, da es doch nur den
Rat enthält, Mönch zu werden. Dieser wäre überflüssig gewesen, sobald
Gherardo fest entschlossen war, ins Kloster zu gehen. Derselbe Rat findet
sich in dem Sonette La bella donna y mit dem es zeitlich zusanmienfallen
mag. Das Sonett Vinse Annibal setzt Cesareo wieder mit Carducci 1333 an
und bespricht ebensowenig wie Pakscher Stengels Argumente fur 1338 (Zeit-
schrift III S. 118). V aspettata vertu ist wohl richtig 1356 gesetzt. In der
Datierung der Canzone Una donna piti bella kann ich Cesareo nicht bei-
stimmen, dafs sie vor der Dichterkrönung verfafst ist. Warum hat er Appels
Beweisiührung S. 62 nicht geprüft? Nach meiner Ansicht weisen die Worte
326 BESPRECHUNGEN. B. WIESE,
der Canzone auf die bereits vollzogene Dichterkrönung hin: Die Erinnerung
an diesen für den Dichter so ruhmvollen Tag blieb ja auch, wenn er ihn
nach dem Geschehnis besang! Sehr hübsch ist die Beweisführung, dafs die
Sonette Fiamma del Ciel, Vavara Balüonia und Fontana di dolore z¥rischen
1352 und 1357 geschrieben sind. (Ende siehe unten).
S. Ferrari, Camillo Scroffa e la poesia pedantesca bringt eine Reihe
wichtiger Ergänzungen zu der gleichnamigen Schrift Crovatos. In dem ersten
Kapitel wird die Bibliographie erweitert und wahrscheinlich gemacht, dafs
die ersten Drucke der Gedichte Scroffas zwischen 1550 und 1560 erschienen
und dafs, wie schon Da Schio vermutete, der erste datierte Druck von
1562 von Scroffa selbst besorgt ist. Die Gedichte der ersten Nachahmer
fmden sich bereits in den Drucken s. a. vor 1560, die der wirklichen Schüler in
denen von 1564 und 1586. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den
falschen Ansichten über den Verfasser der Gedichte des Fidentius in früherer
Zeit und bezeichnet Scroffa als den Erfìnder der fìdentianischen Dichtweise.
Kap. III spricht von den Vorläufern Scroffas in Prosa. Als solcher hat
besonders Francesco Belo mit seinem Pedante zu gelten, welcher bereits 1529
erschienen ist, während Aretinos Marescalco erst 1533 gedruckt wurde, in
welchem überdies der Pedant nur eine Nebenrolle spielt. In der Form lehnt
sich Scroffa oft an Petrarca an, um zugleich gegen den Petrarkismus aufzu-
treten. S. 326 am Ende des zweiten Absatzes lies Livia statt Julia.
VARIETÀ.
G. Volpi, Ser Giovanni Fiorentino e alcuni sonetti antichi. Volpi weist
schlagend nach , dafs von 4 1 im cod. magi. II, II, 40 erhaltenen Sonetten 37
dem Ser Giovanni zugehören, welcher den Pecorone schrieb. FoUini hatte
alle 41 für sein Eigentum gehalten. Die ersten 15 sind vanti di donne, zu
denen noch das 37 te gehört; die 21 Sonette (nicht 24, wie S. 335 steht)
16 — 36 bilden einen kleinen Canzoniere. In der ersten Gruppe, welche einem
Giovanni zuerteilt ist, ist ein Sonetto di Saturnina, welches in der Erzählung
das Praesens verwendet. Dieselbe Dame ist in der zweiten Gruppe genannt,
in welcher sich der Liebende Giovanni nennt. Letzterer ist aber auch der
Name des Verfassers des Pecorone, und Saturnina heifst dort seine Geliebte.
Der Name Aurecto für den Liebenden im Pecorone ist nur aus Auetore ent-
standen, so dafs wir auch dort wieder beide haben. Endlich lassen sich
zwischen den Sonetten und dem Pecorone ähnliche Phrasen und Bilder nach-
weisen. Das chiavami di costumi ogni altra bella stammt sicher aus Volks-
liedern, wie auch Volpi bemerkt. Dazu vgl. auch den letzten Vers jeder
Strophe in Giustinianis Gedichten LIV , besonders v. 53 und den Vers tu
auanü e passi tute le donne helle in dem Schlufs , den ich in diesem Hefte
veröffentliche. Ebenso vgl. LV jeden letzten Vers (3 : costumata sopra le altre
done) und LXXVI, 24. Dahin gehört auch E porto sopra ogni altra la
corona in demselben Sonette. Vgl. Giustiniani XXVII, 5/6; L, 51; LV 53,
73 ; LX, 92. Ferner das jfo benedico gli affanni e'' sospiri u. s. w. Vgl. dazu als
Gegenstück Giustiniani LXV 65 — 68 ; und so noch vieles Andere mehr. Die
letzte Ballata des Pecorone scheint überdies auf den Canzoniere hinzuweisen,
wie umgekehrt das Gedicht an Saturnina auf erstcren. Freilich darf man aus
diesen stereotypen Redewendungen nicht zu sichere Schlüsse ziehen. Eine
kurze Analyse der Sonette und Lebensverhältnisbe des Dichters, wie man sie
GIORNALE STORICO DELLA LETT. ITAL. VCL. l8. I9. 327
aus den Werken gewinnt, schliefst den interessanten Aufsatz. Die S. 345
Anm. 2 in Erwägung gezogene Möglichkeit, dafs Ser Giovanni Mendini da
Pianettolo , der mit Sacchetti in Korrespoiidenz stand , der Verfasser des
Pecorone sei, ist abzuweisen. Mit Volpis Aufsatz steht in unmittelbarem
Zusammenhange der folgende von
Nova ti, Ser Giovanni del Pecorone, Scharfsinnig zeigt Novati, dais
del Pecorone der Familienname Ser Giovannis sein musse, und dafs in dem
nunmehr allbekannten Sonette des Francesco da Collegrano keine Anspielung
auf die Novellensammlung vorhanden ist. (entrar nel pecorone^ studiare il P.,
dire il P, u. s. w. sind nur Ausdrücke fur: zu den Dummen gehören, dumm
sein u. s. w.). Von Ser Giovannis Namen ist sein Werk II Pecorone genannt,
und auf Grund dieser Benennung hat ein andrer das dem Pecorone voran-
gehende Sonett gedichtet, welches gamicht zu der prosaischen Vorrede und
dem Inhalte des Pecorone stimmt.
R. Sabbadini, Ancora VAurispa richtet sich zunächst gegen Salvo-
Cozzos oben besprochenen Artikel. Er stellt fest, daCs Panormitas Brief,
welcher sich auf den Tod Anrispas bezieht, 1460 (nicht 1459) geschrieben
ist. Der Brief Anrispas vom 23. August, welcher die Einnahme Konstanti-
nopels erwähnt, ist von 1454 (cf. auch Cesareo 1. c. Natura ed Arte). Der
Brief vom 13. Dez., der von dem pontifex novus spricht, ist natürlich von
1455. Es folgen einige weitere Notizen zu Aurispa. Er war schon im
Dezember 1434 wieder in Florenz, also nur wenig über ein Jahr in Basel.
Zu dem Aufenthalte in Florenz kommen zwei neue Dokumente hinzu. 1445
war Aurispa in Rom. Dafs er 1444 wirklich in Neapel war, wie Sabbadini
aus einer Äufserung S. 365 zu schliefsen noch nicht glaubt, hat Cesareo
a. a. O., Separatabzug S. 8 ff. schlagend nachgewiesen.
O. B ac e i , Notizie bio^^r afiche di rimatori italiani dei secoli XIII e XIV,
Vili , Nuovi documenti sulla famiglia di Cina da Pistoia. Es sind zwei
Dokumente, aus denen man einiges über die Familie Cinos und deren Ver-
schwägerung mit andern Familien erfahrt. Zunächst das 1395 verfabte Testa-
ment einer der Töchter Cinos, Lombarduccia , welche erst Gualtiero Vinci-
guerra de' Panciatichi in Pistoja und in zweiter Ehe Francesco di Mainardo
de' Guazaloti in Prato heiratete und aus jeder Ehe eine Tochter besaíís.
Daraus erfahrt man unter anderem auch, dafs die Mutter Lombarducdas nach
Cinos Tode wieder verheiratet gewesen ist. Das zweite Dokument ist ziem-
lich beschädigt. Es betrifft Cinos Tochter Giovanna und gibt ihre Mitgift
auf 200 Gulden an. S. 367 Z. 9 o. 1. 1881.
V. C i a n. Due brevi die Leone X in favore di Cristoforo Longolio, Der
Franzose Longueil kam 15 16 nach Rom und wuIste sich bald die Gunst
Bembos, Sadoletos und selbst Leo des Zehnten in hohem Grade zu erwerben
(vgl. Gnolis oben angeführte Studie und Cians Anzeige dazu). Beide hier
abgedruckten Breves stammen vom 12. April 15 19, gerade aus der Zeit, als
der Streit über die Zulassung Longolios zum römischen Bürgerrechte ent-
brannt war. In dem ersten wurde seine Geburt fur rechtmäfsig erklärt, in
dem zweiten wird er zum päbstlichen Notar und comes palatinus „palatü
nostri et aule Lateranensis*' mit weitgehenden Rechten ernannt
G. Sforza, II Pananti in Inghilterra veröffentlicht drei onedirte Briefe
des Dichters aus London, zwei von 1803, einen von 1806 an Luigi Angiolini
328 BESPRECHUNGEN. B. WIESE. NACHTRAG.
in Seravezza, die einige Nachrichten über sein dortiges Leben enthalten, sich
zum gröfsten Teil aber auf die politische Lage beziehen. Von hervorragender
Wichtige oit sind tie nicht.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA:
Medin , / Visconti nella poesia contemporanea (Flamini y viele gelehrte
Zusätze). — Mancini« Vita di Lorenzo Valla (Sabbadini, Manche Verbesse-
rungen in der Datirung). — Cloetta, Die Anfänge der Renais sancetragodie
(Flamini).
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO :
Restori, Per un serventese di Guillem de la Tor, Feliciangeli, Notizie
e documenti sulla vita di Catarina Cibo • Varano duchessa di Camerino,
Bottegari , // libro di canto e di liuto pubblicato a cura del conte L. F, Val'
drighi. Lobeck, Des Flavius Blondus Abhandlung „De militia et iurispru'
dentia" zum ersten Mal herausgegeben. Borgognoni« Studi di letteratura
storica. Andrews, Contes ligures, traditions de la Rivière recueillis entre
Menton et Gênes, Martini, Leopardi, Pinton, M. Pietro Bembo Canonico
Saccense,
COMUNICAZIONI ED APPUNTI:
Saviotti» Di un codice musicale del secolo XVI^ aggiunte e correzioni.
Wichtige Zusätze zu der Beschreibung des cod. 1 193 der Biblioteca Oliveriana
zu Pesaro im Gsli. XIV 234 ff., unter anderem 10 weitere Gedichte. Grion,
II libro del V arte notoria glaubt dies Buch in zwei sanskrit Novellen erwähnt,
die Lassen in seiner A nthologia sanscrita veröffentlich hat. Medin, Unapas'
quinata in anticipazione druckt ein gegen Alexander VI geschleudertes Sonett
aus dem cod. magi. VII, 9, 108 1 (XVI sec), dessen Verfasser Florentiner
war. Sabbadini und No va ti, Indovinelli amorosi, Lösung eines von
Flamini S. 201 veröffentlichten Rätsels durch ersteren und eine Notix über
ähnliche Rätsel von letzterem.
CRONACA. (Periodici, kürzere Anzeigen, Pubblicazioni Naziali,
warmer Nachruf fur Gaspary (Renier) und Giullari (Biadego)).
Berthold Wiese.
Nachtrag
zu Zs. XVI 512. Die altwallon. Pf. Formen, 'ins sind nicht zuerst von
Pasquct Rom, XV belegt worden, sondern, wie ich erinnert werde, von
Suchier Zs. II 258, besonders Anm. 2. J. Stürzinokr.
Thomas behauptet Romania XXI, 16 Anm. i falses^ verses kämen im
Prov. nicht als N. Sg. vor. S. aber Flamenca ed. Paul Meyer S. XXXV und
den Roman von der Zerstörung Jerusalems (Revue des langues romanes
XXXIII), wo solche Formen haufìg sind.
S. 289 Z. 36 f. / des formes tout àfait régulières: Sing. ^eirOy Flur.
»eiros; Z. 39 /. Plur. •eros.
Das spanische Possessiv- und Demonstrativpronomen J
Possessivpronomen.
I. Die Formen des Possessivpronomens.
I. 2.
mi (mis |tu (tus
|mio(a) (mios(as) huyo(a) (tuyos(as)
nuestro(a) nuestros(as) vuestro(a) vuestros(as)
3-
(su sus
(suyo(a) suyos(as)
Mit Ausnahme von nuestro ^ vuestro zeigt sich daá Pronomen
überall zweigestaltig. Der Gebrauch der doppelten Form ist heute
der, dafs in Verbindung mit einem dem Possess, unmittelbar fol-
genden Substantiv nur die kurze Form stehen darf (mt libro), die
längere aber in allen andern Fällen zur Verwendung kommt, wenn
also das Pron. hinter dem Subst steht, oder wenn es ohne ein
solches prädikative oder substantive Geltung hat (el^ un, libro mio;
el libro es mio\ el mio, lo mio). Dieses einfache und klare Prinzip
ist der alten Sprache noch fremd, doch zeigt sie deutlich das
Bestreben zu ihm zu gelangen. Das Notwendige über die im
Altspan, noch schwankenden Formen und den unsicheren Gebrauch
derselben ist Folgendes. Es ist dabei ratsam die erste Person von
der zweiten und dritten gesondert zu behandeln.^
I. Possess, der ersten Person.
a. Vor dem Subst stehendes Pron.
Die kurze Form mi, mis ist in alten Denkmalen durchaus
gebräuchlich und gewöhnlich; daneben erscheint jedoch im Mase,
auch mio, mios bald mehr, bald weniger häufig. Im Cid über-
wiegt es sogar und w/', mis tritt dagegen zurück (my o solaz, v, 228;
el my o diestro braco, v. JSò)* Durchaus stehend ist in dem Gedichte
myo Cid, neben dem kein fil) mi Cid einhergeht. Sonst ist mi,
mis die sehr vorherrschende Form. In Berceo ist mio selten, viel-
leicht überhaupt nur viermal (BDom, 540; BMiU 80a; BMlg. 295a;
^ Die Abkürzungen s. Zeitscbr. XVII, i beim Personalpronomen.
* Vgl. Cornu in Romania XIII, 307f.
Zeitschr. f. rom. PhiL XVII. 22
330 E. GESSNER,
BDV, 280). Auch im Rotz nur dreimal (560 c, 1232 ¿7, 12760),
häufiger dagegen in Appol. und in Alex, Ebenso verhält es sich
in prosaischen Schriften. Mio, mios trifft man in Fluzgo, in CSancho
(= Castigos e Documentos del Rey Don Sancho in BibL 51) wo der
Vokativ mio fijo stehend zu sein scheint, ziemlich oft auch in Calila
und in den Werken Juan Manuel's; häufig begegnet es auch in
dem älteren Teil der Conç, (^i^ò m., 524am., 569 0 u.)^
Im Femin. tritt zuweilen mia statt mi ein, doch ist diese
Bildung selten und manchen Denkmalen {Cid, MEgipc.^ Calila) gänz-
lich unbekannt In Berceo bietet sie sich dreimal {BMiL 2 a, 19 d;
BDV. 2SÒ, in den beiden letzten Stellen mie); Appai, 220 ò; im
Alex, wohl nur 1543 0, 2435 ¿; Fluzgo IXa ob.; 37 Var. 29; Roiz
1145^; Patr, 369^ ob ; RPaU%2c, In einem kurzen Briefe des
Königs Alfons X im Prólogo der Partidas 1 , XVIII liest man: la
mia sola leal cibdat de Sevilla^ la mia tierra, la mia corona. Spätere
Beispiele sind Amadis 4 1 2 ¿ ob. fia mia angustia), Lazar Ine, 9 1 a u.
(las mias hambres pasadas), Alfar, 22\a u. (mia fé hinchóme la cabeza
de viento).
Was die Dauer von mio^ mia betrifft, so geht ersteres wohl
nicht über die Mitte des 15. Jahrb., vielleicht nicht über das 14.
hinaus; Pulg, Letr,, Guzman, CelesL kennen es nicht mehr, schwer-
lich auch der Amadis, Dagegen erhält sich mia etwas länger, wie
die angeführten Stellen beweisen ; namentlich im Ausruf mia fe
findet man es noch später.^
Encina in Lemcke Handbuch III S. iiu. 13 (mie fé). Celest,
\\b, 30 (mia fe). Vgl. Celest, 22a, 15; Qvij. I, 50 S. 309/
//, 19 S. 417.
b. Für das allein oder hinter dem Subst stehende Possess,
der ersten Person ist mio, mia von jeher die einzige Form gewesen.
2. Possess, der zweiten und der dritten Person.
a. Vor dem Subst. stehendes Pron.
Die längeren Formen tuyo, suyo finden sich nur selten und
in vereinzelten Beispielen.
Los tuyos clamantes, BDom. 764 f. ün suyo ombre^ Alex. 399 a
(der Vers scheint zwar verderbt, doch ist das erste Hemistich kaum
anzufechten). La suya ayuda in dem oben erwähnten Briefe des
Königs Alfons. La suya criason, AOnc. ^^7 b. El tuyo descontento^
Cervantes (nach Förster, Gram. S. 300).
* Die Sprache der Conq. ist nicht gleichmäfsig. Der letzte Teil, das
vierte und teilweise das dritte Buch, zeigt eine ältere Sprache, die auf das
1 4. Jahrh. hinweist ; dagegen deutet das Übrige gewissen Eigcntümlichkdteii
des Ausdruckes nach auf die Mitte oder auf die zweite Hälfte des 15. Jahr-
hunderts hin.
^ Über mio, mia y ob ein- oder zweisilbig, vgl. nachher 2 a die Be-
merkung.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 33 1
Die durchaus gewöhnliche Gestalt des vor dem Subst. stehen-
den Pron. ¡st /«, SU (iu voluntad ^ la iu pari, lus ver ludes: Q'd; su
sánelo eríado, el su duelo: Berceo),
Daneben erscheinen bald mehr bald weniger häufig die Formen
lOy los und so, SOS für das Mase, und das Femin.
Mase, lo, los läfst sich bisweilen in Alex, beobachten (lo rosir 0:
2\c\ los dias: i^2gd; el lo precio: 1621a. Vgl. ib, 1622 ò, 20430
2366 f elc.J; manchmal auch in Berceo (BMiL i8f, ii^cd; BMlg.
456 ¿:/ BDV. cßa) ; desgleichen in den leonesischen Handschriften
des Fluzgo (in den nach dem stark leonesischen Codex Campománes
edierten Seiten I bis XV z. B. ist lo die alleinige Form). Andere
Denkmale wie Cid^ Roiz kennen kein lo.
Als Femin. ist lo selten (los lagrimas : BD F. 8 1 c). Statt lo
liest man auch zuweilen lue in Berceo y aber eigentümlicherweise
nur in BMil, (lue cosa: 85^7; vgl. 11 5 í/, 251 W.
In der dritten Person findet sich so^ sos ziemlich häufig, im
allgemeinen ebenfalls hauptsächlich als Mase. Im Cid ist männ-
liches so^ SOS ebenso gewöhnlich wie su^ sus (Cid i, 133, 312, 486,
01/^ elc.J, Nicht gerade spärlich ist es in Berceo (BDom.^T^c;
BMiL 4¿, 36^/ BLaur, 27c; BMlg. 49^/, i22d; BDV, ttaj,
einigemal in AppoL (g^òcj^ ziemlich oft in Alex, (totb^ 994^»
1587 b, 2x83^^. Sehr gewöhnlich ist so auch in den leonesischen
Handschriften des Fluzgo , desgleichen nicht selten in den Schriften
Juan ManueVsy ziemlich oft auch in dem eine ältere Sprache ver-
ratenden Teile der Conq, (488 h m., 505 h ob., 506 a u.) Im RPaL
kommt so nur einmal vor (242 ¿), weshalb es vielleicht verdächtig ist.
Statt mase, so trifft man sue einigemal in BMiL (sue mandado :
i54¿; vgl. 156^/, 298^, 315^/
Als Femin. ist so gleichfalls vertreten, aber um vieles seltner
als das Mase. Der Cid hat abgesehen von dem häufigeren, zwischen
beiden Geschlechtern schwankenden pro als sichere Stellen sos
nuevas (1791) und sos mañas (2 171). Auch in Berceo ist es im
ganzen selten (BDom, 34 ¿, 291 r; BMiL 122 ò, 215 r; BMlg. 404 </,
496 f, 719^ u. s. w.) und im Alex, vielleicht nur einmal (sos manos:
2^g2aJ. Auch findet es sich in Fluzgo , bei /uan Manuel (Pair.
396 ¿ ob., 426 ¿ u.^ und in dem älteren Teile der Conq. (502 ¿ ob.,
5053 ob., 506 a u.)
Wie für männliches, so ist auch für weibliches so die Form
sue nicht unerhört. Yvlx Alex, ist vielleicht 162 f (loda sue garnison)
das einzige Beispiel. Häufiger tritt es in Berceo auf, namentlich
in BMiL (BSacr. iSd; BMiL 68 ¿7, 7 ¿[cd, jSc; Loor de Berceo
14^, 3^^» 39^> 43^-
Sua ist im Leonesischen häufig (vgl. Altleon. S. 21), sonst
selten. La sua proposición^ AppoL 21 c. La sua lenenfía, io. 93^/, wo
aber wohl su alenençia zu lesen ist. Sua mugier^ Alex. ^2/^c.
Noch seltener ist sa. Toda sa cosa, Alex. 2053a. Sa muller
in einem altspan. Text in Romania^ XVI, 381.
22*
332 E. GESSNERy
Bemerkung. Tue und sue sind wahrscheinlich nichts anderes als
Diphthongierungen von to^ so. Dafür spricht, dafs wenigstens sue manchmal
auch mase. Subst. begleitet, so wie der Umstand« dafs beide wohl in den
meisten Fällen einsilbig sind (^ùx tue y¿í. ßMiL 85 a, II5</, 2516, 263 r, 264a,
269«^; für sue: BMü, 68a, 78^, 1546, 2986; Loor de Berceo \\a, 39a,
43 ¿; Alex, 162^). — Sua erscheint fast nur in leonesischen Texten, so dais
wohl an direkten Einflufs des Portug. zu denken ist. — Eigentümlich
ist mase, suo^ welches ebenfalls auf leonesischem Boden vorkommt {suo derecho
F Juzgo 44 Var. 3. Suo aver in einer Urkunde bei Muñoz), — Nicht allzu
auffallend erscheint das rein portug. hin und wieder in stark leonesischen
Handschriften auftretende seu (FJuzgo 15 Var. 7, 39 Var. 19, 130 Var. 24).
Was das dem Subst. voraufgehende mio betrifft, so ist es, wenn man
vom Cid wegen dessen unsicherer Metrik absieht, wohl in den meisten
Fällen einsilbig {4ppoL 191 </, 414*, 535 <f/ BMil, %oh: BDV, 28a; BMlg,
295a; Alex, lab, j66c, i$2^d, 2050«:), doch findet es sich auch mit der
Geltung von zwei Silben {AppoL ijic; BDom, 54a; Alex, 1453a« 2055 r,
2472 ¿-). — Das Femin, muz, mie scheint ebenfalls den Wert einer Silbe zu
haben {Appol, 220b; BMü, 2a, igd; BDV, 2%b\ sicher in Encina bei
Lemcke II I^ M à und 13 a (mie fé ^ Mingo ^ no te creo — mie fé, señor
escudero),
b. Allein oder hinter dem Subst stehendes Possess.
Hier verhält sich die zweite und dritte Person nicht ganz wie
die erste. In unmittelbarer Verbindung mit einem Subst findet
sich zwar nur iuyo^ suyo^ (las oraciones tuyas, BDom, jiSaJ, aber
in prädikativer Stellung und als Subst.wechseln in alten Denkmalen
die längeren Formen mit den kurzen /¿?, so ab.
Zur Bildung des Prädikats sind diese selten. De seer siempre
sos y Alex, \£^2i^d. El siervo que era fer ido séys. so, FJus^o \\\h.
Lo que non era so, ib, i^ob.
Zahlreicher sind die Beispiele von subst to und so^ allerdings
auf einzelne Denkmale beschränkt, da die meisten nur tuyo ^ suyo
kennen. Der Cid hat lo to (409) und el so, lo so sogar als die
gewöhnlichen Formen (589, 609, 666, 948, 978, 1326 u. s. w.)
neben ungleich seltneren el suyo, lo suyo (66, 3098). Im Berceo
ist das kurze Fürwort vielleicht nur einmal vertreten (los sos,
BLoor, SÒÒJ, Etwas öfter in Alex, fS5^* b^^, 73 0» 3020, 829^,
839 b). Lo so liest man auch in dem älteren Teile der Conq, (602 b ob.).
Oft endlich begegnet die kurze Form so in Fluzgo (IIb, IV b, 17
Var. 30, 25 Var. 20, 27 Var. 20 u. s. w.) unter dem bezeichnenden
Umstände, dafs dies vornehmlich in den stark leonesische Sprach-
' Wie nach dem oben Gesagten sua statt der kurzen Form su, be-
sonders im Leonesischen vorkommt, so tritt» ebenfalls hauptsächlich in leo-
nesischen Schriftdenkmalen, diese portug. Form auch zuweilen fur das ge-
wöhnliche suya auf (propias suas, FJuzgo Illa, Suas propias; ib, Vb,
Por suaSf ib, XI II a. Ya cuntava por sua la tierra de Babilon, Alex, IT a,
Ffl la petición sua del Criador oida, BDom, 6o\d. Vgl. Alex, 46o«/, 635 f.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 333
eigentûmlichkeiten verratenden Handschriften der Fall ist, wahrend
die reineren ganz überwiegend und der Regel nach suyo verwenden.
Übrigens kommen /o und so in dem hier besprochenen Ge-
brauche meiner Beobachtung nach nur als Mase, und als Neutrum
vor, niemals als Femin., während sie dem oben Auseinandergesetzten
gemäfs in Verbindung mit einem Hauptwort auch weiblich sind.
Sämtliche hier besprochenen Nebenformen des Possess, der
zweiten und dritten Person gehören nur der ältesten Sprachperiode
an; sie gehen über das 14. Jahrh. schwerlich hinaus.
3. Über nuestro t vuestro ist wenig zu bemerken. Öfter stöfst
man auf die Schreibung nostro, vostro (Alex. 57 e, 171 e, 238 r, 407 r,
Ò86dj, Die portug. Form ?tosso ist hin und wieder in leonesischen
Quellen anzutreffen [Fluzgo 13 Var. 2). Erwähnt mufs endlich
nuesOy muso werden, von denen besonders das zweite wegen seiner
häufigen Verbindung mit merced wichtig ist (con vuesa licencia^
Lazar L 122 a, 45. Vtiesa merced^ Alfar. 320a ob. ; Guer. Cw. 592 ¿ m).
In der Anrede hat es sich in gewissen Wendungen {Vueseñoría,
Vuesalteza und andern) bis heute erhalten.
n. Syntaktisches.
I. Das dem Subst. vorangehende Possess, gibt den Gegenstand
als einen bestimmten zu erkennen; mü lloros bedeutet und hat
immer bedeutet: die mir gehörenden Bücher.
Trotzdem das vorgestellte Pron. also den bestimmten Artikel
schon in sich schliefst, war dem Spanischen in seiner früheren
Gestalt der Gebrauch desselben beim Possess, doch gestattet und
in hohem Grade geläufig (toda la mi vida, la tu aima, el su padre,
el mio fiel vassoio). Überall in den alten Sprachdenkmalen begegnet
er in zahllosen Fällen unterschiedslos neben dem blofsen Possess,
und erhält sich so durch eim'ge Jahrhunderte. Erst mit dem Ende
des 15. Jahrh. wird er spärlicher. In Guzman ist der Artikel nicht
mehr zahlreich, in Celestina selten (32 ¿, 35; 56 ¿, 27, 28; 69 0, 27,
vielleicht alle Fälle), in LazarM. ist er gar nicht mehr vorhanden,
während er in Lazarinc. auffallenderweise sich wieder ziemlich oft
einstellt. Überhaupt aber wird er im 16. Jahrh. überall nur selten
angetroffen, er kommt allmählich in Fortfall und dient vorzugsweise
nur noch der altertümlichen und feierlichen Rede in Erlassen
(vgl. das königliche Privileg zum Druck des zweiten Teils des
Quij) und sonst. Daher ist er in Quij. nicht selten, wenn der
Held oder eine andere Person sich einer feierlichen Ausdrucksweise
befleifsigt [a). Erhalten hat er sich bis auf den heutigen Tag,
namentlich für die familiäre Sprache {b),
a. D, Quijote de la Mancha , el cual me mandó que me pre'
sentase ante la vuestra merced para que la vuestra grandeza dis--
ponga de mi á su talante, Quij. 7, i S. 4. Vgl. Quij. 1,2; I, y,
I, 43 ; /, 44.
334 E« GESSNER,
b. La mi Catania, el mi Gerundio^ F Gerd, /, 35, 36. La su
riva/, FOro S. 360.
2. Soli aber der in dem Subst bezeichnete Gegenstand als
seinem Umfange nach unbestimmt hingestellt werden, so kann der
Besitz nicht anders als durch das nachgestellte Pron. zum Aus-
druck kommen. Freunde von mir, ein Brief von mir kann nur
durch amigos mios, carta mia wiedergegeben werden, da mis amigos ,
mi carta einen andern Sinn hat.
Eran seguros por cartas suyas que les avia enviado, Cr Juan I^
S. iiib m. Emhió con él gente suya, er schickte welche von
seinen Leuten , Cr Juan II S. 295 ¿ ob. Dijo que pugnase en
lo defender como cosa suya, wie eine ihm gehörende Sache,
Conq, 85 ¿ u. La torre donde hahia hombres suyos, Amadis 16 ¿ u.
Teniendo él personas stiyas en todos los lugares, ib. 459 ¿ u. Verdad
es que hay historia mia?, ist es wahr, dafs es eine Geschichte
von mir gibt? Quij. II, 3 S. 340, Desde tu llegada d Bilbao no
he tenido carta tuya. Cart, Mar, 67, i.
3. Abgesehen von diesem Unterschiede zwischen vor-: und
nachgestelltem Possess, ist es nun aber wichtig zu bemerken, dafs
von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart in zahlreichen Fällen
der Gebrauch der kurzen oder der langen Form ein durchaus
fakultativer ist Dies ergibt sich recht anschaulich, wenn man
der Entwicklung des Sprachgebrauchs nachgeht und sein Verhalten
sowohl bei dem von Artikel oder Pron. begleiteten, als auch bei
dem ohne diese auftretenden Subst. verfolgt. Die hier in Betracht
kommenden Fälle sind folgende.
a. Bekannt ist die Verwendung des nachgestellten Possess,
bei einem Hauptwort mit bestimmtem Artikel (el libro mio). Diese
Konstruktion wird besonders beliebt, wenn es sich um Gegenüber-
stellung mehrerer Besitzer handelt (el libro mio es mas caro que
el suyo), aber auch unendlich oft sonst und ohne greifbaren Unter-
schied von vorantretendem Pron. fmi libro). So kommt es, dafs
el libro mio genau mit dem unter i besprochenen el mi l, zu-
sammenfallt und dafs also das vorgesetzte Pron. in dieser Wendung
denselben Wert hat wie das nachfolgende. Die alte Sprache braucht
;/;/' libro , el mi 1. und el I, mio ohne Unterschied , und Beachtung
verdient nur der Wandel, den sie in ihrer Entwicklung in sofern
erfahren hat, als die Konstruktion mit nachgestelltem Possess, dem
Altspan, zwar nicht fremd, aber überall nur selten ist und erst
später üblicher wird. Der Cid kennt sie gar nicht ; im Alex, scheint
sie nur einmal vorzukommen; Appol. liefert nur zwei Fälle; selten
ist sie auch in Berceo und Calila.
En el tiempo mio y Alex, 2^02 a. Por la respuesta vuestra,
Appol. y ab. La petición suya, BDom, 604 </. Vgl. Appol. 486 í/
BLaur, ^tc; BMlg. 418^; BDV. 20a; Calila 2^b m., 2Òa ob.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 335
Hier kann des sehr gewöhnlichen el otro in Vereinigung mit
dem Possess, gedacht werden. Auch in dieser Wendung, nimmt
altspan. das Pron. sehr ûber^viegend seinen Platz vor dem Subst.,
erst in späterer Zeit hinter demselben.
Las oiras sus cosas j Fluzgo TT a. Los otros sus parientes^
Part. IS. 8. Vgl. BDom. gi a; Amadts looa u./ Celest. 59 ¿ m.
— Las otras cosas suyas , Part. I S. 439 (selten in der alten
Sprache). Los otros criados suyos y Cr Luna 356 u. La otra
cláusula suya, FGerd, /, 133 m.
c. Ganz ähnlich steht es mit dem Possess, in Verbindung mit
einem Demonstrativ. Heute tritt in diesem Falle das Possess, vor
oder hinter das Subst. feste mi libro , este 1. mioj; im Altspan, sind
Beispiele der letzteren Konstruktion sehr selten, vielleicht noch
seltener als bei dem bestimmten Artikel; sie fehlen gänzlich in
Cid, AppoL , Calila, wohl auch in Berceo und Roiz und sind in
alten Denkmalen überall nur vereinzelt; erst später werden sie
gewöhnlicher.
c. Sehr oft geschieht es ferner, dafs sich das Possess, einem
mit dem unbestimmten Artikel, einer Kardinalzahl oder einem un-
bestimmten Pron. versehenen Subst. zugesellt (un^ ningún, libro mio;
dos libros mios), lu alien diesen Fällen lehrt die Beobachtung,
dafs die frühere Sprache in höchst überwiegendem Mafse das
Possess, dem Subst. vorangehen liefs, eine Konstruktion, die heute
zu gunsten des nachgestellten Pron. so gut wie ganz aufgegeben
ist. Der Wandel geschieht natürlich allgemach, doch kann gesagt
werden, dafs er im 16. Jahrh. sich im wesentlichen als vollzogen
darstellt. Die Schriftsteller dieses Jahrh. bedienen sich sehr vor-
herrschend schon der modernen Ausdrucksweise; doch erhält sich
daneben auch die ältere Art, sogar bis auf den heutigen Tag, wo
sie besonders der vertraulichen Darstellung erwünscht ist.
Unbestimmter Artikel, der wichtigste und häufigste Fall.
Un nuestro pariente, ein Verwandter von uns, BDom. 361 ä.
Nur einige spätere Beispiele von voranstehendem Pron. mögen
hier gegeben werden : un mi enamorado , Celest» 9 ¿ u. Un su
hermano. Clareo 435 ¿m.* Un su compañero. Alfar, 189 ¿m.
Una su hermana, Quij. /, 35 S. 217. Un su marido, Chrestom,
373. — Dagegen ist nachgestelltes Pron. altspan. überall selten;
in Cid^ AppoL, Berceo^ Alex, würde man es vergeblich suchen.
Einige ältere Fälle sind: una f rey la suya, Roiz 1440^. Un
home suyo , Infantes de Lara ed, Holland S. 1 6. Un fijo suyo,
CSancho 157 a m.
Kardinalzahlen. Dos sus criados, zwei Diener von ihm,
BLaur. TJ d. Dos sus ricos hombres, Conç.gjbu. Dos sus
sobrinos, Amadis goa u. — Treinta parientes suyos^ Cong, 58 a m.
* In Clareo ist die Konstruktion mit vorangestelltem Pron. sogar die
gewöhnliche, was bei einer Schrift des 16. Jahrh. recht auffallend ist^
336 E. GESSNER,
Sei's galeas suyas, Cr Juan /, S. wo h u. Dos hermanos suyos^
Amadis 15 ¿ m. Treinta hermanos suyos, Celesi, 72a ob.
Über ein ires sus hijos in anderem Sinne vgl. unten 16.
Unbestimmte Pronominalien.
Alguno^ ninguno. Alguna nuestra tierra^ Fluzgo 162a.
Alguni su fijo. Pari, II J, 109. Ningún nuestro buen fecho,
BLoor I95¿. Ningunt mi merecimiento^ Cabal, 2'^\a u. Algún
tu enemigo, Quij. II, 42 S. 525. — Alguna cosa suya. Part. I,
399. Ninguua petición suya, Guzman Jiôb ob. Algunas dueñas
e doncellas suyas, Amadis 10 jb ob.
Otro. Otro so propinco Fluzgo iijb. Otro su mucho amado,
RPal, 938^. Otro su mandamiento, Celesi, 5i¿ u. Otro su
grande amigo, Quij. I, 12 S. 45. — Otro consejo mio, Celesi.
14a ob. Otros amigos suyos, Guer, Civ, 597a m. Otros design
nios suyos, Quij. I, 44, S. 278.
Cierto, Ciertas mis cartas, Cr Juan II S. 476a. — Ciertos
criados y familiares suyos, Pairan, 1450 u. Ciertas parienias
suyas, ib. 155^ m,
Cualquiera, Cualquiera tu razón, Cervantes Numancia III, l.
— Cualquiera desazón suya, Solis Cari, 6, 18.
Handelt es sich in den bisher besprochenen Fällen um den
gleichen Wert der beiden Formen des Possess, bei Substantiven,
die in Begleitung eines Artikels oder Fron, auftreten, so gibt sich
dieselbe Erscheinung auch kund, wenn das Subst. eines begleiten-
den Wortes überhaupt entbehrt
d. Dient das Subst zur Anrede, so liefert das bald davor
bald dahinter tretende Possess, auch hier wieder den Beweis, dafs
die verschiedene Stellung desselben keinen Unterschied der Be-
deutung erzeugt. Mi señor und señor mio haben genau denselben
Sinn, nur dafs die Sprache im Laufe der Zeit die eine Konstruktion
zu gunsten der andern aufgegeben hat In den ersten Jahrhun-
derten ist das vorantretende kurze Fron, das ganz allgemein
Übliche. Auch hier ist es wieder das 16. Jahrb., das den Über-
gang zu dem modernen Gebrauch in bestimmter Weise erkennen
läfst. Dem Verfasser des Dial, de las leng. zufolge ist mi señor bei
weitem weniger höflich als señor mio {haceys que la cortesia sea
mucho menor). Natürlich aber verschwindet die ältere Ausdrucks-
weise deshalb keineswegs; sie besteht bis heute und gehört jetzt
vornehmlich der vertraulichen Sprache an,
Deçiime, mis señoras, BSO. Jib u. s. w. Spätere Beispiele:
oh yerno mio y mi señor, Lazar L. 1270 ob. Mi señor, Quij. I^
40 S. 248. Ali señor y mi amigo, Solis Cari. 8, i. Mi amigo,
mi Dios, Clemencia 153, 237. — Dagegen auch schon altspan.
nachgestelltes Fron.: a ti, sennora mia, BLoor. 21b. Fo e tu. Madre
mia, BDV. ^la. Vgl. BSO. \2\c\ MEgipc. 1260; Roiz \^2^a\
AOnc, 11920; BPal, 02a, 126a, jiSa.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- ü. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 337
Ebenso ganz gewöhnlich tritt das Pron. voran, wenn sich dem
Subst im Vokativ ein Eigenname anschliefst.
Mi senyor don Gozimas^ MEgipc, 1169. ^^ ^ señor Colts io,
Celesi. 2ya u. O mi señora Dulcinea y Quij. /, 43 S. 271. Vgl.
Cart. Mar. 67, 134, 142, 146. — Aber auch: señor D, Quijote
mio, Quij, /, 49 S. 305.
Bemerkung. Nach dem unter I, i Gesagten hat mio statt mi vor
dem Vokativ nichts Befremdendes. Mio fito, entiende tu la veyez de tu padre,
FJuzgo 69 Ô. O hereSf my o sobrino. Cid 2618. Vgl. Cid 246; Ildef./^O"];
AOnc. 2350Ô; RPaL 157«.
Wie in anderen romanischen Sprachen ist auch im Span, der bestimmte
Artikel beim Vokativ gestattet (Diez III^, 23^; er ist altspan. nicht selten.
Primas, las mis primas. Cid 2780. Dios sea convusco, el mi pueblo querido,
BSacr. 292 ít. Vgl. BSO, 37a, lOdc ; AppoL \2h, 546 a; Roiz 762 «, 851 a;
AOnc, 812Ô; RPaL 1360«.
Steht vor dem Subst. der Anrede noch ein Adjektiv, so hat
sich die kurze dem Adjektiv vorgesetzte Possessivform bis heute
erhalten; neben querido amigo mio sagt man auch mi quer, am,
Dafs die letztere Konstruktion altspan. die gewöhnliche ist, braucht
durch Beispiele nicht erwiesen zu werden; die Fügung mit nach-
folgendem Pron. bildet die Ausnahme (^ulçe abogada mia, RPaL jSzò),
e. Auch aufserhalb der Anrede steht das Possess, vielfach in
durchaus indifferenter Weise vor oder hinter dem ohne Artikel oder
Pron. auftretenden Subst. Sehr anschaulich wird dies zunächst
da, wo sich bei zwei eng mit einander verbundenen gleichwertigen
Begriffen beide Konstruktionen neben einander finden.
Sej/ mi ayudadora e abogada mia, RPaL 7 2^ e. Sera vuestra
pro e honra vuestra, Amadis 2^y ò u. Todo será d cargo tuyo
e á tu culpa, CrLuna 358, 13. Vgl. Amadis 468a ob; Pairan,
130a m., 140^ u., 144a m.
Auch da ferner, wo der Gegenstand ein durchaus bestinunter
ist und wo also nach II, i das Possess, vor dem Subst. erwartet
werden müfste, wählt dieses feinen Platz ohne Bedenken häufig
hinter demselben.
Eslrangilo es mi padre, su muger madre mia, AppoL 357 f.
Vos sed muger suya, e el vuestro marido^ Roiz 864 r. Vo só
cabalgadura tuya , , . siendo tú mi cabalgadura, Calila 53 ¿ u.
Habia seydo herrador del Duque Juan, padre suyo, Cr Juan II
S. 548 a m. Como verdadera madre tuya te digo^ Celes t, 14 0 ob.
Sois Pedro de Buitamente, lio mio, Quij, /, 41 S. 261. Reconozca
á Carlos V por sucesor suyo, Cart, Mar, 9, 175. Murió de
alli á poco, llamándome hija suya, ib, 75, 18,
In vielen andern Fällen kann es dahingestellt bleiben, ob die
Stellung des Possess, hinter dem Hauptwort wie bisher eine zu-
fällige und willkürliche ist, oder ob sie ihren Grund darin hat,
330 E. GESSNER,
dais sie den Gegenstand als einen unbestimmt gedachten bezeichnen
soll. Namentlich abstrakte Begriffe kommen hier in Frage. Bei
Wendungen wie acaeció sin culpa mia, es costumbre mia scheint der
Substantivbegriff in seiner Allgemeinheit gefafst zu sein und erst
durch das nachfolgende Pron. auf einen bestimmten Besitzer be-
zogen zu werden. Die Uebersetzung „es geschah ohne Verschulden
meinerseits, es ist eine Gewohnheit von mir" würde dann dem
Sinne gerechter werden als „es geschah ohne mein Verschulden,
es ist meine Gewohnheit". Auch in solchen sehr häufigen Fällen
ist der Gebrauch durch alle Jahrhunderte ein schwankender ge-
wesen, wie die folgenden Beispiele zeigen mögen.
De sentir luz nenguna non es su costumbre y Alex. 21 J 6 6.
Amiztat vender non es costumbre nuestra, AppoL 'jòc, — Las dos
non por su culpa, Roìz 250 ì. Perdióse un quaderno, mas non
por culpa mia, BDom, 751 ì". — A su pesar. Calila 75 ¿ u.
A pesar suyo, Guer. Civ, 643 a ob. — Todo va sobre tu cargo,
CrLuna 358, 24. Todo será á cargo tuyo^ ib. 358, 13. —
Ruégoos por mi amor. Selva 483 a u. Vo os ruego, mi butn
señor ^ por amor mio, ib, 482 « m. — Sin vuestro ruego ya io
soltaba, Amadis 376 a m, Por ruego sxxyo della la aguardó don
Flo restan, ib, 255 a m. — Ca lo podedes facer muy sin vuestro
daño, Conq. 56 ¿ m. Aunque sea mayor pecado et muy grani
dapno vuestro, Patr. 418 a m.
4. Der Eintritt des Personale statt des Possess, ist bei dem
Personalpron. 11, 9 (Zeitschr. XVII, 1 8) erwähnt worden. Besonders
häufig dient der Genitiv des Person, der dritten Person zum Ersatz
für su\ oft ohne jeden ersichtlichen Grund, notwendig aber dann,
wenn das vieldeutige su eine Unklarheit erzeugen würde.
Bekannt ist nun auch, dafs das Span, es aufserordentlich liebt
das Possess, der dritten Person ganz überflüssig da zu setzen, wo
ein vorhandener Genitiv über den Besitzer keinen Zweifel läfst
(Diez IIP, 73). Das besitzanzeigende FürNvort steht in diesem Falle
bald vor, bald hinter dem Genitiv.
Tres escriptos que fuesen fechos por su mano daquel que fizo
la manda (= por la mano daquel), Fluzgo 42 a u. En su
boca de Celestina está agora aposentado el alivio ó pena de mi
corazón, Celest, 27 ¿ ob. Aventurando su vida por salvar la
suya del Emperador, Amadis ^2 2 a ob. — Non osó traspassar
del rey el su mandado (= el mandado del rey), BDom, 744^-
Alti van de Sant Paulo los sus predicadores, Roiz 1212 a, Por
ende de Baldach su consejo fue muy frió, RPal, 958 í. Contógelo
todo é cómo fuera de los mozos su fecho tan extraño, Conq. 36a o.
Vgl. BSG, 2b, S2d; Roiz 1458^.1
> Vgl. die formell übereinstimmende, aber anders gedachte altfranz.
Konstruktion.' Saintré, qui oyt de ma dame sa tres cruelle responce, Jehan
de Saintré, chap, 81. Quand Saintré apperceust de ma dame son signal,
incontinent luy respondit, ib. chap, 46.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMON STRATIVPRONOBiEN. 339
Auch zum Genitiv des Relativs tritt pleonastisches su.
Las ¿eyes de las Cortes de Alcalá , ,, su tenor de las guales
es este que se stgue^ Cr Juan II S. 530 û m. Una su carta . . .
su tenor de la quai es este y ib, S. 590 ¿ ob. — Nuestros ante-
cesores^ de los quales la su firmeza . . . fué siempre muy firme,
Cr Juan 1 S. 74 ¿ m. Cuando vio tantos caballeros é de quien su
fama por todas las partes del mundo tan sonada era y Amadis
305 0 U.1
Diese Gewohnheit dem Subst trotz eines den Besitzer an-
gebenden Genitivs das Pron. su beizufügen erzeugt dann bisweilen
den weiteren Pleonasmus es auch überflüssig zu setzen, wenn es
schon beim Genitiv ausgedrückt ist
Alguna que fué su mugier de sus parientes^ Fluzgo toa. El
rey . . . mantiene so la su sombra de las sus alas á los suyos
del su regno, CSancho 105 a u. Los que se pagaban de estar á
la su sombra del su árbol, Patr, 395 ¿ m. El gran mal que les
queria á ellos é á todos sus parientes de su linaje^ Conq, "¡la ob.
Sehr selten nimmt das Possess, der ersten und zweiten Person
an diesem Pleonasmus teil.
Con mi gente de mi casa è con los del Andalucía entiendo de
estar presto, Cr Juan II S. 301^ ob.
5. Die Neigung zu pleonastischer Verwendung des Possess,
und zwar aller drei Personen verrät sich auch nach andern Seiten.
Schon beim Personale II, 9 (Zeitschr. XVII, 18) ist auf das
gelegentliche Auftreten des Possess, hingewiesen worden, trotzdem
der Besitzer durch ein in dem Satze enthaltenes Pron. oder Subst.
deutlich angegeben ist. Ebenso entspricht es einer sich gehn
lassenden Darstellung, den Besitz durch das Possess, zum Ausdruck
zu bringen, trotzdem ein folgender Relativ- oder anderer Satz
das unnötig macht.
Luego toma sospecha que profazan del, et que es por su mal
que él fizo, CSancho 121 b m. Por las sus buenas obras que á
todos facía. Cabal 235 a u. Cuando mostró cd rey la su razón
porque viniera, ib. 2^tb u.
Gern auch setzt die alte Sprache ein pleonastisches Possess.
in Verbindung mit „haben", welches den Besitz schon genügend
zu erkennen gibt.
Demandóle que á quien daria una su fija que tenia en casa^
miento, CSancho 122a w. Un cuervo habia un su nido en un
árbol. Calila 24 ¿ m. Tenia cerca de si un su vecino que le decian
anxahar, ib, ata u. Unas sus hijas que tenia. Clareo 453 ¿ ob.
Un hermano stiyo que tenia. Pairan. 159 a u. Vgl. Calila 43 ¿ u.,
77 ¿ ob.; Patr, 382 ¿ m.; AOnc. 2241 ¿; Conq, 68a m.; Amadis
4360 u.
* Auch altfranz. La venue de ce chevalier poullain, dont ses armes sont
publiées, Saintré chap, 48. Du département de son amy, dont plus que onC"
ques mais son parlement lui déplaisait, ib. chap, 68.
340 E. GESSNER,
6. Zu dem besitzanzeigenden Fürwort kann auch ein Genitiv
der Apposition treten (mea consults opera),
El nuestro entendimiento de los hombres es tan menguado,
CSancho lOO^ u. La nuestra ley de los cristianos, Juan Manuel
in BibL 51 S. 290 ¿ u.
Leicht vermieden wird diese nicht häufige Konstruktion, wenn
das Possess, durch den Genitiv des Personalpron. ersetzt wird.
Tu eres ahogada de nos los pecadores ^= nuestra abog, de los
pec,)y RPal. 7 34^7.
7. Sehr vereinzelt sind die Fälle, wo das Possess, im Plural
bei mehreren als Einheit gedachten Subst im Singular erscheint
(ses pire et mère). Vgl. Demonstrativ II, 11.
Los nuestros muy católicos rey y reina, Amadis 505^ m.
8. Auf das Possess, zur Darstellung eines objektiven Genitivs
macht Diez IIP, 70 aufmerksam. Sehr gewöhnlich ist so mi amor ^
amor mio\ sonst sind die Beispiele nicht allzu haufìg.
Ruega á Dios, por amor mio, en tus devociones por su saluda
Celest, zza ob. Assi por temor tuyo (aus Furcht vor dir) como
por seguir tus pisadas quebrantan los tales juramentos, Cr Luna
358. Tu deseo era el que regia mi son y hacia sonar mi canto
(die Sehnsucht nach dir), Celest, àgb ob. Despachó á cuatro
de sus criados en vuestra busca, Quij, L 44 S. 276.
9. Das substantivische Possess, verbindet sich am gewöhn-
lichsten mit dem bestimmten Artikel (los mios, lo mio), jedoch auch
mit bestimmten oder unbestimmten Zahlwörtern.
La gente que pudo sacar de la cibdad fueron setenta de caballo
é veinte suyos, zwanzig von den Seinigen, Cr Juan II, 6ytb u.
Otros dos suyos, Amadis 4zya ob. Los otros suyos, ib, 484a a. '
Uno suyo, ib. 3070 m. Algunos suyos, Pulg. Letr, 26, 15;
Cr Enrique II S. 24 a.
De mio, de tuyo, de suyo bedeutet: von selbst, ohne fremde Hilfe;
von Natur.
Si lo dixiesè de mio, seria de culpar, Roiz bla. Yo que de
mio era bullicioso. Alfar, z^^b m. — Mejor me parecería si lo
tuvieras de tuyo^ Selva 489 am, — La justicia a verdal consigo
de so, Fliizg, IIb, El home non ha ninguna cosa de suyo con
que pueda vevir, Patr, 438 0 m.
10. Adjektivisch ist das allein stehende besitzanzeigende Für-
wort, wenn es auf einem vorhergehenden Subst. beruht (essiste de
tu casa por venir a la mia, BMlg, 1 89 ci). Auch in diesem Sinne
geht es Verbindung mit bestimmten und unbestimmten Zahl-
wörtern ein.
Alas dignos eran mis sesenta años de la sepultura que tus veinte,
Celest. 730 m. Por una 7nano que te quitó dard dos suyas, Alfar,
zbib ob. Tomando la mano derecha elitre las dos suyas al moro,
Abencer. ^lOa ob. Ayer recebi della una carta en respuesta de
otra mia. Selva 486 a ob.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMKN. 34 1
Auch das Demonsüatívpron. duldet es vor sich.
Del {= dé le) otro tal ammalia cuerno aquella suya, Fluzgo
142 a u. En fiuza desia espada que venules á ganar, no dejéis esa
vuestra, Amadis 386 a u. Sabrás, vida desta mia, Leben dieses
meines Lebens, Guer, Civ, 550 a ob. Vgl. Pulg, Letr, 2, 36;
32, 31 ; Amadis ta m; Clareo 453 0 m.; Quij, II, 12 S. 381 u.
11. Das Possess, verträgt sich auch mit einem Adjektiv, zu
dem ein früheres Subst zu ergänzen bleibt; seine Form ist in
diesem Falle meist die längere, doch ist auch die kurze nicht völlig
ausgeschlossen.
Conio recibirás el su cuerpo en el tuyo tan sucio? CSancho
io8ä ob. El vuestro gran servicio no se /aria de tan bueti
corazón como el mio pequeño^ Amadis 162 a m. Su pena era la
mayor mia, Celest, 46 b u. Cual será el feroz pecho cuelerado
Que en ese hermoso vuestro dé herida? Cerv, Numancia IV, l.
Vgl. Amadis 1840 m., 195 a u.; Pairan, 134 a m.; ^^^r. 203 a ob.,
220a m. — Home que non sepa cuál es su mano diestra é cual
su siniestra. Calila 21b n. La Infanta, que la color perdida
tenia, siendo ya tornada mas encendida que la su natural (color)
tendió las manos hacia él, Amadis 494 ¿ ob.
Daher der bekannte Gebrauch des Possess, bei propio {mismo).
Dieses steht bald vor, bald hinter dem Pron.
Aquellas cosas que eran suyas propias, Fluzgo lob. La mujer
que non ama mas la vida de su marido que la suya mesma^ Calila
61 ¿ u. Vgl. Pairan. 161b, 49; Lazar L, w^b u. — Tanto la
vida dellos como la propria suya deseaba, Amadis 97 ¿ u. Cuanto
mejores f tur an mis lágrimas en pasión ajena que en la propia
mia! Celest, 02 a m. Vuestra pena, pasión y trabajo ó fatiga es
propria mia. Pairan, 135^ u.
Die kurze Form findet sich Amadis 399^1 ob: sus angustias é
dolores mas que los mis proprios los siento.
12. Das besitzanzeigende Pron. bekommt eine mehr substan-
tivische Geltung, wenn es zu seiner Ergänzung zwar ein Hauptwort
erfordert, wenn dieses aber im Vorhergehenden nicht genannt ist,
sondern dem Sinne nach suppliert werden muís. Häufig wird so
carta ausgelassen. Überhaupt gilt dieser Gebrauch des Possess,
besonders in feststehenden Phrasen.
Recebi una tuya (einen Brief von dir) en la cual me pides
socorro^ Guer. Civ, 625 ¿ u. — Certero era Dario que den al
otro dia Aurien en comedianedo sobre tuya e mia, Alex, 887 ab.
Haz de las tuyas, que yo callaré, Celest, 33« u. Cuando ven la
suya (wenn sie die Gelegenheit sehen), se vuelven á Berbería^
Quij, /, 40 S. 245 m. Saco la mia (ich ziehe meinen Elinsatz
aus dem Spiel) ib, I, 50 S. 311 m.
13. Zwei Possess, dürfen nicht vor das Hauptwort gestellt
werden. Der Sprachgebrauch weist dann das Subst dem ersten
Pron. zu und verlangt das zweite nachgestellt (wi casa y la tuya).
342 E. GESSNER,
Abweichungen von dieser Konstruktion sind selten und vereinzelt
(sus propíos y tus daños ^ Cerv. Numancia /, i. Quiera el cielo que
el vuestro y mi deseo se sumpla^ Quij, I, 46 S. 287). Die Sprache
hat zu allen Zeiten das heute giltige Gesetz beobachtet, und dieser
Punkt würde also hier keine Erörterung nötig machen, wenn nicht
zu bemerken bliebe, dafs früher die Auslassung des Artikels bei
dem Possess, im zweiten diede sehr gewöhnlich und der allge-
meinere Gebrauch war; noch in den Schriftstellern des 16. Jahrb.
ist sie üblich.
Su tio et mio y Juan Manuel^ BibL 51, 2620 m. Las gentes
de SU tierra et vtustra, ib. 300 ¿ u. A la honra mia è tuya^
Am'adis 2fì2h u. En cuanto á la prisión suya y vuestra^ ib,
344 a m. Temo tu pena y mia^ Celest» 19 ¿ u. A tu honra y
suya^ Lazar M , gob ob. Su voluntad y mia^ Pairan. 147^ m.
Las armas de tu persona y mia. Alfar. 212 b u. — Aber la mi
facienda et la tuya^ Calila 20 b \x. La vuestra hermosura é la
suya^ Amadis iÔ2a u. Vgl. Calila 46 ¿, 26; 6i¿, 27; Amadis
I33¿ ob., iSib ob., 184 ¿ ob. Spätere Beispiele nicht nötig.
Ebenso häufig und allgemein war früher die Auslassung des
Artikels bei dem Possess, im zweiten Gliede, wenn der Besitzer
im ersten durch einen von dem gemeinsamen Subst. abhängigen
Genitiv ausgedrückt wird.
Eue fisico de mio padre et mio^ fuan Manuel, BibL 51, 267 a u.
Aquella cabana de tu padre y tuya. Selva 494 ¿ u. A servicio
de Dios é del Rey é suyo^ Cr fuan II, 2ySa u. Con ayuda de
Dios é vuestra, Amadis 220a ob. Las cosas de Calisto y vuest"
ras, Celest. 55 ^ m. De parte del señor Marco César y mia,
Patran. 1300 u. — Aber la memoria de aquellos è la suya,
Cr fuan II, S. 277 a.
Das Verfahren bleibt dasselbe, wenn die Bezeichnung des Be-
sitzers durch einen Genitiv erst im zweiten Gliede stattfindet. In
diesem Falle wird der Genitiv heute von dem bestimmten Artikel
abhängig gemacht (mi casa y la de mi vecino)', die ältere Sprache
verzichtete auf diesen und brachte den Genitiv in unmittelbare
Beziehung zu dem gemeinschaftlichen Substantiv. Fehlender Ar-
tikel ist altspan. das Regelmäfsige und erhält sich wenigstens ver-
einzelt auch noch ziemlich spät.
Por SU phyto é de sus amigos, Fluzgo 37 ¿. Su nombre et
de SU muger, Part. III, 53. La tu costumbre é de los buenos
es Jacer bien á sus amigos, Calila 55 0 u. Ä^o creo yo que para
esto hayáis menester persuasion mia ni de otro, Pilg* Letr. 22, 20.
Parecerá á qué basta fni poder y de los míos, Amadis 185 a m.
Su duelo é de todos fué tan grande, ib. gb va. Es tanto lo que
siento vuestras lástimas y de la desdichada Clor ima. Alfar 261 a u.
La felicidad mia y de mis contemporáneos. Cart. Mar, 4, 151.
— Aber auch mit dem Artikel: su caballo y el de Esplandian^
Amadis 547 « m.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 343
Bemerkung. Nach dem beim Personalpron. n, 9 Gesagten befremdet
es nicht, wenn bisweilen statt des Possess, in einem der beiden Glieder oder
auch in beiden der Genitiv des Personale eintritt.
Comenzó à loar el paño et á afirmar la hondai et la nobleza
del et de los maestros qiu tal obra sabían facer {= su nobleza
et la de los m.) Patr, 403 a u. A honra de si et de sus amigos ^
Calila 20b ob. — Con ayuda de Dios y de vosotros^ Amadis
I75¿ u, — Sin daño della é de ti, Conq. öS a u. Todo el secreto
de vos y dé i y Amadis 1 29 ¿ m. El amor de vosotros y nosotras ^
ib, 486 ¿7 m.
14. In der Wiederholung des besitzanzeigenden Pron. bei
mehreren coordinierten Hauptwörtern zeigt sich eine ziemliche
Freiheit. Gelten sie als eng zusanmien gehörig, so genügt ein-
maliges Pron.; ihre Betrachtung als gesonderte Begriffe begünstigt
seine Wiederholung. Dabei spielt begreiflicherweise die augenblick-
liche Auffassung des Redenden eine wichtige Rolle. Allgemein
kann bemerkt werden, dafs das Span, früher der Wiederholung
mehr geneigt war, aber allmählich zu einer gröfseren Beschränkung
des Fürwortes gelangt ist
a. Das Possess, wird wiederholt, wenn die Begriffe in ihrer
Verschiedenheit gefühlt werden und in ihrer Unabhängigkeit von
einander erscheinen sollen.
Vieron que se non dolia del su cuerpo por defender su tierra
et su honra, Patr, 407 b m. Su padre e su madre et su hermano
mayor Afincáronle miuho, Roiz 180 a. Su persona è su Rey no
estaba en gran peligro, Guzman 713a u. Siento dejar tan pronto
tu tierra y tu trato. Cart, Mar. 90, 26. — Freilich auch wieder
keine Wiederholung, wo sie zu erwarten wäre: su pasión y
remedio salen de una misma fuente, sein Leiden und sein
IVIittel dagegen, Celest. 2^b ob. JVo queria la muerte del peca-
dor, sino su vida y arrepentimiento, Lazar M, 89 ¿ ob. Pocos
habrá que sacrifiquen de ese modo su juventud y patrimonio^ Cart.
^<ir, 45, 54.
b. Die Wiederholung unterbleibt, wenn an sich verschiedene
Begriffe zu einem GesamtbegriflF zusammengefafst (a)) oder für den
Gedanken als zusammengehörig hingestellt werden (^).
a. Asmó como cosaria á sus fijos et fijas (ihre Kinder), Patr.
377 a ob. Sus muebles e raices todo los desalinna (seine be-
wegliche und unbewegliche Habe), Roiz 473 ¿. Los vuestros
suegros e suegras, Los vuestros yernos e nueras, ib. Cant, de los
Escol. S. 282 ¿. Alzaron todo lo suyo é sus mugeres é hijos en
el castillo, Crfuan US. 2SSb ob. Doblaron mis fuerzas, des-
adormecieron mis pies y manos, Celest, ^2 a ob. Mataron sus
mayores y descendientes y hermanos, ib, '¡2 a ob. JSn su comer
y beber ^ Lazar M , 81 ¿ u. Propiedades peculiares á su alma y
cuerpo. Cart, Mar, 21, 36.
344 ^ GESSNER.
ß. Con grant lloro sus rostros e vestidos rompieron, RPaL 900 d.
Los dichos Grandes de mis Reynos ... los emhiaron desafiar por
sus letras y mensageros, Cr Juan US. 588 a ob. La incerti'
dumbre de tu vida y persona^ CelesL 13 ¿ m. Baja, Parmeno,
nuestras capas y espadas ^ io, 40 a u. Una argolla de hierro y
su candado y llave, Lazar M , 79 a m. Salió el patriarca . . .
con sus ministros y cruz delante, Alfar, 426 am. Doce franceses
bien armcdos con sus arcabuces y cuerdas encendidas, Quij, ij 41
S. 259. Heredará á todos sus abuelos y tios. Cart, Mar, 83, 13.
c Leicht unterbleibt die Wiederholung auch bei synonymen
Begriffen.
Todos sus usos é costumbres, Fluzgo i()tb u. Con su fuerza
e poder, Roiz 666 a. Tu pro é bien. Calila 24 ¿ u. Todos mis
dolores é angustias pasadas^ ib, 46 ¿ m. Mi licencia é consen»
amiento, Cr Juan II S, 587 ¿ u. Vuestra misericordia é manse-
dumbre^ Pulg, Letr, 16, 124. Tu llanto y congoja^ Celest, 73 0 ob.
Stís maldiciones y lamentos^ Q^V* L, 41 S. 258. Mt discreción
y recato^ ib, /, 42 S. 266. — Aber auch Wiederholung in diesem
Falle: con el dinero cumplen sus menguas e sus razas, Roiz 47 Sí,
Todos temen tus penas e tus laser ios, ib. 1528 í/. Su fuerza é
su valentia. Calila 26 a m. Mi melecina et mi salut^ ib, 56a u.
Su arteria é su falsedat, ib. 68 ¿ m. Sus llantos e sus duelos,
RPal, 173 ¿. Su fe e su creencia, ib. 32 J b.
d. Wenn derselbe Gegenstand (meist Person) durch mehrere
Subst. nach verschiedenen Seiten hin bezeichnet wird, so wird in
der älteren Sprache das Possess, entweder nur einmal gesetzt oder bei
jedem Subst. wiederholt; letzteres scheint besonders dann zu ge-
schehen, wenn konkrete und abstrakte Begriffe mit einander ver*
hunden sind.
Lo que vuestro pariente et amigo vos dice, Patr, 405 a ob.
Habiendo tú fecho á tu rey é señor tan grant traición^ Calila
33 ¿ m. Los dichos Reyna ¿ Infante, mis Tutores é Regidores,
Cr Juan II S. 284 ¿ u. El Doctor Fernando Diaz de Toledo^
mi Oidor t Referendario é Relator é Secretario, ib. SJlb u.
Açuel hermano, su rey é señor natural, Amadis 102 b xa, Mari"
tornes y la ventera le decian que socorriese á su señor y marido,
Quij, I, 44 S. 278. Besa la mano de Vm, su amigo y muy
servidor, Solis Cart, 5,65. Vgl. Calila yj a u. ; Cr Juan II
S. 291 ¿ m., 476^ m., 4770 ob.; Pulg, Letr, 3, 55/; 7, 127;
Pairan, 135 ¿ u.; Cart, Mar, 8,97/.
Dagegen : siempre lo höbe con reyes mis señores et mis vecinos^
Patr, yi2b u. Adayn que era su marido et su compañero^ Juan
Manuel 2ggb ob. Coytandome amor, mi señor et mi rey^ Roiz
902 b. Mi padre é mi señor el Rey Don Enrique, Cr Juan I
S. 73¿ ob. Era su mujer y esposa amada suya, Pairan, 144a m.
Su tio y su señor venia flaco y amarillo, Quij, I, 52 S. 319. Mi
señor y mi amigo, Solis Cart, 8, i. Vgl. Juan Manuel 288 a u.
350 ¿ u.; Cr Juan HS, 280 ¿ ob.; Celest. ij b m.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- ü. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 345
Wiederholung, wenn konkrete und abstrakte Begriffe zu-
sammen kommen: muerta es mi madre y mi bien todo^ CelesL
55¿, 41. Oh mi señora y mi gloria , iL 58a, 34. Oh mi vida
y mi señor, ib. 59 a 8. Acuérdate de tu señora y tu bien todo,
ib, toa, 27. — Aber auch: oh mi amor y señor Calisto, ib,
12 b, 39.
Bemerkung. Die gegebenen Beispiele beweisen zur genüge, dafs die
Auslassung des Pron. durch Verschiedenheit des Genus der Subst. nicht
gehindert wird. Ebenso wenig widersetzt sich ihr die Verschiedenheit
des Numerus {nuestra vida ¿ trabajos, Pulg, Letr, i, 60. Vuestras
cosas ¿ estado» ib. 7, 16 u. s. w.).
e. Werden bei einem Begriffe verschiedene Eigenschaften des-
selben durch Adjektiva bezeichnet, so ist Auslassung des Possess,
vor dem zweiten Adjektiv das Übliche, selbst wenn die Eigenschaften
sich gegenseitig ausschliefsen.
Su gruesa y fuerte loriga, Amadis 414 ¿ u. Comencé á servir
y adestrar á mi nuevo y viejo amo^ LazarM. 78 ¿ m. Su negro
y encendido licor, Quij. I, 50 S. 308. — Sus buenos ó malos
sucesos^ ib. 11^ 4 S. 347. Sus buenas y malas propiedades, Cart,
Mar. 21, 36.
15. Eigentümlich ist die in der älteren Sprache nicht ganz
seltene Stellung des Possess, zwischen dem Adjektiv und dem dazu
gehörigen Subst.; sie zeigt sich sowohl bei Begriffen, namentlich
abstrakten, die unbestimmt gedacht sein können (vgl. oben 3 e (a),
als auch bei solchen, die durch den bestimmten Artikel oder sonst
wie als bestimmte, genau umgrenzte bezeichnet werden (b). In allen
diesen Fällen scheint durch die Voranstellung des Adjektivs eine
Hervorhebung desselben beabsichtigt zu werden.
a. Muy gran maravilla de Dios é muy gran su milagro po^
dria ser, ein grofses Wunder von ihm, Conq. 44 ¿ u. Rendid
a él la alma a muy grant su sabor, BDom, ^2\d, Una cosa
la cual serie deservicio de Dios é grand tu daño, CSancho 93 ¿ ob.
Esto que es tan grand mi dapno. Pair, 377 ¿ ob. Si por gran
su culpa non fuere, ib, ^2^ a ob. Si con él topase, muy gran
su privado pienso que fuese, LazarM, 87 b m. El carcelero que
era grande su amigo^ Clareo 449 ¿ u. Vgl. BDV. iòta', CSancho
125a u., 22^ a ob.; Pair, 402 ¿ m., 406 ¿ m.
b. En todos omnes es asentado Malo nuestro pecado, MEgipc,
45. El iur amento que an prometudo al muy glorioso nuestro rey,
JFfuzgo Xa u. Miembrete de los bonos nuestros antecessores^
BDom, 193 í". El bendicho su fijo fesu Cristo, Part, I, S. 4.
Aqtul justo nuestro governador, RPal, 1349 a. Este Obispo y
el honorable su hijo Don Alonso, Guzman 'jçy^b ob. Aquel gran
su amigo, Quij, /; 12 S. 45. La dulce mi amiga^ ib. I, 13 S. 52.
Vgl. Appol, 602 a; RPal, 104g bc; Lazarinc. looa u.
Daher das häufige el dicho mit folgendem Possess.: el dicho
mi padre, Crfuan /, S. 73 ¿ m. La dicha su muger, ib, S. m 0 u.
Zeitschr. f. rom. Phil. XVII. 23
34^ E. GESSNEK,
Los dichos mis Reynos é Señoríos ^ Cr Juan II, S. 285 ö u. Los
dichos mis Tutores, ib. 285 ¿ u. La dicha mi villa, ib, ^^T b u.
Auch bei dem unbestimmten Artikel fmdet sich diese Stellung
des Possess.: un muy grande mi enemigo, Amadis 5090 ob.
16. Wie das Eigenschaftswort, so trifft man auch zuweilen
eine Kardinalzahl vor dem Possess, und zwar in dem Sinne, dafs
die durch das Numerale bezeichnete Anzahl den ganzen Besitz
darstellt, nicht etwa nur einen Teil desselben; tres sus hijos heifst
also nicht: drei Söhne von ihm (vgl. oben 3c), sondern: seine
drei Söhne, was sonst durch sus tres hijos ausgedruckt wird.
Noè con su moger é con tres sus fijos, Fluzgo 196 a m. A
este Noé sucedieron tres sus fijos que dijeron Sem é Cam é Jafet,
CSancho lO'j a ob. Vgl. dieselbe Bezeichnung der drei Söhne
Noahs in CSancho 138 ¿ m. und in /uan Manuel 293 b ob. Ferner
un rey que queria probar à tres sus fijos, Pair, 39 1 a m., wo
überhaupt nur von drei Söhnen die Rede ist. In gleicher
Art auch, wenn das Numerale ein Demonstr. oder den be-
stimmten Artikel bei sich hat: aquellos tres sus fijos, Conq. 94 ¿ m.
Aquellos dos sus primos, ib, 97 a m. Con los dos sus sobrinos,
Amadis 1490 m. Con los dos sus fijos, ib, 2g^a u.
Bemerkung. Bei dieser Gelegenheit mag noch angeführt werden,
dafs wie das Possess, so auch die Kardinalzahl ihren Platz zuweilen
hinter dem ein Subst. begleitenden Adjektiv wählt.
Grandes tres males, Pair, I S. 54. Tan buenos tres cabalUros,
Patr. 383 Ô u. Yo esto agora en grandes dos cuidados, ib, 389a u.
En esto /aremos muy buenas dos obras, jfuan Manuel yyob ob. Muy
buenos dos caballos, Conq, 593a ob. Vgl. BMil, ijib; BSO. 55«/
Aiex.2'^']ay 1233a, 1858a; jfuan Manuel 303 a ob.; AOnc, 1592^.
Demonstrativpronomen.
I. Dio Formen des Demonstrativpronomens.
I. Aufser este^ ese, aquel waren dem Span, früher noch die
heute als veraltet geltenden aqueste, aquese sehr geläufig.
Von der Schreibung esti u. s. w. gilt das beim l^ersonalpron.
I, 3 (Ztschr. XVII, 4) über elli Bemerkte; sie findet sich nur in
einzelnen alten Denkmalen, besonders in leonesischen, und in Beroeo,
Esti: F Juzgo nib m.; Appol, 207 ¿; BDom, 189^1. — Esi:
BDom, 15 ¿; BLaur. ta, — Aquesti: BLoor, ibb, — Aquelli
(auf aquelle beruhend): BLoor i^zc, BSOR. S^d.
In estotro, esotro gibt das Demonstr. seine Selbständigkeit auf
und wird mit otro zu einem Worte.
Estotra, Celes t. 39/7 ob. Esotros, Alfar, 4290 ob. Aber
auch esta otra ley. Part, I, S. 49. Estas otras, Celest. 7 ¿ u.
Este otro. Patron, 165^ m.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 347
2. Este und ese verschmelzen mit de der allgemeinen Regel
nach zu deste ^ de se. Es verhält sich damit wie mit dem beim Personal-
pron. 1,15 besprochenen del = de él. Dieser Gebrauch besteht bis
in das 17. Jahrh. hinein, dann vollzieht sich allmählich die heute
übliche Scheidung in de estey de ese.
Mit andern Wörtern als de gehen sie nur selten Verschmelzung
ein (questo y Àppo!. 347 í?/ Alex, c^ozd).
Die rait a beginnenden Demonstr. sind der Verschmelzung
weniger zugänglich, weisen sie jedoch mit de und selbst mit á nicht
gänzlich ab.
Dagues te j daquel: Cid i\^i; MEgipc, 302; Alex, 726^; Fluzgo
ly a; Atnadis 203 am, — Aquel = á aquel: aquel rrey de Sevilla
el mandado legava^ Cid 1222. Aquellos que son ensuciados nin^
guna cosa non es limpia y Fluzgo 179« m. Llegaron aquesta
guerra Altos omnes sin duhdança^ AOtu, 2240 ab. Vgl. BDom,
i-jb; AOnc, 2303 í/; RPal. 20g ò,
3. Abwerfung des Endvokals ^vor vokalisch oder konsonantisch
beginnenden Wörtern ist in der alten Sprache, namentlich in d(T
Poesie, nicht ungewöhnlich. Die feminine Endung a schwindet selten
vor folgendem a.
Est a fio, Cid 254. En aques dia, io. 290. Vgl. BSacr, 200 c;
BLaur. 74 f/ Alex. 8a, wod, — Aquel agua. Part. I S. 67
Var. 1 . Aquel alma. Pair. 409 a m. / Bdef, 900. Aquel acusación.^
Conq, 34 ¿ ob.
II. Syntaktisches.
1. Das Demonstr. hat seine Stellung vor dem Subst.; soll es
dahinter treten, so bedarf das Hauptwort des bestimmten Artikels.
Die Wendung ist altspan. selten anzutreffen; heute gehört sie be-
sonders dem vertraulichen Ausdruck an und gibt ihm leicht den
Anstrich des Verächtlichen.
Vedes agora la frota esta Commo sse perdió sin ssu danno,
AOnc. loSS cd. Caramba con la tia rapiña estai Clemencia 169 u.
La descocada esa, que pide mucho y no agradece nada, ib, 1 38 ob.
Vgl. Chr estoni. 512 m. FOro IOC u., 120 u., 361 m.
In Verbindung mit ambos erscheint das Demonst bald vor
bald hinter dem Numerale.
Estos ambos guerreros , BÄflg.tgia, Estos varones ambos,
BDV. 1540. — Ambos estos mir agios , BMil. 2¡ga. Ambos
estos defectos^ Guzman tgga u.
2. Für das Altspan. beansprucht auch das aus latein. Ule ent-
sprossene el einen Platz unter den hinweisenden Fürwörtern. Deut-
lich gibt es sich als solches da zu erkennen, wo es doppelt gesetzt
auf verschiedene oder entgegengesetzte Dinge hindeutet. Es wird
in diesem Sinne adjektivisch und substantivisch gebraucht.
23*
34^ B. GëSSNER,
Della part e della, auf dieser und auf jener Seite, Gif 1965.
Della e della part, ih. 2079. V^, Alex, I2^c, 585 ¿, 888^,
974 f, 1057a/ J^oi'z 109 If.
Ellos y ellos^ ellos — ellos (otros): diese und jene, die einen
— die andern : ellos e ellos prisìeron grandes dannos, Alex, 303 d,
Temiense los christianos de las otras mesnadas, Ca eran ellos
pocos e ellas muy granadas, BMil, 436 ¿f. Delias fagan açadas
para las vynnas lavrar, E de las otras fagan rrejas para panes
senbrar, FGon, f^lbc. Vgl. Alex, 53 1¿, 1022 a, 1406^, 191 2 a,
2026 ¿, 2408 </.
Ebenso wird dellos y dellos^ dellos-dellos gebraucht und zwar
erhält es sich in dieser Form bis ziemlich spät \ en la mi casa
se crian muchos mozos, dellos de grand guisa, e dellos que lo
non son tanto, Patr. 391a m. Dellos çahondan e están en grant
priesa, dellos caen e vanse les las bestias, Caza 7 u. Los de su
parte eran destrozados, dellos muertos é otros heridos, Amadis 220 b
ob. Delias pelan sus cejas con tenacicas . . deltas buscan las doradas
yerbas, Celest. 31 ¿u. Vgl. Alex. i2S'¡d; Roiz ii^ob; Pulg.
Letr. 2^, 150; Cong. ^2b ob.; Amadis 271a u., 318a ob.;
Celest. 45 a m. ; Guev. Ep. 51, 560; Selva 472 ¿ ob.
Das Neutrum dello — dello nimmt die Bedeutung „sei es —
sei es, teils — teils, entweder — oder** an: dexan crescer sus
pecados é maldades, dello por negligencia, dello por poca osadía^
dello por ganar ó no perder. Razonamientos bei Rios VII, 568.
Dello le pagò en dinero é dello le dio prisioneros en pago^
Cr Enrique II S. 24 b.
Auch aufserhalb dieser Doppelstellung kann man in vielen
Fällen geneigt sein, einem begegnenden eile, ellos demonstrative
Bedeutung beizulegen. Freilich ist hier meistens schwer zu ent-
scheiden, ob man es mit einem wirklichen Pron. oder mit dem
Artikel, der sich altspan. auch in dieser Form darstellt (vgl. Altleon.
S. 17) zu thun hat £in unzweideutiges Beispiel wenigstens ist
Alex, loyiab (et buen rey Fr can delia Tyro era. El que a Salomon
embiô la madera, von diesem Tyrus war Yrkan (Hiram) König, mit
Bezugnahme auf die vorhergehende Strophe, in der von Tyrus die
Rede ist) Demonstrative Kraft verrät sich auch in Stellen wie
Fluzgo 198 b ob. (yo non dix nenguna cosa deltas por arte del
mundo ■= ninguna de aquellas cosas) und Roiz i^2ga (dixo el un
ladrón dellos)»
3. Este, ese, aquel unterscheiden sich so, dafs este und ae das
dem Redenden und das dem Angeredeten Nahe, aquel das beiden
Fernstehende ausdrückt. Daher kommt es, dafs este und ese so
leicht für das persönliche oder das possessive Pron. der ersten
und zweiten Person verwendet werden.
Sennor ruega por esta mesquina peccadriz, für mich arme
Sünderin, BDom. öiga. Salva esta mezquina, esti cuerpo laZ'
drado, mich Elende, meinen gequälten Leib, BMil. 146 f. O
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 349
princesa Duidnea, señora deste cautivo corazón^ Q^j» I y 2 S. 5.
Vgl. RPal. 397 ¿, l^^f\ CelesL lOa u., 22b \x,\ Guer. Civ, 567a
m. ; Quij. /, 52 S. 320. — Sennora fija^ Para esa mano hen-
dicha ^ bei deiner gesegneten Hand, Roiz 698 a¿. Deseo llegar
á iiy codicioso de besar esas manos llenas de remedio ^ deine hilf-
reichen Hände, Celeri, 12 b, 11. Abre esos alegres ojos y mírame^
ib, 710 m. Vgl. Roiz 750c; Amadis 4940 u./ Celes/. 55 ¿ ob.,
61 a u.
4. Was Diez IIl^, 79 über den Gebrauch von eel statt des
blofsen Artikels in der altfranz. Poesie bemerkt, gilt auch von dem
span. Demonstr. Auch dieses büfst seine hinweisende Kraft leicht
so weit ein, dafs es sich von dem Artikel kaum noch unterscheidet
Namentlich die volkstümliche Sprache bedient sich seiner gern so
in gewissen Wendungen ('por esos mundos de Dios u. s. w.)
Grani alegreya va entre esos christ ianos^ Qd 797. Vayamos
los ferir en aquel dia de craSj ib. 676. De que in que vuestra
merced no venia ^ fiume por esa ciudad á encomendarme á las
buenas gentes^ Lazar M, 85^ u. Dejen rodar la bola del mundo
por esos aires de Dios, Cart. Mar. 6, 118. Vgl. BDom. io6¿/,
7 29 ¿7; Roiz 325 c/ AOnc. 2i9¿/, 530«/, 2408 í/; Celest. 17 ¿m.,
55 ¿ ob., 590 u. ; Lazar M. 89 a m. (por aquel suelo) ; FGerd. 11,
49 (por aquellos suelos).
5. Den Gebrauch des Demonstr. in der Bedeutung eines Subst.
mit einer näheren Bestimmung (ceux de la ville) bespricht Diez III^,
79. Das Span, bedient sich in diesem Falle sehr überwiegend
des Artikels, seltner des Pron.
Los de myo Cid, Cid 35. Los de Teca e los de Teruel, ib.
571. — Do vos dos mill cavcdleros De aquestos de Albotqyan,
AOnc. 162^ ab, Ochosienios son sin falla Estos de la delantera,
ib. lòòòab. Vgl. ib. 1623 ¿/, 1635^/.
6. Ebenfalls macht Diez a. a. O. auf den pleonastischen Ge-
brauch des Demonstr. vor einem attributiven Genitiv (Gautier eel
de Viane) aufmerksam. Das Pron. hat hier nicht den Zweck einen
Gegenstand von anderen derselben Gattung zu unterscheiden,
sondern hebt ihn nur kräftiger hervor und stellt ihn so der Ein-
bildungskraft lebendiger hin. Auch hier ist im Span, der Artikel
die allgemeine Regel.
Myo Cid el de Bvoar, Cid 550. El rrey don Alfonsso el de
Leon^ ib. 3536. Estrangilo el de Tarso, AppoL 435a. Todos
los sacrificios los de la ley primera, BSacr. 22a. Siguiendo el
messale el de Sánela Maria, BMlg, 313 tf.
An Stelle der einfachen Genitivbestimmung kann auch ein
relativer Satz treten. Statt das Relativ direkt mit seinem Subst in
Verbindung zu setzen unterbricht die lebendige Darstellung diesen
Zusammenhang und bezieht es auf ein logisch entbehrliches De-
350 E. GESSNER,
monstr. Wird in diesem Falle die relative Verbindung durch el
que bewirkt, so ist es sehr oft zweifelhaft» ob man in el den das
Relativ begleitenden Artikel oder das zu ihm gehörende Deter-
minativ zu sehen hat. Sicherer sind die Beispiele mit aqueL
Jo a Dios me acomiendo^ al que puede e val^ ich empfehle
mich Gott, ihm der helfen kann, BMlg, 551 <¿ Cambióse del
proposito del que ante tenie , ih 335 a. Myo Cid Rruy Diaz , el
que en buen ora çinxo espada^ Cid 58. Assi fue destroyda Tyro
la muy preciada. La que ovo Genor a grant mission potada^
Alex, loy o ab, — A Dios lo prometo, a aquel que esta en alto,
Cid 497. Pongo por abogada a tu madre Santa Maria, Aquella
que dei mundo fue acorro e lus del dia, RPaL 401 ab. Vosotros
los menores, aquellos á quien la fortuna tanto poder é lugar dia,
Amadis 102 a u. Vgl. Cid 929; AppoL 655 í// Ilde/. 992,
7. Sehr gewöhnlich tritt im Span, das Neutrum des Demonstr.
oder der neutrale Artikel /o mittels der Präposition de in Ver-
bindung mit einem Subst. (Infinitiv), um das einen Gegenstand
Betreifende in ganz allgemeiner, unbestimmter Weise zum Ausdruck
zu bringen.
Si quisiéredes saber cómo fué esto deste senescal, Patr, 435 3 u.
Esto de facer justicia, C Sancho \\\b u. Pensaba entre si qué
podria ser aquello de aquellos cisnes, Conq, 32 ¿ m. Preguntáronle
qué cosa era aquello de los reyes de las insolas, Amadis 203 b u.
En esto de gigantes hay diferentes opiniones, Quij, 11^ i S, 335.
En esto de casarse las hijas de familia. Cart, Mar, 75, 73. —
Lo de vuestras fijas. Cid 1768. Non te viene en miente en Va*
lençia lo del león? ib, 3330 u. s. w.
Selbst ein ganzer Satz kann in dieser Art umschrieben werden:
en lo de que hubo Cid no hay duda, in betreff der Frage ob es einen
Cid gegeben hat, herrscht kein Zweifel, Quij, I, 49 S. 307.
Verwandt hiermit ist der Gebrauch des neutralen Demonstr.
zu unbestimmter Zeitangabe.
A eso de las diez de la noche del mismo martes se tocó al arma,
Guer. Civ, 66 1 ¿z m. A eso de las cuatro de la tarde^ ib, 680 b m.
8. Zur Vertretung eines früheren Subst, dem eine attributive
Bestimmung beigegeben wird, dient alt- wie ncuspan. der Artikel
oder aquel (la cosa prieta no es tan apuesta como la de otro color^
Patr, 375 ¿ m.) ^^ verdient bemerkt zu werden, dafs der Artikel
und das Pron. vor der attributiven Bestimmung zuweilen unterdrückt
wird. Über einen ähnlichen Vorgang beim Possess, vgl. dort II, 13.
Si muere sin fabla^ áyanla (la cosa) los herederos deste muerto
é non daquel que se la diera (=- e non los daquel), Fluzgo 84 a
ob. En este libro se pone la manera del cacar con los f aleones e
su conoscefiçia ante que délos acores ^= que la de los aç,). Caza 8
u. Despues desto el conyugal (amor) y del prójimo^ Alfar, 1933 m.
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONS IK ATI VPRONOMEN. 35 1
Siendo el poder de los moros mayor, por haber ires veces mas
gente y que de los crisiianos, Guer, Civ, 552 îï u.
g. Dem, was Diez IIP, 78 über das Demonstr. in der Be-
deutung eines unbestimmten Pron. in Vergleichen sagt {como aquel
que wie einer der) , ist an dieser Stelle nichts hinzuzufügen. In-
sofern im Span, sehr gewöhnlich auch quien diese Funktion aus-
füllt, wird der Punkt beim Relativpron. noch einer Erwähnung
bedürfen.
10. An der den romanischen Sprachen geläufigen Zusammen-
stellung des Mase, und des Femin. pronominaler Wörter beteiligt
sich das Span, besonders mit aquel und dem Personale ¿l nebst
einer Anzahl andrer Pronominalien.
La causa dello no la sabia ninguno^ sino aquellos é aquellas
que se vos ha dicho , Amadis 123 ¿ ob. Esta arte y ejercicio
excede á todas aquellas y aquellos que los hombres inventaron,
Quij, /, 37 S. 231. Vgl. Roiz, Cant, de los EscoL S. 28i¿ u. ;
Amadis 74¿m., 84 a u., 5i6¿m.
A ellos e a ellas a todos das mal ramo^ Roiz 388 ¿. Ella
é ellos le respondieron muy tristemente, Conq. 85 0 u. Ellos y
ellas riquisimamenie vestidos. Alfar. ^2^b u. Vgl. AmcuUs 367 ¿
ra.; Lazar L, i2^b u.
Males e dannos Que /asen muchos e muchas a otros con sus
engannosy Roiz 1 608 be. Fué gran dolor á muchos é á muchas,
Amadis 63 ¿zu. Vgl. Amadis 273¿u.
Cabalgaron todos é todas, é fuéronse al castillo, Amadis 297 a
u. Este caballero sea amado de todos y todas cuantas le vieren,
ib. 425 ¿u. Vgl. Ríos F, 448; Amadis 139^ ob.
Oh quanto s y quanta s han perecido y de cada dia peresçen !
Hernando de Jalavera bei Rios VII, 551.
Llegaron al marco donde alti addante á ninguno ni á ninguna
era dada licencia de entrar, Amadis ^6 2 a ob.
Selten zeigt sich der Plural des Demonstr, auf zwei Subst im
Singular bezogen. Vgl. Possess. U, 7.
Sabed que estos Gandandel é Brocadan vos son desleales é
falsos, Amadis i8o¿ u. Aquellos malos Gandandel é Broccdan,
ib. 182 ¿ ob.
12. Mit dem Personale (vgl. Personalpron.il, 11) teilt das
Demonstr. die Fähigkeit auf einen vorhergehenden Begriff zurück-
zuweisen oder einen folgenden anzudeuten.
Recht gewöhnlich ist Wiederaufnahme eines früheren Subst
oder eines Relativs.
Sennor que a sus siervos da guatar don tal. Essi es verdadero,
BS J. ^Scd. Los logares a do suele cada dia usar. Aquellos debes
mucho a menudo andar, Roa ^gS cd. Vgl. BDom, Ò20Ò;
BMlg. \^'] ab ; Alex, w^bc; Roiz 15300^. — Lú que el rrey
352 E. GESSNER,
quisiere i esso queramos nosj Cid 1953. Quien es franc e ardido
a esse tienen por cortés y Alex. 66 ¿. Vgl. Appo!, Ò2SÒ; BLoor.
i^od; AOnc, log ed; Patr. 427 ò ob.; J^Pat. 10^6 ed.
Auch das Neutrum des Demonstr. bezieht sich auf einen vor-
angehenden Satz zurück.
Porque estas tierras andavan Tan malas entre christianos^ Por
aquesto sse alegravan E recreçian los paganos, AOnc, 625. Cómo
es e porqué t aquesto me paresçe Salvo que Dios lo fase, según/
que omne merece, RPal, loog cd. Vgl. AOnc, iSoaò,
Anticipierend findet sich das Demonst. namentlich als Neutrum
mit Bezugnahme auf einen folgenden Satz.
Desque esto vieron las aves que el lino era crescido, Patr,^'jbb
ob. Cuando Gandâles esto vio que ponian al Doncel del Mar en
mano del otro, Amadis 8¿ m. Vgl. MEgipc, 306// BMlg, iffoa^
S^^aò; BLaur, 72 ab,
13. Über die Verbindung des Demonstr. mit einem Possess,
ohne Subst (esta nuestra sc, casa) vgl. beim Possess. IL 10.
Das Demonstr. steht auch bei einem Adjektiv, zu dem ein
vorhergehendes Subst. zu ergänzen ist. Vgl. Possess. II» li.
La loriga é las hrafoneras eran aquellas muy preciadas que
trujiera el rey Tihalt de Arabia , Conq, 95 a u. Fo vos loaria
que metiéndovos en otra demanda esta tan peligrosa dejásedes,
Amdis 95 ¿ ob. Vgl. Lazar M, 86 ¿ m.; Pairan, 132« u.
Dem Adjektiv kann sich auch noch ein Possess, beigesellen.
Apacentando mis ojos en aquellos hermosos suyos. Clareo 439 ^
m. Este hermoso vuestro (pecho), este mio afligido (ánimo), Cerom
Numancia IV, i,
14. Wie das Possess, (vgl. Possess. II, 12), so gewinnt auch
das Demonstr. eine selbständigere Bedeutung, wenn nicht ein
früher genanntes, sondern ein dem Sinne nach durch den Zu-
sammenhang gegebnes Subst. dabei zu denken ist. Es handelt
sich hierbei in der Regel um mehr oder weniger durch den Ge-
brauch fixierte Wendungen, wie z. B. heute der kaufmännische Stil
durch esta und esa mit leichter Ergänzung von plaza, ciudad den Ort
des Schreibenden und den des Adressaten bezeichnet In älterer
Zeit beruht das alleinstehende Demonstr. nicht selten auf Ellipse
von batalla.
Nos vengaremos aquesta por la del león, Cid 17 19. Por essa
passò Peydro , en tal guisa fo quito, BDom, 12*] a. Mas negra
fue aquesta que non la de Lar cos, Roiz \o%\d, El buen rrey
esta venció Por Dios e por su bentura, AOnc. 2 ly y cd. Vgl. AOnc.
1772 íz, 2410^. Sempronio, de aquellas vivo y 0^ Celes t. 12 b oh.
Cuantas des tas deben de hacer estos burladores entre la inocente
gente I Lazar M, 89 ¿ m.
1 5. Wenn sich das Demonstr. auf mehrere Hauptwörter bezieht,
so erzeugt die Auflassung des Sprechenden eine ziemliche Willkür
DAS SPANISCHE POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRONOMEN. 353
in Bezug auf einmaliges oder wiederholtes Setzen des Pron. Die
Sprache befolgt hier das beim Possess. (II, 14) auseinandergesetzte
Prinzip.
Sind die Begriffe verschieden oder sollen sie als solche auf-
gefafst werden, so ergibt sich Wiederholung des Pron. (este bien
et este mal es tan grande, Patr. S73^ ob. Vuestro amo . . envíaos esta
espada y este anillo y esta cera, Amadis \\ a m.).
Dagegen unterbleibt die Wiederholung gern, wenn die Be-
griffe für den Gedanken zusammengehören (a) oder wenn sie syno-
nym sind (¿).
ö. Esta virtud é bien que de aqui viene á todo buen cristiano^
CSancho 94 ¿ m. Esta tristura é miedo é peligro en que agora
estô^ Calila 50 a ob. Contóle cómo fuera en la mar hallado con
aquella espada é anillo en el arca metido , Amadis 1 1 0 u. Qué
son esas estrañezas y esquividat , estas novedades y retraimientos ?
Celes L ^bb ob. Hasta ver en qué paraba aquel asalto y prisión
de su amo , Quij. /, 46 S. 289. Ando por esos montes y valles,
bosques, y peñas, Cart, Mar. 67, 80. — Aber auch: non recibe
del Papa aquel consejo et aqtulla ayuda que debia, Juan Manuel
305 a ob. Cómo podiera yo excusar este dolor é esta tristura^
Calila 5000b. Estas armas et esta espada, CSancho 263 ¿ u.
b. Estos miedos et espantos, Patr. 384 0 m. Hablando con
aquella reverencia é humildad, Cr Juan II S. 549 à u. Con estas
sospechas y temores , Guzman 7 1 6 ¿ u. Esta arte y ejercicio,
Quij. I ^ 37 S. 231. Esas especulaciones y proyectos, Cart,Mar.
74, 40. — Aber auch: estos miedos et estos espantos, Patr.
384 0 m. Aquesta fuer?/! grande e aquesta valentia, Rotz 184 a.
Este pecado é esta alevosía, Calila 57 ¿ m.
Bemerkung. Die angeführten Beispiele liefern zugleich den Beweis,
dais, wie beim Possess., die Unterdrückung des Demonstr. bei dem zweiten
Subst. durch die Verschiedenheit des Genus und des Numerus nicht ge-
hemmt wird.
1 6. Überflüssig stellt sich in der älteren Sprache das Demonstr.
ziemlich oft statt des blofsen Artikels zu einem Subst., wenn der
Hinweis in genügender Art durch ein demonstratives Fürwort in
dem sich an das Hauptwort schliefsenden Relativsatz (0) oder dem
davon abhängigen Genitiv (¿) bewerkstelligt wird.
a. Si home quiere mover el dedo, conviene que mueva aquellos
nervios (= los nervios) que mueven aquel dedo, Juan Manuel
2g6a ob. Esta alma que ha esta ventaja . . es criatura de Dios
espiritual, ib, 296 0 m. Entonces dijo el rey de los cuervos á este
cuervo que esta labor enderezó. Calila 53a ob. Envió luego su
mandado á los moros que se partiesen de aquel castillo do aquellos
pocos cristianos eran, Conq, 23 ¿ u.
b. Noi deve dar daquellas cosas mismas daquel culpado (^ las
cosas mismas), Fluzgo iza ob. Mandó traer aquellas cabezas de
354 ^ GESSNER, D. SPAN. POSSESSIV- U. DEMONSTRATIVPRON.
aquellos sus fijos , CSancho 1 1 8 b m. Estas leyes de todo este
libro, Part. /S. 1 1 . Fasta que se fizo conocer con aquella mujer
de aquel mancebo, Patr, 411a ob. Lo que me prometiste en este
pleito deste falso traidor, Calila 37 ¿ u. Diale luego la voluntad
que ficiese la copa de aquel oro de aquel collar, Conq» ^2 a ob.
Estos caballeros é pueblo desta vuestra cibdad vienen aquí ante
vuestra real Majestad , Ptilg. Letr. 16, i. Estos señores deste
tiempo mas aman á si que á los suyos, Celest, 14 a m. Pedían
socorro y favor para hacer aquella prisión de aquel robador y
salteador de sendas y de carreras, Quij. I, 45 S. 284.
£. Gessner.
Die französischen Wörter
bei Gottfried von Strafsburg.
Die Arbeiten über die französischen Wörter im Mittelhoch-
deutschen und über das romanische Element im Deutschen über-
haupt leiden an dem Umstände, dafs genügende Verzeichnisse des
romanischen Wortschatzes der einzelnen Dichter noch nicht an-
gelegt sind. Diesem Übelstande ist es zuzuschreiben, dafs z. B.
auch die schöne Arbeit von Kassewitz* einzelne Lücken aufweist
Was nun die Verzeichnisse für Gottfried speziell betrifft, so genügen
etwa die in den Ausgaben von Hagen und Bechstein nicht; einzelne
Wörter sind in denselben gar nicht angeführt, andere unrichtig
citi er t , und von einem vollständigen Stellen Verzeichnis ist schon
gar nicht die Rede.'^ Diesem Bedürfhisse sollen die folgenden
Blätter abhelfen. Bei der Anfertigung des Wort- und Stellen-
Verzeichnisses ¡st mit gröfster Genauigkeit vorgegangen worden.
Nur bei allgemein und sehr häufig gebrauchten Fremdwörtern, wie
z. B. äventiure oder huhurt sind nicht alle Stellen citiert worden;
bei den anderen ¡st dagegen möglichste Vollstand¡gkeit angestrebt.
Dabei ¡st der Grundsatz befolgt worden, dafs neben die Vers-
zahl die ganze Stelle in der Regel nur dann gesetzt wurde,
wenn sie für die Bedeutung und den Gebrauch des Wortes be-
zeichnend ¡st. Wer z. B. unter harke die Worte uz der harken in
daz schiff din liest, wird sofort wissen, was Gottfried unter harke
versteht, und wer die unter créature angeführten Stellen durchsieht,
erkennt leicht, dafs der D¡chter die Form creature nur in dem
französischen Satze, die andere (creatiure) dagegen in den deutschen
gebraucht. Zu bemerken wäre noch, dafs der Arbeit die Ausgabe
von Bechstein in der zweiten Auflage vom J. 1873 zu Grunde
liegt. Ma 9170'^ zeigt an, dafs das Wort Ma in der citierten Zeile
zwe¡mal vorkommt.
A.
a a/r. Präp,\ 2396 a de comant, 3200 a boneure, 3856 a de, a
de, 16704 la fossiur' a la gent amant, 17228 dasselbe^ ^^713
als = a les, 19048 dasselbe,
* Die französischen Wörter im Mittelhochdeutschen, Straisburg 1890.
^^ Auch in der Dissertation von Lobedanz, Das franz. Element in Gott-
fried V. Str. Tristan, Rostock 1878, ist keine Vollständigkeit angestrebt.
356 R. F. KAINDL,
adjût Conj, vom a/r, adjouster beistehen'^ 3135 deus adjût
allez Imp, vom afr, aller gehen; 3204 allez avant
als = a/r. a les; 187 13 îsôt als blansche mains, 19048 dasselbe,
amant ParL vom a fr. amer, ameier, s. das folgende \ 16704 gent
amant, 17228 dasselbe.
ameier = ajr. lieben; 11990, 11991, 11992, 11993, 12998 l'ameier
daz waere minnen, 12014, 120 19.
ameier = afr. buter; 11 999 Tameier (— ■) bitter,
am e ir en deutsche Bildung vom a/r. ameier; 12069 anieiren unde
amûren, 149 14 ameirende unde amûrende.
amie = a/r. Freundin; 192 17 isôt m'amie, 194 13 dasselbe.
amie = dem vor ?ur gehenden; 1 1492, 12977 amie unde amis, 171449
18288 duze amie, 19480 â sûeze amîe.
amis a/r. ami, amie; 2679, 8955 der jungen kûneginne amis»
12163 ir trabte phlac nach ir trûtamîse, 12 166, 12689, 12965
si diende ir ... an Tristand' ir amîse, 12977 amîe unde
amis, 13131, 13329-
amûr ^ a/r. amour, amur; 1360 lêal amûr.
amûren deutsche Bildung vom vorhergehenden; 12069 ameiren und
amûren, 149 14 ameirende und amûrende.
avant = a/r. 3204 allez avant.
âventiuraere; 9238 ein âventiuraere, der ouch nach âventiure reit
âventiure afr. aventure; 151, 166, 246, 319, 342, 735, 919,
und sonst sehr o/t.
B.
Baltenaere a/r. pal tonier, pau tonier, mlat. paltonarius, Wall/ahrer\
15636.
b anekle vergi, banken; 410 durch banekîe, 8061 das was ir banekte,
11663 durch banekîe, 17 156, 17273.
banier a/r. baniere; 4578, 4776, 4797, 5577 mit fliegenden
banieren, 5582 da jagete banier unde banier, I5589 lant-
baniere.
bank en vom rom. banicare, sich er lustigen; 21 10 hie bankete er
sich ofte mite, 8026 hie bankete sì ir sinne.
bark e afr, barge; 51 15, 7345 ein barken unde ein schiffeltn,
7429 ûz der barken in das schiffelîn.
bar un a/r. baron, barun; 4050 von rittern und barûnen, 5959»
8595 lantbarûne, 8637, ^688 lantbarûne, 9680, 9702, 9765,
11079 ritter und'barûne, 11 191 'dasselbe, 11374 rittern und
barûnen, 12549 lantbarûnen, 13111, 13292, 13466, 15478
lantbarûne, 15536 dasselbe, 15638 dâ was vil barûne, pfaffen
unde ritterschaft, 192 13 frouwen und barûne.
bataljen vom a/r. bataillier, bataille; 385 bataljen unde strîten.
batêle afr. batel Boot; 12532 in zwein batêlen.
DIE FRANZÖSISCHEN WÖRT^Ä BEI GOTTFR. V. STRASSB. 357
bêâ, bêâs a/r, beaus, beax; 2395 béas Tristant, 2679 bêâs amis,
3352 bêâs vassal, 3362 Tristan, Tristan li Parmenois, cum
est bêâs et cum cûrtois, 107 21 â, bêâ dûz sir, 13301 bêâs
harpiers.
becroieren a/r. crier ru/en, beschraen, ausrufen \ 5060.
bêle afr, bel; 741 la bêle, 3138 juvente bêle, 8075 la dûze îsôt,
la bêle, 9170, 10206, 10233, I3I39» 18288. 19036, 19291.
be nie vom afr, bénir segnen\ 2683 de benîe, iç^to dasselbcy 18998
dasselbe,
bienvenjanz afr. bien vaingnant willkommen ; 16191a, bien venjanz,
gentil Tristan.
birsen a/r. berser, mlat. bersare; 21 16 birsen unde jagen, 18688
turnieren, birsen unde jagen.
bl anse he afr. blanc; 187 13 îsôt als blansche mains, 19048 das-
selbe.
blîât afr. blïalt, bliaut golddurchwirkter Seidenstoff \ 15203 purper
unde blîât, 181 53 dasselbe.
blunde afr. blont, blonde; 9170 ma blunde îsôt, ma bêle, 12563
îsôt la blunde, 18472 diu blunde îsôt, 19030 ich hân îsôte
funden und ie doch nicht die blunden.
bon eu re vom afr. biëneure; 3200 a boneure (= ,4nit guote" 3201).
[briev in der Bedeutung von Liebeslied (pro v. braus) direkt entlehnt}
8143 briev' und schanzûne tihten.]
brünieren yri?«^. Bildung vom deutschen brun, glänzend machen \
6615 er (der heim) was ab gebrunieret
buhurdieren afr. bohorder; 617, 5052 gebuhurdieret unde ge-
riten wart da, 5059.
buhurt afr. bohourt; 650, 684, 731.
buzele afr. pucele; 742 dit la buzêle.
C. K.
Calzedôn 10975 saphîre und calzedône.
kastei afr. chastel; 1642, 1646, 2154, 3155, 3157, 5191. 5206,
5275, 6021, 16099, lözgz, 18726, 1877 1 18886.
kastei an P/erd aus Castilien, vergi, spanjôl ; 5364 ûf kastelânen
vil ritter.
ciel at afr. ciglaton, mlat. cyclus, çyclatum golddurchwirkter Seiden-
stoff; II 106, 11122.
comant vom afr. comander anvertraun\ 2396 tun cors, ta vie a
de cornant
condewieren afr. cunduire geleiten\ 3327, m 60 si conde-
wierten sounder in.
contenanze afr. contenance Haltung; 6493 mit fierer contenanze.
conterfeit vom afr. contrefaire nachmachen^ Gegensatz, Nachahmung,
das falsche', 5079 diu zwei conterfeit, 10263 ^® widerwarten
conterfeit, 12309 ein bœse conterfeit
350 R. F. KAINDL,
cordieren a/r. coxáex òesaùen; 131 26 eine rotten ... ze wünsche
gecordieret.
cors = (2/r. ; 2396 tun cors, ta vie a de cornant,
covortiure a/r. couverture Decke, Pferdedecke \ 4578 baniere und
covertiure, 7027 durch die covertiure er sluoc Tristandes
orse abe den buoc, 18794 die brâhten ime an einer schar
fünfhundert covertiure dar ( Teil statt des Ganzen = Ritter).
creatiure, créature, afr, creature; 3268 si duze creature, 3270
so süezer creatiure, 10859 dirre man der ist ein manlich
creatiure, 17447 dehein creatiure als uz erkoru.
krisolit II 140 krisoliten und rubine,
crôieren afr. crier ru fen \ 5578 da wart michel crôieren, 9168
punierende crôieren.
cuire afr, cuir Haut\ 3021, 3025, 3026 von cuire so ist curie
komen {s, curie), 3 181.
cum afr, com, cum; 3362 cum est béas et cum cûrtois.
cumpanie, companie afr. compaignie; 2684 si sainte com-
panîe,! 2994, 4814, 5128, 5308, 5601, 8807, 9418, 10477,
10865, 1 1 168, 16619, 16624» 16632.
cumpanjûn afr, cumpaignun; 5463, 8596, 8638, 9766, 11 192,
1 1373» 13465, 15769.
kuppeln /¿7/. copulari ; 3441 kuppelten ir hunde.
curie afr, cuiriee, im Sir Tristran I. 46 quirré, vergi, cuir; 2959,
2960, 2963, 2993, 3017, 2020 ez heizet curie umbe daz,
durch daz ez ûf der cuire lit, 3024, 3026 von cuire so ist
curie komen, 3314, 3472.
cûrtois a/r. courtois höfisch; 2395 courtois Tristant, 3237, 3276,
3362, 3614 de la cûrtoise Tispé.
cûrtôsîe afr. courtoisie; 2294 alsolher cûrtôsîe der treip er vil.
D.
Damo i sé le afr, damoisele; 9169 schevelier damoisêlc (jjergl, bet
schevelier).
dan afr, dant, dam, iat, dominus, Don\ 3751 der marschalc dan
Rûal, 3755 Dan Rûal li foitenant, 3793 der werde dan Rûalt,
4498 der getriuwe marschalc dan Rûal.
de afr, Präp,\ 3614 huob . . . . an einen.... leich de la cûrtoise
Tispé, 12564 marveil de tu le munde.
dé, déû, deus afr, deus, deu, dex, des; 741 de vus sal, 2396
a dé comant, 2679 déû sal, 2683 dé berne, 2960 dasselbe^
3135 deus adjût, 3158 dé te sal, 3257 deus sal, 3267 dé
duin duze aventure, 3351 déû sal, 3352 dasselbe, 3856 â dé,
â dé, 4025 deû sal, 13 137 dé us sal, 13301 dé te saut,
18998 dé benie.
* Nur in dieser franz. Stelle ist die Wortform mito; in allen anderen
Stellen, die aufser cumpanU kein Fremdwort aufweisen, steht das Wort
stets mit u.
DIE FRANZÖSISCHEN WÖR'^^H BRI GOTTFR. V. STRASSE. 359
discantoit yir. Prä/, von discanter (chanter) secundieren, die zweite
Stimme singen; 17375 diu da schantoit und discantoit.
dît Prät. vom o/r. dire = dixit ; 742 „merzî!" dît la buzêle.
driakel gr,, lai. theriacum, Theriaky im Sir Tristran II. 37 treacle;
9440 driakel nam diu wîse dô . . . und flôzte im der also vil
în, biz daz er schwitzen began.
drue a/r. Wort (drue) deutschen Stammes^ Traute; 192 17 isôt ma
drue, 1 94 1 3 dasselbe,
duc = a/r.\ 332 liduc Morgan,
duin = Conj. donne von a/r, doner, geben \ 3267 dé duin dûze
aventure.
dûze, dûz a/r. dous, süss\ 3267 dûze aventure, 3268 dûze créature,
8075 la dûze isôt, 1072 1 béâ dûz sir, 18288 dûze amie.
E.
En Präp.\ 192 18 en vus ma mort, en vus ma vie; 194 14 dasselbe.
enbrazieren a/r. embrasser umarmen \ 4327 mit armen enbrazieren.
entschumpfieret vom a/r. desconfire, beendigen^ besiegen {^gebildet
mit Anklang an schumpfen , schimpfen) ; 1 89 1 7 der strît ....
entschumpfieret wart.
est; 3362, 5488.
et Conj.', 3138, 3257, 3362, 3752.
F. V.
Vassal = a/r.\ 3352 bêâs vassal.
faitiure oder fei ti u re a/r. faiture = factura, Einrichtung^ Schmuck;
4577 kleit und ander ir feitiure, 6652 diu ûzere faitiure.
(ge)feitieren vom a/r. faire machen, schmücken (vergi, das vorher-
gehende Wort); 670 decke... sus unde so gefeitieret, 2222
ein schâchzabel . . . . ze wünsche gefeitieret, 10847 wie er
sich gefeitierte alse wol.
vie = a/r.; 2396 tun cors, ta vie, 192 18 en vus ma mort en vus
ma vie, 194 14 dasselbe.
fier = a/r. stolz; 6493 mit fierer contenanze.
fi gieren a/r. figurer, bilden, vorstellen, treffen (figere); 4624 wie er
(Hartman der Ouwcere) mit rede figieret der âventiure meine,
figiure ¿t/V. figure; 6651 ze ritters figiure, 10860 sîn wat und sin
figiure die schephcnt wol an ime den man.
vil lis vom la t. villosus = der Rauhe ^ Behaarte {nach Bechstein) oder
vom /r. filou = der Spitzbub {riach Hagen); 15926 ein rìse
Urgân li vil us, 160 14 heize ich Urgân li vilûs, 16241
ich schluog Urgânen li viliu.
violate veilchen/arbner Stoff ; m 2 5 .
gcfloitieret /r. Etymologie nicht sicher^ wellen/ormig ausgezackt
{vergi. Bechstein, Tristan II , S. 29, Anmerk.) 10924 bî zîlen
geíloitieret.
360 R. F. KAINDL,
flôrîe afr. flor; 17389 der bourne flôrîc.
foi tenant von a/r, foi = Treue und tenir = halten , also der Ge»
treuem 467 Rûâl li foitenant, 1.592 dasselbe ^ 1640 dem ge-
triuwen Foitenande, 2022 Foitenant, 3752 der marschalc dan
Rûal li foitenant et li leal, 3755 Dan Rûal li foitenant, 4319
Rûal li foitenant.
folate etymologisch unklar, eine Gesangsweise \ 8078 schanzune,
refloit und folate,
voluntiers = ö/r. gern\ 361 1 mû voluntiers.
fossiure a fr. fossure; 16704 la fossiur' a la gent amant, 16708,
16930, 17062, 17073, 17076, 171 14, 17140, 17228 la
fossiur* a la gent amant, 17229, 17311, 17431, 17438,17468
minnenfossiure, 17647.
frai n s wol vom a/r, franc = edel {vgl, 18742 der h o ve s eh e Kaedîn)
<?í/ifr = Francus;! 187 14 Kacdin li frains.
gefranzet gefranstl mit Franze = Frankreich zusammenzustellend
vergi, Bechstein, Tristan 11, S. 28 Anmerk,; 10909 gefranzet
und geenget,
f untan je a/r, funteine; 16742 da flôz ein funtânje, ein frischer
kûeler brunne, 17349 zer funtânje ûf Tristandes plânje.
furke a/r, fourque, lat. furca; 2935, 2938 fiirk' unde zwisele deist
al ein, 2946, 2953, 2956.
furkîe vergi, das vorhergehende \ 2924, 2925, 2936 eine zwisele
hiu er an die hant, daz die da furke nennent, die die furkîe
erkennent, 2951, 2955, 3181, 3301, 3471, 3482.
VÛ, vus a/r, vus; 741 de vus sal, 13137 de us sal, 19218 en vus
ma mort, en vus ma vie, 194 14 dasselbe,
G.
Ga land er fr, calandre Haubenlerche \ 16895 diu zîse und der
galander, 17358 galander unde nahtegal,
galopieren a/r, galoper; 8951 fliehende galopieren.
gar zun a/r, garçon; 5057 daz sulen die garzane sagen,
gent = <{/>.; 16704 la fossiur' a la gent amant, 17228 dasselbe.
gentil = a/r,\ 3353 gentil rois, 13302 gentil scheveliers, 16191
gentil Tristan,
gimme Az/. gemma; 1906 und rehter gùete ein gimme was, 167 16
mit gimmen wol gewieret.
gioie a/r, glai, glaie Aglei\ 11 126 ebenbrûn der gloien blate.
glose a/r, glose = lat. glossa; 4687 daz wir die glose suochen.
gorge /r, gorge Gurgel \ 2gS2 rik unde gorgen schneit er sa,
9213 ze dem gorgen in.
gran a/r, graine Scharlach/arbe ; 15831 röter danne gran.
H.
Harpiers a/r, harpeur; 13301 bêâs harpiers.
' Nach Bechstein Tristan II. S. 276 Anmerk. kann auch an fraxinus
gedacht werden.
DIE FRANZÖSISCHEN WÖRTER. 36 1
I.
lâchant; 10974 Smaragde unde jachande.
il afr. Personale \ 5488 il est mort.
istôrje afr, istoire; 448 ouch saget di istôrje von im daz, 5884
als ich an der istôrje las, 15919 als uns diu wäre istôrje
seit, 18696 als di istôrje saget.
justieren = tjostieren, vergi, tjoste, afr, joster; 618 dise sähen
buhurdieren, jene ander justieren.
juvente afr, jovent; 3138 juvente bêle et la riant
L.
La afr, Artikel\ 741, 742, 3138, 3614, 80752, 11990 lameier,
II 991 dasselbe^ ^9992 dasselbe^ ^9993 dasselbe ^ 19998 Ta-
meier, 19999 l'ameier, la meiri, 120 14 lameier, 120 19 das-
selbe^ 12563, 16704^ 17228^ 19036, 19291.
laisieren, leisieren afr, laissier, das Ross mil verhängten Zügeln
laufen lassen \ 2 107 turnieren und leisieren, 6752 hin unde
her laisieren.
lâzûr Blau\ 15833 gelich lâzûre.
le afr, Artikel \ 12564 marveil de tu le munde,
leal afr, leal, loial, lai, legalis, loyal; 1360 leal amûr, 3752 Rûal
li foitenant et li leal.
li afr, Artikel-, 332 liduc, 467, 1592, 3361, 3752*» 3755» 43^9»
15926, 16014, 16241, 18714.
lois afr, loi Sitte \ 5999 lois unde lantreht.
lumbele lai, lumbus Nieren \ 2941 netz unde lumbele schiet
er dan.
M.
ÌAdi afr, Possesiv-, 9170^, (13137 messire), 192 172 ma drue, m'amie,
192 182, 194 132 ma drue, m'amie, 194142.
mains Plur. vom afr, main Hand\ 187 13 îsôt als blansche mains,
19048 dasselbe,
mangerìe afr, mangier Essen; 16826 diu geliebe massenie diu
was ir mangerìe, 17274 durch mangerìe.
maniere = ö/r.; 4572 in ir maniere, 12672 von guoter maniere,
marnsere »;i¿/ märnaere miai, marinarius; 7396, 8699 knekte und
mamaere.
mars chalk, marschalkìn a/s Titel Ruais und saner Gemahlin
sicher direkt entlehnt = fr, xmxechaì; 464, 1587, 1799, 1821^,
1873, 1892, 1902, 1929, 1952, 1953, 1977, 3751 u. öfters.
* Das Wortspiel fameür (Liebe), Vameier (bitter) und la meir (Meer)
konnte nur bei völliger Verschmelzung der Artikel mit den Substantiven
zustande kommen. Vergi, liduc 332 und srtmunt 12220.
Zeitsohr. f. rom. PUI.XYIL 24
362 R. F. KAINDL,
marschandîse afr, marchëandise Kaufmannschaft^ 4353.
marschant afr, marchëant Kaufmann; 3128.
mar ve il afr, merveille Wunder ; 12564 marveil de tu le munde.
m?iS^QnÌQ afr, msAsnie Ingesinde^ Gefolge; 2923,3258, 3481,4164,
5012, 5173, 5579, 10581, 11217, 11491, 16631, 16825,
16905, 17143, 18416, 18786, 18903, 18935 lantmassenîe
(per gl, 495 lantgesinde).
me h nie afr, maignye, andere Form des vorhergehenden Wortes;
3257 deus sal roi et sa mehnîe.
me ir <7/r. meir, mer Meer; 11999 la meier (=:) mer.
melodìe afr, melodie; 4813 der minnen melodìe,
mergrieze lat, margarita Perle; 4670 stoubine mergriezen.
merlin lat, menila Amsel; 16893 diu troschel unde daz merlin,
mêrzî afr, merci; 742, 3353, 10206, 10208, 10209, 10233*,
13 139» 13302.
merzien afr, mercier; 3358 dò wart gemerzîet.
me s sire s, sire.
mixture lat, mixtura; 15834 oben was ein mixture gemischet
morali tei t ajr, moralité Belehrung^ Sittenlehre; 8008, 8023 ez
enlére sì morâliteit.
mort Adj, = afr,; 5488 il est mort, 9245 ros unde man ist allez
mort
mort Suòst. = afr.; 192 18 en vus ma mort, en vus ma vie, 19414
dasselùe,
mû ¿^yV. moût, mut, muli = lat, multum; 361 1 mû voluntiers.
munde, munt a/r, munt, monde Welt; 12220 setmunt = </i>^^
Welt;^ 12564 marveil de tû le munde.
N.
Nâtiure afr, nature; 3243 diu natiure zôh in dar; 11638 wider
der nâtiure, 17972 und ez diu nâtiur' an in frumet
Nos ter afr, nostre; 5488 noster sires.
O.
Occene von occidens oder von oceanus, vergi, die Anmerkung bet
Bechstein Tristan IL S, 277; 18736 in al den inseien ...
die wider Occene sint gewant.
Organieren «/r.orgener vom mlat, orgam. Orgel, orgeln, musiaeren;
4803 wie spaìhe s'organieret ; 17359 galander und nahtegal
die begunden organieren.
P.
Palas afr, palais = /¿z/. palatium; 3229 nu was diu rote iezuo
komen vür den palas an die tur, 7257 si fuorten in...zeiii
palas, 1 1 151 da er zem palas in gie, 11363 alsolhes spottes
^ Vergi, meinen Aufsatz zu Gottfried in der Germ. 1892, Abschnitt IIL
DIE FRANZÖSISCHEN WÖRTER. 363
wart da vil getríben über den palas, 11372 der kûnic sehe
in den palas, 13531 sus liez er allez hiñe gân .... durch
den palas, 14302 kemenâten unde palas da enkom er niemer
in, 16541 vûr den hof in den palas.
palmâtside Seide von palmât?; 15888.
panza a fr. pance Bauch ^ Magen \ 2907 dar nach (schriet er) den
panzen ûf den pas {s. dieses), 3007 dar nach (sneit er) den
panzen unde den pas.
pap e gân a/r. papegay; 10999 gestreichet {glatt) aise ein papegân.
parât afr, barat Betrugt Wechsel = \^^i] zwîvel; 874 in hsete
wol beworrenheit in wunderlich parât geleit, 1 1588 mit parât
und mit kûndekeit.
parrieren afr, parer abstechen machen, mit abstechenden Farben unter-
scheiden^ schmücken ■= untersniden; 669 gevôhet und ge-
parrieret.
par ti erse re a/r. barateur {vergi, oben parât) Betrüger; 8350 der
partieraere, wie kan er gesehendiu ougen blenden.
pas = a/r,f lai. passus = mazganc? vergi, panze; 2907, 3007.
pastúrele eine Dichtungsart) 8076 si sane ir pastúrele.
pavelûne a/r. pavellon; 5350 ûf einer waltriviere .... wären pa-
velûne unde hüten ûf daz gras geslagen, 5586, 1327 1 an
daz stat was ime gesät ein pavelûne, 13291 und kom zer
pavelûne, 133 16 disiu pavelûne {Nom, Sing).
pensieren a/r. penser; 12071 trabten und pensieren.
petit = a/r.\ 14244 Melôt petit von Aquitân, [15801 sin hundelîn
Petitcriu, 15906 dasselbe f 16230 dasselbe , 16242 dasselbe^ 16261
dasselbe^ 16322 petit Melôt, [16662 Hiudanen niht Petitcriu].
piel le miai, pallidum : 662 von pfelle und von zendâle, 2546,
II 127, II 130, 16347 ein richer pfelle.
plan je afr. plaine; 16741, 16750 liebte bluomen, grüene gras, mit
den diu plânje erliuhtet was, 17 165 da er hin ûf die plânje
fi^ß» 17350 ûf Tristandes plânje.
plectrûn lat. plectrum Stimmschlüssel: 3556 sus nam er sînen
plectrûn, nagel unde Seiten zôher.
ponder a/r. poindre Anrennen, Stoss; 15 191 den ponder und die
rîterschaft
prâerîe a/r, praërie; 17 155 diu kûele prâerîe, 17390 diu liebte
prâ^e.
prisant a/r. presant; 3050 und bringet iuwem prisant, 6003 daz
zinsreht unde disen prisant, 7124 die senden ime den prisant,
7149 den jaemerlîcben prisant.
prisanten vom vorhergehenden oder vom a/r. presanter; 3054 wie
man den hirz prisanten sol, 3055 prîsantet in ze rehte,
3299 geprisantet.
geprûevieren vom deutschen Fr(7r/gepräeven[4582], zu recht machen;
4975 sus kunnen geprûevieren.
24*
364 R. F. KAINDL,
puneîz a fr, poìngnis = pugna ; 6753 und wären sin puneize in
dem emestkreize so ringe.
punieren afr, pugner = pungere, vergi, das vorher gehefide\ 6751
rîlîche gân punieren, 9167 und lie hin gân punieren, 9168
punierende crôieren.
pur per afr, pourpre; 15203 purper unde blîât, 18 153 dasselbe,
Q.
Quartier = afr,\ 2802 sô daz der vier quartiere deheinez iht vil
grœzer si, 3001 nû wären der quartiere von dem herzen
viere, 3308 daz ich niemer hirz noch tier gebouwen wil in
vier quartier.
R.
R ef loi t ö/r. reflet, Lieder gattung mit Re fr ain^ Refrain \ 22g^ refloit
und starapeme, 8078 schanzûne, refloit und folate, 17376 ir
schanzûn' unde ir refloit, 192 16 und sang ie diz refloit
dar in.
liant Par/, vom a/r, rire lachen \ 3138 juvente bêle et la riant, diu
schœne jugent, diu lachende.
rib alt a/r, ribault Landstreicher] 3794 alsam ein art ribalt
rivage = ö/r. Ufer; 15925 und haete ûf der rivâgen hûs, 16013
diu rivâg' ist min hûs.
riviere = a/r, \^Bach\ Au, Wiese \^ 534^ ûf einer waltriviere, 16888
diu rivier* unde der brunne, 17 108 ich hân .... dem vögele
unde dem wilde .... über manege waltriviere gevolget.
rois, xo\ = a/r,] 3257 deus sal roi, 3353 gentil rois.
rotruwange a/r, rotruenge; 8077 rotruwange und ir rúndate.
rotte a/r, rote, vergi, rot(t)ieren; 3207 und als diu rote gar în
kam, 3228 nû was diu rote iezuo komen, 5573 an ir rotte,
6877 daz ez ein oflener strit von zwein ganzen rotten was,
6895, 6989 ir rotte und ir geselleschaft, 7002, 7238.
rotte a/r, rote Musikinstrument \ 11365 ir ^%q unde ir rotte, 13 123
über sinen rucke fuorte er eine rotten, 13 146, 13 166 rotten-
spil, 13176, 13213, 13280, 134 18 rottenspiel, \ ^¿^^2 dasselbe^
16284.
rotten vom vorhergehenden oder vom a/r, roter, au/ der Rotte spielen ;
3675 harphen unde rotten, 7569 dasselbe^ 13191» 13209 ich
rotte, 13449 durch harphen oder durch rotten.
rot (t)i eren vergi, das i. rotte, in Rotten einteilen \ 3205 sus rîten
sì gerotieret in zwên' unde zwcne, 7005 hie begunden sì sich
alle geliche rottieren, viere wider vieren.
^ Bei Gottfried kommt das Wort nur in den Bedeutungen Aue, Wiese
vor, niemals steht es für Bach, wie Bechstein zu 16888 fälschlich bemerkt
An dieser Stelle ist es offenbar «=//a«/>, wie der Vergleich mit 16741 f. lehrt.
DIE FRANZÖSISCHEN WÖRTER. 365
rubín; m 40 krísoltten und rubine.
rúndate ajr. rondel, fr, rondeau, eine Gesangsweise \ 8077 ir rotru-
wange und ir rúndate, 192 15 rúndate und höveschiu liedclîn.
S.
Sa, afr, PossesvD\ 3257 deus sal roi et sa mehnîe.
safran = afr,\ 15832 gelwer dan safran.
sainte j/r. saint; 2684 si sainte companîe.
sal vom a/r, saluer grOssen; 741 de vus sal, 2679 dêû sal 3158
de te sal, 3257, 3351, 3352, 4025, i^iòT {^^rgl, de),
salme »= afr, von psalmus; 2648 ir gebet unde ir salmen.
salûieren a/r. saluer, vergi, ^?\\ 4328 hofschlîche salûieren, 5204
mit sînen worten sûezen salûieren unde grûezen.
salutieren 17360 die begunden . . . . ir gesinde salutieren,
sambelieren a/r. gambelier von gambe, jambe = ^«/i, also mit
den Beinen oder Knien (dasPferd) drücken-^ 2108 mit schenkelen
sambelieren.
sambi ut a/r, sambuque, lat. sambuca ein Saiteninstrument \ 3680,
3681 sambiût . . . daz beste seitspiel.
samblanze afr, semblance Anschein^ äusserer Schein \ 16327 da
die samblanze geschiht.
samit a/r. samit, lat, samitum; 10904 von brunem samit ... roc
unde mantel.
saphir a/r, safir; 10975 saphire und calzedône.
sard in a/r, sardenie; 11 139 topâzen und sardine,
särjant afr, serjant Dienstmann^ Kämp/er zu Fuss\ 5902 ritter und
särjande.
saut vom a/r. sauver =: lat, salvet; 13301 de te saut
schantoit fr, Prät, von chanter; 17375 ^^^ ^^ schantoit und
discantoit
schanzeyy. chance Glückspiel, Wagnis \ 6494 in dûhte disiu schanze
vil wol nach sînem willen wescn.
schanzûn a/r, chançon; 2292 schanzûne und spaehe wise, 3623
sine schanzûne fliegen, 8078 schanzûne, refloit und folate,
8143 briev' und schanzûne tihten, 17376 ir schanzûn unde
ir refloit, 192 14 so tihte er schanzûne.
schapel a/r, chapel Kranz; 3149 zwei schapel wol geloubet, 4635
sin schapel unde sin lôrzwî, 10837 ^i^ schapel unde ein
spengelin, 17609 sì haìte âne gebende ein schapel ûf von klo.
schsLpe\ek\n Deminutiv des vorhergehenden; 676 manee wünneclich
schapelekin von bluomen, 4640 lôrschapelekin, 11 136 ein
wünneclich schapelekin.
scheveliera/r. chevelier; 5580 schevelierParmenie,^ 5581 Parmenîe
* Zur Erklärung dieser Kampfrufe s. Paul in Germ. 1872, S. 16: Ritter
von Pannenie, Ritter der Dame etc.
306 R. F. KAINDL,
schevelier, 5602 schevelier Parmenîe, 9169 schevelier demoi-
sele, 13302 gentil scheveliers, 18883 schevelier Hanta, Doleise
unde Nante.
schumpfentiure afr, desconfiture Besiegung ^ vergi, entschumpfìeret ;
5613 nû disiu schumpfentiure ergie.
senkel a/r, cengle Nestel \ 10827 senkel unde vingerlîn.
ser pant a/r. serpent Schlange, Drache; 8907 diz maere saget unde
giht von einem serpande, 8984, 9346, 9520, 9807, 10574
durch das sluoc ich den serpant, 11231, 11277, 11957.
set Demonstraiiv\ 12220 setmunt = set munt.^
si = afr, 2684 si sainte companîe, 3268 si duze créature,
sillabe afr, sillebe, hier wol direct entlehnt;'^ io 120 nû begunde
s'an in beiden (den ñamen) die sillaben scheiden.
sires, sire, six = a/r, \ 4025 sire, sire, déu sai, 5488 â noster
sires, 1072 1 â, bôâ dûz sir, 13 137 messire Gandin.
Smaragd; 10974 Smaragde und jachande.
smiri in afr, esmerillon, lat, falco smirillus Lerchenfalke\ 2203
smirlin und spärwaere, 2209 valken unde smirlin, 2593 spär-
\v£ere, valken, smirlin, 6859 balder dañe ein smirlin.
sote afr, sot Thor\ 8631 gouche unde soten.
spanjôl Pferd aus Spanien? vergi, kastelân; 9215 ûf sinen spanjôl
saz er dò.
stampenîe afr, estampîe eine Liedergattung; 2293 refloit und
stampenie, 8062 si videi te ir stampenîe.
symphonie vom afr, smíome {ein Saiteninstrument) abgeleitet; 3674
mich lerten .... videln unde Symphonien.
T.
Ta afr, Possesiv; 2396 ta vie.
tassel afr. tassiel Spange; 10939 ^^" tassel, da diu solte sin, dà
was ein kleinez snuorlin.
e afr. Personale; 3158 de te sal, 13 301 dé te saut,
teil i er en vom afr. taillier oder vom deutschen Stamm teil; 2975
und begunde ez (daz herze) teilieren.
timit gr, ôlfiiroçt engl, dimity Seidenstoff aus doppeltem Faden ge^
ivebt; II 124 von tirait innen vol.
tjoste /r. joste, vergi, justieren; 9214 als ez ein tjoste solte sin.
topaz; II 139 topâzen und sardine,
torperîe vom deutschen Stamme torperheit [15485] Roheit y Nieder^
trächtigkeit; 1Ó620 deist michel torperîe.
triskamere Schatzkammer vom afr, trésor; 4481 dîn triskamere
und dîn trisor.
* Vergi, die Anmerk. zu munde.
2 An einer ganz ähnlichen Stelle findet man das Wort im Eneas des
Beneoit (Bartsch, Chrestomathie 1875, S« 124 f.).
3 Vergi. 6663fr.: sin ors daz habte ein knappe da, in Spanjenlant
noch anderswâ wart nie kein schœnerez erzogen.
DIB FRANZÖSISCHEN WÖRTER. 367
ris or s. das vorherg€hend€\ 4481.
ris te = afr.'y 1997 nû heizet triste triure, 2001 von triste Tristan
was sîn nam.
û afr. tout, tut; 12564 marveil de tu le munde,
un afr. Possesio\ 2396 tun cors.
urnei afr. tournoi; 389 turneie unde riche ritterschafl.
•^rnieren afr. tourner; 2107 tumieren und leisieren, 18688 tur-
nieren, birsen unde jagen.
U.
Us = vus. Siehe dieses.
W.
i^a n délier e n yr. Bildung deutschen Stammes \ 4804 wi si ir sane
wandelieret; 12072 ir varwe wandelieren.
Z.
a dal afr. cendal; 662 von pfelle und von zendâle.
tere afr. cimier Zeugungsgüedi \ 2942 die zimeren er abe gewan.
R, F. Kaindl.
i
Neue Belege zu türkischen Lehnwörtern im Bumänisohen«
Der Einflufs der morgenländischen Sprachen ist in das wesent-
lich indogermanische Europa hauptsächlich auf zwei Wegen ein-
gedrungen : einmal über Spanien, wogegen Sizilien kaum inbetracht
kommt, zweitens im Osten, sei es über Kleinasien, sei es durch
die Länder nördlich vom Schwarzen Meere. Ersteres ist von
En gel mann -Dozy behandelt, mit tüchtiger Kenntnis des Ara-
bischen zwar, doch läfst es die Kenntnis des Spanisch - Portu-
giesischen sehr vermissen, selbst der Aussprache, wenn z. B. alhada
aus dem Arabischen geholt wird, als ob Ih wie im Deutschen
gesprochen würde, während das Wort doch dem lat ailiata (Knob-
lauchsgericht) entspricht.
Von dem türkischen Einflüsse gilt das Umgekehrte: den Be-
arbeitern scheint teils jede Bekanntschaft, teils wenigstens jede
w-issenschaftliche mit dem Türkischen zu fehlen, selbst das Osma-
nische ist mindestens der Hälfte von ihnen fremd; ja nach Bei-
spielen wie tecnefes (s. u.) mufs man zweifeln , ob überhaupt einer
von ihnen hat osmanisch lesen können.
Um jedoch zunächst diesen für gewöhnlich vernachlässigten
Unterschied festzustellen, sei bemerkt, dafs wir die moslimischen
Unterthanen der Hohen Pforte, wie sie sich selbst, Osmanen
nennen ; das Wort Türke gilt ihnen als ein Schimpfwort , Bauer-
lümmel, weshalb wir hierunter den mittleren Ast des ural-altaischen
Sprachstammes verstehen, dem nebst dem Nord- und Osttürkischen
das Osmanische als westlicher Ausläufer zugehört.
Wir geben also zunächst einen Überblick über die früheren
Leistungen, sodann Nachträge und Berichtigungen, wobei wir uns
jedoch, dem Namen dieser Zeitschrift entsprechend, im wesentlichen
auf das Rumänische beschränken.
Der erste Bearbeiter war Rosier, Sitzungsberichte der Wiener
Akademie phil. h. Klasse, aber nicht Bd. 58, wie ^aincan^ noch Bd. 5,
wie Miklosich hat, sondern Bd. 50 (Z). R. hat etwa 330 Wörter
richtig gefunden ; falsch sind : bujnitii (besser slaw.), ül (s. u.), candälä^
fiirtxmh (gricch.), rnaio/esc (von maiuf\ iaUsman^ iapah odalisca bucla
(westcurop.) bolbol ^ buza t;¡lic , jumet cri^(an) cur ama ^ curcubeû (s.
Blau in den Beiträgen zur Kunde des Morgenlandes, Bd. 5) lele
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 369
(s. u.), m<ukalagiUj mucava; lubä und mazêrlS (slaw.?), odagaciu, rafia
raca^ iecne/es (s. u.). Auch unterscheidet er die beiden chise nicht;
rahailicum endlich ist nur verdruckt.
Trotz dieser und anderer minder erheblichen Versehen ist die
Arbeit verdienstvoll. Dasselbe gilt von Ci h a es Wörterbuche (Frank-
furt a. M. 1870, Bd. 2, 1879.), in dem allerdings das Türkische
(Osmanische) am wenigsten befriedigt Zwar hat er über 800 Wörter
nebst vielen Ableitungen, auch etwa 50 rumänische Belege, aber
einmal hat er manches Richtige, was Rosier hat, ausgelassen, so
hair am ^ bezestan^ cabul ^ gephaneo, geamte^ geampara, haps, havadis^
iicser, nis/ea, sevda, talhis, nicht zu reden von den m. rom. Wörtern.
Dies sind, abgesehen von den unten weiter nachgewiesenen : ihtiza^
kolat iazeûf zenaie^ zarar (s. zarar toc unten) laiou, doch s. Cihac.
Dafs er selbst falsche Ableitungen bringt wie miamhal^ tighel
0. a., wird ihm angesichts der Schwierigkeiten dieser Aufgabe kein
Verständiger zum Vorwurf anrechnen. Dafs er aber ganz Un-
gehöriges beibringt, wo Rosier schon das Richtige hat, s. hagiuj
halca^ u. a., erklärt sich nur aus Unkenntnis des Osmanischen, die
ihre Aussprache am wenigsten als „unzweifelhaft** geben sollte,
s. hagtu. Solche Unmöglichkeiten können natürlich einen so aus-
gezeichneten Kenner des Türkischen, wie Herr Prof. Vambéry in
Pest, nicht zur Last fallen. Dafs Cihac sich auf die von diesem
erhaltene Auskunft stützt, wird hier m. Wissens zum erstenmale
erwähnt; nebenbei sei bemerkt, dafs Herr V. mir auf keine der
gestellten Fragen Auskunft geben konnte.
Von Miklosichs „Türkische Bestandteile u. s. w." stehen in
den Denkschriften der Wiener Akademie, phil. h. Klasse, Bd. 34
und 37. Um zunächst von Bd. 34 zu reden, scheint der erste gebende ^
Slawist unserer Zeit darin im wesentlichen die Ergebnisse anderer
Vorarbeiten insbesondere seines Sprachgebietes zusammengestellt
zu haben; denn ich habe — um vom Rumänischen und Neu-
griechischen, besonders der neugr. Volksdichtung zu schweigen
— nicht nur in slawischen Schriftstellern, sondern sogar in Law-
rowskis (schon 1870 erschienenem, keineswegs vollständigem)
serbisch (kroatisch)-russischem Wörterbuche , worin die türkischen
Wörter als solche bezeichnet sind, noch manches gefunden, so
ailuk (oder a^luii) ; doch ist hier nicht der Ort mehr anzuführen ;
weiteres unten bei Gelegenheit Bei zalovanie oder dem davon
abgeleiteten ist er dagegen allzuvollständig; das Wort ist so offen-
bar slawisch, dafs es selbst Cron, 3, 44 mit müä erklärt wird. Also
nicht tûrk. Erbetenes, sondern einfach Gnade, Gnadengeschenk.
Ebenso amar wehe, weder arab. noch pers. , sondern latein., wie
schon Cihac
* Die Arbeit hat Herr Prof. Gröber schon lange Jahre in Händen;
Belege íñr nur einmal oder sehr selten vorkommende Wörter, die sich auch
bei Hasdeu finden, sind also nicht aus diesem entnommen, wie badie, ba-
hamet a. a.
370 W. RUDOW,
Auf der einen Seite hat er femer zwar manches verbessert,
so Cihacs hagiu und halca (s. o.) , und Wörter , die bisher nur im
Norden der«Balkaohalbinsel oder doch in den slawischen Sprachen
nachgewiesen waren, auch anderswo gefunden, auf der andern
Seite hat auch er zu iehuiu (s. Cihac) das minder gut passende
tegajjur gestellt, von den übrigen Irrtümern zu schweigen, die aller-
dings auch zum Teil andern zu Last fallen, so bezeichnet Zenker
das offenbar pers. miitâh als ar. (S. 890, i). Dieselben Irrtümer
sind in der einzigen Besprechung, die mir in einem deutschen Blatt
vor Augen gekommen, von dem Petersburger Kor seh, einem
ebenso gründlichen Kenner des Slawischen wie des Türkischen
(Archiv für slawische Philologie, Bd. 8 u. 9) so vollständig nach-
gewiesen, dafs ich nur noch vereinzeltes und bis auf seine Her-
leitung von hoiar^ das schwerlich türkisch ist. Geringfügiges zu
berichtigen habe.
Um von Druckfehlern zu schweigen wie bei rahai^ulhulqum^
Vergnügen der Kehle(«), dafs reich arabisch ganijj^ nicht gannì
heifst und vaki ar. wdqi , nicht waqi^ ein ganz anderes Wort, hdrûn
statt harum^ arsal Boten wohl arsul heifsen soll, (bei Miklosich),
wäre nur zu bemerken, dafs bei iavla arab. tawilah nicht nur nicht
zu übersehen, sondern sogar das einzig richtige ist, dafs tnerâqq
und sühhe nicht türk., sondern arab. sind. Die Wurzel raqq schon
im hebräischen und chald.; statt arab. serrâg mufs es heifsen
sdrigeh ; türk. Oèiîq zerbrochen ist etwas anderes als arab. ^usdq Ver-
liebt(e), arab. hasfajb nicht htsaby feria Erziehung etwa ^xab.fitrah?
Serb, muhaderi Unglück scheint arab. mühaddizdt Ereignisse, an
dert angebildet, wie rum. casabcrL Lawrowski hat übrigens nur
muhaberi^ das eine ähnliche Form von Tiabar scheint, bawâsîr ar. ist
erst aus mdjeh-stl (eig. Stoffflufs) entstellt, Blutzeuge heifst èahîd^
nicht sdhid^ ^ulemd ist nicht die Mehrzahl von ^dlim^ sondern von
W/W, ebenso nicht gdrib, sondern garîb. Auch scheint Küp
oder Küb im Arab, nicht zu wurzeln, sondern türk. zu sein (doch
vgl. cupa)\ und köleh Sklave pafst zwar der Form nach besser zu
ghiukr'j die Bedeutung aber scheint zu allgemein. Endlich ist
zümriid^ zümürd die arab. türk. Form des pers. zemered (Smaragd)
und isfidag ist arab. Form des pers. isfid db weifses Wasser, Glanz,
Bleiweifs, kerkin doch wohl pers. unreifes Korn. Wie man sieht,
nichts rein türkisches, sondern nur Ar. -persisches. Weiteres unten,
wie hici, geaba.
Hieran schliefst sich am besten gleich die Fortsetzung Mik-
losichs im 37. Bande, worin er die Nachträge und Berichtigungen
Korschs, Schaineanus u. a. verwertet und dabei den letzteren ver-
bessert (bei geamalä und geänabei). Das Gegenteil ist der Fall
bei alim t arz, mirimiraiiy martalogi (nicht Sünder), die Seh. schon
richtig hatte. Dem gegenüber kommen Kleinigkeiten wie derhend
statt -;//, hochim (s. u.). Jwdrei statt hadreili, das westeurop. Amulet,
dessen Grundwort etwas anderes ist als hamdi^ oder qdhirmdn, pers^
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 37 I
nicht arab. , mesreb nicht = mesreba^ nicht inbetracht. Verdruckt
sind mahsûsâ und müteferreqa, Dafs span, hacienda zu ar.-türk.
haztneh gehören soll , ist hoffentlich wohl auch nur ein Druckfehler ;
eziet ist übersehen, auch ciutac.
Das folgende, unter den abgeschlossenen für uns wichtigste
Werk ist Elemente turce^ti in limha romàna de L. Çaineanu^ BucU'
re^ti 1885. Der Verfasser gibt in der Einleitung ebenfalls einen
Überblick über die Vorgänger, doch ohne Näheres; nur bei Mik-
losich bemerkt er, dafs dieser nur Rosier und Cihac ausgeschrieben
hätte, und verbessert 2 Irrtümer (S. 3). Die Behauptung, dafs das
Nordrumänische die meisten türk. Lehnwörter besitze (S. 2) erscheint
etwas gewagt, doch läfst sich hier kaum ein Vergletch ziehen.
Die nicht mehr gebräuchlichen eingerechnet, mag das Dak ©roma-
nische mehr haben. Das Makedonische, das allerdings nicht so
viele alte Schriftwerke besitzt, hat dem gegenüber aber eine ganze
Reihe Wörter noch heute, die jenes nicht mehr kennt oder über-
haupt nie gekannt hat; s. u.
Als seinen Zweck bezeichnet Seh. möglichste Vollständigkeit,
Berichtigung von Irrtümern oder doch Hinweis auf dieselben und
Ausmerzung aller zweifelhaften Vermutungen, sowie lediglich kunst-
mäfsiger und westeuropäischer Ausdrücke.
An Vollständigkeit übertrifft er auch Cihac um fast das Doppelte,
ebenso hat er noch manches: ghidu^^ lefegiu^ saltea, terfelesc (Mikl.
humba^ir und saragele) verbessert, freilich hier wie dort noch
manches übersehen, s. u. In der Ausmerzung des Zweifelhaften
ist er zuweit gegangen , vielleicht bei einigen dunkeln Wörtern,
wahrscheinlich bei caua, nune, teapä, sicher meines Erachtens bei
lererem, die Cihac alle mehr oder minder wahrscheinlich als türkisch
erklärt, und in taraba, daraba, das er als türkisch vermutet Um-
gekehrt vermutet Seh. bei zumarica türk. Herkunft, obgleich Cihac
das Wort schon richtig als slawisch - deutsch hat ; anghinarä ent-
schieden unmittelbar von ayxLvaça , da r und x in der Volks-
sprache (nach V und y) oft weich lauten; S. übrigens bame.
Sein Hauptverdienst ist jedoch, dafs er zu der Mehrzahl der
Wörter Belege beibringt — wie er sagt, zu den wenig bekannten
und besonders den bisher noch nicht verzeichneten. Letzteres trifft
zu, ersteres weniger, wie gleich die beiden ersten Wörter zeigen:
zu dem häufigen aba bringt er einen Beleg (für die übertragene
Bedeutung, weshalb hier wie sonst auch die übrigen nicht immer
ganz richtig oder vollständig angegebenen Bedeutungen und Formen
tunlichst belegt sind); zu dem ungleich selteneren abanos keinen.
Nebenbei gesagt, hätte er besser genau angeführt oder doch etwaige
Änderungen durch Klammem oder sonstwie gekennzeichnet So
balera, fehlt uile^ balgi-ba^lk, s. u. cumbara Mag, ist, 2, 325. huzur s. u,
giudilele statt giudelele , wohl nur verdruckt, ebenso muhavizea statt
muhaf. Bei mumba^ir Cren, 3, 139 au statt am\ inicercäi der Sinn
ist derselbe , die Worte nicht. Abalgiba^a und seleam - agasi s. u.
372 W. RUDOW,
Druckfehler unter a ¡atu: alâj statt âiâjy bäcälü^ AL p. p. il 6. òofhjaz.
Mag. ist. 5, ii6; dutum Cr, 3, 44; ecpaea lies tâhi^ statt tahf. el-agä
Cr. 3, 139. halca Cr, i, 22^. tenzuf Cr. 2, 130. roca pers. rokh^ nicht
rok. salava i Mag, ist, 5, 26 (nicht 119); sunufind . . . salavatuL sarà"
ciba^: serra¿ statt ser rag. selamlechim soll heifsen selammalichim Mag.
ist 5, 140. taltm A. T. 1332. Bac^i^ pers. nicht bag-^ sondern
hakhschisch.
„Wenig bekannt^' ist überhaupt eine sehr anbestimmte Bezeich-
nung ; jeder Stand, jedes Alter und selbst Geschlecht hat Ausdrucke,
die ihm gelaufìg sind, andern nicht; dazu kommt noch der Unter-
schied zwischen Umgangs- und Bûchersprache , und was fär uns
besonders ins Gewicht fallt, der zwischen Stadt und Land; denn
die städtische Volkssprache hat von den osmanischen Beamten und
Besatzungen ungleich mehr aufgenommen als die Landleute. Be-
sonders in den Lustspielen und wo sonst die Volkssprache treu
wiedergegeben wird, macht sich dieser Unterschied bemerklich. —
Ob nun ein türkisches Wort auf dem Lande oder in der
Stadt, allgemein oder nur als Kunstausdruck üblich ist, womöglich
auch, wann und wo es eingedrungen, und welche Färbung, vor-
nehm oder gemein , u. s. w. , es gewonnen : auf alles dies so gut
wie keine Rücksicht genommen zu haben, bezeichnet Hä^deu in
seinem Vortrage „Z^j éléments turcs dans la langue Roumaine^ Bue.
1886, S. 10 als den Hauptmangel der früheren Arbeiten. Auch
ich war dieser Ansicht und hätte diesem Fehler gleich hier gern
abgeholfen ; doch kann ich das nur ganz nebenbei thun (natürlich
nur soweit Seh. dies nicht oder nicht richtig gethan), da der be-
schränkte Raum verbot für dasselbe Wort mehr als einen Beleg
anzuführen. Höchstens sind neuere Stellen ausgezogen oder doch
genannt, wo Seh. ältere hat, vereinzelt umgekehrt, von einer Rück-
verfolgung in das Osmanische und seine Quellen kann hier vollends
nicht die Rede sein.
Indessen habe ich noch mehr Ausstellungen zu machen. Erstens
nämlich : wo ist die Grenze zwischen den Lehnwörtern „ausgesprochen
kunstmäfsiger Art", die Seh. S. 3 ausschliefst, und den übrigen?
Wenn ein Osmane, sei es ein wirklicher, sei es als Maske, zu
Rumänen osmanisch spricht und von diesen verstanden wird, mögen
diese Wörter auch sonst nicht vorkommen, gehören sie hierher
oder dorthin? S. ghiuzel^ ghiri, hanabak^ zarar toc.
Letzteres ist als Ausruf ein ganzer Satz und besteht sogar
aus 2 Wörtern , die jedoch nur einen Begriff" bilden wie pechäL
Diese nebst hacalum u. a. stehen auf einer Stufe mit alah mid seinen
Zusammensetzungen sowie mit iava^, die Seh. hat; ja er führt sogar
cvet an, obgleich es von Osmanen gesprochen wird. Wenn aber
„ja" verständlich ist oder doch aufgenommen wird, warum nicht
„nicht" und ähnliche ebenso häufige Wörter? Wenn dies nein
(s. ioe) in all den Büchern, die ich gelesen, nur an einer Stelle
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 373
(aufser mit zarar) gebraucht wird,* und zwar von Alecsandri, der
vom Osmanischen nicht mehr verstand als die meisten seiner Lands-
leute, so zeigt diese Stelle zur Genüge, dafs das Wort Rumänen
verständlich, also Lehnwort ist.
Ähnlich verhält es sich mit den osmanischen Wörtern in Bo-
lintineans Gedichten. At\ deniz u. a. mögen unvolkstümlich sein ; sie
sind es aber nicht mehr als pervanea, als baccevan und andere bei
Kogälnicean, der wie Bolintinean lange in Stambul gewohnt und
womöglich seine „Satira" gar dort geschrieben hat. Warum bringt
Seh. diese bei, obgleich er Kunstmäfsiges nicht aufnehmen will?
Etwa weil dieses Werk in der Chronik steht? Das ist doch mehr
Zufall als sonst etwas; ich sehe also nicht ein, warum ich nicht
ähnliche Wörter weiter aufnehmen soll, soweit sie eben dem
betr. Schriftsteller von Mund zu Mund, nicht aus Büchern, zu-
gekommen sind.
Besonders unsicher sind die Grenzen der Hofsprache, da ja
der türk. Einflufs sich hier notwendigerweise am meisten geltend
machen mufste. S. ebedt, cahpolu und die Monatsnamen, die in
den geschichtlichen Werken fafst sämmtlich vorkommen. Im Ver-
kehre mit Stambul muíste man selbstverständlich die mohammed.
Zeitrechnung anwenden; wenn sie nun auch in geschichtlichen
Werken angewandt wird, wer will sagen, dafs sie nicht gebräuchlich
gewesen? Ähnlich verhält es sich mit nalcäran.
Das eben erwähnte cahpolu steht in einem Satze, der ebenso-
gut osmanisch wie rumänisch ist. Im Übrigen aber sind rein os-
manische Sätze nicht aufgeführt; nur Cron. 2, 278 sei hier erwähnt:
ne sizindir^ (er ist nicht euer, weil hier ñ am Ende des Wortes
durch n wiedergegeben ist, wie im selben Bande weiter hinten in
ghiozun (dein Auge).
Dies führt auf einen weiteren Mangel, den einer Darstellung
des Lautwandels, wenigstens seiner wichtigsten Erscheinungen, die
am Ende zusammengestellt sind ; alle Ausartungen hätten zuviel
Raum beansprucht und beruhen zum Teil vielleicht nur auf Schreib-
oder Druckfehlern. Wegen dieses Mangels nimmt Seh. an fol^
¿ol unbegründeten Anstofs.
Drittens endlich, warum führt Seh. zwar rein osman. Namen
an, wie Edirne und Edecule^ nicht aber rumänische aufser etwa
Acherman? Ich hielt letztere für wichtiger, habe daher angemerkt,
was^ wenn nicht sicher, so doch wahrscheinlich türkisch ist, neben-
bei einige spanisch - arabische , um das Vorhandensein spanisch-
portugiesischer Wörter im Osmanischen zu begründen, und zwei
oder drei andere, für deren Erklärung ich sehr dankbar sein würde.
Vielleicht sind sie armenisch, das ich nicht kenne. Die Schwierig-
keiten , welche das Sprachengewirr der Balkanhalbinsel schon bei
andern Wörtern bietet, erhöhen sich bei den Eigennamen noch
^ Nachträglich ist es mir noch öfter begegnet.
374 ^v. RUDOW,
beträchtlich; da muís man den Mut haben zu irren, wie Jacob
Grimm sagt, wenn man überhaupt etwas erreichen will. Wenn die
Umstände es gestatten, soll auch dieser Gegenständ spater ein-
gehender behandelt werden.
Die Grenzen des Stoffes sind bei den Ortsnamen, wie die des
Landes zu verschiedenen Zeiten, sehr unbestimmt; war doch das
Schwarze Meer einst ein rumänisches Gewässer.^ Daher das
Schwanken, wie z. B. bei Tatar-bwiar. Abgesehen wie gesagt von
zweifelhaften Eigennamen — und selbstverständlich rein türkischen,
namentlich in dem Reiseberichte Cr on, 3, 345 ff. — wird man in
nachstehend aufgefühten rumänischen Werken schwerlich noch
irgend ein türkisches Lehnwort finden , aufser in Farn, und Conv.
liLy von denen nicht mehr alle Bände zu haben sind. Die ergiebigsten
Quellen hat Seh. ziemlich vollständig ausgeschöpft; es mag im
Durchschnitt auf jedes Buch, das er gelesen, ein übersehenes Wort
kommen, und diese sind als solche bezeichnet. Bei Anführungen
aus den Werken, die er nicht benutzt, (diese Bücher haben nach-
stehend keinen Stern vor sich) schien die Bemerkung überflüssig,
ebenso bei Eigennamen und bei makedonischen {mr.) Wörtern, die
er nur nebenbei berücksichtigt. Da ich in den letzten 100 Büchern,
die zum Teil über 400 Seiten stark sind, nicht ein türkisches Lehn-
wort mehr gefunden, wie vorher schon in andern Werken, werden
die schriftüblichen Wörter ziemlich vollständig gesammelt sein; es
fehlen nur Ausdrücke des Handels, des Handwerks : trunchei^ he^chie^
ieschere , wofür man stets Jerestr^ü liest , der Rüstung , wie tafiur^
endlich Namen seltener Stoffe, Tiere und Pflanzen, um von araUc^
iurluc u. dgl, die sich nur in Wörterbüchern finden, abzusehen.
Insbesondere ist auf den heutigen Bestand Rücksicht ge-
nommen, im Gegensatze zu Schainean, der hauptsächlich das Ältere
behandelt hat, worin er wie gesagt nur selten zu ergänzen war.
Eine Grenze bildet in dieser Beziehung 1829, seit da ist der osm.
Einflufs beständig vor dem russischen zurückgewichen, und somit
werden auch die türk. Lehnwörter immer seltener gebraucht Doch
findet sich in der städtischen Volkssprache gewifs noch manches;
es wäre sehr gut, wenn ein tüchtiger Kenner dieser wie des ge-
meinen Osmanischen die Überbleibsel sammelte, ehe sie verloren
gehen. —
Über Hasdeus (so schreibt er sich jetzt) Etymologicum magnum
Romaniae u. s.w., Bucur. 1885 ff., wollte ich anfangs erst nach der
früher für die Zeit um 1890 in Aussicht genommenen Vollendung
des Werkes berichten; da diese jedoch, nach dem bisherigen Fort-
gange zu schliefsen , erst nach 40 Jahren zu erwarten ist , will ich
den bis zum Drucke dieser Zeilen (Juni 93) erschienenen Teil,
Bd. 3 , Heft I , berücksichtigen. Zumal da „das Brandenburger x"
des Herrn Hasdeu nicht nur, wie die bisherigen Beurteiler — und
^ So (etwas übertneben) Hasdeu, Histoire critique des Roumains,
La Valachie jusqu^en 1400, Traduit . ,par Fr, Damé, I, Bd, 6f,
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 375
zwar mit vollstem Rechte — thun, loben, sondern auth manches
besser machen kann. Ich gebe dabei der Hofifhung Ausdruck,
dafs Herr H. endlich seine Persönlichkeiten beiseite lassen und
Nachstehendes zum Nutzen seines grofsartigen Werkes beachten wird.
Herr Professor Xenopol sagt in seiner A rhiva, Jaçi 1,66: Der
wesentliche Zug bei den Arbeiten Hasdeus, seien sie geschichtlich
oder sprachwissenschaftlich , ist der, dafs er die Fragen nicht vor-
urteilsfrei untersucht . . . , sondern er nimmt sich vor etwas zu
erweisen, was ihm unerwartet eingefallen ist und wegen seiner
Neuheit gefällt. Dann dreht er das Ding so lange hin und her,
bis er seine Behauptung erwiesen hat. —
Die Gerechtigheit erfordert jedoch anzuerkennen, dafs Hasdeu
zu diesem Tadel jetzt nur noch verhältnismäfsig selten Anlafs gibt.
In Xenopois Worten liegen zwei Vorwürfe:
1. Vorurteile oder vorgefafste Meinungen. Dafs H. diese trotz
seiner gegenteiligen Versicherung in Band 3 , S. VI noch hegt,
zeigen z. B. andrea und im Anhange baciu.
2. Eine gewisse Neuerungssucht, die sich besonders unangenehm
da bemerklich macht, wo er eine völlig befriedigende Erklärung
durch eine unmögliche ersetzt, s. badie.
3. Hasdeus Kenntnis des Ungarischen läfst viel,
4. Die des Türkischen noch mehr zu wünschen übrig.
Wie kann er z. B. S. 115 die türk. Endung ac in cerdac
finden, nachdem Schainean das Wort schon als persisch (eig. vier-
säulig) bezeichnet hat?
Überhaupt verwechselt er fast beständig türkisch, arabisch u.
persisch, selbst wenn Schainean die Wörter schon richtig be-
zeichnet hat.
5. Inbezug auf die Eigennamen hält das Werk nicht, was es
verspricht. Es enthält bis jetzt etwa ein Dutzend Geschlechts- und
Ortsnamen — was ist das, zumal angesichts des völligen Mangels
an Vorarbeiten? Dieser letztere Umstand freilich entschuldigt
Hasdeu in etwas, doch nicht völlig.
Kleinigkeiten, wie hie und da am Schlüsse fehlende Ver-
weisungen, sind nicht erwähnenswert Da auf dieses Werk nun
alle Gelehrten angewiesen sind, unter welchen sich bekanntlich
sehr wenige Kenner des Ungarischen wie des Türkischen befinden,
wäre es sehr wünschenswert, wenn die Akademie dem Herrn Hasdeu
jemand beigäbe, der wenigstens solche Schnitzer beseitigt, wie sich
deren im folgenden nicht wenige finden. — Die Abhandlung über
„die türkischen Wörter des Wörterbuches von Laurian'*, welche
Herr Löbel, Censor und Inspector im Stambuler Unterrichtsmini-
sterium, Ostern 1893 der Bukarester Akademie übersandt hat,
kenne ich natürlich nicht Die Benutzung Laurians erweckt grade
kein günstiges Vorurteil.
376 w. RUDOW,
Die osm. Buchstaben sind nach der Reihe folgendermafsen
bezeichnet :
'-bpii;é¿hhd'drz^séfidii*g/qk(gj)ñlm
n V h j\
Verzeichnis der Abkürzungen.
A. B. Anuanil Bucarescilor pe 1888 — 1889, Bue.
*A1. D. V. Alecsandri, Despot- Vodä, Bue. 1880.
Al. F. B. ,, Fontana Blanduzüi, Bucur. 1884.
AI. P. „ PoesüBá, i u. 2 (1—4) Bue. 1875, Bd. 3. Bue. 1880.
'^'Al. P. p. ,, „ populare ale Românilors Bue. 1867.
Al. Pr. „ Prosa f Bue. 1867.
♦Al. T. „ Teatru, Bue. 1875.
Ant. Antologia românia^ Pompiliu, Jaçi 1885.
Bibl. pop. Biblioteca popularìi. Sibil.
Die erste Zahl bezeiehnet die Nummer, die zweite die Seite.
Bol. CSlêt. Bolintinean, Calêtorii la Romàni din Maeedonia ^i muntele Atos.
1863.
Boi. P. Bolintinean, Poessii^ 2 Bde. Bue. 1877.
Boi. St. „ Via^ ^i faptele lui Stefan Voda 2. Bue. 1870.
Boi. Tr. „ Traianida. Bue. 1870.
Cai. Calieul, Sibii.
Carag. Nov. Caragiale Novele. 1892.
Carag. T. Caragiale, Teatru. Bue. 1889.
Carra. Histoire de la Moldavie et de la Valachie par M. C(arra) qui a
séjourné dans ees provinces. Jassy. 1777.
*Con. Negr. Constantin Negruzzi, Serierile, Bue. 1873.
*C(onv). lit. Convorbiri literare, Jasi 1868 if. Dann Bueur.
*C(ron). Cronicele României san Letopisifele Moldaviei {i Valahiei 2. éd. de
M. KogSlniceanu Bue. 1872 S.
Dens. Densuçian, Isteria limbei p liter aturei romane, Jaçi 1885.
Doine. Doine si StrigUturi din Ar deal ^ date la iveala de Jarnik ci Bâr-
seanu. Bue. 1885.
Dor. Dorul tinerimeiy culegere de cânturi, Galani 1883.
Dum. G. Dumitra^eo, Cîntece nationale, Bue. 1858 2. Ausg.
Em. Poesii de Mihail Eminescu, Bue. 1885.
Escr. L'Escriveta (mrom). Toulouse.
Fam. Familia, Pest, dan Grosswardein.
*Fil. Filimon, Ctocoiï vecHí ^i noüí. Bue. 1863.
Fund. Fundeseu, Basme^ Orafii. Pacalituri si Ghicitori, Bue. 1875. 3. A.
Gaster, lit. pop. Lüeratura populara^ Bue. 1883.
Ghiea Ser. Scrisori 2. Bue. 1887.
J. Negr. Cop. Jacob Negruzzi, Copii de pe Natura, Bue. 1874.
J. Negr. P. „ „ Poesiiy Bue. 1872.
'''Isp. Basme. Legende saü basmele Romanilor de Ispireseu. Bue. 1882.
Isp. Juc. Jucarii ^i jocuri de copii de Ispireseu, Sib. 1885.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. ^^^
♦Isp. P. Ispirescu, Pild^ |i ghicitori 1880.
*Isp. U. sf. Din paventile unchia^ului sfätos de Ispirescu, Bue. 1879.
♦Jip. Op. Jipescu, Opincaru . . . Bucur. 1881.
Kon. C. Konaki, Poesii^ 2. ed. Jaç. 1888.
♦Mag. ist. Magazin istorie pentru Dada. Bd. i — 5, Bue. 1845—48.
Mai. Be^. Maiorescu« Befia de cuvinte, Jassi 1873.
Mai. Cr. Maiorescu, Critice. Bue. 1874.
Mai. Se. B. „ Contra scoalei Bamutin. Jassi 1868.
Mar. Desc. Marian, Descântece poporane Romane. Sucava 1886.
Mur. P. Din PoesieU lui A. Mureçan, ed. 2. Sibii 1 88 1.
Odob. M. C. Odobescu, Mop |i Curcani Bue. 1878.
Odob. Sor. Odobeseu, Scrieri lüerare fi istorice Bue. 1887.
Pan^u. Liniftea casei. Braçov 1 890.
Pop. Popu, Conspect asupra literaturei romàne §cl 1875 f.
Pov. Pel. Poveftile Pelefului de Carmen Sylva, Bue.
Românul. Bucuresei.
Schw. Schwarzfeld, Poesiile populare, Colec^ Al. cd. Jaçi 1 889.
VlSb. N. Vrnhufa Novele,
Slav. N. Novele din popor de J. Slavìci. Bue. 1881.
Slav. Pad. Padureanca. Noveta de J. Slaviei. Sibii 1884.
Trib. Tribuna, Hermannstadt.
Weig. Weigand, Die Sprache des Olympowalachen, Dissertation, Leipzig.
Xen. Xenopol, Istoria Romanilor din Dacia Traiano, Jassi 1 888 if.
Die Hunderte von Werken, welche ich noch hier in Ungarn gelesen,
anzuführen , hat keinen Zweck , auch habe ich nicht viel Neues mehr darin
gefunden.
Aba grobes Zeug. Wolle, Mantel daraus.
Bolint CaleL 122: çezîndû sub corturï de aba.
abager, moldauisch für abagiu (dies Rev. n. 2, 422),
abägerie Geschäft des vor. Rev. n. 2, 116.
Cron. 3, 5 : ci de copilû micû viindû alce in {èra in zilele
lui Vasilie Voda, au fostu la dughéna la abägerie.
abalgibaça = balgibaça, doch steht
Cron, 2, 100: nisce Tatari Abalgibaçî. Fehlt bei Schaineanu.
abanos Ebenholz.
Bolint, P. 333: El ingän cu voluptate genele-I deabanos; ägyp-
tischen Ursprungs zunächst ar., dann osmanisch.
Abaz ist nicht osm., wie Hasdeu meint, sondern Arab. Abbas; die
Abbassiden sind doch nicht so unbekannt.
abra§, scheckig, behext, vergeblich, auch von Sachen.
Alees, T. 791: planurile cele maï bine întemeiate remân . .
ades . . . abrace. S. hierzu Haçdeu Les él. turcs S. 1 2.
acadea Fruchtsaft.
Alecs, T. 5 1 1 : Chirifa (bucuroasa) : o acade : Rev» n. 3, 313:
bäe{i cu acadele, portocale, mere. 2, 120: acadele.
a caret Grundstück.
Cron, 3. 205, Alecs, T. 796: acareturile in buna stare.
Zeit:»chr. f. rom. Phil. XVU. 25
578 w. RUDOW,
Âccabat Eigenname Â. B. 158, aq abâd Weifsenburg?
Âc-chiulahlî Weifsmûtze, Art Leibwache. Carra 23: 11 y a
aussi deux Âkiulalhus (!) ainsi nommés à cause de leur bonnet
blanc. S. Ac-iflac, chïulaf mit der Endung lì. Fehlt bei Seh.
Acherman (Weifsenburg) Stadt in Bessarabien.
Cr on, 3, 264 : Èra Hanul de la Movila Räbiei, cum au simfitfi,
indatä au fugitù spre Akermanü. Mag, ist. 2, 59 : cetatea
alba (Akerman), Ghica Scr. 130.
Achim Eigenname A. B. 156, = hochim.
Achimescu Eigenname eb. 158.
achint 1 tûrk. Truppe, osm. aqyngy Vortrabstruppen.
Magaz, ist. 4,83' ^^ s^cea zi se prâpâdi cu totul vestita ceafä
a Akin^iilor care fu doue veacurî gróza Ungane!. C. ///. 17,
237 : Akindjii. Fehlt bei Sch. und Hasd.
Ac -If lac osmanische Bezeichnung der Moldau.
Al P. p. 147: §i pe cei din Moldova (îï chiama) Ac-Iflac.
a dal tu fehlt bei Hasdeu.
Adam ist weniger arabisch (s. Hasdeu) als hebräisch.
adetiû Abgabe, eig. Gewohnheit, ar. ^âdet, oder ^âjidet Abgabe.
Magaz. ist. i, 124. Const. Negr. 2, 248: X^ranul mâind plugul
sau numeränd adetul.
a fer i m Gut gemacht! brav! (eigentlich: Gott!)
Alees. Teatr. 1587: aferim, kapiolda§! Cren. 2,54: aferímü
Beiû! dit. 18, 26.
afion Opium, Mohnsaft
Isp. B. 374: rachiul din butoiu era cu afìon. Cr<m.. 3, 186.
agä Bojarentitel (Polizeivorsteher).
Ghica Scr. XIV : ale cäror ranguri incepea de la Agä.
aga cap si Wohnung des Aga. osm. agä qapûsy. Veralt
Cron. 3, 412: O mul(ime de Ortale Aga-Capsi aQ cälcatu.
Fehlt bei Sch.
agalar-aga Oberaga, türk. Titel. Fehlt bei Sch.
Cron. 3, 404: Husein-Aga, ce *n urmä Agalar-Aga au fostlL
agärlic Gepäck (des Fürsten, Heeres u. s. w.) Veraltet
Magaz. ist. 2, 227 : vezind Domnul läsat' aü acolea caräle,
ci alt agarlic. Cron. 3, 118: agârlâcul taberei moskicesci.
age ami u ungeschickt.
Isp. Juc. 79 : cei mai ageamii il fac mai mie.
A gem Perser, Persien; nicht immer anstandslos gebraucht, z.B.
Magaz^ ist. i, 216: Sultan Amurat, au fäcut rSzboiü cu Persil
ce le zie Agemi.
Agemolu Eigenname A.B. no. Agemolo ebenda 152.
Agialîc = hagialîc. Rev.n. i, 14.
Agiamiu, agemiu ungeschickt, unverständig. Rev. n. 2, 298; Rev.
n. 2, 173: spälau pe agiamii de parale.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 379
agi e Amt des Aga^
Magaz, tsL i , 360 : pre Ivaçco fecïor Banuluï Gherghe l'aû
mazälit den Agie.
abare mr. Stall, Pers. âhûr, s. imbrohor.
Escr, 3: se dussero tu ahure.
ai Mond.
BoL P. I, 295. Blanda At se coboarä. Eb. 257. Unûblich.
aida de Ausruf des Erstaunens, Erweiterung von (h)aida, s. Hasd.
Carag, T. 5: Aidade! Coana Veta!
(h)aidamac Knüttel^ Strolch, leitet Hasd. unmittelbar von osman.
hajdamaq her. Diese Form aber wird nicht als Dingwort ge-
braucht, höchstens hajdamah das Treiben, woran c trat wie
in bulamac vgl. ciomag.
alaiû Gefolge, Zug.
Isp, B. 36: ostaçii se gätira ca de alaiu. Cron, 3, 211. cu
tote alaiunle.
^lal-bei Oberst; ala-belu Cr. i, 416 ist wohl dasselbe.
Magaz, ist, 2, 339; si cu 44 de Alaï-Beï.
^läm ^ altm Cron. 3, 460. Nach H. kommt dies durchaus nicht
vom tûrk. alym, sondern vom tatarischen her. Als ob beides
nicht dasselbe Wort wäre! Wurzel al, also eig. Nehmen.
Daher Kauf, Bereich, Zins u. s. w.
blâmai e Zitrone.
Cm. Negr. 2, 240: Se leapâd* alâmâea ce zama i s'a stors.
S. limoniu, lemongiu, lämäi^ä.
llaman, Ehrenname der Deutschen.
Cron, 2, 25: Alamari j cä aça le (Jicû ci istoriile cele vechi §i
Turdi.
^lan-dala, auch in Ungarn: gedankenlos, also wohl vom türk.
alan -talán, Verwirrung^ eig. Raub u. Plünderung.
^lautä = lautä.
Isp. B. 237 : alaute . . càntau.
^Ibahary Eigenn. A.B. 195. Span. arab. Der vom Meere.
(h)alca ist arab. wie alle Wörter mit h.
Alca lay Eigenn. A. B. no. Aus der span. Stadt Alcalá, mit osm.
(arab.) Endung.
Alcaz Eigenn. A.B. 123. Scheint auch span., jedenfalls arab.:
Der Richter, vgl. cadi oder cazi. Also nicht „durchaus türk.
oder tatarisch'' wie Hasdeu will.
alchëç Gruís, Segenswunsch.
Carra 13 : l'emploi de ses [ces] officiers est de faire ralkepch(!)ou
acclamation accoutumée toutes les fois que le Prince monte à
chevaL Fehlt bei Hasd.
alechim-salam Heil euch! arab. Gruís.
AUss. T. 67: Alechim-saleam?.. bucate turceçtï.
Fam. 23, 52: Alechim sallam!
25*
38o W. RtJDOW,
aleï Ha! wohl aus allah. EUerfür spricht besonders die Ähnlich-
keit, dafs es zu alelei verlängert wird, wie alah zu alalah,
femer, dafs es wie diese der Volksdichtung angehört, welche
viele türk. Wörter erhalten hat; endlich wird allah wie Gott,
Kotztausend u. a. ebenso gebraucht. Doch kann man es mit
Hasd. auch als Naturlaut erklären.
Altes, P. p. 73: Aleï dragul meü voïnic. Fehlt bei Seh.
alelei, Das vor. verstärkt oder alalah. Beide volksmäfsig.
Alees, P. p. 73: Alelei murgulef mie, A. fecior de lele!
Vergi, hierzu Cr on. i, 48: Halaba Hali, das persisch fur das
türk. Halaba Mohamed sein soll ; eb. 47 : Hala huhali ist
genauer (allah w^âlî = Allah und Ali, Mohammeds Schwieger-
sohn, der Schiit).
Dies aber ist nicht = Halaelam, sondern dies ist wohl durch
Einmischung des biblischen £lam aus allahum (mein Gott)
entstanden.
AI gasi Eigenn. A. B. 195: Wohl = Alcazi ar. aï^âzî (der Sieg-
reiche) pafst nicht recht.
Algiu Eigenn. A. B. 11, rötlich. S. alie bei Schain.
al e m Bauer, wenig, doch noch gebräuchlich.
Magaz, ÙL i, 167.
Alees, Po. 3, 45 : alem cu semi - luna.
al iman äufserste Not. Da man im gleichen Sinne aman sagt,
und da in selamet dieselbe Begriffsentwicklung vorliegt, scheint
Alaman (s. o.) Hardens ganz ûbernûfsig; Auch osman. alimâ
(n wird in Hdschr. oft fortgelassen) in : Buch des Todes Hassans
und Husseins, Blatt 52 R: Weh! also keineswegs nur „Sicher-
heit" womit H. es abfertigt. Das gleichbedeutende dracu läfst
jedoch auch seine Herleitung als möglich erscheinen. Littauisch
ayman weh mir! ist wohl durch die rumän. Ansiedler gebracht
oder gehört gar nicht hierher, was wahrscheinlicher.
Aliotman Osmans Geschlecht = Osmancn, unûblich.
Al, P. 3, 12: aparase intreg Aliotmanul.
aliçveriç Handel, Geschäftchen, jetzt unedel.
AI, T. 26: vrep se* mï facep ceva aliçveriç?
Fafn, 21, 321: aliçveriçuri.
Cron, 3, 412. Magaz. 2, 366 Carag, T. 268.
Allah Gott! = alah.
Magaz. 14, 67: Turciï rcspunserä îndata dupe obiceiul lor
eu strigarea Allah! Allât!
Al, P. 2, 66 in P^l R'baa fmdet sich der Hauptsatz des Islam als
Kehrreim: La allah illa Allah U M'hamed rasul Allah! Das
erste Allah mufs aber ilah heifsen: nicht der Gott, sondern:
ein Gott.
almas Diamant ist den Persem und Türken erst durch die Araber
(elmâs, aus adamas) zugekommen.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 38 1
a Im e a Tänzerin, ar. ^âlimeh dass. , eig. die Unterrichtete. Wenig
üblich.
BoL P. I, 240: Âlmeea ce in dan^urï atât de ruçinoase s'arata,
alva = hai va. Ar. s. alca.
Altan Gold, Eigenn. A. B. 85.
Jac^ Negr, Cop, 120: Sä spuï vatavuluï sä cumpere alvaoa.
ama aber, doch. Die (wenig edle) Färbung des Wortes, und
besonders der Umstand , dafs es nur in der Stadt üblich ist,
spricht trotz Häcdeu für osman. Herkunft; freilich ist auch
eine andre möglich, für den (ihm einzig bekannten Gebrauch
als Ausruf nämlich.
AI.T, 128: Ama! frumos m*a prinde. AL Pr. 512: ... bun
este ; ama daca duçmanul trece Bistri^a . . . asta reu este !
Letztere Stelle zeigt jedoch, dafs ama auch Bindewort ist:
indessen; und in dieser Bedeutung ist es offenbar ar. emma,
osman. auch einfach ma.
aman Gnade! Veraltet, Nur noch volksmäfsig. Auch: Ach! s. brui.
Cron, 3. 217, 340: Stau zäluzi într'o uïmire, amanû! cu tojií
striga.
Aman Eigenn. A. B. 43, 110.
amandela = amandea.
Bihl, pop, 17, 14: Umbli numai d'a mándela.
am an et Pfand, Bürgschaft. Nicht türkisch, sondern ar., wie schon
Schainean, und selbst bei Hasdeu, aman, wovon amanet die
weibliche Form ist.
Ai. T. 1539; Ci a()ï îp ie o vaca amanet. Cron. 3, 225. am
unu amanetû ca sa'p daü.
araanetez auf Bürgschaft ausleihen.
Al, 'Y. 1 27 1 : alte loooo amanetate in moçioara. Fehlt bei Seh.
ámbar Scheuer, Vorratshaus. Nicht türk., sondern pers.
ConsL Negr, 2, 236: §i pänea din ámbar. S. hambar.
arabriboiu gelber Sultan (Blume) leitet Hasdeu von Centaurea
amberboa her, obgleich er unmittelbar vorher ambra hat.
Beides ist das pers. 'ambar-i-bûj, ambraduftig.
arabru Ambra. Gew. bei Dichtern.
Bol. Trai. 170: se secala sub coame de ambni.
ara e giù, o. ^amg^h Oheim.
RaK n. I, 203 : il inlocuea cu Fuad - Efendi, amegiul marelui
Vizir. Fehlt
Anadol Vorderasien.
MagQz. I, 84: multa parte a rasarituluï ce se numeçte Anadol.
anadolesc vorderasiatisch .
Al, Pr. 452 : Pedestrime - Enicerésca , Calàrime - Anadolésca.
Fehlt bei Sch.
anason Anis z. B. Xen. i, 40: umplut cu plìnte mirositoare, miro-
dcnii ^i grìne de anison. Odoh. Scr, 1,84: anason.
382 W. RUDOW,
andre a Nadel, und zwar Packnadel, bei den Nordrumänen Häkel-
nadel, ferner Balken u. s. w. also kommt das ar. ihre, das über-
haupt nicht volksüblich ist, nicht inbetracht. Vielmehr türk.
öjendereh Stachel, Pfriemen, z. B. in der Hs. der 40 Wesiere, 198.
Als Beweise für das Ausdauern der Rumänen in den Kar-
paten seit Traian braucht Hasdeu deutsche Wörter aus dem
Mittelalter, und er findet ein solches selbst in ândrea ^ Nadel.
Wie er das fertig bringt, und welche mehr als kühnen Folge-
rungen er daran knüpft, möge man bei ihm nachlesen. Selbst-
verständlich kommt diese Herleitung gegen die hier gegebene
gar nicht inbetracht. Auch ist Grundform hiemach undrea,
nicht andrea.
AL T. 1 9 : morunfuçurï ! . . . forficele . . . andrele !
an gara Frohn. Beginnt zu veralten.
Cr on. 3, 14: Ghica Ser, 8: daca nu s'or stirpi mâncâtoriile
ci angaralele. G. lit. 21, 584; angara zwangsweise.
ang⧠heifst zunächst nicht Wagenleiter (Hasdeu), sondern Leiter-
baum und ist als solcher offenbar osman. agâé Baum, Balken,
Daher :
angaria die ganze Leiter, osm. agâél^, eig. etwas aus Bäumen,
Balken. Wo ist hier eine Schwierigkeit?
anteriu langes Untergewand. Verschwindet mit der Sache.
AL T. 79: este imbrâcat cu anteriu.
antiriu = antereu.
Magaz, tsL 5, 125: si au pusû scrisórea in bozînariulû anti-
riuluï.
Apr ih an Eigcnn. A. B. 108. Von han oder von prihanû?
(h) araba grofsrädriger (urspr. tatarischer) WagcMi. Volkstümlich.
AL T, 401 : ne-o asurzit pe noi cu harabaoa cea jidoveaccä.
(h)arabagiu Lohnfuhrmann.
AL T. 24: Dache nu me crecjl pe mine care's harabagiu.
Arabo lu Eigenn. A. B. 158 Arabersohn.
arac Kanal, (daher ung. árok) ursprünglicher als arä, arât, s. d.
bei Seh. Foaia Famil. i, 31. Das Wort ¡st also echt, was
Hasdeu bezweifelt. S. ierugä.
aran tatarische Hütte, Veraltet. Tatar.
Cr on. 3, 178: unde ne arû areta zapciiï marie! séle cate o
colibâ, ce se chiama tätäresce aranû. Fehlt bei Seh. und Hasd.
arap Schwarzer, Neger
AL P. p. 106: eel cu chipul de arap.
(Aravi ea Magaz. ísL i, 293 ist griechisch).
(h) arap nie grofse Peitsche. Von araba.
AL T, 12: cu harapnicele pe spinarea lui. Fehlt bei Seh.
arcan Strick.
Pov, PeL 22^: desfacu arcanul §i scoase capul afarâ.
arcänesc fange in der Schlinge.
Pompilin antol. 62 : de git il arcänesce.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RÜBiÄNISCHFN. 383
argi - odasi = arzodasi.
Cr on. 3, 444: odaia Vezirului, argiodasi ce se numeçte.
armada Heeresmacht. Ist veraltet. Wohl durch osm. aus dem
span, oder unmittelbar durch die span. Juden in Makedonien
eingeführt. Nach Hasdeu ungarisch, was ebenso möglich.
Magaz, ist, i, 170: au trimis armada la Pogliea. Armata,
Magaz. ist, i, 99, ist dagegen italienisch.
ar mean Tenne, Umkreis; auch Spielplatz. Nicht tûrk. sondern pers.
Jsptr. Juc, 79. Pan^. Lin. cas. 19.
AL P. p. 3 1 6 : în calea armenuluî. Isp. B, 34 : nicï întinderea
armeanuluï din giurul. An erster Stelle vielleicht: Armenier.
ar mazar Bittschrift, ^ arzma(h)zar.
Magaz, ist. 5, 97 : si au pecetluitü armazarurile.
arraeagä wohl (Brief )mappe , türk. armagân Geschenk, serbisch
armagan Schachtel.
Mag. tsi. I, 397: Vei infelege . . din armeagä(?) maï pe largû.
Fehlt bei Seh. und Hasd.
Arnäut Albanese.
Magaz. ist, 5, 135: au trimisù pre Arn au tu pasia cu Amau^iî'
arpa Gerste, o. ebenso.
Farn. 23, 52 : ocupându-se cu mäcinatu orzului (arpa). C, lit. 18.
Fehlt bei H.
arpacaç (siebenbürg.) Dass.
Rev. n. 3, 468 : se facea numai varzä, morcovi ci orz (arpacaç).
Fehlt.
arpalic Gut, Besitz. Ist veraltet.
Magaz. ist. i, 149: Deci pre Curcut îar'l au trimis cu niçte
nadejï la Magnesiea, unde avea Arpaläc. Fehlt bei H.
a r sana Arsenal (dies, z. B. Magaz, ist, 2, 45 ist westeuropäisch)
nicht = tarsana, eher ar. pers. 'arcjihâneh Warenhaus?
arsi an Löwe, osm. ebenso, auch aslân gesprochen.
AI. P. 3, 15: Arslanii lui Mohamed cu cani au prins frajie.
Dichterisch.
Ar si a ni an Eigenn. A. B. 195. S. Asian.
arçea ist wieder arab. Ursprungs, s. Schain.
arçîc Knöchel.
Isp, Juc. 73: Ardicele sunt incheietura genunchului de dindërët
la vite. Ghicay Scr. 70.
(h)artä- parta. Der zweite Teil ist keine Verdoppelung, sondern
parcea, s. harcea - parcea.
arz Denkschrift, Bericht. Noch nicht ganz veraltet.
Cron, 3, 137. Ghica Scr. VI: sä arate arzul Sultanuluï.
arzmahzar Bittschrift.
Ghica Scr, 92 : boeriï din Valachia ceruserä printr'un Arz-
mahzar.
384 W. RUDOW,
arz- odasi Empfangssaal (des Sultans).
Alees, P. p. 148 : obiceiul era cä pana a nu intra în sala de
audienfä a SultanuluI, Arzodasi, cel inteifì uçer, numit Capa-
çilar Kïethudaçi, se îmbrace pe Domn. Übers, aus Carra 20.
Fehlt bei Seh.
arz um azar = arzmahzar.
Magaz, is/, i, 290: Mateï Vodä au trimis arzumazarurï.
Asan (der Gute) Eigenn. Ar. ^asan ebenso A. B. iii.
Croft, 3, 7 1 : ci doï feciorï a luï Asan calaraçû.
a s eh er Krieger, Mannschaft. Noch nicht veraltet Übrigens ar.
Form des pers. laschkar, 1 wurde als Einzier angesehen wie
in azur ^ lagiverde.
Bol. P. I, 292 : Ea me costa . . . scumpä fòrte! Vr'o treï - (^ecï
mil de madjarl; Çece mil askerî la morte.
Asian Eigenn. (Löwe). Turk, ebenso.
Magaz. ùi, i, 286: Asian vomicul. A. B. 12, m.
asmaciuc s. Hatma^uchi.
a star feine Leinwand.
Cr, 3, 327 : Episcopi! ce se faceaû pe calû îmbracatû in
astarû.
asi m a mr. Weigand 36. Silber, pers. sîm.
atirdisesc artirdisesc steigern.
Jac, A^egr, Cop, 2^2: se puse sä atirdiseascä. Cu cat il sueau
cäp-va evreï. . .
a t i ç e r i f ^ hatiçerif.
Magaz, l'sL 4, 318: un Capegiu de la porta cu Atisieritû îm-
perätese.
atlas Atlas, ein Stoff, auch acias. Arab., nicht türk. (Hasdeu)
Über den Wechsel von k und t s. Pott, Commentatio u. s. w. 367.
Mag, ist, 4, 112, ^22, Const, Negr, 3, 279: haine frumoase
de atlas ci de catife.
atlaz = atlas.
Bol, P. I, 301: ce are velul de atlaz.
avale t Steuer.
Cr, 3, 413: Dar avaeturï ci glóte cat in fire nu s'aû datû.
avam = avan Calicul 7, 177.
a van hochmütig, grausam. Ar. h^awân heifst zwar wieder nicht
nur verräterisch, sondern auch gewaltthätig, pafst also zur
Bdtg. ebenso gut und zur Form besser als Hasdeus Chagân,
das als „Chan der Chane" erklärt wird. Indessen darf man
bei einem eigennamenähnlichen Worte keine genaue Befolgung
der Lautregeln verlangen. Man wird also auch für avan
besser bei Hasdeus geistreicher Herleitung bleiben, (welche für
das sl. gavan und alb. gavn- zweifellos scheint), besonders weil
das arab. Wort im griech. aßavTjc eine ganz andere Be-
deutung hat.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 385
Ma gaz, ist, 4, 358 : sciîndû cä sînt Greci avanï ci încârca^ï de
datorii. Ebenso i, 387, nur dafs hier çtiindui steht. Cron, 3, 288.
Fehlt bei Seh., doch s. mîrzac.
avanie Bedrückung. Vom vor., doch auch französisch, das arabisch
sein soll, vielleicht aber ebenfalls hierher gehört
Magaz. ist, i, 227: vedea aväniile Turcilor. Fehlt bei H.
ava ni fi ä heifst hier in Ungarn: mutwillige Beleidigung. Fehlt
bei H.
avgi-baça fehlt bei H., obgleich er es S. 1424 hat
avrad. ^Avretînî (nicht avr.) ist zwar osman. Form, doch vom ar.
^avret ; jedoch nicht zu übersetzen : uxorem (wie matrem) suam,
sondern: ejus, denn es ist zu ergänzen: siktim (ich habe
beschlafen).
azagiu = lazagiu.
Magaz, ist, 5, 98 : cä-lü aflase incä fiind la Baba delà Azagiu-
pasia.
Azibragianû Aserbeidschan, nordwestl. Teil Persiens, a^ferbeigân.
Cron, 3, 7 1 : ci este scaunul fëreï ce se chiama Azibragianû.
B abaca Väterchen.
Carag, T. 24: traiu, neneaco cu banii babachil. Con, Negr.
1, 223. N. A. Bogdan, poveçti 105.
ba balìe Alter (Greis).
Farn, 2^, 495: Aci se adunau mulfi babalici §i pensionan.
babuçï Über-, Hausschuhe. Wie papuc, vieil, französisch.
A/, Pr. 395: Ci eu nicï o páreche de babuçî întregï!
bacal Krämer.
Con. Negr. i, 297: am sä-1 dau calfö la vr*un h'pscan seu la
vr'un bacal. G/iüa Scr, 354.
Bacalbaça Oberer der Kaufleute, Eigenn. A. B. 98.
bacal i e Stand des Krämers, auch Ware, besonders Gewürz.
Cron. 3, 273: apuce-s' de bacalie.
bacali m Räucherwerk, Beräucherung. Rev, n. 4, 219: bacalimul
neînfrînt.
Bacaloglu (Krämersohn) Eigenn.
Conv, lit. 22y 189: Premiul Lazar s'a acordat d-luï Bacaloglu.
A. B. 40.
bac alum lafst uns sehen! (Eile mit Weile!) O. bâqahlym dass.
Ghica Scr. 365, 2%\ Dupa mai multe strägäneli cu inçaala,
cu pekeì ci cu bacalum.
bäcänie = bacalie.
Ghica Scr, 67 : vin amestecat cu usturoi pisat ci cu bâcânii.
bac cea Alter, Murrkopf.
Dorul 249: când te-ai duce intr'o casa de baccea. D. Zam-
firesca. Novele 129: vr' o baccea.
386 W. RUDOW,
Bachi Ëigonn. A. B. 144, auch eines osmanischen Dichters.
baciava Gebäck, Mandelkuchen.
Al, T. 138: ma haclavas^ pohaçi^ caiaifi^ çeva evghenistico al la
dimiia? S. bohaciu.
bacçiç Geschenk, vgl. slaw, bogû, gr. çpa/-, indisch bhàgas Segen.
Also wieder nicht tûrk. sondern pers.
Cron, oft, AL Pr, 317: cerend bacçiç cu un aer amenin^âtor.
badana Bürste, Maurerpinsel.
AL T. 412: ^I-am mai facut eu pamatufuri ci badanale de
sprincene.
badie Schachtel. So übersetzt Scheinean an der einzigen Stelle,
wo das Wort vorkommt: papuci in badii aduçi din IndiL
Hasdeu meint nun: Schuhe in Laden habe keinen Sinn, weil
man hierin alles mögliche bringen könne, es wäre also kein
besonderes Lob für die Schuhe. Auch sei es etwas weit vom
Kruge bis zu Schachtel, Korb. Aber das Besondere ist ja,
dafs die Schuhe aus Indien stammen, woher man nach Ru-
mänien doch nur Gutes holen wird — denn Schund ist näher
zu haben — das aber pflegt auf eine so weite Reise verpackt
zu werden. Die Bedeutung Krug in den Wörterbüchern aber
ist, wie oft, ungenau; 100 1 Nacht wird in der bâdieh Grün-
zeug u. dgl. vom Markte geholt.
Gegenüber dieser Erklärungung wäre die Hasdeus nur dann
erst ernst zu nehmen, wenn irgend ein türkisches Beiwort im
Rumänischen in oder dgl. als Vorsilbe annähme.
bagá, Schildpatt
C, HL 17, 282: (tastele) cele negre de baga.
bagdadie Decke (des Zimmers). Bei H. ohne Beleg, doch:
Vläh, Nov, 204: Bagdadia se sparse.
bageacâ Luke.
AL T. 895: o cura cu bageacä. Farn, 9, 442: bageaguri.
bagi-be§lic = balgi-beçlic. Cron, 3, 458.
bah ame t Rofs, nicht tatar. sondern ar. bah(a)met Jungvieh. Schon
althebräisch Getier, vgl. Behemoth bei Hiob.
AL P. p. 149: bahamep cu periï crep. Fehlt bei Seh.
b a hm et = bahamet.
AL P. p. 78: De bahmep Tam saracit.
Bagdat Eigenn. A. B. 2. „Garten des Rechts".
Bahtigheri (Glücksherrscher) Tatarenfürst.
Cron, 2, 365: fugise un Bahtigere, ce î (Jicé Deli - Sultanu.
Vieil. Eigenn., wie Cazighereï ebda. Fehlt bei Seh.
bai buh Eule, türk. bâiqû.^, bâigiiç, im Volke vielleicht anders
gesprochen.
BoL P. I, 34 1 : sä cante baibuh. Der Wechsel von h und ç ist slaw.
Bai can Eigenn. A. B. 90. S. Hasd.
Baie US Eigenn. A. B. 144, Eule s. baibuh.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 387
bäierile Inneres. Vläh. Nov. Die Stelle bei Schaineanu gehört
zu bäier(a) Band,
bairac-aga Führer (der rumänischen Polen). S. aga.
Rev, n. 3, 25 : s'au inrolat adesea sub bairac-agii lor.
bairactar Bannerträger i. osm. Rang. 2. rumän. Titel.
1. Ghica Scr, VII: acel fioros Vizir Mustafa Bairactar.
2. Corvo, lit, IO, 77: Bairactar saû purtatorul steagului.
bai ram Hauptfest der Türken. Noch gebräuchlich.
AI, T. 3, 43 : E Bairamul vesel.
bairamralâc Cr on, 2, 124 offenbar verdruckt für bairamlic. ein
Steuer.
balaban grofs (als Tiemame), pers. balaban grofs, hoch.
AL T. 373: fapul eel mare . . . bïetul Balaban. Conv, ¡it, 20, 314:
canale Balaban, care '1 recunoscu. Fehlt bei Sch. Eigenn. A.
B. 112, 185.
bai ama Gelenk, Scharnier.
AI, T. 1 1 83: Nimica ... 'mï-o släbit balamale. 7?«^ n. 2, 310.
Jsp, Pi/de 3 : o Buctä d'ale Slabá 'n balamale.
Balamolu Eigenn. A. B. 141, das folg., vielleicht nur verdruckt
Balanolu, Sohn des Blonden, Eigenn. A. B. 14. Balanollo eb. 112.
Balean Waldgebirge, Cron, 3, 268.
AL P. 391 : E vulturul prädalnic din barbariï Balcani.
baldar Vorhut, Rev. n. 3, 21, scheint persisch baldar, eig. der
ara Flügel. Ungebräuchlich.
baici- baca = balgi - baca..
Cron, 3 1 1 : au prinsû atunce ci pe Balcî-baça. Fehlt bei Sch.
balgiu. Honighändler, in der Moldau aber auch eine Art Truppe,
wie die beçlii als Besatzung gebraucht. Cr, öfter.
Magaz, ist, 4, 311: si se îndatorire pre la Turcï , si pre la
balgiï.
bali = vali.
Cron. 3, 467: Noi ticalosiî, aducemû pré inaltulul Bali alú
Silistrieï . . . acest pré plecatû Magzaru. Auch Eigenn. A. B. 4.
balgi-baçlâc steht Cron. 2, 124, nicht abalgi-b, wie Sch. hat.
bal ib eg, bali und beg.
Magaz. isL 5, 67 : Acestû castellû Ta stricatû Balibeg. Fehlt
bei Sch.
balie e rai ni Aufseher des Fischmarktes.
Rev, n. 3, 28: tîrgul de peçte, sub privigherea unui in tendent
anumit (balik emini).
bal tac = baltag.
Bolint. Po, I, 175: ràdica baltacul.
baltag Axt.
Cron, 3, 302: Aga purta baltagû. Cr, 2, 301. Eigenn. Cron,
2, 106.
388 W. RUDOW,
baltagiu Axtträger, eine tûrk. Truppe.
Cron. 3, 447: în doue caice cu un baltagiu. Cron, 2, 86
in Baltaglul ist 1 verdruckt.
Magaz, isi. 4, 18: Hasan, poreclit d'atuncl Balatagiu saû
mântuitorul din balta ist etwas anderes,
b al ta g i (u) ba§ Führer der baltagü.
Cron, 2, g2: eçise poroncä de la Impëratul la Baltagi-Baç.
Fehlt bei Seh.
Baly Eigenn. A. B. 141, = Bali,
barn e Pilz.
Timpul 15, Nr. 23, III, 4: bame cu bulion, funduri de anghi-
narä, tarhon foi, ghiveciu cälugäresc.
ban Fürst, in der Moldau der oberste Bojar.
Ghica Scr. VIII Ban mare fiî dar.
ban Geldstück (mit dem Bilde des vor.),
Cron, 3, 31 ; unde domnesce läcomia banilorü.
banabac hör mal; türk. baña bâq sieh her. S. manea,
bar mr. Glück, wohl per. bâr Teil, Blüte.
Bolint, calei, 114: fapta se chiama: Cicior in bar (picior
norocos).
Baragan öde Ebens. Die Herleitung aus dem Osman, ist möglich,
jedoch keineswegs sicher.
barat Erlafs.
Mag, ist, I, 284. In der Moldau weniger gebräuchlich. Cron,
2, 74 wird es zwar anstandslos angewandt, i, 253 dagegen
heifst es: uric, das die Türken berat nennen.
bar bun, Barbe (Fisch).
Farn, 23, 63 : menagiul délicat de pesce mare (barbuni, gurizi,
chefali, scrumbi, calcani, pesce rändunicä).
bardac (ä) Krug.
Isp, B, 263 : o bardacä de apä de isvor sä beau.
barem wenigstens.
Bibl, pop, 12, 15: barem odatä.
Bihl, pop, 12, 25: barcmi dupä u^a raiului. Eb. 19, 20.
basma Tuch.
Cron, B, 414. Isp, B, 220: îçï imparerà cate o basmß.
baç Haupt, bes. in Zusammensetzungen.
AI, T. 257 : Eu sînt Har^ä, baç reztiç.
baç-aga Oberaga.
Al, P. p. 124: Ba^ Agaoa Turcilor. Ghica Scr, IV.
baç-beçleaga Oberbefehlshaber der beçlii.
Cron, 3, 442: ci au priimit ca 1000 neferi sä aibä Baçbeçléga
la Moldova. Fehlt bei Seh.
baçbeçlegasi = baçbeçleaga.
Cron, 3, 442: ca se puïe la cale pentru Divan -Efendi ci
Ba.^beçl egasi. Auch bas-beçli-aga, s. beçli-aga.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. ÌM RUMÄNISCHEN. 389
ba§-boier Oberbojar.
Ghica Scr. 501 : baçboenil purta banger,
baçbozucie Schandthat. Fehlt bei Seh.
Era noua 1890, 30, 3.
baç-bulubaç Oberst
A/. Pr. 447 : lui Baç-Bulubaç pentru oare-ce. Cron. 3, 78.
ba§-buluc-baça dass.
Cron, 2, 81: baç - buliuk - baç de Siimenï. Cr. 2, 413: m'aû
închîsû la Baçbulbaçû.
ba§-buzuc= baçibuzuc.
Dorul 100; Ba§-buzucî de cäsäpie.
bacca anders.
Carag, T. 45: una vorbim §i bacca ne'nfelegem. Eb. 92:
pensie e bacca (aufserdem). Rev. n. i, 107.
ba§-capigi Oberpförtner, türk. Titel = capigi- baca.
Cr. 3, 263: §i acolo au tramisû Baçû Capigi. Eb. 78. Fehlt.
baç -capi-kehaia, Oberer der capichehai, s. d.
Cron. 3, 234: facêndu'lû Baç-Capi-Kehaïé a Moldoveï. Ebenda
250. Fehlt bei Seh.
ba§-capitan = capitan. (Ober)hauptmann.
Cron. 3, 294: Çicêndû : „Me rogo baçû- capitane", Fehlt bei Seh.
baçcïohodar Oberkämmerer.
Cron. 3, 226, 236, Ghica Scr, 46: pornesce pe ba^ciohodar
Mäciucä.
baçibuzuc Tollkopf, Truppengattung.
Ghica Scr. 24 : Ba^ibuzucii omoraû pe agalele.
baçtergiman Oberdolmetscher der Pforte. S. tergiman.
Carra 123: fut nommé Baschterjiman ou premier interprête de
la Cour. Fehlt bei Seh.
bata I Hammel.
ßp. Op. 48: berbeei mieoarili, batali.
bazar Markt.
Al. Pr. 369 : Prin urmare bazarul e plin de marfurl.
bazarghidean = pazargh. s. d.
becciu Wächter, o. bekgi ebenso, vereinzelt.
Rev. n. I, 161 : becciuly lovind de trei ori cu bâta în caldârâm,
striga: langân var.
bêcher Junggesell, Taugenichts. Volksmäfsig.
Carag, T. 235 : O scrisoricà de amor cätra becherul meû.
Becher Eigenn. A. B. 112.
becherese junggesellenhaft Farn, 21, 134.
Be chi ri Eigenn. Vgl. bêcher.
Vgl. Cron. 3, 351 : au nemerit ci Lupul Vornicul cu Bechiri Aga.
Bee her ski Eigenn.
Cron. 2, 144.
becer Kellermeister.
Ghica Scr. XU: un Becer sau Cuparu Manolache. Eb. 295.
390 W. RUDOW,
becîer Keüermeister. Rev, n. 2, 175.
Beciu Wien.
Conv, lit, 22f 255: sä uite Beciul §i splendorile el
beciu Keller.
AL p. p. 9 1 : Grecu *n becïurî s'ascundea.
becriu ausschweifend.
AL P. 3, 59: Becri in desperare se pleacâ pe fereastrá.
bectemis = bektemiz.
Tnb. 10, 456 : bectemisul nacional, die Vornehmsten des Volkes.
beghir Rofs.
BoL P. I, 291: Ea combate pe beghir. Farn. 23, 53: beigir,
Klepper.
Beiu Eigenn. A. B. 52.
bei(ú) Fürst
Cr. 3, 291. Ghica Scr. 263: sä birue pe Beiul. Eb. VI
Dere-beghi ist Eigenn.; auch Zeibegi 16?
bei, beg, die gröfste Nufs, scheint dasselbe, nicht türk, pek.
Ispt'r. Juc, 74: Când arçicul sta ridicat pe muche, cu partea
scobitä în sus, partea aceasta se numesce beiu.
beicache Verkleinerung von bei.
Al, T.
beïlerbeiù Cron, 3, 439. begl. Mag, ùL 5, 282; behl. 2, 225.
bebL 2f 22¿\. wie umgekehrt 2, 225 izgindä für izb.) Fürst der
Fürsten.
Ght'ca Scr, V, Beglerbeiul Rumeliï avea maï mare putere.
bei lie eig. Fürstliches, daher i. Fürstenschlofs 2. Steuer, Auflage.
1. Cron, 3, 219. Ghtca Scr, 28: la sfântul Spiridon eel noû
din podu Beilicului.
2. Cron. 3, 459 : Birul au fostû atâta de adäogitü , beilicurìle
atäta de immul^ite.
beizadea Prinz.
Gktca Scr. io: pana s'a culcat beizadelele.
beizdadea = beizadea.
Ma gaz, tsL 2, 11: daca au incetat lordache Beizdadea den
plänsu. Cron, 3, 255 beîzede, auch bezdede.
bektemiz erlesen, das Beste, o. pek temiz dasselbe.
Qmv. ¿iL 20, 136: a fumat tutun de un franc ocaoa, în loe de
tutun Bektemiz. S. bectemis.
belaliu unheilvoll.
Car. Note §i schise 83.
be lea Unglück.
Isp, B, 208 : el era bun bucuros cä-l-ia beleaua din bätätorä,
Belgazoglu Eigenn. A. B. 80. Sohn des Belgraders?
bei tea Eingemachtes.
AL T. 323: me tem cä din belte s*or priface în balmuç.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 39 1
Bender Stadt am Schwarzen Meere.
Negr. I, 180: Pa^ii de Bender. Turk, bender Hafen.
Sprichwörtlich: Dute la Bender, AL T. 512, scher dich zum
Teufel !
Bengescu Eigenn. A. B. 112. Vom folgenden, besser wohl vom
Zigeunerworte benga Teufel.
Const, Negr, 3, 53.
Zum serb. bendjiluk vgl. Magaz, ist. 4, 160: Benglighereï Han.
bengli = tiríachi.
ben im ich bin es. Ungebräuchlich.
AL Pr, 299: Nu eçtï d-ta Abdalah - Osman ? — Benim.
b erb er Barbier.
Cht. 16, 193: sunt din tagma aceasta a berberilor. Fehlt
bei Seh. Berberiu Gazeta poporului 5, 3, 6.
herber -baca Hofbarbier.
Ghüa Scr, XV, Acolo il açtepta Berber -baca al Cur^i. Alecs.
T. ICI bärbier-ba§a. Fehlt bei Seh.
berechet Überflufs.
BibL pop, 32, I : Cat pentru bani, avea berechet în toatä bunä
vremia.
beringiu zum ersten gehörig S. ichingiu. Fehlt bei Seh.
beslï Magaz, ist, 4, 316 wohl nur verdruckt für beçliï.
beçaetea Schachtel.
Al, T. 411: o mäsu^ä cu o beçacte.
beçlega = be§li-aga S. Korsch.
Cr on, 3, 341: Beçléga cum si top Tureiî...ï au legato.
Beçlegeanu Eigenn. A. B. 4. Vom vor. (besieg, seheint verdruckt).
beçli-aga Art Statthalter. Befehlshaber der Besatzung.
Ghica Scr, IV: De la zaverä rämaserä in {ara trupe tureeçtî,
un Be§li-aga eu cap -va neferï în fie-care judej, ci doï Ba§-
beçli - aga.
bezman jährliehe Zahlung. Noch jetzt
lam. 21, 232: Se iea eu embatic? eu bezman?
Bib es eu Eigenn. A. B. 3. Vom folg.
bibi Gnädige, pers. dass. Kann freilich auch französisch sein.
AL T. 1680: dar vecjï tu Bibi. Fehlt bei Seh.
bibic Kind, daher Geliebter. Osman, bíbik dass. Augapfel.
AL T. 465: Eatà le's bibieî hazlie.
Carag, T. 276: Bibicule, Mangafaoa pleacä mäine. £b. 291.
Fehlt bei Seh.
Bibic ä Eigenname.
Cr on, 3, 255 : facendú ... pe Costaki Bibicâ vel Postelnieù.
B i biela Eigenn. A. B. 54 zu bibi?
bibil Knoten, Knopf. Rev, n. 2, 175.
BoL P. 293 : din frumosul ei fakiol cu bibilurl aurite cad cosile.
Ghica Scr, 295. D. 2^amt¡reseu, Nov. 92.
392 W. RUDOW,
Bíbiri Eigenn. A. B. 37. Wohl von bibér Pfeffer; vgl. Pferfferkom.
bicheresc gemein.
Trih, 10,522: înjuraturi bicheresd Schimpfworte,
bichirie Nichtsnutzigkeit.
Calimi IG, 172: in bicherii invefat
bi chi rese verjubeln, von bêcher, Tribuna Juni 1893.
bidinea Pinsel = badanea.
Farn, 25, 194: stropitura unei imense bidinele de zugrav.
bidiviu arabisches Rofs.
AL P.p. 106: El cá'§í are-un bidiviu.
Bidjaranu Eigenn. A. B. 88. Von pers. bi éâreh Habenichts?
bilbik mr. Kichererbse tûrk. blebli (?) nach Weigand 13.
bilbili mr. bulbuli.
C, lit, 17, i^\ cauta bilbili la cap (canta),
b imbaca Oberst.
Cron, 3, 404. Ghica Scr. 116: Farmache, scäpat din încun-
jurarea luï Bimbaça Sava. B. Sava ist sprichwörtlich für einen
prächtig Gekleideten.
AI. T. 1 8 1 : se par cä's B. S.
bina Gebäude.
Cron. 3, 399 : Unde nefíind binale. AL T. 288 : bina cu patm
odaï.
bina -em in Haushalter.
C //'/. 2 1 , 500 : luând sinet pecetluit delà bina - emin. Fehlt
bei Sch.
binagiu Maurer.
Carag. T. 77 : binagiul mi-a facut-o.
biniç, beniç faltiges Obergewand. Beniç Eigenn. A. B. 19.
Cron, 3, 301, 332. Alecs. P. p. 131: punea salbá ci beniç.
birliant Fäntana Blanduz. i, 43, 3 = berlant
birlic = berli c. Afs, auch Spielausdruck.
Isp, Juc. 64 : trebue se se gateascá un cap §i un birlic.
b ir licei Verkleinerung von birlic.
Ispir, Juc, 9 : intre afe se bagä un birlicel pe care îl învertesce.
bitisese vollende, verzehre, mrom.
Con, lit. 22 f 680: sä vrei lucru sä bitiseçti. Eb. 17, 39: de
dorlu teu më bitisese.
biulbiul Nachtigal. Ungebr. Pers. Bûlbûl.
BoL P. 1,278: Ea pentru care Biulbiul toate nopfile se' mbatä.
biulbiulinä dass. Alecsandri, Märgar. 61.
biz dad e a, C HL 19, 531 f= beizadea.
boaz Meerenge, Bospor.
Cron. 3, 443: încât resuna tot Boazul. S. Buaz.
bocalä = bucal.
Slav. Pad. 18: atinsese bocala cu vin.
bo ce e a Packen.
AL T. 19: pune bocceaoa gios. Odoh.scr. 1,94.
NEUS BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 3Ç3
boccegiu Hausierer.
AL T. 19: £u sînt Herçcu Boccegiu.
bocclalîc Morgengabe.
Al. T. 432 : boccïalîcul , doua çalurï.
bocluc, = buduc, auch übertragen, Verwirrung, Skandal.
Farn. 21, 555: eatá boclucul gata,
bodârlîu Odob, i, 399.
Bogacer Eigenn. A. B. 177. Verkäufer von bohaciu, s. d.
bogasier Zeughändler.
AL T. 1223; m'am însurat cu fìlca fostulul bogasier.
l>ogasierie Geschäft des vor.
Carag. T. 279: am parte in bogasierie la Ploieçti.
I^ogaz s= boaz.
BoL P. I, 240: Bogazul curge Tute,
;Sogdan Moldauer.
Cran, i, 26: Turcii Bogdani ne (Jicû, de pre numele Dom-
nului, carele au inchinai (èra; iar Muntenilorû Caravlah.
Vgl. Magaz, isL i, 274: Av rvxd xa çrtjp Mjtoyôaviav,
pogdan - bei Fürst der Moldau.
S. Iñah-bei.
;0ogdan-saral moldauische Gesandschaft in Stambul.
Magaz. isL i, 137: £1 au mai zidit incä in Costantinopolu
un palatû suptû numirea de Bogdan-Saral. Cron, 2, 35.
t>ohaciû Käsekuchen.
AL T. 341: Ce locmale, baclavale, învîrtite ci bohaciu!
I>oliaz = boaz.
Magaz. tsty 5, 139: sä mergä la bohazurl.
t>ola Farbe.
Cran. 3, 198: fapturâ de T^^rigradû cu totû felul de bolele.
C. lu. 18, 204.
^oisigiu Färber.
Als Eigenname BalinL Calet. 73: Mihail George Boiagi fuse
celû dintëiû ce scrise o gramática Macedono-Romänä.
^^^î ^rolu Bojarensohn, Eigenn. A. B. 74.
^oî^sc färben.
Al. T. 422: am boit-o eu ro?.
^i^, Aussehen, Wuchs.
Cran. 3, 435. Isp. B. 47 : i-se scurgea ochiï dupa . . boiul lui.
^ï Vir um herein! Eigentlich: Bitte! Belieben Sie!
Cran. 3, 430. „Boïurum" 4^ce Agaoa. Fehlt bei Seh.
^^ciur Eigenn. „vorig. Jahr**, vgl. Decusearä Cr. 2, 208.
Cran, i, 172: Boldur vomicul. Vorname A. B. 5.
*^o\ovan Block, s. Korsch.
Kremnitz, Märchen, Nr. i als Eigenname: Stan Bolovan und
oft. Hierzu bolovänesc, die Augen aufsperren, vieil, balábanos,
weniger gut zu balaban, wie Seh. will. Can. HL ii^t^y. apucä
un bolovan.
ZtitMhr. L rom. Phil. XYU. 26
394 w. RUDOW,
bolozane C, lit. 26, 1005 = bolozale (Art Schiflfe). Etymol. m.
Bd. 2. Anhang VI, dafür burazane. Zunächst serb. bolozan.
bon doc dick, kugelrund.
Ghica Sen 28 2: i^icea. unuî bëtrân bondoc.
borangic hausgesponnene Seide und ähnliches Zeug.
Ghica Scr, 414: cämacä de borangic sub^ire. Isp. B. 251
jedoch panzä de borangip. Dorul 249.
borazen Hornbläser.
AL P. 3, 156: tabulhana ce se compunea de noä tobe, de
noä zumezenl care sunau de zumaler (nicht -der), surle, de
çepte borazenî sau trompetaçl, de patru zilezani care clocneafl
teasurl de alamä.
bosma Verbrechen, türk. bôzmah dass., eig. Bruch.
Isp, B. 372: Fiul împeratuluï, eel ce f acuse bosmaoa. Fehlt
bei Seh.
Bosman Eigenn. A. B. 201 = bëzman?
Bosna Bosnien, türk. bôsnah. *
Cr on, I, 132: batêndu-se une-ori cu Ski^ií sau cu Tätarii, une
ori cu Bosna ci cu Rumili,
bostan i. Melone.
i4/. P. 3, 142: ve4ut-aï cum crapä 'n cincï bostanul?
2. (Melonen) Garten.
Odob, ^. C. 58: in ogoarele ci in bostanele lor.
bostänärie Melonengarten.
AL T. 1288: frica päzecte bostanäriea.
bostängiu Leibwache, eig. Gärtner.
Cron, 3,438. 278. AL P. 3,44: avênd pe langa dinsul pe
Bostangiï.
bostangi-baça Oberster der vor.
Cron* 3, 254: fiindû cä 'lu dusäse la Bostangi Ba^.
bostangi paca, wohl = dem vor.
Cron. 3, 439: le-au îeçitû o agä de la Bostangi-Pa^ tnainte.
Fehlt bei Seh.
b o ça fer grau nicht von bôé, sondern ar. moéawar.
hotter leer wohl »= boçtur (Bogdan, pov. 142.)
Conv, lit, 22 f 22^: pe boçteia lui titvâ, veneta ca de costor.
bre Ih ! das e wird wiederholt, das Erstaunen zu steigern, s. unten
berbantlîc.
Ghica Scr. VJI: Bre, Niculae, bine al venit!
bric Brigg türk. bryq vom engl. ndd. brigg.
Ghica Scr. 413: unde am intilnit bricul turcesc.
briceag Messer.
Fund. 94: ci 'ml cumpëraiû un briceag.
bruì Ausruf, Seufzer — ?
Al.P,p, 127: läutaril adaog..un soiû de suspin pe cuvintele
turcescl: Bruì aman, aman!
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNW'ÖRT. IM RUBIÄNISCHEN. 395
buaz = boaz.
Cr on, 3. 441: §¡ agiungé . . . asupra Buazulul Märei.
bucal Pokal, Schüssel. T. bûqâl vom ital. boccale.
AL Pr. 1 1 3 : este împodobita in fa(a-î cu bucalurî mart pline
de lïulele.
buccengiu = bocceagiu.
Rev, n. 3, 202, 206.
Bucioc Eigenn. = buciuc?
Cr, I, 269.
buciuc, bocluc Schmutz. Oft in Tribuna, Vulturul u. a. Blättern.
Magaz, ist. 5, 144: acolo ci mal multe boclucurt eçià la
meidanu.
buclucaç Schmutzfink, Störenfried.
Rev. n. 4, 344 : cereau permutarea preotului . . ca buclucaç.
bu da la Narr, viel!, urspr. ar. budelâ Mönch(e). Die umgekehrte
Übertragung in Derwisch. Vgl. ar. butâlât Possen.
Al. T. 138. Eu me numesc Aristides Monastiropulos . . . lúdalas.
Rev. n. 4, 237 : un papalapte din cei mai „budalá". (Mehrzahl).
D. Zamñrescu, Novele 193: budala.
budulac einfältig.
Jip, Op, 1 4 : budulaca mea vorbire.
Bufti Eigenn. A. B. 156, mufti.
buhaiu Stier mold. Übrigens eher im Osman. Fremdwort, als von
dort entlehnt.
AI, P, p, ^ti: un buhaï s'a deslegat
buhav stiernackig.
Conv, hi, 22, 584, buhav ca de dropicä.
Bugeac i. der sudi. Teil Bessarabiens. Aber auch 2. Winkel.
1. AI. P, p, 78: çi'n Bugeac eu am întrat
2. Calie, 7, 197 : un bugeac.
Bugeag = Bugeac. Cron, 3, 21.
buhurdar = bohordar. Conv, lit, 22^ 630: un buhurdar argint
Bui diu Eigenn. Farn, 25, 301. Btacli A. B. 30.
Osm. böyük grofs.
Buiorgu Eigenn. A.B. 114. Wie buiordiu gleich dem folg.? Ar.?
buiurultiü Befehl.
Magaz. ist, 4, 171: iau mal venit Marie! sale iarläc ci buiu-
rultiü.
bulamac Pfosten.
Vgl. Miron Costin, Cron, 3, 482: i sam go najpierwej bulaw^
uderzyl. Dies wohl von bulla lat s. Korsch. Ist dort mit
dem altfranz. Bolzen „dickköpfiger Nagel'' etwa das deutsche
Wort gemeint? Es scheint so.
bulbuli Nachtigal. Pers. ar. bûlbûlijjeh.
Bol, P. I, 250: umplä de piacere ci de gelosie dalba Bulbuli
26*
396 W. RUDOW,
bul gär Klofs, Klûmpchen, ein Gericht.
AI, T. 392: eine asverle cu bulgari? AL T. 187: Bulgur
§i alivence!
bulgara^ Klöfschen.
Isp, P. 40: am doï bulgâraçî de aur. Fehlt bei Seh.
buluc Haufe, Schar, Menge, gedrängt. Man begreift nicht, wie
Seh. die beiden letzteren Bedeutungen von den ersteren
trennen und nebst bulucese von osm. bôllyq Weite, Gröfse
herleiten will, das doch ungefähr das Gegenteil bedeutet
Cron, 3, 83.
Rev, n. 2, 77: vintul merge buluc.
buluc -baca Hauptmann.
Cron, 3, 303 : Ba^u - Bulucba§û de curte, Bulucbaçû alü doilea.
Cron, 2, 38: Buliuk-Bac.
buluci (sich) drängen, offenbar von buluc Schar.
Cron, 3, 61 : dederä top de vale bulucindu-se ; sich vereinigen,
zusammenstofsen, Cron, i, 194.
burghiu Bohr.
Vläh, Nov, 33 : ca un burghiu de foc sim^ia cä '1 sfredelesce.
burnus arabischer Mantel. Nicht volksûblich.
Al, Pr, 358: Arabiï, invelici in burnusurï albe.
bur su e Dachs in Donicis Fabel: Vulpea ci bursucul.
Fam, 2^, 589: Bursucel incepu se apere cu vorba pe verismi
seu Vuipoiul.
Als Eigenname Cron, 3, 48: fiindû bejanitû la monâstire la
Bursuci. Carag, T. 11 : pravalia lui Bursuc. Conv, Ut, 22^
879: Bursuceni (Dachsbau),
bursuc (me) sträube mich.
Mur, 128: cu per bursucat
bur suca Bartsia alpina (Blume).
Delà Vrancea^ Trüb, 60: bursucii fumurii.
Busdrunä Eigenn. A.B. 114??
Busdugan (Kolben) Eigenn. A. B. 30. S. buzd.
buçmac = paçmac.
N. A. Bogdan, pov. 105: imi dai o pereche de buçmachii noi?
[but Schenkel, butuc Block. (AL T. 1280) daher auch butunig(ä)
Klotz und ähnliches {Isp, Pilda 25) sind wohl nicht osmanisch].
buza. Rev. n. 3, 29: Kumis. Le piace ci buza,
buzagiu ■» bozagìu.
Als Eigenname Cron, 3, 49 : èra pe Buzagiu Vameçul *10 aû
pusû Postelnicu mare.
buzdugan Keule.
Cron, 3, 78. Fund, 31 : El ^\ trimite buzduganul mainte.
buzdugea Ranzen. Veralt. Vgl. osm. posteki un gegerbtes Leder,
der Stoff für das, was daraus bereitet wird, wie oft, doch
mit anderer Endung.
AI, P, p, 1 46 : pomeçte ... cu buzdugele pline de Mahmudelew
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 397
Cabanifä fürstliches Gewand. Noch
Ghica Scr. 45: XV: in vîrful piramideî de clase era Domnul
cu cabanitä ci cuca.
cabaz Possen reifser, volksmäfsig. Beginnt jedoch zu veralten.
AL T. 1733: E kabaz cetajeanul Martin.
cabazlic Posse.
Al, T. 188: me nebunesc dupa cabazlicurí. Con. Neg, 3, 56.
cabazlicar narrenhaft, albem.
Conv. lit, 20, 138: mäncäu cu aerul lui cabazlicar. Fehlt b. Seh.
cabulipsesc zunächst griech. , erniedrige mich, lasse mich herab.
Carag, T. 78 : Daca dumnealui capulipseçte sä ne onoreze.
Rev. n. I, 358.
cacerdisesc vom Aorist qâéar, qâémaq, nicht von qâcyrmaq.
cae i arm a Schmuggel (ware). C, Hi. 23, 81.
caciuni heifsen nach Archiva 4, 74 die Rumänen am Zmolk. Soll
vielleicht cacian heifsen, s. ebenda S. 73.
cacom Hermelin.
Cr. 3, 331. Con, Negr, i, 70: incins cu sabie peste giubeaoa
blänitä cu cacom.
c a d i p a Ç a Richter - Pascha.
Als Ortsname Bolini. cälet. 146: Kadipaça cu doëzecï sate.
Ca dir Eigenn. Timpul 15, Nr. 63.
Ca di síes quer Carra 20 ^ cadiascher.
cafas Gitter, Käfig. Bol, P. i, 258: Cafasul a deschis.
cafe a Kaffee. Cr. 3, 171. Al, P.p. 151: Unde beau Turciï cafea.
cafegiu Kaffeeschenk.
Cron. 3, 278: I -au chiamato la cafegiï. Ebend. 441.
cafegi(u)-baça Oberkaffeeschenk.
Ghica Scr. 56 : a ajuns cafegi-baça.
cafenea Kaffeehaus. Archiva ¿^^ y 2 : platindlac.
cafiea Reim, ar. qafijeh dass. Ungebr.
Odoò. I, 312.
cafigiu = cafegiu. Cran. 3, 302.
caftan Prachtkleid.
Al. P. p. 99: Unde Domnul eu caftan, sta culcat pe un buz-
dugan.
caftangi-baça Garderobenwärter. Osm. qaflangy bâéy. S. cïo-
hodar-baça. Fehlt bei Seh.
cagan Fürst der Avaren, Mongolen u. s. w.
Magaz. ist, 5 , 211: Caganulû Avariloru înjellegândû acésta
triraise la Priscu. Fehlt bei Seh.
cahpolu = chiapoglu, Schlaukopf.
Cron. 2, 312: Dimitraçco Vodä cetindu, aü zis copilului: „Hïa
g[h]idi cahpolu".
39^ W. RUDOW,
caie Boot.
Magaz, ist, 2, 322. Al, P. p. 117: In caie intra.
caicciu Bootsíührer.
Bol. P. I, 267 : Caicciu ! vecji, noaptea vine.
caie el kleines Boot
AL Pr. 456: Cu un caicel înot.
cai eh e mr. = caie.
Escr. I : va 'mï fae una caiche.
caid Band = Archiv.
Cron. 3, 465. Con. Negr. i, 242: îneredin{ându-se din cai-
durile (arhivele) Impärätiei.
caifet Ausstattung, Aufwand.
Al. T. 86 1 : Cu ce ne Jinem caifetul ?
e ài a fé t Odob. i, 283 wird armurele Wappen erklärt.
e a im a e Schlagsahne.
Al. T. 965: cine scie ca se face . . cataifurì ci caimac? Con.
Neg, I, 286. Auch übertragen: crème de la société, Fam.
25, 610.
caima cam Statthalter.
^^- 3> 255. AL T. 163: eu get- beget, so nu am prilej de a fi
in (earâ nici macar un caìmacam.
caimacamie Statthalterschaft.
BoL P. I , Vili, reintrâ in (earä sub caimacamie lui A. Ghica.
Ghica. Scr. loi.
caimacán = caimacam.
Magaz. isL i, 314. 5, 120 if.
Cairn a ta Strafse in Bukurescht A. B. 214. Zum folg.? calmât
heifst Banknoten.
cai mea i. Denkschrift, 2. Banknote.
1. Cr. 3, 336: tälmäcirea calmeli! luï Vogoridi.
2. Conv. lit. 22, 457 : Rubielele . . . sunt astäzi tnlocuite cu
sdren {croase caimele.
Cais(â) Aprikose.
Mägaz, ist. 5, 363 : am mâncatû nisce caisse escelente. Slav,
Nov. 439: buzele el desföcute ca ci caisa rescoaptä.
Cal ab alie i. Gepäck, 2. Menge, Lärm.
1. Cron. 3, 222: mare ealabalieû. Carag. T. lOW Sä läsäm
calababieul.
2. Cron. 2, 369: s'aü potolitu acele calabalieurï (Aufstände).
Isp. -^.353: se strecurä prin calabalâe (Gedränge). Rev. ».
3»37-
cäläeiu -caftan Seh wert und Ehrenkleid (Zeichen der Herrschaft).
Magaz ist, 4, 155: trimi(ëndu 'ï §¡ calîeï-caftan.
Calai Eigcnn. A. B. 70. Osm. qalai Zinn?
NEUE BELEGE ZU TÜKKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 399
calâp = calup, Spielausdnick.
Ispir, Juc. 47 : hirb . . . el se numesce calâp.
cala uz Führer.
Cron, 3, 404. Isp. B, 43: n'are calauz.
calauzese führen.
hp. P. 6: pe hop calauzeçte.
calâuzire Leitung.
Conv. Ht, 20, 665 : a íntrebuínfa . . . cäläuzirea inaintaçilor.
calcan ist auch ein Seefisch, Steinbutt. S. barbun. Fehlt b. Seh,
Osm. eig. qalqân bâlygy. S. calman - balìe.
e al dar im Pflaster.
Ghica Ser, 241 : La barierâ se ispravise caldarâmul. V/ah,
Nov, 109.
caldarîmgiu Steinsetzer,
A/, T, 1397: doï caldaramgiï au spart paretele.
calea Burg.
Oft in Eigennamen, z. B. Carra 27 : les ruines de Calé. Cron,
3, 266: le-aû arsû coräbiile la Tulce - Calesi.
calemcher ein Stoff, 2. Rock daraus. Vgl. t. qalemkjâr, e\g, Gold-
arbeiter.
I. Ghica Scr. 50: bëtrân cu antereû de calemcheriû. 2. Ghica
Ser, 501. C, HL 16, 192: Kalemkar.
Calender Eigenn. pers. qalender Wandermönch, vergi, colinda.
Odob. M, C. 71. Auch Calinder, A. B.
calengiu Fam. 13, 282 = calemgiu.
calman-balic ein Seefisch. Verschrieben für calcan, s.d.
Cron. 3, 437: le-aû triimisû cate unû calmanü - balîcû , pesce
de mare pré bunû. Fehlt bei Seh.
calp fasch (von Gel de).
Eììiin, P, 263: To{i pe buze au virtù te, ear in ei moneda calpä.
Ai. Pr, 6.
cai pac Kopfbedeckung. Da polnisch Klobuk Blumenkelch heifst
und diese Bedeutung ursprünglicher ist, könnte das Wort
slawisch scheinen, doch ist es in Asien zu weit verbreitet.
Kon, Eini. 27 : biniçul ci fìmdul calpaculul sunt de atlaz alb.
calpuzan Falschmünzer.
Odoh, 3, 147.
Con. Negr, 2, 299 : eçtï un calpuzan, Calpusan Rev, N, 3,408.
cäljun Gamasche. Osman. Ursprung höchst zweifelhaft.
Boiini, Calit. 140: calfunï lungi pestri^l cu felurite feje.
cal ufi mr. = calîf.
Weigand 3, 2: Kälufi Ledertasche.
cal up Muster, Betrug, eig. Leisten.
Ai. T. 1069: Tam pus in calup pe cïubotar. Odoh. i, 402, 452.
Ai. Pr. 481.
400 W. RUDOW,
cañara fìndet sich noch
Zamfirescuy novele 19: stäncele märi numite canarale.
can at Flügel (der Thûr), des Fensters: Zamfirescu novele 170.
Cron. 3, 241. Con, Negr, 3, 427: o uça mare cu doue canaturl.
e an esc färben.
Fund, 146: Cu coamele cânite.
cange Kralle; a pune cange pe. Hand anlegen an. AL T, 1441.
Alecs. Despot. 5 , ca o cange infiptä in picior. Vläh, Nov. 45.
Bogdan ^ pov. 113.
cantar Wage.
Isp, P, 27: nici moartä, nici vìe, numaï din coad'adie? Can-
tami.
cântâresc wägen.
Prov, Pel. 1 94 : sä cantarescï la aur cjioa ci noaptea.
Cant emir (Bluteisen) Eigenn.
Cron. 3, 62. A. B. 4.
Can ti mir Mag. ist. i, 293. Dass.
Cantemiroglu (Sohn des vor.) Eigenn.
Mag. ist. 5, 149: si s'au rugatü împeratuluï sä puie pre Can-
temiroglu Domnü au chiematü pre Antiochie feciorulû lui
Cantemir. Cron. 2, 116: Kantemir-Oulu.
capac i) Deckel. 2) Auch Ausdruck im Kinderspiel: Drehung,
i) Isp. B. IG. ridica capacul chichitei. AI. Pr. 493. Odoh. i, 456ff.
2) hp. Juc. 68: smeul face capace.
cap am a Fleischspeise.
Al. T. 505 : se'mï faca la masa vr'un cheschet , vr'o plachie,
vr'omusaca, vr'o capama, vr'o paclava, vr'ocïulama. Fam. 19, 594.
capan Vorratshaus, Verwalter desselben, e. mare ihr Oberster.
Ghìca Ser, VI. prefurile ce se fixaû pe fie - care an de Marele
Capan,
capaliu übertragen: Rückschrittler, Fam. 19,282 = capanliu.
capan lîu. Untergebener des capan.
Ghica Ser. VI : cari se luaû de Capanlil de la säten!.
cap cana Falle.
Al, T. mi: M*aû prins in capcanä! 203, 242.
cäpeneag Mantel = chepeneag.
Bt'bl. pop, 13, 5: Nici am cal, nici cäpeneag. Doine 403.
capi-chiaea. Gesandter in Stambul.
Cron. 3, 118: prins' au de veste Basarabû Vodä, orí de la
Capi-kihaele séle, orï de la acei. S. capuch.
Mag. ist, 4, 143: capiehaielele. Cron. 3, 239 capi-h. verdruckt.
Ebenda 250: Capi-Kehaïe.
rapi-chehaïelîc Amt des vor.
Cron, 3, 250: ca sc lispsescä Neculaki din Kapikehalelicul
Moldove!. Fehlt bei Seh.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 4OI
capigibaçâ Oberpförtner, osm. Titel.
Cron, 3,225: aü räpecjitü Porta unu olacü . . . la unû Capigi-
Baça, Eh. 26: trimis' aü un Capegibaça, auch Mag, ist. ^, 144,
5» 148-
capigilar-chihaesi Vorsteher der Pförtner, osm. Titel.
Cron. 3, 157: au çecjutû in divanul celcel mare cu Scemni
Agasi Capegilar/ chehaesâ ¡st natürlich Druckfehler wie cepegi
Cr. 3, 156.
capioldaç. Genosse. S. aferim.
capitan-pa^a Grofsadmiral.
AI, P, G. 124: Era Capitan - Paca.
Capi an Tiger, osm. Truppengattung. Wenig üblich.
AI, P. 3t 14: Çicênd cäträ Cianci! cu nume de Caplanï.
Captan = capitan, capudan.
A/. T. 1 1 3 1 : El gata, captan.
capuchihaea = capichehaia.
Croft. 3, 436 : s'au întîlnitû cu Sulgerul Teodoraki Capuchi-
haïaoa Saraschïeruluï.
capuchihaia-beiû = dem vor.
Cron, 3, 436 : facendo emeclicû cu Capuchihaïa-beiû.
Capolan (Thürsteher, Vorreiter) Eigenn.
Cron. 3, 255 : ci pe Dumitraçcu Capolanû vel Sërdaru.
capod = capot. Rev. n. 1,314: blane capoade. Ebd. celenchiuri,
s. celenghiu.
capot eher französisch.
Capudan Admiral.
A/. P. 3, 44 : au pas mai inainte decât capudaniL
capudan -paca Grofsadmiral.
Mag. ist. 1 , 1 90 ; intra mai întaiû slugä la Assan Beï Capu-
dan Paca.
capugiu Büttel, eig. Pförtner.
Ghtca Scr. VI f. 640: Aristarchi, transformat in capugiul al
Por^iï.
capugi baca, Oberkämmerer.
Con. Negr. i, 284: Turcul Capugibaç calare ìnainte.
Die rein türk. Form capigi-baçe steht Cr, i, 266.
Cara, eig. schwarz, Teufels-, ehrender Beiname.
Boitai. Calìit. 112: Din aceçti cameni au eçit. oamenï de arme
precumû Cara -George (der serbische Freiheitsheld). Bombe ^
179: God 1804 pod prevodenjem pastira Kara-Djordja) -Mz^^.
ist. 5, 300: ajutap de Veziriulû Cara - Mustafa.
Cron. 3, 105 Carafû ist dafür offenbar verdruckt. Fehlt bei Seh.
Caraboia auch xa(>a^jro7ea, Kind Neugriech. Kleñenlíeder, 19,6,
» Belgrad 1889.
402 W. RUÜOW,
caracati^ä Meerspinne, efsbare Krabbenart
Farn, IQ, 594: jachnie ... de caracati^. TimptU 15, Nr. 30.
HI 5» 2.
Caracacl Krähen (Krähwinkel Kreyenberg u. dgl. Ortsname.
Cron, 3, 149: fündu conäcitu la Caracacï.
Caracangea (Schwarzkralle) £ìgenn. Odoh, 3, io.
e ara dag der schwarze Berg.
BolinL Calit, 128: Spre apusu cad oracele Scopia sub Caradag.
carafefizi wohl = carapiti, osmanische Hilfstruppe, auch aus
Christen bestehend. Was bedeutet fefiz bezw. piji?
Ghica Scr, 114: ataca pe carafefìzi.
Caragaci= Caracaci, C. //'/. 17, 283, caraga(ä = caragace. Farn.
22, 288, caragace nicht o. qarâ qûç, sondern o. qar^h.
ca ragea schwärzlich.
Isp, P, 46: Sulifä pestrijä caragea de os? Ghionoaia.
Auch Eigenn. Mag, ÙL i, 297. S. cârjalîu.
caraghios i) Hanswurst. 2) närrisch.
i) Carag, 107: curat caraghioz. ^/. /V. 418: unde 1 Carag-
hiosul nostru?
2) Conv, lit, 20, 145: cuvinte caraghioase.
caraghiosHc Narrenstreich.
Ghüa Scr, ^22: föcend fei de fei de caraghioslîcurï
Caragiale Eigenname. S. cärjali. Davon
caragialiadä, Werk des C. oder seiner würdig (s. Iliade).
Carag, T, X', ce caragialiadä a fäcut.
caragros mr = caragroç. Sevastos, Nunta la Ramâni 227.
Caramaliü -^ d. folg. Eigenname,
Mig, ist, 5, 141: au tri[mi]su alt! boiarl pre Caramaltaltt
Postelniculü.
Car am ani ÎU Bewohner von Karamanien. Jetzt Caramaléu, A. R
33 (Eigenn.).
Cron, 3, 393 : Caramanlîû cjicû, se fíe, ci némul lui armenescO.
Mag, ist, I, 147.
Caraolan Eigenn. C, lit, 17, 442.
Caraorman Schwarzwald.
Bolint, Calit, 129: Intre Chïuprïuli ci Comanova spre oriento
se aña oraçul Stib saû Caraorman.
Carasoiu Schwarzwasser (Flufsname), jetzt Cemavoda.
Cran, 3, 268 : din Dunare pêne în Karasoi. £b. 10 1 : Carasuia.
caraul Wache.
Cron, 2, 410: 1-aû pusü la caraulû. soldati de caraulû. Jetzt
caraulâ, Fam, 25, 492: respunzênd unei caraule. Auch wie
Al, T, 4 1 7 : se te duci degrabâ la caraul ci se nu crâcne^tl
(zu einem unartigen Kinde: Geh in die Ecke!)
caravana weniger üblich als chervan, westeurop.
Ghica Scr, 324. AI. Pr, 36; El sûntû cârmacil caravanel.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. ÌM RUMÄNISCHEN. 4O3
Cara-vlah = Cara íflac, s. Bogdan.
cardasi e (geheime) Gesellschan, Klike, Gherea Stud, crii, 1,46,
(unerlaubte) Freundlichkeit, Rev, n, 3, 426.
Ghüa Scr, 94 : Eteria era formata dupö típul vechilor fra^l,
turcesce cardatile.
carjalîu Räuber. Die Wendung: stehlen wie zur Zeit Carageas
( — 1821), s. Ghica Scr, ^y u. 45, u. Caragiale (s. d,), macht
es wahrscheinlich, dafs jenes Wort von diesem Namen ab-
geleitet ist also: einer von Carageas Schlage. Doch s. Korsch.
AI. T. 285: Çece sute cincï miï! cârjaliule! Auch Cargïalîu.
carmajin Art Holz zu Peitschenstielen u. dgl.
Slav, Nov, 299 : biciu de carmajin.
car mu z, Vlahuja, nov, 147 = carmîz.
carmuziu karminrot. Rev. n, 3, m: cârmuziu la fa^â.
Cartai Ortsname (Adler).
Cron, 3, 265: au trecutû ci oçtile turcescï Dunärea la Cartalû.
Magaz. ïst, 2, 59 : Kartal.
carvasaragiu Zöllner.
Cron, I, 82: au îndemnatû pre Turciï carvasaragil :
cärväsärie, carvasara Zollstelle.
Cron. 3, 26: ci carvâsâriea au lovitù. Rev, n, ^2¿^ a zidit . . .
o carvasara. Caravanseraiû Alees, Pr, 350 dagegen ist west-
europ. u. bedeutet Schenke.
casaba Burg.
Cron. 3, 217: Kasba, Alees. Pr. 370 ist arabisch.
Casagioglu Eigenn. A. B. 58. Vom folg. mit Fortlassung des. p?
oder von chesagiu, s. d.
casap Schlächter, auch ungar. kaszap (olni).
Mag. 2, 177. Con. Neg. 3, 266: pentru noï e casap.
casap-baça Oberschi achter, Innungsvorstand oder dgl.
Cron, 3, 184: Luï Casap-baça i s'aû datû câteva pungï banï.
Eb. 442.
caçapese schlachte = casâpesc, wohl nur verdruckt
Rev, n. I, 349: i a caçapit pe toji.
casa pi e Schlächterei.
Al, BL 58 : Guzgan de cäsapie. S. baçbuzuc.
casi ava Kaserne.
Ghica Ser, ^22: Dincolo de apa era Caslava (Casanna BeiliculuI).
e acca vai Käse s. Anhang. Ghtea Ser, 254.
caçer-peinir Almenkäse, casearius u. osm. peinir.
Archiva 4, 74: vestitul caçcaval numit Caçer peinir..
caçleaga Fasten, gew. Mz. caçlegï etwa wie cä^leac?
Der Ausdruck Winterzeit ist freilich sehr allgemein — doch
ein bestimmter Begriff, den man bei caseum legare vermifst.
Bei dieser volksmäfsigen Zeitbestimmung ist jedoch türk, Her-
kunft sehr unwahrscheinlich.
404 W. RUDOW,
caçt Teilzahlung. AL T. 622 f.
Farn, 21, 2^2: arendä, pentru care se plâtesce in cactíurL
cat Fach, Stockwerk.
Conv, ///. 22, 82 : daca e casa cu doue caturl.
e a ta if Gebäck.
Con. Neg. i, 286: Jehnelele ci cataifuri treceaü pe dînaintea lui.
cataram-vodâ, Eigenname im Kinderspiel.
hp, Juc, 31. Schwerlich zum folg. Vielleicht zu cätran? S. 33
dafür: Basarabä.
cataramä Schlofs, Spange.
Con, Neg, 3, 342: Enríe VIII p-a dat cataramä cu diamanturl.
Farn, 2Òf 105. £igenn. A. B. 159. Sprichwörtl. pnetini la cata-
rama, Bogdan, pov. 251.
catar g ä Fahrzeug; makedonisch noch üblich, s. catrigä« Wahr-
scheinlicher unmittelbar aus dem Gnech.
Ma gaz, ist, i, 215.
Cron. 3, 248: catarg. Cron, i, 296: a da la catarga, Galere.
Catar giù (Maultiertreiber) Eigenn.
Cron, 3,4 1 : au cerçutû cjece pungi de banï , Catargiulul.
Konaki 11. Cron, 2, 287. A. B. 36.
catifea Samt.
Pov, Pel, 203 : vesmintele sunt de catefea adeveratä.
ca ti fei ili samten.
AI, Pr, 381: fetele au ochi marï negri catifelil.
catîr Maultier.
-<4/. /V. 389: m diligen{ä inhamatä cu 12 catari. Weiblich
catira.
Cron, I, 119: catirl ci catîre atâta am luatü.
Catopolu Figenn. A. B. 115. Schreibersohn, s. chiatip, oder besser
griech. Gatos Sohn.
catran Teer.
Ghica Scr, 41 : l'a uns cu cätran. Mr. catrane. C, lit, 17, 37.
cätränesc i) teeren, daher 2) sich erbosen.
i) AI, Pp, 118: Trupu'ï cätränia. 2) Isp. B, 22^: avea de ce
sä fìe cätränitä.
catrigä mr. = catargä.
Bolint, Cèlti, 187: Ci singure catrigile me ingirarä.
cat un Dorf.
Odoh, M. C 20 : scäldand . . . numal sate ci cätune românescl.
Cätuneanu Eigenn. A. B. 100. Bauer.
caua Nachtmar, vielleicht nichttürkisch.
AI. T. 436: par 'c'açï fi caûa.
cauc Kopibedeckung.
Cron. I, 453, Ghica Scr. 51: la cap eu cauc de taclit vergai
NRUB BELEGE Zu TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 405
cauzilar, doch wohl Mehrzahl von ceauç, russ. c = ce.
Cran, 1,411: Cauzilarl, cani, deschic^endû calea Impëratulul,
ci oprescO nävala de la Impëratul ci iaü artícele. Fehlt bei Seh.,
obgleich er es unter solac kat. £r stellt es zu cadiu, was zu
vorstehende Beschäftigung nicht recht pafst.
cavai Schuhmacher. Auch im Ortsnamen Manu Cavai. A. B. 31.
Ghica Scr. 55 : sub cari locuiaû cap-va cavafï.
cavadiç Anzeige, Neujahrsbrief.
/Sn;. n, 2. 179 = havadiç.
cavai Flöte der Hirten.
Jsp. B. 340: cântând din cavai. Domi 191.
cavas Landjäger.
AL Fr. 423: un curier turcesc, pe care 'lîntovavaçeçte un ca-
vas. Ght'ca Scr, VU.
cava; = d. vor. C. lit, 21, 500.
cavaz = d. vor.
Cr on, 3, 411 : Tramite cavajl de pazä.
cazâlvaç, Calicul 7, 11 = cazalbaç. Cron, 2, 384: cazibaç.
cazan Kessel.
Bolint, Caièt, 167 : patria lorû era cazanulû eu supa. Cr, 3, 267.
cazan-ahcesi Steuer der Tataren (Kesselgeld).
Cron, 2, 47, 43 : nu vreau sedea kazan-ahcesi. Fehlt
Cäzänecti Ortsname,
cazma i) Hacke 2) Schlag damit
i) AI, Pr^ 375: tärä a-ï da forma une! cazmale.
2) Isp, B, 372 : numal din doue casmale scoase cate- va cärä-
micjL
Cazîclî (Pfahler) Eigenn.
Les annales de la Valachie parlent de ce Cazyclu voda, comme
d^un parfait tyran. Il fit, dit - on, empaler 6000 hommes . . ce
qui lui attira de la part des Valaques ses sujets le surnom
ironique Capaluch (^epeluç) ou faiseur de pieux. Carra.
Bol, P, I, 338. Von chez s. d.
cäzuli^ä Mägdlein.
ceacär schielend, mit zweifarbigen Augen.
AI, T, Marinea cea cu ochil ceachârl.
Ceacärescu Eigenn. A. B. 145. Vom vor.
ceacçiri tûrk. rote Hosen. Cron, 3, 440: ceacçirl de çalû. Ghica
Scr, 258.
ceafä Nacken. ALP.p, 108; Doü palme 'n ceafó 1 da.
ceair Wiese.
Cr. 3, 324 f. : agiungêndû la ceairû, unde ci corturl sunt intinse.
Cr, 2, 212, Alecs, Pástele 33. C, HU 23, 83. Archiva 4,71..
ceaiû Thee.
Ghica Scr, 239 : îp beï ceaiul în tícna.
cealiu Dickicht, Gebüsch, vgl. ungar. csalit dass.
406 W. RUDOW,
e e al ma Art Turban.
Cron, 2,212: cu célma in cap.
ce an a e Schüssel, den Nordrumänen ganz, im Königreiche fast un-
bekannt, s. Archiva 4, 74 f. Z. B. a umplut ceanacul cu mamaligä.
Eiymol, magn, 2331, bäga lingura in ceanac.
ceap(c)in Durchgänger, nichtsnutzige Taugenichts.
C, lit. 17, 68 : un ciapcân de Bolgar, care sus^nean, cä el este
stâpânul casei. Stäncescu, basme 188.
ceapcänlic schlechter Streich.
Farn. 22, 394.
ceapraz, Troddel, Borte.
Maghisi, I, 188: scurteicä alba cu blanä de miea alba cu
ceaprazurì.
AL Pr, ^()¿[. Ghica Ser, 501: cabanifa, care era un fel de
contoç cu claprazuri de fir. Odoò, i, 71.
ceaprazar Borten wirker.
Ghica Scr, XIV : croitorï, cavafï, içlicarï, ceaprazarl.
cearcagiu s. cire,
cearçaf Laken.
Fund, ico: gasi pe ^ei\ä învelita într'un cearçaf.
Gas fer ¡iL pop, 543 : cearceaf.
ce aun Kessel.
BiòL pop. 4, 1 8 : fig^n, negru ca fundul ceaunului.
Ceaur-Aslan Eigenn. (Löwenfeld?)
Dorili, 39.
ceauç Thûrsteher,
Cr. 3, 300. Ghica Scr. XVI. când un ciauç îï duce tnainte
dol împricinatï.
ceauç-baça Oberthürsteher.
Cron, 3, 256: au mersûla Paca Capsi, la Cïauçû Baca. £b. 157:
ciauçbaça. Odob, i, 320: Ceaus-Paça.
ceauçlar-emini dass.
Cron. 3, 269: au tramisû pre Enîcerû - Etendi ci pre Ciauçlarfi
Emeni.
cecmegea Lade, (Zugbrücke).
Als Ortsname Cr. 3 , 438 : au venitù la Buïuc - Cecmege. S.
cicmigea.
ceftelîc Landgut
Cron. 3, 440 : pêne la un ceftelicu ce avé Reiz-EfendL
Mag. is/, 4, 160: tocma la ceftlicul lui la Jambol dupe dtnsuL
c eh rea Fratze nur noch (im Königreiche) volksmäfsig. Dafür
grimasä.
celbiç ein Stoff, pers. türk. cihil beá = 45. Veraltet
/o/e celbiSf Çainean 126.
celebiu Herr. S. {elebelic. Ob dies nicht das ital. celibe, eig.
Mönch, ist?
Mag. ist. 4, 318. AI. T. 137 : N'aucjï, celebi?
NXUB BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 407
celefL
^<^g* 'J'- 5» 126 = lefeci, wohl nur verdruckt.
Ce libi da che Eigenu. A. B. 4. Celebi mit griech. Endung,
cepchen Jacke, von polnisch czapka, vielleicht unmittelbar.
Ghica Scr. 45 : un prileg de a se imbraca cu poturl, cu min-
tean ci cu cepchen.
cepragiu = ceapraz.
Mag. isL 2, 48 : cu nasturl ci cu ceprage de argint
cerbet ist vielleicht nur verdruckt für çerbet, da in den kyrillisch
geschriebenen Chroniken s u. c (= russ. s) öfter wechseln , S,
Cr, 2^ 2go bei Neculcea, der wieder s u. § verwechselt,
c er celar Hausierer, den Nordrumänen nur als Ohrringhändler
oder -Verfertiger bekannt, vielleicht also von diesem erweitert
Sonst jetzt marchitan,
car ce vea Rahmen.
Carag, T. 125: o sä fie pusä in cercevea. Isp, P, 15.
cerchez kurze Bluse der Türkinnen, eig. tscherkessisch. Selten.
TûrL éerkes. S. chiahiu.
Cerchez Eigens. A. B. 68. Cerkez. eb. 71.
cerdac = Geardac
Cran. 3, 169.
cergä Decke.
AI, T, 49 : apuc o. präjinä ci jach! peste cergä.
ce^mea Quelle. Volksmäfsig.
A/,P,p, 105: La ce^meaoa lui Murad.
chan = han Fürst
Cran. 2, 5.
eh e bap Art Braten.
Odaò. 3, 39: Kebapuri de caprioare.
Chebapcea Verkleinerungsform von chiabap. Eigenn. A. B. 100.
Chebapci Verfertiger des (veraltenden) chebap. Eigenn.
chef Vergnügen.
Isp. B. 2^ : câ fiul imperatulul de curênd venit s'ar fi läudat
la un chief. Fund. 75. Vgl. Al Fr. 407.
chefeluese sich betrinken, vergnügt sein.
Can. Negr, i, 222.
Bibl. pap. 9, 38 : Eu încâ colea cam chefëluit
chefli vergnügt, trunken.
Canv, Ut. 22^ 570: boierii erau chefiü.
chef u esc sich vergnügen.
Fund. 75: se veseléû mesemì ci se chefuéû.
chehaea Verwalter, Hofìneister, Beamter.
^og. 5, 23. Gh. Vf XVIJI: capitan Costaçhe Kehaja.
chehaia-beiü Art Stellvertreter, Bevollmächtigter des Grofs-
wesiers.
Ghica Scr. 6 : Chehaia-Beg . • a Invitât pe boeriî.
408 W. RUDOW,
eh el kahl.
hp, B. 1 85 : ce-i trebue cheluluï ?
che lar mr. nicht unmittelbar lat., wie Weigand 12 will.
Fund. 112. S. chiler.
chelbâ Grind.
Conv, lit 22y 45: avea ci o eh el be in cap. Rev, n. 3, 286.
che 1 bos krätzig. AI. Pr. 496: chelbossul cata chitie.
chelbosesc krätzig werden.
Al. T. 1541 : doar n'am chelboçit, ïnchelba? RtD.n.i^ 364.
cheleç kahl, = chilug. Aï. T. 4, = pilug Al. Pr. 18.
hp, B, 153: chema ci pe argatulû celu cheleçû.
chelfanez prügeln, eig. bürsten.
Al, T. 1591 : ar fí rusine se me las se me kelfanesca o
zupinesa.
c henar Rand, Besatz.
hp. B, 194: o basma cu chenar pe margine.
e h er ach e ursprünglich xvQíaxr¡ {x,^afivç). Gleich dem folg.
c here che fürstliches Gewand.
Cron, ^, 22^: îmbracându 'lü Paca cu blanä, §i deosebitQ
kereke noua. 332 : cherache.
cherestea Zimmerholz.
C. lit, 18, 399: cheresteaoa.
Cron.i^ 198, 259. Al,Pr.^\2\ care facea de cap -va anï
nego^, de chereste. Xen. ist, R. i, 249: lemnele de cherestele.
Auch Körperbau, Carag. Nov, 80: E un om cu o cherestea
urlale.
cherestegiu Zimmermann, Holzhändler.
Ghica Ser. 235 : precum ar fi intre cherestegiu, dulgher, tâmplar.
eh e res teg er i e Handwerk des vor.
Carag. T. ^2'. sä-mi arzä cherestegiria ? 51 cherestegeria. Fehlt
bei Seh.
eher van Zug. Ghica Scr. 323: Kervanul se tinea Ian}.
cher vasar ie = cärväsärie.
Cron. 2, IOC.
ches Hau zu! Ungebräuchlich.
Ghica Scr. 117: Când Olteanul cjicea kes, capul ci sbura.
Chesim Eigenn. A. B. 65. ar. Kasim freigebig?
cheschet eine Speise.
Al. T.'j^ ; cheschet . . . nici nu se pomene^te.
ehessengilar-geamisi ein Gotteshaus. S. geamie.
Solini. Calci. 161: apoï Chessengilar Geamisî etc. Wohl =
chesergiu.
cheten- hai vasi s. halva.
chetib Schreiber = chïatip. Vrlt.
Al.Pr,^Ti: Che ti bul ne priveçte pu^in eu disprej.
NBUS BBLEGB Zu TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 409
chez ab osm. Obersetzung von franz. eau forte?
chiabap Gebratenes.
Als Eigenn. Ghica Scr. lot, 115: fratele poetuluï Klabap.
chiabur reich.
AL 71 433: m'am föcut chiabur! Isp, B. 207.
chiaburesc des Reichen.
Rev, N. 4, 102 : fata chiabureascä. Fehlt,
chlafir ungläubig. Gew. ghlaur.
AI. P. ^, 19: Selim zahid klafirul.
chlahiu Bluse der Frauen, tûrk. ebenso. Ungebr.
Boi. P, I, 234: Feredjeaoa se 'mlädie pe kiahïul bogat cerkez.
chiatip = chetib.
Cron. 3, 437: Au rônduitû pe unû Chïatipû alû Märiel Séte,
chibiniceä-cabani^ä s. çarvana. Fehlt bei Seh.
chibrit Schwefel-, Zündholz.
AI, T. 479: aprînzend un chibrit
chienar
Rev. ». 2, 218 = chenar.
chi f te a Klofs. S. chioftea.
Timp. 1893. N. 13. S. i: chiftele marinate.
chihaea, chihaiu = chehaea.
Mag, ist. 2, 183: chihaialele noastre impreunä cu ale Dumne-
alul. Ai. T. 1040: pentru che ma cam temo de chihai.
chihlimbar Bernstein.
Fund. 34: mirositorl ca chihlibar. Con.Negr. i, 240: chihrimbar.
M. Bi. 48 : chirìmbar u. s. w.
chihlimbariû bernsteinfarben.
Corto. Hi. 20, 145: vinul cel mai chihlimbariû.
chilâ Getreidemafs.
Cr. 3, 184, Magaz. isi. 2,325. Ghica Scr. VI. pe çése lei kila
de orz.
chi 1er ist noch im Gebrauch.
Con. i. 26, 108: curä^d kilerul cu merinde.
chi lim Teppich.
Fii. 153: chilimurl vIrgate. Rev.n, 2, 139: ca un chilim ce'l
(ese natura.
chilipir billiger Kauf, Gewinn.
¿7r. 3, 411. -4/. 7; 828: Nu scapa chilipir din mana. S. Neg.
Cop. 250.
chi lip ir giù Beutelschneider.
Ciü. 19, 551.
chimin Kummel,
Despre legume. Arad. 1880, einfacher aus dem Griech. Chimion
mag osmanisch sein.
chimir Gürtel.
AI. P. p. 43 : Tu aï galbenl la chimir.
SSiitMfar. f. fom. PbU. ZYII. 27
410 W. RUDOW,
chin die Abendzeit. Art Tanz.
Cr. 3, 328, Magaz. ist, 2, 55. Fund, 30: soarele ajunse pe la
chindiî.
Farn, ig, 295: 3 gradi învertesc o chindie in papuci.
chiocce Tänzer, Tanz? türk. köeek Tänzer.
Gkica Scr, ^22 \ soitaril inainte imbracap in haine pestrite, cu
coade de vulpi la cäciuli, jucând chiocecurile. Fehlt.
chioftea Klofs. S. chiftea.
Conv, liU 22, 49; Chiofteaua luì Fericire. Ghica Scr, 64 Eigenn.
chiopol Rev, n. i, 220 = chiapoglu, verdruckt?
chïor einäugig.
Fund. 29; o marfoagä de cal chior.
chioresc i) einäugig machen, blenden. 2) erblinden.
i) AI, T. 392 : era se me chiorascä! 2) Konaki Poes, 335 : ochi . .
trebue pe încet, încet sä se deschidâ, pentni ca sä nu chio-
rascä mai tare.
chïoriç, schelblickend, auch chiondoiiç.
Isp, ^.320, 338 : Smeulü îï cata chïondorîçu.
e h io s tec Gürtel, Schnur. Vgl. poln. chwostek, hierher?
Ghica Scr, 150: venghercä de postav negru cu . . chïostecurï.
C. //*/. 18, 403.
chipeng = chepeng, (dies C ///. 23, 865) jetzt Falltür.
Farn. 28, 560. ridica chipengul delà pivnifä.
chir Schmutz, osm. kir dass.? Scheint pir Unkraut, s. Cihac
AI, 7". 140 1 : un vent mântuitor care e menit a arde, a seca,
a stèrpi chirul.
chiragilic mr. Stand oder Beschäftigung des chirigiu, Lohnñihre.
Fani, Bland, i, 21, 3: Kiradjelicul san tranportul pe cai.
eh ir h an Schuppen für Zubereitung der Fische.
Rev. n. 3, 310 = chirhanea.
chirie Miete.
Magaz. ist, 2, 220 Isp. B. 293: sciind cä gura nu -i fine chirie,
spuse. . . .
chirigiu Mieter.
Con, Negr, i, 301 : e nemul{ämit de chirigiu; cäci . . 11 plätesce
foarte reu chiria. Mietsfuhrmann, s. rahagiu, C. lit, 18, 196.
chiripir, Calicul 9, 5 = chilipir.
Chi ris ti gii = Cherestigii, Strafse in Bukurescht A. B. 214.
e hi se a Tasse, Becher.
Jac. Neg, Cop, 1 3 : smulgênd cu deasila in cealaltà odae
chisaoa din manele Zamfìriteì.
chisea Beutel.
Al, Pr, 1 1 3 : chisele cusute cu fir.
eh i se dar Kanzleivorsteher, eig. Beutelhalter.
Croît, 3, 302 : Mehtupciul, carele se chiama ci Kìesadaru:
NKUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUBiÂNISCHEN. 4lt
chi tab Schmöker, Buch, ar. Kitâb. Fehlt bei Seh.
R^* »• 2,75 : Putea se na presinte ... un chitab imposant.
chitan entstellt aus dem vor.
C. /</. 17, 488: Ce e chitanul acesta? zise parohul.
chitap dass.
Farn, 23, 52 : in cealaltä ^nea Kitapul Coranului.
chiucïuc îmbrihor wird wie buïuc i. gewöhnlich übersetzt; jenes
Mag, 5, 168: Imbrichorulu celti micu, dieses Mag. tsL 4, 27.
Imbrihorul cel mare împaratese.
chiulaf Art Kopfbedeckung.
Magaz. ist. i, 258: AI. T. 125 : Se ne puië un chiulaf.
chiù la ta Ladung (des Schusses). S. ghiulea.
C. lit. 17, iio: chiulata fiind imprumutatä de la altâ carabina,
nu se potrivea la a mea.
chiù n truc scheint tûrL gondûrûk Geleit, also: mit Geleit?
Cron. 3, 248 : s'aû pogoritû la Impëratul la Ëalichioçcû , trâ-
mi^êndû de au rëdicatû pe Constantinû Vodä ci Tau dusû
Chiuntrucû. Fehlt bei Seh.
chi up Topf (irdener).
Jac.Neg. Cop. 141: mergl la chiupul cu masline.
Chiupriuli Ortsname (an der Brücke).
Bolint. Catit. 128: ora^ul Chiupriuli este açezatû în amfíteatru.
£b. chiupruli.
chlurchi-calem ein Stoff. Wohl osm. qyrq qalem, 40 K. Vrlt
l^inean 126: fote chiurchi calem.
chiurcibaça Hofpelzhändler.
Cron. 3, 137: l'aû scosû cu multa silin^ä a lui Manolaki
Kiurd-Baç.
chizlar-, cäzlar-aga Haremsvorsteher.
Bol. P. I, 239: Caslar-aga îml déte in fine o rivalä.
ciampara = giampara.
Carag. N. 20.
Cialîc Eigenn. Vgl cilic. Timpul 1893 Nr. 58, S. 3.
Cialicavac (Pappelgehölz) Ortsname tùrk. éâl^ qava^*^.
Ortsname Mag. 4, 8 : trecëndû prin strimtórea de la Cialicavac.
ci a m Lastschiff.
Zamfirescuy nov. 19: stau ancorate câteva ciamuri turcesci.
clamaçir aga, eig. Wâschemeister, osm. TiteL
Ghüa Ser. 378: Husrev-Paça l'a fócut Ciamaçir-Aga.
ciamur Lehm.
dit. 17, 284: Cásele., sunt (acute, cea mai mare parte, de
damur.
cichirgiu Zuckerbäcker.
Alecs. T. 126: Ca s' ajungemû cafegii, ciubûcdl ci dchirgii.
412 W. RUDOW,
cichirgî-baça Oberzuckerbäcker.
Al. T, loi : el striga pria saraiû . . . Cichirgiba^ !
ci cm igea cecmegea. G/u'ca Scr, ^oy : a sparge cicmigeaoa.
ci flic = ciftilîc. Gküa Ser. 363: un mie dflík.
e i fut, ciufut Jude, jetzt Volksausdruck.
Als Eigenname Cron. 3, 235: facêndû pe Cifutû Mihalaki
Postelnicû mare.
Cighir, Eigenn. Biserica ci Scoala (Arad) 16, 374.
cijmea J^ev. n, 3, 25 = ciçmea.
cilibiu = celebi.
Cron. 3, 237: atâtû pe Vasilie Cilibiu, câtû ci pe Vasilie Razu.
Fam. 2, 2^6: un cronicar mai cilibiu.
cimbisträ Zängelchen, Pincette.
A/. 7*. 14: sê'l smulgl cu cimbistra fir cate fir.
ci(u)murluese fríeselkrank sein. Von cimur, s. damur, oder
ciuma? acela e ciumurluit Mar. Desc. 199. Fehlt bei Seh.
cimiçir = cimçir, Odoh. i, 452.
cinghel Haken, Biegung.
Als Ortsname Cron. 3, 439: din glos de Cenghelkioiu spre
Anadolu.
ci o are CÎ Hosen.
Bihl.pop. 8, 41 : fuge cu cioaredi *n vine. Eb. 16, 9.
cïob Scherbe.
Isp. P. I : Din cïob apa bênd.
cïoban Hirt
Cron. ^^ 104 Eigenname, vgl. Herder, auch Hirt: Ciobanu
Postelnicul. Magaz. ist. 2,321: de la Ciobanul impotriva
Oreoviï.
Fund. 44 : s'a tocmit cloban la un popa.
cío can Hammer, besser wohl aus dem Slaw.
Al. Pr. 488 : figanul î§ï cunoaçte cîocanul.
Cïocaneçtï Ortsname.
Mag. I, 297: prín Ciocâneçti (au trecut).
ciocanitoare Specht.
Slav. Pad. 27 : ciocänitoarea bâtea 'n scoar^a copaculuL
Ciochinâ Sattelriemen.
Al. P. 88 : la cïochine çi-1 lega. Eigenn. A. B. 1 85.
Als Ortsname Cr. 3, 436 : au mersû la satul Cïochina.
cl o dar Volksûblich fur cîohodar.
Fund. 35 : trimise clodarï ci ideldl.
Ciogole Cr. i, 319, = fugulea?
clohodar-baça Oberster der ciohodori.
Conv. lit. IO, 78 : Tóate slugile hospodaruluï primesc ridio^/e/e
titlurî de onoare, intrebuinfate la curtea SultanoluI: Caftan^
ba^a, Cîohodar -baca, Cîubucci baca, Cafegibaça.
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUBfÄNISCHEN. 413
cloltar nicht von èôl, sondern von Soldar. So schon Mikl. L
Càmion^ lelele 29: sä iasä ... cu cioltar neasudat.
clomag Knüttel.
AI, T, 24: .0 mceput a'ml scutura de omet chelea dracului
cu clomegile.
clomegesc prügeln. — AJ, 71 270: ce Taci clomegì!
clora p Strumpf.
Isp, B. 285 : Când stâpâna easel facea la clorap.
clorbä Suppe.
Al. Pr, 477: Numai cu vorbá nu se face clorbâ.
clor bag i u Janìtscharenoberst, eig. Suppenkoch.
Ghüa Ser. 158: fíul unul clorbagiu.
cíorc¡ova = cercevea Stancescuy basme 57.
cir Kleister, Fam. 28, 398 mamaliga cu cir.
Cisme g Eigenn. A. B. 190 scheint verdruckt für Cismegi.
ci rae i) Günstling. 2) Lehrling.
1. Ghüa Ser, VIH: scot la maidan fie -care pe cate un cirac.
2. Isp, B, iiy, am voit sä-I seo J ciracî aï meï. C. ht. 20, 565.
Cr, I, 300 cirécû.
cir a cite, Verbindung, Gesellschaft, Klike.
Rev. n, ^, 21^: La boier Buzoianu nu prea avea trecere cirac-
licurile.
circagiu = cearcagiu Flankier.
Cron. 3, 442 : care se trâmisese prin Cirkagiû Salih-Paça. Ge-
wöhnlich cearcagiu. Cron, 3, 345.
ciriviç = cerviç. Fundescu, 66.
Rev, n, 4, 114: o beçica de ciriviç.
ciçmea = ceçmea.
Cron, 3, 192 : Au impodobitü ora§ul Jaçului eu multe ciérnele.
eiçmegiu quellend, Teich.
Bolint, CatíL 43. 0>n, Neg, i, 321 : tn eapitalia Romanie! gäsese!
gradinele Ci^egiu.
cisniu Rat, «. 3, 219 = ciçnîu.
cîçtiu, Carag, Nov, 76 = cä^
cit Zitz, Kattun.
Al. Pr, 402: imbracate eu rochiï de cit. C, Ht, 25, 521.
ci tare a gestreiftes Zeug.
Ghica Ser, 501 : anteriile eran de ghermesit, de dtarie. ealem-
cheriû, eutnie, selimie saû sevaiû.
ci tari u gleich d. vor.
Todi, Rev. 2, 333 : citariu cu o varga lahanie.
club ota Stiefel.
Cron, 3, 445. Al. T. 1066: plätect la mine sechs Paar clubot.
£b. 1122. Eher russisch.
Auch cîobota, s. ismeni.
414 W. RUDOW,
ciubotar Schuster.
AL 7. 1066: te socoteam un ciubotar cu ambile.
ciubuc i) Rohr, Rute, Leiste (Baukunst) 2) Tabakspfeife.
i) Odob. 1,42: din astragalele stêlpilor . . . se pomeau, pe
rotunjeala culelor, numeroase ciubuce sau nervure.
2. Cron, 3, 225: i-aû datu ciubucü §i café. BoHni. Calit, 41 : ne
déte cafele ci ciubuce. Ghüa, Ser. 98 : cu ciubucul in mana.
ciubucciu Pfeifenmacher, -wärter.
Cron. 3, 302. AI. T. 1389: Spatariï nu 's cïubucdï.
cîubuccî baca Oberpfeifenwärter (des Fürsten).
S. ciohodar - baca. A¡. T. loi : era Ciubucci-ba^ la Caradgea.
cïugïuc klein. Ungebr. A/. T. éôguq dass.
Al. T. 1122: aferim cïugïuk.
ciuhodar = ciohodar.
Cron. 3, 213.
ciulama Mehlspeise, Pudding, Füllsel.
AL 71 74: bucate de cele sänätoase ca la noi precum: musaca,
capama, cîulama, baciava. Farn. 19, 594: ciulama de pui.
ciuma Pest
Mag. üL I, 295. A. P.p. ^^: cu cìuma amestecatä.
ciumurluesc me, werde angesteckt, erkranke. Vgl. cimurluesc.
Foata Familiei 1,31: m' am ciumurluit de ceva.
CÏU rechiù ein Gebäck.
Ghica Scr. 73 : a plämadi pânï, cîurecurï.
ci uta e scheint aus türk. qypéâq, das Land an der Nordküste des
Schwarzen Meeres, entstellt. S. tur lue.
cintura Eimer. Aus scutula, vgl. scutella?
AI. T. 1350: lumea*! ca un puj cu doue cïuturi.
civ it indigoblau.
Slav. Pad, 35 : daca Busuioc punea doareci ci peptar de postav
civit O dob. 3, 194.
Civita (blauer) Stoff.
C. HL 25, 398 : îmbracâmintea . . de lana ci civita.
cizma cisma Schuh.
Mag. ist. I, 235 : îçi trase cismele. Isp. P. 2^: Cisma, încâltata
eu cîorapul.
cobea = cubea, (dies Zamfirescu, nov. 16, 20) also noch nicht
veraltet
Dumiir, 19: Ci lumea ingrate, fie cobea ta.
co hoc Krug, über russ. Kubokû wie chïup.
Cron. 3, 312: si dupe bcutul coboculuï. Vgl. zukovski:
Sei kubokû éadamû drevnihû lïetû.
co buz Art Laute.
AL P. p. 62 : Din cobuz sunând.
NEUE BELEGE Zu TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 415
cobza dass.
AI. T, 83 : ÎÏ curgea ci laptele în pasat §i gälbinii in cobzä.
Eigenn. Mag. ist. 2, 24.
cobzar Lautenspieler.
Gküa Scr, 170: meçterï aleçï dintre ceï mal bunï scripcarï,
cobzari ci neisaní.
Cocci u Eigenn. A. B. 105. Wohl Kutscher.
co cío ab ä s. Anhang.
cofa Butte.
AI. F.p.^: Ca-ï gasi o cofa plinâ.
cogea (mite) erwachsen grofs.
Conv. lit. 20, 143: O cogemite bivolifa.
coinac Knöchel, Stuck Ziegel (siebenb.), Hofmacher.
hp. Juc. 7 1 : Se mai prinde smeul ci cu coinacul, Acesta este
un bulgare de caramida.
Cihacs Erklärung pafst besser zur Bedeutung „Knöchel"; c
tritt am Ende öfter an (märzac), vgl. den Wechsel zwischen
q u. A im osman. c u. h in casap u. a. Aufserdem hat ôjnâq
(eig. Spielzeug, Spieler) auch die Bedeutung: Tändler, Hof-
macher, woran bei qajnaq nicht zu denken ist. Vielleicht ist
also das c unter dem Einflufs von conac angetreten; will
man das nicht zugeben, mag man das zur Bedeutung gar
nicht passende qajnaq heranziehen.
Coiul Ghecet Furtendorf, Ortsname.
Magaz, ist, 3, 14: pana au ajunsû la Buh, la Coiul Ghecet.
col an Gurt.
^/. /l 3, 117: ear colanul p-oiû lua. Rev, n, 3, 211.
Eigenn. A. B. 195.
col cea g Art Schuhe, Beinhülle.
Als Eigenn. Cron, 3, 66 : Venit'aû §i Colcegû eu oste.
co liba Hütte.
Bolint. Calei. 133. Fund. 61 : p'aproape de coliba luï.
coltuc auch Stück.
Slav. Pad. 39 : Vica täia un coltuc de pane. Stäncescu hasme 75.
col^un = cäl^un. Vieil, unmittelbar ital.
Cr on. 2, 182: tragêndu-ï cïobotele numaï cu coljuniï au fostú
încalfatû.
Coman Kumane, Eigen. C. Sylva, Pov. Pel.
Comänescu Eigenn. A. B. 4. Vom vor.
comanda Befehl, türk. qômândah, oder unmittelbar vom ital.
Magaz. ist. i, 259, Cron. 2, 352: Aceçtiea lau comanda. Fehlt
bei Seh.
combara = cumbara. Cogälnicean, Arh. 2, 91.
conabiu = cunabiu . . Delavrancea Trüb, 60: pupëzelile conabii.
4l6 W. RUDOW,
coñac I. Haltestelle, 2. Wohnung.
I, Isp, B. 85 : cale de un coñac. 2. Ghüa Ser, VII, cari îï opreaû
intrarea conaculu!.
conacciu Gastwirt
Cran, 3, 140: ce numal conaccil ce'I purtaû conacul. Ebd. 207.
Co ñachi dass. Eigenn.
Kon, Einl, io: de acolo porecla dupa slujba de Conacciu^ ci
numele de Konaki. Dies müfste jedoch bewiesen werden,
ehe ich es glaube. Bis dahin halte ich den Namen für eine
griech. Koseform von con, gewöhnliche Abkürzung von cucon
Herr.
conacci -baca Obergastwärter.
Cron, 3, 330: carele ci conacci -baca a fostü.
condac Schaft, Kolben.
Scheint doch griechisch, wie entschieden in der Bedeutung
Kirchengesang. Cr, 3, 309: canta troparul ci condacul. Vgl.
gr. xovxoqy xovda^,
condur Schuh.
Isp, B, 2/^', o pärechie de condurï. Con, Neg, i, 10 1 : condurul
doamnei.
consol Konsul (diese lat. Form z. B. bei Ghica, Scr.).
Cron, 3, 350: consolul din Jaçï s'aû trasû.
conteç Pelzrock. Mag, ist, 4, 339.
contoç = conteç.
Cron, 3, 165: îmbracendu-lû ci cu contaçû blanîtû. Al, T, 396:
m'am saturât de contoç.
Als Eigenname Mag. ist, i, 377: Badea Balìiceanul Contoç.
corabiea Plätzchen, s. halva.
corbaciu = cärbaciu, gärbaciu Karbatsche.
BihLpop, 17, 10: 'i scapa ochii, la cociorbä, la corbaciu. —
Vielleicht ist cociorbä, das im Slaw. nicht zu wurzeln scheint,
hieraus umgestellt; die Bedeutungen berühren sich, wie
man sieht.
corhana, Werkstätte Creangä, amint. = chirhana. Auch Feld.
Zamfirescu, novele 85 : o burä mai deasä spala ale corhane.
coruiu eine Sperberart.
Gaster, lit, pop, 194: Çoarecile prins de un coruiu.
coçcogea Alter, Erwachsener, alt.
Isp, ^. 45 : Din coçcogémite omul, te-aï föcut un cosac. AL T,
339: Dintr' atâtica, s'a facut coçcogc fatoiu. Al. T. 1242:
coçcogea sabie.
covata Wanne.
Alar, Desc, 67 : începe a dumica taricele ci farina din covata.
Ebd. 143: coväficä.
cotorosesc retten, se loswerden von. C, Hi, 17, 74.
Carag, T. 359: cum sä me cotorosesc de republicana?
NEUE BELEGE ZU TÜRKISCHEN LEHNWORT. IM RUMÄNISCHEN. 417
coverta Verdeck os. quvartâ von ital. coverta oder uninittelbar von
diesem.
Farn, 23, 64: Pe coverta coräbiei era o mul^ime de cäletori.
coz Trumpf mss. oder griech. Ursprungs, s. Korsch.
AI, T. 770: Serdarul îï însurat cu o nevëstuïca . , coz !
cuca Mutze des Fürsten. Ghica Ser, XV, ^, cabani^
Cr<m. 3, 2 II : cândû au mersû de au luatû cuca.
cu cor Kranich. Osm. Herkunft sehr fraglich.
Isp, B, 391: cocorul dând peste o aça bunätate de copil.
en la Turm.
Isp, B. 45 : prin o culâ parasita.
eu la Hole hat hiermit nichts zu thun, es ist niedd. Kuhle. S.
GasUr lit, pop, 287.
cul-chehaia Heeresbeamter.
Mag, ist, 2, 339 : ci Enicer - Aga cu Cul - chehaia. Fehlt bei Seh.
Gull usa Eigenn. A. B. 152. Zum folg.? Scheint armenisch.
culoglu tûrk. Truppe, eig. Heeressohn.
Mag, ist, 4, 68 : cu o mie Janicerï ci o mie Culoglï. Fehlt
bei Seh. Eigenn. A. B. 79 Rumänisch Culeseu, eb. 29.
culuc nicht nur Wache, sondern auch Besatzung.
Cron, 3, 249 : totü culuculu Camenifei.
Cr, I, 20: cum la Turcï culucuri.
cul ucci u Nachtwächter.
Al. T. 1 105: culucciul strgä: Raîta!
cumaç Stoff.
Cr, 3, 198, 207 : fÎLcêndû ci <Jece parechï de veçmênturï noue,
cumaçuri fhimóse cu fìru. C, lit, 26,98 : tncârca butca eu fel
de feluri de cumasuri.
enrama Beisteuer, Sammlung.
Ghica Ser, 38 : ca sä faca enrama.
curan Koran.
AI, P. 3, 45: topuzul si coranul. Eb. 156 alcorani, 157 eleuran.
curb an. Ursprünglich chaldäiseh. Dazu poln. karbona Sparbüchse.
carea Los, Verteilung durch dasselbe^ tûrk. qur^ah dass. Die
Redensart a pune in eurea entspricht genau dem tûrk. qur'ah
atmaq. Wahrscheinlich gehört hierher auch eurea Kartenspiel,
das Cihae mit c. Riemen zusammenbringt.
BibL pop, 5, 9 : cate un vrâfule^ de argint ci aramä , numai
së-T punà în eurea. Fehlt bei Seh.
cursa Falle, eig. Lockspeise, Pille.
Cron, 3, 388 : Cäei cúrsele luì, printr' inçii, a intende se falla.
Al. P, p. 124: nu Ì pasâ nie! de cursa ducmäneaseä.
cum giù ausgedienter Krieger, vrlt.
Cr, I, 20: de sunt slujitori bëtrâni Oturaei, Curugii, §i Ti-
mariotL
41 8 L. ZÉLIQZON,
CU set Angelegenheit, scheint ar. qy^set dass.
Densuçian, Rev, crii. lit. i, 77 : se scii tóate cuseturíle oamenilor.
cu sur Fehler.
Cr on, 3, 429 : farä cusur urmätoriu. Isp, P. i : cusur al naturel.
cuçaclîc Holzwerk am Schiff, eig. Gurtzeug, von osm. qoschâq
Gurt. Etymol. m. 2, Anhang IV.
cucca Hütte. AI. P.p. 331 : Vinä 'n cucca.
cu tie Büchse, Schachtel. Al Pr. 3: am luat in manä acea cutie.
cutnie Stoff aus Baumwolle und Seide. S. citane, Al. T. 1235.
Nachtrag:
Bei avanie streiche: sein soll, vielleicht also ebenfalls hierher
gehört
Zeibegi s.o. bei{u), osm. Truppengattung, s.u.
W. Rudow.
(Forts, folgt).
Die französische Mundart in der preussisohen Wallonie
und in Belgien längs der preussisohen Grenze.
Das Material zu folgender Arbeit verdanke ich einem in Metz
wohnenden Wallonen aus Malmedy. In den letzten Herbstferien
habe ich dieses Material an Ort und Stelle einer genauen Prüfung
unterworfen und vervollständigt. Zur besseren Veranschaulichung
des ganzen Stoffes wurde das Wallonische in den wenigen Ort-
schaften im Norden des Grofsherzogtums Luxemburg (Doncols
[Dôku] , Sonlez, Tarchamps) sowie in Belgien längs der preufsischen
Grenze (Gouvy , Viel Salm [Vï Sâm] , Trois Ponts [Trdê Po»],
Stavelot [Stàvlde]), schliefslich in der ganzen preufsischen Wallonie
zur Vergleichung herangezogen. In der Beilage des letzten Pro-
gramms das Metzer Lyceums erteile ich nähere Auskunft über den
Stand der Sprache von Malmedy und gebe Sprachproben, zum Teil
folkloristischen Inhalts. In einer der folgenden Nummern dieser
Zeitschrift wird als Schlufs meiner Arbeit ein Glossar veröffentlicht
werden. Da mir von der einschlägigen Litteratur leider nur
wenig zugänglich ist, mufs ich mir versagen, überall auf die Er-
klärung der Lauterscheinungen einzugehen. Daher begnüge ich
mich mit der bescheidenen Rolle eines Berichterstatters, hoffe aber
auch auf diese Weise der Wissenschaft einen Dienst zu leisten.
Mögen Berufenere die weiteren Schlüsse aus meiner Arbeit ziehen.
Vorbemerkung.
1. Die Lautzeichen sind dieselben wie die in den „Lothringischen Mund-
arten" gebrauchten. Die römischen Zahlen bezeichnen folgende Ortschaften:
I Doncols (Groíjsherzogtum Luxemburg); II Bastogne, III Gouvy, IV Viel
Salm, V Trois Ponts, VI Stavelot (Belgien) ; VU Ligneuville, VIII Longfaye,
IX Sourbrodt, X Weismes (Preufsen). H. verweist auf A. Homing: Zur
Kunde des Neuwallonischen im IX. Bande dieser Zeitschrift 480 — 496.
2. Nasallaute. In der preufsischen Wallonie wird ä, ¿^ und d durch-
weg mit einem sehr deutlichen gutturalen Verschlufs gesprochen, der natürlich
in der Mitte des Wortes und in der schnellen Rede weniger merklich ist.
Bei all dem ist das Bestreben vorhanden, in der Mitte des Wortes, besonders
bei dem nasalirten a, die Nasalisation so hell vorzunehmen, dafs man nur
einen reinen a - Laut hört In Doncols und in Belgien zeichnete ich nur ä,
420 L. ZÉUQZON,
^ und S auf; nur schien mir hie und da der Laut des ? sich einem ge-
schlossenen e zu nähern. Diese Vorbemerkung erlaubte, was sich der Ein-
fachheit wegen empfahl, die Nasallaute mit a?j, ei¡ und oí¡ wiederzugeben.
3. Ty und dy. In der preufsischen Wallonie und besonders in Mal-
medy bei älteren Leuten wird der Laut, den ich mit ty und dy bezeichnete,
/j; und d + deutsches tönendes j ausgesprochen , in Malmedy hörte ich un-
gemein haufìg einen Laut, den ich mit tsx bezw. d + franz. a + / wiedergeben
könnte. Bei jungen Leuten hat sich der Laut vereinfacht und lautet in
der Regel tè und dj. In Doncols hörte ich nur die beiden letzteren Laute.
Auch hier habe ich zur Vereinfachung im Verlaufe der Arbeit immer die
Bezeichnung dy und ty angewendet.
LAUTLEHRE.
Yocalismus.
Betontes A.
I. Freies.
1. In wallonisch geschlossener Silbe wird es zu ë: nur' vgl.
H, auch ¡n sef (sapa), in IV und V dagegen si/\ Durch An-
gleichung der zweiten Silbe an die erste entstand seglet (singularis),
während es in I und III nach der Regel segle heifst. In offener
Silbe ist a behandelt wie in H, ich hörte bald einen offenen bald
einen geschlossenen Laut. Ich habe denselben mit e bezeichnet
— Beeinflufst durch den Artikel Iv entstand iwv, /v, sv aus mea,
tua, sua. Über die dem Bartsch'schen Gesetze unterworfenen Verba
vgl. J. Stürzinger: Remarks on the Conjugation of the Wallonian
Dialect in den Transactions of The Modem Language Association
of America. Eine Ausnahme von der Regel machen VII, VIII,
IX, X, die keinen Infinitiv auf / kennen: ábrese (embrasser), bajie
(bassiare), kädye (changer), mane (manducare), iyïre (déchirer), daza
ist zu merken çvg/ (envoyer) in III, V, Vili, IX und X.
2. -ata ist bei den auf inf. e ausgehenden Verben zu e ge-
worden, bei den andern zu i\ doch zeichnete ich auf in II: ¿s
täv^ çsti kasjy* (la table est cassée) , femer gaiçy* (gâtée) , Sappy*
(échappée) geheilt , in IV puñjf (poignée) , in VU , Vili , X pufU.
Sonst hörte ich für die Endung -ata in I u. II tyvmtnfy' (carni*
nata), dagegen in III iyimine^ anderswo durch fuir* ersetzt. Alles
Übrige geht auf e aus : äne (année) , hue (buée) , dyürru (journée),
nule Wolke.
3. Über a + m, n vgl. H. — Ausnahmen : In der preufsischen
Wallonie durchweg paie (pañis), in I pwev, rJrC (rana), karC Ente.
In VI: />'/«* (chienne), sonst haben mase, und femin. dieselbe
Form: lyeri.
4. a + 1 ergiebt 5: sâl\ häl\ iâÎ (scala), mä (malum), ^t/ä
(hôpital) ; pël^ (palam) steht palpi* Ofenschaufel gegenüber. Zu
merken ist noch ry* (alam), das oft durch Pfna ersetzt wird, kii
(qualis), se (salem).
DIB FRZ. MUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 42 1
5. clavus hat klä ergeben in der pr. Walion. und in V und
VI , sonst kio, fr. joue heifst dywa-^ in der pr. Walion., dyif in V,
sonst ist das Wort unbekannt, und man sagt dafür fai oder vizaty\
6. a + i hat ç bezw. e ergeben in : f^ (facit) , m^k^ (maigre),
OT^' (magister), plp (placet). Dagegen ist aus pacem in der pr.
Wallon, pay geworden, in IV /gy*, in II u. I /f. a ist erhalten in
5^' (aise), mayœr (maire), femer wenn das i -Element in den Aus-
laut tritt: häy (IV: hq^) Hag, may Monat Mai, dafür in Doncols:
hf/j mpy,
7. Sufi^-arius, aria vgl. H. In X: prqßmir' mase, und fem.,
desgl. in VII prvmtr\ während es in IV prximlV f. neben mase.
prvmi heifst. Abweiehend davon sind: mple zu malus, pfre (poirier)
in V, letzteres auch in VII und in X. Lat. armarium hat in I
ärmw?, in III ärmär\ in IV ärmOt in V arma ergeben.
IL Gedecktes A
8. a) vor l : Es ist ö geworden in iyd (ealidus), ö/' (alter), dyvo
(caballus) ; ä ist entstanden in ä (allium), in III ay^ fä (falsus und
faleem), marèa (maréchal), fpnäy (fenaison IV und V), sä (salicem),
kuiyäs* Kniehose (zu chausse).
b) vor b'l ist es wie bei H behandelt, dazu dyäP (diabolus).
Anmerkung: In IV zeichnete ich auf : yo, marihq^ ^2/* fí/\ ^p^'-
e) vor n und nt: vgl. H; dazu: arcñ^ (aranea), in I arev^
man* (manduco); sanguis hat son, canabis hat tyäf^ ergeben, in V
und X tyfn\
d) vor r und s ist immer ä entstanden: äp'' (arborem), bäf
(barbam), r*när Fuchs, tyär (camem), /ä/' (tarte), läiy* (largus).
(Dafür in IV : l^iy% ^p\ /ôi\ fyçr) ; päk' (pasca), pas' (pasta) , ma/
(masculus), krä (gras). Dafür in IV: mçy, /^^, pçs*,
e) a vor i -Element ist behandelt wie in H, 9 VI.
f) Suffix -atieiun hat f/y^ ergeben in 11 und VI: gvrf/y' (ouvrage),
vçyf/y (viaticum), sonst a/y\ Überall heist es aber /ru?na/y* (fbr-
maticum) und Pgyçfy* zu pilus. In Malmedy dazu : ty^fy' (village),
OTf/y* (orage).
g) a vor i -Element vgl. H, 9 VL
Dazu ist zu merken : /ai (fades).
h) a vor cc: vaiy* (vacca), in HI sa/y (saccus).
¡) Einzelne Wörter: çw' (aqua), s'pal' (spatula), dypn^ (gallina),
g/y öl' (caveola), mala^' (male habitus), in IV ma¡^\ bat' (battuere),
ìewai' (quattuor), Ipi' (latte), vyçrdai (verdâtre), lam' (lamina).
Unbetontes A,
9. a im Hiat Es diphthongirt mit folgendem u-Laut in:
maw (maturas), saw (*sabucus), paw (pavorem), awi (acucula) in I,
sonst awpy^ bawe in I (aboyer) und ist erhalten in au (augustus).
In I, II und III ist pavoren zu pur geworden. In satuUus ist ä
infolge des u- Lautes zu so geworden, natalis hat nge ergeben^ in
422 L. ZÉUQZON,
V und Vili noy e; typìr* (cathedra). An den folgenden ^-Laut ist es
angeglichen in flê (flagellum) in I und VIII, dagegen flay^ in HI,
floy^ in IV.
10. a nach Palatalen: Es verflüchtigt sich in d/vp (capillus),
dy^vpy (clavicula), d/vd (caballus), während es durch v vertreten
ist in tyvmi)C (camisia), iyfmlJC in IX, (yç^mii* in X, in I iyimvÍ\
Zu merken: pupa^ mumav (papa, maman) in III, wo der »-Laut
infolge der Labialis entstanden ist £s ist erhalten in iyalœr
(calorem), aber in IV fyçlœrt in V /yg/är. Es wurde f vgl. H, 1 1 .
11. a vor und nach Labialen ist erhalten: ami (amicus), av&¿*
(ab oculis) , azm (habutus) , savu (*saputus) , avu (apud hoc), aòfy'
(habile), avön* oder avdn' (habena), añc (agnellus), òakì (bassiare),
sävyov Sand. Mansionem ist in I zu mäjoj^f in II zu mw^'ov, in
IV zu màhoìì geworden, während es sonst mahon heifst; papilionem
ergab pawyon,
1 2. Vor secundärem i ist a zu ç geworden : //j^ (lacticellum),
irVioe (tractorium), rëzov (rationem), dagegen neben s^hov (sationem)
in VIII und X heifst es sonst säho'B ; aus axiculus ist asi entstanden ;
femer zu merken ^hi (aisé).
13. a vor 1 + Kons, ist erhalten in: fctopf (fauvette), sani
(salinarium) , vârp (vaudra), iyäfe (chauffer), iyäson (chausson), sdve
(salvare) ; 0 ist entstanden in : sote (saltare), sötrüP (sauterelle), tyôkl
(calcare), qsv (aussi), in VIII und X aber psM, — a vor 1 + voc
ist erhalten: saläf Salat, sale (saler), malaV (male habitus), cdpí
(alêne), valç (valet), über calorem vgl. io, atôypV (alauda), aber
in IV ôlwçi\ — a vor r + cons, bleibt : mart^ (martellum) , warde
(guarder), marihä (marescalcus) , dyärdev (jardin), in IV dyqrdew^
ârdyeîi (argent) ; iyçrdoii (chardon) macht eine Ausnahme. — a vor
r -j- voc. bleibt ebenso : farpn^ (farine), arpfC (aranea), parçuè (parent),
parol' (parole).
14. a + n: äne neben äne (année) in III, V, VI, VU u. X;
manducare ist zu mani geworden, nur in I fand ich vor: mèdyi^
mâdye und mam, daselbst auch tyidyi, welches sonst kâdyi heifst, in
II: medyi, tyedyi\ cantionem hat tyâsov ergeben.
15. Aufserdem ist a erhalten in einer Reihe anderer Wörter:
asyft* (assiette) und asU' (assieds-toi), atfiyi (attacher), alet* (attendre),
vgl. H 14.
E (lat. È).
Betontes.
16. Freies offenes e wird zu /: // (pedem) vgl. H 15. Zu
merken ist, dafs lat mei u. fei verloren gegangen sind und durch
lam^ und rat* ersetzt wurden. Aus cathedra ist tyßr' entstanden,
aus ad -|~ ^^n in I u. U air sonst tr ; man vergleiche mit ersterem
das spanische ayer, Lat. gelat hat wie im Lothringischen dyaP
ergeben und aus ego ist dyv bezw. dy^ geworden, in I, III dyi.
Deus wurde dyv : par dyv, daneben heifst es aber dyp rfwät (Dieu
vous garde).
DIS FRZ. MUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 423
1 7. e -|- Nasal : òev, itB^ rev, vev^ aus bene, teneo, rem, venio,
in IX bfj Tf, //, vp\ meum, tuum, suum gab mtrC^ iin\ stn\ dagegen
in ni u. IV: men\ tin, sën\ Aus teneram wurde /çr*.
18. e + ¡-Element: adypf zu directus, /^, in I und II li
(lectus), pç peius, aber t im Ausdruck tau fä va (tant pis), sonst
ist i entstanden: /ir' (legere) in IV Äi', du (decern), sú (sex), ml
(melius), §ttr^ (integram). Lat. media ist verschieden behandelt: In
II ¡st media nox durch doz'œr' ersetzt In I zeichnete ich nünvt auf,
welches durch das Französische beeinflufst sein wird, in V u. VII
minvtj ¡n VI mpynvt\ überall, mit Ausnahme von V dvnii ¿r*, heifst
es dvmpyqgr* (dimedia hora) ; svr* aus sequere , das in IV auch
sfu/ he¡fst. Üeber das Ergebnis von necat, secat vgl. H 17, in
rV, V, VI, VIII und X ist der o -Laut gedehnt: ndy\ sdy\
19. Ofienes e in geschlossener Silbe diphthongiert wie in H 18 :
fypr (ferrum) . . . , auch in syçf (servio). Die Diphthongierung ist
unterbHeben ¡n: pes' (pertica), êp* (erpicem), ipr* (terra), sei (septem),
€Êprp (après) , kwfrt (quaerere), Wfps* (vespa), in HI und IV wfsptr\
Die Endung -ellus hat ^ , -ella hat //' ergeben , vgl. H 1 8. Eine
Ausnahme bildet in I: bw^saP kleines Mädchen, bxirtaV (bretelle)
u. in Maknedy : pvrnal* prunelle). — tredecim wurde trâs\ sedecim
süs\ Eine Nebenform ist kwarbä (corbeau) und söirüP (sauterelle).
20. Gedecktes e vor n. Vgl. H 18 u. S. i über Nasallaute in
der Vorbemerkung.
Unbetontes E,
2\. Unbetontes e hat durch Analogie ^^ ergeben in: pyprdu
(perdutus), syprvi (servire), stypnvi (sternutare) und pyprsev (petro-
selinum), letzteres wohl an das zuerst erwähnte Wort angeglichen
und sycr/u (cerfeuil) an eine Form von syprvi. Ein Übergang zu
a hat stattgefunden in sarppV (serpette), raspdt* (responderé) in II,
akraze I (écrasé) und martyädii\ i ist entstanden in finyp^ (fenestra)
und fistu (festucus) ; ein t; hat sich entwickelt ¡n dyvnyps' (genesta),
wobe¡ das v als e¡ngeschobener Laut angesehen wurde, denn in
in heifst es dyinyps\ p ist geblieben in serv^ (cerebellum), tnpyœr
(meliorem), vps{h)i (vessica), splht (cerisier), splM VI, syprst V u. spliV
(cereseus), mpydV (medulla), hpydV (betula). Geschwunden ¡st e in
ifni (venire) t'ni (tenere), in <f 3f¿'/' bezw. dvYeV (descendere) und ¡n
pv (peduculus), wo es dem folgenden Laut angeglichen wurde.
22, Ober e vor n + Kons. vgl. H 19. ^ ist nicht nasalirt in
mpitm (mentonem) I u. UI, matim II, sonst heifst es überall mëtim,
währen des im Anschlufs an stammbetonte Formen nasalirt ¡st ¡n //r'
(tenere), vir^ (vemre) III.
E (lat É, Î).
Betontes.
23. Geschlossenes e ¡n offener Sübe ¡st im Ganzen zu œ ge-
worden vgl. H 20: pœr^ (pira) , krœr' (credere). Eine Ausnahme
davon machen I u. IL Aufser krœr*^ dœ (debeo) ze¡chnete ¡eh in
424 L. ZéUQZON,
I: avpr (habere), saopr (sapere), if I fr (vouloir), puvfr (pouvoir), vfy^
(videre), dp (digitus), frç (frigidus) s§ (sitis), sirp (strictus), // (tectum),
drp (directus) und spy (siam). In II hörte in nur Formen auf ^,
aufser den für I angefahrten noch krpr^ u. d^vpr (debere). — Ab-
weichend von sonst ist hwar^ (bibere), pwär' (pira) und pwäf^
(piper) in I. £s hat bei der Entstehung des Lautes die vorauf-
gehende Labialis mitgewirkt. Eine Ausnahme macht femer in I
mwp (mensis) und in II v^t^ (vitrum), das französisches Lehnwort
ist — Lat. vicem hat fl ergeben, fr. foire heifst /^r*, tonitru - /(^ir*,
in I tqnvT^, in U içnër'; aus lat. theca ist durch Einflufs des
c-Lautes /z^' entstanden. Hierher gehört auch kröy (creta), manöy
(moneta), say* (seta), ploy (plico) mit dem Subst. plœ Falte, véy
(viam), bröy (broie). — Die betonten Pronomina me, te, lauten
mi, it, lat se wurde durch Iv ersetzt.
24. e + n wird zu ö : avön* (habena), pdn\ (pena), von* (vena),
alön* (haieine). In I, ü, UI, IV, V, VI ist dieses o nasalirt: aolfti^^
pdn\ was in md (minus) Regel ist. Mino hat sein i bewahrt: mirC^
pqrmirC (mène, promène). Vgl. sonst H 22.
25. Durch den Einñufs eines Palatals wurde ^ zu t; in dy^^nv
(génisse), hvrhv (brebis), in I: bprbv, svrv (souris), in IV, V, VI:
dyvnt\ in V: suri, in VI: bfrbi u. suri, — Über die Wörter auf
-iculum, -icula vgl. H 21. Eine Ausnahme macht IX und X mit
solp (soliculus), das sonst sqlq heifst, und knqy^ Spinnrocken. Sebum
hat sœf* ergeben und nivem ist durch ivypr (hibernum) verdrängt,
während es noch in riive (neiger) erhalten ist. Nur in IV sagt
man «//'.
26. Gedecktes e wird zu f\ spp (spissus) ... vgl. H 23. Nur
fris (frisch) macht eine Ausnahme. — Capillus wurde zu dy^vp, in
X: dvçi in IX dyvqs. Über e + gedecktes n vgl. H 23. Aus-
nahmen u. Zusätze: sçn^ (cinerem), sçm* (seminat), dimea I, VII n.
VUI, dímfñ' II, III, IV, VI, fson' (insimul), in V, VI psdn\ IV ^j^.
Aus femina wurde fpnf, in 1 V u. IX /qsm\
Unbetontes E,
27. Über die Partikel in vgl. H 24: pvdy* (in viam). Nasali-
sation ist eingetreten in I âson* (in simul), sonst vgl. 26 . . . encore
heifst pkq oder verkürzt zu kç, e hat sich zu' verflüchtigt in:
r'svjaß (recevons), oder es ist zu v geworden, weil es fur einen
eingeschobenen Laut angesehen wird: rvsvjatj, ebenso d'mçre (de-
morare). Durch stammbetonte Formen ist es beeinflufst in: krârp
(croirai), krœjav (croyons), bœrç (boirai), I: vyprê (viendrai), krvjaw
(croyons), vçyav (voyons), bqgvav (buvons) u. bwarê (boirai), in II:
bçvao, in III bvvatí, in X bqcvav. Hierher gehört auch puoari I u.
n, das durch pwär* (pira) beeinflufst ist, in VIII heifst es: ppre, —
Hirundo wurde zu ardi\ — Über sonstiges e vgl. H 24. Dazu
merke in I viru (veruculum), das sonst fera heifst, III veru, V : fpm^
DIB FRZ. MUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 425
mah' (misculare) I, III mpli, VII kvmaie. Sitellum, das gewöhnlich
Sfyç ergabt lautet in UI u. X sayç, — Fr. hérisson heifst / vrsov,
sonst vrsov.
28. Eine Prothese hat nur in I çspin^ (spina) stattgefunden,
neben ist sie unterblieben : svpin^^ sireo (stramen) u. s. w.
I (lat. Ï).
Betontes.
29. Nicht im Hiat stehendes i ist erhalten: Iddi (lunae dies).
Im Hiat wird es zu ff : vff (vita) . . ., (in I : vuy*). Für beide Fälle
vgL H 25. Ausnahmen: In I, II: nptt (nettoie), nvri (nutrita), vi
(vita). In UI: hlrpi (erpico), nplyi, nuri neben vfy\ in IV npigy\
nuri u. vfy\ frqgmt (formica), V: nctìì* (-isco), VI: erpfy\ nftfiC^
nürtf VII erppy\ npiiV ^ nüri, vpy\ VIII prpììiy npnyf, vçy\ X «///',
miri, — In Malmedy: v§y^ nçti i. s., mar^y* (marie), rw/^ri (guérie),
nüri (nourrie), basii (bâtie), rüvpy (oublie), vphi (vessica). — martyr
adii (marchandise) und maladìiC (maladie) in V u. VII sind be-
handelt, als ob eine Form auf sc zu Grunde läge; dazu bypsilJC
(bétìse) dann I çgllg église.
30. Ober die Endung -Inus vgl. H 26 und Vorbemerkung:
Nasallaute . . . kqzev (consobrinus). — ina hat /«' ergeben: kqzçti (cou-
sine) vgl. H, in I, II, III, IV, V, VU, VIU in : kuzin\ svpitC (spina),
kvjhí (cousine), tyqpin* (chopine).
31. i + y wird behandelt wie in H 27: bú^ (bise)... Nur I
iyimoS (camisia).
Unbetontes /.
32. Vgl. H. Ausnahmen: sizpC (ciseau), lims<m (limaçon), prv
mit' m. u. f., in I prcmh
9 (lat. Ö).
Betontes.
33. Freies ç wird zu u wie bei H 29 : u (ovem) . . . , dazu
zu merken: bubin^ (bobine), das sonst bqben^ heifst Abweichend
von H auch in kqlüf^ (colobra) , ru (rota) u. plœf* (pluvia). Aus-
nahmen: I, U: j^r, kär (sororem, cor), in UI, IV kœr neben sür.
34. o + II vgl. H u. S. 1 Vorbemerkung. In VU burC bona.
35« o + y + Kons, wird t; vgl. H 31. Abweichend davon I
fuy (folia), muy (moUio), ir(¿y (truie). In II : /rgy', fqy\ koy* (colligo),
in rV : iróy', /çy*, muy\ syprfu (caerefolium) , kqy\ in V dazu ìaiy\
in X kuñ (colligo). — Oculus ist v geworden, in IV : üy\ Ostia in
I: vi\ ni: vè\ V: «j?, VU: u-^, und u^, IX, X: vi*. Über das
Ergebnis von focus, locus, coxa, olea vgl. H 31. Ab oculis hat
avvt neben I: avâd'^y ergeben. Fr. j'ennuie entspricht dy*anöy\ je
m'appuie ^rv m^raspldy, Lat. jocat hat sich nach Ausfall des c
ZeitMbr. f. rom. PhU. XYU. 28
426 L. ZÉLIQZOÑ,
ZU j(^^ entwickelt , an das sich die nicht stammbetonten Formen
dyqwovy dyquop angeglichen haben.
36. Gedecktes o diphthongirt zu wp in IV, V, VI, VU, IX u,
X. sonst wa\ kwat^ (chorda), /war (fortis), pwat* (porto), jpc/tf/
(écorce) , kwan^ (comua) , mwar (mortuus) u. s. w. Die Diphtiion-
gierung ist unterblieben aufser in den bei H 32 angeführten
Wörtern noch in dq (dossum), trqp (troppo) , mq (*mottmn) , dyöt^
(jeune), k(fi* (cotte), n^ty (rocca), fqs^ (fossa). Lat. nuptiae heifst
nwas' in I, nwfs^ in 11, nqs^ in V, VI, sonst ist es durch fyçs* oder
bâkç ersetzt. — Eine Ausnahme bildet IX, welches grqg (grossus)
neben dq und kd (colaphus) hat , und X , welches grtj^ , grqes^ und
dqg neben kö sagt. Moleré ergibt mür\ brcts^ ist aus brustia ent-
standen, wobei der i -Laut seinen Einflufs ausübte. — o + n +
Kons, wird zu ov vgl. H. 32.
Unbetontes O,
37. o bleibt in qfri (offrir), fqst (fossoyeur), qvraiy* (ouvrage),
fìiqletì (moulin), sole (soulier), mqrt (mourir), pqrsë (porcellus) III,
VII, X nebst sonstigem purser viqnt (meunier), in IX tnvnìy kçlnf*
(colobra), tqnìr* (tonitru), während infolge der Labialis eine Trübung
zu u erfolgte m/rumaty (formaticum), bunœr (bonheur) IE, in druvi
(ouvert) V, VI, sonst dr(fvi, in X kuvri (couvert). In ör^lqty ist
o zu* verflüchtigt und in dtmpñ* (dies dominica) ist es dadurch,
dafs der Ton auf das erste Wort rückte, ohne Ersatz geblieben.
Beeinflufst durch Formen mit betontem Vocal sind tywariytj situardu
(tordu) und ppwai* (apporte). Cochlearius hat in III, V, VI kul
ergeben, in IV kvyt^ in IX und X kpyt* Fr. fusil heifst fizik^ in
V, VI, VII : /vzik. Hierher gehört auch ptwpr in I (pouvoir), wofür
man sonst in Angleichung an v^lœr (vouloir) flôèr sagt, tnuyt (mol-
iire), kfyi (colligere), bubtW VI für sonstiges bqbin\ Zu den Bei-
spielen für v = o in H 33 füge ich noch pvia (poteare) und die
Ausnahme dyüdt (jovis dies) in I für sonstiges dyvdt hinzu. Offenes
o + y wird zu v in kvhçrC (coquina), kvhwB (cuisons), während œ
entstand in anäii (anuiter).
— u
o (lat. O, Ü).
37. Freies o wird zu œ wie in H 34 : flœr, Pavorem hat paw
ergeben, in 1 — 111 aber pur. Fr. beurre entspricht wallon, ¿fir*.
Super hat so gegeben, cubat ist zu küf^ geworden.
38. Über o -f n vgl. H 35. In mansionem ist das 0 nasaliit:
mahov, die Nasalisation ist unterblieben in dem Ausdrucke qP ma-
hqrí (à la maison). — Meum, tuum, suum lauten mv^ tv und ro.
Es wird hier eine Beeinflussung durch den Artikel Iv vorliegen. In
X heifst es w^, /^. In beiden Fällen wird es zu w', /', j' apo-
strophiert, in X vor Vocalen zu my \ myqnC (mon homme). Für
lat. nona notirte ich ndn^ in III.
DIfi FRZ. MUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 427
39. O -{- y hat dieselbe Entwicklung erfahren wie bei H 36 :
krœ (cnicem)y in II krv. Sum heifst in I jv, in X ^^, sonst sc,
ans vocem ist viva geworden, in IV vw^; nœ (nucem) in V und
Vn, aber nvè^ in I und 11, es ist der f-Laut zur Bildung des è
verwandt worden, und es hat dadurch eine Erweichung des u
stattgefunden. Dem fr. mouchoir entspricht in I und UI mqiywp^
11 mqiywa. — osem wurde qiripciär (piscatorem), iyalœr (calorem),
mit^ (menteur), tçnœr (tanneur). In I f>ps<By in IV pphœ, — /"b
kommt von peduculus (in IV sagt man pyit) , ffru (veruculum), ñq
(genaculum), in IX u. X ñqp. In awpy^ (acucula) ist w hiattilgend.
— Zu lat pulla gehört pqyoìì , aus pugnus wird puñ\ In kvnq'^
(cognoscere) ist das o dm-ch den folgenden Palatal unbeeinñufst
geblieben, da derselbe zur Bildung des x verwendet wurde.
40. Gedecktes o ist zu q geworden in mqy^ (musca), ioi
(tousse) , /qr (fumus) , bok^ (buccula) , kqri (cuirere) , rqiy (rubeus),
gqs* (gustus), jç^ (Suppe), krqs^ (crusta), bqi^ (bucea), in I buiy, —
Djumum wurde dyür^ bursa — bus\ in IX: bds\ brustia — hrde^\
gwaty I, III, gwpiy IV, V entspricht fr. gorge, in VII sagt man
g(fräyfi\ Gehörtem ist kür^ in X kdr. Durch Einflufs einer folgen-
den Labialis ist u entstanden in küi* (cubitum), durch Einflufs von
1 in pür^ (pulverem), ^fií (écoute). Consuere hat sich zu kœ^ ent-
wickelt, aus satullus ist sq geworden, aus medulla entstand tnfydl\
aus betulla b(yôl\ aus juvenis wurde dyöti^t fr. tourne entspricht iün\
Unbetontes O, U.
41. o + yistœin nœhi (noisetier). Über u -j- 1 vgl. H 38:
hä^ (cultellum), ebenso sonstige Fälle. Dazu zu merken: pëpyç I,
pœpyç II, Vili, pâfli VI, pàèpyp V (peuplier), I u. II pumi (pommier),
mqhi in VI = fr. moisi, wofür man sonst iyamust sagt, in I tyamosp^
in n iyatnosu. Sdii entspricht satullare. Ausgefallen ist o in ì^nqy^
(cognoscere) bezw. es ist t; dafür eingeschoben, t; ist aus o ge-
worden in svrv (souris), in V, VII, X kçfzv, in VUl kqezuy in I, II,
VI kqzv{u)y in V, VII druvi zu deoperire. Plumbum hat plow er-
geben, hirundo ar9/^ lusciniola heifst raskiñül\
U (lat Ö).
42. Partidpialendung -utum : Malmedy : vedu (vendutus), py^rdu
(perdutus), ¿v zu bibere. Ini: v§yv (vedutus), vidv, k'nviv zu
cognoscere, sti zu essere, pyprdv. In U zeichnete ich nur Formen auf
u auf neben çsU (été). In III : v^u, avu (habutus), pçrdu neben pyçrdi,
if lu zu velie, dann línoSi, vìdi^ vpyi und hv. In IV nur Formen
auf u neben w^ òv. Part zu essere heifst da s^u. In V alles auf
li, auch silu zu sentire neben àv, zfnt\ l*m' zu teñiré. VI und VII
alles auf tí, VUl desgleichen neben v*nt u. /';»'. In IX bekam ich
nur Endungen auf t; zu hören mit Ausnahme von t/m und in X
desgleichen, nur notirte ich savu zu sapere.
28»
428 L. ZÉLIQZON,
Freies u wird zu r in /v (plus), svr (securus), sonst ist immer
u geblieben: kru (crudus) (in I krv), mur (murus) (in I mvr). Lat
durus ist zu dçr geworden (in III dvr, in IX u. X dç^r), scura zu
/içr\ matürus zu ?naw und sabucus zu saw. Im Hiat ist u erhalten :
fyfru (carruca), desgleichen in den Participialendungen auf -«/a.
V u. VI macht eine Ausnahme: rçw* (rue), fyprqw\ aber vidu u.
vçyu für das Femininum.
43. u + n ist zu V geworden in IvrC (luna), in hr%3f{ (brun)
desgleichen; IV, IX und X sagen dafür hr{fn\ una wurde qrC in
Angleichung an das Mase, in II uri. — Lat. unus ist zu dk ge-
worden; in Enclyse zu qn\ in I u. II uk (un*), IV dk* und w^m*
(un homme). — u + m ist erhalten in pium^ (pluma), hum* (scuma),
/«;«' (fumât), aber o ist entstanden in ^kom* (enclume).
44. u + secundares i ist zu v erweicht wie bei H 41 : /rv
(fructus) ... In IV ¡st zu merken : distrStr^ für sonstiges dvstrvt^.
45. Gedecktes u vgl. H 42.
Unbetontes U,
47. Über u im Hiat vgl. H 43. Eine Ausnahme macht br0ñf*
(bruyère). Vor m ist u erhalten wie bei H, ebenso in brulé (peru-
stulare), v ist entstanden in pvrnaV (prunelle), kvloi* I, pimtr (punire),
dywH (déjeuner) (in VI dvdyvne^ während ersteres fr. jeûner heifst),
in I dyqnie. Geschwunden ist u in stypnvi (IV siyçme) (sternutare).
In V sagt man trvveV (truelle) für sonstiges iruvaV, unionem ist
ofloia geworden, in VIII — X añoVt und lunae dies hat Iddi ergeben. —
u + y ist zu v geworden: dvstrvhaii (détruisons).
AU
48. Diphthong au ist behandelt wie in H 44, nur auca gibt
aw\ in IV üw* und gaudia dydy\ Dsizu zu merken irò (traugus),
was* (j'ose) und rvpwaze (reposer) an die stammbetonte Form
rvpwas* angebildet Augurosus hat vr& ergeben.
Consonantismus.
über das Los stimmhafter Consonanten im Auslaut vgl. H 48.
a
49. Über ca vgl. H 45. Ausnahmen: typ Katze, ywarsStr^
I u. n swars^r (équarrisseur). Erhalten ist c in kavaP (caballus)
Stute, kfnär u. kffi* (canard u. cane), das neueren Datums ist, käf*
(cave), ferner dyvf (capillus), in X ¿/V^, d/vö (caballus) und dyvpy*
(cheville) — Dtsch. Bock heifst bok^ in V, VII und IX sagt man
¿^. Über cc (+ o) nach betontem Vocal vgl. H 47 : spty (siccus).
— Über manducare vgl. H 46 u. in dieser Abhandlung unter 14,
dazu ^kqrdyir'^ zu scorticata. Aus lat. secare ist si^yl entstanden,
wovon sofrpy (scierie). — Über die Verba auf -ico vgl 29.
DIB FRZ. BfXTNDART IN DER PREÜSS. WALLONIE. 429
50. Das Sufíix -aticum ergab aty bezw. ^/y', vgl. 8.
51. ce im Anlaut und nach Konsonanten im Inlaut wird zu
s\ Sfrvf (cerebellum), sap (centum) (VII se» und sèi vor Voc), ds'
(undecim), dçs' (duodecium). i ist entstanden in ìy^r/u (caeri-
folium in V. — Über e vor betontem e oder i nach einem Voc
vgl. H 50. Eine Ausnahme macht I in kvdyitC (II kvjiii) , d^av
(disons), líjav (lisons). Eine abweichende Entwicklung nahm fadmus,
das i^zav ergeben hat (in I v^jav), ebenso t v^zep (faciebat). —
Bracchium hat hrps ergeben, in I, IV aber hrp. In pay ist nach
H nicht pacem sondern das Verbalsubstantiv als Ursprung anzu-
nehmen. — In rv/'ör' zu lucere hat das c zur Erweichung des u
gedient; vwazev (vidnus) und reze» (racemum) sind als Lehnwörter
anzusehen.
52. cl und er im An- und Inlaut ist erhalten: kle (clavis)..,
kravai\ Beachtenswert ist I: äglvnC u. 11 §glxm\ die durch das
fr. enclume beeinflufst sind^ während sonstiges pkonC auf lat in-
cndinem zurückgeht er ist zu gr geworden in grpvps^ (écrevisse), í
ist entstanden in me)i (macer) IX, X. — c ist im Auslaute erhalten
wie im Lothringischen in : armgnak (almanach) und stumak (estomac).
Q.
53. Vgl. darüber H 53. Füge dazu: kwtí* quindedn und
ib/i&ax' (quattuordecim), femer HE, IV: ^/n' (quaerere) für sonstiges
kwfrt.
G,J.
54. Über g und j vgl. H 52 und S. i Vorbemerkung über ty.
Jam magis wurde dyamäy in VI, sonst dyamç. Abweichend davon
sind sow (sanguinem) und sfrd/g (strangulare) , während es s^fröI'
(strangulo) wie in H heifst. Ungula hat dk^ ergeben.
55. Für zwischenvokalisches t und d vgl. H 54, dazu zu merken
aldy^i^ zu alauda, in I u. Ill ä/ufi*. Ausnahme: nçe I, VI, X
(natalem), sonst nçy^. Über das Ergebnis von peduculus vgl. 39;
in rvmedi (remedicare) ist d wie im Französischen erhalten. Wäh-
rend nach 42 in -uta, -uda der Zahnlaut verloren ging, so holte
ich in U h(¡nmy zu bibere. Eine einzige Form mit scheinbar er-
haltenem t hörte ich in II: r*svV (reçue).
56. Ober die Vertreter von moneta, creta, seta vgl. 23, über
maturas 42, über betula und medulla 40.
57. Zwischenvocalisches ty im Inlaute wird zu h\ s^hov (sa-
tionem) vgl. 12, p^hi (puiser). Eine Ausnahme macht I: pQji und
mfneji (*minutarius) , das anderswo nicht gebräuchlich ist Vor
einem Consonanten entstand i\ r aitine (attiser). Im Auslaut ent-
steht J:: pvV (puise). Puteus und brustia haben pvs und brass'*
ergeben. Über die Vertreter von ostia vgl. 35; dvspöy gehört zu
posteum.
430 L. ZÉLIQZON,
58. t im Auslaute ist verstummt. Es ist erhalten in vi (octo),
vet (viginti). Über Suffìx-aticum vgl. 8, über d^ca und íca vgl. 50.
Hierher gehört auch martyädfx! (marchandise). In den Auslaut
tretendes d verhärtet sich zu /: pret^ (prendere).
S, X.
59. Im Auslaut ist s geblieben und ist tonlos. Zu merken
s(fpfrû (chopine) in VI u. X. — á/ I, èts II (sex) sonst sii Ton-
loses s ist in (ivzo (de + subtus) tönend geworden. Ober stimm-
haftes j, das in den Auslaut tritt vgl. H 56.
60. Über sp und st vgl. H 57. Ein prothetisches e zeichnete
ich auf in I pspin* (spina) und I, II çsiumak (estomac), II psie zu
essere. Nach einem Konsonanten wird zwischen sp und st ein v
eingeschoben: Iv sp§rC neben g»^ svpçn\ in II ein 1. Über die
Vertreter von misculare vgl. 61. Über st im Inlaut vgl. H 57.
61. s + y, ss + y wird im Inlaut wie bei H 58 zu A und im
Auslaute nach hellen Vocalen zu ¿, nach dunkeln zu yi^: mahov
(mansionem) . . ., sclf]¿ (cerasea). In I, II und III ist è bezw. j ent-
standen: biise (bassiare), akraèi (incrassiare), mäjov (mansionem), in
I: akr§éh mwêjo^y in II und UI kraè* zu crassus. In VII zeichnete
ich auf: abaje^ fkräje, Ausnahmen: trqp&nC (troisième), gfi¿ (grísea).
Ebenso wie bei H ist s bezw. ss ohne darauffolgendes y geblieben :
svpçs* (spissa).
61. Über sc im Anlaut vgl. H 59. Ausnahmen: In I, 11 n.
ni m (scala), VIU x5/', K iäl\ I u. ffl è^rhi, VU x«^' ab-
wischen , I u. lU èwarst (équarrir) , I èup' (Schippe) , VII jijuf. —
sc vor a, e i wird zu S bezw. j in I, II u. Ill: ièii^ (descendere),
rçsiiëa» (rôtissons), mgë* (musca), vaë^ (vascellum), II mait'y IV mM
(misculare) , IV ma^' (misculo), in III pfëo» (piscionem). In V ent-
wickelte sich X bezw. ì: mg^ov zu musca, ^ngx* (cognosco), H^ng^a»
(cognoscimus) , krf}^ (crescere) , Pfii (piscare), pfX^v, aber es helfst
/a/ië zu fascis. In VIII: krfX\ krçy^an und mg-^ neben rvstììan
(rôtissons). In VU u. IX marïxâ (marescalscus). Sonst ist sc wie
in H behandelt. — Beispiele für x sind: I, II und III: aueoß
(buxonem), /fë^r zu texere, ¡fei/* (lixivia), in V òu^ov, tfyœr zu
ifíC (texere) und Içxîf^' Sonst : Ifhtf* und tfhœr. Über ex + Voc.
oder s vgl. H 59. Eine Ausnahme macht wiederum I mit aét
(axiculus).
62. R im Auslaut ist erhalten. — Im Inlaut ist r zu / ge-
worden in ägolä (Angorakatze), und in sfli^^ II: typriS (cerasea)
und wurde umgestellt in dr(jpi (deoperire), prvsii (pisturire) , gvnü
(granarium), in I : grvnt, I u. III /y/drov (chardon) sonst fyfrdawy II
pvrmi (Primarius) und frumatf (formaticum). Beachtenswert IV:
prvmtP (primaria).
DIB FRZ. MUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 43 1
63. Vgl. H ebenda. Ausnahmen: II: ärf (arborem), femer
VI, VII, Vni: pdsyow portion, ürtf I, drty II = orge, welches
sonst regelmäfsig wa(ç)ty^ heìfst. Varty und Vartypi zwei Bäche
in Malmedy. — ^ ist eingeschoben zwischen fr. vr und tr (vgl. )
— Ober Suffix -ardus, -orium, über die Infinitivendung der i. und
2. Konjugation, sowie über r in einsilbigen Wörtern vgl. H 62.
Abweichend davon dyür (diumus). Ober -arius vgl. 7.
64. r im Auslaute wird ausgesprochen wie ;|^, diese Aussprache
ist mir besonders aufgefallen in I, wo ich auch im Inlaute ;|^ für
r niederschrieb, und in Malmedy, wo ich den Laut unendlich oft
zu hören bekam.
64 s= H 65, in Malmedy : sl (caelum), ärmonak, in II almonak
(almanach). Das / vom Artikel ist an das folgende Substantiv
agglutinirt in d Ivrsov (un hérisson) VU, das sonst vrsov heifst —
L ist in r verwandelt in fiyosr^ fiy^f^ 0^^^)» ^^ sonst fiyüV heifst.
— l ist zu k geworden in fiztk (fusil) in Anlehnung an das gleich-
lautende fr. physique. — Ober 1 im Auslaut vgl. H 66, für Vi vgl.
H 67, fur ly H 68 (vetula = vïiC) , fur die Umwandlung von 1 zu
y vgl. H 69 , dazu zu merken è/ (ala) , tœf (tela) , über Vertreter
von misculare vgl. 61. Auslautendes 1 ist ausgefallen in j'ôr (solus).
— Ober l nach Konsontant vor unbetontem e vgl. H 70. Eine
Ausnahme macht ^au;* zu flebilis und I: siäPy IV: sfq^ das ich für
sonstiges stäf^ (stabulum) hörte. Über u + 1 vgl. 41.
M, N.
65. Hinter m hat sich ein w entwickelt in II : mwçs* (magister),
mwi (manus) , pwi (panis) in I u. II , cfmwi zu mane in II. Die
Nasalierung ist immer unterblieben in dem Ergebnis von lat. in,
das f heifst (vgl. 27), ferner in çs^rû (insimul), in I aber afan
(infans), in /fr* (teneram), prêtev (printemps), svirôP (strangulo) neben
sUrdUf das in X aber strdle heifst, und in ImP (lingua), in X iyäp'^
(camera) (II iyañ\ femer in n oral in brvn (brun).
66. Zwischen n'r ist in pdí (I: pdr^) (poneré) ein d ein-
geschoben, welches aber sonst fehlt wie in den H 72 angeführten
Beispielen, ebenso in sptC (dnerem). In I notirte ich tedrë (tiendrai)
für sonstiges ièrp. Nasalisation kommt vor in sdn^ (simulât) V u.
VI, das sonst sqn* lautet, in äne (année) III, IV, IX und X, das
sonst am heifst (die Nasalisation ist hervorgerufen durch die Deh-
nung des a), patze I Fufssteig, pdn* I, V, VI, sonst pörC (pena), IV
fs9n* (insimul), sonst ohne Nasalisation, I mdne (mener). In Mal-
medy hörte ich v^rdi far sonstiges verdi (vendredi). — Mouilliertes
n erscheint in puñ^ (pugnus) (in I ist die Mouillirung unterblieben;
puw)f sparrà (épargner), dimen kommt neben dtmpñ' vor.
432 L. ZÉLIQZON,
B, /> F, K
66. Nach f entwickelt sich ein w in fwrÜ* (frite) II, fwna
(fames) I, fwasti (garde forestier) in I. — Nach b entstand w in
I hrwësaVy li bw^sçP für sonstiges bäspl^ junges Mädchen. In-
lautendes p ist ausgefallen in I: av (habutus), dv (debutus), sonst
heifsen diese Formen im Anschlufs an die endungsbetonten Formen:
avu^ d^vu. — Caballus ist zu dyvö , capreolus zu iyçvru^ sábulo
zu sävyoiB geworden, während papilio sich zu pawyoiij sabucus zu
saw entwickelt hat, b is zu v geworden in ahfvre zu bibere. —
£in Schwund der Labialis hat stattgefunden in € (ovem), bu (bovem)
und in iy§n^ (canabis).
67. Über lautbare Labialis im Auslaut vgl. H 77. — Die in
den Auslaut tretenden Labialen b und v werden zu / oder f ver-
härtet, vgl. H 78 und merke dazu kolüp (colobra). — Eine Um-
stellung der Labialis hat stattgefunden in wpps^ (vespa), das in X
wçs" heifst (worüber H 79).
68. V ist zu w geworden in wayen (regain), r*wfri (guéri), we
(vadum), wav (gant), züf/' (Weide), wap (Waffel), wasev (Weizen)
= Korn. In / wurde v verwandelt in fçru(a) (veruculum), dafür
in X: Viru,
69. bl, fl, pl ist erhalten, nur húbyon (houblon) macht eine
Ausnahme (in I, III hublois). Im Inlaut entstand w aus v in
kräwäi^ für sonstiges kravai\
FORMENLEHRE.
A. Nomina und Pronomina.
I. Substantivum.
70. Da der bestimmte Artikel die gleiche Form fur das Mas-
culinum und das Feminum hat, sind mir bei den Erhebungen, die
ich veranstaltet habe, nur selten Abweichungen vom Geschlechte
des Schriftfianzösischen aufgestofsen. Folgende habe ich aufge-
zeichnet:
00 deis (une dent), armo (armoire) msc. in IV
kiiyi (cuiller) mase, in IV.
iyä/^ (chanvre) fem. in II, ebenso sonstiges tyfn*
iqnër' (tonnerre) fem. in II, puñ* (poing) fem. X
sä (saule) msc, u^ (ostia) fem.
ër (aera) fem.
Von Substantiven, die eine besondere Form für das Femininum
haben, nenne ich mëtœr ^ miirçs* (menteur), mqkär-mokrp^ (moqueur),
in VIII fiyc^r-fiyrçs^ (filiolus), welches sonst fiyül für beide Ge-
schlechter heifst.
DIB FRZ. MUNDART IN DER PREÜSS. WALLONIE. 433
II. Adjectivum.
7 1 Eine besondere Form für das Femininum haben diejenigen
Adjective, deren Endkonsonant im mase, verstummt ist und der in
der weiblichen Form wieder hörbar wird.
boW'bqn* (bonus), blav-bläk* (blancus), frœ-frœV (frigidus),
fti'p^Hi^ (petite), s^pf'S^pfS* (spissus), grg-gros* (grossus), krä-kräs*
(crassus), gn^gris' (griseus), rœ^rat* (rigidus), sirœ-strœi* (strictus),
w-w/' (vide), plë'plërC (plenus), nu-nüf* (novus), kür-küV (court),
VfT'Vft^ (viridis), hachas* (bassus), Id-ldk^ (longus).
Dazu gehören die ursprünglichen Adject auf -osus:
Glçrya'glqryœf (gloriosus), dyijycè'dygyœs* {^oye;\xx)y hdiâ-hdiœs*
(honteux), fernerhin die auf lat. -ellus: bl^'bcl^ (bellus), novç'nçvfl'
(novellus). — Die Adjective auf -arius haben gewöhnlich i im
Mase, und -ir^ im Fem. : prvmi — prvmir' (pnmarius), in IV notirte
ich mase. prvfni\ fem. prvmil*, in VII prvmìr' mase, und fem., ebenso
in IX und K, wo ich auch mase, und fem. Içdytr^ (leviarius) hörte.
— Die Adjeetiva auf -inus haben im Mase, evt im Fem. /»*:
vwazen-woazfrC (vicinus), kvzev-kvzçif (eonsobrinus), ebenso wird
behandelt malignus, das malen - mal fv^ hat. Vetulus -vi hat im
Fem. vtC ergeben. — Über part, auf -utus vgl. 42.
m. Zahlwort.
72. Grundzahlen: Zk i, das 2, träs 3, kwaV 4, sek 5, sfi. 6,
Sft 7, vi 8, nüf g, dïi 10, ds^ 11, dgs' 12, Iräs* 13, kalwa^ 14,
to¿¡r' 15, süs^ 16, dispi 17, dihvt 18, dthtüf 19, vêt 20, vii'dk 21,
irit^ 30, kwarât* 40, sêkwât' 50, swasäf 60, septal^ 70, vtOt' 80,
nqnäV 90, sit 100, m^y looo.
Ordnungszahlen, ite heifst prvmii^lr^) ^ die übrigen werden
durch Anhängung von Im^ gebildet (in V -«»*): dœ&m^ (deuxième).
73-
IV. Pronomina.
I. p
er sonai pronomen.
a) Betontes.
I. Pers. Singular.
Plural.
mi
dv mi
nq
dv nq
a mi
2. Pers. //
dv ti
a ng
vq
dv vq
a ti
a vq
3. Pers.
Masculinum.
Singular Iv
dv Iv
a Iv
Plural
zpV
dv zçr
a ZfV
434 L. ZÉUQZON,
Femininum.
Singular l^y = Mase,
dv /çy'
a Içy'
Fur h. pour nous hörte ich pç nçz di^ (autre), tûr pour vous
— P2 ^9^ ^^'*
b) Unbetontes.
74. I. Person.
Sing, dyvt III dyt\ dy" (je) Plur. «(), I u. III dyi (nous)
mVi nC (me) nq^ tC (nous).
2. Person.
Sing, tv, e (tu) Plur. w>, t.' /') 1 ^'^' f/* (avez- vous),
/v /' (te) m v\ /r''"^ Í ^, ^^Y^.(que dites-vous).
^ ^ V »y Í j ^^^^ (taisez - vous).
3. Person. Masculinum.
Sing. / vor Kons., il vor Voc. (il) Plural 1, //, (ils)
// (lui) Pzi Oeur)
r (le) If (les)
Femininum.
Sing. // oder pP (eile) Plur. i7 oder fP (elles)
/i (lui) rzi (leur)
/' (la) // (les)
2. Reflexivpronomen.
75. Unbetont heifst e% sv\ i tCsv fä new plit* (il ne faut pas
se plaindre). Betont lautet es Iv : fyakdk^ pçr iv (chacun pour lui).
3. Possessivpronomen.
a) Unbetontes.
76. Sing. mase, und fem. mv, ni — /v, /' — xv, j*. Mase und
fem. nqi^ v(^s^ vor Conson. und nqst\ vqsi* vor Voc, /¿p, aíz. —
Plur. für beide Geschlechter: m§^ mpz (vor Voc.) — ip, tez — sf,
sfz — tuff nçz (vor Voc.) — vç, vçz — /ít, ¡c^.
b. Betontes.
Sing, für beide Geschlechter: ¡v miri, Iv tin\ Iv sin\ Iv nft\
Iv vçs^, Iv lœr, — Plur. für beide Geschlechter Ip min\ If /&>*, //
sin\ l§ nqs\ If vqs\ Ip leer.
4. Artikel und Demonstrativprononen.
a) Artikel.
a) Bestinmiter.
77. Sing, mase und fem. Iv, V — dq l\ dU — 3, al\ Plur.
hi ^P^ — ^/> ^^ — ^> ^'
DIE FRZ. MUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 435
ß) Unbestimmter.
Mase, dy on* (II k), fem. çn^ (Il un*).
b) Pronomen Demonstrativum.
78. a) Substantivum.
SUVÇSÏ (celui -d), stV-vi^t (celle- ci), sf-vçst (ceux-ci), scs^'Vifst
(celles-ci); si-la (celui-là), sù^-la (celle-là), sf-la (ceux-là), Sfs^-la
(celles-là), — stda (cela), — si (celui), sis* (celle), sf (ceux), sç^*
(celles).
j9) Âdjectivum.
Mase si'vçsi z.B. si maiea vqsi (ce matin -ci), fem. sis* la
z. B. sis* fçnC la (cette femme là).
5. Pronomen relativum und interrogativum.
a) Pron. relativum.
79. Mase, und fem. im Nominai ki: Iv ffnC ki l'iev (la femme
qui descend), im Ace. kv ; Iv fenC kv dy^a vçyu (la femme que j'ai
vue). Der Gen. wird durch h) wiedergegeben : Iv fçnC kv Pf/av p
mwar (la femme dont l'enfant est mort).
b) Interrogativum.
ì^fs* kv"? (qui est-ce qui?) z.B. k^fs' Hf zfnil (qui est-ce qui
est venu?). — kvÎ {^^^) z. B. kv ws*} (que veux -tu?). Plur. :
^f^ Pi ^P^ 2"^ ^' ^^ ^^^? (quels hommes sont venus?)
Fur die Pronomina indefinita vgl. Glossar.
B. Verb um.
In der Hauptsache ist das Verbum von Stûrzinger a. a. O.
behandelt worden, ich beschränke mich hier darauf, durch Para-
digmata die einzelnen lat. Conjugationen zu vei anschaulichen.
I. Schwache Conjugation.
I. Klasse.
80. Zu dieser Conjugation gehören die Verba der lat. ersten
Conjugation.
Paradigma.
Inf. tyäi-e (cantare)
Praes. Sing. iy¿li\ PI. iyät-an^ tyài'Qì iyät-c
Imp. Sing, tyâi'lf*^ PI. iyät-i^ m der i. u. 3. Pers. auch
iyäi'ev
Perf. Sing. iyHt-a^ PI. = Imperf.
Fut. Sing, iyâi-rç (I -r?, IX «. X -rî). Plur. iyêU-rav, iyOi-rg,
iyäi row
Cond. Sing. lyéU-rœ, Plur. iyäi 'ri
436 L. zéuQZON,
Sub. Praes. Sing. iyäi\ Plur. tyât-it^, fyài-gx'* tyài-^ —
Subj. Imp. Sing, tyai-ay^^ Flur. ty¿Ui)í\ i u. 3 auch iyät-ii
Part. Praet. iydt-e.
Durch die Lautlehre erklärlich ist die Conjugation von pwarte
(portare) : Praes. Sing. pwat\ pvü§V IV, V, VI, Plur. pqrtaoy pwartp^
Fut. pwairf.
Genau wie die Verba auf -e werden die der ersten Qjnju-
gation gehörenden Verba auf -/ flectiert.
81. In den auf Muta cum Liquida ausgehenden Verben wird
in den stammbetonten Formen und im Futurum zwischen Muta
und Liquida f eingeschoben:
Infin. êir-e
Praes. Sing, it -p- t'y Plur. ètr-an, itr^ç. Solche Verba sind
mdire (monstrare), sofie (souffler), truble (troubler), ¿fle (inflare)
u. s. w. , dagegen hat triple (trippeln), als ob es tripe hiefse : irip\
tripav, triprf,
82. Eine Erweiterung des Präsens in den stammbetonten
Formen und des Futurs durch -fy* erhalten : gftyt (chatouiller) und
die unter 29 angeführten Verba. Praes. Sing: gptfy\ Plur. gftyaw^
Fut. gftfyrf. Merke dazu spf^ IV (brise) und evfy* V (j'envie).
83. ale (aller)
Praes. Sing, va, Plur. alawy alg, von
Imperf. Sing, alef*, Plur. alt
Subj. Praes. Sing, va^, Plur. ala¿
Subj. Imperf. Sing, alaj^ u. s. w.
Fut. irç u. s. w., Cond. trœ ... — Fur das Part Praet scheint
nur stv (été) in Gebrauch zu sein : dy^a stv = je suis allé, dagegen
kehrt die eigentliche Form im Verbum reflexivum zurück : dy'fn n'a
nC ale (ich bin weggegangen).
2. Klasse.
84. Diese Klasse umfafst die Verba , welche im Lat auf -re
ausgehen, dem ein d vorausgeht.
Paradigma.
Inf. Vit* (vendere) — Praes. Sing, veía, Plur. vida^ — Fut. v^drf.
Über Part. Praet. vgl. 42. Ebenso gehen die auf lat ngre schlie-
fsenden Verba wie: dvstèf (éteindre), pèV (peindre), plët' (plaindre),
rvdydt' (rejoindre).
viüt^ (mulgere)
Praes. Sg. mü^ PI. müdav
Fut mudrç
Part mudu,
Ausnahmen: pdt\ das sonst regelmäfsig geht, hat im Part
Praet. ponu, Lat. mordere ist ersetzt worden durch hañii das nach
der iten Klasse der schwachen Conjugation geht. Abweichend von
Vit'* geht auch pyçt^ (perdere).
..*xx IN DEH PREÜSS. WALLONIE. 437
Praes. sing, pyçr, Plur. pycrdaü
Futur, pyçdrf
Part pyfrdu^ über sonstige Endungen des Part vgl. 42.
Einzelne Verba.
85. íUr* (sequere), in IV sçvo^
Praes. Sing. j€, Plur. sftvav^ sftvp.
Fut surf — Part praet Sfwu,
k^' (consuere), fáii* II
Praes. Sing, kœ, Plur. kgzan, kqzç
Fut kêzrf, — Part praet kgzu^ I kgzvy VII, X kvzv, VÜI k<fzu.
kvr^ (coquere), kvif X
Praes. Sing, ke, Plural kvhav
Fut kfjrf. — Part Praet kf), kvt\
Ähnlich gehen rv¡f)r' (lucere) und dvsirvr* (destniere), in IX
dfstrvav (détruisons).
br^r" (braire)
Praes. Sing, hrpy Plur. brçyav
Fut hr^rp. — Part praet brf.
3. ELlasse.
a) reine Form.
86. metí (mentire)
Praes. Sing. mêt\ Plur. mitav^ mitf
Fut mitrf, — Part praet miti.
Ebenso gehen siti (sentire), sit* I und rvpiti (zu poenitere),
die aber im Part Praet situ und rvpitu haben.
dwarmi (dormire)
Praes. Sing. dwam\ dwär m, VII, dwfr V, VI, K, X, Plur.
dwarmav
Fut dwamrp, — Part, praet dwarmi^ II dwarmu.
syfrvt (servire)
Pmes. Sing, sy^^ Plur. sy^rvcm
Fut syfvrç, — Part Praet. syçrvi,
kqyì (colligere)
Praes. Sing, kg/, ku U, hm X^ ku/ V, Vili, Plur. hfyav
Fut kdyrp, — Part praet h^yì,
dr^ (audire)
Praes. Sing, d.
Fut drf. — Part Praet (^yu. Vili (^y\
drijfoi (de-operire)
Praes. Sing, druf^ Plur. drqvav
Fut drüvrf, — Part. Praet dnpi, druvt V, VII.
Bei den Verben auf Muta cum Liquida wird in den stamm-
»etonten Formen und im Fut. p eingeschoben.
o fri (oflftîr)
Praes. Sing. g/i?r, Plur. g/nx»
Fut o/çrrp. — Part praet o/rt\ desgleichen kqvri, s(¿fri.
438 L. ZéUQZÛN,
b). gemischte Form.
87. flQri (florere)
Praes. fli^ri^ Plur. flqrihav
Fut. flqrArp. — Part Praet florL
Ebenso werden conjugirt hftii (hinnire), das im Praes. hpiü!
hat, ferner rëph (remplir), garni (garnir), r(^ti (rôtir), fvni (punira),
garâii (garantir), rwpri (guérir) und iyvzi (choisir). Vgl. auch 29.
TT.
Starke Conjujation.
88. fe (faceré)
Pr. Sing. y>, PI. z/'sö», 2//0» I
Fut frf. — Part 1
Praet fë, f§t\
fs^ (essere)
Praes. Sing, äfsq
Fut s^rç
/V
Con. sçrœ
up
sçfi
n(jz fsiav
Praes. subj. sing. s&y\ I u. IL sfy'*
vçz fs/ç^ as/ç
I Plur. sçya^
i squ
sfyq-/
sçyçt\ syeS* I
Imperi, fstœ
Imperf. subj. fu)¿
fStï
M'^
Part Praet. siv, sii II, fsie II, stu IV, V, VI.
wni (venire)
Praes. sing, vev, PL i/nav
Fut verç^ vyçre I, vyçri IX, X. — Part Praet Tfnù
Ebenso wird tvni (teñiré) conjugirt, I iër\
v§y (videre)
Praes. sing, vœ^ I vç^ PI. v^av
Fut vyçrç, — Part Praet. v^yUy vçyv I, vçyi III.
2. Klasse.
89. dit' (dicere)
Praes. sing, di PL, d'^haVy djov
Fut dlrç, — Part, praet. di.
le); (legere)
Praes. Sing. /?X', PL lèhan, tijcm I
Fut. tê\rç, — Part Praet. Içhu.
mçV (mittere)
Praes. sing, mçj PL mçtaii
Fut mçtrç. — Part Praet. m^tu.
prit* (prendere)
Praes. Sing. prçn\ PL predai)
Fut prëdrp. — Part. Praet pri.
kuoçri (quaerere), kçri II
Praes. Sing, kunr*^ PL kwçran
Fut kwirrç. — Part. Praet kwçri.
..^
.^. ittUNDART IN DER PREUSS. WALLONIE. 439
Tir* (ridere)
Praes. Sing, ri, PI. riyav
Fut rlrf. — Part. Praet n\
svkrìf' (scribere)
Praes. Sing, s^kri, PI. skriyav
Fut s*krìrf. — Part, s^kri.
3. Klasse.
90. bœr^ (bîbere)
Praes. Sg. bœ^ PI. ògn^a»^ bqvav II, bwav III
Fut b^Tf, bwarè I, Part Praet bv, bqvu II.
rvsvr (redpere)
Praes. Sg. r'svy PI. r'sfwav, r'svjov I, rvsvjav II, r'swav IV,
f^svuxn Vn.
Fut f'svrp, — Part Praet rV/w, r'jt;, f. r'itJ/* II.
krœr^ (credere).
Praes. Sing. iJr(r, PI. krcyan, krvjav I, krqiyav IV
Fut )&r¿r^. — Part, praet krçyu.
krpY (crescere)
Praes. Sg. krœ^ PI. krfhav
Fut krfirf. — Part krfhu.
kçn (currere)
Praes. Sg. kür^ PI. kçra»
Fut karr f. — Part praet kçrt.
dvvœr (debere)
Praes. Sg. dœ^ PI. d'vaVy divlav II, dâêjav (debent) I
Fut dœrf. — Part d^vu^ dfvlu IX, X, I dv.
avctr^ avçr in I u. II (habere)
Praes. Sg. a, PI. avov^ af^y <m
Imperi. Sg. avê/^^ avœ (vgl. Stûrzinger), PI. (wl (i. u. 3. Pers.
auch <W€v)
Fut 5r/, Gond, ârœ
Subj. Praes. Sg. 5/, PI. ay¿t]¿, ^y<ìlC^ ^yi^
Subj. imperi. Sg. tir¿y PI. vj}
Part. Praet avu^ I av.
müi^ (moleré)
Praes. Sg. mû^ PI. mqlaa
Fut »lof/. — Part praet mqlu.
mqri (mori)
Praes. Sing, mür^ PI. m<¡rav
Fut mürrf. — Part, praet mwar und (/7 ö) wön, f. mwat\
h)n(f)¿ (cognoscere)
Praes. Sg. k^nq^ PI. Vnqhav
Fut k^ngx^f — Part, praet. knçhUf k^nvév I, ^'«^Ä* II.
//çr* (piacere)
Praes. Sg. plç, PI. picha»
Fut ^//ír/. — Part, praet plç.
440 L. ZÉUQZON,
/ç/ (tacere)
Praes. Sing, /fr, PL t^kan
Fut. fçrf, — Part, praet /f.
p/ür* (pluere)
Praes. plä
Fut p/ürf, — Part praet plä.
pqlär (pouvoir), I puvçr^ plçr li
Praes. Sg. /«, PI. /Va»
Fut. /«r/. — Part, praet p(¡lu.
savär (savoir), I u. II savçr
Praes. Sg. j?, PI. savan
Fut. i5r^. — Part praet savu.
valœr (valere)
Praes. Sg. väy PI. vaiata
Fut vârç, — Part, praet valu,
vql^r (vouloir), I u. II v^lçr
Praes. Sg. vü^ PI. vHaia
Fut. vôrp, — Part praet vqlu.
vtki fr, vivre
Praes. Sg. vik\ PI. vtkai9
Fut vikrç. — Part praet vikt.
91. Über die übrigen Wortarten vgl. das Glossar. Hier seien
nur noch einige Konjunktionen angegeben: d(¡ mçmev sobald als»
so Piev kv während, s*p po sula darum. ^
^ Der Formenlehre habe ich die Mundart von Malmedy zu Gnmde
gelegt.
L. ZÉLIQZON.
Villanelle alla napolitana.
(Forts, z. Ztschr. XVI, 476).
LI.
Per mirar il mio sol mi cangio spesso
In quest'artisti che portan la soma,
Che van gridando tutto '1 di per Roma.
[e. 2ib] S'io grido: Ferro vecchio, ognun mi chiama
Vien qua, Giudeo cane rinegato; 5
Vedete, amanti, che infelice stato.
Se dico: Scarpine], sent' una voce
Che dice: Tu non odi, o zavattino.
Di gratia, mette un ponto al mio scarpino.
Se pur: Feno, fenocchi, vo gridando, io
Sento che dice la gente: Villano,
Areste un poco d'erba cresce in mano?
Se Chiave, chiave, alfin ad alta voce
Esclamo, sento dir'alla fantesca:
Sai far la chiavatura alla tedesca? 15
Cosi ciascun mi burla, e mi distratia;
Megl'è che nel proprio abito mi faccia
E la mia pena e la mia fiamma taccia. 18
Schema metrico. — llAllBllB — ilCliDiiD — ecc.
LH.
O begl' occhi sereni,
E d'ogni gratia pieni,
Perché col vostro sguardo si possente
Abruciate il mio cor' in fiamma ardente ?
O crespe chiome d'oro, 5
[e. 22a] Raccolte in bel lavoro,
Perché si forte il cor legato avete.
Che la vita d'ogn'or voi li tollete?
Zeitaohr. f. rom. Phil. XVII« 29
442 M. M£NGHINI,
O ben dolci parole,
Al mondo uniche, sole, io
Perché col vostro ragionar si pio
Pur cercate aroazzar l'umil cor mio?
E voi, donna gentile,
S'un vostro servo umile
Potete trar da morte con amore, 15
Deh, non lo tormentate a tutte Tore. 16
Srh^tna metrico- — 7A7A, IlBliB — 7C7C, IlD IlD — ecc.
Lm.
Vorrei saper da voi, occhi mortali.
Se voi fiammelle sete, o fieri strali.
Perché quando mirate
Ferite i cuori, e i petti fulminate.
Fuoco non è né strai' a quel ch'io vedo, 5
Ma più prest' occhi vaghi e certo credo ;
Che nel vostro splendore
Con l'arco e dardi si riposa Amore.
Misero son' ahimè, che nel mirare
Vostre bellezze mi sento brusciare; io
E il cuor piagarmi forte:
[e. 22b] Vita non è ch'agguagli alla mia morte.
Occhi soavi, occhi amorosi e cari,
Messaggieri d'Amor, celesti e rari.
Deh, miratemi tanto 15
Che nel partir finiscili il duol col pianto. 16
Schema metrico, — ilAilA, 7B11B — llCllC, 7D11D — ecc.
UV.
Che sarà, donna, della vita mia?
Poiché sta mia partita
Mi dà mortai ferita.
Che sarà poi del mio misero core?
Poiché si l'hai legato 5
Che resta incatenato.
Che sarà ancor del nobil mio pensiero
Che sta nel divin petto
Per voi sempre suggetto?
So ben quel che sarà; che partend'io io
Forz'è lasciarvi il core
Tutto pien di dolore. 12
Schema metrico. — iiA 7B7B — llC 7D7D — ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 443
LV.
È morto lo mio core sventurato
Et è stato portato, ahi sorte dura,
Dalli sospiri miei a sepoltura.
[e. 23a] Tema, sospetto, ira, dolore e sdegno
Gli han fatto compagnia tutti dolenti 5
Fino alla tomba, con flebili accenti.
A queste esequie funerali intomo
Son state molte lacrime, e alfin poi
L'accese torcie de* begP occhi tuoi.
Sopra la tomba han posto fiamma e fuoco, io
Lacci, saette, con un scritto inciso
Che dice: Amor crudePha il cor' ucciso. 12
Schema metrico, — llAiiBliB — ilCllDiiD — ecc.
LVI.
Pietà, pietà, mercè, mercè, p^r Dio,
Donne leggiadre e piene di pietade;
Deh, fate caritade.
Una limosina al povero cieco
Senz' alcun ben, che M core non ha seco. 5
Amore, amor lo punse et un bel colpo.
L'accese e incatenò d'un laccio forte.
Cosi corre alla morte;
Una limosina al povero amante
Privo di luce, e sdegno gli va inante. io
[e. 23b] Ahimè, ahimè, chi porgerà conforto
Al pover' uom, che vive in guai e pene,
£ in pie non si sostiene;
Una limosina al povero accecato,
^ Per mirar troppo non l'aria pensato. 15
Orsù, orsù, pietà, mercè, mercede.
Dirò l'orat'ion di fra Burano
In ispagnolo et in italiano;
Una limosina al povero orbo
Che non fu mai formicon di sorbo. 20
Schema metrico, — Il A II B 7B, II C llC — II D il E 7E, il F il F — ecc.
Lvn.
E' diventato questo cor meschino
Una campana posta in basso loco
Che notte e giorno suona a foco foco.
29*
444 ^- MBNGHINT,
Martello la percuote, Amor la tira,
E con il suon di dolorosi accenti 5
Acqueta le tempeste, pioggie e venti.
Con le catene di due bionde trezze
Si sta legato sotto Pumil tetto
Del campanil dello mio afflitto petto.
[e. 24a] Dunque corre, crudeP, a questo suono, io
E smorza le mie fìamme per pietade
Con l'acqua della rara tua beltade. 12
Schema metrico. — ilAilBilB — iiCliDllD — ecc.
Lvni.
S'Amor fanciullo vecchio si facesse
Avria senno e ragion a saettare
Quanti son cori in cielo, in terra e in mare.
Ma perché sempre a un modo si mantiene
Con le fìammelle e velenosi strali, 5
Arde e ferisce i miseri mortali.
Va nudo e cieco ; è pazzo e sempr* offende
Senza rispetto ogn' animo gentile,
Non mette barba, né cangia mai stile.
Miracolo non è dunque se '1 mondo io
Patisce tanto stratio e tanto danno
Da un fanciul crudeVempio tiranno. 12
Schema metrico. — iiAllBiiB — liCilDiiD — ecc.
[e. 24b] LIX.
Io sto in perpetua morte. Amor crudele.
Se il sol tu mi nascondi del bel viso.
Che in terra tiene aperto il paradiso.
Non veggio le due chiare e vaghe stelle.
Che li giri de i vivaci lumi 5
Faccia degli occhi miei correnti fiumi.
Et io di luce privo or come in vita
Più non sostengo, o cieco Arcier, tu sai
Che tien celati i suoi celesti rai.
O ciel, o terra, o mar, o fato, o sorte, io
Che debbo far' or dunqt/^ al stato mio?
In tenebre ho da star' a pianger io? 12
Schema metrico. — iiA liB llB — llC IlD iiD — ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 445
LX.
O felice quel giorno, o felice ora
Che nel felice laberinto entrai
Quando mia lieto bramai
Che con suavi baci
Raccese nel mio cor le spente faci. 5
[e. 25a] O beato quel punto, o amica stella,
O propizia mia sorte, o ciel cortese,
O bosco dov'Amor le reti tese;
Che con si stretto laccio
Mi tiene incatenato, ond' io mi sfaccio, io
O sol', o stelle, o ultimo momento;
O delle gioie mie dolce diporto,
D' infinito piacer' ahimè so morto;
O vaga, o dolce stella,
Di te non vidde il mondo la più bella. 15
O poggio fortunato, o luogo ombroso
Deve ti fanno i cigli ettemo aprile,
O mia bella e gentile ;
Qui m* assisi e nel seno
Ti tenni : o giorno fausto et ameno. 20
Schema metrico, — iiAiiBiiB, 7C llC — ilDiiEiiE, 7F11F. — ecc.
LXI.
Amor, che debbo far, che mi consigli?
La mia nemica mi s'asconde e fugge
E quanto più la seguo più mi strugge.
[e. 25b] Lontan da lei non posso stare un'ora,
Perché l'ho posto tanta gelosia 5
Ch'è la cagion de la gran pena mia.
S'io tomo a mirar poi le gran bellezze
Del suo divino aspetto, ardo di sorte
Che sto all' inferno, e non son giunto a morte
Cosi tra due contrarij mi consumo: io
Ahi, fortuna crudel, che far mi deggio?
S'io miro ho male e s'io non miro ho peggio. 12
Schema metrico. — liAilBiiB — iiCiiDiiD — ecc.
Lxn.
Mira s'è cosa da me disperare,
Ch'io so costretto di volere bene
A chi sempre mi fugge e mi dà pene.
44^ M. MKNGHINI,
Ma poi che del mio cor tu sei fìammella
Non consentir ch'io mora, o mio diletto, 5
Poiché ferito m' hai io me l'aspetto.
So che cortese sei, fulgente stella,
£ che del mio servir non hai dispetto,
Poiché ferito m' hai io me l'aspetto.
[e. 26a] E mo che sei si giovinetta donna, io
Fa pur piacer oggi e non perderai,
Che tempo perso non s^acquista mai. 12
Schema metrico. — llAllBllB— IlCllDllD — ecc.
Lxm.
Con quelle labbra tue dolci e rosade
Porgemi tanti baci, anima mia,
Dicea la pastorella in su l'erbetta
Al suo pastor ferito di saetta.
Tiemmi ne le tue braccia fin che spiri, 5
Dapoi che so cagion del tuo languire;
S'un tempo cruda fui, no» fui col core
Ma feci per far prova del tuo amore.
Prendi da me, al mormorar de st'acque
Et al cantar di questi vaghi augelli, io
Quel frutto da te tanto desiato,
Ch'io felice sarò e tu beato.
Cosi dicendo, in atto umile e vago
La strinse molte volte dolcemente;
[e. 26b] La pastorella col viso giocondo 15
Le diede il più bel fìor ch'oggi [è] nel mondo. 1 6
Schema metrico, — iiA iiB, ilC ilC — iiD li E, il F iiF — ecc.
LXIV.
Lacci, strali, catene, e fiamme e foco
Consumano il mio core a poco a poco;
Tormenti e pianti, sospiri et affanni
Sono nell'alma mia, già so» molt'anni.
Tema, sospetto, ira, disdegno e morte 5
Vivono nel mio cor', ahimè che sorte;
Per celare ad altrui il mio dolore
Talvolta canto che mi piange il core.
Seguo chi fugge, et aghiaccio nel foco,
E seguo chi mi toglie festa e gioco; io
Odio la vita, e cerco alongar gl' anni,
Piango me stesso e gioisco in affanni.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 447
E lodo e biasmo mia fortuna e sorte
Et in un punto fuggo e bramo morte,
E stimo sti contrari] e ogn'or m'aveggio 15
[e. 27a] Ch'amor è tardo, e mi spaventa il peggio. 16
Schema metrico. — iiAiiA, llBiiB — iiCiiC, iiDiiD— ecc. V'è
un principio di rima alternata che si ripete nelle quartine i e 3, 2 e 4.
LXV.
Amor sia benedetto
Poiché mi punse il petto
Di donna cosi bella,
Più vaga e più lucente assai che stella.
Sia benedetto i strali, 5
Ch'Amor, spiegando l'ali,
Venne a ferirmi il core,
Ond'io gioisco di si dolce ardore.
Sia benedetto il giorno
Ch'io vidi il viso adomo ic
Più lucente che 1 sole
Formar le dolci e angeliche parole.
Sia benedetto ancóra
n di che l'alma aurora
Scese dal cielo in terra 15
Per donar pace alla mia lunga guerra. 16
Schema metrico, — 7A7A, 7B11B — 7C7C, 7D11D — ecc.
[e. 27b] LXVI.
Mi fai tanto languire
Ch'io bramo di morire,
Da poi che chi languisce
Ogni dolor con la morte finisce.
Et ho si gran contento 5
Restar di luce spento.
Che tal dolcezza e gioia
Mi tien in vita, e fa ch'io non mi moia, io
Pur morirò beato
Uscendo di tal stato; io
E quando sarò morto.
Allora cercarai darmi conforto.
Ma '1 spirto mio in quel punto,
Dal corpo suo disgiunto.
Da te non vorrà aita 15
Se già mai non li desti aiuto in vita. 16
Schema metrico, — 7A7A, 7B11B — 7C7C, 7D iiD — ecc.
44^ ^' MENUHINI,
LXVII.
Chi t' ha insegnato, Amor, questa creanza,
Voltar le spalle e fuggir chi t'adora?
Or va nella malora.
[e. 28a] Se ben tu hai li dardi da ferire,
Le piume da volar' e sei Cupido, 5
Di te, crudel, mi rido.
Spendi le tue saette in altro loco
E pungemi se sai, spietato arciero,
C ho altro nel pensiero.
E sappi, tradi tor' empio crudele, io
Che può molto più assai un giusto sdegno
Che tu con tutto il regno. 12
Schema metrico. — IIA11B7B — I1C11D7D — ecc.
Lxvra.
Le lacrime c'ho sparto un tempo, ahi lasso«
Madonna le raccolse e con diletto
Le ripose nel suo gelato petto.
E quando in duro ghiaccio fur converse.
Per far la vita mia trist'e dolente 5
Ne fece un specchio chiaro e trasparente.
Nel qual poi la crudel sera e mattina
Si specchia nel mio lume le bellezze
De' suoi begl'occhi e delle bionde trezze.
[e. 28b] Cosí, donne mie care e lieti amanti, io
Io so chiamato specchio di dolore.
Dove si vede l'impietà d'Amore. 12
Schema metrico. — llA llB llB — IlC llD llD— ecc.
LXIX.
Nel più profondo e più soave sonno
Amor mi desta e dice: No« dormire.
Tempo è pur di dar fìne al tuo languire.
Ecco quella eh' adori notte e giorno.
Che viene a consolarti e darti pace
Nella tua guerra e al fuoco ch^ ti sface.
Cosi mi mostra la mia bella ninfa
Che con si dolce riso par che dica:
Or gode pur la tua crudel nemica,
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 449
Or che mentre credea d'abbracciarla, io
E darli mille baci dolcemente
Si parte il sonno e lei sparisce ai venti. 12
Schema tnetrico, — iiAiiBiiB — iiCilDliD — ecc.
LXX.
Oscura nube, che per Paria vai
Deh, viene per pietade a questi lumi,
[e. 2ga] Che son fiamme amorose e vivi fiumi.
Piglia deir acqua e fuoco del mio petto,
Il vento dai sospiri, e poi con fretta 5
Col tuono e lampo fanne una saetta.
£ de* tormenti alfin percuote il core
Di quella che con fulmini del vento
Mi tiene ogn' or da questa vita spento.
Ma se temi d'offender sua beltade, io
Fammi questo favor, bagnala tanto
Con Tumor solo del mio largo pianto. 12
Schema metrico, — llA llB llB — iiC llD ili) — ecc.
LXXI.
La piaga c'ho nel core
Piaga non è che m'abbia fatto Amore;
Ma quando il mio bel sol' á me s'offerse
Per ricever* il cor tutto s*aperse.
Il fuoco che m*accende 5
Fuoco non è, né fuoco tanto accende;
Ma un sol pensiero si penoso e ardente
Che arde nel mio petto ettemamente.
[e. 29b] £ lo spirto ond*io vivo
Spirto non è, che son di spirto privo; io
Ma un. raggio sol di tua beltà infinita
Senz* altro spirto mi dà pianto e vita.
Di tal piaga e tal fuoco
Arde e languisce il core in ogni loco;
Ma s*altra vita debbo aver* in sorte 15
Contra tal vita mi difenda morte. 16
Schema metrico. — 7 Ali A, liBiiB — 7C11C, ilDliD — ecc.
450 M. MENGHINI»
LXXIl.
Vivo sol contemplando i chiari rai
E la bocca suave e '1 bianco petto
Che mi fanno seguirti a mio dispetto.
La gratia e la virtù risplende assai,
Ma no» come la grazia il degno aspetto 5
Che mi fanno seguirti a mio dispetto.
La bella man con la creanza fai
Il petto mio scaldar d*un tal diletto
Che m'è forza seguirti a mio dispetto.
Il canto e il riso e il ragionar ch^ fai io
Tal fiamma preme che mi fa suggetto«
[e. 30a] Seguirti amarti a mio marcio dispetto. 12
Schema metrico, iiAiiBiiB — iiAilBiiB — ecc.
LXXin.
Dialogo.
— Dove ne vai, pastor, cosi solingo
Tacit'e mesto intomo a questi monti
Circondati da piaggie e chiari fonti?
— Vado cercando Armilla, Armilla dico,
Più bella assai che '1 sole, e più crudele 5
D'un tigre, poiché sprezza mie querele.
Già la vid'io inanzi al mezzo giorno
Di rose fresche cinta, che con passi
Faceva innamorar Terba et i sassi.
Ahimè, tanto mi piacque il suo bel volto, io
Che senza la sua dolce e grata vista
Odio la vita mia dolente e trista.
— Fon freno al gran dolor che ti trasporta
Misero te, non vedi che pietade
Potrà nascere un di da sua beltade? 15
— Anzi la sua bellezza fia cagione
Ch'un giorno io perisca, poiché vedo
Che '1 colpo è di saetta, e no» di spedo. 18
Schema metrico, — iiAiiBiiB — ilCllDiiD — ecc.
[e. 30b] LXXIV.
Cara, suave et onorata piaga
Del più bel dardo che mai cinse Amore,
Dolcezza ti può dare e non dolore.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 45 1
Anzi doglia infìnita, poiché veggio
Che senza speme vivo, e che già mai 5
Fin non avranno i miei tormenti e guai.
Non disperarti, sfortunato amante,
Ma vivi lieto, eh* ogni ardente foco
Il tempo alfìn consuma a poco a poco.
Morte né tempo non potria già mai io
Estinguer la mia fiamma, poiché morto
Ne Talma mia il volto suo ne porto.
Or ti consola, che languir per lei
Megl'è che gioir d'altri, e muor beato
Chi per amor si strugge nel suo stato. 15
Ardo, piango et aghiaccio e tremo e moro;
Almen mi faccia degno che la miri,
Né li dispiaccia che per lei sospiri. 18
Schema metrico. — ilAllBllB — IiCllDiiD — ecc.
[e. 31a] LXXV.
Vedete, amanti, che infelice sorte
Che per seguir Amor crudele e ingrato
Sono un camaleonte diventato.
E se ben vivo in fuoco freddo e zelo.
Per dare al fuoco qualche nutrimento 5
Mi pasco solo, ahimè, d'aria e di vento.
Però mi cangio di colore spesso.
Perché Paria di bella e viva forma
In vari modi, lasso, mi trasforma.
Misero è quel che d'aria sol si pasce; io
Camaleonte vive in dura sorte
E come il cigno si conduce a morte. 12
Schema metrico, — llAllBllB — iiCllDllD — ecc.
LXXVI.
Donna, per vostr* amore
Porto trafitto il core,
Perché li vostri sguardi
Sono pungenti dardi.
Che mi passano il petto
Ch'è d'ogni duol ricetto.
.]52 M* MENGHINI»
[e. 31b] Deh, piacciavi, mio bene,
Trarmi d'affanni e pene
E di smorzare il fuoco
Che m' arde a poco a poco, io
Si che per lungo ardore
S'intenerisca il cuore.
Deh, rallentate il laccio
Che mi dà tanto impaccio;
Il cor mi tien legato, 15
Accinto e incatenato.
Talché non provo mai
Altro che pene e guai.
Deh, vengavi pietade
£ non più cnideltade; 20
Un che v' ama e v' adora
Non voliate che mora.
O dolce vita mia.
Pietà, per cortesia. 24
Schema metrico, — 7A 7A, 7B 7B, 7C 7C — 7D 7D, 7E 7E, 7F 7F — ecc.
[e. 32a] Lxxvn.
S'è ver quel che si dice che la pietra.
Ancor che sia possente, forte e dura.
Che con l'acqua si spezzi p^r natura;
Come no» ho col pianto il cor spezzato
A te, crudel, c'hai più bellezze rare 5
Che no» son'erbe in terra e pesci in mare?
Il core solamente tuo di sasso
È tanto duro in ogni parte e loco
Che 1' acqua no» ci vai, né manco il fuoco.
Sol spero di spezzarlo con il sangue io
Della mia vita misera e costante
Che si trasforma in te, cor di diamante. 12
Schema metrico, — iiAiiBiiB — iiCllDilD — ecc.
LXXVIII.
Donna crudel, perché cantando il giorno
Mi senti dir che lo mio core è morto.
Pensi che burli e non mi dai conforto.
E' morto lo meschino e s'io lo dico
Col canto faccio ahimè, si come fanno
Quelli che '1 morto portano cantando.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 453
[c. 32b] Ma l'anima immortale di quel colpo
È andata in paradiso o tra' dannati,
O dove alfin si purgano i peccati.
Ma Palma del mio cor, qual'è venuta io
A te ch'ettema pace dar li puoi
Nel paradiso de' begl'occhi tuoi. 12
:hema metrico. — llAllBllB — ilCllDilD — ecc.
LXXIX.
n dolor della morte
Non è si duro e forte
Quant'è grande e infinita
La doglia, ahimè, ch'io sento in sta partita.
n fuoco dell'inferno, 5
Quando non fiisse ettemo,
Sarebbe assai minore
Della mia fiamma che mi strugge il core.
Il strai d'arco tirato
Da crudel turco ingrato, io
O ver d'Amor arciero.
Veloce non è più del mio pensiero.
fc. 32a] Il pianto ch^ vien inora
Traluce per
Da poi l'empio martire 15
Potrebbe ogni montagna alta coprire. 16
metrico, — 7A 7 A, 7B IlB — 7C 7C, 7D li D.
LXXX.
Dove, dov'è fuggito
Quel traditor d'Amor che m'ha ferito?
Dov'è quel chiaro lume
Ch'arder il ciel, la terra ha p^r costume?
Ahi cieca e ria ventura, 5
Che il mio bel sol mi fura.
Ahimè, ahimè, ch'io veggio.
S'io 1 miro ho male, e s'io no '1 miro ho peggio;
Dov'è la bella luce
Ch'ettemamente a pianger mi conduce? io
O cielo, o terra, o mare,
Mi sento consumare.
454 ^' MBNGHINI,
Dite, dite, per dio,
O donne, avete vistò l*idol mio
Che con suoi dolci sguardi 15
Mille fìammelle accende e mille dardi?
[e. 33b] Ahimè, non mi celate
Sua divina beltate.
£ tu, che nelli accenti
Intrando mi rispondi a'miei lamenti, 20
Dov'è il mio ben fuggito?
Lungi da me p^r darmi morte è ito?
O fato, o empia sorte
Che mi conduci a morte. 24
Schema metrico, — 7A11A, 7B11B, 7C7C — 7D11D, 7E11E, 7F7F
— ecc.
LXXXI.
Fiumi, fonti.
Boschi e monti,
Sassi e sterpi,
Fiere e serpi;
Date udienza a'mie'tanti lamenti 5
Che per pietà fanno fermare i venti.
Grido e taccio,
Ardo et aghiaccio.
Piango e moro
E sempre adoro io
Un cor di tigre, un angelo d'aspetto
Un che del mio languir prende diletto.
Notte e giorno.
Sempre ritorno.
Viva fiamma 15
A dramma a dramma
Mi consuma il mio cor'e mi disface.
Né trovo al mio penar conforto o pace.
Dunque siate
[e. 34a] Per pietate 20
Nei tormenti
Tutti intenti;
E dite come la mia dura sorte
Per crudel, io venni a morte. 24
Schema metrico, — 4A4A, 4B4B, ilCilC — 4D4D, 4E4E, llFllF
— ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 455
Lxxxn.
Hanno ragione, a fé queste Senesi
Di lamentarsi, che non ponno orare
Alle station ch'ogn'un le vuol guardare.
E se gli fanno incontro con cert'arte
Che bisogna che passino tra loro, 5
Come avesseno a far* un concistoro.
Alcune sono ch'abassano gl'occhi,
E non voglion guardar chi sia il più bello,
Ma sanno molto ben chi ha martello.
E poi ad uno ad un si van spargendo io
E stan per li cantoni spasimati;
Et elle ridon, poi che l*han burlati. 12
Schema metrico, — ilAllBilB — liCllDllD — ecc.
[e. 34b] Lxxxm.
Vostro fui e sarò mentre ch'io vivo
O siami Amor benigno o mostri orgoglio,
Jedel qual sempre fui tal* esser voglio ,
O sia alfin d'ogni speranza privo
Che immobil pur sarò qual fermo scoglio, 5
jfedel qual sempre fui tal* esser voglio.
Né per fortuna mai quest'alma schiva.
Sarà d'amarti e più da quel ch^ soglio,
Jedel qual sempre fui tal* esser voglio.
Fedel ti sarò dunque in sempiterno, io
Né per state mai né p^r inverno
Voglio mutar, né mutarò in ettemo. 12
Schema metrico. — llAilBll''^B — iiAllBll*B — ecc.; l'ultima
strofa liC ilC iiC.
Lxxxrv.
S'io t'amo, anzi t'adoro, o vivo sole,
Se in preda il cor'e l'alma mia t'ho dato.
Perché vuoi tu eh* io mora disperato P
S'io cerco di servirti a tutte l'ore
In cielo e nell'inferno e in ogni lato
Perché vuoi tu eh* io mora disperato?
[e. 35a] S'altri ch^ te non bramo in questo mondo,
Te sola cerco e me stesso ho lasciato;
Perché tjuoì tu eh* io mora disperato}
456 M. MENGHtm,
Morir non nego, bella faccia mia; io
D'averti, Amor, servito non mi pento.
Perché morendo, ahimè, moro contento. 12
Schema metrico, — iiAiiBli*B — ilCllBii*B — ecc.; rultima
strofa 1 1 E 1 1 F 1 1 F.
LXXXV.
Terfate ben per voi fece l'entrata,
Venendo dalla guerra con gran festa
Con una giubba et un turbant'in testa.
Venne a cavallo in sur'un asinelio.
Et avea dietro per maggior onore 5
Mille baroni di Campo di Fiore.
Portò una nuova poi ch'Amor è morto
E che li Turchi in Cipri l'hanno priso
E tolto il regno con suo scorno e riso.
Ma dice la bugia, e non il vero, io
Perché fuggendo fuor di Niccosia
Volò negl' occhi della Donna mia.
Miratelo, madonne, tutte quante,
E quando lo vedrete fate poi
Per allegrezza qualche ben p^r voi. 15
Schema metrico. — iiAiiBiiB — iiCilDiiD — ecc.
[e. 35b] LXXXVI.
Tanti mártir mi date
Quant'avete beltate ;
O voi, che ben sapete
Quante bellezze avete,
Pensate quanti guai 5
Pato senza pietà trovar già mai.
Con gli occhi mi piagate
Sempre che mi guardate;
E poi con le vaghezze
Di cosi bionde trezze, io
In compagnia d'Amore
Con mille lacci mi rubate il core.
Col riso e col parlare
Non si può numerare;
Le morte che mi date 15
Di poi quando parlate.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 457
Di modo che sòn tanti
Le pene e li miei pianti, 20
Quante son le beltate
Che col volto mostrate;
Senz'altre tante poi
Bellezze dal ciel date solo a voi. 24
Schema metrico, — 7A 7A, 7B 7B, 7C iiC — 7D 7D, 7E 7E, 7F iiF
— ecc.
[e. 36a] Lxxxvn.
Fuggite amor, o voi, che donne amate;
Fuggit'ancór eh' andasseno piangendo.
Che non si vince amor se non fuggendo.
Mutate luogo, e p^r il mondo andate
Gridando libertà, sempre ridendo, 5
Che non si vince amor se non fuggendo.
Fuggite 1 sempre e di sdegno v'armate,
La notte e '1 giorno vegliando e dormendo.
Che non si vince amor se non fuggendo.
Quest' è il rimedio sol contro d'Amore, io
Fuggendo sempre, e chi questo può fare
Fra li beati si può numerare. 12
Schema metrico, — il A il B II*B — Il A liB II*B —; l'ultima strofa
1 1 C 1 1 D 1 1 D.
Lxxxvm.
Rispos ta.
Se non si vince Amor se non fuggendo.
Io tanto fuggirò che col fuggire
Fugga la fiamma che mi fa morire.
Ma non posso fuggir come vorrei»
Che quanto più m'appresso più m'allungo; 5
Cosi alla fine di mia vita giungo.
Cosi qual cervo che dentro nel core
[e. 36b] Ferita acuta porta, empia saetta.
Di duol si strugge quanto più s'aifretta.
Ma io, meschin, ferito da quel dardo io
Che mi diletta e sface il lato manco,
Di duol mi struggo e di fuggir mi stanco. 12
Schema metrico, — iiAllBllB — iiCiiDiiD — ecc.
Z«itMlir. r. nm. PhU. ZVU. 3^
458 M. MBNGHINI,
LXXXIX.
Lo spirto afiflìtto e stanco
Prima farà dal corpo mio partita
Ch'io ti possa lasciar, dolce mia vita;
Però non ti dar guai
Che tu non morirai, 5
Come potrai, cor mio,
Privarti del sereno e vago aspetto,
S'io t'ho sempre nel cor, sempre nel petto;
Però non ti dar guai
Che tu non morirai. IO
Io son ben'anco tua
E sarò sempre se tu mio sei stato.
Et aiuto già mai non t'ho negato.
Però non ti dar guai
Che tu non morirai, 15
Ecco che ti rispondo
E dico che tu sei la mia speranza,
fc. 37a] E l'amato mio ben ch'ogn'altro avanza.
Però non ti dar guai
Che tu non morirai, 20
Schema metrico, — TEL iiB iiB, 7*C 7*C — 7D iiE iiE, 7*0 7*0 — ecc.
XC.
Prima parte.
Già l'ora è tarda e le minute stelle
Spariscono dal ciel e l'alba appare;
Temp'è di riposare.
Da voi mi parto, o mio bel viso altiero;
Tocca, cocchiero, dò, tocca, cocchiero. 5
Ecco l'aurora che la notte scaccia
Con l'infiammate ruote e da sé sgombra
L'oscura e maggior ombra.
Da voi mi parto, o dolce vita mia;
Tocca, cocchiero, orsù, tocca, va via. io
E voi, lumi del ciel, co^t vostra pace
Cedete di bellezze e di splendore,
A questa che nel core
Mi pose fiamme e fuoco con li sguardi;
Tocca, cocchiero, orsù, tocca ch'è tardi. 15
VILLANELLE ALLA NAPOUTANA. 459
Partomi dunque e con voi resta l'alma,
E vi prego che questi amari accenti
[e. 37b] De' miei duri lamenti
Sempre faccin con voi dolce soggiorno;
Tocca, cocchiero, orsù« tocca ch'è giorno. 20
Schema metrico. — 11A11B7B, iiCiiC — iiDiiEyE, ilF il F — ecc.
XCI.
Seconda parte.
Andiamoci a dormire,
Poiché madonna non ci vuole aprire,
£ vòlto altrove tiene il suo pensiero.
5m, sUf tocca, cocchiero,
Vuol'altro che canzoni, 5
Bassi, tenor, contr'alti e semi tuoni ;
Bisogna ritrovar* altro pensiero.
Su^ su, tocca, cocchiero,
n canto poco vale,
Bassa con pie se vuoi sallir le scale; io
n bastón non aver vóto e leggiero.
SUf su, tocca, cocchiero.
Ogni altra cura é vana,
L'olio sol di moneta unge e risana
L'aspre piaghe d'amor crudele e fiero. 15
Su, su, tocca, cocchiero, 16
Schema metrico, — 7A il A, iiB 7*B — 7C II C, iiB 7*B — ecc.
[e. 38a] xcn.
Terza Parte.
Ferma no» ti partire,
Ecco madonna che ci vuol'aprire;
Forse cambiato avrà l'empio pensiero.
Ferma, ferma, cocchiero.
Li versi e le canzoni 5
Grate le saran state e i dolci suoni;
Né converrà trovar* altro mistero.
Ferma, ferma, cocchiero.
Ahimè, c'ho fatto male
A dir che sol per oro a voi si sale; io
È stato il mio pensier folle e leggiero.
Ferma, ferma, cocchiero,
30»
460 M. MENGHINI,
Sete gentire umana
D'ogni avaro voler sempre lontana;
Io vi chieggio perdón, non dissi '1 vero. 15
Ferma, ferma, cocchiero, 16
Schema metrico. — 7A11A11B 7*B — 7C iiC iiB 7*B — ecc.
xcm.
Amar donna che sia
Bella, cortese e pia,
Per quel che provo e sento
È troppo gran contento.
O felice, o beato, 5
Chi gode un tale stato.
[e. 38b] Se ben ti punge il core
Non è però dolore,
E se il cor tu lì dai
È più dolcezza assai. io
O che gioioso stato
Amando essere amato.
E da qui nasce poi
Che tu più presto vuoi
Per quest* ogn' or languire 1 5
Che per altro gioire.
O core aventúralo,
Com sei ben ingolfato.
Un sol affanno prova
Ch'in tal laccio si trova, 20
Pregando che la morte
Non finisca sua sorte;
Ond'a pregar s'aita
n ciel che gli dia vita. 24
Schema metrico, —-J K-] K, 7B7B, 7C7C — 7D7D, 7E7E» 7F7F — ecc.
xav.
Risposta.
Amar donna ch'è bella
Per forza di scarsella.
Per quel che provo e sento
È troppo gran tormento,
[e. 39a] Ahi misero e meschino,
Chi è amato pe'l quattrino.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 46 1
Se ben li doni il core
E spendi a tutte V ore,
Quanto più spenderai
Più te ne pentirai. io
Ahi misero e dolente,
Chi spende largamente.
Et è lo peggio poi
Che se spender non vnoi
Denar per non fallire, 15
Non ti vogliono aprire.
Ahi povero ducato.
Come te ne sei andato.
Un sol rimedio tiene
Chi spender li conviene, 20
Poiché l'amore e iato
L'han tutto consumato.
Per finir l'aspra sorte
Alfin poi con un laccio darsi morte. 24
ScAema metrico. — 7 A J A, 7B7A, 7C7C— 7D7D, 7E7E, 7F7F — ecc.
— L'ultimo verso dell'ultima strofe è endecasillabo.
XCV.
[39b] La prima volta che t' incontro, Amore,
Senza l'arco, li strali e le facelle
Ti vo'cavar di corpo le budelle.
E cosi calde, vive, e poste al sole
Se le stiro, travolgo e le tramuto 5
L'attaccarò al mio lento.
Strappare il canto e abbassarò il tenore.
Fingerò che sian false le sottane
E romperò U bordone e le mezzane.
Cosi cantando andrò per ogni luogo, io
Con la tua pelle arsiccia ogn'or rìdendo
Quanto per te, crudel, penai piangendo. 12
Schema metrico, — iiAiiBiiB — iiCiiDiiD — ecc.
XCVI.
O alma, che iarai
Quando lontan dal tuo bel sol sarai?
Ahi, che in pensarvi veggio
Che la mia vita va di male in peggio.
462 M. MENGHINI,
Come farai tu, core,
Privo del tuo angelico splendore?
Che con sue luci accorte
Dona ogn'or agl'amanti vita e morte.
[e. 40a] Che farà la mia vita
In questa trista e cruda sua partita? io
Ahi, ch'a pensarvi solo
Sento Talma mancar da estremo duolo.
Amor, poiché tu sei
Fido ministro degl'affanni miei,
Fa per minor dolore 15
Partir la vita pria che parta il core. 16
Schema metrico, — 7A11A, 7B11B — 7C11C, 7D11D — ecc.
xcvn.
Vola, vola, pensier fuor del mio petto.
Vanne veloce a quella faccia bella
Ch'è la mia chiara stella;
Dilli cortesem^»/e e con amore:
Eccoti lo mio core. 5
E mentre alle sue vaghe e bionde trezze
E quegl'occhi lucenti mirerai.
Cosi tu li dirai:
Celeste sol, vera beltà infinita.
Eccoti la mia vita. io
[e. 40b] Ma se col lampeggiar del dolce riso
Rasserenar volesse i giorni miei
Non ti partir da lei.
Ma dilli ogn'ora, ardendo nel suo petto :
Eccoti un tuo suggetto. 15
Cosi fuor di me stesso viverai
In lei, né più da me farai ritorno,
Fin che quel viso adomo
Non dica con accorte sue maniere:
Eccomi in tuo potere. 20
Schema metrico, — iiA ilB7B, I1C7C— 11DÏIE7E, il F 7F — ecc.
xcvin.
^^^ggCi fugge, desir, fuor del mio petto.
Volendo andrai dove si trova quella
Non più mia chiara stella;
Sta seco etterno no« mi dar più impaccio.
Eccoti sciolto il laccio.
VILLANELLE ALLA NAPOUTANA. 463
Libero che sarò col tuo ritomo
E che davanti a lei ognor starai
Cosi tu li dirai:
Spento da giusto sdegno fei partita,
Eccola qui finita. io
[e. 41a] E se col replicar parole e fatti
Conturbar pur volessi i giorni miei,
Non ti partir da lei,
Ma dilli: Teco ho preso il mio ricetto,
Eccomi d'Amor netto. 15
Libero d'ogni affanno e di periglio
Porto veloce al tempo la catena,
Quella con che Amor mena
L' uomini servi quando li può avere.
Eccomi in mio potere. 20
Schema metrico. — Il A IIB7B, I1C7C — ilD I1E7E, 11F7F — ecc.
XCIX.
Fuora, inora, pensier, dal petto mio,
Andate pur altrove, empij martiri.
Fiamme, lacci e sospiri.
Non mi date tormento o più dolore.
Ecco libero il core. 5
E voi, martello, rabbia e gelosia,
Partitevi da me che so già mai
Sciolto di pene e guai,
[e. 41b] Andatene, tormenti, in altro loco.
Eccomi senza foco. io
E tu, mia afflitta et alma sconsolata.
Or datti pace e vive sempre in canto,
£ da te scaccia il pianto;
S fogge Amor armato nel suo reguo.
Eccomi pien di sdegno. 15
Cosi diceaif d'Amor sott' un bel faggio
Al mormorar d'un liquido cristallo.
Gridando intomo a un ballo.
Ninfe amorose con ardenti faci
Dandosi mille baci. 20
Schema metrico, — 11A11B7B, 11C7C — 11D11E7E, 11F7F — ecc.
404
M. MENGUINI»
C.
Chi fins' Amor con l'ali
Fu di giuditío privo
Come s' instabil fusse, o fuggitivo ;
Ma che stia immobil' e costante
Sallo ogni vero amante. 5
Si dovea dunque fare
Simile ad uno scoglio in mezzo al mare.
[e. 42a] Perché lo finse cieco
Se a lui di virtù cede
Linceo, che di veder ogn'altro eccede; io
E ben può penetrar quand' egli vuole
La 've non entra il sole?
Für dunque incauti e sciocchi,
Dovean farlo com' Argo con cent'occhi.
Ond'è c'ha in man la face 15
£ va si altiero e carco
D'acuti strali e di faretra et arco;
Che se ben l'alma accende, i cori impiaga,
Non si scorge mai piaga.
Dovean dunque rìtrarlo 20
Un che nascoso roda come tarlo.
Ma qual più van consegUo,
0 cieco error più folle,
Fanciul rìtrarlo pargoletto e molle,
Se di senno i più vecchi e di possanza 25
1 più feroci avanza?
Fora dunque assai meglio
Farlo un fiero gigante, un saggio veglio.
[e. 42b] Che pur non abbia ignundo
30
Chi signoreggia il mar, la terra o '1 cielo,
È ben duro al sentir, strano al pensiero,
Né sembianza ha di vero.
Fingasi dunque intomo
Di porpora vestito e d'oro adomo. 35
Schema metrico. — 7A7B11B, IIC7C, 7D11D — 7E7F11F, IIG7G.
7 H 1 1 H — ecc.
CI.
Più non amo e più non ardo.
Più non mi ferisce il core
Con tormenti e con dolore.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 465
JalaUlarinlat tandurindona 5
yanturineüa, latanturinlà.
BeUa^ bella, ch'io dico a te.
Più non fàtno no» alla fé.
Se li giorni, Panni e mesi
Per seguirti invan ho spesi, io
Me ne doglio e me ne pento
Di me solo mi lamento.
yalalilarinla tandurindona
yanturinellaf latanturinlà.
Bella, bella, ch'io dico a te, 15
Più non t^amo no, alla fé,
Noh mi curo di mirare
E mi facci disperare
Sempre mai la notte e 1 giorno
Con donarmi pene e scorno. 20
yalaUlarinla, tandurindona
yanturinella, latanturinlà.
Bella, bella, ch'io dico a te
Più non famo no, alla fé.
[e. 43a] Fammi pur quel che tu vuoi, 25
Ride e burla con chi vuoi;
Che a me tu non darai
Né più angosde» né più guai.
yalaälarinla, tanturindona,
yanturinella, latanturinlà, 30
Bella, bella, cìCio dico a te.
Più non famo no, alla fé, 32
Schéma metrico. — 8A8A, 8B8B — 8C8C, 8D8D — ecc., con ripresa
iix iiy, yzyz.
cn.
Donna, ti dico il vero
A fé da cavaliero,
Se cosi tu disprezzi ognun che t'ama
Manchi di quel che si conviene a dama.
E poi che tant'ofifese 5
A me, crudel, scortese.
Hai fatto col divin e chiaro lampo
Io per duello ti disfido in campo.
Al suon di trombe armata
Verrai sola guidata io
Dal tuo padrin'Amor ch'ogn'or mi stanca.
Ch'io macchia ti darò sicura e franca.
466 M. MBNGHINI,
Alfine ti concludo:
Io sol col petto ignudo,
Co l'arme elette d'ogn'amante degno, 15
T'aspetterò col mio padrimo sdegno.
[e. 43b] Là dove vuoi battaglia
Co '1 strale e la tua maglia
Vedremo chi di noi ha più valore,
Viva ragione e più vivace core. 20
E s'io moro in steccato
Morrò lieto e beato;
Ma s'io ti vìnco, perfida» crudele.
Saprai se giuste son le mie querele. 24
Schema metrico. — 7A7A, ilBliB — 7C7C, llDiiD — ecc.
cm.
Era la fiamma mia al cor'intomo
Un tempo senza mai trovar più pace
E si dicea d'Amor viva fornace.
Era negl' occhi miei continoa pioggia
Che distillava un cristallino umore, 5
E si dicea il fiume di dolore.
Era nel petto mio gran schiera armata
Di focosi sospiri in loco vóti,
Albergo si dicea di terremoti.
Ero già non so più foco, né pianto, io
Né vento, ma mi trovo in tale stato
Libero, sciolto; mai l'avrei pensato. 12
Schema metrico. — iiAiiBllB — iiCliDilD — ecc.
[e. 44a] CIV.
Amore è uno solo, o donne belle;
Ma porta mille fiamme il .dispietato
Per abruciar chi in preda a lui s'è dato.
È uno lo mio core afflitto e lasso;
Ma li suoi stratij e suoi aspri martiri 5
Son tanti e tanti ch'io no^t li so diri.
È una sola al mondo quella eh' io amo;
Ma le rare bellezze del suo viso
Son più che non son stelle in paradiso.
Un era ancor l'inferno et or son due; io
Uno ne sta nel centro della terra
E r altro, ahimè, nel petto mio si serra. 12
Schema metrico, — llAilBliB — ilCliDilD — ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 467
CV.
Amore è uno solo, o donna bella,
Ma li suoi dardi sono tanti e tanti
Che ben lo sanno i sfortunati amanti.
È uno lo mio core a£flitto e lasso,
Ma li mártir che pato e l'aspra pena 5
Son più che fiori in terra e in mare arena.
È una la mia donna al monda sola.
Ma le bellezze del suo nobil viso
Son più che non son alme in paradiso.
[e. 44b] È uno sol l'inferno al parer mio, io
Ma un altro nel mio petto ora si serra
Che più ch'alli dannati mi fa guerra. 12
ïtma metrico, — liAliBiiB — llCilDliD — ecc.
evi.
Amore va di notte saettando,
E perché è cieco mena gelosia,
Inanzi acciò che l'insegni la via.
Porta saette d'oro nel carcasso
E strali ancor di piombo con omd.
Saetta gentiluomini e plebei. 5
Non pratica di giorno, perché teme
L'ira di sdegno valoroso e forte.
Che vuol farlo prigione o darli morte.
Questo fraschetto mi troncò una sera, 10
E sùbito tirò l'aurato strale«
Ch'ai cor mi fece piaga aspra e mortale.
Et io, gridando: Traditor* arciero.
Che credi far? Rispose da valente:
Passate, gentiluom, che non è niente. 15
htma metrico. — iiAiiBiiB — iiCliDiiD — ecc.
cvn.
Ognuno che m'incontra U di p^r Siena
Mi dice: Chi t'è morto, o meschinello,
Che porti lo scorruccio allo cappello?
[e. 45a] Io lor rispondo: È morta cortesia,
E pietà non si trova viva in terra,
Et ogni mia speranza è sotto terra.
Et è lo peggio che la donna mia
Che tanto adoro et amo, odio mi porta,
Ch'è si può dir p^r me nel mondo morta.
468 M. MBNGHINI,
Non volete ch'io mostri qualche segno io
Di lutto, lungo pianto e no dolore,
Com'alle esequie fan quand'uno muore? 12
Schema metrico, — iiAiiBllB — iiCliDiiD — ecc.
cvm.
Tra questi sassi e luoghi aspri e selvaggi
Ove del sol non penetrano i raggi
Tra querele e faggi — scoprirò il mio duolo
Poick*io son solo.
Poi ch*io son solo, et il mio mal non senti 5
Il pianger mio, e i miei duri lamenti
Sonvi sti venti — e forse lor mercede
Mi daran fede.
Mi daran Jede si, ma quel gran pianto
Trarrò dal cor si flebile o quai canto io
Che scemi alquanto — la passion ch'io porto;
Deht fuss*io morto.
[e. 45b] Deh, fusaio morto da poi che p^r servire
Pato un tormento ch'avanza ogni martire;
Cercarò di morir — di passo in passo, 15
Di sasso in sasso.
Di sasso in sasso e d'uno in altro loco
Di duol'in duol mi struggo a poco a poco;
Bruciando col mio foco — i fìumi e i fonti,
Le selve e i monti. 20
Schema metrico. — iiAiiA, ii(5A4-6B)B5B— iiCllC, ll(5C +
6D)D5D — ecc.
CIX.
Dico spesso al mio core:
Solo fuggendo puoi vincere Amore;
E chi non sa fuggire
Resti sicuro di sua man morire.
Amore è un fuoco ardente, 5
Arde e consuma sol quand' è presente:
E se lo strale punge
Piaga però non fa dove non giunge.
E chi più s'assicura
Trova in Amor sua sorte assai più dura; io
n contrastar no^t giova,
Mille n'han fatto, mille volte prova.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 4Ò9
Cosi dico al mio core
Et ei piangendo scema di dolore ;
Misero, ohimè, risponde: 15
Mal chi contrasta e peggio è chi s'asconde. 16
ta metrico. — 7À11À, 7B11B — 7C11C, 7D11D — ecc.
[e. 46a] ex.
Dico spesso al mio core:
Senza dinar non di può far l'amore,
E chi non ha quattrini
Resti di fuore, e attacchisi all'oncini.
Amor'è un foco ardente 5
Che chi non ha denar tanto più '1 sente;
E se 1 morir lo punge
Senza denar al suo desir non giunge.
E chi più s'assicura
Trova in Amor sua sorte assai più dura; io
n contrastar non giova,
Mille senza denar n'han fatto prova.
Cosi dico al mio core:
Tutte le donne sono d'un tenore;
Et elio mi risponde: 15
Solo è amato colui, che più rinfonde. 16
la metrico. — 7A11A, 7B11B — 7C11C, 7D11D — ecc.
CXI.
Vorrei che si facesse questa legge
Che chi geloso fusse della moglie
Gli fusse tolta con tormento e doglie.
[e. 46b] E poi gli fusse messo un capezzone
Con freno e morso, come si suol fare 5
Quando i polleri si danno a domare.
Quello che lo domasse fusse Amore,
Avesse li speroni, l'arco e frezze.
Lo facesse saltare e far corvette.
E quando fusse bene ben domato« io
Toltolo il vitio della gelosia
Gli si desse la moglie in cortesia. 12
la metrico. — ilAiiBiiB — liCilDiiD — ecc.
470 M. MENGHINI,
cxn.
Ben mio, tu m'hai lasciato {ais)
Senza speranza e senz' alcun conforto,
E poi nou vuoi ch'io per te resti morto.
Morirò, morirò, cor mio, si;
Deh, non mi far morire, 5
Ben mio, tu m'hai privato {Jns)
Del dolce aspetto e delicato viso,
£ poi non vuoi che per te resti ucciso.
Morirò, morirò^ cor mio, si;
Deh^ non mi far morire, io
Ben mio, tuo son pur stato, ijns)
Deh, aiutami, ti prego, in cortesia
[e. 47a] E non mi far morir, deh, vita mia.
Morirò, morirò, cor mio, si;
Deh, non mi far morire, 15
Ben mio, tu non rispondi?
Ohimè, deh, dillo, dillo s'io son tuo,
O s'io debbo morir per amor tuo.
Morirò, morirò, cor mio, si;
Deh, non mi far morire, 20
Schema metrico, — 7A11B11B, io*C 7*D — 7 A iiE iiE, io*C7*D
— ecc.; 1' ultima strofa non ha il primo verso che rimi col corri-
spondente delle altre.
cxm.
Amanti, ormai vivete
Senza timor di duri lacci o rete;
Ch'amor per far ch'io mora disperato
Con tutti i lacci suoi m' ha '1 cor legato.
Né più temete i strali 5
Con quai vi faccia piagosi e mortali.
Che già nel mio trafìtto e stanco petto
Tutti i strali d'amor hanno ricetto.
Né più tremate ormai
Che con le fìamme possa darvi guai; io
Ch'amor per far ch'io peni in ogni loco
Ha posto nel mio cor tutto il suo fuoco.
[e. 47b] Vedrassi dunque amore
Senz'armi, lacci, strali e senz'ardore.
Che per volermi, ahimè, tutto disfarmi 15
Gl'è parso onor di rimaner senz'armi. 16
Schema metrico, — 7AiiA, iiBiiB — 7C11C, ilDllD — ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 47 1
CXIV.
S'io fasse salamandra in foco ardente,
Da cui si pasce, diverrebbe gelo
Per scior quest'alma mia dal mortai velo.
S'io fusse talpa e nella terra ascoso
La macchina terrestre mancheria 5
Solo per terminar la vita mia.
S'io fusse pesce che sol d'acqua vive
Si pescarían i fonti, i fiumi e '1 mare
Per ûur del corpo ûur l'alma spirare.
E se camaleonte fusse al mondo io
L'aer s'induraria, cesseria '1 vento.
Cosi privo sarei d'ogui elemento.
Ch'essendo fuoco voi, ciel, acqua e terra.
Et io qual'animal che di voi vivo,
Convien, privo di voi, di me sia privo. 15
kéma metrico. — Il A ilB II B — ilC liD iiD — ecc.
[e. 48a] CXV.
Se sopra un sasso vivo
Fusse caduto il lacrimoso rivo
Ch'à me, per vostr'amor, dagl'occhi è uscito,
L'avria spezzato, non che intenerito.
S'una tigre crudele, 5
Udito avesse l'aspre mie querele,
La fierezza e '1 rigor deposto avria
E sana divenuta umile e pia.
Se '1 fireddo e etemo gielo
Dell'alto monte a cui s'appoggia il cielo, io
L' aria spezzato col vivace ardore
De' cocenti sospir ch'escon dal core.
Se voi, cruda mia amata.
Più dura, più crudele e più gelata
Del duro marmo, delle tigre e 1 diaccio 15
Non rompo, non umilio e non disfaccio. 16
hema metrico, — 7Â II A, iiB iiB — 7C iiC, liD iiD — ecc.
CXVI.
n tuo divino aspetto
Vedo m'ha fatto a voi sempre suggetto;
Strali, lacci, catene, fiamine e foco
Consumano il mio cor'a poco a poco.
472 M. MENGHINI,
[c. 48b] Il viso angelicato 5
Mi fa ch'ogn'or'io sia arso e legato;
Ahi, per celar'ad altri, il mio dolore
Talvolta canto che mi piange il core.
E per mio maggior male
Giubilo in terra e non v'è pena eguale; io
Che giunger possa alla mia trista sorte
£ '1 tutto è tema, anzi sospetto e morte.
Riposo dammi ormai,
O dolce anima mia, deh, non più guai;
Non far ch'amando disperato mora, 15
E se vuoi questo muora l'alma ancóra. 16
Schema metrico, — 7A11A, iiBilB — 7C11C, iiDiiD — ecc.
cxvn.
Mirando a caso l'aurei tuoi capelli
Parvero d'oro a meraviglia belli;
Ma fur lacci e catene
Che mi legomo il cor d'affanni e pene.
E rimirando l'occhi tuoi splendenti 5
Al primo mi credei stelle lucenti;
Ma fur pungenti dardi
Che mi passorno il cor con li suoi dardi.
[e. 49a] E contemplando poi la bocca e '1 viso
Dissi tra me: Qmi scorgo il paradiso; io
Ma fu per me l'inferno.
Per cui l'estate aghiaccio, ardo l'inverno.*
Aurei capelli, occhi splendenti, e vólto.
Che me stesso a me stesso avete tolto ;
Verrà quel giorno mai 15
Che libero e sciolto il cor sia fuor di guai ? 16
Schema metrico, — llAllA, 7B11B — llCliC, 7D11D — ecc.
cxvni.
Io ardo e l'ardor mio
Fu di tant' alto e si nobil desio
Ch*ancor che certo sia dover morire
Mi glorio sol del mio si grand' ardire.
Pur ne temo e vaneggio
Tal'or che '1 mio desir tant'alto veggio
E dico allor, presago del mio male:
Dove m'ha giunto il mio destin fatale?
VILLANELLA ALLA l^APOLITANA. 473
Poscia rivolgo al core,
Dico: Tu sei cagion del mio dolore; io
Esso risponde e dice: Non ho bene;
L'occhi tuoi fur cagion delle mie pene.
[e. 49b] Dunque se per mirare
Sola fusti cagion del mio penare,
Occhi dolenti miei, piangete forte 15
Ch'ai nascer di costei nacque la morte. 16
Schema metrico, — 7A11A, liBllB — 7C11C, llDiiD — ecc.
cxnc.
Temerario pensiero,
Che mi guidasti al ciel pront'e leggiero.
Non p^r bearmi in alto
Ma p^r farmi cader di mortai salto;
Tu col tuo volte audace 5
Mi promettesti una tranquilla pace;
Ma poi cadendo a terra
Mi desti in sorte ima perpetua guerra.
Ahi, che quanto fu il bene
Tante son'or le mie dogliose pene; io
E pensando sovente
Al ben passato cresce il mal presente.
Dunque se '1 mio pensiero
Fu la cagion del predpitio vero«
Giust'è ch'io pianga tanto 15
Finché la vita si distilla in pianto. 16
Schema metrico, — 7 A II A, 7B llB — 7C llC, 7D iiD — ecc.
[e. 50a] CXX.
Tanto vi ama quest'alma afflitta e lassa
Quanto voi sete bella e fiera in vista;
Ma '1 vostro fiero sdegno
Mi rompe ogni disegno.
Tanto foco p^r voi sente il mio core 5
Quanto si vede in voi beltà beltà e valore;
Ma '1 vostro orgoglio altiero
Mi leva ogni pensiero.
Tanto di vita questa vita sente
Quanto a voi, mio bel sol, vi sta presente; io
Ma il vostro creder poco
Raddoppia fiamma e foco.
Zeitoohr. f. rom. Phil. XYU. xi
474 ^' MENGHINI»
Dunque rompete l'ira e '1 grand' orgoglio
Ch'io vostro sono e vostro morir voglio,
Se ben da voi, mio bene» 15
Avrò tormenti e pene. 16
Schema metrico, — il A II A, 7B 7B — II C iiC, 7D 7D — ecc.
CXXI.
Quella catena ond'io legato fui
In tanti affanni, in aspre pene e guai
Sciolta da st'alma noff vedra'già mai.
[e. 50b] La mortai piaga ch'era ormai guarita
Oggi rinova e sto vicino á morte, 5
Senza speranza di mutar più sorte.
E se mill' anni fiisse di voi privo
Non mancherà in ogni tempo il core
Piangere e sospirar'a tutte l'ore.
Se ben' Amore m' ha già posto in terra, io
Al core sempre avrò per mia ventura
Scolpita la tua angelica figura. 12
Schema metrico, — iiAiiBiiB — iiCllDllD — ecc.
cxxn.
Crudel, perché non vuoi
Ch'io miri gl'occhi tuoi.
Se in lor ripos' Amore
Quest'alma e qu^xto core?
Fuggimi pur, crudel, quanto ti piace, 5
Che sta ne' tuoi begl'occhi la mia pace.
E s'hai d'angelo il viso.
Le guancie, gl'occhi e '1 riso.
Perché mi fai penare
Senza volermi amare? io
Fuggimi pur, crudel, negami aita,
Che sta ne' tuoi begl' occhi la mia vita.
Tu vedi ch'io t'adoro
E giorno e notte moro.
Perché« crudel, fuggire 15
A chi ti vuol seguire?
[e. 51a] Fuggimi pur, crudel, donami pene,
Che sta ne' tuoi begl'occhi ogni mio bene.
Villanelle alla napolitana. 4^5
Non potrà sorte alcuna
Di mondo o di fortuna 20
Negar premio e mercede
Alla mia lunga fede.
Piagami pur'il cor'alfin ucciso;
Verrà ne' tuoi begl'occhi in paradiso. 24
Schema metrico. — 7A 7A, 7B7B, iiC ilC — 7D7D, 7E7E, iiF
II F — ecc.
cxxm.
Finché certo sarà il mio sperare
Dolci saran le fiamme e le catene
I lutti, affanni, il travaglio e le pene.
Ma la speranza passa e resta il fuoco
Dentr'al mio petto e l'abruda di sorte 5
Che non potrà stutarlo altro che morte.
Giurai gran tempo più di non amare
Et or'un sole d'una vaga luce
Di due begl'occhi a pianger mi conduce.
Ferir'un disarmato non conviene, io
Amor, se giuste son tue leggi date;
Fammi contento o mi da' libértate. 12
Schema metrico. — li A il B il B — iiC iiD liD — ecc.
CXXIV.
[e. 51b] Assai promette chi noff attende mai;
Cosi a ponto tu fai.
Sempre mi did: Certo lo farò;
Un altro ne vói po'.
Molte parole pochi effetti fanno, 5
Et io vivo in affanno;
Con la vostra promessa: Si farà;
Ma quando non si sa.
Buone parole e tristi effetti avete
Perché mi promettete; io
Ma ormài vi risolvete a dir di no,
E non un'altra volta po'.
La speranza che tarda dà gran pene
E a voi non si conviene.
Or concludete, e ditemela mo', 15
Volete, si o no? 16
Schema metrico, — Il A 7 A, 10B6B — I1C7C, 10D6D — ecc.
31*
476 M. MENOHINI,
CXXV.
Ser per servirti ogn'or mi doni guai
Perché lo fai?
Et è lo peggio poi che te ne ridi,
Cosi m'uccidi.
[e. 52a] Perché prima« cortese, ti mostrasti, 5
Poi mi lasciasti?
Per farmi con più pena ogn'or languire
Per più martire.
Se di vedermi morto hai gran piacere
Te lo farò vedere; io
E so che quando visto Paverai
Ti pentirai.
AUor cognosciarai sua crudeltade
Senza pietade;
£ detta sarai sempre una crudele, 15
Et io fedele. 16
Schema metrico, - I1A5A, I1B5B — I1C5C, 11D5D — ecc.
CXXVI.
Io mi sento morire
E non lo posso dire,
Che vuole lo mio fato e la mia sorte
Che tacende et amando giunga morte.
Io mi sento abruciare 5
E non posso parlare.
Che voglion quei celesti e chiari lumi
Che tacendo nel foco mi consumi.
[e. 52b] Sai ch'io perdo la vita
E non domando aita, io
E vuole lo mio fato, e '1 mio desio
Che sia secreto il precipitio mio.
Morte« foco e dolore.
Siatemi sempr'al core,
Ch'io mi sento il morir si dolce e caro, 15
Ch'ogni mio ben dal mio morir'imparo. 16
Schema metrico. — 7A7A, iiBiiB — 7C7C, iiDllD — ecc.
cxxvn.
Io sono Amore
Pieno d'ardore
Con strali e l'arco
Di lacci carco;
VILLANBLLB ALLA NAPOLITANA. 477
Ch' ogni anima vivente 5
In foco ardente
Mártir li do
Et invisibil vo.
Son cieco e nudo,
Alato e crudo, io
Piccol garzone
Senza ragione;
Che sotto alla mia legge
Ciascun si regge
[e. 53a] E schiavo sta 15
In gran calamità.
MiUe torménti
E tradimenti,
Astutie e inganni.
Discordie e inganni 20
Ai miseri mortali
Con fieri strali
Privo di fé
E con poca mercé.
Misteri amanti 25
Ch'og'or in pianti,
Fiamme e martiri
Lacci e sospiri
Sete arsi e incatenati,
Da me piagati; 30
Soffrite orsù,
Né vi dolete più. 32
Schema metrùo, — 5A5A, 5B5B» 7C5C, 4D6D — 5E5E, 5F5F, 7G
5G, 4H6H — ecc.
cxxvm.
Se spesso noff ti miro
È sol perché non posso, ond'io sospiro ;
Ma se ePamarmi ogtCor fermo starai.
Ben mio, non morirai, .
[e 53b] Non posso il tuo dolore, 5
Com'io vorrei, cacciar al tutto fuore;
Afa se d ^amarmi ogtCor fermo starai.
Ben mio, non morirai.
Vorrei star sempre teco
Se il rio timor non albergasse meco; io
Afa se d'amarmi o^nor fermo starai.
Ben mio, non morirai.
47^ M. MÊNGHINI,
E se la mia fortuna
Mi desse da parlarti or'opportona,
Quanto presto sarei a darti aita, 15
Vedresti all'or, mia vita.
Dunqf^e costante e forte
Sia sempre 1' amor tuo fino alla morte;
Ch'il tempo adempirà nostro desio,
Cosi ti promett'io. 20
Schema metrico, — 7 A II A, II*B7*B — 7C liC, II*B7*B ■— ecc.; le
ultime due strofe, 7E11E, 11F7F — 7G11G, 11H7H.
cxxnc
Rendemi il core, ohimè,
Donna senza mercè;
Che più noff voglio amare
Chi m'odia e fa penare.
[e. 54a] Rendemi il core, orsù; 5
Ch'ormai non posso più;
Ch'io non vo più seguire
Chi da me vuol fuggire.
Dammi il mio core, dà,
Donna senza pietà; io
Ch'io non voglio già mai
Seguir chi mi dà guai.
Se alfin lo vuoi per te
Abbi pietà di me,
E porgi qualch'aita 15
A quest'afflitta vita. 16
Schema metrico. — 6A6A, 7B7B — 6C6C, 7D7D — ecc.
cxxx.
Io piansi un tempo e col mio pianto amaro
Tutto di foco e gelo diventai
E poi cantai sùbito ch'io arsi;
O felici sospiri a l*aura sparsi.
Io vissi un tempo in guerra, in doglie e pene, 5
Ma poi pace gustai, contento e gioco,
Allor ch'io viddi il mio stato cangiarsi;
O filici sospiri, a Inaura sparsi.
[e. 54b] Io bramai morte per uscir di guai.
Or bramo vita sol per voi godere, io
Poi che '1 ciel veggio a me benigno farsi ;
O filici sospiri a l'aura sparsi.
VILLANELLB ALLA NAPOUTANA. 479
O fiumi, o fonti, o selve, o boschi, o mare,
Fiere selvestre, vaghe ninfe care,
E voi, pastori, che 'n sti colli sete 15
AU' allegrezza mia tutti correte. 16
Schema metrico, — Il A II B, ilCll*C — il Dil E, iiCii*C — ecc.;
r ultima strofa però iiGiiG, iiHiiH.
CXXXI.
Poiché l'ardente amore ch'io ti porto
E la contima et aspra servitù
Tu non la stimi più;
Ad altra donna mo^
Lo core mio darò, 5
Non voglio amarti più che mi fai torto
Disposto so di far come fai tu.
Non mi ci inchiappi più;
Ad altra danna mo*
Lo core mio darò, io
Trovati amante che ti dia conforto,
Che lo mio amor non è come già fu
A me no» penar più;
Ad altra donna mc^
Lo core mio darò, 15
[e. 55a] In pace resta, io mi ritorno in porto.
Salvo, felice, assente ogn'or da te,
E ti prometto, a fé
Che lo mio cor sarà
D'una che m'amarà. 20
Schema metrico, — 11A10B6B, 6*C6*C — 11A10B6B, 6*C6*C
ecc.; r ultima strofa 11 A 10D6D, 6E6E.
cxxxn.
Se pensate con tanto stratìarmi
Sanar l'ardente fiamma c'ho nel core
Voi sete in grand'* errore.
Se disposta voi sete di lasciarmi
E sperate che sdegno vinca amore
Voi sete in grand* errore.
Se fuggendo da me pensate farmi
Mutar voglia o pensier in altr'amore
Voi sete in grand* errore.
480 M. MENGHINI,
Per voi tutte le pene mi son care, io
E mi vedrete in tant' affanni stare
Qual scoglio in mezzo al mare. 12
Schema metrico, — 1 1 A i B 7*B — 1 1 A 1 1 B 7*B — ecc. ; l'oltima strofii
11C11C7C.
cxxxm.
Se st'occhi non facessero doi fiumi
Per gran tormento della vita mia
Quest' alma in foco si consumeria.
[e. 55b] S'io stesse un poco senza sospirare
Uscirla fuora del mio cor* ardente 5
Fiamma eh' abbruciarla tutta la gente.
£ se lo sguardo di quest'occhi ladri
Non mi legasser con mille catene
Non sentirla mai doglia amaro mene.
Or pensate al mio mal iqual' esser deve, io
Amare donna che per premio dona,
Fiamma, tormento, morte e mai perdona. 12
Schema metrico, — II AllB llB — llC llD IiD — ecc.
cxxxrv.
Perché lo fai a stratiarmi a torto
Se'l ciel e la fortuna ha destinato
Ch'io p^r te sempre viva incatenato?
Sai ben che gran tormenti provo ogn'ora
E pur mi sei crudel' ingrata e ria; 5
Muta, di gratia, questa Oemtasia.
Tu vedi ancor che quanto più mi fuggi
E cerchi rinovare le mie pene,
Non posso far eh' io non ti voglia bene.
Sia qui fìn'al dolor et al martire io
E non voler quest' alma tormentare,
Che l'amor mio non potrà mai mancare. 12
Schema metrico, — liAilBilB — ilCilDilD — ecc.
[e. 56a] CXXXV.
Viver' amando tue bellezze rare
Mi è dolce ogni penare;
O lieto giorno, quando fui legato
Dal tuo viso adornato.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 48 1
Esser dinanzi a chi sempre tormenta 5
Allor la fiamma è spenta;
O felice destino,
Cagion ch'io ami un vólto si divino.
Degno, soave e dilettoso male
Amar cosa mortale; io
O raro e dolce riso,
Che mirandol si gode il paradiso.
Crescano fiamme ogn'ora nel mio petto
E so di voi soggetto;
O che felice ardore, 15
Voi mi starete ettemam^ftte al core. 16
Schema metrico. — Il A 7 A, 7B11B — 11C7C7D iiD — ecc.
CXXXVI.
Quando dal primo Amore
Fu sciolto lo mio core.
Pensai: Quest'alma afflitta e sconsolata
Non fosse da' sospir più tormentata.
Et ora un nuovo fuoco 5
M'abmcia in ogni loco;
[e. 56b] Foco noff è, ma doi facelle ardenti
D'una crudel, ch'ammazzano le genti.
E se ben mille firezze
Tiran con sue bellezze, io
Col guardo poi e col soave riso
Sana la fiamma e móstra il paradiso.
Or poi eh' è destinato
Ch'io viva incatenato.
Dirò gridando in ogni parte ch'io 15
Né vita più, né libertà desio. 16
Schema metrico. — 7A7A, iiB iiB — 7C7C, llD iiD — ecc.
cxxxvn.
Scoprirò l'ardor mio con dir ch'io moro
Ma la mia ninfa bella
Per forza, ohimè, di stella
Vuol ch'io celi la fiamma e '1 gran martire.
Tacerò dunqvLt o ver vorrò morire, 5
Se pur 'io veggio, ohimè, dentr'al mio petto
Celato foco ardente
Farmi via più dolente,
M'a forza ch'io consenti al mio desire.
Tacerò dun^e, 0 ver vorrò morire. io
482 M. MBNOHINI,
[c. 57a] Soñriro questa pena e gran tormento
Poiché cosi vuol sorte,
Ch'io corra e vadi a morte
£ ch'io, misero, veggia il mio languire.
Tacerò dungnt, o ver vorrò morire. 15
Tacerò, poi che vuol fortuna e 1 cielo,
n foco e 1 mio dolore
Ch' affligge il tristo core;
Ma pnima ch'io mi mora, o beltà rara
Farò a voi soPogni mia pena chiara. 20
Schema metrico, — Il A "jB y B, il C ll*C — llD 7E7E, ilCll*C
ecc.; l'ultima strofa: 11H7L7L, iiMiiM.
cxxxvm.
Una fiammella viva
D'ogni mio ben mi priva,
E quanto più la miro.
Ahi lasso, ogn'or sospiro.
O sfortunato amante 5
Che vuol'esser costante.
Dui son li miei nemici
Tra lor troppo felici;
Bellezza e leggiadria
Ch' affliggon l'alma mia. io
O guerra a me tenace
Ond'io non ho mai pace.
[e. 57b] Tre son li strali ardenti
Cagìon de'miei tormenti,
Dispetto, odio e furore 15
Che m' ha ferito il core.
O desiata morte
Togliemi tanta sorte.
Quattro pòn dare aita
Alla mia stanca vita, 20
Pietà, grazia e mercede
Legata in salda fede.
A quest' ogn'or chiegg'io.
Rendetemi il cor mio. 24
Schema metrico, — 7 A 7A, 7B 7B, 7C 7C — 7D 7D, 7E 7E, 7F7F
— ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 483
CXXXIX.
Perché non è cristallo lo mio core
Che trasparessi fìiore,
Senz'altra prova o fede
La chiusa fiamma mia che noff si crede.
O in mezzo al petto una finestra avessi, 5
Di donde si potessi
Chiaramente mirare
La cagion che mi sforza a lacrimare. ^
Ch'io vedrei forse tinta di pietade
L'infinita beltade; io
[e. 58a] Né mi si negaría
L'andar piangendo ogn'or la doglia mia.
Or potete saper quâl'è 1 mio stato
Ch'io chiamo beato;
Chi non si dolse mai, 15
Ma sol chi pianger può delli suoi guai. 16
ckema metrico. — il A 7 A, 7B11B — 11C7C, 7D11D — ecc.
CXL.
Qual'or del mio bel sol contemplo il lume
Che d'ogni grave affanno il cor restaura
Mille sospir* all'or 'io spargo all' aura.
S'io miro il crin che l'aura rasserena
Col crespo, inanellato laccio d'oro 5
Ivi resto prìgion, ivi mi moro.
Se li gìgli, le rose e le viole
Che si adolciscon l'aura di quel viso«
Mi par godere in terra il paradiso.
Dunqf^ se questo né al sol né a l'aura io
Ritrova il suo refugio altro che l'aura
Ragion è ben ch'ogn'or risuoni all'aura. 12
¡chema metrico, — iiAiiBiiB — iiCiiDiiD — ecc. ; l'ultima strofe
ilBiiB iiB.
CXLI.
Guardate» amanti, che bel nuovo inganno
Ha ritrovato Amore,
Per farsi ormai del tutto empio signore.
[e. 58b] Se ne va senza l'arco e senza face
Sol con pungenti strali.
Per mettere in fuga li mortali.
484 M. MENOHINI,
Ma sol con grocchi di madonna poi
Fa ciò che vuole il crudo,
Che contro lui non val'elmo né scudo.
L'è ver che più non dà con quelli morte, io
Pena, tormento e noia.
Ma vita sempre mai, piacere e gioia. 12
Schema metrico. — 11A7B7B — 11C7D11D — ecc.
CXLn.
Donna, se lo mio core
Si strugge per amore;
Per tua rara beltà
Non hai di me pietà.
Fuggemi, struggemi, ardemi e fa che voi, 5
Che contento mi dan quest'occhi tuoi.
Se quest'afflitto petto
Ogn'ora t'è suggetto,
Vedonsi i dolor miei
Cosi crudel mi sei. io
Ridemi, sprezzami, affliggemi quanto sai,
Ch'un giorno forse te ne pentirai
Se quest'anima mia
Te sol brama e disia,
[e. 59a] Perché non hai mercede 15
Alla mia lunga fede?
Ridemi, stratìami, sprezzami, cor crudele.
Di me non hai amante più fedele.
Se per te vivo in pianto
£ tue bellezze canto, 20
Perché non mi consoli
Con li tuoi sguardi soli?
Confortami, giovami, mirami e dammi aita.
Da poi ch'io adoro tua beltà influita. 24
Schema metrico, — 7A7A, 7B7B, 13C11C — 7D 7D, 7E7E, 13F11F
— ecc.
CXLin.
Io ti seguo e tu mi fuggi.
Io t'adoro e tu mi struggi;
Notte e giorno per te moro
Ahi, crudele, pur t'adoro.
Io ti seguo notte e giorno 5
£ poi pure a te ritomo ;
Bene mio, perché non hai
Or piata delli miei guai?
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 485
Una volta mi dicevi
Che gran ben tu mi volevi; io
Or, cnidel, ti curi poco
Del mio ardore e del mio foco.
Dammi pur tormenti e pene
Quanto vuoi, dolce mio bene;
Che se ben mi desse morte 15
Pur starò costante e forte. 16
Schema metrüo, — 8A8A, 8B8B — 8C8C, 8D8D — ecc.
[e. S9b] CXLIV.
Da voi partir vogl'io
E vi lascio il cor mio
E portarò per core
Negli occhi il pianto e nel petto il dolore.
Quest'amara partita 5
Mi privará di vita;
Ma per dar fìne a i guai
Voglio partir, né ritornar già mai.
Che la mia dura sórte
Sol può finir la morte, io
Perché quanto più vivo
Tanto più amo il vostro volto divo.
Andrò sempre dicendo
Lontan da voi fuggendo:
L'esser troppo fedele 15
Fa verso me la donna mia crudele. 16
Schema metrico, — 7A7A, 7B11B — 7C7C, 7D11D — ecc.
CXLV.
Mi ha punto Amor con velenoso dardo
E va gridando p^r mare e p^r terra:
All'arme, all'arme, all'arme, guerra, guerra.
Et io che '1 cor ferito ògn'or mi sento
£ consumato d'una ardente face 5
Piangendo grido: Pace, pace, pace.
[e. 6oa] Ma nell'assalto il lusinghier trionfa.
Fiamme, lacci, sospiri, ardito e forte
Esclama: Sangue, sangue, morte, morte.
Ond'io che so ministro nell'impresa io
Solo, senza conforto e senz'aita:
Mercede, invoco, vita, vita, vita.
486 M. MENGHINI,
Cosi nulla mi giova, che '1 crudele
M'ha preso e vinto, e per maggior sua gloria
Gridando chiama: Vittoria, vittoria. 15
Schema metrico. — iiAiiBiiB — iiCiiDiiD — ecc.
CXLVI.
Lasso, quando avran fin tanti sospiri
E questi miei martiri:
Quando avrà fin la pena mia infinita.
Cara e dolce mia vita.
Che quando mi mirate, ahi dura sorte, 5
Mi date mille morte;
E con leggiadro et amoroso viso
Resto da voi diviso.
Se ben si parte l'amoroso sguardo
De' begl'occhi pur'ardo; io
L'ardor avvampa e pato mille pene.
Per voi, dolce mio bene.
Dunque se '1 lampeggiar de'vostrì rai
[e. 6ob] Cagion fu de' miei guai.
Porgete all'alma afiflitta alcuna aita, 15
Cara e dolce mia vita. 16
Schema metrico, — I1A7A, I1B7B — I1C7C, I1D7D — ecc.
cxLvn.
Porto celato il mio nobil pensiero
Dentro quest'alma, né scoprir poss'io
L'alta cagion, ohimè, dell'ardor mio.
Talché nutrisco il cor tra fiamina e ghiaccio,
E tra lunghi sospir'a forza e voglia 5
So fatto albergo d'infinita doglia.
L' alma mia non respira e trova loco,
E s'io rido tal'or per gli occhi fuore
Consumandosi dentro piange il core.
Cosi per bontà. Amor, pato tormento, io
Vengo in odio a me stesso e a mille a mille
Sento doppiar nel cor vive faville. 12
Schema metrico, — iiAilBiiB — iiCiiDiiD — ecc.
CXLVm.
Io credo certamente, o donne belle.
Che quest'Amor che porta l'arco e strale
Altro non sia eh' un spirito infernale;
VILLANELLE ALLA NAPOUTANA. 487
[e. 6 la] Dapoi che carco ogn'or di fiamme ardenti,
Di saette invisibili e catene 5
Arde et incende e dona ogni di pene.
Che s'augel fìisse, o ver'anima eletta,
Col suo celeste ardore e dolce face
Contento ci daria e gioia e pace.
Or, se questo crudel spirito ignudo» io
Alato e cieco è posto al fuoco ettemo
Fuggir bisoja il suo angoscioso inferno. 12
Schema metrico, — iiAiiBllB — iiCiiDiiD — ecc.
CXLIX.
Una mortai ferita tengo al core
Fatta p^r man d'Amore,
Che sempre notte e di mi fa penare
E sol la morte, ahimè, la può sanare.
Una profonda piaga al cor dolente 5
Dà pena ettemamente,
Senza speranza di conforto o aita,
E sol la morte, ahimè, può darmi vita.
Ahimè, dolente e tristo, quanto è rio
E crudo il destin mio. io
Che se voglio dar fine al mio martire,
[e. 6ib] Altra strada non v'è se noff morire.
Pur se volesser le lucenti stelle
Più che 1 sol chiare e belle.
Mio cor ritroveria vita e conforto 15
Che dar vita mi può chi sol m'ha morto. 16
Schema metrico, — 11A7A, iiBiiB — 11C7C, iiDiiD — ecc.
CL.
Io voglio pianger tanto
Ch' un mar faccia di pianto.
Come lo mar maggiore
Poiché m*è contra Amore,
E da st'afflitto viso S
Cacciar per sempre il riso,
Vivendo con dolore
Poiché nCè contra Amore,
Et ogni festa e gioco
Fuggirlo più che '1 foco; io
Vivendo con dolore
Poiché n^è contra Amore,
488 M. MENGHINI,
Dapoi che cosí vuole
Questa faccia di sole,
Che in lei tant'è beilade 15
Quant'ancor crudeltade. 16
Schema metrico. — 7 A 7A, 787*8 — 7C7C, 787*8 — ecc.; raltim«
strofa però 7 E 7E, 7F 7F.
[e. 62a] CLL
Madonna, se volete
Due sorti d'elemosina farete:
AUi poveri infermi con denari
Et a gl'amanti con vostr^occhi chiari.
E se non me '1 credete 5
Quand' alle chiese andate lo vedrete;
Che gli poveri aspettano quattrini
E grati sguardi gl'amanti meschini.
Però non siate ingrate,
Che fate ben per voi, dice qual frate; io
E certo ben per voi sempre farete
Quando aitate chi voi occidete.
Non dico già per quelle
Che sono tanto gratïose e belle.
Che mirano ad ognuno per pietade, 15
Ma quelle che son pien di crudeltade. 16
Schema metrico. — 7A II A, 118 II B — 7C II C, iiD liD — ecc.
CLn.
Sia noto e manifesto a tutte voi,
Donne, che sete vaghe, ardite e belle,
E del regno d'Amor fidat'ancelle.
Che nissuna presumi e non ardisca
Sotto la sua disgratia e 1 suo furore 5
Di far co' preti e cortigian l'amore.
[e. 62b] liem che sotto la medesma pena
Non debiat' accettar per namorato
Gente che faccia dello spasimato.
Neil' isola di Cipro è scrìtto un bando io
Al tribunal d'Amor che sempre dura:
Guardasi ognun dalla mala ventura. 12
Schema metrico, — iiAiiBiiB — liCilDllD — ecc.
VILLANELLE ALLA NAPOLITANA. 489
CLin.
Chi vuol aver in terra il paradiso
Venga a servire le donne di Pranza.
O Dio, che bella usanza,
Madonna, che voi fate.
Che per creanza gV uomini baciate. 5
Se le rincontri si scoprono il viso,
Con riverenza una bella creanza.
O Dio, che bella usanza,
Madonna, che voi fate,
Che per creanza g V uomini baciate, IO
E poi ti fauMO un sguardo e un certo riso
Che della vita perdi la speranza.
O Dio, che bella usanza.
Madonna, che voi fate.
Che per creanza gV uomini baciate, 15
Però vengono apposta di Turchia
Per star in questa dolce compagnia,
Sol p^r la cortesia,
Madonna, che voi fate.
Che p^ creanza gl'uomini baciate.
ema metrico. — li A I1B7B, 7*C ll*C — li A 11B7B, 7*C il*C —
ecc. L'ultima strofa : 1 1 D 1 1 D 7 D, 7* C 1 1* C.
Mario Mbnghini.
(Forts, folgt.)
Zrttaohr. f. rom. Phil.ZYII. 3^
Di un inedito
volgarizzamento dell' »Jmago mundi'' di Onorio d'Âuton,
tratto dal codice estense VII. B. 5.
A voler dare, per quanto é possibile, una compiuta biblio-
grafìa delle versioni italiane dell' ,Jmago mundi" di Onorio d'Autun,
mi é d'uopo , prima di accennare al codice estense VIL B. 5 (dal
quale é tratto il volgarizzamento che ora mi propongo di dare in
luce) far qui menzione di due altri mss., che dell' opera di Onorio
ci conservano una redazione italiana.
Di questi il primo, cioè il Palatino 703 [numerazione moderna]
[già: 571. E. 5, 9, 36] ' membranaceo, della prima metà del sea
XIV, di mm. 220x156, ha ce. 33 antic, numerate, non com-
presavi una carta bianca in fìne, e la carta di risguardia in prin-
cipio, sulla prima pagina della quale, capovolta, si leggono sedici
righe di scrittura corsiva del sec. XIV, molto evanida, alla quale
é inscritta dalla stessa mano la data Mccclxxij. La scrittura é
calh'grafìca, semigotica, a due colonne ; legatura in assL
Mi si consenta ora di riferire qui ciò che del contenuto del
cod. ne dice il G. : ^JJhro della Imagine del Mondo, Adesp. e ane-
pigr. Il compilatore di questo libro seguita per lo più l'opera De
Imagine Mundi Honorii Augustodunensis; ma non di rado l'abban-
dona per attingere alle Etimologie di S. Isidoro, e talvolta si serve
de' due promiscuamente ; qualcosa aggiunse di suo o attinse ad altre
fonti, tra le quali fu certamente il poema V Image du Monde di
Gautier de Metz Le partizioni principali e i capitoli dell'opera
non hanno rubriche, ma appariscono visibili per gli spazi lasciati
vuoti alle rubriche e per le iniziali colorate. Precede un breve
Proemio: „Qui comincia lo libro ch'é appellato ysidero, lo quale
compiloe sancto ysidero. £ appellasi ysidero, però k'ó traslatato
de Tysidero et imperció k'é translatato del libro che parla del
^ Gentile (Luigi): / codici palatini della R, Biblioteca NauonaU di
Firenze, voi. II, fase. 4
VOLGARIZZAMENTO DEIX' IMAGO MUNDL 49 1
mappamundi .... £1 titolo di questo libro é appellato ymagine del
mondo , . , etc. — E auegna dio che grande affanno e grande studio
sia a traslatare di latino in uolgare, Impertanto si conuiene soiferire
per gratia et per amore delli amici, perciò che quello che Tuomo
fae per li amici , fae l'uomo per se medesimo". Com.: „Mondo
niene tanto a dire, come da tutte parti commosso, perciò ch'elgli
é sempre in mouimento , la ymagine et sembiança é com'una palla
ritonda y e à similitudine d'uno huouo**. — Fin.: „Mercurius à suo
luogo nel sengno di Capricornio. £ la luna nel sengno ch'é
appellato arìes.*' Seguono immediatamente tre brevi paragrafi, dei
figli di Noè e delle provincie onde si dividono le tre parti del ^
mondo : „Tre fìgluoli di noè appresso il diluuio diuisero il mondo
in tre parti . . . , etc. — Brettagna . ybemia . Aprilodoxij . infra occe-
anus. I Amen. Am."
Il secondo é il cod. miscellaneo parigino 7239,^ membran.
in ioL p., di scrittura pressoché tonda, di pag. 324, dei primi anni
del sec. XVI , di mirabile conservazione.^ £sso , come rilevasi da
una annotazione, che reca in sul principio , „est venu du sérail de
Constantinople en France en 1688, par les soins de M. Gîrardin,
ambassadeur à la Porte", ed ha in fine, n'a moite altre pregevoli
operette italiane, anche la seguente, di pag. 50, che comincia:
„Qui principia il libro de imagine mundi composto da Honorio
filosofo solitario, per lo quale si potrà intendere molte et gentilissime
et digne cose." L'opera, a dire del Marsand, é divisa in cento
e trentadue brevissimi capitoli, il primo de' quali tratta della crea-
zione del mondo, il secondo degli elementi, il terzo dei sette anni
della Terra ecc. ecc., ed i tre ultimi si riferiscono, l'uno agli
£gìziani, l'altro ad Adamo nostro primo padre, e l'ultimo ad Abele.
Il codice estense VII. B. 5, dal quale pubblicai^ una traduzione
italiana del lapidario di Marbodo (f. 49 c alla prima metà del f. 58 h)
ed un firammento di bestiario volgarizzato (dalla 2^ metà del f. 58h
a f. 58<1) ci oñre pure (da f. ir a metà del f. 48c) una copia latina
dell' „Imago mundi" di Onorio d'Autun, coU'esposizione in volgare,
che mi propongo ora di dare in luce insieme con alcuni capitoli
d^incerto autore, i quali vengono immediatamente dopo 1' „Imago
mundi" (dalla 2^ metà del f. 48c a f. 49h). Invero la copia non
^ Una breve descrizione del predetto cod. si può vedere nel „Cata'
logus Ccdd, Mss. Bibliothecàe Regiae Parisiensis**, Pars lU, T. IV, n. 7239
(cfr. : Histoire littéraire de la France ^ XII, 175). Un cenno ne dà pure
V. Le Clerc nell' Hist, litt, de la France, XXm, 308.
' Marsand (Antonio) : / manoscritti italiani della R, Biblioteca Parigina
descritti ed iUustrati, Parigi, stamp. Reale, 1838, v. II, p. i e seg.
' Nella mia memoria intitolata : ^^Di un^inedita traduzione in prosa italiana
del poema de lapidibus pr^tiosis" attribuito a Marbodo ecc. (Propugnatore,
N. Sw, V. m, p. I, fase. 13 — 14) premessa un'ampia descrizione del cod., donde
é tratto il predetto volgarizzamento, dichiarava il mio intendimento di pub-
blicare anche l'inedita versione dell' „Imago mundi", contenuta nel cod. stesso.
Attengo ora la promessa fatta in queU'occasione , reputando il ms. non
indegno di essere conosciuto da quanti sono studiosi degli antichi testi volgari.
32*
492 V. FINZI,
è completa, poiché dell'opera di Onorio il cod. estense contiene
solo i primi due libri (testo e tradizione) ed un frammento (testo e
versione) del libro 3^^ che termina colle seguenti parole : ,,.... Ma
lasciamo la uolubilitate el momento del tempo, lasciamo esso, dico,
e driççamo le mente nostre alla stabilitale del secolo.** Tuttavia
non sarà inopportuno il considerare le ragioni, che mi hanno in-
dotto a pubblicarla.
A chi si accinga infatti a un raffronto fra il testo dell' „Imago
mundi", quale ci é offerto dal cod. estense, e la citata edizione
dell'opera di Onorio (della quale mi giovai per trarne le varianti),
si parrà anzitutto la notevole discrepanza, che nella divisione dei
capitoli vi ha bene spesso fra i due testi. Ma ció che sovratutto
non vuoisi tacere si é che le varianti, quasi sempre di mera forma,
sono però talora importantissime, perché sostanziali, siccome mi
sono studiato di notare a suo luogo.
Quanto al volgarizzamento mi piace rilevarne qui il pregio
intrinseco, poiché, pure non disconoscendone i difetti,* non si può
negare che esso si serbi fedele quasi sempre all'originale, come
non si può disconoscere che in taluni casi, nei quali se ne scosta,
come, p. e., quando il traduttore obliando l'ufficio suo, si assume
quello di parafrasare quei luoghi del testo, che a lui paiono degni
di essere chiariti, riesce felicemente nel suo tentativo.
Per non addurre che alcune prove del mio asserto, ricorderò
come il passo seguente: „Septiformi spiritu in trina fide illustrato,
ac septenis riuis inundato . . . ."^ é cosi reso nella versione : „Al
homo el quale e illustrato in la fede de trinitate de spinto de
septe mainere, et inundato de septe riui, li quali sonno appellati
Gramática, Dialetica, Rectorica, Aiismetica, Geometria, Musica et
Astrologia." Cosi il cap. 3^,^ (F nella edizione da me presa a con-
i n Fabricio (Bibl. laU med, et inf, lai., Patavii, 1754, HI, 279), e sulla
scorta di luì i Maurini {Hist, litt, de la li ranee ^ XU, 174 — 175) enumerano
7 edizioni dell' „Imago mundi'*. Vuoisi inoltre ricordare che il Migne ripub-
blicò Topera di Onorio nel t. 172 della sua „Patrologia latina." (H. A.,
Opera philosophica et theol, ex recensione Andreae Schotti n, pr, searsim
edita cura et impr. J, P, Migne, Paris 1854, ^^ — ^% Nelle ultime ediaoni
(comprendendo in questo novero anche la Lugdunense) [Maxima Bibìiotheca
Veterum Patrum et antiquorum Scriptorum, Ecclesiasticorum etc., T. XX,
Lugduni, apud Anissonios, 1677, p. 966 e seg. i], rispetto alla quale il testo
del codice, che é scorrettissimo, offre non poche varianti, da me accurata-
mente notate a pie' di pagina, il trattato dello scolastico d'Autun è diviso in
3 libri. Orbene : nel codice estense si il testo che la traduzione dell' ,Jmaco
mundi'* terminano colle prime parole del 3^ libro, alle quali susseguono sema
alcuna linea di divisione alcuni capitoli adespoti, nei quali l'autore, come
si vedrà più diffusamente a suo luogo, discute, attingendo a fonti diverse, di
argomenti svariatissimi, e cioè di cronologia, di storia naturale, ecc.
^ Alcuna volta infatti il traduttore non é riuscito a interpretare esatta-
mente il testo; tal' altra ci ha dato una versione troppo pedissequa all'origi-
nale, e bene spesso oscura.
' f . I r cap. I. Nella cit edizione di Lyon: „Septiformi spirita in trina
fide illustrato, ac septenis rivis trifariae Philosophiae inundato . . . •"
* f. 2r.
VOLGARIZZAMENTO DELL' IMAGO MUNDI. 493
fronto) intitolato: „Della qualitate del mondo'% nella traduzione é
preceduto da un prologo, che suona: y,Abendo questo Àuctore in
lo suprascripto Capitolo de deuer scriuere del mundo e de le suoe
continentíe. In lo presente Capitulo dise che cosa el mundo.''
£ si può altresì riguardare come introduzione al cap. 6® „Delli
quatre alimenti [elementi] et della lor determinatione" il 50 (f. 2v),
che comincia: „Per li suprascripti capituli assay e manifesto de la
rotunditate uniuersale, ciò e del mondo", e si chiude con una
fervida invocazione a Dio e alla B. V. „a do che questo lauorero
e delli altri possa far fructo, si de le anime nostre cum dy corpi".
Riguardo al predetto volgarizzamento é infine da considerare:
i^: che il traduttore alcuna volta si allontana troppo dal testo,
come nel seg.e passo del cap. 25, intitolato: „De Asia Minore, e
de le sue religione (sic.)" : „. . . . In quo [Ponto] ouidius, et postea
Clemens exilio relegantur*S che nella versione suona :„.... nel qualle
[mare pontìcho] ouidio, e poi clemente studiano in lor mente (?)
et li si uersifìcano^": 2^: che talora di fronte alle difficoltà che
offire Topera più notevole dello scolastico d'Autun, nella compila-
zione della quale l'autore attinse alle fonti più svariate dell'erudizione^,
il traduttore o non ha saputo o tentato di vincerle. Peraltro gli
stessi difetti della versione, nonché scemare (e mi piace qui rile-
varlo anche una volta) ne mettono in maggior luce i molti pregi,
per i quali vuol essere commendata.
All' Imago mundi seguono, come dissi più sopra, alcuni capi-
toli d'incerto autore, dei quali credo prezzo dell'opera fare qui
menzione.
Del I^, che é pure anepigrafo, e com.: Si mars et maius
fuerìnt menses piumosi", e fin.: „frumentum carum cognoscas tem-
pore tali", si ha nel codice anche la esposizione in volgare, alla
quale peraltro é dato uno svolgimento cosi largo , da doversi con-
siderare piuttosto la parafrasi di quello che la versione dell'originale.
Questo infatti vi é trattato con grande libertà, si che ben si può
affermare, che degli sviluppi introdottivi desso fornisce appena il
punto di partenza. Com.: Si Marcio e magio serano misi pluu-
iosi ...."; fin. : „Et per dò quando questo cottal tempo auerae,
sapi eh el fermento sera charo."^
» f. lO^.
' Ecco quel eh si legge in proposito nell' „Htsfot're littéraire de la
France**, XII, 183 — 184: „. . . .Benchë la posterità non siasi granfatto giovata
degli scritti di Onorio, tuttavia sarebbe ingiusto il dire che essi siano stati
inutili al suo secolo. Non vi si vede invero, come in quasi tutti i suoi
contemporanei, alcuna nuova scoperta, né traccia alcuna di quel genio inven-
tivo, che sa perfezionare e accrescere le cognizioni ricevute ; ma essi possono
riguardarsi siccome depositarli della tradizione su quasi tutte le branche dello
scibile, n nostro autore infatti possedeva e ha trasmesso quasi tutto ciò
eh si sapeva allora di matematiche, di cosmografia, di geometria e di meta-
fisica ....''
* Col predetto capitolo termina il 2^ libro dei quattro, onde si compone
il codice. — Intorno a cotal genere di pronostici, che più particolarmente si
494 V. FiNZi,
Al predetto capitolo ne segue un secondo, intitolato: „Ratio
ad inueniendum pasca", che alla stessa guisa di quello che gli
succede, si può riguardare siccome un sunto del noto trattato „de
ratione temporum" del Venerabile Bed a. La materia poi del 4^,
del 5<) e del 6^ fu fornita indubbiamente oltre che dalla cit opera
di Beda, dal „libellus de argumentis lunae", dal „computus vul-
garisS, dal „computus de embolismorum ratione" e dal trattato „de
planetarum et signorum ratione" del predetto autore.^
Gioverà da ultimo notare che il 4^^ libro (f. 49h) consta di tre
soli brevi capitoli, pure anepigrafi, che costituiscono un frammento
di bestiario latino, nel quale si descrivono le virtù del Upos^ che
e detto „piscis absque squamis similis ancipitri-', del ptscis ceesias^
del quale si dichiara solo la proprietà di sanare i colpiti da epi-
lessia, dell* isiea e del bucus o jaresP'
In questa mia edizione ho seguito il metodo, oggidf più
raccomandato dai dotti, quello, cioè, di non alterare in veruna
guisa i testi che si vogliono illustrare e dare in luce, nelP intento
di migliorarne la lezione. Nel ritrarre peraltro fedelmente l'orto-
grafìa del codice, del quale riprodussi anche gli errori più grosso-
lani, ebbi cura di sciogliere le abbreviature ed i nessi, e d^awicinare,
a seconda dei casi, le sillabe e le parole, perché la lettura ne
riuscisse più spedita.
riferiscono alle stagioni e alle raccolte , cfr. : P. Meyer: „Les pronostics
d'Ezechiel in „Bulletin de la Société des anciens textes", IX (1883), 84 e
seg., e dello stesso P. M. : „Les manuscrits français de Cambridge" (Romania
XV, 188 e 322 sgg.). Veggasi pure in „Revue des langues romanes", IH,
133 e seg. 1, una nota di A. Boucherie: „un almanach au X^e siècle"« e
Camus J. : „Notices et extraits des mss. français de Modène antérieurs au
XVIo siècle" {Revue des langues romanes, 40 série, avril — juin 1891, p. 206
e seg. Í).
^ A mio parere, Tanonimo compilatore deve pure avere attinto, massime
per i cap. i 40 e 5^ , all' opus de rerum proprietatibus" di Bartholomens
Anglicus (cfr. : lib. Vili , cap. X— XXI) ed allo „Speculum naturale" di
Vincent de Beauvais (cfr.: lib. XV, cap. XLI — XLV). — S'ancora da
avvertire, che col capitolo intitolato: „Isti sunt anni ante aduentum domini"
termina il libro III „yranis" [uranus]. Il cap." com.: „Anni nonaginta et
100 milia quinqué"; fìn. : „Qui saluauit erat quando uenit omnia tempus..."
Il 4.° libro non ha titolo alcuno, poiché alle parole: „Explicit liber tercios
yranis", colle quali questo ha termine, segue immediatamente : „Incipit quartos".
^ Riguardo a codesto bestiario ciò che sovratutto vuole essere consi-
derato (e potrei fare la stessa osservazione anche rispetto all'altro franmiento
di bestiario volgarizzato, tratto dal predetto codice) si è che esso, a diffe-
renza degli altri bestiari, dai quali la moralità è inseparabile (cfr.: Paris
Gaston, La littérature française au moyen age {XI — XV« siècle), II« édition,
Paris, Hachette, 1890, p. 144) manca affatto di tale carattere.
VOLGARIZZAMENTO DEIX' IMAGO MUNDI. 495
[f. I.'] j Epistola mandata d alcuno a Honorio salitario»
Septiformi spirìtu in trina fide iUnstrato, ac septenis nuis inandato,
chrìstianus, post septimanam huins uite bcatitudinìbus laurean, et in octaua
trìnitatrm in unitate contemplan. Quia ingnorans cum ignorantibus , igno-
5 rancie tenebris inuoluor. Idcirco mestam lugubremque vitam, ut cecus
ducere uideor. Quare, quia te immensa sapiencie luce confusum cognosco«
cum multis aliis deposco, quatenus aliquam sintillam (sic) tue flamiuome
scientie, cum tibi non minuatur, imperciaris, et positione orbis quasi in
tabula nobis describas. Miserum enim uidetur res propter nos factas
IO cotidie spectare, et cum iumentis insipientibus quid sint, penitus ignorare.
Quella medesma in uulgare.
Al homo el quale e illustrato en la fede de trinitate de
spirito de septe mainere, et inundato de septe riui, li quali
sonno apellati Gramática, Dialetica, Rectorica, Arismetica, Geo-
15 metria, Musica et Astrologia, Cristiano dapo la septimana, cioè
la fine de questa presente uita de beatitudene essere adomato,
et in la octaua, cioè in lo di del iuditio potere degnamente
contemplare in hunitate de la trinitate, per che io ignorante,
ciò e ignorante de senno, cun li ignoranti in tenebre et oscuri-
lo tate de ygnorantia mi reuoluo. Pero e a me pare de menare
trista et descoreuelle uita. per qualle casione, en per quello eh
io te cognoso confusso in luce de grandissima sapiencia, io cun
multi altri pregando, demando, che tu de splendente sciencia
alguna guttolina a nui debi donare. £ debi a nui fare notitia
25 de saiuere la positione della rotonditate del mundo si come
en una tolleta. Pero che misera chosa e ciascun, di guardar
le chose, che per nui sonno facte, et quelle no cognoscere, se
non cun giumenti insipienti lo essere de quelle predicte chose
al postuto ignorare.
30 .ij. Responsion de Honorio,
Sapiencie alumpno abdita diligenter scrutanti, in seiende profundo,
honorius utriusque honoris salute nunc uigere, et post in syon deum in
quo omnes thesauri sapiencie et sciencie sunt absconditi« oculo ad òculum
uidere. Cum iugiter lectioni studiosius incumbas, ac tocius scripture
35 medulam sitibundus exugas, poscis a me, amicissime, ut, quemadmodum
uulgo dicitur, quod ouis a capra petierit lanam, tocius orbis tibi depingi
57 formulam, in qua sic oculi corporis ualeas reficere, sicut uisum cordis
1 Epistola Christiani ad Honorium Solitarium de Imagine mundi,
— 2 rivis trìfariae Philosophiae mundato, — 8 Christianus ^ — vitae
Septem beatitudinibus — 4 Trinitatem — ignorans — ignorantiae — 6
moestam — coecus — 6 sapientiae — circumfusum — 7 scintillulam tuae
flammivomae — 8 scientiae, — nobis impertías ; Expositionem — 9 tabella
— 10 quotidie. — 30 Epistola Honor ii ad Christianum, de eodem, —
81 Sapientiae alumno — scientia profundo, utique hominis, salute nunc
vigere, — 82 Sion Dominum, — 88 Sapientiae, et scientiae — 84 studiosus
— totius scripturae medullam — 85 exsugas; Poscis — 88 totius —
depingam — 87 oculum
496 V. FINZI,
soles in machina uninersitatis depascere. Quod negocium sudore plenum,
ipse melius nosti, quam sit laboriosum, quamque periculosum. Laboriosum
quidem michi in aliis occupato et multis, ut seis, animi molestiis pre-
grauato. Periculosum autem propter inuidos [f. iv.], qui cunta que
5 nequeunt immitari, non cessant calumpniari, et que assequi non possunt
venenoso dente, ut sectiigitur (sic) hyrcus lacerare non omittunt, et ea que
publice arguit (sic), furtiue intente legnnt« atque de laboribus uestris ubi
seien tiam usurpant, quam, ut sues margaritam, pedibus usurpant.* Enimuero
cum non solum laborem meum, sed meipsum tibi debeam, presertim cum
IO me non mihi soli sed toti mundo genitum intelligam, omittens inuidos
tabescentes, non me, sed se ipsos leuido corde corodentes, ardua aggrediar
mollimina, quia inprobus labor, immo caritas uincit omnia. Ad instruc-
tionem itaque multorum, quibus deest copia librorum, hic libellns qui
editur, nomenque eius ymago mundi indatur, eo quod dispositio todus
1 5 orbis in eo, quasi in speculo non (sic) spitiatur. In quo et pignus amidcie
nostre posterius relinquatur. Nichil autem in eo pono, quod maiorum
comendat oratio et tradictio.
Résponstua uulgaremente,
A quello el quale e nudrito de sapiencia, el quale dili-
20 gentemente li manchamenti in lo profundo de la sdencia recerchi
honorio. In questa presente uita auere uegleuele salate di
ciaschuno honore, e depo questa uita deo in lo quale sonno
ascusi tuti li thesaiuì de sapiencia e de sciencia uedere a uìso
a uiso. Cunçio sia cosa che tu uegelmente et cun grande
25 studio sóprastei a le lectione. £ la medola et 1 interiore de
tuta la scriptura cun grande desiderio procura de sauere. Do-
manda a me segondo uogalmente se disse, che la pegora do-
mandaua a la capra la lana, cosi demanda a me che eo a ti
te scrina et depinça tutta la retundita del mondo in picola
30 forma. In la qual chusi per lo corporale uiso, çoe per gli ocli
del corpo te possa recreare, e darte conforto, e consolatione,
si come o spirito in la mente con li ocli del corpo et del
chuore, cioè della intelligencia, che te useno de recreare, con-
siderando uniuersalmente le chose temporale e spirituale. La
quale uescenda piena de sudore come e piena de fatiga, a me
36 si cun tu say, e piena de perìcolo ti medesmo la conusi si
1 negotium — 8 mihi — 4 cuneta quae — 6 imi tari — calumniari
— 6 setiger hircus — 7 arguunt — labore nostro — 8 usurpant: Quem,
— margaritas, — proculcant. Etenim vero — 9 sed et — (praesertim cum
me non mihi soli, sed toti mundo genitum intelligam) — U livido —
corrodentes — aggredior — 12 molimina. Quia improbus — imo — 18
libellus — 14 edatur: — ei Imago mundi — 16 totius — speculo con-
spiciatur: in quo etiam nostrae amicitiae pignus posteris — 16 Hic nihil
— nisi quod — 17 commendat traditio.
* In margine, di mano diversa, al verbo „usurpant" è sostituito:
„conculcante'.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 497
beine cum eo. Dico pliena de fatíca a mi si com tu sai^ sunto
impedito de molte altre chose, e 1 animo mio e granissimo de
multi stimuli. Plena de pericolo dico per li inuidiosi, li quali
cognoscendo alcuna bona chosa, no uogendo quella seguire, no
5 cessano de blasmar quella et d inculpare. £ cosi sun quelor
li quali no posseno asseguere, et si se nano morsecando cum
uenenosi denti, e si se uanno si con malesani et insipienti de-
tegando et rodendose. £ le scripture le quale palesemente
reprendeno e blamano esser, futiuamente (sic.) et cellatamente
IO lezeno. £ delle nostre fadige a si se compillano scientia la
qual depresiano, e si e a llor la sciencia come al porco le
margarite. Ma [f. 21*.] nera sia chosa e che cunço sia chosa,
che spetialmente a ti debia no solamente la mia fatiga, ma eo
medesimo, cognoscendo me nato, no solamente a mi solo, ma
15 a tut el mondo. Tralassandoli, li inuidi stimulaturi non de mi,
ma de lor medesmi, che per inuidia li chuorì loro si se creuano,
comenzar uoglio de segueri 1 introiti e sentieri della dieta uegienda.
Recordando che descunça fatiga aquista so merito per congion-
gimento de carita, e charita uince tute le chose. £ questo
20 libro e conposto et ordinato per amaistramento de multi ay
quali manchano habundancia de libri. £ de essere denominato
questo libro ymagene del mundo. Se demostra en ello quasi
in uno speculo. In lo qual libro lascemo de retro el pegno
de la nostra amistate. Dico che altro niente no pono in quello,
25 che ad alcun altri dea uarietate ne confussione de intendere i
amaistramenti de magiore sotillitate.
.iij. Della qualitate del mondo,
Mundus dicitiir undiqae motus. Est enim in perpetuo. Huius fìgura
est in modam pille rotunde, a4 instar oui elementis distincta. Oaum
30 quipe exterins testa nndique ambitur, albugmine uitellum. uitello nerum
gutta pinguedinis includitur. Sic mundus undique celo circumdatur ouum.
Celo nero, qui et ether dicitur, circumdatur purus aer, ut album testa.
Puro aere turbidus aer, ut uitellum albo, túrbido aere terra ut pinguedinis
gutta uitello includitur.
35 Exposition uulgare.
Abendo questo Âuctore in lo suprascripto Capitolo de deuer
scriuere del mundo e de le suoe continentie. In lo presente
capitulo dise che cosa el mundo. Mondo he ditto mobelle de
ciascuna parte. Niente meno de essere in perpetuo, ciò e che
sempre de essere. La figura he in modo d una pela rotunda
|i facta di alimenti, si come 1 ouo de gussia, albume, uitello e
27 Lib. I US. Caput. I. De Forma mundi, — 28 quasi undique
motus, est — perpetuo motu. Huius — 28 pilae rotunda. Sed instar —
30 qnippe — ambitur, testae albumen, albumini vitellum, vitello gutta —
81 nndique coelo, ut testa, circumdatur, coelo vero purus aether, ut album,
aetheri turbidus aër, ut vitellum, aeri terra, ut pinguedinis gutta includitur.
498 V. FINZI,
grasseza. L ouo dico eh e circündato di fora primamente dala
gussia, dentro da la gussia e 1 albume, el quale circunda 1 uitelo
che altramente uen appellato torlo. £ dentr el dicto uitello e
una piciolla gutta de grasso circundata dal uitello. Cussi dico,
5 el mundo e circundato dal celo si come i ouo dala gussia.
Dentro dal celo, lo qual altramente uiene appellato ether e el
puro aere, chosi come dentro dalla gussia e 1 albume, el qual
cince e circunda '1 uitello, cioè* lo torlo del ouo. Dentro dal
puro aere e el túrbido aere si come dentro 1 albume che e da
IO [fol. 2v] ro e Ilo torlo, che e túrbido e spesso. Nel meco del
túrbido aere e la terra, si come la gioza del grasso e circundata
dal torlo del ouo, cusi la terra e circumdata dal túrbido aere.
.iiij. De la creation del mondo,
Creatio mundi quinqué modis scribitur. Uno et primo modo quo
15 ante tempora secularia uniuersitas mundi in mente diuina concipitur. Que
concepcio archelipus mundus dicitur, unde scribitur, quod factum est in
ipso uita erat. Secundo cum ad tempora archetipi, hic insensibili materia
creatur, sicut legitur. Qui manet in etemum creauit omnia simul. Tercio
cum per speties et formas, sex diebus hic mundus formatur. Sicut
20 scribitur, in sex diebus fecit deus opera sua et erant ualde bòna. Quarto
cam unum ab alio, ut puta homo ab homine, pecus a pecude, arbor ab
arbore, unumquodque sicut de semine sui generis nascitur. Sicut dicitur,
pater meus usque modo operatur. Quinto et ultimo cum adhuc mondos
innòuabitur. Sicut scribitur, ecce noua fatio omnia.
25 Exposition uulgaremenire.
La creation del mundo en cinque modi uiene scripta.
Primo e principal modo quanto ay tempi secularii, peroe che
auanti che dio formasse la uniuersitate del mundo, si come lo
fesse, elio la proposse et fermala in la soa mente, la quale
30 conceptlone uiene appellata mundo archetipo. Unde scripto e.
Quello che facto era in quello per uita ciò e in lo segnor dio,
quanto per lo proponimento e per la ymaginatione soa. Segondo
e si comme da quel tempo de quella conceptione, che e sensibele
materia e creato. Si cum se lezze, Quel che sta in etemo crea
35 tute le chose enscembre, co foe dio. El tercio quando questo mundo
fo formato et distincte, fooro in elio tute le generatione et belleçe
che in lui sonno. Unde scripto e. Et in sey die feci dieu li
lauorieri suoi. E uide che ciò che aueua facto erano molte bone.
El quarto e quando 1 uno da l altro do e houmo da houmo, la
40 peccora da la peccora, l'arbore da l arbore. E chosi e de cias-
13 C. II. De creatione mundi, — 14 Uno quo ante — 16 immensità«
— divina — Que conceptio — 16 scribitur : Quad est factum in ipso vita
erat. — 17 ad exemplar archetypi, hic sensibilis mundus in materia —
18 insimul. Tertio — 19 species — 20 scribitur. Sex diebus fecit Do*
minus opera sua bona valde. — 21 nipote — 22 unumquodqoe de —
23 Quinto cum adhuc — 24 scribitur : Ecce nova facio omnia*
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDL 499
cuna chosa ciò e de generatíone, segondo loro diuerse gene-
ratione descende l uno da 1 altro, nasce et descende. Unde
scripto e del nostro segnore. £1 meo pare enfìn a mo lauora
et a lauorato. El quinto quando el mundo se renouera. Unde
5 scripto e, Eccho mie, chi rinouo tutte le chose.
.V. Dein alimenti del mondo e diuisione.
Per li suprasrcipti capituli assay e manifesto de la rotúnditate
universale, ciò e del mondo. Or dicemo de gi alimenti espla-
nare la loro diuisione. E multe chose, e de diuerse maniere, le
10 quale sonno in questo mundo, ciò e alquanti capi[f. 3i']ttuli che
sonno auanti le fìne intendo manifestare. Â honore e reuerentia
e laude del nostro segnor dio e de la sua matre sanctissima,
la quale per sua misericordia sia nostra aduocata a defender
da 1 ennemigo. A ciò che questo lauorero e delli altri possa
15 far fructo, si de le anime nostre cum dy corpi.
.vj. Delli quatro alimenti et ¿Iella lor determinatione.
Elementa dicuntur, quasi yle ligamenta, yle autem est materia. Sunt
autem quatuor elementa, ex quibus constant omnia, scilicet ignis, aer, terra
et aqua. Que in modum circuii in se reuoluunt. Dam ignis in aerem, aer in
20 aqnam, aqua in terram uertitur. Kursus terra in aquam, aqua in aerem, aer in
ignem comutatur. Hec singula propriis qualitatíbus, quasi quibusdam bracbiis
inuicem tenent, et discordem sui naturam concordi federe uicissim commi-
scent. Nam terra arida, et frigida frigidus aque connectitur, Aqua frigida
et húmida aeri húmido constringitur. Aër humidus et calidus igni callido
25 adsociatur. Ignis calidus et aridus terre aride copulatur. Ex hiis terra
ut puta graussima (sic) imum. Ignis ut puta leuissimum supremum locum
obtinet. Alia duo medium, quasi quodam soliditatis uinculum, quorum
aqua, quia aere grauior terre prozimum, aer leuior igni proximum possidet
locum. Deputantur uero terre gradiencia, ut homo, et bestie. Aque
30 natancia ut pisses (sic). Aeri uolancia ut uolucres. Igni radiencia, ut
sol et luna et stelle.
Exposition uulgare.
Li elementi sonno dicti quasi ligature di materia. E sonno
iiij. li elementi, per li quali et de li quali remane tutte le chose,
ciò e fogo, aere, terra et aqua, li quali in modo d uno circulo
56 se reuolçeno in lor medesmi. Et e el fuoco en 1 ayre. E 1
16 C. HL De Quatuor elementis, — 17 Hyle — vAij autem est
materia, ex quibus constant omnia. Scilicet Ignis, Aër, Aqua, Terra.
Quae — 19 revolvuntur. — aërem; aër — 20 convertitur. — aërem;aër
— SI commutatur. — Haec — 22 se invicem — foedere — 28 frigidae
aquae — 24 húmido aeri astringitur, Aër — calido igni associatur. —
26 aridae terrae — Ex his — 26 gravissima — levissimns — obtinet
locum. — 27 quoddam — Quorum aqua gravior, terrae proximum, Aër
levior igni primnm possidet locum. — 28 terrae, gradentia — bestiae.
Aquae, natantia, \it pisces. Aeri volantia, ut aves — 81 radiantia, ut Sol,
et Stellae.
500 V. FINZI,
aqua in 1 aere. £ 1 aire in lo fuoco se reuolçe. Gascun di
quisti e Ulti quatro inscenbre cun la lor propria qualitate. Si-
come y braci se tiene ensembre, e loro discordeuelle natura,
concordeuolle pacto insembre s acordano, perciò che la terra
5 secha e froda. £1 fredo a I aqua s acosta. L aqua e frigida et
húmida, al aere húmido se constrence, 1 aiere e húmido et
calido al fogo calido s acompagna. £1 fuoco calido e secco
a la tèrra se constrence. De questi quatro la terra si come
chosa greuissima e de sotto. £1 fouco e chosa leiuissima e sta
IO de sopra. Li altri dui si come coniugemento solido e bolso
tegneno el uolcho di meçio. Deli qual dui 1 aqua perciò e plu
greiue de lo aere stae aproximato alla terra. L aere e plu Iene,
stae proximo al fuoco. Tutte le chose che nano sopra la terra
si come li hoho[f. 3v]mini,i e le bestie et generamente tutte le
15 chose che uanno sopra la terra. £ queste sonno apellate gran-
diencia, che tanto e a dire quanto andanti. De I aqua natanda
si e com el pesse. De 1 aere uolanda, ciò e osielli. Del fuoco
radiancia ciò e el sole, la luna e Ile stelle.
.vij. Della terra la qual e primo ellemento de quelle chose, e de
20 quelle che gè sonno sopra,
Primum elementum septem modis denotatar. Quia terra, tellus,
humus, arida, sicca, solum, ops nuncupatur. Terra dicitur a terendo, et
totum elementum intelligitur. Tellus quasi tollens fructus, que est ihigibiis
apta, vel uinetis, fructiferisque arboribus consita. Humus, ab homorei
25 que est palustris et innarabilis. Arida inaquosa, que semper femore soils
arret, ut libia. Sicca, que aliquando compiuta cito exsiccatur, at india.
Solum a soliditate, ut sunt montane. Ops, ab opibus, at diaitie, scilicet
aurum et gemme que habundant, ut in india.
Exposiiione del supradicto Capitolio,
30 Lo primo elemento e in sette modi uenne appellato, doe
in scriptura. Come terra, tellus, humus, arrida, sicca, solum e
ops, e tuti, e per tuti questi nomi s entende d uno sol elemento
lo qual e comun uolgare, uenne apellato terra, in perdo che la
s e trida. Tellus per li firucti, come blaue, arbori et uigne, e
35 de ciascuno fructo che da in simele modo. Intanto eh eli e
cussi aprestata de dar questi cotal fructi, uenne appellata tellus,
Humus uen dito per 1 abondancia, la qual e paludo e no se
38 pò arare. Arrida uen dita, ciò e intanto che no tene humidita
19 C. IV. De Septem nominibus Terrae, — 21 Imum — 22 et Ops,
— a terendo dicitur, — 23 quae — 25 quae — inarabilis. — quae —
26 aret — Lybia, — quae - Judaea. — 27 montana. — ubi divxtiae —
28 gemmae abundant, — India.
^ Colla prima sillaba della parola ,«Ä(7mtm" fìnisce ilf. ßi", e cominda
il f. ▼. Ciò che evidentemente avvenne per negligenza dell' amanaense.
VOLGARIZZAMENTO DELL' IMAGO MUNDL 5OI
de aqua, la qua! per la calura del sole sempre e rìgida si come
chosa ruueissima. Secca uen dito per ciò che alcuna fìata
bagniata tosto se secca, e uen vidua de bangiume. Solum e
dita per le richece, cioè auro e geme, le quale habundano, si
5 come in india.
.viij. Deüa forma deììa terra.
Terre forma est rotunda, unde et orbis dicitar. Si enim quis aere
positus earn desuper iuspiceret, tota enormitas moncium et concauitas
uallium minus in ea appareret, quam digitus alicuius si pillam pregrandem
IO in manu teneret.
Expositio uulgare.
La forma della terra e rotunda, per ciò uenne appellata
rotunditate. £ se alcun fosse in aere, et reguardasse giusso
tutto lo desguallegio di monti, e Ila concauitate delle ualle,
15 me[f. 4r]no li parebe eh el digito d alcuno, abendo in mano
una grandissima pella, che li suoi dita poco disparebeno.
.viiij. Quanto he el circuito delà terra.
^ Circuitus autem terre. C. et .Ixxx. mìlibus stadiorum mensuratnr.
Quod duodecies mille miliaria computatur. Hic centrum in medio centrum
20 mundi ut puntus in medio circuii equaliter coUocatur, et nullis fulcris, sed
diuina potentia substentatur, ut legitur. Non timetis me, ait dominus, qui
suspendi terram in nichilo^ fundata enim est super stabilitatem suam,
sicut ad elementum, occupans sue qualitatis metas. Hec in circuitu ut
limbo occeano cingitur, ut scribitur, Abissus sicut uestimentum amictus
25 eius. Hec interius meatibus aquarum, ut corpus uenis sanguinum pene-
tratur, de quibus arriditas ipsius ubique irrìgatur. Unde ubicumque terra
infoditur, reperitur aqua.
Exposition uulgare.
Lo circuito della terra he e. et Ixxx. miliaria de stadi], lo
30 qual e conputato. X. mille miiaia et V. C plu. Questa si come
centro in mezio centro del mundo, si come un puncto in mezzo
del circulo engualementre ordenato, et e sença alcun sostine-
mento ne de soto ne dì sopra. Astierì che la diuina potenza
se sostene. Si chôme se legie. Non tímete voy me, dise dio,
35 eh io sun quello, che sospesse la terra a niente, ciò e faço star
6 C. V. De Forma terrae, — 7 Terrae — est dicta. — in aere —
8 montium — 9 pilam praegrandem — 18 miUibus — 19 milliaria, et
quinquagiuta duo computatur. Hçc centrum in medio mundo, ut pnnctus
— 20 aequaliter — 21 Divina — sustentatur — Dominus — 22 nihilo
— 28 sicut aliud — suae — metam: Haec in circuitu Oceano, ut limbo
cingitur — 24 Abyssus — 25 Interius — penetratur, — 26 quibus
ariditas — 27 aqua reperitur.
1 Nel testo delP Imago mundi, edito nella B<^, Patrum, il presente
capitolo non è altro che la continuazione del V^, intitolato: „De forma
terrae,**
502 V. FINZI,
sospesa et apicata sença alcuno ligamo ligata. Ueritate he , eh
ella e fundata sopra la sua stabilitate si com elemento che
sospende le habundancie e multitudine di sua qualitate. £ questa
ciò e la terra e circundata e cinta in suo circuito da occeano
5 come un limbo. Si com e scripto. L abisso e suo amico si
come uestimento. E questa anche e perforata per entro da
uengniere inspiratione d aqua come un corpo de uene in sangue,
de li quali uene de aqua si se bagnano le secitate della terra.
Et in ciascuna parte 1 omo cauasse biene trovarebe aqua.
IO .X. Delle centure della terra.
Quinqué autcm çonis terra distrili gitur. Quorum duo extremi soni
inhabitaculis (sic) algore. Médius inhabitabilis calore, a quo sol nunqoam
recediti ad illos nunquam accedit. Medii duo habitabiles. Hic ardore, in
frigore temperati. Uerbi gratia, si ignis in yeme sub diuo accenditor,
1 5 quinqué lineas effìcere scitur. Unam in medio, feruida alia, circum gélidas,
duas inter has tempéralas. Quod si ut sol circum it, niminim quinqué
circuios rederet. Ex hiis circulis primus septentrionalis. Secundus sol-
stitialis. Tercius equinocialis. Quartus brumalis. Quintus [f. 4v.] australis
nominatur. Sed solus solsticialis a nobis inhabitari noscitur.
20 Exposition uulgare.
La terra dico e destrecta et cincta de cinque centure, ouero
destringimenti, de li quali cinque li dui no se poite habitare
per la fredura grandissima eh elli enno. E quisti stano di fuora
da l altri. L altro ciò e quell de mezzio no se puette habitare
25 per la grande callura eh elli enno, de le quale no se parte
may el solle. Et allii dui predieti no uà mai. Li dui altri
distringimenti sonno bene habitabilli, per ciò eh el ne ensi
temperancia. Si de iredo, si de caldo. £ de ciò ueziamo per
exemplo. E se el fuoco se acende de sotto da che e uno
30 signale, bien se fae manifesto, eh elio fae cinque lince, una in
mezzo, bugiente l altra de cercha, le doe frigide dentro da le
temperate, lo qual s el se andesse eireha si cun fae el sole, elio
farebe .v. circuii. E de questi. V. circuii lo primo uene appellato
septemtrionale , lo segundo solstitiale, lo tercio equinotiale, lo
35 quarto brumai. E lo quinto australe. Ma solamente el solsti-
tiale uenne da nui habitato.
.xj. Della Centura de la diuisione habaaàile.
Habitabilis çona que a nobis incollitur in tres partes mediteraneo
39 mari dirimitur. A quarum una Asya, altera europia, tercia africa dicitar.
10 C. VI. De Quùique Zonis. — 11 Zonis, id est, circulis terra di-
stinguitur. — 12 inhabitabiles — 13 Hinc ardore, inde rigore — 14 hyeme
— dio — 15 eificit, unam in medio fervidam, duas circum gélidas, — 16
Qui — circumiret, — 17 redderet. — bis — 18 aequinoctialis, — 18 sol«
stitialis — dinoscitur. — 87 C. VII. De Tribus partibus orbis haàitaòtìts,
— 38 Zona, quae — incolitur — mediterraneo — 89 Quarum — Asia
— Europa, tertia Africa
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 5OJ
Asia a septentrione 'per orìentem usque ad meridiem, Europa ab oriente
usque ad septentrionem, Africa a meridie usque ad occidentem, extenditur.
Exposition uulgare.
La Centura de la terra dico, cioè la parte in la quale e
5 habitata da nuy, e deuìsa e derota dal mare mediterareo (sic)
in tre parte, dale quai parte 1 una uiene appellata Asya, e altra
europa, e l altra africa. E asia se destende da septrione (sic).
E Africa de mezzo enfin ad occidente.
.xij. De Asya eh e prima parte, e de le sue religione (sic). — Asia a
IO regina eiusdem nominis appellatur. Huius prima regio in oriente est
paradisus, locus uidelicet omni amenitate conspicuus, inadibilis hominibus,
quia igneo muro usque ad celum est cinctus. In quo est lignum uite,
uidelicet arbor, de cuius fructu qui comedit, semper in edem (sic) statu
inmortali permanebit. In hoc etiam fons oritur, qui in quatuor flumina
15 diuidìur. Que quidem flumina iuxta paradisum terra conduntur, sed in
aliis regionibus longe funduntur.
Exposition uulgare.
La parte de Asya uiene appellato (sic) de lo medessimo
nome de asya regina eh ebe cussi nome. La prima reUgion
20 de ley he in oriente. E ege 1 paradiso, el qual e logo pleino
de tuti delecti et de tute alegrece le qualle posseno dare
refrescamento a tut el corpo de huomo. Et e cinto quel logo
di muro di fuoco fin al celo. Et ege 1 arbore de uita, ciò he
1 albore [f. 5 r] , del fructu del qualle chi ne manucha sempre
25 remanera in stato de iouentute immortale, ciò e che uncha no
morirebe. In quello loco nascie anchor un fonte, che se parte
in quatro numi, li quali fiumi per certo se ascondeno après el
paradiso sotto terra, e spandesse da luntano in altre regione.
.xiij. De gi quatro fiumi del paradiso che se se spandenno,
30 Nam physon , qui et ganges in india de monte ortobares nascitur,
et contra Orienten! fluens occeano excipitur. Geon qui et nilus iuxta
montem athalantem surgens, mox a terra exorbetur, per quam occultu
meatu currens, in littore rubri maris denuo cunditur. Ethiopiam circuiens
per egyptum labitur, in .vij. hostia divissus, magnum mare iuxta alexan-
35 driam ingreditur. Tigris autem et eufrates in armeniam de monte parcho-
arat funduntur. Post paradisum sunt loca multa deserta et inuia, ob di-
37 uersa serpentum et ferarum ammalia.
1 Septentrione — Orientem — occidente, — 9 C. VUI, De Asia,
— 10 appellata. — e paradiso, — 11 amoenitate — 12 qui — coelum est
cinctus. C. IX. De Paradiso. In hoc lignum vitae — lo comederit — in
uno — 14 immortalis — 15 Quae — infra — 16 longe regionibus — 29
ex. De quatuor flumintbus. — 90 Physon — Ganges — India — Orcobares
— 31 Oceano — Nilus — 82 Athlantem — absorbetur, — occulto —
33 fundi tur. A ethiopiam circumiens per Aegyptum — 34 ostia divisus,
— Alexandriam — 35 Euphrates in Armenia — Barchoatro funduntur,
et contra meridiem vergentes mediterraneo mari iunguntur. Post Paradisum
sunt multa loca — 37 genera.
504 V. FINZI,
Exposition uulgare,
Delli supradicti numi uno el quale uene dito physon, et e
clamato e dito ganges nasce in india dentr el monte ortobares
e descende contra oriente, et mette cauo in lo occeano. Geon,
5 che uen clamato e dito nilo, nasse del monte athalante, et in-
continente entra sotto terra, e uanno per jl loogi, enfina
al litto del mare rosso, et inde essce per .x. fiate, et pone capo
in la littora del dito mare rosso. £ nano circundando ethiopia,
et discore poi per egypto, et mete capo apresso alexandria in lo
IO maro magiore. Ma el tigro et eufrates se spandeno in armenia
del monte parcorat, e uolcesse circ al meco, et metano capo in
lo mare mediteraneo. De poy el paradiso sonno multi luogi
deserti, ciò e serpenti, et bestie saluatiche di multe mainere.
•xiiij. Dello regnarne d indya com ello e anominato.
15 Deinde est india, ab indo flamine dieta. Quod ad septentrionem
de monte Caucaso nascitur, ad meridiem cursum suum dirìgens a rubro
mari excipitor, hec india ab occidente clauditur, et ob hoc indiceos
occeanus dicitar. In qao est sita talprobanes insala, decern daitatibas
inclita. Hec duas estates et duas yemes habet ano anno, vel omni tem-
20 pore uiret. In hoc sunt etiam horìsa et ärgere, insule aaro, et argento
fecunde et semper floride. Ibi sunt et montes aurei, qui propter dracones
et griffbs non possunt adiri. In India est mons Caspias, a quo Caspiam
mare uocatur. Inter quod mare Gog, et Magog gentes ferocissime, a
magno Alexandro incluse feruntur. Que humanis camibus, crndis bestiis
25 uesscuntur.
Exposiiio uulgare.
Dito he di sopra di quatro fiumi di paradiso. Mo se
conuiene di[f. 5v]re de la grandezza d india. Sapiendo che
India uiene cussi cliamata per lo fiume, che uiene appellato
30 Indo, el qual nasse da septentrione, e si nano in suo corso
verso mezzo die, et si mette capo in io mar rosso. £ questa
india si e elusa de occidente. £ peroe al mare occeano si
se muta el nome, et uene appellato mare de india. In lo qoal
e un ysola appellata taprobanes, en la qual e jl. citae, et e gè
35 doe estate et duy inverni in uno anno, et per ciascuno anno
et per onne tempo li stanno uerdura. Et e gè ancho horisa et
ärgere, insule habundante d auro e de argiento e sempre fiorite.
Ancho si g e munt (sic) d auro, alli quali no se pò andare per li
draconi et grifoni che gè stano. In india e el monte Caspio,
40 per lo qual uiene clamato lo mare caspio in lo qual e molte
14 C. XI. De India. — 16 India, — Indo — Qui — 16 Caucaso
— et ad — dirìgens — 17 Hoc India — ab — Indiens Océanos — 18
quo etiam est sita Taprobanes Insula. — 10 inclyta. Haec — «estates •—
hyemes uno anno habet, et — 20 etiam Chrisa et Argare insolae -* SOL
foecundae — florìdae. — 22 gryphes — 28 Inter quem et mare — Ìero-
cissimae gentes, — 24 inclusae — Quae — vel cradis — 26 vescmitiir«
VOLGARIZZAMENTO DELL' IMAGO MUNDI. 505
insule. El grande Re Alexandre seroe li Gog et Magog. Et
multe giente crudielle et ferocissime, y quai ussano (In margine,
di mano diversa, ,yse passed') carne de bestie crude, et manuchano
homini e femene.
5 .XV. Quante religione (sic) sono in India,
India^ habet quadraginta quatuor Regiones populis moltìs, Garmonos,
horestas, Coatras. Quorum silue tangunt ethera, in montanis pigmeos
duorum cubitorum homines, quibus bellum est. Atragefes qui tercio anno
pariunt, .xij. senescunt. Apud hos crescit piper, collore quidem albo.
IO Sed cum ipsi serpentes, qui ibi habundant, fiamma fiigant, nigrum colorem
inde trahit ex incendio. Item mocrobios quatuordecim cubitorum longos,
qui bellant contra griñones, qui corpora leonum, allas et ungues perferunt
aquillarum. Item agroptas et Bragmanos, qui se nitro in ignem mittunt,
amore alterius uite. Sunt et alii qui crudos pissces edunt. Sunt alii qui
15 parentes iam senio confectos mactant, et eorum cames ad epulandum
parant, hiisque indicat, qui hoc obnegat.
Exposition uulgar e 'mentre.
In india sonno Religione xliiijor. pleine et habitate da
multi póupuli, ciò e Germani, horesti, Coatrasi. Le silue loro
20 tochano quasi el celo. In le muntagne e pigmei, che no cresceno
pliu de ij. cubiti, homini li quali anno guerra da loro. £t un
altra generatione che uenne appellati tragreffi, che en terco anno
parturiseno, et in doxe anni sonno uecli. E questore fasseno lo
peuere de colore bianco, ma quando questi cacano li serpenti
25 che habunda lae cun fìama di fuoco, per quello incendio el
peuere deuenta negro. Anchor si gi e un altra generatione che
uiene appellati macthobii, e sonno longi xij. cubiti, e cunbateno
cun li griffoni, li quali anno corpi come [f. 6r] leoni, et alle d
aquilla. Anchor g e altra generatione ke uiene appellati agropti
30 e Bracomani, li quali se caççano entr el fuoco per sua uolun-
tate. E cante de altra uita si gè sonno, che mancano el pessce
crudo. Anchor ge sun antri, che li parenti loro uiene uecli,
poi si gi macano, e de lor carne mancano cun tuti li amici
suoi. E chi non uuole fare cussi a tuti de lor medessimi fass
35 el somigiante.
6 populosque multos — 7 Orestas — sylvae — aethera — Pygmaeos
— 8 contra grues, — tertio — 9 octavo — colore — 10 abundant,
fiamma fugantur: nigrum colorem trahit de incendio. — 11 Macrobios
duodecim — 12 Gryphes, — alas et úngulas praeferunt aquilarum. — 13
Agroctas — 14 vitae. Sunt alij, qui parentes iam senio confectos mactant,
ct eorum carnes ad epulandum parant, isque impius iudicatur, qui hoc
faceré abnegat. Sunt alij qui pisces ita crudos edunt, et salsum mare
bibunt.
^ n presente cap. neUa citata edizione àfXl^ Imago mundi è la con-
tinuai, e dell' XI.
Zeitschr. f. rom. Phil. XYn. 33
506 V. FINZI,
* .XV. De meraueglie che sonno in Idia (sic).
Sunt ibi el quedam mostra. Que quidam hominibus, quidam ad-
scribunt bestis (sic), ut sunt hii, qui aduersas habent plantas, et octenos
simul, et sedecimos in pedibus digitos, et alii qui habent canina capita
5 et ungue (sic) aduncos, quibus est uestis pellis pecude, et uox latratus
canium. Ibi etiam sunt quedam maires semel parientes. Canes partus
edunt qui in senectute nigrescunt, et longa nostre etatis tempora excedunt.
Sunt alie que quinquenes pariunt. Sed partus octauum annum non exce-
dunt. Ibi sunt et monachi, qui et armasbi et cidopes. Sunt et senopede,
IO qui uno tantum pede fulti auestra (sic) cursu uincunt, et in terra positi
unbram sibi fatiunt erecta planta pedis. Sunt alii absque capite, quibus
occuli sunt in humeris, pro naso et ore duo foramina in pectore, sectas
habent ut bestie.
Exposition uulgarenienire.
15 Anchore ue soe dire de merauegiosc chose et anemali, 11
qualli alcuni s asumüano a bestie et alcuni a huomìni. Si come
sonno homini che anno strauolte li piante dy piei, ciò e quello
de auanti de retro et anno bene .ixxx. e .Ix. digiti insembre en
li piei. Altri gè sono che anno cauo de cane e le onglie
20 arencinate, e uestesse de pelle di peccora e ano uoce de cane.
Ancor gè sono alcune matre ke parturìseno solamente una fiata,
et li parti loro sonno bianchi, e in uegiença uene nigri. E uiue
multo plu de nui. Et altre gc sonno che parturiseno de cinque
anni, ma li soi parti non precede plu che octo anni Ancor
25 gè sonno monachi y quali armebi et cidopes. El g e senopede,
li quali non anno se nno un pie, et coreno plu forte eh a
nesuna hora. E stando in terra con loro, cum la pianta del
pie se fanno unbra legnandolo drita. Sono altri sença cauo.
Anno li ogli entro gli humeri delle spale, e per lo naso et per
35 la bocha anno dui forami in io pecto, et anno setta come de
bestie.
.xvj. De quegi che uiueno solamente de l odor d un pomo,
^ Sunt alii iuxta fontem gangues fluuií , qui solo odore
cuius[f. 6v.]dam pomi uiuunt, qui si longìus eunt pomum secum feront»
40 moriuntur enim si prauum odorem trahunt. Sunt^ ibi serpentes tarn uasti
1 C. XII. De Monstris, — 2 ibi quaedam monstra, quorum quae-
dam — quaedam bestiis ascribuntur — 3 aversas — octonos simul sede
cim — 5 ungues — pellis pecudum — 6 canum. — quaedam matres semel
pariunt, canosque partus — 7 aetatis — 8 aliae quae quinquennes — 9
monoculi, et Anmaspi et Cyclopes. — Scinopodae, — 10 fulti pede auram
cursu — 11 umbram sibi pianta pedis erecta faciunt. — 12 sunt ocoli —
setas — 13 bestiae. — 38 Gangis
^ L'errore di numerazione, che è nel Codice, si ripete nei capitoli
successivi.
' Il sudd.o periodo (cioè nno alla parola „trahunt**) nell'ediz«. cit>^.
è 1* ultimo del cap.o XII: „De Monstris**,
^ Colle parole „Sunt ibi serpentes" comincia nell'ediz«. cit*. UCapit.
XIII intitolato: „De Bestiis**,
VOLGARIZZAMENTO DELL' IMAGO MUNDI, 507
ut cenios deuorent, et ipsum etìam occeanum transnatent. Ibi est et
bestia cencuerota, cuius corpus asini clunes, cerni pectus et crura leonis,
pedes equi. Ingenes (sic) comu bissulcum, uastus oris yatus, usque ad
aures, in loco dencium os ossidum, uox pene hominis. Ibi est alia bestia
5 eale, cuius corpus equi, maxilla apri, cauda elephantis, cubicilia comua
habens. Quorum unum post tergum reflectitur, cum alio pugnat. HIo
optuso, aludo (sic) ad certamen uibrat, nigro collore horret, in aqua et
in terra equaliter ualeL Ibi sunt fului tauri, uersis setis ondi, grande
caput, oris rictus ab aure, ad aurem patet. Hii etiam comua uicissim ad
IO pugnam producunt, uel deponunt, omne missibile duro tergo respuunt.
Quod si fuerìnt capti nulla possunt arte domarì. Ibi cosmatichora bestia,
falle homo, triplex in dentibus ordo, corpore leo, cauda scorpio, occuli
glauca, collore sauguineo, uox sibilus serpentum, íingens discrimina uocum,
uelotior cursus, quam auis uolatu, humanas carnes habens in usu. Ibi
1 5 sunt eliam boues tricornes, pedes equinos habentes. Ibi quoque moneceros,
cuius corpus equi, capud (sic) cerni, pedes elefantis, cauda suis, uno cornu»
media fronte armatum, quatuor pedum longum, splendens et mire acutum.
Hec bestia nimis ferox, diros habet mugitus, omne quod obstat comu
transuerberat, captus potest perimi, sed non domari.
20 Exposiiione utdgare,
Altrìi sono apress el fonte del nume gangnes, li quali uiueno
solamente del odore de alcun pomo. £ s el auegnìsse che alcun
uolesse andare in quelle contraete, e portasse con loro de li
diati pomi, et e gi prendesse altro odore, y morirebe inconti-
25 nente. Ancho ge son serpenti si grandi eh engiotíseno y cerni,
et per sul medessimo fìume occeano natand el passano. Ancora
si g e una bestia eh e appellata centuerota, el corpo delà quale
e d aseno, le ganbe de cerno, el pecto e He spale de lione,
e li pei de canaio, e fa col corno dui solchi, et aure la bocca
30 traqui a le oregle. El loco di denti duro, la uoxe poco men
d omo. Anco g e un altra bestia che uen appellata Eale, la
quale a corpo de caualo, le maxille de cinglaro, cauda d ali-
fante, e a le come grande de uno cubito, de le quale 1 uno
gè uà de rectro, e con 1 altro conbate deuanci, e quello ama-
35 chato e derotto, si s asconde da la batagia, e pò gè da, de
color negro, che tanto puza in aqua quanto in terra. Anco gè
sonno fluui (sic) tauri, ondi cun le sete stra[f. 7 rjuolte, el capo
grande, apre la boccha da una reglia a l altra, e conbateno
con li comi, e auisano con l uno, e poy con 1 altro, e
40 refuta onne chosa misibelle per lo duro dosso, per che 1 e
1 Cervos — Oceanum — 2 Cencocroca — 8 ingens — hiatus —
4 dentium — solidum — 5 Eale — cubitalia — 6 reflectit, — 7 obtuso,
aliud — colore — 8 aequaliter — orridi — 9 Hi — 11 Qui — Ibi quoque
Mantichora — 12 facie — oculis — 13 colore — fugiens — volat, velo-
cior — 15 Monoccros, — 16 caput — Elephantis — 17 in medio fronte
— longo, spendenti, et mire acuto. — 18 Haec — 19 Captum potest
perimi, non potest domari.
33^
5o8 V. FINZI,
si forte, che sagitta d arco ne ferro da lançare in su el suo
dosso non se puote aprendere. E chi li prendesse per nesuna
arte no li puote domare. Li e cosmaticora bestia, et a faccia
d uomo, e a trei ordeni di denti, et a el corpo de leone, cauda
5 di scorpione, et ogli uari de color sanguineo, noce de sibilio
de serpenti. Compone multi enganni, et a plu forcia de corere,
che ossei per uolare. Usano carne humana. Et e gè boui, eh
ano trei comi, et pie de cauallo. Et e gè altre bestie che se
appellano monnoceri, et anno corpo de cauallo, e capo di cerno,
IO pei d elifante, choa de scroffa, armate d uno corno in mezo
del fron to, longo quatro pei, e splendente, meraueiosamente
acuto. Questa bestia e multo crudelle, et a oribelle gemito.
E çoe che gè contrasta al corno, tuto passa d oltra in parte.
E quand ell e pressa la se puoe occidere, ma non domare.
15 .xvij. Deìliy animali che su no in lo fiume ganges.
In gange sunt anguille trecenorum pedum magne, siue longe. Ibi
etiam sunt quidam uermes, qui ad instar cancri bina habent brachia, sex
cubitorum longa, quibus elefantes coripiunt, et undis inmergunt. Indtccam
quoque mare gìgnit testudines, de quarum testi capatia hospitia sibi fatiunt
20 homines. India quoque mageteos (sic) lapides gignit, qui ferum raptunt,
idest calamite. Adamantem etiam qui nonnisi yrcino sanguine frangi potest.
Exposition uulgarmenie.
In lo fìume che e appellato gagnes sonno aguille longe
trecento pie. Et egi un altro norme, lo qual e a similitudene
25 di ganbaro, anno le brace longe .vj. cubiti, cum li quali prendeno
li aliphanti, et fasseli caçer a riua. Und el mare d india mena
scudare, ciò e testudine. delle osse suoe, cioè delle coperte, se
nne fasse li homini suffìcienti albergi. E india sonno grandissime
petre, le qualle tirano a se lo ferro, e quest e la calamita. E
30 adamante lo qual no se poe rumpere se nno cun sangue de
becho.
.xviij. De Persia ouero parthia.
Ab indo flumine usque ad tigrim est partia .xxxiij. Rcgionibus
discreta. Dicitur autem parthia a parthis uenientibus a sicha, est in ea
regio a Ragusia, ab oppido aracusa dieta. Et est in ea Assyria ab assur
36 filio sem. Quia ea prius incolum nominata, est in ea quoque media, a
16 In Gange quoque sunt anguillae trecentorum pedum longae. Ibi
etiam vermes, qui instar Cancri — 18 Elephantes corripiunt, — immer-
gunt. Indicum — 19 testis capacia hospicia sibi faciunt — 20 Magnetem
lapidem — ferrum rapii. Adamantem — 21 hircino — 82 C. XIV. De
Part hill. — 33 Indo — Tygrim — Parthia — 34 distincta. — e Schytia.
85 regio Aracusia — Est etiam in ca Assiria ab Assur fìlio Sem, qui
eam primus incoluit, nominata. Est — Media,
^ n suddetto Cap.o forma parte nell' edizione, più volte citata, del-
V Imago mundio del XIII^, intitolato „Z>tf bestiis**.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO ìfUNDL 509
Medo Rege dicta, quia ciuitatem construens mediam nominauit , de qua
[f. 7v] et regno mutuauit. In qua etìam persia, a perso rege dicta, qui
ciuitatem persepolim heddifìcauit; de qua et regio nomen accepit. In hac
primum orta est ars magicha, persida* lapidem piritem mittit, quia mannum
5 prementis urit, et sinelite, cuius candor cum luna crescit et defficit.
Exposition uulgar ementre.
Dal fiume d indya de fin al tígro e la parthia .xxxiij. Re-
gnami, et he nominati parthia. £t en quilì regnami si enno
quello de Ragusa. Et in quella he asyria nominata per assur
IO figiolo de Sem, perch el foe el primo eh abita in quella. Et
ancho ge Media, et ha nome media, perch el Re Medio la
difficoe, e ponetege nome Media, e chosi uiene clamato tut el
regíame. Ancho ge persia, nominata chosi per lo Re perso che
Ila difficoe. E la citae di persepoli, unde lo regname an de
15 quella presse nome. In questa fo in prima trouata 1 arte Magicha.
In persya nasce la prea che uiene appellata pyrite, perciò che
asotigia la mane a chi la strençe. E un altra prêta, che uiene
apellata Synellitem, la qual deuenta blancha, e cella la sua
bianchezza, si come monta e cala la luna , cossi monta e calla
20 la sua bianchezza.
.xviiij. De Messopothamia,
A Tigri flumine usque ad cufiratem est Messopothamia, a duobus
iluminibus grece ita dieta, quod in medio duorum fluminum sit constituta.
In hac est ciuitas Riminie itinerum trium dierum, a Nino Rege constructa
25 et nominata. In hac etiam est regio babilonia, a ciuitate babilonie nomi-
nata. Hanc etiam nerrireth gigans turbauit, sed Semiramis Regina nero
Nicii reparauit. Cuius muri latitudo est .1. cubitorum, altitudo .CC cubi-
torum, ambitus ciuitatis .CCCC. et Ixxx. stadiorum. Centum portis ereis
firmata, fluuio eufi-ate per medium eius cúrrente. In riua eius archa
30 abel, quatuor milia passuum scribitur. In ea quoque est caldea, in qua
primum inuenta est astronomia. In ea etiam est Arabia, que et Sabba
dicitur a sabba filio thus, in hac thus coUigitur. Et in hac est mons
synai, qui et oreb dicitur, in quo lex a moise scribitur. luxta quam urbs
madian fuit in qua iecto sacerdos prefiiit In ea sunt gentes multe,
35 Moabite, Saraceni, madijanite et alie multe.
1 qui — Mediam. — S et regio nomen mutuavit. In ea etiam
Persida, a Perseo — 3 Persepolim aedifìcavit — 4 Magica. Persida
— Pyrrhitem — qui manum — 5 Synelitem — Luna — deficit. — 21
C. XV. De Mesopotamia, — 22 Tygri — Euphratem est Mesopotamia,
— 23 graece — 24 Ninive, itinere — 25 etiam regio Babylonia — Baby-
Ione — 26 Hanc Nemroth Gigas fiindavit. Sed Semiramis Regina repa-
ravit. — 28 aeréis — 29 Euphrate — irrigua. Huius arx Babel, quatuor
milia passuum alta scribitur. — 30 Chaldaea, — Slln ea et Arabia, quae
etiam Saba dicitur a Saba filio Chus. — 32 In hac est mons Sina, qui et
Oreb, in quo lex a Moyse scribitur accepta. luxta quem urbs Madian —
34 lethro — praefuit. — multae, — 35 Moabitae, Ammonitae, Idumaei,
Sarraceni, Madianitae, et aliae multae.
5 IO V. PINZI,
Expositione en nulgare.
Dal fìume tygro enfìn altro che uiene clamato eufrates e
Ila prouincia che e clamata messopotamia in lengua greca per
li dui numi day qualli e circundata, ciò e da 1 uno da una
5 de le parte e 1 altro da 1 altra. In quella prouincia he la citae
de Rimenea, de andamento de trij die, la quale fo reparata del
Re Nino. E quello gè posse [f. 8 r] nome Romania. In quella
Region etiamdeo he babillonia, nominata cussi, perch en quelo
(sic) regione he una citate, appellata babillone, la qual Neriret
IO giganto desconçoe. Ma Semiramis Regina de Nice la mantene,
et reconcola et defendella, li muri de la quale per ampiezza
he .1. cubiti, in alteza .ce. cubiti, lo circuito della citate he qua-
trocento Ixxx. stadii, et he serata de cento porte de ramo, per
mezo quella cor el nume enfratem. In la riua de la quale e 1
15 archa d abel, la qual se serine esser alta quatro milia passa.
In quella prouintia si e ancho chaldea, en la qual prima fo
trouata 1 arte de stronomia. In quella ancho e arabia la qual
e dita sabba per sabba che fo fìgiol de thus, en questa uiene
trouato 1 encenso. Et e gè 1 monte synai, et altramentre a nome
20 oreb in lo qual Moise scripse la legie. apreso quel monte fo la
citate che aue nome Madian, in la quale Jecto preuede foe el
primo. In quella si he multe giente, ciò e Mohabite, Saracini«
Madii, e multe altre etate.
.XX. De prouincia Syrie,
25 Ab Eufrete '(sic) usque ad mare Mediteraneum est Syria, a Rege
syrìo dieta. In qua est damascus a damasco abrae liberto constructa et
dieta. Ibi et anthiocia ab antiocho rege nominata, olim remblata uocata.
Est in ea comagena prouintia. Est et fìnicia a fenice aue dieta, que sola
in hac terra inuenitur, siue a fenice rege, fìlio agenoris. In hac tyrus,
30 que et Sothar et Sydon ciuitates site. In hac est mons libanus, ad cuius
radicem oritur Jordanis fluuius. Et in ea etiam palestina a ciuitate
peslclin que nunc ascalum uocatur. Est in ea etiam iudea, a iuda filio
Jacob, de cuius tribu reges erant, nuncupata. hec etiam cañonea, a chanaan
filio cham dieta.
35 Expositione in uuìgare.
Da Eufrates dal mar mediteraneo Syria uiene nominata
dall Re Syrio. En la qual he damasco, la qual foe constructa
et ordenata d abraam liberto. Et apresso he anthiochia, per lo
39 re antiocho nominata. E enprimamcntre aueua nome reblata.
24 C. XVI. De Syria — 25 Euphrate — Mediterraneom — a
quodam Syro rege — 26 Damascus a Damasco Abraae, olim Reblata
vocata. — 28 Comagena provincia. — Phoenicia, a Phoenice ave, quae
sola — 29 Phoenice rege, filio Agenoris dieta. In hac sunt Tyrus, quae
et Sortyx, et Sidon civitates sitae. — 30 Lybanus, — 81 Palaestina, a
civitate Palaestin, quae nunc Ascalon vocatur, dieta. Est in ea Judea, a
Juda — 38 In hac etiam Chanannca a Chanaan fìlio Cham dicta.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 5 II
£t e gè una prouintia, che uienne dieta Comagena. Et e gè
finitia, cussi per 1 oxello fenix, el qual uiene trouato sola in
questa terra. Ouer che la fue clamata per fenise che fo figiolo
del Re aginor. Et ege 1 Thiro, el qual altramente uiene cla-
5 mato sothar e sydon, e queste si enne enscenbre. In questa
si e el monte libano, alle radice dil quale nasc el fìume iordano.
Anccho si g e palestina, da la cita de palestine, e uiene mo
clamata ascalo. Et e gejudea, eh e clamata cussi per inda fìgiol
de Jacob, de la qual sciata si uenne de loro li Re. Et he clamata
IO cananea per [f. 8v]chanaam figiol de cham.
.xxj. De JerusaUm^
In hac est Jerusalem, quam Sem fìlius Noe constniens Salem nomi-
nauit. Sed iebus ñlius Chanaam eam inhabitauit. Unde a iebus, et salem
dedit ei nomen Rex Dauid ienisalem, quasi iebus salem» quam Salomon
15 ñlius eius auro et gemis decorauit, yerosolimam quasi yerosalemonam appel-
lauit, quam a babilonis subuersam, çorobobel reheddifìcauit, sed romanus
exercitus eam funditus delult. Hanc postmodum Elius Adrianus raparator
(sic) reparauit, Heiyamque nominauìt.
Expostiione in vulgare,
20 In questa he Jerusalem, la quale Sem figiolo de Noe la
difñchoe, e metege nome Salem. Ma iebus figiol de chanaan
habita in quella. Und el Re Dauid gè posse nome Jerusalem
quasi Jebus sale, la qual Salamon, fìgiol del dicto Re, 1 adomoe
d oro et de geme, et appella ierosolima, si come yerosalenonam,
25 la qual suuersa ouer deserta da quegy de babillonia, da poi
vorobabel la erediñcoe e concioUa. Ma 1 oste dy Romani de
rechauo la strusseno de fin li fundamenti. Questa ancho refece
uno imperatore, che aue nome helyo adriano, e possege nome Elya.
.xxij. De Galülea.
30 Est eciam in palestina Regio samaría a ciuitate dieta. Que nunc
sebaslia est appellata, olim sictima a siche uocata. In hac quoque est
galilea. In qua est naçareth ciuitas, iuxta montem Thabor sita. In hac
est et pethapolim regio , a quibus ciuitatibus dieta, in qua olim Sodoma et
34 gomora fuit. In hac etiam mortuum mare, a quo fluenta Jordanis absor-
12 Nohae — 13 Iebus et fìlius Chanaan inhabitavit, unde Iebus, et
Salem — 15 Jerusalem — Jebusalem. — 14 gemmis — Hieroselyniam
quasi J erusalemoniam — 16 Babyloniis — Zorobabel reaedifìcavit — 17
postea funditus delevit. — Aelius Adnanus Imperator reparavìt, Aeliamque
nominavit. — 29 C. XVII. De Palestina, — 80 Est et in Palaestina
regio Samaria, a civitate Samaría dicta, quae — SI nuncupata, olim
Sichima a Sichern — quoque Galilaea — 32 Nazareth — In hac est et
Pentapolis regio, a quinqué civitatibus — 33 olim fuit Sodoma et Gomorrha.
In hac est et mare mortuum,
* Il suddetto Capitolo nella ediz«. cit». deir„/ma^ö mundi** è parte
del XVI, che s'intitola: „De Syria**,
512 V. FINZI,
bentur. In hac quoque sacratinia a sarra dicta , qui et agareni ab agar,
et ismaellite ab ismaelle nuncupati. In hac nabathe a nabathoth filio
Ismael dicta, quorum gens (sic) sunt duodecim.
Exposition uulgare,
5 Anchora parlo de la syría, che ell e anche lo regnarne de
samaría, cussa (sic) clama per la cita che a nome samaría, la
qual uiene me clamata Sebastia. £ per altro tempo, eh e pas-
sato fue clamata Sicinia per un eh aue nome Siche. In questo
regnname si e ancho galilea, en la quale he la citae de naca-
io reth, après el monte eh a nome Tabor sita. In quello si e
ancho el regname penthapolim, lo qual e de .V. citate, in la
qual fue çia sodoma et gomora. In quella e el mar morto, e
si mete capo in lo fìume iordano. In questa he ancho la Sa-
racinia, la qual uiene cussi clamata per una eh ebe nome Sarra,
15 che fue una femena, et perciò si foe eliamati Sarracini e ismae-
lite, per uno eh ebe nome ismael, e agareni per uno eh ebe
nome Agar. In que[f. 9 r]sta ancho he nabathe per nabathot,
che foe fìgiolo de ismael, e tuta quella gente heno .xij.
xxiij. De Egypto,
20 Hec supenus diete Regiones, ab oriente incipientes, recta linea ad
mediteraneum mare extenduntur, quibus uersus austrum egyptus connec-
titur. In qua .xxiiij. gentes esse feruntur. Hec a rubo (sic) mari in
oriente surgit, terminum suum uersus occidentem fìgit in limbia (sic), hec
prius empxìa dieta, idest bona copia, postea ab egypto rege fratre danay
25 est uocata. hec fluuio nilo undique circuita, in modum delte litere est
formata. C. milibus uillarum inclita, hanc nubes non obscurant, plunie non
irrigante sed nilus in undis eam fecundat. In hac est prouincia thebaida,
a ciultate thebe congnominata , quam cadhinus agenoris fìlius, egyptnm
ueniens, hediffìcauit, Thabas secundum illam quam in gretia construxit,
30 nomìnauìt, regio, que ab illa nommen mutuauit. In hac Mauritius princi-
pabatur, et ab hac thebei dicuntur. Hic iacet maxima solitudo, in qua
coDuersabatur olim monachorum multitudo. Canbises rex egyptum superhas
(sic) ciuitatem condidit , cui nomen babilo indidit , que nunc caput ilius
regni existit. In hac etiam uictor Alexander ciuitatem hediffìcauit, quam
35 ex suo nomine alexandriam nuncupauit.
1 In hac eliam Sarraceni, a Sara dicti qui et Agareni ab Agar.
Item Ismaelitae ab Ismael nuncupati. In hac et Nabathaei a Nabaiot filio
Ismael dicti. Quorum gentes sunt duodecim. — 19 C. XVIII. De Aegypto.
— 20 Hae — dictae regiones — mediterraneum — 21 usque ad Austrum
Aegyptus — 22 Haec in oriente a rubro — 23 in Libia figit. Haec
prius et Bona copia: Euxia dieta, postea ab Aegypto rege, fratre Danai,
Aegyptus est vocata : Haec fluvio Nilo undique cincta , in modum Deltae
literae est formata, centum millibus — 26 pluviae — 27 Nilus inundaos
eam faecundat. — Thebaida. — 28 Thebe cognominata , « quam Cadmus
Agenoris — in Aegyptum veniens, aedificavit, Thebas — 29 in Beotia
construxit, nominans. In hac Mauritius — 81 Thebaei dicuntur. Huic
maxima adiacet solitudo, in qua olim conversabatur — 92 Cambyses Rex
Aegyptum superans civitatem condidit, cui nomen Babylon — 33 quae —
illius — 34 et victor — aedificavit — 35 Alexandriam
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO BCUNDI. 513
Exposition uulgare.
Queste Regione he in egypto, le quale sono diete di sopra.
£ tene da oriente per drita linea traqui al mare meditaraneo,
ay quali si se congiongeno cun egypto de uerso hostro, in lo qual
5 ß&yP^o si eno .xxiiij. giente si come se dice. E questo egypto
comenta dal mare rosso in oriente, et fìnise in libia uerso occidente.
E questa en primatre foe clamata euxia, do e bona copia. Poy
foe clamato egypto per lo Re Egysto fratre de danay. E si
circuncida in modo delte letere, e facta he. In quella he .e. milia
10 citate, ouer uille del fiume nilo en cerca per tuto. E questa non
uiene mai oscura da nesuna nuuola, ne li ploue may. Ma questo
nilo si la bagna quanto fae mistero, et he multo habitante e diuitiosa
contracta. Et in quella e la prouincia eh e appellata thebaida per
thebe che e una citate che foe hediffìcata per chadhinus fìgiol de
15 agynor, lo qual uegnando en egypto ella diffìca che aue nome
thabas, a similitudene de quella che era en greda e per ciò gè foe
cussi posto nome, e tut el regname per quella nome he clamato
thebaida. In questa foe un principo, che ebbe nome Mauritio. E
da questa suno dicti thebei. Et hege un grande deserto, nel quale
20 habitauano già molti monachi. El Re Cambise soperclava Egypto.
Et in per ciò, en quella (sic) deserto foe fata una citate, che
uiene clamata babilo. £ foe poi capo da quel regname. El re
Alexandre uictorioso fige heddificare un altra dtate, la [f. gv]
qual per suo nome fue clamata Alexandria.
25 .xxiiij. Delle regione de oriente,
Suprascriptis regionibus uersus aquilonem anectuntur hec Regiones.
Mons Cauchasus a Caspio mari orìentis extoUitor, et per aquilonem uergens
pene usque ad europiam porigitur. Hunc inhabitant amazones, femine
uidelicet ut uiri preliantes. Hiis cohabitant Massagete, et Colchi et Sar-
30 mathe. Seres est oppidum, a quo orìentis serica regio et uestis et gens
est dieta. Post hanc est bactria, a bactrio anne uocata. Huic coniungitur
Urchania ab ycania silua nominata. In qua sunt aues, quarom pene (sic)
splendent per noctem. Huic iungitur sicthia et humia, quarum gentes
sunt .xliìij. Ibi sunt yperborei montes. Hanc sequitur albania, a candore
35 dieta, eo quod albo crine ibi nascantur. Cui conectitur Armenia. In
qua est mons ararhsen. In quo est archa noe, que post diluuium ibi
requieuit, cuius usque hodie ibi ligna uidentur. Hec copulatur yberria.
Uli nero capodotia a ciuitatc eiusdem nominis dieta. In hac eque a
3Q uento concipiuntur. Sed fetus non amplius triennio uiuunt.
25 C. XIX. De Caucaso et regionibus Orìentis, — 28 usque ad
aquilonem annectuntur haec — 27 Caucasus — attollitur — 28 Europam
porrigiiur. — Amazones, faeminae — 29 praeliantes. His. — Massagetae,
— Sarmathae. — 30 oppidum Orìentis, quo — 31 Bactra a Bactro amne
— 32 Hyrcana ab Hyrcana sylva — pennae — 33 noctes. — Scythia, et
Hi mia — 34 Hyperborei — Albania, — 35 connectitur — 38 Arath,
super quem archa Noe post diluvium requievit, — 37 Ugna ibi — Huic
— Iberia. — 38 Cappadocia — equae — 39 concipiunt, sed foetus.
514 ▼• FiNZi,
Exposition vulgare.
Cum le soprascrípte Religione in uerso la parte d aquilone
confinano queste Regione. £1 monte Caucaso se parte dal mare
Caspio in oriente, e ueine per 1 aquilone, pocho mene traqui
5 europia. In questo habitano Âmacedones do e femene che
conbateno si com homini. Â prono de queste habitano Massa-
geti et Cholchi, e Sarmatc. Dal altra parte habitano oppido
da la parte de oriente lo regname de soria, e cussi uiene cla-
mate la giente et le uestimente. De rietro a questa he bactrìa, et
IO he clamata cussi per uno fiume chi e clamato bactrio. Apo questa
urchania, denominata per una silua, che e nominata yrdiania. In
la qual sonno oxielli, che Ile suoe penne luce de nocte. Apo questa
he Sicthia, e Humia, in le quale sono giente jd. quatro, et li enno
munti clamati yperborei. Depo questa he albania, per do denominata,
15 eh el gè nasceno li tuti cun creine bianche. £ cun quella confina
Armenia, in la qual he el monte ararhsem, per do che depo el
deluuio reposse li 1 archa de Noe, et anche mo gè sono delli
ligni. Depo questa he yberia. £ depo he Capadotia per una
citae chosi dieta che e in ella, et in questa sono canale, che
20 ingenerano di uento. Ma li parti loro no uiueno plu de trij anm.
.XXV. De Assya minore^ e dele sue religiùfte,
Asya minor post construitur. Qae pene undique mari cingitnr. In
hac est [f. IO'.] ciuitas effessus, constmcta ab amaçonibos. In qua reqniesdt
Johannes euanguelista. Prima pronintia Asye minoris est bitinia, prius
25 berrìca, post Migdonia, mox a bithino Rege est bithina appellata. In qua
est ciuitas eiusdem nominis appellata. In hac est etiam ciuitas nicena, in
qua magna synodus est facta. In hac est etiam Nicomedia, a Nicomede
rege constmcta, et dieta. Bicthinìa^ quoque dicitur maior frigia, in qua est
ciuitas smima, a teseho rege constmcta. In' qua simulacrum beUorophontis
30 est, equo suo suspensum in aere sistit, nec cathenis penditnr sursum,
nec desubter ullo stipite sustinetur. Sed magetes in arcus uulsora abentnr
32 bine et inde in adus (sic) uncionibus trahitur, et in mensura equiparata
21 C. XX. De Asia Minore, — 22 Asia minor post hanc consti-
tuitur. Quae — 23 Ephesus civitas ab Amazonibus constmcta, in qua
requiescit corpus Joannis Evangelistae, in hac etiam civitas Nicea, in qua
magna Synodus est facta. Prima provincia Asiae minoris est Bythinia,
prius Berica, post Migdonia, mox a Bythino Rege Bythinia appellata. In qua
est civitas eiusdem nominis. In hac est etiam Nicomedia a ^ßcomedo Rege
constmcta et dieta. — 28 Bythinia — 29 Maior Phrygia Smima, a Theseo
* Colla voce Bythinia (nel Codice : „Bicthinia**) incominda nel testo ^
il Cap. XXP, intitolato: „Z>tf regionibus Asiae**.
^ n passo del nostro Codice che comincia : ,Jba. qua simulacrum ecc.'V **
e ñnisce: „quinqué milia librarum ferri'* non si trova nell'edizione, pie
volte citata, dell' „Imago mundi**. Benché sia molto scorretto , ci parvi»
opportuno riportarlo fedelmente. — Ecco, del resto, come si potrebb
emendare: ,,In qua Bellerophontis simulacrum est, quod equo suo suspensui
in aere sistit, nec cathenis pendet sursum, nec subter ullo stipite s' _
netur. Sed magnetis Qapidis] arcus habentur hinc, et inde in 11 Tir _jj^
uncinis trahitur, et in mensura aequiparata consistit. Est autem aestima"'^^^
ponderis circiter quinqué milia libranmi ferri*'.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO BfXTNDI. 515
consisti!. Est autem extimatio pendens circiter . quinqué milia librarum
ferri. Hec (sic) iungitur gallicia, a gallis dieta, quos bithinus rex in auxi-
lium euocauit, et post uictoriam eis terram diuisit. Hanc sequitur frìgia,
a fìlia europe frigia nominata. Hic et dardania a dardano iouis dieta.
5 Est in ea ciuitas eiusdem nominis, ab eodem constructa. In hac est etiam
ciuitas troia a tro (sic) rege constructa et nominata. Hec et ylion ab ylo
rege est dieta, huius menia dicuntur pergama. Huius adiacet licaonia et
Cana, ubi fluit habemus (sic) fluuius aureis arenis famosus. Inde est lidia
a lido rege , fratre tyrani appellata. In hac est tiatira , deinde isaurìa, ab
IO aura, qua undique proflatur, dieta. Post hanc est Cicilia a ciuitate eius-
dem nominis nuncupata, quam cilys fìlius agenorìs construxit, et ab illa
regio nomen accepit. In hac est mons amana, qui et taurus. In hac est
ciuitas tarsos per persos constructa, pauli apostoli inhabitatione gloriosa.
Deinde est Lucia, pilidia et panfìlia. Et in (sic) pontus regio multarum
15 gencium, a qua et ponticum mare appellatur. in quo ouidius, et postea
démens exilio relegantur. post decursam transeamus ad europam.
Exposilio uulgare.
De retro da questa sopradicta parte si e asya minore la
qual pocho mene si e cincta in circa in circha del mare. In
20 questa he una cita, edifficallo una giente che a nome amaçoni,
la cita a nuome eflfessus et eg el corpo del beato sancto Jouuane
euangelista. La prima prouincia d asya minore he bithinia. In
prima foe clamata berrica, da poy migdonia, e depo incontinente
fo cliamata bithinia per lo Re bithinio, en la quale he una cita
25 che ae cussi nuome. Et e g e un altra citate nomata nicena
nela quale se fa grande multitudene de cendatL In la predicta
prouintia he un altra cita, cliamata nichomedia, perciò che foe
hedi[f. iQvJficata per uno Re eh ebe nome Nichomedio. Bithina
sopradicta uienne cliamata frigia magiore. In ella he la cita de
30 smira, heddificata per theseo. Et e gè la scoltura onero statua
de bellerephonte cun el suo cauallo suspesa in aere, ne no he
apichata cun cathene de sopra ne di sotto, ne sostenuta da
ueruna persona per chosa alcuna. Ma grande uolte de calamita
in modo d archo conuenieuolmente proporciónate, mantiene la
35 statua eh e de ferro in aere, la qual statua he stimata esser
circha .e. millia libi e de ferro. Cun questa prouincia he coniuncta
gallicia per li gallici, li quali el Re bithino in suo aiutorio cussi i
apella, e finita la guerra fece a llor quella terra partire da le altre.
Depo questa si e frigia per la figia de europe, che ebbe cussi noume,
40 et anche foe clamata dardania per darda fìgiolo de ione. Et e
2 Huic — Galatia, a Gallis — Bythinus — 8 Phrygia, a filia Europae
Phr>'gia sic nominata. Haec et Dardania, a Dardano Jovis filio dicta. Et
in — 6 Troia a Troo — Haec quoque Ilium ab Ho — 7 moenia —
Pergama. Huic adiacent Lycaonia — 8 Himus fluvius — Lydia a Lydo
— 9 Tyrreni — Thiatira. Deinde est Isaurìa — 10 Cilicia — 11 Cilix —
A generis — 12 Amana — Taurus. In hac et Tharsus civitas a Perseo
constructa, Pauli Apostoli — 14 Lycia et Pisidia et Pamphylia. Euxinus
Pontus regio multarum gentium, a qua et Ponticum — 16 In — Ovidius
— 16 Clemens — Post decursam Asiam, transeamus ad Europam.
5l6 V. FINZI,
ge un altra cita che a quel medessimo nome, hediffìcola quel
medessimo. £t anche g eno la citate de troya hediffìcata dal
Re ato, e perciò cussi foe denominata. Anche foe denominata
Elyon per lo Re £lyon, li diffìtii suoi sonno cliamati pergama.
5 De sotto de quisti he lichaonia e caria, e corege un fiume cla-
mato Ermo, et he clamata lidea per lo Re lido fratello de tyran.
Depo questa he Cicilia cussi nominata per una dta, hediffìcata
per celix fìgiol d agennor, la qual ae noume dcilia. In cotestei
he el monte, noume amana, et anche gè uiene dicto tauro. Et
10 age ancho la citate, noume tarsos, hediffìcata da perso, nella
quale foe 1 abitatione del beato mesier santo paulo apostolo.
Et ende uia he licia, e lipidia, e panfìlia. Et ancho ende he el
regname nomato ponto, cun multe giente, per lo qual uiene
clamât el mare ponticho, nel qualle ouidio, e poi clemente stu-
15 diano in lor mente (?) et li si uersifìcano. Or auemo dito de
asya. Mo diremo de europia.
.XX vj. De europa.
Europa ab europe Rege uel europa fìlia agenoris est nominata. In
qua in primis uersus seplentrionem sunt rifei montes et thanais flunius, a
20 tanai rege dictus, et meotides paludes, magno mari iuxta theodosiam
urbem, seiungentcs» ac 'tauai fluuio, est athia inferior, que uersus meridiem
usque ad danubium porigitur. In hac sunt iste prouintie, Alania, Dania,
Gothia.
Exposition uulgare,
25 Europa dichoue eh e anomata per lo Re europe, o nero
per europa fìgiola de agenoi. In ella primamente sonno li
monti clamati riphey, el fìume he clamata (sic) thanais per lo
Re thanais, el pallute, che uienne cliamato motides, che se
coniungie al grande mar , apresso de la cita [f. 1 1 r] clamata
30 theodosia. Dal fiume de thanais he de sotto athia, la qual tiene
uerso mezzo die, tra qui a el danubio. In questa sonno queste
prouintie. Ciò he Alania, Dania, Gothia.
.xxvij. Della Germania de sopra,
A Danubio usque ad alpes germania superior, que a germinardo
35 populos dicitur. uersus occasum reno, uersus aquilonem Albio fluuio ter-
17 C. XXII. De Europa. — 18 Europe rege et ab Europa fìlia
Agenoris — 19 imprimis — Ryphaei — Tanais — 20 Tanao — Moeo-
tides — Theodosiam — 21 A Thanai — est Scythia — quae — 22 Da-
nubium porrigitur. — istae provinciae , Alania, Dacia, Gothia. — 38 C.
XXIV. De Germania superiore, — 34 Alpes est Germania — quae —
35 Rheno, — Albia.
* Colle parole „A Thanai fluvio" (nel Codice: „ac Tanai fluuio")
comincia nel testo il Cap. XXIIl „De Scythia",
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 517
minatur: In hac est regio suauie, a monte sueuo dieta, hec et alemania
ab ellemano lacu est appellata, hec et recia dicta. In hac Danubius
nascitur, et .Ix. fluuiis precipuis augetur, et in septem hostia ut nilus
diuissus ponticum mare ingreditur. Est in ea uoritus que et bauaria. In
f. qua est ciuitas ratispona, est et occidentalis frantia cui coniungitur duringa,
quam sequitur sansonia.
Exposición en uulgare.
Dal fìume che uìene clamato danubio tra quia ale alpe uen
appellata Germania de sopra, perdo eh en quella nasce et
IO multiplica molto y populi di uerso occidente, et he terminata
dal fìume renno. Da la parte d aquilone he terminata dal fìumo
dalbio. In questa prouincia si e un regnarne dicto sueuia, per
lo monte sueuio. Anche uene cliamata allemania, per uno luogo
eh e cussi nomato. Anche he cliamata recia. In questa naso
1 5 el danubio fiume , e cresce de Ix. fiumi , e poi se desparte in
septe parte, si comm el nilo mete capo in lo mare pontico.
Apressio di quella e un altra prouincia nominata bauaria, a la
qual he congiunta duriga et sansonia.
20 .xxviij. De le Germania di sotto.
Ab albia est germania inferior, que uersus aquilonem occeano exci-
pitur. In hac est dania nomea, a danubio immo circha danubium uersus
orientem, usque ad mediteraneum mare est Messia, a messium prouentu
dieta, deinde panonia inferior idest ungaria. In^ (sic) tracia a tyras filio
25 Japhet dieta. Hee habet ebrum fluuium, et urbem constantinopolim a
Constantino imperatore constructa et dieta.
Exposition en uulgare.
Dico che 1 he un altra prouintia, cliamata germania di sotto,
e comengia d aquilone fin al mare oceano. In questa he dania
^o nomea. Apres el danubio uerso oriente fin al mare medìteraneo
uienne. De li a prouo di quella he panonia de sotta, do he
ungaria. £ de li he trada nominata da tyras fìgiol de iaphet.
Questa eh a onero in questa he un fiume eh e cliamato ebro.
E la citate eh e nominata constantinopoli, perciò che Costantino
-- imperatore la hedifficoe, et cussi la denominoe.
1 Svevia — Svevo — Haee et Alemania [a Lemano lacu appellata.
Haee et Rethia dieta. — 2 Danubius — 3 praecipuis fluviis — ostia ut
Nilus divisus Ponticum — 4 Noricus, quae et Bavaria, in — 6 Ratispona.
Tum et Orientalis Francia — Turingia, — 6 Saxonia. — 20 C. XXV.
De Germania inferiore, — 21 Albia — Germania — quae — Aquilonem
Oceano — 22 Dania et Norvegia. A Danubio, imo circa Danubium
— 28 orientem ad mare mediterraneum est Messias a Messium — 24
Pannonia inferior, et Bulgaria. Inde Thracia a Tras — 25 Japheth —
Haee — Hebrum — et civitatem Hebron ibi constructam et dictam.
* Colle parole: „Inde Thracia ecc." (nel Codice: „In (de) Tracia")
comincia nel testo il Cap.« XXVI«: „De Thracia",
5l8 V. FINZI,
.xxix. De Grecia,
Mcditeraneo mari est grecia, a greco rege dicta, terra cethin olim
uocata, et uersus austnim magno mari terminatur. Que etiam I[f. 1 1 r]lliria
est appellata. Est in ea prouincia dalmatie a dalmi ciuitate uocata, et
5 epirus a pirro filio Achilles sic dicta. In epirro est fons in quo faces
accense extingimtur, et iterum extincte, accenduntur. Est et chaonia a
ciuitate eiusdem nominis appellata, quam helenus frater hectoris heddi-
ficauit, et ob amorem fratris sui chaonis chaoniam nominauit* Est ibi
et ellaida, ab ella rege, filio deulchaonis et pire dicta, ipsa est et athica
IO ab athi rege , ipsa est nera grecia. In hac est ciuitas athene a cetrope
rege constructa. Ibi est et boetia, a boue dicta, quia cadinus filius age-
noris ilio ueniens, bouem reperit, quem dominus inmolans, thebas con-
struxit et prouintiam boetiam nominauit. De hac dicuntur thebani, sed
alias thebei. Eadem prouinlia dicitur etiam aonia a fonte ao musis con-
15 secrato. Ibi et penolensis regio a penelope rege, et a ciuitate eiusdem
nominis appellata. Ibi et thesallia a Rege thesallo dieta. Ibi et mace-
donia a Macedone Rege appellata. Hec et emathia, ab emato rege dieta,
fuit uocata. In hac mons olimphus, qui excedit altos montes. In hac est
etiam thesalonica, a thesalo rege, filio greci, constructa. Ibi est et achala
20 ab echeo rege, et a ciuitate eiusdem nominis, dicta.^ In hac est corinthos
a corintho filio horestis dieta. Ibi est et archadia, que et sithidnia a
sithice rege dicta. Archadia abeston lapidem mittit, qui semel accensus
extinguí non poteri t. Deinde est panonia superior usque ad peninum
montem, ad aquilonem eius ystria ab istro anne, qui et danubius dicitar.
25 (Manca il titolo del Cap.®)
Dal mare Mediteraneo uerso oriente enfin al mare magìore
he grecia appellata per lo Re greco eh ebe cussi noume. Quella
28 terra primamente era clamata cethim, et anche clamata foe
1 C. XXVII. De Grecia, — 2 A Mediterraneo — Graecia, a
Graeco — Cethim — 8 Austrum — Quae etiam Illyricus nominata, et in
— 4 Dalmatia a Dalmi — Est et Epirus a filio Achillis Pyrrho — 6 In
Epiro — 6 accensae — extinctae, — Chaonia, — 7 Helenus — Hectorìs
aedificavit — 8 Chaonis Chaoniam appellavit. — 9 Ellaida, ab Eliade —
Deucalionis et Pyrrhae — Ipsa est et Attica, ab Atti — 10 Ipsa —
Graecia. — Athenae a Cecrope Rege — U Beotia a Bove — Cadmns
— Agenoris — 12 quem Dus immolans Thebas — 13 Provinciam Beo-
tiam nuncupavit, de — Thebani« de alia Thebaei. — 14 provincia dicitur
Aonia — Aon Musis — 15 Ibi est et Peloponesus« a Pelope — et civi-
tate — 16 dieta. — Thessalia, a rege Thessalo — Macedonia, — 17 rege
— Haec et Aemathia, ab Aematho — vocata: in hac — 18 Olympus»
qui excedit nubes. — 19 et Thessalonica, a Thessalo — Graeci — Achaia
ab Achaeo rege, et civitate — 21 Ibi et Arcadia, quae et Sycionia a
Sycione rege nuncupata. Arcadia, Arbaston — 28 potest. Pannonia
— Peninum montem. Ad Aquilonem — Histria, ab Histro amne, qui et
Danubius, nominata.
* Nel citato testo dell' „Imago mundi" dopo le parole „Chaoniam
appellavit" Icggesi: „Haec et Molosia, a civitate Molosia dieta, quam
Molossuä filius Pyrrhi construxit, et a nomine suo Molosiam vocavit**.
^ Il periodo che comincia: „In hac est corinthus" e finisce: „horestis
dieta" non si trova nella edizione più volte ricordata dell' „Imago mundi".
VOLGARIZZAliENTO DELL* IMAGO MUNDL 5 IQ
Illiria. £t in quella he una prouincia appellata dalmatía per
una citate nominata dalma. £t he anche clamata epiro per
piro fìgiol d achiles. In epyro he un fonte in lo quai le faxelle
apresse se amorta e He amorte se aprendenno. £t un altra prouincia
5 g e nominata chaonia, percioe eh en quella he una citate cussi
nominata, la qual hediffìcone heleno fratello de hector, et per
amor de suo fratello ehbe nome chaone, e posselli cussi nome.
Anche g e Illaida ida per ella re fìgiolo de ulchaone, che foe
anche clamato pirra. £ quella he ancho clamata athica per uno
IO Re eh ebe cussi nome Âchi. £ questa he la nera grecia. In
questa he la citate athene hedifficata per lo re Cetrope. Ancho
ge boeda cussi cliamata, per ciò che cadi[f. I2>']nus fìgiolo d
aginor primo uegnando la gè troua uno boue, lo qual sacrifì-
cand el Segnor la hediffìcone, et aue nome boetia. De questa
15 sonno dicti thebani, et altramenti tebei. £t anche quella me-
dessima prouincia he clamata aoniam, per lo fonte che e cla-
mato ao, el qual foe consecrato de sdencie. Ancho he la una
regione damata pelonia per lo re, eh ebe nome pelope, e per
una citae eh ebe cussi nome. Anche g e thesalia clamata per
20 per lo re thesalo. Anche g e Macedonia appellata per lo Re
Macedonio. Questa he ancho cliamata emaüiia per uno re eh
ebe nome chemato. In questa he el monte olimpo di sopra
tuti i altri monti de alteza. £t e gè ancho thesalonica hedifìcata
per lo thesalo fìgiolo de greco. Ancho g e Accania, denomina
25 (sic) per lo re Acheo, et per una citate che a quell medessimo
nome. In questa hee corintho dieta per coritho fìgiolo de
horeste. Anche g e arehadia, et anche uene dieta £ffidonia,
et he cussi cliamata per lo re Sithice. In Arcadia nasce una
pietra cliamata asbeston, el qual s el uenisse apresso una fìata
30 non si puote astudar. £t apresso he panonia de sopra de fìn
al monte penino. A prouo di quella uerso la parte d aquilone
he ystria, per do uiene cussi cliamata per uno fìume, che a
nome ystro, et altramentre uiene dicto danubio.
.xzx. De ytaUa,
£5 Ytalia olim magna greda est dieta« postea a saturno, saturnia est
appellata, mox latium, eo quod Saturnus pulsus a Joue ibi latum (sic)
tandem, deinde ausonia ab ausone rege uoccata, tandem ab ytalio Rege
siculorum 3rtalia nominala. Hoc ab alpibus surgit, et in magno mari ter-
minum fìgit. In hac etiam est urbs Rome, a romulo constructa, et sic
40 dieta. Antiqui ciuitates secundum precipuas feras ob significationes for-
84 C. XXVm. De Italia. — 86 lulia — Graecia — Saturno, est
Saturnia appellata. Mox Latium, — 86 latuit, dicta. Deinde Ausonia
ab Ausone rege. Tandem ab Italo rege Siculorum Italia vocata. Haec
ab Alpibus — 89 In hac est — Roma, a Romulo. — 40 praecipuas —
significationem.
520 V. FINZI,
mabant Unde Roma formam leonis habet, quia ceteris bestiis quasi rex
preest Huius caput est urbs a romulo constructa, latera uero ediificia
utrobique disposita. Unde et lateranis dicitur, brundusium autem forma
(sic) ceruiy Sartago bouis, troya fìguram equi habuit.
. Exposition utägare.
Ytalya antígamente foe appellata greda grande, poi per
saturnio foe appellata saturnia. £ mantenente fo appellata latium,
e per ciò che saturno discacato da ione fo [f. I2v] reportato m
quella. Dende ausonia fo appellata per uno Re che ebe nome
IO ausone. Su la perfine foe clamata ytalia per uno re de cecilia
eh abe nome ytalo. £ questa ytalia si comenta dale alpe e
termina in lo mar magiore. In questa he la cita de roma,
appellata cussi per ciò che Romulo la hedifficone. £ra usança
dalli antiqui, che hedifíicauano le citate a similitudene de beste,
i^ e cussi era de ciascuna. Si che Roma foe hediflìcata a simili-
tudene de lione, en per quello eh el lione quasi, si come Re
e soura le altre bestie, chosi he Roma capo di tucta ytalia, et
de ciascuni latera sonno li hediffìtii dispositi, per la quale chosa
uiene ancho appellata latcrane. Brundisia a forma de ceruo,
20 Sartago ha forma de bo, troya forma de cauallo etc.
.xxxj. Delle prouincie de ytalia,^
Est in ytalia Tusscia prouincia, a ture et sacrifìciis dieta. Est et
Campanea« a capua ciuitate dieta, et a capi rege constructa. Ibi est et
apulia. Est umbría in (sic) dieta, quod inbríbus tempore diluuii superflu
25 (sic). Est et etruria ab etruscho rege dicta. Est et longobardia, a Ion*
gobardis uel a longis barbis appellata. Padus, qui et rìdanus ytalie fln-
uius ab apenciis montibus contra occidentem man inmergitur. Uennecia
ab ennecho rege prius benecia dieta, deinde ueneeia.
Exposición uulgare,
30 In ytalia he tuscia, ciò e toscana una prouincia cussi clia-
mata per l incenso e altri sacrifitii. Anche g e canpagna, appel*
lata cussi per una citate nominata capua, per ciò che per lo
Re capi foe hediffìcata. £t e gè appullia, altramentre appellata
34 imbria, per ciò che al tempo del diluio in quella molto aqua.
1 qui eaetens — 2 praeest. — Urbs a Romulo constructa, lateritia
— aedifieia — 8 Latcranis — Brundusium — formam — 4 Carthago —
Troia equi figuram habuit. — 22 Italia Thuscia — Thure, — 28 Cam-
pania, a Capua — dieta. Capi — 24 Apulia. Est et Imbría, inde —
imbribus — superfuit. — 25 lietruria ab Hetrusco — Longobardia a longis
barbis voeata. — 26 Erìdanus Italiae fluvius ab Appenninis montibus
ontur, ac man immergitur. Venetia ab Eneco rege, prius Benetia dieta,
deinde Venetia.
* Il suddetto cap.®, fino alle parole: „occeani excipüur" del Cap.^
XXXIP del Codice, forma parte nelPedizione citata, del Cap.° XXV 111
„De lialta**, più sopra rí ferito.
VOLGARIZZABiBNTO DELL* IMAGO MUNDI. 52t
Anche g e truria, la quai hediffîcoe lo re trusco. £t e ge lorn-
bardia, cussi clamata per li lombardi o uero per le longe barbe.
In quella he uno fìume eh e appellato padus, et alti amente
appellato Ridano, el qual departe da li monti dépendis dis-
5 córente contra occidente, e en el mare pon el capo. Ancho ge
ueneda, cussi appellata per lo Re ennicho, primamentre benecia
foe dicta, poe foe appellata uenecia.
.xxxij. De Gallia,
Gallia a candore populi dieta, galla enim greee, latine lac dieitur.
IO Renos ab alpibus nascitur, et aquilonem uergens, sinu oceani excipitur
a flumine reno. Est gallia belgicha a cinitate belgis dieta. Hec a monte
iouis surgit, et uersus aquillonem britanicum occeanum. Hec et francia
a francho rege est dieta, qui de troya cum enea ueniens, terram iuxta
renum condidit, quam íranciam sartago nominauit [f. 13'.] Hanc uersus
15 occidentem lugdunensis gallia excipit que comata est, dieta est etiam
togata, a longis uestibus. Que uersus austrum habet narbonensem galliam,
a ciuitate nerbona dieta (sic), uersus occidentem equitaneam ab equis (sic)
rodani et eligere dictam.
Exposiiionè in uuìgare,
20 Gallia uiene cussi appellata per la blancheza delli suoi
populi. Gallia dico in gregresco, in latino tant e a dire quanto
lacte. Lo renno dico nasce dalle alpe, et chore verso aquilone,
et pone capo en el mare occeano. Dal fìume reno he una
prouintia che uen appellata gallia belgicha, per ciò eh el gè la
25 una citate appellata belgis. Questa prouincia comença dal monte
de ione, eh e uerso aquilone, et se destende de fìn al mare
occeano de bretagna. £ quest e appellata anche francia per
uno Re nominato francho, lo qual uegnando cun enea da troya,
in questa prouintia hediffìca una citate après el Reno, a la quale
30 posse nome franca. £ quest a uidna uerso ocddente una pro-
uinda appellata gallia lugdunense, et altramente he dieta comata,
et altramente togata per le longe ueste. £ questa confìna dala
parte de ostro cun una prouincia appellata gallia nerbonense,
cussi denominata per la cita de nerbona, uerso occidente con-
fìnia cun equitania, et he appellata equitanea per le aque del
{6 Rodano, e de ligera.
0 dieitur. Gala enim Graece lac dieitur. Rhenus — 10 et contra
Aqnilonem — Oceani excipitur — 11 C. XXIX. De Gallia, — A flumine
Rheno est Gallia Belgica, — Belgis Haec — 12 lovis — Aquilonem
Britannicum Oceanum incidit Haec et Francia a Franco — 18 Troia
— Aenea — Troiam — 14 Rhenum condidit, lerram Franciam cogno-
minavit. — 16 excipit Lugdunensis Gallia, que et Comaga, ob longas
comas est dieta, et Togata, — 16 vestibus: quae — Austrum — Narbo-
nensem Galliam — 17 Narbona dictam, — Occidentem Aquitaniam ab aquis
Rodani, et Ligere.
Zaitfctar. f. rom. Phil. XVII. 34
522 V. FINZI,
.xxxiij. De y spania.
Inde est yspanea, ab yspano rege dicta, príus yberría ab ybero
flumine, et experia ab aspero rege nominata. Hec uersns occasum occeano
terminatus (sic). Sunt in ea Sex pronincie, terracona, cartage, lusitana,
5 Gallitia, Errica, tringuintanea, a propriis cioitatibus.
Exposition uulgaremenire.
Spagna foe denominata per uno Re ch ebe noume yspano.
In prima uenia cliamata yberia per uno fiume appellato iberro.
Inanci fu appellata ysperla per uno re ch ebe noume exspero.
10 £t he aconfinata uerso occidente al mare occeano, et sonno in
quella .vj. prouintie, ciò he ieracona, Cartago, lussitana, Callida,
Érrica, tringuitania , a propriis ciuitatibus che sonno in quelle
prouincie.
.xxxiiij. Delle y solle de occeano do e de hertagna et de le altre y salle*
15 Contra yspaniam uersus occassum sunt in occeano bec insnle. Bri-
tania, Anglia, hybemia, thanatos, cuius terra quouis gencium portata,
serpentes perìmit, licet sole in qua fit solsticium, orchades. xxxiij. scochia,
tile cuius arbores nunquam folia deponunt, et in qua uidelicet sex men-
sibus esliuis conlinuus est dies, sey ybemis continua est nox. Ul[f.i3Y]tra
20 banc uersus aquilonem est mare congellatum, et frigus perpetuum. Enropam
perambulauimus , ad Afiricam transmigemus (sic).
Exposition uulgare.
Incontra la Spagna, ciò he a ripetto la spangna uerso
occidente sonno queste ysolle in lo mare occeano, ciò e bertagna,
25 anglia, ybemia e thanatos. £ la terra de questo thanatos si a
uertute de alcidere y serpenti in ciascuna prouincia sia portata,
o nero pur in quella oue si fa solsticio, et in quella si sono
una mainerà de arbori, appellati orchades de xxxiij. scorchii, de
chile, che de nesun tempo lasano le fogie loro. £t in quella
30 prouincia he .vj. misi cioè d estate el di continuo, e yj. misi d
inuemo continuamente nocte. Da Ila da questo uerso aquilone
he el mar de giaza, et e gè perpetuai firegido. Dicto auemo
de europa, mo parlemo de afirica.
.XXXV. De affrica e delle soe Regione.
Afirica ab afier uno e postremis habré est dicta, hec in oriente indi fluminit
36 surgit, et per meridiem surgit, et per meridiem uergens in occidentem tendit.
1 C. XXX. De Hispania, — 2 Hispania ab Hispano — Hiberia,
ab Hibero — 3 Hesperia , ab Héspero — Haec — Oceano terminatur. —
4 provinciae; Tarracona, Carthago, Lusitania, Galatia, Betica, Tinguitania
a praecipuis civitatibus dìctae. — 14 C. XXXI. De Britannia* — 10
Hispanìam — occasum — Occeano hae insulae. Britannia — 16 Hibemia,
Tanatos — gentium — perimit. Isole — 17 solstitium. Orchades trìginta
tres. Schotia, Chile — 18 qua sex mensibus, videlicet aestivis, est conti-
nuus dies: Sex hybernis continua nox. — 20 Aquilonem — congelatam
— perambulavimus. Ad Africam transmigremus. — 84 C. XXXIL De
Africa. — 85 Africa ab Apher — ex posteris Abrahae — Haec — Indi
fluminis surgit, et per meridiem vergens in occidentem tendit.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IBÍAGO MUNDI. 523
huius prima prouincia est libia, a regina eiusdemnominis dicta. Hecaparithonio
ciaitate et montibus chathabatinon inicium sumit et in aris fìlenonim fìnit.
De hac libicnm mare dicitur. Inde est cirenaica, a cirene ciaitate nomi-
nata. Sed a regina eiusdem nominis constnicta, et dieta. Hec et pentha-
5 polim a quinqué ciuitatibus est dieta, scilicet Beremnice, arsinoe, tolomaide,
apoUonia, cirene a propriis conditoribus indicta. Inde est tripolis a tribus
ciuitatibus dieta, que sunt occasa, berrete, et letis magna. Post banc bisace,
a duabus urbibus dieta, idest andronicius et bisbamum.
Exposition uulgaremente.
IO Ai&ica he denominata per aifef. £ uen dicto che la e le
plu lontanne extremitate. Questa comença in oriente dal fìumo
d india, e tenne per mezo di, tra qui a in occidente. La prima
prouincia de ley he appellata libia, per una raina, eh ebbe cussi
nome. £ comenza da una citate appellata aperitonio, e day
15 monti cathabatinon prend el commenzamento , e finisse en le
aere delli fileni. Per questa uen dicto la (sic) mare libico. Inde
he prouincia appellata cirenaica, per una citate appellata cirene,
hedifficata per una regina eh ebe cussi nuome. Quella prouincia
anch e appellata penthapolim, perdo che ae .v. citate si come
20 sonno berenice, Arsinoe, ptolomaide, Âppollonia est (sic) Cirene
[f. 14^] cussi denominate per quellor che Ile hedifficono. £t
ende he tripolli una prouincia de tree citate, cioè Ocasa, Berete,
Eleptis grande. Ende depo questa he un altra appellata bisace,
per doe citate, ciò he andronicio e bisamo.
25 .xxxyj. De africa çeusis,^
De çeusis, in qua est magna cartago a didone, que et illassa, con-
structa, et carta opido nominata. Sed a romanis deleta et denuo redi-
ficata cartago est appellata. Huius muri latitudo fuit .xvij. cubitorum, post
hanc estgetulia. Inde numidia, in quaregnanitiugurta, in qua est ciuitas hypone.
In qua fuit agustinus episcopus. Inde est mauritania a nnigredine (sic) dieta.
In hac est prouincia Stifensis opido, ista cesarensis a ciuitate cesarla dieta, tercia
32 tinguitanea a ciuitate tingui dieta. Uersus* meridiem nero est ethiopia, ab
1 Lybia — Haec a Paratonio — S Catabachmoniis initium —
Philenorum finitur. — 8 Lybicum — Cyrenaiea, a civitate Cyrene —
4 Haec et Pentapolis — 6 Berenice, Arsinoe, Ptolemaide, Apollinea,
Cirene, — 6 ita dictae. Inde Tropolis — 7 quae — Occasa, Berete, et
Leptis — Bisace, — 8 Adromeus et Byzantium. — S6 Deinde est Heusis,
— Carthago a Didone, quae et Elisa, — et Carthada, a Cartha oppido
— 27 Romanis — reaedificata — 28 Carthago — septem et decem —
29 Getulia. — Numidia — lugurta. — Hypone, in — 80 Augustinus
Episcopus. — Mauritania a nigredine — 81 Stiflfensis, a Stiffi opido.
Alia Caesariensis — Caesaria — Tertia Tingitania — 82 Tingi nuneupata.
— Meridiem — Aethiopia,
^ n sudd° cap°. fino alla parole „tingui dieta" forma parte nel testo,
più volte citato, del Cap. XXXH „De Afrüa'\
« Incomincia nel testo il Cap.» XXXHI „De A£thiopia".
34»
524 ▼• FÏNZI,
othas dicta, una in onente, in qua est urbs Saba, de qua fuit illa regina,
altera in occidente, in qua sunt garamantes, a garama ciuitate dieta, apad
quos est fons tam frigidus diebus, ut non bibatur, tam feruidus noctibus,
ut non tangatur, quibus uersus orientem cohabitant trogodite, qui celeri
5 cursu feras capiunt. Ultra ethiopiam sunt loca maxima deserta, ob soils
ardorem, et diuersi generis serpentina hominibus incognita. Deinde best
(sic) maximus occeanus, qui solis calore dicitur fernere, ut cacabus. In
extremis fìnibus afTrice uersus occidentem est urbs gades a fenicibus con-
structa, de qua gadditanum mare dicitur. In ipso nero òcceano est mons
IO athalas. Unde athalanticum mare nominatur. Athalas autem erat frater
promothci, a quo mons nomen accepit, quia in eo residens, astrologiam
scripsit. Unde et celum sustinere dicitur.
Exposition uulgare.
Douemo dire de çeusi, ne la quale he la grande Cartagine,
15 cussi denominata, da dido poi hedifficata, foe appellata illasa, e
carta, e opido. Ma essendo abandonata per li Romani, e pò
rehediffìcata, foe appellata cartago, li muri suoi son ampli .xvij.
cubiti. Depo questa he getulia, depo he Numidia, ne la quale
regna iugurta, ne la citate eh a noume ypone, ne la quale foe
20 episcopo agustino. Depo he Mauritania, cussi denominata per
negreza. In questa he una prouincia appellata opido stifense.
un altra cesarense dieta per la cita cesaría, la tercia prouintia
he appellata tingintania, per una citate nominata tigni. In [f. 14^]
In^ uerso mezo di he ethiopia dieta per othas. E de
25 queste una he in oriente^ ne la qual e la citate Saba, de la
qual fo quella regina dido, 1 altra he in occidente, ne la quale
he monti appellati garamanti, per una citate nominata garama.
Apresso questore he un fonte si frígido, che non sen puote
beuere de die. E de nocte si bugiente, che no se poute tocare.
30 Â li qual monti uerso oriente cohabita trogodite, ciò he giente
che coreno si uelloce, che giongeno, e prendeno le bestie sal-
uatiche. De Ila d athiopia sonno grandissimi deserti, per 1 arsura
del sole, et diuerse generatione de serpenti, che no foro uncha
uezzute per humo (sic) alchuno tereno. Depo he el grande
35 occeano, che bolle come se dice per lo calor del sole, e com
fa el lauezio al fuocho. In le dereane fine d africa uerso occi-
dente he una citate appellata gades, hediffìcata day fenize per
38 la qual el suo mar he clamato gadditano. In quel mare he el
1 Ethan — Oriente, — Saba urbs, — 2 Occidente. Inter quas — Gara-
mantes, a Garama — dicti. Apud — 4 Quibus — Orientem — Trogloditae —
6 Aethiopiam — maxima loca — 6 serpentia — est — 7 Oceanus, —
8 Africae — Occidentem — Gades, a Phaenicibus — 0 Gaditannm —
Oceano — 10 Atlas altissimus, unde Athlanticum — appellator. Athlas
autem erat rex Africae, frater Promethei, — U Astrologiam descrìpsit,
unde et coelum
^ Colla preposizione „/n" finisce il f. 14 ^ e eomincia il f. 14 ▼. E ciò
per una svista del menante.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDL 525
monte athalas, e perciò he el mar appellato athallantico. Athallas
fu fratre de promotheo, e per elio ebe el monte cussi nuome,
per ciò che stando athala en su questo munte scrìuete l arte
del astrologia. Unde he dicto che questo monte sostien el cielo.
5 .xxxvij. De le y sole del mare d africa,
Peragralis afTrìce finibus, ad Ínsulas maris tendamus.^ Insole (sic)
sunt dicte, quasi in salo site. Mediteraneo mari est cypnis insula contra
syrìam, a cipro ciuitate dieta. Hec et pafus, a ciuitate eiusdem nominis.
Creta a crepto rege dicitur. hec et centapolim a. C. urbibus nuncupatur.
IO Hec sita est contra libicum mare, quod adeaticum ab adia ciuitate dicitur.
abydos est insula in elesponto in europa, ellespontum ab elle ciuitate
dicitur. Colcos insula athice ciclades diuiditur, quia in rotunditate sunt
posite circlo, ciclón enim dicitur orbis. Sunt enim .liiijo^ contra asyam
posite. Harum prima Rodos, a ciuitate eiusdem nominis dieta, ad
15 orientera posite. In hac et fuit enim hereus colossus .Ixx. cubitnrum
altus. Tenedos a septentrione eius posita, a ciuitate cene dieta, et eius
constructore eiusdem nominis. Cárpatos ad meridiem ipsius contra egyptum
pò sita, unde et carpatium mare et carpatie naues, sicheria ad occasum eius
sita a cicherio monte dieta. Hec et parthyris dicitur. Delos in medio
20 cicladum sita, a ciuitate eiusdem nominis dieta. Hec tempore diluuii sub
gigo facta primo superfuit, unde et Delos nomen accepit, quia delos mani-
festum sonat. Hec et ortigia dicitur ab artigometris , idest, cotumicibus,
qui primum ibi uise. Incaria insula, a puero certensi naufragio est dieta,
a qua Icorei mare dicitur. Naason insula dionisij, qui et bachus. melos,
25 que et storia rotunda insula, paron a ciuitate eiusdem nominis dieta, a
paro iasonis nepote constructa. Hec gignit marmor candidissimum , quod
parium dicitur, et sardium lapi[f. 15 r]dem. Cidon est insula, in hac
mastLx nasci tur. Samos insula, a samo ciuitate dieta, in egeo mari sita.
De hac fuit Sybilia et pictagoras. In hac fìtilia uasa sunt reperta.
6 Peragratis Africae — accedamus. Insulae — 7 dictae — sitae. In
mediterraneo — Cyprus — 8 Syriam, a Cypro — Haec et Paphus, —
9 Creto — Haec Centapolis, — nuncupata. Haec — 10 Lybicum — et
Adriaticura — Adria — 11 Abydos — Hellesponto, in Europa. Helle-
spontus ab Helle — 12 Coos Insula Atticae. Cyclades dicuntur, quod in
rotundo sint positae. Cyclus — 18 autem — Asiam positae. — 14 Rodus,
— 15 Orieotem est posita. In hac fuit olim Aereus Colossus — 16
Tenedus ad Septentrionem — Tene, et eius constructore eiusdem nominis
dieta. Carpathos — 17 Aegyptum — 18 Unde et Carpatium — Carpatiae
— Cytherea — occasum est sita a Cithero — 19 Porphyris — 20 Cycladum
— Hec — Diluvij — 21 Ogygio facto primum apparuit , — Delos —
22 Ortiga ab Ortygometis — 23 quae — visae sunt Icaria — Puero
Cretensi naufrago — 24 Icarium — Naxon — Dionysii — Bacchus. Melos,
quae et Storia — 25 Paron — 26 Paro Iasonis. — Haec — 27 Parium
— Sardium — 28 Mastix — Samo — in Aegeo est mari sita. — 29
Sybilia et Pithagoras. — fictilia
* Nel testo il perìodo che comincia colle parole : „Peragratis Africae
ecc." (nel Cod.«: ^^Peragratis ajfrice ecc") è T ultimo del Cap.° XXX ITT
,tDe Àethiopia**, Colle parole: „Insulae sunt dictae** (nel Cod.«; Insole
(sic) sunt dicte**) comincia il Capitolo XXXIV**: „De Insulis , et novo,
ut dicunty orbe'*.
520 V. FINZI,
Exposition magare delle ysolle.
Âuemo dicto de añrica et delle suoe continentie. Digamo
delle ysole del mar. Dico insole sonno diete, quasi hediffìcate
et permanenti quasi posite in sale. In lo mare mediteraneo he
5 Cipro insula contra suria denominata da cipro eh eno citate.
Ancho he dieta panfo, per una dtate cussi nomata. Creta dieta
he per uno re eh ebe noume Creto. Et e anche uocata cen-
tapolim per .e. citate che ui sono. Questa he posta contr ali
mare libico dicto ancho el mar adriatico^ per una citate uocata
IO adria. Abidos s e un y sola in ellesponto in europa. In elle-
sponto s e dicto per una citate, uocata elle. Altra (sic) ysole gè
sun, ciò s e colchos, e athica, et ciclados sono diete, perche
sono posite in rotunditate, e tanto s e a dir dclon quanto
rotunda, e perciò sono appellate dclodes. £t sono liiij.or posite
15 contra asia, la prima de queste s e dieta Rodos, per una dtate
cussi eliamata, e he posta in oriente. In questa fo en prima
una statua di ramo de .Ixx. cubiti longa, et era appellata ereo
colosso. Teneydos s e un altra ysola posta al septentrìone, et
he cussi uocata per una citate cussi nomata. Cárpatos s e posta
20 a meçio die contra egypto. £t per quella uiene dito al mar, mar car-
patio, e a le lor naue carpacie. Sicheria s e occidente, et he cussi
dieta per un monte clamato cithereo, et anche s e clamata partyrìs.
Dolos (sic) s e posta in meco di cilcadi, et e cussi eliamata per una
dtate cussi nomata. £ questa al tempo del deluuio, prima delle altre
21; se descopersse. £ questo foe per reeordanca delos, ese dieta
ortigometrìs, ciò s e de cotomise, perciò che ai sono prima
vezute. Icari isola foe denominata da uno puero de ereti ma-
rinaro, la qual s e anche dieta ystoria rotunda. L isola de paron
fo dita per una dtate cussi nominata, la qual hediffica paro,
30 nepote de lasone. Questa fa marmore blaneoissimo, che uiene
dicto paríonn. £ un altra petra appellata Sardium. Cidon s e
una ysola ne la quale nass el mastrice. Samos s e ysola deno-
minata da una citate, che s e en lo mar egeo, e de questa foe
Sybilia et pictagora. In questa primamentre fo trouati y luaselli
35 de terra, ciò dico boehalli et orcioli etc.
xxxviij. De Sicilia et eius insolis (sic)
Sicilia, a siculo Rege fratre ytali dieta, pnus Sicania a sicanoRege
cognominata, contra ytaliam sita. Hec et trinacia, a tribus montibns
dicitur. In hac est mons ethna, cuius sulfurea estu[f. i5Y]ant incendia.
40 In huius freto est siila et caribdis. In hac erant ciclopes olim. In hac
86 C. XXXV. De Sicilia — 87 Siculo rege. Italia diete. Priu«
Sycania, a Sycano rege — 88 Iteliam. Haec et Trinacria — 88 Aethna
— exaestuant — 40 Scylla et Charybdìs. — olim Cyclopes.
VOLGARIZZAMENTO DBLL^ IMAGO linTNDI. 527
inuenta est comedia. Folie insule iaxta Siciliani posile ab Elo rege dicte.
Hec et uulcane, quia incendio sunt piene. Sunt enim ix. Sechades insule
contra marsiliam posite uel site.
De Sicilia uulgaremenire.
5 Sicilia fo denominata per lo siculo, e foe fratre de ytalo, primo
fo cliamata sicania per uno re cliamato Sìcano. Questa s e posta
contra ytalia. £t anche s e clamata trinatrìa, per aij. monti che
ui sonno. In questa s e el monte clamato moncìbel, del qual
esse fogo e puza del solferò. In nel mare de questo, forno già
IO Siila (sic) et charibdis ysule. In queste foe antigamentre generatione
che uegniano cliamate ciclopes. £t in questa primamentre foe
trouata la comedia^ cioè 1 arte de uersifìcare. Insule folglie, e apresso
a dcìlia, e foe cussi denominata per lo Re Eolo. Sonno anche
clamate uulcane, perciò che sonno piene d incendio et sonno
15 .ix. Isule poste contra Marseia appellate Stechades.
zxzviiij. De Sardinia^
Sardinia a Sardino rege herculis filio dicta in medium sita. In hac
nec serpens nec lupus gignitur. In ea est solifuga, animai ut aranea,
morsu homines perimens. In ea est herba similis appiastro , que come-
20 dentibus rictus contrahit, et quasi ridentes interemit. In hac sunt fontes
callidi, infirmis medelam, fnribus ferentes cecitatem.
Exposition uulgare.
Sardegna fo denominata per lo Sardino figìolo de hercule
quasi in meçio posta. In quella no ingenera ne serpe ne lupo.
25 Et e gè uno animale che s e appellato Solifuga, per do che
nno (sic) uuole uedere sole, et e fato com el ragno, et ancide
li homini morsicandoli. Anche g e un erba che s e simele ad
appiastro, e se alcun en manucasse come rothi, e fa morire
quasi ridendo. Anche ui sonno fonti callidi, che a g infirmi
30 prestano sanitate, et ali furi e lari portandoge cecitate toiandoge
la luce.
.xl. De Corsicha,
Corsica a corsa mullere est dieta, contra Liguriam sita. Que prími-
tus taux suum quesitura illuc uenit, et referens lecti fertilitatem, a liguribus
35 inhabitarì cepit. Hec et Cirene a cirenno herculis filio est dieta, quia ab
1 Comoedia. Foliae insulae ab Eolo rege dictae iuxta Siciliam
positae. Hae et Vulcaniae, — S plenae. Sunt vero novem Staechades
insulae contra MassiHam sitae. — 16 C. XXXVI. De Sardinia, — 17
Herculis — contra Numidiam est sita. — 18 serpentes nec lupi gignuntur.
— Solifuga — 19 est et — apiastro, quae — SO interimit. — 21 calidi —
medela, — inferentes caecitatem. — 88 Corsa mullere dicta, — Lygurisun
— quae — 84 taurum — quaesitura — loci — Lyguribus — 86 coepit.
Haec — Cyrene — Cyrino Herculis
* I cap.* 39, 40, 41 e 42 del Cod.« formano il C. XXXVI del Testo,
che s' intitola „De Sardinia**,
528 V. Fmzi,
eo est inhabitata. Ebosus insula contra yspaniam. Hanc fuginnt serpentes.
Ibi enim et colubri a plena amguibus. Ibi enim et balleares insule, in
hiis inuente sunt fontes [f. i6'.] gorgodus insule in occeano iuxta atallamem,
in hiis enim habitauerunt gorgones, iuxta has experideus, ciuitates dicte.
5 In hiis ones albi uelleris habundant, ad purpuram optime ualent. Unde
dicitur fabulose aurea mala habuisse, malón enim dicitur cms. Ultra has
fuit illa magna insula, que piatone scribente est popolo snbuersa, que
aifricam et europam suam uincit magnitudinem concetum mare.
Exposition uulgare.
10 Corsica fo denominata per una femena ch auea nome taus,
üolendo li uegnîr a star, et aduœndoli el suo lecto con leí,
commençano habitar liguri, ciò e rachani. Questa anche a nome
cynea, e quella fuçeno y serpenti. Et per ciò gè multi colubri
et amgui, che somigiano biene a serpe. £ deuemo sauer, eh el
15 s e différencia infra serpi et angui e colubri. Serpe se diete,
per ciò che cauando la terra entra sotto ella. Amgui si e che
stano uolentiere in aqua, et sumigia ad anguile. Colubre s e,
che stano uolentiere al ombria. £ cosi auemo tree maniere de
serpe. Anche sono altre ysole, che sonno clamate balleari. £
20 sono in occeano a prouo athalante ysole appellate gorgodus, et
li abundano peccore cun lana bianca, che s e molto bona al
purpore. Unde si dicto in fabule auere auuto mala aurea, che
tanto sea dire, che aueano auute peccore d oro, e in gresesco
tanto in latino a dir quanto peccora. Oltra queste fo quella
25 grande ysola delà quai scripse plato, che per lo populo s e
profúndala, et era si grande, che già uinse affrica et europa,
dou e lo mar conreto.
.xlj. De Mede,
Mede insula est in ilio (sic) flumine, in capite ethiopie, in qua
}0 sumitur umbra in estate. In hac est lignum ebanum, iuxta quam est
ciuitas siene, in qua est puteus a fìlosophis (sic) factus .Ix. cubitorum
altus, in cuius fundum splendet sol radio recto in mense innio.
Exposition uuìgare.
Una ysola s e appellata mede, e s e in lo fiume nilo in
35 capo de ethiopia, nela quale d istate reçeue umbra. £t e g el
ligne appellato ebano, après el quale s e la cita de siena, in
la qual s e el pozzo facto dai phylosoñ alto .Ix. cubiti, in Io
fundo suo splend el sole del mese de çugno cun radio derito.
1 Hispaniam. — 2 Ibi est et Colubria — serpentibos. Ibi et Bale-
ares Insulae — 8 his inventae — fimdae. Gorgodes insulae — Oceano
— Athlantem. In his olim — 4 Gorgones. — Hesperidcs, ab Hesperia
civitate dictae. In his oves albis velleribus abundabant, quae — 6 vale-
bant. — e Aurea — Miclon — ovis Graece. Inter — 7 magna, quae
Platone — cum populo est submersa, quae Aíricam et Europam sua
magnitudine vicit, ubi nunc est Concretum mare. — 29 Meroe — in Nilo
— Aethiopiae, — 80 absumitur — aestate. — Hebenum — 81 Sycne
— philosophis — 82 Sol recto radio — Innio,
VOLGARIZZAMENTO DELL' IMAGO MÜNDL 529
.xlij. De perdita insule.
Est quedam ysola occeani dieta amenitate omnium rerum pre cunctis
terris prestantissima, hominibus incognita, que aliqua casu inuenta, postea
quesita, non est re[f. i6^]perta, et ideo dicitur perdita. Ab ac (sic)
5 fertur bredanus uenisse. ínsulas^ circuiuimus, nunc etiam inferna petimus.
Exposition uulgamenire.
Una ysola s e nel mare occeano, che uiene appellata ysola
perduta, che se habundante de tute le chose che bessogna al
corpo humano pliu de tute le altre terre. £ s e dieta perdita,
IO per do che se per uentura alcuno se gè abate in ella, e se
departe, uoiendola poi retronare, no la poseno retronare. Uene
dicto eh en ella el brendano. Àuemo circúndate le ysole. Ma
si cerchamo 1 inferno.
.xliij. De inferno.
15 Infemns dicitur ideo, quia inferius est positus, sicut enim terra in
medio aere, ita est infemus in medio terre. Unde et nouissima terra dicitur.
Est autem locus, igne et sulfure oridus, inferius dillactatus, superius
coangustatus. Hic lacus nel terra mortis dicitur, quia anime illuc des-
cendentes illuc moriuntur. Hic et stagnum ignis dicitur, quia sicut
20 lapis mari, ita anime illuc immerguntur. Hic terra tenebrosa uocatur,
quia a fumo et fectoris nebula oscuratur. Hic terra obliuionis nuncupatnr,
quia sicut ipsi obliti sunt dei, ita eorum obliuiscitur misereri deus. Hic
dicitur tartarus ab errore et tremore, quia ibi est flectns et stridor dentium.
Hic et gehena dicitur idest terra ignis, géhenne enim terra dicitur, cuius
25 ignis noster umbra dicitur esse. Huius profunditas et recessus dicitur
herebus, draconibus, igneis uermibus plenus. Huius patens os dicitur
barratrum, quasi atra uorago. huius loca fetorrem exallancia dicuntur
28 acheronta, idest spiramina, scilicet immundos Spiritus emittentia. Hic etiam
S quaedam Oceani insula — Perdita amoenitate et fertilitate — prae
— 8 longe praestantissima, — ignota. Quae aliquando — 4 quaesita —
inventa — Perdita. Ad hanc — 6 Brandanus venisse. C. XXXVU. De
Inferno, ínsulas circumivimus, nunc inferna etiam petamus. De nominibus
inferni. — 15 Infernus ideo dicitur infemus, — terra est — 16 aere —
terrae. — 17 sulphure orridus, — dilatatus, — 18 lacus — terra mortis
— animae — descendentes veraciter — 19 stagnum ignis — ut — 20
animae illi — terra tenebrosa — 21 Quia fumo et foetoris — obscuratur.
— 22 Dei: Ita — Deus misereri. — 28 Tartarus ab hòrrore, — fletus,
— 24 Gehenna dicitur, cuius ignis noster ignis umbra esse dicitur. —
26 Erebus draconibus et — Hic — dicitur, et Barathrum, — 27 Huius
— foetorem exhalantia — 28 Acheronta, id est, spiracula immundos —
Hic et Styx quod graece sonat, tristitia. Dicitur et Phlegeton, qui est
flnvìus infemalis, ob vicinitatem ignis, et sulphurìs, foetore, et ardore
horribilis. Sunt et alia multa loca, sive in terris, sive in insuUs poenalia,
aut irigore, et vento saeve horrentia, aut igne et sulphure iugiter ferventia.
^ Colla parola „ínsulas** comincia nel testo il C. XXX VH: „De
Inferno**,
530 V. FINZI,
stix dicitur, qui grece sonat trísticia. Flegeton est fluuius infemalis ob
uicinitate (sic) ignis , et sulphurìs fectore, et ardore orencia, aat igne et
sulphure iugiter feruentia. Ignea inferni loca inspezimus, ad aqaamm
refrìgerium confugiamus.
5 Exposition uulgaremenire.
Inferno s apella, perciò che s e posto de sotta, e si come
la terra s e nel meçîo del aere, cussi 1 inferno s e nel mecio
de la terra. Unde uiene dicto terra nouissima. £ per ciò he
loco spauentoso et orido di fuocho, e di solpharo, de sotta
IO largo, e di sopra streto. Anche dico laco ouer terra di morte,
perciò che le anime che ui descendono ui moreno. Questo s
e dicto stagno di fuoco, cussi come la petra somergano ne lo
mare, cussi le anime ui somergono in elio. Anche s e clamata
terra tenebrosa, per ciò che puçia da fumo, e de nebla s e
15 oscurato. Amebe s e clamata terra de obliuione, per do si com
egi se desmentegano deo, cussi si dimentegano (sic) dio d auere
misericordia de loro. Anche s e dicto tartaro, per 1 erore (sic)
e per lo tremore, perciò eh en quello si he pianto e stridor
de denti. Anche s e dicto gehenna, ciò s e terra di ñioco
20 [f. 1 7 r] , gehenna tanto s e a dir quanto fuoco di tanto calor,
che el nostro fuoco s e quasi umbra a respecto di quello. La
profunditate di quello et el suo andamento s e dicto erebo,
pleno de dragoni e de uermi sfoucosi. La manifesta bocca di
quelo s e dicto barratro, come scura deuoratione. Li logi di
25 spauenti che puçano s e dito acherunti , ciò e spiraculi , che
sputano li spiriti immondi. Anche s e dicto stix, perdo eh en
gresesco tant e ardir (sic) quanto trísticia. Flegeton s e un fiume
d inferno, per la uisinatate del fuoco e del solferò la puza s e
onda, onero che per lo fuoco e per lo solferò lezieramente
30 boieno. Reguardate auemo y brasenti fuochi d inferno, tomemo
al refngieno de l aqua.
.xliiij. De aqua.
Aqua, que secundum elementum ponitur, ab equalitate dicitur, unde
et equor, quod sit planum. Hie in mari colligitur, in flumina diuiditur,
35 in fontes difunditur, per annes (sic) connectitur, per terram dissipatur, per
aera atenuatur, totam terram cingit, omnes regiones et prouindas diuidit.
Huius inmensa profunditas dicitur abissus^ quasi abest fundus, habet tamen
fundum, quamuis nimis profundum.
De eodem,
40 L aqua che s e posta si come elemento s e dieta aqua per
la equalitate, per la quale cosa se dicto equor, che tanto sea
42 dir quanto plano. Questa core in el mare, in fiume se diuide, ne li
8 ad refrìgerium aquarum — 82 C. XXXVm. De Aqua. — 88
quae — Elementum — aequalitate — 84 Aequor, — piena. Haec — In
flumina diffunditur. In fontes dividitur. Per amnes — 86 Per terras —
Per aera attenuatur. Totam — 86 Omnes — 87 immensa — Abyssiu»
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 53 1
fonti si despande, e per li fìume se congionge, per la terra se dissipa,
per 1 aere s asotigia, tuta la terra cienze e tute le regione, e prouincie
diuideno la grandissima profunditate. Quella s e appellata abysso,
quasi senza fundo, ben g e fundo, quanuis deo troppo profundo.
5 .xlv. De oceano,
¿^ceanus dicitur, quasi ocior annis, uel quasi zonarum linbus, quinqué
enim çonas in modum linbi ambit. Estus* occeani accessus lunam sequitur,
cuius aspiratìone rectro traitur (sic), eius iropulsu refunditur. Cotidie bis
effluere et remeare uidetur. cum luna crescente cresit, cum decrescente
IO descresit. Cum luna est in equinocio maiores fluctus occeani surgunt, ob
uicinitate (sic) lune, cum in solisticio mitiores ob longinquìtatem eius. per
.xviiij. annos ad principia motns, et parua incrementa, ut luna reuertitur.
(Manca il titolo del cap.o)
L'Oceano s e dicto quasi fìume plu reposato , onero quasi
15 limbo de centure drcundato quasi in modo de linbo. Cinque
centure s e el frequentamento de 1 auegniemento e del parti-
mento , ciò e del crescere e del calare se guida la luna , la
qual aspiration se trace in retro, e per lo suo inpinguimento se
respande, e continuamente doe volte el di eresse et descresse
20 se mostra. Quando la luna eresse e que[f. i7v]llo eresse, e
quand ella decresse, el decresse. Quando la luna s e in quinotio
el lena magiore undatione in 1 oceano per la uicinitate de la
luna. £ quando s e in solsticio, 1 e plu masueto per la longeza
della luna ad elio. Per .xviiij. anni ay comenzamenti, y pareno
25 crescere de suo mouimento toma si come fae la luna.
.xlvi. De uoragine,
Ompoteris quoque idest uorago in occeano et in exortu lune maiori
estu fluctus inuoluit et reuòmit. Hec autem uorago, que totas aquas et
ñaues absorbet et reuomit, bine fìt. est in terra abissus profundissimus, de
30 qua scribitur. rupti sunt onmes fluctus abyssi magne, iuzta hanc sunt
cauemosa loca et spelunche late patentes, in huius uenti de motione
32 aquarum concipiuntur, qui et spiritus procellarum dicuntur, et suo spiramine
6 C. XXXIX. De Oceano, — 6 limbus. Quinqué — 7 zonas
mundi — limbi — Aestus Oceani, id est, accessus, et recessus Lunam —
8 retro trahitur — Quotídie autem — 9 cum Luna — crcscit — 10
decrescit — Luna — aequinòctio — Oceani fluctus — 11 vicinitatem
Lunae. Cum in Solstitío, minores — Per decem et novem — 12 paria
— Luna — S6 C. XLI. De Voragine, — 27 Ampotis — Oceano in
— lunae — 28 aestu — Haec — quae — 28 Est — abyssus profundissima,
— 80 Rupti — abyssus magnae. Et iuxta — 81 speluncae — his —
spiramine — 82 dicuntur. Et hi suo spiramine
* Colle parole „Aestus Oceani** (nel Cod.« „Estus Occeani**) comincia
nel testo il C. XL: „De A£stu maris**.
532 V. FINZI,
hü aquas mans, per potentes terrarum cauemas introrsus in abissns atra-
hunt, et ex ea exundante, iterum magno ímpetu repellunt De^ hiis nentis
fìt etiam terremotus.
De eodem,
5 Empotens doe la uoragine nel occeano en lo leuare delà
luna cun magione (sic) furore^ inuolgie e reuome^ le undatíone.
£ questa uoragine eh engloteno e reuome tute 1 aque e le naue,
de quince si e in terra abisso profundissimo, delà quai e scrìpto
tute sono rotte le undatione del grande abyso. Apresso di
IO questa sonno cauemosi logì et spelunche ampie et manifeste, e
queste si engenera li uenti del mouimento delle aque, che sonno
appellati spiriti di tempesta. £ questi per lo suo reñaare e can
la sua forza mandano et retrano le aque dell mare per le po-
tente caueme della terra fìn eh eie tornano en 1 abisso, e poy
15 le repin^eno in fora cun grande rumore e fano teremotL
•xlvij. De teremotis et haUnis et aere.
Nam uenti concauis locis inclusi dum erumpere gestiunt, tenam
oribili tremóre concutiunt, eamque tremore faciunt. Hinc* etiam fit terre
hyatus, dum caua loca et continuis aquis fragilia, uentis concussa ram-
io puntur, et rorsus cadencia in hyatum aperiuntur, de quibus et multe cini-
tates deuoratc leguntur. Hoc est autem in terra tremor, quod in nube
tonitruum. Hec hyatus, quod ibi fiunt autem cum teremotu inundationes
maris eodem inde spiritu infusi uel residenti sinu recepti. Unde tellns
scicilie (sic), que cauemosa et sulfore ac bitumine strata uentis pene tota
25 et ignibus patet. spiritu introrsus cum igne contremante multis sepe loda
fumum uel uapores uel flamas erutat, uel etiam uento acrios incumbente
arenarum lapidum uel moles egerit, inde montis ethne, ad exemplmn
gehene ignium tam diutinum durât incendi[f. i8r]um, ut insularum coHdam
dictum undis nutriri aquarum concursus spirìtum in imum profondimi
30 secum rapiens tamdiu suffocat, donec uenis terre difussis fomenta ignis
1 patentes — cavernas, in Abyssos abstrahunt, et ea exundantes —
2 De his — 8 et terrae motus. — 18 orribili fremore — terrae hiatua,
— 19 loca cava, frigida — 20 introrsus cadentia in hiatum — multae —
21 devoratae — 22 Hoc hiatus, quod ibi fulmen. Fiunt autem cnm
terrae motu innundationes — 23 scilicet — residentis — Inde — SM
Siciliae, quia — sulphure — 25 Spiritu — concertante, — saepe
flammas eructat, — Ä lapidumve moles egerit. Inde — Aetnae —
Gehennae — incendium, quod Insularum Aeolidum dicitur — 28 nutriri,
dum — SO terrae diffusus
* Colle parole : ,»De hiis uentis** (nel testo „De his ventis**) comincia
nell' ediz.o citata il C. XLII: „De Terraemotu**.
^ Sopra la parola furore^ d'altra mano, leggesi la parola calore^ che
è più rispondente al significato della voce estu del testo.
' Sopra la voce reuome d'altra mano è scrìtto : ^jbuta fora**.
* Colle parole ^^Hinc etiam ecc/* comincia nel Testo il Capitolo
XLm: ,,De Hiatu**,
VOLGARIZZAMENTO DELL' DIAGO MUNDI. 533
accendant. Hinc silei canes latrare fìnguntur, dum procul nauigantes
tindanim tremore terrentur, quas sorbente uoragine collidit estus. simili de
causa in aliis etiam terris incendium surgit, et gehenam proostendet.
De eodem.
5 Perdo che li uenti inclusi ne li logi concaui, e uolendo
ensir fuora si se spacano de rumpere, et cun ombelle remore,
e fanno scorlar la terra e tremar per questa caxone. Si fae
aurir la terra, fin che li logi concaui per le continue aque poe
perchóse day uenti se rompeno, e poy cazando e deruinando
IO se aureno, per lo qual si se dixe, che molte terre et multe citate
sonno profúndate e deuorate dalla terra. Quel che nui dissemo
in terra tremore, nelle nuouole dicemo tonitrui e questi auri-
menti che sì fanno cun teremoti, le undatione del mare le fanno
cun uenti, che esseno de li, y quali fereno per le caueme de
15 la terra. Unde la terra de cidlia che s e cauemosa, e piena de
solfaro, e de sozura e de fuoco se s indica di fuore per lo
spirito del uento, che conbate dentro con el fouco, e chosi
manda fuora li fumi de quel fouco cun le ñame, ouer perche
la grande habundança dy uenti, li monti della rena e de sablone,
20 e de prede si deruinano, com nuy possemo uedere in moncibel,
la ou e si grande incendiì, che 1 isole del lito enno fatte per 1
unde, e con courimenti de 1 aqua menando i spiriti sego in un
profundo tanto lì teneno sofochatì fìn a che sparto per le uenne
della terra accendano quegi feruentamenti. Et inde ascoltando
25 par che tuti y cani de Sicilia la si crìano, si che meteno paura
a quelor che nauegano per mar ben da lunçi, y quali sorben-
doli la terra, amorta quegi frequentamenti. E per simele caxon
anche nel altre terre se leua incendio, e demostrasi enprima-
mente in moncibello.
30 .xlviij. Unde ueniat frigus et quomodo,
Sicut calor de igne, ita frigus de aqua nascitur. Unde extreme
partes occeani rigido gelu et perpetuo frìgore horent, quia calore solis
carent. Pars enim occeani, que medium orbem diuidit, ideo iugiter calore
fernet, quia solis iter super se habet.
35 De eòdem.
Sicom el calor nasse del fuoco, cussi lo fredo nasse de 1
aqua, per la qual chosa le parte de occeano sono horide per
rigido e perpetuo fredo, perdo che non anno miga del calor
del sole. £ la parte del occeano che part el mondo per mitate,
40 per ciò s e calida, perche a soura se el cha[f. i8v]lor del sole.
1 accendat. Huic Scyllaei — 2 fremore terrentur — aestus. —
Simili — 8 Gebennam praeostendit. — 80 C. XLIV. De Frigore, —
80L igni — extremae — SS Oceani — horrent, — 88 autem Oceani,
quae — calore iugiter — 84 solem continuo supra
534 V. PINZI,
.xlix. De aquis dulcis (sic).
Occeanus fluuiorum occursu non augelur, quia flaenta dnlcia partim
saisis valis consumuntur , uel nentis, aut uapore solis arrìpitintnr, ant per
occultos meatus in saos annes reuertitur, idcirco perdurât salsus, tot
5 fluminibus aut pluuiis inrigatus, quia ex austro a sole dulci tenoique
liquore, quem facilius ignea uis trahit, omnis asperior crossiorque linqaitiir,
ideo summa maris unda est dulcior, profunda amarior, lune autem alimen-
tum est in dulcibus aquis, solis nero in maris (sic).
De eodem.
IO L Oceano per concurso, cío e per habundancia di fiumi
dulci non cresce, per ciò che Ile aque dolce se consumano en
logi salsi, o per uenti, o per uapore de sole, o che per occulti
andamenti tornano en li lor fiumi medessimi. £ per do el fiume
occeano remane pur salso quanto che 1 aque dolce metano cauo
15 in quello, per ciò eh el solle gè tolle one dolceza et one
sutigeza de liquore li quali plu legiermente trae la força del
fuoco, e ciascuna plu aspera e plu grossa remane. £ per do
1 unda del mare de sopra s e plu dolce, e quela del profundo
s e plu salsa e plu amara. Ma 1 alimento delà luna s e in le
20 aque dolce, e quel del sole in le amare.
.1. De mare rubro.
Mare rubrum de oceano exit. Sed roseum colorem de terra trahit,
que tota sanguineo colore ruor, atque uicina littora infìcit.
(Manca il titolo del cap.®)
25 Lo mare rosso esxe (sic) del occeano, ma trae lo color
dala terra la qual tuta cun culore sanguineo per li litori uidni,
el cruor coloriss el mare.
— . Unde mare dicaturj^
Mare dicitur, quod sit amarum. Hic per uenas terre occulto meatu
30 discurens amaritudinem in terra deponit, dulce in fontibus erumpit, in se
ipsum ìterum defluit, ut scribitur. ad locum unde exeunt flumina reuer-
tuntur, ut itenim fluant omnia flumina intrant in mari. Dicitur' autem
quod aque natura sit duplex, scilicet salsa et dulcis. Aqua salsa maris
34 est grauior, dulcis foncium et fluminum leuior. Et cum legatur dominas
1 C. XLV. De Aquis dulcibus et saisis, — 2 Oceanus — 8 vadis
— abripiuntur. Partira — 4 amnes revertuntur. Idcirco — 6 ac —
exhausto a Sole — 6 crassiorque linquitur. Ideo — 7 Lunae vero —
8 amaris. — 21 C. XLVI. De Mari rubro, — 22 Oceano — 23 quae
— rubet, ac — litora — 29 Hoc — terrae — 30 discurrit, — 31 tandem
— Ad — 82 intrant mare. — tamen, — 88 aqua — Salsa maris — 84
fontium — est levior. — quod Dominus
' n sudd.° Cap.o fìno alle parole „intrant in mari** nel testo forma
parte del Cap.« XLVI „De Mari rubro**,
^ Comincia nel testo il Cap.^ XL VII: „De Gemina aquoê natura**.
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 535
fontem in paradiso prodozit, in quatuor dinidens, totam terram in quatuor
mundi partibus rigare precepit. Dicitur quod eruptio omnium foncium
nel fluuiorum dulcis aque de ilio fonte vel fluuiis decurrat, et in matrìcem
abyssum eiusdem fontis defluat, que licet uniuersa mare influât, amaris tamen
5 aquis non commiscitur. Sed ut puta leuis super graues aquas labitur, et
in occultum suum cursum reuertitur. Hin (sic) est, quod mare non
redundat, cum omnia flumina illud intrent. Sed et supra rura unda maris
non est adeo amara, quam ea, que in ymo sunt posita.
De eodem,
IO Lo [f. igr] mare s e dicto cun ciò sia chosa che s e amaro.
£ questo andando per le uene della terra occultamente lassia
en la terra la sua amaritudine, e spande dolce per li fonti, et
anche retoma en si medesimo. Unde 1 e scripto, ay logi unde
esse li fiumi iue tornano, a ciò che anche retumino, e cussi
15 uano tutì li fiumi, et entrano in mare. £ dicesse che Ila natura
dell aqua se depaite in doe parte, do e salsa e dolce, la salsa
s e plu greue che la dolce dei fonti e dey fiumi et e plu leue.
£ lezesse che ihesu christo feci (sic) un fiumi in paradiso, e si
diuideno la terra in quatro parte, e si comando che questo
20 fonte se spandeseno in quatro parte, e terminasse en tuta la
terra. £ dicesse che tute 1 aque dolce di fiumi e de fontane,
et generalmente quante aque dolce sono in terra descendéno
da quel fonte, e tute tornano in abysso si com en la matrice
d esso fonte. £ cun do sia ke quel fonte se mescla col mare,
25 el qual s e amaro, non perdo de sua amaritudine. Ma si come
chosa leuissima sopra 1 aque greue descore, et in lo so occulto
corso descore e retoma. £ 1 unda de sopra no se quasi amara,
a comparatione de quella de sotta.
.Ij. Quare sunt fontes calidi in yeme et in estati (sic) frigidi,
30 Quod fontes in yeme sunt calidi, et in estate frigidi, bec est causa.
In estate calor aeris pellit frigus in terram, et inde aqua fit frigida. In
yeme nero frigus aeris pellit in terram calorem, et inde aqua fit calida.
Et* cum omnis aqua aut dulcis aut salsa, uidendum est unde aqua erum-
34 pat calida uel putrida.
1 et in quatuor flumina — 2 partibus mundi — praecepit — fon-
tium omnium, — 8 aquae — 4 refluât. Quae — 6 coramiscetur. — 6 Hinc
— 7 in illud — Sic et suprema maris unda — 8 quae — imo est —
80 sunt in hyeme calidi, in aestate autem — haec causa est: in aestate
— 81 aeris repellit, et inde fit aqua firigida. In hyeme — SS aeris —
calorem in terram, et inde fit aqua — & sit dulcis — Videndum unde
quaedam — 84 putida.
» Comincia nel testo il Cap.« XLVni ,»De Aqua calida".
536 V. FiNzi,
De eodem,
La chason che lì fonti d inuerno sonno callidi, et d istate
frìgidi, si s e che la ystate lo calor de 1 aqua caca 1 fredo in
terra, e perciò 1 aqua uene callida. £ cun ciò sia chosa che
5 one aqua sia o dolce o amara, ciò s e salsa, he da ueder ande
1 aqua uegna putrida ouer callida.
.lij. Undé aqua trahit calor em et fectorem.
Sunt quedam specus subteranee naturaliter sulfore piene, in hiis cnm
uentus concipitur, eius aflatu sulfur incenditor, quern incendium éructant
IO etiam quedam loca ut fit in Sicilia, cum ergo aqua per ignea loca currit,
et calorem et putorem inde trahit, et si prope hunc locum errupit fiami-
uoma ebullit. Si autem longius recesserit, uix tepescit, deinde penitus.
frigescit. De eodem en uulgare?-
Expositio [/, 19.«'] uulgare.
15 Sono alquante spelunche, cioè thane soto terra naturalmente
piene de solfare, e quand el uento s engenera in elle, ouer per-
cute in elle, per quella percutione se accend el sofaro (sic),
lo quai incendio esse fora per alguna creuatura esse fora et appare
si come se demostra in Cicilia. Adoncha quando 1 aqua core
20 per cotali logi de questo incendio reprende del calore e del
pul toro, e si auene che appare sopra la terra per rito quegi
incendii, 1 aqua dico appare si bogiente, che mostra grande
meraueie, e s e da lunzi plu tepida, ese plu da lunçi íreda.
in questo modo a pocho a pocho la se uen refredando.
25 .liij. Dea agua morta, et di serpenti.
Sunt autem loca serpentibus piena, qui uicinam aquam inficiunt
ueneno, que dum de terra exurgit bibentes interrimit, ut fons stix fadt.
Expositio uulgare.
Sonno altri logi pieni de serpenti, che per loro flato ato-
30 sicano 1 aqua, che gè stano a llor vicina, e si adeuene che
questa aqua essa fuore de terra ozide ciascuno ne beue aldde,
si com el fonte stixe.
8 quidam subterranei — sulphure pieni. In his — 9 aíFlatu sulphnr
accendilur, quod — 10 etiam éructant quaedam — Sicilia. Cum — per
haec — U calorem, et putorem — erumpit. flammivoma — 26 C. XLDC.
De Mortiferis aquis, — 26 Sunt alia — viciniam veneno inficiunt, quae
— 27 exsurgit, — interimit, — Styx.
* Il fol. 19'. termina colle parole: „De eodem en uulgar^*^ che
formano il titolo del sudd.o cap.^ lij., in volgare; nel fol. I9^. il titolo è
ripetuto in forma diversa, indubbiamente per una svista del mbrìcatore,
cosi: „Expositio uulgare**, come più sopra si legge.
& a-
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDL 537
.liiij. Del mare morto,
Qaod aqua mans mortai a uentis non monetar, et in se nichil uinere
patitnr, fìt ex fontibus bituminis, quibus edifficata est abel turris, bitnminis
autem natura resistit aque, et non diuiditur nisi in mestruo sanguine.
5 Expositio vulgare,
L aqua del mare morto no se moue per uenti, e in quella
no pò uiuere niente, adeuene per li fiumi de bruitura di quali
eno hediffìcata la torre d abel in brutura, e la natura contrasta
a 1 aqua e no se diuide se nno in putrido sangue.
IO «Iv. De animaUbus in agua creatís.
Pisses (sic) et aues ideo in aquis comorantur, quia de bus facta
leguntur, quod autem aues in aere uolant, et in terra inhabitant, ideo fìt
quia aer est humidus, ut aqua et terra est aqua permixta, quod nero
quedam ammalia de terra creata, in aquis possunt morari, ut sunt cocodrilli,
15 ideo fìt, quia aqua iest ualde terris permixta.
Expost tían uulgare.
Li pissi e Ili oselli dimorano in aqua, et e segundo eh e scrìpto,
perche sonno creati di quella, che Ili ocelli uoUano per aere,
et habitano in terra, e perciò che 1 aere s e húmido si come
20 1 aqua e la terra e permesclata de 1 aqua. £ che quanti ani-
mali creati de terra possano dimorare in aqua si come cocodrilli
e ypotanti, si e perciò, che 1 aqua s e troppo permesclata cun
la terra.
.Ivj. De conoscere le qualitate del tempo, che de lugnire per signi d aqua,
25 Cum [f. 20'] in nocturna nauigatione sintillat ad remos, tempestas
erit, et cum delphini sepius undis resiliunt, quo illi feruntur, inde uentus
exurget, et inde nubes discusse celum aperiunt de profundis aquarum
dimergamur, et scriptoria penna in aere suspendamur.
De eodem,
30 Quando in lo nauegare de nocte sentilla, ciò e gocia sopra
li rimi sera tempesta, e quando y delphini spesse uolte saltano
e mostrasse fora dele unde, la donde elli se mostrano, cussi
ende se leuera uento, e nuouole discusse, e perciò s apreno el
cielo, day profundi de 1 aqua neperciamo, e de penne da
35 scriuere in aere torniamo.
1 C. L. De Mari mortuo. — 2 nihil — 3 aedifìcata — Babel —
Bituminis — 4 aquae, — nisi menstruo. — 10 C. LI. De Animaliòus
aquarum, — 11 Pisces et Aves in aquis ideo commorantur — his — 12
leguntur. Quod — aere — habitant. Ideo — 18 aër — aquae — Quod
— 14 quaedam — Crocodili et Hyppopotami, hoc ideo fìt quod — 15
terrae — 24 C. LII. De signis in mari Prognosticis, — 26 scintillât —
tempestas erit. Et dum Delphini undis saepius exiliunt, — 27 nubes undis
excussae caelum — Deprofundis — 28 emergamus, — aera.
ZeitMhr. f. rom. Phil. XYU, 35
53^ V. PINZI,
(Manca il num^. del Cap.<^) De aere,
Aer est omne, quod iam simile, a terra usque ad lunaxn conspicitur,
de quo uitalis spiritus auritur, et quia est bumidusi ideo uolant in eo
aues, ut in aqua natant pisses. In hoc commorantur demones cum tor-
5 mento diem iuditii postulantes corpora ex quo assumunt, dum hominibns
apparent.
De eodem.
Lo aere s e one chosa, eh e già simile da terra tra qui
ala luna, o el se pote rcgardare, del qualle se trace spirito de
10 uita, e perdo eh e húmido , uollano in elio ocelli, si come in
aqua nodano pissi. Et in elio anche demorano demonij cun
tormento, che demandano el di del iuditio. £ questi sono
che prendeno corpi, quando apareno ali homini.
Ivij. De uentis,
15 De koc procreantur uenti. Uentus est enim aer commotus et agitatus,
et nichil aliud, quam aeris fluctus qui in .xij. diuiditur, et quisque sibi
proprium uocabulum sortitur, de quibus quatuor cardinales sunt, alii illorom
conlaterales.
De eodem,
20 De questo, ciò dico del aere se pò creare y uenti, e uento
s e aere commosso e demenato, e niente altro, che deeorimento
dele (sic) aere, che se diuide in .xij. parte, e ciascuno ha pro-
prio uocabulo, di quali y quatre, che sono gardenali, ciò s e
cussi cliamati, e Ili altri sono collaterani, ciò s e, che stano a
25 circa li cardenali predictL
Iviij. De primo cardinale, Sotentriùne,^
Primus cardinalis septentrio, qui et partias, fatiens frigora et nubes«
Huius dexter circius, qui et tracias, faciens niues et gradines (sic), eins
sinister aquilo, qui et bóreas, constringens nubes.
30 De eodem. en utägare.
Lo primo gardinale s e sotentrione, che altramente s e
dicto apartia, che fa fredi e nubile. El dextro d elio s e or-
cio, el quale altramente s e dicto tracia, che fa neue e grandine.
Lo so sinistro [f. 2oy] s e aquilo che anche uen dito borea
29 constrençe le nuuolle.
1 C. un. De Aere, — 2 ¡nani simile, — 8 hauritur. Et — in eo
volant — 4 pisces. — daemoncs, — 5 iudicii praestolantes. Ex quo sibi
corpora sumunt dum — 14 C. LIV. De Ventis. — 15 enim est aer —
16 Et nihil — duodecim — quisque proprium — 17 sunt cardinales ilio-
rum collatérales. — 26 C. LV. De Cardinalibus uentis, — 27 Cardinalis
Septentrio, — Aparctias faciens — 28 Circius, — Thracius, — grandinem.
Eius — 29 Aquilo, — Boreas.
* I Cap.i 58, 59, 60 e 61 del Codice costituiscono il C. LV del
Testo: „Z>^ Cardinalibus ventis".
VOLGARIZZAMENTO DELL* IMAGO MUNDI. 539
.Iviiij. Del secondo Cardiale,
Sectindus cardinalis subsolanus, qui et aiìliotes, tempéralas, cuius
destiìs uulturnus, qui et calceas, cunta desicans, eius sinester eurus nubes
generans.
5 De eodem uulgare.
Le segondo gardenale s e subsolano che s e anche dito
afìliotes temperato. Lo dextro d elio s e uultumo, che s e
anche clamato calceas, lo qual desecha tute le chose, lo sinistro
d elio s e Euro, lo qual genera le nuouole.
IO .Ix. De tercio qui appeUatur auster.
Tercio (sic) gardinalis, auster qui et notus, humorem, calorem atque
flumina gingnens. Hius (sic) dexter eurus. Auster, calidus, eius sinister
eorus nocthus, temperatus, auffles uenti fatiunt maiores tempestates in
mari, quia ex bumili flant.
15 De eodem.
Le terco gardenale s e austro, el qual s e dicto anche
nothoy che engenera humori, e calori e fiumi. Lo so dextro s
e coro, lo austro calido. £1 suo sinistro s e eoro notho tem-
perato, li uenti, che uiene dicti auffles, fanno magior tempeste
20 in Mare, perdo che procedeno de humilitate.
.Ixj. De guarto, cui appellatur tephyrus,
Quartus gardinalis çephyrus, qui et fauonius hyemem resoluens,
floresque producens. huius dester afirichus, qui et lips, tempestatem et toni-
trua generans, et fulmina, eius sinister corns, qui et argestes, in orientem
25 nubilla, in indiam fatiens serena. Extra bos sunt duo uenti, aura et
altanus, aura in terra, et altanus in pellago.
De eodem.
Lo quarto cardenale s e çephyro, che s e anche dicto fa-
uonio, el qual desparte en 1 inuemo, e produsse flore. El suo
30 dextro s e afiricho, el qual s e anche dicto lips, et genera
tonitrui da tenpestar, e sagipte ardente, lo suo sinistro s e choro
lo qual in oriente s e dicto argeste, e fano le nuouule in india
serene. De fuoii da questi sono dui uenti, ciò e aura et aitano,
34 aura in terra et aitano in pellago.
2 Cardinalis, Subsolanus — Apeliotes — Cuius dexter Vultumus —
8 Calcias, cuneta desiccans. Eius — Eurus — U Tertius Cardinalis,
Auster — Notus — 12 gignens. Huius — Euroauster, — Huius — 18
Euronotus — Australes venti faciunt maiores tempestates , quia ex humili
flant in mari. — 22 Cardinalis, Zephyrus, — Favonius — 28 Huius dexter
Africus, — Lybs, tempestatem, tonitrua — 24 Eius — Corus, — Argestes
— Oriente nubila, in India faciens — 26 Aura, et Altanus. Aura in
terra* Altanus in pelago.
3S*
540 V. FINZI,
.Ixij. De nebulis.
Uenti suo spiramine aquas in aere trahunt, que conglobate in nubes
densantur. Dicuntur autem nubes, quasi nimborum naues. quibus dum
uenti inclusi erumpere nituntnr magno murmore et crêpant et nubibus
5 conlisis ignem terribilem excuciunt.
De eodem.
Li uenti dico trazeno 1 aqua in le (sic) aere cun sol spira-
menti li quali se assumati, se conuerteno in nuouole. £ nuouule
tant e a dire quan[f. 2 1 rjto de nimbi, li quali quando sono pieni
IO de uento, quegi uenti che sono inclusi in si medesimi se sfor-
cano de usir fora, et esseno cun grande murmuramento, e
fereno per uenire de sie, et deuentano nuouole tute percosse e
máchate mandano foucco terribelle.
.Ixiij. De throno et fulgore,
15 Sunt repitro ergo nubium et uentorum et tonitruum, ignis inde
excussum est fulgur. Cum^ tonitruum fit, semper est ibi spendor et
sonus, sed quia uirtus uidendi longius extenditur quam audiendi, ante
uidetur splendor quam sonus audiatur, qui ignis sulfuris ideo pénétrât que
tangit, quia subtilior est nostro, et magis uentorum ui impellitur. ab aquillone
20 fulgur, et ab euro tonitrium et tempestatem, ab austro flatus estum portendit.
De eodem.
Sono repitro doncha de nuouole, e deli uenti, e lo tonitruo,
el fouco che esse de quelle sono fulgore. E sempre, quando
el se fa throne, iue splendore ui sono. Ma la uertute del uedere
25 se destende plu da longo eh a quella del oldire. Et innanti se
ued el splendore, eh el no se aude. E quel fogo della fulgore
passa si tosto le cosse eh el tocca, e questo he, che I e plu
sotil del nostro, e per maior força de uenti s e cazzato. Da
aquilone uiene la fulgore, et ab euro el tonitruo e Ila tempesta. Dal
30 austro uien el ñato del istate. £ cossi ciascuno a sso proprio loco.
.liiij. De celestiali archu^
Arcus in aere quadricolor, ex sole et nubibus formatur dum radius
solis cane nubi immensus repulsa acie in solem refringitur, sicut dum sol
in uas aqua plenum fulget, spendor in tecto redditur. de celo igneum, de
35 aqua purpureum, de aere iacintinum, de terra trahit colorem gramineum.
1 C. LVI. De Nubibus. — 2 aera — quae conglobatae — 4 mur-
mure concrepant, — 5 collisis — excutiunt. — 14 C. LVII. De Tonitrtto
et fubninibus. — 15 Strepitus — est tonitruus. Ignis — 16 excussus —
18 qui ignis ideo quaecumque tangit, pénétrât, quia est subtilior nostro
igne, et magna — 19 Aquilone — 20 Euro tonitruus tempestatem, et ab
Austro — aestumque. — 81 C. LVm. De Jride, — 82 aere — 88
cavae — immissus — Sicut — 84 De coelo — De — 86 purpureum.
De acre Hyacinthinum. De terra colorem gramineum trahit.
^ II passo del Codice, che comincia: „Cum tonitruum** e finisce:
„sonus audiatur**^ non si trova nel testo.
^ Qui, come si vede, vi ha errore nella numerazione, che si ripete
per gli altri capitoli.
VOLGARIZZAMENTO DELL' IMAGO MÜNDL 54 1
De eodem.
Lo archo che se mostra en le aere de quatro collori se
forma per lo sole et per le nuouole, quand el radio del sole
percute intro li caui delle nuouole, y suoi radii reñecteno in lo
5 sol medesmo. Si come quand el sole resplende in un uassielo
d aqua pleno in lo tecto, cussi quello in el celo del celo e
color di fuoco, del aqua color de porpore, del aere color iacin-
tino, che e quasi giallo, de la terra quasi uerde in color de
gramegna.
IO De pluuia,^
Ymber ex nubibus descendit, dum enim gutte in maiores guitas
coniunguntur, aerìs amplius natura non ferente, nec uento inpellente, neque
sole dissoluente ad terras dilabuntur. leta autem et iugis defluxio pluuia,
repentina et preces nimbus uel imber uocatur. Que licet de amans aquis
15 maris sit austa, de solis radio in aere decocta, dulcescit, unde marina
aqua humo infosa dulcem saporem sumit.
De [f.2iv] eodem.
La rosata descende dele nuouole, et quando le goce cun
maior goce se conçunzeno no portano la natura dello aere plu
20 innanci, mo per lo uento che Ile incalcano, mo per lo solle che
deuentano liquido caçeno a terra. E la uegeuolle descorsione
si e pluuia tostana, e uen cliamata nimbo trabucheuole, onero
rosata, la quale auegnadeo che sia irata dele amare aque del
mare, cota poi in lo aere deli radij del sole deuente dolce, e
2t sicome fa l aqua del mare che infusa in la terra húmida et
dolce deuen dolce.
.lyj. De grandine.
Stille pluuie uentis et frigore conglatiate coangulantur , in lapillos
grandinis mutaniur.
^Q De eodem.
Le goce della plouia per uenti insenme constrecte et gia-
ciate se mutano poi in preelline et in granel le.
.Ivij. De niue.
Nix aquarum uapore nundum densato in guitas, sed gellu preripienie,
35 formaiur, que in alio mari non cadit.
10 C. LIX. De Pluvia, — 11 Imber -— guttulae — 12 coeunt,
aëris — non — non — 13 Lenta — 14 praeceps Nymbus in nubibus
vocaiur. Quae — 16 bausta — igni — aere — ut — 27 C. LX. De
Grandine, — 28 Stillae pluviae — congelatae in aere coagulantur, et —
83 C. LXI. De Nive. — 84 aquae — nondum — gelu praeripienie —
86 quae.
* Manca il num.«» del cap.°, che dovrebbe essere il 55».
542 V. PINZI,
De eodem.
La neue se forma da uapore de I aqua lo qual non e anche
compresso in goce d aqua, perciò che per lo grande fredo igi
se conuene apiare insembre in neue in lo alto mare. ^
5 .Iviij. De nebulis.
Nebula fìt, dum humide exaltationes uaporaliter in aera trahuntur,
ucl radiis solis ad terram repelluntur.
De eodem utdgare.
Nebla s e general quando le humide spansione se span-
10 deno in aere per uapori, ouero per radii de sole in terra, e son
caciaie en aere.
.Iviiij. De fumo,
Furaus etiam ascendit de aqua. Omne namque corpus ex quatuor
constat elementis, lignum autem est corpus, quod igni initum, ignis
1 5 materies, que ei inest, ardet, terre nero materics uertitur in cinerem, aeris
et aque materies per fumum euanescit in aerem, qui ideo est amarus, quìa
natura aque est salsa, sine quia terra permlxta.
De eodem.
Lo fugo anche uen de 1 aqua. £ one corpo si permane
20 ciò dico formato de quatro elementi. E Ilo legno s e appellato
corpo lo quale si e smeclato cun el fogo, la materia del fogo
la qual e in elio arde, e Ha materia della terra deuenta cenere.
E la materia che a de 1 aqua et de 1 aere si se desperde per
lo fumo, che s e amaro, per cío che Ila natura de 1 aqua e
25 salsa, ouero perche 1 e mescliata cun la terfa.
.Ix. Quid sit, quod uidetur cadere aliquant stellam de nocte.
Quod in nocte uidetur stelle cadere, non sunt stelle, sed igniculi, a
fla[f. 22 r]tu uentorum ab ethere in aerem tracti , et mox in madido aere
extincti.
30 De eodem.
Alguna volta de nocte pare che stelle cazano, dico che no
sun stelle, anche son alcuni fouchi piccoli portati dal uento, e
33 come sono in aere bagnati si se spingeno incontinente.
5 C. LXIII. De Nebula, — 6 exhalationes — aera — 7 Solis —
12 C. LXIV. De Fumo, — 13 constat ex quatuor Elementis. Lignum
— iniectum, — 14 quae — Terrae — uritur — acrìs, — 16 aquae —
aerem. Ideo autem est — 16 aquae — terrae — 26 C. LXV. De IgmcuHs,
— 27 videntur stellae — stellae, — 28 aethcre
» Manca nel Codice il Cap. LXII del Testo, che s' intitola: ,^¿>r
Kore*',
VOLGARIZZAMENTO DBLL' IMAGO MUNDI. 543
Jxj. De pestilencia.
Pestilencia nascitor aerìs sicitate nel calore, nel tempestate corupti,
qui spirando nel edendo perceptus lune, nel mortem générât. Hoc totom
quod dixi infra lunam in aere fit, superius nero semper serenum existit.
5 Aerem^ transuolauimus, iam etheris ignem conscendamus.
De eodenu
La pestilencia nasce per la siccitate de le aere, ouer per lo
calore, onero per 1 aere corocto per tempestate, che respirano
d elio, o retenendo d elio, spirando, onero mangiando d elio,
IO dico receuudo genera infìrmita de testa, che uiene appellata
luniatica, onero che generalementre, tuto cío eh i o dicto in 1
aere di sotto da la luna, di sopra ueramentre si sereno. Dicto
13 auemo de 1 aere, començemo del fuoco dicere di sopra.
1 C. LXVT. De Pestilentia. — 2 Pestilentia — aere, siccitate —
corrupto, — 8 laem mortemque — 4 fit in aere.
^ n passo del Codice che comincia: yyAerem transuolauimus^* e
finisce: ^^ignem conscendamus** manca nel Testo dell' I. M.
V. FlNZI.
Lieder des Juan Bodriguez del Fadron/
In einer Handschrift des Brit. Mus. (Ms. Add. No. 1043 1), an-
scheinend aus dem Ende des XV. oder Anfang des XVI. Jahr-
hunderts, finden sich einige Gedichte welche dem Juan Rodríguez
del Padrón zugeschrieben, die aber, meines Wissens, nie im Druck
erschienen sind. Ob sie wirklich von Rodriguez del Padrón her-
rühren, ist freilich nicht sicher zu bestimmen. Unsere Kenntnisse,
betreffs dieses Dichters, dessen Namen so eng mit dem des be-
rühmten Macias el enamorado verknüpft ist, sind sehr beschränkt.
Alles was bis jetzt darüber bekannt geworden, ist von Herrn Paz
y Melia in seiner trefflichen Ausgabe der Obras de Juan Rodri-
guez de la Cámara (ó del Padrón), Madrid, 1884, Sociedad de
Bibliófilos Españoles, zusammengestellt. Viel Neues seit Sarmiento
ist wohl nicht herbeigebracht worden; sogar über den Geburtsort
des Rodríguez ist man nicht ganz im Klaren. Sarmiento, Memo-
rias para la Historia de la Poesia, y Poetas Españoles, Madrid,
1775, S. 312 nach der Äufserung des Padrón in einem seiner
Gedichte urteilend, sagt: su lugar fue la Villa del Padrón^ quai r o
leguas de la Ciudad de Compostela, Hierüber auch Herr Paz y Melia :
el apellido Padrón^ con que también es conocido y ha hecho creer que
aquel fué su pueblo natala y apurando el punto el muy ilustrado R, P.
Fita^ deduce que debió nacer en la Rocha iriense, feligresía de Herhón^
por cuanto allí coloca el centro de la escena en que se mueven los per^
sonajcs de su novela ^El Siervo, Ubre de Amorì S. VI.
Die Vida del Trobador fuan Rodriguez del Padrón , welche
Pidal zuerst in der Revista de Madrid, 1839 veröffentlichte, und
welche sich in den Anmerkungen zum zweiten Band des Cancionero
de fíaena, ed. Michel, Leipzig, i860, S. 347 findet, ist reine Dich-
tung. Dafs Rodriguez ein compatriota des verliebten Macias , d. h.
Galizier was, erhellt aus einem Gedichte des ersteren und gewifs
meint sein Beiname den Wallfahrtsort El Padrón, wenn auch die
genauere Bestimmung auf eine Filiale desselben bei Fidel Fita,
Recuerdos de un viage d Santiago cap. Vili, etwas gewagt ist; dafs
er in Italien einige Zeit verbracht, ist sehr wahrscheinlich; auch
* Der Güte des Herrn Professor Dr. Baist verdanke ich nicht nur
mehrere Berichtigungen, somlern auch die Schlufsbemerkungen zu den fol-
genden Gedichten.
LIEDER DES JUAN RODRIGUEZ.
545
dais er in seinen späteren Jahren sich dem Franciskanerorden
anschlofs. Über seine Reise nach Jerusalem fehlen alle sicheren
Beweise. Von den Liedern des Rodriguez del Padrón die bisher
gedruckt worden sind, ist die Zahl eine sehr geringe: die SieU
Gozos de Amor, Los Diez Mandamientos de Amor, und sieben Can-
ciones^ mit einer Respuesta, zudem noch in dem Siervo^ libre de
Amor ein Paar Lieder, endlich ein Dezir contra el amor del mtmdo^
— dies sind alle Gedichte die der span. Herausgeber kennt. Dafs viele
verloren gegangen sind, unterliegt keinem Zweifel. Das Lied ^Amor
porque me persigues, welches Garci Sanchez de Badajoz in seinem
Infierno de Amor erwähnt, ist bis jetzt nicht aufgetaucht Merk-
würdiger Weise ist aber ein Lied, von welchem eine Strophe in
der oben erwähnten Vida del Trohador Juan Rodriguez del Padrón
gedruckt ist, in unserer Handschrift erhalten. Diese Handschrift,
ein Inquarto, Papier, mit 121 Blatt, die Seite zweispaltig, mit blasser
Tinte geschrieben, ist, wegen der Nachlässigkeit des Schreibers,
oft schwer leserlich. Man sehe für den Inhalt : Gayangos, Â Cata-
logue of the Spanish Manuscripts in the British Museum, Vol. I,
p. 28. Auf fol. 30^^ fangen die Gedichte des Rodríguez an.
IO
Comiencan las obras de In. Rodnges del Padrón en
nombre de su amiga quando huyo della.
L
O deshelada, sandia,'
loca muger que atendí,
dezias: verne a ty,
y partiste; por tal bia
deseosa tu huya, (sic!)
51 Por pena, quando hablares
jamas ninguno te crea;
quantos caminos hallares
te buelban a Basilea.
Vaya en tu conpania
cueitas, dolor y cuidados;
huyan de ti los poblados
y rreposo y alegría
claridad y luz del dia.
15 51 ^1 trotón que cavalgares
quede en el primer viaje
las puentes por do pasares
quiebren contigo al pasaje.
y por mas lealtad mía,
20 penes, y no debes morir
si otra cuidas servir;
y a la ora yo querría
ver la tu postremeria.
51 En tiempo de los calores
25 huigante sonbras y rríos,
ayres, aguas y frescores,
Sol y fuego en grandes fríos.
1 Das letztere ist in dem unedirten Cancionero Martinez de Burgos
erhalten, nach einer Abschrift des Floranes von Paz y Melia, Opúsculos
literarios de los siglos XIV á XVI zu seiner Ausg. der Obras nachgetragen.
' Gedruckt hei Paz y Melia: Obras de Juan Rodriquez de la Cámara
(ó del Padrón). Madrid 1 886. {Socüdad de bibliófilos Españoles). S. 29. Die
Varianten^olgen : Z. 5 deseo sea tu guia. Z. 6 fablares. Z. 8 fallares. Z. 10
Vayan. Z. 1 1 coytas, dolor et cuy dados. Z. 20. penes, non deuas morir. Z. 21
si otra cuyadas seruir. Z. 22 a la hora yo querría. Z. 25. fuyan te sombras
et ríos.
540 HUGO A, RENNERT,
Tristeza y malenconia
sean todos tus manjares
30 hasta que aqui tomares
gritando: merced! valia
haya de tu señorial
IL
Respuesta.
Vive leda si podrás Con licencia me despido
y no penes atendiendo de tu vista y de mi vida,
que segund peno sufriendo lO El trabajo perderás
no esperes que en jamás en aver de mi mas cura
te vere ni me verás. que segund mi gran tristura
no esperes que en jamás
H ¡ O dolorosa partida ! ^g veré nin me verás.
O triste amador te pido!
m.
Mote suyo, (fol, 30 ^ zweite Spalte.)
¡Defienda me Dios de amaros!
no sabes porque lo digo,
porque de solo miraros
no queda seso comigo.
IV.
Hierauf folgt eine der Montesînos-Romanzen, Rosaflorida, Sie
¡st ziemlich verschieden von der bei Wolf und Hofmann, Trimavera*
No. 179 und Duran, ^Romancero' No. 384 gedruckten; vgl. Mila 348,
Zum bequemen Vergleich füge ich die Version des Cancionero de
Romances s, a, f. 190, welcher mit der Ausgabe von 1550 überein-
stimmt, hier bei.
Hs. Cane, de Rom. s. a.
Allá en aquella ribera En Castilla está un castillo,
que se llama de Ungria, que se llama Rocaírida;
alli estaba un castillo all castillo llaman Roca«
que se llamaba Chapiua(?): y á la fonte llaman Frida.
Z* 29 maniares. Z. 30 fasta. Der Schluss ist verschieden:
fasta que aqui tornares
delante mi sefioria,
cridando: ¡Merced! ¡Ualia!
Z, I P. Biue. Z 3 P. partiendo. Z, 4 non espero. Z, 7 triste amador
que pido {lies: perdido.) Z. 8 con fehlt, Z. 13 non espero. Dass die Lesart
*no esperes' die richtige ist^ wird gesichert durch eine Glosa auf unser
Gedicht, von Luis del Castillo, gedruckt im Cancionero General de Hernando
del Castillo, Madrid, 1 882, {Sociedad de Bibliófilos), Bd. II, 5. 414, wo aber
auch partiendo statt sufriendo, {Z, 3) steht, was das Richtige ist. Die vier
Schlusszeilen, bei Paz y Melia gedruckt^ fehlen in der Hs.
LIEDER DES JUAN RODRIGUEZ.
547
dentro estaba una donzella
que se llama Rosaflorìda:
siete condes la demandan,
tres reyes de Lunbardia;
todos los a desdeñado,
tanta es la su loçania.
Enamoróse de Montesinos
de oydas, que no de vista,
y faza^ la media noche
vozes da Rrosaflorida:
oydo lo abie Blandinos,
el su ayo que tenia,*
levantarase^ corriendo
de la cama do dormia.
¿Qué abedes vos, la Rrosa?
¿Que abedes Rrosaflorida?
Que en las vozes que dades
pareces* loca sandia.
Ay, fablo la donzella,
bien oyres lo que^ diría:
ay bien vengas tu, Blandinos,
bien sea la tu venida,
llebesme aquesta carta,
de sangre la tengo escrita;
llebesmela á Montesinos,
á las tierras do bivia,
que me viniese á vere
para la Pascua Florida;
por dineros no lo dexe,
yo pagare la venida;
vestire sus escuderos
de un escarlata fìna,
vestyre los sus rrapazes
de una seda broslida;
si mas quiere Montesinos
yo mucho mas le daria,
dalle yo trynta castillos,
Todos rriberas de Ungria;
si mas quiere Montesinos,
yo mucho mas le daria;
dalle yo cien marcos d'oro,
otros tantos' de plata fina;
si mas quiere Montesinos
vo mucho mas le daria;
£1 pié tenia de oro,
y almenas de plata fina;
entre almena y almena
está una piedra zafira:
tanto relumbra de noche
como el sol á medio dia.
Dentro estaba una doncella
que llaman Rosaflorida:
siete condes la demandan,
tres duques de Lombardia;
á todos les desdeñaba,
tanta es su lozania.
Enamoróse de Montesinos
de oidas, que no de vista.
Una noche estando asi,
gritos da Rosaflorida:
oyérala un camarero,
que en su cámara dormia.
¿Qué es aquesto, mi señora?
¿qué es esto, Rosaflorida?
ó tenedes mal de amores,
ó estais loca sandía
Ni yo tengo mal de amores,
ni estoy loca sandia,
mas llevásesme estas cartas
á Francia la bien guarnida;
diéseslas á Montesinos,
la cosa que (yo) mas quena;
dile que me venga á ver
para la Pascua Florida;
darle he yo este mi cuerpo,
el mas lindo que hay en Castilla,
si no es él de mi hermana,
que de fuego sea ardida;
y si de mí mas quisiere
yo mucho mas le daria:
darle he siete castillos
los mejores que hay en Castilla.
^ Hs. faz a. * Hs. temía.
® Hs. quel. ' /. otro tal?
' Hs. y rantarase.
* Hs. pareas.
548
dalle yo este mi cuerpo
siete años á la su gisa
que sy del no se pagare
que tome su mejoría.
HUGO A. RENNERT,
V.
Canción suya.
¿Qué esperança llebará deve morir porque bive,
el triste que se partiere? pues muriendo es bien librado;
Pues siendo presente muere, y con esto holgará
¿en absencia qué hará? puesque su dicha lo quiere,
^ , , pues siendo presente muere
m No le faltará cuidado, , . ^ ^ » ■»
'' ¿fin absencia, qué hará?
dolor con que se fatige,
En dos debates esto,
no sé que sera de mí;
uno que no parta, no,
otro, que me manda que sy.
^ Por verme con libertad
£sto(y) por partir sin miedo.
VI.
mas mi querer, de verdad,
me tiene tal que no puedo.
^ Ansí que gerras me do,
cuidados son contra mi,
uno, que no parta, no,
otro, que me manda que si.
Man vergleiche hiermit Garci Sanchez de Badajoz; ^£ji dos
prisiones estoy\ im Can. Gen. Madrid, 1882. Bd. IL S. 486.
VII.
Canción suyo.
'Fuego del dibino rrayo' nach einer Venezianischen Hs. ge-
druckt bei Mussaiìa, Ein Beitrag zur Bibliographie der Cancioneros
S. ICO und zuletzt bei Paz y Melia, Obras, etc. S. 32. Die letzten
zwei Strophen fehlen in der Hs.
VIII.
Rromance.
*Quien tuviese (a) tal ventura*. Diese Version der Conde
Arnaldos Romanze hat, nach unserer Ils., Delius im XII. Bande
von *Hcrrig's Archiv' S. 235 , abgedruckt. Vgl. Wolf & Hofmann,
»Primavera', Bd. II, S. 81; Mila S. 392. Gleichlaufend gebe ich
die verschiedenen Redaktionen.
LIEDBR DES JUAN RODRIGUEZ.
549
Hs.»
¡ Quién tuviese atal ventura
con sus amores folgare
como el ynfante Amaldos
la mañana de San Juane!
5 Andando á [ma]tar la garça'
por rríberas de la mare,
vido venir un navio
navegando por la mare,
marinero que dentro viene"
10 dizendo viene este cantare:
galea, la mi galea,
Dios te me guarde de male,
de los peligros del mundo,
de las ondas de la mare,
15 del rregolfo de Leone
del puerto de Gibraltare,
de tres castillos de moros
que conbaten con la mare.
Oydolo a la princesa
20 en los p[a]laçios do estáe:
Si sallesedes, mi madre
saliesedes á mirare;
y veredes como canta
la sirena^ de la mare.
25 Que non era la sirena
la sirena de la mare,
que non era sino Amaldos,
Amaldos era el jrnfante
que por mi muere de amores,
30 que se queria finare.
¿Quien lo pudiese valere
que tal pena no pagase?'
Cane, de Rom. s. a. fol. 192.
¡Quién hubiese tal ventura
sobre las aguas de mar,
como hubo el conde Amaldos
la mañana de San Juan!
5 Con un íalcon en la mano
la caza ibi cazar,
vio venir una galera
que á tierra quiere llegar.
Las velas traia de seda,
10 la ejercia' de un cendal,
marinero que la manda
diciendo viene un cantar
que la mar íacia en calma,
los vientos hace amainar,
15 los peces que andan 'nel hondo
arriba los hace andar,
las aves que andan volando
en el mástel las face posar.
Alli fabló el conde Amaldos,
20 bien oiréis lo que dirá:
Por Dios te ruego, marinero,
digasme ora ese cantar.
Respondióle el marinero,
tal respuesta le fué á dar:
23 Yo no digo esta canción
sino á quien conmigo va.
Flugblatt.
¡Quién hubiese tal ventura
sobre las aguas de mar
como hubo el infante Arnaldos
la mañana de San Juan!
5 Andando á buscar la caza
para su halcón cebar,
Cane, de Rom. ed. de 1550.
¡Quién hubiese tal ventura
sobre las aguas del mar
como hube el conde Amaldos
la mafinana de San Juan!
Con un falcon en la mano
la caza iba cazar,
* Delius* Lesung trage ich hier nach: Z, 5 lagartos. Z ii galera.
Z. 15 y del golfo de Leon. Z. 18 des los castillos d. m. Z. 21 si saliredes.
Z. 22 de mirar. Z, 30 que le queria firmare. Wolf schreibt: que le queria
firustrar.
' L: exarcia
* Hs. tarlagarça.
= jarcia.
+ I. ^ Hs. serena. ' Hs. pasase.
350
HUGO A. RENNBRT,
vio venir una galera
que venia en alta mar.
Las áncoras tiene de oro,
IO y las velas de un cendal,
marinero que la guia
va diciendo este cantar.
Galera, la mi galera,
Dios te me guarde de mal,
15 de los peligros del mundo,
de fortunas de la mar,
de los golfos de Leon,
y estrecho de Gibraltar,
de las fustas de los moros
20 que andaban á saltear.
vio venir una galera,
que á tierra quiere llegar.
Las velas traia de seda
10 la ejercia de un cendal,
marinero que la manda
diciendo viene un cantar
que la mar fada en calma
los vientos hace amainar,
15 los peces que andan en el hondo
arriba los hace andar,
las aves que andan volando
en el mástel las face posar.
Galera, la mi galera
20 Dios de me guarde de mal,
de los peligros del mondo
sobre aguas de la mar,
de los llanos de Almería,
del estrecho de Gribraltar,
25 y del golfo de Venecia,
y de los bancos de Flandes,
y del golfo de Leon,
donde suelen peligrar.
Alli fabló el conde Amalaos,
30 bien oiréis lo que dirá:
Por Dios te ruego, marinero,
digasme ora ese cantar.
Respondióle el marinero»
tal respuesta le fué á dar:
35 Yo no digo esta canción,
sino á quien conmigo va.
IX.
Die erste Strophe der folgenden Dezimen ist in die oben
erwähnte Vida Rodngos verflochten. Canç. de Baena IL 354 á&
Leipziger Ausgabe.
fol. 31!^. ^ Ardan mis dulces^ membranças
como yo ardo por' ellas
pues perdi" las esperanzas,
piérdase el plazer con ellas.
Zur Aus¿^abe von 1 550, gebe ich noch die Varianten der Antwerpener
von 1555.' Z. 6 La caza iba á cazar. Z. 7 Y venir vio una galera. Z. IO la
jarcia de un cendal. Z. 13 que la mar ponia en calma. ^.15 los peces que
andan al hondo. Z. 18 las hace á el mástil posar. Z, 32 digaisme ora ese
cantar.
* Var. tristes. ' Hs. con. ' Hs. perder.
LIEDER DBS JUAN RODRIGUEZ. 55 1
5 Porque no queda con quien^
parte solo triste y tal
acordarse de su bien
en el tiempo de su mal.
10 ó de aquel que me crió
ó del dia en que nací
ó si dé quexas de mi, «
del padre que me engendró;
porque aquello que querría
15 tanto se tarde y detiene,
que sin piedad diria
pues no es mi alma mia
cedo* morirme conviene.
^ Y ansi lo quiero y me plaze
20 y ansi me plaze que sea,
pues que mi seruir desaze
lo que á mi me satisfaze;
luego quiero que se vea
con tal ver que si me muero,
25 no aya quien me conuerte.
pues que todo por entero
lo que busco y lo que quiero
quiça que tema la muerte.
% Quiero mi vida que muera
30 Sin que una ora se dilate,
aunque á mi mas me plugiera
que sin morir se supiera
el toque deste debate.
Porque si quiero buscar
35 lo que '1 mi bien desabiene
no sé, ni puedo pensar,
donde se podia hallar
» Dü Hs. hat-,
porque nunca puede quien
queda solo triste y tal
Jm Can, dé Baena:
Porque no bayan con quien
Parte solo, triste y tal
Memoria de ningún bien
En tiempo de tanto mal.
Queda in unserer Hs. passi nicht so gut tur Situation wie Parte ; es
war aus dem vorausgehenden Vers wiederholt^ steckt in puede. Die vmei
Schlussverse sind ursprünglicher als in der Vida,
• cedo = Lat, cito (fehlt bei Körting) asp, u, port,
» Es fehlt ein Vers,
552 HUGO A. RENNERT,
^ No sé ya donde me vaya
40 á quexar mi conpassion,
porque mi fuerça desmaya,
desfallece el coraçon;
porque con tus porfías'
45 metes mal á donde llego
con esperanças baldias,
por quien son mis alegrias
sospiros, lágrimas, fuego.
fol. 31V. ^ Son los sospiros holgura,
50 y el fuego viva pasión,
y las lágrimas quexura
que quexan de la ventura
que pierdo por tu ocasión;
porque asy siendo señuelo
55 tus muestras para enrredarme,
agora por mas consuelo
quando menos me rreçelo
me matan en no dexarme.
^ No me dexan rreposar
60 ni reposo no le tengo
no me dexan rrecordar
en lo que quiero ensayar
á do quier que vo ni vengo,
aunque mili vezes lo niego
1
porque en quanto t*e seruido,
no me acuerdo aver tenido
sola un ora de sosiego.
65
% ¿Mas quien^ vive asosegado
70 sino aquel qu *es bien querido?
aquel que vive engañado
(y) anda loco trasportado
entre las gentes perdido;
como yo quien tu deshaces
75 so color de bien hablarme,
y quiero, pues tu lo hazes,
no querer contar solazes
para poder alegrarme.
* Fíhli ein Vers,
' — I. Etwa las tus.
« 1. no?
LIEDER DES JUAN RODRIGUEZ. 553
^ Porque toda mi alegría
80 se perdió quando party
del lugar do te dezia,
O dama y señora mia,
á do me enbias sin mi?
aquellas partes estrafias,*
85 donde mi bien se convierte
en pensar como tus mañas,
entradas en mis entrañas,
hazen mi pena tan fuerte.
^ Y en las entrañas saqué«
90 quando me party de allá,
un dolor que te diré,
que de aquel nunca hallé
quien me consolase* acá;
y amor tras quien yo vo,
95 qu'es lo que mas me sostiene,
si pregunta' como esto,
luego le rrespondo yo
que el morír mas me conbiene.
^ Por do* vida á mi salud
100 no es de mi, ni la deseo,
mas donde sobra virtud,
pagan con yngratitud
con quien sienpre yo peleo;
y esta manera ensayallo
105 aunque mas se desconcierte,
muriendo quiero proballo
por ver si tema la muerte
lo que biviendo no hallo.
Fin.
Y deste crudo morir,
lio aunque después me arrepienta,
no sé si podré bivir
para poderse dezir
lo que siento en tal afrenta;
por donde de aqui te aviso
115 pues muerto nunca [re]viene
que se halle en parayso
lo que la vida no tiene.
^ Aquellas = a aquellas , häufige und oft misverstandene Schreibung ^
auch noch in späteren Drucken,
' Hs. consola se. ' Hs. preguntan.
* do = de hoc, {nicht de ubi), entspr. pg. poro.
" Ein Vers fehlt, weshalb sich auch der vorausgehende {Z. I15) nicht
tnit Sicherheit herstellen lässt. Am nächsten liegt [re] viene.
Zdtwhv. f. ron. PhU. XVII. 36
554
HUGO A. RENNBRT,
fol. 32R. X.
Otras suyas á la Condesa de Quira que le[de]inandó la glosa
que [despues] destas verna.
Das Lied ist im Can. Gen. (Madrid 1882), Bd. II. S. 10 1.
(no. 881) gedruckt, wo es dem Florencia Pinar zugeschrieben
wird. Die erste Strophe lautet:
^ Como los que van perdidos
por tierras descaminadas
que con bozes y apellidos,
y contynos* desabidos
buscan agenas pisadas;
y sy van ansi cansados
del' perdido caminar,
las matas y los collados
se les antojan poblados
para auer de rreposar.
Die Canción welche zunächst folgt, und die in ziemlich
schlechter Gestalt in unserer Hs. erhalten ist, kann vielleicht von
Rodrigo herrühren; dafs sie nicht von Pinar ist, kann man aus
der Glosa des Pmar vermuten, welche in der Hs. folgt Sie fangt
an mit dem Verse
*Yo puse mis pensamientos',
gedruckt Can. II. S. 102.
Canción.
¡Desconsolado de mi,
no hallo quién me consuele!
cedo mi vida s'asuele
pues tal pérdida perdi.
5 ^ Perdi mi consolación,
perdi toda mi alegna.
IO
y perdi con quien solia
consolar mi coraçon:
de ser ledo como suele
yo, triste, me despedi
cedo mi vida s'asuele
pues tal pérdida perdi.
fol. 32R. XI.
Romance.
Folgende Romanze erscheint in zwei abweichenden Gestallen
in Primavera y Flor, 154, 154a u. Duran, Romancero, 284. 285;
vgl. Mila S. 391. Ich gebe nebenbei die Version des Canç. de
Rom. s. a : die des Flugblattes ist eine Erweiterung und evident
jünger.
* Druck: con noche.
» Hs. al.
Z. 2 Hs. no dy ya quien me consuele. Z. 3 Hs. quiero mi vida se
asuele, 'cedo^ steht in der Glosa, Z, 4 Hs, pues que tal cosa perdi.
UBDBR DBS JUAH RODRÍGUEZ.
555
Hs.
Yo me iba para Francia
do padre y madre tenia;
errado abia el camino,
errado abia la via:
5 arryméme á un castillo
por atender conpafiia.
Por y viene un escudero,
cabalgando á la su gisa.
¿Qué fazes ay^ donzella
IO tan sola y sin compania?
Yo me iba para Francia
do padre y madre tenia,
errado abia el camino,
errado abia la via ;
15 si te plaze, el escudero,
llebesme en tu conpania.
Plázeme, dijo,* sefiora,
si fare por cortesia,
y á las ancas de un caballo
20 él tomado la abia.
Allá en los Montes Claros
de amores la rrequeria.
Tate, tate (el) escudero
no fagays descortesía:
25 fìja soy de un malato,
lleno es de malatia,
y si bos á mi llegades
luego se vos pegarla.
Andando jomadas ciertas
30 á Francia llegado abia.
Alli fabló la doncella,
bien oyres lo que diria.
e[s] cobarde el escudero
bien lleno de cobardía
35 tubo la nifia en sus bracos
y [él] no supo servilla
De la hija del rey de Francia.
(Canç. 8. a.).
De Francia partió la nifia,
de Francia la bien guarnida:
íbase para París,
do padre y madre tenia.
5 Errado lleva el camino,
errado lleva la guia:
arrimárase á nn roble
por esperar compafiia.
Vio venir un caballero,
10 que á París lleva la guia.
La nifia desque lo vido
de esta suerte le decia:
Si te place, caballero,
Uévesme en tu compafiia.
15 Pláceme, dijo, sefiora,
pláceme, dijo, mi vida.
Apeóse del caballo
por hacelle cortesía;
puso la nifia en las ancas
20 y él subierase en la silla.
En el medio del camino
de amores la requería.
La nifia desque lo oyera
dijdie con osadía:
25 Tate, tate, caballero,
no hagáis tal villanía:
hija soy de un malato
y de una malatia
el hombre qae á mí llegase
30 malato se tomaría.
El caballero con temor
palabra no respondía.
A la entrada de París
la nifia se sonreía
35 ¿De qué vos reís, sefiora?
¿de qué vos reis, mi vida?
Rióme del caballero,
y de su gran cobardía,
{tener la nifia en el campo,
40 y catarle corteria!
Caballero con vergüenza
estas palabra deda:
Vuelta, vuelta, mi sefiora,
que una cosa se me olvida.
» =ahi.
< Hs. dilo.
36^
556
HUGO A. RENNERT,
45 La nifia como discreta
dijo: Yo no volvería,
ni persona, aunque volviese,
en mi cuerpo tocaria:
hija soy del rey de Francia
50 y de la reina Constantina
el hombre que à mi llegase
muy caro le costaría.^
Fl
De Francia salió la niña,
de Francia la bien guarnida:
perdido lleva el camino^
perdida lleva la guia:
5 arrimádose ha á un roble
por atender compañía.
Vido venir un caballero
dispuesto es á maravilla:
comiénzale de fablar,
10 tales palabras decia:
¿Qué hacéis aqui, mi alma?
¿Qué hacéis aquí, mi vida?
Alli fabló la doncella,
bien vereis lo que diría:
15 Espero compañía, señor,
para Francia la bien guarnida.
Respóndele el caballero,
tales palabras decia:
Si te pluguiere, señora,
20 conmigo te llevaría:
Si quieres por muger.
Si quieres por amiga.
La niña que sola estaba,
estas palabras decia:
25 Pláceme, dijo, señor,
pláceme, dijo, mi vida:
diésesme luego la mano
y luego cabalgaría.
£1 caballero le da la mano,
30 la niña cabalgado habia.
Andando por su camino
de amores la requería.
Alli habló la doncella,
bien oiréis lo quó decia:
ugblatt
35 Está quedo, caballero,
non fagáis tal villanía,
fìja soy de un malato
que tiene la malatia
y quien á mí llegare,
40 luego se le pegaría,
que si vos á mí llegades
la vida vos costaría.
Mucho os ruego, señor,
que ma catéis cortesía.
45 Y á la salida de un monte
y asomada de una montifta
el caballero iba seguro,
la niña se sonreía.
Alli fabló el caballero
50 bien oiréis lo que decia:
¿De qué vos reis, mi alma?
¿De qué vos reis, mi vida?
La niña que estaba en salvo,
aquesto le respondia:
55 Rióme del caballero
y de su gran cobardía,
que tenia niña en el monte,
y usaba de cortesía.
£1 caballero que esto oyó
60 ahorcarse quería:
con gran enojo que tiene
estas palabras decia:
Caballero que tal pierde
¿qué pena merescia?
65 El se era el alcalde
él se era la justicia,
que le corten pies y manos
y lo cuelguen de una encina.
^ Hierzu noch die Varianten der Ausgabe van Antwerpen, 1555. ^.6
Errado lleva la via. Z, 20 Y subierase en la silla. Z. 31 Con temor el
caballero. Z. 41 Con vergüenza cl caballero. Z, 50 Y la reina Conttantinm.
UEDKR DES JUAN RODRIGUEZ.
557
Y él estándose en aquesto
70 y que hacerlo quería«
si no fuera por una fada
que á fablarle venia:
las palabras que le dice
quien quiera se las sabia:
75 No desesperes, caballero,
no desesperes de tu vida:
darte ha Dios grande vitoría
en arte de caballería,
que con los vivos se sirve á Dios
80 y su madre Santa María.
Wir haben also in der Hs. zwei Gedichte die anerkannter-
mafsen von Rodríguez herrühren. Für ein drittes wird seine
Autorschaft durch das übereinstimmende Zeugnis der Vida ge-
sichert, die zwar erfunden ist, aber erfunden auf Grund bekannter
Lieder des Dichters und schwerlich jünger als der Anfang des
16. Jh., eher etwas älter. Zwei sind anderwärts dem Florencia
Pinar zugeschrieben, und hier steht Angabe gegen Angabe, da die
Zuteilungen des Cancionero General keineswegs durchaus einwand-
frei sind. Die übrigen werden demnach mindestens zum Teil
wirklich von Rodríguez stammen, auf seinen Namen gestellt werden
müssen, so lange kein Gegengrund erbracht ist. Stilistische Be-
denken liegen nicht vor, Wortschatz und Formen entsprechen seiner
Zeit; fagays in XI. Z. 24 das aus ihr bisher nicht belegt ist, (cf.
Gröber, Grundr. I. 702) , kann ohne Weiteres in fagas geändert
werden. Weitaus am merkwürdigstens sind die drei Romanzen,
welche deshalb auch mit den Varianten abgedruckt wurden. Jene
von Rosañorida zeigt dem Cancionero s. a. gegenüber die evident
ursprünglichere Form, die Steigerung am Schlufs ¡st vortreflflich,
wahrend eine grobe Verunstaltung darin liegt wenn im Canç. die
7 Schlösser höher gestellt werden als die Hingabe des eigenen
Leibes. In „Quien tuviere tal ventura" besteht die „ventura" eben
darin das dem Infanten der Gesang des Seemanns zugeschrieben
wird, und ihm den Schlufswunsch der Prinzessin einträgt; in den
anderen Redaktionen nur darin, dafs er das Lied hört, und das
ist für den gewählten Ausdruck doch etwas zu wenig, wird noch
weniger mit der abschlägigen Antwort des Schiffers in den Con-
cioneros. Auch hier haben wir in der Hs. das ältere, die Redak-
tionen der Sammlungen sind erst aus der Abkürzung im Flugblatt
hervorgegangen. Nicht anders steht es bei der dritten; in den
späteren Formen wird mit der durchgehenden Verschiebung in die
dritte Person zugleich die Örtlichkeit in ganz ungehöriger Weise
geändert, der so zierliche Schlufs wenig glücklich ausgesponnen.
Wir wufsten schon durch die beiden sehr artistischen Romanzen
des Cancionero de Stúñiga S. 321 u. 364 (Prima vera. 100) dafs
schon zur Zeit Rodriguez (um 1440) die höfischen Dichter auch
diese volkstümliche Form angewendet haben, aber die Erscheinung
war vereinzelt, auf Sicilien beschränkt, und hatte mit dem Volks-
lied nur den Vers gemein. Dafs um 1500 mehrere Romanzen
im populären Ton einem bekannten Dichter zugeschrieben werden
wäre an sich bemerkenswert, auch wenn das zu Unrecht geschähe.
Nach dem oben bemerkten aber ist nicht wohl anzunehmen, dafs
553 HUGO A. RBNNERT, LIBDEK DBS JUAN RODRIGUEZ.
die Zuteilung bei allen dreien eine falsche sei. Es läfst sich aufser-
dem nicht verkennen, dafs sie in ihrem heiteren, lyrisch -novellisti-
schen Charakter verwandt sind. Besonders gilt das von der ersten
und dritten, ihrer leicht sinnlichen, naiven Anmut ; sie weisen über-
dies die gleiche Assonanz auf. Die vom Infanten Âmaldos ist
nicht ganz so glücklich gerundet, aber ich möchte sie darum nicht
von den beiden anderen trennen, und glaube dafs an der Angabe
der Hs. festzuhalten ist. Damit wäre für die Geschichte der
Romanzenpoesie ein Markstein gewonnen, dem I5ten Jh. ein her-
vorragender Dichter. Man wende nicht ein, dafs die sonstigen
Produktionen Rodriguez das Zutrauen nicht rechtfertigen sollten.
Form und Feinheit fehlen ihm nicht, der Unterschied im poetischen
Gehalt ist nicht gröfser als da wo z. B. der Marques von Santillana
von der Schablonenempfindung sich dem heimischen Boden zu-
wendet. Bemerkenswert ist, Wolfs metrischen Theorien gegenüber,
die Einheitlichkeit der Assonanz, hier wie im Canç. de Stufliga.
Hugo A. Rbnnbrt.
VERMISCHTES.
I. Grammatisches.
Vulgärlateinische Auslaute
auf Grund der ältesten lat Lehnworte im Germanischen.
Die Probleme der german. Lehnmaterialien aus dem Latein
sind so vielgestaltig und umfassend, dafs auch nach den Arbeiten
von Franz und Pogatscher noch mancherlei zu thun übrig ge-
blieben ist. So haben sich mir bei wiederholter Durcharbeitung
des german. Wortschatzes sichere Kriterien ergeben für die Be-
handlung von zweifelhaften Worten, deren etymologisch -historische
Beurteilung bisher schwankte, wie Stoppel ^ Kessel y Sichel, stopf en^
kahly kurz, stolz u. a. Die neue Auflage meines Etymolog. Wörterb.
hat die Annahme von Entlehnung von Sarg ahd. mhd sarc aus
lat sarcophagus empfohlen mit einem Hinweis darauf, dafs auch
lat arca asta scrinium als 'Sarg* ins Deutsche gedrungen sind, und
ähnlich habe ich Kerze 'Docht' aus lat chofta gedeutet im Hinblick
darauf, dafs lat papyrus auch 'Docht' im Roman, bedeutet und
dafs andre Worte für Beleuchtungswesen wie lat lucerna und fácula
auch german. geworden sind (got. lukarn ahd. fackala). So habe
ich im Paulschen Grundrifs 1 , 300 flf. und an verschiedenen Stellen
in meinem Etymolog. Wörterb. die lat Lehnmaterialien im Germ,
kritisch gesichtet, gemindert und gemehrt, und wenn ich mir auch
eine eingehende Behandlung der ganzen Probleme vorbehalte, die
sich um die Beziehung zwischen German. und Lat drehen, so möchte
ich schon jetzt einen Punkt zui: Sprache bringen, dem ich gern
im Kreise der vulgärlat Disciplinen Anerkennung verschaffen
möchte. Andeutungsweise habe ich das zu behandelnde Problem
a. a. O. bereits berührt, aber romanistische Freunde empfehlen mir
eine übersichtige Einzelbehandlung der Frage, die ich hiermit
vorlege.
Das Resultat läfst sich so formuliren: lat -us war vulgärlat
"US , lat. -um war vulgärlat. -0 , also sicûrus sicûrum = vulgärlat.
secûrus secûro\ ein Mascul. wie astnus war viglat. asthus, aber vînum
war vino : also die Qualität der Endvokale -us, -um war derart ver-
schieden, dafs "US »-farbig blieb, während -um ö-Farbe annahm.
56o VERMISCHTES. I. GRAMMATISCHES.
Den Beweis hierfür glaube ich der ältesten Lehnschicht (Pauls
Grundr. 1, 309) entnehmen zu können. Und zwar beruht er auf
den allgemein anerkannten Auslautsgesetzen, die zumals fur Gotische
in der verschiedenen Behandlung des Endungs-« vom Endungs-^
(resp. -ö) gipfeln : u kann im Got. nicht apokopirt werden, 0 resp. a wird
apokopirt. Und nun werden die lat. Maskulina auf "US im Got.
repräsentirt durch Worte der u - Deklination wie asilus sakkus assar^
jus aggilus diabaúlus afpiskaúpus paraklêtus = lat. asinus Saccus assa^
rius angelus apostolus diaholus episcopus paracUtus, Aber die lat. Neutr.
auf "um zeigen kein auslautendes -u\ got. wein akeit soban balsan
aurait aiwaggêli = lat, vînum acêium sabanum balsamum ôrârium
evangelium. Die got. Auslautsgesetze sind bekannt genug um sie
hier nicht wiederholen zu müssen, und der Zwiespalt der got De-
klinationsbehandlung von lat. asinus u. s. w. und vînum u. s. w. springt
in die Augen. Dieser Zwiespalt tritt im Latein selbst nur im Nomin.
auf und in keinem obliquen Casus; vom Obliquus aus würde man
unbedingt gleiche Behandlung der Mase, und der Neutra erwarten,
mithin kann für das Germ, zwar von vino acêio^ keineswegs aber von
asino sacco ausgegangen werden, sondern nur von asinus Saccus
u. s. w. Mithin übernahm das German, einerseits asinus — ander-
seits vino A
Das Got. ist durchsichtig genug, aber auch die übrigen germ.
Dialekte sind willkommene Stützen in der Beweisführung. Und
auch bei diesen liegt der Beweis — wenn auch nicht so hand-
greiflich wie beim Got — wieder in dem Verhalten der Dekli-
nation der lat Lehnworte. Zwar die »-Deklination ist im West-
germ, ganz zerstört, insofern u als Endung apokopiert werden
mufs; aber die ursprünglichen »-Stämme verraten sich noch da-
durch, dafs /-Stämme und nicht a -Stämme dafür eingetreten sind;
aber die alten 0- Stämme des Got sind auch im Westgennan.
a - Stämme. Zu ahd. tisc pl. //>«, sack pl. secchi^ mill pi. mûli^ pfâl
pi. pfâli nach der /-Deklination sind aufser got sakkus noch un-
belegte got. *discus *mi4lus *piìlus vorauszusetzen. Angls. copor
stimmt zu cupro für cuprum^ ebenso mhd. nhd. (dial.) Koffer \ aber
Kupfer macht Schwierigkeit. Und aus lat. buxtis buxum wird ahd.
buhs angls. box.
Es fehlt nicht an kleinen Abweichungen von unserer Haupt-
regel. Lat cocus *Koch' hätte got *kukus = hd. *Kuch ergeben
müssen, indem ein u der Endung sich nur mit u in der Tonsilbe
verträgt; ahd. mhd. nhd. Koch geht also wohl auf coco (= cocum)
zurück. So kann auch ahd. mhd. soc (= nhd. socke) nicht aus la¿
soccust sondern nur aus socco (= soccumy^ gedeutet werden.
Bei Adjectiven darf man wohl eher Doppelformen erwarten:
vlglat. curio hätte hd. *korz ergeben, aber hd. kurz ist nur ans
[* Also ginge das Germ, in beiden Fällen vom Nominativ aus, auch
beim Neutrum. Hrsg.]
p Beachte hierzu das frz. souche ^ prov. etc. soca Baumstamm ^b
*socca. Hrsg.]
F. KLUGE, VULGÄRLAT. AUSLAUTE. 56 1
curius ZU deuten ; aber engl, shori = angls. sceor/ beruht hinwieder
auf excurto und nicht auf excurius, Lat sêcûrus hat Doppelformen
ergeben: ahd. sihhuri nach der ;- resp. ursprünglich nach der «-
Deklination aus secûrus, aber sthhûr nach der (z - Deklination aus
secüro, Lat caivus hat sich im Westgerm, begreiflicherweise an die
wa' stamme angelehnt, war also vlglat ca/vo, Mhd. sio/z 'töricht'
ist s/u//o — nicht siultus.
Eine besondere Besprechung bedürfen die lat ârtus - Bil-
dungen im Germanischen. Neuerdings neigt man (Braune Ahd.
Gr. § 200) zur Annahme , dafs ahd. -an, -eri = got âreis als
Suffix dem Latein entstammt Und ich glaube diese Annahme
stützen zu können, wenn ich daran erinnere, i) dafs das Got. fast
nur im Bereich abstrakter, buchmäfsiger BegriiFe von dem ârius-
SufBx Gebrauch macht {bôkâreis daimônâreis laisâreis liupâreis môtâ-
reis aber auch vereinzeltes wullâreii) und 2) dafs unter der ältesten
Lehnwörterschicht lat monetartus tolonarius operarius nach Deutsch-
land übernommen sind (asächs. munüeri angls. iolnére nhd. dial.
opperer). Scheint auch mir die Annahme der Suffixentlehnung jetzt
notwendig, so fügt sich got. -âreis nicht ohne weiteres in die dar-
gelegten Anschauungen über die Vertretung der lat Endung -«j
(got assârjus). Sollte der Übertritt in die /ö - Deklination vom
Accusativ resp. Obliquus aus erfolgt sein? oder hat man an die
Thatsache anzuknüpfen, dafs im Vlglat -âris für -ârius eingetreten
war , wodurch der Übertritt in die ja - Deklination erleichtert und
das Fehlen der «-Form weniger auffällig wird?
Ich glaube die Beweisführung weiter stützen zu können, wenn
ich das sonstige Verhalten der lat Endungen in den Lehnworten
des German, noch berühre. Wie Grdr. I, 315 angedeutet ist, lassen
sich vom Germ, aus auch lat 'is und 'em auseinander halten bei den
Substantiven der II. Deklination. Wenn wir im Ahd. kurb und
korb neben einander finden, so liegt deutlich die Doppelheit corbis
ob!, corbem {corbe) zu Grunde ; bei i der Endung wird 0 der germ.
Tonsilbe zu «, aber germ. 0 der Tonsilbe verträgt sich mit ur-
sprünglichem e der Endung. Angls. byti ist lat butiis^ nicht buitem.
So kann ahd. mhd. pfosi 'Pfosten' nur posiefmj^ angls. torr *Turm'
nur iurre(m) reflektiren und nicht postis turris ; angls. pic ahd. beh
Tech' kann nur pice(m)^ sein. Mithin wären die Nomin. postis
turris pix für die Entlehnung nicht von mafsgebender Bedeutung
gewesen: e mufs die vlglat Endung gewesen sein, in der diese
Worte germ, geworden sein. Und hier ergibt sich ganz von selber,
dafs got aurati 'Schleier* nicht auf lat orale beruhen kann^ es
weist deutlich auf oràrio = lat. ôrârium.
Friedrich Kluge.
\} Hierbei kommt vielleicht in Betracht, dafs die altfrz. altprov. Femi-
nina der 3. lat. Deklination von der Accusativform ausgehen und den No-
minativ aufgegeben zu haben scheinen. Hrsg.]
562 VERMISCHTES. II. ZUR WORTGESCHICHTE.
n. Zur Wortgeschichte.
I. Französische Etymologien.
a. baragouin.
Baragouin Kauderwälsch , das zuerst im 14. Jahrhundert be-
gegnet, leiten Diez (Etym. Wtbch.* S. 517) und ebenso Littré (Dic-
tion, s. V.) von bret. bara , Brot und gwtn Wein ab, welche Worte
die Franzosen von den Bretonen öfter gehört hätten, die ihnen
aber unverständlich gewesen wären, daher sie jede ihnen unver-
ständliche Sprache, Kauderwälsch mit ^jbaragouin^^ bezeichnet hätten,
oder wie es in den Additions bei Littré zu diesem Worte heifst:
^fiara^^ pain et f,gwenn*^ blanc, les miliciens de la Basse Bretagne,
qui arrivaient à Rennes ou à Laval et qui étaient logés et nourris
chez les bourgeois, témoignant leur surprise, et leur satisfaction
à la vue du pain blanc et répétant: ,fbara gwennJ"^ Beide Erklä-
rungen sind, wie man sieht, höchst seltsam.
Nun gibt es aber in den anderen romanischen Sprachen ähn-
liche Wortbildungen mit gleichen oder ähnlichen Bedeutungen, wie
sp. barahunda, Tumult, ptg. barafunda^ Wirrwarr, it. baraonda^ bara"
cundia , sic. bar agutina u. aret. ba ruceaba, Wirrwarr. Dieses aret,
Wort nun, meint Caix, (Studi di etimologia italiana e romanza.
Firenze, 1878 p. 76), könne nur aus dem hebr. baruch habba ent-
standen sein, „parole che occorrendo di continuo nelle preghicri
degli Ebrei, vennero a significare „rumore confuso di vod indistinte
e discordanti", während er baraonda von einer ähnlichen hebr.
Gebetsformel abgeleitet wissen will, nähmlich von baruch adöhia^
che occorre cosi sovente nelle preghiere ebraiche". Die Ableitung
ist unzulässig: bä rück adonâi kommt in den jüdischen Gebeten sehr
selten vor; man wäre eher geneigt, an bärüch athä („gesegnet
seiest du") zu denken, mit dem jeder Segens-Spruch anfängt, der
im Laufe des Tages unzählige Mal gesprochen wird, da der ortho-
doxe Jude, nach einer talmudischen Vorschrift, ^ nichts geniefsen
darf, ohne vorher die mit baruch alhä (dem das adonäe^ Herr, folgt)
beginnende Benediction zu sprechen. Doch ist eine derartige
Annahme durchaus nicht nöthig, da, wie schon G. Paris (Romania
Vili 6 1 9) gesehen hat, alle die erwähnten Wortbildungen auf eine
Quelle zurückgehen, nämlich auf das schon genannte aret. baruc*
caba, dem hebr. baruch habbd zu Grunde liegt.
Was nun letzteres bedeuten soll, sagt uns Caix nicht, wohl
aber Körting (Lat. -roman. Wörterbuch. Paderborn 1891. S. 103
Nr. 1064): „hebr. baruch habbah îisïi T^**3" — oder, wie es in den
Nachträgen dort richtiger heifst: yjbärüch habbäh^\ aber nicht hebr.
nan mit „cheth" (ch) im Auslaut, das wohl ein Druckfehler sein
dürfte, da ein solches Wort im Hebr. gar nicht existirt — „eigent-
lich („Gesegneter wohlan") in hebräischen Gebeten häufig wieder-
kehrende, daher auch den der Sprache unkundigen aoflällige
* s. b. Ber. 35a.
J. BABAD, FRZ. ETYMOLOGIEN. 563
Worte, welche nun eben wegen ihrer Unverstandlichkeit in Verball-
hornungen zur Bezeichnung einer unverständlichen, kauderwälschen,
wirren Rede gebraucht werden." Eine derartige Wortverbindung:
yjbärüch habbäh^^ (mit hefh) im Auslaut des zweiten Wortes) in der
ganz richtig angegebenen Bedeutung: „Gesegneter wohlan" ist
weder in der Bibel noch in den hebräischen Gebeten der Juden
vorhanden. Das fragliche Wort ^Jiabbä^^ ist die 2. Person des
Imperativs vom Verbum yjahab^^ geben, und wird in der Bibel
sowohl in dem Sinne von „gib" mit einem von ihm abhängigen
obliquen Casus, als auch im adhortativen Sinne, wie das lat age^ mit
einem darauf folgenden Verbum gebraucht; nirgends ist, wie gesagt,
ÚTü yjbärüch habbäh^*^ in der Bedeutung ; „Gesegneter wohlan" zu finden.
Und doch ist die Ableitung des aret. ba ruceaba aus dem
Hebräischen zweifellos richtig; nur lautet die Formel nicht, wie
Körting annimmt, bärüch habbäh (mit ^:^ im Auslaut des zweiten
Wortes), sondern bäruch habba (mit aleph: a im Auslaut), welch
letzteres vom Zeitwort „¿0" kommt u. Particip. Praes. mit voraus-
gehendem Artikel ist, so dafs die ganze Formel bedeutet: „Ge-
segnet sei, der da kommt", nämlich „im Namen des Herrn", wie
es ¡n der That Ps. 118, 26 heifst; es ist eine Begrûfsungsformel,
mit der „die Levitenschaft oben auf dem Tempelberge . . . die
heraufgezogene Gemeinde empfängt", (vgl. Delitzsch, Com. zum
Psalt II. Leipzig i860 S. 185), und mit der das Volk Jesum bei
seinem Einzug in Jerusalem begrûfst, wie es Matth. 21, 9 heifst:
BvXoyrftòq 0 èçxofisvoç èv ovófiari xvçlov.
Nun sind allerdings die Psalmen 113 — 118 — das sogenannte
„Hallel" — in das Gebetbuch der Juden übergegangen , sie werden
aber nur ungefähr 37 Mal im Jahre gesprochen, während der
orthodoxe Jude täglich, früh und Abend, lange Gebete spricht,
so dafs daher die Kentnis der Formel bärüch habbäh bei Christen
nicht herrühren kann; wohl aber wird letztere bei den des Hebrä-
ischen kundigen Juden als Begrüfsung einem eintretenden Manne
gegenüber gebraucht, und zwar in Deutschland mit dem Übergang
des ä in ö, als : bäruch habbö^ in Polen mit der noch weiteren Ver-
dunkelung des ö in Uy als: bürech habbü. Bei den im Orient
wohnenden Juden, den sogenannten Spagnolen — auch denen
im Abendlande — heifst es noch heute bärüch habbä. Damit
stimmt auch ganz gut überein , dafs , wie G. Paris (a. a. O.) sagt,
(vgl. auch Scheler im Anhang zu Diez 782), dafs in dem von
Littré gegebenen ältesten Citat von baragouin ^ wie bereits erwähnt,
vom 14. Jahrhundert, letzteres einen Gegensatz zu chrestten aus-
spreche, da nur ein Jude mit der hebräischen Formel: bärüch
habbä begrüfst werden konnte.
b. Samedi.
Die Bezeichnung des siebenten Tages der Woche hat ein
merkwürdiges Schicksal gehabt: Weder in den romanischen, noch
in den germanischen Sprachen findet sich für ihn ein allen Gliedern
564 VERMISCHTES. H. ZUR WORTGESCHICHTE.
der genannten Sprachfamilien gemeinsames Wort Bald ist es die
Zahl, der siebente Tag, die bezeichnet wird, bald wird er nach
dem, einem heidnischen Gotte geweihten. Tage genannt, bald nach
der an ihm vorherrschenden, menschlichen Thätigkeit; bald endlich
ist es das biblische Wort, das ihm anhaftet, und das romanisdie
und germanische Völker nach ihrer Christianisierung angenommen
haben, nämlich: sabbaium, das bekanntlich auf hebr. schabbäth'. TSBXi
(„Ruhetag**), „denn an ihm**, (am 7. Tage nämlich) „ruhte {schahbäih)
der Herr von all seiner Arbeit**, wie es Gen. II, 5 heifst Nebenbei
bemerkt dürften wohl Begriff und Wort, wie der jüdische Kalender
überhaupt, den Assyrem entlehnt sein, bei denen der siebente
Wochentag als Ruhetag galt. „Dafs aber auch sagt Frdr. Delitzsch
(George Smith's Caldäische Genesis übersetzt v. Herm. Delitzsch.
I^ipzig. 1876 S. 300 ff.) der Name Sabbath für diesen 7. Tag in
Gebrauch war, vermag ich jetzt zu beweisen und zwar durch die
schlichte Angabe eines assyrischen Synonymenverzeichnisses (11 R.
^2 y 16 a.b.), welches: umnu^uh Itb-bi „Tag der Ruhe des Herzens,
Ruhetag** durch sa-baHuv^ „Sabbath** erklärt.**
So fìnden wir im Romanischen: ital. sabbato, sard, saààadu^
rtr. sonda, rum. sambaia, also die biblische Bezeichnung; dagegen
prov. di'S'Sapie und altfrz. semedi aus *sedmedi (gleichsam séptima 'dies)^
das durch Volksetymologie, mit seme=sepiimus gebildet, aus sahbaH
dum entstanden ist. Im Germanischen, das deshalb hier erwähnt
werden mag, da in einem germanischen Sprachzweige uns die
gleiche Bildung entgegentritt, wie im eben erwähnten Rumänischen
und Altfranzösischen fìnden wir zunächst: Sonnabend ahd. sannun^
(îband, in welchem „Abend** im Sinne von Vorabend vor Feiertagen
gebraucht wird, und der ganze Tag nach einem seiner Teile, —
dem Abend, — wie es bei „Fastnacht** der Fall ist, genannt wird.
(S. Kluge, Etymolog. Wörterbuch der deutschen Sprache.* Strafs-
burg, 1889. s. V. Sonne), Eine andere heidnische Bezeichnung auf
germanischem Gebiete begegnet uns in. ndl. zaterdagf westf., SaierS'
dag y ndd. sater dach ^ ags. saeiernes daeg, u. engl. Saturday^ denen
allen das dem Romanischen fremd gebliebene Saturni dies zu Grunde
liegt, während anord. pváttdagr, laugardagr, dän. loverdag u. schwed.
lördag „Wasch- und Badetag** bedeuten. Das biblische Wort end-
lich findet sich im Deutschen wieder in ^^Samstag^^ ahd. sambaZ'tac
(bei Notker Ps. 88, 40: samiztag\ das ein latein.-griech. *sambatum
resp. *uaßtiarov voraussetzt, da der Übergang der Lautgruppe òò
in mb, der im Romanischen wohl möglich ist (so dafs hier nun.
samba ta altfr. semedi aus sabbata allein hätte entstehen können) im
Germanischen ohne Analogie wäre. Dafs aber schon im jüdisch-
hellenischen Schrifttum, mindestens aber im Volksmunde, ein
*ua(ißaTOv neben öaßßazop existiert haben mufs, läfst sich ans
Folgendem erweisen: In der alten nachbiblischen Literatur der
Juden knüpfen sich an einen bald f^Sambation" bald „Säobatior^*
genannten Strom, dessen graphische Lage verschieden angegeben
wird — er wird bald nach Assyrien, bald nach Syrien verlegt.
J. BABAD, FRZ. ETYMOLOGIEN. 565
nach einer jüdischen Reisebeschreibung aus dem neunten Jahr-
hundrt liegt er in Indien, und nach der arabischen Kosmographie
von El-Kazwni (übs. v. Ethé Leipzig 1 868 S. 369) gar in Spanien — ,
an diesen Fluss. sage ich, knüpfen sich verschiedene Sagen, wie
man aus Hamburger, Real-Encyclopaedie für Bibel und Talmud II
Strelitz, 1883 S. I07ifif. ; Levy: Neuhebräisches und chaldäisches
Wörterbuch IH. Leipzig 1883. S. 465 s. v.: "jröao und Bacher.
Die Agada der Tanaiten I Strafsburg 1884 S. 297 nr. i ersehen
kann. Im Midrasch und Talmud lautet die Sage: „Der Strom
Samhation ist ein Beweis für die Heiligkeit des Sabbats^ denn alle
Tage wirft er Steine aus, aber am siebenten Tage ruht er^*. Ähn-
lich heifst es bei Plin. h. n. XXXI, 2, 18: In Judaea rivussabbatis
omnibus siccatur, während Josephus. bell. iud. VII, 5, i von ihm
berichtet, dafs er sechs Tage in der Woche von den Quellen an
versiege, am siebenten Tage aber wieder ströme, als wäre er gar
nicht unterbrochen worden, man nenne ihn daher nach dem
siebenten Tage, der den Juden heilig sei, den „Sabbatñufs".
Wann diese Sage bei den Juden entstanden ist, läfst sich mit
ziemlicher Sicherheit angeben. Der, „Sambation" genannte, Flufs
führt nämlich nach der jüdischen Oberlieferung in der ganzen
rabbinischen Litteratur nicht Wasser in seinem Bett, sondern Sand
und Steine, wie er auch im Arabischen wädi-el-raml „Sandflufs"
genannt wird. Nun bedeutet aber im Hebräischen und Aramäischen
das Wort für „Sand" bin (fhot) auch: „Wochentag**, so dafs der
„Strom** auch im Hebräischen: nahar chöl („Sandflufs**) geheifsen
haben wird; eine Bezeichnung, die man als „Wochentagflufs** ge-
deutet hatte, und die ins Religiöse übertragen, zum Sabbatñufs
geworden ist. Dieser Vorgang, der sich zu hellenistischer Zeit
abgespielt haben mufs, wie die gräcisierte Form *uafißariov neben
"^uaßßariov^ zeigt, das geradeso gebildet ist, wie %co/ißaXoc aus
hebr. Jerobeal (dem König in Israel), oder iifißaxovfi aus Habakuk
u. a. (vgl. über letzteres Grünbaum in der Ztschr. der Deutschen
morgenländischen Gesellschaft XXIII (1869) S. 627 n. 3, und über
die Entstehung der Sage: D. Kaufmann: Der Sambation. Eine
etymologische Sage in der Allgem. Zeitung des Judentums 1892.
Nr. 21 S. 247 flf.).
Übrigens findet sich der genannte Lautübergang von ßß'>fiß
auch im Griechischen selbst. Prof. W. Schulze (jetzt in Marburg)
schreibt mir: ,J)er auf griechischen und lateinischen Inschriften
(z. B. CJG. 9910. Bull, de corr. hell. VII 240 nr. 26; CJL. 9920)
nicht seltene Name JJaßßariog erscheint gelegentlich auch in der
Form Uafißarioc (Havßariog) : CJG. 8912. CJA. Ill 3525. Arch.-
^ Levy's Annahme a. a. O. das hebr. *)ì*>0j1Q entspreche ernem griech.
oaßßatetov u. bezeichne eig. die Stätte, wo der Sabbat {aaßßaxov) gefeiert
wird, scheint mir wenig glaublich: aaßßaretov kommt in der ganzen Gräci-
t&t nur ein einziges Mal bei Joseph. Ântt. 16, 6. 2 im Sinne von „Synagage"
vor, während *aaßßatiov wie ióáxiov hätte gebildet werden können.
566 VERMISCHTES. H. ZUR WORTGESCHICHTE.
epigr. Mitteilungen aus Österreich VUl 197 n. 15. Bull, de corr.
hell. VU 234. nr. 8). ßß > f/ß ist ein im späteren Vulgärgriechisch
öfters belegbarer Lautwandel."
Es ist also anzunehmen, dafs es neben einem *uaßßaTiOV
auch ein ^oafißariov gegeben habe, aus dem im Osten sowohl
das rum. sambatüy (vgl. auch das altslow. syboia u. ungar. szambai
spr. samòat), wie das ahd. samòaz,-hac entstenden ist, welch letzteres
gerade so, wie das bayer. „Pfinztag** (für „Donnerstag" aus xéxTf¡
sc. r¡fi¿Qa\ „Kirche" und „Pfaffe" (s. Kluge a. a. O. s. w.) von den
Goten übernonmien wurde. Nun zeigt allerdings das Gotische
Formen wie: saòòaid, saòòaiiin, während wir *sambato^ *sambaius
erwarten sollten; „aber Ulfila steht vielfach" (vgl. Kluge in Paul's
Grundrifs der germanischen Philologie, Strafsburg, 1891 I S. 31g)
unter littcrarischen Einflüssen, während wir seinen Goten Formen
zutrauen dürfen , die von den schriftlichen Einflüssen unabhängig
waren." J. Barad.
2. Span. jeja.
Zeitschr. XVI. 522 fragt Schuchardt, weshalb ich die seiner
Zeit von mir aufgestellte Herleitung von span, jeja aus taurínisch
slasia aufgegeben habe. Obschon die Antwort darauf sich aus
§ 5 1 1 meiner Grammatik von selbst ergibt, will ich doch, um einer
falschen Deutung meines Stillschweigens vorzubeugen, mit aller mir
möglichen Ausführlichkeit die gegen jeja <i sasta sprechenden
Gründe aufíuhren, so ungern ich in eigener Sache namentlich gegen
einen Mann wie Schuchardt die Feder ergreife.
Es ist nicht meine Aufgabe, die Zusammenstellimg von skr. sasya
n., kymr. haydd m. und dem taurinischen, durch Konjektur gewonnenen
sasia auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen. Ich will nur hervorheben,
dafs die Übereinstimmung nicht so vollständig ist, wie sie bei
einer oberflächlichen Betrachtung scheint. Sie setzt zunächst vor-
aus, dafs das arische a wirklich a, nicht 0 oder e sei, eine Vor-
aussetzung, die hinfällig ist, wenn man griech. plur. 7y¿a Reisekost mit
skr. sasya^ das Aussaat bedeutet, zusammenstellt, wie Fick in der
4. Aufl. seines Wörterbuches thut. Es steht also hier zunächst
noch Möglichkeit gegen Möglichkeit. Wichtiger für unsere Zwecke
ist natürlich die Stellung des dritten Gliedes der Gleichung. Das
keltische wie das indische Wort bedingen eine Grundform sasiam^
allenfalls sostom, das indische könnte auch aus sestom entstanden
sein, das taurinische lautet aber s^isiam. Natürlich kann man den
Schreiber des Archetypus unsrer Liviushandschriften noch eines
zweiten Fehlers beschuldigen : er hätte -am statt -om geschrieben,
oder man kann annehmen, das Wort, das sonst als Neutrum er-
scheint, sei im Taurinischen und, wird hinzufugen müssen, wer
jeja < s^asia festhält, im Gallischen Femininum geworden. Dadurch
dafs man mit zwei, nicht mehr mit einer Veränderung zu rechnen
MEYER -LÜBiCE, SPAN. JEJA. 567
hat, verliert aber die Korrektur sasiam aus asiam wesentlich. Dazu
kommt als drittes, dais asia Roggen, hqydd dagegen Weizen be-
deutet. Wenn nun offenbar ein Wort, dafs Aussaat bedeutet,
sowohl zur Bezeichnung des Weizens wie des Roggens dienen
kann, so ist auf der andern Seite nicht zu übersehen, dafs bis
jetzt wenigstens kein Fall nachgewiesen ist, wo ein und dasselbe
Wort sowohl Roggen als Weizen bedeute und noch weniger, dafs
ein Name des Roggens übertragen wurde auf den des Weizens,
vgl. die Zusammenstellungen bei O. Schrader, Sprachvergleichung
und Urgeschichte^ 422 — 435. Oder soll man als drittes Versehen
des Plinius auch noch einen Irrtum in der Gattung annehmen?
Oder wäre taur. sosia der Name des Roggen, kelt. sasiom der des
Weizens ? dann wird man gut thun , für span, jeja , das ja auch
Weizen bedeutet, das Taurinische ganz aufser Spiel zu lassen und
zu sagen , die kymrischen Wörter einerseits span, jeja , prov. sais
andrerseits führen auf ein urkelt sasiom Weizen, das vielleicht mit
skr. sasya verwandt ist — nur muís man dann den Genuswechsel
des spanischen Wortes begründen. — Dann aber findet die Con-
jectur s^tsia durch das Romanische keine Bestätigung, und vielleicht
ist es am besten, wenn wir uns überhaupt bei asia beruhigen und
sagen: im Taurinischen heifst der Roggen nach Plinius asia, für
welches Wort eine Anknüpfung in den indogermanischen Sprachen
noch zu suchen ist.
£s bliebe jedoch noch immer die eben gegebene Möglichkeit,
dafs die kymrischen Wörter mit den romanischen auf einer gemein-
samen Grundlage beruhten.
Dagegen spricht nun aber die Wiedergabe von s¿ durch /.
In der That zeigen beso aus basium, queso aus caseus ^ sahueso aus
segusiuSy cereza aus cerasea, camisa aus kelt camisia^ dafs j, nicht j
das Resultat von si ist. Namentlich wichtig scheint mir camisa^
da dieses Wort die Annahme, es sei kelt. si dem lat ssi^ das
im Spanischen zu j wird {}>ajo = *bassius, rojo = russeus) ver-
wandter gewesen als dem lat sji, widerlegt. Irgend ein Beispiel
von span, j aus lat sj[ ist mir nicht bekannt Man hätte also
aus sasia im Spanischen sesa zu erwarten. Allerdings könnte man
nun voraussetzen, das anlautende s hätte sich wie in andern Fällen
zu j gewandelt, worauf der Inlaut dem Anlaut angeglichen worden
sei. Ich habe §417 meiner Lautlehre vier, diesen Wandel zeigende
Wörter zusammengestellt, ohne in der Lage zu sein, mich über
die Gründe der auffälligen Behandlung zu äufsem. Ich glaube
wenigstens das sagen zu können, ddik ^e zur Stutze von jeja <. sasia
nicht verwendbar sind. Neben jenabe , wofür mostaza das gewöhn-
liche Wort ist, steht ajenabe wilder Senf, dessen anlautender Vokal
auf arabische Vermittelung hinweist , dessen j also auch auf ara-
bische Rechnung zu schreiben ist Und arabisch oder meinetwegen
mozarabisch wird auch jerga, jergón, portg. enxerga, enxergäo sein,
vgL mozarab. xebe und sebo = span, sebo , xebte =» siete , xeco und
seco '=^ seco, xecrethario, xedica := lat *sedica, xelva = selva^ xemthair
508 VERMISCHTES. IL ZUR WORTGESCHICHTB.
= sendero , xennor = senor und viele andere bei Simonet, Glosario
de voces ibéricas y latinas usadas entre los mozárabes. 588 ñ^ vgl.
auch S. CLXXXU Ânm. : ya Aldrete y Florez observaron que los
Moros convertían la s en x. Der Lautwert dieses x ist è. Unter
den mozarabischen Wörtern findet sich nun in der That xertca^Bs.
span, jerga. Ebenso deutet sich jabon, jabonera^ wofür Simonet
xabon neben çabon und xahonaira bietet; jeta neben seta Borste»
das auch wegen des / nicht Erbwort sein kann. Der Ursprung
von gerpa ist noch zu suchen, da, was Baist, Zs. V. 238 dsuñber
vorträgt, in mehr als einer Hinsicht nicht befriedigt So bleibt nur
noch jeme ein halber Fufs, das wohl sicher von semis stammt, ohne
dafs ich freilich das j zu erklären vermag.
Jeja scheint namentlich dem Osten anzugehören, nach Simonet
unter xaina wäre es katalanisch, mallorkanisch und murdanisch, ebenso
weist es die Akademie den östlichen Provinzen zu, aber auch nach
der Lautentwicklung dieser Mundarten ist /, x nicht berechtigt,
vgl. katal. hes , besar ^ camisa u. s. w. neben ex = axis^ cuxa = coxa
u. s. w. Es stellen sich also der Herleitung aus sasia lautliche
Schwierigkeiten entgegen, die ich nicht zu überwinden vermag,
und die mich daher veranlafst haben, mich anderweitig umzusehen.
Bevor ich nun zur Begründung meiner neuen Deutung übergehe,
ist es nötig, den zweiten Vertreter von sasia ^ den Schuchardt ge-
funden zu haben glaubt, etwas näher zu betrachten.
Schuchardt leitet aprov. sais y Fem. saissa grau von sasia ab.
Dafs ein Adjektivum ohne weitere formale Änderung zum Sub-
stantivum wird, ist ein so gewöhnlicher Vorgang, dafs von dieser
Seite her gegen die Gleichung nichts zu sagen ist Auch der
Bedeutungswechsel macht nicht gerade zu grofse Schwierigkeiten,
ob man auch etwas treffendere Parallelen als die von Schuchardt
gebrachten gerne gesehen hätte. Aber die lautlichen Verhältnisse
sind denn doch nicht so einfach, wie man aus Schuchardts
Schweigen wohl meinen könnte. Nach basiat !> baizo , ceresea >
serezo , camisia I> kamiza , cerevisia = servizo erwartet man saiso
oder also aprov. saisa^ nicht saissa, man begegnet also genau der-
selben Schwierigkeit >\ie bei der Gleichstellung von sasia voit jeja^
nur dafs hier die Möglichkeit, dafs der Inlaut nach dem Anlaut
umgestaltet sei, wegfallt PLine Etymologie aber, die begrifflich
nicht ganz überzeugend und lautlich nicht korrekt ist, wird man
füglich ablehnen können.
Was endlich ncuprov. saizeto betrifft, das schon Simonet mit
span, jeja , schon Mistral mit altprov. sais verknüpft hat , so muTs
wiederum bemerkt werden, dafs, wer es mit sasia verbindet, erst
begründen mufs, weshalb sì zu s, nicht zu z geworden seL Auch
ich halte allerdings die Zusammengehörigkeit der drei romanischen
Wörter fest, nur denke ich mir die Bedeutungsentwicklung etwas
anders.
Den negativen Teil meiner Argumentation fasse ich also dahin
zusammen : Die Ableitung von span, jeja u. s. w. aus taurinisch
MEYER -LÜBKE, SPAN. JEJA. 569
sosia oder aus einem gallischen sasiom ist abzuweisen, erstens weil
es fraglich ist, ob jenes taurinische Wort wirklich sasia gelautet
habe, zweitens weil jeja im Verhältnis zu dem gallischen sasiom
das Neutrum Pluralis als Femininum Singularis voraussetzt, was
sonst bei Getreidebezeichnungen nicht vorkommt (vgl. die Reflexe
von hordeum^ frumenium), drittens weil weder lateinisches noch
gallisches si zwischen Vokalen im provenzalischen zu issy im span,
zu j wird und ein Grund für die abweichende lautliche Entwicke-
lung nicht angegeben wird.
Ich gehe nun über zu der Begründung der neuen Herleitung:
jeja <i saxea, Dafs sie vom lautlichen Standpunkte aus unanfecht-
bar ist, brauche ich kaum zu bemerken. Zwar scheint es kein
zweites Beispiel für die Verbindung xi zu geben, allein da nach
Ausweis von iejo < iaxu , eje < axe x , nach Ausweis von hajo <i
bass¿u , rojo •< rosseu , congoja <i anjgustia ssi und sii zu j werden,
so wird man mit Bestimmtheit sagen dürfen, dafs auch xi sich zu
y, nicht zu s entwickelt Zu rechtfertigen bleibt also nur die Be-
deutungsverschiebung. Die lateinischen Stoffadjektiva besagen haufìg,
nicht dafs ein Gegenstand aus einem bestimmten Stoffe wirklich
bestehe, sondern dafs er das Aussehen eines bestimmten Stoffes,
die Farbe desselben habe, vgl. lat argenteus silbern und silber-
farbig: anser argenteus Silbergans; aureus golden und goldfarbig:
malum aureum Quitte; bysseus leinen, aber ital. bigio, frz. bis grau
Diez, Wb. 52; fer reus eisern, color fer reus. In ähnlicher Weise
mochte saxeus steinfarbig, kieselfarbig bedeuten, woraus nun mit
etwas gröfserer Bestimmtheit der Farbe prov. sais saissa grau.
Ebenso konnte, namentlich wenn das Primitivum saxum aufgegeben
war, farina saxea ein halbgraues oder weifsliches Mehl bezeichnen,
dann scuxea diejenige Getreideart, aus der dieses Mehl gewonnen
wurde, denn das wird man wohl festhalten dürfen, dafs solche
Getreidenamen, welche mit den „weifs'* bedeutenden Ausdrücken
zusammenhängen, zunächst von dem Mehle gebraucht worden sind.
Übrigens ist auch zu erinnern an span, parva „auf der Dreschtenne
ausgebreitetes Getreide", porrina „Getreide ehe es in Ähren ge-
schossen ist" und mies „Getreide, so lange es noch auf dem Halme
steht", zu denen scuxea wohl in noch ursprünglicherer Bedeutung
treten konnte zur Bezeichnung einer bestimmten Getreideart. End-
lich will ich noch auf portg. seixa hinweisen, das Michaelis, offen-
bar an seixo denkend, mit „Steinhuhn, ein der Gans oder £nte
ähnlicher Vogel" übersetzt, während Vieira genauer sagt „ave. No
escudo das armas dos Seixas se ve umas aves prateadas com os
bicos vermelhos e do feitio de gansas o adems pequeñas", also
silbergraue Vögel. Somit kommt man wieder auf saxeus grau,
denn eine Herleitung aus sasia würde wiederum den portugiesischen
Lautgesetzen direkt wiedersprechen.
Dies sind die Erwägungen, die mich seiner Zeit sasia ver-
werfen und saxea vorziehen liefsen, nur fehlte mir damals noch
die willkommene Bestätigung, die die von mir angenommene Be-
ZeitAOhf. f. xon. PhU. XVII. 37
570 VERMISCHTES. II. ZUR WORTGESCHICHTE.
deutungsent Wicklung durch prov. sais findet^ Als ich dann in der
ersten Lieferung des lat-rom. Wörterbuches unter asta meine alte
Erklärung ohne Bemerkung wiederholt fand, machte ich Körting
darauf aufmerksam, dafs ich sie durch eine andere ersetzt habe,
was der Verfasser in den Nachträgen dann auch bemerkte. In
meinen Bemerkungen zu dem Wörterbuche in der Zs. f. öster.
Gymn. 1891. S. 763 ff. darauf nochmals hinzuweisen, hatte ich dann
keine Veranlassung mehr. Vielleicht haben meine Überlegungen
nicht das Richtige getroffen ; vielleicht findet sich doch ein Weg,
jeja und Konsorten mit sjasi'a zu vereinigen, ohne dafs eine sichere
Lautregel verletzt und die Bedeutungsverschiebung als irrevelant
betrachtet würde; vielleicht kann saxea durch etwas von vorne-
herein Überzeugenderes ersetzt werden — ich würde einer richtigeren
Erkenntnis mich nicht verschliefsen , auch auf die Gefahr hin, von
Neuem der Vergefslichkeit geziehen zu werden.
W. Meyer -LüBKE.
3. \òX, f Ollis \ Frz. échec,
follis.
Der Übergang von follis Blasebalg zu rom. follis Narr ist bis
anhin auf ziemlich gesuchte Weise erklärt worden, follis ist „der
Aufgeschwollene" also Schlauch, Beutel, Windball, Windkissen, auf-
geblasene Backe, kann übertragen auch einen aufgeblasenen Menschen
bedeuten. Formell ist follis = fol-ni-s = fl- ni-, fi- setzt ein be-
o o
tontes fei- voraus, wie gn- ein gen-; wie neben gen-, gnä-, so
steht neben fei- flä blasen.
échec.
Das W'ort échec, Mi f ser fol g, hat selbstverständlich mit dem
Worte, von dem es das c hat, nichts zu thun; es könnte ebenso
gut und ebenso falsch mit t geschrieben sein, wie déchet, das Ver-
ba Isubst. zu déchoir ist wie échec Verbalsubstantiv zu échouer.
J. Ulrich.
^ Man mag einwenden, ich hätte schon damals mich in Mistrals Trésor
umsehen sollen. Als Enischuldigung kann ich nur sagen, dafs mir in Jena
weder Mistral noch Azais noch Raynouard zu Gebote stand, ich \ielmehr
für das Provenzalische auf das Glossar in Bartsch's Chrestomathie und in
Lcspy's Grammaire béarnaise beschränkt war.
BESPRECHUNGEN.
Alessandro D'Ancona. Origini del Teatro Italiano, Libri tre, con due
appendici sulla Rappresentazione drammatica del Contado Toscano e sul
Teatro Mantovano nel sec. XVI. Seconda edizione] rivista ed accresciuta.
Torino. Ermanno Loescher 1891. I. Band 670, II. Band 626 S. gr. 8®.
Schon frühe begann man in Italien den mittelalterlichen Spielen einige
Aufmerksamkeit zuzuwenden. Bereits 1666 lieferte Allacci in seiner Dramma-
turgia ein Verzeichnis der ihm bekannt gewordenen Rappresentazioni, und
1680 kam Cionacci in den Osserv. zu den Rime sacr, des Lorenzo di Medici
auf das gleiche Thema zurück. Im folgten Crecimbeni, Quadrio, Ap. Zeno,
Signorelli, Cooper - Walker und neuere Historiker, wie E. Giudici, Palermo,
A. Ebert, Klein, K. Hillebrand, J. Ciampi. Aber die wenigen Blätter,
welche diese Forscher dem Gegenstand gewidwet und selbst die ausführ-
lichere Behandlung, welche ihm E. Griudici in seiner Storia del Teatro ital.
zu teil hatte werden lassen, vermochten, obwohl in vielen Punkten das Richtige
treffend« im Ganzen doch nur wenig zu befriedigen. Nur bibliographisch
war Vorzügliches geleistet worden. Abgesehen von den unvollständigen
Verzeichnissen religiöser Dramen bei Allacci, Cionacci und Farsetti und den
ausführlichen, alle Gattungen des Dramas umfassenden Katalogen Quadrios
und der Drammaturgia von 1755 — aus denen man sich den Stoff erst zu-
sammentragen mufste — besafs man die treffliche BihUogr, deUe antiche
Rapp. italiane . . . nei secoli XV e XVI des Visconte Colomb de Batines.
Allein trotz dieser Hilfsmittel und Vorarbeiten, schien es als ob Niemand
sich an eine erschöpfende histor. Betrachtung des wichtigen Themas wagte,
als ob gerade das ital. Drama des Mittelalters im Dunkel verharren sollte,
während die andern Dichtungsarten sich des hellsten Lichtes erfreuten. Es
war D* Ancona vorbehalten, das vorhandene Material zu sichten, erheblich zu
vermehren, in der gründlichsten Weise zu verarbeiten, und aus den rohen
Bausteinen ein stattliches Gebäude aufzuführen. Seine vor 16 Jahren (1877)
erschienene Arbeit war epochemachend. Wie scharf der sichtende Blick, wie
meisterhaft die fugende Hand gewesen, das erhellt daraus, dafs nach 14 Jahren,
während deren die Forschung nicht stille gestanden, das Werk in zweiter
Auflage sowohl in den Hauptresultaten, als in der Ausführung, der Haupt-
sache nach, unverändert bleiben konnte. D'Ancona hat wohl in dieser neuen
Ausgabe sein Buch, von der ersten bis zur letzten Seite gewissenhaft revidiert,
er hat zahlreiche Berichtigungen angebracht. Citate verbessert. Veraltetes
37*
572 L. STIEFEL,
gestrichen, und bald im Text, bald in den Noten kürzere oder seitenlange
Zusätze, oft von grofser Wichtigkeit gemacht; seine Änderungen betreffen
Hunderte von Stellen, und beweisen, wie sehr er bedacht war« alle Ergebnisse
der modernen Forschung, nicht nur der italienischen, sondern auch der aus-
ländischen zu verwerten: allein sie betreffen meist nur Einzelheiten. Im
übrigen hält der gelehrte Verfasser seine bereits in der ersten Auflage aas-
gesprochenen Ansichten aufrecht, stützt sie durch neue Gründe und ist eifrigst
bemüht, die von der Kritik dagegen erhobenen Einwände zu entkräften.
Schon äufserlich sieht man, wie sehr das Werk in der neuen Gestalt
nach allen Seiten gewonnen hat. Aus zwei kleinen Bänden von 438 und
432 Seiten sind zwei prachtvolle Bände im grofsen Formât von 670 und
626 Seiten geworden, deren Ausstattung der Verlagsbuchhandlung alle Ehre
macht. Früher war der Stoff nur auf Kapitel (42) verteilt, nunmehr ist der-
selbe übersichtlicher zuerst in 3 Bücher geschieden, und diese sind sodann in
Kapitel getrennt, wovon die beiden ersten Bücher je 19 zählen und das
dritte 4. Besonderes Lob verdient es, dafs ein 36 Seiten grofses alphabe-
tisches Sach- und Namenregister hinzugekommen ist, das man in der ersten
Ausgabe auf das empfmdlichste vermifste. Schade, dafs dasselbe nicht aus-
giebiger ausgefallen ist, und dafs es hin und wieder Unrichtigkeiten enthalt.
Wenn ich jetzt das Werk auf seinen Inhalt prüfe, so will ich zunächst von
den zwei Appendici absehen, und mich gleich den ^^Origini del Teatro
italiano*^ zuwenden. Unter diescsem leicht miszuvcrstehenden Titel gibt der
Verfasser im Grunde nur eine Geschichte des mittelalterlichen Dramas in
Italien. Es ist ihm also nicht darum zu thun, allen Anfangen nachzuforschen,
er untersucht nicht, ob zwischen dem verfallendem Altertum und der be-
ginnenden Rennaissance direkte Bindeglieder vorhanden gewesen, ob beispiels-
weise das moderne Drama etwa durch die stehenden Masken mit dem Alter-
tum zusammenhängt. Gleichwohl hat D'Ancona seinem eigentlichen Thema,
wie in der ersten Ausgabe, aufser einer allgemeinen Einleitung, noch 7
Kapitel vorangestellt, worin er (S. 8 — 86) den Verfall des antiken Dramas,
das Verhalten der Kirchenväter zum heidnischen und später zum religiösen
Drama« den Ursprung, die Entwicklung und das Wachstum der religiösen
Spiele in Europa im allgemeinen , sowie speziell in Frankreich und einigen
andern Ländern kurz betrachtet. Diese ersten Kapitel bieten in der neuen
Ausgabe gegenüber der alten vorzugsweise in den Anmerkungen Zusätze,
im Text, wenn ich nicht irre, nur S. 32 und S. 45 — 48, wo über die Ent-
stehungsgeschichte des liturgischen Dramas auf Grund der Arbeiten von
Gautier, Sepet, Milchsack und K. Lange referiert wird.
Vom 9. Kapitel bis zum Schlufs des I. Buches entwickelt D'Ancona
seine bekannten Ansichten vom Ursprung und der Entwicklung des religiösen
Dramas in Italien. Ihm zufolge hatte dieses eine wesentlich verschiedene
Entwicklung durchzumachen als in Frankreich, Deutschland und England.
Während hier aus der Liturgie sich stufenweise das liturgische Drama und
aus diesem die Weihnachts- und Osterspiele, die grofsen Passionsspiele u. s. w.
entwickelten, kam doit mit wenigen Ausnahmen das liturgische Drama nicht
zur Entfaltung. Das religiöse Drama entsprofstc den Gesängen (laude) jener
fanatischen Büfser, die unter dem Namen Flagellanten um 1260 Italien (und
Deutschland) überschwemmten, und die, nachdem die religiöse Epidemie«
d'ancona, origini del teatro italiano. 573
denen sie ihren Ursprung verdankten, erloschen war, sich aberall auf dem
Appeninenlande zu ständigen Brüderschaften vereinigten. Diese lauden ursprüng-
lich wohl rein lyrisch, nahmen bald in direkter Anlehnung an die Liturgie
einen mehr und mehr ausgesprochenen dramatischen Charakter an und wurden
schliefslich — natürlich ohne« dafs die rein lyrischen laude deshalb aufhörten
— zu wahren dargestellten Dramen, denen man den Namen Devotioni gab.
Sowie Umbrien der Ausgangspunkt jener religiösen Bewegung war, so war
es auch die erste Heimat der lauda drammatica die sich von da nach-
weislich einerseits nach Venetien, anderseits nach den Abruzzen verbreitete.
Bewegte sich D'A. soweit auf dem Boden gesicherter Forschungsergeb-
nisse, so kann er im weiteren Verlauf seiner DarsteUuug vorerst nur Vermutungen
bieten. £r sah auf der einen Seite die umbrischen Devozioni zu Ende des
13. und Anfang des 14. Jahrhunderts und auf der andern Seite traten ihm
von der Mitte des 15. Jahrhunderts ab die fast ausschliefslich in Florenz
entstandenen Sacre Rappresentazioni entgegen. Zwischen beiden war ein
bedeutender Abstand: Die einen waren rohe, aber würdig gehaltene Versuche
im engsten Anschlufs an die kirchliche Feier (Predigt), die anderen wirk-
liche Mysterien oft mit komischen Elementen durchsetzt« ganz den damaligen
religiösen Dramen anderer Länder vergleichbar. Wenn nun D'Ancona
(I p. 216) sagt: „. . . fra le Devotioni umbre del Due e Trecento da un lato
e le Rappresentazioni fiorentine del Quattrocento dall'altro, debbonvi essere
stati dei monumenti ora smarriti« i quali fra quelle e queste sieno come
necessario anello di congiunzione, e grado regolare di successivo svolgimento",
so kann man ihm ohne weiteres beipflichten. Wenn er aber gleich auf der
andern Seite behauptet: „È la sacra Rappresentazione una forma teatrale
propria in tutto di Firenze ; natavi circa la metà del Quattrocento per esserci
insieme unite fra loro la Devozione venuta di fuori, e certe pompe cittadinische«
onde ab antico soleva celebrarsi la festa del santo patrone (S. Giovanni Batt.).
Il connubio, col quale si strinsero fra loro le due forme diverse, derivanti
l'una dall'istinto d'imitazione dramática, l'altra da quelle di riproduzione
mimica , ingenerò questo nuovo frutto , nel quale sono recate allo maggior
perfezione le attitudini deU'una e dell' altra" so ist das zwar eine sehr geist-
voUe Conjektur, die viel fur sich hat, aber doch nur eben eine Conjektur.
Dessen ist sich der bescheidene Gelehrte auch recht wohl bewufst; denn
indem er den von Rajna gegen ihn gerichteten Angriff über seine Hypothese
zurückweist, sagt er (l p. 21 9 n): „Può essere che un giorno o l'altro inopina-
tamente venga fuori qualche manoscritto che distrugga o almeno modifichi più
o meno sostanzialmente i miei concetti ; ma per ora questo tesoro si è sottratto
alle ricerche mie e dei molti, che rifrugano le anticaglie; e mi manca perciò
il modo di sostituire alle ipotesi deUa prima edizione qualchecosa di diverso,
ed ad ogni modo , di più positivo e provato. Zum näheren Verständnis sei
bemerkt, dafs D'Ancona's Beweisführung auf Folgendes hinausläuft:
Schon von alter Zeit her waren in Florenz volkstümliche religiöse Auf-
führungen besonders zu Ehren des hl. Johannes Bapt. üblich. Wo aber von
solchen sich bei den Zeitgenossen und Historikern Berichte finden, ist deut-
lich zu erkennen« dafs es ausschliefslich pantomimische Spiele (^o/^^j.
mute oder figurate ^ schlechtweg Rdpp. im Gegensatz zu den späteren Rap-
pres, sacre benannt) waren. Hervorragende Künstler brachten die Deco-
574 ^ STIEFEL,
rationen und Maschinerien {in^eg-ni) auf eine hohe Stufe der Vollendung.
Daneben führten, unabhängig davon« die laudasi, wie anderwärts in Italien,
bei den kirchlichen Feiern des Jahres ihre bescheidenen Spiele auf. Als nun
um die Mitte des 15. Jahrhunderts Epik und Lyrik ihren Höhepunkt erreicht
hatten, und ein hochherziges Fürstengeschlecht in Florenz allen edlen Künsten
die eifrigste Pflege zu teU werden liefs, wurden die Verhältnisse besonders
günstig für die Weiderentwicklung des Dramas. Jetzt nahmen gewandte
Dichter die handlungsarmen Devoùoni in ihre Hände; die reiche Entfaltung
der mimischen Spiele regte eine reiche vielgestaltige Handlung an: die von
aufsen gekommenen Devozioni feierten ihre Vermählung mit den Rappresela
tazioni figurate und das Kind dieser Verbindung war die Rappresentoadone
sacra, D'Ancona denkt sich diese Vereinigung allmählich (gradatamente e
non per subita mutazione) erfolgt und ohne dafs dabei die Rappr, figurate
ganz aufhörten.
Die Mitteilungen, die uns der Verfasser von den Rappresentasione mute
in Florenz, sowie in andern Städten Italiens macht, sind sehr interessant.
Seine Ausführungen bieten in diesen Kapiteln, gegenüber der älteren Aus-
gabe, mehrere wichtige Zusätze und Berichtigungen. Ich erwähne namentlich
die Beschreibung eines von Geistlichen 1379 zu Vicenza aufgeführten ver-
wiegend lateinischen Spiels (S. 98 — 100), die Bemerkungen S. 182 — 183»
die 3 von C. de Lollis entdeckten Devozioni „propij dell' Abbruzzo , be-
sprochen S. 202 — 207, und die der Reisebeschreibung eines russischen Bischofs
(Abraham von Souzdal) entnommene Schilderung zweier geistlicher Spiele zu
Florenz aus dem Jahre 1439, welche D'Ancona dem Forscherfleifse Wesse-
lofsky's verdankt und welche seine eigenen wertvollen Nachrichten aber
ähnliche Feste ergänzt (S. 246 — 253). Die S. 173 — 181 abgedruckte Marien-
klage aus den Abruzzen ist in der neuen Auflage mehrfach korrigiert worden.
Zahlreicher sind noch die Zusätze in jenen Kapiteln, wo uns der Ver-
fasser endlich mit den Reppresent, sac, in Florenz und im übrigen Italien
im 15. und 16. Jahrhundert bekannt macht, nicht sowohl, indem er Analysen
davon gibt — er erwartet wohl, dafs jeder Leser seine treffliche Sammlung von
Rappr, Sacre ohnehin kennt — als vielmehr indem er uns, soweit das mög-
lich war, Verfasser, AufHihrungszeit und Namen der Stücke nannte und zu-
gleich Nachrichten von der AufHihrung nicht erhaltener Spiele mitteilt. Die
Zahl der uns dem Namen nach bekannten Verfasser von älteren Rappr. ist
nicht grofs. Es sind : Lorenzo il Magnifico, Feo Bel e ari, Bernardo und
Antonia Pulci, Pierozzo Castellano und Giuliano Dati, alle Florentiner.
Von den Ergänzungen und Verbesserungen der neuen Ausgabe legen
hier besonders die S. 273—74, 278, 282, 298, 301—331» 339—343» 347—353
Zeugnis ab. Diese Ergänzungen betreffen in der Mehrzahl interessante Auf-
führungen von Rappres, im 15. und 16. Jahrh. Die ausführlichste (S. 301
— 331) betrifft die von Promis herausgegebene Passion von Revello, die
einmal wegen ihrer Länge — die S, R. sind alle verhältnismäfsig sehr knrz
— und dann wegen ihres isolirten Auftretens im nordwestlichen Italien eine
Ausnahmsstellung in der Geschichte der ital. Mysterien einnimmt, und ein
besonderes Interesse, zwar nicht an und für sich, aber neben den obigen
Punkten noch deshalb verdient, weil sie deutlich den Einflufs der franz.
Mystères zeigt, ein Einflufs den D'Ancona für die Sacre Rappr, durchaos
d'ancona, origini del teatro italiano. 575
bestreitet. Die Aaffuhningszeit des langathmigen Produktes will D'A. —
abweichend vom Herausgeber und Gaspary (Ltbl. 1 889 Sp. 60 ff.) — zwischen
1481 und 1485 setzen. Ein grofser Zusatz ist (S. 339 — 343) noch der con-
fraternita di giovanetti pistojesi gewidmet, die unter dem Titel Compagnia
della Purità 15 16 gegründet sowohl pantomimische als Sacre Rappres, auf-
führte. D'Ancona stützte sich hier auf die Publikation Vico^s (Bologna
1887). Ein anderer Zusatz endlich (S. 347 — 353) beschäftigt sich mit den
^fSacri spettacoli delle provincia Napolitana und zwar vornehmlich der Städte
Sessa und A versa, auf Grund neuerer Arbeiten von G. Fuscolillo und
Torraca.
Die zweite Hälfte des I. Bandes, welche, als Libro secondo, die ver-
schiedenen Namen der S. R. , und Composition , Regeln , Metrum , Sprache,
Darsteller, Auñuhrungszeit- und Ort, Quellen, seen. Apparate, Ingegni, Inter-
medien derselben, sowie die einzelnen gewissermafsen typisch geworden
menschlichen und übermenschlichen Personen (personaggi umani« divini dia-
bolici, simbolici) darin u. s. w. in einer eingehenden geistvollen Studie be-
handelt, zeigt Änderungen fast nur in den Noten.
Lehrten uns die ersten beiden Libri der „Origini** Entstehen und
Wachstum des religiösen Drama» kennen, so zeigt uns das dritte in nur 4,
aber j^röfseren Kapiteln dessen Verfall. Wohl machten die 5. R. ihren
Einflufs noch auf die ersten Versuche des profanen Dramas geltend, aber
bald bereitete dieses, getragen von dem wiedererstandenen klassischen Drama
und unterstützt von vielen anderen — politischen und religiösen — Ursachen
der Herrschaft der alternden Tochter des Mittelalters ein Ende. Sie ganz zu
beseitigen gelang indes nicht: Die S. R. fanden eine letzte Zufluchtsstätte in
den Nonnenklöstern, wo dramatische Spiele äufserst beliebt waren. Femer
vermochten sie als Lektüre für das Volk — Beweis die vielen späteren
Drucke — und gewifs auch bei Auñuhrungen auf dem Lande noch lange
ein, zuletzt freilich kümmerliches, Dasein zu führen. In der grofsen
Welt zwängte sich das religiöse Drama in die conventionellen Formen des
klassischen und spielte unter verschiedenen Namen und Bezeichnungen, zu-
letzt im mächtigen Bunde mit der edlen Musica als Oratorj sacri eine nicht zu
übersehende Rolle, die heute noch nicht beendet ist. Hierüber erhalten wir
in den 3 ersten Kapiteln des dritten Buches ein ungemein anschauliches
Bild, welches dadurch noch an Bedeutung gewinnt, dafs der Verfasser, durch
sein Thema darauf geführt, viele treffende Bemerkungen über die Entstehung
der modernen dramatischen Gattungen Tragödie, Comödie, Pastorale, Oper,
Oratorium einflocht. Für die Geschichte der Plautus- und Terenz- Auffüh-
rungen in Italien sind D*Ancona's Mitteilungen (S. 62-- 140) von hervor-
ragendem Wert. Das 4. und letzte Kapitel des Libro terzo gibt unter dem
Titel „ Vivente reliquie del Dramma sacro einen flüchtigen , aber sehr lehr-
reichen Überblick über die letzten Lebensäufserungen des volkstümlichen
religiösen Dramas der neueren Zeit in den verschiedensten Teilen Italiens.
Zahlreich sind auch hier die Zusätze und Berichtigungen des gewissen-
haften Gelehrten. In dieser Hinseht sind aufser vielen Anmerkungen, worin
auf die neueste Literatur sorgfaltig Rücksicht genommen wird, u. a. die
S. 13— 15, 66—68, 68—69, 77—83» 84—87» 92—93» 99» 104—106, 131,
132 — 133, 138—140, 184 — 185, 211 — 215, 217 — 218 und 227 — 230 zu nennen.
576 L. STIEFEL,
Der gröfste Teil dieser Ergänzungen gilt Aufführungen klassischer Stücke in
Italien zur Rennaissancezeit, wobei unserem Verfasser mehrere moderne Arbeiten,
besonders A. Luz io 's wichtige Publikation „/^f</. Gonzaga ostaggio alla
corte di Giuliano ir* (Arch. Stor. Roma 1877) von Nutzen waren. Mehrere
wertvolle Zusätze betreffen die „vivente reliquie del Dram, Sacro,
D'Ancona's Werk fand schon beim ersten Erscheinen derart die Anerken-
nung der berufensten Kritiker, dafs es überffüssig erscheint, noch etwas zum
Lobe der zweiten, wahrhaft vermehrten und verbesserten Auflage zu sagen«
Das Buch bezeichnet die höchste Leistung in der fruchtbaren literarischen
Thätigkeit des ausgezeichneten Forschers. Es bildet eine Fundgrube der
Belehrung nicht nur für diejenigen, welche die Geschichte des religiösen
Dramas studieren, sondern auch für jene welche die Literatur und Kultur
des Mittelalters, oder welche die Wiedergeburt des klassischen Dramas zum
Gegenstand eingehender Forschungen machen. Das gründliche vielseitige
Wissen , die vorsichtige Methode , das mafsvoUe durch keine Rücksichten
eingenommene Urteil und die klare meisterhafte DarsteUung erregen in
gleicher Weise Bewunderung. Den reichen Inhalt konnte ich mit dem oben
Gesagten nur in den allgemeinsten Umrissen andeuten. Ich mufste mir es
versagen« Einzelheiten, seien sie auch noch so interessant, ausführlich zu
besprechen. Ich kann nur angelegentlich alle jene, die das Buch aus eigener
Anschauung noch nicht kennen, zu seiner in jeder Beziehung anregenden
Lektüre ermuntern.
Mir erübrigt noch, als gewissenhaftem Referenten über diejenigen Fälle
zu berichten, bei welchen ich nähere Aufschlüsse vermisse, die gegebenen
für unzureichend oder nicht ganz überzeugend halte, oder wo ich in Folge
eigener Studien zu anderen Resultaten, als der gelehrte Vefasser gekommen bin.
Unter den modernen Völkern besitzen blos zwei eine erschöpfende zu-
sammenfassende Behandlung ihres mittelalterlichen bzw. religiösen Dramas:
Die Italiener und Franzosen. Was die übrigen betrifft, so haben — um von
den kleineren und jüngeren Kulturstaaten ganz zu schweigen — Deutschland
und England wohl eine Reihe verdienstvoller Einzelforschungen, aber noch
kein zusammenfassendes Werk,* ähnlich demjenigen D*Ancona's oder dem-
jenigen des Franzosen Petit dejulleville aufzuweisen. Das letztere erschien
3 Jahre nach der ersten Ausg. der Orìgini^ und der Verfasser erwähnte mit
keiner Silbe seinen vortrefflichen Vorgänger, sei es, dafs er ihn nicht kannte,
sei es, dafs er eine Bezugnahme auf ihn für überflüssig erachtete — wie er
denn überhaupt von nichtfranzösischer Forschung wenig Notiz nahm — eines
so unbegreiflich und unverzeihlich wie das andere. Um so fleifsiger studierte
D'Ancona für seine 2. Ausgabe die sehr wertvolle Arbeit P. de Julleville's.
Ein Vergleich der beiden Werke liegt für uns nahe und scheint, wenn hier
auch nur flüchtig ausgeführt, lehrreich. Der erste Band von P. de J. ähnelt,
besonders in der zweiten Plälfte D'Anconas' erstem Bande, aber was den
Inhalt des II. Bandes anbelangt, so suchen wir vergeblich etwas Ähnliches
* Was E. Wilken bereits 1872 für Deutschland versucht hat (Gesch.
der geistlichen Spiele in Deutschland, Göttingen.), mufs, als Ganzes betrachtet»
in jeder Hinsicht als mislungen bezeichnet werden. Einzelne gute Gedanken
liegen unter Schutt vergraben.
d'ancona, origini del teatro italiano. 577
bei dem Italiener. P. de Julleville gibt dort eine 174 Seiten lange chrono-
logisch geordnete Zusammenstellung von 300 »»représentations de mystères**
in Frankreich und reiht an dieselbe zwei alphabetische Verzeichnisse an»
wovon die eine jene Auñuhrungen nach Städten, die 2. sie nach dem Inhalt
der Stucke» beide Male wieder mit Zeitangabe wiederholt. Ebenso hat
P. d. J. alle Mystères mimés übersichtlich zusammengestellt. Man sieht
leicht, wie wichtig diese Einrichtung ist« und kann nur bedauern, dafs D'A.,
der ja zerstreut sehr viele Aufführungen beschreibt o. erwähnt, nicht auch,
wenigstens durch alphab. Listen ein anschauliches Bild von der Verbreitung
des relig. Dramas oder der einzelnen dramat Sujets gegeben. Die zweite
Hälfte des TL. Bandes (S. 217 — 627) füllte P. d. J. mit Analysen der erhal-
tenen Mystères, Ich habe schon oben bemerkt, dafs solche Inhaltsangaben
bei D'Ancona für die 5. R, fehlen , was wiederum bedauert werden mufs,
wenn auch nicht geläugnet werden soll, dafs die S, R, nicht an das Interesse
der franz. Mystères heranreichen. D'A. hat indes durch seine ausführlichen
Besprechungen der Personaggi (I, 522 — 658) einigen Ersatz dafür geboten.
Diese Studie über die Personaggi fehlt dagegen bei P. d. J. und aufserdem
nicht nur fast der ganze Inhalt des n. Bandes der Origini ^ bezw. das dem-
selben für Frankreich Entsprechende, sondern auch ein wichtiger Teil des
I. D'Ancona'schen Bandes: Die Darstellung des Verhältnisses der Kirche
zum Drama, und die Bezugnahme auf fremde Lander. D'Ancona's Berück-
sichtigung des mittelalterlicen Dramas anderer Völker verdient entschiedenes
Lob. Durch die vergleichende Betrachtung der Entwicklungsgeschichte der
relig. Spiele bei den verschiedenen Völkern kann nur der gröfste Gewinn für
das Studium derselben bei jedem einzelnen erwachsen. Es wäre daher leb-
haft zu wünschen gewesen, dafs der Verfasser, in noch höherem Maise als
er es gethan, darauf eingegangen wäre. So hat er wohl mit groCser Ge-
wissenhaftigkeit die Arbeiten über die franz. Mystères, besonders, wie schon
erwähnt, P. d. J., studiert und zeigt sich — wie seine treffenden ver-
gleichenden Bemerkungen durch das ganze Werk beweisen — fast ebenso
heimisch darin, wie auf dem Gebiete des italienischen relig. Dramas, dagegen
ist er minder genau von den Arbeiten über das geistl. Schauspiel Englands,
Deutschlands und Spaniens unterrichtet. Er kennt Payne Collier, Ebert,
Marriott, aber nicht Klein, Ward, Pollard, ten Brink, und die
wichtigsten Neudrucke englischer Miracle - Plays scheinen ihm nur den
Namen nach — die York -Bays überhaupt nicht — bekannt zu sein; er
kennt Mone, Reidt, K. Bartsch, W. Meyer (Speier) Milchsack
und Karl Lange, aber nicht K. Weinhold, Schroer, Wilken,
Schönbach, Kummer, Wirth (die Oster- und Passionssp.) u. a.; er
kennt Moratin, Ticknor, Amador de los Rios, G. Pedroso, aber
nicht Schack, Moratin - Aribau, F. Wolf, Barrera, Cañete und
Sanchez A r j o n a. Die Folge davon war, dafs er über die relig. Spiele und
überhaupt über das Drama dieser Länder einige Male ungenaue Angaben
macht, und dafs ihm manche wichtige Erscheinung, welche die Entwicklun^-
geschichte des ital. religiösen Schauspiels zu beleuchten geeignet war, ent-
gangen ist. Einige Beispiele soUen dies erhärten : I S. 2 sagt D'A. „Che
se fra noi fosse sorto un qualche summo ingegno, como l'ebbe la Grecia in Eschilo
o la Spagna nel Calderón, e nello Shaksp. l'Inghilterra, la Sctcra Rappr,
578 L. STIEFEL,
avrebbe potuto diventare qualche cosa più etc." Hier mu.s, an Stelle Cal-
derones , Lope de Vega gesetzt werden , denn nicht Calderón , sondern „der
Phönix der Dichter'* war der eigentliche Begründer des spanischen Dramas;
man kann sich Caldeen, ein so leuchtender Stern er auch ist, aus dem
Sternenhimmel des spanischen Dramas ganz wegdenken, und dieses bleibt
doch was es war, nicht so Lope. — Ibidem hcifst es: ,,nè d'altronde tolse
lo Shaksp. l'ampiezza de* suoi drammi e il meschiamento del comico col tragico,
se non dai grandi Misteri^ cari alla vecchia Inghilterra e popolari anche a
suoi giorni". Obwohl zu Sh.'s Zeiten Mysterien vom Volke noch gespielt
worden und Sh. sie gewifs gekannt hat, so ist es doch nicht nötig anzunehmen
und kaum wahrscheinlich, dafs eine direkte Anlehnung des Dichters an die-
selben stattgefunden hat. Das engl, profane Drama hatte bereits vor dem
Auftreten des Schwans von Avon jene Mischung vollzogen, die von ihm
adoptirt, durch ihn nur ihre höchste Kunstvollendung erhielt. — IS. 373 sagt
D'Ancona[: „Mistero è designazione generale, data, come abbiam visto, a' sacri
Drammi francesi e inglesi dell'età media''. Hierzu ist zu bemerken, dafs
Mystery für engl, rclig. Spiele ganz modernen Datums ist, die generelle Be-
zeichnung war Miracle- Play y was D*A. übrigens recht gut wufste, denn wir
lesen I S. 57: „il Dramma liturgico se mutò in quella nuova forma che in
detta MiracU ' Play{s) 0 Pageant in Inghilterra, Geistliche Schauspiel{e) in
Germania, Mystero in Francia, Auto sacramentai in Spagna e Sacra Rappr.
in Italia". Allerdings ist hier wieder mehreres unrichtig. Pageant ist nicht
Miracle 'play \ letzteres ist der Gattungsname, während das erstere nur das
einzelne Stück in einem CoUektivmysterium und zugleich die Einzelbahne
(den Thespiskarren) bezeichnet. Geistliches Spiel ist ein ganz modernes
Wort; bis zum 16. Jahrh. war spil in Deutschland für relig. und profane
Stücke üblich. Dafs Mystère in Frankreich erst von 1400 an erscheint und
dafs man vorher /«?«, representation^ histoire etc. sagte , brauche ich D.'Anc
nicht erst mitzuteilen« das weifs er längst aus P. d. J. Was Auto sacram.
betrifft, so bezeichnete man damit erstens nicht das gesamte relig. Drama in
Spanien, sondern vom Ende des 16. Jahrh. an ausschliefslich die eigenartigen,
nur in Spanien heimischen religiös - allegorischen Spiele, welche sich von allen
ähnlichen Erzeugnissen durch ihre Beziehungen zum Corpus -Feste nnter-
schieden. Aber daneben gab es Autos del nacimiento u. andere z. B. Autos
de N. S, , de San Juan etc. , ferner Comedias divinas , Comedias de Santos
(welche D*A. selbst I S. 457 m erwähnte) u. s. w. Vor der Mitte des
16. Jahrhunderts waren die Ausdrücke Representación^ Auto y Farsa, Coloquio
u. s. w. ohne Unterschied für relig. und profane Stüche in Spanien gebrancfa-
lich. — Überhaupt hätte das span, relig. Schauspiel eine gröfsere Anfmerk-
samkcit seitens unseres Verfassers verdient. Trotz der wenigen Nachrichten,
die wir darüber haben , lassen sich doch Erscheinungen nachweisen , die an
ähnliche in Italien erinnern. D'Anc. selbst hat (I S. 234 4) auf Ähnlichkeiten
zwischen den autos sacr, und den Rappr, figurate hingewiesen;' weitere
* Seine Vermutung (ibid. S. 244) , dafs die „mostri mischiati alle pro-
cessioni" von den Spaniern den Italienern abgeborgt worden, wird durch
eine uns von Schack (I S. 117) u. a. mitgeteilte Notiz hinfällig. Dieser zu-
folge waren gigantones schon bei den ältesten Auilührungen in Gerona
üblich« also zu einer Zeit, wo uns für Florenz ein Gleiches nicht bekannt ist.
d'ancona, origini del teatro italiano. 579 ^
Ähnlichkeiten bestehen z. B. noch insofern, als das liturgische Drama bei
beiden , wie es scheint , einen geringen Einflufs übte, als es bei beiden nicht
zur Cyclenbildung kam und die Stücke durchweg nur von bescheidenem
Umfang waren u.s. w. — S. 391 behauptet D'A., dafs die modernen Romantiker
nicht sowohl um Shaksp. zu folgen, als vielmehr, um ihren Darstellungen
„maggior apparenza di verità" zu geben, bisweilen prosaische Stellen, wie
Briefe u. dgl. in ihre Dramen aufgenommen haben. Dagegen ist zu bemerken,
dafs die Romantiker hierin allerdings nicht Shaksp.« aber den Spaniern
Lope de Vega, Calderón u. a. folgten, bei welchen Briefe und Ähnliches
stets in Prosa abgefafst sind. — Auch über die deutschen religiösen Dramen
geht D'A. (S. 84 85) gar zu schnell hinweg. Er widmete ihnen kaum 7a
Seite. Und doch boten auch sie manche interessante Parallelen zu den
S. R.y welche möglicherweise eine Beeinflussung der einen durch die anderen
zur Notwendigkeit erheben, auf alle Fälle aber manche Eigentümlichkeit
wechselseitig beleuchten oder erklären. Ich will es an einem Beispiel zeigen.
S. 379 ff. bespricht D'A. den Prolog (Annunziazione) der S, R. Er ist nicht
ganz sicher, ob dieser von den römischen Lustspielen herstamme oder nicht.
Doch fügt er hinzu: „Secondo noi, questa specie di Prologo detto costante-
mente dair Angelo t ricorda anche nel suo nome partilolare le introduzioni a'
prischi Drammi liturgici« e specialmente a quelli della Natività e della
Annunziazione, donde sarebbe passato agli altri di altro sogetto e di età
posteriore. Ma si comprende, del resto, come anche senza aver notìzia degli
usi del teatro latino, ben poteva il sacro teatro giungere di per sé a ritrovare
queft'util modo d'introduzione. Se non che, l'aver sempre riserbato quest'
uffìzio a un celeste personaggio, di quelli che annunziarono agli uomini la
buona novella . . . c'invita a rannodare questa usanza colle consuetudini rituali«
anziché colle profane". D'A. hegt meines Erachtens hier viel zu viel Be-
denken. Eine Nachahmung antiker Lustspiele bei den Prologen der relig.
Spiele ist gewifs zurückzuweisen. Die Spielpraxis führte die Verfasser und
Darsteller ganz von selbst darauf. D'Ancona hat also in seinen letzten
Sätzen wohl das Richtige getrofien. Wenn es dazu noch einer Bestätigung
bedürfte , so vermag sie das deutsche religiöse Drama zu liefern. Zunächst
sei bezüglich dessen ein Irrtum D'Ancona's berichtigt. Dieser hatte nämlich
in einer Note zum obigen Citat gesagt: „Nell'antico teatro tedesco il prologo
e detto dal Praecursor o Vorläufer, HeroÜ o Ernholt , Einschreier o Aus-
^ichreier che in generale ritorna in fine a dire il Beschluss o conclusione".
Diese Behauptung ist nur halb richtig. Im 15. bzw. 16. Jahrhundert sind
allerdings die obigen Benennungen — denen man noch Proclamator, Excla-
mator. Expositor ludi, Regens, Reigierer u. s. w. hinzufügen kann — fur relig.
und profane Spiele allgemein verbreitet. Aber in älterer Zeit finden sie sich
nicht. Entweder fehlt da überhaupt der Prolog, sei es, dafs die Stüche
einen solchen nicht hatten« sei es« dafs er verloren gegangen« oder er wird
von einem Heiligen gesprochen (wie z. B. vom hl. Augustin in dem St.
Gallener Spiel bei Mone 1 , 72) oder er wird , ganz wie in den 5. R, von
einem Engel gesprochen. So trägt ein Engel den Prolog und Epilog vor
in dem St. Gallener Chr. Himmelfahrt spiel (Mone I S. 254) den Prolog in
dem Redentiner Osterspiel (Mone H, 33) und einen 2. Prolog in der Marien-
klage bei Pichler S. 118. Noch verbreiteter ist der Engel als Prologsprecber
58o L. STIEFEL,
in den relìg. Volksspielen, welche in unseren Tagen von fleifsigen Forschem
gesammelt und herausgegeben worden sind. So eröffnet ein Engel bei
Weinhold ein ^^Kristhindellied^^ (S. 104) und ein yyParadeissspiel** (S. 302),
bei S c h r ö e r spricht er den Prolog in dem Oberuferer Ckr, Geburt spü (S. 63)
und in dem Salzburger ParadeUsspiel (S. 141), den Prolog und Epilog in
dem Oberuferer Paradeissspiel (S. 124) und in dem Käsmarker Weihnachts^
liede t bei Lexer in dem Hirten- und Dreikönigsp, aus Heiligenblut in
Kärnten und bei A. Hartmann (S. 166) in dem Rosenheimer Dreikönigs^
spiel. Femer spricht auch bei H. Sachs ein Engel den Prolog in der 1548 ge-
schriebenen y^Tragödia von der Schöpffung u. s. w." und Prolog und Epilog
in dem Fastnachtspiel ^ßer dot im stock** (^55^)* Diese Verbreitung des
Engels als Prologsprecher dürfte beweisen, daTs der Prolog der relig.
Spiele seine Entstehung nicht dem klassischen Lustspiel verdankt. Forschen
wir der Herkunft dieser den Engeln zugeteilten Rolle nach, so finden
wir, dafs in den ältesten rein liturgischen Weihnachtsspielen, wo| ein
Prolog überhaupt noch fehlt, der Engel mit der Verkündigung, sei es an
Maria, sei es an die Hirten das Spiel beginnt, so z. B. in dem von Weinhold
abgedr. Herodes sive Magorum adoratio (S. 56) und Ordo Racheiis (S. 62).
Schon bald fiel den Engeln eine andere Rolle zu, die lange beibehalten
wurde, nämlich die zum Stillschweigen und zur Aufmerksamkeit zu ermahnen,
so z. B. im St. Gallener Osterspiel (Mone I S. 72), im Donauaschinger
Passionsspiel (Mone II, 181) im 4. und 5. Erlauer Spiel (Kummer p. 95 und
125) im Künzelsauer Fronleichnamspiel y im Alsfelder Spiel u. s. w. Wie
diese durch die bekannten Worte „Silete, silete, Silentium habete"^ gelöste
Aufgabe zu einem kurzen Prolog anwachsen konnte, beweist der Eisenacher
yyLudus de decem virg,** (cf. Bechstein's Ausg. S. 15), wo bereits 6 Verse
daraus geworden sind. Und so erklärt sich meines Erachtens aus der Ver-
bindung der beiden Rollen in den deutschen wie in den ital. Spielen am
besten die eigentümliche Verwendung des Engels in loco prologi. Von den
Prologen der mittelalterlichen Dramen anderer Völker bieten nur die Iberiei*
etwas Ähnliches. Ich nenne Gil Vicente's Auto da Historia de Déos (1537)
das 1523 gedr. Auto Pedro de Altamira's und die Representación des Fran-
cisco de las Cuebas (16. Jahrb.); allein diese Stücke und andere aus jenen
Tagen stammen aus einer Zeit, wo sich bereits der ital. Einflufs auf der
pyrenäischen Halbinsel geltend gemacht hatte. In der älteren Zeit scheint
die Rolle des Prologs — was wiederum die Nachwirkung der Weihnachts-
spiele auf die übrigen Spiele beweist — meist von einem Hirten gegeben
worden zu sein.
Eine sorgfältige Prüfung inhaltlich verwandter Spiele Deutschlands und
Italiens ergibt sicherlich noch mehr Übereinstimmungen. Es verdiente des-
halb eine Untersuchung, ob eine Einwirkung von der einen Seite auf
die andere stattgefunden hat, oder nicht. Bei den gewaltigen Beziehungen,
^ Dais das y^süete**^ auch vielfach für die handelnden Personen galt, will
ich, der Genauigkeit wegen, gleich beifügen.
^ Unentschieden mufs ich es jedoch lassen, wie es sich damit in den
engl, relig. Spielen verhält, weil mir keine engl. Texte hier zur Verlognng
stehen.
d'ancona, origini del teatro italiano. 581
welche Deutschland im Mittelalter zu Italien hatte, wäre das nichts Auf-
fallendes.
Dies fuhrt mich auf eine andere wichtige Frage, die ich indes hier nur
flüchtig berühren kann. D'Ancona verweist durch sein ganzes Werk bei
allen Gelegenheiten auf ähnliche Erscheinungen im französischen Mysterium.
Gleichwohl glaubt er nicht an eine Beeinflussung der S. R. durch dasselbe.
Sollte die Gleichheit der behandelten Gegenstände und der Quellen wirklich,
wie er glaubt, alle Übereinstimmungen zur Genüge erklären? Ich kann mich
für diese Ansicht nicht erwärmen. Ich wäre weit eher geneigt, bis zu einem
gewissen Grad in Frage der relig. Spiele einen wechselseitigen Einflufs aller
Völker unter einander anzunehmen.^ Es steht fest, dafs diese in der profanen
Dichtung sich einander beeinflufsten , dafs insbesondere Deutschland, Eng-
land, Spanien und Italien von Frankreich und ebenso England, Deutschland,
Frankreich und Spanien von Italien borgten. Warum sollte dies in der
relig. Dichtung anders sein ? Auf diesem Gebiete näherten sich ja alle Völker
des Mittelalters einander mehr als auf irgend einem andern , und gerade in
Italien , in Rom liefen alle Strahlen religiösen Geistes , relig. Dichtens und
Trachtens wie zu einem Brennpunkte zusammen. Nach Italien führte die
Völker des Abendlandes aber nicht nur das relig. Interesse, durch Italien ging
auch die grofse Handelsstrafse zur Levante. Es gab also Berührungspunkte
genug, um Gallier, Germanen und Welsche zusammenzubringen. Ich ver-
mute daher, dafs die vielen Übereinstimmungen* zwischen den relig. Spielen
^ Gerne hätte ich, wie ich es oben bezüglich des deutschen und spa-
nischen Dramas gethan, auf Ähnlichkeiten zwischen dem englischen und
italienischen hingewiesen. Der Mangel an engl. Texten gestattet mir indes
nur ein Beispiel anzuführen. D'Ancona entnehme ich (I S. 530), dafs in einer
,,Rappresent. malamente in tit. Contrasto di Belzabù e Satanasso e che è un
rozzo composto del dram, de' Profeti di Cristo, e della liberazione delle anime
dal Limbo** Satan mit Christus — abweichend von der Überlieferung — in
einen Rechtsstreit über die Erlösung der Seelen gerät. Das gleiche Motiv
findet sich nun schon in dem ältesten erhaltenen englischen Mysterium, in
der Verheerung der Hölle (Harrowing of Hell); vergi. Ten Brink Gesch.
der engl. Litter. II, S. 25 1 ff. und 299.
^ Es ist selbstverständlich, dafs sich bald in der Entwicklung des
rei. Dramas bei den einzelnen Völkern charakteristische Unterschiede geltend
machten, die einmal in der Vorliebe für gewisse Stoffe, dann im Ton, in
Sprache und Metrik u. s. w. , namentlich aber in der Pflege der komischen
Partien hervortraten. So fand, um nur von letzteren etwas zu sagen, in
Deutschland die Rolle des Krämers und seines Knechtes, in Frankreich die
des Henkers, in Spanien die des Hirten, in England die des keifenden Weibes
(Noah's Frau) und in Italien die des Contadino ganz besondere Aufmerksam-
keit. Aber auch in den kom. Teilen zeigt sich bei jenen Völkern wieder so
viel Gemeinsames, dafs dadurch meine Vermutung aufs neue bestätigt wird.
Die kom. Tcufelsscenen sind allen Ländern gemeinsam, ebenso die meisten
Mittel, um Heiterkeit hervorzurufen: Entblöfsungen , Vermummungen, Wort-
verdrehungen, Mifsverständnisse , Prügeleien, Gesänge der Juden u. s. w.
Leugnen kann man indes nicht, dafs von diesen Mitteln, wie überhaupt von
der Komik in den S. R. ein weitaus spärlicherer und würdigerer Gebrauch,
als anderswo, gemacht ist.
Über die Unterschiede zwischen den Devozioni umbre sowie den S. R,
einerseits und den franz Mystères anderseits hat sich Gaston Paris in seinem
ausführlichen Referat über D'Ancona's Origini Qoum. des Sav. Nov. 1892)
582 L. STIEFEL,
aller mittelalterlichen Völker sich am besten durch eine gegenseitige Ein-
wirkung erklären lassen. Sicheren Aufschlufs darüber vermöchte uns die,
bisher nur fur einen kleinen Teil, für die lateinischen Osterfeiem versachte,
vergleichende Geschichte des mittelalterlichen Dramas zu geben. Einer
solchen Arbeit aber muíste, um wirklich fruchtbar zu sein, eine andere vor-
hergehen. £s muíste für die einzelnen Spielgattungetiy wie Weihnachtsspiele,
Osterspiele, Paradiesspiele, Passionsspiele u. s. w. oder Sujets , wie Isaaks
Opferung, Geschichte des Tobias, Josephs u. s. w. bei jeder einzelnen Nation
vergleichende Arbeiten der älteren und jüngeren Darstellungen unter be-
sonderer Berücksichtgung der etwa noch erhaltenen Volksspiele vorgenommen
werden. Zu diesem Behufe wäre freilich ein reicheres Textesmaterial nötig,
wie es uns z. Z. zur Verfügung steht Ähnliche Arbeiten, wie sie Weinhold,
Schröer, A. Hartmann und L. Wirth für Deutschland geleistet haben, an
und für sich — bei aller Vortreiflichkeit — noch nicht erschöpfend genug,
fehlen aber fast ganz für andere Länder.
Es scheint mir daher verfrüht, schon jetzt definitiv Stellung zu D'A.'s
Conjektur über die Entstehung der S. R. zu Florenz zu nehmen. Aber ein
paar Bememerkungen möchte ich doch darüber machen. Überblickt man
die in den S, R, bearbeiteten Stoffe, so fíndet man, dais sie im allgemeinen
dieselben sind, wie anderwärts. Liest man unbefangen einige Stücke, So
empfängt man, wenn man von den verschiedenen Wirkungen, welche die
sehr verschiedenen Metren verursachen, absieht, durchweg denselben Eindruck,
als ob man ein französisches, deutsches oder englisches Mysterium lese. Sie
athmen denselben Geist, es kehren die gleichen Gedanken wieder, die Hand-
lung verläuft meist in derselben undramatischen Weise u. s. w. Und doch
sollen die S. R, ganz von fremden Einflüssen frei sein! Zur Erklärung dieser
Erscheinung sagt D^A. wohl, dafs die Italiener denselben Quellen wie andere
Völker folgten. Wie kam es aber, dais sie gerade dieselben Quellen be-
nutzten, wo für einen Stoff in den einzelnen Evangelien oft verschiedene,
sehr wesentlich von einander abweichende Quellen vorlagen. Schon der
Umstand, dafs man überall unter mehreren Quellen einer den Vorzug gab,
beweist das Abhängigkeitsverhältnis des einen Volkes von einem anderen.
Blieb das relig. Drama in Florenz wirklich ganz frei von dem Einflnia
des liturgischen ? Ich glaube, dafs auch in dieser Sache das letzte Wort noch
nicht gesprochen ist. Nachdem das liturg. Drama in mehreren Teilen Italiens
nachgewiesen ist, sehe ich nicht ein, warum man sich gegen die Annahme
seiner Existenz in Florenz so ablehnend verhält. Es würde ja manche Über-
einstimmung der S. R. mit dem relig. Drama anderer Länder am einfachsten
erklären.
Zugegeben — was mir jedoch noch nicht so ganz erwiesen scheint —
dafs die von den Historikern schon im 14. Jahrhundert erwähnten Rappre-
ebenso scharfsinnig wie geistvoll geäufsert. Auch er hält eine Beeinflussung
der S, R. durch das franz. für möglich. Ich verweise mil Vergnügen auf den
gehaltvollen, fesselnden Artikel. Auf die darin angeregte Frage nach der
Ileimat der lateinischen Osterfeiem — G. Paris meint: „C'est dans quelque
église de la France proprement dite ou des bords du Rhin qu'ont ¿té
inventées ces liturgies dramatisées" — hoffe ich bei anderer Gelegenheit
vrieder zurückzukommen.
d'ancona, origini del teatro italiano. 583
sentationi entweder ganz stumme Spiele oder ^^almeno senza forme dramma-
tiche" (I, 222) waren, so ist damit die Existenz wirklicher R, sacre im
14. Jahrh., wie wir sie im 15. Jahrh. fìnden, noch nicht ausgeschlossen. Femer
erachte ich es zum mindesten noch als sehr zweifelhaft, dafs — wie D'Ancona
meint — die stummen Spiele den gesprochenen im Alter vorangehen. Wenn
sich D'A. (I, 223) auf ein ähnliches Verhältnis im französischen Mysterium
beruft (anche là la rappr. mimica sembra precedere quello di azione dram-
matica), so hat er wohl die beweiskräftige Stelle bei P. de Julleville nur
flüchtig angesehen. Dieser sagt (I, 197) „ce genre de spectacles qui fleurit
en France avant les vrais mystères". Er sagt also nicht, dafs das genre der
Myst. mimés den eigentlichen Mysterien voranging — eine solche Behaup-
tung würde ja sein ganzes Werk widerlegen — sondern lediglich, dafs sie
früher ihre Blütenperiode erreichten. Man sollte glauben, dafs stummen
Spielen, wie sie in Italien nachgewiesen sind — formlichen Cellectivmysterien
— eine ziemlich weit gediehene Entwicklung der relig. azione drammatica vor-
ausging. Ein stummes Spiel kann doch nur dann auf ein volles Verständnis
zählen, wenn das Dargestellte dem Publikum schon vielfach dramatisch vor-
geführt und dadurch ganz gelaufìg geworden ist
D'Ancona zieht (l. S. 495) zu einem kurzen Vergleich mit den S. R,
die y,grandi Rappr es. pittoriche** heran, er spielt, wenn ich mich recht
erinnere, auch noch an ein oder zwei anderen Stellen auf dieses Verhältnis
an ; man kann aber nur bedauern , dafs er dem Wechselverhältnis zwischen
den zeichnenden Künsten und dem Drama im Mittelalter nicht einen gröfseren
Platz in seinem Werke eingeräumt hat. Ich vermute stark, dafs ein gründ-
liches Studium dieser Seite seines Themas manchen dunklen Punkt in der
Entwicklungsgeschichte des relig. Dramas in Italien zu erhellen geeignet
wäre. Ebenso hätte ich auch über die Beziehungen des relig. Dramas zur
älteren oder gleichzeitigen lyr. und epischen relig. Dichtung gerne etwas
Näheres erfahren , wie das zum Teil für das deutsche Mysterium geschehen
ist. Ich glaube bestimmt — der Mangel an Hilfsmitteln läfst mich auch hier
nur eine Vermutung aussprechen — dafs solche in reichem Mafse bestanden
haben. So verzeichnet der Katalog L(ibri) (Paris 1847) einige dreifsig
Nummern (Nr. 12 14 — 1248) von Legendes en vers^ welche, fast alle in ottava
rima geschrieben, gröfstenteils die nämlichen Stoffe wie die S, R. behandeln.
Ich erwähne: Giudetta , Susanna, vita del N. S. y. Ch.» conversione di S,
Magdalena y vendetta di ChristOy Santa Elena, Sette dormienti, Santo Alesso,
santa Orsola u. s. w. Obgleich die Drucke wohl alle dem 16. Jahrkundert
angehören, so sind die Dichtungen doch ohne Zweifel wenigstens zum teil
älter und mindestens gleichzeitig mit den meisten S. R, , mit denen sie auch
noch den Umstand teilen , dafs sie — wie ich aus dem Catal. die Commedie
ital. (Farsetti) Ven. 1776 S. 25 ersehe — noch im 17. Jahrh. neu gedruckt
wurden. Die meisten sind, wie die S. R,, anonym. Von den vier Autoren,
die genannt sind, ist Socci Perretano (hier Soci Piretano) bereits als Ver-
fasj^er eine S. R. bekannt; und so wird das, was Libri (S. 197) sagt: Souvent
un même sujet était traité à la fois par les rapsodes italiens en prose, en
vers et prenait aussi la forme de Drame" wohl seine Richtigkeit haben.
Wichtigor wäre es übrigens, wenn sich Beziehungen des ital. geistl. Schau-
spiels zu noch älteren nichtdrammat. Dichtungen nachweisen liefsen. — Über
584 L. STIEFEL,
alle diese Dinge vermag uns Niemand besser Aufschlufs zu erteilen als der
gelehrte Verfasser der Origini.
Warum D'A. I , S. 269 , bezw. S. 333 die Verfasser von S, R, Socci
Porretano (o. Perretano) Tiburzio Sacco und A. Roselli weggelassen hat»
weifs ich nicht. Den ersten erwähnt er übrigens I S. 440, die andern über-
haupt nicht. Ob der S. 332« 392, angeführte Sansone mit dem des Roselli
und die S. 270 genannte Susanna mit der des Sacco identisch ist, weifs ich
ebenfalls nicht.
Im I. Kapitel des libro III beschäftigt sich der Verfasser — wie schon
erwähnt worden ist — mit den „Drammi profane del secolo XV e XVI
modellati sulla sacra rappres," In seinen interessanten Ausführungen zeigt
er an den Beispielen von Poliziano's Orfeo y Corregio's Cefalo, am Timone
von Carretto (hier zu ersten Mal besprochen) und an demjenigen von Bojardo,
anXaccone's Danae, Accolti's Virginia, wie Stücke profanen Inhalts sich
in der Form an das relig. Drama anlehnen. Die gleiche Erscheinung weist
D^ Ancona bei mehreren lateinischen und ital. Dramen nach, welche zeit-
genössische Ereignisse behandeln. Anderseits erfahren wir, dafs auch die
Farsa in der Form den Einflufs der Rapp, erfuhr. Als Beleg führt der
Verfasser die Farsa an „nelle quale si demostra die in qualunque grado
Vhomo sia, non si può quietare etc. und die Rappr. di Biagio Contadino.
Diesen Ausführungen ist im ersten Teil durchaus beizustimmen; es ist nur
zu bedauern, dafs der geistvolle Historiker die Zahl der hier einschlägigen
Beispiele nicht vermehrt und den äufscrst interessanten Gegenstand nicht
erschöpft hat. Hierher gehören noch die von D'Ancona erst an spaterer
Stelle erwähnten Stücke Araldo's {l* Ingratitudine) und Nardi's {f AmicÌMÌa,
I due felici Rivali), ferner Carretto's Sophonisba und Tempio d^ Amore, wahr-
scheinlich des Notturno Gaudio d^ Amore und die Stücke Marco Guazzo's,
Ant. da Pistoia's Filostrato und vor allen die anonyme Floriana, der man
so gern ein hohes Alter hat anweisen wollen. Ja in gewisser Hinsicht
möchte ich ihnen noch spätere Dramen, wie A. Ricchi's Tre Tiranni an-
reihen.
Was aber die Farsa betrifft, so bin ich von D'A.'s Angaben weniger
befriedigt. Es sagt (II, 147): Era la i^cz r ja ... un genere antico, popolare,
anzi plebeo, non mai dismesso durante Tetà media etc. und schon früher
(I, 603) hatte er behauptet, dafs diese Gattung „nelle nostre Rappr. entra
come comico intermezzo". Es gibt in der Literaturgeschichte des Mittelalters
nicht leicht einen dunkleren Punkt und zugleich keinen, der weniger Aus-
sicht auf Aufhellung hätte, als die Geschichte der profanen Schaubelostigungen
des Mittelalters und zwar nicht nur in Italien, sondern bei allen Völkern des
Abendlandes. Man befmdet sich da verlassen auf dem schlüpfrigen Boden
der blofsen Vermutung. Es steht wohl aufser Zweifel, dafs gevdsse profane
Volksspiele schon im grauen Mittelalter bestanden, es scheint mir auch, be-
sonders für Italien, sehr naheliegend, sie mit den altitalienischen Volksspielen
(Atellanen u. s. w.) in Verbindueg zu setzen, ich bin selbst bereit« einen
direkten Zusammenhang zwischen ihnen und der Commedia del Arte —
wegen des maskenartigen Charakters beider — zuzugeben: aber dafs jene
Spiele der Joculatores ohne weiteres als selbständige Intermedien in die S. R.
eintraten, und dafs sie zugleich die direkten Vorfahren der Farse dea
d'ancona, origini del teatro italiano. 585
16. Jahrhunderts seien» das bezweifle ich. Meines Erachtens hätte D'A.
untersuchen müssen, ob letztere in früherer Zeit nicht, analog den Vorgang
in den übrigen Ländern Europas, in engerer Beziehung zu den geistlichen
Spielen gestanden, ob sie sich nicht daraus geradezu entwickelt haben. So-
weit ich auf Grund allerdings unzureichenden Materials urteilen kann, ist
dieses der Fall. Die Farsa ist die aus schwachen Anfangen allmählich
herangewachsene komische Nebenhandlung des Mysteriums ^ welche, mündig
geworden, sich von diesem loslöste und sich selbständig weiter entwickelte.
Der Contadino, und der Oste, die zwei am häufigsten vertretenen komischen
Figuren der S. R. wurden wahrscheinlich durch die Weihnachtsspiele an-
geregt. Aus den Hirten von Bethlehem entwickelten sich die Contadini^
und der Wirt ^ der Joseph und Maria das Obdach verweigerte, wurde das
Urbild des Oste. Die letztere Figur wurde bekanntlich auch in den deutschen
Spielen zur komischen. In der bei D*A. (S. Rappr. I, 193) abgedruckten
Natività haben die Hirten bereits Namen von Contadini: Nencio Bobi und
Randello, während sie in der wahrsch. auf ein älteres Vorbild zurückgehenden
Purificazione (S. R. I, 2I4) noch hebräische Namen fuhren. Im S. Gualberto
heifsen die Contadini : Nencio Beco und Randello, im Agnolo Ebreo : Baccio
und Beco, im S. Onofrio Beco und Randello, anderwärts fìnden wir noch
Nencia, Nanni u. s. w. Den Oste treffen wir zwar nicht in der eben erwähnten
Natività , aber es gab ohne Zweifel Nativitätssp. , worin er wie in anderen
Ländern, vorkam. Dagegen findet er sich u. a. im Figi, prodigo, im S, An-
tonio in den Sette Dormienti ^ im jRe Superbo, in Rosana, in Santa Uliva, San
Onofrio u. s. w. Wenn ich nun erwähne, dafs wir fast alle diese Namen in
den Farse des 16. Jasrhundets wiederfinden, dafs sich dort sehr oft der Oste
zeigt, dafs Inhalt, Dialog und Sprache der Farse die gröfste Ähnlichkeit
mit jenen Scenen der S. R. zeigen , dafs sogar eine Farsa : Beco, Randello
e r Oste (Fir. 1572)* einfach aus S, Onofrio herausgenommen scheint, so wird
man meiner obigen Behauptung gewiis beipflichten. In diesem Lichte müssen
also die in Florenz und Siena geschriebenen Farse, bes. die der Rozzi be-
trachtet werden und höchst wahrscheinlich auch die in anderen Provinzen
entstandenen. Der Einflufs jener alten komischen Episoden der S. R. zeigt
sich sogar noch in den stark vom klass. Lustspiel beherrschten Stücken der
Intronati zu Siena. So begegnen wir z. B in den Ingannati (1537 gçdr.)
zwei komischen Wirten, von denen einer Frulla heifst, ein Name der sich
schon im Sant Ippolito vorfindet.
Gleich den Farse standen auch die ältesten pastoralen Versuche den
relig. Spielen nahe. Der Orfeo und der Cefalo, die schon erwähnt worden
erüfinen den Reigen. Ihnen schliefsen sich an der Tirsi von Castiglione
und Gonzaga, die Commedie des A. Caperano, der Philolauro des Demone
(Rem.) Filostrato, Tansillo*s Due Pellegrini, Cassio und Bellincioni mit ihren
Eglogen, Casalio's Amaranta u. a. bis herab zur Tancia des Buonarroti.
S. 82 berichtet D'A. nach A. Lucio's interessanter Publik. Federigo
Gonzaga ostaggio alla corte di Giulio II, (Roma 1877), dafs am 6. Januar
1 5 13 zu Rom ein span. Stück Juan de PEncina (richtig: del Encina) auf-
' Es gibt auch eine Farsa Tonio e Pippo Contadini e VOste (s. d.; Farsetti
178). Solite diese etwa bis auf die Namen identisch mit der obigen sein?
Zeitscbr. f. rom. Phil. XVII. 38
586 BESPRECHUNGEN. L. STIEFEL,
geführt worden. „E peccato ignorarne il titolo" meint D'A. Was wir über
den Inhalt erfahren ist zwar wenig: ,, intervenne lui ad dir le forze et acci-
denti di amore", doch kann schon der Zeit nach, die y,comedia" nichts anderes
als Encina's jüngstes dram. Erzeugnis , seine Egloga de PUicidá y Vittoriano
gewesen sein, von der wir wissen, dafs sie in Rom entstanden, und 1514»
wenn nicht gar schon 151 3 gedruckt und 1559 auf den Index gesetzt worden
ist. Der Inhalt, den man bei Klein IX, 31 ff. nachlesen mag, deckt sich
völlig mit obigen Worten. Das Stück ist also noch unter Pabst Julius II.
entstanden und nicht erst unter Leo X.; Damit fällt eine widerliche Ver-
mutung Klein's (1. c.) in nichts zusammen.
D.A. sagt n S. 167 N. 2: Lotto Del Mazza era un calzolajo fiorentino.
Es ist zu berichtigen, dafs er ein cahajuolo war. — Die Anmerkungen, welche
D'A. II, 171 ff. über das Verhältnis des ital. klass. Dramas zum franz. macht,
bedürfen mehrfach der Ergänzung und Berichtigung. Ich begnüge mich mit
einigen Berichtigungen. So sagt er z. B. : „Vengono poi le traduzioni della
Sofonìsta di Claude Mermet (1584), di A. de Montchrestien (1601) e di
Mayret (1629)." Hier ist zu bemerken, dafs die Soph, des Mermet eine Übers,
ist, die andern sind Originale. Montchrestien's ¿'¿^//r. erschien bereits 1596
im Druck, von 1601 ist die von Montreux, Mairet's Stück ist wahrsch. 1634
verfafst, und 1635 gedruckt worden. — Wenn D*A. dort femer sagt: „Ch.
Estiennc 1647 (trad.) il Sacrificio^ degli Intronati ^^^ so ist zu erinnern, dafs er
nicht die lyr. Dichtung il Sacrifizio, sondern die damit zusammengedr. Komödie
GV Ingannati und diese nicht erst 1547» sondern bereits 154O übersetzt und
in Druck gegeben hat. — II, 176 sagt D'Ancona: „nel 1590 Filippo II
morente proscrìveva del tutto le Rapp. teatrali". Das Verbot erfolgte am
2. Mai und Philipps Tod am 28. September 1598. — II, 190 lesen wir: //
Sacrifizio d^ Àbramo ¡spirava llsaccoy Tragedia di Franc. Contarini (yen. 1615).
Hier liefs sich D'A. durch den Titel zu einem Irrtum verführen, denn der
Isaccio des Contarini, enthält die Geschichte des byzantinischen Kaisers
Isaak II Angelos. —
Ganz flüchtig und in Bausch und Bogen fertigt D'A. — wohl in Folge
allzureichen Materials — die relig. Dramen in der 2. Hälfte des 16. Jahr-
hunderts und im 17. Jahrh. ab. Und doch verdienten sie schon deshalb
etwas mehr Aufmerksamkeit, weil sie, bis zum Erscheinen von Maffei's
Merope, den weitaus hervorragendsten Teil der ernsten Dramen Italiens aas-
machen. Ihre grofse Zahl ist, neben den immer noch erscheinenden Ausgaben
alter 5. ^., ein Beweis für das fortdauernde Interesse, das man dem geistlichen
Schauspiel entgegen brachte. Ob sie wohl alle die wegwerfende Kritit unseres
strengen Historikers verdienen? Vielleicht unterzieht sich Jemand der, gewifs
mehr noch den Kulturhistoriker als den Litcrarhistonker interessierenden Arbeit
sie näher zu studieren, nnd für diesen bemerke ich, dafs sie in drei Klassen
zerfallen: i. Nachahmungen der alten S, R, oder ähnlicher Dramen aus
älterer Zeit, 2. Rclig. Dramen nach klass. Mustern, und 3. Nachahmungen
spanischer Comedias de Santos etc. (letztere meist in Prosa).
Ich komme jetzt zu den Appendici. Der erste erscheint hier zum dritten
Male im Druck, deshalb verzichte ich auf ein näheres Eingehen, obwohl D'A.
seine verdienstliche Abhandlung mit einigen wertvollen Zusätzen bereichert
hat. Nur eine Bemerkung will ich vorbringen. Die Spiele {Maggij der tosk.
d'ancona, origini del teatro italiano. 587
Bauern — Gegenstand der Abhandlung — sind fast alle schwache Erzeug-
nisse, nur wenige machen eine Ausnahme, dazu gehört il Martirio di San
Bonifacio, Ueber diesen Maggio sagt D'A.: „se invece di essere oscuro
parto della Musa campagnuola, portasse scrìtto in fronte il nome, ad esempio,
di qualche autore di Atti sacrament, » già da gran tempo i critici e gli
storici dell'arte ne avrebbero dette le lodi. Che per quanto spetta .... al
concetto dram, e alla compos, teat., a me pare che, ne*meriti, come ne*difetti
il Maggio . . non stia molto al di sotto de'piìi celebrati lavori de'dramat.
spagnuoli." Ich finde das Urteil etwas übertrieben, bin aber davon weniger
überrascht als darüber, dafs D'A. nicht auf die eigentliche Quelle gekommen
ist. Wer einigermafsen sich in das spanische Drama des 17. Jahrhunderts
eingelesen hat, wird keinen Augenblick im Zweifel sein, dafs er es hier mit
einem Flüchtling der pyrenäischen Halbinsel zu thun hat, der, obwohl im
toskan. Bauemkittel, seine edle Abkunft nicht verleugnen kaim. Der Catal.
span. Comedias von Barrera führt S. 580 einen San BonifcLcio an, ein ital.
Drama gleichen Namens, das auch den gleichen Inhalt hat, ist zwar nicht
bekannt — denn Scip. Agnelli Maifei's 5. Bonifacio ist davon grundver-
schieden — allein ein solches, vermutlich jetzt Verlorenes, hat gewifs den
Stoff vermittelt.
Besonders dankbar müssen wir dem Verfasser sein, dafs er, als 2. An-
hang, die im Giornale Stör. d. Lett, It, V, 1 — 79, VI, i — 52, 312 — 351 u. VII,
48—93 zum ersten Male veröffentlichte Abhandlung // teatro mantovano nel
secolo XVI wieder abdruckte (S. 349 — 578) und durch Zusätze bereicherte.
Er verfolgte auf diesen wichtigen und äufserst lehrreichen Blättern, noch ins
15. Jahrhundert zurückgreifend, jedoch die S. R, ausschliefsend, an der Hand
archivalischen und anderen Materials die Theatergeschichte jenes Hofes, der
nächst Florenz und Ferrara auf den Entwicklungsgang des ital. Dramas und
der ital. Schauspielkunst den bedeutensten Einflufs ausgeübt hat. Von den
9 Kapiteln der Abhandlung können das 8. (Le Rappr, del Pastor fido a Man-
tova) als wertvolle Ergänzung zu V. Rossi's Arbeit über den P, F,y und das
5. (Gli Ebrei di M. e il teatro) ein besonderes Interesse beanspruchen; letzteres
deshalb, weil es gewifs eine merkwürdige Erscheinung ist, dafs die Juden
Italiens im 16. Jahr, trotz der gedrückten Lage, in der sie sich in Folge
relig. Vorurteile befanden , an den allg, Literaturbestrebungen viefach teil
nahmen. Ganz einzig dastehend ist aber die Rolle, die sie in der Theater-
geschichte Mantuas spielen. Sie waren als Musiker , Balletmeister , Schau-
spieler, manche als dramat. Dichter, einer sogar, Leone de Sommi — nicht
nur wegen vieler Dramen, sondern auch wegen seiner „dialoghi stäParte rap-
presentativa" geschätzt. Ich mufs bezüglich Einzelheiten auf die ungemein
fesselnden Ausführungen D'A.s selbst verweisen, und lasse nur noch einige
Berichtig, und Ergänz, zum II. App. folgen :
Zu S. 352 N. 2: Menechino und Menechini statt Monechmo und Menechmi
entstand durch eine auf die ed. princ. zurückgehende Verwechsl. des m mit
in, welche sich durch spätere Ausg. fortschleppte (cf. meine Bemerk, im
Ltbl. 1890, Col 197). — S. 381 liest man: Quanto al Philonico forse non è
ardita congettura che si debba leggere Philodicus^ e che si tratti dello Stepha-
nìum di M. A. Harmonius Marsus, dove ricorre un personaggio di codesto
nome." Philodicus ist in jenem Stück eine ganz untergeordnete Person, die
38*
588 BESPRECHUNGEN. L. STIEFEL,
ganz zuletzt auftritt, also in keiner Weise den Namen fur die Commedia áb>
geben konnte. Phüonico scheint mir vielmehr ein verlorenes Stück zu sein,
der richtig gebildete griech. Name schliefst ein Schreibversehen aus. — S. 388 N.
wird der Formicone des P. Philippo als rarissima bezeichnet. Ich habe
Kenntnis von 7 Ausgaben (s.d., 1524, 1526, 1527,1530,1534,1537; es gab
deren gewifs noch mehr), wovon die Münchener Hof- und Staatsb. allein
vier besitzt. In Auktions- und Antiquariatskat bin ich dem Stück auch
öfters begegnet, so gar selten dürfte es sonach nicht sein. — S. 440 N. heifst
es von Piccolomini's Amor contante, composta 1531.** Corrigiere 1586. —
S. 446 N. 4 steht : B. Rossi, comico nella pref. alla Fiamella del De Fornaris
etc. Nicht Fornaris, sondern Rossi ist der Verfasser der Fiamella^ — Zu
S. 458: der Schauspieler G. Tabarin, von dem D'A. (nach K. Trautmann)
AufHihrungen in Oestereich zwischen 1568 — 1574 erwähnt, hat vielleicht die
Rolle Tabarin (Bergamasco servo) in Marin Negro's 1 561 gedr. Com. la P<ice
angeregt oder gegeben. Damit wäre seine Thätigkeit in Venedig und seine
Rolle (servo B.) gefunden. Nebenbei sei bemerkt, dafs la Pace auch schon
die Rolle eines Dottore und zwar eines Dott. Bergamasco enthält. — Zu S.
459/60. Ueber Ganassa in Spanien hätte D*A. Pellicer I, 53 flf., 62, 63, 71 — 74
und Sanchez Aijona {Jßl Teatro en Sevilla 1887) vergleichen sollen. Dem
letzteren zufolge war Alberto Nazeri de Ganaça — so nennt er sich in einer
Bittschrift — 1575, 1578 und 1683 in Sevilla „en la fiesta del Corpus" be-
teiligt, er hat also wohl auch spanische relig. Spiele aufgeführt. Ueber einen
älteren ital. Schauspieler, der lange vor Ganassa in Spanien auftrat cf. meine
Arbeit Lope de Rueda und das ital. Lustspiel (Ztsch. XV, S. 318). — S.
476 Z. 10 lies statt 1585, 1589. — S. 476 N. i sagt D*A.: Togliamo la seguente
notìzia su Pedrolino dal Sand I, 257 lasciando a lui la responsabilità: etc.
Es folgt nun die Notiz, bei welcher D'A Sand nicht die ganze Verantwortlich-
keit lassen, sondern korrigieren hätte sollen, dafs Ch. Castelletti 1547 noch kein
Stück geschrieben — sein erstes erschien 1580 im Druck — dafs in keinem
Stücke ein „Pirro servo" vorkommt, dafs Grotto nur in einem seiner Stücke
einen Pedrolin einführte, dafs dieses aber nicht Attiera, sondern Alteria heilst,
wohl 1587 gedruckt, aber schon 1584 verfafst worden ist und — was das
wichtigste ist — dafs Pedrolin und Bertolin — denn auch dieser kommt da-
rin vor — keine valets naïfs, sondern facchini sind, die nur ein paar Worte
sprechen. — S. 488 wiederholt D'A. nach Nap. Signorelli — dafs im „Edipo
tiranno di Sofocle trad, da O. Giustiniano la parte del protagonista fu so-
stinuta dal famoso L. Groto." Obwohl auch A. Zeno dieser Ansicht ist, so
scheint mir doch Giuseppe Grotto, der Verfasser einer Vita di L, Grotto
(Rovigo I777) eher recht zu haben, der auf Grund zeitgenöss. Zeugnisse
behauptet, G. habe die Rolle des Tiresias gegeben. — Von den S. 551 an-
geführten Personen, die mit der Auff. des Pastor ßdo zu Mantua betraut
wurden, verdiente Giov. Donato Cucchetti Interesse, weil er selbst Verfasser
mehrerer Dramen, darunter eines von Tasso belobten Pastoraldramas PavUa
(1581) war. Ist das wirklich der Fall, d. h. gab es keinen 2. gleichen Namens»
so gewinnt Guarini's Brief auf S. 556 erhöhte Bedeutung. — Zu S. 495: Ich
bezweifle — wenn D'A. nicht ganz bestimmte Anhaltsp. hat — dafs die 1589
zur Hochzeitsfeier Ferdinand I. in Florenz aufgeführt ,,Comedia" H Giuäiuo
di Paride identisch mit der 1608 zur Hochzeit Cosimos II zu Florenx anf-
d'ancona, origini del teatro italiano. 589
geführten und gedruckten favola in musica gleichen Namens ist. Stücke mit
diesem Titel gab es viele. —
Einen Platz in der Theatergeschichte Mantaas hätten vielleicht noch
ñnden sollen : die Dialektstücke des Dichters und Malers G. Arthemio Gian-
carli 1544/45 (cf. meine Arbeit Lope de Rueda etc, 1. e. S. 189), die 1544 zu
Mantua gedruckte und von einem „gentilhuomo Mantovano verfafste Komödie
Desiderato Fine/* die 1581 aufgeführte (1603 gedruckte) Com. / Sospetti des
Akademikers Massimo baroni (die Dramm. v. 1755 nennt in Ferroni) und
endlich eine Notiz Cooper-Walker's (Hist. & crit, Essay on the Revival of
the Drama in Italy, Edinb. 1805, S. 199): if the authority of SirTh. Urguhart
may be relied on, there appeared in 1583 on the stage of this court (Mantua)
a gentleman - actor , who was „himself an host.** It is related by this
quaint writer, that while the Admirable Crichton resided in Mantua, he was
encouraged by the reigning family to compose an Italian comedy . . . which
was looked upon as one of the most ingenious satires ... ; but that which was
most wonderful . . that he himself personated the divine, philos., lawyer,
mathematician and soldier with such an inimitable grace that every time he
appeared on the theatre he seemed to be a different person etc.
A. L. Stiefel.
Dr. Giacomo de Gregorio : Saggio di fonetica siciliana. Tipografìa Michele
Amenta 1890.
Im kritischen Jahresbericht über die Fortschritte der romanischen Phi-
lologie p. 135 ff. habe ich bereits den Inhalt dieser Arbeit angegeben. Wenn
ich aber dort gemäfs der Aufgabe, die sich der Jahresbericht stellt, vor Allem
auf das in der Arbeit enthaltene beherzigenswerte Neue hinzuweisen hatte,
so möchte ich hingegen hier einige Punkte zur Sprache bringen, mit welchen
ich mich nicht einverstanden erklären kann. Schon dort konnte ich nicht
umhin zu bemerken, dafs de Greg, besser daran gethan hätte, wenn er in
seiner Arbeit, die hauptsächlich ergänzender und berichtigender Natur ist,
nicht Alles, was schon über das Sicilianische geschrieben worden ist, in
breiter Darstellung wiedergegeben hätte. Vor allen Dingen hätte er einige
selbstverständliche Bemerkungen allgemeiner Art unterdrücken müssen. Wa-
rum besonders hervorheben, dafs in den romanischen Sprachen das klassisch
lai. í" und 7, ö und û stets zusammenfliefsen (p. 33 und 38)? Warum so oft
die doch hinlänglich bekannte Thatsache (cf. Grundrifs p. 222) wiederholen,
dafs man von Verdoppelung von Consonanten eigentlich nicht sprechen könne,
da nie zwei getrennte Consonanten gehört werden (so hauptsächlich p. 126)?
Warum schliefslich als etwas Besonderes verkündigen, er wolle in seiner
Phonetik auf die Arbeiten von Wentrup, Hüllen, Rez.* zurückgehen, da er
der Meinung sei, dafs wer es mit einer wissenschaftlichen Arbeit zu thun
habe, nicht versäumen dürfe, Alles, was früher geschrieben sei, zu berück-
sichtigen, selbst auf die Gefahr hin, an Originalität zu verlieren? (p. 7). Das
^ Da ich auf die Arbeit öfters zurückkomme, zitiere ich den genauen
Titel: Laute und Lautentwicklung des sicilianischen Dialektes. Trübner 1888.
590 BESPRECHUNGEN. H. SCHNEEGÂNS,
ist doch zu selbstverständlich, als dafs man es zu sagen brauchte. Ebenso
selbstverständlich ist aber andererseits, dafs, wenn man die in früheren Arbeiten
ausgesprochenen Theorien annimmt, man nicht vergessen darf, auf dieselben
hinzuweisen. Letzteres scheint aber de Greg, öfters aufser Acht gelassen zu
haben. So hätte er doch tranche a costo di perdere dell* originalità" be-
merken können, dafs die Beobachtungen über den Unterschied zwischen der
Behandlung der Laute in volkstümlichen und gelehrten Wörtern im Sicilia-
nischen nicht von ihm zuerst angestellt worden sind. So p. 89, wo er sich
unter Anführung von Beispielen über das volkstümliche j im Gegensatz zam
gelehrten und fremden ^ verbreitet, ohne seine Quelle zu nennen (Rez: I. c.
p. 102 ff.); ebenso p. 97, wo er die verschiedene Entwicklung von t -4- Hiat
i je nach dem Begriff des Wortes , die Popularisierung einiger Formen er-
läutert, ohne auf seine Quelle hinzuweisen (Rez: p. iioff.); ebenso p. 113»
114, wo er, freilich undeutlich und verschwommen, den von Rez. p. 126 ff.
aufgestellten Unterschied zwischen volkstümlicher, gewählter und gelehrter
Darstellung des / -{- Dent, , ohne zu zitieren , wiedergibt. Als etwas ganz
Neues bringt de Greg, femer p. 29 die Erklärung, nach welcher das t oder
Uy welches wir in Caltanisetta, Santa Caterina, S. Cataldo, Gangi und Ademó
für f und o fìnden, zu erklären wäre aus der hie und da auftretenden Ent-
wickelung der Diphthonge /^ und tío (cf. jedoch Rez. p. 23, wo sich die-
selbe Erklärung fìndet). Die von Guastella über die Dipthongierung in
Modica aufgestellten Regeln bekämpft de Greg, ohne zu erwähnen, dafs schon
früher von Rez. auf dieselben Mängel aufmerksam gemacht worden sei
(p. 29 ff.). Die Unterschiede, welche Rez. für das Verbleiben resp. Erweichen
von Anlaut b je nach dem Begriffe des Wortes konstatiert hatte, gibt.de
Greg, zum grofsen Teile ohne Quellenangabe wieder (p. 63). Noch ver-
schiedene andere meiner Erklärungen, so diejenige, dafs 'iif4f* nicht auf ^ellus^
sondern auf -illus zurückgeht, und dafs sarvu (servo) aus der Infinitivform zn
erklären ist, gibt er wieder, ohne mich zu zitieren (p. 32).^
Da wo er zitiert, thut er es aber manchmal so ungenau, dafs seine auf
diese ungenauen Zitate sich stützende Polemik ungerecht wird. So wirft
er mir p. 65 ein Mifsverständnifs vor. Ich hatte p. 76 behauptet, dafs die
von de Greg, in seinen Appunti^ p. 29 ausgesproche Ansicht, es werde vor
Vocalcn b stets verdoppelt, sich als irrig erweise. Die betreffende Stelle in
de Greg.'s Appunti lautete: „inoltre ci sono delle consonanti che si radop'
piano sempre, se susseguite da vocale B: abbati, mobbilit obbulu, possibòuli,
cabbala, cubbu, gabbella, libbiru" (wie Jeder sieht, lauter Beispiele für b
infervoc). Darauf erwidert de Greg, in der Fonetica p. 65 Anmerk., ich hätte
lesen sollen, was Appunti p. 30 bei ihm stünde „B è constantemente rinfor^
zato .... meno quando passa in v; er verschweigt aber, dafs diese seine
Bemerkung sich nur bezieht auf Anlaut b, denn in der durch Punkte an*
* In seiner Kritik von de Greg.'s Ausgabe der Capitoli, welche wir im
vorigen Heft besprachen, mufs Förster auch an einer Stelle das Fehlen
des ] linweises auf eine frühere von de Greg, benutzte Arbeit bedauern p. 36
Anm. „Deploro la mancanza del rinvio al Di Giovanni, che, del resto,
nell'intiero opuscolo non viene nemmeno nominato."
- Appunti di fonologia siciliana. Palermo tip. Mich. Amenta 1890.
DE GREGORIO, SAGGIO DI FONETICA SICIUANA. 59 1
gedeuteten Stelle befinden sich nur Beispiele für Anlaut b und keine für b
intervoc. — Auch der in Anmerkung p. 77 enthaltene Vorwurf ist ungerecht-
fertigt. Nachdem de Greg. Meyer Lübke getadelt, dafs er ts statt é schriebe,
sagt er „Anche Seh, a, pag. 89 ha d =. tsch**. Bei mir heifst es aber nur
M^ + { ¿ geht in eine stridula über, welche wie im ital. gewöhnlich durch
c wiedergegeben wird, in den wenigsten Fällen aber mm ¿ (tsch) ist. Es ist
deutlich, dafs hier nicht ein diakritisches Zeichen vorliegt, sondern nur eine
graphische Erläuterung. Ich schreibe in den Texten auch nie tsch^ sondern d.
Auch p. 62 ist De Greg, ungenau und infolge dessen ungerecht gegen
mich. Er läfst den Leser glauben, dafs es meine Ansicht sei, wenn pl nicht
zu pj würde, bleibe es in allen Fällen unberührt. Das ist nie meine Ansicht
gewesen. De Greg, hätte es sehen müssen, da ich an der betreifenden Stelle
unter f 2) hinwies auf §22 a /?, wo ich den Unterschied zwischen der volks-
tümlichen, gewählten und gelehrten Entwicklung des / erklärte, und zahlreiche
Beispiele für pl := pr anführte.*
Auch an anderen Stellen scheint de Greg.'s Polemik gegen mich zu
zeigen, dafs sie nur auf ungenauer oder oberflächlicher Kenntnifs meiner
Arbeit beruht. So vornehmlich bei der Bekämpfung meiner Diphthongier-
ungstheorie. Um die Sachlage klar darzustellen, mufs ich etwas weiter aus-
holen. Im Sicilianischen ist es schlechterdings unmöglich besondere Diph-
thongierungsgebiete anzunehmen, da in denselben Ortschaften diphthongierte
und nicht diphthongierte Formen bunt durch einander gewürfelt sind. Auf
62 Ortschaften, die de Greg, anführt, gibt es 41, die zugleich diphthongierte
und nicht diphthongierte Formen aufweisen. In sehr vielen Ortschaften klingt
die Diphthongierung verschieden und wird infolge dessen auf verschiedene
Weise bezeichnet. Neben ie» uo findet sich «>, «0, oder ia, ua, manchmal
findet sich im selben Orte neben i^ auch t, und neben uo auch u. Von einem
phonetischen Einflufs nachtoniger Vokale kann man nur in einigen Teilen
Siciliens sprechen, von einem consonantischen Einflufs gar nicht. Das sind
allj^emein anerkannte Thatsachen, die auch von de Greg, nicht in Zweifel
gezogen werden. — Welches sind aber die Gründe dieser merkwürdigen
Erscheinung? De Greg, hat das grofse Verdienst in seinen Appunti zuerst
darauf aufmerksam gemacht zu haben, dafs in vielen Ortschaften bei Ausrufen
von Verkäufern auf der Strafse, bei den ^^rida prolungate dei banditori** in
emphatischem Tone, im Munde des niederen Volkes in Palermo, auch bei
den Bauern einzelner Gegenden die Diphthongierung viel stärker auftrete als
sonst. In seiner Fonetica hat de Greg, die betreffenden Stellen aus den
Appunti -víitáGi abgedruckt. Nichtsdestoweniger bekämpft er auf das Ent-
schiedenste meine z. T. auf diesen, z. T. auf anderen Thatsachen sich auf-
bauende Theorie, nach welcher die Diphthongierung aufzufassen sei als ein
psychisch individueller Vorgang, als eine die affectische Redeweise begleitende
Erscheinung, die sich namentlich in dem in kultureller Hinsicht am niedrigsten
^ Die Stelle bei de Greg, lautet : Quando nel gruppo PI non succede
la vocalizzazione di L, che dà generalmente pj all'* it., il che succede nelle
parole poco soggette air attrito della fonetica popolare, il sic, non presenta la
solita riduzione kj\ ma neppure lascia intatto, come vorrebbe Sch, quel gruppo
consonantico che gli riesce assolutamente impronunciabile.
592 BESPRECHUNGEN. H. SCHNEEGANS,
stehenden inneren Teile Siciliens, in der Sprache der Bauern und der niederen
Volksschichten [^öfserer Städte zeige, bei denen die gewöhnliche Art des
mündlichen Verkehrs die in erregter Rede sei (p. 23 Rez.). la, de Grreg.
scheint sogar mir die Berechtigung absprechen zu wollen, eine solche Theorie
aufzustellen, ^yüamore di voler trovare delle leggi, laddove probabilmente
ci è il caso, e il desiderio di presentare in una veste, che abbia l'attrattiva
della novità, idee non del tutto nuove, partendo. l'A. dà alcuni femoneni
osservati da noi e ad essi riferendosi^*, das sind nach de Grieg, die Gründe
die mich dazu geführt haben, obige Sätze auszusprechen. Zunächst müssen
wir uns wundem, dafs de Greg, hier die Diphthongierung als wahrscheinliche
Folge des Zufalls ansieht , da er doch p. 28 sie bezeichnete , als „un fatto
fonetico, un vezzo di pronunzia, se vogliasi, in certe zone ignoto, in altre
universale , in altre infine non estraneo del tutto e prediletto specialmente
nelle grida prolungate, e sino a un certo punto in date circostante sintattiche** !
Aufserdem ist aber eine solche sprachliche Erscheinung unmöglich eine Folge
des Zufalles. Nicht der Wunsch um jeden Preis Gesetze finden zu wollen«
trieb mich dazu, die Sache näher zu untersuchen, sondern die Überzengong,
dafs es in der Wissenschaft keinen Zufall gibt und es Pflicht derselben ist,
stets den Gründen nachzuspüren. Dafs de Greg, dies ausspricht, ist um so
unbegreiflicher, weil er im selben Satze mir vorwirft, ich hatte, da ich yon
Thatsachen ausging, die von ihm konstatiert seien, nur in neuer Einkleidung
durchaus nicht neue Ideen gebracht. Aber ist denn darum eine Theorie
nicht neu, weil sie sich auf bekannten Thatsachen aufbaut? Femer, wie
merkwürdig wäre es doch, dafs de Greg, meiner Theorie nicht zustimmte,
wenn sie mit seinen eigenen Anschauungen identisch wäre? de Greg, ist der
erste, der gegen eine solche Annahme protestieren würde. Er will nichts
von einer afl'ectischcn Diphthongierung wissen ; er hält es für unmöglich, dais
diese Art von Diphthongierung auf psychischer Grundlage beruhe : le condùùani
psichiche secondo noi non entrano per nulla** „non ci sembra si possa affer-
mare che il dittongamento nel sicil. sìa un fatto psichico.** So de Greg.
p. 26 und p. 28. Freilich an andern Stellen weist de Greg, wiederum auf
das Schreien als auf die Ursache der Diphthongierung hin. So vor allem
p. 26, wo er als Gründe dieser Erscheinung angibt „nei dialetti di vocalistno
incerto certe condizioni sintattiche e rettoriche, come ü vario peso e la durata
che può avere una parola in discorso lento o precipitato', il grido, il trovarsi
la parola isolata 0 connessa con altra^ (cf. übrigens noch die andern oben
zitierten Stellen, wo er vom Schreien spricht). — Nach alledem scheint de
Greg, keine sehr klare Vorstellung von den Gründen der Diphthongierung
zu haben, und wir können nicht umhin den Vorwurf, den er uns p. 26 macht,
wir hätten die Ursachen der Diphthongierung weniger oberflächlich untersuchen
sollen, auf ihn zurückzuwerfen.^ Dafs das Schreien mit einem psychischen
Vorgang zusammenhängt, hat de Greg, nicht gemerkt. Dafs dieser psychische
* Eine nähere Erläuterung aller dieser verschiedenartigen Gründe findet
sich sonst nirgends. Sie sind nichts als oberflächliche, hingeworfene Be-
merkungen.
'^ Die betrelTende Stelle lautet : „le condizioni che determinano
re.spandimento avrebbero dovuto del resto essere studiate con minore legge-
rezza dallo Sehn.
DE GREGORIO, SAGGIO DI FONETICA SICILIANA. 593
Vorgang vom Affect herrührt, ebensowenig. Das Wort Affect ist ihm über-
haupt nicht verständlich. Er wirft es, wie schon im Jahresbericht bemerkt,
mit Liebe, Zuneigung zusammen^ Wie das Schreien mit dem Affect und
dieses mit der Rede des Volkes zusammenhängt, merkt er sowenig, dafs er
sogar meint, ich hätte zwei ganz getrennte, einander widersprechende Theorien
aufgestellt, wonach einerseits die Diphthongierung auf dem Schreien, anderer-
seits auf der Rede des Volkes beruhe. Wie die Diphthongierung aus
stärkerer Expiration entsteht, ist ihm nicht ersichtlich. Und doch reiht sich
in der ganzen Theorie in logischer Kette das eine Moment an das andere,
wenn man die Sache nur vorurteilslos sich vergegenwärtigt!
Wie entsteht am ehesten die spontane Diphthongierung des e und dì
Jedenfalls sind die kurzen Laute zunächst zu langen (cf. Meyer Lübke:
Roman. Lautlehre p. 524) oder der Längerung fähig geworden. Um einen
langen Vokal auszusprechen ist ein gröfserer Kraftaufwand nötig, als um
einen kurzen zu sprechen; er besteht in der mehrere Articulationsmomente
hindurch ausdauernden Anspannung der nämlichen Articulationsorgane. Eine
starke Expiration bei längerer Haltung der Zunge in der nämlichen Stellung
versetzt die Zunge in ein Schwanken und bewirkt so eine Brechung des
langen Vokals. Die bei stärkerer Expiration verstärkte Muskelspannung
bringt zugleich eine Verengerung des Mundkanals mit sich ; infolge dessen
wird der erste Bestandteil des gebrochenen Vokals geschlossener, während
der andere offener bleibt So entsteht aus plíde zunächst peede (cf. Rom. VT
Havet's Artikel). In vielen romanischen Dialekten haben wir diese Brechung,
so z. B. im nidwaldischen Sur Sees und im Engadin im Worte leef (Saggi
ladini), in Viterbo in der Provinz Rom in deece y heella (cf. Papanti), in
Lugano pooch (cf. Zuccagni Orlandini) u. s. w. Da der Schreiber öfters das
dunkle Bewufstsein hat, dafs der 2. Laut offener ist als der andere, so
schreibt er für denselben oft ä oder a (Sur Sees: Uava\ Sutt Sees heall^
Casteletto sopra Ticino tèamp, meant) y Castelli in den Abbruzzen: géant,
meant. Das Brechen des Vokals gibt in Palermo Böhmer durch die Schreibungen
fuerte, póesta wieder (Rom. St. Ill 10 p. 163). Der gebrochene Laut ist aber
Diphthong. Bei noch stärkerer Expiration werden die Elemente des gleichen Lautes
dislincter, und es entgleist der geschlossenere Vokal zum Extremvokal: e zu i,
o zu «, sodafs wir die Diphthonge ie und uo erhalten.' Natürlich ist dieExpiration
beim Schreien am stärksten; so entsteht denn beim Schreien gewöhnlich die
spontane Diphthongierung. De Greg, hat, wie schon oben bemerkt, solche
Fälle in den Ausrufen der Gemüse- und Obstverkäufer auf der Strafse ange-
geben. Er hat Unrecht von ihnen zu sagen „«0« possono qualificarsi come
espressioni del discorso concitato o affettuoso". Wer in südlichen Ländern
* S. p. 27, wo er von der Sprache der Mutter spricht« welche den
Kindern gegenüber sei jypiena di affetto** , ebenso p. 64 , wo er von der
„espressione tenera** des Affectes spricht. Nur an einigen Stellen merkt er,
dafs es sich hauptsächlich um Erregung handelt« so p. 26, 28, wenn er vom
„discorso concitato** spricht, oder etwas weiter unten, wo er zum Affect rechnet
„la foga che le più basse classi sogliono mettere nel discorso**.
-^ Ich hätte noch sehr viele Beispiele zu nennen« da ich aber später auf
die Theorie in extenso zurückzukommen denke, zitiere ich hier nur einige
wenige zur Erläuterung.
594 BESPKECHUNGBN. H. SCHNEBGANS,
die Emphase gehört hat, mit welcher solche Leute ihr Obst und Gemfise
rühmen , wird anderer Meinung sein. Übrigens hat de Greg, anderen Orts
in solchen Ausrufen den „tono enfatico e esclamativo" ausdrücklich bemerkt
(p. 20). Die Emphase beruht aber unstreitig auf dem Affect. Andere selbst-
gehörte Beispiele von Diphthongierung beim Schreien hatte ich p. i8 an-
geführt. De Greg, hat sich die Mühe nicht genommen sie zu wiederlegen;
er führt sie nicht einmal an , ja er thut so , als ob es sich nur um ein ein-
ziges Beispiel handle und gleitet mit der Bemerkung, es beweise nichts,
selbst wenn es mit Genauigkeit wiedergegeben sei, dajüber hinweg.
Und doch war gerade dieses Beispiel, das ich, da es de Greg, vielleicht
mifsverstanden hat« etwas ausführlicher mitteilen will, ganz besonders schlagend !
Als ich in Messina an einem heifsen Sommernachmittage die Marina entlang
ging, sah ich , wie ein Herr, der gerade vor mir herging, unvorsichtigerweise
einem armen Jungen, der lang ausgestreckt auf dem Boden lag nnd im
wonnigsten dolce far niente vor sich hinträumte, auf die nackten Füfse trat.
Der Junge sprang auf und mit südlicher Lebhaftigkeit schleuderte er ihm
den Satz entgegen: Ummi scappièari i pitdi (Mir nicht auf die Fofse treten!),
und etwas ruhiger fuhr er dann, wie wenn er seinen Satz begründen muíste :
„I ptdi nuda VajuX (die Füfse habe ich nackt!) Der i. Teil des Satzes,
der unmittelbar im Schmerze gesprochen wurde, war ein Ausfluis des AlFects
und diphthongierte pedes zu piedi. Der 2. war die vemunftgemäTse Er-
gänzung und Begründung des ersten und unterliefs die Diphthongiening.
Übrigens unterstützt an anderer Stelle de Greg.« freilich durchaus unfreiwillig,
ja sogar im Momente selbst, wo er sie zu bekämpfen meint, meine Theorie.
Um zu zeigen, dafs der Affect nichts mit der Diphthongierung zu thnn habe,
sagt er, dafs wenn die Mütter ihren Kindern die ersten Wörter vorsprechen*
sie dieselben stets ohne Diphthong sprechen. Und doch sei die Sprache der
Mütter „piena di affetto ! (Über diese Auffassung des „affetto" cf. oben). Dafs
beim Lehren, beim Erklären, wo es vor allem auf Deutlichkeit ankommt, die
Diphthongierung unterbleibt, erscheint mir nicht sonderbar. Beim Lehren
lässt man sich sowenig als möglich vom Affecte beherrschen, man drangt
jede Wallung desselben möglichst kräftig zurück« da sie die Deutlichkeit nnd
Klarheit nur beeinträchtigen würde.
Und nun ging ich einen Schritt weiter ; auch hier war es de Greg, nicht
möglich zu folgen. In wessen Sprache tritt der Affect am meisten hervor?
Ganz go^'ifs in der Sprache des Volkes. Das Volk läfst sich vom AíFecte
hinreifsen, während der Gebildete den Affect zu bekämpfen sucht. Das Volk
spricht in folge dessen stets lauter, als der seine Affecte zähmende Gebildete ;
man kann geradezu sagen, es schreit, und da das Schreien die Diphthongierung
nach sich zieht, so diphthongiert am aller ehesten das Volk. —
Dies laute Sprechen des Volkes kommt natürlich nicht blofs in den
Ländern roman. Zunge vor, sondern überhaupt überall in der Welt; an den
Ufern des Rheins und am Fufsc des Scliwar/.walds schreit der Arbeiter und
der Bauer ebonso als am Fufse des Etna und auf den Strafsen Palermo's. Solche
Bcobachtun^i-n kann jeder täglich auf der Strafse machen, und es wundert
mich, dafs ein so scharfer Beobachter wie de Greg, nicht im Stande war, den
Zusammenhang zu merken, den es zwischen der Sprache des Volkes nnd der
afl'ectischen Sprache gibt, sondern der Ansicht ist, ich brächte mit der Er-
DE GREGORIO, SAGGIO DI FONETICA SICILIANA. 595
wähniing dieses Umstandes ein ganz neues Element in meine Theorie hinein,
das mit dem ersten nichts zu thun hatte. „Wenn die Diphthongierung abhängig
ist von den Örtem," sagt er ,,denen es an Kultur und Verkehr gebricht, wird
man nicht sagen können daCs sie vom Affect abhänge, den man in die Rede legt."
(p. 26 ; auch p. 25 und 27). — A.uch will er den Leser glauben machen, dafs ich
diese Ansicht nur stützte auf y^vülleicht sehr confidentielle und nicht zusehr
überlegte Worte des Prof. Salinas, die sich auf suoni larghi des Landes be-
zögen'* p. 25. Diese Zumuthung ist recht billig. Erstens werden die Worte von
Prof. Salinas wohl sehr überlegt gewesen sein, da ich mich mit einer schrift-
lichen Anfrage über die Diphthongierungsverhältnisse in Palermo und Um-
gegend an ihn wandte. Aufserdem spricht in seiner Antwort Prof. Salinas
nicht blofs im Allgemeinen von suoni larghi, sondern bietet ganz treffende
Diphthongierungsbeispiele, die meine Theorie unterstützen, von de Greg, aber
nicht mitgeteilt werden „dove il palermitano direbbe cosi {le cose) il villano,
cioè il non abitante della capitale dirà cuosi (cf. p. 19 bei mir),
Diese Mitteilungen stimmen übrigens ganz genau mit den Bemerkungen
anderer, die sich mit dem Sicilianischen beschäftigt haben. Pitre bezeugt
auch, dafs die Diphthongierung in der Khalesa, einem hauptsächlich von
Matrosen bewohnten Teile der Stadt Palermo besonders häufig sei. De Greg
sagt sogar selbst : il jato (darunter versteht er die besonders stark ausge
prägte Diphthongierung) occorre in bocca dei beceri; in der mittleren Volks
klasse sei die Diphthongierung jedoch fast nicht hörbar {non troppo spiccato)
In seiner seitdem erschienenen Arbeit über die Mundart von Girgenti sagt Piran
dello ausdrücklich, die Diphthongierung finde sich viel häufiger im Munde
des Volkes, die Gebildeten suchten sie dagegen zu vermeiden — Uebrigens
ist dies nicht eine auf das Sicilianische beschränkte Erscheinung. Wie aus
einer Bemerkung bei Zuccagni Orlandini p. 184 zu ersehen ist, kann man ganz
Aehnliches in Reggio (Emilia) beobachten. Während man im Centrum der
Stadt spricht „s^/, Pedr, Steven*^ spricht das Volk {la plebe) der Stadtviertel
von S. Croce, S. Pietro und S. Stefano stets ziel, Piedr, Stieven.**^ Recht
interressant in dieser Beziehung ist auch Zuccagni Oreandini's Text für die
Stadt Cortona und Umgegend. In der Stadt heifst es pochi fodere, tovaglole\
auf dem Lande pnochie fvidere^ tovaglxxolie Meyer Lübke bietet in seiner ital.
Grammatik auch ein Beispiel dafür. Die Landleute in der Gegend um Mirandola
herum sagen : úuz;, fi'ia^A, /ria/, arvaMola, während die Städter die selben
Wörter ohne Diphthong aussprechen : ov fogk, pxtt^ arvarola — Recht be-
merkenswert ist es fernerhin, dafs nicht blofs in Sicilien, sondern auch sonst
die zügelloseste Diphthongierung stets in den Gebieten sich findet, die von
der Cultur am weitesten entfernt sind. So in den rhätoromanischen Mund-
arten (cf. Ascoli's Saggi ladini), in den Dialecten von Val Soana und Pral im
Piémont (Nigra Arch, glott III), während sonst dort keine Diphthongierung
vorkommt, auf der Insel Veglia (Arch, glott. IV), im Dörfchen Castelli am
Fufse des Gran Sasso d'Italia, in den Dörfern Gesso Palena und Buchianico
in den Abbruzzen (cf. Pap. Texte) im Gegensatz zu gröfseren Orten der
Provinz, wo sie unterbleibt. In der Sprache, die von der Kultur am
meisten becinflufst ist, in der Schriftsprache, ist dagegen die Diphthongierung
im Laufe der Zeit immer mehr verdrängt worden. Sowohl das im Mittelalter
an Diphthongen so reiche Französische als auch das Italienische haben heut-
596 BE5PRECHUGEN. H. SCHNEEGANS,
zutage keine wirkliche Diphthongierung mehr (^¿?<í=pjé; sot/=iSW3Í, wobei
w = engl. w. ; pietra lautet nicht anders als pieno ^ wo i consonantisch ist;
uo ist seit Petrocchi's dizzionario offiziell aus der Schriftsprache verschwunden.
— Ebenso oberflächlich wie bei der Bekämpfung dieser Theorie ist es de
Greg, auch bei der Kritik meiner Annahme, dafs in Sicilien das Imperfectum
nicht volkstümlich sei. Die Frage, weshalb -t'a, -iva und -èva in denselben
Orten neben einander vorkommen, ist ja nicht leicht zu entscheiden; die
Art von Polemik, die de Greg anwendet, scheint aber doch etwas zu billig
zu sein, da er sich damit begnügt am Grade von Verstand der Personen, denen
ich meine Angaben verdanke, zu zweifeln. „¿ lecito pensare^*- sagt er p. 37, che
le „gebildete Personen*^ che iudicavano promiscuamente i tefnpi del passato,
siano inteìettualmentente poco diverse di questa ignorante Catanese, che a
dirrittura coniuga il perf. invece delPimperf,** — Aber selbst wenn die ge-
meinten Personen so dumm gewesen wären, wie de Greg, annimmt — es ist zu-
fällig nicht der Fall ; die „ignorante Catanese" ist vielmehr eine für sicilianische
Verhältnisse sehr gebildete Dame, die ich persönlich gut kannte — so wSre
doch nach meiner Ansicht nicht ratsam über spontane Aeusserungen un-
wissender Leute so leichten Herzens hinwegzugehen. Solche unbewufste
Aeufserungen haben oft viel mehr Wert, als diejenigen Gebildeter, bei denen
man oft eine gewisse Tendenz beargwöhnen kann.*) — Es ist aber ein Haupt-
fehler in de Greg's Arbeit, dafs er zu leicht die Ansicht Anderer abfertigt.
So bestreitet er p. 94, dafs ich in Messina d im t gehört hätte, und frSgt
sich, ob derjenige, von dem ich das Beispiel habe, nicht vielleicht aus Novara
sein könnte. Dies ist aber durchaus nicht der Fall. Derselbe war aus
Messina ; ich habe auch d für /, nicht blofs von einem, sondern von mehreren
gehört. Dafs ich sogar eine schriftliche Quelle aus Messina dafür anführte»
die Cicalate, wo sich 95 affedi, 366 reverindissimu fìndet, übersieht de Greg«
Auch bezüglich der Aussprache des fs, die ich als weich bezeichnete, meint
de Greg., ich hätte mein Beispiel wahrscheinlich „da qualche ignorante, che
cercase a suo modo italianizzare,^* Auch diese Vermutung ist unrichtig.
Der Betreffende wollte sicil. sprechen, und nicht italienisch.
Ungerechtfertigt ist schliefslich auch der schwere Vorwurf, den mir de
Greg. p. 30 macht, ich zitierte nur die Beispiele, welche eine von mir aufge-
stellte Regel bezüglich des Einflufses von nachtonigem a auf die Diphthon-
gierung im Innern Siciliens unterstützten, unterlasse es aber die anderen zu er-
wähnen. Die Regel, die ich unterstzützen wollte, galt aber einfach für Modica,
cf. p 25. Sie lautete „Die einem a vorangehende Silbe lässt den Diphthong^
nicht zu** und ganz vorsichtig fügte ich hinzu : Auch sonst scheint in ^ciüen
an einzelnen Orten die Regel durchgedrungen zu sein. Als Beispiele zu
dieser Regel brauchte ich nur solche Fälle anzuführen, wo vor nachtonigem
a die Diphthongierung unterblieb. Nur zur gröfseren Deutlichkeit stellte
^ De Greg, scheint auch nicht zu verstehen, dafs alle Texte, welche
nicht die convcntioncUe sicil. Schreibung befolgen, gerade aus dem Grunde
sehr wertvoll sind. Cf. p. 54, wo er von der in ISIessina erscheinenden Zeitung
„Ic Maschere", mit Dialogen im Dialect, sagt, sie sei „di nessuna fiducie^
An dieser Stelle macht mir de Greg, denselben Vorwurf wie Pirandello. Den-
selben hal)e ich bereits in meiner Rezension v. Pi,*s Arbeit widerlegt (cC
Zs.XIV p. 572).
DE GREGORIO, SAGGIO DI FONETICA SICILIANA. 597
ich denselben solche Fälle gegenüber, wo vor { und u diphthongiert wurde.
De Greg, hat aber Unrecht von mir zu verlangen, ich hätte auch Beispiele
anfuhren sollen, wo vor u und i nicht diphthongiert wurde. Solche Beispiele
hatten mit meiner Regel in dieser Fassung nichts zu thun. Denn ich hatte
nirgends behauptet, dafs vor u und i diphthongiert werden müsse. Es hat
de Greg, auch Unrecht zu behaupten, ich möchte dieser Regel eine über-
triebene Bedeutung beilegen. Ich hatte mich ganz vorsichtiger Ausdrücke
bedient, indem ich p. 28 nur sagte, es lasse sich behaupten, dais im Áüge-
meinen auch im Inneren der Insel dieselbe Regel bestände wie in Modica.
Gemeint war aber auch hier nur der Einflufs des nachthonigen a.
Ebensoleicht wie de Crreg. es sich macht, meine Beweisgründe zu
widerlegen, ebenso verfahrt er auch mit denjenigen Avolio's. Eine Stelle ist so
typisch, dafs sie erwähnt zu werden verdient. In Bezug auf die Aussprache
des c im Altsicilianischen hatte Avolio eine Theorie aufgestellt, die ich
kritisiert hatte. In Bezug auf dieselbe sagt de Greg, ganz einfach p. 80. es
sei überhaupt nicht nötig sich bei der alten Aussprache des Lautes aufzu-
halten, denn sie müsse der jetzigen gleich gewesen sein (deve essere stata
uguale alla presente.'^). Wir sahen bereits, bei der Besprechung von de
Greg.'s Capitoli, dafs er auch dort über die Ansprache eines altsicili-
anischen Lautes eine ebenso kategeorische als unbegründete Ansicht äussert.
— Ueberhaupt scheint mir nach allem Vorausgehenden in de Greg's Arbeit
das Ueberwuchem einer zu lebhaften Phantasie am bedauerlichsten zu sein.
Einerseits führt dieselbe den verdienstlichen Forscher dazu, Dinge, die durch-
aus nicht erwiesen sind, als durchaus notwendig anzunehmen, andererseits
spiegelt sie ihm neckischerweise von den Ansichten Anderer meistens ein
häfsliches und verkehrtes Bild vor, das ihn zu falschen Vermutungen führt.
So hat sich de Greg., um ein letztes Beispiel anzuführen, von meinen Be-
mühungen um das Sicilianische ein falsches Bild gemacht , wenn er p. 4 am
Anfange seiner Arbeit von mir sagt ^^U autore mostra si sia fermato a studiare
il sic, in Messina, senzatroppocurarsi^ft ricercare per ogni dove nelP isola
le vaAetà fonetiche , . ,** diese Ansicht ist nicht richtig. Mit allen mir zu
Gebote stehenden Mitteln, mit Zuhilfenahme sämtlicher vorhandener litteratur,
sogar durch zahlreiche schriftliche Anfragen an Sicilianer (cf. p. 4) habe ich
mich bemüht, auch die Eigentümlichkeiten der Sprache des übrigen Siciliens
zu erforschen. Dafs es nicht in meinen Mitteln stand, überall selbst hinzu-
reisen, um durch eigenes Hören das von Andern mitgeteilte zu prüfen, wird
mir auch de Greg, nicht im Ernste vorwerfen wollen. So sehr ich dies aber
damals bedauerte, um so eher kann ich es jetzt verschmerzen, da de Greg.,
der selbst in der Lage war ganz Sicilien als Sprachforscher zu durchstreifen,
die Ergebnisse seiner Reise in seiner Phonetik mitgeteilt hat, und in Bezug
auf die Ansprache einzelner Laute, wie ich im Jahresbericht rückhaltlos an-
erkannte und auch jetzt noch wiederhole, manches Schätzenswerte Neue ge-
liefert hat, das ihm nicht verkümmert werden soll. H. Schneegans.
^ cf. darüber die neuerdings erschienene Arbeit von: Corrado Avolio
Del valore fonetico del digramma eh nel vecchio sicil., Palermo Tipogr. dello
Statuto 1891, 33 S.
59$ BESPRECHUNGEN. PH. A. BECKER,
Charles Comte, Les Stances libres dans Molière. Etude sur les Vers libres
de Molière comparés à ceux de La Fontaine et aux Stances de la versi-
fication lyrique. Versailles 1893, — 87 S. 8^.
Vorliegendes Schriftchen ist eine vergleichend-ästhetische Untersachung
über die freien Verse in Molieres Amphitryon im Gegensatz zu Lafontaines
Fabeln. Es ist die Ausarbeitung eine öffentlichen Vortrags und kommt zu
folgenden nicht uninteressanten Ergebnissen. I. Während Lafontaine Zehn-
silber in beschränktem Mafse, Siebensilber nur mit besonderer Umsicht,
kürzere Versmafse nur ausnahmsweise anwendet, hat Molière im Remer-
ciment au Roi (1663) Verse von 6 — 12 Silben auf das bunteste vermengt.
Diese rythmische Ungebundenheit liefs sich schwerlich auf die Bühne über-
tragen. In der That verwendet Corneille im Agésilas (1666), zwei Zehnsilber
ausgenommen, nur Zwölf- und Achtsilber. [In Andromède und la Toison
d'or, auch in Psiche sind Zehn- und Sechssilber häufiger, doch fehlen aach
hier die Siebensilber ganz.] Freier bleibt Molière in der Wahl der Vers-
mafse im Amphitryon (1668), doch beschränkt er den Siebensilber auf die
niederen Rollen und läfst ihn seltener mit dem Achtsilber zusammenstofsen ;
der Sechssilber verschwindet. — II. Lafontaine vermeidet die Folgereime bei
freien Versen nicht; Molière hat sie hingegen aus seinem Stücke entschieden
ausgeschlossen» die wenigen Beispiele rühren von Entlehnungen ans Don
Garcie de Navarre her. [Einzelne Glattreime aa mit folgender Vierzeile bccb.
cf. I, 4 dürften aber nicht der Sechszeile mit geschweiftem Reime aabccb
gleichgesetzt werden. — Femer sei bemerkt, dafs es einen Dichter gegeben
hat, der ausschliefslich seine Verse mit Folgereim schrieb, nemlich Lemoine
in seinem Epîtres morales et familières.] — lu. Im Gegensatz zu Lafontaine
beliebt Molière männlichen Abschlufs der Reimgruppen, wie ihn auch die
Lyrik vorzieht. — IV. Im Grunde genommen reduzieren sich die von Molière
gebrauchten Reimgruppierungen auf die einfachen Schemata des gekreuzten,
umschlungenen und geschweiften Reims ; alle übrigen Kombinazionen entstehen
lediglich aus Verdoppelungen und Reimhäufungen und laufen mit zwei Aus-
nahmen auf zwei Reimen. Lafontaine hingegen läfst gar die Reimgruppen
in einander verlaufen. — V. Mit dieser einfachen Gliederung des Reimschemas
harmoniert auch im Amphitryon das syntaktische Gefüge der Sätze. Mit der
Reimgruppc beginnt und schliefst der Gedanke ab; jede Reimgruppe bildet
auch dem Sinne nach ein Ganzes für sich, während Lafontaine sehr gern in
die nächste Reimgruppe übergreift oder mit dem ursprünglichen Reim einen
neuen Gedanken aufnimmt. — Auf Grund dieser Beobachtungen kommt der
Vf. zu dem Schlüsse, dafs Molière seinen Amphitryon nicht in freien Versen
sondern in freien Stanzen geschrieben hat, Racines Chören ähnlich, wo der
Stil sich erhebt, freier im lebhaften Dialog, In gleicher Weise hat BoursauU,
als er die Aesopische P^abel auf die Bühne brachte, nicht Lafontaines losere
Schreibweise , sondern die gebundenere Form freier Stanzen gewählt. —
VI. Eine weitere Bestätigung seiner Ansicht findet der Verfasser in dem
Umstand, das 58 mal von Grupjie zu Gruppe kein Wechsel des Reimge-
schlechts beobachtet wird, ein Vorrecht der damaligen Lyrik. — VII. Freier
geht Molicrc in der Psichó vor, was z. Z. mit der Eile der Arbeit zusammen-
hängen mag; immerhin zeigt auch dieses Stück, wenn man es mit dem
Remcr ciment zusammenhält, dafs Molière es für nötig erachtete, auf der
COMTE, LES STANCES LIBRES. 59Ç
Bûhne die Umrisse des Satzgefüges auch metrisch scharf zu bezeichnen. —
Unzweifelhaft ist anzuerkennen, dafs die freien Verse bei Molière einen
lyrischen» stanzenähnlichen Charakter haben; sie geradezu als freie Stanzen
zu bezeichnen, würde ich indessen doch anstehen, weil zu häufig der Dialog
die Reimgruppen durchbricht, und vor allen weil die Disposition der Vers-
masse zu lose ist Übrigens ist diese syntaktische Gliederung der freien
Verse keine Eigentümlichkeit des Amphitryon, sie entspricht der Gepflogen-
heit der Dichter von Anbeginn; im Agésilas namentlich ist sie fest durch-
geführt. Ganz richtig ist bemerkt, dafs die Bühnendeklamazion diese regel-
mäfsigere Form verlangte; die Feinheiten Lafontainischer Fabeln wären hier
wirkungslos verhallt. Auch das Gedächtnifs will im Reime eine Erleichterung
finden. Jedenfalls bekundet sich im Amphitryon Molieres hervorragende
Ijrrische Begabung als Verskünstler.
Ph. Aug. Becker.
A. Nordfeld, Les couplets similaires dans la vieille Epopée
f r a n ç a i s e. Stockholm 1 893 Nordstedt & Söner. 4^^. 1 8 S.
Die Schrift behandelt die Frage nach der Art und Entstehung der Repe-
titionsstrophen * in den Chansons de geste und benutzt dabei die Materialien
die (ur die Ausgaben der Enfances Vivien von Wahlund und Feilitzen ge-
sammelt worden sind. Wie es scheint, erst nachträglich auf meine Erörterung
des Gegenstandes in dieser Ztschr. 6, 492 ff. aufmerksam geworden , unter-
scheidet N. gleich mir zwischen berechtigten (kürzeren), daher scheinbaren
Wiederholungen, die ich grammatische Dittolo^n nannnte, und daraus von
Überarbeitern gewonnenen längeren, mit Variationen vermischten, auch
gelegentlich einen neuen Gedanken aussprechenden Repetitionen oder couplets
similaires, die teils Gesägtes wiederholen, teils Anticipationen des älteren Er-
zählers breit ausfuhren. In jenen Dittologien sieht N. den Ursprung der viel-
besprochenen Repetitionen, wie schon ich 1. c. S. 497 ; seine Beispiele ergänzen
die, die ich in der Alexiuslegende in Tiradenform und bereits früher im
Fierabrás nachgewiesen hatte. Die Ansicht, die Repetitionsstrophen seien
von hausaus der chanson de geste - Dichtung eigentümlich und nicht viel-
mehr eine secundare iCunstform gewesen, dürfte nun wohl als wiederlegt gelten.
Gr.
Giornale Storico della Iietteratura Italiana. Anno X, Vol. XX,
fase. I, 2, 3.
Fase. I — 2.
F. Flamini. Francesco Galeota ^ gentiluomo napolitano del quattro-
cento f e il suo inedito canzoniere. Flamini fand auf der estensischen Biblio-
thek eine Handschrift mit dem ganzen Canzoniere Francesco Galeotas, die
wohl sicher aus der Originalhandschrift abgeschrieben ist. Er macht sie zum
Ausgangspunkt einer gründlichen und gelehrten Abhandlung über das Leben
des Dichters und seine Dichtungen. Zuerst erfahren wir von ihm im Jahre
1470; seitdem spielt er aber eine der hervorragendsten Rollen am aragone-
sischen Hofe. Er genofs das besondere Vertrauen Ferdinand des Ersten, der
600 BESPRECHUNGEN. B. WIESE,
ihn unter anderem 1483 beauftragte, mit seinem zweiten Sohne Friedrich
den heiligen Franciscus von Paola zu Ludwig dem Eliten von Frankreich
zu geleiten, und verkehrte herzlich mit dem Herzoge von Calabrien, dessen
Sohn Ferrandino und Friedrich von Aragonien. Nichts desto weniger schlofs
er sich nach dem Sturze Alphons des Zweiten der französischen Partei an.
Er starb 1497» von dem auf kurze Zeit nach Neapel zurückkehrenden Fried-
rich von Aragonien, der seinem Neffen auf den Thron gefolgt war, wieder
in Gnaden aufgenommen. Die Schöpfungen Galeotas haben nur geringen
dichterischen Wert, desto interessanter und wichtiger sind sie aber durch
Sprache und Form. Die Sprache versucht toskanisch zu sein, vermag sich
aber nicht von Eigentümlichkeiten des neapolitanischen Dialektes und you
spanischen Einflüssen frei zu halten. Der Stil ahmt in erster Linie Petrarca
nach, doch wird der Volksdichtung eine bestimmte Einwirkung gestattet.
Secentismus ist kaum bemerkbar, es sind aber bereits die Kunstfonnen be-
vorzugt, welche gegen Ende des 15. Jahrhunderts immer mehr die Herrschaft
erlangen. Es finden sich nur wenig Sonette und eine einzige Canzone, da-
gegen Hunderte von Strambotti in der sicilianischen Form (a b a b a b a b) ;
manchmal ist noch eine Coda hinzugefügt, aus einem Settenario und zwei
Endecasillabi bestehend; häuflg sind sie zu einer ganzen Reihe verknüpft.
Galeota verwendet das Strambotto auch statt des Sonetts zum Tenzonieren
und zur Korrespondenz. Den Inhalt bilden zum Teil die üblichen Gemein-
plätze der Lyrik des 15. Jahrhunderts; die verknüpften Strambotti verwendet
der Dichter aber auch als Epistel in Nachahmung Ovids und als Elegie.
Femer fìnden sich im Canzoniere eine ganze Reihe prosaischer Liebesbriefe,
worin Boccaccios Stil als Vorbild dient, ein Capitolo (wenn wir von einigen
geistlichen absehen) und zwei Eklogen in Terzine sdrucciole, von denen die
eine wegen ihrer Polymetrie bemerkenswert ist. Sie zeigt, dais diese Form»
welche sich in Sannazaros Arcadia findet, schon vorher in Neapel üblich war.
Flamini bringt noch weitere Beispiele dafür. Einen breiten Raum nehmen
dann wieder die „cansoni per canto*' ein, die Frottole im Sinne des 15. Jahr-
hunderts, bis auf zwei alle nach demselben Schema gebaut. Endlich haben
wir noch, gleichfalls unter dem Titel cansoni, eine Anzahl Gedichte, die sich
durch Vereinigung je zweier Verse zu Rimalmezzi umgestalten lassen (6
solche auch bei seinem Zeitgenossen Gareth in Pèrcopos Ausgabe 11 S. 427
— 439) Î CS sind also Frottole im älteren Sinne. Von ganz besonderer Wich-
tigkeit ist, dafs eins dieser Gedichte Frotóla in gliomaro bezeichnet und wie
die verloren gegangenen, viel umstrittenen gliommeri Sannazaros an Friedrich
von Aragonien gerichtet ist. Wir können uns daraus ein klares Bild machen,
was diese gliommeri waren , und Torraca behält vollständig Recht. Im
Anhange druckt Flamini 5 Stücke mit reichlichen Anmerkungen ab. Be-
sonders wichtig die eben erwähnte Frottola, die Strussola in laude del Duca
di Calabria und der Bericht über die Reise zu Ludwig dem Elften in Rimal-
mezzi, der auch historisch nicht unwichtig ist. Ein weiterer Anhang gibt
eine alphabetisch geordnete Tafel der im cod. enthaltenen Dichtungen nach
den Anfangsversen , dazu in Anmerkungen die Didaskalien. S. 55 V. 4 fehlt
eine Silbe.
G. A. Cesareo, Su r ordinamento delle poesie volgari di Francesco
Petrarca, Continuazione e fine (Siehe Zschr. Bd. XVII S. 324 ff.) Die Canzone
GIORNALE STORICO DELLA LETIER ATURA ITALIANA. 60I
Italia mia wird mit einigen neuen Gründen als 1344 — 45 in Selvapiana ge*
schrieben bestätigt. Die Sonette Per tnetzH boschi und MilU piagge in un
giorno sind wohl richtig 1333 angesetzt (so De Sade). Die weiter be-
sprochenen Gedichte tragen ihr Datum in sich oder sind datiert.
Aus einer Zusammenstellung der bestimmten Daten ergibt sich (genau
wie bei Appel, auch von Pakscher S. 32 zugegeben) dafs die chronologische
Reihenfolge oft durchbrochen ist, und dies erlaubt den SchluCs, dafs auch
bei den zeitlich nicht bestimmbaren Gedichten eine solche Reihenfolge nicht
immer innegehalten ist Petrarca hat überdies, wie Cesareo hübsch nachweist,die
Gredichte, welche eine Hindeutung auf den Tod der Geliebten enthalten, wohl erst
nach ihrem Tode verfafst. Cesareo meint nun, die Absicht, welche Petrarca bei
der Anordnung seiner Dichtungen leitete, war, ohne chronologisch zu ver-
fahren, in den ersten Teil alle diejenigen zu bringen, welche sich mit irdischen
Dingen beschäftigen, in den zweiten dagegen die, welche sich auf himmlische
Dinge beziehen. Innerhalb der beiden Teile habe der Dichter sich auf den-
selben Gegenstand u. s. w. beziehenden Dichtungen zusammengestellt. Die
Ergebnisse Appels waren im Grunde genau dieselben : im Grofsen und Ganzen
sind die Gedichte wirklich chronologisch geordnet; wir können jedoch Ab-
weichungen von dieser Ordnung, sei es durch aestheiische Rücksichten, sei
es durch einen Fehler der Erinnerung veranlafst, feststellen. Verbessere
Bd. XIX S. 237 Z. 13 o. 1836; S. 239 Z. 18 o. 2 v\ S. 241 Z. 3 u. 3196;
S. 245 Z. 7 u. 3196; S. 249 Z. 8 u. 3196; S. 261 Anm. (3) pag. 111—113;
S. 265 Z. 4 o. 1338; Bd. XX S. 105 Z. 6 o. IV\ S. 116 Z. 13 u. V,
VARIETÀ.
Luzio-Renier, // probabile falsificatore della „ Quaestio de aqua et
terra**. Wie bekannt, veröffentlichte der Augustinerpater Benedetto Moncetti
im Jahre 1508 die Quaestio de aqua et terra Dantes nach einem Autograph,
welches weder vorher noch nachher von jemand gesehen wurde. Dabei führte
ei*, nach seinen eigenen Worten, in seiner Ausgabe sogar allerlei Besserungen
ein. Tiraboschi erhob schon Zweifel an der Echtheit des Traktates , und
jetzt ist man sich darüber wohl ziemlich einig, dafs man eine Fälschung vor
sich hat. Nachdem die auf den Streit bezügliche Literatur kurz angeführt
ist, prüfen Luzio und Renier die über Moncetti erhaltenen Lebensnachrichten
und kommen auf Grund derselben und namentlich einer Anzahl aus dem
Archivio Gonzaga herbeigeschaften , bisher unbekannten Dokumente zu dem
berechtigten Schlüsse, dafs man dem ehrgeizigen Moncetti sehr wohl die
Fälschung zutrauen kann, dafs er auch die nötigen Kenntnisse besafs.
E. Lamma, // codice di rime antiche di G, G. Amadei, Verf. stellt
fest, dafs der von Quadrio angezogene Codex Amadei von drei auf der Uni«
versitätsbibliothek zu Bologna befindlichen Handschriften des 16. und 17.
Jahrhunderts gebildet wurde: dem cod. 1289, 177* und 401. Zwischen 177'
nnd 401 ist noch eine Lücke von 12 Blättern, die jedoch wahrscheinlich
unbeschrieben waren. Ob am Ende etwas fehlt, läfst sich nicht feststellen.
Lamma gibt eine genaue Inhaltstafel und geht dann auf den Inhalt näher
ein. Der erste Teil des Codex besteht nach der Beschreibung aus 6 ver>
schiedenen Abteilungen (S. 164 hat der Verf. allerdings ausdrücklich 3
gesagt). Die erste Abteilung enthält von einer Hand des .16. Jahr-
Zaitoclu. f. rom. Phil. XVU. 39
602 BESPRECHÜNGE>Í. B. WIESH,
hunderts toskanische Dichter des 13. und 14. Jahrhunderts aufser einigen
bolognesischen und sicilianischen nebst wertvollen Didaskalien. Zwei Balladen
und eine Canzone druckt Lamma im Anhang i ab. Der zweite Teil enthSlt
eine planmäfsige Sammlung von Petrarca zugeschriebenen Dichtungen, die
sich nicht im Canzoniere finden, von einer Hand des 17. Jahrhunderts. Lamma
stellt sie zusammen und gibt bei jedem Nachweise aus Drucken und Hand-
schriften. Die Anordnung sollte wohl alphabetisch sein, ist es aber durchaus
nicht immer. Die Zusammenstellung ist überhaupt, wie vieles andere in der
Arbeit, recht flüchtig. So fehlt ganz das Sonett auf Blatt 51b Perehe
reterno moto sopraditto , und Piango^ ahimè ¡asso , ove rider solea findet
sich zweimal, unter 46 und 49, beide Male an verkehrter Stelle. Aufserdem
sind in dies Verzeichnis, ohne dafs irgend etwas davon bemerkt wird, auch
die Petrarca zugeschriebenen Dichtungen aus I 4, I 6 (hier jedoch wieder mit
Ausschlufs der fünf Sonette 210 a — 212 a) und II (177^) mit aufgenommen.
Es mufste auch bei dieser Aufzählung die Seite, wo sich die Dichtungen
im cod. bol. befinden, angegeben, und bei den einzelnen Nummern bemerkt
werden, ob sie sich mehrmals im Codex finden. 61 steht anonym auch im cod.
pal. 219 (Gentile I 291). Warum ist 48 amore (?) gedruckt? Beide Male,
c. 87 a und 206 a steht honore im Codex. Warum 65 arnar statt aureo
c. 56a, wie auch S. 176 gedruckt wird? Aus I 2 druckt Lamma 8 unedierte
Sonette. I 3 enthält die Sonettenkorrespondenz mit Cecco di Meletto de'
Rossi, welche Arlia bereits nach dem cod. Med. Pal. Laur. 118 herausgab.
Lamma gibt sie mit den Varianten im dritten Anhange. I 4 (17. Jahrhundert)
enthält Dichtungen des stil nuovo, meist von Cino und seinen Korrespon-
denten; I5 (Jahrhundert?) meist ebenso, 16 (17. Jahrhundert) Dichtungen
des 13. und 14. Jahrhunderts. II und III enthalten Dichter des 14. Jahrh.
Aus III werden 6 unedierte Dichtungen im vierten Anhang abgedruckt.
Anhang V gibt ein alphabetisches Verzeichnis der in den Handschriften
vorkommenden Verfassernamen. Über die Art und Weise, wie der Abdruck
geschieht, ist keine Rechenschaft gegeben. Jedenfalls sind aber stillschweigend
Änderungen vorgenommen. Z. B. ist S. 176 N. 3 Z. i AI des Codex richtig
in El geändert. Der Text ist nicht immer klar. Um einige Bespiele anzu-
führen : N. I S. 174 fehlt in der ersten Strophe nach ii tin Settenario ^ etwa:
di rendere salute. S. 177 N. 7 Z. 6 und 13 fehlt je eine Silbe; ebenso S. 1 78
N. I Z. 6. S. 183 N. 5 ist bei einigen Versen der Versuch gemacht, sie aufs
richtige Mafs zu bringen; warum nicht bei allen? Erklärende Anmerkungen,
die doch an manchen Stellen nötig wären, fehlen ganz. Kurz, die Arbeit
ist nicht mit der nötigen Sorgfalt verfafst.
L. Frati, Un* egloga rusticale del 1 508. Sie ñndet sich in dem Codex
Nappi auf der Universitätsbibliothek zu Bologna und ist wahrscheinlich von
Cesare Nappi selbst verfafst. Sie gehört zu den Vorläufern der Dialoge
Ruzzantes. In Terzinen schildert sie uns recht anschaulig in volkstümlichem
Tone und teils dialektischer Sprache das Treiben von Landleuten beim Pan-
cratiusfcste , ihre Reden über die drückenden Steuern auf dem Nachhause-
wege u. s. w. Der Verf. fallt freilich manchmal aus der Rolle, wenn er z. B.
die Bauern von Phoebus und Hesperus, Venus und Cupido reden laist. Be-
sonders interessant ist die Dichtung noch dadurch, dafs der Bauer Borro im
GIORNALE STORICO DELLA LETTERATURA ITALIANA.. ÓO^
Wettstreit um den Preis im Tanze eine Menge Ballaten aufzählt, die damals
im Schwange waren. Zu den meisten gibt Frati Nachweise.
V. Cian. Per la storia del sentimento e della poesia sepolcrale in
Italia ed in Francia prima dei ^ySepolcri** del Foscolo, Als weiteren Beweis
dafür, wie der Stoff der Gräber zur Zeit, als Foscolo dichtete, beliebt war
und viel behandelt wurde, macht Cian auf eine Sammlung von Abhandlungen
des Grafen Giambattista Giovio vom Jahre 1804 aufmerksam, worunter sich
eine / Cimiteri betitelte befindet, die Foscolo gekannt haben wird. Femer
analysiert er ein bisher unbekannt gebliebenes Gedicht La Sépulture von Gabriel
Legouvé, dem Vater Ernest Legouvés, welches am O.Oktober 1797 in einer öffent-
lichen Sitzung des Institut National vorgetragen und 1801 zum ersten Male gedruckt
wurde. Auch dies Gedicht mag Foscolo gekannt haben. Einige Gedanken darin
finden sich auch bei ihm« allerdings verschwindend wenig im Vergleich zu der
grofsen Anzahl ähnlicher Gedanken, welche eine Gegenüberstellung des
zweiten Rifacimento Pindemontes und der Sepolcri Foseólos aufweist; zum
Teil sind es dazu dieselben. Dieser Nachweis Cian s von zwei weiteren
Schriften, welche sich mit den Gräbern beschäftigen, entscheidet übrigens
nichts in der Frage nach dem ^ySopruso foscoliano", welche Cian mit einigen
Kranworten zu Gunsten Foseólos abthun zu können glaubt. Bei letzterer
handelt es sich lediglich darum, ob Foscolo erst durch die ihm bekannt
gewordene Absicht seienes Freundes Pindemonte , diesen Modestoff in einem
Gedichte zu behandeln, zu seinem Carme veranlafst wurde, und ob er dessen
Ausführungen, welche bereits vorlagen und ihm vorgelesen wurden« benutzte.
Dies ist nach meiner Ansicht der richtige Sachverhalt, den mir noch immer
Foseólos eigne Worte in seinem Briefe an die Gräfin Albrizzi vom 27. De-
zember 1806 beweisen: „Ricordate voi più. la questione nostra siC sepoleri
donesticiì io ho fatto in quel giorno il filosofo indifferente ; e me ne sono
pentito: .... onde ho cantati i sepolcri, e ho tentato di far la corte aW opi-
nioni, al cuore ed allo stile d"* Ippolito," Dabei ist natürlich nicht aus-
geschlossen, vielmehr als sicher anzunehmen, dafs Foscolo, als er nun das
Carme zu dichten unternahm, auch noch weitere Umschau in der reichen
Litteratur des Gegenstandes hielt!
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: Ferrai, Lorenúno de' Medid e la
società cortigiana del cinquecento. Con le rime e le lettere di Lorenúno e
un'appendice di documenti (Pellegrini, mit einem Excurs über Guicciardinis
Charakter). — Gabotto, Un nuovo contributo alla storia dell'umanesimo
ligure (Sabbadini, Besserungen zur Chronologie des Bartolomeo Fazio). —
Frati, Vespasiano da Bisticci — Vite di uomini illustri del secolo XV Voi, I
(Rossi). — Zambaldi, DeUe teorie ortografiche in Italia (Bacci). —
BOLLETTINO BIBLIOGRAFICO : Cipolla, // trattato „De Monarchia"
di Dante Alighieri e ^opuscolo „De potestate regia et papali^^ di Giovanni
da Parigi, Siragusa, L'ingegno, il sapere e gl'intendimenti di Roberto
d'Angiò, Wiese, Eine altlombardische Margar et henlegende, Campanini«
Lodovico Ariosto nei prologhi delle sue commedie, Samosch« Ariosto als
Satiriker und italienische Portraits, Verga, Saggio di studi su Bernardo
Bellincioni, poeta cortigiano di Lodovico il Moro, Solerti, Appendice aUe
opere in prosa di Torquato Tasso, Biadego, Catalogo descrittivo dei ma*
39*
604 BESPRECHUNGEN. B. WIESE,
noscrüti della biblioteca comunale di Verona. Finzi, Prose scelte ed annotate
di Giacomo Leopardi. Masi, Sulla storia del teatro italiano nel sec. XVII J.
Orsi, La passione di Sordevolo,
COMUNICAZIONI ED APPUNTI: R. Renier, Spigolature Ario-
stesche. Drei neue, Ariosto betreíFende Dokumente aus dem britischen Mu-
seum. In dem ersten aus dem Cod. Egerton 2014 — 15 überträgt der Herzog
von Mailand das Ariost am 20. Juli 1331 auf 10 Jahre gegebene Privileg,
dafs in seinem Gebiete nur von dem Dichter selbst veranstaltete Ausgaben
seiner Werke vertrieben werden dürfen, auf dessen Erben. Das zweite
Dokument (aus cod. 25Û36) ist ein Brief Ariostos aus Castelnuovo 16. Ok-
tober 1522 an den Hauptmann der Florentiner wegen Abschlusses eines Aus-
lieferungsvertrages. Das dritte endlich (Msc. Egerton) ist ein Brief des
Dichters an den Herzog von Mailand vom 8. Oktober 1832. mit welchem
er ihm ein Exemplar der neuen, verbesserten und mit Zusätzen versehenen
Ausgabe des Orlando übersendet und den Überbringer empfiehlt. AuTserdem
veröffentlicht Renier hier noch einen Brief Ariostos an Isabella Gonzaga und
deren Antwort (21. Nov. und 30. Nov. 1516), betreffend die steuerfreie
Durchführung von Wein und andern Sachen, die Ariosto für den Cardinal
Ippolito von Mailand nach Ferrara bringt, durch mantuanisches Gebiet.
Croce, Lu y^Philenia*' di Antonio Aloriconda. Nachricht von einem Drucke
dieser Komödie aus dem Jahre 1548. Aus der Widmung an Isabella
Colonna geht hervor, dafs das Stück 1547 in Neapel aufgeführt wurde. Ihr
Inhalt hat nichts mit dem Romane Francos zu thun. Es ist ein ganz mittel-
mäfsiges Intriguenstück ohne Originalität. Ein kurzer Bericht über die Tre
giornate delle favole deW Aganippe schliefst sich an. Carini, La coronazione
di Gorilla giudicata da Gaetano Marini gibt aus vier Briefen Marinis an
Fantuzzi die Stellen, welche sich mit der Dichterkrönung der Morelli Fer-
nandez beschäftigen. Wie alle ruhig und klar denkenden Männer seiner Zeit,
verurteilt er sie. Pèrcopo, La stampa napoletana del 1506 delle „Rimf
del Chariteo. Nachweis über den ältesten Druck der Gedichte Chariteos,
welchen Pèrcopo, während er seine Ausgabe vorbereitete, nicht hatte auf-
treiben können. Das Exemplar befindet sich auf der Estense in Modena.
i'èrcupo gibt die geringen Abweichungen von dem ersten venediger Nachdruck
an. Schon der neapolilaner Druck enthält, wie Pèrcopo richtig vermutete,
die Strambotti. Sie haben keine Überschrift, wie in den venezianischen Nach-
drucken. Daher sind sie von den Beschreiben! des ersten Druckes übersehen.
Flamini, Ancora sui sonetti pseudo - poli&ianeschi zeigt, dafs die beiden
von Costa im Fanfulla della Domenica 1889 N. 6 aus dem cod. Vitali (jetzt
Parma) veröffentlichten sehr mittelmäfsigen Sonette von Antonio Pelotto sind.
L umbroso, Una lettera die Vittorio Alfieri. Abschlägige Antwort des
Dichters auf eine Plinladung der Accademia Italiana ihr beizutreten aus
dem 1. Bande der Atti der Akademie vom Jahre 1808.
CRONACA (Periodici, kurze Anzeigen, Pubblicazioni Nuziali, Nekrolog
für Carlo Viissallo und Reinhold Köhler).
Fase. 3.
P. Bologna, La stamperia fiorentina del monastero di S. Jacopo di
Ki/ioli €' It- A Ut' edizioni . Studio storico f bibliografico. Der Aufsat/ gibt ein
IL PROPUGNATORE N. S. IV, P. I. 2. 605
anschauliches Bild von dem kurzen, aber bewegten Leben dieser Druckerei,
welche von 1476 (S. 351 fälschlich 1474) bis 1484 unter der einsichtsvollen
und thatkräftigen Leitung des Mönches Domenico da Pistoja, des Procurators
des Nonnenklosters, in Betrieb war, dem bis zu seinem Tode im Jahre 1479
der Beichtvater desselben Klosters, Fra Pietro da Pisa getreulich zur Seite
stand. Die Hauptquelle ist das von Domenico geführte Giornale di spese
della stamperia, welches in vieler Hinsicht interessante, hier verwertete
Nachrichten enthält. Ein alphabetisch geordneter Katalog der aus dieser
Druckerei hervorgegangenen Werke soll den Aufsatz abschliefsen.
£. Pèrcopo, Laudi e devozioni della città di Aquila. Zu den Ver-
öffentlichungen in den früheren Bänden des Giornale folgt hier ein Verzeichnis
der Lauden und Devozionen nach Anfangsversen und ein Anhang, der den
Codex Morbio nach Notizen Rajnas beschreibt. Diese Handschrift befindet
sich jetzt auf der Vittorio Emanuele zu Rom. Ein Zusatz kann daher die
gegebene Beschreibung vervollständigen. Die Giunte e Correzioni beziehen
sich auf die ganze Veröffentlichung.
S. Ferrari, Di alcune imitauont e rifioriture delle „Anacreontee"
in Italia nel sec, XVI, Nachdem Henricus Stephanus 1554 die von ihm
aufgefundenen pseudoanakreontischen Oden veröffentlicht hatte, wurden sie
bald in verschiedenen Litteraturen , namentlich in Frankreich, nachgeahmt.
Ferrari untersucht, wie weit die Nachahmung noch im 16. Jahrhundert in
Italien ging. Der bedendendste, zielbewufsteste Nachahmer ist Tasso. Neben
ihm fìnden wir Ercole Fortezza (z. T. in fìdenzianischer Art, wozu sich die
Gedichte auf Ba^Xkoq besonders eigneten), Claudio Tolomei, Benedetto
Guidi, Giuliano Goselini und Filippo Alberti. Mit Chiabrera beginnt eine
neue Art „anokreontischer" Dichtung in Italien, die mit Anakreon nicht viel
mehr als den Namen gemein hat.
RASSEGNA BIBLIOGRAFICA: Chiarini, Gli amori di Ugo Fos-
colo nelle sue lettere. Ricerche e studia 2 voli (Martinetti, gerechte Kritik
mit vielen wichtigen Richtigstellungen und Zusätzen). Barozzi e Sabba-
din i. Studi sul Panormita e sul Valla (Flamini, Barozzis Studie ist ver-
altet und wertlos). Marchesan, L* università di Treviso nel sec. XIII e
XIV e cenni di storia civile e letteraria della città in quel tempo (Foffano).
CRONACA (Periodici, kurze Anzeigen, Pubblicazioni nuziali).
B. Wiese.
H Propugnatore. Nuova Serie, Voi. IV, Parte I. Parte II. 1891.
Parte I.
G. Bruschi, Ser Piero Bonaccorsi e il suo cammino di Dante. Der
florentiner Notar Piero Bonacéorsi verfafste in zwei Briefen, welche an Frate
Romolo de* Medici gerichtet sind, etne Topo - Chronographie zu Dantes
Komödie. Da sie vor 1440 vollendet sind, so dürften sie der älteste Versuch
einer solchen sein. Sie sind jedenfalls alter als Manettis Erklärung. Bruschi
zieht aus einer Reihe Florentiner Dokumente eine kurze Geschichte des
Zweiges der Familie Bonaccorsi. dem unser Notar angehört und kommt dann
eingehender auf ihn selbst. Nach S. 1 1 wäre er laut Geburtsregister am
6o6 HKSPRKCHUNGEN. K. WIESE,
17. Juli 14 1 0 f:;eborcn. Das pafsl aber schlecht zu der Angabe seines eignen
Vaters« der nach S. 8 im Jahre 1427 das Alter Pieros auf 20 Jahre an-
gegeben hat. Mit diesem Dokument stimmt auch nicht, dafs nach S. 12 der
ältere Bruder des Notars, Lionardo 1431 erst 26 Jahre sein soll: hier wird
er vom Vater 1427 als 25 Jahre alt bezeichnet. Über das geistige Leben
Ser Pieros gibt uns besonders ein von ihm selbst 1463 verfafstes, Quadra-
gesimale betiteltes Werk Aufschlufs, das autographisch auf der Riccardiana
erhalten ist. Er zeigt darin einen stark ascctischen Zug, eine edle Gesinnung,
die er ganz besonders auch dadurch bekundet hat, dafs er sein ganzes Leben
dem Wohle seiner Geschi^nster und deren Familie widmete. Mit Dante hat
er sich eingehend beschäftigt. Bereits 1430 hatte er die Komödie ganz ab-
geschrieben. Die Abschrift ist nach B. der cod. rice. 1038, der am Schlufs
auch den ersten Brief enthält. Vergleiche jedoch Morpurgo, I codici ficcar'
diani della Divina Commedia S. 74, der dies zurückweist. In den cod. laur.
gadd. 131 pl. 90 sup. schrieb er 1440 das Paradiso mit erklärenden Anmer-
kungen u. s. w. Hier geht der dritte Teil des ersten Briefes und der zweite
voran. Zwei weitere Autographe der beiden Briefe (rice. 11 22, magi. 1104)
fmden sich in Florenz, aufser einer Kopie des zweiten.
Nach dem cod. rice. 11 22 druckt Bruschi S. 308 — 348 den Text ab.
Der Bric^ wird durch vier grofse Bilder ejläutert. Das erste zeigt sämtliche
drei Reiche auf einem Blatte , das zweite die Hölle, die Kreise als Gewölbe
gedacht, nicht als offene Höhlen (eine Abbildung davon ist beigefügt), das
dritte den Fegefcuerbcrg, das vierte das Paradies. B. irrt in der Annahme
(S. 31), dafs sich in älteren Handschriften nicht auch Darstellungen des
ganzen Inferno fínden. Eine sehr schöne /iota enthält der cod. der königl.
Gymnasialbibliothek in Altena. Sie nimmt das ganze Folio 3 r. ein , nach
dem Texte DAnte poeta sourano corona et gloria (i r. col. i — 2v. col. 2),
welcher bekanntlich in einigen Handschriften Petrarca zugeschrieben wird
und in der Nidobeatin.i gedruckt ist, und weicht von der hier gegebenen
Darstellung nur in sofern ab, uls Lucifer in der Mitte dargestellt ist und die
einzelnen Kreise nun concentrisch sind. Femer fehlen die Löcher in den
Gräben, und die Malebolge sind nicht besonders durch Striche abgeteilt. Ich
glaube , daf^ in der Handschrift auch das Purgatorio auf einer ganzen Folio-
>eitc dari^'esidlt war; das Blatt ist aber herausgeschnitten, und man sieht
auf der Rückseite des stehen gebliebenen schmalen Randes nur noch Reste einer
Miniatur. Im Paradiso sind die Miniaturen nicht mehr ausgeführt, und
auf^erdem fehlt der Anfang desselben in der Handschrift. Eine Rota sollte
sicher auch der Codex des Gradenigo enthalten (siehe unten die Besprechung
von Tambellinis Arbeit). Den Beginn der Reise setzt Bonaccorsi in die Nacht
vom 24. zum 25. März 1299 — 1300 (florentiner Stil, d.h. also 1300 — 1301).
Dante wendete nach ihm bis nach der Durchwanderung von Mond, Mercur
und Venus 6 Nächte und 6 Tage auf; dann läfst sich die Zeit nicht mehr
berechnen.
M. Pelacz, La vita e le opere di Giovanni Andrea Dell* Anguiliara,
Pelaez stellt die wenigen Nachrichten, welche uns über Anguillara überliefert
sind, sorgfältig zusammen. Einige Zusätze hat inzwischen Rossi im XVIII.
Bande des Giornale storico della letteratura italiana geben können, und es
ist nicht ausgeschlossen, dafs sich mehr Material finden wird. Anguillara
IL PROPUGNATORE N. S. IV, P. I. 2. 607
war in Sutri geboren, kam aber früh nach Rom. Das Geburtsjahr ist sicher
15 16 oder 1517 anzusetzen. Pelaez will es später setzen. Nach Rossi jedoch
wurde Madruzzo bereits 1544 zum Kardinal erwählt und befand sich damals
in Trient, wie im Capitolo Anguillaras, in welchem er sich 28 Jahre alt
nennt, und kam 1545 nach Rom. Das Capitolo selbst ist also 1544 — 1545
geschrieben, zwischen der Ernennung Madruzzos zum Cardinal und seiner
Abreise nach Rom. Von Rom ging Anguillara nach Venedig, und zwar,
wie Rossi zeigt, bereits im September 1551 ; 1553 ging er er nach Paris und
blieb bis 1561 in Frankreich. Dann kehrte er nach Venedig zurück und
1566 nach Rom. Sein Todesjahr ist unbekannt. Pelaez bespricht die
Schöpfungen Anguillaras eingehend , seine Übersetzung der Metamorphosen
und der beiden ersten Bücher der Aeneis, seinen Oedipus und seine Capitoli.
Sein Urteil trifft fast immer das Richtige. Eine genaue Charakteristik hätte
sich aus den erhaltenen Schriften gewinnen lassen. Im Anhang veröffentlicht
Pelaez zwei unedierte Briefe, drei Capitoli (von denen zwei ungedruckt) und
eine ungedruckte Canzone. Der Brief Anguillaras an Varchi schliefst nicht
aus , dafs der Annibale Caro übersendete Boccacciokommentar (S. 55) doch
der Ridolfìs war. Anguillara kann Ridolfi nach der Übersendung kennen
gelernt haben. Zwischen dem Erscheinen des Kommentars und dem Briefe
an Varchi liegen 3 Jahre, nach S. 106 Anm. i sogar 5. Das Privileg, um
das es sich in dem Briefe vom 18. Juni 1561 handelt (S. 56 und 107), ist
nach meiner Ansicht ein Privileg für den alleinigen Vertrieb seiner Ovid-
übersetzung in der Toscana, denn er fahrt ohne weiteres fort, nachdem er
von einem Privileg gesprochen, sono stampati già 33 fogli . . Das wäre
kaum verständlich, wenn es nicht mit dem Vorangehenden in unmittelbarem
Zusammenhang stände. Zur selben Zeit bekam Anguillara überdies das Pri-
vileg für Sicilien, und am 22. März 1553 hatte er bereits ein Privileg auf
10 Jahre für Venedig bekommen (Rossi a. a. O.). Dafs der 156 1 in Vicenza
aufgeführte Oedipus wirklich der Anguillaras war, schliefst Rossi mit Recht
daraus, dafs der Dichter zu Trissinos Sofonisbe, welches 1562 ebenda auf-
geführt wurde, einen Prolog schrieb. Die Capitoli scheinen mir ihrem ganzen
Tone nach in der Zeit des ersten Aufenthalts Anguillaras in Rom geschrieben.
Ist dem so, dann mufs das Capitolo Nella sedia vacante al papa futuro nach
dem Tode Paul III und vor der Wahl Julius III geschrieben sein, d. h.
zwischen November 1549 und Februar 1550. Durch den Hinweis auf die
Auffuhrung des plautinischen Amphitryon wird sich übrigens das Datum
genau feststellen lassen. Z. 145 S. 115 1. V*a. Die Canzone S. 120 ff., welche
an Pius V. gerichtet ist, wird gleich nach der Rückkehr Anguillaras nach
Rom, d. h. 1566 geschrieben sein. Der S. 102 handschriftlich angezogene
Tempio fabbricato a Giovanna d^ Aragona ist bereits 1 554 in Venedig ge-
druckt. S. 56 Anm. I die sonderbare Schreibung Mazucchelli.
A. Belloni, Curzio Gonzaga ^ rimatore del secolo XVI, Cenni sulla
sua vita e sulle sue opere. Auch über diesen Cinquecentisten wissen wir
nur wenig. Sein Geburtsjahr ist durch kein Dokument bestimmt. Es wird
von einigen 1536 angesetzt. Ursprünglich zum Geistlichen bestimmt, ver-
zichtete er auf diesen Stand. 1554 erscheint er schon als Dichter, 1559 in
wichtiger Mission an Karl V. , und im selben Jahre begleitete er den Kar-
dinal Ercolo Gonzaga nach Rom. Im Juli 1562 finden wir ihn noch dort.
6o8 HKSPKKCHtTNfîKN. H. WTESF,
Nach dem Tode des Kardinals (1563) verlieren wir ihn ganz aus den Augen.
Aus seinen Dichtungen läfst sich entnehmen, dafs er 1571 krank war und
deshalb nicht gegen die Türken zum Schwert greifen konnte. Er befand sich in
Rom. Einigermafsen hergestellt, begibt er sich in das Lager der Verbündeten.
Danach fìnden wir ihn wieder in Rom. Sicher ist er 1575 dort, wo er seinen
Fidamante begann. 1577 schreibt ihm Tasso einen Brief dorthin. 1581 ist
Curzio sicher in Mantua und war noch Anfang 1582 dort. 1583 traf Goarini
ihm am Hofe des Herzogs Ferrante in Guastalla. Mit dem Herzog war er
eng befreundet. Er besuchte ihn in seiner Residenz, und Ferrante kam nach
Borgoforte, wo sich unser Dichter aufhielt. 1591 finden wir ihn in Venedig.
1595 verlieh ihm der Herzog Vincenzo Palazzolo und den Marchesetitel ;
er konnte jedoch nicht dorthin reisen. Er starb 1599 in Borgoforte und
wurde in der von ihm erbauten Kirche beigesetzt. Der zweite Teil von
Bellonis Arbeit führt uns des Dichters Schaffen vor. Sein gröfstes Werk,
der Fidamante f wurde 1582 in Mantua zum ersten Mal veröffentlicht. Belloni
gibt eine Analyse davon und eine Besprechung der Hauptpersonen. Einheit-
lich aufgebaut zeigt es im Einzelnen Nahahmungen von Ariost, Tasso und
den Klassikern , namentlich Virgil , der öf\er wörtlich übersetzt wird. Die
Komödie GH Iniranni ist eins der gewöhnlichen Intriguen stücke ohne Origi-
nalität, doch in guter Sprache. Die vollständige Sammlung der Gedichte
von 1591 zerfallt in 6 Teile. Die Gedichte bewegen sich ganz in petrarkischem
Fahrwasser, und Secentismus fehlt nicht. Die Verse sind fliefsend, Einzelnes
ist hübsch gelungen, aber der Durchschnitt ist mittelmäfsig. Die vier ersten
Teile sind Liebesgedichte, die zwei letzten politischer und sonstiger Natur,
auch einige geistige Lieder darunter. Zwei Anhänge mit 9 Briefen und einer
Bibliographie schliefsen die Arbeit ab. Das Errata - Corrige Parte II S. 219
ist sehr un voll ständig;. S. 356 letzter Vers sind z. B. tedeschi statt teschi
stehen geblieben ; S. 357 in der Oktave Z. 6 1. piegarle u. s. w.
C. c L. Frati, Indice delle carte di Pietro Bilancioni. Contributo
alla bibliografia delle rime volgari dei primi tre secoli, {Continuaz. da pag.
394, N. S. j Voi. JIJ, Parte II). Parte I. Rime con nome d*autore, Fort-
setzung der wichtigen Veröffentlichung. F. 1 Fabrucci (de') Incontrino bis
XXIII Fucci Vanni.
MISCELLANEA :
V. Lazzari ni, I^i seconda ambasceria di Francesco Petrarca a
Venezia. Unter den Friedensbedingungen, welche Francesco il Vecchio von
l'adua 1373 von den Venezianern auferlegt wurden, befand sich auch die,
dc4f^ er oder sein Sohn Francesco nach Venedig kommen und die Regierung
um Entschuldigung bitten sollte. Er schickte seinen Sohn Francesco Novello
imd Petrarca. Der ('hronist Redusio (1427) hat uns nun überliefert, dafs
der Dichter, vor den Senat geführt, in seiner Rede stecken blieb und am
nächsten Tage wiederkommen mufste. Der Chronist des 16. Jhd. Gian Jacopo
(^aroldu, Sekretair des Rates der zehn, wcifs nichts davon. Lazzarini bringt
nun cinc Stelle aus einer gltich/citigen Chronik , wahrscheinlich von einem
Xolar der carrarcsiscben Kan/lei geschrieben, die sich im Archive der Familie
Papa fava befindol. Der (hronisi wcifs nichts vom Steckenbleiben Petrarcas,
sondi rii s;iMt um , dafs seine Siinune infolge des Alters und einer überstan-
IL PROPUGNATORE N. S. IV, P. 1.2. 609
denen Krankheit zitterte. Er gibt die Rede in italienischer Übersetzung.
Sie warde am 2. Oktober vor der Signorie und dem grofsen Rate gehalten,
und am selben Tage kehrten die Gesandten heim.
J. Sanesi, Vanno della nascita di Leon Battista Alberti bekämpft
Scipionis Ansicht, dafs Alberti 1406 oder 1407 geboren sei und entscheidet
sich mit Mancini fur 1404. Scipioni hat dies Jahr jedoch zu Gunsten seiner
Ansicht mit guten Gründen im Giornale delle letteratura italiana Vol. XVm
zurückgewiesen .
C. Mazzi, Leone Allacci e la Palatina di Heidelberg. Auf Grund
der Briefe und Aufzeichnungen Allaccis, die uns in einem cod. valicellianus
erhalten sind, und der bisherigen Literatur über den Gegenstand, stellt Mazzi
dar, wie sich Allacci seines Auftrages, die Heidelberger Bibliothek nach
Rom überzuführen, entledigt hat. Dieser erster Teil bricht bei den Vor-
bereitungen zur Abreise von Heidelberg ab. Viel Neues bringt er nicht,
aber er ist klar und unparteiisch geschrieben. Die brutale Rücksichtslosig-
keit Allaccis tritt scharf hervor. Nach S. 270 hätte Allacci erst am i. De-
zember beim Herzog von Bayern Audienz gehabt, während die Berichte
darüber vom 30. November sind. Die Anm. i S. 288 gehört auf S. 289.
Überhaupt wimmelt der Aufsatz, namentlich in den Anmerkungen, von Druck-
fehlem.
G. Bruschi, Ser Piero Bonaccorsi e il suo cammino di Dante (Conti-
nua%, e fine da pag. 5. N. 5., VoL IV^ Parte I). Siehe oben.
A. Belloni, Curzio Gonzaga ^ rimatore del secolo XVI. Cenni sulla
sua vita e sulle sue opere, (jContinuauone e fine da pag. 125). Siehe oben.
MISCELLANEA:
O. Zen atti. Nuove rime d^ alchimisti. Italienisch geschriebene Ge-
dichte über Alchemie sind selten, wie Zenatti in seiner Veröffentlichung der
Canzone über den Stein der Weisen von Maestro Daniele aus dem 14. Jhd.
bemerkt hat. Aufser dieser kannten wir bisher nur zwei Sonette. Hier
werden aus zwei rice. Hss. (15 sec.) 7 weitere Gedichte, 6 Sonette und eine
Canzone, die diesen Stoff behandeln, und die beiden bekannten Sonette in
anderer Lesart veröffentlicht. Die Canzone ist eine Nachahmung der Maestro
Danieles. Die Verse auf das richtige Mafs zu;bringen, würde nicht verlohnen.
In 5 S. 396 konnte das weibliche suo stehen bleiben. S. 404 IV, 5 ist el
wohl = in el, kann also gleichfalls bleiben.
A. Zenatti, // bisnonno del Petrarca konunt auf die von Mazzoni
ganz schüchtern ausgesprochene Vermutung zurück, dafs Garzo, der Verfasser
der alphabetischen Sprichwörterreihe und einiger Lauden, Petrarcas Urgrofs-
vater war, und fuhrt als Bekräftigung eine Stelle aus dem dritten Briefe des
6. Buches der Familiares an, wo Petrarca von seinem Urgrofsvater spricht. Nach
der hier gegebenen Charakteristik desselben könnte er sehr wohl der Ver-
fasser der Sprichwörter und Lauden sein. Ein Beweis ist dies natürlich
nicht, aber Mazzonis Vermutung gewinnt an Wahrscheinlichkeit.
Parte H.
L. A. Bresciani, Intorno a una canzone di Fra Guittone d* Arezzo
al conte Ugolino dei Gherardeschi, Nachdem Bresciani in klarer Weise die
Ereignisse in Pisa vom Jahre 1284, wo Ugolino Podestà wurde, bis zu seiner
6 IO BESPRECHUNGEN. B.WIESE,
Gefangennahme am i. Juli 1288 dargestellt hat, sucht er festzastellen , auf
welches Vorkommnis in dieser Zeit sich Guittones Canzone an Ugolino
bezieht. Er kommt zum Schlufs, dafs sie 1284 nach der Schlacht bei Meloiia,
aber bevor Ugolino Podestà wurde (18. Okt.) gedichtet wurde. Auf diese Zeit
pafst das Gedicht jedenfalls am besten.
C. e L. Frati, Indice delle carte di Pietro Bilancioni. Contributo
alla hibliografia delle rime volgari dei primi tre secoli. Continuazione da
/ö^. 163, N.S., Vol. IV, Partei). Buchstabe G: Galletto da Pisa bis
Guittone.
G. Vanzolini, La Dragha de Orlando di Francesco Tromba. Dies
Poem in zwei Büchern, von denen das erste 1525, das zweite 1527 in Perugia
gedruckt ist, ist bisjetzt ebenso unbekannt geblieben wie sein Verfasser. Von
jedem Buche kennt man nur ein Exemplar, das vom ersten im Besitze des
Verfassers, das vom zweiten auf der Trívulziána. Ersteres Exemplar wird
beschrieben, eine Inhaltsangabe gegeben und der erste Gesang — das Buch
enthält XVIII — abgedruckt. Soviel man danach urteilen kann, ist die
Darstellung ganz iliefsend, der Inhalt aber in keiner Weise originell, sondern
Pulci, Bojardo u. s. w. entlehnt. Umbrische Dialektspuren, welche in
den späteren Gesängen viel vertreten sein sollen, fìnden sich im ersten Gre-
sange herzlich wenig. Da dieser Abdruck vorläufig die Gelehrten von dem
Vorhandensein des Gedichtes unterrichten soll, kann man es nur billigen,
dafs der Abdruck rein diplomatisch geschieht. Für eine endgiltige Ausgabe
ist allerdings kritische Arbeit erwünscht.
A. B elioni. Die una poesia anonima del sec. XVII. Eine rein sach-
lich gehaltene Besprechung von Mangos Schrift, Di alcune stanze adespote
del sec. XVII y welche gegen Belloni im Prop. N. S. Vol. II S. 454 — 466
Marino als Verfasser der sogenannten Stanze {Era la notte eU pigro Arturo)
retten will. Belloni hat Recht, wenn er die Urheberschaft Testis als viel
wahrscheinlicher hinstellt. Jedenfalls ist seine Zurückweisung von Mangos
Beweisen für Marino schlagend.
A. Giovanelli, Lettera al prof. Dino Mantovani sul disdegno di
Guido Cavalcanti {Inf. X, v. 62 — 63). Mantovani versuchte Prop. I, P. I
die bekannte Stelle dadurch zu erklären, dafs er cui auf ein in qui Hegendes
inferno bezog. Diesem unmöglichen Erklärungsversuche tritt Giovanelli mit
einem neuen entgegen, in welchem er sich Rajna sehr nähert. Letzterer
fafst cui =z a Dio\ Giovanelli fafst es unbestimmt = a ciò che^ a quella meta
che. Mir bleibt es immer noch zweifelhaft, ob cui =1 a cui in der Bedeutung
nach dem sein kann, ob cui ein a cui in diesem rein örtlichen Sinne ver-
treten kann. Das forse wird bei der angenommenen Erklärung einzig richtig
mit cui verbunden , , «vielleicht dorthin", nicht mit dem Prädikat ebbe a dis»
degno. Was G. gegen d'Üvidios Erklärung einwendet, scheint mir nicht
stichhaltig. Zunächst ist nicht nüthig vorauszusetzen , dafs Dante dem alten
Cavalcanti von seiner Reise durch die drei Reiche Mitteilung gemacht hat
— er nimmt ja an, dafs dieser alle«; kennt, auch die Gegenwart. Weiter,
meint G. , müfste Virgil beiden Dichtern den Vorschlag ¿u dieser Reise
gemacht haben. Dante verirrte sich aber allein im Walde und wufste nichts
von der Begegnung mit Virgil , auch kam Virgil nur auf Geheifs. Man hat
IL PROPUGNATORE N. S. IV, P. I. 2. 6 II
voD der allegorischen Bedeutung Virgils auszugehen. Dante war in Sünden
verirrt. Da veranlafste ihn die Vernunft auf göttliche Anregung zur Bufse.
Als dies geschah, verachtete Cavalcanti vielleicht noch die Vernunft , war
noch nicht in sich gegangen, daher ebbe. Ob dies jetzt noch der Fall ist,
weifs Dante nicht. Das emphatisch vorangestellte, zu ebbe gehörige forse
drückt die Hoffnung aus, dafs die Verachtung der Vernunft staXXfand, jetzt
aber nicht mehr siaXißndet — forse ebbe, e non ha più in disdegno. Viel-
leicht ist Guido, seit ich ihn nicht gesehen, auch durch die Vernunft zur
Bufse gefuhrt. Zugleich liegt in der Antwort also ein liebenswürdiger Trost
für den Vater, dem die Hoñhung auf das Seelenheil seines Sohnes eröffnet
wird. Wie kann in diesem Ausspruch eine Beleidigung für Virgil gefunden
werden? Es wird ihm ja die Macht zuerkannt. Cavalcanti von seinem Irrtum
zu bekehren! Der Aufsatz bespricht kurz auch die sonst vorgebrachten Er-
klärungen, besonders die Scipionis, der unter cui Dante versteht.
A. Tambellini, // codice dantesco gradenighiano , appunti. Eine
eingehende Beschreibung des bekannten, von Jacopo Gradenigo, dem Verfasser
der quattro evangeli concordati in uno, im letzten Jahrzehnt des 14. Jhd.
geschriebenen Codex. Die Ansetzung 1390 — 1394 (S. 162) ist willkürlich,
weil die Annahme willkürlich ist, dafs Gradenigo fünf Jahre an dem Evan-
gelienbuch geschrieben habe. Das a in der Rechnung S. 164 oben verstehe
ich nicht. Auf die leere Seite, wo nur der letzte Vers des X Canto und
das Argomento des XI steht, sollte sicher eine Rota gemalt werden, wie sie
der altonaer Codex vor dem Inferno enthält. Diese Stelle ist gewählt, weil
ja im elften Gesänge Vigil Dante den Bau der Holle erklärt (Vgl. was oben
bei Bruschis Arbeit bemerkt bt). Der Text ist nicht gleich dem der Vinde-
lina, und der Kommentar nicht ohne weiteres der Jacopo della Lanas, wie
Scarabelli behauptete, der auch sonst manche Versehen beging. Für den
Kommentar zeigt dies eine Gegenüberstellung einer Anzahl Stellen (doch
waren andre Hss. zu vergleichen), al S. 194 u. ist als alias ^ nicht altri auf-
zulösen. Am Schlufs der Arbeit gibt Tambellini noch eine kurze Probe von
den lateinischen Interlinearglossen der Handschrift.
MISCELLANEA.
A. Solerti, La Galatea di Alberto Lollio, Abdruck des Stückes nach
der ferrarischen Handschrift Es ist nicht mehr als ein Scenarium, was jedoch
ausgeführt werden sollte, wie gelegentliche Hinweise zeigen. Ein kleines
Stück ist in Versen. Das Ganze hat noch recht viel von der Volkskomödie.
Es fehlen nicht die groben Späfse des Ziegenhirten Gorgo, des Rinderhirten
Brusco, der sich über das Thema der corna t^anfibologicamente** ergeht, des
Fischers Ranocchio und sonstige derb-komische Scenen zwischen Gorgo und
Brusco, Gorgo und Ranocchio u. s. w. Eine Dryade löst als deus ex machina
den Knoten in befriedigender Weise. Akt IV Scene 4 hat wohl nur Selvaggio
aufzutreten , wie Scene 5 zeigt. Die Überschrift Selvaggio , Brusco ist also
irrtümlich.
A. M e d i n , / distici sulla natura delle frutta nach einem paduenser
Codex. Vgl. Zeitschrift XVII S. 322, wo ich den von Novati veröffentlichten
Text besprach, der zwischen Pellegrinis Text und dem hier vorliegenden das
Bindeglied bildet.
A. Belloni, Errata - Corrige. Siehe oben.
6 1 2 BESPRECHUNGEN. MEYER -LÜBKE,
C. Zacchetti, V imitazione classica nelV Orlando furioso. Das Beste,
was der Aufsatz enthält, sind Ausfuhrungen von Gedanken Carducéis, Rajnas
und anderer. Die eignen Zuthaten fordern vielfach zum Widerspruch auf.
So wird statt der vermi fsten Einheit der Handlung in dem Gedichte eine
Einheit des Gedankens darin entdeckt : alle Episoden gruppieren sich um die
Liebe Ruggeros und Bradamantes zwecks Verherrlichung des Hauses Este.
Orlando ist nur da, weil er in einem Gedichte nicht fehlen durfte, das von
Kampf zwischen Heiden und Christen handelt, weil er die Personification des
Kittertumes ist. Warum hat denn Ariosto seine Absicht nicht deutlich im
Titel ausgesprochen? Sehr gewagt finde ich die Behauptung, dafs der Tod
Rolands in der Chanson de Roland in der alten und neuen Literatur nicht
ihres Gleichen habe. Kennt Verfasser die Nibelungen? Das ganze ist eine
recht gute Seminararbeit, welche jedoch nicht in eine wissenschaftliche Zeit-
schrift hineingehört. Der Verf. zeigt uns selbst, an was für ein Publikum
er sich wendet. S. 268 wörtlich: „E chi non sa che Cloridano e Medoro
discendono in linea direttissima dai Vergiliani Eurialo e Niso? Quello però
che non a tutti è noto si è che qui l'Ariosto non imitò il solo Vergilio» ma,
come il Bolza ha minutamente esaminato ^ anche Stazio. Das hat der gute
Bolza aber schon 1868 gezeigt! Trotzdem wiederholt Verf. die Argumente.
A. Miola, Le scritture in volgare dei primi tre secoli della lingua
ricercate nei codici della Biblioteca Nazionale di Napoli (^Continuauone da
Pag. 151. N. S. Voi. /, Parte II). Beschreibt fünf weitere Handschriften, vier
der göttlichen Komödie und eine fünfte mit der Vita Nuova und lyrischen
Gedichten Dantes, Cinos und anderer Zeitgenossen.
S. Morpurgo, BIBLIOGRAFIA. Supplemento alle Opere volgari
a stampa dei sec. XIII e XIV indicate e descritte da Fratuesco Zambrini,
Pubblicazioni del 1889, 1890. Fortsetzung der verdienstlichen und sorgfältigen
Arbeit. B. Wiese.
Archivio glottologico italiano XII, 3 — XIII, i ; Turin, Loeschcr 1892.
XII, 3. 232-254 Schlufs des Textab<iruckes des ältesten rumänischen
Evangeliums.
-54- G. J. Ascoli, Año, Anto. Teilt mit, dafs im Volksmunde der
Anio noch heute gelegentlich Año heifse und schliefst daran die Bemerkung,
dafs auch pregna ein von praegnans stammender Nominativ sei.
255 — 374 J. Cavalli, Reliquie ladine raccolte in Muggia d* Istria.
Ascolis glänzende Entdeckung des rälischen Elements in Istricn (s. Zs. XIV,
2O4) emplängl durch die an Ort und Steile aufgenommenen Mitteilungen eine
weitere Stütze. Von einigen Muggic>en , «leren Jüngster das 70. Altersjahr
überschritten hat, liat der Verf. eine 1 eiche Zahl von Wörtern und Sätzen
gcsamnielt, die alle au<igespr<ichfne rätische Züge zeigen, also ¿f, uo oder
sogar ue für jjidccktes (• und o, kl, /il-, ka, ga , -s u. s. w. Nur /*««*•>«
fehlt. Dioc und einige niorjìh()logi''t'h wichtige Erscheinungen stellt der
Verf. in der Einleitung zusammen und l)ringt tlann die Texte und zunächst die
Autoi)iographien seiner Gewährsniänner, dann I'>zählungen , Berichte über
Aberglauben, (iebräuche uinl Beschäftigungen, Ortsnamen, Rezeichnungen der
ARCHIVIO GLOTTOLOGICO XII, 3; XIH, I. 613
Körperteile, Tier- und Pflanzennamen, varia, Sprichwörter, Volkslieder. Ein
Anhang verzeichnet noch weitere tergestinische Überbleibsel, Belege für den
friaulbchen Dialekt in Triest selbst in der ersten Hälfte des Jahrh. und end-
lich friaulische Reste im heutigen Trientinischen.
376—440 C. Salvioni Annotazioni sistematiche alla „antica parafrasi
lombarda del Neminem, laedi nisi a se ipso di S, Giovanni Grisostomo"
e alle „Antiche scritture lombarde**. Von den lang erwarteten Untersuchungen
zu den wichtigen im VII. und IX. Bd. des Archivio veröffentlichten Texten
liegt endlich der Anfang vor, enthaltend einige nötige Bemerkungen über
Schreibeigentümlichkeiten und die „annotazioni lessicali", die man nicht ganz
unpassend als altlomb. oder altnordital. Wörterbuch betiteln könnte, denn
der Verf. hat alle bis jetzt publizirten und auch einige noch nicht heraus-
gegebene Texte herangezogen und dadurch wie durch manche etymologische
Bemerkung und durch Hinweis auf moderne Formen den Wert dieses Glossars
noch wesentlich erhöht. Zu cunchiao beschmutzt war wohl afr. conchié zu
vergleichen , das auf concacare beruht. Auch die nordital. Wörter dürften
eher damit, als mit ital. conciare zusammenhängen; zu derubio möchte ich
wiederum eher afr. de sr üble heranziehen, also bi aus ¿/, nicht aus vi{d)Uy span.
derubio liegt begrifflich ab. Zu nuta nicht wird tessin. nota verglichen, doch
wird dies letztere vielleicht zu dem negota unserers Textes gehören. Ob
nuta eine Verschränkung von nulla und negota sei, wage ich nicht zu ent-
scheiden.
441 — 460. F. Senesi. Per la storia della filologia neolatina in Italia
/. Claudio Tolomei e Celso Cittadini. — Weist nach, dafs die Origini della
volgar toscana faveua von Cittadini ein Plagiat sind von Tolomeis Schrift
de^ fonti de la lingua toscana. Aus letzter , die in einer Hs. in Siena be-
wahrt ist, werden Proben mitgeteilt, und T.'s Auffassung und Bearbeitung
seines Planes dargestellt.
462 — 466 M. G a s t e r gibt eine Liste lexikalischer Archaismen aus dem
S. 251 ff. abgedruckten Texte.
XIII, I. I — 124. P. G. Guarnerio GH statuti della reppubUca sassa^
rese y testo logudorese del secolo XIV. Ein Neudruck der sassaresischen
Statuten war doppelt erwünscht, da die Ausgabe Tolas schwer erreichbar
ist, imd da sie nicht die Sorgfalt zeigt, die der Linguist fordert. G. gibt
nun einen genauen Text, verzeichnet in den Anmerkungen Tolas Ab-
weichungen und fügt daran eine Reihe vervollständigende und bessernde Be-
merkungen zu der Dissertation von Hofmann, löst auch einige schwierige
etymologische Probleme und verspricht mehrfach auf andere zurückzukommen.
Ein lexikalischer Anhang verzeichnet die wichtigsten Wörter. Cafiia^ das
benda übersetzt, wird wohl in coffia zu verbessern sein, neusard. scoffia,
125 — 140. P. G. Guarnerio, / dialetti odierni di Sassari, della
Gallura e della Corsica. Eine Darstellung der sardinischen Mundarten, die
man schon längst von Foerstcr sehnlichst erwartet, aus Guamerios competenter
Feder ist sehr willkommen und wird, nach dem hier gegebenen, betontes a, e,
i umfassenden Anfange zu schliefsen, viel Interessantes bieten. Das Wichtigste
ist die Mitteilung, dafs f und / auch im Galluresischen als ^ und i von einander
geschieden sind, und dafs das Sassaresisch-Corsische zwar f durch e wiedergibt,
6 14 BESPRECHUNGEN. TORLEK, MEYER - LÜBELB,
für f aber f eintreten läfst. Der Wandel von a zm e zeigt sich im Corsischen
in etwas weiterem Umfange als man bisher beobachtet hatte, nämlich nicht
nur vor r konn. sondern stets nach i.* pientu =a= piantu, und vor eci breò^.
In wie weit auch sonst a zm e werde, ist nicht ganz ersichtlich: erta kÖDnte
aus aera über aira, atria entstanden sein , ¿uairi gueri ähnlich ans guairi^
was doch wohl auch die Vorstufe von ital. guari sein mufs. Auffallig ist
cors, pisu (Erbse). Der Verf. führt es ohne weiteres unter t an, allein die
Länge des i ist nicht verbürgt und alle romanischen Reflexe wie auch das
eng. p^as verlangen i, so dafs man in dem corsischen pisu eine dialektische
Abweichung zu sehen hat. Es liegt nahe an Einflufs von piseüu oder einer
dem südsard. pisurcij gall, hesudulci entsprechenden Ableitung zu denken.
W. Meyer -LÜBKE.
Romania Nr. 85, XXIIe année 1893 Janvier. Nr. 86 Avril.
Nr. 85.
E. Philipon, Les parier s du Forez cisligérien aux Xllle et XI V«
siècles. Der Untersuchung liegen drei Texte aus dem östlichen Forez und
einer aus dem südöstlichen Lyon zu Grunde, die am Schlüsse der Abhand-
lung abgedruckt sind. In der Einleitung wird die östliche Grenze von a^e
nach Palatalen festgestellt und gezeigt, dafs betontes a der Einwirkung durch
den vorliegenden T^ut auf etwas engeren Gebiete unterliegt als tonloses.
Auch in der Lautlehre werden mehrfach die Grenzen der einzelnen Erschei-
nungen des Lautwandels zu bestimmen gesucht. Bei der Formenlehre über-
rascht die Bemerkung, der Dialekt schlage sich zum provenzalischen. Als
Grund dafür werden die Perfekte auf -et und die 3. Plur. auf ^ant in Imperi.,
Fut. und Kond. angegeben. Allein in einer Mundart, die -a bewahrt, kann
3 Plur. Imperf. gar nicht anders als -ant lauten, so dafs also hier die Über-
einstimmung mit dem prov. Zufall ist. Was das Fut. betrifft, so ist die Mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen, dafs -ant erst anologisch sei und dass das Praes.
von habere ont lautet. Leider läfst sich das nicht beweisen, da Jiabent nicht
vorkommt in den Texten, vgl. aber rom. Gramm. II S. 863. Auch die Gleich-
heit der Perfekte 1 ist wohl trügerisch und dies um so eher, als die «-Per-
fekte nicht die charakteristische ^-Bildung zeigen. Durchaus unprovenzalisch
sind ferner die Konj. I auf -ait ^ das Imperf. I auf -la, die i. Plur. auf -i,
die 3. Sing. Imperf. Conj. auf -est. W. Me YER - LÜBKE.
Trois dits d* amour du XIII*^ siècle^ herausgegeben von A. Jeanroy.
Die drei Gedichte, von Adam de la Halle, Nevelon Amion und Guillaume
d'Amiens (crstere zwei in der llds. Bibl. nat. f. frç. 25566, alle drei in der
vatikanischen 1490 erhalten) in der durch Helinand aufgebrachten zwölfzeiligen
Strophe abgefafst, sind mit Sorgfalt herausgegeben und von reichlichen Hin-
weisen auf französische und provcnzalische Parallelstellen sowie von Erklärun-
gen begleitet, die das bisweilen nicht ganz leichte Verständnis vermitteln, ein
paarmal freilich den Sinn mufsten unaufgeklärt lassen. Zu den sehr lesens-
werten Texten und dem wertvollen Kommentar hier noch einige Bemerkungen:
I 49 durfte die Lesart von B nicht aufgegeben werden ; Minne wird mit dem
verglichen, der sein eigenes Gut nicht angreifen will und an fremden Thuren
seinen Unterhalt heischt. — iü8. Für escot wird man doch wohl bei dem
germanischen Etymon bleiben müssen; schon das Präfix des angenommenen
ROMANIA N. 85. 86. 615
ex-quotiare erscheint sehr wenig passend gewählt. — 128 bedurfte einer Er-
klärung. — 158. aerter findet sich auch im Congié des Baude Fastoul. —
161 scheint De sous die bessere Lesart; der Eingang ist unten mit Flechtwerk
bedeckt, so dafs, wer darauf tritt, in ein Loch stürzt. — 168. deserte ist das
bekannte, zu deservir gehörige Wort: ,4ch kehre zurück, wenn zwei Augen
mir für meinen Lohn zu bürgen scheinen". — 11 69 mufs das männliche Prä-
dikat plains zu dem weiblichen Subjekt se rois Anstofs geben. Vielleicht
darf man, da roi auch männlich ist (Z. 75 allerdings weiblich)^j^j rois setzen.
— 77. cestui als Neutrum scheint mir schwer annehmbar ; das Femininum cesti
darf wohl auch im Reim auf ui stehen. — 97. hlasmer ist im Sinne von soi
hltismer zu nehmen, welches im Gegensatze zu soi löer de „sich unzufrieden
äufsem" bedeutet; vgl. Et quant revient, forment se blasme D'amours (so
die Hss.), Fergus 54, 24; chose sarà profit por son asme Sont ses gram cornes^
moût s* an blasme ^ Lyon. Ys. 2576; jfai ne m*en doi blaimeir. Car f en ai en
dormant Une j'oie si grant, Bern. LHs. 326, 3 und oner. — lOl. Das zweite
en ist zu tilgen. — 113. Besser enpensé als ein einziges Wort wie 204. —
11141. metre en Ueu heifst nicht gí2^át faire cas; eher „im Gedächtnis be-
halten" (zum Zwecke späterer Vergeltung) vgl. Afolt est Pallas chier com-
parezy Un chevalier que lor ocis; Molt le m* ont or bien en leu mis. Eneas
7390 ; eb. 8321 ; Grant merveille est, s* il ne se plaint Des colees que tant a
prises ; Mes molt seront bien en leu mises A cels qui les H ont donees^ Troie
8436 ; Je lui cuit moult bien metre en leu^ Barb. u. M. III 359, 48 ; De ceste
chose n'a pas jeu Fergus, ainz li mist bien en leu, Ferg. 158, 3?; man trifft
bei dem Ausdruck immer den Dativ der Person, der etwas nicht vergessen
werden soll. — 56. heifst ris nicht auch hier „Netz" wie an der in den
Sitzungsberichten der Berliner Akademie 1893 S* ^5 Anm. von mir angeführten
Stelle? — 65. Das Adjektiv desrif wovon desrieus der Nominativ sein soll,
scheint mir kaum annehmbar; soll und darf man despieus , Gegenteil von
pieusy «y unbarmherzig" schreiben? — 78. Ob menestrandie oder menestraudie
in der Hds. stehe, scheint ungewifs zu sein und mag an vielen Orten sich
schwer entscheiden lassen; die Ausgaben bieten bald dieses bald jenes. Da
schwerlich beide Formen neben einander bestanden haben, möchte ich der
zweiten den Vorzug geben: die Form menestraus (neben menestreus) bot
Anlafs zu einer Verwechselung der Suffixe al und aut, und von letzterem aus
konnte man zu einer Bildung auf -audie (vgl. ribaudie) schreiten. — 76. L.
baerie. — 77. Die Belegstelle Godefroys für enuUier fällt weg, da am ange-
führten Orte nach Montaiglon und Raynaud II S. 318 enuillies gar nicht in
der Handschrift steht. — 82. hot mufs an der bei Godefroy aus einer Hand-
schrift zitierten Stelle (es ist Couronn. Renart 822) „Sumpf heifsen , wie der
Zusammenhang lehrt, und diese Bedeutung ist auch hier anzunehmen. — In
Strophe VIII würde ich vorziehn den fünf ersten Personen auf -enc ihr c {ç)
zu lassen und coument mit coumenç, dem Verbalsubstantiv zu comencier, zu
vertauschen. Der Dichter scheint mir hier das Verfahren der Minne mit dem
eines Sängers zu vergleichen , der einem andern „ein Spiel teilt", ihm eine
Wahl aufthut und ihn mit dem Verfechten einer Sache den Anfang machen
läfist, dann aber zurücktritt. Das seltene comenz weist Godefroy nach. —
104. Seltsamer Weise wird das Überlieferte durch etwas ziemlich stark Ab-
weichendes ersetzt, dieses aber als unverständlich bezeichnet, was es mir
6l6 BESPRECHUNGEN. TOHLEK, MEYER-LÜBKE,
allerdings auch ist. — Zu 120 konnte erwähnt werden, dafs ein nicht ganz
seltenes Sprichwort lautet: On doit bien reculer pour le plus ioing saillir.
Berte 368; Boin fait pour mieuls salir a le fois reculer, GMuis. II 126; On
voit pour mieus salir a le fois reculer y eb. 245 ; Recule au hesoing Por saUr
plus Ioing , Marienlied 247 (s. auch Leroux II* 232). — In die Varianten
scheinen sich hie und da Druckfehler eingeschlichen zu haben , so I 64, 99,
II 193. Adolf Tobler.
R. J. Cuervo, Las segundas personas de Plural en la conjugación
castellana. Streng historische Untersuchung über das Verhältnis der For-
men mit oder ohne d^ aus der her^'orgeht, dafs bei Proparoxytonierung d erst
im XVII. Jh. schwindet, dafs um dieselbe Zeit in 2. Flur. Perf. -steis statt
'otes oder -stis eindringt und als im XVIII. -steis allgemein war, -stes in die
2. Sing, einrückte. Als Kontraktionsprodukt von -aes, -ies, -ees findet sich so-
wohl -^iSf -is, -es wie -ais^ -is, -eis und erst im XVI. Jh. tragen die letzteren
endgültig den Sieg davon. Das Verhältnis von -eis, -ais zu -es, -as ist übrigens
nicht ganz klar. Nach le^ u. s. w. ist -eis die lautgesetzliche Form, -es mub
also entweder dialektisch sein (es lebt noch im Gallizischen) oder analogisch:
-^s zu -i'mos wie -is zu -irnos. W. Meyer - LCbkk.
P. Meyer, Les manuscrits de Bertrán Boysset (Forts, und Schlufs).
Ausführlicher Bericht über die bereits durch Chabaneau bekannte Hand-
schrift, die den Roman d'Arles u. a. enthält, sowie über die weniger bekannte,
in der die Übersetzung des Werkes über die Feldmesserei sich beñndet.
Reichliche Nachweisungen bibliographischer Art, ausgedehnte Auszüge, end-
lich eine Zusammenstellung sprachlicher Eigenheiten von Boyssets Texten.
MÉLANGES.
P. Guilhiermoz, Une charte de Gace Brulé (Gatho Bruslé ver-
pachtet ein bei Groslièrc, Arrondissement Dreux, gelegenes Grundstück im
Jahr 121 2 an die Templer). — A. Thomas, Les premiers vers de Charles
d^ Orléans. Die von Champollion - Figeac im Anhang zu seiner Ausgabe des
Charles d'Orléans S. 410 ií. mitgeteilten, aber Louis von Orléans, dem nach-
maligen König Ludwig XII., zugesprochenen Verse eines sich als zehnjährig
bezeichnenden Verfassers werden als Eigentum des Charles erwiesen. Die
Handschrift der Biblioth. nat., aus der man sie allein kennt, wird gekenn-
zeichnet; es wird gezeigt, dafs der Alain ^ auf welchen der Dichter mehr-
mals sich beruft, keineswegs Alain Chartier ist, den Charles zehnjährig
nicht hätte zitieren können , sondern Alain von Lille ; endlich erfährt man,
dafs vor dtm d^ Orleans an der Stelle, wo der Dichter sich nennt, der Eigen-
name allerdings weggekratzt ist, doch nicht so ganz, dafs man nicht noch
Charles lesen könnte.
COMPTES RENDUS. Études romanes dvJiées à Gaston Paris le 29
décembre 1890 (G. P., sehr eingehend mit Bezug auf einige der besprochenen
Arbeiten. Die von mir 1890 veröfl'enilichte Anzeige des Buches scheint Herrn
P. unbekannt geblieben zu sein ; die Übereinstimmung zwischen den hier und
den im Archiv f. d. Stud. d. neu. Spr. Bd. 86,441 gemachten Vorschlägen aur
Besserung der afz. Texte des Bandes kann aber dadurch an Gewicht nur
gewinnen); (lolther, Geschichte der deutschen Litteratur , erster Teil (G. P.
macht zahlreiche Einwendungen — und wohl begründete — gegen manche
dit" alto französische Litteratur botrcffrnde Thesen des Verfassern).
ROMANIA N. 85. 86. 617
CHRONIQUE. Kurze Nekrologe für E. Mätzner und S. Luce. Kürzere
Nachrichten über neuere Fachlitteratur. Ae>olf Xoblbr.
Nr. 86.
W. Cloetta, Le mystère de P époux. Allseitige , gründliche Unter-
suchung der Sprache des Verfassers und des Copisten, wobei zugleich die
ältesten Urkunden aus dem südwestlichen Teile des nordfranzösischen Sprach-
gebietes neue Besprechung erfahren und unsere Kenntnis der altfranzösischen
Dielektkunde wesentlich bereichert wird. Auf Grund sorgfaltiger Ermitte-
lungen wird der Text, als dessen Ursprungsort etwa Saint • Amant • de - Boixe
nördlich von Angoulême angeschen wird, in normalisirter Schreibung und
mit manchen treffenden Besserungen hergestellt. Vers 18 kann vielleicht e
flum lorda bleiben, flum Jorda wäre als Namen gefafst; 72 iojamen statt
loujamen stehen zu lassen trage ich dagegen Bedenken, da die S. 203 an-
geführten Fälle für Ausfall eines n fast durchweg anders geartet sind. Unter
den mancherlei wichtigen Exkursen dürften der über -a als Vertreter des
Stütz -^ S. 193, und der über -t aus -2 S. 207 ff. besonders wichtig sein,
freilich möchte ich mir die für die letztere Erscheinung übrigens mit allem
Vorbehalt gegebene Erklärung nicht zu eigen machen.
W. Meyer -LÜBKE.
A. Piaget, Simon Greban et Jacques Müet, Die in einer Pariser
Hds. dem A. Chartier, in einem alten Drucke gar dem Jean de Meung zu-
geschriebene lange Klage über den Tod Milets (f 1466) wird, da das Akro-
stichon der letzten Strophe Simon ergibt, dem Simon Greban zugewiesen.
Da in dieser Klage als ein Werk des jungen Milet u. a. ein Buch La Forest
de tristesse angeführt ist, so hält Piaget für wahrscheinlich, dafs dem früh
verstorbenen Milet ein langes Gedicht angehöre, das dem yardin de Plaisance
durch Vérard einverleibt ist und darstellt, comment Vamant yssant du Jardin
de Plaisance entra en la Forest cuydant avoir plus de joye et il entra en
Tristesse» fur welchen Vorgang 1459 ausdrücklich als Datum angegeben wird.
É. Picot, Une supercherie d* Antoine Vérard. Jean Bouchets 1 500
verfafste Satire in Prosa und Versen Les Regnars traversant les périlleuses
voyes des folles fiances du monde waren von Vérard 1503 aïs Werk Seb.
Brands gedruckt. Bouchet hat später in seinen Episteln den Sachverhalt
bekannt gemacht und erzählt, dafs er beim Gericht Recht gesucht und ge-
funden habe. Picot durchgeht die übrigen von dem Drucker in die nämliche
Publikation aufgenonnnenen Sachen, die teilweise andern Verfassern an-
gehören, und erwähnt andere Operationen des nämlichen Druckers, die ein
sehr nachsichtiges Gewissen verraten. — A. Piaget fügt Beispiele hinzu
von der eigenmächtigen Vereinigung nicht zusammengehöriger Werke in je
einem Drucke durch die Buchverleger, femer aber auch solche von weit-
gehender stillschweigender Verwendung fremden Gutes durch Dichter des
16. Jahrhunderts; Charles d'Orléans hat dergleichen mehrfach erfahren.
Adolf Toblbr.
MÉLANGES.
A. Thomas, Le latin »ìtor et le provençal -eire. Weist Cornus Er-
klärung der fraglichen Formen (Zs. XVI 218 ff.) ab und rechtfertigt seine
eigene (Zs. XVI 562). W. Meyer -Lübke.
Zeitsohr. f. rom. PhU. ZVII. 4^
6l8 PESPRECHUNGEN. TOBLER, METER -LCbKE,
B a i s s i é deutet D e 1 b o u 1 1 e einleuchtend ^^orné de buis*'. — Fragment
d^un miracle de Sainte Madeleine, G.Doncieux giebt von dem zuerst durch
Keuffer bekannt gemachten , zuletzt von Suchier Ztschr. IV, 362 wieder ge-
druckten Fragment einen berichtigten Text, der übrigens noch immer nicht
alle Bedenken ausschliefst. — Chrétien de Troyes et Vauteur de V Ovide
moralisé, A.Thomas teilt eine bisher unbeachtete Stelle des Ov. mor. mit,
wo dessen Verfasser den clerc de Sainte More wegen seiner Polemik gegen
Homer und der Bevorzugtmg des Dares tadelt, und macht wahrscheinlich, dafs
die Angabe dreier von den zahlreichen Handschriften des Ovide mor., dieser
sei von einem Chresticn Legouais aus Sainte More bei Troyes veriafst, auf
Irrtum beruhe. Der Verfasser des eingeschalteten Stückes über Philomela,
der sich selbst Crest tens li g ois nennt, wäre von einem flüchtigen Veriasser
von Über- und Beischriften für den Urheber des ganzen Werkes gehalten,
und gedankenloser Weise auch der Ausdruck clerc de S. More der in Rede
stehenden Stelle auf ihn bezogen worden. Ist dem so, dann weifs man
vorderhand von dem Verfasser des Ovide mor. nur noch, was er selbst im
Schlufswort sagt, dafs er Minorit war, und was Berçuire meldet, dafs das
grofse Werk für die Königin Johanna (welche?) ausgeführt worden sei. Was
li gois heifst, bleibt einstweilen dunkel, und ob der Verfasser des Erec je
diesen Beinamen geführt hat, ist immer noch nicht ganz gewifs. — Eine von
L. Deli sie nachgewiesene Urkunde von 1327 lehrt einen üblich gewesenen
Aufzug von Geistlichen und Laien kennen, der als Ludus centum drudorum
bezeichnet wird und durch die Beschaffenheit der dabei verwendeten Fahnen
und gesungenen Lieder dem Bischof von Pamiers (Grafschaft Foix) begreif-
lichen Anstofs gegeben hat. — A. Morel-Fatio zeigt im Anschlufs an
Rom. XVI 409 und XXI 616, dafs auch bei Torres Amat der Name von
Guillaume de Machaut zu Méchant, Mexaud, Maixant entstellt worden ist.
— B. Haurcau gibt ausführliche Nachrichten über Jean de Hesdin, in
welchem de Nolhac den von Petrarca so derb zurückgewiesen Gallus calum-
niator nachgewiesen hat, s. Zts. XVII 320. — E. Picot vervollständigt
aus einer Hds. der Pariser Nationalbibliothek den teilweise in Rom. XIX
595 gegebenen Abdruck eines Lai von Amoul Greban.
COMPTES RENDUS. De Nicolao Museto . . thesim proponebat J,
Bédìer (G. Paris; zahlreiche Bemerkungen von Tragweite, dazu manche ein-
leuchtende Vorschläge zu Besserungen im einzelnen). — Selections from the
Hengwrt Mss. preserved in the Peniarth Library by . . Williams and Jones,
London 1876 und 1892 (G. Paris beschwert sich mit Recht über die Un-
zulänglichkeit der Auskunft, die dem Leser von den benutzten Handschriften
erteilt wird , und unterrichtet über die französischen und lateinischen Texte,
deren walisische Bearbeitung nebst englischer Übersetzung man hier erhält;
sie sind grofsenteils von hoher Bedeutung für die bretonische oder fur die
Karlssage). — De P influence du dialecte gascon sur la langue française , ,
p. Lanusse. (P. Meyer fìndet den Einñufs des Gasconischen zu hoch an-
geschlagen). — Studî dialettali veneti (E. G. Parodi bespricht den Bestiaiios
von Wendriner und Goldstaub, den Brandan von Novati und die von Luzzatto
als erster Teil einer grüfseren Arbeit veröffentlichte Lautlehre des heutigen
Venezianischen und l'aduanischen; die genaue Prüfung der drei Arbeiten
hat Anlafs zu zahlreichen Berichtigungen gegeben). —
ROMANIA N. 85. 86. NACHTRAG. 6 IQ
PÉRIODIQUES. Zeitschr. f. rom. Phil. XVI 3—4; Rom. Forschungen
IV, V; Rev. de philol. frç. et prov. VI; Bull, de la Soc. d. anc. text. 1892;
Propugn. 1891, 1892.
CHRONIQUE. A. Tobler.
Nachtrag zu Zs. XVII 282.
Zwei weitere Handschriften mit den Quinte joyes und den Sept recuestes
werden von Karl Hiersemann in Leipzig, Königsstrafse 2, zum Verkauf
angeboten, Verzeichnis 112 N. 864 und 865. Suchier.
40*
Sachregister.
Aberglauben in der afrz. Poesie
55—112.
Ainion, Roman de Florimont, Hss.
und Ort der Abfassung 306 ff. Quelle
desselben 311.
Amerikanospanisch. Beiträge
zur Kenntnis des - - I. Die Grund-
lagen der Entwicklung des — 188 ff. ;
2 12 ff. ; Tl. Einfluf'< des Araukani-
schen auf die Enlwickl.ng des
chilenischen Spanisch 106 ff. III.
Lautlehre des Araukanischen 198 ff.
IV. Die spanischen Lehnwörter im
Araukanischen 204 ff. V. Die chile-
nische Lautlehre verglichen mit der
araukanischen 207 ff.
Araukanisch: Einfluis des — auf
die Entwicklung des chilenischen
Spanisch igóff. ; Lautlehre des —
198 ff. ; die spanischen Lehnwörter
im — 204 f. ; die chilenische Laut-
lehre verglichen mit der — 207 ff.
Ji ask i seh: Fremde Elemente im —
It 0 c c a c c i o : die Ruflianella Venite
pntìzeìett: e belie donne 258.
JUi r g u n d i s e h , Hauptmerkmale lîes
(' a n c i o n e i r 0 g e ral vo n R ù s e n il e,
Einige Ik-merkungen zur Veibc>ìse-
ruiig des - 113 ff.
("ap itoli della prima compagnia di
disciplina di san Nicolò in Palermo
del Sec. XIV in volgare siciliano
293 ff.
(katalanisch — aragon. Sprach-
grenze 174.
( ' a V a 1 e a 1) ò, Carlo, Jo ti pref^o per
quel uino sole 258 A.
r h il te la in de ('onci, Roman de
— s. u. Roman.
C?. hil en isch: Die chilenische Laut-
lehre verglichen mit der arauka-
ni^" '^n ."».07 ff. Vokalismus des - —
:i)8 ; Konsonantismus des — 208 ff. ;
Grescas duCaylar, Roman d'Ester
313-
Deutsch - französische Sprach-
grenze i68ff. ; in der Schweiz 172 ff.
Dialekte. Giebt es — ? ijSff. De-
finition der — 178.
— und Schriftsprache 186.
Diale kt grenzen s. Sprachgrenzen.
Dramen, Religiöse — des Mittel-
alt crs 576 ff. In Frankreich 577;
in Spanien 578. Ihre Entstehung
in Florenz 582 f.
Eduards I. Statutum de vins reli-
giüsis in anglonormannischer Ver-
sion 279 ff.
Farsa, Die italienische 584 f.
F e g e f e u e r und Paradies in der afr.
Poesie 69 ff.
Fiorentino, Ser Giovanni, e alcuni
sonetti antichi 326 f.
P' ledermaus, Italienische VulgSr-
namen der — 148 ff.
Flo cart, '.'er Zauberer, im Roman
d'Abladane 21 7 f.; 223 A.
Französisch: Origine de la poésie
lyrique enFrance au moyen-âge 31 1 f.
— Fede e superstizione nell'antica
poesia francese. VI. L'anima e la
vita futura 55ff. VII. Purgatorio
e l^aradiso 69 ff. VIII. L'inferno
82 ff. IX. Superstizioni varie 97 ff.
Hss,- Nachweise: Roman d'Ab-
ladane 215, 219: Lai de TEpine
233 ; Anglonormannische Version
von Eduards I. Statutum de vins
religiosis 279 ff. ; Les quinze joies
nostre dame 282 ff.; Roman de
Renart 296 ff.
Sprache : Franz. - provenzalische
Sprachgrenz* I70ff. ; I76ff. ; Osl-
französisclie Grenzdialekte 168 ff.;
1 73 f.; Tourtoulons dialecte sous-
marchois 171 f.; die franz. Mundart
in der preufsischen Wallonie und
SACHREGISTER.
621
in Belgien längs der preufs. Grenze
4 1 9 ff. ; Sprache des Lai de TEpine
2 33 ff.; Oxytonismus des Franz. 170.
Betonte Vokale: lat. ë 4" i + ic
in der westl. Normandie, = ei, e
in der östl. und südl. 234 f. ; Wandel
von Ç zu ¿r im Wallonischen 299.
Diphthongierung von ^ + r + Kons,
kommt in vortoniger wie in betonter
Silbe vor 299; ebenso diphthon-
gieren Wörter mit klassisch 1, ë -f
r + Kons. 299; dasselbe gilt von
o ibid.; die Diphthongierung in
vortoniger Silbe wird sich erst voll-
zogen haben, nachdem ç, ç zu ç, o
geworden waren ibid.
Unbetonte Vokale: Auslaut, a in
Eigennamen erhalten bei Chrestien
V. Troyes 310.
Consonantismus : Mouillirtes 1
nach Î vor s gefallen im Norm. 236 ;
m und n nadi Vokal im Auslaut
zusammengefallen 236.
Formenlehre : Aus lat. -arius ent-
standen die Deklinationen auf -arjs
(später -airs), -ars, (später -ers), etc.
290 f.; aus lat. -erius: -eirs, -ers,
irs 291 ; die altfrz. Feminina der
3. lat. Dekl. gehen von der Accu-
sativform aus 561 A. ; die erste
Person Plur. in der franz. Verbal-
flexion 315; Lat. -emus, dessen e
frei ist, wird lothring. zu f, nach
Labial zu wf ; gedecktes ç wird zu
S oder o 316.
Wortoüdung : -anea schliefst sich
nur an Substantive u. Adverbia an
317; Franz. Etymologien 562 ff.
Syntax: Zum sog. historisch. In-
finitiv 285 ff.
Lexicographie : Die franz. Wörter
bei Gottfried von Strafsburg 355 ff.
Germanisch, Vlglat. Auslaute auf
Grund der ältesten lat. Lehnworte
im — 559 ff.
Giustiniani, Lionardo, Zu den
Liedern des — 256 ff. Hss. 256ff.
Text 261 ff.
Giusto de' Conti, Amor con tanto
sforzo hör mai m^ assale 258 A.
Gottfried von Strafsburg: Die
französischen Wörter bei — 355 ff«
Guazzalotti Per gran forza d^amor
commosso e spinto 258 A.
Hemri court, Jacques de — , seine
Sprache 298 ff.
Hölle in der altfrz. Poesie 82 ff.
Honorius Augustodunensis.
Sein Liber de imagine mundi in
iul. Übersetzung aus der 2. Hälfte
d. XIV. Jh. 490 ff. Abdruck des
Textes 495 ff.
Indogermanische Sprachen: Ein-
ñufs mnrgenländ. Sprachen auf die
— 368.
Italienisch: Geschichte des mittel-
alt. Dramas in Italien 571 ff.; Vil-
lanelle alla napolitana, Abdruck
von No. LI — CLIII. 441 ff.; die
ital. - provenzalische Sprachgrenze
zwischen Ventimiglia und Nizza 175.
Hss. - Nachweise : Zu den Liedern
des Lionardo Gustiniani 256 ff.;
Capitoli della prima compagnia di
disciplina di san Nicolò in Palermo
del sec. XIV in volgare siciliano
293 ff. ; Tradizione italiane dell' Ars
armatoria e dei Remedia amoris
d'Ovidio anteriori al Rinascimento
312 f. Petrarcas Canzoniere 324 ff.;
Di un inedito volgarizzamento dell'
Imago mundi" di Onorio d'Autun
490 ff.
Lautlehre: Fonetica siciliana
589 ff. Diphthongierung im Sicilian,
psychologische Erklärung ihrer Will-
kürlichkeit 593 ff. ; 1 + Hiat i im
Sicil. as gl, ghj wiedergegeben als
ßj 295-
Formenlehre: Deklin. auf -aro,
-are, -ajo (Fem. aja) aus lat. -arius
entstanden; daneben Formen auf
-iero, iere durch Verwechselung
von lat. -arius mit -erius 288 f.;
Metrik. Einevokalisch ausgehende
Silbe eines Verses wird mit der
vokal, anlautenden des nächsten
Verses zusammen als nur eine Silbe
gerechnet und diese für den ersten
Vers gezählt 260 u. A. Verwendung
der echten weiblichen (laesur neben
der scheinbaren bei den Endecasil-
laben mit Binnenreim 260 f.
Lexicographie : Ital. Vulgärnamen
der Fiedermus 148 ff.
L a i d' A élis 246 A.
— d* Orpheï 246 A.
— de l'Epine: Hss. 233 ; Sprache
233 ff. ; Zeit der Abfassung 238 ;
nicht von Marie de France verfafst
238 ff.; Text 240 ff.
Lateinisch: Verwechselung der
Suffixe -arius und -erius 288 f.
— Vulgärlateinische AuslauXe auf
Grund der ältesten lat. Lehnworte
im Germanischen 559 ff. lat. -us =
vlgärlat. -US, lat. -um = vlgüilat. -o
559, lat. -arius = vlglat. -âris 561 ;
lat. -is «s» vlglat. e 5^1.
622
K. SCHMIDT,
Lateinisch: Vulgärlat. Dekl. auf
-anus, -ari in den beiden Nominal,
u. -ariu , -anos in den Akkus. ;
dementsprechend auf -erius, -eri,
-eriu, -erios 289.
Marie de France nicht Verfasser
des lai de TEpine 238 if.
Mousket, Chronique rimée 2 16 f.
Mystères, Französische — 577 f-
Neuenburgisch, Hauptmerkmale
des — 173 i^
Ost französische Grcnzdialektc
i68ff.
O vid s Ars amatoria und Remedia
amoris in drei ital. Bearbeitungen
des XIV. & XV. Jh. 312 f.
Petraca. Über die Anordnung
seiner Gedichte im Canzoniere 324 it.
Pikardisch-wallonische Sprach-
grenze 162 if. Art und Weise der
Entstehung derselben 167 flf.
Portugiesisch: Einige Bemerkung,
zur Verbesserung des Cancioneiro
Geral von Resende. 1 1 3 ff .
— Deklination auf Sing, -eiro, Fem.
-eira , Plur. -ein aus Vermischung
von lat. -arius und -erius entstanden
289.
Pro venza lisch: His. Roman de
Florimont 306 ff.
— l'rovenzalisch - franz. Sprachgrenze
170 ff.; 176 f.
— Prov. - italienische Sprachgrenze
zwischen Ventimiglia und Nizza 175.
Prov. - piemont. Sprachgr. 1 76.
— Paroxitonismus des — 170.
— Übergang des betonten a zu le im
Frankoprovenz. 310.
— Die ahprov. Feminina d. 3 lat.
Deklin. gehen von der Akkusativ-
form aus 561 A.
— Aus lat. -arius und -erius ent-
standen die Deklinat. auf Nomin.
Sing.: -ers, -eirs, -icrs, Fem. -era, -eira,
Plur. : -er, -eir, icr, Akk. Sing, -er,
-eir, -ier, Plur. : -ers, -eirs, -icrs 290.
Quinze joies nostre dame, Hss.
und Abdruck eines Prosatextes aus
dem XV. Jh. 282 ff.
Remi Auresy (Avresy) nach Araujo
der Verfasser des Roman du Châ-
telain de Couci 278 f
Ren art s. Roman de — .
Rhäto romanisch: Übergang vom
Friaulischcn zum Venelianischen
177A.
Richart de Fournival nicht der
Verfasser des Roman d'Abladanc
215 f.
Rodriguez de! Padrón, Einige
Lieder des — aus einer Hs. des
Brit. Mus. 544 ff.
Roman d* Abladane: Nicht von
Richart de Fournival verfafst 215 f. ;
beruht auf lat. Vorlage 216; Sprache
und Abfassungszeit 218 f.; Hss. 219;
Text 219 ff.
— de Bustalus 216.
— de Florimont s. Aimon.
— de Renart und sein Verhältnis
zum Reinhart Fuchs Heinrichs des
Glîchezâre 295 ff.
— du Châtelain de Couci, L' en-
gien du — 276 ff.; als Verfasser des
— ergibt sich nach Araujo aus
Vers 8228 Remi Auresy 278 f.
Romanisch. Entstehung der rom.
Sprachen 182.
— Über Dialektgrenzen im — 1 60c. ff.
— Solution de la question du suffis
-arius 288 ff.
Rumänisch: Nouvelles recherches
sur le roumain de V Istrie 314.
— Deklination auf -ariu, -ar(u), -arj
im Sing., -ari im PL 288 f.
— Neue Belege zu türkischen Lehn-
wörtern im — 368 ff.
Sacchetti 257 A. 5.
Sanguinacci, J., Venuta è Vara
eU disputato punto 257 A.
Se r offa, Camillo, e la poesia pe-
dantesca 326.
Seele und zukünftiges Leben in der
afrz. Poesie 55 ff.
Spanisch: Lieder des Juan Rodriguez
del Padrón 544 ff.
— Über spanische Dialekte 300 ff.
— Beiträge zur Kenntnis des Ameri-
kanospanischen 188 ff. das chilenische
— ist wesentlich mit — araukani-
sehen Lauten 208; Lautlehre des
Chilenischen 208 ff. ; Unterschiede
des Chilenischen vom — 2 10 f.
— Span, j nicht = lat. si* 567.
— Deklination auf Sing, -ero, Fem.
-era, Plur. -eri aus Verwechselung
von lat. -arius mit -erius entstanden
289.
— Das spanische Personalpronomen
iff. I. Die Formen des Personal-
pronomens 2 ff. I . nos 3 ; 2. 0j 3 f. ;
3. ¿7 4 f.; 4. Schwanken zvdschen
le und /(? 5 ; 6. Us neben los 5 f. ;
7. lOf hs in der Funktion des Dativ
6; 8. Verwendung der Akkus, la,
las für den Dativ 6; 9. die Dative /!r,
les für den fem. Akkus. 6 f.; 10.
Assimilation des / nach Verbal -
formen und Wörtern, die auf n
SACHREGISTER.
623
ausgehen 7 ; 1 1 . — bei vorhergehen-
dem nos y vos (nolo, volo) 7; 12.
UlOy lelos nur in der alten Sprache,
jetzt selo 7 f. ; selo aus gelo ent-
standen 7; 13. j/ das betonte, se
das unbetonte Reflexivum 8 f.; 14.
Verbindung der Personale mit lat.
cum 8f. ; 15. Verschmelzung von
// mit auf ^ endigenden Wörtern 9;
Anlehnung von me^ te, se, le, lo
an vokalisch auslautende und ebenso
anlaut. Wörter 9 f. ; II. Syntaktisches
10 ff. I. Vertauschung des Nom. u.
Akkus, beim Pron. der i. und 2.
Person Sing. 10. 2. der bestimmte
Artikel statt des Personalpron. 10 f.;
3. Ello 12 f.; 4. lo in praedikativer
Stellung bei ser, parever 14 f.; 5. Der
Plur. des Personsdpron. im Anschlufs
an ein KoUektivium 1 5 ; 6. Das Re-
ñexivium si als Nom. in Verbindung
mit mismo 15; 7. Wegfall d. Pron.
d. 3. Pers. als Objekt. 7f. ; S.Fälle
in denen sich das Objekt auf ein
zweites meist durch y (ó) ange-
knüpftes Verb erstreckt i6ff. ; 9.
Eintreten des Genit. des Personale
statt des Possesivs 18; 10. Der
ethische Dativ 18 f; ii. Pleonasti-
Verwendung des Personale der 3.
Person, um auf einen vorangehenden
Begriff zurückzuweisen oder einen
folgenden zu antizipieren. A. Rück-
deutendes Pronomen 19 ff. B. Vor-
wärts deutendes Pronomen 24 f. ;
12. Pleonast. Bezeichnung des
Personale als Objekt durch das
betonte oder tonlose Pron. 25 f. ;
13. à mit ein. Personalpron. als
Ausdruck des Zieles bei Verben
der Bewegung. 26 f. III. Stellung
des Personale beim Verb. 27 ff.
A. Subjekt 27 ff. Inversion desselben
28 ff.; B. Objekt 33 ff. I. Einfache
Zeiten 34ff. ; U. Zusammengesetzte
Zeiten 44 f. ; III. Gerundium 45 f.
IV. Infinitiv 47 ff.
— Das spanische Possesivpronomen
329 ff. I. Die Formen desselben
329— 333- II- Syntaktisches 333 ff.
I. 2. Unterschiede zwischen vor-
und nachgestelltem Posses. 333 f.;
3. Fakultativer Gebrauch der kurzen
und langen Form 334 ff. 4. Anwen-
dung des Posses, der 3. Pers. in
Fällen, wo ein vorhandener Genitiv
über den Besitzer keinen Zweifel
läfst. 338 f. 5. Sonstige pleonastische
Verwendung des Possess. 339 f.;
6. Das Possess, mit einem Genitiv
der Apposition 340. 7. Possess, im
Plural bei mehreren als Einheit
gedachten Subst. im Singular 340;
8. Possess, zur Darstellung eines
objektiven Genitivs 340; 9. Das
Substantiv. Possess. 340; 10. Das
adjektiv. Possess. 340 f. 1 1 . Das
Possess, mit einem Adjektiv 341.
12. Das Possess, mit Substantiv.
Geltung in feststehenden Phrasen
341. 13. Zwei Possess, bei einem
Substantiv 341 ff. 14. Freiheit in
der Wiederholung des Possess, bei
mehreren coordin. Substantiven
343 ff. 15. Stellung des Possess,
zwischen d. Adjektiv u. d. dazu
Subst. 345 f. 16. Kardinalia vor d.
Possess. 346. — Das span. Demon-
strativpronomen 346 ff. I. Die Formen
desselben 346 f. II. Syntaktisches.
I. Das Demonstr. steht vor dem
Subst. 347; 2. el ist im Altspan.
Demonstr. 347 f.; 3. Unterschied
zwischen este, ese, aquel 348 f. 4.
Gebrauch des Demonstr. für den
Artikel 349; 5. Gebrauch des
Demonstr. in der Bedeutung eines
Subst. 349; 6. Pleonast. Gebrauch
des Demonstr. vor einem attributiven
Genitiv 349 f. : 7. Verbind, des Neu-
trums des Demonstr. mit einem Subst.
350; 8. aquel zur Vertretung eines
früheren Subst. 350 f. ; 9. Das De-
monstr. in der Bedeutung eines
unbestimmten Pron. in Vergleichen
351 ; 10. Zusammenstellung d. Mase,
und des Fem. der Demonstr. 35 1 ;
1 2. Fähigkeit d. Demonstr. auf einen
vorhergehenden Begriff zurückzu-
weisen oder einen folgenden anzu-
deuten 351 f.; 13. Verbindung des
Demonstr. mit einem Possess. 352.
14. Selbständigere Bedeutung des
Demonstr. in bestimmten Wendung.
352; 15. Willkür in der Wieder-
holung des Demonstr. bei Bezug auf
mehrere Subst. 352 f.; Überflüssiger
Gebrauch des Demonstr. 353 f.
Sprache: Unhaltbarkeit der Ein-
teilung der — in sog. natürliche
Gruppen 179 f.; der Verkehr der
einzige Träger und Vermittler der
Verbreitung der -^ im Räume. 182.
Sprachgrenzen: Begriff der — od.
Dialektgrenzen 1 72 A.
— als Gegensatz zu Mundartgrenzen
178 f.
— sind etwas zeitlich bedingtes, das
nicht immer war und nicht immer
sein wird 183 f.
624
K. SCHMIDT,
— Möglichkeit dieselben festzustellen
und Mittel dazu i6iff.; Methodik
177.
— im Romanischen 1 60 c ff.
— deutsch - französische 168 f.
— Französisch - provençalische 1 70 ff.
— wallonisch - lothringische 167 f.
— Wollonisch - pikardische 162 ff.
Sprachmischung zu unterscheiden
von der durch den Verkehr er-
worbenen Kenntnis nachbarlicher
Sprachverschiedenheiten 169 Anm.
Türkische Lehnwörter im Rumäni-
schen 368 ff.
Villanelle alla napolitana LI — CLIII
441 ff.
Vulgärlateinisch s. u. Lateinisch.
Wallonisch: Die franz. Mundart in
der preuCs. Wallonie und in Belgien
längs der preufs. Grenze 419 ff.
Vokalismus 420 ff. Consonantismns
428 ff. Formenlehre 432 ff.
— -lothringische Sprachgrenze 167 f.
Stellen-
FranzSsiscIie Autoren.
A im on, Roman de Florimont, 16:
307 f.
Roman du Châtelain de Couci:
8225 — 8240: 277 f.
Register.
Proyenzalisclie iitoio.
Grescas du Caylar, Roman d'Ester,
55; 104; 105; 122; 123; 129; 133;
139; 170; 172; 240; 243Î 269; 283;
382: 313.
Wort- Register.
Lateiniscli.
argenteus 569.
-arius 288 ff.
aureus 569.
ayacens 319.
buttis 561.
buxus 560.
bysseus 569.
calvo vlglat. 561.
cal vus 561.
caespitat 304.
charla 559.
cocus 560.
corbis 561.
curto vlglat. 560.
cxcurto vlglat. 561
fácula 559.
follis 570.
longanca 317.
lucerna 559.
iiionetarius 561.
iiociua 150 f.
()})crarius 561.
orale 561.
oifirio vlglat. 561.
papilio 149.
l).ipyrus 559.
I)innatus 159.
postis 561.
pullus 155.
♦sambaluni 564.
saxea 569 f.
securo vlglat. =
lat.securum559
stuUo vlglat. 561.
tolonarius 561.
vespertilio 148.
vino vlglat. 559.
Koianiscli.
follis 570.
Italieniscli.
baragunna(sic)502
baraonda 562.
baruccaba aret.
562 f.
bigio 569.
jacaru cors. 158.
pavegio 149.
sabl)adu(sard.)564
sabbato 564.
ligna l6üa.
vasca 317.
Ali)hal)ciisches
Verzeichnis der
i tal. Vulgärnamen
der Fledermaus:
accelu topinu
(Curie) 156.
ala de peddc
(Fonni) 159.
ala e peddes (Ter-
ranova) 160.
alas de vedde ( Vil-
lagrande) 159.
ali e vedde (De-
sule) 159.
alibedde(Bosa) i 59
alipedde (Gocea-
nu, Sanila, Fon-
ni) 159.
arratapignàta(Sdl.
Sardinien) 158.
arturighiula, artu-
rigghiula (Lec-
ce) 160.
attilipedde (Bosa)
160.
babbarottu (Tem-
pio) 153.
baibaslrel (Fre-
milcuore) 148.
balbastrc (Imola)
149.
balbastrcll (Mant.
rmg.) 149.
barbasi Ol, barba-
slin(Friaul)i49
barbastelo (Ven.
ant.) 149.
barbastié, baiba-
slrel, barbastell
(Ferrara) 149.
barbastregio bar-
bastrigio, bar-
bastrigo (Ven.
ant.) 149.
barbastregio (Pa-
dova) 149.
barbastrillo (Ven.
ant.) 149.
barbustéll (ital.
Tyrol) 149.
cavarucchie (ter-
am.) 1 60 b.
cavolocchi (nea-
pol.) 1 60 b.
'cellomérso (Pie-
tra Camela) 151.
'cellonero (Fano,
Cerchiara) 151.
cincimurru (Fon-
ni) 153-
cinciríólu (Thiesi,
Mores) 153.
cisgineddu(Gairo)
160 b.
coniripola (Nica-
stro) 155.
curínípula (Tirri-
olo) 155.
^ulfureddu (Fon-
ni) 149.
WORTREGISTER.
625
^u^urrcri (Dor-
mali y Loculi)
149.
facciommo (Nea-
pel) 151.
fliàdemaus (Ver.)
159.
fludermaus (Asia-
go) 159.
gattupignula (lec-
ces.) T59.
giari-volàn(Carig-
nano) 158.
gnótul (Friaul.)
150.
gôlanôcc (Tre Pi-
evi) 150. 156.
gregnapápola(cre-
mon.) 155.
gregnapola (bresc.)
155.
gregnappola
(mant.) 155.
greugnapápoula
(cremon.) 155.
grignápola (Cre-
masco) 155.
grignà pola (bresc.)
155.
grignopüla, grig-
Dopula (Son-
drio) 154.
gularat (Cremas-
co) 157.
lactarídhá" (Can-
dia) 149.
laftarida (Bova)
149.
laftaride, lefterida
(Roccaforte)
149.
lastarida (Bova)
149.
lindanella de notte
(Arena di Ca-
labria) 153.
loséll sores (ital.
Tyrol) 156.
ly/taridha (Olym-
bos) 149.
ly;irderidha(Icaria)
149.
lycteridha (Mesa-
ria) 149.
mastripengi (Isola
del Gran Sasso)
159. i6ob.
muserà^, museratt
(cornaste.) 156.
mezmüremez ucè
(churw.) 156.
mezzaratt (Lago
Maggiore) 156.
— , mezzaràtta
(Paves.) 156.
mezzo surgi (Fano
Adriano) 156.
mezzoratto e mezz*
uccello (S. Te-
renzo) 156.
mezzotop^ e mezz^
uccello (Tagli-
ole) 156.
miçts miur miets
utàl (Obwald)
156.
miez mieur a miez
utschi (churw.)
156.
nétora(Lad.) 150.
nettola(Lad.) 150.
nèttora(Lad.)i50.
nociaròeula (Val-
teli.) 150.
nociroèula (Vai-
teli.) 150.
noctola (Umbria)
150.
noitaroèula (Po-
schiavo) 150.
nótol (Pieve di
Cadoro , Lad.)
150.
nottice (terames.)
150.
nöttol(Friaul)i50.
nottola (Macerata)
150.
nottolella (Frata-
guida) 150.
nottolo (Lunigi-
ana) 150.
— nottola« notto-
lone (Toscana)
150-
— nottolino, not-
tolone (Venez.)
150.
noettora, nèttora
(Lad.) 150.
nottula (Sinigag-
lia) 150.
notturna (calabr.)
150.
n(^tul^ (Ladin.)
150.
nuciareula Vai-
teli.) 150.
nucireula (Vai-
teli.) 150.
nuottora (Lad.)
I So-
ny;^ taridha (Syra)
149.
ny;fteridho (Chio,
Cos) 149.
ny;ftiria (kalym-
nos) 149.
nyótul(Lad.) 150.
paipastrello (Fras-
sinorro) 148.
palpastrél, polpa-
strél (Castel-
nuovo nei Mon-
ti) 148.
pálpástrel (Parma)
148.
palpastrell (Man-
tov. Boi. Mod.)
T48.
— , pappastrèll
(Mirandola) 149
palpastrell (S. Pa-
olo d'Enza) 148.
papastrél (Equi)
148.
papastrello (Tene-
rano) 148.
papilio de nocte
(Lanusei) 151.
pappârotto (Ins.
Maddalena) 153
parpaglión (Equi)
151.
parpaglione (Vin-
ca , Tenerano)
151.
parpastrell (Par-
ma) 148.
passapìttula (lec-
ces.) 152.
passulitolta (Tem-
pio) 151.
pilistrello (Lucca)
148.
— , pilustrello
(Prov. Piso) 148
pilloni annappau
(sard.) 160 A. 9.
— de su tiaulu
(Cagliari) 160 a.
pilustrello¡(Castel-
fìorentino) 148.
pimpistrello (Fig-
line) 148.
pipparottu (Ta-
verna) 153,
pisgineddu (sard.)
io6b.
pistellus (Iglesias)
148.
primpistello (S.
Domenico b.
Florenz) 148.
pripistello (Flo-
renz) 148.
ratapene (Liguria)
159.
rata pinada (Al-
ghero) 158.
rataròura (Carpe-
neto) 157.
ratävolä (Pavese)
157.
ratavolä'ra (Cana-
vese) 157.
rata voloira (Pi-
em.) 157.
ratavolójri (Val
Soana) 157.
ratavolu (Acona)
157.
ratavoula (Pavese)
157.
ratavulédda (Pi-
azza Armerina)
157-
rata vulojra (Ca-
sale Monferr.)
157.
ratavulúra (Ver-
celli) 157.
rStov'lujro (Pral)
157.
ratta pignára, rat-
tapignara, rata-
piñara (Alg-
hero) 158.
ratta pignatta
(Cagliari) 158.
rattaraula (Aqui)
157.
rattasúia (Oneg-
lia) 156.
rattavol (Lago
Magg.) 157.
ratt barbastèll
(Piacenza) 156.
ratti pendiii (Bo-
nifazio) 158.
ratti pennüi (Porto
Venere) 158.
ratto pennûgo,
rattopennûgo,
ratto penûgo
(Genova) 158.
626
K. SCHMIDT,
ratto pemago
(Santa Marghe-
rita Ligare) 158
rattpignöl (Cer-
nobbìo) 159.
ratt-sgoladò (Lo-
dig.) 157-
ratt sgolavo (lomb)
157-
ratt-tignöl (Lom-
bardei) 1 60 a.
rattapenügu (Ge-
nov.) 158.
rattu spenugu
(Carloforte) 158
rindancddi di
notte (Palizzi)
153.
rindara (Condo-
furi) 153.
rindineda(Condo-
furi) 153.
sacca - pinnuto
(Calvi.) 158.
scorpiun (Pompei)
160 b.
scurchiggione
(Foggia) 156.
sciirott (Panano)
150.
scurpénge (Gesso-
palena) 156;
i6ob.
scurpiccieri (As-
sergi)i56;i6ob.
sgargn.ipola
(mani.) 155.
sgregnapola (('re-
masco) 155.
sgrignápol (bresc.)
»55-
>»grignápola(Berg)
154-
sitzimureddu (Sa-
massi) 153.
sopreppènguele
(Pr. Chieti).
sorici occegli (Ni-
cotera) 156.
soricilli di notte
Ins. Ponza) 156.
sorighc pinnadiilc
(Spano) 158.
sórighe pinnádulu
(Perfugas) 158.
sparapìnge ((Cas-
tiglione a Ca-
sauria) 159.
»«parapingolo (Ne-
apel) 159.
sparpaglione (Ca-
serta) 151.
sparrpignolo (Ne-
apel) 159.
spertello (Sasso-
roseo di Gar-
fagnana) 148.
spiridillo (Porto
di Ci vi tanno va)
14S.
spiriticolo (Mar-
ken) 148.
sportiglione (Ca-
serta) 148.
sportigliún (Nea-
pel) 148.
spurtagghione
(Foggia) 156.
si'irgé ulatéu (Lec-
cese) 158.
sìirice mienzu oci-
e(j(ju (Marcel -
linara) 156.
taddarichi (Mes-
sina) 149.
taddarida (Condo-
furi) 149.
taddarita (Reggio
Cai., Palermo)
149.
taddariti (Modica)
149.
taddarito(Calabr.)
149.
— tallarito, (Pal-
mi) 149.
tagddariti (Nea-
pel) 149.
tagliarita(Oppi do)
149.
tagnöl (Lago Mag-
giore) 160 a
taraddino (S. Ku-
fcmia) 149.
taragnöla (Como)
160 a.
tardarita, tardari-
tola (Sicilien)
149.
legna (Mailand)
lOoa.
legnaröl , tegnar-
i)la(Ksino)i6oa.
tt'gnöl (Varenna)
160 a.
tcgnöla (Mailand)
1 60 a.
tcgnöra (Lombar-
dei^ lt)üa.
tignöl (Lecco)
160 a.
tirriolu • pedde
(Chiaramonti)
153.
topo menudo (San
Fiorenze) 156;
158.
topo pinnuto (Bas-
tia) 158.
top' uccello (Mas-
sa) 156.
tuagghiola (lec-
ces.) i6ob.
turtuája, turtuvag-
ghia , turtivag-
ghia (tarent.)
i6ob.
tzutzurreri (Oliena
Nuoro) 149.
uccello lupino
(Corte) 156.
ucello di notte
(Soriano , Ca-
lasci) 151.
uselratt(pav.) 156.
utsemetsmur (Un-
terengad.) 156.
vipistrello, vispi-
strello , pipi-
strello , (Tos-
cana) 148.
vtàemçtsmktT
(Oberengad.)
156.
zgulan/'i;r (Ober-
halbst.) 156.
zignàpola (veron.)
zirrióla (Sassari)
153.
zirriólu pedde
(Bonorva) 153.
zunzumurreddu
alipcdde (Olzai)
160.
zunzuritos (Arit-
zo) 149.
zurrundcddu
(Quartu S. Ele-
na etc.) 149.
zurundelli(Quartu
S. Elena) 149.
RMtoroinaiilscli.
sonda 564.
Rniânlscli.
liliác. lilC'k 152 A.
Aanibata 5O4.
Ein alphabetisch.
Verzeichnis der
aus dem Tür-
kisch, entlehnt,
rumän. Worter
s. S. 377—4*8.
AiminM.
Takur 160.
l'akurik' 160.
tsorVerek 152.
zògon i n'atœsae
151.
FrauösiiGli.
Ein alphabetisch.
Verzeichnis der
bei Gottfried
von Strafsbarg
vorkommenden
franz. Wörter
s. S. 355—367.
adoler 305.
aire 292.
aise 319.
Alefidcans 216.
avoltire 291.
awilhe wall. 299.
bache 317.
bâche 317.
Bai vier 291.
baragouin 562 f.
baschoe 317.
basquete 317.
battistire 291.
bis 569.
caldani 29 1.
cester 305.
chat-huant 155.
chauve-souris 152
ci mentire 291.
cimetière 291.
conseliers 291.
corsaus 305.
dunanu 315.
échec 370.
empire 291.
ente 247 A.
entir(entieir)29i.
esmes 315.
estai, estaler 320.
glaire 292.
goyle, gula wall.
299.
haegni wall. 299.
Julius 215 f.
lie 234 f.
longain 317.
longaing 317.
WORTREGISTER.
627
Ludher 291.
manastire 291.
manneiras parta
292.
maestire 291.
menestier 291.
mestire 291.
ohai wallon. 299.
paioari 291.
paire 292.
paner 291.
rate -volière 157.
rattavolaire 157.
rehaitie 234.
repuäru 315.
Samedi 563 f.
saxolus 216.
semedi 564.
sestar 291.
sorcerus 291.
souche 560.
suaire 591.
Titans 216.
vair 291.
vaire 292.
viaire 291.
Volpius 216.
Proyenzaliscli.
abreugir 305.
acaissar 305.
acembelhar 305.
acorsar 305.
adermir 305.
aderms 305.
adoler 305.
afilar 304.
aize 319.
alcaot 305.
alcavot 305.
alegrena 304.
amalinar 304.
amonedier 305.
an dès 305.
ansa 306.
apaisser 305.
aranh 305.
arcina 305.
amar 305.
asaber 306.
asilar 304.
astelatz 306.
avolpilhar 306.
casse 319.
dis-sapte 564.
eslenegar 304.
lionois , loenois
307 f.
ratairol 157.
ratapenada, rata-
pennada 158.
rata-penaa 159.
rata volagi 158.
rata volaire 157.
rate penne 159.
rate volage 158.
sais 570.
saizeto 570.
septa 304.
soca 560.
soritz penada 158.
Spaniseli.
abuja arauk. 206.
achur arauk. 207.
acucha ark. 206 f.
aghuas, ahus ark.
205.
al vis arauk. 205.
ancasn arauk. 206
anghel arauk. 206.
arberpra santiag.
205".
astillazzo 306.
bajo 567, 569.
barabúnda 562.
beso 567.
brahon 120, 136.
cachilla ark. 207.
cahuallu, cahuellu
arauk. 205.
calva 207.
calvansu arauk.
206.
capra, capüra, ca-
puja arauk. 206.
carita arauk. 207.
casun arauk. 206.
chalma arauk. 207.
charam , charam-
piru arauk. 206.
charu arauk. 207.
chilla, chillan ar.
207.
chincha arauk.
207.
chiñor arauk. 206.
chiñura arauk.
206.
chumpiru 207.
coltesia arauk. 207
congoja 569.
convesan arauk.
205.
óumpiru arauk.
206.
curtisia ark. 206.
çghua arauk. 206.
eje 569.
empachan arauk.
205.
espuela arauk. 206
etacahue, estaca-
hue 206.
etipo, etipu arauk.
206 f.
ghracia arauk. 206
hacienda 371.
huaca arauk. 205.
huancu arauk. 205
jabón, jabonera
570.
jeja 566 ff.
jeme 570.
jerga, jeijon 567,
570.
jeta 570.
ighlesia arauk.206
irpada arauk. 207.
irtipu arauk. 207.
isca arauk. 206.
ispada arauk. 206.
lachu, ladu, lazu
arauk. 207.
ledan, lezan ark.
207.
lichi arauk. 205.
lichican ark. 205.
Ilahug arauk. 205.
llentir arauk. 207.
lume arauk. 205.
mancarrón 205.
manchana , man-
sana arauk. 206.
manchana arauk.
207.
manchu , mansu
arauk. 206 f.
mancu arauk. 205.
mancun arauk.
205.
mies 569.
misa arauk. 205.
murciegalo 152.
mur ciego 152.
napuraarauk.206.
orighinal arauk.
206.
ovicha, ovisa ark.
207.
parde arauk. 206.
parva 569.
paya arauk. 206.
Ped-no arauk. 206
peine tun arauk.
205.
pepitar ark. 207.
perdonan arauk.
206.
pesitun ark. 206.
porrina 569.
queso 567.
rat pennat 159.
raton volante 157.
rojo 567, 569.
sabbato 564.
sebo 567.
seco 567.
seta 570.
sendero 570.
señor 570.
siete 567.
tejo 569.
ubad arauk. 207.
uvad arauk. 205.
vela arauk 205.
virghen arauk.206
vria arauk. 205.
yucu arauk. 206.
cataMscli.
bes 570.
besar 570.
camisa 570.
PortuiQesiscIi.
alguma 126.
assentar 115.
barafunda 562.
braham 120.
do7s = dois 1 30.
empresam = em-
pressam 124.
enxerga , enxer-
gäo 567.
hQa, huma 117.
huum vento 116.
jàliuando 114.
jàssy 114.
jejunar 125.
morcego 152.
namays 125.
os^ós 122.
peroo 116.
riso 118.
seixa 569.
sseneytute 132.
tenho 130.
vejó 122.
Baslúscli.
chichari 154.
chinchinbare 154.
chinchinmare 154.
chinduripChinguri,
chinhaurri 154.
r
* '1
628
chorí 154.
sagù 158.
Zakur , zakhur
158.
zizarì 154.
Eeltiscli.
bara bret. 562.
Bascauda 317.
camisia 567.
gwin bret. 562.
haydd kymr. 566.
sasiom kelt. 667.
K. SCHhCIDT, WORTREGISTER.
Cfemailscli.
akeit. got 560.
-âreis got. 561.
aurâli got. 56of.
balsan got. 560.
bôkâreis got. 561.
bubs abd. 560.
bytt angels. 561.
fackala abd. 559.
fledarön alid.551.
Kerze 559.
lukam got. 559.
pfost abd. 561.
saban got. 560.
sabbato gOs. 566.
sambaz-tac abd.
564.
sarc 559.
Satersdag westf.
564.
Saturday engl.
564.
sceort angels. 561.
sibbûri abd. 561.
stolz mbd. 561.
sunnanâband abd.
564.
torr angls. 561.
wein got. 560.
»rieAM.
ayxivaca 371.
ôBçfioiïTSQOç 160
ifi^vtov 247 A.
r¡ia 566.
roxreçiâa nengr.
149.
VVXT€çlç 148.
*aaßß(XTOV 564.
xçiZ,siv 153.
HeftrUicL
barûch habbah
562.
schabbSth 564.
i
il
Lì
i
ir
ï
Á
Hallet Druck von EhrhardU Karrtu,
ZEITSCHRIFT
FÜR
ROMMISCHE PHLOLO&IE.
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. (iUSTAV GROBER,
PRdFKSSOR an DFR UNIVERSITÄT STRASSBURG i. K.
1893.
XVII. BAND 3. 4. HEPT.
HALLE.
MAX NIEMEYFR.
1893.
Dit'som Hefte sind boigeloi?t:
Aiitiijuarisclier Catalop: Nr. 191 von OttO UaiTaSSOWitz, Buch-
liandluujr und Antiquariat in Leipzig; und: Catalo^e de Livres
INHALT.
Seite
E. Gkssnrr, Das spanische Possessiv- und Demonstrativpronomen
(26. I. 93) 329
R. F. Kaindl, Die französischen Worter bei Gottfried von Strafsburg
(13. 10-92) 355
W. Rudow, Nene Belege zu türkischen Lehnwörtern im Rumänischen
(15.4.90) 368
L. Zkliqzon, Die französische Mundart in der preufsischen Wallonie
und in Belgien längs der preufsischen Grenze (14. 5. 93) . . 419
M. Mkn'(;}iini, Villanelle alla napolitana (11. 9. 92) 441
V. FiNzi, Di un inedito volgarizzamento dell' „Imago mundi" di Onorio
d*Autun (30. 8. 92) 490
Hugo A. Rknnkrt, Lieder des Juan Rodriguez del Fadron (20. 6. 93) 544
VERMISCHTES.
Frifdrich Klugk, Vulgärlatcinische Auslaute auf Grund der ältesten
lat. Lchnworte im Germanischen (25. 5.93) 5SQ
J. Babau, Französische Etymologien (21. 11.92) 562
W. MKYKR-LiBKE, Span, jeja (24.2.93) 566
J. Ulkich, Lat. foUis; Frz. échec (16. 1.93) 570
BESPRECHUNGEN.
L. Stikfel, D'Ancona, Origini del Teatro Italiano (31. 5.93) . . 571
II. SCHNEKGANS, Dr. Giacomo de Gregorio, Saggio di fonetica
siciliana (20. 8. 92) 589
Ph. Aug. Becker, Charles Comte, Les Stances libres dans Molière
(30.3.93) • 598
Gr. a. Nordfeld, Les couplets similaires dans la vieille Epopée
française (20. 6. 93) 599
B. Wiese, Giornale Storico della Letteratura Italiana (18. 7. 93) . . 599
B. WiKSE, Il Propugnatore (18. 7. 93) 605
W. Mkyek-Lìbke, Archivio Glottologico ilal. X1I,3— XIII,I (24. 2.93) 612
ToBLER, Mever-Lübke, Romania Nr. 85 u. 86 (14.5.93; 2. 10.93;
15.8.93) 614
H. SucHiER, Nachtrag 619
K. Schmidt, Register 620
Manuskripte für die Zeitschrift bittet man an den Heraoageber,
Ruprechtsau-Strafsburg i. Eis.» zu senden. An die Buch-
handlung Max Niemeyer in Halle sind alle Honorar und Bonder-
abzüge angehenden Anfragen und Wünsche zu richten. — Korrek-
turen sind umgehend zu erledigen, da sonst das Braoheinen eines
Beitrages in einem bestimmten Hefte der Ztschr. nicht gewahr-
leistet werden kann.
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